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Full text of "Archiv für Naturgeschichte"

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ARCHIV 

FÜR 

NATURGESCHICHTE 


GEGKÜNDET  VON  A.  F.  A.  WIEÜMANN 
FORTGESETZT  VON  W.  F.  ERICH SON. 


IN    VERBINDUNO   MIT 

PROF.  DH.  LEU  CK  ART  IN  GIESSEN 

HERAUSGEGEBEN 


Db  f.  u.  troschei., 

PROFESSOR   AN  DER  FRIEDRlCH-WILTIELMS-UNIA'ERSrfAT  ZU  BONN 


DREISSIGSTER  JAHRGANG. 
Zureiter  Band. 


Berlin, 

N  i  c  0  1  a  i  s  c  h  e    V  e  r  1  a  g  s  b  u  c  h  li  a  ii  d  1  u  n  g. 

(G.   Parthey.) 

1864. 


Inhalt    des    zweiten    Bande 


Seite 


Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte  der  Vögel 
während  des  Jahres  1863.  Von  Dr.  G.  Hartlaub  in 
Bremen         ......... 

Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen  in  der  Natur 


gescliichte  der  niederen  Thiere  ) 

Von  Prof.  Dr.  R  u  d.  Leuckar 

Vermes 

Annelides 

Chaetopodes 

Gephyrea 

Chaetognathi 

Nematodes 

Acanthocephal 

Piatodes 

Hirudinei 

Trematodes 

Cestodes 

Turbellarii 

Ciliati      . 

Rotiferi    . 

Bryozoa 
Echinodermata 
Coelenterata 

Ctenophora 

Hydra  smedusae 

Polypi 
Protozoa 

Infusoria 

Rhizopoda 

Gregariuae 
Bericht  über  die  Leistungen  in  der 


ährend  des  Jahres  1863 
in  Giessen 


Naturgeschichte  der  Sau 


gethiere  während  des  Jahres    1863.     Von  Troschel 


33 

38 

39 

39 

55 

57 

57 

80 

81 

83 

91 

100 

106 

110 

110 

111 

114 

120 

120 

120 

133 

160 

161 

164 

177 

181 


Inhalt. 

Seite 
Berichit  über  die  Leistungen  in  der  Herpetologie  während  des 

Jahres   1863.     Von  Troschel 205 

Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Ichthyologie  während  des 

Jahres  1863.     Von  Troschel 225 

Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte  der  Mol- 
lusken während  des  Jahres   1863.     Von  Troschel  ,       257 

Bericht   über   die    wissenschaftlichen    Leistungen    im  Gebiete 
der  Entomologie  während  der  Jahre  1863  und  1864.     Von 

A.  Gerstaecker  in  Berlin 307 

Insecten        . 324 

Orthopteren 421 

Neuropteren 445 


Bericht  über  die  Leistinige»   in  der  Naturgeschichte 
der  Vögel  währeud  des  Jahres  186$. 

Von 

Dr.  G.  Ilartlaub 

in  Bremen. 


Unter  den  Arbeiten,  welche  das  Jahr  1863  als  äch- 
ten Gewinn  für  die  Ornithologie  eingebracht  hat,  sind, 
wie  gewöhnlich ,  einzelne  von  hervorragender  Bedeutung. 
Asien  erscheint  auffallend  bevorzugt.  Die  schon  mehr- 
fach erwähnten  Namen  von  Jerdon,  Wallace,  Swin- 
hoeund  Blyth  haben  ihren  guten  Klang  bewährt.  Den 
Preis  gestehen  wir  aber  diesesmal  ohne  Bedenken  dem 
grossen  Werke  von  Gustav  Rad  de  über  die  Vögel 
Südostsibiriens  zu.  Eine  bedeutsame  Erscheinung  auf 
dem  Felde  des  ornithologischen  Fortschritts  sind  ferner 
jene  Cataloge  öffentlicher  und  privater  Sammlungen,  nach 
einem  Massstabe  eingehender  und  kritischer  Ausführlich- 
keit, wie  ihn  frühere  Arbeiten  ähnlicher  Art  auch  nicht 
annähernd  darbieten.  Schlegel's  „Museum  d'histoire 
des  Pays  Bas^  und  Li  ch  t  enstei  n's  „Nomenclator'^  dür- 
fen eigentlich  gar  nicht  neben  einander  genannt  werden. 
—  Die  Sucht,  auf  geringfügige  Strukturabweichung  ge- 
nerische  Isolirung  zu  begründen  („delire  gen^riquc" 
Temra.  in  litt.)  eilt  ihrem  Höhepunkte  entgegen.  Eine 
Ein-  und  Umkehr  wird  möglich  werden,  wenn  irgend 
ein  Humorist  es  frischweg  wagt,  jede  Art  zur  Gattung 
zu  erheben.  Aber  was  ist  Art?  Diese  Frage  bleibt 
nach  wie  vor  die  schwebende.  Wir  selbst  halten  an  der 
Ueberzeugung    fest,    dass    die   physiologische    Erklärung 

Archiv  f.  Naturg.  XXX.  Jahrg.  2.  Bd.  A 


2  Hartlaub:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

dieses  Begriffs  die  einzig  richtige  sei.  Erst  wenn  wir 
Alles  von  allen  Vögeln  wissen  und  kennen,  kann  des 
Streitens  und  Diskutirens  über  die  Begriffe  Art,  Gattung, 
System,  ein  Ende  werden.  Nicht  früher,  und  bis  dahin 
wird  noch  manches  vorlaute  „mihi"  sich  ungestraft  breit 
machen  dürfen. 


Fitzinger  veröffentlichte  seine  Ansichten  über  das 
System  und  die  Charakteristik  der  natürlichen  Familien 
der  Vögel.  Sitzungsber.  d.  Kais.  Akad.  d.  Wissensch.  in 
Wien.  Bd.  46.  Abth.  1.  p.  240—293. 

Flore nt  Prevost  et  C.  L.  Lemaire  „Histoire 
naturelle  des  Oiseaux"  Vol.  I:  Oiseaux  d'Europe.  Vol.  II: 
Oiseaux  exotiques.  (80  Kupfertafein  mit  400  Abbildun- 
gen.)    Uns  nur  dem  Titel  nach  bekannt  geworden. 

J.  C.  Chenu  et  Jules  Verreaux  „Le^ons  ele- 
mentaires  sur  l'histoire  naturelle  des  Oiseaux."  Mit  Ab- 
bildungen. 

C.  Sundevall:  „Die  Thierarten  des  Aristoteles." 
Säugethiere,  Vögel,  Reptilien  und  Insekten.  Aus  dem 
Schwedischen  übersetzt.  Stockholm.  Ein  Bd.  8.  Eine 
tüchtige  und  höchst  gelehrte  Arbeit,  wie  sie  eben  von 
Sundevall  zu  erwarten  stand.      Keines  Auszugs  fähig. 

D  or  in  :  „Discours  sur  1' Ornithologie.^  Brochüre  von 
27  S.  in  8.     Chalons  sur  Marne. 

Von  Reich  enbach's  „Vollständiger  Naturge- 
schichte der  Vögel'^  ist  eine  Abtheilung  der  Singvögel, 
die  Plocein  en  ,  erschienen.  Die  grosse  Mehrzahl  der 
Abbildungen  verdient  alles  Lob,  die  neuen  generischen 
Eintheilungen  sind  dagegen  gar  nicht  nach  unserem  Ge- 
schmacke  und  beruhen  zum  Theil  auf  Unkenntniss.  Dies 
gilt  z.  B.,  wenn  Reichenbach  mit  der  sehr  vereinzelten 
madagascarischen  Form  Nelicurvius  noch  allerlei  indische 
Arten  vereinigen  will,  z.  B.  den  total  abweichenden  Ploceus 
bengalensis  und  Consorten.  Wir  wünschen  übrigens,  wie 
schon  wiederholt  bemerkt,  dieser  im  hohen  Grade  nütz- 
lichen Arbeit  Fortgang  und  Erfolg. 


der  Vögel  während  des  Jahres  18^3.  B 

J  u  1  e  s  Y  c  r  r  e  a  11  X  übernahm  es  die  nachgelassenen 
ornithologischen  Schätze  des  Baron  de  Lafrenaye  zu 
catalogisiren.  Octavband  von  258  S.  Die  reiche  Samm- 
lung zählte  8Ö56  Arten.  Das  Resultat  des  Verkaufs  der- 
selben ist  uns  übrigens  noch  nicht  bekannt  geworden. 

Von  Schlegel's  ^Museum  d'Histoire  naturelle  des 
Pays  Bas'^  erschienen  neue  Lieferungen  (Bucco,  Ardea, 
Alcedo  ,  Merops,  Momotus ,  Ibis,  Pelecanus,  Graculus, 
Phaeton,  Fregata,  Plotus ,  Sula ,  Procellaria,  Diomedea, 
Larus  u.  s.  w.).  Auf  die  hohe  Bedeutung  dieser  Arbeit 
ist  bereits  hingewiesen  worden.  Schlegel  geht  für  uns 
in  seiner  Ausdehnung  des  Genus- Begriffs  zu  weit.  Sein 
Astur  serpentarius  wird  bei  den  Ornithologen  unserer 
Zeit  kein  Glück  machen.  Auch  fehlt  es  nicht  an  Miss- 
griffen beim  Zusammenziehen  der  Arten.  Halcyon  amau- 
ropterus  ist  keineswegs  der  jüngere  Vogel  von  ca- 
pensis^  u.  s.  w. 

Auch  C  a  b  a  n  i  s  und  H  e  i  n  e's  ^Museum  Heineanura« 
hatte  erfreulichen  Fortgang.  Ein  vierter  Theil  behandelt 
Scansores  und  beschreibt  so  ziemlich  alle  Arten.  Mangel 
an  Consequenz  kann  man  den  Verfassern  nicht  vorwer- 
fen. Furor  genericus  in  stadio  incrementü! 

P.  L.  Sclater's  ;,Ibis^  undCabani's  „Journal  für 
Ornithologie^  erschienen  regelmässig  und  brachten  zahl- 
reiche werthvoUe  Beiträge,  auf  die  wir  zurückkommen 
werden.  Der  Freund  und  Kenner  exotischer  Vögel- 
kunde wird  mit  uns  der  englischen  Zeitschrift  als  reich- 
haltiger den  Vorzug  geben. 

Rieh.  Owen  „On  the  fossil  remains  of  a  long  tai- 
led  Bird :  Archaeopteryx  macrourus^  behandelt  das  so 
berühmt  gewordene  Fossil  aus  deto  lithographischen  Schie- 
fer von  Solenhofen.  Ein  Vogel  „with  rare  peculiarities 
indicative  of  a  distinct  order  in  that  clnss^.  Ausführliche 
Beschreibung.  Das  Original  befindet  sich  bekanntlich 
augenblicklich  im  Britischen  Museum. 

Europa. 

„A  list  of  the  Birds  of  Europe,  by  Prof.  Blasius. 
Reprinted  from  the  German  with  the  authors  corrections. 


4  Hartlaub:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Norwich.  Brochüre  (A.  Newton).  Jedenfalls  unter  den 
vorhandenen  Arbeiten  ähnlicher  Art  die  vollständigste. 
Es  werden  420  Vögel  als  in  Europa  brütend  oder  als 
Europa  regelmässig  besuchend  aufgeführt. 

F.  W.  J.  Bädeker's  „Eier  der  europäischen  Vö- 
gel^ ist  mit  dem  10.  Hefte  zum  Schlüsse  gelangt.  Es 
enthält  diese  letzte  Lieferung  eines  vortrefflichen  Werkes 
Nachträge  zu  allen  Classen  und  ein  gutes  Inhaltsverzcich- 
niss.  Dass  so  zahlreiche  aussereuropäische  Arten  mit 
herangezogen  sind ,  scheint  uns  mindestens  überflüssig 
zu  sein. 

Carl  Löffler:  „Die  Höhlenbrüter  im  Dienste  der 
Land-  und  Forstwirthschaft  u.  s.  w.  Eine  dringende  Mah- 
nung an  r.Ue  Behörden,  an  Geistliche  und  Lehrer,  so 
wie  an  alle  Land-  und  Forstwirthe.'^  Berlin.  Brochüre 
von  45  S.  mit  einer  Tafel  Abbildungen. 

J.  M.  Bechstein's  „Natural  History  of  Cage 
Birds'^  ist  in  einer  neuen  Auflage  in  12.  erschienen.  313  S. 

B  r  e  e's  „Birds  of  Europe"  ist  mit  Nr.  58  zum  Schlüsse 
gekommen. 

E.  S  e i  d  en  s  ac  h  e  r  :  „Ornithologlsche  Beobachtun- 
gen in  Croatien"  inVerhandl.  des  zool.-botan.  Vereins  in 
Wien  1863,  p.  1137. 

E.  S  eidensacher :  ^,Ueber  das  Brüten  mehrerer 
Vögel  in  Steiermark.^  Verhandl.  der  zool.-botan.  Ge- 
sellsch.  in  Wien  1862.  p.  787.  Ausführliche  schöne  Beob- 
achtungen über  Aquila  brachydactyla,  Muscicapa  coUaris, 
Muscicapa  parva  u.  s.  w. 

L.  H.  Jeitteles:  „Prodromus  faunae  Vertebrato- 
rum  Hungariae  superioris.^  Verhandl.  d.  zool.-botan.  Ge- 
sellsch.  in  Wien  1862.  p.  267.  Kurze  Notizen,  nanjent- 
lich  aus  der  Umgegend  von  Kaschau. 

In  Cabanis  Journal  für  Ornithologie  finden  sich 
ornithologische  Jahresberichte  über  die  Ankunft  und  den 
Herbstzug  der  Vögel  nebst  Bemerkungen  über  ihre  Brü- 
tezeit bei  Cöslin  in  Pommern  S.  407.  —  Dr.  Alt  um 
schreibt  ebendaselbst  sehr  instructiv  über  die  Vögelfauna 
des  Münsterlandes.  —  Und  Pr.    Max.   zu  Wied:  Ueber 


der  Vögel  während  des  Jahres  1863.  5 

die  Art,  wie  nicanche  Vögel    ihre  Jungen    durch  die  Luft 
tragen. 

Von  J.  Gould's  längst  erwartetem  Werke:  ;,The 
Birds  of  Great  Britain"  sind  uns  Par^l  und  2  mit  vor- 
trefflichen Abbildungen  zu  Gesicht  gekommen.  Jeder 
Theil  enthält  15  Tafeln  mit  Text. 

Part  1  giebt  Tinnunculus  alaudarius,  Gallinula  chloropus,  La- 
nius  cüllurio,  L  rufus,  Melizophilus  provincialis,  Mergus  albellus, 
M.  serrator.  Ampelis  garrulus,  Pica  caudata.  Parus  caeruleus,  P. 
ater,  P.  caudatus.  Friugüla  coelebs,  F.  montifrmgilla,  Oidemia  ni- 
gra, Pars  II:  Falco  peregriniis.  Fulica  atra,  Cj^pselus  apus,  Cincliis 
aquaticiis,  Yunx  torquilla,  Eudromias  morinellus,  Parus  biarmicus, 
Phyllopneuste  trochilus  ,  Ph.  rufa ,  Ph.  sibilatrix,  Podiceps  minor, 
Garrulus.glaudarius,  Coccothraustes  vulgaris,  Calamoherpe  phragmitis, 
Calam.  aruudiiiacea. 

In  Dr.  Th.  Anst  ed  und  Rob.  Gor  don  Latham's 
Werk  :  ;,The  Channel  Islands"  (1  Vol.  8.)  finden  sich  auch 
Bemerkungen  über  die  dort  vorkommenden  Vögel  und 
den  Charakter  der  dortigen  Avifauna.  S.  198. 

Rev.  T.  A.  Pres  ton:  ^Flora  of  Marlborough  with 
notice  of  the  Birds  and  a  sketch  of  the  geological  featu- 
res  of  the  neighbourhood"  London.  Wird  von  englischen 
Recensenten  gelobt. 

H.  G.  Adams:  ;,Owr  feathered  families ;  Game  and 
Water-Birds;  beeing  an  anecdotal  and  descriptive  account 
of  the  feathered  garae  and  wild  fowl ,  with  their  allied 
species  found  in  Great  Britain  etc."  London  12.  340  S. 

Sir  Oswald  Mosley:  „The  Natural  History  of 
Tutbury"  enthält  auch  Angaben  über  die  dort  lebenden 
Vögel.  Unter  den  vorgekommenen  Arten  wird  Vireosyl- 
via  olivacea  namhaft  gemacht. 

J.  Reinhardt:  ^Ornithologlske  Smaanotitser  til 
Landet's  Fauna."  x\bdruck  aus  Naturh.  Foren.  Vidensk. 
Meddelelser.  (Pandion  hallaetos,  Buteo  lagopus ,  Strix 
flammea,  Erithacus  rubecula,  Oriolus  galbula^  Fringilla 
chlorls,  Gecinus  viridis,  Turtur  auritus,  Syrrhaptes  para- 
doxus,  Ciconia  nigra.) 

A.  Newton  hat  in  Sabine  Baring  Gould's  Werke: 
„Iceland,  its   scenes   and  Saga's.   1  Vol.  London;  die  Cr- 


6  Hartlaub:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

nithologle  der  Insel  in  sehr  anziehender  Weise  bearbeitet. 
Es  wurden  dort  80  Arten  beobachtet:  6  Accipitres,  14  Pas- 
seres^ 1  Galiin.,  21  Grallatores  und  47  Natatores. 

A.  L.  Malmgreen:  ^jAnzeichnungen  über  die  Vo- 
gelfauna Spitzbergens'^  (aus  dem  Schwedischen  übersetzt). 
Gab.  Journ.  p.  358.  Schöne  ausführliche  Arbeit.  Geogra- 
phisch-physikalische Einleitung. 

SysselmandH.  C.  Müller:  ^^Färörnes  Fuglefauna 
med  Bemaerkningen  om  Fuglefangsten.'^  In  Vidensk. 
Meddelels.  for  1862.  p.  1—78.  Sehr  verdienstliche  Ar- 
beit. Es  werden  124  Arten  als  vorkommend  aufgezählt. 
Von  diesen  44  als  auf  den  Färör  brütend.  Corvus  leu- 
cophaeus  und  Uria  leucophthalmos  werden  als  Arten 
gründlich   und  endgültig  beseitigt. 

Fischer  veröffentlicht  in  Kröyer's  Tidskr.  fortge- 
setzte Beobachtungen  über  die  Vögel  Dänemarks  mit  be- 
sonderer Berücksichtigung  auf  Vendsyssel.  Die  Vögel 
Bornholms  werden  noch  besonders  behandelt.  Näheres 
über  die  Fortpflanzung  von  Nucifraga. 

Armand  Marchand:  ,,Catalogue  des  Oiseaux  ob- 
serves  dans  le  departement  d'Eure  et  Loire."  Rcv.  zool. 
p.  177.  Namen  mit  kurzen  Bemerkungen  über  die  Art 
des  Vorkommens. 

Von  Dubois  ^Planches  coloriees  des  Oiseaux  de 
l'Europe  et  de  leursoeufs;  especes  non  observees  en  Bel- 
gique"  erschienen  Livr.  15—25.  Abbildungen  und  Text 
verdienen  bei  den  meisten  Arten  Lob.  Höchst  überflüssig 
erscheint  das  Schmieden  neuer  Namen  für  längst  bekannte 
Arten.  Alcedo  leucomelasü!  für  A.  rudis.  Was  fällt 
Ihnen  ein,  Herr  Dubois? 

Dr.  Th.  Krüper  schreibt  in  Gabanis  Journ.  p.  402 
sehr  anziehend  über  die  Brutvögel  von  Naxos. 

J.  Trahcrne  Moggridgc:  „An  ornithological 
letter  from  Mentone.''  Ibis  p.  157.  Sehr  gut  geschrieben. 
Allerlei  interessante  Notizen  über  einzelne  seltnere  Arten. 
Tichodroma  flattert  nicht  am  Felsen  aufwärts,  sondern 
klettert  wirklich.      Als   „instrument  of  attachment'^  wer- 


der  Vögel  während  des  Jahres  1863.  7 

den  die  drei  Vorderklauen  bezeichnet.  Als  Nahrung  von 
Petrocincla  cyanca  werden  namhaft  gemacht  great  brown 
locusts  and  thornyarmed  Mantidcs. 

Der  interessanteste  Beitrag  zu  unserer  Kenntniss  der 
Avifauna  des  südlichsten  Europa  ist  aber  ohne  Zweifel 
A.  V.  Homeyer's  Aufsatz  über  die  ßalearen.  Cabanis 
Journ.  für  Ornith.  Ausführlicher  berichtet  derselbe  über 
Cettia  scricea,  Cisticola  schoenicola,  Petrocincla  eyanea^ 
Dumeticola  sarda,  Alauda  brachydactjla,  Sylvia  orphea, 
Emberiza  cirlus,  Rallus  aquaticus. 

Joseph  Nagy:  ;,Die  Vögel  der  Ünter-]S eitraer- 
Gespannschaft.'^  Verhandl.  des  Vereins  für  Naturk.,  zu 
Presburg.  Jahrg.  4.  p.  45-^66. 

Charles  Wright:  „A  visit  to  the  islet  of  Filäa 
on  the  South- Coast  of  Malta.'''  Ibis  Nr.  20.  Die  indige- 
nen  Vögel  des  Felsens  sind  Thalassidroma  pelagica,  Puf- 
finus  cinereus  und  P.  anglorum. 

A.  Newton:  „Two  days  at  Madeira.^  Ibis  Nr.  18. 
Sehr  amüsant  geschrieben.  Allerlei  kleine  gute  Beob- 
achtungen.    Noch  viel  daselbst  zu  machen. 

Asien. 

Von  Gould's  ^^Birds  of  i^sia'^  erschien  Part  XV 
mit  den  Abbildungen  von  Spizaetos  alboniger,  Pitta  cya- 
nura;  Pitta  Schwaneri,  Crypsirhina  cucullata,  Copsychus 
saularis,  C.  mindanensis,  C.  suavis,  Stachyris  pyrrhops, 
Ixulus  castaneiceps,  Juhina  occipitalis,  Petrocincla  ery- 
throgastra,  Perdicula  asiatica^  P.  argoondah,  Pica  bactriana, 
P.   bottanensis,  Pratincola  indica. 

E.  ßlyth:  ^Catalogue  of  the  Birds  of  India,^  with 
remarks  on  their  geographical  distribution.  Ibis  p.  1. 
Erster  Thcil ;  Scansores  et  Raptores.  Umfasst  Indien, 
Cashmere,  Ceylon,  Assam,  Burmah,  Malacca,  Andama- 
nen,  Nicobaren,  Malediven  und  Lakediven.  Wichtige  Ar- 
beit, deren  Fortsetzung  sehr  wünschenswerth. 

T.  C.  Jerdon:  „The  Birds  of  India^  being  a  na- 
tural history  of  all  the  Birds  known  to  inhabit  Conti- 
nental India  etc."     Von  diesem  vortrefflichen  Werke  er- 


8  Hartlaub:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

schien  die  erste  Abtheilung  des  zweiten  Bandes,  enthal- 
tend die  Familien  Merulidae  (den  Schluss :  Timaliinae), 
Brychypodidae,  Sylviadae,  Ampelidae,  Corvidae,  Sturnidae 
und  Fringillidae.     Und  die  Arten  373  bis  770. 

Rob.  Swinhoe  veröffentlicht  Zusätze  und  Berich- 
tigungen zu  seiner  Ornithologie  Nordchina's.  Ibis  p.  87. 
Sehr  interessant  schreibt  er  über  die  nächste  Umgebung 
von  Peking. 

Rob.  Swinhoe:  „The  Ornithology  of  Formosa." 
Ibis  Nr.  18.  Ausführliche  Mittheilung  von  grösstem  In- 
teresse. Geographisch-physikalische  Schilderung  eines  für 
die  Wissenschaft  ganz  neuen  Feldes. 

Zu  den  Winterbesuchern  zählen  Emberiza  spodocephala,  E. 
Bulphurata,  E.  aureola,  E.  fucata  und  E.  cioides.  Wir  begegnen 
zahlreichen  japanischen  Arten,  z.  B.  Passer  russatus,  Sturnus  cinera- 
ceus,  Ibis  nippon.  Von  Europäern  werden  aufgeführt  Cuculus  ca- 
norus,  Coturnix  communis,  Numenius  arquata.  Vier  andere  Numenii 
sind  minor,  uropygialis,  major  und  rufescens  n.  sp. 

S.  R.  Tick  eil  giebt  ein  Namensverzeichniss  der 
von  ihm  entdeckten  iieuen  Vögelarten.  Ibis  p.  113. 

E.  Blyth:  ^,üeber  eine  grössere  Sendung  von  Vö- 
geln aus  dem  Tongloo  -  Distrikte  im  Thale  des  Sitang- 
flusses  und  des  Irawaddy."  Journ.  Asiat.  Soc.  Beng.  1862. 

W.  T.  Blanford  und  E.  Blyth:  ,,Ueber  die 
Zoologie  Burmahs  und  Avas.^  Journ.  Asiat.  Soc.  of  Beng. 
Allerlei  Neues  dabei. 

P.  L.  Sclater:  ^Observations  on  the  Birds  of 
South-Eastern  Borneo  of  the  late  James  Motley  of  Ban- 
jermassing,  with  notes  etc.^^  Procced.  Zool.  Soc.  Wichtig. 
Kurze  biographische  Notizen.  Nähere  Angabe  der  Lo- 
kalität. Von  den  134  hier  namhaft  gemachten  Arten  be- 
wohnt die  grosse  Mehrzahl  auch  Sumatra  und  Malacca. 

Rob.  Swinhoe:  ^Catalogue  of  the  Birds  of  China 
with  remarks  principally  on  the  geographical  distribution." 
Proceed.  Zool.  Soc.  p.  259.  Das  Vollständigste  und  Beste, 
was  wir  bis  jetzt  über  diesen  Gegenstand  besitzen.  454 
Arten!  Palaeornis  rosa  ist  die  einzige  Papageienart  Chinas; 
einmal  im  Fluge  im  Herbste  bei  Canton. 

A.  R.    Wallace:  ;,List   of  Birds    coUected    in  the 


der  Vögel  während  des  Jahres  l^f'S.  0 

Molucca-Iälaiid  of  Bouroii,  with  descriptions  of  the  new 
species.^  Proceed.  Zool.  Soc.  p.  18.  C6  Arten,  wovon 
17  neu.  Ausgesprochen  molukkischer  Charakter,  dem  in- 
dessen einiges  sehr  charakteristische  fehlt,  so  z.  B.  die 
Gattungen  Lorius  und  Cacatua,  ßuceros,  Corvus. 

A.  ß.  Wallace:  „On  the  Birds  of  Timor,  Flores 
and  Lombock."  Proceed.  Zool.  Soc.  p.  4^0.  Vergleichende 
Zusammenstellung  von  grossem  Interesse.  Von  Timor 
kennen  wir  118  Arten,  von  Flores  84  und  von  Lom- 
bock  63. 

H.  Schlegel:  „De  Vogels  van  Nederlandsch  In- 
die,  beschreven  en  afgebeeld  door  etc."  (Auch  mit  fran- 
zösischem Titel)  Heft  1 :  Pitta.  Text  holländisch,  ünab-- 
gebildet  blieben  Pitta  rufiventris  und  Pitta  cyanonota.  Es 
folgt:  Revue  sjnoptique  des  especes  du  genre  Pitta  ha- 
bitant  les  Indes  Neerlandaises.  Sehr  niedliche  kleine 
Abbildungen  von  grosser  Naturtreue  in  Zeichnung  und 
Färbung.  Am  wenigsten  gelingt  die  Colorirung  des 
Schnabels,  der  nicht  immer  ganz  reine  Umrisse  zeigt. 
Am  meisten  gefallen  uns  Pitta  cyanura,  Schwaneri  und 
elegans,  am  wenigsten  granatina.  Alles  in  Allem  ein  sehr 
hübsches  Kupferwerk,  dessen  Anschaffung  v/ir  namentlich 
den  Museen  dringend  empfehlen. 

E.  Blyth:  „The  Zoology  of  the  Andamans"  in 
Mouatt's  Werk  über  die  Andamanen  S.  345.  Keine  lie- 
ber einstimmung  mit  den  Nicobaren.  An  60  Arten  wur- 
den beobachtet,  zum  grossen  Theile  nach  an  das  Mu- 
seum zu  Calcutta  eingesandten  Exemplaren,  dann  aber  auch 
auf  die  Autorität  von  Obristlieutnant  Tytler  hin,  der  jetzt 
die  Strafcolonie  von  Fort  Bleir  commandirt  und  reiche 
Gelegenheit  hat,  die  Naturgeschifchto  dieser  erst  ganz 
kürzlich  etwas  besser  bekannt  gewordenen  Inselgruppe 
zu  studieren. 

Filippi:  „Nuove  e  poco  note  specie  di  animali 
vertebrati  raccolte  in  un  viaggio  in  Persia  nell'  estate 
del  anno  18o2.  Archivio  per  la  Zoologia,  l'anatomia  e  la 
hsiologia  publicato  per  cura  di  G.  Canestrini  e  G.  Doria. 
Modena.  Vol.  IL''     In    dieser   uns  noch    nicht    selbst    zur 


10         Hartlaub:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d. Naturgeschichte 

Ansicht  gelangten  Arbeit  werden  einige  neue  Vögel  be- 
schrieben :  Irania  Finoti,  Dromolaea  cbrysopygia,  Oto- 
corys  larvata^  Emberiza  Oerrutti  und  Picus  Khan.  Zu- 
dem finden  sich  Bemerkungen  über  Alauda  pispoletta  und 
Erythro spiza  obsoleta. 

G.  R  a  d  d  e :  ^Reise  im  Süden  von  Ostsibirien  u.  s.  w.^ 
Im  Auftrage  der  kaiserl.  -  geographischen  Gesellschaft  zu 
St.  Petersburg.  Zweiter  Band :  ;,Die  Festlandsornis  des 
südöstlichen  Sibiriens."  392  Seiten  mit  15  chromolithogra- 
phirten  Kupfertafeln.  Schliesst  sich  nach  Form  und  Gehalt 
eng  an  die  Werke  v.  Schrenk's  und  v.  Middendorf's 
an.  Es  gehört  diese  fleissige  tiefeingehende  Arbeit  zu 
den  wichtigsten  unter  den  im  diesmaligen  Jahresberichte 
zu  besprechenden.  Eine  tabellarische  üebersicht  erläu- 
tert die  geographische  Verbreitung  aller  Arten.  Es  wur- 
den deren  328  beobachtet. 

Dass  sich  R  a  d  d  e  auch  hinsichtlich  seiner  Auffassung  des  Be- 
griffes Art  eng  und  unverbesserlich  an  seine  Vorgänger  anschliesst, 
bedauern  wir  auf  das  Lebhafteste.  Also  immer  von  neuem  die  alten 
Thorheiten!  Pica  Cooki  ist  gleich  cyanea,  obgleich  der  spanische 
Vogel  niemals  auch  nur  die  geringste  Spur  der  breiten  scharf- 
abgegränzten  weissen  Spitzenflecke  der  beiden  verlängerten  Schwanz- 
federn des  davurischen  zeigt!  Zosterops  chloronotus  und  Chaetura 
caudacuta,  zwei  australische  Arten,  sollen  sich  am  Amur  wieder- 
holen, obgleich  weder  v.  Schrenk  noch  Radde  jemals  Veran- 
lassung nahmen  5  ächte  neu  holländische  Exemplare  beider 
Vögel  mit  ihren  nordasiatischen  zu  vergleichen.  Ersetzt  doch  bei 
solchen  Fragen  auch  die  beste  Abbildung  nicht  den  Vogel  selbst. 
Unser  Tetrao  falcipennis  scheint  bei  Radde  allerdings  Bedenken 
zu  erwecken.  Aber  noch  wagt  er  es  nicht  Tetrao  canadensis  für 
Asien  aufzugeben!  Wie  ist  es  nur  möglich!  Aber  genug  und 
über  genug  davon.  —  Unter  den  für  Sibirien  neuen  Arten  figuriren 
Picus  Mitchelli  Malh.  und  Eurystomus  orientalis,  von  dem  ein 
jüngeres  Exemplar  am  Ufer  der  Mandschurei  erlegt  wurde.  Ferner 
Bombycilla  phoenicoptera ,  Ibis  nippon,  Sylvia  cyane  und  cyanura, 
Muscicapa  luteola,  narcissina ,  sibirica,  cinereo-alba ;  Pericrocotus 
cinereus,  6  Kraniche,  worunter  leucauchen  und  leucogeranus,  sämmt- 
liche  Pallasische  Emberizen  u.  s.  w.  Abbildungen.  Tafel  1:  Milvus 
melanotis  jun.  Fig.  ? :  Falco  vespertinus  var.  (?)  (subalaribus  ni- 
veis),  Taf.  2:  Circus  melanoleucus  ^  ad.  und  Eurystomus  orientalis 
jun.  Taf.  3 :  Alauda  mongolica  ad.  und  A.  alpestris  pull.  Taf  4 : 
Emperiza     chry.sophrys    und    E.    aureola    in     zahlreichen    Köpfen. 


der  Vögel  während  des  Jahres  1863.  11 

Taf.  5:  E.  elegans  $  mit  Nest.  Tai".  6:  Bombycilla  phoenicoptera 
und  Kopf  von  Sturnus  cineraceus.  Taf.  7 :  Turdus  fuscatus,  Bastard 
mit  ruficoUis.  Taf.  8 :  Turdus  ruficollis  mit  3  Köpfen.  Taf.  9 :  Phyl- 
lopneuste  Schwarzii,  Saxicola  Ilemprichii  und  S.  leucura.  Taf.  10: 
Saxicola  cyane  Fall.  Beide  Geschlechter  u.  s.  w.  Taf.  12:  Perdix 
cinerea,  var.  rupestris  davurica  Pall.  Taf.  13:  Scolopax  stenura. 
Taf.  14 :  Anas  rutila,  Nestkleid,  Eier  von  Grus  leucauchen  und  Syr- 
rhaptes  paradoxus.  Taf.  15  :  Fulirpila  Baeri  n.  sp.  vom  Amur.  Das 
Titelkupfer  endlich  soll  die  Brutplätze  von  Syrrhaptes  am  Tarei  Noor 
darstellen. 

Afrika. 

Stafford  Allen  fährt  fort  mit  seinem  Berichte 
über  die  Vögel  x^egyptens.  Ibis  p.  32.  Ausführlicher  über 
Herodias  bnbulcus. 

A.  V.  Homeier:  „Ornithologische  Skizzen  aus  Al- 
gier.'^ Caban.  Journ.  Heft  4.  Angenehm  und  lebendig 
geschildert.  Ausführlicher  über  Aedon  galactodes,  Me- 
rops  apiaster,  Hypolais  polyglotta,  Ciconia  alba,  Cotyle 
rupestris,  Circaetos  gallicus  etc.  Dann  über  15  Lerchen- 
arten im  Museum  zu  Algier  und  endlich  noch  über  einige 
seltene  Eier  in  Capt.  Loche's  Privatsanimlung. 

Dr.  Rob.  Hartraann's  treffliche  „Ornithologische 
Reiseskizzen  aus  Nordostafrika"  in  Caban.  Journal  sind 
zum  Schlüsse  gekommen.  Viel  Instructives  über  die  Haus- 
vögel Aegyptens. 

Heuglin's  fortgesetzte  Berichte  über  die  Vögel  der 
von  ihm  besuchten  Gebiete  Centralafrika's  erwecken  die 
lebhafteste  Theilnahme.  Die  Flussgebietc  des  oberen 
Bahr-el-Abiad  ,  des  Bahr-el-Ghasal,  des  Reg,  Djur  und 
Kosanga  wurden  durchstöbert.  Auffallende  Wiederholung 
westafrikanischer  Formen.  Die  von  Heuglin  als  neu 
proklamirten  Arten  bedürfen  w^enigstens  zum  Thcil  wei- 
terer Prüfung.  Keiner  der  von  ihm  für  neu  gehaltenen 
Papageien  ist  neu.  Viel  Gutes  über  die  Lebensweise, 
namentlich  auch  die  Fortpflanzung  mancher  der  dortigen 
Vögel. 

Auch  in  P  e  t  e  r  m  a  n  n's  Geograph.  Mittheil.  Erg. 
Heft  n.  p.  111  finden  sich  Heuglin's  „ornithologische 
Beobachtungen"  veröftentlicht :  a)  Neue  Vögel  vom  weis- 


12         Hart  la üb:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgescliichte 

sen  Nil.  b)  Die  hühnerartigen  Vögel  Nordostafrikas  und 
der  arabischen  Küste,  c)  Notizen  über  den  Vogelzug  im 
J.  1862.  d)  Ornith.  Beobachtungen  während  eines  Aus- 
flugs vom  Chartum  nach  Ostcordofahn  und  e)  Ornithol. 
Beobachtungen  vom  Bahr-el-(j!hasal  und  vom  Djur  p.  161. 

Dr.  A.  E.  Brehm:  ^,Ergebnisse  einer  Reise  nach 
Habesch  im  Gefolge  seiner  Höh.  des  Herzogs  von  Sach- 
sen-Coburg-Gotha  u.  s.  \v.^  440  S.  (Hamb.  Otto  Meisner). 
Ein  gutes  Buch.  Kurzer  Bericht  über  den  Verlauf  der 
Reise  und  physiographische  Schilderung  der  Beobach- 
tungsgebiete. Dann  kritisches  Verzeichniss  der  gesam- 
melten Arten  nebst  näheren  Angaben  über  Lebensweise, 
Messung  u.  s.  w. 

G.  R.  Gray  beschreibt  einige  neue  von  Burton 
auf  dem  Camaroons-Gebirge  in  Westafrika  entdeckte  Vö- 
gel. Ann.  Mag.  N.  H.  62.  p.  443.  Vergl.  auch  dessen  Werk 
„Abeocuta  etc.^^  Vol.  IL  p.  280.  Das  Vorkommen  eines 
ächten  Kreuzschnabels  daselbst   erscheint  befremdend. 

Referent  verzeichnete  22  von  Capt.  S  peke  in  der 
Umgegend  von  Kazeh  in  Ostafrika  gesammelte  Arten. 
Proc.  Zool.  Soc.  p.  165.  Vier  neue  darunter  sind  Bra- 
dyornis  Spehei,  Dri/oscopus  funehris,  Dr.  Iiamatus  -and 
Vidua  equea.     Letztere  wurde  gut  abgebildet  auf  pl.  15. 

J.  IL  Gurney  veröffentlicht  ein  fünftes  Verzeich- 
niss von  Natal-Vögeln  nach  Sendungen  des  eifrigen  Tho- 
mas Ayres.     Ibis  Nr.  19. 

E.  Newton:  „Note  of  a  second  visit  to  Madagascar" 
im  Ibis  Nr.  19.  p.  333.  Sehr  interessanter  Beitrag.  Es 
wurden  auch  seltnere  Arten  beobachtet,  so  Atelornis  pit- 
toides^  Artamia  leucocephala,  Nelicurvius,  Ellisia,  Gervai- 
sia,  Bernicria,  Brachypteracias  leptosomus  u.  s.  w. 

P.  L.  Sclater:  ,,0n  the  Mammals  and  Birds  col- 
lected  at  Madagascar  by  Dr.  Ch.  Mel  ler.""  Proceed.  Zool. 
Soc.  p.  161.  An  40  Arten.  Kurze  Notizen  des  Sammlers 
über  die  Farbe  der  Iris  u.  s.  w. 

Fran^ois  Pollen:  „Aide  naturaliste  honoraire" 
am  Leidner  Museum  entwarf  das  vollständigste  unter  den 
bis  jetzt    veröffentlichten    Verzeichnissen   der  Vögel  Ma- 


der  Vögel  während  des  Jahres  1863  13 

dagascars.     Nedcrl.    Tijdskr.   voor  do  Dierk.  I.  p.  277.  Na- 
men und  Synonymic  von  2(>--i  Arten. 

Amerika. 

Capt.  Blackiston:  „On  thc  Birds  of  the  Inte- 
Won  of  Brit.  Nortli-Amen'ca.''  Ihls  p.  39.  Ausführliche 
Arbelt  von  o-rüsstem  Interesse.  Eine  gute  physiographi- 
sche  Einleitung  schildert  uns  das  Terrain :  die  wilden 
unkultivirtcn  Länder  im  Norden  und  Westen  des  Lake- 
Superior,  also  zwischen  den  Rocky -Mountains,  Canada, 
der  Hudsons-Bai  und  dem  arctischen  Meere.  Die  No- 
menclatur  nach  dem  grossen  Werke  von  Prof.  Baird. 

Eingehender  werden  z.  B.  behandelt:  Bubo  arcticus  (var.  von 
virginianus).  Melanerpes  torquatus  am  Bow-River,  Neocorys  Spra- 
guei,  Sylvicola  celata  am  Saskatchewan ,  CoUurio  excubitorides,  Pa- 
rus  «eptentrionalis  am  Mackenzie,  Hesperiphona  vespertina  als  Win- 
tergast am  Saskatchewan  in  Flügen  von  20  bis  25  Stück,  Aegiotus 
canescens  bei  Fort  Carlton  (ob  exilipes  von  Coues  ?)  ,  Plectropha- 
nes  pictus  bei  Fort  Carlton  und  am  Mackenzie,  Spizella  monticola 
am  Saskatchewan,  Corvus  carnivorus ;  dann  ferner :  Tetrao  Franclini 
und  phasianellus,  Cygnus  buccinator,  Anser  hyperboreus,  albatus, 
caerulescens.  Gambelli,  Hutchinsii,  Barnsloni  (Ross  p.  145  unzweifel- 
haft gute  Art),  Melanetta  velvetina,  w^elche  Blakiston  auf  dem 
Yang-tse-Kiang  in  China  schoss,  endlich  auch  Somateria  V-nigrum 
vom  Sclavensee.  —  Die  wichtigste  der  diesesmal  für  Nordamerika 
zu  erwähnenden  Arbeiten. 

A.  E.  Verrill:  „Catalogue  of  the  Birds  found  at 
Norway,  Oxford  County.  Maine.^  Proceed.  Essex  Instit. 
Kurze  Bemerkungen  bei  den  einzelnen  Arten.  Gute  sorg- 
fältig redigirte  Arbeit. 

Von  Audubon's  „Birds  of  North -America"  ed.  7 
volurü.  erscheint  in  Neu-York  eine  neue   Ausgabe. 

W.  T.  March:  „Notes  on  the  Birds  of  Jamaica, 
with  remarks  by  Spencer  F.  Baird.''  Proc.  Acad.  of 
Natur.  8c.  Philad.  Mai.  Eingehender  und  nicht  unwich- 
tig. Ueberall  die  gebührende  Bezugnahme  auf  Gosse, 
lieber  die  jetzt  ganz  und  gar  den  wilden  Vögeln  der  Insel 
beizuzählende  Numida  (Rendalli?)  wird  erwünschte  Aus- 
kunft. Merkwürdig  ist  der  gemeinschaftliche  Nestbau  die- 


14        Hartlaub:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

ser  Art.  March  fand  ein  solches  mit  100  Eiern.  Die 
Fortpflanzung  erfährt  in  dieser  Arbeit  specielle  Berücksich- 
tigung.    Nesopsar  nigerrimus  scheint  sehr  selten  zu  sein. 

Coues  und  D.  W.  Prentniss;  „List  of  Birds 
ascertained  to  inhabit  the  district  of  Columbia;  with  the 
times  of  arrival  and  departurc  of  such  as  are  non-resi- 
dents  and  brief  notice  of  habits  etc.''  Rep.  Smithson. 
Instit.   1861.  p.  394.     Ganz  brauchbare  Bemerkungen. 

G.  N.  Lawrence:  „Catalogue  of  a  collection  of 
Birds  Made  in  New- Gran ada  by  James  Mac  Leannan 
Esq.,  with  notes  and  descriptions  of  new  species."  Ann. 
Lyc.  New- York,  Nr.  9  des  8.  Bandes.  Sehr  wichtig.  415 
Arten.  Sclater  war  bei  der  Bestimmung  der  neuen  be- 
theiligt. Alle  Arbeiten  von  Lawrence  zeichnen  sich 
durch  Gründlichkeit  aus  und  verdienen  unsere  volle  An- 
erkennung. 

H.  W.  Bat  es:  ^The  Naturalist  on  the  river  Ama- 
zons'^  a  record  of  adventures,  habits  of  animals,  sketches 
of  Brazil  and  Indian  life,  and  aspects  of  nature  under  the 
Equator  during  11  years  of  travels.  2  Vol."  Eine  reiche 
Fundgrube  für  den  Zoologen  überhaupt.  Manches  Orni- 
thologische  eingestreut,  obgleich  weniger,  als  wir  erwar- 
tet hätten.  Bat  es  ist  mit  Vorliebe  Entomologe.  Merk- 
würdig, was  Bates  über  zeitweilige  ungeheure  Zusam- 
menrottungen der  verschiedensten  Vögelarten  erzählt,  an 
Lokalitäten,  die  dann  oft  lange  Zeit  wieder  sehr  verein- 
samt erscheinen.  Näheres  über  einige  Tukane,  so  über 
Rhamphastos  Cuvieri  und  Pteroglossus  Beauharnaesii  im 
zweiten  Bande  S.  336. 

Australien. 

In  Bertold  Seemann's  Buche  „Viti,  or  account 
of  a  Governments  Mission  to  the  Vitian  or  Fijian-Islands" 
wird  auf  S.  383  gesagt,  dass  auf  jenen  Inseln  46  Vögel- 
arten beobachtet  worden  seien. 

E.  L.  Layard:  ^Ornithological  Notes  from  the  An- 
tipodes."  Ibis  Nr.  19.  Nicht  unwichtiger  Beitrag  zu  un- 
serer   Kenntniss    der    Vogel    Neuseelands.      Interessante 


der  Vögel  während  des  Jahres  18G3.  15 

Notizen  Webst  cr's  über  Apteryx.  Das  Ei  ist  riesig, 
11  Zoll  im  Umfange.  Dann  über  den  Gesang  von  An- 
thornis  mclanura,  über  Prostlicmadcra  u.  s.  w.  Neomor- 
pba  scbeint  dem  Aussterben  nahe  zu  sein.  Allerlei  über 
die  Seevögel  der  dortigen  Breiten. 

H.  Jouan's  Note  sur  la  Faune  Ornitbologique  de 
la  nouvelle  Caledonia.''  Brochüre  in  8.  Chcrbourg  1863, 
kennen  wir  noch  nicht  aus  eigener   Anschauung. 


Kapaces. 

J.  C.  Chenu  et  O.  Des  Murs:  „La  Fauconnerie 
ancienne  et  moderne."  (Suppl.  au  tome  2  des  le9ons 
dement,  sur  l'hist.  natur.   des  ois.     Paris  1862.  12. 

lieber  die  ^E,aubvögel  Indiens^  vergleiche  man  E. 
Blvth  im  Ibis.  Die  geographische  Verbreitung  ist  spe- 
ciell  berücksichtigt.  Blyth  nennt  55  Falconiden,  7  Geier 
und  27  Eulen. 

Vulturidae.  C.  Giebel:  ,.Zur  Anatomie  von  Yultur  fulvus 
(aus  Nitzsch  handschr.  Nachlass).  Zeitsch.  für  die  ges.  Katurk. 
Bd.  21.  p.  131—145. 

lieber  die  Urubu's  siehe  Bat  es  Natur,  on  the  Amaz.  I.  p.296. 

FalCOnidae.  v.  Pelz  ein  veröffentlichte  die  zweite  Abtheilung 
seiner  „Geier  und  Falken  der  kaiserl.  ornith.  Sammlung  zu  Wien.' 
Treffliche  handschriftliche  Noten  Natterer's  über  Pandion  haliae- 
tos,  Geranoaetos  melanoleucus,  Falco  communis,  Hypotriorchis  ru- 
fogularis,  H.  femoralis,  Tinnunculus  sparverius,  Harpagus  bidentatus 
und  H.  diodon. 

Auf  P'ormosa  fand  Swinhoe:  Pandion  haliaetos,  Buteo  japo- 
nicus,  Milvus  govinda,  Falco  peregrinus,  Tinnunculus  japonicus, 
Spizaetos  orientalis.  Micronisus  gularis.  " 

A.  V.  Pelz  ein:  über  die  Färbung  von  Morphnus  gujanensis 
und  M,  harpyia.  Gegen  die  Ansicht  des  Prinzen  v.  Neuwied  ge- 
richtet.    Ausführlich  und  kritisch. 

P.  L.  Sclater:  Ueber  Circus  Maillardi.  Verr.  Ibis  p.  163. 
pl.  4.  (^  ad.  und  $  ad.  Bourbon.  Bestimmt  vorschieden  von  C.  me- 
lanoleucus Indiens. 

P.  L.  Sclater:  „Ueber  das  Vorkommen  des  europäischen 
Seeadlers  in  Nordamerika."     Proceed.  Z.  Soc.  p.  251. 


16        Hartlaub:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Accipiter  Gvrneyi  Bree  ist  =  A.  sphemn'us  Rüpp.  Exemplare 
aus  Syrien.     Bree's  Vogel  stammt  von  Athen. 

Heuglin  besteht  auf  Helotarsus  leuconotus  als  gute  Art. 
Caban.  Journ.  p.  272. 

Ueber  Rostramus  hamatus  vergl.  Bat  es  1.  c.  II.  p.  146. 

Dr.  AI  tum  über  die  Eier  von  Buteo  vulgaris.  Gab.  Journ. 
p.  339. 

Ueber  T.  cetichris  in  Ungarn  vergl.  Jeitteles  I.e.  p.  327. 

E.  P.  Ramsay  über  die  Fortpflanzung  von  Aquila  fucosa 
Ibis  p.  446. 

L.  "W.  Seh  auf  u  SS  über  Circaetos  gallicus.  Verh.  d.  Zool. 
botan.  Ges.  zu  Wien  1863.  p.  53. 

Heuglin's  Tinnunculus  alopex  ist  gute  Art.  Mus.  Lugd. 

Neue  Arten:  Falco  Boschii  Schleg.  Tijdschr.  Dierk.  I.  p.  123 
pl.  5.  Goldküste.  —  Haematomis  Elgini  Tytl.  J.  As.  S.  B.  Andamanen. 

—  Tinnunculus  Newloni  Gurn.  Ibis  p.  34.  pl.  2.  Madagascar  (verschie- 
den von  T.  gracilis  der  Seychellen),  —  Tinnunculus  saluratiis  Bl. 
J.  As.  Soc.  Beng.  28.  p.  277.  Indo-Chines.  Länder.  —  Ästur  Miran- 
dollei  Schi.  Nederl.  Tijdschr.  Dierk.  I.  p.  130.  Guiana.  —  A.  specta- 
hilis  Schi.  ib.  Goldküste.  —  Accipiter  rubricollis  Wall.  Proceed.  Z. 
S.  pl.  4.  Bourou,  Ceram,  Gilolo.  —  Accipiter  Slevensoni  Gurn.  Ibis 
p.  447.  pl.  11.  China.  —  Accipiter  sylvestris  Wall.  Proceed.  p.  488. 
Flores.  —  Circus  macroscelis  A.  Newt.   Ibis  p.  337.  Madagascar. 

Abbild.     Circus  spilonotus  Kaup.  Ibis  pl  5.  mas  et  fem.  Amoy. 

—  Buteo   vulgaris  pullus.     Rev.  Zool.  pl.  22. 

Strigidae.  Neue  Arten:  Athene  pardalota  Swinh.  Ibis  For- 
mosa.  —  Bubo  caligotus  Swinh.  Formosa.  Ibis  p.  218.  —  Athene 
hantu  Wall.  Proc.  p.22.  Bourou.  —  Scops  silvicola  Wall.  Flores.  — 
Athene  florensis  Wall.  ib.  Flores. 

Abbild.     Bubo  f'asciolatus  Temm.  Proceed.  pl.  23. 

Vergl.  v.  Pelz  ein  über  Syrnium  superciliare  Natt.  Verh.  d. 
zool.-botan.  Gesellsch.  in  Wien  p.  1125.  Brasilien. 

Auf  Formosa  fand  Swinhoe  noch  Scops  semitorques  und 
Ninox  japonicus. 

Ueber  Strix  flammea  auf  Madagascar  vergl.  Ibis  p.  339. 

Weiteres  über  die  Nahrung  unserer  Eulen  von  Dr.  AI  tum 
in  Caban.  Journ.  p.  217. 

Fissirostres. 

Caprimulgidae.  Neue  Arten:  Caprimulgus  stictosomus  Swinh. 
Ibis  p.  250.  Formosa.  —  Cosmetornis  Burtoni  Gray  Ann.  Mag.  Nat. 
Hist.     Fernando  Po. 


der  Vögel  während  des  Jahres  1863.  17 

Abbild.     Ei  von  Caprim.  madagascariensis.     Ibis  pl.  13.  fig.  8. 

Ueber  eine  Hydropsalis-Art   vergl.  Bates  1.  c.  II.  p.  59. 

Cypselidae.  Wallace  schreibt  über  Identificirung  von  Hi- 
nmdo  esculenta  L.  mit  den  beschriebenen  Collocalia-Arten.  Proc. 
Z.  S.  p.  382 :  1)  C.  esculenta  L.  =  hypoleuca  Gr.  Celebes,  Timor, 
Moluccen,  Aru-Inseln.  2)  C.  leucopygia  Wall.  Neu-Caledonien.  3) 
C.  linchi  H.  Java.  Malacca,  Nicobaren,  4)  C.  spodiopygia  Peale. 
Samoa-  und  Vitigruppe.  5)  C.  troglodytes  Gr.  Philippinen.  6}  C. 
fuciphaga.   Bourbon,  Mauritius. 

P.  L.  Sclater:  „Ueber  die  amerikanischen  Arten  der  Gattung 
Chaetura.-'     Proceed.  p.  98.     Acht  Arten. 

Ueber  Cypselus  vittatus  und  C.  subfurcatus  Bl.  auf  Formosa 
vergl.  Ibis  p,  253. 

Neue  Arten:  Chaelura  Cassinii  Sclat.  Proceed.  Z.  S.  p,  205. 
pl.  14.  fig.  2  (=  Acanthylis  Hartlaubii  Jard.  Edinb.  Philos,  Journal 
Juli  13).  —  Panyptila  Hieronymi  Sei.  Proceed.  Z.  S.  p.  189.  pl.  23. 
Central- Amerika. 

Abbild.  Chaetura  einer eiventris  Sei.  Proc.  pl.  14.  fig.  1  (= 
Cypselus  acutus  Wied). 

Hirandinidae.  Ueber  die  Lebensweise  von  Hirundo  rapestris 
um  Mentone    vergl.  Moggridge  Ibis. 

Swinhoe  schildert  die  Schwalben  Formosas.  Ibis  p.  256  (dau- 
rica,  sinensis,  gutturalis). 

Hirundo  lagopoda  Pall.  wurde  von  Fleming  in  Nord-China 
gesammelt. 

J.  H.  Gurney  über  Hirundo  Monteiri.  Ibis  p,  116.  Die  Ab- 
bildung pl.  enl.  310  deute  auf  diesen  Vogel  hin,  während  Brisson 
allerdings  bei  seiner  Hirundo  senegalensis  des  rothen  Halsbandes 
erwähne. 

H  engl  in  schreibt  über  einige  Schwalben  des  Bahr-el-Ghasal 
in  Caban.  Journ.  p.  168.  Die  Atticora  cypseloides  dieses  Reisenden 
wird  mit  Sundevall's    Hirundo  griseopyga  gleichartig  sein. 

Neue  Arten:  Chelidon  Blakistoni  Swinh.  Ibis  p.  90.  Insel  Jesso. 
—  Colyle  uropygialis  Lawr.  1.  c.  p.  781.  Panama.  —  Vetrochelidon 
albilinca  Lawr.  Ann.  Lyc.  N.-Y.  Neu  Granada.  —  Petrochelidon  lit- 
torea  Sclat.  Proceed.  Z.  S.  p.  189.     Central-Amerika. 

Coraciadae.  Eurystomus  madagascariensis  scheint  einzeln  auf 
Bourbon  vorzukommen.     Ibis  p,  176. 

Eurystomus  orientalis  wurde,  wie  schon  bemerkt,  am  Ufer  der 
Mandschurei  erlegt. 

Trogonidae.     Ueber    die    Lebensweise    von   Trogon  melanurus 

und  Trogon  viridis  vgl.  Bates,  Nat.  Amaz.  IL  p.  138  und  I.  p.256. 

Aus  der  sehr  fleissigen  Bearbeitung  der  Trogoniden  in  Cabanis 

Archiv  f.  I^aturg.  XXX.  Jahrg.  2.  Bd.  B 


18         Hartlaub:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Museum  Heineanum  entnehmen  wir  das  folgende :  Als  zu  Speciesrarig 
berechtigt,  glauben  die  Verfasser  erkannt  zu  haben :  Pyrotrogon  oro- 
pkaeus  Gab.  H.  (=  rutilus  Gould  B.  of  A.).  Malacca.  —  Tmetotrogon 
virginalis  C.  H.  (=  collaris  Sclat.).  Ecuador.  —  Tmetotrogon  exo- 
ptatus  C.  H.  p.  179.  Porto  Cabello.  —  Agames  lepidus  C.  H.  (=  ca- 
ligatus  Sclat.)  p.  187.  Ecuador.  —  Agames  crissalis  C.  H.  (=  meri- 
dionalis  v.  Pelz.)  p.  190.  Bahia.  —  Agames  Devillei  C.  H.  (—  meri- 
dionalis  bei  Deville)  Obere  Amazonas.  —  Ag.  venustus  C.  H.  (zu 
viridis  bei  Sei.).  Neu-Granada.  —  Trocles  mesurus  C.  H.  p.  202  (zu 
melanurus  bei  Sei.).  —  Troctes  Hofmanni  C.  H.  ib.  Costarica.  — 
Vharomacrus  heliactin  C.  H.  p.  207    (=•  auriceps  Sei.).  Ecuador. 

BllCCOnidae>  Eine  Notiz  über  die  Lebensweise  dieser  Vögel 
bei  Biates  1.  c.  I.  p.  278. 

Tetragonops  rhamphastinus  jetzt  in  der  Leidner  Sammlung 
Schlgl.  Mus.  Pays-Bas.  Buccon.  p.  93  descr. 

Neu:  Malacoptila  blaziha.  Gab.  H.  1.  c.  p.  137.  Peru. 

ÄlC8dinidae-  Gute  Beschreibungen  sämmtlicher  Galbula-Arten 
in  Gab.  H.  Mus.  Hein.  IV.  p.  213. 

Ueber  Lebensweise  von  Galbula  bei  Bat  es  1.  c.  I.  p.  138  und 
über  Ceryle  ibid.  H.  p.  29. 

Grosse  Bearbeitung  der  Alcediniden  bei  Schlegel  Mus.  Pays- 
Bas  livr.  3.  Geht  sehr  weit  im  Zusammenziehen  der  Arten.  Ist 
Dacelo  tyro  Gr.  wirklich  ,.plumage  imparfait''  von  Gaudichaudi  ?  ? 
Höchst  merkwürdig  die  enorme  geographische  Verbreitung  von 
Hacyon  chloris! 

Von  den  neun  Tanysiptera  -  Arten,  die  Wallace  annimmt 
(sylvia,  doris,  subrina,  nympha,  hydrocharis,  acis,  isis,  nais  und  ga- 
latea)  vereinigt  S  c  h  1  e  g  e  1  vier,  nämlich  nais,  galatea,  nympha  und 
isis  unter  dem  Namen  dea. 

Neue  Arten:  Tamjsiptera  acis  Wall.  Proceed.  Z.  S.  p.  23. 
Bourou.  —  Ceyx  cayeli  Wall.  Bourou  ib.  p  25.  pl.  5. 

Meropidae.  Im  Mus.  des  Pays-Bas  von  Schlegel  bearbeitet. 
Livr.  3.  Unser  M.  frenatus  wird  sehr  irrthümlich  mit  Bullockii  ver- 
einigt.    Bonapart e's  Gattung  Meropogon  wird  eingezogen. 

Tenuirostres. 

Promeropidae.  Neue  Arten:  Nectarinia  proserpina  Wall.  Pro- 
ceed. Z.  S.  p.  32.  Bourou.  —  Dicaeum  vulneratum  Wall.  ib.  Geram. 

Abbild.  Ei  von  Nectarinia  souimanga.  Ibis  pl.  13.  fig.  1.  — 
Dacnis  venusta  Lawr.  Ibis  pl.  7.  (^  $. 

Sclat  er  giebt  eine  gute  Synopsis  der  Dacnis- Arten.  D.  Hart- 
laubii  ist   eine  Galliste. 


der  Vögel  während  des  Jahres  1863.  19 

TrOChilidae.  Als  neu  wurden  beschrieben:  Aithurus  fuliginosus 
Hill,  Proc.  Ac.  N.  ScPhilad.  p.  285.  Jamaica.  —  Polytmns  Ceciliae 
Benvenuti.  Rev.  p.  207.  Neu -Granada.  —  Mdlisuga  Judith.  Id.  ib. 
Neu-Granada.  —  Mellisuga  Salradori.  Id.  ib.  —  Mellisuga  Ridolß. 
Id.  ib.  Neu-Granada.  (NB.  Benvenuti  kennt  Gould's  Arbeiten 
nicht.)  —  Petasopkora  Cabanidis  Heine.  Gab.  Journ.  p.  182.  Costa - 
rica.  —  Agyrtria  terpua.  Gab.  ib.  p.  184,  Bogota.  —  Eranna  jncunda. 
Id.  ib.  Ecuador.  —  Decimastes  Schliephackei.  Id.  ib,  Ecuador.  — 
Androdon  aequatorialis  Gould.  Ann.  Mag.  N.  H.  p.  246.  Ecuador. 
Höchst  interessante  neue  Form. 

Hübsche  Notiz  über  Phaetornis  bei  Bat  es  1.  c.  p.  163;  über 
Trocliiliden  überhaupt  ebenda  p.  183  und  über  Tr.  macrourus  II.  p.28. 

F  erdin.  He  ine's  Aufsatz  ,,Trochilidica"  in  Caban.  Journal 
p.  173  zeugt  von  eingehendem  Studium  der  Colibri's  und  wird  den 
Specialisten  sehr  willkommen  sein. 

Melliphagidae.  Ueber  die  Fortpflanzung  von  Psophodes  crepi- 
tans  schrieb  A.  Dobree  im  5ten  Bande  der  Transact.  Roy.  Soc. 
of  Victoria. 

Neue  Arten :  Tropidorhynchus  bouroncnsis  Wall.  Proc.  Z.  S. 
p.  31.  —  Dicaeum  igniferum  Wall.  ib.  p.  494.  Flores.  —  Ptilotis  ri- 
rescens  Wall.  ib.  Lombock.  —  Speirops  vielanocephalus  Gray,  Ann. 
Mag.  N.  H.  Dec.  Cameroons.  —  Zosterops  erythropleura  Swinh.  Pro- 
ceed.  p.  203.  Nord-China.  —  Z.  intermedius  Wall.  ib.  p.  493.  Lom- 
bock. —  Z.  awrei/rons  Wall.  ib.  Flores  undSumbava.  —  Z.  atrifrons 
Wall.  ib.  Menado.  —  Z.  Grayi  Wall.  ib.  Ke-Island. 

CertWadae.  Neue  Arten:  Hypherpes  corallirostris  Newt.  Pro- 
ceed.  p  85.  pl.  13.  Madagascar.  (Auch  Ibis  p.  342.)  —  Citta  Krüperi 
v.  Pelz.  Sitzungsber.  d.  Kaiserl.  Acad.  der  Wiss.  in  Wien,  Bd.  48. 
Smyrna.  Sehr  interessante  neue  Art:  pileo  nigro.  —  Synallaxis 
striata  Phil.  u.  Landb.  in  diesem  Arch.  p.  120.  Cordillere  von  Arica. 
—  Dendrornis  nana  Lawr.  Panama.  —  Cyphorhinus  Latcrencii  Sclat. 
Ann.  Lyc.  N.-Y.  VIII.  Neu-Granada.  —  Thryothorus  petenicus  Sclat. 
Proceed.  Z.  S.  p.  187.  Peten  in  Guatemala. 

Ueber  den  Gesang  von  Troglodytes  furcus  vergl.  Bates  1.  c. 
I.  p.  15  und  derselbe  über  Cyphorhinus  cantans,  II.  p.  401. 

Prof.  Reinhard  schreibt  sehr  instructiv  über  Troglodytes 
horealis  der  Färör.  Vidensk.  Meddelels.  p.  337—339.  Scheint  un- 
bedingt gute  Art. 

Deutirostres. 

Lusciniadae  —  Malurinae.  Ueber  die  Fortpflanzung  von 
Ctipiturus  malachurus  schrieb  E.  P.  Ramsay.  Ibis  p.  177. 

Neue  Arten :  Graminicola  bengalensis  Jerd.  Ibis  p.  177.  Ganges. 


20        Hartlaub:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

—  Drymoica  flavirostris  Swinh.  Ibis  p.  300.  Formosa.  —  Sphenoeacus 
Alexinae  Heugl,  Gab.  Journ.  Bahr-el-Ghasal.  —  Camaroptera  nata- 
lensis  nob.  Ibis  pl.  8.  fig.  1.  Natal.  —  Megalurus  timoriensis  Wall. 
Proc.  Z.  S.  p.  419.  —  Cisticola  rnstica  Wall.  1.  c.  Bourou  —  Ci- 
sticola  Ayresii  nob.  Ibis  p.  325.  pl.  8.  fig.  2.  Natal.  —  Cisticola  fnsci- 
capilla  Wall.  1.  c.  p.  489.  Timor,  Flores.  —  Drymoica  sylvestris 
Heugl.  1.  c.  Bahr-el-Ghasal.  —  Prinia  Adamsi  Jerd.  Birds  of  Ind. 
II.   p.llO. 

Man  vergl.  nochSwinhoe  über  Drymoica  extensicauda,  Pri- 
nia sonitans  und  Cisticola  volitans.     Ibis  p.  500. 

Sylviinae.  Neue  Arten:  Calamoherpe  ISewtoni  nob.  Ibis 
p.  344.  Madagascar.  —  Sylia  Ficcioli  Benven.  Rev.  p.  206.  Brasi- 
lien (?Ref.  Hylophilus?  Nemosia?)  Fhyllopneuste  xanthodryas  Swinh. 
Proc.  Z.  S.  p  296.  Amoy.    —    Calamoherpe  fumigata  Sw.  ib.  Amoy. 

—  Calamodyta  sorghophila  Swinh.  ib.  Amoy.  —  Loctistella  macropus 
Sw.  ib.  Amoy.  —  Locustella  minuta  Sw.  ib.  Amoy. 

Abbild.  Ei  von  Calamoh.  Newtoni.  Ibis  pl.  13.  fig.  3.  —  Ei 
von  Ellisia  typica  ib.  fig.  6. 

Laufossi  aus  Lodi  über  Calamoherpe  und  Hippolais  in  Atti 
Soc.  Ital.  Sc.  natur.  Vol.  IV.  p.  103. 

Lusciniopsis  japonica  Cass.  ist  nach  Swinhoe  =  ochoteusis 
Middend.  und  L.  Hendersonii  Cass.  scheine  ihm  =  macropus  Sw. 
zu  sein. 

Swinhoe  beschreibt  zuerst  das  ausgefärbte  Kleid  von  Lar- 
vivora  gracilis.  Ibis  p.  92. 

Ueber  Alcippe  brunnea  und  Morrisonia  vergl.  Swinhoe  Ibis 
p.  296.  Ebenders.  über  andere  Sänger  Chinas.    Ibis  p.  307. 

Motacillinae.  Ueber  die  Fortpflanzung  von  Ephthianura 
albifrons  schrieben  Ramsay  im  Ibis  p.  178  undDobree  in  Trans- 
act.  Roy.  Soc.  of  Victoria  Vol.  V. 

Ueber  Motacilla  luzoniensis,  lugubris,  boarula,  ocularis  und 
flava  auf  Formosa  schrieb  Swinhoe  Ibis    p.  309. 

Neue  Art:  Anthus  »nerfiws  Wall.  Proceed.  Z.  S  p.  488.  Timor, 
Lombock. 

Saxicolinae.  Ueber  die  Fortpflanzung  von  Origma  rubri- 
cata  schrieb  Ramsay,  Ibis  p.  445. 

Ueber  Gervaisia  albospecularis  vergl.  E.Newton  Ibis  p.  345. 
Lebensweise,  Fortpflanzung  u.  s.  w- 

Nene  Arten  :  Larvivora  sibilans  Swinh.  Proceed.  Z.  S.  p.  292. 
Macao.  —  Trihura  squamiceps.  Id.  ib.  Canton.  —  Ruticilla  pectora- 
lis  Heugl.  Gab.  Journ.  p  165.  Bahr-el-Abiad.  —  Saxicola  dnmetoria 
Wall.  Proceed.    p.  490.  Lombock.    —    Bradyornis    Spehei  nob.  Proc. 


der  Vögel  während  des  Jahres  1863.  21 

p.  105.  Kazeh,  Ostafrika.  —  Rhodophila  melanoleuca  Jerd.  Birds  of 
Ind.  II.  p.  128.  Am  Ganges  um  Caragola.  —  Saxicola  albigularis 
V.  Pelz.  Sitz  Ber.  d.  Kais.  Akad.  d.  Wiss.  in  Wien,  Bd.  48.  Smyrna. 
Krüper,     (Tristram  sammelte  diese  Art  im  Jordanthale.) 

Abbild.  Ei  von  Pratincola  sybilla.  Ibis  pl.  13.  fig.  2.  —  Ei 
von  Gervaisia  albospecularis  ib.  fig.  4. 

Sylvicolinae.  Neu:  Dendroeca  niveiventris  Sclat.  Prcceed. 
p.  187.  pl.  24.  fig.  2.     Guatemala. 

Acce  ntorinae.  Neue  Arten:  Gerxjgone  morn«««  Wall.  Pro- 
ceed.  Z.  S.  p.  490    Timor.  —  Gerygone  sulphurea  Wall.  ib.  Sula-Island. 

—  G.  superciliosaVioW.  ib.  Timor. 

Parinae.  Neu:  Lophophanes  Beavani  Jerd.  Birds  of  Ind.  II. 
p.  275.  —  Parus  Atkinsoni  Jerd.  ib.  p.  276.  Sikkim.  —  Cardellina 
versicolor  Sclat.  Proceed.  p.  188.  pl.  24.   fig.  1.  Guatemala. 

Ueber  Parus  castaneiventris  Gould  auf  Formosa  vergl.  S  w  i  n- 
hoe  Ibis  p.  295  und  Ann.  p.  160. 

Turdidae.  —  Formicarinae.  Neue  Arten:  Formicivora  vir- 
gala  Lawr.  Ibis  p.  182.  Panama.  —  Myrmelastes  corvinus.  Id.  ib. 
Panama.  —  Pithys  bicolor  Lawr.  (früher  leucaspis  Sclat.).  Neu- Gra- 
nada. Ann.  Lyc.  New-York.  Neu-Granada. 

Turdinae.  Ueber  die  Drosseln  Formosa's  vergl.  Swinhoe 
1.  c.  p.  274. 

Neue  Arten:  Cichladusa  arquata  Pet.  Monatsb.  d.  Berl.  Acad. 
für  März  1863.  Mossambique.  Nahe  verwandt  mit  Heuglin's  Cra- 
teropus  guttatus.  —  Cossypha  Isabellae  Gray.  Ann.  Mag.  Dec.  1862. 
Cameroons.    —    Orecetes  gularis  Swinh.  Ibis  p.  93.  pl.  3.  Nordchina. 

—  Turdus  horlulorum  Sclat.  Ibis  p.  196.  Macao.  —  Mimus  Hillii 
March.  Proceed.  Ac.  N.  Sc.  Philad.  p.  291.  Jamaica.  —  Anthocichla 
Phayrei  Blyth.  Burmah.  J.  As.  Soc.  Beng.  1862.  —  Orcocincla  Hancli 
Swinh.  1.  c.  p.  275.  Formosa.  —  Pitta  rvbrinucha  Wall.  Ann.  p.  133- 
Bourou.  —  Pitla  crassirostris  Wall.  ib.  Sula-Inseln. 

Abbild.     Pitla  banghana  Schleg.  Vog.  Nederl.  Ind.  I.  pl.  2.  fig.  5. 

—  P.  celebensis  ib.  pl.  4.  fig.  4  u.  5.  —   F.  Macklolli  ib.  pl.4.  fig.  3. 

—  P.  cyanoptera  ib.  pl.  4.  fig.  1.    —  P.  megarhyncha  ib.  pl.  4.  fig.  2. 

—  P.  concinna  ib.  pl-  3.  fig.  1.  —  P.  brachyura  ib.  pl.  3.  fig.  2 
und  3.  —  P.  Vigorsii  ib.  pl.  3.  fig.  2  und  3.  —  P.  renusta  ib.  pl.  5. 
fig.  4  u.  5.  —  P.  cyamirn  ib.  pl.  6.  fig.  2  u.  3.  —  P.  Schwaneri  ib. 
pl.  6.  fig.  4.  —  P.  eleqans  ib.  pl.  5.  fig.  4  u.  5.  —  P.  caerulea  ib. 
p.  1.  fig.  1,  2,  3.  —  P.  maxima  ib.  pl.  1.  fig.  4.  —  P.  atricapilla  ib. 
pl.  2.  fig.  2  u.  3. 

E 1 1  i  0  t's  schönes  monographisches  Kupferwerk  über  die  Pitta 's 
ist  zum  Schluss  gekommen.  31  Tafeln.  Ohne  Abbildung  blieb  nur 
Pitta  crassirostris  Wall. 


22        Hartlaub:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Notes  on  the  Mimidae  (?)  of  Jamaica  by  Rieh.  Hill.  Proceed. 
Ac.  N.  Sc.  of  Pliilad.  p.  304. 

Wallace  sammelte Pitta  Vigorsii  (Grould  B,  of  Austr.  Vol. IV. 
pl.  2)  auf  Banda. 

Ueber  CinclusPallasii  auf  Formosa  vgl.  Swinhoe  1.  c.  p.  272. 

Petrocincla  cyanea  ist  gemein  in  ganz  Burmah.  Bl. 

Timaliina e.  Ueber  Myiophoneus  insularis,  Garrulax  taiva- 
nus,  Garrulax  poecilorhynchus,  Pomatorhinus  musicus  und  Pomat. 
erythrocnemis  vergl  Swinhoe's  Mittheilungen  im  Ibis  p.  278 — 284. 

Neue  Arten:  Alcippe  hrunnea  Gould  Ann.  Mag.  p.  160.  For- 
mosa. —  Pomaforhinns  erythrocnemis   Gould  ib.  Formosa. 

Ueber  Drymocataphus  bivittatus  auf  Timor  vergl.  Wallace 
Proceed.  Z.  S.  p.  489. 

Pycnonotinae.  Neue  Arten:  Pycnonotus  familiaris  Blyth. 
J.  As.  S.  B.  —  Criniger  myslacalis  Wall.  Proceed.  Z.  S.  p.  28.  Bou- 
rou.  —  Trichophorus  tephrolaemus  Gray,  Proc.    Z.    S.  Cameroens. 

Abbild.     Ei  von  Hypsipetes  ourovang.  Ibis  pl.  13.  flg.  5. 

Oriolinae.  Ueber  die  Fortj^flanzung  von  Mimeta  viridis 
um  Sydney  schrieb  E.  P.  Bamsay.  Ibis  p.  179. 

Ueber  Mimeta  bourouensis  und  deren  merkwürdige  Analogie 
mit  Tropidorhynchus  bourouensis  schrieb  sehr  interessant  Wallace. 
Proceed.  Z.  S.  p.  26.  Ebenso  verhält  sich  Mimeta  Forsteri  zu  Tro- 
pidorhynchus subcornutus  auf  Ceram. 

Tyrannidae.  Neue  Arten:  Myiozelefes  marginatus  Lawr.  Ibis 
p.  182.  Panama.  —  Myiohius  atricaudiis.  Id.  ib.  Panama.  —  Platy- 
rhynchus  svperciliaris.  Id.  ib.  Panama.  —  Dasycephala  albicauda 
Phil.  u.  Landb.  Trosch.  Arch.  p  132.  Peru.  —  Rhynchocyclus  flavo- 
olivaceus  Lawr.  Ann.  Lyc.  N.-Y.  VIII.  part  4.  Neu-Granada.  —  Elac- 
nia    arenarum    Sclat.    Proceed.  Z    S.    p   190.  Costarica. 

Ueber  die  Lebensweise  der  Dasycephala  livida  und  maritima 
berichten  sehr  ausführlich  und  hübsch  Phil,  u    Landb.  1.  c. 

Muscicapidae.  In  der  Sitzung  der  Societe  Italiana  di  Science 
naturali  sprach  Lanfossi  über  Muscicapa  albicollis,  luctuosa  und 
speculigera,  die  er  sämmtlich  für  eine  und  dieselbe  Art  erklärt. 
Wir  theilen  diese  Ansicht  nicht.     (Atti  etc.  1863.  Vol.  4.) 

Ueber  Myiagra  azurea  auf  Formosa  vergl.  Swinhoe  Ibis 
p.  261.     Lebensweise,  Fortpflanzung. 

Neue  Arten:  Monarcha  ?ortca?a  Wall.  Proceed.  Z.  S.  p.  29. 
pl.  6.  Bourou.  —  RhipifJura  bouronensis.  Id.  ib.  p.  29.  —  Myiagra 
rnßynla  Wall.  ib.  p.  491.  Timor.  —  Rhipidura  dilula.  Id.  ib.  Flores. 
—  Erythrosterna  hrunneicauda  Newt.  Ibis  p.  347.  (Proceed.  p.  180). 
Madagascar.  —  Hyliota  orientalis  Heugl.  Gab.  Journ.  p.  274.  Bahr- 
Fertit.  O.-Afr.  —  Muscicapa  tnelanura  Heugl.  ib.  Am  Djur. 


der  Vögel  während  des  Jahres  1863.  23 

Vireoninae.  Neue  Arten:  Vireosylvia  atripennis  Lawr. 
Proc.  Acad.  Nat.  Sc.  of  Philad.  p.  106.  Sombrero -Island.  —  Vireo 
pallens  Sclat.  Proceed.  Z.  S.  p.  188.  Nicaragua,  Costarica.  —  Vireo 
ochraceus  Sclat.  1.  c.  Peten  in  Guatemala. 

Ampelidae.  Neue  Arten:  Pachxjcephala  mentalis  Wall-  Proc. 
Z.  S.  p  30.  Batchian,  Gilolo  —  Pachyccphala  fuholincla.  Id.  ib.  p.  492. 
Flores.  —  Lipangus  albocjriseus  Lawr.  Ann.  Lyc.  N.-Y.  Neu-Granada. 

—  Pipra  leucorkoa  Sclat.  Proceed.  p.  63.  pl.  10.  Neu-Granada. 

Eine  Notiz  über  die  Tauzgewolmheiten  der  Pipra's  bei  Bat  es 
I.  p.  254.  (P.  cornuta  Sp.) 

Ebendaselbst  über  Cephalopterus  ornatus  IL  p.  283.    c.  fig.  cap. 

Laniidae.  Leber  eine  Varietät  von  Lanius  Schach  auf  Formosa 
schrieb  Swinhoe  1.  c.  p.270. 

Neue  Arten:  Dryoscopus  funebris  nob.  Proceed.  Z.  S.  p.  105. 
Meninga  in  Ostafrika.  —  Dryoscopns  hatnahis,  iiob.  ib.  von  Kazeh. 
(Beide  Arten  von  S  p  e  k  e  entdeckt.) 

C  e  blep  yrin  ae.  Neue  Arten:  Campeplaga  mar^imafa  Wall. 
Proceed.  Z.  S.  p.  31.  Bourou.  —  Graucalvs  rex  pineti  Swinh.  Ibis 
p.  265.  Formosa.  —    Chaplia  brauneana  Swinh.  ib.  p.  269.  Formosa. 

—  Pericrocotus  griseogularis  Gould.  Ibis  p.  263.  Formosa.  —  Peri- 
crocotus  sordidus  S)winh.  ib.Amoy. —  Pericrocotus  cantonensis  Swinh 
ib.  —  Pericrocotus  exul  Wall.  Proceed.  p.492.  Lombock. 

Ueber  Edolius  bimaensis  auf  Lombock,  Sumbava  und  Flores 
vgl.  Wallace  in  Proceed.  p.492. 

Swinhoe  über  Chibia  hottentotta  bei  Peking.  Ibis  p.96. 

Abbild.     Ei  von  Dicrurus  forficatus.  Ibis  pl.  13.  fig.  7. 

C.  Giebel:  Zur  Osteologie  der  Gattung  Ocypterus.  Zeitschr. 
f.  ges.  Naturwiss.  Bd.  21.  p.  140 — 145. 

Corvidae.  Neue  Arten:  Dendrocilta  Bmjleyi  Tytl.  Ibis  p.  119, 
Andamanen.  —  Lycocorax  morotensis  Schleg.  Ibis  p.  119.  Insel  Mo- 
retai.  —  Vrocissa  caerulea  Gould  Ann.  p.  162.  Formosa. 

Ueber  Corvus  senex  und  Corvus  fuscicapillus,  zwei  sehr  ver- 
schiedene Arten,  schrieb  Wallace.  Ibis  p.  100.  Erstere  bewohnt 
Neu-Guinea,  letztere  die  Aru-Inseln  und  Waigion. 

Picathartes  wurde  kürzlich  durch  Nagtglas  von  der  Gold- 
küste an  das  Leidner  Museum  eingeschickt.     Schleg.  in  litt. 

P].  Schutt:  ,,Zur  Fortpflanzung  von  Nucifraga  caryocatactes." 
Caban.  Journ.  p.  170.     Nest  und  Eier. 

Ueber  Corvus  splendens  in  Burmah  u.  s.  w.  und  dessen  Rassen 
vergl.  Blyth  und  Blanford.     Journ.  As.  Soc.  of  Beng. 

Paradisidae.  Wallace's  Abhandlung  über  die  Paradiesvögel 
wurde  ins  Holländische  übersetzt.  Nederl.  Tijdsk.  Dierk.  L  p.XXXV. 


24        Hartlaub:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 


Couirostres. 

Stnrnidae.  Schlegel  behandelt  die  Gattung  Gracula  mo- 
nographisch. Nederl.  Tijdsk.  Dierk.  I,  Sieben  Arten:  1)  G.  reli- 
giosa  pl.  1.  fig.  1.  Unterindien,  Ceylon.  2)  G,  venerata  ib.  fig.  2. 
Sumbava,  Flores.  3)  G.  javanensis  ib.  fig.  3.  Malacca,  Java,  Suma- 
tra, Borneo.  4)  G.  intermedia  ib.  fig.  4.  Bengalen,  Nepal,  Tenasse- 
rim.  5)  G.  Lidthi  Schi.  n.  sp.  fig.  5.  6)  G.  ptilogenys  ib.  fig.  7. 
Ceylon.  7)  G.  Dumontii  ib.  fig.  8.  Neu- Guinea  und  Aru-Inseln,  und 
8)  G.  pectoralis  ib.  Neu-Guinea. 

Neue  Arten:  Leistes  albipe^  Phil.  u.  Landb.  Trosch.  Archiv 
p.  128.  Peru,  Küstenregion.  Angenehmer  Gesang.  —  Sturnopastor 
superciliaris  Blyth  J.  As.  S.  B.     Pegu. 

Fringillidäd.  —  Ploceinae.  Neue  Arten:  Spermestes  rufo- 
dorsalis  Peters  in  Cab.  Journ.  p.  401.  Inhambane.  —  Estrelda  mela- 
nogastra  Heugl.  Cab.  Journ.  p.  273.  Djur  und  Kosanga.  —  Lagono- 
sticta  nigricollis  Heugl.  ib.  Djur.  —  Euplectes  phoenicomerus  Gray. 
Cameroons.  —  Estrelda  ßavidiventris  Wall.  1.  c.  Timor,  Flores.  — 
Estrelda  paludicola  Heugl.  1.  c.  p.  166.  —  Bahr-el-Ghasal.  —  E. 
rhodopsis  Heugl.  ib.  Bahr-el-Ghasal  — Sporaegintkus  miniatus  Hexigl. 
ib.  —  Vidua  eques,  nob.  Proc.  Z.  S.  p.  106.  pl.  15.  Kazeh.  —  Neli- 
curvius  fuscicollis  Beichb.  Singvöggl  p.  71.  fig.  263 — 265.  Java.  — 
N.  emberhitws  Rchb.  ib.  fig.  269—172.  Ceram.  (?  Ref.)  —  Ploceolus 
taenioptervs  Rchb.  ib.  fig.  281 — 282.  Sudan.  —  Ploceus  cyclospiltis 
Rchb.  ib.  fig.  295 — 296.  Süd- Afrika.  —  Ploceus  ckloronolns  Rchb. 
ib.  fig.  304—305.  West-  und  Süd-Afrika.  —  Ploceus  Brandtii  Rchb. 
ib.  fig.  306.  Süd-Afrika.  —  Xanthophihis  sulfureus  Rchb.  ib.  fig.  313. 
China  (?Ref.). 

lieber  Coliuspasser  phoeniceus  vergl.  Heuglin  Cab.  Journal 
p.  168.     Beschreibung  der  verschiedenen  Kleider. 

Tanagrinae.  Neue  Arten:  Pitylus  albociliaris  Phil.  u.  Landb. 
Trosch.  Arch.  p.  122.  Peru.  5000'  hoch.  —  Pipilo  virescens  Ref.  Cab. 
Journ.  p.  228.  Mexiko.  =  Tanagra  melanops  Licht.  —  Calliste  Doicii 
Sclat.  Proceed.  Z.  S.  p.  168.  Costarica.     Auch  Ibis  p.  12- 

Coccothraustinae.  Neue  Arten:  Ligurnus  rufobrujineus 
Gray.  Proceed.  Z.  S.  West-Afrika,  Sabine.  —  Spennophila  semicol- 
/cf»-/s  Lawr.  Neu-Granada.  —  Spermophila  schistaceahawr.  1.  c.  Neu- 
Granada.  —  Phonipara  Marchii  Baird.  Proc.  Acad.  Philad.  p.  297. 
Jamaica.  —  Munia  topela  Swinh.  Ibis  p.  315.  Formosa.  —  Munia 
pallida  Wall.  Proc.  p.  495.  Lombock,  Flores.  —  Ämadina  insularis 
Wall.  ib.  Timor,  Flores. 

G.  R.  Gray  beschrieb  mas  ad.  von  Ligurnus  olivaceus  nach 
Exemplaren  von  Cameroons.  (Burton.) 


der  Vögel  wähi'cud  des  Jahres  1863.  25 

Fringillinae.  Neue  Arten:  Spizella  pinetorum  SciaX.Vroo. 
Z.  S.  p.  189.  Peten.  —  Ammodromus  pelenicus  Sei.  ib.  —  Junco  al- 
ticola  Sei.  ib.  Guatemala.  —  Chnjsomitris  atriceps  Sei.  ib.  p.  190. 
Quesaltenango.  —  Strobiliphaga  Burtoni  Gray.  Proc.  Z.  S.  Came- 
roons.  —  Propasser  frontalis  Bl.  J.  As.  S.  Beng.  u.  Jerd.  Birds  of 
India  11,  p.  403.  Sikkim.  —  Propasser  Murrayi  Bl.  ib.  Gwalior. 

Abbild.  Fringilla  Morelefti  Pueher.  in  Dubois  Ois.  d'Eur. 
non  observ.  en  Belg.  pl.  105  a.     Originalabbildung. 

üeber  die  enorme  Verbreitung  von  Passer  montanus  in  Indien 
sehe  man  Blyth.  Zur  Regenzeit  häufig  in  den  Strassen  vonAkyab; 
auch  bei  Singapore.  Um  Thayet-Myo  am  Iwawaddi  sind  P.  mon- 
tanus und  P.  domesticus  gemein. 

Nach  Elliot  Coues  käme  Linaria  flolbölli  auch  in  Nord- 
Amerika  vor.  Sei  aber  nur  als  Spielart  zu  betrachten.  Proceed. 
Ac.  Sc.  of  Philad.  p.41.  — L.  exilipes  sei  und  bleibe  eine  gute  Art. 

Emberizinae.  üeber  Emberiza  pithyornus  und  E.  Stra- 
cheyi  bei  Peking  vergl.  Swinhoe.     Ibis  p.  95. 

Neu:  Chlorospiza  erythronota  Phil.  u.  Landb.  in  Trosch  Arch. 
p.  121.  Cordillere  von  Peru,  14,000'  hoch. 

Alaudinae.  Neue  Arten :  Macronyx  striolata  Heugl.  Caban. 
Journ.  p.  164.  Bahr-el-Ghasal.  —  Alatida  pekinensis  Swinh.  Ibis  p.  95. 
—  Alauda  intermedia  Sw.  ib.  Shanghae.  —  Anthus  Blakistoni,  Swinh. 
1.  c.  p.  90.  Jang-tse-Kiang.  —  Anthus  Gustari  Sw.  ib.  Amoy.  —  Me- 
qalophonus   rostratus  nob.  Ibis  p.  326.  pl.  9  fig.  opt.  Natal. 

D  e  s  m  u  r  s'  über  die  Pyrrhulauda-Arten  und  ihre  Eier.  Rev. 
Zool.  p.  209.     Sind  wirkliche  Lerchen. 

E.  V.  Harcourt  schreibt  im  Ibis  p.  230  gegen  Bolle,  des- 
sen Anthus  Berthelotii  nichts  sei  als  A.  pratensis. 

Ueber  das  Vorkommen  von  Anthus  rufescens  in  England  siehe 
G.  Dawson  Rowley.     Ibis  p.  37. 

Swinhoe  hält  Cassin's  Anthus  japonicus  für  A.  cervinus  im 
Winterkleide.     Ibis  p.  443. 

Otocorys  penicillata  bei  Peking.     Swinhoe  Ibis  p.  95. 

Pyrrhulinae.  E.  Blyth:  .Note  on  the  genus  Pyrrhula." 
Ibis  p.  440.  Sieben  Arten.  Pyrrhula  erithacus  ist  eine  neue  Art 
aus  den  Bergen  Nepals,  pl  fig.  opt.  Yergl.  auch  Jerd.  Birds  of 
hidia  II.  p.  389. 

Seansores. 

Bacerotidae.  Schlegel  über  Buceros  Nagtglasi.  Nederl. 
Tijdschr.  Dierk.  I.  p.  56.  pl  2  und  id.  ib.  über  B.  pulchirostris  Schi, 
pl.  4.     Beide  von  der  Goldküste. 

Fsittacidae.    Neue  Arten:  Lophochroa  Leari  0.  Finsch  1.  c.  ist 


26        Hartlaub:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

=  Cacatua  Ducorpsii  H.  Jacq.  —  Lophochroa  Goffini.  Id.  Vaterland 
unbebannt.  —  Psitlacvs  gnttatus  et  Ps.  Benisteini  v.  Rosenb.  Na- 
tuurh.  Tijdschr.  Nederl.  Indie.  Deel  25.  p.  145  sind  =  Eos  reticulata 
Müll.  —  Polytelis  Alexandrae  Gould,  Proc.  Z.  S.  p.  232.  Centralau- 
stralien.  —  Loriculus  floscnlus  Wall.  Proc.  Z.  S.  p.  488.  Flores.  — 
Phaeocephalus    Versteri  Goff.    Guina   ist  nur  Varietät  von  senegalus. 

—  Vaza  melanorhyncha  Finsch.  von  Madagascar,  ist  der  gewöhnliche 
Vaza.  —  Tanygnathns  afßnis  Wall.  Proceed.  p.  19.  Ceram  und  Bou- 
rou.  —  Cacatua  Eleonora  0.  Finsch.  Ned.  Tijdschr,  Dierk.  3.  ist 
=  Plyctolophus    macrolophus  v.  Rosenb.  Mysol,  Salwattie. 

Phaeocepkalos  xanthoplerus  Heugl.  Gab.  Journ.  p.  271  vom 
Djur  ist  wahrscheinlich  nur  Meyeri.  —  Agapornis  xanthops  Heugl. 
von  Bahr-Fertit  u.  s  w.,  ist  jun.  av.  von  pullaria.  —  Psittacus  ci- 
treocapillus  Heugl.  ist  =  flavifrons  Rüpp. 

lieber  die  Papageien  Indiens  vergl,  Blyth  im  Ibis  p.  1.  10 
Palaeornis,  1  Psittinus,  3  Loriculus. 

Dr.  J.  Haast  über  Strigops  habroptilus.  Verhandl.  d,  zool.- 
botan.  Gesellsch.  in  Wien  1863.  p.  1115.     Höchst  interessant. 

Gerard  Krefft  schreibt  über  die  Lebensweise  von  Caly- 
ptorhynchus  xanthonotus.     Ibis  p.  117. 

Von  Dasyptilus  Pesqueti  ist  jetzt  ein  prachtvolles  Exemplar 
in  der  Sammlung  zu  Leiden.  Dasselbe  stammt  wahrscheinlich  von 
Salwattie. 

Otto  Finsch:  ^Naamliyst  der  in  de  Diergaarte  te  Amster- 
dam levende  Papegaaien."     Nederl.  Tijdschr.  Dierk.  Abth.  1. 

Ueber  Macrocercus  macao  und  Deroptyus  coronatus  vergl. 
Bäte  s  1.  c.  I.  p.  227.  Und  über  Conurus  gujanensis  id.  ib  II.   p.  103. 

Ficidae.  Neue  Arten:  CampephiJus  Bairdii  Cass.  Proceed.  Ac. 
N.  Sc.  Philad.  p.  322.  Cuba.  —  Polipicus  Ellioti  Cass.  ib.  vom  Muni 
W.-Afrika.  —  Picus  scintilliceps  Swinh.  Ibis  p  96.  Peking.  —  Bra- 
chypternus  fokensis  Swinh  ib.  p.  87.  Toschow,  —  Picns  kaleensis  Sw. 
ib.  p.  390.  —  Picus  insularis  Gould  Proc.  Z.  S.  Formosa.  —  Geci- 
nus  tankolo  Gould  ib.  Formosa.  —  Celeus  squamatus  Lawr.  Ib.  p.  184. 
Panama.  —  Picus  Orizabae  Cass.  Proc.  Ac.  Phil.  p.  196.  Mexiko.  — 
Picus  vagatus.  Id.  Transact.  Ac.  Phil.  pl.  52.  fig.  1.  Mexiko.  —  Ge- 
cinulus  viridis  Blyth.  J.  As.  Soc.  Beng.  Burmuh.  —  Mulleripicus 
Feddeni  Blanf.  ib.  Burmah.  —  Mulleripicus  Hodgei  Blyth.  Ib.  Anda- 
manen.  —  Picus  Blanfordi  Bl.  (?  Rasse  von  mahrattensis)  1.  c.  Bur- 
mah. —  Celeus  mentalis  Cass.  Transact.  Acad.  Philad.  pl.  52.  fig.  2. 
Neu-Granada    —    Picus  Malherbii   Cass.  ib.    pl.  51.  fig.  3.  Zanzibar, 

—  Campethera  vestila  Cass.  ib.  pl.  57.  fig.  2.  St.  Paul's-Fluss,  West- 
Afrika.  —  Dendrotypes  nesiotes  Cab.  H.  Picid.  p.  49.  Formosa.  — 
Jpoctonus  lepidus.   Id.    ib.    p.  118.    Abysßinien.    —    Fhaeonerpes  Rei~ 


der  Vögel  während  des  Jahres  1863.  27 

chenbachii  Cab.  H.  ib.  p.  141.  Cura^ao.  —  Campias  affilis.  Id.  ib. 
p.  147.  Rio-  Napo.  —  Campias  scdulus.  Id.  ib.  p.  153.  Guiana.  — 
Chrysoptilus  punctipeclus.  Id.  ib.  p.  1G3.  Venezuela  —  Picumnus  le- 
pidotus    Cab.  H.  p.  14.     —    Picummis  pumilus.    Id.  ib.  p.  16. 

J.  Gas  sin:  „Notes  on  the  Picidae  of  the  Philadelphia  Col- 
lection."  Proceed.  Acad.  N.  Sc.  of  Philad.  p.  194.  Sehr  werthvoU. 
Audubou's  Picus  Phillipsii  und  P.  Martinae  seien  jun.  av.  von  P.  ca- 
nadensis. 

Der  zweite  Theil  des  4ten  Bandes  des  „Museum  Heineanum" 
umfasst  die  Spechte.  Es  krankt  diese  umfangreiche  höchst  fleissige 
und  verdienstliche  Arbeit  mehr  als  je  eine  zuvor  am  ..delire  gene- 
rique."  Die  Familie  der  Spechte  ist  eine  der  am  besten  bearbeite- 
ten in  der  Ornithologie. 

Capitonidae.  Die  schöne  monographische  Abhandlung  über 
diese  Gruppe  in  Schlegel's  Musee  des  Pays-Bas  hat  einen  talent- 
vollen leider  für  die  Wissenschaft  zu  früh  verstorbenen  jungen  Or- 
nithologen,  Herrn  Goffin,  zum  Verfasser. 

Neue  Arten :    Megalaema    chrysopis  Goffin  1.  c.    p.  15    Borneo. 

—  Megalaema  nuchalis  GouldProc  Z  S.  Formosa.  —  Trachyphonus 
Goffini  Schleg.  Mus.  Pays-Bas,  Bucc.  p.  73.  Goldküste. 

Cuculidae.  Museum  Heineanum  pars IV.  p.  1  bis  123.  Cucu- 
lidinen  von  F.  Heine  jun.  Sehr  kritisch  und  eingehend  behan- 
delt diese  Arbeit  eine  der  schwierigsten  unter  den  Hauptgruppen 
der  Scansores. 

Neue  Arten :  Cacomantis  threnodcs  Cab.  H.  1.  c.  p.  19.  Malacca. 

—  Cacomantis  infaustus  Cab.  H.  ib.  p.  23.  Mysol.  —  Hierococcyx 
pectoralis.  Id.  ib.  Philippinen.  —  Cnculus  Heuglini.  Id.  ib.  p.  42. 
Bahr-al-Abiad.  —  Cuculus  hypopinarus.  Id.  ib.  Cap.  (Edolio  jeune, 
Levaill.)  —  Pyrrkococcyx  mesurus.  Id.  ib.  p.  23.  Bojota.  —  Pyrrho- 
coccyx  pallescens.  Id  ib.  p.  86.  Nord-Brasilien.  —  Pynhocentor  uni- 
rufus.  Id.  ib.  p  118.  Philippinen.  —  Cuculus  Kelungensis  Swinh. 
Ibis  p.  394.  Formosa.  —  Cacomantis  querulus  Gab.  H.  p.  352.  Nepal. 

—  Cuc.  telepkonus.  Id.  ib.  Japan.  —  Cuc-  mesites.  Id.  ib.  Java.  — 
Cuc.  concretns.  Id.  ib.  Borneo.  —  Coccyzusa  gracilis.  Id.  ib.  p.  356. 
Ecuador. 

Zahlreiche  Beweise  für  die  parasitischen  Gewohnheiten  von 
Coccyzus  glandarius  in  Aegypten  bringt  J.  H.  Coc  hrane.  Ibis  p.  361. 
Andere  bei  Stafford  Allen.      Kehi  Zweifel  mehr  möglich! 

Rhamphastidae.  Ueber  Rhamphastos  Cuvieri  vergl.  Bates 
1.  c.  II.  p.  214;  über  die  Rhamphastiden  um  Ega  ebendas.  p.  336. 
Ueber  Pterogl.  Beauharnaisii  ebendas.  p.  343. 


28        Hartlaub:  Bericht  üb,  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Columbac. 

Neue  Arten:  Treron  Floris  Wall,  Proceed.  Z.  S.  p.  496.  Flo- 
res,  Solor,  —  Treron  pnIvervlentaWsiW,  Ibis  p.  319.  Java.  —  Treron 
fjriseicauda  Wall.  1.  c.  Celebes.  Sula- Inseln.  —  Treron  Formosae 
Swinh.  Ibis  p.  396.  —  Treron  nasica  Schleg.  Colomb.  Nederl.  Tijd- 
schr,  Dierk.  I.  p.  63.  Sumatra.  —  Osmotreron  Phayrei  Blyth  J.  As. 
Soc.  B.  Burmah.  —  Leucotrcron  Gironnieri  Desmurs  ="•  Ptilinopus 
Geversi  Schleg.  1.  c.  pl.  3.  fig.  1.  Ibis  p.  120.  —  Phlegoenas  Bartletti 
Sclat.  Proceed.  Z.  S.  p.  377.  pl.  34.  Vaterl.  unbekannt.  —  Ptilinopus 
nlbocinctus  Wall.  Proceed.  pl.  39.  Flores.  —  Ptilinopus  Bernsteini 
Schleg.  1.  c.  von  Batjan  und  Halmahera  (=  foem.  oder  mas  jun.  von 
Carpophaga  formosa  Gray).  —  Ptilinopus  hugonianus  Schleg.  Tijd- 
schr.  Dierk.  pl.  3.  fig.  2.  —  Ptilinopus  insolitus  Schleg.  ib.  fig.  3.  — 
Macropygia  magna  Wall.  Proceed.  Z.  S.  p.  497.  Timor. 

A.  R.  Wallace:  „Note  on  the  Fruit-Pigeon  of  the  genus 
Treron."  Ibis  p.  318.     Die  ächte  aromatica  aufBourou  und  Amboina. 

Schlegel:  „Observations  sur  les  Colombars  voisin  de  Treron 
aromatica  et  vernans."     Nederl.  Tijdschr.  Dierk.  I.  p.  63. 

Didunculus  strigirostris  ist  noch  lebend  auf  der  grossesten 
Insel  des  Samoaarchipels,  Sawai.  Lebend  im  Zoolog.  Garten  zu 
London.  Bennett  in  den  Proceed.  Z.  S.  p.  372. 

dallinae. 

Phasianidae.  Neue  Arten  :  Euplocamus  nobilis  Sclat.  Proceed, 
p.  119.  pl.  16.  Borneo.  —  Euplocamus  Swinhoei  Goald  Ann.  Mag.  N. 
H.  p.  164.  Formosa. 

P.  L.  Sclater:  „List  of  the  species  of  Phasianidae  with  re- 
marks  on  their  geographical  distribution."  Proceed.  Z.  S.  p.  113. 
Schöne  ausführliche  Mittheilung  über  35  Arten  Phasianinen,  8  Pa- 
voninen,  3  Meleagrinen  und  10  Numidinen. 

Tetraonidae.  Neue  Arten:  Bamhusicola  sonorivox  Gould  Proc. 
Z.  S.  Formosa.  —  Perdix  barhata  J.  Verr.  et  Desm.  Proceed.  p.  62. 
pl.  9  und  ib.  p.  370.  foem.  Nertschinsk.  —  Tumix  Blanfordii  Blyth 
J.  A.  Soc.  Beng.  Aracan.  —  Tumix  rufescens  Wall.  Proceed.  p.  497. 
Insel  Samao. 

Ueber  das  noch  Vorkommen  oder  nicht  mehr  Vorkommen  von 
Francolinus  vulgaris  in  Europa  vergl.  Ibis  p.  113. 

Arthur  Nordmann  giebt  Beobachtungen  über  den  Auer- 
hahn  des  Amur  (Tetrao  urogalloides  Midd.)  Bullet.  Soc.  N.  Mose.  34. 
p.  261.  Gänzlich  verschiedene  Lebensweise.  Nordmann  jagte  den 
Vogel  um  Staro-Michailowsk,  200  Meilen  den  Fluss  aufwärts. 


der  Vögel  während  des  Jahres  1863  29 

lieber  Francolinus  icterorhynchus  und  Fr.  Schlegelii  vergl. 
Heug  lin  Caban.  Journ.  p.  275.     Beide  in  Bongo. 

Abbild.     Tetrao  lagopus  pull.  llev.  et  Mag.  Zool.  pl.  9 

W.  K.  Parker:  ,.0n  the  Osteology  of  the  genera  Pterocles, 
Syrrhaptes,  Hemipodius  and  Tinamus.  Proceed.  Z.  S.  Sehr  ausführ- 
liche keines  Auszugs  fähige  Arbeit-     Sehr  werthvoll. 

Cracidae.  Neue  Arten:  Tinamus  guttalus  Natt.  v.  Pelz.  Verh. 
d.  zool. -botan.  Gesellsch.  in  Wien  p.  1126.  Brasilien.  —  Tinamus 
erythropus  Natt.  v.  Pelz.  il).  Brasilien.  —  Titiamus  brevirostris  Natt. 
V.  Pelz.  ib.  Brasilien. 

Ueber  Opisthocomus  vgl.  Bat  es  1.  c.  I.  p.  119  und  über  Crax 
globicera  und  Mitu  tuberosa  ib.  II.  p.  112. 

Pteroclidae.  Dr.  C.  Bolle:  ..Das  kirgisische  Steppenhuhn 
(Syrrhaptes  paradoxus)  in  Deutschland  während  des  Frühlings  von 
1863."'  Ein  Beitrag  zur  ornithologischen  Tageschronik.  Cab.  Journ. 
p.  241.     Und 

Dr.  B.  AI  tum:  „Das  Steppenhuhn  auf  Borkum,"  ib.  Sehr 
interessant.     Lebensweise,  Anatomie  u.  s.  w. 

Ueber  Syrrhaptes  in  Frankreich.      Rev.  et  Mag.  Zool.  p.  320. 

F.  B.  de  Montessus  über  Syrrhaptes  in  Rev.  Zool.  p.  393. 
pl.  24.  25.  mas  et  foem. 

Prof.  Grube  in  der  Bresl.  Zeit.  Dec.  3.  p.  163.  Ueber  Syr- 
rhaptes in  Schlesien  u.  s.  w. 

Struthioues. 

Dr.  A.  Böcking:  „De  Rhea  americana,"'  dissert.  zool.  Bonn. 
31  S.  Wichtiger  Beitrag  zu  unserer  Kenntniss  des  amerikanischen 
Strausses.  Der  Verfasser  lebte  längere  Zeit  in  den  La  Plata  Pro- 
vinzen und  scheint  Lebensweise,  Fortpflanzung,  Verbreitung,  Zäh- 
mung gut  beobachtet  zu  haben.  Rhea  Darwinii  wird  sehr  irr- 
thümlich  als  Lokalrasse  von  Rh.  americana  behandelt.     Auch : 

Dr.  A.  Böcking:  „Monographie  des  Nandu  oder  südameri- 
kanischen Strausses."     Trosch.  Arch.  p.  212. 

P.  L  Sclater:  „Ueber  die  Fortpflanzung  von  Casuarius  Ben- 
netti."     Proceed.  Z.  S.  p.  518.  pl.  42.  pull. 

P.  L.  Sclater:  „Notes  on  the  method  of  incubation  among 
the  Birds  in  the  order  Struthionesetc"  Proceed.  Z.  S.  p.  233.  Sehr 
instructiv.  Allerlei  Neues  und  Eigenthüraliches  über  Apteryx.  Nur 
ein  Ei  zur  Zeit. 


30        Hartlaub:  Bericht  üb.   d.  Leist.  in  d.  Naturgeschiclite 

Grallae. 

W.  K.  Parker:  „Ueber  die  systematische  Stellung  von  Pa- 
lamedea  chavaria."  Proceed.  Z.  S.  p.  511,  Eine  der  schwierigsten 
Fragen  in  der  Ornithologie  wird  hier  mit  vielem  Geschick  und  ent- 
schiedener Sachkenntniss  behandelt.  Von  allen  lebenden  Vögeln 
steht  Palamedea  dem  fossilen  Archaeopteryx  am  nächsten. 

Ardoidae.  In  der  dritten  Abtheilung  seines  Museee  des  Pays- 
Bas  behandelt  Schlegel  die  Reiher.  Für  Ardea  garzetta  und  A. 
egretta   wird   kosmopolitische  Verbreitung  behauptet.     Sehr  wichtig. 

A.  D.  Bartlett:  „Ueber  Lebensweise  und  Affinität  desKagu 
(Rhinochetus  jubatus). '  Ann.  p  227.  Scheint  Eurypyga  am  näch- 
sten zu  stehen.  Skelett  noch  unbekannt.  Erinnert  primo  aspectu 
noch  an  Oedicnemus,  Psophia,  Scopus,  Nycticorax. 

Dr.  G    Bennett:  "Notes  on  the  Kagu."     Proc  Z.  S.  p.  385. 

Nach  F.  Joubert  gäbe  es  zwei  Arten  von  Rhinochetus. 
Ibid.  p.  439. 

Ueber  Eurypyga  helias  vergl.  Bat  es  1.  c.  I.  p.  82. 

Anziehend  schreibt  über  Ardea  egretta  als  Brütvogel  in  Deutsch- 
land AI.  V.  Homeyer.     Gab.  Journ.  p.  440. 

Neue  Art :  Ardea  sentirnfa  Schi.  Ard.  p.  35. 

Scolopacidae.  Neue  Arten:  Hcmerodromus  cinctus  Heugl.  Ibis 
p.  31.  c.  fig.  Goudokoro.  —  ISnmenius  rufescens  Gould  Proc.  Z.  S. 
Formosa.  —  Recurvirostra  andina  Phil.  Landb.  in  Trosch.  Arch. 
p.  131.  Peru.  16,000'  hoch.  Unzweifelhaft  neu.  —  Sarcogramma 
alronuchalis  Blyth.  Indochines.  Länder.     Steht  goensis  zunächst. 

Abbild.  Recurvirostra  avocetta  pull.  Rev.  zool.  pl.  3.  —  Pha~ 
laropus  hyperboreus  pull.  ib.  pl.  4.  —  Haeviolopus  ostralegus  pull, 
ib.  pl.  16. 

Vergl.  Stafford  Allen  über  Hoplopterus  spinosus  in  Ae- 
gypten.     Ibis  p.  156.  Lebensweise. 

A.  Newton  schreibt  über  Totanus  ochropus,  nämlich  über 
dessen  Fortpflanzung.     Proceed.  Z    S.  p.  529. 

0.  Desmurs:  ,.Notice  sur  les  oiseaux  de  la  petite  famille 
des  Thinocoridees  et  sur  les  characteres  de  leurs  oeufs."  Rev.  et 
Mag.  de  Zool.  p.  146.  Desmurs  kennt  die  Eier  aller  drei  Arten. 
Nächste  Verwandtschaft  zu  Charadrius.  Das  Ei  von  Thinocorys 
orbignyanus  ist  kaum  zu  unterscheiden  von  dem  von  Charadrius 
vociferus. 

Rallidae.  Neue  Arten:  Euryzona  Canningii  Tytler.  Ibis  p.  119. 
Andamanen.  —  Gallinula  frontala  Wall.  Proceed.  Z.  S.  p.  35.  Bou- 
rou.    —   Corethrura   gnatemalensis    Lawr.    Proc.    Acad.  Nat.    Sc.  of 


der  Vögel  während  des  Jalires  1863.  31 

Philad.  p.  106.  —  Aramides  axillaris  Lawr.  Ibid.  Baranguilla.  — 
Porphxjrio  minutus  Heugl.  Gab.  Journ.  p.  169.  Bahr-el-Abiad,  Bahr- 
el-Ghasal.  Kleiner  als  P.  AUeni.  —  Limnocorax  erythropus  Heugl. 
ib.  Quellgebiet  des  Bahr-el-Ghasal,  —  Euryiona  amauroptera  Blyth 
1.  c.  Ja,va. 

Anseres. 

Anatidae.  Dr.  R.  A.  Philipp!  und  Ludw.  Landbeck: 
„Ueber  die  chilenischen  Gänse."  Trosch.  Arch.  p.  184.  Fleissige 
ausführliche  Arbeit.  Die  Verfasser  kennen  dort  4  Arten:  1)  Ber- 
nicla  melanoptera  Eyt.  Peru,  Bolivien  bis  16,000'  hoch.  Piuquen. 
2)  Bernicla  dispar  Ph.  u.  L.  Gansillo  Unit.  Stat.  Nav.  Astron.  Exped. 
Vol.  II.  t.  24.  Mittlere  Provinzen  Chili's.  Cordilleren.  Ei.  —  3)  Ber- 
nicla chiloensis  Ph.  u.  Landb.  Desraur's  inornata  ist  das  Weibchen. 
Südl.  Chili  und  Chiloe.  4)  Bernicla  antarctica  Gm.  Antarktisches 
Südamerika. 

V.  Pelz  ein  schreibt  über  Cygnus  immutabilis  Yarr.  Verh.  d. 
zoolog.-botan.  Gesellsch.  in  Wien  1863.  p.  785.  Drei  Exemplare  vom 
Menzaleh-See  in  Unterägypten. 

J.  P.  vanWickevoortCromeiin:  „Notice  sur  les  Canards 
observes  en  Hollande."     Nederl.  Tijdschr.  Dierk.  I.  p.  172. 

Neue  Art:  Querquedula  angiistirostris  Phil.  u.  Landb.  Trosch. 
Arch.  p.  202.  Peru. 

Abbild.     Anas  penelope  pull.  Rev.  zool.  pl.  17. 

Alcidae.  A,  Newton:  ,,Remarks  on  the  exhibition  of  a  na- 
tu ral  mummy  of  Alca  impennnis."  Proceed.  Z.  S.  p.  435.  Vier 
Fuss    unter   dem  Boden  auf  Funksland  gefunden.     Sehr  interessant. 

Desmurs  bringt  eine  Notiz  über  das  Ei  von  Alca  impennis. 
Rev.  et  Mag.  Zool.  p.  1.  pl.  1  u.  2,  Zwei  schöne  Eier  in  natürli- 
cher Grösse  abgebildet.  Das  eine  kaufte  Desmurs  1830  für  fünf 
Franken,  das  andere  1833  für  drei  Franken !  ! 

Ein  Jugendkleid  von  Alca  impennis  befindet  sich  in  einer 
Privatsammlung  in  Prag.  A.  FritschMn  Caban.  Journ.  p.  297. 
Kein  weisser  Fleck  vor  dem  Auge,   „gutture  albo." 

Abbild.     Alca  torda  pull.  Rev.  zool.  pl  10. 

Procellaridae.  Zählen  zu  den  bis  jetzt  im  Musee  des  Pays-Bas 
von  Schlegel  catalogisirten  Familien.  Livr.  4. 

Neue  Arten :  Procellaria  incerta  Schleg.  1.  c.  Neuseeland,  Neu- 
caledonien.  —  Procellaria  neglecta  Schleg.  ib.  Insel  Kerraadec  (Ae- 
strelata  diabolica  Bp.  ?).  —  üiomedea  calminata  Schleg.  ib.  Insel  St. 
Paul  und  Amsterdam  p.  35. 


32         H  a r  1 1  aub :  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgesch.  u.  s.  w. 

Dr.  Th.  Krüper  schreibt  sehr  anziehend  über  die  Sturmvö- 
gel der  Cycladen.  Puffinus  cinereus  und  Puffinus  obscurus.  Caban. 
Journal  p.  326. 

Larida6.  Neue  Arten:  Slema  lorain  Phil.  u.  Landb.  Trosch. 
Arch.  p  124.  Bai  von  Arica.  —  Hterna  Frobeenii.  Id  ib.  p.  125.  Bai 
von  Arica.  —  Sterna  comata  Phil.  u.  Landb.  ib.  —  Sterna  alhofas- 
ciata  Phil,  u    Landb.  ib.  Chile. 

EUiot  Coues  schreibt  mit  kritischer  Ausführlichkeit:  „On 
the  Lestris  Richardsoni  of  Swainsön,  with  a  critical  review  of  the 
subfamily  Lestridae."     Proceed.  Acad.  N.  Sc.  Philad.  p.  121. 


Bericht  über  die  wisseiiscliaftlicheii  Leistungen  in  der 

INaturgescliicIite   der   niederen  Thiere  w.ährend  des 

Jahres  1863. 

Von 

Dr.  Rud.  Leuckart; 

Professor  der  Zoologie  und  vergl.  Anatomie  in  Giessen. 


De  Filippi  glaubt  in  Uebereinstlmmung  mit  van 
ßeneden  bei  der  Aufstellung  der  obersten  Abtheilun- 
gen  des  Thierreiches  das  Lagerungsverhältniss  von  Em- 
bryonalanlage und  Dotter  zu  Grunde  legen  zu  können 
und  unterscheidet  hiernach  sechs  Gruppen^  die  E pico ty- 
ledoneen^  Hypocotyledoneen,  Procotyledo- 
neen  (Cephalopoden)  ,  Metaco  t  yledon  een  (Mollus- 
ken), M  esocotyl  edon  een  (Würmer)  und  Acotyl e- 
doneen  (Molluskoiden?^  Echinodermen,  Coelenteraten, 
Protozoen).  Die  zwei  ersten  dieser  Gruppen  fallen  mit  den 
gleichnamigen  Abtheilungen  des  van  B  e  n  eden'schen 
Systems  zusammen,  während  die  übrigen  den  AUocotyle- 
doneen  v.  Ben.  entsprechen.  Als  charakteristisch  für  die 
Mesocotyledoneen  wird  angegeben,  dass  die  Hauptmasse 
des  Nahrungsdotters  mit  den  Hauptachsen  des  Körpers 
zusammenfalle ,  während  die  Acotyledoneen  überhaupt 
keinen  Unterschied  zwischen  Keim  und  Nahriingsdotter 
mehr  zeigen  sollen.  Moleschott's  Untersuchungen  zur  Na- 
turlehre Bd.  IX.  S.  126— 128. 

Das  von  Peters,  Carus  und  Gerstäcker  ge- 
meinschaftlich (in  2  Bänden)  herausgegebene  „Handbuch 
der  Zoologie^  erfüllt  seinen  Zweck,  in  einer  dem  Stande 
der  heutigenWissenschaft  entsprechenden  Weise  einen  voll- 
ständigen Ueberblick  über  den  Formenreichthum  und  den 

Archiv  f.  Naturg.  XXX.  Jahrg.  2.  Bd.  Q 


34         Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

morphologischen  Zusammenhang  der  Thierwelt  zu  geben, 
so  vollständig  und  gewissenliaft,  dass  wir  es  geradezu  als 
unentbehrlich  für  das  zoologische  Studium  bezeichnen 
dürfen.  Der  zweite  bis  jetzt  allein  herausgegebene  Band 
(Leipzig  1864.  642  S.  in  gross  Octav)  behandelt  die  Ar- 
thropoden fmit  den  Räderthieren\.  Würmer,  Echinodermen, 
Coelenteraten  und  Protozoen  und  enthält  ausser  einer 
Schilderung  der  einzelnen  grösseren  und  kleineren  Grup- 
pen eine  fast  vollständige  Aufzählung  der  Gattungen^  die 
meist  auch  in  kurzer  und  präcisor  Weise  charakterisirt 
sind.  Eine  Artdiagnose  ist  nur  da  beigefügt^  wo  der  Ge- 
sammttjpus  hierdurch  eine  weitere  Erläuterung  erhielt. 
Dass  auch  der  anatomische  Bau  und  die  Entwickelungs- 
geschichte  gebührend  berücksichtigt  sind,  bedarf  bei  der 
durchaus  wissenschaftlichen  Haltung  des  Werkes  kaum 
der  besonderen  Erwähnung. 

Als  ein  brauchbares  Hülfsmittel  des  zoologischen 
Unterrichtes  dürfen  hier  auch  wohl  die  bei  uns  nur  we- 
nig bekannten  »zoologischen  Wandtafeln'*^  erwähnt  werden, 
die  der  naturhistorische  Zeichner  in  Kopenhagen,  Chr. 
Thor  mann  nach  den  Yorlesungszeichnungen  des  dorti- 
gen üniversitätsmuseums  entworfen  und  lithographirt  hat. 
Das  Ganze  wird  auf  40  Tafeln  berechnet,  von  denen  die 
erste  Hälfte  schon  seit  einiger  Zeit  auf  buchhändlerischem 
W^ege  (durch  A.  Dürr  in  Leipzig)  bezogen  werden  kann. 
Die  Abbildungen  sind  meistens  Copiecn  und  dürfen  mit 
wenigen  Ausnahmen  als  höchst  gelungen  bezeichnet  wer- 
den. Von  Würmern  finden  wir  darunter  Eunice  gigantea 
mit  ihren  Anhängen,  Myriadine  fasciata  im  Zustande  der 
Prolification,  Taenia  Coenurus  in  verschiedenen  Entwik- 
kelungszuständen,  Planaria  laevigata  mit  Nerven-  und 
Darmsystem,  Nemertes  sp.,  von  Echinodermen  Pentacrinus 
Mülleri  Oerst.  und  eine  Synapta,  von  Medusen  Aequorea 
violacea  in  verschiedenen  Stellungen  und  Sarsia  mirabilis 
mit  der  zugehörenden  Coryne,  von  Polypen  Actinia  cras- 
sicornis,  Astroides  calycularis,  Veretillum  cynomorium. 

Claparede  veröffentlicht  „Beobachtungen  über 
Anatomie  und  Entwicklungsgeschichte  wirbelloser  Thiere^ 


der  niederen  Thiere  während    des  Jahres  1863.  35 

(Leipzig  120  S.  in  Folio  mit  18  Kiipfertafeln),  die  sich 
zum  bei  Weitem  grössten  Tlieiic  auf  die  unserem  Berichte 
überwiesenen  Thiergruppen  beziehen  und  unsere  Kennt- 
nisse mit  zahlreichen  wichtigen  und  interessanten  That- 
sachen  bereichern,  auf  die  wir  später  noch  vielfach  im 
Einzelnen  zurückkommen  werden.  Wir  beschränken  uns 
hier  auf  die  Bemerkung ,  dass  diese  Beobachtungen  in 
St.  Vaast  la  Hougue  angestellt  sind ,  wo  Verf.  im  Herbste 
1862  gleichzeitig  mit  Keferstein  zu  w^issenschaftlichen 
Zwecken  verweilte.  Die  Untersuchungen  des  letztern, 
die  wir  schon  im  vorjährigen  Berichte  berücksichtigen 
konnten,  finden  desshalb  denn  auch  in  vorliegender  Schrift 
mehrfache  Ergänzung.  Besondere  Erw^ähnung  verdient 
die  typographische  und  artistische  Ausführung,  die  weit 
über  das  Maass  hinausgeht,  das  w^ir  in  Deutschland  bei 
wissenschaftlichen  Werken  zu  finden  gewohnt  sind. 

M  ö  bi  u  s  und  M  e  y  e r  liefern  einen  Nachtrag  zu  dem 
von  ihnen  schon  früher  mitgetheilten  Verzeichnisse  der 
in  der  Kieler  Bucht  vorkommenden  w^'rbellosen  Thiere, 
der  namentlich  auf  die  daselbst  lebenden  Nacktschnecken 
eingeht,  aber  auch  mancherlei  bisher  bloss  in  der  Nord- 
see aufgefundene  Würmer  und  Strahlthiere  als  Bewoh- 
ner derselben  kennen  lehrt.  Bericht  über  die  12.  Ver- 
sanmilung  des  Vereins  zur  Verbreitung  naturwissensch. 
Kenntnisse  zu  Kiel  1863. 

Der  zweite  Theil  der  von  Sars  herausgegebenen 
geologiske  og  zoologiske  Jagttagelser,  anstillede  paa  en 
Reisa  i  en  Deel  of  Trondhjelms  Stift  i  Sommeren  1802 
( Christiania  1863.  p.  21 — 88)  enthält  zahlreiche  Beiträge 
zur  Kenntniss  der  nordischen  Evertebraten  und  wird  bei 
den  Würmern,  Polyzoen  und  Strahlthieren  noch  mehrfach 
von  uns  angezogen  werden. 

Wagen  er  tritt  der  Ansicht  entgegen,  dass  die 
glatten  Muskelfasern  der  Evertebraten  einfache  Zellen 
darstellten.  Er  nimmt  dieselben  als  Muskelbündel  in  An- 
spruch ,  die  aus  Fibrillen  beständen  und  von  einer  aus 
Bindesubstanz  gebildeten  Scheide  umschlossen  würden. 
Die  Richtigkeit    seiner  Auffassung  sucht  Verf.  unter  an- 


36        Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

dern  auch  durch  die  mikroskopische  Analyse  der  Muskel- 
fasern bei  Hirudineen  und  Nemertincn  nachzuweisen.  Ar- 
chiv für  Anat.  und  Physiol.  1863.  S.211  ff.  (Man  vergl. 
hierzu  die  Entgegnung  von  Weis  mann  im.  Archiv  von 
Henle  und  Pfeuffer  1864,  in  der  mit  Recht  hervorgehoben 
wird,  dass  die  von  W  a  g e  n  er  mehrfach,  auch  bei  den  Hiru- 
dineen, beobachtete  fibrilläre  Textur  der  contractilen  Sub- 
stanz —  die  einzige  objective  Thatsache,  die  der  Verf.  ge- 
gen die  Zellennatur  der  betreffenden  Fasern  geltend  ma- 
chen kann  —  in  vorliegender  Frage  kaum  Etwas  prä- 
judicire.) 

Durch  die  von  Walter  (mikroskop.  Studien  über 
das  Centralnervensystem  wirbelloser  Thiere,  Bonn  1863. 
56  S.  in  Quart  mit  4  Kupfertafeln)  und  besonders  von 
Waldeyer  (Untersuch,  über  den  Ursprung  und  den 
Verlauf  des  Achsencylinders  bei  Wirbellosen  und  Wirbel- 
thieren  u.  s.  w.  in  der  Zeitschrift  für  rat.  Medicin  1863. 
Bd.  XX.  S.  193—257.  Taf.  VIII  — XII)  veröffentlichten 
Beobachtungen  wird  der  Nachweis  geliefert,  dass  die  sog. 
Nervenfasern  der  Wirbellosen  keineswegs,  wie  bisher  an- 
genommen wurde,  das  letzte  nervöse  Formelement  dar- 
stellen, indem  dieses  vielmehr  von  äusserst  zarten  sog. 
Primitivfibrillen  gebildet  wird,  die  entweder  sämmtlich, 
so  viel  ihrer  aus  einer  Ganglienabtheilung  hervortreten, 
in  einen  einzigen  Nervenstamm  zusammengefasst  sind  oder 
in  geringerer  Menge  zu  einzelnen  Bündeln  vereinigt  einen 
Nerven  bilden.  Die  Bündel  haben  annäherungsweise  den 
Durchmesser  einer  Wirbelthiernervenfaser,  deren  iVchsen- 
cyllnder  wahrscheinlicher  Weise  gleichfalls  nur  als  Ver- 
schmelzungsprodukt einer  Anzahl  von  Achsenfibrillen  zu 
betrachten  ist.  Diese  Achsenfibrillen  entstehen  aus  den 
Ausläufern  kleiner  bi-  und  multipolarer  Zellen,  entweder 
direkt  oder  nach  vorhergegangener  Theilung,  und  letztere 
stehen  ihrerseits  wieder  durch  ähnliche  Ausläufer  mit  den 
grösseren  Zellen  der  Ganglien  in  Verbindung.  Dass  je- 
mals ein  Ausläufer  solcher  grösserer  Zellen  unmittelbar 
in  peripherische  Nerven  übergehe,  scheint  zweifelhaft. 
Unter   den    von   beiden    Verff.    untersuchten   wirbellosen 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  37 

Thieren  erwähnen  wir  hier,  als  unserem  Berichte  zugehö- 
rig, namcnth'ch  den  Regenwurm  und  den  Bhitegel,  bei 
denen  auch  der  feinere  Bau  der  Ganglien  mehrfach  (be- 
sonders von  Walter)  beschrieben  ist. 

Claus  erörtert  die  Frage  nach  der  „Grenze  des 
thierischen  und  pflanzlichen  Lebens"  (Leipzig  1863.  23  S. 
in  gross  Quart)  und  prüft  zu  dem  Zwecke  besonders  die 
Verhältnisse  der  anatomischen  und  histologischen  Orga- 
nisation, so  wie  die  Erscheinungen  der  Ernährung  und 
Bewegung,  um  dann  schliesslich  das  Resultat  seiner  Unter- 
suchung in  den  Satz  zusammenzufassen,  dass  die  Annahme 
eines  Gegensatzes  oder  auch  nur  einer  scharfen  Grenze 
zwischen  Thier  und  Pflanze  ohne  alle  und  jede  Berech- 
tigung sei.  Wir  brauchen  w^ohl  kaum  hervorzuheben, 
dass  Verf.  damit  einer  heute  ziemlich  allgemein  verbrei- 
teten üeberzeugung  Ausdruck  gegeben  hat  und  nament- 
lich auch  genau  denselben  Standpunkt  einnimmt,  den 
Ref.  von  Anfang  an  in  diesen  Berichten  zu  vertreten  be- 
müht war. 

Der  in  der  Pariser  Akademie  entbrannte  Streit  über 
die  Generatio  aequivoca  wird  theils  vor  dem  Forum  dieser 
Körperschaft  (vgl.  Compt.  rend.  T.  57  1.  div.),  theils  auch 
ausserhalb  derselben  mit  einer  Lebhaftigkeit  fortgeführt, 
die  kaum  der  Hoffnung  einer  baldigen  Entscheidung  Raum 
giebt.  Namentlich  sind  es  die  Anhänger  dieser  Lehre, 
die,  verstärkt  durch  neue  Kräfte,  wie  Schaaffhausen 
(Recherches  sur  la  generation  spontanee,  Cosmos  1863) 
und  Jeff.  Wyman  (Silliman's  Journ.  T.  XXXIV.  p.  79, 
Quarterly  Journ.  micr.  Sc.  1863.  p.  109,  l'Institut  N.  1521) 
für  ihre  Ansichten  auftreten  und  die  Berechtigung  der- 
selben durch  Beobachtung  und  Experiment  zu  begründen 
suchen.  Bei  der  Ausdehnung,  die  dieser  Streit  nllmählich 
angenommen  hat,  müssen  wir  hier  darauf  verzichten,  den- 
selben bis  in's  Detail  zu  verfolgen,  zumal  es  sich  dabei  meist 
um  Verhältnisse  handelt,  die,  so  wichtig  sie  auch  für  un- 
sere Anschauungen  über  das  organische  Leben  im  Ganzen 
sind,  unseren  speciell  zoologischen  Zweck  doch  einstwei- 
len   nur    wenig    berühren.      (Eine    ziemlich    vollständige 


38         Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Aufzählung  der  hier  einschlägigen  Jahreslitteratur  siehe 
bei  Keferstein,  Ber.  über  die  Fortschritte  in  der  Ge- 
nerationslehre 1863  in  Henle  und  Pfeuffer's  Archiv  für 
rat.  Medicin.) 

1.     V  e  r  m  e  s. 

Carus  unterscheidet  (Handbuch  der  Zoologie  IL 
S.  422 — 480)  in  der  Abtheiiung  der  Würmer  5  Classen, 
die  Annulaten  (mit  den  Polychaeta,  Onychophora,  Halo- 
scolecina  —  einer  Gruppe,  die  Dero,  Polyophthalmus  und 
Capitella,  also  sehr  verschiedene  Thiere  enthält  und  wohl 
schwerlich  den  Beifall  der  Systematiker  finden  wird  — 
den  Oligochaeta  und  Discophoraj,  die  Gephyreen,  Chae- 
tognathen,  Nemathelminthen  (mit  den  Nematoden,  Gor- 
diaceen  und  Akanthocephalen)  und  Platyhelminthen  (mit 
den  Turbellarien,  Trematoden,  Cestoden). 

Die  dritte  Lieferung  von  Lcuckart's  Parasitenwerk 
(die  menschlichen  Parasiten  und  die  von  ihnen  herrüh- 
renden Krankheiten,  Leipzig  1863.  S.  449 — 766)  enthält 
die  Naturgeschichte  der  Trematoden  und  Hirudineen  und 
ward  bei  den  genannten  Gruppen  später  noch  besonders 
angezogen  werden.  Die  angefügten  Nachträge  betreffen 
vorzugsweise  die  Bandwürmer. 

Hannover's  Abhandlung  über  eingekapselte  Ein- 
geweidewürmer (Kongl.  danske  Vidensk.  selsk.  Skrift. 
Bd.  VI)  ist  Ref.  noch  nicht  zugegangen. 

Wedl  macht  Mittheiiungen  über  einige  Helminthen 
Aegyptens,  besonders  Anchylostomum  duodenale,  Disto- 
mum  heterophyes  und  D.  haematobinm,  Wiener  allgem. 
med.  Zeitung.  1863.  Nr.  9. 

M'Intosh  handelt  über  die  Nahrung  und  die  Para- 
siten des  Lachses  (Poceed.  Linn.  Soc.  Vol.  VII.  p.  145 — 
154)  und  zählt  unter  letztern  auf :  Ascaris  capsularia  Rud. 
—  fast  in  jedem  Exemplar  — ,  Echinorhynchus  tereticol- 
lis  Rud.,  E.  inflatus  Rud.,  Distoma  varicum  Rud.  —  sehr 
häufig  — ,  D.  tereticoUe  Rud.,  Bothriocephalus  probosci- 
deus  Rud.  —  fast  constant  — ,  Tetrarhynchus  appendicu- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  39 

latus  Kiid  j  Tetrarhynchus  sp.  im  iScolexziistande,  und  ein 
gregarinenartigos  Geschöpf,  das  dem  Ref.  wegen  der 
lappigen  Fortsätze  am  Vorderende  die  Jugendform  eines 
Bothriocephalus  zu  sein  scheint. 

1.    Annelides. 
Chaetopodos. 

Rorie  untersucht  (Quarterly  Journ.  micr.  sc.  1863. 
p.  106)  den  feineren  Bau  des  Nervensystems  bei  dem  ge- 
meinen Regenwürme  und  will  sich  davon  überzeugt  haben, 
dass  die  Ganglienzellen  der  Bauchcentren  je  vier  Fasern 
abgeben,  von  denen  die  eine  nach  vorn,  die  andere  nach 
hinten  und  die  dritte  nach  aussen  verläuft,  während  die 
vierte  sich  mit  den  Ausläufern  anderer  Zellen  verbindet. 
In  den  Hirnganglien  ist  das  Verhalten  anders,  indem  hier 
zweierlei  Zellenformen  auftreten,  von  denen  die  einen  ihre 
Ausläufer  nach  abwärts  in  dieCommissuren  schicken,  die 
andern  aber  durch  ihre  Ausläufer  den  Verbindungsstrang 
der  beiden  Hirnganglien  bilden. 

Nach  den  Untersuchungen  von  Walt  er  (a.  a.  O.  S.  15) 
und  Walde yer  (a.  a.  O.  S.  227)  hat  es  übrigens  den 
Anschein,  als  wenn  der  histologische  Bau  dieses  Appara- 
tes ungleich  complicirter  sei.  So  entscheidet  namentlich 
der  Erstere,  dessen  Angaben  am  meisten  in's  Detail  ge- 
hen, bei  den  Regenwürmern  vier  von  einander  verschie- 
dene nervöse  Eleraentartheile  :  die  Nervenzellen  des  Hir- 
nes und  der  Randganglien  des  Bauchmarks  mit  ihren 
Ausläufern,  die  Nervenzellen  der  Mittellinie  des  Bauch- 
stranges mit  ihren  Ausläufern,  die  Nervenfasern  im  Hirn 
und  Bauchraark  mit  den  peripherischen  Nerven  und  schliess- 
lich die  körnige  Grundmasse,  von  der  die  übrigen  Ge- 
bilde umhüllt  sind. 

Minor  stellt  vergleichende  Untersuchungen  über 
die  ungeschlechtliche  Vermehrung  der  Naiden  an  und  be- 
rücksichtigt dabei  Stylaria  longiseta,  Nais  rivulosa,  Dero 
limosa  und  einen  Enchytraeus,  den  Verf.  für  neu  hält  und 
unter  dem  Namen  E,  irweiitroAoi^ectinatuü  kurz  beschreibt. 


40         Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschiclite 

üpon  merismatic  multiplication  in  some  Annelida,  Americ. 
Jonrn.  Science  and  Arts.  Vol.  XXXY.  p.  35 — 43.  Ann. 
and  Mag.  nat.  bist.  T.  XL  p.  323—331. 

Die  erst  genannte  Art  verhält  sich,  wie  die  europäische  Sty- 
laria  proboscidea,  indem  sie  in  jede  Knospe  ein  Segment  ihres 
Körpers  übergehen  lässt.  Bei  den  anderen  (kurzrüssligen)  Arten 
findet  ein  solcher  Uebergang  nur  selten  und  ausnahmsweise  statt 
(Nais  rivulosa)  ;  in  der  Regel  trennt  sich  der  neue  Sprössling  ge- 
nau an  derselben  Stelle  des  mütterlichen  Körpers,  an  dem  auch 
sein  Vorgänger  sich  abgelöst  hatte,  oder  etwas  weiter  nach  hinten. 
Dass  man  diese  Unterschiede  mit  dem  Namen  Knospung  oder  Thei- 
lung  richtig  ausdrücken  könne,  wird  vom  Yerf.  in  Abrede  gestellt; 
derselbe  sieht  vielmehr  in  beiden  wesentlich  den  gleichen  Vorgang 
und  sucht  die  üebereinstimmung  zwischen  ihnen  auch  dadurch  nach- 
zuweisen, dass  er  hervorhebt,  wie  die  Nevibildung  der  'Segmente  in 
beiden  Fällen  nicht  bloss  nach  hinten  vor  sich  gehe,  sondern  von 
dem  ältesten  Segmente,  demselben,  welches  bei  den  Stylarien  dem 
mütterlichen  Körper  entlehnt  wird,  auch  nach  vorn,  üebrigens  be- 
ginnt die  ungeschlechtliche  Vermehrung  keineswegs  immer  genau 
an  derselben  Stelle,  sondern  innerhalb  gewisser  Grenzen  bald  weiter 
nach  vorn,  bald  mehr  nach  hinten.  Das  letztere  geschieht  nament- 
lich dann,  wenn  das  Mutterthier  vorher  bis  auf  10  Segmente  re- 
ducirt  war  (Stylaria).  In  allen  Fällen  ist  übrigens  der  Sprössling 
der  Naiden  seinem  Mutterthiere  anatomisch  und  functionell  durch- 
aus gleich;  die  ungeschlechtliche  Vermehrung  unserer  Thiere  hat 
also  für  die  gesammte  Lebensgeschichte  eine  andere  Bedeutung 
als  die  der  Syllideen,  deren  ungeschlechtliche  Vermehrung  bekannt- 
lich einen  Wechsel  der  Generation  einleitet.  Zum  Schlüsse  seines 
interessanten  Artikels  bringt  der  Verf.  noch  einige  Bemerkungen 
über  das  E-eproductionsvermögen  der  Anneliden.  Das  Kopfende 
wurde  bei  den  in  dieser  Richtung  angestellten  Experimenten  nur  von 
Stylaria,  Nais,  Dero  nachgebildet,  das  hintere  Leibesende  dagegen 
von  einer  weit  grösseren  Menge  von  Arten. 

Im  Gegensatze  zu  der  gewöhnlichen  Annahme  glaubt 
sich  Ehlers  durch  umfassende  Untersuchungen  davon 
überzeugt  zu  haben,  dass  sich  die  Geschlechtsprodukte 
der  Chätopoden  überall  in  Schläuchen  oder  Säcken  bil- 
den, die  der  Körperwand  anhängen ,  aber  schon  frühe 
platzen  und  ihren  Inhalt  (in  den  männlichen  Individuen 
die  Entwickelungszellen  der  Spermatozoiden)  dann  in  die 
Leibeshöhle  zur  weiteren  Entwickelung  austreten  lassen. 
Die  Segmentalorgane,   die  je  nach    den  Familien  in  ver- 


der  niederen    Thiere  während  des  Jahres  18^3.  41 

schiedener  Lage  und  Formjra  Körper  angeordnet  sind 
und  sich  oftmals  nur  auf  wenige  Segmente  beschränken, 
dienen  vorzugsweise  zur  Entleerung  der  Geschlechtspro- 
duktc  und  haben  desshalb  denn  auch  in  allen  Fällen  eine 
innere  und  eine  bisweilen  mehrfache  äussere  OefFnung. 
An  den  Mündungen,  wie  im  Innern  der  Segmentalorgane 
findet  sich  sehr  häutig  ein  Flimmerbesatz.  Auch  Con- 
tractionserscheinungcn  werden  nicht  selten  an  ihnen  be- 
obachtet. Zur  Zeit  der  Geschlechtsreife  wird  die  Form 
der  Segmentalorgane  bisweilen  in  auffallender  Weise  ge- 
ändert, wie  sie  sich  denn  auch  bei  völliger  AnfüUung  mit 
Eiern  oder  Samenmasse  fast  ganz  dem  Auge  entziehen. 
Ob  die  Segmentalorgane  ausser  der  Zeit  der  Geschlechts- 
thätigkeit  noch  die  Aufgabe  der  Wasserzufuhr  haben, 
wagt  Verf.  nicht  zu  entscheiden.  Vorläufige  Mittheilung 
über  die  Geschlechtsverhältnisse  der  polychäten  Anneli- 
den, in  den  Nachrichten  der  G.  A.  Universität  und  der 
königl.  Gesellsch.  der  Wissensch.  zu  Göttingen  1863. 
Nr.  20.  S.  367— 371.  (Da  Verf.  seine  Beobachtungen  spä- 
ter ausführlich  mitzutheilen  gedenkt,  so  halten  wir  unsere 
Bemerkungen  hier  einstweilen  zurück.  Wir  verweisen 
dabei  aber  auf  J.  B.  1882.  S.  96.) 

Die  schon  oben  erwähnten  „Beobachtungen"  Cla- 
parede's  enthalten  in  ihrem  den  Anneliden  gewidmeten 
Thcile  zahlreiche  wichtige  Untersuchungen  über  die  Ju- 
gendzustände und  die  Entwickelungsgeschichte  der  Chä- 
topoden  (S.  63—88,  Tab.  VI— X).  bas  Material  für  diese 
Untersuchungen  gewann  Verf.,  wie  Müller  und  Busch, 
die  ihm  darin  vorausgingen,  durch  pelagische  Fischerei, 
die  so  reichliche  Ausbeute  gab,  dass  der  Verf.  in  den 
Stand  gesetzt  wurde,  bei  einer  ganzen  Anzahl  verschie- 
dener Formen  die  Vorgänge  der  Entwickelung  Schritt 
für  Schritt  zu  verfolgen  und  die  Metamorphose  in  zusam- 
menhängender Darstellung  zu  schildern. 

Zu  den  Thieron,  deren  Lebensg-eschichte  uns  auf  diese  Weise 
vorgeführt  wird  ,  gehören  zunächst  die  Terebellen  (S.  63 — 69.  Tab. 
YIII— X).  deren  Entwickehmg  bekanntlich  schon  früher  von  Mi  Ine 
Edwards  studiert  wurde.  Da  Claparede  genau  dieselbe  Art, 
wie    Milne  Edwards    untersuchte,  so   stimmen   die  vorliegenden 


42         Leuckart;  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Angaben  im  Wesentlichen  auch  mit  der  früheren  Darstellung  über- 
ein, nur  dass  sie  dieselben  in  den  Einzelnheiten  vielfach,  vervoll- 
ständigen. Die  jüngsten  Larven,  die  unser  Verf.  sah.  maassen  Y4  Mm. 
und  besassen  an  der  Bauchseite  sechs  quere  Einschnitte,  die  den 
Leib  in  7  Segmente  theilten.  Das  zweite  dieser  Segmente  bildete 
die  flimmernde  Unterlippe,  die  nach  oben  von  dem  an  den  Rändern 
gleichfalls  flimmernden  Kopfschirm  überragt  wurde.  Auf  der 
Rückenfläche  trug  dasselbe  ausser  zwei  röthlichen  Augenflecken  einen 
kurzgestielten  Knopf,  die  erste  Andeutung  des  zuerst  sich  bildenden 
medianen  Tentakels  ,  zu  dessen  Seiten  später  die  anderen  Tentakel 
paarweise  hervorknospen.  Das  vierte  Segment  zeigt  jederseits  eine 
kleine  höckerige  Hervorragung,  aus  der  zwei  dünno  Haarborsten 
hervorkommen.  Das  fünfte  besitzt  ganz  ähnliche  Höcker  und  Bor- 
sten und  ausserdem  noch  einen  nach  der  Bauchseite  zu  gelegenen 
Cirrus.  Derselbe  Cirrus  findet  sich  auch  an  dem  sechsten  höcker- 
losen Segmente.  An  dem  Ende  der  Girren  entdeckt  man  bei 
stärkerer  Vergrösserung  einen  kleinen  Chitinhaken,  dessen  Anwesen- 
heit die  spätere  Metamorphose  derselben  anzeigt.  Die  Girren  sind 
nämlich  nichts  Anderes  als  die  erste  Anlage  der  Bauchwülste,  in 
die  sie  sich  dadurch  vervv'andeln,  dass  sie  nur  der  Quere  nach  wach- 
sen, ohne  sich  in  entsprechender  Y7eise  zu  verlängern.  Der  hintere 
Theil  des  Endsegmentes  ist  mit  schwingenden  Gilien  und  kurzen 
steifen  Borsten  besetzt.  Ebenso  findet  man  auf  der  Tergalseite  der 
fünf  ersten  Segmente  rechts  und  links  einen  queren  Wimper- 
karam,  der  mit  den  After-  und  Lippencilien  die  einzigen  Bewegungs- 
organe darstellt  und  während  der  ganzen  Schwärmzeit  anwesend  ist. 
Von  inneren  Organen  war  nur  der  Darmkanal  deutlich  zu  unter- 
scheiden. Vom  Nervensystein  noch  keine  Spur,  obwohl  im  Hinter- 
theile  des  ersten  borstentragenden  Segmentes  ein  Paar  Otolithenbla- 
sen  mit  zitternden  Ohrsteinchen  vorhanden  waren  (die  übrigens 
schon  lange  vor  dem  Verf.  von  dem  Ref. ,  so  wie  auch  bei  einer 
brasilianischen  Terebellenlarve  von  Müller  beobachtet  sind.  Vgl. 
J.  B.  für  1858.  S.  109.  und  1861.  S.  82.  Der  letztere  fand  auch 
die  von  unserem  Verf.  vergebens  gesuchte  Ausmündung  der  Otoli- 
thenblase  nach  Aussen.)  Die  Thiere  lebten  entweder  frei  oder  — 
wie  das  auf  Terebellenlarven  gegründete  Dujardin'sche  Gen. 
Sabellina  und  der  damit  übereinstimmende  sog.  Röhrenv/urm  von 
Busch  —  in  einem  durchsichtigen  Gehäuse,  das  auch  während 
der  ganzen  späteren  Schwärmzeit  vorhanden  ist  und  wahrscheinlicher 
Weise  von  der  zuerst  in  Form  zweier  flimmernder  Blindschläuche 
auftretenden  Bauchdrüse  abgesondert  wird.  Man  sieht  diese  Schläuche 
schon  bei  Larven  von  0,6  Mm.,  die  auch  schon  ein  deutliches  Ner- 
vensystem erkennen  lassen,  obwohl  sie  sonst  —  bis  auf  die  Vermeh- 
rung der  borstentragenden    Segmente  um    eines    und  den  Schwund 


der   Tiipdcrcn  Thiere  wähiencl  des  Jahres  1863.  43 

der  Afterwimperu  —  den  ersten  Larven  noch  sehr  ähnlich  sehen. 
Bei  1  Mm.  Län<)^e  zeiöcn  die  Larven  schon  IG  ijorstentragende  Seg- 
mente und  eineu  vollstiuuligeu  Stirntentakel,  neben  dem  bereits  zwei 
bis  drei  andere  hervorknospen.  Die  Verwandelung-  des  Bauchcirrus  in 
die  späteren  Fusshöcker  beginnt.  (Ref.  fand  auf  diesem  Stadium  in 
den  vordem  Bauchhöckern  bereits  einige  —  2,  8  —  vollständige  Haken- 
borsten, die  dadurch  entstehen,  dass  die  Zähnchen  derselben  An- 
fangs als  isolirte  Spitzen  sich  erheben,  um  dann  später  durch  eine 
gemeinschaftliche  Platte  vereinigt  zu  werden.)  Die  Bildung  der 
Blutgefässe  hebt  an,  die  dorsalen  Wimperkämme  gehen  verloren; 
die  Schwärmzeit  hat  ihr  Ende  erreicht.  Junge  Terebellen  von  5  Mm. 
Länge  haben  bereits  zahlreiche  Fühler  und  zwei  Kiemenpaare,  deren 
Verästelung-  so  eben  beginnt.  Die  Hakenborsten  stehen  vorn  in 
einer  Zahl  von  etwa  40  neben  einander  und  sind  vom  9.  bis  zum 
18.  Segmente  abwechselnd  nach  vorn  und  hinten,  dann  nach  vorn 
gerichtet.  Vom  19.  Segmente  an  sind  sie  erst  unvollständig  ent- 
wickelt.    Seh-  und  Gehörorgane  sind  verloren  gegangen. 

Noch  vollständiger  ist  die  Entwickelungsreihe,  die  Verf.  von 
Leucodore  ciliata  und  einer  damit  nahe  verwandten  Annelidform 
beobachtete  (S.  69—73.  Tab.  VH  u.  VIII},  indem  es  hier  gelang,  die 
jungen  Embryonen  alsbald  nach  dem  Aussclilüpfen  aufzufinden  und 
bis  zur  xiusbildung  der  definitiven  Wurmform  lebend  zu  erhalten. 
Die  jüngsten  Entwickelungsfurmen  sind  kuglige  Körper  von  0,012  Mm., 
die  in  einer  hellen  Rindenschicht  einen  excentrisch  gelegenen  Hau- 
fen dunkler  Dotterballen  einschlössen,  und  da,  wo  der  letzte  am 
meisten  nach  Aussen  drängt,  einen  kurzen  schwingenden  Wimper- 
flaum trugen.  Bei  Embryonen  von  0,14  Mm.  ist  die  Kugelform  noch 
geblieben,  aber  der  Körper  ist  von  einem  flimmernden  Aquatorial- 
wulst  (Segelwulst)  umgürtet,  der  an  einer  Stelle  ausgebuchtet  ist 
und  eine  Oeffnung  trägt,  die  in  den  zu  einem  Darm  entwickelten 
inneren  Zellenhaufen  liiueinführt.  Das  eine  (vorder.e)  Körperseg- 
ment besitzt  ein  Paar  Augenpunkte ,  während  das  andere  dicht 
hinter  dem  Aquatorialwulste  jederseits  mit  einem  Büschel  langer 
Ringelborsten  versehen  ist,  die  das  Thier  bei  Einwirkung  eines 
Reizes  aus  einander  spreitzt.  Diese  Larve  verwandelt  sich  nun 
nach  dem  sog.  L  o  v  e  n'schen  Typus  durch  Längsstreckung  und 
Gliederung  des  hintern  Segmentes  in  einen  Kiemenwurm  Zunächst 
verdickt  sich  das  Hinterende  zu  einer  Afterscheibe  deren  wulstiger 
Rand  öinen  kräftigen  Wimperkranz  bekommt.  Vor  diesem  Afterwulst 
erscheinen  der  Reihe  nach  während  d'^r  Verlängerung  des  Körpers 
mehrere  Querwülste,  von  denen  ein  jeder  seitlich  ein  Bündel  Haar- 
borsten treibt,  die  zwar  viel  kürzer  als  die  des  Hauptbüschels,  aber 
doch  gleichfalls  geringelt  sind.  Zu  den  Afterwimpern  gesellt  sich 
am  Hiuterrande  des  5.,   später  auch  des    7.,  9.,  10.  (oder  bei  einer 


44         Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

anderen  Art  des  7.,  10.,  18.)  Segmentes  auf  der  Bauchfläche  noch  ein 
weiterer  Flimmerbogen,  wie  denn  auch  die  Bauchseite  des  vordem 
zu  dem  Kopflappen  auswachsenden  Segmentes  sich  allmählich  mit  kur- 
zen Flimmern  bedeckt.  Während  hinter  dem  Segelwulste  die  Anlagen 
der  späteren  Fühler  hervorkommen,  entwickelt  sich  noch  auf  der 
Tergalseite  der  einzelnen  Ringe  eine  Querreihe  kleiner  schwingender 
Cilien.  Die  letzteren  bleiben  zeitlebens,  während  die  Bauchwimper- 
bögen  mit  dem  Afterwimperkranze  und  dem  Segelwulste  zu  Grunde 
gehen,  noch  bevor  der  Wurm  etwa  20  Segmente  zählt.  Die  Bingel- 
borsten  sind  inzwischen  ausgefallen  und  durch  neue  ersetzt,  die 
eine  glatte  Oberfläche  besitzen.  An  den  sieben  ersten  Segmenten 
unterscheidet  man  deutlich  zwei  von  einander  verschiedene  Bor- 
stenbündel und  auch  an  den  folgenden  Ringen  bilden  sich  unter- 
halb der  vorhandenen  Büschel  neue,  den  späteren  Bauchwülsten  ent- 
sprechende Borsten.  Die  Aushöhlung  des  Afterwulstes  (Bildung 
der  Haftscheibe),  die  Verlängerung  der  Fühler  und  das  Auswachsen 
der  Kiemen  vollendet  die  Umwandlung  der  jungen  Larve  in  das 
ausgebildete  Thier,  sei  dieses  nun  eine  Leucodore  oder  eine  verwandte 
Form  (Nerine,  Spio)/ 

Die  dritte  Abhandlung  aus  der  Entwickelungsgeschichte  der 
Chätopoden  ist  einer  Spionide  gewidmet  (S.  74—77.  Tab.  X.  XI),  die 
im  ausgebildeten  Zustande  noch  unbekannt  ist,  wahrscheinlich  aber 
dem  bisher  bloss  in  Brasilien  aufgefundenen  Gen.  Magelona  zuge- 
hört Das  letztere  charakterisirt  sich  bekanntlich  (J.  B.  für  1858. 
S.  120)  vorzugsweise  durch  die  mit  langen  Papillen  besetzten  Raub- 
fühler, so  wie  durch  Anwesenheit  von  Hakenborsten  auch  am  Rücken 
der  hinteren  Körperhälfte. 

Leider  kamen  diehieher  gehörenden  Larven  nicht  unter  IMm. 
zur  Beobachtung.  Sie  besassen  einen  trichterförmigen  Kopflappen 
mit  stark  flimmerndem  Rande  und  einen  Körper,  dessen  15 — 20  Seg- 
mente am  Bauche  gleichfalls  je  einen  flimmernden  Wimperbogen 
trugen.  Der  Flimmerbogen  des  ersten  Segmentes  war  in  der  Mitte 
durch  einen,  auf  die  Mundöö'nung  hingerichteten  uniformen  Flimmer- 
besatz getheilt,  sonst  aber  von  ausserordentlicher  Entwickelung,  wie 
denn  auch  das  Endsegment  von  einem  äusserst  kräftigen  Wimper- 
kranze umgürtet  wurde.  Das  erste  Segment  trug  ausserdem  noch 
ein  gewaltiges  Bündel  einfacher  Borsten ,  die  beinahe  so  lang,  wie 
der  Körper  waren.  Auch  auf  den  folgenden  Segmenten  bemerkte  man, 
mit  Ausschluss  des  letzten ,  rechts  und  links  einige  kleine  feine 
Borsten.  Hat  der  Wurm  die  Länge  von  etwa  2  Mm.  erreicht,  dann 
sind  die  Wimpern  sämmtlich  verloren  gegangen.  Die  Schwärmbewe- 
gung dauert  allerdings  noch  fort,  wird  aber  nur  noch  durch  die 
schlangen-  oder  aalartigen  Krümmungen  des  Körpers  vermittelt.  Der 
Kopflappen  hat  eine  herzförmige  Gestalt  angenommen.     Hinter  ihm 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  45 

bemerkt  man  zwei  hornartig  gekrümmte  Fühler,  die  auf  der  Innen- 
seite des  Endtheils  zahlreiche  lange  stübchenartige  Papillen  tragen. 
Die  frühern  Borsten  sind  noch  vorhanden,  aber  vom  9.  Segmente 
an  erscheint  auf  der  Bauchseite  jederseits  eine  Reihe  von  Häkchen, 
zu  der  sich  ungefähr  am  15.  Segmente  auch  noch  eine  Rückenreihe 
gesellt.  Später  fallen  die  Haarborsten  des  zweiten  und  der  folgen- 
den Segmente  (schliesslich  wohl  aller  Segmente)  aus,  w^ährend  die 
Hakenborsten  sich  vermehren  und  die  Fühler  mit  ihren  Papillen  im- 
mer länger  werden.  Noch  bei  einer  Grösse  von  8  Mm.  (mit  etwa 
35  Segmenten)  schwimmen  die  Thiere  aalartig  umher;  später  ent- 
ziehen sie  sich  den  Nachforschungen,  wahrscheinlich  weil  sie  von 
da  an  den  Grund  des  tieferen  Meeres  aufsuchen. 

Noch  ungewisser  ist  das  Endziel  der  Entwicklung  bei  einer 
vierten  Larvenform  ,  die  sich  durch  eine  völlig  durchsichtige  Be- 
schaffenheit ihres  Körperparenchyms  auszeichnete  und  bis  zu  einer 
Länge  von  c.  3  Mm.  und  einer  Anzahl  von  ungefähr  50  Segmenten 
verfolgt  werden  konnte  (S.  77 — 80.  Taf.  VI).  Ausser  dem  ansehnli- 
chen Flimmeraj)parate  am  Koj)fe  und  Endsegment  fanden  sich  auch 
hier  an  der  Bauchfläche  der  einzelnen  Segmente,  die  schon  bei  der 
kleinsten  Larve  (von  V20 — V2  ^  —  Mm.)  in  11 — r2-facher  Anzahl 
vorhanden  w^aren,  quere  Wimperbögen,  wie  in  den  früheren  Fällen. 
Die  Borsten  sind  feilenartig  rauh  und  am  ersten  Segmente  nur 
wenig  länger,  als  an  den  folgenden.  Y\"enn  die  Zahl  der  Segmente 
auf  18 — 24  gestiegen  ist,  erheben  sich  auf  denselben  zw^ei  seitliche 
Auswüchse ,  als  erste  Andeutung  der  zweirudrigen  Fussstummel. 
Gleichzeitig  hebt  sich  das  Rückenende  der  Segelwülste  am  Kopfe  in 
Gestalt  eines  Zapfens  ab,  der  immer  deutlicher  zu  einem  fühlerar- 
tigen Fortsatze  auswächst.  Bei  den  ältesten  Larven  waren  die  ven- 
tralen Wimperbögen  verschwunden  und  die  Fussstummel  des  7. — 11. 
Segmentes  am  Rücken,  wie  am  Bauche  in  lange  Fortsätze  mit  an- 
geschwollener Basis  ausgewachsen.  (Ref.  hat  Gelegenheit  gehabt, 
in  Dieppe  eine  sechsäugige  Annelidlarve  zu  beobachten,  die  durch 
die  Durchsichtigkeit  ihres  Leibes  und  die  Anwesenheit  eines  Pig- 
mentfleckes auf  den  Seitentheilen  der  einzelnen  Segmente  den  hier 
beschriebenen  Formen  sehr  nahe  stand  und  denselben  um  so  eher 
verglichen  werden  kann,  als  die  Form  des  Kopfes  und  der  Körper- 
anhänge, so  wie  die  Wimperung  ganz  ähnliche  Verhältnisse  zeigten. 
Diese  Larve  aber  besass  trotz  ihrer  ziemlich  ansehnlichen  Grösse 
nur  10  Segmente  und  in  den  zwxi  letzten  derselben  statt  der  sonst 
vorhandenen  Haarborsten  am  Bauche  je  zw^ei  Hakenborsten.  Es 
war  demnach  entschieden  eine  Aricine,  und  zwar  eine  Form  mit 
Anhängen  am  Endsegmente,  wie  zw^ei  im  Centrum  des  analen  Wim- 
perkranzes hervorknospenden  Zapfen  bewiesen.  Der  muskulöse 
Pharynx ,    der   dem    rosenkranzförmig   eingeschnürten    hellen   Darm 


46        Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

vorherging,  machte  während  des  Lebens  beständige  Schluckbewe- 
gungen, die  so  regelmässig  folgten,  dass  sie  fast  das  Bild  eines  j)ul- 
sirenden  Herzens  boten.) 

Die  Larven  der  Aphroditen  (S.  80,81)  besitzen  dicht  hinter  dem 
Segelwulste  einen  stark  vorspringenden  dicken  Fortsatz ,  der  mit 
Flimmercilien  versehen  ist  und  auf  seiner  Spitze  die  Mundöffnung 
trägt.  Das  Scheiteisegment  ist  bald  mit  Augen  versehen,  bald  auch 
augenlos,  je  nach  den  Arten.  Ein  Afterwimperkranz  fehlt,  wie  sich 
denn  auch  niemals  bei  diesen  Thieren  provisorische  Borsten  ent- 
wickeln. Bei  Polynoe  bilden  sich  die  Elytren,  sobald  die  Zahl  der 
Segmente  auf  9  gewachsen  ist,  während  in  anderen  Fällen  (Sigalion?) 
noch  bei  11  Segmenten  keine  Spur  dieser  Gebilde  vorhanden  ist. 
In  letzterm  Falle  persistiren  auch  noch  die  Larvenorgane  unverän- 
dert, die  bei  Polynoe  während  der  Entwickelung  der  Elytren  gröss- 
tentheils  zu  Grunde  gehen. 

Bei  Odontosyliis  haben  die  Larven  mit  IV^Mm,  und  12  Seg- 
menten im  Wesentlichen  schon  ganz  den  Bau  der  ausgebildeten 
Thiere  (S.  81.  82.  Tab.  XII),  obwohl  die  Larvenorgane  in  Gestalt 
von  Kopf-  und  Afterwimpern,  wie  von  Flimmerbögen  auf  der  Rük- 
kenlläche  der  einzelnen  Segmente  noch  in  voller  Ausdehnung  vor- 
handen sind.  Dieselben  dorsalen  Wimperbögen  wurden  auch  bei  einer 
kleinen,  vielleicht  den  Nereiden  zugehörenden  Larve  mit  vier  Seg- 
menten beobachtet. 

Mit  Rücksicht  auf  die  hier  mitgetheilten  Erfahrun- 
gen möclite  Yerf.  (S.  85 — 88)  die  Anneiidlarven  zunächst 
nach  der  provisorischen  oder  definitiven  Natur  der  ersten 
Borsten;  und  sodann  nach  der  Stellung  und  Zahl  der 
Wimperorgane  folgendermaassen  rubriciren :  A.  Meta- 
chaetae  mit  provisorischen  Borsten,  a.  Gasterotrochae 
mit  ßauchw^iraperbögen  (Magelona,  der  unbestimmte  muth- 
raaassliche  Rückenkiemer  u.  n.) ,  b.  Nototrichae  mit  Rük- 
kenwimperbögen  (Odontosyliis ,  bei  deren  Larven  übri- 
gens im  Texte  Nichts  von  einem  Borstenwechsel  erwähnt 
ist),  c.  Amphitrochae  mit  Bauch-  und  Rückenwimperbögen 
(Lcucodora,  Spio,  Nerine).  B.  Per ennichaet ae  mit 
bleibenden  Borsten,  a.  Cephaiotrochae  mit  einfachem  Flim- 
mersegel (Polynoe,  Sigah'on?),  b.  Polytrochae  mit  meh- 
reren Flimmersegeln  (Terebella,  Arenicola,  Chaetopterus, 
Sacconereis,  Capitella  u.  a.  —  eine  Gruppe,  die  bei  bes- 
serer Kenntniss  vielleicht  in  die  Unterabtheilungen  von 
A.   zerfällt    werden   kann) ,    c.    Atrochae  mit   uniformem 


der  niederen  Tbiere  während  des  Jahres  1863.  47 

Winiperkleide  (?).  Die  wirkliche  Existenz  von  sog.  Te- 
lotrochae  d.  l\.  von  Larven ,  die  nie  mehr  als  zwei  ter- 
minale Flimmerkränze  besitzen,  ist  dem  Verf.  im  hohen 
Grade  unwahrscheinlich. 

Der  descriptiv  zoologische  Theil  von  ('lapa  rede's 
Untersuchungen  über  Anneliden  ( a.  a.  0.  S.  26 — 61.  Tab. 
XI — XV)  erweitert  nicht  bloss  unsere  Artenkenntniss  durch 
eine  grosse  Anzahl  interessanter  neuer  Formen,  sondern 
belehrt  uns  auch  über  vielerlei  Strukturverhältnisse,  die, 
wenn  sie  auch  zunäch'st  an  die-  Beschreibung  der  einzel- 
nen Arten  anknüpfen,  zum  Theil  doch  auch  ein  allge- 
meineres Interesse  haben.  So  erfahren  wir  durch  unsern 
Verf.  manche  Details  über  das  Vorkommen  und  die  Ver- 
breitung der  Fliramerapparate  auf  der  äusseren  Haut  der 
Chätopoden  (  z.  B.  auf  der  Rückenseite  der  P\issstum- 
mel  von  Svllis,  Nerine  u.  a.,  auf  den  blattartigen  Kopf- 
anhängen von  Pterosyllisu.  s.  w.),  über  die  Formen  und 
Anordnung  der  Borsten  (unter  denen  wir  hier  namentlich 
die  Kakenplatten  von  Protula,  so  wie  die  Stützborsten 
von  Branchiosabella  hervorheben)  und  die  Bildung  der 
hornigen  Mundwerkzeuge.  Bei  Sphaerodorum,  Sphaero- 
syllis  und  anderen  Arten  beobachtete  Verf.  in  den  Fuss- 
stummeln  eigenthümliche  runde  Kapseln,  die  in  ihrem 
Innern  zahllose ,  in  gewundene  Schläuche  eingebettete 
Stäbchen  einschlössen.  Verf.  hält  diese  Stäbchen ,  im 
Gegensatze  zu  D  a  n  i  e  1  s  e  n  und  K  e  f  e  r  s  t  e  i  n  ,  welche 
sie  als  Samenelemente  beanspruchen,  für  Nesselorgane 
und  hebt  zur  Stütze  seiner  Ansicht  u.  a.  hervor,  dass  die- 
selben bei  Nereiden  schon  zu  einer  Zeit  und  in  einer  Ent- 
wickelungsperiode  sich  beobachten  lassen,  die  noch  weit 
von  der  geschlechtlichen  Reife  entfernt  ist.  Die  dendri- 
tischen Verzweigungen  in  den  flügeiförmigen  Rückenan- 
hängen von  Phyllodoce,  die  man  wohl  für  ein  chitiniges 
Gerüste  erklärt  hat,  bestehen  nach  den  Untersuchungen 
des  Verf.'s  aus  ähnlichen  Stäbchenschläuchen.  Verschieden 
davon  sind  die  gleichfalls  in  gewundenen  Schläuchen  und 
Kapseln  eingebetteten  rundlichen  Körner,  die  in  den 
kuglig  angeschwollenen  Rückencirren  von  Sphaerodorum 


48        Leuckart:  Bericht  üb.  d. Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

enthalten  sind  und,  mit  den  sehr  ähnlichen  Körnern  in 
den  Fächern  der  gegliederten  Rückencirren  gewisser  8yl- 
lideen  zusammen,  als  Excretionsstoffe  betrachtet  werden. 
Die  scheinbare  Achsenfaser,  die  Verf.  (J.  B.  1862.  S.  84,  85) 
in  dem  Bauchstrange  von  Clitellio  u.  a.  Chätopoden  be- 
schrieben, hat  sich  jetzt  bei  Untersuchung  von  Capitella 
als  ein  kanalförmiger  Hohlraum  erwiesen.  Ebendaselbst 
sah  Verf.  auch  zwischen  den  Ganglien  Nervenstämme 
abgehen.  Aehnlich  bei  Sphaerodorum,  dessen  Ganglien 
zugleich  eine  sonderbare  lappige  Form  haben.  Was  man 
bei  Lumbriconereis  als  abortive  Nackenfühler  beschrieben 
hat,  möchte  Verf.  als  ein  Sinnesorgan  von  unbekannter 
Function  in  Anspruch  nehmen,  wae  er  sich  denn  auch 
davon  überzeugte,  dass  die  Spitzen  an  den  Girren  und 
Tentakeln  von  Polynoe  impar  und  zahlreichen  anderen 
Arten  den  schon  im  letzten  J.  B.  nach  Keferstein  be- 
schriebenen (aber  zuerst  von  unserem  Verf.  entdeckten) 
Bau  der  Tastpapillen  besitzen.  (Ganz  dieselbe  Bildung 
beobachtete  Ref.  auch,  wie  er  hier  beiläufig  bemerken 
will,  an  den  Tastfäden  von  Littorina,  die  von  dem  Man- 
telrande ausgehen  und  vor  dem  Hervorkriechen  aus  der 
Schaale  nach  allen  Seiten  tastend  umher  bewegt  wer- 
den.) Die  Zahl  der  mit  grünem  Blute  versehenen  Chä- 
topoden (Chloraema,  Serpula)  vermehrt  Verf.  durch  die 
der  Familie  der  Terebellaceen  zugehörende  Branchiosa- 
bella.  Bei  denbiut-  oder  vielmehr  gefässlosen  Arten  wird 
nach  Beobachtungen  an  Glycera  überall  eine  flimmernde 
LeibeshÖhle  vermuthet.  (Bei  Aphrodite,  die  bekanntlich 
gleichfalls  ohne  Gefässe  ist,  hat  schon  Sharp  ey  dieses 
Flimmerepithelium  gekannt  und  beschrieben.)  Huxley's 
Angaben  über  den  Hermaphroditismus  von  Protula  werden 
bestätigt  und  durch  die  Beobachtung  erweitert,  dass  die 
Eier  an  der  Hinterfläche  der  Dissepimente  hervorknospen, 
während  die  Entwickelungszellen  der  nur  im  13.  Segmente 
vorkommenden  Zoospermien  auf  der  Bauchfläche  ihren  Ur- 
sprung nehmen.  Zwischen  diesen  Samenfäden  wurden 
übrigens  auch  gelegentlich  einzelne  Eier  gesehen.  Bei 
Syllis  entstehen   die   Geschlechtsprodukte   gleichfalls  frei 


der  niederen  Thiere  während    des  Jahres  1863.  49 

in  der  Leibeshöhle,  aber  Tveder  an  den  Dissepimenten, 
noch  auf  den  Bauchmuskeln,  sondern  in  den  die  Fuss- 
stummcl  durchziehenden  JSeitentaschen ,  wie  bei  Tomo- 
pteris.  Eine  Ausnahme  macht  Syllis  armoricana^  bei  der 
Verf.  zwei  sackförmige  Eierstöcke  beobachtete,  die  durch 
die  letzten  Körpersegmente  hinzogen  und  neben  dem 
After  nach  Aussen  mAindeten.  Ebenso  verhielt  sich  Ne- 
riila,  deren  Samenfäden  übrigens  Avieder  im  Innern  der 
Fussstummel  gebildet  werden.  Ungeschlechtliche  Ver- 
mehrung wurde  nur  bei  Protula  beobachtet  und  zwar 
immer  nur  an  unreifen  und  unausgewachsenen  Exempla- 
ren (mit  nie  mehr  als   18  öegmentenj. 

Die  beobachteten  und  beschriebenen  Arten   sind  folgende: 

Farn.  Oligochaeta:  Tubifex  papillosns  n.  sp.  (rosenroth,  mit 
kleinen  Papillen  dicht  besetzt) ,  H  der  ochaet  a  cosluiu  n.  gen.  et 
n.  sp..  i'lcnodrilus  pardalis  n.  gen.  et  n.  sp. 

Char.  gen.  n.  Het  er  ochaeia  Cl.  Borstenbündelchen  zwei- 
zeilig; Borstender  oberen  Reihe  vom  5 — 13.  Segmente  gerade,  am 
freienEnde  becherförmig  ausgehöhlt;  die  übrigen  Borsten 
alle  hakenförmig.  H.  costnia  Cl.  (trotz  der  Länge  von  16  Mm.  noch 
unreif  und  gürtellos). 

Char.  gen.  n.  Clenodrilus  Cl.  Borsten  kammförmig,  ein- 
zeilig; eine  Wimpergrube  jederseits  am  Kopflappen.  Ct.  pardalis  C\. 
(Nur  ein  einziges  unvollständig  entwikeltes  Exemplar  mit  9  Seg- 
menten, 1  Mm.  lang,  mit  ausgebreiteten  Flimmerflächen  in  der  Umge- 
bung der  Mundöffnung,  wie  sie  bei  den  Landoligochaetcn  nach  dem 
Ausschlüpfen  nicht  vorkommen). 

Farn.  Capitellacea :  Capitella  rubicunda  Kef.,  eine  Form,  die 
Verf.  gern  dem  Gen.  Notomastus  zurechnen  möchte,  dessen  wesent- 
liche Auszeichnung  er  iu  der  ungewöhnlichen  Ausbildung  der  Tori 
uneiniger!  sucht. 

Fam.  Maldania:  Clymcne  Oersledn  n.  sp.  (mit  zweierlei  Papil- 
len am  Aftertrichter),   Cly  m  enid  c  s  sidpkurea  n.  gen.  et  n.  sp. 

Char.  n.  gen.  Clymenid  es  Cl.  Kopflappen  schräg  abgestutzt, 
ohne  Anhänge.  Endsegment  mit  einer  Haftscheibe,  statt  des  Trich- 
ters. Cl.  sulpknrea  nach  einem  nur  3 — 4  Mm.  langen,  noch  unreifen 
Exemplare. 

Fam.  Serpulacea:  Protula  Dysteri  Huxl. 

Fam.  Terebellacea:  B  r  anc  kio  sa  bell  a  zoslericoJa  n.  gen. 
et  n.  sp.,  ein  kleines,  12  Mm.  langes  Thierchen,  das  sich  durch  den 
Bau  und  die  Stellung  der  Tentakel  unterhalb  des  Kopflappeus,  wie 
durch  die  fadenförmige  Gestalt  der  Kiemen  an  Sabellides  Sars  an- 
Archiv f.  Naturg.  XXi.  Jahrg.  2.  Bd.  D 


50        Leuckart:  Bericht   üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

schliesst,    aber  durch    die  Borsten  des  Vorderleibes  sich  davon  un- 
terscheidet. 

Char.  gen.  n.  Br  a nc hia s  übe  1 1 a  Cl.  Vorderes  Körperende 
mit  starken,  glänzenden,  nach  vorn  gerichteten  Borsten  bewaffnet. 
Kiemen  fadenförmig  (in  zwei  Paaren).  Tentakel,  wie  die  Kiemen  der 
Sabellen  gefiedert.    Ein  Kranz  von  Aftercirren. 

Fam.  Ariciea :  Colobranchus  ciliatus  Kef. ,  dessen  Stellung  bei 
Colobranchus  jedoch  vom  Verf.  beanstandet  wird,  weil  nicht  bloss 
die  Afterblättchen  fehlen,  sondern  auch  nur  —  wie  bei  Leucodore  =. 
Polydora  u,  a.  —  zwei  Fühler  vorhanden  sind,  indem  die  zwei  vorderen 
Kopffortsätze  bloss  die  ausgezogenen  Ecken  des  Kopflappens  darstel- 
len. (Colobranchus  ciliatus  Kef.  ist  nach  gef.  Mittheilung  des  Herrn 
M  e  c  z  n  ik  o  f  f  auch  auf  Helgoland  einheimisch  und  nichts  Anderes  als 
Spio  crenaticornis,  die  nach  Verlust  ihrer  Tentakel  dem  Ref.  zur  Auf- 
stellung der  Aonis  Wagneri  Veranlassung  gegeben  hat.)  Pyguspio 
elegans  n.  gen.  et  n.  sp.  trägt  in  der  Genusdiagnose  als  Charaktere: 
zwei  Fühlercirren  oder  Fangfühler;  Endsegment  mit  vier  kammar- 
tigen Fortsätzen;  fünftes  Segment  von  den  andern  nicht  verschieden. 
Fam.  Syllidea:  Syllis  armoricnna  n.  sp.  (25  Mm.  lang,  mit 
einigen  40  Segmenten),  S.  normannica  n.  sp.  (20  Mm.,  mit  ungeglie- 
derten Rückencirren) ,  S.  clavatu  n.  sp.  (2  Mm.  ,  mit  22  Segmenten 
und  keulenförmigen,  kurzen  Rückencirren,  die,  wie  die  fast  vollstän- 
dige Verwachsung  der  Stirnpolster,  unser  Thier  dem  Gen.  Exogene 
annähern),  Micro  syllis  brevicaudata  n.  gen.  et  n.  sp.  (2  Mm.  lang, 
mit  wenig  entwickelten  Anhängen  und  17  Segmenten),  Exotfone  Ke- 
fersteinii  n.  sp.  (ohne  Baucheirren),  H  e  t  er  o  s  y  lli  s  brachiata  n.  gen. 
et  n.  sp.,  Sph  ac  r  0  s  yl  li  s  hystrix  n.  gen.  et  n.  sp.,  Sp.  erinaceus 
ti.  sp.,  Pterosyllis  formosa  n.  gen.  et  n.  sp.,  Odontosyllis 
gibba  n.  gen.  et  n.  sp.,  Nerilla  aritennatu  Schm.  (eine  Form,  die  Verf. 
übrigens  nur  vorläufig  zu  den  Syllideen  bringt  und  am  liebsten  als 
Repräsentanten  einer  eigenen  kleinen  Familie  betrachten  möchte), 
Sphac.rodonim  peripalKs  Gr.  (einem  Genus  zugehörig,  das  sich  zu- 
nächst an  Sphaerosyllis  anschliesst,  sich  aber  dadurch  von  den  Syl- 
lideen unterscheidet,  dass  es  ohne  Dissepimente  und  Pharyngealpa- 
pillen ist). 

Char.  n.  gen.  Micr  osyll  is  Cl.  Stirnpolster  vom  Kopflappen 
nicht  verschieden,  mit  einander  innig  verwachsen,  nur  zwei  winzige 
Kopfcirren.  Fühler  und  Rückencirren  äusserst  klein;  keine  Bauch- 
eirren ;  Rüssel,  wie  bei  Syllis  bewaffnet, 

Char.  n.  gen.  II  et  er  o  sy  llis  Cl.  Stirnpolster  nicht  vorhan- 
den; drei  Kopffühler,  von  denen  der  mittlere  drei  Mal  länger  ist, 
als  die  seitlichen ;  Fussstummel  mit  kurzem,  bandförmigen  Rücken- 
und  Bauchcirrus;  Rückencirrus  des  zweiten  Körpersegmentes  etwa 
drei  Mal   so  lang,    wie   die    übrigen.     Keine  Bohrspitze    im  Rüssel. 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  51 

H.  brachiata  Cl.  kaum  2  Mm.  lang,   mit   drei  Paar  Augen  und  äus- 
serst langem  Rüssel. 

Char.  n.  gen.  Sphaerosyllis  Cl.  Stirnpolster  vorhanden, 
vom  Kopflappeu  deutlich  getrennt,  Kopffühler,  Fühler  und  Rücken- 
cirren  kurz,  an  der  Basis  kugelartig  angeschwollen;  Bauchcirrus 
kurz ,  fadenförmig ;  Körper  mit  hervorragenden  Papillen  besetzt. 
Sp'  hystiix  Cl.  3 — 4  Mm.  mit  zwei  Augenpaaren  und  kugelartig 
angeschwollenen  Aftercirren.  Cl.  crinaccus  Cl.  2  Mm.,  mit  drei  Au- 
genpaaaren  und   einfachen  Aftercirren. 

Char.  gen.  n.  Pterostjllis  Cl.  Stirnpolster  deutlich  geson- 
dert; Kopffühler  und  Rückencirren  lang,  fadenförmig  und  geglie- 
dert; Baucheirren  blattartig  erweitert;  zwei  rudernde  flügeiförmige 
Fortsätze  auf  dem  Nacken.  Pt.  formosa  Cl.  5  Mm.  lang,  mit  un- 
gemein langem  Rüssel  und  vier  gezackten  zahnartigen  Cuticularver- 
dickungen. 

Char,  n.  gen.  Odontosyllis  Cl.  Stirnpolster  verwachsen: 
Kopffühler  und  Rückencirren  kurz,  undeutlich  gegliedert;  Bauchcir- 
rus vorhanden;  Rüssel  mit  zahlreichen  zahnartigen  Cuticularver- 
dickungen.     0.  gihba  Cl.  25  Mm.  lang,    mit  etwa  40  Segmenten. 

Fam.   Glycerea:  Glycera  fallax  Quatref. 

Fam,  Phyllodocea :  Psamathe  cirrata  Kef.,  C  iv  r  oc  er  o  s  anlen- 
nalus  n.  gen.  et  n.  sp. 

Char.  gen.  n.  Cirroceios  Cl.  Fussstummel  zweirudrig; 
zwei  blattartige  Züngelchen  am  unteren  Ruder ;  Cirren  fadenför- 
mig ;  zwei  Kopffühler ;  endständige  Mundöffnung ;  ohne  Augen  und 
Fühlercirren.     (Steht  nur  provisorisch  bei  den  Phyllodoceen.) 

Fam.  Lycoridea  :  M  i  c  r  one  r  ei  s  varierjata  n.  gen,  et  n.  sp., 
4  Mm.  lang,  zwei  tief  getrennte  Ruder  am  Fussstumml,  mit  einem 
einzigen  Rücken-  und  einem  Bauckcirrus.  Mundsegment  borsten- 
führend. 

Fam.  Eunicea  :  Lumbriconereis  Edicardsii  n.  sp.  (vielleicht  mit 
L.  tingens  Kef.  identisch),   Lysidice  viuUicirrata  n.  sp, 

Fam,  Aphroditea:  Polynoe  impar  Johnst. 

Peters  beschreibt  als  neu  Aphrodite  palaeacea  aus  Adelaide 
in  Südaustralien  (Berl.  Monatsber.  1863.  S.  369).  Dieselbe  unter- 
scheidet sich  von  A.  aculeata  durch  die  viel  grobem  und  anders 
gefärbten  Stacheln  und  Borsten  der  oberen  Fusspaare,  durch  eine 
abweichende  Form  des  Gesichtslappens  und  durch  die  viel  grösse- 
ren Elytren.     Der  Rückenfilz   ist  über  3  Mm.  dick. 

Von  Grube  erhielten  wir  abermals  „Beschrei- 
bungen neuer  oder  wenig  gekannter  Anneliden^  aus  der 
Adria  —  Lussin—  (Arch.  fürNaturgesch.  1863. 1.  ,S.37— 69. 
Taf.  IV — VI),    von    denen    ausser   Fhy  li  ochaet  op  te- 


b^ 


Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 


rus,  der  in  Schwämmen  lebt  imd  sich  von  Spiochae- 
topterus  Sars  namentlich  durch  Abwesenheit  der  langen 
Fühler  unterscheidet,  besonders  das  neue  Genus  Tetra- 
gtene  unser  Interesse  in  Anspruch  nimmt.  Die  letztere 
ist,  wie  Alciope  und  Joida,  eine  pelagische  Wurmform 
mit  grossen  Augen,  aber  insofern  höchst  ausgezeichnet, 
als  sie  am  Hinterende  einer  wesentlich  abweichend  ge- 
bildeten Annelide  {Fseudosyllis  Gr.)  entsteht,  welche  die 
grosseste  Aehnlichkeit  mit  Syllis  hat,  obschon  sie  auf- 
fallend kurze  Fühler  und  Fühlercirren  besitzt.  Die  beob- 
achteten Arten  sind  folgende ; 

Fohjnoe    longisetis  Gr.    (von    der    nahe   verwandten  P.  cirrata 
durch    lange    Ruder    und    grosse   Elytren   verschieden),   Evphrosyne 
meditcrranea  Gr.  (kleiner    und    mit  weniger  Segmenten,    als    Euphr. 
myrtosa  Sars)    Zygolobus    ( n.    gen.),  Laurentianns    Gr.,    Glyccra 
tessellata  Gr.    (mit  borstenförDiigen,  den  ganzen  Rüssel  bedeckenden 
Papillen  und  schachbrettartig  gefeldertem  Rücken),  Telraglene  n. 
gen.)  rosea   Gr..  SylUs  hrcvicornis   Gr.,  S.  hyalina  Gr.,    S.  lussinensis 
Gr.,    S.  nicfricirris  (}v.,  AmhlyosylUs  lineata  Gr.,     Ueterocirrvs  multi- 
hranchis  Gr.  (vom  Ansehen  eines  Cirratulus,  aber  mit  zwei  zusammen- 
rollbaren Fühlercirren,  wie  die  Spioniden).     Sclerocheilus  (n.gen.) 
minutus  Gr.   (gewissermassen  ein  kleines   Scalibregma  ohne  Kiemen), 
Phyllochaelopterus  (n.  gen.)  yracilis  Gr.,  Clymene  digilata  Gr., 
TerebeUa  compacfa  Gr.    (mit    T.  multisetosa  verwandt),     T.  Ungulata 
Gr.  (wegen  der  einfachen   lanzettförmigen  Kiemen  als  Repräsentant 
einer  eigenen  Untergattung  zu  betrachten.    10  Mm.  lang),  Sabellides 
adspersa  Gr.   (mit   nur   sechs  Kiemenfäden,    wie  S.  sexcirrata  Sars), 
Sabella  viola    Gr.   (Borstenwechsel    am    13.    oder  16.    Segmente),    S. 
candela  Gr.  (mit  Kiemenfäden,    die    an    der  Spitze    in  Blattchen  er- 
weitert   sind),    S.  frayiUs  Gr.,    S.    slichophlhalmos  Gr.    (mit    Augen,, 
die  in  zwei  meist  unvollständigen  Längsreihen  am  Rücken  des  Kie- 
menschaftes  hinziehen)  .    S.    polyzonos  Gr.   (steht    der    S.   Luculiana 
nahe)  ,    S.  imberbis    Gr.  (ohne  Bärtel   am  Innenrande    der  Kiemenfa- 
den), Serpnla  (Placostegus)  lima  Gr. 

Char.  gen.  n.  Zygolobus  Gr.  Corpus,  pinnae,  setae  Lum- 
briconereidis  generis,  sed  segmentum  buccale  margine  anteriore  su- 
pra  in  foUola  duo,  lobo  capitali  incumbentia  productum. 

Char.  gen.  n.  Telraglene  Gr.  Corpus  brevius,  vermiforme, 
secrmentis  brevibus,  cirris  ani  duobus.  Lobus  capitalis  transversus 
oculis  maximis  utrimque  duobus,  uno  dorsuali,  altero  ventrah,  ten- 
tacuhs  nulhs.  Segmentum  buccale  ceteris  simile.  Pmnae  satis 
longae.    ramis  coalitis  cirrum  dorsualem  ventralemque  ,    prope   api- 


der  niederen  Thiere  während  de.s  Jahres  1863.  53 

cem  sitas,-  gerentibus,  Setae  superiores  simplices,  inferiores  com- 
positae. 

Char.  gen.  n.  Srler  o  cheil  ii  s  Gr.  Corpus  vermiforme,  seg- 
mentis  brevibus,  postremo  in  cirro^  quattuor  exeunte.  Lobus  capi- 
talis  parvus,  tentaculis  duobus  brevibus  lateralibus  munitus,  sub- 
tus  ad  OS  laminis  duobus  corneis  armatus.  (Oculi  haud  observati.) 
Segmentuin  buccale  setis  nudum.  Fasciculi  setarum  ex  pliaretris 
brevibus  prodeuntes,  utrimque  disticbi,  setae  capillares ,  inferioris 
segraenti  secundi  aciculae.     Branchiae  nuUae. 

Char.  gen.  n.  P  hu  Hoc  ha  et  o]}  t  er  v  s  Gr.  Corpus  vermiforme 
subteres,  anteriora  versus  dilatatum  depressum.  ex  scctionibus  tri- 
bus  compositum,  anteriore  j)innis  altis  flabelluni  palearum  gerenti- 
bus munita,  media  pinnulis  uncinigeris  lateralibus  foliolisque  pari- 
bus  dorsualibus  distincta.  posteriore  utrimque  ordinem  processuum 
acicularium,  sub  iis  toros  laterales  gereute;  processus  capitati  cu- 
tanei,  setas  paucas  tenerrimas  continentes.  Segmenta  sectionum  di- 
versarum  diversae  longitudinis.  Lobus  capitalis  parvus.  segmento 
buccali  impressus  ;  tentacula  l)revia  simplicia  duo.  oculi  punctiformes 
duo,  utraque  lateralia. 

Grube's  Aufsatz  über  die  natürliche  Verwandtschaft 
der  Capitellen  mit  Notomastus,  die  —  gegenüber  den  An- 
sichten von  V.  Garns  (vergl.  S.  38)  —  auch  durch  die 
oben  angezogenen  Beobachtungen  Clapar^de's  ausser 
Zweifel  gesetzt  wird,  ist  in  englischer  Uebersetzung  in  die 
Ann.  and  Mag.  nat.  bist.  T.  XI.  p.  393  übergegangen. 
Vergl.  den  vorigen  Bericht. 

Sars  Reisebericht  enthält  Mittheilungen  über  fol- 
gende Chätopoden  mit  mehr  oder  minder  ausführlicher 
Beschreibung  und  Charakteristik  (1.  c.  p.  39 — 68) : 

Polynoe  nivea  n.  sp.  mit  16  Paar  w^eiss  getüpfelten  Elytern 
und  40  Segmenten  ,  P.  claiiffera  n.  sp.  mit  15  Paar  Elytern  und 
39  Segmenten ,  Panthalis  Oerstedi  Kinbg.,  Euphrosyne  cirrata  Sars. 
Nephthys  coeca  Fabr.,  Chaetopterus  Sarsii  Boeck,  Eumcnia  crassa 
Oerst. ,  Polycirrus  trilobatus  n.  sp.  (ein  Genus,  dem  Sars  auch 
Aphlebina  und  Apneumea  Quatref.  zurechnen  möchte),  Tercbella 
avtifex  n.  sp.  mit  einer  Röhre,  deren  vorderes  erweitertes  Ende  2 — 4 
lange  und  verästelte  Anhänge  trägt.  Chone  rubrocincta  Sars.  Dasy- 
chone  Argus  Sars.  Bei  Panthalis  beschreibt  Verf.  Eierstöcke,  die 
im  Wesentlichen  mit  denen  von  Aphrodite  und  Polynoe  (vgl.  J.  B. 
Bd.  XX.  S.  317)  übereinstimmen  d.  h.  ein  System  solider  Fäden 
darstellen,  unter  deren  Oberhaut  sich  die  Eier  entwickeln. 

Auch    B  a  i  r  d    beschreibt    einige    neue    Chätopoden 


54         Leuckart;  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

sämmtlich   von    Vancouver-Island    (Proc.  zool.  Soc.  1863. 
April;  Arm.  and  Mag.  nat.  liist.  T.  XIII.  p.  96—99): 

Lepidonotus  insignis  (3"  lang,  mit  18  Paar  Elytren),  L.  Lordi 
(über  3"  lang,  mit  45  Paar  Elytren),  L.  Grvhei  (2"  lang,  mit  18 
Elytren  jederseits),  L.  frarjUis,  Nereis  fnliota  (15",  mit  blattförmigen 
Rückencirren),  N.  hicanaliculata  {2"),  Glycera  corrvgota  (4"),  Sobel- 
laria  saxicava  (l^/g"). 

Dass  das  von  Claparede  als  D  e  smosc  olex  mi- 
nutus  (n.  gen.  et  n.  sp.)  beschriebene  kleine  (0^19  Mm. 
lange)  Thierclien  trotz  seiner  28  Segmente  und  der  dar- 
auf sitzenden  „Pfrieraenborsten"  den  Anneliden  zugehört, 
scheint  dem  Ref.,  der  durch  Herr  Candidat  Mecznikoff 
Gelegenheit  fand,  dasselbe  in  einigen  wohl  erhaltenen  Prä- 
paraten (von  Helgoland)  zu  untersuchen,  sehr  zweifelhaft. 
Nicht  bloss,  dass  die  einzeln  und  meist  alternirend  rechts 
und  links  den  Segmenten  (auch  dem  Kopfsegmente)  auf- 
sitzenden Borsten  von  den  Annelidborsten  sehr  ver- 
schieden sind,  noch  mehr  fällt  hier  die  Beschaffenheit  der 
Cuticula  in's  Gewicht,  die  einen  dicken,  an  den  Segmen- 
ten eigenthümlich  gezeichneten  Chitinpanzer  darstellt. 
Dass  alle  Larvenorgane  und  namentlich  auch  jede  Flim- 
merbekleidung fehlt_,  ist  schon  von  Claparede  hervor- 
gehoben worden.  Vergl.  Beobachtungen  u.  s.  w.  S.  89. 
Tab.  XVHI.  Fig.  4—7. 

Es  dürfte  vielleicht  nicht  ganz  unpassend  sein, 
an  dieser  Stelle  der  Beobachtungen  zu  erwähnen,  die 
derselbe  Forscher  über  das  sonderbare  Gen.  Echino- 
deres  Duj.  angestellt  hat.  Wir  wollen  freilich  durch 
diese  Einreihung  über  die  natürlichen  Verwandtschaften 
dieses  paradoxen  Thieres  Nichts  präjudiciren.  Der  ur- 
sprüngliche Entdecker  hielt  es  bekanntlich  für  ein  Mit- 
telglied zwischen  den  Crustaceen  und  den  Würmern,  und 
in  der  That  erinnert  die  Dicke  und  Beschaffenheit  des 
Chitinkleides,  so  wie  die  Gliederung  der  Ringe  in  ein 
deutliches  Tergal-  und  Sternalstück  in  auffallender  Weise 
an  die  Gruppe  der  Arthropoden,  von  der  es  aber  durch 
gänzlichen  Mangel  der  Anhänge  an  den  durchaus  gleich- 
artig entwickelten  Segmenten  und  durch  den  Besitz  eines 
muskulösen  Pharynx   andererseits    wieder  so   scharf  sich 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  55 

unterscheidet,  dass  wir  unserem  Verf.  nur  beistimmen 
können,  wenn  er  es  für  einen  Wurm  erklärt.  In  der  Ha- 
ken- oder  Rüsselbildung  ähnelt  es  den  Akanthocephalen, 
aber  trotzdem  kann  es  nach  äusserem  und  innerem  Baue 
diesen  Würmern  ebenso  wenig,  wie  irgend  einer  andern 
bekannten  Wurmgruppe  zugerechnet  werden.  Verf.  beob- 
achtete zweierlei  P'ormen  des  Gen.  Echinoderes,  die  er  als 
E.  Dujardmii  und  E.monocercus  unterscheidet,  obwohl  er 
dabei  die  Möglichkeit  zulässt,  dass  die  Differenzen  zwischen 
denselben,  die  sich  auf  gewisse  Verhältnisse  derSchwanz- 
bildung  beschränken,  blosse  Geschlechts-  (oder  Alters-) 
Verschiedenheiten  seien.  Von  inneren  Organen  beschreibt 
Verf.  ausser  dem  ansehnlichen  Darme  noch  ein  paariges 
Organ,  welches  augenscheinlich  drüsiger  Natur  ist  und 
zu  den  Seiten  des  Afters  ausmündet.  Er  ist  geneigt,  das- 
selbe als  Geschlechtsorgan  zu  betrachten,  obwohl  er  darin 
keinerlei  Geschlechtsstoffe  auffand  —  vielleicht,  wie  er 
meint,  desshalb  nicht,  weil  die  Fortpflanzung  in  eine  an- 
dere Zeit  fällt,  als  die  seiner  Untersuchungen.  An  dem 
vorderen  Körper  stehen  zwei  rothe  Augenflecke,  die  der 
lichtbrechenden  Medien  zu  entbehren  scheinen  und  auf 
zwei  grössern  länglichen  Gebilden  aufsitzen,  die  möglicher 
Weise  als  Hirnganglien  zu  deuten  sind.  A.  a.  0.  S.  90 — 
92.  Tab.  XVI.  Fig.  7—16. 

Gephyrea. 

Im  Gegensatze  zu  der  Darstellung,  die  Kef  er  st  ein 
(J.  B.  1860.  S.  235)  von  den  Geschlechtsverhältnissen 
der  Sipunculiden  und  der  Bildungsstätte  ihrer  Zeugungs- 
produkte gemacht  hat,  hebt  Cla^parede  hervor,  dass 
sich  Samen  und  Eier  bei  den  Phascolosomen  frei  in  der 
Leibeshöhle  entwickelten  und  immer  nur  bei  verschiedenen 
Thieren  getroffen  würden.  Schwimmende  Zellengruppen, 
die  den  „schwimmenden  Ovarien"  der  Echinorhynchen 
verglichen  werden,  sollen  in  dem  einen  wie  anderen 
Falle  das  Zellenmaterial  für  die  Geschlechtsstoffe  ab- 
geben. Die  männlichen  Phascolosomen  sind  übrigens  äus- 
serst selten ,  so  dass  unter  mehr  als  100  Exemplaren  erst 


56  Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Natiiroescliichte 

ein    einziges    gefunden    wird.       Beobachtungen  u.    s.   w. 
S.61.  62. 

Ebendas.  (S.  84.  Tab.  XVIII.  Fig.  9u.  10)  beschreibt 
Claparede  auch  die  von  ihm  beobachteten  jungen  Ex- 
emplare von  Actinotrocha.  Dieselben  massen  nicht  mehr 
als  0,15  Mm.  Sie  bestanden  aus  einem  grossen  Kopf- 
schirm, der  im  Wesentlichen  schon  seine  spätere  Form 
hatte,  und  einem  kleinen  abgeplatteten  Leibe,  dessen 
Seitenränder  in  der  Nähe  des  Hinterleibsendes  gekerbt 
waren.  Die  Zapfen,  die  auf  diese  Weise  entstanden,  sind 
die  ersten  Anlagen  der  Tentakel,  deren  Zahl  bei  wenig 
grösseren  Thieren  schon  auf  das  Doppelte  gestiegen  war. 

Unter  dem  Namen  Sipuneulus  heterocyathi  beschreibt 
Macdonald  (nat.  bist.  rev.  1862.  p.  78 — 81)  eine  Form 
mit  langem  schlanken  Halse  und  zwei  rauhen  Hautschei- 
ben, von  denen  die  eine  dem  Hinterleibsende  angehört, 
während  die  andere,  in  unbedeutender  Entfernung  von 
dem  After,  am  unteren  Ende  des  Rüssels  angebracht  ist. 
Das  Thier  lebt  in  einer  dem  Gen.  Heterocyathus  zuge- 
hörenden Steinkoralle  und  verschliesst  beim  Zurückziehen 
den  Eingang  in  seinen  Canal  mit  Hülfe  der  eben  erwähn- 
ten Nackenscheibe.  Verf.  meint,  dass  es  dem  seit  Cu- 
vier  nicht  wiedergesehenen  Lithodermus  cuneus  verwandt 
sei.  Auffallend  ist,  dass  der  Canal  des  Sipuneulus  stets 
nach  links  gewunden  ist,  ein  Umstand,  der  im  Zusammen- 
hange mit  der  Thatsache ,  dass  Heterocyathus  oftmals 
(vergl.  J.  B.  1862.  S.  255)  eine  Schneckenschale  in  sich 
einschliesst  und  manche  Sipunculiden  als  Consta nte  Be- 
wohner von  Schneckenschalen  bekannt  sind,  fast  die  Ver- 
muthung  aufkommen  lässt,  d^^ss  der  Parasitismus  des  Wur- 
mes in  diesem  Falle  erst  ein  secundärer  sei.  (Ref.) 

Semperfand  im  Meeressande  der  Pelew- Inseln 
einen  Sipuneulus ,  an  dessen  hinterem  Körperende  fast 
immer  eine  kleine  vivipare  Lamellibranchiate  ansass,  die 
sich  durch  Byssusfäden  daran  befestigt  hatte.  Zeitschrift 
für  wissenschaftl.  Zoologie  Bd.  XIIl.  S.560. 

Ein  von  Meyer  und  Möbius  in  der  Kieler  Bucht 
beobachteter  Priapulus  unterscheidet  sich   von  Pr.  cauda- 


der  niederen    Tliieie  während  dep  Jahres  18r3,  57 

tus  Ehl.  durch  zwei  kürzere  Retractoren  des  Rüssels  und 
eine  grössere  jMengc  von  Seitenzähnen.  Wenn  die  E  h- 
lers'scben  Artunterschiede  Gültigkeit  haben,  dann  ist  die 
Kieler  Art  neu  und  vielleicht  ganz  passend  als  Pr.  mul- 
Hd€7üatus  zu  bezeichnen.  Amt).  Ber.  der  Stettiner  Natur- 
forscherversammlung S.  128. 

Chaetognathl. 

Keferstein's  und  Pagen  stech  er's  Abhandlun- 
gen über  Sagitta,  über  die  wir  bereits  im  letzten  Berichte 
referirten,  sind  übersetzt  in  dem  Journ.  micr.  Science  1863. 
p.  134  u.  192. 

Die  durch  die  Anwesenheit  eines  rädernden  Nacken- 
schildes so  auffallend  ausgezeichnete  Sagitta  cephaloptera 
Busch  wurde  von  Claparede  im  Busen  der  Normandie 
mitunter,  ganz  nach  Art  anderer  Sagitten,  in  grossen 
Schaaren  schwärmend  aufgefunden.  Was  Busch  als 
überzählige  Kopfflosse  bezeichnete  und  bei  der  Benen- 
nung seiner  Art  zu  Grunde  legte,  ist  Nichts,  als  die  etwas 
ausgebreitete  und  mit  einer  schönen  Epithelialschicht  aus- 
gekleidete Seitengegend  des  Kopfes  und  Nackens.  Trotz- 
dem kann  der  Busch'sche  Name  unverändert  beibehal- 
ten werden ,  theils  wegen  der  oben  erwähnten,  wenn 
auch  gerade  nicht  sehr  bedeutenden  Ausbreitung  des  Hin- 
terkopfes, theils  auch  wegen  der  Anwesenheit  zweier 
hornförmiger  Tentakel,  die  an  den  Seitentheilen  des  Ko- 
pfes stehen  und  genau  dieselbe  Stelle  einnehmen,  an  der 
Pagenstecher  bei  seiner  Sag.  gallica  ein  Paar  schlauch- 
förmiger (iruben  beobachtete.  Beobachtungen  u.  s.  w. 
S.  D.  10.  Taf.  XVIII.  Fig.  8. 

Nematodes. 

An  die  Spitze  unseres  diesjährigen  Berichtes  über 
Nematoden  stellen  wir  die  Beschreibung  eines  sonderba- 
ren kleinen  Wurmes  (von  IV2  Mm.)  von  zweifelhafter 
Stellung,  den  Claparede  in  einem  Wassertümpel  am 
Ebbstrande  beiSt.  Vaast  zufällig  auffischte  und  unter  dem 


58         Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Namen  Ghaetosoma  ophicephaLum  in  unsere  Wissen- 
schaft einführte.  Der  Wurm  krümmte  sich  langsam  hin  und 
her  und  besass  einen  walzenförmigen,  in  der  Mitte  etwas 
angeschwollenen  Leib,  der  vorn  in  einen  ovalen  abgeflach- 
ten Kopf  und  hinten  in  einen  hakenförmigen  Schwanz 
auslief.  Die  sehr  derbe  Cuticula  war  quergestrichelt, 
wie  bei  den  Ascariden,  und  in  ganzer  Ausdehnung  mit  spär- 
lichen Haaren  besetzt,  die  am  Kopfende  zahlreicher,  aber 
kürzer  erschienen.  Da  man  ähnliche  Cuticularauswüchse 
bekanntlich  auch  sonst  bei  den  Nematoden  vorfindet,  so 
könnte  man  vielleicht  unseren  Wurm  ganz  einfach  dieser 
Thiergruppe  zurechnen,  zumal  auch  die  Bildung  des  Dar- 
mes und  die  Organisation  der  aus  zwei  einander  entge- 
gengesetzten Schläuchen  mit  geldrollenartig  gruppirten 
Eikeimen  bestehenden  weiblichen  Geschlechtsorgane  eine 
solche  Deutung  nur  zu  unterstützen  scheint,  wenn  derselbe 
nicht  an  seiner  Bauchseite,  in  geringer  Entfernung  von 
dem  Schwänze  noch  ein  Organ  trüge,  das  für  einen  Ne- 
matoden sehr  sonderbar  erscheint.  Es  besteht  aus  einer 
„Doppelflosse^,  die  sich  aus  zwei  divergirenden  Reihen 
paralleler  Stäbchen  zusammensetzt.  Bei  näherer  Unter- 
suchung dieser  Stäbchen  erkennt  man  darin  übrigens 
offene  Röhren,  die  einen  zarten,  dicht  *untor  der  Röhren- 
öfFnung  spitz  endenden  Cylinder  in  sich  einschliessen. 
Ref.  wird  durch  diese  Beschreibung  an  die  nicht  selten 
reihenweise  gestellten  Schwanzpapillen  gewisser  Nemato- 
den erinnert,  die  für  gewöhnlich  freilich  nur  den  Männ- 
chen zukommen,  immerhin  aber  auch  ein  Mal  bei  dem 
anderen  Geschlechte  gefunden  werden  können.  Sollte 
der  Vergleich  sich  als  richtig  erweisen,  dann  hätten  wir 
am  Ende  keinen  Grund,  das  Gen.  Chaetoderma  von  den 
Nematoden  auszuschliessen.  Der  Umstand,  dass  der  Verf. 
vergebens  nach  den  Seitenlinien  gesucht  hat,  dürfte  dabei 
kaum  maassgebend  sein.  Beobachtungen  u.  s.  w.  S.  88 — 90. 
Tab.  XVIII.  Fig.  2  u  3. 

Schneider's  „neue  Beiträge  zur  Anatomie  und 
Morphologie  der  Nematoden'^  (Archiv  für  Anat.  u.  Phy- 
siol.    1863.    S.  1—25.  Tab.  I — II)    enthalten   ausser    einer 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  59 

kritischen  Besprechung  der  jüngsten  Nematodenarbeiten 
Leydig's,  Eberth's  und  Walter's  —  über  die  wir 
hier  um  so  eher  hinweggehen  können,  als  die  Urtheile 
des  Verf.'s  im  Wesentlichen  mit  den  darauf  bezüglichen 
Bemerkungen  unseres  letzten  Berichtes  zusammenfallen  — 
Untersuchungen  über  das  Nervensystem  der  Nematoden 
(im  Auszuge  übersetzt  im  Quarterlv  Journ.  micr.  sc.  1863. 
p.  197),  die,  wenn  sie  die  vorliegende  Frage  auch  viel- 
leicht noch  nicht  völlig  zum  Abschlüsse  bringen,  doch 
über  die  Existenz  dieses  Apparates  und  die  Bildung  seiner 
wesentlichsten  Theile  keinen  Zweifel    übrig  lassen. 

Verf.  untersuchte  hauptsächlich  die  Ascaris  megalocephala  aus 
der  Abtheilung  der  Coelomyarier  und  die  Oxyuris  curvula  als  Re- 
präsentant der  Platymyarier  und  fand  in  beiden  wesentlich  die 
gleichen  Verhältnisse.  In  beiden  Thieren  findet  sich  in  unbedeuten- 
der Entfernung  von  der  Kopfspitze  ein  Nervenring,  der  den  Pharynx 
dicht  umfasst  und  fest  auf  den  äusseren  Bedeckungen  aufliegt.  Die 
Scheide  des  Nervenrings  tritt  mit  den  benachbarten  Muskeln  und 
den  vier  Längslinien  in  unmittelbare  Verbindung.  Nach  vorn  gehen 
aus  dem  Nervenringe  sechs  Nerven  ab,  von  denen  zwei  in  den  Seiten- 
linien, die  vier  anderen  in  den  Zwischenräumen  zwischen  den  vier 
Längslinien,  angenähert  den  Seitenlinien,  verlaufen.  Ebenso  kommen 
nach  hinten  neben  den  ventralen  Medianlinien  zwei  Nervenwurzeln 
hervor,  die  aber  bald  nach  ihrem  Ursprung  zu  einem  gemeinschaftli- 
chen Stamm  zusammentreten.  Der  weitere  Verlauf  ist  schwer  zu  ver- 
folgen ;  es  scheint  jedoch,  als  wenn  der  Medianstrang  selbst  eine  An- 
zahl von  Nervenfasern  in  sich  einschlösse.  Auch  in  dem  E-ückenstrange 
scheinen  einige  wenige  Nervenfasern  zu  verlaufen.  Ausser  den  Fasern 
unterscheidet  man  übrigens  auch  zahlreiche  grössere  und  kleinere 
Ganglienzellen,  die  zum  Theil  in  den  Verlauf  der  Faserstränge 
eingelagert  sind.  Ref.,  der  die  Beobachtungen  von  Schneider  fast 
bis  in  alle  Einzelnheiten  bestätigen  kann  ,  sieht  (Asc.  lumbricoides) 
auch  im  Anfangstheile  der  Seitenlinien  zahlreiche  Ganglien  mit  Aus- 
läufern, die  theils  der  Länge  nach  verlaufen,  theils  aber  auch  nach 
den  Seiten  in  die  subcuticulare  Körnerschicht  eintreten.  Möglich, 
dass  diese  letztern  mit  den  von  Schneider  (und  L  e y  d i g)  in  den 
Zwischenräumen  der  Längslinien  beobachteten  Fasern  zusammen- 
hängen. Es  dürfte  überhaupt  an  der  Zeit  sein,  diese  Seitenlinien 
genauer  zu  untersuchen,  als  das  bis  jetzt  geschehen  ist,  Ref.  hält 
es  nach  seinen  Untersuchungen  für  mehr  als  wahrscheinlich,  dass  die- 
selben in  der  Frage  nach  dem  Nervensysteme  der  Nematoden  noch 
einmal  eine  Rolle  spielen  werden.   Bei  Oxyuris  curvula  hängt  an  dem 


60         Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Nervenringe  auf  der  einen  Seitenlinie  ein  flaschenförmiges  Organ 
von  imbekannter  Bedeutung,  vielleicht  dasselbe  Gebilde,  welches 
man  bei  Ascaris  megalocephala  (undx\.  lumbicoides)  in  einiger  Ent- 
fernung von  dem  Nervenringe  an  derselben  Stelle  als  eine  scharf 
umschriebene  Körnerkapsel  antrifit.  Die  am  Munde,  Hals  und  Schw^anz 
vorkommenden  Papillen  möchte  Yerf.  (wohl  mit  allem  Rechte)  als 
Tastpapillen  in  Anspruch  nehmen.  Es  sind  röhrenförmige  Löcher 
der  Haut,  erfüllt  mit  einer  feinkörnigen  Masse,  welche  eine  unmit- 
telbare Fortsetzung  der  feinkörnigen  Matrix  der. Cutis  zu  sein  scheint. 
Die  Muskulatur  der  Platymyarier  zeigt,  wie  Verf.  hervorhebt,  eine 
ganz  gesetzmässige  Anordnung,  indem  jedes  interlineare  Feld  der 
Körperw^and  zwei  symmetrisch  gruppirte  Längsreihen  rhombischer 
Muskelzellen  aufnimmt.  Bei  Trichocephalus  scheinen  diese  Zellen 
unter  sich  verschmolzen  zu  sein,  wne  denn  auch  die  darauf  aufliegende 
kernhaltige  Marksubstanz  hier  keinerlei  Differenzirung  darbietet. 
Seitenlinien  konnte  Verf.  bei  Trichocephalus  nicht  beobachten, 

Vix  findet  bei  macerirten  und  zerfallenen  Ascari- 
den  (A.  lumbricoides)  in  der  Haut  zahlreiche  braunge- 
färbte Löcher,  die  je  in  ein  kleines  wurm-  oder  flaschen- 
artiges Anhangsgebilde  führen.  Obwohl  diese  Bildungen, 
wie  Ref.  an  V  i  x'schen  Präparaten  selbst  gesehen  hat, 
sehr  auffallend  sind ,  lassen  sie  sich  an  frischen  Prä- 
paraten nur  mit  grosser  Mühe  und  spurweise  auffinden. 
Trotzdem  zweifelt  Verf.  nicht  an  ihrem  Vorkommen.  Er 
hält  dieselben  für  Secretionsorgane,  die  dazu  dienten,  die 
Haut  feucht  und  schlüpfrig  zu  erhalten.  Archiv  für  Na- 
turgeschichte 1863.  I.  8.  75—80.  Taf.  VIL 

Davaine  glaubt  durch  seine  Beobachtungen  (Mem. 
Soc.  biolog.  1862.  p.  272 — 278,  sur  la  Constitution  de  l'oeuf 
de  certains  entozoaires  et  sur  la  propriete  de  se  develop- 
per  a  sec)  zu  der  üeberzeugung  gekommen  zu  sein,  dass 
es  Spulwürmer  giebt,  deren  Eier  sich  im  Trocknen  ent- 
wickeln, im  Wasser  aber  zu  Grunde  gehen,  während  die 
Eier  anderer  Arten  (z.  B.  Ascaris  lumbricoides,  Tricho- 
cephalus) gerade  das  entgegengesetzte  Verhalten  zeigen. 
Zu  den  erstem  zählt  Verf.  u.  a.  die  Asc.  marginata,  die 
er  auf  einem  trocknen  Objectträger  in  wenigen  Tagen 
sich  entwickeln  sah ,  die  A.  tetrapera  der  Mäuse  ,  so 
wie  den  Dochmius  trigonocephalus.  Nach  der  Vermu- 
thung  des  Verf.' s  dürfte  diese  Eigenschaft  übrigens  weiter 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  61 

verbreitet  sein  und  namentlich  den  Spulwürmern  aller 
solcher  Thicrc  zukommen,  die  sich  im  Trocknen  aufhalten. 
Ref.  gesteht,  in  dieser  Hinsicht  eine  andere  Meinung  zu 
haben.  Dass  ein  Aufguss  von  Wasser  zur  Entwickelung 
der  Nematodencier  nicht  nöthig  ist,  hat  er  bereits  im 
vorjährigen  Berichte  nach  eigenen  Untersuchungen  her- 
vorheben können ;  er  glaubt  sogar  —  obwohl  er  z.  B., 
entgegen  den  Angaben  des  Verf.,  auch  die  Eier  von  Asc. 
marginata  und  A.  mystax  im  Wasser  sich  entwickeln  sah 
—  dass  die  feuchte  Erde  einen  weit  besseren  und  gün- 
stigeren Aufenthaltsort  für  die  sich  entwickelnden  Em- 
brvonen  abgiebt.  Aber  andererseits  hat  er  in  einem  ab- 
solut trocknen  Räume  niem.als  die  Entwickelung  von  Ne- 
matodeneiern  verfolgen  können.  Nur  so  viel  kann  Ref. 
auf  Grund  seiner  Untersuchungen  dem  Verf.  zugestehen, 
dass  Eier  und  Embryonen  das  Austrocknen  zum  Theil 
ohne  Verlust  ihrer  Keimkraft  ertragen,  wie  er  solches 
auch  schon  bei  früherer  Gelegenheit  bemerkt  hat.  Viel- 
leicht, dass  dieObjectträger  des  Vcrf.'s  an  feuchten  Orten 
aufbewahrt  wurden  und  so  die  Divergenz  der  Beobachtun- 
gen erklärlich  machen.  Der  angezogene  Aufsatz  enthält 
übrigens  auch  sonst  vielfache  Ungenauigkeiten  und  unbe- 
wiesene Behauptungen,  wie  u.  a.  die  Angabe,  dass  sich 
die  Eier  und  Embryonen  von  Taenia  solium  und  serrata 
Jahre  lang  unverändert  und  lebend  conserviren  Hessen. 

Die  Nouvelles  recherches  sur  le  developpement  et  la 
propagatlon  de  l'Ascaride  lombric.  et  du  Trichocephale  de 
l'homme  desselben  Forschers  (1.  c.  p.  261 — 265) 
sind  mit  Eiern  angestellt,  die  seit  fünf  Jahren  in  Wasser  auf- 
bewahrt waren  und  zum  grossen  Theil  noch  lebende  Em- 
bryonen enthielten.  Bei  einer  jungen  Ratte,  der  diese  Eier 
(Asc.  lumbric.)  mit  Milch  beigebracht  waren,  fand  Verf.  12 
Stunden  später  in  dem  zweiten  Abschnitte  des  Dünndar- 
mes eine  Anzahl  freier  Embryonen.  In  der  vorderen 
Partie  waren  die  Eier  alle  unversehrt,  wie  denn  auch 
weiter  nach  hinten  noch  zahlreiche  Eier  in  gleichem  Zu- 
stande gefunden  wurden.  Eine  zweite  Ratte,  die  8  Tage 
hinter  einander  auf  dieselbe  Weise  mit  Ascarieneiern  ge- 


62        Leuckart:  Bericht  üb.  d.Leist.  in  d.  Naturgescliiclite 

füttert   war,    entleerte   mit    dem  Kotlie    zahlreiche  noch 
lebende   Junge.      Die   Eier    von   Trichocephalus    blieben 
bei  diesen  Experimenten  ganz  unverändert.  Verf.  schliesst 
aus  diesen  Beobachtungen,  dass  die  Embryonen  von  Asca- 
ris  und  Trichocephalus  erst  nach  einem  längeren  Verwei- 
len   im  Darmkanale   aus    der   durch    die   Einwirkung  der 
Darmsäfte   erweichten    Schale    ausschlüpfen.     Das    völlig- 
negative  Resultat  mit  den  Trichocephaluseiern  wird  durch 
die  Vermuthung  erklärt,  dass  der  Darm  der  jungen  Ratte 
zu  kurz    gewesen  sei,    um  die  Eier   eine  genügende  Zeit 
zurückzuhalten,    wie  denn    andererseits  das  Abgehen  der 
jungen  Brut  mit  den  Fäces  für  unsern  Verf.  ein  Zeichen 
ist,  dass  die  Ratte  für  die  Entwickeiung  der  betreffenden 
Eier  nicht  den   rechten  Boden   abgiebt.      Auch  bei  einer 
mit   den   reifen   Eiern   von  Asc.    lumbricoides  gefütterten 
Kuh  fand  Verf.  vier  Monate  später  keine  Spur  von  Spul- 
würmern,   obwohl   die  Kuh  doch,    wie   man   angiebt,    die 
genannte  Art,    gleich    dem  Menschen,    beherbergen   soll. 
Man  sieht ,  Verf.    hält  noch    immer   an  der  Vermuthung 
fest,  dass  die  Spulwürmer  keinen  Zwischenzustand  verle- 
ben, sondern   —   unter  günstigen  Bedingungen  —  direkt 
aus    Embryonen     zu    geschlechtsreifen    Thieren    werden. 
Nach  den  Resultaten  zahlreicher  eigener  Untersuchungen 
kann  Ref.   dieser   Annahme  sich  nicht  anschliessen.      Je- 
denfalls   irrt  Verf.  darin  ,  dass  er    das  Ausschlüpfen    der 
Jungen  überall  von  der  Einwirkung  der  Darmsäfte  ab- 
hängig macht.     Es  gilt  das  allerdings  für   die  Arten,  mit 
denen  Verf.    experimentirte,    und  viele  andere,  aber  da- 
neben giebt  es  auch    eine  grosse  Menge  von  Nematoden, 
die  in  feuchter  Erde  spontan  ausschlüpfen  und  unter  abwei- 
chender Form  meist  mit  den  Charakteren  des  Gen.  Rhab- 
ditis)  eine  längere  Zeit  im  Freien  leben.     Ref.  kennt  we- 
nigstens ein  Dutzend  Arten  aus  sehr  verschiedenen  Genera 
—  darunter  z.  B.  den  auch  von  unserem  Verf.  beobachteten 
Dochmius  trigonocephalus,  dessen  Embryonen  schon  nach 
wenigen  Tagen  als  kleine  Rhabditiden  auskriechen  — ,  die 
einen  solchen  Jugendzustand    durchlaufen   und  sich  wäh- 
rend desselben  ganz  nach  Art  der  sog.  freien  Nematodea 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  63 

verbalten,  Nahrung  gemessen  und  unter  mehrfachen  Häu- 
tungen allmählich  bis  zu  einem  bestimmten  Grade  her- 
anwachsen. Zu  seinem  grossesten  Erstaunen  hat  er  sich 
sogar  davon  überzeugen  müssen ,  dass  einzelne  dieser 
rhabditlsartigen  Abkömmlinge  entozootlscher  Nematoden 
im  freien  Zustande  zur  Geschlechtsreife  gelangen  und  auf 
geschlechtlichem  Wege  eine  Nachkommenschaft  erzeugen, 
die,  von  ihren  Eltern  verschieden,  offenbar  dazu  bestimmt  ist, 
wieder  zu  dem  parasitischen  Leben  zurückzukehren.  Wer 
weiss,  wie  manche  sog.  freie  Nematoden  dem  Entwik- 
kelungskreise  parasitischer  Formen  zugehören.  Diese 
wenigen  Andeutungen  mögen  einstweilen  genügen.  Sie 
beweisen  jedenfalls  so  viel,  dass  sich  die  Lebensgcschlchte 
der  Nematoden  kelnesvv^egs  in  einer  so  einfachen  Bahn 
bewegt,  wie  unser  französischer  Helminthologe  annimmt, 
dass  dieselben  vielmehr  durch  unerwartete  Erscheinungen 
manchfacher  Art  auf  das  Wunderbarste  compllcirt  ist. 
(Ref.  kennt  gegenwärtig  fünf  bis  sechs  verschiedene  Ty- 
pen der  Nematodenentwickelung.) 

Wenn  Ref.  so  eben  gewisser  parasitischer  Nemato- 
den Erwähnung  that,  die  unter  Rhabditisform  im  Freien 
zur  Geschlechtsreife  heranwachsen,  so  hatte  er  dabei  na- 
mentlich die  Ascaris  nigrovenosa  des  braunen  Grasfrosches 
im  Auge,  dasselbe  Thier,  dessen  Embryonen  Davaine 
auf  ihrem  Wege  durch  den  Darmkanal  ihres  Wirthes 
nach  Aussen  verfolgt  hat.  Da  diese  Embryonen  gewöhn- 
lich erst  im  Magen  des  Frosches  frei  werden,  so  können 
dieselben  natürlich  ebenso  wenig ,  wie  die  den  gleichen 
Weg  einschlagenden  Eier  von  Distomum  cyllndraceum, 
durch  ihre  eigenen  Bewegungskräfte  aus  den  Lungen  in 
den  Darm  übertreten.  Mit  Recht  sucht  Verf.  unter  sol- 
chen Umständen  nach  anderen  Transportmitteln,  die  er 
denn  auch  In  dem  Flimmerepithel  der  Lungen  und  des 
Pharynx  mit  um  so  grösserer  Bestimmtheit  vermuthet,  als 
er  sich  überzeugen  musste,  dass  durch  die  Thätigkelt  die- 
ser Gebilde  auch  das  durch  die  äusseren  Körperwände 
direkt  in  die  Lungen  übertragene  Kohlenpulver  allmäh- 
lich den  Weg  in  den  Darmkanal  einschlug.     Ibid.  p.  267 


64         Leuckart:  Bericht  üb    d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

— 271.     (Sur   un    mode    de  dissemination    des  oeufs  chez 
les  entozoaires  des  voies  resplratoires.) 

Nachdem  die  Naturgeschichte  der  Trichinen  schon 
seit  Jahren  durch  die  Bemühungen  deutscher  Forscher 
zu  einem  völlig  befriedigenden  Abschlüsse  gekommen 
und  mehr  als  die  irgend  eines  andern  Helminthen  von 
den  verschiedensten  Seiten  gesprochen  ist ,  erscheint  in 
der  angesehensten  zoologischen  Zeitschrift  Frankreichs, 
in  den  Annal.  des  scienc.  natur.  (T.  XVIII.  p.  824—330), 
als  ein  überraschender  Anachronismus,  ein  Aufsatz  von 
Ordonez,  in  dem  Verf.  auf  Grund  seiner  Untersuchun- 
gen die  Kapsel,  in  der  diese  Thiere  in  den  Muskeln  ein- 
geschlossen sind,  als  eine  Eischale  und  die  Insassen  als 
geschlechtlich  entwickelte  Thiere  in  Anspruch  nimmt. 
Verf.  glaubt  die  beiden  Geschlechter  sehr  scharf  unter- 
scheiden zu  können,  die  einen  an  dem  Ovarium,  die  an- 
dern an  der  Spicula.  Was  Verf.  Ovarium  heisst,  ist  die 
bei  älteren  Thieren  mit  verkalkter  Kapsel  in  dem  Ge- 
schlechtsgange angehäufte  Körnermasse,  während  der  Pe- 
nis der  männlichen  Individuen  nichts  Anderes  darstellt, 
als  die  beim  Drucke  nicht  selten  aus  der  Afteröffnung 
hervortretende  Chitinhülle  des  Mastdarms.  Verf.  stellt 
am  Schlüsse  seiner  Abhandlung  noch  fernere  Untersuchun- 
gen über  die  Trichinen  in  Aussicht,  die,  wie  er  hofft, 
über  die  Entwickelungsgeschichte  derselben  Aufschluss 
geben  würden  —  er  hätte  diese  Aufschlüsse  schon  in  den 
früheren  Jahrgängen  desselben  Journals  finden  können, 
das  seine  Mittheilungen  gebracht  hat.  Die  Untersuchun- 
gen vonVirchow,  wie  vom  Ref.,  sind  ihrer  Zeit  in  die 
Annales  des  scienc.  natur.  übergegangen,  wie  denn  auch 
—  anstatt  eines  deutschen  Journals  —  die  Pariser  Compt. 
rend.  es  waren,  die  uns  mit  Virchow's  Trichinenexpe- 
rimenten specieller  bekannt  machten. 

Von  anderer  Seite  finden  übrigens  die  Aufschlüsse, 
die  wir  in  Deutschland  über  die  Trichinen  erhalten  haben, 
auch  in  Frankreich  die  gebührende  Beachtung.  So  na- 
mentlich von  Seiten  Davaine's,  der  seinen  Landsleuten 
in  einem   ausführlichen    Aufsatze    (faits    et  consid^rations 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres   1863.  65 

sur  la  trlchino,  Mem.  Soc.  biol.  1862.  p.  117— 142)  den  ge- 
genwärtigen Stand  der  Trlchinenfragc  darlegt.  Wie  na- 
türlich ,  sind  dabei  namentlich  die  Untersuchungen  von 
Virchow,  Zenker  und  Ref.  benutzt  worden.  Dass 
Verf.  hier  und  da  von  der  historischen  Wahrheit  abge- 
wichen ist  —  wie  z.  B.  bei  der  Entdeckung  der  viviparcn 
Geschlechtsthiere,  die  er  Zenker  zuschreibt,  während 
dieser  doch  ausdrücklich  erklärt,  erst  durch  Ref.  von  den- 
selben gehört  zu  haben  —  dürfen  wir  wohl  zum  Theil 
auf  Rechnung  der  Schw^ierigkeiten  schieben  ,  mit  denen 
die  vollständige  Kenntniss  der  deutschen  Litteratur  in 
Frankreich  verbunden  ist.  (Der  Verf.  scheint  die  Unter- 
suchungen des  Ref.  nur  aus  dem  kurzen  Referate  zu  ken- 
nen, welches  in  den  Annales  des  scienc.  nat.  darüber  ge- 
geben ist.)  Die  eigenen  Untersuchungen  des  Verf.  liefern 
in  allen  Punkten  eine  Bestätigung  der  vorhandenen  An- 
gaben. Nur  in  einem  Punkte  weicht  Verf.  ab,  und  die- 
ser betrifft  die  systematische  Stellung  der  Gen.  Trichina. 
Verf.  meint,  dass  dasselbe,  weit  davon  entfernt,  zu  Tri- 
chocephalus  oder  Trichosoraum  Beziehungen  zu  haben, 
dem  zu  den  Strongyliden  gehörigen  Gen.  Pseudalius  Duj. 
(Prosthecosacter  Dies.)  zu  vereinigen  sei,  und  schlägt  für 
unsere  Trichina  spiralis  fortan  die  Bezeichnung  Pseuda- 
lius trichina  vor.  Er  bezieht  sich  zur  Motivirung  dieses 
Vorschlages  auf  die  Bildung  der  männlichen  Begflttungs- 
werkzeuge,  die  mit  denen  des  männlichen  Pseudalius 
durchaus  übereinstimmten.  Schon  Ref.  hat,  und  zwar 
schon  lange  vor  Davaine,  auf  die  Aehnlichkcit  hinge- 
wiesen ,  die  die  beiden  Schwanzzapfen  der  männlichen 
Trichina  mit  dem  gespaltenen  Schw^anzendc  des  Pseud. 
filum  (beiläufig  gesagt,  eines  Thieres  von  mehr  als  Span- 
nenlänge) besitzen,  allein  diese  Aehnlichkcit  schien  ihm 
doch  bei  den  auffallenden  und  durchgreifenden  Verschie- 
denheiten des  inneren  Baues  nur  von  untergeordneter 
Bedeutung,  zumal  dieselbe  Bildung  des  Schwanzendes 
auch  noch  bei  anderen  Genera,  wie  Onchocerca  und  Tri- 
chosomum,  zu  finden  ist.  Unser  Verf.  meint  nun  aber 
noch  eine  zweite  Uebereinstimmung  zwischen  den  mann- 

Archiv  f.  Naturg.  XXX.  Jahrg.  2.  Bd.  ,  E 


66        Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.   in  d,  Naturgeschichte 

liehen  Theilen  der  Trichina  und  des  Pseudalius  entdeckt 
zu  haben.  Er  glaubt  bei  der  männlichen  Trichina,  ge- 
nau wie  bei  dem  letzten  Genus,  zwei  kurze  V-förmig  di- 
vergirende  Spiculae  unterscheiden  zu  können.  Obwohl 
Verf.  nun  alsbald  die  Tragweite  dieser  Beobachtung  da- 
durch auf  ein  sehr  bescheidenes  Maass  zurückführt,  dass 
er  die  „zwei  Spiculae'^  mit  einem?  begleitet,  lässt  er  sich 
doch  dadurch  nicht  abhalten,  unsere  früheren  systema- 
tischen Ansichten  über  die  Trichinen  als  grundfalsch  zu 
bezeichnen.  Trotz  diesem  Anathema  glaubt  übrigens  Ref. 
noch  immer  bei  der  früheren  Ansicht  verharren  zu  dür- 
fen. Er  glaubt  dieselbe  heute  sogar  noch  entschiedener 
vertreten  zu  können,  da  er  im  Stande  ist,  auf  das  Be- 
stimmteste zu  versichern,  dass  Trichina  gar  keine  Spicula 
besitzt.  Was  er  selbst  einst  fraglich  als  einfache  Spicula 
dieses  Thieres  in  Anspruch  nahm,  ist  nichts  als  die  Chitinbe- 
kleidung der  Cloake,  die  unser  Thier  gelegentlich  —  und 
zwar  wahrscheinlicher  Weise  auch  während  der  Begat- 
tung —  nach  Aussen  umstülpt  und  dann  in  Form  eines 
becherförmigen  Anhangs  zwischen  den  Schwanzzapfen 
umherträgt.  Was  nun  aber  weiter  diese  Schwanzzapfen 
selbst  anbetrifft,  sind  dieselben  durchaus  nicht  so  einfach, 
als  es  nach  den  bisherigen  Darstellungen  den  Anschein 
hatte.  An  der  Basis  der  zwei  grossen  kegelförmig  vor- 
springenden Schwanzzapfen  stehen  in  bestimmter  Grup- 
pirung  noch  zwei  andere  kleine  höckerförmige  Erhebun- 
gen, so  dass  damit  eine  Bildung  vorliegt,  die  wohl  bei 
dem  Gen.  Trichosomum,  aber  durchaus  nicht  bei  Pseuda- 
lius ihr  Anologon  findet.  Es  würde  Ref.  hier  übrigens 
zu  weit  führen,  wenn  er  die  verwandtschaftlichen  Bezie- 
hungen zwischen  Trichina  und  Trichosomum  noch  spe- 
celler,  besonders  auch  durch  eine  Vergleichung  des  in- 
neren Baues,  begründen  wollte.  Er  begnügt  sich  dess- 
halb  mit  der  Versicherung,  dass  der  Vorschlag  von  D  a- 
vaine  ein  durchaus  verfehlter  ist,  und  keinerlei  Veran- 
lassung vorliegt,  den  allbekannten  und  verbreiteten  Namen 
der  Trichinen  mit  einem  anderen  zu  vertauschen. 

D  a  V  a  i  n  e    ist  übrigens   nicht    der  Einzige,    der   bei 


d^r  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  67 

den  Trichinen  einen  besondern  Penis  gefunden  zu  haben 
glaubt.  Auch  Fiedler  spricht  in  seinen  ^^Beiträgen  zur 
Entwickelungsgeschichte  der  Trichinen^  (Archiv  der  Heil- 
kunde V.  S.  1 — 29),  in  denen  uns  die  Resultate  zahlrei- 
cher, sorgfältig  und  gewissenhaft  angestellter  Experimen- 
taluntersuchungen  mitgetheilt  werden,  von  einem  derar- 
tigen Gebilde.  ;,Bei  den  männlichen  Darmtrichinen,  so 
sagt  derselbe ,  sieht  man  in  der  Regel  nur  die  beiden 
seitlichen  konischen  Vorsprünge  am  stumpfen  Ende, 
welche  wahrscheinlich  nur  als  Haftorgane  dienen,  gelingt 
es  aber,  dass  ein  Männchen  auf  den  Rücken  zu  liegen 
kommt,  so  sieht  man  zw^ischen  diesen  beiden  Haftorganen 
den  Penis.  Derselbe  ist  mit  breiter  Basis  inserirt,  unge- 
fähr 0,024  Mm.  lang  und  läuft  dann  schmal  zangenartig 
fort.  Er  endet  oben,  wie  wir  uns  zu  wiederholten  Malen 
überzeugten,  nicht  in  eine  Spitze,  sondern  in  eine  ziem- 
lich grosse  kuglige  Anschwellung ;  derselbe  ist  peitschen- 
artig geschlängelt,  im  ganzen  jedoch  glatt  und  flottirt 
leicht  in  der  zugesetzten  Flüssigkeit."  Ref.  weiss  diese 
Angabe  von  Fiedler  absolut  nicht  zu  deuten.  Er  weiss 
nur  so  viel,  dass  die  männlichen  Trichinen  für  gewöhn- 
lich zwn'schen  ihren  Schwanzzapfen  keinerlei  Anhang 
tragen.  Was  hier  gelegentlich  vorkommt,  ist  entweder 
die  oben  erwähnte  glockenförmige  Yorstülpung  der  Cloake 
mit  ihren  Muskelwänden  oder  deren  Chitinbelag,  der,  wie 
bei  Gelegenheit  der  Or  do  nez'schen  Angaben  mitgetheilt 
wurde,  durch  Druck  auch  bei  den  geschlechtsreifen  Thie- 
ren  mitunter  nach  Aussen  hervorgetrieben  wird  und  ein 
helles  und  dünnes  cylindrisches  Rohr  darstellt.  Beiderlei 
Gebilde  aber  lassen  sich  wohl  kaum  auf  die  Beschreibung 
von  Fiedler  zurückführen.  Als  heu  erwähnen  wir  wei- 
ter noch  die  Angabe  des  Verf.'s,  dass  die  Embryonen  der 
Trichinen  zum  Theil  auch  mit  dem  Blute  w\andern,  wie 
nicht  bloss  indirekt  durch  die  Schnelligkeit  ihrer  Ver- 
breitung, sondern  weiter  auch  dadurch  bewiesen  wird, 
dass  es  Verf.  zu  verschiedenen  Malen  gelang,  die  Embryo- 
nen in  dem  Blutgerinsel  des  rechten  Herzens  aufzufinden. 
Dabei  hebt   übrigens   Veif.    ausdrücklich  hervor,    dass  es 


68         Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d  Naturgeschichte 

immer  nur  wenige  Embryonen  seien,  die  mit  dem  Blut- 
strome vorwärts  getrieben  würden^  nnd  die  grosseste  Zahl 
der  Trichinen  auf  direktem  Wege  wandere.  Im  üebri- 
gen  geben  die  Beobachtungen  des  Verf.'s  —  so  weit  sie 
uns  Zoologen  interessiren  —  wesentlich  nur  Bestätigun- 
gen der  Angaben  Anderer,  bes.  derer  des  Ref. 

Auch  Zenker  giebt  an,  die  Trichinenembryonen 
in  dem  Blute  eines  inficirten  Kaninchens  beobachtet  zu 
haben.     Cpt.  rend.  1863.  T.  56.  p.  803. 

Von  den  zahlreichen  populären  Schriften  über  Tri- 
chinen erwähnen  wir  hier  Virchow's  „Darstellung  der 
Lehre  von  den  Trichinen^^  Berlin  1863,  die  in  klarer  und 
fasslicher  Weise  nicht  bloss  die  Naturgeschichte  dieser 
gefährlichen  Parasiten  behandelt,  sondern  auch  die  Mittel 
zur  Verhütung  der  Trichineninfection  einer  Erörterung 
unterzieht.  Was  die  Angaben  unseres  Verf.'s  über  die 
Geschichte  unserer  Trichinenentdeckungen  betrifft,  so 
darf  sich  Ref.  wohl  die  Bemerkung  erlauben,  dass  seine 
Untersuchungen  nicht  erst  an  den  Zenker'schen  Fall 
anknüpfen  — wie  auch  Dava  ine  angiebt  —  sondern  aus 
einer  früheren  Zeit  datiren.  Als  Zenker  dem  Ref.  sei- 
nen Fall  brieflich  communicirte  und  ihm  ein  Stückchen 
Muskelfleisch  von  seiner  Trichinenleiche  übersendete, 
konnte  derselbe  seinem  Correspondeten  schon  eine  Reihe 
von  wichtigen  und  damals  noch  durchaus  neuen  Mitthei- 
lungen über  die  Naturgeschichte  der  Trichinen  machen, 
wie  letzterer  auch  in  seinen  Publicationen  selbst  her- 
vorhebt. 

Böhler's  Abhandlung  über  „die  Trichinenkrankheit 
und  die  Behandlung  derselben  in  Plauen-'  (Plauen  1863. 
90  S.)  ist  zunächst  nur  für  das  ärztliche  Publikum  bestimmt, 
verdient  aber  immerhin  als  ein  officieller  Bericht  über 
die  erste  —  d.  h.  erst  erkannte  —  grössere  Trichinenepi- 
demie auch  an  dieser  Stelle  eine  Erwähnung. 

Bastian  benutzte  die  Gelegenheit,  eine  Anzahl 
wohlerhaltener  Guineawürmer  aus  Indien  zu  untersuchen 
zu  einer  Abhandlung  „on  the  structure  and  nature  of 
the  dracunculus"   (Transact.    Linnaean  Society  1863.  Vol. 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  69 

XXIV.  p.  101—134.  PI.  XXI  u.  XXII) ,  durch  die  unsere 
Kenntnisse  über  diesen  merkwürdigen  Parasiten  nach 
mehrfacher  Richtung  hin  erweitert  werden.  Mit  aller  Be- 
stimmtheit wird  dadurch  namentlich  der  Nachweis  gelie- 
fert, dass  der  Guincawurm ,  weit  davon  entfernt,  den 
Gordiaceen  zuzugehören,  wie  früher  einmal  vermuthet 
wurde,  ein  echter  Nematode  ist.  Was  zu  jenem  Irrthume 
Veranlassung  gegeben,  war  wohl  einestheils  die  den  Mus- 
keln auf  der  Innenfläche  des  Körpers  aufliegende,  stark 
entwickelte  Zellenschicht,  die  Verf.  für  drüsig  hält,  ob- 
wohl sie  ohne  Zweifel  die  sog.  Marksubstanz  der  Musku- 
latur darstellt,  und  anderentheils  die  mächtige  Weite  des 
mit  Embryonen  gefüllten  Uterus,  der  den  Darm  auf  ein 
enges  Rohr  zusammendrückt  und  die  ganze  Leibeshöhle 
ausfüllt.  Den  After  konnte  Verf.  allerdings  nicht  ent- 
decken, doch  vermuthet  derselbe  trotzdem  —  und  zwar, 
wie  Ref.  auf  Grund  der  von  Bilharz  in  Cairo  ange- 
stellten Beobachtungen  hinzufügen  kann,  mit  allem  Rechte 
—  dessen  Anwesenheit.  Es  ist  eine  sehr  kleine  und  un- 
scheinbare Ocffnung,  die  an  der  Basis  des  zipfelförmig 
entwickelten  und  meist  nach  dem  Bauche  gekrümmten 
Schwanzendes  gelegen  ist.  Die  Seitenbänder  haben  eine 
sehr  bedeutende  Breite,  die  um  so  mehr  auffällt,  als  die 
Medianlinien,  von  den  Enden  abgesehen,  so  schmal  sind, 
dass  die  vier  Muskelfelder  in  Rücken-  und  Bauchfläche 
fast  vollständig  mit  einander  verschmelzen.  Der  in  der 
Mitte  der  Seitenfelder  hinziehende  dickwandige  Kanal 
wird  vom  Verf.  als  Nervensystem  mit  aufliegendem  Ge- 
fässe  gedeutet,  auch  in  den  Medianlinien  noch  ein  Längs- 
gefäss  beschrieben.  Der  Uterus  ist  bekanntlich  ein  ein- 
faches und  gerades  Rohr,  das  in  den  Endstücken  des 
Körpers  ein  etwa  zolllanges  fadenförmiges  Anhängsel 
trägt.  Eine  Vulva  wurde  von  unserem  Verf.  ebenso 
wenig,  wie  von  Carter  aufgefunden;  sie  würde,  falls 
sie  wirklich  vorhanden  wäre ,  nach  der  Anordnung  der 
Geschlechtsorgane  etwa  in  der  Mitte  des  Körpers  gele- 
gen sein.  Die  Endstücke  des  Geschlechtsapparates  deutet 
Verf.  als  Eierstöcke,  wobei  freilich  mehr  Gewicht  auf  die 


70         Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

anatomischen  Lagerungsverhältnisse,  als  auf  die  Beschaf- 
fenheit des  Inhalts  gelegt  wird.  Eigentliche  Eier,  wie 
sie  sonst  den  Nematoden  zukommen,  scheinen  nach  den 
Angaben  des  Verf.'s  zu  fehlen.  Derselbe  glaubt  sich 
davon  überzeugt  zu  haben,  dass  die  Embryonen  aus  klei- 
nen zellenartigen  Körpern  hervorgehen,  die  mit  den  reifen 
und  unreifen  Jungen  in  dem  Uterus  untermischt  ge- 
funden werden  und  unter  beständiger  Grössenzunahme 
allmählich  in  die  letztern  überführen.  Verf.  nennt  diese 
Körper  auch  nicht  Ova,  sondern  Pseudova,  und  deutet 
damit  an,  dass  er  die  Fortpflanzung  des  Guineawurmes 
nicht  für  eine  geschlechtliche  Fortpflanzung  ansieht.  Die 
Abwesenheit  besonderer  männlicher  Thiere,  die  Unmög- 
lichkeit einer  vor  dem  Eindringen  stattfindenden  Befruch- 
tung und  Anderes  wird  vom  Verf.  zur  Unterstützung 
seiner  Auflassung  geltend  gemacht.  Die  Embryonen  sind 
nicht  nur  durch  den  Besitz  eines  äusserst  langen  pfrie- 
nienförmigen  Schwanzendes  ausgezeichnet,  sondern  nach 
Verf.  auch  durch  Abwesenheit  des  Afters.  Der  Darm 
hat  kaum  die  doppelte  Länge  des  Pharynx  und  ist  am 
Ende  nicht  selten  hakenförmig  umgebogen.  Zwei  scharf 
conturirte  Oefl'nungen,  die  rechts  und  links  oberhalb  des 
Schwanzes  sichtbar  sind,  führen  in  ein  Paar  seitlicher 
Taschen ,  vor  denen  einzelne  (drüsige?)  Zellen  gelegen 
sind.  Ueber  den  freien  Zustand  des  Guineawurms  wagt 
Verf.  keine  Vermuthung,  doch  ist  er,  in  Anbetracht  der 
bedeutenden  Grössenunterschiede  desselben  und  gewisser 
Verschiedenheiten  des  Vorkommens,  nicht  abgeneigt,  statt 
einer  einzigen  Species  deren  mehrere  anzunehmen.  (Ref. 
möchte  diese  Gelegenheit  benutzen,  um  seine  völlige  Ueber- 
einstlmmung  mit  der  Ansicht  zu  erklären,  die  der  Verf. 
hier  in  Betreff  der  Fortpflanzung  des  Medinawurmes  ausge- 
sprochen hat.  Er  bezieht  sich  dabei  namentlich  auf  die 
Thatsache,  dass  sich  Ascaris  nigrovenosa  nach  seinen  Beob- 
achtungen auf  parthenogenetischem  Wege  fortpflanzt.  Die 
Lebensgeschichte  dieses  letztern  Wurmes,  die  Verf.  in 
G  emeinschaf t  mit  Herrn  Cand.  M  e  c  z  n  i  k  o  f  f  aus  Charkow 
genauer  verfolgt  hat,  könnte  auch  in  anderer  Beziehung  für 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  71 

die  früher  einmal  von  C  arter  ausgesprochene  —  vom  Ref. 
aber  damals,  J.  B.  1858.  S.  139  bekämpfte  —  Hypothese 
angezogen  vrerden,  dass  sich  die  Embryonen  des  Medi- 
nawurmes im  Freien  zu  einer  kleinen  geschlechtsreifen 
Urolabesform  entwickelten.  Andererseits  besitzen  diese 
Embrvonen  übrigens  eine  auffallende  Aehnlichkeit  mit 
denen  von  Cucullanus,  die  in  Agrionlarven  und  Cyclopen 
einwandern  und  sich  hier  weiter  entwickeln.) 

van  Beneden  berichtet  von  einem  Parasitismus 
des  Medinawurmes  bei  einem  Matrosen^  der  längere  Zeit 
an  der  Küste  Guinea  verweilt  hatte,  ohne  dort  jedoch 
das  Land  betreten  zu  haben.     l'Instit.  1863.  Nr.  1552. 

Mecznikow's  „Bemerkungen  über  eine  neue  DI- 
plogasterart^  (Archiv  für  Anat.  u.  Physiol.  1864.  S.  502— 
509.  Taf.  XII)  enthalten  Angaben  über  den  äusseren  und 
inneren  Bau  von  Dijjl.  tridentattis  n.  sp.,  die  bei  Charkow 
in  algenreichem  Flusswasser  lebt  und  sich  von  Chloro- 
phyll nährt. 

Verf.  leugnet  bei  seinem  Wurme  —  auf  Grund  von  histologi- 
schen und  experimentell  physiologischen  Untersuchungen  —  die  An- 
wesenheit einer  peripherischen  Muskelhülle  und  stellt  auch  die  mus- 
kulöse Natur  der  Pharyngealwandungen  in  Abrede.  Die  Querstrei- 
fung der  Speiseröhre  soll  mit  Muskelfasern  Nichts-  gemein  haben; 
es  soll  der  Oesophagus  mit  seinen  Erweiterungen  nicht  einmal  an 
der  Weiterbeförderung  der  Speise  Antheil  nehmen,  diese  vielmehr 
hauptsächlich  durch  eine  lange,  in  dem  Lumen  hinlaufende  Horn- 
gräthe  vermittelt  werden,  die  man  irrthümlicher  Weise  bisher  als  eine 
Chitinröhre  betrachtet  habe  (?Ref.).  Die  in  der  hinteren  Hälfte  des 
Oesophagus  eingelagerten  Zellen  werden  wohl  mit  Recht  für  Drüsen- 
zellen gehalten,  während  ein  Paar  heller  pulsirender  Bläschen,  die 
unter  dem  After  liegen,  mit  dem  Wassergefässsysteme  in  Verbin- 
dung gebracht  werden.  Die  Weibchen  sind  ovivivipar  und  enthal- 
ten Embryonen,  die  gewöhnlich  durch  Platzen  der  Mutter  frei 
werden,  während  ihres  Aufenthaltes  im  mütterlichen  Körper  aber 
noch  keine  differenzirte  Organe  erkennen  lassen. 

Eberth  behandelt  in  seinen  „Untersuchungen  über 
Nematoden'-'  (Leipzig  1863.  77  S.  in  Quart  mit  9  Kupfer- 
tafeln) die  Familie  der  Urolaben  (S.  1—42.  Tab.T— V)  und 
Trichotrachelinen  mit  besonderer  Berücksichtigung  des  Gen. 
Trichosomum  (S.  43— 66.  Tab.  YI,  YII)   und  fügt  der  ana- 


72         Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

toraisch-zoologischen  Schilderung  dieser  zwei  Gruppen  und 
der  Beschreibung  der  von  ihm  beobachteten,  grossentheils 
neuen  Arten  in  einer  dritten  Abtheilung  (S.  63-72.  Tab.YIII, 
IX)  noch  Bemerkungen  zur  Anatomie  der  Oxyuren,  Spi- 
ropteren  und  Strongylen  hinzu.  Da  die  Verdienste,  die  sich 
der  Verf.  durch  seine  frühem  Arbeiten  um  unsere  Kennt- 
nisse von  den  Nematoden  erworben  hat,  schon  vielfach 
in  unseren  Berichten  nach  Gebühr  gewürdigt  sind,  brau- 
chen wir  kaum  auf  die  Bedeutung  und  den  wissenschaft- 
lichen Werth  der  neuen  ;, Untersuchungen"  hinzuweisen. 
Beschreibung  und  ürtheil  sind  überall  auf  eigene  Beob- 
achtung gestützt  und  verdienen  um  so  mehr  Berücksich- 
tigung, als  sie  nicht  immer  mit  den  gangbaren  Ansichten 
übereinstimmen.  In  Betretf  der  Muskulatur  der  Nemato- 
den hat  sich  Verf.  allerdings  in  Folge  neuerer  Unter- 
suchungen bis  auf  einige  untergeordnete  Puuktc  voll- 
ständig von  der  Richtigkeit  der  —  auch  von  Ref.  viel- 
fach bestätigten  —  Darstellung  Schnei  de  r's  überzeugt, 
aber  das  Nervensystem  und  die  Medianlinien  kann  er 
durchaus  nicht  in  der  Weise  auffassen,  wie  letzterer  und 
mit  ihm  andere  Helminthoiogen.  Nicht,  dass  Verf.  die 
Existenz  jener  Organe  leugnete,  die  man  in  neuerer  Zeit 
als  die  centralen  Nervenapparate  der  Nematoden  ansieht. 
Er  kennt  das  sog.  Nackenband,  das  sich  in  einiger  Ent- 
fernung vom  vorderen  Körperende  quer  über  den  Oeso- 
phagus hinzieht,  und  die  Zellenhaufen,  die  sich  daran 
anlegen,  so  gut,  wie  Andere,  und  liefert  in  der  vorliegen- 
den Schrift  sogar  zahlreiche  neue  Belege  über  deren 
Vorkommen  und  Verbreitung.  Nur  die  Berechtigung  der 
Deutung  ist  es,  die  er  —  ob  freilich  mit  Recht,  ist  eine 
andere  Frage  —  bezweifelt.  Die  Zellen  möchte  Verf. 
mit  dem  Muskelapparate  in  Beziehung  bringen,  und  das 
Nackenband  bezeichnet  er  als  ein  Gebilde  von  unbekann- 
ter Bedeutung.  Selbst  die  Anwesenheit  von  Augen  (so- 
gar mitunter  mit  Linsen)  bei  den  auch  sonst  so  hoch  or- 
ganisirten  Urolaben  kann  ihn  in  dieser  Auffassung  nicht 
irre  machen.  Die  Gründe,  die  Verf.  für  sich  anführt,  sind 
durchaus  negativer  Art.     Sie  bestehen  darin,  dass  es  ihm 


der  niederen  Thiere  während   des  Jahres  1863.  73 

nicht  gelang;  in  dem  Nackenbande  eine  besondere  Struk- 
tur zu  erkennen  und  an  den  betreffenden  Zellen  faser- 
artige Ausläufer  aufzufinden  (obwohl  das  Eine,  wie  das 
Andere  nach  der  oben  erwähnten  Methode  S  ch  n  ei  d  e  r's 
bei  grösseren  Nematoden  mit  aller  Bestimmtheit  sich 
nachweisen  lässt).  Die  sog.  Analganglien  hält  Verf.  wohl 
mit  grösserem  Rechte  für  Drüsenzcllen.  Ebenso  leugnet 
Verf.,  dass  der  in  der  Bauchlinie  des  vorderen  Körpers 
befindliche  Porus  mit  den  Seitenlinien  im  Zusammenhange 
stehe.  Er  sieht  darin  vielmehr  die  Mündung  selbststän- 
diger, mehr  oder  minder  mächtig  entwickelter  sack-  oder 
schlauchartiger  Excretionsorgane,  die  eine  weit  allgemei- 
nere Verbreitung  haben ,  als  früher  bekannt  gewesen. 
Die  Medianlinien,  die,  unserem  Verf.  zufolge,  einen  grossen 
Wechsel  der  Lage  und  des  Vorkommens  zeigen,  sind  mit 
Oeffnungen  versehen,  die  bald  vorn,  bald  hinten,  bald  auch 
in  der  Mitte  liegen  und  leicht  für  Papillen  gehalten  werden 
könnten  (wie  das  denn  auch  in  der  That  von  Schnei  der 
geschieht).  Die  Querstreifen  der  Oesophagealscheide  ,  die 
man  bisher  gewöhnlich  für  muskulös  hielt,  glaubt  Verf. 
auf  Zellen  zurückführen  zu  können ,  die  er  als  Drü- 
senzellen in  Anspruch  nimmt,  wie  er  denn  überhaupt 
(bes.  bei  den  Urolaben)  den  Drüsenzellen  einen  hohen 
anatomischen  Werth  einräumt.  Selbst  die  Papillen  des 
Schwanzschirmes  bei  den  Strongvliden  sollen  das  Secret 
einer  Drüse  nach  Aussen  ausführen  (?  Ref. ). 

Die  Urolaben  charakterisirt  Verf  als  Nematoden  ohne  be- 
sondere Magenanschwellung,  theils  mit,  theils  ohne  Mundbewaflfnung, 
mit  und  ohne  Augen,  aber  mit  besonderen  Schvvanzdrüsen  ver  se- 
hen, Bewohner  des  süssen  und  salzigen  Wassers.  Der  Besitz  der 
Schwanzdrüse  unterscheidet  sie  von  den  gleich  ihnen  meist  frei 
lebenden  Anguilluliden,  die  auch  beständig  ohne  Augen  und  Mund- 
bewaffnung sind.  Je  nach  dem  Mangel  oder  der  Anwesenheit  eines 
gesonderten  Pharynx  (d.  h.  Mundhöhle)  und  der  Mundbewaffnung  theilt 
Verf.  die  Urolaben  in  zwei  Gruppen  (Apharjmgea  und  Pharyngea), 
die  je  drei  Gattungen  in  sich  einschliessen.  Zu  der  ersten  Gruppe 
gehören  die  Gen.  Amblyura  Ehrbg.  (mit  Einschluss  von  Hemipsi- 
lus  Quatref.),  deren  Arten  augenlos  sind,  Phanoglena  Nordm.  (Li- 
neola  KöU.  ?  p.  p.)  mit  zwei  und  Enchelidium  mit  einem  mehr  oder 
minder    einfachen    Auge.       Als    neu    beschreibt    Verf    aus     dieser 


74         Leuckart:  Bericht  üb    d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Gruppe:  Phanoglena  bacillata,  Ph.  pimctata,  Ph.  longissinm,  Ph.  sub- 
ulata  ,  Enchelidium  tennicolle ,  Euch,  acuminatum ,  sämmtlich  aus 
dem  Meere  bei  Nizza  und  Villa  franca,  meist  unter  Corallen.  —  Die 
zweite  Gruppe  enthält  zunächst  das  Gen.  Oncholaimus  Duj.,  dessen 
blinde  Arten  einen  geräumigen,  immer  mit  mehreren  Zähnen  ver- 
sehenen Pharyngealcylinder  besitzen,  mit  0.  megasloma  n.  sp.  und 
0.  papillosus  n,  sp..  sodann  das  Gen.  Odontobius  Roussel  mit  meh- 
reren kleinen  Zähnen  im  Munde,  aber  gleichfalls  ohne  Augen  (0. 
viicans  n.  sp.,  0.  acnminahm  n.  sp.,  0.  filiformis  n.  sp.,  0.  slriahis 
n.  sp.),  und  schliesslich  das  mit  verschiedener  Mundbewaffnung  ver- 
sehene, augentragende  Gen.  Enoplus  Duj.,  das  durch  die  Untersu- 
chungen des  Verf.  durch  zahlreiche  neue,  zum  Theil  sehr  ausgezeich- 
nete Arten  bereichert  wird :  E.  snbrotttndus,  E.  gracilis,  E.  cirralus, 
E-  maci'ophlhalmnSf  E.  oblusocaudntus,  E.  strialus,  E.  coronatus,  E. 
Ivbercnlalns,  E.  coe7-itleus,  E.  iemncoJlis.  Ob  sich  die  vom  Verf. 
durchgeführten  Gattungscharaktere  bewähren  werden,  müssen  wir 
der  Zukunft  anheimstellen,  aber  so  viel  scheint  sicher,  dass  die  Anwe- 
senheit oder  gar  die  Zahl  der  Augen  kaum  passend  sein  dürfte, 
die  Frage  nach  der  natürlichen  Verwandtschaft  der  einzelnen  Tliier- 
formen  zu  entscheiden.  Die  Bildung  der  Spiculae  und  der  übrigen 
Hartgebilde  zeigt  (besonders  bei  den  Enoplusarten)  grosse,  bis  jetzt 
erst  wenig  beachtete  Unterschiede,  wie  denn  auch  in  Betreff  der 
Girren  am  Vorderende  ein  auffallender  Wechsel  beobachtet  wird. 

Die  Familie  der  Tricho  tracheliden  glaubt  Verf.  (nach 
Ausscheidung  der  höchst  zweifelhaften  Sclerotrichum  und  Oncho- 
phora)  auf  die  drei  Gen.  Trichina,  Trichosomura  und  Trichocepha- 
lus  beschränken  zu  müssen,  die  in  Kopfform  und  innerem  Baue  einan- 
der nahe  verwandt  sind.  Das  Gen.  Trichina  bildet  wegen  der  Ab- 
wesenheit der  Penisscheide  eine  besondere  kleine  Gruppe.  Die 
Trichosomen  nach  Dujardin's  Vorgang  (mit  Rücksicht  auf  Kör- 
perbildung und  Bau  der  Penisscheide)  in  verschiedene  Geschlechter 
zu  zerfallen,  hält  Verf.  für  unnöthig;  es  genügt  nach  demselben, 
die  frühere  Diesing'sche  Eintheilung  in  Gymnothecae  und  Echino- 
thecae  ohne  weitere  Unterabtheilungen  festzuhalten.  Die  Trennung 
in  solche,  bei  denen  der  Hinterleib  einfach  gerundet  ist  (Abalantia) 
oder  eine  subterminale,  zweigetheilte  oder  gelappte  Tasche  trägt 
(Balantiophora),  ist  wegen  der  vielfachen  Uebergänge  schwer  durch- 
zuführen —  auch  vielfach  fälschlich  angewendet  — ,  doch  will  es 
Bef.  bedünken,  als  wenn  diese  Unterschiede  systematisch  nicht  ohne 
Werth  seien.  Er  denkt  dabei  namentlich  an  die  Beziehungen  der 
Trichosomen  zu  den  Trichinen,  die  nach  der  Bildung  ihrer  Hinter- 
leibsspitze jedenfalls  den  sog.  Balantiophoren  (Thominx  Duj.)  am 
nächsten  stehen.  Unter  den  17  vom  Verf.  beschriebenen  Trichoso- 
men (8  mit  glatter,  6  mit  bestachelter  Penisscheide,   3  unbestimmten) 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  75 

ist  neu:  Tr.  basillatvm  aus  dem  Oesophagus  von  Mus  musculus 
(Echinotheca)  und  Tr.  cyliudricvm  aus  dem  Oesophagus  von  I'alco 
buteo  (sp.  dub.).  Von  Trichocephalen  beschreibt  Verf.  den  Tr.  un- 
guiculatus,  Tr.  nodosus. 

Nach  den  Auseinandersetzungen  Cobbold's  (tlie  lan- 
cet  18G3.  Nr.  2.  p.  31)  kann  es  keinem  Zweifel  mehr  un- 
terliegen, dass  die  seit  BeUingham  in  dem  Cataloge 
der  menschlichen  Helminthen  als  sp.  dub.  aufgeführte 
Ascaris  alata  mit  dem  gemeinen  Katzenspulwurm  (A=  my- 
stax)  identisch  ist.  Der  von  BeUingham  beobachtete 
Fall  vom  Vorkommen  dieses  Parasiten  beim  Menschen 
steht  übrigens  nicht  allein;  von  Picke  11s  wurde,  wie 
Cobbold  nachweist,  schon  früher  eine  ganz  analoge 
Beobachtung  veröffentlicht,  und  ebenso  ist  Cobbold 
selbst  auch  im  Stande,  über  einen  derartigen  Fall  zu  be- 
richten. Zur  Bestätigung  kann  Ref.  hinzufügen,  dass  er 
sich  schon  seit  Jahren  im  Besitze  einer  ganzen  Anzahl 
von  Asc.  mystax  befindet ,  die  nach  den  Mittheilungen 
seines  Freundes  M.  Schultze  von  einem  Frauenzimmer 
in  der  Nähe  Bonn's  stammen. 

Bekanntlich  hat  Diesing  die  Gruppe  der  Nema- 
toden nach  der  Lage  der  männlichen  Geschlechtsöfinung 
in  zwei  Unterordnungen  getheilt,  die  Hypophalli  mit 
bauchständigem  Penis  und  die  Acrophalli  mit  endständi- 
gem Penis.  Die  letzte  dieser  zwei  Untergattungen  bildet 
nun  den  Gegenstand  einer  schon  im  vorjährigen  Berichte 
dem  Titel  nach  erwähnten  Monographie  von  Molin,  „il 
sottordine  degli  Acrofalli,  ordinato  scientificarnente  se- 
condo  i  risultamenti  delle  indagini  anatomlche  ed  embrio- 
geniche'^  Venezia  1861.  208  S.  in  gross  Quart  mit  9  litho- 
graphirten  Tafeln  fextr.  dal  volumine  IX  delle  Memorie 
deir  Instit.  Veneto  di  sc).  Es  sind  übrigens  nicht  alle  von 
Diesing  zuerst  dieser  Gruppe  zugerechneten  Formen,  die 
hierbei  in  Betracht  kommen,  sondern  nur  die  Strongyli- 
den,  deren  Familie  Diesing  auch  schon  in  seiner  Re- 
vision (J.  B.  1860.  8.  259)  als  alleinigen  Repräsentanten 
der  Acrophallen  betrachtet.  Aber  diese  Familie  der  Stron- 
gyliden  umfasst  bei  M  o  1  i  n  eine  Anzahl  von  Genera, 
die  bei  Diesing  den  Hypophallen   zugerechnet  werden, 


76         Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d,  Naturgeschichte 

das  Gen.  Calodlum  Dtij.  nämlich  und  Hystrichls  Dnj. 
Ob  diese  Genera  mit  Recht  den  Strongyliden  verbun- 
den sind,  muss  Ref.  dahin  i^estellt  sein  lassen,  es  will 
ihm  jedoch  scheinen,  als  wenn  wenigstens  das  letztere 
kaum  von  den  Trichosomen  und  überhaupt  den  Tricho- 
tracheliden  getrennt  werden  dürfte.  Dagegen  findet  er 
andererseits  viele  Beziehungen  zwischen  den  Strongyli- 
den und  gewissen  frei  lebenden  Rhabditiden,  deren  Ar- 
tenreiclithum  ungleich  grösser  Ist,  als  man  bisher  anzu- 
nehmen geneigt  war.  Die  [bedenken,  die  er  schon  bei 
einer  früheren  Gelegenheit  über  die  Berechtigung  der 
Die  sl  ng'schen  Unterordnungen  ausgesprochen  hat,  wer- 
den noch  dadurch  bestätigt,  dass  das  Gen.  Crenosoma, 
mit  dem  Molin  seine  Monographie  eröffnet,  eine  nach 
Iiinten  frei  über  die  Penisglocke  hervorragende  Schwanz- 
spitze  besitzt,  also  streng  genommen  den  Hypophallen 
zugehört.  —  Die  von  unserem  Verf.  beschriebenen  113 
Arten  verthellen  sich  über  21  Genera,  von  denen  die 
grössere  Mehrzahl  nach  anatomischen  und  zoologischen 
Charakteren  hier  zum  ersten  Male  aufgestellt  wird.  Be- 
sonders maassgebend  war  dabei  die  Organisation  der 
Mundwerkzeuge  und  des  männlichen  Begattungsappa- 
rates. Auch  die  Anordnung  der  Innern  Geschlechts- 
organe und  des  Darmkanals  hat  eine  gebührende  Be- 
rücksichtigung gefunden,  wie  denn  überhaupt  fast  überall 
bei  den  einzelnen  Genera  eine  anatomische  Skizze  hinzu- 
gefügt ist.  Eine  erschöpfende  Behandlung  des  anatomi- 
schen Baues  lag  wohl  ausserhalb  des  Planes  der  Arbeit, 
die  übrigens  auch  so  für  die  Kenntniss  der  Strongyli- 
den fortan  zu  den  wichtigsten  Quellen  gehören  wird.  Die 
hauptsächlichsten  Materialien  für  seine  Untersuchungen 
fand  Verf.  in  der  berühmten  Helminthensammlung  des 
Wiener  Museums,  der  auch  sämmtllche  neue  Arten  an- 
gehören. Der  Inhalt  und  Plan  der  vorliegenden  Mono- 
graphie erhellt  am  besten  aus  der  nachfolgenden  üe- 
berslcht. 

1.  Farn.  Strongylida  (Penis  duplex;  uterus  bicornis). 

Crenosoma   n.    gen.      Corpus   pUcis   circularibus     spinulosia 
armatum,    penis    duplex,    cruribus    brevibus;    vagina   penis    duplex, 


der  niederen  Tbiere  während  des  Jahres  1863.  77 

cruribus  brevioribiis ;  apertura  vulvae  in  anterioris  corporis  parte, 
in  apice  papillae  maximae.  (Cr.  striatum  Zed.). 

()eso})h  (!  (j  osto  m  v  m  n.  gen.  Os  armatum ;  penis  duplex, 
cruribus  longis  unialatis ;  vagina  peiiis  brevis,  simplex,  ligulaeformis, 
apertura  vulvae  in  posteriori  corporis  parte.  (Oe.  subulatum  Mol.  = 
Strongylus  dentatus  Rud.,  Oe.  longipcnis  n.  sp.  aus  Tapirus  america- 
nus,  Oe.  monostichum  Dies.  —  mit  der  vorhergehenden  Art  von 
Die  sing  zusammengeworfen  — ,  Oes.  acutum  Mol.  =  Str.  contor- 
tus  Rud.,  Oes.  fmchyceyihnlum  n.  sp.  aus  Cercopithecus  sabaeus.) 

C y  al  hoslomn m  n.  gen.  Os  cyathiforme  ,  limbo  armato 
penis  duplex,  cruribus  longissirnis  filiformibus,  apicibus  concretis 
sagittatis;  vagina  penis  simplex,  magna,  semicanaliculata;  anus  ad 
apicem  caudalem ;  apertura  vulvae  ad  anum  (C.  tetracanthum  Mehl.) 

Eucyatho  s  toinu  j»  n.  gen.  Os  calyciforme,  limbo  armato  ; 
penis  duplex,  cruribus  longissirnis  disiunctis ;  vagina  penis  simplex, 
brevis,  tubulosa;  anus  ab  apice  caudali  remotus;  apertura  vulvae  in 
posteriori  corporis  parte ,  ano  propinqua.  (E.  dentatum  Dies.  E.  Ion- 
qisubiilatum  n.  sp.  aus  Cervus  campestris,  E.  copvlntum  n,  sp.  aus 
Dasyprocta  Aguti). 

Mono  d  ontti  s  n.  gen.  Caput  cernuum ;  os  acetabuliforme, 
dente  unico  infero;  penis  duplex,  cruribus  haud  longis,  in  bursa 
diaphana .  ante  apicem  concretis ;  apertura  vulvae  in  posteriori  cor- 
poris parte.  (M.  Wedlii  Mul.  =  Strong.  hypostomus  Rud,,  M.  semi- 
circvlaiis  n.  sp.  aus  Dicotyles  torquatus). 

Diploodon  n.  gen.  Caput  cernuum;  os  imbutiforme,  denti- 
bus  quatuor  vel  sex  superis  minoribus  et  dente  infero  maiori ;  penis 
duplex,  cruribus  longis  disjunctis;  vagina  penis  brevissiraa,  ligulae- 
formis  ;  apertura  vulvae  in  posteriori  corporis  parte.  {D.  mucrona- 
tum  n.  sp.  aus  Dasypus  gilvipes,  D.  quadridentatum  aus  Mycetes 
Coraya). 

Dochmins  Duj.  (Char.  emend.)  Caput  cernuum;  os  acetabuli- 
forme, maxillis  duabus  superis  denticulatis ;  penis  duplex,  cruribus 
longis  disjunctis;  apertura  vulvae  infra  corporis  medium.  (D.  Anchy- 
lostomum  Mol.  =  Auch,  duodenale  Dubini,  D.  tubaeformis  Zed., 
D.  trigonocephalus  Duj.,  D.  hiflens  n.  sp.  aus  Procyon  cancrivorus, 
und  Nasua  nasica;  D.  luaxillavi!^  n.  sp.  aus  Procyon  cancrivorus.  D. 
criniformis  Duj.,  D.  crassus  Duj.  (?). 

Strongylus  Müll.  (Char.  emend.).  Os  terminale,  parvum.  inerme 
vel  armatum ;  penis  duplex,  cruribus  crassis  complexis.  haud  vagina- 
tus,  vel  vagina  simplici,  vel  duplici :  apertura  vulvae  in  posteriori 
corporis  parte.  Ein  artenreiches  Genus,  welches  folgendermaassen 
eingetheilt  wird. 

A.  Os  limbo  nudo. 


78         Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

a.  Caput  haud  alatum. 

a.  Bursa  genitalis  excisa.     {Str.  torulosus  n.  sp.  aus  Cebus 

capucinus,    Str.   filaria  Rud.,    Str.    denudatus  Rud.,   Str- 

auricularis  Zed.,  Str.  annulatus  Mol.) 
ß.  Bursa  genitalis  biloba    (Str.    patens  Duj.,    Str.  retortae- 

formis  Zed.,  Str.  attenuatus  Mol,,  Str.  acutus  Lundhal). 
y.  Bursa  genitalis  triloba.     (Str.  simplex  Leidy,  Str.  fdicol- 

lis  Rud.,  Str.  bispinosus  Mol.). 

b.  Caput  alatum  [Str.  bialatum  n.  sp.  aus  Pelophylax  esculen- 
tus,  Str.  ventricosus  Rud.) 

B.  Os  papillis  exornatum. 

«.  Bursa  genitalis  excisa.  (Str.  bifurcus  Crepl.j  Str.  cesti- 
cillus  n.  sp.  aus  Cebus  fatuellus,  Str.  strigosus  Duj., 
Str.  micrurus  Mehl.,  Str.  inßatus  n.  sp.  aus  Myrmeco- 
phaga  jubata). 

ß.  Bursa  genitalis  biloba.  (Str.  uncinatus  Lundhal ,  Str. 
commutatus  Dies.). 

C.  Os  aculeis  armatum.  (Str.  crispinus  Mol.  =  Str.  nodularis  Rud.) 
Zu  den    hier  aufgezählten  Arten   kommen   weiter  noch  17  Sp. 

inquirendae. 

Uistio  str  oncfxjlus  n.  gen.  Caput  coronula  aculeorum  mem- 
brana  diaphana  coniunctorum  cinctum  ;  penis  duplex,  cruribus  lon- 
gissimis  spiraliter  tortis,  membrana  diaphana  coniunctis ;  extremi- 
tas  caudalis  feminae  aculeis  duobus ;  apertura  vulvae  pone  corporis 
medietatem.     (//.  coronotus  n.  sp.  aus  Phyllostoma  discolor.) 

Globoc  ephalus  n.  g.  Caput  diaphanum,  sphaerice  incrassa- 
tum;  penis  duplex,  cruribus  haud  valde  longis  disiunctis,  apicibus 
bis  contrario  inflexis ;  vagina  penis  simplex,  truUaeformis ;  apertura 
vulvae  in  posteriori  corporis  parte.  {Gl.  longemucrotiatns  aus  Sus 
domesticus.) 

Knlic ephalus  n.  gen.  Caput  cupaeforme,  fulcris  suffultum; 
OS  bivalve ;  penis  duplex  ,  cruribus  longis  apertis ;  vagina  penis 
dmplex ,  valida ,  incurva;  apertura  vulvae  in  posteriori  corporis 
parte,  in  apice  papillae  valde  prominulae.  {K.  inennis  n.  sp.  aus 
Crotalus  horridus,  K,  strumosus  n.  sp.  aus  Coluber  Lichtensteinii, 
K.  subnlatus  n.  sp.  aus  Lachesis  rhombeata,  Boa  constrictor  u.  a., 
K.  nppendicnlnlus  n.  sp.  aus  zahlreichen  Brasilianischen  Schlangen, 
K.  mucronatus  n.  sp.  aus  Crotalus  horridus,  K.  brevipenis  n.  sp.  aus 
Dryophis  fulgidus,  K.  Bothropis  sp.  n.  dub. 

Sclerostomum  Rud.  (Char.  emend.).  Caput  incrassatum ;  os 
acetabuliforme,  costa  unica  longitudinali,  apertura  limbo  fimbriato; 
penis  duplex,  cruribus  longis,  apicibus  concretis  ;  vagina  penis  du- 
plex, bivalvis ;  apertura  vulvae  in  posteriori  corporis  parte.     (Sc.  ar- 


der  niederen   Thiere  während  des  Jahres  1863.  79 

matura  Rud.,  Sei.  hypostoraum  Duj.,  Sri.  fsotrichis  n.  sp.  dub.  aus 
Isothrix  pachyura.  Sei.  lari  Bl.,  gleichfalls  sp.  inquir.) 

Syngamus  v.  Sieb.  (Char.  einend.)  Caput  incrassatum,  subglO' 
bosum ;  penis  duplex ;  apertura  vulvae  in  anteriori  corporis  parte. 
(S.  dispar  Dies.,  S.  primitivus  Mol.  =  S.  trachealis  v.  Sieb.,  S.  scle- 
rostomum  Mol-  ■=■  Strong.  variegatus  Crepl.) 

Deletrocephalus  Dies.  (Char.  emend.)  Caput  diaphanum,  ful- 
cris  sufifultum;  os  lirabo  papilloso  annulo  adnato;  penis  duplex,  cru- 
ribus  longissimis  apicibus  adnatis  ;  apertura  vulvae  supra  anum.  (D. 
dimidiatus  Dies.,  D.  Amphisbaenae  sp.  n.  dub.  aus  Amphisbaena 
Kingii), 

II.  Fam.  Stephanurida.     (Penis  simplex;   uterus  bicornis.) 
Diaphanocephalus  Dies.    (Char.  emend.)      Os  bilabiatura,  labiis 

basi  concretis,  fulcris  suffultis ;  penis  simplex  longior ;  vagina  penis 
simplex.  longa,  alis  semilunaribus  exiguis;  apertura  vulvae  in  po- 
steriori corporis  parte.  (D.  strongyloides  Dies.,  D.  costatus  Dies., 
D.  Viperae  Dies.  —  sp.  inquir.  — ) 

Stephanurus  Dies.  (Char.  emend.)  Os  dentatum ;  extremitas 
caudalis  maris  bursa  terminali  laciniata,  laciniis  membraua  coniun- 
ctis ;  penis  simplex,  filiformis,  papillis  conicis  tribus  circumvallantibus 
amplexus  ;  apertura  vulvae  in  posteriori  corporis  parte.  (St.  denta- 
tus  Dies.) 

III.  Fam.  Metastrongylida.  (Penis  duplex;  uterus  unicornis.) 
Mel  fi  st  r  ongylus    n.    gen.      Penis    duplex,    cruribus     longis 

exilibus  disiunctis ;  vagina  penis  nuUa ;  apertura  vulvae  in  posteriori 
corporis  parte,  ano  proxima.  (M.  longevaginatus  Dies..  M.  parado- 
xus  Mehl.),  laevis  Duj.,  M.  costellatus  Duj.,  M.  polygyrus,  M.  de- 
pressus  Duj..  M.  minutus  Duj.,  M.  gracilis  Lt.) 

Prosthecosacter  Dies.  (Char.  emend.)  Extremitas  caudalis  sen- 
sim  attenuata :  penis  duplex,  cruribus  longis  vel  brevibus,  disiunctis 
vel  apicibus  adnatis;  apertura  vulvae  supra  caudae  apicem.  (Pr.  in- 
flexus  Rud.,  Pr.  minor  Kuhn,  Pr.  convolutus  Kuhn,  Pr.  alatus  Lt.) 

IV.  Fam.  Eustrongylida.     (Penis    simplex  ;  uterus  unicornis.) 
Hystrichis  Duj.    (Char.  emend.)  Bui-sa  genitalis  terminalis  in- 

tegra,  campanulata  vel  patellaeformis ;  penis  simplex,  filiformis; 
apertura  vulvae  in  postrema  corporis  parte,  ad  anum.  (H.  tubifex 
Nitzsch.,  H.  papillosus  Rud.,  //.  acanthocephalicus  n.  sp.  aus  Ibis 
nudifrons,  PI.  tricolor  Duj.,  H.  orispinis  Mol.,   H.  coronatus  Mol.) 

Eustrongylus  Dies  (Char.  emend.)  Bursa  genitalis  terminalis 
integra,  patellaeformis;  penis  simplex  filiformis;  apertura  vulvae  in 
anteriori  corporis  parte.     (Eu.  gigas  Rud.) 

Calodium  Duj.  (Char.  emend.)  Corpus  capillare;  penis  sim- 
plex, longissimus,    filiformis,    in  vagina  penis    tubulosa,    aequilonga, 


80         Leuckart:  Bericht  üb.  d.Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

diaphana;  apertura  vulvae  in  anteriori  corporis  parte.  (C.  alatum 
Mol.,  C.  annulosum  Duj.,  C.  tenue  Duj.,  C.  plica  Duj.  .  C.  caudin- 
flatum  Mol. ,  C.  ornatum  Duj.  .  C.  splenaceum  Duj.,  C.  mucronatum 
Mol. ,    C.  longifilum  Duj.) 

Böcking  erwähnt  in  seiner  hübschen  ^^Monogra- 
phie  des  Nandu"  (Archiv  für  Naturgeschichte  1863.  I. 
S.  229)  eines  „wurmförmigen  Entozoon,  welches  man  zu 
jeder  Zeit  des  Jahres  bei  demselben  zwischen  Haut  und 
Muskelfleisch  über  den  Rippen  und  unter  den  Flügeln  in 
concentrischen  Ringen,  bündeiförmig,  wie  Suppennudeln 
zusammengeballt  findet."  Es  habe,  so  wird  w^eiter  her- 
vorgehoben, die  Farbe  des  Straussenwildprets  und  fühle 
sich  beim  Drucke  an,  wie  die  Luftröhre  eines  kleinen 
warmblütigen  Thiers.  Vermuthlich  ist  es  die  Filaria  hor- 
rida  Dies.,  um  die   es  sich  hier  handelt. 

Die  in  der  Havannah  herauskommenden  von  Prof. 
Poey  redigirten  Abhandlungen  über  die  Naturgeschichte 
von  Cuba  (Memorias  etc.)  enthalten  im  zw^eiten  Bande 
(1856 — 1858.  p.  73 — 78)  einen  iVufsatz  über  Gordius  aqua- 
ticus,  den  Ref.  übrigens  nicht  selbst  zur  Ansicht  bekom- 
men hat. 

NachMontrouzier  (Bullet.  Soc.  entom.  1862.  p.4) 
sind  die  Gordiaceen  in  Neu-Caledonien  bei  den  Mantiden 
so  häufig,  dass  der  Parasitismus  derselben  sogar  den  Ein- 
gebornen  bekannt  ist,  und  sie  veranlasst,  die  Fadenwür- 
mer des  Wassers  von  jenen  Insekten  herzuleiten.  Auch 
bei  Pentatoma  sp.  wurden  Schmarotzergordiaceen  beob- 
achtet. 

Acanthocephali. 

Das  Journ.  micr.  Science  1863.  p.  56  bringt  eine 
üebersetzung  der  vom  Ref.  angestellten  Beobachtungen 
über  die  Entwickclung  der  Echinorhynchen.  Ebenso  auch 
(im  Auszuge)  die  Ann.  and  Mag.  nat.  bist  1863.  T.  XII. 
p.  326. 

Pagenstecher  veröffentlicht  (Zeitschrift  für  wis- 
sensch.  Zool.  Bd.  XIII.  S.  413—422.  Tab.  23  u.  24)  eine 
Anzahl  Abbildungen  ;,zur  Anatomie  von  Echinorhynchus 
proteus",    die   er  schon    vor  mehreren   Jahren  entworfen 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  81 

und  bei  Gelegenheit  eines  Vortrags  in  der  34,  Versamm- 
lung deutscher  Naturforscher  und  Aei'zte  in  Karlsruhe, 
über  den  wir  seiner  Zeit  auch  referirt  haben  (J.  B.  für 
lf^r)9.  S.  131),  zu  Grunde  gelegt  hatte.  Dieselben  betreffen 
vorzugsweise  die  Bildung  des  Geschlcchtsapparates  und 
sollen  namentlich  die  Ansicht  des  Verf.'s  rechtfertigen, 
dass  die  weiblichen  Zeugungsstofte  aus  dem  Innenraume 
des  Ligamentum  Suspensorium  durch  zwei,  anfangs  ganz 
gleichmässig  entwickelte  Oviducte  direkt  in  die  Scheide 
übergeleitet  würden.  Ref.,  der  inzwischen  den  Bau  der 
F]chinorhvnchen  selbst  näher  untersucht  hat,  muss  übri- 
gens die  Richtigkeit  dieser  Angabe  in  Abrede  stellen. 
Nicht  bloss,  dass  die  von  Pagenstecher  für  die  spä- 
teren Entwickelungszustände  hervorgehobene  Asymmetrie 
der  beiden  sog.  Oviducte  von  Anfang  an  existirt  und  schon 
vor  Beginn  der  Geschlechtsreife  nachweisbar  ist;  man 
überzeugt  sich  auch  weiter  von  dem  Umstände,  dass  das 
dünnere  dieser  Gebilde  einen  soliden  »Strang  darstellt, 
also  nicht  als  Eileiter  fungiren  kann.  Es  giebt  bei  den 
Echinorhynchen  und  namentlich  dem  E.  proteus  nur  einen 
Eileiter,  und  dieser  erscheint  von  Anfang  an  in  Form  der 
sog.  Uterusglocke,  deren  Bau  bis  jetzt  allerdings  nur  un- 
zureichend bekannt  ist.  Die  Histologie  der  Echinorhyn- 
chen bietet  überhaupt  mancherlei  eigenthümliche  Verhält- 
nisse und  ist  besondere  reich  an  auff'allenden  Zellenbil- 
dungen, die  leicht  zu  irrthümlichen  Deutungen  Veranlas- 
sung geben.  Auch  Verf.  scheint  sich  nicht  völlig  frei 
von  solchen  Irrthümern  gehalten  zu  haben,  wie  es  denn 
z.  B.  ein  derartiger  Irrthum  ist,  wenn  er  die  Penisglocke 
und  andere  Gebilde  der  Echinorhynchen  mit  Ganglien- 
zellen ausstattet. 

2     Piatodes. 

Zu  den  interessantesten  Bereicherungen,  die  das  ver- 
gangene Jahr  unserer  zoologischen  Litteratur  gebracht 
hat,  gehöi'cn  unstreitig  die  Recherches  sur  les  Bdelloides 
ou  Hirudinees  et  les  Trematodes  marins  par  van  Be- 
neden et  Hesse  (^l-i2  Seiten  in  gross  Quart,   mit  XI II, 

Archiv  f.  Naturg.  XXX.  Jahrg.  2.  Bd.  F 


82         Leuckart:  Bericht  üb    d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

zum  Thei]  colorirten  Steintafeln.)  Niemand  wird  ohne 
das  höchste  Erstaunen  und  die  lebhafteste  Theilnahme  die 
zahlreichen  neuen  und  theilweise  so  fremdartigen  Thier- 
formen  betrachten,  die  uns  hier  zum  ersten  Male  geboten 
werden.  Wo  wir  bisher  die  grosseste  Uebereinstimmung 
in  der  äusseren  Gestaltung  zu  sehen  gewohnt  waren,  da 
enthüllt  sich  uns  mit  einem  Male  eine  wunderbare  Man- 
nichfaltigkeit  der  Bildung;  wir  sehen  bekannte  Formen 
mit  neuen  Zügen  und  linden  Zusammenhänge,  wo  wir 
sie  früher  kaum  zu  ahnen  berechtigt  waren.  Die  grös- 
sere Mehrzahl  der  hier  beschriebenen  Thiere  ist  von 
Hesse  Tbeobachtet  und  nach  dem  Leben  gezeichnet  wor- 
den. Ein  langjähriger  Aufenthalt  in  Brest  und  die  Stel- 
lung, die  derselbe  am  dortigen  Hafen  bekleidet,  gaben 
dazu  eine  reiche  Gelegenheit.  Ein  Zoologe  vom  Fache 
würde  vielleicht  hier  und  da  die  Organisationsverhältnisse 
näher  studirt  und  manche  zweifelhafte  Formen  vollstän- 
diger erforscht  haben,  als  es  Hesse  möglich  war,  aber 
auch  so  sind  wir  demselben  zum  grossesten  Danke  ver- 
pflichtet, üeberdiess  lässt  uns  die  geschickte  und  ge- 
lehrte Behandlung  des  vorhandenen  Materials  von  Seiten 
seines  Mitarbeiters  und  die  zahlreichen  Excurse  dessel- 
ben über  Bau  und  Verwandtschaftsverhältnisse  der  beob- 
achteten Formen  die  vorhandenen  Lücken  fast  vergessen. 
Für  die  Einzelnheiten  verweisen  wir  auf  unsern  Bericht 
über  Hirudineen  und  Trematod en,  dem  wir  nur  noch  so 
viel  vorausschicken  wollen,  dass  die  hier  mitgetheilten 
Beobachtungen  von  Neuem  die  zahlreichen  innigen  Be- 
ziehungen nachweisen,  die  zwischen  den  beiden  eben  ge- 
nannten Thiergruppen  obwalten.  Die  genuinen  Charak- 
tere der  Hirudineen  gehen  bei  den  niederen  Formen,  de- 
ren Kenntniss  hier  durch  mehrere  neue  Arten  bereichert 
wird,  allmählich  so  vollständig  verloren,  dass  v  a  n  B  e- 
neden  geradezu  erklärt,  nur  die  Anwesenheit  des  Afters 
als  eine  durchgreifende  Auszeichnung  derselben  in  An- 
schlag bringen  zu  können. 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahree   1863.  83 

Uirudinei. 

lieber  den  feineren  Bau  der  Nerve ncentra  bei  Hi- 
riido  vergl.  die  Angaben  von  Walter  (a.  a.  O.  S.  1—14) 
imd  Waldeyer  (a.  a.  0.  8.225).  Der  in  der  Achse 
des  Bauchmarkes  hinziehende  Strang  —  Gefäss  nach 
Walter,  Nervenstrang  nach  Fai  vre,  Leydig,  Wald- 
eyer —  dürfte  wahrscheinlich  dasselbe  Gebilde  sein, 
dessen  oben,  wie  im  vorigen  Jahresberichte,  nach  Cla- 
pa  rede's  Untersuchungen  mehrfach  bei  den  Lumbricinen 
gedacht  ist. 

Referent  giebt  in  seinem  Parasitenwerke  (S.  634 
— 739)  eine  Uebersicht  über  den  Bau  und  die  Entwicke- 
lungsgeschichte  der  Hirudineen,  die  sich  auf  zahlreiche 
und  umfassende  eigene  Untersuchungen,  namentlich  des 
echten  Blutegels  stützt  und  mancherlei  Neues  bringt.  Die 
meisten  bis  jetzt  vorliegenden  Beobachtungen  über  dieses 
Thier  sind  an  ausgehungerten  und  abgemagerten  Exem- 
plaren aus  den  Ofiicinen  angestellt,  und  nicht  an  ge- 
schlechtsreifen  sog.  Mutteregeln  ( sangsue  vache),  die 
manche  Verhältnisse  besser  und  vollständiger  erkennen 
lassen,  als  das  bisher  möglich  war.  So  namentlich  die 
Natur  des  sog.  Fettkörpers  (Leber  Brandt' s) ,  in  dem 
Verf.  eine  mächtige  Ansammlung  einfacher  Drüsenzellen 
nachweist,  die  unter  dem  Hautmuskelschlauche  gelegen 
ist  und  ihr  Secret  durch  zahlreiche  OefFnungen  nach 
Aussen  ausleert.  So  auch  die  Bildung  der  weiblichen 
Geschlechtsorgane  mit  den  darin  einmündenden  Drüsen- 
zellen, die  das  Eiweiss  bereiten,  welches  mitsammt  den 
Eiern  in  das  (zu  dem  sog.  Cocon)  erstarrte  Secret  der 
einzelügen  Hautdrüsen  eingeschlossen  wird.  Das  Bauch- 
gefäss  und  die  beiden  Seitenstämme  der  Blutegel  betrach- 
tet Verf.  als  Ueberreste  der  bei  manchen  Arten  noch  un- 
verkennbar vorhandenen  Leibeshöhle,  wodurch  denn  auch 
die  Beziehungen  dieser  Räume  zu  dem  Nervensysteme  und 
den  trompetenförmigen  inneren  Oeffnungen  der  Schlei- 
fenkanäle (die  freilich  nicht  überall  existiren)  morpholo- 
gisch   verständlich    werden.      Uebcr  die  Muudwerkzeuge 


84         Leuckart:  Bericht  üb    d.  Leist.  in  d.  Naturgeschiclite 

und  den  Mechanismus  der  Kiefer  werden  gleichfalls  man- 
cherlei neue  Angaben  gemacht.  Von  besonderem  Inter- 
esse aber  sind  die  Mittheilungen  des  Verf.'s  über  die 
Entwickelungsgeschichte  des  medicinischen  Egels,  die  seit 
Weber  nicht  wieder  untersucht  ist. 

Durch  eine,  allem  Anscheine  nach  unregelmässige  Furchung, 
die  schon  im  Eierstocke  beginnt,  verwandelt  sich  der  Dotter  des 
medicinischen  Blutegels  unter  fortwährender  Grössenzunahme  zunächst 
in  einen  nackten  Körnerhaufen,  der  eine  Anzahl  grosser  heller  Bläs- 
chen in  sich  einschliesst.  Dieser  Körper  wird  zum  Embryo,  indem 
sich  im  Innern  der  grossen  Blasen  ein  Hohlraum  bildet,  der  nach 
Aussen  durchbricht,  während  die  äussere  Körnerlage  ein  kleinzelli- 
ges Gefüge  annimmt.  Die  Embryonen  messen  Anfangs  nur  Vs  Mm., 
wachsen  aber  rasch  bis  auf  das  4-  und  5 -fache  ihres  ursprünglichen 
Durchmessers.  Die  Umgebung  der  Mundöffnung  wulstet  sich  lip- 
penförmig  auf  und  macht  Schluckbewegungen ;  am  Körper  beobachtet 
man  eine  leichte  Peristaltik.  Später  entwickelt  sich  der  lippen- 
förmige  Ringwulst  zu  einem  kugligen  Pharynx,  der  den  Anfangstheil 
des  flaschenförmigen  Darmapparates  umfasst  und  massenhafte  Nah- 
rungsstoffe in  denselben  einführt.  Der  Embryo  schwillt  immer 
stärker  auf  und  nimmt  durch  seitliche  Compression  eine  fast  linsen- 
förmige Gestalt  an.  In  der  Peripherie  desselben  unterscheidet 
man  jetzt  zwei  Häute,  die  durch  einen  dünnen  Spaltraum  von  ein- 
ander getrennt  sind.  Die  äussere  Haut  repräsentirt  die  animalische 
Körperhülle  mit  deutlichen,  aber  vereinzelten  Muskelfasern,  während 
die  andere  die  vegetative  Darmhaut  darstellt.  Sie  besteht  aus  einer 
fast  strukturlosen  Membran,  der  nach  Innen  die  schon  Anfangs  er- 
wähnten grossen  Blasen  epithelartig  aufliegen.  Der  Darminhalt  hat 
allmählich  eine  bräunliche  Färbung  angenommen  und  diese  dem 
ganzen  Embryonalkörper  mitgetheilt.  Ist  der  Embryo  nun  etwa 
bis  auf  3  Mm.  gewachsen,  dann  vertauscht  er  die  frühere  rundliche 
Form  mit  einer  immer  mehr  cylindrischen.  Die  Richtung,  in  der 
er  dabei  auswächst,  ist  aber  nicht  etwa  die  Längsrichtung  des  Pha- 
rynx, sondern  kreuzt  diese  unter  rechtem  Winkel.  Auch  geschieht 
das  Auswachsen  nur  an  dem  einen,  hinteren  Segmente  des  Körpers 
(wie  bei  den  Chätopodenlarven) .  so  dass  das  vordere  oder  Scheitel- 
segment allmählich  immer  mehr  zurücktritt.  Während  das  hin- 
tere Körpersegment  in  dieser  Weise  auswächst .  gehen  mit  ihm 
aber  noch  andere  merkwürdige  Veränderungen  vor.  Das  animalische 
Blatt  desselben  entwickelt  vom  Munde  aus  allmählich  einen  schma- 
len Streifen,  der  immer  mehr  wächst  und  nach  einiger  Zeit  dieselbe 
Metamorphose  durchmacht,  die  wir  von  dem  Primitivstreifen  der 
Arthropoden    schon   seit  lange  kennen.     Dieser  Streifen  ist  auch  in 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  85 

der  That  ein  Primitivstreifen,  der  sich  nur  dadurch  auszeichnet, 
dass  er  nicht,  wie  sonst,  an  dem  noch  ungeformten  Dotter  auftritt, 
sondern  sich  an  einem  bereits  selbstständig  lebenden  Embryo  bildet. 
Es  ist  das  ein  Verhalten,  welches  allem  Anscheine  nach  öfters  bei  den 
niederen  Thieren  vorkommt  und  manche  Erscheinungen  erklären 
dürfte,  die  man  .bisher  (wie  z.  B.  die  Entwickelung  gewisser  Ne- 
mcrtincn  und  Echinodermen)  von  dem  Gesichtspunkte  des  Gene- 
rationswechsels aus  zu  betrachten  geneigt  war.  Auch  diellathke- 
schen  Beobachtungen  über  die  Entwickelungsgeschichte  von  Nephelis 
lassen  sich  leicht  mit  den  Angaben  unseres  Verf.'s  in  Einklang  brin- 
gen. Der  Primitivstreif  von  Hirudo  ist  übrigens  von  Anfang  an 
einfach,  und  nicht  doppelt,  wie  es  Rathke  von  dem  genannten 
Thiere ,  so  wie  von  Clepsiue  angiebt.  Auch  erreicht  derselbe 
nach  hinten  nicht  das  Ende  des  Embryonalkörpers,  wie  es  dort  der 
Fall  ist.  Er  lässt  vielmehr  einen  Theil  desselben  auch  noch  in 
späterer  Zeit  nach  hinten  frei  hervorragen.  An  diesem  hinteren 
Theile  des  Embryonalkörpers  beobachtete  Verf.  drei  Paar  grosser 
Schleifenkanäle,  die  er  den  von  Rathke  aufgefundenen  „colossalen 
Zellen"  am  hinteren  Ende  des  Primitivstreifens  von  Nephelis  und 
Clepsine  vergleicht  und  als  Urnieren  betrachtet.  So  viel  ist  wenig- 
stens sicher,  dass  diese  Bildungen  nicht  in  den  späteren  Egel  über- 
genommen werden,  sondern  mit  den  zugehörigen  Resten  des  Em- 
bryonalkörpers allmählich  verkümmern,  nachdem  der  Primitivstreifen 
den  übrigen  Leib  umwachsen  und  seine  Metamorphose  vollendet  hat. 
Zu  den  Organen,  die  aus  diesem  Primitivstreifen  hervorgehen,  ge- 
hört auch  der  Saugnapf,  der  Anfangs  ganz  deutlich  aus  sieben 
Segmenten  besteht  und  eine  Zeitlang  sieben  —  später  unter  sich 
verwachsende  —  Ganglien  in  sich  einschliesst.  Auch  die  vordem 
Segmente  des  Körpers,  die  zunächst  auf  die  Mundofinung  folgen,  ge- 
langen niemals  zu  einer  völligen  Selbstständigkeit  und  lassen  ihre 
Ganglien  gleichfalls  schon  frühe  zu  einem  gemeinschaftlichen  Kör- 
per (dem  sog.  Unterschlundganglion)  zusammentreten.  Die  übrigen 
Segmentanlagen  entwickeln  ausser  den  Ganglien  und  der  anliegen- 
den Muskelmasse  je  noch  ein  (definitives)  Schleife'norgan  und  der 
Mehrzahl  nach,  auch  einen  Theil  des  Geschlechtsapparates  ,  des- 
sen Anlage  hier  also  gleichfalls  in  die  Zeit  des  ersten  Bildungs- 
lebens fällt.  Die  Entwickelung  der  Magensäcke  lässt  sich  eben- 
falls auf  die  Segmentirung  des  Primitivstreifens  zurückführen.  Nur 
die  beiden  hintersten  Magensäcke  machen  eine  Ausnahme.  Sie  re- 
präsentiren  den  letzten  Abschnitt  des  von  dem  Primitivstreifen  um- 
wachsenen Embryonalmagens,  der  durch  fünf  Segmente  hindurch- 
läuft und  erst  in  späterer  Zeit  durch  eine  Längsspaltung  doppelt 
wird.  Der  Enddarm ,  der  oberhalb  dieses  Blindsackes  gelegen  ist, 
gehört    dem  Embryonalleibe    au    und   bildet  bis  zum  Schwunde  des 


86        Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

letztern  eine  nach  hinten  hervorragende  Fortsetzung  des  Verdauungs- 
api^arates.  Die  Bildung  des  Afters  geschieht  erst  später,  wenn  der 
Rest  des  Embryonalleibes  verloren  gegangen  ist.  Ebenso  fällt  auch 
die  Entwickelung  des  Gefässapparates  und  der  Schwund  der  Lei- 
beshöhle in  eine  verhältnissmässig  späte  Zeit  des  Bildungslebens. 
Die  Geburt  der  jungen  Blutegel  geht  erst  nach  Abschluss  der  ge- 
sammten  Entwickelung  vor  sich,  zu  einer  Zeit,  in  der  diese  Thiere 
bereits  eine  sehr  bedeutende  Grösse  erreicht  haben. 

Das  Genus  Hirudo  enthält  übrigens  bei  unserem  Verf.  nicht 
bloss  die  echten  sog.  medicinischen  Blutegel,  sondern  auch  die  Arten 
des  Gen.  Haemopis,  die  sich  nur  durch  untergeordnete  Verschiedenhei- 
ten (gröbere  Bezahnung  der  Kiefer  und  lanzettförmige  Bildung  der 
Oberlippe)  von  ersteren  unterscheiden,  durch  Charaktere,  die  höch- 
stens zur  Aufstellung  eines  Subgenus  berechtigen.  Von  medicini- 
schen Blutegeln  zählt  Verf.  sieben  auf,  von  Haemopiden  zwei,  die 
H.  vorax,  die  in  manchen  Gegenden  Afrikas  bei  Menschen  und  Vieh 
öineil  fast  stationären  Parasiten  der  Rachenhöhle  und  des  Larynx 
äbgiebt,  der  vielfache  Gefahren  im  Gefolge  hat,  und  den  Land- 
blutegel. Dazu  kommen  dann  weiter  noch  die  Arten  des  Gen. 
Haementaria,  die  besonders  in  Mexiko  zu  medicinischen  Zwecken  ge- 
braucht werden,  aber,  wie  es  scheint,  nicht  ganz  gefahrlos  sind, 
insofern  wenigstens  nach  den  hier  mitgetheilten  Beobachtungen  des 
Dr.  Garrone  die  Application  der  einen  Art  (H.  mexicana  de  Fil.) 
bisweilen  förmliche  Vergiftungszufälle  herbeiführt. 

Die  Hirudo  lateralis  Say  erscheint  nach  der  Beschaffenheit 
ihres  Kieferapparates  als  Repräsentant  eines  besondern  Genus.  Statt 
dör  einfachen  Zahnreihe  trägt  dieselbe  auf  dem  Aussenrande  der 
Kiefer  eine  Anzahl  stumpfer  und  weicher  abgerundeter  Wärzchen, 
die  in  unregelmässiger  Weise  theils  hinter,  theils  auch  neben  ein- 
ander stehen.     Leuckart,  menschliche   Parasiten  L  S.  716. 

IS  ach  Semper  bilden  die  Landblutegel  auf  den  Pe- 
lew-Inseln  eine  ebenso  lästige  Landplage,  wie  auf  Ceylon 
und  an  anderen  Orten  der  Tropen.  Sie  leben  meistens 
auf  der  Erde,  doch  giebt  es  auch  solche,  die  auf  Bäumen 
vorkommen  und  sich  dem  vorbeistreifenden  Thiere  auf 
den  Körper  setzen,  wo  sie  dann  gewöhnlich  das  Auge 
aufsuchen.  In  vielen  Wäldern  des  Nordens  machen  die~ 
selbön  den  Aufenthalt  geradezu  unmögb'ch.  Im  Gegen- 
satze zu  diesen  landbewohnenden  Arten  sind  die  Wasser- 
blutegel auf  den  Pelew  -  Inseln  ziemlich  selten.  Zeitschr. 
für  wissenschaftl.  Zool.  Bd.  XIII.  S.  559. 

Sars  beschreibt  in  seinem  Reiseberichte  (1.  c.  p.  68) 


der  niederen    Thiere  während  des  Jalires  1863.  87 

eine  hübsch  gezeichnete  Ichthyohdella  elegans  n.  sp.  mit 
20  purpurfarbenen  Querbinden  auf  dem  schmutzig  grauen 
Körper.     Dieselbe  lebt  auf  Raja  radiata. 

Keferstein  liefert  „anatomische  Bemerkungen  über 
Branchiobdella  parasita  Aud."  (^Archiv  f.  Anat.  u.  Physiol. 
18i)3.  8.509—520.  Taf.  XIII)  und  lehrt  uns  dabei  manche 
bisher  nur  wenig  beachtete  oder  neue  Eigenthümlich- 
keiten  dieses   interessanten  Thieres  kennen. 

Der  Köi'pcr  besteht  mit  Ausnahme  des  deutlich  abgesetzten 
sog-.  Kopfes  und  des  Saugnapfes,  welche  nach  Analogie  der  übrigen 
Hirudineen  (und  der  zusammengesetzten  Bildung  des  sog.  Unter- 
schluudganglions)  beide  eine  grössere  Anzahl  zusammenhängender 
Segmente  repräsentiren  dürften,  aus  neun  Ringen,  die  je  ein  Gang- 
lion enthalten  und  sich  durch  frei  in  die  Leibeshöhle  hineinsprin- 
gende Dissepimente  scharf  gegen  einander  absetzen.  Im  letzten 
Segmente  befmden  sich  mehrere  birnförmige  (einzellige?  Ref.) 
Drüsen,  die  im  Saugnapfe  nach  Aussen  münden.  Aehnliche  Drüsen 
finden  sich  auch  an  den  Seiten  des  Kopfes  und  führen  ihr  körniges 
Secret  an  der  Bauchseite  zwischen  den  Lippen  aus.  Auch  der 
Rumpf  besitzt  eine  deutliche  Drüsenlage,  die  zwischen  Längs-  und 
Ringsmuskeln  hinzieht  und  aus  ovalen  Schläuchen  besteht,  die 
einen  geschlängellen  oder  verknäuelten  Kanal  in  sich  einschliessen, 
welchen  Yerf.  als  den  eigentlich  absondernden  Theil  ansehen  möchte. 
(Sollte  dieser  Drüsenkörper  nicht  gleichfalls,  wie  schon  die  Analogie 
mit  den  echten  Hirudineen  wahrscheinlich  macht,  aus  einfachen  Zellen 
mit  Ausführungsgängen  zusammengesetzt  sein?)  Das  Gefässsystem  be- 
steht aus  einem  Rücken-  und  einem  über  dem  Nerven  stränge  hinzie- 
henden Bauchgefässe,  die  im  koj)fende,  so  wie  auch  seitlich,  durch  mehr- 
fache Anastomosen  im  Zusammenhange  stehen.  Das  Rückengefäss  ist 
bis  zum  Kopfe  contractu,  beginnt  aber  erst  im  6.  Segmente.  Ob 
es  hinten  mit  der  Leibeshöhle  in  offener  Communication  steht,  lässt 
Verf.  unentschieden.  Für  die  vier  Segmentalorgane  wurde  diese  Com- 
munication dagegen  bestimmt  nachgewiesen.  Sie  wird,  wie  bei  den 
verwandten  Arten,  durch  einen  ziemlich  -ansehnlichen  Flimmertrich- 
ter vermittelt.  Der  Hoden  ist  ein  einfacher  Sack  von  kugliger 
Gestalt,  der  fast  das  ganze  6.  Segment  ausfüllt  und  seinen  Inhalt  frei 
in  den  Innenraum  des  folgenden  Segmentes  entleert,  von  wo  der- 
selbe dann  durch  ein  Paar  Flimmertrichter  (modificirte  Segmental- 
organe ?)  in  ein  gemeinschaftliches  langes  Vas  deferens  übergeführt 
wird,  dessen  äussere  Hälfte  einen  vorstülpbaren  muskulösen  Penis 
darstellt.  Neben  dem  Hoden  liegt  eine  kugligc,  gleichfalls  unpaare 
Samentasche,    die    allem  Anscheine   nach  nur   von  Aussen,  bei  der 


88         Leuckart:  Bericht  üb.  d. Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Begattung  gefüllt  wird.  Die  Eierstöcke  liegen  im  achten  Segmente 
und  bilden  zwei  grosse  dunkle  Massen,  an  denen  bei  erwachsenen 
Exemplaren  keine  Struktur  mehr  wahrnehmbar  ist,  die  sich  bei 
jüngeren  aber  als  Säcke  mit  Zellen  gefüllt  erweisen,  welche  dem 
Dissepimente  des  7.  Segmentes  anhaften.  Die  reifen  Eier  liegen 
bis  zu  sechs  frei  in  dem  Eierstocksegmente,  aus  dem  sie  auf  eine 
noch  nicht  erforschte  Weise  nach  Aussen  treten. 

Nach  van  Ben  eden  und  Hesse  (1.  c.  p.  18  if.) 
zerfallen  die  Hirudineen  oder  Bdeiloden  in  drei  Gruppen, 
von  denen  die  erste  und  formenreichstc  die  typischen 
Blutegel  (Scierobdeiiairesi  in  sich  fasst,  während  die  bei- 
den andern  von  den  Histriobdellen  mit  Einschluss  der 
Astacobdellen,  die  als  Repräsentanten  einer  besonderen 
Familie  betrachtet  werden,  und  der  Myzostomeen,  die  hier 
zum  ersten  Male  —  ob  mit  Recht,  dürfte  freilich  zweifel- 
haft sein  —  den  Hirudineen  zugerechnet  werden)  und 
den  Malacobdellen  gebildet  sind.  Die  erste  Gruppe  ent- 
hält die  Familien  der  Gnathobdellins ,  Ichthyobdellins, 
Glossobdellins,  Branchiobdeliins  und  Heterobdellins,  von 
denen  die  letzten  freilich  durch  Reduction  und  selbst  völ- 
ligen Mangel  der  ISaugnäpfe  so  w^eit  von  den  typischen 
Blutegeln  abweichen,  „dass  sie  fast  nur  an  den  zahlrei- 
chen paarigen  Hodenblasen  als  solche  erkannt  werden.^ 
(Nach  Ansicht  des  Ref.  dürften  die  der  hier  neu  aufge- 
stellten Familie  zugehörenden  zw^ei  Arten  als  Hirudineen 
sehr  zweifelhaft  sein.)  Uebrigens  tritt  die  Entwickelung  die- 
ser Haftorgane  schon  bei  dem  neuen  Gen.  HemihdelLaj 
das  die  Verf.  den  ßranchiobdellen  zurechnen,  in  auffallender 
Weise  zurück.  Die  Branchiobdellen  erhalten  auch  noch 
durch  andere  Formen  beträchtlichen  Zuwachs,  besonders 
durch  die  Arten  des  neuen  Gen.  C alliob  della ,  die 
sich  hauptsächlich  durch  die  „blasige  Beschaflenheit  ihrer 
Kiemen"  von  Branchellion  unterscheiden.  Ob  die  zapfen- 
artigen RandausW'üchse  des  Rumpfes  hier  freilich  mit  dem- 
selben Rechte,  wie  die  blattartigen  Anhänge  des  letztge- 
nannten Genus  als  Kiemen  in  Anspruch  genommen  wer- 
den, steht  dahin.  Die  Angabe,  dass  dieselben  hohl  seien 
und  auf  ihrem  Ende  eine  Oeffnung  trügen,  lässt  eher  den 
Gedanken    aufkommen,   dass  sie    als  Excretionsölfnuugen 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  89 

(vielleicht  der  Schleifenorgane?)  fungiren.  Ebenso  möchte 
Ref.  auch  die  den  Darm  umhüllende  Zelienmasse^  in  der 
die  Verff.  einen  Eierstock  sehen,  eher  als  eine  Hautdrü- 
senlage betrachten. 

Die  von  unseren  Verfif.  beschriebenen  echten  Hirudineen  (p.  21 
— 42)  sind  folgende:  Pontobdella  muricataMoq.  Tand,  (mit  Angaben 
über  die  wechsehide,  oft  sehr  lebhafte  Färbung  und  die  Bildung 
der  Cocons),  Ophibdella  labracis  n.  gen.  Qt  n.  sp.,  Ichthyobdella 
anarrhichae  Dies.  (=  I.  sanguinea  Oerst.  und  Piscicola  marina  Lt.), 
7.  hippoglossi  n.  sp,,  /.  rhombi  n.  sp.,  7.  luscac  n.  sp.,  Braiichellion 
rhombi  n.  sp.,  (von  dem  nahe  verwandten  Br.  d'Orbignyanum  haupt- 
sächlich durch  geringere  Zahl  der  Halsringe  unterschieden),  Cnl- 
liobrlella  (n.  gen.)  /o^Aü'  n.  sp.,  C.  punctata  n.  sp.,  C.  striata  n.  sp. 
von  Gobius  niger  ,  H  emibd  eil  a  (n.  gen.)  soleae  n.  sp.  ,  Hete- 
r  ob  de  IIa  (n.  gen.)  pallida  n.  sp.  aus  der  Mundhöhle  von  Gadus 
merlangus  ( erinnert  durch  gedrungene  Körperform  und  Hautbil- 
dung fast  an  gewisse  Nematoden).  77.  scyllii  n.  sp.  In  einem  Nach- 
trage (p.  143.  PI.  14)  wird  ausserdem  noch  eine  hieher  gehörende 
Form  beschrieben,  die  sich  von  dem  nahe  verwandten  Gen.  Ponto- 
bdella durch  acht  paarweise  über  die  Seitenränder  des  Kopfes  ver- 
theilte  fingerförmige  Fortsätze  (Kiemen  nach  unseren  Verff.)  un- 
terscheidet und  als  Typus  eines  neuen  Gen.  D  act  tj  l  ob  d ella  {D. 
mu stell  n.  sp.)  bezeichnet  wird.  Mit  Pontobdella  theilt  das  neue  Gen. 
namentlich  auch  die  warzige  Beschaffenheit  der  Körperfläche.  Ophi- 
bdella besitzt  dagegen  (p.  25),  wie  Ichthyobdella,  eine  glatte  Haut, 
und  einen  ansehnlichen  kapuzeuförmigen  Mundsaugnapf,  der  von 
einer  rüsselartigen  Verlängerung  des  Munddarmes  durchsetzt  wird. 
Zur  Charakteristik  der  übrigen  neuen  Arten  reproduciren  wir  hier 
die  Diagnosen  unserer  Verff. : 

Calliobdella  (p.  36).  Animal  portant  une  ventouse  ä  cha- 
que  extremite  du  corps ;  la  posterieure  tres  grande  et  simple.  Le 
Corps  divise  en  deux  regions  distinctes,  une  region  du  cou  nu  et 
une  region  du  corps  proprement  dite,  cette  derniere  portant  latera- 
lement  des  tubercules  arrondis  sur  les  segments  ou  les  plis  cutanes. 

Hemibdella  (p.  41).  Corps  cylindrique,  tres  consistant, 
compose  d'un  grand  nombre  de  plis  assez  distincts,  attenue  ä  ses 
deux  extremites  et  divise  au  tiers  anterieur  par  un  etranglement, 
comme  le  genre  precedent.  Ventouse  orale  petite  et  plus  ou 
moins  bien  conformee ;  ventouse  anale  peu  distincte,  ä  bords  plis- 
ses,  pouvant  se  modifier  de  maniere  ä  se  contracter  et  ä  devenir 
un  Organe  prehensile.  Cocons  hemispheriques,  aplatis  du  cöte,  ou  ils 
s'attachent,  couverts  de  soies  crepues  et  rigides,  entoures  d'une 
tres-large  marge  transparente. 


90        Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

H  eterobdell  a  (p.  42).  Le  corpg  ne  porte  phis  de  ventouaes 
proprement  dites.  La  tete  est  tronquee  en  avant,  et  un  bulbe  re- 
tractil  la  termine;  en  arriere  on  voit  un  prolongement  membraneux, 
tronque  egalement,  terminer  ie  corps.  On  ne  distingue  plus  de 
vaisseaux  proprement  dits,  mais  on  apergoit,  sur  la  ligne  mediane, 
du  sang  rouge  löge  dans  des  poches  qui  occupent  Tespace  laisse  par 
les  Organs  mäles. 

Zu  der  Gruppe  der  Histriobdellen  gehört  unstreitig  auch  der 
schon  im  vorigen  Jahresberichte  als  Seison  nebaliae  erwähnte  und 
von  seinem  ersten  Entdecker  Grube  den  Räderthieren  zugerech- 
neten Parasit  der  Nebalia  Geoffroyi,  der  von  unseren  Verff,,  denen 
Grube's  ältere  Beschreibung  unbekannt  geblieben  ist.  als  Sacco- 
bdella  nebaliae  aufgeführt  wird  (p.  49 — 52).  Der  Körper  dieses 
Thieres  besteht  aus  vier  von  einander  scharf  abgesetzten  Abschnitten, 
aus  einem  löiTelförmigen  Kopfe,  einem  cylindrischen  Halse,  einem 
ovalen  Leibe,  der  die  Geschlechtsorgane  einschliesst,  und  einem  wie- 
derum cylindrischen  Hinterleibe,  der  am  Ende  in  zwei  kleine  Saug- 
scheiben ausläuft.  (Auch  Histriobdella  trägt  nach  den  Beobachtun- 
o-en  H esse's  ein  Paar  kleine  Saugscheiben,  die  schon  von  van 
Beneden  gesehen,  aber  als  einfache  Zäpfchen  gedeutet  wurden.) 
Hals  und  Hinterleib  sind  deutlich  geringelt,  der  erstere  aus  fünf, 
der  andere  aus  vier  Segmenten  zusammengesetzt.  Der  Pharynx, 
der  im  Kopfe  gelegen  ist,  hat  eine  längliche  Gestalt,  ist  der  Länge 
nach  geschlitzt  und  mit  zwei  spitzen  Kiefern  versehen,  die  in 
schwingender  Bewegung  begriffen  sind.  Die  Eier  werden  einzeln 
gelegt  und  mit  einem  Stiele  auf  der  Haut  des  Wirthes  befestigt. 
Die  Embryonen ,  die  darin  entstehen,  zerreissen  schon  frühe  ,  noch 
bevor  sie  ihre  spätere  Form  vollständig  angenommen  haben,  das 
vordere  Segment  der  Schale,  ohne  dieselbe  jedoch  zu  verlassen. 
Die  jungen  Thiere  sind  übrigens  anfangs  ohne  die  spätere  Anschwel- 
lung, die  offenbar  erst  durch  die  Entwickelung  der  Generationsor- 
gane bedingt  wird. 

Bei  Malacobdella,  die  trotz  ihrer  Diöcesie  und  der  Flimme- 
rung des  ungegliederten  Leibes  (mit  Amphiptychus  imd  Gyrocotyle) 
als  niedrigste  Form  den  Hirudineen  zugerechnet  w^ird  (p,  56),  be- 
schreiben die  Verff.  ein  langes  und  dickes  Vas  deferens,  das  mit  leichten 
Schlängelungen  oberhalb  des  Darmes  durch  die  ganze  Körperlänge 
hinläuft  und  in  den  mächtig  entwickelten  Schlundkopf  einmündet. 
Das  betreffende  Organ  ist  offenbar  dasselbe,  das  Blanchard  als 
Rückengefäss  in  Anspruch  nahm  (also  wohl  in  beiden  Geschlechtern 
auffand,  van  Beneden  hatte  nur  Gelegenheit  ein  männliches 
Exemplar  von  Malacobdella  zu  zergliedern).  Ob  die  Deutung 
von  van  Beneden  die  richtige  ist,  bleibt  späteren  Untersucheni 
zu  prüfen  vorbehalten ;  Ref.  ist  durch  4ie  Darstellung  desselben  von 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  91 

Neuem  daran  erinnert  worden,  dass  er  das  betreffende  Gebilde  einst 
mit  dem  Nemcrtinonrüssel ,  der  gleichfalls  eine  Zeitlang  als  Ge- 
schlechtsorgan galt,  verglichen  hat.  Auch  die  Bildung  der  Hoden, 
die  in  Form  zahlreicher  Säcke  die  Seitentheile  des  Körpers  ein- 
nehmen, zeigt  Verhältnisse,  die  an  den  Bau  der  Nemertinen  an- 
knüpfen. 

Trematodes. 

Die  Bereicherungen,  die  unsern  zoologisclien  Kennt- 
nissen über  die  höheren  ectoparasitischen  Formen  der  Tre- 
matoden  durch  van  Beneden  und  Hesse  geworden 
sind  (1.  c.  p.  (]0 — 12());  betreffen  vorzugsweise  die  Gruppen 
der  Tristomiden  und  Octocotyh'dcn,  die  von  unsern  VerfF. 
zu  dem  Range  von  Familien  erhoben  werden.  Aber  auch 
die  übrigen  von  denselben  aufgestellten  Familien  derPo- 
lystomlden^  Udonelliden  und  Gyrodactjliden  gehen  nicht 
leer  aus.  Von  den  Tristomiden  erwähnen  wir  vorzugs- 
weise das  sonderbare  Gen.  Cy  clatellaj  das  auf  Würmern 
schmarotzt,  auf  denen  es  mittelst  eines  gestielten  Saug- 
napfes befestigt  ist,  und  im  Umkreise  der  Mundöffnung 
statt  der  gewöhnlichen  (nur  bei  Callicotyle  fehlenden)  zwei 
Saugnäpfe  einen  Kranz  von  zehn  flimmernden  Tentakeln 
trägt.  Es  unterliegt  übrigens  nach  der  Ansicht  des  Ref. 
keinem  Zweifel,  dass  dieses  Geschöpf  dasselbe  ist,  dessen 
wir  in  dem  vorjährigen  Berichte  unter  dem  K  e  f  e  r  s  t  e  I  n'- 
schen  Namen  Loxosoma  als  eines  Bryozoon  gedachten,  und 
über  das  wir  auch  dieses  Mal  eine  Reihe  weiterer  Un- 
tersuchungen beizubringen  haben.  Wo  die  natürlichen 
Verwandtschaften  desselben  zu  suchen  seien,  wird  erst 
klar  werden,  wenn  wir  den  Bau  besser  und  vollständiger 
kennen,  als  es  bis  jetzt  der  Fall  ist,  doch  glaubt  Ref. 
aus  den  bisherigen  Beschreibungen  wenigstens  so  viel 
entnehmen  zu  können,  dass  die  Stellung  in  der  Gruppe 
der  Trematoden  schwerlich  eine  sichere  Ist.  Die  Familie 
der  Octocotyliden  wird  von  unsernVerö'.  in  einem  weiteren 
Sinne  gefasst,  als  es  gewöhnlich  geschieht.  Und  In  der 
That  gewinnt  es  durch  die  Untersuchungen  unserer  Verff. 
den  Anschein,  als  wenn  die  Achtzahl  der  Schwanzsaug- 
näpfe zur  Charakteristik  derselben  nicht  ausreiche.  Unseie 


92         Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Verff.  beschreiben  Arten  mit  nur  sechs  (Fhyllocotyle) 
und  sogar  nur  vier  Saugnäpfen  {Flatyootyle)  und  tragen 
desshalb  denn  auch  kein  Bedenken,  derselben  die  Arten 
mit  zahh'eichen  Saugnäpfen,  wie  Axine  und  verwandte,  zu- 
zurechnen. Zu  den  letztern  gehören  zwei  höchst  interessante 
neue  Genera  Mior  oc  oty  Le  mit  zahh-eichen  Saugnäpfen 
an  den  Seiten  eines  zungenförmigon  Schwanzanhanges  und 
G  astr  0  G  oty  ie,  das  eine  einzige  Längsreihe  von  Saug- 
näpfen auf  der  Baucbfläche  trägt  und  dadurch  den  Ue- 
bergang  zu  Aspidogaster  vorbereitet,  obwohl  hier  nicht 
bloss  die  Gruppirung,  sondern  auch  die  Bildung  der 
Näpfe  manche  Abweichungen  darbietet.  Eine  noch  merk- 
würdigei'e  Form  ist  das  neue  G  en.  Anthoc  oty  le^  bei  dem 
die  vordersten  der  acht  Saugnäpfe  in  mächtige  heim-  oder 
kelchförmige  Haftapparate  verwandelt  sind,  die  weit  an 
den  Seiten  des  schmächtigen  Hinterleibes  vorspringen. 
Warum  übrigens  bei  einer  so  weiten  Begrenzung  der 
Octocotyliden  die  Polystomiden  als  Repräsentanten  einer 
eigenen  Familie  abgetrennt  bleiben ,  ist  schwer  einzu- 
sehen. Die  Kopfsaugnäpfe  der  Udonelliden  sind  nach 
den  Beobachtungen  unserer  VerfF.  mit  hornigen  Einlagerun- 
gen versehen  und  in  manchen  iVrten  {E c hinella)  sogar 
durch  ein  Paar  kieferartige  Chitinbildungcn  vertreten. 
Der  Darm  der  Udonellen  ist  einfacb  zweischenklich,  wäh- 
rend die  ectoparasitischen  Trematoden  sonst  gewöhnlich 
verästelte  Darmschenkel  besitzen.  Die  Embryonen  der- 
selben bleiben  eine  Zeitlang  in  der  nach  Aussen  offenen 
Eischale  befestigt,  wie  die  der  Saccobdellen,  mit  denen 
unsere  Thiere  auch  sonst  mancherlei  Berührungspunkte 
haben.  Bei  Polystomum  integerrimum  sind  die  kleinen 
Chitinhaken  des  Hinterleibsendes  übersehen,  wie  denn 
auch  der  seitlichen  Borstenreihen  am  Körper  der  Tristo- 
men, die  D  i  e  s  i  n  g  für  Stigmata  hielt,  keine  Erwähnung 
geschieht.  Ebenso  giebt  van  Beneden  an,  vergebens 
nach  den  reifen  Eiern  des  Polystoma  gesucht  zu  ha- 
ben, während  Ref.  dieselben  mehrfach,  aber  immer  nur 
in  kleiner  Anzahl,  wie  es  überhaupt  bei  den  ectoparasiti- 
schen Trematoden  vorkommt,  auffand.  Sie  messen  0,23  Mm. 


der  niederen  Thicre  während  des  Jahres  1863.  93 

lind  haben  eine  ovale  Form  mit  Zuspitzung  an  einem 
Ende.  Erpocotyle  laevis  dürfte  wohl  nach  Analogie  der 
nahe  verwandten  Onchocotyle  zwei  excretorische  Oeffnun- 
^Qi\    an    den  Ecken  des  Schwanzzapfens  besitzen. 

Die  von  unseren  Verff.  beobachteten,  meist  neuen  Arten  sind 
folgende:  Nitzschia  elegans  Baer  (das  Gen.  Nitzschia  glauben  die 
Verff.  wegen  der  Abwesenheit  der  Strahlen  und  Haken  im  End- 
saugnapf beibehalten  zu  müssen),  Epibdella  hippoglossi  0.  Fr.  Müll., 
Ep.  sciaenae  van  Ben.  (das  Gen.  Benedenia,  das  Die  sing  aus  die- 
ser Art  gemacht  hat.  halten  die  Verfif.  nicht  für  gerechtfertigt) 
Phyllonella  soleae  n.  gen.  et  n.  sp.,  Plactinella  (n.  gen.)  pini 
n.  sp.  von  Trigla  pini ,  PL  rhomhi  n.  sp.  von  Rhombus  maximus, 
Trochopus  tubiporus  Dies.,  Tristoma  molae  BL,  Callicotyle  Kroyeri 
Dies.,  Encotyllabe  pagelli  n.  sp.  von  Pagellus  centrodontus,  Cycla- 
tella  (n.  gen.?)  annelidicola  von  Clymene  sp.^^Polystoma  integerrimum 
Rud.,  Erpocotyle  laevis  n.  gen.  et  n.  sp.,  Udonella  pollachii  n.  sp., 
UJ.  triglae  n.  sp.,  Ud.  Ivpi  n.  sp.  von  Caligus  Labracis  lupi,  Ud.  mer~ 
lucci  n.  sp.,  Ud.  sciaenae  n.  sp.  von  den  Eierschläuchen  einer  An- 
chorella  der  Sciaena  aquila,  Echiiiella  hirundinis  n.  gen.  et  n.  sp. 
von  Caligus  lotae  molvae  ,  Octocotyle  scombri  Kuhn ,  0.  harenyi 
n.  sp.,  0.  pilchardi  n.  sp.,  Pleurocotyle  (=  Grubea  Dies.)  scombri  Gr. 
—  dürfte  wohl  nur  eine  Octocotyle  mit  verstümmeltem  Hinterende 
sein  — ,  0  p  hi  c  o  tyle  fmlae  n.  gen.  et  n.  sp.,  Glossocotyl  e  alo- 
sae  n.  gen.  et  n.  sp.  ,  Phyllocotyle  giirnardi  n.  gen.  et  n.  sp., 
Anthocotyle  merhiccii  n.  gen.  et  n.  sp.,  Pterocotyle  (n.  gen.) 
viorrhnae  n.  sp..  Pt.  palmata  Lt.,  Platycotyle  giirnardi  n.  gen. 
et  n.  sp.,  Choricotyle  chrysophryi  n.  gen.  et  n.  sp. ,  Dactylo- 
cotyle  n.  gen.  pollachii  n.  sp.,  D.  luscae  n.  sp.  von  Morrhua  lusca, 
Microcotyle  (n.  gen.)  labracis  n.  sp.,  M.  canlhari  n.  sp.,  M.  do- 
navani  n.  sp.  von  Labrus  donavani,  M.  erythrini  n.  sp.  von  Pagel- 
lus erythrinus  ,  Äxine  orphii  n.  sp.  von  Esox  belone ,  A.  Iriglae 
n.  sp.,  Gaslrocotylc  trachnri  n.  gen.  et  n.  sp.  von  Caranx  trachu- 
rus,  Diplectanum  aequans  Wag.,  D.  sciaenae  n.  sp.,  Calceostoma  ele- 
gans V.  Ben. 

Zur   näheren  Charakteristik    fügen    wir  hier   die  von  unseren 
Verff.  gegebenen  neuen  Genusdiagnosen  bei. 
E  fam.  Tristomidum. 

Epibdella  van  Ben.  Corps  aminci  comme  une  feuille,  ven- 
touse  posterieure  grande ,  tuberculeuse,  sans  rayons  et  armee  de  cro- 
chets.     Les  ventouses  buccales  circulaires. 

Phyllonella  n.  gen.  Le  Corps  est  de  forme  ovale,  miuce 
et  aplati,  la  tete  est  pourvue  d'une  iarge  membrane,  mince  et  plis- 
see,  faisaut  function  d'une  ventouse ;  une  grande  ventouse  circulaire, 


94         L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

sessile  avec  le  bord  frange  et  l'interieur  arme  de  crochets,  termine 
le  Corps  en  arriere.  Quatre  yeux  distiucts  s'elevent  au-dessus  du 
bulbe  buccale.  (Der  innere  Bau  scheint  mit  dem  von  Epibdella 
nahe  verwandt.) 

Piacnnella  n.  gen.  Le  corps  et  mince,  aplati,  allonge,  ter- 
mine en  arriere  par  une  grande  ventouse,  a  rayons  fugaces,  ä  bords 
franges  et  armes  de  deux  paires  de  crochets ;  deux  ventouses  mem- 
braneuses  garnissent  la  cote  de  la  bouche.  Quatre  yeux  s'elevent 
sur  une  eminence  au-dessus  du  bulbe  buccal.  (Der  hintere  Saug- 
napf zeigt  sehr  variable  Formen.  Das  neue  Genus  macht  den  Ue- 
bergang  von  den  Epibdellen  zu  den  mit  bleibenden  Strahlen  im  End- 
saugnapfe versehenen  echten  Tristomen.) 

Trochopus  Dies.  Corps  elliptique,  deprime,  portant  deux  ven- 
ouses  en  avant,  une  grande  ventouse  ä  neuf  rayons  en  arriere, 
bordee  d'une  fino  frange  et  armee  de  deux  stylets.  Quatre  yeux 
situes  au-dessus  du  bulbe  buccal. 

Eucotyllabe  Dies.  Corps  elliptique,  pourvu  de  deux  grandes 
ventouses  ce^Dhaliques  ä  bords  plissees  et  d'une  grande  ventouse  po- 
sterieure,  armee  de  deux  forts  crochets,  portee  sur  un  pedoncuje 
arrondi. 

Cyclatella  n.  gen.  (?).  La  bouche  est  entouree  d'une  cou- 
ronne  de  tentacules  cilies  au  lieu  de  ventouses.  Le  corps  est  aplati, 
de  forme  ovale,  echancre  en  arriere.  Dans  l'echancrure  presque 
cordiforme  du  corps  on  voit  une  grande  ventouse  rayonnee  et  inerme 
au  bout  d'un  long  pedoncule. 
E  fam.  Polystomidum. 

Erpocotyle  n.  gen.      Les   six  ventouses  implantees  sur  un 
disque  commun,  armees    d'un  crochet,   recourbe  en  demi-circle  au- 
•tour  de  chacune  d'elles.  Corps  termine  en  arriere  par  un  epatement 
fort  contractile,  echancre  faiblement  au  milieu. 
E  fam.  Udonellidum. 

Echinella  n.  gen.  Corps  allonge,  termine  en  arriere  par 
une  large  ventouse  inerme.  Bulbe  oesophagien  arme  de  deux  cro- 
chets.    Tete  tres  mobile.     Oeufs  a  un  seul  filament. 

P  ter  onelltt  n.  gen.      La    tete    est    entouree  d'un  bourrelet 
en  forme  d'ailes  couverts  de  soies.     La  bouche  est  ouverte  en  avant 
et  entouree    de  stylets   aigus.     Le    corps    est   legerement  elarge  ou 
bombe  vers  le  milieu.     Les  oeufs  sont  a  un  seul  filament. 
E  fam.  Octocotylidum. 

0  p  h  ic  otyl  c  n.  gen.  Le  lobe  terminal,  portant  les  huit  ven- 
touses ordinaires,  est  suivi  d'un  lobule  terminal  arme  de  quatre 
ventouses  plus  pctites  et  des  crochets  terminaux  ordinaires. 

Glossocotyle  n.  gen.      Region    caudalc    portant    huit  von- 


der  niederen  Thierc  während    des  Jahres  18G3.  95 

touses  et  les  crochets  terminaux  ordinaires.  Le  corps  presente  un 
etranglement  vers  le  quart  anterieur,  d'oü  il  resulte  une  region 
cervicale.  (Durch  die  letztere  Bildung  von  Octobothrium  s.  str. 
verschieden.) 

Phy  1 1  oc  Ol  yl  e  n.  gen.  Trois  paires  de  ventouses  inserees  sur 
la  partie  posterieure  et  laterale  du  corps ;  un  appendice  caudal  ter- 
mine  par  une  sorte  de  ventouse  unicpie  a  crochets ;  oeufs  pourvus 
d'un  seul  filament. 

Anthocolyle  n.  gen.  Quatre  paires  de  cotyles  en  arriere, 
dont  Panterieure  ,  gonflee  comme  une  vessie,  porte  des  crochets  et 
un  suQoir;  les  trois  autres  paires,  pediculees  et  fort  petites,  termi- 
nent  le  corps,  Celui-ci  est  fort  mince  et  large  au  milieu,  tresre- 
treci  en  avant  et  en  arriere. 

Fterocotyle  n.  gen.  Huit  ventouses  portees  sur  des  longs 
pedoncules  unis  ä  la  base  terminent  le  corps  en  arriere.  Le  ver 
est  regulierement  effile  en  avant,  large  vers  le  milieu  et  retreci  vers 
lorigine  des  ventouses.  La  bouche  est  flanquee  de  deux  ventouses 
et  dune  couronne  de  crochets  autour  de  l'orifice  des  organes 
sexuels. 

Pldfycofyle  n.  gen.  Quatre  bothridies  posterieures  por- 
tees sur  des  pedoncules,  longs,  disposes  en  croix,  non  retractiles  et 
de  longueur  egale.  Pas  de  crochets  intermediaires.  (Sollte  das  nur 
ein  Mal  beobachtete  Thier  nicht  verstümmelt  gewesen  sein?  Von 
der  Zahl  der  Saugnäpfe  abgesehen,  hat  es  mit  dem  folgenden  Genus 
die  grösste  Aehnlichkeit.) 

Chov  icotyle  n.  gen.  Huit  bothridies  portees  sur  autant 
de  pedoncules  tres-longs  ,  non  retractiles,  separes  completement 
jusqu'a  leur  origine ;  les  anterieurs  sont  diriges  en  avant  et  sont 
en  meme  temps  un  peu  plus  long  que  les  autres. 

Daciylocotyle  n.  gen.  Huit  bothridies  posterieures  portees 
sur  autant  de  pedoncules  cntierement  libres,  de  longueur  egale,  re- 
tractiles et  massifs.  Les  oeufs  portent  deux  filaments  dont  l'un  est 
termine  en  Crosse. 

Micr ov olyie  n.  gen.  Une  partiQ  du  corps  est  separee  en 
arriere  par  un  etrangleraen.t  et  porte,  des  deux  cotes  du  corps,  un 
tres  grand  nombre  de  petites  ventouses  ä  crochets.  Les  oeufs  sont 
munis  d'un  filament  ä  deux  poles. 

Uastrocotyle  n.  gen.  La  moitie  anterieure  du  corps  est 
effilee,  tandis  que  la  moitie  posterieure  est  elargie,  et  cette  seconde 
moitie  porte  des  petites  ventouses  dans  toute  la  longueur.  Les 
oeufs  sur  munis  d'tin  filament  a  chaque  pole. 

Zn  dieser  Gruppe  der  Polystomcen  dürfte  als  schwär- 
mende Larvenform  auch   wohl  der  von  C  1  a  p  a  r  e  d  e  bei 


96         Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

St.  Vaast  aufgefischte  0 ncho gaster  natator  gehören 
(Beobachtungen  u.  s.  w.  S.  13.  Tab.V.  Fig.  1 — 4).  Der  äus- 
serst contractile  Leib  ist  ungegliedert,  am  Vorderende  mit 
einem  zapfenförmig  vorspringenden  Saugnapfe,  hinten  mit 
einem  gleichfalls  zapfenartigen  Schwanzanhange  versehen. 
Dicht  vor  dem  letztern  trägt  die  Bauchfläche  einen  aus 
zwei,  einer  dreischenklichen  Hornstütze  aufsitzenden  Haken 
gebildeten  Haftapparat,  dessen  Umgebung  sich  zeitweilig 
abschnürt  und  dann  einen  förmlichen  Saugnapf  bildet. 
Hinter  dem  vordem  Saugnapfe  stehen  vier  Augenflecke, 
von  denen  die  mittleren  grösser  sind  und  sich  gegenseitig 
berühren.  Die  Schwimmbewegung  wird  durch  drei  Paar 
ansehnlicher  Wimperbüschel  vollzogen,  die  an  den  Enden 
und  der  Mitte  des  Körpers  stehen.  Die  innere  Organi- 
sation Hess  sich  wegen  der  dunklen  Färbung  des  Thieres 
nicht  erforschen ,  doch  glaubt  Verf.  die  Anwesenheit 
eines  Darmes  in  Frage  stellen  zu  dürfen.  Wäre  diese 
Ansicht  gegründet,  dann  würde  unser  Thier  allerdings 
kaum  den  Trematoden  zugehören,  obwohl  die  Anwesenheit 
eines  Klammerapparates  am  Schwanztheile  bisher  bloss  hier 
und  zwar  nur  bei  den  Poljstomeen  bekannt  geworden  ist. 

Die  Mittheilungen,  die  Leuckart  in  seinem  Para- 
sitenwerke (L  S.  448 — 634)  über  die  Organisation  und 
Lebensgeschichte  der  Trematoden  macht,  beziehen  sich 
vorzugsweise  auf  die  Gruppe  der  Distomeen,  die  unter 
den  menschlichen  Parasiten  wahrscheinlicher  Weise  aus- 
schliesslich vertreten  sind.  Was  er  über  diese  Thiere 
bietet,  ist  übrigens  im  Wesentlichen  nur  eine  Bestätigung 
des  bisher  Bekannten.  Auch  an  Neuem  ist  allerdings 
kein  Mangel,  aber  dieses  Neue  betrifft  mehr  unsere  De- 
tailkenntnisse (besonders  von  Distomum  hepaticum  und 
D.  lanceolatum)  als  unsere  Gesammtanschauungen.  Unter 
solchen  Umständen  beschränken  wir  unser  Referat  nur 
auf  wenige  Bemerkungen.  Wir  heben  zunächst  hervor, 
dass  die  Grundsubstanz  des  Körpers  bei  den  Trematoden, 
wie  bei  den  Cestoden,  eine  Bindcgewebsmasse  ist,  die  oft- 
mals den  bei  Weitem  grossesten  Theil  des  gesammten 
Leibes  bildet   und  in   manchen    Fällen ,    besonders  schön 


der  niederen    Thiere  während  des  Jahres  18(i3.  97 

bei  Dist.  hepaticum,  aus  dichtgedrängten  grossen  Zellen 
besteht,  die  in  auftauender  Weise  an  das  Zellengewebe 
der  Pflanzen  erinnern.  Was  man  früher  wohl  als  Spei- 
cheldrüsen zu  bezeichnen  pflegte,  ist  eine  Anhäufung  ein- 
zelliger Drüsenschläuche,  die  an  dem  Dorsalrande  des 
Mundsaugnapfes,  da,  wo  im  Cercarienzustande  der  in  sol- 
chen Fällen  beständig  vorhandene  Stachel  inserirt  war, 
ausmünden,  üebrigens  enthält  auch  der  Mundsaugnapf 
so  wie  der  Pharynx  in  seinen  Wandungen  nicht  selten 
einzellige  Drüsen,  die  vielleicht  eher  den  Namen  Speichel- 
drüsen verdienen.  Bei  Dist.  hepaticum  unterscheidet  man 
auch  unterhalb  der  Cuticula  eine  deutliche  Drüsenlage. 
Die  Begattung  ist  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  bei  den 
Trematoden  immer  eine  gegenseitige,  was  freilich  die 
Selbstbefruchtung  nicht  völlig  ausschliesst,  da  manche 
Arten  (auch  D.  lanceolatum)  in  der  That  eine  direkte 
Communication  des  samenführenden  Apparates  mit  den 
eibereitenden  Organen  besitzen.  Der  Eierstock  von  Dist. 
hepaticum  erscheint  —  wie  Hoden  und  Darm  —  abwei- 
chender Weise  verästelt.  Er  bildet  ein  schlauchartiges 
Organ,  das  seiner  Form  nach  einem  Hirschgeweihe  gleicht, 
und  einem  rundlichen  Drüsenkörper  anhängt,  der  zugleich 
mit  den  Dotterstöcken  und  dem  Uterus  communicirt  und 
vom  Verf.  als  Schalendrüse  bezeichnet  wird.  (Bei  den 
Blasenbandwürmern  des  Gen.  Gystotaenia  findet  sich  nach 
den  Untersuchungen  des  Verf.'s  genau  dasselbe  Gebilde.) 
Die  Eier  von  Dist.  hepaticum  entwickeln  sich  nach  Wo- 
chen- und  monatelangem  Aufenthalte  im  Wasser  zu  einem 
flimmernden  Embryo  von  kegelförmiger  Gestalt,  der  in 
der  Nähe  seines  abgestutzten  vordem  Körperendes  einen 
x-förmigen  Augenfleck  trägt  und  im  Innern  zwei  deut- 
liche Flimmerstellen  (Ausmündungen  des  excrctorischen 
Apparates?)  erkennen  lässt.  Der  Embryo  von  Dist.  lan- 
ceolatum dagegen  ist  von  einer  mehr  kugligen  oder  birn- 
förmlgen  Gestalt,  nur  am  vorderen  zugespitzten  Ende  be- 
wimpert und  hier  auch  mit  einem  geraden,  nach  vorn 
gerichteten  Stachel  versehen.  Zwei  grosse  Körnerhaufen 
im  hintern  bauchigen  Theile  des  Körpers  stehen  vielleicht 

Archiv  f.  Naturg.  XXX.  Jahrg.  2.  Bd.  Q- 


98        Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

mit  den  Vorgängen  der  Cercarienbildung  in  einigem  Zu- 
sammenhange. Leider  gelang  es  nicht,  die  weitere  Ent- 
wicklung dieser  Embryonen  zu  verfolgen,  obwohl  Verf. 
denselben  vielfach  Gelegenheit  zur  Einwanderung  in  nie- 
dere Thiere  (bes.  Mollusken)  bot.  Dass  keine  direkte 
Umwandlung  der  Embryonen  in  die  geschlechtsreifen 
Distomeen  stattfindet,  ist  vom  Verf.  auch  auf  experimen- 
tellem Wege  ausser  Zweifel  gesetzt.  Nach  den  Resulta- 
ten eines  einzigen  (vielleicht  nicht  ganz  entscheidenden) 
Versuches  zu  urtheilen,  bewohnt  das  Dist.  lanceolatum  in 
seiner  Jugend  den  Planorbis  marginatus. 

Nach  der  Aufzählung  des  Verf. 's  kennt  man  sieben  verschie- 
dene Distomeen  als  menschliche  Schmarotzer.  Sechs  davon  ge- 
hören dem  Gen.  Distomum  —  im  weitern  Sinne  des  Wortes  —  an, 
das  siebente,  das  aber  nur  im  Jugendzustande  und  auch  nur  unvoll- 
ständig bekannt  ist,  zu  Monostomum.  Es  ist  das  sog.  Mon.  lentis 
—  vielleicht  mit  dem  gleichfalls  nur  im  Jugendzustande  bekannten 
Dist.  ophthalmobium  identisch.  Das  letztere  ist  übrigens  bestimmt 
keine  eigene  Art.  Verf.  hält  es  nicht  für  unmöglich,  dass  es  zu 
Dist.  lanceolatum  oder  Dist.  hepaticum  gehöre,  das  sich  aus  der 
Leber  nicht  selten  in*  die  entlegensten  Körpertheile  verirrt  (in  die 
Vena  portarum,  die  Hautvenen  u.  s.  w.)  und  dann  klein  und  ge- 
schlechtslos bleibt.  Auch  die  Tr  eutler'schen  Hexathyridien  sind 
vielleicht  nichts  Anderes,  als  solche  verirrte  Leberegel.  Dist.  he- 
paticum ist  trotz  seiner  Grösse  um  so  eher  zu  solchen  Wanderun- 
gen befähigt,  als  es  auf  seinem  Körper  einen  —  bisher  meist  über- 
sehenen —  Besatz  von  schuppenartigen  Stacheln  trägt,  deren  An- 
wesenheit auch  wohl  die  gewaltigen  Veränderungen  erklären  dürfte, 
die  der  Parasitismus  des  betreffenden  Thieres  in  den  Gallengängen 
hervorruft. 

lieber  das  nur  ein  einziges  Mal  (bei  einem  Laskar  im  Darme) 
beobachtete  Dist.  crassum  macht  Verf.  neue  Mittheilungen,  die  er 
theils  der  Liberalität  seines  Freundes  Cobbold  verdankt,  theils 
auch  der  eigenen  Untersuchung  eines  von  letzterm  ihm  zugesende- 
ten —  leider  getrockneten  —  Exemplares  entnommen  hat.  Durch 
letztere  stellen  sich  vielfache  Aehnlichkeiten  mit  Dist.  hepaticum 
heraus.  Dist.  heterophyes  und  Dist.  haematobium  werden  vom 
Verf.  gleichfalls  nach  eigenen  Untersuchungen   geschildert. 

Unsere  Kenntnisse  über  das  Vorkommen  des  Dist.  hepaticum 
und  Dist.  lanceolatum  bei  dem  Menschen  werden  gleichfalls  durch 
Leuckart  (a.  a.  0.  S.  609  u.  580)  um  ein  Paar  neuer  Fälle  —  von 
Kirchner  und  Biermer  —  bereichert.    Der  letztere  dieser  Fälle 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  99 

ist  iiizwischen  auch  von  dem  ursprünglichen  Beobachter  zum  Ge- 
genstande einer  eigenen  Mittheilung  gemacht  worden  (Schweizeri- 
sche Zeitschrift  für  Heilkunde  IL  S.  381 — 396).  Beide  Fälle  verlie- 
fen tödlich. 

Carter's  „notes  on  Distoma  hepaticum'  (Transact.  med.  and 
phys.  Soc.  Bombay.  New  ser.  Nr.  VIII.  Appendix  p.  XXX)  sind  Ref. 
nicht  zu  Gesicht  gekommen. 

Claparede  fischte  während  seines  Aufenthaltes  in 
St.  Vaast  mit  dem  feinen  Netze  nicht  selten  Exemplare 
von  Bucephalus  Haimeanus  Lacaze  Diith.,  Cercaria  setifera 
Müll,  und  C  jpachycerca  n.  sp.,  die  alle  drei  durch  die 
äusserst  kräftige  Entwickelung  des  Schwanzanhanges  zu 
einem  längeren  Wanderleben  geschickt  sind.  In  der 
Achse  des  Schwanzes  liess  sich  überall  (wie  das  übrgens 
auch  sonst  bei  den  Cercarien  der  Fall  ist)  ein  heller 
Strang  unterscheiden ,  den  Verf.  als  einen  elastischen 
Apparat  zu  betrachten  geneigt  ist.  Die  beiden  ersten 
Arten  wurden  nicht  selten  an  der  ünterfläche  verschie- 
dener craspedoten  Medusen  angetroffen,  wo  sie  zum  Theil 
ihren  Schwanz  eingebüsst  hatten,  die  letztere  auch  gele- 
gentlich in  der  Magenhöhle.  (Ref.  beobachtete  dieselbe 
auch  in  der  Leibeshöhle  von  Cydippe.)  Die  Borsten  am 
Schwänze  der  C.  setifera  ergaben  sich  bei  näherer  Unter- 
suchung als  helle  Platten,  die  bei  Anwendung  eines  Druckes 
leicht  splitterten.  Der  innere  Bau  von  Bucephalus  liess  sich 
nur  unvollständig  erforschen,  doch  scheint  Verf.  wenig 
geneigt,  die  Ansicht  von  v.  Siebold  zu  theilen,  dass 
die  Bucephaliden  dem  Gen.  Gastrostomum  zugehörten. 
Beobachtungen  u.  s.  w.  S.  10—12.  Tab.  IV.  Fig.  8,  9.  Tab. 
XVIII.  Fig.  1. 

L  e  ar  ed  handelt  in  den  Transact.  patholog.  Soc. 1862. 
p.  271  über  die  im  Herzen  der  Riesenschildkröte  vorkom- 
menden eiartigen  Körperchen  und  das  Distomum  constri- 
ctum,  von  dem  nach  Gobbold  (J.  ß.  18G2.  S.  147)  diese 
Eier  abstammen.  (Ein  früherer  Beobachter  dieser  Eier 
—  im  Auge  der  Schildkröte  —  ist  Hannover,  das 
Auge  1852.  S.  142.) 

Eine  Beschreibung  der  schon  im  letzten  Berichte  von 
uns  erwähnten  vier  Distomeen,  die  V  a  i  1 1  a  n  t   bei  Siren 


100      Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

lacertina    auffand,    findet    sich   auch   in    dem  Cpt.    rend. 
Soc.  biol.  1862.  p.  6. 

Cestodes. 

Vor  mehr  als  zwanzig  Jahren  fand  der  verdiente 
Director  der  Hannoverschen  Veterinärschule  Haussmann 
einmal  unter  der  Haut  eines  Maulwurfes  eine  grosse 
Menge  von  Cysticercen.  Ein  Theil  dieser  Parasiten  kam 
damals  nach  Kopenhagen  in  das  Museum  des  dortigen 
Veterinärinstitutes ,  wo  er  wenig  beachtet  wurde ,  bis 
Krabbe  darin  jüngst  eine  Form  erkannte,  die  mit  dem 
sonst  gewöhnlich  bei  den  Feldmäusen  vorkommenden 
Cyst.  longicoUis  identisch  ist.  Nach  den  Untersuchungen 
des  Kef.  ist  dieser  Blasenwurm  die  Jugendform  der  Tae- 
nia  crassiccps  des  Frosches,  was  Krabbe  vollkommen 
bestätigt,  während  der  gewöhnliche  Cystic.  talpae  Auct., 
den  die  älteren  Helminthologen  für  hakenlos  hielten,  weil 
seine  Haken  mikroskopisch  klein  sind ,  nach  Küchen- 
meister und  Referent  zu  der  T.  intermedia  des  Iltis- 
ses gehört.  Naturhist.  Foren.  Vidensk.  Meddelelser  for 
1862.  Tab.V. 

Ebendaselbst  liefert  Krabbe  die  nähere  Analyse 
einer  Muskelfinne,  die  in  Menge  bei  dem  Reh  gefunden 
wurde  und  sich  als  Cyst.  cellulosae  ergab.  Die  Haken, 
die  in  14  oder  15  Paaren  beisammen  standen,  waren  aller- 
dings etwas  schlanker  und  kleiner,  als  sonst  gew^öhnlich 
bei  dem  genannten  Blasenwurme,  aber  doch  —  wie  auch 
Ref.,  dem  mehrere  Finnen  dieser  Art  vorlagen,  bestätigen 
kann  —  ganz  unverkennbar  von  der  bei  der  gemeinen 
Schweinefinne  vorkommenden  Bildung. 

Chaillou's  Angaben  über  den  Cysticercus  cellulo- 
sae (Compt.  rend.  Soc.  biol.  1862.  p.  76)  enthalten  nichts 
Neues.     Ebenso  wenig  die  von  Ordonnez  (ibid.  p.  124). 

Böttcher's  Mittheilungen  über  einen  noch  unbe- 
kannten Blasenwurm  (aus  dem  Archiv  für  die  Naturkunde 
Liv-,  Esth-  und  Kurlands  abgedruckt,  Dorpat  1862)  sind 
Ref.  bis  jetzt  noch  unbekannt  geblieben. 

Alph.    Milne    Edwards  und  L.  Vaiilant  ver- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  101 

fütterten  die  Glieder  von  Tacnia  Coenurns  an  ein  Scliaf- 
lamm  von  3  Monaten  und  fanden  bei  demselben,  als  es 
nach  Verlauf  von  14  Tagen  starb,  eine  Anzahl  von  etwa 
40  jungen  Blasenbandwlirmern,  die  vorzugsweise  auf  der 
Oberfläche  der  Hemisphäre  lagen  und  hier  die  schon  oft 
beschriebenen  Veränderungen  herbeigeführt  hatten.  Mit 
Recht  heben  die  Verff.  hervor,  dass  das  Versuchsthler 
nicht  an  den  Folgen  der  Drehkrankheit,  sondern  an  Menin- 
gitis zu  Grunde  gegangen  sei,  wie  das  übrigens  auch  vom 
Ref.  schon  früher  —  der  gewönlichen  Angabe  gegenüber  — 
geltend  gemacht  ist.  Der  negative  Erfolg  eines  zweiten 
Versuches  reducirt  sich  allem  Anscheine  nach  auf  eine 
unvollständige  Infection.     L'Instit.  1863.  Nr.  1537. 

Naunyn  gelang  es,  die  Scoleces  des  menschlichen 
sog.  Echinococcus  altricipariens  in  einem  Hunde  zur  Ent- 
wicklung zu  bringen  und  daraus  eine  Tänie  zu  erzie- 
hen, die  bis  in's  Detail  hinein  mit  der  Taenia  Echino- 
coccus übereinstimmte,  d.  h.  damit  identisch  war.  Archiv 
für  Anat.  u.  Physiol  1864.  S.  412— 416. 

Mit  der  durch  Function  gewonnenen  Echinococcusflüssig- 
keit,  in  welcher  nach  ungefährer  Schätzung  einige  Hundert  Scoleces 
enthalten  sein  mochten,  wurden  zwei  Hunde  gefüttert,  von  denen 
der  eine ,  der  die  geringere  Menge  Versuchsflüssigkeit  erhalten 
hatte,  28  Tage  nach  der  Fütterung  ohne  Tänien  war,  während  der 
andere,  der  am  35.  Tage  getödtet  wurde,  geschlechtsreife  Band- 
würmer von  1—1 V2'"  enthielt,  die  durch  Hakenbildung  und  unvoll- 
ständige Embryonenentwickelung  auf  einen  Infectionstermin  von 
etwa  5  Wochen  hinwiesen. 

Zu  ganz  demselben  Resultate  führten  auch  die  von 
(Finsen  und)  Krabbe  auf  Island  mit  menschlichen 
Echinococcen  vorgenommenen  Fütterungsversuche.  Von 
vier  jungen  Hunden,  die  zum  Versuche  gedient  hatten, 
wurden  allerdings  zwei  bei  der  Section  ohne  Würmer 
gefunden,  zwei  andere  aber,  die  ^fünf  Wochen  und  resp. 
drei  Monate  nach  der  Fütterung  getödtet  wurden,  lieferten 
ein  positives  Resultat.  Sie  enthielten  die  gemeine  Taenia 
Echinococcus,  im  ersten  Falle  zwar  nur  wenige  Exem- 
plare, aber  junge  Thiere  (IV2'");  noch  ohne  reife  Eier 
mit  Embryonen,  deren  Abstammung  von  den  eingeführten 


.102       Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Scoleces  kaum  bezweifelt  werden  kann,  üebrigens  findet 
sich  die  Taenia  Echinococcus  in  Island  ungemein  häufig, 
wie  es  freilich  kaum  anders  sein  kann,  da  Menschen  und 
Vieh  dort  vielleicht  mehr  als  irgendwie  sonst  an  der 
Echinococcuskrankhelt  leiden.  (Die  Zahl  der  menschli- 
chen Echinococcuskranken  wird  nach  den  Mittheilungen 
Krabbe's  übrigens  gewöhnlich  zu  hoch  angegeben  und 
dürfte  durchschnittlich  kaum  mehr  als  V40 — V50  der  Be- 
völkerung betragen.)  Krabbe  fand  auf  Island  unter  100 
Hunden  28  —  in  Kopenhagen  nur  0,6  — ,  die  mit  diesem 
gefährlichen  Bandwurm  behaftet  waren,  und  veranschlagt 
darnach  die  Zahl  der  Hunde  mit  T.  Echinococcus  auf 
ganz  Island  —  die  Gesammtzahl  der  isländischen  Hunde 
auf  20—30,000  angenommen  —  auf  etwa  5000.  Auch  die 
übrigen  unserem  Hausvieh  entstammenden  Hundeband- 
würmer sind  (mit  Ausnahme  der  in  Island  ganz  fehlenden 
und  auch  in  Kopenhagen  nur  ein  Mal  beobachteten  T. 
serrata)  in  Island  ungleich  häufiger,  als  in  Kopenhagen, 
wo  Krabbe  z.  B.  die  Taenia  Coenurus  nur  ein  Mal,  die 
T.  marginata  20  Mal  unter  100  Hunden  antraf,  während 
in  Island  19  und  resp.  75%  Hunde  von  diesen  Würmern 
geplagt  sind.  Echinococsydommen  paa  Island  19  S.  (Uge- 
skrift  for  Laeger,  2den  Räkke,  41  d.  Bind.) 

„lieber  Bestandtheile  der  Echinococcusflüssigkeit" 
vergleiche  Naunyu,  Archiv  für  Anat.  und  Physiologie 
1864.  S.  417—426."  Unter  den  vom  Verf.  aus  Leber-  und 
Lungenechinococcen  nachgewiesenen  Bestandtheilen  ist 
ausser  dem  Eiweiss  namentlich  noch  die  Bernsteinsäure 
hervorzuheben.  Die  Echinococcen  des  Schafes  (nicht  des 
Menschen)  enthielten  constant  auch  Inosit,  die  Leberechi- 
nococcen  Zucker. 

Stieda's  Untersuchungen  über  den  Bau  der  Ge- 
schlechtsorgane bei  den  Tänien  (J.  B.  1862.  S.  157)  sind 
in  englischer  Uebersetzung  in  die  Annais  and  Mag.  nat. 
bist.  Vol.  XL  p.  101  übergegangen. 

Nach  den  Beobachtungen  Claparede's  giebt  es 
übrigens  auch  Cestoden,  die  im  Scolexzustande  eine  Zeit- 
lang frei    im  Wasser   leben.      Es  gelang  demselben  we- 


der  niederen  Thiere  während   des  Jahres  1863.  103 

ni^stens  zwei  Mal  can  der  englischen  Küste  und  später 
in  St.  Vaast  einen  Scolex  mit  Stirnuapf  und  vier  8-förmi- 
gen  öaugnäpfen  aufzufischen,  der  durch  die  schlängelnden 
Bewegungen  seines  Körpers  langsam  umherschwamm  und 
wohl  schwerlich  durch  einen  Zufall  in's  Freie  gekommen 
sein  dürfte.  (van  Beneden  bezog  eine  Anzahl  sehr 
ähnlicher  Formen,  die  er  in  den  Gedärmen  verschiedener 
Fische  und  Tintenfische  vorfand,  auf  Phyllobothrium.) 
Beobachtungen  u.  s.  w.  S.  14,  15.   Tab.  V.  Fig.  6,  7. 

Die  Beobachtungen,  die  Referent  über  die  embryo- 
nale Entwickelung  des  Bothriocephalus  latus  mittheilt 
(Menschl.  Parasiten  I.  S.  758  K),  liefern  im  Wesentlichen 
eine  Bestätigung  der  älteren  Angaben  von  Schubart 
und  Knoch.  Der  Versuch,  mit  den  flimmernden  Em- 
bryonen zw^ei  Hunde  und  sich  selbst  zu  inficiren,  ist  aber 
ebenso  vergeblich  gewesen,  wie  die  Yerfütterung  unent- 
wickelter Bothriocephaluseier ,  die  gleichfalls  bei  zwei 
Hunden  vorgenommen  wurde.  Auf  Grund  dieser  Ver- 
suche spricht  sich  Ref.  von  Neuem  zu  Gunsten  der  An- 
nahme aus,  dass  der  Bothriocephalus  ebenso  gut  einen 
Zwischenwirth  habe,  w^ie  die  Tänien. 

Bertolus  beobachtet  gleichfalls  die  embryonale 
Entwickelung  des  Bothriocephalus  latus  und  liefert  davon 
—  ohne  von  den  früheren  Untersuchungen  zu  wissen  — 
eine  mit  den  Angaben  des  Ref.  durchaus  übereinstimmende 
Darstellung.  Ebenso  glaubt  derselbe  an  die  Existenz 
eines  Zwischenzustandes  für  unseren  Wurm  und  spricht 
die  Vermuthung  aus,  dass  möglicher  W^eise  die  Ligula 
nodosa  Rud.,  die  bei  verschiedenen  Arten  des  Gen.  Salmo 
encystirt  gefunden  werde ,  diesen  Zwischenzustand  re- 
präsentire.  Cpt.  rend.  1863.  T.  57.  p.  569,  Ann.  and  Mag. 
nat.  bist.  T.  XH.  p.  473. 

D  i  esi  n  g's  „Revision  der  Cephalocotyleen^  (Sitzungs- 
ber.  d.  k.  Akad.  der  Wissensch.  in  Wien  Bd.  48.  S.  200 
— 345  und  Bd.  49.  S.  357 — 430)  ist  genau  nach  derselben 
Methode  und  denselben  Gesichtspunkten  bearbeitet,  wie 
die  in  unseren  Berichten  schon  früher  besprochenen  Re- 
visionen der  Nematoden,  Distomeen,  Turbellarien  u.  s.  w. 


104       Leuckart:  Bericht  üb    d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Sie  enthält  eine  systematisch  geordnete  Zusammenstel- 
lung alles  dessen,  was  seit  dem  Erscheinen  des  bekannten 
Systema  helminthum  (1850)  und  der  daran  sich  anschlies- 
senden Abhandlung  „über  eine  naturgemässe  Einthcilung 
der  Cephalocotyleen"  (1854.  Sitzungsberichte  derk.  Akad. 
Bd.  13.  S.  55(3 — 618)  auf  dem  Gebiete  der  Cestodenfor- 
schung  gearbeitet  ist.  Ausser  den  Cestoden  umfasst  übri- 
gens die  Gruppe  der  Ccphalocotyleen  in  Diesing's  Syst. 
helminthum  auch  noch  die  Pentastomen.  So  auch  in  der 
vorliegenden  Revision.  Trotz  der  Aufschlüsse,  die  wir  durch 
die  anatomischen  und  embryologischen  Untersuchungen 
der  letzten  Jahre  über  diese  merkwürdigen  Parasiten  be- 
kommen haben,  beharrt  unser  Verf.  auf  der  Ansicht,  dass 
dieselben  den  Bandwürmern  zugehörten;  er  schiebt  sie 
sogar  mitten  zwischen  die  von  ihm  unterschiedenen  zwei 
Hauptgruppen  ein,  die  Continuität  der  sonst  so  natürlichen 
Abtheilung  unterbrechend.  Um  die  systematische  Stel- 
lung der  Pentastomen  zu  rechtfertigen,  wird  der  Ansicht 
des  Ref.  von  der  zweigliedrigen  Beschaffenheit  des  Bei- 
nes eine  andere  Deutung  entgegengesetzt,  die  dahin  geht, 
dass  nur  das  Grundglied  einen  Fussstummel  repräsentire, 
der  den  Fusshöckern  der  Chätopoden  zu  vergleichen  sei, 
während  die  Stütze  ,  welche  die  Rückenfläche  des  Fuss- 
stummels  bilde,  mit  dem  dazu  gehörigen  Haken  die  Be- 
deutung einer  Annelidborste  habe,  bei  der,  wie  so  häufig, 
das  Endstück  durch  einen  Ginglymus  eingelenkt  sei.  Ref. 
kann  aus  anatomischen  Gründen  die  Berechtigung  einer 
solchen  Auffassung  nicht  zugestehen.  Nicht  bloss,  weil 
der  sog.  Stützapparat  continuirlich  an  seinen  Rändern  in 
die  äusseren  Cuticularbedeckungen  übergeht,  also  keine 
Borste  sein  kann,  sondern  namentlich  auch  desshalb,  weil 
die  Anw^esenhcit  eines  complicirten  Muskelapparates,  wie 
wir  sie  an  dem  Klauengliede  der  Pentastomen  antreffen, 
für  das  Endstück  einer  Annelidborste  eine  ganz  unerhörte 
Bildung  sein  würde.  Aber  selbst  dann,  wenn  wir  die 
Berechtigung  der  D  i  e  s  i  n  g'schen  Deutung  zugeben  woll- 
ten, selbst  dann  wäre  für  die  Verwandtschaft  der  Penta- 
stomen mit    den  Cestoden  noch  nicht    der  geringste  An- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  105 

haltspnnkt  gewonnen.  Die  Anwesenheit  solcher  borsten- 
tragenden Fnssstummcl  würde  viehnehr  als  ein  neuer  Ge- 
gengrimd  gegen  die  vorgeschlagene  Vereinigung  geltend 
gemacht  werden  müssen.  Wir  kennen  bei  den  Cestoden 
nichts  Analoges,  wie  denn  auch  die  Kopfbildung,  Segmen- 
tirung,  Entwickelung  —  von  dem  inneren  Baue  ganz 
zu  schweigen  —  keinerlei  Beziehungen  zu  den  Band- 
würmern darbieten.  Durch  die  Verbindung  so  heteroge- 
ner Formen  muss  sich  denn  auch  Verf.  natürlich  der 
Möglichkeit  begeben,  die  so  scharf  gezeichneten  Eigen- 
thümlichkeiten  der  Cestoden  in  seiner  Charakteristik  wie- 
derzugeben. Für  Diesing  sind  die  Cephalocotyleen  im 
Wesentlichen  nichts  Anderes  als  gegliederte  Würmer 
mit  kopfständigen  Sauggruben.  Je  nachdem  diese  Saug- 
gruben nun  eine  längliche  oder  rundliche  Form  haben, 
unterscheidet  Verf.,  wie  schon  in  seiner  naturgemässen 
Vertheilung,  zwei  Gruppen,  die  Paramecotylea  und  die 
Cyclocotylea.  Den  erstem  werden  nun,  als  Repräsentan- 
ten einer  besondern  Untergruppe,  die  Pehtastomen  (als 
P.  proctucha)  zugerechnet.  Die  zweite  Untergruppe,  die 
der  P.  aprocta,  enthält  ausser  den  Bothriocephalen  im 
weiteren  Sinne  des  Wortes  auch  noch  zahlreiche  Tänia- 
den,  alle  jene  nämlich,  die  längliche  Saugnäpfe  besitzen. 
Ref.  muss  es  sich  versagen,  das  System  des  Verf.'s  bis 
in  seine  Einzelnheiten  zu  verfolgen,  er  fügt  desshalb  hier 
nur  noch  so  viel  hinzu,  dass  die  afterlosen  Paramecotyleen 
nach  der  Abwesenheit  oder  der  Existenz  besonderer 
Waffen,  so  wie  ferner  nach  der  Zahl  und  der  Bildung 
der  Saugnäpfe  weiterhin  rubricirt  werden.  Bei  den  Cy- 
clocotyleen  kommt  bloss  die  Zahl  der  Saugnäpfe  in  Be- 
tracht. Die  Scolex-  oder  Blasenwürmartigen  Jugendfor- 
men sind,  so  weit  das  anging,  bei  den  zugehörigen  Arten 
oder  anhangsweise  bei  den  einzelnen  Gruppen  abgehan- 
delt. Wie  bei  den  übrigen  Ordnungen  der  Eingeweide- 
würmer, so  hat  sich  Verf.  auch  bei  den  Cestoden  inzwi- 
schen von  der  Existenz  einer  Metamorphose  und  Metage- 
nese überzeugen  müssen. 

Die  von  unserem  Verf.  neu  aufgestellten  Genera  sind  folgende 
Monobothrium  (mit  Ligula  tuba  Wag.) ,    Diporus    (mit  Caryo- 


106       Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

phyllaeus  trisignatus  Mol.),  Amphicotyle  (mit  A.  typica  Dies.  = 
Dibothrium  heteropleurum),  Amphotcrocotyle  (mit  Tetrabothrium 
heteroclitum),  P  oly  on  ch  ob  othriitm  (mit  P.  septicolle  Dies.  = 
Tetrabothrium  polypteri  Leyd.),  C  ylind  r  opho  rua  (mit  C.  typicus 
Dies.  =  Tetrabothrium  Carchariae  Rondoletii  Wagener),  Prosthe- 
c  obo  thrinm  (mit  Pr.  Dujardinii  Dies.  =  Bothriocephalus  corona- 
tus  Dujard.);  Monoryyma  (mit  Anthobothrium  perfectum  van  Ben.), 
Orychmatobothrium  (mit  Anthob.  musteli   van  Ben.). 

B  a  i  r  d  beschreibt  Taenia  ammoniformis  n.  sp.  aus  den 
Dejectionen  eines  Puma  und  T.  semiteres  n.  sp.  aus  dem  Magen  der 
persischen  Katze.     Proc.  Zool.  Soc,  1862.  p.  20.  Tab.  II. 

Ebenso  Yaillant  Taenia  platydera  Gerv.  und  M e s  o  cesf  ai- 
de s  nmbiymts  n.  gen.  et  n.  sp.,  beide  aus  dem  Darme  der  Genett- 
katze.  Die  letztere  soll  mit  dem  Kopfe  einer  (hakenlosen)  Tänie 
die  Gliederbildung  eines  Bothriocephalus  verbinden,  was  aus  der 
Beschreibung  freilich  keineswegs  bestimmt  hervorgeht.  Jedenfalls 
liegt  kein  Grund  vor,  hier  ein  neues  Genus  aufzustellen,  da  wir  für 
die  Bothriocephalusformen  mit  vier  einfachen  Saugnäpfen  schon  längst 
die  Bezeichnung  Tetrabothrium  haben.     l'Instit.  1863.  Nr.  1524. 

Turbellarü. 

Rhynchocoeld.  Unter  dem  Namen  G  e  onemer  te s 
(n.  gen.)  pelaeensis  beschreibt  Sem  p  e  r  eine  Landnemer- 
tine ;  die  anf  den  Pelew -Inseln  unter  feuchtem  Laube 
und  Baumrinde  häufig  von  ihm  aufgefunden  wurde. 
Sie  ist  ^/4 — IV2"  lang,  cylindrisch,  mit  stumpfem  Kopfe 
und  spitzem  Schwanzende ,  weissröthlich  durchscheinend 
und  mit  sechs  linsentragenden  Augen  dicht  am  Kopfende 
versehen.  Der  bauchständige  Mund  findet  sich  gleich- 
falls dicht  hinter  dem  Vorderende  und  führt  in  einen 
ziemlich  gleichweiten  geraden  Tractus,  der  auf  beiden 
Seiten  von  dicken  Leberfollikeln  umfasst  wird.  Der  Rüs- 
sel soll  auffallender  Weise  in  den  Verdauungskanal  einge- 
schlossen sein  (?),  obwohl  er  durch  Bewaffnung  und 
Ausstattung  mit  einer  Giftdrüse  sonst  die  gewöhnlichen 
Organisationsverhältnisse  der  Nemertinen  wiederholt.  Zeit- 
schrift für  wissensch.  Zool.  Bd.  XIII.  S.  559. 

C 1  a  p  a  r  e  d  e's  Mittheilungen  über  Nemcrtincn  (Beob- 
achtungen u.  s.  w.  S.  22 — 24.  Tab.  V)  beschränken  sich 
auf  Oerstedia  pallida,  Prosorochmus  Claparedii  und  Te- 
trastemma marmoratum  n.  sp. 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  107 

Bei  der  erstgenannten  Art  wird  die  Zahl  der  mit  —  meist  3 
—  tanzenden  Otolithen  versehenen  Gehörkapseln  gegen  Kefer- 
stein  auf  ein  Paar  beschränkt.  Ebenso  besitzen  auch  die  Proso- 
rochmeen  in  ihrem  Rüssel  nur  zwei  Seitentaschen,  statt  der  drei, 
die  Kefer stein  den  ausgebildeten  Thieren  beilegte.  Die  zwei 
oder  drei  Stacheln  in  diesen  Nebentaschen  sind  ebenso  oft  kleiner, 
wie  grösser,  als  der  Hauptstachel,  der  übrigens  wirklich  gleich  von 
Anfang  an  seine  spätere  Stelle  einnimmt.  Das  neu  benannte  Te- 
trastemma hat  eine  nahezu  cylindrische  Form  und  kriecht  auf  einer 
äusserst  schmalen  Sohle,  so  dass  es  sich  von  den  übrigen  Tetra- 
stemmen auffallend  unterscheidet. 

PharyngOCOela.  Sem  per  erwähnt  das  Yorkommen 
von  Landplanarien  auf  den  Philippinen  and  Pelew-Inseln. 
Von  den  letztern  beobachtete  er  in  einem  sehr  beschränk- 
ten Räume  sieben  Specles,  die  alle  den  Dendrocoelen  an- 
gehörten.    Zeitschrift  für  wiss.  Zool.  Bd.  XIII.  S.  558. 

A.  Humbert  sammelt  die  bisherigen  Beobachtun- 
gen über  die  Landplanarien  und  vermehrt  unsere  Kennt- 
nlss  von  denselben  durch  die  Beschreibung  von  vier 
neuen  Arten  aus  Ceylon,  von  denen  drei  dem  Gen.  Bi- 
palium  (B.  Diana,  B.  Proserpina,  B.  Fhehe),  die  vierte 
dem  Gen.  Rhynchodemus  (oder  Geoplana?  ,  Hh.  Nietner i) 
angehört.  Descriptlon  de  quelques  especes  nouv.  de  Pla- 
naires  terrestr.  18  p.  1  Tab.  (Extr.  des  Mem,  Soc.  Phys. 
et  Hist.  nat.  Gen^ve  T.  XYI.  2,  Part.  1862.) 

Die  genannten  zwei  Genera  tragen  nach  den  Untersuchungen 
des  Verf.  folgende  Charaktere : 

Bipalium  Stimps.  (Sphyrocephalus  Schm.,  Dunlopea  Wright). 
Corpus  elongatum,  subcylindricum,  depressiusculum.  Caput  discre- 
tum ,  semilunare ,  transversum ,  auriculis  retrorsum  tendentibus. 
Ocelli  (?)  numerosi  minuti  in  capite  et  corporis  anterior!  parte  dis- 
positi.  Os  centrale  vel  subcentrale.  Apertura  genitalis  inter  os  et 
extremitatem  posteriorem,  fere    ad  dimidium  distantiae. 

Rhynchodemus  Leidy.  Corpus  elongatum,  subdepressum.  an- 
trorsum  attenuatum,  utrimque  obtusum.     Ocelli  duo  subterminales. 

Die  (p.  15)  angehängten  anatomischen  Untersuchun- 
gen von  C  1  aparede,  die  an  den  in  Spiritus  aufbewahr- 
ten Exemplaren  von  Bipalium  angestellt  sind,  machen  uns 
weiter  damit  bekannt,  dass  der  Pharynx  dieser  Thiere 
(wahrscheinlich  aller  Landplanarien)  trotz  seiner  cylin- 
drischen  Form  von    dem  Pharynx  der  Süsswasserdendro- 


108      Leuckart:  Bericht  üb.  d. Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

coelen  insofern  abweicht,  als  er  der  Länge  nach  geschlitzt 
ist.  Im  Stande,  sich  flächenhaft  auszubreiten,  besitzt  der- 
selbe offenbar  die  Fähigkeit,  grosse  Objecto  zu  ergreifen 
und  zu  verschlingen.  Für  die  Landplanarien  ist  das  um 
so  wichtiger,  als  sie  sich  allem  Anscheine  nach  von  Ve- 
getabilien  ernähren.  Der  Darmkanal,  der  dicht  hinter 
dem  Kopfe  beginnt,  ist  von  ansehnlicher  Weite  und  mit 
kurzen  Verästelungen  besetzt.  Die  einfache  Geschlechts- 
öfFnung  führt  in  ein  Atrium,  in  das  dicht  hinter  einander 
zwei  feste  Körper  von  kegelförmiger  resp.  konischer  Ge- 
stalt einmünden.  Der  hintere,  der  die  beiden  Vasa  de- 
ferentia  aufnimmt,  dürfte  wohl  Penis  sein,  während  der 
vordere  vielleicht  einen  accessorischen  Drüsenapparat 
darstellt. 

Eine  ähnliche  Bildung  des  Begattungsapparates  beob- 
achtete Claparede  auch  bei  der  *  marinen  Planaria 
dioeca  n.  sp.,  die  sich  übrigens,  wie  schon  der  Name  be- 
sagt, von  den  bis  jetzt  bekannten  Dendrocoelen  auffallen- 
der Weise  durch  eine  vollständige  Trennung  der  Ge- 
schlechter unterscheidet.  (Beobachtungen  u.  s.  w.  S.  18 — 
20.  Tab.  in.  Fig.  7—13.)  Das  Thier,  das  auf  den  Zoste- 
renwiesen  der  Insel  Tatihou  bei  St.  Vaast  in  Menge  ge- 
funden wurde,  besitzt  eine  warzige  Rückenhaut  und  von 
den  durchschimmernden  Magenschläuchen  eine  bräunlich 
marmorirte  Farbe.  Die  Hoden  bestanden  aus  zahlreichen 
hellen  Bläschen,  die  durch  den  ganzen  Körper  zerstreut 
waren,  während  die  Eierstöcke  nur  in  einfacher  Anzahl 
hinter  den  augentragenden  Hirnganglien  gefunden  wurden. 

Stylochus  maculatus  Quatref.  besitzt,  wie  wahrschein- 
lich die  grösste  Mehrzahl  der  Seeplanarien  mit  doppelter 
Geschlechtsöffnung,  (nach  demselben  Beobachter)  einen 
geschlitzten  Pharynx  mit  gelappten  Rändern.  Der  Rüssel- 
grund fungirt  als  Magenhöhle,  während  die  Darmäste,  in 
welche  die  Nahrungstheile  niemals  eindringen,  nur  als 
Leberschläuche  in  Betracht  kommen.  Die  eigentlichen 
Hoden  sind  (wie  von  Quatrefages,  so  auch)  von  un- 
serem Verf.  übersehen  worden.  Was  derselbe  als  Hoden 
beschreibt,    sind    oö'enbar    bloss    die  samenerfüllten  Vasa 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  109 

deferentia.  Ebenso  sind  auch  die  Eierstöcke  demselben 
unbekannt  geblieben.  Ebendaselbst  S.  20 — 22.  Tab.  IV. 
Fig.  5—7. 

Eine  0,24  Mm.  grosse  Dendrocoelenlarve  trug  in  der 
Aequatorialgegend  des  Leibes  sechs  flimmernde  Fortsätze, 
die  symmetrisch  über  die  Seiten  vertheiit  waren  und  den 
von  J.  Müller  (J.  B.  1850.  S.  344)  gleichfalls  bei  einer 
solchen  Larve  beobachteten  Ruderorganen  entsprachen,  ob- 
wohl die  Flimmerung  kaum  energischer  war,  als  auf  dem 
übrigen  Leibe.  Die  Mundöfthung  war  ausserdem  von 
einem  nach  hinten  gerichteten  schirmförmigen  Vorsprunge 
überdeckt,  dessen  Rand  durch  sechs  kleine,  je  zu  dreien 
zusammengruppirte  Augenflecke  sich  auszeichnete.  Wei- 
ter nach  vorn  trug  das  Thicr  noch  zwei  grössere  Augen- 
flecke.    Claparede  a.  a.  O.  S.  22.  Tab.  V.  Fig.  5. 

NoU's  Mittheilungen  über  die  bei  St.  Goar  unter 
einem  Steine  aufgefundene  Planaria  terrestris  beweisen, 
dass  dieses  seit  0.  Fr.  Müller  nur  von  Dujes  bei 
Montpellier  und  von  Fr.  Müller  bei  Greifswalde  beob- 
achtete seltene  Thier  in  Deutschland  eine  weitere  Ver- 
breitung hat.  (W  e  i  n  1  a  n  d's  zoolog.  Garten  1862.  S.  254.) 

Das  —  von  Weinland  nach  einer  Zeichnung  Noll's  be- 
stimmte —  Thier  wurde  zu  zwei  verschiedenen  Zeiten  jedes  Mal 
nur  in  einem  Exemplare  an  derselben  Stelle  aufgefunden  und  zeigte 
beide  Male  in  der  Mitte  des  Körpers  eine  Einschnürung,  die  nach 
einiger  Zeit  zu  einer  vollständigen  Abtrennung  hinführte.  Die  Um- 
stände, unter  denen  diese  Erscheinung  beobachtet  wurde,  lassen 
darin  übrigens  mehr  einen  abnormen  Vorgang,  als  etwa  eine  Quer- 
theiluDg  vermuthen. 

Bei  Frostomum  Kefersteinun.  sp.,  einer  schönen  bei 
St.  Vaast  in  allen  Seewassertümpeln  äusserst  häufigen 
Art  mit  goldgelben  Rückenstreifen,  überzeugte  sich  Cla- 
parede (Beobachtungen  u.  s.  w.  S.  16 — 18.  Fab.  III. 
Fig.  1 — G)  auf  das  Bestimmteste,  dass  die  Nahrungsauf- 
nahme mittelst  des  auf  der  Bauchfläche  gelegenen  sog. 
Saugnapfes  vor  sich  gehe  und  nicht  durch  den  vorderen 
Porus,  den  man  bis  auf  die  Angaben  des  Ref.  allgemein 
als  Mundölinung  gedeutet  hatte.  Das  hinter  dem  letztern 
gelegene  Gebilde  (Pharynx  Auct.)   ist  ein  kegelförmiger 


1.10      Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Natur g-e schichte 

Muskel,  der  in  eine  taschenförmige  Vertiefung  der  Kör- 
perhaut zurückgezogen  ist  und  daraus  gelegentlich  nach 
Aussen  hervorgestossen  wird.  Die  Geschlechtsorgane? 
sind  mächtig  entwickelt,  namentlich  die  männlichen  Theile, 
bei  der  Betrachtung  von  oben  aber ,  bis  auf  die  zwei 
langen  Hoden,  nicht  wahrnehmbar.  Feste  Horngebilde 
fehlen. 

Vortex  hispidnä  n.  sp.  trägt  an  seinem  Stirnende  einen  Besatz 
von  starren  Borsten  wie  Trigonostomura  (Sjjiroclytus  Schmidt),  von 
dem  er  sich  jedoch  durch  einfache  Hakenform  des  Penis  unter- 
scheidet.    Cla^Darede  eoendas.  S.  15.  Tab.  IV.  Fig.  4. 

Das  Gen.  Macrostomum  besitzt  (nach  Untersuchungen  an  dem 
neuen  M.  Sclmlfz-H  Clap.),  wie  Convoluta,  zwei  von  einander  getrennte 
Geschlechtsöffnungen,  vorn  den  Porus  femininus  mit  seinem  unpaa- 
ren  Eierstocke ,  hinten  die  männliche  Oeffnung,  die  zunächst  in 
einen  birnförmigen  Vorhof  führt.  An  die  schlitzförmige  Mundöffnung 
schliesst  sich  zunächst  ein  bei  andern  Macrostomeen  nicht  bekann- 
ter muskulöser  Schlund  an.  A.  a.  0. 

Convolnta  minuta  n.  sp.  erreicht  schon  bei  einer  Grösse  von 
0,25  Mm.  seine  volle  Geschlechtsreife  und  zeigt  —  abweichend  von 
Cönv.  paradoxa  —  beiderlei  Organe  in  demselben  Körper.  Der 
Otolith  ist  genau  linsenförmig.  (Cl  aparede  a.a.O.  S.  18.  Tab.  V. 
Fig.  8.)  Andere  verwandte  Formen  sind  bei  derselben  Grösse  noch 
völlig  geschlechtslos  und  so  infusorienartig,  dass  man  sie  ohne  den 
Otolithen  vielleicht  unbedenklich  den  Ciliaten  zurechnen  würde.  So 
namentlich  eine  gleichfalls  von  Claparede  (a.a.O.  S.  14.  Tab.  IV. 
Fig.  3)  beschriebene  Art,  die  nach  der  Lage  der  Mundöffnung  am 
Vorderrande  des  Körpers  dem  Gen.  Proporus    angehören  dürfte. 

3.    GiliatL 
Rotiferi. 

Weisse  zählt  die  von  ihm  seit  30  Jahren  in  St. 
Petersburg  beobachteten  Rotiferen  auf:  (6  Ichthydinen) 
1  Oecistine,  1  Megalotrocha,  7  Floscularien  (darunter  Lim- 
nias  melicerta  W.,  die  von  Ehrenberg  später  als  Ce- 
phalosiphon  Limnias  und  von  Bailey  als  Limnias  annu- 
latus  beschrieben  wurde),  47  Hydatinäen,  23  Euchlanidotcn, 
13  Philodinäen  und  16  ßrachionäen,  im  Ganzen  (114resp.) 
106  verschiedene  Arten.  Bullet  Soc.  imper.  Moscou 
1863.  IL  S.244. 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  111 

Gigli  ol  i  beschreibt  ausser  den  bisher  bekannten  drei 
Arten  des  Gen.  Callidina  noch  eine  vierte  (C.  j^araai- 
tica  n.  sp.),  die  an  den  Anhängen  von  Gammarus  pulex 
und  Asellus  aquaticus  schmarotzt.  Ausser  dem  äusseren 
Baue  wird  auch  der  innere  ausführlich  geschildert  und 
durch  Abbildungen  erläutert.  Journ.  micr.  Science  1863. 
p.  237-242.  Taf.  XI. 

C 1  a  p  a  r  e  d  e  schliesst  sich  dem  Ausspruche  von 
Semper  an,  dass  der  von  Ehrenborg  als  ein  Räder- 
thier  beschriebene  Cyphonautes  compressus  eine  Lamel- 
libranchiatenlarve  sei,  und  sucht  denselben  durch  eine 
Darstellung  der  Structurverhältnisse  zu  begründen.  Beob- 
acht.  u.  s.  w.  S.  107.   Tab.  XVIII.  Fig.  15—18. 

Bryozoa. 

Claparede  theilt  in  seinen  Beobachtungen  u.  s.  w. 
(S.  105.  Tab.  II.  Fig.  6—10)  mit,  dass  er  eigentlich  der 
Entdecker  des  im  vorigen  Berichte  nach  Keferstein's 
Untersuchungen  angezogenen  Loxosoma  sei,  und  diesen 
erst  auf  das  sonderbare  Wesen  aufmerksam  gemacht  habe. 
Im  Wesentlichen  seien  seine  Untersuchungen  mit  den 
Angaben  Keferstein's  übereinstimmend,  nur  habe  es 
ihm  nicht  gelingen  v^ollen,  den  Zusammenhang  der  gros- 
sen Flimmeröffnung  und  der  Kopfscheibe  mit  dem  Magen 
aufzufinden  und  damit  die  Bryozoennatur  des  Parasiten 
zu  begründen.  (Wir  haben  oben  erwähnen  müssen,  dass 
Hesse  wahrscheinlich  dasselbe  Thier  unter  dem  Namen 
Cyclatella  als  Trematoden  beschrieben  hat,  S.  91).  Eier 
wurden  von  ihm  immer  nur  einzeln  an  den  Seiten  des 
Magens  aufgefunden ,  auch  bei  einem  Individuum  statt 
dieser  Eier  einmal  ein  Paar  Zellenballen  beobachtet,  die 
möglichen  Falls  als  Hoden  zu  deuten  sein  dürften.  Auch 
ansitzende  „Knospensprösslinge"  kamen  zur  Untersuchung. 
Auffallend  ist  es,  dass  Verf.  die  Grösse  des  Loxosoma 
auf  3— 4  Mm.  angiebt,  während  Keferstein  dieselbe 
auf  0,4  Mm.  beschränkt  und  ausdrücklich  die  vergleichs- 
weise sehr  bedeutende  Grösse  von  Pedicellina  (4  Mm.) 
hervorhebt. 


112       Leuckart:  Bericht  üb.  d.Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Während  Stoliczka  auf  die  Anwesenheit  mimdlo- 
ser  Zellen  bei  lebenden  und  fossilen  Bryozoea  aufmerk- 
sam macht  (Wiener  zoolog.-bot.  Abhandl.  1862.  T.  XII. 
S.  101— 104.  Mit  Abbild.),  erörtert  Smitt  den  Polymor- 
phismus dieser  merkwürdigen  Thiere  in  seinem  ganzen 
Umfange  durch  zahlreiche  gründliche  Untersuchungen 
(an  Crisea  aculeata,  Alcyonidium  gelatinosum,  A.  parasi- 
ticum,  Flustrella  hispida ,  Aetea  truncata,  Eucratea  che- 
lata,  Scrupocellaria  scruposa,  Canda  reptans,  Flustra  trun- 
cata,  Fl.  membranacea,  Membranipora  div.  sp.,  Lepralia 
div.  sp.).  Leider,  müssen  wir  hinzufügen,  hat  Smitt 
seine  wichtigen  und  interessantenBeobachtungen  in  einer 
wenig  zugänglichen  Sprache  veroöentlicht  (Bidrag  tili 
kannedomen  hafs-Bryozoernas  utveckling,  Upsala  1863. 
40  S.  in  Octav,  Inauguraldissertation)  und  es  unterlassen, 
sie  durch  Abbildungen  zu  illustriren. 

Verf.  unterscheidet  bei  denBryozoen  sechs  verschiedene  Zellenfor- 
men: Thierzellen,  Eierzellen,  Avicularien,  Yibracularien,  Wurzelfasern 
und  Stammzellen,  die  freilich  wohl  niemals  alle  neben  einander  vor- 
kommen. Bei  den  Cyclostomeen  findet  man  die  Thierzellen  entweder 
allein  oder  in  Verbindung  mit  Eierzellen  (Crisia),  bei  den  Cteno- 
stomeen  sind  dieselben  mit  Wurzelfasern  oftmals  (z.  B.  Vesicularia) 
an  einem  Stamme  angebracht,  dessen  Zellen  das  auch  von  unserem 
Verf.  vielfach  beobachtete  Colonialnervensystem  in  sich  einschliessen, 
und  unter  den  Chilostomeen  giebt  es  Arten  (Cellularia)  mit  einer  noch 
grösseren  Anzahl  verschiedener  Individuenformen.  Alle  diese  Theile 
entstehen  genau  auf  dieselbe  Weise,  durch  Knospung,  und  sind  im  un- 
vollständig entwickelten  Zustande  von  einander  nicht  zu  unterschei- 
den. Die  Keimkapseln,  die  Verf.  neben  den  Eierzellen  aufführt,  entstehen 
aus  Thierzellen,  deren  Tentakelkanz  und  Darmapparat  verloren  ge- 
gangen ist.  Die  embryonale  Fortpflanzung  der  Bryozoen  ist  über- 
haupt gar  mannichfaltig ,  indem  sie  nicht  bloss  durch  befruchtete 
Eier  und  Statoblasten ,  sondern  gelegentlich  auch  (Lepralia)  durch 
Schwärmlinge  vermittelt  wird,  die  einzeln  an  der  Innenwand  der 
Thierzellen  oder  der  Ovicellen  hervorknospen.  Die  Bildung  der 
übrigen  Zelleneinschlüsse  (der  Digestions-  und  Respirationsapparate, 
der  Geschlechtsorgane  und  Statoblasten)  geschieht  nach  unserem 
Verf.  gleichfalls  durch  eine  Knospung,  so  dass  sich  derselbe  ver- 
sucht fühlt,  den  Bryozoen  einen  doppelten  Polymorphismus  beizu- 
legen, einen  äusseren  und  einen  inneren,  von  denen  der  erste  die 
Zellen,  der  andere  die  Eingeweide  betrifft,  die  gleiclifalls  mehr  oder 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  18G3.  113 

minder  selbstständig  individualisirt  seien,   wie   das    auch  schon  von 
Allman  (J.  B.  1857.  S.  141)  hervorgehoben  ist. 

Sars  „bcskrivelser  over  nogle  norske  Polyzoer" 
(29  Seiten  aus  den  VIdenskabs  Selskabets  Forhandl.  for  1862) 
beziehen  sich  theils  auf  neue,  tlieils  auf  bekannte  Arten, 
deren  Bau  und  Verwandtschaftsverhältnisse  in  eingehen- 
der Weise  behandelt  werden.     Es  sind: 

Eschara  rosacea  Busk  ( =  Cellepora  cervicornis  Johnst.  ?), 
E.  saccata  Busk,  E.  palmata  n.  sp.,  E.  Skenei  Ell.  et  Sol.,  E.  laevis 
Johnst.,  Quadricellaria  (n.  gen.)  gracilis  Sars  (=  Onchopora 
borealis  Busk),  Leie schar a  (n.  gen.)  coarctata  Sars,  Defrancia 
truncata  James  (=  D.  stellata  Busk),  D.  lucernaria  Sars  (=  L). 
truncata  Busk). 

Char.  gen.  n.  Quadricellaria  Sars.  Polyzoarium  erectum, 
calcareum,  rigidum,  inarticulatum  seu  continuum,  cylindricum,  di- 
chotomo-ramosum.  Cellulae  in  seriebus  regularibus  quatuor  longi- 
tudinalibus  alternantibus  dispositae,  immersae;  apertura  breviter 
tubulosa,  bilabiata,  margine  superiore  et  inferiore  prominente.  Avi- 
cularia  nuUa.  Polypides  tentaculis  18 — 20  ornata,  inferioribus  bre- 
vioribus. 

Char.  gen.  n.  Lei  eschara  Sars.  Polyzoarium  erectum,  cal- 
careum, rigidum,  inarticulatum  seu  continuum,  cylindricum,  dicho- 
tomo-ramosum,  superficie  laevi,  sub  microscopio  delicatissime  reti- 
culata;  rami  apicem  versus  submoniliformes  seu  passim  coarctati, 
stricturae  cellulis  destitutae.  Cellulae  plane  immersae,  extus  con- 
fluentes  seu  prorsus  indefinitae,  circa  axem  imaginarium  quincun- 
cialiter  dispositae.  Avicularium  super  aperturam  cellularum  posi- 
tum,  rostro   immerso,  mandibula  semicirculari. 

Auch  in  dem  oben  erwähnten  Reiseberichte  beschreibt  Sars 
(p.  30 — 38)  eine  Anzahl  arctischer  Polyzoen  (aus  Christiansund  und 
Bejan)  und  zwar:  Hornera  violacea  n.  sp. ,  Crisia  arctica  n.  sp., 
Bicellaria  unispinosa  n.  sp.,  Bugula  fastigiata  Aid. 

A 1  d  e  r  berichtet  über  einige  neue  brittische  Poly- 
zoen (Rep.  br.  Assoc.  helt  at  Newcastle  1863.  p.  97j:  Cel- 
lepora laevigatttj  Eschara  ligulata  und  F  altnice  Ilaria 
(n.  gen.)  elecjans,  und  knüpft  daran  Bemerkungen  über 
andere  weniger  bekannte  Arten. 

Char.  gen.  n.  l' a  l  mic  ellaria  Aid.  Polyzoary  ercct,  calca- 
reous  ,  inarticulate,  cylindrical,  smooth,  branching  dichotoraously. 
Cells  disposed  in  four  longitudinal  alternate  series,  those  of  the 
two  opposite  series  being  on  the  same  level.  Apertures  circular, 
with  a  broad  projecting  expansion  in  front,  bearing  an  avicularian. 

Archiv  f.  Naturg.  XXX.  Jahrg.  2.  Bd.  H 


114      Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

II.     Echinoderniata. 

W.  Tliomson  beginnt  eine  Darstellung  von  der 
Entwickeliingsgeschiclite  der  Echinodermen  (nat.  bist,  re- 
view  1863.  p.  395  mit  Holzscbnitten),  die,  wie  es  scheint, 
vorzugsweise  auf  fremden  Untersuchungen  fusst  und  — 
nach  dem  bis  jetzt  Vorliegenden  zu  urtbeilen  —  nur  we- 
nig über  den  realen  Inhalt  unserer  bisherigen  Erfahrun- 
gen binausgebt. 

1.    Scytodermata. 

Sars  macbt  einige  Angaben  über  den  inneren  Bau 
von  Thyonidium  Drummondii  Thomps.  und  bebt  bervor, 
dass  bei  Thyone  raphanus  Kor.  et  Dub.  dieselbe  bilate- 
rale Symmetrie  stattfinde,  die  er  bei  anderen  Holothurien 
schon  früher  hervorgehoben  habe  (J.  ß.  1859.  S.  156). 
Die  beiden  kleinen  Tentakel  der  letzten  Art  gehören  der 
BauchÜäche.an,  die  sich  auch  durch  einen  dichten  Ambu- 
lacralbesatz  vor  der  Rückenfläche  auszeichnet.  Zoolog. 
Jagttagelser  etc.  p.70.  71. 

Norman's  Beobachtungen  über  brittische  Holo- 
thurien (Rep.  br.  assoc.  helt  1863.  at  Newcastle  p.  106) 
bereichern  den  Catalog  dieser  Thiere  um  mehrere  neue 
Arten:  Psolhius  pusüUis,  Thyone  floccosa  und  Synapta 
tenera^  die  übrigens  einstweilen  noch  ohne  Diagnose  sind. 

2,     Äctinozoa. 
Echinida. 

Unter  den  das  Meer  von  St.  Vaast  la  Ilougue  mit- 
unter in  grossen  Schwärmen  durchziehenden  Ophiuren- 
und  SeeigcUarven  beobachtete  Claparede  ausser  den 
bekannten  Müller'schen  Formen  ein  Exemplar  von  ab- 
Y/eichendcr  Bildung.  Es  war  gewissermassen  ein  schen- 
kelloser Pluteus  mit  nur  zwei  Kalkstäben  im  Innern,  ganz 
wie  die  vonKrohn  beschriebenen  unvollständig  entwik- 
kelten  Larven  von  Echinus  lividus  oder  die  jungen  Plu- 
teus von  Busch's  Echinocidaris.  Nach  der  Grösse  der 
Larve  und    der  Anwesenheit    des  im   Innern  schon  deut- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres   1863.  115 

lieh  angelegten  Echinoderms  zu  nrtheilen,  gehörte  dieselbe 
jedoch  einem  Stadium  an,  in  dem  sonst  die  Schenkel  des 
Pliiteus  völlig  ausgebildet  sind.  Beobachtungen  u.  s.  w. 
S.  7.  8.  Tab.  I.  Fig.  11.  12.  (Sollte  das  beobachtete  Ex- 
emplar nicht  vielleicht  eine  Hemmungsbildung  gewesen 
sein  ?  Ref.) 

Sars  überzeugt  sich  durch  Untersuchung  von  Ori- 
ginalexemplaren, dassSay's  Echinus  granulatus  vonNeu- 
England  mit  dem  norwegenschen  Ech.  drobachiensis  O. 
Fr.  Müll,  identisch  ist.  Zool.  Jagttagelser  etc.  p.  72. 

Auch  Agassiz  ist  ausser  Stande,  zwischen  beiden 
Arten  einen  Unterschied  aufzufinden ,  hält  die  Identität 
derselben  aber  trotzdem  noch  nicht  für  völlig  ausgemacht. 
Falls  letztere  annehmbar  wäre,  w^ürde  der  genannte  See- 
igel völlig  circumpolar  sein  und  sich  auf  beiden  Seiten 
sowohl  der  alten  wie  der  neuen  Welt  ziemlich  weit  nach 
Süden  hin  ausdehnen.  Proceed.  Bost.  Soc.  nat.  bist. 
Vol.  IX.  p.  192. 

B  e  1 V  a  1  verwirft  die  von  Agassiz  vorgeschlagene 
Spaltung  des  Gen.  Lobophora  in  drei  Sectionen  (Lobo- 
phora  s.  str.,  Amphiope,  Monophora)  und  glaubt  dasselbe 
am  naturgemässesten  in  zwei  Gruppen  auflösen  zu  kön- 
nen, je  nachdem  die  hinteren  Ambulacralradien  mit  Lö- 
chern oder  Ausschnitten  versehen  sind.  Die  letzte  Gruppe 
enthält  ausser  L.  bifissa  und  L.  aurita  Seba  noch  L. 
Agassizii  Belv.  (=  L.  aurita  Ag.)  und  L.  Duhusii  n.  sp., 
zwei  Arten,  die  beide  von  unserem  Verf.  specieller  be- 
gründetwerden, rinstit.  1863.  Nr.  1560,  Bullet.  Acad.  Belg. 
1863.  p.512. 

Ebenso  beschreibt  derselbe  eine  zumeist  mit  Encope 
Michelini  Ag.  verwandte  neue  Art:  E.  Gieshrechtii  aus 
Pernambue.  Ibid.  Nr.  1544,  im  Bullet.  Ac.  Belg.  1863.  p.  235 
mit  Abbild. 

Michelin  beschreibt  (Rev.  zool.  1861.  p.  325—328. 
PI.  IX)  Cidaris  Thouarsii  Val.,  Laganum  tonganense  Quoy 
et  Gaim.,  Lobop/iora  Deplanchei  n.  sp.,  Clypeaster  Sais- 
setti  n.  sp.,  sämmtlich  von   Neu-Caledonien. 

Cotteau's   Abhandlungen    über    neue    und    wenig 


116      Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist,  in  d.  Naturgescliichte 

gekannte  Ecliiniden  ( ebendas.  1861.  p.  65  —  80.  1862. 
p.  225—231.  p.  261—265.  p.  294—300)  beziehen  sich  aus- 
schliesslich auf  fossile  Formen. 

Asterida. 

Henscn's  interessante  Beobachtungen  „über  eine 
Brachiolaria  des  Kieler  Hafens"  (Archiv  für  Naturgesch. 
1863.  I.  S.  242—248  und  Nachtrag  ebendas.  S.  363,  364) 
beweisen,  dass  es  Bipinnarien  giebt,  die  sich  vor  der  Bil- 
dung des  Seesterns  in  eine  Brachiolaria  umwandeln.  Die 
Beobachtungen  sind  an  Asteracanthion  rubens  angestellt, 
der,  abweichend  von  anderen  Arten  desselben  Genus, 
eine  schwärmende  Brut  erzeugt. 

DieFurcliung  des  befruchteten  Dotters  erscheint  unter  der  Form 
einer  Zellensprossung,  deren  Produkt  ein  im  Ei  rotirender  farbloser 
Embryo  ist,  welcher  aus  einem  Gallertkerne  und  einer  einfachen 
Schicht  umhüllender  Zellen  besteht.  Bei  der  Weiterentwickelung, 
die  im  Freien  vor  sich  geht,  verdicken  sich  die  Zellen  an  dem  Orte, 
wo  später  der  After  liegt,  und  entwickeln  einen  Zapfen,  der  in  -das 
Innere  der  Gallertsubstanz  hineinwuchert  und  sich  im  Innern  aus- 
höhlt. Nachdem  der  Zapfen  eine  bestimmte  Länge  erreicht  hat, 
wendet  er  sich  rechtwinklig  umbiegend  wieder  der  Oberfläche  des 
Körpers  zu,  mit  der  er  durch  eine  zunächst  sehr  dünne,  später 
aber  gleichfalls  hohle  Fortsetzung  verwächst.  Der  Kanal,  der  sich 
auf  diese  Weise  gebildet  hat,  ist  der  Darmkanal,  wie  man  deutlich 
erkennt,  wenn  das  Thier  durch  Streckung  und  Entwicklung  von 
Wimpersäumen  und  Wimpel  allmählich  die  Form  einer  Bipinnaria 
angenommen  hat.  Die  Gallertmasse  des  Körpers  ist  Anfangs  ohne 
alle  zelligen  Einlagerungen,  die  erst  allmählich  entstehen  und  immer 
zahlreicher  werden.  In  Betreff  der  Entstehung  dieser  Zellen  hat 
Verf.  die  merkwürdige  Thatsache  constatirt.  dass  sie  sich  von  der 
Oberfläche  des  Darmstiels  abschnüren  und  allmählich  in  die  Gallert- 
substanz hineindrängen,  wo  sie  auch  später  Platz  und  Gestalt  noch 
vielfach  wechseln.  Die  Umwandlung  in  eine  Brachiolaria  geschieht 
dadurch,  dass  aus  der  Spitze  des  vordem  Flimmersaumes  und  dem 
obern  Rande  der  obersten  Wimpel  ein  rundlicher  Arm  mit  höckri- 
ger  Endkuppe  hervorwächst.  Zwischen  dem  ersten  und  den  zwei 
anderen  Armen  entsteht  darauf  eine  Einschnürung,  in  deren  Grunde 
eine  dunkle  Platte  zum  Vorschein  kommt,  die  später  beim  Schwim- 
men vorausgetragen  wird  und  wie  die  Endkuppe  der  Arme  mit 
Härchen  besetzt  ist ,  welche  Verf.  als  Sinnesapparate  betrachten 
möchte.     Gleichzeitig    mit    der   Entwickelung    der  Arme    legt  sich 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  117 

schräg  zur  Medianebeue  der  Seestern  an,  der  bei  seiner  Abtrennung 
noch  einen  Theil  des  Larvendarmes  aus  seiner  MundöfFnung  hervor- 
hängen lässt, 

Sars  berichtet  o^lcichfalls  von  einer  Brachiolaria, 
die  er  in  Menge  bei  Christinnsnnd  auffischte  und  wegen 
der  bei  altern  Exemplaren  Yorkoinmendcn  orangegelben 
Pigmentiriing  der  Tentakolspitzen  für  verschieden  von  der 
Mii  11  er'schen  Brachiolaria  hält.  Ueber  die  ersten  Zu- 
stünde dieser  Brachiolaria  macht  Sars  leider  keine  Mit- 
tlieilimgen,  doch  kommt  er  durch  genaue  Untersuchung 
und  Vergleichung  mit  Bipinnaria  zu  der  Ueberzeugung, 
dass  beide  Formen  ausserordentlich  nahe  verwandt  sind 
und  sich  eigentlich  nur  dadurch  von  einander  unterschei- 
den, dass  Brachiolaria  mit  drei  Armen  und  einem  Nacken- 
schilde versehen  ist.  Sars  glaubt  diese  Gebilde  als  Haft- 
apparate bezeichnen  zu  dürfen  —  er  erklärt  das  Nacken- 
schild sogar  geradezu  für  einen  Saugnapf —  und  vergleicht 
sie  mit  den  bei  den  Embryonen  von  Echinaster  und  Aster- 
acanthion  vorkommenden  Befestigungswerkzeugen.  Die 
Aehnlichkelt  mit  Bipinnaria  spricht  sich  auch  in  der  Ent- 
wickelung  des  späteren  Seesterns  aus,  dessen  Anlage  Sars 
genau  verfolgte  und  mit  unbedeutenden  Modificationen 
ebenso  wieder  fand,  wie  bei  Bipinnaria.  Leider  Hess 
sich  die  Metamorphose  nicht  bis  zur  völligen  Ausbildung 
des  Sternes  beobachten,  so  dass  dessen  Bestimmung  un- 
möglich blieb.     Geolog,  og  zool.  Jagttagelser  p.  72 — 85. 

Wie  Sars,  so  hält  auch  W.  Thomson  die  Arme 
der  Brachiolaria  für  Haftwerkzeuge,  die  den  Haftappara- 
ten der  Asteracanthlonlarven  entsprächen.  Nach  den  An- 
sichten, die  letzterer  über  die  Entwickelung  der  Seesterne 
mittheilt  (on  the  embryology  of  the  echinodermata  Part  I. 
nat.  bist.  rev.  1863.  p.  395—415),  bildet  die  Brachiolaria 
überhaupt  ein  Mittelglied  zwischen  diesen  Larven  und 
den  Bipinnarien,  namentlich  auch  insofern,  als  die  Anlage 
des  spätem  Seesterns  bei  ihr  —  wie  Verf.  irrthümllch 
annimmt  —  bereits  aus  dem  Embryonalleben  datirt.  Die 
durchsichtige  Substanz  der  Larvenorgane  resp.  des  ge- 
sammten    Larvenkörpers   hält  Verf.  nicht,    wie  die  deut- 


118       Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgesctichte 

sehen  Forscher^  für  Bindegewebe,  sondern  für  Sarkode. 
Seiner  Ansicht  nach  besteht  eben  der  Charakter  der  Aste- 
ridenentwickelung  darin ,  dass  sich  ein  grösserer  oder 
geringerer  Theil  des  primitiven  Dotters  (eventuell  auch, 
wie  bei  Bipinnaria,  der  ganze  Dotter)  in  eine  Sarkodemasse 
umwandelt,  die  eine  gewisse  Selbstständigkeit  (indivi- 
duality)  besitzt,  vielleicht  einen  förmlichen,  frei  lebenden 
Organismus  (pseudembryo  Th.)  bildet,  und  erst  im  Laufe 
der  späteren  Entwickelung  den  eigentlichen  Seestern 
ausscheidet. 

Ophiurida. 

Bei  Amphiura  squamata  gelang  es  Sars,  die  Anga- 
ben von  M.  Schnitze  (J.  B.  1852.  S.  402)  über  die  Ent- 
wickelung der  Jungen  im  mütterlichen  Leibe  vollständig 
zu  bestätigen.     Jagttagelser  etc.  p.  85.  86. 

Ophiura  Normanni  n.  sp.  von  der  englischen  Küste, 
Hodge,  Annais  and  Mag.  nat.  bist.  T.  XL  p.  31L 

Ueber  englische  Ophiuren  vgl.  Norman,  Rep.  br. 
Assoc.  Newcastlc  1868.  p.  106. 

3.    Grinoidea. 

Unsere  Kenntnisse  von  der  ersten  Entwickelung  des 
Gen.  Comatula  beschränken  sich  noch  immer  auf  die  Mit- 
theilungen, die  uns  Busch  vor  nunmehr  länger  als  15 
Jahren  nach  einigen  wenigen  und  lückenhaften  Unter- 
suchungen darüber  gemacht  hat  (iVrchiv  Bd.  XX.  Th.  2. 
S.  403).  Um  so  freudiger  dürfen  wir  hier  die  Beobach- 
tungen erwähnen,  die  Wyville  Thomson  diesem  in- 
teressanten und  wichtigen  Gegenstande  gewidmet  hat  (on 
the  embryology  of  Comatula  rosea,  Proceed.  Zool.  Soc.  1863. 
Febr.,  Ann.  and  Mag.  nat.  bist.  T.  XL  p.  297—299),  obwohl 
uns  dieselben  einstweilen  erst  in  kurzem  Auszüge  vorliegen. 
Aus  diesen  Beobachtungen  geht  unwiderleglich  hervor,  dass 
die  mit  vier  Flimmergürteln  umgebenen  wurmförmigen 
Larven,  die  Verf.  als  Pseudembryonen  bezeichnet  und  den 
sog.  Ilolothurienpuppen  vergleicht ,  bereits  im  Innern 
der  Eihülle  ihren  Ursprung  nehmen.  Die  nächsten  Ver- 
änderungen,  die  mit    denselben  vor  sich  gehen,  bestehen 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  119 

in  der  Blkluiit;'  eincb  L.arvenmaiils  und  Afters,  die  in  un- 
bedeutender Entfernung  von  einander  in  der  hintern  Hälfte 
des  Embryonalkörpcrs  angelegt  werden  und  durch  den 
letzten  Flimmerring  von  einander  getrennt  sind.  Gleich- 
zeitig knospet  am  hinteren  Körperende  ein  ansehnlicher 
Flimmerschopf,  der  nicht  wenig  dazu  beiträgt ,  unser 
Thier  trotz  seines  fortwährenden  Wachsthums  im  Wasser 
schwimmend  zu  erhalten.  Nachdem  die  Larven  eine  Zeit- 
lang im  Wesentlichen  —  bis  auf  eine  bogenförmige  Ein- 
krümmung  der  Mundfläche  —  unverändert  geblieben,  be- 
merkt man  im  Vorderende  derselben  zehn  kleine  Kalk- 
concremente,  welche  in  zwei  ringförmigen  Reihen  hinter 
einander  angeordnet  sind  und  ziemlich  rasch  in  zehn 
kleine  Platten  auswachsen ,  die  einen  vorn  und  hinten 
offenen  dodecaedrischen  Raum  umschliessen.  Kurz  darauf 
entstehen  hinter  diesem  Räume  7 — 10  neue  Kalkringe,  die 
segmentartig  auf  einander  folgen  und  ziemlich  bald  zu 
ebenso  vielen  parallelen  Scheiben  werden.  In  der  Nähe 
des  Larvenmundes  zeigen  die  Ringe  eine  leichte  Krüm- 
mung, aber  trotz  dieser  Beziehungen  zu  dem  Larvenmundc 
ist  es  ganz  unverkennbar,  dass  sie  die  erste  Anlage  der 
spätem  Stielglieder  darstellen.  Ebenso  erkennt  man  in 
den  zehn  Kalkplatten  des  Vorderkörpers  den  späteren 
Calyx  des  Pentacrinus  mit  seinen  basalen  und  interradia- 
len Skeletstücken,  zumal  sich  im  Innern  desselben  nach 
einiger  Zeit  ein  Paar  halbkugelförmige  Massen  bemerk- 
lich machen,  die  vor  einander  gelegen  sind  und  sich  all- 
mählich als  Darmapparat  und  Ambulacralsvstem  des  de- 
finitiven Echinoderms  zu  erkennen  geben.  Anfangs  klein, 
nimmt  letzteres  immer  mehr  an  Grösse  zu.  Die  Larve 
verliert  dabei  ihre  frühere  Form  und  Beweglichkeit, 
bis  sie  sich  schliesslich  mit  dem  inzwischen  immer  stärker 
verlängertem  Stiele  festsetzt  und  nach  dem  Schwinden  der 
provisorischen  Organe  (Verdauungsapparat,  Flimmergür- 
tel) in  das  definitive  Echinoderm  vollständig  aufgeht. 


120       Leuckart:  Bericht  üb.  d  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 


III.    Coelenterata. 

Aus  der  Bibliographie  der  Nat.  bist.  rev.  1863.  p.  469 
entnimmt  Ref.  die  Notiz,  dass  der  demselben  unzugäng- 
liche Canad.  Naturalist  and  Geol.  T.  VII.  p.  438  einen  Auf- 
satz von  J,  W.  D.  enthält :  Zoological  Classification  or 
Coelenterata  and  Protozoa  versus  Radiata. 

Carus  theilt  die  Gruppe  der  Coelenteraten ,  wie 
Ref.  ,  in  die  drei  Classen  der  Polypi ,  Ctenophorae  und 
Hjdrozoa  (Hydrasmedusae).  Handbuch  der  Zoologie  IL 
S.520. 

1.    Gtenophora. 

In  den  Gehörorganen  von  Cydippe  unterscheidet 
Hensen  (Zeitschrift  für  v^iss.  Zool.  Bd.  XIII.  S.  358) 
zweierlei  von  einander  verschiedene  Haarbildungen,  starre 
Haare  von  verhältnissmässig  ansehnlicher  Entwickelung, 
die  in  vier  kreuzweis  gestellten  Reihen  angeordnet  sind 
und  mit  ihren  Enden  in  den  Otolithenklumpen  hineinra- 
gen, und  zarte  Wimperhaare  von  ziemlicher  Länge,  die 
den  convex  vorspringenden  Wänden  der  Blase  aufsitzen 
und  die  Otolithen  in  langsamer  Schwingung  erhalten. 
Die  ersteren  Haare  (die  schon  Ref.  gesehen  und  beschrie- 
ben hat,  aber  für  die  Flimmerhaare  nahm,  die  er  mit 
Hensen  jetzt  ganz  deutlich  als  verschieden  davon  erkannt 
hat)  sind  wahrscheinlicher  Weise  mit  den  darunter  hin- 
laufenden Nerven  in  Verbindung  und  als  genuine  Hörhaare 
zu  betrachten. 

Carus  schlägt  für  K  ö  11  i  k  c  r's  Gen.  Owenia,  dessen 
Namen  schon  anderweitig  vergeben  ist,  die  Bezeichnung 
Haeckelia  vor.     Handbuch  der  Zoologie  S.  542. 

2.     Hydrasmedusae. 

Die  Hydrasmedusen  oder  Hydrozoen  zerfallen  bei  Ca- 
rus (Handbuch  der  Zoologie  IL  S.  547)  in  die  Ordnungen 
Medusae  {=  Acalephae  Ref.),  Calycozoa  und  Hydrome- 
dusae  mit  den  Siphonophorcn  und  Hydroiden. 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863  121 

Acalephae. 

Nach  den  Untersuchungen,  die  Brücke  über  die 
Muskelfasern  des  Schirmes  bei  Medusa  aurita  angestellt 
hat  (^Sitzungsber.  der  kais.  Akad.  d.  VVissensch.  zu  Wien 
Bd.  48.  Ö.  156—159),  bestehen  diese  Gebilde  aus  Faser- 
zellen, in  denen  die  Ausscheidung  der  quergestreiften 
Substanz  einseitig  stattgefunden  hat,  so  dass  dem  eigent- 
lichen contractilen  Gewebe  überall  noch  ein  Streifen 
körniger  Substanz  anhaftet,  die  irgendwo  in  ihrem  Ver- 
laufe einen  ellipsoidischen  Kern  mit  deutlichem  Kernkör- 
per einschliesst.  Die  Fangarme,  Randfäden  und  der  con- 
tractile  Saum  verdanken  ihre  Beweglichkeit  dagegen 
anders  beschaffenen  contractilen  Gebilden,  die  sich  jedoch 
nur  schwierig  isoliren  lassen  und  bis  jetzt  noch  nicht  mit 
Sicherheit  untersucht  werden  konnten. 

Die  Beobachtung  eines  centralen  Mundes  bei  den 
Ephyraformen  zweier  Rhizostomiden  (die  inzwischen  auch 
von  Agassiz  gemacht  ist,  vgl.  J.  B.  1861.  S.  ^06)  giebt 
Semper  Veranlassung,  die  Existenz  einer  wirklichen  Po- 
lystomie  bei  diesen  Quallen  zu  bezweifeln,  obwohl  er  ge- 
steht, in  ausgewachsenen  Exemplaren  vergebens  nach  der 
MundöfFnung  gesucht  zu  haben.  Zeitschrift  für  wiss. 
Zool.  Bd.  XIII.  S.  562. 

Derselbe  beschreibt  drei  neue  ausgezeichnete  Me- 
dusen aus  der  Familie  der  Charybdeiden,  von  denen  zwei 
dem  Gen.  Tamoya  (J.  B.  1859.  S.  180)  zugehören,  ob- 
wohl sie  sich  durch  einen  mehr  oder  minder  stark  gelapp- 
ten Scheibenrand  von  den  bisher  ausschliesslich  bekannt 
gewesenen  MüUer'schen  Formen  unterscheiden.  Die  eine 
derselben  besitzt  die  beträchtliche  Höhe  von  7"  und  eine 
ausserordentlich  dickwandige,  fast  knorpelartige  Scheibe. 
Beide  zeigen  einen  deutlichen  Nervenring.  Die  dritte, 
kaum  V2"  hohe  Art  ist  ohne  Velum  und  mit  einfachen, 
des  Basalstückes  entbehrenden  Tentakeln  versehen.  Zeit- 
schrift für  wiss.  Zoologie  Bd.  XIII.  S.  569. 

Hydroida. 

Wir  beginnen  unseren  diesjährigen  Bericht  über  die 


122       Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Hydroiden  mit  Allman's  vortrefflichem  Report  on  the 
present  stcate  of  our  knowlcdge  of  the  reproductive  system 
in  the  Hydroida  (Rep.  br.  Assoc.  Newcastle  1863.  p.  351 
— 426  mit  eingedruckten  Holzschnitten)^  der  nns  einen  ge- 
treuen und  vollständigen  Ueberblick  über  eine  Lehre 
bietet,  bei  deren  Ausbau  der  Verf.  selbst  vor  vielen  An- 
dern tliätig  gewesen  ist.  Der  Gesichtspunkt,  von  dem 
des  Verf.  bei  der  Betrachtung  und  der  Zusammenstellung 
der  einzelnen  Entwickelungsphasen  dieser  merkwürdigen 
Thiere  ausgeht,  Ist  so  ziemlich  derselbe,  den  wir  auch  in 
Deutschland  gewöhnlich  bei  der  Beurthellung  der  be- 
treffenden Vorgänge  einzuhalten  pflegen.  Es  ist  das  Bild 
eines  mehr  oder  minder  compllclrten  Generationswechsels 
und  Polymorphismus,  das  uns  Verf.  aufrollt,  nur  dass  er 
den  in  England  herrschenden  Ansichten  von  der  princi- 
piellen  Verschiedenheit  der  geschlechtlichen  und  unge- 
schlechtlichen Fortpflanzung  insofern  dabei  Rechnung 
trägt,  als  er  die  einzelnen  Repräsentanten  der  verschiede- 
nen Entwickelungsphasen  nicht  als  Individuen  gelten  lässt, 
sondern  als  „Zoidlen"'  betrachtet,  die  in  ihrer  Gesammt- 
heit  erst  das  Individuum,  d.  h.  die  ganze  Reihe  der 
Entwickelungszustände,  die  in  letzter  Instanz  alle  an  die 
Befruchtung  des  Eies  anknüpfen ,  bildeten.  Natürlich, 
dass  er  unter  solchen  Umständen  denn  auch  nicht  von 
einem  Polymorphismus  der  Individuen  spricht,  sondern 
bloss  einen  „ Polymerismus ^  derselben  zulässt,  wie  denn 
auch  sonst  die  Terminologie  des  Verf.'s  fast  überall  neu 
ist.  —  Der  Organismus  der  Hydroiden  setzt  sich  nach 
der  Darstellung  des  Verf.'s  überall  aus  zweierlei  Gruppen 
von  Zoidlen  zusammen,  aus  solchen,  die  der  Ernährung 
dienen  (das  sog.  Trophosoma  bilden)  und  solchen,  die  die 
Fortpflanzung  vermitteln  (aus  Gliedern  des  sog.  Gono- 
soma).  Die  letztern  erscheinen  häufig  unter  zweierlei  For- 
men, als  „Gonoblastidlen"  (sog.  proliferirende  Individuen 
oder  Ammen),  und  „Gonophoren"  (als  eigentliche  Ge- 
schlechtsthiere).  Die  letztern  sind  nach  dem  Plane  der 
sog.  nacktäugigen  Medusen  gebaut  und  immer  vorhanden, 
während  die  Gonoblastidlen  dagegen  oftmals  fehlen.     Im 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  123 

Einzelnen  zeigt  der  Mednsenplan  bei  den  Gonophoren  übri- 
gens zahlreiche  Unterschiede,  die  den  Verf.  veranlassen 
zwischen  „phanerocodonischcn^  und  „adelocodonischen" 
Formen  zu  unterscheiden,  d.  h.  zwischen  Geschlechtsthie- 
ren,  die  einen  glockenförmig  abstehenden  Mantel  besitzen 
(freie  Geschlechtsthiere)  und  solchen,  die  mehr  oder  min- 
der bläschenförmig  sind  (sessile  Geschlechtsthiere,  die  nur 
in  einem  einzigen  Falle,  bei  Dicor  jne  in  Form  von  flim- 
mernden Geschöpfen  ausschwärmen).  Die  Geschlechts- 
stoffe entstehen  in  der  Regel  in  den  Gonophoren  selbst, 
und  zw^ar  zwn'schen  Ectoderra  und  Endoderm,  doch  giebt 
es  unter  den  phanerocodonischen  Formen  einzelne  (sog. 
Gonoblastochemen),  bei  denen  sich  für  die  Production  der 
GeschlechtsstofFe  nochmals  ein  besonderes  Zoid  entwickelt. 
Hieher  ausser  Aglaura  auch  die  Eucopidae  u.  a. ,  bei  de- 
nen, wie  man  gew^öhnlich  sagt,  die  Geschlechtsorgane 
ein  blindes  Divertikel  der  Radlärkanäle  in  sich  ein- 
schliessen. 

Es  ist  dem  Ref.  natürlich  unmöglich,  die  Ansichten  und  Beob- 
achtungen des  Verf. 's  vollständig  und  in  zusammenhängender  üe- 
bersicht  wiederzugeben.  Er  muss  sich  damit  begnügen,  durch  Auf- 
führung der  Ueberschriften  den  reichen  Inhalt  der  fast  monographisch 
abgerundeten  Arbeit  anzudeuten  und  einige  wenige  Bemerkungen 
daran  anzuknüpfen.  Der  Uebersicht  über  die  allgemeine  Morpho- 
logie der  Hydroiden  (p.  353—360),  die  wir  schon  ihrem  wesentlich- 
sten Inhalte  nach  angezogen  haben,  folgt  zunächst  das  wichtigste 
Capitel  des  Berichtes,  das  von  der  Morphologie  der  Gonophoren 
handelt  (p.  360 — 382)  und  dabei  auch  die  namentlich  bei  den  Sertu- 
larinen  so  eigenthümliche  Bildung  derGonoblastidien  berücksichtigt, 
dann  ferner  die  Darstellung  vom  Baue  und  der  Entwickelung  der 
Zeugungsstoffe  (p.  382— 386),  die  Vergleichung  der  männlichen  und 
weiblichen  Geschlechtsthiere  (p.  386 — 389)  und  die  Entwickelung  der 
Knospen  und  Eier  (p.  389—422),  der  dann  schliesslich  noch  Betrach- 
tungen über  den  Heteromerismus  der  Individuen  (p.  422 — 426)  an- 
gehängt sind.  In  den  höchst  entwickelten  Formen  der  adelocodo- 
nischen  Gonophoren  unterscheidet  Verf.  eine  Ectotheca,  Mesotheca 
und  Endotheca,  von  denen  die  letztere  das  Manubrium  bildet,  wäh- 
rend die  —  bei  gewissen  Arten  fehlende  —  Mesotheca  den  Schirm 
der  Medusen  mit  dem  Gastrovasculärapparat  repräsentirt,  und  die 
Ectotheca  eine  auch  bei  den  phanerocodonischen  Formen  bisweilen 
vorhandene    sackartig   geschlossene  Umhüllungshaut    darstellt.     Bei 


124      Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  NaturgeschicMe 

Cordylophora  beobachtete  Verf.  einst,  dass  der  in  der  Achse  des 
Manubriums  hinlaufende  sog.  Spadix  nach  der  Ablösung  der  Eier 
in  einen  gewöhnlichen  Polypen  auswuchs,  einen  Vorgang,  der  an 
Agassi z's  Beobachtungen  bei  Rhizogeton  erinnert,  aber  von  unse- 
rem Verf.  wohl  mit  Recht  als  abnorm  betrachtet  wird.  Ebenso 
findet  Agassiz's  Angabe  über  die  rosenkranzförmige  Bildung  der 
männlichen  Gonophoren  von  Eudendrinm  in  der  Beobachtung  einer 
Sarsia  (8.  strctngnlatan.  sp.)  ihre  Erklärung,  bei  der  die  männlichen 
Geschlechtsstoffe  sich  in  Absätzen  hinter  einander  an  dem  langen 
Rüssel  entwickelten.  Die  eigenthümlichen  Aufsätze  auf  den  weiblichen 
sog.  Gonangien  (d.  h.  den  mit  Gonophoren  erfüllten  gepanzerten 
Gonoblastidien)  der  Sertularien  (die  sog.  Acrocysten),  die  zur  Auf- 
nahme der  jungen  Brut  dienen  und  eine  Anzahl  von  Radiärkanälen 
in  sich  einschliessen,  vergleicht  Verf.  einem  schienenförmig  zusam- 
menhängenden Tentakelkranze.  Mit  den  im  Innern  bleibenden  Go- 
nophoren haben  dieselben  jedenfalls  nichts  zu  thun,  da  sie  ganz 
unabhängig  davon  ihren  Ursprung  nehmen.  Noch  eigenthümlicher 
übrigens,  als  bei  den  Sertularien,  gestaltet  sich  das  Gonosoma  bei 
gewissen  Plumularien,  bei  denen  sich  die  Gonangien  an  den  Enden 
der  Zweige  in  grösserer  Anzahl  zusammengruppiren,  und  von  den 
blattartig  metamorphosirten  Seitenzellen  korbartig  (za  einer  sog. 
Corbula)  umschlossen  werden.  Ein  jedes  dieser  Gonangien  enthält 
eine  einzige  Gonophore,  die  den  Innenraum  vollständig  ausfüllt. 
In  den  weiblichen  Gonangien  von  Antennularia  antennina  sah  Verf. 
öfters  zwischen  den  entleerten  Eiern  isolirte  medusenartige  Körper, 
wie  freie  Gonophoren,  aber  beständig  ohne  Geschlechtsstoffe.  Ebenso 
fand  er  bei  Sertularia  pumila  Eier  nicht  bloss  in  den  Gonophoren, 
sondern  auch  in  den  Gonoblastidien  zwischen  den  beiden  Häuten 
des  Achsenkanals  (Blastostyle)  an  einer  Stelle,  wo  uns  das  Auftre- 
ten dieser  Gebilde  in  hohem  Grade  überraschen  müsste,  wenn  wir 
nicht  mit  dem  Verf.  annehmen  könnten,  dass  sie  der  knospenden  Go- 
nophore vorausgingen  und  während  der  Knospung  in  dieselbe 
übertreten.  Plumularia  pinnata  und  Dicoryne  conferta  tragen  nicht 
selten  auf  demselben  Stamme  männliche  und  weibliche  Gonophoren, 
während  die  Hydroiden  sonst  bekanntlich  monöcisch  sind.  Da  Tu- 
bularia  indivisa  die  mit  reifen  Gonophoren  besetzten  Köpfchen  ge- 
wöhnlich abwirft,  so  ist  Verf.  nicht  abgeneigt,  die  unter  den  Namen 
Nemopsis  und  Acaulis  als  freie  und  einfache  Hydroiden  beschriebe- 
nen Formen  gleichfalls  als  isolirte  Köpfchen  gewisser  Tubularien 
anzusehen.  Die  Gonophorenknospung  betreffend,  lässt  Verf.  den 
Spadix  erst  nachträglich  in  den  von  ihm  als  eine  Höhle  betrach- 
teten Knospenkern  hineinwachsen,  während  die  Beobachtungen  von 
G 1  a  u  s  hier  bekanntlich  ein  Anderes  ergeben  haben.  Die  weibli- 
chen Geschlechtsprodukte   der  Tubularien   sind  ohne  Keimbläschen, 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  18G3.  125 

aber  trotzdem  als  Eier  zu  betrachten,  da  sie  zu  ihrer  Entwicke- 
lung  der  Befruchtung  bedürfen.  Sie  entstehen  durch  Isolation  eines 
Haufens  aus  der  den  Spadix  der  Gonophoren  umgebenden  Körner- 
masse und  verwandeln  sich  bekanntlich  ohne  Schwärmzustand  in 
einen  kleinen  Polypen  (actinula),  wie  das,  nach  den  Mittheilungen 
von  Aide  r,  auch  bei  Myriothela  der  Fall  ist. 

V.  Carus  macht  (a.  a.  O.)  den  Vorschlag,  die  frei 
werdenden  Geschlcchtsthicre  der  Hydroiden  als  Parhy- 
droden  zu  bezeichnen  und  das  Beiwort  Para  in  Verbindung 
mit  dem  Genusnamen  des  hydroiden  Zustandes  anstatt  des 
früher  üblichen  Medusennamens  zu  gebrauchen  (anstatt 
Steenstrupia  also  zu  sagen  Paracorymorpha,  anstatt  Bou- 
gainvillia  Pareudendrium  u.  s.  w.)  Die  auf  direktem  Wege 
entwickelten  Medusen  bilden  bei  demselben  eine  eigene 
Gruppe  (Haplomorpha,  der  übrigens  irrthümlicher  Weise 
auch  das  Gen.  Aequorca  zugerechnet  wird).  Die  zweite 
Gruppe  (^Diplomorpha)  umfasst  die  Formen  mit  Genera- 
tionswechsel und  zerfällt  in  die  Scenotoca  (Sertularia, 
Campanularia),  Lithydrodea  (Millcpora  u.  s.  w.)^  Gymno- 
toca  (Tubularia,  Coryne,  Hydra). 

V.  Hensen  veröffentlicht  gelegentlich  seiner  interes- 
santen Mittheilungen  über  das  Gehörorgan  der  Decapoden 
(Zeitschrift  für  wissensch.Zool.  Bd.  XlII.  S.355.  Anm.  1) 
einige  Beobachtungen  über  den  Bau  der  Randkörperchen 
von  Eucope  sp.,  die  insofern  von  den  bisherigen  Darstel- 
lungen abweichen,  als  die  helle  Zelle,  die  nach  Ref., 
Gegenbaur  u.  A.  das  Otolithenbläsclien  trägt,  darnach 
eine  Gruppe  blasser  Plärchen  (Hörhärchen)  sein  soll,  die 
einer  verdickten  Epithellage  aufsitzen  und  bis  an  den 
Otolithen  sich  verfolgen  lassen.  Gleichzeitig  vertritt  Verf. 
die  Richtigkeit  der  A  gassiz'schen,  Angnben  über  das 
Nervensystem  der  Medusen. 

Anders  Claus,  des  die  Existenz  der  Agassiz'- 
schen  Nervenringes,  so  wie  dessen  unmittelbaren  Zusam- 
menhang mit  den  Randkörperchen  —  für  die  gymno- 
phthalmen  Medusen  —  wohl  anerkennt,  nach  den  Eigenthüm- 
lichkeiten  der  Strukturverhältnisse  denselben  aber  nicht 
als  einen  Nervenapparat  gelten  lassen  will.    Ebendas.  S.  440. 

C  1  a  p  a  r  e  d  e  bestätigt  in  seinen  Beobachtungen  u.  s.  w. 


126      Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschiclite 

(S.  4 — 7)  die  Angabe,  die  Hincks  und  namentlich  Kr  ohn 
über  den  Bau  der  Eleutheria  dichotoma  gemacht  haben. 
(Der  Umstand,  dass  die  beobachteten  Exemplare  zum  Theil 
8  Armen  mit  meist  nur  4,  selten  6  Radiärkanäle,  besas- 
sen,  berechtigt  wohl  kaum  zu  der  Annahme  einer  spe- 
cifischen  Verschiedenheit.)  Die  AugenjBecken,  die  mit- 
unter paarweise  an  der  Basis  der  Arme  stehen,  enthalten 
gewöhnlich  eine  deutliche  Linse,  doch  scheint  diese  auch 
mitunter  zu  fehlen.  Männchen  wurden  nicht  aufgefunden, 
obwohl  zahlreiche  Thiere  mit  reifen  Eiern  versehen  wa- 
ren. Die  meisten  enthielten  deren  zwei,  wenige  drei,  in 
ziemlich  gleichen  Abständen  von  einander.  Die  Eier  hat- 
ten eine  sehr  bedeutende  Grösse,  indem  ihr  Durchmesser 
mehr  als  ein  Dritttheil  des  Scheibendurchmessers  betrug. 
Eine  Umwandlung  in  Planiilae  (Krohn)  wurde  nicht 
beobachtet,  wohl  aber  traf  Verf.  auf  zahlreiche  Exemplare, 
die  statt  der  Eier  und  genau  an  denselben  Stellen,  wo 
diese  sonst  befindlich  waren  (in  den  Interradialräumen), 
junge ,  mehr  oder  minder  vollständig  entwickelte  Eleu- 
therien  enthielten,  die  bei  vorsichtigem  Drucke  an  der 
Unterseite  des  Schirmes  unverletzt  hervortraten.  Obwohl 
Verf.  an  diesen  Sprösslingen  niemals  Spuren  einer  gewalt- 
samen Lösung  vorfand,  neigt  er  sich  doch  der  Ansicht 
zu,  dass  sie  durch  Knospung  entstanden  sei.  Uebrigens 
scheint  es,  als  wenn  Verf.  zu  dieser  Auffassung  erst 
durch  die  Beobachtungen  von  Hincks  und  Krohn  ver- 
anlasst sei.  So  lange  er  dieselben  noch  nicht  kannte, 
glaubte  er  die  Jungen  auf  die  oben  erwähnten  Eier  zu- 
rückführen zu  können  und  somit  ein  zweites  Beispiel 
einer  direkten  Entwicklung  bei  den  Medusen  gefunden 
zu  haben  (vgl.  J.  B.  18G0.  S.  309).  Die  kleinsten  dieser 
Sprösslinge  erschienen  als  flache  Scheiben  mit  acht 
randständigen  Knöpfchen.  Aeltere  Knopen  hatten  eine 
fast  glockenartig  gewölbte  Scheibe  und  Randknöpfchen, 
die  derart  in  die  Breite  gewachsen  waren,  dass  der  Glok- 
kenrand  wie  gelappt  aussah.  Ringgefässe  und  Radiärka- 
näle  Hessen  sich  schon  bei  den  kleinen  Sprösslingen 
deutlich  unterscheiden. 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  18G3.  127 

Ncach  A.  Agcasslz  (Proc.  Bos't.  Soc.  T.  IX.  p.  219) 
gehört    die    I'amilie    der  Bcrcnicldcn    —   mit   Ausschluss 

o 

des  durchaus  verschiedenen  Gen,  Willia  —  zu  den  Ser- 
tularinen,  und  nicht  zu  den  Tubularinen.  Bei  dieser  Be- 
hauptung stützt  sich  Verf.  A'orzugsweise  auf  die  Unter- 
suchung einer  neuen  Art  Ha  loj) SIS  (/i.  ocellafa  A.  Ag.), 
die  unverkennbare  Beziehungen  zu  den  Aequoreaden  und 
Thaumantiaden  zur  Schau  trägt.  Von  ansehnlicher  Grösse 
(3 — 4"  Durchmesser)^  besitzt  der  flach  gewölbte  Mantel 
zwischen  je  2  Radialgefässen  8 — 6  zusammengesetzte  Au- 
gen und  am  Rande  zahlreiche  keulenförmige  Fühler.  Die 
Radialkanäle  entsenden  bei  den  ausgewachsenen  Exem- 
plaren —  bei  solchen  von  1"  Durchmesser  sind  sie  noch 
völlig  einfach  —  jederseits  3 — 4  iS ebenäste  zum  Rand- 
gefässe.  Der  Mund  ist  von  vier  kurzen  und  einfachen 
Lippen  umgeben. 

Semper  giebt  an  (Zeitschrift  für  wissenschaftliche 
Zoologie  Bd.  XIII.  S.  561),  auf  den  Philippinen  nahe  an 
100  Arten  craspedoter  Medusen  beobachtet  zu  haben. 
Unter  ihnen  befinden  sich  zahlreiche  Eucopiden^  die  an 
den  Pelew- Inseln  mehr  als  ein  Dritttheil  aller  Quallen 
ausmachen. 

StaurojjJiora  vitrea  n.sp.  S  ar  s  (geol.  og  zool.  Jagttag. 
p.  87)  4 — 6"  im  Durchmesser ,  mit  einer  kreuzförmigen 
Zeichnung  von  bläulicher  Farbe. 

Die  in  dem  Journal  microscop.  scicnce  18G3.  p.  45 
— 52.  PI.  IV — VI)  veröffentlichten  Observations  on  british 
zoophytes  von  Strethill  Wright  enthalten  Angaben 
über  die  Fortpflanzung  von  Aequorea  vitrea  und  Atracty- 
lis  arenosa,  über  Atr.  miniata  n.  sp.,Lao7nedea  decipie7is 
n.sp.,  Clava  nodosa  n.sp.,  Ach  ar  adria  larynx  n.  gen. 
et  n.  sp.,  Vorticlava  proteits  n.  sp.,  Trichydra  pudica  S.  V^'^. 
und  die  davon  rauthraasslicher  Weise  abstammende  Me- 
duse ,  so  \vic  schliesslich  über  die  Pycnogonum-Brut  in 
Ilydractinia  echinata.  In  Betreff  der  Beobachtungen  über 
Aequorea  und  die  aus  den  Planulae  derselben  hervorge- 
hende, wahrscheinlich  mit  Laomedea  acuminata  identische 
Hydroidenform  verweisen  wir  hier  auf  die  gleichlautende 


128      L  euckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Mittheilung  unseres  letzten  Berichtes  (S.  230).  Atracty- 
lis  arenosa  producirt  nach  den  Beobachtungen  unseres 
Verf.'s  Geschlechtsknospen  von  einfacher  Bläschenform, 
die  im  Innern  ausser  dem  sog.  Manubrium  eine  ganze 
Anzahl  von  Eiern  einschliessen  und  Anfangs  mit  denen 
von  Hydractinia  grosse  Aehnllchkeit  haben.  Später  wird 
durch  übermässige  AnfüUung  des  Manubriums  die  äus- 
sere Hülle  der  Geschlechtsknospen  gesprengt.  Die  Eier 
fallen  dann  nach  Aussen  vor,  wie  wir  es  auch  von  den 
Sertulariaden  und  einigen  Campanularien  kennen,  bleiben 
aber  noch  eine  Zeitlang  in  eine  gemeinschaftliche  Gelin- 
schicht  eingebettet,  bis  die  jungen  Embryonen  in  Planu- 
laform  daraus  hervorbrechen  und  fortschwimmen.  Die 
muthmasslichen  Abkömmlinge  von  Trichydra  sind  kleine 
äugen-  und  ohrlose  Medusen  mit  vier  Randfäden,  bei  de- 
nen die  Oberfläche  des  Schirmes  mit  zahllosen  kleinen 
Angelorganen  besäet  ist.  Bei  Hydractinia  sah  Verf.  die 
Pycnogonumzellen  nicht  aus  unentwickelten  Knospen, 
sondern  —  ganz  wie  Gegenbaur  bei  Eudendrium  — 
aus  vollkommen  entwickelten  Ernährungsthieren  hervor- 
gehen,  die  unter  dem  Einflüsse  ihrer  Schmarotzer  die 
Arme  verloren  und  sich  sackförmig  aufbläheten.  Vorti- 
clava  besitzt,  ganz  wie  die  gleich  ihr  einfache  Cory- 
morpha,  im  Umkreise  ihres  Stammes  eine  Gelinschicht, 
die  sich  vom  Fussende,  wo  sie  eine  dicke  Masse  bildet, 
fast  bis  zur  Insertion  der  untern  Tentakel  hinzieht.  Mit 
Vorticlava  verwandt  —  wie  Tubularia  larynx  mit  Cory- 
morpha  —  ist  das  neue  Gen.  Acharadria,  das  folgen- 
dermassen  beschrieben  wird: 

Acharadria  larynx  S.  W.  Polypary  branched,  spirally  twisted. 
Polyps  pale  orange,  with  two  rows  of  tentacles.  The  lower  row 
from  4  to  12  ,  the  upper  row  from  2  to  8  capitate. 

Bei  dieser  Gelegenheit  dürfen  wir  auch  wohl  der 
ebendaselbst  (p.  52— 55)  veröfientlichten  Untersuchungen 
Wright's  gedenken,  nach  denen  die  Nesselorgane  der 
Eolidien  von  letztern  nicht  selbst  erzeugt  werden,  sondern 
von  den  Hydroiden  abstammen  sollen,  die  diese  Thiere 
verzehren.     Die  Form  und   Grösse  der   betreffenden  Ge- 


der  niederen  Thiere  während  des   Jahres  1863.  129 

bilde  soll  jedes  Mal  genau  mit  den  Nesselorgnnen  jener 
Polypen  übereinstimmen.  Nacb  der  Ansicht  des  Verf/s 
sollen  diese  Gebilde  von  dem  Darme  aus  in  die  Leber- 
schläuche der  Kiemen  und  von  da  durch  eine  persisti- 
rende  OefFnung  direkt  in  die  taschenförmigen  Reservoire 
übertreten  (?  Ref.). 

Ganz  anders  als  die  oben  erwähnten  Atractylisarten 
verhält  sich  die  von  Hincks  beobachtete  A.  margarica 
n.  sp.,  die  sich  leicht  durch  die  an  der  basalen  Aussen- 
fläche  der  Fühler  vorspringenden  Nesselknöpfe  davon 
unterscheidet.  Die  Eier  sind  hier  in  grosser  Menge  (bis 
zu  30Ci)  in  grossen  becherförmigen  Gonophoren  enthalten, 
die  einzeln  oder  zu  zweien  neben  einander  dem  kriechen- 
den Stamme  aufsitzen  und  —  nach  Art  der  sog.  mono- 
meren Geschlechtskapseln  —  vier  verästelte  Radialka- 
näle in  sich  einschliessen.  Annal.  and  Magaz.  nat.  bist. 
T.  XI.  p.  45. 

Was  das  Gen.  Atractjlis  betrifft,  so  erfahren  wir  übri- 
gens von  All  man,  dass  dasselbe  mit  Perigonimus  Sars 
zusammenfalle.  Ibid.  T.  XL  p.  10  Note.  Wir  entnehmen 
diese  Notiz  einem,  seinem  Hauptinhalte  nach  auch  in  meh- 
reren anderen  Journalen  (New  Edinb.  philosoph.  Journ. 
Vol.  XYII.  p.  140—142,  Rep.  britt.  Assoc.  1862)  veröffent- 
lichten Aufsatze ,  der  unter  dem  Titel:  notes  on  the 
hydroida  über  eine  ganze  Reihe  verschiedener  —  zum 
grössten  Theile  schon  in  unserem  vorjährigen  Berichte  be- 
rücksichtigter —  Tubularien  (Corymorpha  nutans,  Clava 
diffusa,  Tubiclava  lucerna,  Eudendrium  humile,  E.  vagina- 
tum,  Perigonimus  serpens,  P.  minutus,  P.  muscus,  Tubu- 
laria  bellis)  handelt. 

Die  Mittheilungen  über  Corymorpha  betreffen  nicht  bloss  den 
anatomischen  Bau  dieses  Hydroiden,  sondern  namentlich  auch  die 
Entwickelung  der  Medusoiden  (Steenstrupia),  die  auch  im  Geschlechts- 
reifen Zustande,  mit  Zeugungsstoffen  im  Umkreise  des  Magens,  zur 
Beobachtung  kamen,  obwohl  sie  bei  der  Abtrennung  noch  durchaus 
geschlechtslos  waren.  In  den  mit  lebenden  Exemplaren  von  Cory- 
morpha versehenen  Pocalen  beobachtete  Verf.  nicht  selten  die  Bil- 
dung neuer  Corymorphen  aus  kleinen  fiimmerlosen  Körperchen,  die 
bei  einer  Grösse  von  etwa    Va  Lh»ie  eine  ovale  Form  besassen  und 

Archiv  für  Nat.urg.  XXX.  Jahrg.  2.  Bd.  I 


130      Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d. Naturgeschichte 

als  abfallende  Knospen  betrachtet  werden.  Die  jungen  Corymorphen 
zeigten  Anfangs  (4'")  nur  6 — 8  Tentakel,  vermehrten  deren  Zahl  aber 
später  (8'")  bis  auf  16  und  20,  und  zwar  in  beiden  Kreisen  ziemlich 
gleichmässig.  —  Bei  Clava  diffusa  knospen  die  Gonophoren  meist 
einzeln  neben  einander  hervor,  über  einen  grösseren  Theil  der  Kör- 
peroberfläche verbreitet.  Perigonimus  serpens  und  P.  minutus  pro- 
duciren  Medusen  mit  nur  zwei  gegenüberstehenden  Tentakeln,  wäh- 
rend die  Medusen  von  P.  muscus  vier  Zwillingstentakel  besitzen. 
Tubularia  bellis  gehört  zu  den  Arten  mit  Medusoiden. 

Claparede  fischte  während  seines  Aufenthaltes  in 
St.  Vaast  la  Hougue  nicht  selten  kleine  quallenartige 
Tiiiere  mit  Manubrium  und  kegelförmigem  Schirme,  von 
dessen  aufgewulstetem  Rande  6 — 9  Tentakeln  herabhin- 
gen. (Die  Thiere  glichen  in  vieler  Beziehung,  namentlich 
in  der  Abwesenheit  der  Randkörperchen  und  des  Kanal- 
systems, so  wie  in  der  Unfähigkeit,  rhythmische  Schwimm- 
bewegungen vorzunehmen,  den  von  Ref.  unter  dem  Na- 
men Pyxidium  beschriebenen  Geschöpfen,  die  jedenfalls 
den  hier  beobachteten  Formen  nahe  verwandt  sind.)  Bei 
längerer  Aufbewahrung  im  Wasser  gingen  mit  diesen 
Thieren  nun  aber  merkwürdige  Veränderungen  vor  sich. 
Der  Schirm,  der  immer  stärker  sich  erhob,  bildete  au 
seinem  Scheitel  fünf  kleine,  mit  Nesselkapseln  ausgestat- 
tete Warzen,  die  allmählich  zu  förmlichen  Tentakeln 
auswuchsen.  Gleichzeitig  befestigte  sich  das  Thier  mit 
dem  mundartig  offenen  Ende  des  Manubriums,  das  rasch 
zu  einem  Stiele  auswuchs,  und  klappten  seine  Randfäden 
nach  oben:  es  verwandelte  sich,  mit  andern  Worten,  in 
eine  Tubularia  (T.  indivisa?).  Beobachtungen  u.  s.  w. 
S.2 — 4.  Tab.  IL  (Die  hier  geschilderte  Metamorphose  ist 
übrigens  keineswegs  allen  Tubularlen  eigen.  Ref.  kennt 
wenigstens  Arten,  bei  denen  der  Embryo  schon  im  In- 
nern seines  Medusoids  durch  Bildung  der  Mundtentakel 
und  der  Mundöffnung  zu  einem  Polypen  wird.) 

Die  Riffe  der  Pelew- Inseln  sind  nach  Semper's 
Mittheilungen  (Zeitschrift  für  wissenschaftl.  Zool.  Bd.  XIII. 
S.  560)  mit  ausgedehnten  Wäldern  einer  colossalen  Hy- 
droidc  bedeckt,  die  an  der  Wurzel  oft  1—1 V2"  dick  ist 
und  fast  Manneshöhe  erreicht.     Geräth  man  in  einen  sol- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  131 

chen  Wald,  so  empfindet  man  augenblicklich  ein  furcht- 
bares Brennen,  das  stundenlang  anhält  und  von  den  zahl- 
reichen Nesselbatterien  herrührt,  mit  denen  die  Hydroi- 
den  versehen  sind.  Eine  jede  Polypenzelle  trägt  nämlich 
drei  Nebenzellen,  zwei  auf  der  untern  Seite,  d.  h.  derje- 
nigen, nach  der  die  Oeffnung  der  eigentlichen  Polypenzelle 
gerichtet  ist,  die  dritte  auf  der  obern.  Die  letztere  ent- 
hält einen  mundlosen  Polypen  ohne  Nesselzellen,  die  bei- 
den andern  aber  einen  (gleichfalls  mundlosen)  Nesselpo- 
Ijpen  mit  einem  dichten  Büschel  langer  Nesselfäden,  die 
weit  über  den  eigentlichen  Körper  hinausragen  und  bei 
der  leisesten  Berührung  leicht  in  toto  abgeworfen  wer- 
den. Ein  Seitenast  des  Nesselpolypen  ist  ohne  Nessel- 
zellen, während  der  mit  10 — 12  Tentakelri  versehene  In- 
sasse der  Hauptpolypenzelle  ebenfalls  stark  mit  kleinen 
Nesselzellen  bedeckt  ist.  Die  Knospen-  (oder  Geschlechts-) 
Kapseln  sind  sehr  gross  und  mit  Nebenzellen  besetzt, 
die  sämmtlich  Nesselpolypen  enthalten  ;  die  Höhlung  der 
Kapsel  ist  in  viele  einzelne  Fächer  getheilt.  lieber  die 
systematische  Stellung  dieses  interessanten  Hydroldpolypen 
ist  Nichts  bemerkt,  doch  lässt  der  Polymorphismus  der 
Thierzellen  und  die  complicirte  Bildung  der  Geschlechts- 
kapseln keinen  Zweifel,  dass  er  den  Plumularien  zugehöre. 

Ebendas.  wird  auch  einer  Millepore  gedacht,  die  in 
krankhaften  Wucherungen  eine  Porcellaneaart  in  sich  ein- 
schliesst.  In  früher  Jugend  klammert  sich  der  Krebs 
an  den  Polypenstamm  an  und  wird  hier  bis  auf  ein  Paar 
Spaltöffnungen  umwuchert,  die  durch  die  Kraft  des  con- 
stanten  von  dem  Einsiedler  selbst  erregten  Stromes  offen 
gehalten  werden. 

Die  Untersuchungen  Fr.  Müller's  stellen  es  ausser 
Zweifel,  dass  die  Ursache  der  Strömungen  in  der  Leibes- 
höhle der  Sertularien  nicht  bloss  in  Flimmerhaaren  zu  suchen 
sei,  die  auf  der  Innenwand  (besonders  der  jungen  Knospen) 
aufsitzen,  sondern  auch  in  peristaltischen  Zusammenziehun- 
gen, deren  dieselbe  fähig  ist.  Bei  Plumularia  laxa  n.  sp. 
Hessen  sich  diese  letzten  durch  direkte  Messungen  nach- 
weisen.    Archiv  für  Naturgeschichte  1863.  I.  S.  24 — 36. 


132       Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Sars  hebt  in  seinen  „Bemaerkniger  over  fire  norske 
Hydroider^  (15  S.  in  den  Videnskabs-öelskabets  Forliandl. 
for  186L^)  hervor,  dass  das  von  Hincks  jüngst  (J.  ß.  für 
1861.  S.230)  aufgestellte  Hydroidengenus  Calicinella  mit 
dem  älteren  Lam  ou  ronx'schen  Namen  Lafoea  zu  be- 
zeichnen sei,  indem  L.  cornuta  Lam.  der  Calicinella  du- 
mosa  Hincks  sehr  nahe  stehe.  Diesem  Genus  gehören  drei 
nordische  Arten  zu  :  L.  dumosa  Flem.,  L.  fruticosa  Sars, 
L.  plicatllis  Sars  (—  Campan.  fastigiata  Aid.?),  deren  ge- 
naue und  sorgfältige  Untersuchung  zur  Feststellung  fol- 
gender Genusdiagnose  hinführen  : 

Lafoea  Lam.  Polyparium  tubulosum,  corneum,  plus  minusve 
ramosum;  caulis  erectus.  e  tubulis  compositus  filiformibus  aggrega- 
tis  parallelis  laevibus  (haud  annulatis),  in  ramis  sensim  paucioribus. 
Cellulae  in  caule  ramisque  dispersae,  in  seriebus  longitudinalibus 
plus  minusve  regularibus  dispositae,  elongatae,  tubaeformes  i.  e. 
apice  latiores  apertura  circulari  margine  integro,  basin  versus  sen- 
sim coarctatae,  sessiles  aut  pedunculo  brevissimo  parum  aut  non 
tortuoso  insidentes,  septo  interne  transverso  prope  basin  instructae. 
Animalia  gracilia,  cylindrica,  ore  in  proboscide  conico-rotundata 
Serie  simplice  tentaculorum  üliformium  circumdata,  in  cellulas  re- 
tractilia.  Proles  medusiformis  nondum  satis  cognita  (modo  iu  una 
specie  observata),  in  vesicuUs  corneis  elongatis  inclusa. 

Ebenso  stellt  Sars  auch  nach  Beschreibung  seiner  Gramma- 
ria (Campanularia)  abietina  die  Gattungscharaktere  von  Grammaria 
folgendermaassen  fest : 

Grammaria  Stimps.  Polyparium  tubulosum,  corneum  plus  mi- 
nusve ramosum ;  caulis  erectus,  e  polypis  compositus  filiformibus 
aggregatis  parallelis,  in  ramis  sensim  paucioribus.  Cellulae  curva- 
tae,  sessiles,  strictura  nulla  a  tubulis  discretae.  septoque  interno 
nullo,  apertura  circulari  margine  integro,  in  caule  ramisque  undi- 
que  dispersae  et  in  seriebus  longitudinalibus  prorsus  regularibus 
dispositis  in  adiacentibus  alternantes,  in  oppositis  oppositae.  Ani- 
malia gracilia,  cylindrica,  ore  in  proboscide  conico-rotundata  serie 
tentaculorum  filiformium  circumdata ,  non  solum  in  cellulas,  sed 
etiam  ex  eis  in  tubulos  caulis  ramorumque  retractilia.  Proles  me- 
dusiformis nondum  observata. 

Laomedea  fra()ili$  n.  sp.  Hincks,  Ann.  and  Mag.  nat.  hist. 
T.XL  p.  46. 

Alder*s  Nachtrag  zudem  früher  von  ihm  veröffent- 
lichten Verzeichniss  der  Zoophyten  von  Northumberland 
und  Durham  (Transact.    Tyneside    nat.'s   fieid   club  T.  V. 


der  niederen  Thicre  ^vällrcnd  des  Jahres   1863.  133 

p.  225  mit  4  Tafeln)  ist  Rof.  nur  dem  Titel  nach  bekannt 
geworden. 

Siphouophora. 

A.AgassIz  beobachtete  an  der  Küste  Ncu-Englands 
eine  keine  (2—3"  lange)  Siphonophore  aus  der  Gruppe 
der  Agalmiden  mit  vier  Schwimraglocken  jederseits  und 
drei  verschiedenen  Arten  von  Nesselknöpfen,  keulenför- 
migen, schraubenförmigen  und  fadenförmigen.  (Die  letz- 
ten, die  nur  an  den  Anheftungsstellen  der  Fangfäden  ge- 
funden wurden,  sind  vielleicht  nur  unentwickelte,  jange 
Nesselknöpfe. J  Die  Verrauthung,  dass  sich  die  einzelnen 
Polypen  abtrennten  und  durch  Bildung  von  Luftkammer, 
Deckstücken  u.  s.  w.  in  neue  Colonien  auswüchsen,  be- 
darf wohl  noch  der  näheren  Begründung.  Zur  Bezeich- 
nung der  zunächst  mit  Haiistemma  und  Agalmopsis  ver- 
wandten For^n  wird  der  Name  Nanomia  cara  vorge- 
schlagen.    Proceed.  Boston  Soc.  nat.  bist.  Vol.  IX.  p.  180. 

3.    Polyp i. 
Calycozoa. 

J.  Clark  lässt  der  schon  im  vorigen  J.  B.  erwähnten 
Arbeit  über  den  Bau  der  Lucernarien  einen  Prodromus 
of  the  historv,  structure  and  physiologj  of  the  Order  Lu- 
cernariac  folgen  Journ.  Boston  nat.  bist.  1863.  T.  VII. 
p.  531 — 567),  in  dem  er  zunächst  und  vorzugsweise  die  Sy- 
stematik dieser  Thiere  behandelt.  Die  Arten  mit  Armen, 
die  bisher  nur  ein  einziges  Genus  bildeten,  werden  hier 
über  nicht  weniger  als  sechs  verschiecrene  Genera  vertheilt 
(Halimocy  at  hiiSy  Cr  ater  o  tophus,  Manania,  Lu- 
cern ar  la,  C  all-)  adosia,  Halic  lystus)  j  so  dass,  mit 
Einschluss  der  von  anderen  Zoologen  schon  früher  abge- 
trennten Geschlechter  Carduella  und  Depastrum,  deren  im 
Ganzen  acht  unterschieden  sind.  Besonders  maassgebend 
w^ar  dabei  für  unsern  Verf.  die  Bildung  und  Gruppirung 
der  Tentakel,  so  wie  der  Bau  des  Stieles,  dessen  anatomi- 
sche Verschiedenheiten   schon  von  Ref.    gelegentlich  (J. 


134       Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d,  Naturgeschichte 

B.  1860.  S.  331)  hervorgehoben  waren.  Aber  auch  sonst 
legt  unser  Yerf.  auf  die  Eigenthümlichkeiten  der  inneren 
Organisation  grossen  Werth.  Er  macht  namentlich  darauf 
aufmerksam ,  dass  der  Bau  des  Höhlenapparates  in  der 
Körperscheibe  bei  unseren  Thieren  zweierlei  Typen  dar- 
biete, in  sofern  nämlich  die  vier  taschenförmigen  Radiär- 
kanäle,  die  durch  die  Dissepimente  von  einander  abge- 
trennt werden,  bald  einfach  sind,  bald  auch  durch  eine 
Scheidew^and,  die  sich  zwischen  den  Geschlechtsorganen 
(richtiger  der  dem  Munde  zugekehrten  Kopfscheibe)  und 
dem  Mantel  hinzieht  und  nach  Innen  von  den  Tentakeln 
an  den  Rand  des  Schirmes  ansetzt,  in  zwei  über  einander 
liegende  Räume  getrennt  ist.  Durch  die  Entwickelung 
dieser  Scheidewand  wird  die  Schirmhöhle  also  in  zwei  con- 
centrische  Räume  getheilt,  einen  äusseren  mehr  periphe- 
rischen und  einen  inneren  centralen,  von  denen  nur  der 
letztere  durch  die  Mundöffnung  direkt  nach  Aussen  führt, 
während  die  Taschen  des  äussern  Höhlensystems  in  das 
hintere  Ende  desselben  einmünden.  Man  sieht  leicht  ein, 
dass  das  hier  geschilderte  Verhalten  die  Beziehungen 
zwischen  dem  Magenrohr  und  der  gekammerten  Leibes- 
höhle der  Anthozoen  wiederholt,  und  zwar  um  so  voll- 
ständiger, als  die  Tentakel  der  betreffenden  Lucernarien, 
ganz  wie  die  der  Anthozoen,  aus  dem  peripherischen  Hohl- 
räume gespeist  werden.  Nur  die  Lage  der  Geschlechts- 
organe ist  abweichend,  indem  diese,  wie  bei  den  höhe- 
ren Scheibenquallen  der  Mund-  oder  Kopfscheibe  ange- 
hören, aber  das  ist  ein  Unterschied,  der  uns  in  der  mor- 
phologischen Auffassung  der  hier  vorliegenden  Verhält- 
nisse nicht  beirren  kann.  Leider  hat  Clark  die  mor- 
phologische Bedeutung  dieser  Anordnung  nicht  näher 
erörtert.  Er  begnügt  sich  mit  der  einfachen  Darstellung 
des  Thatbestandes  und  erklärt  darauf  hin  —  wie  das  Ref. 
schon  vor  vielen  Jahren  gethan  hatte,  obwohl  dem  Verf. 
solches  unbekannt  geblieben  zu  sein  scheint  — ,  dass  die 
Lucernarien  nach  zweien  Typen  gebaut  seien.  Einen  jeden 
dieser  Typen  betrachtet  er  als  charakteristisch  für  eine  Fa- 
milie, die  beide  dann  unter  dem  Namen  der  Eleuterocar- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  135 

pldae  und  Clcistocarpidae  hier  zum  ersten  ^lale  in  unser 
Thiersystem  eingeführt  werden.  Ueber  die  Entwickeliing 
der  Liicernnrien  hat  Verf.  leider  Nichts  in  Erfahrung 
gebracht;  er  gicbt  jedoch  an,  Exemplare  von  kaum  Vig" 
gesehen  zu  haben,  die  im  Wesentlichen  schon  die  Bil- 
dung ihrer  Eltern  gehabt  hätten,  obwohl  die  Zahl  der 
Tentakel  in  den  einzelnen  Gruppen  nur  vier  betrug. 
(Sollte  nicht  vielleicht  Kalliphobe  appendiculata  von 
Busch,  die  Ref.  auch  in  Helgoland  beobachtete,  den 
Schwärmling  einer  Lucernarie  darstellen?)  Die  Vermeh- 
rung der  Tentakel  geht  nach  einem  ganz  bestimmten 
Schema  vor  sich,  das  sich  eben  so^Yohl  durch  eine  Ver- 
mehrung in  radialer,  wie  in  transversaler  Richtung  cha- 
rakterisirt. 

Das  Cla  r  k'sche  System  der  Lucernarien  ergiebt  sich 
aus  nachfolgender  Uebersicht: 

Farn.  Cleistocarpidae.  The  nei.^hbouring  halves  of  ad- 
joining  genitals  approximate  each  other  and  unite  at  their  distal 
ends  opposite  the  corners  of  the  quadrate  mouth  and  extend  tu  or 
toward  the  four  intertentacular  margins  which  alternate  with  the 
partitions;  the  approximate  genital  halves,  from  their  axial  to  the 
distal  end,  united  by  a  transverse  horizontal  membrane,  which  di- 
vides  each  of  the  four  quadrant  camerae  of  the  disc  into  two  su- 
perposed  Spaces,  the  oral  one  of  which  forms  a  cul  de  sac,  or  clau- 
strum,  opening  at  the  axial  end,  and  includes  the  genitalia. 

Gen.  n.  H alimocy athus  Gl.  Disk  infundibuliform,  octohe- 
dral;  arms  prodnced;  pedicel  tetracamerous  ;  tentacles  in  groups  at 
the  end  of  the  arms ,  outer  row  pistilliform  hke  the  marginal  an- 
chors,  radial  development  of  the  group  greater  than  the  transverse ; 
marginal  anchors  pistilliform;  genital  halves  transversely  folded 
bands,  united  at  their  proximal  ends  across  the  end  of  the  inter- 
vening  partition,  their  distal  end  reach  rrearly  to  the  marginal  an- 
chors; the  digitate  bodies  do  not  extend  across  the  proximal  end 
of  the  partitions;  muscles  of  the  pedicel  four  filaments  alternate 
with  the  four  camerae ;  principal  muscles  of  the  disk  eight  lingulate 
bands,  arising  from  the  proximal  ends  of  the  partitions,  extend  to 
the  end  of  each  arm;  marginal  muscle  broad  and  thin.  forming  a 
sort  of  velum  which  projects  beyond  the  margin  of  the  aboral  side; 
at  the  end  of  the  arms  it  raerges  into  the  lingulate  muscles  of  the 
oral  side  of  the  disk;  gelatiniform  layer  of  the  aboral  side  and  the 
pedicel  conspicuous.     H.  platypus  n.  sp.  Cheisea  Beacl». 


136      Leiickart:  Bericht  üb    d.  Leist.  in  d   Naturgeschichte 

Gen.  n.  C  r  a  t  er  oJ  cphv  s  Cl.  Disk  octohedral,  campanuli- 
form;  arms  produced;  pedicel  mouocamerous,  the  camera  possessed 
of  ridges  which  form  a  cruciate  figure  at  the  base;  tentacles  in 
groiips  at  the  end  of  the  arms ;  anchors  none ;  genitals  tubiforra 
with  blind  -  sacklike  divisions;  pedicel  muskels  correspond  to  the 
four  ridges  of  the  camera.  (Der  Stiel  ist  nach  den  Untersuchungen 
des  Ref.  ganz  ohne  Muskeln ,  wie  denn  auch  die  Geschlechtsor- 
gane sich  nicht  von  denen  anderer  Lucernarien  unterscheiden.) 
Cr.  Tethys  Cl.  (=  Lvicernaria  inauriculata  von  Helgoland  Ref.), 
Cr.  convolvulus  Johnst.  (?). 

Gen.  n.  Mananio  Cl.  Disk  urnaeform  octohedral:  the  arms 
produced ;  pedicel  monocamerous ;  the  camera  simple  ;  tentacles  in 
groups  at  the  end  of  the  arms,  but  a  little  within  the  muscular 
margin  of  the  bell ;  outer  or  distal  row  pistilliform ;  the  radial  dia- 
meter  of  the  groups  greater  than  the  transverse;  marginal  anchors 
pistilliform ,  situated  just  within  the  muscular  margin ;  genitals 
transversely  folded,  terminating  at  a  greater  or  less  distance  from 
the  margin  of  the  bell ;  the  digitiform  bodies  accompany  the  united 
bands  across  the  proximal  end  of  the  partitions  ;  muscles  of  the 
pedicel  four,  equidistant,  imbedded  in  the  gelatiniform  layer ;  prin- 
cipal  muscles  of  the  disk  ligulate;  from  each  side  of  the  proximal 
end  of  a  partition  one  extends  in  a  direct  line  to  the  end  of  the 
nearcst  arm;  marginal  muscle  ligulate;  powerfull,  forming  a  ring 
of  uniform  breadth  and  tickness,  uninterrumptedly  ,  all  around  the 
margin  of  the  bell,  just  outside  the  anchors  and  the  tufs  of  tenta- 
cles; gelatiniform  layer  variable  in  thickness  in  the  bell,  uniform 
in  the  pedicel.     M.  auricula  Fbr.  Norwegen,  Grönland.  Maine. 

Gen.  CardneVn  Allm.  Disk  urnaeform,  perfectly  circular ; 
arms  none;  pedicel  tetracamerous ;  tentacles  placed  in  eight  di- 
stinct  equidistant  groups  within  the  margin  of  the  um ,  and  ar- 
ranged  in  rows  parallel  to  the  margin,  those  in  one  row  alterna- 
ting  with  those  in  the  next  and  successively  diminishing  in  size 
from  the  central  to  the  outermost  ones ;  the  radial  development  less 
than  the  transverse;  between  every  radial  row  the  oral  and  aboral 
sides  of  the  urn  are  united  by  a  thin  septum,  so  that  the  interior 
of  the  tentacles  communicates  with  the  quadrant  camerae  of  the 
urn,  through  short  radiating  passages;  the  marginal  anchors  are 
Single  tentacles  whose  cavity  opens  between  a  pair  of  septa  like 
those  of  the  base  of  the  tentacles ;  they  are  set  up  higher  and 
nearer  to  the  edge  of  the  urn  than  are  the  tentacles ;  the  approxi- 
mated  genital  halves ,  with  their  respective  claustra.  extend  half 
way  or  more  toward  the  edge  of  the  urn.  transversely  plicate;  the 
digitiform  bodies  border  the  whole  length  of  the  Ijands;  pedicel 
muscles  four,  alternate  with  the   camerae;  principal  muscles  of  the 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1803  137 

oral  side  of  the  um  pennate ,  the  partitions  forming  the  line  of 
divergence;  marginal  muscle  a  single  ligulate  ring,  forming  a  con- 
tinous ,  thickened  projecting  frim  to  the  urn,  outside  the  tentacles 
and  the  anchors ;  gelatiniform  layer  conspicuous,  varying  in  thick- 
ness  in  the  urn  and  pedicel.     C.  cyathiformis  Sars. 

Gen.  dub.  Depastrum  Gosse.  Distinguished  by  following  fea- 
tures:  disk  octagonal;  the  tentacles  spring  from  the  margin  or  with- 
out  it;  no  anchors.     D.  cyathiforme  Gosse. 

Fam.  Elentherocarpidne.  Each  genital  half,  projecting 
freely  into  the  discal  camerae  ,  extends  in  a  dircct  line  from  the 
inner  or  axial  end  of  a  partition  to  or  toward  the  end  of  an  arm ; 
the  four  quadrant  camerae  of  the  disk  simple. 

Gen.  Lucernaria  Müll.  Disk  broad  funnel-form;  the  eight 
arms  elongate,  in  closely  approximated  pairs,  so  that  the  oral  side 
of  the  disk  apjDcars  qnadrate  ;  pedicel  monocamerous ;  tentacles  in 
groups  on  the  end  of  each  arm;  radial  and  transverse  development 
of  each  group  equal;  marginal  anchors  none;  genitals  transversely 
folded  bands  which  extend  to  the  end  of  the  arms;  muscles  of  the 
pedicel  four,  equidistant,  projecting  like  ridges  or  pilasters  from 
the  surface  of  the  camera ;  the  principal  muscles  of  the  disk  ligulate, 
each  one  extending  from  the  proximal  end  of  a  partiton  to  the  end 
of  an  arm ;  marginal  muscle  ligulate,  very  thin  at  the  base  of  the 
tufs  of  tentacles  ;  gelatiniform  layer  thin  in  the  disk,  moderately 
thick  in  the  pedicel.     Lucern.    quadricornis  Müll. 

Gen.  n.  C n  Ir ad n s  >  a  Cl.  Disk  infundibuliform ;  the  eight 
arms  nearly  equidistant ,  prominent ;  pedicel  monocamerous  with 
four  equidistant  rounded  pilasters :  tentacles  in  groups  on  the  end 
of  the  arms  close  to  the  aboral  edge  ;  outer  row  pistilliform  and  ha- 
ving  the  same  function  as  the  anchors  in  other  genera;  radial  and 
transverse  diameter  of  group  equal;  anchors  none;  genitals  trans- 
versely folded  bands  extending  to  the  end  of  the  arms;  the  digiti- 
form  bodies  alone  extend  across  the  proximal  end  of  the  partition ; 
muscle  of  the  pedicel  a  continuous.thin  layer  of  transversely  dispo- 
sed  fibrillae,  forming  a  cylinder  between  the  outer  ad  inner  walls, 
and  imbedded  in  the  gelatiniform  layer;  the  principal  muscles  of 
the  disk  ligulate,  each  one  extending  from  the  proximal  end  of  the 
partition  to  the  end  of  an  arm ;  marginal  muscle  ligulate,  modera- 
tely thick ,  but  at  the  outer  base  of  the  tufs  of  the  tentacles  very 
thin;  gelatiniform  layer  thickest  at  the  edge  of  the  disk,  but  thins 
out  almost  entirely  half  way  toward  the  pedicel,  and  then  in  the 
latter  grows  thick  again  where  it  is  divided  into  two  layers  or 
concentric  cylinders  by  the  intervening  muscular  cylinder;  the  four 
pilastres  are  also  gelatiniform,  and  not  muscular,  as  are  the  pila- 
sters in  the  pedicel  of  L.  quadricornis.     C.  campanulata  Larax, 


138       Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Gen.  n.  H a  li  c l  y  s  t  n s  Cl.  Disk  umbellaeform ;  arms  more 
or  less  prolongated;  pedicel  tetracamerous;  tentacles  all  alike,  in 
groups  at  the  end  of  the  arms,  the  radial  and  transverse  diameter 
of  the  groups  equal ;  marginal  anchors  pistilliform  or  fabaeform ; 
genitals  double  ;  the  halves  of  each  genital  distinct  from  each  other, 
the  Space  between  their  proximal  ends  occupied  by  the  digitiform 
bodies  ;  each  band  extends  to  the  base  of  the  tentacles ;  the  saccu- 
les  distinct  and  j)rominent ;  pedicel  muscles  four  distinct,  equidi- 
stant  cords,  alternating  with  the  four  camerae;  principal  muscles 
of  the  disk  pennate,  diverging  on  each  side  of  the  partitions ;  mar- 
ginal muscle  a  band  of  varying  breadth,  very  thin  at  the  base  of 
the  tentacles  and  anchors  ;  gelatiniform  layer  of  varying  thickness 
in  the  disk;  very  thick  in  the  pedicel,  occupying  all  the  space  not 
appropriated  for  the  four  camerae  and  the  four  muscular  cords. 
H.  auricula  Rathke  (H.  octoradiata  Lam.,  eine  weitverbreitete  Art, 
die  auch  an  den  nordamerikanischen  Küsten  vorkommt  und  hier 
sogar  die  gemeinste  Form  ist),  H.  Salpinx  n.  sp.,  H.  octoradia- 
tus  Sars. 

Keferstein's  schon  im  letzten  J.  B.  angezogener 
Aufsatz  über  Lucernarien  ist  inzwischen  auch  in's  Eng- 
lische übersetzt  und  im  Journ.  micr.  Science  1863.  p.  265 
— 285  veröffentlicht  worden. 

Clark's  vorjährige  Abhandlung  über  die  Verwandt- 
schaft der  Lucernarien  mit  den  Akalephen  ist  aus  den 
Proceed.  Bost.  Soc.  seitdem  in  Silliman's  Amer.  Journ. 
1863.  Maj  und  die  Ann.  and  Mag.  nat.  hist.  T.  XII.  p.  19 
übergegangen. 

Anthozoa. 

Das  Journal  Boston  Soc.  nat.  hist.  1863.  Vol.  VII. 
p.  525 — 531  enthält  die  schon  im  letzten  J.  B.  nach  einer 
vorläufigen  Mittheilung  erwähnten  Beobachtungen  von  A. 
Agassi  z  über  AraoImaGtis  hrachiolata  n.  sp. ,  die  be- 
sonders die  Wachsthumsverhältnisse  der  Tentakel  betref- 
fen. Wie  schon  Sars  ganz  richtig  hervorgehoben^  w^ach- 
sen  bei  derselben  die  Tentakel  nicht  in  neuen  Kreisen 
zwischen  den  vorhandenen  hervor,  wie  bei  den  eigentli- 
chen Actinien ,  sondern  paarweise  neben  der  altern  und 
zwar  immer  nur  an  dem  einen  Pole  des  grössten  Durch- 
messers der  bekanntlich  von  den  Seiten  etwas  zusammen- 
gedrückten Kopfscheibe.     In  beiden  Tentakelreihen  geht 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  139 

das  Wachsthnm  ganz  auf  dieselbe  Weise  vor  sich,  ^vie 
denn  überhaupt  diese  beiden  Kreise  von  einander  so  un- 
abhängig sind^  dass  der  innere  Kreis  erst  weit  später, 
als  der  äussere  seinen  Ursprung  nimmt.  Die  Tentakel 
bleiben  auch  zeitlebens  —  ebenso  die  mit  den  Tentakeln 
übereinstimmend  sich  bildenden  lamellösen  Scheidewände 
—  von  verschiedener  Grössenentwickelung.  'Die  grosse- 
sten und  ältesten  entsprechen  dem  einen,  die  kleinsten 
und  jüngsten  dem  andern  Mundwinkel,  sämmtlich,  mit 
Ausnahme  eines  einzigen  verkümmerten  Tentakels,  der 
zwischen  den  längsten  steht,  von  paariger  Bildung.  Es 
scheint  übrigens,  dass  Arachnactis  in  dieser  Beziehung  nicht 
allein  steht.  Nach  den  vorhandenen  Angaben  zu  schlies- 
sen,  dürfte  sich  Cerianthus  in  Betreff  des  Entwickelungs- 
typus  seiner  Tentakel  ganz  ähnlich  verhalten,  wie  das- 
selbe denn  auch  in  seiner  Jugend  ganz  ebenso,  wie  Arach- 
nactis zeitlebens,  durch  die  Thätigkeit  von  Flimmerhaaren 
umherschwimmt.  Mit  Rücksicht  auf  diese  Uebereinstim- 
mung  erklärt  Agassi z  diese  beiden  Thierformen  nicht 
bloss  für  nahe  verwandt,  er  spricht  sich  weiter  auch  dahin 
aus,  dass  dieselben  eine  eigene,  von  der  echten  Actinien 
verschiedene  Gruppe  repräsentirten.  Die  grossesten  der 
untersuchten  Exemplare  von  Arachnactis  besassen  13  Ten- 
takel, waren  aber  noch  nicht  geschlechtsreif  und  im  blin- 
den Ende  der  Leibeshöhle  noch  mit  einem  Ueberreste 
der  Anfangs  (noch  bei  vierarmigen  Exemplaren)  den  gan- 
zen Innenraum  ausfüllenden  Dottersubstanz  versehen.  In 
den  ersten  Stadien  hat  die  Larve  einige  oberflächliche 
Aehnlichkeit  mit  gewissen  Pluteusformen,  auf  die  Ref. 
jedoch  kein  besonderes  Gewicht  legen  kann. 

Meyer  und  Möbius  liefern  (Archiv  für  Naturge- 
schichte 1863.  T.  S.  70—71.  Taf.  III.  A— D)  Beschreibung 
und  Abbildung  der  bisher  nur  unvollkommen  charakteri- 
sirten  Edwardsia  duodecimcirrata  Sars,  die  sie  (mit  Actinia 
plumosa ,  Bunodes  crassicornis  und  Sagartia  viduata)  in 
der  Kieler  Bucht  antrafen,  und  machen  einige  Mittheilun- 
gen über  deren  Lebensweise. 

Nach  den  Beobachtungen  von  0.  Schmidt  (SpoA- 


140     'Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

gien  des  adriatischen  Meeres  S.61)  lebt  fast  auf  jedem 
Exemplare  von  Axinella  cinnamomea  und  A.  verrucosa  eine 
Anzahl  vereinzelter  oder  gruppenweis  vereinigter  Poly- 
pen, die  dem  Gen.  Poljthoa  zugehören  (P.  Axinellae) 
und  durch  ihren  Parasitismus  genau  das  Vorkommen  der 
P.  fatuaauf  dem  so  lange  verkannten  Hyalonema  Sieboldi 
wiederholen: 

Semper  liefert  eine  Beschreibung  der  an  den  Pe- 
lew  -  Inseln  vorkommenden  Korallenriffe  und  glaubt  de- 
ren Eigenthümlichkeiten  zum  grossen  Theile  aus  den 
Strömungsverhältnissen  des  Wassers  erklären  zu  können. 
Zeitschrift  für  wissensch.  Zoologie  ßd.  XIII.  S.  563—569. 

Ran  sonnet  entv^irft  ein  lebendiges  und  anschau- 
liches Gemälde  von  den  Korallcnbänken  des  rothen  Mee- 
res (bei  Tor)  und  schmückt  dasselbe  mit  zwei  schönen  un- 
terseeischen Ansichten.  Verhandlungen  der  k.  k.  zool. 
Gesellsch.  zu  Wien  1863.    S.  163—188.  Tab.  I  u.  IL 

Macdonald  beschreibt  einen  (unbenannten)  Hete- 
rocyathus  von  den  Bellona-RifFen,  der  in  einem  glatten, 
stets  nach  links  gewundenen  Bohrgange  einen  Sipunculus 
trägt.    Nat.  bist.  rev.  1862.  p.  78.  (vergl.  S.  56). 

lieber  Fennaüila  tenera,  durch  ihre  lange  und  schlanke 
Form  sehr  ausgezeichnet,  und  Virgularia  eAongata^  mit 
einer  spindelförmigen  Verdickung  unterhalb  der  Seiten- 
äste, zwei  neue  xArten  der  californischen  Küste  vergl. 
Gabb,  Proceed.  Californ.  Acad.  nat.  sc.  T.  IL  p.  166. 

Auch  Herciots  berichtet  über  zwei  neue  Penna- 
tuliden,  Pteroeides  cliinensis  (mit  28 — 29  Strahlen,  die  über 
die  obern  3  Fünftheile  des  glatten  und  dicken  Stammes 
vertheilt  sind )  und  Halisoeptr  um  Qustavianum ,  das 
einem  neuen  leicht  mit  Virgularia  zu  verwechselnden 
Genus  angehört.  Nederlandsch  Tijdskrift  voor  de  Dier- 
kunde  1863.  L  p.  31—34. 

Char.  gen.  n.  H aliscep  trnm  Hercl.  Corps  allonge,  a  rha- 
chis  couvert  siir  le  partie  superieiire  d'organes  aliformes  membra- 
neuses,  portant  des  polypes  sur  leur  marge  .  en  plusienrs  rangees, 
occupant  des  cotes  lateraux  du  corps  de  maniere  a  ne  laisser  a  mx 
qii'une  ligne  sur  le  devant;  le  dos  est  nu  sur  un  espace  plus  large. 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  141 

Les  polypes  sont  retractiles  et  ont  huit  tentacules  pinnes.  L'axe 
parcoiirt  tout  le  corps;  il  est  gros  et  de  forme  quadrilatere.  Sp. 
H.  Gustavianum,  wie  Pteroeides  chinensis  von  der  Amoi-Insel. 

Die  von  Danielssen  aufgestellte  Pennatula  acu- 
leata  hält  Sars  (Zool.  Jagttag.  p.  88)  für  eine  blosse 
Varietät  der  P.  phospliorea, 

Porifera. 

Die  zahlreichen  wichtigen  Mittheiliingen,  die  wir  in 
den  letzten  Jahrgängen  unserer  Berichte  über  die  Pori- 
feren  zu  machen  im  Stande  waren,  betrafen  mit  wenigen 
Ausnahmen  nur  die  anatomisch- physiologischen  Verhält- 
nisse dieser  merkwürdigen  Geschöpfe.  Je  mehr  nun  aber 
unsere  Kenntnisse  und  Anschauungen  in  dieser  Hinsicht 
sich  umgestalteten  und  erweiterten,  desto  fühlbarer  mussten 
natürlich  die  Lücken  und  die  Unsicherheit  unserer  Ar- 
tenkenntniss  hervortreten.  Die  älteren  Mittel  zum  Be- 
stimmen auch  der  gemeinsten  Formen  erwiesen  sich  als 
unzulänglich,  zumal  man  sich  durch  genaue  Untersuchung 
der  so  mannichfach  und  charakteristisch  gestalteten  Hart- 
gebilde sehr  bald  davon  überzeugen  musste,  dass  der  Ha- 
bitus und  die  äussere  Form  bei  der  Feststellung  der  na- 
türlichen Verwandtschaften  der  Schwämme  kaum  in's 
Gewicht  falle.  V\^as  aber  von  neueren  systematischen 
Arbeiten  vorlag,  ging  entweder  wenig  in's  Breite  oder 
war  (wie  die  Arbeiten  von  Nardo  und  Bowerbank) 
doch  nicht  mit  dem  für  systematische  Zwecke  erforderli- 
chen Detail  publicirt  worden.  Um  so  erwünschter  ist  es 
uns,  hier  über  ein  Werk  berichten  zu  können,  das  diese 
Lücken  zum  grossen  Thcile  ausfüllt -und  mit  allem  Rechte 
eine  wichtige  Bereicherung  unserer  zoologischen  Littera- 
tur  genannt  zu  werden  verdient.  Es  ist  dass  Werk  von 
O.  Schmidt  „die  Spongien  des  adriatischen  Meeres*^ 
(Leipzig  1862.  88  Seiten  in  gross  Folio  mit  7  Kupferta- 
feln), dessen  wir  schon  in  unserem  letzten  Berichte  ge- 
dachten. Die  Bedeutung  dieses  Werkes  und  der  Reich- 
thum  seines  Inhaltes  wird  schon  dadurch  zur  Genüge  be- 
zeugt, dass  es  nicht  weniger  als  115  verschiedene  Species 


142      Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

waren,  die  dem  Verf.  bei  seinen  üntersuchnngen  und 
Beschreibungen,  und  obendrein  fast  alle  im  frischen  Zu- 
stande, vorlagen.  Der  bei  weitem  grosseste  Theil  dieser 
Arten  (95)  ist  hier  zum  ersten  Male  charakterisirt  und  auf- 
gestellt, wie  denn  aucli  die  Mehrzahl  der  einzelnen  Ge- 
nera (19  unter  35)  völlig  neu  ist.  Den  bei  Weitem  gros- 
sesten Theil  dieses  Materials  hat  der  Verf.  mit  Hülfe 
eines  passend  construirten  Schleppnetzes  selbst  aufgefischt, 
und  zwar  vorzugsweise  an  der  dalmatinischen  Küste,  an  der 
sich  der  Verf.  eigens  zu  diesem  Zwecke  eine  längere 
Zeit  hindurch  aufhielt. 

Dass  Verf.  bei  der  Beschreibung  seiner  Schwämme  und  der 
Aufstellung  seiner  neuen  Arten  der  Bildung  der  Skelettheile  eine 
ganz  besondere  Aufmerksamkeit  schenkte,  braucht  wohl  kaum  be- 
sonders hervorgehoben  zu  werden.  Aber  auch  die  übrigen  Structur- 
verhältnisse  haben  dabei  eine  gebührende  Würdigung  gefunden. 
Die  gleichmässige  Berücksichtigung  aller  dieser  Verhältnisse  hat  es 
unserem  Verf.  möglich  gemacht,  die  Zahl  der  schon  früher  aufge- 
stellten Familien  der  Kalkschwämme ,  Hornschwämme ,  Kiesel- 
schwämme und  Fleischschwämme  noch  mit  zwei  neuen  Gruppen, 
der  Familie  der  Gummischwämme  und  Rindenschwämme  zu  ver- 
mehren, wie  die  hier  nachfolgende  Uebersicht  des  Näheren  angiebt. 

I.  Calcispongiae.  Spongiae  parvae,  plerumque  albicantes, 
corpore  spiculis  calcareis  pertexto.  Eine  kleine  Gruppe  einfacher  oder 
zusammengesetzter  Schwämme  mit  Kalknadeln,  unter  denen  solche 
mit  drei  ziemlich  in  einer  Ebene  liegenden  oder  eine  stumpfe  Pyra- 
mide bildenden  Strahlen  vorwalten. 

Sycon  Lieberk.  Calcispongiae  corpore  plus  minusve  regula- 
riter  fusiformi  vel  sacciformi,  aut  pedunculato,  aut  infra  globoso. 
Sinus  centralis  plerumque  regulariter  sacciformis  et  simplex  desinit 
in  osculum  spiculorum  simplicium  longiorum  Corona  circumdatum. 
Hierher  S.  ciliatum  Lieberk.,  S.  Hamboldti  Risso,  S.  raphanus  n.  sp., 
S.  setosum  n.  sp.,  S.  asperum  n.  sp.,  die  sich  vorzugsweise  durch 
die  Eigenthümlichkeiten  ihrer  Körperform  und  die  Bildung  des 
Strahlenkranzes  an  der  einfachen  Ausflussöffnung  von  einander  un- 
terscheiden. 

Dunstervillia  Bowerb.  Calcispongiae  globosae  vel  fusiformes. 
Osculum  unicum  spiculorum  corona  circumdatum.  Sinus  centralis 
regularis.  Corporis  superficies  regulariter  reticulata,  qui  adspectus 
spiculorum  peculiarium  nidis  vel  fasciculis  efficitur.  Sp.  n.  D.  cor- 
cyrensis,  mit  kegelförmigen  Nadelbüscheln  in  der  Rinde,  aus  deren 
Mitte  ein  steifer  Stachelstrahl  hervorragt. 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  143 

Ute  n.  g'en.  Calcispongiae  subregulares,  sacciformes.  Osculum 
amplum  in  fine  anteriore,  Corona  spiculorum  non  munitum.  Durch 
die  bedeutende  Weite  der  Innenhöhle  und  die  Abwesenheit  des 
Strahlenkranzes  leicht  zu  unterscheiden.     Sp.  u.  U.  (apillosa. 

Grantia  Lieberk.  Calcispoiigiae  forma  irregulariter  tuberosa 
vel  ramosa.  Corporis  sinus  irreguläres  in  unum  vel  compluria  oscula 
desinunt.  Ohne  Nadelkranz  um  die  Ausflussröhre  des  unregelmässig 
gestalteten  Körpers.  Hieher  Gr.  Lieberkühnii  Schm.  (G.  botryoi- 
des Lbkh.?),  Gr.  pvlcra  n.  sp.  mit  rother  Färbung.   Gr.  solida  n.  sp. 

ISardoa  n.  gen.  Calcispongiae  superficie  lacnnosa  vel  favosa, 
canalibus  sinuosis  amplioribus  parietes  corporis  perforantibus.  Pa- 
renchyma  fragilius.  Die  Körperwandungen  sind  hier  nicht  solide, 
wie  bei  Grantia,  sondern  von  dem  Aussehen  eines  labyrinthischen 
lückenreichen  Geflechtes.     JV.  relicuhnn  n.  sp. 

II.  Ceratospongiae.  Spongiae,  quarum  sceletum  forma- 
tur  fibris  solidioribus,  recenti  statu  plus  minusve  elasticis,  quae 
saepius  aliena  corpuscula  involvunt ,  sed  numquam  spicula  in  ipsis 
nata  continent. 

SpongiaAuct.  (Euspongia  Bronn).  Ceratospongiae  unico  fibra- 
rum  genere  praeditae.  Fibrae  in  singulis  speciebus  non  multum  va- 
riantes,  maxime  elasticae.  Oscula  hie  illic  disposita.  Hieher  die  ech- 
ten sog.  Badeschwämme,  deren  Parenchym  sich  leicht  auswaschen  lässt. 
Verf.  unterscheidet  folgende  Arten :  Sp.  adrialica,  Sp.  qnarnerensis, 
Sp.  zimocca,  Sp.  equina,  Sp.  mollissi7naj  die  sämmtlich  in  den  Handel 
kommen  und  als  Varietäten  betrachtet  werden,  obwohl  sie  nach  dem 
Verhalten  ihrer  Fasern,  wie  nach  Form  und  Vertheilung  der  Oscula 
sehr  charakteristische  Unterschiede  darbieten.  Nur  die  beiden  ersten 
Arten  finden  sich  in  der  Adria,  wo  sie,  namentlich  die  erste,  einen 
wichtigen  Handelsartikel  abgeben.  Die  Zimocca-Badeschämme  kom- 
men vorzugsweise  aus  dem  griechischen  Archipel,  die  meist  in  Brod- 
laibform wachsenden  Pferde  schwämme  von  der  Afrikanischen  Küste, 
der  letzte  sog.  levantiner  Schwamm,  der  alle  an  Güte  übertrifft  und 
häufig  eine  becher-  oder  trichterförmige  Gestalt  hat  (daher  die  Be- 
zeichnung Champignon)  von  der  kleinasiatischen  Küste. 

Ditela  n.  gen.  Ceratospongiae  praeter  fibras  proprie  scele- 
tum efficientes  et  spongiae  fibris  correspondentes  praeditae  peculia- 
rium  fibrarum  tenuiorum  reti,  quod  immediocriter  sub  involucro 
externo  expansum  est.  Sp.  n.  D.  niiens.  (Nach  neueren  Untersu- 
chungen unseres  Verf.'s  beruht  die  Annahme  eines  feinfasrigen  peri- 
pherischen Netzwerkes  auf  einem  Irrthume,  der  durch  die  Beob- 
achtung junger  Faserbildungen  veranlasst  wurde.  Das  Gen.  Ditela 
muss  demnach  eingehen  und  die  D.  nitens  dem  Gen.  Spongia  zuge- 
rechnet werden.) 

Aplysina  Nardo  (p.  p.).     Ceratospongiae  carnosae,  uno  genere 


144      Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

fibrarum  praeditae.  Fibrae  in  kali  caustico  non  solubiles,  mediocri- 
ter  elasticae,  non  homogeneae,  cortice  substantiae  mollioris  axin 
involvente.  Die  festen  mit  einer  besondern  Rindenschicht  verse- 
henen Fasern  bilden  ein  grobmaschiges  Skelet,  dessen  Ausfüllung 
von  einer  fleischig  anzufühlenden,  doch  leicht  zerreisslichen  Masse 
gebildet  wird.  Hieher  A.  aerophoba  Nardo  (mit  einer  fahlen  gel- 
ben Farbe,  die  an  der  Luft  in  einigen  Stunden  in  schwarzblau  über- 
geht) und  A.  cainosn  n.  sp. 

Cacospongia  n.  gen.  Ceratospongiae  uno  fibrarum  genere 
praeditae.  Fibrae  Variante  diametro  irreguläres,  durae,  parum  ela- 
sticae, substantia  stratificata  quidem,  sed  homogenea,  kali  caustico 
plus  resistentes,  quam  fibrae  generis  spongiae.  Von  Aplysine  be- 
sonders durch  die  Schichtung  der  Hornfasern  unterschieden.  C.  mol- 
iiur  n.  sp.,  C.  scalaris  n.  sp.  (einer  der  gemeinsten  Schwämme  der 
dalmatinischen  Küste),  C.  caccmosa  n.  sp. 

Spongelia  Nardo.  Ceratospongiae  omnino  et  praesertim  exsic- 
catae  maxime  fragiles,  uno  genere  fibrarum  praeditae.  Fibrae  ho- 
mogeneae, minime  elasticae.  Substantia  sarcoidea  rara.  Mit  schwa- 
chen und  brüchigen,  aber  ziemlich  dicht  stehenden  Fasern,  die  ge- 
wöhnlich grosse  Mengen  fremder  Nadeln  in  sich  einschliessen.  Der 
Habitus  ist  überall  durch  kolbige  oder  ästige  Hervorragungen  aus- 
gezeichnet. Sp  elegans  Nardo  (Sp.  tupha  Martens  ?),  Sp.  avara  n.  sp., 
Sp.  incrusUms  n.  sp.  (auf  Fucoiden  und  Spinnenkrebsen),  Sp.  pal- 
lescens  n.  sp. 

Filifera  Lieberk.  (Hircinia  Nardo).  Ceratospongiae  duplici 
fibrarum  genere  praeditae,  uno  crassiorum,  quae  inter  se  cohaeren- 
tes  sceletum  proprio  formant,  altero  subtilissimarum,  quae  ex  illis 
provenientes  minutissimis  capitulis  terminantur  et  inter  se  non  im- 
plicantur.  Die  groben  Fasern  sind  geschichtet  und  bilden  ein  meist 
sehr  unregelmässiges  Gewebe,  an  dem  die  Enden  der  Fasern  zu  Kugeln, 
Dornen,  Warzen  oder  andere  derartigen  Erhebungen  vorspringen. 
Zwischen  diesen  Fasern  verbreiten  sich  die  feinen,  mitunter  zelligen 
Fibrillen,  deren  Köpfchen  eine  grosse  Veränderlichkeit  zeigen  und 
von  unserem  Verf.  als  Keimkapseln  in  Anspruch  genommen  werden. 
Das  letzte  geschieht  auf  Grund  der  Beobachtung,  dass  im  Innern 
dieser  Köpfchen  die  Neubildung  sporenartiger  Zellenkörper  statt- 
findet. Je  nachdem  diese  Fibrillen  nun  mehr  oder  minder  locker 
neben-  und  durcheinander  liegen  oder  durch  eine  Bindesubstanz 
zu  einer  fleischartigen,  äusserst  zähen  und  festen  Masse  verkittet 
sind,  zerfällt  Verf.  das  Gen.  Filifera  in  zwei  Untergattungen:  Hir- 
cinia s.  st.  mit  H,  dendroiiles  n,  sp.,  H.  lypica  n.  sp.,  H.  panicea  n.  sp,, 
H.  flatescens  n.  sp.,  //.  hirsuta  n.  sp  ,  //.  hebes  n.  sp.,  //.  variabilis 
n.  sp.,  H.  fasciculata  Esper,  und  Sarcoliagus  n.  subg.  mit  S.  spi- 
nulosua  n.   sp.,  S.  foeliuus  n.  sp. 


der  niederen  Thiere  ^Yährcnd  des  Jahres  18G3.  145 

III.  Gummineae.  Spongiae  Corneospongiis  proxiraae.  Pa- 
renchyma  spississimum  et  maxime  compact  um  (adspectu  Kautschuk), 
quod  tarnen  fibrillis  tenuissimis  contentum  est.  Generum  pars  cor- 
puscula  silicea  continet.  Die  hier  zu  einer  eigenen  Familie  zusam- 
raengruppirten  Gummi-  oder  Lederschwämme  bilden  länglich- rund- 
liche lappige  Massen,  die  mehrere  Zoll  lang  werden  und  frei  oder 
festgeheftet,  bald  einzeln,  bald  auch  aggregirt  gefunden  werden. 
Die  dem  Lichte  ausgesetzte  Oberfläche  ist  gewöhnlich  mit  einem 
dunkeln  Pigmente  imprägnirt,  das  mitunter  auch  in  den  Wandungen 
des  sonst  nur  wenig  deutlichen  Canalsystems  vorkommt.  Hieher  nur 
wenige  Gattungen : 

Gummi  na  n.  gen.  (=  Chondrosia  Nardo)  ohneKieselsj)icula 
(Gummineae  corpusculis  siliceis  carentes)  mit  G.  gliricanda  n.  sp. 
und  G.  ecandnta  n.  sp.,  und 

Chond rilla  n.  gen.  mit  Kieselablagerungen  (Gummineae  mi- 
nus compactae,  quam  gen.  Gumminae  species,  corpusculis  regulari- 
bus  siliceis  praeditae),  mit  Ch.  nucula  n.  sp.  und  Ch.  embolophora 
n.  sp.,  einer  Art,  die  auf  Cacospongia  cavernosa  angesiedelt  ist  und 
durch  Anwesenheit  eines  knopfförmigen  Zapfens  in  den  Ausflussöfif- 
nungen  sehr  auffallend  sich  auszeichnet.  Nach  äusserem  und  inne- 
rem Habitus  gehört  hieher  auch  die  in  der  Peripherie  mit  zahlrei- 
chen Kieselnadeln  durchsetzte  Chondrosia  reniformis  Nardo,  deren 
Parenchym  aber  nicht  faserig,  sondern  durchaus  zellig  sein  soll. 
Dass  es  übrigens  wirklich  schwammartige  Geschöpfe  mit  deutlich 
zelligem  Gefüge  giebt,  beweist  die  von  unserem  Verf.  beschriebene 
Cellulophana  plicata  (S.  41),  die  jedoch  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
dem  Pflanzenreiche  'zugehört  und  auch  von  ihrem  Entdecker  dahin 
gerechnet  wird.  (Dass  dieselbe  trotz  der  äussern  Aehnlichkeit  von 
den  Poriforen  ausgeschlossen  werden  muss,  ist  schon  durch  die 
Abwesenheit  des  für  unsere  Thiere  so  charakteristischen  Gefässap- 
parates  zur  Genüge  erwiesen.) 

Das  neue  Gen.  Cor  ticin  m,  das  Verf.  bei  den  Gummischwäm- 
men einschiebt,  repräsentirt  wahrscheinlicher  Weise  den  Typus 
einer  selbstständigen  kleinen  Familie,  die  durch  die  Anwesenheit 
einer  besondern ,  von  der  Medullarsubstanz"  durchaus  verschiedenen 
und  dagegen  scharf  abgesetzten  Hindenschicht  den  üebergang  zu 
der  folgenden  Familie  bildet.  Unser  Verf.  charakterisirt  das  ge- 
nannte Genus  folgendermaassen:  Spongia  globosa,  superficie  glabra, 
osculis  multis  minimis  perforata.  Parenchyma  e  duobus  stratis  com- 
p..situm,  corticali,  pauUo  densiori  et  quodammodo  fibroso,  et  cen- 
trali,  laxiori,  ius  gelatum  referenti.  Ambo  continent  corpuscula 
silicea  varie  formal a.  Die  einzige  neue  Art  (C.  candelabrum)  ent- 
hält in  beiden  Schichten  zweierlei  Kieselkörperchen  ,  vierstrahlige 
Sterne   mit    schlanken,''  Strahlen    und   Skeletstücke     von    complicir- 

Archiv  f.  Naturg.  XXX.  Jahrg.  2.  Bd.  '  K 


146      Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Natur gescWchte 

ter  Form,  die  Verf.  einem  Arm-  oder  Kronleuchter  vergleicht  und 
durch  einen  förmlichen  Stoffwechsel  (nicht  durch  einfache  Auf-  und 
Anlagerung)  aus  einer  zweizinkigen  Gabel  mit  dreilappiger  Basis 
hervorgehen  •  lässt. 

IV.  C  0  rticata  e.  Sj)ongiae  globosae  vel  tuberosae,  spiculis 
siliceis  pertextae,  peculiari  strato  corticali  circumdatae, "  quod  et 
tela  organica  firmiori  fibrillosa  et  plerumque  corpusculorum  siliceo- 
rum  genere  a  parenchymate  interiori  differt.  Die  centrale  Schwamm- 
masse scheint  ausschliesslich  zellig  zu  sein,  während  die  Rinden- 
schicht ihrer  Textur  nach  mit  dem  Fasergewebe  der  Gummischwämme 
übereinstimmt.  Die  Kieselkörper  haben  häufig  die  Gestalt  von 
Ankern  und  Kugeln,  sind  aber  in  beiden  Schichten  beständig  von 
verschiedenem  Aussehen. 

Tethya  Lam.  Corticatae  globosae  vel  subglobosae,  cute  crassa, 
fibrillis  distincte  contexta  et  corpuscula  stellata  continenti  obductae. 
Spicula  usque  ad  peripheriam.  Durch  Form,  lederartige  Beschaffen- 
heit der  Rinde  und  Bildung  der  Kieselkörperchen  scharf  gezeicli- 
net.  Hieher  r.  morumm.  sp.,  T.  lyncurium  Lieberk.,  T.  bistellatan.  s^. 
Das  Kanalsystem  ist  wenig  entwickelt  und  die  Ausströmungsöfifnung 
oft  nicht  wahrzunehmen. 

Stelleta  n.  gen.  Corticatae  subglobosae,  tuberosae.  Cortex 
tenuior,  Stellas  minores  3 — 7  radiantes  continens.  Cavurn  interius 
irreguläre  saepe  obvium.  Spicula  et  simplicia  et  ancoriformia  et  in 
cortice  et  circa  cavernam,  si  quae  est,  fasciculata,  in  cetero  paren- 
chymate plus  minusve  irregulariter  disposita.  Die  Kleinheit  der 
Kerne,  wie  die  zweierlei  Nadelformen  unterscheidet  das  neue  Ge- 
.nus  leicht  von  Tethya.  Hieher  St.  Grvhii  n.  sp.,  St.  Wageneri  n.  sp., 
St.  Boglicii  n.  sp.,  (kuglig,  mit  Steinchen  und  Muschelfragmenten  ganz 
überdeckt),  St.  lUscophora  n.  sp.  (mit  zahlreichen,  dicht  an  einander 
stossenden  Oeffnungen  auf  der  dünnen  Rindenschicht  des  unregel- 
mässig geformten  Körpers)  ,  St.  mamUlaris  n.  sp.  (ein  Aggregat 
grosser  Zitzen,  deren  jede  auf  der  Spitze  ein  weites  Ausführloch  trägt). 

Caminus  n.  gen.  Corticatae  globosae,  osculo  magno,  Ca- 
mino simili,  x^i'aeditae.  Cortex  durus  nonnisi  globulos  siliceos  con- 
tinet,  parenchyma  vero  nonnisi  spicula  simplicia.  C.  Vtdcani  n.  sp. 
Die  schwarzbraune  Rinde  bildet  eine  förmliche  Schale,  die  eine 
weissliche  Pulpa  in  sich  einschliesst. 

Geodia  Lam.  Corticatae  tuberosae  vel  tuberoso  depressae, 
canalibus  et  sinuositatibus  irregulariter  perraeatae.  Globuli  silicei 
in  corticem  agglutinati.  Spicula  variae  formae  circa  peripheriam 
fasciculata  et  radiantia,  in  interiori  parenchymate  plus  minusve  irre- 
gulariter disposita.  Die  Rindenschicht  enthält  ausser  den  Kugeln 
noch  längere  Nadeln,  welche  dieselbe  oft  wie  mit  einem  Flaume 
bedecken.      Ausströmungsöffnungen  klein,    mit  blossem  Auge  nicht 


dor  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  147 

walirnebmbar.  -Plieher  G.  placenta  n.  sp.,  G.  gifjas  n.  sp.  (ein  fast 
fussgrosse  Kugel),  G:  luberosa  n.  sp.,  G.  conchilega  n.  sp. 

Ancorina  n.  gen.  Cortiöatae,  quarum  cortex,  nee  Stellas 
siliceas,  nee  globulos  ccntinens,  nonnisi  spiciilorum  vel  ancorarum 
tela  fibrillosa  coniunctarum  fasciciilis  formatiir.  Durch  Abwesenheit 
der  Sternchen  und  Kugeln  zur  Genüge  unterschieden.  Sp.  n,  A. 
cerebrum  (von  der  Grösse  eines  Kindskopfes),  A.  Verruca. 

V.  //  a  l  i  c  h  0  n  d  r  i  a  e.  Spongias  spiculis  siliceis  pertextae.  quae 
ob  telam  laxiorem  et  minus  spissam  quamquam  saepius  subcorneam 
nee  Gummineis  adnumerantur,  neque  Corticatis  ob  defectum  strati 
corticalis.  Eine  Gruppe,  die  auch  nach  Ausscheidung  der  Gurami- 
und  Rindenschwämme  kaum  eine  natürliche  Einheit  darstellt  und 
später  wohl  noch  mehrfach  zersplittert  werden  wird.  So  bilden 
namentlich  vielleicht  die  Arten,  deren  Nadeln  in  deutlichen  Hornfa- 
sern  liegen  (Corneo-silicispongiae)  eine  besondere  Gruppe,  nur  dass 
diese  sich  einstweilen  noch  nicht  gehörig  begrenzen  lässt.  Unser 
Verf.  unterscheidet  folgende  Arten: 

Esperia  Nardo.  Halichondriae  subdendroideae,  interdum  tu- 
berosae  vel  crustaceac,  compagine  minus  firma,  praesertim  exsicca- 
tae  fragiles.  Superficies  plerumque  minutissime  reticulata,  aculeis 
non  exstantibus.  Spicula  ita  inter  se  substantiae  involventis  ope 
coniuncta,  ut  fibrae  inuumerae  formentur,  quae  vario  modo  inter  se 
anastomozantes  sceletum  constituunt  reticulatum.  Praeter  spicula 
aculeiformia  corpuscula  hamata  generi  propria,  aliaque  sigmoidea 
inveniuntur.  Die  eigenthümlichen  diesem  Genus  charakteristischen 
Kieselkörperchen  vergleicht  Verf.  mit  einem  Pantoffel.  Je  nach  der 
soliden  oder  hohlen  Beschaffenheit  der  Aeste  theilt  Verf.  die  beob- 
achteten Arten  zunächst  in  zwei  Gruppen :  a)  E.  Contarenii  Mart., 
E.  foraminosa  n.  sp.  (mit  anastomosirenden  Zweigen),  E.  Bauriana 
n.  sp.,  E.  tunicala  n.  sp.  fmit  unregelmässig  kolligen  Zweigen),  E. 
Bowerbankii  n.  sp.  b)  E.  syrinx  n.  sp.,  E.  Lorenz-ii  n.  sp.  Noch 
andere  Arten  w^eichen  durch  ihre  unregelmässige  Form  von  dem 
gewöhnlichen  Habitus  ab:  E.  7nassa  n.  sp.,  E.  modesla  n.  sp.  (eine 
incrustirende  Art ,  sehr  häufig  in  den  Zwischenräumen  der  Caryo- 
phyllia  caespitosa),  E.  velutata  Lieberk. 

Claihria  u.  gen.  Halichondriae  maxime  ramosae,  ramis  in 
modum  clathrorum  saepissime  inter  se  connexis.  Substantia  aciculas 
involvens  subcornea,  elastica,  dum  aqua  est  imbuta,  fragilis  et  fere 
friabilis,  dam  Spongia  est  exsiccata.  Rete  microscopicum  spiculo- 
rum,  ista  substantia  coniunctorum  maxime  irreguläre.  Arten  von 
sehr  auffallender  Gitterform:  Gl.  coralloides  Ol.  (Sp.  clathrus  Esper), 
Cl.  compressa  n.  sp. 

Raspailia  Nardo.  Halichondriae  e  basi  tenui  incrustante  gra- 
ciliter    arborescentes,    stipite    vel    solitario.    vel  dichotome  ramoso. 


148       Leuckart:  Bericht  üb.  d.  lieist.  in  d.  Naturgeschichte 

Spicula  substantiae  siibcorneae  ope  stipate  coadnata,  partim  vertica- 
lia,  partim  horizontalia  et  e  superficie  prostantia.  Color  nigrofuscus 
vel  e  viridi  niger,  pigmento  stipato  et  copioso  acubusque  adhaerente 
et  coalescente.  Schwämme,  die  sich  aus  einer  sehr  dünnen  Kruste 
als  Basis  in  Form  schlanker  unverzweigter  oder  dichotomischer  Ru- 
then federkieldick  bis  auf  1'  erheben.  R.  viminalisn.  sp.,  />.  Freyerii 
n.  sp.,   B.  stelligera  n.  sp. 

Axinella  n.  gen.  Ilalichondriae  dendroideae.  tenaciusculae, 
saepe  subelasticae  et  flexiles.  Axis  firmior  e  fibris  subcorneis  et 
spicula  includentibus  formata.  Spicula  non  insignia,  saepe  longiora 
et  arcuata.  Die  Hornsubstanz  beschränkt  sich  auf  die  den  ganzen 
Stock  durchziehende  Achse  und  bildet  mit  ihren  Einschlüssen  ein 
vorzugsweise  in  der  Längsrichtung  ausgedehntes  Netzwerk.  A.  cin- 
namomea  Nardo  (Sp.  damicornis  Esp.  ?),  A.  terrvcosa  n.  sp.,  A. 
polijpoides  n.  sp.  (mit  Ausflussöffnungen ,  die  an  dem  gewöhnlich 
unverästelten  Stamme  in  sternförmiger  Anordnung,  gruppenweise  in 
flachen  Vertiefungen,  stehen),  A.  cannabina  Esp.,  A.  foveolaria Nardo. 

Acatithel  la  n.  gen.  Halichondriae  ramosae  et  fruticosae, 
tamquam  spinis  obsitae.  Cutis  laevis,  porosissima,  quae  in  ramis 
crassioribus  sola  pigmento  infecta  est  et  verae  pellis  instar  a  pa- 
renchymate  distinguitur.  Parenchyma  spisse  impletum  spiculis 
simplicibus  longioribus,  substantia  firmiori  non  inclusis.  Yon  einem 
fast  cactusartigen  Habitus  ,  mit  knotigen  Aesten  und  dornartigen 
Erhabenheiten  auf  den  Kanten.     Sp.  n.  A.  acuta,  A.  oblusa. 

Suburites  Nardo.  Halichondriae  polymorphae,  vel  fruticosae, 
vel  tuberosae.  Superficies  plerumque  laevis.  Oscula  rara.  Corpus- 
cula  silicea  praevalentibus  aculeis  capitatis  vel  irregulariter  per 
pulpam  animalem  disposita  sunt,  vel  tractus  irreguläres  reticulatos 
formant.  Cutis,  si  quae  est,  peculiaris,  decolor.  Pigmentum  rubrum 
vel  fulvum  per  totam  spongiam  dispersum.  Arten  von  fleischig- 
strauchförmiger  oder  knolliger  Form  mit  vorherrschend  stecknadel- 
förmigen  Kieselkörperchen.  8.  crambe  n.  sp.  (mit  Nadeln,  die,  wie 
bei  den  Esperien,  zu  einem  ziemlich  zusammenhängenden  Maschen- 
werk vereinigt  sind,  in  der  Form  einer  Acanthella  ähnlich),  S.  fru- 
ticosus  n.  sp.,  S.  arcicola  n.  sp.  (überzieht  gewöhnlich  die  Rückseite 
von  Area  Noae),  S.  massa  Nardo,  S.  domuncula  Ol.  (einer  der  ge- 
meinsten Schwämme  ,  der  sich  gewöhnlich  auf  den  von  Paguren  — 
meist  P.  pallidus  —  bewohnten  Schneckenhäusern  ansiedelt  und  bei 
fortgesetztem  Wachsthume  die  Kalkmasse  derselben  auflöst),  S.  huma 
n.  sp.,  S.  lobatus  Lieberk.,  S.  flavus  Lieberk. 

P apil  iina  n.  gen.  Halichondriae  tuberosae  vel  crasse  cru- 
staceae.  Oscula  frequentia  in  cacumine  peculiarium  papillarum.  Spi- 
cula nonnisi  capitata.  Durch  gi'osse  Entwickelung  des  Canalsystems 
ausgezeichnet.      (Vielleicht  eine   blosse  Untergattung  von  Suburites. 


der  niederen  Thiere  während   des  Jahres  1863  149 

P.  suberea  n.  sp,  in  fladenartigen  Stücken  von  über  72'  Länge,  P. 
nigicans  n.  sp. 

C  r  ibr  eil  a  n.  gen.  Ilalichondriae,  quarum  foramina  micro- 
scopica,  per  quae  aqua  intrat  in  corpus,  non  disposita  sunt  sine 
ordine  supra  totam  superficiem,  sed  collccta  in  acervos  et  cribra 
distincte  circumscripta.  Durch  die  regelmässige  Anordnung  der 
Poren  sehr  auflallend  ausgezeichnet.  Sp.  n.  Cr,  haviifiera  (in  Form 
den  massiven  Suburiten  vergleichbar),  Cr.  elegans  (mit  rothen  Hü- 
geln auf  weissem  Grunde). 

Myxilla  n.  gen.  Halichondriae  polymorphae,  molleset  mu- 
cosae, fragiles  ,  fere  omnes  spiculis  nodosis  insignes.  Weiche  Kör- 
per von  unregelraässiger  Form,  die  reichliche  Massen  eines  zähen 
Schleimes  absondern.  Hieher  M.  rosacea  Lieberk.,  M.  fasciculata 
Lieberk.,  M.  venetn  n. sp.  M.  (?)  rubiginosan.  sp.,  M.  anhelans  Lieberk. 

Renieria  Nardo.  Halichondriae  porosissimae,  fragiles  et  quae 
siccae  facillime  digitis  in  pulverem  conteruntur.  Spicula  simplicis- 
sima  et  uniformia,  numquam  nodosa.  Die  der  Gestalt  nach  ausser- 
ordentlich wechselnden  Arten  (massige,  röhrige,  verästelte,  krustige) 
haben  im  frischen,  wie  im  trocknen  Zustande  eine  nur  geringe  Con- 
sistenz  und  alle  dieselben  einfachen  Nadeln.  R.  aquaednclus  n.  sp. 
(röhrig,  mit  einfacher  Ausmündung),  Cr.  cratera  n.  sp.,  R.  alba  n.  sp., 
B.  ßbulala  n.  sp..  R.  nifjrescens  n.  sp.  (mit  knollig  knotigen  Aesten, 
die  bis  zu  3  Zoll  dick  werden),  R.  ßligrann  n.  sp.,  R.  palmata  Lie- 
berk., R.  semitubulosa  Lieberk.,  R.  digiiata  n.  sp.  (mit  der  vorigen 
Art  in  Venedig  sehr  gemein),  R.  luxurians  Lieberk.,  R.  (?)  calyx  Nardo 
(bildet  über  fusshohe  Becher),  R.  (?)  dura  Nardo. 

Vioa  Nardo  (=  Cliona  Grant).  Halichondriae  parasiticae  et 
perforantes,  lapides  et  conchylia  incolentes.  V.  viridis  n.  sp.  (in 
Caryophyllia  caespitosa  und  den  dieselbe  überziehenden  Corallinen),  T. 
(jrandii  n.  sp.  (in  Kalkstein),  V.  Uuncocci  n.  sp.  (gleichfalls  in  Kalk- 
stein), V.  JohnUonii  n.  sp.  (in  Spondylus  gaederopus). 

Sc 0  p alina  n.  gen.  Halichondriae  foliaceae,  cavernosae,  et 
supra  superficiem  et  interne  emittentes  processus  subcorneos  ,  qui 
soll  spicula  gerunt,  in  cetero  molliori  parenchymate  deficientia.  .^r. 
lupltyropoda  n.  sp. 

VI.  Halis  ar  ein  ae.  Spongiae  molles,  non  fibrosae,  corpus- 
cula  calcarea  vel  silicea  non  continentes.  Unterscheiden  sich  durch 
ihre  einfach  zellige  Textur  von  den  skeletlosen  Gummischwämmen. 
Gen.  unic.  Halisarca  Duj.  mit  //.  lobvlaris  n.  sp. 

lieber  die  von  Schmidt  zum  Zwecke  der  künst- 
lichen Schwammzucht  angestellten  wichtigen  und  interes- 
santen Experimente,  deren  glückliche  Resultate  aus  den 
Berichten    der  Grazer   Zeitung  1863.    Nr.  161  zu  ersehen 


150       Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturg'eschiclite 

sind,  werden   wir  nach  späterer  ausführlicher  Mittheilüng 
in  dem  nächsten  Jahre  zu  referiren  haben. 

Zur  Yergleichung  mit  dem  Seh midt'schen  Systeme 
und  zur  Ergänzung  desselben,  lassen  wir  hier  eine  Ue- 
bersicht  der  von  Bowerbank  angenommenen  Spongien- 
gattungen  folgen,  wie  sie  in  der  dritten  Abhandlung  des 
Verf.'s  „on  the  anatomy  and  phjsiology  of  the  Spongia- 
dae«  (Transact.  philos.  Society  1862.  P.  152.  p.  1087—1135. 
Tab.  72 — 74),  die  der  Systematik  gewidmet  ist,  aufgeführt 
und  charakterisirt  sind.  Bei  dem  bedeutenden  Umfange, 
den  die  viele  Jahre  lang  unermüdlich  fortgesetzten  Un- 
tersuchungen des  Verf.'s  gewonnen  haben,  kann  es  uns 
nicht  überraschen,  wenn  wir  auch  hier  einer  ungewöhn- 
lich grossen  Menge  neuer  Genera  begegnen.  Ein  Theil 
derselben  scheint  mit  S  chmi  dt'schen  Gattungen  zusam- 
menzufallen ;  da  jedoch  die  Principien  der  Genusbildung 
bei  Bowerbank  und  Schmidt  oft  weit  auseinander 
gehen,  so  müssen  wir  es  einer  kundigeren  Hand  überlas- 
sen, die  Synonymie  im  Einzelnen  festzustellen.  Die  Ar- 
ten sind  von  unserem  Verf.,  mit  wenigen  Ausnahmen, 
nur  mit  Namen  aufgeführt  und  in  der  Regel  nur  auf  ein- 
zelne typische  Formen  beschränkt.  Da  Verf.  nur  wenig 
Gelegenheit  hatte,  frische  Exemplare  zu  untersuchen  und 
auch  bei  seiner  Charakteristik  überall  nur  die  von  ihm 
so  genau  studirte  Bildung  des  Skelets  im  Auge  hatte, 
so  erklärt  es  sich ,  dass  er  die  Gruppen  der  Kiesel- 
schwämme in  ihrem  früheren  Umfange  beibehält  und  die 
gewöhnliche  Eintheilung  in  drei  Ordnungen  unbedenklich 
annimmt.  (Den  Hornschwämmen  werden  freilich  auch 
einzelne  Arten  mit  Kicselnadeln  zugerechnet.) 
Ord.  I.  Calcarea. 

Gen.  Grantia  Flemg.  (non  Schm.)  Sponge  furnished  witli  a 
central  cloaca,  parietes  constructed  of  interstitial  cells,  more  or  less 
regulär  and  angular  in  form,  disposed  at  right  angles  to  the  exter- 
nal  surface,  and  extending  in  length  from  the  outer  to  vary  near  the 
inner  surface  of  the  sponge ,  where  each  terminates  in  a  single  os- 
culum.  Type:  G.  compressa  Johnst.  und  G.  ciliata  Johnst.  (Enthält 
Arten  mit  einer  und  solche  mit  mehreren  Ausflussröhren,  deren  er- 
stere  bei  Schmidt  das  Gen.  Sycon  bilden.) 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  151 

Gen.  n.  Leuco  s  olenia.  Sponge  fistular.  formed  of  a  single 
layer  of  triradiate  and  other  spicula  surrounding  a  large  central 
cloaca,  which  extends  into  all  parts  of  the  sponge.  Type :  Grantia 
botryoides  Flmg.  (=  Grantia  Schm.) 

Gen.  Leuconia  Gr.  Sponge  furnished  witli  cloacae,  one  or 
more.  Parietes  of  sponge  formed  of  a  mass  of  irregularly  disposed 
interstitial  membranes,  and  triradiate  and  other  spicula;  parmeated 
by  sinuous  excurrent  canals,  the  oscula  of  whicji  are  irregularly 
disposed  over  the  surface  of  the  cloaca.     Type :  Gr.  nivea  Flg. 

Gen.  n.  Leti  c  o qy  p  sia.  Sponge  massive,  without  cloacae; 
formed  of  irregularly  disposed  membranous  tissues  and  spicula.  Oscula 
at  the  external  surface.  Hieher  L.  Gossei  n.  sp.  England  und  L. 
algoensis  n.   sp. 

Ord.  IL    Silicea. 

Subord.  1.  Spiculo-radiate  scleletons.  Not  reticulate.  Com- 
posed  of  spicula  radiating  in  fasciculi  or  separately  from  the  base 
or  axis  of  the  sponge. 

Gen.  Geodia  Lam.  Sceleton:  spicula  fasciculated,  radiating 
from  the  base  or  central  axis  of  the  sponge  to  the  surface.  Der- 
mis crustular,  furnished  abundantly  with  closely  packed  Ovaria  (i.  e. 
global!  silicei  Schm.,  die  Verf.,  wie  die  sog.  Gemmulae  der  Spon- 
gillen,  für  Eierstöcke  hält).  Ovaria  siliceous,  composed  of  cuneiform 
spicula,  firmly  cemented  together  by  silex,  in  lines  radiating  from 
the  centre  of  the  ovary.  Pores  furnished  with  oesophageal  tubes 
terminating  in  the  distal  extremity  of  the  intermarginal  cavities. 
Intermarginal  cavities  separate,  symmetrical,  subcylindrical;  each 
furnished  with  a  membraneous  valve  at  its  proximal  extremity.  (Verf. 
kennt  von  diesem  Genus  7  verschiedene  Arten.) 

Gen.  Pachymatisma  Bow.  Sceleton  composed  near  the  exter- 
nal surface  occasionally  of  short  fasciculi  of  siliceous  spicula,  dis- 
posed in  lines  at  obout  right  angles  to  the  surface  of  the  sponge. 
Central  portion  of  the  sponge  unsymmetrical.  Alles  übrige  wie  bei 
Geodia.  (Mit  drei  Arten,  unter  denen  P.  Johnstonii  n.  sp.  von 
England.) 

Gen.  n.  Ecionemi  a.  Sponge  having  a  streng  axial  column 
or  centre  of  closely  packed  siliceous  spicula  disposed  in  lines  pa- 
rallel to  the  long  axis  of  the  sponge,  from  which  axial  column  or 
centre  a  peripherical  System  of  spicula  radiates  at  about  right  an- 
gles. Distal  ends  of  the  radii  furnished  more  or  less  with  ternate 
connecting  spicula,  the  radii  of  which  are  disposed  immediately  be- 
neath  the  dermal  membrane.  Type:  E.  acervus  n.  sp.  (Mit  Anco- 
rina  Schmidt  verwandt.) 

Gen.  Alcyoncellum  Quoy  etG.  (Euplectella  Ow.)     Sponge  fistu- 


152       Leuckai^t:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  tl.  Naturgescliiclite 

late;  fistula  single,  elongate,  without  massive  base.  Sceleton:  pri- 
mary  fasciculi  radiating  from  the  base  in  parallel  straight  or  slight- 
ly  Spiral  lines;  secondary  fasciculi  at  right  angles  to  the  primary 
ones.  Oscula  congregated,  with  or  without  a  marginal  boundary 
to  their  area.     A.  aspergillum  Ow.  u.  a. 

Gen.  n.  Polymastia.  Sceleton  a  basal  mass;  central  por- 
tion  consisting  of  a  plexus  of  contorted  anastomosing  fasciculi,  re- 
solving  themselves  near  the  surface  into  short  straight  bundles  dis- 
posed  at  nearly  right  angles  to  the  surface.  Oscula  congregated, 
elevated  on  numerous  long  fistulae.  Fistulae  composed  of  nume- 
rous  parallel  fasciculi,  radiating  from  the  base  to  the  apex  of  each 
in  straight  or  slightly  spiral  lines.  Type:  Halichondria  fistularis  Fl. 

Gen.  n.  Haly  phy  sema.  Sponge  consisting  of  a  hollow  ba- 
sal mass  wrhich  emanates  a  single  cloacal  fistula.  Sceleton:  spicula 
of  the  base  disposed  irregularly;  spicula  of  the  fistula  disposed 
principally  in  lines  parallel  to  the  long  axis  of  the  sponge,  without 
fasciculation.  Type:  H.  Tvmavoimczii  n.  sp..  der  kleinste  Schwamm 
der  englischen  Küste,  nicht  grösser  als  V". 

Gen.  n.  Ciocalyp  t  r  a.  Sceleton  composed  of  numerous  clo- 
sed  columns,  each  consisting  of  a  central  axis  of  compact,  irregu- 
larly elongated  reticulated  structure,  from  the  surface  of  which  ra- 
diate,  at  about  right  angles,  numerous  short  sim^Dle  cylindrical  pe- 
dicels,  or  stout  fasciculi  of  closely  packed  spicula;  the  distal  ends 
of  each  pedicel  separating  and  radiating  in  numerous  curved  lines, 
which  spread  over  the  inner  surface  of  the  dermal  membrane,  se- 
parating and  sustaining  it  at  all  parts,  at  a  considerable  distancc 
from  the  central  axis  of  the  sceleton.     Sp.  n.  C.  penicillus. 

Tethea  Lam.  Sponge  massive,  suborbicular,  Sceleton  consi- 
sting of  fasciculi  of  spicula.  Fasciculi  radiating  from  a  basal  or 
excentrical  point  to  the  surface.  Intermarginal  cavities  unsymme- 
trical,  confiuent.  Propagation  by  internal  gemmulation.  (Scheint  in 
der  Fassung  unseres  Verf.  ausser  den  echten  Tetheen  auch  andere 
rindenlose  Arten  zu  enthalten.) 

Gen.  n.  Halicnemia.  Sceleton  formed  of  a  single  superior 
Stratum  of  spicula  radiating  from  the  centre  to  the  circumference 
of  the  sponge  at  about  its  middle,  and  of  an  inferior  Stratum  of 
spicula  distributed  without  ordre.     2  Arten. 

Gen.  n.  Die  ty  ocylitidrv  s.  Sceleton  without  fibre.  compo- 
sed of  a  loosely  compacted  axis  of  spicula,  disposed  principally  in 
the  direction  of  the  line  of  the  axial  column,  from  which  a  peri- 
pherical  System  of  long  single  or  fasciculated  defensive  spicula  ra- 
diate  at  right  angles  to  the  axial  column.  Type:  Hai.  damicornis 
Mont.  (=  Axinella  Schm.). 


der  niederen   Thiere  wälirend  des  Jahres  I8fi3.  153 

Gen.  n.  Phahellia.  Sceleton  composed  of  a  multitude  of 
primary  cylindrical  axes,  radiating  from  a  common  base  and  rami- 
fying  continuously.  from  which  emanate  at  about  right  angles  to 
the  axes  secondary  series  of  ramuli,  which  ramify  continuously  as 
they  progress  towards  the  surface,  but  never  appear  to  anastomose. 
Type :  Hai.  ventilabrum  Johust. 

An  diese  Genera  reiht  Verf.  noch  eine  Anzahl  von  Formen, 
die  sich  durch  die  vorwaltende  Entwickelung  ihres  Basaltheiles  aus- 
zeichnen und  dem'Gen.  Raspailia  Schm.  nicht  fern  zu  stehen  scheinen. 
Es  sind: 

Gen.  n.  Microciona.  Sceleton  a  common  basal  membrane, 
whence  spring  at  or  about  right  angles  to  its  plane  numerous  se- 
parate columns  of  spicule  intermixed  with  keratose,  furnished  ex- 
ternally  with  spicula,  which  radiate  from  the  columns  at  various 
angles  towards  the  dermal  surface  of  the  sponge.  Type:  M.  atro- 
sangninea  n.   sp. 

Gen.  n.  Hymerapliia.  Sceleton  a  single  basal  membrane, 
whence  spring  numerous  large  separate  spicula,  which  pass  through 
the  entire  thickness  of  the  sarcodous  Stratum,  to  or  beyond  the 
dermal  surface  of  the  sponge. 

Gen.n.  Hymed e sivi a.  Sceleton  a  common  basal  membrane 
sustaining  a  thin  Stratum  of  disjoined  fasciculi  of  spicula.  Sp.  n.  //. 
Zeüandica.  (Hat  pantofifelförmige  Körperchen  —  retentive  spicula 
Bow.  —  wie  Esperia.) 

Subord.  2.  Spiculo-membranous  sceleton.  Composed  of  in- 
terstitial  membranes  having  the  sceleton-spicula  irregularly  disposed 
on  their  surfaces. 

Gen.n.  Hynieniacidon.  Sceleton  without  fibre;  spicula 
without  Order,  imbedded  in  irregularly  disposed  membranous  stru- 
cture.  Type :  H,  caruncula  Bow.  (Nach  Anwesenheit  der  charakteristi- 
schen ,.panto£felförmigen"  Körperchen  Arten  des  S  chmidt'schenGen. 
Esperia,  denen  freilich  ein  reticulirtes  Skeletgewebe  beigelegt  wird. 
Auch  das  Gen.  Halisarca  will  Yerf.  hier  einreihen,  weil  er  bei  H. 
Dujardinii  zahlreiche  kleine  Spicula    gefunden  habe.) 

Subord.  3.  Spiculo-reticulate  sceletoüs.  Sceleton  continuously 
reticulate  in  structure,  but  non  fibrous. 

Halichondria  Flem.  Sceleton  without  fibre,  composed  of  an 
irregulär  polyserial  network  of  spicula  cemented  together  by  keratode. 
Als  Typus  dieses  artenreichen  Geschlechts  betrachtet  Verf.  Hai. 
panicea  Johnst.  (=   Suberites  Schm.) 

Gen.  Hyalonema  Gray.  Sceleton  an  indefinite  network  of 
siliceous  spicula,  composed  of  separated  elongated  fasciculi  reposing 
on  continuous  membranes,  having  the  middle  of  the  sj^onge  perfo- 
rated  vertically  by  an  extended  spiral  fasciculus  of  single  elongated 


154       Leuckart:  Bericht  üb.  d.Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

and  very  large  spicula,  forming  the  axial  sceleton  of  a  columnar 
cloacal  System. 

Gen.  n.  Isodictya.  Sceleton  without  fibre,  composed  of  a 
symmetrical  network  of  spicula ;  the  primary  lines  of  the  sceleton 
passing  from  the  base  or  centrum  to  the  surface  and  the  secondary 
lines  disposed  at  about  right  angles  to  the  primary  ones.  Propagation 
by  internal  mem.branaceous  aspiculous  gemmulae.  Als  Typus  dieses 
artenreichen  Genus  wird  aufgeführt :  T.  infundibuliformis  Bow.  (Dürfte 
wohl  meist  mit  Reniera  Schm.  zusammenfallen.) 

Spongilla  L.  Sceleton  without  fibre,  composed  of  a  symme- 
trical network  of  spicula;  the  primary  lines  of  the  sceleton  passing 
from  the  base  or  centrum  to  the  surface  and  the  secondary  lines 
disposed  at  about  right  angles  to  the  primary  ones.  Reproductive 
Organs  ovaries  coriaceous  and  abundantly  spiculous.  Alle  Arten 
gehören  dem  Süsswasser  an.     Mit  Sp.  fluviatilis  Johnst.  als  Typus. 

Subord.  4.  Spiculo-fibrous  sceletons.  Regularly  fibrous.  Fi- 
bres  filled  with  spicula. 

Gen.  n.  Desmacidon.  Sceleton  fibrous,  irregularly  reticu- 
lated.  Fibres  composed  entirely  of  spicula  arranged  in  accordance 
withi  the  axis  of  the  fibre,  cemented  together  and  thionly  coated 
with  keratode.  Hieher  als  brittische  Arten:  Hai.  aegagropila  Johnst. 
und  H.  fruticosa  Johnst. 

Gen.  n.  Raphyrus.  Sceleton  fibrous,  but  not  horny.  Fibre 
composed  of  a  dense  mass  of  siliceous  spicula  mixed  together  with- 
out ordre.     Einzige  Art  R.  Griffithsii  Bow. 

Subord.  5.  Compound  reticulate  sceletons,  having  the  pri- 
mary reticulations  fibro  -  spiculate,  and  the  interstices  filled  with  a 
secondary  spiculo-reticulate  sceleton. 

Gen.  n.  Diplodemia.  Sceleton  fibrous;  fibres  keratose,  he- 
tero-spiculous ;  combined  with  a  secondary  sceleton  of  irregulär 
network  of  spicula;  rete  unispiculate,  rarely  bispiculate.  Ovaries 
membranous  and  spiculous.  Einzige  Art  D.  vesicula  n.  sp.  aus 
Schottland. 

Subord.  6.  Solid  siliceo  -  fibrous  sceleton.  Sceletons  reticu- 
late. Fibres  composed  of  concentric  layers  of  solid  silex,  without 
a  central  canal.     Reticulations  unsymmetrical. 

Gen.  Dactylocalyx  Stutchbury  (Iphiteon  Mus.  Par.).  Sceleton 
siliceo-fibrous.  Fibres  solid  cylindrical.  Reticulations  unsymmetri- 
cal. Eine  höchst  interessante  Form  mit  kiesligem  Fasernetz,  die 
als  D.  pumicea  beschrieben  wird  und  von  Barbadoes  stammt. 

Subord.  7.  Canaliculated  silico  -  fibrous  sceletons.  Sceleton 
reticulate ,  symmetrical.  Fibres  composed  of  concentric  layers  of 
solid  silex,  with  a  continuous  central  canal. 

Gen.  un.  n.  Farrea  mit  F.  occa   n.  sp. 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  155 

Ordo  III.    Keratosa. 

Subord.  1.     Solid  non  spiculate  kerato-fibrous  soeletons. 
Gen.  Sponoia  L.      Sceleton   kerato-fibrous.     Fibres  solid,  cy- 
lindrical,  aspiculous.     Rete  unsymmetrical.     Zahlreiche  Arten,  unter 
denen  Sp.  ofticinalis  L. 

Gen.  n.  Sp  onfji  onell  n.  Sceleton  kerato -  fibrous.  Fibres 
solid,  cylindrical,  aspiculous.  Rete  symmetrical ;  primary  fibres  ra- 
diating  from  the  base  to  the  apex.  Secondary  fibres  disposed  at 
nearly  right  angles  to  the  primary  ones.  Type:  Sp.  pulchella  So- 
werby.     (Cacospongia  scalaris  Schm.  ?) 

Subord.  2,  Solid  semispiculate  kerato-fibrous  sceletons. 
Gen.  Halispongia  Bl.  Sceleton  kerato-fibrous.  Fibres  solid; 
primary  fibres  compressed,  containing  an  irregularly  disposed  series 
of  spicula.  Secondary  series  of  fibres  unsymmetrical,  cylindrical, 
without  spicula.  Zahlreiche  Arten  aus  Australien  und  dem  mittel- 
ländischen Meere.  (Wohl  identisch  mit  Spongelia  Schmidt  —  aller- 
dings nur  in  der  Voraussetzung,  dass  die  Kiesel  spicula  der  dicken 
Fasern  fremde  Einschlüsse  sind.) 

Subord.  3.  Solid,  intirely  spiculate,  kerato-fibrous  sceletons. 
Gen.  Chalina  Grant,  Sceleton  fibrous.  Fibres  keratose,  solid, 
cylindrical  and  interspiculate.  Rete  symmetrical;  primary  lines 
radiating  from  the  basal  or  axial  parts  of  the  sponge  to  the  distal 
portions.  Secondary  lines  of  fibre  at  about  right  angles  to  the  pri- 
mary ones.  Unter  den  zahlreichen  brittischen  Arten  wird  als  Typus 
bezeichnet:  Haiich.  oculata  Johust.  (ob  wirklich  zu  den.Hornschwäm- 
men  gehörig?  Vielleicht  mit  Clathria  Schm.  identisch.) 

Subord.  4.     Simple  fistulo-kerato-fibrous  sceletons. 
Gen.  Verongia    Bow.     Sceleton   kerato-fibrous.     Fibres  cylin- 
drical, continuously    fistulosi    (d.  h.  von  einem  Achsenkanale  durch- 
setzt), aspiculous.     Rete  unsymmetrical.      Type:  Sp.  fistulosa  Lam. 

Subord.  5.     Compound  fistulo-fibrous    sceletons  (d.  h.  mit  Fa- 
sern, die  von  einem  complicirten  Canalsystem  durchzogen  sind). 

Gen.  Auliskia  Bow.     Sceleton  kerato-fibrous.  Fibres  aspiculous, 
cylindrical,    continuously   fistulöse;    primary  fistulae    having  minute 
caecoid  canals  radiating  from  them  in  every  direction.  Rete  unsym- 
metrical.    (In  der  Voraussetzung,    dass  das  Canalsystem  der  Fasern 
von  Parasiten  herrührt,  wohl  identisch  mit  Aplysina  Schm.) 
Subord.  6.     Regulär  semi-areno-fibrous  sceleton. 
Gen.  Stematumenia  Bow.     Primary  fibres  of  the  sceleton  so- 
lid, more  or    less  compressed,    containing    a    central    axial   liue    of 
spicula  and  gi-ains  of  extraneous  matters.     Interstitial  structure  ab- 
undantly  fibro-membranous.     (Wohl  mit  Hircinia  Nardo  identisch.) 
Subord.  7.     Irregulär  and  entirely  areno-fibrous  sceletons.  Mit 


156      Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Skeleten,  die,  wie  bei  Dysidea  Johnst.  (Arten  des  Gen.  Spongelia 
und  Cacospongia),  kaum  mehr,  als  zusammenhängende  Anhäufungen 
von  Sand  darstellen. 

Der  zweite  Theil  der  B  o  w  e  r  b  a  n  k' sehen  Abhand- 
lung (1.  c.  p.  747 — 836.  Tab.  27 — 35)  enthält  eine  detall- 
lirte  Beschreibung  der  einzelnen  Theiie  des  Schwamm- 
körpers und  giebt  ausserdem  eine  Uebersicht  über  den 
Bau  und  die  Physiologie  der  Poriferen.  Wir  lernen  u.  a. 
daraus  die  Thatsache,  dass  das  Gefässsystem  dieser  Thiere 
in  der  Entwicklung  seiner  einzelnen  Abschnitte  einen 
grossen  Wechsel  zeigt,  dass  namentlich  die  ausführenden 
Canäle  nicht  selten  durch  einfache  Kloakhöhlen  vertre- 
ten sind,  die,  je  nach  den  Arten,  in  bald  grösserer,  bald 
geringerer  Anzahl  vorkommen.  Es  giebt  selbst  Schwämme, 
in  denen  statt  eines  eigentlichen  Gefässsystems  im  Umkreise 
derCloakhöhle  nur  eine  Anzahl  von  (flimmernden)  Hohlräu- 
men gefunden  wird,  die  nach  Aussen  und  nach  Innen 
offen  sind  und  den  Wasserwechsel  unterhalten  (Grantia 
Bow.).  Diese  Flimmerräume  (intermarginal  cavitiesj  finden 
sich  bekanntlich  überall  in  der  Peripherie  des  Schwamm- 
körpers, zeigen  aber  in  Grösse  und  Gruppirung  zahlreiche 
Unterschiede.  Bei  Geodia  und  Pachymatisma  können 
sie  durch  einen  eigenen  Klappenapparat  gegen  die  daraus 
hervorkommenden  Kanäle  abgeschlossen  werden.  Die 
Poren  der  äusseren  Körperhaut  sind  bald  bleibende  Or- 
gane (Geodia  u.  a.),  bald  auch  (wie  in  der  Mehrzahl  der 
Fälle)  vergänglich ,  und  im  ersten  Falle  bisweilen  durch 
besondere  Einrichtungen  ausgezeichnet.  Die  Oscula  sol- 
len beständig  persistiren  und  nur,  nach  dem  Willen  des 
Thiers,  zeitweilig  geschlossen  werden.  Die  Substanzen, 
die  daraus  ausgeworfen  v/erden  (thierischer  und  pflanzli- 
cher Abstammung)  tragen  alle  Zeichen  der  vorhergegan- 
genen Verdauung.  Dass  der  Verf.  die  sog.  Gemmulae 
der  Spongillen  als  Ovarien  betrachtet  und  auch  die  Sta- 
chelkugeln der  Rindenschwämme  denselben  zurechnet, 
ist  schon  oben  gelegentlich  bemerkt  worden.  Die  darin 
eingeschlossenen  Zellen  haben  nach  unserem  Verf.  die 
Bedeutung  von  Eiern.  Bei  dem  Gen.  Spongia  will  Verf. 
auch  auf  den  einzelnen  Fasern  zahlreiche  freie  Eier  beob- 


der  niederen  Thiere  wiilircnd  des  Jahres  1863.  157 

eichtet  haben,  doch  gleicht  die  davon  gegebene  Zeichnung 
eher  fremden  anhängenden  Körnern,  als  Eiern.  Auch  auf 
dem  Wege  der  Knospung  sollen  die  Schwämme  sich  fort- 
pflanzen und  zwar  eben  so  wohl  durch  innere  Knospen 
(Schwärmlinge),  wie  durch  äussere  (die  freilich  nur  bei 
Tethya  lyngurium  beobachtet  wurden).  Ob  die  See- 
schwämme auch,  wie  die  Spongjllen,  eine  Theilung  besit- 
zen, lässt  Verf.  unentschieden.  In  Betreff  des  Skcletbaucs 
und  der  in  Form  und  Bildung  so  vielfach  wechselnden 
Einlagerungen  verweisen  wir  auf  die  genauen,  von  zahl- 
reichen Abbildungen  begleiteten  Beschreibungen  desVerf.'s 
mit  der  Bemerkung,  dass  dieselben  nicht  bloss  nach 
ihrem  functionellen  Werthe  classificirt  sind,  sondern  auch 
durch  eine  besondere,  meist  allerdings  etw^as  schwerfällige 
Nomenclatur  einer  präcisen  Charakteristik  zugängig  ge- 
macht sind. 

Balsam  0 -Crivelli,  di  alcuni  Spongiae  del  golfo 
dl  Napoli  f  Atfci  Soc.  ital.  di  sc.  nat.  T.  V.  1863)  kennt 
Verf.  nur  aus  den  Mittheilungen  Schmidt's.  Er  ent- 
nimmt daraus,  dass  Verf.  die  Reniera  dura  und  R.  calix 
als  Typen  zweier  neuen  Gattungen  betrachtet,  die  er  als 
ßclimidtia  und  Lieherhühnia  (schon  vergeben)  be- 
nennt und  folgendermaassen  charakterisirt : 

Schmidtia  Bals.  Spongiae  tuberosae  vel  tuberoso-elongatae, 
vel  inaequaliter  nodosae,  plus  minusve  pedunculatae.  Saepe  singu- 
lae,  interdum  binae  vel  plures  inter  se  coalitae.  Superficie  superiori 
nunc  ovata,  nunc  planulata.  Apertura  saepe  central!  decurrente  in 
tubum  intus  favosum.  cum  canaliculis  parencbymatis  intern!  com- 
municantem.  Parenchyma  plus  m!nusvc  cr!brosum.  Pars  exterior 
sp!cul!s  falcatis  procumbentibus  contexta.  Hieher  ausser  Schm.  dura 
noch  Schm.  clavata  n.  sp.,  Sclim,  fungiformis  n,  sp.,  Schm.  ficifor- 
mis  n.  sp.,  von  denen  die  zwei  letzten  nach  Schmidt  aber  blosse 
Varietäten  der  Schm.  dura  darstellen. 

Lieberkühnia  Bals.  Spongiae  halichondriae  infundibuliformes, 
vel  turbinatae  ,  vel  globosae  vel  excavato  -  compressae.  Textura 
omnimodo  reticulata.  Fibrae  extus  a  substantia  mucosa,  in  exsicca- 
tis  granulosa  obtectae,  et  intus  inter  se  coniunctae.  Spicula  potius 
parvula  leviter  arcuata,  utrimque  acuminata,  serietim  disposita  ad 
fibras  efformandas.     Sp.  n.  L.  aegngropila. 

Ausserdem  beschreibt  Verf.    eine  Anzahl  neuer  Su- 


158       Leuckart:  Bericht  üb.  d.Leist.  in  d.  Naturgeschiclite 

beriten,  unter  denen  S.  appendiculata  (mit  langen  koni- 
schen hinfälligen  Anhängen)  dem  Gen.  Papillina  nahe  zu 
stehen  scheint,  und  liefert  schliesslich  ein  vorläufiges  Ver- 
zeichniss  der  dem  Museum  von  Pavia  aus  Neapel  zugegan- 
genen Schwämme,  das  eine  fast  vollständige  Uebereinstim- 
mung  mit  der  adriatischen  Fauna  zeigt. 

Ehrenberg  bringt  das  berühmte  Hyalonema  Sie- 
boldii  nochmals  zur  Sprache,  um,  nach  der  Beschreibung 
einiger  neulich  aus  Japan  eingetroffener  und  durch  Kunst 
zu  verästelten  Gruppen  vereinigter  Fadenbüschel,  sich 
dahin  auszusprechen,  dass  die  Anwesenheit  der  Polythoen 
ebenso  wenig,  wie  die  spiralige  Drehung  der  Glasfäden 
original  sei,  sondern  erst  durch  die  Behandlung  der  Ja- 
panesen herbeigeführt  werde.  Auch  den  Ursprung  der 
Fasern  hält  Yerf.  noch  nicht  für  ausgemacht,  da  es  ihm 
kaum  glaublich  scheint,  dass  der  basale  Schwamm  die 
natürliche  Muttersubstanz  des  Glasschopfes  abgebe.  Berl. 
Monatsber.  1863.  S.  300—305. 

Lieberkühn  lenkt  (Arch.  für  Anat.  und  Physiol. 
1863.  S.  717--730.  Taf.  XIX)  die  Aufmerksamkeit  der 
Zoologen  auf  gewisse  bis  jetzt  übersehene  Bewegungs- 
phänomene, die  in  ausgezeichnetster  Weise  in  den  Schwära- 
men (Spongillen)  vorkommen  und  sich  in  letzter  In- 
stanz auf  Form-  und  Ortsveränderungen  der  das  Schwamm- 
parenchym  zusammensetzenden  Zellen  zurückführen  las- 
sen. Es  scheint  hiernach  fast,  als  wenn  das  Schwamm- 
parenchym  während  des  Lebens  und  selbst  noch  darüber 
hinaus  in  einer  ununterbrochenen  Verschiebung  begriffen 
sei.  Hier  schliessen  sich  Lücken  und  Hohlräume,  die 
eine  Zeitlang  auf  der  äusseren  Begrenzungshaut  oder  in 
der  Tiefe  des  Schwammkörpers  bestanden  hatten,  dort 
bilden  sich  neue ;  hier  sieht  man  die  Parenchymfäden  zu 
einem  Netzwerke  zusammentreten,  dort  sich  auflösen, 
hier  sich  verdicken,  dort  sich  verdünnen  und  die  schein- 
bar homogene  Structur  in  einen  deutlichen  Zellenbau 
sich  umwandeln.  Besonders  auffallend  sind  die  Ortsver- 
änderungen der  einzelnen  Zellen  an  den  durchsichtigen 
Ausflussröhren,    wo  man   dieselben    unter    fortwährender 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  159 

Formvoränclornng  nicht  selten  auf-  und  abgleiten  oder 
durch  andere  Anfangs  vielleicht  ruhende  sich  hindurch- 
drängen sieht,  obwohl  die  Form  der  Röhren  im  Ganzen 
unverändert  bleibt.  Nicht  selten  bilden  sicli  auch  Va- 
cuolen  von  der  Grösse  eines  Zellenkerncs  oder  darüber, 
die  dann  oftmals,  wie  die  contractilen  Behälter  von  Acti- 
nophrjs,  über  die  Oberfläche  hervorragen.  Bisweilen 
sieht  man  (bei  Aufbewahrung  in  reinem  Brunnenwasser) 
kleinere  oder  grössere  Massen  des  Schv/ammkörpers  sich 
abschnüren,  die  dann  eine  Zeitlang  fortleben  und  sich 
unter  Umständen  sogar  durch  Entwickelung  von  Was- 
sergefässen  und  Wimperkörpern  zu  selbstständigen  Ge- 
schöpfen umbilden.  Auch  der  flimmernde  Embryo  scheint 
sich  mitunter  durch  Theilung  zu  vermehren.  Man  sieht 
wenigstens  mitunter  Exemplare  mit  einer  tiefen  Einschnü- 
rung, fast  wie  eine  8.  Einzelne  beiläufig  angeführte 
Beobachtungen  lassen  zugleich  vermuthen ,  dass  diese 
Embryonen  aus  Zellen  hervorgehen,  deren  Inhalt  einer 
progressiven  Furchung  unterliegt,  ganz  wie  der  Dotter 
der  thierischen  Eier.  Von  den  genuinen  8chwammzellen 
zu  unterscheiden  sind  übrigens  gewisse  amoben-  oder 
actinophrysartige  Parasiten,  die  oftmals  in  Menge  auf  der 
Oberfläche  und  selbst  in  der  Tiefe  des  Parenchyms  ge- 
funden werden ,  und  durch  ihre  Lebenserscheinungen 
(Einkapselung,  Erzeugung  von  monadenartiger  Brut  u.  s.  w.) 
leicht  zu  Täuschungen  Veranlassung  geben.  Aber  auch 
bei  Ausschluss  dieser  Bildungen  erscheinen  die  Elemente 
des  Schwammkörpers  so  eigenthümlich ,  dass  man  im- 
mer von  Neuem  wieder  auf  die  Frage  geführt  wird, 
ob  die  Schwämme  nicht  wirklich,  wje  Dujardin,  Car- 
ter u.  A.  wollten,  blosse  Zusammenhäufungen  von  Amö- 
ben und  Monaden  darstellten,  welche  die  Ilorn-  und  Na- 
delgerüste erzeugten.  Unser  Verf.  ist  übrigens  über  die 
Natur  der  Schwämme  anderer  Meinung.  Er  betrachtet 
dieselben  als  Colonieen,  deren  Individuen  sich  auf  die  be- 
weglichen Embryonen  zurückführen  lassen,  d.  h.  einen 
Complex  gleichartiger  Schwammzellen  mit  Wasserge- 
fässen,  Wimperorganen  und  Skeletgerüst  darstellen. 


160      Leuckart:  Bericht  üb    d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Aus  den  vorläufigen  Mittheilungen  Kolli ker's  über 
den  Bau  der  Spongien  (Wiirzb.  naturwiss.  Zeltung  1863. 
Bd.  IV.  Verhandl.  XIV)  entnehmen  wir,  dass  diese  Thiere 
nicht  bloss  ein  zelliges  Parenchym ,  sondern  zum  Theil 
auch  Bindesubstanz  von  verschiedener  Beschaffenheit  und 
ein  Fasergewebe  enthalten,  das  einerseits  dem  echten  Bin- 
degewebe, andererseits  dem  glatten  Muskelgewebe  nahe- 
steht. (So  besonders  die  Rindenschw^ämme.)  Die  Hörn 
fasern  sind  i\usscheldungen,  die  bei  vielen  Hornschwäm- 
men  mit  einer  oberflächlichen  Cuticula  in  Verbindung 
stehen.  Der  Kanal  der  Kieselnadeln,  der  übrigens  nicht 
überall  gefunden  werden  konnte,  enthält  eine  organische 
Faser,  die  in  manchen  Fällen  über  die  Enden  der  Nadel 
hinaus  sich  fortsetzt.  Aechte  Eier,  mit  Keimbläschen  und 
Keimfleck,  zum  Theil  mit  Ausläufern,  so  dass  sie  stern- 
förmigen Ganglienzellen  ähnlich  sahen,  wurden  gefunden 
bei  Corticium,  Ancorina,  Raspailia,  Dunstervillea,  Nardoa 
und  Spongelia,  w^ährend  sich  Samenfäden  bis  jetzt  nur 
bei  Esperia  truncata  erkennen  Hessen.  Die  Wimperap- 
parate finden  sich  nicht  nur  In  Gestalt  von  kugligen 
Blasen,  sondern  auch  in  Gestalt  von  Kanälen,  die  thells 
überall  denselben  Durchmesser  haben  (Kalkspongien), 
thells  stellenweise  blasige  Anschwellungen  besitzen  (Cor- 
ticium, Gummina,  Spongelia).  Die  Wimperzellen  haben 
deutliche  Kerne  und  immer  nur  ein  Wimperhaar. 


IV.    P  r  0 1  0  z  0  a, 

V.  Carus  theilt  die  Protozoen  in  5  Classen,  die 
Myxocystodea  (Gen.  Noctiluca),  Gregarinae,  Spongiae, 
Rhizopoda  und  Infusoria.  Handbuch  der  Zoologie  IL  S.  567. 

Harting  hatte  Gelegenheit  eine  Anzahl  von  Tief- 
grundgruben (990 — 4000  Faden)  aus  der  Banda-See  zu 
untersuchen  und  knüpft  an  die  Beschreibung  der  von  ihm 
in  grosser  Menge  aufgefundenen  organischen  Ueberreste 
eine  Reihe  von  Betrachtungen,  die  namentlich  die  Frage 
erörtern ,    ob  die    betreffenden  Organismen   In    der  Tiefe 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  161 

der  See  gelebt  haben  oder  erst  nach  dem  Tode  dorthin 
gelangt  seien.  Nach  einer  gründlichen  Erörterung  der 
Frage  entscheidet  sich  Verf.  dahin^  dass  die  ersterc  An- 
nahme bis  jetzt  noch  keineswegs  ausser  Zweifel  gestellt 
und  als  bewiesen  anzusehen  sei.  Die  Mehrzahl  der  dort 
aufgefundenen  und  deutlich  unterschiedenen  Ueberreste 
gehört  zu  der  Gruppe  der  Polycystinen  ^  nur  wenige, 
und  nur  solche  aus  unbedeutender  Tiefe,  zu  den  Polj- 
thalamien.  Ausser  diesen  beiden  Gruppen  waren  noch 
die  Spongiaden  und  Diatomeen  vertreten,  ßijdrag  tot 
de  kennis  der  mikroskopische  Faune  en  Flore  van  der 
Banda-Zee.  Amsterdam  1863.  (34  S.  in  Quarto  mit  drei 
Tafeln).  Die  fast  ausschliesslich  den  Polycystinen  zu- 
gehörenden neuen  Arten  werden  an  geeigneter  Stelle  nam- 
haft gemacht  werden. 

Ehrenberg  berichtet  (Berliner  Monatshefte  1863. 
S.  379 — 394)  über  die  unterseeische  Agulhas-Bank  an  der 
Südspitze  Afrika's  und  die  daselbst  aufgefundenen,  haupt- 
sächlich der  Gruppe  der  Polythalamien  zugehörenden 
Lebensformen. 

1.    Infnsoria. 

S  t  e  i  n's  Vortrag  „über  die  Hauptergebnisse  der 
neuen  Infusorienforschungen"  (Wien  1863.  29  S.  in  Octav) 
enthält  in  anziehender  Form  eine  Schilderung  der  allmäh- 
lichen Entwickelung  unserer  Kenntnisse  über  die  Infuso- 
rien. Der  Standpunkt,  den  Verf.  darin  (gegenüber  Bal- 
biani)  einnimmt,  ist  derselbe,  den  wir  im  letzten  J.  B. 
hervorgehoben  haben. 

Wir  haben  bei  einer  früheren  Gelegenheit  (J.  B.  1859. 
S.  229)  die  Mittheilung  gemacht,  dass  sich  nach  den  Ex- 
perimentaluntersuchungen  Kühne's  der  Faden  des  Vor- 
ticellenstieles  gegen  physikalische  und  chemische  Reagen- 
tien  genau  wie  der  Froschmuskcl  verhalte  und  demge- 
mäss  denn  auch  als  ein  Muskelfaden  betrachtet  werden 
müsse,  zumal  er  im  Wesentlichen  auch  den  Bau  eines 
solchen  besitze.  Die  Richtigkeit  dieser  Angabe  wird  jetzt 
von  Mecznikoff    (Archiv    für  Anat.   u.  Physich  1863. 

Archiv  f.  Naturg.  XXX.  Jahrg.  2.  Bd.  L 


162      Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

S.  180—186.  Journ.  micr.  Science  1863.  p.  285  if.)  bestrit- 
ten. Der  sog.  Muskelfaden  soll  weder  nach  seinem  Baue 
noch  nach  seinem  Verhalten  gegen  Reagentien  als  ein 
muskulöses  Gebilde  betrachtet  werden  dürfen ,  sondern 
ein  contractiles  Parenchym  darstellen,  da  nicht  bloss  die 
Einwirkung  der  Electricität  wesentlich  andere  Effecte  her- 
vorrufe, als  bei  den  Muskeln,  sondern  auch  Rhodankalium, 
Veratrin,  Aetzkali  und  andere  Reagentien,  in  Lösungen, 
die  den  genuinen  Muskel  stark  afficiren,  bei  dem  Vorticel- 
lenstiele  keinerlei  Veränderungen  bedingen.  Auf  welcher 
Seite  das  Recht  ist,  ob  auf  Seite  Kühne's,  der  die  Ex- 
perimente von  Mecznikoff  als  unzuverlässig  und  un- 
richtig bezeichnet  (a.  a.  O.  S.  406 — 411),  oder  auf  der  von 
Mecznikoff,  der  seine  Angabe  seither  nochmals  wieder- 
holt hat  (a.  a.  O.  1864.  S.  291),  müssen  wir  der  Zukunft 
zur  Entscheidung  überlassen. 

Du  Plessis  berichtet  in  seiner  Dissertation  (de 
l'action  des  substanccs  medicamenteuses  sur  les  Infusoires, 
Lausanne  1863.  64  S.  in  Octav  mit  1  Taf.)  über  eine  Reihe 
von  Experimenten,  die  er,  zunächst  in  der  Absicht,  von  In- 
fusorien gute  mikroskoj)ische  Präparate  anzufertigen,  über 
die  Einwirkung  verschiedener  Medicamente  und  physikali- 
scher Agentien  auf  diese  Thiere  angestellt  hat.  Als  bestes 
Conservationsmittel  empfiehlt  derselbe  ein  mit  chromsaurem 
Kali  oder  blosser  Chromsäure  gefärbtes  Glycerin.  Für  die 
Einzelnheiten  müssen  wir  auf  das  Büchlein  selbst  verwei- 
sen, das  darüber  (namentlich  über  das  Verhalten  der  In- 
fusorien gegen  organische  Substanzen)  manches  neue  bie- 
tet. Leider  vermisst  man  überall  ein  genauere  Angabe 
der  Quantitäts-  und  Concentrationsverhältnisse. 

Einer  Mittheilung  von  Buch  holz  (Arch.  für  Anat. 
u.  Physiol.  1836.  S.  257)  entnimmt  Ref.  die  interessante 
Notiz,  dass  es  W  i  t  ti  c  h  gelungen  ist,  den  Farbestoff  der 
Euglena  sanguinea  in  ausgezeichnet  schönen,  grossen,  sehr 
regelmässig  ausgebildeten  Crystallen  isolirt  herzustellen. 
Bei  Behandlung  mit  concentrirter  Schwefelsäure  verwan- 
deln diese  Crystalle  ihre  rubinrothe  Farbe  in  Blau,  ganz 
wie  es  Buch  holz  auch  bei  dem  Pigmente  der  Ganglien- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  163 

zollen  von  Tjvmnaeiis  und  Planorbis,  so  wie  bei  den  ro- 
thcn  Farbstofien  zahlreicher  Fischschwänze  beobachtete. 

Ueber  denselben  Gegenstand  handelt  Witti  ch  selbst 
in  Virchow's  Archiv  für  pathol.  Anat.  Bd.  27.  S.  573—575. 
Die  rothe  Farbe  rührt  von  einer  an  ein  verseifbares  Fett 
gebundenen  Substanz  her,  die  mit  dem  sonst  so  sehr  ver- 
breiteten Hämatin  Nichts  gemein  hat. 

Polonio  berichtet  in  der  vSocieta  Ital.  Milan,  (nach 
der  Revue  zool.  18G3.  p.  40.  41)  von  einer  Epizootie  un- 
ter den  Krebsen  des  Lago  maggiore,  die  durch  den  Para- 
sitismus kleiner  Vaginicola-artiger  Infusorien  bedingt  sein 
soll.  (Aus  einer  spätem  Mittheilung  von  Tubi  erfahren 
wir,  dass  die  Epizootie  über  sämmtliche  Seen  und  Flüsse 
der  Lombardei  sich  erstreckt  hat  und  binnen  acht  Tagen 
die  früher  so  häufigen  Krebse  fast  sämmtlich  tödtete. 
Ueber  die  Ursache  dieser  merkwürdigen  Erscheinung  wird 
weiter  nichts  erwähnt.     Ibid.  p.  95.) 

Claparede  beschreibt  ein  massenhaft  in  der  Lei- 
beshöhle mehrerer  x\ctinienarten  schmarotzende  Flagio- 
toma  actiniarum  n.  sp.,  das  (wie  Isotricha)  beim  Schwim- 
men das  vordere  Ende  nach  hinten  kehrt  und  leicht  für 
die  Brut  seiner  Wirthe  gehalten  werden  könnte.  Beob- 
achtungen u.  s.  w.  S.  2.  Die  Küste  von  St.  Vaast  la  Hou- 
gue,  wo  Claparede's  Beobachtungen  angestellt  wurden, 
ist  übrigens  —  wie  Ref.  auch  für  Dieppe  und  den  Treport 
bestätigen  kann  —  ausserordentlich  arm  an  Infusorien. 
Eine  in  ungeheurer  Menge  zwischen  Florideen  umher- 
schwärmende Paramaecium  -  artige  Form  bildete  mit  ein 
Paar  Euplotea  beinahe  die  ganze  Strandfauna,  und  von 
pelagischen  Infusorien  kam  Verf.  nur  ein  Mal  eine  leere 
Schale  von  Tintinnus  Ehrenbergii  zu  Gesicht,  mit  vier 
Aufsätzen  (Zuwachsringen?)  an  der  Mündung. 

Das  von  Weisse  aufgestellte  Verzeichniss  der  seit 
30  Jahren  von  ihm  in  St.  Petersburg  beobachteten  Infu- 
sorien (Bull.  Soc.  imper.  1863.  IL  p.  23G)  enthält  ausser  28 
Monadinen,  10  Cryptomonadinen,  17  Volvocinen,  15  Asta- 
siäen,  2  Dinobryinen,  5  Amöbäen,  10  Arcellinen,  5  Cy- 
clidinen,    9    Peridinäcn,    29  Vorticellinen,    6  Ophrydinen 


164      Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschiclite 

(mit  Vaginlcola  gemella  W.  =:  Lagenophrys  ampulla  St.), 
23Enchelinen  (mit  Acineta  cothurnata  W.=A.  diadema  St.), 
4  Colepinen,  25  Trachelinen,  3  Ophryocercinen,  1  Aspi- 
discinen,  17  Colpodinen,  13  Oxytrichinen,  5  Euplotinen. 
S  t  e  i  n  b  e  r  g  veröffentlicht  in  der  Zeitschrift  für 
neuere  Medicin,  die  von  Prof.  Walter  in  Kiew  in  rus- 
rischer  Sprache  herausgegeben  wird  (1862.  Nr.  20 — 24), 
Untersuchungen  über  die  auf  und  zwischen  den  mensch- 
lichen Zähnen  sich  ansammelnde  weisse  Substanz,  und 
beobachtet  in  derselben  ausser  verschiedenen  Vibrionen  und 
einer  Amoeba  (Ä.  huccahs)  folgende  Infusorien:  Monas 
crepusculum,  M.  globulus,  M.  lens,  M.  elongata,  Bodo  so- 
cialis,  B.  intestinalis,  Cercomonas  biflagellata,  C  acumi- 
nata,  C  globosa,  Trichomonas  vaginalis  (!),  Tr.  elongata 
n.  sp.,   Tr.  caudata  n.  sp.,  Tr.  flagellata  n.  sp. 

Rhizopoda. 

M.  Schultze  sah  sich  durch  den  Widerspruch,  den 
seine  Angaben  über  die  Körnchenströmung  an  den  Pseudo- 
podien der  Foraminiferen  und  die  ganze  Protoplasmatheorie 
bei  Reichert  gefunden  (J.  B.  1862.  S.  280),  veranlasst, 
seine  Untersuchungen  über  die  in  Frage  stehenden  Phä- 
nomene von  Neuem  aufzunehmen  und  sie  gegen  die  er- 
hobenen Einwürfe  zu  vertheidigen.  Wir  verdanken  die- 
sem Umstände  ein  kleines  höchst  interessantes  Büchlein 
über  „das  Protaplasma"  (68  S.  in  gross  Octav) ,  in  dem 
Verf.  nicht  bloss  seine  früheren  Darstellungen  vollständig 
aufrecht  erhält  und  durch  zahlreiche  neue  Beobachtungen 
sicher  stellt ,  sondern  namentlich  auch  die  Ueberein- 
stimmung  des  Körperparenchyms  der  Rhizopoden  mit  dem 
Protoplasma  der  Pflanzenzellen  auf  Grund  nicht  bloss 
der  morphologischen  Beschaffenheit,  sondern  weiter  auch 
des  gleichartigen  Verhaltens  gegen  Reagentien,  Electri- 
cität  und  Wärme  auf  das  Bestimmteste  nachweist.  Es 
würde  uns  hier  zu  weit  führen,  wenn  wir  auf  die  allge- 
meine Tragweite  und  die  fast  reformatorische  Bedeutung 
der  von  unserem  Verf.  entwickelten  Anschauungen  näher 
eingehen  wollten.      Wir   überlassen    das  den  Histologen, 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  18G3.  165 

die  um  so  mehr  Veranlassung  finden  werden,  die  Schrift 
ihrer  Beachtung  zu  unterziehen,  als  sie  sich  ausdrücklich 
als  „ein  Beitrag  zur  Theorie  der  Zellen"  ankündigt.  Uns 
interessiren  hier  von  Detailangaben  zunächst  nur  ein  Paar 
Versuche,  die  wohl  geeignet  sein  dürften,  das  Phänomen 
der  Kornchenströmung  ausser  Zweifel  zu  stellen,  und 
einige   Angaben  über  Actinophrys  Eichhorni. 

Verf.  brachte  Milioliden  auf  einen  Objectträger  in  einem  Tro- 
pfen Seewasser,  dem  ein  wenig  fein  vertheilter  Kamin  oder  Stärke- 
mehl zugesetzt  war,  und  beobachtete  nun,  dass  diese  Kör^jerchen 
nicht  bloss  überall  von  der  Substanz  der  Pseudopodien  aufgenom- 
men wurden,  sondern  sich  in  derselben  ganz  nach  Art  der  be- 
kannten „Körnchen"  fortbewegten,  auch,  nach  stattgefundener  Ver- 
schmelzung der  Pseudopodien,  von  dem  einen  Faden  auf  den  an- 
dern übergingen.  Bei  Actinophrys  Hess  sich  in  den  Pseudopodien  ein 
hyaliner  Achsenfaden  und  eine  körnige  Rindenschicht  unterscheiden, 
von  denen  die  letztere  sich  durch  eine  weit  grössere  Beweglichkeit 
auszeichnet  und  bei  der  Verschmelzung  der  Pseudopodien  auch  allein 
in  Betracht  kommt.  Diese  beiden  Substanzen  sind  dieselben,  die 
man  an  dem  Körper  unserer  Thiere  schon  seit  lange  kennt,  wie 
namentlich  daraus  erhellt,  dass  der  hyaline  Achsenstrang  die  ober- 
flächliche, mit  der  körnigen  Belegmasse  der  Pseudopodien  direkt 
zusammenhängende  Rindenschicht  des  Leibes  durchsetzt  und  in  die 
Marksubstanz  desselben  übergeht.  Gleiches  scheint  auch  bei  man- 
chen Meerradiolarien  wiederzukehren,  während  die  Pseudoi)odien 
der  Foraminiferen  entweder  bloss  eine  hyaline ,  oder  wie  gewöhn- 
lich eine  bloss  körnige  Beschaffenheit  besitzen.  Im  ersten  Falle 
fehlt  denn  auch  die  Körnchenbewegung  (Gromia  Dujardinii).  Die 
Rinde  der  Marksubstanz  enthält  bei  Actinophrys  eine  Anzahl  von 
etwa  40  zellenartigen  Körperchen. 

Dass  die  Angaben  von  M.  Schultz  e  übrigens  auch 
in  ihrer  neuen  Form  nicht  Jedermann  überzeugen,  be- 
weist der  Aufsatz  von  Reich  er t  ^über  die  Körnchen- 
strömung an  den  Pseudopodien  der  Polythalamien^  (Ar- 
chiv für  Anat.  u.  Physiol.  1863.  S.  388—392),  in  der  von 
Neuem  wiederholt  wird,  dass  die  sog.  Körnchen  keine 
selbständigen  Gebilde  seien,  sondern  den  optischen  Aus- 
druck einer  localen  Contraction  darstellen,  die  an  dem 
einen  Rande  der  Pseudopodien  wellenförmig  („eine  am 
Faden  fortziehende  Schlinge")  in  dieser  oder  jener  Rich- 
tung hinlaufe. 


166       Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Die  Erwiderung  von  Schnitze  (Archiv  für  Na- 
turgesch.  1863. 1.  S.  361)  bringt  für  die  Entscheidung  der 
hier  angeregten  Fragen  nichts  Neues. 

Unter  den  vorliegenden  Umständen  ist  es  doppelt 
erwünscht,  dass  die  Eigenschaften  des  sog.  Protoplasma 
gleichzeitig  mit  Schultze  auch  noch  von  anderer  Seite 
zum  Gegenstande  einer  eingehenden  Untersuchung  ge- 
macht sind.  Wir  meinen  den  um  unsere  Kenntnisse  von 
den  niedrigsten  Lebensformen  hochverdienten  Botaniker 
Cienkowski,  der  seine  Beobachtungen  (über  ;,das 
Plasmodium^  in  den  Jahrbüchern  für  wissenschaftl.  Bo- 
tanik III.  S.  400—440.  Tab.  XYI— XXI)  allerdings  nicht 
bei  den  eigentlichen  thierischen  Rhizopoden  angestellt 
hat,  wohl  aber  bei  Geschöpfen,  die  den  Rhizopoden  durch 
die  Eigenthümlichkeiten  ihres  Körperparenchyms  so  nahe 
stehen,  dass  man  sie  als  Mycetozoen  denselben  ohne  Wei- 
teres anreihen  wollte,  obwohl  die  Mehrzahl  der  Botaniker 
dieselben  als  Myxomyceten  (Schleimpilze)  dem  Pflanzen- 
reiche zurechnen.  Bei  der  meist  sehr  beträchtlichen  Dicke 
der  von  diesen  Geschöpfen  gebildeten  Pseudopodien  eig- 
nen sich  dieselben  begreiflicher  Weise  weit  mehr,  als  die 
Foraminiferen,  zur  Entscheidung  gewisser  Fundamental- 
fragen, wesshalb  war  es  denn  auch  als  besonders  wichtig 
bezeichnen  müssen,  dass  sich  Ci  enkowski  in  seinen  An- 
sichten über  die  Natur  des  Protoplasma  im  Wesentlichen 
in  Uebereinstimmung  mit  Schultze  befindet.  Auch 
Cienkowski  hebt  hervor,  das  die  Substanz  der  Myxo- 
myceten ein  Stoff  sei,  der  sich  der  gangbaren  Zellentheorie 
in  histologischer  Beziehung  durchaus  nicht  füge  und  Er- 
scheinungen zeige,  die  sich  mit  den  sog.  Plasmaströmen 
gewisser  Pflanzenzellen  vergleichen  lassen.  Wie  hier,  so 
sehe  man  bei  den  Myxomyceten  eine  beständig  wechselnde 
Contraction  der  hüllenlosen  Grundmasse  und  ein  Strömen 
von  Körnchen,  nur  dass  dieses,  bei  der  Dicke  der  Pro- 
toplasmafäden, ganz  deutlich  im  Innern  der  Masse  statt- 
findet und  nicht  den  Anschein  eines  oberflächlichen  Hin- 
gleitens hat.  Fremde  Körper,  Stärkemehl,  Sporen,  Cy- 
sten u.  a.  werden  nicht  selten  in  diesem  Strome  mit  fort- 


der  niederen  Thicrc  während  des  Jahres  1863.  167 

geführt^  nachdem  sie  vorher  durch  ein  förmliches  Umflies- 
sen  von  der  Masse  aufgenommen  sind.  Es  sind  übrigens 
nicht  bloss  diese  histologisch-physikalischen  Erscheinungen, 
die  unser  Verf.  an  seinen  Objecten  studirt  hat,  sondern 
auch  die  Vorgänge  der  Entwickelung,  die,  wenn  sie  auch 
im  Wesentlichen  die  Angaben  de  Bary's  (J.  B.  1859. 
S.  230)  bestätigen,  sie  doch^  im  Einzelnen  mehrfach  er- 
weitern und  uns  um  so  wichtiger  sind,  als  sie  die  schon 
von  Bar 7  angedeuteten  Beziehungen  gewisser  Amöben 
zu  den  Myxomyceten  ausser  Zweifel  stellen  und  auch  die 
Monaden  in  mehrfacher  Beziehung  als  verwandte  Ge- 
schöpfe erscheinen  lassen. 

Das  Plasmodium  entsteht  nach  den  Beobachtungen  Cien- 
kowski's  weniger  durch  ein  Auswachsen  der  zur  Ruhe  gekommenen 
amöbenartigen  Schwärmer  (Myxamöben),  als  vielmehr  durch  ein  Zu- 
sammenschmelzen derselben.  So  lange  dieselben  noch  isolirt  sind,  ver- 
halten sie  sich  völlig  wie  Thiere.  Sie  verschlucken  allerlei  Substanzen 
und  tragen  dieselben  in  einer  Vacuole  (wie  in  einem  sog.  Infusorien- 
magen) eingebettet  mit  sich  umher,  zeigen  auch  eine  deutlich  pulsi- 
rende  Vacuole  und  einen  Kern.  Nach  der  Verschmelzung  geht  der 
Kern  verloren,  während  die  Vacuole  persistirt,  so  dass  letztere  bei 
den  Zusammengesetzen  Formen  immer  in  grösserer  Menge  gefunden 
werden.  Unter  gewissen  Umständen  löst  sich  übrigens  das  Plasmo- 
dium wieder  in  eine  Menge  kleinerer  Häufchen  auf,- die  sich  je  mit 
einer  festen  Cellulosehülle  umgeben  und  in  diesem  Zustande  lange 
ohne  Verlust  ihrer  Keimkraft  existiren.  Gelegentlich  zieht  sich  auch 
das  ganze  Plasmodium  ohne  vorhergegangene  Theilung  auf  einen 
kugligen  Haufen  zusammen,  der  dann  gleichfalls  in  eine  Cyste  sich 
einschliesst.  Da  auch  die  Schwärmer  (unter  Beibehaltung  ihres 
Kernes  und  ihrer  Vacuole)  sich  einkapseln  können,  so  darf  man 
behaupten,  dass  die  Myxomyceten  auf  allen  Altersstufen,  von  der 
Spore  an  bis  zur  Fruchtbildung,  die  Fähigkeit  besitzen,  sich  durch 
Einkapselung  vor  schädlichen  Einflüssen -zu  sichern.  Es  giebt  übri- 
gens auch  zellenartige  Ruhezustände  ohne  feste  Kapsel,  die  ebenso 
wenig,  wie  die  Cysten,  durch  Austrocknung  ihre  Keimfähigkeit  ver- 
lieren. Die  Monas  amyli  und  M.  parasitica  haben  gleichfalls  schwär- 
mende Zustände,  die  sich  in  Amöben  verwandeln,  auch  oftmals  zu 
grösseren  Massen  zusammenfliessen  und  schliesslich,  nachdem  sie 
durch  Nahrungsaufnahme  (von  Amylum,  Chlorophyll)  gewachsen  sind, 
in  einen  zellenartigen  Körper  sich  verwandeln.  Diese  Zellen  bilden 
die  Schwärmsporen ;  sie  bilden  aber  öfters  auch  durch  Abscheidung 
einer  festen  Hülle    unter    der    äusseren  Membran  förmliche  Cysten 


168      Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

—  sie  ergeben  sich  also  als  (einzellige)  Organismen,  welche  die 
Schwärmsporen  bildenden  Pflanzen  mit  den  Infusorien  vereinigen. 
Mitunter  tritt  auch  der  Inhalt  der  zellenartigen  Ruhezustände  von 
Monas  amyli,  ohne  Schwärmlinge  zu  bilden,  nach  aussen  hervor,  um 
dann  als  freie  Protoplasmamasse  eine  Zeitlang  für  sich  zu  leben. 
Die  von  Fresenius  beschriebene  Amoeba  lateritia  hat  gleichfalls 
einen  zellenartigen  Ruhezustand,  während  dessen  der  Inhalt  entwe- 
der in  vier  Stücke  zerfällt,  die  in  Form  von  actinophrysartigen 
Amöben  (mit  Nucleus  und  Vacuole)  ihre  Bildungsstätte  verlassen 
oder  gleichfalls  eine  feste  Cystenwand  auf  sich  ablagern.  Auch  an- 
dere Amöben  (A.  limax?)  bilden  feste  dickwandige  Cysten  oder  ver- 
wandeln sich  auch  (A.  radiosa?),  wie  gelegentlich  die  Myxamöben, 
durch  Bildung  eines  Flimmersaums  und  Streckung  der  Körperform 
in  einen  Schwärmling. 

Linde  man  n's  Arbeit  „über  die  Entwickelung  der 
Myxomyceten''  (Bull.  Soc  imper.  Moscou  1863.  I.  p.  389 
— 420.  Tab.  V  u.  VI)  hat  für  die  hier  vorliegende  Frage 
um  so  weniger  Bedeutung,  als  der  Verf.  durch  einen 
seltsamen  MissgrifF  ein  Paar  (gewöhnliche  Pilze  (Trichia 
und  Peziza)  für  Myxomyceten  gehalten  hat.  Dagegen 
aber  machen  wir  bei  dieser  Gelegenheit  noch  auf  die 
Bemerkungen  Carter's  aufmerksam  (Annal.  nat.  bist. 
T.  XIL  p.  46),  die,  w^ie  die  Angaben  Cienk  o  wski's, 
das  Verhalten  der  Amöben  zu  den  Myxomyceten  und 
Pilzen  betreffen. 

Wal  lieh  berichtet  von  einer  neuen  grossen  Amöbe 
(Ä.  villosa)  mit  einem  eigenthümlichen  Zottenbesatze  am 
hinteren  Körper  ende  (AnnaL  and  Mag.  nat.  bist.  T.  XI. 
p.  287— 291.  p.  365-371.  p.  434— 454.  Tab.  VIII-IX,  im 
Auszuge  Quarterly  Journ.  micr.  sc.  1863.  p.  194).  Die 
Zotten  gehören  der  äussern  hellen  Grenzschicht  des  Körpers 
(ectosark)  an  und  persistiren  beständig,  obwohl  sie  ihre 
Form  bisweilen  verändern.  Allem  Anscheine  nach  dienen 
dieselben  als  Haft-  und  Greifapparate,  die  bei  der  Ortsbe- 
wegung, wie  auch  bei  der  Nahrungsaufnahme  in  Function 
treten.  Die  contractile  Blase  und  der  von  einer  eige- 
nen halbmondförmig  abstehenden  Membran  umgebene  Nu- 
cleus liegen  in  der  Nähe  des  Zottenfcldcs,  woselbst  die 
erstere  auch  durch  eine  temporäre  Oeffnung  nach  Aussen 
ausmündet.      Die    Existenz    einer    festen   äusseren    Hülle 


der  niederen  Thiere  während  des  Jalircs  1863.  169 

stellt  Verf.  in  Abrede,  wie  er  denn  auch  der  contractilen 
Blase  eine  eigene  Wand  abspricht.  In  einzelnen  Exem- 
plaren war  statt  des  gewöhnlichen  Kernes  eine  gelappte 
Körnermasse  oder  eine  Anzahl  von  5 — 12  kleineren  Kernen 
vorhanden,  die  einer  nach  dem  andern  neben  dem  Zot- 
tenfelde ausgeworfen  wurden.  Ausserdem  unterscheidet 
Verf.  noch  zweierlei  runde  Körper,  gekernte  (corpuscules) 
und  ungekernte  (statoblasts),  die  seiner  Ansicht  nach  bei 
der  Fortpflanzung  eine  Rolle  spielen,  obwohl  es  nicht 
gelingen  wollte,  dieselbe  direkt  zu  beweisen.  Dafür  aber 
sah  Verf.  aus  einem  Thiere  zahlreiche  kleine  Jungen  her- 
vorkommen, die  trotz  ihrer  unbedeutenden  Grösse  (-^-^ — 
TeVö")  schon  ganz  w^ie  die  Mutter  mit  Nucleus,  contractiler 
Blase  und  Zotten  versehen  waren.  Das  Vorkommen  mi- 
kroskopischer Kalkcrystalle  theilt  die  A.  villosa  mit  an- 
dern Rhizopoden  (auch  Euglypha,  Arcella). 

Carter,  der  ganz  dieselbe  Amoeba  beobachtete 
(ibid.  T.  XII.  p.  30— 52.  PL  III),  hält  sie  für  identisch 
mit  A.  princeps,  obwohl  die  beiden  charakteristischen 
Eigenthüralichkeiten ,  der  Zottenbesatz  am  Hinterende, 
und  der  halbmondförmige  Halo  am  Nucleus,  den  Verf. 
von  der  uhrglasartigen  Gestalt  des  anliegenden  Nucleolus 
herleitet,  bisher  bei  dieser  Art  noch  niemals  beschrieben 
wurden.  Die  Angaben  des  Verf.^s  entfernen  sich  übrigens 
mehrfach  von  der  Darstellung  Wallich's,  wie  z.  B.  in 
der  Annahme  einer  besondern  Hüllhaut  an  Körper  und 
contractiler  Blase^  so  wie  namentlich  in  Betreff  der  Fort- 
pflanzung. 

Carter  kennt  bei  seinen  Thieren  nur  eine  einzige  Art  von 
Fortpflanzungskugeln,  die  mitunter  bis  zu  60  und  80  neben  einan- 
der vorkommen  und  durch  mehrfach  wiederholte  Zweitheilung  aus 
dem  ursprünglich  einfachen  Kerne  ihren  Ursprung  nehmen.  Wäh- 
rend der  Entwickelung  dieser  Gebilde  verliert  das  Mutterthier  un- 
ter gleichzeitiger  Verdickung  seiner  Cuticula  die  frühere  Beweg- 
lichkeit, ohne  sich  jedoch  eigentlich,  so  weit  Yerf.  beobachten 
konnte,  einzukapseln.  Die  späteren  Schicksale  der  Keimkörper  Hes- 
sen sich  nicht  verfolgen,  wie  es  denn  auch  niemals  gelang,  die  Exi- 
stenz unzweifelhafter  Samenfäden  nachzuweisen. 

Diesen   Angaben    gegenüber    sucht     Wallich    in 


170      Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

einem  längeren  Aufsatze  (ibid.  p.  111 — 151  ;,on  the  value 
of  the  distinctive  characters  in  Amoeba'^)  seine  Bestim- 
mung und  Darstellung  der  A.  villosa  zu  rechtfertigen 
und  durch  neue  Beobachtungen  (further  observat.  on  the 
distinction  characters  and  reproductive  phaenomena  of  the 
Amoeban  rhizopods ,  ibid.  p.  329—337  und  p.  448—466. 
PI.  VIII)  ausser  Zweifel  zu  stellen. 

Wir  heben  daraus  die  Bemerkung  hervor,  dass  die  Statoblasts 
des  Verf's.  den  sog.  gelben  Zellen  der  Foraminiferen  und  Polycysti- 
nen  identisch  sind  und  bei  den  Akanthometren  und  Thalassikollen 
von  ihm  nicht  bloss  ausserhalb  des  Kernes,  sondern  auch  im  Innern 
desselben  aufgefunden  wurden.  Was  die  bisher  unterschiedenen 
Arten  des  Gen.  Amoeba  betrifft ,  so  ist  Verf.  geneigt,  einen  grossen 
Theil  derselben  als  blosse  Varietäten  oder  Entwickelungszustände  zu 
betrachten. 

Die  Amöben  sind  übrigens  nicht  die  einzigen  Süss- 
wasserrhizopoden,  bei  denen  die  Vorgänge  der  Fortpflan- 
zung zum  Gegenstande  eingehender  Untersuchungen  ge- 
macht wurden.  Auch  über  die  Fortpflanzung  derDifflu- 
gien  erhielten  wir  im  Laufe  des  vergangenen  Jahres 
einigen  Aufschluss  und  zwar  wiederum  durch  Carter 
(Ann.  and  Mag.  nat.  bist.  T.  XII.  p.  249—262). 

Aus  den  Untersuchungen,  die  derselbe  über  Difflugia  pyriformis 
Perty  angestellt  hat,  geht  zunächst  hervor,  dass  die  grüne  Farbe 
dieses  Thieres  von  genuinen  Chlorophyllzellen  herrührt,  die  mit  Stär- 
kemehlkörnern zusammen  in  Menge  das  Körperparenchym  durch- 
setzen. Wenn  die  Thiere  sich  copuliren,  so  geht  ein  Austausch 
dieser  Gebilde  vor  sich,  öfters  sogar  ein  sehr  ungleicher,  so  dass 
das  eine  vielleicht  doppelt  so  viel  bekommt,  als  das  andere.  Nach 
der  Copulation  füllt  sich  der  Nucleus  mit  homogenen  Kugeln,  die 
ein  ziemlich  starkes  Brechungsvermögen  besitzen  und  später  in  das 
umgebende  Körperparenchym  übertreten,  wo  sie  eine  mehr  körnige 
Beschaffenheit  annehmen  und  sich  durch  Theilung  dergestalt  ver- 
mehren, dass  sie  schliesslich  die  Hauptmasse  des  Körpers  ausma- 
chen, zumal  die  Chlorophyllkügelchen  und  Stärkemehlkörner  wäh- 
rend dieses  Vorganges  verschwunden  sind.  Das  spätere  Schicksal 
dieser  Kugeln  betreffend,  so  glaubt  Verf.  aus  seinen  Beobachtungen 
entnehmen  zu  können, .  dass  sie  den  Körper  verlassen,  um  ausserhalb 
desselben  eine  Zeitlang  mittelst  eines  oder  einiger  Flimmerhaare 
umherzuschwimmen  und  dann  nach  Verlust  der  Cilien  zu  amöben- 
artigen Geschöpfen  zu  werden. 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  171 

Wyman's  Angaben  über  Amöben  (Proceed.  Bost. 
Sog.  nat.  bist.  1865.  p.  281)   entbalten  nicbts  Neues. 

Foraminifera.  Seit  dem  Erscbcinen  des  letzten  Jab- 
resbericbtes  bat  Ref.  Gelegenheit  gebabt,  das  grosse  Fo- 
raminiferenwerk  Carpenter's,  das  er  früb er  bloss  nacb 
Anderer  Mittbeilungen  anzleben  konnte,  einziiseben.  Ob- 
wohl dem  Titel  nacb  nur  eine  Introduction  to  tbe  study 
of  tbe  Foraminifera,  cntbält  dieses  Werk  (auf  319  Seiten 
in  gross  Folio  mit  22  Tafeln  Abbildungen)  docb  so  ziem- 
lich Alles,  was  wir  bis  jetzt  über  diese  Tbiere  kennen. 
Geschichte,  Bau,  Leben,  geographische  Verbreitung,  Pa- 
läontologie —  das  Alles  findet  hier  mit  grösstmöglicber  Ge- 
nauigkeit seine  Berücksichtigung.  Und  nicht  etwa  bloss 
eine  Zusammenstellung  des  bisher  Bekannten  ist  es,  das 
uns  geboten  wird;  es  enthält  das  Werk  auf  jedem  Blatte 
zugleich  die  Resultate  einer  langen  und  gewissenhaften 
Forschung,  die  für  die  Wissenschaft  um  so  fruchtbrin- 
gender war,  als  dem  Yerf.  von  allen  Seiten  ein  reiches  Un- 
tersuchungsmaterial zufloss.  Begreiflich,  dass  derselbe 
unter  solchen  Umständen  über  die  Verwandtschaftsver- 
hältnisse der  einzelnen  Arten  vielfach  von  dem  Herkömm- 
lichen abweicht.  Formen,  die  auf  den  ersten  Blick  kaum 
eine  nähere  Beziehung  zu  einander  besitzen,  erwiesen  sich 
ihm  bei  Vergleichung  als  die  Endglieder  einer  zusammen- 
hängenden Metamorphosenreihe,  deren  einzelne  Repräsen- 
tanten nicht  einmal  als  verschiedene  Arten  betrachtet 
werden  können.  Verf.  verzichtet  sogar  darauf,  überhaupt 
Arten  zu  unterscheiden.  Selbst  die  Annahme  und  Auf- 
stellung besonderer  Genera  geschieht  nur  mit  einer  ge- 
wissen Resignation  und  immer  nur-  da,  wo  Verf.  nicht  di- 
rekt an  andere  Foraminifcrcn  anzuknüpfen  im  Stande  ist. 
Die  Genera  sind  für  ihn  keine  systematischen  Einheiten, 
die  eine  scharfe  Charakteristik  zulassen,  sondern  blosse 
durch  gewisse  physiognomische  Züge  ausgezeichnete  Ty- 
pen, die  nach  den  verschiedensten  Richtungen  in  äusserst 
differente  Formen  aus  einander  gehen.  Wir  behaupten 
nicht  zu  viel,  wenn  wir  das  vorliegende  Werk  geradezu 
als   einen  Versuch    bezeichnen,  die  Lehre  Darwin's  auf 


172       Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

das  Gebiete  der  systematischen  Zoologie  zu  übertragen. 
Auch  in  dieser  Hinsicht  nimmt  dasselbe  somit  unsere  volle 
Aufmerksamkeit  in  Anspruch.  Leider  müssen  wir  es  uns 
versagen,  dem  Verf.  Schritt  für  Schritt  bei  seiner  Dar- 
stellung zu  folgen.  Es  giebt  des  Neuen  und  auch  Wich- 
tigen so  Vieles,  dass  es  sich  unmöglich  in  den  Rahmen 
eines  engen  Berichtes  einreihen  lässt.  Schon  die  nach- 
folgende kurze  Aufzählung  wird  das  zur  Genüge  beweisen. 
Den  Anfang  des  Werkes  macht  die  Geschichte  der 
Foramlniferenkunde,  in  der  Verf.  vier  Perioden  unterschei- 
det, deren  Grenzen  durch  die  Namen  d'Orbigny,  D  u- 
j ardin,  Williamson  bezeichnet  sind.  Das  zweite  Ca- 
pitel  (p.  12 — 40)  handelt  über  die  Rhizopoden  im  Allge- 
meinen, ihre  Organisation,  Physiologie,  Fortpflanzung  und 
Eintheilung.  Die  Grundzüge  dieser  Eintheilung  haben 
wir  schon  in  dem  letzten  Jahresberichte  (nach  einer  zwei- 
ten Mittheilung  unseres  Verf.'s)  hervorheben  können. 
Sie  sind  in  dem  vorliegenden  grossen  Werke  unverändert 
geblieben  und  werden  in  dem  folgenden  dritten  Capitel 
(p.  40 — 63)  mit  besonderer  Berücksichtigung  des  Schalen- 
baues für  die  Gruppe  der  Foraminiferen  weiter  ausge- 
führt. Dass  die  Bildung  der  Schale  nicht  bloss  bei  Ge- 
legenheit der  Systematik,  sondern  auch  sonst,  wie  bei  der 
Schilderung  der  einzelnen  typischen  Gruppen,  eine  be- 
sondere Berücksichtigung  findet,  ist  sowohl  nach  der  Na- 
tur der  vorliegenden  Objecte,  wie  auch  nach  den  frühe- 
ren Arbeiten  des  Verf.'s,  die  fast  als  Vorarbeiten  des 
gegenwärtigen  Werkes  erscheinen,  schon  von  Vornherein 
zu  erwarten.  Freilich  sind  es  weniger  die  geometrischen 
Verhältnisse  des  Schalenbaues,  die  hier  in's  Gewicht  fal- 
len ,  als  die  chemischen ,  anatomischen  und  physiologi- 
schen, die  auch  in  der  That,  nach  den  Darstellungen  des 
Verf.'s,  eine  ungleich  grössere  Bedeutung  besitzen.  Die 
früher  übliche  Eintheilung  in  Monothalamien  und  Poly- 
thalamien  hat  Verf.  mit  Recht  verlassen  und  die  erstem 
an  den  entsprechenden  Stellen  unter  letztere  vertheilt. 
Wie  Reu  SS  (vergl.  den  letzten  J.  B.)  unterscheidet  der- 
selbe bei  den    in  Betracht  gezogenen  Thieren  (Ord.  Re- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  173 

ticulata  Carp.)  je  nach  der  Zahl  und  Beschaffenheit  der 
SchalenöfFnnngcn  die  Unterordnungen  der  Imperforata  und 
der  Perforata,  die  mit  ihren  Familien  und  Geschlechtern  in 
den  übrigen  Abschnitten  des  Werkes  überall  auf  Grund 
selbstständiger  Untersuchung  geschildert  werden.  Die 
vom  Verf.  unterschiedenen  Gruppen  sind  folgende: 
Subordo  1.     Imperforata  (p.  64 — 147). 

Fam.  Gromida  mit  häutiger  Schale.  Gen.  Lieberkühnia  Clp.. 
Gromia  Diij.,  Lagynnis  Schulze,  sämmtlich  einkammrig. 

Fam.  Miliolida  mit  porcellanartiger  Schale.  Gen.  Squamulina 
Seh.  (einkammrig),  Cornuspira  Seh.  (einkammrig),  Nubecularia  Defr. 
(eine  äusserst  proteische  Schmarotzerform),  Vertebralina  d'Orb.,  Mi- 
liola  Lam.  (mit  Spiroloculina,  Biloculina,  Quinqueloculina,  Trilocu- 
lina,  und  dem  Subgen.  Hauerina,  deren  OefFnung  siebförmig  ist.  wie 
auch  gelegentlich  bei  Miliola  saxorum),  Fabularia  Defr.  (Biloculina- 
artig,  mit  siebförmiger  Oeffnung  und  mehrfach  durch  Schalensub- 
stanz getheilten  Kammern)  ,  Peneroplis  Montf.  (incl.  Dendritina, 
Spirolina,  Coscinospira,  bei  denen  die  reihenweis  gestellten  Schalen- 
öffnungen zu  einer  unregelmässigen  Spalte  zusammengeflossen  sind), 
Orbiculina  Lam.,  Alveolina  Desh.  (bei  der  Verf.  die  Existenz  eines 
besondern  Canalsystems  gegen  Carter  in  Abrede  stellt),  Orbitoli- 
tes  Lam.  (mit  Amphisorus) ,    Dactylopora  Lam.,  Acicularia  d'Arch. 

Fam.  Lituolida  mit  sandiger  Schale  (d.  h.  zusammengeklebten 
Quarzstückchen.  Verf.  kennt  keine  Foraminifere  mit  selbstständig 
ausgeschiedener  Kieselschale).  Gen.  Tr  ocha  mmina  Park,  et  Jon. 
(ein  neues,  der  Form  nach  zu  Cornuspira  gehörendes,  einkammriges 
Genus),  Lituola  Lam. ,  Valvulina  d'Orb.  Das  letzte  Gen.  enthält 
Arten,  die  insofern  den  Uebergang  zu  der  folgenden  Unterordnung 
machen,  als  sie  dicht  auf  der  Sarkodemasse  ihres  Körpers,  unter- 
halb der  Sandschale,  eine  hyaline  Schicht  mit  Porenkanälen  besitzen. 
Subordo  2.     Perforata  (p.  148—319). 

Fam.  Lagenida  mit  hartschaligem  gerippten  Gehäuse,  die  aus- 
ser zahlreichen  feinen  Canälen  noch  eine  grössere  von  einem  ge- 
zähnelten  Lippenrande  umgebene  Oeffnung  tragen.  Gen.  Lagena 
Williams,  Nodosaria  d'Orb.  (ein  Genus,  dem  Verf.  zahlreiche,  bisher 
kaum  als  Glieder  einer  zusammenhängenden  Entwickelungsreihe  er- 
kannte Formen  zurechnet,  deren  Endpunkt  in  der  spiralig  gerollten 
Cristellaria  gefunden  sind:  Dentalina,  Vaginula,  Planularia,  Margi- 
nulina,  Dimorphina,  Cristellaria,  auch  ausserdem  noch  Lingulina, 
Rimulina,  Robulina,  so  wie  Glandulina,  Frondicularia,  Flabellina), 
Orthocerina  d'Orb,,  Polymorphina  d'Orb. ,  Uvigerina  d'Orb. 

Fam.  Globigerinida  mit  hyalinem  Gehäuse,  deren  Schalensub- 


174      Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgescliiclite 

stanz  von  groben  Poren  durchsetzt  ist  und  eine  einfache  schlitzför- 
mige Oeffnung  trägt.  Orbulina  d'Orb.  (ein  Genus,  dessen  Selbst- 
ständigkeit der  Verf.  trotz  den  bekannten  Beobachtungen  von  Pour- 
tales  u.  A.  einstweilen  um  so  mehr  aufrecht  zu  halten  sich  genö- 
thigt  sieht,  als  er  bei  demselben  niemals  im  Innern  eine  Globigerina 
auffinden  konnte),  Oveolites  Lam.,  Spirillina  Ehrbg.,  sämmtlich  ein- 
kammrig.  Die  vielkammrigen  Geschlechter  vertheilt  Verf.  über  drei 
Unterfamilien : 

Subfam.  Globigerinae  mit  Globigerina  d'Orb.,  Pullenia  Park, 
et  Jon.,  Sphaeroidina  d'Orb.,  Carpenteria  Gray  (deren  Kieselnadeln 
Verf.  dem  Sarkodekörper  als  genuine  Einlagerungen  zurechnen 
möchte). 

Subfam.  Textularinae  mit  Textularia  d'Orb.  (dem  Verf.  auch  noch 
Bigenerina,  Gemmulina,  Gaudryina,  Verneuilina  und  Vulvulina  als 
Varietäten,  so  wie  Caudeina  als  Subgenus  zurechnet),  Chrysalinida 
d'Orb.,  Cuneolina  d'Orb.,  Bulimina  d'Orb.,  Cassidulina  d'Orb. 

Subfam.  Rotalinae  mit  Disco rbina  n.  gen.  (deren  typische 
Form  von  d'Orbigny  als  Rotalia  turbo  beschrieben  ist),  Planorbu- 
lina  Williams,  (ein  Genus,  dem  Verf.  auch  Truncatulina,  Anomalina 
und  Planulina  zurechnet),  Fulvinulina  n.  gen.  (Typus:  Rotalina 
repanda  Auct.) ,  Rotalia  d'Orb. ,  Cymbalopora  Hagenow,  Calcarina 
d'Orb.,  Tinoporus  Montf.,  Patellina  Williams.  (=  Conulites  Gart.), 
Polytrema  Blainv. 

Farn.  Nummulinida,  die  grossesten  und  am  höchsten  entwickel- 
ten Foraminiferen,  mit  äusserst  fester  Schale  und  einem  Zwischen- 
skelet,  in  dem  sich  ein  complicirtes  Canalsystem  verzweigt.  Gen. 
Amphistegina  d'Orb.,  Operculina  d'Orb.,  Nummulina  d'Orb.,  Poly- 
stomella  Lam.,  Heterostegina  d'Orb.,  Cycloclypeus  Carp.,  Orbitoides 
d'Orb.,  Fusulina  Fisch,  de  Waldh. 

Ein  Vergleich  des  voranstehenden  Systems  mit  der  von  Reu ss 
entworfenen  Eintheilung  (J.  B.  1862.  S.  283)  zeigt  zur  Genüge,  dass 
beide  Verf.  durch  ihre  Untersuchungen  vielfach  zu  übereinstimmen- 
den Resultaten  gekommen  sind. 

Parker  und  Jones  behandeln  in  der  Fortsetzung 
ihrer  Untersuchungen  „on  the  nomenclature  of  the  Fora- 
minifera''  zunächst  (Ann.  and  Mag.  nat.  hlst.  T.  XI.  p.  91 
— 98)  das  äusserst  polymorphe  Gen.  Textularia  und  ver- 
suchen sodann  eine  Rückführung  der  von  Blainville 
und  Defrance  (ibid.  T.  XIL  p.  200— 219),  so  wie  von 
d'Orbigny  (ibid.  p.  429 — 441)  in  den  Annal.  des  sc.  nat. 
1826  beschriebenen  und  aufgezählten  Arten. 

M.  Schultze  veröffentlicht  (Arch.  für  Naturgesch. 


der  niederen  TMere  während  des  Jahres  18G3.  175 

1863.  I.  S  81—95.  Taf.VIII)  die  ihren  Hanptresultaten 
nach  schon  in  dem  letzten  J.  B.  angezogenen  Untersuchun- 
gen „über  Polytrema  miniaceum,"  dessen  Rhizopodenna- 
tur  inzwischen  auch  von  Carp  enter  in  der  Introdu- 
ction  etc.  (p.  235)  erkannt  ist.  Die  Schwaramnadeln,  de- 
ren Vorkommen  im  Innern  der  Kammern  bei  verwandten 
Formen  zu  der  irrthiimlichen  Annahme  von  Uebergangs- 
bildungen  zwischen  Poriferen  und  Foraminiferen  Veran- 
lassung gegeben  hat,  fehlen  öfters  völlig  —  wie  solches 
denn  auch  bei  den  von  Carpenter  untersuchten  Exem- 
plaren der  Fall  war,  die  Schnitze  trotz  ihres  Herkom- 
mens (Südsee)  mit  seinen  Formen  für  identisch  hält  — 
und  liegen  da,  wo  sie  vorkommen,  nie  in  der  eigentlichen 
Polythalamiensubstanz.  Man  überzeugt  sich  vielmehr, 
dass  sie  die  letztere  (von  der  Peripherie  nach  der  Tiefe) 
allmählich  immer  mehr  verdrängen  und  durch  eine  eigene 
organische  Zwischensubstanz  von  abweichender  Beschaf- 
fenheit (Schwammkörper)  zusammengehalten  werden.  Wie 
zahlreiche  andere  sog.  Acervulinen  enthält  übrigens  Po- 
lytrema im  Centrum  einen  (auch  von  Carpenter  andeu- 
tungsweise gesehenen)  spiraligeu  Anfang,  so  dass  man 
dasselbe  vielleicht  am  besten  den  Globigeriniden  beige- 
sellt und  neben  Tinoporus  Carp.  stellt.  Am  Schlüsse 
seiner  Mittheilungen  über  Polytrema  (S.  95 — 101)  macht 
Verf.  noch  eine  Reihe  von  Bemerkungen  über  die  von 
Carpenter  und  Reuss  neuerdings  vorgeschlagene 
Systematik  der  Foraminiferen  (J.  B.  1861  u.  62.  S.283)  und 
die  Beziehungen,  die  seine  eigenen  Arbeiten  zu  dersel- 
ben besitzen.  M.  Schnitze  trägt  kein  Bedenken,  die 
von  diesen  beiden  Forschern  nach  wesentlich  gleichen 
Principien  entworfenen  Systeme  als  einen  wirklichen 
Fortschritt  freudig  zu  begrüssen. 

Eine  englische  Uebersetzung  der  hier  angezogenen 
Arbeit  s.  Ann.  and  Mag.   nat.  hist.  T.  XII.  p.  409  ff. 

Semper  beobachtete  auf  den  Philippinen  (Zeitschr. 
für  wissenschaftl.  Zool.  Bd.  XIII.  S.  562)  die  Fortpflan- 
zung einer  dem  Gen.  Nummulites  (Orbitolites  Ref.?j  zu- 
gehörenden  Forarainifere,  die   insofern  eigenthümlich  ist, 


176      Leuckart:  Bericht  üb.  d  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

als  sich  hier  der  Inhalt  der  —  durch  ihre  Grösse  ausge- 
zeichneten —  Randzcllen  zunächst  immer  nur  in  ein  ein- 
ziges einkammriges  Schalthier  verwandelt,  um  das  sich 
dann  erst  nach  dem  Austreten  in  unregelmässiger  Spirale 
neue  Zellen  herumbilden. 

Wallich  spricht  die  Vermuthung  aus  (Ann.  nat. 
hist.  T.  XI.  p.  445  Note),  das  die  von  ihm  als  Coccosphä- 
ren  bezeichneten  Körper  die  ersten  Zustände  gewisser 
Foraminiferen  seien,  die  zunächst  aus  den  Keimen  hervor- 
gingen und  sich  durch  Knospung  in  die  späteren  Schalen 
verwandelten. 

Parker  und  Jones  machen  eine  vorläufige  Mit- 
theilung über  die  von  Barr  et  in  Jamaica  aufgefundenen 
Foraminiferen,  der  wir  hier  so  viel  entnehmen,  dass  die 
bisher  bloss  nach  Abbildungen  d'Orbigny's  bekannte 
Cuneolina  wahrscheinlich  eine  blosse  Modiiication  des 
Gen.  Textularia  darstellt.  Rep.  brit.  Assoc.  Newcastle 
1863.  p.  105. 

unter  den  von  Harting  aus  der  Tiefe  der  Banda- 
See  untersuchten  Foraminiferenüberresten  liessen  sich  mit 
Bestimmtheit  als  neu  erkennen :  Uotalia  intermedia  und 
Bulimma(?)  Ovulum.  L.   c.  p.  9. 

Brody  vervollständigt  den  Catalog  der  Brittischen 
Foraminiferen  mit  19  an  den  Schottischen  Küsten  von 
ihm  aufgefundenen  Arten,  Reg.  br.  Assoc.  Newcastle  1863. 
p.  101. 

Difflugia  proteiformis  Ehrbg.  wird  von  Wal  lieh 
(1.  c.  p.  451)  in  mehreren  Varietäten  beschrieben. 

Radiolaria.  Clark  will  sich  durch  Hülfe  eines  aus- 
gezeichneten Mikroskops  davon  überzeugt  haben,*  dass  die 
sog.  Vacuolen  der  Actinophryiden  evidente  Zellen  seien. 
Zw^ischen  diesen  Zellen  bleibt  eine  amorphe  Substanz, 
von  der  dann  die  mit  den  peripherischen  Zellen  alterni- 
renden  Pseudopodien  ausgehen.  Proceed.  Bost.  Soc.  nat. 
hist.  T.  IX.  p.  282. 

Nach  Wal  lieh  soll  die  Rindenschicht  der  Actino- 
phryiden nur  durch  die  Grösse  und  regelmässige  Lage 
derVacuolen  von  der  Centralmasse  verschieden  sein.  (Ann. 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1863.  177 

and  Mag.  nat.  bist.  T.  XI.  p.  440).  Die  Angaben  von  der 
Artidentität  der  A.  sol  mit  A.  Eichhorni,  A.  viridis  und 
A.  ociilata  dürfte,  wenigstens  für  die  zwei  erstgenannten, 
kaum  zutreffen. 

Nach  der  interessanten  Entdeckung  von  Carter 
giebt  es  auch  ausser  den  Actinophryidcn  noch  andere, 
der  Familie  der  x\canthometriden  zugehörenden  Süss- 
wasserradioLarien  (Ann.  nat.  bist.  T.  XII.  p.  263). 

Dieselben  werden  unter  dem  Namen  Äcnnl  hocy  s  li  s  ivrfacea  n. 
fülgendermassen  beschrieben:  Globular,  siibround,  ofagreen  colour, 
loricated,  spiniferous  and  tentaculiferous.  Lorica  flexible,  covered 
with  minute  fusiform.  sliglitly  curved  spicales,  which  give  the  out- 
line a  fibrous  wavy  appearence.  Spines  straight,  hollow,  of  uniform 
breadth  in  the  shaft,  bifid  or  forked  at  the  distal,  and  discoid  at 
the  proximal  extremity,  which  rests  upon  the  lorica;  very  nume- 
rous,  apparently  rigid ,  radiating  or  turned  across  each  other  and 
moveable  as  the  spires  ofEchinus.  Tentacula  three  times  the  length 
of  the  spines,  colour  less,  delicate,  rough  or  granulär  and  retractile. 
Interior  of  the  body  liked  with  granulär  protoplasm,  chlorophyll- 
cells  and  retractive  colourless  amylaceous  granules.  Nucleus  periphe- 
ral  (?).  Contracting  vesicle  also  peripheral  and  in  plurality,  if  cer- 
tain  temporary  and  conical  projections  of  the  lorica  indicate  this. 

Dana  macht  einige  Mittbeilungen  über  die  von  ihm 
in  der  Südsee  massenhaft  angetroffenen  Meerqualster,  die 
er  für  neu  hält  {Sphaerozoum  Orientale  und  Collosphaera 
sp.)  und  in  Holzschnitt  abbildet.  Silliman's  Amer.  Journ. 
1865.  May,  Ann.   and  Mag.  nat.  bist.  1863.  T.  XII.  p.  54. 

Neue  Polycystinen :  Haliomma  nitühim,  H.  gracile,  H.  Jens,  H. 
pyriforme,  H.  scutnm.  IL  folyacanihum  ,  U.  inerme,  H.  oblongnm^  H. 
amphiaspis,  Tclrapyle  (?),  polyacantha,  Rhopalasirum  bandaicnm,  Flu- 
slrella  micromma,  Fl.  cyclica,  Cladospyris  moluccanvs,  Lithocyclia 
reiiculata,  Lithocompe  corbula,  L.  sinvosum,  Podocystis  brevipes,  P. 
viiciacanlhus,  Acanlhodesrnia  arciiata,  A.  inermis,  Litkocircus  annu- 
his  sämmtlich  aus  Tiefgrundgruben  der  Bandasee,  Hart ing  1.  c, 
p.  10—17. 

3.    Gregarinae. 

Die  sing  spricht  (Sitzungsberichte  d.  k.  Akad.  der 
Wissensch.  zu  Wien  Bd.  48.  S.  204)  die  Yermuthung  aus, 
dass  sich  die  Gregarinen  dereinst  als  Larven  von  Akantho- 

Archiv  f.  Naturg.  XXX.. Jahrg.  2.  Bd.  M 


178      Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

cephalen  ergeben  möchten.  Es  scheint  fast,  als  wenn  diese 
Verrauthimg"  durch  die  irrthümliche  Annahme  veranlasst 
sei,  dass  die  jugendlichen  Echinorhynchen  des  GammaruS; 
die  Ref.  aus  den  Eiern  von  Ech.  proteus  erzogen  hat, 
dem  Gen.  Gregarina  zugerechnet  werden  könnten. 

In  dem  Journ.  micr.  Science  1863.  p.  63 — 96.  PI.  VII) 
befindet  sich  ein  Aufsatz  von  Lancaster  über  den  ge- 
genwärtigen Zustand  unserer  Kenntnisse  von  den  Grega- 
rinen,  in  dem  Verf.  u.  a.  angiebt,  sich  von  der  —  schon 
von  Ref.  (J.  B.  XXI.  S.  108)  bestätigten  —  Anwesenheit 
einer  unterhalb  der  Cuticula  hinziehenden  längsgestreiften 
Membran  auf  das  Bestimmteste  überzeugt  zu  haben.  Die 
Zahl  der  bis  jetzt  bekannten  Arten  wird  mit  Einschluss 
dreier  neuen  {G.  Aphrodttae,  G.  Serpulae ^  G.  Sabellae) 
auf  42  angegeben,  wobei  jedoch  manche  als  synonym 
mit  andern  vereinigt  sind.  Von  wirklichen  Genera  nimmt 
Verf.  ausser  Gregarina  nur  noch  Monocystis  an. 

In  der  Leibeshöhle  von  Clymene  Oerstedi  fand  Cla- 
parede  bei  Männchen  und  Weibchen  zahlreiche  kugel- 
förmige Kapseln,  deren  Inhalt  bei  starker  Vergrösserung 
als  eine  Anhäufung  von  Pseudonavicellen  erkannt  wurde. 
Beobachtungen  u.  s.  w.  S.  30. 

Ebenso  fand  Haeckel  (Jenaische  naturhist.-med. 
Zeitg.  I.  S.  93  Anm.)  bei  fast  allen  von  ihm  in  Messina 
beobachteten  Sapphirinen  Gregarinen ,  die  haufenweis, 
oft  zu  20-30,  den  Darm  erfüllten  und  3  verschiedenen  Ar- 
ten zugehörten.  Die  eine  dieser  Arten  zeichnet  sich  durch 
enorme  Länge  bei  sehr  geringer  Dicke  aus,  die  andere 
ist  kürzer  und  dicker  und  vorn,  wie  die  erste,  mit  einem 
Knopfe  versehen,  während  die  dritte  statt  dieses  Knopfes 
einen  kegelförmigen  radial  gerippten   Aufsatz  trägt. 

lieber  das  Vorkommen  sog.  Psorospermien  bei  Men- 
schen vgl.  Leuckart's  menschliche  Parasiten  I.  S.  740 
(Nachträge),  wo  nicht  bloss  die  Leber  und  Nebennieren 
als  Wohnplätze  derselben  angegeben  werden,  sondern 
auch  eine  Beobachtung  von  Lindemann  mitgetheilt  ist, 
nach  der  gelegentlich  sogar  die  Haare  mit  psorospermien- 
artigen  Parasiten  besetzt  sind.     Vgl.  über  die  Beobachtun- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  18G3.  179 

gen  Lindcmann's  auch  dessen  Aufsatz  ^die  Gregarinen 
und  Psorospermien  als  Parasiten  des  Menschen"  (Bullet. 
Soc.  imp.  Moscou  1863.  IL  p.  425— 437). 

Zu  der  Gruppe  dieser  Psorospermien  gehören  son- 
der Zweifel  auch  die  von  Ref.  zuerst  als  Rainey'sche 
ydiläuche  bezeichneten  Einlagerungen  in  die  Muskelfa- 
sern der  Schweine  und  Schafe,  die  seither  mehrfach  bei 
der  mikroskopischen  Fleischschau  beobachtet  sind  und 
besonders  von  Waideyer  (Centralblatt  für  die  med. 
Wissenschaften  1863.  Nr.  54)  genauer  untersucht  wurden. 
Die  Angaben,  die  Verf.  darüber  mittheilt,  stimmen  voll- 
standig  mit  den  Beobachtungen  des  Ref.,  die  demselben 
übrigens  ebenso  unbekannt  geblieben  zu  sein  scheinen,  wie 
Virchow,  der  über  die  fraglichen  Körper  gleichfalls 
(Darstellung  von  der  Lehre  der  Trichinen  2.  Aufl.  S.  21) 
einige  Bemerkungen  mittheilt. 

Auffallend  ist  die  Aehnlichkeit  der  im  Innern  die- 
ser Schläuche  eingeschlossenen  bohnenförmigen  Körper- 
chen mit  den  Sporen  mancher  Pilze,  besonders  Sphaerien, 
die  der  Vermuthung  einigen  Vorschub  liefert,  dass  die 
betreffenden  Bildungen  eher  als  Pflanzen,  denn  als  Thiere 
zu  betrachten  sein  dürften.  Lindemann,  der  eine  sol- 
che Sphärie  irrtliümlicher  Weise  (unter  dem  Genusnamen 
Trichia)  als  eine  Myxomycete  beschrieben  hat  (a.  o.  e.  0.), 
lässt  die  in  den  Enden  der  Körperchen  eingelagerten 
glänzenden  Kugeln  aus  der  umgebenden  Hülle  ausfallen 
und  nach  stattgefundener  Vergrösserung  und  Körnchen- 
bildung einen  amöbenförmigen  Schwärmling  darstellen. 

Durch  die  Untersuchungen  von  Balbiani  (Compt. 
rend.  T.  57.  p.  157 — 161)  gewinnt  , es  übrigens  den  An- 
schein, als  wenn  die  Psorospermien  der  Fische,  die  Verf. 
ohne  alle  Bedenken  dem  Pflanzenreiche  überweist,  in 
Bau  und  Lebensgeschichte  sich  mehrfach  von  den  erwähn- 
ten Bildungen  unterscheiden. 

Die  äussere  Hülle  der  betreffenden  Psorospermien  besteht 
nach  unserem  Verf.  aus  zwei  Schalen,  die  mit  ihren  Rändern  auf 
einander  stossen  und  durch  einen  Apparat  von  elastischen  Bändern 
zusammengehalten  werden,  welche  zar  Zeit  der  Fortpflanzung  sich 
fadenförmig  verlängern  und  dann  eine  Verbindung  zweier  bis  dahin 


180     Leuckart:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d. Naturgeschichte  u.  s.  w. 

völlig  getrennter  Psorospermien  einleiten.  Die  in  dem  einen  Ende 
neben  einander  liegenden  zwei  elliptischen  Bläschen  enthalten  einen 
langen  Spiralfaden,  den  Yerf.  als  einen  Samenfaden  betrachtet  und 
durch  eine  besondere  Oeffnung  der  Schale  hervortreten  lässt.  In 
der  Nachbarschaft  dieser  Bläschen  liegen  noch  einige  kleine  Kör- 
perchen, die  zur  Zeit  der  Fortpflanzung  wachsen  und  gleichfalls  einen 
Samenfaden  im  Innern  erzeugen,  während  der  übrige  Inhalt,  der 
bis  dahin  diffus  war,  sich  zusammenballt  und  unter  Amöbenform 
aus  den  klaffenden  Schalen  hervorschlüpft.  Die  Schilderung  der 
Entwickelungsgeschichte  behält  sich  Verf.  für  eine  spätere  Gelegen- 
heit vor. 


Bericht  über  die  Leistinigeii  in    der  Naturgeschichte 
der  Säiigethiere  während  des  Jahres  1863. 

Von 
Troschel. 


Indem  James  D.  Dana  seine  Cephalisatlon,  wie 
er  die  Umgestaltung  oder  Unterordnung  der  Gliedmas- 
sen in  den  Dienst  des  Kopfes  nennt,  auch  auf  die  Säu- 
getbiere  in  Anwendung  bringt,  erkennt  er  in  der  Cepbali- 
sation  der  Vordergliedmassen  beim  Menseben  das  wesent- 
licbste  Merkmal ,  um  ibn  allen  Tbieren  gegenüber  zu 
stellen.  Er  möcbte  die  Ordnung  lieber  Dipoda  als  Bimana 
nennen.  Die  übrigen  Säugetbiere  sind  entweder  wirk- 
lich vivipar,  oder  semiovipar ;  letztere  nennt  er  Ooticoida. 
Unter  den  viviparen  Mammalien,  so  fährt  Verf.  fort,  unter- 
scheidet sich  die  erste  Gruppe  (nämlich  Owen's  Gyrence- 
pbala^  durch  einen  kräftigeren  Bau  von  der  zweiten  (Owen's 
Lissencephala).  Er  hebt  einen  Vergleich  hervor  zwischen 
den  einzelnen  Ordnungen,  er  stellt  den  Orang-Outang 
der  grössten  Fledermaus,  den  Tiger  einem  Insektenfres- 
ser, das  Pferd  oder  das  Elenn  einem  Nagethier,  ein  Ce- 
taceum  einem  Edentaten  gegenüber.  Daher  führt  Verf. 
für  die  erste  Abtheilung  den  Namen  Megasthenes,  für 
die  zweite  den  Namen  Microstbenes  ein.  Somit  erhält 
er  folgende  Eintheilung:  I.  Aroli  ontia  (vel  Dipoda) 
Homo.  IL  Me g ast  li  ena  Quadrumana,  Carnivora,  Her- 
bivora,  Mutilata.  III.  Micr  osthe  na  Cheiroptera,  Inse- 
ctivora,  Rodentia,  Bruta  (Edentata).  IV.  0  otic  oide  a 
Marsupialia,  Monotremata.  (Siliman  and  Dana  American 
Journal    of   science    and     arts    35.  p.  65.    [abgedruckt   in 


182       Tioschel:  Bericht  üb.  d.  Lcist.  in  d.  Naturgeschichte 

Annais  nat.  bist.  XL  p.  207];  und  weiter  36.  p.  1.  —  Ib. 
p.  315  sucht  der  Verf.  zu  zeigen,  dass  in  jeder  Wirbel- 
tbierklasse  typische  und  bemitypische  Formen  vorkommen, 
und  er  möchte  den  fossilen  Vogel  von  Solenhofen  als 
den  hemitypischen  Vogel  oder  Herpetoid  zur  Geltung 
bringen.  —  Hier  mag  ferner  auf  die  Ausführung  von 
des  Verf.  Gedanken  der  Cephalisation  verwiesen  werden. 
The  Classification  of  Animals  based  on  the  principle  of 
Cephalisation  ib.  p.  321. 

An  einen  Vortrag,  den  Geinitz  über  Dana's  Ab- 
handlung, über  die  höheren  ünterabtheilungen  in  der 
Klassification  der  Säiigethiere  hielt,  knüpften  C  arus  und 
Reichenbach  ihre  Bemerkungen  an.  Sitzungsber.  der 
Gesellsch.  Isis  1863  p.  12  und  19. 

Von  Emile  Blanchard's  Werke  „L'organisation 
du  r^gne  animal.  Paris.^  (Die  Lieferungen  erscheinen  ohne 
Jahreszahl)  ist  die  30.  35.  und  38.  (eben  erschienene)  Lie- 
ferung den  Säugethieren  gewidmet.  Der  darin  enthaltene 
Text  behandelt  den  Anfang  der  Anatomie  von  Vesper- 
tilio  murinus;  die  Tafeln  beziehen  sich  ausserdem  auf  die 
Gattung  Tarsius. 

Harting  hat  ein  Lehrbuch  der  Zoologie  herauszu- 
geben begonnen  „Leerboek  van  de  Grondbeginselen  der 
Dierkunde  in  hären  geheelen  omvang.^  Das  vorliegende 
erste  Stück  des  zweiten  Theiles  enthält  die  Säugethiere 
auf  316  Seiten  Text  mit  vielen  lehrreichen  Holzschnitten. 
Die  Klasse  der  Säugethiere  ist  nach  folgendem  Schema  in 
17  Ordnungen  zertheilt,  wobei  theils  der  Besitz  einer  Pla- 
centa,  theils  die  Windungen  des  Gehirns  und  dann  die 
Beschaffenheit  der  Nägel  als  hervorragende  Merkmale 
benutzt  sind. 


der  Säuffethierc  während  des  Jahres  1863. 


183 


Mamraalia  placentalia. 
I.  Monodelphia. 

(  1.  Bimana 
Ungui-j   2.  Quadrumana 
ciilata]   o.  Dcrmoptera 

'   4.   Carnivora 

Ungn-  j  5.  Ruminantia 
lata   \  6.  Pachydermata 


Mammalia  implacentalia. 


Mut 
lat 


a  \  8. 


7.  Sirenia 
Cetacea 


l  9.  Chiroptera 
Lissence*]  lO.  Insectivora 
phala.  |11.  Rodentia 
12.  Edentata 


II.   Didelphia. 

13.  Sarcophaga 

14.  Syndactylina 


III.  Erpetodelphia. 


15.  Pedimana 
!l6.  Glirina. 

17.  Monotremata. 

Brehm's  Illustrirtes  Thierleben,  eine  allgemeine 
Kunde  des  Thierreichs;  Hildburgbausen  1863  dürfen  wir 
als  ein  Buch  mit  lebendigen  und  anmutliigen  Schilde- 
rungen des  Thierlebens  nicht  unerwähnt  lassen. 

Sundevall  hat  das  dankenswerthe  Unternehmen 
ausgeführt,  aus  den  Schriften  des  Aristoteles  die  von 
demselben  erwähnten  Thiere  möglichst  genau  zu  bestim- 
men, in  einer  besonderen  Schrift.  ;,Die  Thiere  des  Aristo- 
teles von  den  Klassen  der  Säugethiere,  Yögel,  Reptilien 
und  Insecten.  üebersetzt  aus  dem  Schwedischen.  Stock- 
holm 1863. '^  Die  Klasse  der  Säugethiere  ist  p.  39 — 92 
abgehandelt. 

Es  sind  im  Ganzen  71  Säugethiere  in  den  aristotelischen 
Schriften  enthalten.,  die  wir  hier  aufzählen:  Simia  sylvanus,  subvi- 
ridis,  hamadryas,  sp. ;  Vespertilio  (in  genere) ;  Canis  familiaris,  lupus, 
aureus,  vulpes;  Hyaena  striata ;  Felis  domestica,  pardalis,  tigris,  leo, 
lynx;  Herpestes  ichneumon;  Mustela  erminea,  boccamela,  lutreola; 
Lutra  vulgaris;  Ursus  arctos;  Phoca  sp. ;  Pteromys  volans?,  Myo- 
xus  sp. ;  Mus  musculus,  cahirinus:  Cricetus  sp.,  Hypudaeus  ;  Dipus 
aegyptius,  aulacotis ;  Spermophilus  ;  Castor  fiber ;  Hystrix  cristata, 
Lepus  europaeus,  aegyptius ;  Erinaceus  europaeus ;  Sorex  sp. ;  Talpa 
spec. ;  Bos  taurus,  bubalus,  Lison ;  Ovis  aries;  Capra  hircus;  sp.  fera; 
Bubalis  mauretanicus?;  Oryx  leucoryx  ;  Antilope  dorcas;  Cervus  ca- 
preolus,  elaphus,  aristotelis;  Camelopardalis,  Camelus  2  sp.;  Equus 
caballus,  asinus,  hybridus,  onager;  Sus  scrofa,  ferus  ;  Hippopotamus ; 
Elephas  indicus ;    Cete  in    genere ;  Delphinus   delphis,  phocaena,  sp. 


184       Tröschel:  Bericht  üb    d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

major;  Balaena  sp.  Daran  schliesen  sich  zwei  fabelhafte  Thiere, 
Martichoras  und  Asinus  indicus.  Bei  den  einzehien  Arten  sind  die 
Stellen,  wo  sie  beschrieben  oder  erwähnt  werden,  angeführt. 

üeber  die  Naturgeschichte  der  Bibel  ist  Quarterly 
Review.  Bd.  114.  p.  43  ein  Aufsatz  enthalten. 

Zahn  stellte  in  einer  Notiz  über  den  Bau  und  die 
Mechanik  des  Ellenbogengelenks  einiger  Säugethiere  die 
verschiedenen  Formationen  des  Ellenbogengelenkes  mit 
den  verschiedenen  Functionen  des  Vorderarmes  beim  Pferd, 
Rind,  Schaf,  Schwein,  Hund  und  Mensch  zusammen. 
Würzburger  naturw.  Zeitschrift  IV.  p.  12. 

Hollard,  welcher  die  Placenta  der  Säugethiere 
für  ein  wichtiges  Organ  für  die  Classification  hält,  wenn 
gleich  er  die  von  M  i  1  n  e  Edwards  gewonnenen  Resultate 
nicht  für  ausreichend  hält,  nach  denen  derselbe  eine 
placenta  diffusa,  zonaria  und  discoidea  unterscheidet ,  hat 
die  Placenta  der  Nager,  und  namentlich  die  des  Kanin- 
chens beschrieben  und  abgebildet.  Annales  des  sciences 
nat.  XIX.  p.  223.  pl.  I. 

Nasse  schrieb  über  die  Eihüllen  der  Spitzmaus 
und  des  Igels  in  Reichert  und  Dubois  Archiv  für  Anato- 
mie p.  730. 

Auf  Pflüger's  Arbeit  über  die  Eierstöcke  der  Säu- 
gethiere und  des  Menschen,  Leipzig  1863.  4.  mit  5  Ta- 
feln, kann  hier  nicht  näher  eingegangen  werden. 

üeber  eine  Anzahl  Geburten  verschiedener  Säuge- 
thiere, Bär,  Ziege,  Hirsche,  Maskenschweine  (in  IV4  Jahr 
45  Junge),  Stachelschwein  giebtSchöpff  Zool.  Gar- 
ten p.  6ß  Notizen. 

Ewald  S c h r 0 e d e r  erzählt ,  da ss  es  Herrn  Frie- 
drichs zweimal  gelungen  sei,  jnnge  Eichhörnchen  von 
einer  Katze  aufsäugen  zu  lassen.  Wupperthaler  Thier- 
schutz -Verein,  erster  Bericht.  Elberfeld  1863.  p.  31.  — 
Auch  Grill  schilderte  zwei  Eichhörnchen,  die  er  noch 
blind  in  einem  Neste  gefunden  und  durch  eine  Katze  hatte 
nähren  lassen,  und  die  mehrere  Jahre  lebten.  Zool.  Gar- 
ten p.  36.  —  K  rau  SS  berichtet  Würtembergische  Jahres- 


der  Säugethiere  während  des  Jahres  1863.  185 

hefte  XIX.  p.  113,  dass  Ktatzen  jungen  Mardern  und  jun- 
gen Fischottern  als  Amme  gedient  haben. 

Der  Präparator  Martin  in  Stuttgart  gab  1863  eine 
;, kurze  Anleitung  zum  Sammeln  naturhistoriscber  vorzügh'ch 
zoologischer  Gegenstände"  heraus,  worin  u.  A.  auch  Winke 
über    das  Abbalgen  der  Thicrc  gegeben  werden. 

Die  Schriften,  welche  sich  auf  die  geographische 
Verbreitung  und  auf  Faunen  der  Säugethiere  beziehen, 
stellen  wir  in  Folgendem  zusammen : 

Die  Bemerkungen  über  die  Säugethierfauna  von 
Finmarken  und  Spitzbergen  von  Malmgren  Ofversigt 
af  kongl.  Vetensk.  Akad.  Förhandlingar  1863.  p.  127  sind 
IQ  unserem  Archiv  1864.  p.  63  in  der  Uebersetzung  mit- 
getheilt.  Danach  enthält  die  dortige  Fauna  1  Insectivo- 
ren  ,  4  Carnivoren ,  5  Pinnipedien ,  7  Nager ,  1  Wieder- 
käuer und  9  Wale. 

Preyer  hat  ein  Verzeichniss  der  auf  Island  leben- 
den Säugethiere  zusammengestellt.  Es  enthält  1  Fleder- 
maus, 4  Carnivoren,  6  Pinnipedien,  4  Nager,  4  Wieder- 
käuer, 1  Einhufer,  1  Yielhufer,  13  Cetaceen.  Wenn  wir 
davon  die  11  durch  Menschen  eingeführten  Arten  und  2  nur 
zufällig  und  vereinzelt  beobachtete  iVrten  abrechnen,  dann 
bleiben  nur  21  wirklich  auf  Island  einheimische  Säuge- 
thiere übrig,  nämlich:  1  Carnivor  (Canis  lagopus  L.),  6 
Pinipedien,  1  Nager  (Arvicola  oeconomus  Lacep.)  und  13 
Cetaceen.  Die  ursprüngliche  Zahl  der  Land-Säugethierc 
würde  sich  danach  auf  2  beschränken.  Preyer  und  Zir- 
kel Reise  nach  Island.  Leipzig  1862.  p.  380. 

Foot  machte  Mittheilungen  über  die  Säugethiere 
der  Westküste  der  Grafschaft  Cläre  in  Irland,  Proceed. 
of  the  nat.  bist.  soc.  of  Dublin  IIL  p.  104.  Daselbst  wer- 
den erwähnt:  Rhinolophus  hipposideros,  Erinaceus  euro- 
paeus,  Sorex  araneus,  Meles  taxus,  Mustela  erminea,  Mar- 
tes  foina  ,  Lutra  vulgaris ,  Vulpes  vulgaris ,  Felis  catus, 
Phoca  der  Art  nach  nicht  näher  bezeichnet,  Mus  dccu- 
manus  und  musculus ,  Lepus  variabilis  imd  cuniculus. 
Früher  kamen  dort  mehr  Säugethiere  vor  als  gegenwär- 
tig.   Schädel  und  Geweihe  des  Rothwildes  werden  häuiig 


186      Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

am  Inchi  quin  -  See    gefunden,    wie    auch    die    des  Auer- 
ochsen (wild  ox). 

Anknüpfend  an  eine  Notiz  über  kleine  bei  Chur  vor- 
kommende Säugethiere  von  Theobald,  vergl.  vor.  Bericht 
p.  603,  bemerkt  C  o  n  r  a  d  o  im  Jahresbericht  der  naturf. 
Gesellschaft  Graiibündens  VIIL  1863.  p.  102,  dass  er  zu 
Baldenstein  die  Zwergspitzmaus  Sorex  pygmaeus  gefan- 
gen habe  und  als  einen  Feind  der  Bienenstöcke  kenne. 
Ausserdem  fängt  er  zuweilen  Myoxus  glis,  Myoxus  ni- 
tela,  Sorex  araneus,  Mus  musculus  und  eine  andere  dem 
Verf.  nicht  dem  Namen  nach  bekannte  Maus. 

Barbosa  du  Bocage,  der  Director  des  Naturhi- 
storischen Museums  in  Lissabon  hat  ein  Verzeichniss  der 
portugiesischen  Säugethiere  in  Revue  de  Zoologie  XV. 
p.  329  gegeben.     Verf.  kennt  42  Säugethiere. 

Es  enthält  6  Chiropteren ;  Rhinolophus  unihastatus,  Rh.  biha- 
status,  Plecotus  auritus,  Vespertilio  murinus,  serotinus  und  Kuhli; 
4  Insectivoren:  Mygale  pyrenaica,  Crocidura  aranea,  Erinaceus  euro- 
paeus  und  Talpa  europaea ;  12  Nagethiere :  Kaninchen  und  Lepus 
meridionalis  (L.  timidus  kommt  nicht  vor),  Myoxus  nitela,  fünf  Ar- 
ten Mus,  Arvicola  amphibius,  Savii  und  incertus,  Hystrix  cristata 
ist  zweifelhaft;  11  Raubthiere  :  der  Luchs,  Felix  pardina  wird  sel- 
ten, gemeiner  ist  die  wilde  Katze,  der  Wolf,  Canis  melanogaster  ver- 
tritt den  Fuchs,  Herpestes  Widdringtonii,  die  Genettkatze  und  das 
Wiesel,  die  Fischotter,  Marder  und  lltiss  sind  dem  Verf.  noch  nicht 
begegnet,  der  Dachs  ;  4  Wiederkäuer  :  das  wilde  Schwein,  der  Hirsch 
C.  elaphus,  das  Reh  und  der  Steinbock;  1  Seehund  Ph.  vitulina; 
endlich  4  Walle:  Phocaena  communis,  Delphinus  delphis,  Orca  gla- 
diator  und  Tursiops  tursio. 

Brehm's  Ergebnisse  einer  Reise  nach  Habesch. 
Hamburg  1863  sind  mir  noch  nicht  zu  Gesichte  gekom- 
men. Sie  sollen  viel  Interessantes  über  die  Lebensweise 
der  Säugethiere  enthalten, 

Speke  zählt  in  einem  Schreiben  an  die  Zoological 
Society  in  London  42  Säugethiere  auf,  die  bei  der  East- 
African  exploring  expedition  beobachtet  wurden.  Proc. 
zool.  soc.  p.  h 

In  einer  von  Melier  auf  Madagascar  zusammenge- 
brachten Sammlung  von  Thieren  befanden  sich  zwei  Sau- 


der  Säugetliiere  währeiul  des  Jahres  1863.  187 

gethiere:  Hapalolcraur  griscus  GeofFr.  und  Centetes  ecaii- 
datus  Ib.  p.  161. 

Mit  sorgfältiger  Benutzung  der  Litteratur  hat  Pol- 
len ein  Verzeichniss  der  Wirbeltbiere,  welche  bis  jetzt 
von  Madagaskar  bekannt  sind^  zusammengestellt.  Nederl. 
Tijdschrift  voor  de  Dierkunde  I.  p.  285.  Verf.  scheint 
auch  die  grösseren  Museen  des  europäischen  Continents 
studirt  zu  haben.  Er  kennt  von  Madagaskar  zusammen 
43  Arten. 

Das  Verzeichniss  enthält  20  Quadriimanen  :  Indris  brevicaudatuß, 
Propithecus  diadema,  Avahis  lanigerLemur  macaco,  mongos,  albifrons, 
catta,  rufus,  rubriventer.  flaviventer  coronatus,  Hapalemur  griseus, 
Lepilemur  mustelinus ,  Cheirogaleus  Milii ,  fiircil'er ,  Coromersonii, 
Smithii,  Mirocebus  rufus,  Galago  minor,  Cheiromys  madagascarien- 
sis ;  8  Carnivoren :  Viverra  fossa,  Galidia  elegans,  concolor,  olivacea, 
Galidictis  vittata,  Cryptoprocta  ferox,  Athilax  galera,  Eupleres  Gou- 
dotii;  4  Chiropteren:  Embalonura  madagascariensis ,  Rhinolophus 
Commersonii,  Pteropus  Edwardsii,  rubricollis;  8  Insectivoren:  Sorex 
madagascariensis,  auriculata,  Ericulus  nigrescens,  spinosus,  Centetes 
ecaudatus,  semispinosus ,  armatus,  Echinogale  Telfairii;  1  Nager: 
Sciurus  madagascariensis;  1  Pachyderm :  Sus  larvatus;  ICetaceum: 
Delphinus  Sao. 

Nach  Jouan  Mem.  de  la  soc.  imp.  de  Cherbourg 
IX.  p.  89  finden  sich  in  Neu-Caledonien  nur  wenige  Säu- 
gethiere:  Pteropus  rubricollis  und  vetula,  eine  Maus,  und 
vier  Cetaceen ;  letztere  werden  als  Hallcore  australis, 
Orca,  Catodon  und  Balaenoptera  Astrolabae  Hombr.  Jacq. 
bezeichnet. 

Havden  erstattete  einen  Bericht  über  die  Geolo- 
gie und  Naturgeschichte  des  oberen  Missouri  in  den 
Transactions  of  the  Amer.  Philos.  Society  XII.  Er  macht 
p.  138  Bermerkungen  über  Luchse,  Wölfe,  Füchse,  Biber, 
Hirsche,  Antilopen,  Bergschafe  und  Büffel. 

Qnadriimana. 

Reichenbach  gab  in  den  Sitzungsber.  der  Ges.  Isis  1863. 
p.  27  eine  Uebersicht  der  Gruppirung  der  Afifen.  Er  will  sie  in 
Krallaffen ,  langschwänzige  Affen  und  Affen  der  alten  Welt  eiu- 
theilen ! 


188        T  rose  hei:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Simiao.  Durch  die  Gelegenheit  zwei  Gorillafelle,  eines  erwach- 
senen Weibchens  und  eines  Jungen,  die  zum  Ausstopfen  von  Lübeck 
nach  Offenbach  geschickt  waren ,  zu  untersuchen,  denen  auch  die 
Schädel  beilagen,  wurde  R.  Meyer  veranlasst  eine  Schrift  über  den 
Gorilla  zu  verfassen,  in  der  er  Alles  zusammenstellte,  was  von  frü- 
heren Autoren,  namentlich  von  R.  Owen  über  diese  Affen  gesagt 
worden  ist.  Seine  eigenen  Beobachtungen  sind  hinzugefügt.  Die 
Schrift  erschien  in  einer  der  Senckenbergischen  Stiftung  zu  ihrer 
Säcularfeier  am  18.  August  1863  gewidmeten  Denkschrift  des  Offen- 
bacher Vereins  für  Naturkunde  p.  1 — 57.  Die  Schrift  ist  wegen  der 
Vollständigkeit  in  der  Benutzung  der  Litteratur  beachtenswerth;  sie 
vergleicht  den  Gorilla  nach  allen  Beziehungen  mit  dem  Menschen, 
und  Verf.  neigt  sich  mit  Owen  zu  der  Ansicht,  dass  keine  Ab- 
stammung des  Menschen  von  den  Affen  anzunehmen  sei.  Die  bei- 
den ausgestopften  Exemplare  und  die  Schädel  sind  auf  einer  Tafel 
abgebildet. 

Jouan  zeigte  in  Mem.  de  la  soc.  de  Cherbourg  IX.  p.  328 
den  Eingang  eines  Gorilla  -  Weibchens  von  15 — 18  Jahren  und  von 
mehr  als  4  Fuss  Höhe  bei  dem  dortigen  Naturalien-Cabinet  an. 

Wyman  hatte  Gelegenheit  einen  sehr  jungen  Schädel  des 
Gorilla,  den  er  von  Du  Chaillu  erhielt,  zu  untersuchen,  und  in  wel- 
chem nur  die  Schneidezähne  und  die  ersten  Backenzähne  des  Milch- 
zahngebisses hervorgebrochen  waren.  Proc.  Boston  Soc.  p.  203.  Er 
vergleicht  ihn  mit  dem  Schädel  eines  jungen  Ghimpanse. 

Winwood  Reade  gab  Proc.  zool.  soc.  p.  171  Nachricht 
über  den  Gorilla  (Troglodytes  prodigiosus) ,  wie  er  sie  bei  einem 
fünfmonatlichen  Aufenthalte  in  Afrika  eingezogen  hatte.  Er  behaup- 
tet die  Gorillae  des  Hanno  könnten  nur  Paviane  gewesen  sein,  die 
truppweise  leben,  was  die  Gorilla  nie  thun.  Der  Gorilla  lebt  an 
einsamen  Waldplätzen ,  nimmt  aasschliesslich  vegetabilische  Kost, 
bewegt  sich  an  der  Erde  auf  allen  Vieren,  steigt  in  die  Bäume  we- 
gen der  Früchte  und  schläft  Nachts  in  einem  grossen  Baume.  Wenn 
das  Weibchen  tragend  ist,  baut  der  Mann  ein  Nest,  in  dem  sie  ihr 
Junges  zur  Welt  bringt.  Der  Gorilla  greift  den  Menschen  nicht 
an,  als  wenn  er  angegriffen  wird  oder  verwundet  ist. 

Eine  kurze  Note  über  die  Verwachsung  der  Finger  beim 
Gorilla  von  Carter  Blake  findet  sich  im  Report  of  the  british 
Assoc.  for  the  advancement  of  science  held  at  Newcastle  p,  98. 

Embleton  machte  der  British  Association  (s.  deren  Report 
p.  113)  Mittheilung  über  einige  Theile  der  Anatomie  eines  jungen 
männlichen  Ghimpanse.  Er  fand  1)  dass  die  hintere  Extremität  des 
Chimpanse  ein  Fuss  ist,  und  nicht  eine  Hand;  2)  dass  die  hinteren 
Lappen    des   Gehirns  beim  Ghimpanse    so    entwickelt   sind,  dass  sie 


der  Sängethiere  währond  des  Jabres  1863.  189 

vollständig  das  kleine  Gehirn  überragen,  sowohl  seitlich  wie  hinten, 
und  dass  alle  Theile  des  menschlichen  Gehirns  in  dem  des  Chira- 
panse  dargestellt  sind. 

Pagenstecher  theilte  im  zool.  Garten  p.  157  eine  brief- 
liche Mittheilung  von  Posselt  über  die  Affen  von  Gibraltar  mit, 
die  der  letztere  selbst  in  der  Zahl  von  drei  Individuen  gesehen  hat. 
Sie  sollen  sich  nicht  mehr  fortpflanzen,  und  daher  dem  Aussterben 
entgegen  gehen. 

Monteiro  machte  briefliche  Bemerkungen  über  die  Ijebens- 
weise  eines  Paares  von  Cynocephalus  anubis,  welches  er  in  Angola 
beobachtete.    Proc,  zool.  soc.  p.  238. 

Sclater  bildete  Proc.  zool.  soc.  p.  374  Lagothrix  Humboldtii 
pl.  31  ab  und  machte  eine  Bemerkung  über  Nycticebus  tardigradus. 

YonAdolphi  erhielten  wir  Nachricht  über  zahme  Löwen- 
äffchen,  wahrscheinlich  lacchus  penicillatus ;  das  Weibchen  brachte 
ein  Junges  zur  Welt.  Zool.  Garten  p.  195.  —  Nach  Yarrentrap  ib. 
p.  252  brachten  seine  üistitis  ziemlich  regelmässig  alle  sechs  Mo- 
nate Junge. 

Prosimii.      Von    J.    E.    Gray    erhielten   wir  Proc.  Zool.  soc. 
p.  129  eine  Revision  der  Arten  der  Lemuroiden,  nebst  Beschreibung 
einiger  neuen  Arten.      Er  theilt  die  Gruppe,    die  47  Arten  enthält, 
in  nicht  weniger  als  19  Gattungen  in  4  Familien : 
1.     Familie  L  cmuridae. 

I.  Kopf  langstreckig,  Gesicht  entwickelt,  Augen,  massig,  Hin- 
terschenkel verlängert,  Finger  wohl  entwickelt,  normal. 

*  Indrinina.  30  Zähne,  hintere  Füsse  sehr  kurz;  Dau- 
men lang. 

1.  Gatt.  1  n  d  r  i  s  Geoffr.  Kein  Schwanz.  I.  brevicauda- 
tus  Geoffr. 

2.  Gatt.  Propithecus  Benn.  Schwanz  lang.  P.  dia- 
dema  Benn. 

**  Lemurina.     36  Zähne,  Schwanz  lang,  Daumen  breit. 

a.     Füsse  kurz,  Ohren  massig. 

3.  Gatt.  Varecia.  Kopf  von  einer  Krause  umgeben,  Ohren 
mit  Büschel.  Dahin  Lemur  varius  Geoffr.  ,  Lemur  niger  Geoffr., 
Lemur  ruber  Geoffr.,  Lemur  leucomystax  Barth 

4.  Gatt.  Lemur.  Kopf  ohne  Krause,  Handgelenk  mit  einer 
schmalen  kahlen  Linie  und  einem  kahlen  Polster  darüber.  Lemur 
catta  L. 

5.  Gatt.  Prosimia.  Kopf  ohne  Krause,  Ohren  aussen  be- 
haart, Handgelenk  behaart.  Dahin  Lemur  albifrons  Geoffr.,  nigrifrons 
Geoffr.  melauocephala  n.  sp.,  von  Madagascar,  L.  mongoz  L.,  rufifrons 


190      TroRchel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Bann.,  xanthomystax  n.  sp.  von  Madagascar,  L.  coronatus  Gray,  albi- 
mana  Geoffr.,  anjuanensis  Geoifr.,  coUaris  Geoffr. 

b.     Füsse  lang,  Ohren  gross. 

6.  Gatt.  Otogale.  Dahin  Otolicnus  Garnettii  Ogilby ,  0. 
crassicaudatus  Pet.,  pallidn  n.  si3.  von  Fernando  Po. 

IL     Kopf  karz,  Gesicht  kurz,    spitz,  Augen  sehr  gross. 
*  Hinterbeine  lang,  Schwanz  lang. 
f  il/ i  c r  orhync h i n  a.     30  Zähne,  Füsse  kurz  breit. 

7.  Gatt.  Mi  er  orhync  h  u  s  Jourd.  L.  laniger  Gmel. 
ff  Galagonitia.     36  Zähne,  Füsse  kurz,  breit. 

8.  Gatt.  Ilapalejnnr  Geoffr.  Ohren  massig,  obere  Schnei- 
dezähne an  der  Innenseite  der  Eckzähne.  H.  griseus  Geoffr.,  oliva- 
ceus  Geoffr. 

9.  Gatt.  C  h  eir  0 g  a  l eus  Geoffr.  Ohren  massig,  obere  Schnei- 
dezähne in  einer  gebogenen  Reihe.  Ch.  Milii  Geoffr.,  typicus  Smith, 
Smithii  Gray. 

10.  Gatt.  Lepilemur  Geoffr.  Ohren  gross,  lang,  obere 
Schneidezähne  in  einer  gebogenen  Reihe  ,  Schwanz  mit  dichtem 
kurzen  Haar.  L.  murinus  Mill.,  Microcebus  myoxinus  Pet.,  L.  mu- 
stelinus  Geoffr.,  furcifer  Blainv. 

11.  Gatt.  Callotns.  Ohren  sehr  gross,  contractu,  Schwanz 
mit  buschigen  Haaren.     Galago  monteiri  Barth  MS. 

fff     36  Zähne,  Füsse  lang,  schlank. 

12.  Gatt.  Galago.  G.  Allenii  Waterh.,  Maholi  Smith,  se- 
negalensis  Geoffr.,  sennariensis  Kotzschy  MS.,  Demidoffii  Fisch.,  ma- 
dagascariensis  Geoffr. 

**  Vorder-  und  Hinterbeine  gleich,  kein  Schwanz,  Füsse  kurz, 
f  Lorisina.     Hände  normal,  Finger  frei,  Zeigefinger  mit 
Kralle. 

13.  Gatt.  Nycticebus  Cuv.  Gliedmassen  kurz,  kräftig.  N.  tar- 
digradus  Hoeven,  javanicus  Geoffr. 

14.  Gatt.  L  or  i  s.     Gliedmassen  lang,  dünn.     L.  gracilis  L. 
ff  Par  odic  t  icina.      Hände  breit,    kurz,  Zeigefinger  ab- 
ortiv, ohne  Kralle. 

15.  Gatt.  Perodicticus  Benn.  Schwanz  kürzer  als  der 
Körper.     P.  potto. 

16.  Gatt.  Ärctocebus.  Schwanz  sehr  kurz.  Dahin  Pero- 
dicticus calabarensis. 

2.     Familie  Tarsid a  e. 

17.  Gatt.   Tarsius  Storr.     T.  spectrum. 


der  Säug-ethiere  während  des  Jahres  1863.  191 

3.     Familie  D  auhent  oniad ae. 
18.     Gatt.  Daub  ent  oni  a    C4eoffr.  (Cheiromys  Cuv).  D.  ma- 


4.     Familie  G  al e  opithecidae. 

19.  Gatt.  Galenpilhecus  Geoffr.  G.  volans  L.,  philippi- 
nensis  Waterh.,  macrourus  Temm. 

Bartlett  beschrieb  Proc.  zool.  soc  p.  231.  pl.  28,  Annala 
nat.  hist.  XII.  p.  408  eine  neue  Art  Galago  Monteiri  von  Angola, 
welche  sich  von  den  anderen  Arten  durch  hellere  Farbe  und  länge- 
ren Schwanz  unterscheidet.  In  der  vorstehenden  Uebersicht  hat 
Gray  aus  dieser  Art  eine  eigene  Gattung  Callotus  gebildet. 

Peters  hat  den  Galago  Demidoffii  Fisch,  ib.  p.  380.  pl.  35  ab- 
gebildet, hält  ihn  aber  für  ein  junges  Exemplar  von  Otolicnus 
peli  Temm. 

Galago  Alleni  ist  von  Sclater  Proc.  zool.  soc.  p.  374  be- 
schrieben und  pl.  32  abgebildet. 

Eine  neue  Art  Indri  beschreibt  Vinson  unter  dem  Namen 
Indris  albus  in  den  Annales  des  sc.  nat.  XIX.  p.  253.  Sie  lebt  in 
dem  Walde  von  Alanamasaotrao  auf  Madagaskar  und  unterscheidet 
sich  von  I.  niger  durch  die  weisse  Farbe  mit  gelblichem  Anfluge, 
ganz  nackte  Ohren  und  einen  etwas  längeren  Schwanz.  Vgl.  auch 
Revue  et  mag.  de  Zoologie  1862.  p.  494. 

Eine  Anzeige  von  Owen's  Monograph  of  the  Aye-Aye  findet 
sich  in  Silliman  and  Dana  American  Journal  36.  p.  294. 

Caldwell  bemerkte  beim  Abbalgen  eines  Chiromys  mada- 
gascariensis,  dass  die  Unterkieferäste  am  Kinn  nur  durch  ein  starkes 
Ligament  verbunden  waren.  Sie  spielen  leicht  in  vertikaler  Richtung, 
unabhängig  von  einander,  und  wenn  das  Thier  nagt,  abwechselnd. 
Das  Aye-Aye  besitzt  eine  übermässige  Kraft  beim  Nagen,  denn  Yerf. 
hat  gesehen,  dass  ein  Thier  durch  eine  zwei  Zoll  breite  Blechplatte 
biss,  die  über  die  Thür  des  Käfigs  genagelt  war.  Proc.  zool. 
soc.  p.  49. 

Volitautia. 

Shortt  -beobachtete,  dass  Pteropus  edulis  in  einem  Teiche 
zu  Chingleput,  der  von  kleinen  Fischen  wimmelte,  über  dem  Was- 
ser fliegend  mit  den  Füssen  die  Fische  ergriff,  um  sie  auf  nahe 
stehenden  Bäumen  zu  verzehren.     Proc.  zool.  soc.  p.  438. 

Kinahan  schilderte  den  Besuch  einiger  Höhlen  in  der  Graf- 
schaft Cläre  in  Ti-land  wegen  der  darin  lebenden  Fledermäuse.  Pro- 
ceed.  of  the  nat.  hist.  soc.  of  Dublin  III.  p.  94. 

Ja  ekel  hat  sich  überzeugt,  dass  gegen  seine  frühere  Erfah- 
rung die   Fledermäuse   doch    zuweilen   von  Eulen    verzehrt  werden, 


192     Troscliel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d,  Natnrgescliiclite 

glaubt  aber,  dass  sie  nicht  im  Fluge  gefangen  werden  können.  Er 
giebt  ferner  ein  Verzeichniss  solcher  Insekten,  deren  Theile  er  als 
Reste  der  Mahlzeiten  unter  dem  Ruheplatze  eines  Fledermauspaares 
(Vespertilio  murinus)  antraf,  meist  Schmetterlinge.  Verf.  macht  auf 
die  Menge  der  verzehrten  Insekten  aufmerksam,  die  zum  Theil 
schädlich  sind,  und  bezeichnet  in  Folge  davon  die  Fledermäuse  als 
nützhche  Thiere.  Correspondenzblatt  des  zool.-mineral.  Vereins  in 
Regensburg  XVII.  p.  131. 

Glenard  hat  einen  Guano  untersucht,  der  sich  in  einer 
Höhle  bei  Cigny  im  Jura  gebildet  hat,  und  dessen  Entstehung*^en 
Fledermäusen  zugeschrieben  wird.  Annales  des  sciences  physiques 
et  naturelles  d'Agriculture  et  d'industrie.  VI.  1862.  p.  248. 

Tom  es  beschrieb  eine  neue  Gattung  von  Blattnasen  unter 
dem  Namen  Lonchorkina.  Proc.  zooL  soc.  p.  81;  Annais  nat. 
hist.  VII.  p.  468.  Gipfel  des  Kopfes  etwas  erhaben;  Gesicht  ge- 
drückt; Nasenaufsatz  besteht  aus  einem  sehr  langen  und  spitzen 
hinteren  Blatt ,  vor  welchem  zwei  Gruben  liegen ,  umgeben  von 
fleischigen  Wülsten;  Unterlippe  vorn  mit  einem  glatten  dreieckigen 
Räume ;  Ohren  lang  und  breit ;  der  längste  Finger  mit  vier  Phalan- 
gen; die  Flughaut  reicht  bis  zum  Ende  der  Tibia  und  ist  an  das 
Spornbein  angeheftet;  der  Schwanz  erstreckt  sich  zu  der  ganzen  Länge 
der  Schenkelflughaut,  wie  bei  den  Gattungen  Macrotis  und  Vesper- 
tilio.    Die  Art  L.  aurita  stammt  wahrscheinlich  von  Westindien. 

Vespertilio  (Vesperns)  mirza  De  Filippi  Archivio  per  la  zoo- 
logia  II.  p.  378  aus  Persien. 

Stenodenna  {Fygoderma)  microdon  Peters  Berliner  Monatsber. 
p.  83  bildet  ein  neues  Subgenus;  die  Art  lebt  in  Surinam. 

Insectivora. 

Grill  erzählt  zool.  Garten  p.  9  von  einem  Igel,  der  einem 
Vogel  zuerst  die  Beine  abbiss,  und  ihn  dann  verzehrte. 

Verril  fand  an  einem  neu  untersuchten  Exemplare  die  schon 
früher  (vergl.  vorj.  Bericht  p.  612)  ausgesprochene  Identität  von 
Neosorex  albibarbis  Cope  und  Sorex  palustris  Richards,  bestätigt, 
und  beschrieb  dasselbe  Proc.  Boston  Soc.  IX.  p.  225. 

Sorex  (Crocidurcf)  fumigatiis  De  Filippi  Archivio  per  la  zoo- 
logia  IL  p.  379  aus  Persien. 

Giebel  beschreibt  in  der  Zeitschr.  für  die  ges.  Naturwissen- 
schaften XXII.  p.  277.  Taf.  I  u.  II  eine  neue  Spitzratte  Gymnura  alba 
von  Borneo.  ,  Thier  und  Skelett  sind  abgebildeo.  Sie  ist  ganz  weiss 
ohne  jegliche  Beimischung  von  schwarz. 


der  Säugetliiere  während  des  Jahres  18G3.  193 

Nach' Peters  ist  Scalops  latimanus  Bachm.,  welcher  nach 
einem  Exemplare  des  Berliner  Museums  aufgestellt  war,  nicht  in 
Mexiko,  sondern  in  Californien  gesammelt  und  ist  identisch  mit 
Scapanus  Townsendi  Baird.     Berliner  Monatsber.  p.  656. 

Carnivora, 

Feiina.  Eberth  konnte  den  Schwanzstachel  bei  einem  14 
Jahr  alten  Löwen  nicht  auffinden.  Würzburger  Naturwiss.  Zeitschr. 
IV.  p.  17. 

Susenbeth  hat  im  Zool.  Garten  p.  31  in  Holzschnitt  29  ver- 
schiedene Löwenstellungen  abgebildet. 

Blyth  stellte  Proc.  zool.  soc.  p.  181  ein  Verzeichniss  der 
Katzen  zusammen,  welche  Indien  und  die  benachbarten  Theile  Mit- 
tel-Asiens bewohnen.  Er  nimmt  21  Arten  an,  darunter  drei  Grup- 
pen, 1)  Felis  jubata,  2)  14  Parderartige,  3)  6  Luchsartige.  Unter 
der  zweiten  Gruppe  ist  eine  neue  Art,  Felis  Jerdoni  von  der  Indi- 
schen Halbinsel,  enthalten. 

Zu  Folge  einer  Mittheilung  von  S  a  c  c  Zool.  Garten  p,  88  ist 
in  einer  Menagerie  in  Barcelona  ein  grauer  Panther,  Felis  poliopar- 
dus,  ein  Bastard  vom  Jaguar  und  dem  schwarzen  javanischen  Pan- 
ther, der  mit  seinem  Vater,  dem  Jaguar,  begattet  zwei  Junge  warf, 
wovon  das  eine  ein  Jaguar,  das  andere  ein  schwarzer  Panther  ist. 
Vergl.  den  vorj.  Bericht  p.  613. 

Canina.  Ein  Beispiel,  dass  Hunde  verwildern  können,  erzählt 
Sponholz  Archiv  des  Vereins  in  Meklenburg  1863.  p.  294.  Auf 
einer  Halbinsel  beim  Dorfe  Gahrden  hatten  sich  ein  Paar  Schläch- 
terhunde in  einer  Höhle  angesiedelt  und  lebten  vom  Raube  gestoh- 
lener Schafe,  bis  ein  Förster  sie  erschoss. 

A.  V.  Sass  berichtigt  die  Angabe  von  Fischer  (Naturge- 
schichte von  Livland)  und  Brandt,  dass  der  Wolf  auf  den  Inseln 
Oesel  und  Moon  nicht  einheimisch  sei,  sondern  nur  gelegentlich 
iiber  das  Eis  im  Winter  dorthin  komme,  dahin,  dass  die  Wölfe  auf 
Moon  ausgerottet,  dagegen  auf  Oesel  noch  vollständig  einheimisch 
sind  und  sich  daselbst  fortpflanzen.  Archiv  für  Kunde  von  Russ- 
land XXII.  p.  126. 

Die  Tragzeit  des  Wolfes  giebt  Max  Schmidt  auf  63  Tage 
an,  wie  beim  Hunde.     Zool.  Garten  p.  132. 

J.  E,  Gray  beschreibt  Proc.  zool.  soc.  p.  94 ;  Annais  nat. 
hist.  XII.  p.  475  den  Chanco  oder  goldenen  Wolf,  Canis  cluinco,  aus 
der  chinesischen  Tartarei.  Pelz  gelblich,  am  Rücken  länger,  storr, 
mit  untermischten  schwarzen    und  grauen  Ilaaren;   Kehle.  Wangen, 

Archiv  f.  Naturg.  XXX.  Jahrg.  2.  Bd.  N 


194      Troschel:  Beriebt  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgescbicbte 

Baucb  und  Innenseite  der  Scbenkel  rein  weiss;  Kopf  bell  graubraun; 
Vorderkopf  gesprenkelt  mit  kurzen  scbwarzen  und  grauen  Haaren. 
Hat  viele  Aebnlichkeit  mit  dem  europäiscnen  Wolf. 

Biscboff  bat  ermittelt,  dass  die  Ranzzeit  des  Fucbses  in 
die  Mitte  des  Februar  fällt.  Sitzungsber.  der  Müncbener  Akademie 
1863.  H.  p.  44. 

Ja  ekel  erzählt  im  Korrespondenzblatt  des  zool.-mineral.  Ver- 
eins in  Regensburg  XVII.  p.  116,  dass  eine  Füchsin  ihr  Wochenbett 
in  einem  Holzhaufen  aufgeschlagen  und  darin  8  Junge  gewölft  habe. 
Die  Jungen  wurden  von  Holzhauern  ersehlagen  und  vergraben, 
jedoch  von  der  Füchsin  wieder  ausgegraben  und  weggeschleppt. 

De  Taragon  erwähnt,  dass  in  Eure-et-Loir  einige  weissge- 
fleckte  Füchse  erlegt  wurden.  Die  Flecke  sollen  durch  den  Biss 
einer  kleinen  Art  Zecken  hervorgebracht  werden.  Revue  de  zool. 
XV.  p.  356. 

lieber  zwei  zahme  Füchse  berichtet  Grill  Zool.  Garten  p.  8. 

Viverrina.  A.  v.  Nordmann  hatte  Gelegenheit,  einen  le- 
benden Herpestes  mungo  Desm.  aus  Nordafrika  zu  beobachten.  Es 
war  ein  weibliches  Exemplar,  wurde  in  einem  Zimmer  mit  einem 
Eichhörnchen  gehalten,  und  war  sehr  zahm  und  possirlich.  Bulletin 
de  la  SOG.  imp.  de  Moscou  1863.  2.  p.  476. 

Mustelina.  Das  Vorkommen  des  Nörz  in  Meklenburg  und  im 
Lübeckischen  nahe  der  Meklenburgischen  Grenze  ist  von  B  r  e  h- 
mer  im  Archiv  des  Vereins  in  Meklenburg  1863.  p.  291  constatirt 
worden.  —  De  Taragon  zeigt  Revue  de  Zool.  XV.  p.  357  an,  dass 
er  zuweilen  in  einem  Nebenflusse  des  Loir  gefangen  werde.  — 
Heinz el  berichtet,  dass  der  Nörz  äusserst  selten  in  Mähren  vor- 
komme ;  ein  Exemplar  wurde  am  26.  Juli  1861  im  Sokolnitzer  Fa- 
sangarten gefangen.  Verh.  des  naturforschenden  Vereins  in  Brunn  I. 
1862.  p.  18. 

Bei  Gelegenheit  der  Besehreibung  einer  eigenthümliehen  Art 
oder  Varietät  der  Canadischen  Fischotter  zählt  Barnston  The 
Canadian  Naturalist  VlII.  -p.  147  die  ihm  bekannten  Arten  der  Gat- 
tung Lutra  auf:  Lutra  vulgaris  mit  einer  schwarzen  Varietät  L. 
Roensis,  L.  Nair  aus  Indien,  L.  leptonyx  von  Java,  L.  capensis,  L. 
brasiliensis,  L.  californica,  L.  canadensis  und  die  neue  L.  clestructor. 
Letztere  wird  durch  Beschreibung  und  Abbildung  der  Schädel  von 
L.  canadensis  unterschieden.     Vergl.  Annais  nat.  bist.  XI.  p.  460. 

ürsina.  Theo  bald  berichtet  Journal  of  the  Asiatie  Soc.  of 
Bengal  31.  p.  491  von  Kotgurh  im  Sutlei-Gebirge,  dass  in  den  hö- 
hergelegenen Wäldern  Bären  vorkommen,  ürsus  Himalayanus  ist 
völlig  verschieden  von  dem  der  Ebene,    und  viel  kleiner.     Der  Bär 


der  Säii^ethiere  während  des  Jahres  1863.  195 

der  Ebene  ist  eine  andere  Gattung  Procheilus  labiatus,    er  hat  nur 
4  Vorderzähne  im  Oberkiefer,  während  jener  6  besitzt. 

Piunipcdia. 

Gray  berichtet  den  Fang  einer  Phoca  foetida  bei  Aberyst- 
with.     Annais  nat.  hist.  XL  p.  309. 

Die  Abhandlung  vonMalmgren  über  den  Zahnbau  des  Wall- 
rosses  (Odobaenus  rosmarus  L.)  und  den  Zahnwechsel  beim  ungebo- 
renen Jungen  ist  aus  Öfversigt  af  Kongl.  Vet.  Akad.  Förhandlingar 
p.  505  in  unserem  Archiv  im  Jahrgange  1865  in  der  vollständigen 
Uebersetzung  mitgetheilt. 

Rodcutia. 

Schlegel  hat  seine  Aufmerksamkeit  auf  die  Eichhörnchen 
des  Indischen  Archipels  mit  rothem  Bauche  und  gestreiften  Seiten 
gerichtet.  Er  unterscheidet  Sciurus  Prevostii  Desm.  mit  drei  Varie- 
täten siimatranus,  bangkanvs  und  borneoensis,  Sc.  atricapillus  Temm., 
Sc.  cnjlhromelas  Temm.,  Sc.  enjfhrogcnys  Schi.,  die  Temminck 
mit  der  vorigen  verwechselt  hatte  und  Sc.  viltatus.  Alle  sind  auf 
zwei  Tafeln  abgebildet,  so  dass  die  Farbendifferenzen  sehr  deutlich 
ins  Auge  fallen.  Nederlandsch  Tijdschrift  voor  de  Dierkunde  I.  p.  24. 

Drei  neue  Eichhörnchen  beschrieb  Peters  Berliner  Monats- 
ber.  p.  652 :  Sciurvs  riyidus  von  San  Jose  in  Costa  Rica,  Sc.  ocula- 
fns  aus  Mexiko  und  Sc.  Deppei  ebenfalls  aus  Mexiko.  Bei  dieser 
Gelegenheit  werden  auch  zwei  Varietäten  von  Sciurus  aestuans  be- 
schrieben,  nämlich:  llofjmajini  von  Costa  Rica  und  guianensis  aus 
Guiana. 

Eine  kurze  Mittheilung  über  Borsteneichkätzchen,  Xerus  Ehrbg. 
oder  Spermosciurus  Less.,  machte  Giebel  Zeitschr.  für  die  ges. 
Naturwissenschaften  XXI.  p.  452.  Er  erkennt  ihre  generische  Be- 
rechtigung an. 

Kennicott  beschrieb  vier  neue  Arten  der  Gattung  Spermo- 
philus  aus  der  Sammlung  der  Smithsonian  Institution  Proc.  Phila- 
delphia p.  157  :  Spermophilus  mollis  von  Camp  Floyd  und  den  Ro- 
cky-Mountains,' Utah,  Sp.  obsoletus  von  Nabraska,  Sp.  elecjans  von 
Fort  Bridger,  Utah,  Sp.  amialus  ebendaher.  Die  erste  dieser  Arten 
wird  als  verwandt  mit  Townsendii  und  dem  asiatischen  guttatus, 
die  zweite  mit  spilosoma,  die  dritte  mit  Richard sonii,  die  vierte  mit 
Franklinii  bezeichnet. 

Zawadzki  zeigte  eine  singende  Maus  vor,    die  von  der  ge- 


196       Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

wohnlichen  Hausmaus  in  den  äusseren  Eigenschaften  keine  Abwei- 
chungen darbot.     Verh.  d.  naturf.  Vereins  in  Brunn,  II.  1863.  p.  21. 

Prinz  Max  zu  Wied  fand  Mus  minutus  bei  Neuwied.  Unser 
Archiv  1863.  I.  p.  269. 

Notizen  über  Wasserratten  und  Erdmäuse  (Verf.  nennt  sie 
Lemmus  amphibius  und  agrestis)  veröffentlichte  Grill  zool.  Gar- 
ten p.  10. 

In  einer  Abhandlung  über  die  Ratten  und  Mäuse  Indiens 
(Journal  of  the  Asiatic  Society  of  Bengal  1863.  p.  327—353)  zählt 
Edward  Blyth  folgende  Arten  auf:  Gerbillus  indicus,  Nesokia 
indica  Gray,  Mus  bandicota  Bechst.,  Mus  setifer  Horsf.,  Mus  decu- 
manus  Pall.,  Mus  decumanoides  Temm,,  Mus  rattus  L.,  Mus  anda- 
manensis  Blyth,  Mus  nemoralis  Blyth,  Mus  rufescens  Gray,  Mus  pal- 
marum  Scherzer,  cinnamomeus  Blyth,  Mus  niviventer  Hodgs.,  Mus 
robustulus  Blyth,  Mus  nitidus  Hodgs. ,  Mus  horietes  Hodgs.,  Mus 
fulvescens  Gray ,  Mus  aequicaudalis  Hodgs.,  Mus  concolor  Blyth, 
Mus  oleraceus  Benn.,  Mus  radius  Blyth,  Mus  gliroides  Blyth,  Mus 
peguensis  Blyth,  Mus  urbanus  Hodgs.,  Mus  homourus  Hodgs.,  Mus 
crassipes  Blyth,  Mus  Tytleri  Blyth,  Mus  bactrianus  Blyth,  Mus  ni- 
tidulus  Blyth,  Mus  cunicularis  Blyth,  Mus  Darjeelingensis  Hodgs., 
Mus  erythrotis  Blyth,  Mus  infralineatus  EUiot,  Mus  cervicolor  Hodgs., 
Mus  fulvidiventris  Blyth,  Mus  strophiatus  Hodgs.,  Mus  terricolor 
Blyth,  Leggada  spinulosa  Blyth,  Golunda  Ellioti  Gray,  G.  coffeus  Ke- 
laart,  G.  miltada  Gray,  G.  nevera  Kelaart,  Hapalomys  longicauda- 
tus  Blyth. 

Armcola  mystacinns  De  Filippi  Archivio  per  la  zoologia  II. 
p.  380  aus  Persien. 

Eine  Notiz  über  Phaiomys  leucurus  Blyth  von  Theobald  s. 
Journal  of  the  Asiatic  Soc.  of  Bengal  31.  p.  519. 

Ueber  den  Lemming  (Lemmus  norvegicus)  und  seine  Wande- 
rungen schrieb  Guyon  Comptes  rendus  1863.  p.  486;  Annais  nat. 
hist.  XII.  p.  407 ;  Revue  de  Zoologie  XV.  p.  340.  Als  Ursache  der 
Wanderungen  wird  die  grosse  Vermehrung  in  gewissen  Jahren  be- 
zeichnet. Sie  wandern  immer  bergab,  und  gehen  massenhaft  zu 
Grunde  durch  ihre  Feinde,  so  dass  sie  ihrem  sicheren  Tode  entge- 
gen gehen,  und  ihre  Berge  niemals  wiedersehen. 

Fiber  osoyoosensis  Lord  Proc.  zool.  soc.  p.  96  aus  dem  See 
Osoyoos  soll  sich  in  Farbe,  Vorkommen  und  Lebensweise  von  Fiber 
zibethicus   unterscheiden. 

Conrado  erzählt  von  einem  Bastardhasen,  geworfen  vom 
grauen  oder  Feldhasen  (Lepus  timidus)  und  vom  Berg-  oder  verän- 
derlichen Hasen  (Lepus  variabilis).  Er  wurde  am  28.  December 
1862  beim  Dorfe  Paspels   in  Graubünden  erlegt.      Bei  dieser  Gele- 


der  Säugethiere  wäln-cnd  des  Jahres  1863.  197 

genheit  erklärt  Verf.  die  altbekannte  Meinung  .  der  Hase  schlafe 
mit  offenen  Augen"  für  einen  einfältigen  Volksglauben  und  dergl. 
Jahresbericht  der  naturf.  Gesellsch,  Graubüudens  VIII.  1863.  p.98. 

Bemerkungen  über  gefangene  junge  Hasen  machte  Grill 
Zool.  Garten  p.  55  bekannt.     Sie  schwimmen  mit  Leichtigkeit. 

Einen  neuen  Pfeifhasen  Lagomys  minimus  beschrieb  Lord 
Proc.  zool.  soc.  p.  96,  der  auf  den  Höhen  des  Cascade  -  Gebirges 
über  7000'  hoch  lebt. 

Edcutata. 

Burmeister  entdeckte  in  der  Sierra  Bolivia  eine  neue  Art 
Chlamyphorus  und  charakterisirte  Annais  nat.  bist,  XI.  p.  308  die 
beiden  Arten  folgendermassen : 

Chlamyphorus  trnncahis  minor,  chlamyde  dorsali  lateribus  li- 
bere  dependente,  subtus  cum  artubus  vellere  molli  recto  subsericeo 
indutus;  cauda  thecaque  anali  perfecte  cataphractae.     Mendoza. 

Chlamyphortis  retusus  maior,  chlamyde  dorsali  lateribus  cor- 
poris adnata,  subtus  cum  artubus  intus  vellere  undulato,  sat  lanu- 
ginoso  indutus ;  cauda  thecaque  anali  imperfecte  cataphractae.  Circa 
oppidum  Stae  Crucis  de  la  Sierra  Bolivia. 

[Ingulata. 

Eine  Abhandlung  von  Rütimeyer  „Beiträge  zur  Kenntniss 
der  fossilen  Pferde  und  zur  vergleichenden  Odontographie  der  Huf- 
thiere  überhaupt."  (Verhandl.  der  naturf.  Gesellsch.  in  Basel  HI. 
p.  558 — 696)  ist  sehr  der  Beachtung  werth,  lässt  sich  aber  hier 
nicht  im  Einzelnen  näher  mittheilen.  Wir  geben  hier  nur  das  Ta- 
bleau  wieder,  welches  Verf.  als  Resultat  seiner  Untersuchungen  des 
definitiven   Gebisses  der  Hufthiere  zusammengestellt  hat : 

I.  Oberkiefer.     1.  Molaren.     Zwei  Querjoche  mit  Aussenwand. 

a.  Querjoche  ungetheilt.  Vertical  auf  die  Aussenwand  :  Tapirus,  Lo- 
phiodon,  Coryphodon  ct.  Dinotherium.  Schief  nach  hinten  gerichtet: 
Rhinoceros,  Hyrax,  Nesodon  ct.  Wenigstens  das  hintere  halbmondför- 
mig zur  Aussenwand  zurückkehrend :  Palaeotherium,  Titanotherium. 

b.  Querjoche  mit  isolirten  Innenpfeilern.  Nur  am  Vorjoch:  Palaeoth. 
curtum,  Paloplotherium,  Anoplotherium,  Dichobune  ct.  Ruminantia 
partim  (Bovina).  Innerer  isolirter  Innenpfeiler  geschwunden  :  Di- 
chodon ,  Agriochoerus  ,  Poebrotherium,  Oreodon  ,  meiste  Ruminan- 
tia. An  beiden  Jochen :  Anchitherium ,  Equus ,  Hipparion.  —  c. 
Querjoche  und  Aussenwand  in  Warzen  aufgelöst.  Nur  das  Vor- 
joch: Hyopotainus,  Chaeropotamus,  Anthracotherium,  Archaeothe- 
rium,  Entelüdon,  Rhagatherium.    Nur  das  Nachjoch:  Palaeochoerus, 


198      Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschiclite 

Dicotyles,  Sus,  Porcus  ,  Phacochoerus.  Vorderes  und  hinteres  Hü- 
gelpaar wieder  in  Querjoche  vereinigt:  Hippohyus,  Hippopotamus, 
Mastodon?     Beide  Joche:  Hyracotherium,  Pliolophüs. 

2.  Prämolaren.  Gleich  Molaren:  Tapirus,  Hyrax,  Rhinoce- 
ros,  Equus,  Hipparion,  Palaeotherium  ct.  Prämolaren  reducirt: 
Nachjoch  reducirt:  Lophiodonten,  Hyracotherium,  Pliolophüs,  Rha- 
gatherium,  Palaeochoeriden,  lebende  Suida.  Hintere  Zahnhälfte  re- 
ducirt und  mit  der  vordem  verschmolzen :  Anoplotherium,  Xipho- 
don  ct.,  Ruminantia. 

n.  Unterkiefer.  1.  Molaren.  Zwei  Querjoche  ohne  Aussen- 
wand.  a.  Querjoche  ungetheilt ,  vollkommen  wie  am  Oberkiefer: 
Tapirus,  Dinotherium,  Lophiodonten,  Rhinoceros,  Palaeotherium  ct. 
—  b.  Querjoche  mit  zweilappigen  Innenpfeiler,  nur  am  Vorjoch: 
Palaeotherium  z.  Th.,  Anoplotherium.  Beide  Seitenpfeiler  des  Vor- 
jochs verschmolzen  zu  einer  Innenwand :  Ruminantia.  An  beiden 
Jochen:  Anchitherium,  Equus,  Hipparion.  —  c.  Querjoche  in  "War- 
zen aufgelöst,  und  die  beiden  Seitenpfeiler  am  Vorjoche  verschmol- 
zen zum  vordem  Innenhügel:  Diplobune,  Archaeotherium,  Palaeo- 
choeriden, Suida.  Vorderes  und  hinteres  Hügelpaar  wieder  in  Quer- 
joche vereinigt:  Hippopotamus,  Mastodon? 

2.  Prämolaren.  Gleich  Molaren:  dieselben  Genera  wie  am 
Oberkiefer.  Prämolaren  reducirt:  a.  Nachjoch  reducirt :  Lophiodon- 
ten. b.  Ebenso,  allein  gleichzeitig  die  Innenhügel  mehr  oder  we- 
niger mit  den  Aussenhügeln  verschmelzend :  Dichobune  z.  Th.,  Plio- 
lophüs, Rhagatherium,  Lophiotherium,  Aphelotherium,  Chasmothe- 
rium  ,  Palaeochoerida ,  Suida.  c.  Ebenso  und  gleichzeitig  hintere 
Zahnhälfte  mit  der  vordem  verschmelzend:  Anoplotherium,  Rumi- 
nantia. 

iSolidungula. 

Eine  Notiz  über  wilde  Pferde,  die  in  den  Jahren  um  1824 
am  unteren  Dnepr  gefunden  wurden,  findet  sich  in  einem  Briefe 
von  Steven  an  A.  v.  Nordmann.  Bulletin  de  la  soc.  imp.  de 
Moscou  18C3.  1.  p.  279.  Sie  waren  alle  mäusegrau  mit  einem  dunk- 
len Riemen. 

Eine  Nachricht  über  wilde  Esel  in  der  Afrikanischen  Sahara 
und  über  wilde  Pferde  von  Mongolien  veröffentlichte  Blyth  im 
Journal  of  the  Asiatic  Society  of  ßengal  31.  p.  363. 

Multungula. 

Ueber  das  Vorkommen  von  Elephanten  in  Asien  machte 
Blyth  Journal  of  the  Asiatic  Seciety  of  Bengal  31.  p.  169  einige 
Bemerkungen,  namentlich  in  Beziehung  auf  Sohle  gel's  Angaben, 


der  Säiioothiere  während  des  Jahres  1863.  199 

und  ist  der  Ansicht,  dass  die  wilden  Elephanten,  welche  auf  ßorneo 
leben,  nicht  wohl  von  zahmen  importirteu  abstammen  können. 
Dies  wird  ib.  jd.  196  weiter  ausgeführt.  Daselbst  wird  die  von 
Spencer  St.  John  in  seinem  Buche  „Life  in  the  forests  of  the 
far  East.  1862"  behauptete  Thatsache,  dass  die  Elephanten  Borneo's 
von  solchen  Exemplaren  abstammten  und  verwiklert  seien,  welche 
die  Ostindia  Company  vor  hundert  Jahren  dem  Sultan  von  Sula 
zum  Geschenk    gemacht  hätten,  widerlegt. 

Winwood  Reade  schildert  eine  Elephanten-Einfriedigung 
in  Gaboon.  Proc.  zool.  soc.  p.  170. 

Von  dem  weiblichen  asiatischen  Elephanten  des  zoologischen 
Gartens  in  Frankfurt  a.  M.  giebt  Schmidt  die  genauen  Maasse 
an.  Zool.  Garten  p.  172.  —  Weinland  giebt  ib.  p.  222  eine  Ab- 
bildung von  Sasenbeth  in  Holzschnitt,  so  wie  zur  Yergleichung 
einen  Holzschnitt  des  Kreuzberg'schen  und  des  afrikanischen 
Elephanten. 

In  den  Berichten  aus  dem  Thiergarten,  welche  der  Neder- 
landsch  Tijdschrift  voor  de  Dierkunde  beigegeben  sind,  ist  p.  I.  das 
Betragen  eines  Nilpferd-Paares  (Hippopotamus  amphibius)  bei  der 
Begattung  und  bei  der  Geburt  eines  Jungen  geschildert.  Die  Trag- 
zeit ist  nicht,  wie  G  e  of  fr  oy  St.  Hilaire  angegeben  hat,  13  Monate, 
sondern  höchstens  neun  Monate,  vielleicht  nur  223  Tage.  Das  Junge 
ist  leider  gestorben.  Die  Milch  floss  schon  einige  Tage  vor  der 
Geburt  strahlartig  aus  dem  Euter. 

Nach  Sclater  Proc.  zool.  soc.  p.  230  trägt  das  Nilpferd  nur 
7  Monat  und  16  bis  20  Tage. 

In  einem  Aufsatze  über  die  lebenden  asiatischen  Rhinoceros- 
Arten  im  Journal  of  the  Asiatic  Society  of  Bengal  31.  p.  151  be- 
stätigt Blyth  die  Angabe  Helfer's,  dass  die  drei  bekannten  Ar- 
ten in  Burma  vorkommen.  Das  riesige  Rhinoceros  indicus  scheint 
dem  Fusse  des  Himalaya  und  dem  Thale  des  Brahmaputra  (Provinz 
Asam)  anzugehören;  das  noch  jetzt  in  den  östlichen  Sundarbans 
häufige,  und  auch  in  dem  Rajmahal-Gebirge  in  Bengalen  lebende, 
(wo  es  dem  Aussterben  entgegen  geht),  ist  identisch  mit  dem  von 
Java  undBorneo  (R.  sondaicus) ;  während  die  asiatische  zweihörnige 
Art  (Rh.  sumatranus)  in  dem  Indo-chinesischen  Ländergebiete  häufi- 
ger zu  sein  scheint  als  das  einhörnige  (Rh.  sondaicus),  denn  sie  er- 
streckt sich  nordwärts  bis  zu  dem  Gebirge,  welches  Arakan  von  Pegu 
trennt.  Schädel  und  Hörner  sind  abgebildet.  —  Eine  Notiz  über 
Rhinoceros,  worin  die  Sanscrit-Namen  erörtert  werden,  ebenso  wie 
die  Persischen  und  Arabischen,  findet  sich  ib.  p.  198. 

lieber  das  Wildschwein  (Sus  scrofa  L.)  berichtet  Jäckel 
im  Correspondenzblatt    des   zool.- mineral.   Vereins    in    Regensburg 


200       Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

XVII.  p.  49  und  p.  66  und  bringt  zahlreiche  historische  Notizen  seit 
1493  bei,  als  Materialien  zur  bayrischen  Fauna  und  Jagdgeschichte. 

Wyman  beschrieb  ein  cyclopisches  Schwein.  Proc.  Boston 
Soc.  p.211. 

Kraus s  setzte  den  Unterschied  zwischen  dem  Schädel  von 
Dicotyles  labiatus  Cuv.  und  D.  torquatus  Cuv.  in  unserem  Archiv 
1863.  I.  p.  271  auseinander. 

Ruminantia. 

Sclater  giebt  Proc.  zool.  soc,  p.  230  die  Tragezeiten  einiger 
Wiederkäuer  an,  nach  Beobachtungen  aus  dem  zoologischen  Garten 
in  London.  Daselbst  sind  acht  Hirscharten  mit  8  Monaten,  2  Au- 
genia  mit  11,  Camelopardalis  giraffa  mit  15,  2  Ovis  mit  4,  3  Anti- 
lopen mit  8 — 9  Monaten  verzeichnet. 

Die  Trächtigkeitsperiode  des  Mähnenschafes  (Ovis  tragelaphus) 
beobachtete  Funck  im  zoologischen  Garten  in  Brüssel  zu  163  Ta- 
gen.    Zool.  Garten  p.  133. 

Tylopoda.  Capt.  B  i  s  s  e  1 1  will  den  Versuch  machen  das  Vicuna 
und  das  AljDaca  in  Californien  zu  domesticiren  und  hofft  durch 
Kreuzung  des  Vicuna  mit  dem  Merinoschaf  und  dem  Sächsischen 
Schaf  eine  ausgezeichnete  Wolle  zu  erzielen.  Proc.  Boston  soc.  p.  199. 

Devexa.  Eine  Notiz  von  Weinland  über  die  im  Frankfurter 
Garten  verstorbene  Giraffe  ist  von  einer  Tafel  mit  Zeichnungen  in 
zehn  verschiedenen  Stellungen  von  Susenbeth  begleitet.  Zool. 
Garten  p.  204. 

Cervina.  BoU  theilt  in  seinem  Archiv  des  Vereins  in  Mek- 
lenburg  1863.  p.  294  mit,  dass  in  der  Nähe  von  Treptow  Elennge- 
weihe gefunden  worden  sind;  ein  grösseres  sehr  verwittertes  im 
Moder,  ein  kleineres  vollkommen  gut  erhalten  im  Torfe. 

Von  einem  gezähmten  Elennthier  auf  Godgard  giebt  Grill 
Zool.  Garten  p.  55  Nachricht. 

Weinland  erklärt  sich  im  Zool.  Garten  p.  228  entschieden 
gegen  die  Ansicht,  das  knarrende  Geräusch  entstehe  beim  Rennthier 
durch  Zusammenschlagen  der  Hufe.  Vielmehr  entstehe  dieses  Geräusch 
in  der  Articulation  des  Fusses  und  Knie's,  sehr  häufig  auch  dann, 
wenn  das  Thier  steht,  bei  einer  Bewegung  des  Rumpfes  allein,  wo- 
durch das  eine  oder  andere  Gelenk  mehr  belastet  oder  entlastet 
wird.     Er  vergleicht  es  dem  Knacken  der  Finger, 

Verrill  berichtet  Proc.  Boston  Soc.  IX.  p.  227,  dass  Rangi- 
fer  Caribou  zuweilen,  in  strengen  Wintern  in  Maine  vorkomme,  und 
sich,  wie  das  echte  Rennthier,  ganz  von  Moos  ernähre. 

Jaeger  widerräth  das  Absägen  der  Geweihe  an  Hirschen, 
welche  transportirt  werden  sollen,  indem  er  diesen  Vorgang  bei  einem 


der  Säugethiere  wählend  des  Jahres  1863.  501 

Cervus  Russa  Müll,  für  die  Ursache  der  Erkrankung  und  des  Todes 
halten  zu  müssen  glaubt.     Zool.  Garten  p.  212. 

V.  Rosenberg-  spricht  von  einem  abnormalen  Geweihe  von 
Cervus  moluccensis  aus  Ceram.  Natuurk.  Tijdschrift  vor  Nederl. 
Indie  XXVI.  p.  159. 

ßlyth  vermuthet  nach  einigen  Geweihen  im  South -Kensington 
Museum  eine  neue  Art  Hirsch  in  Siam,  welche  er  Rucervns  Schom- 
burghi  nennt.     Proc.  zool.  soc.  p.  155. 

Cavicornia.  Win  wo  od  Reade  bildete  Proc.  zool.  soc. 
p.  169.  pl.  22.  Oreas  derbianus  ab.  Sie  lebt  im  Walde,  betritt  nie 
die  Ebene,  grast  niemals,  sondern  der  Bulle  reisst  Baumzw^eige  zur 
Nahrung  für  die  Weibchen  und  Kälber  herab. 

De  Saussure  berichtigt  Revue  de  zool.  XV.  p.  458,  dass  die 
Figur  des  Mazame  von  Hernandez  p.  324  nicht  Cervus  mexicanus, 
sondern  ein  Individuum  mit  völlig  entwickelten  Hörnern  von  An- 
tilocapra  americana  darstelle. 

Brehm  schildert  im  Zool.  Garten  p.  102  das  Zwergböckchen 
Antilope  (Cephalolophus)  Hempricliiana  Ehrbg. 

Es  ist  der  Versuch  gemacht  worden,  die  Gemse  in  den  Nor- 
wegischen Gebirgen  zu  acclimatisiren.  Vergl.  Zool.  Garten  p.  154. 
—  Im  Dresdener  zoologischen  Garten  warf  eine  Gemse  am  30.  Juni 
1863  ein  Junges ,  nachdem  es  im  December  tragend  geworden  war. 
Ib.  p.  175.     Das  Junge  starb  nach  drei  Tagen.     Ib.  p.  197. 

B  a  1  s  a  m  0  hat  einen  Bastard  vom  Ziegenbock  und  dem  Mut- 
terschaf erzielt,  w'elcher  gerade  Hörner  hatte  wie  der  Bock,  vorquel- 
lende Augen  wie  beim  Schaf;  seine  Stimme  gleicht  dem  des  Bockes. 
Er  nennt  ihn  Tragosois.  Revue  de  Zoologie  XV.  p.  383. 

Jackson  theilt  mit,  dass  die  Haarballen  im  Magen  der  Rin- 
der gewöhnlich  nur  einzeln  vorkommen,  in  einem  Falle  waren  jedoch 
nicht  weniger  als  16  in  einem  Magen.  Selten  finden  sich  solche 
Haarballen  auch  in  dem  Magen  der  Schweine.  Proc.  Boston  Soc. 
p.  224. 

Blyth  bildete  Proc.  zool.  soc.  p.  158  die  Hörner  von  Bos 
hrachyceros,  Bos  reclinis  und  Bos  plaiiiceros  in  Holzschnitt  ab. 

üeber  die  Verbreitung  von  Bos  taurus  und  Bos  Dante  in 
Afrika  äusserte  sich  Balfour  Baikie  Aanals  nat.  hist.  XII.  p.  328. 
Das  Rind  im  Süden  und  Südwesten  des  Golfs  von  Guinea  ist  Bos 
taurus  ;  dagegen  das  Rind  von  Hausa  und  von  Bornu  und  den  Ge- 
genden an  der  grossen  Wüste  und  westwärts  bis  Firta  Toro  ist 
Bos  Dante. 

Grill  erwähnt,  dass  eine  Kuh  ein  Ilorn  abwarf,  nachdem 
schon  eine  neue  Hornscheide  darunter  gebildet  war.  Zool.  Garten 
p.  254. 


202       Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

W  e  g  e  n  e  r  machte  eine  Mittheilung  über  Bos  Bison  und  Bos 
Urus  in  Sitzungsber.  der  Gesellsch.  Isis  1863.    p.  8  u.  11. 

Cetacca. 

J.  E.  Gray  gab  eine  neue  Uebersicht  der  Cetaceen.  Proceed. 
zool.  soc.  p.  197.  Er  theilt  sie  in  zwei  Untergattungen  Cete  und 
Sirenia.  Erstcre  zerfällt  in  5  Familien:  1)  Balaenidae  mit  den 
Gattungen  Balaena,  Megaptera,  Balaenoptera,  Physalus  ;  2)  Cato- 
dontida  e  mit  den  Gattungen  Catodon,  Physeter,  Kogia ;  2»)  Pla- 
tani  stida  e  Gatt.  Platanista ;  4)  In i ad  a  e  Gatt.  Inia ;  5)  D  el phi- 
nidae:  a)  Kopf  geschnäbelt,  Schnabel  so  laug  oder  länger  als  die 
Schädelhöhle.  Gatt.  Pontoporia,  Steno,  Delphinus,  Delphinapterus, 
Lagenorhynchus ;  Hyperodon,  Lagenocetus;  Berardus,  Ziphius,  Del- 
phinorhynchus,  Dioplodon;  b)  Kopf  vorn  rund,  nicht  geschnäbelt, 
Schnauze  kaum  so  lang  wie  die  Schädelhöhle.  Gatt.  Globiocepha- 
lus;  Orca,  Grampus,  Phocaena,  Neomeris,  Beluga,  Monoceros. 

Wir  verdanken  Alexander  v.  Nordmann  Beiträge  zur 
Kenntniss  des  Knochenbaues  der  Rhytina  Stelleri,  die  in  den  Acta 
societatis  scientiarum  Fennicae  Tom.  VII  1863.  p.  1 — 33  veröffent- 
licht sind.  Verfasser  hat  ein  ziemlich  vollständiges  Skelett  von 
16^2  Fuss  Länge  vor  sich  gehabt,  so  dass  durch  diese  Unter- 
suchung die  Kenntniss  dieses  interessanten,  in  der  Mitte  des  vori- 
gen Jahrhunderts  ausgestorbenen  Thieres ,  nicht  unwesentlich  ge- 
fördert wird.  Auf  5  Steindruck-Tafeln  sind  die  einzelnen  Knochen 
abgebildet. 

Brandt  berichtete  der  Pariser  Akademie  über  eine  eben 
vollendete  Arbeit,  die  die  Osteographie  der  Sirenen  behandelt,  wo- 
ran sich  eine  Vergleichung  der  Osteologie  der  Pachydermen  und 
Cetaceen  schliesst.  Verf.  versucht  zu  zeigen,  dass  die  Sirenen  keine 
Cetaceen  sind,  sondern  Wasser  -  Pachydermen,  die  auch  eine  Ord- 
nung für  sich  bilden  könnten.  Comptes  rendus  1863.  p.  489;  Revue 
de  zool.  XV.  p.  345;  Annais  nat.  bist.  XII.    p.  406. 

Meier  macht  im  Archiv  des  Vereins  in  Meklenburg  p.  290 
bekannt,  dass  sich  am  23.  Januar  1863  ein  20'  langer  weiblicher 
Delphin  in  die  travemünder  Bucht  verirrt  hatte  und  gestrandet  war. 
Die  Art  vermochte  Verf.  nicht  mit  Sicherheit   zu  bestimmen. 

Moore  beschrieb  einen  9  Fuss  langen  männlichen  Lageno- 
rhynchus albirostris  Gray,  welcher  an  der  Mündung  des  Dee  gestran- 
det war,  und  noch  acht  Stunden  ausser  Wasser  lebte.  Annais  nat. 
bist.  XL  p.268. 

Wyman  beschreibt  einen  Beluga  borealis  Less.,  welcher  in 
dem  Golf  von  St.  Lawrence  gestrandet  war.  Das  Exemplar  war  ein 
Männchen  und  wog  700  Pfund.  Es  ist  abgebildet.  Boston  Journal 
of  nat.  hist.  VII.  p.  603. 


der  Säugethiere  während  des  Jahres  1863.  203 

J.  E.  Gray  macht  Annais  nat.  bist. XL  p.  464  darauf  auf- 
merksam, dass  die  Gestalt  der  Zähne  beim  Susuk  (Platanista  gan- 
geticus)  mit  dem  Alter  ungemein  abändert,  so  dass  man,  ohne  die 
Zwischenstufen  zu  kennen,  leicht  verschiedene  Genera  annehmen 
könnte.  Die  Zähne  sind  in  der  Jugend  lang  cylindrisch  und  wer- 
den im  Alter  in  kurze  konische,  comprimirte  Zähne  durch  Abrei- 
ben umgewandelt. 

Peach  zeigte  an,  dass  an  der  Westseite  von  Caithness  im 
August  ein  todter  Pottfisch  (Physeter  macrocephalus)  von  60 — 70  F. 
Länge  schwimmend  gefunden  wurde.  Report  british  Assoc.  for  the 
advancement  of  science  held  at  Newcastle  p.  106. 

Am  Y  strandete  bei  einem  Sturme  am  20.  December  1862  ein 
Finnfisch  (Balaenoptera  rostrata)  von  fast  5  Ellen  Länge  und  2000 
Pfund  Gewicht.  Maitland  gab  die  Maasse  desselben  in  den  Berig- 
ten  uit  de  Diergaarde  p.  XXX  an,  welche  der  Nederl.  Tijdschr.  voor 
de  Dierkunde  I  beigegeben  sind.  Er  fand  auch  ein  Paar  kleine 
dreikantige  Knochen,  die  wohl  den  hinteren  Gliedmassen  angehören. 

Sigm.  Schnitze  erzählt  von  einem  50'  langen  Wallfische, 
der  an  dem  Hafendamme  zu  Wiek  erschien,  und  den  er  als  den 
Riesen- Wal  (Pterobalaena  arctica)  bestimmt.  Greifswalder  Wochen- 
blatt vom  26.— 30.  August  1862. 

Marsiipialia. 

Eine  neue  Gattung  amerikanischer  Beutelthiere  beschrieb  T  o- 
mes  Proc.  zool.  soc.  p.  50.  pl.  VIII;  Annais  nat.  bist.  XII.  p.  242 
unter  dem  Namen  Hyr  acodon.  Schwanz  von  der  Länge  des  Ko- 
pfes und  Körpers,  in  eine  feine  Spitze  auslaufend  ;  Füsse  lang  mit 
beweglichem  Daumen,  Nägel  lang  und  spitz;  Kopf  ziemlich  lang, 
Schnauze  spitz,  Ohren  massig,  eiförmig.  Obere  Schneidezähne  :  die 
mittleren  einfach,  spitz,  klein,  und  in  verticaler  Stellung;  die  beiden 
folgenden  gross,  dick  und  kurz,  aber  mit  rückwärts  gerichteter 
Spitze;  der  folgende  vierte  ähnlich,  aber  sehr  klein;  der  fünfte  oder 
Eckzahn  durch  einen  Zwischenraum  vom  vorigen  getrennt,  klein, 
konisch,  spitz,  und  in  fast  verticaler  Stellung ;  die  beiden  folgenden 
Zähne  fast  gleich.  Untere  Schneidezähne  :  die  mittleren  Zähne  lang, 
fast  gerade  und  horizontal,  wie  bei  den  Spitzmäusen;  die  vier  fol- 
genden Zähne  mehr  oder  v/eniger  konisch,  eng  an  einandergeschlos- 
sen  und  nach  vorn  gerichtet,  klein  und  allmählich  nach  aussen 
kleiner  werdend;  der  fünfte  Zahn  hat  eine  eckzahnähnliche  Gestalt, 
ein  wenig  mehr  vorragend  als  der  vorige,  und  vorwärts  gekrümmt; 
der  sechste  klein,  konisch,  vertical  gestellt  und  weit  getrennt  von 
dem  fünften.     //.  fuliginosus  von  Ecuador. 

Krefft  beschrieb  Proc.  zool.  soc.  p.49;   Annais  nat.  hist.  XII. 


204     Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturges  eh.  u.  s.  w. 

p.  241  eine  neue  Art  Dromicia  unicolor  von  St.  Leonard's  bei  Syd- 
ney._  Der  Pelz   ist  einfarbig  mäusefarbig   mit  einem    schwärzlichen 

Fleck  vor  dem  Auge.  Zähne    3.3.1.6.1.3.3^ 

3.3.1.2.1.3.3 

J.  E.  Gray  beschrieb  Annais  nat.  hist.  XI.  p.  457  zwei  neue 
Wombats,  die  jetzt  im  zoologischen  Garten  in  London  leben,  und 
von  Süd  -  Australien  eingesandt  waren,  und  fügt  diesen  noch  eine 
vierte  Art  aus  dem  britischen  Museum  hinzu.  Zwei  von  diesen  gehören 
der  Gattung  Phascolomys  an,  eine  jedoch  bildet  eine  neue  Gattung. 
Die  Arten:  Phascolomys  Angasii  schwärzlichbraun,  fast  einfarbig, 
Schnauze  breiter  als  lang ,  quer  länglich,  Ohren  etwas  zugespitzt. 
Ph.  setosus  fast  einfarbig  hellbraun,  Pelz  storr,  Schnauze  dreieckig, 
so  lang  wie  breit;  diese  Art  hat  Gould  als  Ph.  latifrons  Owen  ab- 
gebildet. —  Die  neue  Gattung  wird  Lasiorhinus  genannt.  Die 
Nase  ist  abgestutzt  und  behaart,  mit  grossen  offenen  Naslöchern  an 
der  Seite  und  ohne  nackte  Muffel  zwischen  ihnen;  die  Ohren  sind 
gross,  aufrecht,  spitz,  aussen  mit  kurzem  Pelz  bedeckt.  Die  Art 
L.  M^Coyi  bezeichnet  Verf.  als  diejenige,  welche  An  gas  Proceed. 
zool.  soc.  1861  als  Ph.  latifrons  beschrieben  und  Gould  als  Ph. 
lasiorhinus  abgebildet  hat. 

Sclater  theilte  ib.  XII.  p.  78  mit,  dass  Phascolomys  Angasii 
Gray  bereits  von  Gould  Ph.  niger  genannt  worden  war.  Daran 
knüpft  Yerf.  eine  Bemerkung  über  den  Schädel  von  Ph.  lasiorhinus, 
der  dem  von  Ph.  ursinus  sehr  ähnlich  sein  und  von  latifrons  Owen 
abweichen  soll. 


Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Herpetologie 
Wtähreud  des  Jiibres  1863. 


Von 
Troschei. 


L'organisation  du  regne  animal  per  Emile  Blan- 
chard.  Paris.  Von  diesem  grossartig  angelegten  Werke 
sind  bereits  zehn  Lieferungen  den  Reptilien  gewidmet, 
nämlich  die  3.  5.  8.  11.  14.  17.  19.  26.  31.  und  33.  Die 
beiden  erstgenannten  sind  bereits  1852,  die  übrigen  ohne 
Jahreszahl  erschienen.  Wir  haben  zuletzt  1858  über  die- 
ses Werk  berichtet.  Den  Text  bildet  eine  sehr  ausführ- 
liche historische  Einleitung.  In  der  31.  Lieferung  beginnt 
p.  71  die  Ordnung  der  Schildkröten  und  in  der  33.  ist 
die  Osteologie  von  Testudo  iberaPall.  (T.  mauritianaD.B.) 
begonnen.  Die  Abbildungen  beziehen  sich  auf  Reptilien 
der  verschiedenen  Ordnungen,  sind  sehr  sauber  ausgeführt 
und  erscheinen  ohne  Rücksicht  auf  den  Text  und  ohne 
Beachtung  der  Nummerfolge. 

Von  Lercboullet's  grosser  Arbeit:  „Recherches 
d'embryologie  comparee  sur  le  developpement  de  la  Truite, 
du  Lezard  et  du  Limnee'^  von  deren  ersten  drei  Abschnitten, 
welche  die  Entwickelung  jedes  der  genannten  drei  Thiere 
einzeln  darstellten,  schon  in  den  früheren  Berichten  die 
Rede  gewesen  ist,  erschien  im  XIX.  Bande  der  Annales 
des  scienccs  nat.  p.  1  der  vierte  Abschnitt.  Darin  stellt 
Verf.  die  Aehnlichkeiten  und  die  Verschiedenheiten,  die 
sich  zwischen  den  Fischen  und  der  Eidechse  einestheils 
und  zwischen  den  beiden  Wirbelthiercn  und  der  Schnecke 
anderentheils  aus  des  Verf.  eingehenden  Untersuchungen 


200         Troschel:  Bericlat  üb.  d.  Leist.  in  d.  Herpetologie 

ergeben,  zusammen.  —  Fortsetzung  und  Scliluss  sind  ib. 
XX.  p.  5 — 58  zu  finden. 

In  der  bereits  oben  im  Bericbte  über  die  Säugethiere 
erwähnten  Schrift  von  Sund ev  all  ^,die  Thierarten  des 
Aristoteles^  sind  p.  173 — 188  die  Reptilien  abgehandelt. 
Aristoteles  schrieb  über  folgende  20  Arten:  Testudo 
gracca,  Emys  europaea,  Chelonia  caretta;  Crocodilus  vul- 
garis, Chamaeleo  vulgaris,  Ascalabotes  mauretanicus  v. 
sp.  afF.,  Lacerta  agilis  v.  viridis,  Seps  chalcides,  Anguis 
fragilis;  Naja  hajc,  Vipera  berns  vel  ammodytcs,  Coluber 
natrix,  Python  spec.  ?;  Rana  esculenta,  Bufo  (genus), 
Salamandra  vulgaris,  Triton  sp. 

Ein  Bericht  über  eine  80  Fuss  lange  Secschlange 
von  Joseph  Brown,  die  im  August  1811  beobachtet 
wurde ,  ist  Proc.  Boston  Soc.  IX.  p.  245  vorgelegt  wor- 
den. Ihr  Kopf  sollte  8  bis  9  Fuss  über  Wasser,  ihr 
Durchmesser  16 — 18  Zoll  gewesen  sein. 

Von  Barbosa  du  Bocage  erhielten  wir  Revue 
de  Zoologie  p.  332  ein  Verzeichniss  der  Reptilien,  welche 
in  Portugal  leben. 

Es  sind  4  Schildkröten :  Emys  sigriz  und  europaea,  Chelonia 
caouana,  Sphargis  coriacea;  9  Eidechsen:  Platydactykis  muralis, 
Tropidosaura  algira,  Lacerta  ocellata.  muralis,  viridis,  Psammodro- 
mus  Edwardsii,  Amphisbaena  cinerea,  Seps  chalcides,  Anguis  fragi- 
lis ;  6  Schlangen :  Rhinechis  scalaris,  Tropidonotus  natrix,  viperinus, 
Periops  hippocrepis,  Coelopeltis  insignitus,  Yipera  ammodytes;  11 
Batrachier:  Rana  viridis,  temporaria,  Discoglossus  pictus,  Alytes 
obstetricans  ,  Hyla  viridis,  Bufo  vulgaris ,  Salamandra  maculosa, 
Pleurodeles  Watlii,  Triton  marmoratus,  palmatus,  Euproctus  Rus- 
coni :  zusammen  20  Reptilien. 

Steindachner  gab  ein  Verzeichniss  von  13  Amphi- 
bien aus  Slavonien  u.  s.  w.,  eines  von  10  Amphibien  ge- 
sammelt bei  Brussa,  eines  von  6  Schlangen  von  der  Insel 
Cypern.  Verhandlungen  der  zooL-bot.  Ges.  XIII.  p.  1121. 

In  dem  von  Robert  Hartmann  herausgegebenen 
interessanten  Werke  „Reise  des  Frh.  A.  von  Barnim 
durch  Nordost- Afrika  in  den  Jahren  1859  und  1860  fin- 
den sich  mancherlei  zoologische  Notizen  eingeflochten. 
Was  die  Amphibien  betrifft,  so  weisen  wir  unter  andern 


während  des  Jahres  1863.  207 

hin  auf  p.  197,  wo  von  den  Nubischen  Am])hibicn  und 
Fischen,  auf  p.  283,  ^vo  von  den  Amphibien  der  Bejudah- 
Steppe  die  Rede  ist  u.  s.  w. 

Das  Verzeichniss  der  von  Madagaskar  bekannten 
Reptilien,  vrelchcs  Pollen  Ned.  Tijdschr.  voor  de  Dier- 
kunde  1.  p.  331  zusammengestellt  hat,  enthält  8  Schild- 
kröten :  5  Testudo  und  3  Emys;  29  Eidechsen:  1  Croco- 
dilus,  9  Gecco,  3  Agama,  2  Gerrhosaurus,  1  Trachclo- 
ptychus,  4  Scincus,  9  Chamaeleon  ;  9  Schlangen  :  1  Xipho- 
soma,  1  Pelophilus,  1  Heterodon,  2Herpetodryas,  1  Psam- 
mophis,  2  Dryophis,  1  Dipsas;  4  Batrachier:  4  Plyla,  — ■ 
zusammen  50  Reptilien. 

Unter  zwölf  von  Ja  gor  in  Siam  gesammelten  Am- 
phibien, meist  Schlangen,  die  Peters  Berliner  Monats- 
ber.  1863.  p.  246  verzeichnete,  befand  sich  auch  eine  neue 
Schlange,  s.  unten. 

Edeling  lieferte  im  26.  Theil  der  Natuurk.  Tijd- 
schrift  voor  Ncderlandsch  Indie  p.  482  einen  Beitrag  zur 
herpetologlschen  Fauna  von  Borneo.  Die  von  Bleeker 
in  derselben  Zeitschrift  Theil  16  verzeichneten  Reptilien 
konnte  er  um  2  Saurier ,  9  Schlangen  und  1  Batrachier 
vermehren  und  eine  Anzahl  neuer  Arten,  1  Eidechse  und 
4  Schlangen  hinzufügen,  die  bei  Martapoera  in  der  Nähe 
von  Bandjermasin  gesammelt  waren.  Die  neuen  Arten 
sind  unten  genannt. 

Günther  giebt  Proc.  zool.  soc.  p.  58  Nachricht 
über  die  Herpetologie  von  Ceram.  Unter  den  genannten 
Arten  ist  ein  neuer  Cyclodus  und  ein  neuer  Coluber, 
die  unten  genannt  sind. 

Swinhoc  verzeichnet  Annals'nat.  bist.  XII.  p.  219 
fünfzehn  Arten  Reptilien  von  Formosa,  die  er  in  das 
britische  Museum  niedergelegt,  und  die  Günther  be- 
stimmt hat.  Es  sind  5  Schildkröten,  3  Eidechsen,  7  Schlan- 
gen. Darunter  eine  neue  Schildkröte  und  ein  neuer 
Gecko. 

An  Amphibien  ist  Neu  -  Caledonien  nach  Jouan 
Mem.  de  Cherbourg  IX.  p.  100  sehr  arm.  Man  hat  bis- 
her nur    z^Yei  Schildkröten  (Chelonia  mydas   und   imbri- 


208        Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Herpetologie 

cata),  drei  Eidechsen  (2  Platydactylus  und  1  Scincus) 
und  drei  Seescblangen  (Hydropliis)  gefunden. 

Krefft  nennt  die  17  Batrachier,  welche  in  der 
Nachbarschaft  von  Sydney  vorkommen,  mit  Bemerkungen 
über  ihre  geographische  Verbreitung.  Proc.  zool.  soc. 
p.  386. 

Peters  gab  eine  Uebersicht  über  eine  von  Ri- 
chard Schomburgk  an  das  Berliner  zoologische  Museum 
eingesandte  Sammlung  von  Amphibien  aus  Buchsfelde 
bei  Adelaide  in  Südaustralien.  Die  Sammlung  enthält 
1  Schildkröte ,  25  Eidechsen ,  10  Schlangen  und  6  Ba- 
trachier,  zusammen  42  Species.  Mehrere  neue  Arten  und 
Gattungen  werden  unten  namhaft  gemacht.  Berliner  Mo- 
natsberichte 1863.  p.  228. 

Das  Verzeichniss  von  Amphibien,  welche  Verrill 
in  der  Nähe  von  Norway  in  Maine  beobachtete ,  enthält 
4  Schildkröten,  9  Schlangen,  8  ungeschwänzte  und  9  ge- 
schwänzte Batrachier.  Proc.  Boston  Soc.  p.  197. 

lieber  die  Schlangen  der  Provinz  Bahia  vergl.  Wu- 
cherer Proc.  zool.  soc.  p.  55;  Annais  nat.  bist.  XII. 
p.  323. 

Chelonii. 

Mitchell  und  Morehouse  haben  in  den  Smith- 
sonian  Contributions  to  knowledge  Vol.  XIII.  1863  „Unter- 
suchungen über  die  Anatomie  und  Physiologie  der  Ath- 
mung  bei  den  Schildkröten^^  bekannt  gemacht. 

Im  ersten  Kapitel  wird  die  Anatomie,  im  zweiten  die  Physio- 
logie abgehandelt.  Die  Untersuchungen  und  Experimente  sind  meist 
an  Chelydra  serpentina  vorgenommen,  aber  auch  Chelonia  mydas, 
Ptychemys  rugosa  und  mobiliensis,  Graptemys  geographica,  Mala- 
coclemmys  palustris,  Chrysemys  picta,  Nanemys  guttata,  Cistudo 
virginea  sind  zur  Vergleichung  herangezogen.  Am  Schluss  hebt 
Verf.  namentlich  folgende  Punkte  hervor  :  1)  bei  den  Schildkröten 
versieht  der  obere  Laryngeal-Nerv  sowohl  die  öffnenden  wie  schlies- 
senden  Muskeln  des  Kehlkopfes ;  2)  der  untere  Laryngeal  -  Nerv 
setzt  sich  nur  an  die  öffnenden  Muskeln  desselben  ;  3)  ein  wahres 
Chiasma  ist  zwischen  den  beiden  oberen  Pharyngeal -Nerven  vor- 
handen ;  4)  der  exspiratorische  Muskel  liegt  in  dem  Brustkasten  und 


während  des  Jahres  1863.  209 

besteht  aus  Vorder-  und  Iliuterbäuchen  verbunden  durch  eine 
starke  Sehne,  die  sich  über  die  Mittellinie  fortsetzt,  und  beiden 
Seiten  des  Thieres  gemein  ist;  5)  der  inspiratorische  Muskel  nimmt 
jederseits  die  Seitenräume  ein ;  6)  die  Inspiration  wird  durch  die 
Contraction  der  Seitenmuskehi  beworkstcilif^t  ,  welche  sehr  dem 
Zwerchfell  der  höheren  Thiere  gleichen ;  7)  die  Exspiration  ge- 
schieht durch  die  gleichmässige  Action  der  vier  Muskelbäuche,  wel- 
che die  Eingeweide  gegen  die  Lungen  pressen.  Der  Act  der  Re- 
spiration besteht  aus  einer  Aus-  und  Einathmung,  während  welcher 
der  Schlundkopf  offen  bleibt. 

T  i  c  k  e  1  hat  Sphargis  coriacea  abgebildet,  und  ein  weibliches 
Exemplar  von  über  6  Fuss  Länge  beschrieben.  Journ.  asiat.  soc. 
of  Bengal  31.  p.  367. 

Eine  neue  Landschildkröte  Xerohates  Agassizii  aus  den  Califor- 
nischen  Gebirgen  bei  FortMojave  beschrieb  C  o  o  p  er  Proc.  California 
1861.  p.  120,  die  erste  welche  westlich  von  den  Rocky-Mountains 
gefunden  wurde.     Diese  Art  war  im  vorjährigen  Berichte  übersehen. 

Alle  übrigen  Mittheiiungen  über  Schildkröten,  die  in  diesem 
Jahre  erschienen  sind,  verdanken  wir   J.  E.  Gray. 

Die  Arten  der  Gattung  Kinixys  gruppirt  derselbe  Proc. 
zool.  soc.  p.  196  folgendernaassen  :  A,  Der  Yorderlappen  des  Brust- 
beins schmal,  vorn  spitz,  mit  einem  Paar  kleiner  abgestutzter  Gu- 
larplatten.  Seiten  des  Randes  eben,  Nackenplatte  deutlich,  Kino- 
thorax, K.  belliana.  —  B.  Yorderlappen  des  Brustbeins  breit, 
Seite  auswärts  gekrümmt  mit  einem  Paar  grosser  am'  Aussenwinkel 
vorgezogener  Gularplatten,  Seiten  des  Randes  stark  gezähnt,  K  i- 
nixysf  K.  erosa  die  fünfte  Wirbelplatte  rund,  keine  Nackenplatte; 
K.  homeana  die  fünfte  Wirbelplatte  winklig,  Nackenplatte  deutlich. 

Derselbe  beschreibt  Annais  nat.  bist.  XII.  p.  381  eine  neue 
Art  Kinixys  Speekii  aus  Central-Afrika. 

J.  E.  Gray  machte  auf  einen  grossen  viereckigen  Fleck  an 
jeder  Seite  der  Iris  im  Auge  der  Emydidae  aufmerksam.  Proceed. 
zool.  soc.  p.  202. 

Derselbe  zählt  Annais  nat.  bist.  Xll.  p.  176,  indem  er  sich 
gegen  eine  Note  von  Agassiz  vertheidigt,  die  nordamerikanischen 
Emydidae  auf:  1  Art  Deirochelys,  2  Graptemys,  4  Callichelys,  4 
Trachemys  ,  1  Chrysemys ,  1  Malaclemys  ,  6  Pseudemys  ,  1  Rhino- 
clemys. 

J.  E.Gray  beschrieb  ferner  Proc.  zool.  soc.  p.  173  drei  neue 
asiatische  Schildkröten    aus  der  Abtheilung    der  Box-tortoises,  wel- 
che die  Abtheilung    der    Cistudinae    mit    beweglichen    Klappen  des 
Brustschildes  bilden.     Diese  classificirt  Verf.  folgendermassen : 
I.     Brustbeinklappen    ungleich,  vordere  kürzer,  ganz  frei  von  der 

Archiv  für  Naturg.  XXX.  Jahrg.  2.  Ijd.  Q 


210        Troscliel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Herpetologie 

Symphyse;  Hinterfüsse  dünn    laug;  Zehen    sehr  ungleich,  die 
zweite  am  längsten.     Nordamerika. 

1.  Gatt.  Cistudo.     C.  Carolina,  mexicana. 

II.     Brustbeinklappen  fast    gleich,    beide   nehmen   Theil    an    der 
Symphyse.     Alte  Welt. 

1.  Hinterfüsse  lang,  Zehen  sehr  ungleich,  fast  frei,  die  zweite 
am  längsten. 

2.  Gatt.  Pyxidea.     P.  Mouhotii. 

2.  Hinterfüsse  elephantenartig,  Zehen  gleich. 

3.  Gatt.   Cistocl  emmys.     C.  ßavoniarginata  von  China  (vergl. 
auch  Annais  nat.  hist.  XII.  p.  220). 

3.  Hinterfüsse  flach,  gefranzt,  Zehen  mit  Schwimmhäuten  und 
oben  mit  bandartigen  Schildern. 

4.  Gatt.  Cuora.     C.  amboinensis  und  trifasciata. 

5.  Gatt.  Lu  tremy  s.     L.  europaea. 

4.  Zehen  mit  Schwimmhäuten ,  sie  und  die  Beine  mit  sehr 
kleinen  Schuppen  bedeckt;  Vorderbeine  nur  vorn  mit  dün- 
nen bandförmigen  Platten;  Brustbeinklappen  schmal. 

6.  Gatt.  ]S  otochely  s.     N.  platynota. 

Bei  den  aberranten  Cistudinae  sind  die  Klappen  nur  in  der 
Jugend  beweglich. 

7.  Gatt.    Cyclemy s.     C.    orbiculata   und  zwei   neue  Arten  C. 
Oldhami  von  Mergui  und  Siam,  C.  orata  von  Sarawak. 

Geoclemys  callocephalus  Gray  Proc.  zool.  soc.  p.  254.  Der  Kopf 
ist  in  Holzschnitt  abgebildet;  als  Vaterland  wird  China  vermuthet. 

Batagur  Smithü  Gray  Proc.  zool.  soc.  p.  253  aus  dem  nord- 
westlichen Indien. 

Gray  beschrieb  Annais  nat.  hist.  XII.  p.  98  und  p.  246  eine 
zweite  Art  der  Gattung  Chelymys  von  Australien  Ch.  dentata,  die 
kein  Nackenschild  besitzt,  und  deren  Schild  in  der  Jugend  am  Rande 
gezähnelt  ist. 

Pelomednsa  nigra  Gray  Annais  nat.  hist.  XII.  p.  99  von  Natal. 

I.  E.  Gray  giebt  über  die  Arten  der  Gattung  Sternothaerus 
in  Proc.  Zool.  soc.  p.  192  folgende  Uebersicht: 

I.  Kopf  kurz  und  breit,  Oberkiefer  undeutlich  gekerbt,  vorn 
zweizähnig,  Scheitel  geschildet  bis  zu  einer  Linie  vom  Hinterrande 
des  Trommelfells.  Tanoa.  St.  sinuatus  A.  Smith,  derbianus  (Pen- 
tonyx  gaboonensis  Dum.)  —  II.  Kopf  ziemlich  kurz  und  breit, 
Oberkiefer  abgestutzt,  Scheitel  mit  einem  länglichen  Schilde,  eine 
Anzahl  kleiner  Schilder  über  dem  Trommelfell  zwischen  dem  hinte- 
ren Aussenrande  des  Scheitelschildes  und  dem  Oberrande  des  gros- 
sen Schläfenschildes.     Notoa.  St.  subniger  (castaneus  D.  B.).  —  HI. 


während  des  Jahres  1863.  211 

Kopf  längUch.  Oberkiefer  mit  zurückgebogenem  Gipfel,  mit  massi- 
gem Schnabel,  Frontal-,  zwei  lange  Xasal-  und  zwei  grosse  Parietal- 
schilder.     Anola.  St.  niger  D.  B. 

Gray  beschreibt  eine  junge  Schildkröte  von  Central-Afrika, 
die  er  für  den  Jugendzustand  von  Sternothaerus  subniger  hält.  An- 
nais nat.  bist.  XII.  p.  405. 

Saiirii. 

Heinrich  Müller  über  die  Regeneration  der 
Wirbelsäule  und  des  Rückenmarkes  bei  Eidechsen  und 
Tritonen.  Würzburger  naturw.  Zeitschrift  IV.  p.  62. 

Crocodilini.  Klein  lieferte  Württemberger  Jahreshefte  XIX. 
p.  70 — 100  Beiträge  zur  Osteologie  der  Crocodilschädel,  indem  er 
die  einzelnen  Knochen  genau  beschrieb.  Am  Schlüsse  bezeichnet  er 
Oopholis  porosus  und  Crocodilus  als  sehr  ähnlich,  wogegen  sich 
Bombifrons  trigonops  aujffallend  unterscheidet.  Von  Alligatoren  ist 
nur  eine  Species  untersucht.  Die  beiden  untersuchten  Rhampho- 
stomen,  gangeticum  und  Schlegeli  unterscheiden  sich  selir  charak- 
teristisch. 

Georg  Jaeger  machte  in  den  Württembergischen  Jahres- 
heften XIX.  p.  101  einige  Bemerkungen  über  die  Organisation  des 
indischen  Crocodils  (Gavialis  gangeticus).  Sie  beziehen  sich  auf  die 
blasenförraige  Erhöhung  an  der  Spitze  des  Oberkiefers  beim  Männchen, 
die  auf  das  Athmen  Bezug  haben  und  das  längere  Untertauchen  er- 
möglichen soll;  auf  das  Yerhältniss  der  Längenzunahme  des  Kopfes 
und  der  Kiefer:  und  auf  die  Schilder. 

Chamaeleontes.  Chamaeleo  laemgalus  Gray  Proc.  zool.  soc. 
-p.  94  von  Chartum, 

Geckones.  Gecko  Swinhonis  Günther  Annais  nat.  bist.  XII. 
p.  222  von  Formosa. 

Gonatodes  Gillii  und  ferrvgineus  von  Trinidad,  Diplodaclylus 
iinclus  von  Californien  und  Fliylloclacltjlus  Äanli  von  Californien. 
Cope  Proc.  Philadelphia  p.  102. 

Diplodaclylus  furcosus  Peters  Berliner  Monatsber.  p.  229  von 
Südaustralien. 

J.E.Gray  stellte  Proc.  zool.  soc.  p.  236  eine  neue  Gattung  der 
Geckonenfamilie  Spalalura  auf,  die  sich  durch  platten,  jederseits 
mit  linearen  Schuppen  gefranzten  Schwanz  auszeichnet;  die  Schup- 
pen des  Körpers  sind  klein  und  gleichförmig.  S.  Cnrteri  pl.  20. 
flg.  2  von  der  Insel  Massera  an  der  Ostküste  Arabiens. 

Brachydaclylus    Peters    Berliner  Sitzungsber.    1863.  p.  41 


212         Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Herpetologie 

unterscheidet  sich  von  Gymnodactylus  durch  die  Entwickelung 
schliessbarer  Augenlider  und  sehr  kurze  Zehen,  Trommelfell  deut- 
lich.    B.  mitralus  aus  Costa-Rica. 

ÄmeiVäB.  Cnemidophortis  hyperythrits,  maximus.  und  meluste- 
thns  Cope  Proc.  Philadelphia  p.  103  aus   Californien. 

Lacertae.  Lacerta  Branchii  De  Filippi  Archivio  per  la  zoo- 
logia  IL  p.  387  aus  Persien. 

Glückselig  erhielt  Lacerta  carinata  Schinz  (Acanthodacty- 
lus  bosquianus  Fitz)  aus  Mehadia,  und  vermehrte  damit  die  öster- 
reichische Fauna  um  eine  Art.  Derselbe  theilte  seine  Beobachtungen 
an  lebenden  Eidechsen  mit.  Verhandl.  d.  zool.  -  bot.  Gesellsch.  in 
Wien  XIII.  p.  1133. 

Holasp is  A.  Smith  MS.  ist  von  Gray  Proc.  zool.  soc.  p.  152 
beschrieben.  Die  Gattung  ist  verwandt  mit  den  Lacertinidae  und 
zeichnet  sich  aus  durch  zwei  Reihen  breiter  bandartiger  Schuppen  auf 
dem  Rücken  und  einen  deprimirten  Schwanz  mit  einer  Reihe  vor- 
stehender gekielter  an  jeder  Seite.  H,  Guenlheri  pl.  20.  Verfasser 
möchte  diese  Gattung  als  den  Typus  einer  eigenen  Familie  ansehen. 

F  orioclacty  lus  A.  Smith  beschreibt  Gray  Proc.  zool.  soc. 
p.  154  in  der  Nähe  der  Gattung  Xantusia  (vergl.  den  Bericht  über 
1858.  p.  59)  als  neue  Gattung.  P.  Grayii  wahrscheinlich  aus  Cali- 
fornien ist  pl.21  abgebildet. 

Agamae.  Plnynocephalns,  persicns  De  Filippi  Archivio  per  la 
zoologia  IL  p.  387  aus  Persien. 

Von  einer  kleinen  Eidechse  am  Ufer  des  Tshomoriri-See, 
Phrynocephalus  Olivieri,  berichtet  Theobai  d  Journal  of  the  Asiatic 
soc.  of  Bengal  XXXI.  p.  519,  dass  sie  sich  paarweise  bei  einander 
halten,  und  zwei,  zuweilen  drei  lebendige  Junge  gebären;  sie  graben 
sich  regelmässige  Gänge  in  die  Erde. 

Salverda  beschrieb  in  seiner  Inauguraldissertation,  Leiden 
1863,  sehr  ausführlich  die  Anatomie  von  Calotes  gutturosus  Wiegm. 
und  illustrirte  dieselbe  durch  zwei  sehr  zierliche  Tafeln.  Die  Ab- 
handlung ..Vergelijkend  -  ontleedkundige  aanteekeningen  over  Calo- 
tes" ist  in  holländischer  Sprache  geschrieben  und  umfasst  92  Seiten. 

Tympnno  cryp  tis  Peters  n.  gen.  aus  der  Agamenfamilie 
unterscheidet  sich  von  der  Gattung  Amphibolurus  Wagl.  (Gramma- 
tophora  Gray)  nur  durch  den  Mangel  eines  sichtbaren  Trommel- 
felles.    T.  lineala  von  Südaustralien.     Berliner  Monatsber.  p.  230. 

Ignanae.  Peters  beschrieb  Berliner  Monatsber.  1863.  p.  135 
elf  neue  Arten  der  Gattung  Anolis  :  A.  Arten,  deren  Riickenschup- 
pen  deutlich  gekie'lt  und  viel  grösser  als  die  körnigen  Seitenschup- 
pen sind.     a.  Rückenschuppen  grösser  als  die  Bauchschuppen.  Ano~ 


während  des  Jahres  1863.  213 

Us  tropidonolus  aus  Mexiko,  spectntm  von  Cuba,  Itumilis  von  Yera- 
gua.  b.  Rückenschuppen  kleiner  als  die  liauchschuppen.  Anolis 
Cumingii  aus  Mexiko,  binotatus  aus  Guayaquil,  Hoffnianni  von  Costa- 
Rica.  B.  Arten,  deren  Rückenschuppen  nur  sehr  klein,  körnig, 
glatt  oder  mehr  oder  weniger  deutlich  gekielt  sind.  Anolis  {Dra- 
conura)  capito  von  Costa-Rica,  inlennetUus  von  Veragua,  tigrinus 
aus  Chili,  squamulalus  von  Puerto  Cabello,  viridiaenens  aus  Quito. 

Uta  thalassina,  Sceloporus  zosteromus  und  Cijcltira  (Clenosaura) 
hemilopha  Cope  Proc.  Philadelphia  p.  104  von  Californien. 

Ptychopleurae.  Eine  Varietät  von  Tachydromus  sexlineatus 
Daud.  beschreibt  Peters  Berliner  Monatsber.  p.  405  von  Bangkok. 

Fantodactyliis  hivittatus  Cope  Proc.  Philadelphia  p.  108  von 
Uruguay. 

Cr  ic  0  s  aura  Gundlach  u.  Peters  n.  gen.  Berliner  Monatsber. 
p.  362.  Habitus  lacertinus;  lingua  lata,  squamata.  plana,  integra, 
apice  vix  incisa ;  dentes  compressi,  lateri  maxillarum  interno  adnati ; 
oculi  mediocres,  rudimento  palpebrarum  circulari;  nares  inter  scu- 
tella  bina  apertae ;  membrana  tympani  conspicua ;  caput  scutatum ; 
corpus  caudaque  teretia,  squamis  laevissimis  verticillatis ;  plica  iugularis 
transversa  distincta ;  pedes  subbreves,  palmae  plantaeque  pentadacty- 
lae,  digitis  omnibus  unguiculatis  ;  plicatura  lateralis  nuUa;  pori  fe- 
morales distincti.  Stimmt  durch  die  Zunge  und  das  rudimentäre 
Augenlied  mit  den  Geckonen,  steht  durch  die  Beschildung  des  Ko- 
pfes und  Beschuppung  des  Körpers  den  Ecpleopus  unter  den  Cer- 
cosauri  am  nächsten.     C.  typica  von  Cuba,  ist  abgebildet. 

Scincoidei.  Einen  Beitrag  zur  vergleichenden  Anatomie  der 
Scincoiden  lieferte  Werber  in  den  Verh.  der  naturf.  Ges.  zu  Frei- 
burg i.  B.  III.  p.  33—50.  und  Taf.  II.  Den  Gegenstand  der  Unter- 
suchung bilden  Cyclodus  Bodaerti  und  Trachysaurus  rugosus  ,  von 
denen  namentlich  die  Haut  und  das  Skelett  beschrieben  werden; 
Muskelsystem,  Gefässsystem  und  Eingeweide  sind  kürzer  behandelt. 

Cyclodus  carinalus  Günther  Proc.  zool.  soc.  p.  59 ;  Annais  nat. 
bist.  XII.  p.  398  von  Ceram.  —  C.  occipiUilis  und  Adclaidensis  Pe- 
ters Berliner  Monatsber.  p.  231  von  Südaustralien. 

Lygosoma  Schomburghii  Peters  Berliner  Monatsber.  p.  231  von 
Südaustralien. 

Aprasia  octolineata  Peters  Berliner  Monatsber.  p.  233  von 
Südaustralien. 

Euprepis  affinis  De  Filippi  Archivio  per  la  Zoologia  H.  p.  389. 
aus  Persien. 

Edeling  gründete  ein  neues  Subgenus  der  Gattung  Gon- 
gylus,  zwischen  Eumeces    und  Euprepes  unter    dem  Namen  Apte- 


214        Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  cl.  Herpetologie 

ri  g  odon,  welches  sich  von  Eumeces  durch  die  gekielten  Schuppen, 
von  Euprepes  durch  den  Mangel  der  Pterygoidzähne  unterscheidet. 
A.  viltatum  von  Borneo.     Natuurk.  Tijdschr.  Ned.  Indie  26.  p.  483. 

Theobald  fand  im  Spiti-Thale  eine  kleine  Eidechse,  Mocoa 
sikimmensis,  in  Menge.  Journal  of  the  Asiatic  soc.  of  BengalXXXI. 
p.  511. 

Serpentes. 

Elenco  sistematico  degli  ofidi  descritti  e  disegnati 
per  l'iconografia  generale  edita  dal  Prof.  G.  Jan.  Milano 
1863.  8.  Es  ist  interessant  durch  dieses  Verzeichniss  den 
Reichthum  der  vom  Verf.  untersuchten  und  in  seiner  Ico- 
nographie  generale  abzubildenden  Schlangen  kennen  zu 
lernen.  Am  Anfange  einer  jeden  der  20  Familien  sind 
die  Genera  in  einer  kurzen  Uebersiclit  unterschieden, 
worauf  denn  in  jeder  Gattung  die  Arten  wieder  nach 
kurzen  Charakteren  der  Subgenera  und  Gruppen  ange- 
ordnet sind. 

Die  Familie  Typhlopidae  enthält  64  Arten  in  5  Gattungen, 
die  Familie  Uropeltidae  7  Arten  in  4  Gattungen,  die  Farn.  Tortri- 
cidae  4  Arten  in  3  Gattungen,  Boaeidae  38  Arten  in  20  Gattungen, 
Calamaridae  91  Arten  in  28  Gattungen,  Coronellidae  104  Arten  in 
22  Gattungen,  Colubridae  76  Arten  in  12  Gattungen,  Potamophilidae 
80  Arten  in  12  Gattungen,  Dryophilidae  64  Arten  in  14  Gattungen, 
Psammophidae  13  Arten  in  3  Gattungen  ,  Scytalidae  22  Arten  in  5 
Gattungen,  Lycodontidae  27  Arten  in  11  Gattungen,  Dipsadidae  43 
Arten  in  13  Gattungen,  Rachiodontidae  1  Art  in  1  Gattung,  Acro- 
chordidae  3  Arten  in  3  Gattungen,  Hydrophidae  30  Arten  in  6  Gat- 
tungen, Elapidae  69  Arten  in  10  Gattungen,  Dendraspidae  2  Arten 
in  1  Gattung  ,  Viperidae  18  Arten  in  3  Gattungen  ,  Crotalidae  33 
Arten  in  6  Gattungen.  Demnach  kennt  Verf.  789  Schlangenarten, 
die  er  in  182  Genera  vertheilt. 

Ayres  theilte  Proc.  California  1862,  p.  163  mit,  in  der  Bay 
von  San  Francisco  seien  mit  Rüsswasserfischen  auch  Schlangen  ge- 
fangen worden,  die  von  den  Flüssen  in  das  Meer  geführt  waren 
selbst  Klapperschlangen.  Er  erwähnt  zugleich,  dass  in  Oakland  die 
Klapperschlangen  sich  stark  vermehrt  hätten ,  seit  die  Schweine, 
welche  diese  Schlangen  tödteten ,  durch  die  Cultur  zurückge- 
drängt sind. 

Schlotthaube r  constatirt  im  20.  und  21.  Jahresbericht  der 
PoUichia  p.  5,   dass    die   Ringelnatter  (Tropidonotus   natrix)    keine 


während  des  Jahres  1863.  215 

warmblütige  Wirbelthiere,  sondern  nur  Batrachier  und  junge  Aale 
frisst,  während  die  glatte  Natter  Coronella  laevis  Eidechsen  zu  sich 
nimmt.     Der  Kampf  mit  einer  solchen  wird  lebendig  geschildert. 

Wyman  erwälmt  zweier  Sclilangen -Monstrositäten,  nämlich 
eines  Coluber  constrictor  mit  zwei  Köpfen  und  eines  Tropidonotus 
sipedon  mit  zwei  Köpfen  und  zwei  Schwänzen.  Proc.  Boston  Soc. 
p.  193. 

Typhlopidac.  Eine  Notiz  von  Peters  über  das  Becken  der 
Stenostomen  s.  Berliner  Monatsber.  p.  265. 

Onychocephalus  bituberculatus  Peters  Berliner  Monatsber.  p.  233 
von  Südaustralien. 

üropeltidae.  Beddome  beschrieb  aus  dieser  Familie  einige 
neue  Arten  aus  Süd-Indien.  Proc.  zool.  ßoc.  p,  225:  Silybifva  shortii 
p.  25.  f.  1.,  ocellata,  nilgherriensis  pl.  26.  f.  1,  Rhinophis  sanguineus^ 
inicrolepis  pl.  26.  f.  2,  Plectrurvs  Guentheri  pl.  27,  icynandensis,  pul- 
neyensis  pl.  25.  f.   2. 

PerOpOdeS-  Enygrus  sv p erc ilio sv s  Gimiher  Annals  nat.  bist.  XII. 
p.  359.  pl.  VI.  fig.  D.  von  den  Pelew-Inseln. 

Epicrates  versicolor  Steindachner  Denkschriften  der  Wiener 
Akad.  Bd.  XXII.  p.  89  mit  1  Tafel  aus  Columbien. 

Galamaridae.  CalamaHa  maculoUneata  Peters  Berliner  Mo- 
natsberichte p.  403  von  Sumatra.  —  C,  BcnjaminsH  und  martapuren- 
sis  Edeling  Natuurk.  Tijdschr.  Ned.  Indie.  26.  p.  485  von  Borneo. 

Homalocranion  moestum  Günther  Annais  nat.  hist.  XII.  p.  352 
aus  der  Provinz  Peten.  —  H.  snpracinctum  Peters  Berliner  Monats- 
ber. p.  272  von  Guayaquil. 

Im  15.  Hefte  von  Bianconi's  „Specimina  zoologica  mosam- 
bicana,  Bononiae  1862'  ist  eine  neue  Schlange  Prosymna  Janii  be- 
schrieben. Vergl.  auch  Revue  de  zool.  XV.  p.  355. 

Tantilla  miniator  Cope  Proc.  Philad.  p.  100  von  Vera-Cruz. 

Günther  stellte  Annais  nat.  hist.  XL  p.  21  einige  neue  Schlan- 
gen aus  der  Calamariden-Familie  auf:  C  er  c  ocalamu  s  collaris  n. 
gen.  pl.  3.  flg.  A.  von  Centralamerika,  Br  achynr  ophis  semifasciata 
n.  gen.  von  Neu-Granada  pl.  3.  fig.  B.,  Leptodira  lencocephala  von 
Bahia. 

Goronellidae.  Enumerazionc  sistematica  degli  ofidi  apparte- 
nenti  al  gruppo  Goronellidae  per  il  Prof.  G.  Jan.  Archivio  per  la 
zoologia  II.  p.  213—330.  Verf.  beschreibt  hier  alle  Arten.  Er  theilt 
die  Familie  in  3  Unterfamilien:  1)  Rhina spidinae  mit  den  Gat- 
tungen R  h  i  naspis  Fitz  1  Art,  Rhino  c  h  eilvs  Baird  et  Gir.  1  A., 
Heterodon  Latr.  7  Arten,  worunter  neu  H.  pwZcÄer  Bolivia,  histri- 
cus  De  Filippii  Buones  Ayres ,  Anomalon  Jan  1  Art,  Cha  ta- 
ckle in  Jan  1  Art,  C  emophor  a  Cope  2  Arten,  C.  Copei  Tennessee 


216         Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Herpetologie 

neu  ;  2)  C  or  onellinae  a)  mit  glatten  Zähnen  ,  Gatt.  Simo  t  es 
D.  B.  6  Arten,  neu  S.  ancoralis  ,  Coronella  Laur.  17  Arten,  neu 
tifirma  Goldküste,  concolor  Amerika,  elegans  Westafrica ,  Eirenis 
Jan  4  Arten,  neu  Bothii  Jerusalem,  fasciahis  Tiberias,  Agassizii  Uru- 
guay, Diadophis  B.  G.  3  Arten,  Enic  o  g na  t  hu  s  D.B.  15  Arten 
neu  occipilalis  Brasilien  ,  elegans  Montevideo  ,  amoenus  ,  taeniolalus 
Brasilien,  Grayi  Himalaya,  Braconnieri,  Hnmherli  Ceylon,  pvnclato- 
strialus,  Abi  ah  es  D.B.  5  Arten,  neu  tessellalus  Surinam,  Raimon- 
clii  Lima,  lateralis,  Lamprophis  Fitz.  2  Arten,  Homalocepha- 
lus  Jan,  1  neue  Art  //.  hclerurvs  Madagascar,  Liophis  Wagl.  18 
Arten,  neu  Icucogaster  ,  poecil ostichis  TJrxxgxmy  ,  TFcrry/eri  Brasilien, 
verecnndvs  ,  rufiis  ,  tricinctus  Mexiko  ,  splendens  Sta  Fe  de  Bogota, 
b)  Mit  Furchenzähnen.  Glaph  grop  his  Jan  2  neue  Arten  lateralis 
Mexiko  und  pictns,  Mesotes  Jan  3  Arten,  neu  obtrusus,  Psammo- 
phylax  Fitz  4  Arten  ,  neu  assimilis  ,  Dipsina  Jan  1  Art,  Ery- 
throlamprus  BoielArt;  3)  Xenodontinae  a)  mit  platten  Zäh- 
nen, Gatt.  Xenodon  Boie  5  Arten,  neu  Bertlioldi  Mexiko,  Leio- 
sophis  Jan  2  Arten,  b)  mit  Furchenzähnen  Gatt.  Tomodon  D.  B. 
3  Arten. 

Günther  beschrieb  Annais  nat.  bist.  XII.  p.  352  neue  Schlan- 
gen dieser  Familie:  Mizodon  longicavdu  pl.  V.  Fig.  A.  von  Fernando 
Po,  Xenodon  irregvlaris  pl.  V.  Fig.  D.  von  Para,  Xenodon  Neiiwiedii 
pl.  V.  Fig.  C.  von  Rio-Janeiro  ,  Meter odon  modesltis  von  Madagascar, 
Xenurophis  n.  gen.  Körper  ziemlich  dünn,  rund;  Schwanz  lang, 
kräftig,  oben  mit  zwei  Reihen  sehr  grosser  schildartiger  Schup- 
pen, so  dass  an  seiner  Wurzel  nur  vier  Schuppenreihen  sind.  Kopf 
massig  lang  und  breit;  Augen  gross;  Zügelschild  vorhanden,  ein 
Präocular  und  zwei  Postocularschilder ;  Schuppen  glatt  in  15  Rei- 
hen; Bauchschilder  weniger  als  200  ohne  Kiel;  Subcaudalschilder 
zweireihig;  Kieferzähne  gleich  lang,  derb.  A'.  caesar  pl.  VI.  Fig.  C. 
von  Fernando  Po. 

Peters  stellte  Berliner  Monatsber.  p,  273  und  283  als  neu 
auf:  Tachymenis  dromiciforniis  von  Guayaqail  und  Liophis  {Ophiomor- 
phiis)  dorsalis  (Coluber  herbeus  Wied  ?)  aus  Brasilien. 

Rhadinaea  poecilopogon  und  oblusa  Cope  Proc.  Philadelphia 
p. 100  aus  Uruguay. 

Sly  p  0  rhy  nc  hus  Peters  nov.  gen.  Berliner  Monatsber.  p.  399. 
Maxillae  superiores  debiles ,  elongatae ,  angustae,  dentibus  numero- 
sis,  parvis,  solidis,  haud  sulcatis  ,  posterioribus  sensim  longioribus; 
Caput  mediocre,  collo  paullo  latius,  rostro  truncato,  scutello  rostrali 
piano;  oculi  mediocres,  pupilla  rotunda;  nares  maiusculae,  inter 
scutella  bina  apertae;  corpus  teres,  squamis  anterioribus  glabris, 
reliquis    carinatis ;  cauda  subbrevis,    conica ;  scutella  analia  et  sub- 


während  des  Jahres  1863.  217 

caudalia.     Verf.  schliesst    sie  den  Coronellen   an.     St.  fruncatvs  von 
der  Insel  Djololo. 

Colubridae.  Neue  Arten:  Coluher  kolockrous  Günther  Proc. 
zool.  SOG.  p.  59 ;  Annais  nat.  hist.  XII.  p.  398  von  Ceram. 

Elaphis  (Bothrophlhahnus)  lineatus  Schleg.  bei  Peters  Berliner 
Monatsber.  p.  287  aus  Guinea.  —  Bolkrophtimhnus  bmnneus  Günther 
Annais  nat.  hist.  XII.  p.  356.  pl.  VI-  Fig.  E.  von  Fernando  Po. 

DromicMs  taeniatus  Mexico,  melanocephalus  Brasilien,  frenntus 
Guayaquil,  mulliUnealus  Venezuela,  hretirostris  Quito,  vndulalus  (Co- 
luber  undulatus  Wied)  Brasilien  Peters  Berliner  Monatsber.  p.  275. 
—  Dromicns  callilacmiis  Günther  Annais  nat.  hist.  XII.  p.  357  von 
Jamaica.  —  Dromicns  (Lygophis)  YVuchereri  Günther  Proc.  zool.  soc. 
p.  56;  Annais  nat.  hist.  XII.  p.  325  von  Bahia. 

Zamenis  anomalns  Peters  Berliner  Monatsber.  p.  282  ohne  Va- 
terlandsangabe. 

NatricidäO.  Tropidonolus  wcfcw/rtfMs  Edeling  Natuurk.  Tijdschr. 
Ned.  Indie.  26.  p.  488  von  Borneo.  —  Tr.  ferox  Günther  Annais  nat. 
hist.  XII.  p.  355.  pl.  VI.  Fig.  F.  von  Westafrica. 

Amphiesma  rnfo-torquatum  Edeling  Natuark.  Tijdschr.  Ned, 
Indie.  26.  p.  489  von  Borneo. 

Hypsivhina  (Eurostus)  Jagorii  Peters  Berliner  Monatsber.  p.  245 
von  Siain. 

Dryadidae.  Herpetodryas  dichroa  Brasilien,  reticvlata  Guaya- 
quil, nuchalis  (H.  brunnea  Gthr.  Var?)  Caracas  sind  neue  Arten 
von  Peters  Berliner  Monatsber.  p.  284. 

Herpetodryas  brunneus  wird  von  Günther  Annais  nat.  hist. 
XII.  p.  358  als  eigene  Art  gegen  Jan's  Ansicht  aufrecht  erhalten. 

Philodryas  paucisqiiamis  Peters  ib.  p.  286  aus  Brasilien. 

Günther  charakterisirt  sechs  südafrikanische  Arten  der  Gat- 
tung Ahaetulla  aus  dem  Subgenus  Philothamnus  A.  Smith,  worunter 
A  heterolepidola  und  hoplogaster  neu,  und  beschrieb  eine  neue  süd- 
amerikanische Art  aus  dem  Subgenus  Uromacer  D.  B.  unter  dem 
Namen   A.  nitida.  Annais  nat.  hist.  XI.  p.  283. 

Scytaüdae.     Oxyrkopus  rhombealus  Peters   Berliner  Monatsber. 

p.  288  aus  Amerika  ? 

LyCOdontidae.  Günther  hält  Annais  nat.  hist.  XII.  p.  359 
die  Gattungen  Heterolepis  Smith  und  Simocephalus  Gray  für  iden- 
tisch und  fügt  eine  neue  Art  S.  Granlii  von  Westafrika  hinzu. 

Alopecion  {Lycodon)  nigromaculatus  Schleg.  Peters  Berliner  Mo- 
natsber. p.  288  von  Guinea. 


218         Troscliel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Herpetologie 

Lycophidion  hipnnrtrttnm  Peters  ib.  p.  403,  angeblich  vom  Hi- 
malaja, vermuthlich  aus  Afrika. 

Dipsadidae.  Dlpsas  nigriceps  Günther  Annais  nat.  hist.  XII. 
p.  359  ohne  Angabe  des  Vaterlands. 

Tropiciodipsas  Sartorii  Cope  ProG.  Philadelphia  p.  100  von 
Vera-Cruz. 

Elapidae.  Zufolge  einer  Note  von  Peters  Berliner  Monats- 
ber.  p.  368  gehört  die  Gattung  Polemon  von  Jan  nicht  zu  den  Gift- 
schlangen „ebenso  wenig,  wie  es  mit  Microsoma  der  Fall  sein  wird, 
mit  der  ohne  Zweifel  Reinhardts  ürobelus  identisch  ist." 

Elaps  Nardticcii  Jan  Archivio  per  la  zoologia  II.  p.  222  aus 
Bolivia. 

Hoplocephalus  sutus  Peters  Berliner  Monatsber.  p.  234  von 
Südaustralien.  —  H.  nigriceps  und  minor  Günther  Annais  nat.  hist. 
XII.  p.  362  aus  Australien.  —  Hoplocephalus  carinatus  Krefft  Proc. 
zool.  soc.  p.  86;  Annais  nat.  hist.  XII.  p.403  von  Grafton,  Clarence 
River  district.  —  Günther  schlägt  Annais  nat.  hist.  XII.  p.  363 
für  sie  eine  eigene  Gattung  unter  dem  Namen  Tropi  dechis  vor. 

Auf  Furina  calonotus  Dum.  Bibr.  gründete  Günther  Annais 
nat.  hist.- XI.  p.  24  eine  neue  Gattung  Ne elaps.  Keine  Zähne 
hinter  den  Giftzähnen ;  Schuppen  glatt,  glänzend,  ohne  Grube  an 
der  Spitze,  gleich  gross,  in  15  Reihen;  Schnauzenschild  gross,  breit, 
niedrig,  hinten  abgerundet;  ein  langes  Nasenschild,  das  Zügelschild 
vertretend;  2  Postoculare,  das  obere  zuweilen  mit  dem  Superciliar- 
schilde  verschmelzend.     Centralamerika. 

Die  im  vorj.  Berichte  p.  637  erwähnte  Furina  textilis  Krefft 
bestimmte  Günther  als  identisch  mit  Pseudoelaps  superciliosus 
Fischer,  nannte  sie  Diemennia  snperciliosa,  und  stellte  ihre  Syno- 
nymie  zusammen.  Proc.  zool.  soc.  p.  17;  Annais  nat.  hist.  XII.  p.  239. 

C ac  ophis  Günther  Annais  nat.  hist.  XII.  p.  361  unterschei- 
det sich  von  Diemenia  durch  den  Besitz  eines  einzigen  Nasalschil- 
des.   C.  Krefflii  von  Port  Macquarie. 

Weitere  neue  Arten  von  Günther  ib.  sind  P send eckis  ausfra- 
lis  Australien,  Atractaspis  aterrima  Westafrika,  Causus  (Heterophis) 
rostratus  Ugogo,  Ancistrodon  bilineahis  Guatemala. 

Eine  Varietät  nigrotaeniatus  von  Callophis  furcatus  Schneid, 
von  Sumatra  beschrieb  Peters  Berliner  Monatsber.  p.  404. 

Viperidae.      Erber   theilte    einige   Beobachtungen    an   Vi- 
pern mit,  namentlich  über  die  Wirkung  ihres  Bisses.     Verhandl.  der 
zool.-bot.  Ges.  in  Wien  XIH.  p.  129. 

Vipera  conßnenta  Cope  Proc.  zool.  soc.  p.  229  wahrscheinlich 
aus  Afrika. 


während  des  Jahres  1863.  219 

In  der  Vipernfamilie  gründete  Günther  eine  neue  Gattung 
Poecilostnlvs  mit  einer  neuen  Art  ¥.  Burtnnii  aus  der  Cama- 
roon-Gegend  Annais  nat.  hist.  XL  p.25.  —  Später  erkannte  er  die 
Identität  mit  der  1862  von  Cope  aufgestellten  Gattung  Atheris, 
und  bildete  die  Schlange  als  Atheris  Burtonii  Proc.  zool.  soc.  pl.  3. 
ab ;  Annais  nat.  hist.  XII.  p.  239. 

Bemerkungen  über  die  Arten  der  Gattung  Craspedocephalus, 
welche  in  der  Provinz  Bahia  vorkommen,  gab  Wucherer  Proc. 
zool.  soc.  p.  51;  Annais  nat.  hist.  XII.  p.  242.  Er  erörtert  namentlich 
den  Unterschied  zwischen  C.  atrox  und  brasiliensis. 

Botriechis  G odmajini  Günther  Annais  nat.  hist.  XII.  p.  363  pl.VI. 
Fig.  G.  von  Guatemala. 

Batracilii. 

Den  interessanten  Beobachtungen  über  einheimische 
Batrachier,  auf  die  wir  im  vorigen  Berichte  p.  637  hin- 
weisen konnten ,  und  die  auf  die  Classification  dieser 
Thiergruppe  wesentlichen  EInfluss  ausüben  müssen,  fügte 
Bruch  neue  Beobachtungen  und  einen  Bericht  über  das 
Brutjahr  1862 — 63  In  der  Würzburger  naturwiss.  Zeltschr. 
IV.  p.9l — 151  hinzu.  Namentlich  sind  Beobachtungen  über 
die  Gewohnheiten  von  Alytes  und  Bombinator  nachge- 
holt, so  wie  manche  Einzelheiten  über  die  Naturgeschichte 
anderer  Arten,  über  die  Form  der  Pupille  über  die  Kie- 
men und  über  die  Fortpflanzung  mehrerer  Arten.  Ich 
enthalte  mich  hier  näheren  Eingehens  auf  das  Einzelne 
um  so  mehr ,  als  Jedem ,  der  sich  für  Batrachler  Interes- 
slrt,  die  Leetüre  der  Abhandlung  selbst  empfohlen  wer- 
den muss. 

lieber  die  Yerthellung  der  Gefässkanäle  in  den  lan- 
gen Knochen  der  Batrachler  schrieb  Bizzozero  Archi- 
vio  per  la  zoologia  IL  p.  119. 

Peters  thellte  Berliner  Monatsber.  1863.  p.  76  Be- 
merkungen mit  über  verschiedene  Batrachler,  namentlich 
über  die  Originalexemplare  der  von  Schneider  und 
Wieg  mann  beschriebenen  Arten  des  zoologischen  Mu- 
seums zu  Berlin. 

Pseudis  minuta  Gthr.  wird  als  Art  bestätigt;  Rana  breviceps 


220        Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist,  in  d.  Herpetologie 

Schneid,  ist  =  Tomopterna  (Sphaerotheca)  strigata  Gthr.  und  der 
Schneider'sche  Speciesname  beizubehalten  ;  Rana  vittata  Wiegm.  ist 
=  R.  tigrina  Daud.  mit  zerbrochenen  Schenkeln,  und  daher  als 
Art  zu  streichen;  R.  rugulosa  Wiegm.  ist  eine  Var.  der  vorigen 
ohne  Rückenstreif;  R.  gracilis  Wiegm.  =■  R.  limnocharis  Boie  und 
R.  vittigera  Gthr. ;  R.  cyanophlyctis  Schneid.  =  R.  Leschenaultii 
D.  B.;  R.  hydraletis  Boie  im  Leidener  Mus.  =  R.  occipitalis  Gthr.; 
R.  hydraletis  Nomencl.  Mus.  Beroh  =  R.  subsigillata  Dum.;  R.  ni- 
lotica  Seetzen  =  R.  Bibronii  Hallow.  =  R.  mossambica  Peters ; 
Bufo  spinulosus  Wiegm.  =  B.  chilensis  Tschudi;  Bufo  melanostictus 
Schneid.  =  B.  scaber  Daud. ;  B.  compactilis  Wiegm.  =  B.  anoma- 
lus  Gthr. ;  B.  scaber  Schneid,  eigene  Art ;  B.  nasutulus  Wiegm.  = 
B.  scaber  Schneid.  =  B,  strumosus  Wiegm.  =  B.  granulosus  Spix; 
B.  guttatus  Schneid.  =  B.  Leschenaultii ;  B.  horribilis  Wiegm.  nahe 
verwandte  Art  mit  B.  marinus  Schneid.  (B.  agua  Daud.);  B.  valli- 
ceps  Wiegm.  =  B.  nebulifer  Girard ;  B.  cristatus  Wiegm.  sehr  ver- 
wandt mit  valliceps ;  B.  marmoreus  Wiegm.  nächst  verwandt  mit 
B.  halophila  B.  G. ;  Limnocharis  Bell  ist  kein  Frosch  sondern  ein 
Laubfrosch  =  Crossodactylus  D.  B. ;  Rana  systoma  Schneid.  =  Upe- 
rodon  marmoratum  D.  B. ;  die  Gattung  Phrynidium  Nomencl.  Mus. 
berol.  ist  von  Atelopus  D.  B.  nicht  verschieden. 

Putnam  gab  Proc.  Boston  Soc.  IX.  p.  229  Nach- 
richt über  die  Laichzeit  einiger  bei  Cambridge  in  Massa- 
chusetts lebender  Kröten  und  Frösche.  Hylodes  Picke- 
ringii  legt  die  Eier  einzeln  und  klebt  sie  an  Wasser- 
pflanzen an. 

Im  übrigen  handelt  es  sich  um  eine  Anzahl  neuer 
Gattungen  und  Arten. 

Ranina.  Rana  EhrenbergH  Peters  Berliner  Monatsber.  1863. 
p.  79  aus  Arabien.  —  R.  corrugata  Peters  ib.  p.  412  von  Ceylon. 
Daselbst  beschreibt  Verf.  eine  Yar.  von  Rana  clamata  aus  Guiana. 
Hoplobatrachus  Peters  n.  gen.  zwischen  Rana  und  Pyxi- 
cephalus,  Berliner  Monatsber.  p.  449.  Zähne  im  Oberkiefer  und  am 
Vomer,  Zunge  wie  bei  Pyxicephalus ,  hinten. mit  2  Spitzen,  Trom- 
melfell deutlich,  keine  Parotiden,  Finger  und  Zehen  mit  cylindri- 
schen  Spitzen,  erstere  frei,  letztere  mit  vollständigen  Schwimmhäu- 
ten; eine  schneidende  Wulst  wie  bei  Pyxocephalus  an  der  Fuss- 
sohle,  Querfortsätze  des  Sacralwirbels  schmal,  Manubrium  sterni 
entwickelt.  H.  ceylanicus  (Pyxicephalus  fodiens  Pet.  1860)  von  Ceylon. 

Arlhroleptis  poecilonotns  Peters  Berliner  Monatsber.  p.  445  von 
Guinea. 

Liuperus  elegans  Peters  ib.  p.  447  von  Bogota. 


während  des  Jahres  1863  221 

Camariolins  Peters  n.  gen.  ib.  p.  236  verhält  sich  zu  Liu- 
perus  wie  Limnodynastes  zu  Cystignathus ;  Sakralwirbel  schmal, 
keine  Parotiden,  Trommelfell  nicht  sichtbar,  Gehörtuben  sehr  eng, 
Zähne  an  dem  Oberkiefer,  keine  am  Gaumen;  Zunge  länglich, 
ganzrandig,  Finger  und  Zehen  frei,  lelztere  mit  schmalen  Hautsäu- 
men versehen.    C.  tarins  von  Südaustralien. 

H  e  m  im  antis  Peters  n.  gen.  Berliner  Monatsber.  p.  451.  Ober- 
kieferzähne, keine  Gaumenzähne ,  Zunge  herzförmig  hinten  kaum 
ausgeschnitten ;  Trommelfell  versteckt,  Oeffnungen  der  tubae  Eusta- 
chi! äusserst  klein,  keine  Parotiden.  keine  oder  rudimentäre  Schwimm- 
häute, Zehen  mit  deutlichen  Haftscheiben;  ein  Knötchen  unter  der 
Mitte  des  Tarsus ,  ein  anderes  unter  dem  Ende  des  Carpus  ;  Quer- 
fortsätze des  Sacralwirbels  schmal ,  ein  entwickeltes  Manubrium 
sterni.  (Verwandt  mit  Stenorhynchus  Smith ,  welche  letztere  Verf. 
in  Leptoparius  umtauft,  weil  der  Name  schon  bei  den  Krabben 
vergeben.)     H.  calcaralus  aus  Guinea. 

Limnodynastes  Krefftii  von  Sydney  und  L.  affinis  vom  Clarence 
River  Günther  Annais  nat.  hist.  XI.  p  26.  —  L.  (Platypleclron) 
Dumcrilii  Peters  Berliner  Monatsber.  p,  235  von  Südaustralien. 

Pleurodcma  elegans  Steindachner  Wiener  Sitzungsber.  48  Taf.  I. 
Fig.  1 — 5  aus  Brasilien. 

Eupemphix  n.  gen,  Steindachner  ib.  in  der  Körpergestalt 
kaum  von  Pleurodema  unterschieden,  wohl  aber  durch  den  gänzlichen 
Mangel  von  Kieferzähnen  und  die  oblonge  Gestalt  der  äusserst 
kleinen  und  schmalen  Zunge  E.   Nattereri  aus  Brasilien. 

Pia  typ  lectvum  Günther  n.  gen.  Annais  nat.  hist.  XI.  p.  27. 
Finger  und  Zehen  zugespitzt ,  frei ,  die  letzteren  mit  einem  sehr 
schmalen  Hautrande;  Zähne  im  Oberkiefer;  Vomerzähne  in  einer 
geraden  Querlinie.  Die  Innern  Naslöcher  und  die  Eustachischen 
Röhren  sehr  klein ;  Paukenfell  von  der  Haut  überzogen.  Zunge 
kreisrund.  Keine  Parotiden.  Die  Fortsätze  der  Kreuzwirbel  nicht 
erweitert.  Metatarsus  mit  einem  flachen  scharfrandigen  Sporn.  PI. 
marmoratum  von  Clarence  River  pl.  IV.  Fig.  A. 

Cryptotis  Günther  n.  gen.  aus  der  Familie  Asterophrydi- 
dae  Annais  nat.  hist.  XI.  p.  27.  Finger  und  Zehen  spitz ,  frei  bis 
zum  Grunde;  Zähne  im  Oberkiefer;  ein  Paar  lange,  zahnähnliche, 
aufrechte  Fortsätze  an  der  Symphyse  des  Unterkiefers.  Die  Oeff- 
nungen der  innem  Naslocher  und  der  Eustachischen  Röhren  sehr 
klein ;  Paukenfell  klein ,  ganz  von  der  Haut  überzogen,  hinter  und 
über  dem  Mundwinkel.  Keine  Parotiden.  Die  Fortsätze  der  Kreuz- 
wirbel schwach  erweitert.  Vomerzähne;  das  obere  Augenlied  ohne 
Anhänge.  Cr.  brevis  vom  Clarence  River  pl.  IV.  B. 


222         Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Herpetologie 

Scaphiopus  multiplicatns  aus  Mexiko,  varius  aus  Niedercalifor- 
nien,  recllfrenis  von  Tamaulipas,  bombifrons  vom  Missouri  Cope  Proc. 
Philadelphia  p.  51. 

Bombinatonna.  ISeobalracUus  Peters  nov.  gen.  Berliner 
Monatsber.  p.  234.  Habitus  von  Helioporus;  Fortsätze  des  Sakral- 
wii'bels  schmal,  keine  Parotiden,  Tympanum  von  der  Haut  bedeckt, 
Finger  frei,  Zehen  mit  Schwimmhäuten,  das  Os  cuneiforme  primum 
mit  einem  scharfen  schneidenden  Fortsatz  wie  bei  Pelobates ;  Zähne 
am  Oberkiefer  und  am  Yomer,  Zunge  scheibenförmig,  ganzrandig, 
tubae  Eustachii  so  gross  wie  die  Choanen.  N.  pictus  von  Süd- 
australien. 

Brachycephalina.  Steindachner  stellte  im  48.  Bande  der 
Wiener  Sitzungsberichte  eine  neue  Gattung  Kakophrynus  auf, 
nach  einer  neuen  Art  aus  Sudan  K.  sudanensis ,  die  Taf.  I.  Fig.  10 
— 13  abgebildet  ist.  Der  Hr.  Verf.  hat  die  Güte  gehabt  mir  über 
diesen  Frosch  die  briefliche  Mittheilung  zu  machen ,  dass  das  Ge- 
schlecht Kakophrynus  identisch  mit  Hemisus  Gthr.  sei.  Er  kannte 
bei  Veröffentlichung  seiner  Arbeit  Hemisus  nur  aus  der  Günther'- 
schen  Charakteristik,  die  nicht  geeignet  gewesen  sei,  die  Identität 
von  Kakophrynus  und  Hemisus  erkennen  zu  lassen,  da  die  eigen- 
thümliche  Gestalt  der  Zunge  sowohl  von  Günther  wie  von  Rapp 
übersehen,  auch  die  Fortsätze  des  Sacralwirbels  nicht  plattgedrückt, 
sondern  cylindrisch  seien.  Das  zur  Vergleichung  benutzte  Exem- 
plar von  Hemisus  guttatus  stammte  aus  dem  Leidner  Museum. 

Bufonina.  Bufo  claviger  Peters  Berliner  Monatsber.  p.  405  von 
Sumatra. 

Hylina.  Polypedales  hectictis  von  der  Insel  Samar  und  siirdus 
von  Luzon  Peters  Berliner  Monatsber.  p.  457- 

Phyllobates  latinasns  Cope  Proc.  Philadelphia  p.  48  von  Neu- 
Granada. 

Hylodes  bogotensis  von  St.  Fe  de  Bogota,  Gollmeri  aus  Cara- 
cas, bicumidus  ebendaher  Peters  Berliner  Monatsber.  p.  407. 

Halophila  Jagorii  Peters  ib.  p.  456  von  der  Insel  Samar. 

S  tr  ab  omantis  Peters  n.  gen.  Berliner  Monatsber.  p.  405 
wird  von  Hylodes  wegen  der  breiten  Kopfform,  der  einander  genä- 
herten Augen  und  der  sehr  entwickelten  Oberkieferzähne  der  Cera- 
tophrys  geschieden.     St.  biporcalus  von  Veragua. 

Günther  beobachtete  einige  australische  Laubfrösche  lebend 
im  zoologischen  Garten  in  London,  nämlich  Pelodryas  coeruleus 
White,  Hyla  Peronii  Bibr.,  Krefftii  Gthr.  und  eine  neue  Art  Hyla 
phyllochroa.  Die  drei  letzten  sind  auf  pl.  30  abgebildet.  Proc.  zool. 
soc.  p.  249. 


während  des  Jahres  1863.  223 

Hyla  Krefftii  Günther  Annais  nat.  hist.  XI.  p.  28  von  Sydney. 
—  H.  sordida  von  Veragua  ,  punclariohi  von  Veragua.  labialis  von 
Bogota,  coniroslris  von  Surinam ,  rostrala  von  Caracas  Peters  Ber- 
liner Monatsber.  p.  460.  —  H.  miolympannm  von  Mexiko  ,  palliata 
von  Paraguay  Cope  Proc.  Philadelphia  p.  47. 

Trachycephalus  insulsus  von  Cuba,  otalus  von  Hayti,  Wrightii 
von  Cuba  und  scutigerus  von  Jamaica  Cope  Proc.  Philadelphia  p.  43. 

Als  ein  fragliches  novum  genus  beschreibt  Peters  Berliner 
Monatsber.  eine  Art,  die  sich  von  Hylaedactylus  durch  die  sehr 
entwickelten  Gaumenzähne,  die  auf  der  hinter  den  Choanen  sich 
hinziehenden  Knochenleiste  stehen ,  durch  die  sehr  entwickelten 
Schwimmhäute,  durch  die  viel  kleineren  Tuberkeln  am  Tarsus  und 
durch  die  sehr  entwickelten  Haftscheiben  der  Zehen  unterscheidet. 
IJylaedactylus   {Hol  o  nee  t  es)  conjunchis  von  Luzon. 

Auf  Bombinator  oxycephalus  Schlegel  gründet  Peters  eine 
neue  Gattung  Xenorhina  Berl.  Monatsber.  p.  82,  die  ein  Mittel- 
glied zwischen  BraclijTiierus  und  Rhinophrynus  bildet.  Habitus  von 
Engystoma;  Zehen  frei,  mit  deutlichen  Haftscheiben;  Finger  frei, 
ohne  Haftscheiben;  Kiefer  und  Gaumen  zahnlos,  Zunge  breit  herz- 
förmig, allenthalben  angewachsen,  nur  vorn  ein  wenig  frei ;  Schnau- 
zenende warzig ,  Nasenlöcher  seitlich,  Trommelfell  deutlich ,  keine 
Parotiden;  Fuss-  und  Fingersohlen  glatt,  ohne  Tuberkeln ;  Porcessus 
transversi  des  Sacralwirbels  verbreitert.  Die  Art  lebt  in  Neu- 
Guinea. 

Salamandrina.  Verrill  beschreibt  die  Eier  und  die  Jungen 
von  Desmognathus  fusca  Baird  (Salamandra  quadrimaculata  Hoibr.) 
die  er  bei  Norway  in  Maine  fand.  Proc.  Boston  Soc.  IX.  p.  253. 

Nachricht  von  dem  Riesensalamander  (Salamandra  maxima 
Schlegel)  im  zoologischen  Garten  zu  Frankfurt  gab  Weinland 
zool.  (jarten  p.  137. 

Spelerpes  chiropterus  Cope  Proceed.  Philadelphia  p.  54  aus 
Mexiko. —  Sp.   [Oedipus)  adspersus  Peters  Berliner  Monatsber.  p.  468. 

Ueber  die  Larven  von  Triton  alpestris,  die  sich  mit  Rana  tem- 
poraria  und  Vipera  berus  in  einem  kleinen  Sumpfe  bei  Andermatten 
findet,  schrieb  De  Filippi  Archivio  per  la  zoologia  I.  p.  206. 

Ichthyodea.  Von  Vaillant  ist  Siren  lacertina  anatomisch  un- 
tersucht worden.  Annales  des  sc.  nat.  p.  295—346.  pl.  7—9.  Er  be- 
schreibt das  Muskelsystem-,  Nervensystem  nebst  den  Sinnesorganen, 
den  Verdauungsapparat,  die  Circulations-  und  Respirationsorgane, 
die  Secretions-  und  Geschlechtsorgane.  Von  letzteren  hat  er  nur 
die  weiblichen  kennen  gelernt.  Vergl.  auch  Comptes  rendus  und 
Revue  de  zool.  p.  191. 


224       Troschel:  Bericht  üb.  d.  Loist.  in  d.  Herpetologie  etc. 

Äpoda.  Aug.  Dumeril  veröffentlichte  in  Mem.  de  la  soc. 
de  Cherbourg  IX.  p.  295 — 321  nach  einleitenden  Bemerkungen  über 
die  systematische  Stellung  und  Eintheilung  der  Batrachier  einen 
Catalog  der  Caeciloiden,  welche  im  Pariser  Museum  aufbewahrt 
werden.  Die  Gattung  Caecilia  ist  durch  7,  Siphonops  durch  3,  Epi- 
crium  durch  1,  Rhinatrema  durch  2  Arten  vertreten.  Als  neu  wird 
nur  eine  Art  Rhinatrema  umcolor  von  Cayenne  beschrieben.  Letz- 
tere und  einige  Detailzeichnungen  zur  Charakteristik  der  Gattungen 
sind  auf  einer  Tafel  dargestellt. 


Bericht  über  die  lieistiiiigeii  in  der  Ichthyologie 
während  des  Jahres  1863. 

Von 
Troschel. 


Angeregt  durch  eine  Bemerkung  v.  S  i  e  b  o  1  d's  über 
eine  vielfach  erzählte  Antwort  Friedrich's  des  Grossen 
an  Bloch,  hat  Peters  die  in  den  Berliner  Archiven  be- 
findlichen Actenstücke  veröffentlicht,  aus  denen  hervor- 
geht, dass  der  grosse  König  doch  die  Arbeiten  des  Ich- 
thyologen Bloch  unterstützt  hat.  Berliner  Monatsber. 
p.  474. 

Hollard  suchte  die  Bedeutung  der  Knochen  des 
Kiemendeckelapparates  zu  ermitteln  (Comptes  rendus  5G. 
p.  38;  Revue  de  zooL  XV.  p.  27). 

Er  hat  sich  überzeugt,  dass  das  Operculum,  Suboperculum 
und  Interoperculum  nicht  zu  demselben  Systeme  von  Knochenstücken 
gehören,  und  dass  das  letzte  zu  dem  Schläfen-Kieferbogen  gehört, 
während  die  beiden  ersteren  aus  den  gewöhnlichen  Grenzen  des  Kno- 
chenkopfes herausgehen.  Das  Interoperculum  immer  den  Unterkiefer 
berührend  und  von  diesem  ausgehend,  um  sich  gegen  die  tympani- 
schen  Stücke  zu  erheben,  repräsentirt  nich:t  allein  den  Hammer,  wie 
es  Geoffroy  annahm,  sondern  auch  den  Ambos,  denn  er  nimmt 
die  Stelle  des  Meckel'schen  Knorpels  ein,  eine  Bildung,  welche  sich 
beim  Embryo  zuerst  an  der  inneren  Seite  des  Kiefers  zeigt,  sich 
von  da  gegen  die  Gehörspalte  erhebt,  und  sich  mit  den  beiden  er- 
sten Knochen  krönt.  Operculum  und  Suboperculum ,  gebildet  in 
einer  Hautfalte,  welche  allmählich  die  Kiemenhöhle  des  jungen  Fi- 
sches bedeckt  und  später  die  lladii  branchiostegi  in  sich  fasst,  ge- 
hen aus  den  gewöhnlichen  Grenzen  des  Skeletes  heraus  und  heften 
sich  an  das  grosse  System  der  supplementären  Knochen.  ^-  Weiter 
setzt  Yerf.  (Comptes  rendus  56.  p.  633;  Revue  de  zool.  p.  167)  seine 

Archiv  f.  Naturg.  XXX.  Jahrg.  2.  Bd.  P 


226        Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist,  in  d.  Ichthyologie 

Untersuchungen  auf  die  Knochen  fort,  welche  das  Suspensorium  des 
Unterkiefers  bei  den  Knochenfischen  bildeu.  An  der  Stelle  dieser 
fünf  Knochen  fand  Verfasser  hinter  dem  Meckel'schen  Knorpel,  'zwei 
Knorpel,  deren  Form  und  Beziehungen  ganz  denen  dieser  Kno- 
chengruppe entsprechen.  Der  vordere  dieser  Knorpel  articulirt  mit 
dem  Meckel'schen  Knorpel,  wie  später  das  von  Cuvier  fälschlich 
lugale  genannte  Knochenstück  mit  dem  Unterkiefer  articulirt.  Die- 
ser Knorpel  entspricht  diesem  Knochen  und  dem  Cuvier'schen  Tym- 
panicum.  Der  andere  Knorpel  entspricht  dem  Cuvier'schen  Tempo- 
rale ,  Symplecticum  und  Praeoperculum.  —  Weiter  fügt  Verf.  ib. 
p.  384  hinzu,  das  Suspensorium  des  Unterkiefers  bilde  ein  Ganzes, 
welches  dem  Os  quadratum  der  Vögel  entspreche ;  die  letztgenannten 
drei  Knochen  seien  ein  Suspensorium  hyoideum  und  stellen  gleich- 
falls ein  einziges  Knochenelement  dar,  welches  der  Apophyse  oder 
dem  Os  styloideum  der  Säugethiere  entspreche ;  das  eigentliche  Tem- 
porale der  Fische  sei  nicht,  wie  Cuvier  meinte,  in  der  Gruppe  des 
Suspensorium  hyoideum  einbegriffen,  für  die  Schuppe  des  Schläfen- 
beins nimmt    er  den  Knochen,  den  Cuvier  Mastoideum  nannte. 

Nach  Moreau  (Comptes  rendus  56.  p.  629;  Revue 
de  Zoologie  XV.  p.  413)  ist  die  Luft  in  der  ScLwimmblase 
der  Fische  veränderlich:  der  Sauerstoff  vermindert  sich 
und  verschwindet  bei  der  Asphyxie  und  anderen  krankhaf- 
ten Zuständen ;  die  Luft  erneuert  sich;  mag  die  Schwimm- 
blase einen  Luftgang  haben  oder  nicht,  ohne  die  atmo- 
sphärische Luft  zu  benutzen  und  die  Schnelligkeit  dieser 
Erneuerung  steht  im  Verhältniss  zu  der  Lebenskraft  des 
Fisches;  die  neue  Luft  enthält  verhältnissmässig  mehr 
Sauerstoff  als  die  gewöhnlich  in  der  Schwimmblase  ent- 
haltene Luft  und  auch  mehr  als  die  im  Wasser  aufgelöst 
enthaltene  Luft. 

Maslowski  beobachtete  Bulletin  de  la  soc.  imp. 
de  Moscou  1863.  1.  p.  2!i9  Fisch-Embrvonen,  welche  parasi- 
tisch in  den  Kiemen  von  Anodonta  cellensis  lebten.  Er 
fand  deren  fünf,  die  meist  nach  einigen  Stunden  starben, 
nur  ein  Fischchen  lebte  vom  12.  Mai  bis  zum  5.  Juni. 
Verf.  führt  Gründe  an,  die  ihn  verhindern  C.Vogt  bei- 
zustimmen, der  dergleichen  Embryonen  aus  Anodonta  für 
Cottus  gobio  zugehörig  erklärt  liat.  Er  glaubt  vielmehr, 
dass  sie  einem  Cyprinoiden  angehören ,  ohne  die  Art 
näher  bestimmen  zu  können. 


während  des  Jahres  1863-  227 

Holmberg  legte  einen  vierten  Bericht  über  Fisch- 
knltur  in  Finnland  vor.  Bulletin  de  la  soc.  imp.  de  Moseou 
18G3.  I.  p.  127 — 200.  Darin  ist  auch  ein  Plan  zu  einer 
gemeinsamen  Art  des  Fischens  im  Päijäne-See  enthalten. 

By  ström  erstattete  der  scliwedischen  Akademie 
Bericht  über  die  verschiedenen  Anstalten  für  Fischzucht, 
die  er  auf  seiner  Reise  durch  Deutschland  ,  die  Schweiz 
und  Frankreich  besucht  hatte.  Es  werden  namentlich  die 
Anstalten  in  Herrenalb  im  Schwarzwald,  in  Augsburg,  in 
München ,  in  Kreuth  an  der  Tjrolischen  Grenze ,  in 
Meilen  am  Züricher-See,  in  Aarau  ,  in  Pont  Farbel  am 
Genfersee,  in  Cortaillod  bei  Neufchatel,  in  Malsenhof  bei 
Solothurn,  in  Basel,  in  Hüningen  im  Elsass  und  in  Paris 
besprochen.  Ofversigt  af  kongl.  vetensk.  Akad.  För- 
hnndlingar  1863.  p.  305—342. 

Einen  Bericht  über  die  Einrichtung  für  Piscicultur 
im  zoologischen  Garten  in  Amsterdam  hat  De  Bont  in 
Nederlandsch  Tijdschrift  voor  de  Dierkunde  I.  Berigten 
uit  de  Diergaarde  p.  XXV.  erstattet. 

V.  Scheven  berichtete  über  die  zahlreichen  in  Rhein- 
preussen  angestellten  Versuche  mit  der  künstlichen  Fisch- 
zucht. Zeitschrift  des  landwirthschaftlichen  Vereins  für 
Rheinpreussen  p.  186. 

Ein  Bericht  über  die  Einführung  von  Coregonus 
Wartraanni  und  Salmo  umbla  in  Italien  von  De  Filippi 
findet  sich  Archivio  per  la  zoologia  I.  p.  228. 

Eine  längere  Abhandlung  von  Nardo  über  die 
Fischcultur  im  Venetianischen  Gebiete  findet  sich  in  Atti 
del  istituto  Veneto  VIII.  p.  317,  385,  451,  855.  Verf.  han- 
delt im  ersten  Abschnitt  über  die  Fischcultur  des  süssen 
Wassers,  im  zweiten  über  die  marine  Fischcultur. 

Ein  Aufsatz  von  Molin  ib.  p.  977  über  die  Valli 
salse  enthält  ebenfalls  Manches  über  Fischzucht. 

Von  Cholmondeley  Pennell  erschien  The  An- 
gler-Naturalist:  a  populär  history  of  british  freshwater 
fish;  with  a  piain  explation  of  the  rudiments  of  Ichthyo- 
iogy.     London  1863.  12. 


228         Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Ichthyologie 

Es  folgen  nun  die  auf  gcographiscLe  Verbreitung 
bezüglichen  iclithyologischen    Arbeiten  : 

Europa.  Agassiz  machte  über  die  Verbreitung 
der  Europäischen  Süsswasserfische  die  Bemerkung  (Proc. 
Boston  Soc.  p.  178),  dass  die  Fische  der  Quellgebiete 
der  drei  grossen  Flüsse  Rhein,  Rhone  und  Donau  diesel- 
ben wären,  während  die  des  unteren  Laufes  nicht  nur 
von  einander,  sondern  auch  von  denen  der  Quellen  ver- 
schieden sind. 

Eine  wichtige  Erscheinung  für  die  Ichthyologie  ist 
V.  Siebold  „Die  Süsswasserfische  von  Mittel -Europa, 
Leipzig  1863^.  In  der  Einleitung  spricht  sich  Verf.  über 
die  Beschaffung  seines  Materials  aus  ,  und  hebt  dann  die 
allgemeinen  Principien  hervor,  nach  denen  er  die  Art- 
berechtigung der  verschiedenen  Fischformen  abschätzte, 
wobei  namentlich  die  Körperumrisse  als  von  äusseren 
Verhältnissen,  Alter,  Laichzeit,  Sterilität  abhängig  als  we- 
nig  brauchbar  bezeichnet  werden.  Er  macht  ferner  auf  die 
Farbenveränderungen  aufmerksam,  die  durch  schwarze  und 
rothe  contractile  Chromatophoren  hervorgebracht  werden, 
und  die  bisher  unbeachtet  geblieben  waren ;  sie  contrahiren 
sich  ziemlich  rasch,  bedürfen  aber  eines  längeren  Zeitraums 
zum  Expandiren.  Mechanische  Einwirkungen,  sowie  Licht- 
reize bringen  Veränderungen  der  Chromatophoren  her- 
vor. Es  wird  dann  der  selten  vorkommenden  Weisssucht 
oder  Kakerlakenbildung  Erwähnung  gethan ,  wobei  das 
schwarze  Pigment  äusserst  spärlich  in  sehr  kleinen  rund- 
lichen Chromatophoren  enthalten  ist;  dann  einer  anderen 
krankhaften  Farbenausartung,  die  Verf.  Alampia,  Glanz- 
losigkeit,  nennt,  und  die  in  völligem  Mangel  des  Silber- 
glanzes besteht.  Endlich  hat  er  sich  überzeugt,  dass  bei  den 
Fischen  freiwillige  Bastard  -  Erzeugung  vorkomme,  na- 
mentlich sieht  er  Carpio  Collarii,  Abramidopsis  Leuckar- 
tii,  Bliccopsis  abramo  -  rutilus  ,  Alburnus  dolabratus  und 
Chondrostoma  Rysela  als  Bastarde  an.  —  Im  speciellen 
Theile  werden  behandelt:  1  Pcrca,  1  Lucioperca,  2  Aspro, 
2  Acerina;  2  Cottus ;  2  Gasterosteus ;  —  1  Lota ;  1  Pla- 
tessa;   —  1  Silurus ;    1  Cyprinus,  1  Carpiodes,    1  Caras- 


wälirend  äe^  Jahre?  WO?,.  229 

siiis,  1  Tinea,  2  Baibiis.  2  Gobio,  1  Rhodeus,  5  Abramis, 
1  Abramldopsis,  1  Blicca,  1  Bliccopsis,  1  Pelecns,  4  Al- 
burniis ,  1  Aspius  ,  1  Leiicaspiiis,  1  Idiis  ,  1  8cardinius, 
3  Leuciscus,  2  Sqnalius,  1  Telcstes,  1  Pboxinus,  3  Chon- 
drostoraa;  6  Corogoinis,  1  Tbymallus ,  1  Osmenis,  2 
Salmo,  4  Trutta;  1  Esox;  2  Alosa;  3  Cobitis;  —  1  An- 
giiilla;  —  7  Stnrio;  —  3  Petromyzon.  Diese  80  Arten  sind 
p.  383 — 394  in  einer  systematiscben  Uebersicht  zusam- 
mengestellt, lind  kurz  cbarakterisirt ,  was  zur  leichteren 
Bestimnning  beitragen  wird.  Den  Schlnss  bilden  drei 
tabellarische  Uebersichten,  eine  der  geographischen  Ver- 
breitung, die  andere  der  in  einigen  schweizerischen,  bay- 
rischen und  österreichischen  Alpen  -  Seen  einheimischen 
Fische  mit  Angabe  der  Höhenlage  der  Seen,  die  dritte  der 
Laichzeit   der  mitteleuropäischen  Süsswasserfische. 

Ein  Verzeichniss  der  Arten,  welche  in  vorstehen- 
dem Werke  abgehandelt  sind  ,  ist  in  der  Zeitschrift  für 
die  gesammten  Naturwissenschaften  B.  22.  p.  468  mit- 
getheilt. 

In  einem  Aufsatze  über  die  Ostsee,  den  Loven  in 
der  scandinavischen  Naturforscherversaramlung  am  9.  Juli 
18G3  vortrug,  sagt  er  von  der  Fischfauna,  dass  von  den 
140  Fischen  der  scandinavischen  Westküste  nur  etwa  30 
in  der  Ostsee  wiedergefunden  werden.  Von  diesen  sind  es 
kaum  über  20,  welche  eigentlich  ihr  inneres  Gebiet  be- 
wohnen; die  übrigen  halten  sich  in  ihrem  südlichen  Theile, 
oder  sind  seltene  Gäste,  die  sich  vom  Kattegat  dahin  ver- 
irren. Allein  ausser  diesen  Meeresfischen  lebt  in  der  Ostsee 
eine  xAnzahl  anderer,  welche  sonst  Bewohner  der  Land- 
seen sind,  etwa  20  Arten,  unter  denen  die  Cyprinoiden, 
die  eigentlichen  Süsswasserfische ,  sich  vorzugsweise  in 
den  inneren  Busen  halten.  Wie  seltsam ,  dass  sich  bei 
Gottland  Plötzen  und  Elritzen  zusammen  mit  Seefischen, 
wie  Dorsch  und  Hornhecht,  finden.  Aus  der  Thatsache, 
dass  einige  Arten  ,  wie  Cottus  quadricornis  und  Liparis 
barbatus  im  Innern  der  Ostsee,  aber  nicht  oder  sehr  selten 
im  Sunde  vorkommen,  und  dass  sie  an  Grösse  denen  des 
Weissen  Meeres  und  des  Eismeeres  gleichkommen,  schliesst 


230         Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Ichthyologie 

er,  dass  einst  ein  Zusammenhang  der  Ostsee  mit  dem 
Meere  bestanden  habe. 

Malmgren's  ^Kritisk  öfversigt  af  Finlands  Fisk- 
faima^  Helsingfors  1863"  ist  in  unserem  Archiv  1864.  p.  259 
in  der  Uebersetzung  von  Frisch  vollständig  mitgetheilt 
worden.  Verf.  führt  den  Loven'schen  x\usspruch,  dass 
die  Fischfauna  es  höchst  wahrscheinlich  macht,  dass  einst 
eine  Verbindung  zwischen  dem  Finnischen  Meerbusen  und 
dem  Eismeere  bestanden  habe,  aus  und  bestätigt  ihn. 
Die  Fauna  umfasst  80  Arten,  nämlich  3  Percoiden,  7  Tri- 
gliden,  3  Scomberoiden  (Gasterosteus)  2  Gobioiden,  3  Dis- 
coboli,  4  Blennioiden,  6  Pleuronecten,  8  Gadoiden,  2  Am- 
moditiden,  1  Muraenoiden,  1  Siluroiden,  2  Acanthopsiden, 
15  Cyprinoiden,  11  Salmoniden,  1  Esoeiden,  1  Scombe- 
resociden ,  2  Clupeoiden,  2  Syngnathiden,  1  Acipenser, 
1  Scymnoiden,  1  Raja,  3  Petromyzonten. 

Von  Fischen  zahlt  Preyer  51  Arten  als  in  Island 
lebend  auf.  Preyer  und  Zirkel  Reise  nach  Island. 
Leipzig  1862.  p.  432. 

lieber  die  Irische  Cabliau-Fischerei  ist  ein  Aufsatz 
von  Andrews  in  Dublin  Quartcrly  Journal  of  science  I. 
1861.  p.  382— 396  enthalten. 

Boll  und  Clunie  berichten  im  Archiv  des  Vereins 
in  Meklenburg  1863.  p.  313  von  einem  Fischsterben  in 
einem  See  zu  Wrangeisburg  in  Vorpommern.  Daselbst 
starben  jedoch  nur  die  an  der  Oberfläche  schwimmenden 
Fischarten;  Karauschen  und  Aale,  die  mehr  in  der  Tiefe 
leben,  wurden  unter  den  todten  Fischen  nicht  bemerkt. 

Bei  einem  Fischfange  bei  Heilbronn,  wo  ausser  grös- 
seren Fischen  etwa  65  Centner  kleine  Fische  bis  V2  Fuss 
Länge  gefangen  wurden,  schätzte  Kr  aus  s,  dass  am  häu- 
figsten, etwa  ^^16,  Alburnus  lucidus  Ag.  vertreten  war, 
dann  Alburnus  bipunctatus  Heck.  Kner,  Squalius  lepuscu- 
lus  FI.,  Leuciscus  rutilus  Val.  und  Squalius  dobula  L.  zu- 
sammen V16,  und  etwa  Vie  ist  auf  Gobio  vulgaris  Cuv., 
Chondrostoma  nasus  Ag.,  Rhodeus  amarus  Ag.,  Barbus 
fluviatilis  Ag.  und  Perca  fluviatilis  zu  rechnen.  In  we- 
nigen  Stücken    war   Scardinius    erythrophthalmus    Bon., 


während  des  Jahres  1863.  231 

Abramis  Leiickartii  Heck,  und  Alburnus   dolabratus   vor-' 
banden.  Württembergische  Jahreshefte  XIX.  p.  57. 

üeber  die  Fische  des  Ober-Engadins  giebt  v.  Sie- 
bold Nachricht  in  den  Verhandl.  der  Schweizerischen 
Natnrf.  Gesellsch.  zu  Öamaden  24 — 26.  August  1863.  Diese 
Gewässer  sind  sehr  arm  an  Fischarten;  daselbst  kommen 
nur  drei  Arten  vor :  Trutta  Fario ,  Trutta  lacustris  und 
Sardinius  eryfchrophthalmus.  Verf.  beschreibt  die  lokalen 
Eigenthümlichkeiten  dieser  Fische  und  untersuchte  auch 
den  Mageninhalt  des  ersteren. 

S  t  e  i  n  d  a  c  h  n  e  r  verzeichnete  17  Arten  Fische^  wel- 
che in  Siebenbürgen,  in  den  östlichen  Theilen  Slavoniens, 
in  der  Nähe  der  Theiss-Mündungen  und  bei  Tuldscha 
nächst  den  Donau  -  Mündungen  gCGammelt  worden  sind. 
Die  türkischen  Provinzen  an  der  nördlichen  Abdachung 
des  Balkan  stimmen  bezüglich  ihrer  Fisch-  und  Reptilien- 
Fauna  ganz  mit  der  Ungarns  und  des  südlichen  europäi- 
schen Russlands  überein,  während  Rumelien,  Macedonien 
und  Griechenland  schon  zahlreiche  Arten  enthalten,  die 
in  dem  benachbarten  Kleinasien,  Syrien  und  zum  Theile 
auch  in  Fgypten  ihre  eigentliche  Heimath  haben.  Ver- 
handl. zool.  bot.   Ges.  in  Wien  XIII.  p.  1121. 

Jeitteles  hat  im  Jahresberichte  des  Olmützer 
Gymnasiums  für  das  Schuljahr  1863  über  die  Fische  der 
March  bei  Olmütz  geschrieben.  Die  vorliegende  I.  Ab- 
theilung enthält  folgende  Arten:  Perca  liuviatilis,  Aspro 
vulgaris  und  zingel,  Acerina  vulgaris,  schraetzer,  Cottus 
gobio;  Acanthopsis  fossilis,  taenia,  Cobitis  barbatula,  Cj- 
prinus  carplo ,  hungaricus,  Carassius  gibelio ,  oblongus, 
Tinea  vulgaris,  Barbus  fluviatilis,  Gobio  vulgaris,  Abramis 
vimba,  brama  und  sapa.  Alle  Arten  sind  in  sehr  zahl- 
reichen Exemplaren  genau  untersucht  und  beschrieben. 

Canestrini  stellte  einen  Catalog  der  Fische  des 
Meerbusens  von  Genua  zusammen.  Archivio  per  la  zoolo- 
gia  I/p.  262.  Er  enthält  227  Teleostier,  nämlich  118  Aean- 
thopterl  mit  Einschluss  von  löLabroidcn,  13  Dendropteri 
(4  Clupeaceen,  4  Scopelinen,  1  Esocincn ,  3  Scombere- 
soces,    1  Salmonoiden) ,  9  Aulostomidae  (1  Centriscus,  8 


232         Troschel:  Bericht  üb.  d,  Leist.  m  d.  Ichthyologie 

Lophobranchier),  3  Plectognathi^  76  Haplopteri  (18  Pleu- 
ronectides,  9  Gadoldei,  3  Halibatrachi,  1  Cottlni^  11  Blen- 
nioidei,  24  Gobioidel,  3  Ophidini^  6  Taenioidei,  1  Lepto- 
cephalini),  8  Dermopteri ;  3  Ganoidcl,  wobei  Chimaera, 
39  Plagiostomi  (23  Squali,  16  Rajae);  2  Cyclostomi  —  zu- 
sammen 271  Fische. 

Afrika.  Johnson  beschrieb  fünf  neue  Fische  von 
Madeira  Proc.  zool.  soc.  p.  36^  die  unten  namhaft  gemacht 
sind.  —  Ebenda  p,  237  beschreibt  derselbe  dann  einige 
seltene  und  wenig  bekannte  Fische  von  Madeira  :  öolea 
oculata  RissO;  Rhombus  cristatus  Lowe,  Scorpaena  ustulata 
Lowe  =  Sc.  scrofa  L.^  Echeneis  brachyptera  Lowe^  Cu- 
biceps  gracilis  Lowe  (Novarchus  sulcatus  Filippi);  Zeus 
conchifer  Lovv^e,  Cyttus  roseus  Lowe.  —  Ferner  stellt 
derselbe  ib.  p.  403  drei  neue  Gattungen  von  Madeira  auf. 

In  einem  Memoire  sur  les  poissons  de  la  cote  de 
Guinee  (public  par  la  societe  hollandaise  des  sciences  ä 
Harlem  1862)  hat  Bleeker  90  Arten  beschrieben,  die 
sich  in  42  Familien  vertheilen,  indem  jede  nur  wenige 
Arten  enthält;  die  reichste  ist  noch  die  der  Percoiden 
mit  10  Arten.  Es  sind  54  Teleostei,  2  Anacanthini,  11 
Pharyngognathi,  17  Physostomi  (12  abdominales,  5  apo- 
des),  3  Plectognathi,  1  Lophobranchier,  2  Selachier.  Un- 
ter ihnen  hält  Verf.  41  Arten  für  neu,  die  beschrieben 
und  abgebildet  sind. 

Das  von  Pollen  Ned.  Tijdschr.  voor  de  Dierkunde 
L  p.  344  gegebene,  von  Bleeker  zusammengestellte  Ver- 
zeichniss  der  Fische  von  Madagaskar  umfasst  52  Arten. 

Asien.  Von  Bleeker's  schönem  Werke  Alias 
ichthyologique  des  Indes  orientales  sind  im  Jahre  1863 
die  Lieferungen  7  bis  11  erschienen.  In  diesen  ist  zu- 
nächst die  Abtheilung  Siluri  mit  28  Bogen  Text  und  53 
Tafeln  abgehandelt.  Dann  folgen  die  Cyprini,  von  denen 
in  den  hier  zu  besprechenden  Lieferungen  12  Bogen  Text 
und  31  Tafeln  vorliegen. 

Die  Welse  sind  hiernach  im  Indischen  Archipel 
durch  105  Arten  vertreten,  die  sich  nach  Familien  und 
Gattungen  folgendermassen  vertheilen:    Fam.    Silur  oi- 


während  dos  Jahres  1603.  233 

dei  Siibfam.  Bagriformes  mit  2  HcxanematIchthyS;  1  Nc- 
tuma,  2  riemlarius,  1  Ccphalocassis,  G  Arius;  3  Pscuda- 
rius,  6  Ariodes,  2  Hemipiinelodus;  1  Ketcngus;  3  Osteo- 
geneiosus,  1  Batrachocephalus,  1  Bagrichthys,  2  Pseiido- 
bagrichthvs,  1  Bagroides,  3  Lciocassis,  4  Hemlbagriis,  3 
Hypselobagrus,   1   Aspidobagrus,    1  Rhamdia,  1  Bagarius, 

2  Glyptothorax,  2  Akysis,  G  Acrochordonichthys,  1  Pseu- 
deiitropius,  1  Lais,  4  Pangasius,  2  Pseudopangasius,  2  He- 
licophagiis;  Subfam.  Silur iformes  mit  2  Wallago, '1  Be- 
lodonticlithys,  2  öilurichtbys,    2  Silurodes,  2  Callichrous, 

3  Kryptopterus,  4  Kryptopterichthys,  2  Micronema^  2 
Pbalacronotus,  3  Heraiäilurus.  —  Fam.  Chacoides  Sub- 
fam. Chacaeformes  mit  2  Chaca;  Subfam.  Flotosiformes 
mit  4  Plotosus.  —  Fam.  Heterobranchoides  mit  1 
Heterobranchus  und  6  Ciarias.  —  Eine  ähnliche  Ucber- 
sicht  über  die  Cyprincn  behalten  wir  uns  für  den  näch- 
sten Bericht  vor. 

Durch  eine  zehnte  Notiz  über  die  ichthyologische 
Fauna  der  Insel  Ternale  vonBleeker,  welche  15  Arten 
aufzählt,  wird  die  Zahl  der  von  dort  bekannten  Arten 
auf  303  erhöht.  Verslagen  koninkl.  Akad.  XV.  p.  265.  — 
Eine  elfte  Notiz  bringt  die  Fischfauna  dieser  Insel  auf 
310  Arten;  darunter  eine  neue.  Ned.  Tijdschr.  voor  de 
Dierkunde  I.  p.  228. 

Bleeker  verzeichnete  als  eine  siebente  Notiz  über 
die  ichthyologische  Fauna  der  Insel  Batjan  45  Arten  von 
dort,  von  wo  er  nunmehr  250  Arten  kennt.  Nederl.  Tijd- 
schrift  voor  de  Dierkunde  I.  p.  151.  —  Ebenso  ib.  p.  153 
in  einer  dritten  Abhandlung  über  die  ichthyologische 
Fauna  der  Insel  Halmaheira  17  Arten,  unter  denen  zwei 
neue  Aale.  Verf.  kennt  von  dieser  Insel  jetzt  101  Arten. 
—  Derselbe  notirt  ib.  p.  160  sechs  Fische  von  der  In- 
sel Morotai. 

Bleeker  verzeichnete  Nederlandsch  Tijdschrift  voor 
Dierkunde  I.  p.  72  von  der  Insel  Bangka  19  Arten  Fische, 
wodurch  die  Zahl  der  von  dort  bekannten  Arten  auf  332 
erhoben  wird. 

Ib.  p.  239  eine  zweite  Notiz  über  die  ichthyologische 


234        Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Ichthyologie 

Fauna  der  Insel  Obi  mit  66  Arten,  wodurch  die  Zahl  auf 
92  gebracht  wird.     Zwei  Arten  sind  neu. 

Ib.  p.  246.  9  Arten  von  der  Insel  Rotti,  worunter 
ein  neuer  Aal. 

Ib.  p.  248.  Durch  eine  neue  Sendung  von  52  Arten 
ist  die  Kenntniss  der  Fischfauna  von  Flores  auf  130  er- 
höht worden. 

Ib.  p.  253.  Nach  einer  siebenten  Notiz  über  die  Insel 
Ceram  kennt  Verf.  jetzt  von  dort  257  Arten. 

Ib.  p.  262.  Nach  einer  siebenten  Notiz  über  die  Insel 
Timor  erreicht  die  Zahl  der  von  dort  bekannten  Arten  die 
Höhe  von  312.   Drei  Arten  werden  ausführlich  beschrieben. 

Ueber  einige  durch  Gustav  Schlegel  in  der  Um- 
gebung von  Amoy  in  China  gesammelte  Fische  berich- 
tete Bleeker  in  Nederlandsch  Tijdschrift  voor  Dier- 
kunde  I.  p.  135.  Er  beschrieb  ausser  mehreren  wenig 
bekannten  Arten  auch  vier  neue,  die  unten  namhaft  ge- 
macht sind. 

Australien.  Jouan  beschreibt  Mem.  de  Cher- 
bourg  IX.  p.  102  als  eine  Ergänzung  einer  früheren 
Mittheilung  über  die  Fische  von  Neu-Caledonien,  die  98 
Arten  enthielt  (vergl.  den  Bericht  über  1861.  p.  190)  22 
Arten,  die  auch  hier  wieder  nur  dem  Genus  nach  be- 
stimmt sind.  Er  sagt,  die  ichthyologische  Fauna  von 
Neu-Caledonien  schliesse  sich  deutlich  an  die  Indo-paci- 
fische  Fauna.  —  Ihnen  werden  ib.  p.  177  noch  7  Arten 
hinzugefügt,  so  dass  Verf.  von  jener  Insel  127  Arten  un- 
terschieden hat.  Wer  einst  eine  ichthyologische  Fauna 
der  dortigen  Meere  zu  bearbeiten  Gelegenheit  haben 
wird,  wird  auf  diese  Arbeit  von  Jouan  zurückblicken 
müssen,  und  wird  vielleicht  die  von  ihm  beschriebenen 
Arten  bestimmen  können.  —  Einige  Bemerkungen  und 
nähere  Bestimmungen  werden  p.  183  über  die  früher  be- 
schriebenen Arten  hinzugefügt. 

Eine  kleine  Sammlung  von  Fischen ,  welche  das 
Leidener  Museum  von  Port  Jackson  erhielt ,  bestimmte 
Bleeker  Verslagen  koninkl.  Akad.  XV.  p.  442.  Es  sind 
16  Arten,  von  denen  ein   Gymnothorax  neu. 


während  des  Jahres  1863.  235 

Amerika.  Pntnam  bemerkte  Proc.  Boston  Soc. 
p.  178,  dass  die  Süsswasserfische  Nordamcrika's  im  All- 
gemeinen in  ihrer  Verbreitung  mehr  beschränkt  wären 
als  die  Mollusken,  obgleich  sich  einige  Arten  über  die 
ganze  Region  von  Texas  bis  zum  Saskatchawan  im  Nor- 
den und  bis  zum  atlantischen  Ocean  im  Osten  erstrecken, 
z.  B.  Perca  flavescens,  Pomotis  vulgaris  und  Boleosoma 
Olmstedii.  In  dieser  Region  lassen  sich  begrenztere 
Faunen  unterscheiden :  1)  die  Gewässer  des  obern  Mis- 
sissippi und  Missouri,  2)  der  x\rkansas  und  seine  Zuflüsse, 
3)  der  untere  Mississippi  und  südwestlich  bis  zum  Rio- 
grande,  4)  die  Gewässer  der  südlichen  atlantischen  Staa- 
ten, 5)  der  Ohio  und  seine  Zuflüsse,  6)  die  Nordatlanti- 
schen Staaten,  7)  die  grossen  Seen  mit  Einschluss  des 
Champlain-See's  und  einige  der  grösseren  Seen  in  Maine. 

In  einem  Bulletin  of  the  Museum  of  comparative 
zoology,  Cambridge,  vom  März  1863  ist  p.  2 — 16  einVer- 
zeichniss  derjenigen  amerikanischen  Fische  abgedruckt, 
welche  in  Tausch  an  verschiedene  Institute  abgegeben 
worden  sind.  Es  ist  von  Put n am  gearbeitet  und  mit 
Anmerkungen  versehen.  In  demselben  sind  auch  einige 
neue  Gattungen  und  Arten  enthalten,  die  unten  ange- 
zeigt sind. 

üeber  die  Veränderlichkeit  des  Vorkommend  einiger 
Fische,  Temnodon  saltator,  Scomber  vernalis  und  Mor- 
rhua  americana  vergl.  Atwood  aus  Provincetown  in 
Proc.  Boston  Soc.  p.  189. 

In  „Explorations  in  the  interior  of  the  Labrador 
Peninsula,  the  country  of  the  Montagnais  and  Nasquapee 
Indians  bv  H.  Y.  Hind.  London  ^863.  2  Vols.  8.  sind 
mancherlei  Notizen  über  Fische  und  Fischfang  enthal- 
ten. Für  das  Einzelne  muss  hier  auf  das  Buch  selbst 
verwiesen  w^erden. 

Gill  fügt  Proc.  Philadelphia  p.  332  einige  Arten 
der  ichthjologischen  Fauna  von  Massachusetts  hinzu. 

Gill  beschrieb  eine  durch  Xantus  aus  Nieder- 
Californien  an  die  Smithsonian  Institution  eingesandte 
Sammlung   von    Fischen    Proc.    Philadelphia    p.  80.      Di(^ 


236         Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Ichthyologie 

neuen  Arten  sind  unten  namhaft  gemacht.  Grosse  Nei- 
gung neue  Genera  zu  gründen,  so  dass  der  Raum  unse- 
rer Berichte  nicht  gestattet,  sie  alle  anzuführen. 

Eine  Aufzählung  einer  Sammlung  von  Fischen  von 
der  Westküste  Central- Amerika' s,  die  durch  Capt.  Dow 
der  Smithsonian  Institution  einverleibt  wurde,  gab  Gill 
Proc.  Philadelphia  p.  162.  Die  meisten  Arten  werden  als 
neu  beschrieben. 

Von  Kner  wurde  der  Münchener  Akademie  (Sit- 
zungsberichte 1863.  IL  p.  220)  eine  üebersicht  der  ich- 
thyologischen Ausbeute  Moritz  Wagner's  in  Central- 
Amerika  vorgelegt.  Diese  Arbeit  soll  vollständig  und 
mit  Abbildungen  versehen  erscheinen.  Hier  sind  die 
Diagnosen  der  neuen  Arten  und  Gattungen,  17  iVrten, 
unter  denen  drei  neue  Characinen- Gattungen.  Daran 
schliesst  sich  dann  noch  ein  Verzeichniss  von  13  Fischen, 
die  bereits  früher  bekannt  waren. 

Beiträge  zur  Kenntniss  der  Sciaenoiden  Brasiliens 
und  der  Cvprinodonten  Mejicos  gab  Steindachner  in 
Wiener  Sitzungsber.  Bd.. 48. 

Poey  hat  die  von  Parra  beschriebenen  und  ab- 
gebildeten Fische  wissenschaftlich  zu  bestimmen  gesucht. 
Er  zählt  dieselben  Proc.  Philadelphia  p.  174  in  71  Arten 
auf.  Einige  derselben  werden  dann  p.  180  weiter  be- 
schrieben :  Calafate  =  Balistes  j^iceus  Poey,  Cucoyo  = 
Batistes  cicatricosus  Poey,  Catalufa  =  Friacanthus  cata- 
lufa  Poey,  Lija  trompa  =  Ahitera  picturata  Poey,  Lija 
barbuda  ^=  Älutera  Giinthcriana^  Lija  colorada  =  Mona- 
canihus  jyarraianus  Foej^  Caballerote  =  Mesoprion  Cahal- 
lerote  Bloch,  verschieden  von  M.  cynodon  C.  V.,  Picuda 
:=  Sphyraena  picuda  Poey. 

Dipuoi. 

S  er  res  machte  der  Pariser  Academie  Mittheilung 
über  das  Gehirn  von  Lepidosiren  annectens,  und  schil- 
derte das  Ausschlüpfen   dieser    Fische  aus    ihrer  Umhül- 


während  des  Jahres  1863.  237 

lung;  in  welcher  sie  die  weite  Reise  vom  Gambia  nach 
Paris  zurückgelegt  hatten.  Revue  de  Zoologie  XV.  p.  371. 
Auch  der  zoologische  Garten  in  Amsterdam  hat  einige 
Exemplare  des  Lepidosiren  annectens  vom  Gambia  erhal- 
ten, und  Maitland  beschreibt  sie  Ned.  Tijdschr.  voor 
de  Dierkunde,  Berichten  uit  de  Diergaarde  p.  LXV. 


Teleostei. 

Acanthopteri. 

PerCOidei.  Perca  Poclm  und  Segelhi  Phüippi  aus  der  Provinz 
Santiago  in  Chile.  Archiv  f.  Naturgesch.   1863.  p.  209. 

Günther  unterschied  Annais  nat.  hist.  XII.  p.  174  drei  euro- 
päische Arten  der  Gattung  Labrax  nach  der  Stellung  der  Vomerzähne, 
nämlich  L.  lupus  in  halbmondförmiger  Binde,  punctatus  in  anker- 
förmiger  Binde  mit  langem  Stiele,  orientalis  (Perca  punctata  Geoffr. 
St,  Hilaire)  in  ankerförmiger  Binde  mit  kurzem  Stiele. 

Lates  co/o?jorw7w  Günther  Annais  nat.  hist.  XI.  p.  114  vonYicto- 
ria  in  Südaustralien. 

In  der  Gattung  Aspro    unterscheidet  v.    Siebold   Süsswas- 
serfische    1.  c.  p.  53    drei  Arten  A.    zingel   Cuv. ,  Streber    Sieb,  und 
Apron  Sieb. 

CetUropomus  armalus  Gill  Proc.  Philadelphia  p.  168  von  der 
Westküste  Centralamerika's. 

Ueber  die  Gattung  Stereolepis  Ayres  vergl.  Gill  Proc.  Phi- 
ladelphia p.  329. 

Kaup  machte  Bemerkungen  über  Schlegels  Gattung  Capro- 
don  und  Serranus  octocinctus  in  Nederlandsch  Tijdschrift  voor  de 
Dierkunde  I.  p.  19. 

ISerrctfius  porosus  Bianconi  Specimina  zoologica  mosambicana 
Heft  15.  1862. 

Pr  ono  to  (j  r  a in m u s  (n.  gen.  bei  Serranus)  mullifascialvs 
Gill  Proc.  Philadelphia  p.  81  von  Nieder-Californien. 

Epinephelus  analoejus  Gill  Proc.  Philadelphia  p.  163  von  der 
Westküste  Südamerika's.  —  E.  Mgri  Bleeker  Guinea  1.  c.  p.  45. 

Luljanus  melanotaenia  Bleeker  Ned.  Tijdschr.  voor  de  Dier- 
kunde I.  p.  244  von  der  Insel  Obi.  —  L.  guineensis,  enciecacanlhus^ 
agennes,  modestus,  eutartvs  Bleeker  Guinea  1.  c.  p.  46.  tab.  9  u.  10. 


238         Troschel:  Bericht  üb.  d.  I^eist.  in  d.  Ichthyologie 

Protnicropterus  clecoratus  Gill  Proc.  Philadelphia  p.  164  von 
der  Westküste  Südamerika's. 

Wyman  beobachtete  die  Befruchtung  der  Eier  von  Pomotis 
auritus  Raf.  Man  sic4it  die  Weibchen  im  Kreise  um  eine  Höhlung 
im  Sande  schwimmen,  von  der  sie  sich  nur  bewegen  um  auf  einen 
Eindringling  zu  schiessen ,  und  wenn  sich  ein  Männchen  zu  ihnen 
gesellt,  schwimmen  sie  zusammen  in  ähnlicher  Weise  Seite  an  Seite, 
indem  das  Männchen  zuweilen  sich  halb  umwendet,  so  dass  die  breite 
Seite  des  Körpers  in  horizontale  Lage  zu  liegen  kommt,  den  Bauch 
gegen  das  Weibchen  gewendet ;  das  W^eibchen  führt  zugleich  eine 
ähnliche  Bewegung  aus,  obgleich  es  nicht  eine  ganz  so  horizontale 
Lage  annimmt,  und  in  dieser  Stellung,  mit  den  Bäuchen  gegen  ein- 
ander gewendet,  wird  die  Befruchtung  bewerkstelligt.  Proc.  Boston 
Soc.  IX.  p.  253. 

Bßrycidae.  Holocenti-nm  suhorhilale,  Myriprisiis  occidentalis, 
llhamphoberyx  poecilopiis  und  leucopus  sind  neue  Arten  von  Gill 
Proc.  Philadelphia  p.  87.  aus  Nieder-Californien. 

Myriprislis  melanostichis  Bleeker  Ned.  Tijdschr.  voor  de  Dier- 
kunde  I.  p.  237  von  Ternate. 

UranOSCOpidae.  Trachimis  armatus  und  Pseudotrachimts  par- 
dalis  Bleeker  Guinea  1.  c.  p.  94  tab.  20. 

EtheOStoma.  Calonotus  Kennicolti  Putnam  Bulletin  Mus.  Com- 
par.  zool.  p.  3  aus  Illinois. 

Auf  Etheostoma  maculatum  Kirtl.  und  Poecilichthys  punctu- 
latus  Ag.  gründete  Agassiz  ib.  ein  neues  Genus  Nothono  tus, 
welches  sich  von  Catonotus  durch  comprimirteren  Körper,  kleinere 
Schuppen  und  längere  und  höhere  erste  Dorsale  unterscheidet. 

Microperca  Putnam  ib.  p.  4  hat  einen  stark  comprimirten 
Körper,  langen  und  breiten  Schwanz,  sehr  grosse  Schuppen,  keine 
Seitenlinie,  6 — 7  Strahlen  in  der  ersten  Dorsale,  Anale  tief,  Pecto- 
ralen  und  Ventralen  lang,  Caudale  schwach  gerundet.  M.  punclnlata 
Nordamerika. 

Ilololepis  Agassiz  ib.  Körper  comprimirt,  Seitenlinie  über 
den  Pectoralen  stark  gebogen,  Dorsalen  fast  gleich  gross,  Caudale 
schwach  gerundet,  Kopf  mit  kleinen  Schuppen  bedeckt.  Dahin :  Bo- 
leosoma  Baratti  Holbr.  und  fusiforme  Gir. 

Cottogaster  Putnam  ib.  Körpergestalt  und  Lage  des 
Mundes  wie  bei  Boleosoma;  Seitenlinie  gerade,  10  Strahlen  in  der 
ersten  Dorsale,  niedriger  als  die  zweite,  die  der  Anale  gleicht,  Cau- 
dale leicht  gegabelt.     Dahin :  Boleosoma  tessellatum  Thomps. 

Plenrolepis  Agassiz  ib.  p.  5.  Körper  cylindrisch,  oben 
flach,  und  bis  zur  Basis  der  Caudale  verschmälert,  Mund  terminal, 
Dorsalen    deutlich    getrennt  ,    gleich  hoch,    die    erste  länger,  Anale 


währoTid  flcs  Jahres  1863.  239 

gleicht  der  zweiten  Dorsale,  Caiulale  schwach  eingeschnitten,  Pecto- 
ralen  und  Ventralen  lang  und  spitz,  Schuppen  tief  eingesenkt  und 
getrennt,  Wangen  und  Deckel  mit  Schuppen  bedeckt ,  Seitenlinie 
gerade ;  gegründet  auf  Etheostoma  pellucidum  Baird. 

Sphyraenidae-  SpUyraena  lucasana  Gill  Proc.  Philadelphia  p.  86 
von  Nieder  -  Californien.  —  Sph.  dubia  Bleeker  Guinea  1.  c.  p.  70. 
tab.  15.  flg.  2. 

Polynemidae.  TrichüHon  opercularis  Gill  Proc.  Philadelphia 
p.  168  von  dei-  Westküste  Ceutralamerika's. 

PseudOChromideS.  Pseudochvomis  melanolaenia  Bleeker  Ned. 
Tijdschr.  voor  de  Dierkunde  I.  p.  273  von  Timor. 

Cataphracti.  Scorpaena  diepiptera  Bianconi  Specimina  zoolo- 
gica  mosambicana  Heft  15.  1862. 

Ayres  erklärt  seinen  Sebastes  ruber  (1854)  und  Sebastes  ro- 
saceus  Girard,  die  letzterer  als  synonym  angesehen  hat,  für  sehr 
verschieden,  sogar  für  generisch  verschieden,  indem  letztere  Art  zur 
Gattung  Sebastodes  gehört.  Proc.  California  1862.  p.  207.  Fig.  62 
und  63.  —  Ebenda  p.  209  beschreibt  Ayres  als  neu  Sebastodes  fla~ 
vidus  Fig.  64,  und  Sebastodes  ovalis  Fig.  65  und  fügt  eine  Abbildung 
von  Sebastodes  melanops  Fig.  66  zur  Vergleichung  hinzu.  —  Daran 
schliesst  sich  eine  Vergleichung  der  Californischen  Arten  der  Gat- 
tung Sebastes ,  die  auch  in  Proc.  zool.  sog.  p.  390  übergegangen 
ist.  Verf.  kennt  11  Arten.  Die  Beschreibung  und  Abbildung  in 
Holzschnitt  dieser  Arten  in  einer  allgemein  zugänglichen  Zeit- 
schrift ist  um  so  erfreulicher,  als  die  Proceedings  of  the  California 
Academy  in  Europa  wenig  verbreitet  sind.  Verf.  unterscheidet  zwei 
Gattungen: 

1)  Sebastes.  Scheitel  des  Kopfes  mit  dornigen  Leisten,  über 
den  Augen  Kämme  und  zwischen  ihnen  eine  Vertiefung.  Dahin: 
S.  nigrocinctus  Ayres  Proc.  Cal.  Acad.  H.  p.  25,  nebulosus  Ayres  ib.  I. 
p.  5,  auriculatus  Gir..  ruber  Ayres  1.  c.  I.  p.  7,-  helvomaculatus  Ayres 
1.  c.  H.  p.  26,  elongatus  Ayres  1.  c.  II.  p.  26. 

2)  S  ebas  t  0  d e  s.  Scheitel  des  Kopfes  ganz  glatt,  die  dorni- 
gen Leisten  kaum  unterscheidbar,  die  Aügenränder  nicht  erhaben. 
Dahin:  S.  paucispinis  Ayres  1.  c.  I.  p.  6,  ovalis  Ayres  ib.  II.  p.  209, 
flavidus  Ayres  ib.,  melanops  Gir.,  rosaceus  Gir. 

Auf  Sebastes  Kulilii  Lowe  und  S.  filifer  Val.  gründete  Gill 
Proc.  Philadelphia  p.  207  eine  neue  Gattung  Sebastoplus.  —  lie- 
ber Sebastes  viviparus  Kroyer  schrieb  Gill  ib.  p.  833. 

Pristipomatidae.  Frislipomn  6rrfse7/cnseSteindachner  von  Bahia. 
Verhandl.  d.  zool. -bot.  Ges.  in  Wien  XIII.  p.  1012,  —  Pr.  hvmile 
Kner  Münchener  Sitzungsber.  1863.  p.  221  von  Panama.  —  Pr.  tna- 
crophthalmus  Bleeker  Guinea  1.  c.  p.  52.  tab.  12.  fig.  1. 


240         Troschel:  Berid!it  üb.  d.  Leist.  in  d.  Ichthyologie 

Sciaenoidae.  In  seinen  Beiträgen  zur  Kenntniss  der  Sciaenoiden 
Brasiliens  im 48.  Bande  der  Wiener  Sitzungsberichte  gründet  Stein- 
dachner  auf  Sciaena  squamosissima  eine  neue  Gattung  Diplo- 
lepis,  zieht  Corvina  furcraea  Cuv.  Val.  und  Micropogon  trifilis  zur 
Gattung  Pachypops,  beschreibt  eine  neue  Art  Fachyurus  ISatfereri 
und  berichtigt  die  Synonymie  von  Corvina  trispinosa  Cuv.  Val. 

Gill  zählt  Proc.  Philadelphia  p.  28  die  nordamerikanischen 
Sciaenoiden  auf,  deren  er  16  Arten  annimmt. 

In  der  Sciaenoidenfamilie  beschrieb  Gill  Proc.  Philadelphia 
p.  164  drei  neue  Arten  von  der  Westküste  Centralamerika's,  von 
denen  zwei  neue  Gattungen  bilden:  BairdieUa  armola,  Ophioscion 
typicus ,  welcher  sich  generisch  von  BairdieUa  durch  den  dicken 
stumpfen  Kopf  mit  hoher  Schnauze  unterscheiden  soll,  mit  kleinem 
unterhalb  gelegenen  Munde  und  Vordeckel  mit  zwei  kleinen  Dor- 
nen am  Winkel ,  Ämblyscion  argenteus  ,  von  Larimus  durch  das 
fast  geradlinige  Profil ,  fast  senkrechte  Mundspalte  und  einreihige 
Kieferzähne  verschieden. 

Cynoscion  parvipinnis  Ayres  Proc.  California  1861.  p.  156  von 
Nieder-Californien. 

Bleeker  gründete  Ned.  Tijdsch.  voor  Dierkunde  I.  p.  140 
eine  neue  Gattung  H em  i  sei  a  ena.  Dentes  maxillis  parvi,  inter- 
maxillares  symphysin  versus  uni-  vel  subbiseriati,  lateribus  multise- 
riati  aequales  dentibus  anterioribus  breviores,  serie  externa  fortiores 
nuUi;  inframaxillares  inaequales  symphysin  versus  pluriseriati,  late- 
rales biseriati  serie  interna  fortiores;  caput  valde  obtusum,  con- 
vexum  crista  occipitali  dentata;  rictus  magnus  obliquus;  labium 
superius  simphysi  fossa  propria;  os  supramaxillare  medio  corpore 
foramine  fenestratum ;  cirri  inframaxillares  nulli ;  squamae  papy- 
raceae,  cycloideae;  linea  lateralis  valde  curvata;  cauda  humillima; 
pinna  caudalis  lanceolata;  spinae  anales  graciles  breves.  A.  2.  11 
vel  2.  12.    Hierher  Sciaena  lucida  Richards. 

P send 0 sciaena  amblyceps  und  avioyensis  Bleeker  Ned.  Tijd- 
schr.  voor  Dierkunde  I.  p.  142  von  Amoy. 

P send ot  oli  thu  s  Bleeker  Guinea  1.  c.  p.  59  ist  eine  neue 
Gattung  zwischen  Otolithus  und  Larimus;  die  Bezahnung  ist  die 
von  Larimus,  aber  die  Physiognomie  erinnert  an  Otolithus;  dentes 
maxillis  pluriseriati ,  intermaxillares  serie  externa,  inframaxillares 
serie  interna  ceteris  maiores,  canini  vel  caninoidei  nulli;  rictus 
magnus,  obliquus;  maxilla  inferior  ante  maxillam  superiorem  pro- 
minens ,  inferne  poris  conspicuis  et  fossulis  sed  cirro  vel  fimbriis 
nuUis;  pinnae  dorsales  basi  unitae,  radiosa  elongata;  spina  analis 
secunda  debilis.  B.  7.  Ps,  typns  tab.  15.  fig.  1,  inacrognalhus  tab.  13. 
fig.  2,  brachygnatlius  tab.  24.   fig.  2 


w-ihreiid  des  Jahres  1863.  241 

Larimus  Peli  Bleeker  Guinea  1.  c.  p.  63.  tab.  16.  üg.  2. 

liliinosciüH  epipercns  Bleeker  ib.  p.  64.  tab.   14. 

Sparoidei.  Xenlchthys  n.  gen.  Xanti  Gill  Proc.  Philadel- 
phia p.  82  von  Nieder-Californien. 

Helot  osoma  servus  Kaup  Ned.  Tijdschr.  voor  de  Dierkunde 
I.  p.  162  von  Japan,  verwandt  mit  Maena. 

Gerves  mexicanus  Steindachner  Verhandl.  zool.-bot.  Ges.  in 
Wien  XIII  p.  383.  Taf.  15.  —  G.  octaclis  und  meUninpterus  Bleeker 
Guinea  1.  c.  p.  43.  tab.  8.  fig.  2  und  1. 

Diaplenis  Dowii  Gill  Proc.  Philadelphia  p.  162  von  der  West- 
küste Centralamerikas.  Die  Gattung  Diapterus  Ranz.  Gill  wird  als 
synonym  mit  Eucinostomus  Baird  Girard  bezeichnet. 

Mullidae.  Upeneus  grandisqnaniis  Gill  Proc  Philadelphia  p.  168 
von  der  Westküste  Centralamerika's. 

Auf  Upeneus  prayensis  C.  Y.  gründete  Bleeker  Guinea  1.  c. 
p.  56  eine  eigene  Gattung  P seud u p  etieus  ,  dentes  maxillis  conici, 
intermaxillares  biseriati,  serie  externa  ex  parte  retrorsum  curvati, 
inframaxillares  uniseriati;  vomerini  et  palatini  nulli. 

Squamipennes.  lieber  einige  Arten  der  Gattung  Chaetodon 
spricht  sich  Kaup  Ned.  Tijdschrift  voor  de  Dierkunde  I.  p.  125  aus, 
und  beschreibt  eine  neue  Art  Chaetodon   Wiebeli  von  Canton. 

Caesiosoma  Kaup  Ned.  Tijdschr.  voor  de  Dierkunde  I. 
p.  161  ist  der  Name  eines  neuen  Fisches  von  Japan  in  der  Nähe 
von  Scorpis.     Die  Species  hat  keinen  Namen  bekommen. 

Mugiloidei.  Mvgil  GuenlherH  Gill  Proc.  Philadelphia  p.  169 
von  der  Westküste  Centralamerika's.  —  M.  ashanleensis  und  Schle- 
fjeli  Bleeker  Guinea  1.  c.  p.  91.  tab.  19. 

Dajavs  elongalus  Kner  Münchener  Sitzungsberichte  1863.  p.  222 
von  Panama. 

Trichiuridae.  Gill  beschreibt  eine  ^leue  Gattung  und  Art 
Evoxymelopon  taeniatus  Poey  und  giebt  eine  Uebersicht  der 
Gattungen  dieser  Familie.     Proc.  Philadelphia  p.  227. 

Scomberoidei.  Nilsson  hat  Thynnus  thunnina  Cuv.Val.  und 
Auxis  Rochei  Gthr.  als  neu  für  die  scandinavische  Fauna  bescjbrieben 
und  abgebildet.  Üfversigt  af  kongl.  Vetenskaps-Akad.  Förhandlingar 
1863.  p.  499. 

Eclte?ieis  Jacohaea  Gill  Proc.  Philadelphia  p.  88.  von  Nieder- 
Californien.     Verf.  nennt  die  Gattung  Remora. 

Referent  fand  bei  Brama  longipinnis  Lowe  sehr  eigenthüm- 
liche  Rippen.  Die  vorderen  Rippen  sind  nicht  auffallend;  dann  fol- 
gen 16  Wirbel,  deren  lange  Hämapophysen  gerade  nach  unten  her- 
abgehen und  einen  schmalen  Raum  zwischen  sich  lassen,    ohne  sich 

Archiv  für  Naturg.  XXX.  Jahrg.  2.  Bd.  Q 


242         Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Ichtliyologie 

an  ihrem  Ende  zu  Dornfortsätzen  zu  vereinigen.  An  sie  fügen  sich 
16  Paare  sensenförmige,  oben  fast  1  Zoll  breite,  nach  unten  ver- 
schmälerte Rippen,  die  mit  dem  concaven  Rande  an  die  Leibes- 
höhle grenzen.  Ausserdem  ist  an  den  Wirbeln  noch  eine  obere 
Reihe  von  Gräten,  obere  Rippen  von  gewöhnlicher  Gestalt,  vorhan- 
den. Es  ist  zu  bemerken,  dass  die  nahe  verwandte  ArtBramaRaji 
gewöhnliche  grätenförmige  Rippen  besitzt.  Verhandl.  uaturh.  Ver- 
eins der  preuss.  Rheinlande  und  Westphalens  XX.  Sitzungsbe- 
richte p.  51. 

Brama  princeps  Johnson  Proc.  zool.  soc.  p.  36 ;  Annais  nat. 
bist.  XII.  p.  313  von  Madeira. 

Carangidae.  Camtix  (Gnathanodon)  pemnmcnsis,  C.  (Carangoi- 
des)  dorsolis,  C.  (Carangus)  maryinalns  und  Oligoplitns  inornatus 
Gill  Proc.  Philadelphia  p.  166  von  der  Westküste  Centralamerika's. 

Uemicaranx  marginaliis  Bleeker  Guinea  1.  c.  p.  81.  tab.  18. 

Als  eine  neue  Gattung  und  Art  Trachelocirrhns  mediler- 
raneus  beschrieb  Do  um  et  Revue  de  zool.  p.  212  einen  Fisch  aus 
dem  Mittelmeer,  der  in  keine  der  bekannten  Familien  passen  will, 
und  noch  am  ersten  sich  in  die  Abtheilung  der  Scomberoiden  ohne 
falsche  Flossen  zu  fügen  scheint.  —  In  derselben  Zeitschrift  glaubt 
de  Philippi  in  Turin  in  diesem  Fische  seine  Gattung  Novarchus, 
1857  im  18.  Bande  der  Memoiren  der  Turiner  Academie  beschrie- 
ben ,  wieder  zu  erkennen,  obgleich  sowohl  ihm  selbst,  als  auch 
D  o  u  me  t  einige  wesentliche  Charaktere  entgangen  seien.  —  Nachdem 
sich  ib.  p.  425  Doumet  von  der  Richtigkeit  der  de  Philippi'schen 
Vermuthung  überzeugt  hatte,  meint  er  auch  den  Liparis  Rondelet  lib. 
IX.  p.  272  als  Synonym  hierher  ziehen  zu  können  und  giebt  folgende 
verbesserte  Gattungsdiagnose  :  Habitus  Seriolae.  Corpus  elongatura, 
compressum,  squamosum.  Caput  undique  squamosum,  poris  non- 
nullis  in  regione  nasali,  operculo  tenuiculo,  obtusis  debilissimisque 
acuminibus  postice  munito;  os  parvum,  mandibula  paululum  pro- 
vecta  ;  dentes  intermaxillares  et  mandibulares  graciles,  serie  uuica 
pectinatim  dispositi,  conferti,  palatini  et  linguales  minimi,  conferti. 
Pinna  dorsalis  radiis  numerosis,  antice  spinosis,  postice  articulatis, 
analis  radiis  numerosis  articulatis,  pectorales  elongatae,  ventrales 
parvae,  spinis  carentes,  pectoralibus  paululum  retro,  caudalis  a  basi 
perfecte  divisa,  lobis  aequalibus.  Infra  fauces  appendicula  duo, 
nonnunquam   carentes,  fortasse  secundum  sexum. 

Ärgyreiostis  Brevoortii,  Halalraclns  dorsalis^  Trachtinotus  rho- 
dopus,  fasciatus  sind  neue  Arten  aus  der  Carangoidenfamilie  von 
Gill  Proc.  Philadelphia  p.  83  von  Nieder- Californien. 

Diretmus  Johnson  Proceed.  zool.  soc.  p.  403  ist  eine  neue 
Gattung    in  der    Verwandtschaft   von  Antigonia.  welche  in  der  Sy- 


während  des  Jahres  1863.  243 

nopsis  der  Genera  der  Familie  Carangidae  in  Günther's  Catalogue 
in  Sect.  ß  der  ersten  Gruppe  mit  dem  Charakter  eintreten  soll  : 
Ventralen  mit  einem  freien  Knochenanhange,  Die  neue  Art  D. 
arqetüeus  von  Madeira  ist  pl.  36.  fig.  2  abgebildet. 

Taenioidei.  Lophotes  cristalvs  Johnson Proc.  zool.  sog.  p.  38  ; 
Annais  nat.  bist.  XIT.  b-  315  von  Madeira. 

Gobioidei.  Gill  beschreibt  die  Gobioiden  der  Westküste  des 
gemässigten  Nordamerika  Proceetl.  Philadelphia  p.  262,  drei  Arten, 
worunter  C  oryph  op  l  em  s  glavcofraenum  als  neue  Gattung.  —  Un- 
ter dem  Gobioiden  der  Ostküste  der  Vereinigten  Staaten,  die  Gi  li 
ib.  p.267  aufzählt,  drei  Arten,  ist  Gohius  carotinensis  neu. 

Gobius  quadrivi 1 1 ntns  ^ieindachner  Archivio  per  la  zoologiall. 
p.  341  aus  dem  adriatischen  Meere.  —  G.  nasalis  und  macropvs  De 
Filippi  ib.  p.  390  aus  Persien. 

Gill  unterscheidet  Periophthalmus  Koelreuteri  als  eigene  Gat- 
tung Euchori  st  opjis  Proc.  Philadelphia  p.  271. 

Dovrnitfilor  microphlhalmus  Gill  Proc.  Philadelphia  p.  170  von 
der  Westküste  Centralamerika's. 

Elcolris  picta  Kner  Münchener  Sitzungsberichte  1863.  p.  223 
von  Panama. 

Blennioidei.  Canestrini  unterscheidet  nach  dem  Vorgange 
von  Bonaparte  als  besondere  Gruppen  die  Blennini,  Anarrhicha- 
dini  und  Callionymini,  und  beschreibt  diejenigen  Arten,  welche  in  dem 
Golfe  von  Genua  vorkommen.  Die  Blennini  sind  Haplopteri  mit  ein- 
reihigen gleichen  Kieferzähnen,  zuweilen  hinten  mit  Hundszähnen, 
ohne  Schuppen,  Bauchflossen  vor  den  Brustflossen  und  zweistrahlig, 
Kiemenöffnung  eine  senkrechte  Spalte,  —  vertreten  durch  8  Arten 
Blennius.  Die  Anarrhichadini  sind  Haplopteri  mit  mehrreihigen 
Zähnen,  kleinen  Schuppen,  jugularen  Bauchflossen  mit  einem  oder 
zwei  Strahlen.  Kiemenöffnung  eine  senkrechte  Spalte  —  vertreten 
durch  Clinus  variabilis  Bp.  und  Tripterygion  nasus.  Die  Calliony- 
mini sind  Haplopteri  mit  wohl  entwickelten  jugularen  Bauchflossen 
mit  6  Strahlen,  Körper  beschupjit.  Kiemenspalte  ein  einfaches  Loch 
—  vertreten  durch  drei  Arten  Callionymus.  —  Alle  Arten  sind  be- 
schrieben und  abgebildet.  Archivio  per  la  zoologia  H.  p.  83— 116. 
Tav.  I  -IV. 

Pelroscirtes  altivclis  Steindachner  Verhandl.  zool.-bot.  Ges.  in 
Wien  XIII.  p.  1191"  von  Bombay. 

Pediculati.  Meier  behauptet  im  Archiv  des  Vereins  in  Me- 
klenburg,  dass  in  der  Ostsee  ein  Lophius  von  5  Fuss  Länge  vorge- 
kommen sei. 

Steenstrup  zeigte,    dass  Chironectes   arcticus  Dub.  et  Kor. 


244         Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Ichtliyologie 

keine  eigene  Art  sei,  sondern  Ch.  pictus,  an  der  Pennella  sagitta 
schmarotzt.     Vidensk.  Meddel.  nat.  Foren.  Kjöbenhavn  1863.  p.  208. 

Aus  der  Familie  der  Pediculaten  beschreibt  Gill  Proc.  Phi- 
ladelphia p.  88  als  neue  Arten:  Halicniichthys  (n.  gen.)  reticu- 
httvs  Poey  von  Cuba,  Änlermurius  sangviiiens  vom  Cap  St.  Lucas, 
A.  annulatns  von  Florida,  A.  plenrophthalmvs  von  Key  West,  A. 
strigatus  vom  Cap  St.  Lucas. 

Antennnrius  cajnpylacanthns  Bleeker  Guinea  1.  c.  p.  28.  tab.  4. 
fig.  3. 

Batraclnis  elminensis,  cJüJactylus    (El.  Sehn.),  Güntheri  Bleeker 

ib.  p.  98. 

Anacanthini. 

Gadoidei.  Die  Familien  Gadidi  und  Macrouridi  hält  Cane- 
strini  Archivio  per  la  zoologia  IL  p.  343  als  zwei  besondere  Fami- 
lien getrennt ;  erstere  haben  eine  abgerundete  Schnauze  mit  termi- 
nalem Munde,  Cycloidschuppen,  getrennte  Schwanzflosse,  letztere 
eine  vorgestreckte  Schnauze  mit  unterem  Munde,  Ctenoidschuppen, 
die  Schwanzflosse  mit  Dorsale  und  Anale  vereinigt.  Er  beschreibt 
aus  dem  Golfe  zu  Genua  folgende  Arten:  Gadus  minutus  L.  Taf.  15, 
Merlangus  vernalis  Risso.  Merlucius  esculentus  Risso,  üraleptus  Ma- 
raldi  Risso  ,  Mora  mediterranea  Risso  Taf.  11 ,  Phycis  blennioides 
Risso  Taf.  13,  Phycis  mediterraneus  Lar.,  Lota  lepidion  Risso  Taf.  14, 
Lota  elongata  Risso,  Motella  communis  Costa  Taf.  16;  Lepidoleprus 
trachyrhynchus  Risso  Taf.  12,  Macrouras  caelorhynchus  Risso. 

Dazu  bemerkt  Günther  Annais  nat.  bist.  XII.  p.  406,  dass 
der  von  Canestrini  als  Lota  lepidion  Risso  bezeichnete  Fisch 
diese  Art  nicht  sei,  sondern  zur  Gattung  Molva  gehöre. 

Gill  stellte  Proc.  Philadelphia  p.  229  eine  Synopsis  der  Nord- 
amerikanischen Gadoidfische  zusammen,  21  Arten.  —Daran  schliesst 
sich  p.  242  die  Beschreibung  der  Gadoid-  und  Brotuloidfische  des 
westlichen  Nordamerika's,  und  j).  254  die  Synopsis  der  Familie  der 
Lycodoiden., 

Pseudophycis  havbaius  und  Lolella  callarias  Günther  Annais 
nat.  bist.  XI.  p.  116  von  Victoria   in  Südaustralien. 

Chiasmod  0  n  Johnson  n.  gen.  Proc.  zool.  soc.  p.  408.  Kör- 
per nackt,  langstreckig,  zwei  Dorsalen,  eine  Anale,  thoracische  Ven- 
tralen, eine  deutliche  Caudale:  Kopf  unbewaffnet  und  ohne  An- 
hänge; Schnauze  kurz,  abgestutzt;  Mur.dspalte  sehr  lang,  bis  hin- 
ter die  Augen ;  spitze  Zähne  in  zwei  Reihen  in  den  Zwischenkiefern 
undMandibeln,  die  der  Innern  Reihe  beweglich;  Zähne  am  Gaumen, 
keine  am  Vomcr;  Augen  seitlich ;  Kiomenspalten  gross,  vier  Paar 
Kiemen;  sieben  Kiemenhautstrahlen,  keine  Pseudobranchien ;  keine 
Afterpapille ;  eine  Schwimmblase.  Ueber  die  Stellung  des  Fisches 
im  Systeme  ist  nichts  gesagt.     Ch.  niyev  von  Madeira. 


während  des  Jahres  1863.  245 

Opbidini.  In  die  Nähe  von  Ophidion  Art.  stellt  Gill  Proceed. 
Philadelphia  p.  209  eine  neue  Gattung  L  cpt  op  kid ium  mit  einer 
neuen  Art  L.  profundorum  aus  dem  Golfstrome  an  der  Küste  von 
Florida  aus  einer  Tiefe  von  30  Faden.  Verf.  erkennt  mit  Poey  die 
Bartladen  für  modificirte  Bauchfiossen. 

Pleuronectae.  nhovibosuica  llesoüles  Günther  Annais  nat.  hist. 
XI.  p.  117. 

Solea  oculata  Risso  wurde  von  Canestrini  Arohivio  per  la 
zoülogia  II.  x>-  117  nach  frischen  Exemplaren  beschrieben  und  ab- 
gebildet. —  S.    /rio;>/t£/?r//w?/s  Bleeker  Guinea  1.  c.  p.  27.  tab.  4.  fig.  1. 

Uemirlionihus  guineeniis   Bleeker  Guinea  1.   c.    p.  25.  tab.  3. 

Cilhcrichthys  gnatimalensis  von  Guatimala  und  quianensis  von 
Surinam  Bleeker  Verslagen  koninkl.  Akad.  XV.  p.  452. 

Synaptura  microlepis  ib.  p.  456  vom  Cap.  —  Daselbst  ist  auch 
Pegusa  impar  Günther  beschrieben. 

Pbaryni^o^uatbi. 

Labroidei.  lieber  die  6  Arten  Labraiden,  w^elche  an  der  West- 
küste Nordanierika's  vorkommen,  machte  Gill  Proc.  Philadelphia 
p.  221  Bemerkungen.  Für  den  eingebürgerten  Namen  Cossyphus 
figurirt  hier  Uarpe,  und  werden  Lepidaplois,  Euliy  p  s  ocar  a, 
Gymnopropoma  und  Achoerodus  als  neue  Gattungen  davon 
abgetrennt. 

Cheilinna  fnsriato  -  punctatus  Steindachner  Verhandl.  d.  zool.- 
bot.  Ges.  in  Wien  XIII.  p.  1114  aus  dem  Rothen  Meere. 

Cheiliopsis  Steindachner  n.  gen.  ib.  p.  1113  mit  kleinen 
Schuppen  in  vielen  Reihen  an  Wangen  und  Kiemendeckel,  mit  einem 
Zahn  am  Mundwinkel,  ununterbrochener  Seitenlinie,  Schlundknochen 
sehr  schmal  mit  kornähnlichen  Zähnchen.  Ck.  bivitlafus  von  Mau- 
ritius. 

Steindachner  beschrieb  ib.  p.  1LS9  folgende  neue  Labroi- 
den:  Coris  {Uoloqymnosus)  taeniatus  voa  Java,  Jw/is  yracilis  von 
Java,  Plrttyylossus  (Halichoeres)  Doleschalli  von  Amboina.  Die  Ab- 
bildungen sollen  erst  im  nächsten  Bande  der  Verhandlungen  er- 
scheinen. 

Coris  yuineensis  Bleeker  Guinea  1.  c.  p.  31.  tab.  5.  fig.  2. 

Choerojulis  yrandisqvamis  Gill  Proc.  Philadelphia  p.  206  von 
Nord-Carolina. 

Ueber  Oxyjulis  Gill  vergl.  Proc.  Philadelphia  p.  330. 

Calliodontichthys  Bleeheri  Steindachner  Verhandl.  d.  zool.-bot. 
Ges.  in  Wien  XIII.  p.  1111.  Taf.  24.  fig.  2  von  Bahia. 


246         Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Ichthyologie 

Fomacontroidei.  Bei  Gelegenheit  der  Synopsis  der  Pomacen- 
troiden  der  Westküste  Nord-  und  Centralamerika's  in  Proc.  Phila- 
delphia p.  213  giebt  Gill  auch  eine  Uebersicht  der  Gattungen,  un- 
ter denen  P oma  t  opr  i o  n  neu.  Yerf.  kennt  im  Ganzen  9  Arten, 
unter  denen  keine  neu. 

GUjphidodon  Victoriae  Günther  Annais  nat.  bist.  XI.  p.  115  von 
Südaustralien.  —  Gl.  cyaneus  Q.  G.  und  Dickii  Lienard  sind  von 
Bleeker  Ned.  Tijdschr.  voor  de  Dierkunde  I.  p.  273  als  von  Timor 
stammend  ausführlich  beschrieben. 

Günther  stellt  Annais  nat.  bist.  XI.  p.  115  eine  neue  Gat- 
tung Melambaphes  nach  einem  getrockneten  Exemplare  auf,  von 
welcher  es  zweifelhaft  gelassen  wird,  ob  sie  za  der  Gruppe  Cantha- 
rina  oder  zu  den  Pomacentridae  gehört,  weil  die  Schlundknochen 
nicht  zu  beobachten  sind.  Der  Körper  ist  mit  kleinen  ciliirten 
Schuppen  bedeckt,  Wangen,  Deckel  und  die  weichen  Theile  der 
verticalen  Flossen  mit  sehr  kleinen  Schuppen.  Nur  das  Praeoper- 
culum  ist  schwach  crenulirt.  Jeder  Kiefer  mit  einer  Reihe  schnei- 
dender dreispitziger  Zähne,  und  dahinter  einer  breiten  Binde  hechei- 
förmiger Zähne;  keine  Zähne  am  Gaumen.  14  oder  13  Stacheln  in 
der  Rückenflosse  ,  3  in  der  Afterflosse,  M.  nigroris  (Glyphisodon 
nigroris  Cuv.  Val.)  von  Victoria. 

Chromides.  Nach  der  Angabe  von  Putnam,  Proc.  Boston 
Soc.  IX.  p.  226,  haben  zwei  Arten  Chromiden,  deren  Namen  nicht 
angegeben  sind,  die  seltsame  Sorge  für  ihre  Brut,  wie  sie  Wyman 
bei  einigen  Bagrus  von  Surinam  entdeckte,  dass  sie  ihre  Eier  in 
den  Mund  nehmen  und  darin  so  lange  bewahren,  bis  sie  völlig  ent- 
wickelt sind.  Während  dieses  Geschäft  bei  den  Bagrus  die  Männ- 
chen übernehmen,  besorgen  es  bei    den  Chromiden  die  Weibchen. 

Acara  coernleopunctala,  Heros  altifrons  und  Sieboldii  sind  neue 
Arten  von  Kner  aus  Panama.  Münchener  Sitzungsberichte  1863. 
IL  p.  222.  —  A.  pu7ictnlata  Günther  Annais  nat.  hist.  XII.  p.  441  aus 
dem  Essequibo. 

Von  der  Günther'schen  Gattung  Haligenes,  die  er  in  seinem 
berühmten  Catalogue  nicht  als  von  Chromis  verschieden  aufrecht 
hält,  unterschied  Bleeker  Guinea  1,  c.  p.  35  eine  Gattung  Mela- 
nogenes,  weil  die  Zähne  von  anderer  Form,  sehr  beweglich  und 
mehrreihig  sind,  und  weil  die  Schuppen  der  Wangen  nur  zwei  Rei- 
hen bilden  und  das  Interoperculam  Schuppen  trägt.  M.  macroce- 
ph((lns  tab.  6.  flg.  2,  microcephalus  tab.  6.  fig.  1. 

Haligenes  guineensis  Bleeker  Guinea  1.   c.    p.  41.  tab.  7, 

Scomberesoces.  Gill  zerfällt  auch  die  Gattung  Hemiramphus 
in   vier    Genera  ,    die    er    Hemiramphus,    Eulep  to  r  h  a  m  p  h  w  s. 


während  des  Jahres  1863.  247 

Z  e  narch  opf  er  US  und  Oxyporhnjnphus  nennt.  Proc.  Philadel- 
phia p.  272. 

Uemiramphus  guineensis  und  Schleffelii  Bleeker  Poissons  de  la 
Guinee  p.  119.  tab.  25  von  der  Goldküste. 

Exocoetus  Dowii  und  a/iiV/ac/y/Ms  Gill  Proc.  Philadelphia  p.  167 
von  der  Westküste  Centralamerika's. 

Physostomi. 

Siluroidei.  Bleeker  hat  Nederlandsch  Tijdschrift  voor  de 
Dierkunde  I.  p.  77  ein  Systema  Silurorum  revisum  veröffentlicht. 
Dasselbe  zerfällt  die  Welse  in  sechs  Familien,  nämlich:  Lorica- 
r  i  0  i  (I  e  i  mit  23,  C  alli  cht  hy  oid  e  i  mit  3,  Silur  oi  de  i  mit  159, 
Aspredinoidei  mit  5,  Chacoidei  mit  2  und  Heterobr  au- 
ch oid  ei  mit  3  Gattungen. 

Innerhalb  der  alten  Gattung  Boras  ,  die  in  obigem  Systeme 
eine  besondere  Gruppe  Doradini  in  der  Subfamilie  Bagriformes  bil- 
det, glaubt  B  leek  er  in  derselben  Zeitschrift  p.  10  eine  ganze  Reihe 
von  Gattungen  annehmen  zu  müssen,  die  er  nach  folgendem  Schema 
unterscheidet:  I.  Caput  elevatum.  A.  Cirri  fimbiiati  basi  mem- 
brana  communi  uniti.  Gen.  D  o  r  a  s  Lac.  7  Arten.  B.  Cirri  non 
fimbriati  basi  liberi.  a.  Pinna  "adiposa  rudiraentaria  carinaeformis. 
Gen.  Oxydoras  Kner  2  Arten,  b.  Pinna  adiposa  bene  evoluta 
normalis.  a.  Pinna  pectoralis  pluriradiata.  Gen.  Rhinodoras 
Blkr.  1  Art  ß.  Pinna  pectoralis  radiis  divisis  nulli's.  Gen.  Cen~ 
trochir  Agass.  1  Art.  IL  Caput  depressum,  cirri  liberi  non  fim- 
briati ,  OS  suborbitale  anterius  liberum  scabrum  vel  serratum.  A. 
Corpus  maiore  parte  scutis  accessoriis  vestitum.  Gen.  Lithodoras 
Blkr.  1  Art,  B.  Corpus  lateribus  ventreque  scutis  accessoriis  nul- 
lis ;  OS  suborbitale  anterius  liberum,  a.  Spina  dorsalis  serrata.  «. 
Spina  dorsalis  antice  et  postice  serrata.  f  Scuta  lateralia  papilio- 
niformia  non  granosa.  Gen.  P  t  er  od  oras  Blkr.  3  Arten,  ff  Scuta 
lateralia  verticaliter  elongata  granosa.  Gen.  Platydoras  Blkr.  3 
Arten,  ß.  Spina  dorsalis  antice  et  utroque  latere  serrata,  postice 
edentula.  Gen.  Acanlhodoras  Blkr.  2  Arten,  y.  Spina  dorsalis 
antice  serrata,  lateribus  posticeque  edentula.  Gen.  Aslrodoras 
Blkr.  2  Arten,  b.  Spina  dorsalis  edentula.  Gen.  Am bl yd  oras 
Blkr.  3  Arten. 

Auch  die  Gattung  Synodontis  hat  Bleeker  ebenda  p.  52  zu 
einer  Gruppe  erhoben  und  unterscheidet  folgende  Gattungen :  I. 
Cirri  supramaxillares bipartiti.  basi  uniti;  operculum  dentatum.  Gen. 
Br  achysyno  da  tis  Blkr.  1  Art.  IL  Cirri  supramaxillares  non 
bipartiti;    operculum  edentulum.     A.  Scutum  cephalo-nuchale  gra- 


248         Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Ichthyologie 

nosum.  a,  Cirri  supramaxillares  fimbriati,  ossa  intermaxillaria  ru- 
dimentaria.  Gen.  Synodontis  Cuv.  1  Art.  b.  Cirri  supramaxil- 
lares non  fimbriati.  ossa  intermaxillaria  bene  evoluta.  Gen.  Fseu- 
(losynodontis  Blkr.  2  Arten,  IJ  em  i  sy  no  d  ontis  Blkr.  4  Arten. 
B.  Scutum  cephalo-nuchale  laeve,  cute  vestitum.  Gen.  Leio  syno- 
dontis  Blkr.  2  Arten. 

Bagrns  arioides  Kner  Münchener  Sitzungsberichte  1863.  p.  227 
von  Panama. 

Arins  Schlegcli  Blkr.  Ned.  Tijdschr.  voor  Dierkimde  I.  p.  146 
von  Amoy  in  China. 

In  der  Welsfamilie  stelle  Günther  Annais  nat.  bist.  XII. 
p.442  zwei  neue  Arten  Pimelodus  hulomelas  und  Äiichenipteriis  ob- 
scurus  aus  dem  Essequibo,  so  wie  eine  neue  Gattung  Helorjenes 
mit  einer  neuen  Art  H.  marmoralus  auf  mit  folgenden  Charakteren : 
Fettflosse  sehr  klein,  Rückenflosse  sehr  kurz  ohne  stechenden  Dorn, 
hinter  den  Bauchflossen,  Anale  sehr  lang;  Oberkiefer  etwas  länger 
als  der  untere ;  sechs  Bartfäden ;  eine  Binde  kleiner  Zähne  in  den 
Kiefern  und  zwei  Haufen  am  Vomer:  keine  Hautknochen;  Augen 
sehr  klein,  von  der  Haut  überzogen;  Kiemenspalten  sehr  weit,  die 
Kiemenhäute  ganz  getrennt;  Pectorale  ohne  stechenden  Dorn,  Ven- 
tralen mit  sechs  Strahlen. 

Hexanemalichthys  leptaspis  Bleeker  Verslagen  koninkl.  Akad. 
XV.  p.  70  von  Neu-Guinea;  Nederl.  Tijdschr.  voor  de  Dierkunde  I. 
p.  368. 

In  der  Nähe  von  Hexanematichthys  gründete  Gill  eine  neue 
Gattung  Leptarins  mit  einer  neuen  Art  L.  Dowii  von  der  West- 
küste Centralamerika's.     Proc.  Philadelphia  p.  170. 

Sciades  Truschelii  Gill  ib.  p.  171. 

Aelurichthys  panamensis  Gill  ib.  p.  172. 

Heterohranchns  isoplertis  und  nyacronema  Bleeker  Guinea  1.  C. 
p.  108.  tab.  22. 

Psetidopangasivs  n«sM«ws  Bleeker  Verslagen  koninkl.  Akad.  XV. 
p.  72.  von  Borneo;  Ned.  Tijdschr.  voor  de  Dierkunde  I.  p.  369. 

Hemisilnrus  scleronema  Bleeker  Verslagen  koninkl.  Akad.  XV. 
p.  74.  v..n  Java;  Ned.  Tijdschr.  voor  de  Dierkunde  I.  p.  370. 

Trichomycterns  laenia  und  laticeps  Kner  Münchener  Sitzungs- 
berichte 1863.  p.  2J8  beide  aus  Ecuador. 

Loricaria  nracantha  Kner  ib.  p.  228  von  Panama. 

Cyprinoidei.  A.  v.  Nordmann  sagt  in  Öfversigt  af  Finska 
Vetenskaps-Societetens  Forhandlingar  V.  p.  291  von  den  Schlund- 
zähnen der  Cyprinoiden :  He  ekel  und  Kner,  Valencieunes 
und  Nilsson  hatten  nur  solche  beschrieben,  welche  bei  einer  min- 
der sorgfältigen  Präparirung  an  den  Schlundknochen  sitzen  blieben. 


während  des  Jahres  1863.  249 

In  den  Handbüchern  findet  man  angegeben,  dass  die  Zähne  bei  ver- 
schiedenen Fischgruppen  entweder  1)  unmittelbare  Fortsetzungen 
der  Knochensubstanz  des  Pflugschaarbeins  oder  der  Kiefer  sind, 
oder  2)  dass  sie  in  eignen  Alveolen  sitzen,  oder  dass  sie  3)  an  den 
w^eichen  Theilen  des  Mundes  lose  befestigt  sein  können.  Es  ist  sehr 
interessant,  dass  alle  diese  drei  Befestiguugsweisen  bei  den  Cyprinoi- 
den  vorkommen,  nämlich  so,  dass  1)  alle  Karpfenarten  einreihige  oder 
zweireihige  mit  den  Schlundknochen  verwachsene  Zähne  besitzen,  oder 
2)  ebenso,  dass  alle  unter  diesen  Zähnen  eine  andere  Reihe  haben, 
deren  Zahnzahl  der  Zahl  der  darüber  sitzenden  entspricht,  und  diese 
unteren  Zähne  sind  nicht  an  der  Knochensubstanz  der  Schlundkno- 
chen selbst  befestigt,  ein  jeder  sitzt  nur  in  einer  Hülse,  so  dass  bloss 
die  Krone  des  Zahnes  ossiücirt  ist,  die  Hülse  dagegen  in  den  weichen 
Theilen  eingebettet  ist  von  denen  sie  umgeben  wird.  (Anfänglich 
glaubte  Verf.  dies  seien  Reservezähne,  die  nach  dem  Verluste  der 
anderen  ihre  Stelle  einnehmen  sollten,  aber  er  hat  sich  überzeugt, 
dass  dies  keineswegs  der  Fall  ist.)  3)  Zähne  in  eigenen  Alveolen 
kommen  bloss  bei  den  eigentlichen  Karpfen  (Cj^prinus  und  Carpio) 
vor  und  sitzen  in  der  mittelsten  Zahnreihe  ;  diese  Zähne  haben  alle 
keine  Wurzeln  und  gehen  bei  unvorsichtiger  Präparirung  leicht 
verloren. 

Ein  Systema  Cyprinoideorum  revisum  hat  Bleeker  Nederl. 
Tijdschr.  voor  de  Dierkunde  I.  p.  187  veröffentlicht.  Er  theilt  die 
Familie,  die  von  den  Cobitioiden,  Homalopteroiden  und  Cyprinodon- 
toiden  getrennt  wird,  in  9  Hauptgruppen,  die  wieder  in  Unterab- 
theilungen zerfallen.  Im  Ganzen  sind  darin  112  Genera  und  einige 
Subgenera  angenommen. 

Bleeker  hat  Verslagen  koninkl.  Akad.  XV.  p.  261  Bemer- 
kungen über  die  Gattungsnamen  der  Karpfenfamilie  gegeben.  Da- 
nach ist  Gorra  Bncnnii.  =-  Platycara  McCl.  =  Discognathus  Heck.  = 
Discognathichthys  Blkr.  =  Lissorhynclms  Blkr. ;  Lahcn  Cnv.  =  Ban- 
gana Buch.  =  Isocephalus  Heck.;  Schizothovax  Heck.  =  Opistochei- 
lus  Blkr.;  Cinhina  Cxiv.  (nee  Val.)  =  Mrigala  Blkr.;  Paraschhotho- 
lax  Blkr.  =  Schizothorax  Heck.  e.  jj.  ;  l^uviivs  Buch.  =  Systomus 
McCl. ;  Cirrhinichthys  Blkr.  =  Cirrhina  Val.  (nee.  Cuv,);  Bavilius 
Buch.  =.  Opsarius  McCl.  ;  0  />  .s  arii  chikys  nov.  gen.  wird  auf  Leu- 
ciscus  uncirostris  Schi,  gegründet;  Fltoxinellus  Heck.  =  Pseudopho- 
xinus  Blkr.;  Varaphoxinus  Blkr.  =  Phoxinellus  Blkr.  ol. ;  Bvama 
Klein  =  Abramis  Cuv.  =  Blicca  Heck.  =  Ballerus  Heck.  =  Blic- 
copsis  Heck.  =  Luxilus  Raf.  =  Stilbe  de  Kay  =  Richardsonius 
Gir. ;  Alhumus  Rond.  =  Alburnellus  Gir.  —  Leucaspius  Heck.  Kner ; 
Semoü7«sRaf  =  Cheilonemus  Baird  =  Pogonichthys  Gir.  =  Noco- 
mis  Gir.  =  LcucosomusHeck.;  f.eMci.sc?/s  Rond.  =  Cyprinus  Art.  (nee 
aut.)  =  Leucos  Heck.    =    Squalius  Bp.   =  Telestes  Bp.  =  Scardi- 


250         Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Ichthyologie 

nius  Bp,  =  Idus  Heck.  =  Alburaops  Gir.  =  Cyprinella  Gir.  = 
Moniana  Gir.  =  Codoma  Gir.  =  Cheonda  Gir.;  Aspius  Ag.  :=  Pty- 
chocheihis  Ag.  =  Clinostomus  Gir.  =  Gila  Baird  Gir.  =  Tigoma 
Gir.;  Perilampus  McCl.  (non  Blkr.)  =  Devario  Heck.;  Danio  Buch. 
=  Perilampus  Blkr.  (non  McCl.};  Chela  Buch.  =  Oxygaster  v.  Hass. 
=  Pelecus  Ag.  =  Opsarius  McCl.  =  Salmophasa  Swns. 

V.  Siebold  hat  in  seinem  oben  angeführten  Werke  die  Süss - 
wasserfische  von  Mitteleuropa  mancherlei  Bemerkungen  über  Cypri- 
noiden  gemacht,  die  auf  Art-  und  Gattungsberechtigung  Einfluss 
haben:  Carpiodes  Kollarii  ist  =  Cyprinus  striatus  und  Bastard  vom 
Karpfen  und  der  Karausche ,  daher  nicht  als  selbstständige  Art  zu 
halten;  Cyprinus  Carassius,  Moles,  Gibelio,  oblongus  und  humilis 
sind  Varietäten  einer  Art;  Abramidopsis  n.  gen.  auf  Abramis 
Leuckartii  Heck,  gegründet,  hält  Verf.  für  Bastard  von  einem  Abra- 
mis und  einem  Leuciscus ;  Abramis  micropteryx  und  erythropterus 
Agass.,  so  wie  Blicca  laskyrHeckel  Kner  werden  als  Varietäten  mit 
Blicca  Björkna  (Cypr.  blicca)  vereinigt;  Bliccopsis  abramo-rutilus 
wird  für  Bastard  irgend  eines  Abramiden  mit  einem  andern  Cypri- 
noiden  gehalten;  in  Alburnus  dolabratus  wird  ein  Bastard  von  Al- 
burnus  lucidus  und  Squalius  cephalus  vermuthet ;  die  Gattung  Leu- 
cos  Heckel  wird  mit  Leuciscus  wieder  verbunden;  Leuciscus  prasi- 
nus  und  decipiens  Agass.,  so  wie  L.  Selysii  Heckel  und  L.  rutiloides 
Sei.  werden  als  Varietäten  zu  L.  rutilus  gezogen ;  Leuciscus  argen- 
teus,  rostratus,  rodens  und  majalis  Agass.,  so  wie  einige  andere 
Arten  werden  mit  Squalius  leuciscus  vereinigt;  Chondrostoma  Ry- 
sela  wird  als  Bastard  von  Telestestes  Ag.  und  Chondrostoma  nasus 
vermuthet.  —  Rhodeus  amarus  (;^  und  $  sind  im  Hochzeitkleide  auf 
Taf.  I  abgebildet. 

Einige  Bemerkungen  über  verschiedene  Fische  (alle  der  Cy- 
prinenfamilie  angehörig)  des  Donaugebietes  hat  Steindachner 
nach  V.  Siebold's  brieflicher  Mittheilung  in  Verhandl.  d.  zool.-bot. 
Ges.  in  Wien  XHL  p.  488  veröffentlicht. 

Steindachner  berichtet  über  das  Vorkommen  monströser 
Kopfbildungen  bei  den  Karjjfen.  Verhandl.  d.  zool.-bot.  Gesellsch.  in 
Wien  Xm.  p.  485. 

Rose  berichtet  über  einen  Weissfisch  (Whiting)  mit  drei  Augen, 
zwei  in  natürlicher  Lage,  und  eins  zwischen  beiden.  Report  brit. 
assoc.  p.  106. 

Alburnus  lineolatus  Agass.,  zotiatus  Agass.  und  formosvs  Put- 
nam  Bulletin  Mus.  compar.  Zoology  p.  9,  die  beiden  ersteren  aus 
dem  Osage-River,  letztere  aus  Alabama. 

Jeitteles  hält  Alburnus  fasciatus  Nordm.  für  identisch  mit 


während  des  Jahres  1863.  251 

A.  bipunctatus  Heckel  Kner  (Vcrhandl.  d.  zool. -bot.  Gesellsch.  in 
Wien  XIII.  p.  3). 

Derselbe  fand  ib.  p.  4  in  der  March  ausser  Leuciscus  ruti- 
lus  noch  eine  andere  Art  mit  gelben  Augen,  die  er  für  L.  rutiloi- 
des  Selys-Longch.  hält. 

Ebenda  p.  6  zählt  Jeitteles  die  Arten  der  Gattung  Squalius 
Bon.  in  der  March  bei  Olmütz  auf;  es  sind  deren  vier:  Sq.  lepuscu- 
lus,  rodens,  rostratus  und  Meunier  Heck. 

Kraus  s  fand  Abramis  Leuckartii  Heckel  auch  im  Neckar  bei 
Heilbronn.     Württembsrgische   Jahreshefte  XIX.  p.  54. 

Abramis  isognalhns  Bleeker  Verslagen  koniukl.  Akad.  XV. 
p.  235  aus  der  Umgegend  von  Leiden  im  Rhein  mit  3  .  15  oder  3 .  16 
Afterflossenstrahlen;  ist  abgebildet.  Vergl.  auch  Nederl.  Tijdschr. 
voor  de  Dierkunde  I.  p.  371. 

Bleeker  beschrieb  Verslagen  koninkl.  Akad.  XV.  p.239; 
Ned.  Tijdschr.  voor  de  Dierkunde  I.  p.  373  folgende  neue  Cyprinoi- 
den  von  Cej^lon  :  Garra  (Garra)  ceylonensis,  Ptuüivs  (Barbodes)  pleti- 
rotnenia,  G?iatkopo(jon  himactdalus,  Danio  Uneolalus  (Leuciscus  lineo- 
latus  Blyth).   D.  micronemn. 

Punlius  (Barbodes)  campfacanthtts,  trispilos ,  ablabes  Bleeker 
Guinea  I.  c.  p.  111.  tab.  23. 

De  Filippi  charakterisirte  Archivio  per  la  zoologia  IL  p.392 
einige  neue  Arten  aus  Persien :  Telestes  leucoidcs,  Alburnus  Eichwal- 
dii,   Abramis  microlepis,   Barbtts  miliaris. 

P  s  endo  p  er  il  ampus  <»//j?/s  Bleeker  Verslagen  koninkl.  Akad. 
XV.  p.  257;  Ned.  Tijdschr.  voor  de  Dierkunde  I.  p.  382  von  Japan, 
gehört  in  die  Cyprinen  -  Gruppe  Acheilognathini ;  ist  in  Holzschnitt 
abgebildet. 

Eine  Notiz  über  die  einheimischen  Arten  der  Gattung  Cobitis 
von  Veesenmeyer  s.  Würtembergische  Jahreshefte  XIX.  p.  52. 
Der  Name  Pitzker  wird  von  dem  böhmischen  piscat,  piepen,  ab- 
geleitet. 

Cobitis  aurala  De  Filippi  Archivio  per  la  zoologia  IL  p.  391 
aus  Persien. 

Im  Zoologischen  Garten  p.  16  findet  sich  die  Notiz  von  A.  D., 
dass  sich  bei  Cobitis  fossilis  die  beschädigten  Flossen  vollständig 
wieder  reproducirten. 

ISemacheilus  nofosti(/ma  Bleeker  Verslagen  koninkl.  Akad.  XV. 
p.  254;  Ned.  Tijdschr.  voor  de  Dierkunde  I.  p.  380  von  Ceylon. 

Cyprinodontes.  Steindachner  beschrieb  im  48.  Bande  der 
Wiener  Sitzungsberichte  einige  neue  Cyprinodonten  Mexiko's  :  Poe- 
ciliodes  bimaculalus  n.  gen.  Taf.  IV.  fig.  2,  Poecilia  mexicana 
iig.  Ij    Poecilia  ihcrmalis    fig.  3,    Xiphophorus    Uelleri    Heckel.      Die 


252         Troschel:   Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Ichtliyoloffie 

Charaldere  der  neuen  Gattung  lauten:  Dentes  inter-  et  inframaxil- 
lares  seriei  externae  conici,  curvi,  valde  distantes,  ceteris  minimis 
numerosis  multo  maiores,  immobiles;  os  protractile,  valde  fissum; 
pinna  dorsalis  multiradiata,    radii  branchiostegi  6. 

Anhangsweise  zu  dem  eben  erwähnten  Aufsatze  wird  auch 
eine  neue  brasilianische  Art  Fmuhdus  microjms  aufgestellt. 

Xiphophorvs  Gillii  Kner  Münchener  Sitzungsberichte  1863. 
p.  224  von  Panama. 

A  flocke,  ilichthy  s  Blkr.  n.  gen.  Poissons  de  la  Guinee 
1  c.  p.  116  corpus  elongatum  compressum,  squamis  magnis  deciduis 
vestitum.  dorso  humili.  ventre  convexo;  caput  et  rostrum  latum 
depressa ;  maxilla  superior  protractilis ;  rictus  terminalis ;  dentes 
intermaxillares  et  inf ramaxillares  uniseriati ,  simplices ,  vomerini 
nulli;  os  supramaxillare  post  os  intermaxillare  reiecbum;  pinna  dor- 
salis pauciradiata  analis  parti  posteriori  opposita  in  initio  dimidii 
corporis  posterioris  inseyta;  pinnae  ventrales  longe  post  basin  pe- 
ctoralium  insertae;  pinna  auahs  media  corporis  longitudine  inserta, 
pluriradiata,  altior  quam  longa ;  apertura  branchialis  ampla ;  mem- 
brana  branchiostega  radiis  5.  A.  typus  tab.  24.  fig.  1.  und  wahrschein- 
lich Poecilia  spilauchena  Dum. 

Characini.  In  der  Characineufamilie  stellte  Kner  Münchener 
Sitzungsberichte  1863.  p.  225  folgende  neue  Gattungen  auf: 

S  n  cc  o  d  0  iK  Os  inferum,  nasus  prominens,  dentes  uniseria- 
les  solum  intermaxillares,  pauci,  cochleariformes,  intra  alveolos  mar- 
gine  crenatos  obsct)nditi.  maxilla  superior  et  inferior  edentulae,  la- 
bium  inferius  tripartitum,  pinnae  pectorales  et  ventrales  valde  evo- 
lutae,  abdomini  approximatae  ;  4  radii  branchiostegii.  S.  Wnfjne.H 
aus  Ecuador. 

P seudo  cha  Icens.  Dentes  intermaxillares  biseriales,  cu- 
spidati,  duo  medii  maiores;  maxillares  simplices  acuti  uniseriales, 
dentes  inframaxillares  uniseriales ,  multicuspides  ,  medio  cuspide 
praelongo  recurvo,  laterales  vicini  multo  fortiores,  posteriores  autem 
minimi.  —  Corpus  compressum,  abdomen  subrotundatum ,  basis 
pinnae  dorsalis  primae  intra  ventrales  et  analem  sitae,  brevis ;  analis 
longa;  radii  brauch.  4,  linea  lateralis  abrupta ;  squamae  magnae. 
Vs.  lineatus  aus  Ecuador. 

Ch  a  Icinop  s  i s.  Dentes  intermaxillares  4-seriales,  cuspidati, 
inframaxillares  biseriales;  corpus  valde  compressum,  abdomen  fere 
carinatum;  squamae  parvae.  Ch,  strialuhis  und  chaijrensis  beide 
aus  Panama. 

Chfticevs  atrocovdahis  Kner  ib.  p,  227  vom  Westabhange  der 
Anden  im  Staate  Ecuador. 

Günther  stellte  Annais  nat.  bist.  XII.  p.  443  eine  neue  Gat- 
tung Cr  enuchns  auf:  keine  Fettflosse,  Dorsale  massig  lang,  über 


während  des  Jahres  1863.  253 

den  Ventralen,  Anale  kurz,  Schuppen  mittelmässig,  Bauch  gerun- 
det ,  Kopf  und  Körper  etwas  comprimirt ,  von  massiger  Länge  ; 
Zwischen-  und  Unterkiefer  mit  einer  Reihe  dreispitziger  Zähne. 
Oberkiefer  und  Gaumen  ohne  Zähne,  keine  Hundszähne,  Mund  mas- 
sig weit.     C.  spilunts  aus  dem  Essequibo. 

Ebendaher  Leporinus  megalepis  und  Xiphorhamphus  ferox 
ib.  p.  443. 

Hydrocyon  linealiis  Schi.  MS.  bei  Bleeker  Poissons  de  la 
Guinee  p.  125  von  Ashantee. 

Salmonoidei.  Für  die  Familie  der  Salmonoiden  sind  v.  Sie- 
b  o  Id's  Untersuchungen  in  seinen  Süsswasserfi sehen  von  Mitteleuropa 
bemerkenswerth.  Er  erkennt  nur  drei  alpine  Coregonus-Arten  an, 
deren  eine  0.  hiemalis  Jur.  abgebildet  ist,  nur  einen  Thymallus,  in- 
dem er  den  Th.  gymnothorax  Val.  streicht,  und  nur  einen  Osmerus, 
indem  er  den  Seestiut  nicht  zu  unterscheiden  vermag.  Die  viel- 
zähnigen  Gattungen  Fario,  Salar  und  Salmo,  die  Yalencieunes 
nach  der  Bezahnung  des  Vomer  unterschied .  werden  für  unhaltbar 
erklärt;  es  werden  nur  zwei  Gattungen  Salmo  und  Tvntta  unter- 
schieden. Bei  ersterer  ist  der  Flugscharknochen  kurz,  die  vordere 
kurze  Platte  desselben  allein  mit  Zähnen  besetzt,  die  hintere,  etwas 
längere  Platte  stets  zahnlos,  alle  Schuppen  klein  und  längsoval,  die 
Bückenflosse  beginnt  vor  den  Bauchflossen ;  dahin  S.  Salvelinus  und 
hucho.  Bei  Trutta  ist  der  Pflugscharknochen  lang,  die  vordere 
kurze  Platte  mit  oder  ohne  Zähne,  die  hintere  sehr  lange  Platte 
auf  ihrer  ganzen  Länge  mit  vielen  Zähnen  besetzt,  welche  im  Alter 
mehr  oder  weniger  verloren  gehen,  alle  Schuppen  klein  und  längs 
oval,  die  Rückenflosse  beginnt  vor  den  Bauchflossen;  dahin  T.  salar 
(von  dem  nach  A  gassiz'scher  Ansicht  Salmo  hamatus  irrthümlich 
nicht  getrennt  ist\  lacustris ,  trutta ,  fario ,  wobei  jedoch  Verf. 
schliesslich  ausspricht,  dass  die  sichere  Abgrenzung  dieser  Arten  zu 
den  schwierigsten  ichthyologischen  Aufgaben  gehöre. 

John  Davy  meint,  die  Farbe  des  Salmonfleisches  hänge  nicht 
vom  Fett  ab,  sondern  von  einem  eigenthümlichen  organischen  Farb- 
stoffe; er  glaubt,  derselbe  sei  ein  Secret.  welches  zum  Theil  von 
der  Nahrung  abhängig  sei.  Report  of  the  british  Assosiation  for 
the  advancemcnt  of  science   held   at  Newcastle  p.  102. 

Carniichael  M'Intosh  hat  Proc.  Linnean  Soc.  VIL  p.  145 
Untersuchungen  über  die  Nahrung  des  Salmo  salar  im  Tay  ange- 
stellt,  und  die  Parasiten  desselben  beschrieben. 

Als  Fortsetzung  zu  dem  im  vorj.  Berichte  p.  673  besprochenen 
Aufsatze  giebt  Günther  weitere  Beiträge  zu  der  Kenntniss  der 
britischen  Charr's.  Proceed.  zool.  soc.  p.  6  ;  Annais  nat.  bist.  XIL 
p.  229.     Es  werden    sechs  Arten  beschrieben,    und  Verf.  kommt  zu 


254         Tr  oschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Ichthyologie 

dfm  Schlüsse,  dass  in  Grossbritanien  drei  Arten  gefunden  werden, 
Salmo  willughbii  im  See  von  Windermere,  cambricus  in  Wales  und 
alpinus  in  Schotland,  —  dass  sich  diese  drei  Arten  durch  bestän- 
dige Charaktere  von  S.  umbla  und  salvelinus  des  Continents  unter- 
scheiden, dass  aber  alpinus  von  Schotland  mit  dem  lapländischen 
alpinus  sehr  nahe  verwandt  sind,  —  dass  Island  eine  besondere  Art 
S.  nivalis  (pl.  1)  besitzt,  —  und  dass  die  Charr's  von  Irland  eine 
besondere  Gruppe  mit  schwacher  Bezahnung  bilden.  S.  Colii  (pl.  2) 
wird  als  neue  Art  von  Lough  Eske  und  Lough  Dan  von  S.  Grayi 
unterschieden.  Zum  Schlüsse  wird  eine  Synopsis  der  beobachteten 
Arten  gegeben: 

I.  Kiefer  wohl  entwickelt,  Zähne  massig. 

A.  Länge  der  Pectorale  kleiner  als  die  Entfernung  der  Pecto- 
rale  von  der  Ventrale. 

1.  13  Dorsalstrahlen;  Intermaxillarzähne  stärker  als  die  Ma- 
xillarzähne;  L.  lat.  185;  unten  silberfarbig.     S.  vmhla. 

2.  14  Dorsalstrahlen;  Intermaxillar-  und Maxillarzähne  gleich; 
L.  lat.    190 ;  unten  roth.     S.  sahelinus. 

B.  Länge  der  Pectorale  grösser  als  die  Entfernung  der  Pecto- 
rale von  der  Ventrale. 

1.  Höhe  Ys  oder  7g  ^^r  Länge ;  Höhe  der  Dorsale  %  o^i^r  Yg 
der  Kopflänge;  L.  lat.  195 — 200.      S.  alpinus. 

2.  Höhe  Vs  der  Länge;  Höhe  der  Dorsale  gleich  der  Kopf- 
länge ohne  Schnauze;  L.  lat.  190;  Kiemendeckel  überragt 
nicht  die  Basis  der  Pectorale.     S.  nivalis. 

3.  Höhe  Yg  oder  Ye  ^^^^  Länge;  Höhe  der  Dorsale  %  der 
Kopflänge ;  L.  lat.  170;  Kiemendeckel  überragt  die  Basis 
der  Pectorale.     C.  cambricns. 

4.  Höhe  Yi  der  Länge  ;  Höhe  der  Dorsale  gleich  der  Kopf- 
länge ohne  Schnauze ;  L.  lat.  165  ;  Kiemendeckel  überragt 
nicht  die  Basis  der  Pectorale.     S.   Willvfjhbii. 

IL  Unterkiefer  sehr  schwach;  Zähne  klein. 

1.  Die    Pectorale    reicht    bis   zum   Anfange    der   Rückenflosse, 

S.   Grayi. 

2.  Die  Pectorale  reicht  bei  weitem  nicht  bis  zum  Anfange  der 
Eückenflosse.     S.  colii. 

Buchholz  fand  die  Mikropyle  der  Stinteier  (Osmerus  eper- 
lanus)  eigenthümlich  abweichend,  indem  der  Mikropylenkaual  mit 
einem  in  seiner  Umgebung  befindlichen  äussern  Anhange  der  Ei- 
hüllen  verbunden  ist.  Durch  Abbildung  erläutert.  Pieichert  und 
Dubois  Archiv  für  Anatomie  p.  71.  —  Nach  einer  späteren  Mitthei- 
lung ib.  p.  367  stellte  sich  heraus,  dass  der  dutenförmige  Anhang 
selbst    eine  ursprüngliche  Umhüllung  des  Eies  bildet,  welche  erst  in 


während  des  Jahres  1863.  255 

späterer  Zeit  sich  von  der  Eioberfläche  ablöst  und  an  die  innere 
persistirende  Eihülle  befestigt  wird. 

Scopelini.  In  dieser  Familie  beschrieb  Johnson  Proc.  zooL 
soc.  p.  41:  Annais  nat.  bist.  XII.  p.  317  als  neu  von  IMadeira  Saums 
(illanticv$,  Scopelns  caudispitwsus  und  eine  neue  Gattung  N  e  o  s  c  o~ 
peius  macrolepidolus,  welche  letztere  sich  durch  die  massige  Zahl 
der  Kiemenhautstrahlen  (9)  und  die  Körperforra  an  Scopelus.  durch 
die  Form  der  Zähne  und  den  gezähnten  Vomer  an  Aulopus  an- 
schliesst.     Der  Fisch  ist  pl.  VII  abgebildet. 

Clnpeacei-  Munter  schrieb  in  unserem  Archiv  p.  281  aus- 
führlich und  interessant  über  den  Hering  der  pommerschen  Küsten 
und  die  an  denselben  sich  anschliessenden  Industriezweige. 

Enrjrfiulis  macrolcpifhla  und  Poeiji  Kncr  Münchener  Sitzungs- 
berichte 1863.  p.  224  von  Panama. 

AJansa  platycepkalus  Bleeker  Poissons  de  la  Guinec  p.  123. 
tab.  26.  fig.  2. 

Hyrtl's  Abhandlung  über  die  Eigenthümlichkeit  der  Kiemen 
und  des  Skeletes,  so  wie  das  epigonale  Kiemenorgan  von  Lutodeira 
Chanos  (vergl.  den  Bericht  über  1861.  p.  220)  erschien  in  den  Wiener 
Denkschriften  XXI.  1863  p.  1  mit  Abbildung. 

Esoces.  Eine  ausgedehnte  Abhandlung  „Recherches  sur  les 
monstruosites  du  brechet  observees  dans  l'oeuf  et  sur  leur  mode  de 
production,  premier  memoire"  von  Lereboullet  erschien  in  An- 
nales des  sciences  naturelles  XX.  p.  177 — 271  mit  2  Tafeln.  Vergl. 
vorj.  Bericht  p.  645. 

Halosanrns  Johnson  nov.  gen.  Proceed.  zool.  soc.  p.  406. 
Körper  langstreckig ,  mit  Cycloid  -  Schuppen,  Bauch  rund,  Schwanz 
comprimirt,  in  eine  Spitze  auslaufend;  Schnauze  vorragend,  Mund 
nicht  portractil,  vom  Zwischen-  und  Oberkiefer  gebildet,  letzterer 
bis  unter  das  Auge  reichend,  beide  mit  Zähnen ;  Zähne  sammetartig 
in  den  Kiefern,  am  Vomer,  Gaumen  und  Zunge;  Ptückenflosse  kurz, 
Afterflosse  lang  mit  der  kleinen  Schwanzflosse  verschmelzend  ;  grosse 
Kiemenspalten,  Kiemenhaut  mit  zahlreichen  Strahlen ;  keine  Pseudo- 
branchien.  In  welche  Familie  Verf.  diese  Gattung  stellen  möchte, 
ist  nicht  gesagt.     H.  Oiccni  von  Madeira. 

ApOdes.  In  seinen  Süsswasserfischen  von  Mitteleuropa  erzählt 
V.  Siebold  p.  356  eine  ihm  von  Ehlers  mitgetheilte  Beobachtung, 
dass  ganz  junge  Aale  in  der  Elbe  massenhaft  und  in  geschlossenem 
Zuge  stromauf  wanderten. 

Gyninolliorax  jacksojiietisis  BleekerVerslagen  koninkl.  Akad.  XV. 
p.  450  von  Port  Jackson.  —  G.  punctalo  -  frtsciatus ,  macassariensis, 
borneensis,  ^s?»(7?ceM0^V/es  Bleeker  Ned.  Tijdschr.  voor  de  Dierkundel. 
p.  167.  —  Thyrsoidea  maculipinnis  und  Poecilophis  Peli  Kaup  wer- 


256       Troscliel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Ichthyologie  etc. 

den  als  der  Gattung  Gymnothorax  angehörig  vonBleeker  Poissons 
de  la  Guinee  p.  129  beschrieben,  und  auf  tab.  27  und  28  abgebildet. 

Muraenopsis  Bernsteinii  und  Mnraena  halmaherensis  Bleeker 
Ned.  Tijdschr,  voor  de  Dierkunde  I.  p.  157  von  Halmaheira. 

Muraenopsis  mavginatus^  altipinnis,  Pisoodonophis  microplerus, 
Cirrhimiiraena  tapeitwpterns,  Sphagehranchns  macrodon  und  bicolor 
Bleeker  ib.  p.  179,  sämmtlich  vom  Indischen  Archipel. 

Echidna  rhodocheilus  Bleeker  ib.  p.  247  von  der  Insel  Ptotti. 

Ueber  Ichthyophis  tigrinus  und  pantherinus  Less.  vgl.  Blee- 
ker Verslagen  koninkl.  Akad.  XV.  p.  460. 

Sphagehranchns  cephalopeltis  Blkr.  Poissons  de  la  Guinee  p.  128. 

Der    Gattung    Aphthalmichthys    Kaup    fügte   Bleeker   Ned. 
Tijdschr.    voor   de  Dierkunde  I.    p.  163    zwei  neue  Arten  hinzu:  A. 
abbrevialvs  und  macrocepliahis  vom  Indischen  Archipel. 
Plectognatlii. 

Steenstrup  und  Lütken  beschrieben  einen  im  Nov.  1862 
an  der  dänischen  Küste  gestrandeten  Mondfisch  von  710  Pfund.  Sie 
geben  dem  Cuvier'schen  Namen  Mola  die  Priorität  vor  Orthrago- 
riscus  und  nennen  die  Art  Mola  nasus.  Oversigt  over  det  kongl. 
Danske  Vidensk.  Selsk.  Forhandl.  Marts  1863. 

Swinhoe  berichtete  über  einen  Mondfisch,  der  S^'g  ^uss  lang 
und  von  Flossenspitze  zu  Flossenspitze  6  Fuss  hoch  war  und  an 
der  Küste  vonFormosa  gefangen  wurde.     Annais  nat.  hist.  XII.  p.  225. 

liopbobrancliii. 

Syngnathus  Kaupi  Bleeker  Guinea  1.  c.  p.  24.  tab.  4.  fig.  2. 

(jaiioidei. 

Atractosteus  Iropicvs  Gill  Proc.  Philadelphia  p.  172  von  der 
Westküste  Centralamerika's. 

Selachii. 

Chiloscyllium  margaritiferum  Bleeker  Ned.  Tijdschr.  voor  de 
Dierkunde  I.  p.  243  von  der  Insel  Obi. 

Hhinoplera  Feli  Bleeker  Guinea  1.  c.  p.  18. 

Urotrygoti  mnndns  Gill  Proc.  Philadelphia  p.  173  von  der  West- 
küste Centralamerika's. 

Pteroplalea  Schlegeli  Bleeker  Ned.  Tijdschr.  voor  de  Dier- 
kunde I.  p.  138  von  Amoy. 

Cyclostomi. 

Petromyzon  Amrondteri  Vh'üiiy-pi  dies  Archiv  p.  207.  Taf.  X.  fig.  6 
aus  Chile. 

Der  Fang  von  zwei  Stück  Petromyzon  marinus  im  Neckar 
bei  Heilbron  wurde  von  Kraus  s  Württembergische  Jahreshefte  XIX. 
p.  55  angezeigt. 


Bericht  über  die   Leistungen  in   der  Naturgeschichte 
der  Jlolluskeii  T>iihrend   des  Jahres  1863. 


Von 
T  r  0  s  c  h  e  I. 


Im  Jahre  1863  ist  von  Küster's  neuer  Ausgabe 
des  Martini  Chemnitz' sehen  Conchylien-Cabinets  nur  eine 
einzige  Lieferung  erschienen  ,  die  184,  was  auf  ein  be- 
denkliches Stocken  hinzudeuten  scheint.  Die  Tafeln  be- 
ziehen sich  auf  die  Gattungen  Ancylus,  Limnaeus,  Palu- 
domus und  ^eritina.  Der  Text  behandelt  die  Gattungen 
Linmaeus  und  Achatina. 

Von  Pfeiffer's  Novitates  conchologicae,  Abbildung 
und  Beschreibung  neuer  Conchylien  ei'schienen  die  Lie- 
ferungen 19  und  20.  Sie  bringen  Abbildungen  von: 
Helix  Aurora  ,  illustris,  Emma ,  Pluto  ,  Novoguineensis, 
exacta ,  Ferussaci  Lesson,  Banneri  Macgillivray,  Brow- 
neana, Bryani,  Laomontana  ;  Bulimiis  Römeri ;  Cyclopho- 
rus  haematomma,  Chondropoma  solare;  Helix  Garibal- 
diana Dohrn  und  Semper,  sylvana  D.  et  S.,  myops  D.  et  S., 
xanthf)trichae  affinis  ;  —  Hydrocaena  Cheynei  D.  et  S., 
Cataiilus  Blanfordi  Dohrn  ,  Cyclostomus  Ilartvigianus, 
Otopoma  obtiisum  ,  Hybocystis  Mouhoti ,  Alycaeus  Mou- 
hoti,  bacca ,  Alcadia  microstoma  Adams,  Leptopoma  Ca- 
roli  Dohrn,  Mathildae  Dohrn,  Cyclotus  Berendti,  Helix 
Polillensis  (der  H.  Ilector,  Portei  und  Ajax  als  Varietä- 
ten zugezählt  werden),  die  fast  alle  in  den  Malakozooio- 
gischen  Blättern  oder  den  Proceedings  of  the  zoological 
Society  18()2  .zuerst  veröffentlicht  waren. 

Von  Dunker's  Novitates  conchologicae,  die  Mee- 
resconchylien    enthaltend,    sind    im  Jahre   18G3    die  Lie- 

Arclüv  für  Naturg.  XXX.  Jahrg,  2.  Bd.  R 


258       Troschel:  Bericht  üb.  d   Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

ferungen  5  und  6  ausgegeben.  Sie  brachten  Abbildun- 
gen von :  Mactra  rugifera ,  Cytherea  umbonella  Lam., 
Dosinia  Roemeri,  Fasciolaria  Lisclikeana,  Mitra  Samue- 
lis,  asperrima  ,  foveolata  ^  Hanieyi ,  Adamsi ,  Gambiana, 
Dohrniana ;  —  Cyclina  intumescens ,  Circe  undata,  Mur- 
cia scansiiis,  Mercenaria  paucilamellata;  Cytherea  semia- 
rata ,  Meretrix  attenuata ,  Bursa  tuberculat^ ,  concinna, 
lamellosa  und  tumida.  Unter  diesen  sind  einige  neue 
Arten,  die  unten  näher  bezeichnet  sind. 

Von  Lovell  Reeve's  Conchologia  iconica  erschie- 
nen im  Jahre  1863  die  Lieferungen  224 — 233.  Sie  brin- 
gen Monographien  der  Gattungen  Pterocyclos,  Chondro- 
poma  ,  Anatina,  Tugonia ,  Chamostrea ,  Paludina  ,  Adam- 
siella, Venus,  Terebellum,  Anostoma,  Concholepas,  Halia, 
Dione,  Cyclotus,  Cirlie. 

Thesaurus  Conchyliorum  or  figures  and  descriptions 
of  recent  shells  by  G-  ß.  S  o  werb  y  wurde  mit  Part  XXII. 
fortgesetzt.  Derselbe  enthält  die  Monographien  der  Ge- 
nera Cemoria  ,  Cranopsis,  Zeidora,  Riraula ,  Emarginula, 
Scutus  und  Tugalia,  als  Vervollständigung  der  Familie 
der  Fissurelliden,  so  wie  die  Familie  Solariidae.  Das  nähere 
ist  unten  berichtet. 

Bronn's  Klassen  und  Ordnungen  des  Thierreichs, 
wissenschaftlich  dargestellt  in  Wort  und  Bild  w^urden 
im  Jahre  1863  von  der  23.  bis  31.  Lieferung  fortgesetzt. 
Die  Abtheilung  der  Hinterkiemer  ist  noch  aus  Bronn's 
Handschrift  beendigt.  Von  p.  808  beginnt  dann  die 
Fortsetzung  von  K  e  f  e  r  s  t  ei  n,  die  sich  in  würdiger  "Weise 
dem  Bronn'schen  Anfange  anschliesst.  Ich  kann  nicht 
umhin  dem  Fleisse  und  der  Belesenheit  dieses  Verfas- 
sers alle  Anerkennung  zu  zollen.  Er  handelt  die  Hete- 
ropoden  ab  (p.  809 — 852),  dann  folgen  die  Prosobranchia- 
ten,  über  deren  Anatomie  eine  allgemeine  Uebersicht 
gegeben  wird. 

Kefer stein  machte  Malak.  Bl.  p.  164  einige  Be- 
merkungen über  das  Museum  Boltenianum ,  welches  in 
zwei  Ausgaben  1798  und  1819  erschien ,  aber  nur  die 
Namen    ohne  Beschreibung    als  Auctions-Catalog  enthält^ 


der  Mollusken  während  der  Jahres  1863.  259 

Daher  spricht  er  sich  mit  Recht  gegen  das  Verfahren 
mancher  neuerer  Autoren  aus,  welche  Boltea  die  Priorität 
vor  ganz  gebräuchlichen,  z.  B.  denen  Lamarck's  ein- 
räumen. 

Georg  Walter,  der  der  Wissenschaft  durch 
einen  frühzeitigen  Tod  entrissen  wurde,  hat  in  einer 
Schrift  „Mikroskopische  Studien  über  das  Central-Nerven- 
system  wirbelloser  Thiere.  Bonn  1863.  4.^  p.  34 — 44  das 
Central  -  Nervensystem  von  Limnaeus  stagnalis  beschrie- 
ben, und  es  durch  Abbildungen  erläutert.  —  Ebenda  p.  45 
wird  auch  das  Central  -  Nervensystem  von  Helix  nemo- 
ralis  und  Arion  empiricorum  anatomisch  geschildert. 

Auch  Buchholz  beschäftigte  sich  mit  der  Unter- 
suchung des  histologischen  Baues  des  Centralnervensy- 
stems  der  Süsswassermollusken.  Namentlich  w^urden  die 
Untersuchungen  an  Limnaeus  stagnalis  und  Planorbis 
corneus  angestellt.  Reichert  und  D  u  b  o  i  s  Archiv  für 
Anatomie  p.  234—309  und  Taf.  VI— VIII. 

Fischer  stellte  im  Journal  de  Conchyl.  XL  p.  313 
die  Thatsachen  zusammen,  welche  man  über  die  Polar- 
kügelchen  (Richtungsbläschen)  im  Ei  der  Mollusken  ken- 
nen gelernt  hat. 

E.  Römer  schrieb  einen  Aufsatz  „Von  der  Ueber- 
einstimmung  der  Molluskenspecies  aus  weitentfernten, 
oder  durch  bedeutende  Ländermassen  getrennten  Meeren", 
Malak.  ßl.  p.  218—233,  auf  dessen  Inhalt  wir  den  Leser 
empfehlend  verweisen  müssen. 

Petit  de  la  Saussaye  stimmt  der  von  Lea 
(vergl.  den  Bericht  über  1860  p.  179)  gegebenen  Erklä- 
rung, dass  Schnecken  in  abgelegenen  Gewässern  mit  Hülfe 
von  Wasservögeln  oder  des  Viehes  auftreten  können, 
bei,  und  hält  auch  Wasser-Insecten  zu  der  Uebertragung 
von  embryonalen  Schnecken  für  geeignet.  Journal  de 
Conchyl.  XL  p.  336. 

Ueber  einen  Vortrag  von  S  c  h  o  1 1  e  r  betreffend  den 
Nutzen  der  Weichthiere  als  Nahrungsmittel  wie  in  Hin- 
sicht ander\veitiger  Verwendung ,  wird  im  16.  Bericht 
des  naturh.  Vereins  in  Augsburg,  1863  p.  52  berichtet. 


260      Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Bemerkungen  von  Petit  de  laSaussaye  über 
eine  Anzahl  Mollusken  (Murex  Benoiti  Tiberi,  Purpura 
brevis  Blainv.,  Mytilus  crispus  Cantr.^  Pleurotoma  unda- 
tigera  Biv.,  Ovula  purpurca  Risso,  Turbonilla  Weinkauffi 
Dkr.,  Neritina  Showalterii)  sind  Journal  de  Concliyl.  XI. 
p.  328  nachzusehen. 

Reibisch  empfiehlt  mit  Recht,  um  Landschnecken 
lebend  zu  versenden,  die  Verpackung  in  dünnwandigen, 
nicht  geleimten  Schachteln,  die  Schnecken  selbst  in  Pa- 
pier gewickelt.    Sitzungsber.  der  Ges.  Isis  1863.  p.  57. 

Merkel  empfiehlt  im  Correspondenzblatt  des  na- 
turf.  Vereins  zu  Riga  XIII.  p.  145  das  Glycerin  als  Con- 
servationsmittel  für  Mollusken. 

Von  Arbeiten,  welche  sich  auf  die  geographische 
Verbreitung  und  Faunen  beziehen,  sind  diesmal  zu  er- 
wähnen : 

Europa.  Sars  machte  Notizen  über  eine  Reise 
im  Sommer  1862,  namentlich  über  einige  Mollusken  von 
Christiansund  und  Bejan.  Er  bespricht  Tritonium  islan- 
dicum  Chemn.,  propinquum  Alder,  despectum  L.,  Berni- 
ciense  King ,  fusiforme  Brod. ;  Mangelia  carinata  Phil., 
Elysia  viridis  Mont.,  8  Muscheln,  1  Branchiopoden  und 
Cynthia  glacialis.  Nyt.  Magazin  for  Naturvidenskaberne 
i  Christiania  XII.  p.  273. 

Mörch  verzeichnete  Vidensk.  Meddelelser  fra  den 
naturh.  Forening  i  Kjöbenhavn  1863.  p.  265 — 367  die  in 
Dänemark  vorkommenden  Land-  und  SüssAvasser-Mollu's- 
ken.  Es  enthält  8  Limaces,  4  Arionidae,  1  Vitrinae  ,  11 
Zonitidae,  8  Ataeniae,  7  Leucozonae,  5  Xerophilae,  8  Arian- 
tidae,  3  Pentataeniae ,  12  Bulimi,  1  Gaeciliae,  12  Glau- 
siliae,  9  Succineae;  1  Auriculae,  11  Limnaeae,  17  Planor- 
bes,  2  Ancylea;  2  Cyclostomi,  6  Valvatacea,  7  Paludinae; 
1  Neritacea;  16  Cycladae ,  14  Uniones,  1  Dreisseneae  — 
oder  84  Pulmonata  gcophila,  31  Pulmonata  hygrophila, 
15  Taenioglossa,  1  Rhipidoglossa  und  31  Acephala  —  zu- 
sammen 162  Arten. 

Möbius  machte  in  der  12.  Versammhmg  des  Ver- 
eins   für  Verbreitung   naturwissenschaftlicher  Kenntnisse, 


der  Mollusken  während  des  Jahres  18G3.  261 

abgehalten  Kiel  den  2.  Mai  18G3  Mittheilungen  über 
seine  und  H.  A.  Meyer's  fortgesetzte  Untersuchungen 
der  wirbellosen  Thiere  der  Kieler  Bucht.  Er  rühmt  das 
Fischen  mit  einem  sehr  feinmaschigen  Grundnetz  und 
eine  KSaugpumpc  mit  langem  Gummischlauch.  Bis  jetzt 
sind  in  jenen  Gewässern  17  Muscheln  und  35  Schnecken 
gefunden  worden.  Die  OjDisthobranchiaten  sind  bereits 
eingehender  untersucht^  und  sollen  das  erste  Heft  der 
von  den  YerfF.  herauszugebenden  Fauna  bilden. 

LovellReeve  hat  ein  sehr  hübsches  Handbuch 
über  die  Land-  und  Süsswasser-Mollusken  Grossbritaniens 
herausgegeben :  The  land  and  fresh water  Mollusks  indi- 
genous  to,  or  naturalized  in  the  British  Isles.  London 
1863.  8.  Verf.  hat  besonderes  Gewicht  auf  die  geogra- 
phische Verbreitung  der  Gattungen  über  den  Erdball 
gelegt.  Alle  Arten  sind  recht  hübsch  in  Holzschnitt 
abgebildet,  und  für  jede  Gattung  eine  typische  Art  mit 
dem  Thier.  Jede  Gattung  ist,  ebenso  wie  die  Species, 
in  einem  analytischen  Schlüssel  charakterisirt;  im  Text 
sind  die  Species  durch  Diagnosen  unterschieden,  worauf 
die  Synonymie  und  sonstige  Bemerkungen  folgen.  Das 
zu  Grunde  gelegte  System  ist  folgendes: 

I.  Klasse  Cephala.  Sie  zerfallen  in  zwei  Tribus,  Inoperculata 
und  Operculata,  die  jede  wieder  in  zwei  Ordnungen  getheilt  werden; 
erstere  in  Pulmonifera  mit  den  Familien  Limacinea  (Gatt.  Arion 
2  Arten.  Geomalacus  1  Art,  Limax  8  Arten,  Testacella  2  Arten) ; 
Colimacea  (Gatt.  Vitrina  mit  1,  Succinea  3,  Zonites  8,  Helix  24, 
Bulimus  3,  Zua  1,  Azeca  1,  Achatina  1,  Clausilia  4,  Balea  1,  Pupa  4, 
Vertigo  mit  8  Arten);  Auriculacea  (Gatt.  Carychium  mit  1,  Co- 
novulus  mit  3  Arten);  iTnd  Pulmobranchiata  mit  der  Familie  Lim- 
naeacea  (Gatt.  Planorbis  mit  11,  Physa  mit  2,  Lymnaea  mit  8, 
Ancylus  mit  2  Arten).  Die  letztere  Tribus  zerfällt  in  Pulmonifera 
mit  der  Familie  Cycloslomacea  (Gatt.  Cyclostoma  mit  1,  Acme 
mit  1  Art),  und  in  Branchifera  mit  den  Familien  L  i  ff  o  r  a  c  e  a  (Gatt. 
Assimiriea  mit  1  Art);  Peristomata  (Gatt.  Bythinia  mit  3,  Palu- 
dina  mit  2,  Valvata  mit  2  Arten);  JSeritacea  (Gatt.  Neritina  mit 
1  Art).  —  IL  Klasse  Acephala  mit  der  Tribus  Lamellibranchiata 
und  zwei  Ordnungen:  Unimusculosa  mit  der  Familie  My  tilace a 
(Gatt.  Dreissena  mit  1  Art)  und  Bimusculosa  mit  den  Familien 
ISajades    (Gatt.   Anodonta  mit    1  Art,  indem  Verf.   überhaupt  nur 


262       T  r  o  s  c  h  e  1 :  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschiclite 

eine  europäische  Art  anerkennt,  und  ünio  mit  3  Arten)  und  Car- 
diacea  (Gatt.  Pisidium  mit  7,  Cyclas  mit  5  Arten.  —  Neue  Arten 
sind  nicht  beschrieben.  Die  neuere  deutsche  Litteratur  ist  fast 
ganz  vernachlässigt.  Helix  nemoralis  und  hortensis  sind  hier  noch 
mit  einander  als  Varietäten  vereinigt,   was  unthunlich  ist. 

Gwjn  Jeffreys  erstattete  Bericht  über  die  für 
den  Schleppnetzfang  an  den  Küsten  von  Shetland  nie- 
dergesetzte Commission.  Jede  Zone  oder  bathymetri- 
scJier  District  hat  einige  eigenthümliche  Arten^  jedoch 
können  die  Zonen  nicht  genau  begrenzt  werden,  imd  viele 
Arten  bew^ohnen  mehr  als  eine  Zone.  Es  ist  sehr  wün- 
schensv^erth  mehr  von  den  Bedingungen  ihrer  Habitabili- 
tät  und  von  den  Tiefgrenzen  der  Arten  zu  v^dssen.  Man 
hat  sonst  angenommen,  dass  der  Mangel  der  Farben  ein 
Beweis  von  grosser  Tiefe  sei,  doch  man  weiss  jetzt,  dass 
die  glänzendsten  und  buntesten  Farben  an  Thieren  aus 
den  grössten  Tiefen  des  Oceans  vorkommen  können. 
Verf.  verzeichnet  22  Mollusken -Arten  von  Shetland,  die 
der  Fauna  seit  dem  Verzeichnisse  von  F  o  r  b  e  s  und 
Hancock  hinzugefügt  sind;  ferner  eine  bis  dahin  ganz 
unbekannte  Art,  Jcffreysia  globularis;  7  Arten,  die  bis- 
her nur  fossil  bekannt  waren;  endlich  23  Arten,  die  in 
diesem  Theil  des  britischen  Meeres,  aber  auch  in  Scan- 
dinavien  leben.  Report  brit.  Assoc.  for  the  advancement 
of  science  held  at  Newcastle  18G3.  p.  81. 

Einen  kurzen  Bericht  über  den  Schleppnetzfang  bei 
Scarborough  von  Leckenby  s.  Report  Brit.  Assoc-  ct. 
p.  105.     Einige  seltene  Arten  werden  aufgezählt. 

Kreglinger  lieferte  in  den  Verhandl.  des  naturw. 
Vereins  zu  Karlsruhe  I.  1863  ein  Verzeichniss  der  leben- 
den Land-  und  Süsswasser-Conchylien  des  Grossherzog- 
thums  Baden.  Es  enthält  120  Arten  in  30  Gattungen, 
von  denen  75  Arten  in  14  Gattungen  auf  dem  Lande 
leben;  von  den  Wasserbewohnern  sind  30  Schnecken  in 
10  Gattungen,  15  Muscheln  in  6  Gattungen.  Baden  hat 
vor  Württemberg  29  und  vor  Nassau  17  Arten  und  Abar- 
ten voraus ,  dagegen  kommen  in  Württemberg  12,  in 
Nassau  15  Arten  und  Abarten  vor,  die  in  Baden  fehlen. 

Ein    Schriftchen   von    Gysser,    „Die    Mollusken- 


der  Mollusken  während  des  Jahres  1863.  263 

fauna  Badens^  mit  besonderer  Berücksichtigung  des  obern 
Rbeinthales  zwischen  Basel  und  Mannheim.  Heidelberg 
1863^  ist  mir  nicht  zu  Gesicht  gekommen. 

Der  Schluss  von  Bie  1  z' Vorarbeiten  zu  einer  Fauna 
der  Land-  und  SUsswasser  -  Mollusken  Siebenbürgens, 
über  die  bereits  im  vorigen  Jahre  berichtet  wurde ,  be- 
spricht die  geographischen  und  physikalischen  Verhält- 
nisse des  Faunengebietes  und  den  wesentlichen  Charak- 
ter der  Fauna.  Verband l.  des  siebenbürgischen  Vereins 
zu  Hermannstadt  XIV.  p.  12 — 20.  Nach  einer  Schilde- 
rung der  geographischen,  physikalischen  und  geogno- 
stischen  Beschaffenheit  des  Landes  wird  gesagt ,  dass 
von  den  154  Mollusken  Siebenbürgens  119  Landbewoh- 
ner und  35  Wasserthiere  sind;  94  Arten  gehören  der 
Ebene  und  Hügelregion ,  53  den  Vorgebirgen  bis  6000' 
ü.  M.  und  7  dem  Hochgebirge  an.  Unter  den  Land- 
schnecken lieben  42  freie  offene  Gegenden,  77  leben 
in  Waldungen  und  im  Gesträuche  unter  abgefallenem 
Laub  oder  Steinen  versteckt.  Von  den  Landmollusken 
sind  ferner  26  kalkfest,  12  kalkhold  und  81  in  Beziehung 
auf  das  Substrat  indifferent.  94  Arten  sind  im  ganzen 
Lande  verbreitet,  3  Arten  gehören  bloss  dem  Norden, 
23  bloss  dem  Osten,  20  dem  Süden,  14  dem  Westen  des 
Landes  an;  andere  sind  wdeder  nur  auf  einzelne  Bezirke 
und  zwar  14  im  Südwesten,  1  im  Nordwesten,  2  im  Nord- 
osten,  19  im  Südosten  und  6  in  der  Mitte  des  Lan- 
des beschränkt.  Von  jenen  154  Arten  sind  25  diesem 
Lande  ausschliesslich  angehörig,  und  weitere  27  sind  ihm 
nur  mit  den  zunächst  angrenzenden  Ländergebieten  ge- 
meinsam. 

Die  Fortsetzung  der  im  vorigen  Jahre  begonnenen 
Malacologie  des  Vierwaldstädter-Sees  und  seiner  Umge- 
bungen von  Bourguignat  findet  sich  Revue  et  mag. 
de  Zoologie  XV.  p.  5.  Sie  enthält  1  Vertigo,  2  Carychium, 
11  Planorbis,  1  Physa,  6  Liamaea ,  4  Ancylus ,  1  Poma- 
tias,  2  Bythinia ,  3  Valvata ,  2  Sphaerium ,  4  Pisidium ,  4 
Unio,  8  Anodonta.     Mehrere  neue  Arten  s.  unten. 

Baudon  hatte  bereits  1853  einen  Catalog  der  Mol- 


264       Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d    Naturgeschichte 

lusken  des  Departement  de  l'Oise  veröffentlicht.  Diesem 
folgte  nun  ein  neues  Verzeichnisse  Beauvais  1862.  Die 
dortige  Fauna  enthält  111  Arten,  Yrovon  66  auf  dem 
Lande,  45  im  Wasser  leben. 

In  einem  ^Catalogue  des  Mollusques  terrestres  et 
fluviatiles  de  l'H^rault,-  weicher  von  D  üb  r  u  e  il  in  Mont- 
pellier 1863  erscliien,  den  ich  jedoch  nur  aus  einer  An- 
zeige in  dem  Journal  de  Conchyl.  XL  p.  407  kenne, 
kommen  in  diesem   Departement  126  Arten  vor. 

Bourguignat  zählte  Revue  de  zoologie  XV.  p.  48 
und  1.50  die  Mollusken  von  San -Julia  de  Loria,  einem 
kleinen  Orte  in  der  Republik  Andorre  in  den  Pyrenäen, 
auf:  1  Vitrina,  1  Succinea,  3  Helix ,  (darunter  H.  Des- 
moulinsi,  deren  Anatomie  beschrieben  und  pl.  13.  fig.  6 
— 10  bildlich  dargestellt  ist),  12  Pupa,  1  Limnaea,  1  An- 
cylus.  Einige  neue  Arten  s.  unten.  Zwei  Helix  und 
7  Arten  Pupa  sind  abgebildet.  Vergl.  auch  Journal  de 
Conchyl.  XL  p.  303. 

Gite  malacologiche  ct.  fGisements  malacologiques 
et  geologiques  de  la  Brianza  et  des  environs  de  Lecco) 
par  Antonio  Villa.  Milano  1863  ist  mir  nur  aus  einer 
kurzen  Anzeige  im  Journal  de  Conchyl.  XL  p.  308  be- 
kannt geworden. 

Jelski  verzeichnete  im  Journal  de  Conchyl.  XL 
p.  129  die  in  der  Umgebung  von  Kieff  in  Russland  leben- 
den Mollusken ,  die  für  das  Leben  der  Mollusken  als 
wenig  günstig  bezeichnet  wird,  da  die  Gegend  einförmig 
von  Löss  bedeckt  ist.  Wegen  des  Mangels  an  Kalk 
ist  die  Abtheilung  der  Xerophilen  aus  der  Gattung  Helix 
gar  nicht  vertreten.  Das  Vcrzcichniss  enthält  1  Arion, 
3  Limax,  1  Vitrina,  3  Succinea,  4  Hyalina ,  8  Helix,  1 
Bulimus,  1  Achatina,  5  Clausilia,  7  Pupa,  1  Carychium, 
7  Limnaea,  1  Physa,  10  Planorbis,  1  Ancylus,  1  Acicula, 
3  Valvata  wovon  eine  neu,  2  Paludina^  2  Bithinia,  1  Litho- 
glyphus  ,  1  Neritina ,  3  Anodonta ,  3  Unio ,  4  Cyclas ,  2 
Pißidium,  1  Dreissena. 

Von  Mouason  erschien  eine  Fortsetzung  des  Be- 
richtes   über    die    von    Schlaefli    im  Orient   gesammelten 


der  Mollusken  während   des  Juhres  18(>3.  265 

Conchylien.  Go<j\iilles  tcrrcsfrcs  et  fhiviatilos  cecuellies 
dans  l'Orient  par  JSchacfli.  Zürich   l8()o.  p.  274  und  368. 

Von  Constantinopcl  werden  mit  Hinzu  Fügung  einer 
iSamnihing  eines  Herrn  v.  Schwerzenbacli  33  Arten  auf- 
gezählt: 2  Zonites,  1  Patuln  ,  JO  Helix  ,  4  Buh'mus,  7 
Chondrus  ,  3  Pupa  ,  4  Clausilia  ,  1  Paludina  ,  1  Bithinia. 
Einige  neue  Arten  sind  beschrieben. 

Das  russische  Transcaucnsien  h'eferte  110  Arten, 
nämlich  10  Zonites,  37  Hclix  ,  10  l^ulimus  ,  8  Chondrus, 
5  Pupa,  13  Clausilla,   1  8uccinea,  1  Zua,   1  Caecilianella, 

2  Limna(Mis,  1  Physa,  T)  Plnnorbis  ,  1  Cvclostoma  ,  2  Pa- 
ludina^ 2  Rithinia,  2  Hydrobia,  1  Melanopsis  ,  1   Melania, 

3  Neritina  ,  1  Unio  ,  1  Anodonta,  1  Cyrena  und  1  Pisi- 
diura.  Die  neuen  Arten  werden  unten  namhaft  ge- 
macht. Verf.  hebt  hervor ,  dass  die  Transcaucasische 
Fauna  aus  sehr  verschiedenen  Elementen  besteht ;  man 
findet  1)  eine  Anzahl  Arten  des  mittleren  Europa,  die  sich 
quer  durch  das  ganze  südliche  Russland  bis  nach  Caucasien 
erstrecken,  namentlich  Arten,  welche  feuchte  Orte  lieben 
und  die  Süsswasscrarten;  2)  Arten  aus  der  Fauna  der 
Mittclmeerischen  Länder,  unter  denen  sogar  eine  portu- 
giesische auftritt,  PL  occidentalis  RecL;  3)  Arten,  welche 
sie  mit  dem  südlichen  Europäischen  Russkind  gemein 
hat ,  einerseits  mit  Caucasien  und  Kuban ,  andererseits 
mit  Taurien  und  der  Krim;  4)  Arten  die  Transcaucasien 
eigenthümlich ,  und  daher  dieser  Fauna  charakteristisch 
sind;  5)  Arten,  die  aus  südlicheren  Gegenden  stammen, 
namentlich  aus  Armenien ,  Anatolien  und  Kurdistan, 
ferner  aus  Syrien. 

Von  der  Armenischen  Küste^  brachte  S  c h  1  a  e  f  1  i 
24  Arten  mit,  die  obgleich  unvollständig,  doch  zeigen 
dass  diese  Fauna  sich  aus  mittclmeerischen  und  caucasi- 
schen  Arten  zusammensetzt,  und  keine  der  von  Mor- 
tillet  publicirten,  dem  Innern  Armeniens  eigenthümli- 
chen  Arten  enthält. 

Afrika.  In  Beziehung  auf  den  Catalog  der  algier- 
schen  Mollusken  von  Weinkauff,  vergl.  den  vorj.  Ber. 
p.  685,    giebt  Petit    de    la   Saussaye    im  Journal    de 


266       Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Conchyl.  XI.  p.  137  einige  Vervollstäiidigimgen  und 
Berichtigungen  ,  wogegen  sich  Weinkauff  ib.  p.  230  ver- 
theidigt. 

Auch  Aucapitaine  macht  ib.  p.  338  Bemerkun- 
gen über  den  genannten  Catalog.  Auch  er  ist  der  An- 
sicht, dass  man  noch  durch  zahh^eiche  Arten  jene  Fauna 
bereichern  wird.  Die  Küsten  Algeriens  sind  keineswegs 
überall  in  ihren  Productionen  identisch  ;  wie  die  marine 
Vegetation  vom  Westen  bis  zum  Osten  sehr  variirt,  wie  die 
Landfauna  der  niederen  Thiere  grosse  Verschiedenheiten 
an  den  verschiedenen  Localitäten  zeigt ,  so  wiederholen 
sich  diese  DiflPerenzen  in  der  marinen  Malacologie.  Wäh- 
rend die  tunesische  Fauna,  besonders  der  Golf  von  Gabes, 
fast  identisch  mit  der  von  Sicilien  und  den  Nordküsten 
Syriens  ist,  ist  die  von  Nemours,  Lella  Marn'nia  und 
der  Marokanischen  Küste  mehr  atlantisch,  und  man  trifft 
häufig  Senegalische  Arten.  Verf.  fügt  dann  11  schon 
von  anderen  Autoren  beschriebene  Arten  dem  Verzeich- 
nisse hinzu. 

Die  Malacologie  de  l'Algerie,  ou  histoire  naturelle 
des  Animaux  mollusques  terrestres  et  fluviatiles  recueillis 
jusqu'ä  ce  jour  dans  nos  possessions  du  Nord  de  l'Afrique 
ist  mir  noch  nicht  aus  eigener  Ansicht  bekannt  gewor- 
den. Nach  einer  Anzeige  im  Journal  de  Conchyl.  XI. 
p.  291  sind  davon  1863  die  erste  und  zweite  Lieferung 
erschienen.  Das  Werk  soll  im  Ganzen  aus  6  Lieferungen 
bestehen  und  in  fünf  Abschnitte  zerfallen :  1)  die  Algier'- 
sche  Bibliographie  beschränkt  auf  die  lebenden  Land- 
und  Süsswasser  -  Mollusken;  2)  die  Classification;  3)  die 
Beschreibung  der  Arten ;  4)  die  Stratigraphie  der  Mollus- 
ken des  nördlichen  Africa's;  5)  die  Algier'schen  Arten 
im  Vergleich  zu  denen  Europa's ,  Marocco's  und  der 
Regentschaft  Tunis.  In  den  beiden  erschienenen  Heften 
sind  88  Arten  beschrieben  und  auf  16  Tafeln  abgebildet. 
1  Arion,  3  Limax,  2  Krynickellus,  3  Milax,  1  Parmacella, 
3  Testacella,  4  Succinea,  15  Zenites  ,  56  Helix ,  denen 
noch  weitere  60  Helix  mit  der  folgenden  Lieferung  fol- 
gen sollen.     Die  neuen  Arten  sind  unten  angeführt. 


der  INlollusken  während  des  Jahres  1863.  267 

Debeaux  berichtigt  und  vervollständigt  das  im 
vorigen  Jahre  (vergl.  vor.  Ber.  p.  G^>5)  von  Aucapitaine 
veröffentlichte  Verzeichniss  der  Mollusken  von  Kabylien. 
Er  handelt  über  12  Arten  ,  nämlich  Zonites  cellarius 
Müll.,  dJ7trjuren6is  n.  sp.,  Helix  Cirtae  Terver,  Kabyliana 
Debeaux  ,  cespitum  Drap. ,  cedretorum  Debeaux ,  Rozeti 
Mich.,  Devauxu  n.  sp.,  ßulimus  pupa  Mich.,  Ancylus 
costatus  A^illa,  fluviatilis  Müll,  und  Hydrobia  nana  Terver. 
Journal  de  Conchyl.  XL  p.  10. 

Tristram  verzeichnete  Proc.  zool.  soc.  p.  60  sechs 
Süsswasscr  -  Mollusken  von  Madagascar,  unter  denen  vier 
neue. 

In  einem  Buche  von  Maillard  ,,Notes  sur  l'ile  de 
la  Reunion  Paris  18(33"  hat  Deshayes  einen  Catalog 
der  Mollusken  dieser  Insel  (Bourbon)  gegeben.  Da  ich 
dies  Buch  noch  nicht  aus  eigener  Ansicht  kenne  ,  muss 
ich  mich  begnügen,  über  dasselbe  nach  einer  Anzeige  im 
Journal  de  Conchyl.  XL  p.  394  Mittheilungen  zu  machen. 
Dieser  Catalog  enthält  560  Arten,  von  denen  129  als 
neu  beschrieben  werden.  Es  sind:  1  Brachiopode,  106 
Muscheln,  unter  denen  auch  eine  neue  Gattung  Prasina, 
mehr  als  450  Schnecken,  worunter  zwei  neue  Gattungen 
Scalenostoma  und  Cryptobia.  Die  marine  malakologische 
Fauna  von  Isle  de  Bourbon  hat  viel  Verwandtschaft  mit 
den  benachbarten  Inseln  Mauritius  und  Madagascar.  Man 
findet  viele  Arten  des  rothen  Meeres,  besonders  in  den 
Gattungen  Conus  und  Cypraea,  und  eine  ebenso  ansehn- 
liche Zahl  aus  dem  indischen  Ocean.  Einige  Beispiele 
von  sehr  weiter  geographischer  Verbreitung  einzelner 
Arten  werden  beigebracht.  Die  neuen  Arten  sind  auf 
14  Tafeln  abgebildet.  Ich  bedaure,  sie  unten  nicht  nam- 
haft machen  zu  können.  Die  drei  neuen  Gattungen  sind 
unten  näher  bezeichnet. 

Asien.  Theobald  hat  Bemerkungen  über  die 
Indischen  Landschnecken  im  Journal  of  the  Asiatic  So- 
ciety of  Bengal  1868.  p.  354—382  veröffentlicht.  Er  hält 
sechs  Provinzen  für  naturgemäss :  I)  die  Himalavische 
mit  104  ungedeckelten  und  44  gedeckelten  Arten;  2)  die 


268       Troscliel:  Ijericlit  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschiclite 

centrale,  mit  den  Ebenen  Indiens  im  Süden  der  ersten 
Provinz,  umfassend  die  Thäler  des  Ganges,  Indus,  Taptee 
und  Godavery  mit  71  ungedeckelten  und  8  gedeckelten 
Arten;  3)  die  südliche,  umfassend  die  Indische  Halb- 
insel, südlich  von  der  zweiten  Provinz,  mit  42  ungedek- 
kelten  und  17  gedeckelten  Arten;  4)  die  Birmesische, 
umfassend  Arrakan,  Birma,  Tenasserim  mit  94  ungedek- 
kelten  und  51  gedeckelten  Arten;  5)  die  Cingalesische 
mit  89  ungedeckelten  und  41  gedeckelten  Arten;  6)  die 
germanische  ,  umfassend  Afghanistan  und  die  Thibetani- 
sche  Seite  des  Himalaya  mit  nur  14  ungedeckelten  Arten. 
In  einer  Note  über  die  malakologische  Fauna  von 
Cochinchina  sagen  Crosse  und  Fischer  Journal  de 
Conchyl.  XL  p.  343,  die  Kenntniss  der  Fauna  dieses 
Theiles  der  indochinesischen  Halbinsel  sei  noch  zu  gering, 
um  einen  annähernd  vollständigen  Catalog  der  Mollusken 
des  Reiches  von  Annam  zusammenzustellen.  Die  Verff. 
zählen  jedoch,  veranlasst  durch  eine  Sendung  eines 
Herrn  Michau  die  bisher  bekannten  Arten  auf,  und  be- 
schreiben eine  Anzahl  neuer.  Das  vorliegende  Verzeich- 
niss  enthält  2  Cyrena,  1  Corbicula;  1  Lottia ,  1  Vaginu- 
lus,  1  Vitrina,  1  Succinea ,  1  Zenites,  9  Helix,  2  Strep- 
taxis,  2  Ennea,  6  Bulimus,  1  Clausilia,  1  Limnaea,  2  Pla- 
norbis,  1  Alycaeus,  1  Cyclotus,  1  Opisthoporus ,  1  Rhio- 
stoma,  3  Pterocyclos ,  1  Cyclophorus,  3  Leptopoma ,  2 
Hydrocena,  1   Pupina,  1  Nerita ,  3  Neritina,  2  Littorina, 

1  Melania,  3  Paludina,  1  Cerithidea,  4  Cerithium,  1  Quoyia, 

2  Nassa,  1  Melongena,  1  Pieurotoma,  1  Conus,  1  Colum- 
bella,  1  Cypraea,  1  Mitra,  2  Sepia,  zusammen  71  Arten, 
worunter  3  Muscheln  und  zwei  Cephalopoden. 

Debeaux  schildert  die  malakologische  Fauna  eini- 
ger Punkte  an  der  chinesischen  Küste,  namentlich  Hong- 
kong, Amoy,  Shang-hai,  Tche-fou,  Takou  und  Pe-tchi-ly. 
Ueber  die  Verwendung,  v»'elche  die  Chinesen  von  den 
Mollusken  machen,  sagt  Verf.,  dass  viele  Arten  gegessen 
werden,  dass  man  Kalk  aus  den  Schalen  brennt ,  dass 
einige  Arten  ,  z.  B.  Perlen ,  als  Medicamente  benutzt 
werden  u.  s.  w.  Journal  de  Conchyl.  XL  p.  239.  —  Daran 


der  Mollusken  während  des  Jahres  1863.  269 

schllessen  sich  Notizen  über  einige  neue  oder  wenig 
bekannte  chinesische  Arten  von  Crosse  und  Debeaiix 
ib.  p.  253,  die  zum  Theil  abgebildet  sind.  Daselbst  werden 
besprochen:  Mya  arenaria  L.^  Soletellina  japonica  Desh., 
Fragilia  Yautaiensis,  Glauconome  Primeana,  Unio  tientsi- 
nensis,  Littorina  »Souverbiana  Crosse^  Cerithium  fluviatile 
var.  microptera,  Natica  Fortunei  Kecve  ,  Rapana  bezoar 
L.,  Cancellaria  Spcngleriana  Desh.,  Cancellaria  Boca- 
geana. 

Die  Land-  und  Strandschnecken  der  Molukken 
schilderte  y.  Märten  s  im  Allgemeinen  in  den  Malak. 
Bl.  p.  68 — 83  und  bringt  manches  Interessante  über  ihre 
Verbreitung  und  ihr  Vorkommen  bei.  —  Ib.  p.  83  be- 
schrieb Derselbe  neue  Cyclostomaceen  von  dort.  — 
Ein  zweiter  Aufsatz  als  Fortsetzung  behandelt  ib.  p.  105 
die  Amboinagruppe. 

E.  V.  Martens  gab  Malak.  p.  109  einen  Bericht 
über  die  Landschnecken  der  Inseln  östlich  von  Java  und 
beschreibt  daselbst  zwei  neue  Arten,  eine  Helix  und 
eine   Pupa. 

Australien.  A.  Adams  und  An  gas  beschrie- 
ben Proc.  zool.  soc  p.  414  dreizehn  neue  Arten  Süss- 
wasser  -  Mollusken,  welche  von  Waterhouse  während 
McDonall  Stuar t's  Ueberlandreise  von  Adelaide  nach 
der  Nordwestküste  Australien's  gesammelt  wurden.  Sie 
sind  unten  genannt.  —  Desgleichen  39  Arten  Seeconchy- 
licn  aus  den  Australischen  Meeren  ib.  p.  418. 

Der  bisher  so  wenig  bekannten  Landschneckenfauna 
von  Südaustralien,  sagt  An  gas.  ^Ind  die  Trockenheit 
des  Küma's  während  eines  grossen  Theilcs  des  Jahres 
und  die  Abwesenheit  einer  üppigen  Vegetation  in  Süd- 
australien hinderlich  ,  während  die  reichen  Gürtel  tropi- 
scher AVälder  zwischen  der  Cordillera  und  dem  pacifi- 
schen  Ocean  der  Aufenthalt  zahlreicher  hübscher  Arten 
sind;  ihnen  prophezeit  Verf.  nicht  fernen  Untergang, 
da  die  Bäume  durch  die  Axt  des  Ansiedlers  fallen.  Mit 
Ausnahme  einer  kleinen  Succinea  (S.  arborea  Ad.  und 
Angas)    ist    keine   südaustralische    Lungenschnecke    eine 


270      Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Baumschnecke.  Die  weiten  Strecken  fruchtbaren  parkähn- 
liclien  Landes,  besetzt  mit  riesigen  Eucalypti,  sind  so 
baar  der  Schnecken  wie  die  dürren  sandigen  Gegenden. 
Die  wenigen  Localitäten ,  welche  durch  die  Colonie  der 
Existenz  der  Mollusken  günstig  sind,  das  sind  die  ,  wo 
kleine  Gebüsche  zwischen  Felsen  und  in  tiefen  Thälern 
und  Schluchten  wachsen,  welche  Schutz  gegen  die  Sonne 
und  die  heissen  Nordwinde  bieten.  Einige  Arten  kom- 
men auch  unter  den  Büschen  vor,  welche  in  den  weiten 
Ebenen  des  Innern  gegen  Lake  Torrens  hin  zerstreut 
sind,  und  in  den  Spalten  der  Sandsteinfelsen  und  unter 
Steinen  und  abgefallenem  Laub.  Es  folgt  ein  Verzeich- 
niss  der  von  Südaustralien  bekannten  Pulmonaten;  14 
Helix,  1  Buiimus,  1  Buliminus,  1  Vertigo,  2  Succinea  und 
1  Blanfordia,   darunter  einige  neue  Arten. 

Als  eine  Fortsetzung  der  malakologischen  Fauna 
des  Caledonischen  Archipels  verzeichnete  Fischer  Jour- 
nal de  Conchyl.  XL  p.  48  49  Arten  Mitra,  19  Conus,  1 
Oliva,  2  Voluta,  2  Ovulum,  10  Cjpraea,  1  Harpa,  3  Strom- 
bus und  2  Marginella. 

Souverbie  et  Montrouzier  beschrieben  neue 
Arten  aus  der  Südsee  ib.  p.  74,  161,  276. 

America.  Bibliography  of  North  American  Con- 
chology  previous  to  the  Year  1860.  Prepared  for  the 
Smithsonian  Institution  by  W.  G.  Binney.  Part  I.  Ame- 
rican Authors.  Washington  1863.  —  Verf.  giebt  in  dem 
vorliegenden  ersten  Bande  einen  vollständigen  Bericht 
über  die  Schriften  Amerikanischer  Conchyliologen.  Die- 
ser erste  Theil  zerfällt  in  drei  Sectionen:  1)  Schriften 
über  amerikanische  Arten  p.  1—479;  2)  Schriften  über 
ausländische  Arten  p.  481 — 608;  3)  Schriften  über  aus- 
ländische Arten  in  ausländischen  Werken  p.  609 — 613. 
Alle  besonderen  Werke  und  alle  Abhandlungen  aus 
Zeitschriften  sind  aufgenommen,  welche  über  lebende 
Nordamerikanische  Mollusken  handeln.  Es  ist  angegeben 
der  Titel,  der  Name  des  Autor' s  und  das  Verzeichniss 
der  darin  beschriebenen  oder  erwähnten  Arten  nebst 
ihrer  Synonymie,  Localität    mit    dem   Citat   des    Bandes, 


der  Mollusken  während  des  Jahres  186B.  271 

der  Seite,  der  Tafel  und  der  Figur.  Die  Bryozoen  sind 
ausgeschlossen.  Die  geographischen  Grenzen,  auf  welche 
sich  das  Werk  ausdehnt,  sind  der  ganze  Nordamerikani- 
sche Continent  mit  Einschluss  von  Grönland  und  den 
Arctischen  Regionen  im  Norden,  und  die  Mexicanischen 
Staaten  von  Chiapas  und  Tabasco  im  Süden.  Westin- 
dien und  Panama  sind  nicht  eingeschlossen.  Ein  Nach- 
trag zu  der  ersten  Section  und  ein  Autoren-Index  sind 
hinzugefügt.  Der  z^Yeite  Band  soll  die  Schriften  aus- 
ländischer Autoren  behandeln,  die  sich  auf  Nord- Ameri- 
kanische Mollusken  beziehen  und  soll  einen  vollständigen 
Index  der  Autoren  und  der  Namen  nebst  einer  Geschichte 
der  Amerikanischen  Conchyliologie  enthalten.  Es  lässt 
sich  nicht  leugnen,  dass  dieses  Werk  ein  sehr  nütz- 
liches sei. 

Stimpson's  Synopsis  der  marinen  Evertebraten, 
die  auf  der  arctischen  Expedition  unter  Hayes  gesammelt 
wurden,  enthält  21  Mollusken ,  unter  denen  ein  neues 
Cardium.     Proc.  Philadelphia  p.  141. 

ßinney  unterscheidet  für  die  Verbreitung  der 
Land-Mollusken  Nordamerika' s  nördlich  vom  Rio  grande 
drei  Provinzen:  1)  die  pacifische  Provinz,  ein  schmaler 
Streifen  zwischen  der  Sierra  Nevada  und  dem  Pacifischen 
Ocean:  2)  die  centrale  Provinz,  von  der  Sierra  Nevada 
bis  zu  dem  westlichsten  Abhänge  der  Rocky-Mountains 
und  bis  zu  dem  Rio  grande;  3)  die  östliche  Provinz, 
welche  den  übrigen  Theil  des  Continents  umfasst.  Die 
letztere  zerfällt  wieder  in  drei  Regionen:  a)  die  nörd- 
liche Region,  im  Süden  durch  eine  sehr  unregelmässige 
Linie  begrenzt,  die  längs  der  Chesapeake  -  Bay  und  dem 
Potomak-Rivcr  zu  den  Alleghanies,  dem  See  Champlain, 
dann  zu  den  grossen  Seen  und  westlich  nach  den  Gebirgen 
sich  hiezieht;  b)  die  innere  Region,  welche  sich  bis  zu 
den  AUuvial-Regionen  des  atlantischen  Oceans  und  des 
Golfes  erstreckt  und  westlich  von  den  Rocky-Mountains 
begrenzt  wird. 

In  einem  Verzeichnisse  der  Thiere ,  welche  der 
Schleppnetzfang   bei    der  Insel  Coribou  in  Süd-Labrador 


272       Troschel:   Bericht  üb.  d,  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

im  Juli  und  August  1860  gefördert  hat^  sind  auch  6  Tu- 
nicaten^  1  Brachiopode^  38  Muscheln;  40  Schnecken  und 
1  Cephalopode  aufgezählt.  Das  Verzeichniss  wird  durch 
die  Funde  von  Gould  von  der  grossen  Bank  bei  Neu- 
fundland;  von  Verrill  bei  Anticosti  und  Mingan  u.  s.  w. 
vervollständigt.    The  Canadian  Naturalist.  VIII.  p.  401. 

Carpenter  erstattete  der  British  assoc.  for  the 
advancement  of  sciencc  held  at  Newcastle  1863.  p.  517 — 
686  einen  Supplementar-Bericht  über  den  gegenwärtigen 
Stand  unserer  Kenntniss  der  Mollusken  der  Westküste 
Nord-America's,  der  den  ersten  Bericht  vom  Jahr  1856 
vervollständigt.  Sehr  wichtig  für  jene  Fauna,  doch  eines 
Auszuges  nicht  w^ohl  fähig. 

Whiteaves  hat  über  die  Land-  und  Süsswasser- 
Mollusken  von  Nieder  -  Canada  Alles  zusammengetragen, 
was  ihm  aus  eigener  Beobachtung  und  aus  den  Schriften 
Anderer  über  die  geographische  Verbreitung  derselben 
bekannt  geworden  ist.  Elf  Arten  kommen  auch  westlich 
von  den  Rocky -Mountains  vor;  8  werden  unzweifelhaft 
mit  europäischen  Arten  für  identisch  erklärt,  nämlich 
Helix  hortensis  ,  rufescens  ,  pulchella  ,  Bulirnus  lubricuS, 
Margaritana  margaritifera,  Physa  hypnorum  (die  =  elon- 
gata  Say),  Limnaeus  stagnalis  (der  gleich  L.  jugularis 
Say),  L.  palustris  (der  =  eiodes  Say  gehalten  wird);  8 
andere  mit  europäischen  für  wahrscheinlich  identisch. 
(Für  die  meisten  behält  lief,  seine  Zweifel,  einige  mögen 
jedoch  eingeschleppt  sein.)  Die  weiteren  allgemeinen 
Betrachtungen  sind  in  der  Abhandlung  selbst  nachzu- 
lesen. The  Canadian  Naturalist  VIII.  p.  50.  Ib.  p.  98  folgt 
dann  eine  Aufzählung  der  Arten:  10  ünio,  4  Margaritana, 
30  Anodonta,  7  Sphaerium ,  3  Pisidium;  1  Paludina  ,  3 
Valvata,  2  Amnicola,  2  Melania,  17  Limnaeus,  6  Physa, 
8  Planorbis,  1  Planorbulina ,  2  Ancylus,  1  Tebcnnepho- 
rus ,  1  Limax ,  1  Vitrina,  4  Succinea ,  21  Helix ,  3  Buli- 
mus,  2  Pupa,  3  Vertigo,  1  Carychium ;  zusammen  34  Mu- 
scheln und  79  Schnecken.  Einige  neue  oder  unvollstän- 
dig bekannte  Arten  sind  beschrieben  und  in  Holzschnitt 
abgebildet ,  namentlich :  Sphaerium    sulcatum  Lam.,    soii- 


der  Mollusken  während  des  Jahres  1863.  273 

dulum  Prlnic^  striatinnm  Lam.,  rhomboidcTim  öay,  occi- 
dentnlc  Prinie,  transvcrsiim  Say,  scciiris  Prime ;  Pisidlum 
virginicum  Brong.,  altile  Anth.,  abdltum  Hald.;  Limnaea 
ainpla  Migli.  und  Planorbis  macrostomus  Wheateaves. 

Baird  beschrieb  14  neue  Conchylien  von  Vancou- 
vcr- Island  und  britisch  Cohuiiblen.  Proc.  zool.  soc.  p.  66. 
—  Ferner  ib.  p.  71  zwei  neue  Arten  von  Vancouver- 
Island. 

C  a  r  p  e  n  t  e  r  revidirte  nach  den  Originalexempiaren 
den  Catalogue  of  the  Shells  of  Panama,  den  C.  B.  Adams 
in  Annais  of  the  Lyceum  of  New -York  1852  herausge- 
geben hatte.  Alle  517  Arten  werden  mit  kritischen  Be- 
merkungen wieder  aufgezählt.  Proc.  zool  soc.  p.  339 — 369. 

Im  Jahre  1861  hatte  Tri  st  r  am  49  Land-  und  Süss- 
wasser  -  Mollusken  aufgezählt ,  die  von  Salvin  in  Guate- 
mala gesammelt  waren.  Verf.  giebt  jetzt  einen  ergän- 
zenden Catalog,  in  welchem  die  Zahl  der  Arten  von 
dort  auf  79  gebracht  wird.  Die  neuen  Arten  sind  unten 
namhaft  gemacht.  Proc.  zool.  soc.  p.  411. 

Durch  neue  Zusendungen  von  G  und  lach  und 
Anderen  sah  sich  Pfeiffer  Malak.  Bl.  p.  180  wieder  in 
den  Stand  gesetzt  etwa  60  neue  Arten  Cubanischer  Land- 
schnecken zu  beschreiben,  die  speciellen  Fundorte  ande- 
rer Arten  mitzuthcilen  und  die  Beschreibungen  der  Thicre 
mancher  Arten  zu  geben. 

Mörch  lieferte  Journal  de  Conchyl.  XL  p.  21  einen 
Beitrag  zur  malakologischen  Fauna  der  dänischen  Antil- 
len. Er  bezieht  sich  auf  die  Gattungen  Aplysia,  Notar- 
chus,  Doridium,  Oxynoe,  Picurobranciius,  Berthella,  Doris, 
Bornella,  Hermaea,  Elysia  ,  Pelta  und  Onchis  mit  Be- 
schreibuug  neuer  Arten,  die  unten  aufgezählt  sind. 

Cephalopoda. 

Gervais  hat  vor  der  Vereinigung  der  gelehrten 
Gesellschaften  in  Paris  im  April  1863  eine  Abhandlung 
über  die  Kenntnisse ,  welche  Aristoteles  von  den  Ce- 
phalopoden    hatte,  vorgetragen,  die    in   Paris    erschienen 

iVrchiv  für  Naturg.  XXX.  Jahrg.  2.  Bd.  g 


274       Troscnel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Natiirgesdiichte 

sein  soll,  und  über  die  im  Journal  de  Concbyl.  XL  p.  301 
berichtet  wird. 

Aue  ap  itaine  verzeichnete  Revue  de  Zoologie XV. 
p.  284—292,  p.  365—370  und  p.  404—410  die  Cepbalopo- 
den,  welche  an  den  Algerischen  Küsten  beobachtet  sind. 

Es  sind  im  Ganzen  19  Arten,  die  zehn  Gattungen  angehören. 
Von  diesen  wird  Sepia  hierreda  Rang  als  zufälUg  durch  Strömun- 
gen ins  Mittelmeer  getrieben  angesehen  und  Sepia  Orbignyana  wird 
nur  mit  Zweifel  angeführt.  Von  den  übrigen  17  Arten  sind  5  dem 
Mittelmeer  eigenthümlich,  nämlich:  Eledone  moschata,  Philonexis 
velifer,  Sepiola  Rondeleti,  Loligopsis  Veranyi  und  Ommastrephes 
todarus;  12  dem  Ocean  und  dem  Mittelmeere  gemeinschaftlich,  näm- 
lich: Octopus  vulgaris,  tuberculatus,  Cuvierii,  venustus,  Argonauta 
argo,  Sepiola  vulgaris,  Sepia  officinalis  und  elegans,  Spirula  Pero- 
nii,  Loligo  vulgaris,  parva,  Ommastrephes  sagittata.  Der  Süden 
des  Mittelmeeres  ist  demnach  viel  ärmer  an  Cephalopoden  als 
der  Norden,  welcher  von  der  atlantischen  Strömung  nicht  beein- 
flusst  wird. 

Crosse  schreibt  die  Entstehung  der  Ambra,  welche 
nicht  in  allen  Wallfischen ,  sondern  nur  in  Pottfischen, 
und  zwar  in  deren  Blinddarm,  vorkommt,  gewissen  stark 
nach  Moschus  riechenden  Cephalopoden  zu,  die  den  ge- 
nannten Thieren  als  Nahrung  dienen ;  es  sind  die  Ce- 
phalopodenkiefer  in  der  Ambra  gefunden  worden  (Journ. 
de  Conchyl.  p.  204;  Revue  de  zool.  p.  244). 

Von  Gabb  wurden  zwei  neue  Cephalopoden  Proc.  California 
1862.  p.  170  beschrieben:  Ocfoptis  punctatus  von  San  Franzisco  imd 
Onychotenthis  fusiformis  vom  Cap  Hörn. 

Gasteropoda. 

Von  des  Referenten  „Gebiss  der  Schnecken'^  wurde 
mit  der  fünften  Lieferung  der  erste  Band  beendigt.  Diese 
Lieferung  enthält  den  Schluss  der  Flügelschnecken  und 
dann  die  Familien  Aporrhaidae,  Cypraeacea,  Triviacea, 
Amphiperasidae  ,  Cassidea  ,  Doliacea ,  Ranellacea ,  Trito- 
niacea  und  Sycotypidae.  Auf  einige  dieser  Familien,  in 
denen  durch  die  Untersuchungen  ein  Einfluss  auf  die 
Classification  geübt  wurde,  müssen  wir  unten  noch  einmal 
zurückkommen.     In   einem   Nachtrage  zum   ersten  Bande 


der  Mollusken  während  des  Jahres  1863.  275 

konnten  manche  Arten  in  Beziehung  auf  das  Gcbiss  nach- 
getragen werden ,  von  denen  früher  kein  Material  vor- 
gelegen  hatte. 

lieber  die  Striictiir  des  Nervensystems  bei  den  Ga- 
steropoden  hat  T  r  i  n  c  h  e  s  e  Untersuchungen  gemacht. 
Comptes  rendus  1863.  p.  G29 ;  A  nnals  nat.  bist.  XII.  p.  474. 

Spo  rieder  theilte  wieder  Beobachtungen  an  leben- 
den Schnecken  mit,  theils  über  die  Fortpflanzung  von 
Helix  cingulata ,  theils  über  das  Pulsiren  des  Herzens 
bei  Limnaeus  pcreger,  Planorbis  vortex,  Helix  cingulata, 
cellaria  und  Cyclostoma  elegans.  Malak.  Bl.  p.  146. 

Im  Journal  of  the  asiatic  societj  of  Bengal  1<S63. 
p.  319 — 327  hat  ßlanford  einen  vierten  Beitrag  zur 
Indischen  Malacologie  gegeben,  indem  er  neue  Land- 
schnecken von  Ava  und  anderen  Theilen  von  Burma 
beschreibt. 

Blanford  berichtet  Journal  of  the  Asiatic  Soc.  of 
Bengal  Vol.  31.  p.  215  über  einen  Besuch  des  Puppä 
döung,  eines  erloschenen  Vulkans  in  Ober-  Burnm.  Er 
fand'  daselbst  von  Landschnecken  je  eine  neue  Art  von 
Alycaeus  und  Diplommatina,  Helix  Huttoni  Pfr.  und  eine 
kleinere  Helix.  In  der  Nähe  der  Basis  des  Berges  fand 
er  Cyclophorus  fulguratus. 

A.  Adams  gab  Journal  of  the  Proc.  Linnean  soc. 
VII.  p.  91  ein  Verzeichniss  der  von  ihm  in  Japan  gefun- 
denen Arten  aus  den  Familien  Strombidae,  Trichotropi- 
dae,  Cypraeidae  und  Amphiperasidae.  Es  sind  2  Galli- 
nula  ,  1  Ganarium,  1  Terebellum;  7  Trichotropis  und  2 
Iphinoe;  3  Cypraea,  4  Aricia,  7  Luponia,  1  Pustularia, 
2  Trivia;  6  Amphiperas  ,  8  Galpurqus  ,  1  Cyphoma  ,  1 
Volva,  5  Radius.     Unter    Urnen   ist    nur    eine    neue  Art 

Cyphoma. 

Taenioglossa. 

Pomatiacea,  Pomalias  dalmalinus  Parreyss  MS.  wird  von  Pfeif- 
fer Malak.  VA.  ^d.  136  aus  Dalmatien  beschrieben. 

Cyclotacea.  Blanford  sprach  über  die  Röliren  an  der  Mün- 
dung der  Gattungen  Raphaulus,  Spiraculum  u.  s.  w.  die  Vermutliung 
aus,  dass  sie  etwa  dieselbe  Bedeutung  haben,  wie  der  Siplio  bei 
AmpuUaria.     Bei  Raphaulus  chrysalis  Pfr.    fand   er  in  der  kalkigen 


276      Troscliel:  Bericht  üb-  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Röhre  einen  durchbohrten  Mantelfortsatz,  der  mit  einer  kleinen  Oeff- 
nung  in  die  Lungenhöhle  communicirte  und  so  einen  freien  Zutritt 
der  Luft  in  dieselbe  auch  bei  geschlossenem  Deckel  gestattete.  An- 
nais nat.  hist.  XIL  p.  55. 

Die  Gattung  Cyclotus  ist  bei  Lovell  Reeve  Iconographia 
iconica  mit  9  Tafeln  begonnen,  auf  denen  59  Arten  abgebildet  sind. 
Von  diesen  werden  als  neu  betrachtet:  C.  subßammtdatus,  patera 
Lao-Gebirge,  Batchianensis  Insel  Batchian,  natalensis  Natal,  Traillii, 
sämmtlich  von  Pfeiffer  in    der  Cuming'schen  Sammlung  benannt. 

Cyclotns  Cooperi  Tryon  Proc.  Philadelphia  p.  281  von  Mazat- 
lan.  —  C.  prninosus,  Bernsteini,  obesus,  plicosus,  parvulus  v.  Mar- 
tens  Malak.  Bl.  p.  83  von  den  Molukken. 

Cyathopoma  (?)  lignariiim  Benson  Annais  nat.  hist.  XIL  p.426 
von  den  Andamanen. 

Opisthoporns  Gordoni  Benson  Annais  nat.  hist.  XL  p.  322  von 
Moulmein. 

Die  Monographie  der  Gattung  Pterocyclos  umfasst  bei  Lo- 
vell Reeve  30  Arten,  die  auf  5  Tafeln  abgebildet  sind.  Neu  sind 
davon:  Pt.  paiilis,  Batchianensis  von  der  Insel  Batchian,  Hainesii 
von  Cambojia,  simplicilahris  ebendaher,  Bernardii  alle  von  Pfeif- 
fer in^MS.  in  der  Cuming'schen  Sammlung  benannt. 

Pterocyclos  labnanensis  und  Lowianus  Pfeiffer  Proceed.  zool. 
soc.  p.  525  von  der  Insel  Labuan. 

Spiracidvm  avanum  Blanford  Journal  of  the  Asiatic  soc.  of 
Bengal  XXXL  p.  319  von  Ava  mit  emendirter  Gattungsdiagnose. 

Alycaevs  Ingrami  von  Tongoop  in  Arakan,  huniilis  von  Akouk- 
toung  am  Fluss  Irawaddi  in  Pegu,  yraphicus  von  den  Arakanischen 
Gebirgen,  welche  Pegu  von  Arakan  trennen,  vestitns  aus  Arakan,  suc- 
cineus  und  polygonoma  ebendaher,  nitidus  von  Tongoop  in  Arakan, 
Thebaldi  vom  Khasi-Gebirge  W.  Blanford  Journal  of  the  Asiatic  Soc. 
of  Bengal  XXXL  p.  135.  —  A.  Vulcani  und  Avae  von  Ava,  Richtho- 
feni     von  Moulmein  Blanford  ib.  p.  323. 

Cyclophortfs  patens  Blanford  ib.  p.  135  aus  der  Provinz  Pegu, 
hispidulus  p.  321  von  Ava. 

Leptopoma  leucoraphe  v.  Martens  Malak.  Bl.  p.  86  von  Hal- 
mahera. —  L.  Michaui  und  Condorianum  Crosse  et  Fischer  in  Jour- 
nal de  Couchyl.  XL  p.  367.  pl.  14  von  Cochinchina. 

Ueber  einige  Leptopomen  der  Philippinen  machte  D  o  h  r  n 
Malak.  ßl.  p.91  Bemerkungen. 

Pupina  solitaria  V.  Martens  Malak.  Bl.  p.  86  von  den  Moluk- 
ken. —  P.  meridionalis  und  jo/am7a6ris  Pfeiffer  Proc.  zool.  soc.  p.526 
von  Nordaustralien. 

Diplommalina  sperata  Blanford  Journal  of  the  Asiatic  Soc.  of 


der  Mollusken  während  des  Jahres  18G3.  277 

Bengal  XXXI.  p.  135   von  dem  Grenzgebiete    zwischen   Arakan  und 
Pegu ;  D.  exilis  Blanford  ib.  p.  325  von  Ava. 

CyclOStomacea.  Cydostomus  reclus  Gundlach  Malak.  131.  p.  194 
von  Cuba. 

Die  Gattung  Chondropoma  ist  bei  LoveU  Reeve  mit  der 
9.  bis  11.  Tafel  beschlossen  worden.  Sie  enthält  im  Ganzen  89  Ar- 
ten, von  denen  folgende  neu  sind:  Ch.  l erna tiwi  GouXdi,  solare  Pfr.. 
lividum  Ilceve  von  Cuba,  igvca  Reeve. 

Chondiopoma  incrassatioit  Wright,  canaliculaluni  Gundl.,  echinu- 
lalum  Wright,  siiiuostan  Wright,  foveaium  Gundl.,  assimile  Gundl., 
excisum  Gundl.,  Presasiamnn  Gundl.,  discolovans  Wright,  Vujnalense 
Wright,  scobina  Gundl.,  Yncayiim  Presas  sind  neue  Arten  von  Cuba, 
die  Pfeiffer  Malak.  Bl.  p.  182  beschreibt. 

Chondropoma  Gundlachi  Arango  ist  Journal  de  Conchyl.  p.  81. 
pl.  II.  Fig.  4  abgebildet. 

Cistula  cunmlata  und  arclislria  Pfeiffer  Malak.  Bl.  p.  194 
von  Cuba. 

Choanopoma  Bebini  Arango,  Blaini  Gundl.,  Sanvallei  Gundl. 
pulre  Gundl.  von  Cuba  beschrieb  Pfeiffer  Malak.  Bl.  p.  191. 

Clenopoma  njidosvm  Gundlach  Malak.  Bl.  p.  193  von  Cuba. 

Die  Gattung  Adamsiella  ist  bei  LoveU  Reeve  mit  17  Arten 
auf  2  Tafeln  behandelt  worden.  Neu  ist  von  diesen  Arten:  A.  chor- 
data  Gundl.  von  Cuba. 

Truncatellacea.  Auf  Truncatella  porrecta  Gould  gründen  H. 
et  A.  Adams  Annais  nat.  bist.  XI.  p.  19  eine  neue  Gattvmg  T  a- 
heitia.  Testa  elongata,  subcylindrica,  decollata,  anfractibus  longi- 
tudinaliter  costellatis;  apertura  ovata,  anfractu  penultimo  late  se- 
iuncta;  peristomate  continuo,  extrorsum  expanso.  Operculum  te- 
staceum,  laminis  erectis,  radiantibus,  exceutricis  instructum. 

Arthur  Adams  gründete  auf  Tomichia  japonica  und  Bcn- 
8oni  eine  neue  Gattung  Blanfordia:  Rostnmi  elongatum,  traus- 
verse  corrugatum,  ad  apicem  emarginatum ;  tentacula  brevissima, 
triangularia,  depressa,  ad  apicem  acuta;  oculi  sessiles  ad  basin  su- 
periorem  tentaculorum;  pes  magnus,  sulco  transverso  in  partes  duas 
divisus.  ad  latera  utrinque  lobatus,  postice  lobo  dorsali  operculum 
gerente  praeditus.  Operculum  cornoum  subspirale.  Testa  ovato-co- 
nica,  epidermide  olivacea  obtecta,  apice  truncato,  anfractibus  lae- 
vibus;  apertura  elliptica,  peristomate  continuo,  incrassato,  duplicato, 
interno  subacuto,  externo  subvaricoso.  Die  Arten  sind  Landschnek- 
ken  und  leben  in  Japan. 

ÄmpuUariacea.  Pomus  gigantevs  Tristram  Proceed.  zool.  soc. 
p.  414  aus  dem  See  Peten. 


278       Tropchcl:  Eericlit  üb.  d.  Lcist.  in  d.  Naturgeschichte 

Lanistes  Grasseti  Morelet  Journal  de  Conchyl.  XI.  p.  267.  pl.  X. 
fig.  2  von  Madagaskar. 

MoiteSSieridae.  Monographie  du  nouveau  genre  fran^ais  M  o  i- 
tessieria  par  Bourguignat.  Paris  1863.  Diese  Gattung  ist 
auf  Paludina  vitrea  Moquin  Tandon,  Pal.  simoniana  Charp.  gegrün- 
det. Das  Thier  lebt  im  Salzwasser,  wie  im  süssen  Wasser  nahe  der 
Oberfläche,  hat  keinen  Deckel,  der  Mantel  schlägt  sich  um  die 
Schale;  zwei  Tentakeln.  Die  Schale  ist  durchscheinend,  sehr  zer- 
brechlich und  klein,  cylindrisch,  langstreckig,  mit  kleinen  Vertie- 
fungen bedeckt,  der  Mundrand  ist  scharf  und  faltig,  stets  vom  um- 
geschlagenen Mantel  bedeckt.  Verf.  vermuthet,  dass  diese  Thiere 
lungenathmend  seien  und  stellt  sie  als  eigene  Familie  M  o  i  t  e  s  s  i  e- 
rida  ehm.  Es  werden  drei  Arten  unterschieden:  M.  RolawUann 
von  Montpellier,  Gervaisiana  ebendaher,  Massoli  von  Tantavel  in  den 
Pyrenäen  und  Simoniana  von  Toulouse. 

Valvatae.  Valvata  nrens  Tryon  Proc.  Philadelphia  p.  148. 
pl.  1.  fig.  11  aus  Californien.  —  V.  Menkeana  Jelski  Journal  de  Con- 
chyl. XI.  p.  136.  pl.  IV.  fig.  4  von  Kieff.  —  F.  Jelskii  Crosse  ib. 
p.  382.  pl.  13.  fig.  3  aus  dem  Dnieper. 

Paludinae.  Theodor  Gill,  der  schon  seit  mehreren  Jahren 
für  die  Ichthyologie  überaus  thätig  gewesen  ist,  beginnt  nun  auch 
sich  mit  den  Mollusken  zu  beschäftigen.  Er  hat  eine  systmatische 
Anordnung  der  Familie  Viviparidae  in  Proc.  Philadelphia  p.33  ver- 
öffentlicht. Daselbst  werden  die  Gattungen  Tulotoma  Hald.,  Vivi- 
parus  Montf.,  Melantho  Bowd.  und  Lioplax  Trosch.  angenommen, 
und  je  zwei  zu  Gruppen  vereinigt.  Dass  die  Platten  der  Radula 
ganzrandig  seien,  wird  für  die  ganze  Gruppe  Lioplaces,  als  Melantho 
und  Lioplax  angegeben,  es  geht  jedoch  aus  dem  Texte  nicht  her- 
vor, wie  viele  Arten  Verf.  uniersucht  hat;  dass  dieser  Charakter 
allen  aufgezählten  Arten  der  Gattung  Melantho  zukommen  sollte,  ist 
mir  sehr  zweifelhaft. 

Von  Paludina  ist  bei  L  o  v  e  1 1  R  e  e  v  e  Fortsetzung  und  Schluss 
von  Taf.  5 — 11  gegeben.  Im  Ganzen  sind  74  Arten  abgebildet.  Als 
neu  sind  angegeben:  P.  vialleatn  Japan,  abbre-viata  Japan,  melano- 
slonut  Bengalen  ,  amjndlarioides  Hanl.  ,  filosa  Hanl. ,  zonata  Hanl., 
ciliafa  Siam  ,  aeruginosa  China  ,  H ainesiana  Siam- ,  thersiles  Hanl., 
lineolata  Mouss.  Siam,  carlnata  Philippinen,  amplior  Mouss.,  dissi- 
milis  Müller,  inlermedia  Hanley,  nitens  Japan,  aethiops  Central- 
Afrika ,  fnivn  Cambojia,  puncturata ,  virescens  Macassar ,  atistralis 
Victoria-River,  maheyana  Grat.  Madagaskar? 

Paludina  Milesii  Lea  Proc,  Philadelphia  p.  156  aus  Michigan. 
—  P.  Dnboisiana  Mousson  Vierteljahrsschr.  natnrf.  Ges.  in  Zürich 
VIII.  p.  408  aus  Transcaucasien. 


der  Mollusken  während  des  Jahres   1863.  279 

Virtparn  Wnlerhousii  und  /un/;»  Adams  und  An  gas  Proc.  zool. 
SOG.  p.  414  aus  Arnheims-Land,  Neuholland. 

Bythiniae.  Bythinia  sphatrion  Mousson  Vierteljahrsschr.  na- 
turf.  Ges.  Zürich  VIII.  p.  409  aus  Transcaucasien. 

LithOglyphi.  Frauen  f  e  1  d  zählte  in  Verhandl.  der  zool.-bot. 
Ges.  in  Wien  XIII.  p.  193  die  Arten  der  Gattungen  Lithoglyphus 
Mhlf.,  Paludinella  Pfr.,  Assimiuea  Gray  in  der  kaiserlichen  und  Cu- 
ming's  Sammlung  auf. 

Es  sind  15  Arten  Lithoglyphus,  worunter  neu:  L.  Ctimincjü 
aus  Californien,  affinis  Kurdistan,  pyrimaens  Croatien,  crassiuscula 
Insel  Opara.  dcflexa  ebendaher;  —  28  Arten  Paludinella  Pfr.  (im 
Sinne  von  F.  Schmidt  und  Rossma  essler  genommen),  wor- 
unter neu:  cyclolabris  Rossm.  ohne  Vaterlandsangabe,  sejutrahilis 
Ziegl.  aus  Algerien,  lala  Frauenf.  aus  Ungarn;  —  5  Arten  Assimi- 
nea  Gray,  worunter  fragilis  Quoy  — ?  von  Tasmanien  und  snrdida 
Behn  n.  sp.  von  den  Nicobaren. 

Assiininea  latericea  H.  et  A.  Adams  Proc.  zool.  soc.  p.  434 
von  China. 

Hydrobiae.  In  einer  ,- vorläufigen  Aufzählung  der  Arten  der 
Gattungen  Hydrobia  Hartm.  und  Amnicola  Gld.  Hldm.  in  der  kai- 
serlichen und  in  Cuming's  Sammlung."  Verhandl,  d.  zool.-bot.  Ges. 
Xin.  p.  1017  unterscheidet  Frauenfeld  41  Hydrobien,  darunter 
11  neu  benannte  und  30  Amnicola  mit  7  neuen  Arten.  Die  neuen 
Arten  sind :  Hydrobia  co«soc?e//(7  Dalmatien,  decJinata  Croatien,  Dal- 
matien,  Griechenland,  rorr/r/a/rt  Dänemark?,  snelaea  aus  Höhlen  mit 
Dinornis -Knochen  in  Neuseeland,  monroemis  Florida,  Pleneri  Real- 
Llejos,  Beevei  mit  spelaea,  G7/w«u  Vandiemensland,  Seemani  Mexiko. 
—  Amnicola  orientalis  aus  Bougie,  exilis  Macedonien  und  Griechen- 
land, Kotschyi  Persien,  floridana  Ostflorida,  diemensis  Vandiemens- 
land;  confusa  Frankreich  und  Sicilien,   Sc/irökin(jeri  Massachusets. 

Amnicola  panamensis  Tryon  Proc.  Philadeljjhia  p.  146.  pl.  1. 
fig.  6  von  Panama.  —  A.  Boicellii  Tryon  ib.  p.  147.  pl.  1.  fig.  8.  9 
aus  Californien.  —  Pomaiiopsis  Binncyi  Tryon  ib.  p.  148.  pl.  1.  fig.  10 
von  Californien.  —  A.  currieriana  Lea  iS.  p.  156  aus  Alabama.  — 
A.  Hindsii  Baird  Proc.  zool.  soc.  p.  67    aus  Britisch  Columbien. 

Melaniacea.  Die  im  vorjährigen  Berichte  p.  694  erwähnte 
Arbeit  von  Brot  „Materiaux  pour  servir  a  l'etude  de  la  famille  des 
Melaniens"  ist  von  von  dem  Busch  in  den  Malak.  Bl.  p.  41—68 
sehr  ausführlich  angezeigt  worden. 

In  Journal  of  the  academy  of  natural  sciences  of  Philadelphia 
Vol.  V.  Part.  III  hat  Isaac  Lea  eine  grosse  Anzahl  von  Arten  aus 
der  Familie  Melanidae  abgebildet,  die  bereits  in  den  Jahren  1860 — 
1861  in    den    Proceedinga    derselben   Akademie    aufgestellt   waren. 


280      Troschel:  Bericht  üb.  cl.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Es  sind  namentlich  48  Arten  der  Gattung  Goniobasis  (vergl.  vorj. 
Ber.)  die  im  Jahre  1861  als  der  Gattung  Melania  angehörig  bezeich- 
net waren,  11  Schizostoma  aus  dem  Jahr  1860,  7  Anculosa  aus  den 
Jahren  1860  und  1861,  7  Lithasia  ebenso,  4  Strephobasis  aus  dem 
Jahre  1861,  1  Goniobasis  von  1860,  46  Trypanostoma  1862,  86  Go- 
niobasis meist  von  1862,  7  Jo  von  1861,  7  Trypanostoma  von  1862, 
2  Lithasia  von  1862,  2  Strephobasis  von  1862.  Alle  diese  Arten 
nehmen  6  Tafeln  ein. 

Haldeman  unterscheidet  die  Nordamerikanischen  Melanien, 
die  einen  ganzrandigen  Mantel  besitzen  unter  dem  Namen  Strepo- 
malidae  als  eine  eigene  Familie  gegenüber  den  orientalischen  Ar- 
ten mit  gefranstem  Mantelrande.  Proc.  Philadelphia  p.  273.  —  Ib. 
p.  306 — 321  giebt  Tryon  eine  Synonymie  derselben  Familie.  Er 
unterscheidet  die  Gattungen  Jo  Lea  mit  5  Arten,  Pleurocera  Ptaf.  mit 
84  Arten,  Angitrema  Hald.  mit  12  Arten,  Lithasia  Hald.  mit  17  Ar- 
ten, Strephobasis  Lea  mit  8  Arten.  Zu  erwarten  sind  noch  die 
Gattungen  Goniobasis  Lea,  Schizostoma  Lea  und  Anculosa  Say. 

Pleurocera  plicatum  Tryon  Proceed.  Philadelphia  p.  279  aus 
Tennessee. 

Goniobasis  Milesii  Michigan,  lithasiodes  Ohio,  Decampii  Ala- 
bama, informis  Ohio,  Louisvillensis  Ohio  ,  infantula  Ohio,  alerina 
Tennessee,  porrec^«  Tennessee,  lu'üafe//«  Tennessee,  Cnmlerlandiensis 
Tennessee  sind  neue  Arten  von  Lea  Proc.  Philadelphia  p.  154. 

Trypa?iostoma  currieranum  Alabama,  Lyonii  Tennessee,  curta- 
tnv\  Tennessee  Lea  Proc.  Philadelphia  p.  155. 

Melanoides  tumida,  Godmanni,  Salvini  Tristram  Proc.  zool.  soc. 
p.  413  von  Guatemala. 

Melania  Helenae  Tryon  Proc.  Philadelphia  p.  146.  pl.  1.  fig.  7 
von  den  Philippinen.  —  M.  pireniformis  v.  Martens  Malak.  Bl.  p.  135 
von  Buru.  —  M.  petenensis  Tristram  Proc.  zool.  soc.  p.  414  vom 
See  Peten.  —  M.  {Melasma)  onca  Adams  und  Angas  ib.  p.  415  aus 
Arnheims  Land,  Neuholland. 

Pachtjcheihis  giraci7is  Tristram  Proc.  zool.  soc.  p.  413  aus  dem 
See  Peten,  Vera  Paz. 

Melanopsis  mingrelica  Mousson  Vierteljahrsschr.  d.  naturf.  Ges. 
in  Zürich  VIII.  p.  411   aus  Transcaucasien. 

LittOrinacea.  Cremnohales  Blanford  n.  gen.  aus  der  Fa- 
milie der  Littorinen  Annais  nat.  bist.  XII.  p.  184:  Testa  perforata, 
turbinato-globosa,  costulata ;  apertura  mediocris,  subovata,  peristoma- 
tis  margine  dextro  siraplici,  columellari  vix  calloso.  Operculum 
testaceum,  subovatum.  paucispirale,  nucleo  sinistro,  margine  membra- 
naceo.  Animal  dmlmoniferum ?)  parvum,  tentaculis  duobus  brevibus 
subulatis,  oculos    in  lobis    tumidis  ad    basin    gerentibus  praeditum; 


der  Mollusken  \Yiihrera  des  Jahres  1863.  281 

pes  brevis,  rotundatus;  proboscis  brevis.  Verf.  vermuthet,  dass 
diese  Thicre  luiigcnathmeud  seien ,  und  hält  sie  für  ein  Ueber- 
gangsglied  zwischen  den  Littorinen  und  den  Deckel-Lungenschnek- 
ken,    sie  leben  amphibisch.     C.  Syhadrensis  vum  Syhadri- Gebirge. 

Arthur  Adams,  der  die  Lacunidac  mit  Gray  als  eine  von 
den  Littorinen  gesonderte  Familie  anerkennt  und  hinzufügt,  dass 
sie  keine  Kiefer  besitzen,  zählt  Annais  nat.  bist.  XI.  p.  350  die  Ja- 
panischen Arten  auf:  Laciinn  latifasciata  u.  sp.,  1  Medoria  Leach, 
4  Epheria  Leach,  wovon  E.  hpidula  neu,  und  Stenotis  n.  gen. 
testa  compressa,  elongato-ovata,  auriformis;  spira  brevi,  acuta;  an- 
fractibus  planis,  simplicibus,  ultimo  seiuncto;  apcrtura  oblonga,  po- 
stice  angustata;  peritrcmate  acuto  recto,  coutinuo,  integre.  St. 
laxata. 

Schwartz  von  Mohrenstern  beschränkt  Wiener  Sitzungs- 
ber.  Bd.  47.  p.  332  die  Gattung  Rissoa,  indem  er  nur  95  beschrie- 
bene Arten,  von  denen  noch  48  Synonyme  sind,  in  die  engere  Gat- 
tung Rissoa  zieht.  Die  Diagnose  der  Gattung  ist:  Testa  oblonga, 
imperforata,  longitudinaliter  costata,  apertura  ovata,  integra,  mar- 
ginibus  coniunctis,  labro  pauUulum  expanso,  varice  incrassato,  in- 
tus laevi,  columella  interdum  subplicata,  lineis  iongitudinalibus  ru- 
fo-brunneis  vel  maculis  flammulatis  ornata.  Operculum  spiratum, 
corneum,  nucleo  laterali.  Animal  postice  unico  cirrho  praeditum. 
Verf.  theilt  die  Gattung  in  3  Gruppen :  1)  Spindel  unten  etwas  fal- 
tenartig abgebogen,  Aussenliijpe  mit  drei  gelbbraunen  Flecken,  Win- 
dungen mit  farbigen  Längsstreifen  oder  Flammen,  11  Arten;  2)  Aus- 
senlippe  mit  zwei  farbigen  halbmondförmigen  Flecken  oder  nur 
einem  dunklen  Fleck ;  Windungen  mit  farbigen  durchlaufenden  oder 
unterbrochenen  Querbinden,  seltener  geflammt,  16  Arten;  3)  Schalen- 
oberfläche oder  deren  Spiralstreifen  vertieft  punktirt,  8  verlängerte, 
und  8  verkürzte  Arten.  Die  ausgeführte  Arbeit  ist  für  die  Denk- 
schriften der  Wiener  Akademie  bestimmt. 

Arthur  Adaras  gründete  Annais  nat.  bist.  XL  p.  347  in  der 
ßissoiden-Familie  eine  neue  Gattung  Micro  stelma  testa  turrito- 
ovata,  rimata,  spira  conica ,  anfractibug  longitudinaliter  plicatis ; 
apertura  oblonga,  antice  producta,  subcanaliculata,  labio  incrassato, 
rectiusculo,  labro  simplici.     M.  daedala  Gotto-Inseln. 

Daran  schliesst  sich  eine  Aufzählung  der  8  Arten  der  Gattung 
Onoba,  unter  denen  neu :  0.  mirißca,  spirala,  patiila,  egreyia,  Ivcida, 
sämmtlich  vun  Japan. 

Cerithiacea.  Ceriünum  Crosstaman  Tiberi  Journal  de  Con- 
chyl.  XI.  p.  160.  pi.  VI.  fig.  2  von  Algerien. 

Billinm  Laiileyannm  Crosse  Journal  de  Conchyl.  XI.  p.  87. 
pl.  I.  flg.  4  von  Südaustralien. 


282       Troschel:  Bericht  üb,  d.  Leist.  in  d.  Naturge schichte 

Quoyia  Michaui  Crosse  et  Fischer  ib.  p.  375.  pl.  13.  fig.  6  von 
Cochinchina. 

Fassaridae.  Die  Japanischen  Gattungen  und  Arten  der  Fos- 
saridae  zählte  Arthur  Adams  Proc,  zool.  soc.  p.  110  auf:  Gen. 
Fossarus  Adans.  mit  3  Arten,  wovon  F.  fcnesirahis  neu,  Subgen. 
Covthouyia  Ad.  mit  4  Arten,  C.  strialnla  xmdi  plicifera  neu;  Gen. 
Isapis  Ad,  mit  2  Arten,  /.  conoidea  neu;  Gen.  Conradia  Ad. 
mit  6  Arten,  C.  doUaris  und  tornnla  neu;  Subgen.  nov.  G  ottoina 
testa  turbinoidea  seu  trochiformis,  imperforata,  anfractibus  trans- 
versim  liratis;  apertura  ovata,  labio  simplici,  orcuato  mit  2  neuen 
Arten  G.  sidcifera  und  pyi-gnhi;  Subgen,  nov.  Cithna  testa  glo- 
boso-turbinata,  tenui,  anfractibus  laevibus;  apertura  vix  circularis, 
labio  tenui,  arcuato,  labri  margine  simplice,  umbilico  carina  semi- 
lunari  extus  instructo  mit  2   neuen  Arten  T.  ylobosa  und  spirala. 

Auf  Fossar  variegatus  Ad.  und  eine  neue  Art  gründeten 
Adams  und  An  gas  Proc.  zool,  p.  423  eine  neue  Gattung  F o  s  s  a- 
rina  testa  turbinata,  depressa,  variegata,  late  umbilicata,  anfracti- 
bus spiraliter  costatis,  apertura  circulari,  magna,  intus  non  marga- 
ritacea,  labio  arcuato,  simplici;  operculum  corneum,  subspirale.  F. 
patula  pl.  37.  fig.  9.  10  von  Port  Jackson. 

Pyramidellacca.  Aus  der  Subfamilie  Pyramidellinae  zählt  A. 
Adams  diejenigen  Arten  auf,  welche  ihm  in  Japan  vorgekommen 
sind.  Journal  of  the  Proc.  Linnean  Soc.  Vol.  VII,  p,  1.  Die  Gat- 
tungen und  die  neuen  Arten  sind  charakterisirt.  Es  sind:  Morrmda 
rissoina,  woneben  eine  andere  neue  Art  M.  egregia  von  den  Philip- 
pinen aufgestellt  ist;  13  Arten  Chrysallida,  neu  CAr.  filocinrta,  rvfo- 
lineata,  gaJbvla,  eniccUa ;  3  Arten  Miraida;  9  Arten  Parthenia,  neu 
P.  caelata;  13  Arten  Pyrgulina,  neu  P.  tantilla  und  decnssata;  3 
Arten  Mumiola,   neu  3L  reticosa  und    tessellata. 

Die  Charaktere  der  genannten  Gattungen  sind  folgende: 

Mormula  A.  Adams  testa  subulato-turrita,  rissoidea,  solida, 
crassa,  longitudinaliter  plicata ;  apertura  magna,  labio  spiraliter  tor- 
tuoso,  labro  intus  incrassato,   margine  acuto, 

Miraida  A.  Adams  testa  solida,  ovata,  seu  elongata;  anfra- 
ctibus planis,  postice  plicatis,  antice  transversim  liratis;  apertura 
labro  postice  subangulato,  margine  crenato. 

Parthenia  Lowe  testa  tenuis  seu  turrita,  anfractibus  longi- 
tudinaliter costellatis,  costellis  in  anfractu  ultimo  ad  peripheriam 
evanidis ;  apertura  ovata ,  labro  in  medio  subangvilato,  labio  plica 
unica  instructo. 

Pyrgvlinn  A.Adams  testa  tenuis,  ovato-turrita,  anfractibus 
spiratis,  postice  angulatis,  longitudinaliter  plicatis  ;  apertura  ovata, 
ro  margine  postice  angulato. 


der  Molinsken  während  des  Jahres  IRfiS-  283 

31  u  mi ol  a  A.  Adams  testa  tenuis,  elongata  seu  ovata,  anfra- 
ctibus  convexis,  cancellatis  aut  granulosis;  apertura  ovata,  labro 
margine  regulariter  arcuato. 

Chernnilzfa  V(fncovrcrcnsis  Baird  Proc.  zool.  SOG.  p.  67  Von 
Vancouver-Island. 

Eulimacea.  Den  früher  beschriebenen  Arten  der  Gattung  Leio- 
straca  von  Japan  fügte  A.  Adams  Journal  of  the  Proceed.  Linnean 
SOG.  XII.  p.  84,  gleichfalls  von  Japan  31  neue  Arten  hinzu,  nämlich  13 
einfarbige:  L.  hastata^  subulina,  lepida,  miranda,  metulina,  pistillvm, 
crystallina^  pusilla,  pygrnaea,  pusio,  exigna,  nana,  puinila,  und  IS 
bunte:  L.  pictnrala,  conspurcata,  bhona,  circumcincta,  bifascialis, 
vincta,  taeyiiata,  balteata,  gracilcnta,  cinctella,  cingenda,  interrupla ^ 
tantilln,  crassiihi,  inquinala,  scilnla,  spreta,  humilis.  Daran  schlies- 
sen  sich  Mucronalia  laclea  und  subula,  so  wie  Selma  svcciniola. 

Scale  nosto  via  Deshayes  Catalogue  des  MoUusques  de  Vile 
de  Reunion,  Journal  de  Conchyl.  XL  p.  396  ist  verwandt  mit  Pyr'a- 
midella  und  Niso.  Schale  thurmförmig,  weiss,  ungenabelt,  mit  un- 
gefalteter Spindel,  dreieckiger  Mündung,  nach  der  Länge  leicht  ge- 
krümmt, mit  einfachem  Mundrande,  neben  der  Naht  ausgeschnitten. 
S.  carinatnm  von  Isle  de  Bourbon. 

B  a  cul  a  H.  et  A.  Adams  Annais  nat.  hist.  XL  p.  18.  n.  gen. 
verwandt  mit  Eulima.  Testu  subulata,  ciaviformis,  imperforata,  tor- 
tuosa,  solida,  tota  transversim  striata  ;  apertura  ovata,  antice  inte- 
gra,  producta;  labio  incrassato,  colloso ;  labro  simplici,  margine 
acuto,  in  medio  producto.     B.  striolata  von  China. 

Vanicoridao.  Vanicoro  Bedv-Jana  Adams  und  Angas  Proc. 
zool.  soc.  p.  424  von  Port  Jackson. 

Vermetacea.  Crypto b i n  Deshayes  1.  c.  n.  gen.  prope  Ver- 
metus  lebt  innig  verbunden  mit  zwei  Korallen  Heteropsammobia  und 
Heterocyathus.  Man  findet  keine  dieser  Korallen  ohne  die  Schnecke 
und  beide  sind  immer  in  Uebereinstimmimg  des  Wachsthums,  so 
dass  ein  junger  Polyp  sich  niemals  auf  einer  alten  Schnecke  findet 
und  umgekehrt.  C.  heleropsammiarum^  und  Michelini  von  Isle  de 
Bourbon. 

Naticacea.  Natica  Forivnei  Reeve  ist  Journal  de  Conchyl.  XL 
p.  262.  pl.  IX.  fig.  5  abgebildet. 

Rvmn  rhodocheila  Adams  und  Angas  Proc.  zool.  soc.  p.  423 
von  Neu-Caledonien. 

Amauropsis  Moerchi  Adams  und  Angas  Proc.  zool.  soc.  p.  423 
von  Port  Jackson. 

OnUStidaO.  Xenopkora  mediferrn-nea  Tiberi  Journal  de  Con- 
chyl. XL  p.  155.  pl.  VI.  fig.  1  von  Algerien. 


284       Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Älata.  Rimella  speciosa  und  Tyleri  A.  Adams  Proc.  zool.  soc. 
p.  428,  letztere  aus  China. 

Die  bekannte  Art  der  Gattung  Terebellum  ist  bei  Lovell 
Reeve  in  verschiedenen  Varietäten  auf  einer  Tafel  dargestellt. 

Cypraeacea.  Referent  hat  im  5.  Hefte  seines  Gebiss  der 
Schnecken  p.  201  auf  Grund  der  Verschiedenheit  des  Gebisses  von 
der  Familie  der  Cypraeaceen  die  Gattungen  Trivia  und  Erato  als 
besondere  Familie  abgetrennt.  Auch  innerhalb  der  so  beschränkten 
Cypraeaceenfamilie  fand  er  Verschiedenheiten  der  Mundbewaffnung, 
die  mit  Verschiedenheiten  der  Schale  in  Uebereinstimmung  gebracht 
werden  konnten.  Demnach  versuchte  er  folgende  Eintheilung :  1) 
Gattung  Cypraea.  Die  Labialfurche  der  Schale  vorn  zu  einer 
löffelartigen  Vei'tiefung  erweitert,  die  Mittelplatten  der  Radula  ohne 
Stützblättchen,  mit  den  Subgenera  Talparia,  Tigris,  Lyncina, 
Mauritia.  2)  Gattung  Aricia.  Die  Labialfurche  vorn  nicht  zu 
einer  löffelartigen  Vertiefung  erweitert,  zuweilen  undeutlich,  die 
Mittelplatten  der  Radula  mit  Stützblättchen,  mit  den  Subgenera 
Erronea,  Erosa ria,  M onctaria.  3)  Gattung  Pnstularia 
mit  Höckern  besetzt.  Zur  Unterscheidung  der  Subgenera  wurden 
theils  Verschiedenheiten  im  Gebisse,  theils  die  allgemeine  Gestalt 
der  Schale  und  die  Falten  an  der  Mündung  benutzt. 

Amphiperasidae.  Aus  der  Familie  Amphiperasidae  hat  Re- 
ferent im  Gebiss  der  Schnecken  p.  216  drei  Gattungen  untersucht. 
Die  Familie  hat  eine  sehr  eigenthümliche  Zungenbewaffnung  und 
entfernt  sich  weit  von  den  Cypraeen. 

Cyphoma  elongatum  A.  Adaras  Journ.  of  the  Proc.  Linnean 
soc.  VIL  p.  96. 

Cassidea.  Unter  denjenigen  Schnecken  unter  den  Taenioglos- 
sen,  die  einen  von  der  Basis  aus  einstülpbaren  Rüssel  besitzen, 
fand  Referent  Gebiss  der  Schnecken  p.  220  nach  den  Differenzen 
des  Gebisses  5  B'amilien  zu  unterscheiden :  Cassidea,  Doliacea, 
flanellacea,  Tr  it  oniace  a  und  Sy  co  ty  pid  ae.  Bemerkens- 
werth  ist  es  ,  dass  die  Gattung  Apollon  (Ranella  argus)  durchaus 
von  den  Ranellaceen  entfernt  und  zu  den  Tritoniaceen  gebracht 
werden  muss.     Das  Nähere  ist  in  dem  Buche  selbst  nachzulesen. 

Tiberi  erkennt  nur  zwei  mittelmeerische  Arten  der  Gat- 
tung Cassidaria  an,  C.  echinophora  und  tyrrhena,  indem  er  depressa 
Phil,  und  provincialis  Martin  für  Varietäten  von  C.  echinophora 
hält.  Journal  de  Conchyl.  XI.  p.  154. 

Duval  bringt  seine  vor  20  Jahren  beschriebene  Cassidaria 
Deshayesii  wieder  in  Erinnerung  und  bildet  sie  Journal  de  Conchyl. 
XL  p.  70.  pl.  I.  Fig  9  ab. 

Doliacea.     Fischer    konnte  Journal   de  Conchyl.  XI.  p.  147 


der  Mollusken  während  des  Jahres  1863.  285 

eine  Reihe  Exemplare  von  Dolium  perdix ,  von  der  embryonaircn 
Schale  an,  nutersuchen.  Diese  jugendlichen  Schalen  enthalten  keinen 
Kalk,  bestehen  bloss  aus  Conchiolin.  Verf.  bestätigt  die  Ueber- 
einstimmung  mit  Macgillivraya,  Vier  jugendliche  Formen  sind 
pl.  VI.  flg.  7  abgebildet. 

Dolium  Testardi  Montrouzicr  Journal  de  Conchyl.  XI.  p.  75 
vom  Caledonischen  Archipel;  ist  ib.  p.  166  wiederholt  beschrieben 
und  pl.  V.  flg.  6  abgebildet. 

Ranellacea.  Bursn  concinna  aus  dem  rothen  Meere,  lamellosa 
von  Japan,  lumida  von  Neu -Seeland  Dunker  Novitates  conchol. 
p.  55.  tab.  18. 

Toxoglosisa- 

Terebracea-  Ennjta  triUneata  von  Port  Jackson  und  pulchella 
von  Südaustralien  Adams  und  Angas  Proc.  zool.  soc.  p.  418.  pl.  37. 
üg.  13,   14. 

Pleurotomacea-  Adams  und  Angas  beschrieben  Proc.  zool. 
soc.  p.  419  folgende  neue  Arten:  Cithara  angela  Woodlark  -  Insel 
pl.  37.  f.  4,  C.  compta  Neu-Süd-Wales  f.  5,  hella  Südaustralien  f.  6, 
Mangelia  picta  Port  Jackson  fig.  7,  M.  inscnlpta  Südaustralien  fig.  8, 
Bela  milralis  Port  Jackson,  B.  australis  Südaustralien,  Clalhurella 
reticosa  Port  Jackson. 

Pleuroloma  Angasi  pl.  I.  fig.  5  und  Berandiana  fig.  6  Crosse 
Journal  de  Conchyl.  XI.  p.  87  von  Port  Jackson. 

Haliacea.  Bei  Lovell  Reeve  Lief.  230  ist  Helix  priamus 
Meuschen,  Buccinum  ficus  Martyn  unter  dem  Namen  Ualia  Pria- 
m  u  s  abgebildet.  Fischer  hatte  sie  bereits  1858  nach  Untersuchung 
des  Thiers  zu  den  Pleurotomaceen  gestellt. 

Cancellariacea-  Crosse  fühlt  sich  nach  der  Schilderung  des 
Referenten  von  den  Mundtheilen  der  Gattung  Cancellaria  noch  nicht 
überzeugt,  dass  sie  zu  den  Toxoglossen  zu  zählen  seien.  Er  fügt 
seinem  früher  publicirten  Cataloge  (vergl.  den  Bericht  über  1861. 
p.  249)  eine  Anzahl  Arten  hinzu,  davon  neu:  Cancellaria  Angasi 
unbekannten  Vaterlandes  und  C.  Seviperiana  von  Neu-Calcdonien. 
Journal  de  Conchyl.  p.  58.  Die  neuen  Arten  sind  pl.  I.  fig.  7  und 
8  abgebildet. 

Cancellaria  Bocageana  Crosse  und  Debeaux  ib.  p.  77  und  263, 
pl.  IX.  fig.  3  von  Nordchina.  —  C.  Forestieri  Montrouzier  und  Mon- 
trouzieri  Souverbie  vom  Caledonischen  Archipel  ib.  p.  161.  pl.  V. 
Fig.  7,  8. 

Rhachij^lossa, 

VolUtacea.      Marginella    Dehurghi    A.    Adams    Proc.    zool.   SOC. 


286       Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschiclite 

p.  509    vom    Swan    River.   —    Eine    neue  Varietät   von    M.   suavis 
Souv.  wird  Journal  de  Conchyl.  XI.  p.  170  beschrieben. 

•     Voluta  Kaupii  Dunker   Malak.  Bl.  p.  145   von    Neuseeland.  — 
V,  Loroisi  Valenciennes  Journal  de  Conchyl.  XI.  p.  71. 

A.Adams  zählte  die  Arten  der  Familie  Mitridae  auf,  welche 
an  den  Japanischen  Inseln  vorkommen.  Proc.  Linnean  Soc.  YII. 
p.  198.  Im  Norden  des  Japanischen  Meeres  traf  Verf.  keine  Art 
aus  dieser  Familie.  Aus  der  Subfamilie  Mitrinae  werden  genannt 
4  Mitra,  M.  japonica  neu,  4  Scabricula,  Sc.  puntolirata  neu,  5  Can- 
cilla,  1  Mitreola,  2  Strigatella,  1  Cylindra;  aus  der  Subfamilie  Tur- 
riculinae  10  Costellaria  ,  C.  Collmsoni  und  Dohrni  neu  ,  7  Pusia,  3 
Callithea,  C.  spreta  neu. 

Milra  foveolata  Dunker  Novitates  conchol.  p.  46.  tab.  15. 
fig.  5,  6. 

Olivacea.  OUvella  pordaUs  und  leiico:,ona  von  Port  Jackson 
und  mjmpha  von  Neu-Süd-Wales  sind  neue  Arten  vom  Adams  und 
Angas  Proc.  zool.  soc.  p.  423.  Die  beiden  ersteren  sind  abgebildet. 

Fasciolariacea.  Fasdolaria  Lischkeana  Dunker  Novit,  conchol. 
p.  44.  tab.  14  unbekannten  Vaterlandes. 

Tudicula  spinosa  H.  et  A.  Adams  Proc.  zool.  soc.  p.  429  von 
Port  Curtis.  Für  diese  Art  und  Turbinella  armigera  wenden  die 
Verf.  den  Namen  Tudicula  an. 

Peristernia  luculenla  H.  et  A.  Adams  Proc.  zool.  soc.  p.  429 
von  Mexico. 

GOlUIDbellaCOa.  Colmnbella  infnmala  Crosse  Journal  de  Con- 
chyl. XI.  p.  84.  pl.  I.  fig.  3  von  Südaustralien.  —  C  Michani  Crosse 
et  Fischer  ib.  p.  377.  pl.  13.  fig.  5  von  Cochinchina.  —  C.  pumila 
Sowerbie  ib.  p.  281.  pl.  12.  fig.  4  von  Neu-Caledonien. 

Engina  Schrammi  Crosse  Journal  de  Conchyl.  XI.  p.  82.  pl.  I. 
fig.  7  von  Guadeloupe. 

Muricea.  Mwex  scalarinvs  und  alahastrum  A.  Adams  Proc. 
zool.  soc.  p.  508,  letztere  von  Martinique. 

Vitularia  aspera  Baird  Proc.  zool.  soc.  p.  QQ  von  Voncouver- 
Island.  —  F.  Candida  H.  et  A,  Adams  ib.  p.  430  von  Neu-Seeland. 

Typhis  Angasi  Crosse  Journal  de  Conchyl.  XI.  p.  86.  pl.  I.  fig.  2 
von  Port  Jackson. 

Trophon  spiralnm  und  coronatum  H.  et  A.  Adams  Proc.  zool. 
SOG.  p.  429  von  Neu-Seeland. 

Fuscaea.  Aus  der  Familie  Fusidae  hat  A.  Adams  Journal 
of  the  Proc.  Linnean  Soc.  VII.  p.  105  die  Arten  verzeichnet,  welche 
von  ihm  in  Japan  beobachtet  wurden:  1  Hemifusus;  8  Fusus  ,  neu 
perplexvs    und    solidulvs;    2  Priene;    5  Neptunea,    A.  i urida  nen;  3 


der  Mollusken  während  des  Jahres  18G3.  287 

Sipho,  S.  plicnius  neu,  1  Cominella;  C.  fucala  neu;  3  Euthria,  E. 
badin  und  lirata  neu;  2  Canthiridius ;  2  Tritonidia. 

Fusvs  lasmaniensis  Adams  und  Angas  Proc.  zool.  sog.  p.  421. 
pl.  37.  flg.  1  von  Süd-Australien. 

Chrysodomus  tabulatus  Baird  Proc.  zool.  soc.  p.  6G  von  Yan- 
couver  Island. 

Contharus  porcati/s  H.  et  A.  Adams  Proc.  zool.  soc.  p.  430 
von  den  neuen  Hebriden. 

Buccinea.  Arthur  Adams  gründete  auf  eine  Gruppe  der 
Gattung  Buccinum  eine  neue  Gattung  Siphonalia,  deren  Arten 
besonders  in  China  und  Süd  -Japan  leben.  Testa  ovato-fusiformis, 
plerumque  variegata ,  non  epidermide  induta ,  anfractu  ultimo  ven- 
tricoso ,  plerumque  nodoso -plicato;  apertura  antice  in  canalem 
curtum  recurvatum  desinens.  Dahin  zählt  Verf.  8  bereits  beschrie- 
bene und  13  neue  Arten  von  Japan:  S.  commoda ,  conugala,  con^ 
spersa^  concinna,  urnala,  fdusa ,  ligcda,  griseri,  cohis,  acuminala,  py- 
ramis,  munda,  nodulosa. 

Adamsia  Adelaidae  Adams  u.  Angas  Proc.  zool.  soc.  p.  421. 
pl.  37.  fig.  2  von  Adelaide. 

jSassa  GaUnndinna  Fischer  ist  Journal  de  Conchyl.  XI.  p.  82. 
pl.  n.  fig.  6  abgebildet. 

Cyllene  lactea  Adams  und  Angas  Proc.  zool.  soc.  p.422  von 
Neu-Süd-Wales. 

Purpura  Flindersi  Adams  und  Angas  Proc.  zool.  soc.  p.  421. 
pl.  37.  fig.  22  von  Süd- Australien. 

Pseudoliva  {Macron)  commoda  H.  et  A.  Adams  Proc.  zool. 
soc.  p.  430. 

Die  Gattung  Concholepas  ist  bei  Lovell  Reeve  Conchologia 
iconica  Lief.  228  gegeben.  Der  bekannten  C.  peruvianus  ist  eine 
zweite  Art  C.  oblongvs  von  Cap  Hörn  hinzugefügt. 

Laliaxis  tortilis  H.  et  A.  Adams  Proc.  zool.  soc.  p.  431  von 
China. 

Coralliophila  asperrima ,  salebros<t  Guadeloupe ,  nodulosa 
Guadeloupe,  senlicosn  Bombay,  undosa  Sandwichinseln,  confragosa, 
relusttj  elaborala  Sandwichinseln  H.  et  A.  Adams  Proc.  zool.  soc. 
p.  431. 

Campulotus  Cumingii  H.  et  A.  Adams  Proc.  zool.  soc.  p.  430 
von  Californien. 

Ptenoglossa. 

Scalariacea.  Scalarla  sohUa  Tiberi  Journal  de  Conclnl.  XI. 
p.  158.  pl.  VI.  Fig.  3  aus  dem  Golf  von  Neapel. 


288      Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Solariacea.  Die  Monographie  der  lebenden  Arten  der  Gattung 
Solarium  Lam.  ist,  von  Sylvanus  Hanley  bearbeitet,  in  Sowerby's 
Thesaurus  erschienen.  Verf.  nimmt  die  drei  Sectionen  Architecto- 
nica  Bolten,  Philippia  Gray,  Torinia  Gray  an.  Erstere  ist  durch  21, 
die  zweite  durch  4,  die  dritte  durch  16  Arten  vertreten ,  wozu 
noch  9  unsichere  Arten  kommen. 

!Rhipidoglogisa. 

Helicinacea.  Hellcina  pulla  V.  Martens  Malak.  81.  p.  86  von 
den  Molukken.  —  Pfeiffer  beschrieb  ib.  p.  195  als  neu  von  Cuba 
//.  Wrighti  Pfr.,  jucnnda  Gundl. ,  fuscula  Gundl.  —  H.  scrupulum 
Benson  Annais  nat.  hist.  XII.  p.  425  von  den  Andomanen.  —  H. 
Deppeana  v.  Martens  Berliner  Monatsber.  p.  540  aus  Mexico.  —  H. 
Rosaliae  Pfeiffer  Journal  de  Conchyl.  XI.  p.  72.  pl.  II.  fig.  5  von  den 
Philippinen.  —  H.  Fischeriana  Montrouzier  ib.  p.  76  von  der  Insel 
Woodlark,  Louisiaden,  und  ib.  p.  171.  pl.  V.  fig.  3.  —  H,  oxyrhijncha 
Crosse  et  Debeaux  ib.  p.  266.  pl.  IX.  fig.  4  unbekannten  Vater- 
landes. 

HydrOCaenacea.  Ompkalolropis  dislermina  Benson  Annais  nat. 
hist.  XII,  p.  425  von  den  Andamanen.  —  0.  maritima  Montrouzier 
Journal  de  Conchyl.  XI.  p.  74  aus  dem  Caledonischen  Archipel,  ist 
p.  165  wiederholt  beschrieben  und  pl.  V.  fig.  4  abgebildet. 

Neritacea.  Neritma  Souverbiana  Montrouzier  Journal  de  Con- 
chyl. XI.  p.  75  und  p.  175.  pl.  V.  fig.  5  vom  Caledonischen  Archipel. 

TrochOidea.  Arthur  Adams  stellte  in  der  Familie  Umbo- 
niidae  einige  neue  Gattungen  auf,  und  verzeichnete  die  in  Japan 
beobachteten  Arten.  Annais  nat.  hist.  XI.  p.  264.  Er  unterscheidet 
die  Gattungen  Umb  otiiu  m  Link  mit  6  Arten ;  M  icr  othyca  n.  gen. 
testa  globoso-turbinata,  late  umbilicata,  subporcellanea,  longitudina- 
liter  rugoso-plicata ;  suturis  canaliculatis,  anfractibus  ad  suturas 
crenulatis;  apertura  semicircularis,  peritremate  continuo,  labio  in- 
crassato,  arcuato;  labro  margine  incrassato;  umbilico  crenulato. 
Dahin  Isanda  crenellifera  Ad. ;  Umb  onella  n.  gen.  testa  globosa- 
conoidea,  solida,  porcellana,  polita,  anguste  umbilicata;  apertura 
subquadrata;  labio  rectiusculo  ,  antice  dilatato  ;  umbilico  angusto, 
margine  crenulato-rugoso.  Dahin  Turbo  murreus  ßeeve;  Ethalia 
H.  etA.  Adams  mit  6  Arten,  wovon  neu  E.  oiiiphalotropis  und  nitida; 
T  eino  Stoma  Ad.  mit  drei  neuen  Arten  T.  concentricum,  radialnm 
xmdi  lucidum ;  C alce olina  n.  gen.  testa  neritiniformis,  oblonga,  de- 
pressa ;  spira  parva ;  anfractibus  rapide  accrescentibus ;  regione 
umbilicali  callosa;  apertura  semicircularis,  intus  non  margaritacea ; 
labio  callo  magno,  lato  obtecto,  postice  umbilicum  tegente;  margine 
antico  recto,  simplici  mit  1  Art. 


der  Mollusken  während  des  Jahres  18G3.  289 

Glofyuhts  Thomasi  Crosse  Journal  de  Concliyl.  XL  j).  384  pl.  13. 
fig.  8  aus  Nord-China. 

Arthur  Adams  verzeichnete  die  in  Japan  gefundenen  Gat- 
tungen und  Arten  der  Subfaniilie  Liotiinae.  Proc.  zool.  soc.  p.71. 
Es  sind  die  Gattungen  Liotia  Gray  mit  5  Arten,  wovon  L.  daedala 
und  lanlilla  neu;  Cyclo strema  Marryatt  mit  7  Arten,  wovon  C.  ann- 
flhjptum,  avimonoceras  und  biporcatnm  neu;  Mörchia  Ad.  mit  1  Art; 
Subgen.  Tu  hi  ol  a  Ad.  testa  subevoluta  aut  laxe  voluta,  anfractibus 
concentrice  striatis,  rotundatis,  simplicibus,  apertura  subcircularis, 
peritremate  continuo  ,  margine  acuto,  integro,  wohin  Turbo  niveus 
Chemn.  und  T.  comueUa  n.  sp.,  Adeorbis  Wood  mit  14  Arten,  wo- 
von A.  carinata,   trochula,   subancjuluta  und  diaphana  neu. 

Adeorbis  Atifjasi  Adams  Proc.  zool.  soc.  p.  424.  pl.  37.  fig.  11,  12 
von  Port  Jackson, 

Trockus  Founiieri  Crosse  Journal  de  Conchyl.  XL  p.  180.  pl.  6. 
flg.  5  von  Neu-Caledonien.  —  T.  constellalus  Souverbie  ib.  p.  279. 
pl.  12.  flg.  3  ebendaher.  —  Tr.  Tiberianus  Crosse  ib.  p.  881.  pl.  13. 
fig.  2  aus  Süd- Australien. 

Monodonta  Bourcierei  Crosse  Journal  de  Conchyl.  XL  p.  178. 
pl.  VL  fig.  6  von  Neu-Caledonien. 

Clanculus  Yatesi  Crosse  ib.  p.  379.  pl.  13.  fig.  1  aus  Süd-Au- 
stralien. 

Arthur  Adams  stellte  Proc.  zool.  soc.  p.  506  eine  neue 
Ga.itung  Eutr  ochn  s  auf,  die  mit  Ziziphinus  Aehnlichkeit,  aber 
einen  perspectivischen  Nabel  hat  wie  Architectonica :  testa  trochi- 
formis,  tenuis,  perspective  umbilicata;  anfractibus  planis,  transver- 
sim  liratis;  apertura  subquadrata,  intus  margaritacea,  labio  rectius- 
culo.  margine  acuto  ,  subreflexo,  antice  in  dentem  obtusum  desi- 
nente.     E.  perspectirus  von  Tasmania. 

Turcica  imperialis  Japan,  concinna  Uraga,  slellata  China  A. 
Adams  Proc.  zool.  soc.  p.  507. 

Minelia  tigrina  H.  et  A.  Adams  Proc.  zool.  soc.  p.  433. 

Turbo  laetus  Montrouzier  Journal  de  Conchyl.  XL  p.  277. 
pl.  12.  fig.  2  von  Neu-Caledonien. 

Modolia  gutlata  Adams  Proc.  zool.  soc.  p.  507  von  Tatyama. 

Aus  Phasianella  neritina  Dunker  bildete  H.  et  A.  Adams 
Annais  nat.  hist.  XL  p.  19  eine  eigene  Gattung  Chr  omolis.  Testa 
ovata,  auriformis,  imperforata,  tenuis,  laevis,  polita;  spira  obtusa, 
brevissima ;  anfractibus  rapide  crescentibus,  ultimo  magno ;  apertura 
elliptica;  columella  complanata.     Operculum  calcareum. 

Leiopyrga  H.  et  A.  Adams  Annais  nat.  hist.  XL  p.  19  n.  g. 
verwandt  mit  Phasianella.     Testa  turbinato-turrita,  perforato-umbi- 

Archiv  f.  Naturg.  XXX.  Jahrg.  2.  Bd.  ^ 


290      Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  NaturgeschicMe 

licata,  tenuis,  porcellana,  laevi,  nitida;  aportura  subcircularis,  spira 
brevior;  labio  tenui;  columella  angusta,  excavata  ,  inciirvata;  labro 
simplici ,  margine  acuto.  L.  picturata  unbekannten  Vaterlands.  — 
L.  cingulata  A.  Adaras  Proc.  zool.  soc.  p.  507  von  Tort  Essington. 

Stomatella  delicata  St.  Thomas,  modesta  Rothes  Meer,  elata, 
caliginosa  H.  et  A.  Adams  Proo.  zool.  soc.  p.  438.  —  St.  stellala 
Souverbie  Journal  de  Conchyl.  XI.  p.  169.  pl.  V.  fig.  10  vom  Caledo- 
nischen  Archipel, 

Haliotidea.  HaUotis  Dohmiana  Dunker  Novitates  conch.  p.  48. 
tab.  15.  fig.  13—15. 

Fissurellacea.  I)ie  Familie  der  Fissurelliden  ist  in  Sowerby's 
Thesaurus  durch  die  Monographien  einiger  kleinen  Gattungen  ver- 
vollständigt worden.  Die  Gattung  Cemoria  Leach  mit  8  Arten, 
Cranopsis  Adams  mit  2,  Zeidora  Adams  mit  2,  Rimula  de  France 
mit  5,  Emarginula  Lam.  mit  62,  Scutus  mit  5,  Tugalia  mit  7  Arten. 
Sie  sind  bearbeitet  von  Arthur  Adams  und  G.  B.  Sowerby. 

Hocoglosisa. 

Patellacea.  Fischer  hat  seine  Aufmerksamkeit  auf  einige 
Punkte  der  Naturgeschichte  der  Patellen  gerichtet.  Er  spricht  na- 
mentlich seine  Vermuthungen  über  das  Ablegen  der  Eier,  das  Ein- 
senken in  den  Felsen  aus,  und  erwähnt  einer  Mittheilung  von 
Bert  an  die  Societe  philomatique  im  October  1862  über  das  Ner- 
vensystem der  Patellen.     Journal  de  Conchyl.  XI.  p.  320. 

Pulinonata. 

Limacea.  Heyne  mann  erörtert  Malak.  BI.  p.  200  die  Ver- 
schiedenheit einiger  Limax- Arten,  und  erklärt  die  Schwierigkeit, 
die  Zungenbewaffnung  zur  specifischen  Unterscheidung  zu  benutzen 
dadurch,  dass  die  Zahl  der  Zähne  in  den  Querreihen  mit  dem  Alter 
zunehme.  Limax  cinereus,  unicolor,  cinereo-niger  und  engadinensis 
gehören  in  eine  Gruppe,  und  bei  ihnen  allen  werden  die  Seiten- 
zähne zweispitzig.  Eine  andere  Gruppe  bilden  Limax  agrestis, 
brunneus  und  eine  neue  Art  L.  Ueydeni  von  St.  Moritz  im  Obern 
Engadin.  Auf  liimax  margiuatus  Müll,  gründet  Verf.  eine  eigene 
Untergattung  L  e  A  m  rt  M  M.  i  rt,  weil  sie  sich  durch  meist  ganz  kalklose 
Schalen,  ovale  Eier,  und  abweichendes  Gebiss  auszeichnet.  Von 
einer  Anzahl  Limax-Arten,  so  wie  von  Testacella  sp.,  Daudebardia 
Langi  Pfr.,  2  Species  Amalia,  Tebennophorus  sind  die  Zungenzähne 
abgebildet. 

Limax  tratissilvemicns  Heynemann  ib.  p.  216  Siebenbürgen:  ge- 
hört in  die  Gruppe  von  L.  cinereus. 

Limax  altivagus    und   modeslus    Theobald  vom  Sutlei-Gebirge 


der  Mollusken  während  des  Jahres   1863.  291 

in  einer  Höhe  von  GOOO — 9000  Fuss.  Journal  of  the  Asiatic  Society 
of  Bengal  31.  p.  489.  Kommt  in  Begleitung  von  Vitrina  monticola 
li.  vor.  —  L.  Cotnpanyoi  Bourguignat  Revue  de  zool.  XV.  p.  179. 

Unter  den  Nacktschnecken,  welche  die  Gebrüder  von  Schlag- 
int weit  aus  dem  Himalaya  mitgebracht  haben,  erkannte  Heyne- 
m  ann  Malak  Bl.  p.  137  eine  neue  Gattung  Anadenus,  die  sich  von 
Arion  durch  den  Mangel  der  Schwanzdrüse  und  das  Vorhandensein 
einer  inneren  Schale  unterscheidet,  während  sie  deti  Kiefer  mit 
Querrippen  mit  Orion  gemein  hat.  Zwei  neue  Arten  A.  fiifjanfeus 
und  Schlaginiiceiti.  Schalen  und  Zungenzähne  sind  abgebildet.  — 
Eine  andere  neue  Gattung  ist  Ibycus,  die  eine  gewölbte,  hornig- 
lederartige,  spröde,  durchsichtige,  bernsteinfarbige,  stark  glänzende 
innere  Schale  mit  zierlichen  Wachsthumsringen  besitzt.  /.  fissidens 
von  Sikkim.  Auch  ihre  Schale  und  sehr  abweichenden  Zähne  sind 
abgebildet. 

Humbert  beschrieb  in  den  Mem.  de  la  Soc.  de  Physique  et 
d'Hist.  nat.  de  Geneve  XVH.  einige  neue  oder  wenig  bekannte 
Landschnecken:  1)  Parmarion  pupiilaris  n.  sp.  von  Java,  der  Gat- 
tung Parmarion  Fischer  zugesellt,  zu  der  Limax  probleraaticus  Gray 
die  typische  Art  ist ,  und  die  1855  in  Actes  de  la  Soc.  Linn.  de 
Bordeaux  XX.  p.  389  aufgestellt  worden  ist.  2)  In  der  Nähe  von 
Janella  und  Aneitea  Gray  gründet  Verf.  eine  neue  Gattung  Tribo- 
niophoviis,  gleichfalls  mit  nur  zwei  Fühlern  und  Kalkkörnern  in 
dem  kleinen  Mantel,  jedoch  ohne  die  mittlere  Furche,  die  für  die 
genannten  beiden  Gattungen  so  charakteristisch  ist ;  im  Munde  ein 
Kiefer  mit  fast  geradem  Unterrande;  kein  Schleimporus.  T.  Graeffei 
von  WooUongong.  3)  Von  Vaginula  maculata  Templeton  wird  eine 
neue  Art  von  Ceylon   V.  Templetoni  unterschieden. 

Helicea.  Ich  kann  nicht  umhin ^  hier  nachträglich 
einer  Beschreibung  des  Generations- Apparates  von  Helix 
aspersa  und  hortensis  zu  erwähnen,  welche  bereits  1861 
in  Haughton's  Dublin  Quarterly  Journal  of  science 
Vol.  I.  p.  172  erschienen  ist.  Verfasser  hält  die  in  der 
Leber  eingeschlossene  Drüse  nicht  für  eine  Zwitterdrüse^ 
sondern  für  den  Eierstock.  Die  sog.  zungenförmige  Drüso 
erkennt  er  als  Eiweissdrüse  an,  von  den  weiten  neben 
einander  verlaufenden  bisher  für  Ausführungsgänge  ge- 
haltenen Kanälen  erklärt  er  den  w^eiteren  (weiblichen) 
für  den  Uterus,  den  engeren  (männlichen)  für  den  Hoden  I 
Bland  machte  Annais  of  the  Lyceum  nat.  bist,  of 
New-York  VIII.  Oct.  18G3.  „Bemerkungen  über  die  Classi- 


292       Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

ficationen  der  Nordamerikanischcn  Helices  durch  Euro- 
päische Autoren,  namentlich  H.  et  A.  Adams  und  Albers.^ 
Dieselben  sind  eines  Auszuges  nicht  fähig.  Manche 
Namen  werden  berichtigt.  Angehängt  ist  ein  Verzeichniss 
der  Arten  Helix ,  welche  Nord-Amerika  bewohnen  mit 
Angabe  der  Genera  und  Subgenera  von  Pfeiffer  und 
Albers ;  ebenso  die  Beschreibungen  der  hauptsächlichsten 
Genera  und  Subgenera,  in  welche  gewisse  nordamerika- 
nische Arten  Helix  von  Albers  eingeordnet  sind. 

Ein  Verzeichniss  der  Indischen  Arten  der  Gattun- 
gen Helix  und  Nanina  erschien  von  W.  F.  Blanford 
in  Annais  nat.  bist.  XI.  p.  81.  Es  enthält  52  Arten  Na- 
nina in  10  Subgenera  und  30  Helix  in  5  Subgenera. 

Schroeder  beobachtete  das  Abschiessen  der  Lie- 
bespfeile vor  der  Begattung  von  Helix  nemoralis.  Wup- 
perthaler  Thierschutz- Verein,  erster  Bericht  p.  45,  auch 
abgedruckt  Jahresberichte  des  naturw.  Vereins  von  Elber- 
feld  und  Barmen.  4.  Heft.  p.  127. 

Testacellea.  Glandina  Uhdeatia  v.  Martens  Beriiner  Mo- 
natsberichte p.  540  von  Yeracruz. 

Spiraxis  Haughloni  und  Walker i  von  den  Andamanischen  In- 
seln, Layardi  und  Cingalensis  von  Ceylon  Benson  Annais  nat.  hist. 
XL  p.  90. 

Cylindrella  (Holnspira)  imbricata  v.  Martens  Berliner  Monats- 
ber.  p.  540  aus  Mexico.  —  C.  Swiftiana  Crosse  Journal  de  Conchyl. 
XI.  p.  388  unbekannten  Vaterlandes. 

Yitrinea.  Trochomorpha  tricolor  v.  Martens  Malak.  Bl.  p.  134 
von  Buru. 

Zonites  frondosulns  Mousson  Vierteljahresschrift  der  naturf. 
Ges.  in  Zürich  VIII.  p.  276  von  Constantinopel.  Z.  mingrelicus  und 
sorella  Mousson  ib.  p.  294  und  299  aus  Transcaucasien.  —  Z.  djur- 
jurensis  Debeaux  Journal  de  Conchyl.  XL  p.  11.  pl.  2.  fig.  1  aus  der 
Bergregion  des  unteren  Kabyliens.  —  Z.  psaturus  und  apalistns 
Bourguignat  Malacologie  de  l'Algerie  aus  Algerien.  —  Z.  Benoiti 
Crosse  et  Fischer  Journal  de  Conchyl.  XL  p.  346.  pl.  14.  fig.  4  aus 
Cochinchina.  Ueber  die  Zonites  des  nördlichen  Italiens  schrieb 
Mortillet  in  Atti  della  Societä  italiana  Vol.  IV. 

Helicacea.  Nach  Benson  Annais  nat.  hist.  XL  p.  323  ist 
Sophina  verwandt  mit  Helix.  Sie  hat  vier  Tentakeln,  zwei  lange 
und  zwei  kurze,  die  Augen  auf  dem  Gipfel  der  längeren ;  die  Farbe 


der  Mollusken  während  des  Jahres  18G3.  293 

ist  grau-blau  ins  gelbliche  und  mit  einem  dunklen  Fleck  zwischen 
den  grau  -  blauen  Fühlern ,  dessen  dunkle  Fühler  sich  längs  dem 
Nacken  erstrecken. 

Aucapitaine  fand  llevue  de  Zoologie  XV.  p.  423,  dass 
Helix  Raspailii  Payr,  auf  Corsica  einheimisch  ist,  aber  sich  auch 
im  nördlichen  Theile  Sardiniens  findet ,  während  umgekehrt  H. 
Carae  Cantr.  Sardinien  angehört  und  zuweilen  im  südlichen  Corsica 
vorkommt. 

Crosse  bildet  im  Journal  de  Conchyl.  XI.  p.  325.  pl.  13.  fig.  4 
Helix  Ilautfeni  aus   den  Höhlen  in  Kärnthen  ab. 

Die  Anatomie  von  Helix  Desmoulinsi  schildert  Bourguignat 
Revue  de  zool.  XV.  p.  52. 

Eine  Sealariden  -  Form  der  Weinbergschnecke,  Helix  pomatia, 
hat  Hensche  abgebildet  in  den  Schriften  der  Physik.  Oecon.  Ge- 
sellsch.  in  Königsberg  und  daraus  im  zool.  Garten  p.  106. 

Helix  Remondi  Trydn  Proc.  Philadelphia  p.  281.  pl.  2.  fig.  1 
von  Mazatlan,  —  H.  nncjuicuUna  v.  Martens  Malak.  Bl.  p.  135  von 
Buru.  —  H.  Solorensis  v.  Martens  ib.  p.  179  von  Solor.  —  H.  sub- 
tussulcata  Wright  ib.  p.  199  von  Cuba.  —  //.  Haughtoni  von  den 
Andamanischen  Inseln,  Gordoniae  aus  Birmanien,  cyclostrema  aus 
dem  Soomeysur -Gebirge  bei  Nepal,  hyptiocyclos  bei  Fort  M'Donald 
in  Ceylon  sind  neue  Arten  von  Benson  Annais  nat.  hist.  XI.  p.  87. 

—  H.  hemiopfa  Andamanen,  cwlopis  ebendaher,  scenoma  Moulmein, 
brachyplecta  ebendaher,  aspides  unbekannten  Vaterlandes,  fritillata 
Pegu,  phyllopkila  Ceylon  Benson  ib.  p.  318.  —  H.  vitrinoides ,  al- 
monte  und    Salvini  Tristram  Proc.  zool.  soc.  p.  411  aus  Guatemala. 

—  H.  (Iladra)  patruelis  und  Flindersi  Adams  u.  Angas  ib.  p.  520 
von  Südaustralien;  //.  (Thalassia)  stthangnlala  ib.  —  //.  labnanensis, 
Htfßonis,  ceroconuSf  jucunda  alle  vier  von  der  Insel  Labuan,  dura 
Waigiou,  nigrofasciata  Admiralitätsinseln,  lalizofia  Ceram  Pfeiffer 
ib.  p.  523.  —  //.  inclinata  Neu  Caladonien,  Lincolniensis  Port  Lin- 
coln, Murrayana  und  cassandra  Südaustralien,  zenubia  Neu-Georgien, 
evandaleana  Südaustralien,  perinßala  Centralaustralien ,  carcharias 
Shark's  Bay  ,  cnrtisiana  Nordaustrahen  Pfeifi'er  ib.  p.  526.  —  H. 
embia  von  der  Insel  Habibas  an  der  Algerischen  Küste,  Burini,  Da- 
stuguei,  Bondndliana  alle  drei  aus  der  Provinz  Oran,  asleia  Madrid, 
Ancapitainiana  Algerien,  nilolica  Aegypten  sind  neue  Arten  von 
Bourguignat  Revue  de  zool.  XV.  p.  100.  Alle  sind  pl.  5—7  abge- 
bildet ;  ebenso  genezarethana  Mouss.  —  //.  massoti  von  Perpignan 
in  den  Pyrenäen  und  elachia  von  Angers  sind  von  Bourguignat  ib. 
p.  170  abgebildet,  und  zum  Vergleiche  auch  H.  pygmaea  und  micro- 
pleuros.  —  //.  Fourousi,  rachiodia  (H.  granulata  Roth)  Bourguignat 
sind  ib.  p.  252  nebst  Berytensis,  mit  der  beide  früher  verwechselt 
wurden,  beschrieben  worden.  —  H.  Arrouxi    aus  Syrien  und  Colli- 


294       T  rose  hei:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  cl.  Naturgeschichte 

niana  Bourguignat  ib.  p.  257.  —  //.  calathoides  Paiva  Annais  nat. 
bist.  XII.  p.  338  von  Madeira.  —  H.  aberrans  Mousson  Vierteljahrs- 
ßchriftVIII.  p.  279  von  Constantinopel;  H.  delabris  ib.  p.  315,  Nym- 
phaea  ib.  p.  371,  Schläflii  ib.  p.  390,  alle  drei  aus  Transcaucasien. 
—  //.  Devauxi  Debeaux  Journal  de  Conchyl.  XI.  p.  17.  pl.  2.  fig.  3 
aus  Kabylien,  daselbst  fig.  2  ist  auch  Helix  cedretorum  Debeaux 
abgebildet.  —  H.  Isahellensis  Souverbie  Journal  de  Conchyl.  XL  p.  74 
und  p.  173.  pl.  V.  fig.  1  von  den  Salomonsinseln.  —  H.  Woodlarhiana 
Souverbie  ib.  p.  76  und  p.  172.  pl.  V.  fig.  2  von  der  Insel  Woodlark, 
Louisiaden.  —  //.  Bouyei  Crosse  et  Fischer  ib.  p.  269  pl.  IX.  fig.  7 
aus  Cochinchina.  —  H.  calendyma,  ptjcnocheilia,  abrolena,  odopachya, 
Mongrandiana,  Baccneti,  Fradiniana,  acleochroa,  alsia,  abietina,  Pon- 
pillieri,  Debeauxiana,  lasia ,  chnoodia,  Locheana  und  einige  andere 
ßchon  im  Journal  de  Conchyl.  aufgestellte  und  abgebildete  Bour- 
guignat Malacologie  de  l'Algerie.  1.  c.  —  H.  Annamitica,  Weinkanf- 
fiana,  Condoriana,  Tanquereyi  Crosse  et  Fischer  Journal  de  Conchyl. 
XI.  p.  347.  pl.  14  von  Cochinchina.  —  H.  Loroliana  Crosse  ib.  p.  273. 
pl.  9.  fig.  6  aus  Südaustralien.  —  H.  Bai  ad  ensis  Souverbie  ib.  p.  276 
pl.  12.  fig.  1  aus  Neu  Caledoninen.  —  H.  Arcasiana ,  Yantaiensis, 
Munieriana,  Frilleyi  Crosse  ib.  p.  386,  erstere  von  Shanghai ,  die 
vier  letzteren  aus  Nord-China. 

Die  Gattung  Anastoma  enthält  bei  Lovell  Reeve  Conchologia 
iconica  Lief.  228  fünf  Arten. 

Hypselostoma  Bensonianum  Blanford  Journal  of  the  Asiatic  So- 
ciety of  Bengal  1863.  p.  326  von  Ava. 

Bulimns  Dürfeldli^  Bulimulns  Atahnalpa,  proteiformis  und  de- 
vians  Dohrn  Malak.  Bl.  p.  152  von  Peru.  —  B.  stalix  Benson  Annais 
nat.  bist.  XL  p.  322  von  Boralande.  —  B.  Dohmi  Cochinchina  und 
recedens  Mozobamba  Pfeifi'er  Proc.  zool.  soc.  p.  525,  —  B.  Angasia- 
nns  Pfeiffer  ib.  p.  528.  —  B.  Afinamiticifs  Crosse  et  Fischer  Journal 
de  Conchyl.  XL  p.  357  von  Cochinchina. 

Ueber  Bulimus  SiamensisEedf.  vgl.  Dohrn  Malak.  Bl.  p.  162. 

Die  Gattung  Achatina  ist  bei  Küster  Conchylien-Cabinet  von 
Nr.  65 — 88  weitergeführt. 

Bulimulus  Piescheli,,  Uhdeanus,  fenestrellus  v.  Martens  Berliner 
Monatsber.  p.  541  aus  Mexiko. 

Orthalicea.  Orthalicus  lividus,  Fe;MSsaci  v.  Martens  Berliner 
Monatsber.  p.  542  aus  Mexiko. 

Pupacea.  Buliminus  {Chondrula)  Adelaidae  Adams  und  An- 
gas  Proc.  zool.  soc.  p.  522  von  Südaustralien. 

In  einer  Mittheilung  über  Tornatellina  beschränkt  Dohrn 
Malak.  Bl.  p.  156  diese  Gattung  auf  13  Arten,  unter  denen  T.  ma- 
nilensis  von  Manila  und  ringens  von    den  Philippinen  neu  sind.  Die 


der  Mollusken  wiihrcml  des  Jahres  18G3.  295 

systematische  Stellung  lässtYerf.  zweifelhaft;  er   schwankt  zwischen 
der  Verwandtschaft  mit  Cionella,  Balea  oder  Achatinella. 

StcHogyra  microstoma  Gundl.,  Gundlachi  Arango  und  gonostoma 
Gundl.  beschrieb  Pfeiffer  Malak.  Bl.  p.  24G  von  Cuba. 

Clausilia  ceijlanica  lienson  Annais  nat.  hist.  XI.  p,  89  von 
Fort  M'Donald,  Ceylon.  —  Cl.  hulbus  Benson  ib.  p.  322  von  Moul- 
mein.  — CL  cedetonnn  und /?aj/mont/»  Bourguignat  Revue  de  zool.  XV. 
1).  109.  pl.  8  aus  Syrien.  —  Cl.  obcsiuscnla  Lowe  Annais  nat.  hist. 
XII.  p.  339.  von  Madeira.  —  Cl.  ßlosa,  semilameUala  ^  fnniculum^ 
derasa  und  index  Mousson  Vierteljahrsschr.  d.  naturf.  Ges.  in  Zürich 
VIlI.  p.395. 

Do  hm  hat  Pupa  umbilicata  Drap,  auf  der  Insel  Rügen,  näm- 
lich auf  Jasmund,  am  Fusse  des  Königsstuhls  gefunden.  Archiv  des 
Vereins  in  Meklenburg  1863.  p.  295. 

Fupa  aperia  v.  Martcns  Malak.  Bl.  p.  180  von  Timor.  —  P. 
solutu  Pfeiffer  Proc.  zool.  soc.  p.525.  —  P.  Mussotiajia,  Penchina- 
liana,  Andonensis  Bourguignat  Revue  de  zool.  j).  61  und  p.  153  aus 
der  Republik  Andorre  in  den  Pyrenäen. —  P,  Raymojidi  Bourguignat 
ib.  p.  259.  pl.,19.  fig.  10 — 13  aus  Syrien.  —  P.  hathyodon,  plangun- 
cula^  diopsis,  seriola  alle  vier  aus  dem  Thale  des  Nerbudda,  serrula 
aus  Centralindien,  Himnlayana  vom  östlichen  Himalaya,  avanica  von 
Ava  Benson  Annais  nat.  hist.  XII.  p.  426.  —  P.  trifilaris  Mousson 
Vierteljahrssch.  d.  naturf.  Ges.  in  Zürich  Vlll.  p.  391  aus  Transcau- 
casien.  —  Pupa  canaliculala  Crosse  Journal  de  Conchyl.  XI.  p.  388 
ohne  Vaterlandsangabe.- 

Vertigo  australis  Adams  und  Angas  Proc.  zool.  soc.  p.  522  von 
Südaustralien.  —  \\  eumicra  Bourguignat  Revue  de  Zoologie  XV. 
p.  5  bei  Luzern. 

Ennea  Michaui  Crosse  et  Fischer  Journal  de  Conchyl.  XI.  p.  269. 
pl.  X.  fig.  4  von  Cochinchina.  Daselbst  fig.  3  ist  auch  Ennea  bulbu- 
lus  Morelet  abgebildet. 

Streplaxis  Dcshayesianus  Crosse  Journal  de  Conchyl.  XI.  p.  388. 

Succinea.  Succinea  Hauhinsii  Baird  Proc.  zool.  soc.  p.  68 
aus  Britisch  Columbien.  —  ,8.  arborea  Adams  und  Angas  ib.  p.  523 
von  Adelaide   —  S.  cuckinchinensis  Pfeiffer  ib.  p.  525  von  Cochinchina. 

Lithodis  Blanford  nov.  subgen.  Succinearum  Anuals  nat. 
hist.  XII.  p.  186  und  327:  Testa  auricularis,  ovata,  tenuis,  carina 
longitudinali  externa,  sulco  iuterno  corrcspondente  prope  suturam 
munita,  apertura  permagna,  continua,  spira  minima.  Animal  ten- 
taculis  brevioribus  carentibus,  oculis  magnis  in  summis  pedunculis 
duobus  retractilibus,  brevibus,  versus  basin  tumidis,  positis;  pes 
brevis,  pyriformis.     L.  rupicola  im  Syhadri-Gebirge. 

Äuriculacea.  Das  Gebiss  von  Zospeum  alpestre  ist  Malak.  Bl. 
p.213.  Taf.  111.  fig.  14  von  Heynemann  abgebildet. 


296       Troschel:  Bericht  üb.  d,  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Limnaeacea.  Physa  Gabba  Tryon  Proc.  Philadelphia  p.  149. 
pl.  1.  fig.  14  aus  Californien.  —  Ph.  {Armeria)  lirata  Tristram  Proc. 
zool.  SOG.  p.  60  von  Madagascar.  —  Ph.  Lordi  Baird  ib.  p.  68  aus 
Britisch  Columbien.  —  Ph.  ISctccombi,  ferruginea,  badia,  olivacea, 
concinna,  (Armeria)  Pteevei  und  (Armeria)  bomis  Henricus  Adams  u. 
Angas  ib.  p.  416  aus  Arnheim's  Land,  Neuhollaud. 

Mörch  kommt  Journal  de  Conchyl.  XI.  p.  235  auf  die  Frage 
zurück,  ob  Planorbis  rechts  oder  links  gewunden  sei  ?  Er  entschei- 
det sich  dafür,  dass  sie  links  gewunden  sei.  Meine  bereits  in  meiner 
Dissertation  deLimnaceis  1834  entwickelte  Ansicht,  dass  sie  gerade 
nach  von  gewunden  sei.  auf  dem  Uebergange  von  rechts  und  links, 
scheint  dem  Verf.  nicht  bekannt  geworden  zu  sein. 

Planorbis  Fieldii  Tryon  Proc.  Philadelphia  p.  146.  pl.  1.  fig.  4. 
5.  von  Panama.  —  PI.  {Nautilina)  Caldwelli  Tristram  Proc.  zool. 
ßoc.  p.  61  von  Madagascar.  —  PI.  Crosse«M?/5  Bourguignat  Revue  de 
zool.  XV.  p.  7  Schweiz. 

Eine  Erörterung  über  die  Synonymie  von  Planorbis  imbrica- 
tus  von  Beeve  findet  sich  in  Annais  nat.  bist.  XI.   p.  389  u.  462. 

Ämphipeplea  vinosa  und  PhilUpsi  Adams  und  Angas  Proceed. 
zool.  soc.  p.  415  von  Arnheim's  Land,  Neuholland. 

Pompholyx  leana  H.  u.  A.  Adams  Proc.  zool.  soc.  p.  434  von 
Westcolumbien. 

Die  im  vorigen  Jahre  begonnene  Gattung  Limnaeus  ist  in 
Küsters  Conchylien-Cabinet  vollendet,  und  enthält  daselbst  nun- 
mehr 85  Arten.  Davon  sollen  neu  sein:  L.  Schirazensis  von  dem 
Busch  Persien,  hemisphaericus  Mke.  Pyrmont,  teuer  Parreiss  Per- 
sien, ventricidariiis  Parr.  Ostindien,  afßnis  Parr.  Neuholland,  Blau- 
neri  Shuttl.  Schweiz,  biformis  Küster  bei  Karlsruhe,  sordidns  Küster 
Centralamerika.  —  Daran  schliessen  sich  die  Gattungen  Ämphipe- 
plea mit  3,  Chilina  mit  13,  Isidora  Ehrbg.  mit  6,  Physopsis  Krauss 
mit  1  Art. 

G  erstfei  dt  hat  im  Correspondenzblatt  des  naturf.  Vereins 
zu  Riga  XIII.  p.  55,  66,  82  über  europäische  Limnaeen,  namentlich 
über  die  der  Ostsee-Provinzen  geschrieben.  Es  kommt  ihm  vorzüglich 
darauf  an  die  Arten  zu  sichten,  die  zahlreich  in  dieser  schwierigen 
Gattung  aufgestellt  sind.  Er  unterscheidet  zwei  Gruppen:  a)  die 
Gruppe  von  stagnalis  mit  gestrecktem,  b)  die  Gruppe  von  auricula- 
rius  mit  kurzem  Gewinde.  Zu  ersterer  zählt  er  L.  stagnalis  Müll., 
palustris  Müll,  und  elongatus  Drap.;  —  zu  der  zweiten  L.  auricu- 
larius  Drap.,  ovatus  Drap.,  pereger  Drap,  und  truncatulus  Müll. 
Wie  Verf.  die  verschiedenen  Formen  zu  diesen  Arten  stellt,  muss 
in  der  Schrift  selbst  nachgesehen  werden.  Uebrigens  zieht  derselbe 
nur  die  Schalen  in  seine  Betrachtung. 


der  Mollusken  während  des  Jalives  1863.  297 

T  h  e  0 1)  a  1  d  bemerkte  auf  einer  Reise  von  Simla  nach  dem 
Spiti  Valley  in  diesem  Thalc  von  Süsswasser-MoUusken  nur  eine 
kleine  Art  Limnaea  truncatula,  Journal  of  the  Asiatic  Soc.  of  Ben- 
gal  31.  p.  509.  —  Livmaea  Adelinfte'Yiyon  Proc.  Philadelphia  p.  148. 
pl.  1.  fig.  12  und  L.  Trnshii  ib.  fig.  13.  Beide  aus  Californien.  — 
L.  hovarwn  Tristram  Proc.  zool.  soc.  p.  61  von  Madagascar.  —  L. 
Sumassii  Baird  ib.  p.  68  aus  Britisch  Columbien. 

Cunningham  constatirt  das Voikommcn von Limnaeus  stag- 
ualis  in  Schottland,  wo  er  bisher  vermisst  war.  Annais  nat.  bist. 
XI.  p.462. 

Auf  Paludina  vitrca  Moq.  Tand.  (P.  simoniana  Charp.)  grün- 
dete B  0  u r g  u i g n  a t  eine  neue  Gattung  M  oil  es  sieria,  die  er  für 
lungcnathmend  hält  und  der  als  eigener  Familie  ein  Platz  in  der 
Nähe  der  Limnaeaceen  angewiesen  wird.  Die  Schale  hat  keinen 
Deckel,  ist  durchscheinend,  sehr  zerbrechlich,  sehr  klein,  langstrek- 
kig,  mit  zahlreichen  kleinen  Vertiefungen  geziert.  Das  Thier  hat 
zwei  Fühler,  schlägt  den  Mantel  um  den  Schalenrand  und  lebt  im 
süssen  wie  salzigen  Wasser.  Ausser  der  typischen  Art  M.  simo- 
7iiana,  welche  bei  Toulouse  vorkommt,  sind  noch  drei  neue  Arten 
beschrieben  und  abgebildet:  M.  Rolandiana  bei  Montpellier,  Gervai- 
siana  mit  der  vorigen,  Massoli  in  der  Salzquelle  von  Fouradade, 
Pyrenees  orientales. 

Ampbipneustea.  Das  Gebiss  einer  Onchidella  von  Ceylon  stellte 
Heynemann  Malak.  Bl.  p.  215.  Taf.  III.  fig.  13  in  Beschreibung 
und  Abbildung  dar. 

]!fotobranchiata. 

Doridca.  Pease  machte  eine  Berichtigung  in  Betreff  einiger 
früheren  Aufsätze  in  früheren  Jahrgängen  der  Proceedings,  nament- 
lich ändert  er  einige  Namen;  nämlich  aus  dem  Jahre  1860  Doris 
excavata  in  oreosoma,  papulosa  in  tincla^  und  Pleurobranchus  reti- 
culatus  in  violaceus.     Proc  zool.  soc.    p.  510. 

Doris  monier eyensis,  D.  (Asferonotus)  sanguinea,  D.  {Aster o- 
noliis)  alabcislrina  und  D.  (Actinocyclns)  San(Hege7isis  sind  neue  Ar- 
ten von  Cooper  aus  Californien.    Proc  California  1862.  p.  204. 

Doris  (Argus)  anf/nslipes ,    Doris    (Denclrodoris)    crvcis ,     Doris 
(Rhacodoris)  Krehsii,  Goniodoris  picturata,  Bornella  calcarata  Mörch 
Journal  de  Conchyl.  XI.  p.  31  von  St.  Thomas. 
\  Tritoniadae.     In  der  Gruppe  der  Dendronotiden  stellte  B  e  r  g  h 

\  eine  neue  Gattung  Cam  pas  pe  auf:  Vagina  rhinophorii  digitata; 
frons  papillis  maioribus  ornata;  papillae  dorsales  in  utroque  latere 
dorsi  singula  serie  dispositae,  validae,  ut  plurimum  bifidae  Tel  tri- 
fidae,  papilligerae.     C.  pusilla  von  Grönland.      Das  Thier  nebst  den 


298       Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Mundtheilen  ist  abgebildet,  zum  Vergleiche  auch  die  Kiefer  und 
Radula  von  Doto,  Dendronotus  und  Glaucus.  (Naturhistorisk  Tids- 
Bkrift.  3.  Reihe  1.  Bd.  18G3.) 

Triionia  Palmeri  Cooper  Prooeed.  California  1862.  p.  207  von 
San  Diego. 

ACOlidiäe.  AeoUs  {FlahelUna)  opalescens  und  A.  (Phidiana) 
iodinea  Cooper  von  San  Diego.    Proc.  California  1862.  p.  205. 

ElySiadae.  llermaea  viridis,  Ehjsia  (Tridachia)  crispata,  Pelta 
prasina  und  Onchis  (Peronella)  armadilla  Mörch  Journal  de  Conchyl. 
XL  p.37. 

Actaeonidae.  Meek  gab  eine  Uebersicht  der  Familie  Actaeo- 
nidae  und  unterschied  eine  Anzahl  Genera  und  Subgenera,  die  auf 
fossile  Formen  begründet  w^urden.  Silliman  and  Dana  American 
Journal  35.  p.  84. 

Tornalella  alveola  Souverbie  Journal  de  Conchyl.  XI.  p.  167. 
ph  V.  flg.  9  vom  Caledonischen  Archipel. 

Aplysiacea.  Aplysia  parvula  Mörch  Journal  de  Conchyl.  XI. 
p.  22  von  St.  Thomas. 

Strategus  Cooper  n.  gen.  bei  Aplysia  Proc.  California  1862. 
p.  202.  Verlängert  cylindrisch,  Körper  in  die  Ränder  des  weit  um- 
geschlagenen Fusses  eingehüllt,  so  dass  sie  sich  beinahe  oben  in  der 
Mittellinie  treffen;  Kopf  und  Schwanz  unbedeckt,  jeder  etwa  ein 
Drittel  der  Länge  des  Thieres  einnehmend;  der  Fuss  erstreckt  sich 
vorn  bis  zum  Munde  und  hinten  fast  bis  zum  Schwanzende;  aufge- 
regt rollt  sich  das  Thier  über  den  Rücken  ein,  und  der  Fuss  um- 
hüllt den  ganzen  Körper  wie  ein  Mantel.  Kopf  stumpf  mit  einer 
ohrähnlichen  Hautfalte  an  jeder  Ecke,  Augen  auf  dem  Gipfel  des 
Kopfes  am  Grunde  dieser  Falten,  zwei  kurze  Fühler  vorn  am  Kopfe 
in  einer  Linie  mit  den  Augen,  Mantel  wenig  entwickelt,  von  den 
ohrähnlichen  Falten  bis  zu  dem  hinteren  Körperdrittel  reichend  und 
in  einer  Querfalte  endigend.  Der  Körper  endigt  in  einen  gespalte- 
nen Schwanz.  Mund  rund,  vorn  ohne  Zähne  oder  Kiefer.  Eine 
einzige  fadenförmige  Kieme  erhebt  sich  rechts  vom  After,  der  un- 
ter der  Mitte  des  Schwanzes  liegt,  und  krümmt  sich  über  ihm  nach 
links,  ganz  bedeckt  vom  Schwänze.  Keine  Schale.  Si.  inennis  von 
San  Diego  in  Californien  von  prächtigen  Farben. 

L  euc  ony  X  H.  et  A.  Adams  Annais  nat.  bist.  XI.  p.  18  nov. 
gen.  in  der  Nähe  von  Dolabella.  Testa  interna  ?  unguiformis,  spa- 
thulacea,  alba,  extus  convexa,  intus  concava,  impressione  musculari 
nulla,  marginibus  apice  inflexis,  involuto,  uncinato,  cryptiformi.  L. 
Tyleriana  ohne  Vaterlands-Angabe. 

Acera.  Bullina  (Tornatina)  eximia  Baird  Proc.  zool.  soo.  p.  67 
von  Vancouver  Island. 


der  Mollusken  wäbroiid   des  Jahres  1863.  299 

Nofarchus  polyomtua  Mörch  Journal  de  Conchyl.  XI.  p.  25  von 
St.  Thomas. 

Doridium  {Poslerobvanchata)  (jcnunalum  Mörch  ib.  p.  25  VOn 
St.  Thomas. 

Oxynoe  Äntillarum  Mörch  ib.  p.  27  von  St.  Thomas. 

Bei  einer  Revision  der  Gattung  Oxynoe  Raf.  und  Lobiger 
Krohn  unterscheidet  Mörch  ib.  p.  43  von  Oxynoe  (Icarus  Forbes, 
Lophocereus  Krohn)  neun  Arten,  von  Lobiger  Kr.  drei  Arten. 

Monopleurobranchiata. 

PleurobranChidae.  Plenrolranchvs  arcolatns,  Berthella  qiiadri- 
deyis  und  circularis  Mörch  Journal  de  Conchyl.  XL  p.  27  von  St. 
Thomas, 

Ancyloidea.  Ancxßas  fracjUis  Tryon  Proc.  Philadelphia  p.  149. 
pl.  l.  fig.  15  aus  Californien.  —  A.  koolaniensis  Baird  Proc.  zool. 
SOG.  p.  69  aus  Britisch  Columbieu. 

Stimpson  fügte  Proc.  Boston  Soc.  IX.  p.  249  den  nunmehr 
bekannten  fünf  Arten  der  Gattung  Gundlachia  eine  sechste  Art  G. 
Meekiana  hinzu.  Er  untersuchte  auch  .  die  Weichtheile  und  bildete 
die  Radula  in  Holzschnitt  ab. 

Hypobrancliiata. 

Pbyllidiacea.  PleurophylUdia  californica  Cooper  Proc.  Cali- 
fornia 1862.  p.  202  von  San  Diego. 

Bracliiopoda. 

Arthur  Adams  fand  in  den  Japanischen  Meeren 
19  Arten  lebender  Brachlopoden,  nämlich  3  Terebratii- 
lina,  4  Waldheimia,  2  Tercbratella,  2  Ismenio,  2  Rhyncho- 
nclla,  1  Crania,  1  Discina,  4  Lingiila.  Annais  nat.  hist. 
XI.  p.  98. 

Unter  diesen  sind  als  neue  Arten  beschrieben:  hmenia  Beevei, 
Rhynckonella  Woodtcardi,  Crania  japu7iica^  Lingula  smaragdina^  j(ts- 
pidea  und  lepidula. 

Lamellibraiichiata. 

Ed.  Römer  schrieb  eine  Abhandlung  ^Die  Fami- 
lien, Geneia,  Srib^enera  und  Sectionon  der  zweimuskeli- 
gen ,    kopflosen   Mollusken    ( Acephala    lamellibranchiata 


300       Troschel:  Bericht  üb.  d.'Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

dimyaria),  mit  innerem  Ligament.  Cassel  1863.  Schulpro- 
gramm".  Dieselbe  hat  den  Zweck  der  Systematik  der 
Muscheln  eine  grössere  Sicherheit  zu  geben,  und  ist  bei 
der  Gründlichkeit  des  Verfassers  wohl  zu  beachten. 

Er  nimmt  zwei  Subordines  an:  I,  Si  phono  phor  a  ,  Mantel 
hinten  in  Röhren  verlängert,  mit  den  Familien:  Myadae  (Gattung 
Mya  L. ,  Tugonia  Gray,  Lutraria  Lam.,  Heterocardia  Desh.,  Cardi- 
lia  Desh.),  Corhulidae  (Gatt.  Corbula  Brug.,  Sphenia  Turt.,  Cryptomya 
Conr.),  Anatinidae  (Gatt.  Anatina  Lam.,  Periploina  Schum.,  Thracia 
Leach,  Lyonsia  Turt.,  Tyleria  Adams,  Neaera  Gray,  Theora  Adams, 
Embla  Loven,  Pandora  Brug.,  Myodora  Gray,  Anatinella  Sow.,  Hip- 
pella Mörch,  Myochama  Stutch.) ,  Chamostreidae  (Gatt.  Chamostrea 
Roissy),  Maclradae  (Gatt.  MactraL.,  Vanganella  Gray,  Rangia  Desm., 
Caecella  Gray),  Scrohicularidae  (Gatt.  Scrobicularia  Schum.,  Cumin- 
gia  Sow.,  Erycina  Lam.,  Semele  Schum.),  Mesodesmidae  (Gatt.  Me- 
sodesma  Desh.,  Ervilia  Turt.).  IL  Asiph  ono  pho  r  a,  Mantel  hinten 
nicht  in  Röhren  verlängert,  zuweilen  ist  eine  kurze  Afterröhre  vor- 
handen mit  den  Familien:  Crassatellidae  (Gatt.  Crassatella  Lam., 
Galeommidae  (Gatt.  Galeomma  Turt,,  Scintilla  Desh.),  Kelliadae 
(Gatt.  Kellia  Turt..  Lasea  Leach,  Lepton  Turt..  Montacuta  Turt., 
Clausina  Jeffr.,  Cyamium  Phil.,  Pythina  Hinds.),  Ungulinidne  (Gatt, 
Ungulina  Daud.,  Scacchia  Phil..  Diplodonta  Bronn,  Telania  RecL). 
Alle  Familien,  Gattungen  und  die  zahlreichen,  hier  nicht  aufge- 
zählten Sectionen  sind  charakerisirt. 

Ostraoea.  Ueber  das  Vorkommen  von  giftigen  grünen  Au- 
stern in  der  Bucht  von  Talmouth,  wo  sich  in  der  Nähe  ein  Kupfer- 
bergwerk befindet,  machte  Crosse  im  Journal  de  Conchyl.  XL  p.  221 
eine  Mittheilung. 

An  der  Ostküste  von  Corsica  ist  eine  kleine  Insel,  die  ganz 
aus  Austernschalen  besteht.  Obgleich  die  Sage  bei  den  Fischern 
besteht,  die  alten  Römer  hätten  ihre  Austernschalen  hierhin  gewor- 
fen, glaubt  x\ucapitaine  doch,  dass  dies  eine  natürliche  Bildung 
aus  Thieren  sei,  die  an  Ort  und  Stelle  gelebt  hätten,  Journal  de 
Conchyl,  XI.  p.  339. 

Pectinacea.  Pecten  tasmanicus  Adams  und  Angas  Proc,  zool. 
soc.  p.  428  von  Tasmania. 

Daniel  macht  im  Journal  de  Conchyl.  XL  p.  144  auf  das 
Vorkommen  von  Hinnites  sinuosus  an  der  Küste  bei  Brest  aufmerk- 
sam. In  der  Jugend  hat  diese  Muschel  das  Ansehen  eines  jungen 
Pecten  (P,  pusio)  mit  durchsichtiger  Schale  und  ist  dann  nur  durch 
einige  Fäden  eines  weissen  Byssus  befestigt.  Ueberschreitet  sie  einen 
Durchmesser  von  1^2  Centimeter,  dann  fügt  sich  die  untere  Schale 
an  die  Körper  an,  auf  denen  sie  lebt  und  verschmilzt  mit  dem  Fei- 


der  Mollusken  während  des  Jahres  1863.  301 

sen.  Später  bei  eint  ni  Dnrchmesser  von  3  Cm.  wächst  der  Rand  der 
befestigten  Schale  frei  weiter.      Yergl.  den  vorj.  Bericht  p.  712, 

Limalula  japonica  von  Japan,  falklandica  von  den  Falkland- 
inseln, ceylanica  von  Point  de  Galle  A.  Adams  Proc,  zool.  soc.  p.  509. 

Nuculacea.  Nucula  consobrina  und  Loringi  Adams  und  Angas 
Proc.  zool.  soc.  p.  427,  erstere  von  Neu-Süd-Wales,  letztere  von 
Keppel-Bay. 

Leda  fossa  und  Nucula  Lyalli  Baird  Proc.  zool.  soc.  p.  71  von 
Vancouver- Island. 

MytilaCOa.  Nach  Struck  kommt  Tichogonia  Chemnitzii  in 
der  Müritz  sehr  häufig  vor,  und  ist  dort  1837  zuerst  bemerkt  wor- 
den. Sie  setzt  sich  gern  an  Krebse,  so  dass  sie  ihnen  schädlich 
wird.     Archiv  des  Vereins  in  Meklenburg  1863.  p.  295. 

Vr  asina  n.  gen.  der  Mytilaceen  Deshayes  Cat.  des  Mollus- 
ques  de  l'ile  de  la  Reunion,  Journal  de  Conchyl.  XL  p.  396.  Testa 
oblonga,  crassa,  cordiformis,  omnino  clausa,  marginibus  integerrimis 
inaequilateralibus  ;  lunula  profunda  sub  forma  circularis  in  interiore 
valvulae  dextrae  proiecta ;  valvula  sinistra  eodem  loco  tuberculo 
dentiformi  munita;  cardo  simplex,  arcuatus;  ligamentum  externum, 
angustum;  cicatriculae  musculares  duae ,  inaequales,  subcentrales'. 
P.  borbonica  von  Isle  de  Bourbon. 

Crenella  Pnulucciae  Crosse  Journal  de  Conchyl.  XI.  pl.  I.  fig,  8 
von  Südaustralien. 

Nodiolarca  exilis  und  pusio  H.  et  A.  Adams  Proc.  zool.  p.  435. 
von  den  Falkland-Inseln. 

Najades.  Garner  meint,  dass  die  Eier  von  Atax 
ypsilophora,  wenn  sie  an  der  äusseren  Seite  des  Mantels 
abgelegt  werden ,  auf  der  Innenfläche  der  Anodonten- 
scbalen  am  Hinterende  zahlreiche  Perlhöckerchen  erzeu- 
gen. Report  of  the  british  Association  for  the  advance- 
ment  of  science,  Newcastle  18G3.  p.  114. 

Die  im  vorigen  Jahre  durch  v.  V  e,st  von  Neuem  ange- 
regte Frage  über  die  Ursache  der  Erosion  an  den  Wirbeln 
der  Unionen  (vgl.  vorj.  Bericht  p.  7 13)  hat  F.  J.  S  c  h  m  i  d  t, 
Shuttle worth,  Döbner  und  Bielz  veranlasst  auch 
ihre  Meinung  über  diesen  Gegenstand  zu  sagen,  wie  es 
Bielz  in  den  Verhandl.  des  siebenbürgischen  Vereins 
zu  Hermannstadt  XIV.  p.  99  veröffentlicht.  Während  v. 
Vest  die  Erosion  durch  äussere  Einflüsse  und  das  vorge- 
rückte Alter  erklärt,  nimmt  Schmidt  mit  Rossma  essler 
einen   krankhaften  Zustand  der  Muscheln  als  Grund  der 


302       T  r  0  s  c  h  e  1 :  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturgeschichte 

Erosion  an.  S  hn  ttlc  woitb  hält  die  Ursache  zu  diesen 
Verletzungen  mit  den  Lebensverhältnissen  der  Thiere  in- 
nig verbunden,  sie  werden  durch  das  Abstossen  der  für  das 
Thier  zu  klein  gewordenen  ersten  Windungen  der  Schale 
hervorgebracht.  Döbncr  meint  die  Erosion  werde  durch  die 
in  dem  Wasser  enthaltene  freie  Kohlensäure  bewirkt.  In- 
dem B  i  e  1  z  mit  Recht  die  Angelegenheit  weiteren  Untersu- 
chungen zuschiebt,  fügt  er  die  Bemerkung  bei,  dass  die 
Liebespfeile  der  Helices  in  dem  den  Körper  überziehen- 
den Schleime  leicht  aufgelöst  werden ;  er  möchte  dies 
auch  auf  die  Bivalven  ausdehnen.  —  Auf  diese  Einwände 
erwiedert  dann  v.  Vest  ib.,  dass  er  die  Erscheinung 
mechanischen  und  chemischen  Kräften  bei  vorwiegender 
Stärke  der  einen  oder  der  andern,  jedoch  immer  der  me- 
chanischen Zerstörung  wenigstens  einen  vorbereitenden 
Einfluss  zuschreibe. 

Lea  beschrieb  im  Journal  PhiladelphiaY.  p.401 — 456 
in  Form  von  Diagnosen  die  weichen  Theile  von  143 
nordamerikanischen  Arten  der  Gattungen  Unio,  Margaritana 
und  Anodonta,  w^odurch  die  Kenntniss  dieser  Geschöpfe 
wesentlich  erweitert  wird.  Auch  einige  embryonische 
Formen  sind  beschrieben. 

Lea  stellte  Proc.  Philadelphia  folgende  neue  Unionen  auf: 
p.  189  Unio  delicatulus  Syrien,  Bouiujuignatiamis  Kleinasien,  dignatus 
Tigris,  rasus  Assyrien,  syriacus  Syrien,  damascensis  Kleinäsien,  oron- 
tesensis  Syrien,  imisnlensis  Tigris,  Iriparlitus  Indien;  • —  p.  190  Unio 
laosensis  Slam;  —  p.  191  Unio  llalcigkensis  ,  charloltensis ,  mecklen- 
burgensis,  gastonensis ,  weldonensis  ,  aberrans,  chalamensis,  mediocris, 
squalidus ,  livingslotieiisis  ,  quadrilaterus ,  lucidtis,  nasntidus,  indefini- 
tus  ,  cistellaeformis  ,  waccamawensis  ,  pertenuis  ,  perlucens  ,  perlalvs 
viridnlus,  ablatus,  curatus  alle  aus  Nord-Carolina.  ~  Derselbe  Verf. 
bildete  in  Journal  of  the  Acad.  of  Philadelphia  Y.  p.  377.  pl.  41—50 
folgende  neue  Arten  ab :  Unio  aethiops,  funeralis,  picetis,  nocturnnSf 
Wymani^  gralus,  peraeformis ,  discnlus ,  piger  y  iiruguayensis,  lepidus 
sämmtlich  aus  dem  Uruguay  River,  patelloides  aus  dem  Amazonen- 
flusse,  trifidns  von  Buenos  Ayres  und  occatns  aus  Bengalen.  —  U. 
verae  pacis  Tristram  Proc.  zool.  sog.  p.  414  von  Vera  Paz.  —  U. 
proechus  und  actephilns  Bourguignat  Revue  de  zool.  XV.  p.  19  aus 
dem  Vierwaldstädter  See.  —  U.  tientsinensis  Crosse  und  Debeaux 
Journal  de  Conchyl.  XL  p.  257.  pl.  X.  fig.  1  aus  dem  nördlichen 
China. 


der  Mollusken  während  des  Jahres  1863.  303 

Monocondylaea  comprcssa  Lea  Proc.  Philadelphia  p.  190  von 
Siam.  —  M,  Mouholi  ib.  von  Slam.  —  M.  Wheafleyi  Loa  Journal 
Philadelphia  V.  p.  399.  pl.  50.  fig.  307  aus  dem  Tigris  in  Assyrien. 

Älastnodonta  Sluarii  Adams  und  Angas  Proc.  zool.  sog.  p.  417 
aus  Central-Australien. 

Anodonta  Dallasiana  Lea  Proc.  Philadelphia  p.  190  von  der 
^Mündung  des  Saskatchev^^an  River,  —  A.  dolearis  Lea  ib.  ji.  193  von 
Nord-Carolina,  A.  Bealei  Lea  ib.  p.  194  von  Texas.  —  A.  Wynia- 
7iii,  rubicunda,  Forbesiana  und  Urufjnayeiisis  aus  dem  Uruguay  River, 
Caillavdii  und  Moricandii  aus  Brasilien.  Aviazonensis  aus  dem  obe- 
ren Amazonenstrora  sind  neue  Arten  von  Lea  Journal  Philadelphia 
V.  p.  390,  abgebildet  auf  Taf.  44—49.  —  A.  psammita  und  heheiica 
Bourguignat  Revue  de  zool.  XV.  p.  21  aus  dem  Vierwaldstädter-See. 

iVycetopvs  emarginalus  Lea  Journal  Philadelphia  V.  p.  398  pl.  50. 
üg.  305  von  Siam. 

Astartidae.  dassatella  Esquimalti  Baird  Proc.  zool.  soc.  p.  70 
von  Vancouver  Island.  —  C.  anrora  und  Banksii  Adams  und  Angas 
ib.  p.  426.  pl.  37.  flg.  15.  16  beide  von  Tasmania. 

Lncinacea.  Ltici?ia  concentrica  und  Cuminqi  Adams  und  Angas 
Proc    zool.  soc.  p.  426.  pl.  37.  fig.  19,  20  von  Südaustralien. 

Kellia  subrugosa  Souverbie  Journal  de  Conchyl.  XL  p.  286. 
pl.  12.  fig.  7  aus  Neu-Caledonien. 

Lept07i  translucidnm  Souverbie  Journal  de  Conchyl.  XL  p.  285. 
pl,  12.  fig.  6  von  Neu-Caledonien. 

Poronia  atistralis  Souverbie  Journal  de  Conchyl.  XL  p.  287. 
pl.  12.  fig.  8  aus  Neu-Caledonien. 

Gardiacea.  Cardlum  HayesU  Stimpson  Proc.  Philadelphia 
p.   142. 

Cycladea.  Cydas  (Sphaerium)  madaqascariensis  Tristram  Proc. 
zool.  soc.  p.  61  von  Madagascar.  —  C.  tumidum  und  Spokani  Baird 
ib.  p.  69  aus  Britisch  Columbien. 

Fischer  fand  Gelegenheit,  die  Anatomie  der  Cyrenen  zu 
untersuchen.  Bemerkenswerth  ist  es,  dase  die  Kiemen  beider  Seiten 
sich  hinten  nicht  vereinigen,  und  dass  die  Siphonen  zwar  vorhan- 
den aber  in  einem  sehr  rudimentären  Zustande  sind.  Er  stellt  sie 
in  die  Nähe  der  Galateen.  Journal  de  Conchyl.  XL  p.  5.  pl.  4. 
fig.  1-3. 

Glauconomc  Primeana  Crosse  und  Debeaux  Journal  de  Conchyl. 
XL  p.  177  und  256.  pl.  IX.  fig.  1  aus  dem  nördlichen  China. 

PetriCOlidae.  JSaranio  rubifjinosa  Adaras  und  Angas  Proc.  zool. 
soc.  p.  425.  pl.  37.  fig.  17  von  Port  Jackson. 

Veneracea.     Von  der  Monographie    der    Gattung  Venus    sind 


304      Troschel:  Bericht  üb.  d,  Leist.  in  d.  Naturg-escliichte 

bei  Lovell  Reeve  in  Lief.  22G  und  228  die  2.  bis  23.  Tafel  erschie- 
nen, wodurch  sie  bis  zur  IIG.  Art  fortg'eführt  ist.  Neu  sind:  V. 
sphaerisulca  Desh.,  Kennerleiji  Carpenter,  sufjillata  Californien  ,  gib- 
bosula  Desh.,  eburfiea,  mnndulus,  pilula,  niuscaria,  lactmalus,  plum- 
bea  Westindien ,  aphrodinoides  Südaustralien  ,  aegrota  Singapore, 
Adaiiisii  Japan,  cilatus  Swan  River  bilineata  Californien,  Isabellina 
Sydney. 

Von  der  Gattung  Dione  erschienen  ib.  die  ersten  12  Tafeln 
mit  62  Arten.  Darunter  sind  neu:  D.  exspinata  Central -Amerika, 
alabaslrum,  australica  Nordaustralien,  ustulata  Swan  River  und 
Neu-Caledonien,  torresica  Torres  -  Strasse,  crocea  Desh.  Philippinen, 
africana  Australien  ? 

Von  der  Gattung  Circe  ist  ib.  der  Anfang  mit  10  Tafeln  und 
49  Arten  geliefert.  Die  neuen  Arten  sind:  C.  fulgiirata,  orbica, 
sugiUatay  trigona,  ijüermedia,  marmorola,  fvmata,  sämmtlich  ohne 
Angabe  des  Vaterlandes. 

Chione  Lordi  Baird  Proc.  zool.  soc.  j)-  69  von  Vancouver- 
Island. 

In  den  Malakozoologischen  Blättern  hat  Römer  eine  kriti- 
sche Uebersicht  sämmtlicher  Arten  aus  mehreren  Cythereen-Gruppen 
gegeben,  nämlich  p.  1  von  Circe  Schum.  mit  19  Arten;  p.  15  von 
Crista  Rom.  mit  13  Arten;  p.  26  von  Dione  Gray  gleichfalls  mit 
13  Arten.  —  Ebenso  ib.  p.  95  von  der  Untergattung  Sunetta  mit 
10  Arten. 

Circe  undata  Dunker  Novit,  conch.  p.  50.  tab.  16.  fig.  4—6  un- 
bekannten Vaterlandes. 

Mercenaria  pavcilamellcila  I)m\ker  ib-  p.  52.  tab.  16.  fig.  10— 12 
von  Neuholland. 

Cytherea  semiarala  Dunker  ib.  p.  52.  tab.  17.  fig.  1 — 6  unbe- 
kannten Fundortes. 

Meretrix  attemiata  Dunker  ib.  p.  53.  tab.  17.  fig.  7 — 9. 

Von  der  bereits  im  vorj.  Berichte  p.  716  erwähnten  Monogra.- 
phie  der  Molluskengattuung  Dosinia  Scop.  (Artemis  Poli)  sind  im 
Jahr  18B3  die  2. — 7.  Lieferung  erschienen,  und  damit  die  Monogra- 
phie abgeschlossen.  Verf.  beschreibt  im  Ganzen  103  Arten,  die  er 
in  11  Sectionen  theilt.  Auf  16  Tafeln  sind  viele  derselben  abge- 
bildet. 

Dosinia  sphaericulct,  Mörchi,  puella,  cingidifera  Römer  Malak. 
Bl.  p.  87,  sämmtlich  ohne  Angabe  des  Vaterlandes.  —  D.  Diana 
Adams  und  Angas  Proc.  zool.  soc.  p  424  von  Südaustralien.  —  D. 
Roemeri  Dunker  Novitates  conch.  p.  43.  tab.  13.  fig.  7 — 9  von 
Guinea? 


der  Mollusken  während  des  Jahres  1863.  305 

Sunetla  Aliciae  Adams  u.  Angas  Proc.  zool.  soc.  p.  425.  pl.  37. 
lig.  18  von  Südaustralien. 

Tellinacea.  Hiatula  Monlrouzieri  Adams  u.  Angas  Proc.  zool. 
soc.  p.  425  von  Neucaledonien. 

Fragilia  ynnlaiensis  Crosse  und  Debeaux  Journal  de  Conchyl. 
XI  p.  78  u.  255.  pl.  IX.  fig.  2  von  Nordchina.  Crosse  fügt  Beob- 
aclitungen  über  das  Thier  bei,  wonach  die  Gattung  vorwandt  mit 
den  Teilinen  ist.  Verf.  glaubt,  dass  mehrere  Teliinen,  die  keine 
Seitenzähne  haben,  in  diese  Gattung  eintreten  müssen. 

Semele  crcnala  und  ada  Adams  und  Angas  Proc.  zool.  soc. 
p.  426,  erstere  von  Moreton-Bay,  letztere  von  Adelaide. 

Mactracea.  Maclm  rvgifera  Dunker  Novitates  conch.  p.  41. 
tab.  18.  fig.  1 — 3  aus  dem  Schwanenfluss. 

In  der  Verwandtschaft  von  Trigonella  und  Cumingia  stellte 
S 0  u  V  e  r bi  e  Journal  de  Conchyl.  XI.  p.  282  eine  neue  Gattung  M  on  t- 
ronziera  auf.  Von  der  Species  M.  clathrata  pl.  12.  fig.  5  aus 
Neu-Caledonien  hat  Verf.  nur  eine  Schale  gesehen;  das  Thier  ist 
unbekannt. 

Anatinacea.  Der  Schluss  der  Monographie  der  Gattung  Ana- 
tina mit  Tafel  3  und  4,  so  wie  Taf.  1  ist  bei  Lovell  Reevein 
Lief.  224  erschienen.  Es  sind  30  Arten.  Die  meisten  sind  darin 
als  neu  bezeichnet:  A.  Cumingii  YaAenc,  siphonata,  hullata  Val.  von 
den  Philippinen,  Valenciennesii  von  China,  flexnosa  von  Japan,  ci- 
slclla  Molukken,  attenvata  Sydney,  Blainvillei  Val.,  conslHcla  Nord- 
Australien  .  labiala  Ceylon,  fnsmanica  Tasmanien,  navicnJa,  faba 
Neuholland,  awphora  Philippinen,  recln  Australien,  cormgatn  Phi- 
lippinen, ragina  Australien,  limicola  Japan,  gracilis  Australien,  ar- 
genlea,    eximia. 

Lyonsia  saxicola  Baird  Proc.  zool.  soc.  p.  70  von  Vancouver- 
Island. 

Die  Gattung  Chamostrea  Roissy  (Cleidothaerus  Stutch.  mit  der 
einzigen  Art  ist  bei  Lovell  Reeve  in  Lief.  224  auf  einer  Tafel 
dargestellt. 

Myacea.  Die  Gattung  Tugonia  ist  bei  Lovell  Reeve  auf 
einer  Tafel  mit  6  Arten  abgehandelt,  von  denen  T.  divaricata  von 
Ceylon,  compressa  von  Westafrika  und  siplwnata  ebendaher  als  neu 
aufgeführt  sind. 

Pholadidae-  Teredo  TkomsonU  Tryon  Proc.  Philadelphia  p.  280 
von  Massachusetts. 

Fischer  beschreibt  den  Jugendzustand  der  Jouannetia  Cu- 
mingii  Journal  de  Conchyl.  XI.  p.  224.  pl.  XL    fig.  1 — 4. 

Stimpson  zeigt   Silliman   and    Dana    American   Journal  35. 

Archiv  f.  Naturg.  XXX.  Jahrg.  2.  Bd.  jj 


306      Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Natur  ge  seh.  etc. 

p.  455  an,    dass    die    von    Tryon    aufgestellte    Gattung    Diplothyra 
eingehen  müsse,  da  die  Art  D.  Smithii  eine  echte  Martesia  sei. 

In  einem  Beitrage  zu  einer  Monographie  der  Pholadacea  be- 
schreibt T  ryon  Proc.  Philadelphia  p,  143  zwei  neue  Arten  Zirphaea 
Gabbii  von  Japan  und  Xylotiya  selacea  von  San  Francisco,  beide 
abgebildet,  und  erklärt  sich  gegen  die  obige  Aeusserung  Stimp- 
son's  gegen  seine  Gattung  Diplothyra. 

Tnnicata. 

Joshua  Alder  machte  Annais  nat.  bist.  XL  p.  153 — 173 
Bemerkungen  über  die  britischen  Tunicaten,  mit  Beschreibungen 
neuer  Arten.  Sie  beziehen  sich  auf  folgende  Arten :  Ascidia  pustu- 
losa, ohliqua,  rtidis,  plebeia,  acideata,  pulchella,  parellelogramma 
Müll.,  Molcfula  socialis,  arenosa  Aldet*  Hancock,  Cynthia  squamulosa, 
rosea,  echinata  Müll.,  mammillaris  PalL,  sulcatula,  granulata,  comata 
Alder  (ampulla  Forbes  Hanley),  glacialis  Sars,  opalina,  violacea,  gros- 
sularia  Vanben.,  glomerata,  Thylacium  Normani,  variegatmn;  Diazona 
hebridica  Forbes  Goodsir;  Polyclinum  succineuvi,  cerebriforme,  Ama- 
raecium  pomum  Sars,  papillosum;  Sidnyum  turbinatum  Sav.;  Para- 
scidia  ßabellata,  Distoma  vitreum  Sars ;  Botrylloides  sparsa,  pusilla. 


Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen  im 
Gebiete  der  Entomologie  w«Hhrend  der  J.  1863 — 64. 

Von 


A.  Gerstaecker 

in  Berlin. 


Bei  dem  vielseitigen  und  lebhaften  Interesse;  mit 
welchem  sich  die  wissenschaftliche  Zoologie  in  neuerer 
Zeit  vorwiegend  auf  die  Erforschung  der  Organisations- 
verhältnisse und  der  Entwickelungsgeschichte  der  soge- 
nannten niederen  (wirbellosen)  Thiere  gelegt  hat^  und 
bei  dem  weitgreifenden  Einfluss,  welchen  die  auf  die- 
sem Felde  gemachten,  zahlreichen  und  wichtigen  Entdek- 
kungen  auf  die  systematischen  Anschauungen  ausüben 
mussten ,  stellte  es  sich  gerade  für  diese  schon  durch 
ihren  übergrossen  Formenreichthum  bei  weitem  schwie- 
riger zu  übersehenden  Thierkreise  als  ein  besonderes  Be- 
dürfniss  heraus,  den  status  quo  der  Wissenschaft  wieder 
einmal  in  einem  Compendium  zu  veranschaulichen.  In 
einem  mit  V.  Carus  gemeinschaftlich  bearbeiteten  ;,Hand- 
bnch  der  Zoologie,^  dessen  zweiter  Theil  (Leipzig  1863, 
8.  642  pag.)  die  Wirbellosen  mit  Ausschluss  der  Weich- 
thiere  umfasst,  hat  Ref.  eine  auf  den  neueren  Forschun- 
gen basirte  Bearbeitung  des  iVrthropoden-Typus  (auf  p.  1 
— 414)  zu  geben  versucht.  Er  ist  in  derselben  besonders 
bestrebt  gewesen,  die  vier  Classen  der  Arthropoden  (die 
Rotatorien  sind  von  dem  Typus  ausgeschlossen  geblieben) 
einer  mehr  einheitlichen  Darstellung  zu  unterziehen,  als 
dies  in  den  meisten  übrigen  zoologischen  Handbüchern, 
insbesondere  auch  in  dem  sonst  vortrefflichen  v.  d.  Hoe- 
ven'schen  der  Fall  ist,  indem  er  die  einzelnen  höheren 
und  niederen  systematischen  Gruppen  nicht  nur  in  ihren 


308     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

morphologischen  Beziehungen  zu  einander^  sondern  auch 
zum  Typus  im  Allgemeinen  zu  erörtern  versucht  hat. 
Natürlich  konnten  sowohl  in  dieser  Richtung  als  auch  — 
und  ganz  besonders  —  in  dem  speziell  systematischen 
Theile  mit  Rücksicht  auf  den  spärlich  zugemessenen 
Raum  nur  die  wesentlichsten  Verhältnisse  und  Formen 
eine  Berücksichtigung  erfahren  und  es  musste^  um  den 
bemerkenswertheren  anatomischen,  biologischen  und  die 
Metamorphose  betreffenden  Beobachtungen  auch  nur  eine 
kurze  Erwähnung  zukommen  zu  lassen,  von  vornherein 
von  einer  auch  nur  annähernd  vollständigen  Aufzählung 
der  Gattungen  abgesehen  werden.  Verf.  hat  geglaubt, 
mit  einer  derartigen  Auswahl  des  Wesentlichsten  und 
in  den  verschiedensten  Richtungen  Wissenswerthesten  dem 
Zwecke  eines  Handbuches  besser  zu  entsprechen  als  durch 
eine  IJeberrfüllung  mit  Namen,  welche  ohne  beifolgende 
Charakteristik  doch  keinen  wesentlichen  Nutzen  bieten  als 
höchstens  den  der  Orientirung  beim  Nachschlagen. 

Verf.  hat  in  dem  vorliegenden  Handbuche  in  Uebereinstimmung 
mit  den  von  ihm  seit  12  Jahren  abgefassten  Jahresberichten  vier 
Classen  der  Arthropoden  festhalten  zu  müssen  geglaubt,  indem  einer- 
seits die  Myriopoden  weder  mit  den  Insekten  (nach  Brandt  n.  A.), 
noch  mit  den  Arachiiiden  (L  a  m  a  r  c  k,  B  u  r  m  e  i  s  t  e  r),  noch  endlich 
mit  den  Crustaceen  (E  r  i  c  h  s  o  n)  verbunden  werden  konnten,  ohne 
einen  der  wesentlichsten  Charaktere  dieser  Classen  und  zugleich  ihre 
scharfe  Abgränzung  gegen  ^ie  übrigen  aufzuopfern,  und  indem  er 
andererseits  die  früher  (Latreille,  Erichson)  vielleicht  noch 
berechtigten  Zweifel  an  einer  naturgemässen  Vereinigung  der  Ento- 
mostraken  mit  den  höheren  Crustaceen  durch  die  neueren  Forschun- 
gen in  diesem  Gebiete  als  vollständig  beseitigt  ansehen  musste.  Für 
die  Abgränzung  der  Ordnungen  innerhalb  dieser  Classen  ist  für  den 
Verf.  —  selbstverständlich  neben  einer  möglichst  naturgemässen 
Auffassung  derselben  —  eine  Vereinfachung  der  Uebersicht  und  da- 
her eine  möglichste  Beschränkung  in  der  Zahl  maassgebend  ge- 
wesen. Ganz  besonders  schien  ihm  dies  in  der  Classe  der  Hexa- 
poden  (Insekten)  nothwendig.  wo  nur  die  Wahl  zwischen  einer  gros- 
sen Zahl  (15 — 17)  oder  der  hier  angenommenen  geringen  von  7  Ord- 
nungen freistand,  wo  aber  eine  Reduktion  um  so  weniger  beanstan- 
det zu  werden  brauchte ,  als  in  dieser  Classe  bekanntlich  alle  Ord- 
nungen eine  gleiche  Rangstufe  in  Bezug  auf  die  Vollkommenheit  der 
Organisation  einnehmen.     Es  muss  jedoch  in  Betreff  dieser  Ordnun- 


der  Entomologie  während  der  J.  1863—64.  309 

gen  bemerkt  werden,  dass  nur  die  der  Coleoptera,  Hymenoptera  und 
Lepidoptera  als  natürlich  in  sich  abgeschlossene  angesehen  werden, 
während  den  Dipteren  und  Hemipteren  einzelne  .  sich  ihnen  nur 
näher  anschliessende  Formen  beigesellt,  die  Orthopteren  und  Neu- 
ropteren  aber  gleich  von  vurnherein  als  künstliche  Complexe  diffe- 
renter  Formen,  die  nur  durch  gewisse  Eigenthüralichkeiten  mit  ein- 
ander verbunden  werden,  hingestellt  worden  sind.  Diesen  beiden 
letzteren  Ordnungen,  welche  nach  der  Verschiedenheit  der  Metamor- 
phose auseinander  gehalten  worden  sind,  ündet  sich  die  Mehrzahl 
der  Linne'schen  Aptera,  bekanntlich  eine  Zusamnienschachtelung  der 
heterogensten  Formen,  zuertheilt  und  denselben  mussten  auch  solche 
kleineren  Gruppen  eingereiht  werden  .  welche  in  keiner  der  in  sich 
abgeschlossenen  Ordnungen  unterzubringen  waren.  Letzteres  gilt 
besonders  von  den  Strepsipteren,  welche  trotz  jeden  Mangels  einer 
reellen  Uebereinstimmung  von  manchen  Autoren  (vergl.  Schaum, 
Archiv  f.  Naturgesch.  1864.  p.  145)  mit  aller  Gewalt  und  in  Folge 
dessen  natürlich  mit  vollständiger  Verdrehung  des  Sachverhaltes 
noch  immer  den  Coleopteren  aufgebürdet  werden,  die  sich  aber,  wenn 
sie  nicht  eine  eigene  Ordnung  (nach  Kirb}^  bilden  sollen,  naturge- 
mäss  eben  nur  der  auch  sonst  nicht  homogenen  Ordnung  der  Neu- 
ropteren  anschliessen  können.  —  In  der  Classe  der  Arachniden  hat 
Verf.  geglaubt,  ein  gösseres  Gewicht  auf  die  Körpersegmentirung  als 
auf  die  bis  jetzt  für  die  Systematik  geltend  gemachte  Form  der  Re- 
spirationsorgane legen  zu  müssen ;  er  hat  daher  abweichend  von  den 
früheren  Systematikern  unter  der  Ordnung  »Arthrogastra«  alle  mit 
deutlich  segmentirtem  Hinterleib  versehenen  Arachniden  (Pedipalpi, 
Pseudoscorpiones,  Opilionina,  Solpugina)  vereinigt  und  als  fünf  wei- 
tere Ordnungen  die  Araueinen,  Acarinen,  Tardigraden,  Linguatulinen 
und  Pantopoden  Pycnugoniden)  angenommen.  Die  Eintheilung  der 
Crustaceen  konnte  bei  der  dermaligen  Einsicht  in  die  morphologi- 
schen Verhältnisse  der  hierhergehörigen  Formen,  welche  wenigstens 
für  die  als  Entomostraca  bezeichneten  noch  eine  viel  zu  oberfläch- 
liche ist,  nur  eine  durchaus  provisorische  sein,  welche  offenbar  noch 
wesentlichen  Modifikationen  unterliegen  wird.  Voraussichtlich  wer- 
den mit  der  Zeit  die  niederen  Krebsformen  in  demselben  Maasse  in 
weitere  Ordnungen  aufgelösst  werden  müssen ,  wie  die  Zahl  der 
letzteren  unter  den  Malacostraceen  schon  jetzt  allmählich  verringert 
werden  konnte;  der  im  vorliegenden  Handbuch  bereits  vorgenom- 
menen Vereinigung  der  Stomatopoden  mit  den  Decapoden,  zu  denen 
sie  die  allmählichsten  Uebergänge  erkennen  lassen,  würde  vielleicht 
eine  Zusammenziehung  der  hier  noch  getrennt  gebliebenen  Amphi- 
poden  und  Isopoden  besser  entsprochen  haben,  wenn  nur  hier  nicht 
die  eigentlich  vermittelnden  Formen  noch  gefehlt  hätten.  Während 
die  Poecilopoden ,  deren  systematische  Beziehungen  vielleicht  durch 


310     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

die  untergegangenen  Formen  noch  einmal  eine  nähere  Erörterung 
erfahren  werden,  vorläufig  als  eigene  Ordnung  belassen  worden  sind, 
hat  sich  Verf.  nach  dem  Vorgange  Zenker's  u.  A.  für  die  gänz- 
liche Auflösung  der  Lophyropoden  entschieden,  die  Ostracoden  aber 
den  Branchiopoden  zugewiesen.  Den  als  »Entomostraca«  vereinigten 
Copepoden,  Siphonostomen  und  Lernaeen,  welche  nach  dem  jetzi- 
gen Stande  der  Kenntniss  als  ununterbrochene  Entwickelungsreihe 
eines  und  desselben  Grundtypus  angesehen  werden  müssen,  schliesst 
sich  als  siebente  Ordnung  diejenige  der  Cirripedien  an. 

Milae  Edwards'  ^Le^ons  sur  la  physiologie  et 
Tanatomie  comparce  de  rhomme  et  des  animaux,"  welche 
bereits  früher  in  diesen  Berichten  herangezogen  wurden, 
scheinen  in  letzterer  Zeit  etwas  in's  Stocken  gerathen  zu 
sein.  Während  d.  J.  1862 — 64  sind  nur  der  6.  und  7. 
nebst  der  ersten  Hälfte  des  8.  Bandes  erschienen,  welche 
die  Organe  der  Ernährung  und  Absonderung  behandeln 
und  bei  diesen  vorzugsweise  die  Wirbelthiere  berück- 
sichtigen. In  Bd.  YII.  p.  386  ff.  werden  die  Harnwerk- 
zeuge der  Arthropoden  nur  sehr  aphoristich  behandelt 
und  besonders  von  den  in  Deutschland  über  dieselben 
angestellten  Untersuchungen  verschiedene  besonders  wich- 
tige ausser  Acht  gelassen ;  die  Beobachtungen  über  Harn- 
ablagerungen in  der  Leibeshöhle  der  niederen  Crustaceen 
und  Arachniden  scheinen  dem  Verf.  z.  B.  ganz  entgangen 
zu  sein,  obwohl  die  hierauf  bezüglichen  Angaben  Zen- 
ker's und  Leydig  von  verschiedenen  Seiten  bestätigt 
worden  sind. 

Eine  besonders  wichtige  Quelle  für  das  Studium 
der  Anatomie  und Histiologie  des  gesammten.Thierreiches 
und  speziell  auch  für  die  Arthropoden  verspricht  ein 
neues  Unternehmen  F.  Lejdig's;  „Vom  Bau  des  thie- 
rischen  Körpers,  Handbuch  der  vergleichenden  Anatomie" 
zu  werden,  von  welchem  im  J.  1864  die  erste  Hälfte  des 
ersten  Bandes  erschienen  ist.  Gleichzeitig  mit  demselben 
publicirt  Verf.  „Tafeln  zur  vergleichenden  Anatomie,"  von 
welchen  ein  erstes  Heft  (fol.  Tübingen  1864)  mit  zehn 
meisterhaft  ausgeführten  Kupfertafeln  vorliegt  und  auf 
welche  Verf.  in  dem  Text  seines  Handbuches  Bezug 
nimmt,  deren  weiterer  Verbreitung  aber  freilich  ihr  hoher 


der  Entomologie  während  der  J.  1863—64.  311 

Preis  entgegenwirken  wird.  Den  (separat  verkäuflichen) 
Text  des  Werkes  betreffend,  so  ist  derselbe  nach  einer 
Ankündigung  auf  drei  Bände  berechnet,  welche  jedoch 
bei  gleichmässiger  Fortführung  des  Inhalts  voraussichtlich 
etwas  stark  ausfallen  oder  in  ihrer  Zahl  leicht  überschrit- 
ten werden  möchten,  da  das  erste  rorliegende,  sich  auf 
278  Seiten  concisen  Druckes  belaufende  Heft  ausser  einer 
allgemeinen  Einleitung  ausschliesslich  das  Nervensystem 
der  Strahl-  und  Gliederthiere  behandelt.  Werden  alle 
übrigen  Theile  des  Werkes,  wie  zu  hoffen,  in  gleich  um- 
fassender Weise  ausgeführt,  so  kann  sich  die  AYissen- 
schaft  zu  demselben  in  der  That  Glück  wünschen;  denn 
Verf.,  der  durch  seine  zahlreichen  und  über  alle  Thier- 
kreise  ausgedehnten  selbstständigen  Untersuchungen  zu 
einem  Unternehmen,  wie  das  vorliegende,  wohl  mehr  als 
jeder  Andere  berufen  ist,  hat  dasselbe  in  einer  Weise 
angelegt,  dass  es  einen  ziemlichen  vollständigen  Ersatz 
für  sämmtliche  hier  einschlägige  Special- Arbeiten  in  mor- 
phologischer und  histiologischer  Beziehung  darbietet  oder, 
wo  dieses  nicht  der  Fall  ist,  auf  dieselben  bei  der  Fülle 
der  literarischen  Hinweise  in  erschöpfender  W^eise  auf- 
merksam macht.  Nachdem  Verf.  einleitungsweise  in  sehr 
ansprechender  Form  den  Entwickelungsgang  der  ver- 
gleichenden Anatomie  gekennzeichnet,  entwickelt  er  den 
Aufbau  des  thierischen  Körpers  aus  Form-Elementen  und 
Organen,  indem  er  von  der  Zelle  und  ihren  Metamorpho- 
sen ausgehend,  die  sämmtlichen  Gewebe  einer  ausführ- 
lichen Darstellung  unterwirft.  Unter  denselben  kommen 
für  den  Typus  der  Arthropoden  besonders  das  zellig- 
blasige  Bindegewebe  und  das  Cutikulargewebe  in  Be- 
tracht, welches  letztere  vom  Verf.  auch  jetzt  noch  wegen 
der  unzweifelhaften  Continuität  zwischen  der  Matrix  der 
Cuticula  und  dem  zellig-blasigen  Bindegewebe  als  eine 
besondere  Categorie  des  Bindegewebes  in  Anspruch  ge- 
nommen wird.  Von  den  speciellen  Organsystemen  wird 
das  Nervensystem  der  Arthropoden  allein  auf  100  Seiten 
(p.  179 — 278)  abgehandelt  und  zwar  zuerst  in  seinen  all- 
gemeineren, den  ganzen  Typus  berührenden  Verhältnissen, 


312     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

nachher  mit  spezieller  Rücksicht  auf  die  einzelnen  Ord- 
nungen. Die  Fülle  der  hier  niedergelegten  Specialun- 
tersuchungen macht  einen  Auszug  fast  zur  Unmöglichkeit. 

Leydig,  das  Auge  der  Gllederthiere,  Neue  Un- 
tersuchungen zur  Kenntniss  dieses  Organs.  Tübingen  1864. 
4.  50  pag.  (Gratulationsschrift  der  naturwissenschaftl.  Fa- 
kultät in  Tübingen  zum  50  jährigen  Doktorjubiläum  K.  E. 
von  ßaer's.)  Verf.  hat  seit  den  von  ihm  im  J.  1855 
veröffentlichten  Untersuchungen  über  die  Arthropoden- 
AugeU;  welche  den  bisherigen  Anschauungen  über  dieses 
Organ  eine  wesentlich  veränderte  Richtung  gaben  und 
in  verschiedenen  seit  jener  Zeit  von  ihm  gelieferten  Ar- 
beiten (Histologie,  Daphniden  u.  a.)  wesentlich  erweitert 
wurden,  demselben  Gegenstande  utiunterbrochen  seine 
Aufmerksamkeit  zugewandt  und  zahlreiche  neue  Beob- 
achtungen angestellt,  durch  welche  ihm  seine  frühere 
Darstellung  in  allen  w^esentlichen  Punkten  bestätigt  er- 
scheint, wiihrend  andere  bis  dahin  zweifelhaft  gebliebene 
eine  nähere  Erledigung  gefunden  haben.  Da  dieselben 
ausserdem  zur  Ermittelung  verschiedener  neuer  Thatsachen 
geführt  und  es  sich  gleichzeitig  als  ein  Bedürfniss  heraus- 
stellte, die  zahlreichen  in  neuerer  Zeit  über  denselben 
Gegenstand  von  andern  Forschern  gemachten  Angaben 
mit  den  seinigen  sowohl  als  untereinander  in  Vergleich 
zu  stellen,  so  giebt  Verf.  in  der  vorliegenden  Schrift  mit 
einer  historisch-kritischen  Uebersicht  der  hauptsächlichsten 
hier  in  Betracht  kommenden  Leistungen  eine  erneuete 
Darstellung  sämmtlicher  Theilc  des  Arthropoden-Auges. 
Einer  besonders  eingehenden  Erörterung  der  zusammen- 
gesetzten Augen  (Hornhaut,  Sklerotica,  Chorioidea  und 
Iris,  Stratum  bacillosum  der  Retina,  Sehganglion)  folgt 
eine  gleiche  für  die  Ocellen  und  ein  zwischen  beiden 
vorgenommener  Vergleich;  sodann  noch  physiologische 
Bemerkungen,  die  sich  besonders  auf  die  Weise  des 
Sehens  und  auf  die  (auch  bei  manchen  Schmetterlingen 
vorkommenden)  leuchtenden  Augen  beziehen.  Zur  Er- 
läuterung der  vom  Verf.  hervorgehobenen  histologischen 
Verhältnisse    finden    sich    in    der  1.  Lief,   seiner   „Tafeln 


der  Entomolooie  während  der  J.  1863-64.  313 

zur    vergleichenden    Anatomie"    meisterhaft     ausgeführte 
bildliclie  Darstellungen. 

Bei  Besprechung-  der  Modifikationen,  welche  die  Cornea  -  Fa- 
cetten der  zusammengesetzten  Augen  in  Betreff  ihrer  Wölbung  dar- 
bieten, bemerkt  Verf.,  dass  er  sich  an  der  Larve  von  Aeschna  gran- 
dis  davon  überzeugt  habe,  dass  die  aussen  gewölbten  Facetten  in- 
nen concav  seien,  wie  es  f unter  Widerspruch  von  Seiten  Will's) 
bereits  Swammerdamm  für  die  Honigbiene  angiebt.  Als  Skle- 
rotika  bezeichnet  Verf.  gegenwärtig  diejenige  Haut,  welche  das  Auge 
nach  hinten  gegen  die  Kopfhühle  hin  abscheidet,  welche  aber,  wie 
er  sich  jetzt  überzeugt  hat,  zugleich  das  ganze  Auge  in  Form  einer 
Kapsel  umschliesst,  vorn  mit  der  Hornhaut  zusammenfiiesst  und  in 
manchen  Fällen  sogar  recht  derbhäutig  erscheint.  Verf.  hat  sie 
bei  Dytiscus  marginalis,  Sphinx  convolvuli  und  Acherontia  atropos 
untersucht ;  sie  zerfällt  in  eine  sehr  viel  dickere  Seitenwand,  welche 
gleich  der  Cornea  eine  chitinisirte  Cutikularbildung  ist  und  aus  zwei 
Lagen  besteht  —  und  in  einen  viel  dünneren  Bodentheil,  welcher 
sich  wie  der  Boden  einer  Weinflasche  in  das  Innere  erhebt  und  bei 
den  Sphingiden  von  einem  Kranze  langer  Zacken,  die  vom  hinteren 
Rande  der  Sklerotika  abgehen,  umgeben  ist.  —  In  den  als  Chorioi- 
dea  und  Iris  bezeichneten  Pigmentstraten  konnte  Verf.  die  bereits 
früher  von  ihm  angegebene  Muskelfibrillen  wiederholt  mit  voller  Si- 
cherheit feststellen ;  bei  Acherontia  atropos  löst  sich  jeder  der  vier 
zu  einem  Nervenstab  gehörenden  Muskelstreifen  innerhilb  des  Iris- 
Gürtels  in  ein  feines  Büschel  auf,  so  dass  ein  radiäres  Muskelge- 
flecht entsteht,  welches  die  Bewegungen  der  Iris  sehr  erklärlich  er- 
scheinen lässt.  Von  Interesse  ist  die  häufige  Uebereinstimmung 
zwischen  der  Farbe  des  Iris  -  Pigmentes  und  derjenigen  der  Haut 
eines  Insektes  (Colias,  Acridium).  Eine  durch  die  Anwesenheit  zahl- 
reicher Tracheenäste  erzeugte  glänzend  weisse  Zone,  welche  beim 
lebenden  Insekte  einen  rothen  Schimmer  zeigt,  hat  Verf.  jetzt  bei 
verschiedenen  Insekten  (Sphinx,  Acheruntia,  Argynnis,  Copris)  aufge- 
funden, bei  Volucella  und  Aeschna  auch  die  schon  früher  bei  Eri- 
stalis  entdeckte  schlauchartige  Verbreiterung  dieser  Tracheenröhr- 
chen.  —  Dass  der  »Krystallkegel«  nur  eine  modificirte  innere,  ter- 
minale Partie  des  Nervengewebes  sei,  hält  Verf.  nach  neuen  von  ihm 
beobachteten  Präparaten  (z.  B.  von  Vanessa  Atalanta,  wo  der  Kry- 
stallkörper  äusserst  klein  ist  und  nur  als  Kern  der  sich  über  ihn 
hin  bis  zur  Hornhaut  erstreckenden  Schale  erscheint)  unverändert 
fest.  Bemerkenswerth  ist,  dass,  während  innerhalb  der  Sklerotika- 
Kapsel  überall  eine  sehr  deutliche  Isolirung  der  Nerven-Elemente 
auftritt,  dieselbe  ausserhalb  derselben  sofort  einer  Plexusbildung  und 
zwar  nicht  nur  im  Opticus,  sondern  auch  im  Ganglion  weicht.  Letz- 


314     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

teres  lässt  auch  zuweilen  (Acherontia  Atropos)  schwarze  Pigment- 
flecke erkennen  und  zwar  nicht  nur,  wenn  eine  solche  Pigmentabla- 
g-erung  innerhalb  der  Sklerotika  vorhanden,  sondern  selbst  dann, 
wenn  sie  hier  fehlt;  in  letzterem  Falle  (Formica,  Timarcha,  Meloe) 
sind  diese  Pigmentanhäufungen  im  Ganglion  opticum  besonders  stark, 
Bei  Gelegenheit  der  Nervenelemente  bestätigt  Verf.  auch  von  Neuem 
das  Vorkommen  von  drei  eigenthümlichen  pigmentirten  Nervenbün- 
deln,  welche  auf  verkümmerte  Nebenaugen  hinweisen;  sie  haben 
sich  ausser  Procrustes  auch  bei  Dytiscus,  Timarcha  und  (zu  vieren) 
bei  Formica  vorgefunden.  —  Die  Nebenaugen  stimmen  nach  erneue- 
ten  Untersuchungen  (an  Apis  mellifica)  mit  den  Netzaugen  durch 
die  Anwesenheit  einer  Sklerotika,  Chorioidea  und  Iris  so  wie  in  der 
Ausbreitung  des  Opticus  zu  einem  Ganglion  überein;  die  hier  sehr 
schwierig  zu  untersuchenden  nervösen  Endgebilde  haben  die  Form 
von  gestielten  Kolben,  deren  Stiele  in  Pigment  eingesenkt  sind,  de- 
ren vorderes  Ende  lichtbrechend  ist.  und  welche  auch  sonst  grosse 
Aehnlichkeit  mit  den  Nervenstäben  der  Netzaugen  darbieten.  Das 
mittlere  Stirnauge  hat  zwei  Wurzeln  welche  aus  beiden  Gehirnlap- 
pen entspringen.  Die  äusserlich  weiss  erscheinenden  Ocellen  man- 
cher Orthopteren  (Gryllus,  Acridium)  verdanken  diese  Färbung  einem 
weissen  Pigment,  unter  welchem  gleichfalls  die  Nervenstäbe  in  Form 
von  Kolben  liegen.  Bei  den  einfachen  Aiigen  der  Schmetterlings- 
raupen finden  sich  zunächst  so  viele  Aeste  des  Sehnerven,  als  Ein- 
zelaugen vorhanden  sind;  jeder  derselben  lässt  eine  birnförmige  An- 
schwellung ,  eine  Umhüllung  mit  Pigment  und  einen  aus  diesem 
hervorragenden  halbkugligen  Krystallkegel  erkennen ;  die  aussen 
linsenartig  gewölbte  Cornea  ist  innen  concav  und  durch  eine  drei- 
theilige  Figur  ausgezeichnet.  —  Nachdem  Verf.  sich  nochmals  für 
die  wesentliche  Uebereinstimmung  zwischen  Netzaugen  und  Ocellen 
ausgesprochen  und  die  verschiedenen  Ansichten  (besonders  Clapa- 
r  e  d  e's)  über  die  Theorie  des  Sehens  bei  den  Insekten  beiirtheilt 
hat,  bestätigt  er  die  interessante  Angabe  Kleemann's  über  die  im 
Dunkeln  »gleich  glühenden  Kohlen«  leuchtenden  Augen  der  Sphinx 
convolvuli;  dieselben  lassen  dies  Phänomen  jedoch  nicht  jederzeit, 
auch  nicht  bei  jedem  Exemplare  erkennen ,  da  Verf.  es  nur  nach 
längerer  Buhe  des  Thieres  und  in  einem  dunklen  Baume,  in  wel- 
chen nur  einzelne  Lichtstrahlen    eindrangen,  wahrnahm. 

Es  mag  hier  gleichzeitig  auf  die  wichtigen  Mitthei- 
lungen hingewiesen  werden,  welche  Weismann  in  seiner 
weiter  unten  ausführlich  zu  erörternden  Abhandlung 
über  die  nachembryonale  Entwickelung  der  Muscinen 
(Zeitschr.  f.  wissensch.  Zoologie  XIV.  p.  280  ff.,  Taf.  26) 
in  Betreff    der    Genese  des  Insektenauges   gemacht   hat. 


der  Entomologie  während  der  J.  1863 — 64.  315 

Indem  er  die  C  lapar  ed  e'schen  Angaben  über  den  Auf- 
bau der  einzelnen  Augenkammern  meist  bestätigt^  erwei- 
tert er  dieselben  durch  die  in  morphologischer  und  phy- 
siologischer Beziehung  gleich  wichtige  Entdeckung,  dass 
sich  das  Insektenauge  aus  zwei,  lange  Zeit  hindurch, 
vollkommen  getrennten  Thellen  zusammensetzt,  deren 
einer  unmittelbar  aus  den  Hemisphären  der  Larve  her- 
vorgeht und  das  Ganglion  opcicum  darstellt,  während 
der  andere,  nämlich  die  slcii  aus  den  (auch  den  ganzen 
Kopf  des  Imago  entwickelnden)  Hirnanhängen  hervor- 
bildende Augenscheibe,  alle  übrigen  Thelle  des  Auges 
(Cornea,  Crystallkörper  und  Nervenstäbchen  nebst  ihren 
Hüllen)  producirt.  Eine  von  Claparöde  abweichende 
Angabe  des  Verf.'s  Ist,  dass  nicht  vier,  sondern  nur  eine 
ßildungszelle  jeder  Corneafacette  entspricht;  der  Kern 
dieser  Zelle  zertheilt  sich  allerdings  in  vier  kleinere,  sie 
selbst  aber  nicht. 

Das  In  Rücksicht  seiner  Funktion  noch  bei  weitem 
nicht  genügend  erforschte  Corpus  adiposum  der  Arthro- 
poden hat  Leydig  Anlass  zu  neuen  Untersuchungen 
über  die  darin  suspendirten  Stoffe  gegeben.  In  seiner  Ab- 
handlung: „Einiges  über  den  Fettkörper  der  Arthropoden*^ 
(Archiv  f.  Anat.  und  PhysIoL,  Jahrg.  1863.  p.  192—203) 
weist  Verf.  zunächst  auf  das  weit  verbreitete  Vorkommen 
von  harnsauren  Ablagerungen  In  demselben  nicht  nur  bei 
den  verschiedensten  Insekten,  sondern  auch  In  den  Clas- 
sen  der  Myriopoden  (Julus ,  Polydesmus,  Glomerls)  und 
der  Arachniden  (bei  den  Krätzmilben  nach  Gudden)  hin. 
Seine  frühere  x\ngabe,  dass  diese  Harnconcremente  bei 
der  Krätzmilbe  In  mit  dem  Darm  coiiununlclrenden  Blind- 
säcken abgelagert  seien,  giebt  Verf.  gegenwärtig  auf  und 
sieht  sie  gleichfalls  als  Im  Fettkörper  befindlich  an. 
Während  bei  Polydesmus  complanatus  die  Concremente 
von  derselben  rundlichen,  concentrisch  geschichteten  Form 
sind  wie  bei  Julus  terrestris,  zeigen  sie  sich  bei  Glo- 
merls so  gross  w^'e  In  den  Nieren  der  Schnecken  und 
in  manchen  Thellen  des  Fettkörpers,  z.  B.  in  dem  ersten 
auf   den    Kopf    folgenden   Körperringe    In    erstaunlicher 


316     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

Menge  angehäuft.  —  Ausserdem  finden  sich  nach  den 
Untersuchungen  des  Verf.'s  in  den  Zellen  des  Fettkörpers 
verschiedener  Arthropoden  krystallfnlsche  Plättchen  einer 
eiweissartigen  Substanz.  Es  wurden  solche  von  ihm  in 
einem  aus  dem  Kopf  einer  lebenden  Aeschna-Larve  heraus- 
präparirten  Fettkörperstreifen,  ferner  bei  Tabanus  und 
Tipula,  im  Fostabdomen  eines  in  Spiritus  conservirten  ßu- 
thus  afer,  endlich  auch  in  der  Leibeshöhle  lebender  Exem- 
plare von  Scorpio  Europaeus  beobachtet.  Diese  Crystalle 
sind  V350 — V175'"  grosSj  gleichfalls  in  den  Blasen  des  Fett- 
körpers abgelagert,  erscheinen  von  der  Seite  gesehen  Stäb- 
chen- oder  spindelförmig,  stellen  aber  Täfelchen  mit  ab- 
gestumpften Kanten  vor.  Dass  sie  aus  einer  eiv\^eissartigen 
Substanz  bestehen,  dafür  spricht  nicht  nur  ihre  Licht- 
brechung und  Contourirung,  so  wie  ihr  Verhalten  zu  Al- 
kohol und  Essigsäure,  sondern  auch  ihre  Aehnlichkeit 
mit  den  sogenannten  Stearintafeln  aus  dem  Dotter  der 
Batrachier.  —  Indem  Verf.  nochmals  auf  das  Vorkommen 
sehr  grosser  Zellen  im  Fettkörper  mancher  Arthropoden 
(Ixodes,  Phryganea)  und  eigenthümlich  gefärbter,  mit 
Körnchen  gefüllter  Portionen  ( Carabus  auratus)  aufmerk- 
sam macht,  bezeichnet  er  das  Corpus  adiposum  als  ein 
„wahres  Magazin  der  verschiedensten  Substanzen,"  dessen 
microchemische  Erforschung  ohne  Zweifel  noch  einen  reich- 
haltigen Erfolg  in  Aussicht  stelle.  (Ueber  dieden  Fett- 
körper der  Hexapoden  speziell  betreffenden  Mittheilungen 
des  Verf.'s  siehe  bei:  Insekten!) 

Der  Curiosität  halber  führen  wir  hier  noch  eine 
Reihe  der  überraschendsten  Entdeckungen  an,  welche  ein 
auf  allen  Gebieten  der  beschreibenden  Naturwissenschaft, 
wie  es  scheint,  gleich  bewanderter  Naturforscher  Namens 
Linde  mann  auch  im  Bereich  der  Arthropoden  gemacht 
hat.  Dieselben  sind  im  36.  und  37.  Bande  des  Bulletin 
des  naturalistes  de  Moscou  niedergelegt  und  erledigen 
in  sehr  bündiger  Weise  die  verschiedensten  noch  irgend 
wie  zweifelhaften  Punkte  im  Gebiete  der  Anatomie,  Hi- 
stiologie  und  Physiologie  der  Gliederthiere,  während  sie 
andererseits  die  bisher  gültigen  Untersuchungen,    gleich- 


der  Entomologie  während  der  J.  1863—64.  317 

viel   ob    sie    von   den    bewährtesten  Forschern  herrühren, 
als  vollständig  irrig  hinstellen. 

Um  z.  B.  die  bisherige  ganz  iri'ige  Ansicht  vom  Ȋusseren 
Skelete«  der  Insekten  zu  widerlegen,  hat  Hr.  L.  (a.  a.  0.  XXXVII,  1. 
p.  426  ff.)  »Notizen  zur  Lehre  vom  äusseren  Skelete  der  Insekten« 
publicirt,  aus  denen,  nach  seiner  Ansicht,  hervorgeht,  dass  nicht  nur 
bei  Lampyris  noctiluca,  an  welcher  er  die  folgende  merkwürdige  Ent- 
deckung gemacht  hat,  sondern  bei  allen  Insekten  in's  gesammt  1) 
die  Einlenkung  der  Coxa  in  den  Thorax  eine  »amphiartrosis«  (sie!) 
ist,  welche  keine  Bewegung  zulässt  und  an  der  auch  gar  keine  Mus- 
keln vorhanden  sind,  welche  eine  solche  hervorbringen  können  und 
2)  dass  sowohl  aus  dem  Ende  der  Hüfte  als  des  Schenkels ,  der 
Schiene  und  des  letzten  TarsengUedes  ein  resp.  zwei  Muskeln  hervor- 
gehen, die  weiche  Gelenkhaut  durchsetzen  und  sich  an  der  Aussenseite 
des  betreffenden  folgenden  Beingliedes  (resp.  Fussklaue)  inseriren. 
Diese  »äusseren  Muskeln«  sind  aber  nicht  einmal  die  einzigen,  son- 
dern Verf.  hat  noch  eine  Anzahl  kleinerer  Muskeln  entdeckt,  welche 
in  Form  spindelförmiger  Zellen  auftreten  und  die  Haare  des  Haut- 
skeletes  in  Bewegung  setzen!  (Mit  Rücksicht  auf  letztere  kann  man 
die  Entdeckung  des  Verf.'s  wirklich  als  eine  haarsträubende  be- 
zeichnen. Ref.}.  —  Aber  hiermit  nicht  genug  :  In  seinen  »Zoologi- 
schen Skizzen«  (ebenda  XXXVII,  2.  p.  521  ff.)  regalirt  uns  der  Verf. 
gleich  mit  einer  ganzen  Reihe  von  Entdeckungen,  unter  denen  die 
eine  immer  die  andere  an  Wunderbarkeit  überbietet.  Zuerst  »zieht 
er  den  Fettkörper  der  Insekten,  welcher  als  Spielart  des  gewöhnli- 
chen Bindegewebes  angesehen  werden  muss,  in  Analogie  mit  der 
Milz  und  den  Lymphknoten  der  Wirbelthiere,«  was  um  so  eher  an- 
geht, als  ja  »nach  den  neuesten  Untersuchungen  das  Bindegewebe  zu 
den  wichtigsten  Geweben  gezählt  wird.«  Sodann  hat  sich  ihm  schon 
lange  die  Frage  aufgedrängt ,  was  wohl  aus  den  Serikterien  der 
Schmetterlingsraupen  werden  möge.  Nichts  einfacher,  als  dies  zu 
entscheiden !  »Die  Serikterien  verwandeln  sich  in  die  Seitenstämme 
des  Trachealsystems«  und  zwar  geht  die  allmähliche  Umwandlung  schon 
»mit  dem  zunehmenden  Alter  der  Raupe«  vor  sich  (so  dass  diese  also 
ihr  Cocon  mittelst  der  Tracheenstämme  spinnen  raüsste!);  der  innere 
Zellenbeleg  der  Spinngefässe  sondert  eine  Cutikula  ab,  diese  kräu- 
selt sich  und :  fertig  ist  der  Spiralfaden !  —  Nachdem  so  die  Histio- 
logie  um  ein  merkwürdiges  Faktum  bereichert  worden  ist,  wird  die 
Metamorphose  in  ähnlicher  Weise  bedacht.  Hier  ist  es  nämlich  die 
Larve  der  Coccinella  septempunctata,  welche  von  den  übrigen  Co- 
leopteren-Larven  dadurch  abweicht,  dass  sie  sich  gar  nicht  verpuppt; 
ist  sie  ausgewachsen,  so  v/irft  sie  ihren  Kopf,  aber  auch  nur  diesen 
ab,  bleibt    dann   3  bis   4  Tage   ganz    regungslos,     so    dass  man  sie 


318     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

schneiden,  stechen  und  reissen  kann,  ohne  ihr  dadurch  eine  Bewe- 
gung zu  entlocken.  Nach  einigen  Tagen  bilden  sich  am  Bauche 
verschiedene  Höcker  hervor,  welche  aus  Zellen  bestehen,  »die  nichts 
als  Auswüchse  des  Fettkörpers  sind;«  während  diese  sich  zu  Flü- 
geldecken und  Beinen  ausbilden,  entsteht  aus  einer  ähnlichen  »ku- 
gelförmigen Wucherung  über  dem  After  der  Larve«  —  mirabile 
dictu !  nichts  anderes  als  »der  neue  Kopf  der  Coccinelle.«  Das  ist 
aber  nach  des  Verf.'s  Ansicht  gar  nicht  einmal  das  Merkwürdigste 
bei  der  Sache;  denn  das  Abwerfen  des  Larvenkopfes  und  das  Her- 
vorwachsen eines  neuen  aus  dem  Afterende  der  Larve  hat  er  bei 
den  übrigen  Käfern  ganz  ebenso  bemerkt;  das  aufiallende  für  ihn 
ist  vielmehr,  »dass  sich  die  Raupe  nicht  verpuppt,  sondern  ganz 
frei  nach  Aussen  ihre  Extremitäten  entwickelt.«  (Es  ist  zu  bedauern, 
dass  Verf.  nicht  erwähnt,  welche  Stellung  er  bei  dieser  Beobachtung 
angenommen  hat;  jedenfalls  muss  dieselbe  eigenthümlich  gewesen 
sein,  dass  er  dabei  das  Afterende,  vwmit  sich  die  Coccinellen-Larven 
bekanntlich  gestürzt  aufhängen,  für  ihre  Kopf  angesehen.  Jedenfalls 
hat  er  in  seiner  Bemerkung  recht,  dass  die  Wissenschaft  noch  keine 
Kenntniss  von  einer  so  eigenthümlichen  Entwickelung  eines  Käfers 
oder  richtiger  gesagt,  von  einer  so  eigenthümlichen  Auffassung  und 
Darstellung  hat).  —  Endlich  theiltVerf.  mit,  dass  er  noch  nirgends 
in  der  Natur  einer  so  geschraubten  Oekonomie  begegnet  sei,  wie 
er  sie  in  den  Fussmuskeln  der  Phalangier  gefunden  habe ;  hier  sei 
nämlich  im  Femur  stets  nur  ein  einzelner  Muskel  (Flexor)  vorhan- 
den, während  bekanntlich  bei  den  Insekten  zwei  solcher  existiren, 
und  auch  der'  Muskel  der  »ersten«  und  »zweiten«  Tibia  sei  ein 
Flexor;  dagegen  fehlen  Extensoren  bei  diesen  Thieren  vollständig. 
Die  Beobachtung  derselben  im  Leben  hat  ihm  nun  gezeigt,  dass 
auch  wirklich  nur  eine  Flexion  stattfindet,  durch  welche  der  Kör- 
per gehoben  wird,  während  derselbe  beim  Heruntersinken,  was  durch 
die  Schwere  bewirkt  wird,  eine  Extension  von  selbst  mit  sich  führe. 
Besonders  eigenthümlich  und  neu  sind  auch  die  Beobachtungen  des 
Verf.'s  über  »fibröse  Gelenkbänder«  an  den  Beingelenken  der  Pha- 
langier, 

lieber  die  zwischen  dem  Hautskelet  der  verschie- 
denen Arthropoden  -  Classen  bestehenden  Homologieen 
hat  J.  Dana  (On  the  homologies  of  the  Insectean  and 
Crustacean  Types,  Americ.  Journ.  of  science  and  arts 
XXXVI.  p.  233—235,  Annals  of  nat.  bist.  3.  ser.  XIII. 
p.  16  —  18)  seine  Ansichten  mitgetheilt.  Dieselben  sind 
auf  der  vom  Verf.  erfundenen  Idee  der  Cephalisation  im 
Thierreich  basirt,  welche  er  in  verschiedenen,  derselben 


der  Entomologie  während  der  J.  1863 — 64.  319 

Zeitschrift  einverleibten  Aufsätzen:  On  the  higher  sub- 
divisions  in  the  Classification  of  Mammals  (a.  a.  0.  XXXV. 
p.  65 — 71),  On  cephalization  and  on  Megasthenes  and  Mi- 
crosthenes  in  Classification  (XXXVI.  p.  1 — 10),  The  Clas- 
sification of  animals  based  on  the  principle  of  cephaliza- 
tion (XXXVI.  p.  321—352  u.  XXXVII.  p.  10-33,  Edin- 
burgh new  philosoph.  Journal,  new  ser.  XIX.  p.  75  und 
260  fi*.)  klar  zu  machen  sucht. 

Aus  der  Aufnahme,  welche  diesen  Ausführungen  des  Verf.'s  in 
verschiedenen,  besonders  Englischen  Journalen  nach  ihrer  ersten  Pu- 
blikation erfahren  haben  —  sie  werden  u.  A.  auch  von  Claparede 
(Las  principes  de  Classification  animale  de  M.  Dana,  Archives  d. 
scienc.  phys.  et  naturelles  de  Geneve  XXI.  1864.  p.  41 — 57)  einge- 
hend aualysirt  —  scheint  hervorzugehen ,  dass  man  ihnen  eine  be- 
sondere Bedeutung  beilegt.  Ref.  muss  dem  gegenüber  seinerseits 
gestehen,  dass  er  dieselben  nur  für  unfruchtbare  naturphilosophische 
Spekulationen,  welche  in  der  leitenden  Idee  und  den  Prämissen 
ebenso  verfehlt  als  in  ihren  Resultaten  unhaltbar  sind,  ansehen  kann. 
Muss  es  schon  überhaupt  als  ein  missliches  Eintheilungsprincip  er- 
scheinen ,  wenn  ein  vorwiegendes  oder  ausschliessliches  Eingehen 
auf  ein  einzelnes  aus  dem  organischen  Zusammenhang  gerissenes 
Organ  stattfindet,  so  ist  die  Wahl  eines  Körpertheiles  wie  gerade 
der  »Kopf«,  dessen  Homologieen  für  verschiedene  Thiertypen  nicht 
nachweisbar  sind  und  der  als  solcher  —  nach  der  vulgairen  Auf- 
fassung —  ganzen  Thierkreisen  abgeht,  einer  nüchternen  Betrach- 
tungsweise gegenüber  wohl  ganz  unzugänglich.  Bekanntlich  ist  dem 
Verf.  die  Idee  der  »Cephalisation  des  Thierkörpers«,  d.  h.  eine  Un- 
terordnung seiner  Gliedmaassen  für  den  Bedarf  des  Kopfes  zuerst  bei 
Betrachtung  der  Crustaceen  aufgestiegen,  bei  welchen  er  sie  als  in 
verschiedenen  Graden  der  Ausbildung  vorhanden  nachgewiesen  hat. 
Jetzt  glaubt  er  in  dieser  Idee  u.  A.  auch  den  Schlüssel  für  den 
Nachweis  einer  »angemessenen«  Stellung  des  Menschen  unter  den 
Säugethieren  gefunden  zu  haben,  obwohl  er-  bei  einer  später  erfol- 
genden Gegenüberstellung  der  Vertebraten  und  Articulaten  selbst 
zugiebt ,  dass  Homologieen  zwischen  beiden  nicht  existiren.  Nach 
der  Anschauungsweise  des  Verf.'s  ist  nämlich  der  Mensch  das  ein- 
zige Säugethier,  dessen  vorderes  Gliedmaassenpaar  cephalisirt  ist, 
d.  h.  den  Zwecken  des  Kopfes  (also  keinem  anderen?  Ref.)  dient 
und  daraus  ergiebt  sich  für  ihn  das  fallerdings  sehr  abenteuerliche) 
Resultat,  dass  der  Mensch  als  einziger  Repräsentant  der  Subclassis: 
Archontia  allen  übrigen  Mammalien  gegenüber  steht.  Von  der 
Richtigkeit  dieses  Resultates  ist  Verf.  um  so  mehr  überzeugt,  als 
eine   solche  privilegirte   Stellung    des  Menschen    im  Systeme  seiner 


320     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

Leistungsfähigkeit  allein  entspricht  und  er  verfehlt  daher  auch  nicht, 
die  neuesten  Darlegungen  Hu xley's,  so  überzeugend  sie  auch  selbst 
für  den  Laien  sein  müssen,  in  ihren  für  die  Würde  des  Menschen 
so  destruktiven  Resultaten  von  der  Hand  zu  weisen.  Die  weitere 
ebenso  theoretischen  Aufstellungen  eines  »Megasthenes«  und  »Mi- 
crosthenes«  können  hier  übergangen  werden,  da  sie  —  wie  über- 
haupt kaum  —  für  die  Arthropoden-Eintheilung  nicht  in  Betracht 
kommen.  Letztere  werden  vom  Verf.  noch  in  Gemeinschaft  mit  den 
Würmern  in  Angriff  genommen  und  der  Cuvier'sche  Terminus  »Ar- 
ticulata«  dafür  festgehalten ;  nach  dem  Prinzip  der  Cephalisation 
theilen  sich  diese  Articulaten  in  drei  Classen:  Insekten,  Crustaceen 
und  Würmer.  Erstere  umfassen  ausser  den  Hexapoden  auch  die 
Arachniden  und  Myriopoden.  Während  bei  den  Hexapoden  drei 
Paar  Mundtheile  vorhanden  sind,  ist  bei  den  Arachniden  die  Ce- 
phalisation schon  dadurch  etwas  degradirt.  dass  ein  Paar  Kopfglied- 
massen zu  Beinen  wird:  bis  bei  den  Myriopoden  eine  Decephalisa- 
tion,  und  zwar  wegen  der  stark  vermehrten  Zahl  der  Körperseg- 
mente, zu  Stande  gekommen  ist.  (Sollte  sich  aber  z.  B.  bei  Scolo- 
pendra  nicht  ebenso  gut  eine  Cephalisation  wie  bei  den  Crustaceen 
nachweisen  lassen?  Ref.).  Noch  mehr  decephalisirt  sind  für  <len 
Verf.  die  Würmer,  dagegen  sehr  vollkommen  cephalisirt  die  Cru- 
staceen. Nach  diesen  Betrachtungen  wiid  eine  Znsammenstellung 
oder  vielmehr  eine  Aneinanderreihung  von  Vertebraten  und  Arti- 
culaten veranstaltet,  welche  sonst  allerdings  wohl  keinen  rechten 
Sinn  hat,  den  Verf.  aber  durch  die  dabei  erzielte  Progression  der 
Gliedmaassenpaar  -  Ziffern  zu  befriedigen  scheint.  Es  ergiebt  sich 
nämlich  für  ihn  das  überraschende  Resultat,  dass  der  Mensch  1  Paar, 
»alle«  anderen  Vertebraten  2  Paar  (auch  die  Schlangen?),  die  Insek- 
ten 3  ,  die  Spinnen  4  ,  die  (Myriopoden  werden  hier  wohlweislich 
ausgelassen;  Decapoden  unter  den  Crustaceen  5 ,  die  Tetradecapo- 
den  7  Paar  Beine  haben,  (Was  soll  hiermit  wohl  bewiesen  wer- 
den?) Für  die  Arthropoden  ist  das  Resultat  der  obigen  Betrach- 
tung, dass  Hexapoden,  Octopoden  (d,  h.  Arachniden)  und  Myriopo- 
den nur  Ordnungen  einer  und  derselben  Classe  sein  können,  welche 
den  Decapoden,  Tetradecapoden  u,  s,  w.  unter  den  Crustaceen  ent- 
sprechen, d.  h.  für  den  Kenner  dieser  Thiere  mit  anderen  Worten: 
das  Resultat  ist  ein  ebenso  verkehrtes  wie  die  zur  Erzieklung  des- 
selben hingestellte  Annahme,  —  Um  nun  den  verschiedenen  Grad 
der  Cephalisation  bei  einem  Insekt  und  einem  Krebs  zu  erläutern, 
stellt  Verf,  folgendes  Schema  auf: 
Insekt  C.  T.  A^ 

1.2.3.4.5,6.    7.8.9.    10.11.12.13.14.15.16.17.18.19.20,21. 
Krebs  C,^  T,  A. 


der  Entomologie  während  der  J.  1863 — 64.  321 

Aus  demselben  geht  die  irrige  Auffassung  der  hier  bestehenden  Ho- 
mologieen  auf  den  ersten  Blick  hervor;  sie  ergiebt  sich  auch  noch 
ferner  aus  den  vom  Verf.  hinzugefügten  Erläuterungen  ,  welche  so 
lauten:  1)  dem  Insekten -Typus  fehlen  die  drei  hinteren  Segmente 
der  Crustaceen.  2)  Kopf  und  Thorax  der  Insekten  zusammen  haben 
die  gleiche  Segraentzahl  (9)  wie  der  Kopf  der  Decapoden  allein  (da- 
her liegt  denn  auch  nichts  näher  ,  als  den  Kopf  der  letzteren  für 
entsprechend  dem  Kopf  4-  Thorax  der  Insekten  anzusehen;  doch 
nach  dem  Verf.  w^erden  »bei  jedem  Thier«  die  Gränzen  des  Kopfes 
durch  die  Anwesenheit  der  Sinnesorgane  und  Mundanhänge  be- 
stimmt !).  3)  Kopf  und  Thorax  der  Insekten  enthalten  die  Hälfte  der 
sämmtlichen  Segmente  (18),  bei  den  Crustaceen  '^s  der  Gesammt- 
zahl  (21).  4)  Der  Kopf  der  Insekten  enthält  6  Segmente,  d.  h.  V3 
der  Gesamratzahl,  der  Kopf  der  Decapoden  9  Segmente,  d.  h.  % 
der  Gesammtzahl.  5)  Die  Visceralsegmente  sind  der  10.  bis  14.  Eing 
beim  Insekt  wie  bei  den  Decapoden,  aber  beim  Insekt  ist  der  10. 
der  erste  hinter  dem  Thorax,  beim  Krebs  dagegen  der  erste  hinter 
dem  Kopfe  (so  dass  auch  hieraus  der  wahre  Sachverhalt  leicht  zu 
entnehmen  wäre.  Ref.).  Später  folgt  noch  die  sonderbare  Bemer- 
kung, dass  die  zweiästigen  Beinpaare  am  Schwänze  der  Decapoden 
die  deutlichste  Annäherung  an  die  doppelten  Beinpaare  von  Julus 
erkennen  lassen  sollen  (!).  —  Wenn  wir  hier  schliesslich  noch  in 
Kurzem  auf  den  Versuch  des  Verf.'s,  auch  die  Classe  (oder  nach 
ihm:  Ordnung)  der  Insekten  in  ganz  neuer  Weise  zu  classificiren, 
eingehen,  so  ist  der  Grund  allein  der,  um  zu  zeigen,  zu  welchen 
Ungereimtheiten  spekulative  Ideen,  denen  jede  reelle,  auf  Kenntniss 
des  Gegenstandes  basirte  Unterlage  abgeht,  führen  können.  Die  In- 
sekten stellen  nach  D.  drei  Hauptgruppen  dar:  1)  Ptero-prosthenics 
oder  Ctenopleia:  a)  Apipens  (d.  h.  mit  bienenartigen  Flügeln):  Hy- 
menoptera,  Diptera  und  Aphaniptera  (1  ?).  b)  Amplipens  :  Lepido- 
ptera,  Homoptera  und  Trichoptera.  c)  Attenuates:  Neuroptera.  — 
2)  Ptero-mefasllienics  oder  Elytroptera:  Coleoptera,  Hemiptera  und 
Orthoptera.  —  3)  Thysamira  oder  Aptera:  Lepismidae  und  Poduri- 
dae.  —  Da  diese  Eintheilung  an  Unnatürlidikeit  und  Gewaltsamkeit 
die  Linne'sche  noch  weit  übertrifft,  so  fragt  man  billig:  wozu  eine 
hundertjährige  Forschung,  welche  auf  Abstellung  irriger  und  man- 
gelhafter Ansichten  gerichtet  war,  wenn  letztere  nach  langer  Besei- 
tigung als  etwas  Neues  reproducirt  werden?  Welchen  Zweck  soll 
es  haben,  wenn  heut  zu  Tage  eine  Eintheilung  der  Neuroptera,  wie 
die  folgende  ist,  gegeben  wird?:  1)  Apipenniformia:  Termiten,  Pa- 
norpiden  und  eine  noch  unbekannte  (!)  Gruppe  enthaltend.  2)  Am- 
plipenniformia:  Planipennia,  Psocidea  und  Perlidea.  3)  Perattenuata 
oder  typische  Neuropteren:  Libellen  und  Ephemeren.  —  Der  Natur- 

Arclüv  für  Naturg.  XXX.  Jahrg.  2.  Bd.  V 


322     Ger  staecke r:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

Philosophie   mögen    derartige    Systeme    imponiren;    dem  Empiriker 
können  sie  nur  ein  Lächeln  abgewinnen. 

Als  das  einzige  sich  über  mehrere  Arthropoden- 
Classen  erstreckende  faunistische  Werk  liegt  dem  Ref. 
das  im  vorigen  Jahresberichte  p.  33  bereits  dem  Titel 
nach  angezeigte  Werk  von  L.  Maillard:  ^Notes  sur 
File  de  la  Reunion  (Bourbon)*'  gegenwärtig  schon  in  einer 
zweiten  Auflage  (Paris,  1863)  vor.  Dasselbe  iimfasst  einen 
Text  in  zwei  Bänden  (8.)  und  einen  Atlas  in  gleichem 
Format  von  41  Tafeln.  Die  Aufzählung  und  Beschreibung 
der  auf  der  Reunionsinsel  gesammelten  Thiere  nimmt  den 
zweiten  Band  des  Textes  und  die  Abbildung  derselben  die 
14 — 41.  Tafel  des  Atlanten  ein.  Die  einzelnen  Classen  und 
Ordnungen  der  Gliederthiere,  von  denen  die  in  einem 
eigenen  Werke  von  V  i  n  s  o  n  bearbeiteten  Arachniden 
ausgeschlossen  sind,  haben  als  besondere  Annexe  des 
Werkes  eine  separate  Pagini rung  erhalten  und  sind  von 
verschiedenen  Autoren  bearbeitet.  Die  Crustaceen  von 
Alph.  Milne-Edwards  16  S.  und  3  Taf.,  die  Lepido- 
pteren  von  Guenee  72  S.  und  2  Taf.,  die  Coleopteren 
von  i\ch.  Dey rolle  21  S.  und  1  Taf.,  die  Orthopteren 
(Lucas),  Hemipteren  (Sign or et),  Neuropteren  mitEin- 
schluss  der  Libellen  (S  ely  s-L  ongchamp  s),  Hyme- 
nopteren  (Sichel),  Dipteren  (Bigot)  und  Myriopoden 
(Lucas)  zusammen  19  S.  und  2  Taf. 

Die  von  A.  Milne  Edwards  bearbeiteten  Crustaceen,  62  an 
Zahl,  gehören  mit  einer  Ausnahme  den  Decapoden  an  und  schlies- 
sen  verschiedene  neue  Gattungen  und  Arten  in  sich.  Yon  den  In- 
sekten sind  am  reichhaltigsten  die  Lepidopteren  vertreten ;  es  sind 
138  Arten  aus  verschiedenen  Familien  der  Macrolepidopteren  und 
der  PjTaliden,  unter  denen  zahlreiche  neue  so  wie  verschiedene  un- 
vollständig bekannte  nochmals  charakterisirt  und  zum  Theil  in  ihren 
früheren  Ständen  erörtert  werden.  Von  den  96  aufgeführten  Co- 
leopteren sind  13  (davon  10  Curculionen),  unter  11  Orthopteren  2, 
unter  16  Hemipteren  8,  unter  8  Hymenopteren  und  11  Neuropteren 
keine,  unter  42  Dipteren   1  und  unter  3  Myriopoden  1  Art  neu. 

Ausserdem  ist  in  faunistischer  Beziehung  eineUeber- 
sicht  über  die  numerischen  Yerhältnisse  der  wirbellosen 
Thiere  der  Provinz  Preussen  zu  erwähnen,  welche  Ha- 
gen   in    einer  Schrift:  „die  Provinz  Preussen,"  Festgabe 


der  Entomologie  während  der  J.  1863—64.  323 

für  die  24.  Versammlung^  deutscher  Land-  und  Forst- 
wlrthc,  (Königsberg  18()3,  8.)  zusammengestellt  hat.  Nach- 
dem Verf.  einleitimgsweise  die  klimatischen  und  Boden- 
verhältnisse der  Provinz,  so  weit  sie  auf  die  Gestaltung 
und  den  Umfang  der  Fauna  einen  begünstigenden  Ein- 
fluss  ausüben,  erörtert  und  abermals  auf  die  auffallende 
Vereinigung  südlicher  und  nordischer  Thierformen  in 
Preussen  hingewiesen  hat,  giebt  er  für  die  einzelnen 
Classen,  resp.  Ordnungen  der  wirbellosen  Thiere  eine 
historisch  geordnete  Zusammenstellung  aller  auf  die  fau- 
nistische  Kenntniss  derselben  bezüglichen  Arbeiten  und 
der  aus  denselben  gewonnenen  numerischen  Ergebnisse. 
Von  8358  als  in  Preussen  vorkommend  verzeichneten 
Thieren  gehören  7932  Arten  den  Wirbellosen ,  unter 
diesen  wieder  7342  den  Arthropoden  an :  nämlich  6941 
den  Insekten ,  25  den  Myriopoden ,  281  den,  Arachniden 
und  95  den  Crustaceen.  Unter  den  Insekten  sind  die 
einzelnen  Ordnungen  folgendermassen  vertreten:  Ortho- 
ptera  172,  Neuroptera  106,  Coleoptcra  2718,  Hymenoptera 
1144,  Lepidoptera  1468,  Diptera  969  und  Hemiptera  364. 

C.  Sundeva  11,  Ett  försök  att  bestämma  de  af  Ari- 
stoteles omtalade  Djurarterna.  I.  Luftandande  djur,  eller 
klasserna:  Däggdjur,  Foglar,  Reptilier  och  Insekter  med 
Arachnider.  (Kongl.  Svensk.  Vetensk.  Akad.  Handl.  IV. 
1864.  no.  2.  148  pag.  in  4.).  —  In  deutscher  Uebersetzung 
erschienen  unter  dem  Titel :  Die  Thierarten  des  Aristo- 
teles von  den  Classen  der  Säugethiere,  Vögel,  Reptilien 
und  Insekten,  von  Carl  J.  Sunde  vall.  (Stockholm,  1863. 
8,  242  pag.)  Nach  einer  gedrängten  Uebersicht  des  in 
den  Aristotelischen  Schriften  behandelten  zoologischen 
Materials,  der  für  dasselbe  gewählten  Anordnung,  nach 
einer  Schätzung  der  von  Aristoteles  gekannten  Artenzahl 
u.  s.  w.  wird  auf  p.  189 — 239  der  deutschen  Ausgabe  eine 
Deutung  der  von  ihm  erwähnten,  resp.  näher  bezeich- 
neten Insekten,  Arachniden  und  Myriopoden  zu  geben 
versucht. 

Dieselbe  hat  in  vielen,  ja  sogar  in  den  meisten  Fäl- 
len nur  eine  fragliche  oder  annähernd  richtige  sein  kön- 


324     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

nen.  wie  dies  bei  den  sehr  unbestimmten  imd  zum  Theil 
selbst  irreführenden  Angaben  des  Aristoteles  über  die 
von  ihm  wenig-  gekannten  wirbellosen  Thiere  sehr  er- 
klärlich ist.  üebrigens  steht  Verf.  bei  der  Beurtheilung 
der  Aristotelischen  Angaben  zum  Theil  auf  eigenen  Füs- 
sen, da  ihm  die  wichtigste  Arbeit  über  diesen  Gegen- 
stand, J.  B.  Meyer's  Aristoteles'  Thierkunde  zur  Zeit 
der  Abfassung  der  seinigen  nicht  bekannt  gewesen  ist. 

Gr.  V.  Frauenfeld's  Schrift  „Ueber  das  Vorkom- 
men des  Parasitismus  im  Thier-  und  Pflanzenreiche^  (als 
Festschrift  zur  fünfzigjährigen  Jubelfeier  der  naturfor- 
schenden Gesellschaft  in  Emden  dargebracht.  —  Wien, 
1864.8.  32pag.)  giebt  u.  A.  auch  eine  gedrängte  Zusammen- 
stellung der  den  drei  grösseren  Arthropoden-Classen  an- 
gehörigen  wesentlichsten  Schmarotzerformen  nebst  einigen 
auf  ihre   Wirthsthiere  bezüglichen  Notizen. 


I.    Insekten. 


Unsere  Kenntnisse  über  die  Entwickelung  und  Me- 
tamorphose der  Insekten  sind  wohl  zu  keiner  Zeit  durch 
so  zahlreiche  und  wichtige  Beobachtungen  bereichert  und 
in  so  wesentlichen,  bisher  allgemein  als  abgeschlossen 
betrachteten  Punkten  modificlrt  worden,  als  dies  während 
d.  J.  1863 — 64  der  Fall  gewesen  ist.  Wir  haben  hier 
zuerst  auf  die  während  eines  Zeitraums  von  zwei  Jahren 
angestellten,  ebenso  mühevollen  als  in  ihren  Resultaten 
ergiebigen  Untersuchungen  A.  Weismann's  über  die 
Entwickelung  der  Dipteren  im  Ei,  wie  während  des 
Larven-  und  Puppenstadiums  einzugehen,  welche  vom 
Verf.  in  vier  verschiedenen  ,  aber  in  engem  Zusammen- 
hang  zu  einander  stehenden  Abhandlungen  publicirt  wor- 
den sind. 

Die  dem  Datum  nach  erste  dieser  Arbeiten,  welche 
Verf.  bei  der  medizinischen  Fakultät  zu  Freiburg  i.  Br. 
als  Habilitationsschrift  einreichte,  führt  den  Titel ;  „Ueber 
die    Entstehung    des    vollendeten    Insekts   in   Larve   und 


dvr  Entomologie  während  der  J.  1863—64.  325 

Puppe.  Ein  Beitrag  zur  Metamorphose  der  Insekten" 
(Frankfurt  a.  M.  1.^(33.  4.  36  S.  mit  3  Taf.  —  Separatab- 
druck aus  den  Abhandlungen  der  Senckenbcrg'schen  Na- 
turforschenden Gesellschaft  in  Frankfurt  a.  M.  4.  Bd.) 
Verf.  geht  in  derselben  von  den  iVngaben  S  warn  nie  r- 
damm's,  Burmeister's  und  Agasslz's  aus,  wonach 
sich  bei  den  holometabolen  Insekten  die  Imago  bereits 
unter  der  Körperhaut  des  letzten  Larvenstadiums  in  allen 
ihren  wesentlichen  Formthcilen  ausgebildet  findet,  ohne 
dass  jedoch  über  ihre  Entstehung  innerhalb  des  Larven- 
körpers bisher  etwas  Näheres  bekannt  war.  Auch  Agas- 
siz  hatte  die  Vorstellung  festgehalten,  dass  die  im  Inne- 
ren vorgehenden  Umbildungen,  da  sie  hauptsächlich  Um- 
gestaltungen der  äusseren  Körperform  seien,  von  der 
äusseren  Haut  der  Larve  ihren  Ursprung  nehmen  möch- 
ten. Dieser  Annahme  tritt  aber  Weismann  auf  Grund 
seiner  Untersuchungen  bei  den  Dipteren  gerade  entgegen. 
Nach  denselben  entwickeln  sich  nämlich  nicht  nur  die 
späteren  Gliedmaassen  (im  weitesten  Sinne,  d.  h.  einschliess- 
lich der  Flügel),  sondern  auch  die  ihnen  zugehörigen 
Ringe  des  Thorax  und  Kopfes  der  Imago,  ganz  unab- 
hängig von  der  Larvenhaut,  im  Inneren  des  Larvenkörpers 
aus  einzelnen,  getrennt  entstehenden  Stücken,  so  dass 
von  einer  Umwandlung  der  einzelnen  Thelle  des  Larven- 
körpers in  die  entsprechenden  der  Imago  durchaus  nicht 
die  Rede  sein  kann.  Die  ersten  Anlagen  dieser  Neu- 
bildungen, welche  sich  bereits  in  der  frühesten  Zeit  des 
Larvenlebens  nachweisen  lassen,  treten  in  Form  gang- 
lienähnlicher, von  einer  selbstständigen  Membran  einge- 
hüllter Zellenanhäufungen  auf  und  zwar  entwickeln  sich 
diese  vom  Verf.  als  „Bildungsscheiben"  bezeichneten  Thelle 
entweder  im  Verlauf  eines  Nerven,  dessen  Leistungsfähig- 
keit für  die  Dauer  des  Larvenlebens  durch  sie  übrigens 
nicht  suspendirt  wird ,  oder  durch  Wucherung  des  Peri- 
tonal-Ueberzugs  gewisser  Tracheenstämme.  So  wird  z.  B. 
der  Aufbau  des  Thorax  aus  zwölf  solchen  Bildungsplatten 
bewirkt,  deren  immer  zwei  nebeneinander  In  dreifacher 
Wiederholung    sowohl    nach    der    Dorsal-    als    nach    der 


326     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

Ventralseite  hin  ihren  Ursprung  nehmen.  Die  ventral 
gelegenen  entwickeln  als  Anhänge  die  drei  ßeinpaare, 
während  die  Basis  selbst  die  ventrale  Hälfte  je  eines 
Thoraxringes  abgiebt;  aus  den  dorsal  liegenden  werden 
neben  den  Dorsal-Halbringen  des  Thorax  selbst  die  Flü- 
gel (Halteren  am  Metathorax  der  Dipteren),  oder  am  Pro- 
thorax Stigmenhörner,  Kiemen  hervorgebildet.  Für  den 
späteren  Kopf  der  Imago  bildet  sich  die  Anlage  der 
Netzaugen  aus  Zellenanhäufungen  an  zwei  vom  Gehirn- 
ganglion ausgehenden  Nervensträngen  hervor,  welche  all- 
mählich die  Kugelgestalt  annehmen.  Dagegen  gestalten 
sich  die  Anlagen  der  übrigen  Theile  (Thoracalanhänge) 
zu  platten  Scheiben,  in  deren  anfangs  gleichmässiger 
Zellenanlage,  je  nach  der  Form  des  zu  bildenden  Theiles, 
verschiedene  Umbildungen  vor  sich  gehen.  Entweder 
wächst  die  Zellenmasse  zu  einer  gefalteten  Membran 
(Flügel,  Thoraxwände)  aus  oder  sie  schnürt  sich  durch 
Entstehung  spiraliger  Furchen  zu  einem  einfachen  Strang 
(Fühler,  Beine)  ab  oder  sie  spaltet  sich  zu  einer  grösseren 
Zahl  solcher  Stränge  (Tracheenkiemen  der  Tipularien- 
Puppen). 

Yerf.  beobachtete  diese  Bildungsscheiben  zuerst  unter  den 
durchscheinenden  Leibeswandungen  der  Larven  von  Simulia  sericea 
und  mehrerer  Chironomus  -  Arten  und  er  konnte  bereits  an  diesen 
die  ümwandkmg  der  sechs  paarigen  Dorsal-  und  Ventral  Scheiben  in 
die  drei  Thoraxringe  nachweisen.  Den  ganzen  Verlauf  ihrer  Ent- 
wickelung  verfolgte  er  sodann  an  der  Larve  und  Puppe  von  Musca 
vomitoria,  welche  sich  durch  ihre  bedeutendere  Grösse  besser  zur 
Zerlegung  der  einzelnen  Theile  eignete,  und  welche  er  daher  in  sei- 
ner Abhandlung  vorzugsweise  zu  einer  ausführlichen  Darlegung  der 
geschilderten  Vorgänge  heranzieht.  In  derselben  ist  besonders  auf- 
fallend, dass  sich  die  primitiven  Anlagen  homologer  Theile  der  Imago 
aus  verschiedenen  Organsystemen  der  Larve  hervorbilden  sollen, 
nämlich  die  Bildungsscheiben  des  Prothoraxringes  so  wie  des  ersten 
und  zweiten  Beinpaares  aus  Nerven,  diejenigen  des  Meso-  und  des 
Metathoraxnnges  mit  seinen  Anhängen  dagegen  aus  dem  Peritoneal- 
Ueberzug  von  Tracheenstämmen.  Dass  sich  die  Sinnesorgane  des 
Kopfes  aus  einem  »Gehirnanhang«  des  Ganglion  supraoesophageum 
der  Larve  hervorbilden,  kann  nicht  wunderbar  erscheinen ;  nach  den 
Beobachtungen  des  Verf. 's  sondert  sich  dieser  der  vorderen  Fläche 
der  Hirnhemisphäre  aufliegende  Lappen  bereits  bei  den  Larven  von 


der  Entomologie  während  der  J.  1863—64.  327 

0,5  Cent.  Länge  in  einen  napfartigen  Basaltheil    und  einen  von  die- 
sem aus  nach  vorn  verlaufenden  cylindrischen  Strang.      Aus  letzte- 
rem   bilden    sich  fin    analoger  Weise  mit    den  Beinen)    die  Fühler, 
aus  ersterem  die  Netzaugen,  welche  bereits  bei  der  1,4  Cent,  langen 
Larve  als  dicke  wulstige  Masse  die  ganze  vordere  und  halbe  untere 
Fläche  der  Gehirnhemisphären  bedecken,    und  an  denen  sich  in  der 
Puppe  aus  einem  sie  bedeckenden  oberflächlichen  Lappen  die  facet- 
tirte  Hornhaut,    aus    dem  nervösen  Theil   die    Nervenstäbchen    ent- 
wickeln.   Viel  auff'allender  muss  dagegen  die  Anlage  der  Bildungs- 
platten für  die  Ventralhälfe  des  ersten  und  zweiten  Thoraxringes  er- 
scheinen; die  unteren  Prothorax -Scheiben   entwickeln    sich  nämlich 
nach  Angabe   des  Verf.'s  aus   einer    gemeinsamen  ganglienähnlichen 
Anschwellung,    welche    von    dem     zweiten    aus    der   Unterseite   des 
Bauchmarkes  entspringenden  Nervenpaar  gebildet  wird,  die  entspre- 
chenden  des   Mesothorax  aus    einem    anderen,    zu  den  Muskeln  des 
dritten  Segmentes  verlaufenden  Nervenpaar.     Im  Gegensatze    hierzu 
entwickeln  sich  nicht  nur   die  Bildungsscheiben  für  die  Dorsalhälfte 
der  beiden  hinteren  Thoraxringe  nebst  ihren  Anhängen  (Flügel  und 
Halteren),  sondern  auch  diejenigen  für  den  Ventraltheil  des  Metathorax 
und  für  das  dritte  Beinpaar  aus  einer  Verdickung  der  PeritonealhüUe 
eines  Tracheenastes;  eine  solche  kolbenartige  Verdickung  zeigt  sich 
bereits  bei  Larven   von  0.7  Cent.    Länge    und    zwar  nicht  weit  von 
dem  Ursprünge  des  Tracheenastes  da,  wo  er  einen  dünnen  Zweig  ab- 
giebt.     Später  hebt  sich  diese  Scheibe,  welche  zuerst  in  Form  einer 
Retorte  dem  Tracheenast  in  weiter  Ausdehnung  aufsitzt,  immer  stär- 
ker  von    demselben   ab,    um    schliesslich    nur  einer  Seite  desselben 
aufzusitzen  und  in  Betreff  ihres  Wachsthums  in  keiner  Abhängigkeit 
mehr  davon  zu  stehen.     Zur  Zeit  ihrer  Loslösung  von  den  Tracheen- 
stämmen sind  die  Bildungsscheiben  bereits  so  weit  herangewachsen, 
dass    sie    in  der   Mittellinie    des  Bauches    und  Rückens   zusammen- 
stossen;  sie  bilden  jetzt    einen  geschlossenen  Ring  um  den  Nerven- 
strang, der  nebst  dem  Rückengefäss  allein  in  den  Körper  der  Imago 
übergeht,    während    das    Muskel-    und    Tracheensystem    so  wie  der 
Darmkanal    der  Larve    vollständig  zerfällt,    um    für   die  Imago  neu 
ausgebildet  zu  werden.  —  Indem   wir  uns  Tiier    auf   eine  gedrängte 
Zusammenstellung  derjenigen  Punkte  beschränken,  welqhe  den  Kern 
der  höchst  wichtigen  und   für   die   Entwickelungsgeschichte  der  In- 
sekten   offenbar  Epoche  machenden    Beobachtungen    des  Verf.'s  bil- 
den, müssen  wir  in  Betreff  seiner  speziellen  Angaben  über  die  wei- 
tere   Entwickelung    der  Bildungsscheiben    zu   den  d«raus   hervorge- 
henden Gliedmassen  u.  s.  w. ,  w^elche  durch    sehr  instructive  Abbil- 
dungen   erläutert   werden ,    auf   die  Abhandlung  selbst    verweisen. 
Dieselbe  erörtert  ausser  der  Entstehungsweise  des  vorderen  Körper- 
abschnittes von  Musca  vomitoi-ia  —  die  Bildung  des  Hinterleibes  bleibt 


328     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

vorläufig  unberührt  —  noch  die  Entwickelung  der  Tracheenkiemen 
in  der  Larve  von  Simulia  sericea  so  wie  diejenige  der  Beine  in  der 
Larve   von  Chironomus  nigro-viridis. 

Eine  zweite  Abhandlung  des  Verf.'s  (in  d.  Zeitschr. 
f.  wissensch.  Zoologie  XIII.  p.  107—220.  Taf.  7—13)  hat 
„die  Entwickelmig  der  Dipteren  im  Ei,  nach  Beobach- 
tungen an  Chironomus  spec,  Musca  vomitoria  und  Pulex 
canis^  zum  Gegenstande.  Besonders  ist  es  das  Ei  der 
beiden  ersteren  Arten,  dessen  Entwickelung  Verf.  eine 
ebenso  eingehende  Beobachtung  als  ausführliche  Darstel- 
lung gewidmet  hat.  Dasselbe  zeigte  ihm  bereits  kurze 
Zeit  nach  der  Befruchtung  und  Ablage  die  ganze  Ober- 
fläche des  Dotters  mit  einer  dünnen  Schicht  einer  voll- 
kommen homogenen,  stark  h'chtbrechenden,  bräunlichen 
Masse,  dem  vom  Verf.  so  genannten  „Keimhautblastem" 
umhüllt.  Dieselbe  lag  der  Eihaut  dicht  an,  stand  aber 
an  den  beiden  Polen  ziemlich  weit  von  ihr  ab,  zeigte 
hier  eine  beträchtliche  Dicke  und  ein  allmähliches  Ueber- 
gehen  in  den  Dotter  ;  in  dem  Räume  zwischen  ihr  und 
dem  hinteren  Pol  lagen  vier  grosse,  kuglige,  stark  licht- 
brechende, auch  von  Robin  beobachtete  Zellen,  welche 
als  „Polzellen"  bezeichnet  werden.  Dieselben  bilden  sich, 
wie  Verf.  zwar  nicht  an  Chironomus,  wohl  aber  an  Musca 
vomitoria  beobachten  konnte,  zuerst  als  vier  helle,  kreis- 
runde Flecken  innerhalb  des  Blastems,  welche  sich  bei 
schnellem  Wachsthum  von  diesem  abschnüren  und  sich 
nach  der  Isolirung  von  diesem  theilen;  eine  Entstehung 
derselben  durch  Knospung  (nach  Robin)  findet  nicht 
statt.  Die  Bildung  der  Keimhaut  geht  nun  in  der  Weise 
vor  sich,  dass  sich  in  dem  Blastem  zuerst  helle  runde 
Flecke  zeigen,  welche  zu  scharf  contourirten  kugligen 
Bläschen  (Kernen)  werden,  um  welche  sich  das  vorher 
der  Eihülle  glatt  anliegende  Blastem  zu  Kugelabschnitten 
zusammenzieht.  Nachdem  durch  Theilung  und  Vermeh- 
rung dieser  gellen  die  Oberfläche  des  Eies  das  Ansehen 
einer  Maulbeere  erhalten  hat,  bildet  sich  unter  dieser 
Zellenlage  eine  neue  Lage  homogenen  Blastems  („inneres 
Keimhautblastem"  des  Verf.'s),  welches  sich  seinerseits 
aber    nicht    (Köjliker,    Robin)    zu   Zellen    zerklüftet. 


der  Entomologie  während  der  J.  1863—64.  329 

sondern  von  der  oberen  Zellenlage  (Keimhaut)  behufs 
ihrer  Vergrösserung  aufgenommen  wird.  Nach  voUstän- 
ständiger  Absorption  dieses  inneren  Blastems  ist  die  Bil- 
dung der  Keimhaut  vollendet  und  letztere  wird  nun  zum 
Keimstreifen  umgewandelt.  Durch  fortwährende  Thcilung 
und  Mehrung  ihrer  Zellen  geht  sie  eine  Verdickung  ein^ 
welche  am  spitzen  Eipole  stärker  ist  und  hier  den 
„Schwanzwulst"  darstellt^  welcher  bereits  als  ersten  Aus- 
druck des  bilateralen  Typus  eine  mittlere  Längsfurche 
erkennen  lässt-  Dieser  Schwanzwulst  wächst  nun  unun- 
terbrochen gegen  das  vordere  Ende  des  Eies  hin,  be- 
vor er  aber  noch  das  erste  Dritttheil  der  Länge  über- 
schritten hat,  erhebt  sich  auf  seinem  vorderen  Ende  eine 
breite,  nach  rückwärts  gerichtete  Falte  („Schwanzfalte'^), 
welche  durch  Bildung  einer  Duplicatur  entsteht;  an  der 
Stelle  nun,  wo  sich  diese  Schwanzfalte  erhebt,  findet  die 
Zerreissung  der  Keimhaut,  durch  eine  Drehung  des  Ei- 
inhalts  um  seine  Längsaxe  hervorgerufen,  statt  und  mit 
ihr  ist  der  Keimstreif  gebildet,  der  dadurch  gleichzeitig 
in  drei  Theile,  einen  dorsalen,  einen  ventralen  Schenkel 
und  die  Kopfklappe  zerfällt.  Auf  letzterer  erhebt  sich 
jetzt  in  ähnlicher  Weise  wie  auf  dem  Schwanzwulst  gleich- 
falls eine  Falte,  w^elche"  die  Kopfklappe  als  ein  dicker 
Wulst  überwächst  und  deren  mittlerer  Theil  dem  seit- 
lichen vorauseilt.  Sowohl  diese  Kopffalte  als  auch  die 
Schwanzfalte  zieht  sich  nun  über  den  ventralen  Schenkel 
des  Keimstreifens  hinüber,  wobei  beide  sich  bedeutend 
verdünnen  und  nur  noch  durch  einen  feinen  Rand  zu 
erkennen  sind.  Indem  die  Ränder  beider  Falten  zusam- 
menstossen,  entsteht  ein  zusammenhangendes  Blatt,  wel- 
ches später  den  ganzen  Keimstreifen  überzieht  und  wel- 
ches, vom  Yerf.  als  „Faltenblatt''  bezeichnet,  dem  Zad- 
dach'schen  Hautblattc  entspricht.  Schon  während  des 
Hinüberwachsens  der  KoplFalte  beginnt  die  Theilung  des 
Keimstreifens  in  die  beiden  Keimwülste  (Zaddach) ;  an 
der  Stelle,  wo  sich  diese  zuerst  vollständig  ausbilden, 
entstehen  drei  Kopfsegmente,  welche  sich  besonders  auf 
der   Innenseite    schaif   markiren  ,    aber    bei    Chironomug 


330    Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

schnell  verschwinden,  nämlich  stets  früher,  als  die  Kopf- 
anhänge aus  ihnen  hervorgesprosst  sind.  Letztere  (Man- 
dibeln  und  zwei  Maxillenpaare)  entspringen  nach  dem 
Verf.  in  Uebereinstimmung  mit  Z  a  d  d  a  c  h's  Angabe  di- 
rekt aus  den  Keimwülsten,  während  die  Fühler  ihre  Ent- 
stehung den  Scheitelplatten  (dem  Falten-  oder  Hautblatt 
angehörig)  verdanken.  Nach  Anlage  dieser  Kopfglied- 
maassen  beginnt  sich  die  ganze  Masse  der  Kopfplatte, 
deren  mit  Dotter  gefüllte  Rückenspalte  sich  jetzt  bis  auf 
eine  kleine  dreieckige  Oeffnung  geschlossen  hat,  in  drei 
Hauptgruppen  zu  sondern,  von  denen  die  beiden  j,Kopf- 
wülste"  einfache  Verlängerungen  der  Keimwülste,  der 
unpaare  „Vorderkopf^  das  vorderste  Ende  des  Keimstrei- 
fens ist  Letzterer  schnürt  sich  dann  bei  weiterer  Ent- 
wickelung  immer  deutlicher  ab,  indem  sich  die  Kopf- 
wülste nach  vorn  fortsetzen  und  um  ihn  herumbiegen; 
indem  er  von  letzteren  durch  eine  tiefe  Furche  abgesetzt 
wird,  tritt  er  im  Profil  keulenförmig  hervor  und  hat 
hinter  sich,  da  wo  die  Kopfwülste  auseinandertreten, 
in  Form  eines  spitzen  "Winkels  die  hintere  Gränze 
der  späteren  Mundspalte  zu  liegen.  Nachdem  sich  auch  an 
dem  gleichzeitig  in  seiner  Entwickelung  fortgeschrittenen 
Schwanzwulst,  an  w^elchem  sich  das  Faltenblatt  bis  auf 
seinen  verdickten  Theil  gespalten  hat,  der  After  Iiervor- 
gebildet,  tritt  mit  einer  nochmaligen  halben  Umdrehung 
des  Embryo  die  zweite  Entwickelungsperiode  ein,  in 
welcher  durch  Zusammenziehung  der  Keimwülste  die  Glie- 
derung der  in  ihrer  Anlage  vollendeten  Körpertheile  er- 
folgt. Zunächst  tritt  eine  engere  Vereinigung  der  Ur- 
theile  des  Kopfes  zu  einem  Ganzen  und  eine  Abschnü- 
rung von  dem  Rumpftheil  des  Köi'pers  ein;  die  Ventral- 
schenkel der  Kopfwülste  nebst  ihren  Anhängen  rücken 
nach  vorn,  die  dorsalen  biegen  sich  dagegen  nach  hinten 
über  und  hinter  dem  zweiten  Maxillenpaar  tritt  eine 
Querfurche  auf.  Gleichzeitig  schnüren  sich  die  Scheitel- 
platten nach  hinten  ab,  machen  mit  dem  Vorwärtsrücken 
der  Kopfwülste,  denen  sie  unmittelbar  aufsitzen,  eine 
radförmige  Drehung   um  45"   und   schliessen,    indem    sie 


der  Entomologie  wälirena  der  J.  1863—64.  833 

sich  vergrössern,  die  schmale,  mit  Dotter  gefüllte  Spalte, 
welche  in  der  Mittellinie  noch  zwischen  ihnen  übrig  ge- 
blieben war.  Die  Anhänge  der  Ventralschenkcl  der 
Kopfwülste  beginnen  gegen  die  Mittellinie  hin  zu  wachsen 
und  verändern  ihre  bisherige  quere  Lage  in  eine  schräg 
nach  innen  und  vorn  gewandte;  das  zweite  Maxillenpaar 
wächst  gGgen  einander,  drängt  das  erste  vor  sich  hin 
und  vereinigt  sich  zur  Unterlippe.  Der  Schluss  des 
Kopfes,  welcher  nach  hinten  durch  das  Aneinanderrücken 
der  Scheitelplatten  bewirkt  wurde^  geschieht  vorn  da- 
durch, dass  sich  der  Vorderkopf  zwischen  jene  keilför- 
mig hineindrängt  und  sich  unter  gabelförmiger  Naht  mit 
ihnen  verbindet;  während  sein  hinterer  Thcil  zum  Ciy- 
peus,  der  vordere  zur  Oberlippe  wird,  bildet  seine  Un- 
terseite die  vordere  Wand  der  Mundspalte.  In  derselben 
Periode  erfolgt  auch  die  Abschnürung  der  Ursegmento 
des  Leibes  in  schneller  Aufeinanderfolge  von  vorn  nach 
hinten,  während  ein  Schluss  der  letzteren  nach  dem  Rük- 
ken  hin  erst  während  der  dritten  erfolgt;  diese  hat  den 
bisher  angelegten  Theilen  ihre  definitive  Form  zu  ver- 
leihen, die  bisher  gleichförmigen  Zellenmassen  aber  gleich- 
zeitig in  eine  oberflächliche  und  eine  tiefere  Schicht  zu 
theilen,  um  aus  ersterer  das  Haut-  und  Muskelsystem, 
aus  letzterer  das  Nex^vensystem  und  den  Darmkanal  her- 
vorzubilden. Diese  dritte  und  letzte  Periode  nimmt  bei 
der  Chironomuslarve  drei  Tage  ein,  während  sich  die 
ganze  embryonale  Entwickelung  derselben  auf  sechs  Tage 
beschränkt.  —  Die  Eientwickelung  von  Musca  vomitoria 
unterscheidet  sich  von  derjenigen  des  Chironomus  haupt- 
sächlich durch  die  Bildung  des  Keimstreifens ,  welche 
ohne  Zerreissung  der  Keimhaut  vor  sich  geht  und  daher 
auch  nicht  mit  einer  Verdickung  am  hinteren  Eipole, 
mit  der  Bildung  eines  Schwanz-  und  Kopfwulstes  u.  s.  w. 
verbunden  ist.  Das  Faltenblatt  hat  dagegen  hier  dieselbe 
und,  wie  es  scheint,  noch  eine  höhere  Bedeutung,  indem 
durch  die  Ausdehnung  desselben  die  Gränzen  des  Keim- 
streifens bestimmt  werden;  ein  Unterschied  in  der  Bil- 
dung desselben  besteht  bei  Musca  nur  darin,  dass  Kopf- 


332     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

und  Schwanzfalte  vor  vorn  herein  in  grösserer  Ausdeh- 
nung auftreten,  dagegen  aber  auch  eine  weit  geringere 
Dicke  haben  und  die  äussere  Gestalt  der  Keimhaut  viel 
weniger  verändern.  Die  ganze  embryonale  Entwickelung 
von  Musca  vomitoria,  von  welcher  Verf.  die  während  der 
dritten  Periode  erfolgende  Anlage  und  Ausbildung  der 
einzelnen  inneren  Organsysteme  einer  sehr  eingehenden 
Schilderung  unterwirft,  verläuft  in  dem  geringen  Zeit- 
räume von  17  bis  26  Stunden  und  zwar  fallen  von  diesen 
5  bis  7  auf  die  erste,  6  bis  9  auf  die  zweite  und  ebenso 
viele  Stunden  auf  die  dritte  Entwickelungsperiode.  — 
Nach  einigen  Angaben  über  den  Embryo  der  Pulex- 
Larve  aus  dem  Ende  der  zweiten  Entwickelungsperiode 
stellt  Verf.  schliesslich  „Rückblicke  und  Folgerungen'^ 
zusammen,  in  welchen  er  die  im  Blastem  entstehenden 
Kerne  als  Neubildungen  in  Anspruch  nimmt  (dagegen  die 
Annahme  ihrer  Abstammung  von  dem  Keimbläschen  ver- 
wirft), der  Angabe  von  KöUiker  und  Robin  gegen- 
über das  Bestehen  der  Keimhaut  aus  einer  einfachen 
Lage  von  Zellen  betont,  ferner  die  Bildung  des  Keim- 
streifens, welcher,  je  nachdem  die  Keimhaut  reisst  oder 
nicht,  ein  regmagener  oder  aregm agener  sein 
kann,  als  die  Grundlage  für  den  Aufbau  des  Arthropo- 
den-Embryo  hinstellt,  besonders  auch  die  Bedeutung  des 
„Faltenblattes^,  welches  von  Zaddach,  Leuckart  und 
Clapar^de  irrig  als  Hautblatt  aufgefasst  worden  ist, 
für  die  Bildung  der  Scheitelplatten  mit  den  Fühlern  und 
die  Anlage  des  Afters  hervorhebt.  —  Diese  umfangreiche 
Abhandlung  des  Verf.'s,  aus  welcher  wir  hier  gleichfalls 
nur  die  wesentlichsten  und  besonders  die  von  den  An- 
gaben früherer  Beobachter  abweichenden  Punkte  hervor- 
heben können,  ist  mit  sieben  durch  Zeichnung  und  Stich 
gleich  ausgezeichneten  Tafeln  ausgestattet,  welche  die 
bildliche  Darstellung  einer  grossen  Reihe  von  Entwicke- 
lungsstadien  des  Eies  und  Embryo' s  der  oben  genannten 
Arten  enthalten. 

Die    dritte    Abhandlung  Weismann's:    „die  nach- 
embryonale Entwickelung    der  Museiden    nach  Beobach- 


der  Entomologie  während  der  J.  1863 — 64.  333 

tungen  an  Musca  vomitoria  und  Sarcophaga  carnaria" 
(Zeitschr.  f.  wissensch.  Zoologie  XIV.  p.  187—336.  Taf.21 
—27),  welche  eine  unmittelbare  Fortsetzung  der  vorher- 
gehenden ist,  behandelt  die  in  der  erstgenannten  Arbeit 
nach  ihren  Hauptresultaten  kurz  zusammengefassten  Be- 
obachtungen über  die  erste  Anlage  der  späteren  Körper- 
theile  der  Imago  während  des  Larvenlebens  in  sehr  viel 
ausführlicherer  und  auf  alle  dabei  in  Betracht  kommen- 
den speciellen  Vorgänge  eingehender  Weise,  giebt  den- 
selben aber  zugleich  noch  dadurch  einen  Abschluss,  dass 
auch  die  in  der  Puppe  behufs  Ausbildung  des  vollkom- 
menen Insektes  eintretenden  Veränderungen  ihre  voll- 
ständige Erledigung  finden.  Verf.  beginnt  mit  einer  in 
morphologischer  und  histologischer  Beziehung  gleich  aus- 
führlichen und  verschiedene  allgemein  wichtige  Beob- 
achtungen enthaltenden  Darstellung  des  gesammten  ana- 
tomischen Baues  der  Larve  von  Musca  vomitoria,  auf 
deren  theilweisen  Inhalt  wir  in  diesem  Bericht  noch  ferner 
zurückkommen  werden.  Dieselbe  bildet  die  Basis  für 
die  Besprechung  der  aus  den  Organen  der  Larve  sich 
hervorbildenden  und,  wie  Verf.  nachträglich  festgestellt 
hat,  bereits  im  Eie  angelegten  „Bildungsscheiben^  für 
den  Aufbau  des  Imago  -  Körpers,  für  welche  Verf.  jetzt 
die  Bezeichnung  „Imaginalscheiben"  anw^endet.  Ihre  Ent- 
stehung im  Verlauf  theils  von  Nerven,  theils  von  Tra- 
cheenästen wird^  so  weit  sie  zum  Aufbau  des  Thorax 
dienen,  auch  hier  festgehalten  und  noch  specieller  erör- 
tert; für  die  „Kopfscheiben^  wnrd  noch  die  erwei- 
terte Angabe  gemacht,  dass  aus  den  (bereits  oben  er- 
wähnten) vom  Gehirnganglion  ausgelienden  cylindrischen 
Strängen,  zwischen  welchen,  wie  in  einem  Rahmen,  das 
vordere  Ende  des  Rückengefässes  ausgespannt  ist,  nicht 
nur  die  Fühler,  sondern  auch  die  ganze  vorde^-e  und 
untere  Fläche  des  Fliegenkopfes  entsteht.  Die  dem  Pup- 
penstadium der  Muscinen  zufallenden  weiteren  Vorgänge 
sondert  Verf.  in  zwei  Perioden,  von  denen  die  erste  die 
Bildung  der  eigentlichen  (innerhalb  der  sogenannten  Pupa 
coarctata  entstehenden)  Puppe,  die  zweite  die  Entwicke- 


334     Gerstaecker:  Bericht  üh.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

Inng  dieser    zum  vollkommenen  Insekt  umfasst.     Die  ei- 
gentliche, hier  von  der  erhärteten  und  contrahirten  Lar- 
veuhaut  eingeschlossene  Puppe  entsteht  bei  den  Muscinen 
in  einem  sehr  viel  späteren  Stadium   als  bei  solchen  In- 
sekten, deren  vollwüchsige  Larve  die  Haut  abstreift  (Le- 
pidoptera,  Ilymenoptera  u.  s.  w.).     OefFnet  man  die  Pupa 
coarctata  der  Muscinen  nach  der  Erhärtung  und  Ausfär- 
bung ihrer  Hülle;    so  findet  man  im  Innern  noch  keinen 
Puppenleib ;  vielmehr  wachsen  die  Imaginalscheiben  erst 
am  dritten  Tage   zum  Thorax,  am  vierten  zum  Kopf  zu- 
sammen und  dann  erst  beginnt  die  eigentliche  Entwicke- 
lung  der  Puppe.  Die  Entstehung  dieser  ist  bei  den  Mus- 
cinen   mit    einer   vollständigen    histologischen   Auflösung 
sämmtlicher  Larvenorgane  („Histolyse"   des  Verf.'s)  ver- 
bunden und  zwar  beginnt  diese  am  vorderen  Körperende, 
wo   mit    dem  Heranwachsen  der  Kopf-  und  der  Thorax- 
scheiben i>owohl  eine  Zerstörung  der  sich  innen  von  der 
erhärteten  Puppenhaut  ablösenden  „Hypodermis"  (Matrix 
der  Chitinliaut)    als    der    den  vorderen  Larvensegmenten 
zukommenden  Muskulatur  verbunden  ist,  so  dass  am  drit- 
ten Tage  nach  der  Verpuppung  die  Thoracalscheiben  be- 
reits   unmittelbar    unter    der    hornigen   Schale    der  Pupa 
coarctata    liegen.     Auch    die  Mundhaken   der  Larve    mit 
dem  Schlundkopf,    der  Intima    des  Oesophagus  und   des 
Saugmagens  befinden  sich  gleich  dem  Tracheensystem  in 
seiner  ganzen  Ausdehnung  um  diese  Zeit  bereits  im  Ver- 
fall, während   die  Muskeln  der  acht  hinteren  Leibesringe 
noch  nicht  in  der  Auflösung  begrifi'en  sind.  Der  Aufbau 
der  Puppe    aus  den   histologischen  Elementen  der  Larve 
beginnt  mit  dem  Thorax ;   die  Bildungsscheiben  desselben 
schliessen  sicli   am  dritten  Tag«  zu  Ringen,  deren  letzter 
zuerst   noch    vom   fünften    Larvenringe    eingekapselt    er- 
scheint, während  sie  selbst  zu  dieser  Zeit  noch  den  spä- 
teren Kopf   der  Fliege    in  sich  bergen.     Gleichzeitig  mit 
diesem    Schhiss    der    Thoraxringe    geht    die    Neubildung 
der  Tracheen   und  Stigmen,    welche    nur    der    Athmung 
der  Puppe  dienen,  vor  sich ;  die  Hauptstämme   der  erste- 
ren  bilden   sicli  um  die  Larventracheen,  die  Endverzwei- 


der  Entomologie  wiihroiul   der  J.  18G3— G4.  335 

giingen  dagegen   selbstständig.     Nachdem    gleichfalls  am 
dritten  Tage  die  Bildnngsscheiben  des  Kopfes  zu  der  die 
Schlundganglien    einschliessenden  Kopfblase    verwachsen 
sind^    tritt  der  neu   gebildete,  bereits    mit    deutlich    abge- 
gränzten  Fühlern  und   Augen    vei'sehene    Kopf   am    vier- 
ten Tage  aus  der  vorderen  Oeft'nung  des  Thorax  hervor; 
unterdessen    gliedert    sich    das  centrale  Nervensystem   in 
das  Ganglion  infraoesophageum  -und   das  Bauchmark,  der 
vordere  Theil    des  Darmkanals    zerfällt     ebenso   wie    die 
Muskeln  des  Hinterleibes,  nachdem  sie   sich  zur  Herstel- 
lung des  Abdomen  der  Fliege  contrahirt  haben.  Hiermit 
ist  die   Bildung  der  Puppe,  welche  sich   nun  zu  entwik- 
keln    anfängt,    vollendet.     Letztere  Periode    beginnt    mit 
dem    fünften  Tage    und    wird    durch    das    Abheben    der 
Puppenhülle  von  der  Körperoberfläche,  von  der  sie  durch 
einen    mit   klarer    Flüssigkeit    gefüllten    Raum    getrennt 
wird ,  eingeleitet.     In  die  erste  Zeit  derselben   (5.  und  6. 
Tag)    fällt  besonders    die   weitere  Ausbildung  der   Glied- 
maassen  des  Kopfes  und  Thorax,  in  deren   zartwandigen 
Hautschlauch,    welcher    zuerst    nur    einen  Tracheenzweig 
einschliesst,    eine    aus    dem  zerfallenen  Corpus   adiposum 
der  Larve    ressortirende  Fettmasse    in  Form  von  ,,Körn- 
chenkugeln"    eindringt    und    an    denen    gleichzeitig  eine 
Abschnürung  der  Glieder  bemerkbar  wird    (Beine,  Füh- 
ler).   Von  besonderem  morphologischen  Interesse  ist  die 
Entstehung  der  Mundtheile    der  Fliege,  welche  von  der- 
jenigen der  Larve  wesentlich  abweicht;  es   wird  z.B.  die 
Unterlippe   nicht    in   zwei  ursprünglich  getrennten  Hälf- 
ten,   sondern  sogleich  alä   unpaarige  Hohlrinne   angelegt, 
während   sich    die  Mundborsten  (als  Oberlippe  und  Man- 
dibeln  gedeutet)  nicht  als  cuticulare  Bildungen  zu  erken- 
nen   geben,    sondern    selbstständig    aus  Zellen  aufgebaut 
werden.     In  die  aus  zwei  Hälften  entstehenden  Oberkie- 
ferborsten wird   ein  Strang  eingeschlossen,    welcher  sich 
zu    dem    (an   ihrer   Spitze    mündenden)  Ausführungsgang 
der  Speicheldrüsen  umwandelt.  Nachdem  gleichzeitig  mit 
x\usbildung    der    äusseren   Anhänge,   zu    denen  noch  die 
Flügel  und  Halteren    kommen,    der   Zerfall  der   Larven- 


336     Ger  sta  ecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

Organe  weiter  vorgeschritten  ist,  entstehen  vom  siebenten 
Tage  an  die  der  Image  eigenthümHchen  Organe,  wie 
die  ersten  Anlagen  der  Flügelmuskeln  im  Thorax,  der 
Aufbau  des  neuen,  in  besondere  Abschnitte  differenzirten 
Darmschlauches,  die  Ausbildung  der  Netzaugen  aus  der 
Augenscheibe,  am  spätesten  das  Tracheensystem.  Die 
einzigen  Larvenorgane,  welche  mit  in  die  Image  hinüber- 
genommen werden,  sind  das  Rückengefäss  und  die  Ge- 
schlechtsorgane, nur  dass  erster  es  gleichfalls  neu  geformt 
und  gegliedert  wird;  letztere  bilden  sich  in  ihren  Lei- 
tungsapjDaraten,  den  accessorischen  Drüsen  und  sonstigen 
seitlichen  Anhängen  gleichzeitig  mit  dem  neuen  Darmrohre 
aus,  während  die  Geschlechtsdrüsen  selbst  nur  beim  männ- 
lichen Geschlechte  noch  während  der  Puppenperiode  ihre 
volle  Ausbildung  erhalten.  —  Einer  sehr  speziellen  Schil- 
derung aller  diese  die  einzelnen  Organsysteme  betreffen- 
den Vorgänge  und  einer  kurzen  chronologischen  Anein- 
anderreihung derselben  lässt  Verf.  noch  Schlussbemer- 
kungen folgen,  in  welchen  er  besonders  die  Wichtigkeit 
der  bei  der  Metamorphose  der  Muscinen -Larve  eintreten- 
den Histolyse  hervorhebt,  welche  eine  so  allgemeine,  sich 
auf  den  ganzen  Körper  erstreckende  ist,  dass  man  hier 
von  einer  Metagenese  reden  könnte,  wenn  nicht  Larve 
und  Puppe  sich  dadurch  als  ein  und  dasselbe  Individuum 
manifestirten,  dass,  bei  dem  Mangel  eines  Wachsthums 
während  der  Umwandlung ,  dieselbe  Masse  organischer 
Substanz  den  Leib  beider  constituirt.  Im  Vergleiche  mit 
der  Metamorphose  anderer  Insekten,  z.  B.  der  Schmetter- 
linge, stellt  Verf.  übrigens  jetzt  die  für  die  Muscinen  von 
ihm  nachgewiesene  als  eine  ganz  besonders,  vielleicht 
ausnahmsweise  durchgreifende  hin.  Bei  den  Schmetter- 
lingen ist  sie  schon  deshalb  eine  sehr  viel  weniger  voll- 
ständige, als  hier  der  Puppe  die  Bewegung  verbleibt, 
während  bei  derjenigen  der  Muscinen  die  Lebenserschei- 
nungen eine  Zeit  lang  suspendirt  werden ;  sie  unterschei- 
det sich  aber  auch  sehr  wesentlich  dadurch,  dass  im  Kör- 
per der  Raupe  nach  speziell  darauf  gerichteten  Unter- 
suchungen des  Verf.'s  sich  keine  Thoracalscheiben  bilden; 


dor  Entomologie  während  der  J.  1863—64.  337 

sondern  dass  die  Entstehung  des  Piippenthorax  von  der 
Hypodermls  der  Raupe  ausgeht.  In  Betreff  der  dieser 
Differenz  zu  Grunde  liegenden  Bedingungen,  so  vermu- 
thet  Verf.,  dass  dieselben  einfach  auf  die  Anwesenheit 
resp.  den  Mangel  von  Thoraxbeinen  bei  der  Larve  zu- 
rückzuführen seien;  er  glaubt,  dass  sich  bei  dem  Fehlen 
solcher  Gliedmaassen  im  Innern  der  Larve  Imaginalschei- 
ben  bilden,  während  bei  ibrer  Anwesenheit  die  Beine  der 
Imago  durch  einfache  Umwandlung  aus  den  Larvenbei- 
nen hervorgehen.  (Freilich  wäre  damit  noch  nicht  er- 
klärt, w^ie  aus  den  dorsalen  Halbringen  der  Raupe  die 
hier  nicht  präformirten  Flügel  hervorgehen  können,  ab- 
gesehen davon,  dass  bei  den  Larven  vieler  in  nächster 
Verwandtschaft  stehender  Insekten,  z.  B.  vieler  Käfer 
von  deutlich  entwickelten  Thoraxbeinen  zu  sehr  rudimen- 
tären und  von  diesen  w^ieder  zu  ganz  eingegangenen  die 
allmählichsten  Uebergänge  nachweisbar  sind.  Ref.)  In 
jedem  Falle  muss,  wae  auch  aus  den  Untersuchungen  des 
Verf.'s  hervorgeht,  den  gliedmaassentragenden  Abschnitten 
des  Insektenkörpers  eine  sehr  viel  grössere  Neubildungs- 
kraft bei  der  Metamorphose  beigelegt  werden,  als  dem 
Hinterleib,  da  sich  dieser  auch  bei  den  Muscinen  ohne 
Anlage  von  Bildungsscheiben  durch  einfache  Umwand- 
lung aus  den  hinteren  Leibesringen  der  Larve  hervor- 
bildet. 

Es  braucht  von  Seiten  des  Ref.  kaum  hervorgehoben  zu  wer- 
den ,  eine  wie  allseitige  und  tiefgreifende  Bedeutung  den  Unter- 
suchungen des  Verf.'s  beizumessen  ist .  da  eine  jede  Seite  seiner 
Abhandlung  davon  am  besten  Zeugniss  ablegt.  Die  glückliche  Lö- 
sung so  zahlreicher  und  schwieriger  Fragei^,  wie  sie  der  vom  Verf. 
behandelte  Gegenstand  mit  sich  brachte,  konnte  nur  durch  vollstän- 
dige Beherrschung  der  hier  einschlägigen  Literatur,  durch  Vertraut- 
sein mit  allen  Mitteln  der  modernen  üntersuchungsmethode ,  ganz 
besonders  aber  durch  die  unermüdlichste  Ausdauer  in  der  Beob- 
achtung ermöglicht  werden.  Wenn  wir  hier  nicht  näher  auf  die 
zahlreichen  wichtigen  Resultate  eingehen ,  welche  die  Abhand- 
lung des  Verf.'s  für  die  Histiologie  und  besonders  für  die  Histio- 
genese  liefert,  £0  ist  der  Grund  allein  der,  dass  dieselben  durch 
andere,  diesem  Felde  der  anatomischen  Forschung  speciell  zuge- 
wandte Berichte  bereits  ihre  volle  Würdigung  erhalten  haben.     Der 

Archiv  f.  Naturg.  XXX.  Jahrg.  2.  Bd.  -^ 


338     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

durch  den  Verf.  ]iachgewieseiie  und  bereits  oben  hervorgehobene 
Vorgang  der  Histolyse  des  gesammten  Larvenkörpers  so  wie  des 
Aufbaues  der  Imago  aus  amorph  gewordenem  Bildungsmaterial, 
welcher  nur  die  Annahme  einer  »freien  Zellenbildung«  zulässt,  müsste 
schon  allein  die  Untersuchungen  des  Verf. 's  als  für  die  Cardinalfra- 
gen  der  Gewebelehre  besonders  bedeutungsvoll  hinstellen.  Als  in 
gleichem  Maasse  ergiebig  müssen  sie  aber  auch  für  die  Morphologie 
erscheinen.  Die  bereits  durch  Rathke's  und  Zaddach's  Unter- 
suchungen dargelegten  genetischen  Beziehungen  zwischen  den  Glied- 
maassen  und  Ursegmenten  des  Arthropodenkörpers,  welche  trotz  ihrer 
vollen  Evidenz  noch  in  neuester  Zeit  von  gewissen  Seiten  her  — 
wenngleich  völlig  niclitige  —  Anfechtungen  erlitten  haben,-  werden 
durch  den  Verf.  auf  das  Vollkommenste  bestätigt ;  denn  auch  er  weist 
nach,  dass  es  währenddes  Embryonallebens  deutlich  geschie- 
dene Segmente  sind,  welche  die  Gliedmaassen  -  Paare  des  Kopfes 
(Mundtheile)  produciren,  so  dass  die  Anlage  des  »Kopfes«  aus  sol- 
chen trotz  ihres  frühen  Verschwindens  nicht  in  Abrede  gestellt  wer- 
den kann.  Erhielt  in  diesem  und  vielen  anderen  Fällen  die  Mor- 
phologie durch,  die  Entwickelungsgeschichte  eine  sichere  Stütze,  so 
darf  sie  andererseits,  wie  die  Untersuchungen  des  Verf.'s  zeigen, 
doch  nicht  überall  für  die  Deutung  der  einzelnen  Körpertheile  bei 
der  Imago  einen  sicheren  Anhalt  bei  der  Larve  zu  finden  glauben, 
da  die  häufige  numerische  Uebereinstimmung  beider  nach  der  Ent- 
wickelungsgeschichte zu  urtheilen  keineswegs  immer  auf  einer  direk- 
ten Umwandlung  der  ersteren  aus  letzteren  beruht.  Dies  ist  z.  B. 
schon  bei  den  Mundtheilen  der  Fall,  welche  sich  wenigstens  bei  der' 
Imago  der  Muscinen  als  vollständige  Neubildungen  ergeben,  in  noch 
höherem  Grade  aber  am  Hinterleibe,  bei  welchem  ein  Kückschluss 
in  Betreff  der  Zahl  der  Segmente  von  der  Larve  auf  die  Imago 
nicht  zulässig  ist,  indem,  wie  der  Verf.  sagt  »die  einzelnen  Imago- 
Segmente  den  Ijarvensegmenten  genetisch  nicht  entsprechen.« 
Gerade  bei  Musca,  wo  die  addirte  Zahl  der  vier  Hinterleibs-  und 
der  fünf  Legeröhren-Segmente  genau  der  Segmentzahl  neun  des  Lar- 
ven-Hinterleibs entspricht ,  findet  eine  Umwandlung  der  ersteren  aus 
letzteren  nicht  statt;  vielmehr  entstehen  aus  den  neun  Larven- 
segmenten nur  die  vier  eigentlichen  Hinterleibsringe  der  Fliege, 
während  die  Legeröhre  als  eine  Wucherung  der  Hypodermis  im  In- 
nern des  letzten  Abdominalsegmentes  der  Fliege  angelegt  wird.  — 
Von  den  zahlreichen  anatomisch-physiologischen  Angaben  des  Verf.'s 
glaubt  Ref.  hier  noch  eine  besonders  hervorheben  zu  müssen,  weil 
sie  eine  weit  und  selbst  allgemein  verbreitete  Annahme  wenigstens 
partiell  widerlegt:  dieselbe  betrifft  das  Verhalten  der  Tracheen  im 
Insektenflügel.  Während  sich  solche  nach  Herold  u.  A.  in  den 
Rippen  der  Schmctterlingsflügel  finden  sollen  und  auf  die  Anwe- 
7. 


der  Entomologie  während  der  J.  1863—64.  339 

senheit  derselben  selbst  der  Mechanismus  des  Wachsthums  zurück- 
geführt worden  ist,  ziehen  sich  nach  W.'s  Beobachtung  die  Tracheen 
aus  den  Flügeln  der  Muscinen  bei  dem  Verwachsen  ihrer  beiden 
Blätter  zurück,  ohne  dass  neue  vorgebildet  wären.  Es  kann  also 
hier  die  Entfaltung  der  Flügel  nicht  auf  Einpumpen  von  Luft,  son- 
dern vermuthlich  nur  auf  dem  Einströmen  der  Blutflüssigkeit  in  die 
Hohlräume-  der  Rippen  beruhen. 

In  einer  vierten  nachträglichen  Mittheilung:  ;,Zur 
Embryologie  der  Insekten"  (Archiv  f.  Anat.  u.  Physiol. 
1864.  p.  265—276.  Taf.  7  b),  kommt  Verf.  nochmals  auf 
die  Bedeutung  des  sogenannten  „Faltenblattes'^  für  die  em- 
bryonale Entwickelung  der  Insekten  zurück,  um  einerseits 
auf  Grund  fortgesetzter  Untersuchungen  die  Allgemeinheit 
seines  Vorkommens  als  sehr  wahrscheinlich  hinzustellen, 
andererseits  einen  Vergleich  mit  dem  Hautblatt  der  Wir- 
belthlere,  wie  er  nach  v.  Baer  und  Rathke  auch  noch 
von  Zaddach  u.  A.  aufrecht  erhalten  worden  ist,  als 
unstatthaft  abzuweisen.  Das  von  letzterem  als  Hautblatt 
der  Insekten  bezeichnete  Gebilde  kann  schon  aus  dem 
Grunde  nicht  mit  dem  Hornblatt  der  Vertebraten  ver- 
glichen werden,  weil  es  nicht  nur  anders  entsteht,  son- 
dern sich  auch  anders  weiter  entwickelt.  Ausserdem  hat 
sich  Verf.  abei'  durch  eine  nochmalige,  auch  seinerseits 
angestellte  Beobachtung  über  die  Entwickelung  des  Phry- 
ganlden-EIcs  davon  überzeugt,  dass  ein  oberflächliches 
(llaut-)Blatt  Im  Z  a  d  d  a  c  h'schen  Sinne  ,  welches  durch 
spontane  Spaltung  des  Keimstreifens  zu  Stande  kommen 
soll,  überhaupt  nicht  existirt.  Vielmehr  haben  ihm  seine 
Untersuchungen  ergeben,  dass  auch  bei  den  Phryganiden 
das  oberflächliche  Blatt  des  Keimstreifens  ein  Faltenblatt 
ist,  welches  ganz  wie  bei  den  Dipteren  durch  F.altcnbll- 
dung  vom  Pvande  des  Keimstreifens  aus  zu  Stande  kommt. 
Ueberhaupt  sind  die  Vorgänge  bei  der  Entwickelung  in 
dem  Auftreten  des  homogenen  Keimhautblastems,  der 
Polzellen  u.  s.  w.,  kurz  In  allem  Wesentlichen  mit  den- 
jenigen bei  den  Dipteren  übereinstimmend ;  nur  die  Bil- 
dung eines  inneren  Keimhautblastems  wurde  bei  dem 
Phryganiden-Eie  vermisst.  Diese  Bestätigung  seiner  frü- 
heren Beobachtungen    führt   den  Verf.    zu    dem  Schluss, 


340     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

dass  das  „Faltenblatt '^  als  eine  den  Insekten  (ob  den  Ar- 
thropoden im  Allgemeinen?)  durchaus  eigenthümliche 
Entwickelungserscheinung  betrachtet  werden  muss,  indem 
es  einem  der  Blätter  des  Wirbelthierkeimes  in  der  That 
nicht  entspricht. 

Claus  (Zeitschr.  f.  wissensch.  Zool.  XIV.  p.  42— 54. 
Taf.  6)  hat  im  Anschluss  an  die  Forschungen  Leuckart's 
und  Lubbock's  erneueto  Beobachtungen  über  die  Bil- 
dung des  Insekteneies  angestellt  und  zwar  zunächst  — 
mit  besonderer  Rücksicht  auf  das  noch  immer  nicht  voll- 
ständig durchsichtige  Verhältniss  zwischen  Ammen  und  ge- 
schlechtlichen Weibchen  —  an  den  Eier-  und  Keimstöcken 
der  Coccinen  und  Aphiden.  An  den  sehr  einfach  gebil- 
deten Eiröhren  von  Lecanium  hesperidum,  welche  in 
ihrem  End-  und  Dotterfach  die  bekannten  drei  grossen 
Dotterzellen  enthalten,  ist  der  Verf.  gleich  Lubbock 
zu  der  üeberzeugung  gelangt,  dass  die  der  Innenwand 
der  Eiröhre  aufliegenden  Epithelzellen,  die  Dotterbildungs- 
zellen und  die  Eier  eine  gleiche  Genese  haben,  d.  h.  dass 
sie  durch  verschiedenartige  Entwickelung  aus  gleichar- 
tigen Elementen  (Epithelzellen)  hervorgegangen  sind.  Es 
gelang  dem  Verf.  nämlich  sowohl  bei  der  genannten  Art 
als  auch  bei  Aspidiotus  nerii  die  Eizelle  in  einem  sehr 
frühen  Stadium  zu  beobachten ,  in  welchem  sie  einen 
schmalen  Protoplasma  -  Ring  im  Umkreis  des  Keimbläs- 
chens bildend,  nicht  sehr  auffallend  von  den  jungen  Dot- 
terbildungszellen verschieden  ist.  Auch  bei  Coccus  cacti 
und  adonidum  liess  sich  ein  gleiches  Verhältniss  zwischen 
der  Eizelle  und  den  Dotterbildungszellen  nachweisen, 
welche  letztere  übrigens  hier  in  grösserer  Zahl  (zu  7  bis 
10)  im  Endfache  vorhanden  sind.  (Gelegentlich  bemerkt 
Verf.,  dass  für  ihn  auch  bei  Coccus  eine  parthenogeneti- 
sche  Fortpflanzung,  wenn  gleich  sie  noch  nicht  beob- 
achtet ist,  nicht  unwahrscheinlich  sei ;  bei  Aspidiotus  und 
Lecanium  bildet  sie  die  Regel,  doch  hat  er  von  iVspidio- 
tus  nerii  Mitte  October's  auch  befruchtete  Weibchen  ge- 
funden, deren  Receptaculum  Spermatozoen  enthielt,  welche 
eine  auffallende  Aehnlichkeit  mit  jungen  Nematoden  zeig- 


der  Entomologie  wälirend  der  J.  1863—64.  341 

ten).  Bei  den  Rindenlänsen  (Chermes)  hat  Verf.  das  ge- 
netische Verhalten  der  Eizellen  zu  den  Dotterbildungs- 
zellen nicht  feststellen  können,  vermuthet  aber,  dass  es 
auch  hier  ein  gleiches  wie  bei  den  Coccinen  sei.  Bei 
den  geschlechtlichen  Aphiden-Weibchen  '^Aphis  platanoi- 
des)  Hess  sich  mit  Evidenz  ermitteln,  dass  die  Dotterbil- 
dungszellen modificirte  Epithelialzellen  seien,  indem  sich 
durch  Umbildung  und  Vergrösserung  der  letzteren  die 
Zahl  der  ersteren  allmählich  vermehrt;  aber  auch  für 
die  Eizellen  lässt  sich  bei  Sprengung  der  Eiröhren  der 
allmähliche  üebergang  zu  den  zunächst  gelegenen  peri- 
pherischen Epithelialzellen  feststellen.  —  In  Betreff  des 
Endfaches  der  Keimröhren  der  viviparen  Aphiden  (Ammen) 
stimmt  Verf.  mit  Lubbock  darin  überein,  dass  er  die 
hl  demselben  befindlichen  grossen  Zellen  für  äquivalent 
mit  den  Dotterbildungszellen  der  geschlechtlichen  Aphi- 
den-Weibchen hält.  Zwar  sind  die  Bildungszellen  der 
letzteren  in  der  Regel  auffallend  grösser  als  diejenigen 
der  viviparen  Aphiden,  doch  finden  sich  sowohl  in  dieser 
Beziehung  als  in  dem  getrübt  körnigen  Ansehen  dersel- 
ben Uebergänge  vor.  Ein  Unterschied  zwischen  dem  ge- 
schlechtlichen Weibchen  und  der  Aphiden-Amme  existirt 
nur  in  so  fern,  als  sich  bei  letzterer  die  Epithelialzellen 
sehr  frühzeitig  in  die  den  Dotterbildungszellen  analogen 
Zellen  umwandeln,  welch'  letztere  dann  nicht  vor  der 
Bildung  der  Eizellen  eine  bedeutende  Grösse  erreichen, 
sondern  unmittelbar  die  Keime  liefern.  Die  Keimstöcke 
der  viviparen  Aphiden  sind  bis  auf  ihre  feinsten  Struk- 
turverhältnisse wirkliche  weibliche  Geschlechtsapparate 
und  die  Keimzelle,  in  welcher  bereits  die  der  Furchung 
analogen  Vorgänge  beginnen  und  deren  WachstJium  mit 
diesem  Prozess  gleichzeitig  fortschreitet,  ist,  wie  der  Verf. 
sich  ausdrückt,  nur  eine  besondere,  zur  Parthenogenese 
befähigte  Eiform. 

Unabhängig  von  Claus  ist  auch  W  e  i  s  m  a  n  n  (Zeit- 
schr.  f.  wissensch.  Zoologie  XIV.  p.  291  ff.,  Taf.  27;  durch 
Beobachtung  der  noch  unreifen  Eiröhren  von  Musca  vo- 
mitoria    und  Sarcophaga    carnaria,    deren  Entstehung  als 


342     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

Cutikiilarbildungen  um  solide  Zellencylinder  er  nachweist, 
zu  dem  Resultat  gelangt,  dass  Dotterbildungszellen,  Epi- 
thelzellen und  Eier  nur  Modiiicationen  gleichartiger  Ele- 
mente sind,  so  wie  dass,  in  Uebereinstimmung  mit  der 
Angabe  Lubbock's  auch  bei  den  Dipteren  das  Ei  nicht 
von  einer  einzigen  Zelle  abstammt,  sondern  aus  der  Ver- 
einigung einer  Anzahl  von  Dotterzellen  und  einer  soge- 
nannten Eizelle,  hervorgehe.  Letztere  zeigt  keinen  Un- 
terschied von  den  Dotterzellen,  sondern  zeichnet  sich  nur 
durch  ihre  Lage  im  Grunde  der  Kammer,  durch  die 
Persistenz  ihres  Kernes,  welcher  zum  Keimbläschen  wird 
und  durch  die  bei  ihr  zuerst  auftretende  Umwandlung 
ihres  Inhalts  zu  den  dunkelen  Dotterkörnchen  aus. 

Ueber  die  Entwickelung  der  ametabolen  Insekten 
(Orthoptera,  Hemiptera)  hatte  bekanntlich  R.  Owen  die 
paradoxe  Ansicht  aufgestellt,  dass  dieselben  ihr  Larven- 
und  Nymphenstadium  im  Eie  durchmachten  und  dass  das 
aus  der  EihüUe  hervorgehende  Individuum  bereits  als 
Imago  angesprochen  werden  müsse.  Dass  auch  Murray 
nach  einigen  von  ihm  beobachteten  Thatsachen  sich  die- 
ser Ansicht  angeschlossen  hat,  haben  wir  im  Jahresbe- 
richte für  1858,  S.  11  erwähnt,  daselbst  aber  deren  Rich- 
tigkeit in  Zweifel  gezogen.  Gegenwärtig  hat  sich  denn 
auch  letzterer  Autor  durch  wiederholte  Untersuchung  von 
Phyllium-  und  Blatta -Eiern  davon  überzeugt,  dass  sich 
Owen  sowohl  als  er  selbst  in  ihren  Beobachtungen  ge- 
täuscht haben.  In  einer  Abhandlung:  „On  the  early 
stages  of  development  of  Orthopterous  Insects"  (Journ. 
proceed.  Linuean  soc,  Zoology  YIL  p.  97 — 105)  bestätigt 
er,  dass  das  von  ihm  in  abgestorbenen  Phyllium  -  Eiern 
gefundene  „Cocon^^  das  Chorion  und  die  davon  einge- 
schlossene „Puppe^  der  vertrocknete  Dotter  gewesen  sei. 
In  einer  grösseren  Anzahl  wiederholentlich  von  ihm  un- 
tersuchter Blatta-Eier  fand  er  allerdings  neben  unzw^eifel- 
haften,  mit  langen  Fühlern  und  gegliederten  Beinen  ver- 
sehenen Blatta  Embryonen  mitunter  auch  fusslose,  maden- 
förmige  Larven ;  doch  stellten  sich  letztere,  durch  welche 
vermuthlich    Owen    zu    seiner   irrigen    Ansicht    geführt 


der  Entomologii'  während  der  J.  ISGo— 64.  343 

wiirde^  als  ClialciMicr-Larvon,  also  als  Parasiten  des  Blatta- 
Eics  heraus.  Hiernach  steht  Verf.  jetzt  von  seiner  An- 
sicht, dass  in  dem  Eic  der  ametabolen  Insekten  die  frü- 
heren Entwickelungsstadien  des  Individuums  absolvirt  wer- 
den,  ab,  hält  aber  trotzdem  noch  die  Ansicht  aufrecht, 
dass  schon  die  imgeflilgeltenj  noch  nicht  völlig  ausgebil- 
deten Thiere  als  Imagines  angesprochen  werden  müssen; 
indem  er  sich  darauf  beruft,  dass  z.  B.  in  diesem  Stadium 
befindliche  Hemipteren  sowohl  unter  einander  als  mit 
vollkommen  ausgebildeten  wiederholt  in  copula  angetrof- 
fen worden  seien.  Natürlich  kann  dies  aber  für  die 
Frage  nicht  entscheidend  sein,  einerseits  weil  die  Fälle 
immer  nur  exceptionellc  sind,  andererseits  und  besonders 
aber,  weil  die  Beobachtung  darüber  fehlt,  dass  solche 
Copulationen  auch  eine  Nachkommenschaft  zur  Folge 
hatten. 

Dass  die  Larve  eines  holometabolen  Insektes,  welche 
in  ihrer  äusseren  Körperbildung  alle  Charaktere  des 
Larvenstadiums  an  sich  trägt  und  keine  auch  nur  annä- 
hernde formelle  Aehnlichkeit  mit  der  sich  daraus  entwik- 
kelnden  Image  erkennen  lässt,  spontan  eine  ihr  ähnliche 
Nachkommenschaft  und  zwar  durch  eine  ganze  Reihe 
von  Generationen  hindurch  zu  erzeugen  im  Stande  sei, 
musste  noch  vor  Kurzem  allen  unseren  Erfahrungen,  die 
sich  fast  auf  zweihundertjährige  Beobachtungen  unzähliger 
Insekten  -  Metamorphosen  stützen  ,  direkt  widersprechen 
und  unglaublich  erscheinen.  Und  trotzdem  kann  ein  der- 
artiges Faktum,  wie  es  zuerst  von  Nie.  Wagner  in 
Kasan  an  einer  Cecidoniylden- Larve  beobachtet  worden 
ist  („Beitrag  zur  Lehre  von  der  Fortpflanzung  der  Insek- 
tenlarven,^ Zeitschr.  f.  wiss.  Zoologie  XIIl.  p.  513 — 527, 
Taf.  85  und  36)  gegenwärtig  auch  nicht  dem  geringsten 
Zweifel  mehr  unterliegen.  Abgesehen  davon,  dass  Wag- 
ner selbst  die  Möglichkeit  einer  Täuschung,  wie  sie  z.  B. 
durch  ontozoische  Parasiten  hervorgerufen  werden  könnte, 
durch  die  Beobachtung  einer  Anzahl  aufeinander  folgender 
Generationen,  bei  denen  der  gleiche  Vorgang  sich  in  stets 
übereinstimmender    Weise    wiederholte,    von     vornherein 


344     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

beseitigt  hatte ,  so  ist  die  Fortpflanzung  der  genann- 
ten Larve  durch  endogene  Brutentwickelung  gegenwärtig 
bereits  durch  eine  Reihe  von  Forschern,  wie  Me inert, 
Pagenstecher,  v.  Siebold,  v.  Baer,  Leuckart, 
Hanin  und  den  Ref.  (welcher  sie  im  Frühling  1865  in 
der  Naturforschenden  Gesellschaft  zu  Berlin  lebend  vor- 
zeigen konnte)  vollständig  anerkannt  und  durch  fortge- 
setzte Beobachtungen  über  allen  Zweifel  erhoben  worden. 
Wagner  fand  solche  Larven  bereits  im  August  1861 
bei  Kasan  unter  der  Rinde  von  faulenden  Ulmen,  Linden 
und  Ebereschen  und  zwar  zweierlei  Arten,  welche  jedoch 
nur  in  der  Form  des  letzten  Körperringes  von  einander  ab- 
wichen; die  grössten  derselben  waren  5V2,  die  kleinsten 
2  Mill.  lang.  Verf.  entwirft  von  diesen  Larven  eine  sehr 
eingehende  Schilderung  sowohl  ihres  äusseren  Körper- 
baues als  ihrer  sämmtlichen  inneren  Organsysteme  und 
begleitet  diese  Schilderung  durch  meisterhaft  ausgeführte 
Abbildungen.  Für  die  Entwickehmg  der  jungen  Brut 
im  Innern  der  Leibeshöhe  der  Mutterlarve  kommen  von 
diesen  Organen  nach  der  Darstellung  des  Verf.'s  beson- 
ders die  Corpora  adiposa,  bei  der  vorliegenden  Larve  in 
drei  gesonderten  Strängen  vorhanden,  in  Betracht.  Es 
sind  nämlich  nach  seiner  Angabe  die  beiden  grösseren 
Stränge,  welche  sich  zu  den  Seiten  des  Darmes  durch 
die  ganze  Länge  des  Larvenkörpers  erstrecken,  in  wel- 
chen sich  die  Tochterlarven  bilden  und  auf  deren  Kosten 
sie  sich  ernähren.  Zuerst  zeigen  sich  in  diesen  beiden 
Fettkörper-Strängen  kleine,  weisse,  undurchsichtige  Flecke, 
welche  sich  in  „Embryonaltheile'^  umbilden ;  dieselben 
sind  zuerst  sphärisch  oder  ellipsoidisch  und  füllen  sich 
von  der  Peripherie  aus  mit  gekernten  Zellen,  wachsen 
sodann  mehr  in  die  Länge  und  lassen  im  Innern  die  Ab- 
lagerung einer  Dottermasse  erkennen,  aus  welcher  sich 
durch  Furchung  der  Embryo  hervorbildet.  Nach  voll- 
ständiger Ent Wickelung  der  jungen  liarven,  welche  der 
Mutterlarve  in  jeder  Beziehung  gleich  sind  und  sich  zu 
7  bis  9  Individuen  während  eines  Zeitraumes  von  8  bis 
10  Tagen  im  Innern  derselben  gebildet    haben,   sind  die- 


der  Entomologie  während  der  J.  1863—64.  345 

selben  noch  In  zarthäntigcn  Schläuchen,  den  Hüllen  der 
ursprünglichen  „Ernbryonalthcile",  eingeschlossen.  Die 
Mutterlarve  ist  zu  dieser  Zeit  keiner  Ortsbewegung  mehr 
fähig,  sondern  kann  nur  noch  mit  ihrem  vorderen  Kör- 
perthcil  leichte  Seitenbewegungen  ausführen ;  nachdem 
auch  diese  aufgehört  haben,  zerreissen  die  jungen  Larvan 
zunächst  ihre  Hülle  und  bewegen  sich  frei  in  der  Lei- 
beshöhle der  Mutterlarve,  um  sich  dann  schliesslich  aus 
deren  Körper  haut  hervorzubohren.  Bereits  nach  3  bis  5 
Tagen  fängt  auch  in  diesen  jungen  Larven  derselbe  Thei- 
lungsprozess  in  den  Fettkörpersträngen  an,  wobei  aber- 
mals Larven  producirt  werden,  die  den  gleichen  Vorgang 
beobachten  lassen.  Obwohl  Verf.  diese  Larven  sich  stets 
in  der  angegebenen  Weise  vermehren  sah,  so  glaubt  er 
doch,  dass  sie  sich  bei  vorhandenen  günstigen  Bedingun- 
gen auch  verpuppen  möchten,  um  ihre  reguläre  letzte 
Entwickelungsstufe  zu  erreichen. 

Die  vom  Verf.  abgebildete  und  beschriebene  Larve  zeigte  alle 
Charaktere  einer  acephalen  Dipteren-Larve  und  wurde  bereits  durch 
v.  Siebold  (a.  a.  0.  p.  514,  Anmerkung)  als  Cecidomyiden  -  Larve 
in  Anspruch  genommen;  Meinert  hat  durch  die  ihm  geglückte 
Zucht  der  Imago  diese  Ansicht  vollkommen  bestätigt.  Wagner 
beschreibt  an  dieser  Larve  die  im  dritten  Körpersegmente  hegen- 
den Augen,  die  Fühler  und  die  rudimentären  Mundtheile,  welche 
nur  eine  Aufnahme  flüssiger  Nahrung  (Pflanzensäfte)  ermöglichen, 
ein  Paar  doppelter  Speicheldrüsen,  einen  auf  die  Speiseröhre  fol- 
genden ersten  Magen  mit  zwei  blinddarmförmigen  Anhängseln,  einen 
zweiten  von  länglich  ovaler  Form,  in  dessen  hinteres  Ende  zwei 
Paar  lange  Vasa  Malpighi  einmünden  und  schliesslich  einen  dünnen, 
mit  einer  Kloake  endigenden  Darm.  Als  etwas  sehr  eigenthümliches 
ist  ein  im  Lumen  des  Darmes  beflndliches  Gebilde  hervorzuheben, 
welches  Verf.  als  eine  von  den  Darmwandun^en  unabhängige  Röhre 
bezeichnet;  da  dasselbe  die  Länge  des  Körpers  viel  mal  übertrifft, 
liegt  es  im  Tractus  vielfach  zusammengefaltet,  ohne  jedoch  in  die 
Blinddärme  hineinzuragen.  Das  schwach  entwickelte  Tracheensystem 
communicirt  durch  9  Stigmenpaare  nach  aussen ;  das  Nervensystem 
zeigt  14  Ganglien,  deren  grösstes,  das  Gangl.  supraoesophageum  im 
4.  und  5.  Körp erringe  gelegen  ist. 

Dass  eine  allen  bisher  über  die  P^ortpflanzungsweise 
der  Insekten  gewonnenen  Erfahrungen  so  direkt  entge- 
genstehende Beobachtung,  wie  die  Wagner'sche,  bevor 


346     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

sie  von  anderer  Seite  bestätigt  war.  nur  auf  Unglauben 
stiess,  kann  kaum  befremden.  Nicht  mir,  dass  in  der  En- 
tomologischen  Gesellschaft  zn  London,  wo  die  Beobach- 
timg Wagner's  mehrmals  zur  Sprache  gebracht  wurde, 
z.  B.  von  Seiten  Stainton's,  freilich  ohne  näheres  Ein- 
gehen auf  die  Sache,  eine  Verwechselung  der  Tochter- 
larven mit  Parasiten  gemuthmaasst  wurde  (welcher  An- 
nahme sich  indessen  Westwood  widersetzte);  ja,  es 
wurde  die  durch  Wagner  an  v.  Sie  hol d  bereits  im 
J.  1861  eingesandte  Abhandlung  von  diesem  wiegen  der 
Unglaublichkeit  der  darin  mitgetheilten  Vorgänge  der 
Publikation  bis  zu  ihrer  anderweitigen  Bestätigung  vor- 
enthalten und  erst  auf  Anregung  de  Filippi's,  welcher 
die  Wagner'schen  Präparate  selbst  in  Augenschein  ge- 
nommen hatte,  gegen  das  Ende  des  Jahres  1863  (a.  a.  0.) 
veröffentlicht.  Inzwischen  hatte  N.  Wagner  seine  Be- 
obachtungen fortgesetzt  und  nicht  nur  alle  früher  von 
ihm  gemachten  Angaben  bestätigt  gefunden,  sondern  die- 
selben auch  dadurch  einem  Abschluss  entgegengeführt, 
dass  er  die  schliessliche  Verpuppung  einer  Larven- Gene- 
ration wahrgenommen  und  das  entwickelte  Insekt  kennen 
gelernt  hatte.  Diese  seine  sich  über  den  ganzen  Ent- 
wickelungscyclus  des  Insektes  verbreitenden  Beobachtun- 
gen veröffentlichte  W.  demnächst  in  einer  russisch  ge- 
schriebenen Abhandlung  (50  pag.  in  fol.  c.  tab.  5.  Kasan, 
1862),  auf  welche  zuerst  durch  v.  B  a  e  r  (Bericht  über 
eine  von  Prof.  Wagner  in  Kasan  an  Dipteren  beob- 
achtete abweichende  Propagationsform,  Bullet,  de  l'acad. 
de  St.  Petersbourg  VI.  1863.  p.  239  f.)  aufmerksam  ge- 
macht wurde.  Nach  den  Mittheilungen  des  Letzteren  hatte 
Wagner  ausser  den  bereits  oben  besprochenen  That- 
sachen  in  dieser  zweiten  (dem  Datum  nach:  ersten)  Ab- 
handlung festgestellt,  dass  die  Fortpflanzung  durch  Lar- 
ven vom  Herbst  bis  zum  Frühjahr  fortdauert,  dass  so- 
dann aber  (im  Monat  Juni)  eine  Verpuppung  der  letzten 
Larvengeneration  eintrete  und  dass  aus  diesen  Puppen 
ein  kleiner  Zweiflügler  (nach  Morawitz's  Bestimmung 
zur  Familie  der  Cecidomyiden  gehörig)  hervorgehe.  Nach- 


der  Entomologie  während  der  J.  1863 — 64.  347 

dem  eine  Paarung:  stattgefimflen  hat;  legen  die  Weibchen 
sehr  grosse,  aber  wenige  Eier,  aus  welchen  mm  wieder 
die  erste  Generation  der  viviparen  Larven  ausschlüpft. 
V.  Baer  bezweifelt  zwar  zuerst,  im  Anschluss  an  die 
Wag ner'sche  Beobachtung,  die  Entwickelung  der  neuen 
Brut  aus  dem  Fettköi'per,  indem  er  es  als  wahrscheinli- 
cher hinstellt,  dass  letztere  aus  ^unbestimmten  Keimstök- 
ken'^  hervorgehe;  nachdem  er  aber  sich  durch  eigene 
Beobachtung  von  dem  Entstehen  der  Tochterlarven  in 
den  Seitensträngen  des  Fettkörpers  überzeugt  hatte  (was 
nach  späteren  Beobachtungen  übrigens  in  Wirklichkeit 
nicht  der  Fall  ist),  möchte  er  diese  „lieber  Dottermassen 
nennen,  wiewohl  der  gewöhnliche  Fettkörper  der  Insek- 
ten in  seiner  weitesten  Bedeutung  auch  ein  Ernährungs- 
dotter genannt  werden  könne.'' 

Durch  die  Autorität  v.  Baer's  gestützt,  konnte  die 
Beobachtung  Wagner's  jetzt  nicht  verfehlen,  dem  so 
äusserst  merkwürdigen  Vorgange  die  ^Aufmerksamkeit 
anderer  Forscher  zuzuwenden  und  es  handelte  sich  dabei 
zunächst  nur  um  das  Auffinden  gleicher  Larven  in  ande- 
ren Gegenden,  welches  nach  den  misslungenen  Versuchen 
V.  Siebold's  (bei  München)  zu  urthellen  nicht  so  leicht 
zu  bewerkstelligen  war.  Um  so  interessanter  war  es, 
schon  nach  kurzer  Zeit  (im  J.  1864)  zu  vernehmen,  dass 
der  Zufall  gleichzeitig  zwei  verschiedenen  Beobachtern 
an  ziemlich  weit  von  einander  entfernten  Orten  gleiche 
oder  wenigstens  ganz  ähnliche  Larven  zuführte,  deren 
Beobachtung  die  Wagner'schen  Angaben  vollständig 
bestätigte. 

Zunächst  erhielt  diese  wichtige  Entdeckung  N.  Wag- 
ner's  eine  Bestätigung  durch  Meine  rt  (Miastor  raetra- 
loas,  yderligere  oplysning  om  den  af  Prof.  Nie.  Wagner 
nyligt  beskrevne  Lisektlarve,  som  formerer  sig  ved  spi- 
redannelse  und :  Om  Larvespirernes  oprindclse  i  Miastor- 
Larven,  Kroyer's  Naturhist  Tidsskr.  3.  Räk.  III,  p.  37  und 
83  if..  In  deutscher  Uebersetzung  auch  durch  v.  Si  e  b  o  1  d  : 
„Weitere  Erläuterungen  über  die  von  Prof.  Nie.  Wag- 
ner beschriebene  iiioektcnlarve,  welche  sich  durch  Sproa- 


348     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

senbildung  vermehrt/  Zeitschr.  f.  wissensch.  Zool.  XIY. 
p.  394  ff.  mitgethellt),  welcher  die  erste  Mittheilung  W.'s 
dadurch  vervollständigte,  dass  er  gleichfalls  die  Verpiip- 
pung  einer  Larven  Generation  beobachten  und  das  durch 
die  Zucht  erhaltene  Insekt  bekannt  machen  konnte.  Die 
Entstehung  der  jungen  Larven  aus  dem  Corpus  adiposum 
der  Mutterlarve  sucht  M.  dadurch  zu  erklären,  dass  letz- 
teres bei  den  Insekten  ja  überhaupt  der  Rest  desjenigen 
Bildungsstoffes  sei,  aus  welchem  der  Körper  der  Brut 
aufgebaut  werde,  üebrigens  basirt  dieser  Ausspruch  nicht 
auf  eigener  Beobachtung  des  von  Wagner  angegebenen 
Vorganges,  da  M.  nicht  die  erste  Anlage  der  Keime,  son- 
dern nur  Embryonen  mit  bereits  ausgebildeter  Körper- 
ringelung  zu  sehen  Gelegenheit  hatte.  Die  ihm  vorlie- 
genden Larven  wurden  am  10.  Juni  1864  bei  Frederiks- 
dal  unter  der  Rinde  eines  ßuchenstumpfes  gefunden  und 
glichen  ganz  den  Wag  ne  r'schen  ;  in  verschiedenen  Mut- 
terlarven konnte  Verf.  13  bis  20  junge  erkennen  und 
diese  letzteren  ausschlüpfen  sehen.  Ausserdem  fanden 
sich  zahlreiche,  beträchtlich  kleinere  und  schlankere,  wel- 
che sich  verpuppten  und  nach  einer  Woche  das  entwik- 
kelte  Insekt  in  grösserer  Anzahl  lieferten.  Dasselbe  ge- 
hörte gleichfalls  den  Cecidomyiden  an  und  wird  vom 
Verf.  als  neue  Gattung  und  Art  unter  dem  Namen  Mia- 
stor  metraloas  beschrieben.  Verf.  vermuthet  nach  den  zu 
verschiedenen  Jahreszeiten  von  Wagner  und  ihm  selbst 
erzielten  verschiedenen  Resultaten,  dass  die  auf  geschlecht- 
lichem Wege  zu  Anfang  des  Sommers  producirten  Lar- 
ven sich  während  des  grösseren  Theiles  des  Jahres  (bis 
zum  nächsten  Frühling)  durch  Sprossenbildung  vermeh- 
ren möchten,  um  dann  wieder  eine  Generation  der  Imago 
zu  liefern.  In  Betreff  der  von  Wagner  gegebenen 
Darstellung  der  Larve  bemerkt  er,  dass  dieselbe  10  Stig- 
men-Paare, nämlich  ein  solches  auch  am  3.  Körperringe 
besitze. 

Gleichzeitig  mit  Mein  er  t  beobachtete  auch  Pagen- 
stecher („Die  ungeschlechtliche  Vermehrung  der  Flie- 
genlarven,"  Zeitschr.    f.   wissensch.  Zoologie  XIV.  p.  400 


der  Entomologie  während  der  J.  1863—64.  349 

^415,  Taf.  39  und  40)  eine  aicli  in  gleicher  Weise  fort- 
pflanzende Cecidoniyiden  -  Larve,  welche  er  im  Juni  1864 
in  Pressriickständen  von  Runkelrüben  (aus  einer  Zucker- 
fabrik in  Calbe  herstammend)  in  massiger  Anzahl  zu- 
sammen mit  anderen  Insektenlarven,  Poduren,  Mvriopo- 
den,  Acarinen  und  Anguillulen  vorfand^,  welche  aber  durch 
geringere  Grösse  (nur  bis  2,b  Mill.  Länge)  und  durch 
den  Stachelbesatz  der  Leibesringe  von  der  durch  Wag- 
ner beschriebenen  abwich.  Die  von  letzterem  ge- 
schilderte Art  der  Fortpflanzung  konnte  P.  an  den  ihm 
eingesandten  Larven  gleichfalls  beobachten,  indem  ihm 
einerseits  gleich  von  vornherein  Mutterlarven  vorlagen, 
andererseits  die  von  oolchen  geborenen  Larven  neue  Brut 
entwickelten  ;  dagegen  gelang  es  ihm  nicht,  eine  Ver- 
puppung und  die  Zucht  der  Imago  zu  bewirken.  Indem 
Verf.  in  seiner  Darstellung  der  einzelnen  Theile  des 
Larvenkörpers  die  von  Wagner  gemachten  Angaben  der 
Hauptsache  nach  bestätigt,  glaubt  er  ihm  jedoch  darin 
widersprechen  zu  müssen,  dass  die  junge  Brut  sich  in 
und  aus  dem  Fettkörper  der  Mutterlarve  entwickelt.  Ob- 
wohl ihm  wegen  Mangel  an  genügendem  Untersuchungs- 
material die  erste  Entstehung  der  Keime  nicht  vollstän- 
dig klar  gCAvorden  ist,  glaubt  er  doch  so  viel  als  sicher 
hinstellen  zu  können,  dass  dieselben  unabhängig  vom 
Fettkörper  im  hinteren  Leibesende  entstehen  und  erst 
bei  fortschreitendem  Wachsthum  mehr  nach  vorn  ge- 
schoben werden,  um  sich  unregelmässig  zwischen  die 
übrigen  Organe  abzulagern.  Die  jüngsten  Keime,  denen 
Verf.  den  Charakter  von  wahren  Eiern  vindicirt,  sind 
Kugeln  von  0,05  Mill.  Durchmessef,  welche  nicht  durch 
direkten  Zuwachs  aus  dem  Fettkörper,  sondern  mittelst 
Resorption  aus  dem  allgemeinen  Ernährungsmaterial  durch 
ihre  Hülle  hindurch  eine  allerdings  sehr  rapide  Grössen- 
entwickelung  einschlagen.  Diese  Eier  entstehen  im  Kör- 
per der  Larve  in  grösserer  Zahl  als  später  Embryonen 
zur  Entwickelung  gelangen;  gewöhnlich  gehen  von  15 
Eiern  nur  7  einer  weiteren  Ausbildung  entgegen  und 
von    diesen   bilden    sich    nur  4  bis  5  zu  Embryonen  aus. 


350     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissenfch.  Leist.  im  Gebiete 

Bei  der  Fiirchung  der  etwas  grösser  gewordenen  Eier 
fand  Verf.  nur  vier  helle  Kugeln  vor,  deren  weitere 
Zerklüftung  bald  die  Sonderung  einer  grosszelligen  Em- 
bryonalanlage von  der  Dottermasse  erkennen  liess ;  erst 
bei  einer  Länge  des  Eies  von  0^25  Mill.  beginnt  die  Seg- 
mentirung,  welcher  dann  allmählich  die  Bildung  der  Fett- 
körper, der  Ganglienkette,  der  Augen,  des  Darmes  u.  s.  w. 
folgt.  Bezüglich  der  Entstehung  des  Eies  macht  der 
Verf.  auf  drei  Gruppen  von  Zellen  aufmerksam,  welche 
näher  in's  Auge  zu  fassen  sein  möchten;  die  eine  der- 
selben findet  sich  unter  der  Einmündung  der  Vasa  Mal- 
pighi  um  den  Mastdarm  gelagert,  eine  zweite  an  der 
Verbindungshaut  des  vorletzten  und  letzten  Leibesringes 
und  eine  dritte  von  besonders  grossen  und  hellen  Zellen 
an  der  Innenseite  des  letzten  Körpersegmentes,  deren 
Ablösung  und  Ausbildung  zu  Eiern  wohl  denkbar  wäre. 
(Dass  bei  diesen  Larven  ein  wirklicher,  vom  Fettkörper 
unabhängiger  Keimstock  existirt,  ist  gegenwärtig  durch 
Leuckart  und  Hanin  festgestellt.  Ref.) 

Verf.  beschreibt  den  Körper  der  von  ihm  beobachteten  Larve 
gleichfalls  als  aus  14  Segmenten  bestehend,  von  denen  das  erste  die 
Fühler  und  Mundtheile  trägt,  während  das  unter  der  Rückenhaut 
liegende  und  stark  verschiebbare  Doppelauge  bei  ausgestrecktem 
Körper  dem  dritten  Ringe  anzugehören  scheint.  In  der  gleichfalls 
sehr  eingehenden  Darstellung,  welche  P.  sowohl  von  dem  Körper- 
Integument  als  den  Innern  Organen  seiner  Larve  giebt,  finden  sich 
verschiedene  von  den  Wagner'schen  abweichende  Angaben,  welche 
zum  Theil  auf  der  spezifischen  Verschiedenheit  des  vorliegenden 
Objektes  beruhen  mögen,  anderentheils  aber  auf  die  Untersuchung 
selbst  zurückzuführen  sind.  Die  von  W.  als  blinddarmförmige  An- 
hänge des  Magens  bezeichneten  Gebilde  möchte  Verf.  für  Speichel- 
drüsen ansehen;  die  von  W.  als  solche  bezeichneten  vorderen  Drü- 
sen konnte  er  selbst  nicht  auffinden.  Das  im  Darmkanale  beünd- 
liche,  zusammengefaltete  Gebilde,  welches  W.  als  eine  von  den  In- 
testinalwandungen  unabhängige  Röhre  bezeichnet,  hält  Verf.  für  ein 
erstarrtes  Sekret,  welches  vielleicht  aus  den  Speicheldrüsen  stammt, 
in  keinem  Falle  aber  als  ein  Theil  des  Darmkanales  selbst  anzu- 
sehen ist. 

Ein  Resumc   über    die  vorstehenden  Beobachtungen 
W  a  g  n  e  r's ,    Meiner  t's  und  B  a  g  e  n  s  t  e  c h  e  r's   wurde 


der  Entomologie  während  der  J.  1803—64.  351 

von  Loew  „Bericht  über  die  lebendig  gebärenden  Di- 
pteren-Larven, welche  in  den  letzten  Jahren  beobachtet 
worden  slnd'^  (Berliner  Entomol.  Zeitschr.  Vlll.  p.  V  ff.) 
gegebeji. 

Lesp  es,  Observations  sur  les  fourmls  neutres  (Annal. 
d.  scienc.  natnr.  IV.  s(Sr.  XIX.  p.  241— 251.  pl.  6.  —  Deut- 
sche üebersetzii ng  In  Zeitschr.  f.  d.  gesammt.  Naturwiss. 
XXIII.  p,  12  ff.)  hat  Arbeiter-Ameisen  verschiedener  ein- 
heimischer Gattungen  und  Arten  auf  die  Entwickelung 
ihrer  Geschlechtsorgane  untersucht  und  durch  seine  Mit- 
theilungen einen  nicht  unwichtigen  Beitrag  zur  Kenntniss 
der  Parthenogenesis  gegeben,  w^enngleich  er  bei  seinen 
Untersuchungen  wieder  auf  diese  Lehre,  noch  auf  die 
von  andern  Forschern  heiriihrenden,  den  gleichen  Gegen- 
stand betreffenden  Beobachtungen  (z.B.  Leuckart  über 
Formica  rufa)  nach  Art  seiner  Landsleute  irgend  welche 
Rücksicht  nimmt.  Die  Ovarien  zeigten  bei  den  von  ihm 
untersuchten  Arbeitern  je  nach  den  Gattungen  und  Arten 
einen  verschiedenen  Grad  der  Entwickelung.  Eine  ein- 
zelne Eiröhre  jederseits  fand  sich  bei  Formica  truncata 
und  der  kleinköpfigen  Form  von  Formica  pubescens; 
dieselbe  war  bei  ersterer  Art  sehr  kurz  und  mit  wenigen, 
bei  letzterer  beträchtlich  länger  und  mit  zahlreicheren  Ei- 
keimen  erfüllt.  Die  grossköpfige  Form  (Soldat)  der  For- 
mica pubescens  Hess  jederseits  zwei  Eiröhren  von  an- 
sehnlicher Länge  erkennen.  Die  Arbeiter  von  Myrmica 
scutellaris  hatten  zwar  jederseits  nur  eine  Eiröhre,  in 
dieser  aber  ausser  grossen  Eikeimen  je  ein  legereifes  Ei. 
Zahlreichere  Eiröhren  zu  jeder  Seite  fanden  sich  bei  For- 
mica quadripunctata  (4),  congerens  (o)  und  Polyergus 
rufescens  (7);  in  denselben  waren  die  Eikelme  bald  auf 
beiden  Seiten  in  gleicher  Weise,  bald  (Form,  congerens) 
nur  einseitig  stärker  und  selbst  bis  zum  legereifen  Eie 
entwickelt.  Uebrigens  zeigten  die  verschiedenen  Indivi- 
duen mehrerer  Arten  in  Betreff  der  Zahl  der  Eiröhren 
merkliche  Differenzen  (z.  B.  3  bis  8  bei  Polyergus),  die  sich 
selbst  auf  die  beiden  Ovarien  eines  und  desselben  Indivi- 
duums erstreckten;  in  keinem  Falle  wurden  aber  Anhangs- 


352     Ger  staecker:  Bericlat  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

Organe  am  Ovidukt  wahrgenommen   (wie   sie  Leuckart 
dagegen   wenigstens   ausnahmsweise   beobachten    konnte). 

Für  die  bereits  durch  v.  Siebold  gemuthmaasste 
parthenogenetische  Fortpflanzung  der  Gallwespen  ist  eine 
von  Walsh  gemachte  Beobachtung,  welche  Osten- 
Sacken  ^^Ueber  den  wahrscheinlichen  Dimorphismus  der 
Cynipiden -Weibchen''  (Stettin.  Entom.  Zeit.  1864.  S.  409 
— 413)  mittheilt  und  näher  bespricht,  von  Interesse.  An 
Quercus  tinctoria  kommen  in  Nord- Amerika  während  des 
Frühlings  zugleich  mit  den  Blättern  zahlreiche  grosse 
Aepfelgallen  zum  Vorschein,  aus  welchen  sich  im  Juni 
beide  Geschlechter  einer  Cynips-Art  (C.  spongifica  Ost.- 
Sack.)  entwickeln.  Indessen  nicht  alle  diese  Gallen  schlü- 
pfen aus,  sondern  es  bleiben  deren  viele  zurück,  aus 
denen  die  Insetten  erst  im  October  bis  November  oder 
selbst  im  nächsten  Frühjahr  hervorgehen;  es  sind  dies 
sämmtlich  Weibchen,  welche  sich  überdies  von  denjeni- 
gen der  Sommergeneration  durch  Grösse,  Färbung,  Skulp- 
tur und  selbst  in  der  Fühler-  und  Hinterleibsbildung 
unterschieden  —  daher  sie  von  0  s  t  e  n-S  a  ck  e  n  als  eigene 
Art  unter  dem  Namen  C.  aciculata  beschrieben  wurden. 
Da  nun  die  gleichzeitig  und  an  denselben  Orten  entste- 
henden Gallen  beider  Formen  platterdings  nicht  zu  un- 
terscheiden sind,  so  vermuthet  W^alsh  in  der  letzteren 
eine  zweite  Form  des  Weibchens,  welche  er  vorläufig 
und  freilich  nur  aus  dem  Grunde,  weil  Männchen  zu 
dieser  Zeit  nicht  vorhanden  sind,  in  Verdacht  hat,  dass 
sie,  ohne  befruchtet  zu  sein,  im  Herbst  Knospen  anste- 
chen, aus  denen  im  Frühling  nur  männliche  C.  spongifica 
hervorgehen  möchten  (?).  Verf.  vermuthet  gleichzeitig 
in  den  agamen  Cjnips- Arten  Hart ig's  ebenfalls  dimor- 
phe Weibchen  anderer  nach  beiden  Geschlechtern  be- 
kannter Arten. 

Einen  ihm  freilich  nur  mitgetheilten  Fall  von  Par- 
thenogenesis  bei  einem  Schmetterlinge  brachte  Girard 
(Bullet,  soc.  entom.  1863.  p.  3ö)  zur  Sprache.  Derselbe 
betrifft  die  Saturnia  Cynthia,  von  welcher  durch  eine 
Mme.  Donzel  nur  sieben  weibliche  Exemplare  auf  ein- 


der  Entomologie  während  der  J.  18G3-64.  353 

mal  gezooen  wurden;  ohne  mit  Männchen  in  Berührung 
gekommen  zu  sein,  legten  dieselben  entwickelungsfähige 
Eier.  Girard  zeigte  die  Cocons  der  aus  diesen  Eiern 
stammenden  Raupen  vor. 

Dagegen  bestätigt  derselbe  »Note  sur  les  cocons  doubles  du 
Sericaria  mori«  (Annal.  soc.  entom.  4.  ser.  III.  p.  89)  mit  Rücksicht 
auf  die  im  vorigen  Jahresberichte  erwähnte  Befürchtung  Tigri's, 
dass  die  bei  Bombyx  mori  beobachteten  Fälle  von  Parthenogenesis 
auf  Täuschung  durch  Doppel-Cocons  beruhen  möchten,  die  Angabe 
Lucas',  wonach  solche  Doppel-Cocons  stets  eine  männliche  und 
weibliche  Puppe  enthalten,  durch  einen  gleichen  Befund  in  fünf  von 
ihm  untersuchten  Fällen. 

Das  sporadische  Vorkommen  viviparer  Insekten- Ar- 
ten ist  in  neuerer  Zeit  für  verschiedene  Ordnungen,  wo 
man  es  bisher  kaum  vermuthet  hatte,  nachgewiesen  wor- 
den, so  z.  B.  unter  den  Coleopteren  für  einzelne  Staphj- 
linen  und  Chrjsomelen.  In  Australien  ist  gegenwärtig 
von  Scott  (Description  of  an  ovo-viviparous  Moth,  be- 
longing  to  the  genus  Tinea,  Transact.  entom.  soc.  ofNew- 
South- Wales  I.  p.  33—36.  pl.  4)  sogar  eine  vivipare  Motte 
beobachtet  und  zur  Kenntniss  gebracht  worden.  Ein 
Exemplar  dieser  mit  dem  Namen:  Tinea  vivipara  beleg- 
ten Art  wurde  beim  Fangen  mit  der  Hand  gedrückt  und 
Hess  hierbei  aus  seinem  Hinterleib  zahlreiche  kleine  Rau- 
pen hervortreten.  Die  Constantheit  dieser  Eigenthüm- 
lichkeit  wurde  durch  Beobachtung  weiterer  Individuen, 
welche  auf  Nadeln  gespiesst,  Raupen  gebaren,  festgestellt. 

In  Bezug  auf  die  Vererbung  gewisser  Eigenthüm- 
lichkeiten  bei  der  Copulation  heterogener  Individuen  ist 
ein  von  Shepherd  (Proceed.  entom.  soc.  of  London 
1863.  p.  146)  mitgetheilter  Fall  von  Interesse,  in  welchem 
ein  in  gewöhnlicher  Weise  grau  gefärbtes  Individuum 
des  Biston  betularius  mit  einem  anderen  in  copula  ge- 
troffen wurde,  welches  der  gelegentlich  im  Norden  Eng- 
lands vorkommenden  schwarzen  Varietät  angehörte.  Die 
Zucht  der  aus  den  Eiern  hervorgehenden  Raupen  ergab 
zwölf  Schmetterlinge,  von  denen  acht  die  normale  Fär- 
bung zeigten,  während  vier  der    schwarzen  Varietät   an- 

Archiv  f.  Naturg.  XXX.  Jahrg.  2.  Bd.  X 


354     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

gehörten;    zehn   Exemplare    waren  Weibchen,   von    den 
beiden  Männchen  das  eine  schwarz  gefärbt. 

Auch  Copulationen  zwischen  verschiedenen  Arten 
und  selbst  Gattungen  von  Insekten  wurden  wieder  beob- 
achtet. Besonders  ist  in  dieser  Beziehung  eine  von  P  e- 
ragallo  (Annal.  soc.  entom.  4.  ser.  III.  p.  663)  gemachte 
Mittheilung  von  Interesse,  weil  sie  eine  solche  Copula- 
tion  zwischen  zwei  immerhin  recht  diff'erenten  Formen 
als  eine  öfter  wiederkehrende  hinstellt.  Verf.  fand 
nämlich  bei  längere  Zeit  hindurch  fortgesetzten  Beob- 
achtungen über  Luciola  Lusitanica,  welche  er  zur  Ermitte- 
lung der  Lebensweise  dieser  Art  in  Nizza  anstellte,  zu 
wiederholten  Malen  Ragonycha  melanura  (Fab.  ?)  mit  der 
genannten  Luciola  in  fester  Vereinigung  und  zwar  stets 
erstere  auf  letzterer  sitzend;  dass  hier  beide  Individuen, 
wie  Verf.  anführt,  Männchen  gewesen  seien,  ist  kaum 
glaublich. 

Künckel  (Bullet,  soc.  entom.  de  France  1864.  p.49) 
traf  bei  Zermatt  ein  Männchen  der  Strangalia  melanura 
Lin.  mit  einem  Weibchen  der  Leptura  livida  Fab.  in 
Begattung. 

Ref.  kann  diesen  Fällen  einen  dritten  von  ihm  selbst 
beobachteten  hinzufügen,  welcher  gleichfalls  zwei  ver- 
schiedene Arten  aus  allerdings  sich  sehr  nahestehenden 
Gattungen  betrifft.  Er  fand  ein  Weibchen  der  Tipula 
oleracea  Lin.  mit  einem  Männchen  der  Pachyrrhina  sca- 
laris  Meig.  in  Begattung  und  konnte  ihr  festes  Zusam- 
menhaften noch  längere  Zeit  nach  dem  Aufspiessen  bei- 
der beobachten. 

lieber  die  bereits  im  vorigen  Jahresberichte  (p.  19) 
vorläufig  erwähnten  Hermaphroditen  der  Honigbiene, 
welche  in  dem  Engster' sehen  Bienenstocke  zu  Constanz 
mehrere  Sommer  hindurch  in  grosser  Individuenzahl  zum 
Vorschein  kamen,  liegen  gegenwärtig  ausführliche  Mit- 
theilungen von  Menzel,  v.  Siebold  und  dem  Ref.  vor. 
Menzel  („Hymenopterologische  Beobachtungen.  IL  Ueber 
Zwitterbildung  bei  den  Bienen*^,  Mittheil.  d.  Schweizer. 
Entomol.  Gesellsch.  no.  3.  p.  41 — 56)  berichtet  nach  Hin- 


der  Entomologie  während  der  J,  1863  —  04.  355 

weis  auf  clnii^o  ans  anderen  Insoktenordniin.i^cn  bekannt 
gewordene  Zwitterbildun^-en  und  nach  Wiederholung 
der  durch  Dönhoff  und  ihn  selbst  früher  gelieferten 
Charakteristiken  einzelner  Hermaphroditen  der  Honigbiene 
über  den  von  ihm  an  dreissig  aus  dem  Eugster'schen 
Stocke  erliaUencn  Hermaphroditen  gemachten  Befund, 
der  sich  hauptsächlich  auf  die  äussere  Körperbildung  die- 
ser merkwürdigen  Missgeburten  bezieht.  Dieselben  haben 
die  Grösse  der  Arbeiterbienen,  sind  der  Mehrzahl  nach 
mit  dem  Wehrstachel,  sehr  viel  seltener  mit  (unvollstän- 
dig entwickeltem)  männlichen  Copulationsorgan  versehen 
und  haben  entweder  auf  beiden  Seiten  des  Kopfes  das 
grosse  Drohnenauge  oder  auf  der  einen  das  kleinere  der 
Arbeiter.  Bei  einem  vom  Verf.  genauer  beschriebenen 
Individuum  der  letzten  Categorie  fanden  sich  nur  zwei 
Punktaugen,  der  rechte  Fühler  und  Oberkiefer  dem  Auge 
entsprechend  weiblich  (dieselben  Organe  links  männlich), 
die  Unterkiefer  nebst  der  Unterlippe  weiblich;  von  den 
Hinterbeinen  das  rechte  ganz  nach  dem  Typus  der  Ar- 
beiterbiene gebildet,  das  linke  vorwiegend  drohnenartig, 
aber  mit  Einmischung  von  Arbeitercharakteren  an  der 
Innenseite  des  Metatarsus.  Aus  dem  vorwiegend  männ- 
lich geformtem  Hinterleib  trat  ein  an  die  äussere  Horn- 
schuppe  des  birnförmigen  Ruthenkörpers  der  Drohnen 
erinnernder  Apparat  hervor.  Als  durchgreifende  aus  der 
Betrachtung  der  Zwitter  sich  ergebende  Besultate  hebt 
Verf.  dann  noch  das  stete  Corespondiren  der  Fühler  mit 
den  Augen  hervor  und  dass  eine  ausschliesslich  männliche 
Bildung  der  Biene  niemals  auftrete;  die  Oberkiefer  seien 
meistens  von  der  Form  der  den  Arbeitern  zukommenden, 
während  Beine  und  Hinterleibsringe  die  verschiedenar- 
tigsten Combinationen  der  Arbeiter-  und  Drohnenbildung 
erkennen  Hessen.  —  Die  Untersuchung  der  inneren  Ge- 
schlechtsorgane hat  dem  Verf.  ergeben,  dass  in  denselben 
stets  nur  e  in  Geschlechtscharakter  ausgeprägt  war ;  „ent- 
weder waren  die  Geschlechtstheile  männlich  oder  weib- 
lich,  nie  halbseitig  oder  gar  doppelt  entwickelt.^' 

V.  Siebold,    „Ueber  Zwitterbienen,  Sendschreiben 


356     Ger  staecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

an  die  Wanderversammlung  der  Deutschen  Bienenwirthe 
in  Karlsruhe"  (Zeitschr.  f.  wissensch.  Zoologie  XIV.  p.  73 
— 80)  bestätigt  nach  Untersuchung  von  mehr  als  zwei- 
hundert solcher  Bienenzwitter  die  in  mannigfachster  Com- 
bination  auftretende  Vereinigung  männlicher  und  weib- 
licher Charaktere  im  äusseren  Körperbau,  widerspricht 
dagegen  den  von  Dönhoff  und  Menzel  gemachten  An- 
gaben über  das  Verhalten  der  inneren  Fortpflanzungsor- 
gane. Dieselben  zeigten  sich  ihm  gleich  dem  Hautske- 
lete  in  mannigfachster  Weise  zwitterhaft  gebildet,  nur 
dass  sie  mit  jenem  in  ihrer  Bildung  fast  nie  im  Ein- 
klänge standen.  An  denjenigen  Individuen,  welche  den 
Hinterleib  vorwiegend  nach  dem  Arbeiter-Typus  geformt 
hatten,  war  der  Stachel,  die' Giftblase  und  Giftdrüse  voll- 
ständig entwickelt ,  während  bei  den  sogenannten  „Sta- 
cheldrohnen" die  beiden  letzteren  zwar  vorhanden,  ersterer 
aber  verkrüppelt  und  weich,  daher  zum  Stechen  un- 
brauchbar war.  Bei  Exemplaren  mit  ganz  männlichem 
Hinterleib  war  das  Begattungsorgan  vollkommen  normal, 
der  Ductus  ejaculatorius  mit  zwei  Samenleitern,  Hoden 
und  Nebenhoden  versehen,  die  zahlreichen  Schläuche  der 
Hoden  jedoch  von  Samenzellen  strotzend,  wie  es  bei  nor- 
malen Drohnen  nur  unmittelbar  nach  dem  Ausschlüpfen 
der  Fall  ist.  Häufig  fand  sich  mit  vollkommen  männli- 
chen Geschlechtsorganen  ein  Giftapparat  verbunden,  an 
dem  jedoch  der  Stachel  verkrüppelt  war;  ebenso  häufig 
enthielten  die  Hoden  neben  den  Samenschläuchen  meh- 
rere Eierstocksröhren ,  welche  jedoch  keine  Spur  von 
Eierbildung  erkennen  Hessen.  In  einigen  Fällen  zeigte 
sich  bei  sonst  männlichem  Geschlechtsapparat  anstatt  des 
einen  Hodens  ein  Ovarium  mit  leeren  Eiröhren,  in  ande- 
ren Hoden  ohne  Ausführungsgänge  und  ein  oben  blind 
endigendes  Begattungsorgan.  —  Die  Beobachtung  des 
diese  Zwitter  producirenden  Bienenstockes  ergab ,  dass 
die  normalen  Arbeiterbienen  sämmtliche  Hermaphroditen 
aus  dem  Stocke  herausjagten,  bevor  ihre  Hautbedeckung 
gehörig  erhärtet  war,  so  wie  dass  diese  Zwitter  in  neun 
Waben    erbrütet    wurden,    deren  Zellen    sich    nicht   von 


der  Entomologie  wälirend  der  J.  1863—64.  357 

denen  der  regulären  Arbeiter  unterscheiden  Hessen.  Die 
fünf  Jahre  alte  Königin  dieses  Stockes  war  eine  Italie- 
nerin, welche  nichts  Auffallendes  an  sich  hatte-  In  Be- 
treff des  Entstehens  der  Zwitterbienen  vermuthet  Verf., 
dass  das  ihnen  zum  Ursprung  dienende  Ei  unvollkommen, 
d.  h.  durch  eine  zu  geringe  Anzahl  von  Samenfäden  be- 
fruchtet werde,  so  dass  die  ursprünglich  männliche  An- 
lage weibliche  Beimischungen  erhielte.  Mit  vollem  Recht 
hebt  Verf.  das  Vorkommen  dieser  Zwitter  als  eine  Be- 
stätigung der  Parthenogenesis  und  als  einen  Beweis  dafür 
hervor,  dass  letztere  nicht  auf  einen  Hermaphroditismus 
der  normalen  Bienenkönigin  zurückgeführt  werden  könne. 
Der  Eugster'sche  Stock  zeige,  wie  Hermaphroditen  der 
Honigbiene  aussehen  und  welches  ihr  Schicksal  sei;  bei 
keiner  der  zahlreichen  anatomisch  untersuchten  Königin- 
nen seien  samenbereitende  Organe  gefunden  worden.  (So 
lange  dieselben  nur  in  der  Eiblldung  Jemandes  existiren, 
der  selbstgeständllch  nie  eine  Bienenkönigin  untersucht 
hat,  können  sie  der  Lehre  von  der  Parthenogenesis  auch 
nicht  wohl  Eintrag  thun.  Ref.) 

In  gleicher  Weise  wie  v,  S  i  e  b  o  1  d  fand  auch  Ref. 
(Sitzungsber.  d.  Gesellsch.  naturf.  Freunde  zu  Berlin  16. 
Febr.  1864)  in  den  Bienenzwittern  die  inneren  Geschlechts- 
organe nach  zwiefachem  Typus  entwickelt.  Ein  von  ihm 
untersuchtes  Exemplar  zeigte  von  Spermatozöen  strotzende 
symmetrische  Hoden,  dagegen  neben  dem  Mangel  eines 
Ductus  ejaculatorlus  einen  ausgebildeten  weiblichen  Sta- 
chelapparat nebst  Giftblase  und  Giftdrüse. 

Weitere  Zwitterbildungen  an  anderen  Insekten  wur- 
den von  Fuss  (Berl.  Ent.  Zeltschr.  Vll.  p.436),  Kretsch- 
mar  (ebenda  VIII.  p.  397),  Do  ebner  (Zwitter  und  Miss- 
bildungen, Stettin.  Entom.  Zeit.  1864.  p.  196),  Bond 
(Proceed.  entom.  soc.  of  London  1863.  p.  150),  West- 
wood (ebenda  1863.  p.  160  f.),  Semper  (Wien.  Ent. 
Monatsschr.  VII.  p.  281)  und  L  e  d  e  r  e  r  (ebenda  VII.  p.  28) 
bekannt  gemacht. 

Diese  Mittheilungen  betreffen  theils  Käfer,  theils  Schmetter- 
linge.    Fuss  erwähnt  eines  Malachius  marginellus,  bei  welchem  die 


358     Gerstaecker:  Bericht  üb    die  wissensch.  Leist,  im  Gebiete 

linke  Flügeldecke  und  der  rechte  Fühler  männlich,  die  rechte  Flü- 
geldecke und  der  linke  Fühler  dagegen  weiblich  gebildet  sind ;  D  o  eb- 
ner eines  weiblichen  Lucanus  cervus  mit  einem  Ansatz  männlicher 
Mandibeln  (zugleich  auch  zweier  Missbildungen  von  Lucanus  cervus 
mas  und  Pentoden  punctatus).  —  Zwei  Zwitter  der  Saturnia  carpini 
sind  von  Do  ebner  und  Kretschmar  gekennzeichnet;  der  des 
ersteren  ist  rechts  männlich,  links  weiblich,  während  der  des  letz- 
teren (als  Sat.  pavonia  bezeichnet)  kaum  zum  vierten  Theile  männ- 
lich, sonst  weiblich  sein  soll.  Zwei  von  Bond  angeführte  Fälle 
betreffen  Anthocharis  cardamines  und  Papilio  Machaon,  welche  beide, 
in  England  gefangen,  rechts  weiblich,  links  männlich  sind.  Der  von 
Westwood  näher  besprochene  sehr  interessante  Zwitter  des  Pa- 
pilio Castor  Westw.  ist  dasselbe  Exemplar,  dessen  auch  Semper 
erwähnt  und  der  von  ihm  zugleich  (a.  a.  0,  Taf.  19)  von  der  Ober- 
und  Unterseite  abgebildet  wird.  Derselbe  liefert  zunächst  den  Be- 
weis, dass  Pap.  Castor  und  Pollux  Westw.  die  beiden  Geschlechter 
einer  und  derselben  Art  sind  und  ist  als  sogenannter  gemischter 
Zwitter  dadurch  bemerkenswerth,  dass  einerseits  die  Vermischung 
männlicher  und  weiblicher  Färbung  und  Zeichnung  sich  auf  die 
rechte  Flügelseite  beschränkt  (während  die  linke  ganz  v/eiblich  ist), 
andererseits  aber  die  Ober-  und  Unterseite  nicht  miteinander  har- 
moniren,  sondern  theilweise  alterniren.  —  Leder  er  endlich  bildet 
(a.  a.  0.  Taf.  1)  einen  vollkommenen  Zwitter  von  Bombyx  pini  ab, 
welcher  rechts  durchaus  männlich,  links  weiblich  ist  und  mit  dem 
von  Klug  vor  langer  Zeit  bekannt  gemachten  sehr  übereinzustim- 
men scheint. 

Fahre  hat  seine  früheren  Untersuchungen  üher  die 
Ablagerung  von  Harnsäure  im  Fettkörper  der  Insekten 
(vergl.  Jahresbericht  1856,  S.  9  fF.)  wieder  aufgenommen 
und  auf  eine  grössere  Anzahl  von  Formen  in  ihren  ver- 
schiedenen Entwickelungsstadien  ausgedehnt.  Seine  hie- 
rauf bezügliche ,  viele  interessante  Beobachtungen  ent- 
haltende Abhandlung,  von  welcher  der  letzte  Jahresbe- 
richt (p.  12)  einen  vorläufigen  Auszug  brachte,  ist  jetzt 
unter  dem  Titel:  „Etüde  sur  le  röle  du  tissu  adipeux 
dans  la  secretion  urinaire  chez  les  Insectes^  in  den  Annal. 
d.  scienc.  natur.  4.  ser.  Zool.  XIX.  p.  351—382  vollstän- 
dig erschienen.  Die  Untersuchungen  des  Yerf.'s  ergeben 
als  Resultat,  dass  das  Vorkommen  der  Harnsäure  im 
Corpus  adiposum  der  Insekten  ein  sehr  weit  verbreitetes, 
wenngleich    nach     den    verschiedenen    Ordnungen    sehr 


der  Entomologie  während  der  J.  1863—64.  359 

wechselndes  ist,  indem  die  Ablagerung  derselben  ebenso 
oft  vorwiegend  dem  Larvenstadium,  als  demjenigen  der 
Puppe  oder  des  frisch  entwickelten  Insektes  eigen  ist, 
während  in  einzelnen  Fällen  (Orthoptera)  eine  besonders 
starke  Ansammlung  derselben  erst  bei  längerer  Lebens- 
dauer der  Imago  eintritt.  Ausserdem  zeigt  sich  in  Be- 
treff des  Vorkommens  der  Harnsäure  in  so  fern  eine  Un- 
beständigkeit, als  dieselbe  ausser  im  Corpus  adiposum 
nicht  selten  gleichzeitig  in  den  Yasa  Malpighi  oder  im 
Magen  (Vespariae,  Gryllus),  in  einzelnen  Fällen  (Vespa 
crabro)  sogar  in  beiden  auftritt ,  während  in  anderen 
(Larven  der  Hjmenoptera  fossoria,  einige  Orthoptera  im 
Zustand  des  Imago)  mit  der  Ablagerung  im  Fettkörper 
ein  vollständiger  Mangel  derselben  in  den  Harngefässen 
verbunden  ist.  Ebenso  wohl  aus  dem  weit  verbreiteten 
Vorkommen  der  Harnsäure  im  Corpus  adiposum  als  be- 
sonders aus  dem  [Imstande,  dass  die  Vasa  Malpighi  bei 
den  nicht  defäcirenden  Hymenopteren -Larven  stets  leer 
sind,  zieht  Verf.  den  Schluss,  dass  letztere  überhaupt 
nicht  harnabsondernde  Organe,  sondern  in  gleicher  Weise 
wie  in  vielen  Fällen  auch  der  Chylusmagen  nur  tempo- 
räre Reservoirs  für  die  Harnsäure  seien,  welche  im  Fett- 
körper aus  dem  Blut  abgelagert  und  nur  behufs  ihrer 
Ausscheidung  durch  Resorption  in  den  Magen  und  die 
Vasa  Malpighi  aufgenommen  werde.  (Dass  letztere  Or- 
gane nicht  absondernde,  sondern  nur  ausscheidende  seien, 
ist  bekanntlich  schon  von  Gaede  angenommen  worden, 
welcher  sie  bei  mit  Zinnober  gefütterten  Raupen  schön 
roth  gefärbt  fand.  Ref.)  Dass  der  Fettkörper  das  eigent- 
liche Sekretionsorgan  oder  wenigsteps  das  ursprüngliche 
Depositorium  für  die  Harnsäure  sei,  glaubt  Verf.  schon 
aus  seiner  grösseren  Massenhaftigkeit  und  dem  daraus 
resultirenden,  weit  verbreiteten  Contakt  mit  der  Ernäh- 
rungsflüssigkeit ableiten  zu  dürfen,  wenn  sich  gleich  der 
Nachweis,  dass  auch  im  Blut  Harnsäure  vorhanden  sei, 
nicht  führen  Hess.  In  keinem  Fall  können  aber  nach 
seinen  Beobachtungen  die  Vasa  Malpighi  als  Harngefässe 
Y.ax^  e^oxrjv   angesehen    werden,    denn    sie   sind  in  vielen 


360     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

Fällen  frei  von  Harnsäure,  wenn  der  Fettkörper  oder 
der  Magen  solche  enthält.  Da  nun  aber  der  Magen  ur- 
sprünglich eine  andere  Funktion  hat  als  diejenige,  Harn- 
säure auszuscheiden,  dies  aber  trotzdem  in  vielen  Fällen 
übernimmt,  so  ist  es  dem  Verf.  auch  sehr  wahrscheinlich, 
dass  die  Vasa  Malpighi  gleichfalls  nur  nebenbei  eine 
solche  Ausscheidung  bewirken,  während  sie  ursprünglich 
einen  anderen  Zweck  haben,  vielleicht  also  Gallenorgane 
sind.  —  Von  besonderem  Interesse  ist  auch  der  vom 
Yerf.  geführte  Nachweis,  dass  die  äussere  Körperfärbung 
mancher  Insekten  (Ephippigera,  Decticus)  oder  selbst  eine 
bunte  Fleckung  der  Haut  (Raupe  von  Sphinx  Euphor- 
biae)  auf  Ablagerung  von  Harnsäure  in  dem  sogenannten 
Hautstratum  des  Corpus  adiposum  beruht. 

Da  den  früheren  Beobachtungen  F.'s  gegenüber  von  S  i  r  o  d  o  t 
die  Ablagerung  von  Harnsäure  im  Fettkörper  der  Hymenopteren- 
Larven  als  etwas  Exceptionelles  oder  selbst  Krankhaftes  dargestellt 
worden  ist,  so  weist  Verf.  die  Anwesenheit  derselben  im  Corpus  adi- 
posum der  Larven  zunächst  bei  den  Hymenopteris  fossoriis  in  wei- 
terer Ausdehnung  nach.  Er  fand  sie  (nach  der  Probe  des  Aufbrau- 
sens bei  Zusatz  von  Salpetersäure  und  der  Darstellung  von  Murexid 
durch  Erhitzung)  bei  allen  von  ihm  untersuchten  Larven  von  Sphex, 
Ammophila,  Bembex,  Stizus,  Pelopoeus,  Scolia,  Cerceris,  Palarus, 
Pompilus  u.  A.,  ferner  bei  den  carnivoren  Larven  der  Wespe  und 
Horniss,  der  Chrysiden  (Parnopes),  Ichneumoniden  (Cryptus)  und  der 
Chalcidier.  Es  sind  auch  die  kreideweissen  Harnsäure-Klümpchen 
in  den  Zellen  des  Fettkörpers  während  aller  Lebensstadien  dieser 
Larven  vorhanden,  einerseits  schon  gleich  nach  ihrem  Ausschlüpfen 
aus  dem  Eie,  andererseits  noch  nach  Vollendung  ihres  Wachsthums 
und  nachdem  sie  bereits  ihre  einmalige,  der  Winterruhe  voraufge- 
hende Defäcation  bewirkt  haben ;  im  Gegensatze  zum  Fettkörper  wa- 
ren die  Vasa  Malpighi  stets  vollständig  leer  von  Harnsäure.  Indes- 
sen^ zeigte  sich  dieses  Verhältniss  doch  nicht  frei  von  Ausnahmen. 
Im  Fettkörper  der  Larven  von  Eumenes  Amadei  und  Odynerus 
spinipes  Hess  sich  nämlich  niemals  Harnsäure  nachweisen,  während 
ihre  vier  Vasa  Malpighi  von  solcher  strotzten  und  bei  ersterer  Art 
auch  die  im  Magen  befindliche  grüne  Nahrungs-Pulpa  eine  ansehnliche 
Quantität  Harnsäure  enthielt.  Abermals  verschieden  war  der  Be- 
fund bei  Vespa  crabro  und  einer  kleinen  Wespen-Art;  die  Larven 
der  ersten  hatten  constant  Harnsäure  im  Fettkörper,  zuweilen  auch 
in  den  Vasa  Malpighi  und  im  Magen,  die  der  letzteren  nur  im  Fett- 


der  Entomologie    wälirend  der  J.  1863 — 64.  361 

körper  und  in  den  Vasa  Malpighi.  Bei  den  Larven  von  Sphex  oc- 
citanica  war  der  Magen  stets  mit  Harnsäure  angefüllt,  doch  könnte 
dieselbe  hier  durch  die  Nahrung,  welche  in  Ephippigera-Arten  be- 
steht, eingeführt  worden  sein.  —  Die  sich  von  Honig  nährenden 
Larven  der  Apiarien,  obwohl  sie  gleichfalls  nicht  defäciren,  lassen 
ebenso  wenig  wie  die  blätterfressenden  und  Koth  absondernden  Lar- 
ven der  Tenthrediniden  Harnsäure  im  Fettkörper  erkennen;  dage- 
gen tritt  solche  sofort  und  in  immer  grösserer  Quantität  auf,  sobald 
diese  Larven  aufhören  zu  fressen  und  sich  im  Cocon  der  Winterruhe 
hingeben.  Bei  der  Larve  von  Cimbex  füllen  sich  in  diesem  Stadium 
selbst  alle  Zellen  des  Fettkörpers  mit  Harnsäure  an,  die  jedoch 
gegen  Ende  der  Puppenruhe  wieder  allmählich  geringer  wird;  die 
eben  ausgeschlüpfte  Blattwespe  hat  zwar  noch  eine  beträchtliche 
Quantität  derselben  im  Corpus  adiposum,  gleichzeitig  aber  den  gan- 
zen Magen  damit  angefüllt,  während  die  Vasa  Malpighi  vollständig 
leer  sind. 

Von  Orthopteren  Hess  ein  im  April  untersuchter,  noch 
unausgebildeter  Gryllus  campestris  in  seinem  reichhaltigen  Fettkör- 
per nicht  die  Spur  von  Harnsäure  entdecken.  Ein  anderes  Exem- 
plar, im  Begriffe  sich  zum  letzten  Male  zu  häuten,  zeigte  nach  etwa 
lOtägigem  Hungern  im  Corpus  adiposum  Myriaden  von  Harnsäure- 
Pünktchen  und  zugleich  die  beiden  Blinddärme  des  Magens  so  wie 
die  Vasa  Malpighi  strotzend  von  solcher  gefüllt.  Bei  Ephippigera 
Vitium  ist  vor  der  letzten  Häutung  im  Mai  eine  ansehnliche  Quan- 
tität Harnsäure  im  Corpus  adiposum  nachweisbar;  später  im  Juli 
ist  diese  Masse  aber  eine  noch  viel  beträchtlichere,  so  dass  das 
ganze  Fettgewebe  davon  angefüllt  ist,  während  die  Vasa  Malpighi 
vollständig  leer  sind.  Gegen  den  Herbst  hin  nimmt  der  Vorrath  an 
Harnsäure  wieder  allmählich  ab ;  nur  das  der  Unterseite  des  Hinter- 
leibes aufliegende  Stratum  des  Fettkörpers  bleibt  damit  gefüllt  und 
verleiht  dadurch  der  Hautdecke  eine  gelbe  Farbe.  Mit  Ephippigera 
Vitium  stimmt  Decticus  albifrons  (ausgebildete  Individuen)  in  der 
einen  wie  in  der  anderen  Beziehung  überein. 

In  Coleopteren -Larven  fand  Verf.  längere  Zeit  vor  ihrer 
Verwandlung  weder  im  Fettkörper  noch  in  den  Vasa  Malpighi  Harn- 
säure, dagegen  war  ersterer  bei  vollwüchsigen  Larven  der  Anoxia 
villosa  und  von  Euchlora  kurz  vor  ihrer  Verpuppung  (Mitte  Mai's) 
ganz  damit  angefüllt.  Eine  kurz  nach  ihrem  Ausschlüpfen  aus  der 
Puppe  untersuchte  Cetonia  aurata  zeigte  neben  dem  Corpus  adipo- 
sum auch  die  Vasa  Malpighi  und  das  Intestinum  von  Harnsäure 
strotzend  und  dadurch  kreideweiss  gefärbt;  ebenso  ein  jung  ent- 
vdckelter  Oryctes  Silenus,  während  Blaps  gigas  in  demselben  Sta- 
dium nur  geringe  Quantitäten  im  P'ettkörper  suspendirt  enthielt. 
VonLepidopteren-Raupen  liess  diejenige  der  Sphinx  Euphor- 


362     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

biae  in  ihrem  gelben,  nur  ganz  hinten  weiss  gefärbten  Fettkörper 
nirgends  Harnsäure  erkennen,  von  welcher  dagegen  die  kreideweissen 
Vasa  Malpighi  angefüllt  waren.  Eine  dünne  Fettlage  zwischen  dem 
Muskelstratum  und  der  Haut  zeigte  jedoch  Depots  von  weissem,  gelbem 
und  rothem  Pigment,  welche  den  aussen  hervortretenden  gleichfar- 
bigen Flecken  entsprachen  und  sich  nach  der  Murexid-Probe  eben- 
falls als  Harnsäure  zu  erkennen  gaben.  (Das  Gleiche  ist  bei  den 
gelben  Flecken  der  Raupe  von  Cucullia  verbasci  der  Fall.)  Vor  der 
Verpuppung  verschwindet  nun  die  bunte  Färbung  der  Raupe,  indem 
die  dieselbe  erzeugende  Harnsäure  mit  den  Faeces  ausgeschieden 
wird;  nach  der  Verpuppung  enthält  der  gelbe,  vorher  freie  Fett- 
körper sofort  beträchtliche  Quantitäten  Harnsäure,  welche  hier  auch 
noch  bei  dem  frisch  entwickelten  Schmetterling  vorhanden  ist. 

In  Betreflf  der  übrigen  Ordnungen  stehen  dem  Verf.  noch  keine 
Beobachtungen  zu  Gebote.  Das  einzige  von  ihm  untersuchte  He- 
mipteron,  eine  Cicade,  Hess  selbst  bei  frisch  ausgeschlüpften  Exem- 
plaren nirgends  Harnsäure  erkennen.  In  den  Puppen  von  Anthrax 
entwickelt  sich  solche  im  Fettkörper. 

In  vieler  Beziehung  übereinstimmende  Resultate  hat 
Leydig  bei  seinen  bereits  oben  angeführten  Untersu- 
chungen über  den  Fettkörper  der  Arthropoden  (Archiv 
f.  Anat.  und  PhysioL,  Jahrg.  1863.  p.  192  ff.)  erhalten,  aus 
welchen  wir  des  Vergleiches  halber  die  auf  die  eigent- 
lichen Insekten  bezüglichen  Mittheilungen  deshalb  hier 
anführen.  Derselbe  hatte  auf  eigenthümliche  körnige 
Ablagerungen  im  Corpus  adiposum  von  Locusta  und  Dec- 
ticus  bereits  früher  aufmerksam  gemacht,  ohne  jedoch  die 
chemische  Natur  derselben  festzustellen.  Gegenwärtig 
hat  er  dieselben  durch  die  Murexid-Probe  als  Harnsäure- 
Concremente  erkannt  und  sie  bei  den  Imagines  verschie- 
dener Orthopteren  (Acheta  campestris),  Dipteren  (Tipula 
pratensis)  und  Lepidopteren  (Pieris  rapae,  Vanessa  Ata- 
lanta  und  urticae,  Zygaena  filipendulae)  in  gleicher  Weise 
aufgefunden.  Auch  fand  er,  was  gleichfalls  mit  den 
Fabre'schen  Untersuchungen  übereinstimmt,  bei  einer 
Bombyx-Raupe  die  weissgelbe  Färbung  gewisser  Haut- 
stellen durch  Ablagerung  einer  körnigen  Substanz,  deren 
chemische  Prüfung  er  freilich  verabsäumt  hat,  bedingt 
Diese  Ergebnisse  bestärken  den  Verf.  nun  ebenfalls  in 
seiner    schon    früher   geäusserten   Ansicht,   wonach    die 


der  Entomologie  während  der  J.  18G3 — 64.  363 

Vasa  Mnlpighl  cio^cntlich  Lcbcrorp^ane  seien  und  nur  ne- 
benher zur  Absclicidung  des  Harnes  dienen;  die  Bildung 
der  Harnsäure  würde  auch  nach  seiner  Meinung  im  Fett- 
körper oder  im  Blut  (Städ  1  er,  bei  der  Seidenraupe) 
bewirkt. 

Im  Anschluss  an  diese  Untersuchungen  machte  Ley- 
dig  (ebenda,  p.  198  ff.)  gleichzeitig  nochmals  darauf  auf- 
merksam, dass  die  bereits  von  Treviranus  und  später 
auch  von  ihm  selbst  beobachtete  weisse,  halbflüssige  Masse 
in  den  gekeulten  Fühlern  der  Tagfalter  gleichfalls  Harn- 
säure enthalte,  was  sich  daraus  leicht  erkläre,  dass  die 
Matrix  der  Cuticula,  in  welcher  sie  abgelagert  sei,  in 
Continuität  mit  dem  Fettkörper  stehe.  Auffallend  ist, 
dass  diese  Substanz  in  den  Fühlern  von  Ascalaphus  und 
Zygaena,  welche  eine  ähnliche  Form  haben,  fehlt.  Auch 
die  weissgefärbten  Halteren  mancher  Dipteren  (Tipula 
pratensis,  Tabanus  bovinus)  enthalten  Concremente  von 
gleichem  Aussehen  unter  dem  Mikroskop  und  von  ähnli- 
cher Ablagerung  in,  dem  Fettkörper  entsprechenden  Zel- 
lenbalken und  in  der  Matrix  der  Cutikula;  die  Murexid- 
probe  erwies  aber  in  ihnen  keine  Harnsäure. 

Auch  ein  Hr.  Lindemann  hat  sich  bewogen  gefühlt,  »über 
die  Struktur  des  Fettkörpers  der  Insekten ,  seine  embryologische 
und  physiologische  Bedeutung«  (Bull.  d.  natur.  de  Moscou  XXXYII,  2- 
p.  521  ff.)  nicht  etwa  Untersuchungen  anzustellen,  sondern,  wie  über 
die  heterogensten  Gegenstände  aus  jedem  beliebigen  Gebiete  der  Na- 
turwissenschaft seine  durchaus  unreifen  und  zum  Theil  vollständig 
lächerlichen,  aus  der  Luft  gegriffenen  Ansichten  mitzutheilen.  Dass 
er  die  Untersuchungen  F  ab  re's  »ganz  zurückweisen  zu  dürfen  glaubt,« 
ist  insofern  nicht  auffallend,  als  dies  bei  ihm  allen  gründlichen  Un- 
tersuchungen gegenüber  Grundsatz  zu  seih  scheint;  natürlich  kann 
dies  aber  den  Wertb  derselben  in  keiner  Weise  beeinträchtigen. 

M.  Schnitze  (Sitzungsberichte  der  niederrhein.  Ge- 
sellsch.  f.  Natur-  und  Heilkunde  18G4.  p.  61 — 67)  machte 
vorläufige  Mittheilungen  über  den  Bau  der  Leuchtorgane 
der  Männchen  von  Lampyris  splendidula.  Er  fand,  wie 
Kölliker,  Leydig  u.  A.  die  in  dem  vor-  und  dritt- 
letzten Abdominalsegmente  der  männlichen  Leuchtkäfer 
gelegenen  Leuchtplatten    aus    einer    ventralen,    farblosen 


364     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

oder  leicht  gelblichen  und  einer  dorsalen  undurchsichti- 
gen, weissen  Schicht  bestehend,  von  denen  erstere  die 
eigentlich  leuchtende  und  wesentlich  eine  Eiweisssubstanz 
ist,  während  die  letztere  aus  Körnchen  eines  harnsauren 
Salzes  besteht.  Die  leichter  darstellbaren  Zellen  der 
ventralen  Lage,  auf  welche  es  bei  der  Untersuchung  vor- 
wiegend ankommt,  bezeichnet  Verf.  als  Parenchymzellen  ; 
die  eigentliche  Aufgabe,  um  der  Erscheinung  des  Leuch- 
tens  näher  zu  treten,  muss  darin  bestehen,  das  Verhalten 
der  Nerven  und  Tracheen  zu  diesen  Parenchymzellen 
zu  ermitteln.  Bei  Behandlung  der  Tracheen  mit  Oxal- 
säurelösung oder  Jodserum  zeigte  es  sich,  dass  ein  grosser 
Theil  ihrer  Endäste  mit  je  einer  kleinen  sternförmigen 
Zelle  in  Verbindung  stand,  welche  etwa  die  Grösse  und 
Gestalt  einer  kleinen  multipolaren  Ganglienzelle  darbot; 
von  den  4  bis  6  Ausläufern  einer  solchen  Zelle  geht  der 
eine  sofort  nach  seinem  Ursprung  in  die  Tracheenröhre 
über,  während  die  anderen  zugespitzt  oder  wie  abgeris- 
sen erscheinen  und  keinen  deutlichen  Zusammenhang 
mit  anderen  Elementen  erkennen  Hessen.  Die  von  der 
dorsalen  Seite  her  in  ziemlich  dicken  Stämmchen  eintre- 
tenden Nerven  lösen  sich  in  stark  divergirende  Aestchen 
auf,  welche  nirgends  gangliöse  Anschwellungen  erken- 
nen lassen  und  mit  sehr  blassen  und  feinen  Fäden  zwi- 
schen den  Parenchymzellen  sich  verzweigen,  um  schliess- 
lich, wie  es  scheint,  frei  zu  endigen.  —  Die  Natur  der 
mittels  der  Oxalsäure  vom  Verf.  zuerst  nachgewiesenen 
Tracheenendzellen  weiter  zu  ermitteln,  wurde  mit  sehr 
günstigem  Erfolge  Osmium -Säure  angewandt.  Wurden 
die  lebenden  Insekten  oder  die  noch  leuchtende  Sub- 
stanz derselben  in  diese  Säure  gelegt,  so  zeigten  sich 
nach  einigen  Stunden  sämmtliche  Tracheenendzellen  tief 
schwarz  gefärbt,  während  die  Parenchymzellen  keine  Ver- 
änderung erfahren  hatten.  Die  Präparate  hatten  das  An- 
sehen von  Knochengewebe  angenommen,  indem  die  sich 
verästelnden  schwarz  gefärbten  Tracheenendzellen  den 
Knochenkörperchen  glichen;  ihre  Ausläufer  waren  jetzt 
gleichfalls  weiter    zu   verfolgen    und   Hessen  sich  in  den 


der  Entomologie  wäluend  der  J.  1863 — 64.  365 

engen  Interstitien  der  Parenchymzellen,  welche  sie  gleich- 
falls umstrickten,  wahrnehmen.  Dass  sich  diese  Tracheen- 
endzeilen nur  bei  lebend  oder  noch  leuchtend  eingelegten 
Thieren  schwarz  färbten,  ist  für  den  Verf.  ein  Beweis, 
dass  sie  sich  während  des  Leuchtens  den  Sauerstoff 
schneller  aneignen  als  die  Parenchymzcllen  und  dass  sie 
daher  wahrscheinlich  als  die  eigentlichen  Leuchtkörper 
in  den  Leuchtorganen  angesehen  werden  müssen. 

Auch  Hr.  Lindemann  hat  sich  mit  der  „Ana- 
toraischen Untersuchung  über  die  Struktur  des  Leucht- 
organes  bei  Lampyris  splendidula"  abgegeben  und  seine 
von  allen  früheren  Autoren  sehr  abweichenden  Resultate 
im  Bullet,  d.  natur.  de  Moscou  XXXVI,  2.  p.  437—455, 
Taf.  7  mit  nicht  geringem  Selbstbewusstsein  kundgegeben. 
Die  Abhandlung  ist  nur  in  so  fern  interessant  und  lesens- 
werth,  als  in  derselben  fast  Alles,  was  bisjetzt  sowohl 
über  die  Leuchtkäfer  selbst  als  über  ihre  Leuchtorgane 
beobachtet  und  gesagt  worden  ist,  rundweg  für  falsch 
erklärt  und  sodann  in  einer  Weise  durch  Ballhorn  ver- 
bessert wird,  welche  eines  komischen  Eindruckes  nicht 
gut  verfehlen  kann. 

Zunächst  hält  Verf.  Lampyris  splendidula  für  identisch  mit 
L.  noctiluca,  was  bekanntlich  nicht  der  Fall  ist;  sodann  »muss  man« 
nach  ihm  das  Männchen  dieser  Art  »zu  den  Orthopteren  stellen,« 
während  »das  Weibchen  dem  Classifikator  viele  Sorge  machen  muss;« 
denn  »zu  welcher  Ordnung  oder  Familie  soll  man  dies  vollkommen 
flügellose,  wurmartige  Insekt  stellen?«  »Das  Männchen  leuchtet  nicht ; 
die  Angabe  anderer  Autoren,  dass  es  auch  leuchten  solle,  ist  ganz 
falsch.«  »Einige  Forscher  behaupten,  dass  auch  die  Eier  und  sogar 
die  Larve  und  die  Puppe  unseres  Insekts  leuchten;  diesem  muss  ich 
aber  widersprechen,  da  ich  bei  meinen  Untersuchungen  nie  so  etwaa 
gesehen  habe.«  (Um  das  Leuchten  der  Männchen  und  der  Larven  zu 
sehen,  bedarf  es  bekanntlich  keiner  Untersuchungen ;  ein  jedes  Kind 
kennt  diese  Eigenschaft  beider.  Ref.)  —  In  Betreff  der  Struktur 
der  Leuchtorgane  selbst,  so  werden  zunächst  die  Angaben  über  die- 
selben von  Treviranus  und  Leydig  gründlich  abgefertigt,  über 
die  dem  Verf  unbekannt  gebliebenen  Kölliker's  wenigstens  gesagt, 
dass  sie  mit  seinen  eigenen  Beobachtungen  nicht  übereinzustimmen 
scheinen.  Letztere  kommen,  abgesehen  von  allgemein  bekannten 
Thatsachen,  wie  die  Verzweigung  der  Nerven  und  Tracheen,  etwa 
auf  Folgendes  hinaus:  Die  Leuchtorgane  bestehen  aus  0,3'"  bis  0,5'" 


366     Gerstaecker;  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

im  Durchmesser  haltenden  Kugeln,  deren  durchsichtige  und  struk- 
turlose Membran  sich  in  4  bis  6,  oder  selbst  10  feine  Ausläufer 
fortsetzt,  welche  stets  paarweise  bei  einander  stehen.  Je  zwei  Ku- 
geln werden  stets  durch  zwei  solche  Stränge  mit  einander  verbun- 
den, während  andere  ihrer  Ausläufer  direkt  und  ohne  sichtbare 
Gränze  in  blasse  Nervenfasern  übergehen.  Der  Inhalt  der  Leucht- 
kugeln besteht  aus  kleinen,  runden,  dunkelbraunen  Kugeln,  welche 
gleichfalls  wieder  einen  körnigen  Inhalt  in  einer  feinen  Hülle  er- 
kennen lassen;  bei  Behandlung  mit  starker  Essigsäure  erweist  sich 
ihr  Inhalt  als  Harnsäure,  während  sie  sich  bei  der  Behandlung  mit 
Kalilauge  zugleich  als  Ganglien  -  oder  Nerven-Zellen  zu  erkennen 
geben.  (Man  sieht,  dass  für  den  Verf.  Nichts  unmöglich  ist!)  Nach- 
dem Verf.  dann  noch  die  Physiologie  der  Leuchtorgane  durch  einige 
(bereits  bekannte)  Exi^erimente  erläutert  hat,  drückt  er  seinen  Glau- 
ben aus,  durch  vorstehende  Arbeit  »den  Weg  gezeigt  zu  haben, 
den  man  zur  Erforschung  der  Frage  über  das  Leuchten  der  Insek- 
ten einschlagen  muss«  (!). 

Denselben  Gegenstand  in  pliysiolog-Ischer  Beziehung 
betrifft  auch  eine  Notiz  von  Garns  in  brieflicher  Mitthei- 
lung anPasteur,  welche  unter  dem  Titel:  ^,Experiences 
sur  la  matiere  phosphorescente  de  la  Lampyris  Italica^  in 
den  Comptes  rendus  de  l'acad.  d.  scienc.  Tom.  59.  p.  607 
abgedruckt  ist. 

Auch  mag  hier  gleichzeitig  auf  eine  interessante  An- 
gabe Peragallo's  (Annales  soc.  entom.  de  France  4. 
ser.  III.  p.  661  ff.)  hingewiesen  werden,  wonach  Raubin- 
sekten, welche  Lampyriden  gefressen  haben,  leuchtende 
Spuren  hinterlassen.  Verf.  beobachtete  solche  an  einem 
Staphylinus  olens,  welcher  ein  Erdloch  verliess^  an  des- 
sen Rande  sich  Reste  verzehrter  Leuchtwürmer  vorfanden. 

lieber  das  von  den  Pyrophoren  aus  den  Leuchtor- 
ganen des  Prothorax  ausgestrahlte,  besonders  intensive 
Licht  giebt  Pasteur  („Sur  la  lumi^re  phosphorescente 
des  Cucujos'^,  Gompt.  rend.  de  l'acad.  d.  scienc.  Tom.  59. 
p.  509  f.)  an,  dass  dasselbe,  im  Spektrum  betrachtet,  keine 
Strahlen  erkennen  lasse.  Dies  wird  (ebenda)  auch  gleich- 
zeitig von  Gervais  für  Lampyris  und  die  phosphoresci- 
renden  Lumbricinen  bestätigt. 

Das  Leuchten  der  Fulgoren,  obwohl  es  in  letzterer 
Zeit    fast    nur    bestritten  worden    ist,    scheint  wenigstens 


der  Entomologie  während  der  J.  1863 — 64.  367 

bei  gewissen  Arten  dennoch  Thatsache  zu  sein.  Nach 
einer  in  den  Proceed.  of  the  eutom.  soc.  of  London  1864. 
p.  13  gemachten  Mittheilung  von  James  Smith  ist  Ful- 
gora  candelaria  (aus  China)  am  häufigsten  vom  Mai  bis 
zum  August  und  zeigt  dann  ein  hell  blaues  oder  grünes 
Licht  an  der  Spitze  des  Kopffortsatzes.  Dasselbe  ist  am 
hellsten  beim  Weibchen,  verstärkt  sich  bei  leichtem  Druck 
des  Insektes ;  ist  intensiver  beim  ruhenden  als  beim  flie- 
genden Thier  und  erlischt  ganz  nach  der  Copulation.  — 
In  Betreff  der  Fulgora  lanternaria  (aus  Brasilien)  berich- 
tet dagegen  bei  dieser  Gelegenheit  Bates  (ebenda  p.  14) 
aus  eigener  Anschauung,  dass  diese  Art  nie  leuchte;  die 
Eingebornen,  denen  das  Insekt,  welches  sie  für  giftig 
halten,  sehr  wohl  bekannt  ist,  wissen  gleichfalls  nichts 
von  einem  derartigen  Phänomen. 

Faivre  setzte  seine  Untersuchungen  über  die  Phy- 
siologie des  Nervensystems  bei  den  Insekten  mit  Nach- 
forschungen über  den  Ursprung  der  sensiblen  und  mo- 
torischen Fasern  fort.  (Recherches  experimentales  sur  la 
distinction  de  la  sensibilite  et  de  l'excitabilite  dans  les 
diverses  parties  du  Systeme  nerveux  d'un  insecte,  le  Dy- 
tiscus  marginalis.  Comptes  rendus,  Tom.  56.  p.  472 — 475, 
Rev.  et  Magas.  de  Zool.  2.  ser.  XV.  p,  137  ff.,  Annales  d. 
scienc.  natur.  V.  ser.  I.  p.  89 — 104).  Verf.  experimentirte 
einerseits  an  verschiedenen  Ganglien  (Prothorax-Ganglion, 
Gangl.  supra-  und  infraoesophageum,  frontale  und  gastri- 
cum),  andererseits  an  den  Commissuren  des  Bauchmar- 
kes (besonders  der  Commissur  zwischen  dem  Unter- 
schlund- und  Prothoraxganglion)  und  den  Nervenstäm- 
men selbst,  indem  er  sie  bei  möglfchster  Schonung  der 
übrigen  Theile  freilegte  und  die  Wirkungen  beobachtete, 
welche  sich  bei  der  Reizung  der  verschiedenen  Stellen 
dieser  Organe  (z.  B.  der  Ober-,  resp.  Unterseite  der  Gang- 
lien) zu  erkennen  gaben.  Er  kommt  durch  seine  Ver- 
suche zu  dem  Resultat,  dass  1)  Empfindung  und  Bewe- 
gung in  den  Nervencentren  der  Insekten  geschieden  sind, 
indem  erstere  vorwiegend  ihren  Sitz  an  der  Unter-,  letz- 
tere an  der  Oberseite  der  Ganglien  hat ;  bei  Reizung  der 


368     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

Oberseite  lässt  sich  eine  Paralyse  der  correspondirenden 
Extremität  unter  Aufrechterhaltung  der  Empfindung,  bei 
oberflächlicher  und  seitlicher  Einwirkung  auf  die  Unter- 
seite eine  Suspension  der  Empfindung  bei  intakter  Be- 
wegung nachweisen.  Wird  eine  Paralyse  der  Empfin- 
dung und  Bewegung  zugleich  hervorgerufen,  so  leidet 
darunter  die  Leitungsfähigkeit  des  Ganglion  nicht;  eine 
Paralysirung  der  Bewegung  ist  leichter  zu  bewirken  und 
anhaltender  als  diejenige  der  Empfindung.  2)  Am  Gehirn- 
ganglion ist  die  Ober-  wie  die  Unterseite  sehr  wenig 
sensibel,  dagegen  die  Anschwellungen  der  Unterseite  nahe 
dem  Ursprung  der  Commissuren  in  sehr  hohem  Grade; 
am  unteren  Schlundgang  lion  lässt  die  Unterseite  eine 
sehr  beträchtliche,  die  Oberseite  eine  sehr  viel  geringere 
Sensibilität  erkennen.  3)  Das  Ganglion  frontale  und  ga- 
stricum  sind  gar  nicht  sensibel,  dagegen  motorisch.  4) 
Die  Commissuren  des  Bauchmarkes  sind  sensibel  und 
motorisch  zugleich,  ebenso  die  gemischten  Nerven  der 
Extremitäten,  und  zwar  von  ihrem  Ursprung  aus  den  Ner- 
ven-Centren  an. 

Baudelot,  Sur  l'influence  du  Systeme  nerveux  sur 
la  respiration  des  Insectes  (Comptes  rendus,  Tom.  58. 
p.  1161—1164,  Revue  et  Magas.  de  Zool.  2.  ser.  XVI. 
p.  220,  Annal.  d.  scienc.  natur.  V.  ser.  II.  p.  45 — 48,  in's 
Englische  übersetzt :  On  the  influenco  of  the  [nervous 
System  on  the  respiration  of  Insects,  Annais  of  nat.  hist. 
3.  ser.  XIV.  p.  280  ff.)  widersetzt  sich  der  Ansicht  Fai- 
vre's,  wonach  das  Ganglion  des  Metathorax  bei  den  In- 
sekten der  eigentliche  Heerd  der  Respirationsbewegungen 
sein  soll  (vgl.  Jahresbericht  f.  1859 — 60.  p.  21)  und  die 
Abdominalganglien ,  von  denen  die  Respirationsnerven 
entspringen,  nur  Leitungsapparate  sind.  Er  stellt  den 
Versuchen  Faivr  e's,  welche  diesen  zur  Aufstellung  jener 
Theorie  veranlasst  haben,  andere  entgegen,  welche  er  an 
Libellen  (Larven  sowohl  als  Imagines)  vorgenommen  hat. 
Eine  Libellen -Larve,  welcher  der  Kopf  abgeschnitten 
■wurde,  athmete  noch  27  Stunden  lang  ,  und  zwar  die 
ersten  sechs  Stunden  stark  und  regelmässig,  nachher  all- 


der  Entomologie  \Yälu-end  der  J.  1863  -64.  369 

raähllch  schwächer ;  bei  einer  zweiten,  von  welcher  der 
ganze  Vorderkürper  mit  Einschluss  des  Metathoraxgang- 
h'on  weggenommen  wurde,  wurden  noch  zwei  Stunden 
nach  dieser  Operation  18  Athembewegungen  in  der  Mi- 
nute gezählt  und  selbst  nach  24  Stunden  Hessen  sich 
noch  einige  schwache  Zusammenziehungen  bemerken. 
Selbst  ein  Durchschneiden  des  Körpers  in  der  Gegend 
des  fünften  Abdominalganglions  konnte  die  Athmungs- 
bewcgungen  des  hinteren  Körpertheiles  nicht  aufheben; 
dieselben  waren,  wenn  auch  schwach  und  unregelmässig, 
selbst  nach  mehr  als  24  Stunden  bemerkbar.  Aehnliche 
Resultate  ergaben  die  an  ausgebildeten  Libellen  ange- 
stellten Versuche:  der  am  zweiten  Ringe  abgeschnittene 
Hinterleib  respirirte  in  einem  Fall  noch  8  Stunden  lang 
mit  etwa  50  sehr  regulären  Inspirationen  in  der  Minute, 
in  einem  zweiten  Fall  7  Stunden  mit  65  Inspirationen; 
ein  aus  drei  Ringen  bestehender  Stummel  des  Hinter- 
leibs liess  gleichfalls  eine  Zeitlang  deutliche  Athmungs- 
bewegungen  erkennen.  Alle  diese  Experimente  erge- 
ben mit  Sicherheit,  dass  für  die  Athmnngsbew^egungen 
der  Insekten  kein  spezieller  Heerd  existirt,  sondern  dass 
jedes  Hinterleibsganglion  zu  der  Athmungsbewegung  im 
Ganzen  beiträgt. 

Girard,  Recherches  sur  la  chaleur  animale  des 
Articules  (Annales  soc.  entom.  de  France  4.  ser.  III. 
p.  92fF.)  beschrieb  eine  von  ihm  zur  Feststellung  der  Ei- 
genwärme bei  den  Glicderthieren  angewandte  Methode 
mit  dem  Leslie'schen  Differentialthermometer,  bei  wel- 
cher entgegengesetzt  dem  Verfahren .Newport's  weder 
eine  Mittheilung  fremder  Wärme,  noch,  da  das  Insekt 
ganz  frei  ist  und  nicht  gereizt  wird,  eine  durch  heftige 
Bewegungen  desselben  künstlich  hervorgerufene  Steige- 
rung der  Eigenwärme  erfolgen  kann.  Ferner  hat  er  feine 
Quecksilberthermometer  in  den  Mastdarm  grosser  Insek- 
tenlarven gebracht,  um  den  Unterschied  zwischen  der 
inneren  und  äusseren  Körperwärme  festzustellen. 

Derselbe,  Note  sur  la  chaleur  considerable  des 
larves  de  la  Galleria   Cerella  (ebenda  4.  ser.  IV.  p.  676  f) 

Archiv  für  Naturg.  XXX.  Jahrg.  2.  Bd.  Y 


370     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

fand  in  den  mit  Galleria- Larven  angefüllten  Bienenwa- 
ben eine  sehr  anifallende  Steigerung  der  Temperatur  im 
Vergleich  mit  derjenigen  der  Luft.  Die  Differenz  belief 
sich  von  12"  bis  auf  27^  Gels.  Die  äussere  Temperatur 
verhielt  sich  zu  der  inneren  nach  verschiedenen  Messun- 
gen wie  12  :  24,  11 :  35,  11  :  39  u.  s.  w. 

Weismann  machte  in  seiner  oben  berührten  Ab- 
handlung über  die  nachembryonale  Entwickelung  der  Mus- 
cinen  (Zeitschr.  f.  wissensch.  Zool.  XIV.  p.  191  ff.)  aus- 
führliche Mittheilungen'  über  den  anatomischen  Bau  der 
Musca-Larve,  welche  verschiedene  Beobachtungen  von 
allgemeiner  Bedeutung  enthalten.  Zu  diesen  gehört  u. 
A.  der  Nachweis  eines  Visceralmuskclnetzes,  welches 
Verf.  ausser  bei  den  Larven  von  Musca  und  Sarcophaga 
auch  bei  denjenigen  von  Eristalis,  einer  Holzwespe,  Dy- 
tiscus  und  Libellula,  so  wie  bei  Gryllotalpa  aufgefunden 
hat.  Dasselbe  besteht  in  Muskelbändern,  welche  frei  aus 
der  Leibeshöhle  an  die  Blindschläuche  des  Chylusmagens, 
an  diesen  selbst  und  an  den  Darm  treten  und  sich  in  das 
Muskelnetz  dieser  Organe ,  sowohl  zu  Längs-  als  Ring- 
muskeln spalten;  dieselben  entspringen  von  den  Flügel- 
muskeln des  Herzens  oder  stehen  w^enigstens  mit  den- 
selben im  Zusammenhang,  und  haben  offenbar  gleich  den 
Tracheenästen  den  Zweck ,  das  Lagerungsverhältniss  der 
Eingeweide  zu  erhalten,  resp.  wiederherzustellen.  Die 
Existenz  dieses  (nach  Leydig,  Haeckel  und  Weis- 
m  an  n  auch  bei  den Entomostraken  vorkommenden)  Muskel- 
netzes ist  in  so  fern  von  morphologischer  Wichtigkeit,  als 
dadurch  die  Muskelhaut  des  Darmes,  der  Genitalien  u.  s.  w. 
nicht  als  eine  dem  Organ  eigentliümliche  Haut,  sondern 
als  ein  accessorischcs  Gebilde  hingestellt  wird.  —  Ferner 
beschreibt  Verf.  aus  der  Larve  von  Musca  ein  eigenthüm- 
liclies  Gebilde  als  „guirlandenförmigenZellenstrang^;  das- 
selbe ist  frei  in  der  Leibeshöhle  aufgehängt,  besteht  aus 
grossen,  locker  aneinander  gefügten  Zellen,  berührt  mit 
seinen  beiden  Enden  die  Speicheldrüsen,  steht  aber  wieder 
mit  diesen  noch  mit  einem  anderen  Organe  in  direkter  Ver- 
bindung, hat  endlich    auch  weder  ein  Lumen  noch  einen 


der  Entomologie  während    der  J.  18G3— G4.  371 

Aiisftllinino-sgang.  Es  ist  ausscliiesslicli  Larvenorgan,  da  es 
später  zu  Grunde  geht ;  in  seiner  Funktion  bis  jetzt  nicht 
ergründet.  —  Auch  auf  die  Angaben,  welche  Verf.  über 
das  Rückengefäss  und  seine  Flügelmuskcln  macht,  beson- 
ders über  den  Mangel  der  Spaltöliiiungen  an  dem  vor- 
deren Abschnitt  des  Vas  dorsale  von  Musca,  mag  hier  in 
Kurzem  hingewiesen  werden. 

Desselben  Vcrf.'s  Abhandlung:  „üeber  die  zwei 
Typen  contraktilen  Gewebes  und  ihre  Vertheilung  in  die 
grossen  Gruppen  des  Thierreiches,  so  wie  über  die  hi- 
stologische Bedeutung  ihrer  Formelemente-'  (Zeitschr.  f. 
ration.  Medizin,  3.  Reihe  XV.  p.  GO— 100.  Taf.  3—7,  nebst 
Nachtrag:  ebenda  p.  279  ff.  Taf.  8),  welche  bereits  im  vo- 
rigen Jaliresberichte  eine  Erwähnung  hätte  finden  müs- 
sen, bringt  vergleichende  Untersuchungen  über  die  Hi- 
stiologie  und  Genese  der  Muskeln  bei  den  verschiedenen 
thierischen  Typen  zur  Kenntniss.  Das  vom  Verf.  erzielte 
Resultat  ist,  dass  sich  bei  den  Wirbelthieren  sowohl  eine 
nach  dem  Zellentypus  als  nach  dem  Typus  des  Primitiv- 
bündels gebaute  Muskulatur  vorfindet,  w^ährend  den  Ar- 
thropoden erstere,  den  Radiaten,  Würmern  und  Mollus- 
ken letztere  vollständig  abgeht;  bei  den  Arthropoden 
findet  sich  nur  der  Typus  des  Primitivbündels,  bei  den 
übrigen  Evertebraten  nur  der  Zellentypus  in  der  Mus- 
kulatur vertreten.  —  Für  die  Insekten  hat  Verf.  seine 
Untersuchungen  an  den  Larven  und  Puppen  verschiede- 
ner Dipteren  (Chironomus,  Simulia ,  Stratiornys,  Musca) 
und  zwar  einerseits  an  den  Thorax-,  andererseits  an  den 
Beinmuskeln  angestellt,  nachträglich  auch  die  Bildung 
derselben  im  Insektencie  (an  Musca  vomitoria)  verfolgt. 
Die  Muskulatur  der  Insekten  weicht  in  Bezug  auf  ihre 
Genese  von  derjenigen  der  Wirbelthiere  darin  ab,  dass 
die  Primitivbündel  nicht  durch  Auswachsen  einer  einzel- 
nen Zelle  entstehen,  sondern  aus  zahlreichen  histologischen 
Elementen  hervorgehen,  welche  einen  cylindrisch  ge- 
formten Zellenklumpen,  der  sich  mit  einer  homogenen 
Membran,  dem  Sarcolemma  überkleidet,  darstellen.  Bei 
dem  sehr  frühen  Schwinden  der  Membranen    der    primi- 


372     Gerstaecker:  Bericht  üb.   J.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

tiven  Zellen  bleiben  nur  freie  Kerne  zurück^  um  welche 
sich  eine  klare  oder  auch  fein  granulirte  Substanz  (sar- 
cogene  Substanz)  ablagert.  Aus  letzterer  bildet  sich  unter 
Vermehrung  ihrer  selbst  die  contraktile  Substanz,  welche 
in  den  Muskeln  der  Extremitäten  einfach  Querstreifung 
annimmt,  im  Thorax  aber  sich  zuvor  in  Fibrillen  spaltet. 
Bei  dieser  Umwandlung  persistiren  die  Kerne  nur  zum 
Theil  und  auch  von  der  sarcogenen  Substanz  bleibt  ein 
kleiner  Theil  als  feinkörnige  Masse  zwischen  den  Fibril- 
len zurück.  Diese  aus  der  Beobachtung  an  den  sich  bil- 
denden Muskeln  der  Dipteren-Puppen  gewonnenen  Resul- 
tate haben  sich  nachher  auch  für  den  Embryo  der  In- 
sekten bestätigt.  —  In  Betreff  der  cylindrischen  Zellen- 
stränge, aus  denen  sich  die  Insektenmuskeln  hervorbilden, 
ist  noch  zu  erwähnen,  dass  die  Zellen  derselben  sich 
schwer  isoliren  lassen  und  daher  von  einer  zähen  Inter- 
cellularsubstanz  zusammengehalten  werden  müssen.  Der 
dieselben  umgebende  Schlauch,  das  spätere  Sarcolemma, 
ist  nach  des  Verf.'s  Beobachtungen  nicht  Bindegewebe, 
indem  sich  zwischen  ihm  und  der  Sehne  keine  Continui- 
tät  (nach  Reichert)  nachweisen  lässt. 

Anders  lautet  das  von  Gr.  Wagen  er  bei  seinen 
Untersuchungen  „über  die  Muskelfaser  der  Evertebraten'' 
(Archiv  f.  Anat.  und  Physiol.  1863.  p.  211—231.  Taf.  4 
und  5)  gewonnene  Resultat.  Nach  ihm  stimmen  die  Mus- 
kelfasern der  Everteb raten  mit  dem  quergestreiften  Mus- 
kelbündel der  Wirbelthiere  „mit  Rücksicht  auf  die  pri- 
mitive Scheide  und  auf  die  fibrilläre  Beschaffenheit  des 
contraktilen  Inhaltes,  ja  selbst  mit  Beziehung  auf  die 
Muskelkörperchen  und  die  körnige  Axensubstanz  im  We- 
sentlichen überein  und  es  kann  als  einziger  Unterschied 
nur  das  jeweilige  Fehlen  der  Querstreifen  bezeichnet 
werden'^  Wenn  hierdurch  eine  wesentliche  Differenz  zwi- 
schen den  Muskelfasern  der  verschiedenen  Thiertypen, 
welche  Weismann  sogar  als  Criterium  für  die  Syste- 
matik herangezogen  wissen  will,  in  Abrede  gestellt  wird, 
so  liegt  dies  hauptsächlich  daran,  dass  Verf.  sich  an  die 
bereits  ausgebildete  Muskelfaser  gehalten,  nicht  aber  ihre 


der  Entomologie  wälirend  der  J.  1863—64.  373 

Entstelninfi:  in  Betracht  gezogen  hat,  auf  welche  Weis- 
mann gerade  vorzugsweise  seine  Aufmerksamkeit  ge- 
richtet. Der  Ansicht  des  Letzteren,  wonach  das  Sarco- 
lemma  eineZellenmcmbran  ist,  tritt  Wagen  er  nach  seinen 
Untersuchungen  an  den  Muskelfasern  aus  dem  Oberschen- 
kel von  Spinnen  entgegen,  wo  ein  ganz  allmählicher  Ueber- 
gang  zwischen  der  Scheide  der  einzelnen  Muskelfasern 
und  den  Chitinfasern  stattfindet.  Er  glaubt  daher  mit 
Reichert,  dass  hier  in  gleicherweise  wie  an  dem  Kau- 
muskel von  Astacus  die  Bindegewebsnatur  der  Muskel- 
faserscheide unzweifelhaft  sei. 

Landois  (Zeitschr.  f.  wiss.  Zool.  XIV.  p.  55 — 69. 
Taf.  7 — 9)  theilte  w^ichtige  Beobachtungen  über  das  Blut 
der  Insekten  mit ,  welche  einerseits  die  sich  aus  demsel- 
ben hervorbildenden  Krystallisationen,  andererseits  die 
chemischen  und  physikalischen  Eigenschaften  des  Blutes 
betreffen.  Zum  Studium  der  Krystallisationen  ist  das  In- 
sektenblut ebensowohl  wegen  der  Grösse  als  der  Spär- 
lichkeit seiner  Blutkörperchen  besonders  geeignet.  Die 
Krystallbildung  wird  in  demselben  entweder  durch  blosse 
Verdunstung  der  Blutflüssigkeit  oder  durch  Zusatz  eines 
Tropfens  Alkohols  hervorgerufen ;  bei  Anwendung  von 
Essigsäure  wird  eine  besondere,  von  jenen  erste ren  ver- 
schiedene Gruppe  von  Krystallen  erzielt.  Die  Krystalle, 
welche  bei  jeder  Insektenart  verschieden  gestaltet  sind, 
entstehen  entweder  aus  den  Blutkörperchen  oder  unab- 
hängig von  diesen;  im  ersteren  Falle  metamorphosirt  sich 
ein  Blutkörperchen  entweder  zu  einem  einzigen  Krystall, 
wie  es  z.  B.  bei  Agrotis  segetum  allmählich  von  der  runden 
in  die  sechsseitige  Form  übergeht,  oder  es  wird  ringsherum 
mit  Krystallnadeln  in  sehr  verschiedener  Zahl  (2  bis  200) 
besetzt.  Besonders  schön  sind  die  bei  Zusatz  von  Essigsäure 
gebildeten  Krystalle,  welche  sowohl  dem  hexagonalen  als 
dem  regulär  quadratischen  Systeme  angehören.  —  Die 
Bestandtheile  des  Blutes  betreffend,  so  ist  das  Blutserum 
im  frischen  Zustande  selten  ebenso  gefärbt  wie  das  Insekt 
selbst;  dagegen  nimmt  es  beim  Trocknen  meist  die  Farbe 
des  Körpers  an.  Dasselbe  besteht  vorwiegend  aus  Eiweiss, 


374     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

welches  durch  Tcanninlösung  als  flockige  Masse  niederge- 
schlagen wird,  zum  geringen  Theil  aus  Faserstoff;  ausser- 
dem enthält  es  Globulin  und  Eisen.  Bei  Insektenlarven, 
welche  blutreicher  sind  als  die  entwickelten  Insekten, 
kommt  das  Blut  einem  Yierttheil  des  Körpergewichts 
gleich ;  die  Zahl  der  Blutkörperchen  ist  meist  sehr  ge- 
ring, am  grössten  bei  verpuppungsreifen  Raupen,  später 
im  Abnehmen  begriffen.  Die  Blutkörperchen  der  Insek- 
ten sind  im  Vergleich  mit  denen  der  rothblütigen  Thiere 
sehr  gross,  bis  0,015  Mill.  im  Durchmesser,  doch  steht 
ihre  Grösse  keineswegs  immer  im  Verhältniss  zu  der  Kör- 
pergrösse  der  Thiere;  oft  haben  kleine  Insekten  grosse, 
grosse  Insekten  kleine  Blutkörperchen,  wie  z.  B.  die  des 
Weidenbohrers  wenig  grösser  sind  als  die  menschlichen. 
Ihre  Form  ist  meist  kuglig,  zuweilen  scheibenförmig;  ver- 
zweigte und  verästelte  Blutzellen,  wie  sie  bei  mehreren 
Insekten  vorkommen,  entstehen  durch  Ansatz  von  Eiweiss- 
stoffen.  Die  Vermehrung  der  Blutkörperchen  findet  durch 
Theilung  statt. 

Die  Insekten  -  Arten ,  an  denen  Verf.  die  Krystallisationen  im 
Blut  beobachtet  und  dieselben  nebst  den  Blutkörperchen  auf  den 
beifolgenden  Tafeln  sehr  schön  dargestellt  hat,  sind:  Agrotis  sege- 
tum,  Euprepia  fuliginosa  und  Caja,  Porthesia  auriflua,  Gastropacha 
potatoria,  Cossus  ligniperda,  Sphinx  ligustri  (alle  im  Raupenzustande 
untersucht),  Pontia  brassicae  (Puppe),  Vanessa  urticae  (verpuppungs- 
reife  Raupe),  Silpha  obscura ,  Carabus  granulatus  (von  beiden  der 
Käfer  selbst),  Libellula  vulgata  (Larve),  Phryganea  striata  (Larve), 
Pteromalus  puparum  (Larve)  und  Gryllus  domesticus  (Imago). 

Derselbe,  „lieber  die  Verbindung  der  Hoden  mit 
dem  Rückengefässe  bei  den  Insekten"  -(Zeitschr.  f.  w^iss. 
Zool.  XIII.  p.  316  f.  Taf.  18)  fand  bei  verpuppungsreifen 
Raupen  der  Orgyia  pudibunda  aus  dem  vorderen  Ende 
der  an  der  Rückenseite  des  neunten  Leibesringes  gelege- 
nen Hodenkörper  ein  fadenartiges  Gebilde  entspringen, 
welches  zuerst  die  gelbe  Farbe  der  Hoden  hatte,  bald 
darauf  aber  durchsichtig  wurde  und  von  Fett  und  Tra- 
cheenröhren umsponnen  nach  vorn  verlief,  um  sich  im 
fünften  Körperringe  über  dem  Magen  mit  dem  der  ande- 
ren Seite  zu  verbinden.     Der  aus  dieser  Vereinigung  ent- 


der  Entomologie  wälireiid  der  J.  1863—64.  375 

standcne  gemeinsame  Faden  verlief  in  gerader  Richtung 
nacli  vorn  zum  Kopfe,  wo  er  über  dem  grossen  Gehirn- 
ganglion in  das  Rückengefäss  einmündete.  Die  mikrosko- 
pische Untersuchung  dieses  Gebrides  ergab  ein  hohles 
Gefäss  mit  Längs-  und  Quermuskeln  in  seinen  Wan- 
dungen ;  der  Inhalt  bestand  aus  Kügelchen,  welche  sich 
durch  Druck  mit  dem  Deckglase  von  der  Stelle  bewegen 
liessen.  — ■  Es  würde  yicii  aus  dieser  Beobachtung  mit  Si- 
cherheit ergeben,  dass  wenigstens  im  Larvenzustande  eine 
Gefässverbindung  zwischen  den  Hoden  und  dem  Vas  dor- 
sale existirt. 

Gl.  Mulder,  Een  woord  over  het  spinnen  en  de 
spintuigen  der  Insekten  (Tijdschr.  voor  Entomol.  VII. 
p.  111— 128.  pl.  7)  unterwirft  die  verschiedenen  Organe 
der  Insekten,  welchen  die  Absonderung  eines  Spinnstoffes 
zugeschrieben  worden  ist,  einer  vergleichenden  Betrach- 
tung: zuvörderst  die  nicht  mit  eigentlichen  Spinndrüsen 
zu  vergleichenden  Organe,  welche  bei  den  Weibchen  von 
Ilydrophilus  und  Chrysopa  den  Stoff  zu  der  Anfertigung 
der  EihüUe,  resp.  der  Eistiele  liefern,  darauf  das  Spinn- 
organ im  Mastdarm  der  Myrmeleon-Larve  und  die  Spinn- 
gcfässe  der  Hymenopteren-  und  Lepidopteren- Larven. 
Bei  letzteren  bespricht  Verf.  besonders  die  von  Ram- 
dohr,  Meckel  und  Leydig  angestellten  Beobachtun- 
gen, indem  er  zugleich  mehrere  Figuren  aus  deren  Ar- 
beiten reproducirt. 

Ueber  die  manchen  Lepidopteren  (aus  der  Familie 
der  Cheloniarien)  cigenthümlichenStridulationsorgane  wur- 
den Mittheilungen  von  Guen  ee  und  L  a  b  ou  Ib  ene  (An- 
nales soc.  entom.  de  France  4.  ser.  IV.  p .  399  ff.  u.  689  ff.) 
gemacht.  Guenee  (Note  sur  le  genre  Setina,  a.  a.  O. 
p.  399  ff.)  bemerkte  an  lebenden  Exemplaren  der  Setinä 
aurita  und  ramosa  und  zwar  besonders ,  wenn  er  auf  die 
Brust  derselben  mit  den  Fingern  einen  leichten  Druck 
ausübte,  ein  deutlich  crcpitirendes  Geräusch,  welches 
gleich  dem  bekannten  Ton  der  Anobium-Larven  in  ab- 
gesetzten Schlägen  auftrat.  Es  wurde  dieses  Geräusch 
jedoch   nur    von    den    männlichen  Individuen,  welche  an 


376     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

der  Hinterbrust  ela  umfangrelclies  Stimmorgan  besitzen, 
hervorgebracht,  während  die  Weibchen,  bei  denen  dieses 
Organ  nur  rudimentär  vorhanden  ist^  jenen  Ton  vermis- 
sen Hessen.  Die  Untersuchung  des  betreffenden  Organes 
hat  dem  Verf.  wenig  Positives  ergeben;  eine  feine  aus- 
gespannte Membran  schliesst  nach  aussen  einen  hohlen 
Raum  ab,  welcher  durch  eine  senkrechte  Wand  getheilt 
ist;  die  rechte  Seite  derselben  erwies  sich  als  absolut 
leer,  die  linke,  wegen  ihrer  grösseren  Tiefe  schwerer  zu 
untersuchen,  Hess,  wie  Yerf.  sagt,  jedenfalls  kein  Organ 
erkennen,  welches  als  Hammer  fuiigiren  könnte. 

Nach  diesem  Befunde  glaubt  Verf.  ,  dass  das  Geräusch  vom 
Schmetterling  durch  abwechselndes  Erschlaffen  und  Anstramraen 
der  sehr  biegsamen,  elastischen  Membran,  welche  über  den  hohlen 
Raum  ausgespannt  ist ,  hervorgerufen  werde.  —  Wenn  Verf.  übri- 
gens angiebt,  dieses  Organ  zuerst  nachgewiesen  zu  haben,  so  ist 
dies,  abgesehen  vonChelonia  pudica,  wo  es  seit  langer  Zeit  bekannt 
ist,  selbst  für  die  Lithosiiden  unrichtig,  da  es  hier  zuerst  von  Hal- 
de man  (Annales  soc.  entom.  1859)  aufgefunden  worden  ist;  später 
hat  auch  Czerny  es  an  Chelonia  matronula  beobachtet.     Ref. 

Eingehender  sind  die  Untersuchungen  von  Laboul- 
b  e  ne  (Sur  l'organe  musical  de  la  Chelonia  pudica  a.  a.  O. 
p.  689 — T04),  welcher  die  Struktur  dieses  Organes  bei 
Chelonia  pudica  erörtert  und  zugleich  über  die  Verbrei- 
tung desselben  bei  anderen  Euprepiden  und  Setina- Arten 
Nachforschung  gehalten  hat.  Es  findet  sich  auch  hier 
bei  beiden  Geschlechtern,  ist  aber  beim  Männchen  von 
grösserer  Ausdehnung  als  beim  Weibchen ;  es  ist  dreieckig, 
blasenförmig,  sitzt  jederseits  am  Metathorax  und  besteht 
aus  einer  mit  erhabenen  Rändern  versehenen  Höhlung, 
welche  mit  einer  zarten ,  trockenen  Membran  überspannt 
ist,  die  in  Schwingungen  versetzt  werden  kann.  An 
seinem  vorderen  Theil  zeigt  dieses  Organ  eine  Reihe  von 
16  bis  20  (Männchen)  oder  nur  8  bis  10  (Weibchen)  er- 
habenen, quer  und  parallel  verlaufenden  Linien ;  es  ent- 
spricht nicht,  wie  Soli  er  angiebt,  einer  blasenförmigen 
Erweiterung  der  Hüften  des  dritten  Beinpaares,  sondern 
vielmehr  den  Episternen  des  Metathorax.  Nach  Entfer- 
nung der  Schlussmembran    zeigt    sich    auch  hier  die  von 


der  Entomologie  während  der  J.  I8G0 — 64.  377 

Guenee  angegebene  senkrechte  Scheidewand,  welche 
den  inneren  Raum  in  zwei  fast  gleiche  Hälften  theilt, 
aber  mit  der  Schlussmembran  nicht  im  Zusammenhang 
steht.  Die  Höhlung  ist  mit  einer  weisslichen,  glatten 
Membran  ausgekleidet  und  hat  keine  Communikation  mit 
dem  Inneren  des  Körpers;  auch  heftet  sich  an  die  Schluss- 
membran von  innen  her  nichts  an,  was  einem  Muskel 
oder  dergl.  ähnlich  sähe. 

Die  von  Guenee  gerauthmaasste  Theorie  der  Stridulation  er- 
scheint dem  Vei'f.  nicht  unwahrscheinlich,  doch  glaubt  er  noch  eher, 
dass  das  Thier  mit  den  Knieen  der  Beine  schnelle  und  kurze  Schläge 
gegen  die  Membran,  die  dadurch  in  Schwingungen  geräth,  ausführe. 
—  Verf.  hat  auf  die  Anwesenheit  dieses  Organes  fast  alle  einhei- 
mischen Euprepien  untersucht,  aber  bei  diesen  nichts  davon  auf- 
finden können ;  nur  bei  Eupr.  matronula  fem.  und  bei  Eupr.  flavia 
mas  hat  er  eine  nackte  Stelle  am  Metathorax,  jedoch  ohne  ausge- 
spannte Membran,  beobachtet.  (Die  Beobachtung  Czerny's,  wo- 
nach Eupr.  matronula  im  Leben  gleichfalls  ein  crepitirendes  Ge- 
räusch und  zwar  auch  ihrerseits  durch  eine  unter  der  Einlenkung 
der  Hinterflügel  befindliche  ausgespannte  Membran  hervorbringt  — 
vergl.  Jahresbericht  1859 — 60.  p.  245  —  ist  dem  Verf  entgangen). 
In  der  Gattung  Setina  ist  das  Organ,  wie  bei  Set.  aurita  und  ra- 
mosa  auch  bei  vier  anderen ,  vom  Verf  verglichenen  Arten  (Set. 
roscida,  irrorea,  flavicans  und  Andereggii)  vorhanden.  (Unter  den 
Chelonien  findet  sich  bei  Chel.  Oertzeni  Led.  von  Beirut  ein  ebenso 
grosses  Stimmorgan  wie  bei  Chel.  pudica.     Ref ) 

Breyer  (Annales  soc.  entom.  de  Belgique  VIH.  p.  279) 
fand  bei  mikroskopischer  Untersuchung  der  sehr  durch- 
sichtigen Fühlhörner  von  Geometra  plagiaria,  dass  der 
die  Länge  derselben  durchziehende  Tracheenstamm  in 
jedem  Glied  einen  Seitenast  abgiebt,  welcher  in  eine 
Oeffnung  der  äusseren  Hautbedeckung  ausmündet. 

Schaum,  On  the  composition  of  the  head  and  on 
the  number  of  abdominal  segments  in  Insects  (Annais  of 
nat.  bist.  3.  ser.  XI.  p.  173  ff.  pl.  6),  vom  Verf.  selbst  spä- 
ter ins  Deutsche  übersetzt:  lieber  die  Zusammensetzung 
des  Kopfes  und  die  Zahl  der  Abdominalsegmente  bei  den 
Insekten  (Archiv  f.  Naturgesch.  XXIX.  p.  247—260.  Taf.  1). 
Verf.  macht  in  dieser  Abhandlung  den  in  der  That  etwas 
gewaltsamen  Versuch,    zuerst    die    Engländer    und  nach- 


378     G  e  r  s  t  a  e  c  k  e  r :  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

träglicli  auch  die  Deutschen  davon  abzubringen,  den  Kopf 
der  Insekten  als  aus  mehreren  Segmenten  zusammengesetzt 
anzusehen  und  sie  ferner  davon  zu  überführen,  dass  am 
Hinterleib  der  Insekten  niemals  mehr  als  neun  Segmente 
vorhanden  seien. 

Wenn  Verf.  in  Betreff  der  Segmenteinheit  des  Kopfes  beson- 
ders auf  Hu xley's  Darstellung  der  Entwickelung  von  Aphis  Rück- 
sicht nimmt  und  den  durch  ihn  geführten  Nachweis  von  fünf  Kopf- 
segmenten wegen  der  Ungünstigkeit  des  Objektes  für  die  Unterschei- 
dung von  dorsalen  und  ventralen  Anhängen  als  nicht  stichhaltig 
bezeichnet,  so  ist  zu  bemerken,  dass,  abgesehen  von  den  oben  er- 
wähnten Untersuchungen  Weismann's,  welche  Verf  nur  nachträg- 
lich benutzen  konnte,  sie  aber  nach  seiner  Weise  auszulegen  nicht 
unterlassen  hat,  durch  Rathke  und  Zaddach  für  die  Insekten 
und  durch  eine  ganze  Reihe  von  Forschern  für  die  Crustaceen  seit 
einer  längeren  Reihe  von  Jahren  in  stets  übereinstimmender  Weise 
und  ohne  dass  hier  eine  andere  Deutung  möglich  ist,  eine  Entste- 
hung des  Kopfes  aus  gleichen  Ursegmenten,  wie  sie  den  Thorax  und 
Hinterleib  bilden,  festgestellt  worden  ist.  Den  Kopf  der  Insekten 
noch  jetzt  als  ein  Einzelsegment  betrachten  zu  wollen,  heisst  die 
embryologischen  Forschungen  der  letzten  fünfzehn  Jahre  vollständig 
negiren;  so  viel  deren  auch  augestellt  worden  sind,  so  haben  sie 
nur  die  schon  im  J.  1837  von  Rathke  in  seinen  »Reisebemerkun- 
gen aus  Taurien«  p.  117  hingestellte,  auf  Grund  zahlreicher  Unter- 
suchungen gewonnene  Erfahrung,  wonach  jedes  Gliedraaassenpaar 
eines  Arthropoden  einem  besonderen  Körpersegmente  seinen  Ur- 
sprung verdankt,  bestätigt.  Ob  diese  Ursegmente  persistiren  (Tho- 
rax) oder,  wie  am  Kopf  vollständig  verschwinden,  ist  völlig  gleich- 
gültig; ihr  Produkt,  die  Gliedmaassen,  geben  ein  vollgültiges  Zeug- 
niss  für  sie  ab.  Nimmt  man  den  Kopf  der  Insekten  als  Einzelring 
in  Anspruch,  so  muss  man  consequenter  Maassen  ein  Gleiches  auch 
für  den  Cephalothorax  der  Arachniden  und  Crustaceen  statuiren,  da 
an  diesem  dorsal  die  Gränzen  der  Segmente  ebenfalls  völlig  ver- 
schwunden sind.  Wenn  Verf.  als  Beispiel  dafür,  dass  auch  anderwärts 
Segmente  mit  mehr  als  einem  Gliedmaassenpaare  vorkommen,  die  Ju- 
liden  anführt,  so  kann  dagegen  nur  bemerkt  werden,  dass  die  Natur 
ihrer  Segmente  als  Doppelringe  um  so  weniger  zweifelhaft  sein  kann, 
als  dem  doppelten  Beinpaare  auch  ein  doppeltes  Stigmenpaar  ent- 
spricht, ein  Moment,  welches  vom  Verf,  da  er  beim  Hinterleibe  auf 
die  Stigmen  ein  besonderes  Gewicht  legt,  nicht  wohl  hätte  verschwie- 
gen werden  dürfen.  Wie  die  Anwesenheit  nur  eines  Ganglion  (des 
Bauchmarkes)  im  Kopf  für  die  Segmenteinheit  desselben  sprechen 
soll,  ist  völlig  unbegreiflich,  da  bei  Tausenden  von  Insekten  mehre- 


der  Entomologie  während  der  J.  1863 — 64.  379 

ren  Thorax-  nnd  Hintcrleibsringen  gleichfalls  nur  ein  Ganglion  ent- 
spricht. —  Für  den  Nachweis,  dass  der  Hinterleib  der  Imago  nie 
mehr  als  neun  Ringe  habe,  stützt  sich  Verf.  zunächst  auf  die  Lar- 
ven der  ametabolen  Insekten,  wo  diese  Zahl  constant  sei;  nach  den 
oben  angeführten  Untersuchungen  von  Weis  mann  aber  durchaus 
mit  Unrecht,  da  nach  diesen  die  Möglichkeit  einer  Vermehrung  der 
Segmente  nicht  ausgeschlossen  ist.  Ueberdies  muss  es  aber  ganz 
arbiträr  erscheinen,  ein  etwaiges  zehntes  Segment  einer  Larve 
(Nachschieber)  oder  einer  Imago  (Supraanalplatte,  Raife  oder  dgl.) 
als  solches  anzusehen  und  mitzuzählen  oder  nicht,  da  ein  durchgän- 
giges Criterium  für  ein  Segment  überhaupt  bis  jetzt  nicht  existirt. 
Dass  bei  den  Libellen,  Heuschrecken  und  anderen  Orthopteren  mehr 
als  neun  Hinterleibs segmente  vorhanden  sind,  kann  nun  aber  gar 
nicht  zweifelhaft  sein,  wenn  man  auch  z.  B.  bei  ersteren  nur  die 
vorhandenen  vollständigen  Segmente  als  solcbe  ansieht.  Bei  diesen 
hilft  sich  Verf.  nun  einfach  damit,  dass  er  das  erste  Abdominalseg- 
ment, weil  es  kein  Stigma  besitzt,  als  gar  nicht  zum  Hinterleib  ge- 
hörig ansieht,  sondern  es  dem  Metathorax  zuweist.  Dies  ist  aber 
vollständig  unzulässig,  schon  deshalb,  weil  sich  bei  genauerer  Beob- 
achtung einer  Libelle  (besonders  deutlich  bei  Callopteryx)  ergiebt, 
dass  vor  dem  stigmalosen  ersten  Abdominalsegment  noch  ein  halbes 
(Ventral-)  Segment  zwischen  ihm  und  dem  Brustkasten  eingeschoben 
ist,  um  eine  Verbindung  mit  dem  weit  nach  vorn  gescliobenen  Ster- 
num  des  Metathorax  zu  vermitteln  —  gerade  umgekehrt  als  bei  den 
Hymenopteren,  wo  sich  das  erste  Hinterleibssegment  dem  Metatho- 
rax dorsal  auflegt.  Einschliesslich  dieses  ersten  halben  Segmentes 
hat  der  Libellenleib  elf,  ohne  dasselbe  zehn  vollständige  Segmente, 
die  Appendices  anales  gar  nicht  mit  eingerechnet.  Es  kann  also, 
wenn  mau  die  vorhandenen  Segmente  wirklich  zählt  und  nicht  die 
überschüssigen  wegzudeuten  sucht,  gar  keine  Rede  davon  sein,  dass 
die  Zahl  neun  nicht  überschritten  wird  *).  Uebrigens  ist  gar  kein 
Grund  abzusehen,  weshalb  hier  willkührlich  ein  nicht  überschreit- 
bares Maximum  statuirt  werden  soll,  da  von  neun  abwärts  alle 
Zahlen  bis  auf  drei  (Chrysis)  vertreten  sind,  schliesslich  aber  auch 
Insektenformen  vorkommen,  bei  denen  eine  Segmentirung  des  Hin- 
terleibs ganz  wegfällt  (Chelonus). 

Barthelemy  (Des  monstruosites  naturelles  et  pro- 
voquees  chez  les  Lepidoptöres,  Annal.  d.  scienc.  natur.  V. 
ser.  I.  p.  225  ff.  pl.  10)    hat    durch   verschiedenartige    Ein- 


*)  So  hat  z.B.  auch  Meiner  t  in  seiner  ausgezeichneten  »Ana- 
tomia  Forficularum«  (vgl.  Orthoptera!)  an  der  Larve  von  Forficula 
10  Hinterleibsringe  aufgefunden. 


380     Gerstaecker:  Bericht  ül^.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

Wirkung  auf  die  Pnppe  versucht^  auf  künstlichem  Wege 
Monstrositäten  von  Insekten  (benutzt  wurde  ßombyx  mori) 
zu  erzeugen.  Nachdem  das  Eintauchen  der  Puppen  in  Oel 
keine  Resultate  geliefert  hatte  (die  Puppe  wurde  dabei 
getödtet);  wurde  entweder  die  vordere  oder  hintere  Hälfte 
derselben  mit  Wachs  bedeckt;  im  letzteren  Falle  ent- 
wickelten sich  die  äusseren  Genitalien  in  normaler  Weise 
oder  blieben  höchstens  etw^as  weicher^  während  im  erste- 
ren  alle  Organe  des  Vorderkörpers  (Kopf^  Augen,  Flügel) 
in  ihrer  Ausbildung  auffallend  zurückblieben  und  selbst 
verkümmerten.  Weitere  Resultate  wurden  vom  Verf.  durch 
vorsichtige  Compression  gewisser  Theile  der  Puppe  er- 
zielt: beim  Zusammendrücken  des  Kopftheiles  bildeten 
sich  sogenannte  acephale  Individuen  mit  sehr  kleinem 
Vorderkopf,  verkümmerten  Fühlern  und  Augen,  dagegen 
mit  hervortretenden  Mundtheilen  aus  ;  an  denselben  Hess 
sich  auch  eine  zurückgebliebene  Entwickelung  des  Ge- 
hirnganglion, dagegen  eine  Hypertrophie  der  Geschlechts- 
organe nachw^eisen  und  in  Uebereinstimmung  mit  letzte- 
rer ein  auffallender  Geschlechtstrieb  der  damit  behafteten 
Individuen  wahrnehmen.  Bei  einem  entsprechenden  Druck 
auf  die  Spitze  des  Hinterleibes  wurde  eine  krüppelhafte 
Ausbildung  oder  selbst  ein  gänzliches  Fehlen  der  äusse- 
ren Genitalien  erzielt  und  hiermit  fand  sich  eine  in  ana- 
loger Weise  zurückgebliebene  Entwickelung  der  inneren 
Organe  (beim  Weibchen  rudimentäre  Eikeime,  Fehlen  der 
Anhangsdrüsen  u.  s.  w.,  beim  Männchen  äusserst  kleine 
Hoden)  verbunden  vor. 

S  c  u  d  d  e  r  (Proceed.  Boston  soc.  of  nat.  bist.  IX.  p.  212) 
machte  Mittheilungen  über  eine  während  der  Verpuppung 
gestorbene  Raupe  der  Sphinx  cinerea  Harr.,  bei  welcher 
die  Umwandlung  zur  Puppe  nur  theihveise  zu  Stande 
kam.  Der  Hinterleib  vom  dritten  Ringe  bis  zur  Spitze  war 
vollständig  Puppe;  der  vordere  Theil  dagegen  zeigte  noch 
ganz  die  Formen  der  Raupe. 

Parry  (Proceed.  entom.  soc.  of  London  1864.  p.  29) 
erwähnt  einer  Monstrosität  von  Lucanus  (Odontolabis) 
Stevensii,  welche   den  linken  Fühler   vom  dritten  Gliede 


der  Entomologie  wälir.'iid  der  J.  1863—64.  381 

an  dreispaltig  und  mit  drei  deutlichen  Flihlerkeulen  ver- 
sehen zeigt;  der  rechte  Fühler  ist  von  der  Spitze  des  ersten 
Gliedes  an  doppelt  ausgebildet. 

Von  Mocquerys'  „Recueil  de  Coleopt^res  anor- 
maux"  ist  das  sechste  bis  achte  Heft  erschienen,  vrelche 
dem  Ref.  nicht  zur  Einsicht  vorgelegen  haben. 

Grirard  (Annales  soc.  entom.  de  France  4.  ser.  IV. 
p.  158,  Entomol.  monthly  magazine  I.  p.  73)  theilte  einen 
Fall  von  gleichzeitigem  Ausschlüpfen  eines  Schmetterlings 
(Euprepia  oaja)  und  parasitischer  Hymenopteren  -  Larven 
aus  derselben  Puppe  mit;  die  Flügel  des  Schmetterlings 
waren  verkrüppelt.  Es  haben  also  in  diesem  Falle  die 
Parasiten  das  Leben  und  die  Entv^^ickelung  ihres  Wirthes 
nicht  aufgehoben,  sondern  letztere  nur  partiell  beein- 
trächtigt. 

Ein  analoger  Fall  wurde  von  Butler  (Entomol. 
monthly  magaz.  I.  p.  118)  zur  Kenntniss  gebracht.  Eine 
Raupe  der  Acronycta  psi,  aus  weicher  sich  ein  Paar  klei- 
ner Ichneumoniden  -  Larven  hervorbohrte  (  Microgaster- 
Larven,  nach  den  Angaben  des  Verf.'s  zu  schliessen,  da 
er  sie  mit  den  bekannten  Parasiten  der  Pieris  brassicae 
vergleicht  und  angiebt,  dass  sie  sich  gleich  diesen  seidige 
Cocons  spannen),  verpuppte  sich  dennoch  in  ganz  regu- 
lärer Weise.  Die  aus  der  Puppe  hervorgehende  Eule 
hatte  nur  einen  Hinterflügel,  war  aber  sonst  vollkommen 
ausgebildet.  —  Mc  Laclilan  (ebenda)  bemerkt  dazu, 
dass  ein  gleicher  Fall  von  Mi  liiere  (1852)  für  Deiiephila 
vespertilio  vermerkt  Avorden  sei. 

Leydig,  „Der  Parasit  in  der  neuen  Krankheit  der 
Seidenraupe  noch  einmal^  (Archiv  f.  Anat.  u.  PhysioJ. 
1863.  p.  186 — 192)  machte  darauf  aufmerksam,  dass  -der 
von  Frey  und  Lebert  aus  der  Seidenraupe  unter  dem 
Namen  Panhistophytum  ovatum  beschriebene  Pilz  bereits 
früher  von  ihm  selbst  in  der  Leibeshöhle  von  Coccus  und 
in  den  Muskeln  von  Epeira  diadema  beobachtet  worden 
sei.  Nachher  hat  er  ihn  häufig-  in  verschiedenen  Daphni- 
oiden,  im  Fettkörper  von  Tipula  pratensis,  in  den  verschie- 
densten Organen  der  Zygaena    filipendulae,    in  den  Blut- 


382     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wisscnsch.  Leist.  im  Gebiete 

räumen  des  Kopfes  einer  Arbeiterbiene  u.  s.  w.  angetrof- 
fen, so  dass  also  der  Parasit,  welcher  die  Seidenraupe  zu 
Grunde  richtet,  unter  den  Arthropoden  eine  ziemlich 
weite  Verbreitung  zu  haben  scheint. 

Girard,  Quelques  faits  relatifs  ä  des  Lepidopteres 
attaques  par  la  muscardine  (Annal.  soc.  entom.  de  France 
4.  s6r.  III.  p.  90  f.)  zählte  eine  Reihe  von  einheimischen 
Lepidopteren  auf,  deren  Raupen  im  Sommer  d.  J.  1862 
mehrfach  von  der  Botrytis    bassiana  befallen  waren. 

Derselbe,  Note  sur  les  Isaria  symmetriques  des 
chrysalides  de  certaines  especes  de  Vanesses  (Annal.  soc. 
entom.  de  France  4.  ser.  III.  p.  85  ff.)  beobachtete  an  einer 
grösseren  Anzahl  von  Puppen  der  Vanessa  Jo  zwei  lange, 
fadenförmige  Pilze,  welche  stets  ganz  symmetrisch  von 
der  Wurzel  der  beiden  Flügelscheiden  ausgingen.  Nach 
Tulasne's  Untersuchungen  gehört  der  Pilz  der  Gattung 
Isaria  an;  mit  demselben  fand  sich  im  Innern  der  Puppe 
an  der  Thoraxwand  eine  Lage  von  Botrytis  vor,  welche 
gleich  einem  Bande  die  Wurzeln  der  beiden  Isarien  mit 
einander  in  Verbindung  setzte. 

Nach  einer  jMittheilung  Gu6rin's  (Bullet,  soc.  ent. 
1864.  p.  47)  werden  besonders  diejenigen  Engerlinge  von 
einer  grossen  Mermis  bewohnt,  welche  beim  Umgraben 
des  Bodens  zu  Tage  gefördert  wurden ;  unter  100  unter- 
suchten Larven  des  Maikäfers  fanden  sich  10  bis  12  mit 
dem  Parasiten  behaftet. 

Laboulbene  (Annal.  soc.  entom.  de  France  4.  ser. 
IV.  p.  678)  machte  eine  kurze  Mittheilung  über  den  von 
Montr  ouzi  er  .als  Parasiten  einer  Neu-Caledonischen 
Mantis"Art  beobachteten  Nematoden,  welcher  der  Gattung 
Mermis  angehört. 


Der  descriptiven  Entomologie  (in  speziell  systema- 
tischer und  biologischer  Beziehung)  waren  neben  den 
allgemeinen  naturhistorischen  und  zoologischen  Zeitschrif- 
ten bisher  schon  vierzehn  theils  Gesellschafts-  theils  an- 
dere periodische  Schriften  gewidmet,  welche  sich  aber 
trotz   ihrer   ansehnlichen  Zahl  und  trotz  ihres  zum  Theil 


der  Entomologie  während  der  J.  1863—64.  383 

sehr  beträchtlichen  jährlichen  Umfangs  nicht  als  ausrei- 
chend erwiesen  zu  haben  scheinen,  um  das  durch  die 
neueren  Entdeckungsreisen  immer  reicher  zuströmende 
Material  auch  nur  partiell  zu  publlciren.  Es  hat  daher 
In  d.  J.  1863 — 64  abermals  eine  Vermehrung  dieser  speziell 
entomologischen  Journale  durch  neue,  in  England,  Frank- 
reich und  in  Australien  veröffentlichte  stattgefunden. 

Von  den  vier  während  der  letzten  Jahre  in  England 
erschienenen  Zeitschriften  nehmen  die  Transactions  of  the 
entomological  society  of  London,  das  von  Pascoe  her- 
ausgegebene Journal  of  Entomology  und  Stainton's 
Entomologist's  Annual  ihren  regelmässigen  Fortgang,  wäh- 
rend des  Letzteren  „Entomologist's  weekly  Litelligencer" 
eingegangen  ist.  Als  Ersatz  dafür  werden  jedoch  einer- 
seits die  Transactions  of  the  entom.  soc.  dadurch  in  wei- 
terem Umfang  und  schnellerer  Aufeinanderfolge  publicirt, 
dass  von  der  o.  Series  gleichzeitig  drei  Bände  (Vol.  I. 
II.  und  III)  erscheinen;  andererseits  ist  zur  Aufnahme 
kleinerer  Mittheilungen  ein  neues  Journal  unter  dem  Titel: 
„The  Entomologist's  monthly  magazine*^  von  B  l  a  c  k  b  u  r  n, 
Knaggs,  Mc  Lachlan,  Rye  und  Stainton  begrün- 
det worden,  welches  in  monatlichen  Heften  von  zwei 
Druckbogen  erscheint  und  gegenwärtig  bereits  bis  zum 
Abschluss  des  1.  Bandes  (London  1864—65.  8.  284  pag.) 
gediehen  ist.  Durch  die  Art  der  Publikation  und  durch 
den  verhältnissmässig  billigen  Preis  ist  der  letzteren  Zeit- 
schrift gewiss  eine  grössere  Zahl  von  Abnehmern  ge- 
sichert, während  sie  bei  der  Zerstückelung  umfangreicherer 
Abhandlungen  und  bei  der  Verthellung  derselben  auf 
eine  Reihe  von  Nummern  grosse  Unbequemlichkeiten  für 
die  Benutzung  mit  sich  bringt.  Dieselbe  enthält  neben 
Charakteristiken  neuer  Gattungen  und  Arten  verschiedene 
faunistische  Beiträge  ,  Mittheilungen  über  Metamorphose, 
Lebenswelse  u.  s.  w. 

In  Frankreich  ist  von  de  Marseul  ein  neues  Jour- 
nal unter  dem  Titel:  „L'Abellle,  Memoires  d'Entomologie, 
avec  la  collaboration  de  plusleurs  membres  distingues  de 
la  societe  entomologique  de  France^    begonnen   worden, 


384     Gerstaecker:  BericM  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

Dasselbe  erscheint  seit  d.  J.  1864  in  Lieferungen  und  ist 
bis  zur  vierten  (Tom.  I.  livr.  1 — 4.  in  12.)  veröffentlicht; 
dieselben  enthalten  ausschliesslich  zwei  coleopterologische 
Monographieen  (über  Telephoriden  und  über  die  Gattung 
Apion)^  welchen  sich  einige  bibliographische  Mittheilungen 
anschliessen. 

In  Sydney  hat  sich  im  J.  1862  unter  dem  Vorsitze 
des  jüngeren  Mac  Leay  eine  Entomologische  Gesell- 
schaft constituirt,  welche  eine  Zeitschrift  betitelt:  ;,The 
Transactions  of  the  entomological  society  of  New-South- 
Wales""  (Sydney,  in  8.)  herausgiebt.  Die  in  d.  J.  1863 
—64  erschienenen  Pt.  1.  und  2.  des  ersten  Bandes  belau- 
fen sich  auf  154  pag.  mit  10  ziemlich  roh  ausgeführten 
lithographirten  Tafeln  und  enthalten  neben  einigen  klei- 
neren Mittheilungen  über  Coccinen  und  Lepidopteren  bis 
jetzt  ausschliesslich  coleopterologische  Abhandlungen.  Letz- 
tere sind  theils  faunistischer,  theils  monographischer  Na- 
tur, durch  welche  zwar  eine  sehr  beträchtliche  Anzahl 
neuer  Formen,  meist  aber  in  sehr  unzulänglicher  Weise 
zur  Kenntniss  gebracht  wird. 

Auch  die  bereits  im  letzten  Jahresberichte  erwähn- 
ten Proceedings  of  the  entomological  society  of  Phila- 
delphia sind  seit  ihrem  Beginn  in  ununterbrochenem  Fort- 
schritt begriffen.  Leider  hat  die  dortige  Gesellschaft  die 
Fortsetzung  eines  Schriftentausches  in  neuerer  Zeit  ein- 
gestellt, so  dass  dem  Ref.  ausser  dem  Schluss  des  im  J. 
1863  beendigten  ersten  Bandes  nur  einige  Separatabdrücke 
zur  Benutzung  für  den  gegenwärtigen  Bericht  vorgele- 
gen haben. 

Von  Mulsant's  Opuscules  entomologiques  ist  ein 
13.  Heft  (Paris  1863)  erschienen,  dessen  Inhalt  sich  fast 
ganz  auf  die  Ordnung  der  Coleopteren  beschränkt  und, 
wie  früher,  nur  ein  Abdruck  aus  den  Annales  d.  J.  soc. 
Linneenne  de  Lyon   (X.  Bd.)  ist. 

Kirby's  und  Spence's  „An  Introduction  to  En- 
tomology'^  ist  in  einer  siebenten  Auflage  (1  vol.  in  kl.  8. 
607  pag.  —  London,  Longman,  Green  1863)  publicirt  wor- 
den, welche  sich  jedoch  gleich  der  sechsten  nur   auf  den 


der  Entomologie  während  der  J.  1SG3 — 64.  385 

Inhalt  der  beiden  ersten  Bände  der  Original  -  Ausgabe 
beschränkt.  Nach  der  Vorrede  ist  mit  der  gegenwärti- 
gen Auflage  das  zAvülfte  Tausend  von  Exemplaren  erreicht 
—  ein  numerischer  Erfolg,  dessen  sich  gewiss  kein  zwei- 
tes Eutomologisches  Werk  rühmen  kann.  Der  sehr  billige 
Preis  von  6  sh.  wird  dieser  Ausgabe  gewiss  zahlreiche 
Abnehmer  zuführen,  besonders  da  sie  den  von  vorn  herein 
werthvollsten  und  am  wenigsten  veralteten  Theil  desKir- 
by'schen  Werkes,  die  Biologie  der  Insekten  vollständig 
wiedergiebt.  Die  dem  Originaltext  beigefügten  Anmer- 
kungen und  Hinweise  auf  neuere  Publikationen  sind  so 
dürftig  und  unvollständig,  dass  sie  in  dieser  Form  besser 
ganz  fortgeblieben  wären. 

lieber  die  dem  Studium  der  Entomologie  zu  gebende 
Richtung  hat  der  vor  Kurzem  in  hohem  Alter  verstorbene 
L.  Dufour  seinen  Collegen  in  der  Societe  entomologi- 
que  de  France  noch  vor  dem  Abschluss  seiner  ruhmrei- 
chen Laufbahn  einen  in  vieler  Beziehung  beherzigens- 
werthen  Vortrag  gehalten,  welcher  in  den  Annales  d.  1. 
soc.  entomologique  de  France  4.  ser.  IV.  p.  567 — 628  un- 
ter dem  Titel :  „De  ia  direction  ä  donner  aux  etudes  ento- 
mologiques"  abgedruckt  ist.  Indem  Verf.  in  diesem  Vor- 
trage den  sehr  wahren  und  für  die  heutige  Zeit  doppelt 
gültigen  Ausspruch  Latreille's,  dass  man  leider  den 
Reaumur'schen  Weg  verlassen  habe  und  dass  die  En- 
tomologie sich  jetzt  auf  eine  ebenso  langweilige  als  un- 
entwirrbare Namengebuiig  beschränke,  auszuführen  sucht, 
weist  er  auf  die  eigentlich  wissenschaftlichen  Seiten  die- 
ses Feldes,  auf  die  Entwickelungsgeschichte,  Biologie  und 
Anatomie  der  Insekten  hin,  um  sie  den  heutigen  Bestre- 
bungen, die  Gattungen  in's  Unendliche  zu  vermehren,  ge- 
genüber als  das  wahre  Ziel  der  Forschung  zu  bezeichnen. 
In  diesem  Sinne  auf  die  einzelnen  Ordnungen  der  In- 
sekten (und  zugleich  auf  die  Arachniden)  eingehend, 
giebt  D.  innerhalb  dieser  ein  mehr  oder  weniger  ausführ- 
liches Resume  über  die  in  biologischer  und  anatomischer 
Beziehung    interessantesten  Formen    derselben    und  über 

Archiv  für  Naturg.  XXX.  Jahrg.  2.  Bd.  Z 


386     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

die  wichtigsten  mit   ihrer  Lebensweise  verknüpften  phy- 
siologischen Erscheinungen. 

Wenn    uns    der  um    die  Entomotomie    hochverdiente  Verf.    in 
diesem  seinen  Schwanengesang  vorzugsweise  und   man  kann  sagen : 
fast  ausschliesslicli  —  die  Resultate  seiner  eigenen,    sich  über  mehr 
als    ein    halbes    Jahrhundert  verbreitenden    und  in  morphologischer 
Beziehung  allerdings  sehr  umfassenden  Untersuchungen  vor  die  Au- 
gen führt,  so  wird  uns     dies  an  dem  83jährigen  Manne    um  so  we- 
niger wundern,  als   wir  es  auch  an  den  Arbeiten  seiner  besten  Jahre 
eben  nicht   anders  gewohnt  sind.      Einerseits    durch  seinen  von  den 
Centren    der  Wissenschaft  entlegenen  Wohnsitz,    andererseits  durch 
die    seine  Nation  kennzeichnende  wissenschaftliche  Exclusivität  nichts 
weniger     als    mit    den   Forschungen    seiner    Zeitgenossen    vertraut, 
bewegte    er   sich    sein   ganzes    Leben    hindurch    nur    in,  einem   be- 
stimmten 5    durch   selbständige    Untersuchungen   gewonnenen  Kreise 
von  Anschauungen,  welchen  zu  modificiren  oder  zu  erweitern  er  sich 
nie  veranlasst    fühlte    —  und  dieser    ist  es  eben,  welcher  uns  auch 
hier  wieder  fast  ausschliesslich    eröffnet   wird.     Auch  hier  tritt  uns 
dieselbe  Wohlgefälligkeit,  mit  welcher  D.  gewöhnlich  auf  die  Errun- 
genschaften seines    »scalpel«    hinweist,   zugleich   aber  noch  dieselbe 
Liebe,    der    gleiche   Enthusiasmus   für  das  Objekt  seiner  Forschung 
entgegen  und  wenn  man  die  Resultate  derselben  auch  als  einseitige, 
in    mancher    Beziehung    sogar    als  irrige  bezeichnen  muss,    so  kann 
man  ihnen  wenigstens  eine  grosse  Reichhaltigkeit  ebenso  wenig  ab- 
sprechen, als  man    dem  Verf.   selbst   eine  seltene  Beharrlichkeit  und 
Mühseligkeit,    so    wie   den  seiner  Nation  so  häufig  mangelnden  wis- 
senschaftlichen Ernst  ohne  Weiteres  zugestehen  muss.      In  der  von 
ihm  gegebenen  Schilderung  des  status  quo  der  Wissenschaft  finden 
wir  nicht  diesen,    wie    er  thatsächlich  existirt,   sondern  wie  er  sich 
dem  Gesichtskreise  D.'s  nach   eigenen  Erlebnissen    und  Ergebnissen 
darstellt,  nicht  eine  Geschichte  der  Wissenschaft,  sondern  eine  wis- 
senschaftliche Biographie  des  Verf. 's.     Es  ist  daher  auch  weniger  der 
Inhalt  der  Schrift  im  Einzelnen  als  die  Idee,  welche  ihr  zu  Grunde 
liegt,  dasjenige,    was  sie  immerhin  als    lesens-    und    beachtenswerth 
erscheinen  lässt.     In  ersterer  Hinsicht  machen  sich  so  zahlreiche  und 
wichtige    Lücken  fühlbar,    dass     man    mit   denselben   Seiten   füllen 
könnte ;   dieselben   stehen  zu    dem  vom  Verf.  Hervorgehobenen  fast 
gerade   in  demselben  Verhältniss ,    wie    die   ausserhalb    Frankreichs 
gewonnenen  Erfahrungen  zu  den  Beobachtungen  französischer  For- 
scher.    Das  Nationalitäts-Prinzip  wird  vom  Verf.  im  vollsten  Maasse 
aufrecht  erhalten,  denn  er  kennt  weder  —  oder  erwähnt  wenigstens 
nicht  —  die  nach  allen  Seiten  hin  so  tief  eingreifenden  Arbeiten  v. 
Siebold's,  noch  die  auf  einzelnen  Gebieten  so  erfolgreichen  Unter- 


der  Entomologie  während  der  J.  1863—64.  387 

suchungen  L  o  e  w's.  Braue  r's,  L  e  y  d  i  g's  u.  A.  Die  Parthenogenesis 
der  Bienen  scheint  für  ihn  ebenso  wenig  zu  existiren  als  die  —  von 
ihm  mit  Stillschweigen  übergangene  —  eigenthümliche  Copulation  der 
Libellen  ihre  Würdigung  erhält;  die  Larve  von  Panorpa  gleich  der- 
jenigen von  Mantispa  ist  nach  ihm  heute  noch  ebenso  wenig  be- 
kannt wie  vor  zw^anzig  Jahren  —  da  sie  eben  in  Frankreich  nicht 
entdeckt  worden  sind. 

How  to  collect  and  observe  Insects,  by  A.  S.  Pa- 
ck a  r  d  (from  the  Report  of  the  Maine  scientific  survey 
for  1862).  Aiigiista,  18G3.  (8.  79pag.).  Ein  praktischer 
Anweis  zum  Sammeln  und  Beobachten  von  Insekten  mit 
besonderer  Rücksicht  auf  die  Nord-Amerikanische  Fauna; 
es  wird  in  demselben  auf  die  wichtigsten  Familien  der 
einzelnen  Ordnungen,  welche  in  Holzschnitten  dargestellt 
werden,  eingegangen  und  ihre  Lebensweise  kurz  erörtert. 

Nachdem  auf  die  Form-Analogieeu;  welche  häufig 
zwischen  sonst  ganz  heterogenen  Insekten  verschiedener 
Ordnungen  existiren,  zuerst  von  Westwood  hingewie- 
sen, in  neuerer  Zeit  aber  besonders  von  Osten-Sacken 
und  Bat  es  darauf  aufmerksam  gemacht  worden  ist,  dass 
sich  derartige  Aehnlichkeiten  häufig  auf  bestimmte  biolo- 
gische Beziehungen  zurückführen  lassen,  hat  man  diesen 
von  Bates  als  „mimetic  species'^  bezeichneten  Formen 
eine  nähere  Aufmerksamkeit  zugewandt.  Ref.  hat  dieses 
Thema  bei  Gelegenheit  einer  Charakteristik  von  zwei  in 
ihrem  Habitus  auffallend  an  bestimmte  Coleopteren-Gat- 
tungen  erinnernde  Orthopteren  aus  der  Familie  der  Gryl- 
loden  (Stettin.  Entom.  Zeit.  XXIV.  p.  408—436)  in  der 
Weise  behandelt ,  dass  er  die  hauptsächlichsten  dieser 
gleichsam  intendirten  Nachbildungen  sowohl  aus  densel- 
ben als  aus  verschiedenen  Ordnungen  der  Insekten  ein- 
ander gegenübergestellt  und  besonders  darauf  hingewie- 
sen hat,  wie  häufig  sich  dergleichen  Formen  mit  erborg- 
tem Habitus  an  gleiclien  Orten  mit  ihren  Originalen  vor- 
finden. Er  macht  u.  A.  auch  auf  die  besonders  oft  wie- 
derkehrende Nachbildung  der  Papilio-  und  Lycus-Form 
in  den  beiden  Ordnungen,  denen  sie  angehören,  aufmerk- 
sam und  hebt  als  besonders  frappante  Analogie  zwischen 
den  Larven    verschiedener  Ordnungen    diejenige  von  Pa- 


388     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

rapoiiyx    stratiotalis    mit   gewissen    Pliryganiden- Larven 
hervor. 

Einzelne  derartige  Fälle,  in  welchen  sich  die  Aehnlichkeit  mit 
anderen  Insekten  oder  auch  mit  Pflanzentheilen  durch  die  Beob- 
achtung als  in  direkter  Beziehung  zu  der  Lebensweise  der  betrefien- 
den  Arten  stehend  nachweisen  lässt,  werden  auch  von  Wood(Proc. 
entom.  soc.  of  London  1863.  p.  147),  Pascoe  (ebenda  1864.  p.  14) 
und  T  r  im en  (ebenda  1864.  p.  29)  zur  Sprache  gebracht.  Nach  Wood 
setzt  sich  Anthocharis  cardamines  gegen  Abend,  um  auszuruhen,  ent- 
weder an  Anthriscus  sylvestris  selbst  oder  in  die  nächste  Nähe 
dieser  Pflanze;  die  Unterseite  ihrer  Flügel  hat  mit  der  Blume  des 
Anthriscus  eine  sprechende  Aehnlichkeit  und  letztere  mag  mit  zur 
Erhaltung  der  Art,  welche  z.B.  von  Eaubinsekten,  Vögeln  u.  s.  w. 
als  solche  verkannt  wird,  dienen.  —  Von  Pascoe  wurde  ein  Ce- 
rambycide  aus  Neu-Holland  besprochen,  welcher  ganz  einem  Mala- 
•codermen  gleicht ;  Verf.  glaubt  indessen,  dass  der  vorliegende  Fall 
der  Theorie,  wonach  dem  schwächeren  Thiere  seine  erborgte  Livree 
als  Schutz  für  die  Erhaltung  der  Art  diene,  widerspreche,  da  hier 
der  Stärkere  das  Kleid  des  Schwächeren  angenommen  habe,  —  eine 
Ansicht,  welche  (ebenda  p.  14)  durch  Wallace  widerlegt  wird.  — 
I)er  von  Trimen  angeführte  Fall  bezieht  sich  zwar  auf  eine  Arach- 
hide*  mag  hier  aber  auch  gleich  seine  Erwähnung  finden.  Eine 
gelbe,  der  Gattung  Salticüs  angehörende  Spinne  setzt  sich  am  Cap 
der  guten  Hoffnung  stets  auf  die  Blüthen  von  Senecio  pubigerus  Lin., 
denen  sie  in  Färbung,  Form  und  Grösse  tä,uschend  gleicht,  um  un- 
ter, diesem  Trugmantel  einen  Schmetterling  (Leptoneura  Clytus),  der 
sich  gleichfalls  auf  die  Blüthen  jener  Pflanze  regelmässig  niederlässt, 
zu  fangen. 

Von  dieser  Aehnlichkeit  zwischen  Insekten  verschie- 
dener Ordnungen  geht  auch  Packard  in  einer  Abhand- 
lung ^On  synthetic  tvpes  in  Insects"  (Boston  Journal  of 
nat.  hist.  VII.  p.  590—603)  aus  ,  basirt  aber  auf  derselben 
Schlussfolgerungen,  welche  sich  als  durchaus  verfehlt  zu 
erkennen  geben.  Er  hat  nämlich  die  Absicht  nachzuwei- 
sen, dass  in  ganz  analoger  Weise,  wie  sich  nach  x\  gas  siz 
in  den  Öelachiern  die  Charaktere  aller  übrigen  Ordnun- 
gen der  Fische  vereinigen ,  unter  den  lebenden  Insekten 
die  Neuropteren  diejenigen  seien,  welche  Typen  aller 
übrigen  Ordnungen  aufzuweisen  und  daher  als  „syntheti- 
sche Formen"  zu  gelten  hätten. 

Veif.    macht    sich   diesen   Nachweis    zunächst    dadurch  leicht, 


der  Entomologie  während  der  J.  1863—64.  389 

dass  er  die  Neuroptereu  im  alten  Linne'schen  Sinne  annimmt,  in 
welchem  sie  bekanntlich  keine  auch  nur  annähernd  natürliche  Ab- 
gränzung  haben,  dann  aber  auch  dadurch,  dass  er  Formen,  wie  Le- 
pisma,  welche  in  morphologischer  Beziehung  wie  nach  der  Meta- 
morphose entschiedene  Orthopteren  sind ,  willkülirlicli  hinzuzieht. 
Seine  Ausführung  selbst  beruht  nun  ausschliesslich  auf  der  Darle- 
gung der  zwischen  verschiedenen  Neuroj)teren  (in  der  von  ihm  an- 
genommenen Ausdehnung)  und  einzelnen  Formen  anderer  Insekten- 
Ordnungen  existirenden  Analogieen,  welche  zwar  in  biologischer  Hin- 
sicht häufig  gewiss  nicht  ohne  Beläng,  in  systematischer  dagegen 
ofienbar  ganz  unwesentlich  sind,  da  sie  niemals  Affinitäten  erkennen 
lassen.  Die  Gattung  Lepisma  ward  als  Repräsentant  der  Myriopo- 
den  (Gatt.  Scolopendrella),  Ascalaphus  als  ein  solcher  für  die  Lepi- 
dopteren,  Bittacus  für  die  Dipteren  (Tipula)  angesehen.  Besonders 
aufiallende  üebereinstimmungen  sowohl  in  der  Thoraxbildung  als  im 
Flügelgeäder  findet  Verf.  zwischen  der  Gattung  Gorgopis  (Hepiali- 
den)  und  Polystoechotes  (Hemerobiiden);  andere  Analogieen  zwischen 
den  Phryganiden-  und  Psychiden-Larven,  zwischen  der  jungen  Larve 
von  Meloe  und  Perla,  zwischen  Psocus  und  Aphis,  Atropos  und  Ci- 
mex,  zwischen  Ameisen  und  Termiten.  Die  meisten  dieser  Analo- 
gieen sind  ebenso  unzweifelhaft,  als  oft  anerkannt  und  besprochen ; 
wie  sie  indessen  den  Beweis  dafür  abgeben  sollen,  dass  sich  in  den 
Xeuropteren  (auch  selbst  im  Sinne  des  Verf.'s)  die  Charaktere  der 
übrigen  Insekten  vereinigen  sollen,  ist  nicht  abzusehen,  wenn  man 
eben  nicht  aus  Unkenntniss  Aehnlichkeiten  mit  Charakteren  verwech- 
selt. Das  Letztere  ist  aber  eben  bei  den  Spekulationen  des  Verf.'s 
der  Fall. 

Gleichsam  Im  Gegensatze  zu  den  „mimetlc  species" 
steht  der  höclist  merkwürdige  Dimorphismus  und  selbst 
Polymorphismus,  wie  er  schon  seit  längerer  Zeit  aus  den 
Sammlungen  für  gewisse  Arten  von  Tagfaltern  bekannt 
war,  auf  Grund  selbstständiger  Beobachtungen  aber  durch 
Wallace  (Proceed.  entom.  soc.  af  London  1864.  p.  15) 
jetzt  noch  näher  festgestellt  worden  ist.  Von  Papilio 
Memnon  kommt  das  Männchen  überall  in  gleicher  Form 
(schwarz,  mit  abgerundeten  Hinterflügeln)  vor,  während 
vom  Weibchen  zwei  verschiedene  Formen  existiren,  deren 
eine  vom  Männchen  durch  sehr  verschiedene  Färbung  und 
Zeichnung,  die  andere  durch  lang  spateiförmig  geschwänzte 
Hinterflügcl  abweicht.  Beide  Formen  variiren  an  der- 
selben Lokalität,  ohne  jedoch  durch  Zwischenglieder  ver- 
mittelt zu  werden ;  die  Männchen  paaren  sich  mit  beiden 


890     Gerstaecker:  Bericlit  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

Formen  und  erzeugen  eine  Nachkommenschaft,  welche 
auch  ihrerseits  wieder  nur  dem  weiblichen  Theile  nach 
variabel  ist.  —  Bei  Pap.  Ormenus  kommt  selbst  ein  Tri- 
morphismus  vor,  indem  drei  unter  einander  verschiedene 
Formen  des  Weibchens  existiren ,  welche  zugleich  alle 
vom  Männchen  sehr  abweichen. 

Achnliche  Mittheilungen  über  Papilio  Turnus  machte 
Walsh  (Proceed.  entom.  soc.  of  Philadelphia!,  p.349). 
Das  Männchen  dieser  Art  ist  immer  gelb  gefärbt,  das 
unter  zwei  Namen  (Turnus  und  Glaucus)  beschriebene 
Weibchen  in  New- York  und  Neu-England  ebenfalls  gelb, 
im  Süden  von  Illinois  stets  schwarz.  Bei  Philadelphia 
hat  die  Zucht  aus  Eiern  üebergänge  von  der  einen  Fär- 
bung des  Weibchens  zu  der  anderen  ergeben. 

Es  kann  übrigens  schon  jetzt  nach  unseren  Samm- 
lungen kaum  einem  Zweifel  unterliegen,  dass  zahlreiche 
analoge  Fälle  und  überhaupt  viele  anderweitige  auf  Va- 
riation, gleichartige  Fortpflanzung  u.  dgl.  beruhende  Be- 
ziehungen zwischen  solchen  tropischen  Insektenformen  exi- 
stiren, welche  wir  bisher  aus  Mangel  an  direkten  Beob- 
achtungen noch  als  selbstständige  Arten  ansehen  zu  können 
glaubten.  Ein  vollgültiges  Zeugniss  hierfür  liefern  die 
wichtigen  Resultate,  welche  die  allerdings  Jahre  lang 
fortgesetzten  und  mit  grosser  Sorgfalt  angestellten  Beob- 
achtungen von  H.W.  Bates  über  die  Insektenfauna  des 
Amazonenstromes  zu  Tage  gefördert  haben.  Das  schon 
im  J.  1863  erschienene  Reisewerk  desselben :  The  natu- 
ralist  on  the  River  Amazons  :  a  record  of  adventures,  ha- 
bits  of  animals,  sketches  of  Brazilian  and  Indian  life  and 
aspects  of  nature  under  the  Equator,  during  eleven  years 
of  travel  (London,  J.  Murray,  2  vols  in  8.),  welches  den 
hiesigen  Bibliotheken  im  Original  leider  fehlt,  ist  dem 
Ref.  ausser  durch  Anzeigen  in  den  Annais  of  nat.  bist. 
3.  ser.  XII.  p.  391,  in  der  Natural  history  review  u.  s.  w. 
erst  in  neuester  Zeit  aus  einer  deutschen  Uebersetzung  : 
„Der  Naturforscher  am  Amazonenstrom ;  Leben  der  Thiere, 
Sitten  und  Gebräuche  der  Bewohner,  Schilderung  der 
Natur  unter  dem  Aequator  und  Abenteuer  während  eines 


der  Entomologie  wälirend  der  J.  1863 — 64.  391 

elfjährigen  Aufenthalts,    von    H.    W.   Bat  es    (Aus   dem 
Englischen.  Leipzig  186(3.  8.   416  S.   mit  8  Kpfrtf.)  näher 
bekannt  geworden.  Dasselbe  giebt  eine  etwas  nüchterne, 
von  dem  gewöhnlichen  Enthusiasmus  der  Reisenden  viel- 
leicht   allzufreie    Schilderung    der  grossartigen  Natur  im 
Urwalde,  indem  es  sich  vorwiegend  und  fast  ausschliess- 
lich auf    die    einzelnen    Objekte,    dagegen  wenig  auf  die 
landschaftliche  Scenerie  einlässt.     Ueberhaupt  scheint  die 
Pflanzenwelt  den  Verf.  weniger,  desto  mehr  dagegen  die 
Thierwelt  angezogen  zu  haben  und  ganz  besonders  ist  es 
dfe  Ornithologie  und  Entomologie,  welche  ihm  die  wich- 
tigsten   und    interessantesten    biologischen    Mittheilungen 
verdankt.     Während  die  Resultate  der  meisten  naturwis- 
senschaftlichen   Reisen   sich   auf   eine  grössere  oder    ge- 
ringere Anzahl    todter  Tierkörper  reduciren,   über    wel- 
che    aus   Mangel    an    Specialkenntnissen    oft     nicht    die 
geringste    Auskunft    gegeben   werden   kann,    hat   Bat  es 
es  sich  neben    dem  Herbeischaffen  eines  ausserordentlich 
reichen  Materials   ganz   besonders    angelegen  sein  lassen, 
das  Ineinandergreifen    der  Organismen    im  Leben  zu  er- 
gründen.    Wie  wichtige  allgemeine  Gesichtspunkte  er  in 
dieser   Richtung    in  das  Auge    gefasst  hat,   ist  bereits  im 
letzten  Jahresberichte  bei  Gelegenheit  seiner  Abhandlung 
über  das  Variiren  der  Arten,  das  allmähliche  Hervorbil- 
den neuer,  über  die  „mimetic  species^  u.  s.  w.   hervorge- 
hoben worden.     Das  vorliegende  Werk  behandelt  derar- 
tige Fragen  gelegentlich  öfter,  z.  ß.  die  Variabilität  der 
Arten    (p.  255—265  des  Originals,   „On    the  Variation    of 
species^,  Entomol.  Annual  f.  1864.  p.  87  ff.) ,    die  geogra- 
phische Verbreitung    derselben,    die    faunistische  Ueber- 
einstimmung  des  vom  Verf.  bereisten  Distriktes  theils  mit 
Guyana,  theils  mit  dem  mittleren  Brasilien  u.  s.w.;    aus- 
serdem geht  es  aber  auch  vielfach  auf  die  Lebensverhält- 
nisse   bestimmter  Formen,    wie   besonders    der  Ameisen, 
Termiten,  Wespen,  Cicaden  in  sehr  viel  speziellerer  Weise 
ein,  als  wir   dies   sonst  an  naturwissenschaftlichen  Reisen 
gewohnt  sind.     Ein  elfjähriger  Aufenthalt  an  den  Ufern 
des  Amazonenstroms  und  ein  genaues  Durchforschen  ver- 


392     Gerstaecker:  Bericht  üb    d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

schiedener  Hauptstationen  (nach  Westen  über  Ega  hinaus 
bis  nach  St.  Paulo)  hat  dem  Verf.  aber  auch  gleichzeitig 
ein  Material  verschafft,  wie  es  ausser  Wallace  wohl 
noch  Niemand  zusammengebracht ;  dasselbe  beläuft  sich 
auf  14,712  Arten,  von  welchen  14,000  allein  den  Insekten 
angehören  und  von  denen  sich  bei  der  Rückkehr  nach 
England  8000  als  bisher  unbekannt  herausgestellt  haben. 

Benj.  Walsh,  On  certain  remarkable  or  exceptio- 
nal  larvae ,  Coleopterous ,  Lepidopterous  and  Dipterous, 
with  descriptions  of  several  new  genera  and  species,  and 
of  several  species  injurious  to  Vegetation ,  which  have 
been  already  published  in  agricultural  Journals  (Proceed. 
Boston  soc.  of  nat.  bist.  IX.  p.  286— 318).  Es  bringt  diese 
Abhandlung  wie  die  meisten  des  mit  besonderem  Scharf- 
sinn und  feiner  Beobachtungsgabe  ausgestatteten  Verf.'s 
neben  einer  Anzahl  (gehörigen  Orts  angeführter)  ausge- 
zeichneter neuer  Formen  ganz  besonders  verschiedene 
sehr  interessante  biologische  Verhältnisse  Nord-Amerika- 
nischer Insekten  zur  Sprache,  welche  nebst  mehrfachen 
Mittheilungen  über  die  früheren  Stände  mehrerer  Arten 
und  über  solche,  die  sich  den  Nutzgewächsen  als  schäd- 
lich erwiesen  haben,  hier  zusammengestellt  sein   mögen. 

Der  vom  Verf.  öfter  beobachtete  Aufenthalt  von  Cicindela 
sexguttata  Fab.  unter  der  Einde  von  Eichenstämmen,  welcher  sehr 
auffallend  erscheinen  muss,  lässt  ihn  eine  abweichende  Lebensweise 
der  Larven,  welche  vielleicht  auf  Holzbohrer  Jagd  machen,  vermu- 
then.  —  Cotalpa  lanigera-  wurde  von  ihm  öfter  im  Mai  in  Garten- 
erde gefunden,  daher  ihre  Larve  wahrscheinlich  (abweichend  von 
Pelidnota  punctata  Lin.)  an  lebenden  Wurzeln  nagt;  eine  unbekannte 
Elateriden-Larve  zeigte  sich  in  den  Weststaaten  als  Zerstörerin  von 
jungen  Kornsaaten.  Die  Larve  von  Xyloryctes  satyrus  nährt  sich 
nicht  von  Holzmulm,  sondern  von  Graswurzeln.  —  Bei  zwei  Schmet- 
terlings -  Arten  derselben  Gattung  Halesidota  (Hai.  Antiphola  und 
tessellaris)  und  sogar  bei  zwei  Arten  verschiedener  Gattungen  (Sphin- 
gicampa  distigma  und  Dryocampa  bicolor)  tritt  nach  der  Mitthei- 
lung des  Verf.'s  der  sonderbare  Fall  ein,  dass  sie  im  Zustande  der 
Imago  kaum  von  einander  zu  unterscheiden  sind,  während  die  Kau- 
pen sehr  auffallend ,  in  letzterem.  Falle  selbst  durch  generische 
Merkmale  von  einander  abweichen.  Verf.  wirft  dabei  die  Frage 
auf,  ob  während  eines  Zeitraums  von  Jahrtausenden  durch  ununter- 


der  Entomologie  während  der  J.  18G3-64.  398 

brochenen  Wechsel  der  Nahruno-  die  äussere  Erscheinung  der  Larve 
geändert  werden  könne,  ohne  dass  die  Imago  davon  berührt  werde. 
Dass  dergleicheij  Veränderungen  der  Nahrung  bei  manchen  Insekten 
vorkommen,  bezeugt  Clytus  pictus,  dessen  Larve  gegenwärtig  den 
Heuschreckenbaum  angreift  und  verwüstet  und  zwar  in  Gegenden, 
wo  sie  es  vor  25  Jahren  nicht  gethan  hat.  In  manchen  Gegenden 
(Rock  Island)  ist  dies  selbst  heut  zu  Tage  nicht  der  Fall,  während 
hier  der  Wallnussbaum  von  derselben  Larve  angegangen  wird;  der 
Unterschied  in  der  Nahrungspflanze  bringt  bei  dieser  Art  schon  eine 
verschiedene  Entwickelungszeit  mit  sich,  indem  der  Clytus  pictus 
aus  der  Wallnuss  stets  im  Frühling,  der  aus  dem  Heuschreckenbaum 
stets  im  Herbst  erscheint.  Verf.  benutzt  diese  und  einige  andere 
ver-wandte  Beispiele  dazu,  um  den  allmählichen  Uebergang  zwischen 
Race  und  Art  und  die  Entstehung  der  Arten  aus  einander,  sei  es  durch 
Vererbung  gewisser  Eigenthümlichkeiten,  sei  es  durch  Veränderung 
der  Lebensweise,  Nahrung  u.  s.  w.  als  wahrscheinlich  hinzustellen. 
Er  kennt  nämlich  1)  Fälle,  wo  aus  gleichen  Larven,  aber  mit  ver- 
schiedener Lebensweise  und  Futterpflanze  gleiche  Imagines  entste- 
hen; 2)  Fälle,  w^o  aus  constant  verschieden  gefärbten  Larven  gleiche 
Imagines  hervorgehen ;  3)  wo  aus  Larven  von  verschiedener  Körper- 
form, Haarbekleidung  u.  s.  w.  nicht  unterscheidbare  Imagines  her- 
vorgehen ;  4)  wo  aus  Larven  von  ganz  verschiedenem  Körperbau 
sich  Imagines  entwickeln,  die  ausschliesslich  in  einem  Körpertheil 
(z.  B.  kürzer  oder  länger  gekämmte  Fühler)  Unterschiede  erkennen 
lassen;  alle  diese  Fälle  bilden  die  allmählichsten  Uebergänge  zu  dem 
5)  wo  verschiedenen  Larven  verschiedene  Imagines  entsprechen, 
wo  also  der  Art  -  Unterschied  in  allen  Entwickelungsstadien  ausge- 
drückt ist.  —Eine  neue  Beobachtung  ist  es  ferner  (p.  800).  dass  die 
Conops-Arten  auch  in  Schmetterlingsraupen  parasitiren;  Verf.  erzog 
Conops  analis  Fab.  (?)  aus  Limacodes  (?)  hyalinus  und  zwar  aus  dem 
Cocon  desselben,  ein  Jahr  nach  der  Verpuppung.  —  Von  Dipteren- 
Larven  beschreibt  Verf.  zunächst  die  eines  nicht  näher  bestimmten 
Tabanus  nebst  ihrer  Puppe.  Die  Larve  weicht  von  der  durch  d  e 
Geer  bekannt  gemachten  dadurch  ab,  dasä  sie  nicht  nur  centrale, 
sondern  auch  dorsale  Pseudopodien  besitzt ;  dieselbe  lebt  auch  nicht 
unter  der  Erde,  sondern  im  Wasser  und  ernährte  sich  von  Planor- 
bis,  welche  sie  ausw^eidete.  Sodann  die  Larve  und  Puppe  von  Midas 
fulvipes,  n.  A.  aus  Illinois;  erstere  fand  Verf.  in  dem  Mulm  eines 
hohlen  Baumes  zusammen  mit  anderen  Insektenlarven,  von  denen 
sie  sich  offenbar  nährt.  —  Den  Schluss  der  Abhandlung  bildet  eine 
Zusammenstellung  derjenigen  in  Nord- Amerika  schädlich  auftreten- 
den Insekten  aus  den  Ordnungen  der  Coleoptera^^  Orthoptera,  Lepi- 
doptera  und  Hemiptera,  welche  Verf.  in  verschiedenen  landwirth,- 
schaftlichen  Journalen  beschrieben  und    in   ihrer  Lebensweise  und 


394     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

ihren  Eingriffen  erörtert  hat.      Einige  derselben  werden  hier  noch- 
mals charakterisirt  und  durch  Holzschnitte  erläutert. 

Eine  interessante  Mittheilung  über  das  Vorkommen 
parasitischer  Dipteren -Larven  unter  der  Haut  verschie- 
dener Neu  -  Holländischer  Batrachier  ist  von  Gerard 
Krefft  (Transact.  entom.  soc.  of  New -South -Wales  I. 
p.  100  f.  pl.  8)  gemacht  worden :  „Notes  on  the  metamor- 
phosis  of  a  Dipterous  Insect  of  the  genus  Batrachomyia 
M.  Leay^  the  larva  of  which  is  parasitical  upon  various 
species  of  Australian  Frogs.^  Diese  Larven,  welche  lei- 
der ebenso  wenig  wie  das  entwickelte  Insekt  näher  cha- 
rakterisirt werden,  kommen  in  verschiedenen  Fröschen, 
besonders  in  Cystignathus  Sydneyensis ,  Pseudophryne 
Bibreni  und  Hyla  citropus,  und  zwar  häufig  zu  2  bis  4 
Individuen  vor.  Sie  sitzen  unter  der  Haut  des  Nackens, 
sind  im  April  ausgewachsen,  bohren  sich  dann  aus  dem 
Frosch,  der  dabei  zu  Grunde  geht,  heraus  und  liefern 
32  Tage  nach  der  Verpuppung  das  Insekt,  eine  gelbe 
Fliege  von  mittlerer  Grösse,  welche  nach  der  sehr  un- 
vollkommenen Abbildung  zu  der  Familie  der  Muscarien 
zu  gehören  scheint.  (Vgl.  darüber  auch  Brauer  in  den 
Verhandl.  der  zoolog. -botan.  Gesellsch.  zu  Wien  XIV. 
p.  894  f.) 

Laboulbene,  Sur  des  larves  de  Dipteres  trouvees 
dans  les  tuniques  de  l'estomac,  les  replis  peritoneaux  et 
la  paroi  abdominale  chez  des  Grenouilles  (Annal.  soc. 
entom.  de  France  4.  ser.  III.  p.  14  ff.).  Bei  Untersuchung 
mehrerer  Exemplare  des  grünen  Frosches  und  der  ge- 
meinen Kröte  fand  Verf.  besonders  in  den  Magenwan- 
dungen schwarze  Flecke,  welche  sich  bei  näherer  Unter- 
suchung als  von  kleinen  encystirten,  aber  bereits  abge- 
storbenen Dipteren  -  Larven  herrührend  erwiesen.  Diese 
Larven  waren  pseudocephale,  an  den  elf  Körperringen 
mit  Hakenkränzen  versehen  und  IY2  bis  4  Mill.  lang,  of- 
fenbar einer  Muscinen-Gattung  angehörig.  Die  Frösche, 
welche  sie  beherbergten,  waren  vollkommen  lebensfrisch. 

Houghton,  On  the  occurrence  of  living  Water- 
Beetles    in   the    intestines  of  the  common  Trout  (Annais 


der  Entomologie  während  der  J.  18G3 — 64.  395 

Salmo  fcarlo  zwei  kleine  branne  Wasserkäfer  (die  Art 
nicht  bestimmt)  im  Darm,  etwa  V2  ^oU  von  der  Afteröff- 
nung entfernt,  lebendig  vor.  Yerf.  wirft  die  Frage  auf, 
ob  dieselben  nicht  etwa  durch  den  After  Eingang  gefun- 
den haben  möchten. 

Co  in  de,  Note  pour  servir  ä  l'histoire  des  oiseaux 
inscctivores  (Compt.  rendus  de  l'acad.  de  Paris.  T.  56. 
p.  878,  Rev.  et  Magas.  de  Zool.  2.  ser.  XVI.  p.  5  f.)  fand 
am  Meeresstrande  bei  Bona  zahlreiche  Exkremente  insek- 
tenfressender Vögel  von  5  Centim.  Länge,  starkem  Mo- 
schusgeruch und  auffallendem  Metallglanz.  Sie  bestanden 
stets  aus  einer  und  derselben  Helops-Art,  welche  oft  noch 
ziemlich  unversehrt  darin  enthalten  war,  im  lebenden 
Zustande  aber  nur  sehr  sparsam  vorkam.  Die  Exkremente 
anderer  Vögel  enthielten  häufig  ebenso  nur  die  Ueber- 
bleibsel  eizelner  Insekten  -  Arten,  wie  Isocerus,  Copris, 
Julus,  so  dass  also  gewisse  Insekten  manchen  Vögeln 
ausschliesslich  zur  Nahrung  dienen. 

Girard,  Note  sur  une  curieuse  adherence  de  mas- 
ses  poUiniques  d'Orchidees  aux  pieces  cephaliques  de 
divers  Insectes  mellivores  (Annal.  soc.  entom.  de  France 
4.  ser.  IV.  p.  153  f.)  erwähnt  dreier  Schmetterlinge  (da- 
runter Anthocharis  cardaraines  und  Hesperia  linea)  und 
eines  Käfers  (Strangalia  melanura),  an  deren  Kopf  oder 
Augen  Pollinien  von  Orchideen  angeheftet  waren.  (Das 
interessante  Werk  von  Darwin  scheint  dem  Verf.  bei 
seiner  Mittheilung  nicht  bekannt  gewesen  zu  sein.) 

Sti erlin  (Mittheil.  d.  Schweiz.  Entom.  Gesellsch. 
1863.  p.  119j  fand  Anobium  paniceum  in  zahlreichen 
Exemplaren  aller  Entwickelungsstadien  in  einer  verschlos- 
senen Büchse  mit  gepulverter  Belladonna- Wurzel ;  da 
die  Larven  sich  offenbar  von  dem  Pulver  ernährten  ,  so 
liefert  der  Fall  von  Neuem  einen  Beweis  für  die  sehr 
verschiedene  Wirkung  der  Gifte  auf  verschiedene  Orga- 
nismen. 

Eine  ganz  analoge  Mittheilung  von  Thom.  Fräser: 
„On  the  moth  of  the  Esere,  or  Ordeal-Bean  of  Old-Ca- 
labar^    (Annais   of   nat.    bist.  3.  ser.  XIII.  p.  389  ff.)    be- 


396     Gerstaecker:  Bericlit  üb.   d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

of  nat.  hist.  3.  ser.  XI.  p.  459)  fand  bei  der  Sektion  eines 
trifft  die  Raupen  der  Deiopeia  pnlchella  Lin.,  welche  sich 
in  die  sehr  giftigen  Bohnen  von  Physostigma  venosum 
eingebohrt  imd  den  Inhalt  derselben  aiisgenagt  hatten. 

Nach  Lukomski  „Action  ciirative  du  venin  des 
Abeilles  et  des  autres  Hymenopt^res"  (Abeille  medicale 
und  Rev.  et  Magas.  de  Zool.  2.  ser.  XVI.  p.  367)  ist  die 
Anw^endung  von  Bienen-  und  Wespenstichen  ein  v^irk- 
sames  Mittel  gegen  Rheumatismus,  intermittirende  Fieber, 
Neuralgieen  u.  s.  w.  Verf.  führt  verschiedene  durch 
dieses  Mittel  bewirkte  und  von  ihm  selbst  beobachtete 
Heilungen  an  und  glaubt,  dass  es  selbst  bei  gelbem  Fie- 
ber, bei  der  Cholera  und  Pest  von  Erfolg  sein  werde. 

VV.  Coup  er,  Importance  of  Insect  architecture  to 
Entomologists  (Proceed.  entom.  soc.  of  Philadelphia  I. 
p.  370  f.)  Ein  Hinweis  auf  das  Interesse,  welches  das  Sam- 
meln biologischer  Objekte  für  die  Naturgeschichte  der 
Insekten  hat,  nebst  Angaben  über  die  Nester,  Cocons 
u.  s.  w.  einiger  Nord- Amerikanischer  Arten. 

In  einer  Fortsetzung  seiner  Abhandlung  über  „die 
Deutschen  Phytophagen  aus  der  Klasse  der  Insekten'^ 
(Verhandl.  d.  naturhist.  Ver.  d.  Preuss.  Rheinlande  und 
Westphalens  XXL  p.  228— 404)  hat  Kaltenbach  dieje- 
nigen Pflanzen  in  Bezug  auf  die  sich  davon  nährenden 
Deutschen  Insekten  abgehandelt,  deren  Gattungsnamen 
mit  den  Buchstaben  M,  N,  0  und  P  anfangen.  Unter 
denselben  sind  als  von  besonders  zahlreichen  Insekten- 
Arten  bewohnt  und  angegriffen  hervorzuheben :  Malva 
(21  A.),  Matricaria  (16  A.),  Medicago  (24  A.),  Melilotus 
(14  A.),  Mentha  (22  A.),  Mespilus  (15  A.),  Myrica  (14  A.), 
Ononis  (27  A.),  Pimpinella  (14  A.),  Pinus  (291  A.),  Pisum 
(16  A.),  Plantago  (82  A.),  Poa  (22  A.),  Polygonum  (30  A.), 
Populus  (251  A.),  Potentilla  (14  A.),  Primula  (27  A.),  Pru- 
nus (225  A.)  und  Pyrus  (176  A.).  Neben  den  mit  gros- 
sem Fleiss  zusammengetragenen  Beobachtungen  früherer 
Autoren  hat  Verf.  auch  in  dem  vorliegenden  Abschnitt  seiner 
Arbeit  über  die  Lebensweise  und  Nahrungspflanzen  ver- 
schiedener  Insekten    nach    eigenen  Untersuchungen  Mit- 


der  Entomologie  ^väh^e•nd  der  J.  1803 — 04.  397 

theilungen  gemaclit,  ^velclle  wir  hier  in  der  von  ihm  ge- 
gebene Reihenfolge  zusammenstellen. 

Die  Larve  von  Cheilosia  nitidula  Meig.  lebt  Mitte  Mai's  bis 
Mitte  Juni's  im  Stengel  von  Matricaria  Chamomilla,  in  welchem  sie 
einen  gegen  die  Wurzel  hin  sich  erweiternden  Gang  aushöhlt,  um  sich 
schliesslich  in  der  Erde  zu  verpuppen;  die  von  ihr  bewohnten 
Pflanzen  w^elken  hin.  —  Die  vom  Verf.  charakterisirte  Larve  des 
Phalacrus  aenens  nährt  sich  im  Juni  und  Juli  von  den  unreifen  Ache- 
nen  derselben  Pflanze.  —  p.  243  beschreibt  Verf.  die  Raupe  von 
Pyrausta  punicealis  Hbn.,  welche  sich  zweimal  im  Sommer  in  den 
zusammengezogenen  Gipfelblättern  verschiedener  Mentha-Arten  findet. 
p.  248  :  FliytoMyza  milii  n.  A.  beschrieben;  ihre  Larven  miniren  die 
Blätter  des  Hirsegrases  (Milium).  —  p.  249  wird  die  Raupe  von 
Botys  olivalis  S.  V.  beschrieben,  welche  an  schattigen  Orten  im  Mai 
zwischen  zusammengezogenen  Gipfelblättern  von  Veronica  officinalis, 
Myosotis  intermedia  u.  a.  niederen  Pflanzen  lebt.  Die  Blätter  der 
letzteren  Pflanze  werden  im  Juni  und  im  September  zugleich  von 
einer  Agromyza-Larve  (Agr.  myosotidis  Kalt.)  minirt.  —  p.  252  wird 
der  Raupensack  und  die  Raupe  einer  auf  Myrica  lebenden  Coleophora 
(Col.  myricae?  —  viminatella  Staint.?;  charakterisirt.  —  p.  258f. 
Die  Larve  von  Agromyza  orbona  Meig.  minirt  die  Blätter  von  Ononis 
spinosa  und  repens ;  dasselbe  ist  mit  der  Larve  von  Phytomyza  pisi 
Kalt,  der  Fall,  während  zwischen  den  zusammengezogenen  oberstän- 
digen Blättern  derselben  Pflanze  die  Raupen  der  Gelechia  anthylli- 
della  leben.  —  p.  265.  Aus  gesellig  in  dem  verdickten  unteren  Sten- 
geltheil von  Orobranche  rapum  lebenden  Larven  erzog  Verf.  Chyliza 
atriseta  Meig.;  in  den  jungen  Samen  des  Fruchtknotens  derselben 
Pflanze  fand  er  die  Larve  einer  neuen  Phytomyza-Art  (/Viy^  orobran- 
chia  Kalt.).  —  p.  313.  Die  Raupe  von  Elachista  nigrella  Haw.  fand 
Verf.  zu  zwei  Generationen  in  den  schmalen  Blättern  von  Poa  ne- 
moralis,  deren  beide  Hälften  sie  nach  einander  der  Länge  nach  aus- 
frisst.  (Raupe  charakterisirt.)  —  p,  317.  Anthomnia  fohjcjoni  n.  A. 
nebst  Larve  (in  Polygonum  dumetorum  minirend)  beschrieben ;  an 
derselben  Pflanze  minirt  auch  die  Raupe  von  Gracilaria  phasianipe- 
nella  Hübn.  —  p.  336.  Die  Larve  von  Agromyz-n  populi  n.  A.  mi- 
nirt die  Blätter  von  Populus  nigra  und  dilatata,  (p.  350)  diejenige 
von  Fenusa  pygmaea  Hart.,  vom  Verf.  nebst  der  Imago  speciell 
charakterisirt.  die  Blättchen  der  Potentilla  reptans  im  Juni  und  Au- 
gust, (p.  399)  diejenige  von  Agromyza  minuta  Meig.  die  Blätter  der 
kultivirten  Apfelbäume. 

Giraud,  Memoire  sur  les  Tnsectes  qni  vivent  sur 
le  Roseau  commun  (Phragmites  communis  Trin.)  et  plus 
specialement  sur  ceux  de  i'ordre  des  Hymenopt^res  (Ver- 


398     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

handl.  d.  zoolog.-botan.  Gesellsch.  zu  Wien  XIII.  p.  1251 
— 1288).  Verf.  behandelt  in  dieser  sehr  sorgfältigen  Ab- 
handlung, welche  reich  an  neuen  biologischen  Beobach- 
tungen ist,  einerseits  die  Dipteren,  andererseits  die  Hyme- 
nopteren,  welche  in  Phragmites  communis  leben  und  zwar 
von  letzteren  nicht  nur  diejenigen,  welche  ihre  Brutzellen 
im  Rohr  anlegen,  sondern  auch  solche,  welche  theils  als 
Parasiten  dieser,  theils  der  Dipteren  von  ihm  beobachtet 
worden  sind. 

Es  leben  in  Phragmites  communis  zunächst  die  Larven  elf  ver- 
schiedener Dipteren:  Lipara  lucens  Meig.,  tomentosa  Macq.,  similis 
Schin.,  Cecidomyia  inclusa  Frfld.,  fin-agmitis  n.  A.,  Lasioptera  fle- 
xuosa  Winn.  und  arundinis  Schin.,  Chlorops  tarsata  Fall,,  Oscinis 
pusilla  Meig.,  Leptomyza  gracilis  Meig.  und  Macronychia  anomala 
Zett. ;  die  ersten  zehn  nähren  sich  von  dem  Gewebe  verschiedener 
Pflanzentheile,  in  welchem  sie  zum  Theil  gallenartige  Wucherungen 
hervorrufen,  die  letzte  dagegen  lebt  parasitisch  an  einem  Hymeno- 
pteron  (Cemonus).  Aus  ersteren  hat  Verf.  durch  Zucht  14  verschie- 
dene parasitische  Hymenopteren  aus  den  Familien  der  Ichneumoni- 
den,  Braconiden  und  Chalcidiern  erhalten,  welche  hier  sämmtlich  ge- 
nau beschrieben  werden  und  dem  grösseren  Theile  nach  neu  sind. 
—  Die  selbstständig  in  Phragmites  lebenden  vier  Hymenopteren 
gehören  theils  den  Aculeaten  (Trypoxylon  figulus  Lin. ,  Cemonus 
unicolor  Fab.  und  Osmia  leucomelana  Kirby),  theils  den  Phytopha- 
gen  (Cephus  nrundinis  n.  A.)  an;  Cemonus  unicolor  hat  aber  ausser 
dem  vorher  erwähnten  Dipteron  auch  noch  zwei  Hymenopteren  als 
Parasiten :  Mesoleius  sanguinicollis  Grav.  und  Omalus  auratus  Dhlb. 

Derselbe,  Notice  sur  les  deformations  galliformes 
du  Triticum  repens  et  sur  les  Insectes  qui  les  habitent 
(ebenda  XIII.  p.  1289  ff.).  Verf.  sieht  als  den  Erzeuger 
der  an  den  Triebspitzen  von  Triticum  repens  häufig  vor- 
kommenden Gallen  die  Larve  von  Ochthiphila  polystigma 
Meig.,  des  einzigen  von  ihm  daraus  erzogenen  Dipteron 
an.  Dagegen  sind  ihm  als  Parasiten  derselben  Gallen 
nicht  nur  zwei  Isosoma- Arten,  sondern  auch  Pimpla  gra- 
minellae  Grav.  bekannt  geworden,  ein  Umstand,  der  nicht 
nur  wegen  der  Zahl,  sondern  besonders  auch  wegen  der 
Grösse  der  Schmarotzer  auffallend  erscheinen  muss. 

Laboulbene  hat  den  in  Trüffeln  lebenden  Insek- 
ten eine  umfangreiche  Abhandlung  :    Observations  sur  les 


der  Entomologie  wälirend  der  -T.  1863—64.  399 

Insectes  tuberlvores^  avec  refutation  de  l'erreur  qui,  at- 
tribuant  les  TrufFes  a  la  piqüre  d'un  Insecte,  les  a  fait 
assimiles  aux  galles  vegetales  in  den  Annales  d.  1.  soc. 
entom.  de  France  4.  ser.  IV.  p.  69 — 114.  pl.  2  gewidmet. 
Verf.  beschreibt  im  ersten  Theil,  an  die  Untersuchungen 
Du  f  our's  über  die  fungivoren  Dipteren-Larven  anschlies- 
send, zunächst  die  ihm  als  in  Trüffeln  lebend  bekannt 
gewordenen  Insekten  -  Arten  ,  weiche  den  Dipteren  (ver- 
schiedene Helomyza-Arten,  Cyrtoneura  stabulans,  Antho- 
myia  canicularis,  Cheilosia  spec,  Phora  pallipes  und  Sciara 
ingenua) ,  Coleopteren  (Anisotoma  cinnamomea)  und  Le- 
pidopteren  (Tinea?)  angehören  und  zu  denen  angeblich 
auch  einige  Mjriopoden  kommen;  dieselben  werden  be- 
sonders in  ihren  ersten  Ständen  erörtert,  da  die  Arten 
selbst  bereits  genügend  bekannt  sind.  Der  zweite  Theil 
der  Arbeit  widerlegt  sodann  die  von  älteren  Autoren 
aufgestellte  Vermuthung,  dass  die  Trüffeln  von  Insekten 
erzeugte  Gallenbildungen  seien,  durch  den  Nachweis,  dass 
keine  der  darin  beobachteten  Arten  zu  den  Gallenerzeu- 
gern gehöre,  so  wie  durch  Anführung  der  Zeugnisse  ver- 
schiedener Botaniker,  wonach  die  Trüffel  ein  normaler 
unterirdischer  Pilz  sei.  Die  Abhandlung  ist  in  entomo- 
logischer Beziehung  besonders  durch  die  genaue  Darstel- 
lung der  Metamorphose  einiger  Insekten  interessant,  um 
welche  sich  alles  Uebrige  nur  als  nebensächliches  Beiwerk 
bewegt;  die  von  ihm  selbst  nicht  beobachteten  Trüffel- 
Insekten  hat  Verf.  nach  den  Angaben  früherer  Autoren 
in  seine  Arbeit  aufgenommen. 

Brauer  (Verhandl.  d.  zoolog.-botan.  Gesellsch.  zu 
Wien  XIV.  p.  891—902)  veröffentliclite  „Entomologische 
Beiträge*^,  welche  theils  dipterologischen,  theils  neuropte- 
rologischen  Inhalts  sind.  Der  dipterologische  Theil  ent- 
hält weitere  Mittheilungen  über  die  biologischen  Verhält- 
nisse der  Oestriden-Larven,  während  der  neuropterologi- 
sche  eine  Anzahl  neuer  Formen  aus  der  Familie  der 
Hemerobiiden  zur  Kenntniss  bringt.  Näheres  bei  den  be- 
treffenden Familien ! 

Frauenfeld  hat  seine  „Beiträge  zur  Metamorpho- 


384     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

sengeschichte  der  Insekten"  (Verhandi.  d.  zoolog.-botan. 
Gesellsch.  zu  Wien  XIII.  p.  213—224  und  p.  1223—1236) 
mit  weiteren  Mittheilungen  1)  über  die  Lebensweise  und 
Entwickelungsgeschichte  einer  Anzahl  von  Trypeten,  2) 
über  die  ersten  Stände  einiger  Curculionen  und  3)  einige 
Insekten  verschiedener  Ordnungen  (Orthoptera,  Coleoptera 
und  Diptera)  fortgesetzt.  Ebenso  sind  die  „Zoologischen 
Miscellen"  des  Verf.  (ebenda  XIV.  p.  147,  379  u.  681  ff.) 
zum  Theil  ento.mologischen  Inhalts.  Indem  wir  in  Be- 
treff der  darin  mitgetheilten  Beobachtungen  auf  den  spe- 
ciellen  Theil  des  Berichtes  verweisen,  wollen  wir  hier  als 
von  allgemeinerem  Interesse  hervorheben,  dass  Verf.  aus- 
ser an  den  Eiern  einiger  Blattwespen  (z.  B.  Nematus  fus- 
cus),  wo  dies  bereits  seit  längerer  Zeit  bekannt  ist,  auch 
an  denjenigen  des  Lixus  turbatus  Gyll.  ein  sogenanntes 
VVachsthum  durch  Imbibition  des  Pflanzensaftes  beobachtet 
zu  haben  glaubt. 

.. -!;  Walker,  On  the  late  swarms  of  Syrphi  in  the 
isle  of  Wight  (Entomol.  monthly  magaz.  I.  p»  139)  be- 
richtet über  das  Auftreten  von  Hundert-Tausenden  von 
Individuen  des  Syrphus  arcuatus,  pyrastri  und  balteatus 
um  die  Mitte  August's  d.  J.  1864  an  der  Küste  der  Insel 
Wight.  Er  erklärt  dieses  häufige  Auftreten  aus  dem 
massenhaften  Erscheinen  derjenigen  Aphis-Art,  von  wel- 
cher sich  wenigstens  die  Larve  des  Syrph.  pyrastri  er- 
nährt. 

In  R  0  s  s  m  a  e  s  s  1  e  r  s  „  Aus  der  Heimath"  no.  2,  S.  31 
erwähnt  B  enger  eines  massenhaften  Auftretens  von  In- 
sektenlarven am  26.  Decbr.  1862  bei  Loebau  in  Sachsen, 
nach  einem  heftigen  Gewitter  mit  Orkan  und  Hagel- 
schlag, auf  der  Oberfläche  des  hartgefrorenen  Schnee' s. 
(Vermuthllch  gehört  die  nicht  näher  bezeichnete  Larve 
der  Gattung  Telephorus  an.) 

Ke  ferste  in,  „Einige  Bemerkungen  über  Insekten- 
züge" (Zeitschr.  f.  d.  gesammt.  Naturwiss.  XXII.  p.  249 — 
275)  gab  eine  interessante  Zusammenstellung  zahlreicher 
Beobachtungen  über  massenhaftes  Auftreten  und  über 
Wanderungen  von  Insekten  im  Zustande  der  Larve  sowohl 


der  Entomologie  während  der  J.  1863—64.  401 

als  Imago.  Es  finden  sich  in  der  Darstellung  des  Verf.'s 
neben  zahlreichen  allgemeiner  bekannten  auch  einige 
bisher  wenig  beachtete  Fälle  von  näherem  Interesse.  Die 
diesen  Erscheinungen  gemeinsamen  Eigenthümlichkeiten 
so  wie  die  ihnen  möglicher  Weise  zu  Grunde  liegenden 
Bedingungen  werden  näher  erörtert. 

Richter  (ebenda  XXI.  p.  531)  berichtete  über  einen  aber- 
maligen (bereits  am  3.  Mai  1857  von  ihm  beobachteten)  Zug  der  Li- 
bellula  quadrimaculata,  welcher  sich  ähnlich  wie  der  von  Corne- 
lius beschriebene  verhielt ;  das  Phänomen  begann  um  10  Uhr 
Vormittags  bei  Saalfeld  mit  kleinen  Zügen,  denen  um  Mittag  grosse, 
wolkenähnliche  folgten,  bis  Nachmittags  4  Uhr  allmählich  die  wie- 
der nachfolgenden  kleineren  Züge  aufhörten.  Auch  bei  Blankenburg, 
eine  Meile  weiter  westlich,  wurde  der  Zug  beobachtet. 

Ein  anderer  gleichfalls  schon  vor  längerer  Zeit  beobachteter 
Libellen-Zug  wurde  von  Cornelius  (Corresp. -Blatt  d.  naturhist. 
Ver.  d.  Preuss.  Rheinlande  1863.  p.  66  ff.j  nach  Mittheilungen  des 
Hüttenbesitzers  Wurm b ach  erwähnt;  derselbe  war  20  bis  25  Fuss 
breit  und  bewegte  sich  kaum  zwei  bis  drei  Fuss  hoch  über  der 
Erde.  Die  denselben  bildende  Libellen-Art  ist  nicht  näher  bekannt 
geworden. 

C.  Vogt,  Vorlesungen  über  nützliche  und  schädli- 
che, verkannte  und  verläumdete  Thiere.  Leipzig  18G4. 
(239  S.  in  12. ,  mit  eingedruckten  Holzschnitten.)  Verf. 
behandelt  in  diesen  Vorlesungen,  welche  i.  J.  1860 — 61  von 
ihm  in  französischer  Sprache  zu  Genf  gehalten  worden, 
später  auch  in  mehreren  Jahrgängen  der  „Gartenlaube" 
erschienen  sind,  in  allgemein  fasslicher  und  wie  gewöhn- 
lich sehr  ansprechender  Form  nicht  nur  die  hauptsäch- 
lichsten schädlichen  und  nützlichen,  sondern  nebenbei  auch 
solche  andere  Insekten,  welche  durch. ihren  Instinkt,  ihre 
Kunsttriebe,  ihr  Staatenleben  u.  s.  w.  besonders  die  allge- 
meine Aufmerksamkeit  auf  sich  lenken. 

Philippi  (Stettin.  Entom.  Zeit.  XXIV.  p.  208— 211) 
machte  einige  Mittheilungen  über  schädliche  und  lästige 
Insekten  in  Chile;  dieselben  betreffen  die  Stubenfliege, 
die  Bettwanze,  den  Floh,  Stechfliegen,  Stechmücken  u.  a. 

Während  Musca  domestica  im  J.  1846  im  Tunern  Chile's  noch 
gar  nicht  vorhanden  gewesen  sein  soll,  ist  sie  gegenwärtig  daselbst 
ebenso  häufig  wie   in  Europa.     Acanthia  lectularia    fehlt  noch  heute 

Archiv  f.  Naturg.  XXX.  Jahrg.  2.  Bd.  AA 


402     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

in  Valdivia ,  ist  dagegen  in  Santiago  und  Valparaiso  nicht  selten. 
Der  sonst  häufige  Floh  ist  in  der  Stadt  Atacama  unbekannt;  die 
hier  gleichfalls  noch  fehlende  Bettwanze  wird  durch  die  in  Menge 
vorhandenen  Yinchucas  ersetzt,  von  welchen  Verf.  anführt,  dass  ihr 
Körpersaft  in  der  Leinwand  schwarze  Flecke  zurücklässt,  welche 
der  Seife  trotzen  und  daher  zum  Zeichnen  der  Wäsche  verwandt 
werden  kann.  Die  von  Gay  nicht  erwähnte  Stomoxys  calcitrans 
zeigt  sich  jeden  Herbst  in  Menge,  ebenso  eine  nicht  näher  bestimmte 
Stechmücke,  welche  früher  in  Valparaiso  unbekannt  war,  seit  etwa 
acht  Jahren.  Auch  Oestrus  ovis  ist  seit  einigen  Jahren  in  Santiago 
bemerkt  worden.  Die  Europäischen  Culturgewächse,  wie  Kohl,  Obst- 
bäume u.  s.  w.  sind  bis  jetzt  von  ihren  heimathlichen  Feinden  in 
Chile  nicht  befallen  worden;  eine  Ausnahme  bildet  der  Apfelbaum, 
welcher  schon  seit  dem  Ende  der  fünfziger  Jahre  von  einer  Schizo- 
neura  verwüstet  wird. 

B.  Walsh,  Insects  injurious  to  Vegetation  in  Illi- 
nois (bereits  im  vorigen  Jahresberichte  p.  25  dem  Titel 
nach  angeführt)  ist  eine  Broschüre  von  43  pag.  in  8.  mit 
1  Taf.  —  Verf.  bespricht  in  derselben  einleitungsweise 
die  Ausdehnung  des  Schadens,  welcher  in  Illinois  den 
Culturgewächsen  durch  Insekten  zeitweise  zugefügt  wird 
und  der  in  der  That  als  enorm  bezeichnet  werden  muss. 
Der  Verlust  am  Weizen  allein  lässt  sich  jährlich  auf  4V2 
Millionen  Dollars,  derjenige  für  die  gesammte  Erndte  auf 
20  Millionen  veranschlagen.  Von  einzelnen ,  in  Illinois 
als  besonders  schädlich  auftretenden  Arten  wird  neben 
der  Hessian-fly  (Cecidomyia  destructor),  dem  Apple  tree 
borer  (Saperda  bivittata),  dem  Curculio  und  dem  Chinch 
bug,  für  welche  der  Hauptsache  nach  auf  A.  Fitch's 
Darstellung  verwiesen,  gleichzeitig  aber  noch  neue  Beob- 
achtungen (auch  über  ihre  Parasiten  und  sonstigen  Feinde) 
beigebracht  werden,  ganz  besonders  der  „Army-worm", 
unter  welchem  Namen  in  Nord-Amerika  bekanntlich  eine 
die  Wiesen  verwüstende  Leacania- Raupe  (Leucania  uni- 
punctaHaw.)  verstanden  wird,  ausführlich  erörtert.  Die- 
selbe hat  ihre  Feinde  in  einer  Tachinarie  und  einigen 
Schlupfwespen  aus  den  Familien  der  Ichneumoniden,  Bra- 
coniden  und  Chalcidiern,  welche  vom  Verf.  näher  charak- 
terisirt  werden. 

Künstler,   Beiträge   zur  Kenntniss  der  der  Land- 


der  Entomologie  währond  der  J.  1RG3— G4.  403 

oder  Forstwirtlischaft  schädlichen  Insekten  (Verhandl.  d. 
zoolog.-botan.  Gesellsch.  zu  Wien  XIV.  p.  779 — 784).  — 
lieber  Getreideverwtister  (ebenda  XIV.  p.  407-  412).  — 
lieber  Heiischreckenfrass  (ebenda  XIV.  p.  769 — 776). 

Die  vom  Verf.  in  der  Nähe  Wien's  als  Weizenverwüster  beob- 
achteten Arten  sind  Cecidomyia  destructor  Say  und  Chlorops  stri- 
gula  Fab.,  ausserdem  eine  noch  nicht  näher  bestimmte  rothe  Ceci- 
domyiden-Larve  (Cec.  cerealis  Saut.?);  als  Verwüsterin  der  Kohlra- 
bipflanzen wurde  die  Larve  der  Anthomyia  radicum  Lin.  erkannt.  — 
Von  sonst  schädlichen  Insekten  werden  Bostrichus  curvidens  Germ., 
welcher  im  J.  1863  drei  Generationen  geliefert  haben  soll,  und  Cry- 
phalus  abietis  Ratz,  an  Tannen,  Balaninus  turbatus  Schh.  an  Eicheln 
(3000  Hetzen  Eicheln  fast  vollständig  vernichtet)  und  Luperus  spec. 
an  Eichen  (die  jungen  Triebe  abfressend)  erwähnt.  —  Einen  Heu- 
schreckenfrass  beobachtete  Verf.  bei  Mödling,  und  zwar  rührte  der- 
selbe von  Pezotettix  alpina  KoU.  var.  collina  her,  welche  ganz  be- 
sonders in  einer  Höhe  von  2000'  in  grossen  Schaaren  zu  treffen  war. 
Verf.  glaubt,  dass  der  von  G  r  u  n  e  r  t  dem  Gomphocerus  cothurnatus 
zugeschriebene  Frass  auf  die  vorliegende  Art  zu  beziehen  sei. 

Frauenfeld^  ^lieber  einige  Pflanzenverwüster,  ein- 
gesendet von  Fürst  Colloredo-Mannsfeld^  (ebenda  XIV. 
p.  413—416)  bestätigt  gleichfalls  die  Anwesenheit  der  Larve 
von  Chlorops  strigiila  in  angegriffenen  Weizenhalmen^ 
ausserdem  als  Rübenfeinde  die  Larve  eines  Elaterlden 
(Agriotes?)  und  der  Silpha  atrata. 

Haberlandt,  „Cecidomyia  destructor  Say,  Weizen- 
gallmücke oder  Weizenverwüster"  (ebenda  XIV.  p.  401 — 
406)  erörterte  die  Naturgeschichte  der  Hessenfliege  nach 
eigenen  Beobachtungen,  welche  er  In  verschiedenen  Thellen 
Ungarn' s,  wo  das  Insekt  1863 — 64  In  Menge  auftrat,  in  grös- 
serem Maassstabe  anstellen  konnte.  Es  wurden  von  der 
Larve  ausschliesslich  die  Weizenfelder  angegriffen,  ob- 
wohl Roggen  und  Gerste  in  unmittelbarster  Nähe  stan- 
den; das  Auftreten  einer  Sommer-  und  Herbstgeneration 
wird  vom  Verf.  bestätigt. 

F.  Cohn,  „Die  gelbe  Ilalmfliege  (Chlorops),  der  Ver- 
wüster der  Weizenfelder^  fnach  einem  Separatblatt  ab- 
gedruckt In:  Stettin.  Entom.  Zelt.  1864.  p.  413).  In  der 
zweiten  Hälfte  des  Juni  trat  In  MItteischlesien  eine  Chlo- 
rops-Larve    am  Weizen    in    solcher  Menge   auf,    dass  die 


404     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

Halme  bis  zu  90  Proc.  befallen  wurden;  eine  zweite  folgte 
im  August.  Verf.  beschreibt  die  Larve,  ihren  Frass  und 
das  daraus  gezogene  Insekt  (nicht  näher  bestimmt,  aber 
vermuthlich  Chlorops  taeniopus  Meig.). 

Als  ein  bisher  unbekannter  Getreidebeschädiger  wurde 
in  den  J.  1862  u.  1863  der  Jassus  sexnotatus  Fall,  festge- 
stellt. Derselbe  trat  nach  Rogenhofer  (Allgem.  land- 
und  forstwirthschaftl.  Zeitung  1862.  no.  34,  Landwirth- 
schaftl.  Centralblatt  f.  Deutschland  XI.  1863.  p.  68)  zuerst 
am  22.  Mai  1862  in  grosser  Menge  bei  Hainburg  an  der 
Donau  auf;  wo  er  an  Weizen  und  Gerste  merklichen 
Schaden  anrichtete.  Dasselbe  war  nach  Letzner  (Bres- 
lauer Zeitung  1863,  Vossische  Zeitung  9.  Juni  1863  und 
Landwirthschaftl.  Centralbl.  f.  Deutschi.  XL  1863.  p.  492), 
so  wie  besonders  nach  den  Mittheilungen  Ehren b er g's 
und  des  Ref.  (Sitzungsber.  d.  Gesellsch.  naturf.  Freunde 
zu  Berlin  1863.  p.  11  u.  14)  bei  Nimptsch  in  Schlesien 
von  Ende  Mai's  bis  Anfang  Juni's  des  J.  1863  der  Fall, 
wo  zahllose  Mengen  der  Larve  dieses  Insektes  die  Gerste- 
und  Haferfelder  befielen  und  grosse  Bestände  durch  Aus- 
saugen des  Halmes  und  der  Blätter  zu  Grunde  richteten. 
Der  sich  schnell  weiter  bewegende  Schwärm  nahm  eine 
Breite  von  vier  Fuss  ein  und  hinterliess  missfarbige  und 
verdorrte  Halme,  welche  keine  Blüthe  mehr  zu  treiben 
im  Stande  waren. 

A  nt.  V  i  11  a,  Apparizione  periodica  della  Carruga  co- 
mune  o  Melolonta.  Milano  1863.  (8.  7  pag.,  Separatab- 
druck aus  dem  Giornale  ed  Atti  della  societä  Agraria  di 
Lombardia). 

Die  Vertilgung  des  Maikäfers  und  seiner  Larve;  Er- 
fahrungen und  Beobachtungen  von  Krohn,  Kgl.  Preuss. 
Oberförster.  Berlin  1864.  8.  —  Inhalt:  1)  Lebensweise  des 
Maikäfers.  2)  Der  durch  den  Maikäfer  und  den  Engerling 
angerichtete  Schaden.  3)  Ursachen,  welche  die  Vermeh- 
rung des  Maikäfers  befördert  haben.  4)  Mittel,  um  der 
Vermehrung  des  Maikäfers  zu  begegnen  und  jede  Be- 
schädigung abzuwenden. 

Eigenthümliche  Beobachtungen  über  das  schädliche  Auftreten 


I 


der  Entomologie  während  der  J.  1863  —  64.  405 

von  Engerlingen,  von  L,  Kirchner  herrülirend,  theilte  ferner  C. 
Amerling  »Bemerkungen  über  einige  Melolontheu«  (Lotos  13 
Jahrg.  p.  23)  mit.  An  der  Verwüstung  von  Leinfeldern  sollen  sich 
die  Engerlinge  nach  ihm  in  doppelter  Weise  betheiligt  haben,  indem 
sie  einerseits  den  Samen  unter  der  Erdoberfläche  auffrassen,  anderer- 
seits, nachdem  sie  an  den  Halmen  emporgekrochen  (!  ?).  die  bereits 
gereiften  Kapseln  aushöhlten.  —  Ebenso  unglaublich  sind  die  An- 
gaben des  Verf.'s  über  einige  Feinde  der  Engerlinge  und  des  Mai- 
käfers; erstere  sollen  an  den  Larven  der  Lytta  vesicatoria  einen 
Feind  haben,  welcher  sich  auf  ihre  Kosten  ernährt ,  während  an 
letzterem  öfter  eine  Dipteren -Larve,  der  Gattung  Leptis  angehö- 
rend, vorkommen  soll,  welche  sich  zwischen  dem  Kopf  und  Hals- 
schilde des  Käfers  hindurchbohrt. 

In  derselben  Zeitschrift  (XIV.  Jahrg.  p.  138  u.  168  ff.) 
behandelte  C.  Amerling  in  eigenthümlicher  Ausdnicks- 
iind  Anschaiuingsweise  die  Spargelfeinde  unter  den  Insek- 
ten, über  deren  Lebenswelse  er  sonst  fast  niu'  Bekanntes 
zusammenstellt. 

Er  nimmt  am  Spargel  zwei  »Feindescomplexe«  wahr,  deren 
einer  sich  um  Crioceris  12-punctata,  der  andere  sich  um  Platyparea 
poeciloptera  bewegt.  Die  verschiedenen  Crioceris  -  Arten  sieht  er 
als  »eine  ganze  Cardo  -  Gesellschaft,  als  eine  Phruretie  oder  Grego- 
rie«  an,  während  die  Platyparea-Larve  zu  den  »Funeralisten«  ge- 
hört. Letztere  wird  in  ihrer  Lebensweise  erörtert  (bei  Anführung 
der  Literatur  wird  der  Name  Macquart  in  »Macquaire«,  der  Name 
Walker  in  »Walk«  metamorphosirt)  und  als  ihre  Feinde  einerseits 
Dacnusa  petiolata  Nees,  andererseits  eine  Milbe  (Zizanella  platypa- 
rearum),  welche  sie  zuweilen  ganz  aussaugt,  erwähnt. 

Westvfood  berichtete  (Proceed.  entom.  soc.  of  Lon- 
don 1863.  p.  165)  über  weitgreifende  Verwüstungen  culti- 
virter  Weiden  durch  die  Larve  des  Crvptorhynchus  lapathi 
in  der  Grafschaft  Essex. 

Newman,  „Destructive  propensities  of  the  larva  of 
Zeuzera  aesculi^  (ebend.  1862.  p.  96  ff.)  berechnet  den 
Schaden,  welchen  die  Larve  von  Zeuzera  aescuH  an  jun- 
gen Eschenstämmen  ( zu  Hopfenstangen  gebraucht)  in 
einer  einzelnen  Plantage  in  Sussex  anrichtete,  auf  wenig- 
stens lOUO  Pf.  Sterl.  In  den  ausgehöhlten  jungen  Zwei- 
gen fanden  sich  die  Larven  und  Puppen;  über  die  Ablage 
des  Eies  und  das  Eindringen  der  jungen  Larven  in  das 
Holz  ergeht  sich  Verf.  in  Vermuthungen. 


406     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

Einen  durch  Tortrix  viridana  im  Berliner  Thiergar- 
ten  verursachten  Frass  an  Eichen  während  des  Sommers 
1863  charakterisirte  W  a  h  n  s  c  h  a  f  f  e  (Berl.  Ent.  Zeitschr. 
VIII.  p.  313  fF.). 

Ray n er  (Proceed.  entom.  soc.  of London  1862.  p.l02) 
erwähnte  ausgedehnter  Verheerungen  der  Stachelbeer- 
sträucher durch  Phalaena  wawaria  (nach  Londoner  Zei- 
tungen) und  durch  eine  von  ihm  selbst  beobachtete  Blatt- 
wespenlarve, welche  sich  durch  die  Zucht  der  Imago  und 
nach  Smith's  Bestimmung  als  dem  Nematus  trimaculatus 
Lepel.  angehörig  erwiesen  hat. 

A.  Winchell;  Notes  on  Seiandria  cerasi  Harr.,  as 
it  occurs  at  Ann  Arbor,  Michigan  (Proceed.  Boston  soc. 
of  nat.  bist.  IX.  p.  321—325).  Die  zuerst  im  Jahre  1859 
in  Michigan  auftretende  Blattwespe  richtete  im  J.  1862 
grosse  Verwüstungen  an  Kirschbäumen  an  und  verursachte 
das  Absterben  zahlreicher  und  zum  Theil  werthvoller  Bäume. 
Verf.  beschreibt  ausführlich  die  einzelnen  Entwickelungs- 
stadien  der  Seiandria  cerasi  vom   Eie  bis  zur  Imago. 

J.  Nietn  er's  Beobachtungen  über  die  dem  Caffee- 
baum  schädlichen  Insekten  sind  von  H  um  her  t  unter  dem 
Titel:  ^jObservations  sur  les  ennemis  du  Caf^ier  ä,  Ceylon^' 
in  das  Französische  übersetzt  worden  (Rev.  et  Magas.  de 
Zool.  2.  ser.  XV.  p.  122,  240,  349,  386  und  454  flP.,  XVL 
p.  58,  92,  120,  und  237  ff.). 

Berg,  Des  Insectes  herbivores  de  l'ile  de  la  Reu- 
nion  et  particullerement  de  ceux,  qui  envahissent  la  canne 
a  Sucre  (Bullet,  d.  1.  soc.  d'acclimatat.  IX.  p.  939  ff.,  Rev. 
et  Magas.  de  Zool.  2.  ser.  XV.  p.  30—39).  Die  Insekten, 
welche  neben  verschiedenen  anderen  ganz  vorzugsweise 
das  Zuckerrohr  auf  der  Reunions-Insel  angreifen  und  zer- 
stören, sind  der  sogenannte  „ Borer ^  (Proceras  sacchari- 
phagus)  und  eine  Blattlaus  mit  dem  Vulgair-Namen  „Pou 
a  poche  blanche."  Beide  werden  in  ihren  verschiedenen 
Entwickelungsstadien  und  nach  dem  Schaden,  den  sie  an- 
richten, eingehend  vom  Verf.  erörtert. 

Mac  Leay  (Proceed.  entom.  soc.  of  New-South- 
Wales  1.   p.  XXI)    berichtet    über    eine    Trogosita    spec. 


(ier  Entomologie  während  der  J.  1863—64.  407 

(wahrscheinlich  Trog,  maiiritanica),  welche  Verheerungen 
in  seiner  Insektensammlung  anrichtete ;  dieselben  wur- 
den übrigens  nicht  durch  die  (wenigstens  nicht  aufge- 
fundene) Larve,  sondern  durch  das  ausgebildete  Insekt 
hervorgerufen,  welches  in  grösserer  Anzahl,  das  Innere 
getrockneter  Insekten  ausfressend,  angetroffen  wurde. 

Le  Muli  er  (Compt.  rend.  de  l'acad.  de  Paris  LVII. 
p.  270)  machte  der  Pariser  Akademie  Mittheilung  von  einer 
Algerischen  Coccus-Art,  welche  eine  ähnliche  rothe  Farbe 
wie  die  Cochenille-Schildlaus  producirt.  Die  Art  findet 
sich  auf  Umbelliferen,  wo  sie  sich  durch  ihren  weisswol- 
ligen  Körper  leicht  kenntlich  macht. 

Vinson  (Rev.  et  Magas.  de  Zoolog.  2.  ser.  XV. 
p.  45f.)  gab  briefliche  Nachricht  über  einige  auf  Mada- 
gascar  vorkommende  und  daselbst  zur  Nutzanwendung 
gelangte  Insektenarten.  Eine  Schmetterlingsraupe,  welche 
einen  weissen  Falter  liefert  und  sich  zur  Verwandlung 
ein  festes,  mandelförmiges  Cocon  spinnt,  wird  ihrer  Fett- 
heit halber  ebenso  wie  eine  in  der  Erde  lebende  Melo- 
lonthen-Larve  in  Oel  gesotten  und  als  Leckerbissen  ver- 
zehrt. Eine  mit  dem  Namen  „Candy'^  bezeichnete  Spin- 
nerraupe fertigt  Cocons  an,  von  welchen  die  Malgachische 
Seide  stammt;  da  die  Haare  der  Raupe  in  dasselbe  ver- 
webt werden,  muss  eine  sorgfältige  Präparation  des  Co- 
cons vor  der  Abhaspelung  bewirkt  werden. 

lieber  letzteres  Insekt  giebt  derselbe  Verf.  in  einer 
Notiz:  „Sur  le  vers  ä  soie  de  l'ambravate,  espece  propre 
ä  l'ile  de  Madagascar^  (Comptes  rendus  LVI.  p.  534,  Rev. 
et  Magas.  de  Zoolog.  2.  ser.  XV.  p.  142  und  160  ff.)  aus- 
führlichere Nachricht.  Es  gehört  der  Bombyciden-Gattung 
Borocera  Boisd.  an  und  wird  vom  Verf.  nach  seiner  Nah- 
rungspflanze (Cvtisus  Cajanus  Lin.)  Borocera  Cqjani  ge- 
nannt. Nach  Guerin,  welcher  es  (vgl.  Jahresbericht  f. 
1862.  p.  179)  als  Bombyx  Fleurieausi  bezeichnet  hatte, 
möchte  es  mit  Borocera  Madagascariensis  Boisd.  iden- 
tisch sein. 

G  u  e  r  i  n-M  e  n  c  v  i  1 1  e  (Comptes  rendus  LVIII.  p.  742  f., 
Rev.  et   Magas.    de   Zoolog.   2.  ser.  XVI.  p.  137  ff".  „Sur 


408     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

rintroduction  d'unc  quatrieme  espece  de  ver  a  soie  du 
ebene,  Bombyx  Rovlei^)  machte  der  Akademie  der  Wis- 
senschaften zu  Paris  Mittheihing  über  die  behufs  ihrer 
Akklimatisation  bewirkte  Einführung  der  Antheraea  Roy- 
lei Moore,  welche  auf  den  Hochebenen  des  Himalaja  lebt 
und  deren  Raupe  sich  von  den  Blättern  der  Quercus 
incana  ernährt.  Aus  den  zwanzig  lebenden  Cocons, 
welche  ihm  vom  Capt.  Hutton  zugesandt  wurden,  hat 
Guerin  seit  dem  7.  April  mehrere  Männchen  und  am 
20.  April  gleichzeitig  ein  Pärchen  erzogen,  welches  sich 
begattete  und  108  Eier  lieferte. 

Derselbe,  „Note  sur  un  nouveau  ver  ä  soie  de 
l'Amerique  meridionale"  und  „Lettre  accompagnant  la 
prcsentation  de  cocons  d'un  nouveau  ver  h  soie  de  l'Ame- 
rique  meridionale  et  annon^ant  l'eclosion,  ä  la  ferme  ex- 
perimentale  de  Vincennes,  d'un  Bombyx  Atlas^  (Comptes 
rendus  LIX.  p.  438,  Rev.  et  Magas.  de  Zoolog.  2.  ser.  XYI. 
p.  293).  Die  erwähnte  neue  Süd-Amerikanische  Art  lebt 
in  Uruguay  in  grosser  Menge  auf  Mimosa  Farnesiana ; 
der  Schmetterling  ist  bis  jetzt  nicht  bekannt,  die  Raupe 
ist  orangefarben  mit  schwarzen  Punkten ,  das  Cocon 
gleichfalls  orangefarben. 

Lieut.  Beavan,  „Remarks  on  the  Tusseh  silkworni 
of  Bengal"  (Proceed.  entom.  soc.  of  London  1864.  p.  40  tf.) 
machte  Mittheilungen  über  die  Zucht  der  Antheraea  Pa- 
phia  Lin.,  welche  in  Maunbhoom,  Bancoorah  und  Beerb- 
hoom  in  grosser  Ausdehnung  betrieben  wird.  Die  Larve 
frisst  die  Blätter  von  neun  verschiedenen,  vom  Verf.  hier 
namhaft  gemachten  Bäumen,  die  Schmetterlinge  beginnen 
Anfang  Juni's  auszuschlüpfen.  Die  schon  Mitte  Juni's 
aus  den  Eiern  hervorkommenden  Raupen  sind  in  vier 
Wochen  erwachsen,  nachdem  sie  vier  Häutungen  über- 
standen haben. 

Eine  ganze  Reihe  von  Berichten  über  die  Zucht  der 
Antheraea  Yama-Mai  liegt  gegenwärtig  aus  verschiedenen 
Gegenden  Europa's  vor.  Der  ausführlichste  dem  Ref.  zu 
Gesicht  gekommene  ist  derjenige  von  Roo  van  Westmaas: 
„Premiere    education    du    ver  ä  soie   du   chene,  Bombyx 


der  Entomologie  während  der  J.  1863 — 64.  409 

(Antheraea)  Yama-Mai  Giier.  en  Nccrlande^  (Tijdschr. 
voor  Entomol.  VII.  p.  75—109.  pl.  4 — 6).  Während  in 
Deutschland  wenigstens  im  Sommer  d.  J.  1865  die  meisten 
mit  dieser  Art  angestellten  Ziichtversuchc  misslnngen 
sind,  hat  Westmaas  die  glücklichsten  Resultate  erzielt. 
Die  Raupen  starben  in  grösserer  Anzahl  nur  während 
des  ersten  Stadiums  (nach  dem  Verlassen  der  EihüUe), 
während  von  410  weiter  aufgefütterten  300  Exemplare 
gute  Cocons  lieferten  und  aus  letzteren  291  Falter  erzielt 
wurden.  Verf.  giebt  eine  sehr  eingehende  Schilderung 
(nebst  Abbildung)  sämmtlicher  Entwickehingsstadien  und 
macht  genaue  Angaben  über  die  Zeitdauer  der  verschie- 
denen Häutungen  der  Raupen ^  über  Grösse  und  Seiden- 
gehalt der  Cocons  u.  s.  w. 

Denselben  Gegenstand  betreffen  folgende  Mittheilungen:  Gue- 
rin-Meneville,  Note  accompagnant  la  presentation  des  premiers 
cocons  du  ver  ä  soie  du  chene  (Comptes  rendus  LVI.  p.  1083).  — 
Rusz  de  Lavison,  Sur  une  education,  faite  au  jardin  d'acclima- 
tation,  du  ver  a  soie  du  chene,  Yama-Mai  du  Japon  (ebenda  LVII. 
p.  315  f.).  —  Rother,  Erneuete  Einführung  der  Japanischen  Eichen- 
seidenraupe in  Frankreich  (Zeitschr.  f.  Akklimatisat.  N.  F.  I.  p.  120  ff.). 

—  Sacc,  Züchtung  der  Japanischen  Eichenseidenraupe  in  Barcelona 
(ebenda  I.  p.  122  ff.  und  II.  p.  211  ff.).  —  Tominz,  Züchtung  der 
Japanischen  Eichenseidenraupe  in  Triest  (ebenda  I.  p.  286  ff.  und  II. 
p.  215  ff.).  —  Fintelmann,  Erste  Zucht  des  Japanischen  Eichen- 
seidenspinners Bombyx  Yama-Mai  auf  der  Pfaueninsel  bei  Potsdam 
(ebenda  II.  p.  92,  1G6  und  243  ff.).  —  Töpffer,  Bericht  über  die 
erste  Züchtung  des  Bomb.  Yama-Mai  in  Stettin  (ebenda  II.    p.  219  ff.) 

—  V.  Schmidt,  Ueber  Raupen  und  Cocons  des  Bombyx  Yama-Mai. 
(Jahresheft  d.  Ver.  f.  Naturk.  in  Württemberg  XX.  p.  32). 

Von  praktischer  Wichtigkeit  und  zugleich  in  wis- 
senschaftlicher Hinsicht  nicht  ohne  Interesse  sind  die  Er- 
fahrungen^ welche  Capt.  Thom.  Hutton,  ein  in  Nord -In- 
dien ansässiger  Seidenzüchter,  bei  der  lange  Jahre  hin- 
durch von  ihm  geübten  Zucht  des  Bombyx  mori  gewon- 
nen und  in  einer  Abhandlung  betitelt:  „On  the  reversion 
and  restoration  of  the  Silkworm"  (Transact.  entom.  soc. 
of  London  3.  ser.  II.  p.  143 — 173)  niedergelegt  hat.  Verf. 
sucht  in  dieser  —  vom  Ref.  (Zeitschr.  f.  Akklimatisat.  III. 
p.  34 — 62)    unter    dem    Titel:    ,,Ueber  Verbesserung  und 


410     Ger  staecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

Wiederherstellung  des  Seidenwurms^  in's  Deutsche  über- 
setzten Abhandlung  das  in  neuerer  Zeit  so  allgemein 
gewordene  öiechthum  der  Seidenraupe  abgesehen  von  den 
vielfachen  Verstössen,  welche  bei  der  Züchtung  wohl 
mit  unterlaufen,  auf  eine  durch  mehr  als  tausendjährige 
Domesticirung  hervorgerufene  Degeneration  der  Species, 
welche  ihr  ursprüngliches  Naturel  eingebüsst  habe,  zu- 
rückzuführen. Alle  Versuche,  wie  sie  z.  B.  gegenwärtig 
von  Europa  aus  gemacht  würden,  sich  gesunde  Brut  zu 
verschaffen,  seien  vergeblich,  denn  in  China  und  Japan, 
woher  man  diese  beziehen  zu  müssen  glaube ,  existire 
der  Maulbeerspinner  ebenso  wenig  noch  im  Naturzustande, 
wie  anderwärts.  Dagegen  liege  es  nach  seinen  Erfah- 
rungen in  der  Hand  jedes  Züchters,  die  Race  wieder 
aus  sich  selbst  herzustellen  und  zu  kräftigen.  Verf.  ist 
der  Ansicht,  dass  die  blasse,  mehlweissliche  Farbe  der 
meisten  Raupen  eine  naturwidrige  und  ein  Zeichen  von 
mangelhafter  Constitution  sei;  sie  ist  für  ihn  ein  Albinis- 
mus, ein  Produkt  der  Domesticirung.  Nur  die  (im  Ganzen 
selten  vorkommenden)  schwarz  gesprenkelten  und  gestreif- 
ten Raupen  (vers  tigres  oder  zebres  der  Franzosen)  seien 
die  wirklich  normal  gefärbten  und  auf  die  Zucht  solcher 
müsse  die  Aufmerksamkeit  gerichtet  werden.  Nach  den 
von  ihm  gewonnenen  Erfahrungen  stelle  sich  diese  Nor- 
mal-Färbung und  mit  ihr  ein  kräftiger  Gesundheitszu- 
stand her,  w^enn  man  jene  vers  tigres  von  den  übrigen 
Raupen  consequent  absondere  und  die  daraus  hervorge- 
henden Spinner  unter  sich  begatten  lasse.  Bei  diesem 
Verfahren  mehre  sich  die  Zahl  dieser  dunkelgefärbten 
Raupen  von  Generation  zu  Generation,  bis  schliesslich 
gar  keine  anderen  mehr  producirt  werden.  Zugleich  mit 
der  normalen  Färbung  erreichten  diese  Raupen  auch  eine 
ansehnliche  Grösse  und  ihre  Cocons  seien  besonders  sei- 
denhaltig.  —  Es  würde  in  der  That  von  grossem  Inter- 
esse sein ,  die  Richtigkeit  dieser  Angaben  auch  in  Eu- 
ropa durch  Versuche  zu  prüfen. 

Auf  die  Zucht   und  die  Krankheitserscheinungen  des  Bombyx 
mori  beziehen  sich  u.  A.  folgende  Mittheilungen:  Guerin-Mene- 


der  Entomologie  wälircnd  der  J.  1863—64.  411 

ville,  Lettre  sur  Ics  resultats  d'uno  mission  recente  dans  le  midi 
de  la  France,  concernant  la  sericiculture  (Comptes  rendus  LVL 
p.  1263).  —  L.  Dufour,  Nouvelles  etudes  sericicoles  faites  en  Orient 
pendant  les  annees  1860— 62  (ebendaLVI.  p.  688).  —  Duseigneur, 
Maladie  des  vers  ä  soie,  inventaire  de  1862  (Annal.  d.  scienc.  phys* 
d.  1.  SOG.  d'agi'icult.  de  Lyon  3.  ser.  Yll.  p.  1— 33).  —  Kampliau- 
sen,  Ueber  die  Züchtung  des  Japanischen  Maulbeerseidenspinners 
(Zeitschr.  f.  Akklimatisat.  N.  F.  l.  p.  34  ff.).  —  Pathe,  üeber  die 
Akklimatisations  -  Erfolge  des  hier  eingeführten  Japanischen  Maul- 
beerseidenspinners, Bomb,  mori  Japonica  (ebenda  IL  p.  250  ff.).  — 
Ueber  die  Zuchtversuche  mit  anderen  (ausländischen)  Seidenspinnern 
handeln  ferner :  Miss  Lawson,  Der  Canadische  Seidenspinner 
Bombyx  Cecropia  (Zeitschr.  f.  Akklimatis.  IL  p.  37  ff.).  —  Fintel- 
mann,  Zucht  des  Bombyx  Arrindia  und  Cynthia  (ebenda  IL  p.  166  ff.). 
—  B  u  V  r  y ,  Die  neuen  ausländischen  Seidenspinner  (ebenda  I. 
p.  319  ff.). 

Faivre,  Note  sur  rfnflnence  de  quelques  plantes 
aromatiques  sur  les  Vers  ä  soie  (Comptes  rendus,  21  Novbr. 
1864,  Rev.  et  Magas.  de  Zoolog.  2.^er.  XVI.  p.  357  ff.). 
Verf.  machte  seine  Versuche  mit  Artemisia  absinthium, 
Tanacetum  balsamita  und  vulgare,  Foeniculum  vulgare, 
welche  Pflanzen  er  zusammen  mit  Raupen  des  Bombyx 
mori  in  verschlossene  Behälter  brachte,  in  welchen  sie 
jedoch  von  den  Thieren  durch  ein  Netz  geschieden  waren. 
Die  Raupen  geriethen  durch  den  Geruch  der  Pflanzen  in 
sichtbare  Aufregung,  defäcirten  stark,  starben  auch  zum 
Theil  schon  nach  wenigen  Stimden  oder  spannen  vorzeitig 
ihr  Cocon.  Letzteres  wurde  auch  von  kranken  Raupen 
angefertigt,  die  sich  dann  zuweilen  sogar  zum  Schmetter- 
ling entwickelten. 

Bohe  man,  Entomologiska  anteckningar  under  en 
resa  i  norra  Skäne  och  södra  Halland  ar  1862.  (Ofvers. 
Vetensk.  Akad.  Förhandl.  1863.  p.  57— 85.)  Die  vom  Verf. 
auf  einer  Reise  nach  Gothland  (Nord-Schonen  und  Süd- 
Halland)  gCAVonnenc  reichhaltige  entomologische  Ausbeute 
wird  nach  den  einzelnen  Lokalitäten,  von  denen  sie  her- 
stammt und  nach  den  seltneren  und  bemerkenswertheren 
Arten  aller  Ordnungen  speziell  erörtert.  Diesem  allge- 
meinen Bericht   schliesst  Verf.  die  Charakteristik  von  32 


412     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d,  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

für  die  Schwedische  Fauna  neuen  Arten  aus  den  Ord- 
nungen der  Coleoptera,  Hemiptera,  Neuroptera,  Hjmeno- 
ptera  und  Diptera  an;  einige  dieser  Arten  werden  hier 
überhaupt  zum  ersten  Male  beschrieben.  —  Unter  den 
vom  Verf,  aufgeführten  seltneren  Arten  sind  besonders 
zu  erwähnen:  Choragus  piceus,  Agabus  conspersus,  Hae- 
monia  zosterae,  Chrysopa  fulviceps,  Cixius  contaminatus 
und  Pachymerus  calcitrator. 

H.  S  i  e  b  k  e,  Beretning  om  en  i  Sommeren  1861  fo- 
retagen  entoraologisk  Reise  (Nyt  Magaz.  for  Naturvidensk. 
XII.  p.  105 — 192).  Verf.  hat  während  der  Sommermonate 
den  nördlichen  Theil  von  Gudbrandsdalen  und  Dovrefjeld 
in  entomologischer  Beziehung  durchforscht  und  giebt  hier 
eine  systematische  Aufzählung  von  134  Arten  verschie- 
dener Ordnungen  für  erstere,  eine  sehr  viel  reichhaltigere 
von  789  Arten  für  letztere  Lokalität  (Dovrefjeld).  Be- 
sonders reich  sind  die  Dipteren  vertreten^  welche  sich 
für  Dovrefjeld  mit  Einschluss  der  früher  von  Boheman 
aufgefundenen  auf  510  Arten  belaufen  und  unter  denen 
17  Arten  als  neu  beschrieben  werden  (doch  ist  dabei  nur 
Zetter stedt  für  den  Verf.  maassgebend  gewesen).  In 
sämmtlichen  Ordnungen  werden  den  einzelnen  Arten  An- 
gaben über  Fundort,  Datum,  Varietäten,  sexuelle  Differen- 
zen und  dgl.  beigefügt.  Verf.  hat  dem  Verzeichniss  der  Nor- 
wegischen Insekten  54  weitere  Arten  hinzufügen  können. 

Meyer-Dür,  Betrachtungen  auf  einer  entomolo- 
gischen Reise  während  des  Sommers  1863  durch  das  See- 
gebiet von  Tessin  nach  dem  Ober-Engadin  (Mittheil.  d. 
Schweizer.  Entomol.  Gesellsch.  1863.  p.  131—149).  Verf. 
sammelte  von  Mitte  April  bis  gegen  Ende  Mai's  am  Lu- 
ganer  und  Comer  See,  vom  Ende  Mai's  bis  Mitte  Juli  im 
Ober-Engadin  (Pontresina,  Samaden  u.  s.  w.)  alle  Ord- 
nungen von  Insekten,  deren  er  im  Ganzen  13,000  Stück 
zusammenbrachte.  Das  Tessin  fand  er  im  Ganzen  arm, 
das  Ober-Engadin  dagegen  um  so  reicher  an  interessan- 
ten Arten  sowohl  als  an  Individuen.  In  seinem  viele 
interessante  Mittheilungen  enthaltenden  Reisebericht  ent- 
wirft Verf.  allgemeine  Schilderungen  von  dem  Charakter 


der  Entomologie  wahrend  der  J.  18G3 — 64.  413 

der  Insektenfauna  derjenigen  Lokalitäten ,  an  denen  er 
sich  längere  Zeit  aufhielt  und  erwähnt  dabei  zugleich 
derjenigen  Arten  aller  Ordnungen,  welche  besonderes  In- 
teresse beanspruchen.  Zur  Zusammenstellung  eines  voll- 
ständigen Verzeichnisses  aller  von  ihm  beobachteten  Arten 
hat  er  sich  mit  verschiedenen  Schweizerischen  Entomolo- 
gen vereinigt.  Während  er  selbst  (ebenda  1864.  p.  219 
— 225)  die  Neuropteren  (im  Linne'schen  Sinne)  verzeich- 
net, ist  ein  Gleiches  für  die  Hemipteren  und  Orthopteren 
von  Frey-Gessner  (ebenda  1863.  p.  150 — 154)  für  die 
Coleopteren  von  Sti  erlin  (ebenda  1863 — 64.  p.  155 — 172) 
und  für  die  Lepidopteren  von  de  laHarpe  (ebenda  1864. 
p.  172 — 190)  geschehen.  Während  in  den  übrigen  Ordnun- 
gen die  fast  durchweg  bekannten  Arten  nur  namentlich 
aufgeführt  und  mit  kurzer  Angabe  über  ihre  Erscheinungs- 
zeit, Fundort  u.  s.  w.  begleitet  werden,  erörtert  de  la 
Harpe  eine  grössere  Anzahl  der  gesammelten  Lepido^ 
pteren  nochmals  in  ihren  Merkmalen  und  beschreibt  die 
darunter  befindlichen  neuen.  In  allen  diesen  Verzeichnis- 
sen sind  die  Arten  des  Tessin  von  denen  des  Engadin 
getrennt  aufgeführt. 

Fallou,  Une  semaine  ä  Zermatt,  Valais  (Annales 
soc.  entom.  de  France  4.  ser.  IV.  p.  17 — 22).  Mittheilun- 
gen über  eine  von  Verf.  im  August  unternommene  ento- 
mologische Exkursion  von  Viege  nach  Zermatt  und  auf 
das  Riffelhorn,  welche  zugleich  eine  Aufzählung  der  in- 
teressantesten von  ihm  beobachteten  Insekten  aus  den 
Ordnungen  der  Coleoptera  und  Lepidoptera  einschliessen. 

Ein  Bericht  über  eine  von  nieh;-eren  Mitgliedern  der 
Societe  entomologique  de  France  im  Juni  und  Juli  1862 
nach  den  östlichen  Pyrenäen  unternommene  Exkursion  ist 
von  Peyron  und  Martin  (Annales  soc.  entom.  4.  s6r. 
III.  p.  59  ff.),  ein  „Rapport  sur  l'excursion  entomologique 
provinciale  faite  dans  les  montagnes  de  la  Lozere  en  Juil- 
let  1863"  von  Oberthur  (Annal.  soc.  entomol.  1864. 
p.  181 — 194)  abgestattet  worden.  In  beiden  werden  nur 
Coleopteren  und  Lepidopteren  namentlich  aufgeführt. 

Douglas    Trimens    machte  (Proc.  entom.  soc.  of 


414     Gerstaecker:  Bericht  üb.  cl.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

London  1864,  p.  18)  einige  Mittheilungen  über  die  von 
ihm  während  der  Wintermonate  im  Departement  der  See- 
Alpen  beobachteten  Insekten   verschiedener  Ordnungen. 

Kurzer  Bericht  über  die  Ergebnisse  weniger  Sam- 
melstunden  in  Venedig  und  am  Lido  im  September  1862, 
mitgetheilt  ^von  einem  Süddeutschen  Entomologen'^  (Wien. 
Ent.  Monatsschr.  VIL  p.  80  ff.).  Derselbe  erstreckt  sich 
ausser  über  Coleopteren,  deren  eine  grössere  Anzahl  als 
vom  Verf.  in  Venedig  aufgefunden  namhaft  gemacht  wird 
und  unter  welchen  besonders  Leptomastax  hjpogaeus  Piraz. 
zu  erwähnen  ist,  auch  auf  einzelne  Insekten  anderer  Ord- 
nungen. Von  besonderem  Interesse  ist  eine  nähere  Mit- 
theilung über  die  Lebensweise  eines  Ameisenlöwen  der 
Gattung  Acanthaclisis.     (Siehe  Neuroptera  !) 

Ach.  Costa,  Nuovi  studii  suUa  entomologia  della 
Calabria  ulteriore.  (Napoli  1863.  4.  80  pag.  c.  4  tav.  — 
Separatabdruck  aus  den  Atti  della  R.  Accademia  delle 
scienze  fisiche  e  matematiche,  Vol.  I.)  Verf.  macht  hier 
Mittheilungen  über  seine  weiteren  im  südlichen  Calabrien 
gemachten  Entdeckungen  und  stellt  ein  systematisches 
Vei'zeichniss  der  daselbst  bis  jetzt  aufgefundenen  Insek- 
ten aller  Ordnungen  zusammen.  Von  den  1340  aufge- 
führten Arten  kommen  577  auf  die  Coleopteren,  63  auf 
die  Orthopteren,  22  auf  die  Neuropteren,  266  auf  die  Hy- 
menopteren,  126  auf  die  Hemipteren,  174  auf  die  Lepi- 
dopteren  und  113  auf  die  Dipteren.  Als  neu  werden  27 
Arten  beschrieben  und  abgebildet,  darunter  12  Hymeno- 
ptera,  4  Orthoptera,  je  3  Coleoptera,  Neuroptera  und  Di- 
ptera,  je  1  Lepidopteron  und  Hemipteron.  Auch  mehrere 
früher  vom  Verf.  beschriebene  Insekten  werden  nachträg- 
lich abgebildet. 

A.  Becker  stellte  in  seinen  „Naturhistorischen  Mit- 
theilungen" (Bullet,  d.  natur.  de  Moscou  1864. 1.  p.  477  ff.) 
ein  Verzeichniss  der  neuerdings  von  ihm  in  der  Umge- 
gend Sarepta's  aufgefundenen  Insekten  aller  Ordnungen, 
unter  denen  er  die  neuen  Arten  mit  Namen  belegt  und 
mit  wenigen  Worten  kennzeichnet,  zusammen.  Seine  frü- 
heren Aufzählungen  vervollständigt  Verf.    durch   die  von 


der  Entomologie  während  der  J.  18G3— 64.  415 

verschiedenen  Petersburger  nnd  Deutschen  Entomologen 
getroftenen  Bestimmungen  einer  Reihe  von  Arten  aus  den 
Ordnungen  der  Colcoptera,   Orthoptera  und  Lepidoptera. 

Eine  Aufzählung  der  bemerkenswerthesten  bis  jetzt 
in  Westphalen  beobachteten  Insekten  verschiedener  Ord- 
nungen gab  Cornelius  (Sitzungber.  d.  niederrhein.  Ge- 
scllsch.  f.  Natur-  und  Heilkunde  1864.  p.  54—71).  Er  fügt 
derselben  noch  speciellere  Mittheilungen  über  einzelne 
Arten,  wie  Bombyx  processionea,  Palingenia  longicauda, 
Melolontha  vulgaris  var.  u.  A.  bei. 

Selys-Longcliamps.  Note  sur  une  excursion  dans  l'Entre- 
Sambre-et-Meuse  (Annales  soc.  entom.  Beige  VII.  p.  47  ff.).  Enthält 
nur  ein  Verzeichniss  von  36  an  der  bezeichneten  Lokalität  gesam- 
melten Lepidopteren  (Tagfalter)  und  22  Odonaten. 

F.  Smith,  List  of  Insects  collected  by  Capt.  Speke  during 
the  East  African  Expedition  (Proceed.  zoolog.  soc.  of  London  1864. 
p.  118).  Das  nur  43  Arten  verschiedener  Ordnungen  umfassende 
Namens -Yerzeichniss  ist  ohne  jede  wissenschaftliche  Bedeutung ;  viele 
derselben  sind  nur  der  Gattung  nach  bestimmt. 

lieber  einige  von  J.  Caldwell  auf  Madagascar 
gesammelten  Insekten  machten  H.  Bates  und  ¥.  Wal- 
ker (;,0n  some  Insects  collected  in  Madagascar  by  Mr. 
J.  Caldwell,"  Proceed.  zoolog.  soc.  of  London  1863. 
p.  165  u.  472  ff.)  Mittheilung.  Mit  Einschluss  einiger  von 
He  wits  on  aufgezählten  Rhopaloceren  (vgl.  Lepidoptera!) 
erstreckte  sieh  die  ganze  Sammlung  nur  auf  48  Arten 
verschiedener  Ordnungen.  Während  Walker  nur  ein 
einfaches  Namensverzeichniss  mit  kurzer  Charakteristik 
von  vier  neuen  Arten  giebt^  verbreitet  sich  Bates  über 
die  Eigenthümlichkeiten  der  Madagaskarischen  Fauna  und 
ihre  Beziehungen  zu  anderen,  behandelt  27  näher  bestimmte 
Arten  und  beschreibt  eine  neue  Mantis.  —  Von  Cald- 
well selbst  (ebenda  p.  48)  werden  gleichfalls  Notizen 
über  mehrere  der  gesammelten  Arten  gegeben. 

Motschulsky,  Essai  d'un  catalogue  des  Insectes 
de  l'ile  Ceylon  (Bullet,  d.  natur.  de  Moscou  XXXVI,  1. 
p.  421— 532  und  XXXVI,  2.  p.  1—153.  tab.  2).  Verf.  hat 
in  dieses  Verzeichniss  der  Insekten  Ccylon's ,  welches 
sich  gegenwärtig  neben  den  Käfern  auch  auf  die  übrigen 


416     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

Insektenordnungen  erstreckt ,  diejenigen  Arten  aufge- 
nommen, welche  er  entweder  selbst  besass  oder  wel- 
che ,  so  weit  sie  bereits  von  anderen  Autoren  beschrie- 
ben waren,  gerade  zu  seiner  Kenntniss  gekommen  sind; 
die  übrigen  hat  er  ausgelassen.  Hat  er  es  somit  schon 
in  Betreff  der  Vollständigkeit  des  Verzeichnisses  bei  ei- 
nem ^Versuch"  bewenden  lassen,  so  ist  dasselbe  in  noch 
höherem  Maasse  bei  seinen  Charakteristiken  ganzer  Rei- 
hen von  Arten,  und  zwar  nicht  nur  aus  der  Ordnung  der 
Coleopteren ,  in  welcher  die  Kenntnisse  des  Verf.'s  zur 
Noth  noch  ausreichen  dürften ,  sondern  auch  innerhalb 
der  Ordnungen  der  Hjmenoptera  und  Hemiptera ,  für 
welche  ihm  auch  selbst  das  geringste  Maass  von  Urtheil 
abgeht,  der  Fall. 

Am  besten  hat  Yerf.  offenbar  billigen  Anforderungen  in  den 
Ordnungen  der  Lepidopteren  und  Dipteren  genügt,  indem  er  sich 
hier  aller  Beschreibungen  neuer  Arten  enthalten  und  sich  auf 
ein  Excerpiren  der  bekannten  aus  Walker's  Schriften  beschränkt 
hat.  Dass  auch  hier  die  gegebene  Aufzählung  sehr  unvollständig 
ist,  kommt  nicht  wesentlich  in  Betracht,  da  gewiss  Niemand  von 
derselben  wissenschaftlichen  Gebrauch  machen  wird.  Während  in 
den  Ordnungen  der  Orthopteren  und  Neuropteren  die  Zahl  der  neuen 
Arten  nur  gering  und  ihre  Beschreibung  daher  nicht  viele  Verwir- 
rung zu  erzeugen  im  Stande  ist,  verhält  sich  die  Sache  bei  den  He- 
mipteren  schon  wesentlich  anders,  nimmt  aber  unter  den  Hymeno- 
pteren  besonders  einen  bedrohlichen  Charakter  an.  In  der  Familie 
der  Chalcidier,  welche  überdies  schon  durch  die  Eingriffe  Walker's 
als  ein  noli  me  tangere  gelten  muss,  sucht  er  die  Wissenschaft  gleich 
mit  Dutzenden  von  neuen  Gattungen  und  Arten  zu  bereichern,  ohne 
dass  er  auch  nur  bei  einer  derselben  einen  näheren  Vergleich  mit 
bereits  existirenden  einginge.  Dabei  sind  übrigens  die  Beschreibun- 
gen des  Verf.'s  nicht  gerade  besonders  unvollständig  und  im  Ver- 
gleiche mit  vielen  seiner  früheren  sogar  ziemlich  ausführlich,  so 
dass  man  sich  einer  Berücksichtigung  derselben  nicht  einmal  wird 
entziehen  können  —  wie  dies  von  gewissen  Seiten  her  in  lächerlich- 
ster Selbstüberhebung  allerdings  schon  anempfohlen  worden  ist.  — 
Jedenfalls  thäte  Verf.  in  Zukunft  besser,  sich  auf  die  Ordnung  der 
Käfer  zu  beschränken,  in  welcher  er  noch  genug  Material  für  seine 
Zwecke  finden  wird;  wie  wenig  er  in  den  übrigen  Ordnungen  zu 
Hause  ist,  geht  u.  A.  schon  daraus  hervor,  dass  er  bei  den  Mutillen 
von  Arbeitern  spricht,  dass  er  die  Gattung  Cerapachys  (ebenfalls 
mit  Arbeitern)    zu    der   Familie    der  Mutillen,    die    Gattung  Diapria 


der  Entomologie  währeiKl  der  J.  1863     64.  417 

mitten  unter  v»M'schiedene  Chalcidier-Gruppen,  die  Gattung  Antho- 
coris  zu  den  Araditen ,  Cymus  zu  den  Tingiditen  u.  s.  w.  stellt.  Es 
können  diese  Irrthümer  nicht  wohl  auf  Missgriffe  des  Setzers  oder 
Correktors,  von  denen  gleichfalls  der  Text  fast  auf  jeder  Seite  wim- 
melt, geschoben,  sondern  müssten  inimerhm  mindestens  als  grobe 
Fahrlässigkeiten  in  Anspruch  genommen  werden. 

8ncllerivan  Vollenhoven  beabsichtiget  die  im 
Leydener  ^Insenm  betindlichen  reichen  entomologischen 
Schätze  aus  den  Niederländischen  Besitzungen  im  Ostin- 
dischen Archipel  in  ähnlicher  Weise,  wie  es  d  e  Haan 
mit  den  Orthopteren  und  einem  Theil  der  Rhopaloceren 
gethan  hat,  in  Monographieen  einzelner  Familien  nach  und 
nach  zu  veröffentlichen.  Das  Werk  erscheint  unter  dem 
Titel:  Essai  d'unc  faune  entomologique  de  l'archipel  In- 
do-Neerlandais  par  .J.  C.  Snellen  van  Vollenhoven. 
La  Haye  in  gr.  4.  Von  demselben  liegt  ein  erstes  Heft 
(60  pag.  4  pl.  col.)  aus  d.  J.  1863  vor,  welches  eine  Mo- 
nographie der  Scutelleriden  enthält;  dieser  soll  nach  dem 
Prospectus  zunächst  eine  Familie  der  Tagfalter,  sodann 
eine  gleiche   der  Coleopteren  folgen. 

Essai  sur  la  faune  entomologique  de  Kanala  (Nou- 
velle  Caledonie)  et  description  de  quelques  especes  nou- 
velles  ou  peu  connues  par  P e  r  r  o  u  d  et  M  o  n  t  r  o  u  s  i  e  r 
(Annales  soc.  Linneenne  de  Lyon  XL  p.  46 — 257.  c.  tab.  L 
col.i.  Diese  umfangreiche  Abhandlung  enthält  die  Cha- 
rakteristik einer  grösseren  Anzahl  Insekten  verschiedener 
Ordnungen,  welche  von  dem  Missionair  Montrousier 
(sie!,  abweichend  von  der  früheren  Druckart;  Montrou- 
zier)  auf  Neu  -  Caledonien  gesammelt  und  an  Ferro  ud 
zur  Publication  eingesandt  wurden.  Letzterer  hat  sich  mit 
der  Beschreibung  der  Coleopteren,  welche  den  grössten 
Theil  der  Sammlung  ausmachten,  befasst  und  von  densel- 
ben umfassende,  wenn  gleich  nicht  auf  bekannte  Formen 
genügend  Bezug  nehmende  Charakteristiken  entworfen. 
Andere  Coleopteren  (so  weit  sie  nämlich  nicht  an  P  er  r  ou  d 
gelangt  sind)  so  wie  eine  Anzahl  von  Orthopteren,  Neu- 
ropteren,  Hymenopteren,  Lepidopteren  und  Hemiptcren 
sind  durch  kurze,  von  Montrousier  an  Ort  und  Stelle 
entworfene   Beschreibungen,     welche     meistens    vollstän- 

Archiv  f.  Naturgr.  XXX.  Jahr^.  2.  Bd.  ßB 


418     Gerstaecker;  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist,  im  Gebiete 

cHg  unbrauchbar  und  nichtssagend  sind ,  veröffentlicht 
worden. 

H.  Jouan,  Additions  ä  la  faune  de  la  Nouvelle  Ca- 
ledonie  (Memoires  d.  1.  soc.  d.  scienc.  nat.  de  CherbourgX. 
p.  305  ff.)-  Von  Insekten  werden  in  diesem  Aufsatze  nur 
einige  besonders  schädliche  und  lästige  erwähnt  und  über 
dieselben  meist  ziemlich  triviale,  zum  Theil  sogar  wenig 
glaubwürdige  Angaben  gemacht. 

A.  Wallace,  ;,0n  some  anomalies  in  zoological  and 
botanical  geography"  (Edinburgh  new  philos.  Journ.  new 
ser.  XIX.  p.  1  — 15,  Natur,  bist,  review  1863.  p.  111— 123) 
besprach  in  dieser  Abhandlung  u.  A.  auch  den  Charakter 
der  Insektenfauna  der  Molukken  und  Neu-Guineas.  Wäh- 
rend Säugethiere  und  Vögel  hier  einen  decidirt  Austra- 
lischen Charakter  haben,  zeigen  die  Insekten  vorwiegend 
den  Indischen  Typus.  Australien  ist  besonders  an  typi- 
schen, ihm  ausschliesslich  zukommenden  Lamellicornien, 
Buprestiden  und  Curculionen  reich,  während  auf  Neu- 
Guinea  die  ersteren  sehr  zurücktreten,  die  letzteren  durch 
Formen  vertreten  sind,  welche  an  Indische  erinnern ;  ganz 
besonders  tritt  dies  bei  den  Anthribiden  hervor,  welche  in 
Neu-Holland  fast  fehlen ,  in  Neu  -  Guinea  dagegen  prä- 
dominiren.  Andererseits  sind  daselbst  aber  auch  einzelne 
Gruppen  vertreten,  welche,  wie  die  Tmesisternen  nach 
Westen  hin  mit  Celebes  abschneiden  und  sich  gleich  den 
Marsupialicn  und  Trichoglossen  über  den  Australischen 
Distrikt  verbreiten. 

Auch  über  den  Charakter  der  Chilenischen  Insek- 
tenfauna giebt  Verf.  (ebenda)  einige  interessante  Daten 
nach  Mittheilungen  von  Bat  es.  Von  10  in  Chile  ver- 
tretenen Rhopaloceren  -  Gattungen  ist  keine  einzige  dem 
tropischen  Amerika  eigenthümlich;  4  sind  nordische  For- 
men, 3  cosmopolitisch  und  3  auf  Chile  beschränkte  haben 
den  Charakter  von  Arten  des  gemässigten  Nordens.  Zwei 
der  hervorragendsten  Coleopteren  -  Familien,  die  Geode- 
phaga  und  Lamellicornia  ergeben  gleiche  Resultate;  von 
77  in  Chile  vertretenen  Gattungen  sind  46  dem  gemäs- 
sigten Süd- Amerika  eigenthümlich,    17    cosmopolitisch,  2 


der  Eiitomolooie  während  der  ,1.  L^6o — 64.  419 

gemässigt  nordische,  10  tropisch  Amerikanische  und  1 
Afrikanisch.  Von  den  46  eigenthümlichen  Gattungen  sind 
10  sehr  nahe  vci'wandt  mit  Australischen,  3  mit  Süd- Afri- 
kanischen. Auf  diese  Weise  hat  Chile  in  seiner  Insek- 
tenfauna keine  nähere  Beziehungen  zum  tropischen  Ame- 
rika als  zu  Australien  und  muss  als  ein  besonderes  fauni- 
stisches  Reich  betrachtet  werden. 

Bern.  Piffard,  Reminiscences  of  an  entomological 
excursion  up  the  Demerara-River  (Entomol.  monthlv  raa- 
gaz.  I.  p.  70 — 81  und  p.  104 — -lOT).  In  denselben  geschieht 
einiger  Lepidopteren  in  ausführlicherer  Weise,  einiger 
anderer  Insekten  (Coleoptera,  Neuroptera)  nur  vorüber- 
gehend  Erwähnung. 

Sam.  Scudder,  Remarks  on  some  characteristics 
of  the  Insect  Fauna  of  the  White  Mountains,  New-Hamp- 
shire  (Boston  Journ.  of  nat.  bist.  VII.  p.  612  ff.  pl.  14  — 
Separatabdruck:  Cambridge  1863.  8.).  Verf.  ist  durch 
Erforschung  der  Flora  und  Insektenfauna  der  Weissen 
Berge,  deren  höchste  Spitze  der  Mount  Washington  (6288') 
ist,  zu  dem  Resultate  gekommen,  dass,  obwohl  dieselben 
J  72  Grade  südlicher  als  der  Mont  Blanc  liegen,  bei  ihnen 
die  untere  G ranze  der  alpinen  Region  trotzdem  merklich 
weiter  als  dort  abwärts  steigt,  nämlich  im  Gegensatze  zu 
den  Central-Alpen,  wo  dieselbe  6000 — 650(>  hoch  liegt, 
bis  auf  r)5v!0'.  Verf.  erörtert  einige  für  die  höchsten  Re- 
gionen der  Weissen  Berge  charakteristische  Insektenfor- 
men aus  den  Ordnungen  der  Orthoptera  und  Lepidoptera. 

Die  Kenntniss  der  untergegangenen  Insekten  ist 
durch  eine  neue  Abhandlung  von  O.^  Heer:  „Beiträge 
zur  Insektenfauna  Oeningen's,  Coleoptera"  (Natuurkund. 
Verhandel.  van  de  Ilollandsche  Maatschappij  der  Wetensch. 
te  Haarlem  XVI.  —  90  pag.  in  4.  c.  tab.  7) ,  in  welcher 
abermals  ein  sehr  reichhaltiges  Material  aus  den  Tertiär- 
schichten von  Oeningen  durch  Beschreibung  und  Abbil- 
dung bekannt  gemacht  wird,  in  sehr  ansehnlicher  Weise 
erweitert  werden.  Obwohl  sich  der  vorliegende  Beitrag 
auf  eine  einzelne  Ordnung  der  Insekten  und  innerhalb 
dieser  nur  auf  bestimmte  Familien   beschränkt^  so  ist  das 


420     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissenscli.  Leist.  im  Gebiete 

darin  bearbeitete  Material  trotzdem  und  zwar  besonders 
deshalb  zu  Rückschlüssen  auf  den  allgemein  physikalischen 
Charakter  von  Oeningen  während  der  Tertiärperiode  ge- 
eignet, weil  die  Mitglieder  jener  Familien  einen  Zweifel 
über  ihre  Lebensweise  und  mithin  über  die  Bedingungen 
ihrer  damaligen  Existenz  nicht  aufkommen  lassen.  So 
muss  z.  B.  das  Auftreten  zahlreicher  Coprophagen  (in  30 
bekannten  Arten)  auf  die  gleichzeitige  Existenz  von  Wie- 
derkäuern und  vielleicht  auch  Einhufern,  die  artenreichen 
Wasserkäfer  (gleichfalls  oO  Arten)  auf  die  Brut  zahlrei- 
cher (bereits  nachgewiesener)  Fische,  das  Prädominiren 
von  Buprestiden  und  Trogositen,  die  sich  durch  ansehn- 
liche Grösse  auszeichnen,  auf  eine  reiche  Baumvegetation, 
das  Auftreten  von  Scaphidiern  und  Oxyporinen  auf  grosse 
Pilze,  das  Vorkommen  von  Salzkäfern  auf  Salzboden  u.  s.  w. 
hinweisen.  Die  Insektenfauna  selbst  muss  zu  jener  Zeit 
eine  sehr  heterogene  gewesen  sein ,  da  sich  neben  den 
allerdings  prädominirenden  Formen  der  Mittelmeerfauna 
auch  solche  finden,  welche  sich  deutlich  an  lebende  Gat- 
tungen Amerika's,  Asien's  und  Afrika's  anlehnen;  unter 
solchen  treten  aber  auch  Formen  auf,  welche  unter  den 
lebenden  keine  Repräsentanten  mehr  aufzuweisen  ha- 
ben und  einzelne  Arten  noch  lebender  Gattungen,  wel- 
che sich  durch  ungewöhnliche  Grösse  von  den  jetzt  exi- 
stirenden  auszeichnen.  Bemerkenswerth  ist  auch  das  Vor- 
kommen solcher  Arten,  welche  mit  weitverbreiteten  der 
Jetztzeit  in  sehr  naher  Verwandtschaft  stehen. 

Unter  den  vom  Verf.  behandelten  Familien  sind  die  Carabiden 
durch  10  Gattungen  und  21  Arten  vertreten ;  letztere  gehören  den 
lebenden  Gattungen  Calosoma,  Nebria,  Badister,  Pterostichus,  Amara, 
Harpalus  und  Dichirotrichus  und  den  ausgestorbenen  Sinis  (nov. 
gen.,  mit  Pangus  und  Selenophorus  verwandt),  Trechinites  (nov. 
gen.,  zur  Trechus-Gruppe  gehörend)  und  C ar ab  ites  (provisorische 
Sammelgattung)  an.  —  Acht  verschiedene  Dyticiden  gehören  den 
lebenden  Gattungen  Dyticus,  Cybister,  Hydaticus,  Colymbetes  und 
Hydroporus,  zwei  Gyriniden  der  Amerikanischen  Gattung  Dineutus, 
sechs  Staphyliniden  der  ausgestorbenen  Gattung  Protactus  Heer  und 
den  lebenden  :  Oxytelus,  Bledius,  Lathrobium,  Staphylinus  und  Oxy- 
porus  (?)  an.  —  Von  Clavicornien  sind  1  Scaphisoma ,  1  Silpha, 
4  Nitidula,   1  Amphotis,  1  Atomaria,  5  Trogosita,  1  Gymnochila  und 


der  Entomologie  während  der  J.  1863 — 61.  421 

8  Hister-Arten  bekannt  gemacht.  Die  15  Palpicornien  vertheilen 
sich  auf  die  lebenden  Gattungen  Hydrophilus  (die  grösste  Art:  Hy- 
droph.  (fiqantetis  misst  2  Zoll  in  der  Länge)  .  Hydrous,  Hydrobius 
und  Helophorus  und  auf  die  untergegangenen  :  Hy  d  r  op  h  il  opsi  s 
(nov.  gen.,  von  lauggestreckter  Körperform,  durch  starke,  gebogene 
Mandibeln  ausgezeichnet)  und  Escheria  Heer.  Von  22  Lamellicornien 
gehört  1  A.  zu  Geotrupes,  2  A.  zu  Gymnopleurus,  2  A.  zu  Copris, 
4  A.  zu  Onthophagus,  1  A.  zu  üniticellus,  1  A.  zu  Hybosorus,  1  A. 
zu  Aphodius,  1  A.  zu  Scarabaeus  (d.  h.  Pentodon),  1  A.  zu  Glaphy- 
rusj  1  A.  zu  Serica,  1  A.  zu  Lepithrix,  1  A.  zu  Anomala,  2  A.  zu 
Gnorimus,  1  A.  zu  Trichius,  1  A.  zu  Valgus.  Die  13  meist  ansehn- 
lichen Buprestiden  endlich  vertheilen  sich  auf  die  Gattungen  Cap- 
nodis,  Perotis,  Chalcophora,  Ancylochira,  Anthaxia.  Acmaeoderaund 
auf  die  untergegangene  Euj^restites  Heer. 

Eine  zweite  Abhandlung  Heer's  über  „die  fossilen 
Calosomen",  welche  von  Gieb  e  1  (Zeitschr.  f.d.  gesammt. 
Naturwiss.  XXIII.  p.  170)  angezeigt  und  nach  einem  öe- 
paratabdruck  ohne  Angabe  der  Quelle  besprochen  wird, 
hat   dem  Ref.  nicht  zur  Ansicht  vorgelegen. 

Dana,  On  fossil  Insects  from  the  Carboniferous  for- 
mation  in  Illinois  (Silliman's  Americ.  Journ.  of  scienc. 
and  arts  XXXYII.  p.  34  f.)  bildete  im  Holzschnitt  zwei 
Insektenreste  aus  den  Kohlenlagern  in  Illinois,  deren  einem, 
der  Familie  der  Sembliden  angehörigen  der  Name  Mia- 
mia  Bronsoniy  dem  anderen  aus  der  Familie  der  Heme- 
robiiden  (nur  Flügel-Bruchstück)  die  Benennung  Heme- 
ristia  occidentalis  beigelegt  wird. 

In  linguistischer  Beziehung  ist  endlich  eine  Mittheilung 
Hagen's  über  die  Insekten- Namen  der  Tupi-Sprache 
(Stettin.  Entom.  Zeit.  XXIV.  p.  252  ff.)  zu  erwähnen,  wel- 
che einen  Auszug  aus  v.  Mar  tius\ Abhandlung  über  die 
Pflanzen-  und  Thiernamen  dieser  Sprache  bilden.  Das 
mitgetheilte  Verzeichniss  erstreckt  sich  auf  156  verschie- 
dene Benennungen. 

Orthoptera. 

J.  Lubbock  (On  the  developmcnt  of  Clilocon  [Ephe- 
mera]  dimidiatum.  Part  I.  Transact.  Linnean  soc.  of 
London  XXIV.  p.  61—78.  pl.  17  u.  18)  hat  das  Wachsthum 
und  die  mit  demselben  verbundenen  allmählichen  Form- 
veränderungen   der    Larve    von   Chloeon    dimidiatum  bis 


422     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

in's  Einzelne  verfolgt  und  letzteren  eine  eingehende  Dar- 
stellung in  Wort  und  Bild  gewidmet.  Verf.  hält  es  nach 
den  Andeutungen  ^  die  er  über  die  Entwickelung  der 
ametabolen  (hemimetabolen)  Insekten  bei  Burmeister 
und  Owen  gefunden  hat,  für  eine  bei  den  Entomolo- 
gen allgemein  verbreitete  Ansicht,  dass  auch  für  diese 
Insekten  nur  vier  scharf  abgegränzte  Entwickeiungssta- 
dien  (Ei,  Larve ,  Nymphe  und  Imago)  anzunehmen  seien 
und  glaubt  daher  durch  den  Nachweis,  dass  bei  Chloeon 
durch  mehr  als  zwanzig  Häutungen  eine  ganz  allmähliche 
Ueberführung  der  Larve  in  das  vollkommene  Insekt  be- 
wirkt werde,  etwas  bisher  üngekanntes  nachzuweisen. 
Dies  ist  mm  zwar,  da  bereits  die  ältesten  Autoren,  wie 
Swammerdamm,  Rösel  u.  A. ,  etwas  ganz  Entspre- 
chendes an  verschiedenen  Orthopteren  und  Pseudoneuro- 
pteren  beobachtet  und  in  ihrer  von  Theorieen  noch  nicht 
beeinträchtigten  Anschauungsweise  naturgetreu  dargestellt 
haben,  nicht  der  Fall;  indessen  giebt  die  Abhandlung 
des  Verf.'s  so  zahlreiche  spezielle  Daten  über  die  Ver- 
änderungen, welche  an  den  bereits  vorhandenen  Körper- 
theilen  der  Larve  vor  sich  gehen,  ebenso  wohl  als  über 
die  Art  und  Weise,  wie  und  zu  welcher  Zeit  die  später 
hinzutretenden  Organe  gebildet  werden,  dass  sie  als  eine 
sehr  wünschenswerthe  Vervollständigung  jener  älteren 
Beobachtungen  angesehen  werden  muss.  Als  Beispiel  für 
die  Entwickelung  der  hemimetabolen  Insekten  überhaupt 
mag  sie  daher  auch  hier  an  der  Spitze  der  Ordnung  eine 
nähere  Berücksichtigung  erfahren. 

Verf.  geht  zunächst  auf  einen  Vergleich  der  Larven  von  meta- 
bolen  und  ametabolen  Insekten  ein  und  spricht  sich  u.  A.  auch 
gegen  die  von  Owen  aufgestellte  Ansicht  aus,  wonach  die  ametabo- 
len Insekten  ihr  Larvenstadium  bereits  im  Eie  absolvirt  hätten  — 
eine  Ansicht,  welche,  wie  oben  erwähnt,  jetzt  auch  Murray  auf- 
gegeben oder  wenigstens  modificirt  hat.  Von  den  bei  der  Larve 
von  Chloeon  dimidiatum  beobachteten  Häutungen,  welche  zwanzig 
übersteigen,  charakterisirtVerf.  siebenzelm,  welche  sich  schnell  (von 
zwei  zu  drei  Tagen)  einander  folgen;  ob  die  erste  von  ihm  darge- 
stellte Form  diejenige  ist,  welche  unmittelbar  aus  dem  Eie  hervor- 
gegangen, blieb  unermittelt.  In  diesem  ersten  sowohl  als  dem  darauf 

■■^  Zoll  misst,.  linden  sich 


der  Entomologie  während  der  J.  18B3 — G4.  423 

noch  am  Kopfe  fünf  gleich  grosse  Augenpunkte  ,  von  denen  sich 
jedoch  das  hinterste  Paar  schon  im  dritten  Stadium  '^^,2y— -g^^^Zoll 
lang)  um  das  Doj^pelte  vergrössert  hat,  so  dass  hier  zuerst,  noch 
ehe  eine  Facettirung  sichtbar  wird,  ein  Unterschied  zwischen  Netz- 
augen und  Ocellen  hervortritt;  im  neunten  Stadium  sind  die  Netz- 
augen, welche  sich  von  den  einfachen  schon  allmählich  mehr  durch 
ihre  Färbung  unterscheiden,  bereits  zu  bedeutender  Grösse  entwik- 
kelt.  Die  im  ersten  Stadium  14-gliedrigen  Fühler  nehmen  im  drit- 
ten Stadium  15,  im  vierten  17,  im  fünften  20,  im  achten  23,  im 
zehnten  29  u.  s.  w.  Glieder  an;  ebenso  vermehrt  sich  mit  den  ein- 
zelnen Häutungen  die  Zahl  der  Borsten  am  Tarsengliede  der  Beine, 
indem  im  ersten  Stadium  nur  1.  im  sechsten  bereits  7  solcher  vor- 
handen sind.  Gleich  den  Fühlern  gliedern  sich  auch  die  Schwanz- 
borsten des  Hinterleibs  mit  den  Häutungen  in  immer  vollkommene- 
rer Weise;  dieselben  sind  im  ersten  und  zweiten  Stadium  nur  zu 
zweien  vorhanden,  bis  sich  im  dritten  zwischen  beiden  eine  kleine 
Hervorragung  zeigt,  aus  der  sich  dann  durch  Wachsthum  in  der 
Längsrichtung  ein  ungegliederter  Kegelfortsatz  hervorbildet  (5tes 
Stadium),  Im  sechsten  Stadium  zeigt  dieser  Fortsatz  bereits  drei, 
im  siebenten  sechs,  im  achten  zwölf  Gliederungen,  um  allmählich 
den  beiden  Seitenborsten  immer  ähnlicher  zu  werden.  —  Die  Hinter- 
leibskiemen sind  in  den  beiden  ersten  Stadien  noch  nicht  vorhanden ; 
ihre  Anlage  ist  ganz  gleich  derjenigen  der  Flügelscheiden  (denen  sie 
auch  morphologisch  gleich werthig  gestellt  werden  müssen  Ref ),  indem 
sie  im  dritten  Stadium  an  denjenigen  Stellen  des  zweiten  bis  sechsten 
Leibesringes  in  Form  kleiner  Blättchen  hervorsprossen,  welche  sich 
bereits  im  zweiten  Stadium  zipfelartig  verlängert  hatten;  die  Kie- 
men des  ersten  und  siebenten  Ringes  entw-ickeln  sich  später  als  die 
fünf  mittleren  Paare .  welche  auch  zuerst  anfangen ,  eine  freie  Be- 
weglichkeit zu  zeigen.  Bis  zum  sechsten  Stadium  sind  die  Kiemen 
sämnitlich  einfache  Blätter ;  im  siebenten  setzen  die  grösseren  Paare 
am  hinteren  Rande  eine  kleine  Platte  an,  w^elche  sich  allmählich 
vergrössert,  bis  sie  im  siebenzehnten  fast  die  Länge  der  Hauptkie- 
men erreicht  haben.  Die  erste  Spur  einer  Anlage  von  Flügelschei- 
den beginnt  erst  im  zehnten  Stadium,  wo  sich  die  Hinterwinkel  des 
Mesothorax  schwächer  auszuziehen  beginnen ;  im  dreizehnten  Sta- 
dium bedecken  die  Flügelscheiden  des  Mesothorax  bereits  ^/^,  im 
vierzehnten  Ye  des  Metathorax,  bis  sie  im  fünfzehnten  bis  zum  Ende 
desselben  reichen  und  im  siebenzehnten  schon  mehr  als  die  Hälfte 
des  ersten  Hinterleibsringes  bedecken. 

Der  Ln  bb  o  ck'schen  Abhandlung  scliliesst  sich  ihrem 
Inhalt  nach  eine  gleichfallas  viele  interessante  Beobach- 
tungen enthaltende  von    Pagen  Stecher    über   die  Ent- 


424     Gerstaecker:  Bericht  üb.  die  wissen  seh.  Leist.  im  Gebiete 

Wickelung  von  Mantis  reHgiosa  eng  an,  welche  im  Archiv 
f.  Naturgesch.  XXX.  p.  7—25.  Taf.  I  unter  dem  Titel ; 
„Die  Häutungen  der  Gespenstheuschrecke,  Mantis  reli- 
giosa"  veröffentlicht  ist.  Indem  wir  in  Betreff  der  spe- 
ziellen Schilderung,  welche  Verf.  von  der  Construktion 
des  Eiergeleges  und  der  Anordnung  der  Eier  in  demsel. 
ben  entwirft,  auf  die  Abhandlung  selbst  verweisen,  glau- 
ben wir  besonders  darauf  aufmerksam  machen  zu  müssen, 
dass  die  erste  aus  dem  Eie  hervorgehende  Larvenform 
einer  jungen  Mantis  sehr  viel  weniger  gleicht,  als  dies 
z.  B.  bei  der  von  Murray  aus  dem  Eie  geschälten,  auch 
ihrerseits  noch  etwas  embryonenhaft  aussehenden  jungen 
Blatta  der  Fall  ist,  indem  die  drei  Beinpaare  derselben 
noch  vollständig  übereinstimmend  gebildet  sind  imcl  der 
Hinterleib  an  der  Spitze  ein  Paar  langer  und  dünner, 
fadenförmiger  Anhänge  trägt.  Es  hat  dieses  erste  Ent- 
wickelungsstadium  der  Mantis  vielmehr  fast  das  Ansehen 
einer  Puppe  (daher  auch  vom  Verf.  als  „Püppchen*^  be- 
zeichnet), welcher  es  auch  durch  die  Art  seines  Hervor- 
gehens aus  dem  Eiergelege,  aus  dem  es  sich  vermittelst 
zahlreicher,  seiner  Körperhaut  aufsitzender  kleiner  Sta- 
cheln herauswindet,  bis  zu  einem  gewissen  Grade  gleicht. 
Mit  dem  Hinterende  ihres  Körpers  an  der  Oberfläche  des 
Eiergeleges  durch  Einklemmung  festhaftend,  macht  nun 
diese  erste  Laivenform  unmittelbar  nach  dem  Ausschlü- 
pfen aus  dem  Eie  ihre  erste  Häutung  durch,  um  die  mit 
Raubbeinen,  verlängertem  Prothorax  u.s.  w.  versehene,  kurz 
mit  allen  Merkmalen  des  künftigen  Thieres  ausgestattete 
junge  Mantis  aus  sich  hervorgehen  zu  lassen.  Die  spä- 
teren Häutungen  erfolgen  in  Zeiträumen  von  10  bis  14 
Tagen  und  zwar  finden  im  Ganzen  sieben  statt;  nach 
der  vierten  treten  zuerst  die  Flügclrudimente  auf.  Die 
näheren  Mittheilungen,  welche  Verf.  über  die  Sitten  und 
das  Treiben  dieser  jungen  Fangheuschrecken  (wie  sie 
im  Gegensatze  zu  Phasma  richtiger  zu  nennen  sind),  ins- 
besondere über  die  mit  ihnen  angestellten  Fütterungs- 
versuche macht,  sind  in  hohem  Grade  interessant  und 
lesenswertb. 


der  Entomologie  während  dei-  J.  18G3  -  64.  425 

Anatomia  Forficnlarum  ;  Anatomisk  Undersogelse  af 
de  Danske  Orentviste,  vcd  Fr.  Meiner  t.  Forste  Afde- 
ling.  (Naturhist.  TIdsskr.  3.  Raek.  IL  p.  427— 4^2.  tab.  19). 
Als  Abhandlung  zur  ErlanLiung  des  philosophischen  Dok- 
torgrades auch  separat  gedruckt.  Kjübenhavn  1863.  8. 
84  pag.  c.  tab.  1.  —  Verf.  behandelt  in  dieser  durch  sehr 
umfassende  Verwerthung  der  einschlägigen  Literatur  und 
durch  sorgsame  Untersuchungsweise  gleich  ausgezeichne- 
ten Arbeit  neben  der  zoologischen  Feststellung  der  weni- 
gen in  Dänemark  einheimischen  Forficula- Arten :  1)  ihre 
Entwickelungsgeschichte  vom  Ei  bis  zur  Imago,  so  wie 
die  Lebensweise  der  letzteren;  2)  die  specielle  Zusammen- 
setzung und  Öegmentirung  des  Hautskeletes  in  allen  sei- 
nen einzelnen  Theilen  und  3)  die  Anatomie  der  inneren 
Organe;  unter  denen  ganz  besonders  die  männlichen  Ge- 
schlechtsorgane nebst  dem  Begattungsapparat  einer  einge- 
henden Darstellung  unterzogen  werden.  Die  Untersuchun- 
gen des  Verf.'s  sind  gleichfalls  für  die  Entwickelungsge- 
schichte der  Orthopteren,  zugleich  aber  auch  für  die  Mor- 
phologie der  Insekten  überhaupt  von  allgemeiner  Bedeu- 
tung ,  daher  wir  sie  hier  vorweg  anführen  zu  müssen 
glauben. 

Die  drei  in  Dänemark  einheimischen  Arten,  welche  Verf.  nä- 
her charakterisirt,  sind  Forficula  auricularia  Lin.,  minor  Lin.  und 
acanthopygia  Gene  ;  doch  zieht  er  in  seine  anatomischen  Untersuchun- 
gen ausserdem  auch  die  in  Dänemark  noch  nicht  aufgefundene  Forf. 
gigantea  hinein.  Die  aus  dem  Eie  schlüpfenden  Larven  der  Forf. 
auricularia  haben  ausser  dem  Kopfe  und  der  Lamina  analis  drei- 
zehn Köi'persegmente.  wovon  also,  wenn  man  drei  auf  den  Thorax 
rechnet,  dem  Hinterleibe  zehn  zukommen.  Ihre  Fühler  sind  6-  bis 
8-gliedrig,  setzen  bei  jeder  Häutung  zwei"  neue  Glieder  an  und  er- 
scheinen daher  bei  der  Nymphe  12-,  bei  der  Imago  14-gliedrig.  Die 
äussere  Geschlechtsdifierenz  tritt  erst  bei  letzterer  hervor,  während 
sie  der  Nymphe  noch  abgeht.  Zwei  au  der  Basis  der  Zangenarme 
gelegene  Stinkdrüsen  sind  ausschliesslich  der  Larve  eigen.  Bei  letzterer 
sowohl  als  bei  der  Nymphe  und  Imago  besteht  das  dem  Metathorax 
sich  eng  anschliessende  (und  daher  vom  Yerf,  dem  Thorax  zuge- 
rechnete) Segmentum  mediale  nur  aus  einem  Dorsalhalbringe,  wäh- 
rend die  Lamina  analis  eine  Ventralplatte  wenigstens  rudimentär 
(in  Form  von  zwei  dreieckigen  Plättchen)  erkennen  lässt.  Am  Hin- 
terleib  des    Weibchens   sind   die  Ventralplatten  des    siebenten  und 


426     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.   Leif?t.  im  ßehiete 

achten  Segmentes  eing-egangen,  die  Dorsalplatten  derselben  Ringe 
dagegen  deutlich,  wenngleich  sehr  kurz  und  mit  der  folgenden  ver- 
wachsen. —  Während  bei  der  Imago  von  Forficula  auricularia  die 
beiden  oben  erwähnten  Stinkdrüsen  der  Larve  eingegangen  sind, 
finden  sich  jederseits  zwei  andere  am  Hinterrande  der  Dorsalplatten 
des  zweiten  und  dritten  Abdominalringes  vor.  Bei  Forf.  gigantea 
fehlen  die  Stinkdrüsen  allen  Entwickelungsstadien ;  auch  weicht  diese 
Art  von  Forf.  auricularia  darin  ab ,  dass  die  beiden  Speicheldrüsen 
nicht  im  Kopfe  liegen  und  den  Stipites  der  Maxillen  anhaften,  son- 
dern im  mittleren  oder  hinteren  Theile  der  Brust  gelegen  sind  und 
einen  dünnen  Ausführungsgang  zu  einem  kleinen  Receptaculum 
jederseits  aussenden,  aus  dem  dann  abermals  ein  kurzer  Canal  ab- 
geht, welcher  sich  mit  demjenigen  der  anderen  Seite  an  der  Basis 
der  Zunge  vereinigt.  —  Die  männlichen  Geschlechtsorgane  betreffend, 
so  bestehen  die  Hoden  je  aus  zwei  Schläuchen  mit  doppelter  Hülle, 
innerhalb  welcher  die  Spermatozen  (je  eins  in  einer  Zelle)  gebildet 
werden.  Die  äussere  Membran,  obwohl  ohne  Muskelstratum,  scheint 
contraktionsfähig  zu  sein,  eine  Eigenschaft,  welche  der  entsprechen- 
den äusseren  Hülle  der  langen  und  dünnen  Vasa  deferentia  abgeht. 
Diese  münden  in  eine  gemeinsame  kuglige  Yesicula  seminalis,  aus 
welcher  der  sich  in  zwei  Aeste  spaltende  Ductus  ejaculatorius  her- 
vortritt; der  eine,  kurze  Ast  desselben  endigt  blind,  während  der 
andere  noch  einmal  eine  grosse  blasenartige  Anschwellung  eingeht, 
um  bei  dem  Austritt  aus  derselben  in  Form  eines  dünnen  Schlau- 
ches in  das  Begattungsorgan  überzugehen.  Forficula  gigantea  zeigt 
eine  sehr  auffallende  Bildung  und  Abweichung  darin,  dass  sich  zwei 
getrennte  Ductus  ejaculatorii  vorfinden,  welche  wie  bei  Forf.  auri- 
cularia aus  einer  gemeinsamen  Vesicula  seminalis  entspringen,  aber 
jeder  für  sich  eine  blasenartige  Anschwelhmg  (nach  der  Angabe 
des  Verf.  von  drüsiger  Natur  ,  daher  als  Glandula  nodiformis  be- 
zeichnet) eingehen.  Der  gemeinsame  Penis  ist  hier  jenseits  des 
Ansatzes  der  seitlichen  Platten  gespalten. 

Die  vom  Verf.  gegebene  Darstellung  der  Segmenti- 
rung  des  Haiitskeletes  (besonders  des  Hinterleibes)  wurde 
von  Schaum  (Archiv  f.  Naturgesch.  XXIX.  p.  365)  In 
Ihrer  Richtigkeit  bestritten,  indessen ^  wie  Meinert 
(ebenda  XXX.  p.  141  &.)  In  seinen  ^Bemerkungen  über 
den  Bau  des  Hinterleibes  bei  den  Forficulen^  nachweist, 
einerseits  nur  aus  Mangel  an  richtigem  Verständniss  der 
Meinert'schen  Angaben,  andererseits  unter  Herbeiziehung 
wlllkührlicher,  dem  Sachverhalt  widersprechender  An- 
nahmen.     Verf.    widerlegt   hier   gleichfalls    (vergl.  oben! 


der  Entomologie  wähiei)cl  der  J.  1863 — 64,  4Q7 

Insekten)  die  Ansicht,  wonach  ein  Segment  durch  die 
Anwesenheit  eines  Gangh'on  oder  eines  Stigmenpaares 
bestinamt  werden  soll,  durch  den  Nachweis,  dass  auch 
dem  Segmentum  mediale,  für  welches  Schaum  ein 
Ganglion  wenigstens  annehmen  zu  dürfen  glaubt ,  ein 
solches  in  der  That  fehlt.  —  Eine  abermalige  Replik  von 
Schaum  (Archiv  f.  Naturgesch.  XXX.  p.  256  ff.)  l>nngt 
zur  Sache  selbst  nichts  Neues  bei,  sondern  hält  den  frü- 
heren Standpunkt  über  „die  Erfordernisse  eines  Segmen- 
tes" unverändert  fest. 

H.  de  Saussure,  Melanges  orthopterologiques,  1. 
Fase.  Blattides  (Memoires  d.  1.  soc.  phys.  et  d'hist.  nat. 
de  Geneve  XVII.  p.  129 — 171.  —  Separatabdruck  44  pag. 
in  4.  c.  tab.  1  col.).  Enthält  die  Charakteristik  von  37 
neuen  und  zum  Theil  ausgezeichneten  Blattinen-Formen 
aus  den  Museen  von  Geneve  und  Neufchatel,  deren  Be- 
arbeitung Verf.  gelegentlich  seiner  gleich  zu  erwähnen- 
den Publikation  der  in  Mexiko  einheimischen  Orthopteren 
vorgenommen  hat. 

Von  desselben  Verf.'s  „Memoires  pour  servir  a^  l'hi- 
stoire  naturelle  du  Mexique,  des  Antilles  et  des  Etats- 
Unis",  von  welchen  die  beiden  ersten  sich  mit  den  Cru- 
staceen  und  Myriopoden  befassenden  Abschnitte  bereits 
früher  in  diesen  Berichten  Erwähnung  gefunden  haben, 
liegen  jetzt  das  3.  u.  4.  Memoire  unter  dem  besonderen 
Titel:  „Orthopteres  de  l'Amerique  moyenne"  in  einem  an- 
sehnlichen Quartbande  (Geneve  1864.  279  pag.  c.  tab.  2. 
Separat  -  Abdruck  aus  den  Memoires  d.  1.  soc.  phys.  et 
d'hist.  natur.  de  Geneve  XVIII.  Bd.>  vor.  Auch  diese  sehr 
umfangreiche  Arbeit  ist  ausschliesslich  der  Familie  der 
Blattinen  gewidmet,  deren  systematische  Kenntniss  da- 
durch eine  sehr  wesentliche  Bereicherung  erfahren  hat; 
denn  wenn  Verf.  auch  vorwiegend  die  in  ^lexiko  einhei- 
mischen Formen  zum  Gegenstande  seiner  Darstellung  ge- 
macht hat,  so  hat  er  doch  neben  zahlreichen  Arten  aus 
Nord-Amerika,  Texas  und  von  den  Antillen  aus  systema- 
tischen Rücksichten,  besonders  zur  näheren  Begränzung 
und  Eintheilung  der  Gattungen  in  Gruppen  auch  vielfach 


428     Ger  sta  ecke  r:   Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

Süd- Amerikanische  Formen  (ans  Cohimbien,  Brasilien,  Chile, 
Peru  11.  s.w.)  mit  herangezogen  und  hat  durch  spezielles 
Eingehen  auf  die  Charaktere  der  Familie  im  Ganzen  so 
wie  auf  die  Eintheilung  derselben  in  Gruppen  und  Gat- 
tungen den  Gegenstand  in  ebenso  ausgedehnter  Weise 
monographisch  als  faunistisch  behandelt.  Durch  denReich- 
thum  ihres  Inhalts  so  wie  durch  die  Sorgsamkeit  und  Ge- 
diegenheit der  Darstellung  steht  die  Arbeit  des  Verf.'s 
offenbar  mit  an  der  Spitze  der  orthopterologischen  Li- 
teratur. 

Ueberhaupt  scheint  seit  der  Publikation  von  West- 
wood's  Bearbeitung  der  Phasmiden  die  Ordnung  der 
Orthopteren,  welche  wenigstens  für  die  exotischen  For- 
men bisher  auffallend  stiefmütterlich  behandelt  worden 
war,  gegenwärtig  grösseren  Anklang  bei  den  Systemati- 
kern zu  linden,  da  auch  die  Familie  der  Forficulinen  von 
FI.  Do  hm  („Versuch  einer  Monographie  der  Dermapte- 
ren",  Stettin.  Entom.  Zeit.  1863—64)  einen  gründlichen 
Bearbeiter  gefunden  hat. 

Von  faunistischen  Arbeiten  ist  eines  „Verzeichnisses 
der  im  Museum  von  Santiago  befindlichen  Chilenischen 
Orthopteren"  von  R.  A.  Philippi  (Zeitschr.  f.  d.  ge- 
sammt.  Naturwiss.  XXI.  p.  217 — 245)  zu  erwähnen,  in 
welchem  64  Arten  aufgeführt  und  darunter  32  als  neu 
beschrieben  werden.  Mit  Einschluss  der  von  Blanchard 
in  Gaj's  Fauna  beschriebenen  48  Arten  sind  somit  aus 
Chile  bis  jetzt   80  Orthopteren  bekannt. 

Observations  on  certain  North- American  Neuroptera 
bv  H.  Hagen,  M.D.  of  Königsberg;  translated  from  the 
original  frensh  MS.,  and  published  by  permission  of  the 
author,  with  notes  and  descriptions  of  about  twenty  new 
species  of  North  -  American  Pseudoneuroptera,  by  Benj. 
Walsh  (Proceed.  entomok  soc.  of  Philadelphia  I.  p.  167 
-—272).  Verf.  hatte  die  im  J.  1862  von  ihm  beschriebe- 
nen Nord- Amerikanischen  Pseudoneuropteren  an  Dr.  Ha- 
gen zur  Ansicht  und  Berichtigung  gesandt  und  publi- 
cirt  in  gegenwärtigem  Aufsatze  zunächst  die  von  letzte- 
rem über  dieselben   gemachten  Angaben^  ihre  Artrechte, 


der  Entomologie  wilhreud  der  .T.  1863     64.  429 

resp.  Sjnonyraie  mit  früher  beschriebenen  betreffend,  um 
einerseits  weitere  Bemerkungen  an  dieselben  zu  knüpfen, 
andererseits  eine  Anzahl  neu  entdeckter  Arten  bekannt  zu 
machen.  Auch  einige  Neuroptera  werden  in  vorstehender 
Arbeit  berührt. 

Kawall  (Correspondenzbl.  des  naturf.  Vereins  zu 
Riga  XIV.  p.  155 — l('>8j  gab  ein  Verzeichniss  der  Ortho- 
pteren und  NeuropterenKurland's  mit  Bemerkungen  über 
die  Erscheinungszeit  und  Häufigkeit  der  einzelnen  iVrten. 
In  ersterer  Ordnung  sind  die  Familien  folgenderraaassen 
repräscntirt :  Forficulina  2  A.,  Blattina  3  A. ,  Giyllodea 
3  A.,  Locustina  4  A.,  Acridiodea  16  A.,  Odonata  19  A., 
Ephemeridae  14  A.,  Perlariae  7  A.  und  Psocina  15  A. 

Assrauss,  „Enumeratio  Orthopterorum  in  gubernio 
Mosquensi  indigenorum'^  (Bullet,  d.  natur.  de  Moscou  1864. 
I.  p.  465 — 476)  zählte  44  im  Moskauer  Gouvernement  bis 
jetzt  beobachtete  Orthopteren  auf:  Forficulina  3  A.,  ßlat- 
tina  6  A. ,  Gryllodea  4  A.,  Locustina  10  A.,  Acridiodea 
21  Arten. 

Selys-Longchamps,  „Catalogue  des  Nevropteres 
Odonates  de  la  Corse^  und  „Nevropteres  (non  Odonates) 
de  la  Corse"  (Annal.  soc.  entom.  de  France  4.  s6r.  IV. 
p.  35 — 40).  Verf.  verzeichnet  als  von  Bellier  de  la 
Chavignerie  im  J.  1860 — 61  auf  Corsika  gesammelt  24 
Libellulinen,  7  Ephemeriden,  2  Termiten  und  3  Perlarien. 
Zwei  Ephemeriden  werden  als  neu  beschrieben. 

Tormitina.  Die  interessanten  Mittheilungen ,  welche  Bates 
(The  naturalist  on  the  River  Amazons,  Deutsche  Uebersetzung  p.  221 
— 228)  über  die  Lebensweise  der  Termiten  im  Thale  des  Amazo- 
nenstromes macht,  sind  der  Hauptsache  nach  bereits  von  Hagen 
in  seiner  Monographie  dieser  Familie  angeführt.  Verf.  giebt  eine 
Schilderung  ihrer  Bauten,  der  verschiedenen  zu  einem  Staate  vereinig- 
ten Formen,  der  ihnen  speciell  obliegenden  Functionen,  des  Schwärm- 
aktes u.  s.  w.  Er  glaubt  aus  seinen  Wahrnehmungen  den  Schluss 
ziehen  zu  dürfen,  dass  Soldaten  und  Arbeiter  gleich  den  geschlecht- 
lichen Individuen  schon  vom  Ausschlüpfen  aus  dem  Eie  an  ver- 
schieden seien  und  nicht  erst  durch  abweichende  Nahrung.  Haltung 
u.  s.  w.  sich  zu  differenten  Formen  ausbilden.  In  Betreff  der  Arbeiter 
und  Soldaten    stellt  er  die  Vermuthung  auf.   dass  erstere  weibliche, 


430     Gerstaecker:  Bericht  üb.   d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

letztere  männliche  Individuen  mit  verkümmerten  Geschlechtsorga- 
nen seien. 

Blattina.  de  Saussure  (Melanges  orthopterologiques ,  Me- 
moires  d.  1.  sog.  phys.  et  d'hist.  nat.  de  Geneve  XVII.  p.  129  ff.) 
machte  folgende  neue  exotische  Arten  bekannt :  Folyzosteria  Indica 
Pondichery,  Humberliana  Ceylon,  Viclcltana  Ostindien  (ist  offenbar 
P.  Orientalis  Burm.),  C halco  lump  r  a  (Subgen.  nov.,  Name  unter 
den  Chrysomelinen  bereits  vergeben!)  cuprea  Neu-Holland,  limbata 
Burm.  ebendaher,  Perisphaeria  glomeris  Ceylon,  Uumbertiana  Ceylon, 
(DeropellisJ  ßui^ipes  Java  (ist  gleich  P.  flavicornis  Burm.),  orientalis 
Neelgerrhies ,  (Blepharodera)  sericea  und  emortuahs  Pondichery,  Co- 
rijdia  Gueriniana  (ist  gleich  Cor.  nuptialis  des  Eef),  Plwraspis  (Pkle- 
bonoius)  a?i07?m/a  Pondichery,  (Thorax)  jjo/ce//«/<a  Neelgerrhies,  Epi- 
lampra  cribrata  Assam,  blalloides  Bombay,  Thyrsocera  auslralis  Neu- 
Holland,  Blalta  tiUHcaia  Pondichery,  abbrcciata  Isle  Bourbon,  Cou- 
loniana  Neu-Holland,  badia  Java,  phalerata  Pondichery,  diluta  Cey- 
lon, h'nmbertiaua  Ceylon,  Ischnopleia  auslralis  und  fulva  Neu-Hol- 
land,  ßavicullis  Java,  lermitina  Neu-Holland,  Panchlora  aesfnans  Se- 
negal, Proscralca  dimidiata  Madagascar,  Zelobora  gratiicollis  Neu- 
Holland,  Hormetica  (Brachycola)  Coquereliana  Madagascar,  Plane- 
tica  (nov.  gen.,  mit  Archiblatta  Vollenhov.  sehr  nahe  verwandt  und 
vielleicht  später  damit  zu  vereinigen)  araneaVvlo  Penang,  Paneslhia 
regina  Java  und  mam<arinea  Ch\\\2,  (von  P.  transversa  Burm.,  welche 
in  der  Aushöhlung  des  Prothorax  variirt  ,  nicht  spezifisch  ver- 
schieden). 

Derselbe,  »Blattarum  novarum  species  aliquot«  (Revue  et 
Magas.  de  Zoolog.  1864.  p.  305—326  und  p.  341—349)  diagnosticirte 
ferner  als  n.  A. :  Pulyzosteria  biylumis,  analis  und  consobrina  Neu- 
Holland,  meridionalis  Süd  -  Afrika ,  Capensis  Cap  d.  g.  H.,  bicolor 
und  pulckella  Neu-Holland,  Paralropes  vestita  und  Heydeniana  Bra- 
silien, aequuloriulis  Ecuador,  Blatta  phalerata  und  Capensis  Süd- 
Afrika,  x)enosa^  Mexicana,  pellucida  und  f/«ns^«cü/a Mexiko,  Peruana 
Peru,  Ellipsidion  australe,  reticidalum  und  aurantium  Neu-Holland, 
lleydeniannm  Brasilien,  Ischnoptera  brevipennis  Chile,  ignobilis  Bue- 
nos Ayres,  juncea,  similis  und  er y  ihr  acephala  (Fabr.  ?)  Süd-Afrika, 
Nyctobora  terrestris  und  obscura  Brasilien.  —  Euryzostcria  nov. 
gen.,  Körper  hinten  erweitert,  Kopf  stark  kuglig,  Augen  entfernt 
stehend,  Flügeldecken  fehlend,  Lamina  infragenitalis  des  Weibchens 
wie  bei  Periplaneta,  an  der  Spitze  gekielt  und  gespalten,  Raife  sehr 
kurz.  —  Art:  Eur.  Delalandi  Süd- Afrika.  —  Periplanela  Heydeniana 
Neu-Holland,  aethiopica  Afrika,  histrio  Ceylon.  Ostindien,  Mauritius 
und  Brasilien,  (Stylopyga)  occidentalis  Antillen,  (Periplanela)  aiaris 
Brasilien,  marginalis  und  soror  Neu-Holland,  regina  Malacca.  —  Epi- 
lampra  fornicata   Neu-Holland,    nudiceniris  Tasmanien ,    Heiisseriana 


der  Entomologie    wäljreiul  der  J.  18G3 — 04.  431 

Uruguay,  bella,  ucjathina,  birittata,  Crossea,  lleyilcnianawniS.  \  ersiniana 
Brasilien.  —  H y p  er  c  u  mps n  nov.  gen.,  mit  Ilolocompsa  verwandt ; 
Körper  breit,  Kopf  nicht  hervorragend,  llaife  verlängert,  gekrümmt, 
Pronotum  filzig,  gewimpert,  Flügeldecken  häutig,  durchscheinend,  nur 
an  der  Basis  des  Randieldes  und  an  einer  schmalen  Stelle  des  Aussen-  und 
Innenrandes  verhornt.  — Art:  Hyp.  fe nes t r ina  Bra.s\\ien.  —  V  r  o  s  u- 
plecta  (nov.  gen.)  coccinella  Indien,  (DiplopteraJ  Ai//>/<«  Australien. 
—  Aptera,  nov.  gen.  Körper  oval,  gewölbt,  flügellos,  Kopf  kuglig, 
hervorragend,  mit  kleinen  und  weit  von  einander  entfernten  Augen ; 
Hinterleib  dick,  nicht  gesägt.  Lamina  supraanalis  mit  gebogenem 
Rande,  Lamina  infragenitalis  einfach,  Raife  sehr  kurz ;  Beine  kurz, 
zierlich,  Schenkel  unbewehrt,  Schienen  kurz  gedornt,  Afterklaue  sehr 
gross.  —  Art:  Apt.  lenlicularis  Cap.  —  Meleslora  ornata  Bombay, 
l'anchlora  fervida  Senegambien,  Africami  Gabon,  Femana,  luteola 
Surinam,  Lancadon  Guatemala,  jSauphoela  ainocna  Madagascar,  Zelo- 
bova  caslanea  Cayenne.  verrucosa  Süd-Amerika,  Planelicu  phalan- 
ginm  Ostindien,  Brackycolla  diaholus  und  hilohata  Brasilien,  Poly- 
phaga  Syriaca,  Panesthia  cribrata  und  dilalata  Neu-Holland,  Blabera 
Cubensis,  Brasilicma,  mmor  Brasilien,  deplanata  Antillen,  Claraziana 
Uruguay. 

Desselben  Verf.'s  »Memoires  pour  servir  ä  l'histoire  naturelle 
du  Mexique,  3.  et  4.  livr.  Orthopteres,  Blattides«  enthalten  zunächst 
(p.  1  —  46)  einen  für  die  Kenntniss  der  Familie  sehr  wichtigen  all- 
gemeinen Theil,  in  welchem  eine  specielle  Schilderung  des  äusseren 
Körperbaues  ,  besonders  auch  der  beiden  Flügelpaare  nach  Consi- 
stenz,  Form  und  Geäder,  sodann  eine  Erörterung  der  Metamorphose 
mit  besonderer  Berücksichtigung  der  zwischen  den  Nymphen  und 
Imagines  ungeflügelter  Formen  bestehenden  Unterschiede,  eine  gleiche 
in  Betreff  der  in  mannigfacher  Degradation  auftretenden  Geschlechts- 
difierenzen  u.  s.  w^  gegeben  wird.  Ebenso  wird  die  Variabilität 
der  Arten  und  die  häufig  wiederkehrende  habituelle  Uebereinstim- 
mung  vieler  Blattinen  mit  typischen  Formen  anderer  Insektenord- 
nungen besprochen  und  schliesslich  auf  die  Systematik  der  Familie 
eingegangen.  Letztere  wird  in  Uebereinstimmung  mit  Burmei- 
ster  hauptsächlich  auf  die  Entwickelung  des  Arolium  und  die  Sta- 
chelbekleidung der  Beine  begründet  und  hiernach  drei  Gruppen: 
Spinosae,  Muticac  und  Nuditarsae  angenommen.  Die  früher  (Rev. 
et  Magas.  de  Zool.)  vom  Verf.  provisorisch  bekannt  gemachten 
neuen  Gattungen  und  Arten,  letztere  so  weit  sie  der  neuen  Welt 
zugehören,  erfahren  hier  eine  nochmalige  ,  sehr  eingehende  Charak- 
teristik und  nach  den  wichtigsten  Formen  auf  den  zwei  beifolgen- 
den Tafeln  eine  bildliche  Darstellung.  Wiewohl  auch  der  Durch- 
arbeitung dieses  speciellen  Theiles  nur  eine  ungetheilte  Anerkennung 
gezollt  werden    kann,    so  ist  er   in  Betreff  der  Feststellung  der  No- 


432     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

menklatur  der  einzelnen  Arten  doch  nicht  frei  von  Irrthümern, 
welche  hauptsächlich  durch  die  oft  unzureichenden  Diagnosen  B  u  r- 
meister's  veranlasst  worden  sind,  zum  Theil  aber  auch  darauf 
beruhen,  dass  Verf.  auf  Merkmale,  welche  Schwankungen  unterwor- 
fen sind,  ein  zu  grosses  Gewicht  gelegt  hat.  So  ist  z.  B.  der  Para- 
tropes  Lycus  des  Verf.'s  (p.  59)  identisch  mit  Nyctibora  phalerata 
Erichs.,  Paratropes  subsericeus  (p.  63)  =  Phoraspis  elegans  Burm., 
Hormetica  trilobata  Sauss.  (p.  183)  =  Horm.  motiticollis  Burm.  var. 
Indessen  sind  diese  Irrthümer  so  vereinzelt,  dass  sie  zu  der  grossen 
Anzahl  der  hier  durchgearbeiteten  Arten  in  gar  keinem  Verhältniss 
stehen  und  selbstverständlich  den  Werth  der  Arbeit  in  keiner  Weise 
beeinträchtigen.  Dieselbe  kann  vielmehr  nur  den  Wunsch  erwecken, 
die  übrigen  Familien  der  Orthopteren  vom  Verf.  in  ähnlicher  Weise 
behandelt  zu  sehen. 

Lucas,  Quelques  remarques  sur  le  genre  Perisphaera,  Or- 
thoptere  de  la  famille  des  Blattides  et  description  d'une  espece  nouvelle 
appartenant  a  ce  genre  (Amial.  soc.  entom.  4.  ser.  III.  p.  405 — 409. 
pl.  9.  fig.  10).  Verf.  bemerkt,  dass  Serville  seine  Gattung  Perisphaera 
auf  ein  flügelloses  Blattinen  -Weibchen  begründet  habe,  welches  die 
Fähigkeit  besitzt,  sich  nach  Art  der  Armadilien  zusammenzukugeln, 
dass  dagegen  die  Bu  rmeister'sche  Gattung  Perisphaeria  auf  ge- 
nerisch  verschiedene  Arten  begründet  sei.  Der  Perisj^haera  armadillo 
Serv.  fügt  er  hier  die  Beschreibung  und  Abbildung  einer  neuen :  f  e- 
risph.  glümerifonnis  (bereits  im  vorigen  Jahre  durch  Diagnose  be- 
kannt gemacht)  aus  Cochinchina  und  von  Manila  bei,  welche  sich 
durch  deutUchen  Bronzeglanz  der  Oberseite  auszeichnet. 

Philippi  (Zeitschr.  f.  d.  gesammt.  Naturwiss.  XXI.  p.  222 ff.) 
machte  als  n.  A.  aus  Chile  bekannt:  Kakerlak  />/f/<</sfe</io  Cordilleras, 
pallipes   und  breripes  Santiago,    Fulyz-oslei-ia   Valdiviana   und  Geissei. 

Mantodea.  Eine  von  Pagenstecher  angestellte  Züchtung 
der  Mantis  religiosa  aus  Eiern,  über  welche  derselbe  im  Archiv  f. 
Naturgesch.  XXX.  p.  7  ff.  ausführliche  Mittheilungen  macht,  hat  Ge- 
legenheit zu  manchen  für  die  Naturgeschichte  dieses  Insektes  sehr 
interessanten  Beobachtungen  gegeben.  Die  vom  Verf.  an  der  Unter- 
seite von  Steinen  angeheftet  gefundenen  Eiercocons  enthielten  120 
bis  200,  in  18  bis  25  Querfurchen  zu  6  bis  8  eingereihten  Eier.  Die 
jungen  Thiere  schlüpften  aus  denselben  während  der  letzten  Tage 
des  Juni  oder  der  ersten  des  Juli  aus,  waren  gleich  nach  Abwerfen 
der  ersten  Larvenhaut  sehr  munter  in  ihren  Bewegungen  und  er- 
klommen constant  die  höchsten  sich  ihnen  darbietenden  Punkte.  In 
den  ersten  Tagen  nahmen  sie  keine  Nahrung  zu  sich  ,  zeigten  sogar 
z.  B.  vor  der  kleinsten  Fliege  grosse  Furcht,  fielen  vor  Schreck  hin- 
ten über  oder  zogen  sich  ängstlich  in  einen  Versteck  zurück.  Als 
ihnen  Blattläuse  gereicht  wurden,  zeigten  sie  zuerst  auch  vor  diesen 


der  Entomologie  während  der  J.  18G3— 64.  433 

noch  sichtliche  Furcht  und  hiehen  höchstens  der  Vertheidigung 
halber  gegen  dieselben  mit  den  Vorderbeinen.  Nachdem  aber  hierbei 
Theile  der  Blattläuse  an  ihrem  Körper  haften  blieben,  nagten  sie  die- 
selben zuerst  hier  ab,  um  alsbald  auch  die  lebenden  Thiere  zu  er- 
greifen und  zu  verzehren.  Später  frassen  sie  denn  auch  Eriosomen 
und  zwar  besonders  deren  Wachsfaden,  ferner  Dipteren-Larven  und 
schliesslich  die  Leichen  ihrer  Geschwister.  Nach  der  zweiten  Häu- 
tung wurden  Milben  (Rhyncholophus)  und  u.  A.  eine  Ephemeride  in 
einer  Viertelstunde  vollständig  verzehrt;  nach  der  dritten  Blattwes- 
penlarven, Stubenfliegen  u.  s.  w.  mit  ebenso  grosser  Schnelligkeit  als 
Geschicklichkeit.  Indessen  war  die  beträchtliche  Zahl  von  50  bis  60 
aus  dem  Ei  geschlüpfter  junger  Mantiden  trotz  hinreichend  darge- 
botener Nahrung  allmählich  mehr  zusammengeschmolzen  und  es  ge- 
laug dem  Verf.  nicht,  die  wenigen  zuletzt  übrig  gebliebenen  Exem- 
plare bis  über  die  vierten  Häutung  hinaus  zu  erhalten. 

Eme  zweite  die  Lebensweise  der  Mantiden  illustrirende  Mit- 
theilung  hat  Bur  meist  er  (Notiz  über  die  Mantis-Arten  bei  Bue- 
nos Aires,  Berl.  Ent.  Zeitschr.  VH.  p.  234—238)  gemacht.  Ein  Eng- 
länder Namens  Hudson  ertappte  in  der  Nähe  von  Buenos  Aires  ge- 
gen Abend  ein  Exemplar  der  Mantis  Argentina  Burm.,  als  es  eben 
auf  einem  Baum  ein  jämmerlich  schreiendes  und  zappelndes  Vögel- 
chen (Serpophaga  subcristata  Vieill.)  mit  den  Vorderbeinen  packte, 
tödtete  und  den  Kopf  desselben  zu  benagen  begann.  Bei  Unter- 
suchung des  ihm  nebst  dem  Räuber  überbrachten  Vogels  fand  Bur- 
meister nicht  nur  die  Kopfhaut  heruntergezogen  und  in  Fetzen 
zerrissen,  sondern  auch  den  Schädel  bereits  angenagt.  —  Verf.  er- 
wähnt ferner,  dass  die  Mantis-Arten  ein  Spielzeug  der  Jugend  in 
der  Argentinischen  Republik  seien;  sie  werden  an  Zwirnsfäden  an- 
gebunden, in  Gefangenschaft  gehalten  und  von  den  Kindern  mit  der 
Kopflaus,  ihrer  Lieblingsspeise,  gefüttert.  —  Die  vier  von  B.  in  den 
La  Plata  -  Staaten  beobachteten  Mantis  -Arten :  M.  praecatoria  auct., 
dimidiata  Burm.,  unipunctata  Burm.  und  Aryenlbia  n.  A.  (im  weib- 
lichen Geschlechte  flügellos)  werden  charakterisirt. 

Philippi  (Zeitschr.  f.  d.  gesammt.  Naturwiss.  XXL  p.  225.) 
beschrieb  Manlis  (jrisea  als  n.  A.  von  Santiago  de  Chile,  Bäte 8 
(Proceed.  zoolog.  soc.  of  London  1803.  p.479)  Manlis  Caldwelli  n.  A. 
aus  Madagascar. 

Phasmodea.  Lucas  (Bullet,  soc.  entomol.  1863.  p.  7)  erzog 
zu  Paris  aus  Eiern  einer  Phyllium-Art  von  den  Seychellen  einige 
junge  Individuen,  welche  schon  wenige  Tage  nach  dem  Ausschlüpfen 
15 — 16  Mill.  lang  waren;  zwei  derselben  lebten  nur  sechs  Tage  lang. 
Die  Jungen  sind  grünlich  gelb,  mit  brauner  Fleckung  des  Körpers 
und  braunen  Ringeln  an  den  Beinen;  beim  Anfassen  krümmen  sie  den 
Leib  nach  Art  der  Staphylinen  rückwä.rts. 

Archiv  f.  Naturg.  XXX.  Jahrg.  2.  Bd.  CC 


434     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

Auch  van  II  as  seit  (Tijdschr.  voor  Entomol.  VII.  p.  14fif.) 
machte  Mittheilung  über  die  Zucht  junger  Phyllium-Exemplare  aus 
Eiern,  welche  von  Batavia  nach  Leyden  gebracht  wurden.  Von 
dreissig  Eiern  schloffen  22  Mitte  Juni's  aus,  nachdem  sie  einer  Tem- 
peratur von  70—80°  Fahr,  ausgesetzt  worden  waren.  Die  jungen 
Larven  krochen  mit  aufgerolltem  Hinterleibe  aus  dem  Eie;  sie  ge- 
hörten dem  Phyllium  pulchrifolium  Serv.  an. 

Philipp!  (Zeitschr.  f.  d.  gesammt.  Naturwiss.XXI.  p.  227  ff.) 
machte  Bacteria  collaris,  gracilis,  crassicornis,  annvlicornis  als  n.  A. 
und  granulicollis  Bianch.,  Anisomorpha  variegata  und  elegans  n.  A., 
sämmtlich  in  Chile  einheimisch,  bekannt. 

Lucas  (in  Maillard,  Notes  sur  l'ile  de  la  Reunion  II.  Ortho- 
pteres  p.  22.  pl.  21.  fig.  2)  gab  Beschreibung  und  Abbildung  von 
Monandr optcra  spinigera  n.  A.  von  der  Reunions-Insel. 

Westwood  (Proceed.  entomol.  soc.  of  London  1864.  p.  16  f.) 
beschrieb  Heteropteryx  Hopei  unbek,  Vaterl.  und  Fhyllium  Feejeea- 
num  n.  A.  von  den  Feejee-Inseln. 

Derselbe,  »Rectifications  de  la  nomenclature  de  plusieurs 
especes  de  Phasmides  recemment  decrites«  (Annal.  soc.  entomol.  de 
France  4.  ser.  IV.  p.  201 — 205).  Die  vom  Verf.  gegebenen  Berich- 
tigungen beziehen  sich  auf  Monandroptera  inuncans  Serv.  und  un- 
dulata  Westw. ,  beide  auf  pl.  6  im  Umriss  dargestellt,  welche  von 
Coquerel  und  Lucas  irriger  Weise  mit  einander  vereinigt  und 
zugleich  als  identisch  mit  Diapherodes  gibbosa  Burm.  (gleichfalls 
unrichtig)  bezeichnet  worden  sind ;  ferner  auf  Monandroptera  spini- 
gera Lucas,  welche  gleich  Rhaphideres  scabrosus  Guer.  ist  und  auf 
Cyphocrania  puncticeps  Serv.,  welche  Verf.  für  das  Weibchen  von 
Achrioptera  fallax  Coquerel  hält. 

Gryllodea.  Ref.  ,  »Scepastus  und  Phylloscyrtus,  zwei  käfer- 
ähnliche Grylloden-Gattungen«  (Stettin,  entom.  Zeit.  XXIV.  p.  408 — 
436.  Taf.  I)  machte  nach  vorausgeschickten  Bemerkungen  über  Form- 
Analogieen  unter  den  Insekten  überhaupt  und  zwischen  manchen 
Orthopteren  und  Coleopteren  insbesondere  eine  höchst  merkwürdige 
neue  Gattung  Sc  epaslus  bekannt,  welche  in  Grösse,  Form,  Fär- 
bung und  Zeichnung  eine  treue  Nachbildung  des  mit  ihr  auf  den 
Philippinen  gemeinsam  vorkommenden  Pachyrrhynchus  venustus 
Waterh.  ist  und  daher  eine  sehr  auffallende  Modifikation  aller  Kör- 
pertheile  des  Grylloden-Typus  erkennen  lässt.  Der  Kopf  ist  klein, 
schmal,  kubisch,  das  Halsscbild  halbkuglig  gewölbt,  kurz  eiförmig, 
die  Flügeldecken  vollständig  verhornt,  nach  hinten  birnförmig  er- 
weitert, metallisch  gefärbt  mit  gelber  Fleckenzeichnung,  die  Beine 
schlank,  die  hinteren  im  Schenkeltheile  nur  massig  verdickt.  Die 
Ocellen  sind  zu  zweien  ausgebildet,  die  Augen  nicht  hervortretend, 


der  Entomologie  während  der  .1.  1863—64.  435 

auf  die  Oberseite  des  Kopfes  gerückt  und  der  Fühlerinsertion  so 
stark  genährt,  dass  ihr  Vorderrand  dadurch  leicht  ausgebuchtet  er- 
scheint. Die  beiden  vorderen  Schienenpaare  sind  ganz  ungedornt, 
die  llinterschienen  nur  vor  der  Spitze  mit  drei  Paaren  kurzer  Dor- 
nen besetzt;  besonders  bemerkenswerth  ist  die  Bildung  der  Hinter- 
tarsen,  an  denen  sich  vier  deutliche  Glieder  ausgebildet  zeigen.  — 
Art:  Scep.  pac/ujnhynchoides,  lö^a  MilL,  von  C.  Semper  in  einem 
weiblichen  Exemplare  auf  den  Philippinen  entdeckt.  —  An  der  Gat- 
tung Phylloscyrtus  Guer.,  auf  welche  Cranistus  Stäl  zurückgeführt 
wird,  erörtert  Ref.  die  besonders  bei  den  Männchen  hervortretende 
habituelle  Aehnlichkeit  mit  Cicindelen,  und  beschreibt  vier  Süd- 
Amerikanische  Arten:  Phyll.  colliurides  Stäl,  elegans  Guer.,  vitta- 
tus  n.  A.  Britisch  Guyana,  cicindeloides  n.  A.   Caraccas. 

Philippi  (Zeitschr.  für  die  gesammt.  Naturwissensch.  XXI. 
p.  231  f.)  machte  GnjUus  pallipes  und  grisens  als  n.  Art  aus  Chile 
bekannt;  dieselben  gehören  einer  besonderen  Gruppe  Microgryllus 
an,  bei  welcher  die  Hinterschienen  ausser  den  Enddornen  unbewehrt, 
die  Tarsen  nur  an  der  Basis  schwach  gedornt  sind. 

Elditt  (Schrift,  d.  physik.  Ökonom.  Gesellsch.  in  Königsberg 
III.  p.  193  -  Stettin.  Entom.  Zeit.  XXIV.  p.  366  f.)  fand  Myrmecophila 
acervorum  Panz.  in  einem  Exemplar  bei  Königsberg  unter  einem 
Stein   in  Gesellschaft  »der  kleinen  schwarzen  Ameise.« 

Locustina.  Philippi  (Zeitschr.  f.  d.  gesammt.  Naturwiss. 
XXI.  p.  233  ff.)  charakterisirte  eine  neue  Gattung  Dolichochaeta, 
welche  sich  von  Gryllacris  durch  vier  Dornenreihen  an  Vorder-  und 
Mittelöchienen ,  von  Listroscelis  und  Servillia  durch  unbewehrte 
Schenkel,  von  Cratomelus  durch  schlanke  Beine,  lange  Legescheide, 
kurze  und  breite,  halbkreisförmige  Oberlippe,  dicke  Oberkiefer  (wel- 
che doppelt  so  lang  als  das  Labrum)  und  verlängerte,  die  Oberkiefer 
weit  überragende  Maxillen  unterscheidet ;  besonders  machen  sich  die 
Kiefertaster  durch  auffallende  Länge  bemerkbar.  —  Art:  Dol.  loiigi- 
cornis  von  Valdivia.  —  S,.iga  quadiisignala  n.  A.  aus  Chile ;  Phane- 
roptera  albidicoUis  Blanch.  und  Acanthodis  miserabilis  Bl.  ?  werden 
noch  näher  erörtert. 

Ach.  Costa  (Entomol.  della  Calabria  ulteriore  p.  25  fl'.)  machte 
Odonlura  pulcliripennis  (Taf.  1.  fig.  6.  7),  Fterolepis  neglecla  (Taf.  1. 
fig.  11.  12),  ThamnuliizüH  magnifkum  (Taf.  3.  flg.  1)  und  Decticns  (Vla- 
IgcleisJ  nigrosignaltis  (Taf.  3.  fig.  3.  4j  als  n.  A.  aus  dem  südlichen 
Calabrien  bekannt.  —  Auf  Taf.  I.  fig.  8 — 10  werden  ferner  Abbil- 
dungen von  Cyrtaspis  variopicta  und  Meconema  meridionale  Costa 
gegeben. 

Lucas  Bullet,  soc.  entomol.  1864.  p.  5)  gab  eine  vorläufige 
Charakteristik  einer  neuen  Art:  Suya  Syriaca  aus  der  Umgegend 
von  Aleppo. 


436     Gerstaecker;  Bericht  ü]>.   d.  -wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

Frauenfeld  (Verhandl.  d.  zoolog.-botan.  Gesellsch.  zu  Wien 
XIII.  p.  1231)  fand  die  Eier  einer  Odontura- Art  (Od.  punctatissima  ?) 
zu  9  bis  10  Exemplaren  in  einem  Spalt  von  abgedorrten  Stengeln 
einer  Onobranche  abgelegt ;  sie  sind  chokolatenfarbig,  3,5  Mill.  lang 
und  1,4  Mill.  breit,  länglich  oval  und  abgeflacht.  Die  aus  den  Eiern 
erzogene  junge  Odontura  wird  (ebenda  p.  1232)  von  Damianitsch 
charakterisirt. 

Derselbe  (ebenda  XIY.  p.  379)  beschrieb  die  Eier  und  die 
eben  ausgeschlüpften  Jungen  von  Thamnotrizon  apterus.  Erstere 
sind  5  Mill.  lang,  1,4  Mill.  dick  und  -Wurden  im  modrigen  Holze 
einer  Pappel  tief  eingebohrt  gefunden. 

Bates  (The  naturalist  on  the  River  Amazons,  Deutsche  Ue- 
bersetzung  p.  135  ff.)  berichtete  über  die  sehr  lauten  Töne,  welche  das 
Männchen  des  von  ihm  im  vorigen  Jahre  beschriebenen  Chlorocoe- 
lus  Tanana  hervorbringt.  »Die  Töne  sind«,  wie  Verf.  sagt,  »unstrei- 
tig die  lautesten  und  ungewöhnlichsten,  die  ich  je  von  einem  Gerad- 
flügler hervorbringen  hörte.  Die  Eingebornen  nennen  sie  Tanana, 
weil  der  durchdringende  Laut,  den  sie  hervorbringen,  beinahe  klingt 
wie  ein  in  kurzen  Pausen  wiederholtes  ta-na-na,  —  tanana.«  Wenn 
die  Eingeborenen  eine  solche  Heuschrecke  fangen,  so  halten  sie  sie 
in  einem  Käfig  von  Korbgeflecht ,  um  den  Gesang  zu  hören ;  ein 
vom  Verf.  beobachtetes  Exemplar  hielt  sich  sechs  Tage  laug  in  der 
Gefangenschaft,  doch  blieb  es  nur  die  beiden  ersten  Tage  munter, 
wo  man  sein  Zirpen  von  einem  Ende  des  Städtchens  bis  zum  ande- 
ren hören  konnte.  Verf.  giebt  eine  nochmalige  Abbildung  des  Thieres 
im  Holzschnitt  und  beschreibt  das  Stridulationsorgan  des  Männchens. 

Leidy  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philadelphia  1863.  p.  212) 
fand  eine  w^eibliche  Phalangopsis  in  einem  zusammengerollten  Blatt, 
von  dem  er  glaubt,  dass  es  die  Heuschrecke  selbst  zusammenge- 
sponnen habe.  (Wahrscheinlicher  ist,  dass  sie  nur  hineingekro- 
chen.   Eef.) 

Acridiodea.  Philipp!  (Zeitschr.  f.  d.  gesammt.  Naturwiss. 
XXI.  p.  237  ff.)  beschrieb  als  neue  Arten  aus  Chile:  Froscopia  sex- 
spinosa,  gracilis,  auslralis,  Acridium  viricie,  brachijplerum^  Oedipoda 
flavipemiis,  chloris,  irrorata,  Batrachopus  cinerascens,  obesus  und  ?bi~ 
carinatus. 

Derselbe,  Beschreibung  einer  neuen  Acridioide  aus  der  Ar- 
gentinischen Republik  (Zeitschr.  f.  d.  gesammt.  Naturwiss.  XXI. 
p.  444  ff.)  charakterisirte  eine  neue  Gattung  Graea,  welche  sich 
durch  die  sehr  breite  Brust,  den  senkrechten  Kopf,  die  kleinen  vor- 
gequollenen Augen  und  den  erweiterten,  schildartigen  Vorderrücken 
am  Ommexechus,  Batrachotetrix  und  Batrachopus  anschliesst,  aber 
durch  den    nicht   aufgeworfenen  Vorderrand    des    Prosternum,    den 


der  Entomologie    während  der  J.  1863 — G4.  437 

Mangel  eines Dornes  auf  demselben,  den  Mangel  der  Flügel  und  die 
gedornten  Hinterbeine  abweicht.  —  Art:  Gr.  horrida  aus  den  La 
Plata-Staaten. 

Yersin.  Description  de  deux  Orthopteres  nouveaux  d'Europe 
(Annal.  soc.  entom.  de  France  4.  ser.  III.  p.  285 — 292.  pl.  7;  beschrieb 
und  bildete  oh  Stenohothms  kijalinus  n.  A.  aus  Spanien  und  Ray mojidi 
n.  A.  von  Hyeres. 

Lucas  (in  Maillard,  Isle  de  la  Reunion,  Orthopteres  p.  24. 
pl.  21.  fig.  3)  Äcridinm  coan(]ustatiim  n.  A.  von  der  Reunions-Insel. 
—  Scudder  (Boston  Journ.  of  nat.  bist.  VII.  p.  630.  pl.  14.  fig.  9 
und  10)  Pezoteltix  glacialis  n.  A.  aus  den  White  Mountains. 

Pagenstecher,  »Die  blasenförmige  Auftreibung  der  Vor- 
derschienen bei  den  Männchen  von  Stenobothrus  Sibiriens«  (Archiv 
f.  Naturgesch.  XXX.  p.  26  ff.  Taf.  1)  glaubt  annehmen  zu  dürfen, 
dass  die  bekannte  Bildung  der  Vorderbeine  bei  den  Männchen  der 
genannten  Art,  welche  er  auf  dem  Gorner  Grat  8400'  hoch  zu  Mil- 
lionen vorfand,  hauptsächlich  den  Zweck  habe,  das  Weibchen  bei 
der  Copulation  zu  fixiren.  Der  anatomische  Befund  erwies  sich  näm- 
lich als  ziemlich  negativ  und  besonders  hat  sich  die  Erwartung  des 
Verf.'s,  in  der  Erweiterung  der  Vorderschienen  möglicher  Weise  ein 
Gehörorgan  vorzufinden,  nicht  bestätigt.  Die  Auftreibung  erwies  sich 
beim  Oefiiien  zum  grossen  Theile  leer  und  am  wenigsten  zeigte  sie 
sich  durch  die  aus  zwei  Flexoren  und  zwei  Extensoren  bestehende 
Muskulatur  angefüllt ;  der  Haupttracheenstamm  liess  eine  sackförmige 
Auftreibung  erkennen. 

Frauenfeld  (Verhandl.  d.  zoolog.-botan.  Gesellsch.  zu  Wien 
XIII.  p.  1230)  fand  die  Eier  einer  Stenobothrus-Art  innerhalb  der 
Rasenballen  von  Festuca  ovina  zu  6  bis  8  in  kleinen  ovalen  Ballen 
abgelegt,  deren  Hülle  aus  zerbissenen  und  zusammengeleimten  Gras- 
halmen bestand.  Die  Eier  sind  3  Mill.  lang  und  1  Mill.  dick,  cy- 
lindrisch,  aus  ihrer  zähen  Hülle  nur  schwer  unverletzt  herauszu- 
nehmen. Kommt  die  kleine  Heuschrecke  aus  dem  Eie,  so  steckt 
sie  noch  in  einer  Haut,  welche  der  Nymphenhaut  der  Käfer  gleicht 
und  erst  durchbrochen  werden  muss  (also  übereinstimmend  wne  bei 
Mantis  nach  Pag  en  st  ech  er's  obiger  Angabe).  Die  gleichzeitig 
aus  diesen  Eierballen  erhaltene  Siphonella  palposa  Fall,  ist  möglicher 
Weise  ein  Parasit  der  Heuschrecke. 

Forficulina.  Eine  monographische  Bearbeitung  dieser  Familie 
hat  unter  Benutzung  eines  reichhaltigen  Materials  H.  Dohrn  unter 
dem  Titel :  »Versuch  einer  Monographie  der  Dermapteren«  (Stettin. 
Entom.  Zeit.  1863.  S.  35  u.  309  ß".,  1864.  S.  285  u.  417  ff.)  begonnen. 
Er  fasst  die  Ordnung  Dermaptera  als  eine  den  genuinen  Orthopteren 
gleichwerthige  Gruppe  auf,  welche  ihm  nähere  Beziehungen  zu  den 
Blattinen    als    zu  den  Gry  Hoden  darzubieten    scheint  (die  aber  nach 


438     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d,  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

der  Bildung  der  Unterlippe  den  Blattinen  gerade  am  fernsten  unter 
den  eigentlichen  Orthopteren  steht.     Ref.).     Nach  einer  Schilderung 
des  äusseren  Körperbaues  geht  der  Verf.  auf  die  zur  Begründung  von 
Gattungen  geeigneten  Merkmale  ein,  welche  für  ihn  vorzugsweise  in 
dem  Verhältniss    des    Schildchens    zu    den   Flügeldecken  und  in  den 
Längsunterschieden  der  Tarsenglieder  liegen,    während  die  Fühlhör- 
ner, der  Hinterleib  mit  seinen  Zangen  u.  s.  w,  erst  von  secundärer 
Wichtigkeit  sind.     Die  zwölf  in  dem  vorliegenden  Theile  der  Arbeit 
abgehandelten  Gattungen  werden  in  folgender  Weise  unterschieden : 
A)  Erstes  Tarsenglied  nicht  länger  als  das    zweite.  Schildchen  frei, 
a)  Erstes  Tarsenglied  einfach,  Körper    abgeflacht:  1.  Gatt.  Apachya 
Serv.  4    Arten  (z.  B.  F.  depressa  Palis.)     b)  Erstes  Tarsenglied  breit, 
Körper  convex.      2.  Gatt.  Tagali  na  nov.  gen.,    mit   2  A.  (Typus: 
T.  grandiventris  Blanch.).    —   B)  Erstes  Tarsenglied  länger  als  das 
zweite.  Schildchen  frei,      a)  Körper  massig    gewölbt,    Vorderrücken 
rund  oder  quadratisch,  mehr  als  25  Glieder  an  den  Fühlern:  3.  Gatt. 
Pygidicrana  Serv.    15  A.    —    b)  Körper  gewölbt,    Hinterleib  cylin- 
drisch,  Vorderrücken    schmal,  Gelenkplatte    der  Hinterflügel  aussen 
lederartig,  innen    häutig.      1)  Mehr    als  zwanzig  Fühlerglieder,    das 
2.-4.  kürzer;  Segment  2.    und  3,   des  Hinterleibs  ohne  Seitenfalte, 
das  letzte  gross,  kuglig:   4.  Gatt.    Cylindrogaster  Stäl   mit  3  A.  — 
2)  Fünfzehn  (?)    Fühlerglieder,    von    denen    nur  das    2.  kurz ;  Seg- 
ment 2.  u.  3.   des  Hinterleibes  mit  Seitenfalte,  das    letzte  klein:  5. 
Gatt.  Nannopy  gi  a  nov.  gen.,  mit  lA.:  Nan.  Gerstaecheri  n.  A.  von 
Ceylon.    —    C)  Schildchen    bedeckt,      a)    Zweites    Tarsenglied   ein- 
fach; 15  bis  30  Fühlerglieder.      1)  Segment  2.  u.  3.  des  Hinterleibs 
ohne   Seitenfalte.      «)  Drittes  Tarsenglied  mit    einem    Arolium  zwi- 
schen   den    Klauen:    6.    Gatt.  Therm  astris   nov.    gen.,    mit  2  A. 
(Typus:  Forf.  brasiliensis  Gray),     ß)  Drittes  Tarsenglied  ohne  Aro- 
lium.    t)  Endsegment  des  Hinterleibs    klein,  verschmälert,  die  vor- 
letzte Ventralplatte    viereckig,    die  letzte  ganz  bedeckend:    7.  Gatt. 
Echinosoma    Serv.    mit    6    A.    —    ff)    Letztes    Hinterleibssegment 
gross,  die  vorletzte  Ventralplatte  dreieckig    und  die  letzte  nur  par- 
tiell deckend.     *)  Flügeldecken  und  Hinterflügel  ausgebildet :  8.  Gatt. 
Labidura  Leach  mit  13  A.,    darunter  die  bekannte  F.  gigantea  Fab., 
für    welche  Verf.    den  älteren  Pallas 'sehen  Namen  L.    riparia  resti- 
tuirt.    —    **)  Hinterflügel    fehlend,    Flügeldecken    rudimentär   oder 
gleichfalls  fehlend:  9.  Gatt.  Forcinella  Dohrn   mit  HA.  —  2)   Seg- 
ment 2.  u.  3.  des  Hinterleibs  oder  Segment  3.  allein  mit  Seitenfalte. 
«)  Flügel    und  Flügeldecken  fehlend,   oder  letztere   rudimentär:  10. 
Gatt.  Brach ylabis  nov.  gen.,    mit  5  A.   (Typus:   Forf.    maritima 
Bon.).  —  ß)  Flügeldecken  ausgebildet:    11.  Gatt.  Psalidophora  Serv. 
mit  SA.  —  b)  Zweites  Tarsenglied    einfach;    10  bis  15  Fühlerglie- 
der: 12.  Gatt.   Labia  Leach  mit  10  A. 


der  Entomologrie  während  der  J.  1863—64.  439 

Philipp!  (Zeitschr.  f.  d.  gesammt.  Naturwiss.  XXI.  p.  217  ff.) 
charakterisirte  Forficula  laticenlris ,  annulicornis  Blanch.  ?,  spectabi' 
Us  und  Forficula?  larvn  als  n.  A.  aus  Chile.  Letztere  Art  wird 
als  augenlos,  als  mit  eingliedrigen  Tarsen  und  30-  bis  40-gliedrigen 
Fühlern  versehen  beschrieben  und  möchte  daher  der  gleich  zu  er- 
wähnenden neuen  Haliday'schen  Familie  Japygidae  angehören. 

Motschulsky  (Bullet,  d.  natur.  deMoscou  18G3.  II.  p.  1  fif.) 
beschrieb  Forfiscelia  (sie!)  nirjripennis,  piliconiis,  curvicauda  und  rfi- 
laficauda,  Labia  Ceylonica  als  n.  A.  von  Ceylon,  welche  vermuthlich 
theilweise  mit  mehreren  der  von  Dohrn  beschriebenen  zusammen- 
fallen. 

Montrousier  (Annal.  soc.  Linneenne  de  Lyon  XL  p.  222) 
Chelidura  rjeniculata  n.  A.  aus  l^eu-Caledonien. 

Peyl  (Lotos  14.  Jahrg.  p.  42ff.)  beobachtete  Forficula  auri- 
cularia  als  einen  sehr  geschäftigen  Puppenräuber.  Bei  häufigem 
Auftreten  des  Bombyx  neustria  fand  er  zahlreiche  durchbohrte  Pup- 
pen-Cocons  und  die  darin  befindlichen  Puppen  von  Ohrwürmern  an- 
gefressen; letztere  wurden  bis  zu  drei  Individuen  in  einem  Cocon 
angetroffen.  Um  den  Sachverhalt  genau  festzustellen,  sperrte  Verf. 
20  Forficulae  mit  50  noch  lebenden  Neustria-Cocons  zusammen  und 
fand  bereits  nach  24  Stunden  17  dieser  Cocons  durchbohrt;  nach 
drei  Tagen  waren  alle  Cocons  auf  genagt  und  die  Puppen  bis  auf 
fünf  getödtet  und  angefressen. 

Gegen  die  von  H.  Dohrn  gegebene  Darstellung  des  Hautske- 
letes  der  Forficulinen  hat  Schaum  (»Ueber  das  Skelet  der  Forficu- 
liden,«  Berl.  Ent.  Zeitschr.  VII.  p.  95  f.)  Einwendungen  erhoben; 
dieselben  betreffen  die  von  Dohrn  irrig  aufgefasste  Gränze  zwi- 
schen Metathorax  und  Hinterleib,  dessen  Basalsegment  mit  jenem 
verwachsen  ist,  so  wie  die  Zählung  der  Hinterleibsringe,  deren  letz- 
ten, die  Zangen  tragenden  Seh.  nicht  für  ein  Segment  ansehen  kann, 
da  er  der  Lamina  supraanalis  der  übrigen  Orthopteren  entspricht. 

Japygidae.  Haliday  »Japyx,  a  new  genus  of  Insects  belon- 
ging  to  the  stirps  Thysanura,  in  the  Ordier  Neuroptera«  (Transact. 
Linnean  soc.  of  London  XXIV.  p.  441— 447.  pl.  44)  machte  eine  in 
systematischer  Beziehung  höchst  interessante  neue  Gattung  Japyx 
bekannt,  welche  auf  den  ersten  Blick  einer  P'orficula-Larve  gleicht, 
nach  ihren  wesentlichen  Charakteren  aber  zunächst  mit  Campodea 
Westw.  verwandt  ist  und  sich  von  dieser  Gattung  durch  nach  der 
Spitze  hin  verdünnte  (vielgliedrige)  Fühler,  vierstrahlige  Maxillen, 
entwickelte,  zweigliedrige  Lippentaster,  die  nicht  mit  Anhängseln 
versehenen  vorderen  Abdominalsegmente  und  besonders  durch  die 
Form  und  Anhänge  des  Endsegmentes  unterscheidet.  Dieses  ist 
nämlich    sehr    gross,  länglich  viereckig    und  hat  an  seinem  Hinter- 


440     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

rande  zwei  mächtige,  innen  gezähnelte  Zangenarme  (ähnlich  Forfi- 
cula)  eingelenkt.  Der  rundlich  viereckige  Kopf  ist  augenlos,  der 
Prothorax  kaum  von  halber  Grösse  jedes  der  beiden  folgenden  Kinge, 
die  Tarsen  eingliedrig  mit  zwei  Endklauen,  —  Die  vom  Verf.  in 
Italien  unter  Steinen  (von  Lucas  auch  in  Algier  und  Frankreich) 
aufgefundene  Art  ist  Japyx  solifugns  benannt,  5  Lin.  lang,  fast 
farblos  und  halb  durchscheinend.  —  Verf.  glaubt  diese  Gattung 
Japyx  nebst  Campodea  Westw.,  vielleicht  auch  mit  Einschluss  von 
Nicoletia  Gerv.  zu  einer  den  Poduriden  und  Lepismiden  gleichwer- 
thigen  Familie  absondern  zu  müssen,  für  welche  er  den  Namen 
Japygidae  vorschlägt.  Er  charakterisirt  dieselbe  im  Gegensatze 
zu  den  Poduriden  und  Lepismiden  (welche  letztere  nach  des  Ref. 
Ansicht  hier  nicht  eigentlich  in  Betracht  kommen,  da  sie  grössere 
Affinitäten  zu  den  Blattinen  darbieten)  folgendermaassen :  Antennae 
multiarticulatae,  maxilla  integra,  falcata,  acuta,  intus  pectinata,  palpi 
brevissimi ,  alteruter  aut  uterque  obsoletus :  prothorax  minimus, 
tarsus  exarticulatus,  oblongus,  unguiculi  bini  pares ;  abdomen  seg- 
mentis  decem  (computato  propodio),  segmentum  extremum  appendi- 
cibus  porrectis  binis  tantum  (diversimodo  formatis).  Vasa  Malpi- 
ghiana  nulla,  proventriculus  obsoletus.  —  Auf  der  beifolgenden  Tafel 
ist  Japyx  solifugus  in  ganzer  Figur  (stark  vergrössert)  und  in  allen 
seinen  äusseren  Körpertheilen,  ebenso  der  Tractus  intestinalis  dar- 
gestellt; vergleichshalber  ist  letzterer  nebst  den  Mundtheilen  auch 
von  Campodea  Westw.  abgebildet. 

Nach  der  von  Philippi  (Zeitschr.  f,  d.  gesammt.  Naturwiss. 
XXI.  p.  219)  gegebenen  Beschreibung  seiner  »Forficula?  larva^  aus 
Chile  steht  zu  vermuthen,  dass  diese  Art  gleichfalls  der  Gattung 
Japyx  angehört. 

Lepismidae.  Lucas,  Note  sur  une  nouvelle  espcce  de  Thysa- 
nure  appartenant  au  genre  Lepisma  (Annales  soc.  entom.  de  France 
4.  ser,  III,  p,  415)  beschrieb  Lepisma  fasciata  als  n.  A.  vom  Senegal. 

Emblidae.  Haliday  (Bullet,  soc,  entomol.  1863.  p.  HI)  be- 
stätigte durch  eigene  Beobachtung  die  Angabe  Lucas',  wonach  die 
Larve  von  Embia  ein  feines  seidiges  Gewebe  von  Röhrenform  spinnt, 
in  welchem  sie  sich  verbirgt.  Larven,  welche  Verf.  ohne  dieses  Ge- 
webe in  eine  Schachtel  mit  Moos,  Erde  u,  s.  w.  setzte,  hatten  schon 
nach  wenigen  Tagen  alle  diese  Gegenstände  mit  einem  neuen  Ge- 
webe überzogen. 

Psocina.  An  einige  von  Hagen  (Proceed.  entomol.  soc.  of 
Philadelphia  1863.  p.  167  f.)  gegebene  Notizen  über  Nord-Amerika- 
nische Psocus-Arten  schloss  Walsh  (ebenda  p.  182  ff.)  die  Beschrei- 
bung von  folgenden  neuen:  Psocns  lichenatus,  bifasciatus,  contermi- 
nus,    conßuens,    rufus^    permadidus    und    madescens.    —    Einige   vom 


xler  Entomülogie  während  der  J.  1863  —  64.  441 

Verf.  früher  beschriebene  Arten  werden  noch  durch  weitere  Anga- 
ben näher  festgestellt,  besonders  Ps.  perplexus  und  geologus  Walsh. 
Perlina.  Walsh  (a.  a.  0.  p.  186f.)  erörterte  die  Charaktere 
von  Acroneuria  abnormis  Newm.  und  Rnpinsulensis  Walsh  und  be- 
schrieb nochmals  die  früher  von  ihm  zur  Gattung  Perla  gestellte 
Cliloroperla  fumipennis  aus  Illinois. 

Meyer  -Dür  (Mittheil.  d.  Schweiz.  Entom.  Gesellsch.  1864. 
p.  223)  beschrieb  Exemplare  der  Dictyopteryx  intricata  Pict.  aus  dem 
Ober-Engadin,  welche  die  verschiedensten  Uebergänge  zu  Dict.  mi- 
crocephala  Pict.  zeigen  ;  ausserdem  Taeniopteryx  nebulosa  Lin.  var.  ? 
ebendaher. 

Ephemerina,  Hagen  (Proceed.  entomol.  soc.  of  Philadelphia 
1863.  p.  169  ff.)  gab  Auskunft  über  die  Artrechte,  resp.  Synonymie 
einer  Reihe  von  Nord  -  Amerikanischen  Arten  aus  den  Gattungen 
Baetis,  Potamanthus,  Palingenia,  Ephemera,  Cloe  u.  A.  und  machte 
Andeutungen  zu  einer  Auflösung  der  Gattung  Palingenia  in  mehrere 
sekundäre  Gattungen.  —  Walsh  (ebenda  p.  188  ff.)  erörtert  die 
Unterschiede  mehrerer  noch  unvollständig  bekannter  Arten  aus  den 
genannten  Gattungen  und  trennt  von  Palingenia  mehrere  der  von 
Hagen  bezeichneten  Formen  als  eigene  neue  Gattungen  ab,  näm- 
lich: Penta genta  nov.  gen.  (für  Pal.  vittigera  Walsh).  Erstes 
Tarsenglied  an  den  Vorderbeinen  beider  Geschlechter  deutlich,  un- 
deutlich und  verwachsen  an  den  vier  hinteren  Beinen ,  an  allen  kür- 
zer als  das  zweite;  Vorderschiene  des  Männchens  viel  länger  als 
der  Schenkel,  alle  sechs  Beine  bei  beiden  Geschlechtern  kurz,  die 
hinteren  kaum  die  Spitze  des  Hinterleibs  erreichend.  Mittlere 
Schwanzborste  des  Männchens  kurz  beim  Weibchen  fast  den  seit- 
lichen gleich,  alle  drei  bei  beiden  Geschlechtern  glatt.  Augen  beim 
Männchen  durch  einen  Zwischenraum  getrennt,  welcher  dem  der 
Orbita  und  der  hinteren  Ocelle  entspricht.  —  H  exag  ettia  nov.  gen., 
von  der  vorigen  unterschieden  durch  verlängerte  Vorderbeine  des 
Männchens,  ganz  rudimentäre  mittlere  und  fein  behaarte  seitliche 
Schwanzborsten;  Augen  des  Männchens  durch  einen  doppelt  so  gros- 
sen Zwischenraum  als  bei  der  vorhergehenden  Gattung  getrennt. 
Typen  sind:  Pal.  bilineata  Say  und  limbata  Pict.  —  H eptag  enia 
nov.  gen.  Erstes  Tarsenglied  deutlich  und  frei  an  allen  Beinen  bei- 
der Geschlechter,  niemals  länger  als  das  zweite,  Vorderschiene  beim 
Männchen  nur  wenig  länger  als  der  Schenkel ,  Vorderbeine  des 
Mänchens  meist  sehr  lang  und  gewöhnlich  viel  länger  als  beim 
Weibchen.  Nur  zwei  seitliche,  glatte  Schwanzborsten.  Typen  sind: 
Pal.  flavescens  Walsh,  interpunctata  Say,  pulchella  Walsh,  terminata 
Walsh.  —  Neben  nochmaliger  ausführlicher  Auseinandersetzung  der 
Unterschiede  mehrerer    bereits  beschriebener  Arten    wird   die  Cha- 


442     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

rakteristik    von    folgenden    neuen    gegeben:    Pentagenia    quadripun- 
ctala,  Heptagenia  simpJex,  cruenlata,  maculipennis  und  Ephemera  myops. 

Selys-Longchamps  (Annal.  soc.  entom.  de  France  4. 
ser.  IV.  p.  38  f.)  beschrieb  Baetis  zebrala  (Hagen)  und  Votamanüius 
modeslns  (Hagen)  als  n,  A.  von  Corsika  nach  Imago  und  Subimago, 
Stein  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  VH.  p.  414)  Potamanthus  Krueperi  aus 
Griechenland. 

Meyer-Dür  (Mittheil.  d.  Schweiz.  Entom.  Gesellsch.  1864. 
p.  221)   Baelis  Picleti  n.  A.    aus  dem  Ober-Engadin  (Pontresina). 

Hagen,  Synopsis  of  the  British  Ephemeridae  (Entomol. 
Annual  f.  1863.  p.  1—35).  Einer  Charakteristik  der  Familie  im 
Allgemeinen  nach  ihren  verschiedenen  Entwickelungsstadien  folgen 
Notizen  über  ihre  Lebensweise,  über  die  Veränderungen,  welche 
die  Exemplare  der  meisten  Arten  nach  ihrem  Absterben  erleiden 
und  über  die  aus  letzteren  resultirenden  Schwierigkeiten  einer  siche- 
ren Bestimmung  und  Unterscheidung  der  Arten.  Die  Zahl  der  ge- 
genwärtig bekannten  Ephemeriden  veranschlagt  Verf.  auf  250,  von 
denen  er  etwa  150  in  seiner  eigenen  Sammlung  besitzt.  Die  von 
Westwood  (Introduction  mod.  classif.)  angeführte  Zahl  von  56 
Englischen  irrten  schmilzt  nach  den  Untersuchungen  des  Verf.'s 
auf  25  zusammen;  die  mehrfache  Beschreibung  derselben  Art  unter 
verschiedenen  Namen  nach  einzelnen  Geschlechtern,  Imago  und  Sub- 
imago, besonders  bei  Stephens,  lässt  die  Zahl  der  Species  bei 
weitem  höher  erscheinen  als  sie  in  der  That  ist.  Der  vom  Verf. 
vorgenommene  Vergleich  der  Stephens'schen  Typen  macht  die  Arbeit 
in  systematischer  Hinsicht  besonders  wichtig.  Es  werden  in  der- 
selben aufgezählt  und.  charakterisirt :  Caenis  3  A.,  Ephemera  3  A., 
Potamanthus  6  A.,  Baetis  8  A.,  Cloeon  5  A,,  sämmtlich  bereits  be- 
schrieben, zwei  derselben  in  ihren  Artrechten  zweifelhaft. 

Libellulina.  Selys-Longchamps,  Synopsis  des  Agrioni- 
nes,  4.  legion:  Platycnemis  (Bullet,  de  l'acad.  d.  scienc.  de  Belgi- 
que  2.  ser.  XVI.  p.  147 — 176).  Die  Platycnemis-Gruppe  unterschei- 
det sich  von  Podagrion  durch  das  kurze  Flügelmahl  und  den  steten 
Mangel  von  Hülfssektoren,  von  Agrion  durch  das  längere,  regel- 
mässige Flügelviereck,  von  Protoneura  durch  den  normalen  unteren 
Sektor  des  Triangels.  Die  25  bekannten  Arten  werden  vom  Verf.  in 
vier  Gattungen  und  zwei  von  diesen  wieder  in  mehrere  Untergattungen 
zerlegt,  so  dass  deren  im  Ganzen  nicht  weniger  als  zehn  erörtert 
werden :  1)  A  m  phicnem  is  nov.  gen.  Der  Sector  subnodalis  geht 
vom  Nodus  selbst  oder  etwas  hinter  demselben  ab,  der  untere 
Sector  des  Triangels  mündet  etwa  bei  ^/g  des  Flügel;  die  Unter- 
lippe in  der  Mitte  getheilt,  mit  weit  auseinanderstehenden  Hälften.  — 
Die  beiden    hierher    gehörigen  Arten    von  Java  und  Bornco  bilden 


der  Entomologie  während   der  J.  1863  —  64.  443 

zwei  Untergattungen  P^/?c»?e7n/5  und  Amphicncmis.  —  2)  II  ypoc ne- 
in i  s  nov.  gen.  Der  Sector  medianus  entspringt  etwas  entfernter  als 
die  Ader  des  Nodus,  der  Sector  subnodalis  bei  einem  Viertheil  des 
Raumes  zwischen  Xodus  und  Flügelmahl.  —  Eine  Art  von  Manila. 
—  3)  Platycnemis  Charp.  Der  Sector  subnodalis  geht  vom  Nodus 
aus,  der  untere  Sector  des  Triangels  mündet  bei  der  Hälfte  oder 
bei  %  des  Flügels.  —  21  Arten,  in  sechs  Untergattungen:  Tricho- 
cnemis,  Calicnevns  (vergebener  Name!),  Metacneviis,  Platycnemis, 
Psilocnemis  ,  Allocuemis  vertheilt.  —  4)  Chlor  ocnemis  nov.  gen. 
Sector  medianus  von  der  Ader  des  Nodus  ,  der  Sector  subnodalis 
etwas  dahinter  entspringend;  Flügel  über  die  basale  Postkostalader 
hinaus  gestielt.  Der  obere  Sector  des  Triangels  etwas  jenseits  der 
Flügelmitte,  der  untere  kaum  am  Dritttheil  des  Flügels  mündend. 
Hierher  2  Afrikanische  Arten. 

Ref.  (Handbuch  d.  Zoologie  p.  61)  hat,  allerdings  nur  in  kur- 
zer Andeutung,  die  Bildung  der  Maxillen  und  Unterlippe  der  Li- 
bellen mit  derjenigen  der  übrigen  Orthopteren  in  Einklang  zu  brin- 
gen versucht.  Er  sieht  an  den  Maxillen  die  beiden  Laden  für  ver- 
wachsen und  die  frei  eingelenkte  Aussenlade  Burmeister's  als 
Taster  an.  Letzterer  fehlt  auch  der  Unterlippe  nicht,  sondern  ist 
hier  mit  der  äusseren  Lade  jeder  Seite  verschmolzen,  ohne  dabei 
seine  Gliederung  aufzugeben.  Dass  dies  der  eigentliche  Sachverhalt 
ist,  tritt  besonders  deutlich  an  der  Unterlippe  der  Agrioniden  und 
Gomphinen  hervor. 

Walsh  (Proceed.  entom.  soc.  of  Philadelphia  1863.  p.  207  ff.) 
besprach  die  Constantheit  der  sogenannten  plastischen  Merkmale 
der  Libellen ,  insbesondere  diejenige  des  Flügelgeäders  und  der 
männlichen  Geschlechtsanhänge  nach  den  verschiedenen  Gattungen 
und  x\rten;  sowohl  in  Rücksicht  hierauf  als  auch  auf  die  gleichfalls 
vielfach  bei  den  Libellulinen  hervortretende  Wiederkehr  einer  typi- 
schen Zeichnung  und  Färbung  untersucht  er  die  Frage  nach  der 
Entstehung  der  Arten  durch  Vererbung  bestimmter  Eigenthümlich- 
keiten.  zu  deren  Gunsten  er  sich  gleichfalls  ausspricht  und  verschie- 
dene auch  anderen  Insekten  Ordnungen  entlehnte  Beispiele  heran- 
zieht. Verf.  geht  auf  diese  Frage  bei  Gelegenheit  der  einander  sehr 
ähnlichen  Arten  der  Gattung  Hetaerina  ein,  von  denen  er  einige 
bereits  bekannte  Nord-Amerikanische  nochmals  erörtert  und  denen 
er  /Jetner.  psendawericana,  Texana  und  Rvpamnensis  als  n.  A.  hin- 
zufügt. In  gleicher  Weise  wird  vom  Verf.  auch  der  Artenbestand 
verschiedener  anderer  Gattungen  untersucht  und  als  n.  A.  aus  Nord- 
Amerika  folgende  beschrieben:  Agrion  dentiferum  (signatum  Hag. ?j, 
Gomphus  consobrinus  ,  qiiadricolor,  rentricosus,  Cordulia?  molesta; 
ferner  anhangsweise:  Opliiogomphus  Maincnsis  (Packard)  und  p. 267: 
Hetaerina  scelerala  (=  Americana  Walsh  nee  Fabr.),  n.  A. 


444     Gerstaecker:  Bericht  üb.  die  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

Brauer,  »Erster  Bericht  über  die  auf  der  K.  Fregatte  No- 
vara  gesammelten  Neuropteren«  (Verhandl.  d.  zoolog. -botan.  Ge- 
sellsch.  zu  Wien  XIV.  p.  159 — 164)  verzeichnete  83  während  der 
Novara  -  Expedition  gesammelte  Odonaten,  von  denen  jedoch  die 
neuen  Arten  der  Mehrzahl  nach  vorläufig  nur  generisch  festgestellt 
sind.  Auf  zwei  unter  der  Ausbeute  befindliche  Arten  errichtet  Verf. 
neue  Gattungen :  Gomph  om  acr  om  ia  nov.  gen.,  zur  Gruppe  von 
Cordulia  gehörend,  gleichzeitig  aber  an  die  Gomphinen  erinnernd, 
indem  das  zweite  Hinterleibssegment  des  Männchens  jederseits  ein 
hervortretendes  Oehrchen  zeigt. — Art:  Gomph.  paradoxa  aus  Chile. 
—  Agrionoptera  nov.  gen.,  aus  der  Libellula  •  Gruppe,  für  die 
durch  Calopteryx  -  ähnliches  Flügelgeäder  ausgezeichnete  Libell.  in- 
signis  Kamb.  errichtet. 

Aeshna  Ähboti  Hagen  (Stettin.  Entom.  Zeit.  XXIV.  p.  373)  als 
n.  A.  aus  Georgien,  Sijmpecma  ochracea  Montrousier  (Annales  soc. 
Linneenne  de  Lyon XI.  p.  247)  als  n.  A.  aus  Neu-Caledonien  (letztere 
nur  mit  wenigen  Worten)  charakterisirt. 

Ein  Verzeichniss  der  Odonaten  Syriens  und  Klein-Asiens  wurde 
von  Hagen  (Wien.  Entom.  Monatsschr.  VIII.  p.  193  ff.)  zusammenge- 
stellt. Dasselbe  umfasst  im  Ganzen  54  Arten,  welche  zum  Theil 
auch  aus  Cypern  stammen. 

Stein  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  VII.  p.  411  ff.)  verzeichnete  20  in 
Griechenland  (Krüper)  und  Dalmatien  aufgefundene  Odonaten,  aus- 
serdem 5  Perlarien. 

Mc  Lachlan,  Occurrence  of  Cordulia  arctica  in  Ireland 
(Entomol.  monthly  magaz.  I.  p.  76). 

Hagen,  Notes  on  Tarsophlebia  Westwoodii  Gieb. ,  a  fossil 
dragon  fly  (Entomol.  'monthly  magaz.  I.  p.  160)  hat  sich  jetzt  von 
der  specifischen  Verschiedenheit  der  Tarsophlebia  Westwoodii  (=  He- 
terophlebia  dislocata  Westw.)  von  Tarsophlebia  eximia  aus  den  So- 
lenhofer  Schichten  überzeugt.  Er  glaubt,  dass  Tarsophlebia  zu  den  - 
Calopteryginen,  Heterophlebia  zu  den  Gomphinen  gehört. 

Poduridao.  Laboulbene,  Recherches  sur  l'Anurida  mari- 
tima, Insecte  Thysanoure  de  la  famille  des  Podurides  (Annal.  soc. 
ent.  4.  ser.  IV.  p.  705—720.  pl.  11)  machte  nähere  Mittheilungen 
über  die  äussere  und  innere  Körperbildung  des  an  der  Nordseeküste 
in  grosser  Individuenzahl  auftretenden  Achorutes  maritimus  Guer.» 
welcher  von  Nie  ölet  der  Gattung  Anoura  zugewiesen  wurde,  nach 
dem  Verf.  aber  einer  neuen  Gattung  Anurida  angehört.  Dieselbe 
unterscheidet  sich  von  Anoura  durch  fünf  Ocellen  jederseits  und 
durch  den  mit  Mandibeln  und  Maxillen  versehenen  Mund.  Die 
kurzen  Fühler  haben  vier  fast  gleiche  Glieder,  das  Haft-  und  Spring- 
organ des  Hinterleibes   fehlen.      Verf.  beschreibt  das  Insekt  in  sei- 


der  Entomolog-ie  während  der  J.  1863  —  64.  445 

nen  verschiedenen  Entwickelungsstufen  vom  Eis  und  der  jungen 
Larve  an.  Yor  den  fünf  Ocellen  liegt  ein  eigenthümliches  sternför- 
miges (nicht  subcutanes)  Organ,  aus  dessen  Centrum  auch  kein  Haar 
entspringt  (wie  es  von  Nie  ölet  bei  Achorutes  tuberculatus  gefun- 
den worden  ist)  und  welches  je  nach  den  verschiedenen  Altersstufen 
eine  wesentlich  veränderte  Form  annimmt.  Von  inneren  Organen 
bildet  Verf.  den  Darmkanal,  in  den  keine  Vasa  Malpighi  einmünden, 
und  die  beiderseitigen  Geschlechtsorgane  ab ;  für  Hoden  sieht  er 
zwei  bei  den  kleinsten  von  ihm  untersuchten  Individuen  vorkom- 
mende schlauchförmige  Organe  an ,  während  die  den  grösseren 
Exemplaren  zukommenden  Ovarien  nur  aus  einer  einzelnen  Eiröhre 
jederseits  mit  3  bis  5  Eikeimen  bestehen.  Kespirationsorgane  hat 
Verf.  weder  in  Form  von  Tracheen  noch  von  Stigmenöffnungen  auf- 
finden können.  (Die  Arbeiten  von  L  üb  bock  und  v.  Olfers  sind 
dem  Verf.  zur  Zeit  der  Abfassung  seiner  Mittheilung  nicht  bekannt 
gewesen.) 

Neuroptera. 

Einige  neue  Planipennien  aus  den  Familien  der  He- 
merobiiden  und  Panorpiden  wurden  vom  Ref.  in  der 
Stettin.  Ent.  Zeitung  XXIV.  p.  168— 188.  Taf.  1  bekannt 
gemacht. 

Kawall  (Corresp.-ßlatt  d.  naturf.  Ver.  zu  Riga  XIV. 
p.  165  f.)  verzeichnete  die  in  Kurland  vorkommenden  Neu- 
ropteren ;  es  sind  2  Panorpidae,  26  Phryganeidae  (nach 
Kolenati  bestimmt),  5  Sialidae  und  20  Megaloptera. 

Walleng  ren,  Bidrag  tili  kännedomen  af  Sveriges 
Neuroptera  (Ofvers.  Vetensk.  -  Akadem.  Förhandl.  1863. 
p.  15 — 26)  gab  eineZusammenstellung  und  Charakteristik 
der  in  Schweden  einheimischen  Neuropteren  aus  den  Fa- 
milien der  Sialiden  und  Megalopieren.  Mit  Ausnahme 
eines  liemerobius  sind  alle  aufgeführten  Arten  bereits  be- 
schrieben; die  Gattungen  sind  folgendermaassen  repräsen- 
tirt:  Sialis  1  A.,  Rhaphidia  3  A. ,  Coniopteryx  1  A., 
Osmylus  1  A.;  Sisyra  1  A.,  Drepanopteryx  1  A.,  Heme- 
robius  11  A.,  Microraus  2  A.,  Chrysopa  8  A.  und  Myr- 
meleon  1  A. 

Selys-Longchamps,  Nevropteres  de  la  Corse 
(Annal.  soc.  ent.  de  France,  4.  scr.  IV.  p.  40—46)  stellte 
ein  Verzeichniss  der  von  Belli  er  de  ia  Chavignerie 


446     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

während  der  J.  1860 — 61  auf  Corsika  gesammelten  Neu- 
ropteren  zusammen  und  beschrieb  die  darunter  befindli- 
chen neuen  Arten.  Im  Ganzen  ^Yerden  35  Species  auf- 
gezählt, von  denen  15  den  Megalopteren,  1  den  Sialiden 
und  19  den  Trichoptcren  angehören. 

Einige  für  die  Englische  Fauna  neue  Neuropteren 
machte  Mc  Lachlan  (Entomol.  Annual  f.  1863.  p.  137) 
bekannt;  Hemerobius  ochraceus  Wesm.  wird  kurz  cha- 
rakterisirt. 

J.  P.  E.  Frdr.  Stein,  Beitrag  zur  Neuropteren- 
Fauna  Griechenlands  mit  Berücksichtigung  Dalmatinischer 
Arten  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  VII.  p.  411—422).  Abgesehen 
von  den  ersten  28  zu  den  Orthopteren  gehörigen  Arten 
werden  29  meist  den  Sialiden  und  Hemerobiiden  zukom- 
mende aufgeführt  und  einige  für  neu  angesehene  bo- 
schrieben. 

Plagen,  die  (Odonaten-  und)  Neuropteren  -  Fauna 
Syriens  und  Klein-Asiens  (Wien.  Ent.  Monatsschr.  VII. 
p.  193 — 199).  Die  achtzehn  aufgezählten  Neuropteren  ge- 
hören der  Zunft  der  Planipennia  an ;  eine  Panorpa  wird 
als  neu  diagnosticirt. 

Hagen,  Abbot's  Handzeichnungen  im  British  Museum  und 
die  Neuropteren  Georgien's  (Stettin.  Ent.  Zeit.  XXIV.  p.  360—378). 
Nach  Mittheilungen  des  Verf.'s  sind  die  Typen  zu  Abbot's  nicht 
publicirten  Abbildungen  Georgischer  Insekten  theils  im  British  Mu- 
seum, theils  in  der  Escher -Zollikofer'schen  Sammlung  vorhanden. 
Die  in  diesen  Abbildungen  enthaltenen  Neuropteren  wurden  von  H. 
bestimmt  und  sind  in  einem  beigefügten  Verzeichniss  der  Neuropte- 
ren ( und  Pseudoneuropteren )  Georgiens  bei  den  einzelnen  Ar- 
ten citirt. 

Panorpina.  Brauer,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Panorpiden- 
Larven  (Verhandl.  d.  zoolog.-botan.  Gesellsch.  zu  Wien  XIII.  p.  307 
— 324.  Taf.  13  u.  14)  machte  unter  nochmaliger  Recapitulation  seiner 
früheren  Beobachtungen  über  die  Lebensweise  und  die  ersten  Stände 
der  drei  einheimischen  Gattungen  Panorpa ,  Bittacus  und  Boreus 
die  bis  dahin  unentdeckt  gebliebene  Larve  von  Bittacus  bekannt. 
Er  erhielt  dieselben  beim  Beginne  des  Frühlings  aus  Eiern,  welche 
vermuthlich  von  einem  in  seinen  Zwingern  den  Sommer  vorher  be- 
fruchteten Bittacus -Weib  eben  in  die  Erde  abgelegt  worden  waren, 
fütterte  sie    mit  Fleisch,    konnte   sie  aber  leider   nur  zwanzig  Tage 


der  Entomologie  während  der  J.  1863 — 64.  447 

am  Leben  erhalten.  Es  konnte  daher  die  vom  Verf.  gegebene  aus- 
führliche Beschreibung  und  Abbildung  dieser  merkwürdigen  Larve 
vorläufig  nur  nach  dem  Jugendstadium  entworfen  werden,  welches 
vermuthlich  durch  die  späteren  Häutungen  in  seiner  Form  wesent- 
lich modificirt  werden  wird.  Im  Ganzen  ist  die  Aehnlichkeit  mit 
der  jungen  Pauorpa- Larve  frappant,  besonders  in  der  Bildung  des 
Kopfes,  in  den  drei  ansehnlich  entwickelten  Thoraxbeinpaaren  so 
wie  in  der  Anwesenheit  von  acht  Paar  Pedes  spurii  an  den  acht 
vorderen  Abdominalsegmenten.  Die  einzelnen  Körpersegmente  sind 
mit  complicirten  warzenartigen  Hervorragungen ,  welche  gekeulte 
fadenförmige  Fortsätze  tragen,  versehen;  dieselben  sind  auf  dem 
ersten  und  zweiten  Thoraxringe  einfacher  und  von  den  folgenden 
abweichend,  auf  dem  dritten  Thorax-  und  den  sieben  ersten  Abdo- 
minalscgraenten  gleich  gebildet  und  hier  zu  dreien  vorhanden,  von 
denen  der  uupaare  dorsale  sechs-,  die  paarigen  seitlichen  dreizipflig 
sind.  Das  Endsegment  hat  eine  einzelne,  der  achte  und  neunte  Ab- 
dominalring je  zwei  auf  Fleischhöckern  stehende  dorsale,  lange, 
rückwärts  gekrümmte  Borsten.  Die  bis  zur  Länge  von  3  Lin.  her- 
angefütterten Larven  lebten  nicht,  wie  die  Panorpa-Larven,  unter 
sondern  über  der  Erde.  —  Auch  die  Larve  von  Boreus  und  Pa- 
norpa  schildert  Verf.  nochmals  sowohl  nach  der  Jugend-  als  Alters- 
form; bei  letzterer  Gattung  v/ird  auch  eine  nochmalige  Charakteri- 
stik der  drei  einheimischen  Arten:  Pan.  communis,  variabilis  und 
montana  gegeben.  —  Einleitungsweise  lässt  sich  .Verf.,  von  den 
Larven  ausgehend,  auch  nochmals  auf  die  Systematik  der  Neuropte- 
ren  ein  und  versucht  nachzuweisen,  dass  die  Phryganiden  mit  den 
Sialiden  noch  näher  als  mit  den  Panorpiden  verwandt,  am  pas- 
sendsten aber  zwischen  beide  zu  stellen  seien;  eine  Eintheilung 
der  Neuropteren  in  Planipennien  und  Phryganeiden  sei  dagegen 
aufzugeben,  da  die  Panorpiden,  so  wie  Sialiden,  Megalopteren  und 
Phryganeiden  vollkommen  gleichwerthige  Familien  darstellen.  (Mit 
letzterer  Ansicht  über  die  Gleichwerthigkeit  der  einzelnen  Familien 
ist  Ref.  vollkommen  einverstanden,  dagegen  glaubt  er,  dass  nur  die 
Megaloptera,  Sialidae  und  Panorpina  eigentliche  Neuropteren  sind, 
während  die  Phryganiden  in  jeder  Beziehung  so  wesentlich  abweichen, 
dass  sie  nur  künstlich  dieser  Ordnung  einverleibt,  besser  ihr  blos 
angereiht  werden;  ihre  einzige  w^esentliche  Uebereinstimmung  mit 
den  eigentlichen  Neuropteren  ist  die  Form  der  Puppe  und  der  Um- 
stand, dass  diese  sich  vor  dem  Ausschlüpfen  des  Insektes  von  der 
Stelle  bewegt.  Eine  Einschaltung  der  Phryganiden  zwischen  die 
Familien  der  Planipennien  kann  nur  auf  Analogieen  basiren,  ist  aber 
deshalb  unzulässig,  weil  dabei  ihrer  wesentlich  abw^eichenden  Ge- 
sammtorganisation  kein  entsprechender  systematischer  Ausdruck  ver- 
liehen wird.) 


448     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

Neue  Arten  dieser  Familie  sind:  Fanorf a  nnptialis  des  Kef. 
(Stettin.  Ent.  Zeit.  XXIV.  p.  187)  aus  Texas  und  Pan.  picta  Hagen 
(Wien.  Ent.  Monatsschr.  VII.  p.  199)  aus  Klein-Asien. 

Sialina.  Girard  (Annales  soc.  entom.  de  France  4.  ser.  IV. 
p.  669 — 675  j  lieferte  »Considerations  generales  sur  le  genre  Rhaphi- 
dia  et  note  sur  les  especes  de  ce  genre,  qui  se  trouvent  aux  envi- 
rons  de  Paris.«  In  den  vorausgeschickten  »allgemeinen  Beobach- 
tungen« klagt  Verf.  über  die  geringe  Beachtung,  welche  die  Rhaphi- 
dien  bei  den  Entomologen  gefanden  haben  (eine  Ansicht,  welche 
sich  einfach  durch  die  Unkenntniss  des  Verf. 's  mit  dem  Gegenstande 
erledigt),  bringt  dann  einige  hinreichend  bekannte  literarische  No- 
tizen über  die  Arbeiten  Schummel's  und  Burmeister's  bei, 
weiss  nicht  einmal,  dass  Schneider  eine  ausgezeichnete  Monogra- 
phie dieser  Gattung  publicirt  hat,  will  aber  trotzdem  die  Nomen- 
klatur einiger  Arten  ändern.  Rhaphidia  xanthostigma  Schumm.  ist 
für  ihn  die  wahre  Rh.  ophiopsis  Lin.,  Rh.  ophiopsis  Schumm.  will 
er  deshalb  Rh.  Schummelii  nennen,  eine  dritte  bei  Paris  von  ihm 
gefundene  Art  ist  Rhaph.  notata  Schumm.  (Vermuthlich  ist  Verf. 
mit  der  Neuropteren  -  Fauna  von  Paris  ebenso  unbekannt  wie  mit 
der  Literatur  über  diese  Ordnung,  denn  es  ist  nicht  anzunehmen, 
dass  die  drei  genannten  die  einzigen  dort  vorkommenden  Arten 
sind.     Die  Arbeit  ist  in  jeder  Beziehung  werthlos.) 

Rhaphidia  pilicollis  (muss  heissen:  pilosicollis) ,  longicauda 
flavipes  und  microstigma  Stein  n.  A.  aus  Griechenland  (Berl.  Ent. 
Zeitschr  VII.  p.  415  f.). 

Synonymische  Bemerkungen  über  mehrere  Nord-Amerikanische 
Sialis- ,  Chauliodes-  und  Corydalis  -  Arten  lieferten  Hagen  und 
Walsh  (Proceed.  entom.  soc.  of  Philadelphia  1863.  p.  180  u.  261  ff.). 
Letzterer  beschreibt  u.  A.  auch  die  Larve  von  Chauliodes  rastri- 
cornis  Ramb.,  welche  zwischen  derjenigen  von  Corydalis  und  Sialis 
die  Mitte  zu  halten  scheint,  und  giebt  Nachricht  über  die  Lebens- 
weise der  Larve  von  Corydalis  cornutus. 

Hemerobini.  Ref.  (Ueber  einige  neue  Planipennien  aus  den 
Familien  der  Hemerobiiden  und  Panorpiden,  Stettin.  Entom.  Zeit. 
XXIV.  p.  168  ff.  Taf.  1)  macht  eine  neue  Gattung  Belonopteryx 
bekannt,  welche  zu  den  Hemerobiiden  im  engeren  Sinne  gehört, 
sich  aber  durch  kräftigeren  Körperbau  und  die  dick  borstenförmigen 
Fühler  einigermaassen  den  Mantispiden  nähert.  Sie  ist  durch  schwach 
entwickelte,  zweispitzige  Mandibeln,  kurze  Taster  mit  zugespitztem 
(Maxillartaster)  oder  eiförmigem  (Lippentaster)  Endgliede,  auffallend 
schmale,  lanzettlich  zugespitzte  Flügel,  kurzen  und  queren  Protho- 
rax und  kräftige  Beine,  deren  Klauen  mit  Haftlappen  versehen  sind,  • 
ausgezeichnet.     In  den  Flügeln  ist  die  Subcosta  abgekürzt,  der  Ra- 


der  Kutomolop^ic  wäliroiifl  <1(M-  J.  l^GS — VA.  1-^9 

dius  mit  seineu  beiden  Sektoren  in  die  PMügelspitz-e  mündend :  zwi- 
schen Sector  radii  primus  und  Cubitus  eine  einfache  Reihe  von 
Zellen,  zwischen  Cubitus  und  Ramus  cubiti  nur  drei,  gleichfalls  in 
einer  Reihe  liegende.  —  Art:  Bei.  arteriosa  von  Cassapava,  8  Lin. 
lang,  20 V^  i^in.  Flglsp.  —  Als  neue  Arten  werden  ferner  beschrie- 
ben: Acanlhaclisis  dasymalla  Cafifernland  .  certina  Aegypten  und 
etisliilacla  Ceylon,  Palpans  liarpyia  Ceylon,  /«rtc//ja/o</«sfer  Caffernland. 

Mc  Lachlan,  On  some  uew  species  of  Xeuropterous  Insects 
from  Australia  and  New-Zealand,  belonginu  to  the  family  Hemero- 
biidae  (Journ.  of  entomol.  II.  p.  111— 116.  pl.  6;.  Verf.  giebt  in 
vorstehendem  Aufsatze  neben  einer  Zusammenstellung  der  bis  jetzt 
aus  x\ustralien  bekannt  gewordenen  Hemerobiiden  eine  Beschrei- 
bung und  Abbildung  von  folgenden  meist  sehi  ausgezeichneten 
neuen:  Osmylvs?  i?icisvs  Neu-Seeland,  Osm.'f  pallifltts  Australien. 
Ckrysopa  oppusila  Moreton-I3ay,  Psychopsis  insolens  ebendaher,  Üre- 
jjnnopteryx  inslalniis  Neu-Seeland  und  Innuilis  Moreton-Bay.  —  Verf. 
bringt  ferner  Bemerkungen  über  einige  von  G  i  r  a  r  d  beschriebene 
Arten  bei,  welche  sich  auf  die  von  diesem  Autor  angewandte  Xo- 
menklatur  des  Flügelgeäders  beziehen ;  dieselben  stimmen  im  We- 
sentlichen mit  den  vom  Ref.  im  Jahresbericht!.'  f.  1862.  S.  51  ge- 
machten  Angaben  überein. 

Selys-Longchamps  (Annales  soc.  eutomol.  de  France  4. 
ser.  IV.  p.  40  ff.)  machte  eine  neue  Gattung  iSarlena  (Hagen i  be- 
kannt, welche  mit  Hemerobius  in  der  Fühler- ,  Taster-  und  Körper- 
bildung übereinstimmt,  mit  Sisyra  dagegen  durcl)  die  liildang  der 
Beine  verwandt  ist,  indem  die  Schienen  cylindrisch,  der  Metatarsus 
verlängert  und  die  Fiissklaueu  einfach,  mit  einer  ovalen  Pelotte  ver- 
sehen sind.  Die  Aderung  der  Flügel  hält  die  Mitte  zwischen  der- 
jenigen von  Sisyra  und  Chrysopa.  indem  die  Subcostalis  und  Me- 
diana wie  bei  letzterer  bis  zur  Spitze  getrennt  sind.  —  Art:  Sart. 
amoriin  von  Corsika ;  ebendaher  stammt:  Chrysopa  Corsica  (Ha- 
gen) n.   A. 

Ach.  Costa  (Entomol.  della  Calabria  ulteriore  p.  31  if.) 
machte  neben  Mucropalpus  meridionalls  (tav.  III.  fig.  6)  n.  A.  aus 
dem  südlichen  Calabrien  zwei  ebenda  von  ihm  entdeckte  neue  Gat- 
tungen bekannt:  1)  ISevroilhus  nov,  gen.  »Palpi  maxillares  arti- 
culo  ultimo  praecedentibus  singulis  longiore.  tereti.  apice  acuminato 
subarticulato.  Alae  anticae  oblongo  -  ovatae,  venis  lougitudinalibus 
subcostali  parallelis.«  —  Art:  JSerr.  iridipennis,  tB.\.Ul.  fig.  7.  (Nach 
der  Abbildung  eine  glasflügliche  Hemerobiiden-  Form,  welcher  in 
Vorder-  und  Hinterflügeln  ein  mit  der  Subcosta  parallel  laufender 
Radius  fehlt.)  —  2)  1  so  sc  e  l  ipf  er  on  nov.  gen.  »Caput  ocellis 
destitutum,  palpi  maxillares  articulo  ultimo  praecedentibus  singulis 
longiore,  tereti,  apice  acuminato,    subarticulato.      Pronotum  lougius 

Archiv  f.  Naturg.  XXX.  Jahrg.  2.  Ud.  DD 


450     Gers ta ecke  v:  Bericlit  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

quam  latum  (!).  subcylindraceum.  Alae  anticae  et  posticae  aequales, 
trianguli  isoscelis  fere  liguram  referentes ,  venis  longitudinalibus 
numerosis.  trausversis,  serie  unica  discoidali.  Unguiculi  tarsorum 
simpliees.«  —  Art:  hose,  fnhum,  tav.  III.  fig.  5.  (Nach  der  Abbil- 
dung eine  sehr  autfallende  neue  Hemerobiiden-Form  mit  langge- 
strecktem, durch  drei  Einschnürungen  viertheiiigen  Prothorax  und 
zahlreichen  vom  Sector  radii  ausgehenden  Längsadern,  deren  Zwi- 
schenräume nur  je   durch  eine  Querader    durchschnitten  werden.) 

Stein  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  VII.  p.  418  ff.)  beschrieb  Hemero- 
bius  (jilv7ts,  Micromus  pnmilio,  Mynneleon  poeciloplerus  und  imbecil- 
lus  als  n.  A.  aus  Griechenland.  Ausserdem  wird  nach  einem  kopf- 
losen Exemplare  noch  eine  neue  Gattung  Dasypteryx  graeca, 
welche  mit  Isoscelipteron  Costa  identisch  ist,  und  eine  Chrysopa 
lampropteva  n.  A.  aus  Dalmatien  erwähnt  und  beide  mit  kurzen 
Angaben  über  ihre  Färbung  versehen. 

Brauer,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Neuropteren  (Verhandl. 
d.  zoolog.-botan.  Gesellsch.  zu  Wien  XIV.  p.  896  ff.)  gab  eine  noch- 
malige, oder  vielmehr  die  erste  auf  Sachkenntniss  beruhende  Cha- 
rakteristik der  Gattung  Isoscelipteron  Costa  (Dasypteryx  Stein), 
deren  wesentlichste  Eigenthümlichkeit  im  Flügelgeäder  darin  be- 
steht, dass  sich  im  Diskoidalfelde  wie  bei  Sisyra  nur  eine  Reihe  von 
Treppenadern  findet :  hierdurch  unterscheidet  sie  sich  wesentlich  von 
Drepanopteryx  und  Micromus,  mit  welch'  letzterem  sie  zunächst 
verwandt  ist.  —  Die  in  Griechenland,  Brussa  und  Calabrien  einhei- 
mische Art:  Isoscel.  fulvum  wird  hier  gleichfalls  zuerst  kenntlich 
beschrieben  und  eine  neue  unter  dem  Namen  Isoscel.  Fenns yhanicum 
aus  Nord-Amerika  hinzugefügt.  —  Apochrysn  coccinea  n.  A.  Am- 
boina,  ISicoiarica  n.  A.  von  Jellnschong.  —  Ankylopleryx  nov. 
gen.,  von  Chrysopa  besonders  nach  Unterschieden  im  Flügelgeäder 
abgetrennt,  auf  Chrys.  Candida  Fab.,  trimaculata  Gir.,  punctata  Hag., 
venusta  Hag.,  quadrimaculata  Guer.  und  drei  neue,  hier  beschrie- 
bene Arten:  Ankyl.  anomaln  von  den  Nicobaren,  immaculata  von 
Vandiemensland  und  Doleschalii  von   Amboina  begründet. 

Wallengren  (Öfvers.  Vetensk.  Akad.  Förhandl.  1863.  p.  22) 
beschrieb  Hemerobius  fuscescens  n.  A.  aus  Schweden  mit  H.  nervo- 
8US  Fab.  zunächst  verwandt;  Mo  t schul sky  (Bullet,  d.  natur.  de 
Moscou  1863.  II.  p.  10)  Micromerus  ?  coslidnltis  n.  A.  von  Ceylon. 

In  der  Wien.  Ent.  Monatsschr.  VII.  p.  83  f.  wird  von  »einem 
süddeutschen  Entomologen«  die  interessante  Beobachtung  mitgetheilt, 
dass  sich  die  9  Lin.  lange  Larve  einer  Acanthaclisis  (A.  occitanica 
Vill.  ?)  von  ausgewachsenen  Raupen  der  Sphinx  euphorbiae,  welche 
sie  aussaugt,  ernährt.  Verf.  fand  im  Lido  bei  Venedig  mehrere 
solche  Raupen  todt  auf  der  Oberfläche  des  Sandes  liegen  und  er- 
fasste  beim  Umwenden    der  e'nen    den  sich    sofort  zurückziehenden 


der  Entomologie  während  der  J.  1863—64.  451 

Räuber,  welcher  bekauutlicli  keine  Trichter  gräbt.  Die  Acanthaclisis- 
Larve  wurde  bis  zum  Januar  des  folgenden  Jahres  vom  Verf.  am 
Leben  erhalten. 

Von  Interesse  ist  das  Vorkommen  des  Ascalaphus  ItalicusLin. 
bei  Schwarzburg  in  Thüringen,  welches  von  Richter  (Zeitschr.  f. 
d.  gesammt.  Xaturwiss.  XXI.  p.  531)  mitgetheilt  wird. 

Smith  (Transact.  entom.  soc.  of  London  3.  ser.  I.  p.  501) 
fand  in  einem  von  AVespen  und  Larven  leeren,  aber  zum  Theil  Ho- 
nig enthaltenden  Neste  der  Polybia  scutellaris  über  hundert  lebende 
Exemplare  der  Mantispa  (Trichoscelis;  varia. 

Bemerkungen  über  Mantispa  brunnea  Say  und  interrupta  Say 
vonWalsh  finden  sich:  Proceed.  entomol.  soc.  of  Philadülphia  1863. 
p.  266. 

Phryganodea.  Hagen  (Stett.  Ent.  Zeit.  1864.  S.  113—144  u. 
S.  221 — 262)  machte  ausführliche  Mittheilungen  über  die  ihm  bisher 
bekannt  gewordenen  Phryganiden  -  Gehäuse,  theils  nach  dem  ihm  in 
seiner  eigenen  Sammlung  vorliegenden  Material,  theils  nach  den  ihm 
zugegangenen  Mittheilungen  anderer  Forscher,  besonders  des  verst. 
Bremi.  Ein  von  letzterem  beobachtetes  Gehäuse,  w^elches  vielleicht 
einer  Agraylea-Art  angehört,  ist  durch  seinen  Aufbau  aus  Confer- 
venfäden  ebenso  merkwürdig  wie  wiegen  seiner  Formveränderung 
zur  Zeit  der  Verpuppung  der  Larve;  es  wird  nämlich  dann  in  ein 
längliches  Viereck  ausgedehnt,  auf  die  flache  Seite  gelegt  und  an 
seinen  vier  Ecken  an  die  Unterseite  von  Nymphaeen-Blättern  befe- 
stigt. Larve  und  Nymphe  werden  von  H.  charakterisirt.  —  Dass 
gewisse  Phryganiden-Larven  auch  ausserhalb  des  Wassers  leben,  ist 
gleichfalls  durch  Bremi  beobachtet  worden ;  es  gehören  dazu  einer- 
seits Larven  mit  vierkantigem  Gehäuse  (Gattung  nicht  genau  be- 
kannt ,  Brachycentrus  subnubilus  ?) .  andererseits  die  Larven  von 
Enoicyla,  z.  B.  von  Enoicyla  pusilla  (eine  dieser  nahe  verwandte 
neue  Art  aus  der  Schweiz  wird  als  En.  amoena  anhangsweise  be- 
schrieben). —  Von  der  merkwürdigen  Gattung  Helicopsyche,  wel- 
che bis  jetzt  nur  dem  Gehäuse,  der  Larve  und  Nymphe  nach  be- 
kannt ist,  führt  Verf.  jetzt  15  verschiedene  Arten  aus  mehreren 
Ländern  Europa's  (Corsika,  Schweiz,  Italien,  Portugal),  ferner  aus 
Nord-  und  Süd- Amerika  und  aus  Neu  -  Caledonien  auf.  (Auf  dem 
Festlande  Australiens  ist  die  Gattung  nach  Exemplaren  des  hiesigen 
Museums  gleichfalls  vertreten.  Ref.;  —  Nacli  Mittheilung  der  von 
den  verschiedenen  Autoren  versuchten  Eintheilungen  der  Phrygani- 
den-Gehäuse  giebt  Verf  eine  Zusammenstellung  von  150  in  seiner 
Sammlung  befindlichen  verschiedenen  Arten  nebst  Angaben  über 
ihre  Struktur  und  über  die  Gattungen,  denen  sie  angehören.  Fest- 
sitzende und  bewegliche  Gehäuse,  wie  sie  den  Gruppen  der  Rhya- 
cophiliden  und  Hydropsychiden  zukommen,  sind  bis  jetzt  18  bekannt. 


452     Gerstaecker:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

Von  den  beweglichen  sind  die  der  Mystaciden  dünne  lange  Kegel 
meist  sehr  regelmässig  aus  Sand  oder  Pflanzentheilen  gebaut  (22  A.) ; 
Hydroptiliden  4  A.,  Sericostomiden  (mit  Einschluss  der  wahrschein- 
lich hierher  gehörigen  Helicopsyche)  33  A.,  Phryganiden  7  A.,  Lim- 
nephiliden  66  A. 

Derselbe  (Verhandl.  d.  zoolog. -botan.  Gesellsch.  zu  Wien 
XIY.  p.  799—  890)  lieferte  eine  »Phryganidarum  Synopsis  synony- 
mica«,  bestehend  in  einem  sehr  umfangreichen  alphabetisch  ange- 
ordneten Yerzeichniss  der  Gruppen,  Gattungen  und  Arten,  letztere 
unter  Beifügung  der  Citate  sämmtlicher  Beschreibungen  und  Abbil- 
dungen so  wie  ihrer  Synonymie  und  ihres  Vaterlandes.  Die  mit 
einem  f  bezeichneten  Benennungen  sind  die  in  Geltung  gebliebe- 
nen, die  übrigen  Synonyma, 

M'Lachlan,  On  Anisocentropus,  a  new  gcnus  of  Exotic  Tri- 
choptera,  with  descriptions  of  five  species  and  of  a  new  species  of 
Dipseudopsis  (Transact.  entom.  soc.  of  London,  3.  ser.  I.  p.  492 — 496. 
pl.  19).  Verf.  begründet  auf  Notidobia  latifascia  und  pyraloides 
Walker  eine  neue  Gattung  Anis  o  c  cntro  j)u  s,  welche  mit  Notidobia 
nichts  gemein  hat  und  auch  nicht  einmal  zur  Grupj)e  der  Serico- 
stomiden gehört  und  sich  besonders  dadurch  auszeichnet,  dass  an 
den  Hinterschienen  sich  ein  Sporn  weniger  als  an  den  mittleren 
findet.  An  den  Vorderschienen  sind  nämlich  nur  zwei  kleine  Sporen 
an  der  Spitze,  an  den  mittleren  zwei  in  der  Mitte  und  zwei  an  der 
Spitze  vorhanden,  an  jedem  Paar  der  äussere  Sporn  lang;  die  Hin- 
terschienen haben  nur  einen  langen  in  der  Mitte  und  zwei  ungleiche 
an  der  Spitze.  Die  Maxillartaster  sind  in  beiden  Geschlechtern 
gleich,  sehr  lang,  haarig,  das  1.  u.  2.  Glied  kurz;  das  3.  länger  als 
die  beiden  ersten  zusammengenommen,  das  4.  halb  so  lang  als  das 
3  ,  das  letzte  fast  ebenso  lang  als  dieses.  Die  Lippentaster  sind 
klein  mit  fast  gleich  langen  Gliedern.  —  Verf.  beschreibt  fünf  Arten 
der  Gattung :  Anis,  illustris,  (lilucidus  und  immunis  n.  A.  von  Neu- 
Guinea,  latifascia  Walker  (=  Goera  elegans  Walk.)  und  pyraloides 
Walker.  —  Die  Gattung  Dipseudopsis  Walker,  welche  Verf.  zu  den 
Rhyacophiliden  bringt,  bereichert  er  mit  einer  neuen  Art:  Dips. 
collaris  von  Hongkong,     Alle  sechs  Arten  sind  auf  pl.  19  abgebildet. 

Derselbe  (Proceed.  entom.  soc.  of  London  1863.  p.  151  f.) 
erwähnt  Hydropsyche  ophthalmica  Ramb.,  Philopotamus  columbina 
Pict.  und  Psychomia  (Homoeocerus)  derelicta  n.  A.  als  in  England 
aufgefunden;  letztere  Art  wird  diagnosticirt,  die  zweite  als  wirkli- 
cher Philopotamus  bezeichnet,  der  mit  Hydr.  occipitalis  Pict  nahe 
verwandt  sei. 

Derselbe  (Transact.  entom.  soc.  of  London  3.  ser.  L  p.656fif.) 
machte  nähere  Mittheilungen  über  die  Typen    der  von  Fabricius 


der  Eiitoniolooie  während  der  J.   18(53 — 64.  453 

aus  der  Bank'schen  Sammlung  (jetzt  dem  British  Museum  einver- 
leibt) beschriebenen  Phryganiden.  Es  sind  in  derselben  nur  drei 
Arten  enthalten:  Phryganea  irrorata  Fab.  (=  Limuephilus  interci- 
sus  Walk.),  Phryg.  siguata  Fab.  (dem  Brachycentrus  fuliginosus  Walk, 
sehr  nahe  verwandt,  vielleicht  damit  identisch)  und  Phryg.  notata 
Fab.  (zur  Gattung  Dipseudopsis  gehörig  und  trotz  der  Fabricius'- 
schen  Vaterlands-Angabe  »Amer.  bor.«  wahrscheinlich  mit  der  Dips. 
Capensis  Walk,  identisch). 

Derselbe,  Notes  on  British  Trichoptera,  wäth  description 
of  a  new  species  of  Rhyacophila  (Entomol.  Annual  f.  1863.  p.  129  ff.) 
und  Notes  on  British  Trichoptera  (Entom.  Annual  f.  1864.  p.  140 — 
153).  Veif.  fügt  der  Britischen  Fauna  7  weitere  Phryganiden-Ar- 
ten  hinzu,  welche  er  zugleich  charakterisirt.  Limnophilus  hirsutus 
Pict.  und  nobilis  Kol.,  Mormonia  basalisKol.,  Hhijaropkila  obliterala 
n.  A.  und  munda  M'Lach.,  Anabolia  coenosaCurt.  und  Hydropsyche 
ophthalmica  Kamb.  — Ueber  verschiedene  andere  Arten  werden  noch 
nachträgliche  Mittheilungen  gemacht,  welche  sich  theils  auf  die  Sy- 
nonymie ,  theils  auf  neue  Fundorte  beziehen.  Aus  dem  Larveuge- 
häuse  von  Limnephilus  marmoratus  wurde  eine  Tachinarie  (Hydro- 
tachina  linmephili Walker  benannt,  aber  nicht  beschrieben j  erzogen; 
auch  wird  eine  kurze  Charakteristik  von  den  Larvengehäusen  der 
Hauptgruppen  der  Familie  gegeben. 

Derselbe,  On  the  Trichopterous  genus  Polycentiopus  and 
the  allied  genera  (The  Entomol.  monthly  magaz.  1.  p.  25 — 31)  will 
die  Hydropsychiden  mit  drei  Sporen  an  den  Vorderschienen  nicht, 
wie  Brauer  und  Hagen,  in  zwei  Gattungen  (Polycentropus  und 
Plectnocnemia),  sondern  in  fünf  vertheilen,  indem  er  nicht  nur  die 
Gatt.  Cyrnus  Steph.  aufrecht  erhält,  sondern  ausserdem  noch  zwei 
neue:  Ecnomus  (für  Philopotamns  tenellus  Ramb.)  und  JSenrc- 
clipsis  (für  Phryganea  bimaculata  Lin.)  errichtet.  Die  Gattung 
Ecnomus  unterscheidet  sich  von  Polycentropus  und  Plectrocnemia 
durch  schmale  Hinterflügel,  welche  am  Costalrande  nahe  der  Mitte 
eine  leichte  Erhebung  (?)  zeigen;  die -Oatt.  Neureclipsis  weicht  von 
den  vier  anderen  durch  den  Mangel  der  Querader  zwischen  Costa 
und  Subcosta  in  der  Mitte  der  Vorderflügel  ab.  Die  den  genannten 
fünf  Gattungen  zugehörigen  Britischen  Arten  führt  Verf.  mit  Syno- 
nymie  und  erläuternden  Bemerkungen  auf. 

Derselbe,  Notes  on  North- American  Phryganidae ,  with 
especial  reference  to  those  contained  in  the  collection  of  the  British 
Museum  (Entomol.  Annual  for  1863.  p.  155—163).  Verf.  liefert  eine 
Revision  der  im  British  jNluseum  befindlichen  Nord-Amerikanischen 
Phryganiden  mit  Bezug  auf  Hagen's  Synopsis  der  Nord-Amerika- 
nischen Neuroptera,  stellt  ein  synonymisches  Verzeichniss  der  Arten 
zusammen  und  beschreibt  Setodes  Piffardii  n.  A.  von  Halifax. 


454     G  er  staecker:  Bericlit  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

Derselbe,  On  a  singular  Caddis-worm  case  from  Ceylon  (En- 
tomol.  monthly  magazine  I.  p.  125  f.)  bildete  ein  eigenthümlich  ge- 
formtes Phryganiden  -  Gelläuse  von  Ceylon  ab,  welches  nach  seiner 
Ansicht  einer  Leptoceride  angehört.  Dem  weiteren  Ende  des  sich 
allmählich  verjüngenden  ,  röhrenförmigen,  aus  Sandkörnchen  gebil- 
deten Gehäuses  schliesst  sich  ein  kreisrundes  ,  aussen  gewölbtes, 
innen  ausgehöhltes  Schild  an ,  welches  bei  kleineren  Exemplaren 
jedoch  kaum  entwickelt  ist. 

Eaton,  Note  on  Sericostoma  Spencii  (ebenda  I.  p.  47)  be- 
sprach die  Veränderlichkeit  der  Färbung  bei  der  genannten  Phry- 
ganide  so  wie  die  Verschiedenheiten,  welche  die  Appendices  anales 
der  männlichen  Individuen  in  ihrer  Länge  erkennen  lassen, 

S  e  1  y  s  -  Longe  h  ans  p  s  (Annal.  soc,  entomol.  de  France  4. 
ser.  IV.  p.  43  ff.)  beschrieb  Sericostoma  clypentum,  Silo  auratvs,  Da- 
systoma  togahao,  Philojwfamiis  flavidus  und  Aphelocheira  meridiona- 
lis  als  n.  A.  aus  Corsika,  Stein  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  VII.  p.  415) 
Notidobia   melanoffera  als  n.   A.   aus  Griechenland. 

M  0  n  t  r  o  u  s  i  e  r  (Annal.  soc.  Linneenne  de  Lyon  XI.  p.  248) 
führte  Orthochlamys  (nov.  gen.)  Picfeli  als  neue  Gattung  und 
Art  aus  Neu-Caledonien  auf,  von  der  er  indessen  eine  so  ungenü- 
gende und  kurze  Beschreibung  liefert,  dass  aus  derselben  Nichts  zu 
ersehen  ist. 

Eine  Miss  E.  Smee  hat  (Proc.  zoolog.  soc.  of  London  1863. 
p.  78  ff..  Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  XII.  p.  399  f.)  briefliche  Mitthei- 
lungen über  die  Kunstfertigkeit  der  Phryganiden- Larven,  Gehäuse 
zu  verfertigen,  gemacht.  Nachdem  dieselben  aus  ihren  natürlichen 
Gehäusen  entfernt,  wurden  ihnen  verschiedene  Stoffe,  wie  Glas.  Mar- 
mor, Corallen,  Blättchen  von  verschiedenen  Metallen  u.  s.  w.  vorge- 
legt, welche  sie  auch  meistens  verarbeiteten,  jedoch  nur,  wenn  sie 
nicht  rund  waren;  auch  giftige  Substanzen  wurden  nicht  angerührt. 
Eine  Larve  fertigte  nach  einander  mehrere  Gehäuse  aus  verschiede- 
nen Stoffen,  wie  sie  ihr  gereicht  wurden,  an;  die  höchste  Zahl,  wel- 
che erreicht  wurde,  war  fünf,  doch  zeigte  sich  das  letzte  Gehäuse 
schon  sehr  lose  gesponnen.  Die  Larven  bedürfen  nach  Angabe  der 
Verf.  viele  Nahrung;  sie  frassen  Stückchen  rohen  Fleisches,  leben- 
dige Fliegen  u.  s.  w. ,  sich  auch  wohl  unter  einander  auf,  wenn  sie 
zusammengesperrt  wurden.  (Die  Versuche  über  die  Anfertigung 
künstlicher  Gehäuse  sind  insofern  interessant,  als  sie  eine  deutliche 
Analogie  zwischen  Phryganiden-  und  Psychiden- Larven  erkennen 
lassen.  Ref.) 


Stropsiptera.     Es  ist  diese  Familie  bekanntlich  von  Kirby  als 
eine  eigene  Ordnung   der    Insekten    aufgestellt    und  von  den  Engli- 


der  Entomologie  während  der  J.  1863^64.  455 

sehen    Systematikern    auch    beibehalten   worden.      Nachdem    zuerst 
Burmeister    ohne     nähere    Begründung-    die    Ansicht     ausgespro- 
chen,  dass    man  dieselbe  füglich    mit  den  Käfern    vereinigen  könne, 
hatNewman    dies    zu    unterstützen    gesucht,   indem    er    einerseits 
die  Uebereinstimraung  in  der  Metamorphose  heranzieht,  andererseits 
angiebt,     dass  die  Hinterllügel   in    ihrem  Geäder    die  vollkommenste 
Uebereinstimmung    mit    Rhipiphorus.    Mordella   u.    A.    zeigen    (w^äh- 
rend  in    der    That    hier    auch    nicht    die    entfernteste    Aehnlichkeit 
aufzufinden    ist).      Für   Schaum    (Jahresbericht  f.   1850.    p.  55)  war 
hiermit   sofort    »mit  unumstösslichen  Gründen  der  Beweis  gehefert, 
dass   die  Strepsipteren  ächte  Käfer   seien«  und  er  hatte  nichts  Eili- 
geres zu   thun,  als  sie   von  jetzt  an  in   den  Europäischen  Käfer-Ca~ 
talog  aufzunehmen.     Dagegen  sprachen  sich    v.  Siebold  u.  West- 
wood, welche  nicht  blos  das  Ne  w  man'sche  Raisonnement  gelesen, 
sondern  sich  nebenbei   selbstständig   viel    mit  der  Beobachtung  und 
Untersuchung  dieser   Insekten  beschäftigt    hatten,  auf  das  Entschie- 
denste gegen  eine  solche  Einordnung  bei  den  Coleopteren  aus.  Auch 
hat  sich  nicht  einmal  die  HoÖnung  v.  S  iebol  d's,  dass  die  Aufnahme 
in  den    Catalog  der  letzteren  bei  den  Coleoptorologen  mehr  Interesse 
für  die  Strepsipteren  erwecken  würde,  bethätigt;  vielmehr  scheinen 
diese    sie  nachher    ebenso    wenig  wie  vorher    für    Käfer    angesehen 
zu  haben,  und  in  der  That  genügt  auch  schon  der  einfachste  prak- 
tische Blick,  um  zu  erkennen,  dass  sie  mit  diesen  auch  nicht  einmal 
eine  äusserliche  Aehnlichkeit  haben.     Das  Zusammentreffen  so  zahl- 
reicher   Eigenthümlichkeiten,  wie  sie    die  Strepsipteren  im  äusseren 
Körperbau    erkennen    lassen    und   ein   Vergleich    derselben  mit  den 
übrigen  Insektenordnungen  stellt  auch  bald  zur  Genüge  heraus,  dass 
für    die    Aufstellung    einer  jenen    gleichwert higen  ,  besonderen  Ord- 
nung die  vollgültigsten  Gründe  vorhanden  sind  und  die  einzige  Veran- 
lassung,  von  dem  Festhalten  au  einer  solchen  abzusehen,  könnte  nur 
die  geringe  Zahl  der    derselben  angehörigen   Formen   und  eine  all- 
zugrosse,  die  Uebersicht    erschwerende  Vermehrung  äer  Ordnungen 
abgeben.     Das  Letztere   ist  für  den  Ref.  maassgebend  gewesen,  als 
er  (Handbuch  der  Zoologie  p.  69  u.  78)  die  Strepsipteren  einer  be- 
reits  bestehenden    grösseren    Ordnung    der  Insekten    einzuverleiben 
oder  wenigstens    anzuschliessen  sich  entschloss.      Indem  er  nun,  um 
ihre  passendste  Stellung   zu  ermitteln,  von    der  Erwägung  ausging, 
dass  die  Strepsipteren  einerseits  metabole  Insekten,  andererseits  mit 
kauenden   (wenngleich     rudimentären)     Mundtheilen   versehen    sind, 
unter  den  durch  diese  Merkmale  charakterisirten  Insektenordnungen 
aber  die  Coleoptera  und  Hymenoptera  durch  bestimmte  Kennzeichen 
natürUch  in  sich  abgeschlossene,  homogene,  daher  auch  bereits  von 
Linne  richtig  erkannte  Abtheilungen  darstellen,  so  musste  er  durch 
Ausschliessung  nothwendig  auf  die  Ordnung  der  Neuroptera  geführt 


456     Ger  staecke  r:  Bericht  üb.  d.  wissensch.  Leist.  im  Gebiete 

werden,  welche  sich  bei  ihrer  Zusammensetzung  aus  den  Planipen- 
nien  und  Trichopteren  als  eine  ebenso  künstliche  Vereinigung  aus 
wesentlich  differenten  Formen  zu  erkennen  geben,  wie  dies  für  die 
Ordnung  der  Orthoptera  allgemein  anei'kanut  ist.  Bei  den  Neu- 
ropteren  schwanken  diejenigen  Kennzeichen,  welche  für  die  übrigen 
Ordnungen  bestimmend  sind,  wie  besonders  die  Ausbildung  des 
Prothorax,  die  Aderung,  Bekleidung  und  Faltbarkeit  der  Flügel 
u.  A. ,  noch  in  ähnlicher  Weise  wie  bei  den  Ortliopteren  und  daher 
können  die  Strepsipteren  mit  ihrem  ganz  rudimentären  Prothorax, 
mit  häutigen  (verkümmerten)  Vorder-  und  nur  nach  einer  Richtung 
faltbaren  Hinterflügeln  sehr  wohl  unter  ihnen,  nicht  aber  unter  den 
Coleopteren,  wo  diese  Verhältnisse  constant  andere  sind,  Platz  finden. 

Zu  letzterer  Ansicht  hat  sich  gleich  den  besten  Kennern  der 
Strepsipteren,  wie  v.  Siebold  und  West  wo  od,  in  neuester  Zeit 
auch  Jacquelin  du  Val  bekannt,  welcher  in  den  letzten  von  ihm 
bearbeiteten  Lieferungen  seiner  »Genera  des  Coleopteres  d'Europe« 
nach  Abhandlung  der  Mordellinen,  denen  man  abenteuerlicher  Weise 
die  Strepsipteren  hat  wollen  folgen  lassen,  in  einem  Exkurs  über 
letztere  den  ausführlichen  Nachweis  führt ,  dass  sie  mit  den  Coleo- 
pteren keinen  Charakter  gemein  haben  und  in  einem  natürlichen 
System  ihnen  nicht  beigezählt  werden  können.  Allerdings  geht 
Verf.  in  demselben  vorwiegend  nur  auf  Merkmale  von  sekundärer 
Wichtigkeit  ein  und  übergeht  manche  Punkte,  welche  das  Verhält- 
niss  noch  sehr  viel  schärfer  zu  kennzeichnen  geeignet  gewesen  wä- 
ren ;  indessen  schon  die  von  ihm  herangezogenen  sind  hinreichend, 
um  nachzuweisen ,  auf  wie  schwache  Analogieen  man  sich  bisher 
bei  den  Versuchen,  die  Strepsipteren  als  Käfer  zu  stempeln,  ge- 
stützt hat. 

Für  Schaum  allerdings,  obwohl  er  diese  Insekten  nie  selbst- 
ständig untersucht  und  am  wenigsten  lebend  beobachtet  hat,  sind 
diese  Analogieen  immer  noch  hinreichend,  um  in  einer  abermaligen 
Auseinandersetzung:  »Die  Stellung  der  Strepsipteren  im  Systeme« 
(Archiv  f.  Naturgesch.  XXX.  p.  145  ff.)  denselben  mit  aller  Gewalt 
Geltung  zu  verschaffen.  Nachdem  er  früher  (in  Lacordaire,  Genera 
des  Coleopteres  V.  p.  612)  dem  v.  Si  ebold'schen  sehr  gewichtigen 
Einwände,  dass  die  Vorderflügelstummel  der  Strepsipteren  während 
des  Fluges  in  perpetueller,  sehr  rascher  Schwingung  begriffen  seien 
und  schon  deshalb  nicht  als  Flügeldecken  angesehen  werden  könn- 
ten, die  an  Harmlosigkeit  wohl  Alles  übertreffende  Bemerkung  ent- 
gegengesetzt hatte,  jene  Schwingungen  halte  er  (NB.  ohne  sie  je 
gesehen  zu  haben!)  nicht  für  aktive,  sondern  nur  für  passive  Be- 
wegungen, welche  jenen  Organen  durch  die  Erschütterung  der  Tho- 
raxwandungen mitgetheilt  würden  (wem  glaubte  Verf.  das  wohl 
weissraachen  zu  können?!),  tritt  er  hier  sogar  den  Beweis  an,  dass 


der  Eiitomologie  während  der  J.  1863—64.  457 

diese  Flügelstummel,  obwohl  sie  eine  so  zarte  Struktur  zeigen,  dass 
sie  sich  nach  dem  Tode  schraubcuartig  aufrollen,  trotzdem  nur  Flügel- 
decken, nicht  aber  häutige  Flügel  seien.  Die  den  Käfern  vollstän- 
dig fremde  Reduktion  des  Prothorax  auf  ein  äusserst  kleines,  hinter 
dem  grossen  Kopf  verstecktes  CoUare,  wie  sie  den  Strepsipteren 
eigen  ist,  kommt  für  ihn  gegen  die  Stellung  unter  den  Käfern  gar 
nicht  in  Betracht,  ja  er  glaubt  sogar,  was  der  gewöhnlichen  An- 
schauungsweise vom  Bau  des  Insektenkörpers  allerdings  vollständig 
unverständlich  sein  muss,  dass  dieselbe  »im  engsten  Zusammenhange 
mit  der  Verkümmerung  der  Vorderflügel,«  —  w' eiche  aber  bekannt- 
lich am  Mesothorax  entspringen  und  zum  Prothorax  gar  keine  Be- 
ziehung haben  —  stehe.  Dergleichen  Schlussfolgerungen  gegenüber, 
die  wohl  für  keinen  des  Gegenstandes  Kundigen  überzeugend  sein 
werden,  kann  sich  Ref.  auch  in  Betreff  der  vom  Verf.  gegen  sein 
Handbuch  der  Zoologie  gemachten  Ausfälle,  die  auf  ähnlichen  Sinn- 
und  Wortverdrehungen  beruhen,  sehr  kurz  fassen  und  braucht  nur 
zu  bemerken,  dass  es  auf  Mangel  an  Verständniss  beruht,  wenn  ein 
»ringförmiger«  Prothorax  nicht  gleichzeitig  ein  »freier«  soll  sein 
können.  Ref.  war  vollkommen  berechtigt,  den  Prothorax  aller  Neu- 
ropteren  (einschliesslich  der  Phryganiden  und  Strepsipteren)  einen 
»freien,«  d.h.  am  Mesothorax  frei  beweglichen  zu  nennen  und  dann 
bei  den  einzelnen  Zünften  den  »stärker  entwickelten«  der  Planipen- 
nien  dem  »kurz  ringförmigen«  der  Phryganiden  und  Strepsipteren 
gegenüberzustellen.  Hiermit  ist  der  w^ahre  Sachverhalt  dargelegt 
und  dieser  kann  natürlich  durch  vorsätzliche  oder  aus  Oberflächlich- 
keit hervorgehende  Entstellung  nicht  beseitigt  werden. 


l^onn,  Druck  von  Carl  Gcorgi. 


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