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ARCHIV
FÜR
NATURGESCHICHTE
GEGKÜNDET VON A. F. A. WIEÜMANN
FORTGESETZT VON W. F. ERICH SON.
IN VERBINDUNO MIT
PROF. DH. LEU CK ART IN GIESSEN
HERAUSGEGEBEN
Db f. u. troschei.,
PROFESSOR AN DER FRIEDRlCH-WILTIELMS-UNIA'ERSrfAT ZU BONN
DREISSIGSTER JAHRGANG.
Zureiter Band.
Berlin,
N i c 0 1 a i s c h e V e r 1 a g s b u c h li a ii d 1 u n g.
(G. Parthey.)
1864.
Inhalt des zweiten Bande
Seite
Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Vögel
während des Jahres 1863. Von Dr. G. Hartlaub in
Bremen .........
Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen in der Natur
gescliichte der niederen Thiere )
Von Prof. Dr. R u d. Leuckar
Vermes
Annelides
Chaetopodes
Gephyrea
Chaetognathi
Nematodes
Acanthocephal
Piatodes
Hirudinei
Trematodes
Cestodes
Turbellarii
Ciliati .
Rotiferi .
Bryozoa
Echinodermata
Coelenterata
Ctenophora
Hydra smedusae
Polypi
Protozoa
Infusoria
Rhizopoda
Gregariuae
Bericht über die Leistungen in der
ährend des Jahres 1863
in Giessen
Naturgeschichte der Sau
gethiere während des Jahres 1863. Von Troschel
33
38
39
39
55
57
57
80
81
83
91
100
106
110
110
111
114
120
120
120
133
160
161
164
177
181
Inhalt.
Seite
Berichit über die Leistungen in der Herpetologie während des
Jahres 1863. Von Troschel 205
Bericht über die Leistungen in der Ichthyologie während des
Jahres 1863. Von Troschel 225
Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Mol-
lusken während des Jahres 1863. Von Troschel , 257
Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen im Gebiete
der Entomologie während der Jahre 1863 und 1864. Von
A. Gerstaecker in Berlin 307
Insecten . 324
Orthopteren 421
Neuropteren 445
Bericht über die Leistinige» in der Naturgeschichte
der Vögel währeud des Jahres 186$.
Von
Dr. G. Ilartlaub
in Bremen.
Unter den Arbeiten, welche das Jahr 1863 als äch-
ten Gewinn für die Ornithologie eingebracht hat, sind,
wie gewöhnlich , einzelne von hervorragender Bedeutung.
Asien erscheint auffallend bevorzugt. Die schon mehr-
fach erwähnten Namen von Jerdon, Wallace, Swin-
hoeund Blyth haben ihren guten Klang bewährt. Den
Preis gestehen wir aber diesesmal ohne Bedenken dem
grossen Werke von Gustav Rad de über die Vögel
Südostsibiriens zu. Eine bedeutsame Erscheinung auf
dem Felde des ornithologischen Fortschritts sind ferner
jene Cataloge öffentlicher und privater Sammlungen, nach
einem Massstabe eingehender und kritischer Ausführlich-
keit, wie ihn frühere Arbeiten ähnlicher Art auch nicht
annähernd darbieten. Schlegel's „Museum d'histoire
des Pays Bas^ und Li ch t enstei n's „Nomenclator'^ dür-
fen eigentlich gar nicht neben einander genannt werden.
— Die Sucht, auf geringfügige Strukturabweichung ge-
nerische Isolirung zu begründen („delire gen^riquc"
Temra. in litt.) eilt ihrem Höhepunkte entgegen. Eine
Ein- und Umkehr wird möglich werden, wenn irgend
ein Humorist es frischweg wagt, jede Art zur Gattung
zu erheben. Aber was ist Art? Diese Frage bleibt
nach wie vor die schwebende. Wir selbst halten an der
Ueberzeugung fest, dass die physiologische Erklärung
Archiv f. Naturg. XXX. Jahrg. 2. Bd. A
2 Hartlaub: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
dieses Begriffs die einzig richtige sei. Erst wenn wir
Alles von allen Vögeln wissen und kennen, kann des
Streitens und Diskutirens über die Begriffe Art, Gattung,
System, ein Ende werden. Nicht früher, und bis dahin
wird noch manches vorlaute „mihi" sich ungestraft breit
machen dürfen.
Fitzinger veröffentlichte seine Ansichten über das
System und die Charakteristik der natürlichen Familien
der Vögel. Sitzungsber. d. Kais. Akad. d. Wissensch. in
Wien. Bd. 46. Abth. 1. p. 240—293.
Flore nt Prevost et C. L. Lemaire „Histoire
naturelle des Oiseaux" Vol. I: Oiseaux d'Europe. Vol. II:
Oiseaux exotiques. (80 Kupfertafein mit 400 Abbildun-
gen.) Uns nur dem Titel nach bekannt geworden.
J. C. Chenu et Jules Verreaux „Le^ons ele-
mentaires sur l'histoire naturelle des Oiseaux." Mit Ab-
bildungen.
C. Sundevall: „Die Thierarten des Aristoteles."
Säugethiere, Vögel, Reptilien und Insekten. Aus dem
Schwedischen übersetzt. Stockholm. Ein Bd. 8. Eine
tüchtige und höchst gelehrte Arbeit, wie sie eben von
Sundevall zu erwarten stand. Keines Auszugs fähig.
D or in : „Discours sur 1' Ornithologie.^ Brochüre von
27 S. in 8. Chalons sur Marne.
Von Reich enbach's „Vollständiger Naturge-
schichte der Vögel'^ ist eine Abtheilung der Singvögel,
die Plocein en , erschienen. Die grosse Mehrzahl der
Abbildungen verdient alles Lob, die neuen generischen
Eintheilungen sind dagegen gar nicht nach unserem Ge-
schmacke und beruhen zum Theil auf Unkenntniss. Dies
gilt z. B., wenn Reichenbach mit der sehr vereinzelten
madagascarischen Form Nelicurvius noch allerlei indische
Arten vereinigen will, z. B. den total abweichenden Ploceus
bengalensis und Consorten. Wir wünschen übrigens, wie
schon wiederholt bemerkt, dieser im hohen Grade nütz-
lichen Arbeit Fortgang und Erfolg.
der Vögel während des Jahres 18^3. B
J u 1 e s Y c r r e a 11 X übernahm es die nachgelassenen
ornithologischen Schätze des Baron de Lafrenaye zu
catalogisiren. Octavband von 258 S. Die reiche Samm-
lung zählte 8Ö56 Arten. Das Resultat des Verkaufs der-
selben ist uns übrigens noch nicht bekannt geworden.
Von Schlegel's ^Museum d'Histoire naturelle des
Pays Bas'^ erschienen neue Lieferungen (Bucco, Ardea,
Alcedo , Merops, Momotus , Ibis, Pelecanus, Graculus,
Phaeton, Fregata, Plotus , Sula , Procellaria, Diomedea,
Larus u. s. w.). Auf die hohe Bedeutung dieser Arbeit
ist bereits hingewiesen worden. Schlegel geht für uns
in seiner Ausdehnung des Genus- Begriffs zu weit. Sein
Astur serpentarius wird bei den Ornithologen unserer
Zeit kein Glück machen. Auch fehlt es nicht an Miss-
griffen beim Zusammenziehen der Arten. Halcyon amau-
ropterus ist keineswegs der jüngere Vogel von ca-
pensis^ u. s. w.
Auch C a b a n i s und H e i n e's ^Museum Heineanura«
hatte erfreulichen Fortgang. Ein vierter Theil behandelt
Scansores und beschreibt so ziemlich alle Arten. Mangel
an Consequenz kann man den Verfassern nicht vorwer-
fen. Furor genericus in stadio incrementü!
P. L. Sclater's ;,Ibis^ undCabani's „Journal für
Ornithologie^ erschienen regelmässig und brachten zahl-
reiche werthvoUe Beiträge, auf die wir zurückkommen
werden. Der Freund und Kenner exotischer Vögel-
kunde wird mit uns der englischen Zeitschrift als reich-
haltiger den Vorzug geben.
Rieh. Owen „On the fossil remains of a long tai-
led Bird : Archaeopteryx macrourus^ behandelt das so
berühmt gewordene Fossil aus deto lithographischen Schie-
fer von Solenhofen. Ein Vogel „with rare peculiarities
indicative of a distinct order in that clnss^. Ausführliche
Beschreibung. Das Original befindet sich bekanntlich
augenblicklich im Britischen Museum.
Europa.
„A list of the Birds of Europe, by Prof. Blasius.
Reprinted from the German with the authors corrections.
4 Hartlaub: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
Norwich. Brochüre (A. Newton). Jedenfalls unter den
vorhandenen Arbeiten ähnlicher Art die vollständigste.
Es werden 420 Vögel als in Europa brütend oder als
Europa regelmässig besuchend aufgeführt.
F. W. J. Bädeker's „Eier der europäischen Vö-
gel^ ist mit dem 10. Hefte zum Schlüsse gelangt. Es
enthält diese letzte Lieferung eines vortrefflichen Werkes
Nachträge zu allen Classen und ein gutes Inhaltsverzcich-
niss. Dass so zahlreiche aussereuropäische Arten mit
herangezogen sind , scheint uns mindestens überflüssig
zu sein.
Carl Löffler: „Die Höhlenbrüter im Dienste der
Land- und Forstwirthschaft u. s. w. Eine dringende Mah-
nung an r.Ue Behörden, an Geistliche und Lehrer, so
wie an alle Land- und Forstwirthe.'^ Berlin. Brochüre
von 45 S. mit einer Tafel Abbildungen.
J. M. Bechstein's „Natural History of Cage
Birds'^ ist in einer neuen Auflage in 12. erschienen. 313 S.
B r e e's „Birds of Europe" ist mit Nr. 58 zum Schlüsse
gekommen.
E. S e i d en s ac h e r : „Ornithologlsche Beobachtun-
gen in Croatien" inVerhandl. des zool.-botan. Vereins in
Wien 1863, p. 1137.
E. S eidensacher : ^,Ueber das Brüten mehrerer
Vögel in Steiermark.^ Verhandl. der zool.-botan. Ge-
sellsch. in Wien 1862. p. 787. Ausführliche schöne Beob-
achtungen über Aquila brachydactyla, Muscicapa coUaris,
Muscicapa parva u. s. w.
L. H. Jeitteles: „Prodromus faunae Vertebrato-
rum Hungariae superioris.^ Verhandl. d. zool.-botan. Ge-
sellsch. in Wien 1862. p. 267. Kurze Notizen, nanjent-
lich aus der Umgegend von Kaschau.
In Cabanis Journal für Ornithologie finden sich
ornithologische Jahresberichte über die Ankunft und den
Herbstzug der Vögel nebst Bemerkungen über ihre Brü-
tezeit bei Cöslin in Pommern S. 407. — Dr. Alt um
schreibt ebendaselbst sehr instructiv über die Vögelfauna
des Münsterlandes. — Und Pr. Max. zu Wied: Ueber
der Vögel während des Jahres 1863. 5
die Art, wie nicanche Vögel ihre Jungen durch die Luft
tragen.
Von J. Gould's längst erwartetem Werke: ;,The
Birds of Great Britain" sind uns Par^l und 2 mit vor-
trefflichen Abbildungen zu Gesicht gekommen. Jeder
Theil enthält 15 Tafeln mit Text.
Part 1 giebt Tinnunculus alaudarius, Gallinula chloropus, La-
nius cüllurio, L rufus, Melizophilus provincialis, Mergus albellus,
M. serrator. Ampelis garrulus, Pica caudata. Parus caeruleus, P.
ater, P. caudatus. Friugüla coelebs, F. montifrmgilla, Oidemia ni-
gra, Pars II: Falco peregriniis. Fulica atra, Cj^pselus apus, Cincliis
aquaticiis, Yunx torquilla, Eudromias morinellus, Parus biarmicus,
Phyllopneuste trochilus , Ph. rufa , Ph. sibilatrix, Podiceps minor,
Garrulus.glaudarius, Coccothraustes vulgaris, Calamoherpe phragmitis,
Calam. aruudiiiacea.
In Dr. Th. Anst ed und Rob. Gor don Latham's
Werk : ;,The Channel Islands" (1 Vol. 8.) finden sich auch
Bemerkungen über die dort vorkommenden Vögel und
den Charakter der dortigen Avifauna. S. 198.
Rev. T. A. Pres ton: ^Flora of Marlborough with
notice of the Birds and a sketch of the geological featu-
res of the neighbourhood" London. Wird von englischen
Recensenten gelobt.
H. G. Adams: ;,Owr feathered families ; Game and
Water-Birds; beeing an anecdotal and descriptive account
of the feathered garae and wild fowl , with their allied
species found in Great Britain etc." London 12. 340 S.
Sir Oswald Mosley: „The Natural History of
Tutbury" enthält auch Angaben über die dort lebenden
Vögel. Unter den vorgekommenen Arten wird Vireosyl-
via olivacea namhaft gemacht.
J. Reinhardt: ^Ornithologlske Smaanotitser til
Landet's Fauna." x\bdruck aus Naturh. Foren. Vidensk.
Meddelelser. (Pandion hallaetos, Buteo lagopus , Strix
flammea, Erithacus rubecula, Oriolus galbula^ Fringilla
chlorls, Gecinus viridis, Turtur auritus, Syrrhaptes para-
doxus, Ciconia nigra.)
A. Newton hat in Sabine Baring Gould's Werke:
„Iceland, its scenes and Saga's. 1 Vol. London; die Cr-
6 Hartlaub: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
nithologle der Insel in sehr anziehender Weise bearbeitet.
Es wurden dort 80 Arten beobachtet: 6 Accipitres, 14 Pas-
seres^ 1 Galiin., 21 Grallatores und 47 Natatores.
A. L. Malmgreen: ^jAnzeichnungen über die Vo-
gelfauna Spitzbergens'^ (aus dem Schwedischen übersetzt).
Gab. Journ. p. 358. Schöne ausführliche Arbeit. Geogra-
phisch-physikalische Einleitung.
SysselmandH. C. Müller: ^^Färörnes Fuglefauna
med Bemaerkningen om Fuglefangsten.'^ In Vidensk.
Meddelels. for 1862. p. 1—78. Sehr verdienstliche Ar-
beit. Es werden 124 Arten als vorkommend aufgezählt.
Von diesen 44 als auf den Färör brütend. Corvus leu-
cophaeus und Uria leucophthalmos werden als Arten
gründlich und endgültig beseitigt.
Fischer veröffentlicht in Kröyer's Tidskr. fortge-
setzte Beobachtungen über die Vögel Dänemarks mit be-
sonderer Berücksichtigung auf Vendsyssel. Die Vögel
Bornholms werden noch besonders behandelt. Näheres
über die Fortpflanzung von Nucifraga.
Armand Marchand: ,,Catalogue des Oiseaux ob-
serves dans le departement d'Eure et Loire." Rcv. zool.
p. 177. Namen mit kurzen Bemerkungen über die Art
des Vorkommens.
Von Dubois ^Planches coloriees des Oiseaux de
l'Europe et de leursoeufs; especes non observees en Bel-
gique" erschienen Livr. 15—25. Abbildungen und Text
verdienen bei den meisten Arten Lob. Höchst überflüssig
erscheint das Schmieden neuer Namen für längst bekannte
Arten. Alcedo leucomelasü! für A. rudis. Was fällt
Ihnen ein, Herr Dubois?
Dr. Th. Krüper schreibt in Gabanis Journ. p. 402
sehr anziehend über die Brutvögel von Naxos.
J. Trahcrne Moggridgc: „An ornithological
letter from Mentone.'' Ibis p. 157. Sehr gut geschrieben.
Allerlei interessante Notizen über einzelne seltnere Arten.
Tichodroma flattert nicht am Felsen aufwärts, sondern
klettert wirklich. Als „instrument of attachment'^ wer-
der Vögel während des Jahres 1863. 7
den die drei Vorderklauen bezeichnet. Als Nahrung von
Petrocincla cyanca werden namhaft gemacht great brown
locusts and thornyarmed Mantidcs.
Der interessanteste Beitrag zu unserer Kenntniss der
Avifauna des südlichsten Europa ist aber ohne Zweifel
A. V. Homeyer's Aufsatz über die ßalearen. Cabanis
Journ. für Ornith. Ausführlicher berichtet derselbe über
Cettia scricea, Cisticola schoenicola, Petrocincla eyanea^
Dumeticola sarda, Alauda brachydactjla, Sylvia orphea,
Emberiza cirlus, Rallus aquaticus.
Joseph Nagy: ;,Die Vögel der Ünter-]S eitraer-
Gespannschaft.'^ Verhandl. des Vereins für Naturk., zu
Presburg. Jahrg. 4. p. 45-^66.
Charles Wright: „A visit to the islet of Filäa
on the South- Coast of Malta.''' Ibis Nr. 20. Die indige-
nen Vögel des Felsens sind Thalassidroma pelagica, Puf-
finus cinereus und P. anglorum.
A. Newton: „Two days at Madeira.^ Ibis Nr. 18.
Sehr amüsant geschrieben. Allerlei kleine gute Beob-
achtungen. Noch viel daselbst zu machen.
Asien.
Von Gould's ^^Birds of i^sia'^ erschien Part XV
mit den Abbildungen von Spizaetos alboniger, Pitta cya-
nura; Pitta Schwaneri, Crypsirhina cucullata, Copsychus
saularis, C. mindanensis, C. suavis, Stachyris pyrrhops,
Ixulus castaneiceps, Juhina occipitalis, Petrocincla ery-
throgastra, Perdicula asiatica^ P. argoondah, Pica bactriana,
P. bottanensis, Pratincola indica.
E. ßlyth: ^Catalogue of the Birds of India,^ with
remarks on their geographical distribution. Ibis p. 1.
Erster Thcil ; Scansores et Raptores. Umfasst Indien,
Cashmere, Ceylon, Assam, Burmah, Malacca, Andama-
nen, Nicobaren, Malediven und Lakediven. Wichtige Ar-
beit, deren Fortsetzung sehr wünschenswerth.
T. C. Jerdon: „The Birds of India^ being a na-
tural history of all the Birds known to inhabit Conti-
nental India etc." Von diesem vortrefflichen Werke er-
8 Hartlaub: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
schien die erste Abtheilung des zweiten Bandes, enthal-
tend die Familien Merulidae (den Schluss : Timaliinae),
Brychypodidae, Sylviadae, Ampelidae, Corvidae, Sturnidae
und Fringillidae. Und die Arten 373 bis 770.
Rob. Swinhoe veröffentlicht Zusätze und Berich-
tigungen zu seiner Ornithologie Nordchina's. Ibis p. 87.
Sehr interessant schreibt er über die nächste Umgebung
von Peking.
Rob. Swinhoe: „The Ornithology of Formosa."
Ibis Nr. 18. Ausführliche Mittheilung von grösstem In-
teresse. Geographisch-physikalische Schilderung eines für
die Wissenschaft ganz neuen Feldes.
Zu den Winterbesuchern zählen Emberiza spodocephala, E.
Bulphurata, E. aureola, E. fucata und E. cioides. Wir begegnen
zahlreichen japanischen Arten, z. B. Passer russatus, Sturnus cinera-
ceus, Ibis nippon. Von Europäern werden aufgeführt Cuculus ca-
norus, Coturnix communis, Numenius arquata. Vier andere Numenii
sind minor, uropygialis, major und rufescens n. sp.
S. R. Tick eil giebt ein Namensverzeichniss der
von ihm entdeckten iieuen Vögelarten. Ibis p. 113.
E. Blyth: ^,üeber eine grössere Sendung von Vö-
geln aus dem Tongloo - Distrikte im Thale des Sitang-
flusses und des Irawaddy." Journ. Asiat. Soc. Beng. 1862.
W. T. Blanford und E. Blyth: ,,Ueber die
Zoologie Burmahs und Avas.^ Journ. Asiat. Soc. of Beng.
Allerlei Neues dabei.
P. L. Sclater: ^Observations on the Birds of
South-Eastern Borneo of the late James Motley of Ban-
jermassing, with notes etc.^^ Procced. Zool. Soc. Wichtig.
Kurze biographische Notizen. Nähere Angabe der Lo-
kalität. Von den 134 hier namhaft gemachten Arten be-
wohnt die grosse Mehrzahl auch Sumatra und Malacca.
Rob. Swinhoe: ^Catalogue of the Birds of China
with remarks principally on the geographical distribution."
Proceed. Zool. Soc. p. 259. Das Vollständigste und Beste,
was wir bis jetzt über diesen Gegenstand besitzen. 454
Arten! Palaeornis rosa ist die einzige Papageienart Chinas;
einmal im Fluge im Herbste bei Canton.
A. R. Wallace: ;,List of Birds coUected in the
der Vögel während des Jahres l^f'S. 0
Molucca-Iälaiid of Bouroii, with descriptions of the new
species.^ Proceed. Zool. Soc. p. 18. C6 Arten, wovon
17 neu. Ausgesprochen molukkischer Charakter, dem in-
dessen einiges sehr charakteristische fehlt, so z. B. die
Gattungen Lorius und Cacatua, ßuceros, Corvus.
A. ß. Wallace: „On the Birds of Timor, Flores
and Lombock." Proceed. Zool. Soc. p. 4^0. Vergleichende
Zusammenstellung von grossem Interesse. Von Timor
kennen wir 118 Arten, von Flores 84 und von Lom-
bock 63.
H. Schlegel: „De Vogels van Nederlandsch In-
die, beschreven en afgebeeld door etc." (Auch mit fran-
zösischem Titel) Heft 1 : Pitta. Text holländisch, ünab--
gebildet blieben Pitta rufiventris und Pitta cyanonota. Es
folgt: Revue sjnoptique des especes du genre Pitta ha-
bitant les Indes Neerlandaises. Sehr niedliche kleine
Abbildungen von grosser Naturtreue in Zeichnung und
Färbung. Am wenigsten gelingt die Colorirung des
Schnabels, der nicht immer ganz reine Umrisse zeigt.
Am meisten gefallen uns Pitta cyanura, Schwaneri und
elegans, am wenigsten granatina. Alles in Allem ein sehr
hübsches Kupferwerk, dessen Anschaffung v/ir namentlich
den Museen dringend empfehlen.
E. Blyth: „The Zoology of the Andamans" in
Mouatt's Werk über die Andamanen S. 345. Keine lie-
ber einstimmung mit den Nicobaren. An 60 Arten wur-
den beobachtet, zum grossen Theile nach an das Mu-
seum zu Calcutta eingesandten Exemplaren, dann aber auch
auf die Autorität von Obristlieutnant Tytler hin, der jetzt
die Strafcolonie von Fort Bleir commandirt und reiche
Gelegenheit hat, die Naturgeschifchto dieser erst ganz
kürzlich etwas besser bekannt gewordenen Inselgruppe
zu studieren.
Filippi: „Nuove e poco note specie di animali
vertebrati raccolte in un viaggio in Persia nell' estate
del anno 18o2. Archivio per la Zoologia, l'anatomia e la
hsiologia publicato per cura di G. Canestrini e G. Doria.
Modena. Vol. IL'' In dieser uns noch nicht selbst zur
10 Hartlaub: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
Ansicht gelangten Arbeit werden einige neue Vögel be-
schrieben : Irania Finoti, Dromolaea cbrysopygia, Oto-
corys larvata^ Emberiza Oerrutti und Picus Khan. Zu-
dem finden sich Bemerkungen über Alauda pispoletta und
Erythro spiza obsoleta.
G. R a d d e : ^Reise im Süden von Ostsibirien u. s. w.^
Im Auftrage der kaiserl. - geographischen Gesellschaft zu
St. Petersburg. Zweiter Band : ;,Die Festlandsornis des
südöstlichen Sibiriens." 392 Seiten mit 15 chromolithogra-
phirten Kupfertafeln. Schliesst sich nach Form und Gehalt
eng an die Werke v. Schrenk's und v. Middendorf's
an. Es gehört diese fleissige tiefeingehende Arbeit zu
den wichtigsten unter den im diesmaligen Jahresberichte
zu besprechenden. Eine tabellarische üebersicht erläu-
tert die geographische Verbreitung aller Arten. Es wur-
den deren 328 beobachtet.
Dass sich R a d d e auch hinsichtlich seiner Auffassung des Be-
griffes Art eng und unverbesserlich an seine Vorgänger anschliesst,
bedauern wir auf das Lebhafteste. Also immer von neuem die alten
Thorheiten! Pica Cooki ist gleich cyanea, obgleich der spanische
Vogel niemals auch nur die geringste Spur der breiten scharf-
abgegränzten weissen Spitzenflecke der beiden verlängerten Schwanz-
federn des davurischen zeigt! Zosterops chloronotus und Chaetura
caudacuta, zwei australische Arten, sollen sich am Amur wieder-
holen, obgleich weder v. Schrenk noch Radde jemals Veran-
lassung nahmen 5 ächte neu holländische Exemplare beider
Vögel mit ihren nordasiatischen zu vergleichen. Ersetzt doch bei
solchen Fragen auch die beste Abbildung nicht den Vogel selbst.
Unser Tetrao falcipennis scheint bei Radde allerdings Bedenken
zu erwecken. Aber noch wagt er es nicht Tetrao canadensis für
Asien aufzugeben! Wie ist es nur möglich! Aber genug und
über genug davon. — Unter den für Sibirien neuen Arten figuriren
Picus Mitchelli Malh. und Eurystomus orientalis, von dem ein
jüngeres Exemplar am Ufer der Mandschurei erlegt wurde. Ferner
Bombycilla phoenicoptera , Ibis nippon, Sylvia cyane und cyanura,
Muscicapa luteola, narcissina , sibirica, cinereo-alba ; Pericrocotus
cinereus, 6 Kraniche, worunter leucauchen und leucogeranus, sämmt-
liche Pallasische Emberizen u. s. w. Abbildungen. Tafel 1: Milvus
melanotis jun. Fig. ? : Falco vespertinus var. (?) (subalaribus ni-
veis), Taf. 2: Circus melanoleucus ^ ad. und Eurystomus orientalis
jun. Taf. 3 : Alauda mongolica ad. und A. alpestris pull. Taf 4 :
Emperiza chry.sophrys und E. aureola in zahlreichen Köpfen.
der Vögel während des Jahres 1863. 11
Taf. 5: E. elegans $ mit Nest. Tai". 6: Bombycilla phoenicoptera
und Kopf von Sturnus cineraceus. Taf. 7 : Turdus fuscatus, Bastard
mit ruficoUis. Taf. 8 : Turdus ruficollis mit 3 Köpfen. Taf. 9 : Phyl-
lopneuste Schwarzii, Saxicola Ilemprichii und S. leucura. Taf. 10:
Saxicola cyane Fall. Beide Geschlechter u. s. w. Taf. 12: Perdix
cinerea, var. rupestris davurica Pall. Taf. 13: Scolopax stenura.
Taf. 14 : Anas rutila, Nestkleid, Eier von Grus leucauchen und Syr-
rhaptes paradoxus. Taf. 15 : Fulirpila Baeri n. sp. vom Amur. Das
Titelkupfer endlich soll die Brutplätze von Syrrhaptes am Tarei Noor
darstellen.
Afrika.
Stafford Allen fährt fort mit seinem Berichte
über die Vögel x^egyptens. Ibis p. 32. Ausführlicher über
Herodias bnbulcus.
A. V. Homeier: „Ornithologische Skizzen aus Al-
gier.'^ Caban. Journ. Heft 4. Angenehm und lebendig
geschildert. Ausführlicher über Aedon galactodes, Me-
rops apiaster, Hypolais polyglotta, Ciconia alba, Cotyle
rupestris, Circaetos gallicus etc. Dann über 15 Lerchen-
arten im Museum zu Algier und endlich noch über einige
seltene Eier in Capt. Loche's Privatsanimlung.
Dr. Rob. Hartraann's treffliche „Ornithologische
Reiseskizzen aus Nordostafrika" in Caban. Journal sind
zum Schlüsse gekommen. Viel Instructives über die Haus-
vögel Aegyptens.
Heuglin's fortgesetzte Berichte über die Vögel der
von ihm besuchten Gebiete Centralafrika's erwecken die
lebhafteste Theilnahme. Die Flussgebietc des oberen
Bahr-el-Abiad , des Bahr-el-Ghasal, des Reg, Djur und
Kosanga wurden durchstöbert. Auffallende Wiederholung
westafrikanischer Formen. Die von Heuglin als neu
proklamirten Arten bedürfen w^enigstens zum Thcil wei-
terer Prüfung. Keiner der von ihm für neu gehaltenen
Papageien ist neu. Viel Gutes über die Lebensweise,
namentlich auch die Fortpflanzung mancher der dortigen
Vögel.
Auch in P e t e r m a n n's Geograph. Mittheil. Erg.
Heft n. p. 111 finden sich Heuglin's „ornithologische
Beobachtungen" veröftentlicht : a) Neue Vögel vom weis-
12 Hart la üb: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgescliichte
sen Nil. b) Die hühnerartigen Vögel Nordostafrikas und
der arabischen Küste, c) Notizen über den Vogelzug im
J. 1862. d) Ornith. Beobachtungen während eines Aus-
flugs vom Chartum nach Ostcordofahn und e) Ornithol.
Beobachtungen vom Bahr-el-(j!hasal und vom Djur p. 161.
Dr. A. E. Brehm: ^,Ergebnisse einer Reise nach
Habesch im Gefolge seiner Höh. des Herzogs von Sach-
sen-Coburg-Gotha u. s. \v.^ 440 S. (Hamb. Otto Meisner).
Ein gutes Buch. Kurzer Bericht über den Verlauf der
Reise und physiographische Schilderung der Beobach-
tungsgebiete. Dann kritisches Verzeichniss der gesam-
melten Arten nebst näheren Angaben über Lebensweise,
Messung u. s. w.
G. R. Gray beschreibt einige neue von Burton
auf dem Camaroons-Gebirge in Westafrika entdeckte Vö-
gel. Ann. Mag. N. H. 62. p. 443. Vergl. auch dessen Werk
„Abeocuta etc.^^ Vol. IL p. 280. Das Vorkommen eines
ächten Kreuzschnabels daselbst erscheint befremdend.
Referent verzeichnete 22 von Capt. S peke in der
Umgegend von Kazeh in Ostafrika gesammelte Arten.
Proc. Zool. Soc. p. 165. Vier neue darunter sind Bra-
dyornis Spehei, Dri/oscopus funehris, Dr. Iiamatus -and
Vidua equea. Letztere wurde gut abgebildet auf pl. 15.
J. IL Gurney veröffentlicht ein fünftes Verzeich-
niss von Natal-Vögeln nach Sendungen des eifrigen Tho-
mas Ayres. Ibis Nr. 19.
E. Newton: „Note of a second visit to Madagascar"
im Ibis Nr. 19. p. 333. Sehr interessanter Beitrag. Es
wurden auch seltnere Arten beobachtet, so Atelornis pit-
toides^ Artamia leucocephala, Nelicurvius, Ellisia, Gervai-
sia, Bernicria, Brachypteracias leptosomus u. s. w.
P. L. Sclater: ,,0n the Mammals and Birds col-
lected at Madagascar by Dr. Ch. Mel ler."" Proceed. Zool.
Soc. p. 161. An 40 Arten. Kurze Notizen des Sammlers
über die Farbe der Iris u. s. w.
Fran^ois Pollen: „Aide naturaliste honoraire"
am Leidner Museum entwarf das vollständigste unter den
bis jetzt veröffentlichten Verzeichnissen der Vögel Ma-
der Vögel während des Jahres 1863 13
dagascars. Nedcrl. Tijdskr. voor do Dierk. I. p. 277. Na-
men und Synonymic von 2(>--i Arten.
Amerika.
Capt. Blackiston: „On thc Birds of the Inte-
Won of Brit. Nortli-Amen'ca.'' Ihls p. 39. Ausführliche
Arbelt von o-rüsstem Interesse. Eine gute physiographi-
sche Einleitung schildert uns das Terrain : die wilden
unkultivirtcn Länder im Norden und Westen des Lake-
Superior, also zwischen den Rocky -Mountains, Canada,
der Hudsons-Bai und dem arctischen Meere. Die No-
menclatur nach dem grossen Werke von Prof. Baird.
Eingehender werden z. B. behandelt: Bubo arcticus (var. von
virginianus). Melanerpes torquatus am Bow-River, Neocorys Spra-
guei, Sylvicola celata am Saskatchewan , CoUurio excubitorides, Pa-
rus «eptentrionalis am Mackenzie, Hesperiphona vespertina als Win-
tergast am Saskatchewan in Flügen von 20 bis 25 Stück, Aegiotus
canescens bei Fort Carlton (ob exilipes von Coues ?) , Plectropha-
nes pictus bei Fort Carlton und am Mackenzie, Spizella monticola
am Saskatchewan, Corvus carnivorus ; dann ferner : Tetrao Franclini
und phasianellus, Cygnus buccinator, Anser hyperboreus, albatus,
caerulescens. Gambelli, Hutchinsii, Barnsloni (Ross p. 145 unzweifel-
haft gute Art), Melanetta velvetina, w^elche Blakiston auf dem
Yang-tse-Kiang in China schoss, endlich auch Somateria V-nigrum
vom Sclavensee. — Die wichtigste der diesesmal für Nordamerika
zu erwähnenden Arbeiten.
A. E. Verrill: „Catalogue of the Birds found at
Norway, Oxford County. Maine.^ Proceed. Essex Instit.
Kurze Bemerkungen bei den einzelnen Arten. Gute sorg-
fältig redigirte Arbeit.
Von Audubon's „Birds of North -America" ed. 7
volurü. erscheint in Neu-York eine neue Ausgabe.
W. T. March: „Notes on the Birds of Jamaica,
with remarks by Spencer F. Baird.'' Proc. Acad. of
Natur. 8c. Philad. Mai. Eingehender und nicht unwich-
tig. Ueberall die gebührende Bezugnahme auf Gosse,
lieber die jetzt ganz und gar den wilden Vögeln der Insel
beizuzählende Numida (Rendalli?) wird erwünschte Aus-
kunft. Merkwürdig ist der gemeinschaftliche Nestbau die-
14 Hartlaub: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
ser Art. March fand ein solches mit 100 Eiern. Die
Fortpflanzung erfährt in dieser Arbeit specielle Berücksich-
tigung. Nesopsar nigerrimus scheint sehr selten zu sein.
Coues und D. W. Prentniss; „List of Birds
ascertained to inhabit the district of Columbia; with the
times of arrival and departurc of such as are non-resi-
dents and brief notice of habits etc.'' Rep. Smithson.
Instit. 1861. p. 394. Ganz brauchbare Bemerkungen.
G. N. Lawrence: „Catalogue of a collection of
Birds Made in New- Gran ada by James Mac Leannan
Esq., with notes and descriptions of new species." Ann.
Lyc. New- York, Nr. 9 des 8. Bandes. Sehr wichtig. 415
Arten. Sclater war bei der Bestimmung der neuen be-
theiligt. Alle Arbeiten von Lawrence zeichnen sich
durch Gründlichkeit aus und verdienen unsere volle An-
erkennung.
H. W. Bat es: ^The Naturalist on the river Ama-
zons'^ a record of adventures, habits of animals, sketches
of Brazil and Indian life, and aspects of nature under the
Equator during 11 years of travels. 2 Vol." Eine reiche
Fundgrube für den Zoologen überhaupt. Manches Orni-
thologische eingestreut, obgleich weniger, als wir erwar-
tet hätten. Bat es ist mit Vorliebe Entomologe. Merk-
würdig, was Bates über zeitweilige ungeheure Zusam-
menrottungen der verschiedensten Vögelarten erzählt, an
Lokalitäten, die dann oft lange Zeit wieder sehr verein-
samt erscheinen. Näheres über einige Tukane, so über
Rhamphastos Cuvieri und Pteroglossus Beauharnaesii im
zweiten Bande S. 336.
Australien.
In Bertold Seemann's Buche „Viti, or account
of a Governments Mission to the Vitian or Fijian-Islands"
wird auf S. 383 gesagt, dass auf jenen Inseln 46 Vögel-
arten beobachtet worden seien.
E. L. Layard: ^Ornithological Notes from the An-
tipodes." Ibis Nr. 19. Nicht unwichtiger Beitrag zu un-
serer Kenntniss der Vogel Neuseelands. Interessante
der Vögel während des Jahres 18G3. 15
Notizen Webst cr's über Apteryx. Das Ei ist riesig,
11 Zoll im Umfange. Dann über den Gesang von An-
thornis mclanura, über Prostlicmadcra u. s. w. Neomor-
pba scbeint dem Aussterben nahe zu sein. Allerlei über
die Seevögel der dortigen Breiten.
H. Jouan's Note sur la Faune Ornitbologique de
la nouvelle Caledonia.'' Brochüre in 8. Chcrbourg 1863,
kennen wir noch nicht aus eigener Anschauung.
Kapaces.
J. C. Chenu et O. Des Murs: „La Fauconnerie
ancienne et moderne." (Suppl. au tome 2 des le9ons
dement, sur l'hist. natur. des ois. Paris 1862. 12.
lieber die ^E,aubvögel Indiens^ vergleiche man E.
Blvth im Ibis. Die geographische Verbreitung ist spe-
ciell berücksichtigt. Blyth nennt 55 Falconiden, 7 Geier
und 27 Eulen.
Vulturidae. C. Giebel: ,.Zur Anatomie von Yultur fulvus
(aus Nitzsch handschr. Nachlass). Zeitsch. für die ges. Katurk.
Bd. 21. p. 131—145.
lieber die Urubu's siehe Bat es Natur, on the Amaz. I. p.296.
FalCOnidae. v. Pelz ein veröffentlichte die zweite Abtheilung
seiner „Geier und Falken der kaiserl. ornith. Sammlung zu Wien.'
Treffliche handschriftliche Noten Natterer's über Pandion haliae-
tos, Geranoaetos melanoleucus, Falco communis, Hypotriorchis ru-
fogularis, H. femoralis, Tinnunculus sparverius, Harpagus bidentatus
und H. diodon.
Auf P'ormosa fand Swinhoe: Pandion haliaetos, Buteo japo-
nicus, Milvus govinda, Falco peregrinus, Tinnunculus japonicus,
Spizaetos orientalis. Micronisus gularis. "
A. V. Pelz ein: über die Färbung von Morphnus gujanensis
und M, harpyia. Gegen die Ansicht des Prinzen v. Neuwied ge-
richtet. Ausführlich und kritisch.
P. L. Sclater: Ueber Circus Maillardi. Verr. Ibis p. 163.
pl. 4. (^ ad. und $ ad. Bourbon. Bestimmt vorschieden von C. me-
lanoleucus Indiens.
P. L. Sclater: „Ueber das Vorkommen des europäischen
Seeadlers in Nordamerika." Proceed. Z. Soc. p. 251.
16 Hartlaub: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
Accipiter Gvrneyi Bree ist = A. sphemn'us Rüpp. Exemplare
aus Syrien. Bree's Vogel stammt von Athen.
Heuglin besteht auf Helotarsus leuconotus als gute Art.
Caban. Journ. p. 272.
Ueber Rostramus hamatus vergl. Bat es 1. c. II. p. 146.
Dr. AI tum über die Eier von Buteo vulgaris. Gab. Journ.
p. 339.
Ueber T. cetichris in Ungarn vergl. Jeitteles I.e. p. 327.
E. P. Ramsay über die Fortpflanzung von Aquila fucosa
Ibis p. 446.
L. "W. Seh auf u SS über Circaetos gallicus. Verh. d. Zool.
botan. Ges. zu Wien 1863. p. 53.
Heuglin's Tinnunculus alopex ist gute Art. Mus. Lugd.
Neue Arten: Falco Boschii Schleg. Tijdschr. Dierk. I. p. 123
pl. 5. Goldküste. — Haematomis Elgini Tytl. J. As. S. B. Andamanen.
— Tinnunculus Newloni Gurn. Ibis p. 34. pl. 2. Madagascar (verschie-
den von T. gracilis der Seychellen), — Tinnunculus saluratiis Bl.
J. As. Soc. Beng. 28. p. 277. Indo-Chines. Länder. — Ästur Miran-
dollei Schi. Nederl. Tijdschr. Dierk. I. p. 130. Guiana. — A. specta-
hilis Schi. ib. Goldküste. — Accipiter rubricollis Wall. Proceed. Z.
S. pl. 4. Bourou, Ceram, Gilolo. — Accipiter Slevensoni Gurn. Ibis
p. 447. pl. 11. China. — Accipiter sylvestris Wall. Proceed. p. 488.
Flores. — Circus macroscelis A. Newt. Ibis p. 337. Madagascar.
Abbild. Circus spilonotus Kaup. Ibis pl 5. mas et fem. Amoy.
— Buteo vulgaris pullus. Rev. Zool. pl. 22.
Strigidae. Neue Arten: Athene pardalota Swinh. Ibis For-
mosa. — Bubo caligotus Swinh. Formosa. Ibis p. 218. — Athene
hantu Wall. Proc. p.22. Bourou. — Scops silvicola Wall. Flores. —
Athene florensis Wall. ib. Flores.
Abbild. Bubo f'asciolatus Temm. Proceed. pl. 23.
Vergl. v. Pelz ein über Syrnium superciliare Natt. Verh. d.
zool.-botan. Gesellsch. in Wien p. 1125. Brasilien.
Auf Formosa fand Swinhoe noch Scops semitorques und
Ninox japonicus.
Ueber Strix flammea auf Madagascar vergl. Ibis p. 339.
Weiteres über die Nahrung unserer Eulen von Dr. AI tum
in Caban. Journ. p. 217.
Fissirostres.
Caprimulgidae. Neue Arten: Caprimulgus stictosomus Swinh.
Ibis p. 250. Formosa. — Cosmetornis Burtoni Gray Ann. Mag. Nat.
Hist. Fernando Po.
der Vögel während des Jahres 1863. 17
Abbild. Ei von Caprim. madagascariensis. Ibis pl. 13. fig. 8.
Ueber eine Hydropsalis-Art vergl. Bates 1. c. II. p. 59.
Cypselidae. Wallace schreibt über Identificirung von Hi-
nmdo esculenta L. mit den beschriebenen Collocalia-Arten. Proc.
Z. S. p. 382 : 1) C. esculenta L. = hypoleuca Gr. Celebes, Timor,
Moluccen, Aru-Inseln. 2) C. leucopygia Wall. Neu-Caledonien. 3)
C. linchi H. Java. Malacca, Nicobaren, 4) C. spodiopygia Peale.
Samoa- und Vitigruppe. 5) C. troglodytes Gr. Philippinen. 6} C.
fuciphaga. Bourbon, Mauritius.
P. L. Sclater: „Ueber die amerikanischen Arten der Gattung
Chaetura.-' Proceed. p. 98. Acht Arten.
Ueber Cypselus vittatus und C. subfurcatus Bl. auf Formosa
vergl. Ibis p, 253.
Neue Arten: Chaelura Cassinii Sclat. Proceed. Z. S. p, 205.
pl. 14. fig. 2 (= Acanthylis Hartlaubii Jard. Edinb. Philos, Journal
Juli 13). — Panyptila Hieronymi Sei. Proceed. Z. S. p. 189. pl. 23.
Central- Amerika.
Abbild. Chaetura einer eiventris Sei. Proc. pl. 14. fig. 1 (=
Cypselus acutus Wied).
Hirandinidae. Ueber die Lebensweise von Hirundo rapestris
um Mentone vergl. Moggridge Ibis.
Swinhoe schildert die Schwalben Formosas. Ibis p. 256 (dau-
rica, sinensis, gutturalis).
Hirundo lagopoda Pall. wurde von Fleming in Nord-China
gesammelt.
J. H. Gurney über Hirundo Monteiri. Ibis p, 116. Die Ab-
bildung pl. enl. 310 deute auf diesen Vogel hin, während Brisson
allerdings bei seiner Hirundo senegalensis des rothen Halsbandes
erwähne.
H engl in schreibt über einige Schwalben des Bahr-el-Ghasal
in Caban. Journ. p. 168. Die Atticora cypseloides dieses Reisenden
wird mit Sundevall's Hirundo griseopyga gleichartig sein.
Neue Arten: Chelidon Blakistoni Swinh. Ibis p. 90. Insel Jesso.
— Colyle uropygialis Lawr. 1. c. p. 781. Panama. — Vetrochelidon
albilinca Lawr. Ann. Lyc. N.-Y. Neu Granada. — Petrochelidon lit-
torea Sclat. Proceed. Z. S. p. 189. Central-Amerika.
Coraciadae. Eurystomus madagascariensis scheint einzeln auf
Bourbon vorzukommen. Ibis p, 176.
Eurystomus orientalis wurde, wie schon bemerkt, am Ufer der
Mandschurei erlegt.
Trogonidae. Ueber die Lebensweise von Trogon melanurus
und Trogon viridis vgl. Bates, Nat. Amaz. IL p. 138 und I. p.256.
Aus der sehr fleissigen Bearbeitung der Trogoniden in Cabanis
Archiv f. I^aturg. XXX. Jahrg. 2. Bd. B
18 Hartlaub: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
Museum Heineanum entnehmen wir das folgende : Als zu Speciesrarig
berechtigt, glauben die Verfasser erkannt zu haben : Pyrotrogon oro-
pkaeus Gab. H. (= rutilus Gould B. of A.). Malacca. — Tmetotrogon
virginalis C. H. (= collaris Sclat.). Ecuador. — Tmetotrogon exo-
ptatus C. H. p. 179. Porto Cabello. — Agames lepidus C. H. (= ca-
ligatus Sclat.) p. 187. Ecuador. — Agames crissalis C. H. (= meri-
dionalis v. Pelz.) p. 190. Bahia. — Agames Devillei C. H. (— meri-
dionalis bei Deville) Obere Amazonas. — Ag. venustus C. H. (zu
viridis bei Sei.). Neu-Granada. — Trocles mesurus C. H. p. 202 (zu
melanurus bei Sei.). — Troctes Hofmanni C. H. ib. Costarica. —
Vharomacrus heliactin C. H. p. 207 (=• auriceps Sei.). Ecuador.
BllCCOnidae> Eine Notiz über die Lebensweise dieser Vögel
bei Biates 1. c. I. p. 278.
Tetragonops rhamphastinus jetzt in der Leidner Sammlung
Schlgl. Mus. Pays-Bas. Buccon. p. 93 descr.
Neu: Malacoptila blaziha. Gab. H. 1. c. p. 137. Peru.
ÄlC8dinidae- Gute Beschreibungen sämmtlicher Galbula-Arten
in Gab. H. Mus. Hein. IV. p. 213.
Ueber Lebensweise von Galbula bei Bat es 1. c. I. p. 138 und
über Ceryle ibid. H. p. 29.
Grosse Bearbeitung der Alcediniden bei Schlegel Mus. Pays-
Bas livr. 3. Geht sehr weit im Zusammenziehen der Arten. Ist
Dacelo tyro Gr. wirklich ,.plumage imparfait'' von Gaudichaudi ? ?
Höchst merkwürdig die enorme geographische Verbreitung von
Hacyon chloris!
Von den neun Tanysiptera - Arten, die Wallace annimmt
(sylvia, doris, subrina, nympha, hydrocharis, acis, isis, nais und ga-
latea) vereinigt S c h 1 e g e 1 vier, nämlich nais, galatea, nympha und
isis unter dem Namen dea.
Neue Arten: Tamjsiptera acis Wall. Proceed. Z. S. p. 23.
Bourou. — Ceyx cayeli Wall. Bourou ib. p 25. pl. 5.
Meropidae. Im Mus. des Pays-Bas von Schlegel bearbeitet.
Livr. 3. Unser M. frenatus wird sehr irrthümlich mit Bullockii ver-
einigt. Bonapart e's Gattung Meropogon wird eingezogen.
Tenuirostres.
Promeropidae. Neue Arten: Nectarinia proserpina Wall. Pro-
ceed. Z. S. p. 32. Bourou. — Dicaeum vulneratum Wall. ib. Geram.
Abbild. Ei von Nectarinia souimanga. Ibis pl. 13. fig. 1. —
Dacnis venusta Lawr. Ibis pl. 7. (^ $.
Sclat er giebt eine gute Synopsis der Dacnis- Arten. D. Hart-
laubii ist eine Galliste.
der Vögel während des Jahres 1863. 19
TrOChilidae. Als neu wurden beschrieben: Aithurus fuliginosus
Hill, Proc. Ac. N. ScPhilad. p. 285. Jamaica. — Polytmns Ceciliae
Benvenuti. Rev. p. 207. Neu -Granada. — Mdlisuga Judith. Id. ib.
Neu-Granada. — Mellisuga Salradori. Id. ib. — Mellisuga Ridolß.
Id. ib. Neu-Granada. (NB. Benvenuti kennt Gould's Arbeiten
nicht.) — Petasopkora Cabanidis Heine. Gab. Journ. p. 182. Costa -
rica. — Agyrtria terpua. Gab. ib. p. 184, Bogota. — Eranna jncunda.
Id. ib. Ecuador. — Decimastes Schliephackei. Id. ib, Ecuador. —
Androdon aequatorialis Gould. Ann. Mag. N. H. p. 246. Ecuador.
Höchst interessante neue Form.
Hübsche Notiz über Phaetornis bei Bat es 1. c. p. 163; über
Trocliiliden überhaupt ebenda p. 183 und über Tr. macrourus II. p.28.
F erdin. He ine's Aufsatz ,,Trochilidica" in Caban. Journal
p. 173 zeugt von eingehendem Studium der Colibri's und wird den
Specialisten sehr willkommen sein.
Melliphagidae. Ueber die Fortpflanzung von Psophodes crepi-
tans schrieb A. Dobree im 5ten Bande der Transact. Roy. Soc.
of Victoria.
Neue Arten : Tropidorhynchus bouroncnsis Wall. Proc. Z. S.
p. 31. — Dicaeum igniferum Wall. ib. p. 494. Flores. — Ptilotis ri-
rescens Wall. ib. Lombock. — Speirops vielanocephalus Gray, Ann.
Mag. N. H. Dec. Cameroons. — Zosterops erythropleura Swinh. Pro-
ceed. p. 203. Nord-China. — Z. intermedius Wall. ib. p. 493. Lom-
bock. — Z. awrei/rons Wall. ib. Flores undSumbava. — Z. atrifrons
Wall. ib. Menado. — Z. Grayi Wall. ib. Ke-Island.
CertWadae. Neue Arten: Hypherpes corallirostris Newt. Pro-
ceed. p 85. pl. 13. Madagascar. (Auch Ibis p. 342.) — Citta Krüperi
v. Pelz. Sitzungsber. d. Kaiserl. Acad. der Wiss. in Wien, Bd. 48.
Smyrna. Sehr interessante neue Art: pileo nigro. — Synallaxis
striata Phil. u. Landb. in diesem Arch. p. 120. Cordillere von Arica.
— Dendrornis nana Lawr. Panama. — Cyphorhinus Latcrencii Sclat.
Ann. Lyc. N.-Y. VIII. Neu-Granada. — Thryothorus petenicus Sclat.
Proceed. Z. S. p. 187. Peten in Guatemala.
Ueber den Gesang von Troglodytes furcus vergl. Bates 1. c.
I. p. 15 und derselbe über Cyphorhinus cantans, II. p. 401.
Prof. Reinhard schreibt sehr instructiv über Troglodytes
horealis der Färör. Vidensk. Meddelels. p. 337—339. Scheint un-
bedingt gute Art.
Deutirostres.
Lusciniadae — Malurinae. Ueber die Fortpflanzung von
Ctipiturus malachurus schrieb E. P. Ramsay. Ibis p. 177.
Neue Arten : Graminicola bengalensis Jerd. Ibis p. 177. Ganges.
20 Hartlaub: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
— Drymoica flavirostris Swinh. Ibis p. 300. Formosa. — Sphenoeacus
Alexinae Heugl, Gab. Journ. Bahr-el-Ghasal. — Camaroptera nata-
lensis nob. Ibis pl. 8. fig. 1. Natal. — Megalurus timoriensis Wall.
Proc. Z. S. p. 419. — Cisticola rnstica Wall. 1. c. Bourou — Ci-
sticola Ayresii nob. Ibis p. 325. pl. 8. fig. 2. Natal. — Cisticola fnsci-
capilla Wall. 1. c. p. 489. Timor, Flores. — Drymoica sylvestris
Heugl. 1. c. Bahr-el-Ghasal. — Prinia Adamsi Jerd. Birds of Ind.
II. p.llO.
Man vergl. nochSwinhoe über Drymoica extensicauda, Pri-
nia sonitans und Cisticola volitans. Ibis p. 500.
Sylviinae. Neue Arten: Calamoherpe ISewtoni nob. Ibis
p. 344. Madagascar. — Sylia Ficcioli Benven. Rev. p. 206. Brasi-
lien (?Ref. Hylophilus? Nemosia?) Fhyllopneuste xanthodryas Swinh.
Proc. Z. S. p 296. Amoy. — Calamoherpe fumigata Sw. ib. Amoy.
— Calamodyta sorghophila Swinh. ib. Amoy. — Loctistella macropus
Sw. ib. Amoy. — Locustella minuta Sw. ib. Amoy.
Abbild. Ei von Calamoh. Newtoni. Ibis pl. 13. fig. 3. — Ei
von Ellisia typica ib. fig. 6.
Laufossi aus Lodi über Calamoherpe und Hippolais in Atti
Soc. Ital. Sc. natur. Vol. IV. p. 103.
Lusciniopsis japonica Cass. ist nach Swinhoe = ochoteusis
Middend. und L. Hendersonii Cass. scheine ihm = macropus Sw.
zu sein.
Swinhoe beschreibt zuerst das ausgefärbte Kleid von Lar-
vivora gracilis. Ibis p. 92.
Ueber Alcippe brunnea und Morrisonia vergl. Swinhoe Ibis
p. 296. Ebenders. über andere Sänger Chinas. Ibis p. 307.
Motacillinae. Ueber die Fortpflanzung von Ephthianura
albifrons schrieben Ramsay im Ibis p. 178 undDobree in Trans-
act. Roy. Soc. of Victoria Vol. V.
Ueber Motacilla luzoniensis, lugubris, boarula, ocularis und
flava auf Formosa schrieb Swinhoe Ibis p. 309.
Neue Art: Anthus »nerfiws Wall. Proceed. Z. S p. 488. Timor,
Lombock.
Saxicolinae. Ueber die Fortpflanzung von Origma rubri-
cata schrieb Ramsay, Ibis p. 445.
Ueber Gervaisia albospecularis vergl. E.Newton Ibis p. 345.
Lebensweise, Fortpflanzung u. s. w-
Nene Arten : Larvivora sibilans Swinh. Proceed. Z. S. p. 292.
Macao. — Trihura squamiceps. Id. ib. Canton. — Ruticilla pectora-
lis Heugl. Gab. Journ. p 165. Bahr-el-Abiad. — Saxicola dnmetoria
Wall. Proceed. p. 490. Lombock. — Bradyornis Spehei nob. Proc.
der Vögel während des Jahres 1863. 21
p. 105. Kazeh, Ostafrika. — Rhodophila melanoleuca Jerd. Birds of
Ind. II. p. 128. Am Ganges um Caragola. — Saxicola albigularis
V. Pelz. Sitz Ber. d. Kais. Akad. d. Wiss. in Wien, Bd. 48. Smyrna.
Krüper, (Tristram sammelte diese Art im Jordanthale.)
Abbild. Ei von Pratincola sybilla. Ibis pl. 13. fig. 2. — Ei
von Gervaisia albospecularis ib. fig. 4.
Sylvicolinae. Neu: Dendroeca niveiventris Sclat. Prcceed.
p. 187. pl. 24. fig. 2. Guatemala.
Acce ntorinae. Neue Arten: Gerxjgone morn««« Wall. Pro-
ceed. Z. S. p. 490 Timor. — Gerygone sulphurea Wall. ib. Sula-Island.
— G. superciliosaVioW. ib. Timor.
Parinae. Neu: Lophophanes Beavani Jerd. Birds of Ind. II.
p. 275. — Parus Atkinsoni Jerd. ib. p. 276. Sikkim. — Cardellina
versicolor Sclat. Proceed. p. 188. pl. 24. fig. 1. Guatemala.
Ueber Parus castaneiventris Gould auf Formosa vergl. S w i n-
hoe Ibis p. 295 und Ann. p. 160.
Turdidae. — Formicarinae. Neue Arten: Formicivora vir-
gala Lawr. Ibis p. 182. Panama. — Myrmelastes corvinus. Id. ib.
Panama. — Pithys bicolor Lawr. (früher leucaspis Sclat.). Neu- Gra-
nada. Ann. Lyc. New-York. Neu-Granada.
Turdinae. Ueber die Drosseln Formosa's vergl. Swinhoe
1. c. p. 274.
Neue Arten: Cichladusa arquata Pet. Monatsb. d. Berl. Acad.
für März 1863. Mossambique. Nahe verwandt mit Heuglin's Cra-
teropus guttatus. — Cossypha Isabellae Gray. Ann. Mag. Dec. 1862.
Cameroons. — Orecetes gularis Swinh. Ibis p. 93. pl. 3. Nordchina.
— Turdus horlulorum Sclat. Ibis p. 196. Macao. — Mimus Hillii
March. Proceed. Ac. N. Sc. Philad. p. 291. Jamaica. — Anthocichla
Phayrei Blyth. Burmah. J. As. Soc. Beng. 1862. — Orcocincla Hancli
Swinh. 1. c. p. 275. Formosa. — Pitta rvbrinucha Wall. Ann. p. 133-
Bourou. — Pitla crassirostris Wall. ib. Sula-Inseln.
Abbild. Pitla banghana Schleg. Vog. Nederl. Ind. I. pl. 2. fig. 5.
— P. celebensis ib. pl. 4. fig. 4 u. 5. — F. Macklolli ib. pl.4. fig. 3.
— P. cyanoptera ib. pl. 4. fig. 1. — P. megarhyncha ib. pl. 4. fig. 2.
— P. concinna ib. pl- 3. fig. 1. — P. brachyura ib. pl. 3. fig. 2
und 3. — P. Vigorsii ib. pl. 3. fig. 2 und 3. — P. renusta ib. pl. 5.
fig. 4 u. 5. — P. cyamirn ib. pl. 6. fig. 2 u. 3. — P. Schwaneri ib.
pl. 6. fig. 4. — P. eleqans ib. pl. 5. fig. 4 u. 5. — P. caerulea ib.
p. 1. fig. 1, 2, 3. — P. maxima ib. pl. 1. fig. 4. — P. atricapilla ib.
pl. 2. fig. 2 u. 3.
E 1 1 i 0 t's schönes monographisches Kupferwerk über die Pitta 's
ist zum Schluss gekommen. 31 Tafeln. Ohne Abbildung blieb nur
Pitta crassirostris Wall.
22 Hartlaub: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
Notes on the Mimidae (?) of Jamaica by Rieh. Hill. Proceed.
Ac. N. Sc. of Pliilad. p. 304.
Wallace sammelte Pitta Vigorsii (Grould B, of Austr. Vol. IV.
pl. 2) auf Banda.
Ueber CinclusPallasii auf Formosa vgl. Swinhoe 1. c. p. 272.
Petrocincla cyanea ist gemein in ganz Burmah. Bl.
Timaliina e. Ueber Myiophoneus insularis, Garrulax taiva-
nus, Garrulax poecilorhynchus, Pomatorhinus musicus und Pomat.
erythrocnemis vergl Swinhoe's Mittheilungen im Ibis p. 278 — 284.
Neue Arten: Alcippe hrunnea Gould Ann. Mag. p. 160. For-
mosa. — Pomaforhinns erythrocnemis Gould ib. Formosa.
Ueber Drymocataphus bivittatus auf Timor vergl. Wallace
Proceed. Z. S. p. 489.
Pycnonotinae. Neue Arten: Pycnonotus familiaris Blyth.
J. As. S. B. — Criniger myslacalis Wall. Proceed. Z. S. p. 28. Bou-
rou. — Trichophorus tephrolaemus Gray, Proc. Z. S. Cameroens.
Abbild. Ei von Hypsipetes ourovang. Ibis pl. 13. flg. 5.
Oriolinae. Ueber die Fortj^flanzung von Mimeta viridis
um Sydney schrieb E. P. Bamsay. Ibis p. 179.
Ueber Mimeta bourouensis und deren merkwürdige Analogie
mit Tropidorhynchus bourouensis schrieb sehr interessant Wallace.
Proceed. Z. S. p. 26. Ebenso verhält sich Mimeta Forsteri zu Tro-
pidorhynchus subcornutus auf Ceram.
Tyrannidae. Neue Arten: Myiozelefes marginatus Lawr. Ibis
p. 182. Panama. — Myiohius atricaudiis. Id. ib. Panama. — Platy-
rhynchus svperciliaris. Id. ib. Panama. — Dasycephala albicauda
Phil. u. Landb. Trosch. Arch. p 132. Peru. — Rhynchocyclus flavo-
olivaceus Lawr. Ann. Lyc. N.-Y. VIII. part 4. Neu-Granada. — Elac-
nia arenarum Sclat. Proceed. Z S. p 190. Costarica.
Ueber die Lebensweise der Dasycephala livida und maritima
berichten sehr ausführlich und hübsch Phil, u Landb. 1. c.
Muscicapidae. In der Sitzung der Societe Italiana di Science
naturali sprach Lanfossi über Muscicapa albicollis, luctuosa und
speculigera, die er sämmtlich für eine und dieselbe Art erklärt.
Wir theilen diese Ansicht nicht. (Atti etc. 1863. Vol. 4.)
Ueber Myiagra azurea auf Formosa vergl. Swinhoe Ibis
p. 261. Lebensweise, Fortpflanzung.
Neue Arten: Monarcha ?ortca?a Wall. Proceed. Z. S. p. 29.
pl. 6. Bourou. — RhipifJura bouronensis. Id. ib. p. 29. — Myiagra
rnßynla Wall. ib. p. 491. Timor. — Rhipidura dilula. Id. ib. Flores.
— Erythrosterna hrunneicauda Newt. Ibis p. 347. (Proceed. p. 180).
Madagascar. — Hyliota orientalis Heugl. Gab. Journ. p. 274. Bahr-
Fertit. O.-Afr. — Muscicapa tnelanura Heugl. ib. Am Djur.
der Vögel während des Jahres 1863. 23
Vireoninae. Neue Arten: Vireosylvia atripennis Lawr.
Proc. Acad. Nat. Sc. of Philad. p. 106. Sombrero -Island. — Vireo
pallens Sclat. Proceed. Z. S. p. 188. Nicaragua, Costarica. — Vireo
ochraceus Sclat. 1. c. Peten in Guatemala.
Ampelidae. Neue Arten: Pachxjcephala mentalis Wall- Proc.
Z. S. p 30. Batchian, Gilolo — Pachyccphala fuholincla. Id. ib. p. 492.
Flores. — Lipangus albocjriseus Lawr. Ann. Lyc. N.-Y. Neu-Granada.
— Pipra leucorkoa Sclat. Proceed. p. 63. pl. 10. Neu-Granada.
Eine Notiz über die Tauzgewolmheiten der Pipra's bei Bat es
I. p. 254. (P. cornuta Sp.)
Ebendaselbst über Cephalopterus ornatus IL p. 283. c. fig. cap.
Laniidae. Leber eine Varietät von Lanius Schach auf Formosa
schrieb Swinhoe 1. c. p.270.
Neue Arten: Dryoscopus funebris nob. Proceed. Z. S. p. 105.
Meninga in Ostafrika. — Dryoscopns hatnahis, iiob. ib. von Kazeh.
(Beide Arten von S p e k e entdeckt.)
C e blep yrin ae. Neue Arten: Campeplaga mar^imafa Wall.
Proceed. Z. S. p. 31. Bourou. — Graucalvs rex pineti Swinh. Ibis
p. 265. Formosa. — Chaplia brauneana Swinh. ib. p. 269. Formosa.
— Pericrocotus griseogularis Gould. Ibis p. 263. Formosa. — Peri-
crocotus sordidus S)winh. ib.Amoy. — Pericrocotus cantonensis Swinh
ib. — Pericrocotus exul Wall. Proceed. p.492. Lombock.
Ueber Edolius bimaensis auf Lombock, Sumbava und Flores
vgl. Wallace in Proceed. p.492.
Swinhoe über Chibia hottentotta bei Peking. Ibis p.96.
Abbild. Ei von Dicrurus forficatus. Ibis pl. 13. fig. 7.
C. Giebel: Zur Osteologie der Gattung Ocypterus. Zeitschr.
f. ges. Naturwiss. Bd. 21. p. 140 — 145.
Corvidae. Neue Arten: Dendrocilta Bmjleyi Tytl. Ibis p. 119,
Andamanen. — Lycocorax morotensis Schleg. Ibis p. 119. Insel Mo-
retai. — Vrocissa caerulea Gould Ann. p. 162. Formosa.
Ueber Corvus senex und Corvus fuscicapillus, zwei sehr ver-
schiedene Arten, schrieb Wallace. Ibis p. 100. Erstere bewohnt
Neu-Guinea, letztere die Aru-Inseln und Waigion.
Picathartes wurde kürzlich durch Nagtglas von der Gold-
küste an das Leidner Museum eingeschickt. Schleg. in litt.
P]. Schutt: ,,Zur Fortpflanzung von Nucifraga caryocatactes."
Caban. Journ. p. 170. Nest und Eier.
Ueber Corvus splendens in Burmah u. s. w. und dessen Rassen
vergl. Blyth und Blanford. Journ. As. Soc. of Beng.
Paradisidae. Wallace's Abhandlung über die Paradiesvögel
wurde ins Holländische übersetzt. Nederl. Tijdsk. Dierk. L p.XXXV.
24 Hartlaub: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
Couirostres.
Stnrnidae. Schlegel behandelt die Gattung Gracula mo-
nographisch. Nederl. Tijdsk. Dierk. I, Sieben Arten: 1) G. reli-
giosa pl. 1. fig. 1. Unterindien, Ceylon. 2) G, venerata ib. fig. 2.
Sumbava, Flores. 3) G. javanensis ib. fig. 3. Malacca, Java, Suma-
tra, Borneo. 4) G. intermedia ib. fig. 4. Bengalen, Nepal, Tenasse-
rim. 5) G. Lidthi Schi. n. sp. fig. 5. 6) G. ptilogenys ib. fig. 7.
Ceylon. 7) G. Dumontii ib. fig. 8. Neu- Guinea und Aru-Inseln, und
8) G. pectoralis ib. Neu-Guinea.
Neue Arten: Leistes albipe^ Phil. u. Landb. Trosch. Archiv
p. 128. Peru, Küstenregion. Angenehmer Gesang. — Sturnopastor
superciliaris Blyth J. As. S. B. Pegu.
Fringillidäd. — Ploceinae. Neue Arten: Spermestes rufo-
dorsalis Peters in Cab. Journ. p. 401. Inhambane. — Estrelda mela-
nogastra Heugl. Cab. Journ. p. 273. Djur und Kosanga. — Lagono-
sticta nigricollis Heugl. ib. Djur. — Euplectes phoenicomerus Gray.
Cameroons. — Estrelda ßavidiventris Wall. 1. c. Timor, Flores. —
Estrelda paludicola Heugl. 1. c. p. 166. — Bahr-el-Ghasal. — E.
rhodopsis Heugl. ib. Bahr-el-Ghasal — Sporaegintkus miniatus Hexigl.
ib. — Vidua eques, nob. Proc. Z. S. p. 106. pl. 15. Kazeh. — Neli-
curvius fuscicollis Beichb. Singvöggl p. 71. fig. 263 — 265. Java. —
N. emberhitws Rchb. ib. fig. 269—172. Ceram. (? Ref.) — Ploceolus
taenioptervs Rchb. ib. fig. 281 — 282. Sudan. — Ploceus cyclospiltis
Rchb. ib. fig. 295 — 296. Süd- Afrika. — Ploceus ckloronolns Rchb.
ib. fig. 304—305. West- und Süd-Afrika. — Ploceus Brandtii Rchb.
ib. fig. 306. Süd-Afrika. — Xanthophihis sulfureus Rchb. ib. fig. 313.
China (?Ref.).
lieber Coliuspasser phoeniceus vergl. Heuglin Cab. Journal
p. 168. Beschreibung der verschiedenen Kleider.
Tanagrinae. Neue Arten: Pitylus albociliaris Phil. u. Landb.
Trosch. Arch. p. 122. Peru. 5000' hoch. — Pipilo virescens Ref. Cab.
Journ. p. 228. Mexiko. = Tanagra melanops Licht. — Calliste Doicii
Sclat. Proceed. Z. S. p. 168. Costarica. Auch Ibis p. 12-
Coccothraustinae. Neue Arten: Ligurnus rufobrujineus
Gray. Proceed. Z. S. West-Afrika, Sabine. — Spennophila semicol-
/cf»-/s Lawr. Neu-Granada. — Spermophila schistaceahawr. 1. c. Neu-
Granada. — Phonipara Marchii Baird. Proc. Acad. Philad. p. 297.
Jamaica. — Munia topela Swinh. Ibis p. 315. Formosa. — Munia
pallida Wall. Proc. p. 495. Lombock, Flores. — Ämadina insularis
Wall. ib. Timor, Flores.
G. R. Gray beschrieb mas ad. von Ligurnus olivaceus nach
Exemplaren von Cameroons. (Burton.)
der Vögel wähi'cud des Jahres 1863. 25
Fringillinae. Neue Arten: Spizella pinetorum SciaX.Vroo.
Z. S. p. 189. Peten. — Ammodromus pelenicus Sei. ib. — Junco al-
ticola Sei. ib. Guatemala. — Chnjsomitris atriceps Sei. ib. p. 190.
Quesaltenango. — Strobiliphaga Burtoni Gray. Proc. Z. S. Came-
roons. — Propasser frontalis Bl. J. As. S. Beng. u. Jerd. Birds of
India 11, p. 403. Sikkim. — Propasser Murrayi Bl. ib. Gwalior.
Abbild. Fringilla Morelefti Pueher. in Dubois Ois. d'Eur.
non observ. en Belg. pl. 105 a. Originalabbildung.
üeber die enorme Verbreitung von Passer montanus in Indien
sehe man Blyth. Zur Regenzeit häufig in den Strassen vonAkyab;
auch bei Singapore. Um Thayet-Myo am Iwawaddi sind P. mon-
tanus und P. domesticus gemein.
Nach Elliot Coues käme Linaria flolbölli auch in Nord-
Amerika vor. Sei aber nur als Spielart zu betrachten. Proceed.
Ac. Sc. of Philad. p.41. — L. exilipes sei und bleibe eine gute Art.
Emberizinae. üeber Emberiza pithyornus und E. Stra-
cheyi bei Peking vergl. Swinhoe. Ibis p. 95.
Neu: Chlorospiza erythronota Phil. u. Landb. in Trosch Arch.
p. 121. Cordillere von Peru, 14,000' hoch.
Alaudinae. Neue Arten : Macronyx striolata Heugl. Caban.
Journ. p. 164. Bahr-el-Ghasal. — Alatida pekinensis Swinh. Ibis p. 95.
— Alauda intermedia Sw. ib. Shanghae. — Anthus Blakistoni, Swinh.
1. c. p. 90. Jang-tse-Kiang. — Anthus Gustari Sw. ib. Amoy. — Me-
qalophonus rostratus nob. Ibis p. 326. pl. 9 fig. opt. Natal.
D e s m u r s' über die Pyrrhulauda-Arten und ihre Eier. Rev.
Zool. p. 209. Sind wirkliche Lerchen.
E. V. Harcourt schreibt im Ibis p. 230 gegen Bolle, des-
sen Anthus Berthelotii nichts sei als A. pratensis.
Ueber das Vorkommen von Anthus rufescens in England siehe
G. Dawson Rowley. Ibis p. 37.
Swinhoe hält Cassin's Anthus japonicus für A. cervinus im
Winterkleide. Ibis p. 443.
Otocorys penicillata bei Peking. Swinhoe Ibis p. 95.
Pyrrhulinae. E. Blyth: .Note on the genus Pyrrhula."
Ibis p. 440. Sieben Arten. Pyrrhula erithacus ist eine neue Art
aus den Bergen Nepals, pl fig. opt. Yergl. auch Jerd. Birds of
hidia II. p. 389.
Seansores.
Bacerotidae. Schlegel über Buceros Nagtglasi. Nederl.
Tijdschr. Dierk. I. p. 56. pl 2 und id. ib. über B. pulchirostris Schi,
pl. 4. Beide von der Goldküste.
Fsittacidae. Neue Arten: Lophochroa Leari 0. Finsch 1. c. ist
26 Hartlaub: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
= Cacatua Ducorpsii H. Jacq. — Lophochroa Goffini. Id. Vaterland
unbebannt. — Psitlacvs gnttatus et Ps. Benisteini v. Rosenb. Na-
tuurh. Tijdschr. Nederl. Indie. Deel 25. p. 145 sind = Eos reticulata
Müll. — Polytelis Alexandrae Gould, Proc. Z. S. p. 232. Centralau-
stralien. — Loriculus floscnlus Wall. Proc. Z. S. p. 488. Flores. —
Phaeocephalus Versteri Goff. Guina ist nur Varietät von senegalus.
— Vaza melanorhyncha Finsch. von Madagascar, ist der gewöhnliche
Vaza. — Tanygnathns afßnis Wall. Proceed. p. 19. Ceram und Bou-
rou. — Cacatua Eleonora 0. Finsch. Ned. Tijdschr, Dierk. 3. ist
= Plyctolophus macrolophus v. Rosenb. Mysol, Salwattie.
Phaeocepkalos xanthoplerus Heugl. Gab. Journ. p. 271 vom
Djur ist wahrscheinlich nur Meyeri. — Agapornis xanthops Heugl.
von Bahr-Fertit u. s w., ist jun. av. von pullaria. — Psittacus ci-
treocapillus Heugl. ist = flavifrons Rüpp.
lieber die Papageien Indiens vergl, Blyth im Ibis p. 1. 10
Palaeornis, 1 Psittinus, 3 Loriculus.
Dr. J. Haast über Strigops habroptilus. Verhandl. d, zool.-
botan. Gesellsch. in Wien 1863. p. 1115. Höchst interessant.
Gerard Krefft schreibt über die Lebensweise von Caly-
ptorhynchus xanthonotus. Ibis p. 117.
Von Dasyptilus Pesqueti ist jetzt ein prachtvolles Exemplar
in der Sammlung zu Leiden. Dasselbe stammt wahrscheinlich von
Salwattie.
Otto Finsch: ^Naamliyst der in de Diergaarte te Amster-
dam levende Papegaaien." Nederl. Tijdschr. Dierk. Abth. 1.
Ueber Macrocercus macao und Deroptyus coronatus vergl.
Bäte s 1. c. I. p. 227. Und über Conurus gujanensis id. ib II. p. 103.
Ficidae. Neue Arten: CampephiJus Bairdii Cass. Proceed. Ac.
N. Sc. Philad. p. 322. Cuba. — Polipicus Ellioti Cass. ib. vom Muni
W.-Afrika. — Picus scintilliceps Swinh. Ibis p 96. Peking. — Bra-
chypternus fokensis Swinh ib. p. 87. Toschow, — Picns kaleensis Sw.
ib. p. 390. — Picus insularis Gould Proc. Z. S. Formosa. — Geci-
nus tankolo Gould ib. Formosa. — Celeus squamatus Lawr. Ib. p. 184.
Panama. — Picus Orizabae Cass. Proc. Ac. Phil. p. 196. Mexiko. —
Picus vagatus. Id. Transact. Ac. Phil. pl. 52. fig. 1. Mexiko. — Ge-
cinulus viridis Blyth. J. As. Soc. Beng. Burmuh. — Mulleripicus
Feddeni Blanf. ib. Burmah. — Mulleripicus Hodgei Blyth. Ib. Anda-
manen. — Picus Blanfordi Bl. (? Rasse von mahrattensis) 1. c. Bur-
mah. — Celeus mentalis Cass. Transact. Acad. Philad. pl. 52. fig. 2.
Neu-Granada — Picus Malherbii Cass. ib. pl. 51. fig. 3. Zanzibar,
— Campethera vestila Cass. ib. pl. 57. fig. 2. St. Paul's-Fluss, West-
Afrika. — Dendrotypes nesiotes Cab. H. Picid. p. 49. Formosa. —
Jpoctonus lepidus. Id. ib. p. 118. Abysßinien. — Fhaeonerpes Rei~
der Vögel während des Jahres 1863. 27
chenbachii Cab. H. ib. p. 141. Cura^ao. — Campias affilis. Id. ib.
p. 147. Rio- Napo. — Campias scdulus. Id. ib. p. 153. Guiana. —
Chrysoptilus punctipeclus. Id. ib. p. 1G3. Venezuela — Picumnus le-
pidotus Cab. H. p. 14. — Picummis pumilus. Id. ib. p. 16.
J. Gas sin: „Notes on the Picidae of the Philadelphia Col-
lection." Proceed. Acad. N. Sc. of Philad. p. 194. Sehr werthvoU.
Audubou's Picus Phillipsii und P. Martinae seien jun. av. von P. ca-
nadensis.
Der zweite Theil des 4ten Bandes des „Museum Heineanum"
umfasst die Spechte. Es krankt diese umfangreiche höchst fleissige
und verdienstliche Arbeit mehr als je eine zuvor am ..delire gene-
rique." Die Familie der Spechte ist eine der am besten bearbeite-
ten in der Ornithologie.
Capitonidae. Die schöne monographische Abhandlung über
diese Gruppe in Schlegel's Musee des Pays-Bas hat einen talent-
vollen leider für die Wissenschaft zu früh verstorbenen jungen Or-
nithologen, Herrn Goffin, zum Verfasser.
Neue Arten : Megalaema chrysopis Goffin 1. c. p. 15 Borneo.
— Megalaema nuchalis GouldProc Z S. Formosa. — Trachyphonus
Goffini Schleg. Mus. Pays-Bas, Bucc. p. 73. Goldküste.
Cuculidae. Museum Heineanum pars IV. p. 1 bis 123. Cucu-
lidinen von F. Heine jun. Sehr kritisch und eingehend behan-
delt diese Arbeit eine der schwierigsten unter den Hauptgruppen
der Scansores.
Neue Arten : Cacomantis threnodcs Cab. H. 1. c. p. 19. Malacca.
— Cacomantis infaustus Cab. H. ib. p. 23. Mysol. — Hierococcyx
pectoralis. Id. ib. Philippinen. — Cnculus Heuglini. Id. ib. p. 42.
Bahr-al-Abiad. — Cuculus hypopinarus. Id. ib. Cap. (Edolio jeune,
Levaill.) — Pyrrkococcyx mesurus. Id. ib. p. 23. Bojota. — Pyrrho-
coccyx pallescens. Id ib. p. 86. Nord-Brasilien. — Pynhocentor uni-
rufus. Id. ib. p 118. Philippinen. — Cuculus Kelungensis Swinh.
Ibis p. 394. Formosa. — Cacomantis querulus Gab. H. p. 352. Nepal.
— Cuc. telepkonus. Id. ib. Japan. — Cuc- mesites. Id. ib. Java. —
Cuc. concretns. Id. ib. Borneo. — Coccyzusa gracilis. Id. ib. p. 356.
Ecuador.
Zahlreiche Beweise für die parasitischen Gewohnheiten von
Coccyzus glandarius in Aegypten bringt J. H. Coc hrane. Ibis p. 361.
Andere bei Stafford Allen. Kehi Zweifel mehr möglich!
Rhamphastidae. Ueber Rhamphastos Cuvieri vergl. Bates
1. c. II. p. 214; über die Rhamphastiden um Ega ebendas. p. 336.
Ueber Pterogl. Beauharnaisii ebendas. p. 343.
28 Hartlaub: Bericht üb, d. Leist. in d. Naturgeschichte
Columbac.
Neue Arten: Treron Floris Wall, Proceed. Z. S. p. 496. Flo-
res, Solor, — Treron pnIvervlentaWsiW, Ibis p. 319. Java. — Treron
fjriseicauda Wall. 1. c. Celebes. Sula- Inseln. — Treron Formosae
Swinh. Ibis p. 396. — Treron nasica Schleg. Colomb. Nederl. Tijd-
schr, Dierk. I. p. 63. Sumatra. — Osmotreron Phayrei Blyth J. As.
Soc. B. Burmah. — Leucotrcron Gironnieri Desmurs ="• Ptilinopus
Geversi Schleg. 1. c. pl. 3. fig. 1. Ibis p. 120. — Phlegoenas Bartletti
Sclat. Proceed. Z. S. p. 377. pl. 34. Vaterl. unbekannt. — Ptilinopus
nlbocinctus Wall. Proceed. pl. 39. Flores. — Ptilinopus Bernsteini
Schleg. 1. c. von Batjan und Halmahera (= foem. oder mas jun. von
Carpophaga formosa Gray). — Ptilinopus hugonianus Schleg. Tijd-
schr. Dierk. pl. 3. fig. 2. — Ptilinopus insolitus Schleg. ib. fig. 3. —
Macropygia magna Wall. Proceed. Z. S. p. 497. Timor.
A. R. Wallace: „Note on the Fruit-Pigeon of the genus
Treron." Ibis p. 318. Die ächte aromatica aufBourou und Amboina.
Schlegel: „Observations sur les Colombars voisin de Treron
aromatica et vernans." Nederl. Tijdschr. Dierk. I. p. 63.
Didunculus strigirostris ist noch lebend auf der grossesten
Insel des Samoaarchipels, Sawai. Lebend im Zoolog. Garten zu
London. Bennett in den Proceed. Z. S. p. 372.
dallinae.
Phasianidae. Neue Arten : Euplocamus nobilis Sclat. Proceed,
p. 119. pl. 16. Borneo. — Euplocamus Swinhoei Goald Ann. Mag. N.
H. p. 164. Formosa.
P. L. Sclater: „List of the species of Phasianidae with re-
marks on their geographical distribution." Proceed. Z. S. p. 113.
Schöne ausführliche Mittheilung über 35 Arten Phasianinen, 8 Pa-
voninen, 3 Meleagrinen und 10 Numidinen.
Tetraonidae. Neue Arten: Bamhusicola sonorivox Gould Proc.
Z. S. Formosa. — Perdix barhata J. Verr. et Desm. Proceed. p. 62.
pl. 9 und ib. p. 370. foem. Nertschinsk. — Tumix Blanfordii Blyth
J. A. Soc. Beng. Aracan. — Tumix rufescens Wall. Proceed. p. 497.
Insel Samao.
Ueber das noch Vorkommen oder nicht mehr Vorkommen von
Francolinus vulgaris in Europa vergl. Ibis p. 113.
Arthur Nordmann giebt Beobachtungen über den Auer-
hahn des Amur (Tetrao urogalloides Midd.) Bullet. Soc. N. Mose. 34.
p. 261. Gänzlich verschiedene Lebensweise. Nordmann jagte den
Vogel um Staro-Michailowsk, 200 Meilen den Fluss aufwärts.
der Vögel während des Jahres 1863 29
lieber Francolinus icterorhynchus und Fr. Schlegelii vergl.
Heug lin Caban. Journ. p. 275. Beide in Bongo.
Abbild. Tetrao lagopus pull. llev. et Mag. Zool. pl. 9
W. K. Parker: ,.0n the Osteology of the genera Pterocles,
Syrrhaptes, Hemipodius and Tinamus. Proceed. Z. S. Sehr ausführ-
liche keines Auszugs fähige Arbeit- Sehr werthvoll.
Cracidae. Neue Arten: Tinamus guttalus Natt. v. Pelz. Verh.
d. zool. -botan. Gesellsch. in Wien p. 1126. Brasilien. — Tinamus
erythropus Natt. v. Pelz. il). Brasilien. — Titiamus brevirostris Natt.
V. Pelz. ib. Brasilien.
Ueber Opisthocomus vgl. Bat es 1. c. I. p. 119 und über Crax
globicera und Mitu tuberosa ib. II. p. 112.
Pteroclidae. Dr. C. Bolle: ..Das kirgisische Steppenhuhn
(Syrrhaptes paradoxus) in Deutschland während des Frühlings von
1863."' Ein Beitrag zur ornithologischen Tageschronik. Cab. Journ.
p. 241. Und
Dr. B. AI tum: „Das Steppenhuhn auf Borkum," ib. Sehr
interessant. Lebensweise, Anatomie u. s. w.
Ueber Syrrhaptes in Frankreich. Rev. et Mag. Zool. p. 320.
F. B. de Montessus über Syrrhaptes in Rev. Zool. p. 393.
pl. 24. 25. mas et foem.
Prof. Grube in der Bresl. Zeit. Dec. 3. p. 163. Ueber Syr-
rhaptes in Schlesien u. s. w.
Struthioues.
Dr. A. Böcking: „De Rhea americana,"' dissert. zool. Bonn.
31 S. Wichtiger Beitrag zu unserer Kenntniss des amerikanischen
Strausses. Der Verfasser lebte längere Zeit in den La Plata Pro-
vinzen und scheint Lebensweise, Fortpflanzung, Verbreitung, Zäh-
mung gut beobachtet zu haben. Rhea Darwinii wird sehr irr-
thümlich als Lokalrasse von Rh. americana behandelt. Auch :
Dr. A. Böcking: „Monographie des Nandu oder südameri-
kanischen Strausses." Trosch. Arch. p. 212.
P. L Sclater: „Ueber die Fortpflanzung von Casuarius Ben-
netti." Proceed. Z. S. p. 518. pl. 42. pull.
P. L. Sclater: „Notes on the method of incubation among
the Birds in the order Struthionesetc" Proceed. Z. S. p. 233. Sehr
instructiv. Allerlei Neues und Eigenthüraliches über Apteryx. Nur
ein Ei zur Zeit.
30 Hartlaub: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschiclite
Grallae.
W. K. Parker: „Ueber die systematische Stellung von Pa-
lamedea chavaria." Proceed. Z. S. p. 511, Eine der schwierigsten
Fragen in der Ornithologie wird hier mit vielem Geschick und ent-
schiedener Sachkenntniss behandelt. Von allen lebenden Vögeln
steht Palamedea dem fossilen Archaeopteryx am nächsten.
Ardoidae. In der dritten Abtheilung seines Museee des Pays-
Bas behandelt Schlegel die Reiher. Für Ardea garzetta und A.
egretta wird kosmopolitische Verbreitung behauptet. Sehr wichtig.
A. D. Bartlett: „Ueber Lebensweise und Affinität desKagu
(Rhinochetus jubatus). ' Ann. p 227. Scheint Eurypyga am näch-
sten zu stehen. Skelett noch unbekannt. Erinnert primo aspectu
noch an Oedicnemus, Psophia, Scopus, Nycticorax.
Dr. G Bennett: "Notes on the Kagu." Proc Z. S. p. 385.
Nach F. Joubert gäbe es zwei Arten von Rhinochetus.
Ibid. p. 439.
Ueber Eurypyga helias vergl. Bat es 1. c. I. p. 82.
Anziehend schreibt über Ardea egretta als Brütvogel in Deutsch-
land AI. V. Homeyer. Gab. Journ. p. 440.
Neue Art : Ardea sentirnfa Schi. Ard. p. 35.
Scolopacidae. Neue Arten: Hcmerodromus cinctus Heugl. Ibis
p. 31. c. fig. Goudokoro. — ISnmenius rufescens Gould Proc. Z. S.
Formosa. — Recurvirostra andina Phil. Landb. in Trosch. Arch.
p. 131. Peru. 16,000' hoch. Unzweifelhaft neu. — Sarcogramma
alronuchalis Blyth. Indochines. Länder. Steht goensis zunächst.
Abbild. Recurvirostra avocetta pull. Rev. zool. pl. 3. — Pha~
laropus hyperboreus pull. ib. pl. 4. — Haeviolopus ostralegus pull,
ib. pl. 16.
Vergl. Stafford Allen über Hoplopterus spinosus in Ae-
gypten. Ibis p. 156. Lebensweise.
A. Newton schreibt über Totanus ochropus, nämlich über
dessen Fortpflanzung. Proceed. Z S. p. 529.
0. Desmurs: ,.Notice sur les oiseaux de la petite famille
des Thinocoridees et sur les characteres de leurs oeufs." Rev. et
Mag. de Zool. p. 146. Desmurs kennt die Eier aller drei Arten.
Nächste Verwandtschaft zu Charadrius. Das Ei von Thinocorys
orbignyanus ist kaum zu unterscheiden von dem von Charadrius
vociferus.
Rallidae. Neue Arten: Euryzona Canningii Tytler. Ibis p. 119.
Andamanen. — Gallinula frontala Wall. Proceed. Z. S. p. 35. Bou-
rou. — Corethrura gnatemalensis Lawr. Proc. Acad. Nat. Sc. of
der Vögel während des Jalires 1863. 31
Philad. p. 106. — Aramides axillaris Lawr. Ibid. Baranguilla. —
Porphxjrio minutus Heugl. Gab. Journ. p. 169. Bahr-el-Abiad, Bahr-
el-Ghasal. Kleiner als P. AUeni. — Limnocorax erythropus Heugl.
ib. Quellgebiet des Bahr-el-Ghasal, — Euryiona amauroptera Blyth
1. c. Ja,va.
Anseres.
Anatidae. Dr. R. A. Philipp! und Ludw. Landbeck:
„Ueber die chilenischen Gänse." Trosch. Arch. p. 184. Fleissige
ausführliche Arbeit. Die Verfasser kennen dort 4 Arten: 1) Ber-
nicla melanoptera Eyt. Peru, Bolivien bis 16,000' hoch. Piuquen.
2) Bernicla dispar Ph. u. L. Gansillo Unit. Stat. Nav. Astron. Exped.
Vol. II. t. 24. Mittlere Provinzen Chili's. Cordilleren. Ei. — 3) Ber-
nicla chiloensis Ph. u. Landb. Desraur's inornata ist das Weibchen.
Südl. Chili und Chiloe. 4) Bernicla antarctica Gm. Antarktisches
Südamerika.
V. Pelz ein schreibt über Cygnus immutabilis Yarr. Verh. d.
zoolog.-botan. Gesellsch. in Wien 1863. p. 785. Drei Exemplare vom
Menzaleh-See in Unterägypten.
J. P. vanWickevoortCromeiin: „Notice sur les Canards
observes en Hollande." Nederl. Tijdschr. Dierk. I. p. 172.
Neue Art: Querquedula angiistirostris Phil. u. Landb. Trosch.
Arch. p. 202. Peru.
Abbild. Anas penelope pull. Rev. zool. pl. 17.
Alcidae. A, Newton: ,,Remarks on the exhibition of a na-
tu ral mummy of Alca impennnis." Proceed. Z. S. p. 435. Vier
Fuss unter dem Boden auf Funksland gefunden. Sehr interessant.
Desmurs bringt eine Notiz über das Ei von Alca impennis.
Rev. et Mag. Zool. p. 1. pl. 1 u. 2, Zwei schöne Eier in natürli-
cher Grösse abgebildet. Das eine kaufte Desmurs 1830 für fünf
Franken, das andere 1833 für drei Franken ! !
Ein Jugendkleid von Alca impennis befindet sich in einer
Privatsammlung in Prag. A. FritschMn Caban. Journ. p. 297.
Kein weisser Fleck vor dem Auge, „gutture albo."
Abbild. Alca torda pull. Rev. zool. pl 10.
Procellaridae. Zählen zu den bis jetzt im Musee des Pays-Bas
von Schlegel catalogisirten Familien. Livr. 4.
Neue Arten : Procellaria incerta Schleg. 1. c. Neuseeland, Neu-
caledonien. — Procellaria neglecta Schleg. ib. Insel Kerraadec (Ae-
strelata diabolica Bp. ?). — üiomedea calminata Schleg. ib. Insel St.
Paul und Amsterdam p. 35.
32 H a r 1 1 aub : Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgesch. u. s. w.
Dr. Th. Krüper schreibt sehr anziehend über die Sturmvö-
gel der Cycladen. Puffinus cinereus und Puffinus obscurus. Caban.
Journal p. 326.
Larida6. Neue Arten: Slema lorain Phil. u. Landb. Trosch.
Arch. p 124. Bai von Arica. — Hterna Frobeenii. Id ib. p. 125. Bai
von Arica. — Sterna comata Phil. u. Landb. ib. — Sterna alhofas-
ciata Phil, u Landb. ib. Chile.
EUiot Coues schreibt mit kritischer Ausführlichkeit: „On
the Lestris Richardsoni of Swainsön, with a critical review of the
subfamily Lestridae." Proceed. Acad. N. Sc. Philad. p. 121.
Bericht über die wisseiiscliaftlicheii Leistungen in der
INaturgescliicIite der niederen Thiere w.ährend des
Jahres 1863.
Von
Dr. Rud. Leuckart;
Professor der Zoologie und vergl. Anatomie in Giessen.
De Filippi glaubt in Uebereinstlmmung mit van
ßeneden bei der Aufstellung der obersten Abtheilun-
gen des Thierreiches das Lagerungsverhältniss von Em-
bryonalanlage und Dotter zu Grunde legen zu können
und unterscheidet hiernach sechs Gruppen^ die E pico ty-
ledoneen^ Hypocotyledoneen, Procotyledo-
neen (Cephalopoden) , Metaco t yledon een (Mollus-
ken), M esocotyl edon een (Würmer) und Acotyl e-
doneen (Molluskoiden?^ Echinodermen, Coelenteraten,
Protozoen). Die zwei ersten dieser Gruppen fallen mit den
gleichnamigen Abtheilungen des van B e n eden'schen
Systems zusammen, während die übrigen den AUocotyle-
doneen v. Ben. entsprechen. Als charakteristisch für die
Mesocotyledoneen wird angegeben, dass die Hauptmasse
des Nahrungsdotters mit den Hauptachsen des Körpers
zusammenfalle , während die Acotyledoneen überhaupt
keinen Unterschied zwischen Keim und Nahriingsdotter
mehr zeigen sollen. Moleschott's Untersuchungen zur Na-
turlehre Bd. IX. S. 126— 128.
Das von Peters, Carus und Gerstäcker ge-
meinschaftlich (in 2 Bänden) herausgegebene „Handbuch
der Zoologie^ erfüllt seinen Zweck, in einer dem Stande
der heutigenWissenschaft entsprechenden Weise einen voll-
ständigen Ueberblick über den Formenreichthum und den
Archiv f. Naturg. XXX. Jahrg. 2. Bd. Q
34 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
morphologischen Zusammenhang der Thierwelt zu geben,
so vollständig und gewissenliaft, dass wir es geradezu als
unentbehrlich für das zoologische Studium bezeichnen
dürfen. Der zweite bis jetzt allein herausgegebene Band
(Leipzig 1864. 642 S. in gross Octav) behandelt die Ar-
thropoden fmit den Räderthieren\. Würmer, Echinodermen,
Coelenteraten und Protozoen und enthält ausser einer
Schilderung der einzelnen grösseren und kleineren Grup-
pen eine fast vollständige Aufzählung der Gattungen^ die
meist auch in kurzer und präcisor Weise charakterisirt
sind. Eine Artdiagnose ist nur da beigefügt^ wo der Ge-
sammttjpus hierdurch eine weitere Erläuterung erhielt.
Dass auch der anatomische Bau und die Entwickelungs-
geschichte gebührend berücksichtigt sind, bedarf bei der
durchaus wissenschaftlichen Haltung des Werkes kaum
der besonderen Erwähnung.
Als ein brauchbares Hülfsmittel des zoologischen
Unterrichtes dürfen hier auch wohl die bei uns nur we-
nig bekannten »zoologischen Wandtafeln'*^ erwähnt werden,
die der naturhistorische Zeichner in Kopenhagen, Chr.
Thor mann nach den Yorlesungszeichnungen des dorti-
gen üniversitätsmuseums entworfen und lithographirt hat.
Das Ganze wird auf 40 Tafeln berechnet, von denen die
erste Hälfte schon seit einiger Zeit auf buchhändlerischem
W^ege (durch A. Dürr in Leipzig) bezogen werden kann.
Die Abbildungen sind meistens Copiecn und dürfen mit
wenigen Ausnahmen als höchst gelungen bezeichnet wer-
den. Von Würmern finden wir darunter Eunice gigantea
mit ihren Anhängen, Myriadine fasciata im Zustande der
Prolification, Taenia Coenurus in verschiedenen Entwik-
kelungszuständen, Planaria laevigata mit Nerven- und
Darmsystem, Nemertes sp., von Echinodermen Pentacrinus
Mülleri Oerst. und eine Synapta, von Medusen Aequorea
violacea in verschiedenen Stellungen und Sarsia mirabilis
mit der zugehörenden Coryne, von Polypen Actinia cras-
sicornis, Astroides calycularis, Veretillum cynomorium.
Claparede veröffentlicht „Beobachtungen über
Anatomie und Entwicklungsgeschichte wirbelloser Thiere^
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 35
(Leipzig 120 S. in Folio mit 18 Kiipfertafeln), die sich
zum bei Weitem grössten Tlieiic auf die unserem Berichte
überwiesenen Thiergruppen beziehen und unsere Kennt-
nisse mit zahlreichen wichtigen und interessanten That-
sachen bereichern, auf die wir später noch vielfach im
Einzelnen zurückkommen werden. Wir beschränken uns
hier auf die Bemerkung , dass diese Beobachtungen in
St. Vaast la Hougue angestellt sind , wo Verf. im Herbste
1862 gleichzeitig mit Keferstein zu w^issenschaftlichen
Zwecken verweilte. Die Untersuchungen des letztern,
die wir schon im vorjährigen Berichte berücksichtigen
konnten, finden desshalb denn auch in vorliegender Schrift
mehrfache Ergänzung. Besondere Erw^ähnung verdient
die typographische und artistische Ausführung, die weit
über das Maass hinausgeht, das w^ir in Deutschland bei
wissenschaftlichen Werken zu finden gewohnt sind.
M ö bi u s und M e y e r liefern einen Nachtrag zu dem
von ihnen schon früher mitgetheilten Verzeichnisse der
in der Kieler Bucht vorkommenden w^'rbellosen Thiere,
der namentlich auf die daselbst lebenden Nacktschnecken
eingeht, aber auch mancherlei bisher bloss in der Nord-
see aufgefundene Würmer und Strahlthiere als Bewoh-
ner derselben kennen lehrt. Bericht über die 12. Ver-
sanmilung des Vereins zur Verbreitung naturwissensch.
Kenntnisse zu Kiel 1863.
Der zweite Theil der von Sars herausgegebenen
geologiske og zoologiske Jagttagelser, anstillede paa en
Reisa i en Deel of Trondhjelms Stift i Sommeren 1802
( Christiania 1863. p. 21 — 88) enthält zahlreiche Beiträge
zur Kenntniss der nordischen Evertebraten und wird bei
den Würmern, Polyzoen und Strahlthieren noch mehrfach
von uns angezogen werden.
Wagen er tritt der Ansicht entgegen, dass die
glatten Muskelfasern der Evertebraten einfache Zellen
darstellten. Er nimmt dieselben als Muskelbündel in An-
spruch , die aus Fibrillen beständen und von einer aus
Bindesubstanz gebildeten Scheide umschlossen würden.
Die Richtigkeit seiner Auffassung sucht Verf. unter an-
36 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
dern auch durch die mikroskopische Analyse der Muskel-
fasern bei Hirudineen und Nemertincn nachzuweisen. Ar-
chiv für Anat. und Physiol. 1863. S.211 ff. (Man vergl.
hierzu die Entgegnung von Weis mann im. Archiv von
Henle und Pfeuffer 1864, in der mit Recht hervorgehoben
wird, dass die von W a g e n er mehrfach, auch bei den Hiru-
dineen, beobachtete fibrilläre Textur der contractilen Sub-
stanz — die einzige objective Thatsache, die der Verf. ge-
gen die Zellennatur der betreffenden Fasern geltend ma-
chen kann — in vorliegender Frage kaum Etwas prä-
judicire.)
Durch die von Walter (mikroskop. Studien über
das Centralnervensystem wirbelloser Thiere, Bonn 1863.
56 S. in Quart mit 4 Kupfertafeln) und besonders von
Waldeyer (Untersuch, über den Ursprung und den
Verlauf des Achsencylinders bei Wirbellosen und Wirbel-
thieren u. s. w. in der Zeitschrift für rat. Medicin 1863.
Bd. XX. S. 193—257. Taf. VIII — XII) veröffentlichten
Beobachtungen wird der Nachweis geliefert, dass die sog.
Nervenfasern der Wirbellosen keineswegs, wie bisher an-
genommen wurde, das letzte nervöse Formelement dar-
stellen, indem dieses vielmehr von äusserst zarten sog.
Primitivfibrillen gebildet wird, die entweder sämmtlich,
so viel ihrer aus einer Ganglienabtheilung hervortreten,
in einen einzigen Nervenstamm zusammengefasst sind oder
in geringerer Menge zu einzelnen Bündeln vereinigt einen
Nerven bilden. Die Bündel haben annäherungsweise den
Durchmesser einer Wirbelthiernervenfaser, deren iVchsen-
cyllnder wahrscheinlicher Weise gleichfalls nur als Ver-
schmelzungsprodukt einer Anzahl von Achsenfibrillen zu
betrachten ist. Diese Achsenfibrillen entstehen aus den
Ausläufern kleiner bi- und multipolarer Zellen, entweder
direkt oder nach vorhergegangener Theilung, und letztere
stehen ihrerseits wieder durch ähnliche Ausläufer mit den
grösseren Zellen der Ganglien in Verbindung. Dass je-
mals ein Ausläufer solcher grösserer Zellen unmittelbar
in peripherische Nerven übergehe, scheint zweifelhaft.
Unter den von beiden Verff. untersuchten wirbellosen
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 37
Thieren erwähnen wir hier, als unserem Berichte zugehö-
rig, namcnth'ch den Regenwurm und den Bhitegel, bei
denen auch der feinere Bau der Ganglien mehrfach (be-
sonders von Walter) beschrieben ist.
Claus erörtert die Frage nach der „Grenze des
thierischen und pflanzlichen Lebens" (Leipzig 1863. 23 S.
in gross Quart) und prüft zu dem Zwecke besonders die
Verhältnisse der anatomischen und histologischen Orga-
nisation, so wie die Erscheinungen der Ernährung und
Bewegung, um dann schliesslich das Resultat seiner Unter-
suchung in den Satz zusammenzufassen, dass die Annahme
eines Gegensatzes oder auch nur einer scharfen Grenze
zwischen Thier und Pflanze ohne alle und jede Berech-
tigung sei. Wir brauchen w^ohl kaum hervorzuheben,
dass Verf. damit einer heute ziemlich allgemein verbrei-
teten üeberzeugung Ausdruck gegeben hat und nament-
lich auch genau denselben Standpunkt einnimmt, den
Ref. von Anfang an in diesen Berichten zu vertreten be-
müht war.
Der in der Pariser Akademie entbrannte Streit über
die Generatio aequivoca wird theils vor dem Forum dieser
Körperschaft (vgl. Compt. rend. T. 57 1. div.), theils auch
ausserhalb derselben mit einer Lebhaftigkeit fortgeführt,
die kaum der Hoffnung einer baldigen Entscheidung Raum
giebt. Namentlich sind es die Anhänger dieser Lehre,
die, verstärkt durch neue Kräfte, wie Schaaffhausen
(Recherches sur la generation spontanee, Cosmos 1863)
und Jeff. Wyman (Silliman's Journ. T. XXXIV. p. 79,
Quarterly Journ. micr. Sc. 1863. p. 109, l'Institut N. 1521)
für ihre Ansichten auftreten und die Berechtigung der-
selben durch Beobachtung und Experiment zu begründen
suchen. Bei der Ausdehnung, die dieser Streit nllmählich
angenommen hat, müssen wir hier darauf verzichten, den-
selben bis in's Detail zu verfolgen, zumal es sich dabei meist
um Verhältnisse handelt, die, so wichtig sie auch für un-
sere Anschauungen über das organische Leben im Ganzen
sind, unseren speciell zoologischen Zweck doch einstwei-
len nur wenig berühren. (Eine ziemlich vollständige
38 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
Aufzählung der hier einschlägigen Jahreslitteratur siehe
bei Keferstein, Ber. über die Fortschritte in der Ge-
nerationslehre 1863 in Henle und Pfeuffer's Archiv für
rat. Medicin.)
1. V e r m e s.
Carus unterscheidet (Handbuch der Zoologie IL
S. 422 — 480) in der Abtheiiung der Würmer 5 Classen,
die Annulaten (mit den Polychaeta, Onychophora, Halo-
scolecina — einer Gruppe, die Dero, Polyophthalmus und
Capitella, also sehr verschiedene Thiere enthält und wohl
schwerlich den Beifall der Systematiker finden wird —
den Oligochaeta und Discophoraj, die Gephyreen, Chae-
tognathen, Nemathelminthen (mit den Nematoden, Gor-
diaceen und Akanthocephalen) und Platyhelminthen (mit
den Turbellarien, Trematoden, Cestoden).
Die dritte Lieferung von Lcuckart's Parasitenwerk
(die menschlichen Parasiten und die von ihnen herrüh-
renden Krankheiten, Leipzig 1863. S. 449 — 766) enthält
die Naturgeschichte der Trematoden und Hirudineen und
ward bei den genannten Gruppen später noch besonders
angezogen werden. Die angefügten Nachträge betreffen
vorzugsweise die Bandwürmer.
Hannover's Abhandlung über eingekapselte Ein-
geweidewürmer (Kongl. danske Vidensk. selsk. Skrift.
Bd. VI) ist Ref. noch nicht zugegangen.
Wedl macht Mittheiiungen über einige Helminthen
Aegyptens, besonders Anchylostomum duodenale, Disto-
mum heterophyes und D. haematobinm, Wiener allgem.
med. Zeitung. 1863. Nr. 9.
M'Intosh handelt über die Nahrung und die Para-
siten des Lachses (Poceed. Linn. Soc. Vol. VII. p. 145 —
154) und zählt unter letztern auf : Ascaris capsularia Rud.
— fast in jedem Exemplar — , Echinorhynchus tereticol-
lis Rud., E. inflatus Rud., Distoma varicum Rud. — sehr
häufig — , D. tereticoUe Rud., Bothriocephalus probosci-
deus Rud. — fast constant — , Tetrarhynchus appendicu-
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 39
latus Kiid j Tetrarhynchus sp. im iScolexziistande, und ein
gregarinenartigos Geschöpf, das dem Ref. wegen der
lappigen Fortsätze am Vorderende die Jugendform eines
Bothriocephalus zu sein scheint.
1. Annelides.
Chaetopodos.
Rorie untersucht (Quarterly Journ. micr. sc. 1863.
p. 106) den feineren Bau des Nervensystems bei dem ge-
meinen Regenwürme und will sich davon überzeugt haben,
dass die Ganglienzellen der Bauchcentren je vier Fasern
abgeben, von denen die eine nach vorn, die andere nach
hinten und die dritte nach aussen verläuft, während die
vierte sich mit den Ausläufern anderer Zellen verbindet.
In den Hirnganglien ist das Verhalten anders, indem hier
zweierlei Zellenformen auftreten, von denen die einen ihre
Ausläufer nach abwärts in dieCommissuren schicken, die
andern aber durch ihre Ausläufer den Verbindungsstrang
der beiden Hirnganglien bilden.
Nach den Untersuchungen von Walt er (a. a. O. S. 15)
und Walde yer (a. a. O. S. 227) hat es übrigens den
Anschein, als wenn der histologische Bau dieses Appara-
tes ungleich complicirter sei. So entscheidet namentlich
der Erstere, dessen Angaben am meisten in's Detail ge-
hen, bei den Regenwürmern vier von einander verschie-
dene nervöse Eleraentartheile : die Nervenzellen des Hir-
nes und der Randganglien des Bauchmarks mit ihren
Ausläufern, die Nervenzellen der Mittellinie des Bauch-
stranges mit ihren Ausläufern, die Nervenfasern im Hirn
und Bauchraark mit den peripherischen Nerven und schliess-
lich die körnige Grundmasse, von der die übrigen Ge-
bilde umhüllt sind.
Minor stellt vergleichende Untersuchungen über
die ungeschlechtliche Vermehrung der Naiden an und be-
rücksichtigt dabei Stylaria longiseta, Nais rivulosa, Dero
limosa und einen Enchytraeus, den Verf. für neu hält und
unter dem Namen E, irweiitroAoi^ectinatuü kurz beschreibt.
40 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschiclite
üpon merismatic multiplication in some Annelida, Americ.
Jonrn. Science and Arts. Vol. XXXY. p. 35 — 43. Ann.
and Mag. nat. bist. T. XL p. 323—331.
Die erst genannte Art verhält sich, wie die europäische Sty-
laria proboscidea, indem sie in jede Knospe ein Segment ihres
Körpers übergehen lässt. Bei den anderen (kurzrüssligen) Arten
findet ein solcher Uebergang nur selten und ausnahmsweise statt
(Nais rivulosa) ; in der Regel trennt sich der neue Sprössling ge-
nau an derselben Stelle des mütterlichen Körpers, an dem auch
sein Vorgänger sich abgelöst hatte, oder etwas weiter nach hinten.
Dass man diese Unterschiede mit dem Namen Knospung oder Thei-
lung richtig ausdrücken könne, wird vom Yerf. in Abrede gestellt;
derselbe sieht vielmehr in beiden wesentlich den gleichen Vorgang
und sucht die üebereinstimmung zwischen ihnen auch dadurch nach-
zuweisen, dass er hervorhebt, wie die Nevibildung der 'Segmente in
beiden Fällen nicht bloss nach hinten vor sich gehe, sondern von
dem ältesten Segmente, demselben, welches bei den Stylarien dem
mütterlichen Körper entlehnt wird, auch nach vorn, üebrigens be-
ginnt die ungeschlechtliche Vermehrung keineswegs immer genau
an derselben Stelle, sondern innerhalb gewisser Grenzen bald weiter
nach vorn, bald mehr nach hinten. Das letztere geschieht nament-
lich dann, wenn das Mutterthier vorher bis auf 10 Segmente re-
ducirt war (Stylaria). In allen Fällen ist übrigens der Sprössling
der Naiden seinem Mutterthiere anatomisch und functionell durch-
aus gleich; die ungeschlechtliche Vermehrung unserer Thiere hat
also für die gesammte Lebensgeschichte eine andere Bedeutung
als die der Syllideen, deren ungeschlechtliche Vermehrung bekannt-
lich einen Wechsel der Generation einleitet. Zum Schlüsse seines
interessanten Artikels bringt der Verf. noch einige Bemerkungen
über das E-eproductionsvermögen der Anneliden. Das Kopfende
wurde bei den in dieser Richtung angestellten Experimenten nur von
Stylaria, Nais, Dero nachgebildet, das hintere Leibesende dagegen
von einer weit grösseren Menge von Arten.
Im Gegensatze zu der gewöhnlichen Annahme glaubt
sich Ehlers durch umfassende Untersuchungen davon
überzeugt zu haben, dass sich die Geschlechtsprodukte
der Chätopoden überall in Schläuchen oder Säcken bil-
den, die der Körperwand anhängen , aber schon frühe
platzen und ihren Inhalt (in den männlichen Individuen
die Entwickelungszellen der Spermatozoiden) dann in die
Leibeshöhle zur weiteren Entwickelung austreten lassen.
Die Segmentalorgane, die je nach den Familien in ver-
der niederen Thiere während des Jahres 18^3. 41
schiedener Lage und Formjra Körper angeordnet sind
und sich oftmals nur auf wenige Segmente beschränken,
dienen vorzugsweise zur Entleerung der Geschlechtspro-
duktc und haben desshalb denn auch in allen Fällen eine
innere und eine bisweilen mehrfache äussere OefFnung.
An den Mündungen, wie im Innern der Segmentalorgane
findet sich sehr häutig ein Flimmerbesatz. Auch Con-
tractionserscheinungcn werden nicht selten an ihnen be-
obachtet. Zur Zeit der Geschlechtsreife wird die Form
der Segmentalorgane bisweilen in auffallender Weise ge-
ändert, wie sie sich denn auch bei völliger AnfüUung mit
Eiern oder Samenmasse fast ganz dem Auge entziehen.
Ob die Segmentalorgane ausser der Zeit der Geschlechts-
thätigkeit noch die Aufgabe der Wasserzufuhr haben,
wagt Verf. nicht zu entscheiden. Vorläufige Mittheilung
über die Geschlechtsverhältnisse der polychäten Anneli-
den, in den Nachrichten der G. A. Universität und der
königl. Gesellsch. der Wissensch. zu Göttingen 1863.
Nr. 20. S. 367— 371. (Da Verf. seine Beobachtungen spä-
ter ausführlich mitzutheilen gedenkt, so halten wir unsere
Bemerkungen hier einstweilen zurück. Wir verweisen
dabei aber auf J. B. 1882. S. 96.)
Die schon oben erwähnten „Beobachtungen" Cla-
parede's enthalten in ihrem den Anneliden gewidmeten
Thcile zahlreiche wichtige Untersuchungen über die Ju-
gendzustände und die Entwickelungsgeschichte der Chä-
topoden (S. 63—88, Tab. VI— X). bas Material für diese
Untersuchungen gewann Verf., wie Müller und Busch,
die ihm darin vorausgingen, durch pelagische Fischerei,
die so reichliche Ausbeute gab, dass der Verf. in den
Stand gesetzt wurde, bei einer ganzen Anzahl verschie-
dener Formen die Vorgänge der Entwickelung Schritt
für Schritt zu verfolgen und die Metamorphose in zusam-
menhängender Darstellung zu schildern.
Zu den Thieron, deren Lebensg-eschichte uns auf diese Weise
vorgeführt wird , gehören zunächst die Terebellen (S. 63 — 69. Tab.
YIII— X). deren Entwickehmg bekanntlich schon früher von Mi Ine
Edwards studiert wurde. Da Claparede genau dieselbe Art,
wie Milne Edwards untersuchte, so stimmen die vorliegenden
42 Leuckart; Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
Angaben im Wesentlichen auch mit der früheren Darstellung über-
ein, nur dass sie dieselben in den Einzelnheiten vielfach, vervoll-
ständigen. Die jüngsten Larven, die unser Verf. sah. maassen Y4 Mm.
und besassen an der Bauchseite sechs quere Einschnitte, die den
Leib in 7 Segmente theilten. Das zweite dieser Segmente bildete
die flimmernde Unterlippe, die nach oben von dem an den Rändern
gleichfalls flimmernden Kopfschirm überragt wurde. Auf der
Rückenfläche trug dasselbe ausser zwei röthlichen Augenflecken einen
kurzgestielten Knopf, die erste Andeutung des zuerst sich bildenden
medianen Tentakels , zu dessen Seiten später die anderen Tentakel
paarweise hervorknospen. Das vierte Segment zeigt jederseits eine
kleine höckerige Hervorragung, aus der zwei dünno Haarborsten
hervorkommen. Das fünfte besitzt ganz ähnliche Höcker und Bor-
sten und ausserdem noch einen nach der Bauchseite zu gelegenen
Cirrus. Derselbe Cirrus findet sich auch an dem sechsten höcker-
losen Segmente. An dem Ende der Girren entdeckt man bei
stärkerer Vergrösserung einen kleinen Chitinhaken, dessen Anwesen-
heit die spätere Metamorphose derselben anzeigt. Die Girren sind
nämlich nichts Anderes als die erste Anlage der Bauchwülste, in
die sie sich dadurch vervv'andeln, dass sie nur der Quere nach wach-
sen, ohne sich in entsprechender Y7eise zu verlängern. Der hintere
Theil des Endsegmentes ist mit schwingenden Gilien und kurzen
steifen Borsten besetzt. Ebenso findet man auf der Tergalseite der
fünf ersten Segmente rechts und links einen queren Wimper-
karam, der mit den After- und Lippencilien die einzigen Bewegungs-
organe darstellt und während der ganzen Schwärmzeit anwesend ist.
Von inneren Organen war nur der Darmkanal deutlich zu unter-
scheiden. Vom Nervensystein noch keine Spur, obwohl im Hinter-
theile des ersten borstentragenden Segmentes ein Paar Otolithenbla-
sen mit zitternden Ohrsteinchen vorhanden waren (die übrigens
schon lange vor dem Verf. von dem Ref. , so wie auch bei einer
brasilianischen Terebellenlarve von Müller beobachtet sind. Vgl.
J. B. für 1858. S. 109. und 1861. S. 82. Der letztere fand auch
die von unserem Verf. vergebens gesuchte Ausmündung der Otoli-
thenblase nach Aussen.) Die Thiere lebten entweder frei oder —
wie das auf Terebellenlarven gegründete Dujardin'sche Gen.
Sabellina und der damit übereinstimmende sog. Röhrenv/urm von
Busch — in einem durchsichtigen Gehäuse, das auch während
der ganzen späteren Schwärmzeit vorhanden ist und wahrscheinlicher
Weise von der zuerst in Form zweier flimmernder Blindschläuche
auftretenden Bauchdrüse abgesondert wird. Man sieht diese Schläuche
schon bei Larven von 0,6 Mm., die auch schon ein deutliches Ner-
vensystem erkennen lassen, obwohl sie sonst — bis auf die Vermeh-
rung der borstentragenden Segmente um eines und den Schwund
der Tiipdcrcn Thiere wähiencl des Jahres 1863. 43
der Afterwimperu — den ersten Larven noch sehr ähnlich sehen.
Bei 1 Mm. Län<)^e zeiöcn die Larven schon IG ijorstentragende Seg-
mente und eineu vollstiuuligeu Stirntentakel, neben dem bereits zwei
bis drei andere hervorknospen. Die Verwandelung- des Bauchcirrus in
die späteren Fusshöcker beginnt. (Ref. fand auf diesem Stadium in
den vordem Bauchhöckern bereits einige — 2, 8 — vollständige Haken-
borsten, die dadurch entstehen, dass die Zähnchen derselben An-
fangs als isolirte Spitzen sich erheben, um dann später durch eine
gemeinschaftliche Platte vereinigt zu werden.) Die Bildung der
Blutgefässe hebt an, die dorsalen Wimperkämme gehen verloren;
die Schwärmzeit hat ihr Ende erreicht. Junge Terebellen von 5 Mm.
Länge haben bereits zahlreiche Fühler und zwei Kiemenpaare, deren
Verästelung- so eben beginnt. Die Hakenborsten stehen vorn in
einer Zahl von etwa 40 neben einander und sind vom 9. bis zum
18. Segmente abwechselnd nach vorn und hinten, dann nach vorn
gerichtet. Vom 19. Segmente an sind sie erst unvollständig ent-
wickelt. Seh- und Gehörorgane sind verloren gegangen.
Noch vollständiger ist die Entwickelungsreihe, die Verf. von
Leucodore ciliata und einer damit nahe verwandten Annelidform
beobachtete (S. 69—73. Tab. VH u. VIII}, indem es hier gelang, die
jungen Embryonen alsbald nach dem Aussclilüpfen aufzufinden und
bis zur xiusbildung der definitiven Wurmform lebend zu erhalten.
Die jüngsten Entwickelungsfurmen sind kuglige Körper von 0,012 Mm.,
die in einer hellen Rindenschicht einen excentrisch gelegenen Hau-
fen dunkler Dotterballen einschlössen, und da, wo der letzte am
meisten nach Aussen drängt, einen kurzen schwingenden Wimper-
flaum trugen. Bei Embryonen von 0,14 Mm. ist die Kugelform noch
geblieben, aber der Körper ist von einem flimmernden Aquatorial-
wulst (Segelwulst) umgürtet, der an einer Stelle ausgebuchtet ist
und eine Oeffnung trägt, die in den zu einem Darm entwickelten
inneren Zellenhaufen liiueinführt. Das eine (vorder.e) Körperseg-
ment besitzt ein Paar Augenpunkte , während das andere dicht
hinter dem Aquatorialwulste jederseits mit einem Büschel langer
Ringelborsten versehen ist, die das Thier bei Einwirkung eines
Reizes aus einander spreitzt. Diese Larve verwandelt sich nun
nach dem sog. L o v e n'schen Typus durch Längsstreckung und
Gliederung des hintern Segmentes in einen Kiemenwurm Zunächst
verdickt sich das Hinterende zu einer Afterscheibe deren wulstiger
Rand öinen kräftigen Wimperkranz bekommt. Vor diesem Afterwulst
erscheinen der Reihe nach während d'^r Verlängerung des Körpers
mehrere Querwülste, von denen ein jeder seitlich ein Bündel Haar-
borsten treibt, die zwar viel kürzer als die des Hauptbüschels, aber
doch gleichfalls geringelt sind. Zu den Afterwimpern gesellt sich
am Hiuterrande des 5., später auch des 7., 9., 10. (oder bei einer
44 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
anderen Art des 7., 10., 18.) Segmentes auf der Bauchfläche noch ein
weiterer Flimmerbogen, wie denn auch die Bauchseite des vordem
zu dem Kopflappen auswachsenden Segmentes sich allmählich mit kur-
zen Flimmern bedeckt. Während hinter dem Segelwulste die Anlagen
der späteren Fühler hervorkommen, entwickelt sich noch auf der
Tergalseite der einzelnen Ringe eine Querreihe kleiner schwingender
Cilien. Die letzteren bleiben zeitlebens, während die Bauchwimper-
bögen mit dem Afterwimperkranze und dem Segelwulste zu Grunde
gehen, noch bevor der Wurm etwa 20 Segmente zählt. Die Bingel-
borsten sind inzwischen ausgefallen und durch neue ersetzt, die
eine glatte Oberfläche besitzen. An den sieben ersten Segmenten
unterscheidet man deutlich zwei von einander verschiedene Bor-
stenbündel und auch an den folgenden Ringen bilden sich unter-
halb der vorhandenen Büschel neue, den späteren Bauchwülsten ent-
sprechende Borsten. Die Aushöhlung des Afterwulstes (Bildung
der Haftscheibe), die Verlängerung der Fühler und das Auswachsen
der Kiemen vollendet die Umwandlung der jungen Larve in das
ausgebildete Thier, sei dieses nun eine Leucodore oder eine verwandte
Form (Nerine, Spio)/
Die dritte Abhandlung aus der Entwickelungsgeschichte der
Chätopoden ist einer Spionide gewidmet (S. 74—77. Tab. X. XI), die
im ausgebildeten Zustande noch unbekannt ist, wahrscheinlich aber
dem bisher bloss in Brasilien aufgefundenen Gen. Magelona zuge-
hört Das letztere charakterisirt sich bekanntlich (J. B. für 1858.
S. 120) vorzugsweise durch die mit langen Papillen besetzten Raub-
fühler, so wie durch Anwesenheit von Hakenborsten auch am Rücken
der hinteren Körperhälfte.
Leider kamen diehieher gehörenden Larven nicht unter IMm.
zur Beobachtung. Sie besassen einen trichterförmigen Kopflappen
mit stark flimmerndem Rande und einen Körper, dessen 15 — 20 Seg-
mente am Bauche gleichfalls je einen flimmernden Wimperbogen
trugen. Der Flimmerbogen des ersten Segmentes war in der Mitte
durch einen, auf die Mundöö'nung hingerichteten uniformen Flimmer-
besatz getheilt, sonst aber von ausserordentlicher Entwickelung, wie
denn auch das Endsegment von einem äusserst kräftigen Wimper-
kranze umgürtet wurde. Das erste Segment trug ausserdem noch
ein gewaltiges Bündel einfacher Borsten , die beinahe so lang, wie
der Körper waren. Auch auf den folgenden Segmenten bemerkte man,
mit Ausschluss des letzten , rechts und links einige kleine feine
Borsten. Hat der Wurm die Länge von etwa 2 Mm. erreicht, dann
sind die Wimpern sämmtlich verloren gegangen. Die Schwärmbewe-
gung dauert allerdings noch fort, wird aber nur noch durch die
schlangen- oder aalartigen Krümmungen des Körpers vermittelt. Der
Kopflappen hat eine herzförmige Gestalt angenommen. Hinter ihm
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 45
bemerkt man zwei hornartig gekrümmte Fühler, die auf der Innen-
seite des Endtheils zahlreiche lange stübchenartige Papillen tragen.
Die frühern Borsten sind noch vorhanden, aber vom 9. Segmente
an erscheint auf der Bauchseite jederseits eine Reihe von Häkchen,
zu der sich ungefähr am 15. Segmente auch noch eine Rückenreihe
gesellt. Später fallen die Haarborsten des zweiten und der folgen-
den Segmente (schliesslich wohl aller Segmente) aus, w^ährend die
Hakenborsten sich vermehren und die Fühler mit ihren Papillen im-
mer länger werden. Noch bei einer Grösse von 8 Mm. (mit etwa
35 Segmenten) schwimmen die Thiere aalartig umher; später ent-
ziehen sie sich den Nachforschungen, wahrscheinlich weil sie von
da an den Grund des tieferen Meeres aufsuchen.
Noch ungewisser ist das Endziel der Entwicklung bei einer
vierten Larvenform , die sich durch eine völlig durchsichtige Be-
schaffenheit ihres Körperparenchyms auszeichnete und bis zu einer
Länge von c. 3 Mm. und einer Anzahl von ungefähr 50 Segmenten
verfolgt werden konnte (S. 77 — 80. Taf. VI). Ausser dem ansehnli-
chen Flimmeraj)parate am Koj)fe und Endsegment fanden sich auch
hier an der Bauchfläche der einzelnen Segmente, die schon bei der
kleinsten Larve (von V20 — V2 ^ — Mm.) in 11 — r2-facher Anzahl
vorhanden w^aren, quere Wimperbögen, wie in den früheren Fällen.
Die Borsten sind feilenartig rauh und am ersten Segmente nur
wenig länger, als an den folgenden. Y\"enn die Zahl der Segmente
auf 18 — 24 gestiegen ist, erheben sich auf denselben zw^ei seitliche
Auswüchse , als erste Andeutung der zweirudrigen Fussstummel.
Gleichzeitig hebt sich das Rückenende der Segelwülste am Kopfe in
Gestalt eines Zapfens ab, der immer deutlicher zu einem fühlerar-
tigen Fortsatze auswächst. Bei den ältesten Larven waren die ven-
tralen Wimperbögen verschwunden und die Fussstummel des 7. — 11.
Segmentes am Rücken, wie am Bauche in lange Fortsätze mit an-
geschwollener Basis ausgewachsen. (Ref. hat Gelegenheit gehabt,
in Dieppe eine sechsäugige Annelidlarve zu beobachten, die durch
die Durchsichtigkeit ihres Leibes und die Anwesenheit eines Pig-
mentfleckes auf den Seitentheilen der einzelnen Segmente den hier
beschriebenen Formen sehr nahe stand und denselben um so eher
verglichen werden kann, als die Form des Kopfes und der Körper-
anhänge, so wie die Wimperung ganz ähnliche Verhältnisse zeigten.
Diese Larve aber besass trotz ihrer ziemlich ansehnlichen Grösse
nur 10 Segmente und in den zwxi letzten derselben statt der sonst
vorhandenen Haarborsten am Bauche je zw^ei Hakenborsten. Es
war demnach entschieden eine Aricine, und zwar eine Form mit
Anhängen am Endsegmente, wie zw^ei im Centrum des analen Wim-
perkranzes hervorknospenden Zapfen bewiesen. Der muskulöse
Pharynx , der dem rosenkranzförmig eingeschnürten hellen Darm
46 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
vorherging, machte während des Lebens beständige Schluckbewe-
gungen, die so regelmässig folgten, dass sie fast das Bild eines j)ul-
sirenden Herzens boten.)
Die Larven der Aphroditen (S. 80,81) besitzen dicht hinter dem
Segelwulste einen stark vorspringenden dicken Fortsatz , der mit
Flimmercilien versehen ist und auf seiner Spitze die Mundöffnung
trägt. Das Scheiteisegment ist bald mit Augen versehen, bald auch
augenlos, je nach den Arten. Ein Afterwimperkranz fehlt, wie sich
denn auch niemals bei diesen Thieren provisorische Borsten ent-
wickeln. Bei Polynoe bilden sich die Elytren, sobald die Zahl der
Segmente auf 9 gewachsen ist, während in anderen Fällen (Sigalion?)
noch bei 11 Segmenten keine Spur dieser Gebilde vorhanden ist.
In letzterm Falle persistiren auch noch die Larvenorgane unverän-
dert, die bei Polynoe während der Entwickelung der Elytren gröss-
tentheils zu Grunde gehen.
Bei Odontosyliis haben die Larven mit IV^Mm, und 12 Seg-
menten im Wesentlichen schon ganz den Bau der ausgebildeten
Thiere (S. 81. 82. Tab. XII), obwohl die Larvenorgane in Gestalt
von Kopf- und Afterwimpern, wie von Flimmerbögen auf der Rük-
kenlläche der einzelnen Segmente noch in voller Ausdehnung vor-
handen sind. Dieselben dorsalen Wimperbögen wurden auch bei einer
kleinen, vielleicht den Nereiden zugehörenden Larve mit vier Seg-
menten beobachtet.
Mit Rücksicht auf die hier mitgetheilten Erfahrun-
gen möclite Yerf. (S. 85 — 88) die Anneiidlarven zunächst
nach der provisorischen oder definitiven Natur der ersten
Borsten; und sodann nach der Stellung und Zahl der
Wimperorgane folgendermaassen rubriciren : A. Meta-
chaetae mit provisorischen Borsten, a. Gasterotrochae
mit ßauchw^iraperbögen (Magelona, der unbestimmte muth-
raaassliche Rückenkiemer u. n.) , b. Nototrichae mit Rük-
kenwimperbögen (Odontosyliis , bei deren Larven übri-
gens im Texte Nichts von einem Borstenwechsel erwähnt
ist), c. Amphitrochae mit Bauch- und Rückenwimperbögen
(Lcucodora, Spio, Nerine). B. Per ennichaet ae mit
bleibenden Borsten, a. Cephaiotrochae mit einfachem Flim-
mersegel (Polynoe, Sigah'on?), b. Polytrochae mit meh-
reren Flimmersegeln (Terebella, Arenicola, Chaetopterus,
Sacconereis, Capitella u. a. — eine Gruppe, die bei bes-
serer Kenntniss vielleicht in die Unterabtheilungen von
A. zerfällt werden kann) , c. Atrochae mit uniformem
der niederen Tbiere während des Jahres 1863. 47
Winiperkleide (?). Die wirkliche Existenz von sog. Te-
lotrochae d. l\. von Larven , die nie mehr als zwei ter-
minale Flimmerkränze besitzen, ist dem Verf. im hohen
Grade unwahrscheinlich.
Der descriptiv zoologische Theil von ('lapa rede's
Untersuchungen über Anneliden ( a. a. 0. S. 26 — 61. Tab.
XI — XV) erweitert nicht bloss unsere Artenkenntniss durch
eine grosse Anzahl interessanter neuer Formen, sondern
belehrt uns auch über vielerlei Strukturverhältnisse, die,
wenn sie auch zunäch'st an die- Beschreibung der einzel-
nen Arten anknüpfen, zum Theil doch auch ein allge-
meineres Interesse haben. So erfahren wir durch unsern
Verf. manche Details über das Vorkommen und die Ver-
breitung der Fliramerapparate auf der äusseren Haut der
Chätopoden ( z. B. auf der Rückenseite der P\issstum-
mel von Svllis, Nerine u. a., auf den blattartigen Kopf-
anhängen von Pterosyllisu. s. w.), über die Formen und
Anordnung der Borsten (unter denen wir hier namentlich
die Kakenplatten von Protula, so wie die Stützborsten
von Branchiosabella hervorheben) und die Bildung der
hornigen Mundwerkzeuge. Bei Sphaerodorum, Sphaero-
syllis und anderen Arten beobachtete Verf. in den Fuss-
stummeln eigenthümliche runde Kapseln, die in ihrem
Innern zahllose , in gewundene Schläuche eingebettete
Stäbchen einschlössen. Verf. hält diese Stäbchen , im
Gegensatze zu D a n i e 1 s e n und K e f e r s t e i n , welche
sie als Samenelemente beanspruchen, für Nesselorgane
und hebt zur Stütze seiner Ansicht u. a. hervor, dass die-
selben bei Nereiden schon zu einer Zeit und in einer Ent-
wickelungsperiode sich beobachten lassen, die noch weit
von der geschlechtlichen Reife entfernt ist. Die dendri-
tischen Verzweigungen in den flügeiförmigen Rückenan-
hängen von Phyllodoce, die man wohl für ein chitiniges
Gerüste erklärt hat, bestehen nach den Untersuchungen
des Verf.'s aus ähnlichen Stäbchenschläuchen. Verschieden
davon sind die gleichfalls in gewundenen Schläuchen und
Kapseln eingebetteten rundlichen Körner, die in den
kuglig angeschwollenen Rückencirren von Sphaerodorum
48 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
enthalten sind und, mit den sehr ähnlichen Körnern in
den Fächern der gegliederten Rückencirren gewisser 8yl-
lideen zusammen, als Excretionsstoffe betrachtet werden.
Die scheinbare Achsenfaser, die Verf. (J. B. 1862. S. 84, 85)
in dem Bauchstrange von Clitellio u. a. Chätopoden be-
schrieben, hat sich jetzt bei Untersuchung von Capitella
als ein kanalförmiger Hohlraum erwiesen. Ebendaselbst
sah Verf. auch zwischen den Ganglien Nervenstämme
abgehen. Aehnlich bei Sphaerodorum, dessen Ganglien
zugleich eine sonderbare lappige Form haben. Was man
bei Lumbriconereis als abortive Nackenfühler beschrieben
hat, möchte Verf. als ein Sinnesorgan von unbekannter
Function in Anspruch nehmen, wae er sich denn auch
davon überzeugte, dass die Spitzen an den Girren und
Tentakeln von Polynoe impar und zahlreichen anderen
Arten den schon im letzten J. B. nach Keferstein be-
schriebenen (aber zuerst von unserem Verf. entdeckten)
Bau der Tastpapillen besitzen. (Ganz dieselbe Bildung
beobachtete Ref. auch, wie er hier beiläufig bemerken
will, an den Tastfäden von Littorina, die von dem Man-
telrande ausgehen und vor dem Hervorkriechen aus der
Schaale nach allen Seiten tastend umher bewegt wer-
den.) Die Zahl der mit grünem Blute versehenen Chä-
topoden (Chloraema, Serpula) vermehrt Verf. durch die
der Familie der Terebellaceen zugehörende Branchiosa-
bella. Bei denbiut- oder vielmehr gefässlosen Arten wird
nach Beobachtungen an Glycera überall eine flimmernde
LeibeshÖhle vermuthet. (Bei Aphrodite, die bekanntlich
gleichfalls ohne Gefässe ist, hat schon Sharp ey dieses
Flimmerepithelium gekannt und beschrieben.) Huxley's
Angaben über den Hermaphroditismus von Protula werden
bestätigt und durch die Beobachtung erweitert, dass die
Eier an der Hinterfläche der Dissepimente hervorknospen,
während die Entwickelungszellen der nur im 13. Segmente
vorkommenden Zoospermien auf der Bauchfläche ihren Ur-
sprung nehmen. Zwischen diesen Samenfäden wurden
übrigens auch gelegentlich einzelne Eier gesehen. Bei
Syllis entstehen die Geschlechtsprodukte gleichfalls frei
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 49
in der Leibeshöhle, aber Tveder an den Dissepimenten,
noch auf den Bauchmuskeln, sondern in den die Fuss-
stummcl durchziehenden JSeitentaschen , wie bei Tomo-
pteris. Eine Ausnahme macht Syllis armoricana^ bei der
Verf. zwei sackförmige Eierstöcke beobachtete, die durch
die letzten Körpersegmente hinzogen und neben dem
After nach Aussen mAindeten. Ebenso verhielt sich Ne-
riila, deren Samenfäden übrigens Avieder im Innern der
Fussstummel gebildet werden. Ungeschlechtliche Ver-
mehrung wurde nur bei Protula beobachtet und zwar
immer nur an unreifen und unausgewachsenen Exempla-
ren (mit nie mehr als 18 öegmentenj.
Die beobachteten und beschriebenen Arten sind folgende:
Farn. Oligochaeta: Tubifex papillosns n. sp. (rosenroth, mit
kleinen Papillen dicht besetzt) , H der ochaet a cosluiu n. gen. et
n. sp.. i'lcnodrilus pardalis n. gen. et n. sp.
Char. gen. n. Het er ochaeia Cl. Borstenbündelchen zwei-
zeilig; Borstender oberen Reihe vom 5 — 13. Segmente gerade, am
freienEnde becherförmig ausgehöhlt; die übrigen Borsten
alle hakenförmig. H. costnia Cl. (trotz der Länge von 16 Mm. noch
unreif und gürtellos).
Char. gen. n. Clenodrilus Cl. Borsten kammförmig, ein-
zeilig; eine Wimpergrube jederseits am Kopflappen. Ct. pardalis C\.
(Nur ein einziges unvollständig entwikeltes Exemplar mit 9 Seg-
menten, 1 Mm. lang, mit ausgebreiteten Flimmerflächen in der Umge-
bung der Mundöffnung, wie sie bei den Landoligochaetcn nach dem
Ausschlüpfen nicht vorkommen).
Farn. Capitellacea : Capitella rubicunda Kef., eine Form, die
Verf. gern dem Gen. Notomastus zurechnen möchte, dessen wesent-
liche Auszeichnung er iu der ungewöhnlichen Ausbildung der Tori
uneiniger! sucht.
Fam. Maldania: Clymcne Oersledn n. sp. (mit zweierlei Papil-
len am Aftertrichter), Cly m enid c s sidpkurea n. gen. et n. sp.
Char. n. gen. Clymenid es Cl. Kopflappen schräg abgestutzt,
ohne Anhänge. Endsegment mit einer Haftscheibe, statt des Trich-
ters. Cl. sulpknrea nach einem nur 3 — 4 Mm. langen, noch unreifen
Exemplare.
Fam. Serpulacea: Protula Dysteri Huxl.
Fam. Terebellacea: B r anc kio sa bell a zoslericoJa n. gen.
et n. sp., ein kleines, 12 Mm. langes Thierchen, das sich durch den
Bau und die Stellung der Tentakel unterhalb des Kopflappeus, wie
durch die fadenförmige Gestalt der Kiemen an Sabellides Sars an-
Archiv f. Naturg. XXi. Jahrg. 2. Bd. D
50 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
schliesst, aber durch die Borsten des Vorderleibes sich davon un-
terscheidet.
Char. gen. n. Br a nc hia s übe 1 1 a Cl. Vorderes Körperende
mit starken, glänzenden, nach vorn gerichteten Borsten bewaffnet.
Kiemen fadenförmig (in zwei Paaren). Tentakel, wie die Kiemen der
Sabellen gefiedert. Ein Kranz von Aftercirren.
Fam. Ariciea : Colobranchus ciliatus Kef. , dessen Stellung bei
Colobranchus jedoch vom Verf. beanstandet wird, weil nicht bloss
die Afterblättchen fehlen, sondern auch nur — wie bei Leucodore =.
Polydora u, a. — zwei Fühler vorhanden sind, indem die zwei vorderen
Kopffortsätze bloss die ausgezogenen Ecken des Kopflappens darstel-
len. (Colobranchus ciliatus Kef. ist nach gef. Mittheilung des Herrn
M e c z n ik o f f auch auf Helgoland einheimisch und nichts Anderes als
Spio crenaticornis, die nach Verlust ihrer Tentakel dem Ref. zur Auf-
stellung der Aonis Wagneri Veranlassung gegeben hat.) Pyguspio
elegans n. gen. et n. sp. trägt in der Genusdiagnose als Charaktere:
zwei Fühlercirren oder Fangfühler; Endsegment mit vier kammar-
tigen Fortsätzen; fünftes Segment von den andern nicht verschieden.
Fam. Syllidea: Syllis armoricnna n. sp. (25 Mm. lang, mit
einigen 40 Segmenten), S. normannica n. sp. (20 Mm., mit ungeglie-
derten Rückencirren) , S. clavatu n. sp. (2 Mm. , mit 22 Segmenten
und keulenförmigen, kurzen Rückencirren, die, wie die fast vollstän-
dige Verwachsung der Stirnpolster, unser Thier dem Gen. Exogene
annähern), Micro syllis brevicaudata n. gen. et n. sp. (2 Mm. lang,
mit wenig entwickelten Anhängen und 17 Segmenten), Exotfone Ke-
fersteinii n. sp. (ohne Baucheirren), H e t er o s y lli s brachiata n. gen.
et n. sp., Sph ac r 0 s yl li s hystrix n. gen. et n. sp., Sp. erinaceus
ti. sp., Pterosyllis formosa n. gen. et n. sp., Odontosyllis
gibba n. gen. et n. sp., Nerilla aritennatu Schm. (eine Form, die Verf.
übrigens nur vorläufig zu den Syllideen bringt und am liebsten als
Repräsentanten einer eigenen kleinen Familie betrachten möchte),
Sphac.rodonim peripalKs Gr. (einem Genus zugehörig, das sich zu-
nächst an Sphaerosyllis anschliesst, sich aber dadurch von den Syl-
lideen unterscheidet, dass es ohne Dissepimente und Pharyngealpa-
pillen ist).
Char. n. gen. Micr osyll is Cl. Stirnpolster vom Kopflappen
nicht verschieden, mit einander innig verwachsen, nur zwei winzige
Kopfcirren. Fühler und Rückencirren äusserst klein; keine Bauch-
eirren ; Rüssel, wie bei Syllis bewaffnet,
Char. n. gen. II et er o sy llis Cl. Stirnpolster nicht vorhan-
den; drei Kopffühler, von denen der mittlere drei Mal länger ist,
als die seitlichen ; Fussstummel mit kurzem, bandförmigen Rücken-
und Bauchcirrus; Rückencirrus des zweiten Körpersegmentes etwa
drei Mal so lang, wie die übrigen. Keine Bohrspitze im Rüssel.
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 51
H. brachiata Cl. kaum 2 Mm. lang, mit drei Paar Augen und äus-
serst langem Rüssel.
Char. n. gen. Sphaerosyllis Cl. Stirnpolster vorhanden,
vom Kopflappeu deutlich getrennt, Kopffühler, Fühler und Rücken-
cirren kurz, an der Basis kugelartig angeschwollen; Bauchcirrus
kurz , fadenförmig ; Körper mit hervorragenden Papillen besetzt.
Sp' hystiix Cl. 3 — 4 Mm. mit zwei Augenpaaren und kugelartig
angeschwollenen Aftercirren. Cl. crinaccus Cl. 2 Mm., mit drei Au-
genpaaaren und einfachen Aftercirren.
Char. gen. n. Pterostjllis Cl. Stirnpolster deutlich geson-
dert; Kopffühler und Rückencirren lang, fadenförmig und geglie-
dert; Baucheirren blattartig erweitert; zwei rudernde flügeiförmige
Fortsätze auf dem Nacken. Pt. formosa Cl. 5 Mm. lang, mit un-
gemein langem Rüssel und vier gezackten zahnartigen Cuticularver-
dickungen.
Char, n. gen. Odontosyllis Cl. Stirnpolster verwachsen:
Kopffühler und Rückencirren kurz, undeutlich gegliedert; Bauchcir-
rus vorhanden; Rüssel mit zahlreichen zahnartigen Cuticularver-
dickungen. 0. gihba Cl. 25 Mm. lang, mit etwa 40 Segmenten.
Fam. Glycerea: Glycera fallax Quatref.
Fam, Phyllodocea : Psamathe cirrata Kef., C iv r oc er o s anlen-
nalus n. gen. et n. sp.
Char. gen. n. Cirroceios Cl. Fussstummel zweirudrig;
zwei blattartige Züngelchen am unteren Ruder ; Cirren fadenför-
mig ; zwei Kopffühler ; endständige Mundöffnung ; ohne Augen und
Fühlercirren. (Steht nur provisorisch bei den Phyllodoceen.)
Fam. Lycoridea : M i c r one r ei s varierjata n. gen, et n. sp.,
4 Mm. lang, zwei tief getrennte Ruder am Fussstumml, mit einem
einzigen Rücken- und einem Bauckcirrus. Mundsegment borsten-
führend.
Fam. Eunicea : Lumbriconereis Edicardsii n. sp. (vielleicht mit
L. tingens Kef. identisch), Lysidice viuUicirrata n. sp,
Fam, Aphroditea: Polynoe impar Johnst.
Peters beschreibt als neu Aphrodite palaeacea aus Adelaide
in Südaustralien (Berl. Monatsber. 1863. S. 369). Dieselbe unter-
scheidet sich von A. aculeata durch die viel grobem und anders
gefärbten Stacheln und Borsten der oberen Fusspaare, durch eine
abweichende Form des Gesichtslappens und durch die viel grösse-
ren Elytren. Der Rückenfilz ist über 3 Mm. dick.
Von Grube erhielten wir abermals „Beschrei-
bungen neuer oder wenig gekannter Anneliden^ aus der
Adria — Lussin— (Arch. fürNaturgesch. 1863. 1. ,S.37— 69.
Taf. IV — VI), von denen ausser Fhy li ochaet op te-
b^
Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
rus, der in Schwämmen lebt imd sich von Spiochae-
topterus Sars namentlich durch Abwesenheit der langen
Fühler unterscheidet, besonders das neue Genus Tetra-
gtene unser Interesse in Anspruch nimmt. Die letztere
ist, wie Alciope und Joida, eine pelagische Wurmform
mit grossen Augen, aber insofern höchst ausgezeichnet,
als sie am Hinterende einer wesentlich abweichend ge-
bildeten Annelide {Fseudosyllis Gr.) entsteht, welche die
grosseste Aehnlichkeit mit Syllis hat, obschon sie auf-
fallend kurze Fühler und Fühlercirren besitzt. Die beob-
achteten Arten sind folgende ;
Fohjnoe longisetis Gr. (von der nahe verwandten P. cirrata
durch lange Ruder und grosse Elytren verschieden), Evphrosyne
meditcrranea Gr. (kleiner und mit weniger Segmenten, als Euphr.
myrtosa Sars) Zygolobus ( n. gen.), Laurentianns Gr., Glyccra
tessellata Gr. (mit borstenförDiigen, den ganzen Rüssel bedeckenden
Papillen und schachbrettartig gefeldertem Rücken), Telraglene n.
gen.) rosea Gr.. SylUs hrcvicornis Gr., S. hyalina Gr., S. lussinensis
Gr., S. nicfricirris (}v., AmhlyosylUs lineata Gr., Ueterocirrvs multi-
hranchis Gr. (vom Ansehen eines Cirratulus, aber mit zwei zusammen-
rollbaren Fühlercirren, wie die Spioniden). Sclerocheilus (n.gen.)
minutus Gr. (gewissermassen ein kleines Scalibregma ohne Kiemen),
Phyllochaelopterus (n. gen.) yracilis Gr., Clymene digilata Gr.,
TerebeUa compacfa Gr. (mit T. multisetosa verwandt), T. Ungulata
Gr. (wegen der einfachen lanzettförmigen Kiemen als Repräsentant
einer eigenen Untergattung zu betrachten. 10 Mm. lang), Sabellides
adspersa Gr. (mit nur sechs Kiemenfäden, wie S. sexcirrata Sars),
Sabella viola Gr. (Borstenwechsel am 13. oder 16. Segmente), S.
candela Gr. (mit Kiemenfäden, die an der Spitze in Blattchen er-
weitert sind), S. frayiUs Gr., S. slichophlhalmos Gr. (mit Augen,,
die in zwei meist unvollständigen Längsreihen am Rücken des Kie-
menschaftes hinziehen) . S. polyzonos Gr. (steht der S. Luculiana
nahe) , S. imberbis Gr. (ohne Bärtel am Innenrande der Kiemenfa-
den), Serpnla (Placostegus) lima Gr.
Char. gen. n. Zygolobus Gr. Corpus, pinnae, setae Lum-
briconereidis generis, sed segmentum buccale margine anteriore su-
pra in foUola duo, lobo capitali incumbentia productum.
Char. gen. n. Telraglene Gr. Corpus brevius, vermiforme,
secrmentis brevibus, cirris ani duobus. Lobus capitalis transversus
oculis maximis utrimque duobus, uno dorsuali, altero ventrah, ten-
tacuhs nulhs. Segmentum buccale ceteris simile. Pmnae satis
longae. ramis coalitis cirrum dorsualem ventralemque , prope api-
der niederen Thiere während de.s Jahres 1863. 53
cem sitas,- gerentibus, Setae superiores simplices, inferiores com-
positae.
Char. gen. n. Srler o cheil ii s Gr. Corpus vermiforme, seg-
mentis brevibus, postremo in cirro^ quattuor exeunte. Lobus capi-
talis parvus, tentaculis duobus brevibus lateralibus munitus, sub-
tus ad OS laminis duobus corneis armatus. (Oculi haud observati.)
Segmentuin buccale setis nudum. Fasciculi setarum ex pliaretris
brevibus prodeuntes, utrimque disticbi, setae capillares , inferioris
segraenti secundi aciculae. Branchiae nuUae.
Char. gen. n. P hu Hoc ha et o]} t er v s Gr. Corpus vermiforme
subteres, anteriora versus dilatatum depressum. ex scctionibus tri-
bus compositum, anteriore j)innis altis flabelluni palearum gerenti-
bus munita, media pinnulis uncinigeris lateralibus foliolisque pari-
bus dorsualibus distincta. posteriore utrimque ordinem processuum
acicularium, sub iis toros laterales gereute; processus capitati cu-
tanei, setas paucas tenerrimas continentes. Segmenta sectionum di-
versarum diversae longitudinis. Lobus capitalis parvus. segmento
buccali impressus ; tentacula l)revia simplicia duo. oculi punctiformes
duo, utraque lateralia.
Grube's Aufsatz über die natürliche Verwandtschaft
der Capitellen mit Notomastus, die — gegenüber den An-
sichten von V. Garns (vergl. S. 38) — auch durch die
oben angezogenen Beobachtungen Clapar^de's ausser
Zweifel gesetzt wird, ist in englischer Uebersetzung in die
Ann. and Mag. nat. bist. T. XI. p. 393 übergegangen.
Vergl. den vorigen Bericht.
Sars Reisebericht enthält Mittheilungen über fol-
gende Chätopoden mit mehr oder minder ausführlicher
Beschreibung und Charakteristik (1. c. p. 39 — 68) :
Polynoe nivea n. sp. mit 16 Paar w^eiss getüpfelten Elytern
und 40 Segmenten , P. claiiffera n. sp. mit 15 Paar Elytern und
39 Segmenten , Panthalis Oerstedi Kinbg., Euphrosyne cirrata Sars.
Nephthys coeca Fabr., Chaetopterus Sarsii Boeck, Eumcnia crassa
Oerst. , Polycirrus trilobatus n. sp. (ein Genus, dem Sars auch
Aphlebina und Apneumea Quatref. zurechnen möchte), Tercbella
avtifex n. sp. mit einer Röhre, deren vorderes erweitertes Ende 2 — 4
lange und verästelte Anhänge trägt. Chone rubrocincta Sars. Dasy-
chone Argus Sars. Bei Panthalis beschreibt Verf. Eierstöcke, die
im Wesentlichen mit denen von Aphrodite und Polynoe (vgl. J. B.
Bd. XX. S. 317) übereinstimmen d. h. ein System solider Fäden
darstellen, unter deren Oberhaut sich die Eier entwickeln.
Auch B a i r d beschreibt einige neue Chätopoden
54 Leuckart; Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
sämmtlich von Vancouver-Island (Proc. zool. Soc. 1863.
April; Arm. and Mag. nat. liist. T. XIII. p. 96—99):
Lepidonotus insignis (3" lang, mit 18 Paar Elytren), L. Lordi
(über 3" lang, mit 45 Paar Elytren), L. Grvhei (2" lang, mit 18
Elytren jederseits), L. frarjUis, Nereis fnliota (15", mit blattförmigen
Rückencirren), N. hicanaliculata {2"), Glycera corrvgota (4"), Sobel-
laria saxicava (l^/g").
Dass das von Claparede als D e smosc olex mi-
nutus (n. gen. et n. sp.) beschriebene kleine (0^19 Mm.
lange) Thierclien trotz seiner 28 Segmente und der dar-
auf sitzenden „Pfrieraenborsten" den Anneliden zugehört,
scheint dem Ref., der durch Herr Candidat Mecznikoff
Gelegenheit fand, dasselbe in einigen wohl erhaltenen Prä-
paraten (von Helgoland) zu untersuchen, sehr zweifelhaft.
Nicht bloss, dass die einzeln und meist alternirend rechts
und links den Segmenten (auch dem Kopfsegmente) auf-
sitzenden Borsten von den Annelidborsten sehr ver-
schieden sind, noch mehr fällt hier die Beschaffenheit der
Cuticula in's Gewicht, die einen dicken, an den Segmen-
ten eigenthümlich gezeichneten Chitinpanzer darstellt.
Dass alle Larvenorgane und namentlich auch jede Flim-
merbekleidung fehlt_, ist schon von Claparede hervor-
gehoben worden. Vergl. Beobachtungen u. s. w. S. 89.
Tab. XVHI. Fig. 4—7.
Es dürfte vielleicht nicht ganz unpassend sein,
an dieser Stelle der Beobachtungen zu erwähnen, die
derselbe Forscher über das sonderbare Gen. Echino-
deres Duj. angestellt hat. Wir wollen freilich durch
diese Einreihung über die natürlichen Verwandtschaften
dieses paradoxen Thieres Nichts präjudiciren. Der ur-
sprüngliche Entdecker hielt es bekanntlich für ein Mit-
telglied zwischen den Crustaceen und den Würmern, und
in der That erinnert die Dicke und Beschaffenheit des
Chitinkleides, so wie die Gliederung der Ringe in ein
deutliches Tergal- und Sternalstück in auffallender Weise
an die Gruppe der Arthropoden, von der es aber durch
gänzlichen Mangel der Anhänge an den durchaus gleich-
artig entwickelten Segmenten und durch den Besitz eines
muskulösen Pharynx andererseits wieder so scharf sich
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 55
unterscheidet, dass wir unserem Verf. nur beistimmen
können, wenn er es für einen Wurm erklärt. In der Ha-
ken- oder Rüsselbildung ähnelt es den Akanthocephalen,
aber trotzdem kann es nach äusserem und innerem Baue
diesen Würmern ebenso wenig, wie irgend einer andern
bekannten Wurmgruppe zugerechnet werden. Verf. beob-
achtete zweierlei P'ormen des Gen. Echinoderes, die er als
E. Dujardmii und E.monocercus unterscheidet, obwohl er
dabei die Möglichkeit zulässt, dass die Differenzen zwischen
denselben, die sich auf gewisse Verhältnisse derSchwanz-
bildung beschränken, blosse Geschlechts- (oder Alters-)
Verschiedenheiten seien. Von inneren Organen beschreibt
Verf. ausser dem ansehnlichen Darme noch ein paariges
Organ, welches augenscheinlich drüsiger Natur ist und
zu den Seiten des Afters ausmündet. Er ist geneigt, das-
selbe als Geschlechtsorgan zu betrachten, obwohl er darin
keinerlei Geschlechtsstoffe auffand — vielleicht, wie er
meint, desshalb nicht, weil die Fortpflanzung in eine an-
dere Zeit fällt, als die seiner Untersuchungen. An dem
vorderen Körper stehen zwei rothe Augenflecke, die der
lichtbrechenden Medien zu entbehren scheinen und auf
zwei grössern länglichen Gebilden aufsitzen, die möglicher
Weise als Hirnganglien zu deuten sind. A. a. 0. S. 90 —
92. Tab. XVI. Fig. 7—16.
Gephyrea.
Im Gegensatze zu der Darstellung, die Kef er st ein
(J. B. 1860. S. 235) von den Geschlechtsverhältnissen
der Sipunculiden und der Bildungsstätte ihrer Zeugungs-
produkte gemacht hat, hebt Cla^parede hervor, dass
sich Samen und Eier bei den Phascolosomen frei in der
Leibeshöhle entwickelten und immer nur bei verschiedenen
Thieren getroffen würden. Schwimmende Zellengruppen,
die den „schwimmenden Ovarien" der Echinorhynchen
verglichen werden, sollen in dem einen wie anderen
Falle das Zellenmaterial für die Geschlechtsstoffe ab-
geben. Die männlichen Phascolosomen sind übrigens äus-
serst selten , so dass unter mehr als 100 Exemplaren erst
56 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Natiiroescliichte
ein einziges gefunden wird. Beobachtungen u. s. w.
S.61. 62.
Ebendas. (S. 84. Tab. XVIII. Fig. 9u. 10) beschreibt
Claparede auch die von ihm beobachteten jungen Ex-
emplare von Actinotrocha. Dieselben massen nicht mehr
als 0,15 Mm. Sie bestanden aus einem grossen Kopf-
schirm, der im Wesentlichen schon seine spätere Form
hatte, und einem kleinen abgeplatteten Leibe, dessen
Seitenränder in der Nähe des Hinterleibsendes gekerbt
waren. Die Zapfen, die auf diese Weise entstanden, sind
die ersten Anlagen der Tentakel, deren Zahl bei wenig
grösseren Thieren schon auf das Doppelte gestiegen war.
Unter dem Namen Sipuneulus heterocyathi beschreibt
Macdonald (nat. bist. rev. 1862. p. 78 — 81) eine Form
mit langem schlanken Halse und zwei rauhen Hautschei-
ben, von denen die eine dem Hinterleibsende angehört,
während die andere, in unbedeutender Entfernung von
dem After, am unteren Ende des Rüssels angebracht ist.
Das Thier lebt in einer dem Gen. Heterocyathus zuge-
hörenden Steinkoralle und verschliesst beim Zurückziehen
den Eingang in seinen Canal mit Hülfe der eben erwähn-
ten Nackenscheibe. Verf. meint, dass es dem seit Cu-
vier nicht wiedergesehenen Lithodermus cuneus verwandt
sei. Auffallend ist, dass der Canal des Sipuneulus stets
nach links gewunden ist, ein Umstand, der im Zusammen-
hange mit der Thatsache , dass Heterocyathus oftmals
(vergl. J. B. 1862. S. 255) eine Schneckenschale in sich
einschliesst und manche Sipunculiden als Consta nte Be-
wohner von Schneckenschalen bekannt sind, fast die Ver-
muthung aufkommen lässt, d^^ss der Parasitismus des Wur-
mes in diesem Falle erst ein secundärer sei. (Ref.)
Semperfand im Meeressande der Pelew- Inseln
einen Sipuneulus , an dessen hinterem Körperende fast
immer eine kleine vivipare Lamellibranchiate ansass, die
sich durch Byssusfäden daran befestigt hatte. Zeitschrift
für wissenschaftl. Zoologie Bd. XIIl. S.560.
Ein von Meyer und Möbius in der Kieler Bucht
beobachteter Priapulus unterscheidet sich von Pr. cauda-
der niederen Tliieie während dep Jahres 18r3, 57
tus Ehl. durch zwei kürzere Retractoren des Rüssels und
eine grössere jMengc von Seitenzähnen. Wenn die E h-
lers'scben Artunterschiede Gültigkeit haben, dann ist die
Kieler Art neu und vielleicht ganz passend als Pr. mul-
Hd€7üatus zu bezeichnen. Amt). Ber. der Stettiner Natur-
forscherversammlung S. 128.
Chaetognathl.
Keferstein's und Pagen stech er's Abhandlun-
gen über Sagitta, über die wir bereits im letzten Berichte
referirten, sind übersetzt in dem Journ. micr. Science 1863.
p. 134 u. 192.
Die durch die Anwesenheit eines rädernden Nacken-
schildes so auffallend ausgezeichnete Sagitta cephaloptera
Busch wurde von Claparede im Busen der Normandie
mitunter, ganz nach Art anderer Sagitten, in grossen
Schaaren schwärmend aufgefunden. Was Busch als
überzählige Kopfflosse bezeichnete und bei der Benen-
nung seiner Art zu Grunde legte, ist Nichts, als die etwas
ausgebreitete und mit einer schönen Epithelialschicht aus-
gekleidete Seitengegend des Kopfes und Nackens. Trotz-
dem kann der Busch'sche Name unverändert beibehal-
ten werden , theils wegen der oben erwähnten, wenn
auch gerade nicht sehr bedeutenden Ausbreitung des Hin-
terkopfes, theils auch wegen der Anwesenheit zweier
hornförmiger Tentakel, die an den Seitentheilen des Ko-
pfes stehen und genau dieselbe Stelle einnehmen, an der
Pagenstecher bei seiner Sag. gallica ein Paar schlauch-
förmiger (iruben beobachtete. Beobachtungen u. s. w.
S. D. 10. Taf. XVIII. Fig. 8.
Nematodes.
An die Spitze unseres diesjährigen Berichtes über
Nematoden stellen wir die Beschreibung eines sonderba-
ren kleinen Wurmes (von IV2 Mm.) von zweifelhafter
Stellung, den Claparede in einem Wassertümpel am
Ebbstrande beiSt. Vaast zufällig auffischte und unter dem
58 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
Namen Ghaetosoma ophicephaLum in unsere Wissen-
schaft einführte. Der Wurm krümmte sich langsam hin und
her und besass einen walzenförmigen, in der Mitte etwas
angeschwollenen Leib, der vorn in einen ovalen abgeflach-
ten Kopf und hinten in einen hakenförmigen Schwanz
auslief. Die sehr derbe Cuticula war quergestrichelt,
wie bei den Ascariden, und in ganzer Ausdehnung mit spär-
lichen Haaren besetzt, die am Kopfende zahlreicher, aber
kürzer erschienen. Da man ähnliche Cuticularauswüchse
bekanntlich auch sonst bei den Nematoden vorfindet, so
könnte man vielleicht unseren Wurm ganz einfach dieser
Thiergruppe zurechnen, zumal auch die Bildung des Dar-
mes und die Organisation der aus zwei einander entge-
gengesetzten Schläuchen mit geldrollenartig gruppirten
Eikeimen bestehenden weiblichen Geschlechtsorgane eine
solche Deutung nur zu unterstützen scheint, wenn derselbe
nicht an seiner Bauchseite, in geringer Entfernung von
dem Schwänze noch ein Organ trüge, das für einen Ne-
matoden sehr sonderbar erscheint. Es besteht aus einer
„Doppelflosse^, die sich aus zwei divergirenden Reihen
paralleler Stäbchen zusammensetzt. Bei näherer Unter-
suchung dieser Stäbchen erkennt man darin übrigens
offene Röhren, die einen zarten, dicht *untor der Röhren-
öfFnung spitz endenden Cylinder in sich einschliessen.
Ref. wird durch diese Beschreibung an die nicht selten
reihenweise gestellten Schwanzpapillen gewisser Nemato-
den erinnert, die für gewöhnlich freilich nur den Männ-
chen zukommen, immerhin aber auch ein Mal bei dem
anderen Geschlechte gefunden werden können. Sollte
der Vergleich sich als richtig erweisen, dann hätten wir
am Ende keinen Grund, das Gen. Chaetoderma von den
Nematoden auszuschliessen. Der Umstand, dass der Verf.
vergebens nach den Seitenlinien gesucht hat, dürfte dabei
kaum maassgebend sein. Beobachtungen u. s. w. S. 88 — 90.
Tab. XVIII. Fig. 2 u 3.
Schneider's „neue Beiträge zur Anatomie und
Morphologie der Nematoden'^ (Archiv für Anat. u. Phy-
siol. 1863. S. 1—25. Tab. I — II) enthalten ausser einer
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 59
kritischen Besprechung der jüngsten Nematodenarbeiten
Leydig's, Eberth's und Walter's — über die wir
hier um so eher hinweggehen können, als die Urtheile
des Verf.'s im Wesentlichen mit den darauf bezüglichen
Bemerkungen unseres letzten Berichtes zusammenfallen —
Untersuchungen über das Nervensystem der Nematoden
(im Auszuge übersetzt im Quarterlv Journ. micr. sc. 1863.
p. 197), die, wenn sie die vorliegende Frage auch viel-
leicht noch nicht völlig zum Abschlüsse bringen, doch
über die Existenz dieses Apparates und die Bildung seiner
wesentlichsten Theile keinen Zweifel übrig lassen.
Verf. untersuchte hauptsächlich die Ascaris megalocephala aus
der Abtheilung der Coelomyarier und die Oxyuris curvula als Re-
präsentant der Platymyarier und fand in beiden wesentlich die
gleichen Verhältnisse. In beiden Thieren findet sich in unbedeuten-
der Entfernung von der Kopfspitze ein Nervenring, der den Pharynx
dicht umfasst und fest auf den äusseren Bedeckungen aufliegt. Die
Scheide des Nervenrings tritt mit den benachbarten Muskeln und
den vier Längslinien in unmittelbare Verbindung. Nach vorn gehen
aus dem Nervenringe sechs Nerven ab, von denen zwei in den Seiten-
linien, die vier anderen in den Zwischenräumen zwischen den vier
Längslinien, angenähert den Seitenlinien, verlaufen. Ebenso kommen
nach hinten neben den ventralen Medianlinien zwei Nervenwurzeln
hervor, die aber bald nach ihrem Ursprung zu einem gemeinschaftli-
chen Stamm zusammentreten. Der weitere Verlauf ist schwer zu ver-
folgen ; es scheint jedoch, als wenn der Medianstrang selbst eine An-
zahl von Nervenfasern in sich einschlösse. Auch in dem E-ückenstrange
scheinen einige wenige Nervenfasern zu verlaufen. Ausser den Fasern
unterscheidet man übrigens auch zahlreiche grössere und kleinere
Ganglienzellen, die zum Theil in den Verlauf der Faserstränge
eingelagert sind. Ref., der die Beobachtungen von Schneider fast
bis in alle Einzelnheiten bestätigen kann , sieht (Asc. lumbricoides)
auch im Anfangstheile der Seitenlinien zahlreiche Ganglien mit Aus-
läufern, die theils der Länge nach verlaufen, theils aber auch nach
den Seiten in die subcuticulare Körnerschicht eintreten. Möglich,
dass diese letztern mit den von Schneider (und L e y d i g) in den
Zwischenräumen der Längslinien beobachteten Fasern zusammen-
hängen. Es dürfte überhaupt an der Zeit sein, diese Seitenlinien
genauer zu untersuchen, als das bis jetzt geschehen ist, Ref. hält
es nach seinen Untersuchungen für mehr als wahrscheinlich, dass die-
selben in der Frage nach dem Nervensysteme der Nematoden noch
einmal eine Rolle spielen werden. Bei Oxyuris curvula hängt an dem
60 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
Nervenringe auf der einen Seitenlinie ein flaschenförmiges Organ
von imbekannter Bedeutung, vielleicht dasselbe Gebilde, welches
man bei Ascaris megalocephala (undx\. lumbicoides) in einiger Ent-
fernung von dem Nervenringe an derselben Stelle als eine scharf
umschriebene Körnerkapsel antrifit. Die am Munde, Hals und Schw^anz
vorkommenden Papillen möchte Yerf. (wohl mit allem Rechte) als
Tastpapillen in Anspruch nehmen. Es sind röhrenförmige Löcher
der Haut, erfüllt mit einer feinkörnigen Masse, welche eine unmit-
telbare Fortsetzung der feinkörnigen Matrix der. Cutis zu sein scheint.
Die Muskulatur der Platymyarier zeigt, wie Verf. hervorhebt, eine
ganz gesetzmässige Anordnung, indem jedes interlineare Feld der
Körperw^and zwei symmetrisch gruppirte Längsreihen rhombischer
Muskelzellen aufnimmt. Bei Trichocephalus scheinen diese Zellen
unter sich verschmolzen zu sein, wne denn auch die darauf aufliegende
kernhaltige Marksubstanz hier keinerlei Differenzirung darbietet.
Seitenlinien konnte Verf. bei Trichocephalus nicht beobachten,
Vix findet bei macerirten und zerfallenen Ascari-
den (A. lumbricoides) in der Haut zahlreiche braunge-
färbte Löcher, die je in ein kleines wurm- oder flaschen-
artiges Anhangsgebilde führen. Obwohl diese Bildungen,
wie Ref. an V i x'schen Präparaten selbst gesehen hat,
sehr auffallend sind , lassen sie sich an frischen Prä-
paraten nur mit grosser Mühe und spurweise auffinden.
Trotzdem zweifelt Verf. nicht an ihrem Vorkommen. Er
hält dieselben für Secretionsorgane, die dazu dienten, die
Haut feucht und schlüpfrig zu erhalten. Archiv für Na-
turgeschichte 1863. I. 8. 75—80. Taf. VIL
Davaine glaubt durch seine Beobachtungen (Mem.
Soc. biolog. 1862. p. 272 — 278, sur la Constitution de l'oeuf
de certains entozoaires et sur la propriete de se develop-
per a sec) zu der üeberzeugung gekommen zu sein, dass
es Spulwürmer giebt, deren Eier sich im Trocknen ent-
wickeln, im Wasser aber zu Grunde gehen, während die
Eier anderer Arten (z. B. Ascaris lumbricoides, Tricho-
cephalus) gerade das entgegengesetzte Verhalten zeigen.
Zu den erstem zählt Verf. u. a. die Asc. marginata, die
er auf einem trocknen Objectträger in wenigen Tagen
sich entwickeln sah , die A. tetrapera der Mäuse , so
wie den Dochmius trigonocephalus. Nach der Vermu-
thung des Verf.' s dürfte diese Eigenschaft übrigens weiter
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 61
verbreitet sein und namentlich den Spulwürmern aller
solcher Thicrc zukommen, die sich im Trocknen aufhalten.
Ref. gesteht, in dieser Hinsicht eine andere Meinung zu
haben. Dass ein Aufguss von Wasser zur Entwickelung
der Nematodencier nicht nöthig ist, hat er bereits im
vorjährigen Berichte nach eigenen Untersuchungen her-
vorheben können ; er glaubt sogar — obwohl er z. B.,
entgegen den Angaben des Verf., auch die Eier von Asc.
marginata und A. mystax im Wasser sich entwickeln sah
— dass die feuchte Erde einen weit besseren und gün-
stigeren Aufenthaltsort für die sich entwickelnden Em-
brvonen abgiebt. Aber andererseits hat er in einem ab-
solut trocknen Räume niem.als die Entwickelung von Ne-
matodeneiern verfolgen können. Nur so viel kann Ref.
auf Grund seiner Untersuchungen dem Verf. zugestehen,
dass Eier und Embryonen das Austrocknen zum Theil
ohne Verlust ihrer Keimkraft ertragen, wie er solches
auch schon bei früherer Gelegenheit bemerkt hat. Viel-
leicht, dass dieObjectträger des Vcrf.'s an feuchten Orten
aufbewahrt wurden und so die Divergenz der Beobachtun-
gen erklärlich machen. Der angezogene Aufsatz enthält
übrigens auch sonst vielfache Ungenauigkeiten und unbe-
wiesene Behauptungen, wie u. a. die Angabe, dass sich
die Eier und Embryonen von Taenia solium und serrata
Jahre lang unverändert und lebend conserviren Hessen.
Die Nouvelles recherches sur le developpement et la
propagatlon de l'Ascaride lombric. et du Trichocephale de
l'homme desselben Forschers (1. c. p. 261 — 265)
sind mit Eiern angestellt, die seit fünf Jahren in Wasser auf-
bewahrt waren und zum grossen Theil noch lebende Em-
bryonen enthielten. Bei einer jungen Ratte, der diese Eier
(Asc. lumbric.) mit Milch beigebracht waren, fand Verf. 12
Stunden später in dem zweiten Abschnitte des Dünndar-
mes eine Anzahl freier Embryonen. In der vorderen
Partie waren die Eier alle unversehrt, wie denn auch
weiter nach hinten noch zahlreiche Eier in gleichem Zu-
stande gefunden wurden. Eine zweite Ratte, die 8 Tage
hinter einander auf dieselbe Weise mit Ascarieneiern ge-
62 Leuckart: Bericht üb. d.Leist. in d. Naturgescliiclite
füttert war, entleerte mit dem Kotlie zahlreiche noch
lebende Junge. Die Eier von Trichocephalus blieben
bei diesen Experimenten ganz unverändert. Verf. schliesst
aus diesen Beobachtungen, dass die Embryonen von Asca-
ris und Trichocephalus erst nach einem längeren Verwei-
len im Darmkanale aus der durch die Einwirkung der
Darmsäfte erweichten Schale ausschlüpfen. Das völlig-
negative Resultat mit den Trichocephaluseiern wird durch
die Vermuthung erklärt, dass der Darm der jungen Ratte
zu kurz gewesen sei, um die Eier eine genügende Zeit
zurückzuhalten, wie denn andererseits das Abgehen der
jungen Brut mit den Fäces für unsern Verf. ein Zeichen
ist, dass die Ratte für die Entwickeiung der betreffenden
Eier nicht den rechten Boden abgiebt. Auch bei einer
mit den reifen Eiern von Asc. lumbricoides gefütterten
Kuh fand Verf. vier Monate später keine Spur von Spul-
würmern, obwohl die Kuh doch, wie man angiebt, die
genannte Art, gleich dem Menschen, beherbergen soll.
Man sieht , Verf. hält noch immer an der Vermuthung
fest, dass die Spulwürmer keinen Zwischenzustand verle-
ben, sondern — unter günstigen Bedingungen — direkt
aus Embryonen zu geschlechtsreifen Thieren werden.
Nach den Resultaten zahlreicher eigener Untersuchungen
kann Ref. dieser Annahme sich nicht anschliessen. Je-
denfalls irrt Verf. darin , dass er das Ausschlüpfen der
Jungen überall von der Einwirkung der Darmsäfte ab-
hängig macht. Es gilt das allerdings für die Arten, mit
denen Verf. experimentirte, und viele andere, aber da-
neben giebt es auch eine grosse Menge von Nematoden,
die in feuchter Erde spontan ausschlüpfen und unter abwei-
chender Form meist mit den Charakteren des Gen. Rhab-
ditis) eine längere Zeit im Freien leben. Ref. kennt we-
nigstens ein Dutzend Arten aus sehr verschiedenen Genera
— darunter z. B. den auch von unserem Verf. beobachteten
Dochmius trigonocephalus, dessen Embryonen schon nach
wenigen Tagen als kleine Rhabditiden auskriechen — , die
einen solchen Jugendzustand durchlaufen und sich wäh-
rend desselben ganz nach Art der sog. freien Nematodea
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 63
verbalten, Nahrung gemessen und unter mehrfachen Häu-
tungen allmählich bis zu einem bestimmten Grade her-
anwachsen. Zu seinem grossesten Erstaunen hat er sich
sogar davon überzeugen müssen , dass einzelne dieser
rhabditlsartigen Abkömmlinge entozootlscher Nematoden
im freien Zustande zur Geschlechtsreife gelangen und auf
geschlechtlichem Wege eine Nachkommenschaft erzeugen,
die, von ihren Eltern verschieden, offenbar dazu bestimmt ist,
wieder zu dem parasitischen Leben zurückzukehren. Wer
weiss, wie manche sog. freie Nematoden dem Entwik-
kelungskreise parasitischer Formen zugehören. Diese
wenigen Andeutungen mögen einstweilen genügen. Sie
beweisen jedenfalls so viel, dass sich die Lebensgcschlchte
der Nematoden kelnesvv^egs in einer so einfachen Bahn
bewegt, wie unser französischer Helminthologe annimmt,
dass dieselben vielmehr durch unerwartete Erscheinungen
manchfacher Art auf das Wunderbarste compllcirt ist.
(Ref. kennt gegenwärtig fünf bis sechs verschiedene Ty-
pen der Nematodenentwickelung.)
Wenn Ref. so eben gewisser parasitischer Nemato-
den Erwähnung that, die unter Rhabditisform im Freien
zur Geschlechtsreife heranwachsen, so hatte er dabei na-
mentlich die Ascaris nigrovenosa des braunen Grasfrosches
im Auge, dasselbe Thier, dessen Embryonen Davaine
auf ihrem Wege durch den Darmkanal ihres Wirthes
nach Aussen verfolgt hat. Da diese Embryonen gewöhn-
lich erst im Magen des Frosches frei werden, so können
dieselben natürlich ebenso wenig , wie die den gleichen
Weg einschlagenden Eier von Distomum cyllndraceum,
durch ihre eigenen Bewegungskräfte aus den Lungen in
den Darm übertreten. Mit Recht sucht Verf. unter sol-
chen Umständen nach anderen Transportmitteln, die er
denn auch In dem Flimmerepithel der Lungen und des
Pharynx mit um so grösserer Bestimmtheit vermuthet, als
er sich überzeugen musste, dass durch die Thätigkelt die-
ser Gebilde auch das durch die äusseren Körperwände
direkt in die Lungen übertragene Kohlenpulver allmäh-
lich den Weg in den Darmkanal einschlug. Ibid. p. 267
64 Leuckart: Bericht üb d. Leist. in d. Naturgeschichte
— 271. (Sur un mode de dissemination des oeufs chez
les entozoaires des voies resplratoires.)
Nachdem die Naturgeschichte der Trichinen schon
seit Jahren durch die Bemühungen deutscher Forscher
zu einem völlig befriedigenden Abschlüsse gekommen
und mehr als die irgend eines andern Helminthen von
den verschiedensten Seiten gesprochen ist , erscheint in
der angesehensten zoologischen Zeitschrift Frankreichs,
in den Annal. des scienc. natur. (T. XVIII. p. 824—330),
als ein überraschender Anachronismus, ein Aufsatz von
Ordonez, in dem Verf. auf Grund seiner Untersuchun-
gen die Kapsel, in der diese Thiere in den Muskeln ein-
geschlossen sind, als eine Eischale und die Insassen als
geschlechtlich entwickelte Thiere in Anspruch nimmt.
Verf. glaubt die beiden Geschlechter sehr scharf unter-
scheiden zu können, die einen an dem Ovarium, die an-
dern an der Spicula. Was Verf. Ovarium heisst, ist die
bei älteren Thieren mit verkalkter Kapsel in dem Ge-
schlechtsgange angehäufte Körnermasse, während der Pe-
nis der männlichen Individuen nichts Anderes darstellt,
als die beim Drucke nicht selten aus der Afteröffnung
hervortretende Chitinhülle des Mastdarms. Verf. stellt
am Schlüsse seiner Abhandlung noch fernere Untersuchun-
gen über die Trichinen in Aussicht, die, wie er hofft,
über die Entwickelungsgeschichte derselben Aufschluss
geben würden — er hätte diese Aufschlüsse schon in den
früheren Jahrgängen desselben Journals finden können,
das seine Mittheilungen gebracht hat. Die Untersuchun-
gen vonVirchow, wie vom Ref., sind ihrer Zeit in die
Annales des scienc. natur. übergegangen, wie denn auch
— anstatt eines deutschen Journals — die Pariser Compt.
rend. es waren, die uns mit Virchow's Trichinenexpe-
rimenten specieller bekannt machten.
Von anderer Seite finden übrigens die Aufschlüsse,
die wir in Deutschland über die Trichinen erhalten haben,
auch in Frankreich die gebührende Beachtung. So na-
mentlich von Seiten Davaine's, der seinen Landsleuten
in einem ausführlichen Aufsatze (faits et consid^rations
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 65
sur la trlchino, Mem. Soc. biol. 1862. p. 117— 142) den ge-
genwärtigen Stand der Trlchinenfragc darlegt. Wie na-
türlich , sind dabei namentlich die Untersuchungen von
Virchow, Zenker und Ref. benutzt worden. Dass
Verf. hier und da von der historischen Wahrheit abge-
wichen ist — wie z. B. bei der Entdeckung der viviparcn
Geschlechtsthiere, die er Zenker zuschreibt, während
dieser doch ausdrücklich erklärt, erst durch Ref. von den-
selben gehört zu haben — dürfen wir wohl zum Theil
auf Rechnung der Schw^ierigkeiten schieben , mit denen
die vollständige Kenntniss der deutschen Litteratur in
Frankreich verbunden ist. (Der Verf. scheint die Unter-
suchungen des Ref. nur aus dem kurzen Referate zu ken-
nen, welches in den Annales des scienc. nat. darüber ge-
geben ist.) Die eigenen Untersuchungen des Verf. liefern
in allen Punkten eine Bestätigung der vorhandenen An-
gaben. Nur in einem Punkte weicht Verf. ab, und die-
ser betrifft die systematische Stellung der Gen. Trichina.
Verf. meint, dass dasselbe, weit davon entfernt, zu Tri-
chocephalus oder Trichosoraum Beziehungen zu haben,
dem zu den Strongyliden gehörigen Gen. Pseudalius Duj.
(Prosthecosacter Dies.) zu vereinigen sei, und schlägt für
unsere Trichina spiralis fortan die Bezeichnung Pseuda-
lius trichina vor. Er bezieht sich zur Motivirung dieses
Vorschlages auf die Bildung der männlichen Begflttungs-
werkzeuge, die mit denen des männlichen Pseudalius
durchaus übereinstimmten. Schon Ref. hat, und zwar
schon lange vor Davaine, auf die Aehnlichkcit hinge-
wiesen , die die beiden Schwanzzapfen der männlichen
Trichina mit dem gespaltenen Schw^anzendc des Pseud.
filum (beiläufig gesagt, eines Thieres von mehr als Span-
nenlänge) besitzen, allein diese Aehnlichkcit schien ihm
doch bei den auffallenden und durchgreifenden Verschie-
denheiten des inneren Baues nur von untergeordneter
Bedeutung, zumal dieselbe Bildung des Schwanzendes
auch noch bei anderen Genera, wie Onchocerca und Tri-
chosomum, zu finden ist. Unser Verf. meint nun aber
noch eine zweite Uebereinstimmung zwischen den mann-
Archiv f. Naturg. XXX. Jahrg. 2. Bd. , E
66 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d, Naturgeschichte
liehen Theilen der Trichina und des Pseudalius entdeckt
zu haben. Er glaubt bei der männlichen Trichina, ge-
nau wie bei dem letzten Genus, zwei kurze V-förmig di-
vergirende Spiculae unterscheiden zu können. Obwohl
Verf. nun alsbald die Tragweite dieser Beobachtung da-
durch auf ein sehr bescheidenes Maass zurückführt, dass
er die „zwei Spiculae'^ mit einem? begleitet, lässt er sich
doch dadurch nicht abhalten, unsere früheren systema-
tischen Ansichten über die Trichinen als grundfalsch zu
bezeichnen. Trotz diesem Anathema glaubt übrigens Ref.
noch immer bei der früheren Ansicht verharren zu dür-
fen. Er glaubt dieselbe heute sogar noch entschiedener
vertreten zu können, da er im Stande ist, auf das Be-
stimmteste zu versichern, dass Trichina gar keine Spicula
besitzt. Was er selbst einst fraglich als einfache Spicula
dieses Thieres in Anspruch nahm, ist nichts als die Chitinbe-
kleidung der Cloake, die unser Thier gelegentlich — und
zwar wahrscheinlicher Weise auch während der Begat-
tung — nach Aussen umstülpt und dann in Form eines
becherförmigen Anhangs zwischen den Schwanzzapfen
umherträgt. Was nun aber weiter diese Schwanzzapfen
selbst anbetrifft, sind dieselben durchaus nicht so einfach,
als es nach den bisherigen Darstellungen den Anschein
hatte. An der Basis der zwei grossen kegelförmig vor-
springenden Schwanzzapfen stehen in bestimmter Grup-
pirung noch zwei andere kleine höckerförmige Erhebun-
gen, so dass damit eine Bildung vorliegt, die wohl bei
dem Gen. Trichosomum, aber durchaus nicht bei Pseuda-
lius ihr Anologon findet. Es würde Ref. hier übrigens
zu weit führen, wenn er die verwandtschaftlichen Bezie-
hungen zwischen Trichina und Trichosomum noch spe-
celler, besonders auch durch eine Vergleichung des in-
neren Baues, begründen wollte. Er begnügt sich dess-
halb mit der Versicherung, dass der Vorschlag von D a-
vaine ein durchaus verfehlter ist, und keinerlei Veran-
lassung vorliegt, den allbekannten und verbreiteten Namen
der Trichinen mit einem anderen zu vertauschen.
D a V a i n e ist übrigens nicht der Einzige, der bei
d^r niederen Thiere während des Jahres 1863. 67
den Trichinen einen besondern Penis gefunden zu haben
glaubt. Auch Fiedler spricht in seinen ^^Beiträgen zur
Entwickelungsgeschichte der Trichinen^ (Archiv der Heil-
kunde V. S. 1 — 29), in denen uns die Resultate zahlrei-
cher, sorgfältig und gewissenhaft angestellter Experimen-
taluntersuchungen mitgetheilt werden, von einem derar-
tigen Gebilde. ;,Bei den männlichen Darmtrichinen, so
sagt derselbe , sieht man in der Regel nur die beiden
seitlichen konischen Vorsprünge am stumpfen Ende,
welche wahrscheinlich nur als Haftorgane dienen, gelingt
es aber, dass ein Männchen auf den Rücken zu liegen
kommt, so sieht man zw^ischen diesen beiden Haftorganen
den Penis. Derselbe ist mit breiter Basis inserirt, unge-
fähr 0,024 Mm. lang und läuft dann schmal zangenartig
fort. Er endet oben, wie wir uns zu wiederholten Malen
überzeugten, nicht in eine Spitze, sondern in eine ziem-
lich grosse kuglige Anschwellung ; derselbe ist peitschen-
artig geschlängelt, im ganzen jedoch glatt und flottirt
leicht in der zugesetzten Flüssigkeit." Ref. weiss diese
Angabe von Fiedler absolut nicht zu deuten. Er weiss
nur so viel, dass die männlichen Trichinen für gewöhn-
lich zwn'schen ihren Schwanzzapfen keinerlei Anhang
tragen. Was hier gelegentlich vorkommt, ist entweder
die oben erwähnte glockenförmige Yorstülpung der Cloake
mit ihren Muskelwänden oder deren Chitinbelag, der, wie
bei Gelegenheit der Or do nez'schen Angaben mitgetheilt
wurde, durch Druck auch bei den geschlechtsreifen Thie-
ren mitunter nach Aussen hervorgetrieben wird und ein
helles und dünnes cylindrisches Rohr darstellt. Beiderlei
Gebilde aber lassen sich wohl kaum auf die Beschreibung
von Fiedler zurückführen. Als heu erwähnen wir wei-
ter noch die Angabe des Verf.'s, dass die Embryonen der
Trichinen zum Theil auch mit dem Blute w\andern, wie
nicht bloss indirekt durch die Schnelligkeit ihrer Ver-
breitung, sondern weiter auch dadurch bewiesen wird,
dass es Verf. zu verschiedenen Malen gelang, die Embryo-
nen in dem Blutgerinsel des rechten Herzens aufzufinden.
Dabei hebt übrigens Veif. ausdrücklich hervor, dass es
68 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d Naturgeschichte
immer nur wenige Embryonen seien, die mit dem Blut-
strome vorwärts getrieben würden^ nnd die grosseste Zahl
der Trichinen auf direktem Wege wandere. Im üebri-
gen geben die Beobachtungen des Verf.'s — so weit sie
uns Zoologen interessiren — wesentlich nur Bestätigun-
gen der Angaben Anderer, bes. derer des Ref.
Auch Zenker giebt an, die Trichinenembryonen
in dem Blute eines inficirten Kaninchens beobachtet zu
haben. Cpt. rend. 1863. T. 56. p. 803.
Von den zahlreichen populären Schriften über Tri-
chinen erwähnen wir hier Virchow's „Darstellung der
Lehre von den Trichinen^^ Berlin 1863, die in klarer und
fasslicher Weise nicht bloss die Naturgeschichte dieser
gefährlichen Parasiten behandelt, sondern auch die Mittel
zur Verhütung der Trichineninfection einer Erörterung
unterzieht. Was die Angaben unseres Verf.'s über die
Geschichte unserer Trichinenentdeckungen betrifft, so
darf sich Ref. wohl die Bemerkung erlauben, dass seine
Untersuchungen nicht erst an den Zenker'schen Fall
anknüpfen — wie auch Dava ine angiebt — sondern aus
einer früheren Zeit datiren. Als Zenker dem Ref. sei-
nen Fall brieflich communicirte und ihm ein Stückchen
Muskelfleisch von seiner Trichinenleiche übersendete,
konnte derselbe seinem Correspondeten schon eine Reihe
von wichtigen und damals noch durchaus neuen Mitthei-
lungen über die Naturgeschichte der Trichinen machen,
wie letzterer auch in seinen Publicationen selbst her-
vorhebt.
Böhler's Abhandlung über „die Trichinenkrankheit
und die Behandlung derselben in Plauen-' (Plauen 1863.
90 S.) ist zunächst nur für das ärztliche Publikum bestimmt,
verdient aber immerhin als ein officieller Bericht über
die erste — d. h. erst erkannte — grössere Trichinenepi-
demie auch an dieser Stelle eine Erwähnung.
Bastian benutzte die Gelegenheit, eine Anzahl
wohlerhaltener Guineawürmer aus Indien zu untersuchen
zu einer Abhandlung „on the structure and nature of
the dracunculus" (Transact. Linnaean Society 1863. Vol.
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 69
XXIV. p. 101—134. PI. XXI u. XXII) , durch die unsere
Kenntnisse über diesen merkwürdigen Parasiten nach
mehrfacher Richtung hin erweitert werden. Mit aller Be-
stimmtheit wird dadurch namentlich der Nachweis gelie-
fert, dass der Guincawurm , weit davon entfernt, den
Gordiaceen zuzugehören, wie früher einmal vermuthet
wurde, ein echter Nematode ist. Was zu jenem Irrthume
Veranlassung gegeben, war wohl einestheils die den Mus-
keln auf der Innenfläche des Körpers aufliegende, stark
entwickelte Zellenschicht, die Verf. für drüsig hält, ob-
wohl sie ohne Zweifel die sog. Marksubstanz der Musku-
latur darstellt, und anderentheils die mächtige Weite des
mit Embryonen gefüllten Uterus, der den Darm auf ein
enges Rohr zusammendrückt und die ganze Leibeshöhle
ausfüllt. Den After konnte Verf. allerdings nicht ent-
decken, doch vermuthet derselbe trotzdem — und zwar,
wie Ref. auf Grund der von Bilharz in Cairo ange-
stellten Beobachtungen hinzufügen kann, mit allem Rechte
— dessen Anwesenheit. Es ist eine sehr kleine und un-
scheinbare Ocffnung, die an der Basis des zipfelförmig
entwickelten und meist nach dem Bauche gekrümmten
Schwanzendes gelegen ist. Die Seitenbänder haben eine
sehr bedeutende Breite, die um so mehr auffällt, als die
Medianlinien, von den Enden abgesehen, so schmal sind,
dass die vier Muskelfelder in Rücken- und Bauchfläche
fast vollständig mit einander verschmelzen. Der in der
Mitte der Seitenfelder hinziehende dickwandige Kanal
wird vom Verf. als Nervensystem mit aufliegendem Ge-
fässe gedeutet, auch in den Medianlinien noch ein Längs-
gefäss beschrieben. Der Uterus ist bekanntlich ein ein-
faches und gerades Rohr, das in den Endstücken des
Körpers ein etwa zolllanges fadenförmiges Anhängsel
trägt. Eine Vulva wurde von unserem Verf. ebenso
wenig, wie von Carter aufgefunden; sie würde, falls
sie wirklich vorhanden wäre , nach der Anordnung der
Geschlechtsorgane etwa in der Mitte des Körpers gele-
gen sein. Die Endstücke des Geschlechtsapparates deutet
Verf. als Eierstöcke, wobei freilich mehr Gewicht auf die
70 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
anatomischen Lagerungsverhältnisse, als auf die Beschaf-
fenheit des Inhalts gelegt wird. Eigentliche Eier, wie
sie sonst den Nematoden zukommen, scheinen nach den
Angaben des Verf.'s zu fehlen. Derselbe glaubt sich
davon überzeugt zu haben, dass die Embryonen aus klei-
nen zellenartigen Körpern hervorgehen, die mit den reifen
und unreifen Jungen in dem Uterus untermischt ge-
funden werden und unter beständiger Grössenzunahme
allmählich in die letztern überführen. Verf. nennt diese
Körper auch nicht Ova, sondern Pseudova, und deutet
damit an, dass er die Fortpflanzung des Guineawurmes
nicht für eine geschlechtliche Fortpflanzung ansieht. Die
Abwesenheit besonderer männlicher Thiere, die Unmög-
lichkeit einer vor dem Eindringen stattfindenden Befruch-
tung und Anderes wird vom Verf. zur Unterstützung
seiner Auflassung geltend gemacht. Die Embryonen sind
nicht nur durch den Besitz eines äusserst langen pfrie-
nienförmigen Schwanzendes ausgezeichnet, sondern nach
Verf. auch durch Abwesenheit des Afters. Der Darm
hat kaum die doppelte Länge des Pharynx und ist am
Ende nicht selten hakenförmig umgebogen. Zwei scharf
conturirte Oefl'nungen, die rechts und links oberhalb des
Schwanzes sichtbar sind, führen in ein Paar seitlicher
Taschen , vor denen einzelne (drüsige?) Zellen gelegen
sind. Ueber den freien Zustand des Guineawurms wagt
Verf. keine Vermuthung, doch ist er, in Anbetracht der
bedeutenden Grössenunterschiede desselben und gewisser
Verschiedenheiten des Vorkommens, nicht abgeneigt, statt
einer einzigen Species deren mehrere anzunehmen. (Ref.
möchte diese Gelegenheit benutzen, um seine völlige Ueber-
einstlmmung mit der Ansicht zu erklären, die der Verf.
hier in Betreff der Fortpflanzung des Medinawurmes ausge-
sprochen hat. Er bezieht sich dabei namentlich auf die
Thatsache, dass sich Ascaris nigrovenosa nach seinen Beob-
achtungen auf parthenogenetischem Wege fortpflanzt. Die
Lebensgeschichte dieses letztern Wurmes, die Verf. in
G emeinschaf t mit Herrn Cand. M e c z n i k o f f aus Charkow
genauer verfolgt hat, könnte auch in anderer Beziehung für
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 71
die früher einmal von C arter ausgesprochene — vom Ref.
aber damals, J. B. 1858. S. 139 bekämpfte — Hypothese
angezogen vrerden, dass sich die Embryonen des Medi-
nawurmes im Freien zu einer kleinen geschlechtsreifen
Urolabesform entwickelten. Andererseits besitzen diese
Embrvonen übrigens eine auffallende Aehnlichkeit mit
denen von Cucullanus, die in Agrionlarven und Cyclopen
einwandern und sich hier weiter entwickeln.)
van Beneden berichtet von einem Parasitismus
des Medinawurmes bei einem Matrosen^ der längere Zeit
an der Küste Guinea verweilt hatte, ohne dort jedoch
das Land betreten zu haben. l'Instit. 1863. Nr. 1552.
Mecznikow's „Bemerkungen über eine neue DI-
plogasterart^ (Archiv für Anat. u. Physiol. 1864. S. 502—
509. Taf. XII) enthalten Angaben über den äusseren und
inneren Bau von Dijjl. tridentattis n. sp., die bei Charkow
in algenreichem Flusswasser lebt und sich von Chloro-
phyll nährt.
Verf. leugnet bei seinem Wurme — auf Grund von histologi-
schen und experimentell physiologischen Untersuchungen — die An-
wesenheit einer peripherischen Muskelhülle und stellt auch die mus-
kulöse Natur der Pharyngealwandungen in Abrede. Die Querstrei-
fung der Speiseröhre soll mit Muskelfasern Nichts- gemein haben;
es soll der Oesophagus mit seinen Erweiterungen nicht einmal an
der Weiterbeförderung der Speise Antheil nehmen, diese vielmehr
hauptsächlich durch eine lange, in dem Lumen hinlaufende Horn-
gräthe vermittelt werden, die man irrthümlicher Weise bisher als eine
Chitinröhre betrachtet habe (?Ref.). Die in der hinteren Hälfte des
Oesophagus eingelagerten Zellen werden wohl mit Recht für Drüsen-
zellen gehalten, während ein Paar heller pulsirender Bläschen, die
unter dem After liegen, mit dem Wassergefässsysteme in Verbin-
dung gebracht werden. Die Weibchen sind ovivivipar und enthal-
ten Embryonen, die gewöhnlich durch Platzen der Mutter frei
werden, während ihres Aufenthaltes im mütterlichen Körper aber
noch keine differenzirte Organe erkennen lassen.
Eberth behandelt in seinen „Untersuchungen über
Nematoden'-' (Leipzig 1863. 77 S. in Quart mit 9 Kupfer-
tafeln) die Familie der Urolaben (S. 1—42. Tab.T— V) und
Trichotrachelinen mit besonderer Berücksichtigung des Gen.
Trichosomum (S. 43— 66. Tab. YI, YII) und fügt der ana-
72 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
toraisch-zoologischen Schilderung dieser zwei Gruppen und
der Beschreibung der von ihm beobachteten, grossentheils
neuen Arten in einer dritten Abtheilung (S. 63-72. Tab.YIII,
IX) noch Bemerkungen zur Anatomie der Oxyuren, Spi-
ropteren und Strongylen hinzu. Da die Verdienste, die sich
der Verf. durch seine frühem Arbeiten um unsere Kennt-
nisse von den Nematoden erworben hat, schon vielfach
in unseren Berichten nach Gebühr gewürdigt sind, brau-
chen wir kaum auf die Bedeutung und den wissenschaft-
lichen Werth der neuen ;, Untersuchungen" hinzuweisen.
Beschreibung und ürtheil sind überall auf eigene Beob-
achtung gestützt und verdienen um so mehr Berücksich-
tigung, als sie nicht immer mit den gangbaren Ansichten
übereinstimmen. In Betretf der Muskulatur der Nemato-
den hat sich Verf. allerdings in Folge neuerer Unter-
suchungen bis auf einige untergeordnete Puuktc voll-
ständig von der Richtigkeit der — auch von Ref. viel-
fach bestätigten — Darstellung Schnei de r's überzeugt,
aber das Nervensystem und die Medianlinien kann er
durchaus nicht in der Weise auffassen, wie letzterer und
mit ihm andere Helminthoiogen. Nicht, dass Verf. die
Existenz jener Organe leugnete, die man in neuerer Zeit
als die centralen Nervenapparate der Nematoden ansieht.
Er kennt das sog. Nackenband, das sich in einiger Ent-
fernung vom vorderen Körperende quer über den Oeso-
phagus hinzieht, und die Zellenhaufen, die sich daran
anlegen, so gut, wie Andere, und liefert in der vorliegen-
den Schrift sogar zahlreiche neue Belege über deren
Vorkommen und Verbreitung. Nur die Berechtigung der
Deutung ist es, die er — ob freilich mit Recht, ist eine
andere Frage — bezweifelt. Die Zellen möchte Verf.
mit dem Muskelapparate in Beziehung bringen, und das
Nackenband bezeichnet er als ein Gebilde von unbekann-
ter Bedeutung. Selbst die Anwesenheit von Augen (so-
gar mitunter mit Linsen) bei den auch sonst so hoch or-
ganisirten Urolaben kann ihn in dieser Auffassung nicht
irre machen. Die Gründe, die Verf. für sich anführt, sind
durchaus negativer Art. Sie bestehen darin, dass es ihm
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 73
nicht gelang; in dem Nackenbande eine besondere Struk-
tur zu erkennen und an den betreffenden Zellen faser-
artige Ausläufer aufzufinden (obwohl das Eine, wie das
Andere nach der oben erwähnten Methode S ch n ei d e r's
bei grösseren Nematoden mit aller Bestimmtheit sich
nachweisen lässt). Die sog. Analganglien hält Verf. wohl
mit grösserem Rechte für Drüsenzcllen. Ebenso leugnet
Verf., dass der in der Bauchlinie des vorderen Körpers
befindliche Porus mit den Seitenlinien im Zusammenhange
stehe. Er sieht darin vielmehr die Mündung selbststän-
diger, mehr oder minder mächtig entwickelter sack- oder
schlauchartiger Excretionsorgane, die eine weit allgemei-
nere Verbreitung haben , als früher bekannt gewesen.
Die Medianlinien, die, unserem Verf. zufolge, einen grossen
Wechsel der Lage und des Vorkommens zeigen, sind mit
Oeffnungen versehen, die bald vorn, bald hinten, bald auch
in der Mitte liegen und leicht für Papillen gehalten werden
könnten (wie das denn auch in der That von Schnei der
geschieht). Die Querstreifen der Oesophagealscheide , die
man bisher gewöhnlich für muskulös hielt, glaubt Verf.
auf Zellen zurückführen zu können , die er als Drü-
senzellen in Anspruch nimmt, wie er denn überhaupt
(bes. bei den Urolaben) den Drüsenzellen einen hohen
anatomischen Werth einräumt. Selbst die Papillen des
Schwanzschirmes bei den Strongvliden sollen das Secret
einer Drüse nach Aussen ausführen (? Ref. ).
Die Urolaben charakterisirt Verf als Nematoden ohne be-
sondere Magenanschwellung, theils mit, theils ohne Mundbewaflfnung,
mit und ohne Augen, aber mit besonderen Schvvanzdrüsen ver se-
hen, Bewohner des süssen und salzigen Wassers. Der Besitz der
Schwanzdrüse unterscheidet sie von den gleich ihnen meist frei
lebenden Anguilluliden, die auch beständig ohne Augen und Mund-
bewaffnung sind. Je nach dem Mangel oder der Anwesenheit eines
gesonderten Pharynx (d. h. Mundhöhle) und der Mundbewaffnung theilt
Verf. die Urolaben in zwei Gruppen (Apharjmgea und Pharyngea),
die je drei Gattungen in sich einschliessen. Zu der ersten Gruppe
gehören die Gen. Amblyura Ehrbg. (mit Einschluss von Hemipsi-
lus Quatref.), deren Arten augenlos sind, Phanoglena Nordm. (Li-
neola KöU. ? p. p.) mit zwei und Enchelidium mit einem mehr oder
minder einfachen Auge. Als neu beschreibt Verf aus dieser
74 Leuckart: Bericht üb d. Leist. in d. Naturgeschichte
Gruppe: Phanoglena bacillata, Ph. pimctata, Ph. longissinm, Ph. sub-
ulata , Enchelidium tennicolle , Euch, acuminatum , sämmtlich aus
dem Meere bei Nizza und Villa franca, meist unter Corallen. — Die
zweite Gruppe enthält zunächst das Gen. Oncholaimus Duj., dessen
blinde Arten einen geräumigen, immer mit mehreren Zähnen ver-
sehenen Pharyngealcylinder besitzen, mit 0. megasloma n. sp. und
0. papillosus n, sp.. sodann das Gen. Odontobius Roussel mit meh-
reren kleinen Zähnen im Munde, aber gleichfalls ohne Augen (0.
viicans n. sp., 0. acnminahm n. sp., 0. filiformis n. sp., 0. slriahis
n. sp.), und schliesslich das mit verschiedener Mundbewaffnung ver-
sehene, augentragende Gen. Enoplus Duj., das durch die Untersu-
chungen des Verf. durch zahlreiche neue, zum Theil sehr ausgezeich-
nete Arten bereichert wird : E. snbrotttndus, E. gracilis, E. cirralus,
E- maci'ophlhalmnSf E. oblusocaudntus, E. strialus, E. coronatus, E.
Ivbercnlalns, E. coe7-itleus, E. iemncoJlis. Ob sich die vom Verf.
durchgeführten Gattungscharaktere bewähren werden, müssen wir
der Zukunft anheimstellen, aber so viel scheint sicher, dass die Anwe-
senheit oder gar die Zahl der Augen kaum passend sein dürfte,
die Frage nach der natürlichen Verwandtschaft der einzelnen Tliier-
formen zu entscheiden. Die Bildung der Spiculae und der übrigen
Hartgebilde zeigt (besonders bei den Enoplusarten) grosse, bis jetzt
erst wenig beachtete Unterschiede, wie denn auch in Betreff der
Girren am Vorderende ein auffallender Wechsel beobachtet wird.
Die Familie der Tricho tracheliden glaubt Verf. (nach
Ausscheidung der höchst zweifelhaften Sclerotrichum und Oncho-
phora) auf die drei Gen. Trichina, Trichosomura und Trichocepha-
lus beschränken zu müssen, die in Kopfform und innerem Baue einan-
der nahe verwandt sind. Das Gen. Trichina bildet wegen der Ab-
wesenheit der Penisscheide eine besondere kleine Gruppe. Die
Trichosomen nach Dujardin's Vorgang (mit Rücksicht auf Kör-
perbildung und Bau der Penisscheide) in verschiedene Geschlechter
zu zerfallen, hält Verf. für unnöthig; es genügt nach demselben,
die frühere Diesing'sche Eintheilung in Gymnothecae und Echino-
thecae ohne weitere Unterabtheilungen festzuhalten. Die Trennung
in solche, bei denen der Hinterleib einfach gerundet ist (Abalantia)
oder eine subterminale, zweigetheilte oder gelappte Tasche trägt
(Balantiophora), ist wegen der vielfachen Uebergänge schwer durch-
zuführen — auch vielfach fälschlich angewendet — , doch will es
Bef. bedünken, als wenn diese Unterschiede systematisch nicht ohne
Werth seien. Er denkt dabei namentlich an die Beziehungen der
Trichosomen zu den Trichinen, die nach der Bildung ihrer Hinter-
leibsspitze jedenfalls den sog. Balantiophoren (Thominx Duj.) am
nächsten stehen. Unter den 17 vom Verf. beschriebenen Trichoso-
men (8 mit glatter, 6 mit bestachelter Penisscheide, 3 unbestimmten)
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 75
ist neu: Tr. basillatvm aus dem Oesophagus von Mus musculus
(Echinotheca) und Tr. cyliudricvm aus dem Oesophagus von I'alco
buteo (sp. dub.). Von Trichocephalen beschreibt Verf. den Tr. un-
guiculatus, Tr. nodosus.
Nach den Auseinandersetzungen Cobbold's (tlie lan-
cet 18G3. Nr. 2. p. 31) kann es keinem Zweifel mehr un-
terliegen, dass die seit BeUingham in dem Cataloge
der menschlichen Helminthen als sp. dub. aufgeführte
Ascaris alata mit dem gemeinen Katzenspulwurm (A= my-
stax) identisch ist. Der von BeUingham beobachtete
Fall vom Vorkommen dieses Parasiten beim Menschen
steht übrigens nicht allein; von Picke 11s wurde, wie
Cobbold nachweist, schon früher eine ganz analoge
Beobachtung veröffentlicht, und ebenso ist Cobbold
selbst auch im Stande, über einen derartigen Fall zu be-
richten. Zur Bestätigung kann Ref. hinzufügen, dass er
sich schon seit Jahren im Besitze einer ganzen Anzahl
von Asc. mystax befindet , die nach den Mittheilungen
seines Freundes M. Schultze von einem Frauenzimmer
in der Nähe Bonn's stammen.
Bekanntlich hat Diesing die Gruppe der Nema-
toden nach der Lage der männlichen Geschlechtsöfinung
in zwei Unterordnungen getheilt, die Hypophalli mit
bauchständigem Penis und die Acrophalli mit endständi-
gem Penis. Die letzte dieser zwei Untergattungen bildet
nun den Gegenstand einer schon im vorjährigen Berichte
dem Titel nach erwähnten Monographie von Molin, „il
sottordine degli Acrofalli, ordinato scientificarnente se-
condo i risultamenti delle indagini anatomlche ed embrio-
geniche'^ Venezia 1861. 208 S. in gross Quart mit 9 litho-
graphirten Tafeln fextr. dal volumine IX delle Memorie
deir Instit. Veneto di sc). Es sind übrigens nicht alle von
Diesing zuerst dieser Gruppe zugerechneten Formen, die
hierbei in Betracht kommen, sondern nur die Strongyli-
den, deren Familie Diesing auch schon in seiner Re-
vision (J. B. 1860. 8. 259) als alleinigen Repräsentanten
der Acrophallen betrachtet. Aber diese Familie der Stron-
gyliden umfasst bei M o 1 i n eine Anzahl von Genera,
die bei Diesing den Hypophallen zugerechnet werden,
76 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d, Naturgeschichte
das Gen. Calodlum Dtij. nämlich und Hystrichls Dnj.
Ob diese Genera mit Recht den Strongyliden verbun-
den sind, muss Ref. dahin i^estellt sein lassen, es will
ihm jedoch scheinen, als wenn wenigstens das letztere
kaum von den Trichosomen und überhaupt den Tricho-
tracheliden getrennt werden dürfte. Dagegen findet er
andererseits viele Beziehungen zwischen den Strongyli-
den und gewissen frei lebenden Rhabditiden, deren Ar-
tenreiclithum ungleich grösser Ist, als man bisher anzu-
nehmen geneigt war. Die [bedenken, die er schon bei
einer früheren Gelegenheit über die Berechtigung der
Die sl ng'schen Unterordnungen ausgesprochen hat, wer-
den noch dadurch bestätigt, dass das Gen. Crenosoma,
mit dem Molin seine Monographie eröffnet, eine nach
Iiinten frei über die Penisglocke hervorragende Schwanz-
spitze besitzt, also streng genommen den Hypophallen
zugehört. — Die von unserem Verf. beschriebenen 113
Arten verthellen sich über 21 Genera, von denen die
grössere Mehrzahl nach anatomischen und zoologischen
Charakteren hier zum ersten Male aufgestellt wird. Be-
sonders maassgebend war dabei die Organisation der
Mundwerkzeuge und des männlichen Begattungsappa-
rates. Auch die Anordnung der Innern Geschlechts-
organe und des Darmkanals hat eine gebührende Be-
rücksichtigung gefunden, wie denn überhaupt fast überall
bei den einzelnen Genera eine anatomische Skizze hinzu-
gefügt ist. Eine erschöpfende Behandlung des anatomi-
schen Baues lag wohl ausserhalb des Planes der Arbeit,
die übrigens auch so für die Kenntniss der Strongyli-
den fortan zu den wichtigsten Quellen gehören wird. Die
hauptsächlichsten Materialien für seine Untersuchungen
fand Verf. in der berühmten Helminthensammlung des
Wiener Museums, der auch sämmtllche neue Arten an-
gehören. Der Inhalt und Plan der vorliegenden Mono-
graphie erhellt am besten aus der nachfolgenden üe-
berslcht.
1. Farn. Strongylida (Penis duplex; uterus bicornis).
Crenosoma n. gen. Corpus pUcis circularibus spinulosia
armatum, penis duplex, cruribus brevibus; vagina penis duplex,
der niederen Tbiere während des Jahres 1863. 77
cruribus brevioribiis ; apertura vulvae in anterioris corporis parte,
in apice papillae maximae. (Cr. striatum Zed.).
()eso})h (! (j osto m v m n. gen. Os armatum ; penis duplex,
cruribus longis unialatis ; vagina peiiis brevis, simplex, ligulaeformis,
apertura vulvae in posteriori corporis parte. (Oe. subulatum Mol. =
Strongylus dentatus Rud., Oe. longipcnis n. sp. aus Tapirus america-
nus, Oe. monostichum Dies. — mit der vorhergehenden Art von
Die sing zusammengeworfen — , Oes. acutum Mol. = Str. contor-
tus Rud., Oes. fmchyceyihnlum n. sp. aus Cercopithecus sabaeus.)
C y al hoslomn m n. gen. Os cyathiforme , limbo armato
penis duplex, cruribus longissirnis filiformibus, apicibus concretis
sagittatis; vagina penis simplex, magna, semicanaliculata; anus ad
apicem caudalem ; apertura vulvae ad anum (C. tetracanthum Mehl.)
Eucyatho s toinu j» n. gen. Os calyciforme, limbo armato ;
penis duplex, cruribus longissirnis disiunctis ; vagina penis simplex,
brevis, tubulosa; anus ab apice caudali remotus; apertura vulvae in
posteriori corporis parte , ano propinqua. (E. dentatum Dies. E. Ion-
qisubiilatum n. sp. aus Cervus campestris, E. copvlntum n, sp. aus
Dasyprocta Aguti).
Mono d ontti s n. gen. Caput cernuum ; os acetabuliforme,
dente unico infero; penis duplex, cruribus haud longis, in bursa
diaphana . ante apicem concretis ; apertura vulvae in posteriori cor-
poris parte. (M. Wedlii Mul. = Strong. hypostomus Rud,, M. semi-
circvlaiis n. sp. aus Dicotyles torquatus).
Diploodon n. gen. Caput cernuum; os imbutiforme, denti-
bus quatuor vel sex superis minoribus et dente infero maiori ; penis
duplex, cruribus longis disjunctis; vagina penis brevissiraa, ligulae-
formis ; apertura vulvae in posteriori corporis parte. {D. mucrona-
tum n. sp. aus Dasypus gilvipes, D. quadridentatum aus Mycetes
Coraya).
Dochmins Duj. (Char. emend.) Caput cernuum; os acetabuli-
forme, maxillis duabus superis denticulatis ; penis duplex, cruribus
longis disjunctis; apertura vulvae infra corporis medium. (D. Anchy-
lostomum Mol. = Auch, duodenale Dubini, D. tubaeformis Zed.,
D. trigonocephalus Duj., D. hiflens n. sp. aus Procyon cancrivorus,
und Nasua nasica; D. luaxillavi!^ n. sp. aus Procyon cancrivorus. D.
criniformis Duj., D. crassus Duj. (?).
Strongylus Müll. (Char. emend.). Os terminale, parvum. inerme
vel armatum ; penis duplex, cruribus crassis complexis. haud vagina-
tus, vel vagina simplici, vel duplici : apertura vulvae in posteriori
corporis parte. Ein artenreiches Genus, welches folgendermaassen
eingetheilt wird.
A. Os limbo nudo.
78 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
a. Caput haud alatum.
a. Bursa genitalis excisa. {Str. torulosus n. sp. aus Cebus
capucinus, Str. filaria Rud., Str. denudatus Rud., Str-
auricularis Zed., Str. annulatus Mol.)
ß. Bursa genitalis biloba (Str. patens Duj., Str. retortae-
formis Zed., Str. attenuatus Mol,, Str. acutus Lundhal).
y. Bursa genitalis triloba. (Str. simplex Leidy, Str. fdicol-
lis Rud., Str. bispinosus Mol.).
b. Caput alatum [Str. bialatum n. sp. aus Pelophylax esculen-
tus, Str. ventricosus Rud.)
B. Os papillis exornatum.
«. Bursa genitalis excisa. (Str. bifurcus Crepl.j Str. cesti-
cillus n. sp. aus Cebus fatuellus, Str. strigosus Duj.,
Str. micrurus Mehl., Str. inßatus n. sp. aus Myrmeco-
phaga jubata).
ß. Bursa genitalis biloba. (Str. uncinatus Lundhal , Str.
commutatus Dies.).
C. Os aculeis armatum. (Str. crispinus Mol. = Str. nodularis Rud.)
Zu den hier aufgezählten Arten kommen weiter noch 17 Sp.
inquirendae.
Uistio str oncfxjlus n. gen. Caput coronula aculeorum mem-
brana diaphana coniunctorum cinctum ; penis duplex, cruribus lon-
gissimis spiraliter tortis, membrana diaphana coniunctis ; extremi-
tas caudalis feminae aculeis duobus ; apertura vulvae pone corporis
medietatem. (//. coronotus n. sp. aus Phyllostoma discolor.)
Globoc ephalus n. g. Caput diaphanum, sphaerice incrassa-
tum; penis duplex, cruribus haud valde longis disiunctis, apicibus
bis contrario inflexis ; vagina penis simplex, truUaeformis ; apertura
vulvae in posteriori corporis parte. {Gl. longemucrotiatns aus Sus
domesticus.)
Knlic ephalus n. gen. Caput cupaeforme, fulcris suffultum;
OS bivalve ; penis duplex , cruribus longis apertis ; vagina penis
dmplex , valida , incurva; apertura vulvae in posteriori corporis
parte, in apice papillae valde prominulae. {K. inennis n. sp. aus
Crotalus horridus, K, strumosus n. sp. aus Coluber Lichtensteinii,
K. subnlatus n. sp. aus Lachesis rhombeata, Boa constrictor u. a.,
K. nppendicnlnlus n. sp. aus zahlreichen Brasilianischen Schlangen,
K. mucronatus n. sp. aus Crotalus horridus, K. brevipenis n. sp. aus
Dryophis fulgidus, K. Bothropis sp. n. dub.
Sclerostomum Rud. (Char. emend.). Caput incrassatum ; os
acetabuliforme, costa unica longitudinali, apertura limbo fimbriato;
penis duplex, cruribus longis, apicibus concretis ; vagina penis du-
plex, bivalvis ; apertura vulvae in posteriori corporis parte. (Sc. ar-
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 79
matura Rud., Sei. hypostoraum Duj., Sri. fsotrichis n. sp. dub. aus
Isothrix pachyura. Sei. lari Bl., gleichfalls sp. inquir.)
Syngamus v. Sieb. (Char. einend.) Caput incrassatum, subglO'
bosum ; penis duplex ; apertura vulvae in anteriori corporis parte.
(S. dispar Dies., S. primitivus Mol. = S. trachealis v. Sieb., S. scle-
rostomum Mol- ■=■ Strong. variegatus Crepl.)
Deletrocephalus Dies. (Char. emend.) Caput diaphanum, ful-
cris sufifultum; os lirabo papilloso annulo adnato; penis duplex, cru-
ribus longissimis apicibus adnatis ; apertura vulvae supra anum. (D.
dimidiatus Dies., D. Amphisbaenae sp. n. dub. aus Amphisbaena
Kingii),
II. Fam. Stephanurida. (Penis simplex; uterus bicornis.)
Diaphanocephalus Dies. (Char. emend.) Os bilabiatura, labiis
basi concretis, fulcris suffultis ; penis simplex longior ; vagina penis
simplex. longa, alis semilunaribus exiguis; apertura vulvae in po-
steriori corporis parte. (D. strongyloides Dies., D. costatus Dies.,
D. Viperae Dies. — sp. inquir. — )
Stephanurus Dies. (Char. emend.) Os dentatum ; extremitas
caudalis maris bursa terminali laciniata, laciniis membraua coniun-
ctis ; penis simplex, filiformis, papillis conicis tribus circumvallantibus
amplexus ; apertura vulvae in posteriori corporis parte. (St. denta-
tus Dies.)
III. Fam. Metastrongylida. (Penis duplex; uterus unicornis.)
Mel fi st r ongylus n. gen. Penis duplex, cruribus longis
exilibus disiunctis ; vagina penis nuUa ; apertura vulvae in posteriori
corporis parte, ano proxima. (M. longevaginatus Dies.. M. parado-
xus Mehl.), laevis Duj., M. costellatus Duj., M. polygyrus, M. de-
pressus Duj.. M. minutus Duj., M. gracilis Lt.)
Prosthecosacter Dies. (Char. emend.) Extremitas caudalis sen-
sim attenuata : penis duplex, cruribus longis vel brevibus, disiunctis
vel apicibus adnatis; apertura vulvae supra caudae apicem. (Pr. in-
flexus Rud., Pr. minor Kuhn, Pr. convolutus Kuhn, Pr. alatus Lt.)
IV. Fam. Eustrongylida. (Penis simplex ; uterus unicornis.)
Hystrichis Duj. (Char. emend.) Bui-sa genitalis terminalis in-
tegra, campanulata vel patellaeformis ; penis simplex, filiformis;
apertura vulvae in postrema corporis parte, ad anum. (H. tubifex
Nitzsch., H. papillosus Rud., //. acanthocephalicus n. sp. aus Ibis
nudifrons, PI. tricolor Duj., H. orispinis Mol., H. coronatus Mol.)
Eustrongylus Dies (Char. emend.) Bursa genitalis terminalis
integra, patellaeformis; penis simplex filiformis; apertura vulvae in
anteriori corporis parte. (Eu. gigas Rud.)
Calodium Duj. (Char. emend.) Corpus capillare; penis sim-
plex, longissimus, filiformis, in vagina penis tubulosa, aequilonga,
80 Leuckart: Bericht üb. d.Leist. in d. Naturgeschichte
diaphana; apertura vulvae in anteriori corporis parte. (C. alatum
Mol., C. annulosum Duj., C. tenue Duj., C. plica Duj. . C. caudin-
flatum Mol. , C. ornatum Duj. . C. splenaceum Duj., C. mucronatum
Mol. , C. longifilum Duj.)
Böcking erwähnt in seiner hübschen ^^Monogra-
phie des Nandu" (Archiv für Naturgeschichte 1863. I.
S. 229) eines „wurmförmigen Entozoon, welches man zu
jeder Zeit des Jahres bei demselben zwischen Haut und
Muskelfleisch über den Rippen und unter den Flügeln in
concentrischen Ringen, bündeiförmig, wie Suppennudeln
zusammengeballt findet." Es habe, so wird w^eiter her-
vorgehoben, die Farbe des Straussenwildprets und fühle
sich beim Drucke an, wie die Luftröhre eines kleinen
warmblütigen Thiers. Vermuthlich ist es die Filaria hor-
rida Dies., um die es sich hier handelt.
Die in der Havannah herauskommenden von Prof.
Poey redigirten Abhandlungen über die Naturgeschichte
von Cuba (Memorias etc.) enthalten im zw^eiten Bande
(1856 — 1858. p. 73 — 78) einen iVufsatz über Gordius aqua-
ticus, den Ref. übrigens nicht selbst zur Ansicht bekom-
men hat.
NachMontrouzier (Bullet. Soc. entom. 1862. p.4)
sind die Gordiaceen in Neu-Caledonien bei den Mantiden
so häufig, dass der Parasitismus derselben sogar den Ein-
gebornen bekannt ist, und sie veranlasst, die Fadenwür-
mer des Wassers von jenen Insekten herzuleiten. Auch
bei Pentatoma sp. wurden Schmarotzergordiaceen beob-
achtet.
Acanthocephali.
Das Journ. micr. Science 1863. p. 56 bringt eine
üebersetzung der vom Ref. angestellten Beobachtungen
über die Entwickclung der Echinorhynchen. Ebenso auch
(im Auszuge) die Ann. and Mag. nat. bist 1863. T. XII.
p. 326.
Pagenstecher veröffentlicht (Zeitschrift für wis-
sensch. Zool. Bd. XIII. S. 413—422. Tab. 23 u. 24) eine
Anzahl Abbildungen ;,zur Anatomie von Echinorhynchus
proteus", die er schon vor mehreren Jahren entworfen
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 81
und bei Gelegenheit eines Vortrags in der 34, Versamm-
lung deutscher Naturforscher und Aei'zte in Karlsruhe,
über den wir seiner Zeit auch referirt haben (J. B. für
lf^r)9. S. 131), zu Grunde gelegt hatte. Dieselben betreffen
vorzugsweise die Bildung des Geschlcchtsapparates und
sollen namentlich die Ansicht des Verf.'s rechtfertigen,
dass die weiblichen Zeugungsstofte aus dem Innenraume
des Ligamentum Suspensorium durch zwei, anfangs ganz
gleichmässig entwickelte Oviducte direkt in die Scheide
übergeleitet würden. Ref., der inzwischen den Bau der
F]chinorhvnchen selbst näher untersucht hat, muss übri-
gens die Richtigkeit dieser Angabe in Abrede stellen.
Nicht bloss, dass die von Pagenstecher für die spä-
teren Entwickelungszustände hervorgehobene Asymmetrie
der beiden sog. Oviducte von Anfang an existirt und schon
vor Beginn der Geschlechtsreife nachweisbar ist; man
überzeugt sich auch weiter von dem Umstände, dass das
dünnere dieser Gebilde einen soliden »Strang darstellt,
also nicht als Eileiter fungiren kann. Es giebt bei den
Echinorhynchen und namentlich dem E. proteus nur einen
Eileiter, und dieser erscheint von Anfang an in Form der
sog. Uterusglocke, deren Bau bis jetzt allerdings nur un-
zureichend bekannt ist. Die Histologie der Echinorhyn-
chen bietet überhaupt mancherlei eigenthümliche Verhält-
nisse und ist besondere reich an auff'allenden Zellenbil-
dungen, die leicht zu irrthümlichen Deutungen Veranlas-
sung geben. Auch Verf. scheint sich nicht völlig frei
von solchen Irrthümern gehalten zu haben, wie es denn
z. B. ein derartiger Irrthum ist, wenn er die Penisglocke
und andere Gebilde der Echinorhynchen mit Ganglien-
zellen ausstattet.
2 Piatodes.
Zu den interessantesten Bereicherungen, die das ver-
gangene Jahr unserer zoologischen Litteratur gebracht
hat, gehöi'cn unstreitig die Recherches sur les Bdelloides
ou Hirudinees et les Trematodes marins par van Be-
neden et Hesse (^l-i2 Seiten in gross Quart, mit XI II,
Archiv f. Naturg. XXX. Jahrg. 2. Bd. F
82 Leuckart: Bericht üb d. Leist. in d. Naturgeschichte
zum Thei] colorirten Steintafeln.) Niemand wird ohne
das höchste Erstaunen und die lebhafteste Theilnahme die
zahlreichen neuen und theilweise so fremdartigen Thier-
formen betrachten, die uns hier zum ersten Male geboten
werden. Wo wir bisher die grosseste Uebereinstimmung
in der äusseren Gestaltung zu sehen gewohnt waren, da
enthüllt sich uns mit einem Male eine wunderbare Man-
nichfaltigkeit der Bildung; wir sehen bekannte Formen
mit neuen Zügen und linden Zusammenhänge, wo wir
sie früher kaum zu ahnen berechtigt waren. Die grös-
sere Mehrzahl der hier beschriebenen Thiere ist von
Hesse Tbeobachtet und nach dem Leben gezeichnet wor-
den. Ein langjähriger Aufenthalt in Brest und die Stel-
lung, die derselbe am dortigen Hafen bekleidet, gaben
dazu eine reiche Gelegenheit. Ein Zoologe vom Fache
würde vielleicht hier und da die Organisationsverhältnisse
näher studirt und manche zweifelhafte Formen vollstän-
diger erforscht haben, als es Hesse möglich war, aber
auch so sind wir demselben zum grossesten Danke ver-
pflichtet, üeberdiess lässt uns die geschickte und ge-
lehrte Behandlung des vorhandenen Materials von Seiten
seines Mitarbeiters und die zahlreichen Excurse dessel-
ben über Bau und Verwandtschaftsverhältnisse der beob-
achteten Formen die vorhandenen Lücken fast vergessen.
Für die Einzelnheiten verweisen wir auf unsern Bericht
über Hirudineen und Trematod en, dem wir nur noch so
viel vorausschicken wollen, dass die hier mitgetheilten
Beobachtungen von Neuem die zahlreichen innigen Be-
ziehungen nachweisen, die zwischen den beiden eben ge-
nannten Thiergruppen obwalten. Die genuinen Charak-
tere der Hirudineen gehen bei den niederen Formen, de-
ren Kenntniss hier durch mehrere neue Arten bereichert
wird, allmählich so vollständig verloren, dass v a n B e-
neden geradezu erklärt, nur die Anwesenheit des Afters
als eine durchgreifende Auszeichnung derselben in An-
schlag bringen zu können.
der niederen Thiere während des Jahree 1863. 83
Uirudinei.
lieber den feineren Bau der Nerve ncentra bei Hi-
riido vergl. die Angaben von Walter (a. a. O. S. 1—14)
imd Waldeyer (a. a. 0. 8.225). Der in der Achse
des Bauchmarkes hinziehende Strang — Gefäss nach
Walter, Nervenstrang nach Fai vre, Leydig, Wald-
eyer — dürfte wahrscheinlich dasselbe Gebilde sein,
dessen oben, wie im vorigen Jahresberichte, nach Cla-
pa rede's Untersuchungen mehrfach bei den Lumbricinen
gedacht ist.
Referent giebt in seinem Parasitenwerke (S. 634
— 739) eine Uebersicht über den Bau und die Entwicke-
lungsgeschichte der Hirudineen, die sich auf zahlreiche
und umfassende eigene Untersuchungen, namentlich des
echten Blutegels stützt und mancherlei Neues bringt. Die
meisten bis jetzt vorliegenden Beobachtungen über dieses
Thier sind an ausgehungerten und abgemagerten Exem-
plaren aus den Ofiicinen angestellt, und nicht an ge-
schlechtsreifen sog. Mutteregeln ( sangsue vache), die
manche Verhältnisse besser und vollständiger erkennen
lassen, als das bisher möglich war. So namentlich die
Natur des sog. Fettkörpers (Leber Brandt' s) , in dem
Verf. eine mächtige Ansammlung einfacher Drüsenzellen
nachweist, die unter dem Hautmuskelschlauche gelegen
ist und ihr Secret durch zahlreiche OefFnungen nach
Aussen ausleert. So auch die Bildung der weiblichen
Geschlechtsorgane mit den darin einmündenden Drüsen-
zellen, die das Eiweiss bereiten, welches mitsammt den
Eiern in das (zu dem sog. Cocon) erstarrte Secret der
einzelügen Hautdrüsen eingeschlossen wird. Das Bauch-
gefäss und die beiden Seitenstämme der Blutegel betrach-
tet Verf. als Ueberreste der bei manchen Arten noch un-
verkennbar vorhandenen Leibeshöhle, wodurch denn auch
die Beziehungen dieser Räume zu dem Nervensysteme und
den trompetenförmigen inneren Oeffnungen der Schlei-
fenkanäle (die freilich nicht überall existiren) morpholo-
gisch verständlich werden. Uebcr die Muudwerkzeuge
84 Leuckart: Bericht üb d. Leist. in d. Naturgeschiclite
und den Mechanismus der Kiefer werden gleichfalls man-
cherlei neue Angaben gemacht. Von besonderem Inter-
esse aber sind die Mittheilungen des Verf.'s über die
Entwickelungsgeschichte des medicinischen Egels, die seit
Weber nicht wieder untersucht ist.
Durch eine, allem Anscheine nach unregelmässige Furchung,
die schon im Eierstocke beginnt, verwandelt sich der Dotter des
medicinischen Blutegels unter fortwährender Grössenzunahme zunächst
in einen nackten Körnerhaufen, der eine Anzahl grosser heller Bläs-
chen in sich einschliesst. Dieser Körper wird zum Embryo, indem
sich im Innern der grossen Blasen ein Hohlraum bildet, der nach
Aussen durchbricht, während die äussere Körnerlage ein kleinzelli-
ges Gefüge annimmt. Die Embryonen messen Anfangs nur Vs Mm.,
wachsen aber rasch bis auf das 4- und 5 -fache ihres ursprünglichen
Durchmessers. Die Umgebung der Mundöffnung wulstet sich lip-
penförmig auf und macht Schluckbewegungen ; am Körper beobachtet
man eine leichte Peristaltik. Später entwickelt sich der lippen-
förmige Ringwulst zu einem kugligen Pharynx, der den Anfangstheil
des flaschenförmigen Darmapparates umfasst und massenhafte Nah-
rungsstoffe in denselben einführt. Der Embryo schwillt immer
stärker auf und nimmt durch seitliche Compression eine fast linsen-
förmige Gestalt an. In der Peripherie desselben unterscheidet
man jetzt zwei Häute, die durch einen dünnen Spaltraum von ein-
ander getrennt sind. Die äussere Haut repräsentirt die animalische
Körperhülle mit deutlichen, aber vereinzelten Muskelfasern, während
die andere die vegetative Darmhaut darstellt. Sie besteht aus einer
fast strukturlosen Membran, der nach Innen die schon Anfangs er-
wähnten grossen Blasen epithelartig aufliegen. Der Darminhalt hat
allmählich eine bräunliche Färbung angenommen und diese dem
ganzen Embryonalkörper mitgetheilt. Ist der Embryo nun etwa
bis auf 3 Mm. gewachsen, dann vertauscht er die frühere rundliche
Form mit einer immer mehr cylindrischen. Die Richtung, in der
er dabei auswächst, ist aber nicht etwa die Längsrichtung des Pha-
rynx, sondern kreuzt diese unter rechtem Winkel. Auch geschieht
das Auswachsen nur an dem einen, hinteren Segmente des Körpers
(wie bei den Chätopodenlarven) . so dass das vordere oder Scheitel-
segment allmählich immer mehr zurücktritt. Während das hin-
tere Körpersegment in dieser Weise auswächst . gehen mit ihm
aber noch andere merkwürdige Veränderungen vor. Das animalische
Blatt desselben entwickelt vom Munde aus allmählich einen schma-
len Streifen, der immer mehr wächst und nach einiger Zeit dieselbe
Metamorphose durchmacht, die wir von dem Primitivstreifen der
Arthropoden schon seit lange kennen. Dieser Streifen ist auch in
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 85
der That ein Primitivstreifen, der sich nur dadurch auszeichnet,
dass er nicht, wie sonst, an dem noch ungeformten Dotter auftritt,
sondern sich an einem bereits selbstständig lebenden Embryo bildet.
Es ist das ein Verhalten, welches allem Anscheine nach öfters bei den
niederen Thieren vorkommt und manche Erscheinungen erklären
dürfte, die man .bisher (wie z. B. die Entwickelung gewisser Ne-
mcrtincn und Echinodermen) von dem Gesichtspunkte des Gene-
rationswechsels aus zu betrachten geneigt war. Auch diellathke-
schen Beobachtungen über die Entwickelungsgeschichte von Nephelis
lassen sich leicht mit den Angaben unseres Verf.'s in Einklang brin-
gen. Der Primitivstreif von Hirudo ist übrigens von Anfang an
einfach, und nicht doppelt, wie es Rathke von dem genannten
Thiere , so wie von Clepsiue angiebt. Auch erreicht derselbe
nach hinten nicht das Ende des Embryonalkörpers, wie es dort der
Fall ist. Er lässt vielmehr einen Theil desselben auch noch in
späterer Zeit nach hinten frei hervorragen. An diesem hinteren
Theile des Embryonalkörpers beobachtete Verf. drei Paar grosser
Schleifenkanäle, die er den von Rathke aufgefundenen „colossalen
Zellen" am hinteren Ende des Primitivstreifens von Nephelis und
Clepsine vergleicht und als Urnieren betrachtet. So viel ist wenig-
stens sicher, dass diese Bildungen nicht in den späteren Egel über-
genommen werden, sondern mit den zugehörigen Resten des Em-
bryonalkörpers allmählich verkümmern, nachdem der Primitivstreifen
den übrigen Leib umwachsen und seine Metamorphose vollendet hat.
Zu den Organen, die aus diesem Primitivstreifen hervorgehen, ge-
hört auch der Saugnapf, der Anfangs ganz deutlich aus sieben
Segmenten besteht und eine Zeitlang sieben — später unter sich
verwachsende — Ganglien in sich einschliesst. Auch die vordem
Segmente des Körpers, die zunächst auf die Mundofinung folgen, ge-
langen niemals zu einer völligen Selbstständigkeit und lassen ihre
Ganglien gleichfalls schon frühe zu einem gemeinschaftlichen Kör-
per (dem sog. Unterschlundganglion) zusammentreten. Die übrigen
Segmentanlagen entwickeln ausser den Ganglien und der anliegen-
den Muskelmasse je noch ein (definitives) Schleife'norgan und der
Mehrzahl nach, auch einen Theil des Geschlechtsapparates , des-
sen Anlage hier also gleichfalls in die Zeit des ersten Bildungs-
lebens fällt. Die Entwickelung der Magensäcke lässt sich eben-
falls auf die Segmentirung des Primitivstreifens zurückführen. Nur
die beiden hintersten Magensäcke machen eine Ausnahme. Sie re-
präsentiren den letzten Abschnitt des von dem Primitivstreifen um-
wachsenen Embryonalmagens, der durch fünf Segmente hindurch-
läuft und erst in späterer Zeit durch eine Längsspaltung doppelt
wird. Der Enddarm , der oberhalb dieses Blindsackes gelegen ist,
gehört dem Embryonalleibe au und bildet bis zum Schwunde des
86 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
letztern eine nach hinten hervorragende Fortsetzung des Verdauungs-
api^arates. Die Bildung des Afters geschieht erst später, wenn der
Rest des Embryonalleibes verloren gegangen ist. Ebenso fällt auch
die Entwickelung des Gefässapparates und der Schwund der Lei-
beshöhle in eine verhältnissmässig späte Zeit des Bildungslebens.
Die Geburt der jungen Blutegel geht erst nach Abschluss der ge-
sammten Entwickelung vor sich, zu einer Zeit, in der diese Thiere
bereits eine sehr bedeutende Grösse erreicht haben.
Das Genus Hirudo enthält übrigens bei unserem Verf. nicht
bloss die echten sog. medicinischen Blutegel, sondern auch die Arten
des Gen. Haemopis, die sich nur durch untergeordnete Verschiedenhei-
ten (gröbere Bezahnung der Kiefer und lanzettförmige Bildung der
Oberlippe) von ersteren unterscheiden, durch Charaktere, die höch-
stens zur Aufstellung eines Subgenus berechtigen. Von medicini-
schen Blutegeln zählt Verf. sieben auf, von Haemopiden zwei, die
H. vorax, die in manchen Gegenden Afrikas bei Menschen und Vieh
öineil fast stationären Parasiten der Rachenhöhle und des Larynx
äbgiebt, der vielfache Gefahren im Gefolge hat, und den Land-
blutegel. Dazu kommen dann weiter noch die Arten des Gen.
Haementaria, die besonders in Mexiko zu medicinischen Zwecken ge-
braucht werden, aber, wie es scheint, nicht ganz gefahrlos sind,
insofern wenigstens nach den hier mitgetheilten Beobachtungen des
Dr. Garrone die Application der einen Art (H. mexicana de Fil.)
bisweilen förmliche Vergiftungszufälle herbeiführt.
Die Hirudo lateralis Say erscheint nach der Beschaffenheit
ihres Kieferapparates als Repräsentant eines besondern Genus. Statt
dör einfachen Zahnreihe trägt dieselbe auf dem Aussenrande der
Kiefer eine Anzahl stumpfer und weicher abgerundeter Wärzchen,
die in unregelmässiger Weise theils hinter, theils auch neben ein-
ander stehen. Leuckart, menschliche Parasiten L S. 716.
IS ach Semper bilden die Landblutegel auf den Pe-
lew-Inseln eine ebenso lästige Landplage, wie auf Ceylon
und an anderen Orten der Tropen. Sie leben meistens
auf der Erde, doch giebt es auch solche, die auf Bäumen
vorkommen und sich dem vorbeistreifenden Thiere auf
den Körper setzen, wo sie dann gewöhnlich das Auge
aufsuchen. In vielen Wäldern des Nordens machen die~
selbön den Aufenthalt geradezu unmögb'ch. Im Gegen-
satze zu diesen landbewohnenden Arten sind die Wasser-
blutegel auf den Pelew - Inseln ziemlich selten. Zeitschr.
für wissenschaftl. Zool. Bd. XIII. S. 559.
Sars beschreibt in seinem Reiseberichte (1. c. p. 68)
der niederen Thiere während des Jalires 1863. 87
eine hübsch gezeichnete Ichthyohdella elegans n. sp. mit
20 purpurfarbenen Querbinden auf dem schmutzig grauen
Körper. Dieselbe lebt auf Raja radiata.
Keferstein liefert „anatomische Bemerkungen über
Branchiobdella parasita Aud." (^Archiv f. Anat. u. Physiol.
18i)3. 8.509—520. Taf. XIII) und lehrt uns dabei manche
bisher nur wenig beachtete oder neue Eigenthümlich-
keiten dieses interessanten Thieres kennen.
Der Köi'pcr besteht mit Ausnahme des deutlich abgesetzten
sog-. Kopfes und des Saugnapfes, welche nach Analogie der übrigen
Hirudineen (und der zusammengesetzten Bildung des sog. Unter-
schluudganglions) beide eine grössere Anzahl zusammenhängender
Segmente repräsentiren dürften, aus neun Ringen, die je ein Gang-
lion enthalten und sich durch frei in die Leibeshöhle hineinsprin-
gende Dissepimente scharf gegen einander absetzen. Im letzten
Segmente befmden sich mehrere birnförmige (einzellige? Ref.)
Drüsen, die im Saugnapfe nach Aussen münden. Aehnliche Drüsen
finden sich auch an den Seiten des Kopfes und führen ihr körniges
Secret an der Bauchseite zwischen den Lippen aus. Auch der
Rumpf besitzt eine deutliche Drüsenlage, die zwischen Längs- und
Ringsmuskeln hinzieht und aus ovalen Schläuchen besteht, die
einen geschlängellen oder verknäuelten Kanal in sich einschliessen,
welchen Yerf. als den eigentlich absondernden Theil ansehen möchte.
(Sollte dieser Drüsenkörper nicht gleichfalls, wie schon die Analogie
mit den echten Hirudineen wahrscheinlich macht, aus einfachen Zellen
mit Ausführungsgängen zusammengesetzt sein?) Das Gefässsystem be-
steht aus einem Rücken- und einem über dem Nerven stränge hinzie-
henden Bauchgefässe, die im koj)fende, so wie auch seitlich, durch mehr-
fache Anastomosen im Zusammenhange stehen. Das Rückengefäss ist
bis zum Kopfe contractu, beginnt aber erst im 6. Segmente. Ob
es hinten mit der Leibeshöhle in offener Communication steht, lässt
Verf. unentschieden. Für die vier Segmentalorgane wurde diese Com-
munication dagegen bestimmt nachgewiesen. Sie wird, wie bei den
verwandten Arten, durch einen ziemlich -ansehnlichen Flimmertrich-
ter vermittelt. Der Hoden ist ein einfacher Sack von kugliger
Gestalt, der fast das ganze 6. Segment ausfüllt und seinen Inhalt frei
in den Innenraum des folgenden Segmentes entleert, von wo der-
selbe dann durch ein Paar Flimmertrichter (modificirte Segmental-
organe ?) in ein gemeinschaftliches langes Vas deferens übergeführt
wird, dessen äussere Hälfte einen vorstülpbaren muskulösen Penis
darstellt. Neben dem Hoden liegt eine kugligc, gleichfalls unpaare
Samentasche, die allem Anscheine nach nur von Aussen, bei der
88 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
Begattung gefüllt wird. Die Eierstöcke liegen im achten Segmente
und bilden zwei grosse dunkle Massen, an denen bei erwachsenen
Exemplaren keine Struktur mehr wahrnehmbar ist, die sich bei
jüngeren aber als Säcke mit Zellen gefüllt erweisen, welche dem
Dissepimente des 7. Segmentes anhaften. Die reifen Eier liegen
bis zu sechs frei in dem Eierstocksegmente, aus dem sie auf eine
noch nicht erforschte Weise nach Aussen treten.
Nach van Ben eden und Hesse (1. c. p. 18 if.)
zerfallen die Hirudineen oder Bdeiloden in drei Gruppen,
von denen die erste und formenreichstc die typischen
Blutegel (Scierobdeiiairesi in sich fasst, während die bei-
den andern von den Histriobdellen mit Einschluss der
Astacobdellen, die als Repräsentanten einer besonderen
Familie betrachtet werden, und der Myzostomeen, die hier
zum ersten Male — ob mit Recht, dürfte freilich zweifel-
haft sein — den Hirudineen zugerechnet werden) und
den Malacobdellen gebildet sind. Die erste Gruppe ent-
hält die Familien der Gnathobdellins , Ichthyobdellins,
Glossobdellins, Branchiobdeliins und Heterobdellins, von
denen die letzten freilich durch Reduction und selbst völ-
ligen Mangel der ISaugnäpfe so w^eit von den typischen
Blutegeln abweichen, „dass sie fast nur an den zahlrei-
chen paarigen Hodenblasen als solche erkannt werden.^
(Nach Ansicht des Ref. dürften die der hier neu aufge-
stellten Familie zugehörenden zw^ei Arten als Hirudineen
sehr zweifelhaft sein.) Uebrigens tritt die Entwickelung die-
ser Haftorgane schon bei dem neuen Gen. HemihdelLaj
das die Verf. den ßranchiobdellen zurechnen, in auffallender
Weise zurück. Die Branchiobdellen erhalten auch noch
durch andere Formen beträchtlichen Zuwachs, besonders
durch die Arten des neuen Gen. C alliob della , die
sich hauptsächlich durch die „blasige Beschaflenheit ihrer
Kiemen" von Branchellion unterscheiden. Ob die zapfen-
artigen RandausW'üchse des Rumpfes hier freilich mit dem-
selben Rechte, wie die blattartigen Anhänge des letztge-
nannten Genus als Kiemen in Anspruch genommen wer-
den, steht dahin. Die Angabe, dass dieselben hohl seien
und auf ihrem Ende eine Oeffnung trügen, lässt eher den
Gedanken aufkommen, dass sie als Excretionsölfnuugen
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 89
(vielleicht der Schleifenorgane?) fungiren. Ebenso möchte
Ref. auch die den Darm umhüllende Zelienmasse^ in der
die Verff. einen Eierstock sehen, eher als eine Hautdrü-
senlage betrachten.
Die von unseren Verfif. beschriebenen echten Hirudineen (p. 21
— 42) sind folgende: Pontobdella muricataMoq. Tand, (mit Angaben
über die wechsehide, oft sehr lebhafte Färbung und die Bildung
der Cocons), Ophibdella labracis n. gen. Qt n. sp., Ichthyobdella
anarrhichae Dies. (= I. sanguinea Oerst. und Piscicola marina Lt.),
7. hippoglossi n. sp,, /. rhombi n. sp., 7. luscac n. sp., Braiichellion
rhombi n. sp., (von dem nahe verwandten Br. d'Orbignyanum haupt-
sächlich durch geringere Zahl der Halsringe unterschieden), Cnl-
liobrlella (n. gen.) /o^Aü' n. sp., C. punctata n. sp., C. striata n. sp.
von Gobius niger , H emibd eil a (n. gen.) soleae n. sp. , Hete-
r ob de IIa (n. gen.) pallida n. sp. aus der Mundhöhle von Gadus
merlangus ( erinnert durch gedrungene Körperform und Hautbil-
dung fast an gewisse Nematoden). 77. scyllii n. sp. In einem Nach-
trage (p. 143. PI. 14) wird ausserdem noch eine hieher gehörende
Form beschrieben, die sich von dem nahe verwandten Gen. Ponto-
bdella durch acht paarweise über die Seitenränder des Kopfes ver-
theilte fingerförmige Fortsätze (Kiemen nach unseren Verff.) un-
terscheidet und als Typus eines neuen Gen. D act tj l ob d ella {D.
mu stell n. sp.) bezeichnet wird. Mit Pontobdella theilt das neue Gen.
namentlich auch die warzige Beschaffenheit der Körperfläche. Ophi-
bdella besitzt dagegen (p. 25), wie Ichthyobdella, eine glatte Haut,
und einen ansehnlichen kapuzeuförmigen Mundsaugnapf, der von
einer rüsselartigen Verlängerung des Munddarmes durchsetzt wird.
Zur Charakteristik der übrigen neuen Arten reproduciren wir hier
die Diagnosen unserer Verff. :
Calliobdella (p. 36). Animal portant une ventouse ä cha-
que extremite du corps ; la posterieure tres grande et simple. Le
Corps divise en deux regions distinctes, une region du cou nu et
une region du corps proprement dite, cette derniere portant latera-
lement des tubercules arrondis sur les segments ou les plis cutanes.
Hemibdella (p. 41). Corps cylindrique, tres consistant,
compose d'un grand nombre de plis assez distincts, attenue ä ses
deux extremites et divise au tiers anterieur par un etranglement,
comme le genre precedent. Ventouse orale petite et plus ou
moins bien conformee ; ventouse anale peu distincte, ä bords plis-
ses, pouvant se modifier de maniere ä se contracter et ä devenir
un Organe prehensile. Cocons hemispheriques, aplatis du cöte, ou ils
s'attachent, couverts de soies crepues et rigides, entoures d'une
tres-large marge transparente.
90 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
H eterobdell a (p. 42). Le corpg ne porte phis de ventouaes
proprement dites. La tete est tronquee en avant, et un bulbe re-
tractil la termine; en arriere on voit un prolongement membraneux,
tronque egalement, terminer ie corps. On ne distingue plus de
vaisseaux proprement dits, mais on apergoit, sur la ligne mediane,
du sang rouge löge dans des poches qui occupent Tespace laisse par
les Organs mäles.
Zu der Gruppe der Histriobdellen gehört unstreitig auch der
schon im vorigen Jahresberichte als Seison nebaliae erwähnte und
von seinem ersten Entdecker Grube den Räderthieren zugerech-
neten Parasit der Nebalia Geoffroyi, der von unseren Verff,, denen
Grube's ältere Beschreibung unbekannt geblieben ist. als Sacco-
bdella nebaliae aufgeführt wird (p. 49 — 52). Der Körper dieses
Thieres besteht aus vier von einander scharf abgesetzten Abschnitten,
aus einem löiTelförmigen Kopfe, einem cylindrischen Halse, einem
ovalen Leibe, der die Geschlechtsorgane einschliesst, und einem wie-
derum cylindrischen Hinterleibe, der am Ende in zwei kleine Saug-
scheiben ausläuft. (Auch Histriobdella trägt nach den Beobachtun-
o-en H esse's ein Paar kleine Saugscheiben, die schon von van
Beneden gesehen, aber als einfache Zäpfchen gedeutet wurden.)
Hals und Hinterleib sind deutlich geringelt, der erstere aus fünf,
der andere aus vier Segmenten zusammengesetzt. Der Pharynx,
der im Kopfe gelegen ist, hat eine längliche Gestalt, ist der Länge
nach geschlitzt und mit zwei spitzen Kiefern versehen, die in
schwingender Bewegung begriffen sind. Die Eier werden einzeln
gelegt und mit einem Stiele auf der Haut des Wirthes befestigt.
Die Embryonen , die darin entstehen, zerreissen schon frühe , noch
bevor sie ihre spätere Form vollständig angenommen haben, das
vordere Segment der Schale, ohne dieselbe jedoch zu verlassen.
Die jungen Thiere sind übrigens anfangs ohne die spätere Anschwel-
lung, die offenbar erst durch die Entwickelung der Generationsor-
gane bedingt wird.
Bei Malacobdella, die trotz ihrer Diöcesie und der Flimme-
rung des ungegliederten Leibes (mit Amphiptychus imd Gyrocotyle)
als niedrigste Form den Hirudineen zugerechnet w^ird (p, 56), be-
schreiben die Verff. ein langes und dickes Vas deferens, das mit leichten
Schlängelungen oberhalb des Darmes durch die ganze Körperlänge
hinläuft und in den mächtig entwickelten Schlundkopf einmündet.
Das betreffende Organ ist offenbar dasselbe, das Blanchard als
Rückengefäss in Anspruch nahm (also wohl in beiden Geschlechtern
auffand, van Beneden hatte nur Gelegenheit ein männliches
Exemplar von Malacobdella zu zergliedern). Ob die Deutung
von van Beneden die richtige ist, bleibt späteren Untersucheni
zu prüfen vorbehalten ; Ref. ist durch 4ie Darstellung desselben von
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 91
Neuem daran erinnert worden, dass er das betreffende Gebilde einst
mit dem Nemcrtinonrüssel , der gleichfalls eine Zeitlang als Ge-
schlechtsorgan galt, verglichen hat. Auch die Bildung der Hoden,
die in Form zahlreicher Säcke die Seitentheile des Körpers ein-
nehmen, zeigt Verhältnisse, die an den Bau der Nemertinen an-
knüpfen.
Trematodes.
Die Bereicherungen, die unsern zoologisclien Kennt-
nissen über die höheren ectoparasitischen Formen der Tre-
matoden durch van Beneden und Hesse geworden
sind (1. c. p. (]0 — 12()); betreffen vorzugsweise die Gruppen
der Tristomiden und Octocotyh'dcn, die von unsern VerfF.
zu dem Range von Familien erhoben werden. Aber auch
die übrigen von denselben aufgestellten Familien derPo-
lystomlden^ Udonelliden und Gyrodactjliden gehen nicht
leer aus. Von den Tristomiden erwähnen wir vorzugs-
weise das sonderbare Gen. Cy clatellaj das auf Würmern
schmarotzt, auf denen es mittelst eines gestielten Saug-
napfes befestigt ist, und im Umkreise der Mundöffnung
statt der gewöhnlichen (nur bei Callicotyle fehlenden) zwei
Saugnäpfe einen Kranz von zehn flimmernden Tentakeln
trägt. Es unterliegt übrigens nach der Ansicht des Ref.
keinem Zweifel, dass dieses Geschöpf dasselbe ist, dessen
wir in dem vorjährigen Berichte unter dem K e f e r s t e I n'-
schen Namen Loxosoma als eines Bryozoon gedachten, und
über das wir auch dieses Mal eine Reihe weiterer Un-
tersuchungen beizubringen haben. Wo die natürlichen
Verwandtschaften desselben zu suchen seien, wird erst
klar werden, wenn wir den Bau besser und vollständiger
kennen, als es bis jetzt der Fall ist, doch glaubt Ref.
aus den bisherigen Beschreibungen wenigstens so viel
entnehmen zu können, dass die Stellung in der Gruppe
der Trematoden schwerlich eine sichere Ist. Die Familie
der Octocotyliden wird von unsernVerö'. in einem weiteren
Sinne gefasst, als es gewöhnlich geschieht. Und In der
That gewinnt es durch die Untersuchungen unserer Verff.
den Anschein, als wenn die Achtzahl der Schwanzsaug-
näpfe zur Charakteristik derselben nicht ausreiche. Unseie
92 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
Verff. beschreiben Arten mit nur sechs (Fhyllocotyle)
und sogar nur vier Saugnäpfen {Flatyootyle) und tragen
desshalb denn auch kein Bedenken, derselben die Arten
mit zahh'eichen Saugnäpfen, wie Axine und verwandte, zu-
zurechnen. Zu den letztern gehören zwei höchst interessante
neue Genera Mior oc oty Le mit zahh-eichen Saugnäpfen
an den Seiten eines zungenförmigon Schwanzanhanges und
G astr 0 G oty ie, das eine einzige Längsreihe von Saug-
näpfen auf der Baucbfläche trägt und dadurch den Ue-
bergang zu Aspidogaster vorbereitet, obwohl hier nicht
bloss die Gruppirung, sondern auch die Bildung der
Näpfe manche Abweichungen darbietet. Eine noch merk-
würdigei'e Form ist das neue G en. Anthoc oty le^ bei dem
die vordersten der acht Saugnäpfe in mächtige heim- oder
kelchförmige Haftapparate verwandelt sind, die weit an
den Seiten des schmächtigen Hinterleibes vorspringen.
Warum übrigens bei einer so weiten Begrenzung der
Octocotyliden die Polystomiden als Repräsentanten einer
eigenen Familie abgetrennt bleiben , ist schwer einzu-
sehen. Die Kopfsaugnäpfe der Udonelliden sind nach
den Beobachtungen unserer VerfF. mit hornigen Einlagerun-
gen versehen und in manchen iVrten {E c hinella) sogar
durch ein Paar kieferartige Chitinbildungcn vertreten.
Der Darm der Udonellen ist einfacb zweischenklich, wäh-
rend die ectoparasitischen Trematoden sonst gewöhnlich
verästelte Darmschenkel besitzen. Die Embryonen der-
selben bleiben eine Zeitlang in der nach Aussen offenen
Eischale befestigt, wie die der Saccobdellen, mit denen
unsere Thiere auch sonst mancherlei Berührungspunkte
haben. Bei Polystomum integerrimum sind die kleinen
Chitinhaken des Hinterleibsendes übersehen, wie denn
auch der seitlichen Borstenreihen am Körper der Tristo-
men, die D i e s i n g für Stigmata hielt, keine Erwähnung
geschieht. Ebenso giebt van Beneden an, vergebens
nach den reifen Eiern des Polystoma gesucht zu ha-
ben, während Ref. dieselben mehrfach, aber immer nur
in kleiner Anzahl, wie es überhaupt bei den ectoparasiti-
schen Trematoden vorkommt, auffand. Sie messen 0,23 Mm.
der niederen Thicre während des Jahres 1863. 93
lind haben eine ovale Form mit Zuspitzung an einem
Ende. Erpocotyle laevis dürfte wohl nach Analogie der
nahe verwandten Onchocotyle zwei excretorische Oeffnun-
^Qi\ an den Ecken des Schwanzzapfens besitzen.
Die von unseren Verff. beobachteten, meist neuen Arten sind
folgende: Nitzschia elegans Baer (das Gen. Nitzschia glauben die
Verff. wegen der Abwesenheit der Strahlen und Haken im End-
saugnapf beibehalten zu müssen), Epibdella hippoglossi 0. Fr. Müll.,
Ep. sciaenae van Ben. (das Gen. Benedenia, das Die sing aus die-
ser Art gemacht hat. halten die Verfif. nicht für gerechtfertigt)
Phyllonella soleae n. gen. et n. sp., Plactinella (n. gen.) pini
n. sp. von Trigla pini , PL rhomhi n. sp. von Rhombus maximus,
Trochopus tubiporus Dies., Tristoma molae BL, Callicotyle Kroyeri
Dies., Encotyllabe pagelli n. sp. von Pagellus centrodontus, Cycla-
tella (n. gen.?) annelidicola von Clymene sp.^^Polystoma integerrimum
Rud., Erpocotyle laevis n. gen. et n. sp., Udonella pollachii n. sp.,
UJ. triglae n. sp., Ud. Ivpi n. sp. von Caligus Labracis lupi, Ud. mer~
lucci n. sp., Ud. sciaenae n. sp. von den Eierschläuchen einer An-
chorella der Sciaena aquila, Echiiiella hirundinis n. gen. et n. sp.
von Caligus lotae molvae , Octocotyle scombri Kuhn , 0. harenyi
n. sp., 0. pilchardi n. sp., Pleurocotyle (= Grubea Dies.) scombri Gr.
— dürfte wohl nur eine Octocotyle mit verstümmeltem Hinterende
sein — , 0 p hi c o tyle fmlae n. gen. et n. sp., Glossocotyl e alo-
sae n. gen. et n. sp. , Phyllocotyle giirnardi n. gen. et n. sp.,
Anthocotyle merhiccii n. gen. et n. sp., Pterocotyle (n. gen.)
viorrhnae n. sp.. Pt. palmata Lt., Platycotyle giirnardi n. gen.
et n. sp., Choricotyle chrysophryi n. gen. et n. sp. , Dactylo-
cotyle n. gen. pollachii n. sp., D. luscae n. sp. von Morrhua lusca,
Microcotyle (n. gen.) labracis n. sp., M. canlhari n. sp., M. do-
navani n. sp. von Labrus donavani, M. erythrini n. sp. von Pagel-
lus erythrinus , Äxine orphii n. sp. von Esox belone , A. Iriglae
n. sp., Gaslrocotylc trachnri n. gen. et n. sp. von Caranx trachu-
rus, Diplectanum aequans Wag., D. sciaenae n. sp., Calceostoma ele-
gans V. Ben.
Zur näheren Charakteristik fügen wir hier die von unseren
Verff. gegebenen neuen Genusdiagnosen bei.
E fam. Tristomidum.
Epibdella van Ben. Corps aminci comme une feuille, ven-
touse posterieure grande , tuberculeuse, sans rayons et armee de cro-
chets. Les ventouses buccales circulaires.
Phyllonella n. gen. Le Corps est de forme ovale, miuce
et aplati, la tete est pourvue d'une iarge membrane, mince et plis-
see, faisaut function d'une ventouse ; une grande ventouse circulaire,
94 L e u c k a r t : Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
sessile avec le bord frange et l'interieur arme de crochets, termine
le Corps en arriere. Quatre yeux distiucts s'elevent au-dessus du
bulbe buccale. (Der innere Bau scheint mit dem von Epibdella
nahe verwandt.)
Piacnnella n. gen. Le corps et mince, aplati, allonge, ter-
mine en arriere par une grande ventouse, a rayons fugaces, ä bords
franges et armes de deux paires de crochets ; deux ventouses mem-
braneuses garnissent la cote de la bouche. Quatre yeux s'elevent
sur une eminence au-dessus du bulbe buccal. (Der hintere Saug-
napf zeigt sehr variable Formen. Das neue Genus macht den Ue-
bergang von den Epibdellen zu den mit bleibenden Strahlen im End-
saugnapfe versehenen echten Tristomen.)
Trochopus Dies. Corps elliptique, deprime, portant deux ven-
ouses en avant, une grande ventouse ä neuf rayons en arriere,
bordee d'une fino frange et armee de deux stylets. Quatre yeux
situes au-dessus du bulbe buccal.
Eucotyllabe Dies. Corps elliptique, pourvu de deux grandes
ventouses ce^Dhaliques ä bords plissees et d'une grande ventouse po-
sterieure, armee de deux forts crochets, portee sur un pedoncuje
arrondi.
Cyclatella n. gen. (?). La bouche est entouree d'une cou-
ronne de tentacules cilies au lieu de ventouses. Le corps est aplati,
de forme ovale, echancre en arriere. Dans l'echancrure presque
cordiforme du corps on voit une grande ventouse rayonnee et inerme
au bout d'un long pedoncule.
E fam. Polystomidum.
Erpocotyle n. gen. Les six ventouses implantees sur un
disque commun, armees d'un crochet, recourbe en demi-circle au-
•tour de chacune d'elles. Corps termine en arriere par un epatement
fort contractile, echancre faiblement au milieu.
E fam. Udonellidum.
Echinella n. gen. Corps allonge, termine en arriere par
une large ventouse inerme. Bulbe oesophagien arme de deux cro-
chets. Tete tres mobile. Oeufs a un seul filament.
P ter onelltt n. gen. La tete est entouree d'un bourrelet
en forme d'ailes couverts de soies. La bouche est ouverte en avant
et entouree de stylets aigus. Le corps est legerement elarge ou
bombe vers le milieu. Les oeufs sont a un seul filament.
E fam. Octocotylidum.
0 p h ic otyl c n. gen. Le lobe terminal, portant les huit ven-
touses ordinaires, est suivi d'un lobule terminal arme de quatre
ventouses plus pctites et des crochets terminaux ordinaires.
Glossocotyle n. gen. Region caudalc portant huit von-
der niederen Thierc während des Jahres 18G3. 95
touses et les crochets terminaux ordinaires. Le corps presente un
etranglement vers le quart anterieur, d'oü il resulte une region
cervicale. (Durch die letztere Bildung von Octobothrium s. str.
verschieden.)
Phy 1 1 oc Ol yl e n. gen. Trois paires de ventouses inserees sur
la partie posterieure et laterale du corps ; un appendice caudal ter-
mine par une sorte de ventouse unicpie a crochets ; oeufs pourvus
d'un seul filament.
Anthocolyle n. gen. Quatre paires de cotyles en arriere,
dont Panterieure , gonflee comme une vessie, porte des crochets et
un suQoir; les trois autres paires, pediculees et fort petites, termi-
nent le corps, Celui-ci est fort mince et large au milieu, tresre-
treci en avant et en arriere.
Fterocotyle n. gen. Huit ventouses portees sur des longs
pedoncules unis ä la base terminent le corps en arriere. Le ver
est regulierement effile en avant, large vers le milieu et retreci vers
lorigine des ventouses. La bouche est flanquee de deux ventouses
et dune couronne de crochets autour de l'orifice des organes
sexuels.
Pldfycofyle n. gen. Quatre bothridies posterieures por-
tees sur des pedoncules, longs, disposes en croix, non retractiles et
de longueur egale. Pas de crochets intermediaires. (Sollte das nur
ein Mal beobachtete Thier nicht verstümmelt gewesen sein? Von
der Zahl der Saugnäpfe abgesehen, hat es mit dem folgenden Genus
die grösste Aehnlichkeit.)
Chov icotyle n. gen. Huit bothridies portees sur autant
de pedoncules tres-longs , non retractiles, separes completement
jusqu'a leur origine ; les anterieurs sont diriges en avant et sont
en meme temps un peu plus long que les autres.
Daciylocotyle n. gen. Huit bothridies posterieures portees
sur autant de pedoncules cntierement libres, de longueur egale, re-
tractiles et massifs. Les oeufs portent deux filaments dont l'un est
termine en Crosse.
Micr ov olyie n. gen. Une partiQ du corps est separee en
arriere par un etrangleraen.t et porte, des deux cotes du corps, un
tres grand nombre de petites ventouses ä crochets. Les oeufs sont
munis d'un filament ä deux poles.
Uastrocotyle n. gen. La moitie anterieure du corps est
effilee, tandis que la moitie posterieure est elargie, et cette seconde
moitie porte des petites ventouses dans toute la longueur. Les
oeufs sur munis d'tin filament a chaque pole.
Zn dieser Gruppe der Polystomcen dürfte als schwär-
mende Larvenform auch wohl der von C 1 a p a r e d e bei
96 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
St. Vaast aufgefischte 0 ncho gaster natator gehören
(Beobachtungen u. s. w. S. 13. Tab.V. Fig. 1 — 4). Der äus-
serst contractile Leib ist ungegliedert, am Vorderende mit
einem zapfenförmig vorspringenden Saugnapfe, hinten mit
einem gleichfalls zapfenartigen Schwanzanhange versehen.
Dicht vor dem letztern trägt die Bauchfläche einen aus
zwei, einer dreischenklichen Hornstütze aufsitzenden Haken
gebildeten Haftapparat, dessen Umgebung sich zeitweilig
abschnürt und dann einen förmlichen Saugnapf bildet.
Hinter dem vordem Saugnapfe stehen vier Augenflecke,
von denen die mittleren grösser sind und sich gegenseitig
berühren. Die Schwimmbewegung wird durch drei Paar
ansehnlicher Wimperbüschel vollzogen, die an den Enden
und der Mitte des Körpers stehen. Die innere Organi-
sation Hess sich wegen der dunklen Färbung des Thieres
nicht erforschen , doch glaubt Verf. die Anwesenheit
eines Darmes in Frage stellen zu dürfen. Wäre diese
Ansicht gegründet, dann würde unser Thier allerdings
kaum den Trematoden zugehören, obwohl die Anwesenheit
eines Klammerapparates am Schwanztheile bisher bloss hier
und zwar nur bei den Poljstomeen bekannt geworden ist.
Die Mittheilungen, die Leuckart in seinem Para-
sitenwerke (L S. 448 — 634) über die Organisation und
Lebensgeschichte der Trematoden macht, beziehen sich
vorzugsweise auf die Gruppe der Distomeen, die unter
den menschlichen Parasiten wahrscheinlicher Weise aus-
schliesslich vertreten sind. Was er über diese Thiere
bietet, ist übrigens im Wesentlichen nur eine Bestätigung
des bisher Bekannten. Auch an Neuem ist allerdings
kein Mangel, aber dieses Neue betrifft mehr unsere De-
tailkenntnisse (besonders von Distomum hepaticum und
D. lanceolatum) als unsere Gesammtanschauungen. Unter
solchen Umständen beschränken wir unser Referat nur
auf wenige Bemerkungen. Wir heben zunächst hervor,
dass die Grundsubstanz des Körpers bei den Trematoden,
wie bei den Cestoden, eine Bindcgewebsmasse ist, die oft-
mals den bei Weitem grossesten Theil des gesammten
Leibes bildet und in manchen Fällen , besonders schön
der niederen Thiere während des Jahres 18(i3. 97
bei Dist. hepaticum, aus dichtgedrängten grossen Zellen
besteht, die in auftauender Weise an das Zellengewebe
der Pflanzen erinnern. Was man früher wohl als Spei-
cheldrüsen zu bezeichnen pflegte, ist eine Anhäufung ein-
zelliger Drüsenschläuche, die an dem Dorsalrande des
Mundsaugnapfes, da, wo im Cercarienzustande der in sol-
chen Fällen beständig vorhandene Stachel inserirt war,
ausmünden, üebrigens enthält auch der Mundsaugnapf
so wie der Pharynx in seinen Wandungen nicht selten
einzellige Drüsen, die vielleicht eher den Namen Speichel-
drüsen verdienen. Bei Dist. hepaticum unterscheidet man
auch unterhalb der Cuticula eine deutliche Drüsenlage.
Die Begattung ist aller Wahrscheinlichkeit nach bei den
Trematoden immer eine gegenseitige, was freilich die
Selbstbefruchtung nicht völlig ausschliesst, da manche
Arten (auch D. lanceolatum) in der That eine direkte
Communication des samenführenden Apparates mit den
eibereitenden Organen besitzen. Der Eierstock von Dist.
hepaticum erscheint — wie Hoden und Darm — abwei-
chender Weise verästelt. Er bildet ein schlauchartiges
Organ, das seiner Form nach einem Hirschgeweihe gleicht,
und einem rundlichen Drüsenkörper anhängt, der zugleich
mit den Dotterstöcken und dem Uterus communicirt und
vom Verf. als Schalendrüse bezeichnet wird. (Bei den
Blasenbandwürmern des Gen. Gystotaenia findet sich nach
den Untersuchungen des Verf.'s genau dasselbe Gebilde.)
Die Eier von Dist. hepaticum entwickeln sich nach Wo-
chen- und monatelangem Aufenthalte im Wasser zu einem
flimmernden Embryo von kegelförmiger Gestalt, der in
der Nähe seines abgestutzten vordem Körperendes einen
x-förmigen Augenfleck trägt und im Innern zwei deut-
liche Flimmerstellen (Ausmündungen des excrctorischen
Apparates?) erkennen lässt. Der Embryo von Dist. lan-
ceolatum dagegen ist von einer mehr kugligen oder birn-
förmlgen Gestalt, nur am vorderen zugespitzten Ende be-
wimpert und hier auch mit einem geraden, nach vorn
gerichteten Stachel versehen. Zwei grosse Körnerhaufen
im hintern bauchigen Theile des Körpers stehen vielleicht
Archiv f. Naturg. XXX. Jahrg. 2. Bd. Q-
98 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
mit den Vorgängen der Cercarienbildung in einigem Zu-
sammenhange. Leider gelang es nicht, die weitere Ent-
wicklung dieser Embryonen zu verfolgen, obwohl Verf.
denselben vielfach Gelegenheit zur Einwanderung in nie-
dere Thiere (bes. Mollusken) bot. Dass keine direkte
Umwandlung der Embryonen in die geschlechtsreifen
Distomeen stattfindet, ist vom Verf. auch auf experimen-
tellem Wege ausser Zweifel gesetzt. Nach den Resulta-
ten eines einzigen (vielleicht nicht ganz entscheidenden)
Versuches zu urtheilen, bewohnt das Dist. lanceolatum in
seiner Jugend den Planorbis marginatus.
Nach der Aufzählung des Verf. 's kennt man sieben verschie-
dene Distomeen als menschliche Schmarotzer. Sechs davon ge-
hören dem Gen. Distomum — im weitern Sinne des Wortes — an,
das siebente, das aber nur im Jugendzustande und auch nur unvoll-
ständig bekannt ist, zu Monostomum. Es ist das sog. Mon. lentis
— vielleicht mit dem gleichfalls nur im Jugendzustande bekannten
Dist. ophthalmobium identisch. Das letztere ist übrigens bestimmt
keine eigene Art. Verf. hält es nicht für unmöglich, dass es zu
Dist. lanceolatum oder Dist. hepaticum gehöre, das sich aus der
Leber nicht selten in* die entlegensten Körpertheile verirrt (in die
Vena portarum, die Hautvenen u. s. w.) und dann klein und ge-
schlechtslos bleibt. Auch die Tr eutler'schen Hexathyridien sind
vielleicht nichts Anderes, als solche verirrte Leberegel. Dist. he-
paticum ist trotz seiner Grösse um so eher zu solchen Wanderun-
gen befähigt, als es auf seinem Körper einen — bisher meist über-
sehenen — Besatz von schuppenartigen Stacheln trägt, deren An-
wesenheit auch wohl die gewaltigen Veränderungen erklären dürfte,
die der Parasitismus des betreffenden Thieres in den Gallengängen
hervorruft.
lieber das nur ein einziges Mal (bei einem Laskar im Darme)
beobachtete Dist. crassum macht Verf. neue Mittheilungen, die er
theils der Liberalität seines Freundes Cobbold verdankt, theils
auch der eigenen Untersuchung eines von letzterm ihm zugesende-
ten — leider getrockneten — Exemplares entnommen hat. Durch
letztere stellen sich vielfache Aehnlichkeiten mit Dist. hepaticum
heraus. Dist. heterophyes und Dist. haematobium werden vom
Verf. gleichfalls nach eigenen Untersuchungen geschildert.
Unsere Kenntnisse über das Vorkommen des Dist. hepaticum
und Dist. lanceolatum bei dem Menschen werden gleichfalls durch
Leuckart (a. a. 0. S. 609 u. 580) um ein Paar neuer Fälle — von
Kirchner und Biermer — bereichert. Der letztere dieser Fälle
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 99
ist iiizwischen auch von dem ursprünglichen Beobachter zum Ge-
genstande einer eigenen Mittheilung gemacht worden (Schweizeri-
sche Zeitschrift für Heilkunde IL S. 381 — 396). Beide Fälle verlie-
fen tödlich.
Carter's „notes on Distoma hepaticum' (Transact. med. and
phys. Soc. Bombay. New ser. Nr. VIII. Appendix p. XXX) sind Ref.
nicht zu Gesicht gekommen.
Claparede fischte während seines Aufenthaltes in
St. Vaast mit dem feinen Netze nicht selten Exemplare
von Bucephalus Haimeanus Lacaze Diith., Cercaria setifera
Müll, und C jpachycerca n. sp., die alle drei durch die
äusserst kräftige Entwickelung des Schwanzanhanges zu
einem längeren Wanderleben geschickt sind. In der
Achse des Schwanzes liess sich überall (wie das übrgens
auch sonst bei den Cercarien der Fall ist) ein heller
Strang unterscheiden , den Verf. als einen elastischen
Apparat zu betrachten geneigt ist. Die beiden ersten
Arten wurden nicht selten an der ünterfläche verschie-
dener craspedoten Medusen angetroffen, wo sie zum Theil
ihren Schwanz eingebüsst hatten, die letztere auch gele-
gentlich in der Magenhöhle. (Ref. beobachtete dieselbe
auch in der Leibeshöhle von Cydippe.) Die Borsten am
Schwänze der C. setifera ergaben sich bei näherer Unter-
suchung als helle Platten, die bei Anwendung eines Druckes
leicht splitterten. Der innere Bau von Bucephalus liess sich
nur unvollständig erforschen, doch scheint Verf. wenig
geneigt, die Ansicht von v. Siebold zu theilen, dass
die Bucephaliden dem Gen. Gastrostomum zugehörten.
Beobachtungen u. s. w. S. 10—12. Tab. IV. Fig. 8, 9. Tab.
XVIII. Fig. 1.
L e ar ed handelt in den Transact. patholog. Soc. 1862.
p. 271 über die im Herzen der Riesenschildkröte vorkom-
menden eiartigen Körperchen und das Distomum constri-
ctum, von dem nach Gobbold (J. ß. 18G2. S. 147) diese
Eier abstammen. (Ein früherer Beobachter dieser Eier
— im Auge der Schildkröte — ist Hannover, das
Auge 1852. S. 142.)
Eine Beschreibung der schon im letzten Berichte von
uns erwähnten vier Distomeen, die V a i 1 1 a n t bei Siren
100 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
lacertina auffand, findet sich auch in dem Cpt. rend.
Soc. biol. 1862. p. 6.
Cestodes.
Vor mehr als zwanzig Jahren fand der verdiente
Director der Hannoverschen Veterinärschule Haussmann
einmal unter der Haut eines Maulwurfes eine grosse
Menge von Cysticercen. Ein Theil dieser Parasiten kam
damals nach Kopenhagen in das Museum des dortigen
Veterinärinstitutes , wo er wenig beachtet wurde , bis
Krabbe darin jüngst eine Form erkannte, die mit dem
sonst gewöhnlich bei den Feldmäusen vorkommenden
Cyst. longicoUis identisch ist. Nach den Untersuchungen
des Kef. ist dieser Blasenwurm die Jugendform der Tae-
nia crassiccps des Frosches, was Krabbe vollkommen
bestätigt, während der gewöhnliche Cystic. talpae Auct.,
den die älteren Helminthologen für hakenlos hielten, weil
seine Haken mikroskopisch klein sind , nach Küchen-
meister und Referent zu der T. intermedia des Iltis-
ses gehört. Naturhist. Foren. Vidensk. Meddelelser for
1862. Tab.V.
Ebendaselbst liefert Krabbe die nähere Analyse
einer Muskelfinne, die in Menge bei dem Reh gefunden
wurde und sich als Cyst. cellulosae ergab. Die Haken,
die in 14 oder 15 Paaren beisammen standen, waren aller-
dings etwas schlanker und kleiner, als sonst gew^öhnlich
bei dem genannten Blasenwurme, aber doch — wie auch
Ref., dem mehrere Finnen dieser Art vorlagen, bestätigen
kann — ganz unverkennbar von der bei der gemeinen
Schweinefinne vorkommenden Bildung.
Chaillou's Angaben über den Cysticercus cellulo-
sae (Compt. rend. Soc. biol. 1862. p. 76) enthalten nichts
Neues. Ebenso wenig die von Ordonnez (ibid. p. 124).
Böttcher's Mittheilungen über einen noch unbe-
kannten Blasenwurm (aus dem Archiv für die Naturkunde
Liv-, Esth- und Kurlands abgedruckt, Dorpat 1862) sind
Ref. bis jetzt noch unbekannt geblieben.
Alph. Milne Edwards und L. Vaiilant ver-
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 101
fütterten die Glieder von Tacnia Coenurns an ein Scliaf-
lamm von 3 Monaten und fanden bei demselben, als es
nach Verlauf von 14 Tagen starb, eine Anzahl von etwa
40 jungen Blasenbandwlirmern, die vorzugsweise auf der
Oberfläche der Hemisphäre lagen und hier die schon oft
beschriebenen Veränderungen herbeigeführt hatten. Mit
Recht heben die Verff. hervor, dass das Versuchsthler
nicht an den Folgen der Drehkrankheit, sondern an Menin-
gitis zu Grunde gegangen sei, wie das übrigens auch vom
Ref. schon früher — der gewönlichen Angabe gegenüber —
geltend gemacht ist. Der negative Erfolg eines zweiten
Versuches reducirt sich allem Anscheine nach auf eine
unvollständige Infection. L'Instit. 1863. Nr. 1537.
Naunyn gelang es, die Scoleces des menschlichen
sog. Echinococcus altricipariens in einem Hunde zur Ent-
wicklung zu bringen und daraus eine Tänie zu erzie-
hen, die bis in's Detail hinein mit der Taenia Echino-
coccus übereinstimmte, d. h. damit identisch war. Archiv
für Anat. u. Physiol 1864. S. 412— 416.
Mit der durch Function gewonnenen Echinococcusflüssig-
keit, in welcher nach ungefährer Schätzung einige Hundert Scoleces
enthalten sein mochten, wurden zwei Hunde gefüttert, von denen
der eine , der die geringere Menge Versuchsflüssigkeit erhalten
hatte, 28 Tage nach der Fütterung ohne Tänien war, während der
andere, der am 35. Tage getödtet wurde, geschlechtsreife Band-
würmer von 1—1 V2'" enthielt, die durch Hakenbildung und unvoll-
ständige Embryonenentwickelung auf einen Infectionstermin von
etwa 5 Wochen hinwiesen.
Zu ganz demselben Resultate führten auch die von
(Finsen und) Krabbe auf Island mit menschlichen
Echinococcen vorgenommenen Fütterungsversuche. Von
vier jungen Hunden, die zum Versuche gedient hatten,
wurden allerdings zwei bei der Section ohne Würmer
gefunden, zwei andere aber, die ^fünf Wochen und resp.
drei Monate nach der Fütterung getödtet wurden, lieferten
ein positives Resultat. Sie enthielten die gemeine Taenia
Echinococcus, im ersten Falle zwar nur wenige Exem-
plare, aber junge Thiere (IV2'"); noch ohne reife Eier
mit Embryonen, deren Abstammung von den eingeführten
.102 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
Scoleces kaum bezweifelt werden kann, üebrigens findet
sich die Taenia Echinococcus in Island ungemein häufig,
wie es freilich kaum anders sein kann, da Menschen und
Vieh dort vielleicht mehr als irgendwie sonst an der
Echinococcuskrankhelt leiden. (Die Zahl der menschli-
chen Echinococcuskranken wird nach den Mittheilungen
Krabbe's übrigens gewöhnlich zu hoch angegeben und
dürfte durchschnittlich kaum mehr als V40 — V50 der Be-
völkerung betragen.) Krabbe fand auf Island unter 100
Hunden 28 — in Kopenhagen nur 0,6 — , die mit diesem
gefährlichen Bandwurm behaftet waren, und veranschlagt
darnach die Zahl der Hunde mit T. Echinococcus auf
ganz Island — die Gesammtzahl der isländischen Hunde
auf 20—30,000 angenommen — auf etwa 5000. Auch die
übrigen unserem Hausvieh entstammenden Hundeband-
würmer sind (mit Ausnahme der in Island ganz fehlenden
und auch in Kopenhagen nur ein Mal beobachteten T.
serrata) in Island ungleich häufiger, als in Kopenhagen,
wo Krabbe z. B. die Taenia Coenurus nur ein Mal, die
T. marginata 20 Mal unter 100 Hunden antraf, während
in Island 19 und resp. 75% Hunde von diesen Würmern
geplagt sind. Echinococsydommen paa Island 19 S. (Uge-
skrift for Laeger, 2den Räkke, 41 d. Bind.)
„lieber Bestandtheile der Echinococcusflüssigkeit"
vergleiche Naunyu, Archiv für Anat. und Physiologie
1864. S. 417—426." Unter den vom Verf. aus Leber- und
Lungenechinococcen nachgewiesenen Bestandtheilen ist
ausser dem Eiweiss namentlich noch die Bernsteinsäure
hervorzuheben. Die Echinococcen des Schafes (nicht des
Menschen) enthielten constant auch Inosit, die Leberechi-
nococcen Zucker.
Stieda's Untersuchungen über den Bau der Ge-
schlechtsorgane bei den Tänien (J. B. 1862. S. 157) sind
in englischer Uebersetzung in die Annais and Mag. nat.
bist. Vol. XL p. 101 übergegangen.
Nach den Beobachtungen Claparede's giebt es
übrigens auch Cestoden, die im Scolexzustande eine Zeit-
lang frei im Wasser leben. Es gelang demselben we-
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 103
ni^stens zwei Mal can der englischen Küste und später
in St. Vaast einen Scolex mit Stirnuapf und vier 8-förmi-
gen öaugnäpfen aufzufischen, der durch die schlängelnden
Bewegungen seines Körpers langsam umherschwamm und
wohl schwerlich durch einen Zufall in's Freie gekommen
sein dürfte. (van Beneden bezog eine Anzahl sehr
ähnlicher Formen, die er in den Gedärmen verschiedener
Fische und Tintenfische vorfand, auf Phyllobothrium.)
Beobachtungen u. s. w. S. 14, 15. Tab. V. Fig. 6, 7.
Die Beobachtungen, die Referent über die embryo-
nale Entwickelung des Bothriocephalus latus mittheilt
(Menschl. Parasiten I. S. 758 K), liefern im Wesentlichen
eine Bestätigung der älteren Angaben von Schubart
und Knoch. Der Versuch, mit den flimmernden Em-
bryonen zw^ei Hunde und sich selbst zu inficiren, ist aber
ebenso vergeblich gewesen, wie die Yerfütterung unent-
wickelter Bothriocephaluseier , die gleichfalls bei zwei
Hunden vorgenommen wurde. Auf Grund dieser Ver-
suche spricht sich Ref. von Neuem zu Gunsten der An-
nahme aus, dass der Bothriocephalus ebenso gut einen
Zwischenwirth habe, w^ie die Tänien.
Bertolus beobachtet gleichfalls die embryonale
Entwickelung des Bothriocephalus latus und liefert davon
— ohne von den früheren Untersuchungen zu wissen —
eine mit den Angaben des Ref. durchaus übereinstimmende
Darstellung. Ebenso glaubt derselbe an die Existenz
eines Zwischenzustandes für unseren Wurm und spricht
die Vermuthung aus, dass möglicher W^eise die Ligula
nodosa Rud., die bei verschiedenen Arten des Gen. Salmo
encystirt gefunden werde , diesen Zwischenzustand re-
präsentire. Cpt. rend. 1863. T. 57. p. 569, Ann. and Mag.
nat. bist. T. XH. p. 473.
D i esi n g's „Revision der Cephalocotyleen^ (Sitzungs-
ber. d. k. Akad. der Wissensch. in Wien Bd. 48. S. 200
— 345 und Bd. 49. S. 357 — 430) ist genau nach derselben
Methode und denselben Gesichtspunkten bearbeitet, wie
die in unseren Berichten schon früher besprochenen Re-
visionen der Nematoden, Distomeen, Turbellarien u. s. w.
104 Leuckart: Bericht üb d. Leist. in d. Naturgeschichte
Sie enthält eine systematisch geordnete Zusammenstel-
lung alles dessen, was seit dem Erscheinen des bekannten
Systema helminthum (1850) und der daran sich anschlies-
senden Abhandlung „über eine naturgemässe Einthcilung
der Cephalocotyleen" (1854. Sitzungsberichte derk. Akad.
Bd. 13. S. 55(3 — 618) auf dem Gebiete der Cestodenfor-
schung gearbeitet ist. Ausser den Cestoden umfasst übri-
gens die Gruppe der Ccphalocotyleen in Diesing's Syst.
helminthum auch noch die Pentastomen. So auch in der
vorliegenden Revision. Trotz der Aufschlüsse, die wir durch
die anatomischen und embryologischen Untersuchungen
der letzten Jahre über diese merkwürdigen Parasiten be-
kommen haben, beharrt unser Verf. auf der Ansicht, dass
dieselben den Bandwürmern zugehörten; er schiebt sie
sogar mitten zwischen die von ihm unterschiedenen zwei
Hauptgruppen ein, die Continuität der sonst so natürlichen
Abtheilung unterbrechend. Um die systematische Stel-
lung der Pentastomen zu rechtfertigen, wird der Ansicht
des Ref. von der zweigliedrigen Beschaffenheit des Bei-
nes eine andere Deutung entgegengesetzt, die dahin geht,
dass nur das Grundglied einen Fussstummel repräsentire,
der den Fusshöckern der Chätopoden zu vergleichen sei,
während die Stütze , welche die Rückenfläche des Fuss-
stummels bilde, mit dem dazu gehörigen Haken die Be-
deutung einer Annelidborste habe, bei der, wie so häufig,
das Endstück durch einen Ginglymus eingelenkt sei. Ref.
kann aus anatomischen Gründen die Berechtigung einer
solchen Auffassung nicht zugestehen. Nicht bloss, weil
der sog. Stützapparat continuirlich an seinen Rändern in
die äusseren Cuticularbedeckungen übergeht, also keine
Borste sein kann, sondern namentlich auch desshalb, weil
die Anw^esenhcit eines complicirten Muskelapparates, wie
wir sie an dem Klauengliede der Pentastomen antreffen,
für das Endstück einer Annelidborste eine ganz unerhörte
Bildung sein würde. Aber selbst dann, wenn wir die
Berechtigung der D i e s i n g'schen Deutung zugeben woll-
ten, selbst dann wäre für die Verwandtschaft der Penta-
stomen mit den Cestoden noch nicht der geringste An-
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 105
haltspnnkt gewonnen. Die Anwesenheit solcher borsten-
tragenden Fnssstummcl würde viehnehr als ein neuer Ge-
gengrimd gegen die vorgeschlagene Vereinigung geltend
gemacht werden müssen. Wir kennen bei den Cestoden
nichts Analoges, wie denn auch die Kopfbildung, Segmen-
tirung, Entwickelung — von dem inneren Baue ganz
zu schweigen — keinerlei Beziehungen zu den Band-
würmern darbieten. Durch die Verbindung so heteroge-
ner Formen muss sich denn auch Verf. natürlich der
Möglichkeit begeben, die so scharf gezeichneten Eigen-
thümlichkeiten der Cestoden in seiner Charakteristik wie-
derzugeben. Für Diesing sind die Cephalocotyleen im
Wesentlichen nichts Anderes als gegliederte Würmer
mit kopfständigen Sauggruben. Je nachdem diese Saug-
gruben nun eine längliche oder rundliche Form haben,
unterscheidet Verf., wie schon in seiner naturgemässen
Vertheilung, zwei Gruppen, die Paramecotylea und die
Cyclocotylea. Den erstem werden nun, als Repräsentan-
ten einer besondern Untergruppe, die Pehtastomen (als
P. proctucha) zugerechnet. Die zweite Untergruppe, die
der P. aprocta, enthält ausser den Bothriocephalen im
weiteren Sinne des Wortes auch noch zahlreiche Tänia-
den, alle jene nämlich, die längliche Saugnäpfe besitzen.
Ref. muss es sich versagen, das System des Verf.'s bis
in seine Einzelnheiten zu verfolgen, er fügt desshalb hier
nur noch so viel hinzu, dass die afterlosen Paramecotyleen
nach der Abwesenheit oder der Existenz besonderer
Waffen, so wie ferner nach der Zahl und der Bildung
der Saugnäpfe weiterhin rubricirt werden. Bei den Cy-
clocotyleen kommt bloss die Zahl der Saugnäpfe in Be-
tracht. Die Scolex- oder Blasenwürmartigen Jugendfor-
men sind, so weit das anging, bei den zugehörigen Arten
oder anhangsweise bei den einzelnen Gruppen abgehan-
delt. Wie bei den übrigen Ordnungen der Eingeweide-
würmer, so hat sich Verf. auch bei den Cestoden inzwi-
schen von der Existenz einer Metamorphose und Metage-
nese überzeugen müssen.
Die von unserem Verf. neu aufgestellten Genera sind folgende
Monobothrium (mit Ligula tuba Wag.) , Diporus (mit Caryo-
106 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
phyllaeus trisignatus Mol.), Amphicotyle (mit A. typica Dies. =
Dibothrium heteropleurum), Amphotcrocotyle (mit Tetrabothrium
heteroclitum), P oly on ch ob othriitm (mit P. septicolle Dies. =
Tetrabothrium polypteri Leyd.), C ylind r opho rua (mit C. typicus
Dies. = Tetrabothrium Carchariae Rondoletii Wagener), Prosthe-
c obo thrinm (mit Pr. Dujardinii Dies. = Bothriocephalus corona-
tus Dujard.); Monoryyma (mit Anthobothrium perfectum van Ben.),
Orychmatobothrium (mit Anthob. musteli van Ben.).
B a i r d beschreibt Taenia ammoniformis n. sp. aus den
Dejectionen eines Puma und T. semiteres n. sp. aus dem Magen der
persischen Katze. Proc. Zool. Soc, 1862. p. 20. Tab. II.
Ebenso Yaillant Taenia platydera Gerv. und M e s o cesf ai-
de s nmbiymts n. gen. et n. sp., beide aus dem Darme der Genett-
katze. Die letztere soll mit dem Kopfe einer (hakenlosen) Tänie
die Gliederbildung eines Bothriocephalus verbinden, was aus der
Beschreibung freilich keineswegs bestimmt hervorgeht. Jedenfalls
liegt kein Grund vor, hier ein neues Genus aufzustellen, da wir für
die Bothriocephalusformen mit vier einfachen Saugnäpfen schon längst
die Bezeichnung Tetrabothrium haben. l'Instit. 1863. Nr. 1524.
Turbellarü.
Rhynchocoeld. Unter dem Namen G e onemer te s
(n. gen.) pelaeensis beschreibt Sem p e r eine Landnemer-
tine ; die anf den Pelew -Inseln unter feuchtem Laube
und Baumrinde häufig von ihm aufgefunden wurde.
Sie ist ^/4 — IV2" lang, cylindrisch, mit stumpfem Kopfe
und spitzem Schwanzende , weissröthlich durchscheinend
und mit sechs linsentragenden Augen dicht am Kopfende
versehen. Der bauchständige Mund findet sich gleich-
falls dicht hinter dem Vorderende und führt in einen
ziemlich gleichweiten geraden Tractus, der auf beiden
Seiten von dicken Leberfollikeln umfasst wird. Der Rüs-
sel soll auffallender Weise in den Verdauungskanal einge-
schlossen sein (?), obwohl er durch Bewaffnung und
Ausstattung mit einer Giftdrüse sonst die gewöhnlichen
Organisationsverhältnisse der Nemertinen wiederholt. Zeit-
schrift für wissensch. Zool. Bd. XIII. S. 559.
C 1 a p a r e d e's Mittheilungen über Nemcrtincn (Beob-
achtungen u. s. w. S. 22 — 24. Tab. V) beschränken sich
auf Oerstedia pallida, Prosorochmus Claparedii und Te-
trastemma marmoratum n. sp.
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 107
Bei der erstgenannten Art wird die Zahl der mit — meist 3
— tanzenden Otolithen versehenen Gehörkapseln gegen Kefer-
stein auf ein Paar beschränkt. Ebenso besitzen auch die Proso-
rochmeen in ihrem Rüssel nur zwei Seitentaschen, statt der drei,
die Kefer stein den ausgebildeten Thieren beilegte. Die zwei
oder drei Stacheln in diesen Nebentaschen sind ebenso oft kleiner,
wie grösser, als der Hauptstachel, der übrigens wirklich gleich von
Anfang an seine spätere Stelle einnimmt. Das neu benannte Te-
trastemma hat eine nahezu cylindrische Form und kriecht auf einer
äusserst schmalen Sohle, so dass es sich von den übrigen Tetra-
stemmen auffallend unterscheidet.
PharyngOCOela. Sem per erwähnt das Yorkommen
von Landplanarien auf den Philippinen and Pelew-Inseln.
Von den letztern beobachtete er in einem sehr beschränk-
ten Räume sieben Specles, die alle den Dendrocoelen an-
gehörten. Zeitschrift für wiss. Zool. Bd. XIII. S. 558.
A. Humbert sammelt die bisherigen Beobachtun-
gen über die Landplanarien und vermehrt unsere Kennt-
nlss von denselben durch die Beschreibung von vier
neuen Arten aus Ceylon, von denen drei dem Gen. Bi-
palium (B. Diana, B. Proserpina, B. Fhehe), die vierte
dem Gen. Rhynchodemus (oder Geoplana? , Hh. Nietner i)
angehört. Descriptlon de quelques especes nouv. de Pla-
naires terrestr. 18 p. 1 Tab. (Extr. des Mem, Soc. Phys.
et Hist. nat. Gen^ve T. XYI. 2, Part. 1862.)
Die genannten zwei Genera tragen nach den Untersuchungen
des Verf. folgende Charaktere :
Bipalium Stimps. (Sphyrocephalus Schm., Dunlopea Wright).
Corpus elongatum, subcylindricum, depressiusculum. Caput discre-
tum , semilunare , transversum , auriculis retrorsum tendentibus.
Ocelli (?) numerosi minuti in capite et corporis anterior! parte dis-
positi. Os centrale vel subcentrale. Apertura genitalis inter os et
extremitatem posteriorem, fere ad dimidium distantiae.
Rhynchodemus Leidy. Corpus elongatum, subdepressum. an-
trorsum attenuatum, utrimque obtusum. Ocelli duo subterminales.
Die (p. 15) angehängten anatomischen Untersuchun-
gen von C 1 aparede, die an den in Spiritus aufbewahr-
ten Exemplaren von Bipalium angestellt sind, machen uns
weiter damit bekannt, dass der Pharynx dieser Thiere
(wahrscheinlich aller Landplanarien) trotz seiner cylin-
drischen Form von dem Pharynx der Süsswasserdendro-
108 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
coelen insofern abweicht, als er der Länge nach geschlitzt
ist. Im Stande, sich flächenhaft auszubreiten, besitzt der-
selbe offenbar die Fähigkeit, grosse Objecto zu ergreifen
und zu verschlingen. Für die Landplanarien ist das um
so wichtiger, als sie sich allem Anscheine nach von Ve-
getabilien ernähren. Der Darmkanal, der dicht hinter
dem Kopfe beginnt, ist von ansehnlicher Weite und mit
kurzen Verästelungen besetzt. Die einfache Geschlechts-
öfFnung führt in ein Atrium, in das dicht hinter einander
zwei feste Körper von kegelförmiger resp. konischer Ge-
stalt einmünden. Der hintere, der die beiden Vasa de-
ferentia aufnimmt, dürfte wohl Penis sein, während der
vordere vielleicht einen accessorischen Drüsenapparat
darstellt.
Eine ähnliche Bildung des Begattungsapparates beob-
achtete Claparede auch bei der * marinen Planaria
dioeca n. sp., die sich übrigens, wie schon der Name be-
sagt, von den bis jetzt bekannten Dendrocoelen auffallen-
der Weise durch eine vollständige Trennung der Ge-
schlechter unterscheidet. (Beobachtungen u. s. w. S. 18 —
20. Tab. in. Fig. 7—13.) Das Thier, das auf den Zoste-
renwiesen der Insel Tatihou bei St. Vaast in Menge ge-
funden wurde, besitzt eine warzige Rückenhaut und von
den durchschimmernden Magenschläuchen eine bräunlich
marmorirte Farbe. Die Hoden bestanden aus zahlreichen
hellen Bläschen, die durch den ganzen Körper zerstreut
waren, während die Eierstöcke nur in einfacher Anzahl
hinter den augentragenden Hirnganglien gefunden wurden.
Stylochus maculatus Quatref. besitzt, wie wahrschein-
lich die grösste Mehrzahl der Seeplanarien mit doppelter
Geschlechtsöffnung, (nach demselben Beobachter) einen
geschlitzten Pharynx mit gelappten Rändern. Der Rüssel-
grund fungirt als Magenhöhle, während die Darmäste, in
welche die Nahrungstheile niemals eindringen, nur als
Leberschläuche in Betracht kommen. Die eigentlichen
Hoden sind (wie von Quatrefages, so auch) von un-
serem Verf. übersehen worden. Was derselbe als Hoden
beschreibt, sind oö'enbar bloss die samenerfüllten Vasa
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 109
deferentia. Ebenso sind auch die Eierstöcke demselben
unbekannt geblieben. Ebendaselbst S. 20 — 22. Tab. IV.
Fig. 5—7.
Eine 0,24 Mm. grosse Dendrocoelenlarve trug in der
Aequatorialgegend des Leibes sechs flimmernde Fortsätze,
die symmetrisch über die Seiten vertheiit waren und den
von J. Müller (J. B. 1850. S. 344) gleichfalls bei einer
solchen Larve beobachteten Ruderorganen entsprachen, ob-
wohl die Flimmerung kaum energischer war, als auf dem
übrigen Leibe. Die Mundöfthung war ausserdem von
einem nach hinten gerichteten schirmförmigen Vorsprunge
überdeckt, dessen Rand durch sechs kleine, je zu dreien
zusammengruppirte Augenflecke sich auszeichnete. Wei-
ter nach vorn trug das Thicr noch zwei grössere Augen-
flecke. Claparede a. a. O. S. 22. Tab. V. Fig. 5.
NoU's Mittheilungen über die bei St. Goar unter
einem Steine aufgefundene Planaria terrestris beweisen,
dass dieses seit 0. Fr. Müller nur von Dujes bei
Montpellier und von Fr. Müller bei Greifswalde beob-
achtete seltene Thier in Deutschland eine weitere Ver-
breitung hat. (W e i n 1 a n d's zoolog. Garten 1862. S. 254.)
Das — von Weinland nach einer Zeichnung Noll's be-
stimmte — Thier wurde zu zwei verschiedenen Zeiten jedes Mal
nur in einem Exemplare an derselben Stelle aufgefunden und zeigte
beide Male in der Mitte des Körpers eine Einschnürung, die nach
einiger Zeit zu einer vollständigen Abtrennung hinführte. Die Um-
stände, unter denen diese Erscheinung beobachtet wurde, lassen
darin übrigens mehr einen abnormen Vorgang, als etwa eine Quer-
theiluDg vermuthen.
Bei Frostomum Kefersteinun. sp., einer schönen bei
St. Vaast in allen Seewassertümpeln äusserst häufigen
Art mit goldgelben Rückenstreifen, überzeugte sich Cla-
parede (Beobachtungen u. s. w. S. 16 — 18. Fab. III.
Fig. 1 — G) auf das Bestimmteste, dass die Nahrungsauf-
nahme mittelst des auf der Bauchfläche gelegenen sog.
Saugnapfes vor sich gehe und nicht durch den vorderen
Porus, den man bis auf die Angaben des Ref. allgemein
als Mundölinung gedeutet hatte. Das hinter dem letztern
gelegene Gebilde (Pharynx Auct.) ist ein kegelförmiger
1.10 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Natur g-e schichte
Muskel, der in eine taschenförmige Vertiefung der Kör-
perhaut zurückgezogen ist und daraus gelegentlich nach
Aussen hervorgestossen wird. Die Geschlechtsorgane?
sind mächtig entwickelt, namentlich die männlichen Theile,
bei der Betrachtung von oben aber , bis auf die zwei
langen Hoden, nicht wahrnehmbar. Feste Horngebilde
fehlen.
Vortex hispidnä n. sp. trägt an seinem Stirnende einen Besatz
von starren Borsten wie Trigonostomura (Sjjiroclytus Schmidt), von
dem er sich jedoch durch einfache Hakenform des Penis unter-
scheidet. Cla^Darede eoendas. S. 15. Tab. IV. Fig. 4.
Das Gen. Macrostomum besitzt (nach Untersuchungen an dem
neuen M. Sclmlfz-H Clap.), wie Convoluta, zwei von einander getrennte
Geschlechtsöffnungen, vorn den Porus femininus mit seinem unpaa-
ren Eierstocke , hinten die männliche Oeffnung, die zunächst in
einen birnförmigen Vorhof führt. An die schlitzförmige Mundöffnung
schliesst sich zunächst ein bei andern Macrostomeen nicht bekann-
ter muskulöser Schlund an. A. a. 0.
Convolnta minuta n. sp. erreicht schon bei einer Grösse von
0,25 Mm. seine volle Geschlechtsreife und zeigt — abweichend von
Cönv. paradoxa — beiderlei Organe in demselben Körper. Der
Otolith ist genau linsenförmig. (Cl aparede a.a.O. S. 18. Tab. V.
Fig. 8.) Andere verwandte Formen sind bei derselben Grösse noch
völlig geschlechtslos und so infusorienartig, dass man sie ohne den
Otolithen vielleicht unbedenklich den Ciliaten zurechnen würde. So
namentlich eine gleichfalls von Claparede (a.a.O. S. 14. Tab. IV.
Fig. 3) beschriebene Art, die nach der Lage der Mundöffnung am
Vorderrande des Körpers dem Gen. Proporus angehören dürfte.
3. GiliatL
Rotiferi.
Weisse zählt die von ihm seit 30 Jahren in St.
Petersburg beobachteten Rotiferen auf: (6 Ichthydinen)
1 Oecistine, 1 Megalotrocha, 7 Floscularien (darunter Lim-
nias melicerta W., die von Ehrenberg später als Ce-
phalosiphon Limnias und von Bailey als Limnias annu-
latus beschrieben wurde), 47 Hydatinäen, 23 Euchlanidotcn,
13 Philodinäen und 16 ßrachionäen, im Ganzen (114resp.)
106 verschiedene Arten. Bullet Soc. imper. Moscou
1863. IL S.244.
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 111
Gigli ol i beschreibt ausser den bisher bekannten drei
Arten des Gen. Callidina noch eine vierte (C. j^araai-
tica n. sp.), die an den Anhängen von Gammarus pulex
und Asellus aquaticus schmarotzt. Ausser dem äusseren
Baue wird auch der innere ausführlich geschildert und
durch Abbildungen erläutert. Journ. micr. Science 1863.
p. 237-242. Taf. XI.
C 1 a p a r e d e schliesst sich dem Ausspruche von
Semper an, dass der von Ehrenborg als ein Räder-
thier beschriebene Cyphonautes compressus eine Lamel-
libranchiatenlarve sei, und sucht denselben durch eine
Darstellung der Structurverhältnisse zu begründen. Beob-
acht. u. s. w. S. 107. Tab. XVIII. Fig. 15—18.
Bryozoa.
Claparede theilt in seinen Beobachtungen u. s. w.
(S. 105. Tab. II. Fig. 6—10) mit, dass er eigentlich der
Entdecker des im vorigen Berichte nach Keferstein's
Untersuchungen angezogenen Loxosoma sei, und diesen
erst auf das sonderbare Wesen aufmerksam gemacht habe.
Im Wesentlichen seien seine Untersuchungen mit den
Angaben Keferstein's übereinstimmend, nur habe es
ihm nicht gelingen v^ollen, den Zusammenhang der gros-
sen Flimmeröffnung und der Kopfscheibe mit dem Magen
aufzufinden und damit die Bryozoennatur des Parasiten
zu begründen. (Wir haben oben erwähnen müssen, dass
Hesse wahrscheinlich dasselbe Thier unter dem Namen
Cyclatella als Trematoden beschrieben hat, S. 91). Eier
wurden von ihm immer nur einzeln an den Seiten des
Magens aufgefunden , auch bei einem Individuum statt
dieser Eier einmal ein Paar Zellenballen beobachtet, die
möglichen Falls als Hoden zu deuten sein dürften. Auch
ansitzende „Knospensprösslinge" kamen zur Untersuchung.
Auffallend ist es, dass Verf. die Grösse des Loxosoma
auf 3— 4 Mm. angiebt, während Keferstein dieselbe
auf 0,4 Mm. beschränkt und ausdrücklich die vergleichs-
weise sehr bedeutende Grösse von Pedicellina (4 Mm.)
hervorhebt.
112 Leuckart: Bericht üb. d.Leist. in d. Naturgeschichte
Während Stoliczka auf die Anwesenheit mimdlo-
ser Zellen bei lebenden und fossilen Bryozoea aufmerk-
sam macht (Wiener zoolog.-bot. Abhandl. 1862. T. XII.
S. 101— 104. Mit Abbild.), erörtert Smitt den Polymor-
phismus dieser merkwürdigen Thiere in seinem ganzen
Umfange durch zahlreiche gründliche Untersuchungen
(an Crisea aculeata, Alcyonidium gelatinosum, A. parasi-
ticum, Flustrella hispida , Aetea truncata, Eucratea che-
lata, Scrupocellaria scruposa, Canda reptans, Flustra trun-
cata, Fl. membranacea, Membranipora div. sp., Lepralia
div. sp.). Leider, müssen wir hinzufügen, hat Smitt
seine wichtigen und interessantenBeobachtungen in einer
wenig zugänglichen Sprache veroöentlicht (Bidrag tili
kannedomen hafs-Bryozoernas utveckling, Upsala 1863.
40 S. in Octav, Inauguraldissertation) und es unterlassen,
sie durch Abbildungen zu illustriren.
Verf. unterscheidet bei denBryozoen sechs verschiedene Zellenfor-
men: Thierzellen, Eierzellen, Avicularien, Yibracularien, Wurzelfasern
und Stammzellen, die freilich wohl niemals alle neben einander vor-
kommen. Bei den Cyclostomeen findet man die Thierzellen entweder
allein oder in Verbindung mit Eierzellen (Crisia), bei den Cteno-
stomeen sind dieselben mit Wurzelfasern oftmals (z. B. Vesicularia)
an einem Stamme angebracht, dessen Zellen das auch von unserem
Verf. vielfach beobachtete Colonialnervensystem in sich einschliessen,
und unter den Chilostomeen giebt es Arten (Cellularia) mit einer noch
grösseren Anzahl verschiedener Individuenformen. Alle diese Theile
entstehen genau auf dieselbe Weise, durch Knospung, und sind im un-
vollständig entwickelten Zustande von einander nicht zu unterschei-
den. Die Keimkapseln, die Verf. neben den Eierzellen aufführt, entstehen
aus Thierzellen, deren Tentakelkanz und Darmapparat verloren ge-
gangen ist. Die embryonale Fortpflanzung der Bryozoen ist über-
haupt gar mannichfaltig , indem sie nicht bloss durch befruchtete
Eier und Statoblasten , sondern gelegentlich auch (Lepralia) durch
Schwärmlinge vermittelt wird, die einzeln an der Innenwand der
Thierzellen oder der Ovicellen hervorknospen. Die Bildung der
übrigen Zelleneinschlüsse (der Digestions- und Respirationsapparate,
der Geschlechtsorgane und Statoblasten) geschieht nach unserem
Verf. gleichfalls durch eine Knospung, so dass sich derselbe ver-
sucht fühlt, den Bryozoen einen doppelten Polymorphismus beizu-
legen, einen äusseren und einen inneren, von denen der erste die
Zellen, der andere die Eingeweide betrifft, die gleiclifalls mehr oder
der niederen Thiere während des Jahres 18G3. 113
minder selbstständig individualisirt seien, wie das auch schon von
Allman (J. B. 1857. S. 141) hervorgehoben ist.
Sars „bcskrivelser over nogle norske Polyzoer"
(29 Seiten aus den VIdenskabs Selskabets Forhandl. for 1862)
beziehen sich theils auf neue, tlieils auf bekannte Arten,
deren Bau und Verwandtschaftsverhältnisse in eingehen-
der Weise behandelt werden. Es sind:
Eschara rosacea Busk ( = Cellepora cervicornis Johnst. ?),
E. saccata Busk, E. palmata n. sp., E. Skenei Ell. et Sol., E. laevis
Johnst., Quadricellaria (n. gen.) gracilis Sars (= Onchopora
borealis Busk), Leie schar a (n. gen.) coarctata Sars, Defrancia
truncata James (= D. stellata Busk), D. lucernaria Sars (= L).
truncata Busk).
Char. gen. n. Quadricellaria Sars. Polyzoarium erectum,
calcareum, rigidum, inarticulatum seu continuum, cylindricum, di-
chotomo-ramosum. Cellulae in seriebus regularibus quatuor longi-
tudinalibus alternantibus dispositae, immersae; apertura breviter
tubulosa, bilabiata, margine superiore et inferiore prominente. Avi-
cularia nuUa. Polypides tentaculis 18 — 20 ornata, inferioribus bre-
vioribus.
Char. gen. n. Lei eschara Sars. Polyzoarium erectum, cal-
careum, rigidum, inarticulatum seu continuum, cylindricum, dicho-
tomo-ramosum, superficie laevi, sub microscopio delicatissime reti-
culata; rami apicem versus submoniliformes seu passim coarctati,
stricturae cellulis destitutae. Cellulae plane immersae, extus con-
fluentes seu prorsus indefinitae, circa axem imaginarium quincun-
cialiter dispositae. Avicularium super aperturam cellularum posi-
tum, rostro immerso, mandibula semicirculari.
Auch in dem oben erwähnten Reiseberichte beschreibt Sars
(p. 30 — 38) eine Anzahl arctischer Polyzoen (aus Christiansund und
Bejan) und zwar: Hornera violacea n. sp. , Crisia arctica n. sp.,
Bicellaria unispinosa n. sp., Bugula fastigiata Aid.
A 1 d e r berichtet über einige neue brittische Poly-
zoen (Rep. br. Assoc. helt at Newcastle 1863. p. 97j: Cel-
lepora laevigatttj Eschara ligulata und F altnice Ilaria
(n. gen.) elecjans, und knüpft daran Bemerkungen über
andere weniger bekannte Arten.
Char. gen. n. l' a l mic ellaria Aid. Polyzoary ercct, calca-
reous , inarticulate, cylindrical, smooth, branching dichotoraously.
Cells disposed in four longitudinal alternate series, those of the
two opposite series being on the same level. Apertures circular,
with a broad projecting expansion in front, bearing an avicularian.
Archiv f. Naturg. XXX. Jahrg. 2. Bd. H
114 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
II. Echinoderniata.
W. Tliomson beginnt eine Darstellung von der
Entwickeliingsgeschiclite der Echinodermen (nat. bist, re-
view 1863. p. 395 mit Holzscbnitten), die, wie es scheint,
vorzugsweise auf fremden Untersuchungen fusst und —
nach dem bis jetzt Vorliegenden zu urtbeilen — nur we-
nig über den realen Inhalt unserer bisherigen Erfahrun-
gen binausgebt.
1. Scytodermata.
Sars macbt einige Angaben über den inneren Bau
von Thyonidium Drummondii Thomps. und bebt bervor,
dass bei Thyone raphanus Kor. et Dub. dieselbe bilate-
rale Symmetrie stattfinde, die er bei anderen Holothurien
schon früher hervorgehoben habe (J. ß. 1859. S. 156).
Die beiden kleinen Tentakel der letzten Art gehören der
BauchÜäche.an, die sich auch durch einen dichten Ambu-
lacralbesatz vor der Rückenfläche auszeichnet. Zoolog.
Jagttagelser etc. p.70. 71.
Norman's Beobachtungen über brittische Holo-
thurien (Rep. br. assoc. helt 1863. at Newcastle p. 106)
bereichern den Catalog dieser Thiere um mehrere neue
Arten: Psolhius pusüUis, Thyone floccosa und Synapta
tenera^ die übrigens einstweilen noch ohne Diagnose sind.
2, Äctinozoa.
Echinida.
Unter den das Meer von St. Vaast la Ilougue mit-
unter in grossen Schwärmen durchziehenden Ophiuren-
und SeeigcUarven beobachtete Claparede ausser den
bekannten Müller'schen Formen ein Exemplar von ab-
Y/eichendcr Bildung. Es war gewissermassen ein schen-
kelloser Pluteus mit nur zwei Kalkstäben im Innern, ganz
wie die vonKrohn beschriebenen unvollständig entwik-
kelten Larven von Echinus lividus oder die jungen Plu-
teus von Busch's Echinocidaris. Nach der Grösse der
Larve und der Anwesenheit des im Innern schon deut-
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 115
lieh angelegten Echinoderms zu nrtheilen, gehörte dieselbe
jedoch einem Stadium an, in dem sonst die Schenkel des
Pliiteus völlig ausgebildet sind. Beobachtungen u. s. w.
S. 7. 8. Tab. I. Fig. 11. 12. (Sollte das beobachtete Ex-
emplar nicht vielleicht eine Hemmungsbildung gewesen
sein ? Ref.)
Sars überzeugt sich durch Untersuchung von Ori-
ginalexemplaren, dassSay's Echinus granulatus vonNeu-
England mit dem norwegenschen Ech. drobachiensis O.
Fr. Müll, identisch ist. Zool. Jagttagelser etc. p. 72.
Auch Agassiz ist ausser Stande, zwischen beiden
Arten einen Unterschied aufzufinden , hält die Identität
derselben aber trotzdem noch nicht für völlig ausgemacht.
Falls letztere annehmbar wäre, w^ürde der genannte See-
igel völlig circumpolar sein und sich auf beiden Seiten
sowohl der alten wie der neuen Welt ziemlich weit nach
Süden hin ausdehnen. Proceed. Bost. Soc. nat. bist.
Vol. IX. p. 192.
B e 1 V a 1 verwirft die von Agassiz vorgeschlagene
Spaltung des Gen. Lobophora in drei Sectionen (Lobo-
phora s. str., Amphiope, Monophora) und glaubt dasselbe
am naturgemässesten in zwei Gruppen auflösen zu kön-
nen, je nachdem die hinteren Ambulacralradien mit Lö-
chern oder Ausschnitten versehen sind. Die letzte Gruppe
enthält ausser L. bifissa und L. aurita Seba noch L.
Agassizii Belv. (= L. aurita Ag.) und L. Duhusii n. sp.,
zwei Arten, die beide von unserem Verf. specieller be-
gründetwerden, rinstit. 1863. Nr. 1560, Bullet. Acad. Belg.
1863. p.512.
Ebenso beschreibt derselbe eine zumeist mit Encope
Michelini Ag. verwandte neue Art: E. Gieshrechtii aus
Pernambue. Ibid. Nr. 1544, im Bullet. Ac. Belg. 1863. p. 235
mit Abbild.
Michelin beschreibt (Rev. zool. 1861. p. 325—328.
PI. IX) Cidaris Thouarsii Val., Laganum tonganense Quoy
et Gaim., Lobop/iora Deplanchei n. sp., Clypeaster Sais-
setti n. sp., sämmtlich von Neu-Caledonien.
Cotteau's Abhandlungen über neue und wenig
116 Leuckart: Bericht üb. d. Leist, in d. Naturgescliichte
gekannte Ecliiniden ( ebendas. 1861. p. 65 — 80. 1862.
p. 225—231. p. 261—265. p. 294—300) beziehen sich aus-
schliesslich auf fossile Formen.
Asterida.
Henscn's interessante Beobachtungen „über eine
Brachiolaria des Kieler Hafens" (Archiv für Naturgesch.
1863. I. S. 242—248 und Nachtrag ebendas. S. 363, 364)
beweisen, dass es Bipinnarien giebt, die sich vor der Bil-
dung des Seesterns in eine Brachiolaria umwandeln. Die
Beobachtungen sind an Asteracanthion rubens angestellt,
der, abweichend von anderen Arten desselben Genus,
eine schwärmende Brut erzeugt.
DieFurcliung des befruchteten Dotters erscheint unter der Form
einer Zellensprossung, deren Produkt ein im Ei rotirender farbloser
Embryo ist, welcher aus einem Gallertkerne und einer einfachen
Schicht umhüllender Zellen besteht. Bei der Weiterentwickelung,
die im Freien vor sich geht, verdicken sich die Zellen an dem Orte,
wo später der After liegt, und entwickeln einen Zapfen, der in -das
Innere der Gallertsubstanz hineinwuchert und sich im Innern aus-
höhlt. Nachdem der Zapfen eine bestimmte Länge erreicht hat,
wendet er sich rechtwinklig umbiegend wieder der Oberfläche des
Körpers zu, mit der er durch eine zunächst sehr dünne, später
aber gleichfalls hohle Fortsetzung verwächst. Der Kanal, der sich
auf diese Weise gebildet hat, ist der Darmkanal, wie man deutlich
erkennt, wenn das Thier durch Streckung und Entwicklung von
Wimpersäumen und Wimpel allmählich die Form einer Bipinnaria
angenommen hat. Die Gallertmasse des Körpers ist Anfangs ohne
alle zelligen Einlagerungen, die erst allmählich entstehen und immer
zahlreicher werden. In Betreff der Entstehung dieser Zellen hat
Verf. die merkwürdige Thatsache constatirt. dass sie sich von der
Oberfläche des Darmstiels abschnüren und allmählich in die Gallert-
substanz hineindrängen, wo sie auch später Platz und Gestalt noch
vielfach wechseln. Die Umwandlung in eine Brachiolaria geschieht
dadurch, dass aus der Spitze des vordem Flimmersaumes und dem
obern Rande der obersten Wimpel ein rundlicher Arm mit höckri-
ger Endkuppe hervorwächst. Zwischen dem ersten und den zwei
anderen Armen entsteht darauf eine Einschnürung, in deren Grunde
eine dunkle Platte zum Vorschein kommt, die später beim Schwim-
men vorausgetragen wird und wie die Endkuppe der Arme mit
Härchen besetzt ist , welche Verf. als Sinnesapparate betrachten
möchte. Gleichzeitig mit der Entwickelung der Arme legt sich
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 117
schräg zur Medianebeue der Seestern an, der bei seiner Abtrennung
noch einen Theil des Larvendarmes aus seiner MundöfFnung hervor-
hängen lässt,
Sars berichtet o^lcichfalls von einer Brachiolaria,
die er in Menge bei Christinnsnnd auffischte und wegen
der bei altern Exemplaren Yorkoinmendcn orangegelben
Pigmentiriing der Tentakolspitzen für verschieden von der
Mii 11 er'schen Brachiolaria hält. Ueber die ersten Zu-
stünde dieser Brachiolaria macht Sars leider keine Mit-
tlieilimgen, doch kommt er durch genaue Untersuchung
und Vergleichung mit Bipinnaria zu der Ueberzeugung,
dass beide Formen ausserordentlich nahe verwandt sind
und sich eigentlich nur dadurch von einander unterschei-
den, dass Brachiolaria mit drei Armen und einem Nacken-
schilde versehen ist. Sars glaubt diese Gebilde als Haft-
apparate bezeichnen zu dürfen — er erklärt das Nacken-
schild sogar geradezu für einen Saugnapf — und vergleicht
sie mit den bei den Embryonen von Echinaster und Aster-
acanthion vorkommenden Befestigungswerkzeugen. Die
Aehnlichkelt mit Bipinnaria spricht sich auch in der Ent-
wickelung des späteren Seesterns aus, dessen Anlage Sars
genau verfolgte und mit unbedeutenden Modificationen
ebenso wieder fand, wie bei Bipinnaria. Leider Hess
sich die Metamorphose nicht bis zur völligen Ausbildung
des Sternes beobachten, so dass dessen Bestimmung un-
möglich blieb. Geolog, og zool. Jagttagelser p. 72 — 85.
Wie Sars, so hält auch W. Thomson die Arme
der Brachiolaria für Haftwerkzeuge, die den Haftappara-
ten der Asteracanthlonlarven entsprächen. Nach den An-
sichten, die letzterer über die Entwickelung der Seesterne
mittheilt (on the embryology of the echinodermata Part I.
nat. bist. rev. 1863. p. 395—415), bildet die Brachiolaria
überhaupt ein Mittelglied zwischen diesen Larven und
den Bipinnarien, namentlich auch insofern, als die Anlage
des spätem Seesterns bei ihr — wie Verf. irrthümllch
annimmt — bereits aus dem Embryonalleben datirt. Die
durchsichtige Substanz der Larvenorgane resp. des ge-
sammten Larvenkörpers hält Verf. nicht, wie die deut-
118 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgesctichte
sehen Forscher^ für Bindegewebe, sondern für Sarkode.
Seiner Ansicht nach besteht eben der Charakter der Aste-
ridenentwickelung darin , dass sich ein grösserer oder
geringerer Theil des primitiven Dotters (eventuell auch,
wie bei Bipinnaria, der ganze Dotter) in eine Sarkodemasse
umwandelt, die eine gewisse Selbstständigkeit (indivi-
duality) besitzt, vielleicht einen förmlichen, frei lebenden
Organismus (pseudembryo Th.) bildet, und erst im Laufe
der späteren Entwickelung den eigentlichen Seestern
ausscheidet.
Ophiurida.
Bei Amphiura squamata gelang es Sars, die Anga-
ben von M. Schnitze (J. B. 1852. S. 402) über die Ent-
wickelung der Jungen im mütterlichen Leibe vollständig
zu bestätigen. Jagttagelser etc. p. 85. 86.
Ophiura Normanni n. sp. von der englischen Küste,
Hodge, Annais and Mag. nat. bist. T. XL p. 31L
Ueber englische Ophiuren vgl. Norman, Rep. br.
Assoc. Newcastlc 1868. p. 106.
3. Grinoidea.
Unsere Kenntnisse von der ersten Entwickelung des
Gen. Comatula beschränken sich noch immer auf die Mit-
theilungen, die uns Busch vor nunmehr länger als 15
Jahren nach einigen wenigen und lückenhaften Unter-
suchungen darüber gemacht hat (iVrchiv Bd. XX. Th. 2.
S. 403). Um so freudiger dürfen wir hier die Beobach-
tungen erwähnen, die Wyville Thomson diesem in-
teressanten und wichtigen Gegenstande gewidmet hat (on
the embryology of Comatula rosea, Proceed. Zool. Soc. 1863.
Febr., Ann. and Mag. nat. bist. T. XL p. 297—299), obwohl
uns dieselben einstweilen erst in kurzem Auszüge vorliegen.
Aus diesen Beobachtungen geht unwiderleglich hervor, dass
die mit vier Flimmergürteln umgebenen wurmförmigen
Larven, die Verf. als Pseudembryonen bezeichnet und den
sog. Ilolothurienpuppen vergleicht , bereits im Innern
der Eihülle ihren Ursprung nehmen. Die nächsten Ver-
änderungen, die mit denselben vor sich gehen, bestehen
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 119
in der Blkluiit;' eincb L.arvenmaiils und Afters, die in un-
bedeutender Entfernung von einander in der hintern Hälfte
des Embryonalkörpcrs angelegt werden und durch den
letzten Flimmerring von einander getrennt sind. Gleich-
zeitig knospet am hinteren Körperende ein ansehnlicher
Flimmerschopf, der nicht wenig dazu beiträgt , unser
Thier trotz seines fortwährenden Wachsthums im Wasser
schwimmend zu erhalten. Nachdem die Larven eine Zeit-
lang im Wesentlichen — bis auf eine bogenförmige Ein-
krümmung der Mundfläche — unverändert geblieben, be-
merkt man im Vorderende derselben zehn kleine Kalk-
concremente, welche in zwei ringförmigen Reihen hinter
einander angeordnet sind und ziemlich rasch in zehn
kleine Platten auswachsen , die einen vorn und hinten
offenen dodecaedrischen Raum umschliessen. Kurz darauf
entstehen hinter diesem Räume 7 — 10 neue Kalkringe, die
segmentartig auf einander folgen und ziemlich bald zu
ebenso vielen parallelen Scheiben werden. In der Nähe
des Larvenmundes zeigen die Ringe eine leichte Krüm-
mung, aber trotz dieser Beziehungen zu dem Larvenmundc
ist es ganz unverkennbar, dass sie die erste Anlage der
spätem Stielglieder darstellen. Ebenso erkennt man in
den zehn Kalkplatten des Vorderkörpers den späteren
Calyx des Pentacrinus mit seinen basalen und interradia-
len Skeletstücken, zumal sich im Innern desselben nach
einiger Zeit ein Paar halbkugelförmige Massen bemerk-
lich machen, die vor einander gelegen sind und sich all-
mählich als Darmapparat und Ambulacralsvstem des de-
finitiven Echinoderms zu erkennen geben. Anfangs klein,
nimmt letzteres immer mehr an Grösse zu. Die Larve
verliert dabei ihre frühere Form und Beweglichkeit,
bis sie sich schliesslich mit dem inzwischen immer stärker
verlängertem Stiele festsetzt und nach dem Schwinden der
provisorischen Organe (Verdauungsapparat, Flimmergür-
tel) in das definitive Echinoderm vollständig aufgeht.
120 Leuckart: Bericht üb. d Leist. in d. Naturgeschichte
III. Coelenterata.
Aus der Bibliographie der Nat. bist. rev. 1863. p. 469
entnimmt Ref. die Notiz, dass der demselben unzugäng-
liche Canad. Naturalist and Geol. T. VII. p. 438 einen Auf-
satz von J, W. D. enthält : Zoological Classification or
Coelenterata and Protozoa versus Radiata.
Carus theilt die Gruppe der Coelenteraten , wie
Ref. , in die drei Classen der Polypi , Ctenophorae und
Hjdrozoa (Hydrasmedusae). Handbuch der Zoologie IL
S.520.
1. Gtenophora.
In den Gehörorganen von Cydippe unterscheidet
Hensen (Zeitschrift für v^iss. Zool. Bd. XIII. S. 358)
zweierlei von einander verschiedene Haarbildungen, starre
Haare von verhältnissmässig ansehnlicher Entwickelung,
die in vier kreuzweis gestellten Reihen angeordnet sind
und mit ihren Enden in den Otolithenklumpen hineinra-
gen, und zarte Wimperhaare von ziemlicher Länge, die
den convex vorspringenden Wänden der Blase aufsitzen
und die Otolithen in langsamer Schwingung erhalten.
Die ersteren Haare (die schon Ref. gesehen und beschrie-
ben hat, aber für die Flimmerhaare nahm, die er mit
Hensen jetzt ganz deutlich als verschieden davon erkannt
hat) sind wahrscheinlicher Weise mit den darunter hin-
laufenden Nerven in Verbindung und als genuine Hörhaare
zu betrachten.
Carus schlägt für K ö 11 i k c r's Gen. Owenia, dessen
Namen schon anderweitig vergeben ist, die Bezeichnung
Haeckelia vor. Handbuch der Zoologie S. 542.
2. Hydrasmedusae.
Die Hydrasmedusen oder Hydrozoen zerfallen bei Ca-
rus (Handbuch der Zoologie IL S. 547) in die Ordnungen
Medusae {= Acalephae Ref.), Calycozoa und Hydrome-
dusae mit den Siphonophorcn und Hydroiden.
der niederen Thiere während des Jahres 1863 121
Acalephae.
Nach den Untersuchungen, die Brücke über die
Muskelfasern des Schirmes bei Medusa aurita angestellt
hat (^Sitzungsber. der kais. Akad. d. VVissensch. zu Wien
Bd. 48. Ö. 156—159), bestehen diese Gebilde aus Faser-
zellen, in denen die Ausscheidung der quergestreiften
Substanz einseitig stattgefunden hat, so dass dem eigent-
lichen contractilen Gewebe überall noch ein Streifen
körniger Substanz anhaftet, die irgendwo in ihrem Ver-
laufe einen ellipsoidischen Kern mit deutlichem Kernkör-
per einschliesst. Die Fangarme, Randfäden und der con-
tractile Saum verdanken ihre Beweglichkeit dagegen
anders beschaffenen contractilen Gebilden, die sich jedoch
nur schwierig isoliren lassen und bis jetzt noch nicht mit
Sicherheit untersucht werden konnten.
Die Beobachtung eines centralen Mundes bei den
Ephyraformen zweier Rhizostomiden (die inzwischen auch
von Agassiz gemacht ist, vgl. J. B. 1861. S. ^06) giebt
Semper Veranlassung, die Existenz einer wirklichen Po-
lystomie bei diesen Quallen zu bezweifeln, obwohl er ge-
steht, in ausgewachsenen Exemplaren vergebens nach der
MundöfFnung gesucht zu haben. Zeitschrift für wiss.
Zool. Bd. XIII. S. 562.
Derselbe beschreibt drei neue ausgezeichnete Me-
dusen aus der Familie der Charybdeiden, von denen zwei
dem Gen. Tamoya (J. B. 1859. S. 180) zugehören, ob-
wohl sie sich durch einen mehr oder minder stark gelapp-
ten Scheibenrand von den bisher ausschliesslich bekannt
gewesenen MüUer'schen Formen unterscheiden. Die eine
derselben besitzt die beträchtliche Höhe von 7" und eine
ausserordentlich dickwandige, fast knorpelartige Scheibe.
Beide zeigen einen deutlichen Nervenring. Die dritte,
kaum V2" hohe Art ist ohne Velum und mit einfachen,
des Basalstückes entbehrenden Tentakeln versehen. Zeit-
schrift für wiss. Zoologie Bd. XIII. S. 569.
Hydroida.
Wir beginnen unseren diesjährigen Bericht über die
122 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
Hydroiden mit Allman's vortrefflichem Report on the
present stcate of our knowlcdge of the reproductive system
in the Hydroida (Rep. br. Assoc. Newcastle 1863. p. 351
— 426 mit eingedruckten Holzschnitten)^ der nns einen ge-
treuen und vollständigen Ueberblick über eine Lehre
bietet, bei deren Ausbau der Verf. selbst vor vielen An-
dern tliätig gewesen ist. Der Gesichtspunkt, von dem
des Verf. bei der Betrachtung und der Zusammenstellung
der einzelnen Entwickelungsphasen dieser merkwürdigen
Thiere ausgeht, Ist so ziemlich derselbe, den wir auch in
Deutschland gewöhnlich bei der Beurthellung der be-
treffenden Vorgänge einzuhalten pflegen. Es ist das Bild
eines mehr oder minder compllclrten Generationswechsels
und Polymorphismus, das uns Verf. aufrollt, nur dass er
den in England herrschenden Ansichten von der princi-
piellen Verschiedenheit der geschlechtlichen und unge-
schlechtlichen Fortpflanzung insofern dabei Rechnung
trägt, als er die einzelnen Repräsentanten der verschiede-
nen Entwickelungsphasen nicht als Individuen gelten lässt,
sondern als „Zoidlen"' betrachtet, die in ihrer Gesammt-
heit erst das Individuum, d. h. die ganze Reihe der
Entwickelungszustände, die in letzter Instanz alle an die
Befruchtung des Eies anknüpfen , bildeten. Natürlich,
dass er unter solchen Umständen denn auch nicht von
einem Polymorphismus der Individuen spricht, sondern
bloss einen „ Polymerismus ^ derselben zulässt, wie denn
auch sonst die Terminologie des Verf.'s fast überall neu
ist. — Der Organismus der Hydroiden setzt sich nach
der Darstellung des Verf.'s überall aus zweierlei Gruppen
von Zoidlen zusammen, aus solchen, die der Ernährung
dienen (das sog. Trophosoma bilden) und solchen, die die
Fortpflanzung vermitteln (aus Gliedern des sog. Gono-
soma). Die letztern erscheinen häufig unter zweierlei For-
men, als „Gonoblastidlen" (sog. proliferirende Individuen
oder Ammen), und „Gonophoren" (als eigentliche Ge-
schlechtsthiere). Die letztern sind nach dem Plane der
sog. nacktäugigen Medusen gebaut und immer vorhanden,
während die Gonoblastidlen dagegen oftmals fehlen. Im
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 123
Einzelnen zeigt der Mednsenplan bei den Gonophoren übri-
gens zahlreiche Unterschiede, die den Verf. veranlassen
zwischen „phanerocodonischcn^ und „adelocodonischen"
Formen zu unterscheiden, d. h. zwischen Geschlechtsthie-
ren, die einen glockenförmig abstehenden Mantel besitzen
(freie Geschlechtsthiere) und solchen, die mehr oder min-
der bläschenförmig sind (sessile Geschlechtsthiere, die nur
in einem einzigen Falle, bei Dicor jne in Form von flim-
mernden Geschöpfen ausschwärmen). Die Geschlechts-
stoffe entstehen in der Regel in den Gonophoren selbst,
und zw^ar zwn'schen Ectoderra und Endoderm, doch giebt
es unter den phanerocodonischen Formen einzelne (sog.
Gonoblastochemen), bei denen sich für die Production der
GeschlechtsstofFe nochmals ein besonderes Zoid entwickelt.
Hieher ausser Aglaura auch die Eucopidae u. a. , bei de-
nen, wie man gew^öhnlich sagt, die Geschlechtsorgane
ein blindes Divertikel der Radlärkanäle in sich ein-
schliessen.
Es ist dem Ref. natürlich unmöglich, die Ansichten und Beob-
achtungen des Verf. 's vollständig und in zusammenhängender üe-
bersicht wiederzugeben. Er muss sich damit begnügen, durch Auf-
führung der Ueberschriften den reichen Inhalt der fast monographisch
abgerundeten Arbeit anzudeuten und einige wenige Bemerkungen
daran anzuknüpfen. Der Uebersicht über die allgemeine Morpho-
logie der Hydroiden (p. 353—360), die wir schon ihrem wesentlich-
sten Inhalte nach angezogen haben, folgt zunächst das wichtigste
Capitel des Berichtes, das von der Morphologie der Gonophoren
handelt (p. 360 — 382) und dabei auch die namentlich bei den Sertu-
larinen so eigenthümliche Bildung derGonoblastidien berücksichtigt,
dann ferner die Darstellung vom Baue und der Entwickelung der
Zeugungsstoffe (p. 382— 386), die Vergleichung der männlichen und
weiblichen Geschlechtsthiere (p. 386 — 389) und die Entwickelung der
Knospen und Eier (p. 389—422), der dann schliesslich noch Betrach-
tungen über den Heteromerismus der Individuen (p. 422 — 426) an-
gehängt sind. In den höchst entwickelten Formen der adelocodo-
nischen Gonophoren unterscheidet Verf. eine Ectotheca, Mesotheca
und Endotheca, von denen die letztere das Manubrium bildet, wäh-
rend die — bei gewissen Arten fehlende — Mesotheca den Schirm
der Medusen mit dem Gastrovasculärapparat repräsentirt, und die
Ectotheca eine auch bei den phanerocodonischen Formen bisweilen
vorhandene sackartig geschlossene Umhüllungshaut darstellt. Bei
124 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. NaturgeschicMe
Cordylophora beobachtete Verf. einst, dass der in der Achse des
Manubriums hinlaufende sog. Spadix nach der Ablösung der Eier
in einen gewöhnlichen Polypen auswuchs, einen Vorgang, der an
Agassi z's Beobachtungen bei Rhizogeton erinnert, aber von unse-
rem Verf. wohl mit Recht als abnorm betrachtet wird. Ebenso
findet Agassiz's Angabe über die rosenkranzförmige Bildung der
männlichen Gonophoren von Eudendrinm in der Beobachtung einer
Sarsia (8. strctngnlatan. sp.) ihre Erklärung, bei der die männlichen
Geschlechtsstoffe sich in Absätzen hinter einander an dem langen
Rüssel entwickelten. Die eigenthümlichen Aufsätze auf den weiblichen
sog. Gonangien (d. h. den mit Gonophoren erfüllten gepanzerten
Gonoblastidien) der Sertularien (die sog. Acrocysten), die zur Auf-
nahme der jungen Brut dienen und eine Anzahl von Radiärkanälen
in sich einschliessen, vergleicht Verf. einem schienenförmig zusam-
menhängenden Tentakelkranze. Mit den im Innern bleibenden Go-
nophoren haben dieselben jedenfalls nichts zu thun, da sie ganz
unabhängig davon ihren Ursprung nehmen. Noch eigenthümlicher
übrigens, als bei den Sertularien, gestaltet sich das Gonosoma bei
gewissen Plumularien, bei denen sich die Gonangien an den Enden
der Zweige in grösserer Anzahl zusammengruppiren, und von den
blattartig metamorphosirten Seitenzellen korbartig (za einer sog.
Corbula) umschlossen werden. Ein jedes dieser Gonangien enthält
eine einzige Gonophore, die den Innenraum vollständig ausfüllt.
In den weiblichen Gonangien von Antennularia antennina sah Verf.
öfters zwischen den entleerten Eiern isolirte medusenartige Körper,
wie freie Gonophoren, aber beständig ohne Geschlechtsstoffe. Ebenso
fand er bei Sertularia pumila Eier nicht bloss in den Gonophoren,
sondern auch in den Gonoblastidien zwischen den beiden Häuten
des Achsenkanals (Blastostyle) an einer Stelle, wo uns das Auftre-
ten dieser Gebilde in hohem Grade überraschen müsste, wenn wir
nicht mit dem Verf. annehmen könnten, dass sie der knospenden Go-
nophore vorausgingen und während der Knospung in dieselbe
übertreten. Plumularia pinnata und Dicoryne conferta tragen nicht
selten auf demselben Stamme männliche und weibliche Gonophoren,
während die Hydroiden sonst bekanntlich monöcisch sind. Da Tu-
bularia indivisa die mit reifen Gonophoren besetzten Köpfchen ge-
wöhnlich abwirft, so ist Verf. nicht abgeneigt, die unter den Namen
Nemopsis und Acaulis als freie und einfache Hydroiden beschriebe-
nen Formen gleichfalls als isolirte Köpfchen gewisser Tubularien
anzusehen. Die Gonophorenknospung betreffend, lässt Verf. den
Spadix erst nachträglich in den von ihm als eine Höhle betrach-
teten Knospenkern hineinwachsen, während die Beobachtungen von
G 1 a u s hier bekanntlich ein Anderes ergeben haben. Die weibli-
chen Geschlechtsprodukte der Tubularien sind ohne Keimbläschen,
der niederen Thiere während des Jahres 18G3. 125
aber trotzdem als Eier zu betrachten, da sie zu ihrer Entwicke-
lung der Befruchtung bedürfen. Sie entstehen durch Isolation eines
Haufens aus der den Spadix der Gonophoren umgebenden Körner-
masse und verwandeln sich bekanntlich ohne Schwärmzustand in
einen kleinen Polypen (actinula), wie das, nach den Mittheilungen
von Aide r, auch bei Myriothela der Fall ist.
V. Carus macht (a. a. O.) den Vorschlag, die frei
werdenden Geschlcchtsthicre der Hydroiden als Parhy-
droden zu bezeichnen und das Beiwort Para in Verbindung
mit dem Genusnamen des hydroiden Zustandes anstatt des
früher üblichen Medusennamens zu gebrauchen (anstatt
Steenstrupia also zu sagen Paracorymorpha, anstatt Bou-
gainvillia Pareudendrium u. s. w.) Die auf direktem Wege
entwickelten Medusen bilden bei demselben eine eigene
Gruppe (Haplomorpha, der übrigens irrthümlicher Weise
auch das Gen. Aequorca zugerechnet wird). Die zweite
Gruppe (^Diplomorpha) umfasst die Formen mit Genera-
tionswechsel und zerfällt in die Scenotoca (Sertularia,
Campanularia), Lithydrodea (Millcpora u. s. w.)^ Gymno-
toca (Tubularia, Coryne, Hydra).
V. Hensen veröffentlicht gelegentlich seiner interes-
santen Mittheilungen über das Gehörorgan der Decapoden
(Zeitschrift für wissensch.Zool. Bd. XlII. S.355. Anm. 1)
einige Beobachtungen über den Bau der Randkörperchen
von Eucope sp., die insofern von den bisherigen Darstel-
lungen abweichen, als die helle Zelle, die nach Ref.,
Gegenbaur u. A. das Otolithenbläsclien trägt, darnach
eine Gruppe blasser Plärchen (Hörhärchen) sein soll, die
einer verdickten Epithellage aufsitzen und bis an den
Otolithen sich verfolgen lassen. Gleichzeitig vertritt Verf.
die Richtigkeit der A gassiz'schen, Angnben über das
Nervensystem der Medusen.
Anders Claus, des die Existenz der Agassiz'-
schen Nervenringes, so wie dessen unmittelbaren Zusam-
menhang mit den Randkörperchen — für die gymno-
phthalmen Medusen — wohl anerkennt, nach den Eigenthüm-
lichkeiten der Strukturverhältnisse denselben aber nicht
als einen Nervenapparat gelten lassen will. Ebendas. S. 440.
C 1 a p a r e d e bestätigt in seinen Beobachtungen u. s. w.
126 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschiclite
(S. 4 — 7) die Angabe, die Hincks und namentlich Kr ohn
über den Bau der Eleutheria dichotoma gemacht haben.
(Der Umstand, dass die beobachteten Exemplare zum Theil
8 Armen mit meist nur 4, selten 6 Radiärkanäle, besas-
sen, berechtigt wohl kaum zu der Annahme einer spe-
cifischen Verschiedenheit.) Die AugenjBecken, die mit-
unter paarweise an der Basis der Arme stehen, enthalten
gewöhnlich eine deutliche Linse, doch scheint diese auch
mitunter zu fehlen. Männchen wurden nicht aufgefunden,
obwohl zahlreiche Thiere mit reifen Eiern versehen wa-
ren. Die meisten enthielten deren zwei, wenige drei, in
ziemlich gleichen Abständen von einander. Die Eier hat-
ten eine sehr bedeutende Grösse, indem ihr Durchmesser
mehr als ein Dritttheil des Scheibendurchmessers betrug.
Eine Umwandlung in Planiilae (Krohn) wurde nicht
beobachtet, wohl aber traf Verf. auf zahlreiche Exemplare,
die statt der Eier und genau an denselben Stellen, wo
diese sonst befindlich waren (in den Interradialräumen),
junge , mehr oder minder vollständig entwickelte Eleu-
therien enthielten, die bei vorsichtigem Drucke an der
Unterseite des Schirmes unverletzt hervortraten. Obwohl
Verf. an diesen Sprösslingen niemals Spuren einer gewalt-
samen Lösung vorfand, neigt er sich doch der Ansicht
zu, dass sie durch Knospung entstanden sei. Uebrigens
scheint es, als wenn Verf. zu dieser Auffassung erst
durch die Beobachtungen von Hincks und Krohn ver-
anlasst sei. So lange er dieselben noch nicht kannte,
glaubte er die Jungen auf die oben erwähnten Eier zu-
rückführen zu können und somit ein zweites Beispiel
einer direkten Entwicklung bei den Medusen gefunden
zu haben (vgl. J. B. 18G0. S. 309). Die kleinsten dieser
Sprösslinge erschienen als flache Scheiben mit acht
randständigen Knöpfchen. Aeltere Knopen hatten eine
fast glockenartig gewölbte Scheibe und Randknöpfchen,
die derart in die Breite gewachsen waren, dass der Glok-
kenrand wie gelappt aussah. Ringgefässe und Radiärka-
näle Hessen sich schon bei den kleinen Sprösslingen
deutlich unterscheiden.
der niederen Thiere während des Jahres 18G3. 127
Ncach A. Agcasslz (Proc. Bos't. Soc. T. IX. p. 219)
gehört die I'amilie der Bcrcnicldcn — mit Ausschluss
o
des durchaus verschiedenen Gen, Willia — zu den Ser-
tularinen, und nicht zu den Tubularinen. Bei dieser Be-
hauptung stützt sich Verf. A'orzugsweise auf die Unter-
suchung einer neuen Art Ha loj) SIS (/i. ocellafa A. Ag.),
die unverkennbare Beziehungen zu den Aequoreaden und
Thaumantiaden zur Schau trägt. Von ansehnlicher Grösse
(3 — 4" Durchmesser)^ besitzt der flach gewölbte Mantel
zwischen je 2 Radialgefässen 8 — 6 zusammengesetzte Au-
gen und am Rande zahlreiche keulenförmige Fühler. Die
Radialkanäle entsenden bei den ausgewachsenen Exem-
plaren — bei solchen von 1" Durchmesser sind sie noch
völlig einfach — jederseits 3 — 4 iS ebenäste zum Rand-
gefässe. Der Mund ist von vier kurzen und einfachen
Lippen umgeben.
Semper giebt an (Zeitschrift für wissenschaftliche
Zoologie Bd. XIII. S. 561), auf den Philippinen nahe an
100 Arten craspedoter Medusen beobachtet zu haben.
Unter ihnen befinden sich zahlreiche Eucopiden^ die an
den Pelew- Inseln mehr als ein Dritttheil aller Quallen
ausmachen.
StaurojjJiora vitrea n.sp. S ar s (geol. og zool. Jagttag.
p. 87) 4 — 6" im Durchmesser , mit einer kreuzförmigen
Zeichnung von bläulicher Farbe.
Die in dem Journal microscop. scicnce 18G3. p. 45
— 52. PI. IV — VI) veröffentlichten Observations on british
zoophytes von Strethill Wright enthalten Angaben
über die Fortpflanzung von Aequorea vitrea und Atracty-
lis arenosa, über Atr. miniata n. sp.,Lao7nedea decipie7is
n.sp., Clava nodosa n.sp., Ach ar adria larynx n. gen.
et n. sp., Vorticlava proteits n. sp., Trichydra pudica S. V^'^.
und die davon rauthraasslicher Weise abstammende Me-
duse , so \vic schliesslich über die Pycnogonum-Brut in
Ilydractinia echinata. In Betreff der Beobachtungen über
Aequorea und die aus den Planulae derselben hervorge-
hende, wahrscheinlich mit Laomedea acuminata identische
Hydroidenform verweisen wir hier auf die gleichlautende
128 L euckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
Mittheilung unseres letzten Berichtes (S. 230). Atracty-
lis arenosa producirt nach den Beobachtungen unseres
Verf.'s Geschlechtsknospen von einfacher Bläschenform,
die im Innern ausser dem sog. Manubrium eine ganze
Anzahl von Eiern einschliessen und Anfangs mit denen
von Hydractinia grosse Aehnllchkeit haben. Später wird
durch übermässige AnfüUung des Manubriums die äus-
sere Hülle der Geschlechtsknospen gesprengt. Die Eier
fallen dann nach Aussen vor, wie wir es auch von den
Sertulariaden und einigen Campanularien kennen, bleiben
aber noch eine Zeitlang in eine gemeinschaftliche Gelin-
schicht eingebettet, bis die jungen Embryonen in Planu-
laform daraus hervorbrechen und fortschwimmen. Die
muthmasslichen Abkömmlinge von Trichydra sind kleine
äugen- und ohrlose Medusen mit vier Randfäden, bei de-
nen die Oberfläche des Schirmes mit zahllosen kleinen
Angelorganen besäet ist. Bei Hydractinia sah Verf. die
Pycnogonumzellen nicht aus unentwickelten Knospen,
sondern — ganz wie Gegenbaur bei Eudendrium —
aus vollkommen entwickelten Ernährungsthieren hervor-
gehen, die unter dem Einflüsse ihrer Schmarotzer die
Arme verloren und sich sackförmig aufbläheten. Vorti-
clava besitzt, ganz wie die gleich ihr einfache Cory-
morpha, im Umkreise ihres Stammes eine Gelinschicht,
die sich vom Fussende, wo sie eine dicke Masse bildet,
fast bis zur Insertion der untern Tentakel hinzieht. Mit
Vorticlava verwandt — wie Tubularia larynx mit Cory-
morpha — ist das neue Gen. Acharadria, das folgen-
dermassen beschrieben wird:
Acharadria larynx S. W. Polypary branched, spirally twisted.
Polyps pale orange, with two rows of tentacles. The lower row
from 4 to 12 , the upper row from 2 to 8 capitate.
Bei dieser Gelegenheit dürfen wir auch wohl der
ebendaselbst (p. 52— 55) veröfientlichten Untersuchungen
Wright's gedenken, nach denen die Nesselorgane der
Eolidien von letztern nicht selbst erzeugt werden, sondern
von den Hydroiden abstammen sollen, die diese Thiere
verzehren. Die Form und Grösse der betreffenden Ge-
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 129
bilde soll jedes Mal genau mit den Nesselorgnnen jener
Polypen übereinstimmen. Nacb der Ansicht des Verf/s
sollen diese Gebilde von dem Darme aus in die Leber-
schläuche der Kiemen und von da durch eine persisti-
rende OefFnung direkt in die taschenförmigen Reservoire
übertreten (? Ref.).
Ganz anders als die oben erwähnten Atractylisarten
verhält sich die von Hincks beobachtete A. margarica
n. sp., die sich leicht durch die an der basalen Aussen-
fläche der Fühler vorspringenden Nesselknöpfe davon
unterscheidet. Die Eier sind hier in grosser Menge (bis
zu 30Ci) in grossen becherförmigen Gonophoren enthalten,
die einzeln oder zu zweien neben einander dem kriechen-
den Stamme aufsitzen und — nach Art der sog. mono-
meren Geschlechtskapseln — vier verästelte Radialka-
näle in sich einschliessen. Annal. and Magaz. nat. bist.
T. XI. p. 45.
Was das Gen. Atractjlis betrifft, so erfahren wir übri-
gens von All man, dass dasselbe mit Perigonimus Sars
zusammenfalle. Ibid. T. XL p. 10 Note. Wir entnehmen
diese Notiz einem, seinem Hauptinhalte nach auch in meh-
reren anderen Journalen (New Edinb. philosoph. Journ.
Vol. XYII. p. 140—142, Rep. britt. Assoc. 1862) veröffent-
lichten Aufsatze , der unter dem Titel: notes on the
hydroida über eine ganze Reihe verschiedener — zum
grössten Theile schon in unserem vorjährigen Berichte be-
rücksichtigter — Tubularien (Corymorpha nutans, Clava
diffusa, Tubiclava lucerna, Eudendrium humile, E. vagina-
tum, Perigonimus serpens, P. minutus, P. muscus, Tubu-
laria bellis) handelt.
Die Mittheilungen über Corymorpha betreffen nicht bloss den
anatomischen Bau dieses Hydroiden, sondern namentlich auch die
Entwickelung der Medusoiden (Steenstrupia), die auch im Geschlechts-
reifen Zustande, mit Zeugungsstoffen im Umkreise des Magens, zur
Beobachtung kamen, obwohl sie bei der Abtrennung noch durchaus
geschlechtslos waren. In den mit lebenden Exemplaren von Cory-
morpha versehenen Pocalen beobachtete Verf. nicht selten die Bil-
dung neuer Corymorphen aus kleinen fiimmerlosen Körperchen, die
bei einer Grösse von etwa Va Lh»ie eine ovale Form besassen und
Archiv für Nat.urg. XXX. Jahrg. 2. Bd. I
130 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
als abfallende Knospen betrachtet werden. Die jungen Corymorphen
zeigten Anfangs (4'") nur 6 — 8 Tentakel, vermehrten deren Zahl aber
später (8'") bis auf 16 und 20, und zwar in beiden Kreisen ziemlich
gleichmässig. — Bei Clava diffusa knospen die Gonophoren meist
einzeln neben einander hervor, über einen grösseren Theil der Kör-
peroberfläche verbreitet. Perigonimus serpens und P. minutus pro-
duciren Medusen mit nur zwei gegenüberstehenden Tentakeln, wäh-
rend die Medusen von P. muscus vier Zwillingstentakel besitzen.
Tubularia bellis gehört zu den Arten mit Medusoiden.
Claparede fischte während seines Aufenthaltes in
St. Vaast la Hougue nicht selten kleine quallenartige
Tiiiere mit Manubrium und kegelförmigem Schirme, von
dessen aufgewulstetem Rande 6 — 9 Tentakeln herabhin-
gen. (Die Thiere glichen in vieler Beziehung, namentlich
in der Abwesenheit der Randkörperchen und des Kanal-
systems, so wie in der Unfähigkeit, rhythmische Schwimm-
bewegungen vorzunehmen, den von Ref. unter dem Na-
men Pyxidium beschriebenen Geschöpfen, die jedenfalls
den hier beobachteten Formen nahe verwandt sind.) Bei
längerer Aufbewahrung im Wasser gingen mit diesen
Thieren nun aber merkwürdige Veränderungen vor sich.
Der Schirm, der immer stärker sich erhob, bildete au
seinem Scheitel fünf kleine, mit Nesselkapseln ausgestat-
tete Warzen, die allmählich zu förmlichen Tentakeln
auswuchsen. Gleichzeitig befestigte sich das Thier mit
dem mundartig offenen Ende des Manubriums, das rasch
zu einem Stiele auswuchs, und klappten seine Randfäden
nach oben: es verwandelte sich, mit andern Worten, in
eine Tubularia (T. indivisa?). Beobachtungen u. s. w.
S.2 — 4. Tab. IL (Die hier geschilderte Metamorphose ist
übrigens keineswegs allen Tubularlen eigen. Ref. kennt
wenigstens Arten, bei denen der Embryo schon im In-
nern seines Medusoids durch Bildung der Mundtentakel
und der Mundöffnung zu einem Polypen wird.)
Die Riffe der Pelew- Inseln sind nach Semper's
Mittheilungen (Zeitschrift für wissenschaftl. Zool. Bd. XIII.
S. 560) mit ausgedehnten Wäldern einer colossalen Hy-
droidc bedeckt, die an der Wurzel oft 1—1 V2" dick ist
und fast Manneshöhe erreicht. Geräth man in einen sol-
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 131
chen Wald, so empfindet man augenblicklich ein furcht-
bares Brennen, das stundenlang anhält und von den zahl-
reichen Nesselbatterien herrührt, mit denen die Hydroi-
den versehen sind. Eine jede Polypenzelle trägt nämlich
drei Nebenzellen, zwei auf der untern Seite, d. h. derje-
nigen, nach der die Oeffnung der eigentlichen Polypenzelle
gerichtet ist, die dritte auf der obern. Die letztere ent-
hält einen mundlosen Polypen ohne Nesselzellen, die bei-
den andern aber einen (gleichfalls mundlosen) Nesselpo-
Ijpen mit einem dichten Büschel langer Nesselfäden, die
weit über den eigentlichen Körper hinausragen und bei
der leisesten Berührung leicht in toto abgeworfen wer-
den. Ein Seitenast des Nesselpolypen ist ohne Nessel-
zellen, während der mit 10 — 12 Tentakelri versehene In-
sasse der Hauptpolypenzelle ebenfalls stark mit kleinen
Nesselzellen bedeckt ist. Die Knospen- (oder Geschlechts-)
Kapseln sind sehr gross und mit Nebenzellen besetzt,
die sämmtlich Nesselpolypen enthalten ; die Höhlung der
Kapsel ist in viele einzelne Fächer getheilt. lieber die
systematische Stellung dieses interessanten Hydroldpolypen
ist Nichts bemerkt, doch lässt der Polymorphismus der
Thierzellen und die complicirte Bildung der Geschlechts-
kapseln keinen Zweifel, dass er den Plumularien zugehöre.
Ebendas. wird auch einer Millepore gedacht, die in
krankhaften Wucherungen eine Porcellaneaart in sich ein-
schliesst. In früher Jugend klammert sich der Krebs
an den Polypenstamm an und wird hier bis auf ein Paar
Spaltöffnungen umwuchert, die durch die Kraft des con-
stanten von dem Einsiedler selbst erregten Stromes offen
gehalten werden.
Die Untersuchungen Fr. Müller's stellen es ausser
Zweifel, dass die Ursache der Strömungen in der Leibes-
höhle der Sertularien nicht bloss in Flimmerhaaren zu suchen
sei, die auf der Innenwand (besonders der jungen Knospen)
aufsitzen, sondern auch in peristaltischen Zusammenziehun-
gen, deren dieselbe fähig ist. Bei Plumularia laxa n. sp.
Hessen sich diese letzten durch direkte Messungen nach-
weisen. Archiv für Naturgeschichte 1863. I. S. 24 — 36.
132 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
Sars hebt in seinen „Bemaerkniger over fire norske
Hydroider^ (15 S. in den Videnskabs-öelskabets Forliandl.
for 186L^) hervor, dass das von Hincks jüngst (J. ß. für
1861. S.230) aufgestellte Hydroidengenus Calicinella mit
dem älteren Lam ou ronx'schen Namen Lafoea zu be-
zeichnen sei, indem L. cornuta Lam. der Calicinella du-
mosa Hincks sehr nahe stehe. Diesem Genus gehören drei
nordische Arten zu : L. dumosa Flem., L. fruticosa Sars,
L. plicatllis Sars (— Campan. fastigiata Aid.?), deren ge-
naue und sorgfältige Untersuchung zur Feststellung fol-
gender Genusdiagnose hinführen :
Lafoea Lam. Polyparium tubulosum, corneum, plus minusve
ramosum; caulis erectus. e tubulis compositus filiformibus aggrega-
tis parallelis laevibus (haud annulatis), in ramis sensim paucioribus.
Cellulae in caule ramisque dispersae, in seriebus longitudinalibus
plus minusve regularibus dispositae, elongatae, tubaeformes i. e.
apice latiores apertura circulari margine integro, basin versus sen-
sim coarctatae, sessiles aut pedunculo brevissimo parum aut non
tortuoso insidentes, septo interne transverso prope basin instructae.
Animalia gracilia, cylindrica, ore in proboscide conico-rotundata
Serie simplice tentaculorum üliformium circumdata, in cellulas re-
tractilia. Proles medusiformis nondum satis cognita (modo iu una
specie observata), in vesicuUs corneis elongatis inclusa.
Ebenso stellt Sars auch nach Beschreibung seiner Gramma-
ria (Campanularia) abietina die Gattungscharaktere von Grammaria
folgendermaassen fest :
Grammaria Stimps. Polyparium tubulosum, corneum plus mi-
nusve ramosum ; caulis erectus, e polypis compositus filiformibus
aggregatis parallelis, in ramis sensim paucioribus. Cellulae curva-
tae, sessiles, strictura nulla a tubulis discretae. septoque interno
nullo, apertura circulari margine integro, in caule ramisque undi-
que dispersae et in seriebus longitudinalibus prorsus regularibus
dispositis in adiacentibus alternantes, in oppositis oppositae. Ani-
malia gracilia, cylindrica, ore in proboscide conico-rotundata serie
tentaculorum filiformium circumdata , non solum in cellulas, sed
etiam ex eis in tubulos caulis ramorumque retractilia. Proles me-
dusiformis nondum observata.
Laomedea fra()ili$ n. sp. Hincks, Ann. and Mag. nat. hist.
T.XL p. 46.
Alder*s Nachtrag zudem früher von ihm veröffent-
lichten Verzeichniss der Zoophyten von Northumberland
und Durham (Transact. Tyneside nat.'s fieid club T. V.
der niederen Thicre ^vällrcnd des Jahres 1863. 133
p. 225 mit 4 Tafeln) ist Rof. nur dem Titel nach bekannt
geworden.
Siphouophora.
A.AgassIz beobachtete an der Küste Ncu-Englands
eine keine (2—3" lange) Siphonophore aus der Gruppe
der Agalmiden mit vier Schwimraglocken jederseits und
drei verschiedenen Arten von Nesselknöpfen, keulenför-
migen, schraubenförmigen und fadenförmigen. (Die letz-
ten, die nur an den Anheftungsstellen der Fangfäden ge-
funden wurden, sind vielleicht nur unentwickelte, jange
Nesselknöpfe. J Die Verrauthung, dass sich die einzelnen
Polypen abtrennten und durch Bildung von Luftkammer,
Deckstücken u. s. w. in neue Colonien auswüchsen, be-
darf wohl noch der näheren Begründung. Zur Bezeich-
nung der zunächst mit Haiistemma und Agalmopsis ver-
wandten For^n wird der Name Nanomia cara vorge-
schlagen. Proceed. Boston Soc. nat. bist. Vol. IX. p. 180.
3. Polyp i.
Calycozoa.
J. Clark lässt der schon im vorigen J. B. erwähnten
Arbeit über den Bau der Lucernarien einen Prodromus
of the historv, structure and physiologj of the Order Lu-
cernariac folgen Journ. Boston nat. bist. 1863. T. VII.
p. 531 — 567), in dem er zunächst und vorzugsweise die Sy-
stematik dieser Thiere behandelt. Die Arten mit Armen,
die bisher nur ein einziges Genus bildeten, werden hier
über nicht weniger als sechs verschiecrene Genera vertheilt
(Halimocy at hiiSy Cr ater o tophus, Manania, Lu-
cern ar la, C all-) adosia, Halic lystus) j so dass, mit
Einschluss der von anderen Zoologen schon früher abge-
trennten Geschlechter Carduella und Depastrum, deren im
Ganzen acht unterschieden sind. Besonders maassgebend
w^ar dabei für unsern Verf. die Bildung und Gruppirung
der Tentakel, so wie der Bau des Stieles, dessen anatomi-
sche Verschiedenheiten schon von Ref. gelegentlich (J.
134 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d, Naturgeschichte
B. 1860. S. 331) hervorgehoben waren. Aber auch sonst
legt unser Yerf. auf die Eigenthümlichkeiten der inneren
Organisation grossen Werth. Er macht namentlich darauf
aufmerksam , dass der Bau des Höhlenapparates in der
Körperscheibe bei unseren Thieren zweierlei Typen dar-
biete, in sofern nämlich die vier taschenförmigen Radiär-
kanäle, die durch die Dissepimente von einander abge-
trennt werden, bald einfach sind, bald auch durch eine
Scheidew^and, die sich zwischen den Geschlechtsorganen
(richtiger der dem Munde zugekehrten Kopfscheibe) und
dem Mantel hinzieht und nach Innen von den Tentakeln
an den Rand des Schirmes ansetzt, in zwei über einander
liegende Räume getrennt ist. Durch die Entwickelung
dieser Scheidewand wird die Schirmhöhle also in zwei con-
centrische Räume getheilt, einen äusseren mehr periphe-
rischen und einen inneren centralen, von denen nur der
letztere durch die Mundöffnung direkt nach Aussen führt,
während die Taschen des äussern Höhlensystems in das
hintere Ende desselben einmünden. Man sieht leicht ein,
dass das hier geschilderte Verhalten die Beziehungen
zwischen dem Magenrohr und der gekammerten Leibes-
höhle der Anthozoen wiederholt, und zwar um so voll-
ständiger, als die Tentakel der betreffenden Lucernarien,
ganz wie die der Anthozoen, aus dem peripherischen Hohl-
räume gespeist werden. Nur die Lage der Geschlechts-
organe ist abweichend, indem diese, wie bei den höhe-
ren Scheibenquallen der Mund- oder Kopfscheibe ange-
hören, aber das ist ein Unterschied, der uns in der mor-
phologischen Auffassung der hier vorliegenden Verhält-
nisse nicht beirren kann. Leider hat Clark die mor-
phologische Bedeutung dieser Anordnung nicht näher
erörtert. Er begnügt sich mit der einfachen Darstellung
des Thatbestandes und erklärt darauf hin — wie das Ref.
schon vor vielen Jahren gethan hatte, obwohl dem Verf.
solches unbekannt geblieben zu sein scheint — , dass die
Lucernarien nach zweien Typen gebaut seien. Einen jeden
dieser Typen betrachtet er als charakteristisch für eine Fa-
milie, die beide dann unter dem Namen der Eleuterocar-
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 135
pldae und Clcistocarpidae hier zum ersten ^lale in unser
Thiersystem eingeführt werden. Ueber die Entwickeliing
der Liicernnrien hat Verf. leider Nichts in Erfahrung
gebracht; er gicbt jedoch an, Exemplare von kaum Vig"
gesehen zu haben, die im Wesentlichen schon die Bil-
dung ihrer Eltern gehabt hätten, obwohl die Zahl der
Tentakel in den einzelnen Gruppen nur vier betrug.
(Sollte nicht vielleicht Kalliphobe appendiculata von
Busch, die Ref. auch in Helgoland beobachtete, den
Schwärmling einer Lucernarie darstellen?) Die Vermeh-
rung der Tentakel geht nach einem ganz bestimmten
Schema vor sich, das sich eben so^Yohl durch eine Ver-
mehrung in radialer, wie in transversaler Richtung cha-
rakterisirt.
Das Cla r k'sche System der Lucernarien ergiebt sich
aus nachfolgender Uebersicht:
Farn. Cleistocarpidae. The nei.^hbouring halves of ad-
joining genitals approximate each other and unite at their distal
ends opposite the corners of the quadrate mouth and extend tu or
toward the four intertentacular margins which alternate with the
partitions; the approximate genital halves, from their axial to the
distal end, united by a transverse horizontal membrane, which di-
vides each of the four quadrant camerae of the disc into two su-
perposed Spaces, the oral one of which forms a cul de sac, or clau-
strum, opening at the axial end, and includes the genitalia.
Gen. n. H alimocy athus Gl. Disk infundibuliform, octohe-
dral; arms prodnced; pedicel tetracamerous ; tentacles in groups at
the end of the arms , outer row pistilliform hke the marginal an-
chors, radial development of the group greater than the transverse ;
marginal anchors pistilliform; genital halves transversely folded
bands, united at their proximal ends across the end of the inter-
vening partition, their distal end reach rrearly to the marginal an-
chors; the digitate bodies do not extend across the proximal end
of the partitions; muscles of the pedicel four filaments alternate
with the four camerae ; principal muscles of the disk eight lingulate
bands, arising from the proximal ends of the partitions, extend to
the end of each arm; marginal muscle broad and thin. forming a
sort of velum which projects beyond the margin of the aboral side;
at the end of the arms it raerges into the lingulate muscles of the
oral side of the disk; gelatiniform layer of the aboral side and the
pedicel conspicuous. H. platypus n. sp. Cheisea Beacl».
136 Leiickart: Bericht üb d. Leist. in d Naturgeschichte
Gen. n. C r a t er oJ cphv s Cl. Disk octohedral, campanuli-
form; arms produced; pedicel mouocamerous, the camera possessed
of ridges which form a cruciate figure at the base; tentacles in
groiips at the end of the arms ; anchors none ; genitals tubiforra
with blind - sacklike divisions; pedicel muskels correspond to the
four ridges of the camera. (Der Stiel ist nach den Untersuchungen
des Ref. ganz ohne Muskeln , wie denn auch die Geschlechtsor-
gane sich nicht von denen anderer Lucernarien unterscheiden.)
Cr. Tethys Cl. (= Lvicernaria inauriculata von Helgoland Ref.),
Cr. convolvulus Johnst. (?).
Gen. n. Mananio Cl. Disk urnaeform octohedral: the arms
produced ; pedicel monocamerous ; the camera simple ; tentacles in
groups at the end of the arms, but a little within the muscular
margin of the bell ; outer or distal row pistilliform ; the radial dia-
meter of the groups greater than the transverse; marginal anchors
pistilliform , situated just within the muscular margin ; genitals
transversely folded, terminating at a greater or less distance from
the margin of the bell ; the digitiform bodies accompany the united
bands across the proximal end of the partitions ; muscles of the
pedicel four, equidistant, imbedded in the gelatiniform layer ; prin-
cipal muscles of the disk ligulate; from each side of the proximal
end of a partition one extends in a direct line to the end of the
nearcst arm; marginal muscle ligulate; powerfull, forming a ring
of uniform breadth and tickness, uninterrumptedly , all around the
margin of the bell, just outside the anchors and the tufs of tenta-
cles; gelatiniform layer variable in thickness in the bell, uniform
in the pedicel. M. auricula Fbr. Norwegen, Grönland. Maine.
Gen. CardneVn Allm. Disk urnaeform, perfectly circular ;
arms none; pedicel tetracamerous ; tentacles placed in eight di-
stinct equidistant groups within the margin of the um , and ar-
ranged in rows parallel to the margin, those in one row alterna-
ting with those in the next and successively diminishing in size
from the central to the outermost ones ; the radial development less
than the transverse; between every radial row the oral and aboral
sides of the urn are united by a thin septum, so that the interior
of the tentacles communicates with the quadrant camerae of the
urn, through short radiating passages; the marginal anchors are
Single tentacles whose cavity opens between a pair of septa like
those of the base of the tentacles ; they are set up higher and
nearer to the edge of the urn than are the tentacles ; the approxi-
mated genital halves , with their respective claustra. extend half
way or more toward the edge of the urn. transversely plicate; the
digitiform bodies border the whole length of the Ijands; pedicel
muscles four, alternate with the camerae; principal muscles of the
der niederen Thiere während des Jahres 1803 137
oral side of the um pennate , the partitions forming the line of
divergence; marginal muscle a single ligulate ring, forming a con-
tinous , thickened projecting frim to the urn, outside the tentacles
and the anchors ; gelatiniform layer conspicuous, varying in thick-
ness in the urn and pedicel. C. cyathiformis Sars.
Gen. dub. Depastrum Gosse. Distinguished by following fea-
tures: disk octagonal; the tentacles spring from the margin or with-
out it; no anchors. D. cyathiforme Gosse.
Fam. Elentherocarpidne. Each genital half, projecting
freely into the discal camerae , extends in a dircct line from the
inner or axial end of a partition to or toward the end of an arm ;
the four quadrant camerae of the disk simple.
Gen. Lucernaria Müll. Disk broad funnel-form; the eight
arms elongate, in closely approximated pairs, so that the oral side
of the disk apjDcars qnadrate ; pedicel monocamerous ; tentacles in
groups on the end of each arm; radial and transverse development
of each group equal; marginal anchors none; genitals transversely
folded bands which extend to the end of the arms; muscles of the
pedicel four, equidistant, projecting like ridges or pilasters from
the surface of the camera ; the principal muscles of the disk ligulate,
each one extending from the proximal end of a partiton to the end
of an arm ; marginal muscle ligulate, very thin at the base of the
tufs of tentacles ; gelatiniform layer thin in the disk, moderately
thick in the pedicel. Lucern. quadricornis Müll.
Gen. n. C n Ir ad n s > a Cl. Disk infundibuliform ; the eight
arms nearly equidistant , prominent ; pedicel monocamerous with
four equidistant rounded pilasters : tentacles in groups on the end
of the arms close to the aboral edge ; outer row pistilliform and ha-
ving the same function as the anchors in other genera; radial and
transverse diameter of group equal; anchors none; genitals trans-
versely folded bands extending to the end of the arms; the digiti-
form bodies alone extend across the proximal end of the partition ;
muscle of the pedicel a continuous.thin layer of transversely dispo-
sed fibrillae, forming a cylinder between the outer ad inner walls,
and imbedded in the gelatiniform layer; the principal muscles of
the disk ligulate, each one extending from the proximal end of the
partition to the end of an arm ; marginal muscle ligulate, modera-
tely thick , but at the outer base of the tufs of the tentacles very
thin; gelatiniform layer thickest at the edge of the disk, but thins
out almost entirely half way toward the pedicel, and then in the
latter grows thick again where it is divided into two layers or
concentric cylinders by the intervening muscular cylinder; the four
pilastres are also gelatiniform, and not muscular, as are the pila-
sters in the pedicel of L. quadricornis. C. campanulata Larax,
138 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
Gen. n. H a li c l y s t n s Cl. Disk umbellaeform ; arms more
or less prolongated; pedicel tetracamerous; tentacles all alike, in
groups at the end of the arms, the radial and transverse diameter
of the groups equal ; marginal anchors pistilliform or fabaeform ;
genitals double ; the halves of each genital distinct from each other,
the Space between their proximal ends occupied by the digitiform
bodies ; each band extends to the base of the tentacles ; the saccu-
les distinct and j)rominent ; pedicel muscles four distinct, equidi-
stant cords, alternating with the four camerae; principal muscles
of the disk pennate, diverging on each side of the partitions ; mar-
ginal muscle a band of varying breadth, very thin at the base of
the tentacles and anchors ; gelatiniform layer of varying thickness
in the disk; very thick in the pedicel, occupying all the space not
appropriated for the four camerae and the four muscular cords.
H. auricula Rathke (H. octoradiata Lam., eine weitverbreitete Art,
die auch an den nordamerikanischen Küsten vorkommt und hier
sogar die gemeinste Form ist), H. Salpinx n. sp., H. octoradia-
tus Sars.
Keferstein's schon im letzten J. B. angezogener
Aufsatz über Lucernarien ist inzwischen auch in's Eng-
lische übersetzt und im Journ. micr. Science 1863. p. 265
— 285 veröffentlicht worden.
Clark's vorjährige Abhandlung über die Verwandt-
schaft der Lucernarien mit den Akalephen ist aus den
Proceed. Bost. Soc. seitdem in Silliman's Amer. Journ.
1863. Maj und die Ann. and Mag. nat. hist. T. XII. p. 19
übergegangen.
Anthozoa.
Das Journal Boston Soc. nat. hist. 1863. Vol. VII.
p. 525 — 531 enthält die schon im letzten J. B. nach einer
vorläufigen Mittheilung erwähnten Beobachtungen von A.
Agassi z über AraoImaGtis hrachiolata n. sp. , die be-
sonders die Wachsthumsverhältnisse der Tentakel betref-
fen. Wie schon Sars ganz richtig hervorgehoben^ w^ach-
sen bei derselben die Tentakel nicht in neuen Kreisen
zwischen den vorhandenen hervor, wie bei den eigentli-
chen Actinien , sondern paarweise neben der altern und
zwar immer nur an dem einen Pole des grössten Durch-
messers der bekanntlich von den Seiten etwas zusammen-
gedrückten Kopfscheibe. In beiden Tentakelreihen geht
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 139
das Wachsthnm ganz auf dieselbe Weise vor sich, ^vie
denn überhaupt diese beiden Kreise von einander so un-
abhängig sind^ dass der innere Kreis erst weit später,
als der äussere seinen Ursprung nimmt. Die Tentakel
bleiben auch zeitlebens — ebenso die mit den Tentakeln
übereinstimmend sich bildenden lamellösen Scheidewände
— von verschiedener Grössenentwickelung. 'Die grosse-
sten und ältesten entsprechen dem einen, die kleinsten
und jüngsten dem andern Mundwinkel, sämmtlich, mit
Ausnahme eines einzigen verkümmerten Tentakels, der
zwischen den längsten steht, von paariger Bildung. Es
scheint übrigens, dass Arachnactis in dieser Beziehung nicht
allein steht. Nach den vorhandenen Angaben zu schlies-
sen, dürfte sich Cerianthus in Betreff des Entwickelungs-
typus seiner Tentakel ganz ähnlich verhalten, wie das-
selbe denn auch in seiner Jugend ganz ebenso, wie Arach-
nactis zeitlebens, durch die Thätigkeit von Flimmerhaaren
umherschwimmt. Mit Rücksicht auf diese Uebereinstim-
mung erklärt Agassi z diese beiden Thierformen nicht
bloss für nahe verwandt, er spricht sich weiter auch dahin
aus, dass dieselben eine eigene, von der echten Actinien
verschiedene Gruppe repräsentirten. Die grossesten der
untersuchten Exemplare von Arachnactis besassen 13 Ten-
takel, waren aber noch nicht geschlechtsreif und im blin-
den Ende der Leibeshöhle noch mit einem Ueberreste
der Anfangs (noch bei vierarmigen Exemplaren) den gan-
zen Innenraum ausfüllenden Dottersubstanz versehen. In
den ersten Stadien hat die Larve einige oberflächliche
Aehnlichkeit mit gewissen Pluteusformen, auf die Ref.
jedoch kein besonderes Gewicht legen kann.
Meyer und Möbius liefern (Archiv für Naturge-
schichte 1863. T. S. 70—71. Taf. III. A— D) Beschreibung
und Abbildung der bisher nur unvollkommen charakteri-
sirten Edwardsia duodecimcirrata Sars, die sie (mit Actinia
plumosa , Bunodes crassicornis und Sagartia viduata) in
der Kieler Bucht antrafen, und machen einige Mittheilun-
gen über deren Lebensweise.
Nach den Beobachtungen von 0. Schmidt (SpoA-
140 'Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
gien des adriatischen Meeres S.61) lebt fast auf jedem
Exemplare von Axinella cinnamomea und A. verrucosa eine
Anzahl vereinzelter oder gruppenweis vereinigter Poly-
pen, die dem Gen. Poljthoa zugehören (P. Axinellae)
und durch ihren Parasitismus genau das Vorkommen der
P. fatuaauf dem so lange verkannten Hyalonema Sieboldi
wiederholen:
Semper liefert eine Beschreibung der an den Pe-
lew - Inseln vorkommenden Korallenriffe und glaubt de-
ren Eigenthümlichkeiten zum grossen Theile aus den
Strömungsverhältnissen des Wassers erklären zu können.
Zeitschrift für wissensch. Zoologie ßd. XIII. S. 563—569.
Ran sonnet entv^irft ein lebendiges und anschau-
liches Gemälde von den Korallcnbänken des rothen Mee-
res (bei Tor) und schmückt dasselbe mit zwei schönen un-
terseeischen Ansichten. Verhandlungen der k. k. zool.
Gesellsch. zu Wien 1863. S. 163—188. Tab. I u. IL
Macdonald beschreibt einen (unbenannten) Hete-
rocyathus von den Bellona-RifFen, der in einem glatten,
stets nach links gewundenen Bohrgange einen Sipunculus
trägt. Nat. bist. rev. 1862. p. 78. (vergl. S. 56).
lieber Fennaüila tenera, durch ihre lange und schlanke
Form sehr ausgezeichnet, und Virgularia eAongata^ mit
einer spindelförmigen Verdickung unterhalb der Seiten-
äste, zwei neue xArten der californischen Küste vergl.
Gabb, Proceed. Californ. Acad. nat. sc. T. IL p. 166.
Auch Herciots berichtet über zwei neue Penna-
tuliden, Pteroeides cliinensis (mit 28 — 29 Strahlen, die über
die obern 3 Fünftheile des glatten und dicken Stammes
vertheilt sind ) und Halisoeptr um Qustavianum , das
einem neuen leicht mit Virgularia zu verwechselnden
Genus angehört. Nederlandsch Tijdskrift voor de Dier-
kunde 1863. L p. 31—34.
Char. gen. n. H aliscep trnm Hercl. Corps allonge, a rha-
chis couvert siir le partie superieiire d'organes aliformes membra-
neuses, portant des polypes sur leur marge . en plusienrs rangees,
occupant des cotes lateraux du corps de maniere a ne laisser a mx
qii'une ligne sur le devant; le dos est nu sur un espace plus large.
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 141
Les polypes sont retractiles et ont huit tentacules pinnes. L'axe
parcoiirt tout le corps; il est gros et de forme quadrilatere. Sp.
H. Gustavianum, wie Pteroeides chinensis von der Amoi-Insel.
Die von Danielssen aufgestellte Pennatula acu-
leata hält Sars (Zool. Jagttag. p. 88) für eine blosse
Varietät der P. phospliorea,
Porifera.
Die zahlreichen wichtigen Mittheiliingen, die wir in
den letzten Jahrgängen unserer Berichte über die Pori-
feren zu machen im Stande waren, betrafen mit wenigen
Ausnahmen nur die anatomisch- physiologischen Verhält-
nisse dieser merkwürdigen Geschöpfe. Je mehr nun aber
unsere Kenntnisse und Anschauungen in dieser Hinsicht
sich umgestalteten und erweiterten, desto fühlbarer mussten
natürlich die Lücken und die Unsicherheit unserer Ar-
tenkenntniss hervortreten. Die älteren Mittel zum Be-
stimmen auch der gemeinsten Formen erwiesen sich als
unzulänglich, zumal man sich durch genaue Untersuchung
der so mannichfach und charakteristisch gestalteten Hart-
gebilde sehr bald davon überzeugen musste, dass der Ha-
bitus und die äussere Form bei der Feststellung der na-
türlichen Verwandtschaften der Schwämme kaum in's
Gewicht falle. V\^as aber von neueren systematischen
Arbeiten vorlag, ging entweder wenig in's Breite oder
war (wie die Arbeiten von Nardo und Bowerbank)
doch nicht mit dem für systematische Zwecke erforderli-
chen Detail publicirt worden. Um so erwünschter ist es
uns, hier über ein Werk berichten zu können, das diese
Lücken zum grossen Thcile ausfüllt -und mit allem Rechte
eine wichtige Bereicherung unserer zoologischen Littera-
tur genannt zu werden verdient. Es ist dass Werk von
O. Schmidt „die Spongien des adriatischen Meeres*^
(Leipzig 1862. 88 Seiten in gross Folio mit 7 Kupferta-
feln), dessen wir schon in unserem letzten Berichte ge-
dachten. Die Bedeutung dieses Werkes und der Reich-
thum seines Inhaltes wird schon dadurch zur Genüge be-
zeugt, dass es nicht weniger als 115 verschiedene Species
142 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
waren, die dem Verf. bei seinen üntersuchnngen und
Beschreibungen, und obendrein fast alle im frischen Zu-
stande, vorlagen. Der bei weitem grosseste Theil dieser
Arten (95) ist hier zum ersten Male charakterisirt und auf-
gestellt, wie denn aucli die Mehrzahl der einzelnen Ge-
nera (19 unter 35) völlig neu ist. Den bei Weitem gros-
sesten Theil dieses Materials hat der Verf. mit Hülfe
eines passend construirten Schleppnetzes selbst aufgefischt,
und zwar vorzugsweise an der dalmatinischen Küste, an der
sich der Verf. eigens zu diesem Zwecke eine längere
Zeit hindurch aufhielt.
Dass Verf. bei der Beschreibung seiner Schwämme und der
Aufstellung seiner neuen Arten der Bildung der Skelettheile eine
ganz besondere Aufmerksamkeit schenkte, braucht wohl kaum be-
sonders hervorgehoben zu werden. Aber auch die übrigen Structur-
verhältnisse haben dabei eine gebührende Würdigung gefunden.
Die gleichmässige Berücksichtigung aller dieser Verhältnisse hat es
unserem Verf. möglich gemacht, die Zahl der schon früher aufge-
stellten Familien der Kalkschwämme , Hornschwämme , Kiesel-
schwämme und Fleischschwämme noch mit zwei neuen Gruppen,
der Familie der Gummischwämme und Rindenschwämme zu ver-
mehren, wie die hier nachfolgende Uebersicht des Näheren angiebt.
I. Calcispongiae. Spongiae parvae, plerumque albicantes,
corpore spiculis calcareis pertexto. Eine kleine Gruppe einfacher oder
zusammengesetzter Schwämme mit Kalknadeln, unter denen solche
mit drei ziemlich in einer Ebene liegenden oder eine stumpfe Pyra-
mide bildenden Strahlen vorwalten.
Sycon Lieberk. Calcispongiae corpore plus minusve regula-
riter fusiformi vel sacciformi, aut pedunculato, aut infra globoso.
Sinus centralis plerumque regulariter sacciformis et simplex desinit
in osculum spiculorum simplicium longiorum Corona circumdatum.
Hierher S. ciliatum Lieberk., S. Hamboldti Risso, S. raphanus n. sp.,
S. setosum n. sp., S. asperum n. sp., die sich vorzugsweise durch
die Eigenthümlichkeiten ihrer Körperform und die Bildung des
Strahlenkranzes an der einfachen Ausflussöffnung von einander un-
terscheiden.
Dunstervillia Bowerb. Calcispongiae globosae vel fusiformes.
Osculum unicum spiculorum corona circumdatum. Sinus centralis
regularis. Corporis superficies regulariter reticulata, qui adspectus
spiculorum peculiarium nidis vel fasciculis efficitur. Sp. n. D. cor-
cyrensis, mit kegelförmigen Nadelbüscheln in der Rinde, aus deren
Mitte ein steifer Stachelstrahl hervorragt.
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 143
Ute n. g'en. Calcispongiae subregulares, sacciformes. Osculum
amplum in fine anteriore, Corona spiculorum non munitum. Durch
die bedeutende Weite der Innenhöhle und die Abwesenheit des
Strahlenkranzes leicht zu unterscheiden. Sp. u. U. (apillosa.
Grantia Lieberk. Calcispoiigiae forma irregulariter tuberosa
vel ramosa. Corporis sinus irreguläres in unum vel compluria oscula
desinunt. Ohne Nadelkranz um die Ausflussröhre des unregelmässig
gestalteten Körpers. Hieher Gr. Lieberkühnii Schm. (G. botryoi-
des Lbkh.?), Gr. pvlcra n. sp. mit rother Färbung. Gr. solida n. sp.
ISardoa n. gen. Calcispongiae superficie lacnnosa vel favosa,
canalibus sinuosis amplioribus parietes corporis perforantibus. Pa-
renchyma fragilius. Die Körperwandungen sind hier nicht solide,
wie bei Grantia, sondern von dem Aussehen eines labyrinthischen
lückenreichen Geflechtes. JV. relicuhnn n. sp.
II. Ceratospongiae. Spongiae, quarum sceletum forma-
tur fibris solidioribus, recenti statu plus minusve elasticis, quae
saepius aliena corpuscula involvunt , sed numquam spicula in ipsis
nata continent.
SpongiaAuct. (Euspongia Bronn). Ceratospongiae unico fibra-
rum genere praeditae. Fibrae in singulis speciebus non multum va-
riantes, maxime elasticae. Oscula hie illic disposita. Hieher die ech-
ten sog. Badeschwämme, deren Parenchym sich leicht auswaschen lässt.
Verf. unterscheidet folgende Arten : Sp. adrialica, Sp. qnarnerensis,
Sp. zimocca, Sp. equina, Sp. mollissi7naj die sämmtlich in den Handel
kommen und als Varietäten betrachtet werden, obwohl sie nach dem
Verhalten ihrer Fasern, wie nach Form und Vertheilung der Oscula
sehr charakteristische Unterschiede darbieten. Nur die beiden ersten
Arten finden sich in der Adria, wo sie, namentlich die erste, einen
wichtigen Handelsartikel abgeben. Die Zimocca-Badeschämme kom-
men vorzugsweise aus dem griechischen Archipel, die meist in Brod-
laibform wachsenden Pferde schwämme von der Afrikanischen Küste,
der letzte sog. levantiner Schwamm, der alle an Güte übertrifft und
häufig eine becher- oder trichterförmige Gestalt hat (daher die Be-
zeichnung Champignon) von der kleinasiatischen Küste.
Ditela n. gen. Ceratospongiae praeter fibras proprie scele-
tum efficientes et spongiae fibris correspondentes praeditae peculia-
rium fibrarum tenuiorum reti, quod immediocriter sub involucro
externo expansum est. Sp. n. D. niiens. (Nach neueren Untersu-
chungen unseres Verf.'s beruht die Annahme eines feinfasrigen peri-
pherischen Netzwerkes auf einem Irrthume, der durch die Beob-
achtung junger Faserbildungen veranlasst wurde. Das Gen. Ditela
muss demnach eingehen und die D. nitens dem Gen. Spongia zuge-
rechnet werden.)
Aplysina Nardo (p. p.). Ceratospongiae carnosae, uno genere
144 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
fibrarum praeditae. Fibrae in kali caustico non solubiles, mediocri-
ter elasticae, non homogeneae, cortice substantiae mollioris axin
involvente. Die festen mit einer besondern Rindenschicht verse-
henen Fasern bilden ein grobmaschiges Skelet, dessen Ausfüllung
von einer fleischig anzufühlenden, doch leicht zerreisslichen Masse
gebildet wird. Hieher A. aerophoba Nardo (mit einer fahlen gel-
ben Farbe, die an der Luft in einigen Stunden in schwarzblau über-
geht) und A. cainosn n. sp.
Cacospongia n. gen. Ceratospongiae uno fibrarum genere
praeditae. Fibrae Variante diametro irreguläres, durae, parum ela-
sticae, substantia stratificata quidem, sed homogenea, kali caustico
plus resistentes, quam fibrae generis spongiae. Von Aplysine be-
sonders durch die Schichtung der Hornfasern unterschieden. C. mol-
iiur n. sp., C. scalaris n. sp. (einer der gemeinsten Schwämme der
dalmatinischen Küste), C. caccmosa n. sp.
Spongelia Nardo. Ceratospongiae omnino et praesertim exsic-
catae maxime fragiles, uno genere fibrarum praeditae. Fibrae ho-
mogeneae, minime elasticae. Substantia sarcoidea rara. Mit schwa-
chen und brüchigen, aber ziemlich dicht stehenden Fasern, die ge-
wöhnlich grosse Mengen fremder Nadeln in sich einschliessen. Der
Habitus ist überall durch kolbige oder ästige Hervorragungen aus-
gezeichnet. Sp elegans Nardo (Sp. tupha Martens ?), Sp. avara n. sp.,
Sp. incrusUms n. sp. (auf Fucoiden und Spinnenkrebsen), Sp. pal-
lescens n. sp.
Filifera Lieberk. (Hircinia Nardo). Ceratospongiae duplici
fibrarum genere praeditae, uno crassiorum, quae inter se cohaeren-
tes sceletum proprio formant, altero subtilissimarum, quae ex illis
provenientes minutissimis capitulis terminantur et inter se non im-
plicantur. Die groben Fasern sind geschichtet und bilden ein meist
sehr unregelmässiges Gewebe, an dem die Enden der Fasern zu Kugeln,
Dornen, Warzen oder andere derartigen Erhebungen vorspringen.
Zwischen diesen Fasern verbreiten sich die feinen, mitunter zelligen
Fibrillen, deren Köpfchen eine grosse Veränderlichkeit zeigen und
von unserem Verf. als Keimkapseln in Anspruch genommen werden.
Das letzte geschieht auf Grund der Beobachtung, dass im Innern
dieser Köpfchen die Neubildung sporenartiger Zellenkörper statt-
findet. Je nachdem diese Fibrillen nun mehr oder minder locker
neben- und durcheinander liegen oder durch eine Bindesubstanz
zu einer fleischartigen, äusserst zähen und festen Masse verkittet
sind, zerfällt Verf. das Gen. Filifera in zwei Untergattungen: Hir-
cinia s. st. mit H, dendroiiles n, sp., H. lypica n. sp., H. panicea n. sp,,
H. flatescens n. sp., //. hirsuta n. sp , //. hebes n. sp., //. variabilis
n. sp., H. fasciculata Esper, und Sarcoliagus n. subg. mit S. spi-
nulosua n. sp., S. foeliuus n. sp.
der niederen Thiere ^Yährcnd des Jahres 18G3. 145
III. Gummineae. Spongiae Corneospongiis proxiraae. Pa-
renchyma spississimum et maxime compact um (adspectu Kautschuk),
quod tarnen fibrillis tenuissimis contentum est. Generum pars cor-
puscula silicea continet. Die hier zu einer eigenen Familie zusam-
raengruppirten Gummi- oder Lederschwämme bilden länglich- rund-
liche lappige Massen, die mehrere Zoll lang werden und frei oder
festgeheftet, bald einzeln, bald auch aggregirt gefunden werden.
Die dem Lichte ausgesetzte Oberfläche ist gewöhnlich mit einem
dunkeln Pigmente imprägnirt, das mitunter auch in den Wandungen
des sonst nur wenig deutlichen Canalsystems vorkommt. Hieher nur
wenige Gattungen :
Gummi na n. gen. (= Chondrosia Nardo) ohneKieselsj)icula
(Gummineae corpusculis siliceis carentes) mit G. gliricanda n. sp.
und G. ecandnta n. sp., und
Chond rilla n. gen. mit Kieselablagerungen (Gummineae mi-
nus compactae, quam gen. Gumminae species, corpusculis regulari-
bus siliceis praeditae), mit Ch. nucula n. sp. und Ch. embolophora
n. sp., einer Art, die auf Cacospongia cavernosa angesiedelt ist und
durch Anwesenheit eines knopfförmigen Zapfens in den Ausflussöfif-
nungen sehr auffallend sich auszeichnet. Nach äusserem und inne-
rem Habitus gehört hieher auch die in der Peripherie mit zahlrei-
chen Kieselnadeln durchsetzte Chondrosia reniformis Nardo, deren
Parenchym aber nicht faserig, sondern durchaus zellig sein soll.
Dass es übrigens wirklich schwammartige Geschöpfe mit deutlich
zelligem Gefüge giebt, beweist die von unserem Verf. beschriebene
Cellulophana plicata (S. 41), die jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach
dem Pflanzenreiche 'zugehört und auch von ihrem Entdecker dahin
gerechnet wird. (Dass dieselbe trotz der äussern Aehnlichkeit von
den Poriforen ausgeschlossen werden muss, ist schon durch die
Abwesenheit des für unsere Thiere so charakteristischen Gefässap-
parates zur Genüge erwiesen.)
Das neue Gen. Cor ticin m, das Verf. bei den Gummischwäm-
men einschiebt, repräsentirt wahrscheinlicher Weise den Typus
einer selbstständigen kleinen Familie, die durch die Anwesenheit
einer besondern , von der Medullarsubstanz" durchaus verschiedenen
und dagegen scharf abgesetzten Hindenschicht den üebergang zu
der folgenden Familie bildet. Unser Verf. charakterisirt das ge-
nannte Genus folgendermaassen: Spongia globosa, superficie glabra,
osculis multis minimis perforata. Parenchyma e duobus stratis com-
p..situm, corticali, pauUo densiori et quodammodo fibroso, et cen-
trali, laxiori, ius gelatum referenti. Ambo continent corpuscula
silicea varie formal a. Die einzige neue Art (C. candelabrum) ent-
hält in beiden Schichten zweierlei Kieselkörperchen , vierstrahlige
Sterne mit schlanken,'' Strahlen und Skeletstücke von complicir-
Archiv f. Naturg. XXX. Jahrg. 2. Bd. ' K
146 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Natur gescWchte
ter Form, die Verf. einem Arm- oder Kronleuchter vergleicht und
durch einen förmlichen Stoffwechsel (nicht durch einfache Auf- und
Anlagerung) aus einer zweizinkigen Gabel mit dreilappiger Basis
hervorgehen • lässt.
IV. C 0 rticata e. Sj)ongiae globosae vel tuberosae, spiculis
siliceis pertextae, peculiari strato corticali circumdatae, " quod et
tela organica firmiori fibrillosa et plerumque corpusculorum siliceo-
rum genere a parenchymate interiori differt. Die centrale Schwamm-
masse scheint ausschliesslich zellig zu sein, während die Rinden-
schicht ihrer Textur nach mit dem Fasergewebe der Gummischwämme
übereinstimmt. Die Kieselkörper haben häufig die Gestalt von
Ankern und Kugeln, sind aber in beiden Schichten beständig von
verschiedenem Aussehen.
Tethya Lam. Corticatae globosae vel subglobosae, cute crassa,
fibrillis distincte contexta et corpuscula stellata continenti obductae.
Spicula usque ad peripheriam. Durch Form, lederartige Beschaffen-
heit der Rinde und Bildung der Kieselkörperchen scharf gezeicli-
net. Hieher r. morumm. sp., T. lyncurium Lieberk., T. bistellatan. s^.
Das Kanalsystem ist wenig entwickelt und die Ausströmungsöfifnung
oft nicht wahrzunehmen.
Stelleta n. gen. Corticatae subglobosae, tuberosae. Cortex
tenuior, Stellas minores 3 — 7 radiantes continens. Cavurn interius
irreguläre saepe obvium. Spicula et simplicia et ancoriformia et in
cortice et circa cavernam, si quae est, fasciculata, in cetero paren-
chymate plus minusve irregulariter disposita. Die Kleinheit der
Kerne, wie die zweierlei Nadelformen unterscheidet das neue Ge-
.nus leicht von Tethya. Hieher St. Grvhii n. sp., St. Wageneri n. sp.,
St. Boglicii n. sp., (kuglig, mit Steinchen und Muschelfragmenten ganz
überdeckt), St. lUscophora n. sp. (mit zahlreichen, dicht an einander
stossenden Oeffnungen auf der dünnen Rindenschicht des unregel-
mässig geformten Körpers) , St. mamUlaris n. sp. (ein Aggregat
grosser Zitzen, deren jede auf der Spitze ein weites Ausführloch trägt).
Caminus n. gen. Corticatae globosae, osculo magno, Ca-
mino simili, x^i'aeditae. Cortex durus nonnisi globulos siliceos con-
tinet, parenchyma vero nonnisi spicula simplicia. C. Vtdcani n. sp.
Die schwarzbraune Rinde bildet eine förmliche Schale, die eine
weissliche Pulpa in sich einschliesst.
Geodia Lam. Corticatae tuberosae vel tuberoso depressae,
canalibus et sinuositatibus irregulariter perraeatae. Globuli silicei
in corticem agglutinati. Spicula variae formae circa peripheriam
fasciculata et radiantia, in interiori parenchymate plus minusve irre-
gulariter disposita. Die Rindenschicht enthält ausser den Kugeln
noch längere Nadeln, welche dieselbe oft wie mit einem Flaume
bedecken. Ausströmungsöffnungen klein, mit blossem Auge nicht
dor niederen Thiere während des Jahres 1863. 147
walirnebmbar. -Plieher G. placenta n. sp., G. gifjas n. sp. (ein fast
fussgrosse Kugel), G: luberosa n. sp., G. conchilega n. sp.
Ancorina n. gen. Cortiöatae, quarum cortex, nee Stellas
siliceas, nee globulos ccntinens, nonnisi spiciilorum vel ancorarum
tela fibrillosa coniunctarum fasciciilis formatiir. Durch Abwesenheit
der Sternchen und Kugeln zur Genüge unterschieden. Sp. n, A.
cerebrum (von der Grösse eines Kindskopfes), A. Verruca.
V. // a l i c h 0 n d r i a e. Spongias spiculis siliceis pertextae. quae
ob telam laxiorem et minus spissam quamquam saepius subcorneam
nee Gummineis adnumerantur, neque Corticatis ob defectum strati
corticalis. Eine Gruppe, die auch nach Ausscheidung der Gurami-
und Rindenschwämme kaum eine natürliche Einheit darstellt und
später wohl noch mehrfach zersplittert werden wird. So bilden
namentlich vielleicht die Arten, deren Nadeln in deutlichen Hornfa-
sern liegen (Corneo-silicispongiae) eine besondere Gruppe, nur dass
diese sich einstweilen noch nicht gehörig begrenzen lässt. Unser
Verf. unterscheidet folgende Arten:
Esperia Nardo. Halichondriae subdendroideae, interdum tu-
berosae vel crustaceac, compagine minus firma, praesertim exsicca-
tae fragiles. Superficies plerumque minutissime reticulata, aculeis
non exstantibus. Spicula ita inter se substantiae involventis ope
coniuncta, ut fibrae inuumerae formentur, quae vario modo inter se
anastomozantes sceletum constituunt reticulatum. Praeter spicula
aculeiformia corpuscula hamata generi propria, aliaque sigmoidea
inveniuntur. Die eigenthümlichen diesem Genus charakteristischen
Kieselkörperchen vergleicht Verf. mit einem Pantoffel. Je nach der
soliden oder hohlen Beschaffenheit der Aeste theilt Verf. die beob-
achteten Arten zunächst in zwei Gruppen : a) E. Contarenii Mart.,
E. foraminosa n. sp. (mit anastomosirenden Zweigen), E. Bauriana
n. sp., E. tunicala n. sp. fmit unregelmässig kolligen Zweigen), E.
Bowerbankii n. sp. b) E. syrinx n. sp., E. Lorenz-ii n. sp. Noch
andere Arten w^eichen durch ihre unregelmässige Form von dem
gewöhnlichen Habitus ab: E. 7nassa n. sp., E. modesla n. sp. (eine
incrustirende Art , sehr häufig in den Zwischenräumen der Caryo-
phyllia caespitosa), E. velutata Lieberk.
Claihria u. gen. Halichondriae maxime ramosae, ramis in
modum clathrorum saepissime inter se connexis. Substantia aciculas
involvens subcornea, elastica, dum aqua est imbuta, fragilis et fere
friabilis, dam Spongia est exsiccata. Rete microscopicum spiculo-
rum, ista substantia coniunctorum maxime irreguläre. Arten von
sehr auffallender Gitterform: Gl. coralloides Ol. (Sp. clathrus Esper),
Cl. compressa n. sp.
Raspailia Nardo. Halichondriae e basi tenui incrustante gra-
ciliter arborescentes, stipite vel solitario. vel dichotome ramoso.
148 Leuckart: Bericht üb. d. lieist. in d. Naturgeschichte
Spicula substantiae siibcorneae ope stipate coadnata, partim vertica-
lia, partim horizontalia et e superficie prostantia. Color nigrofuscus
vel e viridi niger, pigmento stipato et copioso acubusque adhaerente
et coalescente. Schwämme, die sich aus einer sehr dünnen Kruste
als Basis in Form schlanker unverzweigter oder dichotomischer Ru-
then federkieldick bis auf 1' erheben. R. viminalisn. sp., />. Freyerii
n. sp., B. stelligera n. sp.
Axinella n. gen. Ilalichondriae dendroideae. tenaciusculae,
saepe subelasticae et flexiles. Axis firmior e fibris subcorneis et
spicula includentibus formata. Spicula non insignia, saepe longiora
et arcuata. Die Hornsubstanz beschränkt sich auf die den ganzen
Stock durchziehende Achse und bildet mit ihren Einschlüssen ein
vorzugsweise in der Längsrichtung ausgedehntes Netzwerk. A. cin-
namomea Nardo (Sp. damicornis Esp. ?), A. terrvcosa n. sp., A.
polijpoides n. sp. (mit Ausflussöffnungen , die an dem gewöhnlich
unverästelten Stamme in sternförmiger Anordnung, gruppenweise in
flachen Vertiefungen, stehen), A. cannabina Esp., A. foveolaria Nardo.
Acatithel la n. gen. Halichondriae ramosae et fruticosae,
tamquam spinis obsitae. Cutis laevis, porosissima, quae in ramis
crassioribus sola pigmento infecta est et verae pellis instar a pa-
renchymate distinguitur. Parenchyma spisse impletum spiculis
simplicibus longioribus, substantia firmiori non inclusis. Yon einem
fast cactusartigen Habitus , mit knotigen Aesten und dornartigen
Erhabenheiten auf den Kanten. Sp. n. A. acuta, A. oblusa.
Suburites Nardo. Halichondriae polymorphae, vel fruticosae,
vel tuberosae. Superficies plerumque laevis. Oscula rara. Corpus-
cula silicea praevalentibus aculeis capitatis vel irregulariter per
pulpam animalem disposita sunt, vel tractus irreguläres reticulatos
formant. Cutis, si quae est, peculiaris, decolor. Pigmentum rubrum
vel fulvum per totam spongiam dispersum. Arten von fleischig-
strauchförmiger oder knolliger Form mit vorherrschend stecknadel-
förmigen Kieselkörperchen. 8. crambe n. sp. (mit Nadeln, die, wie
bei den Esperien, zu einem ziemlich zusammenhängenden Maschen-
werk vereinigt sind, in der Form einer Acanthella ähnlich), S. fru-
ticosus n. sp., S. arcicola n. sp. (überzieht gewöhnlich die Rückseite
von Area Noae), S. massa Nardo, S. domuncula Ol. (einer der ge-
meinsten Schwämme , der sich gewöhnlich auf den von Paguren —
meist P. pallidus — bewohnten Schneckenhäusern ansiedelt und bei
fortgesetztem Wachsthume die Kalkmasse derselben auflöst), S. huma
n. sp., S. lobatus Lieberk., S. flavus Lieberk.
P apil iina n. gen. Halichondriae tuberosae vel crasse cru-
staceae. Oscula frequentia in cacumine peculiarium papillarum. Spi-
cula nonnisi capitata. Durch gi'osse Entwickelung des Canalsystems
ausgezeichnet. (Vielleicht eine blosse Untergattung von Suburites.
der niederen Thiere während des Jahres 1863 149
P. suberea n. sp, in fladenartigen Stücken von über 72' Länge, P.
nigicans n. sp.
C r ibr eil a n. gen. Ilalichondriae, quarum foramina micro-
scopica, per quae aqua intrat in corpus, non disposita sunt sine
ordine supra totam superficiem, sed collccta in acervos et cribra
distincte circumscripta. Durch die regelmässige Anordnung der
Poren sehr auflallend ausgezeichnet. Sp. n. Cr, haviifiera (in Form
den massiven Suburiten vergleichbar), Cr. elegans (mit rothen Hü-
geln auf weissem Grunde).
Myxilla n. gen. Halichondriae polymorphae, molleset mu-
cosae, fragiles , fere omnes spiculis nodosis insignes. Weiche Kör-
per von unregelraässiger Form, die reichliche Massen eines zähen
Schleimes absondern. Hieher M. rosacea Lieberk., M. fasciculata
Lieberk., M. venetn n. sp. M. (?) rubiginosan. sp., M. anhelans Lieberk.
Renieria Nardo. Halichondriae porosissimae, fragiles et quae
siccae facillime digitis in pulverem conteruntur. Spicula simplicis-
sima et uniformia, numquam nodosa. Die der Gestalt nach ausser-
ordentlich wechselnden Arten (massige, röhrige, verästelte, krustige)
haben im frischen, wie im trocknen Zustande eine nur geringe Con-
sistenz und alle dieselben einfachen Nadeln. R. aquaednclus n. sp.
(röhrig, mit einfacher Ausmündung), Cr. cratera n. sp., R. alba n. sp.,
B. ßbulala n. sp.. R. nifjrescens n. sp. (mit knollig knotigen Aesten,
die bis zu 3 Zoll dick werden), R. ßligrann n. sp., R. palmata Lie-
berk., R. semitubulosa Lieberk., R. digiiata n. sp. (mit der vorigen
Art in Venedig sehr gemein), R. luxurians Lieberk., R. (?) calyx Nardo
(bildet über fusshohe Becher), R. (?) dura Nardo.
Vioa Nardo (= Cliona Grant). Halichondriae parasiticae et
perforantes, lapides et conchylia incolentes. V. viridis n. sp. (in
Caryophyllia caespitosa und den dieselbe überziehenden Corallinen), T.
(jrandii n. sp. (in Kalkstein), V. Uuncocci n. sp. (gleichfalls in Kalk-
stein), V. JohnUonii n. sp. (in Spondylus gaederopus).
Sc 0 p alina n. gen. Halichondriae foliaceae, cavernosae, et
supra superficiem et interne emittentes processus subcorneos , qui
soll spicula gerunt, in cetero molliori parenchymate deficientia. .^r.
lupltyropoda n. sp.
VI. Halis ar ein ae. Spongiae molles, non fibrosae, corpus-
cula calcarea vel silicea non continentes. Unterscheiden sich durch
ihre einfach zellige Textur von den skeletlosen Gummischwämmen.
Gen. unic. Halisarca Duj. mit //. lobvlaris n. sp.
lieber die von Schmidt zum Zwecke der künst-
lichen Schwammzucht angestellten wichtigen und interes-
santen Experimente, deren glückliche Resultate aus den
Berichten der Grazer Zeitung 1863. Nr. 161 zu ersehen
150 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturg'eschiclite
sind, werden wir nach späterer ausführlicher Mittheilüng
in dem nächsten Jahre zu referiren haben.
Zur Yergleichung mit dem Seh midt'schen Systeme
und zur Ergänzung desselben, lassen wir hier eine Ue-
bersicht der von Bowerbank angenommenen Spongien-
gattungen folgen, wie sie in der dritten Abhandlung des
Verf.'s „on the anatomy and phjsiology of the Spongia-
dae« (Transact. philos. Society 1862. P. 152. p. 1087—1135.
Tab. 72 — 74), die der Systematik gewidmet ist, aufgeführt
und charakterisirt sind. Bei dem bedeutenden Umfange,
den die viele Jahre lang unermüdlich fortgesetzten Un-
tersuchungen des Verf.'s gewonnen haben, kann es uns
nicht überraschen, wenn wir auch hier einer ungewöhn-
lich grossen Menge neuer Genera begegnen. Ein Theil
derselben scheint mit S chmi dt'schen Gattungen zusam-
menzufallen ; da jedoch die Principien der Genusbildung
bei Bowerbank und Schmidt oft weit auseinander
gehen, so müssen wir es einer kundigeren Hand überlas-
sen, die Synonymie im Einzelnen festzustellen. Die Ar-
ten sind von unserem Verf., mit wenigen Ausnahmen,
nur mit Namen aufgeführt und in der Regel nur auf ein-
zelne typische Formen beschränkt. Da Verf. nur wenig
Gelegenheit hatte, frische Exemplare zu untersuchen und
auch bei seiner Charakteristik überall nur die von ihm
so genau studirte Bildung des Skelets im Auge hatte,
so erklärt es sich , dass er die Gruppen der Kiesel-
schwämme in ihrem früheren Umfange beibehält und die
gewöhnliche Eintheilung in drei Ordnungen unbedenklich
annimmt. (Den Hornschwämmen werden freilich auch
einzelne Arten mit Kicselnadeln zugerechnet.)
Ord. I. Calcarea.
Gen. Grantia Flemg. (non Schm.) Sponge furnished witli a
central cloaca, parietes constructed of interstitial cells, more or less
regulär and angular in form, disposed at right angles to the exter-
nal surface, and extending in length from the outer to vary near the
inner surface of the sponge , where each terminates in a single os-
culum. Type: G. compressa Johnst. und G. ciliata Johnst. (Enthält
Arten mit einer und solche mit mehreren Ausflussröhren, deren er-
stere bei Schmidt das Gen. Sycon bilden.)
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 151
Gen. n. Leuco s olenia. Sponge fistular. formed of a single
layer of triradiate and other spicula surrounding a large central
cloaca, which extends into all parts of the sponge. Type : Grantia
botryoides Flmg. (= Grantia Schm.)
Gen. Leuconia Gr. Sponge furnished witli cloacae, one or
more. Parietes of sponge formed of a mass of irregularly disposed
interstitial membranes, and triradiate and other spicula; parmeated
by sinuous excurrent canals, the oscula of whicji are irregularly
disposed over the surface of the cloaca. Type : Gr. nivea Flg.
Gen. n. Leti c o qy p sia. Sponge massive, without cloacae;
formed of irregularly disposed membranous tissues and spicula. Oscula
at the external surface. Hieher L. Gossei n. sp. England und L.
algoensis n. sp.
Ord. IL Silicea.
Subord. 1. Spiculo-radiate scleletons. Not reticulate. Com-
posed of spicula radiating in fasciculi or separately from the base
or axis of the sponge.
Gen. Geodia Lam. Sceleton: spicula fasciculated, radiating
from the base or central axis of the sponge to the surface. Der-
mis crustular, furnished abundantly with closely packed Ovaria (i. e.
global! silicei Schm., die Verf., wie die sog. Gemmulae der Spon-
gillen, für Eierstöcke hält). Ovaria siliceous, composed of cuneiform
spicula, firmly cemented together by silex, in lines radiating from
the centre of the ovary. Pores furnished with oesophageal tubes
terminating in the distal extremity of the intermarginal cavities.
Intermarginal cavities separate, symmetrical, subcylindrical; each
furnished with a membraneous valve at its proximal extremity. (Verf.
kennt von diesem Genus 7 verschiedene Arten.)
Gen. Pachymatisma Bow. Sceleton composed near the exter-
nal surface occasionally of short fasciculi of siliceous spicula, dis-
posed in lines at obout right angles to the surface of the sponge.
Central portion of the sponge unsymmetrical. Alles übrige wie bei
Geodia. (Mit drei Arten, unter denen P. Johnstonii n. sp. von
England.)
Gen. n. Ecionemi a. Sponge having a streng axial column
or centre of closely packed siliceous spicula disposed in lines pa-
rallel to the long axis of the sponge, from which axial column or
centre a peripherical System of spicula radiates at about right an-
gles. Distal ends of the radii furnished more or less with ternate
connecting spicula, the radii of which are disposed immediately be-
neath the dermal membrane. Type: E. acervus n. sp. (Mit Anco-
rina Schmidt verwandt.)
Gen. Alcyoncellum Quoy etG. (Euplectella Ow.) Sponge fistu-
152 Leuckai^t: Bericht üb. d. Leist. in tl. Naturgescliiclite
late; fistula single, elongate, without massive base. Sceleton: pri-
mary fasciculi radiating from the base in parallel straight or slight-
ly Spiral lines; secondary fasciculi at right angles to the primary
ones. Oscula congregated, with or without a marginal boundary
to their area. A. aspergillum Ow. u. a.
Gen. n. Polymastia. Sceleton a basal mass; central por-
tion consisting of a plexus of contorted anastomosing fasciculi, re-
solving themselves near the surface into short straight bundles dis-
posed at nearly right angles to the surface. Oscula congregated,
elevated on numerous long fistulae. Fistulae composed of nume-
rous parallel fasciculi, radiating from the base to the apex of each
in straight or slightly spiral lines. Type: Halichondria fistularis Fl.
Gen. n. Haly phy sema. Sponge consisting of a hollow ba-
sal mass wrhich emanates a single cloacal fistula. Sceleton: spicula
of the base disposed irregularly; spicula of the fistula disposed
principally in lines parallel to the long axis of the sponge, without
fasciculation. Type: H. Tvmavoimczii n. sp.. der kleinste Schwamm
der englischen Küste, nicht grösser als V".
Gen. n. Ciocalyp t r a. Sceleton composed of numerous clo-
sed columns, each consisting of a central axis of compact, irregu-
larly elongated reticulated structure, from the surface of which ra-
diate, at about right angles, numerous short sim^Dle cylindrical pe-
dicels, or stout fasciculi of closely packed spicula; the distal ends
of each pedicel separating and radiating in numerous curved lines,
which spread over the inner surface of the dermal membrane, se-
parating and sustaining it at all parts, at a considerable distancc
from the central axis of the sceleton. Sp. n. C. penicillus.
Tethea Lam. Sponge massive, suborbicular, Sceleton consi-
sting of fasciculi of spicula. Fasciculi radiating from a basal or
excentrical point to the surface. Intermarginal cavities unsymme-
trical, confiuent. Propagation by internal gemmulation. (Scheint in
der Fassung unseres Verf. ausser den echten Tetheen auch andere
rindenlose Arten zu enthalten.)
Gen. n. Halicnemia. Sceleton formed of a single superior
Stratum of spicula radiating from the centre to the circumference
of the sponge at about its middle, and of an inferior Stratum of
spicula distributed without ordre. 2 Arten.
Gen. n. Die ty ocylitidrv s. Sceleton without fibre. compo-
sed of a loosely compacted axis of spicula, disposed principally in
the direction of the line of the axial column, from which a peri-
pherical System of long single or fasciculated defensive spicula ra-
diate at right angles to the axial column. Type: Hai. damicornis
Mont. (= Axinella Schm.).
der niederen Thiere wälirend des Jahres I8fi3. 153
Gen. n. Phahellia. Sceleton composed of a multitude of
primary cylindrical axes, radiating from a common base and rami-
fying continuously. from which emanate at about right angles to
the axes secondary series of ramuli, which ramify continuously as
they progress towards the surface, but never appear to anastomose.
Type : Hai. ventilabrum Johust.
An diese Genera reiht Verf. noch eine Anzahl von Formen,
die sich durch die vorwaltende Entwickelung ihres Basaltheiles aus-
zeichnen und dem'Gen. Raspailia Schm. nicht fern zu stehen scheinen.
Es sind:
Gen. n. Microciona. Sceleton a common basal membrane,
whence spring at or about right angles to its plane numerous se-
parate columns of spicule intermixed with keratose, furnished ex-
ternally with spicula, which radiate from the columns at various
angles towards the dermal surface of the sponge. Type: M. atro-
sangninea n. sp.
Gen. n. Hymerapliia. Sceleton a single basal membrane,
whence spring numerous large separate spicula, which pass through
the entire thickness of the sarcodous Stratum, to or beyond the
dermal surface of the sponge.
Gen.n. Hymed e sivi a. Sceleton a common basal membrane
sustaining a thin Stratum of disjoined fasciculi of spicula. Sp. n. //.
Zeüandica. (Hat pantofifelförmige Körperchen — retentive spicula
Bow. — wie Esperia.)
Subord. 2. Spiculo-membranous sceleton. Composed of in-
terstitial membranes having the sceleton-spicula irregularly disposed
on their surfaces.
Gen.n. Hynieniacidon. Sceleton without fibre; spicula
without Order, imbedded in irregularly disposed membranous stru-
cture. Type : H, caruncula Bow. (Nach Anwesenheit der charakteristi-
schen ,.panto£felförmigen" Körperchen Arten des S chmidt'schenGen.
Esperia, denen freilich ein reticulirtes Skeletgewebe beigelegt wird.
Auch das Gen. Halisarca will Yerf. hier einreihen, weil er bei H.
Dujardinii zahlreiche kleine Spicula gefunden habe.)
Subord. 3. Spiculo-reticulate sceletoüs. Sceleton continuously
reticulate in structure, but non fibrous.
Halichondria Flem. Sceleton without fibre, composed of an
irregulär polyserial network of spicula cemented together by keratode.
Als Typus dieses artenreichen Geschlechts betrachtet Verf. Hai.
panicea Johnst. (= Suberites Schm.)
Gen. Hyalonema Gray. Sceleton an indefinite network of
siliceous spicula, composed of separated elongated fasciculi reposing
on continuous membranes, having the middle of the sj^onge perfo-
rated vertically by an extended spiral fasciculus of single elongated
154 Leuckart: Bericht üb. d.Leist. in d. Naturgeschichte
and very large spicula, forming the axial sceleton of a columnar
cloacal System.
Gen. n. Isodictya. Sceleton without fibre, composed of a
symmetrical network of spicula ; the primary lines of the sceleton
passing from the base or centrum to the surface and the secondary
lines disposed at about right angles to the primary ones. Propagation
by internal mem.branaceous aspiculous gemmulae. Als Typus dieses
artenreichen Genus wird aufgeführt : T. infundibuliformis Bow. (Dürfte
wohl meist mit Reniera Schm. zusammenfallen.)
Spongilla L. Sceleton without fibre, composed of a symme-
trical network of spicula; the primary lines of the sceleton passing
from the base or centrum to the surface and the secondary lines
disposed at about right angles to the primary ones. Reproductive
Organs ovaries coriaceous and abundantly spiculous. Alle Arten
gehören dem Süsswasser an. Mit Sp. fluviatilis Johnst. als Typus.
Subord. 4. Spiculo-fibrous sceletons. Regularly fibrous. Fi-
bres filled with spicula.
Gen. n. Desmacidon. Sceleton fibrous, irregularly reticu-
lated. Fibres composed entirely of spicula arranged in accordance
withi the axis of the fibre, cemented together and thionly coated
with keratode. Hieher als brittische Arten: Hai. aegagropila Johnst.
und H. fruticosa Johnst.
Gen. n. Raphyrus. Sceleton fibrous, but not horny. Fibre
composed of a dense mass of siliceous spicula mixed together with-
out ordre. Einzige Art R. Griffithsii Bow.
Subord. 5. Compound reticulate sceletons, having the pri-
mary reticulations fibro - spiculate, and the interstices filled with a
secondary spiculo-reticulate sceleton.
Gen. n. Diplodemia. Sceleton fibrous; fibres keratose, he-
tero-spiculous ; combined with a secondary sceleton of irregulär
network of spicula; rete unispiculate, rarely bispiculate. Ovaries
membranous and spiculous. Einzige Art D. vesicula n. sp. aus
Schottland.
Subord. 6. Solid siliceo - fibrous sceleton. Sceletons reticu-
late. Fibres composed of concentric layers of solid silex, without
a central canal. Reticulations unsymmetrical.
Gen. Dactylocalyx Stutchbury (Iphiteon Mus. Par.). Sceleton
siliceo-fibrous. Fibres solid cylindrical. Reticulations unsymmetri-
cal. Eine höchst interessante Form mit kiesligem Fasernetz, die
als D. pumicea beschrieben wird und von Barbadoes stammt.
Subord. 7. Canaliculated silico - fibrous sceletons. Sceleton
reticulate , symmetrical. Fibres composed of concentric layers of
solid silex, with a continuous central canal.
Gen. un. n. Farrea mit F. occa n. sp.
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 155
Ordo III. Keratosa.
Subord. 1. Solid non spiculate kerato-fibrous soeletons.
Gen. Sponoia L. Sceleton kerato-fibrous. Fibres solid, cy-
lindrical, aspiculous. Rete unsymmetrical. Zahlreiche Arten, unter
denen Sp. ofticinalis L.
Gen. n. Sp onfji onell n. Sceleton kerato - fibrous. Fibres
solid, cylindrical, aspiculous. Rete symmetrical ; primary fibres ra-
diating from the base to the apex. Secondary fibres disposed at
nearly right angles to the primary ones. Type: Sp. pulchella So-
werby. (Cacospongia scalaris Schm. ?)
Subord. 2, Solid semispiculate kerato-fibrous sceletons.
Gen. Halispongia Bl. Sceleton kerato-fibrous. Fibres solid;
primary fibres compressed, containing an irregularly disposed series
of spicula. Secondary series of fibres unsymmetrical, cylindrical,
without spicula. Zahlreiche Arten aus Australien und dem mittel-
ländischen Meere. (Wohl identisch mit Spongelia Schmidt — aller-
dings nur in der Voraussetzung, dass die Kiesel spicula der dicken
Fasern fremde Einschlüsse sind.)
Subord. 3. Solid, intirely spiculate, kerato-fibrous sceletons.
Gen. Chalina Grant, Sceleton fibrous. Fibres keratose, solid,
cylindrical and interspiculate. Rete symmetrical; primary lines
radiating from the basal or axial parts of the sponge to the distal
portions. Secondary lines of fibre at about right angles to the pri-
mary ones. Unter den zahlreichen brittischen Arten wird als Typus
bezeichnet: Haiich. oculata Johust. (ob wirklich zu den.Hornschwäm-
men gehörig? Vielleicht mit Clathria Schm. identisch.)
Subord. 4. Simple fistulo-kerato-fibrous sceletons.
Gen. Verongia Bow. Sceleton kerato-fibrous. Fibres cylin-
drical, continuously fistulosi (d. h. von einem Achsenkanale durch-
setzt), aspiculous. Rete unsymmetrical. Type: Sp. fistulosa Lam.
Subord. 5. Compound fistulo-fibrous sceletons (d. h. mit Fa-
sern, die von einem complicirten Canalsystem durchzogen sind).
Gen. Auliskia Bow. Sceleton kerato-fibrous. Fibres aspiculous,
cylindrical, continuously fistulöse; primary fistulae having minute
caecoid canals radiating from them in every direction. Rete unsym-
metrical. (In der Voraussetzung, dass das Canalsystem der Fasern
von Parasiten herrührt, wohl identisch mit Aplysina Schm.)
Subord. 6. Regulär semi-areno-fibrous sceleton.
Gen. Stematumenia Bow. Primary fibres of the sceleton so-
lid, more or less compressed, containing a central axial liue of
spicula and gi-ains of extraneous matters. Interstitial structure ab-
undantly fibro-membranous. (Wohl mit Hircinia Nardo identisch.)
Subord. 7. Irregulär and entirely areno-fibrous sceletons. Mit
156 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
Skeleten, die, wie bei Dysidea Johnst. (Arten des Gen. Spongelia
und Cacospongia), kaum mehr, als zusammenhängende Anhäufungen
von Sand darstellen.
Der zweite Theil der B o w e r b a n k' sehen Abhand-
lung (1. c. p. 747 — 836. Tab. 27 — 35) enthält eine detall-
lirte Beschreibung der einzelnen Theiie des Schwamm-
körpers und giebt ausserdem eine Uebersicht über den
Bau und die Physiologie der Poriferen. Wir lernen u. a.
daraus die Thatsache, dass das Gefässsystem dieser Thiere
in der Entwicklung seiner einzelnen Abschnitte einen
grossen Wechsel zeigt, dass namentlich die ausführenden
Canäle nicht selten durch einfache Kloakhöhlen vertre-
ten sind, die, je nach den Arten, in bald grösserer, bald
geringerer Anzahl vorkommen. Es giebt selbst Schwämme,
in denen statt eines eigentlichen Gefässsystems im Umkreise
derCloakhöhle nur eine Anzahl von (flimmernden) Hohlräu-
men gefunden wird, die nach Aussen und nach Innen
offen sind und den Wasserwechsel unterhalten (Grantia
Bow.). Diese Flimmerräume (intermarginal cavitiesj finden
sich bekanntlich überall in der Peripherie des Schwamm-
körpers, zeigen aber in Grösse und Gruppirung zahlreiche
Unterschiede. Bei Geodia und Pachymatisma können
sie durch einen eigenen Klappenapparat gegen die daraus
hervorkommenden Kanäle abgeschlossen werden. Die
Poren der äusseren Körperhaut sind bald bleibende Or-
gane (Geodia u. a.), bald auch (wie in der Mehrzahl der
Fälle) vergänglich , und im ersten Falle bisweilen durch
besondere Einrichtungen ausgezeichnet. Die Oscula sol-
len beständig persistiren und nur, nach dem Willen des
Thiers, zeitweilig geschlossen werden. Die Substanzen,
die daraus ausgeworfen v/erden (thierischer und pflanzli-
cher Abstammung) tragen alle Zeichen der vorhergegan-
genen Verdauung. Dass der Verf. die sog. Gemmulae
der Spongillen als Ovarien betrachtet und auch die Sta-
chelkugeln der Rindenschwämme denselben zurechnet,
ist schon oben gelegentlich bemerkt worden. Die darin
eingeschlossenen Zellen haben nach unserem Verf. die
Bedeutung von Eiern. Bei dem Gen. Spongia will Verf.
auch auf den einzelnen Fasern zahlreiche freie Eier beob-
der niederen Thiere wiilircnd des Jahres 1863. 157
eichtet haben, doch gleicht die davon gegebene Zeichnung
eher fremden anhängenden Körnern, als Eiern. Auch auf
dem Wege der Knospung sollen die Schwämme sich fort-
pflanzen und zwar eben so wohl durch innere Knospen
(Schwärmlinge), wie durch äussere (die freilich nur bei
Tethya lyngurium beobachtet wurden). Ob die See-
schwämme auch, wie die Spongjllen, eine Theilung besit-
zen, lässt Verf. unentschieden. In Betreff des Skcletbaucs
und der in Form und Bildung so vielfach wechselnden
Einlagerungen verweisen wir auf die genauen, von zahl-
reichen Abbildungen begleiteten Beschreibungen desVerf.'s
mit der Bemerkung, dass dieselben nicht bloss nach
ihrem functionellen Werthe classificirt sind, sondern auch
durch eine besondere, meist allerdings etw^as schwerfällige
Nomenclatur einer präcisen Charakteristik zugängig ge-
macht sind.
Balsam 0 -Crivelli, di alcuni Spongiae del golfo
dl Napoli f Atfci Soc. ital. di sc. nat. T. V. 1863) kennt
Verf. nur aus den Mittheilungen Schmidt's. Er ent-
nimmt daraus, dass Verf. die Reniera dura und R. calix
als Typen zweier neuen Gattungen betrachtet, die er als
ßclimidtia und Lieherhühnia (schon vergeben) be-
nennt und folgendermaassen charakterisirt :
Schmidtia Bals. Spongiae tuberosae vel tuberoso-elongatae,
vel inaequaliter nodosae, plus minusve pedunculatae. Saepe singu-
lae, interdum binae vel plures inter se coalitae. Superficie superiori
nunc ovata, nunc planulata. Apertura saepe central! decurrente in
tubum intus favosum. cum canaliculis parencbymatis intern! com-
municantem. Parenchyma plus m!nusvc cr!brosum. Pars exterior
sp!cul!s falcatis procumbentibus contexta. Hieher ausser Schm. dura
noch Schm. clavata n. sp., Sclim, fungiformis n, sp., Schm. ficifor-
mis n. sp., von denen die zwei letzten nach Schmidt aber blosse
Varietäten der Schm. dura darstellen.
Lieberkühnia Bals. Spongiae halichondriae infundibuliformes,
vel turbinatae , vel globosae vel excavato - compressae. Textura
omnimodo reticulata. Fibrae extus a substantia mucosa, in exsicca-
tis granulosa obtectae, et intus inter se coniunctae. Spicula potius
parvula leviter arcuata, utrimque acuminata, serietim disposita ad
fibras efformandas. Sp. n. L. aegngropila.
Ausserdem beschreibt Verf. eine Anzahl neuer Su-
158 Leuckart: Bericht üb. d.Leist. in d. Naturgeschiclite
beriten, unter denen S. appendiculata (mit langen koni-
schen hinfälligen Anhängen) dem Gen. Papillina nahe zu
stehen scheint, und liefert schliesslich ein vorläufiges Ver-
zeichniss der dem Museum von Pavia aus Neapel zugegan-
genen Schwämme, das eine fast vollständige Uebereinstim-
mung mit der adriatischen Fauna zeigt.
Ehrenberg bringt das berühmte Hyalonema Sie-
boldii nochmals zur Sprache, um, nach der Beschreibung
einiger neulich aus Japan eingetroffener und durch Kunst
zu verästelten Gruppen vereinigter Fadenbüschel, sich
dahin auszusprechen, dass die Anwesenheit der Polythoen
ebenso wenig, wie die spiralige Drehung der Glasfäden
original sei, sondern erst durch die Behandlung der Ja-
panesen herbeigeführt werde. Auch den Ursprung der
Fasern hält Yerf. noch nicht für ausgemacht, da es ihm
kaum glaublich scheint, dass der basale Schwamm die
natürliche Muttersubstanz des Glasschopfes abgebe. Berl.
Monatsber. 1863. S. 300—305.
Lieberkühn lenkt (Arch. für Anat. und Physiol.
1863. S. 717--730. Taf. XIX) die Aufmerksamkeit der
Zoologen auf gewisse bis jetzt übersehene Bewegungs-
phänomene, die in ausgezeichnetster Weise in den Schwära-
men (Spongillen) vorkommen und sich in letzter In-
stanz auf Form- und Ortsveränderungen der das Schwamm-
parenchym zusammensetzenden Zellen zurückführen las-
sen. Es scheint hiernach fast, als wenn das Schwamm-
parenchym während des Lebens und selbst noch darüber
hinaus in einer ununterbrochenen Verschiebung begriffen
sei. Hier schliessen sich Lücken und Hohlräume, die
eine Zeitlang auf der äusseren Begrenzungshaut oder in
der Tiefe des Schwammkörpers bestanden hatten, dort
bilden sich neue ; hier sieht man die Parenchymfäden zu
einem Netzwerke zusammentreten, dort sich auflösen,
hier sich verdicken, dort sich verdünnen und die schein-
bar homogene Structur in einen deutlichen Zellenbau
sich umwandeln. Besonders auffallend sind die Ortsver-
änderungen der einzelnen Zellen an den durchsichtigen
Ausflussröhren, wo man dieselben unter fortwährender
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 159
Formvoränclornng nicht selten auf- und abgleiten oder
durch andere Anfangs vielleicht ruhende sich hindurch-
drängen sieht, obwohl die Form der Röhren im Ganzen
unverändert bleibt. Nicht selten bilden sicli auch Va-
cuolen von der Grösse eines Zellenkerncs oder darüber,
die dann oftmals, wie die contractilen Behälter von Acti-
nophrjs, über die Oberfläche hervorragen. Bisweilen
sieht man (bei Aufbewahrung in reinem Brunnenwasser)
kleinere oder grössere Massen des Schv/ammkörpers sich
abschnüren, die dann eine Zeitlang fortleben und sich
unter Umständen sogar durch Entwickelung von Was-
sergefässen und Wimperkörpern zu selbstständigen Ge-
schöpfen umbilden. Auch der flimmernde Embryo scheint
sich mitunter durch Theilung zu vermehren. Man sieht
wenigstens mitunter Exemplare mit einer tiefen Einschnü-
rung, fast wie eine 8. Einzelne beiläufig angeführte
Beobachtungen lassen zugleich vermuthen , dass diese
Embryonen aus Zellen hervorgehen, deren Inhalt einer
progressiven Furchung unterliegt, ganz wie der Dotter
der thierischen Eier. Von den genuinen 8chwammzellen
zu unterscheiden sind übrigens gewisse amoben- oder
actinophrysartige Parasiten, die oftmals in Menge auf der
Oberfläche und selbst in der Tiefe des Parenchyms ge-
funden werden , und durch ihre Lebenserscheinungen
(Einkapselung, Erzeugung von monadenartiger Brut u. s. w.)
leicht zu Täuschungen Veranlassung geben. Aber auch
bei Ausschluss dieser Bildungen erscheinen die Elemente
des Schwammkörpers so eigenthümlich , dass man im-
mer von Neuem wieder auf die Frage geführt wird,
ob die Schwämme nicht wirklich, wje Dujardin, Car-
ter u. A. wollten, blosse Zusammenhäufungen von Amö-
ben und Monaden darstellten, welche die Ilorn- und Na-
delgerüste erzeugten. Unser Verf. ist übrigens über die
Natur der Schwämme anderer Meinung. Er betrachtet
dieselben als Colonieen, deren Individuen sich auf die be-
weglichen Embryonen zurückführen lassen, d. h. einen
Complex gleichartiger Schwammzellen mit Wasserge-
fässen, Wimperorganen und Skeletgerüst darstellen.
160 Leuckart: Bericht üb d. Leist. in d. Naturgeschichte
Aus den vorläufigen Mittheilungen Kolli ker's über
den Bau der Spongien (Wiirzb. naturwiss. Zeltung 1863.
Bd. IV. Verhandl. XIV) entnehmen wir, dass diese Thiere
nicht bloss ein zelliges Parenchym , sondern zum Theil
auch Bindesubstanz von verschiedener Beschaffenheit und
ein Fasergewebe enthalten, das einerseits dem echten Bin-
degewebe, andererseits dem glatten Muskelgewebe nahe-
steht. (So besonders die Rindenschw^ämme.) Die Hörn
fasern sind i\usscheldungen, die bei vielen Hornschwäm-
men mit einer oberflächlichen Cuticula in Verbindung
stehen. Der Kanal der Kieselnadeln, der übrigens nicht
überall gefunden werden konnte, enthält eine organische
Faser, die in manchen Fällen über die Enden der Nadel
hinaus sich fortsetzt. Aechte Eier, mit Keimbläschen und
Keimfleck, zum Theil mit Ausläufern, so dass sie stern-
förmigen Ganglienzellen ähnlich sahen, wurden gefunden
bei Corticium, Ancorina, Raspailia, Dunstervillea, Nardoa
und Spongelia, w^ährend sich Samenfäden bis jetzt nur
bei Esperia truncata erkennen Hessen. Die Wimperap-
parate finden sich nicht nur In Gestalt von kugligen
Blasen, sondern auch in Gestalt von Kanälen, die thells
überall denselben Durchmesser haben (Kalkspongien),
thells stellenweise blasige Anschwellungen besitzen (Cor-
ticium, Gummina, Spongelia). Die Wimperzellen haben
deutliche Kerne und immer nur ein Wimperhaar.
IV. P r 0 1 0 z 0 a,
V. Carus theilt die Protozoen in 5 Classen, die
Myxocystodea (Gen. Noctiluca), Gregarinae, Spongiae,
Rhizopoda und Infusoria. Handbuch der Zoologie IL S. 567.
Harting hatte Gelegenheit eine Anzahl von Tief-
grundgruben (990 — 4000 Faden) aus der Banda-See zu
untersuchen und knüpft an die Beschreibung der von ihm
in grosser Menge aufgefundenen organischen Ueberreste
eine Reihe von Betrachtungen, die namentlich die Frage
erörtern , ob die betreffenden Organismen In der Tiefe
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 161
der See gelebt haben oder erst nach dem Tode dorthin
gelangt seien. Nach einer gründlichen Erörterung der
Frage entscheidet sich Verf. dahin^ dass die ersterc An-
nahme bis jetzt noch keineswegs ausser Zweifel gestellt
und als bewiesen anzusehen sei. Die Mehrzahl der dort
aufgefundenen und deutlich unterschiedenen Ueberreste
gehört zu der Gruppe der Polycystinen ^ nur wenige,
und nur solche aus unbedeutender Tiefe, zu den Polj-
thalamien. Ausser diesen beiden Gruppen waren noch
die Spongiaden und Diatomeen vertreten, ßijdrag tot
de kennis der mikroskopische Faune en Flore van der
Banda-Zee. Amsterdam 1863. (34 S. in Quarto mit drei
Tafeln). Die fast ausschliesslich den Polycystinen zu-
gehörenden neuen Arten werden an geeigneter Stelle nam-
haft gemacht werden.
Ehrenberg berichtet (Berliner Monatshefte 1863.
S. 379 — 394) über die unterseeische Agulhas-Bank an der
Südspitze Afrika's und die daselbst aufgefundenen, haupt-
sächlich der Gruppe der Polythalamien zugehörenden
Lebensformen.
1. Infnsoria.
S t e i n's Vortrag „über die Hauptergebnisse der
neuen Infusorienforschungen" (Wien 1863. 29 S. in Octav)
enthält in anziehender Form eine Schilderung der allmäh-
lichen Entwickelung unserer Kenntnisse über die Infuso-
rien. Der Standpunkt, den Verf. darin (gegenüber Bal-
biani) einnimmt, ist derselbe, den wir im letzten J. B.
hervorgehoben haben.
Wir haben bei einer früheren Gelegenheit (J. B. 1859.
S. 229) die Mittheilung gemacht, dass sich nach den Ex-
perimentaluntersuchungen Kühne's der Faden des Vor-
ticellenstieles gegen physikalische und chemische Reagen-
tien genau wie der Froschmuskcl verhalte und demge-
mäss denn auch als ein Muskelfaden betrachtet werden
müsse, zumal er im Wesentlichen auch den Bau eines
solchen besitze. Die Richtigkeit dieser Angabe wird jetzt
von Mecznikoff (Archiv für Anat. u. Physich 1863.
Archiv f. Naturg. XXX. Jahrg. 2. Bd. L
162 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
S. 180—186. Journ. micr. Science 1863. p. 285 if.) bestrit-
ten. Der sog. Muskelfaden soll weder nach seinem Baue
noch nach seinem Verhalten gegen Reagentien als ein
muskulöses Gebilde betrachtet werden dürfen , sondern
ein contractiles Parenchym darstellen, da nicht bloss die
Einwirkung der Electricität wesentlich andere Effecte her-
vorrufe, als bei den Muskeln, sondern auch Rhodankalium,
Veratrin, Aetzkali und andere Reagentien, in Lösungen,
die den genuinen Muskel stark afficiren, bei dem Vorticel-
lenstiele keinerlei Veränderungen bedingen. Auf welcher
Seite das Recht ist, ob auf Seite Kühne's, der die Ex-
perimente von Mecznikoff als unzuverlässig und un-
richtig bezeichnet (a. a. O. S. 406 — 411), oder auf der von
Mecznikoff, der seine Angabe seither nochmals wieder-
holt hat (a. a. O. 1864. S. 291), müssen wir der Zukunft
zur Entscheidung überlassen.
Du Plessis berichtet in seiner Dissertation (de
l'action des substanccs medicamenteuses sur les Infusoires,
Lausanne 1863. 64 S. in Octav mit 1 Taf.) über eine Reihe
von Experimenten, die er, zunächst in der Absicht, von In-
fusorien gute mikroskoj)ische Präparate anzufertigen, über
die Einwirkung verschiedener Medicamente und physikali-
scher Agentien auf diese Thiere angestellt hat. Als bestes
Conservationsmittel empfiehlt derselbe ein mit chromsaurem
Kali oder blosser Chromsäure gefärbtes Glycerin. Für die
Einzelnheiten müssen wir auf das Büchlein selbst verwei-
sen, das darüber (namentlich über das Verhalten der In-
fusorien gegen organische Substanzen) manches neue bie-
tet. Leider vermisst man überall ein genauere Angabe
der Quantitäts- und Concentrationsverhältnisse.
Einer Mittheilung von Buch holz (Arch. für Anat.
u. Physiol. 1836. S. 257) entnimmt Ref. die interessante
Notiz, dass es W i t ti c h gelungen ist, den Farbestoff der
Euglena sanguinea in ausgezeichnet schönen, grossen, sehr
regelmässig ausgebildeten Crystallen isolirt herzustellen.
Bei Behandlung mit concentrirter Schwefelsäure verwan-
deln diese Crystalle ihre rubinrothe Farbe in Blau, ganz
wie es Buch holz auch bei dem Pigmente der Ganglien-
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 163
zollen von Tjvmnaeiis und Planorbis, so wie bei den ro-
thcn Farbstofien zahlreicher Fischschwänze beobachtete.
Ueber denselben Gegenstand handelt Witti ch selbst
in Virchow's Archiv für pathol. Anat. Bd. 27. S. 573—575.
Die rothe Farbe rührt von einer an ein verseifbares Fett
gebundenen Substanz her, die mit dem sonst so sehr ver-
breiteten Hämatin Nichts gemein hat.
Polonio berichtet in der vSocieta Ital. Milan, (nach
der Revue zool. 18G3. p. 40. 41) von einer Epizootie un-
ter den Krebsen des Lago maggiore, die durch den Para-
sitismus kleiner Vaginicola-artiger Infusorien bedingt sein
soll. (Aus einer spätem Mittheilung von Tubi erfahren
wir, dass die Epizootie über sämmtliche Seen und Flüsse
der Lombardei sich erstreckt hat und binnen acht Tagen
die früher so häufigen Krebse fast sämmtlich tödtete.
Ueber die Ursache dieser merkwürdigen Erscheinung wird
weiter nichts erwähnt. Ibid. p. 95.)
Claparede beschreibt ein massenhaft in der Lei-
beshöhle mehrerer x\ctinienarten schmarotzende Flagio-
toma actiniarum n. sp., das (wie Isotricha) beim Schwim-
men das vordere Ende nach hinten kehrt und leicht für
die Brut seiner Wirthe gehalten werden könnte. Beob-
achtungen u. s. w. S. 2. Die Küste von St. Vaast la Hou-
gue, wo Claparede's Beobachtungen angestellt wurden,
ist übrigens — wie Ref. auch für Dieppe und den Treport
bestätigen kann — ausserordentlich arm an Infusorien.
Eine in ungeheurer Menge zwischen Florideen umher-
schwärmende Paramaecium - artige Form bildete mit ein
Paar Euplotea beinahe die ganze Strandfauna, und von
pelagischen Infusorien kam Verf. nur ein Mal eine leere
Schale von Tintinnus Ehrenbergii zu Gesicht, mit vier
Aufsätzen (Zuwachsringen?) an der Mündung.
Das von Weisse aufgestellte Verzeichniss der seit
30 Jahren von ihm in St. Petersburg beobachteten Infu-
sorien (Bull. Soc. imper. 1863. IL p. 23G) enthält ausser 28
Monadinen, 10 Cryptomonadinen, 17 Volvocinen, 15 Asta-
siäen, 2 Dinobryinen, 5 Amöbäen, 10 Arcellinen, 5 Cy-
clidinen, 9 Peridinäcn, 29 Vorticellinen, 6 Ophrydinen
164 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschiclite
(mit Vaginlcola gemella W. =: Lagenophrys ampulla St.),
23Enchelinen (mit Acineta cothurnata W.=A. diadema St.),
4 Colepinen, 25 Trachelinen, 3 Ophryocercinen, 1 Aspi-
discinen, 17 Colpodinen, 13 Oxytrichinen, 5 Euplotinen.
S t e i n b e r g veröffentlicht in der Zeitschrift für
neuere Medicin, die von Prof. Walter in Kiew in rus-
rischer Sprache herausgegeben wird (1862. Nr. 20 — 24),
Untersuchungen über die auf und zwischen den mensch-
lichen Zähnen sich ansammelnde weisse Substanz, und
beobachtet in derselben ausser verschiedenen Vibrionen und
einer Amoeba (Ä. huccahs) folgende Infusorien: Monas
crepusculum, M. globulus, M. lens, M. elongata, Bodo so-
cialis, B. intestinalis, Cercomonas biflagellata, C acumi-
nata, C globosa, Trichomonas vaginalis (!), Tr. elongata
n. sp., Tr. caudata n. sp., Tr. flagellata n. sp.
Rhizopoda.
M. Schultze sah sich durch den Widerspruch, den
seine Angaben über die Körnchenströmung an den Pseudo-
podien der Foraminiferen und die ganze Protoplasmatheorie
bei Reichert gefunden (J. B. 1862. S. 280), veranlasst,
seine Untersuchungen über die in Frage stehenden Phä-
nomene von Neuem aufzunehmen und sie gegen die er-
hobenen Einwürfe zu vertheidigen. Wir verdanken die-
sem Umstände ein kleines höchst interessantes Büchlein
über „das Protaplasma" (68 S. in gross Octav) , in dem
Verf. nicht bloss seine früheren Darstellungen vollständig
aufrecht erhält und durch zahlreiche neue Beobachtungen
sicher stellt , sondern namentlich auch die Ueberein-
stimmung des Körperparenchyms der Rhizopoden mit dem
Protoplasma der Pflanzenzellen auf Grund nicht bloss
der morphologischen Beschaffenheit, sondern weiter auch
des gleichartigen Verhaltens gegen Reagentien, Electri-
cität und Wärme auf das Bestimmteste nachweist. Es
würde uns hier zu weit führen, wenn wir auf die allge-
meine Tragweite und die fast reformatorische Bedeutung
der von unserem Verf. entwickelten Anschauungen näher
eingehen wollten. Wir überlassen das den Histologen,
der niederen Thiere während des Jahres 18G3. 165
die um so mehr Veranlassung finden werden, die Schrift
ihrer Beachtung zu unterziehen, als sie sich ausdrücklich
als „ein Beitrag zur Theorie der Zellen" ankündigt. Uns
interessiren hier von Detailangaben zunächst nur ein Paar
Versuche, die wohl geeignet sein dürften, das Phänomen
der Kornchenströmung ausser Zweifel zu stellen, und
einige Angaben über Actinophrys Eichhorni.
Verf. brachte Milioliden auf einen Objectträger in einem Tro-
pfen Seewasser, dem ein wenig fein vertheilter Kamin oder Stärke-
mehl zugesetzt war, und beobachtete nun, dass diese Kör^jerchen
nicht bloss überall von der Substanz der Pseudopodien aufgenom-
men wurden, sondern sich in derselben ganz nach Art der be-
kannten „Körnchen" fortbewegten, auch, nach stattgefundener Ver-
schmelzung der Pseudopodien, von dem einen Faden auf den an-
dern übergingen. Bei Actinophrys Hess sich in den Pseudopodien ein
hyaliner Achsenfaden und eine körnige Rindenschicht unterscheiden,
von denen die letztere sich durch eine weit grössere Beweglichkeit
auszeichnet und bei der Verschmelzung der Pseudopodien auch allein
in Betracht kommt. Diese beiden Substanzen sind dieselben, die
man an dem Körper unserer Thiere schon seit lange kennt, wie
namentlich daraus erhellt, dass der hyaline Achsenstrang die ober-
flächliche, mit der körnigen Belegmasse der Pseudopodien direkt
zusammenhängende Rindenschicht des Leibes durchsetzt und in die
Marksubstanz desselben übergeht. Gleiches scheint auch bei man-
chen Meerradiolarien wiederzukehren, während die Pseudoi)odien
der Foraminiferen entweder bloss eine hyaline , oder wie gewöhn-
lich eine bloss körnige Beschaffenheit besitzen. Im ersten Falle
fehlt denn auch die Körnchenbewegung (Gromia Dujardinii). Die
Rinde der Marksubstanz enthält bei Actinophrys eine Anzahl von
etwa 40 zellenartigen Körperchen.
Dass die Angaben von M. Schultz e übrigens auch
in ihrer neuen Form nicht Jedermann überzeugen, be-
weist der Aufsatz von Reich er t ^über die Körnchen-
strömung an den Pseudopodien der Polythalamien^ (Ar-
chiv für Anat. u. Physiol. 1863. S. 388—392), in der von
Neuem wiederholt wird, dass die sog. Körnchen keine
selbständigen Gebilde seien, sondern den optischen Aus-
druck einer localen Contraction darstellen, die an dem
einen Rande der Pseudopodien wellenförmig („eine am
Faden fortziehende Schlinge") in dieser oder jener Rich-
tung hinlaufe.
166 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
Die Erwiderung von Schnitze (Archiv für Na-
turgesch. 1863. 1. S. 361) bringt für die Entscheidung der
hier angeregten Fragen nichts Neues.
Unter den vorliegenden Umständen ist es doppelt
erwünscht, dass die Eigenschaften des sog. Protoplasma
gleichzeitig mit Schultze auch noch von anderer Seite
zum Gegenstande einer eingehenden Untersuchung ge-
macht sind. Wir meinen den um unsere Kenntnisse von
den niedrigsten Lebensformen hochverdienten Botaniker
Cienkowski, der seine Beobachtungen (über ;,das
Plasmodium^ in den Jahrbüchern für wissenschaftl. Bo-
tanik III. S. 400—440. Tab. XYI— XXI) allerdings nicht
bei den eigentlichen thierischen Rhizopoden angestellt
hat, wohl aber bei Geschöpfen, die den Rhizopoden durch
die Eigenthümlichkeiten ihres Körperparenchyms so nahe
stehen, dass man sie als Mycetozoen denselben ohne Wei-
teres anreihen wollte, obwohl die Mehrzahl der Botaniker
dieselben als Myxomyceten (Schleimpilze) dem Pflanzen-
reiche zurechnen. Bei der meist sehr beträchtlichen Dicke
der von diesen Geschöpfen gebildeten Pseudopodien eig-
nen sich dieselben begreiflicher Weise weit mehr, als die
Foraminiferen, zur Entscheidung gewisser Fundamental-
fragen, wesshalb war es denn auch als besonders wichtig
bezeichnen müssen, dass sich Ci enkowski in seinen An-
sichten über die Natur des Protoplasma im Wesentlichen
in Uebereinstimmung mit Schultze befindet. Auch
Cienkowski hebt hervor, das die Substanz der Myxo-
myceten ein Stoff sei, der sich der gangbaren Zellentheorie
in histologischer Beziehung durchaus nicht füge und Er-
scheinungen zeige, die sich mit den sog. Plasmaströmen
gewisser Pflanzenzellen vergleichen lassen. Wie hier, so
sehe man bei den Myxomyceten eine beständig wechselnde
Contraction der hüllenlosen Grundmasse und ein Strömen
von Körnchen, nur dass dieses, bei der Dicke der Pro-
toplasmafäden, ganz deutlich im Innern der Masse statt-
findet und nicht den Anschein eines oberflächlichen Hin-
gleitens hat. Fremde Körper, Stärkemehl, Sporen, Cy-
sten u. a. werden nicht selten in diesem Strome mit fort-
der niederen Thicrc während des Jahres 1863. 167
geführt^ nachdem sie vorher durch ein förmliches Umflies-
sen von der Masse aufgenommen sind. Es sind übrigens
nicht bloss diese histologisch-physikalischen Erscheinungen,
die unser Verf. an seinen Objecten studirt hat, sondern
auch die Vorgänge der Entwickelung, die, wenn sie auch
im Wesentlichen die Angaben de Bary's (J. B. 1859.
S. 230) bestätigen, sie doch^ im Einzelnen mehrfach er-
weitern und uns um so wichtiger sind, als sie die schon
von Bar 7 angedeuteten Beziehungen gewisser Amöben
zu den Myxomyceten ausser Zweifel stellen und auch die
Monaden in mehrfacher Beziehung als verwandte Ge-
schöpfe erscheinen lassen.
Das Plasmodium entsteht nach den Beobachtungen Cien-
kowski's weniger durch ein Auswachsen der zur Ruhe gekommenen
amöbenartigen Schwärmer (Myxamöben), als vielmehr durch ein Zu-
sammenschmelzen derselben. So lange dieselben noch isolirt sind, ver-
halten sie sich völlig wie Thiere. Sie verschlucken allerlei Substanzen
und tragen dieselben in einer Vacuole (wie in einem sog. Infusorien-
magen) eingebettet mit sich umher, zeigen auch eine deutlich pulsi-
rende Vacuole und einen Kern. Nach der Verschmelzung geht der
Kern verloren, während die Vacuole persistirt, so dass letztere bei
den Zusammengesetzen Formen immer in grösserer Menge gefunden
werden. Unter gewissen Umständen löst sich übrigens das Plasmo-
dium wieder in eine Menge kleinerer Häufchen auf,- die sich je mit
einer festen Cellulosehülle umgeben und in diesem Zustande lange
ohne Verlust ihrer Keimkraft existiren. Gelegentlich zieht sich auch
das ganze Plasmodium ohne vorhergegangene Theilung auf einen
kugligen Haufen zusammen, der dann gleichfalls in eine Cyste sich
einschliesst. Da auch die Schwärmer (unter Beibehaltung ihres
Kernes und ihrer Vacuole) sich einkapseln können, so darf man
behaupten, dass die Myxomyceten auf allen Altersstufen, von der
Spore an bis zur Fruchtbildung, die Fähigkeit besitzen, sich durch
Einkapselung vor schädlichen Einflüssen -zu sichern. Es giebt übri-
gens auch zellenartige Ruhezustände ohne feste Kapsel, die ebenso
wenig, wie die Cysten, durch Austrocknung ihre Keimfähigkeit ver-
lieren. Die Monas amyli und M. parasitica haben gleichfalls schwär-
mende Zustände, die sich in Amöben verwandeln, auch oftmals zu
grösseren Massen zusammenfliessen und schliesslich, nachdem sie
durch Nahrungsaufnahme (von Amylum, Chlorophyll) gewachsen sind,
in einen zellenartigen Körper sich verwandeln. Diese Zellen bilden
die Schwärmsporen ; sie bilden aber öfters auch durch Abscheidung
einer festen Hülle unter der äusseren Membran förmliche Cysten
168 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
— sie ergeben sich also als (einzellige) Organismen, welche die
Schwärmsporen bildenden Pflanzen mit den Infusorien vereinigen.
Mitunter tritt auch der Inhalt der zellenartigen Ruhezustände von
Monas amyli, ohne Schwärmlinge zu bilden, nach aussen hervor, um
dann als freie Protoplasmamasse eine Zeitlang für sich zu leben.
Die von Fresenius beschriebene Amoeba lateritia hat gleichfalls
einen zellenartigen Ruhezustand, während dessen der Inhalt entwe-
der in vier Stücke zerfällt, die in Form von actinophrysartigen
Amöben (mit Nucleus und Vacuole) ihre Bildungsstätte verlassen
oder gleichfalls eine feste Cystenwand auf sich ablagern. Auch an-
dere Amöben (A. limax?) bilden feste dickwandige Cysten oder ver-
wandeln sich auch (A. radiosa?), wie gelegentlich die Myxamöben,
durch Bildung eines Flimmersaums und Streckung der Körperform
in einen Schwärmling.
Linde man n's Arbeit „über die Entwickelung der
Myxomyceten'' (Bull. Soc imper. Moscou 1863. I. p. 389
— 420. Tab. V u. VI) hat für die hier vorliegende Frage
um so weniger Bedeutung, als der Verf. durch einen
seltsamen MissgrifF ein Paar (gewöhnliche Pilze (Trichia
und Peziza) für Myxomyceten gehalten hat. Dagegen
aber machen wir bei dieser Gelegenheit noch auf die
Bemerkungen Carter's aufmerksam (Annal. nat. bist.
T. XIL p. 46), die, w^ie die Angaben Cienk o wski's,
das Verhalten der Amöben zu den Myxomyceten und
Pilzen betreffen.
Wal lieh berichtet von einer neuen grossen Amöbe
(Ä. villosa) mit einem eigenthümlichen Zottenbesatze am
hinteren Körper ende (AnnaL and Mag. nat. bist. T. XI.
p. 287— 291. p. 365-371. p. 434— 454. Tab. VIII-IX, im
Auszuge Quarterly Journ. micr. sc. 1863. p. 194). Die
Zotten gehören der äussern hellen Grenzschicht des Körpers
(ectosark) an und persistiren beständig, obwohl sie ihre
Form bisweilen verändern. Allem Anscheine nach dienen
dieselben als Haft- und Greifapparate, die bei der Ortsbe-
wegung, wie auch bei der Nahrungsaufnahme in Function
treten. Die contractile Blase und der von einer eige-
nen halbmondförmig abstehenden Membran umgebene Nu-
cleus liegen in der Nähe des Zottenfcldcs, woselbst die
erstere auch durch eine temporäre Oeffnung nach Aussen
ausmündet. Die Existenz einer festen äusseren Hülle
der niederen Thiere während des Jalircs 1863. 169
stellt Verf. in Abrede, wie er denn auch der contractilen
Blase eine eigene Wand abspricht. In einzelnen Exem-
plaren war statt des gewöhnlichen Kernes eine gelappte
Körnermasse oder eine Anzahl von 5 — 12 kleineren Kernen
vorhanden, die einer nach dem andern neben dem Zot-
tenfelde ausgeworfen wurden. Ausserdem unterscheidet
Verf. noch zweierlei runde Körper, gekernte (corpuscules)
und ungekernte (statoblasts), die seiner Ansicht nach bei
der Fortpflanzung eine Rolle spielen, obwohl es nicht
gelingen wollte, dieselbe direkt zu beweisen. Dafür aber
sah Verf. aus einem Thiere zahlreiche kleine Jungen her-
vorkommen, die trotz ihrer unbedeutenden Grösse (-^-^ —
TeVö") schon ganz w^ie die Mutter mit Nucleus, contractiler
Blase und Zotten versehen waren. Das Vorkommen mi-
kroskopischer Kalkcrystalle theilt die A. villosa mit an-
dern Rhizopoden (auch Euglypha, Arcella).
Carter, der ganz dieselbe Amoeba beobachtete
(ibid. T. XII. p. 30— 52. PL III), hält sie für identisch
mit A. princeps, obwohl die beiden charakteristischen
Eigenthüralichkeiten , der Zottenbesatz am Hinterende,
und der halbmondförmige Halo am Nucleus, den Verf.
von der uhrglasartigen Gestalt des anliegenden Nucleolus
herleitet, bisher bei dieser Art noch niemals beschrieben
wurden. Die Angaben des Verf.^s entfernen sich übrigens
mehrfach von der Darstellung Wallich's, wie z. B. in
der Annahme einer besondern Hüllhaut an Körper und
contractiler Blase^ so wie namentlich in Betreff der Fort-
pflanzung.
Carter kennt bei seinen Thieren nur eine einzige Art von
Fortpflanzungskugeln, die mitunter bis zu 60 und 80 neben einan-
der vorkommen und durch mehrfach wiederholte Zweitheilung aus
dem ursprünglich einfachen Kerne ihren Ursprung nehmen. Wäh-
rend der Entwickelung dieser Gebilde verliert das Mutterthier un-
ter gleichzeitiger Verdickung seiner Cuticula die frühere Beweg-
lichkeit, ohne sich jedoch eigentlich, so weit Yerf. beobachten
konnte, einzukapseln. Die späteren Schicksale der Keimkörper Hes-
sen sich nicht verfolgen, wie es denn auch niemals gelang, die Exi-
stenz unzweifelhafter Samenfäden nachzuweisen.
Diesen Angaben gegenüber sucht Wallich in
170 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
einem längeren Aufsatze (ibid. p. 111 — 151 ;,on the value
of the distinctive characters in Amoeba'^) seine Bestim-
mung und Darstellung der A. villosa zu rechtfertigen
und durch neue Beobachtungen (further observat. on the
distinction characters and reproductive phaenomena of the
Amoeban rhizopods , ibid. p. 329—337 und p. 448—466.
PI. VIII) ausser Zweifel zu stellen.
Wir heben daraus die Bemerkung hervor, dass die Statoblasts
des Verf's. den sog. gelben Zellen der Foraminiferen und Polycysti-
nen identisch sind und bei den Akanthometren und Thalassikollen
von ihm nicht bloss ausserhalb des Kernes, sondern auch im Innern
desselben aufgefunden wurden. Was die bisher unterschiedenen
Arten des Gen. Amoeba betrifft , so ist Verf. geneigt, einen grossen
Theil derselben als blosse Varietäten oder Entwickelungszustände zu
betrachten.
Die Amöben sind übrigens nicht die einzigen Süss-
wasserrhizopoden, bei denen die Vorgänge der Fortpflan-
zung zum Gegenstande eingehender Untersuchungen ge-
macht wurden. Auch über die Fortpflanzung derDifflu-
gien erhielten wir im Laufe des vergangenen Jahres
einigen Aufschluss und zwar wiederum durch Carter
(Ann. and Mag. nat. bist. T. XII. p. 249—262).
Aus den Untersuchungen, die derselbe über Difflugia pyriformis
Perty angestellt hat, geht zunächst hervor, dass die grüne Farbe
dieses Thieres von genuinen Chlorophyllzellen herrührt, die mit Stär-
kemehlkörnern zusammen in Menge das Körperparenchym durch-
setzen. Wenn die Thiere sich copuliren, so geht ein Austausch
dieser Gebilde vor sich, öfters sogar ein sehr ungleicher, so dass
das eine vielleicht doppelt so viel bekommt, als das andere. Nach
der Copulation füllt sich der Nucleus mit homogenen Kugeln, die
ein ziemlich starkes Brechungsvermögen besitzen und später in das
umgebende Körperparenchym übertreten, wo sie eine mehr körnige
Beschaffenheit annehmen und sich durch Theilung dergestalt ver-
mehren, dass sie schliesslich die Hauptmasse des Körpers ausma-
chen, zumal die Chlorophyllkügelchen und Stärkemehlkörner wäh-
rend dieses Vorganges verschwunden sind. Das spätere Schicksal
dieser Kugeln betreffend, so glaubt Verf. aus seinen Beobachtungen
entnehmen zu können, . dass sie den Körper verlassen, um ausserhalb
desselben eine Zeitlang mittelst eines oder einiger Flimmerhaare
umherzuschwimmen und dann nach Verlust der Cilien zu amöben-
artigen Geschöpfen zu werden.
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 171
Wyman's Angaben über Amöben (Proceed. Bost.
Sog. nat. bist. 1865. p. 281) entbalten nicbts Neues.
Foraminifera. Seit dem Erscbcinen des letzten Jab-
resbericbtes bat Ref. Gelegenheit gebabt, das grosse Fo-
raminiferenwerk Carpenter's, das er früb er bloss nacb
Anderer Mittbeilungen anzleben konnte, einziiseben. Ob-
wohl dem Titel nacb nur eine Introduction to tbe study
of tbe Foraminifera, cntbält dieses Werk (auf 319 Seiten
in gross Folio mit 22 Tafeln Abbildungen) docb so ziem-
lich Alles, was wir bis jetzt über diese Tbiere kennen.
Geschichte, Bau, Leben, geographische Verbreitung, Pa-
läontologie — das Alles findet hier mit grösstmöglicber Ge-
nauigkeit seine Berücksichtigung. Und nicht etwa bloss
eine Zusammenstellung des bisher Bekannten ist es, das
uns geboten wird; es enthält das Werk auf jedem Blatte
zugleich die Resultate einer langen und gewissenhaften
Forschung, die für die Wissenschaft um so fruchtbrin-
gender war, als dem Yerf. von allen Seiten ein reiches Un-
tersuchungsmaterial zufloss. Begreiflich, dass derselbe
unter solchen Umständen über die Verwandtschaftsver-
hältnisse der einzelnen Arten vielfach von dem Herkömm-
lichen abweicht. Formen, die auf den ersten Blick kaum
eine nähere Beziehung zu einander besitzen, erwiesen sich
ihm bei Vergleichung als die Endglieder einer zusammen-
hängenden Metamorphosenreihe, deren einzelne Repräsen-
tanten nicht einmal als verschiedene Arten betrachtet
werden können. Verf. verzichtet sogar darauf, überhaupt
Arten zu unterscheiden. Selbst die Annahme und Auf-
stellung besonderer Genera geschieht nur mit einer ge-
wissen Resignation und immer nur- da, wo Verf. nicht di-
rekt an andere Foraminifcrcn anzuknüpfen im Stande ist.
Die Genera sind für ihn keine systematischen Einheiten,
die eine scharfe Charakteristik zulassen, sondern blosse
durch gewisse physiognomische Züge ausgezeichnete Ty-
pen, die nach den verschiedensten Richtungen in äusserst
differente Formen aus einander gehen. Wir behaupten
nicht zu viel, wenn wir das vorliegende Werk geradezu
als einen Versuch bezeichnen, die Lehre Darwin's auf
172 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
das Gebiete der systematischen Zoologie zu übertragen.
Auch in dieser Hinsicht nimmt dasselbe somit unsere volle
Aufmerksamkeit in Anspruch. Leider müssen wir es uns
versagen, dem Verf. Schritt für Schritt bei seiner Dar-
stellung zu folgen. Es giebt des Neuen und auch Wich-
tigen so Vieles, dass es sich unmöglich in den Rahmen
eines engen Berichtes einreihen lässt. Schon die nach-
folgende kurze Aufzählung wird das zur Genüge beweisen.
Den Anfang des Werkes macht die Geschichte der
Foramlniferenkunde, in der Verf. vier Perioden unterschei-
det, deren Grenzen durch die Namen d'Orbigny, D u-
j ardin, Williamson bezeichnet sind. Das zweite Ca-
pitel (p. 12 — 40) handelt über die Rhizopoden im Allge-
meinen, ihre Organisation, Physiologie, Fortpflanzung und
Eintheilung. Die Grundzüge dieser Eintheilung haben
wir schon in dem letzten Jahresberichte (nach einer zwei-
ten Mittheilung unseres Verf.'s) hervorheben können.
Sie sind in dem vorliegenden grossen Werke unverändert
geblieben und werden in dem folgenden dritten Capitel
(p. 40 — 63) mit besonderer Berücksichtigung des Schalen-
baues für die Gruppe der Foraminiferen weiter ausge-
führt. Dass die Bildung der Schale nicht bloss bei Ge-
legenheit der Systematik, sondern auch sonst, wie bei der
Schilderung der einzelnen typischen Gruppen, eine be-
sondere Berücksichtigung findet, ist sowohl nach der Na-
tur der vorliegenden Objecte, wie auch nach den frühe-
ren Arbeiten des Verf.'s, die fast als Vorarbeiten des
gegenwärtigen Werkes erscheinen, schon von Vornherein
zu erwarten. Freilich sind es weniger die geometrischen
Verhältnisse des Schalenbaues, die hier in's Gewicht fal-
len , als die chemischen , anatomischen und physiologi-
schen, die auch in der That, nach den Darstellungen des
Verf.'s, eine ungleich grössere Bedeutung besitzen. Die
früher übliche Eintheilung in Monothalamien und Poly-
thalamien hat Verf. mit Recht verlassen und die erstem
an den entsprechenden Stellen unter letztere vertheilt.
Wie Reu SS (vergl. den letzten J. B.) unterscheidet der-
selbe bei den in Betracht gezogenen Thieren (Ord. Re-
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 173
ticulata Carp.) je nach der Zahl und Beschaffenheit der
SchalenöfFnnngcn die Unterordnungen der Imperforata und
der Perforata, die mit ihren Familien und Geschlechtern in
den übrigen Abschnitten des Werkes überall auf Grund
selbstständiger Untersuchung geschildert werden. Die
vom Verf. unterschiedenen Gruppen sind folgende:
Subordo 1. Imperforata (p. 64 — 147).
Fam. Gromida mit häutiger Schale. Gen. Lieberkühnia Clp..
Gromia Diij., Lagynnis Schulze, sämmtlich einkammrig.
Fam. Miliolida mit porcellanartiger Schale. Gen. Squamulina
Seh. (einkammrig), Cornuspira Seh. (einkammrig), Nubecularia Defr.
(eine äusserst proteische Schmarotzerform), Vertebralina d'Orb., Mi-
liola Lam. (mit Spiroloculina, Biloculina, Quinqueloculina, Trilocu-
lina, und dem Subgen. Hauerina, deren OefFnung siebförmig ist. wie
auch gelegentlich bei Miliola saxorum), Fabularia Defr. (Biloculina-
artig, mit siebförmiger Oeffnung und mehrfach durch Schalensub-
stanz getheilten Kammern) , Peneroplis Montf. (incl. Dendritina,
Spirolina, Coscinospira, bei denen die reihenweis gestellten Schalen-
öffnungen zu einer unregelmässigen Spalte zusammengeflossen sind),
Orbiculina Lam., Alveolina Desh. (bei der Verf. die Existenz eines
besondern Canalsystems gegen Carter in Abrede stellt), Orbitoli-
tes Lam. (mit Amphisorus) , Dactylopora Lam., Acicularia d'Arch.
Fam. Lituolida mit sandiger Schale (d. h. zusammengeklebten
Quarzstückchen. Verf. kennt keine Foraminifere mit selbstständig
ausgeschiedener Kieselschale). Gen. Tr ocha mmina Park, et Jon.
(ein neues, der Form nach zu Cornuspira gehörendes, einkammriges
Genus), Lituola Lam. , Valvulina d'Orb. Das letzte Gen. enthält
Arten, die insofern den Uebergang zu der folgenden Unterordnung
machen, als sie dicht auf der Sarkodemasse ihres Körpers, unter-
halb der Sandschale, eine hyaline Schicht mit Porenkanälen besitzen.
Subordo 2. Perforata (p. 148—319).
Fam. Lagenida mit hartschaligem gerippten Gehäuse, die aus-
ser zahlreichen feinen Canälen noch eine grössere von einem ge-
zähnelten Lippenrande umgebene Oeffnung tragen. Gen. Lagena
Williams, Nodosaria d'Orb. (ein Genus, dem Verf. zahlreiche, bisher
kaum als Glieder einer zusammenhängenden Entwickelungsreihe er-
kannte Formen zurechnet, deren Endpunkt in der spiralig gerollten
Cristellaria gefunden sind: Dentalina, Vaginula, Planularia, Margi-
nulina, Dimorphina, Cristellaria, auch ausserdem noch Lingulina,
Rimulina, Robulina, so wie Glandulina, Frondicularia, Flabellina),
Orthocerina d'Orb,, Polymorphina d'Orb. , Uvigerina d'Orb.
Fam. Globigerinida mit hyalinem Gehäuse, deren Schalensub-
174 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgescliiclite
stanz von groben Poren durchsetzt ist und eine einfache schlitzför-
mige Oeffnung trägt. Orbulina d'Orb. (ein Genus, dessen Selbst-
ständigkeit der Verf. trotz den bekannten Beobachtungen von Pour-
tales u. A. einstweilen um so mehr aufrecht zu halten sich genö-
thigt sieht, als er bei demselben niemals im Innern eine Globigerina
auffinden konnte), Oveolites Lam., Spirillina Ehrbg., sämmtlich ein-
kammrig. Die vielkammrigen Geschlechter vertheilt Verf. über drei
Unterfamilien :
Subfam. Globigerinae mit Globigerina d'Orb., Pullenia Park,
et Jon., Sphaeroidina d'Orb., Carpenteria Gray (deren Kieselnadeln
Verf. dem Sarkodekörper als genuine Einlagerungen zurechnen
möchte).
Subfam. Textularinae mit Textularia d'Orb. (dem Verf. auch noch
Bigenerina, Gemmulina, Gaudryina, Verneuilina und Vulvulina als
Varietäten, so wie Caudeina als Subgenus zurechnet), Chrysalinida
d'Orb., Cuneolina d'Orb., Bulimina d'Orb., Cassidulina d'Orb.
Subfam. Rotalinae mit Disco rbina n. gen. (deren typische
Form von d'Orbigny als Rotalia turbo beschrieben ist), Planorbu-
lina Williams, (ein Genus, dem Verf. auch Truncatulina, Anomalina
und Planulina zurechnet), Fulvinulina n. gen. (Typus: Rotalina
repanda Auct.) , Rotalia d'Orb. , Cymbalopora Hagenow, Calcarina
d'Orb., Tinoporus Montf., Patellina Williams. (= Conulites Gart.),
Polytrema Blainv.
Farn. Nummulinida, die grossesten und am höchsten entwickel-
ten Foraminiferen, mit äusserst fester Schale und einem Zwischen-
skelet, in dem sich ein complicirtes Canalsystem verzweigt. Gen.
Amphistegina d'Orb., Operculina d'Orb., Nummulina d'Orb., Poly-
stomella Lam., Heterostegina d'Orb., Cycloclypeus Carp., Orbitoides
d'Orb., Fusulina Fisch, de Waldh.
Ein Vergleich des voranstehenden Systems mit der von Reu ss
entworfenen Eintheilung (J. B. 1862. S. 283) zeigt zur Genüge, dass
beide Verf. durch ihre Untersuchungen vielfach zu übereinstimmen-
den Resultaten gekommen sind.
Parker und Jones behandeln in der Fortsetzung
ihrer Untersuchungen „on the nomenclature of the Fora-
minifera'' zunächst (Ann. and Mag. nat. hlst. T. XI. p. 91
— 98) das äusserst polymorphe Gen. Textularia und ver-
suchen sodann eine Rückführung der von Blainville
und Defrance (ibid. T. XIL p. 200— 219), so wie von
d'Orbigny (ibid. p. 429 — 441) in den Annal. des sc. nat.
1826 beschriebenen und aufgezählten Arten.
M. Schultze veröffentlicht (Arch. für Naturgesch.
der niederen TMere während des Jahres 18G3. 175
1863. I. S 81—95. Taf.VIII) die ihren Hanptresultaten
nach schon in dem letzten J. B. angezogenen Untersuchun-
gen „über Polytrema miniaceum," dessen Rhizopodenna-
tur inzwischen auch von Carp enter in der Introdu-
ction etc. (p. 235) erkannt ist. Die Schwaramnadeln, de-
ren Vorkommen im Innern der Kammern bei verwandten
Formen zu der irrthiimlichen Annahme von Uebergangs-
bildungen zwischen Poriferen und Foraminiferen Veran-
lassung gegeben hat, fehlen öfters völlig — wie solches
denn auch bei den von Carpenter untersuchten Exem-
plaren der Fall war, die Schnitze trotz ihres Herkom-
mens (Südsee) mit seinen Formen für identisch hält —
und liegen da, wo sie vorkommen, nie in der eigentlichen
Polythalamiensubstanz. Man überzeugt sich vielmehr,
dass sie die letztere (von der Peripherie nach der Tiefe)
allmählich immer mehr verdrängen und durch eine eigene
organische Zwischensubstanz von abweichender Beschaf-
fenheit (Schwammkörper) zusammengehalten werden. Wie
zahlreiche andere sog. Acervulinen enthält übrigens Po-
lytrema im Centrum einen (auch von Carpenter andeu-
tungsweise gesehenen) spiraligeu Anfang, so dass man
dasselbe vielleicht am besten den Globigeriniden beige-
sellt und neben Tinoporus Carp. stellt. Am Schlüsse
seiner Mittheilungen über Polytrema (S. 95 — 101) macht
Verf. noch eine Reihe von Bemerkungen über die von
Carpenter und Reuss neuerdings vorgeschlagene
Systematik der Foraminiferen (J. B. 1861 u. 62. S.283) und
die Beziehungen, die seine eigenen Arbeiten zu dersel-
ben besitzen. M. Schnitze trägt kein Bedenken, die
von diesen beiden Forschern nach wesentlich gleichen
Principien entworfenen Systeme als einen wirklichen
Fortschritt freudig zu begrüssen.
Eine englische Uebersetzung der hier angezogenen
Arbeit s. Ann. and Mag. nat. hist. T. XII. p. 409 ff.
Semper beobachtete auf den Philippinen (Zeitschr.
für wissenschaftl. Zool. Bd. XIII. S. 562) die Fortpflan-
zung einer dem Gen. Nummulites (Orbitolites Ref.?j zu-
gehörenden Forarainifere, die insofern eigenthümlich ist,
176 Leuckart: Bericht üb. d Leist. in d. Naturgeschichte
als sich hier der Inhalt der — durch ihre Grösse ausge-
zeichneten — Randzcllen zunächst immer nur in ein ein-
ziges einkammriges Schalthier verwandelt, um das sich
dann erst nach dem Austreten in unregelmässiger Spirale
neue Zellen herumbilden.
Wallich spricht die Vermuthung aus (Ann. nat.
hist. T. XI. p. 445 Note), das die von ihm als Coccosphä-
ren bezeichneten Körper die ersten Zustände gewisser
Foraminiferen seien, die zunächst aus den Keimen hervor-
gingen und sich durch Knospung in die späteren Schalen
verwandelten.
Parker und Jones machen eine vorläufige Mit-
theilung über die von Barr et in Jamaica aufgefundenen
Foraminiferen, der wir hier so viel entnehmen, dass die
bisher bloss nach Abbildungen d'Orbigny's bekannte
Cuneolina wahrscheinlich eine blosse Modiiication des
Gen. Textularia darstellt. Rep. brit. Assoc. Newcastle
1863. p. 105.
unter den von Harting aus der Tiefe der Banda-
See untersuchten Foraminiferenüberresten liessen sich mit
Bestimmtheit als neu erkennen : Uotalia intermedia und
Bulimma(?) Ovulum. L. c. p. 9.
Brody vervollständigt den Catalog der Brittischen
Foraminiferen mit 19 an den Schottischen Küsten von
ihm aufgefundenen Arten, Reg. br. Assoc. Newcastle 1863.
p. 101.
Difflugia proteiformis Ehrbg. wird von Wal lieh
(1. c. p. 451) in mehreren Varietäten beschrieben.
Radiolaria. Clark will sich durch Hülfe eines aus-
gezeichneten Mikroskops davon überzeugt haben,* dass die
sog. Vacuolen der Actinophryiden evidente Zellen seien.
Zw^ischen diesen Zellen bleibt eine amorphe Substanz,
von der dann die mit den peripherischen Zellen alterni-
renden Pseudopodien ausgehen. Proceed. Bost. Soc. nat.
hist. T. IX. p. 282.
Nach Wal lieh soll die Rindenschicht der Actino-
phryiden nur durch die Grösse und regelmässige Lage
derVacuolen von der Centralmasse verschieden sein. (Ann.
der niederen Thiere während des Jahres 1863. 177
and Mag. nat. bist. T. XI. p. 440). Die Angaben von der
Artidentität der A. sol mit A. Eichhorni, A. viridis und
A. ociilata dürfte, wenigstens für die zwei erstgenannten,
kaum zutreffen.
Nach der interessanten Entdeckung von Carter
giebt es auch ausser den Actinophryidcn noch andere,
der Familie der x\canthometriden zugehörenden Süss-
wasserradioLarien (Ann. nat. bist. T. XII. p. 263).
Dieselben werden unter dem Namen Äcnnl hocy s li s ivrfacea n.
fülgendermassen beschrieben: Globular, siibround, ofagreen colour,
loricated, spiniferous and tentaculiferous. Lorica flexible, covered
with minute fusiform. sliglitly curved spicales, which give the out-
line a fibrous wavy appearence. Spines straight, hollow, of uniform
breadth in the shaft, bifid or forked at the distal, and discoid at
the proximal extremity, which rests upon the lorica; very nume-
rous, apparently rigid , radiating or turned across each other and
moveable as the spires ofEchinus. Tentacula three times the length
of the spines, colour less, delicate, rough or granulär and retractile.
Interior of the body liked with granulär protoplasm, chlorophyll-
cells and retractive colourless amylaceous granules. Nucleus periphe-
ral (?). Contracting vesicle also peripheral and in plurality, if cer-
tain temporary and conical projections of the lorica indicate this.
Dana macht einige Mittbeilungen über die von ihm
in der Südsee massenhaft angetroffenen Meerqualster, die
er für neu hält {Sphaerozoum Orientale und Collosphaera
sp.) und in Holzschnitt abbildet. Silliman's Amer. Journ.
1865. May, Ann. and Mag. nat. bist. 1863. T. XII. p. 54.
Neue Polycystinen : Haliomma nitühim, H. gracile, H. Jens, H.
pyriforme, H. scutnm. IL folyacanihum , U. inerme, H. oblongnm^ H.
amphiaspis, Tclrapyle (?), polyacantha, Rhopalasirum bandaicnm, Flu-
slrella micromma, Fl. cyclica, Cladospyris moluccanvs, Lithocyclia
reiiculata, Lithocompe corbula, L. sinvosum, Podocystis brevipes, P.
viiciacanlhus, Acanlhodesrnia arciiata, A. inermis, Litkocircus annu-
his sämmtlich aus Tiefgrundgruben der Bandasee, Hart ing 1. c,
p. 10—17.
3. Gregarinae.
Die sing spricht (Sitzungsberichte d. k. Akad. der
Wissensch. zu Wien Bd. 48. S. 204) die Yermuthung aus,
dass sich die Gregarinen dereinst als Larven von Akantho-
Archiv f. Naturg. XXX.. Jahrg. 2. Bd. M
178 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
cephalen ergeben möchten. Es scheint fast, als wenn diese
Verrauthimg" durch die irrthümliche Annahme veranlasst
sei, dass die jugendlichen Echinorhynchen des GammaruS;
die Ref. aus den Eiern von Ech. proteus erzogen hat,
dem Gen. Gregarina zugerechnet werden könnten.
In dem Journ. micr. Science 1863. p. 63 — 96. PI. VII)
befindet sich ein Aufsatz von Lancaster über den ge-
genwärtigen Zustand unserer Kenntnisse von den Grega-
rinen, in dem Verf. u. a. angiebt, sich von der — schon
von Ref. (J. B. XXI. S. 108) bestätigten — Anwesenheit
einer unterhalb der Cuticula hinziehenden längsgestreiften
Membran auf das Bestimmteste überzeugt zu haben. Die
Zahl der bis jetzt bekannten Arten wird mit Einschluss
dreier neuen {G. Aphrodttae, G. Serpulae ^ G. Sabellae)
auf 42 angegeben, wobei jedoch manche als synonym
mit andern vereinigt sind. Von wirklichen Genera nimmt
Verf. ausser Gregarina nur noch Monocystis an.
In der Leibeshöhle von Clymene Oerstedi fand Cla-
parede bei Männchen und Weibchen zahlreiche kugel-
förmige Kapseln, deren Inhalt bei starker Vergrösserung
als eine Anhäufung von Pseudonavicellen erkannt wurde.
Beobachtungen u. s. w. S. 30.
Ebenso fand Haeckel (Jenaische naturhist.-med.
Zeitg. I. S. 93 Anm.) bei fast allen von ihm in Messina
beobachteten Sapphirinen Gregarinen , die haufenweis,
oft zu 20-30, den Darm erfüllten und 3 verschiedenen Ar-
ten zugehörten. Die eine dieser Arten zeichnet sich durch
enorme Länge bei sehr geringer Dicke aus, die andere
ist kürzer und dicker und vorn, wie die erste, mit einem
Knopfe versehen, während die dritte statt dieses Knopfes
einen kegelförmigen radial gerippten Aufsatz trägt.
lieber das Vorkommen sog. Psorospermien bei Men-
schen vgl. Leuckart's menschliche Parasiten I. S. 740
(Nachträge), wo nicht bloss die Leber und Nebennieren
als Wohnplätze derselben angegeben werden, sondern
auch eine Beobachtung von Lindemann mitgetheilt ist,
nach der gelegentlich sogar die Haare mit psorospermien-
artigen Parasiten besetzt sind. Vgl. über die Beobachtun-
der niederen Thiere während des Jahres 18G3. 179
gen Lindcmann's auch dessen Aufsatz ^die Gregarinen
und Psorospermien als Parasiten des Menschen" (Bullet.
Soc. imp. Moscou 1863. IL p. 425— 437).
Zu der Gruppe dieser Psorospermien gehören son-
der Zweifel auch die von Ref. zuerst als Rainey'sche
ydiläuche bezeichneten Einlagerungen in die Muskelfa-
sern der Schweine und Schafe, die seither mehrfach bei
der mikroskopischen Fleischschau beobachtet sind und
besonders von Waideyer (Centralblatt für die med.
Wissenschaften 1863. Nr. 54) genauer untersucht wurden.
Die Angaben, die Verf. darüber mittheilt, stimmen voll-
standig mit den Beobachtungen des Ref., die demselben
übrigens ebenso unbekannt geblieben zu sein scheinen, wie
Virchow, der über die fraglichen Körper gleichfalls
(Darstellung von der Lehre der Trichinen 2. Aufl. S. 21)
einige Bemerkungen mittheilt.
Auffallend ist die Aehnlichkeit der im Innern die-
ser Schläuche eingeschlossenen bohnenförmigen Körper-
chen mit den Sporen mancher Pilze, besonders Sphaerien,
die der Vermuthung einigen Vorschub liefert, dass die
betreffenden Bildungen eher als Pflanzen, denn als Thiere
zu betrachten sein dürften. Lindemann, der eine sol-
che Sphärie irrtliümlicher Weise (unter dem Genusnamen
Trichia) als eine Myxomycete beschrieben hat (a. o. e. 0.),
lässt die in den Enden der Körperchen eingelagerten
glänzenden Kugeln aus der umgebenden Hülle ausfallen
und nach stattgefundener Vergrösserung und Körnchen-
bildung einen amöbenförmigen Schwärmling darstellen.
Durch die Untersuchungen von Balbiani (Compt.
rend. T. 57. p. 157 — 161) gewinnt , es übrigens den An-
schein, als wenn die Psorospermien der Fische, die Verf.
ohne alle Bedenken dem Pflanzenreiche überweist, in
Bau und Lebensgeschichte sich mehrfach von den erwähn-
ten Bildungen unterscheiden.
Die äussere Hülle der betreffenden Psorospermien besteht
nach unserem Verf. aus zwei Schalen, die mit ihren Rändern auf
einander stossen und durch einen Apparat von elastischen Bändern
zusammengehalten werden, welche zar Zeit der Fortpflanzung sich
fadenförmig verlängern und dann eine Verbindung zweier bis dahin
180 Leuckart: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte u. s. w.
völlig getrennter Psorospermien einleiten. Die in dem einen Ende
neben einander liegenden zwei elliptischen Bläschen enthalten einen
langen Spiralfaden, den Yerf. als einen Samenfaden betrachtet und
durch eine besondere Oeffnung der Schale hervortreten lässt. In
der Nachbarschaft dieser Bläschen liegen noch einige kleine Kör-
perchen, die zur Zeit der Fortpflanzung wachsen und gleichfalls einen
Samenfaden im Innern erzeugen, während der übrige Inhalt, der
bis dahin diffus war, sich zusammenballt und unter Amöbenform
aus den klaffenden Schalen hervorschlüpft. Die Schilderung der
Entwickelungsgeschichte behält sich Verf. für eine spätere Gelegen-
heit vor.
Bericht über die Leistinigeii in der Naturgeschichte
der Säiigethiere während des Jahres 1863.
Von
Troschel.
Indem James D. Dana seine Cephalisatlon, wie
er die Umgestaltung oder Unterordnung der Gliedmas-
sen in den Dienst des Kopfes nennt, auch auf die Säu-
getbiere in Anwendung bringt, erkennt er in der Cepbali-
sation der Vordergliedmassen beim Menseben das wesent-
licbste Merkmal , um ibn allen Tbieren gegenüber zu
stellen. Er möcbte die Ordnung lieber Dipoda als Bimana
nennen. Die übrigen Säugetbiere sind entweder wirk-
lich vivipar, oder semiovipar ; letztere nennt er Ooticoida.
Unter den viviparen Mammalien, so fährt Verf. fort, unter-
scheidet sich die erste Gruppe (nämlich Owen's Gyrence-
pbala^ durch einen kräftigeren Bau von der zweiten (Owen's
Lissencephala). Er hebt einen Vergleich hervor zwischen
den einzelnen Ordnungen, er stellt den Orang-Outang
der grössten Fledermaus, den Tiger einem Insektenfres-
ser, das Pferd oder das Elenn einem Nagethier, ein Ce-
taceum einem Edentaten gegenüber. Daher führt Verf.
für die erste Abtheilung den Namen Megasthenes, für
die zweite den Namen Microstbenes ein. Somit erhält
er folgende Eintheilung: I. Aroli ontia (vel Dipoda)
Homo. IL Me g ast li ena Quadrumana, Carnivora, Her-
bivora, Mutilata. III. Micr osthe na Cheiroptera, Inse-
ctivora, Rodentia, Bruta (Edentata). IV. 0 otic oide a
Marsupialia, Monotremata. (Siliman and Dana American
Journal of science and arts 35. p. 65. [abgedruckt in
182 Tioschel: Bericht üb. d. Lcist. in d. Naturgeschichte
Annais nat. bist. XL p. 207]; und weiter 36. p. 1. — Ib.
p. 315 sucht der Verf. zu zeigen, dass in jeder Wirbel-
tbierklasse typische und bemitypische Formen vorkommen,
und er möchte den fossilen Vogel von Solenhofen als
den hemitypischen Vogel oder Herpetoid zur Geltung
bringen. — Hier mag ferner auf die Ausführung von
des Verf. Gedanken der Cephalisation verwiesen werden.
The Classification of Animals based on the principle of
Cephalisation ib. p. 321.
An einen Vortrag, den Geinitz über Dana's Ab-
handlung, über die höheren ünterabtheilungen in der
Klassification der Säiigethiere hielt, knüpften C arus und
Reichenbach ihre Bemerkungen an. Sitzungsber. der
Gesellsch. Isis 1863 p. 12 und 19.
Von Emile Blanchard's Werke „L'organisation
du r^gne animal. Paris.^ (Die Lieferungen erscheinen ohne
Jahreszahl) ist die 30. 35. und 38. (eben erschienene) Lie-
ferung den Säugethieren gewidmet. Der darin enthaltene
Text behandelt den Anfang der Anatomie von Vesper-
tilio murinus; die Tafeln beziehen sich ausserdem auf die
Gattung Tarsius.
Harting hat ein Lehrbuch der Zoologie herauszu-
geben begonnen „Leerboek van de Grondbeginselen der
Dierkunde in hären geheelen omvang.^ Das vorliegende
erste Stück des zweiten Theiles enthält die Säugethiere
auf 316 Seiten Text mit vielen lehrreichen Holzschnitten.
Die Klasse der Säugethiere ist nach folgendem Schema in
17 Ordnungen zertheilt, wobei theils der Besitz einer Pla-
centa, theils die Windungen des Gehirns und dann die
Beschaffenheit der Nägel als hervorragende Merkmale
benutzt sind.
der Säuffethierc während des Jahres 1863.
183
Mamraalia placentalia.
I. Monodelphia.
( 1. Bimana
Ungui-j 2. Quadrumana
ciilata] o. Dcrmoptera
' 4. Carnivora
Ungn- j 5. Ruminantia
lata \ 6. Pachydermata
Mammalia implacentalia.
Mut
lat
a \ 8.
7. Sirenia
Cetacea
l 9. Chiroptera
Lissence*] lO. Insectivora
phala. |11. Rodentia
12. Edentata
II. Didelphia.
13. Sarcophaga
14. Syndactylina
III. Erpetodelphia.
15. Pedimana
!l6. Glirina.
17. Monotremata.
Brehm's Illustrirtes Thierleben, eine allgemeine
Kunde des Thierreichs; Hildburgbausen 1863 dürfen wir
als ein Buch mit lebendigen und anmutliigen Schilde-
rungen des Thierlebens nicht unerwähnt lassen.
Sundevall hat das dankenswerthe Unternehmen
ausgeführt, aus den Schriften des Aristoteles die von
demselben erwähnten Thiere möglichst genau zu bestim-
men, in einer besonderen Schrift. ;,Die Thiere des Aristo-
teles von den Klassen der Säugethiere, Yögel, Reptilien
und Insecten. üebersetzt aus dem Schwedischen. Stock-
holm 1863. '^ Die Klasse der Säugethiere ist p. 39 — 92
abgehandelt.
Es sind im Ganzen 71 Säugethiere in den aristotelischen
Schriften enthalten., die wir hier aufzählen: Simia sylvanus, subvi-
ridis, hamadryas, sp. ; Vespertilio (in genere) ; Canis familiaris, lupus,
aureus, vulpes; Hyaena striata ; Felis domestica, pardalis, tigris, leo,
lynx; Herpestes ichneumon; Mustela erminea, boccamela, lutreola;
Lutra vulgaris; Ursus arctos; Phoca sp. ; Pteromys volans?, Myo-
xus sp. ; Mus musculus, cahirinus: Cricetus sp., Hypudaeus ; Dipus
aegyptius, aulacotis ; Spermophilus ; Castor fiber ; Hystrix cristata,
Lepus europaeus, aegyptius ; Erinaceus europaeus ; Sorex sp. ; Talpa
spec. ; Bos taurus, bubalus, Lison ; Ovis aries; Capra hircus; sp. fera;
Bubalis mauretanicus?; Oryx leucoryx ; Antilope dorcas; Cervus ca-
preolus, elaphus, aristotelis; Camelopardalis, Camelus 2 sp.; Equus
caballus, asinus, hybridus, onager; Sus scrofa, ferus ; Hippopotamus ;
Elephas indicus ; Cete in genere ; Delphinus delphis, phocaena, sp.
184 Tröschel: Bericht üb d. Leist. in d. Naturgeschichte
major; Balaena sp. Daran schliesen sich zwei fabelhafte Thiere,
Martichoras und Asinus indicus. Bei den einzehien Arten sind die
Stellen, wo sie beschrieben oder erwähnt werden, angeführt.
üeber die Naturgeschichte der Bibel ist Quarterly
Review. Bd. 114. p. 43 ein Aufsatz enthalten.
Zahn stellte in einer Notiz über den Bau und die
Mechanik des Ellenbogengelenks einiger Säugethiere die
verschiedenen Formationen des Ellenbogengelenkes mit
den verschiedenen Functionen des Vorderarmes beim Pferd,
Rind, Schaf, Schwein, Hund und Mensch zusammen.
Würzburger naturw. Zeitschrift IV. p. 12.
Hollard, welcher die Placenta der Säugethiere
für ein wichtiges Organ für die Classification hält, wenn
gleich er die von M i 1 n e Edwards gewonnenen Resultate
nicht für ausreichend hält, nach denen derselbe eine
placenta diffusa, zonaria und discoidea unterscheidet , hat
die Placenta der Nager, und namentlich die des Kanin-
chens beschrieben und abgebildet. Annales des sciences
nat. XIX. p. 223. pl. I.
Nasse schrieb über die Eihüllen der Spitzmaus
und des Igels in Reichert und Dubois Archiv für Anato-
mie p. 730.
Auf Pflüger's Arbeit über die Eierstöcke der Säu-
gethiere und des Menschen, Leipzig 1863. 4. mit 5 Ta-
feln, kann hier nicht näher eingegangen werden.
üeber eine Anzahl Geburten verschiedener Säuge-
thiere, Bär, Ziege, Hirsche, Maskenschweine (in IV4 Jahr
45 Junge), Stachelschwein giebtSchöpff Zool. Gar-
ten p. 6ß Notizen.
Ewald S c h r 0 e d e r erzählt , da ss es Herrn Frie-
drichs zweimal gelungen sei, jnnge Eichhörnchen von
einer Katze aufsäugen zu lassen. Wupperthaler Thier-
schutz -Verein, erster Bericht. Elberfeld 1863. p. 31. —
Auch Grill schilderte zwei Eichhörnchen, die er noch
blind in einem Neste gefunden und durch eine Katze hatte
nähren lassen, und die mehrere Jahre lebten. Zool. Gar-
ten p. 36. — K rau SS berichtet Würtembergische Jahres-
der Säugethiere während des Jahres 1863. 185
hefte XIX. p. 113, dass Ktatzen jungen Mardern und jun-
gen Fischottern als Amme gedient haben.
Der Präparator Martin in Stuttgart gab 1863 eine
;, kurze Anleitung zum Sammeln naturhistoriscber vorzügh'ch
zoologischer Gegenstände" heraus, worin u. A. auch Winke
über das Abbalgen der Thicrc gegeben werden.
Die Schriften, welche sich auf die geographische
Verbreitung und auf Faunen der Säugethiere beziehen,
stellen wir in Folgendem zusammen :
Die Bemerkungen über die Säugethierfauna von
Finmarken und Spitzbergen von Malmgren Ofversigt
af kongl. Vetensk. Akad. Förhandlingar 1863. p. 127 sind
IQ unserem Archiv 1864. p. 63 in der Uebersetzung mit-
getheilt. Danach enthält die dortige Fauna 1 Insectivo-
ren , 4 Carnivoren , 5 Pinnipedien , 7 Nager , 1 Wieder-
käuer und 9 Wale.
Preyer hat ein Verzeichniss der auf Island leben-
den Säugethiere zusammengestellt. Es enthält 1 Fleder-
maus, 4 Carnivoren, 6 Pinnipedien, 4 Nager, 4 Wieder-
käuer, 1 Einhufer, 1 Yielhufer, 13 Cetaceen. Wenn wir
davon die 11 durch Menschen eingeführten Arten und 2 nur
zufällig und vereinzelt beobachtete iVrten abrechnen, dann
bleiben nur 21 wirklich auf Island einheimische Säuge-
thiere übrig, nämlich: 1 Carnivor (Canis lagopus L.), 6
Pinipedien, 1 Nager (Arvicola oeconomus Lacep.) und 13
Cetaceen. Die ursprüngliche Zahl der Land-Säugethierc
würde sich danach auf 2 beschränken. Preyer und Zir-
kel Reise nach Island. Leipzig 1862. p. 380.
Foot machte Mittheilungen über die Säugethiere
der Westküste der Grafschaft Cläre in Irland, Proceed.
of the nat. bist. soc. of Dublin IIL p. 104. Daselbst wer-
den erwähnt: Rhinolophus hipposideros, Erinaceus euro-
paeus, Sorex araneus, Meles taxus, Mustela erminea, Mar-
tes foina , Lutra vulgaris , Vulpes vulgaris , Felis catus,
Phoca der Art nach nicht näher bezeichnet, Mus dccu-
manus und musculus , Lepus variabilis imd cuniculus.
Früher kamen dort mehr Säugethiere vor als gegenwär-
tig. Schädel und Geweihe des Rothwildes werden häuiig
186 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
am Inchi quin - See gefunden, wie auch die des Auer-
ochsen (wild ox).
Anknüpfend an eine Notiz über kleine bei Chur vor-
kommende Säugethiere von Theobald, vergl. vor. Bericht
p. 603, bemerkt C o n r a d o im Jahresbericht der naturf.
Gesellschaft Graiibündens VIIL 1863. p. 102, dass er zu
Baldenstein die Zwergspitzmaus Sorex pygmaeus gefan-
gen habe und als einen Feind der Bienenstöcke kenne.
Ausserdem fängt er zuweilen Myoxus glis, Myoxus ni-
tela, Sorex araneus, Mus musculus und eine andere dem
Verf. nicht dem Namen nach bekannte Maus.
Barbosa du Bocage, der Director des Naturhi-
storischen Museums in Lissabon hat ein Verzeichniss der
portugiesischen Säugethiere in Revue de Zoologie XV.
p. 329 gegeben. Verf. kennt 42 Säugethiere.
Es enthält 6 Chiropteren ; Rhinolophus unihastatus, Rh. biha-
status, Plecotus auritus, Vespertilio murinus, serotinus und Kuhli;
4 Insectivoren: Mygale pyrenaica, Crocidura aranea, Erinaceus euro-
paeus und Talpa europaea ; 12 Nagethiere : Kaninchen und Lepus
meridionalis (L. timidus kommt nicht vor), Myoxus nitela, fünf Ar-
ten Mus, Arvicola amphibius, Savii und incertus, Hystrix cristata
ist zweifelhaft; 11 Raubthiere : der Luchs, Felix pardina wird sel-
ten, gemeiner ist die wilde Katze, der Wolf, Canis melanogaster ver-
tritt den Fuchs, Herpestes Widdringtonii, die Genettkatze und das
Wiesel, die Fischotter, Marder und lltiss sind dem Verf. noch nicht
begegnet, der Dachs ; 4 Wiederkäuer : das wilde Schwein, der Hirsch
C. elaphus, das Reh und der Steinbock; 1 Seehund Ph. vitulina;
endlich 4 Walle: Phocaena communis, Delphinus delphis, Orca gla-
diator und Tursiops tursio.
Brehm's Ergebnisse einer Reise nach Habesch.
Hamburg 1863 sind mir noch nicht zu Gesichte gekom-
men. Sie sollen viel Interessantes über die Lebensweise
der Säugethiere enthalten,
Speke zählt in einem Schreiben an die Zoological
Society in London 42 Säugethiere auf, die bei der East-
African exploring expedition beobachtet wurden. Proc.
zool. soc. p. h
In einer von Melier auf Madagascar zusammenge-
brachten Sammlung von Thieren befanden sich zwei Sau-
der Säugetliiere währeiul des Jahres 1863. 187
gethiere: Hapalolcraur griscus GeofFr. und Centetes ecaii-
datus Ib. p. 161.
Mit sorgfältiger Benutzung der Litteratur hat Pol-
len ein Verzeichniss der Wirbeltbiere, welche bis jetzt
von Madagaskar bekannt sind^ zusammengestellt. Nederl.
Tijdschrift voor de Dierkunde I. p. 285. Verf. scheint
auch die grösseren Museen des europäischen Continents
studirt zu haben. Er kennt von Madagaskar zusammen
43 Arten.
Das Verzeichniss enthält 20 Quadriimanen : Indris brevicaudatuß,
Propithecus diadema, Avahis lanigerLemur macaco, mongos, albifrons,
catta, rufus, rubriventer. flaviventer coronatus, Hapalemur griseus,
Lepilemur mustelinus , Cheirogaleus Milii , fiircil'er , Coromersonii,
Smithii, Mirocebus rufus, Galago minor, Cheiromys madagascarien-
sis ; 8 Carnivoren : Viverra fossa, Galidia elegans, concolor, olivacea,
Galidictis vittata, Cryptoprocta ferox, Athilax galera, Eupleres Gou-
dotii; 4 Chiropteren: Embalonura madagascariensis , Rhinolophus
Commersonii, Pteropus Edwardsii, rubricollis; 8 Insectivoren: Sorex
madagascariensis, auriculata, Ericulus nigrescens, spinosus, Centetes
ecaudatus, semispinosus , armatus, Echinogale Telfairii; 1 Nager:
Sciurus madagascariensis; 1 Pachyderm : Sus larvatus; ICetaceum:
Delphinus Sao.
Nach Jouan Mem. de la soc. imp. de Cherbourg
IX. p. 89 finden sich in Neu-Caledonien nur wenige Säu-
gethiere: Pteropus rubricollis und vetula, eine Maus, und
vier Cetaceen ; letztere werden als Hallcore australis,
Orca, Catodon und Balaenoptera Astrolabae Hombr. Jacq.
bezeichnet.
Havden erstattete einen Bericht über die Geolo-
gie und Naturgeschichte des oberen Missouri in den
Transactions of the Amer. Philos. Society XII. Er macht
p. 138 Bermerkungen über Luchse, Wölfe, Füchse, Biber,
Hirsche, Antilopen, Bergschafe und Büffel.
Qnadriimana.
Reichenbach gab in den Sitzungsber. der Ges. Isis 1863.
p. 27 eine Uebersicht der Gruppirung der Afifen. Er will sie in
Krallaffen , langschwänzige Affen und Affen der alten Welt eiu-
theilen !
188 T rose hei: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
Simiao. Durch die Gelegenheit zwei Gorillafelle, eines erwach-
senen Weibchens und eines Jungen, die zum Ausstopfen von Lübeck
nach Offenbach geschickt waren , zu untersuchen, denen auch die
Schädel beilagen, wurde R. Meyer veranlasst eine Schrift über den
Gorilla zu verfassen, in der er Alles zusammenstellte, was von frü-
heren Autoren, namentlich von R. Owen über diese Affen gesagt
worden ist. Seine eigenen Beobachtungen sind hinzugefügt. Die
Schrift erschien in einer der Senckenbergischen Stiftung zu ihrer
Säcularfeier am 18. August 1863 gewidmeten Denkschrift des Offen-
bacher Vereins für Naturkunde p. 1 — 57. Die Schrift ist wegen der
Vollständigkeit in der Benutzung der Litteratur beachtenswerth; sie
vergleicht den Gorilla nach allen Beziehungen mit dem Menschen,
und Verf. neigt sich mit Owen zu der Ansicht, dass keine Ab-
stammung des Menschen von den Affen anzunehmen sei. Die bei-
den ausgestopften Exemplare und die Schädel sind auf einer Tafel
abgebildet.
Jouan zeigte in Mem. de la soc. de Cherbourg IX. p. 328
den Eingang eines Gorilla - Weibchens von 15 — 18 Jahren und von
mehr als 4 Fuss Höhe bei dem dortigen Naturalien-Cabinet an.
Wyman hatte Gelegenheit einen sehr jungen Schädel des
Gorilla, den er von Du Chaillu erhielt, zu untersuchen, und in wel-
chem nur die Schneidezähne und die ersten Backenzähne des Milch-
zahngebisses hervorgebrochen waren. Proc. Boston Soc. p. 203. Er
vergleicht ihn mit dem Schädel eines jungen Ghimpanse.
Winwood Reade gab Proc. zool. soc. p. 171 Nachricht
über den Gorilla (Troglodytes prodigiosus) , wie er sie bei einem
fünfmonatlichen Aufenthalte in Afrika eingezogen hatte. Er behaup-
tet die Gorillae des Hanno könnten nur Paviane gewesen sein, die
truppweise leben, was die Gorilla nie thun. Der Gorilla lebt an
einsamen Waldplätzen , nimmt aasschliesslich vegetabilische Kost,
bewegt sich an der Erde auf allen Vieren, steigt in die Bäume we-
gen der Früchte und schläft Nachts in einem grossen Baume. Wenn
das Weibchen tragend ist, baut der Mann ein Nest, in dem sie ihr
Junges zur Welt bringt. Der Gorilla greift den Menschen nicht
an, als wenn er angegriffen wird oder verwundet ist.
Eine kurze Note über die Verwachsung der Finger beim
Gorilla von Carter Blake findet sich im Report of the british
Assoc. for the advancement of science held at Newcastle p, 98.
Embleton machte der British Association (s. deren Report
p. 113) Mittheilung über einige Theile der Anatomie eines jungen
männlichen Ghimpanse. Er fand 1) dass die hintere Extremität des
Chimpanse ein Fuss ist, und nicht eine Hand; 2) dass die hinteren
Lappen des Gehirns beim Ghimpanse so entwickelt sind, dass sie
der Sängethiere währond des Jabres 1863. 189
vollständig das kleine Gehirn überragen, sowohl seitlich wie hinten,
und dass alle Theile des menschlichen Gehirns in dem des Chira-
panse dargestellt sind.
Pagenstecher theilte im zool. Garten p. 157 eine brief-
liche Mittheilung von Posselt über die Affen von Gibraltar mit,
die der letztere selbst in der Zahl von drei Individuen gesehen hat.
Sie sollen sich nicht mehr fortpflanzen, und daher dem Aussterben
entgegen gehen.
Monteiro machte briefliche Bemerkungen über die Ijebens-
weise eines Paares von Cynocephalus anubis, welches er in Angola
beobachtete. Proc, zool. soc. p. 238.
Sclater bildete Proc. zool. soc. p. 374 Lagothrix Humboldtii
pl. 31 ab und machte eine Bemerkung über Nycticebus tardigradus.
YonAdolphi erhielten wir Nachricht über zahme Löwen-
äffchen, wahrscheinlich lacchus penicillatus ; das Weibchen brachte
ein Junges zur Welt. Zool. Garten p. 195. — Nach Yarrentrap ib.
p. 252 brachten seine üistitis ziemlich regelmässig alle sechs Mo-
nate Junge.
Prosimii. Von J. E. Gray erhielten wir Proc. Zool. soc.
p. 129 eine Revision der Arten der Lemuroiden, nebst Beschreibung
einiger neuen Arten. Er theilt die Gruppe, die 47 Arten enthält,
in nicht weniger als 19 Gattungen in 4 Familien :
1. Familie L cmuridae.
I. Kopf langstreckig, Gesicht entwickelt, Augen, massig, Hin-
terschenkel verlängert, Finger wohl entwickelt, normal.
* Indrinina. 30 Zähne, hintere Füsse sehr kurz; Dau-
men lang.
1. Gatt. 1 n d r i s Geoffr. Kein Schwanz. I. brevicauda-
tus Geoffr.
2. Gatt. Propithecus Benn. Schwanz lang. P. dia-
dema Benn.
** Lemurina. 36 Zähne, Schwanz lang, Daumen breit.
a. Füsse kurz, Ohren massig.
3. Gatt. Varecia. Kopf von einer Krause umgeben, Ohren
mit Büschel. Dahin Lemur varius Geoffr. , Lemur niger Geoffr.,
Lemur ruber Geoffr., Lemur leucomystax Barth
4. Gatt. Lemur. Kopf ohne Krause, Handgelenk mit einer
schmalen kahlen Linie und einem kahlen Polster darüber. Lemur
catta L.
5. Gatt. Prosimia. Kopf ohne Krause, Ohren aussen be-
haart, Handgelenk behaart. Dahin Lemur albifrons Geoffr., nigrifrons
Geoffr. melauocephala n. sp., von Madagascar, L. mongoz L., rufifrons
190 TroRchel: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
Bann., xanthomystax n. sp. von Madagascar, L. coronatus Gray, albi-
mana Geoffr., anjuanensis Geoifr., coUaris Geoffr.
b. Füsse lang, Ohren gross.
6. Gatt. Otogale. Dahin Otolicnus Garnettii Ogilby , 0.
crassicaudatus Pet., pallidn n. si3. von Fernando Po.
IL Kopf karz, Gesicht kurz, spitz, Augen sehr gross.
* Hinterbeine lang, Schwanz lang.
f il/ i c r orhync h i n a. 30 Zähne, Füsse kurz breit.
7. Gatt. Mi er orhync h u s Jourd. L. laniger Gmel.
ff Galagonitia. 36 Zähne, Füsse kurz, breit.
8. Gatt. Ilapalejnnr Geoffr. Ohren massig, obere Schnei-
dezähne an der Innenseite der Eckzähne. H. griseus Geoffr., oliva-
ceus Geoffr.
9. Gatt. C h eir 0 g a l eus Geoffr. Ohren massig, obere Schnei-
dezähne in einer gebogenen Reihe. Ch. Milii Geoffr., typicus Smith,
Smithii Gray.
10. Gatt. Lepilemur Geoffr. Ohren gross, lang, obere
Schneidezähne in einer gebogenen Reihe , Schwanz mit dichtem
kurzen Haar. L. murinus Mill., Microcebus myoxinus Pet., L. mu-
stelinus Geoffr., furcifer Blainv.
11. Gatt. Callotns. Ohren sehr gross, contractu, Schwanz
mit buschigen Haaren. Galago monteiri Barth MS.
fff 36 Zähne, Füsse lang, schlank.
12. Gatt. Galago. G. Allenii Waterh., Maholi Smith, se-
negalensis Geoffr., sennariensis Kotzschy MS., Demidoffii Fisch., ma-
dagascariensis Geoffr.
** Vorder- und Hinterbeine gleich, kein Schwanz, Füsse kurz,
f Lorisina. Hände normal, Finger frei, Zeigefinger mit
Kralle.
13. Gatt. Nycticebus Cuv. Gliedmassen kurz, kräftig. N. tar-
digradus Hoeven, javanicus Geoffr.
14. Gatt. L or i s. Gliedmassen lang, dünn. L. gracilis L.
ff Par odic t icina. Hände breit, kurz, Zeigefinger ab-
ortiv, ohne Kralle.
15. Gatt. Perodicticus Benn. Schwanz kürzer als der
Körper. P. potto.
16. Gatt. Ärctocebus. Schwanz sehr kurz. Dahin Pero-
dicticus calabarensis.
2. Familie Tarsid a e.
17. Gatt. Tarsius Storr. T. spectrum.
der Säug-ethiere während des Jahres 1863. 191
3. Familie D auhent oniad ae.
18. Gatt. Daub ent oni a C4eoffr. (Cheiromys Cuv). D. ma-
4. Familie G al e opithecidae.
19. Gatt. Galenpilhecus Geoffr. G. volans L., philippi-
nensis Waterh., macrourus Temm.
Bartlett beschrieb Proc. zool. soc p. 231. pl. 28, Annala
nat. hist. XII. p. 408 eine neue Art Galago Monteiri von Angola,
welche sich von den anderen Arten durch hellere Farbe und länge-
ren Schwanz unterscheidet. In der vorstehenden Uebersicht hat
Gray aus dieser Art eine eigene Gattung Callotus gebildet.
Peters hat den Galago Demidoffii Fisch, ib. p. 380. pl. 35 ab-
gebildet, hält ihn aber für ein junges Exemplar von Otolicnus
peli Temm.
Galago Alleni ist von Sclater Proc. zool. soc. p. 374 be-
schrieben und pl. 32 abgebildet.
Eine neue Art Indri beschreibt Vinson unter dem Namen
Indris albus in den Annales des sc. nat. XIX. p. 253. Sie lebt in
dem Walde von Alanamasaotrao auf Madagaskar und unterscheidet
sich von I. niger durch die weisse Farbe mit gelblichem Anfluge,
ganz nackte Ohren und einen etwas längeren Schwanz. Vgl. auch
Revue et mag. de Zoologie 1862. p. 494.
Eine Anzeige von Owen's Monograph of the Aye-Aye findet
sich in Silliman and Dana American Journal 36. p. 294.
Caldwell bemerkte beim Abbalgen eines Chiromys mada-
gascariensis, dass die Unterkieferäste am Kinn nur durch ein starkes
Ligament verbunden waren. Sie spielen leicht in vertikaler Richtung,
unabhängig von einander, und wenn das Thier nagt, abwechselnd.
Das Aye-Aye besitzt eine übermässige Kraft beim Nagen, denn Yerf.
hat gesehen, dass ein Thier durch eine zwei Zoll breite Blechplatte
biss, die über die Thür des Käfigs genagelt war. Proc. zool.
soc. p. 49.
Volitautia.
Shortt -beobachtete, dass Pteropus edulis in einem Teiche
zu Chingleput, der von kleinen Fischen wimmelte, über dem Was-
ser fliegend mit den Füssen die Fische ergriff, um sie auf nahe
stehenden Bäumen zu verzehren. Proc. zool. soc. p. 438.
Kinahan schilderte den Besuch einiger Höhlen in der Graf-
schaft Cläre in Ti-land wegen der darin lebenden Fledermäuse. Pro-
ceed. of the nat. hist. soc. of Dublin III. p. 94.
Ja ekel hat sich überzeugt, dass gegen seine frühere Erfah-
rung die Fledermäuse doch zuweilen von Eulen verzehrt werden,
192 Troscliel: Bericht üb. d. Leist. in d, Natnrgescliiclite
glaubt aber, dass sie nicht im Fluge gefangen werden können. Er
giebt ferner ein Verzeichniss solcher Insekten, deren Theile er als
Reste der Mahlzeiten unter dem Ruheplatze eines Fledermauspaares
(Vespertilio murinus) antraf, meist Schmetterlinge. Verf. macht auf
die Menge der verzehrten Insekten aufmerksam, die zum Theil
schädlich sind, und bezeichnet in Folge davon die Fledermäuse als
nützhche Thiere. Correspondenzblatt des zool.-mineral. Vereins in
Regensburg XVII. p. 131.
Glenard hat einen Guano untersucht, der sich in einer
Höhle bei Cigny im Jura gebildet hat, und dessen Entstehung*^en
Fledermäusen zugeschrieben wird. Annales des sciences physiques
et naturelles d'Agriculture et d'industrie. VI. 1862. p. 248.
Tom es beschrieb eine neue Gattung von Blattnasen unter
dem Namen Lonchorkina. Proc. zooL soc. p. 81; Annais nat.
hist. VII. p. 468. Gipfel des Kopfes etwas erhaben; Gesicht ge-
drückt; Nasenaufsatz besteht aus einem sehr langen und spitzen
hinteren Blatt , vor welchem zwei Gruben liegen , umgeben von
fleischigen Wülsten; Unterlippe vorn mit einem glatten dreieckigen
Räume ; Ohren lang und breit ; der längste Finger mit vier Phalan-
gen; die Flughaut reicht bis zum Ende der Tibia und ist an das
Spornbein angeheftet; der Schwanz erstreckt sich zu der ganzen Länge
der Schenkelflughaut, wie bei den Gattungen Macrotis und Vesper-
tilio. Die Art L. aurita stammt wahrscheinlich von Westindien.
Vespertilio (Vesperns) mirza De Filippi Archivio per la zoo-
logia II. p. 378 aus Persien.
Stenodenna {Fygoderma) microdon Peters Berliner Monatsber.
p. 83 bildet ein neues Subgenus; die Art lebt in Surinam.
Insectivora.
Grill erzählt zool. Garten p. 9 von einem Igel, der einem
Vogel zuerst die Beine abbiss, und ihn dann verzehrte.
Verril fand an einem neu untersuchten Exemplare die schon
früher (vergl. vorj. Bericht p. 612) ausgesprochene Identität von
Neosorex albibarbis Cope und Sorex palustris Richards, bestätigt,
und beschrieb dasselbe Proc. Boston Soc. IX. p. 225.
Sorex (Crocidurcf) fumigatiis De Filippi Archivio per la zoo-
logia IL p. 379 aus Persien.
Giebel beschreibt in der Zeitschr. für die ges. Naturwissen-
schaften XXII. p. 277. Taf. I u. II eine neue Spitzratte Gymnura alba
von Borneo. , Thier und Skelett sind abgebildeo. Sie ist ganz weiss
ohne jegliche Beimischung von schwarz.
der Säugetliiere während des Jahres 18G3. 193
Nach' Peters ist Scalops latimanus Bachm., welcher nach
einem Exemplare des Berliner Museums aufgestellt war, nicht in
Mexiko, sondern in Californien gesammelt und ist identisch mit
Scapanus Townsendi Baird. Berliner Monatsber. p. 656.
Carnivora,
Feiina. Eberth konnte den Schwanzstachel bei einem 14
Jahr alten Löwen nicht auffinden. Würzburger Naturwiss. Zeitschr.
IV. p. 17.
Susenbeth hat im Zool. Garten p. 31 in Holzschnitt 29 ver-
schiedene Löwenstellungen abgebildet.
Blyth stellte Proc. zool. soc. p. 181 ein Verzeichniss der
Katzen zusammen, welche Indien und die benachbarten Theile Mit-
tel-Asiens bewohnen. Er nimmt 21 Arten an, darunter drei Grup-
pen, 1) Felis jubata, 2) 14 Parderartige, 3) 6 Luchsartige. Unter
der zweiten Gruppe ist eine neue Art, Felis Jerdoni von der Indi-
schen Halbinsel, enthalten.
Zu Folge einer Mittheilung von S a c c Zool. Garten p, 88 ist
in einer Menagerie in Barcelona ein grauer Panther, Felis poliopar-
dus, ein Bastard vom Jaguar und dem schwarzen javanischen Pan-
ther, der mit seinem Vater, dem Jaguar, begattet zwei Junge warf,
wovon das eine ein Jaguar, das andere ein schwarzer Panther ist.
Vergl. den vorj. Bericht p. 613.
Canina. Ein Beispiel, dass Hunde verwildern können, erzählt
Sponholz Archiv des Vereins in Meklenburg 1863. p. 294. Auf
einer Halbinsel beim Dorfe Gahrden hatten sich ein Paar Schläch-
terhunde in einer Höhle angesiedelt und lebten vom Raube gestoh-
lener Schafe, bis ein Förster sie erschoss.
A. V. Sass berichtigt die Angabe von Fischer (Naturge-
schichte von Livland) und Brandt, dass der Wolf auf den Inseln
Oesel und Moon nicht einheimisch sei, sondern nur gelegentlich
iiber das Eis im Winter dorthin komme, dahin, dass die Wölfe auf
Moon ausgerottet, dagegen auf Oesel noch vollständig einheimisch
sind und sich daselbst fortpflanzen. Archiv für Kunde von Russ-
land XXII. p. 126.
Die Tragzeit des Wolfes giebt Max Schmidt auf 63 Tage
an, wie beim Hunde. Zool. Garten p. 132.
J. E, Gray beschreibt Proc. zool. soc. p. 94 ; Annais nat.
hist. XII. p. 475 den Chanco oder goldenen Wolf, Canis cluinco, aus
der chinesischen Tartarei. Pelz gelblich, am Rücken länger, storr,
mit untermischten schwarzen und grauen Ilaaren; Kehle. Wangen,
Archiv f. Naturg. XXX. Jahrg. 2. Bd. N
194 Troschel: Beriebt üb. d. Leist. in d. Naturgescbicbte
Baucb und Innenseite der Scbenkel rein weiss; Kopf bell graubraun;
Vorderkopf gesprenkelt mit kurzen scbwarzen und grauen Haaren.
Hat viele Aebnlichkeit mit dem europäiscnen Wolf.
Biscboff bat ermittelt, dass die Ranzzeit des Fucbses in
die Mitte des Februar fällt. Sitzungsber. der Müncbener Akademie
1863. H. p. 44.
Ja ekel erzählt im Korrespondenzblatt des zool.-mineral. Ver-
eins in Regensburg XVII. p. 116, dass eine Füchsin ihr Wochenbett
in einem Holzhaufen aufgeschlagen und darin 8 Junge gewölft habe.
Die Jungen wurden von Holzhauern ersehlagen und vergraben,
jedoch von der Füchsin wieder ausgegraben und weggeschleppt.
De Taragon erwähnt, dass in Eure-et-Loir einige weissge-
fleckte Füchse erlegt wurden. Die Flecke sollen durch den Biss
einer kleinen Art Zecken hervorgebracht werden. Revue de zool.
XV. p. 356.
lieber zwei zahme Füchse berichtet Grill Zool. Garten p. 8.
Viverrina. A. v. Nordmann hatte Gelegenheit, einen le-
benden Herpestes mungo Desm. aus Nordafrika zu beobachten. Es
war ein weibliches Exemplar, wurde in einem Zimmer mit einem
Eichhörnchen gehalten, und war sehr zahm und possirlich. Bulletin
de la SOG. imp. de Moscou 1863. 2. p. 476.
Mustelina. Das Vorkommen des Nörz in Meklenburg und im
Lübeckischen nahe der Meklenburgischen Grenze ist von B r e h-
mer im Archiv des Vereins in Meklenburg 1863. p. 291 constatirt
worden. — De Taragon zeigt Revue de Zool. XV. p. 357 an, dass
er zuweilen in einem Nebenflusse des Loir gefangen werde. —
Heinz el berichtet, dass der Nörz äusserst selten in Mähren vor-
komme ; ein Exemplar wurde am 26. Juli 1861 im Sokolnitzer Fa-
sangarten gefangen. Verh. des naturforschenden Vereins in Brunn I.
1862. p. 18.
Bei Gelegenheit der Besehreibung einer eigenthümliehen Art
oder Varietät der Canadischen Fischotter zählt Barnston The
Canadian Naturalist VlII. -p. 147 die ihm bekannten Arten der Gat-
tung Lutra auf: Lutra vulgaris mit einer schwarzen Varietät L.
Roensis, L. Nair aus Indien, L. leptonyx von Java, L. capensis, L.
brasiliensis, L. californica, L. canadensis und die neue L. clestructor.
Letztere wird durch Beschreibung und Abbildung der Schädel von
L. canadensis unterschieden. Vergl. Annais nat. bist. XI. p. 460.
ürsina. Theo bald berichtet Journal of the Asiatie Soc. of
Bengal 31. p. 491 von Kotgurh im Sutlei-Gebirge, dass in den hö-
hergelegenen Wäldern Bären vorkommen, ürsus Himalayanus ist
völlig verschieden von dem der Ebene, und viel kleiner. Der Bär
der Säii^ethiere während des Jahres 1863. 195
der Ebene ist eine andere Gattung Procheilus labiatus, er hat nur
4 Vorderzähne im Oberkiefer, während jener 6 besitzt.
Piunipcdia.
Gray berichtet den Fang einer Phoca foetida bei Aberyst-
with. Annais nat. hist. XL p. 309.
Die Abhandlung vonMalmgren über den Zahnbau des Wall-
rosses (Odobaenus rosmarus L.) und den Zahnwechsel beim ungebo-
renen Jungen ist aus Öfversigt af Kongl. Vet. Akad. Förhandlingar
p. 505 in unserem Archiv im Jahrgange 1865 in der vollständigen
Uebersetzung mitgetheilt.
Rodcutia.
Schlegel hat seine Aufmerksamkeit auf die Eichhörnchen
des Indischen Archipels mit rothem Bauche und gestreiften Seiten
gerichtet. Er unterscheidet Sciurus Prevostii Desm. mit drei Varie-
täten siimatranus, bangkanvs und borneoensis, Sc. atricapillus Temm.,
Sc. cnjlhromelas Temm., Sc. enjfhrogcnys Schi., die Temminck
mit der vorigen verwechselt hatte und Sc. viltatus. Alle sind auf
zwei Tafeln abgebildet, so dass die Farbendifferenzen sehr deutlich
ins Auge fallen. Nederlandsch Tijdschrift voor de Dierkunde I. p. 24.
Drei neue Eichhörnchen beschrieb Peters Berliner Monats-
ber. p. 652 : Sciurvs riyidus von San Jose in Costa Rica, Sc. ocula-
fns aus Mexiko und Sc. Deppei ebenfalls aus Mexiko. Bei dieser
Gelegenheit werden auch zwei Varietäten von Sciurus aestuans be-
schrieben, nämlich: llofjmajini von Costa Rica und guianensis aus
Guiana.
Eine kurze Mittheilung über Borsteneichkätzchen, Xerus Ehrbg.
oder Spermosciurus Less., machte Giebel Zeitschr. für die ges.
Naturwissenschaften XXI. p. 452. Er erkennt ihre generische Be-
rechtigung an.
Kennicott beschrieb vier neue Arten der Gattung Spermo-
philus aus der Sammlung der Smithsonian Institution Proc. Phila-
delphia p. 157 : Spermophilus mollis von Camp Floyd und den Ro-
cky-Mountains,' Utah, Sp. obsoletus von Nabraska, Sp. elecjans von
Fort Bridger, Utah, Sp. amialus ebendaher. Die erste dieser Arten
wird als verwandt mit Townsendii und dem asiatischen guttatus,
die zweite mit spilosoma, die dritte mit Richard sonii, die vierte mit
Franklinii bezeichnet.
Zawadzki zeigte eine singende Maus vor, die von der ge-
196 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
wohnlichen Hausmaus in den äusseren Eigenschaften keine Abwei-
chungen darbot. Verh. d. naturf. Vereins in Brunn, II. 1863. p. 21.
Prinz Max zu Wied fand Mus minutus bei Neuwied. Unser
Archiv 1863. I. p. 269.
Notizen über Wasserratten und Erdmäuse (Verf. nennt sie
Lemmus amphibius und agrestis) veröffentlichte Grill zool. Gar-
ten p. 10.
In einer Abhandlung über die Ratten und Mäuse Indiens
(Journal of the Asiatic Society of Bengal 1863. p. 327—353) zählt
Edward Blyth folgende Arten auf: Gerbillus indicus, Nesokia
indica Gray, Mus bandicota Bechst., Mus setifer Horsf., Mus decu-
manus Pall., Mus decumanoides Temm,, Mus rattus L., Mus anda-
manensis Blyth, Mus nemoralis Blyth, Mus rufescens Gray, Mus pal-
marum Scherzer, cinnamomeus Blyth, Mus niviventer Hodgs., Mus
robustulus Blyth, Mus nitidus Hodgs. , Mus horietes Hodgs., Mus
fulvescens Gray , Mus aequicaudalis Hodgs., Mus concolor Blyth,
Mus oleraceus Benn., Mus radius Blyth, Mus gliroides Blyth, Mus
peguensis Blyth, Mus urbanus Hodgs., Mus homourus Hodgs., Mus
crassipes Blyth, Mus Tytleri Blyth, Mus bactrianus Blyth, Mus ni-
tidulus Blyth, Mus cunicularis Blyth, Mus Darjeelingensis Hodgs.,
Mus erythrotis Blyth, Mus infralineatus EUiot, Mus cervicolor Hodgs.,
Mus fulvidiventris Blyth, Mus strophiatus Hodgs., Mus terricolor
Blyth, Leggada spinulosa Blyth, Golunda Ellioti Gray, G. coffeus Ke-
laart, G. miltada Gray, G. nevera Kelaart, Hapalomys longicauda-
tus Blyth.
Armcola mystacinns De Filippi Archivio per la zoologia II.
p. 380 aus Persien.
Eine Notiz über Phaiomys leucurus Blyth von Theobald s.
Journal of the Asiatic Soc. of Bengal 31. p. 519.
Ueber den Lemming (Lemmus norvegicus) und seine Wande-
rungen schrieb Guyon Comptes rendus 1863. p. 486; Annais nat.
hist. XII. p. 407 ; Revue de Zoologie XV. p. 340. Als Ursache der
Wanderungen wird die grosse Vermehrung in gewissen Jahren be-
zeichnet. Sie wandern immer bergab, und gehen massenhaft zu
Grunde durch ihre Feinde, so dass sie ihrem sicheren Tode entge-
gen gehen, und ihre Berge niemals wiedersehen.
Fiber osoyoosensis Lord Proc. zool. soc. p. 96 aus dem See
Osoyoos soll sich in Farbe, Vorkommen und Lebensweise von Fiber
zibethicus unterscheiden.
Conrado erzählt von einem Bastardhasen, geworfen vom
grauen oder Feldhasen (Lepus timidus) und vom Berg- oder verän-
derlichen Hasen (Lepus variabilis). Er wurde am 28. December
1862 beim Dorfe Paspels in Graubünden erlegt. Bei dieser Gele-
der Säugethiere wäln-cnd des Jahres 1863. 197
genheit erklärt Verf. die altbekannte Meinung . der Hase schlafe
mit offenen Augen" für einen einfältigen Volksglauben und dergl.
Jahresbericht der naturf. Gesellsch, Graubüudens VIII. 1863. p.98.
Bemerkungen über gefangene junge Hasen machte Grill
Zool. Garten p. 55 bekannt. Sie schwimmen mit Leichtigkeit.
Einen neuen Pfeifhasen Lagomys minimus beschrieb Lord
Proc. zool. soc. p. 96, der auf den Höhen des Cascade - Gebirges
über 7000' hoch lebt.
Edcutata.
Burmeister entdeckte in der Sierra Bolivia eine neue Art
Chlamyphorus und charakterisirte Annais nat. bist, XI. p. 308 die
beiden Arten folgendermassen :
Chlamyphorus trnncahis minor, chlamyde dorsali lateribus li-
bere dependente, subtus cum artubus vellere molli recto subsericeo
indutus; cauda thecaque anali perfecte cataphractae. Mendoza.
Chlamyphortis retusus maior, chlamyde dorsali lateribus cor-
poris adnata, subtus cum artubus intus vellere undulato, sat lanu-
ginoso indutus ; cauda thecaque anali imperfecte cataphractae. Circa
oppidum Stae Crucis de la Sierra Bolivia.
[Ingulata.
Eine Abhandlung von Rütimeyer „Beiträge zur Kenntniss
der fossilen Pferde und zur vergleichenden Odontographie der Huf-
thiere überhaupt." (Verhandl. der naturf. Gesellsch. in Basel HI.
p. 558 — 696) ist sehr der Beachtung werth, lässt sich aber hier
nicht im Einzelnen näher mittheilen. Wir geben hier nur das Ta-
bleau wieder, welches Verf. als Resultat seiner Untersuchungen des
definitiven Gebisses der Hufthiere zusammengestellt hat :
I. Oberkiefer. 1. Molaren. Zwei Querjoche mit Aussenwand.
a. Querjoche ungetheilt. Vertical auf die Aussenwand : Tapirus, Lo-
phiodon, Coryphodon ct. Dinotherium. Schief nach hinten gerichtet:
Rhinoceros, Hyrax, Nesodon ct. Wenigstens das hintere halbmondför-
mig zur Aussenwand zurückkehrend : Palaeotherium, Titanotherium.
b. Querjoche mit isolirten Innenpfeilern. Nur am Vorjoch: Palaeoth.
curtum, Paloplotherium, Anoplotherium, Dichobune ct. Ruminantia
partim (Bovina). Innerer isolirter Innenpfeiler geschwunden : Di-
chodon , Agriochoerus , Poebrotherium, Oreodon , meiste Ruminan-
tia. An beiden Jochen : Anchitherium , Equus , Hipparion. — c.
Querjoche und Aussenwand in Warzen aufgelöst. Nur das Vor-
joch: Hyopotainus, Chaeropotamus, Anthracotherium, Archaeothe-
rium, Entelüdon, Rhagatherium. Nur das Nachjoch: Palaeochoerus,
198 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschiclite
Dicotyles, Sus, Porcus , Phacochoerus. Vorderes und hinteres Hü-
gelpaar wieder in Querjoche vereinigt: Hippohyus, Hippopotamus,
Mastodon? Beide Joche: Hyracotherium, Pliolophüs.
2. Prämolaren. Gleich Molaren: Tapirus, Hyrax, Rhinoce-
ros, Equus, Hipparion, Palaeotherium ct. Prämolaren reducirt:
Nachjoch reducirt: Lophiodonten, Hyracotherium, Pliolophüs, Rha-
gatherium, Palaeochoeriden, lebende Suida. Hintere Zahnhälfte re-
ducirt und mit der vordem verschmolzen : Anoplotherium, Xipho-
don ct., Ruminantia.
n. Unterkiefer. 1. Molaren. Zwei Querjoche ohne Aussen-
wand. a. Querjoche ungetheilt , vollkommen wie am Oberkiefer:
Tapirus, Dinotherium, Lophiodonten, Rhinoceros, Palaeotherium ct.
— b. Querjoche mit zweilappigen Innenpfeiler, nur am Vorjoch:
Palaeotherium z. Th., Anoplotherium. Beide Seitenpfeiler des Vor-
jochs verschmolzen zu einer Innenwand : Ruminantia. An beiden
Jochen: Anchitherium, Equus, Hipparion. — c. Querjoche in "War-
zen aufgelöst, und die beiden Seitenpfeiler am Vorjoche verschmol-
zen zum vordem Innenhügel: Diplobune, Archaeotherium, Palaeo-
choeriden, Suida. Vorderes und hinteres Hügelpaar wieder in Quer-
joche vereinigt: Hippopotamus, Mastodon?
2. Prämolaren. Gleich Molaren: dieselben Genera wie am
Oberkiefer. Prämolaren reducirt: a. Nachjoch reducirt : Lophiodon-
ten. b. Ebenso, allein gleichzeitig die Innenhügel mehr oder we-
niger mit den Aussenhügeln verschmelzend : Dichobune z. Th., Plio-
lophüs, Rhagatherium, Lophiotherium, Aphelotherium, Chasmothe-
rium , Palaeochoerida , Suida. c. Ebenso und gleichzeitig hintere
Zahnhälfte mit der vordem verschmelzend: Anoplotherium, Rumi-
nantia.
iSolidungula.
Eine Notiz über wilde Pferde, die in den Jahren um 1824
am unteren Dnepr gefunden wurden, findet sich in einem Briefe
von Steven an A. v. Nordmann. Bulletin de la soc. imp. de
Moscou 18C3. 1. p. 279. Sie waren alle mäusegrau mit einem dunk-
len Riemen.
Eine Nachricht über wilde Esel in der Afrikanischen Sahara
und über wilde Pferde von Mongolien veröffentlichte Blyth im
Journal of the Asiatic Society of ßengal 31. p. 363.
Multungula.
Ueber das Vorkommen von Elephanten in Asien machte
Blyth Journal of the Asiatic Seciety of Bengal 31. p. 169 einige
Bemerkungen, namentlich in Beziehung auf Sohle gel's Angaben,
der Säiioothiere während des Jahres 1863. 199
und ist der Ansicht, dass die wilden Elephanten, welche auf ßorneo
leben, nicht wohl von zahmen importirteu abstammen können.
Dies wird ib. jd. 196 weiter ausgeführt. Daselbst wird die von
Spencer St. John in seinem Buche „Life in the forests of the
far East. 1862" behauptete Thatsache, dass die Elephanten Borneo's
von solchen Exemplaren abstammten und verwiklert seien, welche
die Ostindia Company vor hundert Jahren dem Sultan von Sula
zum Geschenk gemacht hätten, widerlegt.
Winwood Reade schildert eine Elephanten-Einfriedigung
in Gaboon. Proc. zool. soc. p. 170.
Von dem weiblichen asiatischen Elephanten des zoologischen
Gartens in Frankfurt a. M. giebt Schmidt die genauen Maasse
an. Zool. Garten p. 172. — Weinland giebt ib. p. 222 eine Ab-
bildung von Sasenbeth in Holzschnitt, so wie zur Yergleichung
einen Holzschnitt des Kreuzberg'schen und des afrikanischen
Elephanten.
In den Berichten aus dem Thiergarten, welche der Neder-
landsch Tijdschrift voor de Dierkunde beigegeben sind, ist p. I. das
Betragen eines Nilpferd-Paares (Hippopotamus amphibius) bei der
Begattung und bei der Geburt eines Jungen geschildert. Die Trag-
zeit ist nicht, wie G e of fr oy St. Hilaire angegeben hat, 13 Monate,
sondern höchstens neun Monate, vielleicht nur 223 Tage. Das Junge
ist leider gestorben. Die Milch floss schon einige Tage vor der
Geburt strahlartig aus dem Euter.
Nach Sclater Proc. zool. soc. p. 230 trägt das Nilpferd nur
7 Monat und 16 bis 20 Tage.
In einem Aufsatze über die lebenden asiatischen Rhinoceros-
Arten im Journal of the Asiatic Society of Bengal 31. p. 151 be-
stätigt Blyth die Angabe Helfer's, dass die drei bekannten Ar-
ten in Burma vorkommen. Das riesige Rhinoceros indicus scheint
dem Fusse des Himalaya und dem Thale des Brahmaputra (Provinz
Asam) anzugehören; das noch jetzt in den östlichen Sundarbans
häufige, und auch in dem Rajmahal-Gebirge in Bengalen lebende,
(wo es dem Aussterben entgegen geht), ist identisch mit dem von
Java undBorneo (R. sondaicus) ; während die asiatische zweihörnige
Art (Rh. sumatranus) in dem Indo-chinesischen Ländergebiete häufi-
ger zu sein scheint als das einhörnige (Rh. sondaicus), denn sie er-
streckt sich nordwärts bis zu dem Gebirge, welches Arakan von Pegu
trennt. Schädel und Hörner sind abgebildet. — Eine Notiz über
Rhinoceros, worin die Sanscrit-Namen erörtert werden, ebenso wie
die Persischen und Arabischen, findet sich ib. p. 198.
lieber das Wildschwein (Sus scrofa L.) berichtet Jäckel
im Correspondenzblatt des zool.- mineral. Vereins in Regensburg
200 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
XVII. p. 49 und p. 66 und bringt zahlreiche historische Notizen seit
1493 bei, als Materialien zur bayrischen Fauna und Jagdgeschichte.
Wyman beschrieb ein cyclopisches Schwein. Proc. Boston
Soc. p.211.
Kraus s setzte den Unterschied zwischen dem Schädel von
Dicotyles labiatus Cuv. und D. torquatus Cuv. in unserem Archiv
1863. I. p. 271 auseinander.
Ruminantia.
Sclater giebt Proc. zool. soc, p. 230 die Tragezeiten einiger
Wiederkäuer an, nach Beobachtungen aus dem zoologischen Garten
in London. Daselbst sind acht Hirscharten mit 8 Monaten, 2 Au-
genia mit 11, Camelopardalis giraffa mit 15, 2 Ovis mit 4, 3 Anti-
lopen mit 8 — 9 Monaten verzeichnet.
Die Trächtigkeitsperiode des Mähnenschafes (Ovis tragelaphus)
beobachtete Funck im zoologischen Garten in Brüssel zu 163 Ta-
gen. Zool. Garten p. 133.
Tylopoda. Capt. B i s s e 1 1 will den Versuch machen das Vicuna
und das AljDaca in Californien zu domesticiren und hofft durch
Kreuzung des Vicuna mit dem Merinoschaf und dem Sächsischen
Schaf eine ausgezeichnete Wolle zu erzielen. Proc. Boston soc. p. 199.
Devexa. Eine Notiz von Weinland über die im Frankfurter
Garten verstorbene Giraffe ist von einer Tafel mit Zeichnungen in
zehn verschiedenen Stellungen von Susenbeth begleitet. Zool.
Garten p. 204.
Cervina. BoU theilt in seinem Archiv des Vereins in Mek-
lenburg 1863. p. 294 mit, dass in der Nähe von Treptow Elennge-
weihe gefunden worden sind; ein grösseres sehr verwittertes im
Moder, ein kleineres vollkommen gut erhalten im Torfe.
Von einem gezähmten Elennthier auf Godgard giebt Grill
Zool. Garten p. 55 Nachricht.
Weinland erklärt sich im Zool. Garten p. 228 entschieden
gegen die Ansicht, das knarrende Geräusch entstehe beim Rennthier
durch Zusammenschlagen der Hufe. Vielmehr entstehe dieses Geräusch
in der Articulation des Fusses und Knie's, sehr häufig auch dann,
wenn das Thier steht, bei einer Bewegung des Rumpfes allein, wo-
durch das eine oder andere Gelenk mehr belastet oder entlastet
wird. Er vergleicht es dem Knacken der Finger,
Verrill berichtet Proc. Boston Soc. IX. p. 227, dass Rangi-
fer Caribou zuweilen, in strengen Wintern in Maine vorkomme, und
sich, wie das echte Rennthier, ganz von Moos ernähre.
Jaeger widerräth das Absägen der Geweihe an Hirschen,
welche transportirt werden sollen, indem er diesen Vorgang bei einem
der Säugethiere wählend des Jahres 1863. 501
Cervus Russa Müll, für die Ursache der Erkrankung und des Todes
halten zu müssen glaubt. Zool. Garten p. 212.
V. Rosenberg- spricht von einem abnormalen Geweihe von
Cervus moluccensis aus Ceram. Natuurk. Tijdschrift vor Nederl.
Indie XXVI. p. 159.
ßlyth vermuthet nach einigen Geweihen im South -Kensington
Museum eine neue Art Hirsch in Siam, welche er Rucervns Schom-
burghi nennt. Proc. zool. soc. p. 155.
Cavicornia. Win wo od Reade bildete Proc. zool. soc.
p. 169. pl. 22. Oreas derbianus ab. Sie lebt im Walde, betritt nie
die Ebene, grast niemals, sondern der Bulle reisst Baumzw^eige zur
Nahrung für die Weibchen und Kälber herab.
De Saussure berichtigt Revue de zool. XV. p. 458, dass die
Figur des Mazame von Hernandez p. 324 nicht Cervus mexicanus,
sondern ein Individuum mit völlig entwickelten Hörnern von An-
tilocapra americana darstelle.
Brehm schildert im Zool. Garten p. 102 das Zwergböckchen
Antilope (Cephalolophus) Hempricliiana Ehrbg.
Es ist der Versuch gemacht worden, die Gemse in den Nor-
wegischen Gebirgen zu acclimatisiren. Vergl. Zool. Garten p. 154.
— Im Dresdener zoologischen Garten warf eine Gemse am 30. Juni
1863 ein Junges , nachdem es im December tragend geworden war.
Ib. p. 175. Das Junge starb nach drei Tagen. Ib. p. 197.
B a 1 s a m 0 hat einen Bastard vom Ziegenbock und dem Mut-
terschaf erzielt, w'elcher gerade Hörner hatte wie der Bock, vorquel-
lende Augen wie beim Schaf; seine Stimme gleicht dem des Bockes.
Er nennt ihn Tragosois. Revue de Zoologie XV. p. 383.
Jackson theilt mit, dass die Haarballen im Magen der Rin-
der gewöhnlich nur einzeln vorkommen, in einem Falle waren jedoch
nicht weniger als 16 in einem Magen. Selten finden sich solche
Haarballen auch in dem Magen der Schweine. Proc. Boston Soc.
p. 224.
Blyth bildete Proc. zool. soc. p. 158 die Hörner von Bos
hrachyceros, Bos reclinis und Bos plaiiiceros in Holzschnitt ab.
üeber die Verbreitung von Bos taurus und Bos Dante in
Afrika äusserte sich Balfour Baikie Aanals nat. hist. XII. p. 328.
Das Rind im Süden und Südwesten des Golfs von Guinea ist Bos
taurus ; dagegen das Rind von Hausa und von Bornu und den Ge-
genden an der grossen Wüste und westwärts bis Firta Toro ist
Bos Dante.
Grill erwähnt, dass eine Kuh ein Ilorn abwarf, nachdem
schon eine neue Hornscheide darunter gebildet war. Zool. Garten
p. 254.
202 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
W e g e n e r machte eine Mittheilung über Bos Bison und Bos
Urus in Sitzungsber. der Gesellsch. Isis 1863. p. 8 u. 11.
Cetacca.
J. E. Gray gab eine neue Uebersicht der Cetaceen. Proceed.
zool. soc. p. 197. Er theilt sie in zwei Untergattungen Cete und
Sirenia. Erstcre zerfällt in 5 Familien: 1) Balaenidae mit den
Gattungen Balaena, Megaptera, Balaenoptera, Physalus ; 2) Cato-
dontida e mit den Gattungen Catodon, Physeter, Kogia ; 2») Pla-
tani stida e Gatt. Platanista ; 4) In i ad a e Gatt. Inia ; 5) D el phi-
nidae: a) Kopf geschnäbelt, Schnabel so laug oder länger als die
Schädelhöhle. Gatt. Pontoporia, Steno, Delphinus, Delphinapterus,
Lagenorhynchus ; Hyperodon, Lagenocetus; Berardus, Ziphius, Del-
phinorhynchus, Dioplodon; b) Kopf vorn rund, nicht geschnäbelt,
Schnauze kaum so lang wie die Schädelhöhle. Gatt. Globiocepha-
lus; Orca, Grampus, Phocaena, Neomeris, Beluga, Monoceros.
Wir verdanken Alexander v. Nordmann Beiträge zur
Kenntniss des Knochenbaues der Rhytina Stelleri, die in den Acta
societatis scientiarum Fennicae Tom. VII 1863. p. 1 — 33 veröffent-
licht sind. Verfasser hat ein ziemlich vollständiges Skelett von
16^2 Fuss Länge vor sich gehabt, so dass durch diese Unter-
suchung die Kenntniss dieses interessanten, in der Mitte des vori-
gen Jahrhunderts ausgestorbenen Thieres , nicht unwesentlich ge-
fördert wird. Auf 5 Steindruck-Tafeln sind die einzelnen Knochen
abgebildet.
Brandt berichtete der Pariser Akademie über eine eben
vollendete Arbeit, die die Osteographie der Sirenen behandelt, wo-
ran sich eine Vergleichung der Osteologie der Pachydermen und
Cetaceen schliesst. Verf. versucht zu zeigen, dass die Sirenen keine
Cetaceen sind, sondern Wasser - Pachydermen, die auch eine Ord-
nung für sich bilden könnten. Comptes rendus 1863. p. 489; Revue
de zool. XV. p. 345; Annais nat. bist. XII. p. 406.
Meier macht im Archiv des Vereins in Meklenburg p. 290
bekannt, dass sich am 23. Januar 1863 ein 20' langer weiblicher
Delphin in die travemünder Bucht verirrt hatte und gestrandet war.
Die Art vermochte Verf. nicht mit Sicherheit zu bestimmen.
Moore beschrieb einen 9 Fuss langen männlichen Lageno-
rhynchus albirostris Gray, welcher an der Mündung des Dee gestran-
det war, und noch acht Stunden ausser Wasser lebte. Annais nat.
bist. XL p.268.
Wyman beschreibt einen Beluga borealis Less., welcher in
dem Golf von St. Lawrence gestrandet war. Das Exemplar war ein
Männchen und wog 700 Pfund. Es ist abgebildet. Boston Journal
of nat. hist. VII. p. 603.
der Säugethiere während des Jahres 1863. 203
J. E. Gray macht Annais nat. bist. XL p. 464 darauf auf-
merksam, dass die Gestalt der Zähne beim Susuk (Platanista gan-
geticus) mit dem Alter ungemein abändert, so dass man, ohne die
Zwischenstufen zu kennen, leicht verschiedene Genera annehmen
könnte. Die Zähne sind in der Jugend lang cylindrisch und wer-
den im Alter in kurze konische, comprimirte Zähne durch Abrei-
ben umgewandelt.
Peach zeigte an, dass an der Westseite von Caithness im
August ein todter Pottfisch (Physeter macrocephalus) von 60 — 70 F.
Länge schwimmend gefunden wurde. Report british Assoc. for the
advancement of science held at Newcastle p. 106.
Am Y strandete bei einem Sturme am 20. December 1862 ein
Finnfisch (Balaenoptera rostrata) von fast 5 Ellen Länge und 2000
Pfund Gewicht. Maitland gab die Maasse desselben in den Berig-
ten uit de Diergaarde p. XXX an, welche der Nederl. Tijdschr. voor
de Dierkunde I beigegeben sind. Er fand auch ein Paar kleine
dreikantige Knochen, die wohl den hinteren Gliedmassen angehören.
Sigm. Schnitze erzählt von einem 50' langen Wallfische,
der an dem Hafendamme zu Wiek erschien, und den er als den
Riesen- Wal (Pterobalaena arctica) bestimmt. Greifswalder Wochen-
blatt vom 26.— 30. August 1862.
Marsiipialia.
Eine neue Gattung amerikanischer Beutelthiere beschrieb T o-
mes Proc. zool. soc. p. 50. pl. VIII; Annais nat. bist. XII. p. 242
unter dem Namen Hyr acodon. Schwanz von der Länge des Ko-
pfes und Körpers, in eine feine Spitze auslaufend ; Füsse lang mit
beweglichem Daumen, Nägel lang und spitz; Kopf ziemlich lang,
Schnauze spitz, Ohren massig, eiförmig. Obere Schneidezähne : die
mittleren einfach, spitz, klein, und in verticaler Stellung; die beiden
folgenden gross, dick und kurz, aber mit rückwärts gerichteter
Spitze; der folgende vierte ähnlich, aber sehr klein; der fünfte oder
Eckzahn durch einen Zwischenraum vom vorigen getrennt, klein,
konisch, spitz, und in fast verticaler Stellung ; die beiden folgenden
Zähne fast gleich. Untere Schneidezähne : die mittleren Zähne lang,
fast gerade und horizontal, wie bei den Spitzmäusen; die vier fol-
genden Zähne mehr oder v/eniger konisch, eng an einandergeschlos-
sen und nach vorn gerichtet, klein und allmählich nach aussen
kleiner werdend; der fünfte Zahn hat eine eckzahnähnliche Gestalt,
ein wenig mehr vorragend als der vorige, und vorwärts gekrümmt;
der sechste klein, konisch, vertical gestellt und weit getrennt von
dem fünften. //. fuliginosus von Ecuador.
Krefft beschrieb Proc. zool. soc. p.49; Annais nat. hist. XII.
204 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturges eh. u. s. w.
p. 241 eine neue Art Dromicia unicolor von St. Leonard's bei Syd-
ney._ Der Pelz ist einfarbig mäusefarbig mit einem schwärzlichen
Fleck vor dem Auge. Zähne 3.3.1.6.1.3.3^
3.3.1.2.1.3.3
J. E. Gray beschrieb Annais nat. hist. XI. p. 457 zwei neue
Wombats, die jetzt im zoologischen Garten in London leben, und
von Süd - Australien eingesandt waren, und fügt diesen noch eine
vierte Art aus dem britischen Museum hinzu. Zwei von diesen gehören
der Gattung Phascolomys an, eine jedoch bildet eine neue Gattung.
Die Arten: Phascolomys Angasii schwärzlichbraun, fast einfarbig,
Schnauze breiter als lang , quer länglich, Ohren etwas zugespitzt.
Ph. setosus fast einfarbig hellbraun, Pelz storr, Schnauze dreieckig,
so lang wie breit; diese Art hat Gould als Ph. latifrons Owen ab-
gebildet. — Die neue Gattung wird Lasiorhinus genannt. Die
Nase ist abgestutzt und behaart, mit grossen offenen Naslöchern an
der Seite und ohne nackte Muffel zwischen ihnen; die Ohren sind
gross, aufrecht, spitz, aussen mit kurzem Pelz bedeckt. Die Art
L. M^Coyi bezeichnet Verf. als diejenige, welche An gas Proceed.
zool. soc. 1861 als Ph. latifrons beschrieben und Gould als Ph.
lasiorhinus abgebildet hat.
Sclater theilte ib. XII. p. 78 mit, dass Phascolomys Angasii
Gray bereits von Gould Ph. niger genannt worden war. Daran
knüpft Yerf. eine Bemerkung über den Schädel von Ph. lasiorhinus,
der dem von Ph. ursinus sehr ähnlich sein und von latifrons Owen
abweichen soll.
Bericht über die Leistungen in der Herpetologie
Wtähreud des Jiibres 1863.
Von
Troschei.
L'organisation du regne animal per Emile Blan-
chard. Paris. Von diesem grossartig angelegten Werke
sind bereits zehn Lieferungen den Reptilien gewidmet,
nämlich die 3. 5. 8. 11. 14. 17. 19. 26. 31. und 33. Die
beiden erstgenannten sind bereits 1852, die übrigen ohne
Jahreszahl erschienen. Wir haben zuletzt 1858 über die-
ses Werk berichtet. Den Text bildet eine sehr ausführ-
liche historische Einleitung. In der 31. Lieferung beginnt
p. 71 die Ordnung der Schildkröten und in der 33. ist
die Osteologie von Testudo iberaPall. (T. mauritianaD.B.)
begonnen. Die Abbildungen beziehen sich auf Reptilien
der verschiedenen Ordnungen, sind sehr sauber ausgeführt
und erscheinen ohne Rücksicht auf den Text und ohne
Beachtung der Nummerfolge.
Von Lercboullet's grosser Arbeit: „Recherches
d'embryologie comparee sur le developpement de la Truite,
du Lezard et du Limnee'^ von deren ersten drei Abschnitten,
welche die Entwickelung jedes der genannten drei Thiere
einzeln darstellten, schon in den früheren Berichten die
Rede gewesen ist, erschien im XIX. Bande der Annales
des scienccs nat. p. 1 der vierte Abschnitt. Darin stellt
Verf. die Aehnlichkeiten und die Verschiedenheiten, die
sich zwischen den Fischen und der Eidechse einestheils
und zwischen den beiden Wirbelthiercn und der Schnecke
anderentheils aus des Verf. eingehenden Untersuchungen
200 Troschel: Bericlat üb. d. Leist. in d. Herpetologie
ergeben, zusammen. — Fortsetzung und Scliluss sind ib.
XX. p. 5 — 58 zu finden.
In der bereits oben im Bericbte über die Säugethiere
erwähnten Schrift von Sund ev all ^,die Thierarten des
Aristoteles^ sind p. 173 — 188 die Reptilien abgehandelt.
Aristoteles schrieb über folgende 20 Arten: Testudo
gracca, Emys europaea, Chelonia caretta; Crocodilus vul-
garis, Chamaeleo vulgaris, Ascalabotes mauretanicus v.
sp. afF., Lacerta agilis v. viridis, Seps chalcides, Anguis
fragilis; Naja hajc, Vipera berns vel ammodytcs, Coluber
natrix, Python spec. ?; Rana esculenta, Bufo (genus),
Salamandra vulgaris, Triton sp.
Ein Bericht über eine 80 Fuss lange Secschlange
von Joseph Brown, die im August 1811 beobachtet
wurde , ist Proc. Boston Soc. IX. p. 245 vorgelegt wor-
den. Ihr Kopf sollte 8 bis 9 Fuss über Wasser, ihr
Durchmesser 16 — 18 Zoll gewesen sein.
Von Barbosa du Bocage erhielten wir Revue
de Zoologie p. 332 ein Verzeichniss der Reptilien, welche
in Portugal leben.
Es sind 4 Schildkröten : Emys sigriz und europaea, Chelonia
caouana, Sphargis coriacea; 9 Eidechsen: Platydactykis muralis,
Tropidosaura algira, Lacerta ocellata. muralis, viridis, Psammodro-
mus Edwardsii, Amphisbaena cinerea, Seps chalcides, Anguis fragi-
lis ; 6 Schlangen : Rhinechis scalaris, Tropidonotus natrix, viperinus,
Periops hippocrepis, Coelopeltis insignitus, Yipera ammodytes; 11
Batrachier: Rana viridis, temporaria, Discoglossus pictus, Alytes
obstetricans , Hyla viridis, Bufo vulgaris , Salamandra maculosa,
Pleurodeles Watlii, Triton marmoratus, palmatus, Euproctus Rus-
coni : zusammen 20 Reptilien.
Steindachner gab ein Verzeichniss von 13 Amphi-
bien aus Slavonien u. s. w., eines von 10 Amphibien ge-
sammelt bei Brussa, eines von 6 Schlangen von der Insel
Cypern. Verhandlungen der zooL-bot. Ges. XIII. p. 1121.
In dem von Robert Hartmann herausgegebenen
interessanten Werke „Reise des Frh. A. von Barnim
durch Nordost- Afrika in den Jahren 1859 und 1860 fin-
den sich mancherlei zoologische Notizen eingeflochten.
Was die Amphibien betrifft, so weisen wir unter andern
während des Jahres 1863. 207
hin auf p. 197, wo von den Nubischen Am])hibicn und
Fischen, auf p. 283, ^vo von den Amphibien der Bejudah-
Steppe die Rede ist u. s. w.
Das Verzeichniss der von Madagaskar bekannten
Reptilien, vrelchcs Pollen Ned. Tijdschr. voor de Dier-
kunde 1. p. 331 zusammengestellt hat, enthält 8 Schild-
kröten : 5 Testudo und 3 Emys; 29 Eidechsen: 1 Croco-
dilus, 9 Gecco, 3 Agama, 2 Gerrhosaurus, 1 Trachclo-
ptychus, 4 Scincus, 9 Chamaeleon ; 9 Schlangen : 1 Xipho-
soma, 1 Pelophilus, 1 Heterodon, 2Herpetodryas, 1 Psam-
mophis, 2 Dryophis, 1 Dipsas; 4 Batrachier: 4 Plyla, — ■
zusammen 50 Reptilien.
Unter zwölf von Ja gor in Siam gesammelten Am-
phibien, meist Schlangen, die Peters Berliner Monats-
ber. 1863. p. 246 verzeichnete, befand sich auch eine neue
Schlange, s. unten.
Edeling lieferte im 26. Theil der Natuurk. Tijd-
schrift voor Ncderlandsch Indie p. 482 einen Beitrag zur
herpetologlschen Fauna von Borneo. Die von Bleeker
in derselben Zeitschrift Theil 16 verzeichneten Reptilien
konnte er um 2 Saurier , 9 Schlangen und 1 Batrachier
vermehren und eine Anzahl neuer Arten, 1 Eidechse und
4 Schlangen hinzufügen, die bei Martapoera in der Nähe
von Bandjermasin gesammelt waren. Die neuen Arten
sind unten genannt.
Günther giebt Proc. zool. soc. p. 58 Nachricht
über die Herpetologie von Ceram. Unter den genannten
Arten ist ein neuer Cyclodus und ein neuer Coluber,
die unten genannt sind.
Swinhoc verzeichnet Annals'nat. bist. XII. p. 219
fünfzehn Arten Reptilien von Formosa, die er in das
britische Museum niedergelegt, und die Günther be-
stimmt hat. Es sind 5 Schildkröten, 3 Eidechsen, 7 Schlan-
gen. Darunter eine neue Schildkröte und ein neuer
Gecko.
An Amphibien ist Neu - Caledonien nach Jouan
Mem. de Cherbourg IX. p. 100 sehr arm. Man hat bis-
her nur z^Yei Schildkröten (Chelonia mydas und imbri-
208 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Herpetologie
cata), drei Eidechsen (2 Platydactylus und 1 Scincus)
und drei Seescblangen (Hydropliis) gefunden.
Krefft nennt die 17 Batrachier, welche in der
Nachbarschaft von Sydney vorkommen, mit Bemerkungen
über ihre geographische Verbreitung. Proc. zool. soc.
p. 386.
Peters gab eine Uebersicht über eine von Ri-
chard Schomburgk an das Berliner zoologische Museum
eingesandte Sammlung von Amphibien aus Buchsfelde
bei Adelaide in Südaustralien. Die Sammlung enthält
1 Schildkröte , 25 Eidechsen , 10 Schlangen und 6 Ba-
trachier, zusammen 42 Species. Mehrere neue Arten und
Gattungen werden unten namhaft gemacht. Berliner Mo-
natsberichte 1863. p. 228.
Das Verzeichniss von Amphibien, welche Verrill
in der Nähe von Norway in Maine beobachtete , enthält
4 Schildkröten, 9 Schlangen, 8 ungeschwänzte und 9 ge-
schwänzte Batrachier. Proc. Boston Soc. p. 197.
lieber die Schlangen der Provinz Bahia vergl. Wu-
cherer Proc. zool. soc. p. 55; Annais nat. bist. XII.
p. 323.
Chelonii.
Mitchell und Morehouse haben in den Smith-
sonian Contributions to knowledge Vol. XIII. 1863 „Unter-
suchungen über die Anatomie und Physiologie der Ath-
mung bei den Schildkröten^^ bekannt gemacht.
Im ersten Kapitel wird die Anatomie, im zweiten die Physio-
logie abgehandelt. Die Untersuchungen und Experimente sind meist
an Chelydra serpentina vorgenommen, aber auch Chelonia mydas,
Ptychemys rugosa und mobiliensis, Graptemys geographica, Mala-
coclemmys palustris, Chrysemys picta, Nanemys guttata, Cistudo
virginea sind zur Vergleichung herangezogen. Am Schluss hebt
Verf. namentlich folgende Punkte hervor : 1) bei den Schildkröten
versieht der obere Laryngeal-Nerv sowohl die öffnenden wie schlies-
senden Muskeln des Kehlkopfes ; 2) der untere Laryngeal - Nerv
setzt sich nur an die öffnenden Muskeln desselben ; 3) ein wahres
Chiasma ist zwischen den beiden oberen Pharyngeal -Nerven vor-
handen ; 4) der exspiratorische Muskel liegt in dem Brustkasten und
während des Jahres 1863. 209
besteht aus Vorder- und Iliuterbäuchen verbunden durch eine
starke Sehne, die sich über die Mittellinie fortsetzt, und beiden
Seiten des Thieres gemein ist; 5) der inspiratorische Muskel nimmt
jederseits die Seitenräume ein ; 6) die Inspiration wird durch die
Contraction der Seitenmuskehi beworkstcilif^t , welche sehr dem
Zwerchfell der höheren Thiere gleichen ; 7) die Exspiration ge-
schieht durch die gleichmässige Action der vier Muskelbäuche, wel-
che die Eingeweide gegen die Lungen pressen. Der Act der Re-
spiration besteht aus einer Aus- und Einathmung, während welcher
der Schlundkopf offen bleibt.
T i c k e 1 hat Sphargis coriacea abgebildet, und ein weibliches
Exemplar von über 6 Fuss Länge beschrieben. Journ. asiat. soc.
of Bengal 31. p. 367.
Eine neue Landschildkröte Xerohates Agassizii aus den Califor-
nischen Gebirgen bei FortMojave beschrieb C o o p er Proc. California
1861. p. 120, die erste welche westlich von den Rocky-Mountains
gefunden wurde. Diese Art war im vorjährigen Berichte übersehen.
Alle übrigen Mittheiiungen über Schildkröten, die in diesem
Jahre erschienen sind, verdanken wir J. E. Gray.
Die Arten der Gattung Kinixys gruppirt derselbe Proc.
zool. soc. p. 196 folgendernaassen : A, Der Yorderlappen des Brust-
beins schmal, vorn spitz, mit einem Paar kleiner abgestutzter Gu-
larplatten. Seiten des Randes eben, Nackenplatte deutlich, Kino-
thorax, K. belliana. — B. Yorderlappen des Brustbeins breit,
Seite auswärts gekrümmt mit einem Paar grosser am' Aussenwinkel
vorgezogener Gularplatten, Seiten des Randes stark gezähnt, K i-
nixysf K. erosa die fünfte Wirbelplatte rund, keine Nackenplatte;
K. homeana die fünfte Wirbelplatte winklig, Nackenplatte deutlich.
Derselbe beschreibt Annais nat. bist. XII. p. 381 eine neue
Art Kinixys Speekii aus Central-Afrika.
J. E. Gray machte auf einen grossen viereckigen Fleck an
jeder Seite der Iris im Auge der Emydidae aufmerksam. Proceed.
zool. soc. p. 202.
Derselbe zählt Annais nat. bist. Xll. p. 176, indem er sich
gegen eine Note von Agassiz vertheidigt, die nordamerikanischen
Emydidae auf: 1 Art Deirochelys, 2 Graptemys, 4 Callichelys, 4
Trachemys , 1 Chrysemys , 1 Malaclemys , 6 Pseudemys , 1 Rhino-
clemys.
J. E.Gray beschrieb ferner Proc. zool. soc. p. 173 drei neue
asiatische Schildkröten aus der Abtheilung der Box-tortoises, wel-
che die Abtheilung der Cistudinae mit beweglichen Klappen des
Brustschildes bilden. Diese classificirt Verf. folgendermassen :
I. Brustbeinklappen ungleich, vordere kürzer, ganz frei von der
Archiv für Naturg. XXX. Jahrg. 2. Ijd. Q
210 Troscliel: Bericht üb. d. Leist. in d. Herpetologie
Symphyse; Hinterfüsse dünn laug; Zehen sehr ungleich, die
zweite am längsten. Nordamerika.
1. Gatt. Cistudo. C. Carolina, mexicana.
II. Brustbeinklappen fast gleich, beide nehmen Theil an der
Symphyse. Alte Welt.
1. Hinterfüsse lang, Zehen sehr ungleich, fast frei, die zweite
am längsten.
2. Gatt. Pyxidea. P. Mouhotii.
2. Hinterfüsse elephantenartig, Zehen gleich.
3. Gatt. Cistocl emmys. C. ßavoniarginata von China (vergl.
auch Annais nat. hist. XII. p. 220).
3. Hinterfüsse flach, gefranzt, Zehen mit Schwimmhäuten und
oben mit bandartigen Schildern.
4. Gatt. Cuora. C. amboinensis und trifasciata.
5. Gatt. Lu tremy s. L. europaea.
4. Zehen mit Schwimmhäuten , sie und die Beine mit sehr
kleinen Schuppen bedeckt; Vorderbeine nur vorn mit dün-
nen bandförmigen Platten; Brustbeinklappen schmal.
6. Gatt. ]S otochely s. N. platynota.
Bei den aberranten Cistudinae sind die Klappen nur in der
Jugend beweglich.
7. Gatt. Cyclemy s. C. orbiculata und zwei neue Arten C.
Oldhami von Mergui und Siam, C. orata von Sarawak.
Geoclemys callocephalus Gray Proc. zool. soc. p. 254. Der Kopf
ist in Holzschnitt abgebildet; als Vaterland wird China vermuthet.
Batagur Smithü Gray Proc. zool. soc. p. 253 aus dem nord-
westlichen Indien.
Gray beschrieb Annais nat. hist. XII. p. 98 und p. 246 eine
zweite Art der Gattung Chelymys von Australien Ch. dentata, die
kein Nackenschild besitzt, und deren Schild in der Jugend am Rande
gezähnelt ist.
Pelomednsa nigra Gray Annais nat. hist. XII. p. 99 von Natal.
I. E. Gray giebt über die Arten der Gattung Sternothaerus
in Proc. Zool. soc. p. 192 folgende Uebersicht:
I. Kopf kurz und breit, Oberkiefer undeutlich gekerbt, vorn
zweizähnig, Scheitel geschildet bis zu einer Linie vom Hinterrande
des Trommelfells. Tanoa. St. sinuatus A. Smith, derbianus (Pen-
tonyx gaboonensis Dum.) — II. Kopf ziemlich kurz und breit,
Oberkiefer abgestutzt, Scheitel mit einem länglichen Schilde, eine
Anzahl kleiner Schilder über dem Trommelfell zwischen dem hinte-
ren Aussenrande des Scheitelschildes und dem Oberrande des gros-
sen Schläfenschildes. Notoa. St. subniger (castaneus D. B.). — HI.
während des Jahres 1863. 211
Kopf längUch. Oberkiefer mit zurückgebogenem Gipfel, mit massi-
gem Schnabel, Frontal-, zwei lange Xasal- und zwei grosse Parietal-
schilder. Anola. St. niger D. B.
Gray beschreibt eine junge Schildkröte von Central-Afrika,
die er für den Jugendzustand von Sternothaerus subniger hält. An-
nais nat. bist. XII. p. 405.
Saiirii.
Heinrich Müller über die Regeneration der
Wirbelsäule und des Rückenmarkes bei Eidechsen und
Tritonen. Würzburger naturw. Zeitschrift IV. p. 62.
Crocodilini. Klein lieferte Württemberger Jahreshefte XIX.
p. 70 — 100 Beiträge zur Osteologie der Crocodilschädel, indem er
die einzelnen Knochen genau beschrieb. Am Schlüsse bezeichnet er
Oopholis porosus und Crocodilus als sehr ähnlich, wogegen sich
Bombifrons trigonops aujffallend unterscheidet. Von Alligatoren ist
nur eine Species untersucht. Die beiden untersuchten Rhampho-
stomen, gangeticum und Schlegeli unterscheiden sich selir charak-
teristisch.
Georg Jaeger machte in den Württembergischen Jahres-
heften XIX. p. 101 einige Bemerkungen über die Organisation des
indischen Crocodils (Gavialis gangeticus). Sie beziehen sich auf die
blasenförraige Erhöhung an der Spitze des Oberkiefers beim Männchen,
die auf das Athmen Bezug haben und das längere Untertauchen er-
möglichen soll; auf das Yerhältniss der Längenzunahme des Kopfes
und der Kiefer: und auf die Schilder.
Chamaeleontes. Chamaeleo laemgalus Gray Proc. zool. soc.
-p. 94 von Chartum,
Geckones. Gecko Swinhonis Günther Annais nat. bist. XII.
p. 222 von Formosa.
Gonatodes Gillii und ferrvgineus von Trinidad, Diplodaclylus
iinclus von Californien und Fliylloclacltjlus Äanli von Californien.
Cope Proc. Philadelphia p. 102.
Diplodaclylus furcosus Peters Berliner Monatsber. p. 229 von
Südaustralien.
J.E.Gray stellte Proc. zool. soc. p. 236 eine neue Gattung der
Geckonenfamilie Spalalura auf, die sich durch platten, jederseits
mit linearen Schuppen gefranzten Schwanz auszeichnet; die Schup-
pen des Körpers sind klein und gleichförmig. S. Cnrteri pl. 20.
flg. 2 von der Insel Massera an der Ostküste Arabiens.
Brachydaclylus Peters Berliner Sitzungsber. 1863. p. 41
212 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Herpetologie
unterscheidet sich von Gymnodactylus durch die Entwickelung
schliessbarer Augenlider und sehr kurze Zehen, Trommelfell deut-
lich. B. mitralus aus Costa-Rica.
ÄmeiVäB. Cnemidophortis hyperythrits, maximus. und meluste-
thns Cope Proc. Philadelphia p. 103 aus Californien.
Lacertae. Lacerta Branchii De Filippi Archivio per la zoo-
logia IL p. 387 aus Persien.
Glückselig erhielt Lacerta carinata Schinz (Acanthodacty-
lus bosquianus Fitz) aus Mehadia, und vermehrte damit die öster-
reichische Fauna um eine Art. Derselbe theilte seine Beobachtungen
an lebenden Eidechsen mit. Verhandl. d. zool. - bot. Gesellsch. in
Wien XIII. p. 1133.
Holasp is A. Smith MS. ist von Gray Proc. zool. soc. p. 152
beschrieben. Die Gattung ist verwandt mit den Lacertinidae und
zeichnet sich aus durch zwei Reihen breiter bandartiger Schuppen auf
dem Rücken und einen deprimirten Schwanz mit einer Reihe vor-
stehender gekielter an jeder Seite. H, Guenlheri pl. 20. Verfasser
möchte diese Gattung als den Typus einer eigenen Familie ansehen.
F orioclacty lus A. Smith beschreibt Gray Proc. zool. soc.
p. 154 in der Nähe der Gattung Xantusia (vergl. den Bericht über
1858. p. 59) als neue Gattung. P. Grayii wahrscheinlich aus Cali-
fornien ist pl.21 abgebildet.
Agamae. Plnynocephalns, persicns De Filippi Archivio per la
zoologia IL p. 387 aus Persien.
Von einer kleinen Eidechse am Ufer des Tshomoriri-See,
Phrynocephalus Olivieri, berichtet Theobai d Journal of the Asiatic
soc. of Bengal XXXI. p. 519, dass sie sich paarweise bei einander
halten, und zwei, zuweilen drei lebendige Junge gebären; sie graben
sich regelmässige Gänge in die Erde.
Salverda beschrieb in seiner Inauguraldissertation, Leiden
1863, sehr ausführlich die Anatomie von Calotes gutturosus Wiegm.
und illustrirte dieselbe durch zwei sehr zierliche Tafeln. Die Ab-
handlung ..Vergelijkend - ontleedkundige aanteekeningen over Calo-
tes" ist in holländischer Sprache geschrieben und umfasst 92 Seiten.
Tympnno cryp tis Peters n. gen. aus der Agamenfamilie
unterscheidet sich von der Gattung Amphibolurus Wagl. (Gramma-
tophora Gray) nur durch den Mangel eines sichtbaren Trommel-
felles. T. lineala von Südaustralien. Berliner Monatsber. p. 230.
Ignanae. Peters beschrieb Berliner Monatsber. 1863. p. 135
elf neue Arten der Gattung Anolis : A. Arten, deren Riickenschup-
pen deutlich gekie'lt und viel grösser als die körnigen Seitenschup-
pen sind. a. Rückenschuppen grösser als die Bauchschuppen. Ano~
während des Jahres 1863. 213
Us tropidonolus aus Mexiko, spectntm von Cuba, Itumilis von Yera-
gua. b. Rückenschuppen kleiner als die liauchschuppen. Anolis
Cumingii aus Mexiko, binotatus aus Guayaquil, Hoffnianni von Costa-
Rica. B. Arten, deren Rückenschuppen nur sehr klein, körnig,
glatt oder mehr oder weniger deutlich gekielt sind. Anolis {Dra-
conura) capito von Costa-Rica, inlennetUus von Veragua, tigrinus
aus Chili, squamulalus von Puerto Cabello, viridiaenens aus Quito.
Uta thalassina, Sceloporus zosteromus und Cijcltira (Clenosaura)
hemilopha Cope Proc. Philadelphia p. 104 von Californien.
Ptychopleurae. Eine Varietät von Tachydromus sexlineatus
Daud. beschreibt Peters Berliner Monatsber. p. 405 von Bangkok.
Fantodactyliis hivittatus Cope Proc. Philadelphia p. 108 von
Uruguay.
Cr ic 0 s aura Gundlach u. Peters n. gen. Berliner Monatsber.
p. 362. Habitus lacertinus; lingua lata, squamata. plana, integra,
apice vix incisa ; dentes compressi, lateri maxillarum interno adnati ;
oculi mediocres, rudimento palpebrarum circulari; nares inter scu-
tella bina apertae ; membrana tympani conspicua ; caput scutatum ;
corpus caudaque teretia, squamis laevissimis verticillatis ; plica iugularis
transversa distincta ; pedes subbreves, palmae plantaeque pentadacty-
lae, digitis omnibus unguiculatis ; plicatura lateralis nuUa; pori fe-
morales distincti. Stimmt durch die Zunge und das rudimentäre
Augenlied mit den Geckonen, steht durch die Beschildung des Ko-
pfes und Beschuppung des Körpers den Ecpleopus unter den Cer-
cosauri am nächsten. C. typica von Cuba, ist abgebildet.
Scincoidei. Einen Beitrag zur vergleichenden Anatomie der
Scincoiden lieferte Werber in den Verh. der naturf. Ges. zu Frei-
burg i. B. III. p. 33—50. und Taf. II. Den Gegenstand der Unter-
suchung bilden Cyclodus Bodaerti und Trachysaurus rugosus , von
denen namentlich die Haut und das Skelett beschrieben werden;
Muskelsystem, Gefässsystem und Eingeweide sind kürzer behandelt.
Cyclodus carinalus Günther Proc. zool. soc. p. 59 ; Annais nat.
bist. XII. p. 398 von Ceram. — C. occipiUilis und Adclaidensis Pe-
ters Berliner Monatsber. p. 231 von Südaustralien.
Lygosoma Schomburghii Peters Berliner Monatsber. p. 231 von
Südaustralien.
Aprasia octolineata Peters Berliner Monatsber. p. 233 von
Südaustralien.
Euprepis affinis De Filippi Archivio per la Zoologia H. p. 389.
aus Persien.
Edeling gründete ein neues Subgenus der Gattung Gon-
gylus, zwischen Eumeces und Euprepes unter dem Namen Apte-
214 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in cl. Herpetologie
ri g odon, welches sich von Eumeces durch die gekielten Schuppen,
von Euprepes durch den Mangel der Pterygoidzähne unterscheidet.
A. viltatum von Borneo. Natuurk. Tijdschr. Ned. Indie 26. p. 483.
Theobald fand im Spiti-Thale eine kleine Eidechse, Mocoa
sikimmensis, in Menge. Journal of the Asiatic soc. of BengalXXXI.
p. 511.
Serpentes.
Elenco sistematico degli ofidi descritti e disegnati
per l'iconografia generale edita dal Prof. G. Jan. Milano
1863. 8. Es ist interessant durch dieses Verzeichniss den
Reichthum der vom Verf. untersuchten und in seiner Ico-
nographie generale abzubildenden Schlangen kennen zu
lernen. Am Anfange einer jeden der 20 Familien sind
die Genera in einer kurzen Uebersiclit unterschieden,
worauf denn in jeder Gattung die Arten wieder nach
kurzen Charakteren der Subgenera und Gruppen ange-
ordnet sind.
Die Familie Typhlopidae enthält 64 Arten in 5 Gattungen,
die Familie Uropeltidae 7 Arten in 4 Gattungen, die Farn. Tortri-
cidae 4 Arten in 3 Gattungen, Boaeidae 38 Arten in 20 Gattungen,
Calamaridae 91 Arten in 28 Gattungen, Coronellidae 104 Arten in
22 Gattungen, Colubridae 76 Arten in 12 Gattungen, Potamophilidae
80 Arten in 12 Gattungen, Dryophilidae 64 Arten in 14 Gattungen,
Psammophidae 13 Arten in 3 Gattungen , Scytalidae 22 Arten in 5
Gattungen, Lycodontidae 27 Arten in 11 Gattungen, Dipsadidae 43
Arten in 13 Gattungen, Rachiodontidae 1 Art in 1 Gattung, Acro-
chordidae 3 Arten in 3 Gattungen, Hydrophidae 30 Arten in 6 Gat-
tungen, Elapidae 69 Arten in 10 Gattungen, Dendraspidae 2 Arten
in 1 Gattung , Viperidae 18 Arten in 3 Gattungen , Crotalidae 33
Arten in 6 Gattungen. Demnach kennt Verf. 789 Schlangenarten,
die er in 182 Genera vertheilt.
Ayres theilte Proc. California 1862, p. 163 mit, in der Bay
von San Francisco seien mit Rüsswasserfischen auch Schlangen ge-
fangen worden, die von den Flüssen in das Meer geführt waren
selbst Klapperschlangen. Er erwähnt zugleich, dass in Oakland die
Klapperschlangen sich stark vermehrt hätten , seit die Schweine,
welche diese Schlangen tödteten , durch die Cultur zurückge-
drängt sind.
Schlotthaube r constatirt im 20. und 21. Jahresbericht der
PoUichia p. 5, dass die Ringelnatter (Tropidonotus natrix) keine
während des Jahres 1863. 215
warmblütige Wirbelthiere, sondern nur Batrachier und junge Aale
frisst, während die glatte Natter Coronella laevis Eidechsen zu sich
nimmt. Der Kampf mit einer solchen wird lebendig geschildert.
Wyman erwälmt zweier Sclilangen -Monstrositäten, nämlich
eines Coluber constrictor mit zwei Köpfen und eines Tropidonotus
sipedon mit zwei Köpfen und zwei Schwänzen. Proc. Boston Soc.
p. 193.
Typhlopidac. Eine Notiz von Peters über das Becken der
Stenostomen s. Berliner Monatsber. p. 265.
Onychocephalus bituberculatus Peters Berliner Monatsber. p. 233
von Südaustralien.
üropeltidae. Beddome beschrieb aus dieser Familie einige
neue Arten aus Süd-Indien. Proc. zool. ßoc. p, 225: Silybifva shortii
p. 25. f. 1., ocellata, nilgherriensis pl. 26. f. 1, Rhinophis sanguineus^
inicrolepis pl. 26. f. 2, Plectrurvs Guentheri pl. 27, icynandensis, pul-
neyensis pl. 25. f. 2.
PerOpOdeS- Enygrus sv p erc ilio sv s Gimiher Annals nat. bist. XII.
p. 359. pl. VI. fig. D. von den Pelew-Inseln.
Epicrates versicolor Steindachner Denkschriften der Wiener
Akad. Bd. XXII. p. 89 mit 1 Tafel aus Columbien.
Galamaridae. CalamaHa maculoUneata Peters Berliner Mo-
natsberichte p. 403 von Sumatra. — C, BcnjaminsH und martapuren-
sis Edeling Natuurk. Tijdschr. Ned. Indie. 26. p. 485 von Borneo.
Homalocranion moestum Günther Annais nat. hist. XII. p. 352
aus der Provinz Peten. — H. snpracinctum Peters Berliner Monats-
ber. p. 272 von Guayaquil.
Im 15. Hefte von Bianconi's „Specimina zoologica mosam-
bicana, Bononiae 1862' ist eine neue Schlange Prosymna Janii be-
schrieben. Vergl. auch Revue de zool. XV. p. 355.
Tantilla miniator Cope Proc. Philad. p. 100 von Vera-Cruz.
Günther stellte Annais nat. hist. XL p. 21 einige neue Schlan-
gen aus der Calamariden-Familie auf: C er c ocalamu s collaris n.
gen. pl. 3. flg. A. von Centralamerika, Br achynr ophis semifasciata
n. gen. von Neu-Granada pl. 3. fig. B., Leptodira lencocephala von
Bahia.
Goronellidae. Enumerazionc sistematica degli ofidi apparte-
nenti al gruppo Goronellidae per il Prof. G. Jan. Archivio per la
zoologia II. p. 213—330. Verf. beschreibt hier alle Arten. Er theilt
die Familie in 3 Unterfamilien: 1) Rhina spidinae mit den Gat-
tungen R h i naspis Fitz 1 Art, Rhino c h eilvs Baird et Gir. 1 A.,
Heterodon Latr. 7 Arten, worunter neu H. pwZcÄer Bolivia, histri-
cus De Filippii Buones Ayres , Anomalon Jan 1 Art, Cha ta-
ckle in Jan 1 Art, C emophor a Cope 2 Arten, C. Copei Tennessee
216 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Herpetologie
neu ; 2) C or onellinae a) mit glatten Zähnen , Gatt. Simo t es
D. B. 6 Arten, neu S. ancoralis , Coronella Laur. 17 Arten, neu
tifirma Goldküste, concolor Amerika, elegans Westafrica , Eirenis
Jan 4 Arten, neu Bothii Jerusalem, fasciahis Tiberias, Agassizii Uru-
guay, Diadophis B. G. 3 Arten, Enic o g na t hu s D.B. 15 Arten
neu occipilalis Brasilien , elegans Montevideo , amoenus , taeniolalus
Brasilien, Grayi Himalaya, Braconnieri, Hnmherli Ceylon, pvnclato-
strialus, Abi ah es D.B. 5 Arten, neu tessellalus Surinam, Raimon-
clii Lima, lateralis, Lamprophis Fitz. 2 Arten, Homalocepha-
lus Jan, 1 neue Art //. hclerurvs Madagascar, Liophis Wagl. 18
Arten, neu Icucogaster , poecil ostichis TJrxxgxmy , TFcrry/eri Brasilien,
verecnndvs , rufiis , tricinctus Mexiko , splendens Sta Fe de Bogota,
b) Mit Furchenzähnen. Glaph grop his Jan 2 neue Arten lateralis
Mexiko und pictns, Mesotes Jan 3 Arten, neu obtrusus, Psammo-
phylax Fitz 4 Arten , neu assimilis , Dipsina Jan 1 Art, Ery-
throlamprus BoielArt; 3) Xenodontinae a) mit platten Zäh-
nen, Gatt. Xenodon Boie 5 Arten, neu Bertlioldi Mexiko, Leio-
sophis Jan 2 Arten, b) mit Furchenzähnen Gatt. Tomodon D. B.
3 Arten.
Günther beschrieb Annais nat. bist. XII. p. 352 neue Schlan-
gen dieser Familie: Mizodon longicavdu pl. V. Fig. A. von Fernando
Po, Xenodon irregvlaris pl. V. Fig. D. von Para, Xenodon Neiiwiedii
pl. V. Fig. C. von Rio-Janeiro , Meter odon modesltis von Madagascar,
Xenurophis n. gen. Körper ziemlich dünn, rund; Schwanz lang,
kräftig, oben mit zwei Reihen sehr grosser schildartiger Schup-
pen, so dass an seiner Wurzel nur vier Schuppenreihen sind. Kopf
massig lang und breit; Augen gross; Zügelschild vorhanden, ein
Präocular und zwei Postocularschilder ; Schuppen glatt in 15 Rei-
hen; Bauchschilder weniger als 200 ohne Kiel; Subcaudalschilder
zweireihig; Kieferzähne gleich lang, derb. A'. caesar pl. VI. Fig. C.
von Fernando Po.
Peters stellte Berliner Monatsber. p, 273 und 283 als neu
auf: Tachymenis dromiciforniis von Guayaqail und Liophis {Ophiomor-
phiis) dorsalis (Coluber herbeus Wied ?) aus Brasilien.
Rhadinaea poecilopogon und oblusa Cope Proc. Philadelphia
p. 100 aus Uruguay.
Sly p 0 rhy nc hus Peters nov. gen. Berliner Monatsber. p. 399.
Maxillae superiores debiles , elongatae , angustae, dentibus numero-
sis, parvis, solidis, haud sulcatis , posterioribus sensim longioribus;
Caput mediocre, collo paullo latius, rostro truncato, scutello rostrali
piano; oculi mediocres, pupilla rotunda; nares maiusculae, inter
scutella bina apertae; corpus teres, squamis anterioribus glabris,
reliquis carinatis ; cauda subbrevis, conica ; scutella analia et sub-
während des Jahres 1863. 217
caudalia. Verf. schliesst sie den Coronellen an. St. fruncatvs von
der Insel Djololo.
Colubridae. Neue Arten: Coluher kolockrous Günther Proc.
zool. SOG. p. 59 ; Annais nat. hist. XII. p. 398 von Ceram.
Elaphis (Bothrophlhahnus) lineatus Schleg. bei Peters Berliner
Monatsber. p. 287 aus Guinea. — Bolkrophtimhnus bmnneus Günther
Annais nat. hist. XII. p. 356. pl. VI- Fig. E. von Fernando Po.
DromicMs taeniatus Mexico, melanocephalus Brasilien, frenntus
Guayaquil, mulliUnealus Venezuela, hretirostris Quito, vndulalus (Co-
luber undulatus Wied) Brasilien Peters Berliner Monatsber. p. 275.
— Dromicns callilacmiis Günther Annais nat. hist. XII. p. 357 von
Jamaica. — Dromicns (Lygophis) YVuchereri Günther Proc. zool. soc.
p. 56; Annais nat. hist. XII. p. 325 von Bahia.
Zamenis anomalns Peters Berliner Monatsber. p. 282 ohne Va-
terlandsangabe.
NatricidäO. Tropidonolus wcfcw/rtfMs Edeling Natuurk. Tijdschr.
Ned. Indie. 26. p. 488 von Borneo. — Tr. ferox Günther Annais nat.
hist. XII. p. 355. pl. VI. Fig. F. von Westafrica.
Amphiesma rnfo-torquatum Edeling Natuark. Tijdschr. Ned,
Indie. 26. p. 489 von Borneo.
Hypsivhina (Eurostus) Jagorii Peters Berliner Monatsber. p. 245
von Siain.
Dryadidae. Herpetodryas dichroa Brasilien, reticvlata Guaya-
quil, nuchalis (H. brunnea Gthr. Var?) Caracas sind neue Arten
von Peters Berliner Monatsber. p. 284.
Herpetodryas brunneus wird von Günther Annais nat. hist.
XII. p. 358 als eigene Art gegen Jan's Ansicht aufrecht erhalten.
Philodryas paucisqiiamis Peters ib. p. 286 aus Brasilien.
Günther charakterisirt sechs südafrikanische Arten der Gat-
tung Ahaetulla aus dem Subgenus Philothamnus A. Smith, worunter
A heterolepidola und hoplogaster neu, und beschrieb eine neue süd-
amerikanische Art aus dem Subgenus Uromacer D. B. unter dem
Namen A. nitida. Annais nat. hist. XI. p. 283.
Scytaüdae. Oxyrkopus rhombealus Peters Berliner Monatsber.
p. 288 aus Amerika ?
LyCOdontidae. Günther hält Annais nat. hist. XII. p. 359
die Gattungen Heterolepis Smith und Simocephalus Gray für iden-
tisch und fügt eine neue Art S. Granlii von Westafrika hinzu.
Alopecion {Lycodon) nigromaculatus Schleg. Peters Berliner Mo-
natsber. p. 288 von Guinea.
218 Troscliel: Bericht üb. d. Leist. in d. Herpetologie
Lycophidion hipnnrtrttnm Peters ib. p. 403, angeblich vom Hi-
malaja, vermuthlich aus Afrika.
Dipsadidae. Dlpsas nigriceps Günther Annais nat. hist. XII.
p. 359 ohne Angabe des Vaterlands.
Tropiciodipsas Sartorii Cope ProG. Philadelphia p. 100 von
Vera-Cruz.
Elapidae. Zufolge einer Note von Peters Berliner Monats-
ber. p. 368 gehört die Gattung Polemon von Jan nicht zu den Gift-
schlangen „ebenso wenig, wie es mit Microsoma der Fall sein wird,
mit der ohne Zweifel Reinhardts ürobelus identisch ist."
Elaps Nardticcii Jan Archivio per la zoologia II. p. 222 aus
Bolivia.
Hoplocephalus sutus Peters Berliner Monatsber. p. 234 von
Südaustralien. — H. nigriceps und minor Günther Annais nat. hist.
XII. p. 362 aus Australien. — Hoplocephalus carinatus Krefft Proc.
zool. soc. p. 86; Annais nat. hist. XII. p.403 von Grafton, Clarence
River district. — Günther schlägt Annais nat. hist. XII. p. 363
für sie eine eigene Gattung unter dem Namen Tropi dechis vor.
Auf Furina calonotus Dum. Bibr. gründete Günther Annais
nat. hist.- XI. p. 24 eine neue Gattung Ne elaps. Keine Zähne
hinter den Giftzähnen ; Schuppen glatt, glänzend, ohne Grube an
der Spitze, gleich gross, in 15 Reihen; Schnauzenschild gross, breit,
niedrig, hinten abgerundet; ein langes Nasenschild, das Zügelschild
vertretend; 2 Postoculare, das obere zuweilen mit dem Superciliar-
schilde verschmelzend. Centralamerika.
Die im vorj. Berichte p. 637 erwähnte Furina textilis Krefft
bestimmte Günther als identisch mit Pseudoelaps superciliosus
Fischer, nannte sie Diemennia snperciliosa, und stellte ihre Syno-
nymie zusammen. Proc. zool. soc. p. 17; Annais nat. hist. XII. p. 239.
C ac ophis Günther Annais nat. hist. XII. p. 361 unterschei-
det sich von Diemenia durch den Besitz eines einzigen Nasalschil-
des. C. Krefflii von Port Macquarie.
Weitere neue Arten von Günther ib. sind P send eckis ausfra-
lis Australien, Atractaspis aterrima Westafrika, Causus (Heterophis)
rostratus Ugogo, Ancistrodon bilineahis Guatemala.
Eine Varietät nigrotaeniatus von Callophis furcatus Schneid,
von Sumatra beschrieb Peters Berliner Monatsber. p. 404.
Viperidae. Erber theilte einige Beobachtungen an Vi-
pern mit, namentlich über die Wirkung ihres Bisses. Verhandl. der
zool.-bot. Ges. in Wien XIH. p. 129.
Vipera conßnenta Cope Proc. zool. soc. p. 229 wahrscheinlich
aus Afrika.
während des Jahres 1863. 219
In der Vipernfamilie gründete Günther eine neue Gattung
Poecilostnlvs mit einer neuen Art ¥. Burtnnii aus der Cama-
roon-Gegend Annais nat. hist. XL p.25. — Später erkannte er die
Identität mit der 1862 von Cope aufgestellten Gattung Atheris,
und bildete die Schlange als Atheris Burtonii Proc. zool. soc. pl. 3.
ab ; Annais nat. hist. XII. p. 239.
Bemerkungen über die Arten der Gattung Craspedocephalus,
welche in der Provinz Bahia vorkommen, gab Wucherer Proc.
zool. soc. p. 51; Annais nat. hist. XII. p. 242. Er erörtert namentlich
den Unterschied zwischen C. atrox und brasiliensis.
Botriechis G odmajini Günther Annais nat. hist. XII. p. 363 pl.VI.
Fig. G. von Guatemala.
Batracilii.
Den interessanten Beobachtungen über einheimische
Batrachier, auf die wir im vorigen Berichte p. 637 hin-
weisen konnten , und die auf die Classification dieser
Thiergruppe wesentlichen EInfluss ausüben müssen, fügte
Bruch neue Beobachtungen und einen Bericht über das
Brutjahr 1862 — 63 In der Würzburger naturwiss. Zeltschr.
IV. p.9l — 151 hinzu. Namentlich sind Beobachtungen über
die Gewohnheiten von Alytes und Bombinator nachge-
holt, so wie manche Einzelheiten über die Naturgeschichte
anderer Arten, über die Form der Pupille über die Kie-
men und über die Fortpflanzung mehrerer Arten. Ich
enthalte mich hier näheren Eingehens auf das Einzelne
um so mehr , als Jedem , der sich für Batrachler Interes-
slrt, die Leetüre der Abhandlung selbst empfohlen wer-
den muss.
lieber die Yerthellung der Gefässkanäle in den lan-
gen Knochen der Batrachler schrieb Bizzozero Archi-
vio per la zoologia IL p. 119.
Peters thellte Berliner Monatsber. 1863. p. 76 Be-
merkungen mit über verschiedene Batrachler, namentlich
über die Originalexemplare der von Schneider und
Wieg mann beschriebenen Arten des zoologischen Mu-
seums zu Berlin.
Pseudis minuta Gthr. wird als Art bestätigt; Rana breviceps
220 Troschel: Bericht üb. d. Leist, in d. Herpetologie
Schneid, ist = Tomopterna (Sphaerotheca) strigata Gthr. und der
Schneider'sche Speciesname beizubehalten ; Rana vittata Wiegm. ist
= R. tigrina Daud. mit zerbrochenen Schenkeln, und daher als
Art zu streichen; R. rugulosa Wiegm. ist eine Var. der vorigen
ohne Rückenstreif; R. gracilis Wiegm. =■ R. limnocharis Boie und
R. vittigera Gthr. ; R. cyanophlyctis Schneid. = R. Leschenaultii
D. B.; R. hydraletis Boie im Leidener Mus. = R. occipitalis Gthr.;
R. hydraletis Nomencl. Mus. Beroh = R. subsigillata Dum.; R. ni-
lotica Seetzen = R. Bibronii Hallow. = R. mossambica Peters ;
Bufo spinulosus Wiegm. = B. chilensis Tschudi; Bufo melanostictus
Schneid. = B. scaber Daud. ; B. compactilis Wiegm. = B. anoma-
lus Gthr. ; B. scaber Schneid, eigene Art ; B. nasutulus Wiegm. =
B. scaber Schneid. = B, strumosus Wiegm. = B. granulosus Spix;
B. guttatus Schneid. = B. Leschenaultii ; B. horribilis Wiegm. nahe
verwandte Art mit B. marinus Schneid. (B. agua Daud.); B. valli-
ceps Wiegm. = B. nebulifer Girard ; B. cristatus Wiegm. sehr ver-
wandt mit valliceps ; B. marmoreus Wiegm. nächst verwandt mit
B. halophila B. G. ; Limnocharis Bell ist kein Frosch sondern ein
Laubfrosch = Crossodactylus D. B. ; Rana systoma Schneid. = Upe-
rodon marmoratum D. B. ; die Gattung Phrynidium Nomencl. Mus.
berol. ist von Atelopus D. B. nicht verschieden.
Putnam gab Proc. Boston Soc. IX. p. 229 Nach-
richt über die Laichzeit einiger bei Cambridge in Massa-
chusetts lebender Kröten und Frösche. Hylodes Picke-
ringii legt die Eier einzeln und klebt sie an Wasser-
pflanzen an.
Im übrigen handelt es sich um eine Anzahl neuer
Gattungen und Arten.
Ranina. Rana EhrenbergH Peters Berliner Monatsber. 1863.
p. 79 aus Arabien. — R. corrugata Peters ib. p. 412 von Ceylon.
Daselbst beschreibt Verf. eine Yar. von Rana clamata aus Guiana.
Hoplobatrachus Peters n. gen. zwischen Rana und Pyxi-
cephalus, Berliner Monatsber. p. 449. Zähne im Oberkiefer und am
Vomer, Zunge wie bei Pyxicephalus , hinten. mit 2 Spitzen, Trom-
melfell deutlich, keine Parotiden, Finger und Zehen mit cylindri-
schen Spitzen, erstere frei, letztere mit vollständigen Schwimmhäu-
ten; eine schneidende Wulst wie bei Pyxocephalus an der Fuss-
sohle, Querfortsätze des Sacralwirbels schmal, Manubrium sterni
entwickelt. H. ceylanicus (Pyxicephalus fodiens Pet. 1860) von Ceylon.
Arlhroleptis poecilonotns Peters Berliner Monatsber. p. 445 von
Guinea.
Liuperus elegans Peters ib. p. 447 von Bogota.
während des Jahres 1863 221
Camariolins Peters n. gen. ib. p. 236 verhält sich zu Liu-
perus wie Limnodynastes zu Cystignathus ; Sakralwirbel schmal,
keine Parotiden, Trommelfell nicht sichtbar, Gehörtuben sehr eng,
Zähne an dem Oberkiefer, keine am Gaumen; Zunge länglich,
ganzrandig, Finger und Zehen frei, lelztere mit schmalen Hautsäu-
men versehen. C. tarins von Südaustralien.
H e m im antis Peters n. gen. Berliner Monatsber. p. 451. Ober-
kieferzähne, keine Gaumenzähne , Zunge herzförmig hinten kaum
ausgeschnitten ; Trommelfell versteckt, Oeffnungen der tubae Eusta-
chi! äusserst klein, keine Parotiden. keine oder rudimentäre Schwimm-
häute, Zehen mit deutlichen Haftscheiben; ein Knötchen unter der
Mitte des Tarsus , ein anderes unter dem Ende des Carpus ; Quer-
fortsätze des Sacralwirbels schmal , ein entwickeltes Manubrium
sterni. (Verwandt mit Stenorhynchus Smith , welche letztere Verf.
in Leptoparius umtauft, weil der Name schon bei den Krabben
vergeben.) H. calcaralus aus Guinea.
Limnodynastes Krefftii von Sydney und L. affinis vom Clarence
River Günther Annais nat. hist. XI. p 26. — L. (Platypleclron)
Dumcrilii Peters Berliner Monatsber. p, 235 von Südaustralien.
Pleurodcma elegans Steindachner Wiener Sitzungsber. 48 Taf. I.
Fig. 1 — 5 aus Brasilien.
Eupemphix n. gen, Steindachner ib. in der Körpergestalt
kaum von Pleurodema unterschieden, wohl aber durch den gänzlichen
Mangel von Kieferzähnen und die oblonge Gestalt der äusserst
kleinen und schmalen Zunge E. Nattereri aus Brasilien.
Pia typ lectvum Günther n. gen. Annais nat. hist. XI. p. 27.
Finger und Zehen zugespitzt , frei , die letzteren mit einem sehr
schmalen Hautrande; Zähne im Oberkiefer; Vomerzähne in einer
geraden Querlinie. Die Innern Naslöcher und die Eustachischen
Röhren sehr klein ; Paukenfell von der Haut überzogen. Zunge
kreisrund. Keine Parotiden. Die Fortsätze der Kreuzwirbel nicht
erweitert. Metatarsus mit einem flachen scharfrandigen Sporn. PI.
marmoratum von Clarence River pl. IV. Fig. A.
Cryptotis Günther n. gen. aus der Familie Asterophrydi-
dae Annais nat. hist. XI. p. 27. Finger und Zehen spitz , frei bis
zum Grunde; Zähne im Oberkiefer; ein Paar lange, zahnähnliche,
aufrechte Fortsätze an der Symphyse des Unterkiefers. Die Oeff-
nungen der innem Naslocher und der Eustachischen Röhren sehr
klein ; Paukenfell klein , ganz von der Haut überzogen, hinter und
über dem Mundwinkel. Keine Parotiden. Die Fortsätze der Kreuz-
wirbel schwach erweitert. Vomerzähne; das obere Augenlied ohne
Anhänge. Cr. brevis vom Clarence River pl. IV. B.
222 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Herpetologie
Scaphiopus multiplicatns aus Mexiko, varius aus Niedercalifor-
nien, recllfrenis von Tamaulipas, bombifrons vom Missouri Cope Proc.
Philadelphia p. 51.
Bombinatonna. ISeobalracUus Peters nov. gen. Berliner
Monatsber. p. 234. Habitus von Helioporus; Fortsätze des Sakral-
wii'bels schmal, keine Parotiden, Tympanum von der Haut bedeckt,
Finger frei, Zehen mit Schwimmhäuten, das Os cuneiforme primum
mit einem scharfen schneidenden Fortsatz wie bei Pelobates ; Zähne
am Oberkiefer und am Yomer, Zunge scheibenförmig, ganzrandig,
tubae Eustachii so gross wie die Choanen. N. pictus von Süd-
australien.
Brachycephalina. Steindachner stellte im 48. Bande der
Wiener Sitzungsberichte eine neue Gattung Kakophrynus auf,
nach einer neuen Art aus Sudan K. sudanensis , die Taf. I. Fig. 10
— 13 abgebildet ist. Der Hr. Verf. hat die Güte gehabt mir über
diesen Frosch die briefliche Mittheilung zu machen , dass das Ge-
schlecht Kakophrynus identisch mit Hemisus Gthr. sei. Er kannte
bei Veröffentlichung seiner Arbeit Hemisus nur aus der Günther'-
schen Charakteristik, die nicht geeignet gewesen sei, die Identität
von Kakophrynus und Hemisus erkennen zu lassen, da die eigen-
thümliche Gestalt der Zunge sowohl von Günther wie von Rapp
übersehen, auch die Fortsätze des Sacralwirbels nicht plattgedrückt,
sondern cylindrisch seien. Das zur Vergleichung benutzte Exem-
plar von Hemisus guttatus stammte aus dem Leidner Museum.
Bufonina. Bufo claviger Peters Berliner Monatsber. p. 405 von
Sumatra.
Hylina. Polypedales hectictis von der Insel Samar und siirdus
von Luzon Peters Berliner Monatsber. p. 457-
Phyllobates latinasns Cope Proc. Philadelphia p. 48 von Neu-
Granada.
Hylodes bogotensis von St. Fe de Bogota, Gollmeri aus Cara-
cas, bicumidus ebendaher Peters Berliner Monatsber. p. 407.
Halophila Jagorii Peters ib. p. 456 von der Insel Samar.
S tr ab omantis Peters n. gen. Berliner Monatsber. p. 405
wird von Hylodes wegen der breiten Kopfform, der einander genä-
herten Augen und der sehr entwickelten Oberkieferzähne der Cera-
tophrys geschieden. St. biporcalus von Veragua.
Günther beobachtete einige australische Laubfrösche lebend
im zoologischen Garten in London, nämlich Pelodryas coeruleus
White, Hyla Peronii Bibr., Krefftii Gthr. und eine neue Art Hyla
phyllochroa. Die drei letzten sind auf pl. 30 abgebildet. Proc. zool.
soc. p. 249.
während des Jahres 1863. 223
Hyla Krefftii Günther Annais nat. hist. XI. p. 28 von Sydney.
— H. sordida von Veragua , punclariohi von Veragua. labialis von
Bogota, coniroslris von Surinam , rostrala von Caracas Peters Ber-
liner Monatsber. p. 460. — H. miolympannm von Mexiko , palliata
von Paraguay Cope Proc. Philadelphia p. 47.
Trachycephalus insulsus von Cuba, otalus von Hayti, Wrightii
von Cuba und scutigerus von Jamaica Cope Proc. Philadelphia p. 43.
Als ein fragliches novum genus beschreibt Peters Berliner
Monatsber. eine Art, die sich von Hylaedactylus durch die sehr
entwickelten Gaumenzähne, die auf der hinter den Choanen sich
hinziehenden Knochenleiste stehen , durch die sehr entwickelten
Schwimmhäute, durch die viel kleineren Tuberkeln am Tarsus und
durch die sehr entwickelten Haftscheiben der Zehen unterscheidet.
IJylaedactylus {Hol o nee t es) conjunchis von Luzon.
Auf Bombinator oxycephalus Schlegel gründet Peters eine
neue Gattung Xenorhina Berl. Monatsber. p. 82, die ein Mittel-
glied zwischen BraclijTiierus und Rhinophrynus bildet. Habitus von
Engystoma; Zehen frei, mit deutlichen Haftscheiben; Finger frei,
ohne Haftscheiben; Kiefer und Gaumen zahnlos, Zunge breit herz-
förmig, allenthalben angewachsen, nur vorn ein wenig frei ; Schnau-
zenende warzig , Nasenlöcher seitlich, Trommelfell deutlich , keine
Parotiden; Fuss- und Fingersohlen glatt, ohne Tuberkeln ; Porcessus
transversi des Sacralwirbels verbreitert. Die Art lebt in Neu-
Guinea.
Salamandrina. Verrill beschreibt die Eier und die Jungen
von Desmognathus fusca Baird (Salamandra quadrimaculata Hoibr.)
die er bei Norway in Maine fand. Proc. Boston Soc. IX. p. 253.
Nachricht von dem Riesensalamander (Salamandra maxima
Schlegel) im zoologischen Garten zu Frankfurt gab Weinland
zool. (jarten p. 137.
Spelerpes chiropterus Cope Proceed. Philadelphia p. 54 aus
Mexiko. — Sp. [Oedipus) adspersus Peters Berliner Monatsber. p. 468.
Ueber die Larven von Triton alpestris, die sich mit Rana tem-
poraria und Vipera berus in einem kleinen Sumpfe bei Andermatten
findet, schrieb De Filippi Archivio per la zoologia I. p. 206.
Ichthyodea. Von Vaillant ist Siren lacertina anatomisch un-
tersucht worden. Annales des sc. nat. p. 295—346. pl. 7—9. Er be-
schreibt das Muskelsystem-, Nervensystem nebst den Sinnesorganen,
den Verdauungsapparat, die Circulations- und Respirationsorgane,
die Secretions- und Geschlechtsorgane. Von letzteren hat er nur
die weiblichen kennen gelernt. Vergl. auch Comptes rendus und
Revue de zool. p. 191.
224 Troschel: Bericht üb. d. Loist. in d. Herpetologie etc.
Äpoda. Aug. Dumeril veröffentlichte in Mem. de la soc.
de Cherbourg IX. p. 295 — 321 nach einleitenden Bemerkungen über
die systematische Stellung und Eintheilung der Batrachier einen
Catalog der Caeciloiden, welche im Pariser Museum aufbewahrt
werden. Die Gattung Caecilia ist durch 7, Siphonops durch 3, Epi-
crium durch 1, Rhinatrema durch 2 Arten vertreten. Als neu wird
nur eine Art Rhinatrema umcolor von Cayenne beschrieben. Letz-
tere und einige Detailzeichnungen zur Charakteristik der Gattungen
sind auf einer Tafel dargestellt.
Bericht über die lieistiiiigeii in der Ichthyologie
während des Jahres 1863.
Von
Troschel.
Angeregt durch eine Bemerkung v. S i e b o 1 d's über
eine vielfach erzählte Antwort Friedrich's des Grossen
an Bloch, hat Peters die in den Berliner Archiven be-
findlichen Actenstücke veröffentlicht, aus denen hervor-
geht, dass der grosse König doch die Arbeiten des Ich-
thyologen Bloch unterstützt hat. Berliner Monatsber.
p. 474.
Hollard suchte die Bedeutung der Knochen des
Kiemendeckelapparates zu ermitteln (Comptes rendus 5G.
p. 38; Revue de zooL XV. p. 27).
Er hat sich überzeugt, dass das Operculum, Suboperculum
und Interoperculum nicht zu demselben Systeme von Knochenstücken
gehören, und dass das letzte zu dem Schläfen-Kieferbogen gehört,
während die beiden ersteren aus den gewöhnlichen Grenzen des Kno-
chenkopfes herausgehen. Das Interoperculum immer den Unterkiefer
berührend und von diesem ausgehend, um sich gegen die tympani-
schen Stücke zu erheben, repräsentirt nich:t allein den Hammer, wie
es Geoffroy annahm, sondern auch den Ambos, denn er nimmt
die Stelle des Meckel'schen Knorpels ein, eine Bildung, welche sich
beim Embryo zuerst an der inneren Seite des Kiefers zeigt, sich
von da gegen die Gehörspalte erhebt, und sich mit den beiden er-
sten Knochen krönt. Operculum und Suboperculum , gebildet in
einer Hautfalte, welche allmählich die Kiemenhöhle des jungen Fi-
sches bedeckt und später die lladii branchiostegi in sich fasst, ge-
hen aus den gewöhnlichen Grenzen des Skeletes heraus und heften
sich an das grosse System der supplementären Knochen. ^- Weiter
setzt Yerf. (Comptes rendus 56. p. 633; Revue de zool. p. 167) seine
Archiv f. Naturg. XXX. Jahrg. 2. Bd. P
226 Troschel: Bericht üb. d. Leist, in d. Ichthyologie
Untersuchungen auf die Knochen fort, welche das Suspensorium des
Unterkiefers bei den Knochenfischen bildeu. An der Stelle dieser
fünf Knochen fand Verfasser hinter dem Meckel'schen Knorpel, 'zwei
Knorpel, deren Form und Beziehungen ganz denen dieser Kno-
chengruppe entsprechen. Der vordere dieser Knorpel articulirt mit
dem Meckel'schen Knorpel, wie später das von Cuvier fälschlich
lugale genannte Knochenstück mit dem Unterkiefer articulirt. Die-
ser Knorpel entspricht diesem Knochen und dem Cuvier'schen Tym-
panicum. Der andere Knorpel entspricht dem Cuvier'schen Tempo-
rale , Symplecticum und Praeoperculum. — Weiter fügt Verf. ib.
p. 384 hinzu, das Suspensorium des Unterkiefers bilde ein Ganzes,
welches dem Os quadratum der Vögel entspreche ; die letztgenannten
drei Knochen seien ein Suspensorium hyoideum und stellen gleich-
falls ein einziges Knochenelement dar, welches der Apophyse oder
dem Os styloideum der Säugethiere entspreche ; das eigentliche Tem-
porale der Fische sei nicht, wie Cuvier meinte, in der Gruppe des
Suspensorium hyoideum einbegriffen, für die Schuppe des Schläfen-
beins nimmt er den Knochen, den Cuvier Mastoideum nannte.
Nach Moreau (Comptes rendus 56. p. 629; Revue
de Zoologie XV. p. 413) ist die Luft in der ScLwimmblase
der Fische veränderlich: der Sauerstoff vermindert sich
und verschwindet bei der Asphyxie und anderen krankhaf-
ten Zuständen ; die Luft erneuert sich; mag die Schwimm-
blase einen Luftgang haben oder nicht, ohne die atmo-
sphärische Luft zu benutzen und die Schnelligkeit dieser
Erneuerung steht im Verhältniss zu der Lebenskraft des
Fisches; die neue Luft enthält verhältnissmässig mehr
Sauerstoff als die gewöhnlich in der Schwimmblase ent-
haltene Luft und auch mehr als die im Wasser aufgelöst
enthaltene Luft.
Maslowski beobachtete Bulletin de la soc. imp.
de Moscou 1863. 1. p. 2!i9 Fisch-Embrvonen, welche parasi-
tisch in den Kiemen von Anodonta cellensis lebten. Er
fand deren fünf, die meist nach einigen Stunden starben,
nur ein Fischchen lebte vom 12. Mai bis zum 5. Juni.
Verf. führt Gründe an, die ihn verhindern C.Vogt bei-
zustimmen, der dergleichen Embryonen aus Anodonta für
Cottus gobio zugehörig erklärt liat. Er glaubt vielmehr,
dass sie einem Cyprinoiden angehören , ohne die Art
näher bestimmen zu können.
während des Jahres 1863- 227
Holmberg legte einen vierten Bericht über Fisch-
knltur in Finnland vor. Bulletin de la soc. imp. de Moseou
18G3. I. p. 127 — 200. Darin ist auch ein Plan zu einer
gemeinsamen Art des Fischens im Päijäne-See enthalten.
By ström erstattete der scliwedischen Akademie
Bericht über die verschiedenen Anstalten für Fischzucht,
die er auf seiner Reise durch Deutschland , die Schweiz
und Frankreich besucht hatte. Es werden namentlich die
Anstalten in Herrenalb im Schwarzwald, in Augsburg, in
München , in Kreuth an der Tjrolischen Grenze , in
Meilen am Züricher-See, in Aarau , in Pont Farbel am
Genfersee, in Cortaillod bei Neufchatel, in Malsenhof bei
Solothurn, in Basel, in Hüningen im Elsass und in Paris
besprochen. Ofversigt af kongl. vetensk. Akad. För-
hnndlingar 1863. p. 305—342.
Einen Bericht über die Einrichtung für Piscicultur
im zoologischen Garten in Amsterdam hat De Bont in
Nederlandsch Tijdschrift voor de Dierkunde I. Berigten
uit de Diergaarde p. XXV. erstattet.
V. Scheven berichtete über die zahlreichen in Rhein-
preussen angestellten Versuche mit der künstlichen Fisch-
zucht. Zeitschrift des landwirthschaftlichen Vereins für
Rheinpreussen p. 186.
Ein Bericht über die Einführung von Coregonus
Wartraanni und Salmo umbla in Italien von De Filippi
findet sich Archivio per la zoologia I. p. 228.
Eine längere Abhandlung von Nardo über die
Fischcultur im Venetianischen Gebiete findet sich in Atti
del istituto Veneto VIII. p. 317, 385, 451, 855. Verf. han-
delt im ersten Abschnitt über die Fischcultur des süssen
Wassers, im zweiten über die marine Fischcultur.
Ein Aufsatz von Molin ib. p. 977 über die Valli
salse enthält ebenfalls Manches über Fischzucht.
Von Cholmondeley Pennell erschien The An-
gler-Naturalist: a populär history of british freshwater
fish; with a piain explation of the rudiments of Ichthyo-
iogy. London 1863. 12.
228 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Ichthyologie
Es folgen nun die auf gcographiscLe Verbreitung
bezüglichen iclithyologischen Arbeiten :
Europa. Agassiz machte über die Verbreitung
der Europäischen Süsswasserfische die Bemerkung (Proc.
Boston Soc. p. 178), dass die Fische der Quellgebiete
der drei grossen Flüsse Rhein, Rhone und Donau diesel-
ben wären, während die des unteren Laufes nicht nur
von einander, sondern auch von denen der Quellen ver-
schieden sind.
Eine wichtige Erscheinung für die Ichthyologie ist
V. Siebold „Die Süsswasserfische von Mittel -Europa,
Leipzig 1863^. In der Einleitung spricht sich Verf. über
die Beschaffung seines Materials aus , und hebt dann die
allgemeinen Principien hervor, nach denen er die Art-
berechtigung der verschiedenen Fischformen abschätzte,
wobei namentlich die Körperumrisse als von äusseren
Verhältnissen, Alter, Laichzeit, Sterilität abhängig als we-
nig brauchbar bezeichnet werden. Er macht ferner auf die
Farbenveränderungen aufmerksam, die durch schwarze und
rothe contractile Chromatophoren hervorgebracht werden,
und die bisher unbeachtet geblieben waren ; sie contrahiren
sich ziemlich rasch, bedürfen aber eines längeren Zeitraums
zum Expandiren. Mechanische Einwirkungen, sowie Licht-
reize bringen Veränderungen der Chromatophoren her-
vor. Es wird dann der selten vorkommenden Weisssucht
oder Kakerlakenbildung Erwähnung gethan , wobei das
schwarze Pigment äusserst spärlich in sehr kleinen rund-
lichen Chromatophoren enthalten ist; dann einer anderen
krankhaften Farbenausartung, die Verf. Alampia, Glanz-
losigkeit, nennt, und die in völligem Mangel des Silber-
glanzes besteht. Endlich hat er sich überzeugt, dass bei den
Fischen freiwillige Bastard - Erzeugung vorkomme, na-
mentlich sieht er Carpio Collarii, Abramidopsis Leuckar-
tii, Bliccopsis abramo - rutilus , Alburnus dolabratus und
Chondrostoma Rysela als Bastarde an. — Im speciellen
Theile werden behandelt: 1 Pcrca, 1 Lucioperca, 2 Aspro,
2 Acerina; 2 Cottus ; 2 Gasterosteus ; — 1 Lota ; 1 Pla-
tessa; — 1 Silurus ; 1 Cyprinus, 1 Carpiodes, 1 Caras-
wälirend äe^ Jahre? WO?,. 229
siiis, 1 Tinea, 2 Baibiis. 2 Gobio, 1 Rhodeus, 5 Abramis,
1 Abramldopsis, 1 Blicca, 1 Bliccopsis, 1 Pelecns, 4 Al-
burniis , 1 Aspius , 1 Leiicaspiiis, 1 Idiis , 1 8cardinius,
3 Leuciscus, 2 Sqnalius, 1 Telcstes, 1 Pboxinus, 3 Chon-
drostoraa; 6 Corogoinis, 1 Tbymallus , 1 Osmenis, 2
Salmo, 4 Trutta; 1 Esox; 2 Alosa; 3 Cobitis; — 1 An-
giiilla; — 7 Stnrio; — 3 Petromyzon. Diese 80 Arten sind
p. 383 — 394 in einer systematiscben Uebersicht zusam-
mengestellt, lind kurz cbarakterisirt , was zur leichteren
Bestimnning beitragen wird. Den Schlnss bilden drei
tabellarische Uebersichten, eine der geographischen Ver-
breitung, die andere der in einigen schweizerischen, bay-
rischen und österreichischen Alpen - Seen einheimischen
Fische mit Angabe der Höhenlage der Seen, die dritte der
Laichzeit der mitteleuropäischen Süsswasserfische.
Ein Verzeichniss der Arten, welche in vorstehen-
dem Werke abgehandelt sind , ist in der Zeitschrift für
die gesammten Naturwissenschaften B. 22. p. 468 mit-
getheilt.
In einem Aufsatze über die Ostsee, den Loven in
der scandinavischen Naturforscherversaramlung am 9. Juli
18G3 vortrug, sagt er von der Fischfauna, dass von den
140 Fischen der scandinavischen Westküste nur etwa 30
in der Ostsee wiedergefunden werden. Von diesen sind es
kaum über 20, welche eigentlich ihr inneres Gebiet be-
wohnen; die übrigen halten sich in ihrem südlichen Theile,
oder sind seltene Gäste, die sich vom Kattegat dahin ver-
irren. Allein ausser diesen Meeresfischen lebt in der Ostsee
eine xAnzahl anderer, welche sonst Bewohner der Land-
seen sind, etwa 20 Arten, unter denen die Cyprinoiden,
die eigentlichen Süsswasserfische , sich vorzugsweise in
den inneren Busen halten. Wie seltsam , dass sich bei
Gottland Plötzen und Elritzen zusammen mit Seefischen,
wie Dorsch und Hornhecht, finden. Aus der Thatsache,
dass einige Arten , wie Cottus quadricornis und Liparis
barbatus im Innern der Ostsee, aber nicht oder sehr selten
im Sunde vorkommen, und dass sie an Grösse denen des
Weissen Meeres und des Eismeeres gleichkommen, schliesst
230 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Ichthyologie
er, dass einst ein Zusammenhang der Ostsee mit dem
Meere bestanden habe.
Malmgren's ^Kritisk öfversigt af Finlands Fisk-
faima^ Helsingfors 1863" ist in unserem Archiv 1864. p. 259
in der Uebersetzung von Frisch vollständig mitgetheilt
worden. Verf. führt den Loven'schen x\usspruch, dass
die Fischfauna es höchst wahrscheinlich macht, dass einst
eine Verbindung zwischen dem Finnischen Meerbusen und
dem Eismeere bestanden habe, aus und bestätigt ihn.
Die Fauna umfasst 80 Arten, nämlich 3 Percoiden, 7 Tri-
gliden, 3 Scomberoiden (Gasterosteus) 2 Gobioiden, 3 Dis-
coboli, 4 Blennioiden, 6 Pleuronecten, 8 Gadoiden, 2 Am-
moditiden, 1 Muraenoiden, 1 Siluroiden, 2 Acanthopsiden,
15 Cyprinoiden, 11 Salmoniden, 1 Esoeiden, 1 Scombe-
resociden , 2 Clupeoiden, 2 Syngnathiden, 1 Acipenser,
1 Scymnoiden, 1 Raja, 3 Petromyzonten.
Von Fischen zahlt Preyer 51 Arten als in Island
lebend auf. Preyer und Zirkel Reise nach Island.
Leipzig 1862. p. 432.
lieber die Irische Cabliau-Fischerei ist ein Aufsatz
von Andrews in Dublin Quartcrly Journal of science I.
1861. p. 382— 396 enthalten.
Boll und Clunie berichten im Archiv des Vereins
in Meklenburg 1863. p. 313 von einem Fischsterben in
einem See zu Wrangeisburg in Vorpommern. Daselbst
starben jedoch nur die an der Oberfläche schwimmenden
Fischarten; Karauschen und Aale, die mehr in der Tiefe
leben, wurden unter den todten Fischen nicht bemerkt.
Bei einem Fischfange bei Heilbronn, wo ausser grös-
seren Fischen etwa 65 Centner kleine Fische bis V2 Fuss
Länge gefangen wurden, schätzte Kr aus s, dass am häu-
figsten, etwa ^^16, Alburnus lucidus Ag. vertreten war,
dann Alburnus bipunctatus Heck. Kner, Squalius lepuscu-
lus FI., Leuciscus rutilus Val. und Squalius dobula L. zu-
sammen V16, und etwa Vie ist auf Gobio vulgaris Cuv.,
Chondrostoma nasus Ag., Rhodeus amarus Ag., Barbus
fluviatilis Ag. und Perca fluviatilis zu rechnen. In we-
nigen Stücken war Scardinius erythrophthalmus Bon.,
während des Jahres 1863. 231
Abramis Leiickartii Heck, und Alburnus dolabratus vor-'
banden. Württembergische Jahreshefte XIX. p. 57.
üeber die Fische des Ober-Engadins giebt v. Sie-
bold Nachricht in den Verhandl. der Schweizerischen
Natnrf. Gesellsch. zu Öamaden 24 — 26. August 1863. Diese
Gewässer sind sehr arm an Fischarten; daselbst kommen
nur drei Arten vor : Trutta Fario , Trutta lacustris und
Sardinius eryfchrophthalmus. Verf. beschreibt die lokalen
Eigenthümlichkeiten dieser Fische und untersuchte auch
den Mageninhalt des ersteren.
S t e i n d a c h n e r verzeichnete 17 Arten Fische^ wel-
che in Siebenbürgen, in den östlichen Theilen Slavoniens,
in der Nähe der Theiss-Mündungen und bei Tuldscha
nächst den Donau - Mündungen gCGammelt worden sind.
Die türkischen Provinzen an der nördlichen Abdachung
des Balkan stimmen bezüglich ihrer Fisch- und Reptilien-
Fauna ganz mit der Ungarns und des südlichen europäi-
schen Russlands überein, während Rumelien, Macedonien
und Griechenland schon zahlreiche Arten enthalten, die
in dem benachbarten Kleinasien, Syrien und zum Theile
auch in Fgypten ihre eigentliche Heimath haben. Ver-
handl. zool. bot. Ges. in Wien XIII. p. 1121.
Jeitteles hat im Jahresberichte des Olmützer
Gymnasiums für das Schuljahr 1863 über die Fische der
March bei Olmütz geschrieben. Die vorliegende I. Ab-
theilung enthält folgende Arten: Perca liuviatilis, Aspro
vulgaris und zingel, Acerina vulgaris, schraetzer, Cottus
gobio; Acanthopsis fossilis, taenia, Cobitis barbatula, Cj-
prinus carplo , hungaricus, Carassius gibelio , oblongus,
Tinea vulgaris, Barbus fluviatilis, Gobio vulgaris, Abramis
vimba, brama und sapa. Alle Arten sind in sehr zahl-
reichen Exemplaren genau untersucht und beschrieben.
Canestrini stellte einen Catalog der Fische des
Meerbusens von Genua zusammen. Archivio per la zoolo-
gia I/p. 262. Er enthält 227 Teleostier, nämlich 118 Aean-
thopterl mit Einschluss von löLabroidcn, 13 Dendropteri
(4 Clupeaceen, 4 Scopelinen, 1 Esocincn , 3 Scombere-
soces, 1 Salmonoiden) , 9 Aulostomidae (1 Centriscus, 8
232 Troschel: Bericht üb. d, Leist. m d. Ichthyologie
Lophobranchier), 3 Plectognathi^ 76 Haplopteri (18 Pleu-
ronectides, 9 Gadoldei, 3 Halibatrachi, 1 Cottlni^ 11 Blen-
nioidei, 24 Gobioidel, 3 Ophidini^ 6 Taenioidei, 1 Lepto-
cephalini), 8 Dermopteri ; 3 Ganoidcl, wobei Chimaera,
39 Plagiostomi (23 Squali, 16 Rajae); 2 Cyclostomi — zu-
sammen 271 Fische.
Afrika. Johnson beschrieb fünf neue Fische von
Madeira Proc. zool. soc. p. 36^ die unten namhaft gemacht
sind. — Ebenda p, 237 beschreibt derselbe dann einige
seltene und wenig bekannte Fische von Madeira : öolea
oculata RissO; Rhombus cristatus Lowe, Scorpaena ustulata
Lowe = Sc. scrofa L.^ Echeneis brachyptera Lowe^ Cu-
biceps gracilis Lowe (Novarchus sulcatus Filippi); Zeus
conchifer Lovv^e, Cyttus roseus Lowe. — Ferner stellt
derselbe ib. p. 403 drei neue Gattungen von Madeira auf.
In einem Memoire sur les poissons de la cote de
Guinee (public par la societe hollandaise des sciences ä
Harlem 1862) hat Bleeker 90 Arten beschrieben, die
sich in 42 Familien vertheilen, indem jede nur wenige
Arten enthält; die reichste ist noch die der Percoiden
mit 10 Arten. Es sind 54 Teleostei, 2 Anacanthini, 11
Pharyngognathi, 17 Physostomi (12 abdominales, 5 apo-
des), 3 Plectognathi, 1 Lophobranchier, 2 Selachier. Un-
ter ihnen hält Verf. 41 Arten für neu, die beschrieben
und abgebildet sind.
Das von Pollen Ned. Tijdschr. voor de Dierkunde
L p. 344 gegebene, von Bleeker zusammengestellte Ver-
zeichniss der Fische von Madagaskar umfasst 52 Arten.
Asien. Von Bleeker's schönem Werke Alias
ichthyologique des Indes orientales sind im Jahre 1863
die Lieferungen 7 bis 11 erschienen. In diesen ist zu-
nächst die Abtheilung Siluri mit 28 Bogen Text und 53
Tafeln abgehandelt. Dann folgen die Cyprini, von denen
in den hier zu besprechenden Lieferungen 12 Bogen Text
und 31 Tafeln vorliegen.
Die Welse sind hiernach im Indischen Archipel
durch 105 Arten vertreten, die sich nach Familien und
Gattungen folgendermassen vertheilen: Fam. Silur oi-
während dos Jahres 1603. 233
dei Siibfam. Bagriformes mit 2 HcxanematIchthyS; 1 Nc-
tuma, 2 riemlarius, 1 Ccphalocassis, G Arius; 3 Pscuda-
rius, 6 Ariodes, 2 Hemipiinelodus; 1 Ketcngus; 3 Osteo-
geneiosus, 1 Batrachocephalus, 1 Bagrichthys, 2 Pseiido-
bagrichthvs, 1 Bagroides, 3 Lciocassis, 4 Hemlbagriis, 3
Hypselobagrus, 1 Aspidobagrus, 1 Rhamdia, 1 Bagarius,
2 Glyptothorax, 2 Akysis, G Acrochordonichthys, 1 Pseu-
deiitropius, 1 Lais, 4 Pangasius, 2 Pseudopangasius, 2 He-
licophagiis; Subfam. Silur iformes mit 2 Wallago, '1 Be-
lodonticlithys, 2 öilurichtbys, 2 Silurodes, 2 Callichrous,
3 Kryptopterus, 4 Kryptopterichthys, 2 Micronema^ 2
Pbalacronotus, 3 Heraiäilurus. — Fam. Chacoides Sub-
fam. Chacaeformes mit 2 Chaca; Subfam. Flotosiformes
mit 4 Plotosus. — Fam. Heterobranchoides mit 1
Heterobranchus und 6 Ciarias. — Eine ähnliche Ucber-
sicht über die Cyprincn behalten wir uns für den näch-
sten Bericht vor.
Durch eine zehnte Notiz über die ichthyologische
Fauna der Insel Ternale vonBleeker, welche 15 Arten
aufzählt, wird die Zahl der von dort bekannten Arten
auf 303 erhöht. Verslagen koninkl. Akad. XV. p. 265. —
Eine elfte Notiz bringt die Fischfauna dieser Insel auf
310 Arten; darunter eine neue. Ned. Tijdschr. voor de
Dierkunde I. p. 228.
Bleeker verzeichnete als eine siebente Notiz über
die ichthyologische Fauna der Insel Batjan 45 Arten von
dort, von wo er nunmehr 250 Arten kennt. Nederl. Tijd-
schrift voor de Dierkunde I. p. 151. — Ebenso ib. p. 153
in einer dritten Abhandlung über die ichthyologische
Fauna der Insel Halmaheira 17 Arten, unter denen zwei
neue Aale. Verf. kennt von dieser Insel jetzt 101 Arten.
— Derselbe notirt ib. p. 160 sechs Fische von der In-
sel Morotai.
Bleeker verzeichnete Nederlandsch Tijdschrift voor
Dierkunde I. p. 72 von der Insel Bangka 19 Arten Fische,
wodurch die Zahl der von dort bekannten Arten auf 332
erhoben wird.
Ib. p. 239 eine zweite Notiz über die ichthyologische
234 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Ichthyologie
Fauna der Insel Obi mit 66 Arten, wodurch die Zahl auf
92 gebracht wird. Zwei Arten sind neu.
Ib. p. 246. 9 Arten von der Insel Rotti, worunter
ein neuer Aal.
Ib. p. 248. Durch eine neue Sendung von 52 Arten
ist die Kenntniss der Fischfauna von Flores auf 130 er-
höht worden.
Ib. p. 253. Nach einer siebenten Notiz über die Insel
Ceram kennt Verf. jetzt von dort 257 Arten.
Ib. p. 262. Nach einer siebenten Notiz über die Insel
Timor erreicht die Zahl der von dort bekannten Arten die
Höhe von 312. Drei Arten werden ausführlich beschrieben.
Ueber einige durch Gustav Schlegel in der Um-
gebung von Amoy in China gesammelte Fische berich-
tete Bleeker in Nederlandsch Tijdschrift voor Dier-
kunde I. p. 135. Er beschrieb ausser mehreren wenig
bekannten Arten auch vier neue, die unten namhaft ge-
macht sind.
Australien. Jouan beschreibt Mem. de Cher-
bourg IX. p. 102 als eine Ergänzung einer früheren
Mittheilung über die Fische von Neu-Caledonien, die 98
Arten enthielt (vergl. den Bericht über 1861. p. 190) 22
Arten, die auch hier wieder nur dem Genus nach be-
stimmt sind. Er sagt, die ichthyologische Fauna von
Neu-Caledonien schliesse sich deutlich an die Indo-paci-
fische Fauna. — Ihnen werden ib. p. 177 noch 7 Arten
hinzugefügt, so dass Verf. von jener Insel 127 Arten un-
terschieden hat. Wer einst eine ichthyologische Fauna
der dortigen Meere zu bearbeiten Gelegenheit haben
wird, wird auf diese Arbeit von Jouan zurückblicken
müssen, und wird vielleicht die von ihm beschriebenen
Arten bestimmen können. — Einige Bemerkungen und
nähere Bestimmungen werden p. 183 über die früher be-
schriebenen Arten hinzugefügt.
Eine kleine Sammlung von Fischen , welche das
Leidener Museum von Port Jackson erhielt , bestimmte
Bleeker Verslagen koninkl. Akad. XV. p. 442. Es sind
16 Arten, von denen ein Gymnothorax neu.
während des Jahres 1863. 235
Amerika. Pntnam bemerkte Proc. Boston Soc.
p. 178, dass die Süsswasserfische Nordamcrika's im All-
gemeinen in ihrer Verbreitung mehr beschränkt wären
als die Mollusken, obgleich sich einige Arten über die
ganze Region von Texas bis zum Saskatchawan im Nor-
den und bis zum atlantischen Ocean im Osten erstrecken,
z. B. Perca flavescens, Pomotis vulgaris und Boleosoma
Olmstedii. In dieser Region lassen sich begrenztere
Faunen unterscheiden : 1) die Gewässer des obern Mis-
sissippi und Missouri, 2) der x\rkansas und seine Zuflüsse,
3) der untere Mississippi und südwestlich bis zum Rio-
grande, 4) die Gewässer der südlichen atlantischen Staa-
ten, 5) der Ohio und seine Zuflüsse, 6) die Nordatlanti-
schen Staaten, 7) die grossen Seen mit Einschluss des
Champlain-See's und einige der grösseren Seen in Maine.
In einem Bulletin of the Museum of comparative
zoology, Cambridge, vom März 1863 ist p. 2 — 16 einVer-
zeichniss derjenigen amerikanischen Fische abgedruckt,
welche in Tausch an verschiedene Institute abgegeben
worden sind. Es ist von Put n am gearbeitet und mit
Anmerkungen versehen. In demselben sind auch einige
neue Gattungen und Arten enthalten, die unten ange-
zeigt sind.
üeber die Veränderlichkeit des Vorkommend einiger
Fische, Temnodon saltator, Scomber vernalis und Mor-
rhua americana vergl. Atwood aus Provincetown in
Proc. Boston Soc. p. 189.
In „Explorations in the interior of the Labrador
Peninsula, the country of the Montagnais and Nasquapee
Indians bv H. Y. Hind. London ^863. 2 Vols. 8. sind
mancherlei Notizen über Fische und Fischfang enthal-
ten. Für das Einzelne muss hier auf das Buch selbst
verwiesen w^erden.
Gill fügt Proc. Philadelphia p. 332 einige Arten
der ichthjologischen Fauna von Massachusetts hinzu.
Gill beschrieb eine durch Xantus aus Nieder-
Californien an die Smithsonian Institution eingesandte
Sammlung von Fischen Proc. Philadelphia p. 80. Di(^
236 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Ichthyologie
neuen Arten sind unten namhaft gemacht. Grosse Nei-
gung neue Genera zu gründen, so dass der Raum unse-
rer Berichte nicht gestattet, sie alle anzuführen.
Eine Aufzählung einer Sammlung von Fischen von
der Westküste Central- Amerika' s, die durch Capt. Dow
der Smithsonian Institution einverleibt wurde, gab Gill
Proc. Philadelphia p. 162. Die meisten Arten werden als
neu beschrieben.
Von Kner wurde der Münchener Akademie (Sit-
zungsberichte 1863. IL p. 220) eine üebersicht der ich-
thyologischen Ausbeute Moritz Wagner's in Central-
Amerika vorgelegt. Diese Arbeit soll vollständig und
mit Abbildungen versehen erscheinen. Hier sind die
Diagnosen der neuen Arten und Gattungen, 17 iVrten,
unter denen drei neue Characinen- Gattungen. Daran
schliesst sich dann noch ein Verzeichniss von 13 Fischen,
die bereits früher bekannt waren.
Beiträge zur Kenntniss der Sciaenoiden Brasiliens
und der Cvprinodonten Mejicos gab Steindachner in
Wiener Sitzungsber. Bd.. 48.
Poey hat die von Parra beschriebenen und ab-
gebildeten Fische wissenschaftlich zu bestimmen gesucht.
Er zählt dieselben Proc. Philadelphia p. 174 in 71 Arten
auf. Einige derselben werden dann p. 180 weiter be-
schrieben : Calafate = Balistes j^iceus Poey, Cucoyo =
Batistes cicatricosus Poey, Catalufa = Friacanthus cata-
lufa Poey, Lija trompa = Ahitera picturata Poey, Lija
barbuda ^= Älutera Giinthcriana^ Lija colorada = Mona-
canihus jyarraianus Foej^ Caballerote = Mesoprion Cahal-
lerote Bloch, verschieden von M. cynodon C. V., Picuda
:= Sphyraena picuda Poey.
Dipuoi.
S er res machte der Pariser Academie Mittheilung
über das Gehirn von Lepidosiren annectens, und schil-
derte das Ausschlüpfen dieser Fische aus ihrer Umhül-
während des Jahres 1863. 237
lung; in welcher sie die weite Reise vom Gambia nach
Paris zurückgelegt hatten. Revue de Zoologie XV. p. 371.
Auch der zoologische Garten in Amsterdam hat einige
Exemplare des Lepidosiren annectens vom Gambia erhal-
ten, und Maitland beschreibt sie Ned. Tijdschr. voor
de Dierkunde, Berichten uit de Diergaarde p. LXV.
Teleostei.
Acanthopteri.
PerCOidei. Perca Poclm und Segelhi Phüippi aus der Provinz
Santiago in Chile. Archiv f. Naturgesch. 1863. p. 209.
Günther unterschied Annais nat. hist. XII. p. 174 drei euro-
päische Arten der Gattung Labrax nach der Stellung der Vomerzähne,
nämlich L. lupus in halbmondförmiger Binde, punctatus in anker-
förmiger Binde mit langem Stiele, orientalis (Perca punctata Geoffr.
St, Hilaire) in ankerförmiger Binde mit kurzem Stiele.
Lates co/o?jorw7w Günther Annais nat. hist. XI. p. 114 vonYicto-
ria in Südaustralien.
In der Gattung Aspro unterscheidet v. Siebold Süsswas-
serfische 1. c. p. 53 drei Arten A. zingel Cuv. , Streber Sieb, und
Apron Sieb.
CetUropomus armalus Gill Proc. Philadelphia p. 168 von der
Westküste Centralamerika's.
Ueber die Gattung Stereolepis Ayres vergl. Gill Proc. Phi-
ladelphia p. 329.
Kaup machte Bemerkungen über Schlegels Gattung Capro-
don und Serranus octocinctus in Nederlandsch Tijdschrift voor de
Dierkunde I. p. 19.
ISerrctfius porosus Bianconi Specimina zoologica mosambicana
Heft 15. 1862.
Pr ono to (j r a in m u s (n. gen. bei Serranus) mullifascialvs
Gill Proc. Philadelphia p. 81 von Nieder-Californien.
Epinephelus analoejus Gill Proc. Philadelphia p. 163 von der
Westküste Südamerika's. — E. Mgri Bleeker Guinea 1. c. p. 45.
Luljanus melanotaenia Bleeker Ned. Tijdschr. voor de Dier-
kunde I. p. 244 von der Insel Obi. — L. guineensis, enciecacanlhus^
agennes, modestus, eutartvs Bleeker Guinea 1. c. p. 46. tab. 9 u. 10.
238 Troschel: Bericht üb. d. I^eist. in d. Ichthyologie
Protnicropterus clecoratus Gill Proc. Philadelphia p. 164 von
der Westküste Südamerika's.
Wyman beobachtete die Befruchtung der Eier von Pomotis
auritus Raf. Man sic4it die Weibchen im Kreise um eine Höhlung
im Sande schwimmen, von der sie sich nur bewegen um auf einen
Eindringling zu schiessen , und wenn sich ein Männchen zu ihnen
gesellt, schwimmen sie zusammen in ähnlicher Weise Seite an Seite,
indem das Männchen zuweilen sich halb umwendet, so dass die breite
Seite des Körpers in horizontale Lage zu liegen kommt, den Bauch
gegen das Weibchen gewendet ; das W^eibchen führt zugleich eine
ähnliche Bewegung aus, obgleich es nicht eine ganz so horizontale
Lage annimmt, und in dieser Stellung, mit den Bäuchen gegen ein-
ander gewendet, wird die Befruchtung bewerkstelligt. Proc. Boston
Soc. IX. p. 253.
Bßrycidae. Holocenti-nm suhorhilale, Myriprisiis occidentalis,
llhamphoberyx poecilopiis und leucopus sind neue Arten von Gill
Proc. Philadelphia p. 87. aus Nieder-Californien.
Myriprislis melanostichis Bleeker Ned. Tijdschr. voor de Dier-
kunde I. p. 237 von Ternate.
UranOSCOpidae. Trachimis armatus und Pseudotrachimts par-
dalis Bleeker Guinea 1. c. p. 94 tab. 20.
EtheOStoma. Calonotus Kennicolti Putnam Bulletin Mus. Com-
par. zool. p. 3 aus Illinois.
Auf Etheostoma maculatum Kirtl. und Poecilichthys punctu-
latus Ag. gründete Agassiz ib. ein neues Genus Nothono tus,
welches sich von Catonotus durch comprimirteren Körper, kleinere
Schuppen und längere und höhere erste Dorsale unterscheidet.
Microperca Putnam ib. p. 4 hat einen stark comprimirten
Körper, langen und breiten Schwanz, sehr grosse Schuppen, keine
Seitenlinie, 6 — 7 Strahlen in der ersten Dorsale, Anale tief, Pecto-
ralen und Ventralen lang, Caudale schwach gerundet. M. punclnlata
Nordamerika.
Ilololepis Agassiz ib. Körper comprimirt, Seitenlinie über
den Pectoralen stark gebogen, Dorsalen fast gleich gross, Caudale
schwach gerundet, Kopf mit kleinen Schuppen bedeckt. Dahin : Bo-
leosoma Baratti Holbr. und fusiforme Gir.
Cottogaster Putnam ib. Körpergestalt und Lage des
Mundes wie bei Boleosoma; Seitenlinie gerade, 10 Strahlen in der
ersten Dorsale, niedriger als die zweite, die der Anale gleicht, Cau-
dale leicht gegabelt. Dahin : Boleosoma tessellatum Thomps.
Plenrolepis Agassiz ib. p. 5. Körper cylindrisch, oben
flach, und bis zur Basis der Caudale verschmälert, Mund terminal,
Dorsalen deutlich getrennt , gleich hoch, die erste länger, Anale
währoTid flcs Jahres 1863. 239
gleicht der zweiten Dorsale, Caiulale schwach eingeschnitten, Pecto-
ralen und Ventralen lang und spitz, Schuppen tief eingesenkt und
getrennt, Wangen und Deckel mit Schuppen bedeckt , Seitenlinie
gerade ; gegründet auf Etheostoma pellucidum Baird.
Sphyraenidae- SpUyraena lucasana Gill Proc. Philadelphia p. 86
von Nieder - Californien. — Sph. dubia Bleeker Guinea 1. c. p. 70.
tab. 15. flg. 2.
Polynemidae. TrichüHon opercularis Gill Proc. Philadelphia
p. 168 von dei- Westküste Ceutralamerika's.
PseudOChromideS. Pseudochvomis melanolaenia Bleeker Ned.
Tijdschr. voor de Dierkunde I. p. 273 von Timor.
Cataphracti. Scorpaena diepiptera Bianconi Specimina zoolo-
gica mosambicana Heft 15. 1862.
Ayres erklärt seinen Sebastes ruber (1854) und Sebastes ro-
saceus Girard, die letzterer als synonym angesehen hat, für sehr
verschieden, sogar für generisch verschieden, indem letztere Art zur
Gattung Sebastodes gehört. Proc. California 1862. p. 207. Fig. 62
und 63. — Ebenda p. 209 beschreibt Ayres als neu Sebastodes fla~
vidus Fig. 64, und Sebastodes ovalis Fig. 65 und fügt eine Abbildung
von Sebastodes melanops Fig. 66 zur Vergleichung hinzu. — Daran
schliesst sich eine Vergleichung der Californischen Arten der Gat-
tung Sebastes , die auch in Proc. zool. sog. p. 390 übergegangen
ist. Verf. kennt 11 Arten. Die Beschreibung und Abbildung in
Holzschnitt dieser Arten in einer allgemein zugänglichen Zeit-
schrift ist um so erfreulicher, als die Proceedings of the California
Academy in Europa wenig verbreitet sind. Verf. unterscheidet zwei
Gattungen:
1) Sebastes. Scheitel des Kopfes mit dornigen Leisten, über
den Augen Kämme und zwischen ihnen eine Vertiefung. Dahin:
S. nigrocinctus Ayres Proc. Cal. Acad. H. p. 25, nebulosus Ayres ib. I.
p. 5, auriculatus Gir.. ruber Ayres 1. c. I. p. 7,- helvomaculatus Ayres
1. c. H. p. 26, elongatus Ayres 1. c. II. p. 26.
2) S ebas t 0 d e s. Scheitel des Kopfes ganz glatt, die dorni-
gen Leisten kaum unterscheidbar, die Aügenränder nicht erhaben.
Dahin: S. paucispinis Ayres 1. c. I. p. 6, ovalis Ayres ib. II. p. 209,
flavidus Ayres ib., melanops Gir., rosaceus Gir.
Auf Sebastes Kulilii Lowe und S. filifer Val. gründete Gill
Proc. Philadelphia p. 207 eine neue Gattung Sebastoplus. — lie-
ber Sebastes viviparus Kroyer schrieb Gill ib. p. 833.
Pristipomatidae. Frislipomn 6rrfse7/cnseSteindachner von Bahia.
Verhandl. d. zool. -bot. Ges. in Wien XIII. p. 1012, — Pr. hvmile
Kner Münchener Sitzungsber. 1863. p. 221 von Panama. — Pr. tna-
crophthalmus Bleeker Guinea 1. c. p. 52. tab. 12. fig. 1.
240 Troschel: Berid!it üb. d. Leist. in d. Ichthyologie
Sciaenoidae. In seinen Beiträgen zur Kenntniss der Sciaenoiden
Brasiliens im 48. Bande der Wiener Sitzungsberichte gründet Stein-
dachner auf Sciaena squamosissima eine neue Gattung Diplo-
lepis, zieht Corvina furcraea Cuv. Val. und Micropogon trifilis zur
Gattung Pachypops, beschreibt eine neue Art Fachyurus ISatfereri
und berichtigt die Synonymie von Corvina trispinosa Cuv. Val.
Gill zählt Proc. Philadelphia p. 28 die nordamerikanischen
Sciaenoiden auf, deren er 16 Arten annimmt.
In der Sciaenoidenfamilie beschrieb Gill Proc. Philadelphia
p. 164 drei neue Arten von der Westküste Centralamerika's, von
denen zwei neue Gattungen bilden: BairdieUa armola, Ophioscion
typicus , welcher sich generisch von BairdieUa durch den dicken
stumpfen Kopf mit hoher Schnauze unterscheiden soll, mit kleinem
unterhalb gelegenen Munde und Vordeckel mit zwei kleinen Dor-
nen am Winkel , Ämblyscion argenteus , von Larimus durch das
fast geradlinige Profil , fast senkrechte Mundspalte und einreihige
Kieferzähne verschieden.
Cynoscion parvipinnis Ayres Proc. California 1861. p. 156 von
Nieder-Californien.
Bleeker gründete Ned. Tijdsch. voor Dierkunde I. p. 140
eine neue Gattung H em i sei a ena. Dentes maxillis parvi, inter-
maxillares symphysin versus uni- vel subbiseriati, lateribus multise-
riati aequales dentibus anterioribus breviores, serie externa fortiores
nuUi; inframaxillares inaequales symphysin versus pluriseriati, late-
rales biseriati serie interna fortiores; caput valde obtusum, con-
vexum crista occipitali dentata; rictus magnus obliquus; labium
superius simphysi fossa propria; os supramaxillare medio corpore
foramine fenestratum ; cirri inframaxillares nulli ; squamae papy-
raceae, cycloideae; linea lateralis valde curvata; cauda humillima;
pinna caudalis lanceolata; spinae anales graciles breves. A. 2. 11
vel 2. 12. Hierher Sciaena lucida Richards.
P send 0 sciaena amblyceps und avioyensis Bleeker Ned. Tijd-
schr. voor Dierkunde I. p. 142 von Amoy.
P send ot oli thu s Bleeker Guinea 1. c. p. 59 ist eine neue
Gattung zwischen Otolithus und Larimus; die Bezahnung ist die
von Larimus, aber die Physiognomie erinnert an Otolithus; dentes
maxillis pluriseriati , intermaxillares serie externa, inframaxillares
serie interna ceteris maiores, canini vel caninoidei nulli; rictus
magnus, obliquus; maxilla inferior ante maxillam superiorem pro-
minens , inferne poris conspicuis et fossulis sed cirro vel fimbriis
nuUis; pinnae dorsales basi unitae, radiosa elongata; spina analis
secunda debilis. B. 7. Ps, typns tab. 15. fig. 1, inacrognalhus tab. 13.
fig. 2, brachygnatlius tab. 24. fig. 2
w-ihreiid des Jahres 1863. 241
Larimus Peli Bleeker Guinea 1. c. p. 63. tab. 16. üg. 2.
liliinosciüH epipercns Bleeker ib. p. 64. tab. 14.
Sparoidei. Xenlchthys n. gen. Xanti Gill Proc. Philadel-
phia p. 82 von Nieder-Californien.
Helot osoma servus Kaup Ned. Tijdschr. voor de Dierkunde
I. p. 162 von Japan, verwandt mit Maena.
Gerves mexicanus Steindachner Verhandl. zool.-bot. Ges. in
Wien XIII p. 383. Taf. 15. — G. octaclis und meUninpterus Bleeker
Guinea 1. c. p. 43. tab. 8. fig. 2 und 1.
Diaplenis Dowii Gill Proc. Philadelphia p. 162 von der West-
küste Centralamerikas. Die Gattung Diapterus Ranz. Gill wird als
synonym mit Eucinostomus Baird Girard bezeichnet.
Mullidae. Upeneus grandisqnaniis Gill Proc Philadelphia p. 168
von der Westküste Centralamerika's.
Auf Upeneus prayensis C. Y. gründete Bleeker Guinea 1. c.
p. 56 eine eigene Gattung P seud u p etieus , dentes maxillis conici,
intermaxillares biseriati, serie externa ex parte retrorsum curvati,
inframaxillares uniseriati; vomerini et palatini nulli.
Squamipennes. lieber einige Arten der Gattung Chaetodon
spricht sich Kaup Ned. Tijdschrift voor de Dierkunde I. p. 125 aus,
und beschreibt eine neue Art Chaetodon Wiebeli von Canton.
Caesiosoma Kaup Ned. Tijdschr. voor de Dierkunde I.
p. 161 ist der Name eines neuen Fisches von Japan in der Nähe
von Scorpis. Die Species hat keinen Namen bekommen.
Mugiloidei. Mvgil GuenlherH Gill Proc. Philadelphia p. 169
von der Westküste Centralamerika's. — M. ashanleensis und Schle-
fjeli Bleeker Guinea 1. c. p. 91. tab. 19.
Dajavs elongalus Kner Münchener Sitzungsberichte 1863. p. 222
von Panama.
Trichiuridae. Gill beschreibt eine ^leue Gattung und Art
Evoxymelopon taeniatus Poey und giebt eine Uebersicht der
Gattungen dieser Familie. Proc. Philadelphia p. 227.
Scomberoidei. Nilsson hat Thynnus thunnina Cuv.Val. und
Auxis Rochei Gthr. als neu für die scandinavische Fauna bescjbrieben
und abgebildet. Üfversigt af kongl. Vetenskaps-Akad. Förhandlingar
1863. p. 499.
Eclte?ieis Jacohaea Gill Proc. Philadelphia p. 88. von Nieder-
Californien. Verf. nennt die Gattung Remora.
Referent fand bei Brama longipinnis Lowe sehr eigenthüm-
liche Rippen. Die vorderen Rippen sind nicht auffallend; dann fol-
gen 16 Wirbel, deren lange Hämapophysen gerade nach unten her-
abgehen und einen schmalen Raum zwischen sich lassen, ohne sich
Archiv für Naturg. XXX. Jahrg. 2. Bd. Q
242 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Ichtliyologie
an ihrem Ende zu Dornfortsätzen zu vereinigen. An sie fügen sich
16 Paare sensenförmige, oben fast 1 Zoll breite, nach unten ver-
schmälerte Rippen, die mit dem concaven Rande an die Leibes-
höhle grenzen. Ausserdem ist an den Wirbeln noch eine obere
Reihe von Gräten, obere Rippen von gewöhnlicher Gestalt, vorhan-
den. Es ist zu bemerken, dass die nahe verwandte ArtBramaRaji
gewöhnliche grätenförmige Rippen besitzt. Verhandl. uaturh. Ver-
eins der preuss. Rheinlande und Westphalens XX. Sitzungsbe-
richte p. 51.
Brama princeps Johnson Proc. zool. soc. p. 36 ; Annais nat.
bist. XII. p. 313 von Madeira.
Carangidae. Camtix (Gnathanodon) pemnmcnsis, C. (Carangoi-
des) dorsolis, C. (Carangus) maryinalns und Oligoplitns inornatus
Gill Proc. Philadelphia p. 166 von der Westküste Centralamerika's.
Uemicaranx marginaliis Bleeker Guinea 1. c. p. 81. tab. 18.
Als eine neue Gattung und Art Trachelocirrhns mediler-
raneus beschrieb Do um et Revue de zool. p. 212 einen Fisch aus
dem Mittelmeer, der in keine der bekannten Familien passen will,
und noch am ersten sich in die Abtheilung der Scomberoiden ohne
falsche Flossen zu fügen scheint. — In derselben Zeitschrift glaubt
de Philippi in Turin in diesem Fische seine Gattung Novarchus,
1857 im 18. Bande der Memoiren der Turiner Academie beschrie-
ben , wieder zu erkennen, obgleich sowohl ihm selbst, als auch
D o u me t einige wesentliche Charaktere entgangen seien. — Nachdem
sich ib. p. 425 Doumet von der Richtigkeit der de Philippi'schen
Vermuthung überzeugt hatte, meint er auch den Liparis Rondelet lib.
IX. p. 272 als Synonym hierher ziehen zu können und giebt folgende
verbesserte Gattungsdiagnose : Habitus Seriolae. Corpus elongatura,
compressum, squamosum. Caput undique squamosum, poris non-
nullis in regione nasali, operculo tenuiculo, obtusis debilissimisque
acuminibus postice munito; os parvum, mandibula paululum pro-
vecta ; dentes intermaxillares et mandibulares graciles, serie uuica
pectinatim dispositi, conferti, palatini et linguales minimi, conferti.
Pinna dorsalis radiis numerosis, antice spinosis, postice articulatis,
analis radiis numerosis articulatis, pectorales elongatae, ventrales
parvae, spinis carentes, pectoralibus paululum retro, caudalis a basi
perfecte divisa, lobis aequalibus. Infra fauces appendicula duo,
nonnunquam carentes, fortasse secundum sexum.
Ärgyreiostis Brevoortii, Halalraclns dorsalis^ Trachtinotus rho-
dopus, fasciatus sind neue Arten aus der Carangoidenfamilie von
Gill Proc. Philadelphia p. 83 von Nieder- Californien.
Diretmus Johnson Proceed. zool. soc. p. 403 ist eine neue
Gattung in der Verwandtschaft von Antigonia. welche in der Sy-
während des Jahres 1863. 243
nopsis der Genera der Familie Carangidae in Günther's Catalogue
in Sect. ß der ersten Gruppe mit dem Charakter eintreten soll :
Ventralen mit einem freien Knochenanhange, Die neue Art D.
arqetüeus von Madeira ist pl. 36. fig. 2 abgebildet.
Taenioidei. Lophotes cristalvs Johnson Proc. zool. sog. p. 38 ;
Annais nat. bist. XIT. b- 315 von Madeira.
Gobioidei. Gill beschreibt die Gobioiden der Westküste des
gemässigten Nordamerika Proceetl. Philadelphia p. 262, drei Arten,
worunter C oryph op l em s glavcofraenum als neue Gattung. — Un-
ter dem Gobioiden der Ostküste der Vereinigten Staaten, die Gi li
ib. p.267 aufzählt, drei Arten, ist Gohius carotinensis neu.
Gobius quadrivi 1 1 ntns ^ieindachner Archivio per la zoologiall.
p. 341 aus dem adriatischen Meere. — G. nasalis und macropvs De
Filippi ib. p. 390 aus Persien.
Gill unterscheidet Periophthalmus Koelreuteri als eigene Gat-
tung Euchori st opjis Proc. Philadelphia p. 271.
Dovrnitfilor microphlhalmus Gill Proc. Philadelphia p. 170 von
der Westküste Centralamerika's.
Elcolris picta Kner Münchener Sitzungsberichte 1863. p. 223
von Panama.
Blennioidei. Canestrini unterscheidet nach dem Vorgange
von Bonaparte als besondere Gruppen die Blennini, Anarrhicha-
dini und Callionymini, und beschreibt diejenigen Arten, welche in dem
Golfe von Genua vorkommen. Die Blennini sind Haplopteri mit ein-
reihigen gleichen Kieferzähnen, zuweilen hinten mit Hundszähnen,
ohne Schuppen, Bauchflossen vor den Brustflossen und zweistrahlig,
Kiemenöffnung eine senkrechte Spalte, — vertreten durch 8 Arten
Blennius. Die Anarrhichadini sind Haplopteri mit mehrreihigen
Zähnen, kleinen Schuppen, jugularen Bauchflossen mit einem oder
zwei Strahlen. Kiemenöffnung eine senkrechte Spalte — vertreten
durch Clinus variabilis Bp. und Tripterygion nasus. Die Calliony-
mini sind Haplopteri mit wohl entwickelten jugularen Bauchflossen
mit 6 Strahlen, Körper beschupjit. Kiemenspalte ein einfaches Loch
— vertreten durch drei Arten Callionymus. — Alle Arten sind be-
schrieben und abgebildet. Archivio per la zoologia H. p. 83— 116.
Tav. I -IV.
Pelroscirtes altivclis Steindachner Verhandl. zool.-bot. Ges. in
Wien XIII. p. 1191" von Bombay.
Pediculati. Meier behauptet im Archiv des Vereins in Me-
klenburg, dass in der Ostsee ein Lophius von 5 Fuss Länge vorge-
kommen sei.
Steenstrup zeigte, dass Chironectes arcticus Dub. et Kor.
244 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Ichtliyologie
keine eigene Art sei, sondern Ch. pictus, an der Pennella sagitta
schmarotzt. Vidensk. Meddel. nat. Foren. Kjöbenhavn 1863. p. 208.
Aus der Familie der Pediculaten beschreibt Gill Proc. Phi-
ladelphia p. 88 als neue Arten: Halicniichthys (n. gen.) reticu-
httvs Poey von Cuba, Änlermurius sangviiiens vom Cap St. Lucas,
A. annulatns von Florida, A. plenrophthalmvs von Key West, A.
strigatus vom Cap St. Lucas.
Antennnrius cajnpylacanthns Bleeker Guinea 1. c. p. 28. tab. 4.
fig. 3.
Batraclnis elminensis, cJüJactylus (El. Sehn.), Güntheri Bleeker
ib. p. 98.
Anacanthini.
Gadoidei. Die Familien Gadidi und Macrouridi hält Cane-
strini Archivio per la zoologia IL p. 343 als zwei besondere Fami-
lien getrennt ; erstere haben eine abgerundete Schnauze mit termi-
nalem Munde, Cycloidschuppen, getrennte Schwanzflosse, letztere
eine vorgestreckte Schnauze mit unterem Munde, Ctenoidschuppen,
die Schwanzflosse mit Dorsale und Anale vereinigt. Er beschreibt
aus dem Golfe zu Genua folgende Arten: Gadus minutus L. Taf. 15,
Merlangus vernalis Risso. Merlucius esculentus Risso, üraleptus Ma-
raldi Risso , Mora mediterranea Risso Taf. 11 , Phycis blennioides
Risso Taf. 13, Phycis mediterraneus Lar., Lota lepidion Risso Taf. 14,
Lota elongata Risso, Motella communis Costa Taf. 16; Lepidoleprus
trachyrhynchus Risso Taf. 12, Macrouras caelorhynchus Risso.
Dazu bemerkt Günther Annais nat. bist. XII. p. 406, dass
der von Canestrini als Lota lepidion Risso bezeichnete Fisch
diese Art nicht sei, sondern zur Gattung Molva gehöre.
Gill stellte Proc. Philadelphia p. 229 eine Synopsis der Nord-
amerikanischen Gadoidfische zusammen, 21 Arten. —Daran schliesst
sich p. 242 die Beschreibung der Gadoid- und Brotuloidfische des
westlichen Nordamerika's, und j). 254 die Synopsis der Familie der
Lycodoiden.,
Pseudophycis havbaius und Lolella callarias Günther Annais
nat. bist. XI. p. 116 von Victoria in Südaustralien.
Chiasmod 0 n Johnson n. gen. Proc. zool. soc. p. 408. Kör-
per nackt, langstreckig, zwei Dorsalen, eine Anale, thoracische Ven-
tralen, eine deutliche Caudale: Kopf unbewaffnet und ohne An-
hänge; Schnauze kurz, abgestutzt; Mur.dspalte sehr lang, bis hin-
ter die Augen ; spitze Zähne in zwei Reihen in den Zwischenkiefern
undMandibeln, die der Innern Reihe beweglich; Zähne am Gaumen,
keine am Vomcr; Augen seitlich ; Kiomenspalten gross, vier Paar
Kiemen; sieben Kiemenhautstrahlen, keine Pseudobranchien ; keine
Afterpapille ; eine Schwimmblase. Ueber die Stellung des Fisches
im Systeme ist nichts gesagt. Ch. niyev von Madeira.
während des Jahres 1863. 245
Opbidini. In die Nähe von Ophidion Art. stellt Gill Proceed.
Philadelphia p. 209 eine neue Gattung L cpt op kid ium mit einer
neuen Art L. profundorum aus dem Golfstrome an der Küste von
Florida aus einer Tiefe von 30 Faden. Verf. erkennt mit Poey die
Bartladen für modificirte Bauchfiossen.
Pleuronectae. nhovibosuica llesoüles Günther Annais nat. hist.
XI. p. 117.
Solea oculata Risso wurde von Canestrini Arohivio per la
zoülogia II. x>- 117 nach frischen Exemplaren beschrieben und ab-
gebildet. — S. /rio;>/t£/?r//w?/s Bleeker Guinea 1. c. p. 27. tab. 4. fig. 1.
Uemirlionihus guineeniis Bleeker Guinea 1. c. p. 25. tab. 3.
Cilhcrichthys gnatimalensis von Guatimala und quianensis von
Surinam Bleeker Verslagen koninkl. Akad. XV. p. 452.
Synaptura microlepis ib. p. 456 vom Cap. — Daselbst ist auch
Pegusa impar Günther beschrieben.
Pbaryni^o^uatbi.
Labroidei. lieber die 6 Arten Labraiden, w^elche an der West-
küste Nordanierika's vorkommen, machte Gill Proc. Philadelphia
p. 221 Bemerkungen. Für den eingebürgerten Namen Cossyphus
figurirt hier Uarpe, und werden Lepidaplois, Euliy p s ocar a,
Gymnopropoma und Achoerodus als neue Gattungen davon
abgetrennt.
Cheilinna fnsriato - punctatus Steindachner Verhandl. d. zool.-
bot. Ges. in Wien XIII. p. 1114 aus dem Rothen Meere.
Cheiliopsis Steindachner n. gen. ib. p. 1113 mit kleinen
Schuppen in vielen Reihen an Wangen und Kiemendeckel, mit einem
Zahn am Mundwinkel, ununterbrochener Seitenlinie, Schlundknochen
sehr schmal mit kornähnlichen Zähnchen. Ck. bivitlafus von Mau-
ritius.
Steindachner beschrieb ib. p. 1LS9 folgende neue Labroi-
den: Coris {Uoloqymnosus) taeniatus voa Java, Jw/is yracilis von
Java, Plrttyylossus (Halichoeres) Doleschalli von Amboina. Die Ab-
bildungen sollen erst im nächsten Bande der Verhandlungen er-
scheinen.
Coris yuineensis Bleeker Guinea 1. c. p. 31. tab. 5. fig. 2.
Choerojulis yrandisqvamis Gill Proc. Philadelphia p. 206 von
Nord-Carolina.
Ueber Oxyjulis Gill vergl. Proc. Philadelphia p. 330.
Calliodontichthys Bleeheri Steindachner Verhandl. d. zool.-bot.
Ges. in Wien XIII. p. 1111. Taf. 24. fig. 2 von Bahia.
246 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Ichthyologie
Fomacontroidei. Bei Gelegenheit der Synopsis der Pomacen-
troiden der Westküste Nord- und Centralamerika's in Proc. Phila-
delphia p. 213 giebt Gill auch eine Uebersicht der Gattungen, un-
ter denen P oma t opr i o n neu. Yerf. kennt im Ganzen 9 Arten,
unter denen keine neu.
GUjphidodon Victoriae Günther Annais nat. bist. XI. p. 115 von
Südaustralien. — Gl. cyaneus Q. G. und Dickii Lienard sind von
Bleeker Ned. Tijdschr. voor de Dierkunde I. p. 273 als von Timor
stammend ausführlich beschrieben.
Günther stellt Annais nat. bist. XI. p. 115 eine neue Gat-
tung Melambaphes nach einem getrockneten Exemplare auf, von
welcher es zweifelhaft gelassen wird, ob sie za der Gruppe Cantha-
rina oder zu den Pomacentridae gehört, weil die Schlundknochen
nicht zu beobachten sind. Der Körper ist mit kleinen ciliirten
Schuppen bedeckt, Wangen, Deckel und die weichen Theile der
verticalen Flossen mit sehr kleinen Schuppen. Nur das Praeoper-
culum ist schwach crenulirt. Jeder Kiefer mit einer Reihe schnei-
dender dreispitziger Zähne, und dahinter einer breiten Binde hechei-
förmiger Zähne; keine Zähne am Gaumen. 14 oder 13 Stacheln in
der Rückenflosse , 3 in der Afterflosse, M. nigroris (Glyphisodon
nigroris Cuv. Val.) von Victoria.
Chromides. Nach der Angabe von Putnam, Proc. Boston
Soc. IX. p. 226, haben zwei Arten Chromiden, deren Namen nicht
angegeben sind, die seltsame Sorge für ihre Brut, wie sie Wyman
bei einigen Bagrus von Surinam entdeckte, dass sie ihre Eier in
den Mund nehmen und darin so lange bewahren, bis sie völlig ent-
wickelt sind. Während dieses Geschäft bei den Bagrus die Männ-
chen übernehmen, besorgen es bei den Chromiden die Weibchen.
Acara coernleopunctala, Heros altifrons und Sieboldii sind neue
Arten von Kner aus Panama. Münchener Sitzungsberichte 1863.
IL p. 222. — A. pu7ictnlata Günther Annais nat. hist. XII. p. 441 aus
dem Essequibo.
Von der Günther'schen Gattung Haligenes, die er in seinem
berühmten Catalogue nicht als von Chromis verschieden aufrecht
hält, unterschied Bleeker Guinea 1, c. p. 35 eine Gattung Mela-
nogenes, weil die Zähne von anderer Form, sehr beweglich und
mehrreihig sind, und weil die Schuppen der Wangen nur zwei Rei-
hen bilden und das Interoperculam Schuppen trägt. M. macroce-
ph((lns tab. 6. flg. 2, microcephalus tab. 6. fig. 1.
Haligenes guineensis Bleeker Guinea 1. c. p. 41. tab. 7,
Scomberesoces. Gill zerfällt auch die Gattung Hemiramphus
in vier Genera , die er Hemiramphus, Eulep to r h a m p h w s.
während des Jahres 1863. 247
Z e narch opf er US und Oxyporhnjnphus nennt. Proc. Philadel-
phia p. 272.
Uemiramphus guineensis und Schleffelii Bleeker Poissons de la
Guinee p. 119. tab. 25 von der Goldküste.
Exocoetus Dowii und a/iiV/ac/y/Ms Gill Proc. Philadelphia p. 167
von der Westküste Centralamerika's.
Physostomi.
Siluroidei. Bleeker hat Nederlandsch Tijdschrift voor de
Dierkunde I. p. 77 ein Systema Silurorum revisum veröffentlicht.
Dasselbe zerfällt die Welse in sechs Familien, nämlich: Lorica-
r i 0 i (I e i mit 23, C alli cht hy oid e i mit 3, Silur oi de i mit 159,
Aspredinoidei mit 5, Chacoidei mit 2 und Heterobr au-
ch oid ei mit 3 Gattungen.
Innerhalb der alten Gattung Boras , die in obigem Systeme
eine besondere Gruppe Doradini in der Subfamilie Bagriformes bil-
det, glaubt B leek er in derselben Zeitschrift p. 10 eine ganze Reihe
von Gattungen annehmen zu müssen, die er nach folgendem Schema
unterscheidet: I. Caput elevatum. A. Cirri fimbiiati basi mem-
brana communi uniti. Gen. D o r a s Lac. 7 Arten. B. Cirri non
fimbriati basi liberi. a. Pinna "adiposa rudiraentaria carinaeformis.
Gen. Oxydoras Kner 2 Arten, b. Pinna adiposa bene evoluta
normalis. a. Pinna pectoralis pluriradiata. Gen. Rhinodoras
Blkr. 1 Art ß. Pinna pectoralis radiis divisis nulli's. Gen. Cen~
trochir Agass. 1 Art. IL Caput depressum, cirri liberi non fim-
briati , OS suborbitale anterius liberum scabrum vel serratum. A.
Corpus maiore parte scutis accessoriis vestitum. Gen. Lithodoras
Blkr. 1 Art, B. Corpus lateribus ventreque scutis accessoriis nul-
lis ; OS suborbitale anterius liberum, a. Spina dorsalis serrata. «.
Spina dorsalis antice et postice serrata. f Scuta lateralia papilio-
niformia non granosa. Gen. P t er od oras Blkr. 3 Arten, ff Scuta
lateralia verticaliter elongata granosa. Gen. Platydoras Blkr. 3
Arten, ß. Spina dorsalis antice et utroque latere serrata, postice
edentula. Gen. Acanlhodoras Blkr. 2 Arten, y. Spina dorsalis
antice serrata, lateribus posticeque edentula. Gen. Aslrodoras
Blkr. 2 Arten, b. Spina dorsalis edentula. Gen. Am bl yd oras
Blkr. 3 Arten.
Auch die Gattung Synodontis hat Bleeker ebenda p. 52 zu
einer Gruppe erhoben und unterscheidet folgende Gattungen : I.
Cirri supramaxillares bipartiti. basi uniti; operculum dentatum. Gen.
Br achysyno da tis Blkr. 1 Art. IL Cirri supramaxillares non
bipartiti; operculum edentulum. A. Scutum cephalo-nuchale gra-
248 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Ichthyologie
nosum. a, Cirri supramaxillares fimbriati, ossa intermaxillaria ru-
dimentaria. Gen. Synodontis Cuv. 1 Art. b. Cirri supramaxil-
lares non fimbriati. ossa intermaxillaria bene evoluta. Gen. Fseu-
(losynodontis Blkr. 2 Arten, IJ em i sy no d ontis Blkr. 4 Arten.
B. Scutum cephalo-nuchale laeve, cute vestitum. Gen. Leio syno-
dontis Blkr. 2 Arten.
Bagrns arioides Kner Münchener Sitzungsberichte 1863. p. 227
von Panama.
Arins Schlegcli Blkr. Ned. Tijdschr. voor Dierkimde I. p. 146
von Amoy in China.
In der Welsfamilie stelle Günther Annais nat. bist. XII.
p.442 zwei neue Arten Pimelodus hulomelas und Äiichenipteriis ob-
scurus aus dem Essequibo, so wie eine neue Gattung Helorjenes
mit einer neuen Art H. marmoralus auf mit folgenden Charakteren :
Fettflosse sehr klein, Rückenflosse sehr kurz ohne stechenden Dorn,
hinter den Bauchflossen, Anale sehr lang; Oberkiefer etwas länger
als der untere ; sechs Bartfäden ; eine Binde kleiner Zähne in den
Kiefern und zwei Haufen am Vomer: keine Hautknochen; Augen
sehr klein, von der Haut überzogen; Kiemenspalten sehr weit, die
Kiemenhäute ganz getrennt; Pectorale ohne stechenden Dorn, Ven-
tralen mit sechs Strahlen.
Hexanemalichthys leptaspis Bleeker Verslagen koninkl. Akad.
XV. p. 70 von Neu-Guinea; Nederl. Tijdschr. voor de Dierkunde I.
p. 368.
In der Nähe von Hexanematichthys gründete Gill eine neue
Gattung Leptarins mit einer neuen Art L. Dowii von der West-
küste Centralamerika's. Proc. Philadelphia p. 170.
Sciades Truschelii Gill ib. p. 171.
Aelurichthys panamensis Gill ib. p. 172.
Heterohranchns isoplertis und nyacronema Bleeker Guinea 1. C.
p. 108. tab. 22.
Psetidopangasivs n«sM«ws Bleeker Verslagen koninkl. Akad. XV.
p. 72. von Borneo; Ned. Tijdschr. voor de Dierkunde I. p. 369.
Hemisilnrus scleronema Bleeker Verslagen koninkl. Akad. XV.
p. 74. v..n Java; Ned. Tijdschr. voor de Dierkunde I. p. 370.
Trichomycterns laenia und laticeps Kner Münchener Sitzungs-
berichte 1863. p. 2J8 beide aus Ecuador.
Loricaria nracantha Kner ib. p. 228 von Panama.
Cyprinoidei. A. v. Nordmann sagt in Öfversigt af Finska
Vetenskaps-Societetens Forhandlingar V. p. 291 von den Schlund-
zähnen der Cyprinoiden : He ekel und Kner, Valencieunes
und Nilsson hatten nur solche beschrieben, welche bei einer min-
der sorgfältigen Präparirung an den Schlundknochen sitzen blieben.
während des Jahres 1863. 249
In den Handbüchern findet man angegeben, dass die Zähne bei ver-
schiedenen Fischgruppen entweder 1) unmittelbare Fortsetzungen
der Knochensubstanz des Pflugschaarbeins oder der Kiefer sind,
oder 2) dass sie in eignen Alveolen sitzen, oder dass sie 3) an den
w^eichen Theilen des Mundes lose befestigt sein können. Es ist sehr
interessant, dass alle diese drei Befestiguugsweisen bei den Cyprinoi-
den vorkommen, nämlich so, dass 1) alle Karpfenarten einreihige oder
zweireihige mit den Schlundknochen verwachsene Zähne besitzen, oder
2) ebenso, dass alle unter diesen Zähnen eine andere Reihe haben,
deren Zahnzahl der Zahl der darüber sitzenden entspricht, und diese
unteren Zähne sind nicht an der Knochensubstanz der Schlundkno-
chen selbst befestigt, ein jeder sitzt nur in einer Hülse, so dass bloss
die Krone des Zahnes ossiücirt ist, die Hülse dagegen in den weichen
Theilen eingebettet ist von denen sie umgeben wird. (Anfänglich
glaubte Verf. dies seien Reservezähne, die nach dem Verluste der
anderen ihre Stelle einnehmen sollten, aber er hat sich überzeugt,
dass dies keineswegs der Fall ist.) 3) Zähne in eigenen Alveolen
kommen bloss bei den eigentlichen Karpfen (Cj^prinus und Carpio)
vor und sitzen in der mittelsten Zahnreihe ; diese Zähne haben alle
keine Wurzeln und gehen bei unvorsichtiger Präparirung leicht
verloren.
Ein Systema Cyprinoideorum revisum hat Bleeker Nederl.
Tijdschr. voor de Dierkunde I. p. 187 veröffentlicht. Er theilt die
Familie, die von den Cobitioiden, Homalopteroiden und Cyprinodon-
toiden getrennt wird, in 9 Hauptgruppen, die wieder in Unterab-
theilungen zerfallen. Im Ganzen sind darin 112 Genera und einige
Subgenera angenommen.
Bleeker hat Verslagen koninkl. Akad. XV. p. 261 Bemer-
kungen über die Gattungsnamen der Karpfenfamilie gegeben. Da-
nach ist Gorra Bncnnii. =- Platycara McCl. = Discognathus Heck. =
Discognathichthys Blkr. = Lissorhynclms Blkr. ; Lahcn Cnv. = Ban-
gana Buch. = Isocephalus Heck.; Schizothovax Heck. = Opistochei-
lus Blkr.; Cinhina Cxiv. (nee Val.) = Mrigala Blkr.; Paraschhotho-
lax Blkr. = Schizothorax Heck. e. jj. ; l^uviivs Buch. = Systomus
McCl. ; Cirrhinichthys Blkr. = Cirrhina Val. (nee. Cuv,); Bavilius
Buch. =. Opsarius McCl. ; 0 /> .s arii chikys nov. gen. wird auf Leu-
ciscus uncirostris Schi, gegründet; Fltoxinellus Heck. = Pseudopho-
xinus Blkr.; Varaphoxinus Blkr. = Phoxinellus Blkr. ol. ; Bvama
Klein = Abramis Cuv. = Blicca Heck. = Ballerus Heck. = Blic-
copsis Heck. = Luxilus Raf. = Stilbe de Kay = Richardsonius
Gir. ; Alhumus Rond. = Alburnellus Gir. — Leucaspius Heck. Kner ;
Semoü7«sRaf = Cheilonemus Baird = Pogonichthys Gir. = Noco-
mis Gir. = LcucosomusHeck.; f.eMci.sc?/s Rond. = Cyprinus Art. (nee
aut.) = Leucos Heck. = Squalius Bp. = Telestes Bp. = Scardi-
250 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Ichthyologie
nius Bp, = Idus Heck. = Alburaops Gir. = Cyprinella Gir. =
Moniana Gir. = Codoma Gir. = Cheonda Gir.; Aspius Ag. := Pty-
chocheihis Ag. = Clinostomus Gir. = Gila Baird Gir. = Tigoma
Gir.; Perilampus McCl. (non Blkr.) = Devario Heck.; Danio Buch.
= Perilampus Blkr. (non McCl.}; Chela Buch. = Oxygaster v. Hass.
= Pelecus Ag. = Opsarius McCl. = Salmophasa Swns.
V. Siebold hat in seinem oben angeführten Werke die Süss -
wasserfische von Mitteleuropa mancherlei Bemerkungen über Cypri-
noiden gemacht, die auf Art- und Gattungsberechtigung Einfluss
haben: Carpiodes Kollarii ist = Cyprinus striatus und Bastard vom
Karpfen und der Karausche , daher nicht als selbstständige Art zu
halten; Cyprinus Carassius, Moles, Gibelio, oblongus und humilis
sind Varietäten einer Art; Abramidopsis n. gen. auf Abramis
Leuckartii Heck, gegründet, hält Verf. für Bastard von einem Abra-
mis und einem Leuciscus ; Abramis micropteryx und erythropterus
Agass., so wie Blicca laskyrHeckel Kner werden als Varietäten mit
Blicca Björkna (Cypr. blicca) vereinigt; Bliccopsis abramo-rutilus
wird für Bastard irgend eines Abramiden mit einem andern Cypri-
noiden gehalten; in Alburnus dolabratus wird ein Bastard von Al-
burnus lucidus und Squalius cephalus vermuthet ; die Gattung Leu-
cos Heckel wird mit Leuciscus wieder verbunden; Leuciscus prasi-
nus und decipiens Agass., so wie L. Selysii Heckel und L. rutiloides
Sei. werden als Varietäten zu L. rutilus gezogen ; Leuciscus argen-
teus, rostratus, rodens und majalis Agass., so wie einige andere
Arten werden mit Squalius leuciscus vereinigt; Chondrostoma Ry-
sela wird als Bastard von Telestestes Ag. und Chondrostoma nasus
vermuthet. — Rhodeus amarus (;^ und $ sind im Hochzeitkleide auf
Taf. I abgebildet.
Einige Bemerkungen über verschiedene Fische (alle der Cy-
prinenfamilie angehörig) des Donaugebietes hat Steindachner
nach V. Siebold's brieflicher Mittheilung in Verhandl. d. zool.-bot.
Ges. in Wien XHL p. 488 veröffentlicht.
Steindachner berichtet über das Vorkommen monströser
Kopfbildungen bei den Karjjfen. Verhandl. d. zool.-bot. Gesellsch. in
Wien Xm. p. 485.
Rose berichtet über einen Weissfisch (Whiting) mit drei Augen,
zwei in natürlicher Lage, und eins zwischen beiden. Report brit.
assoc. p. 106.
Alburnus lineolatus Agass., zotiatus Agass. und formosvs Put-
nam Bulletin Mus. compar. Zoology p. 9, die beiden ersteren aus
dem Osage-River, letztere aus Alabama.
Jeitteles hält Alburnus fasciatus Nordm. für identisch mit
während des Jahres 1863. 251
A. bipunctatus Heckel Kner (Vcrhandl. d. zool. -bot. Gesellsch. in
Wien XIII. p. 3).
Derselbe fand ib. p. 4 in der March ausser Leuciscus ruti-
lus noch eine andere Art mit gelben Augen, die er für L. rutiloi-
des Selys-Longch. hält.
Ebenda p. 6 zählt Jeitteles die Arten der Gattung Squalius
Bon. in der March bei Olmütz auf; es sind deren vier: Sq. lepuscu-
lus, rodens, rostratus und Meunier Heck.
Kraus s fand Abramis Leuckartii Heckel auch im Neckar bei
Heilbronn. Württembsrgische Jahreshefte XIX. p. 54.
Abramis isognalhns Bleeker Verslagen koniukl. Akad. XV.
p. 235 aus der Umgegend von Leiden im Rhein mit 3 . 15 oder 3 . 16
Afterflossenstrahlen; ist abgebildet. Vergl. auch Nederl. Tijdschr.
voor de Dierkunde I. p. 371.
Bleeker beschrieb Verslagen koninkl. Akad. XV. p.239;
Ned. Tijdschr. voor de Dierkunde I. p. 373 folgende neue Cyprinoi-
den von Cej^lon : Garra (Garra) ceylonensis, Ptuüivs (Barbodes) pleti-
rotnenia, G?iatkopo(jon himactdalus, Danio Uneolalus (Leuciscus lineo-
latus Blyth). D. micronemn.
Punlius (Barbodes) campfacanthtts, trispilos , ablabes Bleeker
Guinea I. c. p. 111. tab. 23.
De Filippi charakterisirte Archivio per la zoologia IL p.392
einige neue Arten aus Persien : Telestes leucoidcs, Alburnus Eichwal-
dii, Abramis microlepis, Barbtts miliaris.
P s endo p er il ampus <»//j?/s Bleeker Verslagen koninkl. Akad.
XV. p. 257; Ned. Tijdschr. voor de Dierkunde I. p. 382 von Japan,
gehört in die Cyprinen - Gruppe Acheilognathini ; ist in Holzschnitt
abgebildet.
Eine Notiz über die einheimischen Arten der Gattung Cobitis
von Veesenmeyer s. Würtembergische Jahreshefte XIX. p. 52.
Der Name Pitzker wird von dem böhmischen piscat, piepen, ab-
geleitet.
Cobitis aurala De Filippi Archivio per la zoologia IL p. 391
aus Persien.
Im Zoologischen Garten p. 16 findet sich die Notiz von A. D.,
dass sich bei Cobitis fossilis die beschädigten Flossen vollständig
wieder reproducirten.
ISemacheilus nofosti(/ma Bleeker Verslagen koninkl. Akad. XV.
p. 254; Ned. Tijdschr. voor de Dierkunde I. p. 380 von Ceylon.
Cyprinodontes. Steindachner beschrieb im 48. Bande der
Wiener Sitzungsberichte einige neue Cyprinodonten Mexiko's : Poe-
ciliodes bimaculalus n. gen. Taf. IV. fig. 2, Poecilia mexicana
iig. Ij Poecilia ihcrmalis fig. 3, Xiphophorus Uelleri Heckel. Die
252 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Ichtliyoloffie
Charaldere der neuen Gattung lauten: Dentes inter- et inframaxil-
lares seriei externae conici, curvi, valde distantes, ceteris minimis
numerosis multo maiores, immobiles; os protractile, valde fissum;
pinna dorsalis multiradiata, radii branchiostegi 6.
Anhangsweise zu dem eben erwähnten Aufsatze wird auch
eine neue brasilianische Art Fmuhdus microjms aufgestellt.
Xiphophorvs Gillii Kner Münchener Sitzungsberichte 1863.
p. 224 von Panama.
A flocke, ilichthy s Blkr. n. gen. Poissons de la Guinee
1 c. p. 116 corpus elongatum compressum, squamis magnis deciduis
vestitum. dorso humili. ventre convexo; caput et rostrum latum
depressa ; maxilla superior protractilis ; rictus terminalis ; dentes
intermaxillares et inf ramaxillares uniseriati , simplices , vomerini
nulli; os supramaxillare post os intermaxillare reiecbum; pinna dor-
salis pauciradiata analis parti posteriori opposita in initio dimidii
corporis posterioris inseyta; pinnae ventrales longe post basin pe-
ctoralium insertae; pinna auahs media corporis longitudine inserta,
pluriradiata, altior quam longa ; apertura branchialis ampla ; mem-
brana branchiostega radiis 5. A. typus tab. 24. fig. 1. und wahrschein-
lich Poecilia spilauchena Dum.
Characini. In der Characineufamilie stellte Kner Münchener
Sitzungsberichte 1863. p. 225 folgende neue Gattungen auf:
S n cc o d 0 iK Os inferum, nasus prominens, dentes uniseria-
les solum intermaxillares, pauci, cochleariformes, intra alveolos mar-
gine crenatos obsct)nditi. maxilla superior et inferior edentulae, la-
bium inferius tripartitum, pinnae pectorales et ventrales valde evo-
lutae, abdomini approximatae ; 4 radii branchiostegii. S. Wnfjne.H
aus Ecuador.
P seudo cha Icens. Dentes intermaxillares biseriales, cu-
spidati, duo medii maiores; maxillares simplices acuti uniseriales,
dentes inframaxillares uniseriales , multicuspides , medio cuspide
praelongo recurvo, laterales vicini multo fortiores, posteriores autem
minimi. — Corpus compressum, abdomen subrotundatum , basis
pinnae dorsalis primae intra ventrales et analem sitae, brevis ; analis
longa; radii brauch. 4, linea lateralis abrupta ; squamae magnae.
Vs. lineatus aus Ecuador.
Ch a Icinop s i s. Dentes intermaxillares 4-seriales, cuspidati,
inframaxillares biseriales; corpus valde compressum, abdomen fere
carinatum; squamae parvae. Ch, strialuhis und chaijrensis beide
aus Panama.
Chfticevs atrocovdahis Kner ib. p, 227 vom Westabhange der
Anden im Staate Ecuador.
Günther stellte Annais nat. bist. XII. p. 443 eine neue Gat-
tung Cr enuchns auf: keine Fettflosse, Dorsale massig lang, über
während des Jahres 1863. 253
den Ventralen, Anale kurz, Schuppen mittelmässig, Bauch gerun-
det , Kopf und Körper etwas comprimirt , von massiger Länge ;
Zwischen- und Unterkiefer mit einer Reihe dreispitziger Zähne.
Oberkiefer und Gaumen ohne Zähne, keine Hundszähne, Mund mas-
sig weit. C. spilunts aus dem Essequibo.
Ebendaher Leporinus megalepis und Xiphorhamphus ferox
ib. p. 443.
Hydrocyon linealiis Schi. MS. bei Bleeker Poissons de la
Guinee p. 125 von Ashantee.
Salmonoidei. Für die Familie der Salmonoiden sind v. Sie-
b o Id's Untersuchungen in seinen Süsswasserfi sehen von Mitteleuropa
bemerkenswerth. Er erkennt nur drei alpine Coregonus-Arten an,
deren eine 0. hiemalis Jur. abgebildet ist, nur einen Thymallus, in-
dem er den Th. gymnothorax Val. streicht, und nur einen Osmerus,
indem er den Seestiut nicht zu unterscheiden vermag. Die viel-
zähnigen Gattungen Fario, Salar und Salmo, die Yalencieunes
nach der Bezahnung des Vomer unterschied . werden für unhaltbar
erklärt; es werden nur zwei Gattungen Salmo und Tvntta unter-
schieden. Bei ersterer ist der Flugscharknochen kurz, die vordere
kurze Platte desselben allein mit Zähnen besetzt, die hintere, etwas
längere Platte stets zahnlos, alle Schuppen klein und längsoval, die
Bückenflosse beginnt vor den Bauchflossen ; dahin S. Salvelinus und
hucho. Bei Trutta ist der Pflugscharknochen lang, die vordere
kurze Platte mit oder ohne Zähne, die hintere sehr lange Platte
auf ihrer ganzen Länge mit vielen Zähnen besetzt, welche im Alter
mehr oder weniger verloren gehen, alle Schuppen klein und längs
oval, die Rückenflosse beginnt vor den Bauchflossen; dahin T. salar
(von dem nach A gassiz'scher Ansicht Salmo hamatus irrthümlich
nicht getrennt ist\ lacustris , trutta , fario , wobei jedoch Verf.
schliesslich ausspricht, dass die sichere Abgrenzung dieser Arten zu
den schwierigsten ichthyologischen Aufgaben gehöre.
John Davy meint, die Farbe des Salmonfleisches hänge nicht
vom Fett ab, sondern von einem eigenthümlichen organischen Farb-
stoffe; er glaubt, derselbe sei ein Secret. welches zum Theil von
der Nahrung abhängig sei. Report of the british Assosiation for
the advancemcnt of science held at Newcastle p. 102.
Carniichael M'Intosh hat Proc. Linnean Soc. VIL p. 145
Untersuchungen über die Nahrung des Salmo salar im Tay ange-
stellt, und die Parasiten desselben beschrieben.
Als Fortsetzung zu dem im vorj. Berichte p. 673 besprochenen
Aufsatze giebt Günther weitere Beiträge zu der Kenntniss der
britischen Charr's. Proceed. zool. soc. p. 6 ; Annais nat. bist. XIL
p. 229. Es werden sechs Arten beschrieben, und Verf. kommt zu
254 Tr oschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Ichthyologie
dfm Schlüsse, dass in Grossbritanien drei Arten gefunden werden,
Salmo willughbii im See von Windermere, cambricus in Wales und
alpinus in Schotland, — dass sich diese drei Arten durch bestän-
dige Charaktere von S. umbla und salvelinus des Continents unter-
scheiden, dass aber alpinus von Schotland mit dem lapländischen
alpinus sehr nahe verwandt sind, — dass Island eine besondere Art
S. nivalis (pl. 1) besitzt, — und dass die Charr's von Irland eine
besondere Gruppe mit schwacher Bezahnung bilden. S. Colii (pl. 2)
wird als neue Art von Lough Eske und Lough Dan von S. Grayi
unterschieden. Zum Schlüsse wird eine Synopsis der beobachteten
Arten gegeben:
I. Kiefer wohl entwickelt, Zähne massig.
A. Länge der Pectorale kleiner als die Entfernung der Pecto-
rale von der Ventrale.
1. 13 Dorsalstrahlen; Intermaxillarzähne stärker als die Ma-
xillarzähne; L. lat. 185; unten silberfarbig. S. vmhla.
2. 14 Dorsalstrahlen; Intermaxillar- und Maxillarzähne gleich;
L. lat. 190 ; unten roth. S. sahelinus.
B. Länge der Pectorale grösser als die Entfernung der Pecto-
rale von der Ventrale.
1. Höhe Ys oder 7g ^^r Länge ; Höhe der Dorsale % o^i^r Yg
der Kopflänge; L. lat. 195 — 200. S. alpinus.
2. Höhe Vs der Länge; Höhe der Dorsale gleich der Kopf-
länge ohne Schnauze; L. lat. 190; Kiemendeckel überragt
nicht die Basis der Pectorale. S. nivalis.
3. Höhe Yg oder Ye ^^^^ Länge; Höhe der Dorsale % der
Kopflänge ; L. lat. 170; Kiemendeckel überragt die Basis
der Pectorale. C. cambricns.
4. Höhe Yi der Länge ; Höhe der Dorsale gleich der Kopf-
länge ohne Schnauze ; L. lat. 165 ; Kiemendeckel überragt
nicht die Basis der Pectorale. S. Willvfjhbii.
IL Unterkiefer sehr schwach; Zähne klein.
1. Die Pectorale reicht bis zum Anfange der Rückenflosse,
S. Grayi.
2. Die Pectorale reicht bei weitem nicht bis zum Anfange der
Eückenflosse. S. colii.
Buchholz fand die Mikropyle der Stinteier (Osmerus eper-
lanus) eigenthümlich abweichend, indem der Mikropylenkaual mit
einem in seiner Umgebung befindlichen äussern Anhange der Ei-
hüllen verbunden ist. Durch Abbildung erläutert. Pieichert und
Dubois Archiv für Anatomie p. 71. — Nach einer späteren Mitthei-
lung ib. p. 367 stellte sich heraus, dass der dutenförmige Anhang
selbst eine ursprüngliche Umhüllung des Eies bildet, welche erst in
während des Jahres 1863. 255
späterer Zeit sich von der Eioberfläche ablöst und an die innere
persistirende Eihülle befestigt wird.
Scopelini. In dieser Familie beschrieb Johnson Proc. zooL
soc. p. 41: Annais nat. bist. XII. p. 317 als neu von IMadeira Saums
(illanticv$, Scopelns caudispitwsus und eine neue Gattung N e o s c o~
peius macrolepidolus, welche letztere sich durch die massige Zahl
der Kiemenhautstrahlen (9) und die Körperforra an Scopelus. durch
die Form der Zähne und den gezähnten Vomer an Aulopus an-
schliesst. Der Fisch ist pl. VII abgebildet.
Clnpeacei- Munter schrieb in unserem Archiv p. 281 aus-
führlich und interessant über den Hering der pommerschen Küsten
und die an denselben sich anschliessenden Industriezweige.
Enrjrfiulis macrolcpifhla und Poeiji Kncr Münchener Sitzungs-
berichte 1863. p. 224 von Panama.
AJansa platycepkalus Bleeker Poissons de la Guinec p. 123.
tab. 26. fig. 2.
Hyrtl's Abhandlung über die Eigenthümlichkeit der Kiemen
und des Skeletes, so wie das epigonale Kiemenorgan von Lutodeira
Chanos (vergl. den Bericht über 1861. p. 220) erschien in den Wiener
Denkschriften XXI. 1863 p. 1 mit Abbildung.
Esoces. Eine ausgedehnte Abhandlung „Recherches sur les
monstruosites du brechet observees dans l'oeuf et sur leur mode de
production, premier memoire" von Lereboullet erschien in An-
nales des sciences naturelles XX. p. 177 — 271 mit 2 Tafeln. Vergl.
vorj. Bericht p. 645.
Halosanrns Johnson nov. gen. Proceed. zool. soc. p. 406.
Körper langstreckig , mit Cycloid - Schuppen, Bauch rund, Schwanz
comprimirt, in eine Spitze auslaufend; Schnauze vorragend, Mund
nicht portractil, vom Zwischen- und Oberkiefer gebildet, letzterer
bis unter das Auge reichend, beide mit Zähnen ; Zähne sammetartig
in den Kiefern, am Vomer, Gaumen und Zunge; Ptückenflosse kurz,
Afterflosse lang mit der kleinen Schwanzflosse verschmelzend ; grosse
Kiemenspalten, Kiemenhaut mit zahlreichen Strahlen ; keine Pseudo-
branchien. In welche Familie Verf. diese Gattung stellen möchte,
ist nicht gesagt. H. Oiccni von Madeira.
ApOdes. In seinen Süsswasserfischen von Mitteleuropa erzählt
V. Siebold p. 356 eine ihm von Ehlers mitgetheilte Beobachtung,
dass ganz junge Aale in der Elbe massenhaft und in geschlossenem
Zuge stromauf wanderten.
Gyninolliorax jacksojiietisis BleekerVerslagen koninkl. Akad. XV.
p. 450 von Port Jackson. — G. punctalo - frtsciatus , macassariensis,
borneensis, ^s?»(7?ceM0^V/es Bleeker Ned. Tijdschr. voor de Dierkundel.
p. 167. — Thyrsoidea maculipinnis und Poecilophis Peli Kaup wer-
256 Troscliel: Bericht üb. d. Leist. in d. Ichthyologie etc.
den als der Gattung Gymnothorax angehörig vonBleeker Poissons
de la Guinee p. 129 beschrieben, und auf tab. 27 und 28 abgebildet.
Muraenopsis Bernsteinii und Mnraena halmaherensis Bleeker
Ned. Tijdschr, voor de Dierkunde I. p. 157 von Halmaheira.
Muraenopsis mavginatus^ altipinnis, Pisoodonophis microplerus,
Cirrhimiiraena tapeitwpterns, Sphagehranchns macrodon und bicolor
Bleeker ib. p. 179, sämmtlich vom Indischen Archipel.
Echidna rhodocheilus Bleeker ib. p. 247 von der Insel Ptotti.
Ueber Ichthyophis tigrinus und pantherinus Less. vgl. Blee-
ker Verslagen koninkl. Akad. XV. p. 460.
Sphagehranchns cephalopeltis Blkr. Poissons de la Guinee p. 128.
Der Gattung Aphthalmichthys Kaup fügte Bleeker Ned.
Tijdschr. voor de Dierkunde I. p. 163 zwei neue Arten hinzu: A.
abbrevialvs und macrocepliahis vom Indischen Archipel.
Plectognatlii.
Steenstrup und Lütken beschrieben einen im Nov. 1862
an der dänischen Küste gestrandeten Mondfisch von 710 Pfund. Sie
geben dem Cuvier'schen Namen Mola die Priorität vor Orthrago-
riscus und nennen die Art Mola nasus. Oversigt over det kongl.
Danske Vidensk. Selsk. Forhandl. Marts 1863.
Swinhoe berichtete über einen Mondfisch, der S^'g ^uss lang
und von Flossenspitze zu Flossenspitze 6 Fuss hoch war und an
der Küste vonFormosa gefangen wurde. Annais nat. hist. XII. p. 225.
liopbobrancliii.
Syngnathus Kaupi Bleeker Guinea 1. c. p. 24. tab. 4. fig. 2.
(jaiioidei.
Atractosteus Iropicvs Gill Proc. Philadelphia p. 172 von der
Westküste Centralamerika's.
Selachii.
Chiloscyllium margaritiferum Bleeker Ned. Tijdschr. voor de
Dierkunde I. p. 243 von der Insel Obi.
Hhinoplera Feli Bleeker Guinea 1. c. p. 18.
Urotrygoti mnndns Gill Proc. Philadelphia p. 173 von der West-
küste Centralamerika's.
Pteroplalea Schlegeli Bleeker Ned. Tijdschr. voor de Dier-
kunde I. p. 138 von Amoy.
Cyclostomi.
Petromyzon Amrondteri Vh'üiiy-pi dies Archiv p. 207. Taf. X. fig. 6
aus Chile.
Der Fang von zwei Stück Petromyzon marinus im Neckar
bei Heilbron wurde von Kraus s Württembergische Jahreshefte XIX.
p. 55 angezeigt.
Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
der Jlolluskeii T>iihrend des Jahres 1863.
Von
T r 0 s c h e I.
Im Jahre 1863 ist von Küster's neuer Ausgabe
des Martini Chemnitz' sehen Conchylien-Cabinets nur eine
einzige Lieferung erschienen , die 184, was auf ein be-
denkliches Stocken hinzudeuten scheint. Die Tafeln be-
ziehen sich auf die Gattungen Ancylus, Limnaeus, Palu-
domus und ^eritina. Der Text behandelt die Gattungen
Linmaeus und Achatina.
Von Pfeiffer's Novitates conchologicae, Abbildung
und Beschreibung neuer Conchylien ei'schienen die Lie-
ferungen 19 und 20. Sie bringen Abbildungen von:
Helix Aurora , illustris, Emma , Pluto , Novoguineensis,
exacta , Ferussaci Lesson, Banneri Macgillivray, Brow-
neana, Bryani, Laomontana ; Bulimiis Römeri ; Cyclopho-
rus haematomma, Chondropoma solare; Helix Garibal-
diana Dohrn und Semper, sylvana D. et S., myops D. et S.,
xanthf)trichae affinis ; — Hydrocaena Cheynei D. et S.,
Cataiilus Blanfordi Dohrn , Cyclostomus Ilartvigianus,
Otopoma obtiisum , Hybocystis Mouhoti , Alycaeus Mou-
hoti, bacca , Alcadia microstoma Adams, Leptopoma Ca-
roli Dohrn, Mathildae Dohrn, Cyclotus Berendti, Helix
Polillensis (der H. Ilector, Portei und Ajax als Varietä-
ten zugezählt werden), die fast alle in den Malakozooio-
gischen Blättern oder den Proceedings of the zoological
Society 18()2 .zuerst veröffentlicht waren.
Von Dunker's Novitates conchologicae, die Mee-
resconchylien enthaltend, sind im Jahre 18G3 die Lie-
Arclüv für Naturg. XXX. Jahrg, 2. Bd. R
258 Troschel: Bericht üb. d Leist. in d. Naturgeschichte
ferungen 5 und 6 ausgegeben. Sie brachten Abbildun-
gen von : Mactra rugifera , Cytherea umbonella Lam.,
Dosinia Roemeri, Fasciolaria Lisclikeana, Mitra Samue-
lis, asperrima , foveolata ^ Hanieyi , Adamsi , Gambiana,
Dohrniana ; — Cyclina intumescens , Circe undata, Mur-
cia scansiiis, Mercenaria paucilamellata; Cytherea semia-
rata , Meretrix attenuata , Bursa tuberculat^ , concinna,
lamellosa und tumida. Unter diesen sind einige neue
Arten, die unten näher bezeichnet sind.
Von Lovell Reeve's Conchologia iconica erschie-
nen im Jahre 1863 die Lieferungen 224 — 233. Sie brin-
gen Monographien der Gattungen Pterocyclos, Chondro-
poma , Anatina, Tugonia , Chamostrea , Paludina , Adam-
siella, Venus, Terebellum, Anostoma, Concholepas, Halia,
Dione, Cyclotus, Cirlie.
Thesaurus Conchyliorum or figures and descriptions
of recent shells by G- ß. S o werb y wurde mit Part XXII.
fortgesetzt. Derselbe enthält die Monographien der Ge-
nera Cemoria , Cranopsis, Zeidora, Riraula , Emarginula,
Scutus und Tugalia, als Vervollständigung der Familie
der Fissurelliden, so wie die Familie Solariidae. Das nähere
ist unten berichtet.
Bronn's Klassen und Ordnungen des Thierreichs,
wissenschaftlich dargestellt in Wort und Bild w^urden
im Jahre 1863 von der 23. bis 31. Lieferung fortgesetzt.
Die Abtheilung der Hinterkiemer ist noch aus Bronn's
Handschrift beendigt. Von p. 808 beginnt dann die
Fortsetzung von K e f e r s t ei n, die sich in würdiger "Weise
dem Bronn'schen Anfange anschliesst. Ich kann nicht
umhin dem Fleisse und der Belesenheit dieses Verfas-
sers alle Anerkennung zu zollen. Er handelt die Hete-
ropoden ab (p. 809 — 852), dann folgen die Prosobranchia-
ten, über deren Anatomie eine allgemeine Uebersicht
gegeben wird.
Kefer stein machte Malak. Bl. p. 164 einige Be-
merkungen über das Museum Boltenianum , welches in
zwei Ausgaben 1798 und 1819 erschien , aber nur die
Namen ohne Beschreibung als Auctions-Catalog enthält^
der Mollusken während der Jahres 1863. 259
Daher spricht er sich mit Recht gegen das Verfahren
mancher neuerer Autoren aus, welche Boltea die Priorität
vor ganz gebräuchlichen, z. B. denen Lamarck's ein-
räumen.
Georg Walter, der der Wissenschaft durch
einen frühzeitigen Tod entrissen wurde, hat in einer
Schrift „Mikroskopische Studien über das Central-Nerven-
system wirbelloser Thiere. Bonn 1863. 4.^ p. 34 — 44 das
Central - Nervensystem von Limnaeus stagnalis beschrie-
ben, und es durch Abbildungen erläutert. — Ebenda p. 45
wird auch das Central - Nervensystem von Helix nemo-
ralis und Arion empiricorum anatomisch geschildert.
Auch Buchholz beschäftigte sich mit der Unter-
suchung des histologischen Baues des Centralnervensy-
stems der Süsswassermollusken. Namentlich w^urden die
Untersuchungen an Limnaeus stagnalis und Planorbis
corneus angestellt. Reichert und D u b o i s Archiv für
Anatomie p. 234—309 und Taf. VI— VIII.
Fischer stellte im Journal de Conchyl. XL p. 313
die Thatsachen zusammen, welche man über die Polar-
kügelchen (Richtungsbläschen) im Ei der Mollusken ken-
nen gelernt hat.
E. Römer schrieb einen Aufsatz „Von der Ueber-
einstimmung der Molluskenspecies aus weitentfernten,
oder durch bedeutende Ländermassen getrennten Meeren",
Malak. ßl. p. 218—233, auf dessen Inhalt wir den Leser
empfehlend verweisen müssen.
Petit de la Saussaye stimmt der von Lea
(vergl. den Bericht über 1860 p. 179) gegebenen Erklä-
rung, dass Schnecken in abgelegenen Gewässern mit Hülfe
von Wasservögeln oder des Viehes auftreten können,
bei, und hält auch Wasser-Insecten zu der Uebertragung
von embryonalen Schnecken für geeignet. Journal de
Conchyl. XL p. 336.
Ueber einen Vortrag von S c h o 1 1 e r betreffend den
Nutzen der Weichthiere als Nahrungsmittel wie in Hin-
sicht ander\veitiger Verwendung , wird im 16. Bericht
des naturh. Vereins in Augsburg, 1863 p. 52 berichtet.
260 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
Bemerkungen von Petit de laSaussaye über
eine Anzahl Mollusken (Murex Benoiti Tiberi, Purpura
brevis Blainv., Mytilus crispus Cantr.^ Pleurotoma unda-
tigera Biv., Ovula purpurca Risso, Turbonilla Weinkauffi
Dkr., Neritina Showalterii) sind Journal de Concliyl. XI.
p. 328 nachzusehen.
Reibisch empfiehlt mit Recht, um Landschnecken
lebend zu versenden, die Verpackung in dünnwandigen,
nicht geleimten Schachteln, die Schnecken selbst in Pa-
pier gewickelt. Sitzungsber. der Ges. Isis 1863. p. 57.
Merkel empfiehlt im Correspondenzblatt des na-
turf. Vereins zu Riga XIII. p. 145 das Glycerin als Con-
servationsmittel für Mollusken.
Von Arbeiten, welche sich auf die geographische
Verbreitung und Faunen beziehen, sind diesmal zu er-
wähnen :
Europa. Sars machte Notizen über eine Reise
im Sommer 1862, namentlich über einige Mollusken von
Christiansund und Bejan. Er bespricht Tritonium islan-
dicum Chemn., propinquum Alder, despectum L., Berni-
ciense King , fusiforme Brod. ; Mangelia carinata Phil.,
Elysia viridis Mont., 8 Muscheln, 1 Branchiopoden und
Cynthia glacialis. Nyt. Magazin for Naturvidenskaberne
i Christiania XII. p. 273.
Mörch verzeichnete Vidensk. Meddelelser fra den
naturh. Forening i Kjöbenhavn 1863. p. 265 — 367 die in
Dänemark vorkommenden Land- und SüssAvasser-Mollu's-
ken. Es enthält 8 Limaces, 4 Arionidae, 1 Vitrinae , 11
Zonitidae, 8 Ataeniae, 7 Leucozonae, 5 Xerophilae, 8 Arian-
tidae, 3 Pentataeniae , 12 Bulimi, 1 Gaeciliae, 12 Glau-
siliae, 9 Succineae; 1 Auriculae, 11 Limnaeae, 17 Planor-
bes, 2 Ancylea; 2 Cyclostomi, 6 Valvatacea, 7 Paludinae;
1 Neritacea; 16 Cycladae , 14 Uniones, 1 Dreisseneae —
oder 84 Pulmonata gcophila, 31 Pulmonata hygrophila,
15 Taenioglossa, 1 Rhipidoglossa und 31 Acephala — zu-
sammen 162 Arten.
Möbius machte in der 12. Versammhmg des Ver-
eins für Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse,
der Mollusken während des Jahres 18G3. 261
abgehalten Kiel den 2. Mai 18G3 Mittheilungen über
seine und H. A. Meyer's fortgesetzte Untersuchungen
der wirbellosen Thiere der Kieler Bucht. Er rühmt das
Fischen mit einem sehr feinmaschigen Grundnetz und
eine KSaugpumpc mit langem Gummischlauch. Bis jetzt
sind in jenen Gewässern 17 Muscheln und 35 Schnecken
gefunden worden. Die OjDisthobranchiaten sind bereits
eingehender untersucht^ und sollen das erste Heft der
von den YerfF. herauszugebenden Fauna bilden.
LovellReeve hat ein sehr hübsches Handbuch
über die Land- und Süsswasser-Mollusken Grossbritaniens
herausgegeben : The land and fresh water Mollusks indi-
genous to, or naturalized in the British Isles. London
1863. 8. Verf. hat besonderes Gewicht auf die geogra-
phische Verbreitung der Gattungen über den Erdball
gelegt. Alle Arten sind recht hübsch in Holzschnitt
abgebildet, und für jede Gattung eine typische Art mit
dem Thier. Jede Gattung ist, ebenso wie die Species,
in einem analytischen Schlüssel charakterisirt; im Text
sind die Species durch Diagnosen unterschieden, worauf
die Synonymie und sonstige Bemerkungen folgen. Das
zu Grunde gelegte System ist folgendes:
I. Klasse Cephala. Sie zerfallen in zwei Tribus, Inoperculata
und Operculata, die jede wieder in zwei Ordnungen getheilt werden;
erstere in Pulmonifera mit den Familien Limacinea (Gatt. Arion
2 Arten. Geomalacus 1 Art, Limax 8 Arten, Testacella 2 Arten) ;
Colimacea (Gatt. Vitrina mit 1, Succinea 3, Zonites 8, Helix 24,
Bulimus 3, Zua 1, Azeca 1, Achatina 1, Clausilia 4, Balea 1, Pupa 4,
Vertigo mit 8 Arten); Auriculacea (Gatt. Carychium mit 1, Co-
novulus mit 3 Arten); iTnd Pulmobranchiata mit der Familie Lim-
naeacea (Gatt. Planorbis mit 11, Physa mit 2, Lymnaea mit 8,
Ancylus mit 2 Arten). Die letztere Tribus zerfällt in Pulmonifera
mit der Familie Cycloslomacea (Gatt. Cyclostoma mit 1, Acme
mit 1 Art), und in Branchifera mit den Familien L i ff o r a c e a (Gatt.
Assimiriea mit 1 Art); Peristomata (Gatt. Bythinia mit 3, Palu-
dina mit 2, Valvata mit 2 Arten); JSeritacea (Gatt. Neritina mit
1 Art). — IL Klasse Acephala mit der Tribus Lamellibranchiata
und zwei Ordnungen: Unimusculosa mit der Familie My tilace a
(Gatt. Dreissena mit 1 Art) und Bimusculosa mit den Familien
ISajades (Gatt. Anodonta mit 1 Art, indem Verf. überhaupt nur
262 T r o s c h e 1 : Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschiclite
eine europäische Art anerkennt, und ünio mit 3 Arten) und Car-
diacea (Gatt. Pisidium mit 7, Cyclas mit 5 Arten. — Neue Arten
sind nicht beschrieben. Die neuere deutsche Litteratur ist fast
ganz vernachlässigt. Helix nemoralis und hortensis sind hier noch
mit einander als Varietäten vereinigt, was unthunlich ist.
Gwjn Jeffreys erstattete Bericht über die für
den Schleppnetzfang an den Küsten von Shetland nie-
dergesetzte Commission. Jede Zone oder bathymetri-
scJier District hat einige eigenthümliche Arten^ jedoch
können die Zonen nicht genau begrenzt werden, imd viele
Arten bew^ohnen mehr als eine Zone. Es ist sehr wün-
schensv^erth mehr von den Bedingungen ihrer Habitabili-
tät und von den Tiefgrenzen der Arten zu v^dssen. Man
hat sonst angenommen, dass der Mangel der Farben ein
Beweis von grosser Tiefe sei, doch man weiss jetzt, dass
die glänzendsten und buntesten Farben an Thieren aus
den grössten Tiefen des Oceans vorkommen können.
Verf. verzeichnet 22 Mollusken -Arten von Shetland, die
der Fauna seit dem Verzeichnisse von F o r b e s und
Hancock hinzugefügt sind; ferner eine bis dahin ganz
unbekannte Art, Jcffreysia globularis; 7 Arten, die bis-
her nur fossil bekannt waren; endlich 23 Arten, die in
diesem Theil des britischen Meeres, aber auch in Scan-
dinavien leben. Report brit. Assoc. for the advancement
of science held at Newcastle 18G3. p. 81.
Einen kurzen Bericht über den Schleppnetzfang bei
Scarborough von Leckenby s. Report Brit. Assoc- ct.
p. 105. Einige seltene Arten werden aufgezählt.
Kreglinger lieferte in den Verhandl. des naturw.
Vereins zu Karlsruhe I. 1863 ein Verzeichniss der leben-
den Land- und Süsswasser-Conchylien des Grossherzog-
thums Baden. Es enthält 120 Arten in 30 Gattungen,
von denen 75 Arten in 14 Gattungen auf dem Lande
leben; von den Wasserbewohnern sind 30 Schnecken in
10 Gattungen, 15 Muscheln in 6 Gattungen. Baden hat
vor Württemberg 29 und vor Nassau 17 Arten und Abar-
ten voraus , dagegen kommen in Württemberg 12, in
Nassau 15 Arten und Abarten vor, die in Baden fehlen.
Ein Schriftchen von Gysser, „Die Mollusken-
der Mollusken während des Jahres 1863. 263
fauna Badens^ mit besonderer Berücksichtigung des obern
Rbeinthales zwischen Basel und Mannheim. Heidelberg
1863^ ist mir nicht zu Gesicht gekommen.
Der Schluss von Bie 1 z' Vorarbeiten zu einer Fauna
der Land- und SUsswasser - Mollusken Siebenbürgens,
über die bereits im vorigen Jahre berichtet wurde , be-
spricht die geographischen und physikalischen Verhält-
nisse des Faunengebietes und den wesentlichen Charak-
ter der Fauna. Verband l. des siebenbürgischen Vereins
zu Hermannstadt XIV. p. 12 — 20. Nach einer Schilde-
rung der geographischen, physikalischen und geogno-
stischen Beschaffenheit des Landes wird gesagt , dass
von den 154 Mollusken Siebenbürgens 119 Landbewoh-
ner und 35 Wasserthiere sind; 94 Arten gehören der
Ebene und Hügelregion , 53 den Vorgebirgen bis 6000'
ü. M. und 7 dem Hochgebirge an. Unter den Land-
schnecken lieben 42 freie offene Gegenden, 77 leben
in Waldungen und im Gesträuche unter abgefallenem
Laub oder Steinen versteckt. Von den Landmollusken
sind ferner 26 kalkfest, 12 kalkhold und 81 in Beziehung
auf das Substrat indifferent. 94 Arten sind im ganzen
Lande verbreitet, 3 Arten gehören bloss dem Norden,
23 bloss dem Osten, 20 dem Süden, 14 dem Westen des
Landes an; andere sind wdeder nur auf einzelne Bezirke
und zwar 14 im Südwesten, 1 im Nordwesten, 2 im Nord-
osten, 19 im Südosten und 6 in der Mitte des Lan-
des beschränkt. Von jenen 154 Arten sind 25 diesem
Lande ausschliesslich angehörig, und weitere 27 sind ihm
nur mit den zunächst angrenzenden Ländergebieten ge-
meinsam.
Die Fortsetzung der im vorigen Jahre begonnenen
Malacologie des Vierwaldstädter-Sees und seiner Umge-
bungen von Bourguignat findet sich Revue et mag.
de Zoologie XV. p. 5. Sie enthält 1 Vertigo, 2 Carychium,
11 Planorbis, 1 Physa, 6 Liamaea , 4 Ancylus , 1 Poma-
tias, 2 Bythinia , 3 Valvata , 2 Sphaerium , 4 Pisidium , 4
Unio, 8 Anodonta. Mehrere neue Arten s. unten.
Baudon hatte bereits 1853 einen Catalog der Mol-
264 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d Naturgeschichte
lusken des Departement de l'Oise veröffentlicht. Diesem
folgte nun ein neues Verzeichnisse Beauvais 1862. Die
dortige Fauna enthält 111 Arten, Yrovon 66 auf dem
Lande, 45 im Wasser leben.
In einem ^Catalogue des Mollusques terrestres et
fluviatiles de l'H^rault,- weicher von D üb r u e il in Mont-
pellier 1863 erscliien, den ich jedoch nur aus einer An-
zeige in dem Journal de Conchyl. XL p. 407 kenne,
kommen in diesem Departement 126 Arten vor.
Bourguignat zählte Revue de zoologie XV. p. 48
und 1.50 die Mollusken von San -Julia de Loria, einem
kleinen Orte in der Republik Andorre in den Pyrenäen,
auf: 1 Vitrina, 1 Succinea, 3 Helix , (darunter H. Des-
moulinsi, deren Anatomie beschrieben und pl. 13. fig. 6
— 10 bildlich dargestellt ist), 12 Pupa, 1 Limnaea, 1 An-
cylus. Einige neue Arten s. unten. Zwei Helix und
7 Arten Pupa sind abgebildet. Vergl. auch Journal de
Conchyl. XL p. 303.
Gite malacologiche ct. fGisements malacologiques
et geologiques de la Brianza et des environs de Lecco)
par Antonio Villa. Milano 1863 ist mir nur aus einer
kurzen Anzeige im Journal de Conchyl. XL p. 308 be-
kannt geworden.
Jelski verzeichnete im Journal de Conchyl. XL
p. 129 die in der Umgebung von Kieff in Russland leben-
den Mollusken , die für das Leben der Mollusken als
wenig günstig bezeichnet wird, da die Gegend einförmig
von Löss bedeckt ist. Wegen des Mangels an Kalk
ist die Abtheilung der Xerophilen aus der Gattung Helix
gar nicht vertreten. Das Vcrzcichniss enthält 1 Arion,
3 Limax, 1 Vitrina, 3 Succinea, 4 Hyalina , 8 Helix, 1
Bulimus, 1 Achatina, 5 Clausilia, 7 Pupa, 1 Carychium,
7 Limnaea, 1 Physa, 10 Planorbis, 1 Ancylus, 1 Acicula,
3 Valvata wovon eine neu, 2 Paludina^ 2 Bithinia, 1 Litho-
glyphus , 1 Neritina , 3 Anodonta , 3 Unio , 4 Cyclas , 2
Pißidium, 1 Dreissena.
Von Mouason erschien eine Fortsetzung des Be-
richtes über die von Schlaefli im Orient gesammelten
der Mollusken während des Juhres 18(>3. 265
Conchylien. Go<j\iilles tcrrcsfrcs et fhiviatilos cecuellies
dans l'Orient par JSchacfli. Zürich l8()o. p. 274 und 368.
Von Constantinopcl werden mit Hinzu Fügung einer
iSamnihing eines Herrn v. Schwerzenbacli 33 Arten auf-
gezählt: 2 Zonites, 1 Patuln , JO Helix , 4 Buh'mus, 7
Chondrus , 3 Pupa , 4 Clausilia , 1 Paludina , 1 Bithinia.
Einige neue Arten sind beschrieben.
Das russische Transcaucnsien h'eferte 110 Arten,
nämlich 10 Zonites, 37 Hclix , 10 l^ulimus , 8 Chondrus,
5 Pupa, 13 Clausilla, 1 8uccinea, 1 Zua, 1 Caecilianella,
2 Limna(Mis, 1 Physa, T) Plnnorbis , 1 Cvclostoma , 2 Pa-
ludina^ 2 Rithinia, 2 Hydrobia, 1 Melanopsis , 1 Melania,
3 Neritina , 1 Unio , 1 Anodonta, 1 Cyrena und 1 Pisi-
diura. Die neuen Arten werden unten namhaft ge-
macht. Verf. hebt hervor , dass die Transcaucasische
Fauna aus sehr verschiedenen Elementen besteht ; man
findet 1) eine Anzahl Arten des mittleren Europa, die sich
quer durch das ganze südliche Russland bis nach Caucasien
erstrecken, namentlich Arten, welche feuchte Orte lieben
und die Süsswasscrarten; 2) Arten aus der Fauna der
Mittclmeerischen Länder, unter denen sogar eine portu-
giesische auftritt, PL occidentalis RecL; 3) Arten, welche
sie mit dem südlichen Europäischen Russkind gemein
hat , einerseits mit Caucasien und Kuban , andererseits
mit Taurien und der Krim; 4) Arten die Transcaucasien
eigenthümlich , und daher dieser Fauna charakteristisch
sind; 5) Arten, die aus südlicheren Gegenden stammen,
namentlich aus Armenien , Anatolien und Kurdistan,
ferner aus Syrien.
Von der Armenischen Küste^ brachte S c h 1 a e f 1 i
24 Arten mit, die obgleich unvollständig, doch zeigen
dass diese Fauna sich aus mittclmeerischen und caucasi-
schen Arten zusammensetzt, und keine der von Mor-
tillet publicirten, dem Innern Armeniens eigenthümli-
chen Arten enthält.
Afrika. In Beziehung auf den Catalog der algier-
schen Mollusken von Weinkauff, vergl. den vorj. Ber.
p. 685, giebt Petit de la Saussaye im Journal de
266 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
Conchyl. XI. p. 137 einige Vervollstäiidigimgen und
Berichtigungen , wogegen sich Weinkauff ib. p. 230 ver-
theidigt.
Auch Aucapitaine macht ib. p. 338 Bemerkun-
gen über den genannten Catalog. Auch er ist der An-
sicht, dass man noch durch zahh^eiche Arten jene Fauna
bereichern wird. Die Küsten Algeriens sind keineswegs
überall in ihren Productionen identisch ; wie die marine
Vegetation vom Westen bis zum Osten sehr variirt, wie die
Landfauna der niederen Thiere grosse Verschiedenheiten
an den verschiedenen Localitäten zeigt , so wiederholen
sich diese DiflPerenzen in der marinen Malacologie. Wäh-
rend die tunesische Fauna, besonders der Golf von Gabes,
fast identisch mit der von Sicilien und den Nordküsten
Syriens ist, ist die von Nemours, Lella Marn'nia und
der Marokanischen Küste mehr atlantisch, und man trifft
häufig Senegalische Arten. Verf. fügt dann 11 schon
von anderen Autoren beschriebene Arten dem Verzeich-
nisse hinzu.
Die Malacologie de l'Algerie, ou histoire naturelle
des Animaux mollusques terrestres et fluviatiles recueillis
jusqu'ä ce jour dans nos possessions du Nord de l'Afrique
ist mir noch nicht aus eigener Ansicht bekannt gewor-
den. Nach einer Anzeige im Journal de Conchyl. XI.
p. 291 sind davon 1863 die erste und zweite Lieferung
erschienen. Das Werk soll im Ganzen aus 6 Lieferungen
bestehen und in fünf Abschnitte zerfallen : 1) die Algier'-
sche Bibliographie beschränkt auf die lebenden Land-
und Süsswasser - Mollusken; 2) die Classification; 3) die
Beschreibung der Arten ; 4) die Stratigraphie der Mollus-
ken des nördlichen Africa's; 5) die Algier'schen Arten
im Vergleich zu denen Europa's , Marocco's und der
Regentschaft Tunis. In den beiden erschienenen Heften
sind 88 Arten beschrieben und auf 16 Tafeln abgebildet.
1 Arion, 3 Limax, 2 Krynickellus, 3 Milax, 1 Parmacella,
3 Testacella, 4 Succinea, 15 Zenites , 56 Helix , denen
noch weitere 60 Helix mit der folgenden Lieferung fol-
gen sollen. Die neuen Arten sind unten angeführt.
der INlollusken während des Jahres 1863. 267
Debeaux berichtigt und vervollständigt das im
vorigen Jahre (vergl. vor. Ber. p. G^>5) von Aucapitaine
veröffentlichte Verzeichniss der Mollusken von Kabylien.
Er handelt über 12 Arten , nämlich Zonites cellarius
Müll., dJ7trjuren6is n. sp., Helix Cirtae Terver, Kabyliana
Debeaux , cespitum Drap. , cedretorum Debeaux , Rozeti
Mich., Devauxu n. sp., ßulimus pupa Mich., Ancylus
costatus A^illa, fluviatilis Müll, und Hydrobia nana Terver.
Journal de Conchyl. XL p. 10.
Tristram verzeichnete Proc. zool. soc. p. 60 sechs
Süsswasscr - Mollusken von Madagascar, unter denen vier
neue.
In einem Buche von Maillard ,,Notes sur l'ile de
la Reunion Paris 18(33" hat Deshayes einen Catalog
der Mollusken dieser Insel (Bourbon) gegeben. Da ich
dies Buch noch nicht aus eigener Ansicht kenne , muss
ich mich begnügen, über dasselbe nach einer Anzeige im
Journal de Conchyl. XL p. 394 Mittheilungen zu machen.
Dieser Catalog enthält 560 Arten, von denen 129 als
neu beschrieben werden. Es sind: 1 Brachiopode, 106
Muscheln, unter denen auch eine neue Gattung Prasina,
mehr als 450 Schnecken, worunter zwei neue Gattungen
Scalenostoma und Cryptobia. Die marine malakologische
Fauna von Isle de Bourbon hat viel Verwandtschaft mit
den benachbarten Inseln Mauritius und Madagascar. Man
findet viele Arten des rothen Meeres, besonders in den
Gattungen Conus und Cypraea, und eine ebenso ansehn-
liche Zahl aus dem indischen Ocean. Einige Beispiele
von sehr weiter geographischer Verbreitung einzelner
Arten werden beigebracht. Die neuen Arten sind auf
14 Tafeln abgebildet. Ich bedaure, sie unten nicht nam-
haft machen zu können. Die drei neuen Gattungen sind
unten näher bezeichnet.
Asien. Theobald hat Bemerkungen über die
Indischen Landschnecken im Journal of the Asiatic So-
ciety of Bengal 1868. p. 354—382 veröffentlicht. Er hält
sechs Provinzen für naturgemäss : I) die Himalavische
mit 104 ungedeckelten und 44 gedeckelten Arten; 2) die
268 Troscliel: Ijericlit üb. d. Leist. in d. Naturgeschiclite
centrale, mit den Ebenen Indiens im Süden der ersten
Provinz, umfassend die Thäler des Ganges, Indus, Taptee
und Godavery mit 71 ungedeckelten und 8 gedeckelten
Arten; 3) die südliche, umfassend die Indische Halb-
insel, südlich von der zweiten Provinz, mit 42 ungedek-
kelten und 17 gedeckelten Arten; 4) die Birmesische,
umfassend Arrakan, Birma, Tenasserim mit 94 ungedek-
kelten und 51 gedeckelten Arten; 5) die Cingalesische
mit 89 ungedeckelten und 41 gedeckelten Arten; 6) die
germanische , umfassend Afghanistan und die Thibetani-
sche Seite des Himalaya mit nur 14 ungedeckelten Arten.
In einer Note über die malakologische Fauna von
Cochinchina sagen Crosse und Fischer Journal de
Conchyl. XL p. 343, die Kenntniss der Fauna dieses
Theiles der indochinesischen Halbinsel sei noch zu gering,
um einen annähernd vollständigen Catalog der Mollusken
des Reiches von Annam zusammenzustellen. Die Verff.
zählen jedoch, veranlasst durch eine Sendung eines
Herrn Michau die bisher bekannten Arten auf, und be-
schreiben eine Anzahl neuer. Das vorliegende Verzeich-
niss enthält 2 Cyrena, 1 Corbicula; 1 Lottia , 1 Vaginu-
lus, 1 Vitrina, 1 Succinea , 1 Zenites, 9 Helix, 2 Strep-
taxis, 2 Ennea, 6 Bulimus, 1 Clausilia, 1 Limnaea, 2 Pla-
norbis, 1 Alycaeus, 1 Cyclotus, 1 Opisthoporus , 1 Rhio-
stoma, 3 Pterocyclos , 1 Cyclophorus, 3 Leptopoma , 2
Hydrocena, 1 Pupina, 1 Nerita , 3 Neritina, 2 Littorina,
1 Melania, 3 Paludina, 1 Cerithidea, 4 Cerithium, 1 Quoyia,
2 Nassa, 1 Melongena, 1 Pieurotoma, 1 Conus, 1 Colum-
bella, 1 Cypraea, 1 Mitra, 2 Sepia, zusammen 71 Arten,
worunter 3 Muscheln und zwei Cephalopoden.
Debeaux schildert die malakologische Fauna eini-
ger Punkte an der chinesischen Küste, namentlich Hong-
kong, Amoy, Shang-hai, Tche-fou, Takou und Pe-tchi-ly.
Ueber die Verwendung, v»'elche die Chinesen von den
Mollusken machen, sagt Verf., dass viele Arten gegessen
werden, dass man Kalk aus den Schalen brennt , dass
einige Arten , z. B. Perlen , als Medicamente benutzt
werden u. s. w. Journal de Conchyl. XL p. 239. — Daran
der Mollusken während des Jahres 1863. 269
schllessen sich Notizen über einige neue oder wenig
bekannte chinesische Arten von Crosse und Debeaiix
ib. p. 253, die zum Theil abgebildet sind. Daselbst werden
besprochen: Mya arenaria L.^ Soletellina japonica Desh.,
Fragilia Yautaiensis, Glauconome Primeana, Unio tientsi-
nensis, Littorina »Souverbiana Crosse^ Cerithium fluviatile
var. microptera, Natica Fortunei Kecve , Rapana bezoar
L., Cancellaria Spcngleriana Desh., Cancellaria Boca-
geana.
Die Land- und Strandschnecken der Molukken
schilderte y. Märten s im Allgemeinen in den Malak.
Bl. p. 68 — 83 und bringt manches Interessante über ihre
Verbreitung und ihr Vorkommen bei. — Ib. p. 83 be-
schrieb Derselbe neue Cyclostomaceen von dort. —
Ein zweiter Aufsatz als Fortsetzung behandelt ib. p. 105
die Amboinagruppe.
E. V. Martens gab Malak. p. 109 einen Bericht
über die Landschnecken der Inseln östlich von Java und
beschreibt daselbst zwei neue Arten, eine Helix und
eine Pupa.
Australien. A. Adams und An gas beschrie-
ben Proc. zool. soc p. 414 dreizehn neue Arten Süss-
wasser - Mollusken, welche von Waterhouse während
McDonall Stuar t's Ueberlandreise von Adelaide nach
der Nordwestküste Australien's gesammelt wurden. Sie
sind unten genannt. — Desgleichen 39 Arten Seeconchy-
licn aus den Australischen Meeren ib. p. 418.
Der bisher so wenig bekannten Landschneckenfauna
von Südaustralien, sagt An gas. ^Ind die Trockenheit
des Küma's während eines grossen Theilcs des Jahres
und die Abwesenheit einer üppigen Vegetation in Süd-
australien hinderlich , während die reichen Gürtel tropi-
scher AVälder zwischen der Cordillera und dem pacifi-
schen Ocean der Aufenthalt zahlreicher hübscher Arten
sind; ihnen prophezeit Verf. nicht fernen Untergang,
da die Bäume durch die Axt des Ansiedlers fallen. Mit
Ausnahme einer kleinen Succinea (S. arborea Ad. und
Angas) ist keine südaustralische Lungenschnecke eine
270 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
Baumschnecke. Die weiten Strecken fruchtbaren parkähn-
liclien Landes, besetzt mit riesigen Eucalypti, sind so
baar der Schnecken wie die dürren sandigen Gegenden.
Die wenigen Localitäten , welche durch die Colonie der
Existenz der Mollusken günstig sind, das sind die , wo
kleine Gebüsche zwischen Felsen und in tiefen Thälern
und Schluchten wachsen, welche Schutz gegen die Sonne
und die heissen Nordwinde bieten. Einige Arten kom-
men auch unter den Büschen vor, welche in den weiten
Ebenen des Innern gegen Lake Torrens hin zerstreut
sind, und in den Spalten der Sandsteinfelsen und unter
Steinen und abgefallenem Laub. Es folgt ein Verzeich-
niss der von Südaustralien bekannten Pulmonaten; 14
Helix, 1 Buiimus, 1 Buliminus, 1 Vertigo, 2 Succinea und
1 Blanfordia, darunter einige neue Arten.
Als eine Fortsetzung der malakologischen Fauna
des Caledonischen Archipels verzeichnete Fischer Jour-
nal de Conchyl. XL p. 48 49 Arten Mitra, 19 Conus, 1
Oliva, 2 Voluta, 2 Ovulum, 10 Cjpraea, 1 Harpa, 3 Strom-
bus und 2 Marginella.
Souverbie et Montrouzier beschrieben neue
Arten aus der Südsee ib. p. 74, 161, 276.
America. Bibliography of North American Con-
chology previous to the Year 1860. Prepared for the
Smithsonian Institution by W. G. Binney. Part I. Ame-
rican Authors. Washington 1863. — Verf. giebt in dem
vorliegenden ersten Bande einen vollständigen Bericht
über die Schriften Amerikanischer Conchyliologen. Die-
ser erste Theil zerfällt in drei Sectionen: 1) Schriften
über amerikanische Arten p. 1—479; 2) Schriften über
ausländische Arten p. 481 — 608; 3) Schriften über aus-
ländische Arten in ausländischen Werken p. 609 — 613.
Alle besonderen Werke und alle Abhandlungen aus
Zeitschriften sind aufgenommen, welche über lebende
Nordamerikanische Mollusken handeln. Es ist angegeben
der Titel, der Name des Autor' s und das Verzeichniss
der darin beschriebenen oder erwähnten Arten nebst
ihrer Synonymie, Localität mit dem Citat des Bandes,
der Mollusken während des Jahres 186B. 271
der Seite, der Tafel und der Figur. Die Bryozoen sind
ausgeschlossen. Die geographischen Grenzen, auf welche
sich das Werk ausdehnt, sind der ganze Nordamerikani-
sche Continent mit Einschluss von Grönland und den
Arctischen Regionen im Norden, und die Mexicanischen
Staaten von Chiapas und Tabasco im Süden. Westin-
dien und Panama sind nicht eingeschlossen. Ein Nach-
trag zu der ersten Section und ein Autoren-Index sind
hinzugefügt. Der z^Yeite Band soll die Schriften aus-
ländischer Autoren behandeln, die sich auf Nord- Ameri-
kanische Mollusken beziehen und soll einen vollständigen
Index der Autoren und der Namen nebst einer Geschichte
der Amerikanischen Conchyliologie enthalten. Es lässt
sich nicht leugnen, dass dieses Werk ein sehr nütz-
liches sei.
Stimpson's Synopsis der marinen Evertebraten,
die auf der arctischen Expedition unter Hayes gesammelt
wurden, enthält 21 Mollusken , unter denen ein neues
Cardium. Proc. Philadelphia p. 141.
ßinney unterscheidet für die Verbreitung der
Land-Mollusken Nordamerika' s nördlich vom Rio grande
drei Provinzen: 1) die pacifische Provinz, ein schmaler
Streifen zwischen der Sierra Nevada und dem Pacifischen
Ocean: 2) die centrale Provinz, von der Sierra Nevada
bis zu dem westlichsten Abhänge der Rocky-Mountains
und bis zu dem Rio grande; 3) die östliche Provinz,
welche den übrigen Theil des Continents umfasst. Die
letztere zerfällt wieder in drei Regionen: a) die nörd-
liche Region, im Süden durch eine sehr unregelmässige
Linie begrenzt, die längs der Chesapeake - Bay und dem
Potomak-Rivcr zu den Alleghanies, dem See Champlain,
dann zu den grossen Seen und westlich nach den Gebirgen
sich hiezieht; b) die innere Region, welche sich bis zu
den AUuvial-Regionen des atlantischen Oceans und des
Golfes erstreckt und westlich von den Rocky-Mountains
begrenzt wird.
In einem Verzeichnisse der Thiere , welche der
Schleppnetzfang bei der Insel Coribou in Süd-Labrador
272 Troschel: Bericht üb. d, Leist. in d. Naturgeschichte
im Juli und August 1860 gefördert hat^ sind auch 6 Tu-
nicaten^ 1 Brachiopode^ 38 Muscheln; 40 Schnecken und
1 Cephalopode aufgezählt. Das Verzeichniss wird durch
die Funde von Gould von der grossen Bank bei Neu-
fundland; von Verrill bei Anticosti und Mingan u. s. w.
vervollständigt. The Canadian Naturalist. VIII. p. 401.
Carpenter erstattete der British assoc. for the
advancement of sciencc held at Newcastle 1863. p. 517 —
686 einen Supplementar-Bericht über den gegenwärtigen
Stand unserer Kenntniss der Mollusken der Westküste
Nord-America's, der den ersten Bericht vom Jahr 1856
vervollständigt. Sehr wichtig für jene Fauna, doch eines
Auszuges nicht w^ohl fähig.
Whiteaves hat über die Land- und Süsswasser-
Mollusken von Nieder - Canada Alles zusammengetragen,
was ihm aus eigener Beobachtung und aus den Schriften
Anderer über die geographische Verbreitung derselben
bekannt geworden ist. Elf Arten kommen auch westlich
von den Rocky -Mountains vor; 8 werden unzweifelhaft
mit europäischen Arten für identisch erklärt, nämlich
Helix hortensis , rufescens , pulchella , Bulirnus lubricuS,
Margaritana margaritifera, Physa hypnorum (die = elon-
gata Say), Limnaeus stagnalis (der gleich L. jugularis
Say), L. palustris (der = eiodes Say gehalten wird); 8
andere mit europäischen für wahrscheinlich identisch.
(Für die meisten behält lief, seine Zweifel, einige mögen
jedoch eingeschleppt sein.) Die weiteren allgemeinen
Betrachtungen sind in der Abhandlung selbst nachzu-
lesen. The Canadian Naturalist VIII. p. 50. Ib. p. 98 folgt
dann eine Aufzählung der Arten: 10 ünio, 4 Margaritana,
30 Anodonta, 7 Sphaerium , 3 Pisidium; 1 Paludina , 3
Valvata, 2 Amnicola, 2 Melania, 17 Limnaeus, 6 Physa,
8 Planorbis, 1 Planorbulina , 2 Ancylus, 1 Tebcnnepho-
rus , 1 Limax , 1 Vitrina, 4 Succinea , 21 Helix , 3 Buli-
mus, 2 Pupa, 3 Vertigo, 1 Carychium ; zusammen 34 Mu-
scheln und 79 Schnecken. Einige neue oder unvollstän-
dig bekannte Arten sind beschrieben und in Holzschnitt
abgebildet , namentlich : Sphaerium sulcatum Lam., soii-
der Mollusken während des Jahres 1863. 273
dulum Prlnic^ striatinnm Lam., rhomboidcTim öay, occi-
dentnlc Prinie, transvcrsiim Say, scciiris Prime ; Pisidlum
virginicum Brong., altile Anth., abdltum Hald.; Limnaea
ainpla Migli. und Planorbis macrostomus Wheateaves.
Baird beschrieb 14 neue Conchylien von Vancou-
vcr- Island und britisch Cohuiiblen. Proc. zool. soc. p. 66.
— Ferner ib. p. 71 zwei neue Arten von Vancouver-
Island.
C a r p e n t e r revidirte nach den Originalexempiaren
den Catalogue of the Shells of Panama, den C. B. Adams
in Annais of the Lyceum of New -York 1852 herausge-
geben hatte. Alle 517 Arten werden mit kritischen Be-
merkungen wieder aufgezählt. Proc. zool soc. p. 339 — 369.
Im Jahre 1861 hatte Tri st r am 49 Land- und Süss-
wasser - Mollusken aufgezählt , die von Salvin in Guate-
mala gesammelt waren. Verf. giebt jetzt einen ergän-
zenden Catalog, in welchem die Zahl der Arten von
dort auf 79 gebracht wird. Die neuen Arten sind unten
namhaft gemacht. Proc. zool. soc. p. 411.
Durch neue Zusendungen von G und lach und
Anderen sah sich Pfeiffer Malak. Bl. p. 180 wieder in
den Stand gesetzt etwa 60 neue Arten Cubanischer Land-
schnecken zu beschreiben, die speciellen Fundorte ande-
rer Arten mitzuthcilen und die Beschreibungen der Thicre
mancher Arten zu geben.
Mörch lieferte Journal de Conchyl. XL p. 21 einen
Beitrag zur malakologischen Fauna der dänischen Antil-
len. Er bezieht sich auf die Gattungen Aplysia, Notar-
chus, Doridium, Oxynoe, Picurobranciius, Berthella, Doris,
Bornella, Hermaea, Elysia , Pelta und Onchis mit Be-
schreibuug neuer Arten, die unten aufgezählt sind.
Cephalopoda.
Gervais hat vor der Vereinigung der gelehrten
Gesellschaften in Paris im April 1863 eine Abhandlung
über die Kenntnisse , welche Aristoteles von den Ce-
phalopoden hatte, vorgetragen, die in Paris erschienen
iVrchiv für Naturg. XXX. Jahrg. 2. Bd. g
274 Troscnel: Bericht üb. d. Leist. in d. Natiirgesdiichte
sein soll, und über die im Journal de Concbyl. XL p. 301
berichtet wird.
Aue ap itaine verzeichnete Revue de Zoologie XV.
p. 284—292, p. 365—370 und p. 404—410 die Cepbalopo-
den, welche an den Algerischen Küsten beobachtet sind.
Es sind im Ganzen 19 Arten, die zehn Gattungen angehören.
Von diesen wird Sepia hierreda Rang als zufälUg durch Strömun-
gen ins Mittelmeer getrieben angesehen und Sepia Orbignyana wird
nur mit Zweifel angeführt. Von den übrigen 17 Arten sind 5 dem
Mittelmeer eigenthümlich, nämlich: Eledone moschata, Philonexis
velifer, Sepiola Rondeleti, Loligopsis Veranyi und Ommastrephes
todarus; 12 dem Ocean und dem Mittelmeere gemeinschaftlich, näm-
lich: Octopus vulgaris, tuberculatus, Cuvierii, venustus, Argonauta
argo, Sepiola vulgaris, Sepia officinalis und elegans, Spirula Pero-
nii, Loligo vulgaris, parva, Ommastrephes sagittata. Der Süden
des Mittelmeeres ist demnach viel ärmer an Cephalopoden als
der Norden, welcher von der atlantischen Strömung nicht beein-
flusst wird.
Crosse schreibt die Entstehung der Ambra, welche
nicht in allen Wallfischen , sondern nur in Pottfischen,
und zwar in deren Blinddarm, vorkommt, gewissen stark
nach Moschus riechenden Cephalopoden zu, die den ge-
nannten Thieren als Nahrung dienen ; es sind die Ce-
phalopodenkiefer in der Ambra gefunden worden (Journ.
de Conchyl. p. 204; Revue de zool. p. 244).
Von Gabb wurden zwei neue Cephalopoden Proc. California
1862. p. 170 beschrieben: Ocfoptis punctatus von San Franzisco imd
Onychotenthis fusiformis vom Cap Hörn.
Gasteropoda.
Von des Referenten „Gebiss der Schnecken'^ wurde
mit der fünften Lieferung der erste Band beendigt. Diese
Lieferung enthält den Schluss der Flügelschnecken und
dann die Familien Aporrhaidae, Cypraeacea, Triviacea,
Amphiperasidae , Cassidea , Doliacea , Ranellacea , Trito-
niacea und Sycotypidae. Auf einige dieser Familien, in
denen durch die Untersuchungen ein Einfluss auf die
Classification geübt wurde, müssen wir unten noch einmal
zurückkommen. In einem Nachtrage zum ersten Bande
der Mollusken während des Jahres 1863. 275
konnten manche Arten in Beziehung auf das Gcbiss nach-
getragen werden , von denen früher kein Material vor-
gelegen hatte.
lieber die Striictiir des Nervensystems bei den Ga-
steropoden hat T r i n c h e s e Untersuchungen gemacht.
Comptes rendus 1863. p. G29 ; A nnals nat. bist. XII. p. 474.
Spo rieder theilte wieder Beobachtungen an leben-
den Schnecken mit, theils über die Fortpflanzung von
Helix cingulata , theils über das Pulsiren des Herzens
bei Limnaeus pcreger, Planorbis vortex, Helix cingulata,
cellaria und Cyclostoma elegans. Malak. Bl. p. 146.
Im Journal of the asiatic societj of Bengal 1<S63.
p. 319 — 327 hat ßlanford einen vierten Beitrag zur
Indischen Malacologie gegeben, indem er neue Land-
schnecken von Ava und anderen Theilen von Burma
beschreibt.
Blanford berichtet Journal of the Asiatic Soc. of
Bengal Vol. 31. p. 215 über einen Besuch des Puppä
döung, eines erloschenen Vulkans in Ober- Burnm. Er
fand' daselbst von Landschnecken je eine neue Art von
Alycaeus und Diplommatina, Helix Huttoni Pfr. und eine
kleinere Helix. In der Nähe der Basis des Berges fand
er Cyclophorus fulguratus.
A. Adams gab Journal of the Proc. Linnean soc.
VII. p. 91 ein Verzeichniss der von ihm in Japan gefun-
denen Arten aus den Familien Strombidae, Trichotropi-
dae, Cypraeidae und Amphiperasidae. Es sind 2 Galli-
nula , 1 Ganarium, 1 Terebellum; 7 Trichotropis und 2
Iphinoe; 3 Cypraea, 4 Aricia, 7 Luponia, 1 Pustularia,
2 Trivia; 6 Amphiperas , 8 Galpurqus , 1 Cyphoma , 1
Volva, 5 Radius. Unter Urnen ist nur eine neue Art
Cyphoma.
Taenioglossa.
Pomatiacea, Pomalias dalmalinus Parreyss MS. wird von Pfeif-
fer Malak. VA. ^d. 136 aus Dalmatien beschrieben.
Cyclotacea. Blanford sprach über die Röliren an der Mün-
dung der Gattungen Raphaulus, Spiraculum u. s. w. die Vermutliung
aus, dass sie etwa dieselbe Bedeutung haben, wie der Siplio bei
AmpuUaria. Bei Raphaulus chrysalis Pfr. fand er in der kalkigen
276 Troscliel: Bericht üb- d. Leist. in d. Naturgeschichte
Röhre einen durchbohrten Mantelfortsatz, der mit einer kleinen Oeff-
nung in die Lungenhöhle communicirte und so einen freien Zutritt
der Luft in dieselbe auch bei geschlossenem Deckel gestattete. An-
nais nat. hist. XIL p. 55.
Die Gattung Cyclotus ist bei Lovell Reeve Iconographia
iconica mit 9 Tafeln begonnen, auf denen 59 Arten abgebildet sind.
Von diesen werden als neu betrachtet: C. subßammtdatus, patera
Lao-Gebirge, Batchianensis Insel Batchian, natalensis Natal, Traillii,
sämmtlich von Pfeiffer in der Cuming'schen Sammlung benannt.
Cyclotns Cooperi Tryon Proc. Philadelphia p. 281 von Mazat-
lan. — C. prninosus, Bernsteini, obesus, plicosus, parvulus v. Mar-
tens Malak. Bl. p. 83 von den Molukken.
Cyathopoma (?) lignariiim Benson Annais nat. hist. XIL p.426
von den Andamanen.
Opisthoporns Gordoni Benson Annais nat. hist. XL p. 322 von
Moulmein.
Die Monographie der Gattung Pterocyclos umfasst bei Lo-
vell Reeve 30 Arten, die auf 5 Tafeln abgebildet sind. Neu sind
davon: Pt. paiilis, Batchianensis von der Insel Batchian, Hainesii
von Cambojia, simplicilahris ebendaher, Bernardii alle von Pfeif-
fer in^MS. in der Cuming'schen Sammlung benannt.
Pterocyclos labnanensis und Lowianus Pfeiffer Proceed. zool.
soc. p. 525 von der Insel Labuan.
Spiracidvm avanum Blanford Journal of the Asiatic soc. of
Bengal XXXL p. 319 von Ava mit emendirter Gattungsdiagnose.
Alycaevs Ingrami von Tongoop in Arakan, huniilis von Akouk-
toung am Fluss Irawaddi in Pegu, yraphicus von den Arakanischen
Gebirgen, welche Pegu von Arakan trennen, vestitns aus Arakan, suc-
cineus und polygonoma ebendaher, nitidus von Tongoop in Arakan,
Thebaldi vom Khasi-Gebirge W. Blanford Journal of the Asiatic Soc.
of Bengal XXXL p. 135. — A. Vulcani und Avae von Ava, Richtho-
feni von Moulmein Blanford ib. p. 323.
Cyclophortfs patens Blanford ib. p. 135 aus der Provinz Pegu,
hispidulus p. 321 von Ava.
Leptopoma leucoraphe v. Martens Malak. Bl. p. 86 von Hal-
mahera. — L. Michaui und Condorianum Crosse et Fischer in Jour-
nal de Couchyl. XL p. 367. pl. 14 von Cochinchina.
Ueber einige Leptopomen der Philippinen machte D o h r n
Malak. ßl. p.91 Bemerkungen.
Pupina solitaria V. Martens Malak. Bl. p. 86 von den Moluk-
ken. — P. meridionalis und jo/am7a6ris Pfeiffer Proc. zool. soc. p.526
von Nordaustralien.
Diplommalina sperata Blanford Journal of the Asiatic Soc. of
der Mollusken während des Jahres 18G3. 277
Bengal XXXI. p. 135 von dem Grenzgebiete zwischen Arakan und
Pegu ; D. exilis Blanford ib. p. 325 von Ava.
CyclOStomacea. Cydostomus reclus Gundlach Malak. 131. p. 194
von Cuba.
Die Gattung Chondropoma ist bei LoveU Reeve mit der
9. bis 11. Tafel beschlossen worden. Sie enthält im Ganzen 89 Ar-
ten, von denen folgende neu sind: Ch. l erna tiwi GouXdi, solare Pfr..
lividum Ilceve von Cuba, igvca Reeve.
Chondiopoma incrassatioit Wright, canaliculaluni Gundl., echinu-
lalum Wright, siiiuostan Wright, foveaium Gundl., assimile Gundl.,
excisum Gundl., Presasiamnn Gundl., discolovans Wright, Vujnalense
Wright, scobina Gundl., Yncayiim Presas sind neue Arten von Cuba,
die Pfeiffer Malak. Bl. p. 182 beschreibt.
Chondropoma Gundlachi Arango ist Journal de Conchyl. p. 81.
pl. II. Fig. 4 abgebildet.
Cistula cunmlata und arclislria Pfeiffer Malak. Bl. p. 194
von Cuba.
Choanopoma Bebini Arango, Blaini Gundl., Sanvallei Gundl.
pulre Gundl. von Cuba beschrieb Pfeiffer Malak. Bl. p. 191.
Clenopoma njidosvm Gundlach Malak. Bl. p. 193 von Cuba.
Die Gattung Adamsiella ist bei LoveU Reeve mit 17 Arten
auf 2 Tafeln behandelt worden. Neu ist von diesen Arten: A. chor-
data Gundl. von Cuba.
Truncatellacea. Auf Truncatella porrecta Gould gründen H.
et A. Adams Annais nat. bist. XI. p. 19 eine neue Gattvmg T a-
heitia. Testa elongata, subcylindrica, decollata, anfractibus longi-
tudinaliter costellatis; apertura ovata, anfractu penultimo late se-
iuncta; peristomate continuo, extrorsum expanso. Operculum te-
staceum, laminis erectis, radiantibus, exceutricis instructum.
Arthur Adams gründete auf Tomichia japonica und Bcn-
8oni eine neue Gattung Blanfordia: Rostnmi elongatum, traus-
verse corrugatum, ad apicem emarginatum ; tentacula brevissima,
triangularia, depressa, ad apicem acuta; oculi sessiles ad basin su-
periorem tentaculorum; pes magnus, sulco transverso in partes duas
divisus. ad latera utrinque lobatus, postice lobo dorsali operculum
gerente praeditus. Operculum cornoum subspirale. Testa ovato-co-
nica, epidermide olivacea obtecta, apice truncato, anfractibus lae-
vibus; apertura elliptica, peristomate continuo, incrassato, duplicato,
interno subacuto, externo subvaricoso. Die Arten sind Landschnek-
ken und leben in Japan.
ÄmpuUariacea. Pomus gigantevs Tristram Proceed. zool. soc.
p. 414 aus dem See Peten.
278 Tropchcl: Eericlit üb. d. Lcist. in d. Naturgeschichte
Lanistes Grasseti Morelet Journal de Conchyl. XI. p. 267. pl. X.
fig. 2 von Madagaskar.
MoiteSSieridae. Monographie du nouveau genre fran^ais M o i-
tessieria par Bourguignat. Paris 1863. Diese Gattung ist
auf Paludina vitrea Moquin Tandon, Pal. simoniana Charp. gegrün-
det. Das Thier lebt im Salzwasser, wie im süssen Wasser nahe der
Oberfläche, hat keinen Deckel, der Mantel schlägt sich um die
Schale; zwei Tentakeln. Die Schale ist durchscheinend, sehr zer-
brechlich und klein, cylindrisch, langstreckig, mit kleinen Vertie-
fungen bedeckt, der Mundrand ist scharf und faltig, stets vom um-
geschlagenen Mantel bedeckt. Verf. vermuthet, dass diese Thiere
lungenathmend seien und stellt sie als eigene Familie M o i t e s s i e-
rida ehm. Es werden drei Arten unterschieden: M. RolawUann
von Montpellier, Gervaisiana ebendaher, Massoli von Tantavel in den
Pyrenäen und Simoniana von Toulouse.
Valvatae. Valvata nrens Tryon Proc. Philadelphia p. 148.
pl. 1. fig. 11 aus Californien. — V. Menkeana Jelski Journal de Con-
chyl. XI. p. 136. pl. IV. fig. 4 von Kieff. — F. Jelskii Crosse ib.
p. 382. pl. 13. fig. 3 aus dem Dnieper.
Paludinae. Theodor Gill, der schon seit mehreren Jahren
für die Ichthyologie überaus thätig gewesen ist, beginnt nun auch
sich mit den Mollusken zu beschäftigen. Er hat eine systmatische
Anordnung der Familie Viviparidae in Proc. Philadelphia p.33 ver-
öffentlicht. Daselbst werden die Gattungen Tulotoma Hald., Vivi-
parus Montf., Melantho Bowd. und Lioplax Trosch. angenommen,
und je zwei zu Gruppen vereinigt. Dass die Platten der Radula
ganzrandig seien, wird für die ganze Gruppe Lioplaces, als Melantho
und Lioplax angegeben, es geht jedoch aus dem Texte nicht her-
vor, wie viele Arten Verf. uniersucht hat; dass dieser Charakter
allen aufgezählten Arten der Gattung Melantho zukommen sollte, ist
mir sehr zweifelhaft.
Von Paludina ist bei L o v e 1 1 R e e v e Fortsetzung und Schluss
von Taf. 5 — 11 gegeben. Im Ganzen sind 74 Arten abgebildet. Als
neu sind angegeben: P. vialleatn Japan, abbre-viata Japan, melano-
slonut Bengalen , amjndlarioides Hanl. , filosa Hanl. , zonata Hanl.,
ciliafa Siam , aeruginosa China , H ainesiana Siam- , thersiles Hanl.,
lineolata Mouss. Siam, carlnata Philippinen, amplior Mouss., dissi-
milis Müller, inlermedia Hanley, nitens Japan, aethiops Central-
Afrika , fnivn Cambojia, puncturata , virescens Macassar , atistralis
Victoria-River, maheyana Grat. Madagaskar?
Paludina Milesii Lea Proc, Philadelphia p. 156 aus Michigan.
— P. Dnboisiana Mousson Vierteljahrsschr. natnrf. Ges. in Zürich
VIII. p. 408 aus Transcaucasien.
der Mollusken während des Jahres 1863. 279
Virtparn Wnlerhousii und /un/;» Adams und An gas Proc. zool.
SOG. p. 414 aus Arnheims-Land, Neuholland.
Bythiniae. Bythinia sphatrion Mousson Vierteljahrsschr. na-
turf. Ges. Zürich VIII. p. 409 aus Transcaucasien.
LithOglyphi. Frauen f e 1 d zählte in Verhandl. der zool.-bot.
Ges. in Wien XIII. p. 193 die Arten der Gattungen Lithoglyphus
Mhlf., Paludinella Pfr., Assimiuea Gray in der kaiserlichen und Cu-
ming's Sammlung auf.
Es sind 15 Arten Lithoglyphus, worunter neu: L. Ctimincjü
aus Californien, affinis Kurdistan, pyrimaens Croatien, crassiuscula
Insel Opara. dcflexa ebendaher; — 28 Arten Paludinella Pfr. (im
Sinne von F. Schmidt und Rossma essler genommen), wor-
unter neu: cyclolabris Rossm. ohne Vaterlandsangabe, sejutrahilis
Ziegl. aus Algerien, lala Frauenf. aus Ungarn; — 5 Arten Assimi-
nea Gray, worunter fragilis Quoy — ? von Tasmanien und snrdida
Behn n. sp. von den Nicobaren.
Assiininea latericea H. et A. Adams Proc. zool. soc. p. 434
von China.
Hydrobiae. In einer ,- vorläufigen Aufzählung der Arten der
Gattungen Hydrobia Hartm. und Amnicola Gld. Hldm. in der kai-
serlichen und in Cuming's Sammlung." Verhandl, d. zool.-bot. Ges.
Xin. p. 1017 unterscheidet Frauenfeld 41 Hydrobien, darunter
11 neu benannte und 30 Amnicola mit 7 neuen Arten. Die neuen
Arten sind : Hydrobia co«soc?e//(7 Dalmatien, decJinata Croatien, Dal-
matien, Griechenland, rorr/r/a/rt Dänemark?, snelaea aus Höhlen mit
Dinornis -Knochen in Neuseeland, monroemis Florida, Pleneri Real-
Llejos, Beevei mit spelaea, G7/w«u Vandiemensland, Seemani Mexiko.
— Amnicola orientalis aus Bougie, exilis Macedonien und Griechen-
land, Kotschyi Persien, floridana Ostflorida, diemensis Vandiemens-
land; confusa Frankreich und Sicilien, Sc/irökin(jeri Massachusets.
Amnicola panamensis Tryon Proc. Philadeljjhia p. 146. pl. 1.
fig. 6 von Panama. — A. Boicellii Tryon ib. p. 147. pl. 1. fig. 8. 9
aus Californien. — Pomaiiopsis Binncyi Tryon ib. p. 148. pl. 1. fig. 10
von Californien. — A. currieriana Lea iS. p. 156 aus Alabama. —
A. Hindsii Baird Proc. zool. soc. p. 67 aus Britisch Columbien.
Melaniacea. Die im vorjährigen Berichte p. 694 erwähnte
Arbeit von Brot „Materiaux pour servir a l'etude de la famille des
Melaniens" ist von von dem Busch in den Malak. Bl. p. 41—68
sehr ausführlich angezeigt worden.
In Journal of the academy of natural sciences of Philadelphia
Vol. V. Part. III hat Isaac Lea eine grosse Anzahl von Arten aus
der Familie Melanidae abgebildet, die bereits in den Jahren 1860 —
1861 in den Proceedinga derselben Akademie aufgestellt waren.
280 Troschel: Bericht üb. cl. Leist. in d. Naturgeschichte
Es sind namentlich 48 Arten der Gattung Goniobasis (vergl. vorj.
Ber.) die im Jahre 1861 als der Gattung Melania angehörig bezeich-
net waren, 11 Schizostoma aus dem Jahr 1860, 7 Anculosa aus den
Jahren 1860 und 1861, 7 Lithasia ebenso, 4 Strephobasis aus dem
Jahre 1861, 1 Goniobasis von 1860, 46 Trypanostoma 1862, 86 Go-
niobasis meist von 1862, 7 Jo von 1861, 7 Trypanostoma von 1862,
2 Lithasia von 1862, 2 Strephobasis von 1862. Alle diese Arten
nehmen 6 Tafeln ein.
Haldeman unterscheidet die Nordamerikanischen Melanien,
die einen ganzrandigen Mantel besitzen unter dem Namen Strepo-
malidae als eine eigene Familie gegenüber den orientalischen Ar-
ten mit gefranstem Mantelrande. Proc. Philadelphia p. 273. — Ib.
p. 306 — 321 giebt Tryon eine Synonymie derselben Familie. Er
unterscheidet die Gattungen Jo Lea mit 5 Arten, Pleurocera Ptaf. mit
84 Arten, Angitrema Hald. mit 12 Arten, Lithasia Hald. mit 17 Ar-
ten, Strephobasis Lea mit 8 Arten. Zu erwarten sind noch die
Gattungen Goniobasis Lea, Schizostoma Lea und Anculosa Say.
Pleurocera plicatum Tryon Proceed. Philadelphia p. 279 aus
Tennessee.
Goniobasis Milesii Michigan, lithasiodes Ohio, Decampii Ala-
bama, informis Ohio, Louisvillensis Ohio , infantula Ohio, alerina
Tennessee, porrec^« Tennessee, lu'üafe//« Tennessee, Cnmlerlandiensis
Tennessee sind neue Arten von Lea Proc. Philadelphia p. 154.
Trypa?iostoma currieranum Alabama, Lyonii Tennessee, curta-
tnv\ Tennessee Lea Proc. Philadelphia p. 155.
Melanoides tumida, Godmanni, Salvini Tristram Proc. zool. soc.
p. 413 von Guatemala.
Melania Helenae Tryon Proc. Philadelphia p. 146. pl. 1. fig. 7
von den Philippinen. — M. pireniformis v. Martens Malak. Bl. p. 135
von Buru. — M. petenensis Tristram Proc. zool. soc. p. 414 vom
See Peten. — M. {Melasma) onca Adams und Angas ib. p. 415 aus
Arnheims Land, Neuholland.
Pachtjcheihis giraci7is Tristram Proc. zool. soc. p. 413 aus dem
See Peten, Vera Paz.
Melanopsis mingrelica Mousson Vierteljahrsschr. d. naturf. Ges.
in Zürich VIII. p. 411 aus Transcaucasien.
LittOrinacea. Cremnohales Blanford n. gen. aus der Fa-
milie der Littorinen Annais nat. bist. XII. p. 184: Testa perforata,
turbinato-globosa, costulata ; apertura mediocris, subovata, peristoma-
tis margine dextro siraplici, columellari vix calloso. Operculum
testaceum, subovatum. paucispirale, nucleo sinistro, margine membra-
naceo. Animal dmlmoniferum ?) parvum, tentaculis duobus brevibus
subulatis, oculos in lobis tumidis ad basin gerentibus praeditum;
der Mollusken \Yiihrera des Jahres 1863. 281
pes brevis, rotundatus; proboscis brevis. Verf. vermuthet, dass
diese Thicre luiigcnathmeud seien , und hält sie für ein Ueber-
gangsglied zwischen den Littorinen und den Deckel-Lungenschnek-
ken, sie leben amphibisch. C. Syhadrensis vum Syhadri- Gebirge.
Arthur Adams, der die Lacunidac mit Gray als eine von
den Littorinen gesonderte Familie anerkennt und hinzufügt, dass
sie keine Kiefer besitzen, zählt Annais nat. bist. XI. p. 350 die Ja-
panischen Arten auf: Laciinn latifasciata u. sp., 1 Medoria Leach,
4 Epheria Leach, wovon E. hpidula neu, und Stenotis n. gen.
testa compressa, elongato-ovata, auriformis; spira brevi, acuta; an-
fractibus planis, simplicibus, ultimo seiuncto; apcrtura oblonga, po-
stice angustata; peritrcmate acuto recto, coutinuo, integre. St.
laxata.
Schwartz von Mohrenstern beschränkt Wiener Sitzungs-
ber. Bd. 47. p. 332 die Gattung Rissoa, indem er nur 95 beschrie-
bene Arten, von denen noch 48 Synonyme sind, in die engere Gat-
tung Rissoa zieht. Die Diagnose der Gattung ist: Testa oblonga,
imperforata, longitudinaliter costata, apertura ovata, integra, mar-
ginibus coniunctis, labro pauUulum expanso, varice incrassato, in-
tus laevi, columella interdum subplicata, lineis iongitudinalibus ru-
fo-brunneis vel maculis flammulatis ornata. Operculum spiratum,
corneum, nucleo laterali. Animal postice unico cirrho praeditum.
Verf. theilt die Gattung in 3 Gruppen : 1) Spindel unten etwas fal-
tenartig abgebogen, Aussenliijpe mit drei gelbbraunen Flecken, Win-
dungen mit farbigen Längsstreifen oder Flammen, 11 Arten; 2) Aus-
senlippe mit zwei farbigen halbmondförmigen Flecken oder nur
einem dunklen Fleck ; Windungen mit farbigen durchlaufenden oder
unterbrochenen Querbinden, seltener geflammt, 16 Arten; 3) Schalen-
oberfläche oder deren Spiralstreifen vertieft punktirt, 8 verlängerte,
und 8 verkürzte Arten. Die ausgeführte Arbeit ist für die Denk-
schriften der Wiener Akademie bestimmt.
Arthur Adaras gründete Annais nat. bist. XL p. 347 in der
ßissoiden-Familie eine neue Gattung Micro stelma testa turrito-
ovata, rimata, spira conica , anfractibug longitudinaliter plicatis ;
apertura oblonga, antice producta, subcanaliculata, labio incrassato,
rectiusculo, labro simplici. M. daedala Gotto-Inseln.
Daran schliesst sich eine Aufzählung der 8 Arten der Gattung
Onoba, unter denen neu : 0. mirißca, spirala, patiila, egreyia, Ivcida,
sämmtlich vun Japan.
Cerithiacea. Ceriünum Crosstaman Tiberi Journal de Con-
chyl. XI. p. 160. pi. VI. fig. 2 von Algerien.
Billinm Laiileyannm Crosse Journal de Conchyl. XI. p. 87.
pl. I. flg. 4 von Südaustralien.
282 Troschel: Bericht üb, d. Leist. in d. Naturge schichte
Quoyia Michaui Crosse et Fischer ib. p. 375. pl. 13. fig. 6 von
Cochinchina.
Fassaridae. Die Japanischen Gattungen und Arten der Fos-
saridae zählte Arthur Adams Proc, zool. soc. p. 110 auf: Gen.
Fossarus Adans. mit 3 Arten, wovon F. fcnesirahis neu, Subgen.
Covthouyia Ad. mit 4 Arten, C. strialnla xmdi plicifera neu; Gen.
Isapis Ad, mit 2 Arten, /. conoidea neu; Gen. Conradia Ad.
mit 6 Arten, C. doUaris und tornnla neu; Subgen. nov. G ottoina
testa turbinoidea seu trochiformis, imperforata, anfractibus trans-
versim liratis; apertura ovata, labio simplici, orcuato mit 2 neuen
Arten G. sidcifera und pyi-gnhi; Subgen, nov. Cithna testa glo-
boso-turbinata, tenui, anfractibus laevibus; apertura vix circularis,
labio tenui, arcuato, labri margine simplice, umbilico carina semi-
lunari extus instructo mit 2 neuen Arten T. ylobosa und spirala.
Auf Fossar variegatus Ad. und eine neue Art gründeten
Adams und An gas Proc. zool, p. 423 eine neue Gattung F o s s a-
rina testa turbinata, depressa, variegata, late umbilicata, anfracti-
bus spiraliter costatis, apertura circulari, magna, intus non marga-
ritacea, labio arcuato, simplici; operculum corneum, subspirale. F.
patula pl. 37. fig. 9. 10 von Port Jackson.
Pyramidellacca. Aus der Subfamilie Pyramidellinae zählt A.
Adams diejenigen Arten auf, welche ihm in Japan vorgekommen
sind. Journal of the Proc. Linnean Soc. Vol. VII, p, 1. Die Gat-
tungen und die neuen Arten sind charakterisirt. Es sind: Morrmda
rissoina, woneben eine andere neue Art M. egregia von den Philip-
pinen aufgestellt ist; 13 Arten Chrysallida, neu CAr. filocinrta, rvfo-
lineata, gaJbvla, eniccUa ; 3 Arten Miraida; 9 Arten Parthenia, neu
P. caelata; 13 Arten Pyrgulina, neu P. tantilla und decnssata; 3
Arten Mumiola, neu 3L reticosa und tessellata.
Die Charaktere der genannten Gattungen sind folgende:
Mormula A. Adams testa subulato-turrita, rissoidea, solida,
crassa, longitudinaliter plicata ; apertura magna, labio spiraliter tor-
tuoso, labro intus incrassato, margine acuto,
Miraida A. Adams testa solida, ovata, seu elongata; anfra-
ctibus planis, postice plicatis, antice transversim liratis; apertura
labro postice subangulato, margine crenato.
Parthenia Lowe testa tenuis seu turrita, anfractibus longi-
tudinaliter costellatis, costellis in anfractu ultimo ad peripheriam
evanidis ; apertura ovata , labro in medio subangvilato, labio plica
unica instructo.
Pyrgvlinn A.Adams testa tenuis, ovato-turrita, anfractibus
spiratis, postice angulatis, longitudinaliter plicatis ; apertura ovata,
ro margine postice angulato.
der Molinsken während des Jahres IRfiS- 283
31 u mi ol a A. Adams testa tenuis, elongata seu ovata, anfra-
ctibus convexis, cancellatis aut granulosis; apertura ovata, labro
margine regulariter arcuato.
Chernnilzfa V(fncovrcrcnsis Baird Proc. zool. SOG. p. 67 Von
Vancouver-Island.
Eulimacea. Den früher beschriebenen Arten der Gattung Leio-
straca von Japan fügte A. Adams Journal of the Proceed. Linnean
SOG. XII. p. 84, gleichfalls von Japan 31 neue Arten hinzu, nämlich 13
einfarbige: L. hastata^ subulina, lepida, miranda, metulina, pistillvm,
crystallina^ pusilla, pygrnaea, pusio, exigna, nana, puinila, und IS
bunte: L. pictnrala, conspurcata, bhona, circumcincta, bifascialis,
vincta, taeyiiata, balteata, gracilcnta, cinctella, cingenda, interrupla ^
tantilln, crassiihi, inquinala, scilnla, spreta, humilis. Daran schlies-
sen sich Mucronalia laclea und subula, so wie Selma svcciniola.
Scale nosto via Deshayes Catalogue des MoUusques de Vile
de Reunion, Journal de Conchyl. XL p. 396 ist verwandt mit Pyr'a-
midella und Niso. Schale thurmförmig, weiss, ungenabelt, mit un-
gefalteter Spindel, dreieckiger Mündung, nach der Länge leicht ge-
krümmt, mit einfachem Mundrande, neben der Naht ausgeschnitten.
S. carinatnm von Isle de Bourbon.
B a cul a H. et A. Adams Annais nat. hist. XL p. 18. n. gen.
verwandt mit Eulima. Testu subulata, ciaviformis, imperforata, tor-
tuosa, solida, tota transversim striata ; apertura ovata, antice inte-
gra, producta; labio incrassato, colloso ; labro simplici, margine
acuto, in medio producto. B. striolata von China.
Vanicoridao. Vanicoro Bedv-Jana Adams und Angas Proc.
zool. soc. p. 424 von Port Jackson.
Vermetacea. Crypto b i n Deshayes 1. c. n. gen. prope Ver-
metus lebt innig verbunden mit zwei Korallen Heteropsammobia und
Heterocyathus. Man findet keine dieser Korallen ohne die Schnecke
und beide sind immer in Uebereinstimmimg des Wachsthums, so
dass ein junger Polyp sich niemals auf einer alten Schnecke findet
und umgekehrt. C. heleropsammiarum^ und Michelini von Isle de
Bourbon.
Naticacea. Natica Forivnei Reeve ist Journal de Conchyl. XL
p. 262. pl. IX. fig. 5 abgebildet.
Rvmn rhodocheila Adams und Angas Proc. zool. soc. p. 423
von Neu-Caledonien.
Amauropsis Moerchi Adams und Angas Proc. zool. soc. p. 423
von Port Jackson.
OnUStidaO. Xenopkora mediferrn-nea Tiberi Journal de Con-
chyl. XL p. 155. pl. VI. fig. 1 von Algerien.
284 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
Älata. Rimella speciosa und Tyleri A. Adams Proc. zool. soc.
p. 428, letztere aus China.
Die bekannte Art der Gattung Terebellum ist bei Lovell
Reeve in verschiedenen Varietäten auf einer Tafel dargestellt.
Cypraeacea. Referent hat im 5. Hefte seines Gebiss der
Schnecken p. 201 auf Grund der Verschiedenheit des Gebisses von
der Familie der Cypraeaceen die Gattungen Trivia und Erato als
besondere Familie abgetrennt. Auch innerhalb der so beschränkten
Cypraeaceenfamilie fand er Verschiedenheiten der Mundbewaffnung,
die mit Verschiedenheiten der Schale in Uebereinstimmung gebracht
werden konnten. Demnach versuchte er folgende Eintheilung : 1)
Gattung Cypraea. Die Labialfurche der Schale vorn zu einer
löffelartigen Vei'tiefung erweitert, die Mittelplatten der Radula ohne
Stützblättchen, mit den Subgenera Talparia, Tigris, Lyncina,
Mauritia. 2) Gattung Aricia. Die Labialfurche vorn nicht zu
einer löffelartigen Vertiefung erweitert, zuweilen undeutlich, die
Mittelplatten der Radula mit Stützblättchen, mit den Subgenera
Erronea, Erosa ria, M onctaria. 3) Gattung Pnstularia
mit Höckern besetzt. Zur Unterscheidung der Subgenera wurden
theils Verschiedenheiten im Gebisse, theils die allgemeine Gestalt
der Schale und die Falten an der Mündung benutzt.
Amphiperasidae. Aus der Familie Amphiperasidae hat Re-
ferent im Gebiss der Schnecken p. 216 drei Gattungen untersucht.
Die Familie hat eine sehr eigenthümliche Zungenbewaffnung und
entfernt sich weit von den Cypraeen.
Cyphoma elongatum A. Adaras Journ. of the Proc. Linnean
soc. VIL p. 96.
Cassidea. Unter denjenigen Schnecken unter den Taenioglos-
sen, die einen von der Basis aus einstülpbaren Rüssel besitzen,
fand Referent Gebiss der Schnecken p. 220 nach den Differenzen
des Gebisses 5 B'amilien zu unterscheiden : Cassidea, Doliacea,
flanellacea, Tr it oniace a und Sy co ty pid ae. Bemerkens-
werth ist es , dass die Gattung Apollon (Ranella argus) durchaus
von den Ranellaceen entfernt und zu den Tritoniaceen gebracht
werden muss. Das Nähere ist in dem Buche selbst nachzulesen.
Tiberi erkennt nur zwei mittelmeerische Arten der Gat-
tung Cassidaria an, C. echinophora und tyrrhena, indem er depressa
Phil, und provincialis Martin für Varietäten von C. echinophora
hält. Journal de Conchyl. XI. p. 154.
Duval bringt seine vor 20 Jahren beschriebene Cassidaria
Deshayesii wieder in Erinnerung und bildet sie Journal de Conchyl.
XL p. 70. pl. I. Fig 9 ab.
Doliacea. Fischer konnte Journal de Conchyl. XI. p. 147
der Mollusken während des Jahres 1863. 285
eine Reihe Exemplare von Dolium perdix , von der embryonaircn
Schale an, nutersuchen. Diese jugendlichen Schalen enthalten keinen
Kalk, bestehen bloss aus Conchiolin. Verf. bestätigt die Ueber-
einstimmung mit Macgillivraya, Vier jugendliche Formen sind
pl. VI. flg. 7 abgebildet.
Dolium Testardi Montrouzicr Journal de Conchyl. XI. p. 75
vom Caledonischen Archipel; ist ib. p. 166 wiederholt beschrieben
und pl. V. flg. 6 abgebildet.
Ranellacea. Bursn concinna aus dem rothen Meere, lamellosa
von Japan, lumida von Neu -Seeland Dunker Novitates conchol.
p. 55. tab. 18.
Toxoglosisa-
Terebracea- Ennjta triUneata von Port Jackson und pulchella
von Südaustralien Adams und Angas Proc. zool. soc. p. 418. pl. 37.
üg. 13, 14.
Pleurotomacea- Adams und Angas beschrieben Proc. zool.
soc. p. 419 folgende neue Arten: Cithara angela Woodlark - Insel
pl. 37. f. 4, C. compta Neu-Süd-Wales f. 5, hella Südaustralien f. 6,
Mangelia picta Port Jackson fig. 7, M. inscnlpta Südaustralien fig. 8,
Bela milralis Port Jackson, B. australis Südaustralien, Clalhurella
reticosa Port Jackson.
Pleuroloma Angasi pl. I. fig. 5 und Berandiana fig. 6 Crosse
Journal de Conchyl. XI. p. 87 von Port Jackson.
Haliacea. Bei Lovell Reeve Lief. 230 ist Helix priamus
Meuschen, Buccinum ficus Martyn unter dem Namen Ualia Pria-
m u s abgebildet. Fischer hatte sie bereits 1858 nach Untersuchung
des Thiers zu den Pleurotomaceen gestellt.
Cancellariacea- Crosse fühlt sich nach der Schilderung des
Referenten von den Mundtheilen der Gattung Cancellaria noch nicht
überzeugt, dass sie zu den Toxoglossen zu zählen seien. Er fügt
seinem früher publicirten Cataloge (vergl. den Bericht über 1861.
p. 249) eine Anzahl Arten hinzu, davon neu: Cancellaria Angasi
unbekannten Vaterlandes und C. Seviperiana von Neu-Calcdonien.
Journal de Conchyl. p. 58. Die neuen Arten sind pl. I. fig. 7 und
8 abgebildet.
Cancellaria Bocageana Crosse und Debeaux ib. p. 77 und 263,
pl. IX. fig. 3 von Nordchina. — C. Forestieri Montrouzier und Mon-
trouzieri Souverbie vom Caledonischen Archipel ib. p. 161. pl. V.
Fig. 7, 8.
Rhachij^lossa,
VolUtacea. Marginella Dehurghi A. Adams Proc. zool. SOC.
286 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschiclite
p. 509 vom Swan River. — Eine neue Varietät von M. suavis
Souv. wird Journal de Conchyl. XI. p. 170 beschrieben.
• Voluta Kaupii Dunker Malak. Bl. p. 145 von Neuseeland. —
V, Loroisi Valenciennes Journal de Conchyl. XI. p. 71.
A.Adams zählte die Arten der Familie Mitridae auf, welche
an den Japanischen Inseln vorkommen. Proc. Linnean Soc. YII.
p. 198. Im Norden des Japanischen Meeres traf Verf. keine Art
aus dieser Familie. Aus der Subfamilie Mitrinae werden genannt
4 Mitra, M. japonica neu, 4 Scabricula, Sc. puntolirata neu, 5 Can-
cilla, 1 Mitreola, 2 Strigatella, 1 Cylindra; aus der Subfamilie Tur-
riculinae 10 Costellaria , C. Collmsoni und Dohrni neu , 7 Pusia, 3
Callithea, C. spreta neu.
Milra foveolata Dunker Novitates conchol. p. 46. tab. 15.
fig. 5, 6.
Olivacea. OUvella pordaUs und leiico:,ona von Port Jackson
und mjmpha von Neu-Süd-Wales sind neue Arten vom Adams und
Angas Proc. zool. soc. p. 423. Die beiden ersteren sind abgebildet.
Fasciolariacea. Fasdolaria Lischkeana Dunker Novit, conchol.
p. 44. tab. 14 unbekannten Vaterlandes.
Tudicula spinosa H. et A. Adams Proc. zool. soc. p. 429 von
Port Curtis. Für diese Art und Turbinella armigera wenden die
Verf. den Namen Tudicula an.
Peristernia luculenla H. et A. Adams Proc. zool. soc. p. 429
von Mexico.
GOlUIDbellaCOa. Colmnbella infnmala Crosse Journal de Con-
chyl. XI. p. 84. pl. I. fig. 3 von Südaustralien. — C Michani Crosse
et Fischer ib. p. 377. pl. 13. fig. 5 von Cochinchina. — C. pumila
Sowerbie ib. p. 281. pl. 12. fig. 4 von Neu-Caledonien.
Engina Schrammi Crosse Journal de Conchyl. XI. p. 82. pl. I.
fig. 7 von Guadeloupe.
Muricea. Mwex scalarinvs und alahastrum A. Adams Proc.
zool. soc. p. 508, letztere von Martinique.
Vitularia aspera Baird Proc. zool. soc. p. QQ von Voncouver-
Island. — F. Candida H. et A, Adams ib. p. 430 von Neu-Seeland.
Typhis Angasi Crosse Journal de Conchyl. XI. p. 86. pl. I. fig. 2
von Port Jackson.
Trophon spiralnm und coronatum H. et A. Adams Proc. zool.
SOG. p. 429 von Neu-Seeland.
Fuscaea. Aus der Familie Fusidae hat A. Adams Journal
of the Proc. Linnean Soc. VII. p. 105 die Arten verzeichnet, welche
von ihm in Japan beobachtet wurden: 1 Hemifusus; 8 Fusus , neu
perplexvs und solidulvs; 2 Priene; 5 Neptunea, A. i urida nen; 3
der Mollusken während des Jahres 18G3. 287
Sipho, S. plicnius neu, 1 Cominella; C. fucala neu; 3 Euthria, E.
badin und lirata neu; 2 Canthiridius ; 2 Tritonidia.
Fusvs lasmaniensis Adams und Angas Proc. zool. sog. p. 421.
pl. 37. flg. 1 von Süd-Australien.
Chrysodomus tabulatus Baird Proc. zool. soc. p. 6G von Yan-
couver Island.
Contharus porcati/s H. et A. Adams Proc. zool. soc. p. 430
von den neuen Hebriden.
Buccinea. Arthur Adams gründete auf eine Gruppe der
Gattung Buccinum eine neue Gattung Siphonalia, deren Arten
besonders in China und Süd -Japan leben. Testa ovato-fusiformis,
plerumque variegata , non epidermide induta , anfractu ultimo ven-
tricoso , plerumque nodoso -plicato; apertura antice in canalem
curtum recurvatum desinens. Dahin zählt Verf. 8 bereits beschrie-
bene und 13 neue Arten von Japan: S. commoda , conugala, con^
spersa^ concinna, urnala, fdusa , ligcda, griseri, cohis, acuminala, py-
ramis, munda, nodulosa.
Adamsia Adelaidae Adams u. Angas Proc. zool. soc. p. 421.
pl. 37. fig. 2 von Adelaide.
jSassa GaUnndinna Fischer ist Journal de Conchyl. XI. p. 82.
pl. n. fig. 6 abgebildet.
Cyllene lactea Adams und Angas Proc. zool. soc. p.422 von
Neu-Süd-Wales.
Purpura Flindersi Adams und Angas Proc. zool. soc. p. 421.
pl. 37. fig. 22 von Süd- Australien.
Pseudoliva {Macron) commoda H. et A. Adams Proc. zool.
soc. p. 430.
Die Gattung Concholepas ist bei Lovell Reeve Conchologia
iconica Lief. 228 gegeben. Der bekannten C. peruvianus ist eine
zweite Art C. oblongvs von Cap Hörn hinzugefügt.
Laliaxis tortilis H. et A. Adams Proc. zool. soc. p. 431 von
China.
Coralliophila asperrima , salebros<t Guadeloupe , nodulosa
Guadeloupe, senlicosn Bombay, undosa Sandwichinseln, confragosa,
relusttj elaborala Sandwichinseln H. et A. Adams Proc. zool. soc.
p. 431.
Campulotus Cumingii H. et A. Adams Proc. zool. soc. p. 430
von Californien.
Ptenoglossa.
Scalariacea. Scalarla sohUa Tiberi Journal de Conclnl. XI.
p. 158. pl. VI. Fig. 3 aus dem Golf von Neapel.
288 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
Solariacea. Die Monographie der lebenden Arten der Gattung
Solarium Lam. ist, von Sylvanus Hanley bearbeitet, in Sowerby's
Thesaurus erschienen. Verf. nimmt die drei Sectionen Architecto-
nica Bolten, Philippia Gray, Torinia Gray an. Erstere ist durch 21,
die zweite durch 4, die dritte durch 16 Arten vertreten , wozu
noch 9 unsichere Arten kommen.
!Rhipidoglogisa.
Helicinacea. Hellcina pulla V. Martens Malak. 81. p. 86 von
den Molukken. — Pfeiffer beschrieb ib. p. 195 als neu von Cuba
//. Wrighti Pfr., jucnnda Gundl. , fuscula Gundl. — H. scrupulum
Benson Annais nat. hist. XII. p. 425 von den Andomanen. — H.
Deppeana v. Martens Berliner Monatsber. p. 540 aus Mexico. — H.
Rosaliae Pfeiffer Journal de Conchyl. XI. p. 72. pl. II. fig. 5 von den
Philippinen. — H. Fischeriana Montrouzier ib. p. 76 von der Insel
Woodlark, Louisiaden, und ib. p. 171. pl. V. fig. 3. — H, oxyrhijncha
Crosse et Debeaux ib. p. 266. pl. IX. fig. 4 unbekannten Vater-
landes.
HydrOCaenacea. Ompkalolropis dislermina Benson Annais nat.
hist. XII, p. 425 von den Andamanen. — 0. maritima Montrouzier
Journal de Conchyl. XI. p. 74 aus dem Caledonischen Archipel, ist
p. 165 wiederholt beschrieben und pl. V. fig. 4 abgebildet.
Neritacea. Neritma Souverbiana Montrouzier Journal de Con-
chyl. XI. p. 75 und p. 175. pl. V. fig. 5 vom Caledonischen Archipel.
TrochOidea. Arthur Adams stellte in der Familie Umbo-
niidae einige neue Gattungen auf, und verzeichnete die in Japan
beobachteten Arten. Annais nat. hist. XI. p. 264. Er unterscheidet
die Gattungen Umb otiiu m Link mit 6 Arten ; M icr othyca n. gen.
testa globoso-turbinata, late umbilicata, subporcellanea, longitudina-
liter rugoso-plicata ; suturis canaliculatis, anfractibus ad suturas
crenulatis; apertura semicircularis, peritremate continuo, labio in-
crassato, arcuato; labro margine incrassato; umbilico crenulato.
Dahin Isanda crenellifera Ad. ; Umb onella n. gen. testa globosa-
conoidea, solida, porcellana, polita, anguste umbilicata; apertura
subquadrata; labio rectiusculo , antice dilatato ; umbilico angusto,
margine crenulato-rugoso. Dahin Turbo murreus ßeeve; Ethalia
H. etA. Adams mit 6 Arten, wovon neu E. oiiiphalotropis und nitida;
T eino Stoma Ad. mit drei neuen Arten T. concentricum, radialnm
xmdi lucidum ; C alce olina n. gen. testa neritiniformis, oblonga, de-
pressa ; spira parva ; anfractibus rapide accrescentibus ; regione
umbilicali callosa; apertura semicircularis, intus non margaritacea ;
labio callo magno, lato obtecto, postice umbilicum tegente; margine
antico recto, simplici mit 1 Art.
der Mollusken während des Jahres 18G3. 289
Glofyuhts Thomasi Crosse Journal de Concliyl. XL j). 384 pl. 13.
fig. 8 aus Nord-China.
Arthur Adams verzeichnete die in Japan gefundenen Gat-
tungen und Arten der Subfaniilie Liotiinae. Proc. zool. soc. p.71.
Es sind die Gattungen Liotia Gray mit 5 Arten, wovon L. daedala
und lanlilla neu; Cyclo strema Marryatt mit 7 Arten, wovon C. ann-
flhjptum, avimonoceras und biporcatnm neu; Mörchia Ad. mit 1 Art;
Subgen. Tu hi ol a Ad. testa subevoluta aut laxe voluta, anfractibus
concentrice striatis, rotundatis, simplicibus, apertura subcircularis,
peritremate continuo , margine acuto, integro, wohin Turbo niveus
Chemn. und T. comueUa n. sp., Adeorbis Wood mit 14 Arten, wo-
von A. carinata, trochula, subancjuluta und diaphana neu.
Adeorbis Atifjasi Adams Proc. zool. soc. p. 424. pl. 37. fig. 11, 12
von Port Jackson,
Trockus Founiieri Crosse Journal de Conchyl. XL p. 180. pl. 6.
flg. 5 von Neu-Caledonien. — T. constellalus Souverbie ib. p. 279.
pl. 12. flg. 3 ebendaher. — Tr. Tiberianus Crosse ib. p. 881. pl. 13.
fig. 2 aus Süd- Australien.
Monodonta Bourcierei Crosse Journal de Conchyl. XL p. 178.
pl. VL fig. 6 von Neu-Caledonien.
Clanculus Yatesi Crosse ib. p. 379. pl. 13. fig. 1 aus Süd-Au-
stralien.
Arthur Adams stellte Proc. zool. soc. p. 506 eine neue
Ga.itung Eutr ochn s auf, die mit Ziziphinus Aehnlichkeit, aber
einen perspectivischen Nabel hat wie Architectonica : testa trochi-
formis, tenuis, perspective umbilicata; anfractibus planis, transver-
sim liratis; apertura subquadrata, intus margaritacea, labio rectius-
culo. margine acuto , subreflexo, antice in dentem obtusum desi-
nente. E. perspectirus von Tasmania.
Turcica imperialis Japan, concinna Uraga, slellata China A.
Adams Proc. zool. soc. p. 507.
Minelia tigrina H. et A. Adams Proc. zool. soc. p. 433.
Turbo laetus Montrouzier Journal de Conchyl. XL p. 277.
pl. 12. fig. 2 von Neu-Caledonien.
Modolia gutlata Adams Proc. zool. soc. p. 507 von Tatyama.
Aus Phasianella neritina Dunker bildete H. et A. Adams
Annais nat. hist. XL p. 19 eine eigene Gattung Chr omolis. Testa
ovata, auriformis, imperforata, tenuis, laevis, polita; spira obtusa,
brevissima ; anfractibus rapide crescentibus, ultimo magno ; apertura
elliptica; columella complanata. Operculum calcareum.
Leiopyrga H. et A. Adams Annais nat. hist. XL p. 19 n. g.
verwandt mit Phasianella. Testa turbinato-turrita, perforato-umbi-
Archiv f. Naturg. XXX. Jahrg. 2. Bd. ^
290 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. NaturgeschicMe
licata, tenuis, porcellana, laevi, nitida; aportura subcircularis, spira
brevior; labio tenui; columella angusta, excavata , inciirvata; labro
simplici , margine acuto. L. picturata unbekannten Vaterlands. —
L. cingulata A. Adaras Proc. zool. soc. p. 507 von Tort Essington.
Stomatella delicata St. Thomas, modesta Rothes Meer, elata,
caliginosa H. et A. Adams Proo. zool. soc. p. 438. — St. stellala
Souverbie Journal de Conchyl. XI. p. 169. pl. V. fig. 10 vom Caledo-
nischen Archipel,
Haliotidea. HaUotis Dohmiana Dunker Novitates conch. p. 48.
tab. 15. fig. 13—15.
Fissurellacea. I)ie Familie der Fissurelliden ist in Sowerby's
Thesaurus durch die Monographien einiger kleinen Gattungen ver-
vollständigt worden. Die Gattung Cemoria Leach mit 8 Arten,
Cranopsis Adams mit 2, Zeidora Adams mit 2, Rimula de France
mit 5, Emarginula Lam. mit 62, Scutus mit 5, Tugalia mit 7 Arten.
Sie sind bearbeitet von Arthur Adams und G. B. Sowerby.
Hocoglosisa.
Patellacea. Fischer hat seine Aufmerksamkeit auf einige
Punkte der Naturgeschichte der Patellen gerichtet. Er spricht na-
mentlich seine Vermuthungen über das Ablegen der Eier, das Ein-
senken in den Felsen aus, und erwähnt einer Mittheilung von
Bert an die Societe philomatique im October 1862 über das Ner-
vensystem der Patellen. Journal de Conchyl. XI. p. 320.
Pulinonata.
Limacea. Heyne mann erörtert Malak. BI. p. 200 die Ver-
schiedenheit einiger Limax- Arten, und erklärt die Schwierigkeit,
die Zungenbewaffnung zur specifischen Unterscheidung zu benutzen
dadurch, dass die Zahl der Zähne in den Querreihen mit dem Alter
zunehme. Limax cinereus, unicolor, cinereo-niger und engadinensis
gehören in eine Gruppe, und bei ihnen allen werden die Seiten-
zähne zweispitzig. Eine andere Gruppe bilden Limax agrestis,
brunneus und eine neue Art L. Ueydeni von St. Moritz im Obern
Engadin. Auf liimax margiuatus Müll, gründet Verf. eine eigene
Untergattung L e A m rt M M. i rt, weil sie sich durch meist ganz kalklose
Schalen, ovale Eier, und abweichendes Gebiss auszeichnet. Von
einer Anzahl Limax-Arten, so wie von Testacella sp., Daudebardia
Langi Pfr., 2 Species Amalia, Tebennophorus sind die Zungenzähne
abgebildet.
Limax tratissilvemicns Heynemann ib. p. 216 Siebenbürgen: ge-
hört in die Gruppe von L. cinereus.
Limax altivagus und modeslus Theobald vom Sutlei-Gebirge
der Mollusken während des Jahres 1863. 291
in einer Höhe von GOOO — 9000 Fuss. Journal of the Asiatic Society
of Bengal 31. p. 489. Kommt in Begleitung von Vitrina monticola
li. vor. — L. Cotnpanyoi Bourguignat Revue de zool. XV. p. 179.
Unter den Nacktschnecken, welche die Gebrüder von Schlag-
int weit aus dem Himalaya mitgebracht haben, erkannte Heyne-
m ann Malak Bl. p. 137 eine neue Gattung Anadenus, die sich von
Arion durch den Mangel der Schwanzdrüse und das Vorhandensein
einer inneren Schale unterscheidet, während sie deti Kiefer mit
Querrippen mit Orion gemein hat. Zwei neue Arten A. fiifjanfeus
und Schlaginiiceiti. Schalen und Zungenzähne sind abgebildet. —
Eine andere neue Gattung ist Ibycus, die eine gewölbte, hornig-
lederartige, spröde, durchsichtige, bernsteinfarbige, stark glänzende
innere Schale mit zierlichen Wachsthumsringen besitzt. /. fissidens
von Sikkim. Auch ihre Schale und sehr abweichenden Zähne sind
abgebildet.
Humbert beschrieb in den Mem. de la Soc. de Physique et
d'Hist. nat. de Geneve XVH. einige neue oder wenig bekannte
Landschnecken: 1) Parmarion pupiilaris n. sp. von Java, der Gat-
tung Parmarion Fischer zugesellt, zu der Limax probleraaticus Gray
die typische Art ist , und die 1855 in Actes de la Soc. Linn. de
Bordeaux XX. p. 389 aufgestellt worden ist. 2) In der Nähe von
Janella und Aneitea Gray gründet Verf. eine neue Gattung Tribo-
niophoviis, gleichfalls mit nur zwei Fühlern und Kalkkörnern in
dem kleinen Mantel, jedoch ohne die mittlere Furche, die für die
genannten beiden Gattungen so charakteristisch ist ; im Munde ein
Kiefer mit fast geradem Unterrande; kein Schleimporus. T. Graeffei
von WooUongong. 3) Von Vaginula maculata Templeton wird eine
neue Art von Ceylon V. Templetoni unterschieden.
Helicea. Ich kann nicht umhin ^ hier nachträglich
einer Beschreibung des Generations- Apparates von Helix
aspersa und hortensis zu erwähnen, welche bereits 1861
in Haughton's Dublin Quarterly Journal of science
Vol. I. p. 172 erschienen ist. Verfasser hält die in der
Leber eingeschlossene Drüse nicht für eine Zwitterdrüse^
sondern für den Eierstock. Die sog. zungenförmige Drüso
erkennt er als Eiweissdrüse an, von den weiten neben
einander verlaufenden bisher für Ausführungsgänge ge-
haltenen Kanälen erklärt er den w^eiteren (weiblichen)
für den Uterus, den engeren (männlichen) für den Hoden I
Bland machte Annais of the Lyceum nat. bist, of
New-York VIII. Oct. 18G3. „Bemerkungen über die Classi-
292 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
ficationen der Nordamerikanischcn Helices durch Euro-
päische Autoren, namentlich H. et A. Adams und Albers.^
Dieselben sind eines Auszuges nicht fähig. Manche
Namen werden berichtigt. Angehängt ist ein Verzeichniss
der Arten Helix , welche Nord-Amerika bewohnen mit
Angabe der Genera und Subgenera von Pfeiffer und
Albers ; ebenso die Beschreibungen der hauptsächlichsten
Genera und Subgenera, in welche gewisse nordamerika-
nische Arten Helix von Albers eingeordnet sind.
Ein Verzeichniss der Indischen Arten der Gattun-
gen Helix und Nanina erschien von W. F. Blanford
in Annais nat. bist. XI. p. 81. Es enthält 52 Arten Na-
nina in 10 Subgenera und 30 Helix in 5 Subgenera.
Schroeder beobachtete das Abschiessen der Lie-
bespfeile vor der Begattung von Helix nemoralis. Wup-
perthaler Thierschutz- Verein, erster Bericht p. 45, auch
abgedruckt Jahresberichte des naturw. Vereins von Elber-
feld und Barmen. 4. Heft. p. 127.
Testacellea. Glandina Uhdeatia v. Martens Beriiner Mo-
natsberichte p. 540 von Yeracruz.
Spiraxis Haughloni und Walker i von den Andamanischen In-
seln, Layardi und Cingalensis von Ceylon Benson Annais nat. hist.
XL p. 90.
Cylindrella (Holnspira) imbricata v. Martens Berliner Monats-
ber. p. 540 aus Mexico. — C. Swiftiana Crosse Journal de Conchyl.
XI. p. 388 unbekannten Vaterlandes.
Yitrinea. Trochomorpha tricolor v. Martens Malak. Bl. p. 134
von Buru.
Zonites frondosulns Mousson Vierteljahresschrift der naturf.
Ges. in Zürich VIII. p. 276 von Constantinopel. Z. mingrelicus und
sorella Mousson ib. p. 294 und 299 aus Transcaucasien. — Z. djur-
jurensis Debeaux Journal de Conchyl. XL p. 11. pl. 2. fig. 1 aus der
Bergregion des unteren Kabyliens. — Z. psaturus und apalistns
Bourguignat Malacologie de l'Algerie aus Algerien. — Z. Benoiti
Crosse et Fischer Journal de Conchyl. XL p. 346. pl. 14. fig. 4 aus
Cochinchina. Ueber die Zonites des nördlichen Italiens schrieb
Mortillet in Atti della Societä italiana Vol. IV.
Helicacea. Nach Benson Annais nat. hist. XL p. 323 ist
Sophina verwandt mit Helix. Sie hat vier Tentakeln, zwei lange
und zwei kurze, die Augen auf dem Gipfel der längeren ; die Farbe
der Mollusken während des Jahres 18G3. 293
ist grau-blau ins gelbliche und mit einem dunklen Fleck zwischen
den grau - blauen Fühlern , dessen dunkle Fühler sich längs dem
Nacken erstrecken.
Aucapitaine fand llevue de Zoologie XV. p. 423, dass
Helix Raspailii Payr, auf Corsica einheimisch ist, aber sich auch
im nördlichen Theile Sardiniens findet , während umgekehrt H.
Carae Cantr. Sardinien angehört und zuweilen im südlichen Corsica
vorkommt.
Crosse bildet im Journal de Conchyl. XI. p. 325. pl. 13. fig. 4
Helix Ilautfeni aus den Höhlen in Kärnthen ab.
Die Anatomie von Helix Desmoulinsi schildert Bourguignat
Revue de zool. XV. p. 52.
Eine Sealariden - Form der Weinbergschnecke, Helix pomatia,
hat Hensche abgebildet in den Schriften der Physik. Oecon. Ge-
sellsch. in Königsberg und daraus im zool. Garten p. 106.
Helix Remondi Trydn Proc. Philadelphia p. 281. pl. 2. fig. 1
von Mazatlan, — H. nncjuicuUna v. Martens Malak. Bl. p. 135 von
Buru. — H. Solorensis v. Martens ib. p. 179 von Solor. — H. sub-
tussulcata Wright ib. p. 199 von Cuba. — //. Haughtoni von den
Andamanischen Inseln, Gordoniae aus Birmanien, cyclostrema aus
dem Soomeysur -Gebirge bei Nepal, hyptiocyclos bei Fort M'Donald
in Ceylon sind neue Arten von Benson Annais nat. hist. XI. p. 87.
— H. hemiopfa Andamanen, cwlopis ebendaher, scenoma Moulmein,
brachyplecta ebendaher, aspides unbekannten Vaterlandes, fritillata
Pegu, phyllopkila Ceylon Benson ib. p. 318. — H. vitrinoides , al-
monte und Salvini Tristram Proc. zool. soc. p. 411 aus Guatemala.
— H. (Iladra) patruelis und Flindersi Adams u. Angas ib. p. 520
von Südaustralien; //. (Thalassia) stthangnlala ib. — //. labnanensis,
Htfßonis, ceroconuSf jucunda alle vier von der Insel Labuan, dura
Waigiou, nigrofasciata Admiralitätsinseln, lalizofia Ceram Pfeiffer
ib. p. 523. — //. inclinata Neu Caladonien, Lincolniensis Port Lin-
coln, Murrayana und cassandra Südaustralien, zenubia Neu-Georgien,
evandaleana Südaustralien, perinßala Centralaustralien , carcharias
Shark's Bay , cnrtisiana Nordaustrahen Pfeifi'er ib. p. 526. — H.
embia von der Insel Habibas an der Algerischen Küste, Burini, Da-
stuguei, Bondndliana alle drei aus der Provinz Oran, asleia Madrid,
Ancapitainiana Algerien, nilolica Aegypten sind neue Arten von
Bourguignat Revue de zool. XV. p. 100. Alle sind pl. 5—7 abge-
bildet ; ebenso genezarethana Mouss. — //. massoti von Perpignan
in den Pyrenäen und elachia von Angers sind von Bourguignat ib.
p. 170 abgebildet, und zum Vergleiche auch H. pygmaea und micro-
pleuros. — //. Fourousi, rachiodia (H. granulata Roth) Bourguignat
sind ib. p. 252 nebst Berytensis, mit der beide früher verwechselt
wurden, beschrieben worden. — H. Arrouxi aus Syrien und Colli-
294 T rose hei: Bericht üb. d. Leist. in cl. Naturgeschichte
niana Bourguignat ib. p. 257. — //. calathoides Paiva Annais nat.
bist. XII. p. 338 von Madeira. — H. aberrans Mousson Vierteljahrs-
ßchriftVIII. p. 279 von Constantinopel; H. delabris ib. p. 315, Nym-
phaea ib. p. 371, Schläflii ib. p. 390, alle drei aus Transcaucasien.
— //. Devauxi Debeaux Journal de Conchyl. XI. p. 17. pl. 2. fig. 3
aus Kabylien, daselbst fig. 2 ist auch Helix cedretorum Debeaux
abgebildet. — H. Isahellensis Souverbie Journal de Conchyl. XL p. 74
und p. 173. pl. V. fig. 1 von den Salomonsinseln. — H. Woodlarhiana
Souverbie ib. p. 76 und p. 172. pl. V. fig. 2 von der Insel Woodlark,
Louisiaden. — //. Bouyei Crosse et Fischer ib. p. 269 pl. IX. fig. 7
aus Cochinchina. — H. calendyma, ptjcnocheilia, abrolena, odopachya,
Mongrandiana, Baccneti, Fradiniana, acleochroa, alsia, abietina, Pon-
pillieri, Debeauxiana, lasia , chnoodia, Locheana und einige andere
ßchon im Journal de Conchyl. aufgestellte und abgebildete Bour-
guignat Malacologie de l'Algerie. 1. c. — H. Annamitica, Weinkanf-
fiana, Condoriana, Tanquereyi Crosse et Fischer Journal de Conchyl.
XI. p. 347. pl. 14 von Cochinchina. — H. Loroliana Crosse ib. p. 273.
pl. 9. fig. 6 aus Südaustralien. — H. Bai ad ensis Souverbie ib. p. 276
pl. 12. fig. 1 aus Neu Caledoninen. — H. Arcasiana , Yantaiensis,
Munieriana, Frilleyi Crosse ib. p. 386, erstere von Shanghai , die
vier letzteren aus Nord-China.
Die Gattung Anastoma enthält bei Lovell Reeve Conchologia
iconica Lief. 228 fünf Arten.
Hypselostoma Bensonianum Blanford Journal of the Asiatic So-
ciety of Bengal 1863. p. 326 von Ava.
Bulimns Dürfeldli^ Bulimulns Atahnalpa, proteiformis und de-
vians Dohrn Malak. Bl. p. 152 von Peru. — B. stalix Benson Annais
nat. bist. XL p. 322 von Boralande. — B. Dohmi Cochinchina und
recedens Mozobamba Pfeifi'er Proc. zool. soc. p. 525, — B. Angasia-
nns Pfeiffer ib. p. 528. — B. Afinamiticifs Crosse et Fischer Journal
de Conchyl. XL p. 357 von Cochinchina.
Ueber Bulimus SiamensisEedf. vgl. Dohrn Malak. Bl. p. 162.
Die Gattung Achatina ist bei Küster Conchylien-Cabinet von
Nr. 65 — 88 weitergeführt.
Bulimulus Piescheli,, Uhdeanus, fenestrellus v. Martens Berliner
Monatsber. p. 541 aus Mexiko.
Orthalicea. Orthalicus lividus, Fe;MSsaci v. Martens Berliner
Monatsber. p. 542 aus Mexiko.
Pupacea. Buliminus {Chondrula) Adelaidae Adams und An-
gas Proc. zool. soc. p. 522 von Südaustralien.
In einer Mittheilung über Tornatellina beschränkt Dohrn
Malak. Bl. p. 156 diese Gattung auf 13 Arten, unter denen T. ma-
nilensis von Manila und ringens von den Philippinen neu sind. Die
der Mollusken wiihrcml des Jahres 18G3. 295
systematische Stellung lässtYerf. zweifelhaft; er schwankt zwischen
der Verwandtschaft mit Cionella, Balea oder Achatinella.
StcHogyra microstoma Gundl., Gundlachi Arango und gonostoma
Gundl. beschrieb Pfeiffer Malak. Bl. p. 24G von Cuba.
Clausilia ceijlanica lienson Annais nat. hist. XI. p, 89 von
Fort M'Donald, Ceylon. — Cl. hulbus Benson ib. p. 322 von Moul-
mein. — CL cedetonnn und /?aj/mont/» Bourguignat Revue de zool. XV.
1). 109. pl. 8 aus Syrien. — Cl. obcsiuscnla Lowe Annais nat. hist.
XII. p. 339. von Madeira. — Cl. ßlosa, semilameUala ^ fnniculum^
derasa und index Mousson Vierteljahrsschr. d. naturf. Ges. in Zürich
VIlI. p.395.
Do hm hat Pupa umbilicata Drap, auf der Insel Rügen, näm-
lich auf Jasmund, am Fusse des Königsstuhls gefunden. Archiv des
Vereins in Meklenburg 1863. p. 295.
Fupa aperia v. Martcns Malak. Bl. p. 180 von Timor. — P.
solutu Pfeiffer Proc. zool. soc. p.525. — P. Mussotiajia, Penchina-
liana, Andonensis Bourguignat Revue de zool. j). 61 und p. 153 aus
der Republik Andorre in den Pyrenäen. — P, Raymojidi Bourguignat
ib. p. 259. pl.,19. fig. 10 — 13 aus Syrien. — P. hathyodon, plangun-
cula^ diopsis, seriola alle vier aus dem Thale des Nerbudda, serrula
aus Centralindien, Himnlayana vom östlichen Himalaya, avanica von
Ava Benson Annais nat. hist. XII. p. 426. — P. trifilaris Mousson
Vierteljahrssch. d. naturf. Ges. in Zürich Vlll. p. 391 aus Transcau-
casien. — Pupa canaliculala Crosse Journal de Conchyl. XI. p. 388
ohne Vaterlandsangabe.-
Vertigo australis Adams und Angas Proc. zool. soc. p. 522 von
Südaustralien. — \\ eumicra Bourguignat Revue de Zoologie XV.
p. 5 bei Luzern.
Ennea Michaui Crosse et Fischer Journal de Conchyl. XI. p. 269.
pl. X. fig. 4 von Cochinchina. Daselbst fig. 3 ist auch Ennea bulbu-
lus Morelet abgebildet.
Streplaxis Dcshayesianus Crosse Journal de Conchyl. XI. p. 388.
Succinea. Succinea Hauhinsii Baird Proc. zool. soc. p. 68
aus Britisch Columbien. — ,8. arborea Adams und Angas ib. p. 523
von Adelaide — S. cuckinchinensis Pfeiffer ib. p. 525 von Cochinchina.
Lithodis Blanford nov. subgen. Succinearum Anuals nat.
hist. XII. p. 186 und 327: Testa auricularis, ovata, tenuis, carina
longitudinali externa, sulco iuterno corrcspondente prope suturam
munita, apertura permagna, continua, spira minima. Animal ten-
taculis brevioribus carentibus, oculis magnis in summis pedunculis
duobus retractilibus, brevibus, versus basin tumidis, positis; pes
brevis, pyriformis. L. rupicola im Syhadri-Gebirge.
Äuriculacea. Das Gebiss von Zospeum alpestre ist Malak. Bl.
p.213. Taf. 111. fig. 14 von Heynemann abgebildet.
296 Troschel: Bericht üb. d, Leist. in d. Naturgeschichte
Limnaeacea. Physa Gabba Tryon Proc. Philadelphia p. 149.
pl. 1. fig. 14 aus Californien. — Ph. {Armeria) lirata Tristram Proc.
zool. SOG. p. 60 von Madagascar. — Ph. Lordi Baird ib. p. 68 aus
Britisch Columbien. — Ph. ISctccombi, ferruginea, badia, olivacea,
concinna, (Armeria) Pteevei und (Armeria) bomis Henricus Adams u.
Angas ib. p. 416 aus Arnheim's Land, Neuhollaud.
Mörch kommt Journal de Conchyl. XI. p. 235 auf die Frage
zurück, ob Planorbis rechts oder links gewunden sei ? Er entschei-
det sich dafür, dass sie links gewunden sei. Meine bereits in meiner
Dissertation deLimnaceis 1834 entwickelte Ansicht, dass sie gerade
nach von gewunden sei. auf dem Uebergange von rechts und links,
scheint dem Verf. nicht bekannt geworden zu sein.
Planorbis Fieldii Tryon Proc. Philadelphia p. 146. pl. 1. fig. 4.
5. von Panama. — PI. {Nautilina) Caldwelli Tristram Proc. zool.
ßoc. p. 61 von Madagascar. — PI. Crosse«M?/5 Bourguignat Revue de
zool. XV. p. 7 Schweiz.
Eine Erörterung über die Synonymie von Planorbis imbrica-
tus von Beeve findet sich in Annais nat. bist. XI. p. 389 u. 462.
Ämphipeplea vinosa und PhilUpsi Adams und Angas Proceed.
zool. soc. p. 415 von Arnheim's Land, Neuholland.
Pompholyx leana H. u. A. Adams Proc. zool. soc. p. 434 von
Westcolumbien.
Die im vorigen Jahre begonnene Gattung Limnaeus ist in
Küsters Conchylien-Cabinet vollendet, und enthält daselbst nun-
mehr 85 Arten. Davon sollen neu sein: L. Schirazensis von dem
Busch Persien, hemisphaericus Mke. Pyrmont, teuer Parreiss Per-
sien, ventricidariiis Parr. Ostindien, afßnis Parr. Neuholland, Blau-
neri Shuttl. Schweiz, biformis Küster bei Karlsruhe, sordidns Küster
Centralamerika. — Daran schliessen sich die Gattungen Ämphipe-
plea mit 3, Chilina mit 13, Isidora Ehrbg. mit 6, Physopsis Krauss
mit 1 Art.
G erstfei dt hat im Correspondenzblatt des naturf. Vereins
zu Riga XIII. p. 55, 66, 82 über europäische Limnaeen, namentlich
über die der Ostsee-Provinzen geschrieben. Es kommt ihm vorzüglich
darauf an die Arten zu sichten, die zahlreich in dieser schwierigen
Gattung aufgestellt sind. Er unterscheidet zwei Gruppen: a) die
Gruppe von stagnalis mit gestrecktem, b) die Gruppe von auricula-
rius mit kurzem Gewinde. Zu ersterer zählt er L. stagnalis Müll.,
palustris Müll, und elongatus Drap.; — zu der zweiten L. auricu-
larius Drap., ovatus Drap., pereger Drap, und truncatulus Müll.
Wie Verf. die verschiedenen Formen zu diesen Arten stellt, muss
in der Schrift selbst nachgesehen werden. Uebrigens zieht derselbe
nur die Schalen in seine Betrachtung.
der Mollusken während des Jalives 1863. 297
T h e 0 1) a 1 d bemerkte auf einer Reise von Simla nach dem
Spiti Valley in diesem Thalc von Süsswasser-MoUusken nur eine
kleine Art Limnaea truncatula, Journal of the Asiatic Soc. of Ben-
gal 31. p. 509. — Livmaea Adelinfte'Yiyon Proc. Philadelphia p. 148.
pl. 1. fig. 12 und L. Trnshii ib. fig. 13. Beide aus Californien. —
L. hovarwn Tristram Proc. zool. soc. p. 61 von Madagascar. — L.
Sumassii Baird ib. p. 68 aus Britisch Columbien.
Cunningham constatirt das Voikommcn von Limnaeus stag-
ualis in Schottland, wo er bisher vermisst war. Annais nat. bist.
XI. p.462.
Auf Paludina vitrca Moq. Tand. (P. simoniana Charp.) grün-
dete B 0 u r g u i g n a t eine neue Gattung M oil es sieria, die er für
lungcnathmend hält und der als eigener Familie ein Platz in der
Nähe der Limnaeaceen angewiesen wird. Die Schale hat keinen
Deckel, ist durchscheinend, sehr zerbrechlich, sehr klein, langstrek-
kig, mit zahlreichen kleinen Vertiefungen geziert. Das Thier hat
zwei Fühler, schlägt den Mantel um den Schalenrand und lebt im
süssen wie salzigen Wasser. Ausser der typischen Art M. simo-
7iiana, welche bei Toulouse vorkommt, sind noch drei neue Arten
beschrieben und abgebildet: M. Rolandiana bei Montpellier, Gervai-
siana mit der vorigen, Massoli in der Salzquelle von Fouradade,
Pyrenees orientales.
Ampbipneustea. Das Gebiss einer Onchidella von Ceylon stellte
Heynemann Malak. Bl. p. 215. Taf. III. fig. 13 in Beschreibung
und Abbildung dar.
]!fotobranchiata.
Doridca. Pease machte eine Berichtigung in Betreff einiger
früheren Aufsätze in früheren Jahrgängen der Proceedings, nament-
lich ändert er einige Namen; nämlich aus dem Jahre 1860 Doris
excavata in oreosoma, papulosa in tincla^ und Pleurobranchus reti-
culatus in violaceus. Proc zool. soc. p. 510.
Doris monier eyensis, D. (Asferonotus) sanguinea, D. {Aster o-
noliis) alabcislrina und D. (Actinocyclns) San(Hege7isis sind neue Ar-
ten von Cooper aus Californien. Proc California 1862. p. 204.
Doris (Argus) anf/nslipes , Doris (Denclrodoris) crvcis , Doris
(Rhacodoris) Krehsii, Goniodoris picturata, Bornella calcarata Mörch
Journal de Conchyl. XI. p. 31 von St. Thomas.
\ Tritoniadae. In der Gruppe der Dendronotiden stellte B e r g h
\ eine neue Gattung Cam pas pe auf: Vagina rhinophorii digitata;
frons papillis maioribus ornata; papillae dorsales in utroque latere
dorsi singula serie dispositae, validae, ut plurimum bifidae Tel tri-
fidae, papilligerae. C. pusilla von Grönland. Das Thier nebst den
298 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
Mundtheilen ist abgebildet, zum Vergleiche auch die Kiefer und
Radula von Doto, Dendronotus und Glaucus. (Naturhistorisk Tids-
Bkrift. 3. Reihe 1. Bd. 18G3.)
Triionia Palmeri Cooper Prooeed. California 1862. p. 207 von
San Diego.
ACOlidiäe. AeoUs {FlahelUna) opalescens und A. (Phidiana)
iodinea Cooper von San Diego. Proc. California 1862. p. 205.
ElySiadae. llermaea viridis, Ehjsia (Tridachia) crispata, Pelta
prasina und Onchis (Peronella) armadilla Mörch Journal de Conchyl.
XL p.37.
Actaeonidae. Meek gab eine Uebersicht der Familie Actaeo-
nidae und unterschied eine Anzahl Genera und Subgenera, die auf
fossile Formen begründet w^urden. Silliman and Dana American
Journal 35. p. 84.
Tornalella alveola Souverbie Journal de Conchyl. XI. p. 167.
ph V. flg. 9 vom Caledonischen Archipel.
Aplysiacea. Aplysia parvula Mörch Journal de Conchyl. XI.
p. 22 von St. Thomas.
Strategus Cooper n. gen. bei Aplysia Proc. California 1862.
p. 202. Verlängert cylindrisch, Körper in die Ränder des weit um-
geschlagenen Fusses eingehüllt, so dass sie sich beinahe oben in der
Mittellinie treffen; Kopf und Schwanz unbedeckt, jeder etwa ein
Drittel der Länge des Thieres einnehmend; der Fuss erstreckt sich
vorn bis zum Munde und hinten fast bis zum Schwanzende; aufge-
regt rollt sich das Thier über den Rücken ein, und der Fuss um-
hüllt den ganzen Körper wie ein Mantel. Kopf stumpf mit einer
ohrähnlichen Hautfalte an jeder Ecke, Augen auf dem Gipfel des
Kopfes am Grunde dieser Falten, zwei kurze Fühler vorn am Kopfe
in einer Linie mit den Augen, Mantel wenig entwickelt, von den
ohrähnlichen Falten bis zu dem hinteren Körperdrittel reichend und
in einer Querfalte endigend. Der Körper endigt in einen gespalte-
nen Schwanz. Mund rund, vorn ohne Zähne oder Kiefer. Eine
einzige fadenförmige Kieme erhebt sich rechts vom After, der un-
ter der Mitte des Schwanzes liegt, und krümmt sich über ihm nach
links, ganz bedeckt vom Schwänze. Keine Schale. Si. inennis von
San Diego in Californien von prächtigen Farben.
L euc ony X H. et A. Adams Annais nat. bist. XI. p. 18 nov.
gen. in der Nähe von Dolabella. Testa interna ? unguiformis, spa-
thulacea, alba, extus convexa, intus concava, impressione musculari
nulla, marginibus apice inflexis, involuto, uncinato, cryptiformi. L.
Tyleriana ohne Vaterlands-Angabe.
Acera. Bullina (Tornatina) eximia Baird Proc. zool. soo. p. 67
von Vancouver Island.
der Mollusken wäbroiid des Jahres 1863. 299
Nofarchus polyomtua Mörch Journal de Conchyl. XI. p. 25 von
St. Thomas.
Doridium {Poslerobvanchata) (jcnunalum Mörch ib. p. 25 VOn
St. Thomas.
Oxynoe Äntillarum Mörch ib. p. 27 von St. Thomas.
Bei einer Revision der Gattung Oxynoe Raf. und Lobiger
Krohn unterscheidet Mörch ib. p. 43 von Oxynoe (Icarus Forbes,
Lophocereus Krohn) neun Arten, von Lobiger Kr. drei Arten.
Monopleurobranchiata.
PleurobranChidae. Plenrolranchvs arcolatns, Berthella qiiadri-
deyis und circularis Mörch Journal de Conchyl. XL p. 27 von St.
Thomas,
Ancyloidea. Ancxßas fracjUis Tryon Proc. Philadelphia p. 149.
pl. l. fig. 15 aus Californien. — A. koolaniensis Baird Proc. zool.
SOG. p. 69 aus Britisch Columbieu.
Stimpson fügte Proc. Boston Soc. IX. p. 249 den nunmehr
bekannten fünf Arten der Gattung Gundlachia eine sechste Art G.
Meekiana hinzu. Er untersuchte auch . die Weichtheile und bildete
die Radula in Holzschnitt ab.
Hypobrancliiata.
Pbyllidiacea. PleurophylUdia californica Cooper Proc. Cali-
fornia 1862. p. 202 von San Diego.
Bracliiopoda.
Arthur Adams fand in den Japanischen Meeren
19 Arten lebender Brachlopoden, nämlich 3 Terebratii-
lina, 4 Waldheimia, 2 Tercbratella, 2 Ismenio, 2 Rhyncho-
nclla, 1 Crania, 1 Discina, 4 Lingiila. Annais nat. hist.
XI. p. 98.
Unter diesen sind als neue Arten beschrieben: hmenia Beevei,
Rhynckonella Woodtcardi, Crania japu7iica^ Lingula smaragdina^ j(ts-
pidea und lepidula.
Lamellibraiichiata.
Ed. Römer schrieb eine Abhandlung ^Die Fami-
lien, Geneia, Srib^enera und Sectionon der zweimuskeli-
gen , kopflosen Mollusken ( Acephala lamellibranchiata
300 Troschel: Bericht üb. d.'Leist. in d. Naturgeschichte
dimyaria), mit innerem Ligament. Cassel 1863. Schulpro-
gramm". Dieselbe hat den Zweck der Systematik der
Muscheln eine grössere Sicherheit zu geben, und ist bei
der Gründlichkeit des Verfassers wohl zu beachten.
Er nimmt zwei Subordines an: I, Si phono phor a , Mantel
hinten in Röhren verlängert, mit den Familien: Myadae (Gattung
Mya L. , Tugonia Gray, Lutraria Lam., Heterocardia Desh., Cardi-
lia Desh.), Corhulidae (Gatt. Corbula Brug., Sphenia Turt., Cryptomya
Conr.), Anatinidae (Gatt. Anatina Lam., Periploina Schum., Thracia
Leach, Lyonsia Turt., Tyleria Adams, Neaera Gray, Theora Adams,
Embla Loven, Pandora Brug., Myodora Gray, Anatinella Sow., Hip-
pella Mörch, Myochama Stutch.) , Chamostreidae (Gatt. Chamostrea
Roissy), Maclradae (Gatt. MactraL., Vanganella Gray, Rangia Desm.,
Caecella Gray), Scrohicularidae (Gatt. Scrobicularia Schum., Cumin-
gia Sow., Erycina Lam., Semele Schum.), Mesodesmidae (Gatt. Me-
sodesma Desh., Ervilia Turt.). IL Asiph ono pho r a, Mantel hinten
nicht in Röhren verlängert, zuweilen ist eine kurze Afterröhre vor-
handen mit den Familien: Crassatellidae (Gatt. Crassatella Lam.,
Galeommidae (Gatt. Galeomma Turt,, Scintilla Desh.), Kelliadae
(Gatt. Kellia Turt.. Lasea Leach, Lepton Turt.. Montacuta Turt.,
Clausina Jeffr., Cyamium Phil., Pythina Hinds.), Ungulinidne (Gatt,
Ungulina Daud., Scacchia Phil.. Diplodonta Bronn, Telania RecL).
Alle Familien, Gattungen und die zahlreichen, hier nicht aufge-
zählten Sectionen sind charakerisirt.
Ostraoea. Ueber das Vorkommen von giftigen grünen Au-
stern in der Bucht von Talmouth, wo sich in der Nähe ein Kupfer-
bergwerk befindet, machte Crosse im Journal de Conchyl. XL p. 221
eine Mittheilung.
An der Ostküste von Corsica ist eine kleine Insel, die ganz
aus Austernschalen besteht. Obgleich die Sage bei den Fischern
besteht, die alten Römer hätten ihre Austernschalen hierhin gewor-
fen, glaubt x\ucapitaine doch, dass dies eine natürliche Bildung
aus Thieren sei, die an Ort und Stelle gelebt hätten, Journal de
Conchyl, XI. p. 339.
Pectinacea. Pecten tasmanicus Adams und Angas Proc, zool.
soc. p. 428 von Tasmania.
Daniel macht im Journal de Conchyl. XL p. 144 auf das
Vorkommen von Hinnites sinuosus an der Küste bei Brest aufmerk-
sam. In der Jugend hat diese Muschel das Ansehen eines jungen
Pecten (P, pusio) mit durchsichtiger Schale und ist dann nur durch
einige Fäden eines weissen Byssus befestigt. Ueberschreitet sie einen
Durchmesser von 1^2 Centimeter, dann fügt sich die untere Schale
an die Körper an, auf denen sie lebt und verschmilzt mit dem Fei-
der Mollusken während des Jahres 1863. 301
sen. Später bei eint ni Dnrchmesser von 3 Cm. wächst der Rand der
befestigten Schale frei weiter. Yergl. den vorj. Bericht p. 712,
Limalula japonica von Japan, falklandica von den Falkland-
inseln, ceylanica von Point de Galle A. Adams Proc, zool. soc. p. 509.
Nuculacea. Nucula consobrina und Loringi Adams und Angas
Proc. zool. soc. p. 427, erstere von Neu-Süd-Wales, letztere von
Keppel-Bay.
Leda fossa und Nucula Lyalli Baird Proc. zool. soc. p. 71 von
Vancouver- Island.
MytilaCOa. Nach Struck kommt Tichogonia Chemnitzii in
der Müritz sehr häufig vor, und ist dort 1837 zuerst bemerkt wor-
den. Sie setzt sich gern an Krebse, so dass sie ihnen schädlich
wird. Archiv des Vereins in Meklenburg 1863. p. 295.
Vr asina n. gen. der Mytilaceen Deshayes Cat. des Mollus-
ques de l'ile de la Reunion, Journal de Conchyl. XL p. 396. Testa
oblonga, crassa, cordiformis, omnino clausa, marginibus integerrimis
inaequilateralibus ; lunula profunda sub forma circularis in interiore
valvulae dextrae proiecta ; valvula sinistra eodem loco tuberculo
dentiformi munita; cardo simplex, arcuatus; ligamentum externum,
angustum; cicatriculae musculares duae , inaequales, subcentrales'.
P. borbonica von Isle de Bourbon.
Crenella Pnulucciae Crosse Journal de Conchyl. XI. pl. I. fig, 8
von Südaustralien.
Nodiolarca exilis und pusio H. et A. Adams Proc. zool. p. 435.
von den Falkland-Inseln.
Najades. Garner meint, dass die Eier von Atax
ypsilophora, wenn sie an der äusseren Seite des Mantels
abgelegt werden , auf der Innenfläche der Anodonten-
scbalen am Hinterende zahlreiche Perlhöckerchen erzeu-
gen. Report of the british Association for the advance-
ment of science, Newcastle 18G3. p. 114.
Die im vorigen Jahre durch v. V e,st von Neuem ange-
regte Frage über die Ursache der Erosion an den Wirbeln
der Unionen (vgl. vorj. Bericht p. 7 13) hat F. J. S c h m i d t,
Shuttle worth, Döbner und Bielz veranlasst auch
ihre Meinung über diesen Gegenstand zu sagen, wie es
Bielz in den Verhandl. des siebenbürgischen Vereins
zu Hermannstadt XIV. p. 99 veröffentlicht. Während v.
Vest die Erosion durch äussere Einflüsse und das vorge-
rückte Alter erklärt, nimmt Schmidt mit Rossma essler
einen krankhaften Zustand der Muscheln als Grund der
302 T r 0 s c h e 1 : Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgeschichte
Erosion an. S hn ttlc woitb hält die Ursache zu diesen
Verletzungen mit den Lebensverhältnissen der Thiere in-
nig verbunden, sie werden durch das Abstossen der für das
Thier zu klein gewordenen ersten Windungen der Schale
hervorgebracht. Döbncr meint die Erosion werde durch die
in dem Wasser enthaltene freie Kohlensäure bewirkt. In-
dem B i e 1 z mit Recht die Angelegenheit weiteren Untersu-
chungen zuschiebt, fügt er die Bemerkung bei, dass die
Liebespfeile der Helices in dem den Körper überziehen-
den Schleime leicht aufgelöst werden ; er möchte dies
auch auf die Bivalven ausdehnen. — Auf diese Einwände
erwiedert dann v. Vest ib., dass er die Erscheinung
mechanischen und chemischen Kräften bei vorwiegender
Stärke der einen oder der andern, jedoch immer der me-
chanischen Zerstörung wenigstens einen vorbereitenden
Einfluss zuschreibe.
Lea beschrieb im Journal PhiladelphiaY. p.401 — 456
in Form von Diagnosen die weichen Theile von 143
nordamerikanischen Arten der Gattungen Unio, Margaritana
und Anodonta, w^odurch die Kenntniss dieser Geschöpfe
wesentlich erweitert wird. Auch einige embryonische
Formen sind beschrieben.
Lea stellte Proc. Philadelphia folgende neue Unionen auf:
p. 189 Unio delicatulus Syrien, Bouiujuignatiamis Kleinasien, dignatus
Tigris, rasus Assyrien, syriacus Syrien, damascensis Kleinäsien, oron-
tesensis Syrien, imisnlensis Tigris, Iriparlitus Indien; • — p. 190 Unio
laosensis Slam; — p. 191 Unio llalcigkensis , charloltensis , mecklen-
burgensis, gastonensis , weldonensis , aberrans, chalamensis, mediocris,
squalidus , livingslotieiisis , quadrilaterus , lucidtis, nasntidus, indefini-
tus , cistellaeformis , waccamawensis , pertenuis , perlucens , perlalvs
viridnlus, ablatus, curatus alle aus Nord-Carolina. ~ Derselbe Verf.
bildete in Journal of the Acad. of Philadelphia Y. p. 377. pl. 41—50
folgende neue Arten ab : Unio aethiops, funeralis, picetis, nocturnnSf
Wymani^ gralus, peraeformis , discnlus , piger y iiruguayensis, lepidus
sämmtlich aus dem Uruguay River, patelloides aus dem Amazonen-
flusse, trifidns von Buenos Ayres und occatns aus Bengalen. — U.
verae pacis Tristram Proc. zool. sog. p. 414 von Vera Paz. — U.
proechus und actephilns Bourguignat Revue de zool. XV. p. 19 aus
dem Vierwaldstädter See. — U. tientsinensis Crosse und Debeaux
Journal de Conchyl. XL p. 257. pl. X. fig. 1 aus dem nördlichen
China.
der Mollusken während des Jahres 1863. 303
Monocondylaea comprcssa Lea Proc. Philadelphia p. 190 von
Siam. — M, Mouholi ib. von Slam. — M. Wheafleyi Loa Journal
Philadelphia V. p. 399. pl. 50. fig. 307 aus dem Tigris in Assyrien.
Älastnodonta Sluarii Adams und Angas Proc. zool. sog. p. 417
aus Central-Australien.
Anodonta Dallasiana Lea Proc. Philadelphia p. 190 von der
^Mündung des Saskatchev^^an River, — A. dolearis Lea ib. ji. 193 von
Nord-Carolina, A. Bealei Lea ib. p. 194 von Texas. — A. Wynia-
7iii, rubicunda, Forbesiana und Urufjnayeiisis aus dem Uruguay River,
Caillavdii und Moricandii aus Brasilien. Aviazonensis aus dem obe-
ren Amazonenstrora sind neue Arten von Lea Journal Philadelphia
V. p. 390, abgebildet auf Taf. 44—49. — A. psammita und heheiica
Bourguignat Revue de zool. XV. p. 21 aus dem Vierwaldstädter-See.
iVycetopvs emarginalus Lea Journal Philadelphia V. p. 398 pl. 50.
üg. 305 von Siam.
Astartidae. dassatella Esquimalti Baird Proc. zool. soc. p. 70
von Vancouver Island. — C. anrora und Banksii Adams und Angas
ib. p. 426. pl. 37. flg. 15. 16 beide von Tasmania.
Lncinacea. Ltici?ia concentrica und Cuminqi Adams und Angas
Proc zool. soc. p. 426. pl. 37. fig. 19, 20 von Südaustralien.
Kellia subrugosa Souverbie Journal de Conchyl. XL p. 286.
pl. 12. fig. 7 aus Neu-Caledonien.
Lept07i translucidnm Souverbie Journal de Conchyl. XL p. 285.
pl, 12. fig. 6 von Neu-Caledonien.
Poronia atistralis Souverbie Journal de Conchyl. XL p. 287.
pl. 12. fig. 8 aus Neu-Caledonien.
Gardiacea. Cardlum HayesU Stimpson Proc. Philadelphia
p. 142.
Cycladea. Cydas (Sphaerium) madaqascariensis Tristram Proc.
zool. soc. p. 61 von Madagascar. — C. tumidum und Spokani Baird
ib. p. 69 aus Britisch Columbien.
Fischer fand Gelegenheit, die Anatomie der Cyrenen zu
untersuchen. Bemerkenswerth ist es, dase die Kiemen beider Seiten
sich hinten nicht vereinigen, und dass die Siphonen zwar vorhan-
den aber in einem sehr rudimentären Zustande sind. Er stellt sie
in die Nähe der Galateen. Journal de Conchyl. XL p. 5. pl. 4.
fig. 1-3.
Glauconomc Primeana Crosse und Debeaux Journal de Conchyl.
XL p. 177 und 256. pl. IX. fig. 1 aus dem nördlichen China.
PetriCOlidae. JSaranio rubifjinosa Adaras und Angas Proc. zool.
soc. p. 425. pl. 37. fig. 17 von Port Jackson.
Veneracea. Von der Monographie der Gattung Venus sind
304 Troschel: Bericht üb. d, Leist. in d. Naturg-escliichte
bei Lovell Reeve in Lief. 22G und 228 die 2. bis 23. Tafel erschie-
nen, wodurch sie bis zur IIG. Art fortg'eführt ist. Neu sind: V.
sphaerisulca Desh., Kennerleiji Carpenter, sufjillata Californien , gib-
bosula Desh., eburfiea, mnndulus, pilula, niuscaria, lactmalus, plum-
bea Westindien , aphrodinoides Südaustralien , aegrota Singapore,
Adaiiisii Japan, cilatus Swan River bilineata Californien, Isabellina
Sydney.
Von der Gattung Dione erschienen ib. die ersten 12 Tafeln
mit 62 Arten. Darunter sind neu: D. exspinata Central -Amerika,
alabaslrum, australica Nordaustralien, ustulata Swan River und
Neu-Caledonien, torresica Torres - Strasse, crocea Desh. Philippinen,
africana Australien ?
Von der Gattung Circe ist ib. der Anfang mit 10 Tafeln und
49 Arten geliefert. Die neuen Arten sind: C. fulgiirata, orbica,
sugiUatay trigona, ijüermedia, marmorola, fvmata, sämmtlich ohne
Angabe des Vaterlandes.
Chione Lordi Baird Proc. zool. soc. j)- 69 von Vancouver-
Island.
In den Malakozoologischen Blättern hat Römer eine kriti-
sche Uebersicht sämmtlicher Arten aus mehreren Cythereen-Gruppen
gegeben, nämlich p. 1 von Circe Schum. mit 19 Arten; p. 15 von
Crista Rom. mit 13 Arten; p. 26 von Dione Gray gleichfalls mit
13 Arten. — Ebenso ib. p. 95 von der Untergattung Sunetta mit
10 Arten.
Circe undata Dunker Novit, conch. p. 50. tab. 16. fig. 4—6 un-
bekannten Vaterlandes.
Mercenaria pavcilamellcila I)m\ker ib- p. 52. tab. 16. fig. 10— 12
von Neuholland.
Cytherea semiarala Dunker ib. p. 52. tab. 17. fig. 1 — 6 unbe-
kannten Fundortes.
Meretrix attemiata Dunker ib. p. 53. tab. 17. fig. 7 — 9.
Von der bereits im vorj. Berichte p. 716 erwähnten Monogra.-
phie der Molluskengattuung Dosinia Scop. (Artemis Poli) sind im
Jahr 18B3 die 2. — 7. Lieferung erschienen, und damit die Monogra-
phie abgeschlossen. Verf. beschreibt im Ganzen 103 Arten, die er
in 11 Sectionen theilt. Auf 16 Tafeln sind viele derselben abge-
bildet.
Dosinia sphaericulct, Mörchi, puella, cingidifera Römer Malak.
Bl. p. 87, sämmtlich ohne Angabe des Vaterlandes. — D. Diana
Adams und Angas Proc. zool. soc. p 424 von Südaustralien. — D.
Roemeri Dunker Novitates conch. p. 43. tab. 13. fig. 7 — 9 von
Guinea?
der Mollusken während des Jahres 1863. 305
Sunetla Aliciae Adams u. Angas Proc. zool. soc. p. 425. pl. 37.
lig. 18 von Südaustralien.
Tellinacea. Hiatula Monlrouzieri Adams u. Angas Proc. zool.
soc. p. 425 von Neucaledonien.
Fragilia ynnlaiensis Crosse und Debeaux Journal de Conchyl.
XI p. 78 u. 255. pl. IX. fig. 2 von Nordchina. Crosse fügt Beob-
aclitungen über das Thier bei, wonach die Gattung vorwandt mit
den Teilinen ist. Verf. glaubt, dass mehrere Teliinen, die keine
Seitenzähne haben, in diese Gattung eintreten müssen.
Semele crcnala und ada Adams und Angas Proc. zool. soc.
p. 426, erstere von Moreton-Bay, letztere von Adelaide.
Mactracea. Maclm rvgifera Dunker Novitates conch. p. 41.
tab. 18. fig. 1 — 3 aus dem Schwanenfluss.
In der Verwandtschaft von Trigonella und Cumingia stellte
S 0 u V e r bi e Journal de Conchyl. XI. p. 282 eine neue Gattung M on t-
ronziera auf. Von der Species M. clathrata pl. 12. fig. 5 aus
Neu-Caledonien hat Verf. nur eine Schale gesehen; das Thier ist
unbekannt.
Anatinacea. Der Schluss der Monographie der Gattung Ana-
tina mit Tafel 3 und 4, so wie Taf. 1 ist bei Lovell Reevein
Lief. 224 erschienen. Es sind 30 Arten. Die meisten sind darin
als neu bezeichnet: A. Cumingii YaAenc, siphonata, hullata Val. von
den Philippinen, Valenciennesii von China, flexnosa von Japan, ci-
slclla Molukken, attenvata Sydney, Blainvillei Val., conslHcla Nord-
Australien . labiala Ceylon, fnsmanica Tasmanien, navicnJa, faba
Neuholland, awphora Philippinen, recln Australien, cormgatn Phi-
lippinen, ragina Australien, limicola Japan, gracilis Australien, ar-
genlea, eximia.
Lyonsia saxicola Baird Proc. zool. soc. p. 70 von Vancouver-
Island.
Die Gattung Chamostrea Roissy (Cleidothaerus Stutch. mit der
einzigen Art ist bei Lovell Reeve in Lief. 224 auf einer Tafel
dargestellt.
Myacea. Die Gattung Tugonia ist bei Lovell Reeve auf
einer Tafel mit 6 Arten abgehandelt, von denen T. divaricata von
Ceylon, compressa von Westafrika und siplwnata ebendaher als neu
aufgeführt sind.
Pholadidae- Teredo TkomsonU Tryon Proc. Philadelphia p. 280
von Massachusetts.
Fischer beschreibt den Jugendzustand der Jouannetia Cu-
mingii Journal de Conchyl. XI. p. 224. pl. XL fig. 1 — 4.
Stimpson zeigt Silliman and Dana American Journal 35.
Archiv f. Naturg. XXX. Jahrg. 2. Bd. jj
306 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Natur ge seh. etc.
p. 455 an, dass die von Tryon aufgestellte Gattung Diplothyra
eingehen müsse, da die Art D. Smithii eine echte Martesia sei.
In einem Beitrage zu einer Monographie der Pholadacea be-
schreibt T ryon Proc. Philadelphia p, 143 zwei neue Arten Zirphaea
Gabbii von Japan und Xylotiya selacea von San Francisco, beide
abgebildet, und erklärt sich gegen die obige Aeusserung Stimp-
son's gegen seine Gattung Diplothyra.
Tnnicata.
Joshua Alder machte Annais nat. bist. XL p. 153 — 173
Bemerkungen über die britischen Tunicaten, mit Beschreibungen
neuer Arten. Sie beziehen sich auf folgende Arten : Ascidia pustu-
losa, ohliqua, rtidis, plebeia, acideata, pulchella, parellelogramma
Müll., Molcfula socialis, arenosa Aldet* Hancock, Cynthia squamulosa,
rosea, echinata Müll., mammillaris PalL, sulcatula, granulata, comata
Alder (ampulla Forbes Hanley), glacialis Sars, opalina, violacea, gros-
sularia Vanben., glomerata, Thylacium Normani, variegatmn; Diazona
hebridica Forbes Goodsir; Polyclinum succineuvi, cerebriforme, Ama-
raecium pomum Sars, papillosum; Sidnyum turbinatum Sav.; Para-
scidia ßabellata, Distoma vitreum Sars ; Botrylloides sparsa, pusilla.
Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen im
Gebiete der Entomologie w«Hhrend der J. 1863 — 64.
Von
A. Gerstaecker
in Berlin.
Bei dem vielseitigen und lebhaften Interesse; mit
welchem sich die wissenschaftliche Zoologie in neuerer
Zeit vorwiegend auf die Erforschung der Organisations-
verhältnisse und der Entwickelungsgeschichte der soge-
nannten niederen (wirbellosen) Thiere gelegt hat^ und
bei dem weitgreifenden Einfluss, welchen die auf die-
sem Felde gemachten, zahlreichen und wichtigen Entdek-
kungen auf die systematischen Anschauungen ausüben
mussten , stellte es sich gerade für diese schon durch
ihren übergrossen Formenreichthum bei weitem schwie-
riger zu übersehenden Thierkreise als ein besonderes Be-
dürfniss heraus, den status quo der Wissenschaft wieder
einmal in einem Compendium zu veranschaulichen. In
einem mit V. Carus gemeinschaftlich bearbeiteten ;,Hand-
bnch der Zoologie,^ dessen zweiter Theil (Leipzig 1863,
8. 642 pag.) die Wirbellosen mit Ausschluss der Weich-
thiere umfasst, hat Ref. eine auf den neueren Forschun-
gen basirte Bearbeitung des iVrthropoden-Typus (auf p. 1
— 414) zu geben versucht. Er ist in derselben besonders
bestrebt gewesen, die vier Classen der Arthropoden (die
Rotatorien sind von dem Typus ausgeschlossen geblieben)
einer mehr einheitlichen Darstellung zu unterziehen, als
dies in den meisten übrigen zoologischen Handbüchern,
insbesondere auch in dem sonst vortrefflichen v. d. Hoe-
ven'schen der Fall ist, indem er die einzelnen höheren
und niederen systematischen Gruppen nicht nur in ihren
308 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
morphologischen Beziehungen zu einander^ sondern auch
zum Typus im Allgemeinen zu erörtern versucht hat.
Natürlich konnten sowohl in dieser Richtung als auch —
und ganz besonders — in dem speziell systematischen
Theile mit Rücksicht auf den spärlich zugemessenen
Raum nur die wesentlichsten Verhältnisse und Formen
eine Berücksichtigung erfahren und es musste^ um den
bemerkenswertheren anatomischen, biologischen und die
Metamorphose betreffenden Beobachtungen auch nur eine
kurze Erwähnung zukommen zu lassen, von vornherein
von einer auch nur annähernd vollständigen Aufzählung
der Gattungen abgesehen werden. Verf. hat geglaubt,
mit einer derartigen Auswahl des Wesentlichsten und
in den verschiedensten Richtungen Wissenswerthesten dem
Zwecke eines Handbuches besser zu entsprechen als durch
eine IJeberrfüllung mit Namen, welche ohne beifolgende
Charakteristik doch keinen wesentlichen Nutzen bieten als
höchstens den der Orientirung beim Nachschlagen.
Verf. hat in dem vorliegenden Handbuche in Uebereinstimmung
mit den von ihm seit 12 Jahren abgefassten Jahresberichten vier
Classen der Arthropoden festhalten zu müssen geglaubt, indem einer-
seits die Myriopoden weder mit den Insekten (nach Brandt n. A.),
noch mit den Arachiiiden (L a m a r c k, B u r m e i s t e r), noch endlich
mit den Crustaceen (E r i c h s o n) verbunden werden konnten, ohne
einen der wesentlichsten Charaktere dieser Classen und zugleich ihre
scharfe Abgränzung gegen ^ie übrigen aufzuopfern, und indem er
andererseits die früher (Latreille, Erichson) vielleicht noch
berechtigten Zweifel an einer naturgemässen Vereinigung der Ento-
mostraken mit den höheren Crustaceen durch die neueren Forschun-
gen in diesem Gebiete als vollständig beseitigt ansehen musste. Für
die Abgränzung der Ordnungen innerhalb dieser Classen ist für den
Verf. — selbstverständlich neben einer möglichst naturgemässen
Auffassung derselben — eine Vereinfachung der Uebersicht und da-
her eine möglichste Beschränkung in der Zahl maassgebend ge-
wesen. Ganz besonders schien ihm dies in der Classe der Hexa-
poden (Insekten) nothwendig. wo nur die Wahl zwischen einer gros-
sen Zahl (15 — 17) oder der hier angenommenen geringen von 7 Ord-
nungen freistand, wo aber eine Reduktion um so weniger beanstan-
det zu werden brauchte , als in dieser Classe bekanntlich alle Ord-
nungen eine gleiche Rangstufe in Bezug auf die Vollkommenheit der
Organisation einnehmen. Es muss jedoch in Betreff dieser Ordnun-
der Entomologie während der J. 1863—64. 309
gen bemerkt werden, dass nur die der Coleoptera, Hymenoptera und
Lepidoptera als natürlich in sich abgeschlossene angesehen werden,
während den Dipteren und Hemipteren einzelne . sich ihnen nur
näher anschliessende Formen beigesellt, die Orthopteren und Neu-
ropteren aber gleich von vurnherein als künstliche Complexe diffe-
renter Formen, die nur durch gewisse Eigenthüralichkeiten mit ein-
ander verbunden werden, hingestellt worden sind. Diesen beiden
letzteren Ordnungen, welche nach der Verschiedenheit der Metamor-
phose auseinander gehalten worden sind, ündet sich die Mehrzahl
der Linne'schen Aptera, bekanntlich eine Zusamnienschachtelung der
heterogensten Formen, zuertheilt und denselben mussten auch solche
kleineren Gruppen eingereiht werden . welche in keiner der in sich
abgeschlossenen Ordnungen unterzubringen waren. Letzteres gilt
besonders von den Strepsipteren, welche trotz jeden Mangels einer
reellen Uebereinstimmung von manchen Autoren (vergl. Schaum,
Archiv f. Naturgesch. 1864. p. 145) mit aller Gewalt und in Folge
dessen natürlich mit vollständiger Verdrehung des Sachverhaltes
noch immer den Coleopteren aufgebürdet werden, die sich aber, wenn
sie nicht eine eigene Ordnung (nach Kirb}^ bilden sollen, naturge-
mäss eben nur der auch sonst nicht homogenen Ordnung der Neu-
ropteren anschliessen können. — In der Classe der Arachniden hat
Verf. geglaubt, ein gösseres Gewicht auf die Körpersegmentirung als
auf die bis jetzt für die Systematik geltend gemachte Form der Re-
spirationsorgane legen zu müssen ; er hat daher abweichend von den
früheren Systematikern unter der Ordnung »Arthrogastra« alle mit
deutlich segmentirtem Hinterleib versehenen Arachniden (Pedipalpi,
Pseudoscorpiones, Opilionina, Solpugina) vereinigt und als fünf wei-
tere Ordnungen die Araueinen, Acarinen, Tardigraden, Linguatulinen
und Pantopoden Pycnugoniden) angenommen. Die Eintheilung der
Crustaceen konnte bei der dermaligen Einsicht in die morphologi-
schen Verhältnisse der hierhergehörigen Formen, welche wenigstens
für die als Entomostraca bezeichneten noch eine viel zu oberfläch-
liche ist, nur eine durchaus provisorische sein, welche offenbar noch
wesentlichen Modifikationen unterliegen wird. Voraussichtlich wer-
den mit der Zeit die niederen Krebsformen in demselben Maasse in
weitere Ordnungen aufgelösst werden müssen , wie die Zahl der
letzteren unter den Malacostraceen schon jetzt allmählich verringert
werden konnte; der im vorliegenden Handbuch bereits vorgenom-
menen Vereinigung der Stomatopoden mit den Decapoden, zu denen
sie die allmählichsten Uebergänge erkennen lassen, würde vielleicht
eine Zusammenziehung der hier noch getrennt gebliebenen Amphi-
poden und Isopoden besser entsprochen haben, wenn nur hier nicht
die eigentlich vermittelnden Formen noch gefehlt hätten. Während
die Poecilopoden , deren systematische Beziehungen vielleicht durch
310 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
die untergegangenen Formen noch einmal eine nähere Erörterung
erfahren werden, vorläufig als eigene Ordnung belassen worden sind,
hat sich Verf. nach dem Vorgange Zenker's u. A. für die gänz-
liche Auflösung der Lophyropoden entschieden, die Ostracoden aber
den Branchiopoden zugewiesen. Den als »Entomostraca« vereinigten
Copepoden, Siphonostomen und Lernaeen, welche nach dem jetzi-
gen Stande der Kenntniss als ununterbrochene Entwickelungsreihe
eines und desselben Grundtypus angesehen werden müssen, schliesst
sich als siebente Ordnung diejenige der Cirripedien an.
Milae Edwards' ^Le^ons sur la physiologie et
Tanatomie comparce de rhomme et des animaux," welche
bereits früher in diesen Berichten herangezogen wurden,
scheinen in letzterer Zeit etwas in's Stocken gerathen zu
sein. Während d. J. 1862 — 64 sind nur der 6. und 7.
nebst der ersten Hälfte des 8. Bandes erschienen, welche
die Organe der Ernährung und Absonderung behandeln
und bei diesen vorzugsweise die Wirbelthiere berück-
sichtigen. In Bd. YII. p. 386 ff. werden die Harnwerk-
zeuge der Arthropoden nur sehr aphoristich behandelt
und besonders von den in Deutschland über dieselben
angestellten Untersuchungen verschiedene besonders wich-
tige ausser Acht gelassen ; die Beobachtungen über Harn-
ablagerungen in der Leibeshöhle der niederen Crustaceen
und Arachniden scheinen dem Verf. z. B. ganz entgangen
zu sein, obwohl die hierauf bezüglichen Angaben Zen-
ker's und Leydig von verschiedenen Seiten bestätigt
worden sind.
Eine besonders wichtige Quelle für das Studium
der Anatomie und Histiologie des gesammten.Thierreiches
und speziell auch für die Arthropoden verspricht ein
neues Unternehmen F. Lejdig's; „Vom Bau des thie-
rischen Körpers, Handbuch der vergleichenden Anatomie"
zu werden, von welchem im J. 1864 die erste Hälfte des
ersten Bandes erschienen ist. Gleichzeitig mit demselben
publicirt Verf. „Tafeln zur vergleichenden Anatomie," von
welchen ein erstes Heft (fol. Tübingen 1864) mit zehn
meisterhaft ausgeführten Kupfertafeln vorliegt und auf
welche Verf. in dem Text seines Handbuches Bezug
nimmt, deren weiterer Verbreitung aber freilich ihr hoher
der Entomologie während der J. 1863—64. 311
Preis entgegenwirken wird. Den (separat verkäuflichen)
Text des Werkes betreffend, so ist derselbe nach einer
Ankündigung auf drei Bände berechnet, welche jedoch
bei gleichmässiger Fortführung des Inhalts voraussichtlich
etwas stark ausfallen oder in ihrer Zahl leicht überschrit-
ten werden möchten, da das erste rorliegende, sich auf
278 Seiten concisen Druckes belaufende Heft ausser einer
allgemeinen Einleitung ausschliesslich das Nervensystem
der Strahl- und Gliederthiere behandelt. Werden alle
übrigen Theile des Werkes, wie zu hoffen, in gleich um-
fassender Weise ausgeführt, so kann sich die AYissen-
schaft zu demselben in der That Glück wünschen; denn
Verf., der durch seine zahlreichen und über alle Thier-
kreise ausgedehnten selbstständigen Untersuchungen zu
einem Unternehmen, wie das vorliegende, wohl mehr als
jeder Andere berufen ist, hat dasselbe in einer Weise
angelegt, dass es einen ziemlichen vollständigen Ersatz
für sämmtliche hier einschlägige Special- Arbeiten in mor-
phologischer und histiologischer Beziehung darbietet oder,
wo dieses nicht der Fall ist, auf dieselben bei der Fülle
der literarischen Hinweise in erschöpfender W^eise auf-
merksam macht. Nachdem Verf. einleitungsweise in sehr
ansprechender Form den Entwickelungsgang der ver-
gleichenden Anatomie gekennzeichnet, entwickelt er den
Aufbau des thierischen Körpers aus Form-Elementen und
Organen, indem er von der Zelle und ihren Metamorpho-
sen ausgehend, die sämmtlichen Gewebe einer ausführ-
lichen Darstellung unterwirft. Unter denselben kommen
für den Typus der Arthropoden besonders das zellig-
blasige Bindegewebe und das Cutikulargewebe in Be-
tracht, welches letztere vom Verf. auch jetzt noch wegen
der unzweifelhaften Continuität zwischen der Matrix der
Cuticula und dem zellig-blasigen Bindegewebe als eine
besondere Categorie des Bindegewebes in Anspruch ge-
nommen wird. Von den speciellen Organsystemen wird
das Nervensystem der Arthropoden allein auf 100 Seiten
(p. 179 — 278) abgehandelt und zwar zuerst in seinen all-
gemeineren, den ganzen Typus berührenden Verhältnissen,
312 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
nachher mit spezieller Rücksicht auf die einzelnen Ord-
nungen. Die Fülle der hier niedergelegten Specialun-
tersuchungen macht einen Auszug fast zur Unmöglichkeit.
Leydig, das Auge der Gllederthiere, Neue Un-
tersuchungen zur Kenntniss dieses Organs. Tübingen 1864.
4. 50 pag. (Gratulationsschrift der naturwissenschaftl. Fa-
kultät in Tübingen zum 50 jährigen Doktorjubiläum K. E.
von ßaer's.) Verf. hat seit den von ihm im J. 1855
veröffentlichten Untersuchungen über die Arthropoden-
AugeU; welche den bisherigen Anschauungen über dieses
Organ eine wesentlich veränderte Richtung gaben und
in verschiedenen seit jener Zeit von ihm gelieferten Ar-
beiten (Histologie, Daphniden u. a.) wesentlich erweitert
wurden, demselben Gegenstande utiunterbrochen seine
Aufmerksamkeit zugewandt und zahlreiche neue Beob-
achtungen angestellt, durch welche ihm seine frühere
Darstellung in allen w^esentlichen Punkten bestätigt er-
scheint, wiihrend andere bis dahin zweifelhaft gebliebene
eine nähere Erledigung gefunden haben. Da dieselben
ausserdem zur Ermittelung verschiedener neuer Thatsachen
geführt und es sich gleichzeitig als ein Bedürfniss heraus-
stellte, die zahlreichen in neuerer Zeit über denselben
Gegenstand von andern Forschern gemachten Angaben
mit den seinigen sowohl als untereinander in Vergleich
zu stellen, so giebt Verf. in der vorliegenden Schrift mit
einer historisch-kritischen Uebersicht der hauptsächlichsten
hier in Betracht kommenden Leistungen eine erneuete
Darstellung sämmtlicher Theilc des Arthropoden-Auges.
Einer besonders eingehenden Erörterung der zusammen-
gesetzten Augen (Hornhaut, Sklerotica, Chorioidea und
Iris, Stratum bacillosum der Retina, Sehganglion) folgt
eine gleiche für die Ocellen und ein zwischen beiden
vorgenommener Vergleich; sodann noch physiologische
Bemerkungen, die sich besonders auf die Weise des
Sehens und auf die (auch bei manchen Schmetterlingen
vorkommenden) leuchtenden Augen beziehen. Zur Er-
läuterung der vom Verf. hervorgehobenen histologischen
Verhältnisse finden sich in der 1. Lief, seiner „Tafeln
der Entomolooie während der J. 1863-64. 313
zur vergleichenden Anatomie" meisterhaft ausgeführte
bildliclie Darstellungen.
Bei Besprechung- der Modifikationen, welche die Cornea - Fa-
cetten der zusammengesetzten Augen in Betreff ihrer Wölbung dar-
bieten, bemerkt Verf., dass er sich an der Larve von Aeschna gran-
dis davon überzeugt habe, dass die aussen gewölbten Facetten in-
nen concav seien, wie es f unter Widerspruch von Seiten Will's)
bereits Swammerdamm für die Honigbiene angiebt. Als Skle-
rotika bezeichnet Verf. gegenwärtig diejenige Haut, welche das Auge
nach hinten gegen die Kopfhühle hin abscheidet, welche aber, wie
er sich jetzt überzeugt hat, zugleich das ganze Auge in Form einer
Kapsel umschliesst, vorn mit der Hornhaut zusammenfiiesst und in
manchen Fällen sogar recht derbhäutig erscheint. Verf. hat sie
bei Dytiscus marginalis, Sphinx convolvuli und Acherontia atropos
untersucht ; sie zerfällt in eine sehr viel dickere Seitenwand, welche
gleich der Cornea eine chitinisirte Cutikularbildung ist und aus zwei
Lagen besteht — und in einen viel dünneren Bodentheil, welcher
sich wie der Boden einer Weinflasche in das Innere erhebt und bei
den Sphingiden von einem Kranze langer Zacken, die vom hinteren
Rande der Sklerotika abgehen, umgeben ist. — In den als Chorioi-
dea und Iris bezeichneten Pigmentstraten konnte Verf. die bereits
früher von ihm angegebene Muskelfibrillen wiederholt mit voller Si-
cherheit feststellen ; bei Acherontia atropos löst sich jeder der vier
zu einem Nervenstab gehörenden Muskelstreifen innerhilb des Iris-
Gürtels in ein feines Büschel auf, so dass ein radiäres Muskelge-
flecht entsteht, welches die Bewegungen der Iris sehr erklärlich er-
scheinen lässt. Von Interesse ist die häufige Uebereinstimmung
zwischen der Farbe des Iris - Pigmentes und derjenigen der Haut
eines Insektes (Colias, Acridium). Eine durch die Anwesenheit zahl-
reicher Tracheenäste erzeugte glänzend weisse Zone, welche beim
lebenden Insekte einen rothen Schimmer zeigt, hat Verf. jetzt bei
verschiedenen Insekten (Sphinx, Acheruntia, Argynnis, Copris) aufge-
funden, bei Volucella und Aeschna auch die schon früher bei Eri-
stalis entdeckte schlauchartige Verbreiterung dieser Tracheenröhr-
chen. — Dass der »Krystallkegel« nur eine modificirte innere, ter-
minale Partie des Nervengewebes sei, hält Verf. nach neuen von ihm
beobachteten Präparaten (z. B. von Vanessa Atalanta, wo der Kry-
stallkörper äusserst klein ist und nur als Kern der sich über ihn
hin bis zur Hornhaut erstreckenden Schale erscheint) unverändert
fest. Bemerkenswerth ist, dass, während innerhalb der Sklerotika-
Kapsel überall eine sehr deutliche Isolirung der Nerven-Elemente
auftritt, dieselbe ausserhalb derselben sofort einer Plexusbildung und
zwar nicht nur im Opticus, sondern auch im Ganglion weicht. Letz-
314 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
teres lässt auch zuweilen (Acherontia Atropos) schwarze Pigment-
flecke erkennen und zwar nicht nur, wenn eine solche Pigmentabla-
g-erung innerhalb der Sklerotika vorhanden, sondern selbst dann,
wenn sie hier fehlt; in letzterem Falle (Formica, Timarcha, Meloe)
sind diese Pigmentanhäufungen im Ganglion opticum besonders stark,
Bei Gelegenheit der Nervenelemente bestätigt Verf. auch von Neuem
das Vorkommen von drei eigenthümlichen pigmentirten Nervenbün-
deln, welche auf verkümmerte Nebenaugen hinweisen; sie haben
sich ausser Procrustes auch bei Dytiscus, Timarcha und (zu vieren)
bei Formica vorgefunden. — Die Nebenaugen stimmen nach erneue-
ten Untersuchungen (an Apis mellifica) mit den Netzaugen durch
die Anwesenheit einer Sklerotika, Chorioidea und Iris so wie in der
Ausbreitung des Opticus zu einem Ganglion überein; die hier sehr
schwierig zu untersuchenden nervösen Endgebilde haben die Form
von gestielten Kolben, deren Stiele in Pigment eingesenkt sind, de-
ren vorderes Ende lichtbrechend ist. und welche auch sonst grosse
Aehnlichkeit mit den Nervenstäben der Netzaugen darbieten. Das
mittlere Stirnauge hat zwei Wurzeln welche aus beiden Gehirnlap-
pen entspringen. Die äusserlich weiss erscheinenden Ocellen man-
cher Orthopteren (Gryllus, Acridium) verdanken diese Färbung einem
weissen Pigment, unter welchem gleichfalls die Nervenstäbe in Form
von Kolben liegen. Bei den einfachen Aiigen der Schmetterlings-
raupen finden sich zunächst so viele Aeste des Sehnerven, als Ein-
zelaugen vorhanden sind; jeder derselben lässt eine birnförmige An-
schwellung , eine Umhüllung mit Pigment und einen aus diesem
hervorragenden halbkugligen Krystallkegel erkennen ; die aussen
linsenartig gewölbte Cornea ist innen concav und durch eine drei-
theilige Figur ausgezeichnet. — Nachdem Verf. sich nochmals für
die wesentliche Uebereinstimmung zwischen Netzaugen und Ocellen
ausgesprochen und die verschiedenen Ansichten (besonders Clapa-
r e d e's) über die Theorie des Sehens bei den Insekten beiirtheilt
hat, bestätigt er die interessante Angabe Kleemann's über die im
Dunkeln »gleich glühenden Kohlen« leuchtenden Augen der Sphinx
convolvuli; dieselben lassen dies Phänomen jedoch nicht jederzeit,
auch nicht bei jedem Exemplare erkennen , da Verf. es nur nach
längerer Buhe des Thieres und in einem dunklen Baume, in wel-
chen nur einzelne Lichtstrahlen eindrangen, wahrnahm.
Es mag hier gleichzeitig auf die wichtigen Mitthei-
lungen hingewiesen werden, welche Weismann in seiner
weiter unten ausführlich zu erörternden Abhandlung
über die nachembryonale Entwickelung der Muscinen
(Zeitschr. f. wissensch. Zoologie XIV. p. 280 ff., Taf. 26)
in Betreff der Genese des Insektenauges gemacht hat.
der Entomologie während der J. 1863 — 64. 315
Indem er die C lapar ed e'schen Angaben über den Auf-
bau der einzelnen Augenkammern meist bestätigt^ erwei-
tert er dieselben durch die in morphologischer und phy-
siologischer Beziehung gleich wichtige Entdeckung, dass
sich das Insektenauge aus zwei, lange Zeit hindurch,
vollkommen getrennten Thellen zusammensetzt, deren
einer unmittelbar aus den Hemisphären der Larve her-
vorgeht und das Ganglion opcicum darstellt, während
der andere, nämlich die slcii aus den (auch den ganzen
Kopf des Imago entwickelnden) Hirnanhängen hervor-
bildende Augenscheibe, alle übrigen Thelle des Auges
(Cornea, Crystallkörper und Nervenstäbchen nebst ihren
Hüllen) producirt. Eine von Claparöde abweichende
Angabe des Verf.'s Ist, dass nicht vier, sondern nur eine
ßildungszelle jeder Corneafacette entspricht; der Kern
dieser Zelle zertheilt sich allerdings in vier kleinere, sie
selbst aber nicht.
Das In Rücksicht seiner Funktion noch bei weitem
nicht genügend erforschte Corpus adiposum der Arthro-
poden hat Leydig Anlass zu neuen Untersuchungen
über die darin suspendirten Stoffe gegeben. In seiner Ab-
handlung: „Einiges über den Fettkörper der Arthropoden*^
(Archiv f. Anat. und PhysIoL, Jahrg. 1863. p. 192—203)
weist Verf. zunächst auf das weit verbreitete Vorkommen
von harnsauren Ablagerungen In demselben nicht nur bei
den verschiedensten Insekten, sondern auch In den Clas-
sen der Myriopoden (Julus , Polydesmus, Glomerls) und
der Arachniden (bei den Krätzmilben nach Gudden) hin.
Seine frühere x\ngabe, dass diese Harnconcremente bei
der Krätzmilbe In mit dem Darm coiiununlclrenden Blind-
säcken abgelagert seien, giebt Verf. gegenwärtig auf und
sieht sie gleichfalls als Im Fettkörper befindlich an.
Während bei Polydesmus complanatus die Concremente
von derselben rundlichen, concentrisch geschichteten Form
sind wie bei Julus terrestris, zeigen sie sich bei Glo-
merls so gross w^'e In den Nieren der Schnecken und
in manchen Thellen des Fettkörpers, z. B. in dem ersten
auf den Kopf folgenden Körperringe In erstaunlicher
316 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
Menge angehäuft. — Ausserdem finden sich nach den
Untersuchungen des Verf.'s in den Zellen des Fettkörpers
verschiedener Arthropoden krystallfnlsche Plättchen einer
eiweissartigen Substanz. Es wurden solche von ihm in
einem aus dem Kopf einer lebenden Aeschna-Larve heraus-
präparirten Fettkörperstreifen, ferner bei Tabanus und
Tipula, im Fostabdomen eines in Spiritus conservirten ßu-
thus afer, endlich auch in der Leibeshöhle lebender Exem-
plare von Scorpio Europaeus beobachtet. Diese Crystalle
sind V350 — V175'" grosSj gleichfalls in den Blasen des Fett-
körpers abgelagert, erscheinen von der Seite gesehen Stäb-
chen- oder spindelförmig, stellen aber Täfelchen mit ab-
gestumpften Kanten vor. Dass sie aus einer eiv\^eissartigen
Substanz bestehen, dafür spricht nicht nur ihre Licht-
brechung und Contourirung, so wie ihr Verhalten zu Al-
kohol und Essigsäure, sondern auch ihre Aehnlichkeit
mit den sogenannten Stearintafeln aus dem Dotter der
Batrachier. — Indem Verf. nochmals auf das Vorkommen
sehr grosser Zellen im Fettkörper mancher Arthropoden
(Ixodes, Phryganea) und eigenthümlich gefärbter, mit
Körnchen gefüllter Portionen ( Carabus auratus) aufmerk-
sam macht, bezeichnet er das Corpus adiposum als ein
„wahres Magazin der verschiedensten Substanzen," dessen
microchemische Erforschung ohne Zweifel noch einen reich-
haltigen Erfolg in Aussicht stelle. (Ueber dieden Fett-
körper der Hexapoden speziell betreffenden Mittheilungen
des Verf.'s siehe bei: Insekten!)
Der Curiosität halber führen wir hier noch eine
Reihe der überraschendsten Entdeckungen an, welche ein
auf allen Gebieten der beschreibenden Naturwissenschaft,
wie es scheint, gleich bewanderter Naturforscher Namens
Linde mann auch im Bereich der Arthropoden gemacht
hat. Dieselben sind im 36. und 37. Bande des Bulletin
des naturalistes de Moscou niedergelegt und erledigen
in sehr bündiger Weise die verschiedensten noch irgend
wie zweifelhaften Punkte im Gebiete der Anatomie, Hi-
stiologie und Physiologie der Gliederthiere, während sie
andererseits die bisher gültigen Untersuchungen, gleich-
der Entomologie während der J. 1863—64. 317
viel ob sie von den bewährtesten Forschern herrühren,
als vollständig irrig hinstellen.
Um z. B. die bisherige ganz iri'ige Ansicht vom Ȋusseren
Skelete« der Insekten zu widerlegen, hat Hr. L. (a. a. 0. XXXVII, 1.
p. 426 ff.) »Notizen zur Lehre vom äusseren Skelete der Insekten«
publicirt, aus denen, nach seiner Ansicht, hervorgeht, dass nicht nur
bei Lampyris noctiluca, an welcher er die folgende merkwürdige Ent-
deckung gemacht hat, sondern bei allen Insekten in's gesammt 1)
die Einlenkung der Coxa in den Thorax eine »amphiartrosis« (sie!)
ist, welche keine Bewegung zulässt und an der auch gar keine Mus-
keln vorhanden sind, welche eine solche hervorbringen können und
2) dass sowohl aus dem Ende der Hüfte als des Schenkels , der
Schiene und des letzten TarsengUedes ein resp. zwei Muskeln hervor-
gehen, die weiche Gelenkhaut durchsetzen und sich an der Aussenseite
des betreffenden folgenden Beingliedes (resp. Fussklaue) inseriren.
Diese »äusseren Muskeln« sind aber nicht einmal die einzigen, son-
dern Verf. hat noch eine Anzahl kleinerer Muskeln entdeckt, welche
in Form spindelförmiger Zellen auftreten und die Haare des Haut-
skeletes in Bewegung setzen! (Mit Rücksicht auf letztere kann man
die Entdeckung des Verf.'s wirklich als eine haarsträubende be-
zeichnen. Ref.}. — Aber hiermit nicht genug : In seinen »Zoologi-
schen Skizzen« (ebenda XXXVII, 2. p. 521 ff.) regalirt uns der Verf.
gleich mit einer ganzen Reihe von Entdeckungen, unter denen die
eine immer die andere an Wunderbarkeit überbietet. Zuerst »zieht
er den Fettkörper der Insekten, welcher als Spielart des gewöhnli-
chen Bindegewebes angesehen werden muss, in Analogie mit der
Milz und den Lymphknoten der Wirbelthiere,« was um so eher an-
geht, als ja »nach den neuesten Untersuchungen das Bindegewebe zu
den wichtigsten Geweben gezählt wird.« Sodann hat sich ihm schon
lange die Frage aufgedrängt , was wohl aus den Serikterien der
Schmetterlingsraupen werden möge. Nichts einfacher, als dies zu
entscheiden ! »Die Serikterien verwandeln sich in die Seitenstämme
des Trachealsystems« und zwar geht die allmähliche Umwandlung schon
»mit dem zunehmenden Alter der Raupe« vor sich (so dass diese also
ihr Cocon mittelst der Tracheenstämme spinnen raüsste!); der innere
Zellenbeleg der Spinngefässe sondert eine Cutikula ab, diese kräu-
selt sich und : fertig ist der Spiralfaden ! — Nachdem so die Histio-
logie um ein merkwürdiges Faktum bereichert worden ist, wird die
Metamorphose in ähnlicher Weise bedacht. Hier ist es nämlich die
Larve der Coccinella septempunctata, welche von den übrigen Co-
leopteren-Larven dadurch abweicht, dass sie sich gar nicht verpuppt;
ist sie ausgewachsen, so v/irft sie ihren Kopf, aber auch nur diesen
ab, bleibt dann 3 bis 4 Tage ganz regungslos, so dass man sie
318 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
schneiden, stechen und reissen kann, ohne ihr dadurch eine Bewe-
gung zu entlocken. Nach einigen Tagen bilden sich am Bauche
verschiedene Höcker hervor, welche aus Zellen bestehen, »die nichts
als Auswüchse des Fettkörpers sind;« während diese sich zu Flü-
geldecken und Beinen ausbilden, entsteht aus einer ähnlichen »ku-
gelförmigen Wucherung über dem After der Larve« — mirabile
dictu ! nichts anderes als »der neue Kopf der Coccinelle.« Das ist
aber nach des Verf.'s Ansicht gar nicht einmal das Merkwürdigste
bei der Sache; denn das Abwerfen des Larvenkopfes und das Her-
vorwachsen eines neuen aus dem Afterende der Larve hat er bei
den übrigen Käfern ganz ebenso bemerkt; das aufiallende für ihn
ist vielmehr, »dass sich die Raupe nicht verpuppt, sondern ganz
frei nach Aussen ihre Extremitäten entwickelt.« (Es ist zu bedauern,
dass Verf. nicht erwähnt, welche Stellung er bei dieser Beobachtung
angenommen hat; jedenfalls muss dieselbe eigenthümlich gewesen
sein, dass er dabei das Afterende, vwmit sich die Coccinellen-Larven
bekanntlich gestürzt aufhängen, für ihre Kopf angesehen. Jedenfalls
hat er in seiner Bemerkung recht, dass die Wissenschaft noch keine
Kenntniss von einer so eigenthümlichen Entwickelung eines Käfers
oder richtiger gesagt, von einer so eigenthümlichen Auffassung und
Darstellung hat). — Endlich theiltVerf. mit, dass er noch nirgends
in der Natur einer so geschraubten Oekonomie begegnet sei, wie
er sie in den Fussmuskeln der Phalangier gefunden habe ; hier sei
nämlich im Femur stets nur ein einzelner Muskel (Flexor) vorhan-
den, während bekanntlich bei den Insekten zwei solcher existiren,
und auch der' Muskel der »ersten« und »zweiten« Tibia sei ein
Flexor; dagegen fehlen Extensoren bei diesen Thieren vollständig.
Die Beobachtung derselben im Leben hat ihm nun gezeigt, dass
auch wirklich nur eine Flexion stattfindet, durch welche der Kör-
per gehoben wird, während derselbe beim Heruntersinken, was durch
die Schwere bewirkt wird, eine Extension von selbst mit sich führe.
Besonders eigenthümlich und neu sind auch die Beobachtungen des
Verf.'s über »fibröse Gelenkbänder« an den Beingelenken der Pha-
langier,
lieber die zwischen dem Hautskelet der verschie-
denen Arthropoden - Classen bestehenden Homologieen
hat J. Dana (On the homologies of the Insectean and
Crustacean Types, Americ. Journ. of science and arts
XXXVI. p. 233—235, Annals of nat. bist. 3. ser. XIII.
p. 16 — 18) seine Ansichten mitgetheilt. Dieselben sind
auf der vom Verf. erfundenen Idee der Cephalisation im
Thierreich basirt, welche er in verschiedenen, derselben
der Entomologie während der J. 1863 — 64. 319
Zeitschrift einverleibten Aufsätzen: On the higher sub-
divisions in the Classification of Mammals (a. a. 0. XXXV.
p. 65 — 71), On cephalization and on Megasthenes and Mi-
crosthenes in Classification (XXXVI. p. 1 — 10), The Clas-
sification of animals based on the principle of cephaliza-
tion (XXXVI. p. 321—352 u. XXXVII. p. 10-33, Edin-
burgh new philosoph. Journal, new ser. XIX. p. 75 und
260 fi*.) klar zu machen sucht.
Aus der Aufnahme, welche diesen Ausführungen des Verf.'s in
verschiedenen, besonders Englischen Journalen nach ihrer ersten Pu-
blikation erfahren haben — sie werden u. A. auch von Claparede
(Las principes de Classification animale de M. Dana, Archives d.
scienc. phys. et naturelles de Geneve XXI. 1864. p. 41 — 57) einge-
hend aualysirt — scheint hervorzugehen , dass man ihnen eine be-
sondere Bedeutung beilegt. Ref. muss dem gegenüber seinerseits
gestehen, dass er dieselben nur für unfruchtbare naturphilosophische
Spekulationen, welche in der leitenden Idee und den Prämissen
ebenso verfehlt als in ihren Resultaten unhaltbar sind, ansehen kann.
Muss es schon überhaupt als ein missliches Eintheilungsprincip er-
scheinen , wenn ein vorwiegendes oder ausschliessliches Eingehen
auf ein einzelnes aus dem organischen Zusammenhang gerissenes
Organ stattfindet, so ist die Wahl eines Körpertheiles wie gerade
der »Kopf«, dessen Homologieen für verschiedene Thiertypen nicht
nachweisbar sind und der als solcher — nach der vulgairen Auf-
fassung — ganzen Thierkreisen abgeht, einer nüchternen Betrach-
tungsweise gegenüber wohl ganz unzugänglich. Bekanntlich ist dem
Verf. die Idee der »Cephalisation des Thierkörpers«, d. h. eine Un-
terordnung seiner Gliedmaassen für den Bedarf des Kopfes zuerst bei
Betrachtung der Crustaceen aufgestiegen, bei welchen er sie als in
verschiedenen Graden der Ausbildung vorhanden nachgewiesen hat.
Jetzt glaubt er in dieser Idee u. A. auch den Schlüssel für den
Nachweis einer »angemessenen« Stellung des Menschen unter den
Säugethieren gefunden zu haben, obwohl er- bei einer später erfol-
genden Gegenüberstellung der Vertebraten und Articulaten selbst
zugiebt , dass Homologieen zwischen beiden nicht existiren. Nach
der Anschauungsweise des Verf.'s ist nämlich der Mensch das ein-
zige Säugethier, dessen vorderes Gliedmaassenpaar cephalisirt ist,
d. h. den Zwecken des Kopfes (also keinem anderen? Ref.) dient
und daraus ergiebt sich für ihn das fallerdings sehr abenteuerliche)
Resultat, dass der Mensch als einziger Repräsentant der Subclassis:
Archontia allen übrigen Mammalien gegenüber steht. Von der
Richtigkeit dieses Resultates ist Verf. um so mehr überzeugt, als
eine solche privilegirte Stellung des Menschen im Systeme seiner
320 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
Leistungsfähigkeit allein entspricht und er verfehlt daher auch nicht,
die neuesten Darlegungen Hu xley's, so überzeugend sie auch selbst
für den Laien sein müssen, in ihren für die Würde des Menschen
so destruktiven Resultaten von der Hand zu weisen. Die weitere
ebenso theoretischen Aufstellungen eines »Megasthenes« und »Mi-
crosthenes« können hier übergangen werden, da sie — wie über-
haupt kaum — für die Arthropoden-Eintheilung nicht in Betracht
kommen. Letztere werden vom Verf. noch in Gemeinschaft mit den
Würmern in Angriff genommen und der Cuvier'sche Terminus »Ar-
ticulata« dafür festgehalten ; nach dem Prinzip der Cephalisation
theilen sich diese Articulaten in drei Classen: Insekten, Crustaceen
und Würmer. Erstere umfassen ausser den Hexapoden auch die
Arachniden und Myriopoden. Während bei den Hexapoden drei
Paar Mundtheile vorhanden sind, ist bei den Arachniden die Ce-
phalisation schon dadurch etwas degradirt. dass ein Paar Kopfglied-
massen zu Beinen wird: bis bei den Myriopoden eine Decephalisa-
tion, und zwar wegen der stark vermehrten Zahl der Körperseg-
mente, zu Stande gekommen ist. (Sollte sich aber z. B. bei Scolo-
pendra nicht ebenso gut eine Cephalisation wie bei den Crustaceen
nachweisen lassen? Ref.). Noch mehr decephalisirt sind für <len
Verf. die Würmer, dagegen sehr vollkommen cephalisirt die Cru-
staceen. Nach diesen Betrachtungen wiid eine Znsammenstellung
oder vielmehr eine Aneinanderreihung von Vertebraten und Arti-
culaten veranstaltet, welche sonst allerdings wohl keinen rechten
Sinn hat, den Verf. aber durch die dabei erzielte Progression der
Gliedmaassenpaar - Ziffern zu befriedigen scheint. Es ergiebt sich
nämlich für ihn das überraschende Resultat, dass der Mensch 1 Paar,
»alle« anderen Vertebraten 2 Paar (auch die Schlangen?), die Insek-
ten 3 , die Spinnen 4 , die (Myriopoden werden hier wohlweislich
ausgelassen; Decapoden unter den Crustaceen 5 , die Tetradecapo-
den 7 Paar Beine haben, (Was soll hiermit wohl bewiesen wer-
den?) Für die Arthropoden ist das Resultat der obigen Betrach-
tung, dass Hexapoden, Octopoden (d, h. Arachniden) und Myriopo-
den nur Ordnungen einer und derselben Classe sein können, welche
den Decapoden, Tetradecapoden u, s, w. unter den Crustaceen ent-
sprechen, d. h. für den Kenner dieser Thiere mit anderen Worten:
das Resultat ist ein ebenso verkehrtes wie die zur Erzieklung des-
selben hingestellte Annahme, — Um nun den verschiedenen Grad
der Cephalisation bei einem Insekt und einem Krebs zu erläutern,
stellt Verf, folgendes Schema auf:
Insekt C. T. A^
1.2.3.4.5,6. 7.8.9. 10.11.12.13.14.15.16.17.18.19.20,21.
Krebs C,^ T, A.
der Entomologie während der J. 1863 — 64. 321
Aus demselben geht die irrige Auffassung der hier bestehenden Ho-
mologieen auf den ersten Blick hervor; sie ergiebt sich auch noch
ferner aus den vom Verf. hinzugefügten Erläuterungen , welche so
lauten: 1) dem Insekten -Typus fehlen die drei hinteren Segmente
der Crustaceen. 2) Kopf und Thorax der Insekten zusammen haben
die gleiche Segraentzahl (9) wie der Kopf der Decapoden allein (da-
her liegt denn auch nichts näher , als den Kopf der letzteren für
entsprechend dem Kopf 4- Thorax der Insekten anzusehen; doch
nach dem Verf. w^erden »bei jedem Thier« die Gränzen des Kopfes
durch die Anwesenheit der Sinnesorgane und Mundanhänge be-
stimmt !). 3) Kopf und Thorax der Insekten enthalten die Hälfte der
sämmtlichen Segmente (18), bei den Crustaceen '^s der Gesammt-
zahl (21). 4) Der Kopf der Insekten enthält 6 Segmente, d. h. V3
der Gesamratzahl, der Kopf der Decapoden 9 Segmente, d. h. %
der Gesammtzahl. 5) Die Visceralsegmente sind der 10. bis 14. Eing
beim Insekt wie bei den Decapoden, aber beim Insekt ist der 10.
der erste hinter dem Thorax, beim Krebs dagegen der erste hinter
dem Kopfe (so dass auch hieraus der wahre Sachverhalt leicht zu
entnehmen wäre. Ref.). Später folgt noch die sonderbare Bemer-
kung, dass die zweiästigen Beinpaare am Schwänze der Decapoden
die deutlichste Annäherung an die doppelten Beinpaare von Julus
erkennen lassen sollen (!). — Wenn wir hier schliesslich noch in
Kurzem auf den Versuch des Verf.'s, auch die Classe (oder nach
ihm: Ordnung) der Insekten in ganz neuer Weise zu classificiren,
eingehen, so ist der Grund allein der, um zu zeigen, zu welchen
Ungereimtheiten spekulative Ideen, denen jede reelle, auf Kenntniss
des Gegenstandes basirte Unterlage abgeht, führen können. Die In-
sekten stellen nach D. drei Hauptgruppen dar: 1) Ptero-prosthenics
oder Ctenopleia: a) Apipens (d. h. mit bienenartigen Flügeln): Hy-
menoptera, Diptera und Aphaniptera (1 ?). b) Amplipens : Lepido-
ptera, Homoptera und Trichoptera. c) Attenuates: Neuroptera. —
2) Ptero-mefasllienics oder Elytroptera: Coleoptera, Hemiptera und
Orthoptera. — 3) Thysamira oder Aptera: Lepismidae und Poduri-
dae. — Da diese Eintheilung an Unnatürlidikeit und Gewaltsamkeit
die Linne'sche noch weit übertrifft, so fragt man billig: wozu eine
hundertjährige Forschung, welche auf Abstellung irriger und man-
gelhafter Ansichten gerichtet war, wenn letztere nach langer Besei-
tigung als etwas Neues reproducirt werden? Welchen Zweck soll
es haben, wenn heut zu Tage eine Eintheilung der Neuroptera, wie
die folgende ist, gegeben wird?: 1) Apipenniformia: Termiten, Pa-
norpiden und eine noch unbekannte (!) Gruppe enthaltend. 2) Am-
plipenniformia: Planipennia, Psocidea und Perlidea. 3) Perattenuata
oder typische Neuropteren: Libellen und Ephemeren. — Der Natur-
Arclüv für Naturg. XXX. Jahrg. 2. Bd. V
322 Ger staecke r: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
Philosophie mögen derartige Systeme imponiren; dem Empiriker
können sie nur ein Lächeln abgewinnen.
Als das einzige sich über mehrere Arthropoden-
Classen erstreckende faunistische Werk liegt dem Ref.
das im vorigen Jahresberichte p. 33 bereits dem Titel
nach angezeigte Werk von L. Maillard: ^Notes sur
File de la Reunion (Bourbon)*' gegenwärtig schon in einer
zweiten Auflage (Paris, 1863) vor. Dasselbe iimfasst einen
Text in zwei Bänden (8.) und einen Atlas in gleichem
Format von 41 Tafeln. Die Aufzählung und Beschreibung
der auf der Reunionsinsel gesammelten Thiere nimmt den
zweiten Band des Textes und die Abbildung derselben die
14 — 41. Tafel des Atlanten ein. Die einzelnen Classen und
Ordnungen der Gliederthiere, von denen die in einem
eigenen Werke von V i n s o n bearbeiteten Arachniden
ausgeschlossen sind, haben als besondere Annexe des
Werkes eine separate Pagini rung erhalten und sind von
verschiedenen Autoren bearbeitet. Die Crustaceen von
Alph. Milne-Edwards 16 S. und 3 Taf., die Lepido-
pteren von Guenee 72 S. und 2 Taf., die Coleopteren
von i\ch. Dey rolle 21 S. und 1 Taf., die Orthopteren
(Lucas), Hemipteren (Sign or et), Neuropteren mitEin-
schluss der Libellen (S ely s-L ongchamp s), Hyme-
nopteren (Sichel), Dipteren (Bigot) und Myriopoden
(Lucas) zusammen 19 S. und 2 Taf.
Die von A. Milne Edwards bearbeiteten Crustaceen, 62 an
Zahl, gehören mit einer Ausnahme den Decapoden an und schlies-
sen verschiedene neue Gattungen und Arten in sich. Yon den In-
sekten sind am reichhaltigsten die Lepidopteren vertreten ; es sind
138 Arten aus verschiedenen Familien der Macrolepidopteren und
der PjTaliden, unter denen zahlreiche neue so wie verschiedene un-
vollständig bekannte nochmals charakterisirt und zum Theil in ihren
früheren Ständen erörtert werden. Von den 96 aufgeführten Co-
leopteren sind 13 (davon 10 Curculionen), unter 11 Orthopteren 2,
unter 16 Hemipteren 8, unter 8 Hymenopteren und 11 Neuropteren
keine, unter 42 Dipteren 1 und unter 3 Myriopoden 1 Art neu.
Ausserdem ist in faunistischer Beziehung eineUeber-
sicht über die numerischen Yerhältnisse der wirbellosen
Thiere der Provinz Preussen zu erwähnen, welche Ha-
gen in einer Schrift: „die Provinz Preussen," Festgabe
der Entomologie während der J. 1863—64. 323
für die 24. Versammlung^ deutscher Land- und Forst-
wlrthc, (Königsberg 18()3, 8.) zusammengestellt hat. Nach-
dem Verf. einleitimgsweise die klimatischen und Boden-
verhältnisse der Provinz, so weit sie auf die Gestaltung
und den Umfang der Fauna einen begünstigenden Ein-
fluss ausüben, erörtert und abermals auf die auffallende
Vereinigung südlicher und nordischer Thierformen in
Preussen hingewiesen hat, giebt er für die einzelnen
Classen, resp. Ordnungen der wirbellosen Thiere eine
historisch geordnete Zusammenstellung aller auf die fau-
nistische Kenntniss derselben bezüglichen Arbeiten und
der aus denselben gewonnenen numerischen Ergebnisse.
Von 8358 als in Preussen vorkommend verzeichneten
Thieren gehören 7932 Arten den Wirbellosen , unter
diesen wieder 7342 den Arthropoden an : nämlich 6941
den Insekten , 25 den Myriopoden , 281 den, Arachniden
und 95 den Crustaceen. Unter den Insekten sind die
einzelnen Ordnungen folgendermassen vertreten: Ortho-
ptera 172, Neuroptera 106, Coleoptcra 2718, Hymenoptera
1144, Lepidoptera 1468, Diptera 969 und Hemiptera 364.
C. Sundeva 11, Ett försök att bestämma de af Ari-
stoteles omtalade Djurarterna. I. Luftandande djur, eller
klasserna: Däggdjur, Foglar, Reptilier och Insekter med
Arachnider. (Kongl. Svensk. Vetensk. Akad. Handl. IV.
1864. no. 2. 148 pag. in 4.). — In deutscher Uebersetzung
erschienen unter dem Titel : Die Thierarten des Aristo-
teles von den Classen der Säugethiere, Vögel, Reptilien
und Insekten, von Carl J. Sunde vall. (Stockholm, 1863.
8, 242 pag.) Nach einer gedrängten Uebersicht des in
den Aristotelischen Schriften behandelten zoologischen
Materials, der für dasselbe gewählten Anordnung, nach
einer Schätzung der von Aristoteles gekannten Artenzahl
u. s. w. wird auf p. 189 — 239 der deutschen Ausgabe eine
Deutung der von ihm erwähnten, resp. näher bezeich-
neten Insekten, Arachniden und Myriopoden zu geben
versucht.
Dieselbe hat in vielen, ja sogar in den meisten Fäl-
len nur eine fragliche oder annähernd richtige sein kön-
324 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
nen. wie dies bei den sehr unbestimmten imd zum Theil
selbst irreführenden Angaben des Aristoteles über die
von ihm wenig- gekannten wirbellosen Thiere sehr er-
klärlich ist. üebrigens steht Verf. bei der Beurtheilung
der Aristotelischen Angaben zum Theil auf eigenen Füs-
sen, da ihm die wichtigste Arbeit über diesen Gegen-
stand, J. B. Meyer's Aristoteles' Thierkunde zur Zeit
der Abfassung der seinigen nicht bekannt gewesen ist.
Gr. V. Frauenfeld's Schrift „Ueber das Vorkom-
men des Parasitismus im Thier- und Pflanzenreiche^ (als
Festschrift zur fünfzigjährigen Jubelfeier der naturfor-
schenden Gesellschaft in Emden dargebracht. — Wien,
1864.8. 32pag.) giebt u. A. auch eine gedrängte Zusammen-
stellung der den drei grösseren Arthropoden-Classen an-
gehörigen wesentlichsten Schmarotzerformen nebst einigen
auf ihre Wirthsthiere bezüglichen Notizen.
I. Insekten.
Unsere Kenntnisse über die Entwickelung und Me-
tamorphose der Insekten sind wohl zu keiner Zeit durch
so zahlreiche und wichtige Beobachtungen bereichert und
in so wesentlichen, bisher allgemein als abgeschlossen
betrachteten Punkten modificlrt worden, als dies während
d. J. 1863 — 64 der Fall gewesen ist. Wir haben hier
zuerst auf die während eines Zeitraums von zwei Jahren
angestellten, ebenso mühevollen als in ihren Resultaten
ergiebigen Untersuchungen A. Weismann's über die
Entwickelung der Dipteren im Ei, wie während des
Larven- und Puppenstadiums einzugehen, welche vom
Verf. in vier verschiedenen , aber in engem Zusammen-
hang zu einander stehenden Abhandlungen publicirt wor-
den sind.
Die dem Datum nach erste dieser Arbeiten, welche
Verf. bei der medizinischen Fakultät zu Freiburg i. Br.
als Habilitationsschrift einreichte, führt den Titel ; „Ueber
die Entstehung des vollendeten Insekts in Larve und
dvr Entomologie während der J. 1863—64. 325
Puppe. Ein Beitrag zur Metamorphose der Insekten"
(Frankfurt a. M. 1.^(33. 4. 36 S. mit 3 Taf. — Separatab-
druck aus den Abhandlungen der Senckenbcrg'schen Na-
turforschenden Gesellschaft in Frankfurt a. M. 4. Bd.)
Verf. geht in derselben von den iVngaben S warn nie r-
damm's, Burmeister's und Agasslz's aus, wonach
sich bei den holometabolen Insekten die Imago bereits
unter der Körperhaut des letzten Larvenstadiums in allen
ihren wesentlichen Formthcilen ausgebildet findet, ohne
dass jedoch über ihre Entstehung innerhalb des Larven-
körpers bisher etwas Näheres bekannt war. Auch Agas-
siz hatte die Vorstellung festgehalten, dass die im Inne-
ren vorgehenden Umbildungen, da sie hauptsächlich Um-
gestaltungen der äusseren Körperform seien, von der
äusseren Haut der Larve ihren Ursprung nehmen möch-
ten. Dieser Annahme tritt aber Weismann auf Grund
seiner Untersuchungen bei den Dipteren gerade entgegen.
Nach denselben entwickeln sich nämlich nicht nur die
späteren Gliedmaassen (im weitesten Sinne, d. h. einschliess-
lich der Flügel), sondern auch die ihnen zugehörigen
Ringe des Thorax und Kopfes der Imago, ganz unab-
hängig von der Larvenhaut, im Inneren des Larvenkörpers
aus einzelnen, getrennt entstehenden Stücken, so dass
von einer Umwandlung der einzelnen Thelle des Larven-
körpers in die entsprechenden der Imago durchaus nicht
die Rede sein kann. Die ersten Anlagen dieser Neu-
bildungen, welche sich bereits in der frühesten Zeit des
Larvenlebens nachweisen lassen, treten in Form gang-
lienähnlicher, von einer selbstständigen Membran einge-
hüllter Zellenanhäufungen auf und zwar entwickeln sich
diese vom Verf. als „Bildungsscheiben" bezeichneten Thelle
entweder im Verlauf eines Nerven, dessen Leistungsfähig-
keit für die Dauer des Larvenlebens durch sie übrigens
nicht suspendirt wird , oder durch Wucherung des Peri-
tonal-Ueberzugs gewisser Tracheenstämme. So wird z. B.
der Aufbau des Thorax aus zwölf solchen Bildungsplatten
bewirkt, deren immer zwei nebeneinander In dreifacher
Wiederholung sowohl nach der Dorsal- als nach der
326 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
Ventralseite hin ihren Ursprung nehmen. Die ventral
gelegenen entwickeln als Anhänge die drei ßeinpaare,
während die Basis selbst die ventrale Hälfte je eines
Thoraxringes abgiebt; aus den dorsal liegenden werden
neben den Dorsal-Halbringen des Thorax selbst die Flü-
gel (Halteren am Metathorax der Dipteren), oder am Pro-
thorax Stigmenhörner, Kiemen hervorgebildet. Für den
späteren Kopf der Imago bildet sich die Anlage der
Netzaugen aus Zellenanhäufungen an zwei vom Gehirn-
ganglion ausgehenden Nervensträngen hervor, welche all-
mählich die Kugelgestalt annehmen. Dagegen gestalten
sich die Anlagen der übrigen Theile (Thoracalanhänge)
zu platten Scheiben, in deren anfangs gleichmässiger
Zellenanlage, je nach der Form des zu bildenden Theiles,
verschiedene Umbildungen vor sich gehen. Entweder
wächst die Zellenmasse zu einer gefalteten Membran
(Flügel, Thoraxwände) aus oder sie schnürt sich durch
Entstehung spiraliger Furchen zu einem einfachen Strang
(Fühler, Beine) ab oder sie spaltet sich zu einer grösseren
Zahl solcher Stränge (Tracheenkiemen der Tipularien-
Puppen).
Yerf. beobachtete diese Bildungsscheiben zuerst unter den
durchscheinenden Leibeswandungen der Larven von Simulia sericea
und mehrerer Chironomus - Arten und er konnte bereits an diesen
die ümwandkmg der sechs paarigen Dorsal- und Ventral Scheiben in
die drei Thoraxringe nachweisen. Den ganzen Verlauf ihrer Ent-
wickelung verfolgte er sodann an der Larve und Puppe von Musca
vomitoria, welche sich durch ihre bedeutendere Grösse besser zur
Zerlegung der einzelnen Theile eignete, und welche er daher in sei-
ner Abhandlung vorzugsweise zu einer ausführlichen Darlegung der
geschilderten Vorgänge heranzieht. In derselben ist besonders auf-
fallend, dass sich die primitiven Anlagen homologer Theile der Imago
aus verschiedenen Organsystemen der Larve hervorbilden sollen,
nämlich die Bildungsscheiben des Prothoraxringes so wie des ersten
und zweiten Beinpaares aus Nerven, diejenigen des Meso- und des
Metathoraxnnges mit seinen Anhängen dagegen aus dem Peritoneal-
Ueberzug von Tracheenstämmen. Dass sich die Sinnesorgane des
Kopfes aus einem »Gehirnanhang« des Ganglion supraoesophageum
der Larve hervorbilden, kann nicht wunderbar erscheinen ; nach den
Beobachtungen des Verf. 's sondert sich dieser der vorderen Fläche
der Hirnhemisphäre aufliegende Lappen bereits bei den Larven von
der Entomologie während der J. 1863—64. 327
0,5 Cent. Länge in einen napfartigen Basaltheil und einen von die-
sem aus nach vorn verlaufenden cylindrischen Strang. Aus letzte-
rem bilden sich fin analoger Weise mit den Beinen) die Fühler,
aus ersterem die Netzaugen, welche bereits bei der 1,4 Cent, langen
Larve als dicke wulstige Masse die ganze vordere und halbe untere
Fläche der Gehirnhemisphären bedecken, und an denen sich in der
Puppe aus einem sie bedeckenden oberflächlichen Lappen die facet-
tirte Hornhaut, aus dem nervösen Theil die Nervenstäbchen ent-
wickeln. Viel auff'allender muss dagegen die Anlage der Bildungs-
platten für die Ventralhälfe des ersten und zweiten Thoraxringes er-
scheinen; die unteren Prothorax -Scheiben entwickeln sich nämlich
nach Angabe des Verf.'s aus einer gemeinsamen ganglienähnlichen
Anschwellung, welche von dem zweiten aus der Unterseite des
Bauchmarkes entspringenden Nervenpaar gebildet wird, die entspre-
chenden des Mesothorax aus einem anderen, zu den Muskeln des
dritten Segmentes verlaufenden Nervenpaar. Im Gegensatze hierzu
entwickeln sich nicht nur die Bildungsscheiben für die Dorsalhälfte
der beiden hinteren Thoraxringe nebst ihren Anhängen (Flügel und
Halteren), sondern auch diejenigen für den Ventraltheil des Metathorax
und für das dritte Beinpaar aus einer Verdickung der PeritonealhüUe
eines Tracheenastes; eine solche kolbenartige Verdickung zeigt sich
bereits bei Larven von 0.7 Cent. Länge und zwar nicht weit von
dem Ursprünge des Tracheenastes da, wo er einen dünnen Zweig ab-
giebt. Später hebt sich diese Scheibe, welche zuerst in Form einer
Retorte dem Tracheenast in weiter Ausdehnung aufsitzt, immer stär-
ker von demselben ab, um schliesslich nur einer Seite desselben
aufzusitzen und in Betreff ihres Wachsthums in keiner Abhängigkeit
mehr davon zu stehen. Zur Zeit ihrer Loslösung von den Tracheen-
stämmen sind die Bildungsscheiben bereits so weit herangewachsen,
dass sie in der Mittellinie des Bauches und Rückens zusammen-
stossen; sie bilden jetzt einen geschlossenen Ring um den Nerven-
strang, der nebst dem Rückengefäss allein in den Körper der Imago
übergeht, während das Muskel- und Tracheensystem so wie der
Darmkanal der Larve vollständig zerfällt, um für die Imago neu
ausgebildet zu werden. — Indem wir uns Tiier auf eine gedrängte
Zusammenstellung derjenigen Punkte beschränken, welqhe den Kern
der höchst wichtigen und für die Entwickelungsgeschichte der In-
sekten offenbar Epoche machenden Beobachtungen des Verf.'s bil-
den, müssen wir in Betreff seiner speziellen Angaben über die wei-
tere Entwickelung der Bildungsscheiben zu den d«raus hervorge-
henden Gliedmassen u. s. w. , w^elche durch sehr instructive Abbil-
dungen erläutert werden , auf die Abhandlung selbst verweisen.
Dieselbe erörtert ausser der Entstehungsweise des vorderen Körper-
abschnittes von Musca vomitoi-ia — die Bildung des Hinterleibes bleibt
328 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
vorläufig unberührt — noch die Entwickelung der Tracheenkiemen
in der Larve von Simulia sericea so wie diejenige der Beine in der
Larve von Chironomus nigro-viridis.
Eine zweite Abhandlung des Verf.'s (in d. Zeitschr.
f. wissensch. Zoologie XIII. p. 107—220. Taf. 7—13) hat
„die Entwickelmig der Dipteren im Ei, nach Beobach-
tungen an Chironomus spec, Musca vomitoria und Pulex
canis^ zum Gegenstande. Besonders ist es das Ei der
beiden ersteren Arten, dessen Entwickelung Verf. eine
ebenso eingehende Beobachtung als ausführliche Darstel-
lung gewidmet hat. Dasselbe zeigte ihm bereits kurze
Zeit nach der Befruchtung und Ablage die ganze Ober-
fläche des Dotters mit einer dünnen Schicht einer voll-
kommen homogenen, stark h'chtbrechenden, bräunlichen
Masse, dem vom Verf. so genannten „Keimhautblastem"
umhüllt. Dieselbe lag der Eihaut dicht an, stand aber
an den beiden Polen ziemlich weit von ihr ab, zeigte
hier eine beträchtliche Dicke und ein allmähliches Ueber-
gehen in den Dotter ; in dem Räume zwischen ihr und
dem hinteren Pol lagen vier grosse, kuglige, stark licht-
brechende, auch von Robin beobachtete Zellen, welche
als „Polzellen" bezeichnet werden. Dieselben bilden sich,
wie Verf. zwar nicht an Chironomus, wohl aber an Musca
vomitoria beobachten konnte, zuerst als vier helle, kreis-
runde Flecken innerhalb des Blastems, welche sich bei
schnellem Wachsthum von diesem abschnüren und sich
nach der Isolirung von diesem theilen; eine Entstehung
derselben durch Knospung (nach Robin) findet nicht
statt. Die Bildung der Keimhaut geht nun in der Weise
vor sich, dass sich in dem Blastem zuerst helle runde
Flecke zeigen, welche zu scharf contourirten kugligen
Bläschen (Kernen) werden, um welche sich das vorher
der Eihülle glatt anliegende Blastem zu Kugelabschnitten
zusammenzieht. Nachdem durch Theilung und Vermeh-
rung dieser gellen die Oberfläche des Eies das Ansehen
einer Maulbeere erhalten hat, bildet sich unter dieser
Zellenlage eine neue Lage homogenen Blastems („inneres
Keimhautblastem" des Verf.'s), welches sich seinerseits
aber nicht (Köjliker, Robin) zu Zellen zerklüftet.
der Entomologie während der J. 1863—64. 329
sondern von der oberen Zellenlage (Keimhaut) behufs
ihrer Vergrösserung aufgenommen wird. Nach voUstän-
ständiger Absorption dieses inneren Blastems ist die Bil-
dung der Keimhaut vollendet und letztere wird nun zum
Keimstreifen umgewandelt. Durch fortwährende Thcilung
und Mehrung ihrer Zellen geht sie eine Verdickung ein^
welche am spitzen Eipole stärker ist und hier den
„Schwanzwulst" darstellt^ welcher bereits als ersten Aus-
druck des bilateralen Typus eine mittlere Längsfurche
erkennen lässt- Dieser Schwanzwulst wächst nun unun-
terbrochen gegen das vordere Ende des Eies hin, be-
vor er aber noch das erste Dritttheil der Länge über-
schritten hat, erhebt sich auf seinem vorderen Ende eine
breite, nach rückwärts gerichtete Falte („Schwanzfalte'^),
welche durch Bildung einer Duplicatur entsteht; an der
Stelle nun, wo sich diese Schwanzfalte erhebt, findet die
Zerreissung der Keimhaut, durch eine Drehung des Ei-
inhalts um seine Längsaxe hervorgerufen, statt und mit
ihr ist der Keimstreif gebildet, der dadurch gleichzeitig
in drei Theile, einen dorsalen, einen ventralen Schenkel
und die Kopfklappe zerfällt. Auf letzterer erhebt sich
jetzt in ähnlicher Weise wie auf dem Schwanzwulst gleich-
falls eine Falte, w^elche" die Kopfklappe als ein dicker
Wulst überwächst und deren mittlerer Theil dem seit-
lichen vorauseilt. Sowohl diese Kopffalte als auch die
Schwanzfalte zieht sich nun über den ventralen Schenkel
des Keimstreifens hinüber, wobei beide sich bedeutend
verdünnen und nur noch durch einen feinen Rand zu
erkennen sind. Indem die Ränder beider Falten zusam-
menstossen, entsteht ein zusammenhangendes Blatt, wel-
ches später den ganzen Keimstreifen überzieht und wel-
ches, vom Yerf. als „Faltenblatt'' bezeichnet, dem Zad-
dach'schen Hautblattc entspricht. Schon während des
Hinüberwachsens der KoplFalte beginnt die Theilung des
Keimstreifens in die beiden Keimwülste (Zaddach) ; an
der Stelle, wo sich diese zuerst vollständig ausbilden,
entstehen drei Kopfsegmente, welche sich besonders auf
der Innenseite schaif markiren , aber bei Chironomug
330 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
schnell verschwinden, nämlich stets früher, als die Kopf-
anhänge aus ihnen hervorgesprosst sind. Letztere (Man-
dibeln und zwei Maxillenpaare) entspringen nach dem
Verf. in Uebereinstimmung mit Z a d d a c h's Angabe di-
rekt aus den Keimwülsten, während die Fühler ihre Ent-
stehung den Scheitelplatten (dem Falten- oder Hautblatt
angehörig) verdanken. Nach Anlage dieser Kopfglied-
maassen beginnt sich die ganze Masse der Kopfplatte,
deren mit Dotter gefüllte Rückenspalte sich jetzt bis auf
eine kleine dreieckige Oeffnung geschlossen hat, in drei
Hauptgruppen zu sondern, von denen die beiden j,Kopf-
wülste" einfache Verlängerungen der Keimwülste, der
unpaare „Vorderkopf^ das vorderste Ende des Keimstrei-
fens ist Letzterer schnürt sich dann bei weiterer Ent-
wickelung immer deutlicher ab, indem sich die Kopf-
wülste nach vorn fortsetzen und um ihn herumbiegen;
indem er von letzteren durch eine tiefe Furche abgesetzt
wird, tritt er im Profil keulenförmig hervor und hat
hinter sich, da wo die Kopfwülste auseinandertreten,
in Form eines spitzen "Winkels die hintere Gränze
der späteren Mundspalte zu liegen. Nachdem sich auch an
dem gleichzeitig in seiner Entwickelung fortgeschrittenen
Schwanzwulst, an w^elchem sich das Faltenblatt bis auf
seinen verdickten Theil gespalten hat, der After Iiervor-
gebildet, tritt mit einer nochmaligen halben Umdrehung
des Embryo die zweite Entwickelungsperiode ein, in
welcher durch Zusammenziehung der Keimwülste die Glie-
derung der in ihrer Anlage vollendeten Körpertheile er-
folgt. Zunächst tritt eine engere Vereinigung der Ur-
theile des Kopfes zu einem Ganzen und eine Abschnü-
rung von dem Rumpftheil des Köi'pers ein; die Ventral-
schenkel der Kopfwülste nebst ihren Anhängen rücken
nach vorn, die dorsalen biegen sich dagegen nach hinten
über und hinter dem zweiten Maxillenpaar tritt eine
Querfurche auf. Gleichzeitig schnüren sich die Scheitel-
platten nach hinten ab, machen mit dem Vorwärtsrücken
der Kopfwülste, denen sie unmittelbar aufsitzen, eine
radförmige Drehung um 45" und schliessen, indem sie
der Entomologie wälirena der J. 1863—64. 833
sich vergrössern, die schmale, mit Dotter gefüllte Spalte,
welche in der Mittellinie noch zwischen ihnen übrig ge-
blieben war. Die Anhänge der Ventralschenkcl der
Kopfwülste beginnen gegen die Mittellinie hin zu wachsen
und verändern ihre bisherige quere Lage in eine schräg
nach innen und vorn gewandte; das zweite Maxillenpaar
wächst gGgen einander, drängt das erste vor sich hin
und vereinigt sich zur Unterlippe. Der Schluss des
Kopfes, welcher nach hinten durch das Aneinanderrücken
der Scheitelplatten bewirkt wurde^ geschieht vorn da-
durch, dass sich der Vorderkopf zwischen jene keilför-
mig hineindrängt und sich unter gabelförmiger Naht mit
ihnen verbindet; während sein hinterer Thcil zum Ciy-
peus, der vordere zur Oberlippe wird, bildet seine Un-
terseite die vordere Wand der Mundspalte. In derselben
Periode erfolgt auch die Abschnürung der Ursegmento
des Leibes in schneller Aufeinanderfolge von vorn nach
hinten, während ein Schluss der letzteren nach dem Rük-
ken hin erst während der dritten erfolgt; diese hat den
bisher angelegten Theilen ihre definitive Form zu ver-
leihen, die bisher gleichförmigen Zellenmassen aber gleich-
zeitig in eine oberflächliche und eine tiefere Schicht zu
theilen, um aus ersterer das Haut- und Muskelsystem,
aus letzterer das Nex^vensystem und den Darmkanal her-
vorzubilden. Diese dritte und letzte Periode nimmt bei
der Chironomuslarve drei Tage ein, während sich die
ganze embryonale Entwickelung derselben auf sechs Tage
beschränkt. — Die Eientwickelung von Musca vomitoria
unterscheidet sich von derjenigen des Chironomus haupt-
sächlich durch die Bildung des Keimstreifens , welche
ohne Zerreissung der Keimhaut vor sich geht und daher
auch nicht mit einer Verdickung am hinteren Eipole,
mit der Bildung eines Schwanz- und Kopfwulstes u. s. w.
verbunden ist. Das Faltenblatt hat dagegen hier dieselbe
und, wie es scheint, noch eine höhere Bedeutung, indem
durch die Ausdehnung desselben die Gränzen des Keim-
streifens bestimmt werden; ein Unterschied in der Bil-
dung desselben besteht bei Musca nur darin, dass Kopf-
332 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
und Schwanzfalte vor vorn herein in grösserer Ausdeh-
nung auftreten, dagegen aber auch eine weit geringere
Dicke haben und die äussere Gestalt der Keimhaut viel
weniger verändern. Die ganze embryonale Entwickelung
von Musca vomitoria, von welcher Verf. die während der
dritten Periode erfolgende Anlage und Ausbildung der
einzelnen inneren Organsysteme einer sehr eingehenden
Schilderung unterwirft, verläuft in dem geringen Zeit-
räume von 17 bis 26 Stunden und zwar fallen von diesen
5 bis 7 auf die erste, 6 bis 9 auf die zweite und ebenso
viele Stunden auf die dritte Entwickelungsperiode. —
Nach einigen Angaben über den Embryo der Pulex-
Larve aus dem Ende der zweiten Entwickelungsperiode
stellt Verf. schliesslich „Rückblicke und Folgerungen'^
zusammen, in welchen er die im Blastem entstehenden
Kerne als Neubildungen in Anspruch nimmt (dagegen die
Annahme ihrer Abstammung von dem Keimbläschen ver-
wirft), der Angabe von KöUiker und Robin gegen-
über das Bestehen der Keimhaut aus einer einfachen
Lage von Zellen betont, ferner die Bildung des Keim-
streifens, welcher, je nachdem die Keimhaut reisst oder
nicht, ein regmagener oder aregm agener sein
kann, als die Grundlage für den Aufbau des Arthropo-
den-Embryo hinstellt, besonders auch die Bedeutung des
„Faltenblattes^, welches von Zaddach, Leuckart und
Clapar^de irrig als Hautblatt aufgefasst worden ist,
für die Bildung der Scheitelplatten mit den Fühlern und
die Anlage des Afters hervorhebt. — Diese umfangreiche
Abhandlung des Verf.'s, aus welcher wir hier gleichfalls
nur die wesentlichsten und besonders die von den An-
gaben früherer Beobachter abweichenden Punkte hervor-
heben können, ist mit sieben durch Zeichnung und Stich
gleich ausgezeichneten Tafeln ausgestattet, welche die
bildliche Darstellung einer grossen Reihe von Entwicke-
lungsstadien des Eies und Embryo' s der oben genannten
Arten enthalten.
Die dritte Abhandlung Weismann's: „die nach-
embryonale Entwickelung der Museiden nach Beobach-
der Entomologie während der J. 1863 — 64. 333
tungen an Musca vomitoria und Sarcophaga carnaria"
(Zeitschr. f. wissensch. Zoologie XIV. p. 187—336. Taf.21
—27), welche eine unmittelbare Fortsetzung der vorher-
gehenden ist, behandelt die in der erstgenannten Arbeit
nach ihren Hauptresultaten kurz zusammengefassten Be-
obachtungen über die erste Anlage der späteren Körper-
theile der Imago während des Larvenlebens in sehr viel
ausführlicherer und auf alle dabei in Betracht kommen-
den speciellen Vorgänge eingehender Weise, giebt den-
selben aber zugleich noch dadurch einen Abschluss, dass
auch die in der Puppe behufs Ausbildung des vollkom-
menen Insektes eintretenden Veränderungen ihre voll-
ständige Erledigung finden. Verf. beginnt mit einer in
morphologischer und histologischer Beziehung gleich aus-
führlichen und verschiedene allgemein wichtige Beob-
achtungen enthaltenden Darstellung des gesammten ana-
tomischen Baues der Larve von Musca vomitoria, auf
deren theilweisen Inhalt wir in diesem Bericht noch ferner
zurückkommen werden. Dieselbe bildet die Basis für
die Besprechung der aus den Organen der Larve sich
hervorbildenden und, wie Verf. nachträglich festgestellt
hat, bereits im Eie angelegten „Bildungsscheiben^ für
den Aufbau des Imago - Körpers, für welche Verf. jetzt
die Bezeichnung „Imaginalscheiben" anw^endet. Ihre Ent-
stehung im Verlauf theils von Nerven, theils von Tra-
cheenästen wird^ so weit sie zum Aufbau des Thorax
dienen, auch hier festgehalten und noch specieller erör-
tert; für die „Kopfscheiben^ wnrd noch die erwei-
terte Angabe gemacht, dass aus den (bereits oben er-
wähnten) vom Gehirnganglion ausgelienden cylindrischen
Strängen, zwischen welchen, wie in einem Rahmen, das
vordere Ende des Rückengefässes ausgespannt ist, nicht
nur die Fühler, sondern auch die ganze vorde^-e und
untere Fläche des Fliegenkopfes entsteht. Die dem Pup-
penstadium der Muscinen zufallenden weiteren Vorgänge
sondert Verf. in zwei Perioden, von denen die erste die
Bildung der eigentlichen (innerhalb der sogenannten Pupa
coarctata entstehenden) Puppe, die zweite die Entwicke-
334 Gerstaecker: Bericht üh. d. wissensch. Leist. im Gebiete
Inng dieser zum vollkommenen Insekt umfasst. Die ei-
gentliche, hier von der erhärteten und contrahirten Lar-
veuhaut eingeschlossene Puppe entsteht bei den Muscinen
in einem sehr viel späteren Stadium als bei solchen In-
sekten, deren vollwüchsige Larve die Haut abstreift (Le-
pidoptera, Ilymenoptera u. s. w.). OefFnet man die Pupa
coarctata der Muscinen nach der Erhärtung und Ausfär-
bung ihrer Hülle; so findet man im Innern noch keinen
Puppenleib ; vielmehr wachsen die Imaginalscheiben erst
am dritten Tage zum Thorax, am vierten zum Kopf zu-
sammen und dann erst beginnt die eigentliche Entwicke-
lung der Puppe. Die Entstehung dieser ist bei den Mus-
cinen mit einer vollständigen histologischen Auflösung
sämmtlicher Larvenorgane („Histolyse" des Verf.'s) ver-
bunden und zwar beginnt diese am vorderen Körperende,
wo mit dem Heranwachsen der Kopf- und der Thorax-
scheiben i>owohl eine Zerstörung der sich innen von der
erhärteten Puppenhaut ablösenden „Hypodermis" (Matrix
der Chitinliaut) als der den vorderen Larvensegmenten
zukommenden Muskulatur verbunden ist, so dass am drit-
ten Tage nach der Verpuppung die Thoracalscheiben be-
reits unmittelbar unter der hornigen Schale der Pupa
coarctata liegen. Auch die Mundhaken der Larve mit
dem Schlundkopf, der Intima des Oesophagus und des
Saugmagens befinden sich gleich dem Tracheensystem in
seiner ganzen Ausdehnung um diese Zeit bereits im Ver-
fall, während die Muskeln der acht hinteren Leibesringe
noch nicht in der Auflösung begrifi'en sind. Der Aufbau
der Puppe aus den histologischen Elementen der Larve
beginnt mit dem Thorax ; die Bildungsscheiben desselben
schliessen sicli am dritten Tag« zu Ringen, deren letzter
zuerst noch vom fünften Larvenringe eingekapselt er-
scheint, während sie selbst zu dieser Zeit noch den spä-
teren Kopf der Fliege in sich bergen. Gleichzeitig mit
diesem Schhiss der Thoraxringe geht die Neubildung
der Tracheen und Stigmen, welche nur der Athmung
der Puppe dienen, vor sich ; die Hauptstämme der erste-
ren bilden sicli um die Larventracheen, die Endverzwei-
der Entomologie wiihroiul der J. 18G3— G4. 335
giingen dagegen selbstständig. Nachdem gleichfalls am
dritten Tage die Bildnngsscheiben des Kopfes zu der die
Schlundganglien einschliessenden Kopfblase verwachsen
sind^ tritt der neu gebildete, bereits mit deutlich abge-
gränzten Fühlern und Augen vei'sehene Kopf am vier-
ten Tage aus der vorderen Oeft'nung des Thorax hervor;
unterdessen gliedert sich das centrale Nervensystem in
das Ganglion infraoesophageum -und das Bauchmark, der
vordere Theil des Darmkanals zerfällt ebenso wie die
Muskeln des Hinterleibes, nachdem sie sich zur Herstel-
lung des Abdomen der Fliege contrahirt haben. Hiermit
ist die Bildung der Puppe, welche sich nun zu entwik-
keln anfängt, vollendet. Letztere Periode beginnt mit
dem fünften Tage und wird durch das Abheben der
Puppenhülle von der Körperoberfläche, von der sie durch
einen mit klarer Flüssigkeit gefüllten Raum getrennt
wird , eingeleitet. In die erste Zeit derselben (5. und 6.
Tag) fällt besonders die weitere Ausbildung der Glied-
maassen des Kopfes und Thorax, in deren zartwandigen
Hautschlauch, welcher zuerst nur einen Tracheenzweig
einschliesst, eine aus dem zerfallenen Corpus adiposum
der Larve ressortirende Fettmasse in Form von ,,Körn-
chenkugeln" eindringt und an denen gleichzeitig eine
Abschnürung der Glieder bemerkbar wird (Beine, Füh-
ler). Von besonderem morphologischen Interesse ist die
Entstehung der Mundtheile der Fliege, welche von der-
jenigen der Larve wesentlich abweicht; es wird z.B. die
Unterlippe nicht in zwei ursprünglich getrennten Hälf-
ten, sondern sogleich alä unpaarige Hohlrinne angelegt,
während sich die Mundborsten (als Oberlippe und Man-
dibeln gedeutet) nicht als cuticulare Bildungen zu erken-
nen geben, sondern selbstständig aus Zellen aufgebaut
werden. In die aus zwei Hälften entstehenden Oberkie-
ferborsten wird ein Strang eingeschlossen, welcher sich
zu dem (an ihrer Spitze mündenden) Ausführungsgang
der Speicheldrüsen umwandelt. Nachdem gleichzeitig mit
x\usbildung der äusseren Anhänge, zu denen noch die
Flügel und Halteren kommen, der Zerfall der Larven-
336 Ger sta ecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
Organe weiter vorgeschritten ist, entstehen vom siebenten
Tage an die der Image eigenthümHchen Organe, wie
die ersten Anlagen der Flügelmuskeln im Thorax, der
Aufbau des neuen, in besondere Abschnitte differenzirten
Darmschlauches, die Ausbildung der Netzaugen aus der
Augenscheibe, am spätesten das Tracheensystem. Die
einzigen Larvenorgane, welche mit in die Image hinüber-
genommen werden, sind das Rückengefäss und die Ge-
schlechtsorgane, nur dass erster es gleichfalls neu geformt
und gegliedert wird; letztere bilden sich in ihren Lei-
tungsapjDaraten, den accessorischen Drüsen und sonstigen
seitlichen Anhängen gleichzeitig mit dem neuen Darmrohre
aus, während die Geschlechtsdrüsen selbst nur beim männ-
lichen Geschlechte noch während der Puppenperiode ihre
volle Ausbildung erhalten. — Einer sehr speziellen Schil-
derung aller diese die einzelnen Organsysteme betreffen-
den Vorgänge und einer kurzen chronologischen Anein-
anderreihung derselben lässt Verf. noch Schlussbemer-
kungen folgen, in welchen er besonders die Wichtigkeit
der bei der Metamorphose der Muscinen -Larve eintreten-
den Histolyse hervorhebt, welche eine so allgemeine, sich
auf den ganzen Körper erstreckende ist, dass man hier
von einer Metagenese reden könnte, wenn nicht Larve
und Puppe sich dadurch als ein und dasselbe Individuum
manifestirten, dass, bei dem Mangel eines Wachsthums
während der Umwandlung , dieselbe Masse organischer
Substanz den Leib beider constituirt. Im Vergleiche mit
der Metamorphose anderer Insekten, z. B. der Schmetter-
linge, stellt Verf. übrigens jetzt die für die Muscinen von
ihm nachgewiesene als eine ganz besonders, vielleicht
ausnahmsweise durchgreifende hin. Bei den Schmetter-
lingen ist sie schon deshalb eine sehr viel weniger voll-
ständige, als hier der Puppe die Bewegung verbleibt,
während bei derjenigen der Muscinen die Lebenserschei-
nungen eine Zeit lang suspendirt werden ; sie unterschei-
det sich aber auch sehr wesentlich dadurch, dass im Kör-
per der Raupe nach speziell darauf gerichteten Unter-
suchungen des Verf.'s sich keine Thoracalscheiben bilden;
dor Entomologie während der J. 1863—64. 337
sondern dass die Entstehung des Piippenthorax von der
Hypodermls der Raupe ausgeht. In Betreff der dieser
Differenz zu Grunde liegenden Bedingungen, so vermu-
thet Verf., dass dieselben einfach auf die Anwesenheit
resp. den Mangel von Thoraxbeinen bei der Larve zu-
rückzuführen seien; er glaubt, dass sich bei dem Fehlen
solcher Gliedmaassen im Innern der Larve Imaginalschei-
ben bilden, während bei ibrer Anwesenheit die Beine der
Imago durch einfache Umwandlung aus den Larvenbei-
nen hervorgehen. (Freilich wäre damit noch nicht er-
klärt, w^ie aus den dorsalen Halbringen der Raupe die
hier nicht präformirten Flügel hervorgehen können, ab-
gesehen davon, dass bei den Larven vieler in nächster
Verwandtschaft stehender Insekten, z. B. vieler Käfer
von deutlich entwickelten Thoraxbeinen zu sehr rudimen-
tären und von diesen w^ieder zu ganz eingegangenen die
allmählichsten Uebergänge nachweisbar sind. Ref.) In
jedem Falle muss, wae auch aus den Untersuchungen des
Verf.'s hervorgeht, den gliedmaassentragenden Abschnitten
des Insektenkörpers eine sehr viel grössere Neubildungs-
kraft bei der Metamorphose beigelegt werden, als dem
Hinterleib, da sich dieser auch bei den Muscinen ohne
Anlage von Bildungsscheiben durch einfache Umwand-
lung aus den hinteren Leibesringen der Larve hervor-
bildet.
Es braucht von Seiten des Ref. kaum hervorgehoben zu wer-
den , eine wie allseitige und tiefgreifende Bedeutung den Unter-
suchungen des Verf.'s beizumessen ist . da eine jede Seite seiner
Abhandlung davon am besten Zeugniss ablegt. Die glückliche Lö-
sung so zahlreicher und schwieriger Fragei^, wie sie der vom Verf.
behandelte Gegenstand mit sich brachte, konnte nur durch vollstän-
dige Beherrschung der hier einschlägigen Literatur, durch Vertraut-
sein mit allen Mitteln der modernen üntersuchungsmethode , ganz
besonders aber durch die unermüdlichste Ausdauer in der Beob-
achtung ermöglicht werden. Wenn wir hier nicht näher auf die
zahlreichen wichtigen Resultate eingehen , welche die Abhand-
lung des Verf.'s für die Histiologie und besonders für die Histio-
genese liefert, £0 ist der Grund allein der, dass dieselben durch
andere, diesem Felde der anatomischen Forschung speciell zuge-
wandte Berichte bereits ihre volle Würdigung erhalten haben. Der
Archiv f. Naturg. XXX. Jahrg. 2. Bd. -^
338 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
durch den Verf. ]iachgewieseiie und bereits oben hervorgehobene
Vorgang der Histolyse des gesammten Larvenkörpers so wie des
Aufbaues der Imago aus amorph gewordenem Bildungsmaterial,
welcher nur die Annahme einer »freien Zellenbildung« zulässt, müsste
schon allein die Untersuchungen des Verf. 's als für die Cardinalfra-
gen der Gewebelehre besonders bedeutungsvoll hinstellen. Als in
gleichem Maasse ergiebig müssen sie aber auch für die Morphologie
erscheinen. Die bereits durch Rathke's und Zaddach's Unter-
suchungen dargelegten genetischen Beziehungen zwischen den Glied-
maassen und Ursegmenten des Arthropodenkörpers, welche trotz ihrer
vollen Evidenz noch in neuester Zeit von gewissen Seiten her —
wenngleich völlig niclitige — Anfechtungen erlitten haben,- werden
durch den Verf. auf das Vollkommenste bestätigt ; denn auch er weist
nach, dass es währenddes Embryonallebens deutlich geschie-
dene Segmente sind, welche die Gliedmaassen - Paare des Kopfes
(Mundtheile) produciren, so dass die Anlage des »Kopfes« aus sol-
chen trotz ihres frühen Verschwindens nicht in Abrede gestellt wer-
den kann. Erhielt in diesem und vielen anderen Fällen die Mor-
phologie durch, die Entwickelungsgeschichte eine sichere Stütze, so
darf sie andererseits, wie die Untersuchungen des Verf.'s zeigen,
doch nicht überall für die Deutung der einzelnen Körpertheile bei
der Imago einen sicheren Anhalt bei der Larve zu finden glauben,
da die häufige numerische Uebereinstimmung beider nach der Ent-
wickelungsgeschichte zu urtheilen keineswegs immer auf einer direk-
ten Umwandlung der ersteren aus letzteren beruht. Dies ist z. B.
schon bei den Mundtheilen der Fall, welche sich wenigstens bei der'
Imago der Muscinen als vollständige Neubildungen ergeben, in noch
höherem Grade aber am Hinterleibe, bei welchem ein Kückschluss
in Betreff der Zahl der Segmente von der Larve auf die Imago
nicht zulässig ist, indem, wie der Verf. sagt »die einzelnen Imago-
Segmente den Ijarvensegmenten genetisch nicht entsprechen.«
Gerade bei Musca, wo die addirte Zahl der vier Hinterleibs- und
der fünf Legeröhren-Segmente genau der Segmentzahl neun des Lar-
ven-Hinterleibs entspricht , findet eine Umwandlung der ersteren aus
letzteren nicht statt; vielmehr entstehen aus den neun Larven-
segmenten nur die vier eigentlichen Hinterleibsringe der Fliege,
während die Legeröhre als eine Wucherung der Hypodermis im In-
nern des letzten Abdominalsegmentes der Fliege angelegt wird. —
Von den zahlreichen anatomisch-physiologischen Angaben des Verf.'s
glaubt Ref. hier noch eine besonders hervorheben zu müssen, weil
sie eine weit und selbst allgemein verbreitete Annahme wenigstens
partiell widerlegt: dieselbe betrifft das Verhalten der Tracheen im
Insektenflügel. Während sich solche nach Herold u. A. in den
Rippen der Schmctterlingsflügel finden sollen und auf die Anwe-
7.
der Entomologie während der J. 1863—64. 339
senheit derselben selbst der Mechanismus des Wachsthums zurück-
geführt worden ist, ziehen sich nach W.'s Beobachtung die Tracheen
aus den Flügeln der Muscinen bei dem Verwachsen ihrer beiden
Blätter zurück, ohne dass neue vorgebildet wären. Es kann also
hier die Entfaltung der Flügel nicht auf Einpumpen von Luft, son-
dern vermuthlich nur auf dem Einströmen der Blutflüssigkeit in die
Hohlräume- der Rippen beruhen.
In einer vierten nachträglichen Mittheilung: ;,Zur
Embryologie der Insekten" (Archiv f. Anat. u. Physiol.
1864. p. 265—276. Taf. 7 b), kommt Verf. nochmals auf
die Bedeutung des sogenannten „Faltenblattes'^ für die em-
bryonale Entwickelung der Insekten zurück, um einerseits
auf Grund fortgesetzter Untersuchungen die Allgemeinheit
seines Vorkommens als sehr wahrscheinlich hinzustellen,
andererseits einen Vergleich mit dem Hautblatt der Wir-
belthlere, wie er nach v. Baer und Rathke auch noch
von Zaddach u. A. aufrecht erhalten worden ist, als
unstatthaft abzuweisen. Das von letzterem als Hautblatt
der Insekten bezeichnete Gebilde kann schon aus dem
Grunde nicht mit dem Hornblatt der Vertebraten ver-
glichen werden, weil es nicht nur anders entsteht, son-
dern sich auch anders weiter entwickelt. Ausserdem hat
sich Verf. abei' durch eine nochmalige, auch seinerseits
angestellte Beobachtung über die Entwickelung des Phry-
ganlden-EIcs davon überzeugt, dass ein oberflächliches
(llaut-)Blatt Im Z a d d a c h'schen Sinne , welches durch
spontane Spaltung des Keimstreifens zu Stande kommen
soll, überhaupt nicht existirt. Vielmehr haben ihm seine
Untersuchungen ergeben, dass auch bei den Phryganiden
das oberflächliche Blatt des Keimstreifens ein Faltenblatt
ist, welches ganz wie bei den Dipteren durch F.altcnbll-
dung vom Pvande des Keimstreifens aus zu Stande kommt.
Ueberhaupt sind die Vorgänge bei der Entwickelung in
dem Auftreten des homogenen Keimhautblastems, der
Polzellen u. s. w., kurz In allem Wesentlichen mit den-
jenigen bei den Dipteren übereinstimmend ; nur die Bil-
dung eines inneren Keimhautblastems wurde bei dem
Phryganiden-Eie vermisst. Diese Bestätigung seiner frü-
heren Beobachtungen führt den Verf. zu dem Schluss,
340 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
dass das „Faltenblatt '^ als eine den Insekten (ob den Ar-
thropoden im Allgemeinen?) durchaus eigenthümliche
Entwickelungserscheinung betrachtet werden muss, indem
es einem der Blätter des Wirbelthierkeimes in der That
nicht entspricht.
Claus (Zeitschr. f. wissensch. Zool. XIV. p. 42— 54.
Taf. 6) hat im Anschluss an die Forschungen Leuckart's
und Lubbock's erneueto Beobachtungen über die Bil-
dung des Insekteneies angestellt und zwar zunächst —
mit besonderer Rücksicht auf das noch immer nicht voll-
ständig durchsichtige Verhältniss zwischen Ammen und ge-
schlechtlichen Weibchen — an den Eier- und Keimstöcken
der Coccinen und Aphiden. An den sehr einfach gebil-
deten Eiröhren von Lecanium hesperidum, welche in
ihrem End- und Dotterfach die bekannten drei grossen
Dotterzellen enthalten, ist der Verf. gleich Lubbock
zu der üeberzeugung gelangt, dass die der Innenwand
der Eiröhre aufliegenden Epithelzellen, die Dotterbildungs-
zellen und die Eier eine gleiche Genese haben, d. h. dass
sie durch verschiedenartige Entwickelung aus gleichar-
tigen Elementen (Epithelzellen) hervorgegangen sind. Es
gelang dem Verf. nämlich sowohl bei der genannten Art
als auch bei Aspidiotus nerii die Eizelle in einem sehr
frühen Stadium zu beobachten , in welchem sie einen
schmalen Protoplasma - Ring im Umkreis des Keimbläs-
chens bildend, nicht sehr auffallend von den jungen Dot-
terbildungszellen verschieden ist. Auch bei Coccus cacti
und adonidum liess sich ein gleiches Verhältniss zwischen
der Eizelle und den Dotterbildungszellen nachweisen,
welche letztere übrigens hier in grösserer Zahl (zu 7 bis
10) im Endfache vorhanden sind. (Gelegentlich bemerkt
Verf., dass für ihn auch bei Coccus eine parthenogeneti-
sche Fortpflanzung, wenn gleich sie noch nicht beob-
achtet ist, nicht unwahrscheinlich sei ; bei Aspidiotus und
Lecanium bildet sie die Regel, doch hat er von iVspidio-
tus nerii Mitte October's auch befruchtete Weibchen ge-
funden, deren Receptaculum Spermatozoen enthielt, welche
eine auffallende Aehnlichkeit mit jungen Nematoden zeig-
der Entomologie wälirend der J. 1863—64. 341
ten). Bei den Rindenlänsen (Chermes) hat Verf. das ge-
netische Verhalten der Eizellen zu den Dotterbildungs-
zellen nicht feststellen können, vermuthet aber, dass es
auch hier ein gleiches wie bei den Coccinen sei. Bei
den geschlechtlichen Aphiden-Weibchen '^Aphis platanoi-
des) Hess sich mit Evidenz ermitteln, dass die Dotterbil-
dungszellen modificirte Epithelialzellen seien, indem sich
durch Umbildung und Vergrösserung der letzteren die
Zahl der ersteren allmählich vermehrt; aber auch für
die Eizellen lässt sich bei Sprengung der Eiröhren der
allmähliche üebergang zu den zunächst gelegenen peri-
pherischen Epithelialzellen feststellen. — In Betreff des
Endfaches der Keimröhren der viviparen Aphiden (Ammen)
stimmt Verf. mit Lubbock darin überein, dass er die
hl demselben befindlichen grossen Zellen für äquivalent
mit den Dotterbildungszellen der geschlechtlichen Aphi-
den-Weibchen hält. Zwar sind die Bildungszellen der
letzteren in der Regel auffallend grösser als diejenigen
der viviparen Aphiden, doch finden sich sowohl in dieser
Beziehung als in dem getrübt körnigen Ansehen dersel-
ben Uebergänge vor. Ein Unterschied zwischen dem ge-
schlechtlichen Weibchen und der Aphiden-Amme existirt
nur in so fern, als sich bei letzterer die Epithelialzellen
sehr frühzeitig in die den Dotterbildungszellen analogen
Zellen umwandeln, welch' letztere dann nicht vor der
Bildung der Eizellen eine bedeutende Grösse erreichen,
sondern unmittelbar die Keime liefern. Die Keimstöcke
der viviparen Aphiden sind bis auf ihre feinsten Struk-
turverhältnisse wirkliche weibliche Geschlechtsapparate
und die Keimzelle, in welcher bereits die der Furchung
analogen Vorgänge beginnen und deren WachstJium mit
diesem Prozess gleichzeitig fortschreitet, ist, wie der Verf.
sich ausdrückt, nur eine besondere, zur Parthenogenese
befähigte Eiform.
Unabhängig von Claus ist auch W e i s m a n n (Zeit-
schr. f. wissensch. Zoologie XIV. p. 291 ff., Taf. 27; durch
Beobachtung der noch unreifen Eiröhren von Musca vo-
mitoria und Sarcophaga carnaria, deren Entstehung als
342 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
Cutikiilarbildungen um solide Zellencylinder er nachweist,
zu dem Resultat gelangt, dass Dotterbildungszellen, Epi-
thelzellen und Eier nur Modiiicationen gleichartiger Ele-
mente sind, so wie dass, in Uebereinstimmung mit der
Angabe Lubbock's auch bei den Dipteren das Ei nicht
von einer einzigen Zelle abstammt, sondern aus der Ver-
einigung einer Anzahl von Dotterzellen und einer soge-
nannten Eizelle, hervorgehe. Letztere zeigt keinen Un-
terschied von den Dotterzellen, sondern zeichnet sich nur
durch ihre Lage im Grunde der Kammer, durch die
Persistenz ihres Kernes, welcher zum Keimbläschen wird
und durch die bei ihr zuerst auftretende Umwandlung
ihres Inhalts zu den dunkelen Dotterkörnchen aus.
Ueber die Entwickelung der ametabolen Insekten
(Orthoptera, Hemiptera) hatte bekanntlich R. Owen die
paradoxe Ansicht aufgestellt, dass dieselben ihr Larven-
und Nymphenstadium im Eie durchmachten und dass das
aus der EihüUe hervorgehende Individuum bereits als
Imago angesprochen werden müsse. Dass auch Murray
nach einigen von ihm beobachteten Thatsachen sich die-
ser Ansicht angeschlossen hat, haben wir im Jahresbe-
richte für 1858, S. 11 erwähnt, daselbst aber deren Rich-
tigkeit in Zweifel gezogen. Gegenwärtig hat sich denn
auch letzterer Autor durch wiederholte Untersuchung von
Phyllium- und Blatta -Eiern davon überzeugt, dass sich
Owen sowohl als er selbst in ihren Beobachtungen ge-
täuscht haben. In einer Abhandlung: „On the early
stages of development of Orthopterous Insects" (Journ.
proceed. Linuean soc, Zoology YIL p. 97 — 105) bestätigt
er, dass das von ihm in abgestorbenen Phyllium - Eiern
gefundene „Cocon^^ das Chorion und die davon einge-
schlossene „Puppe^ der vertrocknete Dotter gewesen sei.
In einer grösseren Anzahl wiederholentlich von ihm un-
tersuchter Blatta-Eier fand er allerdings neben unzw^eifel-
haften, mit langen Fühlern und gegliederten Beinen ver-
sehenen Blatta Embryonen mitunter auch fusslose, maden-
förmige Larven ; doch stellten sich letztere, durch welche
vermuthlich Owen zu seiner irrigen Ansicht geführt
der Entomologii' während der J. ISGo— 64. 343
wiirde^ als ClialciMicr-Larvon, also als Parasiten des Blatta-
Eics heraus. Hiernach steht Verf. jetzt von seiner An-
sicht, dass in dem Eic der ametabolen Insekten die frü-
heren Entwickelungsstadien des Individuums absolvirt wer-
den, ab, hält aber trotzdem noch die Ansicht aufrecht,
dass schon die imgeflilgeltenj noch nicht völlig ausgebil-
deten Thiere als Imagines angesprochen werden müssen;
indem er sich darauf beruft, dass z. B. in diesem Stadium
befindliche Hemipteren sowohl unter einander als mit
vollkommen ausgebildeten wiederholt in copula angetrof-
fen worden seien. Natürlich kann dies aber für die
Frage nicht entscheidend sein, einerseits weil die Fälle
immer nur exceptionellc sind, andererseits und besonders
aber, weil die Beobachtung darüber fehlt, dass solche
Copulationen auch eine Nachkommenschaft zur Folge
hatten.
Dass die Larve eines holometabolen Insektes, welche
in ihrer äusseren Körperbildung alle Charaktere des
Larvenstadiums an sich trägt und keine auch nur annä-
hernde formelle Aehnlichkeit mit der sich daraus entwik-
kelnden Image erkennen lässt, spontan eine ihr ähnliche
Nachkommenschaft und zwar durch eine ganze Reihe
von Generationen hindurch zu erzeugen im Stande sei,
musste noch vor Kurzem allen unseren Erfahrungen, die
sich fast auf zweihundertjährige Beobachtungen unzähliger
Insekten - Metamorphosen stützen , direkt widersprechen
und unglaublich erscheinen. Und trotzdem kann ein der-
artiges Faktum, wie es zuerst von Nie. Wagner in
Kasan an einer Cecidoniylden- Larve beobachtet worden
ist („Beitrag zur Lehre von der Fortpflanzung der Insek-
tenlarven,^ Zeitschr. f. wiss. Zoologie XIIl. p. 513 — 527,
Taf. 85 und 36) gegenwärtig auch nicht dem geringsten
Zweifel mehr unterliegen. Abgesehen davon, dass Wag-
ner selbst die Möglichkeit einer Täuschung, wie sie z. B.
durch ontozoische Parasiten hervorgerufen werden könnte,
durch die Beobachtung einer Anzahl aufeinander folgender
Generationen, bei denen der gleiche Vorgang sich in stets
übereinstimmender Weise wiederholte, von vornherein
344 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
beseitigt hatte , so ist die Fortpflanzung der genann-
ten Larve durch endogene Brutentwickelung gegenwärtig
bereits durch eine Reihe von Forschern, wie Me inert,
Pagenstecher, v. Siebold, v. Baer, Leuckart,
Hanin und den Ref. (welcher sie im Frühling 1865 in
der Naturforschenden Gesellschaft zu Berlin lebend vor-
zeigen konnte) vollständig anerkannt und durch fortge-
setzte Beobachtungen über allen Zweifel erhoben worden.
Wagner fand solche Larven bereits im August 1861
bei Kasan unter der Rinde von faulenden Ulmen, Linden
und Ebereschen und zwar zweierlei Arten, welche jedoch
nur in der Form des letzten Körperringes von einander ab-
wichen; die grössten derselben waren 5V2, die kleinsten
2 Mill. lang. Verf. entwirft von diesen Larven eine sehr
eingehende Schilderung sowohl ihres äusseren Körper-
baues als ihrer sämmtlichen inneren Organsysteme und
begleitet diese Schilderung durch meisterhaft ausgeführte
Abbildungen. Für die Entwickehmg der jungen Brut
im Innern der Leibeshöhe der Mutterlarve kommen von
diesen Organen nach der Darstellung des Verf.'s beson-
ders die Corpora adiposa, bei der vorliegenden Larve in
drei gesonderten Strängen vorhanden, in Betracht. Es
sind nämlich nach seiner Angabe die beiden grösseren
Stränge, welche sich zu den Seiten des Darmes durch
die ganze Länge des Larvenkörpers erstrecken, in wel-
chen sich die Tochterlarven bilden und auf deren Kosten
sie sich ernähren. Zuerst zeigen sich in diesen beiden
Fettkörper-Strängen kleine, weisse, undurchsichtige Flecke,
welche sich in „Embryonaltheile'^ umbilden ; dieselben
sind zuerst sphärisch oder ellipsoidisch und füllen sich
von der Peripherie aus mit gekernten Zellen, wachsen
sodann mehr in die Länge und lassen im Innern die Ab-
lagerung einer Dottermasse erkennen, aus welcher sich
durch Furchung der Embryo hervorbildet. Nach voll-
ständiger Ent Wickelung der jungen liarven, welche der
Mutterlarve in jeder Beziehung gleich sind und sich zu
7 bis 9 Individuen während eines Zeitraumes von 8 bis
10 Tagen im Innern derselben gebildet haben, sind die-
der Entomologie während der J. 1863—64. 345
selben noch In zarthäntigcn Schläuchen, den Hüllen der
ursprünglichen „Ernbryonalthcile", eingeschlossen. Die
Mutterlarve ist zu dieser Zeit keiner Ortsbewegung mehr
fähig, sondern kann nur noch mit ihrem vorderen Kör-
perthcil leichte Seitenbewegungen ausführen ; nachdem
auch diese aufgehört haben, zerreissen die jungen Larvan
zunächst ihre Hülle und bewegen sich frei in der Lei-
beshöhle der Mutterlarve, um sich dann schliesslich aus
deren Körper haut hervorzubohren. Bereits nach 3 bis 5
Tagen fängt auch in diesen jungen Larven derselbe Thei-
lungsprozess in den Fettkörpersträngen an, wobei aber-
mals Larven producirt werden, die den gleichen Vorgang
beobachten lassen. Obwohl Verf. diese Larven sich stets
in der angegebenen Weise vermehren sah, so glaubt er
doch, dass sie sich bei vorhandenen günstigen Bedingun-
gen auch verpuppen möchten, um ihre reguläre letzte
Entwickelungsstufe zu erreichen.
Die vom Verf. abgebildete und beschriebene Larve zeigte alle
Charaktere einer acephalen Dipteren-Larve und wurde bereits durch
v. Siebold (a. a. 0. p. 514, Anmerkung) als Cecidomyiden - Larve
in Anspruch genommen; Meinert hat durch die ihm geglückte
Zucht der Imago diese Ansicht vollkommen bestätigt. Wagner
beschreibt an dieser Larve die im dritten Körpersegmente hegen-
den Augen, die Fühler und die rudimentären Mundtheile, welche
nur eine Aufnahme flüssiger Nahrung (Pflanzensäfte) ermöglichen,
ein Paar doppelter Speicheldrüsen, einen auf die Speiseröhre fol-
genden ersten Magen mit zwei blinddarmförmigen Anhängseln, einen
zweiten von länglich ovaler Form, in dessen hinteres Ende zwei
Paar lange Vasa Malpighi einmünden und schliesslich einen dünnen,
mit einer Kloake endigenden Darm. Als etwas sehr eigenthümliches
ist ein im Lumen des Darmes beflndliches Gebilde hervorzuheben,
welches Verf. als eine von den Darmwandun^en unabhängige Röhre
bezeichnet; da dasselbe die Länge des Körpers viel mal übertrifft,
liegt es im Tractus vielfach zusammengefaltet, ohne jedoch in die
Blinddärme hineinzuragen. Das schwach entwickelte Tracheensystem
communicirt durch 9 Stigmenpaare nach aussen ; das Nervensystem
zeigt 14 Ganglien, deren grösstes, das Gangl. supraoesophageum im
4. und 5. Körp erringe gelegen ist.
Dass eine allen bisher über die P^ortpflanzungsweise
der Insekten gewonnenen Erfahrungen so direkt entge-
genstehende Beobachtung, wie die Wagner'sche, bevor
346 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
sie von anderer Seite bestätigt war. nur auf Unglauben
stiess, kann kaum befremden. Nicht mir, dass in der En-
tomologischen Gesellschaft zn London, wo die Beobach-
timg Wagner's mehrmals zur Sprache gebracht wurde,
z. B. von Seiten Stainton's, freilich ohne näheres Ein-
gehen auf die Sache, eine Verwechselung der Tochter-
larven mit Parasiten gemuthmaasst wurde (welcher An-
nahme sich indessen Westwood widersetzte); ja, es
wurde die durch Wagner an v. Sie hol d bereits im
J. 1861 eingesandte Abhandlung von diesem wiegen der
Unglaublichkeit der darin mitgetheilten Vorgänge der
Publikation bis zu ihrer anderweitigen Bestätigung vor-
enthalten und erst auf Anregung de Filippi's, welcher
die Wagner'schen Präparate selbst in Augenschein ge-
nommen hatte, gegen das Ende des Jahres 1863 (a. a. 0.)
veröffentlicht. Inzwischen hatte N. Wagner seine Be-
obachtungen fortgesetzt und nicht nur alle früher von
ihm gemachten Angaben bestätigt gefunden, sondern die-
selben auch dadurch einem Abschluss entgegengeführt,
dass er die schliessliche Verpuppung einer Larven- Gene-
ration wahrgenommen und das entwickelte Insekt kennen
gelernt hatte. Diese seine sich über den ganzen Ent-
wickelungscyclus des Insektes verbreitenden Beobachtun-
gen veröffentlichte W. demnächst in einer russisch ge-
schriebenen Abhandlung (50 pag. in fol. c. tab. 5. Kasan,
1862), auf welche zuerst durch v. B a e r (Bericht über
eine von Prof. Wagner in Kasan an Dipteren beob-
achtete abweichende Propagationsform, Bullet, de l'acad.
de St. Petersbourg VI. 1863. p. 239 f.) aufmerksam ge-
macht wurde. Nach den Mittheilungen des Letzteren hatte
Wagner ausser den bereits oben besprochenen That-
sachen in dieser zweiten (dem Datum nach: ersten) Ab-
handlung festgestellt, dass die Fortpflanzung durch Lar-
ven vom Herbst bis zum Frühjahr fortdauert, dass so-
dann aber (im Monat Juni) eine Verpuppung der letzten
Larvengeneration eintrete und dass aus diesen Puppen
ein kleiner Zweiflügler (nach Morawitz's Bestimmung
zur Familie der Cecidomyiden gehörig) hervorgehe. Nach-
der Entomologie während der J. 1863 — 64. 347
dem eine Paarung: stattgefimflen hat; legen die Weibchen
sehr grosse, aber wenige Eier, aus welchen mm wieder
die erste Generation der viviparen Larven ausschlüpft.
V. Baer bezweifelt zwar zuerst, im Anschluss an die
Wag ner'sche Beobachtung, die Entwickelung der neuen
Brut aus dem Fettköi'per, indem er es als wahrscheinli-
cher hinstellt, dass letztere aus ^unbestimmten Keimstök-
ken'^ hervorgehe; nachdem er aber sich durch eigene
Beobachtung von dem Entstehen der Tochterlarven in
den Seitensträngen des Fettkörpers überzeugt hatte (was
nach späteren Beobachtungen übrigens in Wirklichkeit
nicht der Fall ist), möchte er diese „lieber Dottermassen
nennen, wiewohl der gewöhnliche Fettkörper der Insek-
ten in seiner weitesten Bedeutung auch ein Ernährungs-
dotter genannt werden könne.''
Durch die Autorität v. Baer's gestützt, konnte die
Beobachtung Wagner's jetzt nicht verfehlen, dem so
äusserst merkwürdigen Vorgange die ^Aufmerksamkeit
anderer Forscher zuzuwenden und es handelte sich dabei
zunächst nur um das Auffinden gleicher Larven in ande-
ren Gegenden, welches nach den misslungenen Versuchen
V. Siebold's (bei München) zu urthellen nicht so leicht
zu bewerkstelligen war. Um so interessanter war es,
schon nach kurzer Zeit (im J. 1864) zu vernehmen, dass
der Zufall gleichzeitig zwei verschiedenen Beobachtern
an ziemlich weit von einander entfernten Orten gleiche
oder wenigstens ganz ähnliche Larven zuführte, deren
Beobachtung die Wagner'schen Angaben vollständig
bestätigte.
Zunächst erhielt diese wichtige Entdeckung N. Wag-
ner's eine Bestätigung durch Meine rt (Miastor raetra-
loas, yderligere oplysning om den af Prof. Nie. Wagner
nyligt beskrevne Lisektlarve, som formerer sig ved spi-
redannelse und : Om Larvespirernes oprindclse i Miastor-
Larven, Kroyer's Naturhist Tidsskr. 3. Räk. III, p. 37 und
83 if.. In deutscher Uebersetzung auch durch v. Si e b o 1 d :
„Weitere Erläuterungen über die von Prof. Nie. Wag-
ner beschriebene iiioektcnlarve, welche sich durch Sproa-
348 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
senbildung vermehrt/ Zeitschr. f. wissensch. Zool. XIY.
p. 394 ff. mitgethellt), welcher die erste Mittheilung W.'s
dadurch vervollständigte, dass er gleichfalls die Verpiip-
pung einer Larven Generation beobachten und das durch
die Zucht erhaltene Insekt bekannt machen konnte. Die
Entstehung der jungen Larven aus dem Corpus adiposum
der Mutterlarve sucht M. dadurch zu erklären, dass letz-
teres bei den Insekten ja überhaupt der Rest desjenigen
Bildungsstoffes sei, aus welchem der Körper der Brut
aufgebaut werde, üebrigens basirt dieser Ausspruch nicht
auf eigener Beobachtung des von Wagner angegebenen
Vorganges, da M. nicht die erste Anlage der Keime, son-
dern nur Embryonen mit bereits ausgebildeter Körper-
ringelung zu sehen Gelegenheit hatte. Die ihm vorlie-
genden Larven wurden am 10. Juni 1864 bei Frederiks-
dal unter der Rinde eines ßuchenstumpfes gefunden und
glichen ganz den Wag ne r'schen ; in verschiedenen Mut-
terlarven konnte Verf. 13 bis 20 junge erkennen und
diese letzteren ausschlüpfen sehen. Ausserdem fanden
sich zahlreiche, beträchtlich kleinere und schlankere, wel-
che sich verpuppten und nach einer Woche das entwik-
kelte Insekt in grösserer Anzahl lieferten. Dasselbe ge-
hörte gleichfalls den Cecidomyiden an und wird vom
Verf. als neue Gattung und Art unter dem Namen Mia-
stor metraloas beschrieben. Verf. vermuthet nach den zu
verschiedenen Jahreszeiten von Wagner und ihm selbst
erzielten verschiedenen Resultaten, dass die auf geschlecht-
lichem Wege zu Anfang des Sommers producirten Lar-
ven sich während des grösseren Theiles des Jahres (bis
zum nächsten Frühling) durch Sprossenbildung vermeh-
ren möchten, um dann wieder eine Generation der Imago
zu liefern. In Betreff der von Wagner gegebenen
Darstellung der Larve bemerkt er, dass dieselbe 10 Stig-
men-Paare, nämlich ein solches auch am 3. Körperringe
besitze.
Gleichzeitig mit Mein er t beobachtete auch Pagen-
stecher („Die ungeschlechtliche Vermehrung der Flie-
genlarven," Zeitschr. f. wissensch. Zoologie XIV. p. 400
der Entomologie während der J. 1863—64. 349
^415, Taf. 39 und 40) eine aicli in gleicher Weise fort-
pflanzende Cecidoniyiden - Larve, welche er im Juni 1864
in Pressriickständen von Runkelrüben (aus einer Zucker-
fabrik in Calbe herstammend) in massiger Anzahl zu-
sammen mit anderen Insektenlarven, Poduren, Mvriopo-
den, Acarinen und Anguillulen vorfand^, welche aber durch
geringere Grösse (nur bis 2,b Mill. Länge) und durch
den Stachelbesatz der Leibesringe von der durch Wag-
ner beschriebenen abwich. Die von letzterem ge-
schilderte Art der Fortpflanzung konnte P. an den ihm
eingesandten Larven gleichfalls beobachten, indem ihm
einerseits gleich von vornherein Mutterlarven vorlagen,
andererseits die von oolchen geborenen Larven neue Brut
entwickelten ; dagegen gelang es ihm nicht, eine Ver-
puppung und die Zucht der Imago zu bewirken. Indem
Verf. in seiner Darstellung der einzelnen Theile des
Larvenkörpers die von Wagner gemachten Angaben der
Hauptsache nach bestätigt, glaubt er ihm jedoch darin
widersprechen zu müssen, dass die junge Brut sich in
und aus dem Fettkörper der Mutterlarve entwickelt. Ob-
wohl ihm wegen Mangel an genügendem Untersuchungs-
material die erste Entstehung der Keime nicht vollstän-
dig klar gCAvorden ist, glaubt er doch so viel als sicher
hinstellen zu können, dass dieselben unabhängig vom
Fettkörper im hinteren Leibesende entstehen und erst
bei fortschreitendem Wachsthum mehr nach vorn ge-
schoben werden, um sich unregelmässig zwischen die
übrigen Organe abzulagern. Die jüngsten Keime, denen
Verf. den Charakter von wahren Eiern vindicirt, sind
Kugeln von 0,05 Mill. Durchmessef, welche nicht durch
direkten Zuwachs aus dem Fettkörper, sondern mittelst
Resorption aus dem allgemeinen Ernährungsmaterial durch
ihre Hülle hindurch eine allerdings sehr rapide Grössen-
entwickelung einschlagen. Diese Eier entstehen im Kör-
per der Larve in grösserer Zahl als später Embryonen
zur Entwickelung gelangen; gewöhnlich gehen von 15
Eiern nur 7 einer weiteren Ausbildung entgegen und
von diesen bilden sich nur 4 bis 5 zu Embryonen aus.
350 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissenfch. Leist. im Gebiete
Bei der Fiirchung der etwas grösser gewordenen Eier
fand Verf. nur vier helle Kugeln vor, deren weitere
Zerklüftung bald die Sonderung einer grosszelligen Em-
bryonalanlage von der Dottermasse erkennen liess ; erst
bei einer Länge des Eies von 0^25 Mill. beginnt die Seg-
mentirung, welcher dann allmählich die Bildung der Fett-
körper, der Ganglienkette, der Augen, des Darmes u. s. w.
folgt. Bezüglich der Entstehung des Eies macht der
Verf. auf drei Gruppen von Zellen aufmerksam, welche
näher in's Auge zu fassen sein möchten; die eine der-
selben findet sich unter der Einmündung der Vasa Mal-
pighi um den Mastdarm gelagert, eine zweite an der
Verbindungshaut des vorletzten und letzten Leibesringes
und eine dritte von besonders grossen und hellen Zellen
an der Innenseite des letzten Körpersegmentes, deren
Ablösung und Ausbildung zu Eiern wohl denkbar wäre.
(Dass bei diesen Larven ein wirklicher, vom Fettkörper
unabhängiger Keimstock existirt, ist gegenwärtig durch
Leuckart und Hanin festgestellt. Ref.)
Verf. beschreibt den Körper der von ihm beobachteten Larve
gleichfalls als aus 14 Segmenten bestehend, von denen das erste die
Fühler und Mundtheile trägt, während das unter der Rückenhaut
liegende und stark verschiebbare Doppelauge bei ausgestrecktem
Körper dem dritten Ringe anzugehören scheint. In der gleichfalls
sehr eingehenden Darstellung, welche P. sowohl von dem Körper-
Integument als den Innern Organen seiner Larve giebt, finden sich
verschiedene von den Wagner'schen abweichende Angaben, welche
zum Theil auf der spezifischen Verschiedenheit des vorliegenden
Objektes beruhen mögen, anderentheils aber auf die Untersuchung
selbst zurückzuführen sind. Die von W. als blinddarmförmige An-
hänge des Magens bezeichneten Gebilde möchte Verf. für Speichel-
drüsen ansehen; die von W. als solche bezeichneten vorderen Drü-
sen konnte er selbst nicht auffinden. Das im Darmkanale beünd-
liche, zusammengefaltete Gebilde, welches W. als eine von den In-
testinalwandungen unabhängige Röhre bezeichnet, hält Verf. für ein
erstarrtes Sekret, welches vielleicht aus den Speicheldrüsen stammt,
in keinem Falle aber als ein Theil des Darmkanales selbst anzu-
sehen ist.
Ein Resumc über die vorstehenden Beobachtungen
W a g n e r's , Meiner t's und B a g e n s t e c h e r's wurde
der Entomologie während der J. 1803—64. 351
von Loew „Bericht über die lebendig gebärenden Di-
pteren-Larven, welche in den letzten Jahren beobachtet
worden slnd'^ (Berliner Entomol. Zeitschr. Vlll. p. V ff.)
gegebeji.
Lesp es, Observations sur les fourmls neutres (Annal.
d. scienc. natnr. IV. s(Sr. XIX. p. 241— 251. pl. 6. — Deut-
sche üebersetzii ng In Zeitschr. f. d. gesammt. Naturwiss.
XXIII. p, 12 ff.) hat Arbeiter-Ameisen verschiedener ein-
heimischer Gattungen und Arten auf die Entwickelung
ihrer Geschlechtsorgane untersucht und durch seine Mit-
theilungen einen nicht unwichtigen Beitrag zur Kenntniss
der Parthenogenesis gegeben, w^enngleich er bei seinen
Untersuchungen wieder auf diese Lehre, noch auf die
von andern Forschern heiriihrenden, den gleichen Gegen-
stand betreffenden Beobachtungen (z.B. Leuckart über
Formica rufa) nach Art seiner Landsleute irgend welche
Rücksicht nimmt. Die Ovarien zeigten bei den von ihm
untersuchten Arbeitern je nach den Gattungen und Arten
einen verschiedenen Grad der Entwickelung. Eine ein-
zelne Eiröhre jederseits fand sich bei Formica truncata
und der kleinköpfigen Form von Formica pubescens;
dieselbe war bei ersterer Art sehr kurz und mit wenigen,
bei letzterer beträchtlich länger und mit zahlreicheren Ei-
keimen erfüllt. Die grossköpfige Form (Soldat) der For-
mica pubescens Hess jederseits zwei Eiröhren von an-
sehnlicher Länge erkennen. Die Arbeiter von Myrmica
scutellaris hatten zwar jederseits nur eine Eiröhre, in
dieser aber ausser grossen Eikeimen je ein legereifes Ei.
Zahlreichere Eiröhren zu jeder Seite fanden sich bei For-
mica quadripunctata (4), congerens (o) und Polyergus
rufescens (7); in denselben waren die Eikelme bald auf
beiden Seiten in gleicher Weise, bald (Form, congerens)
nur einseitig stärker und selbst bis zum legereifen Eie
entwickelt. Uebrigens zeigten die verschiedenen Indivi-
duen mehrerer Arten in Betreff der Zahl der Eiröhren
merkliche Differenzen (z. B. 3 bis 8 bei Polyergus), die sich
selbst auf die beiden Ovarien eines und desselben Indivi-
duums erstreckten; in keinem Falle wurden aber Anhangs-
352 Ger staecker: Bericlat üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
Organe am Ovidukt wahrgenommen (wie sie Leuckart
dagegen wenigstens ausnahmsweise beobachten konnte).
Für die bereits durch v. Siebold gemuthmaasste
parthenogenetische Fortpflanzung der Gallwespen ist eine
von Walsh gemachte Beobachtung, welche Osten-
Sacken ^^Ueber den wahrscheinlichen Dimorphismus der
Cynipiden -Weibchen'' (Stettin. Entom. Zeit. 1864. S. 409
— 413) mittheilt und näher bespricht, von Interesse. An
Quercus tinctoria kommen in Nord- Amerika während des
Frühlings zugleich mit den Blättern zahlreiche grosse
Aepfelgallen zum Vorschein, aus welchen sich im Juni
beide Geschlechter einer Cynips-Art (C. spongifica Ost.-
Sack.) entwickeln. Indessen nicht alle diese Gallen schlü-
pfen aus, sondern es bleiben deren viele zurück, aus
denen die Insetten erst im October bis November oder
selbst im nächsten Frühjahr hervorgehen; es sind dies
sämmtlich Weibchen, welche sich überdies von denjeni-
gen der Sommergeneration durch Grösse, Färbung, Skulp-
tur und selbst in der Fühler- und Hinterleibsbildung
unterschieden — daher sie von 0 s t e n-S a ck e n als eigene
Art unter dem Namen C. aciculata beschrieben wurden.
Da nun die gleichzeitig und an denselben Orten entste-
henden Gallen beider Formen platterdings nicht zu un-
terscheiden sind, so vermuthet W^alsh in der letzteren
eine zweite Form des Weibchens, welche er vorläufig
und freilich nur aus dem Grunde, weil Männchen zu
dieser Zeit nicht vorhanden sind, in Verdacht hat, dass
sie, ohne befruchtet zu sein, im Herbst Knospen anste-
chen, aus denen im Frühling nur männliche C. spongifica
hervorgehen möchten (?). Verf. vermuthet gleichzeitig
in den agamen Cjnips- Arten Hart ig's ebenfalls dimor-
phe Weibchen anderer nach beiden Geschlechtern be-
kannter Arten.
Einen ihm freilich nur mitgetheilten Fall von Par-
thenogenesis bei einem Schmetterlinge brachte Girard
(Bullet, soc. entom. 1863. p. 3ö) zur Sprache. Derselbe
betrifft die Saturnia Cynthia, von welcher durch eine
Mme. Donzel nur sieben weibliche Exemplare auf ein-
der Entomologie während der J. 18G3-64. 353
mal gezooen wurden; ohne mit Männchen in Berührung
gekommen zu sein, legten dieselben entwickelungsfähige
Eier. Girard zeigte die Cocons der aus diesen Eiern
stammenden Raupen vor.
Dagegen bestätigt derselbe »Note sur les cocons doubles du
Sericaria mori« (Annal. soc. entom. 4. ser. III. p. 89) mit Rücksicht
auf die im vorigen Jahresberichte erwähnte Befürchtung Tigri's,
dass die bei Bombyx mori beobachteten Fälle von Parthenogenesis
auf Täuschung durch Doppel-Cocons beruhen möchten, die Angabe
Lucas', wonach solche Doppel-Cocons stets eine männliche und
weibliche Puppe enthalten, durch einen gleichen Befund in fünf von
ihm untersuchten Fällen.
Das sporadische Vorkommen viviparer Insekten- Ar-
ten ist in neuerer Zeit für verschiedene Ordnungen, wo
man es bisher kaum vermuthet hatte, nachgewiesen wor-
den, so z. B. unter den Coleopteren für einzelne Staphj-
linen und Chrjsomelen. In Australien ist gegenwärtig
von Scott (Description of an ovo-viviparous Moth, be-
longing to the genus Tinea, Transact. entom. soc. ofNew-
South- Wales I. p. 33—36. pl. 4) sogar eine vivipare Motte
beobachtet und zur Kenntniss gebracht worden. Ein
Exemplar dieser mit dem Namen: Tinea vivipara beleg-
ten Art wurde beim Fangen mit der Hand gedrückt und
Hess hierbei aus seinem Hinterleib zahlreiche kleine Rau-
pen hervortreten. Die Constantheit dieser Eigenthüm-
lichkeit wurde durch Beobachtung weiterer Individuen,
welche auf Nadeln gespiesst, Raupen gebaren, festgestellt.
In Bezug auf die Vererbung gewisser Eigenthüm-
lichkeiten bei der Copulation heterogener Individuen ist
ein von Shepherd (Proceed. entom. soc. of London
1863. p. 146) mitgetheilter Fall von Interesse, in welchem
ein in gewöhnlicher Weise grau gefärbtes Individuum
des Biston betularius mit einem anderen in copula ge-
troffen wurde, welches der gelegentlich im Norden Eng-
lands vorkommenden schwarzen Varietät angehörte. Die
Zucht der aus den Eiern hervorgehenden Raupen ergab
zwölf Schmetterlinge, von denen acht die normale Fär-
bung zeigten, während vier der schwarzen Varietät an-
Archiv f. Naturg. XXX. Jahrg. 2. Bd. X
354 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
gehörten; zehn Exemplare waren Weibchen, von den
beiden Männchen das eine schwarz gefärbt.
Auch Copulationen zwischen verschiedenen Arten
und selbst Gattungen von Insekten wurden wieder beob-
achtet. Besonders ist in dieser Beziehung eine von P e-
ragallo (Annal. soc. entom. 4. ser. III. p. 663) gemachte
Mittheilung von Interesse, weil sie eine solche Copula-
tion zwischen zwei immerhin recht diff'erenten Formen
als eine öfter wiederkehrende hinstellt. Verf. fand
nämlich bei längere Zeit hindurch fortgesetzten Beob-
achtungen über Luciola Lusitanica, welche er zur Ermitte-
lung der Lebensweise dieser Art in Nizza anstellte, zu
wiederholten Malen Ragonycha melanura (Fab. ?) mit der
genannten Luciola in fester Vereinigung und zwar stets
erstere auf letzterer sitzend; dass hier beide Individuen,
wie Verf. anführt, Männchen gewesen seien, ist kaum
glaublich.
Künckel (Bullet, soc. entom. de France 1864. p.49)
traf bei Zermatt ein Männchen der Strangalia melanura
Lin. mit einem Weibchen der Leptura livida Fab. in
Begattung.
Ref. kann diesen Fällen einen dritten von ihm selbst
beobachteten hinzufügen, welcher gleichfalls zwei ver-
schiedene Arten aus allerdings sich sehr nahestehenden
Gattungen betrifft. Er fand ein Weibchen der Tipula
oleracea Lin. mit einem Männchen der Pachyrrhina sca-
laris Meig. in Begattung und konnte ihr festes Zusam-
menhaften noch längere Zeit nach dem Aufspiessen bei-
der beobachten.
lieber die bereits im vorigen Jahresberichte (p. 19)
vorläufig erwähnten Hermaphroditen der Honigbiene,
welche in dem Engster' sehen Bienenstocke zu Constanz
mehrere Sommer hindurch in grosser Individuenzahl zum
Vorschein kamen, liegen gegenwärtig ausführliche Mit-
theilungen von Menzel, v. Siebold und dem Ref. vor.
Menzel („Hymenopterologische Beobachtungen. IL Ueber
Zwitterbildung bei den Bienen*^, Mittheil. d. Schweizer.
Entomol. Gesellsch. no. 3. p. 41 — 56) berichtet nach Hin-
der Entomologie während der J, 1863 — 04. 355
weis auf clnii^o ans anderen Insoktenordniin.i^cn bekannt
gewordene Zwitterbildun^-en und nach Wiederholung
der durch Dönhoff und ihn selbst früher gelieferten
Charakteristiken einzelner Hermaphroditen der Honigbiene
über den von ihm an dreissig aus dem Eugster'schen
Stocke erliaUencn Hermaphroditen gemachten Befund,
der sich hauptsächlich auf die äussere Körperbildung die-
ser merkwürdigen Missgeburten bezieht. Dieselben haben
die Grösse der Arbeiterbienen, sind der Mehrzahl nach
mit dem Wehrstachel, sehr viel seltener mit (unvollstän-
dig entwickeltem) männlichen Copulationsorgan versehen
und haben entweder auf beiden Seiten des Kopfes das
grosse Drohnenauge oder auf der einen das kleinere der
Arbeiter. Bei einem vom Verf. genauer beschriebenen
Individuum der letzten Categorie fanden sich nur zwei
Punktaugen, der rechte Fühler und Oberkiefer dem Auge
entsprechend weiblich (dieselben Organe links männlich),
die Unterkiefer nebst der Unterlippe weiblich; von den
Hinterbeinen das rechte ganz nach dem Typus der Ar-
beiterbiene gebildet, das linke vorwiegend drohnenartig,
aber mit Einmischung von Arbeitercharakteren an der
Innenseite des Metatarsus. Aus dem vorwiegend männ-
lich geformtem Hinterleib trat ein an die äussere Horn-
schuppe des birnförmigen Ruthenkörpers der Drohnen
erinnernder Apparat hervor. Als durchgreifende aus der
Betrachtung der Zwitter sich ergebende Besultate hebt
Verf. dann noch das stete Corespondiren der Fühler mit
den Augen hervor und dass eine ausschliesslich männliche
Bildung der Biene niemals auftrete; die Oberkiefer seien
meistens von der Form der den Arbeitern zukommenden,
während Beine und Hinterleibsringe die verschiedenar-
tigsten Combinationen der Arbeiter- und Drohnenbildung
erkennen Hessen. — Die Untersuchung der inneren Ge-
schlechtsorgane hat dem Verf. ergeben, dass in denselben
stets nur e in Geschlechtscharakter ausgeprägt war ; „ent-
weder waren die Geschlechtstheile männlich oder weib-
lich, nie halbseitig oder gar doppelt entwickelt.^'
V. Siebold, „Ueber Zwitterbienen, Sendschreiben
356 Ger staecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
an die Wanderversammlung der Deutschen Bienenwirthe
in Karlsruhe" (Zeitschr. f. wissensch. Zoologie XIV. p. 73
— 80) bestätigt nach Untersuchung von mehr als zwei-
hundert solcher Bienenzwitter die in mannigfachster Com-
bination auftretende Vereinigung männlicher und weib-
licher Charaktere im äusseren Körperbau, widerspricht
dagegen den von Dönhoff und Menzel gemachten An-
gaben über das Verhalten der inneren Fortpflanzungsor-
gane. Dieselben zeigten sich ihm gleich dem Hautske-
lete in mannigfachster Weise zwitterhaft gebildet, nur
dass sie mit jenem in ihrer Bildung fast nie im Ein-
klänge standen. An denjenigen Individuen, welche den
Hinterleib vorwiegend nach dem Arbeiter-Typus geformt
hatten, war der Stachel, die' Giftblase und Giftdrüse voll-
ständig entwickelt , während bei den sogenannten „Sta-
cheldrohnen" die beiden letzteren zwar vorhanden, ersterer
aber verkrüppelt und weich, daher zum Stechen un-
brauchbar war. Bei Exemplaren mit ganz männlichem
Hinterleib war das Begattungsorgan vollkommen normal,
der Ductus ejaculatorius mit zwei Samenleitern, Hoden
und Nebenhoden versehen, die zahlreichen Schläuche der
Hoden jedoch von Samenzellen strotzend, wie es bei nor-
malen Drohnen nur unmittelbar nach dem Ausschlüpfen
der Fall ist. Häufig fand sich mit vollkommen männli-
chen Geschlechtsorganen ein Giftapparat verbunden, an
dem jedoch der Stachel verkrüppelt war; ebenso häufig
enthielten die Hoden neben den Samenschläuchen meh-
rere Eierstocksröhren , welche jedoch keine Spur von
Eierbildung erkennen Hessen. In einigen Fällen zeigte
sich bei sonst männlichem Geschlechtsapparat anstatt des
einen Hodens ein Ovarium mit leeren Eiröhren, in ande-
ren Hoden ohne Ausführungsgänge und ein oben blind
endigendes Begattungsorgan. — Die Beobachtung des
diese Zwitter producirenden Bienenstockes ergab , dass
die normalen Arbeiterbienen sämmtliche Hermaphroditen
aus dem Stocke herausjagten, bevor ihre Hautbedeckung
gehörig erhärtet war, so wie dass diese Zwitter in neun
Waben erbrütet wurden, deren Zellen sich nicht von
der Entomologie wälirend der J. 1863—64. 357
denen der regulären Arbeiter unterscheiden Hessen. Die
fünf Jahre alte Königin dieses Stockes war eine Italie-
nerin, welche nichts Auffallendes an sich hatte- In Be-
treff des Entstehens der Zwitterbienen vermuthet Verf.,
dass das ihnen zum Ursprung dienende Ei unvollkommen,
d. h. durch eine zu geringe Anzahl von Samenfäden be-
fruchtet werde, so dass die ursprünglich männliche An-
lage weibliche Beimischungen erhielte. Mit vollem Recht
hebt Verf. das Vorkommen dieser Zwitter als eine Be-
stätigung der Parthenogenesis und als einen Beweis dafür
hervor, dass letztere nicht auf einen Hermaphroditismus
der normalen Bienenkönigin zurückgeführt werden könne.
Der Eugster'sche Stock zeige, wie Hermaphroditen der
Honigbiene aussehen und welches ihr Schicksal sei; bei
keiner der zahlreichen anatomisch untersuchten Königin-
nen seien samenbereitende Organe gefunden worden. (So
lange dieselben nur in der Eiblldung Jemandes existiren,
der selbstgeständllch nie eine Bienenkönigin untersucht
hat, können sie der Lehre von der Parthenogenesis auch
nicht wohl Eintrag thun. Ref.)
In gleicher Weise wie v, S i e b o 1 d fand auch Ref.
(Sitzungsber. d. Gesellsch. naturf. Freunde zu Berlin 16.
Febr. 1864) in den Bienenzwittern die inneren Geschlechts-
organe nach zwiefachem Typus entwickelt. Ein von ihm
untersuchtes Exemplar zeigte von Spermatozöen strotzende
symmetrische Hoden, dagegen neben dem Mangel eines
Ductus ejaculatorlus einen ausgebildeten weiblichen Sta-
chelapparat nebst Giftblase und Giftdrüse.
Weitere Zwitterbildungen an anderen Insekten wur-
den von Fuss (Berl. Ent. Zeltschr. Vll. p.436), Kretsch-
mar (ebenda VIII. p. 397), Do ebner (Zwitter und Miss-
bildungen, Stettin. Entom. Zeit. 1864. p. 196), Bond
(Proceed. entom. soc. of London 1863. p. 150), West-
wood (ebenda 1863. p. 160 f.), Semper (Wien. Ent.
Monatsschr. VII. p. 281) und L e d e r e r (ebenda VII. p. 28)
bekannt gemacht.
Diese Mittheilungen betreffen theils Käfer, theils Schmetter-
linge. Fuss erwähnt eines Malachius marginellus, bei welchem die
358 Gerstaecker: Bericht üb die wissensch. Leist, im Gebiete
linke Flügeldecke und der rechte Fühler männlich, die rechte Flü-
geldecke und der linke Fühler dagegen weiblich gebildet sind ; D o eb-
ner eines weiblichen Lucanus cervus mit einem Ansatz männlicher
Mandibeln (zugleich auch zweier Missbildungen von Lucanus cervus
mas und Pentoden punctatus). — Zwei Zwitter der Saturnia carpini
sind von Do ebner und Kretschmar gekennzeichnet; der des
ersteren ist rechts männlich, links weiblich, während der des letz-
teren (als Sat. pavonia bezeichnet) kaum zum vierten Theile männ-
lich, sonst weiblich sein soll. Zwei von Bond angeführte Fälle
betreffen Anthocharis cardamines und Papilio Machaon, welche beide,
in England gefangen, rechts weiblich, links männlich sind. Der von
Westwood näher besprochene sehr interessante Zwitter des Pa-
pilio Castor Westw. ist dasselbe Exemplar, dessen auch Semper
erwähnt und der von ihm zugleich (a. a. 0, Taf. 19) von der Ober-
und Unterseite abgebildet wird. Derselbe liefert zunächst den Be-
weis, dass Pap. Castor und Pollux Westw. die beiden Geschlechter
einer und derselben Art sind und ist als sogenannter gemischter
Zwitter dadurch bemerkenswerth, dass einerseits die Vermischung
männlicher und weiblicher Färbung und Zeichnung sich auf die
rechte Flügelseite beschränkt (während die linke ganz v/eiblich ist),
andererseits aber die Ober- und Unterseite nicht miteinander har-
moniren, sondern theilweise alterniren. — Leder er endlich bildet
(a. a. 0. Taf. 1) einen vollkommenen Zwitter von Bombyx pini ab,
welcher rechts durchaus männlich, links weiblich ist und mit dem
von Klug vor langer Zeit bekannt gemachten sehr übereinzustim-
men scheint.
Fahre hat seine früheren Untersuchungen üher die
Ablagerung von Harnsäure im Fettkörper der Insekten
(vergl. Jahresbericht 1856, S. 9 fF.) wieder aufgenommen
und auf eine grössere Anzahl von Formen in ihren ver-
schiedenen Entwickelungsstadien ausgedehnt. Seine hie-
rauf bezügliche , viele interessante Beobachtungen ent-
haltende Abhandlung, von welcher der letzte Jahresbe-
richt (p. 12) einen vorläufigen Auszug brachte, ist jetzt
unter dem Titel: „Etüde sur le röle du tissu adipeux
dans la secretion urinaire chez les Insectes^ in den Annal.
d. scienc. natur. 4. ser. Zool. XIX. p. 351—382 vollstän-
dig erschienen. Die Untersuchungen des Yerf.'s ergeben
als Resultat, dass das Vorkommen der Harnsäure im
Corpus adiposum der Insekten ein sehr weit verbreitetes,
wenngleich nach den verschiedenen Ordnungen sehr
der Entomologie während der J. 1863—64. 359
wechselndes ist, indem die Ablagerung derselben ebenso
oft vorwiegend dem Larvenstadium, als demjenigen der
Puppe oder des frisch entwickelten Insektes eigen ist,
während in einzelnen Fällen (Orthoptera) eine besonders
starke Ansammlung derselben erst bei längerer Lebens-
dauer der Imago eintritt. Ausserdem zeigt sich in Be-
treff des Vorkommens der Harnsäure in so fern eine Un-
beständigkeit, als dieselbe ausser im Corpus adiposum
nicht selten gleichzeitig in den Yasa Malpighi oder im
Magen (Vespariae, Gryllus), in einzelnen Fällen (Vespa
crabro) sogar in beiden auftritt , während in anderen
(Larven der Hjmenoptera fossoria, einige Orthoptera im
Zustand des Imago) mit der Ablagerung im Fettkörper
ein vollständiger Mangel derselben in den Harngefässen
verbunden ist. Ebenso wohl aus dem weit verbreiteten
Vorkommen der Harnsäure im Corpus adiposum als be-
sonders aus dem [Imstande, dass die Vasa Malpighi bei
den nicht defäcirenden Hymenopteren -Larven stets leer
sind, zieht Verf. den Schluss, dass letztere überhaupt
nicht harnabsondernde Organe, sondern in gleicher Weise
wie in vielen Fällen auch der Chylusmagen nur tempo-
räre Reservoirs für die Harnsäure seien, welche im Fett-
körper aus dem Blut abgelagert und nur behufs ihrer
Ausscheidung durch Resorption in den Magen und die
Vasa Malpighi aufgenommen werde. (Dass letztere Or-
gane nicht absondernde, sondern nur ausscheidende seien,
ist bekanntlich schon von Gaede angenommen worden,
welcher sie bei mit Zinnober gefütterten Raupen schön
roth gefärbt fand. Ref.) Dass der Fettkörper das eigent-
liche Sekretionsorgan oder wenigsteps das ursprüngliche
Depositorium für die Harnsäure sei, glaubt Verf. schon
aus seiner grösseren Massenhaftigkeit und dem daraus
resultirenden, weit verbreiteten Contakt mit der Ernäh-
rungsflüssigkeit ableiten zu dürfen, wenn sich gleich der
Nachweis, dass auch im Blut Harnsäure vorhanden sei,
nicht führen Hess. In keinem Fall können aber nach
seinen Beobachtungen die Vasa Malpighi als Harngefässe
Y.ax^ e^oxrjv angesehen werden, denn sie sind in vielen
360 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
Fällen frei von Harnsäure, wenn der Fettkörper oder
der Magen solche enthält. Da nun aber der Magen ur-
sprünglich eine andere Funktion hat als diejenige, Harn-
säure auszuscheiden, dies aber trotzdem in vielen Fällen
übernimmt, so ist es dem Verf. auch sehr wahrscheinlich,
dass die Vasa Malpighi gleichfalls nur nebenbei eine
solche Ausscheidung bewirken, während sie ursprünglich
einen anderen Zweck haben, vielleicht also Gallenorgane
sind. — Von besonderem Interesse ist auch der vom
Yerf. geführte Nachweis, dass die äussere Körperfärbung
mancher Insekten (Ephippigera, Decticus) oder selbst eine
bunte Fleckung der Haut (Raupe von Sphinx Euphor-
biae) auf Ablagerung von Harnsäure in dem sogenannten
Hautstratum des Corpus adiposum beruht.
Da den früheren Beobachtungen F.'s gegenüber von S i r o d o t
die Ablagerung von Harnsäure im Fettkörper der Hymenopteren-
Larven als etwas Exceptionelles oder selbst Krankhaftes dargestellt
worden ist, so weist Verf. die Anwesenheit derselben im Corpus adi-
posum der Larven zunächst bei den Hymenopteris fossoriis in wei-
terer Ausdehnung nach. Er fand sie (nach der Probe des Aufbrau-
sens bei Zusatz von Salpetersäure und der Darstellung von Murexid
durch Erhitzung) bei allen von ihm untersuchten Larven von Sphex,
Ammophila, Bembex, Stizus, Pelopoeus, Scolia, Cerceris, Palarus,
Pompilus u. A., ferner bei den carnivoren Larven der Wespe und
Horniss, der Chrysiden (Parnopes), Ichneumoniden (Cryptus) und der
Chalcidier. Es sind auch die kreideweissen Harnsäure-Klümpchen
in den Zellen des Fettkörpers während aller Lebensstadien dieser
Larven vorhanden, einerseits schon gleich nach ihrem Ausschlüpfen
aus dem Eie, andererseits noch nach Vollendung ihres Wachsthums
und nachdem sie bereits ihre einmalige, der Winterruhe voraufge-
hende Defäcation bewirkt haben ; im Gegensatze zum Fettkörper wa-
ren die Vasa Malpighi stets vollständig leer von Harnsäure. Indes-
sen^ zeigte sich dieses Verhältniss doch nicht frei von Ausnahmen.
Im Fettkörper der Larven von Eumenes Amadei und Odynerus
spinipes Hess sich nämlich niemals Harnsäure nachweisen, während
ihre vier Vasa Malpighi von solcher strotzten und bei ersterer Art
auch die im Magen befindliche grüne Nahrungs-Pulpa eine ansehnliche
Quantität Harnsäure enthielt. Abermals verschieden war der Be-
fund bei Vespa crabro und einer kleinen Wespen-Art; die Larven
der ersten hatten constant Harnsäure im Fettkörper, zuweilen auch
in den Vasa Malpighi und im Magen, die der letzteren nur im Fett-
der Entomologie wälirend der J. 1863 — 64. 361
körper und in den Vasa Malpighi. Bei den Larven von Sphex oc-
citanica war der Magen stets mit Harnsäure angefüllt, doch könnte
dieselbe hier durch die Nahrung, welche in Ephippigera-Arten be-
steht, eingeführt worden sein. — Die sich von Honig nährenden
Larven der Apiarien, obwohl sie gleichfalls nicht defäciren, lassen
ebenso wenig wie die blätterfressenden und Koth absondernden Lar-
ven der Tenthrediniden Harnsäure im Fettkörper erkennen; dage-
gen tritt solche sofort und in immer grösserer Quantität auf, sobald
diese Larven aufhören zu fressen und sich im Cocon der Winterruhe
hingeben. Bei der Larve von Cimbex füllen sich in diesem Stadium
selbst alle Zellen des Fettkörpers mit Harnsäure an, die jedoch
gegen Ende der Puppenruhe wieder allmählich geringer wird; die
eben ausgeschlüpfte Blattwespe hat zwar noch eine beträchtliche
Quantität derselben im Corpus adiposum, gleichzeitig aber den gan-
zen Magen damit angefüllt, während die Vasa Malpighi vollständig
leer sind.
Von Orthopteren Hess ein im April untersuchter, noch
unausgebildeter Gryllus campestris in seinem reichhaltigen Fettkör-
per nicht die Spur von Harnsäure entdecken. Ein anderes Exem-
plar, im Begriffe sich zum letzten Male zu häuten, zeigte nach etwa
lOtägigem Hungern im Corpus adiposum Myriaden von Harnsäure-
Pünktchen und zugleich die beiden Blinddärme des Magens so wie
die Vasa Malpighi strotzend von solcher gefüllt. Bei Ephippigera
Vitium ist vor der letzten Häutung im Mai eine ansehnliche Quan-
tität Harnsäure im Corpus adiposum nachweisbar; später im Juli
ist diese Masse aber eine noch viel beträchtlichere, so dass das
ganze Fettgewebe davon angefüllt ist, während die Vasa Malpighi
vollständig leer sind. Gegen den Herbst hin nimmt der Vorrath an
Harnsäure wieder allmählich ab ; nur das der Unterseite des Hinter-
leibes aufliegende Stratum des Fettkörpers bleibt damit gefüllt und
verleiht dadurch der Hautdecke eine gelbe Farbe. Mit Ephippigera
Vitium stimmt Decticus albifrons (ausgebildete Individuen) in der
einen wie in der anderen Beziehung überein.
In Coleopteren -Larven fand Verf. längere Zeit vor ihrer
Verwandlung weder im Fettkörper noch in den Vasa Malpighi Harn-
säure, dagegen war ersterer bei vollwüchsigen Larven der Anoxia
villosa und von Euchlora kurz vor ihrer Verpuppung (Mitte Mai's)
ganz damit angefüllt. Eine kurz nach ihrem Ausschlüpfen aus der
Puppe untersuchte Cetonia aurata zeigte neben dem Corpus adipo-
sum auch die Vasa Malpighi und das Intestinum von Harnsäure
strotzend und dadurch kreideweiss gefärbt; ebenso ein jung ent-
vdckelter Oryctes Silenus, während Blaps gigas in demselben Sta-
dium nur geringe Quantitäten im P'ettkörper suspendirt enthielt.
VonLepidopteren-Raupen liess diejenige der Sphinx Euphor-
362 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
biae in ihrem gelben, nur ganz hinten weiss gefärbten Fettkörper
nirgends Harnsäure erkennen, von welcher dagegen die kreideweissen
Vasa Malpighi angefüllt waren. Eine dünne Fettlage zwischen dem
Muskelstratum und der Haut zeigte jedoch Depots von weissem, gelbem
und rothem Pigment, welche den aussen hervortretenden gleichfar-
bigen Flecken entsprachen und sich nach der Murexid-Probe eben-
falls als Harnsäure zu erkennen gaben. (Das Gleiche ist bei den
gelben Flecken der Raupe von Cucullia verbasci der Fall.) Vor der
Verpuppung verschwindet nun die bunte Färbung der Raupe, indem
die dieselbe erzeugende Harnsäure mit den Faeces ausgeschieden
wird; nach der Verpuppung enthält der gelbe, vorher freie Fett-
körper sofort beträchtliche Quantitäten Harnsäure, welche hier auch
noch bei dem frisch entwickelten Schmetterling vorhanden ist.
In Betreflf der übrigen Ordnungen stehen dem Verf. noch keine
Beobachtungen zu Gebote. Das einzige von ihm untersuchte He-
mipteron, eine Cicade, Hess selbst bei frisch ausgeschlüpften Exem-
plaren nirgends Harnsäure erkennen. In den Puppen von Anthrax
entwickelt sich solche im Fettkörper.
In vieler Beziehung übereinstimmende Resultate hat
Leydig bei seinen bereits oben angeführten Untersu-
chungen über den Fettkörper der Arthropoden (Archiv
f. Anat. und PhysioL, Jahrg. 1863. p. 192 ff.) erhalten, aus
welchen wir des Vergleiches halber die auf die eigent-
lichen Insekten bezüglichen Mittheilungen deshalb hier
anführen. Derselbe hatte auf eigenthümliche körnige
Ablagerungen im Corpus adiposum von Locusta und Dec-
ticus bereits früher aufmerksam gemacht, ohne jedoch die
chemische Natur derselben festzustellen. Gegenwärtig
hat er dieselben durch die Murexid-Probe als Harnsäure-
Concremente erkannt und sie bei den Imagines verschie-
dener Orthopteren (Acheta campestris), Dipteren (Tipula
pratensis) und Lepidopteren (Pieris rapae, Vanessa Ata-
lanta und urticae, Zygaena filipendulae) in gleicher Weise
aufgefunden. Auch fand er, was gleichfalls mit den
Fabre'schen Untersuchungen übereinstimmt, bei einer
Bombyx-Raupe die weissgelbe Färbung gewisser Haut-
stellen durch Ablagerung einer körnigen Substanz, deren
chemische Prüfung er freilich verabsäumt hat, bedingt
Diese Ergebnisse bestärken den Verf. nun ebenfalls in
seiner schon früher geäusserten Ansicht, wonach die
der Entomologie während der J. 18G3 — 64. 363
Vasa Mnlpighl cio^cntlich Lcbcrorp^ane seien und nur ne-
benher zur Absclicidung des Harnes dienen; die Bildung
der Harnsäure würde auch nach seiner Meinung im Fett-
körper oder im Blut (Städ 1 er, bei der Seidenraupe)
bewirkt.
Im Anschluss an diese Untersuchungen machte Ley-
dig (ebenda, p. 198 ff.) gleichzeitig nochmals darauf auf-
merksam, dass die bereits von Treviranus und später
auch von ihm selbst beobachtete weisse, halbflüssige Masse
in den gekeulten Fühlern der Tagfalter gleichfalls Harn-
säure enthalte, was sich daraus leicht erkläre, dass die
Matrix der Cuticula, in welcher sie abgelagert sei, in
Continuität mit dem Fettkörper stehe. Auffallend ist,
dass diese Substanz in den Fühlern von Ascalaphus und
Zygaena, welche eine ähnliche Form haben, fehlt. Auch
die weissgefärbten Halteren mancher Dipteren (Tipula
pratensis, Tabanus bovinus) enthalten Concremente von
gleichem Aussehen unter dem Mikroskop und von ähnli-
cher Ablagerung in, dem Fettkörper entsprechenden Zel-
lenbalken und in der Matrix der Cutikula; die Murexid-
probe erwies aber in ihnen keine Harnsäure.
Auch ein Hr. Lindemann hat sich bewogen gefühlt, »über
die Struktur des Fettkörpers der Insekten , seine embryologische
und physiologische Bedeutung« (Bull. d. natur. de Moscou XXXYII, 2-
p. 521 ff.) nicht etwa Untersuchungen anzustellen, sondern, wie über
die heterogensten Gegenstände aus jedem beliebigen Gebiete der Na-
turwissenschaft seine durchaus unreifen und zum Theil vollständig
lächerlichen, aus der Luft gegriffenen Ansichten mitzutheilen. Dass
er die Untersuchungen F ab re's »ganz zurückweisen zu dürfen glaubt,«
ist insofern nicht auffallend, als dies bei ihm allen gründlichen Un-
tersuchungen gegenüber Grundsatz zu seih scheint; natürlich kann
dies aber den Wertb derselben in keiner Weise beeinträchtigen.
M. Schnitze (Sitzungsberichte der niederrhein. Ge-
sellsch. f. Natur- und Heilkunde 18G4. p. 61 — 67) machte
vorläufige Mittheilungen über den Bau der Leuchtorgane
der Männchen von Lampyris splendidula. Er fand, wie
Kölliker, Leydig u. A. die in dem vor- und dritt-
letzten Abdominalsegmente der männlichen Leuchtkäfer
gelegenen Leuchtplatten aus einer ventralen, farblosen
364 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
oder leicht gelblichen und einer dorsalen undurchsichti-
gen, weissen Schicht bestehend, von denen erstere die
eigentlich leuchtende und wesentlich eine Eiweisssubstanz
ist, während die letztere aus Körnchen eines harnsauren
Salzes besteht. Die leichter darstellbaren Zellen der
ventralen Lage, auf welche es bei der Untersuchung vor-
wiegend ankommt, bezeichnet Verf. als Parenchymzellen ;
die eigentliche Aufgabe, um der Erscheinung des Leuch-
tens näher zu treten, muss darin bestehen, das Verhalten
der Nerven und Tracheen zu diesen Parenchymzellen
zu ermitteln. Bei Behandlung der Tracheen mit Oxal-
säurelösung oder Jodserum zeigte es sich, dass ein grosser
Theil ihrer Endäste mit je einer kleinen sternförmigen
Zelle in Verbindung stand, welche etwa die Grösse und
Gestalt einer kleinen multipolaren Ganglienzelle darbot;
von den 4 bis 6 Ausläufern einer solchen Zelle geht der
eine sofort nach seinem Ursprung in die Tracheenröhre
über, während die anderen zugespitzt oder wie abgeris-
sen erscheinen und keinen deutlichen Zusammenhang
mit anderen Elementen erkennen Hessen. Die von der
dorsalen Seite her in ziemlich dicken Stämmchen eintre-
tenden Nerven lösen sich in stark divergirende Aestchen
auf, welche nirgends gangliöse Anschwellungen erken-
nen lassen und mit sehr blassen und feinen Fäden zwi-
schen den Parenchymzellen sich verzweigen, um schliess-
lich, wie es scheint, frei zu endigen. — Die Natur der
mittels der Oxalsäure vom Verf. zuerst nachgewiesenen
Tracheenendzellen weiter zu ermitteln, wurde mit sehr
günstigem Erfolge Osmium -Säure angewandt. Wurden
die lebenden Insekten oder die noch leuchtende Sub-
stanz derselben in diese Säure gelegt, so zeigten sich
nach einigen Stunden sämmtliche Tracheenendzellen tief
schwarz gefärbt, während die Parenchymzellen keine Ver-
änderung erfahren hatten. Die Präparate hatten das An-
sehen von Knochengewebe angenommen, indem die sich
verästelnden schwarz gefärbten Tracheenendzellen den
Knochenkörperchen glichen; ihre Ausläufer waren jetzt
gleichfalls weiter zu verfolgen und Hessen sich in den
der Entomologie wäluend der J. 1863 — 64. 365
engen Interstitien der Parenchymzellen, welche sie gleich-
falls umstrickten, wahrnehmen. Dass sich diese Tracheen-
endzeilen nur bei lebend oder noch leuchtend eingelegten
Thieren schwarz färbten, ist für den Verf. ein Beweis,
dass sie sich während des Leuchtens den Sauerstoff
schneller aneignen als die Parenchymzcllen und dass sie
daher wahrscheinlich als die eigentlichen Leuchtkörper
in den Leuchtorganen angesehen werden müssen.
Auch Hr. Lindemann hat sich mit der „Ana-
toraischen Untersuchung über die Struktur des Leucht-
organes bei Lampyris splendidula" abgegeben und seine
von allen früheren Autoren sehr abweichenden Resultate
im Bullet, d. natur. de Moscou XXXVI, 2. p. 437—455,
Taf. 7 mit nicht geringem Selbstbewusstsein kundgegeben.
Die Abhandlung ist nur in so fern interessant und lesens-
werth, als in derselben fast Alles, was bisjetzt sowohl
über die Leuchtkäfer selbst als über ihre Leuchtorgane
beobachtet und gesagt worden ist, rundweg für falsch
erklärt und sodann in einer Weise durch Ballhorn ver-
bessert wird, welche eines komischen Eindruckes nicht
gut verfehlen kann.
Zunächst hält Verf. Lampyris splendidula für identisch mit
L. noctiluca, was bekanntlich nicht der Fall ist; sodann »muss man«
nach ihm das Männchen dieser Art »zu den Orthopteren stellen,«
während »das Weibchen dem Classifikator viele Sorge machen muss;«
denn »zu welcher Ordnung oder Familie soll man dies vollkommen
flügellose, wurmartige Insekt stellen?« »Das Männchen leuchtet nicht ;
die Angabe anderer Autoren, dass es auch leuchten solle, ist ganz
falsch.« »Einige Forscher behaupten, dass auch die Eier und sogar
die Larve und die Puppe unseres Insekts leuchten; diesem muss ich
aber widersprechen, da ich bei meinen Untersuchungen nie so etwaa
gesehen habe.« (Um das Leuchten der Männchen und der Larven zu
sehen, bedarf es bekanntlich keiner Untersuchungen ; ein jedes Kind
kennt diese Eigenschaft beider. Ref.) — In Betreff der Struktur
der Leuchtorgane selbst, so werden zunächst die Angaben über die-
selben von Treviranus und Leydig gründlich abgefertigt, über
die dem Verf unbekannt gebliebenen Kölliker's wenigstens gesagt,
dass sie mit seinen eigenen Beobachtungen nicht übereinzustimmen
scheinen. Letztere kommen, abgesehen von allgemein bekannten
Thatsachen, wie die Verzweigung der Nerven und Tracheen, etwa
auf Folgendes hinaus: Die Leuchtorgane bestehen aus 0,3'" bis 0,5'"
366 Gerstaecker; Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
im Durchmesser haltenden Kugeln, deren durchsichtige und struk-
turlose Membran sich in 4 bis 6, oder selbst 10 feine Ausläufer
fortsetzt, welche stets paarweise bei einander stehen. Je zwei Ku-
geln werden stets durch zwei solche Stränge mit einander verbun-
den, während andere ihrer Ausläufer direkt und ohne sichtbare
Gränze in blasse Nervenfasern übergehen. Der Inhalt der Leucht-
kugeln besteht aus kleinen, runden, dunkelbraunen Kugeln, welche
gleichfalls wieder einen körnigen Inhalt in einer feinen Hülle er-
kennen lassen; bei Behandlung mit starker Essigsäure erweist sich
ihr Inhalt als Harnsäure, während sie sich bei der Behandlung mit
Kalilauge zugleich als Ganglien - oder Nerven-Zellen zu erkennen
geben. (Man sieht, dass für den Verf. Nichts unmöglich ist!) Nach-
dem Verf. dann noch die Physiologie der Leuchtorgane durch einige
(bereits bekannte) Exi^erimente erläutert hat, drückt er seinen Glau-
ben aus, durch vorstehende Arbeit »den Weg gezeigt zu haben,
den man zur Erforschung der Frage über das Leuchten der Insek-
ten einschlagen muss« (!).
Denselben Gegenstand in pliysiolog-Ischer Beziehung
betrifft auch eine Notiz von Garns in brieflicher Mitthei-
lung anPasteur, welche unter dem Titel: ^,Experiences
sur la matiere phosphorescente de la Lampyris Italica^ in
den Comptes rendus de l'acad. d. scienc. Tom. 59. p. 607
abgedruckt ist.
Auch mag hier gleichzeitig auf eine interessante An-
gabe Peragallo's (Annales soc. entom. de France 4.
ser. III. p. 661 ff.) hingewiesen werden, wonach Raubin-
sekten, welche Lampyriden gefressen haben, leuchtende
Spuren hinterlassen. Verf. beobachtete solche an einem
Staphylinus olens, welcher ein Erdloch verliess^ an des-
sen Rande sich Reste verzehrter Leuchtwürmer vorfanden.
lieber das von den Pyrophoren aus den Leuchtor-
ganen des Prothorax ausgestrahlte, besonders intensive
Licht giebt Pasteur („Sur la lumi^re phosphorescente
des Cucujos'^, Gompt. rend. de l'acad. d. scienc. Tom. 59.
p. 509 f.) an, dass dasselbe, im Spektrum betrachtet, keine
Strahlen erkennen lasse. Dies wird (ebenda) auch gleich-
zeitig von Gervais für Lampyris und die phosphoresci-
renden Lumbricinen bestätigt.
Das Leuchten der Fulgoren, obwohl es in letzterer
Zeit fast nur bestritten worden ist, scheint wenigstens
der Entomologie während der J. 1863 — 64. 367
bei gewissen Arten dennoch Thatsache zu sein. Nach
einer in den Proceed. of the eutom. soc. of London 1864.
p. 13 gemachten Mittheilung von James Smith ist Ful-
gora candelaria (aus China) am häufigsten vom Mai bis
zum August und zeigt dann ein hell blaues oder grünes
Licht an der Spitze des Kopffortsatzes. Dasselbe ist am
hellsten beim Weibchen, verstärkt sich bei leichtem Druck
des Insektes ; ist intensiver beim ruhenden als beim flie-
genden Thier und erlischt ganz nach der Copulation. —
In Betreff der Fulgora lanternaria (aus Brasilien) berich-
tet dagegen bei dieser Gelegenheit Bates (ebenda p. 14)
aus eigener Anschauung, dass diese Art nie leuchte; die
Eingebornen, denen das Insekt, welches sie für giftig
halten, sehr wohl bekannt ist, wissen gleichfalls nichts
von einem derartigen Phänomen.
Faivre setzte seine Untersuchungen über die Phy-
siologie des Nervensystems bei den Insekten mit Nach-
forschungen über den Ursprung der sensiblen und mo-
torischen Fasern fort. (Recherches experimentales sur la
distinction de la sensibilite et de l'excitabilite dans les
diverses parties du Systeme nerveux d'un insecte, le Dy-
tiscus marginalis. Comptes rendus, Tom. 56. p. 472 — 475,
Rev. et Magas. de Zool. 2. ser. XV. p, 137 ff., Annales d.
scienc. natur. V. ser. I. p. 89 — 104). Verf. experimentirte
einerseits an verschiedenen Ganglien (Prothorax-Ganglion,
Gangl. supra- und infraoesophageum, frontale und gastri-
cum), andererseits an den Commissuren des Bauchmar-
kes (besonders der Commissur zwischen dem Unter-
schlund- und Prothoraxganglion) und den Nervenstäm-
men selbst, indem er sie bei möglfchster Schonung der
übrigen Theile freilegte und die Wirkungen beobachtete,
welche sich bei der Reizung der verschiedenen Stellen
dieser Organe (z. B. der Ober-, resp. Unterseite der Gang-
lien) zu erkennen gaben. Er kommt durch seine Ver-
suche zu dem Resultat, dass 1) Empfindung und Bewe-
gung in den Nervencentren der Insekten geschieden sind,
indem erstere vorwiegend ihren Sitz an der Unter-, letz-
tere an der Oberseite der Ganglien hat ; bei Reizung der
368 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
Oberseite lässt sich eine Paralyse der correspondirenden
Extremität unter Aufrechterhaltung der Empfindung, bei
oberflächlicher und seitlicher Einwirkung auf die Unter-
seite eine Suspension der Empfindung bei intakter Be-
wegung nachweisen. Wird eine Paralyse der Empfin-
dung und Bewegung zugleich hervorgerufen, so leidet
darunter die Leitungsfähigkeit des Ganglion nicht; eine
Paralysirung der Bewegung ist leichter zu bewirken und
anhaltender als diejenige der Empfindung. 2) Am Gehirn-
ganglion ist die Ober- wie die Unterseite sehr wenig
sensibel, dagegen die Anschwellungen der Unterseite nahe
dem Ursprung der Commissuren in sehr hohem Grade;
am unteren Schlundgang lion lässt die Unterseite eine
sehr beträchtliche, die Oberseite eine sehr viel geringere
Sensibilität erkennen. 3) Das Ganglion frontale und ga-
stricum sind gar nicht sensibel, dagegen motorisch. 4)
Die Commissuren des Bauchmarkes sind sensibel und
motorisch zugleich, ebenso die gemischten Nerven der
Extremitäten, und zwar von ihrem Ursprung aus den Ner-
ven-Centren an.
Baudelot, Sur l'influence du Systeme nerveux sur
la respiration des Insectes (Comptes rendus, Tom. 58.
p. 1161—1164, Revue et Magas. de Zool. 2. ser. XVI.
p. 220, Annal. d. scienc. natur. V. ser. II. p. 45 — 48, in's
Englische übersetzt : On the influenco of the [nervous
System on the respiration of Insects, Annais of nat. hist.
3. ser. XIV. p. 280 ff.) widersetzt sich der Ansicht Fai-
vre's, wonach das Ganglion des Metathorax bei den In-
sekten der eigentliche Heerd der Respirationsbewegungen
sein soll (vgl. Jahresbericht f. 1859 — 60. p. 21) und die
Abdominalganglien , von denen die Respirationsnerven
entspringen, nur Leitungsapparate sind. Er stellt den
Versuchen Faivr e's, welche diesen zur Aufstellung jener
Theorie veranlasst haben, andere entgegen, welche er an
Libellen (Larven sowohl als Imagines) vorgenommen hat.
Eine Libellen -Larve, welcher der Kopf abgeschnitten
■wurde, athmete noch 27 Stunden lang , und zwar die
ersten sechs Stunden stark und regelmässig, nachher all-
der Entomologie \Yälu-end der J. 1863 -64. 369
raähllch schwächer ; bei einer zweiten, von welcher der
ganze Vorderkürper mit Einschluss des Metathoraxgang-
h'on weggenommen wurde, wurden noch zwei Stunden
nach dieser Operation 18 Athembewegungen in der Mi-
nute gezählt und selbst nach 24 Stunden Hessen sich
noch einige schwache Zusammenziehungen bemerken.
Selbst ein Durchschneiden des Körpers in der Gegend
des fünften Abdominalganglions konnte die Athmungs-
bewcgungen des hinteren Körpertheiles nicht aufheben;
dieselben waren, wenn auch schwach und unregelmässig,
selbst nach mehr als 24 Stunden bemerkbar. Aehnliche
Resultate ergaben die an ausgebildeten Libellen ange-
stellten Versuche: der am zweiten Ringe abgeschnittene
Hinterleib respirirte in einem Fall noch 8 Stunden lang
mit etwa 50 sehr regulären Inspirationen in der Minute,
in einem zweiten Fall 7 Stunden mit 65 Inspirationen;
ein aus drei Ringen bestehender Stummel des Hinter-
leibs liess gleichfalls eine Zeitlang deutliche Athmungs-
bewegungen erkennen. Alle diese Experimente erge-
ben mit Sicherheit, dass für die Athmnngsbew^egungen
der Insekten kein spezieller Heerd existirt, sondern dass
jedes Hinterleibsganglion zu der Athmungsbewegung im
Ganzen beiträgt.
Girard, Recherches sur la chaleur animale des
Articules (Annales soc. entom. de France 4. ser. III.
p. 92fF.) beschrieb eine von ihm zur Feststellung der Ei-
genwärme bei den Glicderthieren angewandte Methode
mit dem Leslie'schen Differentialthermometer, bei wel-
cher entgegengesetzt dem Verfahren .Newport's weder
eine Mittheilung fremder Wärme, noch, da das Insekt
ganz frei ist und nicht gereizt wird, eine durch heftige
Bewegungen desselben künstlich hervorgerufene Steige-
rung der Eigenwärme erfolgen kann. Ferner hat er feine
Quecksilberthermometer in den Mastdarm grosser Insek-
tenlarven gebracht, um den Unterschied zwischen der
inneren und äusseren Körperwärme festzustellen.
Derselbe, Note sur la chaleur considerable des
larves de la Galleria Cerella (ebenda 4. ser. IV. p. 676 f)
Archiv für Naturg. XXX. Jahrg. 2. Bd. Y
370 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
fand in den mit Galleria- Larven angefüllten Bienenwa-
ben eine sehr anifallende Steigerung der Temperatur im
Vergleich mit derjenigen der Luft. Die Differenz belief
sich von 12" bis auf 27^ Gels. Die äussere Temperatur
verhielt sich zu der inneren nach verschiedenen Messun-
gen wie 12 : 24, 11 : 35, 11 : 39 u. s. w.
Weismann machte in seiner oben berührten Ab-
handlung über die nachembryonale Entwickelung der Mus-
cinen (Zeitschr. f. wissensch. Zool. XIV. p. 191 ff.) aus-
führliche Mittheilungen' über den anatomischen Bau der
Musca-Larve, welche verschiedene Beobachtungen von
allgemeiner Bedeutung enthalten. Zu diesen gehört u.
A. der Nachweis eines Visceralmuskclnetzes, welches
Verf. ausser bei den Larven von Musca und Sarcophaga
auch bei denjenigen von Eristalis, einer Holzwespe, Dy-
tiscus und Libellula, so wie bei Gryllotalpa aufgefunden
hat. Dasselbe besteht in Muskelbändern, welche frei aus
der Leibeshöhle an die Blindschläuche des Chylusmagens,
an diesen selbst und an den Darm treten und sich in das
Muskelnetz dieser Organe , sowohl zu Längs- als Ring-
muskeln spalten; dieselben entspringen von den Flügel-
muskeln des Herzens oder stehen w^enigstens mit den-
selben im Zusammenhang, und haben offenbar gleich den
Tracheenästen den Zweck , das Lagerungsverhältniss der
Eingeweide zu erhalten, resp. wiederherzustellen. Die
Existenz dieses (nach Leydig, Haeckel und Weis-
m an n auch bei den Entomostraken vorkommenden) Muskel-
netzes ist in so fern von morphologischer Wichtigkeit, als
dadurch die Muskelhaut des Darmes, der Genitalien u. s. w.
nicht als eine dem Organ eigentliümliche Haut, sondern
als ein accessorischcs Gebilde hingestellt wird. — Ferner
beschreibt Verf. aus der Larve von Musca ein eigenthüm-
liclies Gebilde als „guirlandenförmigenZellenstrang^; das-
selbe ist frei in der Leibeshöhle aufgehängt, besteht aus
grossen, locker aneinander gefügten Zellen, berührt mit
seinen beiden Enden die Speicheldrüsen, steht aber wieder
mit diesen noch mit einem anderen Organe in direkter Ver-
bindung, hat endlich auch weder ein Lumen noch einen
der Entomologie während der J. 18G3— G4. 371
Aiisftllinino-sgang. Es ist ausscliiesslicli Larvenorgan, da es
später zu Grunde geht ; in seiner Funktion bis jetzt nicht
ergründet. — Auch auf die Angaben, welche Verf. über
das Rückengefäss und seine Flügelmuskcln macht, beson-
ders über den Mangel der Spaltöliiiungen an dem vor-
deren Abschnitt des Vas dorsale von Musca, mag hier in
Kurzem hingewiesen werden.
Desselben Vcrf.'s Abhandlung: „üeber die zwei
Typen contraktilen Gewebes und ihre Vertheilung in die
grossen Gruppen des Thierreiches, so wie über die hi-
stologische Bedeutung ihrer Formelemente-' (Zeitschr. f.
ration. Medizin, 3. Reihe XV. p. GO— 100. Taf. 3—7, nebst
Nachtrag: ebenda p. 279 ff. Taf. 8), welche bereits im vo-
rigen Jaliresberichte eine Erwähnung hätte finden müs-
sen, bringt vergleichende Untersuchungen über die Hi-
stiologie und Genese der Muskeln bei den verschiedenen
thierischen Typen zur Kenntniss. Das vom Verf. erzielte
Resultat ist, dass sich bei den Wirbelthieren sowohl eine
nach dem Zellentypus als nach dem Typus des Primitiv-
bündels gebaute Muskulatur vorfindet, w^ährend den Ar-
thropoden erstere, den Radiaten, Würmern und Mollus-
ken letztere vollständig abgeht; bei den Arthropoden
findet sich nur der Typus des Primitivbündels, bei den
übrigen Evertebraten nur der Zellentypus in der Mus-
kulatur vertreten. — Für die Insekten hat Verf. seine
Untersuchungen an den Larven und Puppen verschiede-
ner Dipteren (Chironomus, Simulia , Stratiornys, Musca)
und zwar einerseits an den Thorax-, andererseits an den
Beinmuskeln angestellt, nachträglich auch die Bildung
derselben im Insektencie (an Musca vomitoria) verfolgt.
Die Muskulatur der Insekten weicht in Bezug auf ihre
Genese von derjenigen der Wirbelthiere darin ab, dass
die Primitivbündel nicht durch Auswachsen einer einzel-
nen Zelle entstehen, sondern aus zahlreichen histologischen
Elementen hervorgehen, welche einen cylindrisch ge-
formten Zellenklumpen, der sich mit einer homogenen
Membran, dem Sarcolemma überkleidet, darstellen. Bei
dem sehr frühen Schwinden der Membranen der primi-
372 Gerstaecker: Bericht üb. J. wissensch. Leist. im Gebiete
tiven Zellen bleiben nur freie Kerne zurück^ um welche
sich eine klare oder auch fein granulirte Substanz (sar-
cogene Substanz) ablagert. Aus letzterer bildet sich unter
Vermehrung ihrer selbst die contraktile Substanz, welche
in den Muskeln der Extremitäten einfach Querstreifung
annimmt, im Thorax aber sich zuvor in Fibrillen spaltet.
Bei dieser Umwandlung persistiren die Kerne nur zum
Theil und auch von der sarcogenen Substanz bleibt ein
kleiner Theil als feinkörnige Masse zwischen den Fibril-
len zurück. Diese aus der Beobachtung an den sich bil-
denden Muskeln der Dipteren-Puppen gewonnenen Resul-
tate haben sich nachher auch für den Embryo der In-
sekten bestätigt. — In Betreff der cylindrischen Zellen-
stränge, aus denen sich die Insektenmuskeln hervorbilden,
ist noch zu erwähnen, dass die Zellen derselben sich
schwer isoliren lassen und daher von einer zähen Inter-
cellularsubstanz zusammengehalten werden müssen. Der
dieselben umgebende Schlauch, das spätere Sarcolemma,
ist nach des Verf.'s Beobachtungen nicht Bindegewebe,
indem sich zwischen ihm und der Sehne keine Continui-
tät (nach Reichert) nachweisen lässt.
Anders lautet das von Gr. Wagen er bei seinen
Untersuchungen „über die Muskelfaser der Evertebraten''
(Archiv f. Anat. und Physiol. 1863. p. 211—231. Taf. 4
und 5) gewonnene Resultat. Nach ihm stimmen die Mus-
kelfasern der Everteb raten mit dem quergestreiften Mus-
kelbündel der Wirbelthiere „mit Rücksicht auf die pri-
mitive Scheide und auf die fibrilläre Beschaffenheit des
contraktilen Inhaltes, ja selbst mit Beziehung auf die
Muskelkörperchen und die körnige Axensubstanz im We-
sentlichen überein und es kann als einziger Unterschied
nur das jeweilige Fehlen der Querstreifen bezeichnet
werden'^ Wenn hierdurch eine wesentliche Differenz zwi-
schen den Muskelfasern der verschiedenen Thiertypen,
welche Weismann sogar als Criterium für die Syste-
matik herangezogen wissen will, in Abrede gestellt wird,
so liegt dies hauptsächlich daran, dass Verf. sich an die
bereits ausgebildete Muskelfaser gehalten, nicht aber ihre
der Entomologie wälirend der J. 1863—64. 373
Entstelninfi: in Betracht gezogen hat, auf welche Weis-
mann gerade vorzugsweise seine Aufmerksamkeit ge-
richtet. Der Ansicht des Letzteren, wonach das Sarco-
lemma eineZellenmcmbran ist, tritt Wagen er nach seinen
Untersuchungen an den Muskelfasern aus dem Oberschen-
kel von Spinnen entgegen, wo ein ganz allmählicher Ueber-
gang zwischen der Scheide der einzelnen Muskelfasern
und den Chitinfasern stattfindet. Er glaubt daher mit
Reichert, dass hier in gleicherweise wie an dem Kau-
muskel von Astacus die Bindegewebsnatur der Muskel-
faserscheide unzweifelhaft sei.
Landois (Zeitschr. f. wiss. Zool. XIV. p. 55 — 69.
Taf. 7 — 9) theilte w^ichtige Beobachtungen über das Blut
der Insekten mit , welche einerseits die sich aus demsel-
ben hervorbildenden Krystallisationen, andererseits die
chemischen und physikalischen Eigenschaften des Blutes
betreffen. Zum Studium der Krystallisationen ist das In-
sektenblut ebensowohl wegen der Grösse als der Spär-
lichkeit seiner Blutkörperchen besonders geeignet. Die
Krystallbildung wird in demselben entweder durch blosse
Verdunstung der Blutflüssigkeit oder durch Zusatz eines
Tropfens Alkohols hervorgerufen ; bei Anwendung von
Essigsäure wird eine besondere, von jenen erste ren ver-
schiedene Gruppe von Krystallen erzielt. Die Krystalle,
welche bei jeder Insektenart verschieden gestaltet sind,
entstehen entweder aus den Blutkörperchen oder unab-
hängig von diesen; im ersteren Falle metamorphosirt sich
ein Blutkörperchen entweder zu einem einzigen Krystall,
wie es z. B. bei Agrotis segetum allmählich von der runden
in die sechsseitige Form übergeht, oder es wird ringsherum
mit Krystallnadeln in sehr verschiedener Zahl (2 bis 200)
besetzt. Besonders schön sind die bei Zusatz von Essigsäure
gebildeten Krystalle, welche sowohl dem hexagonalen als
dem regulär quadratischen Systeme angehören. — Die
Bestandtheile des Blutes betreffend, so ist das Blutserum
im frischen Zustande selten ebenso gefärbt wie das Insekt
selbst; dagegen nimmt es beim Trocknen meist die Farbe
des Körpers an. Dasselbe besteht vorwiegend aus Eiweiss,
374 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
welches durch Tcanninlösung als flockige Masse niederge-
schlagen wird, zum geringen Theil aus Faserstoff; ausser-
dem enthält es Globulin und Eisen. Bei Insektenlarven,
welche blutreicher sind als die entwickelten Insekten,
kommt das Blut einem Yierttheil des Körpergewichts
gleich ; die Zahl der Blutkörperchen ist meist sehr ge-
ring, am grössten bei verpuppungsreifen Raupen, später
im Abnehmen begriffen. Die Blutkörperchen der Insek-
ten sind im Vergleich mit denen der rothblütigen Thiere
sehr gross, bis 0,015 Mill. im Durchmesser, doch steht
ihre Grösse keineswegs immer im Verhältniss zu der Kör-
pergrösse der Thiere; oft haben kleine Insekten grosse,
grosse Insekten kleine Blutkörperchen, wie z. B. die des
Weidenbohrers wenig grösser sind als die menschlichen.
Ihre Form ist meist kuglig, zuweilen scheibenförmig; ver-
zweigte und verästelte Blutzellen, wie sie bei mehreren
Insekten vorkommen, entstehen durch Ansatz von Eiweiss-
stoffen. Die Vermehrung der Blutkörperchen findet durch
Theilung statt.
Die Insekten - Arten , an denen Verf. die Krystallisationen im
Blut beobachtet und dieselben nebst den Blutkörperchen auf den
beifolgenden Tafeln sehr schön dargestellt hat, sind: Agrotis sege-
tum, Euprepia fuliginosa und Caja, Porthesia auriflua, Gastropacha
potatoria, Cossus ligniperda, Sphinx ligustri (alle im Raupenzustande
untersucht), Pontia brassicae (Puppe), Vanessa urticae (verpuppungs-
reife Raupe), Silpha obscura , Carabus granulatus (von beiden der
Käfer selbst), Libellula vulgata (Larve), Phryganea striata (Larve),
Pteromalus puparum (Larve) und Gryllus domesticus (Imago).
Derselbe, „lieber die Verbindung der Hoden mit
dem Rückengefässe bei den Insekten" -(Zeitschr. f. w^iss.
Zool. XIII. p. 316 f. Taf. 18) fand bei verpuppungsreifen
Raupen der Orgyia pudibunda aus dem vorderen Ende
der an der Rückenseite des neunten Leibesringes gelege-
nen Hodenkörper ein fadenartiges Gebilde entspringen,
welches zuerst die gelbe Farbe der Hoden hatte, bald
darauf aber durchsichtig wurde und von Fett und Tra-
cheenröhren umsponnen nach vorn verlief, um sich im
fünften Körperringe über dem Magen mit dem der ande-
ren Seite zu verbinden. Der aus dieser Vereinigung ent-
der Entomologie wälireiid der J. 1863—64. 375
standcne gemeinsame Faden verlief in gerader Richtung
nacli vorn zum Kopfe, wo er über dem grossen Gehirn-
ganglion in das Rückengefäss einmündete. Die mikrosko-
pische Untersuchung dieses Gebrides ergab ein hohles
Gefäss mit Längs- und Quermuskeln in seinen Wan-
dungen ; der Inhalt bestand aus Kügelchen, welche sich
durch Druck mit dem Deckglase von der Stelle bewegen
liessen. — ■ Es würde yicii aus dieser Beobachtung mit Si-
cherheit ergeben, dass wenigstens im Larvenzustande eine
Gefässverbindung zwischen den Hoden und dem Vas dor-
sale existirt.
Gl. Mulder, Een woord over het spinnen en de
spintuigen der Insekten (Tijdschr. voor Entomol. VII.
p. 111— 128. pl. 7) unterwirft die verschiedenen Organe
der Insekten, welchen die Absonderung eines Spinnstoffes
zugeschrieben worden ist, einer vergleichenden Betrach-
tung: zuvörderst die nicht mit eigentlichen Spinndrüsen
zu vergleichenden Organe, welche bei den Weibchen von
Ilydrophilus und Chrysopa den Stoff zu der Anfertigung
der EihüUe, resp. der Eistiele liefern, darauf das Spinn-
organ im Mastdarm der Myrmeleon-Larve und die Spinn-
gcfässe der Hymenopteren- und Lepidopteren- Larven.
Bei letzteren bespricht Verf. besonders die von Ram-
dohr, Meckel und Leydig angestellten Beobachtun-
gen, indem er zugleich mehrere Figuren aus deren Ar-
beiten reproducirt.
Ueber die manchen Lepidopteren (aus der Familie
der Cheloniarien) cigenthümlichenStridulationsorgane wur-
den Mittheilungen von Guen ee und L a b ou Ib ene (An-
nales soc. entom. de France 4. ser. IV. p . 399 ff. u. 689 ff.)
gemacht. Guenee (Note sur le genre Setina, a. a. O.
p. 399 ff.) bemerkte an lebenden Exemplaren der Setinä
aurita und ramosa und zwar besonders , wenn er auf die
Brust derselben mit den Fingern einen leichten Druck
ausübte, ein deutlich crcpitirendes Geräusch, welches
gleich dem bekannten Ton der Anobium-Larven in ab-
gesetzten Schlägen auftrat. Es wurde dieses Geräusch
jedoch nur von den männlichen Individuen, welche an
376 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
der Hinterbrust ela umfangrelclies Stimmorgan besitzen,
hervorgebracht, während die Weibchen, bei denen dieses
Organ nur rudimentär vorhanden ist^ jenen Ton vermis-
sen Hessen. Die Untersuchung des betreffenden Organes
hat dem Verf. wenig Positives ergeben; eine feine aus-
gespannte Membran schliesst nach aussen einen hohlen
Raum ab, welcher durch eine senkrechte Wand getheilt
ist; die rechte Seite derselben erwies sich als absolut
leer, die linke, wegen ihrer grösseren Tiefe schwerer zu
untersuchen, Hess, wie Yerf. sagt, jedenfalls kein Organ
erkennen, welches als Hammer fuiigiren könnte.
Nach diesem Befunde glaubt Verf. , dass das Geräusch vom
Schmetterling durch abwechselndes Erschlaffen und Anstramraen
der sehr biegsamen, elastischen Membran, welche über den hohlen
Raum ausgespannt ist , hervorgerufen werde. — Wenn Verf. übri-
gens angiebt, dieses Organ zuerst nachgewiesen zu haben, so ist
dies, abgesehen vonChelonia pudica, wo es seit langer Zeit bekannt
ist, selbst für die Lithosiiden unrichtig, da es hier zuerst von Hal-
de man (Annales soc. entom. 1859) aufgefunden worden ist; später
hat auch Czerny es an Chelonia matronula beobachtet. Ref.
Eingehender sind die Untersuchungen von Laboul-
b e ne (Sur l'organe musical de la Chelonia pudica a. a. O.
p. 689 — T04), welcher die Struktur dieses Organes bei
Chelonia pudica erörtert und zugleich über die Verbrei-
tung desselben bei anderen Euprepiden und Setina- Arten
Nachforschung gehalten hat. Es findet sich auch hier
bei beiden Geschlechtern, ist aber beim Männchen von
grösserer Ausdehnung als beim Weibchen ; es ist dreieckig,
blasenförmig, sitzt jederseits am Metathorax und besteht
aus einer mit erhabenen Rändern versehenen Höhlung,
welche mit einer zarten , trockenen Membran überspannt
ist, die in Schwingungen versetzt werden kann. An
seinem vorderen Theil zeigt dieses Organ eine Reihe von
16 bis 20 (Männchen) oder nur 8 bis 10 (Weibchen) er-
habenen, quer und parallel verlaufenden Linien ; es ent-
spricht nicht, wie Soli er angiebt, einer blasenförmigen
Erweiterung der Hüften des dritten Beinpaares, sondern
vielmehr den Episternen des Metathorax. Nach Entfer-
nung der Schlussmembran zeigt sich auch hier die von
der Entomologie während der J. I8G0 — 64. 377
Guenee angegebene senkrechte Scheidewand, welche
den inneren Raum in zwei fast gleiche Hälften theilt,
aber mit der Schlussmembran nicht im Zusammenhang
steht. Die Höhlung ist mit einer weisslichen, glatten
Membran ausgekleidet und hat keine Communikation mit
dem Inneren des Körpers; auch heftet sich an die Schluss-
membran von innen her nichts an, was einem Muskel
oder dergl. ähnlich sähe.
Die von Guenee gerauthmaasste Theorie der Stridulation er-
scheint dem Vei'f. nicht unwahrscheinlich, doch glaubt er noch eher,
dass das Thier mit den Knieen der Beine schnelle und kurze Schläge
gegen die Membran, die dadurch in Schwingungen geräth, ausführe.
— Verf. hat auf die Anwesenheit dieses Organes fast alle einhei-
mischen Euprepien untersucht, aber bei diesen nichts davon auf-
finden können ; nur bei Eupr. matronula fem. und bei Eupr. flavia
mas hat er eine nackte Stelle am Metathorax, jedoch ohne ausge-
spannte Membran, beobachtet. (Die Beobachtung Czerny's, wo-
nach Eupr. matronula im Leben gleichfalls ein crepitirendes Ge-
räusch und zwar auch ihrerseits durch eine unter der Einlenkung
der Hinterflügel befindliche ausgespannte Membran hervorbringt —
vergl. Jahresbericht 1859 — 60. p. 245 — ist dem Verf entgangen).
In der Gattung Setina ist das Organ, wie bei Set. aurita und ra-
mosa auch bei vier anderen , vom Verf verglichenen Arten (Set.
roscida, irrorea, flavicans und Andereggii) vorhanden. (Unter den
Chelonien findet sich bei Chel. Oertzeni Led. von Beirut ein ebenso
grosses Stimmorgan wie bei Chel. pudica. Ref )
Breyer (Annales soc. entom. de Belgique VIH. p. 279)
fand bei mikroskopischer Untersuchung der sehr durch-
sichtigen Fühlhörner von Geometra plagiaria, dass der
die Länge derselben durchziehende Tracheenstamm in
jedem Glied einen Seitenast abgiebt, welcher in eine
Oeffnung der äusseren Hautbedeckung ausmündet.
Schaum, On the composition of the head and on
the number of abdominal segments in Insects (Annais of
nat. bist. 3. ser. XI. p. 173 ff. pl. 6), vom Verf. selbst spä-
ter ins Deutsche übersetzt: lieber die Zusammensetzung
des Kopfes und die Zahl der Abdominalsegmente bei den
Insekten (Archiv f. Naturgesch. XXIX. p. 247—260. Taf. 1).
Verf. macht in dieser Abhandlung den in der That etwas
gewaltsamen Versuch, zuerst die Engländer und nach-
378 G e r s t a e c k e r : Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
träglicli auch die Deutschen davon abzubringen, den Kopf
der Insekten als aus mehreren Segmenten zusammengesetzt
anzusehen und sie ferner davon zu überführen, dass am
Hinterleib der Insekten niemals mehr als neun Segmente
vorhanden seien.
Wenn Verf. in Betreff der Segmenteinheit des Kopfes beson-
ders auf Hu xley's Darstellung der Entwickelung von Aphis Rück-
sicht nimmt und den durch ihn geführten Nachweis von fünf Kopf-
segmenten wegen der Ungünstigkeit des Objektes für die Unterschei-
dung von dorsalen und ventralen Anhängen als nicht stichhaltig
bezeichnet, so ist zu bemerken, dass, abgesehen von den oben er-
wähnten Untersuchungen Weismann's, welche Verf nur nachträg-
lich benutzen konnte, sie aber nach seiner Weise auszulegen nicht
unterlassen hat, durch Rathke und Zaddach für die Insekten
und durch eine ganze Reihe von Forschern für die Crustaceen seit
einer längeren Reihe von Jahren in stets übereinstimmender Weise
und ohne dass hier eine andere Deutung möglich ist, eine Entste-
hung des Kopfes aus gleichen Ursegmenten, wie sie den Thorax und
Hinterleib bilden, festgestellt worden ist. Den Kopf der Insekten
noch jetzt als ein Einzelsegment betrachten zu wollen, heisst die
embryologischen Forschungen der letzten fünfzehn Jahre vollständig
negiren; so viel deren auch augestellt worden sind, so haben sie
nur die schon im J. 1837 von Rathke in seinen »Reisebemerkun-
gen aus Taurien« p. 117 hingestellte, auf Grund zahlreicher Unter-
suchungen gewonnene Erfahrung, wonach jedes Gliedraaassenpaar
eines Arthropoden einem besonderen Körpersegmente seinen Ur-
sprung verdankt, bestätigt. Ob diese Ursegmente persistiren (Tho-
rax) oder, wie am Kopf vollständig verschwinden, ist völlig gleich-
gültig; ihr Produkt, die Gliedmaassen, geben ein vollgültiges Zeug-
niss für sie ab. Nimmt man den Kopf der Insekten als Einzelring
in Anspruch, so muss man consequenter Maassen ein Gleiches auch
für den Cephalothorax der Arachniden und Crustaceen statuiren, da
an diesem dorsal die Gränzen der Segmente ebenfalls völlig ver-
schwunden sind. Wenn Verf. als Beispiel dafür, dass auch anderwärts
Segmente mit mehr als einem Gliedmaassenpaare vorkommen, die Ju-
liden anführt, so kann dagegen nur bemerkt werden, dass die Natur
ihrer Segmente als Doppelringe um so weniger zweifelhaft sein kann,
als dem doppelten Beinpaare auch ein doppeltes Stigmenpaar ent-
spricht, ein Moment, welches vom Verf, da er beim Hinterleibe auf
die Stigmen ein besonderes Gewicht legt, nicht wohl hätte verschwie-
gen werden dürfen. Wie die Anwesenheit nur eines Ganglion (des
Bauchmarkes) im Kopf für die Segmenteinheit desselben sprechen
soll, ist völlig unbegreiflich, da bei Tausenden von Insekten mehre-
der Entomologie während der J. 1863 — 64. 379
ren Thorax- nnd Hintcrleibsringen gleichfalls nur ein Ganglion ent-
spricht. — Für den Nachweis, dass der Hinterleib der Imago nie
mehr als neun Ringe habe, stützt sich Verf. zunächst auf die Lar-
ven der ametabolen Insekten, wo diese Zahl constant sei; nach den
oben angeführten Untersuchungen von Weis mann aber durchaus
mit Unrecht, da nach diesen die Möglichkeit einer Vermehrung der
Segmente nicht ausgeschlossen ist. Ueberdies muss es aber ganz
arbiträr erscheinen, ein etwaiges zehntes Segment einer Larve
(Nachschieber) oder einer Imago (Supraanalplatte, Raife oder dgl.)
als solches anzusehen und mitzuzählen oder nicht, da ein durchgän-
giges Criterium für ein Segment überhaupt bis jetzt nicht existirt.
Dass bei den Libellen, Heuschrecken und anderen Orthopteren mehr
als neun Hinterleibs segmente vorhanden sind, kann nun aber gar
nicht zweifelhaft sein, wenn man auch z. B. bei ersteren nur die
vorhandenen vollständigen Segmente als solcbe ansieht. Bei diesen
hilft sich Verf. nun einfach damit, dass er das erste Abdominalseg-
ment, weil es kein Stigma besitzt, als gar nicht zum Hinterleib ge-
hörig ansieht, sondern es dem Metathorax zuweist. Dies ist aber
vollständig unzulässig, schon deshalb, weil sich bei genauerer Beob-
achtung einer Libelle (besonders deutlich bei Callopteryx) ergiebt,
dass vor dem stigmalosen ersten Abdominalsegment noch ein halbes
(Ventral-) Segment zwischen ihm und dem Brustkasten eingeschoben
ist, um eine Verbindung mit dem weit nach vorn gescliobenen Ster-
num des Metathorax zu vermitteln — gerade umgekehrt als bei den
Hymenopteren, wo sich das erste Hinterleibssegment dem Metatho-
rax dorsal auflegt. Einschliesslich dieses ersten halben Segmentes
hat der Libellenleib elf, ohne dasselbe zehn vollständige Segmente,
die Appendices anales gar nicht mit eingerechnet. Es kann also,
wenn mau die vorhandenen Segmente wirklich zählt und nicht die
überschüssigen wegzudeuten sucht, gar keine Rede davon sein, dass
die Zahl neun nicht überschritten wird *). Uebrigens ist gar kein
Grund abzusehen, weshalb hier willkührlich ein nicht überschreit-
bares Maximum statuirt werden soll, da von neun abwärts alle
Zahlen bis auf drei (Chrysis) vertreten sind, schliesslich aber auch
Insektenformen vorkommen, bei denen eine Segmentirung des Hin-
terleibs ganz wegfällt (Chelonus).
Barthelemy (Des monstruosites naturelles et pro-
voquees chez les Lepidoptöres, Annal. d. scienc. natur. V.
ser. I. p. 225 ff. pl. 10) hat durch verschiedenartige Ein-
*) So hat z.B. auch Meiner t in seiner ausgezeichneten »Ana-
tomia Forficularum« (vgl. Orthoptera!) an der Larve von Forficula
10 Hinterleibsringe aufgefunden.
380 Gerstaecker: Bericht ül^. d. wissensch. Leist. im Gebiete
Wirkung auf die Pnppe versucht^ auf künstlichem Wege
Monstrositäten von Insekten (benutzt wurde ßombyx mori)
zu erzeugen. Nachdem das Eintauchen der Puppen in Oel
keine Resultate geliefert hatte (die Puppe wurde dabei
getödtet); wurde entweder die vordere oder hintere Hälfte
derselben mit Wachs bedeckt; im letzteren Falle ent-
wickelten sich die äusseren Genitalien in normaler Weise
oder blieben höchstens etw^as weicher^ während im erste-
ren alle Organe des Vorderkörpers (Kopf^ Augen, Flügel)
in ihrer Ausbildung auffallend zurückblieben und selbst
verkümmerten. Weitere Resultate wurden vom Verf. durch
vorsichtige Compression gewisser Theile der Puppe er-
zielt: beim Zusammendrücken des Kopftheiles bildeten
sich sogenannte acephale Individuen mit sehr kleinem
Vorderkopf, verkümmerten Fühlern und Augen, dagegen
mit hervortretenden Mundtheilen aus ; an denselben Hess
sich auch eine zurückgebliebene Entwickelung des Ge-
hirnganglion, dagegen eine Hypertrophie der Geschlechts-
organe nachw^eisen und in Uebereinstimmung mit letzte-
rer ein auffallender Geschlechtstrieb der damit behafteten
Individuen wahrnehmen. Bei einem entsprechenden Druck
auf die Spitze des Hinterleibes wurde eine krüppelhafte
Ausbildung oder selbst ein gänzliches Fehlen der äusse-
ren Genitalien erzielt und hiermit fand sich eine in ana-
loger Weise zurückgebliebene Entwickelung der inneren
Organe (beim Weibchen rudimentäre Eikeime, Fehlen der
Anhangsdrüsen u. s. w., beim Männchen äusserst kleine
Hoden) verbunden vor.
S c u d d e r (Proceed. Boston soc. of nat. bist. IX. p. 212)
machte Mittheilungen über eine während der Verpuppung
gestorbene Raupe der Sphinx cinerea Harr., bei welcher
die Umwandlung zur Puppe nur theihveise zu Stande
kam. Der Hinterleib vom dritten Ringe bis zur Spitze war
vollständig Puppe; der vordere Theil dagegen zeigte noch
ganz die Formen der Raupe.
Parry (Proceed. entom. soc. of London 1864. p. 29)
erwähnt einer Monstrosität von Lucanus (Odontolabis)
Stevensii, welche den linken Fühler vom dritten Gliede
der Entomologie wälir.'iid der J. 1863—64. 381
an dreispaltig und mit drei deutlichen Flihlerkeulen ver-
sehen zeigt; der rechte Fühler ist von der Spitze des ersten
Gliedes an doppelt ausgebildet.
Von Mocquerys' „Recueil de Coleopt^res anor-
maux" ist das sechste bis achte Heft erschienen, vrelche
dem Ref. nicht zur Einsicht vorgelegen haben.
Grirard (Annales soc. entom. de France 4. ser. IV.
p. 158, Entomol. monthly magazine I. p. 73) theilte einen
Fall von gleichzeitigem Ausschlüpfen eines Schmetterlings
(Euprepia oaja) und parasitischer Hymenopteren - Larven
aus derselben Puppe mit; die Flügel des Schmetterlings
waren verkrüppelt. Es haben also in diesem Falle die
Parasiten das Leben und die Entv^^ickelung ihres Wirthes
nicht aufgehoben, sondern letztere nur partiell beein-
trächtigt.
Ein analoger Fall wurde von Butler (Entomol.
monthly magaz. I. p. 118) zur Kenntniss gebracht. Eine
Raupe der Acronycta psi, aus weicher sich ein Paar klei-
ner Ichneumoniden - Larven hervorbohrte ( Microgaster-
Larven, nach den Angaben des Verf.'s zu schliessen, da
er sie mit den bekannten Parasiten der Pieris brassicae
vergleicht und angiebt, dass sie sich gleich diesen seidige
Cocons spannen), verpuppte sich dennoch in ganz regu-
lärer Weise. Die aus der Puppe hervorgehende Eule
hatte nur einen Hinterflügel, war aber sonst vollkommen
ausgebildet. — Mc Laclilan (ebenda) bemerkt dazu,
dass ein gleicher Fall von Mi liiere (1852) für Deiiephila
vespertilio vermerkt Avorden sei.
Leydig, „Der Parasit in der neuen Krankheit der
Seidenraupe noch einmal^ (Archiv f. Anat. u. PhysioJ.
1863. p. 186 — 192) machte darauf aufmerksam, dass -der
von Frey und Lebert aus der Seidenraupe unter dem
Namen Panhistophytum ovatum beschriebene Pilz bereits
früher von ihm selbst in der Leibeshöhle von Coccus und
in den Muskeln von Epeira diadema beobachtet worden
sei. Nachher hat er ihn häufig- in verschiedenen Daphni-
oiden, im Fettkörper von Tipula pratensis, in den verschie-
densten Organen der Zygaena filipendulae, in den Blut-
382 Gerstaecker: Bericht üb. d. wisscnsch. Leist. im Gebiete
räumen des Kopfes einer Arbeiterbiene u. s. w. angetrof-
fen, so dass also der Parasit, welcher die Seidenraupe zu
Grunde richtet, unter den Arthropoden eine ziemlich
weite Verbreitung zu haben scheint.
Girard, Quelques faits relatifs ä des Lepidopteres
attaques par la muscardine (Annal. soc. entom. de France
4. s6r. III. p. 90 f.) zählte eine Reihe von einheimischen
Lepidopteren auf, deren Raupen im Sommer d. J. 1862
mehrfach von der Botrytis bassiana befallen waren.
Derselbe, Note sur les Isaria symmetriques des
chrysalides de certaines especes de Vanesses (Annal. soc.
entom. de France 4. ser. III. p. 85 ff.) beobachtete an einer
grösseren Anzahl von Puppen der Vanessa Jo zwei lange,
fadenförmige Pilze, welche stets ganz symmetrisch von
der Wurzel der beiden Flügelscheiden ausgingen. Nach
Tulasne's Untersuchungen gehört der Pilz der Gattung
Isaria an; mit demselben fand sich im Innern der Puppe
an der Thoraxwand eine Lage von Botrytis vor, welche
gleich einem Bande die Wurzeln der beiden Isarien mit
einander in Verbindung setzte.
Nach einer jMittheilung Gu6rin's (Bullet, soc. ent.
1864. p. 47) werden besonders diejenigen Engerlinge von
einer grossen Mermis bewohnt, welche beim Umgraben
des Bodens zu Tage gefördert wurden ; unter 100 unter-
suchten Larven des Maikäfers fanden sich 10 bis 12 mit
dem Parasiten behaftet.
Laboulbene (Annal. soc. entom. de France 4. ser.
IV. p. 678) machte eine kurze Mittheilung über den von
Montr ouzi er .als Parasiten einer Neu-Caledonischen
Mantis"Art beobachteten Nematoden, welcher der Gattung
Mermis angehört.
Der descriptiven Entomologie (in speziell systema-
tischer und biologischer Beziehung) waren neben den
allgemeinen naturhistorischen und zoologischen Zeitschrif-
ten bisher schon vierzehn theils Gesellschafts- theils an-
dere periodische Schriften gewidmet, welche sich aber
trotz ihrer ansehnlichen Zahl und trotz ihres zum Theil
der Entomologie während der J. 1863—64. 383
sehr beträchtlichen jährlichen Umfangs nicht als ausrei-
chend erwiesen zu haben scheinen, um das durch die
neueren Entdeckungsreisen immer reicher zuströmende
Material auch nur partiell zu publlciren. Es hat daher
In d. J. 1863 — 64 abermals eine Vermehrung dieser speziell
entomologischen Journale durch neue, in England, Frank-
reich und in Australien veröffentlichte stattgefunden.
Von den vier während der letzten Jahre in England
erschienenen Zeitschriften nehmen die Transactions of the
entomological society of London, das von Pascoe her-
ausgegebene Journal of Entomology und Stainton's
Entomologist's Annual ihren regelmässigen Fortgang, wäh-
rend des Letzteren „Entomologist's weekly Litelligencer"
eingegangen ist. Als Ersatz dafür werden jedoch einer-
seits die Transactions of the entom. soc. dadurch in wei-
terem Umfang und schnellerer Aufeinanderfolge publicirt,
dass von der o. Series gleichzeitig drei Bände (Vol. I.
II. und III) erscheinen; andererseits ist zur Aufnahme
kleinerer Mittheilungen ein neues Journal unter dem Titel:
„The Entomologist's monthly magazine*^ von B l a c k b u r n,
Knaggs, Mc Lachlan, Rye und Stainton begrün-
det worden, welches in monatlichen Heften von zwei
Druckbogen erscheint und gegenwärtig bereits bis zum
Abschluss des 1. Bandes (London 1864—65. 8. 284 pag.)
gediehen ist. Durch die Art der Publikation und durch
den verhältnissmässig billigen Preis ist der letzteren Zeit-
schrift gewiss eine grössere Zahl von Abnehmern ge-
sichert, während sie bei der Zerstückelung umfangreicherer
Abhandlungen und bei der Verthellung derselben auf
eine Reihe von Nummern grosse Unbequemlichkeiten für
die Benutzung mit sich bringt. Dieselbe enthält neben
Charakteristiken neuer Gattungen und Arten verschiedene
faunistische Beiträge , Mittheilungen über Metamorphose,
Lebenswelse u. s. w.
In Frankreich ist von de Marseul ein neues Jour-
nal unter dem Titel: „L'Abellle, Memoires d'Entomologie,
avec la collaboration de plusleurs membres distingues de
la societe entomologique de France^ begonnen worden,
384 Gerstaecker: BericM üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
Dasselbe erscheint seit d. J. 1864 in Lieferungen und ist
bis zur vierten (Tom. I. livr. 1 — 4. in 12.) veröffentlicht;
dieselben enthalten ausschliesslich zwei coleopterologische
Monographieen (über Telephoriden und über die Gattung
Apion)^ welchen sich einige bibliographische Mittheilungen
anschliessen.
In Sydney hat sich im J. 1862 unter dem Vorsitze
des jüngeren Mac Leay eine Entomologische Gesell-
schaft constituirt, welche eine Zeitschrift betitelt: ;,The
Transactions of the entomological society of New-South-
Wales"" (Sydney, in 8.) herausgiebt. Die in d. J. 1863
—64 erschienenen Pt. 1. und 2. des ersten Bandes belau-
fen sich auf 154 pag. mit 10 ziemlich roh ausgeführten
lithographirten Tafeln und enthalten neben einigen klei-
neren Mittheilungen über Coccinen und Lepidopteren bis
jetzt ausschliesslich coleopterologische Abhandlungen. Letz-
tere sind theils faunistischer, theils monographischer Na-
tur, durch welche zwar eine sehr beträchtliche Anzahl
neuer Formen, meist aber in sehr unzulänglicher Weise
zur Kenntniss gebracht wird.
Auch die bereits im letzten Jahresberichte erwähn-
ten Proceedings of the entomological society of Phila-
delphia sind seit ihrem Beginn in ununterbrochenem Fort-
schritt begriffen. Leider hat die dortige Gesellschaft die
Fortsetzung eines Schriftentausches in neuerer Zeit ein-
gestellt, so dass dem Ref. ausser dem Schluss des im J.
1863 beendigten ersten Bandes nur einige Separatabdrücke
zur Benutzung für den gegenwärtigen Bericht vorgele-
gen haben.
Von Mulsant's Opuscules entomologiques ist ein
13. Heft (Paris 1863) erschienen, dessen Inhalt sich fast
ganz auf die Ordnung der Coleopteren beschränkt und,
wie früher, nur ein Abdruck aus den Annales d. J. soc.
Linneenne de Lyon (X. Bd.) ist.
Kirby's und Spence's „An Introduction to En-
tomology'^ ist in einer siebenten Auflage (1 vol. in kl. 8.
607 pag. — London, Longman, Green 1863) publicirt wor-
den, welche sich jedoch gleich der sechsten nur auf den
der Entomologie während der J. 1SG3 — 64. 385
Inhalt der beiden ersten Bände der Original - Ausgabe
beschränkt. Nach der Vorrede ist mit der gegenwärti-
gen Auflage das zAvülfte Tausend von Exemplaren erreicht
— ein numerischer Erfolg, dessen sich gewiss kein zwei-
tes Eutomologisches Werk rühmen kann. Der sehr billige
Preis von 6 sh. wird dieser Ausgabe gewiss zahlreiche
Abnehmer zuführen, besonders da sie den von vorn herein
werthvollsten und am wenigsten veralteten Theil desKir-
by'schen Werkes, die Biologie der Insekten vollständig
wiedergiebt. Die dem Originaltext beigefügten Anmer-
kungen und Hinweise auf neuere Publikationen sind so
dürftig und unvollständig, dass sie in dieser Form besser
ganz fortgeblieben wären.
lieber die dem Studium der Entomologie zu gebende
Richtung hat der vor Kurzem in hohem Alter verstorbene
L. Dufour seinen Collegen in der Societe entomologi-
que de France noch vor dem Abschluss seiner ruhmrei-
chen Laufbahn einen in vieler Beziehung beherzigens-
werthen Vortrag gehalten, welcher in den Annales d. 1.
soc. entomologique de France 4. ser. IV. p. 567 — 628 un-
ter dem Titel : „De ia direction ä donner aux etudes ento-
mologiques" abgedruckt ist. Indem Verf. in diesem Vor-
trage den sehr wahren und für die heutige Zeit doppelt
gültigen Ausspruch Latreille's, dass man leider den
Reaumur'schen Weg verlassen habe und dass die En-
tomologie sich jetzt auf eine ebenso langweilige als un-
entwirrbare Namengebuiig beschränke, auszuführen sucht,
weist er auf die eigentlich wissenschaftlichen Seiten die-
ses Feldes, auf die Entwickelungsgeschichte, Biologie und
Anatomie der Insekten hin, um sie den heutigen Bestre-
bungen, die Gattungen in's Unendliche zu vermehren, ge-
genüber als das wahre Ziel der Forschung zu bezeichnen.
In diesem Sinne auf die einzelnen Ordnungen der In-
sekten (und zugleich auf die Arachniden) eingehend,
giebt D. innerhalb dieser ein mehr oder weniger ausführ-
liches Resume über die in biologischer und anatomischer
Beziehung interessantesten Formen derselben und über
Archiv für Naturg. XXX. Jahrg. 2. Bd. Z
386 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
die wichtigsten mit ihrer Lebensweise verknüpften phy-
siologischen Erscheinungen.
Wenn uns der um die Entomotomie hochverdiente Verf. in
diesem seinen Schwanengesang vorzugsweise und man kann sagen :
fast ausschliesslicli — die Resultate seiner eigenen, sich über mehr
als ein halbes Jahrhundert verbreitenden und in morphologischer
Beziehung allerdings sehr umfassenden Untersuchungen vor die Au-
gen führt, so wird uns dies an dem 83jährigen Manne um so we-
niger wundern, als wir es auch an den Arbeiten seiner besten Jahre
eben nicht anders gewohnt sind. Einerseits durch seinen von den
Centren der Wissenschaft entlegenen Wohnsitz, andererseits durch
die seine Nation kennzeichnende wissenschaftliche Exclusivität nichts
weniger als mit den Forschungen seiner Zeitgenossen vertraut,
bewegte er sich sein ganzes Leben hindurch nur in, einem be-
stimmten 5 durch selbständige Untersuchungen gewonnenen Kreise
von Anschauungen, welchen zu modificiren oder zu erweitern er sich
nie veranlasst fühlte — und dieser ist es eben, welcher uns auch
hier wieder fast ausschliesslich eröffnet wird. Auch hier tritt uns
dieselbe Wohlgefälligkeit, mit welcher D. gewöhnlich auf die Errun-
genschaften seines »scalpel« hinweist, zugleich aber noch dieselbe
Liebe, der gleiche Enthusiasmus für das Objekt seiner Forschung
entgegen und wenn man die Resultate derselben auch als einseitige,
in mancher Beziehung sogar als irrige bezeichnen muss, so kann
man ihnen wenigstens eine grosse Reichhaltigkeit ebenso wenig ab-
sprechen, als man dem Verf. selbst eine seltene Beharrlichkeit und
Mühseligkeit, so wie den seiner Nation so häufig mangelnden wis-
senschaftlichen Ernst ohne Weiteres zugestehen muss. In der von
ihm gegebenen Schilderung des status quo der Wissenschaft finden
wir nicht diesen, wie er thatsächlich existirt, sondern wie er sich
dem Gesichtskreise D.'s nach eigenen Erlebnissen und Ergebnissen
darstellt, nicht eine Geschichte der Wissenschaft, sondern eine wis-
senschaftliche Biographie des Verf. 's. Es ist daher auch weniger der
Inhalt der Schrift im Einzelnen als die Idee, welche ihr zu Grunde
liegt, dasjenige, was sie immerhin als lesens- und beachtenswerth
erscheinen lässt. In ersterer Hinsicht machen sich so zahlreiche und
wichtige Lücken fühlbar, dass man mit denselben Seiten füllen
könnte ; dieselben stehen zu dem vom Verf. Hervorgehobenen fast
gerade in demselben Verhältniss , wie die ausserhalb Frankreichs
gewonnenen Erfahrungen zu den Beobachtungen französischer For-
scher. Das Nationalitäts-Prinzip wird vom Verf. im vollsten Maasse
aufrecht erhalten, denn er kennt weder — oder erwähnt wenigstens
nicht — die nach allen Seiten hin so tief eingreifenden Arbeiten v.
Siebold's, noch die auf einzelnen Gebieten so erfolgreichen Unter-
der Entomologie während der J. 1863—64. 387
suchungen L o e w's. Braue r's, L e y d i g's u. A. Die Parthenogenesis
der Bienen scheint für ihn ebenso wenig zu existiren als die — von
ihm mit Stillschweigen übergangene — eigenthümliche Copulation der
Libellen ihre Würdigung erhält; die Larve von Panorpa gleich der-
jenigen von Mantispa ist nach ihm heute noch ebenso wenig be-
kannt wie vor zw^anzig Jahren — da sie eben in Frankreich nicht
entdeckt worden sind.
How to collect and observe Insects, by A. S. Pa-
ck a r d (from the Report of the Maine scientific survey
for 1862). Aiigiista, 18G3. (8. 79pag.). Ein praktischer
Anweis zum Sammeln und Beobachten von Insekten mit
besonderer Rücksicht auf die Nord-Amerikanische Fauna;
es wird in demselben auf die wichtigsten Familien der
einzelnen Ordnungen, welche in Holzschnitten dargestellt
werden, eingegangen und ihre Lebensweise kurz erörtert.
Nachdem auf die Form-Analogieeu; welche häufig
zwischen sonst ganz heterogenen Insekten verschiedener
Ordnungen existiren, zuerst von Westwood hingewie-
sen, in neuerer Zeit aber besonders von Osten-Sacken
und Bat es darauf aufmerksam gemacht worden ist, dass
sich derartige Aehnlichkeiten häufig auf bestimmte biolo-
gische Beziehungen zurückführen lassen, hat man diesen
von Bates als „mimetic species'^ bezeichneten Formen
eine nähere Aufmerksamkeit zugewandt. Ref. hat dieses
Thema bei Gelegenheit einer Charakteristik von zwei in
ihrem Habitus auffallend an bestimmte Coleopteren-Gat-
tungen erinnernde Orthopteren aus der Familie der Gryl-
loden (Stettin. Entom. Zeit. XXIV. p. 408—436) in der
Weise behandelt , dass er die hauptsächlichsten dieser
gleichsam intendirten Nachbildungen sowohl aus densel-
ben als aus verschiedenen Ordnungen der Insekten ein-
ander gegenübergestellt und besonders darauf hingewie-
sen hat, wie häufig sich dergleichen Formen mit erborg-
tem Habitus an gleiclien Orten mit ihren Originalen vor-
finden. Er macht u. A. auch auf die besonders oft wie-
derkehrende Nachbildung der Papilio- und Lycus-Form
in den beiden Ordnungen, denen sie angehören, aufmerk-
sam und hebt als besonders frappante Analogie zwischen
den Larven verschiedener Ordnungen diejenige von Pa-
388 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
rapoiiyx stratiotalis mit gewissen Pliryganiden- Larven
hervor.
Einzelne derartige Fälle, in welchen sich die Aehnlichkeit mit
anderen Insekten oder auch mit Pflanzentheilen durch die Beob-
achtung als in direkter Beziehung zu der Lebensweise der betrefien-
den Arten stehend nachweisen lässt, werden auch von Wood(Proc.
entom. soc. of London 1863. p. 147), Pascoe (ebenda 1864. p. 14)
und T r im en (ebenda 1864. p. 29) zur Sprache gebracht. Nach Wood
setzt sich Anthocharis cardamines gegen Abend, um auszuruhen, ent-
weder an Anthriscus sylvestris selbst oder in die nächste Nähe
dieser Pflanze; die Unterseite ihrer Flügel hat mit der Blume des
Anthriscus eine sprechende Aehnlichkeit und letztere mag mit zur
Erhaltung der Art, welche z.B. von Eaubinsekten, Vögeln u. s. w.
als solche verkannt wird, dienen. — Von Pascoe wurde ein Ce-
rambycide aus Neu-Holland besprochen, welcher ganz einem Mala-
•codermen gleicht ; Verf. glaubt indessen, dass der vorliegende Fall
der Theorie, wonach dem schwächeren Thiere seine erborgte Livree
als Schutz für die Erhaltung der Art diene, widerspreche, da hier
der Stärkere das Kleid des Schwächeren angenommen habe, — eine
Ansicht, welche (ebenda p. 14) durch Wallace widerlegt wird. —
I)er von Trimen angeführte Fall bezieht sich zwar auf eine Arach-
hide* mag hier aber auch gleich seine Erwähnung finden. Eine
gelbe, der Gattung Salticüs angehörende Spinne setzt sich am Cap
der guten Hoffnung stets auf die Blüthen von Senecio pubigerus Lin.,
denen sie in Färbung, Form und Grösse tä,uschend gleicht, um un-
ter, diesem Trugmantel einen Schmetterling (Leptoneura Clytus), der
sich gleichfalls auf die Blüthen jener Pflanze regelmässig niederlässt,
zu fangen.
Von dieser Aehnlichkeit zwischen Insekten verschie-
dener Ordnungen geht auch Packard in einer Abhand-
lung ^On synthetic tvpes in Insects" (Boston Journal of
nat. hist. VII. p. 590—603) aus , basirt aber auf derselben
Schlussfolgerungen, welche sich als durchaus verfehlt zu
erkennen geben. Er hat nämlich die Absicht nachzuwei-
sen, dass in ganz analoger Weise, wie sich nach x\ gas siz
in den Öelachiern die Charaktere aller übrigen Ordnun-
gen der Fische vereinigen , unter den lebenden Insekten
die Neuropteren diejenigen seien, welche Typen aller
übrigen Ordnungen aufzuweisen und daher als „syntheti-
sche Formen" zu gelten hätten.
Veif. macht sich diesen Nachweis zunächst dadurch leicht,
der Entomologie während der J. 1863—64. 389
dass er die Neuroptereu im alten Linne'schen Sinne annimmt, in
welchem sie bekanntlich keine auch nur annähernd natürliche Ab-
gränzung haben, dann aber auch dadurch, dass er Formen, wie Le-
pisma, welche in morphologischer Beziehung wie nach der Meta-
morphose entschiedene Orthopteren sind , willkülirlicli hinzuzieht.
Seine Ausführung selbst beruht nun ausschliesslich auf der Darle-
gung der zwischen verschiedenen Neuroj)teren (in der von ihm an-
genommenen Ausdehnung) und einzelnen Formen anderer Insekten-
Ordnungen existirenden Analogieen, welche zwar in biologischer Hin-
sicht häufig gewiss nicht ohne Beläng, in systematischer dagegen
ofienbar ganz unwesentlich sind, da sie niemals Affinitäten erkennen
lassen. Die Gattung Lepisma ward als Repräsentant der Myriopo-
den (Gatt. Scolopendrella), Ascalaphus als ein solcher für die Lepi-
dopteren, Bittacus für die Dipteren (Tipula) angesehen. Besonders
aufiallende üebereinstimmungen sowohl in der Thoraxbildung als im
Flügelgeäder findet Verf. zwischen der Gattung Gorgopis (Hepiali-
den) und Polystoechotes (Hemerobiiden); andere Analogieen zwischen
den Phryganiden- und Psychiden-Larven, zwischen der jungen Larve
von Meloe und Perla, zwischen Psocus und Aphis, Atropos und Ci-
mex, zwischen Ameisen und Termiten. Die meisten dieser Analo-
gieen sind ebenso unzweifelhaft, als oft anerkannt und besprochen ;
wie sie indessen den Beweis dafür abgeben sollen, dass sich in den
Xeuropteren (auch selbst im Sinne des Verf.'s) die Charaktere der
übrigen Insekten vereinigen sollen, ist nicht abzusehen, wenn man
eben nicht aus Unkenntniss Aehnlichkeiten mit Charakteren verwech-
selt. Das Letztere ist aber eben bei den Spekulationen des Verf.'s
der Fall.
Gleichsam Im Gegensatze zu den „mimetlc species"
steht der höclist merkwürdige Dimorphismus und selbst
Polymorphismus, wie er schon seit längerer Zeit aus den
Sammlungen für gewisse Arten von Tagfaltern bekannt
war, auf Grund selbstständiger Beobachtungen aber durch
Wallace (Proceed. entom. soc. af London 1864. p. 15)
jetzt noch näher festgestellt worden ist. Von Papilio
Memnon kommt das Männchen überall in gleicher Form
(schwarz, mit abgerundeten Hinterflügeln) vor, während
vom Weibchen zwei verschiedene Formen existiren, deren
eine vom Männchen durch sehr verschiedene Färbung und
Zeichnung, die andere durch lang spateiförmig geschwänzte
Hinterflügcl abweicht. Beide Formen variiren an der-
selben Lokalität, ohne jedoch durch Zwischenglieder ver-
mittelt zu werden ; die Männchen paaren sich mit beiden
890 Gerstaecker: Bericlit üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
Formen und erzeugen eine Nachkommenschaft, welche
auch ihrerseits wieder nur dem weiblichen Theile nach
variabel ist. — Bei Pap. Ormenus kommt selbst ein Tri-
morphismus vor, indem drei unter einander verschiedene
Formen des Weibchens existiren , welche zugleich alle
vom Männchen sehr abweichen.
Achnliche Mittheilungen über Papilio Turnus machte
Walsh (Proceed. entom. soc. of Philadelphia!, p.349).
Das Männchen dieser Art ist immer gelb gefärbt, das
unter zwei Namen (Turnus und Glaucus) beschriebene
Weibchen in New- York und Neu-England ebenfalls gelb,
im Süden von Illinois stets schwarz. Bei Philadelphia
hat die Zucht aus Eiern üebergänge von der einen Fär-
bung des Weibchens zu der anderen ergeben.
Es kann übrigens schon jetzt nach unseren Samm-
lungen kaum einem Zweifel unterliegen, dass zahlreiche
analoge Fälle und überhaupt viele anderweitige auf Va-
riation, gleichartige Fortpflanzung u. dgl. beruhende Be-
ziehungen zwischen solchen tropischen Insektenformen exi-
stiren, welche wir bisher aus Mangel an direkten Beob-
achtungen noch als selbstständige Arten ansehen zu können
glaubten. Ein vollgültiges Zeugniss hierfür liefern die
wichtigen Resultate, welche die allerdings Jahre lang
fortgesetzten und mit grosser Sorgfalt angestellten Beob-
achtungen von H.W. Bates über die Insektenfauna des
Amazonenstromes zu Tage gefördert haben. Das schon
im J. 1863 erschienene Reisewerk desselben : The natu-
ralist on the River Amazons : a record of adventures, ha-
bits of animals, sketches of Brazilian and Indian life and
aspects of nature under the Equator, during eleven years
of travel (London, J. Murray, 2 vols in 8.), welches den
hiesigen Bibliotheken im Original leider fehlt, ist dem
Ref. ausser durch Anzeigen in den Annais of nat. bist.
3. ser. XII. p. 391, in der Natural history review u. s. w.
erst in neuester Zeit aus einer deutschen Uebersetzung :
„Der Naturforscher am Amazonenstrom ; Leben der Thiere,
Sitten und Gebräuche der Bewohner, Schilderung der
Natur unter dem Aequator und Abenteuer während eines
der Entomologie wälirend der J. 1863 — 64. 391
elfjährigen Aufenthalts, von H. W. Bat es (Aus dem
Englischen. Leipzig 186(3. 8. 416 S. mit 8 Kpfrtf.) näher
bekannt geworden. Dasselbe giebt eine etwas nüchterne,
von dem gewöhnlichen Enthusiasmus der Reisenden viel-
leicht allzufreie Schilderung der grossartigen Natur im
Urwalde, indem es sich vorwiegend und fast ausschliess-
lich auf die einzelnen Objekte, dagegen wenig auf die
landschaftliche Scenerie einlässt. Ueberhaupt scheint die
Pflanzenwelt den Verf. weniger, desto mehr dagegen die
Thierwelt angezogen zu haben und ganz besonders ist es
dfe Ornithologie und Entomologie, welche ihm die wich-
tigsten und interessantesten biologischen Mittheilungen
verdankt. Während die Resultate der meisten naturwis-
senschaftlichen Reisen sich auf eine grössere oder ge-
ringere Anzahl todter Tierkörper reduciren, über wel-
che aus Mangel an Specialkenntnissen oft nicht die
geringste Auskunft gegeben werden kann, hat Bat es
es sich neben dem Herbeischaffen eines ausserordentlich
reichen Materials ganz besonders angelegen sein lassen,
das Ineinandergreifen der Organismen im Leben zu er-
gründen. Wie wichtige allgemeine Gesichtspunkte er in
dieser Richtung in das Auge gefasst hat, ist bereits im
letzten Jahresberichte bei Gelegenheit seiner Abhandlung
über das Variiren der Arten, das allmähliche Hervorbil-
den neuer, über die „mimetic species^ u. s. w. hervorge-
hoben worden. Das vorliegende Werk behandelt derar-
tige Fragen gelegentlich öfter, z. ß. die Variabilität der
Arten (p. 255—265 des Originals, „On the Variation of
species^, Entomol. Annual f. 1864. p. 87 ff.) , die geogra-
phische Verbreitung derselben, die faunistische Ueber-
einstimmung des vom Verf. bereisten Distriktes theils mit
Guyana, theils mit dem mittleren Brasilien u. s.w.; aus-
serdem geht es aber auch vielfach auf die Lebensverhält-
nisse bestimmter Formen, wie besonders der Ameisen,
Termiten, Wespen, Cicaden in sehr viel speziellerer Weise
ein, als wir dies sonst an naturwissenschaftlichen Reisen
gewohnt sind. Ein elfjähriger Aufenthalt an den Ufern
des Amazonenstroms und ein genaues Durchforschen ver-
392 Gerstaecker: Bericht üb d. wissensch. Leist. im Gebiete
schiedener Hauptstationen (nach Westen über Ega hinaus
bis nach St. Paulo) hat dem Verf. aber auch gleichzeitig
ein Material verschafft, wie es ausser Wallace wohl
noch Niemand zusammengebracht ; dasselbe beläuft sich
auf 14,712 Arten, von welchen 14,000 allein den Insekten
angehören und von denen sich bei der Rückkehr nach
England 8000 als bisher unbekannt herausgestellt haben.
Benj. Walsh, On certain remarkable or exceptio-
nal larvae , Coleopterous , Lepidopterous and Dipterous,
with descriptions of several new genera and species, and
of several species injurious to Vegetation , which have
been already published in agricultural Journals (Proceed.
Boston soc. of nat. bist. IX. p. 286— 318). Es bringt diese
Abhandlung wie die meisten des mit besonderem Scharf-
sinn und feiner Beobachtungsgabe ausgestatteten Verf.'s
neben einer Anzahl (gehörigen Orts angeführter) ausge-
zeichneter neuer Formen ganz besonders verschiedene
sehr interessante biologische Verhältnisse Nord-Amerika-
nischer Insekten zur Sprache, welche nebst mehrfachen
Mittheilungen über die früheren Stände mehrerer Arten
und über solche, die sich den Nutzgewächsen als schäd-
lich erwiesen haben, hier zusammengestellt sein mögen.
Der vom Verf. öfter beobachtete Aufenthalt von Cicindela
sexguttata Fab. unter der Einde von Eichenstämmen, welcher sehr
auffallend erscheinen muss, lässt ihn eine abweichende Lebensweise
der Larven, welche vielleicht auf Holzbohrer Jagd machen, vermu-
then. — Cotalpa lanigera- wurde von ihm öfter im Mai in Garten-
erde gefunden, daher ihre Larve wahrscheinlich (abweichend von
Pelidnota punctata Lin.) an lebenden Wurzeln nagt; eine unbekannte
Elateriden-Larve zeigte sich in den Weststaaten als Zerstörerin von
jungen Kornsaaten. Die Larve von Xyloryctes satyrus nährt sich
nicht von Holzmulm, sondern von Graswurzeln. — Bei zwei Schmet-
terlings - Arten derselben Gattung Halesidota (Hai. Antiphola und
tessellaris) und sogar bei zwei Arten verschiedener Gattungen (Sphin-
gicampa distigma und Dryocampa bicolor) tritt nach der Mitthei-
lung des Verf.'s der sonderbare Fall ein, dass sie im Zustande der
Imago kaum von einander zu unterscheiden sind, während die Kau-
pen sehr auffallend , in letzterem. Falle selbst durch generische
Merkmale von einander abweichen. Verf. wirft dabei die Frage
auf, ob während eines Zeitraums von Jahrtausenden durch ununter-
der Entomologie während der J. 18G3-64. 398
brochenen Wechsel der Nahruno- die äussere Erscheinung der Larve
geändert werden könne, ohne dass die Imago davon berührt werde.
Dass dergleicheij Veränderungen der Nahrung bei manchen Insekten
vorkommen, bezeugt Clytus pictus, dessen Larve gegenwärtig den
Heuschreckenbaum angreift und verwüstet und zwar in Gegenden,
wo sie es vor 25 Jahren nicht gethan hat. In manchen Gegenden
(Rock Island) ist dies selbst heut zu Tage nicht der Fall, während
hier der Wallnussbaum von derselben Larve angegangen wird; der
Unterschied in der Nahrungspflanze bringt bei dieser Art schon eine
verschiedene Entwickelungszeit mit sich, indem der Clytus pictus
aus der Wallnuss stets im Frühling, der aus dem Heuschreckenbaum
stets im Herbst erscheint. Verf. benutzt diese und einige andere
ver-wandte Beispiele dazu, um den allmählichen Uebergang zwischen
Race und Art und die Entstehung der Arten aus einander, sei es durch
Vererbung gewisser Eigenthümlichkeiten, sei es durch Veränderung
der Lebensweise, Nahrung u. s. w. als wahrscheinlich hinzustellen.
Er kennt nämlich 1) Fälle, wo aus gleichen Larven, aber mit ver-
schiedener Lebensweise und Futterpflanze gleiche Imagines entste-
hen; 2) Fälle, w^o aus constant verschieden gefärbten Larven gleiche
Imagines hervorgehen ; 3) wo aus Larven von verschiedener Körper-
form, Haarbekleidung u. s. w. nicht unterscheidbare Imagines her-
vorgehen ; 4) wo aus Larven von ganz verschiedenem Körperbau
sich Imagines entwickeln, die ausschliesslich in einem Körpertheil
(z. B. kürzer oder länger gekämmte Fühler) Unterschiede erkennen
lassen; alle diese Fälle bilden die allmählichsten Uebergänge zu dem
5) wo verschiedenen Larven verschiedene Imagines entsprechen,
wo also der Art - Unterschied in allen Entwickelungsstadien ausge-
drückt ist. —Eine neue Beobachtung ist es ferner (p. 800). dass die
Conops-Arten auch in Schmetterlingsraupen parasitiren; Verf. erzog
Conops analis Fab. (?) aus Limacodes (?) hyalinus und zwar aus dem
Cocon desselben, ein Jahr nach der Verpuppung. — Von Dipteren-
Larven beschreibt Verf. zunächst die eines nicht näher bestimmten
Tabanus nebst ihrer Puppe. Die Larve weicht von der durch d e
Geer bekannt gemachten dadurch ab, dasä sie nicht nur centrale,
sondern auch dorsale Pseudopodien besitzt ; dieselbe lebt auch nicht
unter der Erde, sondern im Wasser und ernährte sich von Planor-
bis, welche sie ausw^eidete. Sodann die Larve und Puppe von Midas
fulvipes, n. A. aus Illinois; erstere fand Verf. in dem Mulm eines
hohlen Baumes zusammen mit anderen Insektenlarven, von denen
sie sich offenbar nährt. — Den Schluss der Abhandlung bildet eine
Zusammenstellung derjenigen in Nord- Amerika schädlich auftreten-
den Insekten aus den Ordnungen der Coleoptera^^ Orthoptera, Lepi-
doptera und Hemiptera, welche Verf. in verschiedenen landwirth,-
schaftlichen Journalen beschrieben und in ihrer Lebensweise und
394 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
ihren Eingriffen erörtert hat. Einige derselben werden hier noch-
mals charakterisirt und durch Holzschnitte erläutert.
Eine interessante Mittheilung über das Vorkommen
parasitischer Dipteren -Larven unter der Haut verschie-
dener Neu - Holländischer Batrachier ist von Gerard
Krefft (Transact. entom. soc. of New -South -Wales I.
p. 100 f. pl. 8) gemacht worden : „Notes on the metamor-
phosis of a Dipterous Insect of the genus Batrachomyia
M. Leay^ the larva of which is parasitical upon various
species of Australian Frogs.^ Diese Larven, welche lei-
der ebenso wenig wie das entwickelte Insekt näher cha-
rakterisirt werden, kommen in verschiedenen Fröschen,
besonders in Cystignathus Sydneyensis , Pseudophryne
Bibreni und Hyla citropus, und zwar häufig zu 2 bis 4
Individuen vor. Sie sitzen unter der Haut des Nackens,
sind im April ausgewachsen, bohren sich dann aus dem
Frosch, der dabei zu Grunde geht, heraus und liefern
32 Tage nach der Verpuppung das Insekt, eine gelbe
Fliege von mittlerer Grösse, welche nach der sehr un-
vollkommenen Abbildung zu der Familie der Muscarien
zu gehören scheint. (Vgl. darüber auch Brauer in den
Verhandl. der zoolog. -botan. Gesellsch. zu Wien XIV.
p. 894 f.)
Laboulbene, Sur des larves de Dipteres trouvees
dans les tuniques de l'estomac, les replis peritoneaux et
la paroi abdominale chez des Grenouilles (Annal. soc.
entom. de France 4. ser. III. p. 14 ff.). Bei Untersuchung
mehrerer Exemplare des grünen Frosches und der ge-
meinen Kröte fand Verf. besonders in den Magenwan-
dungen schwarze Flecke, welche sich bei näherer Unter-
suchung als von kleinen encystirten, aber bereits abge-
storbenen Dipteren - Larven herrührend erwiesen. Diese
Larven waren pseudocephale, an den elf Körperringen
mit Hakenkränzen versehen und IY2 bis 4 Mill. lang, of-
fenbar einer Muscinen-Gattung angehörig. Die Frösche,
welche sie beherbergten, waren vollkommen lebensfrisch.
Houghton, On the occurrence of living Water-
Beetles in the intestines of the common Trout (Annais
der Entomologie während der J. 18G3 — 64. 395
Salmo fcarlo zwei kleine branne Wasserkäfer (die Art
nicht bestimmt) im Darm, etwa V2 ^oU von der Afteröff-
nung entfernt, lebendig vor. Yerf. wirft die Frage auf,
ob dieselben nicht etwa durch den After Eingang gefun-
den haben möchten.
Co in de, Note pour servir ä l'histoire des oiseaux
inscctivores (Compt. rendus de l'acad. de Paris. T. 56.
p. 878, Rev. et Magas. de Zool. 2. ser. XVI. p. 5 f.) fand
am Meeresstrande bei Bona zahlreiche Exkremente insek-
tenfressender Vögel von 5 Centim. Länge, starkem Mo-
schusgeruch und auffallendem Metallglanz. Sie bestanden
stets aus einer und derselben Helops-Art, welche oft noch
ziemlich unversehrt darin enthalten war, im lebenden
Zustande aber nur sehr sparsam vorkam. Die Exkremente
anderer Vögel enthielten häufig ebenso nur die Ueber-
bleibsel eizelner Insekten - Arten, wie Isocerus, Copris,
Julus, so dass also gewisse Insekten manchen Vögeln
ausschliesslich zur Nahrung dienen.
Girard, Note sur une curieuse adherence de mas-
ses poUiniques d'Orchidees aux pieces cephaliques de
divers Insectes mellivores (Annal. soc. entom. de France
4. ser. IV. p. 153 f.) erwähnt dreier Schmetterlinge (da-
runter Anthocharis cardaraines und Hesperia linea) und
eines Käfers (Strangalia melanura), an deren Kopf oder
Augen Pollinien von Orchideen angeheftet waren. (Das
interessante Werk von Darwin scheint dem Verf. bei
seiner Mittheilung nicht bekannt gewesen zu sein.)
Sti erlin (Mittheil. d. Schweiz. Entom. Gesellsch.
1863. p. 119j fand Anobium paniceum in zahlreichen
Exemplaren aller Entwickelungsstadien in einer verschlos-
senen Büchse mit gepulverter Belladonna- Wurzel ; da
die Larven sich offenbar von dem Pulver ernährten , so
liefert der Fall von Neuem einen Beweis für die sehr
verschiedene Wirkung der Gifte auf verschiedene Orga-
nismen.
Eine ganz analoge Mittheilung von Thom. Fräser:
„On the moth of the Esere, or Ordeal-Bean of Old-Ca-
labar^ (Annais of nat. bist. 3. ser. XIII. p. 389 ff.) be-
396 Gerstaecker: Bericlit üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
of nat. hist. 3. ser. XI. p. 459) fand bei der Sektion eines
trifft die Raupen der Deiopeia pnlchella Lin., welche sich
in die sehr giftigen Bohnen von Physostigma venosum
eingebohrt imd den Inhalt derselben aiisgenagt hatten.
Nach Lukomski „Action ciirative du venin des
Abeilles et des autres Hymenopt^res" (Abeille medicale
und Rev. et Magas. de Zool. 2. ser. XVI. p. 367) ist die
Anw^endung von Bienen- und Wespenstichen ein v^irk-
sames Mittel gegen Rheumatismus, intermittirende Fieber,
Neuralgieen u. s. w. Verf. führt verschiedene durch
dieses Mittel bewirkte und von ihm selbst beobachtete
Heilungen an und glaubt, dass es selbst bei gelbem Fie-
ber, bei der Cholera und Pest von Erfolg sein werde.
VV. Coup er, Importance of Insect architecture to
Entomologists (Proceed. entom. soc. of Philadelphia I.
p. 370 f.) Ein Hinweis auf das Interesse, welches das Sam-
meln biologischer Objekte für die Naturgeschichte der
Insekten hat, nebst Angaben über die Nester, Cocons
u. s. w. einiger Nord- Amerikanischer Arten.
In einer Fortsetzung seiner Abhandlung über „die
Deutschen Phytophagen aus der Klasse der Insekten'^
(Verhandl. d. naturhist. Ver. d. Preuss. Rheinlande und
Westphalens XXL p. 228— 404) hat Kaltenbach dieje-
nigen Pflanzen in Bezug auf die sich davon nährenden
Deutschen Insekten abgehandelt, deren Gattungsnamen
mit den Buchstaben M, N, 0 und P anfangen. Unter
denselben sind als von besonders zahlreichen Insekten-
Arten bewohnt und angegriffen hervorzuheben : Malva
(21 A.), Matricaria (16 A.), Medicago (24 A.), Melilotus
(14 A.), Mentha (22 A.), Mespilus (15 A.), Myrica (14 A.),
Ononis (27 A.), Pimpinella (14 A.), Pinus (291 A.), Pisum
(16 A.), Plantago (82 A.), Poa (22 A.), Polygonum (30 A.),
Populus (251 A.), Potentilla (14 A.), Primula (27 A.), Pru-
nus (225 A.) und Pyrus (176 A.). Neben den mit gros-
sem Fleiss zusammengetragenen Beobachtungen früherer
Autoren hat Verf. auch in dem vorliegenden Abschnitt seiner
Arbeit über die Lebensweise und Nahrungspflanzen ver-
schiedener Insekten nach eigenen Untersuchungen Mit-
der Entomologie ^väh^e•nd der J. 1803 — 04. 397
theilungen gemaclit, ^velclle wir hier in der von ihm ge-
gebene Reihenfolge zusammenstellen.
Die Larve von Cheilosia nitidula Meig. lebt Mitte Mai's bis
Mitte Juni's im Stengel von Matricaria Chamomilla, in welchem sie
einen gegen die Wurzel hin sich erweiternden Gang aushöhlt, um sich
schliesslich in der Erde zu verpuppen; die von ihr bewohnten
Pflanzen w^elken hin. — Die vom Verf. charakterisirte Larve des
Phalacrus aenens nährt sich im Juni und Juli von den unreifen Ache-
nen derselben Pflanze. — p. 243 beschreibt Verf. die Raupe von
Pyrausta punicealis Hbn., welche sich zweimal im Sommer in den
zusammengezogenen Gipfelblättern verschiedener Mentha-Arten findet.
p. 248 : FliytoMyza milii n. A. beschrieben; ihre Larven miniren die
Blätter des Hirsegrases (Milium). — p. 249 wird die Raupe von
Botys olivalis S. V. beschrieben, welche an schattigen Orten im Mai
zwischen zusammengezogenen Gipfelblättern von Veronica officinalis,
Myosotis intermedia u. a. niederen Pflanzen lebt. Die Blätter der
letzteren Pflanze werden im Juni und im September zugleich von
einer Agromyza-Larve (Agr. myosotidis Kalt.) minirt. — p. 252 wird
der Raupensack und die Raupe einer auf Myrica lebenden Coleophora
(Col. myricae? — viminatella Staint.?; charakterisirt. — p. 258f.
Die Larve von Agromyza orbona Meig. minirt die Blätter von Ononis
spinosa und repens ; dasselbe ist mit der Larve von Phytomyza pisi
Kalt, der Fall, während zwischen den zusammengezogenen oberstän-
digen Blättern derselben Pflanze die Raupen der Gelechia anthylli-
della leben. — p. 265. Aus gesellig in dem verdickten unteren Sten-
geltheil von Orobranche rapum lebenden Larven erzog Verf. Chyliza
atriseta Meig.; in den jungen Samen des Fruchtknotens derselben
Pflanze fand er die Larve einer neuen Phytomyza-Art (/Viy^ orobran-
chia Kalt.). — p. 313. Die Raupe von Elachista nigrella Haw. fand
Verf. zu zwei Generationen in den schmalen Blättern von Poa ne-
moralis, deren beide Hälften sie nach einander der Länge nach aus-
frisst. (Raupe charakterisirt.) — p, 317. Anthomnia fohjcjoni n. A.
nebst Larve (in Polygonum dumetorum minirend) beschrieben ; an
derselben Pflanze minirt auch die Raupe von Gracilaria phasianipe-
nella Hübn. — p. 336. Die Larve von Agromyz-n populi n. A. mi-
nirt die Blätter von Populus nigra und dilatata, (p. 350) diejenige
von Fenusa pygmaea Hart., vom Verf. nebst der Imago speciell
charakterisirt. die Blättchen der Potentilla reptans im Juni und Au-
gust, (p. 399) diejenige von Agromyza minuta Meig. die Blätter der
kultivirten Apfelbäume.
Giraud, Memoire sur les Tnsectes qni vivent sur
le Roseau commun (Phragmites communis Trin.) et plus
specialement sur ceux de i'ordre des Hymenopt^res (Ver-
398 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
handl. d. zoolog.-botan. Gesellsch. zu Wien XIII. p. 1251
— 1288). Verf. behandelt in dieser sehr sorgfältigen Ab-
handlung, welche reich an neuen biologischen Beobach-
tungen ist, einerseits die Dipteren, andererseits die Hyme-
nopteren, welche in Phragmites communis leben und zwar
von letzteren nicht nur diejenigen, welche ihre Brutzellen
im Rohr anlegen, sondern auch solche, welche theils als
Parasiten dieser, theils der Dipteren von ihm beobachtet
worden sind.
Es leben in Phragmites communis zunächst die Larven elf ver-
schiedener Dipteren: Lipara lucens Meig., tomentosa Macq., similis
Schin., Cecidomyia inclusa Frfld., fin-agmitis n. A., Lasioptera fle-
xuosa Winn. und arundinis Schin., Chlorops tarsata Fall,, Oscinis
pusilla Meig., Leptomyza gracilis Meig. und Macronychia anomala
Zett. ; die ersten zehn nähren sich von dem Gewebe verschiedener
Pflanzentheile, in welchem sie zum Theil gallenartige Wucherungen
hervorrufen, die letzte dagegen lebt parasitisch an einem Hymeno-
pteron (Cemonus). Aus ersteren hat Verf. durch Zucht 14 verschie-
dene parasitische Hymenopteren aus den Familien der Ichneumoni-
den, Braconiden und Chalcidiern erhalten, welche hier sämmtlich ge-
nau beschrieben werden und dem grösseren Theile nach neu sind.
— Die selbstständig in Phragmites lebenden vier Hymenopteren
gehören theils den Aculeaten (Trypoxylon figulus Lin. , Cemonus
unicolor Fab. und Osmia leucomelana Kirby), theils den Phytopha-
gen (Cephus nrundinis n. A.) an; Cemonus unicolor hat aber ausser
dem vorher erwähnten Dipteron auch noch zwei Hymenopteren als
Parasiten : Mesoleius sanguinicollis Grav. und Omalus auratus Dhlb.
Derselbe, Notice sur les deformations galliformes
du Triticum repens et sur les Insectes qui les habitent
(ebenda XIII. p. 1289 ff.). Verf. sieht als den Erzeuger
der an den Triebspitzen von Triticum repens häufig vor-
kommenden Gallen die Larve von Ochthiphila polystigma
Meig., des einzigen von ihm daraus erzogenen Dipteron
an. Dagegen sind ihm als Parasiten derselben Gallen
nicht nur zwei Isosoma- Arten, sondern auch Pimpla gra-
minellae Grav. bekannt geworden, ein Umstand, der nicht
nur wegen der Zahl, sondern besonders auch wegen der
Grösse der Schmarotzer auffallend erscheinen muss.
Laboulbene hat den in Trüffeln lebenden Insek-
ten eine umfangreiche Abhandlung : Observations sur les
der Entomologie wälirend der -T. 1863—64. 399
Insectes tuberlvores^ avec refutation de l'erreur qui, at-
tribuant les TrufFes a la piqüre d'un Insecte, les a fait
assimiles aux galles vegetales in den Annales d. 1. soc.
entom. de France 4. ser. IV. p. 69 — 114. pl. 2 gewidmet.
Verf. beschreibt im ersten Theil, an die Untersuchungen
Du f our's über die fungivoren Dipteren-Larven anschlies-
send, zunächst die ihm als in Trüffeln lebend bekannt
gewordenen Insekten - Arten , weiche den Dipteren (ver-
schiedene Helomyza-Arten, Cyrtoneura stabulans, Antho-
myia canicularis, Cheilosia spec, Phora pallipes und Sciara
ingenua) , Coleopteren (Anisotoma cinnamomea) und Le-
pidopteren (Tinea?) angehören und zu denen angeblich
auch einige Mjriopoden kommen; dieselben werden be-
sonders in ihren ersten Ständen erörtert, da die Arten
selbst bereits genügend bekannt sind. Der zweite Theil
der Arbeit widerlegt sodann die von älteren Autoren
aufgestellte Vermuthung, dass die Trüffeln von Insekten
erzeugte Gallenbildungen seien, durch den Nachweis, dass
keine der darin beobachteten Arten zu den Gallenerzeu-
gern gehöre, so wie durch Anführung der Zeugnisse ver-
schiedener Botaniker, wonach die Trüffel ein normaler
unterirdischer Pilz sei. Die Abhandlung ist in entomo-
logischer Beziehung besonders durch die genaue Darstel-
lung der Metamorphose einiger Insekten interessant, um
welche sich alles Uebrige nur als nebensächliches Beiwerk
bewegt; die von ihm selbst nicht beobachteten Trüffel-
Insekten hat Verf. nach den Angaben früherer Autoren
in seine Arbeit aufgenommen.
Brauer (Verhandl. d. zoolog.-botan. Gesellsch. zu
Wien XIV. p. 891—902) veröffentliclite „Entomologische
Beiträge*^, welche theils dipterologischen, theils neuropte-
rologischen Inhalts sind. Der dipterologische Theil ent-
hält weitere Mittheilungen über die biologischen Verhält-
nisse der Oestriden-Larven, während der neuropterologi-
sche eine Anzahl neuer Formen aus der Familie der
Hemerobiiden zur Kenntniss bringt. Näheres bei den be-
treffenden Familien !
Frauenfeld hat seine „Beiträge zur Metamorpho-
384 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
sengeschichte der Insekten" (Verhandi. d. zoolog.-botan.
Gesellsch. zu Wien XIII. p. 213—224 und p. 1223—1236)
mit weiteren Mittheilungen 1) über die Lebensweise und
Entwickelungsgeschichte einer Anzahl von Trypeten, 2)
über die ersten Stände einiger Curculionen und 3) einige
Insekten verschiedener Ordnungen (Orthoptera, Coleoptera
und Diptera) fortgesetzt. Ebenso sind die „Zoologischen
Miscellen" des Verf. (ebenda XIV. p. 147, 379 u. 681 ff.)
zum Theil ento.mologischen Inhalts. Indem wir in Be-
treff der darin mitgetheilten Beobachtungen auf den spe-
ciellen Theil des Berichtes verweisen, wollen wir hier als
von allgemeinerem Interesse hervorheben, dass Verf. aus-
ser an den Eiern einiger Blattwespen (z. B. Nematus fus-
cus), wo dies bereits seit längerer Zeit bekannt ist, auch
an denjenigen des Lixus turbatus Gyll. ein sogenanntes
VVachsthum durch Imbibition des Pflanzensaftes beobachtet
zu haben glaubt.
.. -!; Walker, On the late swarms of Syrphi in the
isle of Wight (Entomol. monthly magaz. I. p» 139) be-
richtet über das Auftreten von Hundert-Tausenden von
Individuen des Syrphus arcuatus, pyrastri und balteatus
um die Mitte August's d. J. 1864 an der Küste der Insel
Wight. Er erklärt dieses häufige Auftreten aus dem
massenhaften Erscheinen derjenigen Aphis-Art, von wel-
cher sich wenigstens die Larve des Syrph. pyrastri er-
nährt.
In R 0 s s m a e s s 1 e r s „ Aus der Heimath" no. 2, S. 31
erwähnt B enger eines massenhaften Auftretens von In-
sektenlarven am 26. Decbr. 1862 bei Loebau in Sachsen,
nach einem heftigen Gewitter mit Orkan und Hagel-
schlag, auf der Oberfläche des hartgefrorenen Schnee' s.
(Vermuthllch gehört die nicht näher bezeichnete Larve
der Gattung Telephorus an.)
Ke ferste in, „Einige Bemerkungen über Insekten-
züge" (Zeitschr. f. d. gesammt. Naturwiss. XXII. p. 249 —
275) gab eine interessante Zusammenstellung zahlreicher
Beobachtungen über massenhaftes Auftreten und über
Wanderungen von Insekten im Zustande der Larve sowohl
der Entomologie während der J. 1863—64. 401
als Imago. Es finden sich in der Darstellung des Verf.'s
neben zahlreichen allgemeiner bekannten auch einige
bisher wenig beachtete Fälle von näherem Interesse. Die
diesen Erscheinungen gemeinsamen Eigenthümlichkeiten
so wie die ihnen möglicher Weise zu Grunde liegenden
Bedingungen werden näher erörtert.
Richter (ebenda XXI. p. 531) berichtete über einen aber-
maligen (bereits am 3. Mai 1857 von ihm beobachteten) Zug der Li-
bellula quadrimaculata, welcher sich ähnlich wie der von Corne-
lius beschriebene verhielt ; das Phänomen begann um 10 Uhr
Vormittags bei Saalfeld mit kleinen Zügen, denen um Mittag grosse,
wolkenähnliche folgten, bis Nachmittags 4 Uhr allmählich die wie-
der nachfolgenden kleineren Züge aufhörten. Auch bei Blankenburg,
eine Meile weiter westlich, wurde der Zug beobachtet.
Ein anderer gleichfalls schon vor längerer Zeit beobachteter
Libellen-Zug wurde von Cornelius (Corresp. -Blatt d. naturhist.
Ver. d. Preuss. Rheinlande 1863. p. 66 ff.j nach Mittheilungen des
Hüttenbesitzers Wurm b ach erwähnt; derselbe war 20 bis 25 Fuss
breit und bewegte sich kaum zwei bis drei Fuss hoch über der
Erde. Die denselben bildende Libellen-Art ist nicht näher bekannt
geworden.
C. Vogt, Vorlesungen über nützliche und schädli-
che, verkannte und verläumdete Thiere. Leipzig 18G4.
(239 S. in 12. , mit eingedruckten Holzschnitten.) Verf.
behandelt in diesen Vorlesungen, welche i. J. 1860 — 61 von
ihm in französischer Sprache zu Genf gehalten worden,
später auch in mehreren Jahrgängen der „Gartenlaube"
erschienen sind, in allgemein fasslicher und wie gewöhn-
lich sehr ansprechender Form nicht nur die hauptsäch-
lichsten schädlichen und nützlichen, sondern nebenbei auch
solche andere Insekten, welche durch. ihren Instinkt, ihre
Kunsttriebe, ihr Staatenleben u. s. w. besonders die allge-
meine Aufmerksamkeit auf sich lenken.
Philippi (Stettin. Entom. Zeit. XXIV. p. 208— 211)
machte einige Mittheilungen über schädliche und lästige
Insekten in Chile; dieselben betreffen die Stubenfliege,
die Bettwanze, den Floh, Stechfliegen, Stechmücken u. a.
Während Musca domestica im J. 1846 im Tunern Chile's noch
gar nicht vorhanden gewesen sein soll, ist sie gegenwärtig daselbst
ebenso häufig wie in Europa. Acanthia lectularia fehlt noch heute
Archiv f. Naturg. XXX. Jahrg. 2. Bd. AA
402 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
in Valdivia , ist dagegen in Santiago und Valparaiso nicht selten.
Der sonst häufige Floh ist in der Stadt Atacama unbekannt; die
hier gleichfalls noch fehlende Bettwanze wird durch die in Menge
vorhandenen Yinchucas ersetzt, von welchen Verf. anführt, dass ihr
Körpersaft in der Leinwand schwarze Flecke zurücklässt, welche
der Seife trotzen und daher zum Zeichnen der Wäsche verwandt
werden kann. Die von Gay nicht erwähnte Stomoxys calcitrans
zeigt sich jeden Herbst in Menge, ebenso eine nicht näher bestimmte
Stechmücke, welche früher in Valparaiso unbekannt war, seit etwa
acht Jahren. Auch Oestrus ovis ist seit einigen Jahren in Santiago
bemerkt worden. Die Europäischen Culturgewächse, wie Kohl, Obst-
bäume u. s. w. sind bis jetzt von ihren heimathlichen Feinden in
Chile nicht befallen worden; eine Ausnahme bildet der Apfelbaum,
welcher schon seit dem Ende der fünfziger Jahre von einer Schizo-
neura verwüstet wird.
B. Walsh, Insects injurious to Vegetation in Illi-
nois (bereits im vorigen Jahresberichte p. 25 dem Titel
nach angeführt) ist eine Broschüre von 43 pag. in 8. mit
1 Taf. — Verf. bespricht in derselben einleitungsweise
die Ausdehnung des Schadens, welcher in Illinois den
Culturgewächsen durch Insekten zeitweise zugefügt wird
und der in der That als enorm bezeichnet werden muss.
Der Verlust am Weizen allein lässt sich jährlich auf 4V2
Millionen Dollars, derjenige für die gesammte Erndte auf
20 Millionen veranschlagen. Von einzelnen , in Illinois
als besonders schädlich auftretenden Arten wird neben
der Hessian-fly (Cecidomyia destructor), dem Apple tree
borer (Saperda bivittata), dem Curculio und dem Chinch
bug, für welche der Hauptsache nach auf A. Fitch's
Darstellung verwiesen, gleichzeitig aber noch neue Beob-
achtungen (auch über ihre Parasiten und sonstigen Feinde)
beigebracht werden, ganz besonders der „Army-worm",
unter welchem Namen in Nord-Amerika bekanntlich eine
die Wiesen verwüstende Leacania- Raupe (Leucania uni-
punctaHaw.) verstanden wird, ausführlich erörtert. Die-
selbe hat ihre Feinde in einer Tachinarie und einigen
Schlupfwespen aus den Familien der Ichneumoniden, Bra-
coniden und Chalcidiern, welche vom Verf. näher charak-
terisirt werden.
Künstler, Beiträge zur Kenntniss der der Land-
der Entomologie währond der J. 1RG3— G4. 403
oder Forstwirtlischaft schädlichen Insekten (Verhandl. d.
zoolog.-botan. Gesellsch. zu Wien XIV. p. 779 — 784). —
lieber Getreideverwtister (ebenda XIV. p. 407- 412). —
lieber Heiischreckenfrass (ebenda XIV. p. 769 — 776).
Die vom Verf. in der Nähe Wien's als Weizenverwüster beob-
achteten Arten sind Cecidomyia destructor Say und Chlorops stri-
gula Fab., ausserdem eine noch nicht näher bestimmte rothe Ceci-
domyiden-Larve (Cec. cerealis Saut.?); als Verwüsterin der Kohlra-
bipflanzen wurde die Larve der Anthomyia radicum Lin. erkannt. —
Von sonst schädlichen Insekten werden Bostrichus curvidens Germ.,
welcher im J. 1863 drei Generationen geliefert haben soll, und Cry-
phalus abietis Ratz, an Tannen, Balaninus turbatus Schh. an Eicheln
(3000 Hetzen Eicheln fast vollständig vernichtet) und Luperus spec.
an Eichen (die jungen Triebe abfressend) erwähnt. — Einen Heu-
schreckenfrass beobachtete Verf. bei Mödling, und zwar rührte der-
selbe von Pezotettix alpina KoU. var. collina her, welche ganz be-
sonders in einer Höhe von 2000' in grossen Schaaren zu treffen war.
Verf. glaubt, dass der von G r u n e r t dem Gomphocerus cothurnatus
zugeschriebene Frass auf die vorliegende Art zu beziehen sei.
Frauenfeld^ ^lieber einige Pflanzenverwüster, ein-
gesendet von Fürst Colloredo-Mannsfeld^ (ebenda XIV.
p. 413—416) bestätigt gleichfalls die Anwesenheit der Larve
von Chlorops strigiila in angegriffenen Weizenhalmen^
ausserdem als Rübenfeinde die Larve eines Elaterlden
(Agriotes?) und der Silpha atrata.
Haberlandt, „Cecidomyia destructor Say, Weizen-
gallmücke oder Weizenverwüster" (ebenda XIV. p. 401 —
406) erörterte die Naturgeschichte der Hessenfliege nach
eigenen Beobachtungen, welche er In verschiedenen Thellen
Ungarn' s, wo das Insekt 1863 — 64 In Menge auftrat, in grös-
serem Maassstabe anstellen konnte. Es wurden von der
Larve ausschliesslich die Weizenfelder angegriffen, ob-
wohl Roggen und Gerste in unmittelbarster Nähe stan-
den; das Auftreten einer Sommer- und Herbstgeneration
wird vom Verf. bestätigt.
F. Cohn, „Die gelbe Ilalmfliege (Chlorops), der Ver-
wüster der Weizenfelder^ fnach einem Separatblatt ab-
gedruckt In: Stettin. Entom. Zelt. 1864. p. 413). In der
zweiten Hälfte des Juni trat In MItteischlesien eine Chlo-
rops-Larve am Weizen in solcher Menge auf, dass die
404 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
Halme bis zu 90 Proc. befallen wurden; eine zweite folgte
im August. Verf. beschreibt die Larve, ihren Frass und
das daraus gezogene Insekt (nicht näher bestimmt, aber
vermuthlich Chlorops taeniopus Meig.).
Als ein bisher unbekannter Getreidebeschädiger wurde
in den J. 1862 u. 1863 der Jassus sexnotatus Fall, festge-
stellt. Derselbe trat nach Rogenhofer (Allgem. land-
und forstwirthschaftl. Zeitung 1862. no. 34, Landwirth-
schaftl. Centralblatt f. Deutschland XI. 1863. p. 68) zuerst
am 22. Mai 1862 in grosser Menge bei Hainburg an der
Donau auf; wo er an Weizen und Gerste merklichen
Schaden anrichtete. Dasselbe war nach Letzner (Bres-
lauer Zeitung 1863, Vossische Zeitung 9. Juni 1863 und
Landwirthschaftl. Centralbl. f. Deutschi. XL 1863. p. 492),
so wie besonders nach den Mittheilungen Ehren b er g's
und des Ref. (Sitzungsber. d. Gesellsch. naturf. Freunde
zu Berlin 1863. p. 11 u. 14) bei Nimptsch in Schlesien
von Ende Mai's bis Anfang Juni's des J. 1863 der Fall,
wo zahllose Mengen der Larve dieses Insektes die Gerste-
und Haferfelder befielen und grosse Bestände durch Aus-
saugen des Halmes und der Blätter zu Grunde richteten.
Der sich schnell weiter bewegende Schwärm nahm eine
Breite von vier Fuss ein und hinterliess missfarbige und
verdorrte Halme, welche keine Blüthe mehr zu treiben
im Stande waren.
A nt. V i 11 a, Apparizione periodica della Carruga co-
mune o Melolonta. Milano 1863. (8. 7 pag., Separatab-
druck aus dem Giornale ed Atti della societä Agraria di
Lombardia).
Die Vertilgung des Maikäfers und seiner Larve; Er-
fahrungen und Beobachtungen von Krohn, Kgl. Preuss.
Oberförster. Berlin 1864. 8. — Inhalt: 1) Lebensweise des
Maikäfers. 2) Der durch den Maikäfer und den Engerling
angerichtete Schaden. 3) Ursachen, welche die Vermeh-
rung des Maikäfers befördert haben. 4) Mittel, um der
Vermehrung des Maikäfers zu begegnen und jede Be-
schädigung abzuwenden.
Eigenthümliche Beobachtungen über das schädliche Auftreten
I
der Entomologie während der J. 1863 — 64. 405
von Engerlingen, von L, Kirchner herrülirend, theilte ferner C.
Amerling »Bemerkungen über einige Melolontheu« (Lotos 13
Jahrg. p. 23) mit. An der Verwüstung von Leinfeldern sollen sich
die Engerlinge nach ihm in doppelter Weise betheiligt haben, indem
sie einerseits den Samen unter der Erdoberfläche auffrassen, anderer-
seits, nachdem sie an den Halmen emporgekrochen (! ?). die bereits
gereiften Kapseln aushöhlten. — Ebenso unglaublich sind die An-
gaben des Verf.'s über einige Feinde der Engerlinge und des Mai-
käfers; erstere sollen an den Larven der Lytta vesicatoria einen
Feind haben, welcher sich auf ihre Kosten ernährt , während an
letzterem öfter eine Dipteren -Larve, der Gattung Leptis angehö-
rend, vorkommen soll, welche sich zwischen dem Kopf und Hals-
schilde des Käfers hindurchbohrt.
In derselben Zeitschrift (XIV. Jahrg. p. 138 u. 168 ff.)
behandelte C. Amerling in eigenthümlicher Ausdnicks-
iind Anschaiuingsweise die Spargelfeinde unter den Insek-
ten, über deren Lebenswelse er sonst fast niu' Bekanntes
zusammenstellt.
Er nimmt am Spargel zwei »Feindescomplexe« wahr, deren
einer sich um Crioceris 12-punctata, der andere sich um Platyparea
poeciloptera bewegt. Die verschiedenen Crioceris - Arten sieht er
als »eine ganze Cardo - Gesellschaft, als eine Phruretie oder Grego-
rie« an, während die Platyparea-Larve zu den »Funeralisten« ge-
hört. Letztere wird in ihrer Lebensweise erörtert (bei Anführung
der Literatur wird der Name Macquart in »Macquaire«, der Name
Walker in »Walk« metamorphosirt) und als ihre Feinde einerseits
Dacnusa petiolata Nees, andererseits eine Milbe (Zizanella platypa-
rearum), welche sie zuweilen ganz aussaugt, erwähnt.
Westvfood berichtete (Proceed. entom. soc. of Lon-
don 1863. p. 165) über weitgreifende Verwüstungen culti-
virter Weiden durch die Larve des Crvptorhynchus lapathi
in der Grafschaft Essex.
Newman, „Destructive propensities of the larva of
Zeuzera aesculi^ (ebend. 1862. p. 96 ff.) berechnet den
Schaden, welchen die Larve von Zeuzera aescuH an jun-
gen Eschenstämmen ( zu Hopfenstangen gebraucht) in
einer einzelnen Plantage in Sussex anrichtete, auf wenig-
stens lOUO Pf. Sterl. In den ausgehöhlten jungen Zwei-
gen fanden sich die Larven und Puppen; über die Ablage
des Eies und das Eindringen der jungen Larven in das
Holz ergeht sich Verf. in Vermuthungen.
406 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
Einen durch Tortrix viridana im Berliner Thiergar-
ten verursachten Frass an Eichen während des Sommers
1863 charakterisirte W a h n s c h a f f e (Berl. Ent. Zeitschr.
VIII. p. 313 fF.).
Ray n er (Proceed. entom. soc. of London 1862. p.l02)
erwähnte ausgedehnter Verheerungen der Stachelbeer-
sträucher durch Phalaena wawaria (nach Londoner Zei-
tungen) und durch eine von ihm selbst beobachtete Blatt-
wespenlarve, welche sich durch die Zucht der Imago und
nach Smith's Bestimmung als dem Nematus trimaculatus
Lepel. angehörig erwiesen hat.
A. Winchell; Notes on Seiandria cerasi Harr., as
it occurs at Ann Arbor, Michigan (Proceed. Boston soc.
of nat. bist. IX. p. 321—325). Die zuerst im Jahre 1859
in Michigan auftretende Blattwespe richtete im J. 1862
grosse Verwüstungen an Kirschbäumen an und verursachte
das Absterben zahlreicher und zum Theil werthvoller Bäume.
Verf. beschreibt ausführlich die einzelnen Entwickelungs-
stadien der Seiandria cerasi vom Eie bis zur Imago.
J. Nietn er's Beobachtungen über die dem Caffee-
baum schädlichen Insekten sind von H um her t unter dem
Titel: ^jObservations sur les ennemis du Caf^ier ä, Ceylon^'
in das Französische übersetzt worden (Rev. et Magas. de
Zool. 2. ser. XV. p. 122, 240, 349, 386 und 454 flP., XVL
p. 58, 92, 120, und 237 ff.).
Berg, Des Insectes herbivores de l'ile de la Reu-
nion et particullerement de ceux, qui envahissent la canne
a Sucre (Bullet, d. 1. soc. d'acclimatat. IX. p. 939 ff., Rev.
et Magas. de Zool. 2. ser. XV. p. 30—39). Die Insekten,
welche neben verschiedenen anderen ganz vorzugsweise
das Zuckerrohr auf der Reunions-Insel angreifen und zer-
stören, sind der sogenannte „ Borer ^ (Proceras sacchari-
phagus) und eine Blattlaus mit dem Vulgair-Namen „Pou
a poche blanche." Beide werden in ihren verschiedenen
Entwickelungsstadien und nach dem Schaden, den sie an-
richten, eingehend vom Verf. erörtert.
Mac Leay (Proceed. entom. soc. of New-South-
Wales 1. p. XXI) berichtet über eine Trogosita spec.
(ier Entomologie während der J. 1863—64. 407
(wahrscheinlich Trog, maiiritanica), welche Verheerungen
in seiner Insektensammlung anrichtete ; dieselben wur-
den übrigens nicht durch die (wenigstens nicht aufge-
fundene) Larve, sondern durch das ausgebildete Insekt
hervorgerufen, welches in grösserer Anzahl, das Innere
getrockneter Insekten ausfressend, angetroffen wurde.
Le Muli er (Compt. rend. de l'acad. de Paris LVII.
p. 270) machte der Pariser Akademie Mittheilung von einer
Algerischen Coccus-Art, welche eine ähnliche rothe Farbe
wie die Cochenille-Schildlaus producirt. Die Art findet
sich auf Umbelliferen, wo sie sich durch ihren weisswol-
ligen Körper leicht kenntlich macht.
Vinson (Rev. et Magas. de Zoolog. 2. ser. XV.
p. 45f.) gab briefliche Nachricht über einige auf Mada-
gascar vorkommende und daselbst zur Nutzanwendung
gelangte Insektenarten. Eine Schmetterlingsraupe, welche
einen weissen Falter liefert und sich zur Verwandlung
ein festes, mandelförmiges Cocon spinnt, wird ihrer Fett-
heit halber ebenso wie eine in der Erde lebende Melo-
lonthen-Larve in Oel gesotten und als Leckerbissen ver-
zehrt. Eine mit dem Namen „Candy'^ bezeichnete Spin-
nerraupe fertigt Cocons an, von welchen die Malgachische
Seide stammt; da die Haare der Raupe in dasselbe ver-
webt werden, muss eine sorgfältige Präparation des Co-
cons vor der Abhaspelung bewirkt werden.
lieber letzteres Insekt giebt derselbe Verf. in einer
Notiz: „Sur le vers ä soie de l'ambravate, espece propre
ä l'ile de Madagascar^ (Comptes rendus LVI. p. 534, Rev.
et Magas. de Zoolog. 2. ser. XV. p. 142 und 160 ff.) aus-
führlichere Nachricht. Es gehört der Bombyciden-Gattung
Borocera Boisd. an und wird vom Verf. nach seiner Nah-
rungspflanze (Cvtisus Cajanus Lin.) Borocera Cqjani ge-
nannt. Nach Guerin, welcher es (vgl. Jahresbericht f.
1862. p. 179) als Bombyx Fleurieausi bezeichnet hatte,
möchte es mit Borocera Madagascariensis Boisd. iden-
tisch sein.
G u e r i n-M e n c v i 1 1 e (Comptes rendus LVIII. p. 742 f.,
Rev. et Magas. de Zoolog. 2. ser. XVI. p. 137 ff". „Sur
408 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
rintroduction d'unc quatrieme espece de ver a soie du
ebene, Bombyx Rovlei^) machte der Akademie der Wis-
senschaften zu Paris Mittheihing über die behufs ihrer
Akklimatisation bewirkte Einführung der Antheraea Roy-
lei Moore, welche auf den Hochebenen des Himalaja lebt
und deren Raupe sich von den Blättern der Quercus
incana ernährt. Aus den zwanzig lebenden Cocons,
welche ihm vom Capt. Hutton zugesandt wurden, hat
Guerin seit dem 7. April mehrere Männchen und am
20. April gleichzeitig ein Pärchen erzogen, welches sich
begattete und 108 Eier lieferte.
Derselbe, „Note sur un nouveau ver ä soie de
l'Amerique meridionale" und „Lettre accompagnant la
prcsentation de cocons d'un nouveau ver h soie de l'Ame-
rique meridionale et annon^ant l'eclosion, ä la ferme ex-
perimentale de Vincennes, d'un Bombyx Atlas^ (Comptes
rendus LIX. p. 438, Rev. et Magas. de Zoolog. 2. ser. XYI.
p. 293). Die erwähnte neue Süd-Amerikanische Art lebt
in Uruguay in grosser Menge auf Mimosa Farnesiana ;
der Schmetterling ist bis jetzt nicht bekannt, die Raupe
ist orangefarben mit schwarzen Punkten , das Cocon
gleichfalls orangefarben.
Lieut. Beavan, „Remarks on the Tusseh silkworni
of Bengal" (Proceed. entom. soc. of London 1864. p. 40 tf.)
machte Mittheilungen über die Zucht der Antheraea Pa-
phia Lin., welche in Maunbhoom, Bancoorah und Beerb-
hoom in grosser Ausdehnung betrieben wird. Die Larve
frisst die Blätter von neun verschiedenen, vom Verf. hier
namhaft gemachten Bäumen, die Schmetterlinge beginnen
Anfang Juni's auszuschlüpfen. Die schon Mitte Juni's
aus den Eiern hervorkommenden Raupen sind in vier
Wochen erwachsen, nachdem sie vier Häutungen über-
standen haben.
Eine ganze Reihe von Berichten über die Zucht der
Antheraea Yama-Mai liegt gegenwärtig aus verschiedenen
Gegenden Europa's vor. Der ausführlichste dem Ref. zu
Gesicht gekommene ist derjenige von Roo van Westmaas:
„Premiere education du ver ä soie du chene, Bombyx
der Entomologie während der J. 1863 — 64. 409
(Antheraea) Yama-Mai Giier. en Nccrlande^ (Tijdschr.
voor Entomol. VII. p. 75—109. pl. 4 — 6). Während in
Deutschland wenigstens im Sommer d. J. 1865 die meisten
mit dieser Art angestellten Ziichtversuchc misslnngen
sind, hat Westmaas die glücklichsten Resultate erzielt.
Die Raupen starben in grösserer Anzahl nur während
des ersten Stadiums (nach dem Verlassen der EihüUe),
während von 410 weiter aufgefütterten 300 Exemplare
gute Cocons lieferten und aus letzteren 291 Falter erzielt
wurden. Verf. giebt eine sehr eingehende Schilderung
(nebst Abbildung) sämmtlicher Entwickehingsstadien und
macht genaue Angaben über die Zeitdauer der verschie-
denen Häutungen der Raupen ^ über Grösse und Seiden-
gehalt der Cocons u. s. w.
Denselben Gegenstand betreffen folgende Mittheilungen: Gue-
rin-Meneville, Note accompagnant la presentation des premiers
cocons du ver ä soie du chene (Comptes rendus LVI. p. 1083). —
Rusz de Lavison, Sur une education, faite au jardin d'acclima-
tation, du ver a soie du chene, Yama-Mai du Japon (ebenda LVII.
p. 315 f.). — Rother, Erneuete Einführung der Japanischen Eichen-
seidenraupe in Frankreich (Zeitschr. f. Akklimatisat. N. F. I. p. 120 ff.).
— Sacc, Züchtung der Japanischen Eichenseidenraupe in Barcelona
(ebenda I. p. 122 ff. und II. p. 211 ff.). — Tominz, Züchtung der
Japanischen Eichenseidenraupe in Triest (ebenda I. p. 286 ff. und II.
p. 215 ff.). — Fintelmann, Erste Zucht des Japanischen Eichen-
seidenspinners Bombyx Yama-Mai auf der Pfaueninsel bei Potsdam
(ebenda II. p. 92, 1G6 und 243 ff.). — Töpffer, Bericht über die
erste Züchtung des Bomb. Yama-Mai in Stettin (ebenda II. p. 219 ff.)
— V. Schmidt, Ueber Raupen und Cocons des Bombyx Yama-Mai.
(Jahresheft d. Ver. f. Naturk. in Württemberg XX. p. 32).
Von praktischer Wichtigkeit und zugleich in wis-
senschaftlicher Hinsicht nicht ohne Interesse sind die Er-
fahrungen^ welche Capt. Thom. Hutton, ein in Nord -In-
dien ansässiger Seidenzüchter, bei der lange Jahre hin-
durch von ihm geübten Zucht des Bombyx mori gewon-
nen und in einer Abhandlung betitelt: „On the reversion
and restoration of the Silkworm" (Transact. entom. soc.
of London 3. ser. II. p. 143 — 173) niedergelegt hat. Verf.
sucht in dieser — vom Ref. (Zeitschr. f. Akklimatisat. III.
p. 34 — 62) unter dem Titel: ,,Ueber Verbesserung und
410 Ger staecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
Wiederherstellung des Seidenwurms^ in's Deutsche über-
setzten Abhandlung das in neuerer Zeit so allgemein
gewordene öiechthum der Seidenraupe abgesehen von den
vielfachen Verstössen, welche bei der Züchtung wohl
mit unterlaufen, auf eine durch mehr als tausendjährige
Domesticirung hervorgerufene Degeneration der Species,
welche ihr ursprüngliches Naturel eingebüsst habe, zu-
rückzuführen. Alle Versuche, wie sie z. B. gegenwärtig
von Europa aus gemacht würden, sich gesunde Brut zu
verschaffen, seien vergeblich, denn in China und Japan,
woher man diese beziehen zu müssen glaube , existire
der Maulbeerspinner ebenso wenig noch im Naturzustande,
wie anderwärts. Dagegen liege es nach seinen Erfah-
rungen in der Hand jedes Züchters, die Race wieder
aus sich selbst herzustellen und zu kräftigen. Verf. ist
der Ansicht, dass die blasse, mehlweissliche Farbe der
meisten Raupen eine naturwidrige und ein Zeichen von
mangelhafter Constitution sei; sie ist für ihn ein Albinis-
mus, ein Produkt der Domesticirung. Nur die (im Ganzen
selten vorkommenden) schwarz gesprenkelten und gestreif-
ten Raupen (vers tigres oder zebres der Franzosen) seien
die wirklich normal gefärbten und auf die Zucht solcher
müsse die Aufmerksamkeit gerichtet werden. Nach den
von ihm gewonnenen Erfahrungen stelle sich diese Nor-
mal-Färbung und mit ihr ein kräftiger Gesundheitszu-
stand her, w^enn man jene vers tigres von den übrigen
Raupen consequent absondere und die daraus hervorge-
henden Spinner unter sich begatten lasse. Bei diesem
Verfahren mehre sich die Zahl dieser dunkelgefärbten
Raupen von Generation zu Generation, bis schliesslich
gar keine anderen mehr producirt werden. Zugleich mit
der normalen Färbung erreichten diese Raupen auch eine
ansehnliche Grösse und ihre Cocons seien besonders sei-
denhaltig. — Es würde in der That von grossem Inter-
esse sein , die Richtigkeit dieser Angaben auch in Eu-
ropa durch Versuche zu prüfen.
Auf die Zucht und die Krankheitserscheinungen des Bombyx
mori beziehen sich u. A. folgende Mittheilungen: Guerin-Mene-
der Entomologie wälircnd der J. 1863—64. 411
ville, Lettre sur Ics resultats d'uno mission recente dans le midi
de la France, concernant la sericiculture (Comptes rendus LVL
p. 1263). — L. Dufour, Nouvelles etudes sericicoles faites en Orient
pendant les annees 1860— 62 (ebendaLVI. p. 688). — Duseigneur,
Maladie des vers ä soie, inventaire de 1862 (Annal. d. scienc. phys*
d. 1. SOG. d'agi'icult. de Lyon 3. ser. Yll. p. 1— 33). — Kampliau-
sen, Ueber die Züchtung des Japanischen Maulbeerseidenspinners
(Zeitschr. f. Akklimatisat. N. F. l. p. 34 ff.). — Pathe, üeber die
Akklimatisations - Erfolge des hier eingeführten Japanischen Maul-
beerseidenspinners, Bomb, mori Japonica (ebenda IL p. 250 ff.). —
Ueber die Zuchtversuche mit anderen (ausländischen) Seidenspinnern
handeln ferner : Miss Lawson, Der Canadische Seidenspinner
Bombyx Cecropia (Zeitschr. f. Akklimatis. IL p. 37 ff.). — Fintel-
mann, Zucht des Bombyx Arrindia und Cynthia (ebenda IL p. 166 ff.).
— B u V r y , Die neuen ausländischen Seidenspinner (ebenda I.
p. 319 ff.).
Faivre, Note sur rfnflnence de quelques plantes
aromatiques sur les Vers ä soie (Comptes rendus, 21 Novbr.
1864, Rev. et Magas. de Zoolog. 2.^er. XVI. p. 357 ff.).
Verf. machte seine Versuche mit Artemisia absinthium,
Tanacetum balsamita und vulgare, Foeniculum vulgare,
welche Pflanzen er zusammen mit Raupen des Bombyx
mori in verschlossene Behälter brachte, in welchen sie
jedoch von den Thieren durch ein Netz geschieden waren.
Die Raupen geriethen durch den Geruch der Pflanzen in
sichtbare Aufregung, defäcirten stark, starben auch zum
Theil schon nach wenigen Stimden oder spannen vorzeitig
ihr Cocon. Letzteres wurde auch von kranken Raupen
angefertigt, die sich dann zuweilen sogar zum Schmetter-
ling entwickelten.
Bohe man, Entomologiska anteckningar under en
resa i norra Skäne och södra Halland ar 1862. (Ofvers.
Vetensk. Akad. Förhandl. 1863. p. 57— 85.) Die vom Verf.
auf einer Reise nach Gothland (Nord-Schonen und Süd-
Halland) gCAVonnenc reichhaltige entomologische Ausbeute
wird nach den einzelnen Lokalitäten, von denen sie her-
stammt und nach den seltneren und bemerkenswertheren
Arten aller Ordnungen speziell erörtert. Diesem allge-
meinen Bericht schliesst Verf. die Charakteristik von 32
412 Gerstaecker: Bericht üb. d, wissensch. Leist. im Gebiete
für die Schwedische Fauna neuen Arten aus den Ord-
nungen der Coleoptera, Hemiptera, Neuroptera, Hjmeno-
ptera und Diptera an; einige dieser Arten werden hier
überhaupt zum ersten Male beschrieben. — Unter den
vom Verf, aufgeführten seltneren Arten sind besonders
zu erwähnen: Choragus piceus, Agabus conspersus, Hae-
monia zosterae, Chrysopa fulviceps, Cixius contaminatus
und Pachymerus calcitrator.
H. S i e b k e, Beretning om en i Sommeren 1861 fo-
retagen entoraologisk Reise (Nyt Magaz. for Naturvidensk.
XII. p. 105 — 192). Verf. hat während der Sommermonate
den nördlichen Theil von Gudbrandsdalen und Dovrefjeld
in entomologischer Beziehung durchforscht und giebt hier
eine systematische Aufzählung von 134 Arten verschie-
dener Ordnungen für erstere, eine sehr viel reichhaltigere
von 789 Arten für letztere Lokalität (Dovrefjeld). Be-
sonders reich sind die Dipteren vertreten^ welche sich
für Dovrefjeld mit Einschluss der früher von Boheman
aufgefundenen auf 510 Arten belaufen und unter denen
17 Arten als neu beschrieben werden (doch ist dabei nur
Zetter stedt für den Verf. maassgebend gewesen). In
sämmtlichen Ordnungen werden den einzelnen Arten An-
gaben über Fundort, Datum, Varietäten, sexuelle Differen-
zen und dgl. beigefügt. Verf. hat dem Verzeichniss der Nor-
wegischen Insekten 54 weitere Arten hinzufügen können.
Meyer-Dür, Betrachtungen auf einer entomolo-
gischen Reise während des Sommers 1863 durch das See-
gebiet von Tessin nach dem Ober-Engadin (Mittheil. d.
Schweizer. Entomol. Gesellsch. 1863. p. 131—149). Verf.
sammelte von Mitte April bis gegen Ende Mai's am Lu-
ganer und Comer See, vom Ende Mai's bis Mitte Juli im
Ober-Engadin (Pontresina, Samaden u. s. w.) alle Ord-
nungen von Insekten, deren er im Ganzen 13,000 Stück
zusammenbrachte. Das Tessin fand er im Ganzen arm,
das Ober-Engadin dagegen um so reicher an interessan-
ten Arten sowohl als an Individuen. In seinem viele
interessante Mittheilungen enthaltenden Reisebericht ent-
wirft Verf. allgemeine Schilderungen von dem Charakter
der Entomologie wahrend der J. 18G3 — 64. 413
der Insektenfauna derjenigen Lokalitäten , an denen er
sich längere Zeit aufhielt und erwähnt dabei zugleich
derjenigen Arten aller Ordnungen, welche besonderes In-
teresse beanspruchen. Zur Zusammenstellung eines voll-
ständigen Verzeichnisses aller von ihm beobachteten Arten
hat er sich mit verschiedenen Schweizerischen Entomolo-
gen vereinigt. Während er selbst (ebenda 1864. p. 219
— 225) die Neuropteren (im Linne'schen Sinne) verzeich-
net, ist ein Gleiches für die Hemipteren und Orthopteren
von Frey-Gessner (ebenda 1863. p. 150 — 154) für die
Coleopteren von Sti erlin (ebenda 1863 — 64. p. 155 — 172)
und für die Lepidopteren von de laHarpe (ebenda 1864.
p. 172 — 190) geschehen. Während in den übrigen Ordnun-
gen die fast durchweg bekannten Arten nur namentlich
aufgeführt und mit kurzer Angabe über ihre Erscheinungs-
zeit, Fundort u. s. w. begleitet werden, erörtert de la
Harpe eine grössere Anzahl der gesammelten Lepido^
pteren nochmals in ihren Merkmalen und beschreibt die
darunter befindlichen neuen. In allen diesen Verzeichnis-
sen sind die Arten des Tessin von denen des Engadin
getrennt aufgeführt.
Fallou, Une semaine ä Zermatt, Valais (Annales
soc. entom. de France 4. ser. IV. p. 17 — 22). Mittheilun-
gen über eine von Verf. im August unternommene ento-
mologische Exkursion von Viege nach Zermatt und auf
das Riffelhorn, welche zugleich eine Aufzählung der in-
teressantesten von ihm beobachteten Insekten aus den
Ordnungen der Coleoptera und Lepidoptera einschliessen.
Ein Bericht über eine von nieh;-eren Mitgliedern der
Societe entomologique de France im Juni und Juli 1862
nach den östlichen Pyrenäen unternommene Exkursion ist
von Peyron und Martin (Annales soc. entom. 4. s6r.
III. p. 59 ff.), ein „Rapport sur l'excursion entomologique
provinciale faite dans les montagnes de la Lozere en Juil-
let 1863" von Oberthur (Annal. soc. entomol. 1864.
p. 181 — 194) abgestattet worden. In beiden werden nur
Coleopteren und Lepidopteren namentlich aufgeführt.
Douglas Trimens machte (Proc. entom. soc. of
414 Gerstaecker: Bericht üb. cl. wissensch. Leist. im Gebiete
London 1864, p. 18) einige Mittheilungen über die von
ihm während der Wintermonate im Departement der See-
Alpen beobachteten Insekten verschiedener Ordnungen.
Kurzer Bericht über die Ergebnisse weniger Sam-
melstunden in Venedig und am Lido im September 1862,
mitgetheilt ^von einem Süddeutschen Entomologen'^ (Wien.
Ent. Monatsschr. VIL p. 80 ff.). Derselbe erstreckt sich
ausser über Coleopteren, deren eine grössere Anzahl als
vom Verf. in Venedig aufgefunden namhaft gemacht wird
und unter welchen besonders Leptomastax hjpogaeus Piraz.
zu erwähnen ist, auch auf einzelne Insekten anderer Ord-
nungen. Von besonderem Interesse ist eine nähere Mit-
theilung über die Lebensweise eines Ameisenlöwen der
Gattung Acanthaclisis. (Siehe Neuroptera !)
Ach. Costa, Nuovi studii suUa entomologia della
Calabria ulteriore. (Napoli 1863. 4. 80 pag. c. 4 tav. —
Separatabdruck aus den Atti della R. Accademia delle
scienze fisiche e matematiche, Vol. I.) Verf. macht hier
Mittheilungen über seine weiteren im südlichen Calabrien
gemachten Entdeckungen und stellt ein systematisches
Vei'zeichniss der daselbst bis jetzt aufgefundenen Insek-
ten aller Ordnungen zusammen. Von den 1340 aufge-
führten Arten kommen 577 auf die Coleopteren, 63 auf
die Orthopteren, 22 auf die Neuropteren, 266 auf die Hy-
menopteren, 126 auf die Hemipteren, 174 auf die Lepi-
dopteren und 113 auf die Dipteren. Als neu werden 27
Arten beschrieben und abgebildet, darunter 12 Hymeno-
ptera, 4 Orthoptera, je 3 Coleoptera, Neuroptera und Di-
ptera, je 1 Lepidopteron und Hemipteron. Auch mehrere
früher vom Verf. beschriebene Insekten werden nachträg-
lich abgebildet.
A. Becker stellte in seinen „Naturhistorischen Mit-
theilungen" (Bullet, d. natur. de Moscou 1864. 1. p. 477 ff.)
ein Verzeichniss der neuerdings von ihm in der Umge-
gend Sarepta's aufgefundenen Insekten aller Ordnungen,
unter denen er die neuen Arten mit Namen belegt und
mit wenigen Worten kennzeichnet, zusammen. Seine frü-
heren Aufzählungen vervollständigt Verf. durch die von
der Entomologie während der J. 18G3— 64. 415
verschiedenen Petersburger nnd Deutschen Entomologen
getroftenen Bestimmungen einer Reihe von Arten aus den
Ordnungen der Colcoptera, Orthoptera und Lepidoptera.
Eine Aufzählung der bemerkenswerthesten bis jetzt
in Westphalen beobachteten Insekten verschiedener Ord-
nungen gab Cornelius (Sitzungber. d. niederrhein. Ge-
scllsch. f. Natur- und Heilkunde 1864. p. 54—71). Er fügt
derselben noch speciellere Mittheilungen über einzelne
Arten, wie Bombyx processionea, Palingenia longicauda,
Melolontha vulgaris var. u. A. bei.
Selys-Longcliamps. Note sur une excursion dans l'Entre-
Sambre-et-Meuse (Annales soc. entom. Beige VII. p. 47 ff.). Enthält
nur ein Verzeichniss von 36 an der bezeichneten Lokalität gesam-
melten Lepidopteren (Tagfalter) und 22 Odonaten.
F. Smith, List of Insects collected by Capt. Speke during
the East African Expedition (Proceed. zoolog. soc. of London 1864.
p. 118). Das nur 43 Arten verschiedener Ordnungen umfassende
Namens -Yerzeichniss ist ohne jede wissenschaftliche Bedeutung ; viele
derselben sind nur der Gattung nach bestimmt.
lieber einige von J. Caldwell auf Madagascar
gesammelten Insekten machten H. Bates und ¥. Wal-
ker (;,0n some Insects collected in Madagascar by Mr.
J. Caldwell," Proceed. zoolog. soc. of London 1863.
p. 165 u. 472 ff.) Mittheilung. Mit Einschluss einiger von
He wits on aufgezählten Rhopaloceren (vgl. Lepidoptera!)
erstreckte sieh die ganze Sammlung nur auf 48 Arten
verschiedener Ordnungen. Während Walker nur ein
einfaches Namensverzeichniss mit kurzer Charakteristik
von vier neuen Arten giebt^ verbreitet sich Bates über
die Eigenthümlichkeiten der Madagaskarischen Fauna und
ihre Beziehungen zu anderen, behandelt 27 näher bestimmte
Arten und beschreibt eine neue Mantis. — Von Cald-
well selbst (ebenda p. 48) werden gleichfalls Notizen
über mehrere der gesammelten Arten gegeben.
Motschulsky, Essai d'un catalogue des Insectes
de l'ile Ceylon (Bullet, d. natur. de Moscou XXXVI, 1.
p. 421— 532 und XXXVI, 2. p. 1—153. tab. 2). Verf. hat
in dieses Verzeichniss der Insekten Ccylon's , welches
sich gegenwärtig neben den Käfern auch auf die übrigen
416 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
Insektenordnungen erstreckt , diejenigen Arten aufge-
nommen, welche er entweder selbst besass oder wel-
che , so weit sie bereits von anderen Autoren beschrie-
ben waren, gerade zu seiner Kenntniss gekommen sind;
die übrigen hat er ausgelassen. Hat er es somit schon
in Betreff der Vollständigkeit des Verzeichnisses bei ei-
nem ^Versuch" bewenden lassen, so ist dasselbe in noch
höherem Maasse bei seinen Charakteristiken ganzer Rei-
hen von Arten, und zwar nicht nur aus der Ordnung der
Coleopteren , in welcher die Kenntnisse des Verf.'s zur
Noth noch ausreichen dürften , sondern auch innerhalb
der Ordnungen der Hjmenoptera und Hemiptera , für
welche ihm auch selbst das geringste Maass von Urtheil
abgeht, der Fall.
Am besten hat Yerf. offenbar billigen Anforderungen in den
Ordnungen der Lepidopteren und Dipteren genügt, indem er sich
hier aller Beschreibungen neuer Arten enthalten und sich auf
ein Excerpiren der bekannten aus Walker's Schriften beschränkt
hat. Dass auch hier die gegebene Aufzählung sehr unvollständig
ist, kommt nicht wesentlich in Betracht, da gewiss Niemand von
derselben wissenschaftlichen Gebrauch machen wird. Während in
den Ordnungen der Orthopteren und Neuropteren die Zahl der neuen
Arten nur gering und ihre Beschreibung daher nicht viele Verwir-
rung zu erzeugen im Stande ist, verhält sich die Sache bei den He-
mipteren schon wesentlich anders, nimmt aber unter den Hymeno-
pteren besonders einen bedrohlichen Charakter an. In der Familie
der Chalcidier, welche überdies schon durch die Eingriffe Walker's
als ein noli me tangere gelten muss, sucht er die Wissenschaft gleich
mit Dutzenden von neuen Gattungen und Arten zu bereichern, ohne
dass er auch nur bei einer derselben einen näheren Vergleich mit
bereits existirenden einginge. Dabei sind übrigens die Beschreibun-
gen des Verf.'s nicht gerade besonders unvollständig und im Ver-
gleiche mit vielen seiner früheren sogar ziemlich ausführlich, so
dass man sich einer Berücksichtigung derselben nicht einmal wird
entziehen können — wie dies von gewissen Seiten her in lächerlich-
ster Selbstüberhebung allerdings schon anempfohlen worden ist. —
Jedenfalls thäte Verf. in Zukunft besser, sich auf die Ordnung der
Käfer zu beschränken, in welcher er noch genug Material für seine
Zwecke finden wird; wie wenig er in den übrigen Ordnungen zu
Hause ist, geht u. A. schon daraus hervor, dass er bei den Mutillen
von Arbeitern spricht, dass er die Gattung Cerapachys (ebenfalls
mit Arbeitern) zu der Familie der Mutillen, die Gattung Diapria
der Entomologie währeiKl der J. 1863 64. 417
mitten unter v»M'schiedene Chalcidier-Gruppen, die Gattung Antho-
coris zu den Araditen , Cymus zu den Tingiditen u. s. w. stellt. Es
können diese Irrthümer nicht wohl auf Missgriffe des Setzers oder
Correktors, von denen gleichfalls der Text fast auf jeder Seite wim-
melt, geschoben, sondern müssten inimerhm mindestens als grobe
Fahrlässigkeiten in Anspruch genommen werden.
8ncllerivan Vollenhoven beabsichtiget die im
Leydener ^Insenm betindlichen reichen entomologischen
Schätze aus den Niederländischen Besitzungen im Ostin-
dischen Archipel in ähnlicher Weise, wie es d e Haan
mit den Orthopteren und einem Theil der Rhopaloceren
gethan hat, in Monographieen einzelner Familien nach und
nach zu veröffentlichen. Das Werk erscheint unter dem
Titel: Essai d'unc faune entomologique de l'archipel In-
do-Neerlandais par .J. C. Snellen van Vollenhoven.
La Haye in gr. 4. Von demselben liegt ein erstes Heft
(60 pag. 4 pl. col.) aus d. J. 1863 vor, welches eine Mo-
nographie der Scutelleriden enthält; dieser soll nach dem
Prospectus zunächst eine Familie der Tagfalter, sodann
eine gleiche der Coleopteren folgen.
Essai sur la faune entomologique de Kanala (Nou-
velle Caledonie) et description de quelques especes nou-
velles ou peu connues par P e r r o u d et M o n t r o u s i e r
(Annales soc. Linneenne de Lyon XL p. 46 — 257. c. tab. L
col.i. Diese umfangreiche Abhandlung enthält die Cha-
rakteristik einer grösseren Anzahl Insekten verschiedener
Ordnungen, welche von dem Missionair Montrousier
(sie!, abweichend von der früheren Druckart; Montrou-
zier) auf Neu - Caledonien gesammelt und an Ferro ud
zur Publication eingesandt wurden. Letzterer hat sich mit
der Beschreibung der Coleopteren, welche den grössten
Theil der Sammlung ausmachten, befasst und von densel-
ben umfassende, wenn gleich nicht auf bekannte Formen
genügend Bezug nehmende Charakteristiken entworfen.
Andere Coleopteren (so weit sie nämlich nicht an P er r ou d
gelangt sind) so wie eine Anzahl von Orthopteren, Neu-
ropteren, Hymenopteren, Lepidopteren und Hemiptcren
sind durch kurze, von Montrousier an Ort und Stelle
entworfene Beschreibungen, welche meistens vollstän-
Archiv f. Naturgr. XXX. Jahr^. 2. Bd. ßB
418 Gerstaecker; Bericht üb. d. wissensch. Leist, im Gebiete
cHg unbrauchbar und nichtssagend sind , veröffentlicht
worden.
H. Jouan, Additions ä la faune de la Nouvelle Ca-
ledonie (Memoires d. 1. soc. d. scienc. nat. de CherbourgX.
p. 305 ff.)- Von Insekten werden in diesem Aufsatze nur
einige besonders schädliche und lästige erwähnt und über
dieselben meist ziemlich triviale, zum Theil sogar wenig
glaubwürdige Angaben gemacht.
A. Wallace, ;,0n some anomalies in zoological and
botanical geography" (Edinburgh new philos. Journ. new
ser. XIX. p. 1 — 15, Natur, bist, review 1863. p. 111— 123)
besprach in dieser Abhandlung u. A. auch den Charakter
der Insektenfauna der Molukken und Neu-Guineas. Wäh-
rend Säugethiere und Vögel hier einen decidirt Austra-
lischen Charakter haben, zeigen die Insekten vorwiegend
den Indischen Typus. Australien ist besonders an typi-
schen, ihm ausschliesslich zukommenden Lamellicornien,
Buprestiden und Curculionen reich, während auf Neu-
Guinea die ersteren sehr zurücktreten, die letzteren durch
Formen vertreten sind, welche an Indische erinnern ; ganz
besonders tritt dies bei den Anthribiden hervor, welche in
Neu-Holland fast fehlen , in Neu - Guinea dagegen prä-
dominiren. Andererseits sind daselbst aber auch einzelne
Gruppen vertreten, welche, wie die Tmesisternen nach
Westen hin mit Celebes abschneiden und sich gleich den
Marsupialicn und Trichoglossen über den Australischen
Distrikt verbreiten.
Auch über den Charakter der Chilenischen Insek-
tenfauna giebt Verf. (ebenda) einige interessante Daten
nach Mittheilungen von Bat es. Von 10 in Chile ver-
tretenen Rhopaloceren - Gattungen ist keine einzige dem
tropischen Amerika eigenthümlich; 4 sind nordische For-
men, 3 cosmopolitisch und 3 auf Chile beschränkte haben
den Charakter von Arten des gemässigten Nordens. Zwei
der hervorragendsten Coleopteren - Familien, die Geode-
phaga und Lamellicornia ergeben gleiche Resultate; von
77 in Chile vertretenen Gattungen sind 46 dem gemäs-
sigten Süd- Amerika eigenthümlich, 17 cosmopolitisch, 2
der Eiitomolooie während der ,1. L^6o — 64. 419
gemässigt nordische, 10 tropisch Amerikanische und 1
Afrikanisch. Von den 46 eigenthümlichen Gattungen sind
10 sehr nahe vci'wandt mit Australischen, 3 mit Süd- Afri-
kanischen. Auf diese Weise hat Chile in seiner Insek-
tenfauna keine nähere Beziehungen zum tropischen Ame-
rika als zu Australien und muss als ein besonderes fauni-
stisches Reich betrachtet werden.
Bern. Piffard, Reminiscences of an entomological
excursion up the Demerara-River (Entomol. monthlv raa-
gaz. I. p. 70 — 81 und p. 104 — -lOT). In denselben geschieht
einiger Lepidopteren in ausführlicherer Weise, einiger
anderer Insekten (Coleoptera, Neuroptera) nur vorüber-
gehend Erwähnung.
Sam. Scudder, Remarks on some characteristics
of the Insect Fauna of the White Mountains, New-Hamp-
shire (Boston Journ. of nat. bist. VII. p. 612 ff. pl. 14 —
Separatabdruck: Cambridge 1863. 8.). Verf. ist durch
Erforschung der Flora und Insektenfauna der Weissen
Berge, deren höchste Spitze der Mount Washington (6288')
ist, zu dem Resultate gekommen, dass, obwohl dieselben
J 72 Grade südlicher als der Mont Blanc liegen, bei ihnen
die untere G ranze der alpinen Region trotzdem merklich
weiter als dort abwärts steigt, nämlich im Gegensatze zu
den Central-Alpen, wo dieselbe 6000 — 650(> hoch liegt,
bis auf r)5v!0'. Verf. erörtert einige für die höchsten Re-
gionen der Weissen Berge charakteristische Insektenfor-
men aus den Ordnungen der Orthoptera und Lepidoptera.
Die Kenntniss der untergegangenen Insekten ist
durch eine neue Abhandlung von O.^ Heer: „Beiträge
zur Insektenfauna Oeningen's, Coleoptera" (Natuurkund.
Verhandel. van de Ilollandsche Maatschappij der Wetensch.
te Haarlem XVI. — 90 pag. in 4. c. tab. 7) , in welcher
abermals ein sehr reichhaltiges Material aus den Tertiär-
schichten von Oeningen durch Beschreibung und Abbil-
dung bekannt gemacht wird, in sehr ansehnlicher Weise
erweitert werden. Obwohl sich der vorliegende Beitrag
auf eine einzelne Ordnung der Insekten und innerhalb
dieser nur auf bestimmte Familien beschränkt^ so ist das
420 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissenscli. Leist. im Gebiete
darin bearbeitete Material trotzdem und zwar besonders
deshalb zu Rückschlüssen auf den allgemein physikalischen
Charakter von Oeningen während der Tertiärperiode ge-
eignet, weil die Mitglieder jener Familien einen Zweifel
über ihre Lebensweise und mithin über die Bedingungen
ihrer damaligen Existenz nicht aufkommen lassen. So
muss z. B. das Auftreten zahlreicher Coprophagen (in 30
bekannten Arten) auf die gleichzeitige Existenz von Wie-
derkäuern und vielleicht auch Einhufern, die artenreichen
Wasserkäfer (gleichfalls oO Arten) auf die Brut zahlrei-
cher (bereits nachgewiesener) Fische, das Prädominiren
von Buprestiden und Trogositen, die sich durch ansehn-
liche Grösse auszeichnen, auf eine reiche Baumvegetation,
das Auftreten von Scaphidiern und Oxyporinen auf grosse
Pilze, das Vorkommen von Salzkäfern auf Salzboden u. s. w.
hinweisen. Die Insektenfauna selbst muss zu jener Zeit
eine sehr heterogene gewesen sein , da sich neben den
allerdings prädominirenden Formen der Mittelmeerfauna
auch solche finden, welche sich deutlich an lebende Gat-
tungen Amerika's, Asien's und Afrika's anlehnen; unter
solchen treten aber auch Formen auf, welche unter den
lebenden keine Repräsentanten mehr aufzuweisen ha-
ben und einzelne Arten noch lebender Gattungen, wel-
che sich durch ungewöhnliche Grösse von den jetzt exi-
stirenden auszeichnen. Bemerkenswerth ist auch das Vor-
kommen solcher Arten, welche mit weitverbreiteten der
Jetztzeit in sehr naher Verwandtschaft stehen.
Unter den vom Verf. behandelten Familien sind die Carabiden
durch 10 Gattungen und 21 Arten vertreten ; letztere gehören den
lebenden Gattungen Calosoma, Nebria, Badister, Pterostichus, Amara,
Harpalus und Dichirotrichus und den ausgestorbenen Sinis (nov.
gen., mit Pangus und Selenophorus verwandt), Trechinites (nov.
gen., zur Trechus-Gruppe gehörend) und C ar ab ites (provisorische
Sammelgattung) an. — Acht verschiedene Dyticiden gehören den
lebenden Gattungen Dyticus, Cybister, Hydaticus, Colymbetes und
Hydroporus, zwei Gyriniden der Amerikanischen Gattung Dineutus,
sechs Staphyliniden der ausgestorbenen Gattung Protactus Heer und
den lebenden : Oxytelus, Bledius, Lathrobium, Staphylinus und Oxy-
porus (?) an. — Von Clavicornien sind 1 Scaphisoma , 1 Silpha,
4 Nitidula, 1 Amphotis, 1 Atomaria, 5 Trogosita, 1 Gymnochila und
der Entomologie während der J. 1863 — 61. 421
8 Hister-Arten bekannt gemacht. Die 15 Palpicornien vertheilen
sich auf die lebenden Gattungen Hydrophilus (die grösste Art: Hy-
droph. (fiqantetis misst 2 Zoll in der Länge) . Hydrous, Hydrobius
und Helophorus und auf die untergegangenen : Hy d r op h il opsi s
(nov. gen., von lauggestreckter Körperform, durch starke, gebogene
Mandibeln ausgezeichnet) und Escheria Heer. Von 22 Lamellicornien
gehört 1 A. zu Geotrupes, 2 A. zu Gymnopleurus, 2 A. zu Copris,
4 A. zu Onthophagus, 1 A. zu üniticellus, 1 A. zu Hybosorus, 1 A.
zu Aphodius, 1 A. zu Scarabaeus (d. h. Pentodon), 1 A. zu Glaphy-
rusj 1 A. zu Serica, 1 A. zu Lepithrix, 1 A. zu Anomala, 2 A. zu
Gnorimus, 1 A. zu Trichius, 1 A. zu Valgus. Die 13 meist ansehn-
lichen Buprestiden endlich vertheilen sich auf die Gattungen Cap-
nodis, Perotis, Chalcophora, Ancylochira, Anthaxia. Acmaeoderaund
auf die untergegangene Euj^restites Heer.
Eine zweite Abhandlung Heer's über „die fossilen
Calosomen", welche von Gieb e 1 (Zeitschr. f.d. gesammt.
Naturwiss. XXIII. p. 170) angezeigt und nach einem öe-
paratabdruck ohne Angabe der Quelle besprochen wird,
hat dem Ref. nicht zur Ansicht vorgelegen.
Dana, On fossil Insects from the Carboniferous for-
mation in Illinois (Silliman's Americ. Journ. of scienc.
and arts XXXYII. p. 34 f.) bildete im Holzschnitt zwei
Insektenreste aus den Kohlenlagern in Illinois, deren einem,
der Familie der Sembliden angehörigen der Name Mia-
mia Bronsoniy dem anderen aus der Familie der Heme-
robiiden (nur Flügel-Bruchstück) die Benennung Heme-
ristia occidentalis beigelegt wird.
In linguistischer Beziehung ist endlich eine Mittheilung
Hagen's über die Insekten- Namen der Tupi-Sprache
(Stettin. Entom. Zeit. XXIV. p. 252 ff.) zu erwähnen, wel-
che einen Auszug aus v. Mar tius\ Abhandlung über die
Pflanzen- und Thiernamen dieser Sprache bilden. Das
mitgetheilte Verzeichniss erstreckt sich auf 156 verschie-
dene Benennungen.
Orthoptera.
J. Lubbock (On the developmcnt of Clilocon [Ephe-
mera] dimidiatum. Part I. Transact. Linnean soc. of
London XXIV. p. 61—78. pl. 17 u. 18) hat das Wachsthum
und die mit demselben verbundenen allmählichen Form-
veränderungen der Larve von Chloeon dimidiatum bis
422 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
in's Einzelne verfolgt und letzteren eine eingehende Dar-
stellung in Wort und Bild gewidmet. Verf. hält es nach
den Andeutungen ^ die er über die Entwickelung der
ametabolen (hemimetabolen) Insekten bei Burmeister
und Owen gefunden hat, für eine bei den Entomolo-
gen allgemein verbreitete Ansicht, dass auch für diese
Insekten nur vier scharf abgegränzte Entwickeiungssta-
dien (Ei, Larve , Nymphe und Imago) anzunehmen seien
und glaubt daher durch den Nachweis, dass bei Chloeon
durch mehr als zwanzig Häutungen eine ganz allmähliche
Ueberführung der Larve in das vollkommene Insekt be-
wirkt werde, etwas bisher üngekanntes nachzuweisen.
Dies ist mm zwar, da bereits die ältesten Autoren, wie
Swammerdamm, Rösel u. A. , etwas ganz Entspre-
chendes an verschiedenen Orthopteren und Pseudoneuro-
pteren beobachtet und in ihrer von Theorieen noch nicht
beeinträchtigten Anschauungsweise naturgetreu dargestellt
haben, nicht der Fall; indessen giebt die Abhandlung
des Verf.'s so zahlreiche spezielle Daten über die Ver-
änderungen, welche an den bereits vorhandenen Körper-
theilen der Larve vor sich gehen, ebenso wohl als über
die Art und Weise, wie und zu welcher Zeit die später
hinzutretenden Organe gebildet werden, dass sie als eine
sehr wünschenswerthe Vervollständigung jener älteren
Beobachtungen angesehen werden muss. Als Beispiel für
die Entwickelung der hemimetabolen Insekten überhaupt
mag sie daher auch hier an der Spitze der Ordnung eine
nähere Berücksichtigung erfahren.
Verf. geht zunächst auf einen Vergleich der Larven von meta-
bolen und ametabolen Insekten ein und spricht sich u. A. auch
gegen die von Owen aufgestellte Ansicht aus, wonach die ametabo-
len Insekten ihr Larvenstadium bereits im Eie absolvirt hätten —
eine Ansicht, welche, wie oben erwähnt, jetzt auch Murray auf-
gegeben oder wenigstens modificirt hat. Von den bei der Larve
von Chloeon dimidiatum beobachteten Häutungen, welche zwanzig
übersteigen, charakterisirtVerf. siebenzelm, welche sich schnell (von
zwei zu drei Tagen) einander folgen; ob die erste von ihm darge-
stellte Form diejenige ist, welche unmittelbar aus dem Eie hervor-
gegangen, blieb unermittelt. In diesem ersten sowohl als dem darauf
■■^ Zoll misst,. linden sich
der Entomologie während der J. 18B3 — G4. 423
noch am Kopfe fünf gleich grosse Augenpunkte , von denen sich
jedoch das hinterste Paar schon im dritten Stadium '^^,2y— -g^^^Zoll
lang) um das Doj^pelte vergrössert hat, so dass hier zuerst, noch
ehe eine Facettirung sichtbar wird, ein Unterschied zwischen Netz-
augen und Ocellen hervortritt; im neunten Stadium sind die Netz-
augen, welche sich von den einfachen schon allmählich mehr durch
ihre Färbung unterscheiden, bereits zu bedeutender Grösse entwik-
kelt. Die im ersten Stadium 14-gliedrigen Fühler nehmen im drit-
ten Stadium 15, im vierten 17, im fünften 20, im achten 23, im
zehnten 29 u. s. w. Glieder an; ebenso vermehrt sich mit den ein-
zelnen Häutungen die Zahl der Borsten am Tarsengliede der Beine,
indem im ersten Stadium nur 1. im sechsten bereits 7 solcher vor-
handen sind. Gleich den Fühlern gliedern sich auch die Schwanz-
borsten des Hinterleibs mit den Häutungen in immer vollkommene-
rer Weise; dieselben sind im ersten und zweiten Stadium nur zu
zweien vorhanden, bis sich im dritten zwischen beiden eine kleine
Hervorragung zeigt, aus der sich dann durch Wachsthum in der
Längsrichtung ein ungegliederter Kegelfortsatz hervorbildet (5tes
Stadium), Im sechsten Stadium zeigt dieser Fortsatz bereits drei,
im siebenten sechs, im achten zwölf Gliederungen, um allmählich
den beiden Seitenborsten immer ähnlicher zu werden. — Die Hinter-
leibskiemen sind in den beiden ersten Stadien noch nicht vorhanden ;
ihre Anlage ist ganz gleich derjenigen der Flügelscheiden (denen sie
auch morphologisch gleich werthig gestellt werden müssen Ref ), indem
sie im dritten Stadium an denjenigen Stellen des zweiten bis sechsten
Leibesringes in Form kleiner Blättchen hervorsprossen, welche sich
bereits im zweiten Stadium zipfelartig verlängert hatten; die Kie-
men des ersten und siebenten Ringes entw-ickeln sich später als die
fünf mittleren Paare . welche auch zuerst anfangen , eine freie Be-
weglichkeit zu zeigen. Bis zum sechsten Stadium sind die Kiemen
sämnitlich einfache Blätter ; im siebenten setzen die grösseren Paare
am hinteren Rande eine kleine Platte an, w^elche sich allmählich
vergrössert, bis sie im siebenzehnten fast die Länge der Hauptkie-
men erreicht haben. Die erste Spur einer Anlage von Flügelschei-
den beginnt erst im zehnten Stadium, wo sich die Hinterwinkel des
Mesothorax schwächer auszuziehen beginnen ; im dreizehnten Sta-
dium bedecken die Flügelscheiden des Mesothorax bereits ^/^, im
vierzehnten Ye des Metathorax, bis sie im fünfzehnten bis zum Ende
desselben reichen und im siebenzehnten schon mehr als die Hälfte
des ersten Hinterleibsringes bedecken.
Der Ln bb o ck'schen Abhandlung scliliesst sich ihrem
Inhalt nach eine gleichfallas viele interessante Beobach-
tungen enthaltende von Pagen Stecher über die Ent-
424 Gerstaecker: Bericht üb. die wissen seh. Leist. im Gebiete
Wickelung von Mantis reHgiosa eng an, welche im Archiv
f. Naturgesch. XXX. p. 7—25. Taf. I unter dem Titel ;
„Die Häutungen der Gespenstheuschrecke, Mantis reli-
giosa" veröffentlicht ist. Indem wir in Betreff der spe-
ziellen Schilderung, welche Verf. von der Construktion
des Eiergeleges und der Anordnung der Eier in demsel.
ben entwirft, auf die Abhandlung selbst verweisen, glau-
ben wir besonders darauf aufmerksam machen zu müssen,
dass die erste aus dem Eie hervorgehende Larvenform
einer jungen Mantis sehr viel weniger gleicht, als dies
z. B. bei der von Murray aus dem Eie geschälten, auch
ihrerseits noch etwas embryonenhaft aussehenden jungen
Blatta der Fall ist, indem die drei Beinpaare derselben
noch vollständig übereinstimmend gebildet sind imcl der
Hinterleib an der Spitze ein Paar langer und dünner,
fadenförmiger Anhänge trägt. Es hat dieses erste Ent-
wickelungsstadium der Mantis vielmehr fast das Ansehen
einer Puppe (daher auch vom Verf. als „Püppchen*^ be-
zeichnet), welcher es auch durch die Art seines Hervor-
gehens aus dem Eiergelege, aus dem es sich vermittelst
zahlreicher, seiner Körperhaut aufsitzender kleiner Sta-
cheln herauswindet, bis zu einem gewissen Grade gleicht.
Mit dem Hinterende ihres Körpers an der Oberfläche des
Eiergeleges durch Einklemmung festhaftend, macht nun
diese erste Laivenform unmittelbar nach dem Ausschlü-
pfen aus dem Eie ihre erste Häutung durch, um die mit
Raubbeinen, verlängertem Prothorax u.s. w. versehene, kurz
mit allen Merkmalen des künftigen Thieres ausgestattete
junge Mantis aus sich hervorgehen zu lassen. Die spä-
teren Häutungen erfolgen in Zeiträumen von 10 bis 14
Tagen und zwar finden im Ganzen sieben statt; nach
der vierten treten zuerst die Flügclrudimente auf. Die
näheren Mittheilungen, welche Verf. über die Sitten und
das Treiben dieser jungen Fangheuschrecken (wie sie
im Gegensatze zu Phasma richtiger zu nennen sind), ins-
besondere über die mit ihnen angestellten Fütterungs-
versuche macht, sind in hohem Grade interessant und
lesenswertb.
der Entomologie während dei- J. 18G3 - 64. 425
Anatomia Forficnlarum ; Anatomisk Undersogelse af
de Danske Orentviste, vcd Fr. Meiner t. Forste Afde-
ling. (Naturhist. TIdsskr. 3. Raek. IL p. 427— 4^2. tab. 19).
Als Abhandlung zur ErlanLiung des philosophischen Dok-
torgrades auch separat gedruckt. Kjübenhavn 1863. 8.
84 pag. c. tab. 1. — Verf. behandelt in dieser durch sehr
umfassende Verwerthung der einschlägigen Literatur und
durch sorgsame Untersuchungsweise gleich ausgezeichne-
ten Arbeit neben der zoologischen Feststellung der weni-
gen in Dänemark einheimischen Forficula- Arten : 1) ihre
Entwickelungsgeschichte vom Ei bis zur Imago, so wie
die Lebensweise der letzteren; 2) die specielle Zusammen-
setzung und Öegmentirung des Hautskeletes in allen sei-
nen einzelnen Theilen und 3) die Anatomie der inneren
Organe; unter denen ganz besonders die männlichen Ge-
schlechtsorgane nebst dem Begattungsapparat einer einge-
henden Darstellung unterzogen werden. Die Untersuchun-
gen des Verf.'s sind gleichfalls für die Entwickelungsge-
schichte der Orthopteren, zugleich aber auch für die Mor-
phologie der Insekten überhaupt von allgemeiner Bedeu-
tung , daher wir sie hier vorweg anführen zu müssen
glauben.
Die drei in Dänemark einheimischen Arten, welche Verf. nä-
her charakterisirt, sind Forficula auricularia Lin., minor Lin. und
acanthopygia Gene ; doch zieht er in seine anatomischen Untersuchun-
gen ausserdem auch die in Dänemark noch nicht aufgefundene Forf.
gigantea hinein. Die aus dem Eie schlüpfenden Larven der Forf.
auricularia haben ausser dem Kopfe und der Lamina analis drei-
zehn Köi'persegmente. wovon also, wenn man drei auf den Thorax
rechnet, dem Hinterleibe zehn zukommen. Ihre Fühler sind 6- bis
8-gliedrig, setzen bei jeder Häutung zwei" neue Glieder an und er-
scheinen daher bei der Nymphe 12-, bei der Imago 14-gliedrig. Die
äussere Geschlechtsdifierenz tritt erst bei letzterer hervor, während
sie der Nymphe noch abgeht. Zwei au der Basis der Zangenarme
gelegene Stinkdrüsen sind ausschliesslich der Larve eigen. Bei letzterer
sowohl als bei der Nymphe und Imago besteht das dem Metathorax
sich eng anschliessende (und daher vom Yerf, dem Thorax zuge-
rechnete) Segmentum mediale nur aus einem Dorsalhalbringe, wäh-
rend die Lamina analis eine Ventralplatte wenigstens rudimentär
(in Form von zwei dreieckigen Plättchen) erkennen lässt. Am Hin-
terleib des Weibchens sind die Ventralplatten des siebenten und
426 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leif?t. im ßehiete
achten Segmentes eing-egangen, die Dorsalplatten derselben Ringe
dagegen deutlich, wenngleich sehr kurz und mit der folgenden ver-
wachsen. — Während bei der Imago von Forficula auricularia die
beiden oben erwähnten Stinkdrüsen der Larve eingegangen sind,
finden sich jederseits zwei andere am Hinterrande der Dorsalplatten
des zweiten und dritten Abdominalringes vor. Bei Forf. gigantea
fehlen die Stinkdrüsen allen Entwickelungsstadien ; auch weicht diese
Art von Forf. auricularia darin ab , dass die beiden Speicheldrüsen
nicht im Kopfe liegen und den Stipites der Maxillen anhaften, son-
dern im mittleren oder hinteren Theile der Brust gelegen sind und
einen dünnen Ausführungsgang zu einem kleinen Receptaculum
jederseits aussenden, aus dem dann abermals ein kurzer Canal ab-
geht, welcher sich mit demjenigen der anderen Seite an der Basis
der Zunge vereinigt. — Die männlichen Geschlechtsorgane betreffend,
so bestehen die Hoden je aus zwei Schläuchen mit doppelter Hülle,
innerhalb welcher die Spermatozen (je eins in einer Zelle) gebildet
werden. Die äussere Membran, obwohl ohne Muskelstratum, scheint
contraktionsfähig zu sein, eine Eigenschaft, welche der entsprechen-
den äusseren Hülle der langen und dünnen Vasa deferentia abgeht.
Diese münden in eine gemeinsame kuglige Yesicula seminalis, aus
welcher der sich in zwei Aeste spaltende Ductus ejaculatorius her-
vortritt; der eine, kurze Ast desselben endigt blind, während der
andere noch einmal eine grosse blasenartige Anschwellung eingeht,
um bei dem Austritt aus derselben in Form eines dünnen Schlau-
ches in das Begattungsorgan überzugehen. Forficula gigantea zeigt
eine sehr auffallende Bildung und Abweichung darin, dass sich zwei
getrennte Ductus ejaculatorii vorfinden, welche wie bei Forf. auri-
cularia aus einer gemeinsamen Vesicula seminalis entspringen, aber
jeder für sich eine blasenartige Anschwelhmg (nach der Angabe
des Verf. von drüsiger Natur , daher als Glandula nodiformis be-
zeichnet) eingehen. Der gemeinsame Penis ist hier jenseits des
Ansatzes der seitlichen Platten gespalten.
Die vom Verf. gegebene Darstellung der Segmenti-
rung des Haiitskeletes (besonders des Hinterleibes) wurde
von Schaum (Archiv f. Naturgesch. XXIX. p. 365) In
Ihrer Richtigkeit bestritten, indessen ^ wie Meinert
(ebenda XXX. p. 141 &.) In seinen ^Bemerkungen über
den Bau des Hinterleibes bei den Forficulen^ nachweist,
einerseits nur aus Mangel an richtigem Verständniss der
Meinert'schen Angaben, andererseits unter Herbeiziehung
wlllkührlicher, dem Sachverhalt widersprechender An-
nahmen. Verf. widerlegt hier gleichfalls (vergl. oben!
der Entomologie wähiei)cl der J. 1863 — 64, 4Q7
Insekten) die Ansicht, wonach ein Segment durch die
Anwesenheit eines Gangh'on oder eines Stigmenpaares
bestinamt werden soll, durch den Nachweis, dass auch
dem Segmentum mediale, für welches Schaum ein
Ganglion wenigstens annehmen zu dürfen glaubt , ein
solches in der That fehlt. — Eine abermalige Replik von
Schaum (Archiv f. Naturgesch. XXX. p. 256 ff.) l>nngt
zur Sache selbst nichts Neues bei, sondern hält den frü-
heren Standpunkt über „die Erfordernisse eines Segmen-
tes" unverändert fest.
H. de Saussure, Melanges orthopterologiques, 1.
Fase. Blattides (Memoires d. 1. soc. phys. et d'hist. nat.
de Geneve XVII. p. 129 — 171. — Separatabdruck 44 pag.
in 4. c. tab. 1 col.). Enthält die Charakteristik von 37
neuen und zum Theil ausgezeichneten Blattinen-Formen
aus den Museen von Geneve und Neufchatel, deren Be-
arbeitung Verf. gelegentlich seiner gleich zu erwähnen-
den Publikation der in Mexiko einheimischen Orthopteren
vorgenommen hat.
Von desselben Verf.'s „Memoires pour servir a^ l'hi-
stoire naturelle du Mexique, des Antilles et des Etats-
Unis", von welchen die beiden ersten sich mit den Cru-
staceen und Myriopoden befassenden Abschnitte bereits
früher in diesen Berichten Erwähnung gefunden haben,
liegen jetzt das 3. u. 4. Memoire unter dem besonderen
Titel: „Orthopteres de l'Amerique moyenne" in einem an-
sehnlichen Quartbande (Geneve 1864. 279 pag. c. tab. 2.
Separat - Abdruck aus den Memoires d. 1. soc. phys. et
d'hist. natur. de Geneve XVIII. Bd.> vor. Auch diese sehr
umfangreiche Arbeit ist ausschliesslich der Familie der
Blattinen gewidmet, deren systematische Kenntniss da-
durch eine sehr wesentliche Bereicherung erfahren hat;
denn wenn Verf. auch vorwiegend die in ^lexiko einhei-
mischen Formen zum Gegenstande seiner Darstellung ge-
macht hat, so hat er doch neben zahlreichen Arten aus
Nord-Amerika, Texas und von den Antillen aus systema-
tischen Rücksichten, besonders zur näheren Begränzung
und Eintheilung der Gattungen in Gruppen auch vielfach
428 Ger sta ecke r: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
Süd- Amerikanische Formen (ans Cohimbien, Brasilien, Chile,
Peru 11. s.w.) mit herangezogen und hat durch spezielles
Eingehen auf die Charaktere der Familie im Ganzen so
wie auf die Eintheilung derselben in Gruppen und Gat-
tungen den Gegenstand in ebenso ausgedehnter Weise
monographisch als faunistisch behandelt. Durch denReich-
thum ihres Inhalts so wie durch die Sorgsamkeit und Ge-
diegenheit der Darstellung steht die Arbeit des Verf.'s
offenbar mit an der Spitze der orthopterologischen Li-
teratur.
Ueberhaupt scheint seit der Publikation von West-
wood's Bearbeitung der Phasmiden die Ordnung der
Orthopteren, welche wenigstens für die exotischen For-
men bisher auffallend stiefmütterlich behandelt worden
war, gegenwärtig grösseren Anklang bei den Systemati-
kern zu linden, da auch die Familie der Forficulinen von
FI. Do hm („Versuch einer Monographie der Dermapte-
ren", Stettin. Entom. Zeit. 1863—64) einen gründlichen
Bearbeiter gefunden hat.
Von faunistischen Arbeiten ist eines „Verzeichnisses
der im Museum von Santiago befindlichen Chilenischen
Orthopteren" von R. A. Philippi (Zeitschr. f. d. ge-
sammt. Naturwiss. XXI. p. 217 — 245) zu erwähnen, in
welchem 64 Arten aufgeführt und darunter 32 als neu
beschrieben werden. Mit Einschluss der von Blanchard
in Gaj's Fauna beschriebenen 48 Arten sind somit aus
Chile bis jetzt 80 Orthopteren bekannt.
Observations on certain North- American Neuroptera
bv H. Hagen, M.D. of Königsberg; translated from the
original frensh MS., and published by permission of the
author, with notes and descriptions of about twenty new
species of North - American Pseudoneuroptera, by Benj.
Walsh (Proceed. entomok soc. of Philadelphia I. p. 167
-—272). Verf. hatte die im J. 1862 von ihm beschriebe-
nen Nord- Amerikanischen Pseudoneuropteren an Dr. Ha-
gen zur Ansicht und Berichtigung gesandt und publi-
cirt in gegenwärtigem Aufsatze zunächst die von letzte-
rem über dieselben gemachten Angaben^ ihre Artrechte,
der Entomologie wilhreud der .T. 1863 64. 429
resp. Sjnonyraie mit früher beschriebenen betreffend, um
einerseits weitere Bemerkungen an dieselben zu knüpfen,
andererseits eine Anzahl neu entdeckter Arten bekannt zu
machen. Auch einige Neuroptera werden in vorstehender
Arbeit berührt.
Kawall (Correspondenzbl. des naturf. Vereins zu
Riga XIV. p. 155 — l('>8j gab ein Verzeichniss der Ortho-
pteren und NeuropterenKurland's mit Bemerkungen über
die Erscheinungszeit und Häufigkeit der einzelnen iVrten.
In ersterer Ordnung sind die Familien folgenderraaassen
repräscntirt : Forficulina 2 A., Blattina 3 A. , Giyllodea
3 A., Locustina 4 A., Acridiodea 16 A., Odonata 19 A.,
Ephemeridae 14 A., Perlariae 7 A. und Psocina 15 A.
Assrauss, „Enumeratio Orthopterorum in gubernio
Mosquensi indigenorum'^ (Bullet, d. natur. de Moscou 1864.
I. p. 465 — 476) zählte 44 im Moskauer Gouvernement bis
jetzt beobachtete Orthopteren auf: Forficulina 3 A., ßlat-
tina 6 A. , Gryllodea 4 A., Locustina 10 A., Acridiodea
21 Arten.
Selys-Longchamps, „Catalogue des Nevropteres
Odonates de la Corse^ und „Nevropteres (non Odonates)
de la Corse" (Annal. soc. entom. de France 4. s6r. IV.
p. 35 — 40). Verf. verzeichnet als von Bellier de la
Chavignerie im J. 1860 — 61 auf Corsika gesammelt 24
Libellulinen, 7 Ephemeriden, 2 Termiten und 3 Perlarien.
Zwei Ephemeriden werden als neu beschrieben.
Tormitina. Die interessanten Mittheilungen , welche Bates
(The naturalist on the River Amazons, Deutsche Uebersetzung p. 221
— 228) über die Lebensweise der Termiten im Thale des Amazo-
nenstromes macht, sind der Hauptsache nach bereits von Hagen
in seiner Monographie dieser Familie angeführt. Verf. giebt eine
Schilderung ihrer Bauten, der verschiedenen zu einem Staate vereinig-
ten Formen, der ihnen speciell obliegenden Functionen, des Schwärm-
aktes u. s. w. Er glaubt aus seinen Wahrnehmungen den Schluss
ziehen zu dürfen, dass Soldaten und Arbeiter gleich den geschlecht-
lichen Individuen schon vom Ausschlüpfen aus dem Eie an ver-
schieden seien und nicht erst durch abweichende Nahrung. Haltung
u. s. w. sich zu differenten Formen ausbilden. In Betreff der Arbeiter
und Soldaten stellt er die Vermuthung auf. dass erstere weibliche,
430 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
letztere männliche Individuen mit verkümmerten Geschlechtsorga-
nen seien.
Blattina. de Saussure (Melanges orthopterologiques , Me-
moires d. 1. sog. phys. et d'hist. nat. de Geneve XVII. p. 129 ff.)
machte folgende neue exotische Arten bekannt : Folyzosteria Indica
Pondichery, Humberliana Ceylon, Viclcltana Ostindien (ist offenbar
P. Orientalis Burm.), C halco lump r a (Subgen. nov., Name unter
den Chrysomelinen bereits vergeben!) cuprea Neu-Holland, limbata
Burm. ebendaher, Perisphaeria glomeris Ceylon, Uumbertiana Ceylon,
(DeropellisJ ßui^ipes Java (ist gleich P. flavicornis Burm.), orientalis
Neelgerrhies , (Blepharodera) sericea und emortuahs Pondichery, Co-
rijdia Gueriniana (ist gleich Cor. nuptialis des Eef), Plwraspis (Pkle-
bonoius) a?i07?m/a Pondichery, (Thorax) jjo/ce//«/<a Neelgerrhies, Epi-
lampra cribrata Assam, blalloides Bombay, Thyrsocera auslralis Neu-
Holland, Blalta tiUHcaia Pondichery, abbrcciata Isle Bourbon, Cou-
loniana Neu-Holland, badia Java, phalerata Pondichery, diluta Cey-
lon, h'nmbertiaua Ceylon, Ischnopleia auslralis und fulva Neu-Hol-
land, ßavicullis Java, lermitina Neu-Holland, Panchlora aesfnans Se-
negal, Proscralca dimidiata Madagascar, Zelobora gratiicollis Neu-
Holland, Hormetica (Brachycola) Coquereliana Madagascar, Plane-
tica (nov. gen., mit Archiblatta Vollenhov. sehr nahe verwandt und
vielleicht später damit zu vereinigen) araneaVvlo Penang, Paneslhia
regina Java und mam<arinea Ch\\\2, (von P. transversa Burm., welche
in der Aushöhlung des Prothorax variirt , nicht spezifisch ver-
schieden).
Derselbe, »Blattarum novarum species aliquot« (Revue et
Magas. de Zoolog. 1864. p. 305—326 und p. 341—349) diagnosticirte
ferner als n. A. : Pulyzosteria biylumis, analis und consobrina Neu-
Holland, meridionalis Süd - Afrika , Capensis Cap d. g. H., bicolor
und pulckella Neu-Holland, Paralropes vestita und Heydeniana Bra-
silien, aequuloriulis Ecuador, Blatta phalerata und Capensis Süd-
Afrika, x)enosa^ Mexicana, pellucida und f/«ns^«cü/a Mexiko, Peruana
Peru, Ellipsidion australe, reticidalum und aurantium Neu-Holland,
lleydeniannm Brasilien, Ischnoptera brevipennis Chile, ignobilis Bue-
nos Ayres, juncea, similis und er y ihr acephala (Fabr. ?) Süd-Afrika,
Nyctobora terrestris und obscura Brasilien. — Euryzostcria nov.
gen., Körper hinten erweitert, Kopf stark kuglig, Augen entfernt
stehend, Flügeldecken fehlend, Lamina infragenitalis des Weibchens
wie bei Periplaneta, an der Spitze gekielt und gespalten, Raife sehr
kurz. — Art: Eur. Delalandi Süd- Afrika. — Periplanela Heydeniana
Neu-Holland, aethiopica Afrika, histrio Ceylon. Ostindien, Mauritius
und Brasilien, (Stylopyga) occidentalis Antillen, (Periplanela) aiaris
Brasilien, marginalis und soror Neu-Holland, regina Malacca. — Epi-
lampra fornicata Neu-Holland, nudiceniris Tasmanien , Heiisseriana
der Entomologie wäljreiul der J. 18G3 — 04. 431
Uruguay, bella, ucjathina, birittata, Crossea, lleyilcnianawniS. \ ersiniana
Brasilien. — H y p er c u mps n nov. gen., mit Ilolocompsa verwandt ;
Körper breit, Kopf nicht hervorragend, llaife verlängert, gekrümmt,
Pronotum filzig, gewimpert, Flügeldecken häutig, durchscheinend, nur
an der Basis des Randieldes und an einer schmalen Stelle des Aussen- und
Innenrandes verhornt. — Art: Hyp. fe nes t r ina Bra.s\\ien. — V r o s u-
plecta (nov. gen.) coccinella Indien, (DiplopteraJ Ai//>/<« Australien.
— Aptera, nov. gen. Körper oval, gewölbt, flügellos, Kopf kuglig,
hervorragend, mit kleinen und weit von einander entfernten Augen ;
Hinterleib dick, nicht gesägt. Lamina supraanalis mit gebogenem
Rande, Lamina infragenitalis einfach, Raife sehr kurz ; Beine kurz,
zierlich, Schenkel unbewehrt, Schienen kurz gedornt, Afterklaue sehr
gross. — Art: Apt. lenlicularis Cap. — Meleslora ornata Bombay,
l'anchlora fervida Senegambien, Africami Gabon, Femana, luteola
Surinam, Lancadon Guatemala, jSauphoela ainocna Madagascar, Zelo-
bova caslanea Cayenne. verrucosa Süd-Amerika, Planelicu phalan-
ginm Ostindien, Brackycolla diaholus und hilohata Brasilien, Poly-
phaga Syriaca, Panesthia cribrata und dilalata Neu-Holland, Blabera
Cubensis, Brasilicma, mmor Brasilien, deplanata Antillen, Claraziana
Uruguay.
Desselben Verf.'s »Memoires pour servir ä l'histoire naturelle
du Mexique, 3. et 4. livr. Orthopteres, Blattides« enthalten zunächst
(p. 1 — 46) einen für die Kenntniss der Familie sehr wichtigen all-
gemeinen Theil, in welchem eine specielle Schilderung des äusseren
Körperbaues , besonders auch der beiden Flügelpaare nach Consi-
stenz, Form und Geäder, sodann eine Erörterung der Metamorphose
mit besonderer Berücksichtigung der zwischen den Nymphen und
Imagines ungeflügelter Formen bestehenden Unterschiede, eine gleiche
in Betreff der in mannigfacher Degradation auftretenden Geschlechts-
difierenzen u. s. w^ gegeben wird. Ebenso wird die Variabilität
der Arten und die häufig wiederkehrende habituelle Uebereinstim-
mung vieler Blattinen mit typischen Formen anderer Insektenord-
nungen besprochen und schliesslich auf die Systematik der Familie
eingegangen. Letztere wird in Uebereinstimmung mit Burmei-
ster hauptsächlich auf die Entwickelung des Arolium und die Sta-
chelbekleidung der Beine begründet und hiernach drei Gruppen:
Spinosae, Muticac und Nuditarsae angenommen. Die früher (Rev.
et Magas. de Zool.) vom Verf. provisorisch bekannt gemachten
neuen Gattungen und Arten, letztere so weit sie der neuen Welt
zugehören, erfahren hier eine nochmalige , sehr eingehende Charak-
teristik und nach den wichtigsten Formen auf den zwei beifolgen-
den Tafeln eine bildliche Darstellung. Wiewohl auch der Durch-
arbeitung dieses speciellen Theiles nur eine ungetheilte Anerkennung
gezollt werden kann, so ist er in Betreff der Feststellung der No-
432 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
menklatur der einzelnen Arten doch nicht frei von Irrthümern,
welche hauptsächlich durch die oft unzureichenden Diagnosen B u r-
meister's veranlasst worden sind, zum Theil aber auch darauf
beruhen, dass Verf. auf Merkmale, welche Schwankungen unterwor-
fen sind, ein zu grosses Gewicht gelegt hat. So ist z. B. der Para-
tropes Lycus des Verf.'s (p. 59) identisch mit Nyctibora phalerata
Erichs., Paratropes subsericeus (p. 63) = Phoraspis elegans Burm.,
Hormetica trilobata Sauss. (p. 183) = Horm. motiticollis Burm. var.
Indessen sind diese Irrthümer so vereinzelt, dass sie zu der grossen
Anzahl der hier durchgearbeiteten Arten in gar keinem Verhältniss
stehen und selbstverständlich den Werth der Arbeit in keiner Weise
beeinträchtigen. Dieselbe kann vielmehr nur den Wunsch erwecken,
die übrigen Familien der Orthopteren vom Verf. in ähnlicher Weise
behandelt zu sehen.
Lucas, Quelques remarques sur le genre Perisphaera, Or-
thoptere de la famille des Blattides et description d'une espece nouvelle
appartenant a ce genre (Amial. soc. entom. 4. ser. III. p. 405 — 409.
pl. 9. fig. 10). Verf. bemerkt, dass Serville seine Gattung Perisphaera
auf ein flügelloses Blattinen -Weibchen begründet habe, welches die
Fähigkeit besitzt, sich nach Art der Armadilien zusammenzukugeln,
dass dagegen die Bu rmeister'sche Gattung Perisphaeria auf ge-
nerisch verschiedene Arten begründet sei. Der Perisj^haera armadillo
Serv. fügt er hier die Beschreibung und Abbildung einer neuen : f e-
risph. glümerifonnis (bereits im vorigen Jahre durch Diagnose be-
kannt gemacht) aus Cochinchina und von Manila bei, welche sich
durch deutUchen Bronzeglanz der Oberseite auszeichnet.
Philippi (Zeitschr. f. d. gesammt. Naturwiss. XXI. p. 222 ff.)
machte als n. A. aus Chile bekannt: Kakerlak />/f/<</sfe</io Cordilleras,
pallipes und breripes Santiago, Fulyz-oslei-ia Valdiviana und Geissei.
Mantodea. Eine von Pagenstecher angestellte Züchtung
der Mantis religiosa aus Eiern, über welche derselbe im Archiv f.
Naturgesch. XXX. p. 7 ff. ausführliche Mittheilungen macht, hat Ge-
legenheit zu manchen für die Naturgeschichte dieses Insektes sehr
interessanten Beobachtungen gegeben. Die vom Verf. an der Unter-
seite von Steinen angeheftet gefundenen Eiercocons enthielten 120
bis 200, in 18 bis 25 Querfurchen zu 6 bis 8 eingereihten Eier. Die
jungen Thiere schlüpften aus denselben während der letzten Tage
des Juni oder der ersten des Juli aus, waren gleich nach Abwerfen
der ersten Larvenhaut sehr munter in ihren Bewegungen und er-
klommen constant die höchsten sich ihnen darbietenden Punkte. In
den ersten Tagen nahmen sie keine Nahrung zu sich , zeigten sogar
z. B. vor der kleinsten Fliege grosse Furcht, fielen vor Schreck hin-
ten über oder zogen sich ängstlich in einen Versteck zurück. Als
ihnen Blattläuse gereicht wurden, zeigten sie zuerst auch vor diesen
der Entomologie während der J. 18G3— 64. 433
noch sichtliche Furcht und hiehen höchstens der Vertheidigung
halber gegen dieselben mit den Vorderbeinen. Nachdem aber hierbei
Theile der Blattläuse an ihrem Körper haften blieben, nagten sie die-
selben zuerst hier ab, um alsbald auch die lebenden Thiere zu er-
greifen und zu verzehren. Später frassen sie denn auch Eriosomen
und zwar besonders deren Wachsfaden, ferner Dipteren-Larven und
schliesslich die Leichen ihrer Geschwister. Nach der zweiten Häu-
tung wurden Milben (Rhyncholophus) und u. A. eine Ephemeride in
einer Viertelstunde vollständig verzehrt; nach der dritten Blattwes-
penlarven, Stubenfliegen u. s. w. mit ebenso grosser Schnelligkeit als
Geschicklichkeit. Indessen war die beträchtliche Zahl von 50 bis 60
aus dem Ei geschlüpfter junger Mantiden trotz hinreichend darge-
botener Nahrung allmählich mehr zusammengeschmolzen und es ge-
laug dem Verf. nicht, die wenigen zuletzt übrig gebliebenen Exem-
plare bis über die vierten Häutung hinaus zu erhalten.
Eme zweite die Lebensweise der Mantiden illustrirende Mit-
theilung hat Bur meist er (Notiz über die Mantis-Arten bei Bue-
nos Aires, Berl. Ent. Zeitschr. VH. p. 234—238) gemacht. Ein Eng-
länder Namens Hudson ertappte in der Nähe von Buenos Aires ge-
gen Abend ein Exemplar der Mantis Argentina Burm., als es eben
auf einem Baum ein jämmerlich schreiendes und zappelndes Vögel-
chen (Serpophaga subcristata Vieill.) mit den Vorderbeinen packte,
tödtete und den Kopf desselben zu benagen begann. Bei Unter-
suchung des ihm nebst dem Räuber überbrachten Vogels fand Bur-
meister nicht nur die Kopfhaut heruntergezogen und in Fetzen
zerrissen, sondern auch den Schädel bereits angenagt. — Verf. er-
wähnt ferner, dass die Mantis-Arten ein Spielzeug der Jugend in
der Argentinischen Republik seien; sie werden an Zwirnsfäden an-
gebunden, in Gefangenschaft gehalten und von den Kindern mit der
Kopflaus, ihrer Lieblingsspeise, gefüttert. — Die vier von B. in den
La Plata - Staaten beobachteten Mantis -Arten : M. praecatoria auct.,
dimidiata Burm., unipunctata Burm. und Aryenlbia n. A. (im weib-
lichen Geschlechte flügellos) werden charakterisirt.
Philippi (Zeitschr. f. d. gesammt. Naturwiss. XXL p. 225.)
beschrieb Manlis (jrisea als n. A. von Santiago de Chile, Bäte 8
(Proceed. zoolog. soc. of London 1803. p.479) Manlis Caldwelli n. A.
aus Madagascar.
Phasmodea. Lucas (Bullet, soc. entomol. 1863. p. 7) erzog
zu Paris aus Eiern einer Phyllium-Art von den Seychellen einige
junge Individuen, welche schon wenige Tage nach dem Ausschlüpfen
15 — 16 Mill. lang waren; zwei derselben lebten nur sechs Tage lang.
Die Jungen sind grünlich gelb, mit brauner Fleckung des Körpers
und braunen Ringeln an den Beinen; beim Anfassen krümmen sie den
Leib nach Art der Staphylinen rückwä.rts.
Archiv f. Naturg. XXX. Jahrg. 2. Bd. CC
434 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
Auch van II as seit (Tijdschr. voor Entomol. VII. p. 14fif.)
machte Mittheilung über die Zucht junger Phyllium-Exemplare aus
Eiern, welche von Batavia nach Leyden gebracht wurden. Von
dreissig Eiern schloffen 22 Mitte Juni's aus, nachdem sie einer Tem-
peratur von 70—80° Fahr, ausgesetzt worden waren. Die jungen
Larven krochen mit aufgerolltem Hinterleibe aus dem Eie; sie ge-
hörten dem Phyllium pulchrifolium Serv. an.
Philipp! (Zeitschr. f. d. gesammt. Naturwiss.XXI. p. 227 ff.)
machte Bacteria collaris, gracilis, crassicornis, annvlicornis als n. A.
und granulicollis Bianch., Anisomorpha variegata und elegans n. A.,
sämmtlich in Chile einheimisch, bekannt.
Lucas (in Maillard, Notes sur l'ile de la Reunion II. Ortho-
pteres p. 22. pl. 21. fig. 2) gab Beschreibung und Abbildung von
Monandr optcra spinigera n. A. von der Reunions-Insel.
Westwood (Proceed. entomol. soc. of London 1864. p. 16 f.)
beschrieb Heteropteryx Hopei unbek, Vaterl. und Fhyllium Feejeea-
num n. A. von den Feejee-Inseln.
Derselbe, »Rectifications de la nomenclature de plusieurs
especes de Phasmides recemment decrites« (Annal. soc. entomol. de
France 4. ser. IV. p. 201 — 205). Die vom Verf. gegebenen Berich-
tigungen beziehen sich auf Monandroptera inuncans Serv. und un-
dulata Westw. , beide auf pl. 6 im Umriss dargestellt, welche von
Coquerel und Lucas irriger Weise mit einander vereinigt und
zugleich als identisch mit Diapherodes gibbosa Burm. (gleichfalls
unrichtig) bezeichnet worden sind ; ferner auf Monandroptera spini-
gera Lucas, welche gleich Rhaphideres scabrosus Guer. ist und auf
Cyphocrania puncticeps Serv., welche Verf. für das Weibchen von
Achrioptera fallax Coquerel hält.
Gryllodea. Ref. , »Scepastus und Phylloscyrtus, zwei käfer-
ähnliche Grylloden-Gattungen« (Stettin, entom. Zeit. XXIV. p. 408 —
436. Taf. I) machte nach vorausgeschickten Bemerkungen über Form-
Analogieen unter den Insekten überhaupt und zwischen manchen
Orthopteren und Coleopteren insbesondere eine höchst merkwürdige
neue Gattung Sc epaslus bekannt, welche in Grösse, Form, Fär-
bung und Zeichnung eine treue Nachbildung des mit ihr auf den
Philippinen gemeinsam vorkommenden Pachyrrhynchus venustus
Waterh. ist und daher eine sehr auffallende Modifikation aller Kör-
pertheile des Grylloden-Typus erkennen lässt. Der Kopf ist klein,
schmal, kubisch, das Halsscbild halbkuglig gewölbt, kurz eiförmig,
die Flügeldecken vollständig verhornt, nach hinten birnförmig er-
weitert, metallisch gefärbt mit gelber Fleckenzeichnung, die Beine
schlank, die hinteren im Schenkeltheile nur massig verdickt. Die
Ocellen sind zu zweien ausgebildet, die Augen nicht hervortretend,
der Entomologie während der .1. 1863—64. 435
auf die Oberseite des Kopfes gerückt und der Fühlerinsertion so
stark genährt, dass ihr Vorderrand dadurch leicht ausgebuchtet er-
scheint. Die beiden vorderen Schienenpaare sind ganz ungedornt,
die llinterschienen nur vor der Spitze mit drei Paaren kurzer Dor-
nen besetzt; besonders bemerkenswerth ist die Bildung der Hinter-
tarsen, an denen sich vier deutliche Glieder ausgebildet zeigen. —
Art: Scep. pac/ujnhynchoides, lö^a MilL, von C. Semper in einem
weiblichen Exemplare auf den Philippinen entdeckt. — An der Gat-
tung Phylloscyrtus Guer., auf welche Cranistus Stäl zurückgeführt
wird, erörtert Ref. die besonders bei den Männchen hervortretende
habituelle Aehnlichkeit mit Cicindelen, und beschreibt vier Süd-
Amerikanische Arten: Phyll. colliurides Stäl, elegans Guer., vitta-
tus n. A. Britisch Guyana, cicindeloides n. A. Caraccas.
Philippi (Zeitschr. für die gesammt. Naturwissensch. XXI.
p. 231 f.) machte GnjUus pallipes und grisens als n. Art aus Chile
bekannt; dieselben gehören einer besonderen Gruppe Microgryllus
an, bei welcher die Hinterschienen ausser den Enddornen unbewehrt,
die Tarsen nur an der Basis schwach gedornt sind.
Elditt (Schrift, d. physik. Ökonom. Gesellsch. in Königsberg
III. p. 193 - Stettin. Entom. Zeit. XXIV. p. 366 f.) fand Myrmecophila
acervorum Panz. in einem Exemplar bei Königsberg unter einem
Stein in Gesellschaft »der kleinen schwarzen Ameise.«
Locustina. Philippi (Zeitschr. f. d. gesammt. Naturwiss.
XXI. p. 233 ff.) charakterisirte eine neue Gattung Dolichochaeta,
welche sich von Gryllacris durch vier Dornenreihen an Vorder- und
Mittelöchienen , von Listroscelis und Servillia durch unbewehrte
Schenkel, von Cratomelus durch schlanke Beine, lange Legescheide,
kurze und breite, halbkreisförmige Oberlippe, dicke Oberkiefer (wel-
che doppelt so lang als das Labrum) und verlängerte, die Oberkiefer
weit überragende Maxillen unterscheidet ; besonders machen sich die
Kiefertaster durch auffallende Länge bemerkbar. — Art: Dol. loiigi-
cornis von Valdivia. — S,.iga quadiisignala n. A. aus Chile ; Phane-
roptera albidicoUis Blanch. und Acanthodis miserabilis Bl. ? werden
noch näher erörtert.
Ach. Costa (Entomol. della Calabria ulteriore p. 25 fl'.) machte
Odonlura pulcliripennis (Taf. 1. fig. 6. 7), Fterolepis neglecla (Taf. 1.
fig. 11. 12), ThamnuliizüH magnifkum (Taf. 3. flg. 1) und Decticns (Vla-
IgcleisJ nigrosignaltis (Taf. 3. fig. 3. 4j als n. A. aus dem südlichen
Calabrien bekannt. — Auf Taf. I. fig. 8 — 10 werden ferner Abbil-
dungen von Cyrtaspis variopicta und Meconema meridionale Costa
gegeben.
Lucas Bullet, soc. entomol. 1864. p. 5) gab eine vorläufige
Charakteristik einer neuen Art: Suya Syriaca aus der Umgegend
von Aleppo.
436 Gerstaecker; Bericht ü]>. d. -wissensch. Leist. im Gebiete
Frauenfeld (Verhandl. d. zoolog.-botan. Gesellsch. zu Wien
XIII. p. 1231) fand die Eier einer Odontura- Art (Od. punctatissima ?)
zu 9 bis 10 Exemplaren in einem Spalt von abgedorrten Stengeln
einer Onobranche abgelegt ; sie sind chokolatenfarbig, 3,5 Mill. lang
und 1,4 Mill. breit, länglich oval und abgeflacht. Die aus den Eiern
erzogene junge Odontura wird (ebenda p. 1232) von Damianitsch
charakterisirt.
Derselbe (ebenda XIY. p. 379) beschrieb die Eier und die
eben ausgeschlüpften Jungen von Thamnotrizon apterus. Erstere
sind 5 Mill. lang, 1,4 Mill. dick und -Wurden im modrigen Holze
einer Pappel tief eingebohrt gefunden.
Bates (The naturalist on the River Amazons, Deutsche Ue-
bersetzung p. 135 ff.) berichtete über die sehr lauten Töne, welche das
Männchen des von ihm im vorigen Jahre beschriebenen Chlorocoe-
lus Tanana hervorbringt. »Die Töne sind«, wie Verf. sagt, »unstrei-
tig die lautesten und ungewöhnlichsten, die ich je von einem Gerad-
flügler hervorbringen hörte. Die Eingebornen nennen sie Tanana,
weil der durchdringende Laut, den sie hervorbringen, beinahe klingt
wie ein in kurzen Pausen wiederholtes ta-na-na, — tanana.« Wenn
die Eingeborenen eine solche Heuschrecke fangen, so halten sie sie
in einem Käfig von Korbgeflecht , um den Gesang zu hören ; ein
vom Verf. beobachtetes Exemplar hielt sich sechs Tage laug in der
Gefangenschaft, doch blieb es nur die beiden ersten Tage munter,
wo man sein Zirpen von einem Ende des Städtchens bis zum ande-
ren hören konnte. Verf. giebt eine nochmalige Abbildung des Thieres
im Holzschnitt und beschreibt das Stridulationsorgan des Männchens.
Leidy (Proceed. acad. nat. scienc. Philadelphia 1863. p. 212)
fand eine w^eibliche Phalangopsis in einem zusammengerollten Blatt,
von dem er glaubt, dass es die Heuschrecke selbst zusammenge-
sponnen habe. (Wahrscheinlicher ist, dass sie nur hineingekro-
chen. Eef.)
Acridiodea. Philipp! (Zeitschr. f. d. gesammt. Naturwiss.
XXI. p. 237 ff.) beschrieb als neue Arten aus Chile: Froscopia sex-
spinosa, gracilis, auslralis, Acridium viricie, brachijplerum^ Oedipoda
flavipemiis, chloris, irrorata, Batrachopus cinerascens, obesus und ?bi~
carinatus.
Derselbe, Beschreibung einer neuen Acridioide aus der Ar-
gentinischen Republik (Zeitschr. f. d. gesammt. Naturwiss. XXI.
p. 444 ff.) charakterisirte eine neue Gattung Graea, welche sich
durch die sehr breite Brust, den senkrechten Kopf, die kleinen vor-
gequollenen Augen und den erweiterten, schildartigen Vorderrücken
am Ommexechus, Batrachotetrix und Batrachopus anschliesst, aber
durch den nicht aufgeworfenen Vorderrand des Prosternum, den
der Entomologie während der J. 1863 — G4. 437
Mangel eines Dornes auf demselben, den Mangel der Flügel und die
gedornten Hinterbeine abweicht. — Art: Gr. horrida aus den La
Plata-Staaten.
Yersin. Description de deux Orthopteres nouveaux d'Europe
(Annal. soc. entom. de France 4. ser. III. p. 285 — 292. pl. 7; beschrieb
und bildete oh Stenohothms kijalinus n. A. aus Spanien und Ray mojidi
n. A. von Hyeres.
Lucas (in Maillard, Isle de la Reunion, Orthopteres p. 24.
pl. 21. fig. 3) Äcridinm coan(]ustatiim n. A. von der Reunions-Insel.
— Scudder (Boston Journ. of nat. bist. VII. p. 630. pl. 14. fig. 9
und 10) Pezoteltix glacialis n. A. aus den White Mountains.
Pagenstecher, »Die blasenförmige Auftreibung der Vor-
derschienen bei den Männchen von Stenobothrus Sibiriens« (Archiv
f. Naturgesch. XXX. p. 26 ff. Taf. 1) glaubt annehmen zu dürfen,
dass die bekannte Bildung der Vorderbeine bei den Männchen der
genannten Art, welche er auf dem Gorner Grat 8400' hoch zu Mil-
lionen vorfand, hauptsächlich den Zweck habe, das Weibchen bei
der Copulation zu fixiren. Der anatomische Befund erwies sich näm-
lich als ziemlich negativ und besonders hat sich die Erwartung des
Verf.'s, in der Erweiterung der Vorderschienen möglicher Weise ein
Gehörorgan vorzufinden, nicht bestätigt. Die Auftreibung erwies sich
beim Oefiiien zum grossen Theile leer und am wenigsten zeigte sie
sich durch die aus zwei Flexoren und zwei Extensoren bestehende
Muskulatur angefüllt ; der Haupttracheenstamm liess eine sackförmige
Auftreibung erkennen.
Frauenfeld (Verhandl. d. zoolog.-botan. Gesellsch. zu Wien
XIII. p. 1230) fand die Eier einer Stenobothrus-Art innerhalb der
Rasenballen von Festuca ovina zu 6 bis 8 in kleinen ovalen Ballen
abgelegt, deren Hülle aus zerbissenen und zusammengeleimten Gras-
halmen bestand. Die Eier sind 3 Mill. lang und 1 Mill. dick, cy-
lindrisch, aus ihrer zähen Hülle nur schwer unverletzt herauszu-
nehmen. Kommt die kleine Heuschrecke aus dem Eie, so steckt
sie noch in einer Haut, welche der Nymphenhaut der Käfer gleicht
und erst durchbrochen werden muss (also übereinstimmend wne bei
Mantis nach Pag en st ech er's obiger Angabe). Die gleichzeitig
aus diesen Eierballen erhaltene Siphonella palposa Fall, ist möglicher
Weise ein Parasit der Heuschrecke.
Forficulina. Eine monographische Bearbeitung dieser Familie
hat unter Benutzung eines reichhaltigen Materials H. Dohrn unter
dem Titel : »Versuch einer Monographie der Dermapteren« (Stettin.
Entom. Zeit. 1863. S. 35 u. 309 ß"., 1864. S. 285 u. 417 ff.) begonnen.
Er fasst die Ordnung Dermaptera als eine den genuinen Orthopteren
gleichwerthige Gruppe auf, welche ihm nähere Beziehungen zu den
Blattinen als zu den Gry Hoden darzubieten scheint (die aber nach
438 Gerstaecker: Bericht üb. d, wissensch. Leist. im Gebiete
der Bildung der Unterlippe den Blattinen gerade am fernsten unter
den eigentlichen Orthopteren steht. Ref.). Nach einer Schilderung
des äusseren Körperbaues geht der Verf. auf die zur Begründung von
Gattungen geeigneten Merkmale ein, welche für ihn vorzugsweise in
dem Verhältniss des Schildchens zu den Flügeldecken und in den
Längsunterschieden der Tarsenglieder liegen, während die Fühlhör-
ner, der Hinterleib mit seinen Zangen u. s. w, erst von secundärer
Wichtigkeit sind. Die zwölf in dem vorliegenden Theile der Arbeit
abgehandelten Gattungen werden in folgender Weise unterschieden :
A) Erstes Tarsenglied nicht länger als das zweite. Schildchen frei,
a) Erstes Tarsenglied einfach, Körper abgeflacht: 1. Gatt. Apachya
Serv. 4 Arten (z. B. F. depressa Palis.) b) Erstes Tarsenglied breit,
Körper convex. 2. Gatt. Tagali na nov. gen., mit 2 A. (Typus:
T. grandiventris Blanch.). — B) Erstes Tarsenglied länger als das
zweite. Schildchen frei, a) Körper massig gewölbt, Vorderrücken
rund oder quadratisch, mehr als 25 Glieder an den Fühlern: 3. Gatt.
Pygidicrana Serv. 15 A. — b) Körper gewölbt, Hinterleib cylin-
drisch, Vorderrücken schmal, Gelenkplatte der Hinterflügel aussen
lederartig, innen häutig. 1) Mehr als zwanzig Fühlerglieder, das
2.-4. kürzer; Segment 2. und 3, des Hinterleibs ohne Seitenfalte,
das letzte gross, kuglig: 4. Gatt. Cylindrogaster Stäl mit 3 A. —
2) Fünfzehn (?) Fühlerglieder, von denen nur das 2. kurz ; Seg-
ment 2. u. 3. des Hinterleibes mit Seitenfalte, das letzte klein: 5.
Gatt. Nannopy gi a nov. gen., mit lA.: Nan. Gerstaecheri n. A. von
Ceylon. — C) Schildchen bedeckt, a) Zweites Tarsenglied ein-
fach; 15 bis 30 Fühlerglieder. 1) Segment 2. u. 3. des Hinterleibs
ohne Seitenfalte. «) Drittes Tarsenglied mit einem Arolium zwi-
schen den Klauen: 6. Gatt. Therm astris nov. gen., mit 2 A.
(Typus: Forf. brasiliensis Gray), ß) Drittes Tarsenglied ohne Aro-
lium. t) Endsegment des Hinterleibs klein, verschmälert, die vor-
letzte Ventralplatte viereckig, die letzte ganz bedeckend: 7. Gatt.
Echinosoma Serv. mit 6 A. — ff) Letztes Hinterleibssegment
gross, die vorletzte Ventralplatte dreieckig und die letzte nur par-
tiell deckend. *) Flügeldecken und Hinterflügel ausgebildet : 8. Gatt.
Labidura Leach mit 13 A., darunter die bekannte F. gigantea Fab.,
für welche Verf. den älteren Pallas 'sehen Namen L. riparia resti-
tuirt. — **) Hinterflügel fehlend, Flügeldecken rudimentär oder
gleichfalls fehlend: 9. Gatt. Forcinella Dohrn mit HA. — 2) Seg-
ment 2. u. 3. des Hinterleibs oder Segment 3. allein mit Seitenfalte.
«) Flügel und Flügeldecken fehlend, oder letztere rudimentär: 10.
Gatt. Brach ylabis nov. gen., mit 5 A. (Typus: Forf. maritima
Bon.). — ß) Flügeldecken ausgebildet: 11. Gatt. Psalidophora Serv.
mit SA. — b) Zweites Tarsenglied einfach; 10 bis 15 Fühlerglie-
der: 12. Gatt. Labia Leach mit 10 A.
der Entomologrie während der J. 1863—64. 439
Philipp! (Zeitschr. f. d. gesammt. Naturwiss. XXI. p. 217 ff.)
charakterisirte Forficula laticenlris , annulicornis Blanch. ?, spectabi'
Us und Forficula? larvn als n. A. aus Chile. Letztere Art wird
als augenlos, als mit eingliedrigen Tarsen und 30- bis 40-gliedrigen
Fühlern versehen beschrieben und möchte daher der gleich zu er-
wähnenden neuen Haliday'schen Familie Japygidae angehören.
Motschulsky (Bullet, d. natur. deMoscou 18G3. II. p. 1 fif.)
beschrieb Forfiscelia (sie!) nirjripennis, piliconiis, curvicauda und rfi-
laficauda, Labia Ceylonica als n. A. von Ceylon, welche vermuthlich
theilweise mit mehreren der von Dohrn beschriebenen zusammen-
fallen.
Montrousier (Annal. soc. Linneenne de Lyon XL p. 222)
Chelidura rjeniculata n. A. aus l^eu-Caledonien.
Peyl (Lotos 14. Jahrg. p. 42ff.) beobachtete Forficula auri-
cularia als einen sehr geschäftigen Puppenräuber. Bei häufigem
Auftreten des Bombyx neustria fand er zahlreiche durchbohrte Pup-
pen-Cocons und die darin befindlichen Puppen von Ohrwürmern an-
gefressen; letztere wurden bis zu drei Individuen in einem Cocon
angetroffen. Um den Sachverhalt genau festzustellen, sperrte Verf.
20 Forficulae mit 50 noch lebenden Neustria-Cocons zusammen und
fand bereits nach 24 Stunden 17 dieser Cocons durchbohrt; nach
drei Tagen waren alle Cocons auf genagt und die Puppen bis auf
fünf getödtet und angefressen.
Gegen die von H. Dohrn gegebene Darstellung des Hautske-
letes der Forficulinen hat Schaum (»Ueber das Skelet der Forficu-
liden,« Berl. Ent. Zeitschr. VII. p. 95 f.) Einwendungen erhoben;
dieselben betreffen die von Dohrn irrig aufgefasste Gränze zwi-
schen Metathorax und Hinterleib, dessen Basalsegment mit jenem
verwachsen ist, so wie die Zählung der Hinterleibsringe, deren letz-
ten, die Zangen tragenden Seh. nicht für ein Segment ansehen kann,
da er der Lamina supraanalis der übrigen Orthopteren entspricht.
Japygidae. Haliday »Japyx, a new genus of Insects belon-
ging to the stirps Thysanura, in the Ordier Neuroptera« (Transact.
Linnean soc. of London XXIV. p. 441— 447. pl. 44) machte eine in
systematischer Beziehung höchst interessante neue Gattung Japyx
bekannt, welche auf den ersten Blick einer P'orficula-Larve gleicht,
nach ihren wesentlichen Charakteren aber zunächst mit Campodea
Westw. verwandt ist und sich von dieser Gattung durch nach der
Spitze hin verdünnte (vielgliedrige) Fühler, vierstrahlige Maxillen,
entwickelte, zweigliedrige Lippentaster, die nicht mit Anhängseln
versehenen vorderen Abdominalsegmente und besonders durch die
Form und Anhänge des Endsegmentes unterscheidet. Dieses ist
nämlich sehr gross, länglich viereckig und hat an seinem Hinter-
440 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
rande zwei mächtige, innen gezähnelte Zangenarme (ähnlich Forfi-
cula) eingelenkt. Der rundlich viereckige Kopf ist augenlos, der
Prothorax kaum von halber Grösse jedes der beiden folgenden Kinge,
die Tarsen eingliedrig mit zwei Endklauen, — Die vom Verf. in
Italien unter Steinen (von Lucas auch in Algier und Frankreich)
aufgefundene Art ist Japyx solifugns benannt, 5 Lin. lang, fast
farblos und halb durchscheinend. — Verf. glaubt diese Gattung
Japyx nebst Campodea Westw., vielleicht auch mit Einschluss von
Nicoletia Gerv. zu einer den Poduriden und Lepismiden gleichwer-
thigen Familie absondern zu müssen, für welche er den Namen
Japygidae vorschlägt. Er charakterisirt dieselbe im Gegensatze
zu den Poduriden und Lepismiden (welche letztere nach des Ref.
Ansicht hier nicht eigentlich in Betracht kommen, da sie grössere
Affinitäten zu den Blattinen darbieten) folgendermaassen : Antennae
multiarticulatae, maxilla integra, falcata, acuta, intus pectinata, palpi
brevissimi , alteruter aut uterque obsoletus : prothorax minimus,
tarsus exarticulatus, oblongus, unguiculi bini pares ; abdomen seg-
mentis decem (computato propodio), segmentum extremum appendi-
cibus porrectis binis tantum (diversimodo formatis). Vasa Malpi-
ghiana nulla, proventriculus obsoletus. — Auf der beifolgenden Tafel
ist Japyx solifugus in ganzer Figur (stark vergrössert) und in allen
seinen äusseren Körpertheilen, ebenso der Tractus intestinalis dar-
gestellt; vergleichshalber ist letzterer nebst den Mundtheilen auch
von Campodea Westw. abgebildet.
Nach der von Philippi (Zeitschr. f, d. gesammt. Naturwiss.
XXI. p. 219) gegebenen Beschreibung seiner »Forficula? larva^ aus
Chile steht zu vermuthen, dass diese Art gleichfalls der Gattung
Japyx angehört.
Lepismidae. Lucas, Note sur une nouvelle espcce de Thysa-
nure appartenant au genre Lepisma (Annales soc. entom. de France
4. ser, III, p, 415) beschrieb Lepisma fasciata als n. A. vom Senegal.
Emblidae. Haliday (Bullet, soc, entomol. 1863. p. HI) be-
stätigte durch eigene Beobachtung die Angabe Lucas', wonach die
Larve von Embia ein feines seidiges Gewebe von Röhrenform spinnt,
in welchem sie sich verbirgt. Larven, welche Verf. ohne dieses Ge-
webe in eine Schachtel mit Moos, Erde u, s. w. setzte, hatten schon
nach wenigen Tagen alle diese Gegenstände mit einem neuen Ge-
webe überzogen.
Psocina. An einige von Hagen (Proceed. entomol. soc. of
Philadelphia 1863. p. 167 f.) gegebene Notizen über Nord-Amerika-
nische Psocus-Arten schloss Walsh (ebenda p. 182 ff.) die Beschrei-
bung von folgenden neuen: Psocns lichenatus, bifasciatus, contermi-
nus, conßuens, rufus^ permadidus und madescens. — Einige vom
xler Entomülogie während der J. 1863 — 64. 441
Verf. früher beschriebene Arten werden noch durch weitere Anga-
ben näher festgestellt, besonders Ps. perplexus und geologus Walsh.
Perlina. Walsh (a. a. 0. p. 186f.) erörterte die Charaktere
von Acroneuria abnormis Newm. und Rnpinsulensis Walsh und be-
schrieb nochmals die früher von ihm zur Gattung Perla gestellte
Cliloroperla fumipennis aus Illinois.
Meyer -Dür (Mittheil. d. Schweiz. Entom. Gesellsch. 1864.
p. 223) beschrieb Exemplare der Dictyopteryx intricata Pict. aus dem
Ober-Engadin, welche die verschiedensten Uebergänge zu Dict. mi-
crocephala Pict. zeigen ; ausserdem Taeniopteryx nebulosa Lin. var. ?
ebendaher.
Ephemerina, Hagen (Proceed. entomol. soc. of Philadelphia
1863. p. 169 ff.) gab Auskunft über die Artrechte, resp. Synonymie
einer Reihe von Nord - Amerikanischen Arten aus den Gattungen
Baetis, Potamanthus, Palingenia, Ephemera, Cloe u. A. und machte
Andeutungen zu einer Auflösung der Gattung Palingenia in mehrere
sekundäre Gattungen. — Walsh (ebenda p. 188 ff.) erörtert die
Unterschiede mehrerer noch unvollständig bekannter Arten aus den
genannten Gattungen und trennt von Palingenia mehrere der von
Hagen bezeichneten Formen als eigene neue Gattungen ab, näm-
lich: Penta genta nov. gen. (für Pal. vittigera Walsh). Erstes
Tarsenglied an den Vorderbeinen beider Geschlechter deutlich, un-
deutlich und verwachsen an den vier hinteren Beinen , an allen kür-
zer als das zweite; Vorderschiene des Männchens viel länger als
der Schenkel, alle sechs Beine bei beiden Geschlechtern kurz, die
hinteren kaum die Spitze des Hinterleibs erreichend. Mittlere
Schwanzborste des Männchens kurz beim Weibchen fast den seit-
lichen gleich, alle drei bei beiden Geschlechtern glatt. Augen beim
Männchen durch einen Zwischenraum getrennt, welcher dem der
Orbita und der hinteren Ocelle entspricht. — H exag ettia nov. gen.,
von der vorigen unterschieden durch verlängerte Vorderbeine des
Männchens, ganz rudimentäre mittlere und fein behaarte seitliche
Schwanzborsten; Augen des Männchens durch einen doppelt so gros-
sen Zwischenraum als bei der vorhergehenden Gattung getrennt.
Typen sind: Pal. bilineata Say und limbata Pict. — H eptag enia
nov. gen. Erstes Tarsenglied deutlich und frei an allen Beinen bei-
der Geschlechter, niemals länger als das zweite, Vorderschiene beim
Männchen nur wenig länger als der Schenkel , Vorderbeine des
Mänchens meist sehr lang und gewöhnlich viel länger als beim
Weibchen. Nur zwei seitliche, glatte Schwanzborsten. Typen sind:
Pal. flavescens Walsh, interpunctata Say, pulchella Walsh, terminata
Walsh. — Neben nochmaliger ausführlicher Auseinandersetzung der
Unterschiede mehrerer bereits beschriebener Arten wird die Cha-
442 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
rakteristik von folgenden neuen gegeben: Pentagenia quadripun-
ctala, Heptagenia simpJex, cruenlata, maculipennis und Ephemera myops.
Selys-Longchamps (Annal. soc. entom. de France 4.
ser. IV. p. 38 f.) beschrieb Baetis zebrala (Hagen) und Votamanüius
modeslns (Hagen) als n, A. von Corsika nach Imago und Subimago,
Stein (Berl. Ent. Zeitschr. VH. p. 414) Potamanthus Krueperi aus
Griechenland.
Meyer-Dür (Mittheil. d. Schweiz. Entom. Gesellsch. 1864.
p. 221) Baelis Picleti n. A. aus dem Ober-Engadin (Pontresina).
Hagen, Synopsis of the British Ephemeridae (Entomol.
Annual f. 1863. p. 1—35). Einer Charakteristik der Familie im
Allgemeinen nach ihren verschiedenen Entwickelungsstadien folgen
Notizen über ihre Lebensweise, über die Veränderungen, welche
die Exemplare der meisten Arten nach ihrem Absterben erleiden
und über die aus letzteren resultirenden Schwierigkeiten einer siche-
ren Bestimmung und Unterscheidung der Arten. Die Zahl der ge-
genwärtig bekannten Ephemeriden veranschlagt Verf. auf 250, von
denen er etwa 150 in seiner eigenen Sammlung besitzt. Die von
Westwood (Introduction mod. classif.) angeführte Zahl von 56
Englischen irrten schmilzt nach den Untersuchungen des Verf.'s
auf 25 zusammen; die mehrfache Beschreibung derselben Art unter
verschiedenen Namen nach einzelnen Geschlechtern, Imago und Sub-
imago, besonders bei Stephens, lässt die Zahl der Species bei
weitem höher erscheinen als sie in der That ist. Der vom Verf.
vorgenommene Vergleich der Stephens'schen Typen macht die Arbeit
in systematischer Hinsicht besonders wichtig. Es werden in der-
selben aufgezählt und. charakterisirt : Caenis 3 A., Ephemera 3 A.,
Potamanthus 6 A., Baetis 8 A., Cloeon 5 A,, sämmtlich bereits be-
schrieben, zwei derselben in ihren Artrechten zweifelhaft.
Libellulina. Selys-Longchamps, Synopsis des Agrioni-
nes, 4. legion: Platycnemis (Bullet, de l'acad. d. scienc. de Belgi-
que 2. ser. XVI. p. 147 — 176). Die Platycnemis-Gruppe unterschei-
det sich von Podagrion durch das kurze Flügelmahl und den steten
Mangel von Hülfssektoren, von Agrion durch das längere, regel-
mässige Flügelviereck, von Protoneura durch den normalen unteren
Sektor des Triangels. Die 25 bekannten Arten werden vom Verf. in
vier Gattungen und zwei von diesen wieder in mehrere Untergattungen
zerlegt, so dass deren im Ganzen nicht weniger als zehn erörtert
werden : 1) A m phicnem is nov. gen. Der Sector subnodalis geht
vom Nodus selbst oder etwas hinter demselben ab, der untere
Sector des Triangels mündet etwa bei ^/g des Flügel; die Unter-
lippe in der Mitte getheilt, mit weit auseinanderstehenden Hälften. —
Die beiden hierher gehörigen Arten von Java und Bornco bilden
der Entomologie während der J. 1863 — 64. 443
zwei Untergattungen P^/?c»?e7n/5 und Amphicncmis. — 2) II ypoc ne-
in i s nov. gen. Der Sector medianus entspringt etwas entfernter als
die Ader des Nodus, der Sector subnodalis bei einem Viertheil des
Raumes zwischen Xodus und Flügelmahl. — Eine Art von Manila.
— 3) Platycnemis Charp. Der Sector subnodalis geht vom Nodus
aus, der untere Sector des Triangels mündet bei der Hälfte oder
bei % des Flügels. — 21 Arten, in sechs Untergattungen: Tricho-
cnemis, Calicnevns (vergebener Name!), Metacneviis, Platycnemis,
Psilocnemis , Allocuemis vertheilt. — 4) Chlor ocnemis nov. gen.
Sector medianus von der Ader des Nodus , der Sector subnodalis
etwas dahinter entspringend; Flügel über die basale Postkostalader
hinaus gestielt. Der obere Sector des Triangels etwas jenseits der
Flügelmitte, der untere kaum am Dritttheil des Flügels mündend.
Hierher 2 Afrikanische Arten.
Ref. (Handbuch d. Zoologie p. 61) hat, allerdings nur in kur-
zer Andeutung, die Bildung der Maxillen und Unterlippe der Li-
bellen mit derjenigen der übrigen Orthopteren in Einklang zu brin-
gen versucht. Er sieht an den Maxillen die beiden Laden für ver-
wachsen und die frei eingelenkte Aussenlade Burmeister's als
Taster an. Letzterer fehlt auch der Unterlippe nicht, sondern ist
hier mit der äusseren Lade jeder Seite verschmolzen, ohne dabei
seine Gliederung aufzugeben. Dass dies der eigentliche Sachverhalt
ist, tritt besonders deutlich an der Unterlippe der Agrioniden und
Gomphinen hervor.
Walsh (Proceed. entom. soc. of Philadelphia 1863. p. 207 ff.)
besprach die Constantheit der sogenannten plastischen Merkmale
der Libellen , insbesondere diejenige des Flügelgeäders und der
männlichen Geschlechtsanhänge nach den verschiedenen Gattungen
und x\rten; sowohl in Rücksicht hierauf als auch auf die gleichfalls
vielfach bei den Libellulinen hervortretende Wiederkehr einer typi-
schen Zeichnung und Färbung untersucht er die Frage nach der
Entstehung der Arten durch Vererbung bestimmter Eigenthümlich-
keiten. zu deren Gunsten er sich gleichfalls ausspricht und verschie-
dene auch anderen Insekten Ordnungen entlehnte Beispiele heran-
zieht. Verf. geht auf diese Frage bei Gelegenheit der einander sehr
ähnlichen Arten der Gattung Hetaerina ein, von denen er einige
bereits bekannte Nord-Amerikanische nochmals erörtert und denen
er /Jetner. psendawericana, Texana und Rvpamnensis als n. A. hin-
zufügt. In gleicher Weise wird vom Verf. auch der Artenbestand
verschiedener anderer Gattungen untersucht und als n. A. aus Nord-
Amerika folgende beschrieben: Agrion dentiferum (signatum Hag. ?j,
Gomphus consobrinus , qiiadricolor, rentricosus, Cordulia? molesta;
ferner anhangsweise: Opliiogomphus Maincnsis (Packard) und p. 267:
Hetaerina scelerala (= Americana Walsh nee Fabr.), n. A.
444 Gerstaecker: Bericht üb. die wissensch. Leist. im Gebiete
Brauer, »Erster Bericht über die auf der K. Fregatte No-
vara gesammelten Neuropteren« (Verhandl. d. zoolog. -botan. Ge-
sellsch. zu Wien XIV. p. 159 — 164) verzeichnete 83 während der
Novara - Expedition gesammelte Odonaten, von denen jedoch die
neuen Arten der Mehrzahl nach vorläufig nur generisch festgestellt
sind. Auf zwei unter der Ausbeute befindliche Arten errichtet Verf.
neue Gattungen : Gomph om acr om ia nov. gen., zur Gruppe von
Cordulia gehörend, gleichzeitig aber an die Gomphinen erinnernd,
indem das zweite Hinterleibssegment des Männchens jederseits ein
hervortretendes Oehrchen zeigt. — Art: Gomph. paradoxa aus Chile.
— Agrionoptera nov. gen., aus der Libellula • Gruppe, für die
durch Calopteryx - ähnliches Flügelgeäder ausgezeichnete Libell. in-
signis Kamb. errichtet.
Aeshna Ähboti Hagen (Stettin. Entom. Zeit. XXIV. p. 373) als
n. A. aus Georgien, Sijmpecma ochracea Montrousier (Annales soc.
Linneenne de Lyon XI. p. 247) als n. A. aus Neu-Caledonien (letztere
nur mit wenigen Worten) charakterisirt.
Ein Verzeichniss der Odonaten Syriens und Klein-Asiens wurde
von Hagen (Wien. Entom. Monatsschr. VIII. p. 193 ff.) zusammenge-
stellt. Dasselbe umfasst im Ganzen 54 Arten, welche zum Theil
auch aus Cypern stammen.
Stein (Berl. Ent. Zeitschr. VII. p. 411 ff.) verzeichnete 20 in
Griechenland (Krüper) und Dalmatien aufgefundene Odonaten, aus-
serdem 5 Perlarien.
Mc Lachlan, Occurrence of Cordulia arctica in Ireland
(Entomol. monthly magaz. I. p. 76).
Hagen, Notes on Tarsophlebia Westwoodii Gieb. , a fossil
dragon fly (Entomol. 'monthly magaz. I. p. 160) hat sich jetzt von
der specifischen Verschiedenheit der Tarsophlebia Westwoodii (= He-
terophlebia dislocata Westw.) von Tarsophlebia eximia aus den So-
lenhofer Schichten überzeugt. Er glaubt, dass Tarsophlebia zu den -
Calopteryginen, Heterophlebia zu den Gomphinen gehört.
Poduridao. Laboulbene, Recherches sur l'Anurida mari-
tima, Insecte Thysanoure de la famille des Podurides (Annal. soc.
ent. 4. ser. IV. p. 705—720. pl. 11) machte nähere Mittheilungen
über die äussere und innere Körperbildung des an der Nordseeküste
in grosser Individuenzahl auftretenden Achorutes maritimus Guer.»
welcher von Nie ölet der Gattung Anoura zugewiesen wurde, nach
dem Verf. aber einer neuen Gattung Anurida angehört. Dieselbe
unterscheidet sich von Anoura durch fünf Ocellen jederseits und
durch den mit Mandibeln und Maxillen versehenen Mund. Die
kurzen Fühler haben vier fast gleiche Glieder, das Haft- und Spring-
organ des Hinterleibes fehlen. Verf. beschreibt das Insekt in sei-
der Entomolog-ie während der J. 1863 — 64. 445
nen verschiedenen Entwickelungsstufen vom Eis und der jungen
Larve an. Yor den fünf Ocellen liegt ein eigenthümliches sternför-
miges (nicht subcutanes) Organ, aus dessen Centrum auch kein Haar
entspringt (wie es von Nie ölet bei Achorutes tuberculatus gefun-
den worden ist) und welches je nach den verschiedenen Altersstufen
eine wesentlich veränderte Form annimmt. Von inneren Organen
bildet Verf. den Darmkanal, in den keine Vasa Malpighi einmünden,
und die beiderseitigen Geschlechtsorgane ab ; für Hoden sieht er
zwei bei den kleinsten von ihm untersuchten Individuen vorkom-
mende schlauchförmige Organe an , während die den grösseren
Exemplaren zukommenden Ovarien nur aus einer einzelnen Eiröhre
jederseits mit 3 bis 5 Eikeimen bestehen. Kespirationsorgane hat
Verf. weder in Form von Tracheen noch von Stigmenöffnungen auf-
finden können. (Die Arbeiten von L üb bock und v. Olfers sind
dem Verf. zur Zeit der Abfassung seiner Mittheilung nicht bekannt
gewesen.)
Neuroptera.
Einige neue Planipennien aus den Familien der He-
merobiiden und Panorpiden wurden vom Ref. in der
Stettin. Ent. Zeitung XXIV. p. 168— 188. Taf. 1 bekannt
gemacht.
Kawall (Corresp.-ßlatt d. naturf. Ver. zu Riga XIV.
p. 165 f.) verzeichnete die in Kurland vorkommenden Neu-
ropteren ; es sind 2 Panorpidae, 26 Phryganeidae (nach
Kolenati bestimmt), 5 Sialidae und 20 Megaloptera.
Walleng ren, Bidrag tili kännedomen af Sveriges
Neuroptera (Ofvers. Vetensk. - Akadem. Förhandl. 1863.
p. 15 — 26) gab eineZusammenstellung und Charakteristik
der in Schweden einheimischen Neuropteren aus den Fa-
milien der Sialiden und Megalopieren. Mit Ausnahme
eines liemerobius sind alle aufgeführten Arten bereits be-
schrieben; die Gattungen sind folgendermaassen repräsen-
tirt: Sialis 1 A., Rhaphidia 3 A. , Coniopteryx 1 A.,
Osmylus 1 A.; Sisyra 1 A., Drepanopteryx 1 A., Heme-
robius 11 A., Microraus 2 A., Chrysopa 8 A. und Myr-
meleon 1 A.
Selys-Longchamps, Nevropteres de la Corse
(Annal. soc. ent. de France, 4. scr. IV. p. 40—46) stellte
ein Verzeichniss der von Belli er de ia Chavignerie
446 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
während der J. 1860 — 61 auf Corsika gesammelten Neu-
ropteren zusammen und beschrieb die darunter befindli-
chen neuen Arten. Im Ganzen ^Yerden 35 Species auf-
gezählt, von denen 15 den Megalopteren, 1 den Sialiden
und 19 den Trichoptcren angehören.
Einige für die Englische Fauna neue Neuropteren
machte Mc Lachlan (Entomol. Annual f. 1863. p. 137)
bekannt; Hemerobius ochraceus Wesm. wird kurz cha-
rakterisirt.
J. P. E. Frdr. Stein, Beitrag zur Neuropteren-
Fauna Griechenlands mit Berücksichtigung Dalmatinischer
Arten (Berl. Ent. Zeitschr. VII. p. 411—422). Abgesehen
von den ersten 28 zu den Orthopteren gehörigen Arten
werden 29 meist den Sialiden und Hemerobiiden zukom-
mende aufgeführt und einige für neu angesehene bo-
schrieben.
Plagen, die (Odonaten- und) Neuropteren - Fauna
Syriens und Klein-Asiens (Wien. Ent. Monatsschr. VII.
p. 193 — 199). Die achtzehn aufgezählten Neuropteren ge-
hören der Zunft der Planipennia an ; eine Panorpa wird
als neu diagnosticirt.
Hagen, Abbot's Handzeichnungen im British Museum und
die Neuropteren Georgien's (Stettin. Ent. Zeit. XXIV. p. 360—378).
Nach Mittheilungen des Verf.'s sind die Typen zu Abbot's nicht
publicirten Abbildungen Georgischer Insekten theils im British Mu-
seum, theils in der Escher -Zollikofer'schen Sammlung vorhanden.
Die in diesen Abbildungen enthaltenen Neuropteren wurden von H.
bestimmt und sind in einem beigefügten Verzeichniss der Neuropte-
ren ( und Pseudoneuropteren ) Georgiens bei den einzelnen Ar-
ten citirt.
Panorpina. Brauer, Beiträge zur Kenntniss der Panorpiden-
Larven (Verhandl. d. zoolog.-botan. Gesellsch. zu Wien XIII. p. 307
— 324. Taf. 13 u. 14) machte unter nochmaliger Recapitulation seiner
früheren Beobachtungen über die Lebensweise und die ersten Stände
der drei einheimischen Gattungen Panorpa , Bittacus und Boreus
die bis dahin unentdeckt gebliebene Larve von Bittacus bekannt.
Er erhielt dieselben beim Beginne des Frühlings aus Eiern, welche
vermuthlich von einem in seinen Zwingern den Sommer vorher be-
fruchteten Bittacus -Weib eben in die Erde abgelegt worden waren,
fütterte sie mit Fleisch, konnte sie aber leider nur zwanzig Tage
der Entomologie während der J. 1863 — 64. 447
am Leben erhalten. Es konnte daher die vom Verf. gegebene aus-
führliche Beschreibung und Abbildung dieser merkwürdigen Larve
vorläufig nur nach dem Jugendstadium entworfen werden, welches
vermuthlich durch die späteren Häutungen in seiner Form wesent-
lich modificirt werden wird. Im Ganzen ist die Aehnlichkeit mit
der jungen Pauorpa- Larve frappant, besonders in der Bildung des
Kopfes, in den drei ansehnlich entwickelten Thoraxbeinpaaren so
wie in der Anwesenheit von acht Paar Pedes spurii an den acht
vorderen Abdominalsegmenten. Die einzelnen Körpersegmente sind
mit complicirten warzenartigen Hervorragungen , welche gekeulte
fadenförmige Fortsätze tragen, versehen; dieselben sind auf dem
ersten und zweiten Thoraxringe einfacher und von den folgenden
abweichend, auf dem dritten Thorax- und den sieben ersten Abdo-
minalscgraenten gleich gebildet und hier zu dreien vorhanden, von
denen der uupaare dorsale sechs-, die paarigen seitlichen dreizipflig
sind. Das Endsegment hat eine einzelne, der achte und neunte Ab-
dominalring je zwei auf Fleischhöckern stehende dorsale, lange,
rückwärts gekrümmte Borsten. Die bis zur Länge von 3 Lin. her-
angefütterten Larven lebten nicht, wie die Panorpa-Larven, unter
sondern über der Erde. — Auch die Larve von Boreus und Pa-
norpa schildert Verf. nochmals sowohl nach der Jugend- als Alters-
form; bei letzterer Gattung v/ird auch eine nochmalige Charakteri-
stik der drei einheimischen Arten: Pan. communis, variabilis und
montana gegeben. — Einleitungsweise lässt sich .Verf., von den
Larven ausgehend, auch nochmals auf die Systematik der Neuropte-
ren ein und versucht nachzuweisen, dass die Phryganiden mit den
Sialiden noch näher als mit den Panorpiden verwandt, am pas-
sendsten aber zwischen beide zu stellen seien; eine Eintheilung
der Neuropteren in Planipennien und Phryganeiden sei dagegen
aufzugeben, da die Panorpiden, so wie Sialiden, Megalopteren und
Phryganeiden vollkommen gleichwerthige Familien darstellen. (Mit
letzterer Ansicht über die Gleichwerthigkeit der einzelnen Familien
ist Ref. vollkommen einverstanden, dagegen glaubt er, dass nur die
Megaloptera, Sialidae und Panorpina eigentliche Neuropteren sind,
während die Phryganiden in jeder Beziehung so wesentlich abweichen,
dass sie nur künstlich dieser Ordnung einverleibt, besser ihr blos
angereiht werden; ihre einzige w^esentliche Uebereinstimmung mit
den eigentlichen Neuropteren ist die Form der Puppe und der Um-
stand, dass diese sich vor dem Ausschlüpfen des Insektes von der
Stelle bewegt. Eine Einschaltung der Phryganiden zwischen die
Familien der Planipennien kann nur auf Analogieen basiren, ist aber
deshalb unzulässig, weil dabei ihrer wesentlich abw^eichenden Ge-
sammtorganisation kein entsprechender systematischer Ausdruck ver-
liehen wird.)
448 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
Neue Arten dieser Familie sind: Fanorf a nnptialis des Kef.
(Stettin. Ent. Zeit. XXIV. p. 187) aus Texas und Pan. picta Hagen
(Wien. Ent. Monatsschr. VII. p. 199) aus Klein-Asien.
Sialina. Girard (Annales soc. entom. de France 4. ser. IV.
p. 669 — 675 j lieferte »Considerations generales sur le genre Rhaphi-
dia et note sur les especes de ce genre, qui se trouvent aux envi-
rons de Paris.« In den vorausgeschickten »allgemeinen Beobach-
tungen« klagt Verf. über die geringe Beachtung, welche die Rhaphi-
dien bei den Entomologen gefanden haben (eine Ansicht, welche
sich einfach durch die Unkenntniss des Verf. 's mit dem Gegenstande
erledigt), bringt dann einige hinreichend bekannte literarische No-
tizen über die Arbeiten Schummel's und Burmeister's bei,
weiss nicht einmal, dass Schneider eine ausgezeichnete Monogra-
phie dieser Gattung publicirt hat, will aber trotzdem die Nomen-
klatur einiger Arten ändern. Rhaphidia xanthostigma Schumm. ist
für ihn die wahre Rh. ophiopsis Lin., Rh. ophiopsis Schumm. will
er deshalb Rh. Schummelii nennen, eine dritte bei Paris von ihm
gefundene Art ist Rhaph. notata Schumm. (Vermuthlich ist Verf.
mit der Neuropteren - Fauna von Paris ebenso unbekannt wie mit
der Literatur über diese Ordnung, denn es ist nicht anzunehmen,
dass die drei genannten die einzigen dort vorkommenden Arten
sind. Die Arbeit ist in jeder Beziehung werthlos.)
Rhaphidia pilicollis (muss heissen: pilosicollis) , longicauda
flavipes und microstigma Stein n. A. aus Griechenland (Berl. Ent.
Zeitschr VII. p. 415 f.).
Synonymische Bemerkungen über mehrere Nord-Amerikanische
Sialis- , Chauliodes- und Corydalis - Arten lieferten Hagen und
Walsh (Proceed. entom. soc. of Philadelphia 1863. p. 180 u. 261 ff.).
Letzterer beschreibt u. A. auch die Larve von Chauliodes rastri-
cornis Ramb., welche zwischen derjenigen von Corydalis und Sialis
die Mitte zu halten scheint, und giebt Nachricht über die Lebens-
weise der Larve von Corydalis cornutus.
Hemerobini. Ref. (Ueber einige neue Planipennien aus den
Familien der Hemerobiiden und Panorpiden, Stettin. Entom. Zeit.
XXIV. p. 168 ff. Taf. 1) macht eine neue Gattung Belonopteryx
bekannt, welche zu den Hemerobiiden im engeren Sinne gehört,
sich aber durch kräftigeren Körperbau und die dick borstenförmigen
Fühler einigermaassen den Mantispiden nähert. Sie ist durch schwach
entwickelte, zweispitzige Mandibeln, kurze Taster mit zugespitztem
(Maxillartaster) oder eiförmigem (Lippentaster) Endgliede, auffallend
schmale, lanzettlich zugespitzte Flügel, kurzen und queren Protho-
rax und kräftige Beine, deren Klauen mit Haftlappen versehen sind, •
ausgezeichnet. In den Flügeln ist die Subcosta abgekürzt, der Ra-
der Kutomolop^ic wäliroiifl <1(M- J. l^GS — VA. 1-^9
dius mit seineu beiden Sektoren in die PMügelspitz-e mündend : zwi-
schen Sector radii primus und Cubitus eine einfache Reihe von
Zellen, zwischen Cubitus und Ramus cubiti nur drei, gleichfalls in
einer Reihe liegende. — Art: Bei. arteriosa von Cassapava, 8 Lin.
lang, 20 V^ i^in. Flglsp. — Als neue Arten werden ferner beschrie-
ben: Acanlhaclisis dasymalla Cafifernland . certina Aegypten und
etisliilacla Ceylon, Palpans liarpyia Ceylon, /«rtc//ja/o</«sfer Caffernland.
Mc Lachlan, On some uew species of Xeuropterous Insects
from Australia and New-Zealand, belonginu to the family Hemero-
biidae (Journ. of entomol. II. p. 111— 116. pl. 6;. Verf. giebt in
vorstehendem Aufsatze neben einer Zusammenstellung der bis jetzt
aus x\ustralien bekannt gewordenen Hemerobiiden eine Beschrei-
bung und Abbildung von folgenden meist sehi ausgezeichneten
neuen: Osmylvs? i?icisvs Neu-Seeland, Osm.'f pallifltts Australien.
Ckrysopa oppusila Moreton-I3ay, Psychopsis insolens ebendaher, Üre-
jjnnopteryx inslalniis Neu-Seeland und Innuilis Moreton-Bay. — Verf.
bringt ferner Bemerkungen über einige von G i r a r d beschriebene
Arten bei, welche sich auf die von diesem Autor angewandte Xo-
menklatur des Flügelgeäders beziehen ; dieselben stimmen im We-
sentlichen mit den vom Ref. im Jahresbericht!.' f. 1862. S. 51 ge-
machten Angaben überein.
Selys-Longchamps (Annales soc. eutomol. de France 4.
ser. IV. p. 40 ff.) machte eine neue Gattung iSarlena (Hagen i be-
kannt, welche mit Hemerobius in der Fühler- , Taster- und Körper-
bildung übereinstimmt, mit Sisyra dagegen durcl) die liildang der
Beine verwandt ist, indem die Schienen cylindrisch, der Metatarsus
verlängert und die Fiissklaueu einfach, mit einer ovalen Pelotte ver-
sehen sind. Die Aderung der Flügel hält die Mitte zwischen der-
jenigen von Sisyra und Chrysopa. indem die Subcostalis und Me-
diana wie bei letzterer bis zur Spitze getrennt sind. — Art: Sart.
amoriin von Corsika ; ebendaher stammt: Chrysopa Corsica (Ha-
gen) n. A.
Ach. Costa (Entomol. della Calabria ulteriore p. 31 if.)
machte neben Mucropalpus meridionalls (tav. III. fig. 6) n. A. aus
dem südlichen Calabrien zwei ebenda von ihm entdeckte neue Gat-
tungen bekannt: 1) ISevroilhus nov, gen. »Palpi maxillares arti-
culo ultimo praecedentibus singulis longiore. tereti. apice acuminato
subarticulato. Alae anticae oblongo - ovatae, venis lougitudinalibus
subcostali parallelis.« — Art: JSerr. iridipennis, tB.\.Ul. fig. 7. (Nach
der Abbildung eine glasflügliche Hemerobiiden- Form, welcher in
Vorder- und Hinterflügeln ein mit der Subcosta parallel laufender
Radius fehlt.) — 2) 1 so sc e l ipf er on nov. gen. »Caput ocellis
destitutum, palpi maxillares articulo ultimo praecedentibus singulis
longiore, tereti, apice acuminato, subarticulato. Pronotum lougius
Archiv f. Naturg. XXX. Jahrg. 2. Ud. DD
450 Gers ta ecke v: Bericlit üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
quam latum (!). subcylindraceum. Alae anticae et posticae aequales,
trianguli isoscelis fere liguram referentes , venis longitudinalibus
numerosis. trausversis, serie unica discoidali. Unguiculi tarsorum
simpliees.« — Art: hose, fnhum, tav. III. fig. 5. (Nach der Abbil-
dung eine sehr autfallende neue Hemerobiiden-Form mit langge-
strecktem, durch drei Einschnürungen viertheiiigen Prothorax und
zahlreichen vom Sector radii ausgehenden Längsadern, deren Zwi-
schenräume nur je durch eine Querader durchschnitten werden.)
Stein (Berl. Ent. Zeitschr. VII. p. 418 ff.) beschrieb Hemero-
bius (jilv7ts, Micromus pnmilio, Mynneleon poeciloplerus und imbecil-
lus als n. A. aus Griechenland. Ausserdem wird nach einem kopf-
losen Exemplare noch eine neue Gattung Dasypteryx graeca,
welche mit Isoscelipteron Costa identisch ist, und eine Chrysopa
lampropteva n. A. aus Dalmatien erwähnt und beide mit kurzen
Angaben über ihre Färbung versehen.
Brauer, Beiträge zur Kenntniss der Neuropteren (Verhandl.
d. zoolog.-botan. Gesellsch. zu Wien XIV. p. 896 ff.) gab eine noch-
malige, oder vielmehr die erste auf Sachkenntniss beruhende Cha-
rakteristik der Gattung Isoscelipteron Costa (Dasypteryx Stein),
deren wesentlichste Eigenthümlichkeit im Flügelgeäder darin be-
steht, dass sich im Diskoidalfelde wie bei Sisyra nur eine Reihe von
Treppenadern findet : hierdurch unterscheidet sie sich wesentlich von
Drepanopteryx und Micromus, mit welch' letzterem sie zunächst
verwandt ist. — Die in Griechenland, Brussa und Calabrien einhei-
mische Art: Isoscel. fulvum wird hier gleichfalls zuerst kenntlich
beschrieben und eine neue unter dem Namen Isoscel. Fenns yhanicum
aus Nord-Amerika hinzugefügt. — Apochrysn coccinea n. A. Am-
boina, ISicoiarica n. A. von Jellnschong. — Ankylopleryx nov.
gen., von Chrysopa besonders nach Unterschieden im Flügelgeäder
abgetrennt, auf Chrys. Candida Fab., trimaculata Gir., punctata Hag.,
venusta Hag., quadrimaculata Guer. und drei neue, hier beschrie-
bene Arten: Ankyl. anomaln von den Nicobaren, immaculata von
Vandiemensland und Doleschalii von Amboina begründet.
Wallengren (Öfvers. Vetensk. Akad. Förhandl. 1863. p. 22)
beschrieb Hemerobius fuscescens n. A. aus Schweden mit H. nervo-
8US Fab. zunächst verwandt; Mo t schul sky (Bullet, d. natur. de
Moscou 1863. II. p. 10) Micromerus ? coslidnltis n. A. von Ceylon.
In der Wien. Ent. Monatsschr. VII. p. 83 f. wird von »einem
süddeutschen Entomologen« die interessante Beobachtung mitgetheilt,
dass sich die 9 Lin. lange Larve einer Acanthaclisis (A. occitanica
Vill. ?) von ausgewachsenen Raupen der Sphinx euphorbiae, welche
sie aussaugt, ernährt. Verf. fand im Lido bei Venedig mehrere
solche Raupen todt auf der Oberfläche des Sandes liegen und er-
fasste beim Umwenden der e'nen den sich sofort zurückziehenden
der Entomologie während der J. 1863—64. 451
Räuber, welcher bekauutlicli keine Trichter gräbt. Die Acanthaclisis-
Larve wurde bis zum Januar des folgenden Jahres vom Verf. am
Leben erhalten.
Von Interesse ist das Vorkommen des Ascalaphus ItalicusLin.
bei Schwarzburg in Thüringen, welches von Richter (Zeitschr. f.
d. gesammt. Xaturwiss. XXI. p. 531) mitgetheilt wird.
Smith (Transact. entom. soc. of London 3. ser. I. p. 501)
fand in einem von AVespen und Larven leeren, aber zum Theil Ho-
nig enthaltenden Neste der Polybia scutellaris über hundert lebende
Exemplare der Mantispa (Trichoscelis; varia.
Bemerkungen über Mantispa brunnea Say und interrupta Say
vonWalsh finden sich: Proceed. entomol. soc. of Philadülphia 1863.
p. 266.
Phryganodea. Hagen (Stett. Ent. Zeit. 1864. S. 113—144 u.
S. 221 — 262) machte ausführliche Mittheilungen über die ihm bisher
bekannt gewordenen Phryganiden - Gehäuse, theils nach dem ihm in
seiner eigenen Sammlung vorliegenden Material, theils nach den ihm
zugegangenen Mittheilungen anderer Forscher, besonders des verst.
Bremi. Ein von letzterem beobachtetes Gehäuse, w^elches vielleicht
einer Agraylea-Art angehört, ist durch seinen Aufbau aus Confer-
venfäden ebenso merkwürdig wie wiegen seiner Formveränderung
zur Zeit der Verpuppung der Larve; es wird nämlich dann in ein
längliches Viereck ausgedehnt, auf die flache Seite gelegt und an
seinen vier Ecken an die Unterseite von Nymphaeen-Blättern befe-
stigt. Larve und Nymphe werden von H. charakterisirt. — Dass
gewisse Phryganiden-Larven auch ausserhalb des Wassers leben, ist
gleichfalls durch Bremi beobachtet worden ; es gehören dazu einer-
seits Larven mit vierkantigem Gehäuse (Gattung nicht genau be-
kannt , Brachycentrus subnubilus ?) . andererseits die Larven von
Enoicyla, z. B. von Enoicyla pusilla (eine dieser nahe verwandte
neue Art aus der Schweiz wird als En. amoena anhangsweise be-
schrieben). — Von der merkwürdigen Gattung Helicopsyche, wel-
che bis jetzt nur dem Gehäuse, der Larve und Nymphe nach be-
kannt ist, führt Verf. jetzt 15 verschiedene Arten aus mehreren
Ländern Europa's (Corsika, Schweiz, Italien, Portugal), ferner aus
Nord- und Süd- Amerika und aus Neu - Caledonien auf. (Auf dem
Festlande Australiens ist die Gattung nach Exemplaren des hiesigen
Museums gleichfalls vertreten. Ref.; — Nacli Mittheilung der von
den verschiedenen Autoren versuchten Eintheilungen der Phrygani-
den-Gehäuse giebt Verf eine Zusammenstellung von 150 in seiner
Sammlung befindlichen verschiedenen Arten nebst Angaben über
ihre Struktur und über die Gattungen, denen sie angehören. Fest-
sitzende und bewegliche Gehäuse, wie sie den Gruppen der Rhya-
cophiliden und Hydropsychiden zukommen, sind bis jetzt 18 bekannt.
452 Gerstaecker: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
Von den beweglichen sind die der Mystaciden dünne lange Kegel
meist sehr regelmässig aus Sand oder Pflanzentheilen gebaut (22 A.) ;
Hydroptiliden 4 A., Sericostomiden (mit Einschluss der wahrschein-
lich hierher gehörigen Helicopsyche) 33 A., Phryganiden 7 A., Lim-
nephiliden 66 A.
Derselbe (Verhandl. d. zoolog. -botan. Gesellsch. zu Wien
XIY. p. 799— 890) lieferte eine »Phryganidarum Synopsis synony-
mica«, bestehend in einem sehr umfangreichen alphabetisch ange-
ordneten Yerzeichniss der Gruppen, Gattungen und Arten, letztere
unter Beifügung der Citate sämmtlicher Beschreibungen und Abbil-
dungen so wie ihrer Synonymie und ihres Vaterlandes. Die mit
einem f bezeichneten Benennungen sind die in Geltung gebliebe-
nen, die übrigen Synonyma,
M'Lachlan, On Anisocentropus, a new gcnus of Exotic Tri-
choptera, with descriptions of five species and of a new species of
Dipseudopsis (Transact. entom. soc. of London, 3. ser. I. p. 492 — 496.
pl. 19). Verf. begründet auf Notidobia latifascia und pyraloides
Walker eine neue Gattung Anis o c cntro j)u s, welche mit Notidobia
nichts gemein hat und auch nicht einmal zur Grupj)e der Serico-
stomiden gehört und sich besonders dadurch auszeichnet, dass an
den Hinterschienen sich ein Sporn weniger als an den mittleren
findet. An den Vorderschienen sind nämlich nur zwei kleine Sporen
an der Spitze, an den mittleren zwei in der Mitte und zwei an der
Spitze vorhanden, an jedem Paar der äussere Sporn lang; die Hin-
terschienen haben nur einen langen in der Mitte und zwei ungleiche
an der Spitze. Die Maxillartaster sind in beiden Geschlechtern
gleich, sehr lang, haarig, das 1. u. 2. Glied kurz; das 3. länger als
die beiden ersten zusammengenommen, das 4. halb so lang als das
3 , das letzte fast ebenso lang als dieses. Die Lippentaster sind
klein mit fast gleich langen Gliedern. — Verf. beschreibt fünf Arten
der Gattung : Anis, illustris, (lilucidus und immunis n. A. von Neu-
Guinea, latifascia Walker (= Goera elegans Walk.) und pyraloides
Walker. — Die Gattung Dipseudopsis Walker, welche Verf. zu den
Rhyacophiliden bringt, bereichert er mit einer neuen Art: Dips.
collaris von Hongkong, Alle sechs Arten sind auf pl. 19 abgebildet.
Derselbe (Proceed. entom. soc. of London 1863. p. 151 f.)
erwähnt Hydropsyche ophthalmica Ramb., Philopotamus columbina
Pict. und Psychomia (Homoeocerus) derelicta n. A. als in England
aufgefunden; letztere Art wird diagnosticirt, die zweite als wirkli-
cher Philopotamus bezeichnet, der mit Hydr. occipitalis Pict nahe
verwandt sei.
Derselbe (Transact. entom. soc. of London 3. ser. L p.656fif.)
machte nähere Mittheilungen über die Typen der von Fabricius
der Eiitoniolooie während der J. 18(53 — 64. 453
aus der Bank'schen Sammlung (jetzt dem British Museum einver-
leibt) beschriebenen Phryganiden. Es sind in derselben nur drei
Arten enthalten: Phryganea irrorata Fab. (= Limuephilus interci-
sus Walk.), Phryg. siguata Fab. (dem Brachycentrus fuliginosus Walk,
sehr nahe verwandt, vielleicht damit identisch) und Phryg. notata
Fab. (zur Gattung Dipseudopsis gehörig und trotz der Fabricius'-
schen Vaterlands-Angabe »Amer. bor.« wahrscheinlich mit der Dips.
Capensis Walk, identisch).
Derselbe, Notes on British Trichoptera, wäth description
of a new species of Rhyacophila (Entomol. Annual f. 1863. p. 129 ff.)
und Notes on British Trichoptera (Entom. Annual f. 1864. p. 140 —
153). Veif. fügt der Britischen Fauna 7 weitere Phryganiden-Ar-
ten hinzu, welche er zugleich charakterisirt. Limnophilus hirsutus
Pict. und nobilis Kol., Mormonia basalisKol., Hhijaropkila obliterala
n. A. und munda M'Lach., Anabolia coenosaCurt. und Hydropsyche
ophthalmica Kamb. — Ueber verschiedene andere Arten werden noch
nachträgliche Mittheilungen gemacht, welche sich theils auf die Sy-
nonymie , theils auf neue Fundorte beziehen. Aus dem Larveuge-
häuse von Limnephilus marmoratus wurde eine Tachinarie (Hydro-
tachina linmephili Walker benannt, aber nicht beschrieben j erzogen;
auch wird eine kurze Charakteristik von den Larvengehäusen der
Hauptgruppen der Familie gegeben.
Derselbe, On the Trichopterous genus Polycentiopus and
the allied genera (The Entomol. monthly magaz. 1. p. 25 — 31) will
die Hydropsychiden mit drei Sporen an den Vorderschienen nicht,
wie Brauer und Hagen, in zwei Gattungen (Polycentropus und
Plectnocnemia), sondern in fünf vertheilen, indem er nicht nur die
Gatt. Cyrnus Steph. aufrecht erhält, sondern ausserdem noch zwei
neue: Ecnomus (für Philopotamns tenellus Ramb.) und JSenrc-
clipsis (für Phryganea bimaculata Lin.) errichtet. Die Gattung
Ecnomus unterscheidet sich von Polycentropus und Plectrocnemia
durch schmale Hinterflügel, welche am Costalrande nahe der Mitte
eine leichte Erhebung (?) zeigen; die -Oatt. Neureclipsis weicht von
den vier anderen durch den Mangel der Querader zwischen Costa
und Subcosta in der Mitte der Vorderflügel ab. Die den genannten
fünf Gattungen zugehörigen Britischen Arten führt Verf. mit Syno-
nymie und erläuternden Bemerkungen auf.
Derselbe, Notes on North- American Phryganidae , with
especial reference to those contained in the collection of the British
Museum (Entomol. Annual for 1863. p. 155—163). Verf. liefert eine
Revision der im British jNluseum befindlichen Nord-Amerikanischen
Phryganiden mit Bezug auf Hagen's Synopsis der Nord-Amerika-
nischen Neuroptera, stellt ein synonymisches Verzeichniss der Arten
zusammen und beschreibt Setodes Piffardii n. A. von Halifax.
454 G er staecker: Bericlit üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
Derselbe, On a singular Caddis-worm case from Ceylon (En-
tomol. monthly magazine I. p. 125 f.) bildete ein eigenthümlich ge-
formtes Phryganiden - Gelläuse von Ceylon ab, welches nach seiner
Ansicht einer Leptoceride angehört. Dem weiteren Ende des sich
allmählich verjüngenden , röhrenförmigen, aus Sandkörnchen gebil-
deten Gehäuses schliesst sich ein kreisrundes , aussen gewölbtes,
innen ausgehöhltes Schild an , welches bei kleineren Exemplaren
jedoch kaum entwickelt ist.
Eaton, Note on Sericostoma Spencii (ebenda I. p. 47) be-
sprach die Veränderlichkeit der Färbung bei der genannten Phry-
ganide so wie die Verschiedenheiten, welche die Appendices anales
der männlichen Individuen in ihrer Länge erkennen lassen,
S e 1 y s - Longe h ans p s (Annal. soc, entomol. de France 4.
ser. IV. p. 43 ff.) beschrieb Sericostoma clypentum, Silo auratvs, Da-
systoma togahao, Philojwfamiis flavidus und Aphelocheira meridiona-
lis als n. A. aus Corsika, Stein (Berl. Ent. Zeitschr. VII. p. 415)
Notidobia melanoffera als n. A. aus Griechenland.
M 0 n t r o u s i e r (Annal. soc. Linneenne de Lyon XI. p. 248)
führte Orthochlamys (nov. gen.) Picfeli als neue Gattung und
Art aus Neu-Caledonien auf, von der er indessen eine so ungenü-
gende und kurze Beschreibung liefert, dass aus derselben Nichts zu
ersehen ist.
Eine Miss E. Smee hat (Proc. zoolog. soc. of London 1863.
p. 78 ff.. Annais of nat. bist. 3. ser. XII. p. 399 f.) briefliche Mitthei-
lungen über die Kunstfertigkeit der Phryganiden- Larven, Gehäuse
zu verfertigen, gemacht. Nachdem dieselben aus ihren natürlichen
Gehäusen entfernt, wurden ihnen verschiedene Stoffe, wie Glas. Mar-
mor, Corallen, Blättchen von verschiedenen Metallen u. s. w. vorge-
legt, welche sie auch meistens verarbeiteten, jedoch nur, wenn sie
nicht rund waren; auch giftige Substanzen wurden nicht angerührt.
Eine Larve fertigte nach einander mehrere Gehäuse aus verschiede-
nen Stoffen, wie sie ihr gereicht wurden, an; die höchste Zahl, wel-
che erreicht wurde, war fünf, doch zeigte sich das letzte Gehäuse
schon sehr lose gesponnen. Die Larven bedürfen nach Angabe der
Verf. viele Nahrung; sie frassen Stückchen rohen Fleisches, leben-
dige Fliegen u. s. w. , sich auch wohl unter einander auf, wenn sie
zusammengesperrt wurden. (Die Versuche über die Anfertigung
künstlicher Gehäuse sind insofern interessant, als sie eine deutliche
Analogie zwischen Phryganiden- und Psychiden- Larven erkennen
lassen. Ref.)
Stropsiptera. Es ist diese Familie bekanntlich von Kirby als
eine eigene Ordnung der Insekten aufgestellt und von den Engli-
der Entomologie während der J. 1863^64. 455
sehen Systematikern auch beibehalten worden. Nachdem zuerst
Burmeister ohne nähere Begründung- die Ansicht ausgespro-
chen, dass man dieselbe füglich mit den Käfern vereinigen könne,
hatNewman dies zu unterstützen gesucht, indem er einerseits
die Uebereinstimraung in der Metamorphose heranzieht, andererseits
angiebt, dass die Hinterllügel in ihrem Geäder die vollkommenste
Uebereinstimmung mit Rhipiphorus. Mordella u. A. zeigen (w^äh-
rend in der That hier auch nicht die entfernteste Aehnlichkeit
aufzufinden ist). Für Schaum (Jahresbericht f. 1850. p. 55) war
hiermit sofort »mit unumstösslichen Gründen der Beweis gehefert,
dass die Strepsipteren ächte Käfer seien« und er hatte nichts Eili-
geres zu thun, als sie von jetzt an in den Europäischen Käfer-Ca~
talog aufzunehmen. Dagegen sprachen sich v. Siebold u. West-
wood, welche nicht blos das Ne w man'sche Raisonnement gelesen,
sondern sich nebenbei selbstständig viel mit der Beobachtung und
Untersuchung dieser Insekten beschäftigt hatten, auf das Entschie-
denste gegen eine solche Einordnung bei den Coleopteren aus. Auch
hat sich nicht einmal die HoÖnung v. S iebol d's, dass die Aufnahme
in den Catalog der letzteren bei den Coleoptorologen mehr Interesse
für die Strepsipteren erwecken würde, bethätigt; vielmehr scheinen
diese sie nachher ebenso wenig wie vorher für Käfer angesehen
zu haben, und in der That genügt auch schon der einfachste prak-
tische Blick, um zu erkennen, dass sie mit diesen auch nicht einmal
eine äusserliche Aehnlichkeit haben. Das Zusammentreffen so zahl-
reicher Eigenthümlichkeiten, wie sie die Strepsipteren im äusseren
Körperbau erkennen lassen und ein Vergleich derselben mit den
übrigen Insektenordnungen stellt auch bald zur Genüge heraus, dass
für die Aufstellung einer jenen gleichwert higen , besonderen Ord-
nung die vollgültigsten Gründe vorhanden sind und die einzige Veran-
lassung, von dem Festhalten au einer solchen abzusehen, könnte nur
die geringe Zahl der derselben angehörigen Formen und eine all-
zugrosse, die Uebersicht erschwerende Vermehrung äer Ordnungen
abgeben. Das Letztere ist für den Ref. maassgebend gewesen, als
er (Handbuch der Zoologie p. 69 u. 78) die Strepsipteren einer be-
reits bestehenden grösseren Ordnung der Insekten einzuverleiben
oder wenigstens anzuschliessen sich entschloss. Indem er nun, um
ihre passendste Stellung zu ermitteln, von der Erwägung ausging,
dass die Strepsipteren einerseits metabole Insekten, andererseits mit
kauenden (wenngleich rudimentären) Mundtheilen versehen sind,
unter den durch diese Merkmale charakterisirten Insektenordnungen
aber die Coleoptera und Hymenoptera durch bestimmte Kennzeichen
natürUch in sich abgeschlossene, homogene, daher auch bereits von
Linne richtig erkannte Abtheilungen darstellen, so musste er durch
Ausschliessung nothwendig auf die Ordnung der Neuroptera geführt
456 Ger staecke r: Bericht üb. d. wissensch. Leist. im Gebiete
werden, welche sich bei ihrer Zusammensetzung aus den Planipen-
nien und Trichopteren als eine ebenso künstliche Vereinigung aus
wesentlich differenten Formen zu erkennen geben, wie dies für die
Ordnung der Orthoptera allgemein anei'kanut ist. Bei den Neu-
ropteren schwanken diejenigen Kennzeichen, welche für die übrigen
Ordnungen bestimmend sind, wie besonders die Ausbildung des
Prothorax, die Aderung, Bekleidung und Faltbarkeit der Flügel
u. A. , noch in ähnlicher Weise wie bei den Ortliopteren und daher
können die Strepsipteren mit ihrem ganz rudimentären Prothorax,
mit häutigen (verkümmerten) Vorder- und nur nach einer Richtung
faltbaren Hinterflügeln sehr wohl unter ihnen, nicht aber unter den
Coleopteren, wo diese Verhältnisse constant andere sind, Platz finden.
Zu letzterer Ansicht hat sich gleich den besten Kennern der
Strepsipteren, wie v. Siebold und West wo od, in neuester Zeit
auch Jacquelin du Val bekannt, welcher in den letzten von ihm
bearbeiteten Lieferungen seiner »Genera des Coleopteres d'Europe«
nach Abhandlung der Mordellinen, denen man abenteuerlicher Weise
die Strepsipteren hat wollen folgen lassen, in einem Exkurs über
letztere den ausführlichen Nachweis führt , dass sie mit den Coleo-
pteren keinen Charakter gemein haben und in einem natürlichen
System ihnen nicht beigezählt werden können. Allerdings geht
Verf. in demselben vorwiegend nur auf Merkmale von sekundärer
Wichtigkeit ein und übergeht manche Punkte, welche das Verhält-
niss noch sehr viel schärfer zu kennzeichnen geeignet gewesen wä-
ren ; indessen schon die von ihm herangezogenen sind hinreichend,
um nachzuweisen , auf wie schwache Analogieen man sich bisher
bei den Versuchen, die Strepsipteren als Käfer zu stempeln, ge-
stützt hat.
Für Schaum allerdings, obwohl er diese Insekten nie selbst-
ständig untersucht und am wenigsten lebend beobachtet hat, sind
diese Analogieen immer noch hinreichend, um in einer abermaligen
Auseinandersetzung: »Die Stellung der Strepsipteren im Systeme«
(Archiv f. Naturgesch. XXX. p. 145 ff.) denselben mit aller Gewalt
Geltung zu verschaffen. Nachdem er früher (in Lacordaire, Genera
des Coleopteres V. p. 612) dem v. Si ebold'schen sehr gewichtigen
Einwände, dass die Vorderflügelstummel der Strepsipteren während
des Fluges in perpetueller, sehr rascher Schwingung begriffen seien
und schon deshalb nicht als Flügeldecken angesehen werden könn-
ten, die an Harmlosigkeit wohl Alles übertreffende Bemerkung ent-
gegengesetzt hatte, jene Schwingungen halte er (NB. ohne sie je
gesehen zu haben!) nicht für aktive, sondern nur für passive Be-
wegungen, welche jenen Organen durch die Erschütterung der Tho-
raxwandungen mitgetheilt würden (wem glaubte Verf. das wohl
weissraachen zu können?!), tritt er hier sogar den Beweis an, dass
der Eiitomologie während der J. 1863—64. 457
diese Flügelstummel, obwohl sie eine so zarte Struktur zeigen, dass
sie sich nach dem Tode schraubcuartig aufrollen, trotzdem nur Flügel-
decken, nicht aber häutige Flügel seien. Die den Käfern vollstän-
dig fremde Reduktion des Prothorax auf ein äusserst kleines, hinter
dem grossen Kopf verstecktes CoUare, wie sie den Strepsipteren
eigen ist, kommt für ihn gegen die Stellung unter den Käfern gar
nicht in Betracht, ja er glaubt sogar, was der gewöhnlichen An-
schauungsweise vom Bau des Insektenkörpers allerdings vollständig
unverständlich sein muss, dass dieselbe »im engsten Zusammenhange
mit der Verkümmerung der Vorderflügel,« — w' eiche aber bekannt-
lich am Mesothorax entspringen und zum Prothorax gar keine Be-
ziehung haben — stehe. Dergleichen Schlussfolgerungen gegenüber,
die wohl für keinen des Gegenstandes Kundigen überzeugend sein
werden, kann sich Ref. auch in Betreff der vom Verf. gegen sein
Handbuch der Zoologie gemachten Ausfälle, die auf ähnlichen Sinn-
und Wortverdrehungen beruhen, sehr kurz fassen und braucht nur
zu bemerken, dass es auf Mangel an Verständniss beruht, wenn ein
»ringförmiger« Prothorax nicht gleichzeitig ein »freier« soll sein
können. Ref. war vollkommen berechtigt, den Prothorax aller Neu-
ropteren (einschliesslich der Phryganiden und Strepsipteren) einen
»freien,« d.h. am Mesothorax frei beweglichen zu nennen und dann
bei den einzelnen Zünften den »stärker entwickelten« der Planipen-
nien dem »kurz ringförmigen« der Phryganiden und Strepsipteren
gegenüberzustellen. Hiermit ist der w^ahre Sachverhalt dargelegt
und dieser kann natürlich durch vorsätzliche oder aus Oberflächlich-
keit hervorgehende Entstellung nicht beseitigt werden.
l^onn, Druck von Carl Gcorgi.
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