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Full text of "Archiv für Naturgeschichte"

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ARCHIV 


FÜR 


NATURGESCHICHTE. 


GEGRUNDET VON A. F. A. WIEGMANN. 


IN VERBINDUNG MIT 


PROF. DR. GRISEBACH IN GÖTTINGEN, PROF. von SIE= 
BOLD IN FREIBURG, DR. TROSCHEL IN RERLIN, PROF. 


A=- WAGNER IN MÜNCHEN UND PROF. RUD. WAGNER 
IN GÖTTINGEN 


HERAUSGEGEBEN 


von 
Dr. W. F. ERICHSON, 
PROFESSOR AN DER FE RAS ann ZU RERLIN. 
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EILFTER JAHRGANG. 
Erster Band. 


MIT EILF KUPFERTAFELN. 


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BERLIN 1845. 
IN DER NICOLAV’SCHEN BUCHHANDLUNG. 


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Inhalt des ersten Bandes. 


Ueber einen Eingeweidewurm in einer Akalephe. Von M.Sars. 
(Hierzu Taf.1l. Fig. 1— 6.) £ x 

Zusätze zu der von mir gegebenen Darstellune) der Miwieke! 
lung der Nudibranchien. Von Demselben. (Hierzu Taf. 1. 
Fig.7—11.) . 3 5 - E A b r 

Zur Entwickelung der Antieliden. Von Demselben. (Hierzu 
Taf.1. Fig. 12 — 21.) 

Ueber die Entwickelung der ans bei einer iR iuchhe Er über 
die äussern Unterschiede zwischen’ beiden Geschlechtern. Von 
Mag. Oersted. (Hierzu Taf. 11.) . r - e 

Zur Rothwürmer-Gattung Euaxes. Von A. Menge. (Hierzu 
Taf. 111.) Eu 

Beiträge zur genaueren Kenntaise- der Mollusken. Von Dr. A. 
Paasch. (Hierzu Taf. 1V. und V.) 

Ueber einen neuen Cephalopoden (Oetopodotenthis). Von Dr. 
A. Krohn. (Hierzu Taf.V. Fig. A—F.). 2 N 

Diagnosen einiger neuen Conchylien. Von Dr, A. Phlıpns : 

Ueber die auf den Sunda-Inseln lebenden ungeschwänzten Affen- 
Arten. Von Dr. Sal. Müller . 

Ueber den Bau und die Grenzen der Ganeiden, und über: er 
natürliche System der Fische. Von Joh. Müller . 

Berichtigungen zu den gi neuer Conchylien (Seite 50). 
Von Dr. A. Philippi 

Diagnosen einiger neuen Arten von Nagern und Handtüglern 
Von Andr. Wagner . 

Reptilium conspectus quae in apuenca Peruana Fepähinbr et 
pleraque observata vel colleeta sunt in itinere a Dr. J. J. de 
Tschudi 

Zoolegische und anatomische Be merkungen. über die Alciopen 
Von Dr. A. Krohn. (Hierzu Taf. V1.) 

Bemerkungen über einige Muschelgeschlechter, deren T bie rew Eule 
bekannt sind. Von Dr. R. A. Philippi. (Hierzu Taf. VIL.) 


Seite. 


1 


171 


155 


Anatomie von Ampullaria urceus und über die Gattung Lanistes 
Montf. Von Dr. F. H. Troschel. (Hierzu Taf. V1ll.) 

Ueber die Entwickelung der Gehörwerkzeuge der Mollusken. 
Von Dr. H. Frey. (Hierzu Taf. IX. Fig. 1—10.) 

Verzeichniss der Thiere, bei welchen Entozoen gefunden wor- 
den sind. Von Gurlt 

Nachträge zu Gurlt’s Verzeichniss der Thiere, bei weichen En- 
tozoen gefunden worden sind. Von Creplin ® 

Ueber den Cryptorhynchus Lapathi und seine Verwüstung = 
Erlenholzes. Von Prof. Schwägrichen zu Leipzig. (Hierzu 
Taf. X.) 

Beschreibung einiger neuer Pekinkdermen nebet kritischen Be- 
merkungen über einige weniger bekannte Arten. Von Dr. 
Philippi. (Hierzu Taf. XI.) 

Nachträgliche Bemerkungen zu meinem Conspectus 2 avium ete. 
Von J. J. von Tschudi 

Briefliche Mittheilung. Von en 

Bemerkungen über das Thier von Argonauta Argo. Yon Ian n- 
nette Power 


Seite. 


197 


217 


223 


-325 


337 


344 


360 
366 


369 


a 


Ueber einen Eingeweidewurm in einer Acalephe. 


Von 
M-.Sars 
Hierzu Taf. 1. Fig. 1—6. 


Pr diesem Archive Jahrg. 1841. 2. Bd. S. 322 wird berichtet, 
dass ein parasitischer Wurm, einer Filaria ähnlich, von Edw. 
Forbes in einer Cydippe gefunden worden sei, und später 
1842. 2. Bd. S. 370, dass dieser Parasit, der sich mit 4 Saug- 
näpfen an die Wände des Magens oder der Gefässe ansaugt, 
von Forbes und Goodsir mit dem Namen Tetrastoma Play- 
fairii bezeichnet worden sei. Der Referent setzt hinzu, dass nä- 
here Beobachtung von Interesse sein würde, da man bisher 
noch keine Eingeweidewürmer von den Medusen kenne. 

Es ist dem Referenten entgangen, dass die Entdeckung 
eines Eingeweidewurms in einer Acalephe schon im Jahre 
1837 von mir angezeigt worden ist. Siehe die Annales des 
Sciences nat. 1837. Vol. 7. p. 247 und den Jahresbericht die- 
ses Archives 1838. 2. Bd. p. 304. 

Es ist nicht um Prioritäts-Ansprüche auf diese Entdeckung 
zu machen, welche der Wissenschaft ziemlich gleichgültig sein 
können, dass ich nun auf diesen Gegenstand zurückkomme, 
sondern nur um die nachfolgenden, im Jahre 1835 niederge- 
schriebenen kurzen Notizen mitzutheilen, die ich ihrer Unvoll- 
ständigkeit halber bisher zurückgehalten habe, in der leider 
fehlgeschlagenen Hofinung, sie durch neue Beobachtungen zu 
vervollständigen. 

A neinem riesenhaften Individuum meiner Mnemia norve- 


f gica von 5 Zoll Länge, das ich am 4. November 1835 an der 


Archiv f. Naturgeschichte, X1, Jahrg. 1. Bd, 1 


2 M. Sars: Ueber einen Eingeweidewurm 


Insel Floröe fing, bemerkte ich nämlich innen in dem durch- 
sichtigen wasserhellen Leibe 10—12 längliche, opake, weiss- 
liche Körperchen von der Länge einer Linie, welche sich bei 
der näheren Untersuchung als Eingeweidewürmer erwiesen. 
-Sie sassen an der innern Wand des Magens der Acalephe 
mit ihrem einen Ende fest, und bewegten nur wenig und sehr 
langsam ihren übrigen Körper. Vorsichtig von ihrer Anhef- 
tungsstelle losgemacht wurden sie lebhafter, und krochen auf 
einer Glasplatte herum, indem sie sich abwechselnd verlän- 
gerten und verkürzten (Fig. 1° in natürlicher Grösse). Die 
Gestalt des Körpers ist also sehr veränderlich, bald sehr lang- 
gestreckt oder bandförmig (Fig. 1—3), bald kürzer und vorn 
oder in der Mitte breiter (Fig. 4), immer aber hinten (b) 
spitzig; ferner etwas niedergedrückt, so dass die zwei Seiten 
(Fig. 1) breiter als die beiden andern (Fig. 2) sind. Keine 
Spur von Gliederung zeigt sich an dem glatten weichen Kör- 
per, der auch in völlig contrahirtem Zustande, in welchem er 
fast krugförmig wird, keine merkbaren Querrunzeln zeigt. 

Das vordere Ende des Körpers (a) wird kreisförmig von 
4 Saugnäpfen (cc) von ovaler Gestalt, deren Längenaxe in 
die Axe des Thieres fällt, umgeben; jeder von ihnen ist innen 
durch eine Querwand in 2 Räume, deren hinterer grösser 
und der vordere ein wenig kleiner und schmäler ist, getheilt. 
Vermittelst dieser Organe nun setzt sich der Wurm an die 
Magenwände der Acalephe fest. Mitten zwischen den Saug- 
näpfen ragt das conische Vorderende des Körpers hervor; an 
der Spitze desselben beinerkt man eine kleine eirculäre Oeff- 
nung, vielleicht den Mund. Wenn der Wurm kriecht, wird 
das Vorderende bald hervorgesehoben (Fig. 1, 4), bald zwi- 
schen den Saugnäpfen zurückgezogen (Fig. 2, 3). Dies ge- 
schieht immer abwechselnd, indem der ganze Körper sich 
ausdehnt und contrahirt, wobei das Thier jedesmal eine kleine 
Strecke vorgeschoben wird. 

Der von mir beobachtete Wurm mag vielleicht derselbe 
sein, den die genannten britischen Naturforscher als ein neues 
Genus mit dem Namen Tefrastoma bezeichnet haben. Ich 
habe ihn einstweilen zu dem Genus Seolex, O. F. Müller, 
hingestellt mit dem Artsnamen: Scolex Acalepharum. 


in einer Acalephe. 3 


Erklärung der Abbildungen (Taf. 1). 


Fig. 1—6 stellen Scolex Acalepharum vor, Fig. 1‘ zwei Indivi- 
duen in natürlicher Grösse, die übrigen Figuren sind alle mehr oder 
weniger vergrössert. Fig. I. Ein Individuum von einer der breiten 
Seiten gesehen, mit hervorgeschobenem Vorderende; Fig. 2. dasselbe 
von einer der schmalen Seiten gesehen, mit eingezogenem Vorder- 
ende. Fig. 3. Dasselbe wenig und Fig. 4. mehr contrahirt. Fig.>. 
Der vorderste Theil des Körpers mit den Saugnäpfen, von vorne 
gesehen, stärker vergrössert. Fig. 6. Ein Individuum unter dem 
Compressorium flachgedrückt. 

In allen diesen Figuren bezeichnet # das vordere Ende des Kör- 
pers, 6 das hintere, ce die Saugnäpfe. 


4% 


Zusätze zu der von mir gegebenen Darstellung 
der Entwickelung der Nudibranchien. 


Von 
M Sars 
Hierzu Taf. 1. Fig. 7—11. 


Seit der Bekanntmachung meiner Entdeckung !), dass: die 
Nudibranchien und Pomatobranchien mit einer äusseren ein- 
gerollten Conchylie von nautilusartiger Gestalt bedeckt geboren 
werden, und in der ersten Zeit sich nicht des Fusses (der, 
noch nur wenig entwickelt, an seiner hinteren, oder später 
oberen, Seite einen Deckel zur Verschliessung der Schalen- 
öffnung, wenn das Thier sich in die Conchylie hineinzieht, 
trägt) als Bewegungsorganes, sondern zweier flügelähnlichen 
um den Mund herum ausgebreiteten Organe, deren Ränder 
mit starken vibrirenden Cilien besetzt sind, bedienen, habe 
ich die Freude gehabt, meine Beobachtungen von zwei aus- 
gezeichneten Naturforschern, nämlich Loven ?) und Van Be- 
neden ®) vollkommen bestätigt zu sehen. 

Loven hat zur Ueberzeugung gezeigt, dass die flügelähn- 
lichen Organe nichts anderes als das Mundsegel (Velum, le 
voile, Cuv.) sind, der bei den, verschiedenen Gattungen und 
Arten später mehr oder weniger verschwindet. Es fehlt noch 
darzulegen, wie die Schale verschwinde, und die gewiss sehr 
merkwürdigen Veränderungen (Metamorphosen), die diese 
Jungen in ihrer weiteren Entwickelung noch durchzugehen 


'") Im Auszuge in den Annales des Sciences naturelles 1837 T. 7 
pag. 246, und in diesem Archive 1837. I. p. 402; vollständig ebend. 
Jahrg. 1840. I. p. 196. Tab. 5—8. 

2) Bidrag til Kännedomen af Molluskernas utweckling, in Stockh. 
Vetensk. Acad. Handl. 1840. p. 1. Tab. 2. 

®) Recherches sur le developpement des Aplysies, in den Anna- 
les d. Scienc. nat. Febr. 1841. p. 123. Tab. 1. 


M. Sars: Zur Entwickelung der Nudibranchien. 5 


haben, kennen zu lehren. Dass die Kalknadeln in dem Man- 
tel der Doris Rudimente der früheren Schale sein sollten, 
wie Loven, allerdings zweifelhaft, vermuthet, scheint mir um 
so unwahrscheinlicher, als der Mantel der Tritonia, Eolidia 
und anderer nahe stehender Thiere, deren Jungen doch auch 
in ihrem ersten Entwickelungszustande eine äussere Schale 
haben, keine solche Kalknadeln enthält. Nur fortgesetzte Beob- 
achtungen werden einmal dies Räthsel lösen. Für jetzt will 
ich nur einige Zusätze zu meiner oben erwähnten Abhandlung 
in diesem Archive, nach Beobachtungen mit einem besseren 
Mikroskope angestellt als ich damals besass, mittheilen. 

Bei den eben ausgeschlüpften Jungen der Tritonia Ascanii 
(Fig. 7, 8) bemerkt man, dass die jetzt vordere, später untere, 
Seite des Fusses (ee) mit überaus kleinen vibrirenden Cilien 
besetzt ist, die von den vielmal grösseren starken Cilien an 
den Rändern der Lappen des Mundsegels (dd) sehr verschie- 
den scheinen. Jene sind als blosse Flimmerorgane ') zu be- 
trachten, diese dagegen sind offenbar der Herrschaft des Wil- 
lens unterworfen und scheinen von Muskeln, die in dem ver- 
dickten Rande des Mundsegels gelagert sind, bewegt zu wer- 
den. Wenn das Junge unter dem Compressorium gedrückt 
wird, reissen sich häufig mehrere dieser Cilien los und fahren 
‘so isolirt fort noch eine Weile zu schwingen; man sieht dann, 
dass jede von ihnen auf einer kugel- oder knopfförmigen Ba- 
sis, wie einem “tecknadelkopfe, die von muskulöser Natur zu 
sein scheint, festsitzt. Sie stimmen also mit ähnlichen Bewe- 
gungsorganen bei den Rotatorien ganz überein, und müssen 
mithin besser Schwimm- oder Wimperhaare heissen. 

Auf dem vorderen Ende des Körpers mitten zwischen 
den beiden Lappen des Mundsegels sieht man den Mund wie 
eine rundliche Oeflnung von einem ringförmigen Wulste um- 
geben. 

Wie in meiner Abhandlung schon bemerkt, wird die 
Schale (sss) innen von einer dünnen durchsichtigen Membran, 


') Zu den Flimmerorganen sind ausser den durch Purkinje, Va- 
lentin, Sharpey, Rud. Wagner u. A. schon bekannten auch noch die 
die Bewegung vermittelnden Cilien an der Hautoberfläche der eben 
ausgeschlüpften Jungen vieler Polypen, Acalephen und Seesterne zu 
rechnen. 


6 M. Sars: Zur Entwickelung 


dem Mantel (000), bekleidet, deren Anwesenheit man daraus, 
dass sie sich (wie in Fig. 7, 8) zuweilen an einzelnen Stellen 
etwas von der Schale ablöst, erkennt. Auf dem Mantel be- 
merkt man 4—5 (am häufigsten 5) von mir schon früher (l. c. 
p: 204), nur weniger deutlich gesehene, überaus feine farbe- 
lose Canäle (ppp), die quer und in gleicher Entfernung von 
einander jenen umgeben, und an den Seiten des Rückens sich 
etwas erweitern, welche Erweiterungen oder Anschwellungen 
innen klare Kügelchen zeigen. Man möchte vielleicht diese 
scheinbaren Kanäle für sich bildende Gefässe halten; allein es 
war mir nicht möglich irgend eine Bewegung der in ihnen 
enthaltenen klaren Kügelchen wahrzunehmen, daher sie wohl 
wahrscheinlicher als die ersten im Mantel sich bildenden Mus- 
kelfasern zu betrachten sein möchten. 

Mit Ausnahme des allem Anscheine nach aus einer homo- 
genen schleimigen Substanz bestehenden Mantels, wird das 
Gewebe aller übrigen weichen Theile des Thieres aus runden 
Körnchen gebildet. Zwischen dem Mantel und den Einge- 
weiden sieht man noch immer freie Dotterkügelchen. 

Das Verdauungssystem ist von mir (l. c. p. 204) richtig 
beschrieben ; nur finden sich nicht, wie angegeben, drei, son- 
dern bloss zwei Leberlappen, beide wie runde Knoten, von 
denen der grössere (k) vorn an der linken, und der kleinere 
(I) hinten an der rechten Seite des Magens (g) sitzt. Innen 
im Magen (g) bemerkt man häufig eine ununterbrochene schnelle 
Bewegung von Körnchen, welche wahrscheinlich dureh Flim- 
merorgane auf der innern Fläche desselben bewirkt wird. — 
Der grosse von der Basis des Fusses abgehende und an der 
linken Seite des Magens herabsteigende Anheftungsmuskel (m), 
der das Thier an den Boden oder das hintere Ende der Schale 
anheftet, ist der Länge nach fein gestreift, welche Streifen sich 
häufig als Reihen klarer Kügelchen (Zellen?), die ersten An- 
lagen der Muskelfasern, zeigen. Von dem Boden (Blindsacke) 
des Magens entspringt ein sehr dünner Muskel (n), der sich 
an den Boden der Schale anheftet, hier sich mit dem Ende 
des Anheftungsmuskels vereinigend. Man kann ihn als ein 
Ligamentum suspensorium des Magens betrachten. — Der von 
der unteren Seite des Magens abgehende sehr dünne und eine 
kurze Schlinge bildende Darm (h) steigt an der rechten Seite 


der Nudibranchien. 7 


nach vorne gegen die Basis des Fusses herauf, wo er sich 
mit einer runden Warze, auf welcher man die Analöffnung 
(i) bemerkt, endigt. Dicht bei dem After findet sich das auch 
von Loven beobachtete blasenförmige etwas ovale Organ (c), 
das wahrscheinlich der Fortpflanzung angehört und daher noch 
unentwickelt ist. 

Sowohl Loven als ich haben vergebens das Herz, das 
wahrscheinlich von der Leber verborgen wird, sowie auch 
Tentakeln und andere Sinnesorgane gesucht. Doch habe ich 
bei den ausschlüpfenden Jungen der Doris muricata die Augen 
wie zwei am Nacken sitzende schwarze Punkte (Fig. 10 b) 
gefunden. — Oben an der Speiseröhre nahe am Munde habe 
ich einige Male zwei kleine Knoten, die Nervenganglien sein 
möchten, zu sehen geglaubt, allein die Beobachtung war nur 
undeutlich. Dagegen beschreibt Van Beneden !) zwei kugel- 
förmige unter der Speiseröhre belegene Bläschen, die er für 
Nervenganglien hält. Auch Loven ?) erwähnt dieser Organe 
und bildet sie richtiger als Van Beneden ab. Ueber ihre Na- 
tur oder Function spricht er sich nicht aus; er bemerkt nur, 
dass man zuweilen dergleichen Bläschen auch in der Leber 
beobachte, daher sie als dem Thiere nur während seiner 
Entwickelung angehörig und später verschwindend betrachtet 
werden. 

Auch ich habe häufig bei den Embryonen und eben aus- 
geschlüpften Jungen der Tritonia Ascanii und T. arborescens ?), 
bei welcher letzteren Art, deren Jungen durchsichtiger sind; 
sie verhältnissmässig grösser und deutlicher erscheinen, die in 


!) 1. e. p. 127. Tab. 1. Fig. 13, 15, 17, d. 

?)l.c. p. A. Tab. 2, Fig. 1, 2,0. 

#) Tritonia Ascanii, nob. (Amphitrite frondosa, Ascanius, Trondhj. 
Vid. Selsk. Skr. 5. B. Tab. 5. Fig. 2) unterscheidet sich von der T. 
arborescens, die immer viel kleiner ist und von einer gelbgrauen 
oder blass fleischrothen Farbe mit zahlreichen unregelmässigen brau- 
nen Flecken und weissen oder gelblichen Punkten, besonders durch 
ihre milchweisse Farbe; auch die Kiemen sind weiss mit ebenso 
gefärbten oder blassröthlichen Endspitzen der Zweige Der Rogen 
oder die Eierschnur ist ebenfalls verschieden: bei T. arborescens 
bilden die Eier nicht eine regelmässig schraubenförmig gedrehte 
Schnur wie bei T. Ascanii, sondern sind ohne Ordnung auf einander 
gehäuft innerhalb der drehrunden Schleimhülle wiebei Eolidia und Doris. 


8 M. Sars: Zur Entwickelung 


Rede stehenden Organe (Fig. 7—10aa) beobachtet und halte 
sie für Sinneswerkzeuge. Sie sind symmetrisch gestellt, an 
den Seiten des Halses unter der Speiseröhre dicht vor der 
Basis des Fusses in den Körper eingesenkt, und bestehen jedes 
aus einem kugelrunden wasserhellen Bläschen, das wieder einen 
ebenso gestalteten graulichen (nicht opaken, sondern nur we- 
niger durchsichtigen) Körper einschliesst, zwischen welchem 
und der Haut des Bläschens ein mit wasserheller Feuchtigkeit 
gefüllter Raum sich findet. Anfangs hielt ich diese. sonder- 
baren Organe für Augen; als ich sie aber genauer untersuchte 
und bemerkte, dass der in ihnen eingeschlossene kugelige Kör- 
per (Fig. 11a) von allen Seiten frei in der wasserhellen Feuch- 
tigkeit des Bläschens (Fig. 11 b) schwamm, und als ich bei 
den Jungen der Doris muricata (Fig. 10), die auch die Organe 
(Fig. 10a), von denen wir sprechen, ausgezeichnet deutlich 
zeigten, gleichzeitig zwei Augenpunkte (Fig. 10b) mit schwarz- 
violettem Pigment auf dem Nacken sitzend fand, so konnte 
ich nicht umhin sie für Gehörorgane zu halten. Vergleicht 
man sie mit v. Siebolds Beschreibung und Abbildungen des 
Gehörorganes bei den Acephalen und Gasteropoden !), so fällt 
die grosse Uebereinstimmung im Baue, z. B. mit demselben 
der Oyclas cornea ?) sogleich in die Augen. Das äussere 
helle Bläschen (Fig. 11 b) ist Vestibulum membranaceum, das 
mit einer klaren wässerigen Feuchtigkeit gefüllt ist, in welcher 
der kugelförmige Otolith (Fig. 11a) schwimmt. Diese An- 
nahme wurde ferner durch nachfolgende Beobachtung bestätigt. 
Bringt man nämlich einen Embryo unter das Compressorium, 
so verlieren bei einem mässig starken Drucke fast alle Kör- 
pertheile ihre Form gänzlich, während die uns beschäftigenden 
Organe unverändert mitten in der amorphen Masse verblei- 
ben. Man sieht-dann, und auch etwa eine halbe Stunde lang 
nachdem das Thier ganz flachgedrückt ist und sein Leben 
schon aufgehört hat, sehr deutlich, wie der Otolith sich un- 
aufhörlich zitternd hin und her in der wässerigen Feuchtigkeit 
bewegt, indem er sich bald der einen bald der anderen Wand 
des Vestibulums nähert, doch ohne irgend eine zu berühren. 


!‘) In diesem Archive Jahrg. 1841. 1. p. 148. Tab. 6. 
2) lv c. Tab. 6. Fig. 1. 


der Nudibranchien. 9 


Ganz dieselbe höchst merkwürdige Bewegung des Otolithen, 
die kaum, ohne Flimmerorgane an der inneren Wand des Ve- 
stibulums anzunehmen, erklärbar sein möchte, ist auch von 
v. Siebold (l. ec. p. 151) beobachtet worden. Bei stärkerem 
Drucke berstet das Vestibulum, der Otolith aber nur bei sehr 
starkem Pressen, wobei er, wie ich besonders an den Em- 
bryonen der Doris muricata beobachtete, in radialer Richtung 
in 2—6 pyramidenförmige Stücke, deren Spitzen im Centrum 
zusammenstossen, zerspringt (Fig. 11 cd). Bei solcher star- 
ken Compression wurden übrigens innmer die oben erwähnten 
beiden Augenpunkte bei den Jungen der Doris zerquetscht. 
Indem ich so eine grosse Anzahl Embryonen und Jungen 
nach und nach unter das Compressorium brachte, überzeugte 
ich mich vollkommen, dass die AngabeLovens, dass man zuweilen 
auch in der Leber solche Bläschen wie die von mir als Ge- 
hörwerkzeuge gedeuteten Organe antreffe, auf Täuschung be- 
ruhen müsse. 

Gehörorgane sind übrigens von Pouchet !) auch bei den 
Embryonen von Limnaeus beobachtet worden; sie bestehen 
hier aus einem ovalen Vestibulum, das 6—8 lebhaft sich be- 
wegende Otolithen einschliesst. Und v. Siebold hat sie bei 
vielen Pulmonaten (Lungengasteropoden), wo sie immer viele 
Otolithen einschliessen, nachgewiesen. — Auch die Embryonen 
und ausgeschlüpften Jungen der Aplysia, Rissoa und einiger 
anderen Pectinibranchien haben mir diese Organe an derselben 
Stelle und von ganz demselben Baue wie bei den Nudibran- 
chien gezeigt. Diese Gasteropoden nähern sich also in dieser 
Hinsicht den Acephalen mehr als den Pulmonaten. — Ueber- 
haupt zeigt eine ganze grosse Reihe von Gasteropoden in jeder 
Hinsicht dieselbe Entwickelungsweise wie die der Nudibran- 
chien und Pomatobranchien, und zwar in dem Grade, dass es 
oft sehr schwer hält die Embryonen und eben ausgeschlüpften 
Jungen der letzteren von denen der Rissoa, Margarita, Lacuna 
etc. zu unterscheiden. 


’) Annales des Sciences naturelles 1838. Tom. 10. p. 64. 


10 M. Sars: Zur Entwickelung der Nudibranchien. 


Erklärung der Abbildungen (Taf. 1). 


Fig. 7. stellt ein eben ausgeschlüpftes Junge von Tritonia 
Ascanii, von der rechten Seite gesehen und stark vergrössert, vor. Die 
natürliche Grösse ist etwa #4 Millimeter. — Fig. 8. Dasselbe von 
der linken Seite gesehen, indem es sich in seine Schale hineinzieht, 
etwas weniger stark vergrössert. — Fig. 9. Ein Embryo oder eben 
ausgeschlüpftes Junge von Tritonia arborescens, von der Rücken- _ 
seite gesehen, wie Fig. 7. vergrössert. — Fig. 10. Ein zum Heraus- 
schlüpfen reifer Embryo von Doris muricata, von der linken Seite 
gesehen. 

In allen diesen Figuren bezeichnen: a die Gehörorgane, 5 (in 
Fig. 10) Augen, ce Generationsblase, dd Mundsegel mit den Wimper- 
haaren desselben, ee Fuss, f Deckel zur Verschliessung der Schaa- 
lenöffnung, g Magen, h Darm, i After, k linker Leberlappen, / rech- 
ter Leberlappen, zz Anheftungsmuskel (Schalenmuskel), 2 Aufhäng- 
band des Magens, 000 Mantel, der sich zuweilen an einzelnen Stel- 
len (in Fig. 7, 8) etwas von der Schale ablöst, pp auf dem Mantel 
sich bildende Muskelfasern, sss Schale. — Fig. 11. Gehörorgan des 
Embryo oder Jungen von Tritonia Ascanii, sehr stark vergrössert. 
a Otolith, #4 Vestibulum membranaceum. — Fig. 11c und d. Zwei 
Otolithen von Embryonen der Doris muricata unter dem Compres- 
sorium zersprengt. 


11 


Zur Entwickelung der Anneliden. 


Von 
M Sars 
Hierzu Taf. 1. Fig. 12—21. 


Was man bis vor Kurzem von der Entwickelung der An- 
neliden kannte, war allein auf Beobachtungen über die Blut- 
egel gegründet; von diesen schloss man auf die anderen An- 
neliden und stellte sich ihre Entwickelung als sehr einfach 
vor, d. h. als kämen alle diese Thiere ganz so fertig gebildet 
aus dem Ei, wie sie das ganze Leben hindurch erscheinen. 
Wie gewaltig man oft auf diese Weise fehlschliesst, und wie 
vorsichtig man mit dem Generalisiren sein müsse, darüber lie- 
gen mehrere Beispiele vor. So, um anderer nicht zu erwäh- 
nen, schloss man von der Kenntniss der Entwickelung des 
Flusskrebses auf die aller übrigen Decapoden, und wurde da- 
durch verleitet zum Nachtheil für die Wissenschaft lange Zeit 
die schönen Entdeckungen von Thompson zu bezweifeln. 

Im Monat Februar 1840 fand ich bei der Untersuchung 
einer Polyno@ cirrata, O. Fabr., dass die Jungen, wenn sie 
aus dem Ei kommen, eine von der des erwachsenen Thieres 
sehr abweichende Gestalt haben, und dass ihnen die meisten 
äusseren Organe, die für diese Thiere so charakteristisch sind, 
fehlen, mit anderen Worten also, dass diese Annelide einer 
Metamorphose unterworfen ist. Es gelang mir nur das erste 
Entwickelungsstadium zu sehen; ich liess daher meine Bemer- 
kungen hierüber unter zahlreichen andern unvollständigen No- 
tizen liegen, um sie vielleicht mit der Zeit vervollständigen 
zu können. Allein, obschon ich im Februar und März 1841 
Gelegenheit hatte, die Beobachtung zu wiederholen, wollte es 
mir doch nicht gelingen, die Entwickelung weiter zu verfolgen. 
Es möchte vielleicht überflüssig scheinen jetzt diese Bemer- 


12 M. Sars: Zur Entwickelung 


kungen mitzutheilen, nachdem Loven !) seine weit vollständi- 
geren Beobachtungen über Metamorphose bei einer Annelide 
bekannt gemacht hat; ich thue es aber doch, theils um letz- 
tere zu bestätigen, was noch von Keinem geschehen ist, theils 
weil ich, was Loven nicht konnte, eine bestimmte Species, 
bei welcher zu einer bestimmten Jahreszeit die Entwickelung 
sich beobachten lässt, angeben kann. Wenn die näheren Um- 
stände oder Verhältnisse bei der Fortpflanzung nur einmal 
bekannt sind, wird es wohl Jemandem gelingen, das zu ergän- 
zen, was uns noch in der Kenntniss der Entwickelung der 
Anneliden fehlt. 

Polyno&cirrata?) ist an der Norwegischen Küste gemein, 
und kommt zwischen den Wurzeln der Laminarien, unter 
Steinen, in leeren Molluskenschalen und allerlei Höhlungen, 
wo sie sich verstecken kann, vor. Sie stimmt, wie ich mich 
durch Vergleichung überzeugt habe, vollkommen mit der grön- 
ländischen von Fabrieius mit diesem Namen bezeichneten Art 
überein, nur erreicht sie an unserer Küste nicht die bedeu- 
tende Grösse wie an Grönland. 

In den Monaten Februar und März geht die Fortpflan- 
zung bei dieser Annelide vor sich. Zu dieser Zeit bemerkt 
man nämlich bei einigen Individuen, dass ihr Körper, der sonst 
hell braungrau oder weisslichgrau und glänzend mit Reflexen 
von Blau ist, eine blass rosenrothe Farbe angenommen hat. 
Diese rührt von einer zahllosen Menge Eier her, welche die 
allgemeine Höhle des Körpers, mit Ausnahme etwa des vor- 
dersten Viertels, sowie auch der Füsse erfüllen und überall 
durch die Haut hindurch scheinen. Wenn man die Haut auf- 
schneidet, sieht man die Eier in grossen Massen vermittelst 
eines verbindenden zähen Schleimes zusammenhängend. Sie 
sind kugelförmig, der Dotter feinkörnig, blass rosenroth und 
undurchsichtig, von dem wasserhellen Chorion enge umgeben. 
Wenn das Ei etwas comprimirt wird (Fig. 13), zeigt sich das 
grosse Purkinjische Bläschen ohne sichtbaren Wagnerschen 
Fleck. 


!) In diesem Archive Jahrg. 1842. 1. p. 302. Tab. 7. 

2) O. Fabricius, Fauna grönlandica No. 290. Fig. 7, die Figur 
mittelmässig. Eine gute Abbildung dieses Thieres findet sich in 
Oersteds Annulata dorsibranchiata von Grönland Tab. 1. Fig. 1. 


der Anneliden. 13 


Bei andern Individuen, häufig zu eben derselben Zeit, 
sind die Eier schon hervorgetreten. Man findet sie nämlich 
oben auf dem Rücken der Mutter unter den Kiemen oder 
sogenannten Rückenschuppen, in zahlloser Menge durch einen 
zähen Schleim mit einander verbunden. Die Eierhaufen be- 
decken die ganze hintere Hälfte des Rückens, weiter vorn 
aber nur die Seiten über der Basis der Füsse. An den 7—8 
vordersten Ringeln des Körpers finden sich gar keine Eier. 
Es schien mir als kämen die Eier durch eine sehr kleine 
Oefinung oben an den Füssen, wie Rathke es bei der Nereis 
pulsatoria gefunden hat, hervor. Sie sind bei demselben In- 
dividuum alle von einerlei Grösse, nämlich etwa z'; Millimeter, 
und meist gleich weit entwickelt, also alle von einer und der- 
selben Brut. Ihre Farbe ist noch sehr blass rosenroth oder 
fast röthlichweiss. Unter den Kiemen geschützt, verbleiben 
nun die Eier hier bis die Jungen herausschlüpfen. 

Inzwischen durchgeht der Dotter, zwischen welchem und 
dem Chorion ein kleiner Raum mit wasserhellem Eiweiss ge- 
füllt sich findet, den gewöhnlichen Theilungs- oder Durchfur- 
chungsprozess. So bemerkte ich z. B. einmal, dass der Dot- 
ter das Aussehen einer Brombeere hatte (Fig. 14), indem seine 
Oberfläche mit Körnern von ungleicher Grösse besetzt war? 
die, wie es sich bei der Compression (Fig. 15) erwies, jedes 
einen hellen deutlich begrenzten rundlichen Flecken wie einen 
Nucleus enthielten, und sich also als wirkliche Zellen zeigten. 
Am folgenden Tage (den 4. März) war die Oberfläche des 

. Dotters schon mehr feinkörnig geworden und näherte sich 
so wieder dem Glatten. 
Später werden die Eier ein wenig oval, und der Dotter 
oder Fötus, in welchen sich der ganze Dotter, ohne dass irgend 
ein Theil abfällt, verwandelt, ist glatt, grauweiss, und wird 
mehr oder minder eng von dem Chorion umschlossen (Fig. 
16, 17). Merkwürdig war eine sonderbare Art von Bewegung, 
die zu dieser Zeit sich an den von den Haufen losgetrennten 
und unter das Mikroskop gebrachten Eiern zeigte, indem 
letztere sich ruckweise hin und her drehten. Dies wurde 
durch die sehr kurze aus feinen schleimigen Fäden bestehende 
Schnur (Fig. 16, 17a), die an dem einen Pole des Eies be- 

festigt, und vielleicht das ganze Ei membranarlig (wie eine 


14 M. Sars: Zur Entwickelung 


sogenannte Membrana nidulans Burdach) überziehend, alle 
Eier wie in einen zähen Schleim verbindet, bewirkt. Man 
sieht nämlich diese Schnur sich dann und wann langsam und 
wurmförmig biegen und krümmen und so das Ei mit sich hin 
und her ziehen. Die Ursache dieser Bewegung blieb mir 
dunkel, wofern sie nicht in der Einwirkung des Wassers auf 
die schleimige Substanz der Schnur liegen sollte. Der Fötus 
selbst, der nach und nach eine hell graugrüne Farbe annimmt, 
war noch bei den meisten Eiern ohne Bewegung; nur bei 
wenigen wurde ein Kranz von äusserst kleinen hervorwach- 
senden und schon vibrirenden Cilien, welcher die Mitte des 
Körpers des Fötus in gleichem Abstande von den beiden Po- 
len des Eies quer umgiebt, bemerkt. 

Endlich ist der Fötus zur Reife gelangt, und die Mutter 
trägt nun auf ihrem Rücken viele Tausende von Jungen (Fig. 
12aaa), welche nach und nach aus dem die Eier verbinden- 
den Schleime hervorkommen, ihre Mutter verlassen, und frei 
im Wasser herumschwimmen, dem blossen Auge wie sehr 
kleine lebhaft sich bewegende grünlich graue Punkte (5; Mil- 
limeter gross) sichtbar. 

Die herausgeschlüpften Jungen (Fig. 18, 19) sind der 
Mutter höchst unähnlich sowohl in der Gestalt als im Baue. 
Sie sind nämlich kurz-oval, drehrund, ungegliedert, und haben, 
wie schon oben erwähnt, quer un. die Mitte des Körpers 
herum einen Kranz von ziemlich langen Cilien oder Wimper- 
haaren (dd), übrigens aber ohne alle äussere Gliedmassen. 
Der vor dem Cilienkranze sich befindende Theil des Körpers 
ist etwas schmäler als der hintere, und trägt zwei Augen (ee), 
daher er ohne Zweifel als Kopf zu betrachten ist, und zwar 
um so mehr als das Junge immer mit diesem Ende nach vorne 
schwimmt. Die Augen stehen weit von dem vorderen freien 
Ende (b) des Kopfes nahe dem Cilienkranze, eines an jeder 
Seite und ein wenig an der Rückenseite; sie sind im Verhält- 
niss zum Körper sehr gross, schwarz, und ein wenig quer- 
länglich oder fast nierenförmig mit der Convexität nach vorne 
gekehrt. Es findet sich keine Spur von Tentakeln oder Fühl- 
fäden am Kopfe, 

Wir bezeichneten so eben die Seite, an welcher die Augen 
einander ein wenig näher stehen, mit-dem Namen der Rücken- 


der Anneliden. 15 


seite, weil die entgegengesetzte, die auch, wenn man das Junge 
von dem vorderen Ende betrachtet, etwas mehr hervorragend 
ist (Fig. 19a), sich als die Bauchseite dadurch erweist, dass 
sich an derselben dicht hinter dem Cilienkranze eine Oeffnung 
(Fig. 18a), die wir für den Mund halten, befindet. Diese 
Mundöffnung ist eine Querspalte, deren Lippen mit vibriren- 
den Cilien, die doch weit kleiner als die des Cilienkranzes 
sind, besetzt sind. Auch an dem vordersten Ende des Kopfes 
finden sich einige solche sehr kleine Cilien (Fig. 18b). Vom 
Munde aus scheint der Darm, so viel ich bei der geringen 
Durchsichtigkeit des Körpers bemerken konnte, sogleich sich 
stark zu erweitern und einen grossen Sack, den Magen, zu 
bilden, und sonach sich verschmälernd nach dem Hinterende 
des Körpers hin zu laufen, wo wahrscheinlich der After sich 
findet. Letzteren konnte ich hier nicht mit Deutlichkeit er- 
kennen, habe ihn aber bei ähnlichen Jungen einer anderen 
Annelide, die weiter unten erwähnt werden sollen, an jener 
Stelle sehr deutlich gesehen (Fig. 21f). Die Farbe ist überall 
schmutzig hellgrün und nur wenig durchsichtig. Der Körper 
ist weich, zeigt aber doch selten Contractionen oder Form- 
veränderungen; es ist meist nur wenn das Junge still liegt 
oder wenig Wasser hat, dass man an seinem Körper (und 
zuweilen auch an dem Darm) Contractionen, indem er breiter 
oder schmäler wird und sich an einzelnen Stellen ein wenig 
biegt, bemerken kann. 

Die Bewegung geschieht nur durch das Schwingen der 
Cilien und ist also ein Schwimmen. Es sind nur die grossen 
Cilien des Kranzes, die die Ortsveränderung bewirken; die 
kleinen am Munde und am vorderen Ende des Kopfes tragen 
hierzu wenig oder gar nichts bei. Jene entsprechen daher 
den kräftigen Wimperhaaren, die bei den Jungen der Nudi- 
branchien und vieler anderen Gasteropoden das Schwimmen 
bewirken und dem Willen des Thieres unterworfen sind, diese 
dagegen den dem Willen desselben entzogenen (unwillkührlich 
sich bewegenden) sogenannten Flimmerorganen, 

Das Schwimmen, während welches das vordere Ende 
(Fig. 18 b) des Kopfes immer nach vorne sieht, ist sehr rasch, 
gleichmässig, und nach allen Richtungen. Häufig drehen sich 
diese Jungen während des Schwimmens um ihre Längenaxe 


16 M. Sars: Zur Entwickelung 


herum. Der Gesichtssinn ist bei ihnen deutlich entwickelt, 
man sieht sie mit Gewandtheit einander entgehen, und immer 
schwimmen sie nach dem Lichte hin. Obgleich ich das Glas, 
worin unzählige dieser Jungen sich befanden, auf mancherlei 
Weise drehte, schwammen sie doch sogleich in grossen Schaa- 
ren nach der gegen das Licht gekehrten Seite des Glases 
wieder hin. 

Die Zeit, die vom Legen der Eier bis zum Ausschlü- 
pfen der Jungen hingeht, kann, wie ich glaube, etwa ein Paar 
Wochen betragen; denn ich habe im Anfange Februars die 
Körperhöhle- unserer Polyno@ mit Eiern angefüllt gefunden, 
von der Mitte dieses Monats aber bis zur Mitte des März 
bei einigen Individuen Eier auf dem Rücken, bei anderen in 
dieser ganzen Zeit Jungen- (Fig. 12 aa), die eben im Begriffe 
waren, den Rücken der Mutter zu verlassen, angetroffen. 

Die oben beschriebenen Jungen der Polyno&, die unter 
meinen Augen ausschlüpften, erhielt ich in Gläsern mit 
Seewasser angefüllt vier Wochen lang lebend, in welcher 
Zeit sie allerdings etwas wuchsen, aber keine weitere Verän- 
derungen zeigten. Loven war hierin glücklicher; denn die 
Annelidenjungen, die er in der See frei schwimmend an- 
traf, waren offenbar weiter gediehen, daher sie schon in 
dem Zeitraume zweier Tage ihm die fernere Entwickelung 
zeigten, indem unter seinen Augen die Tentakeln und die 
Glieder des Körpers hervorwuchsen. Ich verweise also auf 
die Beobachtungen Lovens, übereinstimmend mit welchen wahr- 
scheinlich auch die weitere Entwickelung unserer Polynoen- 
Jungen stattfindet. 

Die Ergebnisse meiner oben erzählten Reobächlungen 
sind also kurz folgende: 

1) Die Polyno& cirrata pflanzt sich in den Monaten Fe- 
bruar und März durch Eier fort, die aus besonderen Oefinun- 
gen an der Rückenseite, in Haufen vermittelst schleimiger Fä- 
den zusammenhängend, hervortreten, und sich auf dem Rücken 
der Mutter unter den Kiemen ansammeln, wo sie während 
ihrer weiteren Entwickelung und bis zum Ausschlüpfen der 
Jungen verbleiben. Die Kiemen spielen also hier eine ähn- 
liche die Brut schützende Rolle wie bei den Flussmuscheln 
(Unio, Anodonta). 


der ‚Anneliden. 17 


2) Die Jungen haben, wenn sie hervorschlüpfen, ‚eine 
von der.der Mutter sehr abweichende Gestalt und einen sehr 
unvollkommenen' Bau. Sie sind kurz-oval, drehrund, unge'- 
gliedert, und so: zu sagen, wenig: mehr als blosser Kopf. 
Dieser nimmt nämlich die Hälfte des ganzen Körpers ein, und 
hat zwei sehr deutliche Augen (das erwachsene Thier hat, 
wie bekannt, deren vier). Der Mund ist eine Querspalte an 
der Bauchseite des Körpers, und der After findet sich am 
hinteren Ende desselben. ‚Mit Ausnahme eines Kranzes von 
Wimperhaaren, die die Mitte des Körpers quer umgeben und 
die Ortsveränderung bewirken, finden sich keine äussere Glied- 
massen,; keine Tentakeln oder Fühlfäden, keine Füsse mit 
ihren Anhängen von Cirren und Borsten, keine Kiemen., Alle 
diese Organe müssen also erst später, wenn. der eigentliche 
Körper (Hinterkörper) herangewachsen und sich in. Glieder 
abgetheilt hat (wie die Beobachtungen Lovens lehren), nebst 
den ‚zwei noch fehlenden Augen nachwachsen, während die 
Wimperhaare als transitorische verschwinden. Kurz, hier sind 
alle Kriterien einer Metamorphose vorhanden, abweichende 
äussere Gestalt, Theile die ganz verschwinden, und zahlreiche 
neu hinzukommende Organe. 

Es ist also gewiss, dass viele Anneliden einer bedeuten- 
den Metamorphose unterworfen sind. Sie schliessen sich also 
auch hierin an die anderen Gliederthiere, und zwar zunächst 
an die Myriapoden an, deren Jungen, nach den Beobachtun- 
gen von Waga und Newport, in einem sehr unvollkommenen 
Zustande und ohne alle Gliedmassen aus dem Ei heraus- 
schlüpfen. 


Als hierher gehörig muss ich noch der schleimigen Ku- 
geln erwähnen, die man ebenfalls in den Monaten Februar 
und März hie und da an unserer Küste einige Fuss tief an 
der Zostera marina und dem Fucus vesiculosus festsitzend 
antrift. Diese Kugeln (Fig. 20) sind etwa 1 Zoll im Durch- 
messer, von einer schön grasgrünen Farbe, und bestehen aus 
einer ungeheuren Menge Eier (bb), welche in einem zähen 
Schleime eingehüllt sind, der unregelmässig bandförmig. wie 
in ein Knäuel zusammengerollt ist, und das Ganze von 

Archiv 1. Naturgesch, XI, Jahrg, 1. Bd, 2 


18 M. Sars: Zur Entwickelung 


einer Schleimhülle (aa) umgeben. Die Eier sind kugelförmig, 
mit wasserhellem Chorion, etwas Eiweiss und grasgrünem 
Dotter, den ich in allen den verschiedenen Formen des Thei- 
lungs- oder Durchfurchungsprozesses während seiner Verwan- 
delung zum Fötus angetroffen habe. Die Jungen (Fig. 21) 
sind, wenn sie aus dem Ei herausschlüpfen, kurz-oval, dreh- 
rund, von lebhaft grasgrüner Farbe, die Mitte des Körpers 
von einem Kranze von Wimperhaaren (dd) quer umgeben, 
der Kopf (b) durch zwei nierenförmige Augen mit lebhaft 
rothem Pigmente ausgezeichnet, welche an derselben Stelle 
wie bei den Polyno@njungen sitzen, übrigens aber ohne alle 
Gliedmassen. An dem hinteren Ende des Körpers bemerkt 
man deutlicher als bei den Polyno@njungen den After (f) wie 
eine kleine runde Oefinung. WVermittelst der Wimperhaare 
schwimmen diese Jungen sehr rasch im Wasser herum, und 
zwar immer nach dem Lichte hin. — Kurz, sie gleichen so 
vollkommen den Jungeu der Polyno@, dass man wohl nicht 
zweifeln kann, dass sie von einer Ännelide herrühren. 

Da es mir nicht gelingen wollte, weder die Species, der 
diese Eier und Jungen angehören, noch die weitere Entwik- 
kelung der letzteren kennen zu lernen, muss ich für jetzt 
mich mit der Anzeige begnügen, dass einige Meer-Anneliden 
ihre Eier in einer Schleimmasse von einer gewissen Gestalt 
eingehüllt, wie es schon längst von den Blutegeln bekannt 
ist, legen, andere ') dagegen freie Eier gebären. 


Erklärung der Abbildungen (Taf. 1). 


Fig. 12. stellt eine Polyno& cirrata, von der Rückenseite ge- 
sehen, in natürlicher Grösse vor. Die graugelbe Masse aaa, die den 
Rücken (mit Ausnahme etwa des vordersten Viertels) unter und 
zwischen den Kiemen bedeckt, besteht aus Eiern, aus welchen die 
Jungen anfangen hervorzuschlüpfen. — Fig. 13. Ein Ei aus der Kör- 
perhöhle genommen, vergrössert und etwas comprimirt,'um das Pur- 
kinjische Bläschen zu zeigen. — Fig. 14. Ein Ei vom Rücken ge- 


‘) Z. B. die Nereiden, wie ich es bei Nereis pelagica und einer 
Art der Gattung Heteronereis, Oersted, beobachtet habe. Von diesen 
beiden Anneliden sah ich im Monat März eine ungeheuer grosse 
Menge Eier, die sehr klein, kugelrund und von schöner himmelblauer 
Farbe waren, einzeln abgehen. 


der Anneliden. 19 


nommen, zeigt die Brombeerform des Dotters — Fig. 15. Dasselbe 
Ei stark comprimirt, wodurch ein heller Kern (1ucleus) in jedem der 
grossen Körner (Zellen) des Dotters erscheint, — Fig. 16 und 17. 


sind weiter entwickelte Eier, deren Dotter oder Fötus glatt und 
weisslich geworden ist.‘ a ist die bewegliche aus Schleimfäden: be- 
stehende Schnur, die die Eier verbindet. — Fig. 18. Ein ausge- 
schlüpftes Junge, von der linken Seite gesehen, vergrössert. « Mund, 
& vorderes und c hinteres Ende des Körpers, dd Wimperkranz, 
e linkes Auge. — Fig. 19. Dasselbe Junge, von vorne gesehen. 
a Bauchseite, dd Wimperkranz, ee Augen. — Fig. 20. stellt den 
kugeligen Eierklumpen einer ungekannten Annelide, in natürlicher 
Grösse, an einem Stückchen Zostera marina cc festsitzend, dar. 
aa die umgebende Schleimhülle, 55 die Eier. — Fig. 21. Ein aus 
diesem Eierklumpen herausgeschlüpftes Junge, von der Rückenseite 
gesehen, vergrössert; d vorderes, c hinteres Ende des Körpers, dd 
Wimperkranz, ee Augen, f After. 


2% 


20 


Ueber die Entwickelung der Jungen bei einer An- 
nelide und über die äusseren Unterschiede zwi- 
schen. beiden. Geschlechtern. 

Von 
Mag. Oersted. 

Hierzu Tat. 2 


nY 


Während in der letzteren Zeit unsere Kenntnisse von der 
Entwickelung der Eier und den Geschlechtsverhältnissen bei fast 
allen niederen Thieren bedeutend vermehrt worden sind, ruht 
beinahe noch eine vollkommene Dunkelheit in dieser Rücksicht 
auf den Anneliden. Es war mir deshalb sehr lieb, in diesem 
Frühjahre eine Annelide zu entdecken, bei der die Entwicke- 
lung der Eier mit Leichtigkeit beobachtet werden kann, und 
welche ausserdem die Eigenthümlichkeit zeigt, dass Männchen 
und Weibchen leicht durch äussere Kennzeichen zu unter- 
scheiden sind: Diese Art muss, wie es scheint, eine eigene 
Gattung begründen, ich habe sie Exogone ') genannt, 


!) Charact. gener. Corpus filiforme ex articulis numerosis con- 
stans; caput ex duobus articulis distinetis compositum; palpi indi- 
stineti; tentacula tria elavata in medio capite affıxa; cirri tentaculares 
nulli; oculi quatuor. Pinnae parvae papilliformes; ceirrus inferior et 
superior ferme aequales subelavati; branchiae nullae. Setarum falcata- 
rum fasciculus unicus in fem., in maris vero omnibus segmentis (an- 
terioribus 8 exceptis) et setae falcatae et setae capillares longis- 
simae. Cirri caudales duo clavati. 

Os et proventriculis et tubus cibarius ut in genere Syllidis, cui 
omnino proximum est. 

Exogone naidina, Flavescens subpellucida, 4%‘ longa, seg- 
mentis 30; capite conico, tentaculo medio paulo longiore quam duo- 
bus lateralibus caput longitudine subaequante, oculis brunneo-nigre- 
scentibus, anterioribus multo majoribus quam posterioribus; segmen- 
tis anterioribus duplo latioribus quam longis, intermediis paullo longio- 
ribus quam latis; setis capillaribus maris duplicem latitudinem cor- 
poris longitudine superantibus, cirris paullo brevioribus quam pinnis. 

In fundo argilloso-lapidoso freti Lille Baelt prope Strüb. 


Oersted: Ueber d. Entwickel. d. Jungen b. e. Annelide etc. 21 


Unterschied der Geschlechter. 


‚ Man darf wohl annehmen, dass, sich in der Regel zwi- 
schen Männchen und Weibehen bei den Anneliden kein an- 
derer Unterschied findet, als der der Geschlechtsorgane.  Da- 
von macht diese Art eine ausgezeichnete Ausnahme, :da beide 
auf den ersten Blick von einander unterschieden werden können. 

Während das Weibchen (Fig. 4) nämlich nur mit einem 
Bündel kurzer ‚Borsten (setae falcatae) versehen ist, hat das 
Männchen (Fig. 1) an allen den Ringen, wo jenes Eier trägt, 
d.i. vom 9ten Ringe an, noch ein Bündel sehr langer haar- 
förmiger Borsten, wodurch es beim ersten Anblick viel Aehn- 
lichkeit mit mehreren Arten der Familie der Naiden hat. Ob- 
wohl ich sie nie unter der Paarung getroffen habe, so nehme 
ich. doch keinen Anstand, sie als Individuen derselben Art zu 
betrachten, indem sonst gar kein anderer Unterschied als die 
ser angeführte in den Borsten sich findet, und indem ich im- 
mer in den Individuen mit den langen, Borsten Spermatozoen 
(Fig. 3), in. den anderen dagegen Eier ‚gefunden habe. 


Der Jungen Entwickelung (Fig. 6— 14). 

Der Eier erste Entwickelungszeit bin ich nicht so glück- 
lich gewesen, beobachten zu können, denn bei allen Weib- 
chen, die ich fand, waren dieselben schon in den Fötuszustand 
übergegangen, doch noch vollkommen unter der Form von 
Eiern (Fig. 6). Sehr bemerkenswerth ist es nun, dass sie 
sich nicht wie sonst ‘im Allgemeinen frei im Wasser schwim- 
mend entwickeln, sondern fest auf der Bauchfläche der Mutter 
sitzen, bis fast alle Organe ausgebildet sind, und sie ‚Leben 
äussern. Wie die Jungen aber dazu kommen, so an der 
Bauchfläche zu sitzen, ob sie erst frei im Wasser schwimmen, 
und darauf sich mit dem Hintertheile festsaugen, oder ob sie 
schon als Eier durch Oeflinungen auf der Bauchfläche hinaus- 
treten, ist nicht beobachtet worden. 

Die Entwickelung, welche die Jungen durchgehen, ist fol- 
gende: Das im Anfange ovale und dunkelbraune Junge (F. 6) 
verlängert sich nach und nach und wird heller, besonders an 
der Stelle, wo später der Mund entsteht (Fig. 7), darauf tritt 
mitten auf dem vordersten Ende eine kleine Papille hervor, 


22 Oersted: 


die erste Spur der Fühlhörner (Fig. 8). Während das Junge 
noch länger und heller wird, kömmt noch eine Papille an der 
Seite der ersten hervor (Fig. 9). Gleichzeitig mit der dritten 
Papille zeigt sich der Rumpf deutlich in zwei Parthien getheilt, 
nämlich eine vordere, breitere, welche zum Kopfe wird und 
schon eine deutliche Mundöflnung am Grunde hat, und eine 
hintere, aus der die übrigen Ringe des Rumpfes sich bilden 
(Fig. 10). Zwei Tage später sitzen die Fühlhörner nicht mehr 
am Ende des Kopfes, sondern auf der vorderen Fläche des- 
selben, man sieht Spuren von 2 Augen und die beginnende 
Bildung von 4 Ringen. 

Den 12ten Tag, nachdem diese Beobachtungen begonnen 
waren, zeigten sich 4 Augen und der Kopf war deutlich vom 
Rumpfe durch einen Halsring getrennt, mit einer kleinen Pa- 
pille an jeder Seite, demnächst 3 deutliche Ringe mit einem 
Rüdimente des Cirrus dorsalis und rudimentären Borsten. Nun 
fand ich auch eine deutliche Mundröhre (Fig. 13). 

Den 14ten Tag war die Entwickelung aller dieser Organe 
etwas weiter vorgeschritten (Fig. 14) und nun verliessen die 
Jungen das Mutterthier, um frei umher zu schwimmen. Das 
erste Organ, das entwickelt wurde, war also die Mundöffnung, 
demnächst der Kopf mit seinen Organen, und endlich die 
Ringe des Rumpfes. Ungeachtet die Jungen nun im Wesent- 
lichen mit dem Mutterthiere übereinstimmen, so ist doch be=- 
sonders in Rücksicht der Form des Kopfes ein grosser Unter- 
schied zwischen beiden, doch nicht grösser als dass man ihn 
sich nicht durch eine‘ stufenweise Entwiekelung. umgebildet 
denken könnte, so dass diese ganze Veränderung, welche die 
Jungen durchmachen, eigentlich‘nicht den Namen einer Meta- 
morphose verdient. Dass es dagegen andere Anneliden: giebt, 
die 'eine förmliche Metamorphose erleiden, ist höchst wahr- 
scheinlich. (S. Loven Jagtagelse öfver metamorfos hos en An- 
nelid'in Vetenskaps- Academiens Handlingar und in Wiegm’s. 
Arch. 8. J. 1.H. und Oersted Conspect. Annulat. Dan. p. 39. 
5. VI. Fig. 96). 

Das eigenthümliche Verhältniss, in welchem die Jungen 
bei dieser Art zum Mutterthiere stehen, ist nun keineswegs 
eine einzeln stehende Erscheinung, es findet sich vielmehr 
etwas dem Entsprechendes bei den meisten Thiergruppen. 'So 


Ueber die Entwickelung der Jungen bei einer Annelide etc. 23 


kann es wohl bei den Säugethieren einigermassen mit dem Ver- 
hältniss der Jungen bei den Beutelthieren verglichen werden, 
während es bei den Vögeln dem Brüten entspricht. Unter den 
Fischen zeigt sich hauptsächlich beim Syngnathus eine ähnliche 
Erscheinung. Bei den Orustaceen ist dasselbe beinahe feststehend 
geworden, indem die Eier sich an die falschen Füsse festheften. 
Unter den Anneliden finden wir etwas dem Entsprechendes 
bei einigen Egeln wieder, wie bei Olepsine bioculata, ja sogar 
bei den Asterien hat Sars in der letzten Zeit ein ähnliches 
Verhältniss beschrieben (S. Wiegmann’s Arch. für Naturgesch. 
Zehnter Jahrg. Zweites Heft). 


Erklärung der Abbildungen Taf. 2. 
Fig. 1. Exogone naidina, Männchen, vergrössert. 
2. Eine Hakenborste (seta falcata) von demselben. 
3. Ein Samenthierchen, stark vergrössert. 
- 4. Exogone naidina, Weibchen vergrössert. 
5 
Da 


Der Kopf desselben, von unten gesehen. 
14. Die Jungen in verschiedenen Entwickelungsstadien. 


Zur Rothwürmer-Gattung Euaxes. 


| Von 


A Meng oe 


Oberlehrer in Danzig. 


“Hierzu Taf. 3. 


Im 2ten Hefte des 10ten Jahrganges dieses Archivs (1844) 
hat Herr Prof. Grube eine Abhandlung über einen Rothwurm 
veröffentlicht, der dort mit dem Namen Euaxes filirostris be- 
zeichnet ist, und den Herr Dr. Hoffmeister im dritten Hefte 
des 9ten Jahrganges (1843) als Rhynchelmis Limosella be- 
schrieben hat. Ich» habe: mich ebenfalls seit drei Jahren mit 
diesem Wurm beschäftigt, und ihn im Aug.'1842 in lebenden 
und todten Exemplaren Herrn Prof. Grube mitgetheilt, der mir 
dann im Mai 1843 schrieb, dass dieser Wurm Herrn Dr. Hoff- 
meister in Berlin, der sich besonders mit Lumbrieus beschäf- 
tigt habe, noch unbekannt sei. Ich selbst hatte das Thier, 
ehe ich es Herrn Prof. Grube zuschickte, gezeichnet und be- 
schrieben, da meine Abhandlung aber nicht auf die von mir 
beabsichtigte Weise zur Oeffentlichkeit gekommen und inzwi- 
schen der Hauptsache nach überflüssig geworden ist, habe ich 
jetzt aus meiner älteren Abhandlung nur noch Einiges mitzu- 
theilen, was zur vollständigeren Kenntniss jenes Wurmes die- 
nen mag, und eine zweite, seitdem von mir entdeckte Art der- 
selben Gattung zu beschreiben. 


Euaxes filirostris Gr. 


Lebensweise. Dieser Rüsselwurm lebt in dem schlam- 
migen Boden der mit Wasserpflanzen erfüllten Gräben und 
findet sich an einer Stelle ganz vereinzelt, an einer andern in 
grosser Zahl, aber ist auch an dieser zu einer andern Zeit 
wie ausgestorben. Wo er zahlreich vorkommt, ist der Boden 
des Wassers von den ockerähnlichen Excrementen ganz gelb 
gefärbt, so dass man vielleicht von dem Dasein des Ockers 


Menge: Zur Rothwürmer-Gattung Euaxes. 25 


auf das der Thiere schliessen kann. Die Exeremente werden 
durch Gerbestofi-Auflösung anfangs grün, dann schwarz gefärbt 
und enthalten ohne Zweifel Eisen. Der Wurm ist meistens 
unter dem Schlamm des Bodens verborgen und nur das Kopf- 
ende mit dem Rüssel sieht hervor und bewegt sich tastend 
und wühlend beständig hin und her. Er verändert seinen Ort 
durch Zusammenziehung und Ausdehnung ‚des Leibes, windet 
sich zwischen den Wasserpflanzen bis an die Oberfläche hin- 
auf und kehrt wieder um, wenn der Kopf in die Luft dringt. 
In reinem Wasser stirbt er sehr bald und eben so in faulen- 
dem und stinkendem. Es scheint dies letztere sich nicht mit 
seinem Aufenthaltsorte zu vertragen, aber das Wasser in Grä- 
ben, in denen viele Pflanzen wachsen, bleibt immer ungetrübt und 
geruchlos. Ich habe Wasser mit Conferven, Wasserlinsen und 
Wassersternen Winter und Sommer über stehen gehabt, ohne je- 
mals eine Spur von Fäulniss zu bemerken; nur wenn abge- 
rissene Pflanzenstücke in dem Wasser liegen, oder Licht und 
Luft davon abgesperrt sind, tritt Zersetzung ein und dann 
sterben darin auch die Rüsselwürmer. In reinem Wasser 'be- 
wegen sie sich convulsivisch und sterben sehr bald. Ich that 
einst 14 Stück in kleine mit Wasser gefüllte Reagentiengläser, 
um den Blutumlauf besser sehen zu können und fand am 
folgenden Morgen alle todt und nur ein Häufchen röthlichen 
Schleims auf dem Boden des Glases. ‘Dieses zeigte sich jedes- 
mal, so oft ich den Versuch wiederholte. Licht und Wärme 
‚können sie nur in geringem Maasse ertragen und halten sich 
in dem Kraute versteckt. Bei starker Hitze und der Sonne 
ausgesetzt bewegten sie ihren Leib wie der Blutegel in wel- 
lenförmigen Schwingungen hin und her und starben im Ver- 
laufe weniger Tage. Als ich ein 'Oylinderglas in einen mit 
Erde gefüllten Topf, den ich stets feucht erhielt, hineinstellte 
und so den Aufenthaltsort der Thiere ihrem natürlichen ähn- 
lich machte, blieben alle und selbst einzelne Stücke, welche 
zum Theil ohne Kopf- und Schwanzende waren, über 5 Wo- 
cllen am Leben. "Während eines Gewitters verhielten sich alle 
Würmer in einem’ am  Tageslichte' ‚stehenden Gefässe ganz 
rußig, obgleich sie‘ kurz’ vorher: sich lebhaft hin und her be- 
wegt hatten. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Infuso- 
rien und kleinen 'Confervengliedern, wenigstens zeigen ihre 


26 Menge: 


Exeremente keine Spur von andern Pflanzentheilen und ist 
auch ihr Mund zur Aufnahme von solchen nicht geeignet. 
Nach der kurzen Zeit, in der diese Würmer ihre Exeremente 
von sich geben, scheinen sie sehr gefrässig zu seyn, aber auch 
längere Zeit ohne Nahrung zubringen zu können. Ein Rüs- 
selwurm hat in reinem Wasser binnen 2 bis 3 Stunden seinen 
Darmkanal entleert, lebt aber darin unter günstigen Bedingun- 
gen mehrere Tage. — Mit dem Rüsselwurm leben an dem- 
selben Orte Aulacostoma nigrescens, Helluo vulgaris, Clepsine 
complanata und bioculata, auch Planaria lactea und torva; aber 
nie ein Regenwurm. — Da mir die Thiere in Weingeist alle 
zersprangen und in Wasser durch Sonnenlicht getödtet so 
schnell sich auflösten, suchte ich durch andere Mittel sie zur 
Untersuchung oder Aufbewahrung geeignet zu erhalten. Ein 
Versuch mit Ammoniakflüssigkeit gab ähnlichen Erfolg wie der 
Alkohol. Im Baumöle starb das Thier langsam und zerfiel 
mit dem Tode zu einem zähen Schleime. Strychnin und Chi- 
nin tödteten die Thiere bald, weniger schnell Morphin und 
Narcotin, aber die getödteten zersprangen wie der in Alkohol. 
Endlich gelang es mir sie durch Gerbsäure (Galläpfelaufguss) 
schnell zu tödten und wenn die Lösung nicht zu stark war, 
ganz zu erhalten, nur zog sich der Leib stark zusammen und 
wurde fast eylindrisch, wie er im Leben nicht ist. Brachte 
ich die eben gestorbenen Thiere gleich in Weingeist, so drang 
aus der Mundöfinung eine grosse Masse weissen chylusartigen 
Schleims, später hineingebracht blieben sie unverletzt. Auf 
diese Weise gelang es mir auch die noch leichter zerfallenden 
Planarien ganz zu behalten. 

Bewegungssystem. Die Oberhaut erkennt man bei 
den Rothwürmern am besten, wenn man sie in Ammoniakflüs- 
sigkeit tödtet. Sie lässt sich alsdann beim Regenwurm als ein 
geschlossener fester halbdurchsichtiger Sack abziehen, der bei 
auffallendem Lichte in gelben, grünen und violetten Farben 
lebhaft sschillert. Bei dem Rüsselwurm ist sie viel 'zarter, 
durchsichtig, schwach schillernd, und zeigt bei 220facher Ver- 
grösserung kleine Erhabenheiten. Die eigentliche Haut besteht 
aus» zwei übereinanderliegenden Schichten sehniger Muskel- 
fasern; die äussern laufen der Quere nach, die innern der 
Länge nach. Auf: der innern Seite bemerkt man 6 Längsfur- 


Zur Rothwürmer- Gattung Euaxes. 27 


ehen,'um welche stärkere Muskelstreifen liegen und die durch 
linienförmige Querbänder verbunden sind. In ihnen befinden 
sich die « kegelförmig erhöhten Ansatzpunkte der Fussbor- 
sten und die Anheftungsstellen sehniger Bänder, welche die 
„Leibesglieder von einander trennen, Die Fussborsten sind 
S-förmig gekrümmt und bestehen aus zwei Gliedern (Fig. 7). 
Das obere Ende ist kleiner und fast hakenförmig. Sie sind 
halb durchsichtig und etwas spröde, Beim Regenwurm haben 
sie eine gleiche Krümmung, bestehen aber nur aus einem Stück. 
Der Rüsselwurm kann seinen Leib eben so wie der, Regen- 
wurm stark zusammenziehen und ausdehnen und bewegt sich 
dadurch. Der Unterschied des zusammengezogenen und aus- 
gedehnten Leibes beträgt wenigstens ein Drittheil der ganzen 
Länge. Bei beiden Würmern ist das Vermögen, den Körper 
breiter und flacher zu machen, in dem hintern Theile des 
Leibes stärker als: in dem vordern, und der Regenwurm hält 
sieh dadurch an den Wänden seiner Röhre fest, wenn man 
ihn an dem vordern Ende fasst und hervorziehen will, Dem 
Rüsselwurm scheint diese Ausdehnung weniger von. Nutzen 
zu seyn. Auch den Rüssel kann dieser Wurm. bedeutend ver- 
längern und verkürzen, ohne ihn jedoch ganz einziehen zu 
können. Bei beiden Thieren ist der Leib sehr schleimig und 
schlüpfrig und ‘es scheint mir, dass der Schleim durch beson- 
dere Drüsen, die bei dem Regenwurm auf der Rückenseite, 
beim Rüsselwurm an der Bauchseite liegen, abgesondert werde. 
Man bemerkt nämlich beim Regenwurm in der Mitte des Rük- 
kens in jedem Gliede eine kreisrunde Oefinung, bei dem Rüs- 
selwurm aber an der Bauchseite zu beiden Seiten des Bauch- 
gefasses an jedem Gliede zwei Oefinungen, die bei beiden 
Thieren zu drüsenartigen Organen führen. Die Drüsen sind 
beim Rüsselwurm birnförmig von gelber Farbe, und sondern 
beim Druck einen eben so gefärbten Stoff aus. Der Ausson- 
derungsstoff besteht bei beiden Würmern aus grössern und 
kleinern durchsichtigen Kügelchen oder gewundenen Schläu- 
chen, in denen sieh kleinere fettartige Kügelchen befinden. 
Verdauungsorgane, Der Darmkanal verläuft schwach 
‚gewunden von dem vordern bis zu dem hintern Ende des 
Körpers. Die Mundöflnung zeigt sich an der Basis des Rüs- 
sels auf der untern Seite als eine elliptische Querspalte, ohne 


» 


23 Menge: 


deutliche Lippenränder. Den engern Theil des Speisekanals 
in ausgewachsenen Thieren kann man als den Schlund 
und den erweiterten mit Leberanhängen versehenen als den 
Magen ansehen. Genauer genommen aber verdient dieser 
Theil, der wohl die Hälfte der ganzen Körperlänge einnimmt, , 
diesen Namen nicht, da in ihm nicht allein das Verdauungs- 
geschäft, sondern ohne Zweifel auch die Ausscheidung und 
Aufsaugung des Milchsaftes vor sich geht. Ein Magen und 
Vormagen, wie sie sich so deutlich beim Regenwurm zeigen, 
fehlen dem Rüsselwurm. Es ist aber der bezeichnete Theil 
weiter als der übrige Darmkanal und von der Seite einge- 
schnürt, wie sich besonders bei jüngern Thieren deutlich er- 
kennen lässt. Auf seiner obern Seite liegen in jedem Gliede 
zur Rechten und zur Linken sackförmige erweiterte Organe 
von rothbrauner Farbe, auf denen sich zahlreiche Blutgefässe 
verbreiten, und die wohl nur die Funktion der Leber haben 
können. Sie sind aus länglichen, halbdurchsichtigen Bläschen 
(Fig. 14), mit körnigem Inhalt, zusammengesetzt. Losgelöst 
ziehen sie sich kugelförmig zusammen. Auf der äussern Seite 
des Magens sieht man Längsfasern und ein drüsig körniges 
Gewebe von ockergelber Farbe Fig. 14 aa, auf der innern 
Seite papillenartige Zellen, die mit Flimmerhärchen besetzt 
sind, welche auch an abgetrennten Stücken noch lange Zeit 
ihre eigenthümliche Bewegung beibehalten. Der übrige Theil 
des Darmkanals ist etwas enger ohne Leberlappen und läuft 
etwas gewunden gleichmässig bis zum After hin. Die After- 
öffnung liegt schräg nach oben, ist dreieckig, und von den 
gabelförmigen Aesten des Rückengefässes umgeben. Die Ex- 
eremente des Rüsselwurms, die man unvermischt erhalten kann, 
wenn man das Thier einige Stunden in einem mit reinem 
Wasser angefüllten Gläschen aufbewahrt, bestehen aus einem 
ockergelben Pulver, in dem sich unter dem Vergrösserungs- 
glase 'ausser kleinen gelben Körnchen Confervenglieder, un- 
verdaute Fussborsten und Infusorien nebst Infusorien-Schalen 
erkennen lassen: Navicula amphisbaena, Nav. fulva, Astasia 
flavicans? Vibrio subtilis, Diatoma intermedia. Bei Zergliede- 
rung eines Wurms fand ich einmal in dem Darminhalte meh- 
rere lebende gelblich gefärbte Infusorien, die mir am meisten 
mit: Nassula übereinzukommen scheinen. 


| 


Zur Rothwürmer-Gattung Euaxes. 29 


Gefässe. Es sind nur zwei Hauptgefässe vorhanden, 
ein der Aorta entsprechendes Rückengefäss (vas dorsale) und 
ein venöses Bauchgefäss (vas ventrale). Beide sind vonder 
Länge des ganzen Leibes, wenn man den Rüssel nicht mit- 
rechnet, und verläuft das erstere, den schwachen Windungen 
des Darmkanals folgend, über die Mitte der Rückenseite, das 
zweite über die Mitte der Bauchseite. “Beide stehen durch 
parallele Seitengefässe, die an jedem Gliede zur Rechten und 
Linken einen geschlossenen Bogen bilden, mit einander in 
Verbindung. Diese Seitengefässe sind an der hintern Leibes- 
hälfte schwach gewunden und communieiren. ‚durch ein netz- 
förmiges Geflecht von Längs- und Querästen; an der vordern 
Leibeshälfte laufen sie in mehrfachen Windungen um die Le- 


-berlappen. Das Rückengefäss selbst theilt sich am ‚hintern 


Ende in zwei den After umgebende Aeste, die in das Bauch- 
gefäss übergehen; gegen das vordere Ende verfeinert; es sich 
allmählich, wendet sich‘ unterhalb des Rüssels zur Linken, 
und verläuft hier in mäandrinischen Schlingungen: und ‚Win- 
dungen anfangs abwärts, kehrt dann zur. rechten‘ ‚Seite 
übergehend wieder um und geht auch hier in das, Bauchge- 
fäss über. Das Rückengefäss hat Längs- und Quermuskeln 
und ist an den Verbindungsstellen der einzelnen Glieder etwas 
eingeschnürt. Das Blut bewegt sich in einzelnen Strömchen, 
die fast wie sich verfolgende Cylinderchen anzusehen sind, 
in dem Rückengefässe, vom After nach dem vordern Ende 
und geht gleichzeitig durch die Seitenäste, die jedoch nie ganz 
leer sind, theilweise wieder in das Bauchgefäss über. Die 
Seitengefässe und ihre Verbindungsäste zeigen unter dem Mi- 
kroskope pulsirende Contractionen und Expansionen. Diese 
von dem Regenwurm ganz abweichende Gefässvertheilung und 
Art des Kreislaufes, kann Manchem unwahrscheinlich vorkom- 
men, ich glaube aber, dass sie der Wahrheit gemäss ist, und 
habe mich durch wiederholte Beobachtung davon zu überzen- 
gen gesucht. , Dieses, ist aber hier leichter möglich, als bei 


% irgend einem: Rothwurm, denn. bei keinem; ist der Leib. durch- 
 siehtiger und das Blut durchscheinender, ; Nur die Bewegun- 
gen des Thieres, setzen‘ der Beobachtung, Schwierigkeit entge- 


gen; eind aber bei Lumbricus oder Helluo ‚wohl eben so gross. 
Man überzeugt sich von dem Kreislaufe ‚aufs gewisseste, wenn 


30 Menge: 


man den Leib in einzelne Glieder zertheilt, wo ‘dann in’ klei- 
nen Gliedern die Leibesbewegung schwächer, die Blutbewegung 
aber meistens stärker wird. Da sieht man deutlich den Ueber- 
gang des Bluts durch Vermittelung der Seitengefässe vorn in 
das Bauchgefäss, hinten in das Rückengefäss. Auch ist es 
wohl nur durch diese Einrichtung möglich, dass abgetrennte 
Stücke monatelang leben, wie ich es durch Erfahrung gefunden 
habe, jedoch ohne zu vollkommenen Thieren zu werden. 

Es ist sicher, dass ausser den angegebenen Gefässen noch 
andere vorhanden sind, welche den Chylus des Darmkanals in 
die Bauchvene führen; ich habe sie jedoch nicht finden kön- 
nen. Ein Bauchgefäss unterhalb des Nervenstranges, wie es 
bei Lumbrieus vorkommt, ist nicht vorhanden, eben so wenig 
Seitenstämme. Merkwürdig aber scheint es mir, dass die 
jungen Thiere, sowohl dieser Gattung als des Regenwurms, 
ohne alle Blutgefässe sind, und auch unter dem Mikroskop 
ganz weiss oder gelblichweiss erscheinen. 

Von Respirationsorganen habe ich bis jetzt keine Spur 
auffinden können, 

Nervensystem. Leicht erkennt man den Bauchnerven- 
strang, ferner eine Schlinge, welche den Schlund umfasst und 
einen wenig verdickten Gehirnknoten, sehr schwer aber die 
davon ausgehenden Nervenfäden, die sich bei Lumbrieus ohne 
Mühe bloslegen lassen. Der Nervenstrang ist einfach, fast 
eylindrisch, ohne merkliche Knoten. Zu jedem Gliede schei- 
nen zwei Nervenpaare hinzugehen. Von dem Schlundringe 
und dem Gehirnknoten habe ich keine Nerven entspringen 
sehen, die jedoch wohl eben so gut wie bei Lumbrieus vor- 
handen seyn mögen. 

Entwickelung. Ich sah die Eier des Rüsselwurms 
erst dann, als sie schon gelegt waren. Es befinden sich, wie 
bei dem Regenwurm, 5 bis 7 in einer ganz durchsichtigen 
ellipsoidischen Hülse, die mittelst eines napfförmigen Grund- 
theils an Wasserpflanzen, Hottonia palustris, Chara foetida 
oder faulende Schilfstengel angeheftet ist (Fig. 15 u. 16). Die 
Eihülse ist durch einen dünnen Stiel mit dem Basalnapf ver- 
bunden und endet in einen cylindrischen, anfangs etwas zu- 
sammengelegten später offenen Hals, durch den die entwickel- 
ten Thiere ausschlüpfen. Die Eierhülse' ist lederartig weich 


| 


Zur Rothwürmer-Gattung Euaxes, 3 


und war in der Regel dicht mit Navieulis besetzt. Die Eier 
hatten eine etwas längliche, unten fast flache, oben gewölbte 
Schale. Aus ihnen kommen nach einigen Wochen länglich 
spindelförmige Thiere, durch deren durchsichtige Haut der 
gelbgefärbte Darmkanal durchscheint (Fig. 17). Sie bewohnen 
noch einige Zeit die Eihülse, bewegen sich darin hin und her 
und machen sich zuletzt durch den geöffneten Hals ins Freie. 
Die Thiere sind jetzt etwa eine Linie lang. Um diese Zeit 
und noch später, wenn sie zwei und drei Linien lang gewor- 
den sind, findet man noch keine Spur von Gefässen und die 
Zahl der Leibesglieder beträgt etwa 50 bis 60. Später zeigt 
sich zuerst das Rückengefäss als ein länglicher Kanal, der 
noch nicht die Länge des Leibes hat, sondern an beiden En- 
den erst durch unzusammenhängende, aber pulsirende Blut- 
säckchen vorgebildet ist. Auch von den Lebersäckchen ist 
jetzt noch keine Spur vorhanden und der Darmkanal überall 
von ziemlich gleicher Weite. Später dehnt sich der Darm- 
kanal in der vordern Leibeshälfte stark aus, bekommt zur Seite 
Einschnürungen und die Lebersäckchen bilden sich. Das Rük- 
kengefäss ist jetzt als ein über den ganzen Rücken verlaufen- 
der geschlossener Kanal zu erkennen. Die Seitengefässe bil- 
den sich später. Die Zahl der Leibesglieder nimmt zu. Eine 
Häutung findet bei diesen Metamorphosen nicht statt. 


Euaxes obtusirostris n. sp. 


Diese zweite Species des Rüsselwurms fand ich im Som- 
mer 1843] in den Bergsümpfen bei Carthaus, 4 Meilen von 
Danzig. Sie unterscheidet sich besonders durch einen stumpfen 
Rüssel von der ersten Art, weshalb ich ihr den Namen E. obtu- 
sirostris beilegen möchte, Dieser zweite Wurm wird gegen 
2 Zoll lang und $ Linie breit. Kopf und Schwanz enden 
stumpf kegelförmig. Die Zahl der Leibesglieder ist verschie- 
den, und beläuft sich gewöhnlich über 100. Die Hakenborsten 
an jedem Gliede Fig. 7 sind wie bei der ersten Art. Der 
Querdurchsehnitt des Leibes Fig. 6 nähert sich mehr der Kreis- 
form. Der Leib ist durchscheinend und die Vertheilung der 
Blutgefässe übereinstimmend, nur fehlt bei dem stumpfschna- 
beligen Rüsselwurm die Verschlingung der Gefässe im Kopf- 
theile, Hinter dem verschmälerten Kopftheile fand ich am 


32 \ on Menge: 


10ten Gliede 2 Oefinungen Fig. 1aa, welche zu zwei länglich 
schlauehartigen Hoden, Fig. 2aa führten. In dem Schlauche 
befanden sich nur kleine Kügelchen Fig. 3,.die wieder mit 
einer feinkörnigen Masse erfüllt: waren. Hinter den ‚Schläu- 
chen hingen noch. zwei kleinere kugelförmige mit gleicher 
Masse angefüllte Säckchen Fig. 2bb und Fig. 4, die ebenfalls 
durch eine feine etwas gekrümmte Ausführungsröhre nach 
Aussen mündeten. Diese Organe entsprechen den Hoden bei 
Lumbricus. ' Gleichzeitig mit ihnen fand ich in einigen Exem- 
plaren in mehreren Leibesgliedern zwischen Haut und Darm- 
kanal theils milchweisse. Kapseln Fig. 8m, theils lebendige 
Junge nn, ebenfalls milchweiss, beide schon mit blossem Auge 
bei der durchscheinenden Haut zu erkennen. Die Kapseln 
waren wie aus zwei Kugelhälften zusammengesetzt Fig.9 und 
hatten in der Mitte eine schwache Einschnürung. Eine Oefl- 
nung war daran nicht zu finden. Beim Zerdrücken zeigte 
sich eine ‘dünne durchsichtige Haut und viele ellipsoidische 
Körperchen, die mit kleinen Kügelchen angefüllt waren. Die 
milchweissen Jungen waren halbmondförmig zusammengekrümmt, 
Fig. 12, bewegten sich ausserhalb des Leibes im Wasser, in- 
dem sie den Leib bald stärker. krümmten, bald gerade aus- 
streekten und starben in kurzer Zeit. Der Leib war durch- 
scheinend ohne Gliederung und angefüllt mit einer feinkörni- 
gen Masse. In Rücksicht der Lebensweise stimmt dieser Wurm 
mit dem vorigen überein. Er lebt nur im Wasser, aber nicht 
wie jener ‘im ‚Bodenschlamm, sondern zwischen Moos und 
Wasserpflanzen nahe der Oberfläche. Ich hielt an 20 Exem- 
plare über 4 Monate in einem kleinen mit Wasser gefüllten 
Glase, in dem zugleich Conferven und Moose wuchsen, Einige 
Exemplare hatte ich beim Hineinthun in das Glas zerstückt, aber 
auch diese lebten fort. Der untere Theil des Glases stand in der 
Erde eines Blumentopfes, aber stets hielten sich die Thiere nahe 
der Oberfläche und nur bei einer Erschütterung zogen sie 
sich in die Tiefe zurück. Sie scheinen eine schwache Em- 
pfindung des Lichts zu haben, denn als die Conferven eine 
dichte Decke über die Oberfläche des Wassers gebildet hat- 
ten, und ich frisches Wasser ‚zugoss, durehbohrten die Thiere 
die Decke und standen aufrecht wie kleine Stäbchen, den 
Kopf nach oben gerichtet, und zwar gegen die vordere und 


nn 


| Archiv 1. Naturgeschichte, 'X1, Jahrg, 1, Bd 3 
| 


Zur Rothwürmer-Gattung Euaxes. 33 


hintere Wand des Glases gedrängt, so dass das durchfallende 
Licht sie trefien musste. Bei Annäherung einer Lichtflamme 
änderten sie jedoch ihre Stellung nicht. Bei jeder leisesten 
Erschütterung zucken sie wie erschreckt zusammen und suchen 
sich zu verbergen. Bei ihren Bewegungen’ schillert ilır Kör- 
per, besonders vor einer dunkeln Fläche, mit gelblichweissem 
und bläulichen Lichte. Beim Fressen bewegt sich der Schlund 
ähnlich wie bei den Schnecken, einwärts und auswärts und 
glänzt dabei durch die Haut hindurch wie ein kleiner Diamant, 
was ich sonst noch bei keinem Thiere bemerkt habe. Ihre 
Nahrung scheint nur aus Infusorien zu bestehen. 


Erklärung der Abbildungen Taf. 3. 


Fig. 1. Euaxes obtusirostris, etwa Amal vergrössert. 
"Fig. 2. Die Hoden. 
© Fig. 3. Der schlauchförmige Hodensack. 
Fig. 4, Das kugelförmige Hodensäckchen. 
Fig. 5. Ein Kügelchen aus dem letztern. 
_ Fig. 6. Ein Querdurchschnitt des Leibes. 
Fig. 7. Die Hakenborsten, deren an jedem Leibesringe 4 Paare 
sitzen. 
 Fig.'8. Ein Theil des Leibes mit den Milehkapseln und den 
Jungen. 
Fig. 9. Eine vergrösserte Kapsel. 
Fig. 10. a. Die zerdrückte Haut der Kapsel, b. deren Inhalt. 
Fig. 11. Ein ellipsoidisches Körperchen etwa 400 mal vergrössert 
(Samenkörper mit Samenzellen). 
Fig. 12. Ein Junges. 
«Fig. 13. Dasselbe stärker vergrössert. 
\.. Fig. 14. Ein Stück der Darmhaut der E. filirostris von aus- 
sen gesehen mit einem daran hängenden Stücke eines Leberlappens. 
_ Fig. 15. Eine Eierhülse desselben, in natürlicher Grösse. 
"Fig. 16. Dieselbe vergrössert: a. b. c. der napfförmige Theil, 
mittelst dessen sie angeheftet ist; c. d. e. die Eierhülse selbst mit 
Eiern, ce, der Verbindungsstiel, f. der Hals. 
„Fig. 17. Eine Eihülse mit ausgeschlüpften und sich bewegenden 
Embryonen, vergrössert, 


M 


nm 


34 


Beiträge zur genaueren Kenntniss der Mollusken. 
Von 
Dr. A Paasch. 


Hierzu Taf. 4 u. 5. 


Vor noch nicht gar langer Zeit standen Conchyliologie 
und Molluskologie als zwei ziemlich gesonderte Zweige der 
Naturwissenschaft neben einander. Die Conchyliologie hatte 
schon lange ihre Liebhaber gefunden, hatte schon eine nicht 
unbedeutende Ausbildung gewonnen, ehe man die Bewohner 
der bunten, schön geformten Gehäuse einer genaueren Unter- 
suchung zu unterwerfen für werth geachtet hatte. Einzelne, 
theils recht gute anatomische Arbeiten erhielten wir schon von 
Severinus, Muralt, Harder, Rai, Redi, Lister, Swammerdamm, 
allein sie wurden wohl nicht in der Absicht unternommen, 
dem Systeme dadurch nützlich zu werden, und blieben ohne 
weiteren Einfluss. Zu wiederholten Malen wurde indessen 
die Nothwendigkeit empfunden, dem Thiere eine grössere 
Aufmerksamkeit zu widmen; man vergleiche nur, was der 
als Naturforscher so hoch stehende O. F. Müller in seiner 
Historia naturalis vermium terrestrium et fluviatilium, in der 
Einleitung zu den Mollusken sagt; er selbst stellte hierauf 
eine Eintheilung der Mollusken auf, bei welcher er nur auf 
den äusseren Bau des Thieres Rücksicht nahm. Allein hier- 
mit kam man nicht aus; der äussere Bau des Thieres gewährt 
zu wenig Anhaltspunkte, und man fand oft an demselben keine 
Unterschiede, wo man sich doch generisch zu trennen genö- 
thigt fühlte. Die Form des Gehäuses blieb auch nachher das 
Maassgebende. Die Beobachtung des Thieres mit Berücksich- 
tigung des Gehäuses führte ebenfalls nicht zu einer grösseren 
Genauigkeit, wie sich nachher zeigen wird. Cuvier war es, 
der diesen Gegenstand umfassender und mit grösserer Wissen- 
schaftlichkeit auffasste, und von ihm an, vom Erscheinen sei- 


Paasch: Beiträge zur genaueren Kenntniss der Mollusken. 35 


ner Memöires pour servir ä l’anatomie et & l’histoire naturelle 
des mollusques können wir wohl erst mit Recht von einer 
Molluskologie sprechen. Aber selbst jetzt noch übte diese 
neue Wissenschaft wenig mehr Einfluss aus auf ihre ältere 
Schwester, als den, welehen Müller ihr schon angewiesen hatte. 
Nach Ouvier, wo die vergleichende Anatomie einen so gewal- 
tigen Aufschwung bekam, fanden sich auch für die Klasse der 
Mollusken zahlreiche und tüchtige Bearbeiter, und man er- 
kannte bald, wie schwach die Stützen seien, auf welche die 
Conchyliologie ihre Gattungen und Arten gegründet hatte; — 
ich erinnere nur daran, wie man die verschiedenen Geschlech- 
ter ein und derselben Art mancher Bivalven, z. B. der Ano- 
donten, für verschiedene Arten erklärte. Nun sind aber einige 
Bivalven Zwitter, andere getrennten Geschlechts; unter‘ den 
Letzteren drückt sich der Geschlechtsunterschied bei Einigen 
in der Schaale aus (Anodonta), bei Andern nicht (Unio, Ticho- 
gonia); — wie will man hier Arten aufstellen, ohne genaue 
anatomische Kenntniss des Thieres! Gattungen, die in den 
Augen des Molluskologen ziemlich fern von einander stehen, 
sind nach dem blossen Gehäuse oft kaum oder gar nicht zu 
unterscheiden. Wenn für jetzt auch noch das Material zur 
Gruppirung der Mollusken nach dem anatomischen Bau .zu 
gering ist, so glaube ich doch, dass die Zeit heranrücken wird, 
wo man die Conchyliologie der Molluskologie unterordnen, 
und die Gattungen wenigstens nach dem anatomischen Bau 
aufstellen wird, und dass man der blossen Hülle nicht eine 
allzugrosse Bedeutsamkeit zuerkennen wird. Ein genaues Stu- 
dium des Thieres wird uns dann gewiss auch das Gehäuse 
mit andern Augen betrachten lassen, so, dass man diesem 
dann die ihm gebührende Bedeutsamkeit anweisen kann. Wenn 
man mir entgegnet, dass der Zoologe seine Charaktere nur 
von aussen her entnehmen soll, so erwidere ich, dass ich 
dies zugebe für alle Thierklassen, deren Aeusserlichkeit uns 
genug Anhaltspunkte giebt, und wo wir, erfahrungsgemäss, 
aus dem äusserlich erkennbaren Bau mit einiger Gewissheit 
auf den innern Bau schliessen können; es weiter ausdehnen, 
oder jenen Satz allgemein aufstellen zu wollen, würde mir 
als Einseitigkeit erscheinen, die nieht zu rechtfertigen ist; — 
aueh hat man es in der That nicht gethan. 
3% 


36 Paasch: 


Aus diesem Grunde, abgesehen von dem Nutzen, der der 
Physiologie daraus erwachsen kann, scheint mir jeder. Beitrag 
zur genaueren Kenntniss des anatomischen Baues der Mollus- 
ken eine anerkennenswerthe Arbeit. 

Wenn wir die verschiedenen organischen Systeme betrach- 
ten, so finden wir an allen recht interessante Verschiedenhei- 
ten. Am Ernährungs- und Verdanungs-Apparat machten Eh- 
renberg und Troschel auf die verschiedene Bildung der Mund- 
theile aufmerksam, die man als Hülfscharaktere oft wird be- 
nutzen können; aber auch am Speisekanal, am Magen, am 
Darm, der oft mit Blindsäcken versehen ist, oft nicht, finden 
sich zahlreiche und constante Verschiedenheiten. Das Nerven- 
System scheint ziemlich übereinstimmend gebaut zu sein; den 
Hauptunterschied fand ich stets im Bau und in der Anordnung 
der Knoten unterhalb des Oesophagus, die entweder einzeln 
durch eine feste Hülle eingeschlossen und durch Commissu- 
ren zu einem Ringe vereinigt sind. (Lymnaeus, Planorbis.), 
oder durch eine gemeinschaftliche Hülle zu einem verschieden 
gestalteten Knoten umgewandelt erscheinen (Helices). Der 
Athmungs- Apparat ist je nach den Gruppen sehr‘ verschieden 
gebaut, und hiernach richten sich die Verschiedenheiten ‚im 
Baue des Apparates für die Bluteirculation. ‚Die bedeutend- 
sten, am leichtesten in die Augen fallenden Verschiedenheiten 
bietet uns aber der Bau der Geschlechtsorgane, und diese sind 
es, die man am leichtesten zur Unterstützung der Bestimmung 
der Mollusken wird benutzen können; diese sind es daher 
auch, welche ich vorzugsweise bis jetzt ins Auge gefasst habe, 
und so werde ich denn hiermit wiederum den ‚Geschlechts- 
Apparat einiger Mollusken beschreiben, die ich zu beobachten. 
Gelegenheit hatte. 

4. Helix adspersa. (Fig. 1). Der Bau .des Gesahlaniiie 
Apparats hat grosse Aehnlichkeit mit dem von H. pomatia: 
der Pfeilsack (b) ist mehr keulenförmig, der Pfeil kaum ab- 
weichend, eben so wenig wie. die glandulae mucosae (ce); 
der Stiel der Blase (ff), der sich. dicht hinter den glandulis 
mucosis in der vagina öffnet, theilt sich sehr bald (bei f’) in 
2 Aeste, der kürzere, ziemlich gerade verlaufende Zweig trägt 
die länglich runde Blase (t), der andere umkreist; in ‚vielen 
Windungen den Eileiter, und endet dicht vor dem Eierstock 


Beiträge zur genaueren Kenntniss der Mollusken. 37 


blind. Alles übrige ist wie bei H. pomatia. Die untersuchten 
Exemplare sammelte ich im jardin des plantes in Paris. 

2. Helix austriaca. (Fig. 2). Diese Schnecke ist bei 
Wien ausserordentlich häufig, und ich hielt sie im Anfang für 
nichts anderes als für H. nemoralis; ‘indessen fiel es mir auf, 
dass ich gar keine Varietäten in der Zeichnung fand, die doch 
bei H. nemoralis so gewöhnlich vorkommen, auch fand ich 
bei genauerer Ansicht die Mundöffnung der Schaale mehr ge- 
rundet. Die anatomische, Untersuchung stellte sie nun zwar 
auch in die Nähe von H. nemoralis, indessen waren die Ver- 
schiedenheiten von dieser doch bemerkbar genug, um sie für 
eine eigene Art anzuerkennen. Der Pfeilsack ist stets auflal- 
lend klein; die Stämme der sehr grossen glandulae mucosae 
sind unten fast so dick, wie der Pfeilsack, sie theilen sich 
dann in 2 oder 3 ziemlich starke Hauptäste, von denen sich 
ein jeder wiederum in 2, 3 auch wohl 4 Zweige spaltet. In 
einer ziemlichen Entfernung hinter den glandulis mucosis geht 
von der vagina der Stiel der Blase aus, welcher sich in eini- 
ger Entfernung wiederum spaltet; auch hier trägt der kürzere, 
wiewohl vielfach hin- und hergewundene Theil die Blase, der 
andere umkreist den Eileiter, und endet blind. 

3. Helix incarnata. (Fig. 3). Der gemeinschaftliche 
Geschlechtssack ist sehr erweitert, ähnlich wie bei Arion, aber 
es findet sich in demselben nicht jene Klappe; die Wände 
sind diek und mit Wärzchen bedeckt. Der Penis ist lang und 
dünn, das Flagellum kurz, etwa halb so lang als der Penis; 
der Pfeilsack schlank und schwach keulenförmig, die glandulae 
mucosae bestehen aus 3 bis 4 Schläuchen, und münden in den 
vordern Theil der Vagina, an der Stelle, wo der Stiel der 
Blase sich von der Vagina trennt. Der Stiel der Blase ist 
kürzer als der Eileiter, ohne Windungen, ohne blinden An- 
hang: die Blase selbst aufgeschwollen, mit 2 warzenähnlichen 
Hervortreibungen, verhältnissmässig gross. Auffallend war es, 
dass der Eileiter an der Stelle, wo die Blase sich anlegt, bei 
allen untersuchten Exemplaren ein anderes Ansehen und eine 
andere Consistenz hatte; in Spiritus erhärtete diese Stelle 
schneller, sah dann weiss aus, während das Uebrige noch 
durchscheinend erschien. Der Hode liegt in mehreren Abthei- 
Jungen in der Leber, und ich fand in demselben die bekann- 


38 Paasch: 


ten eiähnlichen Kügelchen, jedoch nur sparsam. Die unter- 
suchten Exemplare verdankte ich der Güte des Herrn Prof, 
Rossmaessler, der sie bei Tharandt gesammelt hatte. 

4. Helix umbrosa,: (Fig. 4), hat Aehnlichkeit mit, H; 
incarnata. Die Erweiterung des gemeinschaftlichen Geschlechts- 
sackes fehlt; der Penis ist sehr schlank und lang, das Flagel- 
lum etwa so lang wie der Penis. Der Pfeilsack ebenfalls 
schlank , lang und. schwach keulenförmig; der Pfeil selbst 
pfriemenförmig , sanft gebogen, hohl; die glandulae mucosae 
sitzen an der Vagina, und bestehen an jeder Seite aus 4 kur- 
zen, dünnen Schläuchen, die zusammen Eine Ausgangsöffnung 
haben; gleich dahinter geht der Stiel der Blase ab, der viel- 
fach hin. und hergewunden ist, und keinen blinden Anhang hat; 
die Blase selbst ist länglich. Der Eileiter windet sich nicht 
so, um die glandula prostatica, wie es gewöhnlich der Fall 
ist. Auch hier war der dem Eierstock zunächst gelegene 
Theil des Eileiters weiss und undurchsichtig, während der 
übrige durchscheinend war. Die Exemplare sammelte ich zwi- 
schen, Dorf Gastein und ‚Hof Gastein, wo ich sie stets an Ur- 
tica, dioica sitzend fand. 

5. Helix strigella. (Fig. 5). Diese weicht auf eigen- 
thümliche Weise von allen bisher beobachteten ab, Der Penis 
ist, sehr dick, die innere Lamelle der äussern nur locker an- 
liegend; das Flagellum etwa 3 so lang als der Penis, dick. 
Der Pfeilsack fehlt, statt dessen findet sich jederseits von der 
Einmündungsstelle des Penis ein blind endender Schlauch (b'b'), 
dicker wie Ein Schlauch der glandulae mucosae; diese, sitzen 
weiter ‚hinauf, vor der Stelle, wo der Blasenstiel von der Va- 
gina abgeht, und bestehen jederseits aus 4 Schläuchen. Der 
Blasenstiel ohne blinden Anhang, etwas kürzer als der Eileiter, 
und. nicht gewunden; auch der Eileiter windet sich, fast gar 
nicht um die glandula prostatica. Ich sammelte meine Exem- 
plare in der Umgegend von Wien, bei Döbling und am, Kah- 
lenberge. ' en 
6. Helix ericetorum. (Fig. 6). Bei H. strigella fan- 
den wir keinen Pfeilsack, statt dessen 2 Schläuche neben dem 
Penis; hier finden wir nun statt jener zwei Schläuche zwei 


Pfeilsäcke (bb), zwischen , welchen die, Vagina, hervortrittz, 


jeder Pfeilsack ist eiförmig, das stumpfe Ende nach oben ge- 


2 


Beiträge zur genaueren Kenntniss der Mollusken. 39 


riehtet, und unten von einer schlafen Haut umfasst; der Pfeil 
ist ein stielrundes, zugespitztes Stiftchen. Die glandulae mu- 
cosae bilden zwei dichte Büschel kurzer, dünner Blindsäck- 
chen an der Stelle, wo sich der Stiel der Blase von der Va- 
gina trennt. Der Stiel der Blase ist etwa nur halb so lang 
wie der Eileiter, ist ohne blinden Anhang und ziemlich weit; 
die Blase eiförmig, mit nach oben gerichtetem spitzeren Ende. 
Der’ Penis ist lang und dünn, das Flagellum sehr kurz, kaum 
4 so lang, als der Penis. Ich sammelte diese “chnecke in 
grosser Menge bei Wien. — Bei Landeck im Innthale fand 
ich eine bräunlich gelbe Varietät, mit sehr feinen, etwas dunk- 
leren Binden, und etwas mehr hervortretendem Gewinde, H. 
ericetorum var. pallida, die sich anatomisch durchaus nicht 
von der gewöhnlichen unterscheidet. 

7. Helix striata. (Fig. 7). ‘Mit Ausnahme des Pfeil- 
sackes und des gemeinschaftlichen Geschlechtssackes gleicht 
diese sehr der vorigen. Auf einem verhältnissmässig sehr 
grossen gemeinschaftlichen Geschlechtssacke sitzt ein kleiner, 
runder Pfeilsack, tief eingesenkt, in welchem ein ziemlich lan- 
ger, stielrunder Pfeil liegt. Im Geschlechtssacke liegt eine 
Klappe, ganz ähnlich der bei Arion, doch ist sie mehr tuten- 
förmig; ihre 3 Zipfel sind der Ausführungsöffnung zugewen- 
det, und auf derselben liegt die Oefinung der Vagina; etwas 
höher, an der Basis der Klappe öfinet sich die Blase. Die 
glandulae mucosae, jederseits 4 kurze Schläuche, sitzen zwi- 
schen dem Pfeilsack und der Stelle, wo die Vagina und der 
Stiel der Blase sich in den Geschlechtssack senken. Alles 
Bebrige ist wie bei H. ericetorum. Ich fand diese Schnecke 
in grosser Menge im jardin des plantes in Paris. 

"8. Helix fruticum. (Fig. 8). Der Pfeilsack besteht 
aus 2 übereinander liegenden Blindsäcken, die nach unten mit 
ihren Höhlungen zusammenlaufen (b'); der von der Vagina 
abgekelrte ist der kleinere, etwa nur 5 oder 4 so gross als 
der andere, und in ihm fand ich stets den Pfeil. Die glandu- 
lae mucosae bestehen aus 2 dichten Ballen feiner Kanälchen, 
welche, jeder durch einen besonderen Stamm, an der Basis 
des Pfeilsackes in die Vagina münden. Die Vagina ist jenseits 
der Einfügung des Pfeilsackes sehr erweitert und diekwandig, 
und verengt sich dann plötzlich dort, wo der Stiel der Blase 


40 Paasch: 


mit einem erweiterten Theile seinen Anfang nimmt; dieser ist 
so lang wie der Eileiter, ist ohne blinden Anhang und nicht 
gewunden. Der Penis ist dick und fest, und. geht allmählig 
in. das vas deferens über. Das Flagellum fehlt und. der Zu- 
rückziehemuskel ist kurz und dick. N 

In „Moritz Wagner’s Reisen in der Regentschaft Algier, 
in den Jahren 1836, 37 und 38‘ theilt Erdl die Anatomie 
mehrerer Helieinen mit, und unter diesen auch von Helix fru- 
ticum var. nigra. Ich bezweifelte früher schon die Richtigkeit 
dieser Zeichnung, in welcher er an die Stelle des ‚Pfeilsackes 
und‘ der glandulae mucosae ein einfaches Organ setzt, welches 
aus 2 durch einen engen Hals mit einander verbundenen run- 
den Körpern besteht, denn ich glaube, dass die glandulae mu- 
cosae, wenn sie überhaupt vorhanden sind, sich auch. paarig 
finden. Es war mir daher sehr angenehm, dass sich mir die 
Gelegenheit darbot, meine Vermuthung zur Gewissheit erheben 
zw können. Eben so vermuthe ich, dass Erdl’s Zeichnung 
von. H. candidissima nicht naturgemäss sein wird, und die 
Zeichnung von  Bulimus radiatus ‚ist mir nicht. deutlich, ich 
konnte sie mit dem, wie ich es fand, nicht vereinigen. 

9. Helix vertieillus, (Fig. 9), nähert sich in manchen 
Stücken den Nacktschnecken. Der Pfeilsack und die glandu- 
lae mucosae fehlen, statt dessen ist der. gemeinschaftliche Ge- 
schlechtssack sehr vergrössert durch Verdickung seiner Wände 
(b e), diese sind dieht mit Wärzchen bedeckt. Sollte man.in 
dieser Beschaffenheit nicht eine blos veränderte Form der als 
fehlend bezeichneten Organe erkennen müssen? In diesen 
Sack: münden Jieht neben einander die Blase, mit einer wei- 
teren, die Vagina, mit einer engeren Oefinung. Blasenstiel 
und Blase sind wie bei Arion, d. h, der Stiel ist kurz und 
aus: dieken muskulösen Wänden gebildet, die Blase dünnhäu- 
tig und gross, mehr oder weniger oval.. Eileiter und glandula 
prostatica halten das Mittel zwischen Arion empiricorum und 
Helix pomatia, der Eierstock ist wie bei den andern. Helices. 
Der Penis ist diek und ohne Flagellum, die innere Lamelle 
ist dick, - innen. dicht mit Wärzchen bedeckt, und liegt‘ der 
äusseren Lamelle nur sehr locker an; auf dem stumpfen: Ende 
sitztisein kurzer, dicker Muskel auf, neben welchem ‚das Vas 
deferens hervortritt, dies ist durch Bindegewebe dicht an den 


Beiträge zur genaueren Kenntniss der Mollusken. 4 


Muskel geheftet, so dass man leicht verführt werden kann zu 
glauben, der Muskel gehöre mit zum Penis, und das Vas 
deferens trete erst an dessen anderem Ende hervor. Das Vas 
deferens öffnet sich im Eileiter, wie bei Helix pomatia, unter 
einer sehr breiten Falte. — Der Oberkiefer hat die grösste 
Aehnlichkeit mit dem von Limax cinereus. Ich sammelte diese 
Schnecke in der Gegend von Wien, bei Dornbach. 

40. Helix cellaria, (Fig. 10), hat sehr grosse Aehn- 
lichkeit mit der Vorigen. Pfeilsack und glandulae mucosae 
fehlen ebenfalls; die Wände des gemeinschaftlichen Geschlechts- 
sackes sind zwar nicht so verdickt wie dort, doch zeigt der 
untere Theil des Stieles der Blase und der vordere Theil der 
Vagina eine ähnliche Beschaffenheit. Die Blase ist kurz ge- 
stielt, rund, dünnhäutig und verhältnissmässig gross. Der Pe- 
nis ist sehr dick, und ähnlich beschaffen wie bei der vorigen, 
das Flagellum fehlt, ein kurzer Zurückziehemuskel ist da, und 
das Vas deferens tritt plötzlich aus dem stumpf endenden Pe- 
nis ‚hervor. Auch der‘ Oberkiefer ist wie bei H. verticillus, 
mit einem in der Mitte vorspringenden Zahn, zart concentrisch 
gestreift, mit leicht darüber hinlaufenden Radien. — Ich sam- 
melte diese Schnecke unter Steinen zwischen Salzburg und 
Gastein. 

411. Clausilia ventricosa. (Fig. 11). Penis und Va- 
gina \münden in Einer Oefinung dicht neben‘ einander. Die 
Vagina theilt sich- sehr bald, und schickt die langgestielte Blase 
ab, während sie selbst sich weiterhin zum Eileiter erweitert. 
Glandula prostatica und Oviduet, welcher Letztere sich fast 
gar nicht um Erstere windet, sind durch eine scharfe Grenze 
von einander geschieden. Das Ovarium ist wie bei Helix. 
Der Penis besteht aus einer blos häutigen Röhre, welche sich 
ohne weiteren Anhang, wie ein Vas deferens einer Helix, in 
den Eileiter senkt, dort, wo die glandula prostatica anfängt. 
An dieser Stelle, etwas oberhalb (bei 0), fand ich ein schein- 
bar drüsiges Körperchen anliegend, welches sich in einen: ge- 
kräuselten Faden fortsetzte, der aber abgerissen "war, und 
dessen Anfangspunkt ich nicht mit Bestimmtheit angeben kann; 
‚obgleich es ‚nicht zu ‚den. Geschlechtsorganen ' zu | gehören 
scheint, so wollte ich es doch nicht unerwähnt lassen; weiter 
nachforsehen: konnte ich leider nicht, da mir nur Ein leben- 


42 Paasch: 


des Exemplar, welches ich am Gollinger Wasserfall sammelte, 
zu Gebote stand. 

12. Bulimus radiatus, (Fig. 12), hat eine höchst son- 
derbare Bildung. Vagina und Penis haben einen gemeinschaft- 
lichen Eingang. Die Vagina theilt sich bald darauf in 2 etwa 
gleich weite Kanäle; der Eine erweitert sich allmählig, und 
geht in den Eileiter (h) über, an welchen sich eine breite 
glandula prostatica (i) anlegt; der Andere (f) theilt sich dort, 
wo der Eileiter anfängt, wieder; der eine Theil geht nach 
sehr kurzem Verlauf in die Blase (t) über, der andere, eben 
so weite (f’), legt sich an' die glandula prostatica an, und 
begleitet diese bis dicht vor dem Eierstock (k), welcher von 
rundlicher Form ist, und die gewöhnliche Consistenz hat. Der 
Penis theilt sich ebenfalls bald in 2 etwa gleich weite häutige 
Röhren (bei 1), von etwa 2— 24‘ Länge, hier geht eine jede 
plötzlich in einen engen Kanal über (bei l_ und m’), und hier 
ist eine jede mit einem besonderen Muskel zum Zurückziehen 
versehen (q). Die Fortsetzung der Einen Röhre (m’) wird 
allmählig sehr eng, wird dann wieder ein wenig weiter, und 
endet blind; diesen Theil muss man wohl dem Flagellum ver- 
gleichen. Die Fortsetzung der andern Röhre (1) erweitert 
sich allmählig ein klein wenig bis zu einem Punkte, wo sie 
2 ohrförmige Zipfel bildet (bei n‘), zwischen denen das Vas 
deferens in gewöhnlicher Form hervortritt, welches sich an 
dem gewöhnlichen Orte in den Eileiter senkt. In diesem 
letztbeschriebenen Theile, vor dem Vas deferens, zwischen I! 
und n’, fand ich gewöhnlich einen elastischen, knorpelähnlichen 
Körper von der Form des Kanales. Der Nebenhode tritt an 
derselben Stelle wie bei Helix hervor, und führt zu einem 
Hoden, der aus mehreren rundlichen Abtheilungen besteht, 
die in der Leber liegen. Beim Tödten der Schnecke mittelst 
warmen luftleeren Wassers erreichte ich es sehr oft, dass der 
Penis umgestülpt wurde; beide vorher genannten "häutigen 
Röhren ‘treten dann hervor, und erscheinen als stielrunde 
Stränge, ‘die mit spitzigen Wärzchen bedeckt sind. Ob bei 
der Copula auch beide Stränge in die Vagina eingeführt wer- 
den, und auf welche Weise, gelang mir nicht zu beobachten. 
— Ich fand diese Schnecke in grosser Menge bei Wien. 

13. Arion hortensis. Sein Bau stimmt mit dem von 


Beiträge zur genaueren Kenntniss der Mollusken. 43 


A. empiricorum überein, doch liegt der Hode nicht so weit 
nach hinten, und ist weiss. Die Blase ist sehr klein, nicht 
so dünnhäutig, aber eben so geformt, auch ist sie, wie die 
Vagina, durch musculöse Bänder an das Diaphragma. geheftet. 

14. Physa fontinalis. (Fig. 13). Die Bildung der 
Theile weicht von Allen bisher von mir beschriebenen sehr 
ab. Die Geschlechtsößfnungen liegen an der linken Seite, so, 
wie bei Lymnaeus und Planorbis, d. I die männliche (a) dicht 
hinter und unter dem linken Fühlhorn, die weibliche (a’) wei- 
ter zurück, Die Vagina ist nur sehr kurz, in ihr mündet die 
verhältnissmässig sehr grosse, auf einem sehr feinen Stiele 
(£) sitzende Blase (t); da diese aus einer sehr zarten Haut 
gebildet, aber von festeren Häuten umgeben ist, so gelingt es 
selten, sie unversehrt heraus zu präpariren; man findet sie 
aber leicht an der rechten Seite des Körpers; Stiel und Blase 
haben dasselbe Ansehen, wie die entsprechenden Theile bei- 
Suceinea. Die Vagina erweitert sich zum Eileiter (h), dessen 
Windungen sich dicht aneinander legen, und an welchem sich 
hinten das stumpf pyramida@le Ovarium (k) findet; auch diese 
Theile ähneln denen von Suceinea.. — Der Penis mit seinem 
Präputium (1) ist ähnlich wie bei Lymnaeus, es fehlen die 
drüsigen Leisten in dem Präputium, statt dessen findet sich 
an einer Seite ein rundliches, gelbes Körperchen (0). Die 
Spitze des Penis verdickt sich ganz allmählig zu einem ken- 
lenförmigen, die Länge des Präputium 4 bis 5 mal übertref- 
fenden Organ (i), durch welches das Vas deferens (n) hin- 
durchgeht, und welches aus dem dicken, stumpfen Ende dieses 
Organs wieder hervortritt; ohne viel Windungen zu machen 
geht das Vas deferens bis zur Basis des Präputium, tritt an 
der Vagina wieder hervor, und legt sich an den Eileiter an; 
von bier an hat es nach den Seiten hin kleine blindsackige 
Ausstülpungen, und bildet dadurch ein schmales, granulirt er- 
scheinendes Band (r), welches über die Windungen des Eilei- 
ters hinläuft, diese gleichsam zusammenhaltend; dann senkt es 
sich ein wenig in das Ovarium ein, tritt aber sogleich wieder 
hervor (r), und läuft zur Leber, welcher es sich auf dieselbe 
Weise anlegt, wie der Hoden bei Lymnaeus: — Hier bat nun 
also Jas über die Windungen des Eileiters verlaufende Band 
die Beschaffenheit und ‚das Ansehen des Hoden selbst, denn 


44 ’ Paasch: 


beide bestehen aus einem Kanälchen, welches nach den Seiten 
hin’ Ausstülpungen macht. Das keulenförmige Organ zwischen 
Penis und Vagina glaube ich für die glandula prostatica hal- 
ten zu müssen, es hat einerseits Aehnlichkeit mit demselben 
Theile bei Limax, in so fern auch hier das Vas deferens von 
einer compacten’ Masse rings umgeben wird, andererseits könnte 
ınan es mit’ dem fleischigen Cylinder bei Paludina (dem Sa- 
menbehälter 'nach Trevirdnus) vergleichen, wodurch dann noch 
walirscheinlicher wird, dass in Letzterem die glandula prosta- 
tiea enthalten sei. - Das Präputium ist aus einer feinen Mem- 
bran gebildet, an welcher die beschriebene rundliche Drüse 
sitzt; beim Ausstülpen desselben tritt der nach vorn gelegene, 
spitzigere Theil des keulenförmigen Organs in dasselbe, und 
giebt ihm einige Festigkeit. Die Begattüng geschieht gerade 
so, wie bei Lymnaeus. Die Untersuchung der Contenta der 
Theile 'hat nichts neues ergeben; die Spermatozoen haben die 
Gestalt derer von Lymnaeus und Planorbis, sind aber viel 
feiner. 


Am 417. Juni 1843 fand ich im Park von Dornbach bei 
Wien eine Helix’ pomatia- beim Eierlegen; ich nahm sie mit, 
und tödtete sie schnell durch Spiritus. Die anatomische Un- 
tersuchung' ergab Folgendes: "am ’Ausführungsgange der Blase 
fand ich jenen kurzen blinden Anhang, dessen ich im früheren 
Aufsatze erwähnt habe, wobei ich bemerke, dass ich denselben 
auch ‘an allen übrigen Exemplaren beobachtete, die ich 'bei 
Wien sammelte. ' Der Eierstock war klein und schlaf’, der 
Hoden’ ebenfalls sehr schlaff, die Epididymis noch strotzend voll 
von Samenfaden. 'Im Eileiter fand ich noch eine ganze Reihe 
von Eiern, die zwar schon eine Schaale hatten, aber noch 
keine kalkige. Die glandulae mucosae waren ebenfalls schlaf 
und‘. klein ‚die Stämme derselben jedoch sehr dick aufgetrie- 
ben und strotzend voll’ von’ einer weissen Masse; ihren’ Aus- 
führungsöffnungen gegenüber lag das erste Ei, sodass es 
scheint, als empfingen die Eier hier ihren kalkigen Ueberzug. 
An''den frisch gelegten Eiern fand ich diesen Ueberzug noch 
nieht fest zusammenhängend, sondern weich und fast breiig, 
mit dem Mikroskop betrachtet, aus neben einander liegenden, 


En 


Beiträge zur genaueren Kenntniss: der Mollusken. 6 


kantigen, farblosen Stückchen, in welchen ich‘ jedoch: keine 
regelmässige Form erkennen konnte, bestehend. Einen Dotter 
bemerkt man nur bei grosser Aufmerksamkeit, als ein äusserst 
kleines, trübes, etwas durchscheinendes Fleckehen, welches 
aus einem Bläschen mit. Kern besteht, um welches sich ‚ein 
körniges Wesen gelagert hat. 

Wenn wir die Stellung des Pfeilsackes, der glandulae 
mucosae und der Blase zu einander betrachten, so finden 
wir, dass die glandulae mucosae immer zwischen dem Pfeil- 
sack und der Blase stehen, und zwar bald dem Ersteren, bald 
der Letzteren näher, und es scheint, als ob diese 3 Organe 
gemeinschaftlich die Function hätten, die Eier mit einer Schaale 
zu versehen. Die Blase findet sich bei allen bisher unter- 
suchten eierlegenden Gasteropoden, der Pfeilsack und die glan- 
dulae mucosae aber, so weit ich es bis jetzt habe beobachten 
können, nur bei denen, deren Eier noch’ einen kalkigen Ueber- 
zug haben. Werden die Secrete dieser Organe nicht benutzt, 
also im Winter, so bildet sich durch Verhärtung derselben im 
Pfeilsack der Pfeil, und im Ausführungsgange der Blase, wenn 
die Ruhe des Thieres es erlaubt, jener eigenthümliche, elasti- 
sche Körper, den man öfters im Frühjahre aus der Geschlechts- 
öffnung mancher Helices herausschlüpfen sieht. 

Berichtigung. In dem Aufsatze „Ueber das Geschlechts- 
system und über die Harn bereitenden Organe einiger Zwit- 
terschnecken‘“ im Jahrgange 1843 dieses Archivs sprach ich 
auch von Lyınnaeus elongatus; dies war nicht dieser, sondern 
Lymnaeus fusculus. Pf. 


Erklärung der Abbildungen (Taf. 3 u. 4). 


Fig. 1. Geschlechts- Apparat von Helix adspersa, 
a. Gemeinschaftlicher Eingang zu den männlichen und weiblichen 


Geschlechtsorganen. — b. Pfeilsack. — c. Glandulae mucosae. — ff. 
Ausführungsgang der Blase, ’f. blinder Anhang desselben. — hh. 
Eileiter. — ii. Glandula prostatica. -— k. Eierstock. — 1, Penis. — 
m. Flagellum desselben. — n. Vas deferens. —- p. Epididymis. — r. 


Hoden. — q. Zurückziehemuskel des Penis. — t. Blase. — 
In allen übrigen Figuren bedeuten diese Buchstaben dasselbe, 
wenn es nicht besonders bemerkt ist. 
Fig. 2. Geschlechts- Apparat von Helix austriaca. 
Fig. 3. Geschlechts-Apparat von Helix incarnata. 
“Fig. 4. Geschlechts- Apparat von Helix umbrosa. 


AG Paasch: Beiträge zur genaueren Kenntniss der Mollusken. 


Fig. 5. Geschlechts- Apparat von Helix strigella. b’ b‘“ Die,an 
die Stelle des Pfeilsackes getretenen blinden Schläuche. 

Fig. 6. Geschlechts-Apparat von Helix ericetorum. 

Fig. 7. Geschlechts-Apparat von Helix striata. 

Fig. 8. Geschlechts-Apparat von Helix fruticum. b’. Der längs 
aufgeschnittene Pfeilsack, mit darin liegendem Pfeil. 

Fig. 9. Geschlechts-Apparat von Helix verticillus. b. ec. Gemein- 
schaftlicher Geschlechtssack. 

Fig. 10. Geschlechts-Apparat von Helix cellaria, von welchem 
der hinterste Theil, Eierstock, Epididymis und Hoden fehlen. 

Fig. 11. Geschlechts- Apparat von Clausilia ventricosa. ce. Das 
dem Geschlechts-Apparate anliegende drüsige Körperchen, dessen ich 
im Texte erwähnt habe. 

Fig. 12. Geschlechts-Apparat von Bulimus radiatus. 

Fig. 13. Geschlechts-Apparat von Physa fontinalis, etwas ver- 
grössert. a. Männliche Geschlechts-Oefinung. — a‘. Weibliche Ge- 
schlechts-Oeffnung. 1. Präputium, o, das demselben anliegende drü- 
sige Körperchen. — i. das keulenförmige Organ (Glandula prostatica). 
-— k. Eierstock. — n. Vas deferens. — r. Hoden, r‘. der über den 
Eileiter, h, hinlaufende, bandartige Theil desselben. t. Blase. 


47 


Ueber einen neuen Cephalopoden (Octopodoteuthis). 
Von 
Dr. A. Krohn. 
Hierzu Taf. 5. Fig. A—F. 


Im Februar dieses Jahres erhielt ich in Messina einen 
mit ansehnlichen Flossen ausgestatteten Kalmarartigen Cepha- 
lopoden, der mir gleich anfangs dadurch auffiel, dass die Ge- 
sammtzahl seiner Arme nur acht betrug, indem ihm die län- 
gern ‘Arme (bras: tentaculaires) der sogenannten Decapoden 
fehlten. Diese Eigenthümlichkeit, durch welche er auf den 
ersten Blick an die Oetopoden sich anzuschliessen scheint, 
theilt er indessen, wie ich dies später erfuhr, mit drei andern 
bereits bekannten Arten, die man der Gattung Loligopsis ein- 
verleibt hat, und von welchen weiter unten. 

Ich enthalte mich näherer Erörterungen über die Grös- 
sen- und Formverhältnisse seiner einzelnen Leibesabschnitte, 
und verweise den Leser in dieser Hinsicht lieber sogleich auf 
die naturgetreuen Abbildungen (Fig. A und B), die Herr Ve- 
rany in Genua die Gefälligkeit gehabt hat zu entwerfen. Nur 
bemerke ich noch, dass Herr Dr. Rüppell, der mit mir zu 
gleicher Zeit in Messina «nwesend war, mir später einzelne 
etwas grössere Individuen als das abgebildete vorwies. Bei 
lebenskräftigen Thieren sind die Pigmentbeutel der Haut (Chro- 
matophoren) so stark contrahirt, dass die Oberfläche des Kör- 
pers weisslich halbdurchsichtig, etwa mattgeschliffenem Glase 
ähnlich, und nur ganz in der Nähe dunkel gefleckt erscheint. 
Diese Flecken zeigen sich nach dem Tode erweitert und 
röthlich gefärbt. Das hornige Schalenrudiment, das von der 
Kragenspitze des Mantels sich weit nach hinten über den 
Rücken erstreckt, gleicht sehr dem des Loligo vulgaris. ‚Unter 
dem Auge ragen die ‚dasselbe begränzenden Weichtheile des 
Kopfes in Form eines Wulstes hervor. (S.\Eig.\C). Die Arme 


48 Krohn: 


sind von ungleicher Länge, die mittlern Paare kürzer als die 
seitlichen, und jeder an seinem äussern Rande mit einem vor- 
stehenden, nach dem Tode einsinkenden Hautsaum versehen. 
Der innere Rand ist mit zwei Reihen alternirender, gegen die 
Spitze des Arms’ zu sich naeh und nach verkleinernder Sadg- 
näpfe besetzt. Die saugnapflose Spitze zeigt sich nach dem 
Tode dunkler gefärbt, wegen der hier dichteren Anhäufung 
der Chromatophoren. 

Die Saugnäpfe sind von so ungewöhnlicher Bildung, dass 
man sie kaum mehr als solche betrachten kann. Es sind wal- 
zenförmige, der Gestalt nach mit Phalangenknochen zu ver- 
gleichende Organe, deren breite Basis mittelst eines kurzen 
feinen Stiels auf den Armen ruht. Ihr oberer Theil ist abge- 
rundet, hohl und birgt ein horniges Häckchen oder eine'Kralle. 
Häufig sieht man die Spitze der letztern aus der spaltförmigen 
senkrechten Oefinung ‘des hohlen Theils hervorragen, welehe 
auf einer der Flächen des Saugnapfes angebracht ist und fast 
bis zur Basis desselben reicht.‘ Diese Fläche und somit auch 
die''Oefinung ist gewöhnlich nach hinten und etwas nach aus- 
sen gekehrt, ' Diese Bildung ‘der Saugnäpfe, 'auf die ich erst 
in Frankfurt durch H.'Dr. Stiebel aufmerksam wurde, scheint 
überhaupt allen denjenigen Cephalopoden zuzukommen, ‚deren 
sämmtliche Arme mit Krallen versehen sind, und die man von 
den echten Onychoteuthis wohl unterscheiden muss. Man 
vergleiche in dieser ‘Hinsicht die ‘in Ferussac’s bekanntem 
Werk abgebildeten Onychoteut. leptura (Fig. 11 und 12) und 
©: Lesueurii (Fig. 4 und 5), um sich zu überzeugen, wie 
nahe‘ hier‘ die Beschaffenheit der Saugnäpfe mit der geschil- 
derten übereinstimmt. 

Bei dem Mangel einer genauen Definition der zahlreichen 
Arten, welche das eben eitirte, bis auf den heutigen Tag noch 
unvollendete Werk enthält, ist es nicht möglich, die Verwandt- 
schaften des neuen Cephalopoden mit Sicherheit zu ermitteln. 
Nur vermuthen lässt es sich, dass jene anfangs erwähnten 
drei Arten, von denen zwei'bei Ferussae abgebildet sind, dası 
dritte von H: Verany in einem eignen Memoire beschrieben 
worden ist, ihm am nächsten: stehen dürften. Es sind nämlich 
die Zoligopsis Tilesii, Loligopsis guttata (s. Ferussac) und 
Loligopsis Bonplandıl Verany (s. dessen Mem. sur deux nou- 


Ueber einen neuen Cephalopoden. 49 


velles especes de Cephalopodes in Mem. de l’acad. de Turin. 
T.4. 2de ser. !). Ob die Arme dieser Thiere Krallen tragen, 
lässt sich aus den Abbildungen nicht ersehen. Auch findet 
sich in Verany’s Schrift keine Auskunft darüber. Jedenfalls 
aber weicht. der neue Cephalopode von ihnen durch. seine 
mehr gedrungene Gestalt und seine weit nach vorne reichen- 
den Flossen ab. Wie sich auch in der Folge die Beziehun- 
gen dieser vier Arten herausstellen mögen, augenscheinlich 
ist es, dass die Zahl der Arme, bei der sonst ganz naturge- 
mässen Zerfällung der zweikiemigen Cephalopoden (Dibran- 
ehiata) in zwei Hauptgruppen, gar nicht in Betracht kommen 
darf, und dass folglich die für diese Gruppen üblichen Be- 
nennungen (Decapoda und Octopoda) andern weichen müssen. 

Nach Rüppell’s Vorschlage nenne ich das Genus, wozu 
die beschriebene Spezies gehört, Octopodoteuthis, wodurch 
die Zahl der Arme und die Verwandtschaft mit den Loligineen 
ganz zweckmässig bezeichnet scheint, 


Erklärung der Zeichnungen (Taf. 5). 


Fig. 4. Das Thier nach dem Tode, in natürlicher Grösse und 
von der Rückenseite. 

Fig. B. Dasselbe von der Bauchseite. 

Fig. €. Dasselbe in schräg aufgerichteter Stellung, wobei die 
Wülste unter den Augen am deutlichsten erscheinen. 

Fie. D. Einer der grösseren Saugnäpfe im Profil, mit der hin- 
durchschimmernden Kralle. 

Fig. E. Ein kleineres Saugnapf mit der spaltförmigen Oeffnung. 

Fig. F. Stark vergrösserte Kralle. 


") Da das wohlerhaltene Musterthier von Loligopsis (L. Veranii) 
Tentakulararme besitzt, und gerade durch eine unverbältnissmässige 
Länge derselben in die Augen fällt, wie Verany nachgewiesen hat, 
so leuchtet es ein, wie wenig haltbar jene Zusammenstellung erschei- 
uen muss, Doch weist schon Verany selbst auf die Nothwendigkeit 
hin, aus dem von ihm entdeckten Thiere und der Loligops. guttata 
eine eigene Gattung zu bilden. 


Archiv 1, Naturgeschichte, X1, Jahrg. ı. Bd. 4 


50° 


Diagnosen einiger neuen Conchylien. 


Von 


Dr. A. Philippi. 


Die neuen Conchylien-Arten, deren Diagnosen ich hier 
mittheile, da eine zu lange Zeit vergehen dürfte, bis ich im 
Stande bin, sie mit Abbildungen und umständlichen Beschrei- 
bungen bekannt zu machen, sind von meinem Bruder E. B. 
Philippi theils in Peru, Chili, der Magellanstrasse u. $. w. 
selbst gesammelt, theils von ihm von Schiffen erworben, die 
sie in dem Stillen Meer gefunden hatten, oder von Herrn Kin- 
dermann in Valparaiso mir zugeschickt. 

1. Lutraria tenuis Ph. 

L. testa lineari-oblonga, laevi, utringue rotundata et hiante, 
tenuissima, sub epidermide fuscescente alba; extremitate postica 
breviore. Long. 23%”, alt. 112”, erass. 5". 

Patria: Fretum Magellanicum. Gregory-Bay. 

Die Dünnheit der Schale, die glatte, blassbräunliche Epi- 
dermis erinnern zuerst an Solen costatus Say. Die Gestalt 
ist fast genau wie. bei der schmaleren Varietät von L. elliptica, 
allein wenn bei dieser die hintere Extremität länger ist, so 
ist umgekehrt bei L. tenuis die vordere Extremität die län- 
gere. Das Schloss ist ähnlich; bei der Kürze der hinteren 
Seite ist die Mantelbucht auch nur verhältnissmässig kurz, 

Cyamium n. genus. i 

Testa transversa, subinaequilatera, aequivalvis, tenuis, vix 
hians; dentes cardinales in utraque valva duo, dentes late- 
rales nulli; ligamentum duplex, internum in foveola triangulari 
pone dentes cardinales; impressiones musculares duae; sinus 
palliaris nullus. 

Ich kann die hierher gehörige Muschel nur mit Erycina 
Lamk. (ex emendatione Deshayesii) und Kellia Turton (Bor- 
nia Ph.) vergleichen. Von Erycina ist sie verschieden 1) durch 


Diagnosen einiger neuen Conchylien. 51 


den gänzlichen Mangel der Seitenzähne, 2) indem die Grube 
für das innere Ligament hinter, nicht zwischen den Schlöss- 
zähnen steht, 3) durch den Mangel der Mantelbucht, welcher 
andeutet, dass das Thier keine Röhren besitzt. — Von Kellia 
unterscheidet sich Cyamium hauptsächlich durch die deutliche, 
in der Kardinalplatte liegende Grube des Ligamentes, welche 
nicht zwischen, sondern hinter den Kardinalzähnen steht. 


2. Cyamium antarcticum Ph. 

C. testa minuta, oblonga, subtriangulari, utringue rotun- 
data, alba; epidermide tenuissima nitida. Long. 4”, alt. 24”, 
erass. 1%”, 

Patria: Gregory-Bay in Patagonia, frequens. 


3. Kellia bullata Ph. 

K. testa oyato-orbiculari, inflata, Baatics.longinrs, flave- 
scente; dente laterali abbreviato. Long. 32”", alt. 3”, crass. 24", 

Patria: Fretum Magellanieum; Cobija. 

Auffallend ähnlich der Kellia suborbicularis Mont. (— Bor- 
nia inflata) Englands und des Mittelmeeres, jedoch vorn weit 
länger als hinten, und durch die Kürze des hintern Lateral- 
zahnes auch im Schloss verschieden. — Amphidesma physoi- 
des Lamk. No. 16 von Neuholland muss auch sehr ähnlich sein, 


4. Kellia miliaris Ph. 
K. testa minima, ovata, inaequilatera, purpurea, postice 
angustiore, apieibus prominentibus. 
Patria:: Fretum Magellanicum, Eagle-Bay, frequens. 
Genau: so gross und so gefärbt wie Kellia seminulum, 
überhaupt kaum von dieser Mittelmeerischen Art dadurch zu 
unterscheiden, dass sie dunkler gefärbt, hinten etwas länger 
und schmaler ist, und stärker hervortretende Wirbel besitzt. 
Wären die Fundorte beider nicht fast um den ganzen Durch- 
messer unseres Erdballs von einander entfernt, so würde ich 
beide als Varietäten vereinigen. — Lesaea minuta (Venus) 
©. Fabr. Fauna groenlandica ist ebenfalls sehr ähnlich, so wie 
Poronia rubra, 
Osteodesma cuneatum ( Anatina) Gray Spiecil. zool. ist 
auf Ohilo& in einem Exemplar gefunden. 
5. Saricava antarctica Ph. 


S. testa ovato-oblonga, rudi, transversim inaequaliter 
4# 


52 Philippi: 


striata, utraque extremitate rotundata, antice latiore et lae- 
viore. Long. 21”, alt. 11”, crass. 10”. 

Patria: Insulae Chonos infra Chiloe. 

Die Saxicava-Arten sind überaus schwer zu bestimmen, 
und noch schwieriger ist es, ihre Verschiedenheiten in Wor- 
ten anzugeben. Merkwürdig ist es, dass man auf ganz jungen 
Exemplaren ebenfalls die beiden gezähnelten Kiele wahrnimmt, 
welche unserer S. arctica zukommen, welche im nördlichen 
Atlantischen Meer bis Grönland zu Hause ist. Ueberhaupt 
dürfte es beinah unmöglich sein, junge Exemplare beider Ar- 
ten zu unterscheiden. — Die Schlosszähne werden früh ab- 
gerieben. 

6. Saxicava conchotrypa Ph. 

S. testa minuta, oblonga, valde inaequilatera, utrinque 
subtruncata, irregulariter rugosa; cardine edentulo. Long. 34”, 
alt. 14”, crass. 14”, 

Habitat in testa Haliotidis Iridis. - 

Ich habe sieben Exemplare gefunden. Die Gestalt ist 
zwar unregelmässig, aber immer erscheint die vordere Seite 
sehr kurz, Rückenrand und Bauchrand beinah geradlinigt, und 
beide Extremitäten abgestutzt, mit abgerundeten Winkeln. 
Die Oberfläche ist unregelmässig runzelig, und mit einer sehr 
dicken, blassbraunen Epidermis bedeckt. Das Schloss ist 
durchaus zahnlos, schwielig verdickt; das Ligament sehr deutlich. 

Entodesma n. genus. 

Testa bivalvis, transversa, inaequilatera, epidermide crassa 
vestita, subhians; cardo edentulus; ligamentum (cartilagineum) 
internum, in utraque valva prominentiae semilunari, longitudi- 
nali insertum. Impressiones museulares ... 

Durch das zahnlose Schloss und das eigenthümliche, in- 
nere Ligament ist dies Genus sehr ausgezeichnet. Ein beson- 
deres, äusseres, faseriges Ligament scheint gänzlich zu fehlen. 
und seine Stelle durch die Epidermis vertreten zu sein, welche 
zu beiden Seiten der kleinen, spitzen Wirbel von einer Schale 
zur andern übergeht. Wegen des perlmutterartigen Glanzes 
der inneren Schalenseite sind die Muskel- und Manteleindrücke 
nicht zu sehen; ich glaube aber, dass das Thier nicht viel 
von Saxicava verschieden ist, und ebenfalls durch einen Byssus 
sich festsetzt, Ich schliesse dies aus der Unregelmässigkeit 


Diagnosen einiger neuen Conchylien. 53 


der Schale, und aus dem Uınstande, dass ich sie im Innern 
eines Balanus gefunden habe. 
7. Entodesma chilensis Ph. 

E. testa oblonga, antice rotundata, postice angustiore, 
irregulariter rugosa, tenuissima, alba, margaritacea; epidermide 
crassa, flavescente. Long. 44”, alt. 2”, crass. 14”, 

Patria: Insula Chiloe. 

8. Petricola chiloensis Ph. 

P. testa parva, ovata, subtrapezoidea, tumida, longitudi- 
naliter striata. Long. 4”, alt. 3”, erass. 2'”, 

Patria: Chiloe, ad radices Fucorum et in Balano acutis- 
simo. 

Eine kleine Art ohne hervorstehende Kennzeichen. 

9 Donax securiformis Ph. 

D. testa oblonga, fusco-purpurea, albido-radiata, laevis- 
sima; latere postico rostrato, carinis acutis eincto, lineis ele- 
vatis reticulato; margine crenato. Long. 144”, alt. 72”, crass. 5". 

Patria: Nova Zeelandia? 

Durch ihre scharfen Kiele und die Skulptur der hinteren 
Seite ist diese Art sehr ausgezeichnet. Innen ist sie schön 
violett, 

10. Diplodonta inconspicua Ph. 

D. testa subquadrato-orbiculari, solida, tumida, rudi, 
albida; extremitate antica brevissima; ligamento fere totum 
marginem dorsalem occupante. Long. 104”, alt. 94”", erass. 7”. 

Patria: Chiloe, 

Sehr ähnlich der D. rotundata aus dem Mittelmeer, aber 
diekschaliger, rauher von den unregelmässigen Anwachsstrei- 
fen; die Nymphen grösser, das Ligament länger, die Schloss- 
zähne kräftiger. 

411. Cytherea amoena Ph. 

©. testa ovato-oblonga, subcordata, turgida, transversim 
subsulcata, ad umbones fuscescente, caeterum lilacina, radiis 
obseurioribus picta; lunula ovato-lanceolata violacea; area 
nulla; margine integerrimo.. Long. 20”, alt. 144", crass. 10”. 
+ Patria;'Oceanus Pacificus. 

"Die Figur der Venus nebulosa Zool. of Cap. Beechey’s 
Voyage tab. 43. f, 8 sieht aus, als ob sie nach unserer Art 
gemacht wäre, allein sie hat ein ächtes Venusschloss, während 


5A Philippi: 


C. amoena in Beziehung, auf. Schloss, Muskel-, und Mantel- 
Eindrücke fast ganz mit Cytherea Chione übereinstimmt. 
12. Oytherea livida Ph. 

C. testa. ovato-cordata, ‚laevi, polita, livida; apicibus albo 
fuscoque stellatis; Junula cordato-lanceolata, plana, parum cir- 
cumscripta; area non distincta. Long. 32”, alt. 25”, crass. 164, 

Patria: Oceanus Pacificus. 

Unserer Cytherea Chione überaus ähnlich, und vielleicht 
nur Varietät. Die Farbe ist aus Gelb und Violettgrau ge- 
mischt und in der Gegend der Wirbel sieht man. sternförmige 
Zeichnungen, nicht gegliederte Querbinden und unterbrochene 
Strahlen, wie bei C. Chione. 

13. Venus expallescens Ph. 

V. testa ovata, utrinque rotundata, alba, opaca, radiis 
violaceis duobus obsoletis ad apices picta; striis transversis 
irregularibus; ‚lunula compressa, cordata; margine integro, 
Long. 11", alt. 8”, erass. 44”, 

Patria: Chili pars borealis. 

Eine sehr unscheinbare Art, an Gestalt, Schloss, Muskel- 
und Mantel-Eindrücken. sehr mit V, decussata übereinstimmend, 
ohne Spur von Längsstreifen. Beide Extremitäten sind wohl 
abgerundet; die Schlosszähne kräftig; die Mantelbucht spitz 
und reicht bis zur Mitte der Schale. 

14. Venus agrestis Fh. 

V, testa eordato-orbiculari, tumida, solida, alba, suleis 
inerementi irregularibus subscalari, radiatim striata; Junula 
late cordata; area nulla; margine cerenulato. Long. 104”, 
alt. 11", erass, 84", 

Patria: Fretum Magellanicum. 

Wären die Wirbel nicht so stark hervortretend, so würde 
die Schale fast vollkommen kreisförmig sein. Die. Epidermis 
sehr. dünn und hinfällig. Schloss und Muskel-Eindrücke fast 
genau, wie bei V. paphia L. 

45. Cardita elongata Ph. 

C. testa oblonga, transversa, antice abbreviata Ei angu- 
stata, utringue rotundata; costis latis, subsquamosis eirca 7 
in. latere postico, reliquis ‚obsoletis. Long. 21'", alt. 10'", 
erass, 83, 

Patria: Oceanus Paeificus. 


Diagnosen einiger neuen Conchylien. 55 


Die hintere Extremität ist wohl doppelt so: hoch, wie die 
vordere; die Wirbel liegen im fünften Theil der Länge. , Ur- 
sprünglich sind. 18 Rippen da, von denen aber die vorderen 
11 bald ganz undeutlich werden. Die Farbe ist weisslich, 
hinten bräunlich, mit einigen rothbraunen Streifen. 

16. Cardium distortum Ph. 

C. testa minuta subcordata, valde obliqua, angulata, carl- 
nata, albo-fulva; costis planis sublaevibus, suleis angustis 
divisis, in Jatere postico 6, in antico 18—20. Long. 54‘, 
alt. 44”, erass. 44”, 

Patria: Insulae Amicorum. 

Ziemlich viele einzelne Schalen liegen vor; Gestalt, Fär- 
bung und Grösse fast genau wie bei ©. obovale Sowerby 
Conch. Jll. f. 4 (wozu ich keine Beschreibung, auch keine 
Angabe des Vaterlandes kenne); die Sowerbysche Art scheint 
aber weniger gewölbt zu sein, und hat stark gewölbte Rip- 
pen, deren ich in der Figur nur etwa zwölf auf der vordern 
Seite zähle. 

17. Arca Lamarckii Ph. 

A. testa trausversim ovata, postice oblique truncata, ven- 
tricosa, aequivalvis; costis circa 40, laeviusculis, integris, 
sulco angusto divisis. Long. 32', alt. 23'”, crass. 21”. 

Patria: Mare Chinense. 

Gewiss bisher mit Arca Scapha Chemnitz VII. t. 55. f. 548 
verwechselt. Ich glaube es ist die Varietät, deren Rippen 
„völlig glatt sind, und durch keine Linie in der Mitte getheilt 
noch gespalten werden”, deren Chemnitz p. 205 erwähnt, 
allein sie soll kürzer sein und nur einige dreissig Rippen 
haben. Wahrscheinlich ist es auch Lamarck’s A. Scapha var. b 
ecostis pluribus indivisis, natibus minus remotis. Bei gegen- 
wärtiger Art stehen die Wirbel 23“ auseinander. Leider fehlt 
mir eine ächte A. Scapha zur Vergleichung. Als Typus dieser 
Art darf man aber nicht „le grand et bel individu de la Col- 
lection du Museum” nehmen, wie Deshayes will. Denn Arca 
Scapha ist keine neue, von Lamarck erst aufgestellte Art, 
sondern eine alte Chemnitzsche, und man hat kein Recht den 
Chemnitzschen Namen auf eine andere Art zu übertragen. 

19. Pectunculus concinnus Ph. 
P. testa magna, ponderosa, suborbiculari, aequilatera, 


56 - Philippi: 


striis Jongitudinalibus confertissimis scabra et rugis inerementi 
distantibus decussata, rufa, ad marginem cardinalem alba, stri- 
gis angulatis, rufo-fuseis ornata; apieibus incurvis approxima- 
tis. Long. 46”, alt. 443", crass. 32, 

Patria: Oceanus Pacifieus. 

Die Wirbel stehen nur 4“ aus einander; die Area ist 
vertieft, 26‘ lang, 21’ breit. Jede Seite des Schlosses hat 
16 Zähne, der Rand 50 bis 54 Zähne. 


20. Pectunculus miliaris Ph. 

P. testa minima, ovata, valde inaequilatera, fusco -pur- 
purea, concentrice regulariter striata; apieibus acutis, promi- 
nulis; area nulla; margine crenato. Long. -2', alt, 11, 
erass. 1'". 

Patria: Fretum Magellanicum. 

Eine höchst merkwürdige kleine Art, die ich auf den 
ersten Blick für eine junge Modiola trapezina hielt. Sie ist 
so schief, dass die Wirbel im vordern Fünftel der Länge lie- 
gen. Dieselben sind spitz, hervorragend, und liegen dem 
Rande auf, so dass keine Area übrig bleibt! Die Epidermis 
ist nicht in Haare aufgelöst, sondern in Lamellen, die den 
Querlinien entsprechen. Das Schloss besteht jederseits aus 
fünf Zähnen; der Rand ist verhältnissmässig grob gekerbt. — 
Ich habe das Thier aufgeweicht, und den Fuss der Pektunkeln 
mit seiner Grube für den Byssus deutlich erkannt. Die Kie- 
men aber liessen sich nicht erkennen. 


21. Lima pygmaea Ph. 

L. testa minuta, ovata, aequilatera, clausa, suleis regula- 
ribus, undatis, laevibus, in utroque latere obsoletis, sculpta. 
Long. 2‘, alt. 21’, crass, 14”. 

Patria: Fretum Magellanicum. 

Der nächste Verwandte dieser _Art ist die Grönländische 
L. sulcata Leach.! 


22. Pecten australis Ph. wen sw u 
P. testa subaequivalvi, subaequilatera, ovata; radiis 30—-34 
laevibus; interstitiis transverse lamellosis; valva superiore 
rubra, subunicolore; inferiore pallida; auriculis inaequalibus 
eostatis. Alt. 104, diam. 9, crass. 34 
Patria: Insulae Chonos. 


= inne 


Diagnosen einiger neuen Conchylien. 57 


Diese Art hat fast ganz den Umriss, die Zahl der Rippen, 
die Bildung der Ohren wie P. ornatus,, unterscheidet sich 
aber leicht durch folgende Kennzeichen: 1) der Bauchrand 
ist weit stärker gebogen, und beschreibt mehr als einen halben 
Kreis; 2) die Rippen sind alle gleich gross, nicht abwechselnd 
kleiner; 3) dieselben sind vollkommen glatt, nicht schuppig. 

23. Pecten natans Ph. 

P testa subaequivalvi, subaequilatera, ovato-orbiculari; 

costis planatis, in junioribus 25, in adultis circa 50, alternis 


‚minoribus; costis interstitiisque laevibus. 


var. @) minor, tenuissima pellucida, 15’ alta, 131“ Jata, 
44'" crassa. 

var. ß) major, solidior, costis 50; 25’ alta, 231” lata, 
84 crassa. 

Patria: Fretum Magellanicum, Messier-Canal, Smith-Canal. 

Diese Art ist dadurch merkwürdig, dass sie frei herum- 
schwimmt, in den grossen Massen des Riesentanges. ‘Mein 
Bruder schreibt hierüber: „es ist dies vielleicht die einzige 
Muschel, die willkührlich schwimmen kann, was mich nicht 
wenig in Erstaunen setzte, und manche zu ergreifen verhin- 
derte. Das Thier in dieser dünnen Schale ist sehr klein, und 
bei der geringsten Bewegung, die man dem Fucus mittheilt, 
auf welchem sie in grosser Tiefe sitzen, lassen sie los, öffnen 
die Schalen, und schliessen sie mit grosser Gewalt. Hierdurch 
schiessen sie dahin, indem das Wasser an der Stelle aus- 
strömt, wo die Schale sonst für den Austritt des Byssus offen 
ist und dadurch die Muschel in der entgegengesetzten Rich- 
tung nach vorn treibt. Will man daher der Muschel habhaft 
werden, so muss man ganze grosse Büsche schnell herauf- 
holen; man findet dann immer eine Partie in denselben, 
Uebrigens fand ich diese Muschel nur an zwei Stellen, wo 
das Meer nie unruhig werden kann.” 

Die Färbung ist verschieden: einige sind fast ganz farb- 
los, andere gelblich, selbst braun auf der obern Schale, andere 
haben auf farblosem Grunde mehrere gelbe oder braune Rippen. 

24. Terebratula eximia Ph. 
"  T. testa maxima, subrhombeo-orbiculari, laevi;  valva 
ulräque aequaliter gibba, dorsali medio demum elevata, eleva- 
tione biangulata; margine frontali sinuato; sceleto interno 


58 Philippi: 


formato e lamellis duabus, versus frontem arcuatim diductis, 
deinde adscendentibus et fere usque ad apicem recurrentibus, 
ibique conjunctis. Alt. 30”, latit. 28”, erass. 454%, 

Patria: Fretum Magellanicum, Port Famine in profundi- 
tate eirca 50 pedum. 

Diese Art dürfte leicht die grösste lebende Terebratel 
sein, und in dieser Beziehung selbst nur von wenigen fossilen 
Arten übertroffen werden. Die Ventralschale bildet am Schloss 
einen sehr stumpfen Winkel, und ist ziemlich deutlich fünf- 
seitig; von den fünf Seiten ist die zwischen den Falten ein- 
gefasste Basis die kleinste. Die Oefinung ist verhältnissmäs- 
sig gross, die Deltidien durch eine senkrechte Linie geschie- 
den oder sektirend. Das innere Gerippe ist sehr entwickelt, 
nach der Figur bei Chemnitz zu urtheilen, dem von T. dor- 
sata ähnlich, aber ohne mittlere Scheidewand: jedoch verläuft 
in-der Mittellinie eine erhabene Leiste bis zur halben Länge. 
— Die Farbe ist bräunlich gelb. 

25. Terebratula lupinus Ph. 

T. testa laevi, orbiculato-rhombea, marginibus cardinalibus 
elongatis; valva utraque aequaliter gibba, dorsali obseure ca- 
rinata; margine frontali vix flexuoso; sceleto interno elamella 
mediana adscendente, lamellisque horizontalibus a centrali ad 
dentem cardinalem porrectis, formato. Alt. 63”, latit. 62, 
crass. 3", 

Patria: Insulae Chonos. 

Die Gestalt ist bei dieser Art so verschieden, dass ich 
sie kaum in die Diagnose aufnehmen konnte. Kleine Exem- 
plare sind schmal, eiförmig, und zeigen keine Spur des Rük- 
kenkieles; der Schnabelwinkel ist sehr spitz. Die grösseren 
haben dagegen einen überaus stumpfen Schlosswinkel, und die 
Seitenränder und der Stirnrand fliessen in eine einzige halb- 
kreisförmige Linie zusammen. Die Oefinung des Schnabels 
ist’mässig gross, noch im Alter sind die Deltidien vollständig 
getrennt. Die mittlere Platte des inneren Gerippes steigt von 
der Mitte an stark nach oben und nach vorn in die Höhe; 
jederseits ist eine gebogene dünne Lamelle, welche diese Mit- 
telplatte mit dem Schlosszahn verbindet, und bevor sie den- 
selben erreicht, nach oben in eine Spitze ausgezogen ist. Die 
Farbe ist ziemlich rein weiss. 


nn 


Diagnosen einiger neuen Conchylien. 59 


26. Terebratula rhombea Ph. 

T.. testa. subrhombea plicata; ‚valva dorsali convexiore, 
medio in‘ jugum satis: angustum ‚elevata, ventrali medio' de- 
pressa; plieis diehotomis, demum sex in jugo mediano, 15—16 
in lateribus; sceleto interno. e, lamella mediana adscendente 
et utrinque .e Jamella dupliei, recurrente formato. Alt. 104”, 
latit. 10%, crass. 43". 

Patria: Fretum Magellanicum ad Port Famine. 

Die Gestalt stellt beinah vollkommen eine Raute vor, 
deren einer spitzer Winkel vom Schnabel gebildet wird, wäh- 
rend.den andern der Stirnrand abschneidet. Die Deltidien 
sind vollkommen getrennt. Das innere Geripp ist. ähnlich, 
wie. bei T. lupinus, allein die Seitenlamelle ist doppelt, eine 
über der andern, übrigens nicht wohl mit Worten kurz zu 
beschreiben. Die Farbe ist schmutzig weiss. 


27. Chiton argyrostictus Ph. 


Ch. margine laevi, valvis laevibus, subcarinatis; areis la- 
teralibus a mediana unice serie punetorum impressorum, ar- 
genteorum distinctis. Long. 43”, latit. 3%, 

Patria: Fretum Magellanicum. 

Durch die eigenthümlichen eingestochenen, im Grunde 
silberglänzenden Punkte, welche an die ähnliche Bildung bei 
einigen Carabus erinnern, ist diese kleine Art hinlänglich zu 
unterscheiden. An den beiden Endvalven stehen dieselben in 
mehreren concentrischen Reihen. Die Färbung varüirt, vor- 
herrschend ist die braunrothe Farbe; bei einem Exemplar 
sind weissliche Flecke und Querbinden, bei einem anderen 
Längsbinden. 


28. Patella hyalina Ph. 


P. testa oblonga, parum convexa, tenuissima, pellueida, 
extus flavescente, intus argentea, obsoletissime costata; apice 
reeurvo submarginali. Long. 16‘, latit. 143%, alt. 34, 

Patria: Fretum Magellanicum, in fucis. 

Die Spitze, welche fast unmittelbar dem Rande aufliegt, 
zeichnet diese Art sehr aus, welche sonst der P. eymbularia 
‚Lam, sehr nahe kommt, Sie, hat ebenfalls ein paar schwach 
erhabene Längslinien,. welche den Rand schwach gekerbt 
machen. 


60 Philippi: 


29. Patella Cymbium Ph. 

P. testa ovato-oblonga, grisea, tenui, subcostata, apice 
recurvo, margini fere incumbente. Long. 12°, latit. 17, 
alt. 74". 

Patria: Fretum' Magellanicum. 

Diese Art ist’ der P. hyalina sehr ähnlich, aber weit dick- 
schaliger und etwas deutlicher gerippt. Ich habe sie erst für 
Lamarck’s P. cymbularia gehalten, und es stimmen namentlich 
die Worte Lamarck’s testa — ceinereo-coerulescente, intus 
argentea sehr wohl, auch stimmt die Abbildung der P. eym- 
bularia, welche Blainville Malac. t. 49. f. 6 giebt, sehr gut, 
allein Herr Chenu hat in Delessert’s Recueil tab. 23. f. 8 eine 
sehr deutlich gerippte Art abgebildet, welche einen fast kupfer- 
rothen Wirbel hat, und innen ebenfalls zum grössten Theil 
metallisch rothgelb, aber nicht silberweiss ist. Hat H. Chenu 
auch hier eine andere Art als die Lamarcksche unter dem 
Lamarckschen Namen abgebildet, wie er sich dies öfters hat 
zu Schulden kommen lassen? und ist unsere Art die Lamarck- 
sche P. cymbularia? 

30. Patella vitrea Ph. 

P. testa ovato-oblonga, tenuissima, pellueida, grisea; um- 
bonibus elevatis, compressis; apice cupreo, antice incurvo. 
Long. plerumque 14’, lat. 9, alt. 43". 

Patria: Fretum Magellanicum in fucis, frequens. 

Einzelne Exemplare sind um ein Drittheil grösser. Die 
Farbe ist mehr oder weniger grau, ins Gelbe und Braune 
fallend, die Wirbel immer schön rostfarben, metallisch glän- 
zend. Sie stehen weit nach vorn in der grössten Höhe der 
Schale. Bei ganz alten Exemplaren sind aussen ein paar er- 
habene Linien, denen innen vertiefte Linien entsprechen, wo- 
durch der Rand schwach gekerbt wird, wie bei der vorigen 
Art. Stellt man ''sie auf den Tisch, so berührt sie denselben 
nur mit den Seiten. — Einzelne Individuen sind breiter und 
flacher. 
31. Fissurella nigra Ph. 

F.testäl ovato-oblonga, satis depressa, nigra, costulis fre- 
‘quentissimis  radiantibus, inaequalibus,  striisque 'inerementi 
elevatis sculpta; foramine oblongo,' horizontali, submediano; 
margine erenulato. Long. 20“, lat, 12, alt. 5'*. 


Diagnosen einiger neuen Conchylien. 61 


Patria: Chili. 

Durch ihre Färbung und den gekerbten Rand ist diese 
Art sehr leicht von den ähnlichen chilesischen zu unterschei- 
den. Die Rippen und ebenso die Anwachsstreifen treten bald 
stärker bald schwächer hervor, so dass die Schale bald sehr 
rauh, bald ziemlich glatt ist. Grösse, Umriss und Höhe sind 
ähnlich wie bei F. oriens Sow.; das Loch aber kleiner, etwas 
mehr nach hinten gestellt, und von einem horizontalen 
weissen Rande umgeben. 

32. Fissurella australis Ph. 

F. testa oblonga, elliptica, depressa, laeviuscula, fusce- 
scente, purpureo radiata, lineis radiantibus confertissimis striis- 
que inerementi sculpta, lateribus incumbente; foramine oblongo, 
majuseulo, subcentrali; margine tenuissime erenulato. Long. 
16”, latit. 9, alt. 24”, 

Patria: Fretum Magellanicum. 

Die Skulptur ist wie bei einer jungen F. oriens, mit der 
sie auch die Färbung gemein hat, allein sie ist sehr leicht zu 
unterscheiden. Sie ist nämlich viel dünnschaliger, an beiden 
Extremitäten gleich breit, und etwas in die Höhe gebogen, 
so dass die Schale, wenn man sie auf eine Tafel legt, dieselbe 
nur mit den Seiten berührt, während bei F. oriens das Ge- 
gentheil Statt findet. Wenn die hellen Zwischenräume zwi- 
schen den purpurnen Strahlen verschwinden, entsteht eine 
entfernte Aehnlichkeit mit F. nigra, die sich jedoch sogleich 
durch die schmälere hintere Extremität, die weit gröbere 
Skulptur, die groben Kerben des Randes etc. unterscheidet. 

33. Fissurella alba Ph. 

F. testa parva, ovato-oblonga, satis convexa, omnino alba, 
sublaevi, lineis sc. impressis radiantibus confertis, striisque in- 
erementi sculpta; foramine oblongo, subcentrali; extremitatibus 
incumbentibus. Long. 104”, lat. 63, alt. 31. 

Patria: Fretum Magellanicum. 

Sollte dies ein Blendling von F. oriens sein? Es liegen 
zwei ganz gleiche Exemplare vor, die sich freilich fast allein 
durch die rein weisse Färbung so wie durch etwas grössere 
"Höhe und Breite unterscheiden. 

uud 34. Calyptraeu decipiens Ph. 
©. testa parva, conica, pellueida, laevi, alba, epidermide 


62 Philippi: 


fuscescente; laminae internae horizontalis margine" subrecto, 
simplici. diam. 5‘, alt, 2". 

Patria: Fretum Magellanieum. 

Von oben betrachtet nur durch die deutlichere, stärkere 
Epidermis von ©. sinensis L. (vulgaris Ph.) des Mittelmeeres 
zu unterscheiden, so wie man sie aber umdreht, durch die 
abweichende Bildung der innern Lamelle sehr verschieden, 


35. Calyptraea costellata Ph. 

C. testa conica, albida, costis radiantibus sculpta; epider- 
mide caduca; vertice centrali; subtus concava; lamina arcuata 
et margine columellari reflex.. Diam. 94, alt. 43, 

Patria: Fretum Magellanicum, 

Es ist nicht unmöglich, dass diese Art eine blosse Varie- 
tät von C. radians Desh. ist; sie unterscheidet sich hauptsäch- 
lich durch den nach aussen umgeschlagenen Columellarrand 
der innern Platte. 


36. Helix (Nonina)-P feifferi Ph. 

H. testa orbiculato-convexa, subumbilicata, laevi, superne 
tenuissime plicatula, nitidissima, cinnamomea, unicolore; an- 
fractu ultimo tereti; spira obtusa, labro acuto. Diam. 15“, 
alt. 84°, anfr. 63. 

Patria: China. 

Gegenwärtige Art hält das Mittel zwischen 4. citrina L. 
und ZH. cinnamomea Val. Guerin Mag. Zool, t. 116. f. 1. Sie 
hat ganz die schöne, zimmtbraune Färbung von dieser, die 
nur unten blasser wird, allein sie ist um ein Drittel grösser 
und hat ein weit stärker erhabenes Gewinde, Auch ist H. 
cinnamomea, wie H. citrina, sehr fein und unregelmässig ge- 
streift, während unsere Art ganz glatt, aber sehr fein, flach 
und dicht gefaltet ist. H. eitrina unterscheidet sich durch ‚die 
Färbung, die Skulptur, eine Andeutung von Kiel auf der letz- 
ten Windung, eine Windung weniger etc. 


37. Bulimus bivittatus Ph. 
B. testa oblonga subturrita, rufa, fasciis binis albis utrin- 
que ad suturam ornata; apice obtuso: apertura ovata, dimi- 
diam spiram aequante; columella recta, simplice; labro sub- 
reflexo, roseo. Alt. 23°, diam. 11’, 
Patria: Sylvae Peruanae. 


Diagnosen einiger neuen Conchylien. 63 


Diese Art hat ziemlich die Gestalt von B. Taunaisii Per., 
auch die stumpfe Spitze mit kanalartigen Näthen, allein ein 
längeres Gewinde, tiefere Näthe, und eine gerade, nicht ge- 
drehte Columella, der Unterschiede in der Färbung nicht zu 
gedenken. 

38. Auricula triticea Ph. 

A. testa minuta, ovato-oblonga, laevi, castanea; spira ex- 
serta acuta; columella biplicata, plieis parum eminentibus; 
labro simpliei, intus quinquedentato. Alt. 4“, diam. 2‘. 

Patria: China? 

Die Gestalt ist genau wie bei A. nitens, ebenso die Fär- 
bung, allein die Kennzeichen der Mündung unterscheiden sie 
sehr leicht, abgesehen von der geringeren Grösse und vom 
Vaterland. 

39. Limnaeus sandwicensis Ph. 

L. testa parva, ovato-oblonga, imperforata, rufo-cornea; 
spira acuta, plerumgne truncata; anfractibus convexis; apertura 
ovata, spiram integram superante. Alt. 4, diam, 24”. 

Patria: Insulae Sandwich, Oahu. 

Dieser Limnaeus ist unter den Europäischen Arten allein 
mit L. pereger var. minor zu vergleichen, aber weit schlan- 
ker, fast von der Gestalt einer Suceinea: die Eigenschaft der 
Wirbel gern abzubrechen, so dass nur 2 Windungen biswei- 
len übrig bleiben, kenne ich an keinem anderen Limnaeus. 

40. Neritina aspera Ph. 

N. testa semiglobosa, fusca, rugis longitudinalibus flexuo- 
sis striisque tenuissimis longitudinalibus et transversis sculpta; 
anfractu ultimo superne planiuseulo, subangulato, ad angulum 
subspinoso; spira erosa planiuscula; labio albo denticulato. 
Alt. 74", latit. 94. 

Patria: China? 

Durch eine sehr merkwürdige Skulptur ist diese Art aus- 
gezeichnet. Die Runzeln verlaufen nicht gerade, sondern hin 
und her, oft regelmässig eine Zeit lang im Ziekzack, und sind 
unter der Lupe von feinen Längslinien und noch zarteren 
Querlinien gegittert. Die Farbe ist braun, doch scheinen 
helle, grünlich gelbe, schuppenförmige Flecke durch, und bei 
einem Exemplar zwei helle Querbinden. Die Mündung ist 
genau wie bei N. brevispina, 


64 Philippi: 


41. Neritina eirrata Ph. 

N. testa transversim ovata, tenuiter striata, fusco- nigri- 
cante; apertura aurantiaca; Jabio plano, dentieulato; canali 
labri producto, supra spiram reflexo, eamque omnino oceul- 
tante. Alt. 104, diam. 131, 

Patria: China? 

Diese Art verdient weit mehr den Namen N. canalis, als 
jene, welche Sowerby so benannt hat, mit der sie sonst sehr 
übereinstimmt. Der Kanal nämlich hört nicht in einiger Ent- 
fernung von der Spira auf, einen erhöhten Rand um die Nath 
bildend, sondern er bildet einen spiralförmig gedrehten Zipfel, 
der die Spira völlig versteckt. 

42. Neritina bicanalis Ph. 

N. testa transversim ovata, tenuiter striata, fusco -nigri- 
cante; apertura aurantiaca; labio plano, denticulato; canali 
labri producto, aurieulis duabus terminato; carina ab 
auricula superiore ad apicem spiraliter dueta. Alt. 74%, 
diam. 94. 

Patria: Insulae O-Taiti; misit el. Largillier. 

Auch diese Art ist der N. canalis Sow. äusserst ähnlich, 
aber durch das zweizipfelige Ende des Kanals der Ober- 
lippe sehr ausgezeichnet. 

43. Rissoa bidentata Ph. 

R. testa turrito-conica, obtusa, lactea, laevissima; anfra- 
ctibus planiusculis, superioribus oblique plicatis; aper- 
tura oblonga, subeflusa; Jabro incrassato, intus bidentato. 
Alt. 22, diam. 18 

Patria: Insulae Amicorum. 

Kann nur mit R. tridentata Mich. verglichen werden, 
welche aber keine Falten auf den oberen Windungen hat. 

44. Natica atrocyanea Ph. 

N. testa ovato-globosa, sub strato tenui albo-glaucescente 
atrocyanea; anfractibus teretibus; spira elata; umbilico aperto; 
faucibus atropurpureis. Alt. 17‘, diam. 16, alt. aperturae 12, 

Patria: Fretum Magellanicum. 

Die sehr. stark gewölbten Windungen, die hohe. Spira, 
das dünne Oberkleid, welches auf den obern Windungen leicht 
verloren geht, die dann dunkel blauschwarz erscheinen, die 
dunkle Färbung des Schlundes zeichnen diese Art sehr aus. 


Diagnosen einiger: neuen Conchylien. 65 


45. Natica patagonica Ph. 

N. testa ventricosa, globosa, laeviuscula, substriata,;lactea; 
anfractibus convexis, sutura profunda divisis; umbilico ‚aperto. 
Alt. 153°, diam. 153“, apert. 11 alt. 

Patria: Fretum Magellanicum. 

Die Gestalt ist fast genau wie bei N, monilifera,, nur ist 
das Gewinde ein weniges höher, die "Windungen stärker, die 
Nath tiefer. Auch ist die Oberfläche durch die Anwachsstrei- 
fen rauher. 

46. Natica acuta Ph. 

N. testa ovato-conica, acuta, lactea, nitida; umbilieo satis 
magno, aperto; labio valde calloso: Alt. 8,  diam. 74%, 
alt. apert.' 54, 

Patria: Fretum Magellanicum. 

Die Gestalt hält das Mittel zwischen N. mammilla und 
eonica; der Nabel ist aber weiter offen, 

47. Natica impervia Ph. 

N. testa ovato-globosa, laeviuscula, lactea; anfractibus pa- 
rum convexis, umbilico 'a callo semicirculari labii omnino 
clauso. Alt. 5, diam. 42, alt. apert. 34”, 

Patria: Fretum Magellanicum. 

Die am nächsten verwandte Art ist ‚N..consolidata Couth. 
(die ich auch unter dem Namen N. elausa Brod. bekommen 
habe); allein unsere Art ist nicht so breit, die letzte Windung 
ist oben nicht flach, und setzt nieht so sehr ab; endlich ist 
das Gehäuse milchweiss mit einer dünnen, hellgelblichen Epi- 
dermis bedeckt. 

48. Scalaria magellanica Ph. 

Se. testa turrita, imperforata anfractibus rotundatis; costis 
eirca 15 obliquis, basi carina junetis; Jineis impressis 6 in in- 
terstitiis.. Alt: 94, diam. 44, diam. aperturae 24. 

- + Patria: Fretum- Magellanieum. 

Sealaria australis Lamk. von Neuholland hat weit schwä- 
cher gewölbte Windungen, nur. etwa zehn gerade, Rippen 
und glatte Zwischenräume; Se, groenlandiea ist. ‚nicht so 
schlank, hat unten keinen: Kiel, und ebenfalls. weit flachere 
Windungen. 

49. Trochus nudus Ph: 
Tr. testa conica, imperforata, tenuissima, laevissima, albida, 
Archiv 1. Naturgesch,. X1, Jahrg. 1. Bd. 5 


66 Philippi: 


iridescente; anfractu ultimo angulato, angulo subtus‘marginato, 
apertura rliombea, Altı 6", diam! 53, diam.'apert. Fr 

Patria: Fretum Maägellanieum. 

Die acht Windungen sind ‚schwach gewölbt, fast eben, 
überhaupt der ganze Habitus fast'genau wie bei Tr. 'conulus. 
Die dünne, irisirende, weissliche, durchsichtige Schale ist wie 
bei Margarita beschaffen, oder‘ ‘wie manche‘Trochus' aussehen, 
wenn ihnen das ‘äussere Farbenkleid durch Säuren ' abge- 
zogen ist. 

60. Trochus (Margarita?) lineatus Ph. 

Tr. testa imperforata, magna, solida, depresso -eonica, 
laevissima, ceinerea, fasciis albis, lineisque fuscis frequentissimis 
cineta; regione umbilici alba. Alt. 10, diam. 104”, alt. 
obliqua apert. 5", latit. 3. 

Patria:'Fretum Magellanicum. 

Wegen ihrer grossen Analogie mit Margarita: taeniata 
Sow. Conch. J1l. muss man diese Art wohl auch in die Ab- 
theilung Märgarita bringen, ungeachtet sie weit dickschaliger ist. 

651. Monodonta lactea Ph. 

M. testa minima, subglobosa, umbilicata, lactea; anfraeti- 
bus superioribus seriebus tribus, ultimo seriebus 9—10 gra- 
nortum cinctis; suturis profundis; margine umbiliei integro; 
inargine columellari versus basin denticulo instructo, superne 
haud soluto. Alt. 14“, diam. 13% 

Patriä: Insulae Amicorum. 

Die dicke Aussenlippe, der Zalın der Columella beweisen, 
dass diese kleine, zierliche Art ausgewachsen ist. 

52. Cerithium pullum Ph. 

C. testa minuta, subulato -turrita, rufeseente; anfractibus 
parum convexis, seriebus transversis nodulorum 'in’anfractibus 
omnibus tribus, quibus accedunt in anfractu ultimo cingula 


duo laevia; canali brevissimo, distinete exeiso. Alt. 4”. 


diam. 14, 

Patria: Fretum Magellanicum. 

Grösse, Gestalt, Färbung hat diese Art mit ©. Lima ge- 
meih, unterscheidet sich aber leicht durch folgende Merkmale: 
4) sind die Windungen im Verhältniss zur Höhe breiter; 
2) haben sie nur drei Knotenreihen; 3) ist der Kanal noch 
kürzer ‚und tief ausgeschnitten, während bei ‘CO, Lima 


] 
| 


Diagnosen einiger neuen Conchylien. 67 


gar kein Ausschnitt, sondern nur eine schwache Ausbiegung 
vorhanden ist. 


53. Cerithium exiguum Ph. 

©. testa minuta, ovato-oblonga, alba vel rufo-nebulosa, 
tenuissime transversim striata; anfractibus superne marginatis, 
medio serie tubereulorum minutorum coronatis; ultimo serie- 
bus tribus nodulorum obsoletis; cauda brevissima. Alt. 24, 
lat, 11%, 

Patria: Insulae Amicorum. 

Gestalt und Mündung sind wie bei C. litteratum, Morus 
ete,, der Wulst der Nath ist auf der letzten Windung knotig, 
wofür die drei andern Knotenreihen fast verloschen sind. 


54. Cerithium diminutivum Ph. 

C. testa minuta, turrita, plerumque alba, rufo nebulosa; 
anfractibus planiusculis, interdum medio tuberculatis ; Jineis 
elevatis confertis, transversis; canali brevissimo. Alt. 33”, 
diam, 11, a 

Patria: Insulae Amicorum. 

Diese kleine Art ist ziemlich veränderlich: bald hat sie 
keine Spur von Knoten, bald eine Reihe deutlicher spitzer 
Knötchen auf der Mitte jeder Windung, ‚bald unregelmässige, 
flache, Varix ähnliche Wülste. Die einzige ähnliche Art, C. 
zebrum (sic!) Kiener t. 25. f. 4 hat Längslinien, welche die 
Querlinien schneiden und Körner hervorbringen, von. denen 
unserer Art jede Andeutung fehlt, 


55. Fusus cancellinus Ph. 

F. testa fusiformi, albida; anfractibus convexis; costis 
eirca 16, suleisque eirca 12, in ultimo anfraetu eirca 24; cauda 
producta; apertura ovato-oblonga, cum canali spiram’aequente; 
labro intus inerassato, dentato. Alt. 17, lat. 9“, alt. apert. 9. 

' Patria: Fretum Magellanieum. 
An alten Exemplaren kann man zweifelhaft sein, ob man 
die Schale gefurcht oder gereift nennen soll, indem die Zwi- 
_ sehenräume zwischen den Furchen stark gewölbt sind, an den 
jüngeren Individuen, dass die Schale von vertieften’ Linien 
durchzogen ist. Der Kanal ist fast so lang wie: die Mündung 
selbst, und dureh eine hervorstehende Ecke des Columellar- 
randes deutlich abgesetzt. Die Färbung ist iinen violett. 
5% 


68 Philippi: 


56. Fusws:decolor Ph. 

F. testa ovata, subfusiformi, albida, intus purpurea; an- 
fractibus valde convexis; costis 16—19, in anfractu ultimo 
evanescentibus; lineis impressis transversis circa 6—8, supre- 
mis obsoletis, in anfractu ultimo demum 18; cauda brevissima; 
apertura ovata, patula, spiram superante. Alt. 15“, diam. 11”, 
alt. apert. 9", 

Patria: Fretum Magellanieum, insulae Chonos. 

Alle Exemplare sind fast ganz der oberflächlichen Scha- 
lenschicht, selbst noch bei Lebzeiten des Thieres beraubt, wie 
dies in den dortigen Meeren vielen Conchylien: Natica atro- 
cyanea, Murex lamellosus magellanieus, Buccinum paytense 
etc. zu geschehen pflegt. Die Skulptur ist ähnlich wie bei 
der. vorhergehenden Art, allein die vertieften Linien sind ent- 
fernter, die Zwischenräume stets eben, die Rippen auf der 
letzten Windung verschwunden, das ganze Gehäuse sehr viel 
breiter etc. Wegen des kurzen Kanals könnte man diese Art 
mit demselben Recht zu Buccinum bringen, 

57. Turbinella spinosa Ph. 

T. testa parva, ovato-fusiformi, acuta, transversim striata; 
anfractibus costulatis; superioribus medio serie unica nodorum 
acutorum, ultimo seriebus duabus vel tribus nodorum armato; 
apertura spiram aequante; plieis columellae obsoletis. Alt. 
414, diam. 8, 

Patria: China. 

Es sind auf jeder Windung etwa zehn Rippen, die in der 
Mitte der obern Windungen eine Reihe zusammengedrückter, 
durch Kiele verbundener, spitzer Knoten haben. Die letzte 
Windung hat zwei solcher Knotenreihen, und unterhalb noch 
mehrere erhabene Quergürtel, die zum Theil auch knotig- sind. 
Die Farbe ist weiss mit drei braunen Querbinden, von denen 
die oberste, auf den obern Windungen allein sichtbare, an die 
Nath gränzt und oft verloschen ist; die zweite liegt unmittel- 
bar unter .der zweiten Knotenreihe. Die Mündung ist vio- 
lett; ‚die Aussenlippe ist innen gefurcht, die Innenlippe hat 
drei schwache Fältchen. 

58, Buceinum patagonicum Ph. 

B. testa oblonga, fusiformi, laevissima, superne purpurea, 

demumflaya, lineis transversis rufis pieta; anfraetibus con- 


ui, 


Diagnosen einiger neuen Conchylien. 69 


vexiuseulis, supremis obsolete plicatis; apertura ovata, spiram 
aequante; labro superne subsinuoso. Alt. 11“, diam. 63", 
alt. apert. 6". 

Patria: Fretum Magellanieum. 

Diese Art hat fast ganz genau Grösse und Bildung von 
B. lineolatum Kien. Fig. 3 und unterscheidet sich fast allein 
durch die Färbung. Die obern Windungen sind dunkel vio- 
lett-braun, die letzte innen und aussen gelblich. Die braun- 
rothen Querlinien sind etwa 12, unregelmässig, einzelne stel- 
lenweise verloschen. — Auch mit Fusus plumbeus Phil. Ab- 
bildungen Heft V. findet eine sehr grosse Verwandtschaft Statt, 
nur ist unsere gegenwärtige Art breiter, die Falten der obern 
Windungen sind kaum angedeutet, die Färbung ist anders. 
59. Buccinum taeniolatum Ph. U 

B. testa oblongo-conica; anfractibus parunı convexis, ad 
suturam marginatis costis confertissimis obliquis seulptis, lineis- 
que vix elevatis, (circa 6), rufo-fuseis in fundo pallido pictis; 
apertura ovato-oblonga, spiram haud aequaute; labro intus 
sulcato. Alt. 74, diam. 44”, alt.“apert. 4. 

Patria: Insulae Chonos. . 

In Grösse, Gestalt, Bildung der Mündung stimmt diese 
Art mit B. cornieulum Olivi wohl überein, ist jedoch bauchi- 
ger, die Mündung daher oben nicht so spitz, und durch die 
Rippen und Färbung sehr ausgezeichnet. Die letzte Windung 
hat 12 erlıabene Querlinien. 

60. Balanus acutissimus Ph. 

B. tubo subeylindrico, pallide roseo, epidermide? flava 
vestito, laevi; areis prominentibus tenuiter in longum striatis; 
areis depressis latis nitidissimis, transverse tenuissime striatis; 
opereuli valvis postieis laevibus, longissime unguicılatis, 
antieis eingulis transversis striisque longitudinalibus confertis- 
simis seulptis. Alt. 15, diam. baseos 12’, apert. 74, 

Patria: Insulae Chonos, ubi frequens. 

In grossen Massen zusammengewachsen, doch‘ trennen 


sicli die einzelnen Individuen leicht von einander. Der erha- 


‚bene Theil der Klappen ist sehr scharf von dem vertieften 
Theil abgesetzt, unregelmässig, sonst nur überaus fein gestreift. 
Auflallend ist die Glätte und der Glanz des vertieften Theiles. 
Das dünne gelbliche Häutchen, welches fast alle Individuen 


70 Philippi: 


überzieht, und leicht losgeht, scheint eine wahre Epidermis 
zu sein. Am Deckel, der meinen Erfahrungen zufolge die 
besten Merkmale zur Unterscheidung der Balaniden abgiebt, 
sind die Jangen, dünnen, klauenförmigen Spitzen der: hinteren 
Klappen besonders auffallend, von denen ich den Namen her- 
genommen. 


61. Balanus suleirostris Ph. 


B. tubo conico, pallide roseo, laeviusculo; areis depres- 
sis profundis, filiformibus; apertura angusta; operculo py- 
ramidali, obtuso, valvis anticis medio sulco lato, profundo 
seulptis. Alt. 12°, diam. 12, plerumque minor. 

Patria: Chili, frequentior et major in Freto Magellanico. 

Durch die Bildung des Deckels sehr leicht zu unter- 
scheiden. Weit gemeiner ist im südlichen Chili eine Art, 
welche ich für 2. Zaevis Brg. halte (leider kann ich die Enc. 
meth. nicht nachsehen), und dem 2. swleirostris sehr ähnlich 
sieht. Sie wird grösser und diekschaliger, hat eine grössere 
Oefinung, der Deckel ist etwas spitzer, und die vordern Rlap- 
pen desselben haben zwei schmale Längsfurchen. Ran- 
zani nennt in seiner bekannten Abhandlung die Klappen des 
Deckels: oblique striatas, was nicht passt, giebt aber als Va- 
terland des B. laevis auch das Meer von Chili an. Hat die 
Brasilische Art wirklich einen andern Deckel, als die Chile- 
nische? Dann giebt es in den Süd-Amerikanischen Meeren 
drei sehr ähnliche Arten, welche alle drei sehr schmale ver- 
tiefte Räume zwischen den hervortretenden Feldern der Röh- 
renklappen haben. 


62. Ohthamalus ehilensis Ph. 


Ch. tubo convexo -conico, pallide roseo, radiis elevatis 
longitudinalibus confertissimis sculpto; areis depressis angu- 
stissimis,, filiformibus; apertura angustissima; operculo 
pyramidali, valvis transverse striatis, lineis reetis divisis. 

Patria: A Valparaiso usque ad Fretum Magellanicum. 

Gewöhnlich nur 4“ im Durchmesser, und 14“ hoch, kann 
jedoch ‚auch 7“ im ‘Durchmesser und 5“ Höhe ‘erreichen. 
Auffallend ist die enge Mündung. Je älter das Individuum, 
umso mehr treten die Strahlen hervor und zeigen nach unten 
sägezahnartig hervorstehende Absätze in Folge des Wachs- 


Diagnosen einiger neuen Conchylien. 71 


ihums. Am nächsten damit verwandt ist Chth. punctatus 
(Balanus) Anglorum non Lamk. von Helgoland, England !) etc. 
63. Chthamalus glabratus Ph. 

" Chth. tubo conoideo, tenui, laevi, griseo; areis depres- 
sis Jatiusculis, parum distinetis; a ebhineis; operculo 
plano, laevi, valvis postieis minimis, ab anticis linea-sinuata 
divisis. 

Patria: Chili. 

Ich besitze ein grosses und ein kleines Exemplar; erste- 
res ist fast 11“ im Durchmesser gross und 6‘ hoch, unregel- 
mässig. Auffallend ist die Dünne und Glätte der Schalen; 
die einzelnen Valven der Röhre sind durch geradlinigte Näthe 
getrennt. 

64. Chthamalus australis Ph. 

Chth. tubo depresso, conico, griseo, radiatim sulcato; 
areis depressis satis angustis et profundis; suturis serratis; 
operculo plano, valvis posticis minimis, ab antieis linea 
bisinuata divisis. Diam. 6‘, alt. 14, 

" Patria: Fretum Magellanicum. 


') Jede einzelne Valve der Röhre hat etwa 3 Furchen, und oft 
sind parallele, erhabene, sehr zierliche Anwachsstreifen vorhanden. 
Sehr ähnlich ist Chth. depressus (Balanus) Poli aus dem Mittelmeer. 


12 


Ueber die auf den Sunda - Inseln lebenden un- 
| geschwänzten Affen - Arten. 


Von 
Dr. Sal. Müller. 


a ‚l. Gatt. Pithecus. 

‘Von: dieser Gattung, welche (die dem Menschen. am näch- 
sten stehenden Affen umfasst !), besitzt der indische Archipel 
eine Art, von welcher Bontius um die Mitte des siebenzehn- 
ten. Jahrhunderts die ersten ‚näheren Nachrichten in; Europa 
gegeben zu, haben scheint. Es ist der 


Orang-utan, Pithecus satyrus, 


über dessen Naturgeschichte, ‚Literatur u, ‚s. w; vornehmlich 
nachzusehen sind: Geofiroy et Fr. Cuvier, Mammiferes, 
Ed. in 4o. Pl. 1 (junges Weibchen, etwas unnatürlich in der 
Stellung, und nicht sehr treu rücksichtlich der Behaarung und 
Färbung)/; » Temminck,  Monogr. de,Mammalogie, T, I. 
(mit mehreren schwarzen Abbildungen, von welchen nament- 
lich Pl. 44 und Pl. 70 sehr gute Figuren enthalten; Schre- 
ber’s Säugethiere nebst der Fortsetzung von A. Wagner; 


!) Gewöhnlich werden sie mit dem hybriden Namen Orang- 
Affen belegt. Lesson in seinen vor wenigen Jahren erschienenen 
Schriften; Species des Mammiferes bimanes et quadruma- 
nes, 1840; und Nouveau tableau du regne animal, 1842, 
setzt dieselben als Unter-Abtheilung: Anthropomorpheae, mit 
dem Menschen in eine Ordnung; eine Eintheilungsweise, welche zu 
den wunderlichen Phantasiegebilden gehört, die aller Untersuchung 
und wahrer Würdigung des Thatbeständlichen ermangeln. Bory de 
Saint Vincent hat bekanntlich in einem Buche L’homme, diese und 
mehrere andere, aller gesunden Vernunft Hohn sprechende Lächer- 
lichkeiten zuerst in Anregung gebracht. Im Dictionnaire clas- 
sique d’hist. nat. Art. Homme und Orang, bildet er aus den 
Gattungen: Homo, Troglodytes, Pithecus und Hylobates, unter dem 
Namen Bimanes, die erste Ordnung der Säugethiere. 


Ueber die ungeschwänzten Affen-Arten der Sunda-Ins. 73 


und die Verhandel. over de natuurl. gesch. der Ned, 
Overzee. bezitt. Mamm. Tab. 1 (altes Männchen). 

Da dieser ‘grosse Affe schon so oft und bis in alle Ein- 
zelheiten beschrieben worden ist, und ich auch meine’ Beob- 
achtungen über dessen Sitten schon in den erwähnten Ver- 
handelingen ausführlich mitgetheilt habe, will ich ihn hier 
nur kurz berühren. 

Dass es nur eine Art von’'Orang-utan in Ostindien giebt, 
halten wir heutigen Tags, trotz der neuerdings wieder von 
James Brooke angeblich erwähnten vier Artenı'), für eine 
ebenso entschiedene Sache, als dass dieses Thier, nach sichern 
Quellen, bis jetzt blos auf Borneo und Sumatra beobachtet 
wurde. Das alte Männchen zeichnet sich wesentlich‘ vom 
Weibchen aus, und zwar: 1) durch beträchtlichere Grösse 
und einen weit untersetztern, kräftigern Körperbau ;; 2) durch 
etwas längeres und gröberes Haar, und zumal durch einen 
dieken und ziemlich langen Bart unter dem Kinn; 3) endlich 
durch einen grossen schwieligen Auswuchs, der senkrecht zur 
Seite des Gesichts, zwischen den Augen und den Ohren steht, 
eine halbmondförmige Gestalt hat und in der Mitte bisweilen 
gegen 2” ?) breit is. Durch diese merkwürdige Schwiele, 
die jedoch nicht bei allen Männchen sich gleich stark entwik- 
kelt zeigt, dem Weibchen aber immer gänzlich fehlt, so wie 
dieses auch keinen eigentlichen Bart besitzt, erhält die Phy- 
siognomie dieses Thiers ein höchst überraschendes, Wildheit 
'und Unbändigkeit beurkundendes Ansehen. Der Kopf des 
Weibchens hat eine weit mehr abgerundete Form, und sein 
Gesichtsausdruck ist viel milder. 

‘Kopf, Rücken, Bauch und’die Gliedmassen sind beim 
Orang:utan ursprünglich dieht behaart; am längsten /erscheint 
das Haar an den Seiten des Leibes ?). Auf dem Rücken 


’) Annals and Magaz. of nat, History, 1842, Vol.IX. p.54. 
— Auch Isid. Geoffroy beeilte sich, den von Temminck im U. Theil 
von dessen Monogr. de Mammalogie erwähnten Orang roux als 

‘eigene Art unter dem Namen Pithecus bicolor aufzustellen (Archi- 
ves du Museum d’hist. nat. T.. II. 'p. 526.) 

?) Puriser Maass, das in diesen Beiträgen überall zu: Grunde liegt. 
7?) Bei sehr ‚alten. Männchen misst es hier gegen 10“; an der 
Aussen- und Hinterseite der Schenkel ungefähr 9“, an der Aussen- 
seite des Oberarms 6", auf dem Scheitel 2}“, am Kinn 3 bis 4. 


74 Sal.!Müller: 


nutzt es sich jedoch bei den alten Individuen durch das Lie- 
gen allmählich: dermassen ab, dass bisweilen ‚die Haut daselbst 
nur noch spärlich «mit sehr. 'kurzen‘ Haaren ‚bedeckt ist. Die 
alten Weibchen ‚haben ‘gewöhnlich "auch den Unterleib ‚ziem- 
lich ‘kahl. Am ‚dünnsten ‚ist von Jugend auf ‚die Behaarung 
mit! Ausnahme des, Gesichts ‚und der nackten Theile der Hände 
und des Hintern, an Brust und Kehle. — Die Farbe des 
Haares  variirt vom. ‚hell: Rostrotben ‚und gelblich Rothen bis 
zum ‘dunkel oder schwarz |Braunen. Die Haut des. Leibes ist 
im Leben von etwas 'rauhem Ansehen, ‚unwillkührlich an jenen 
durch -Frösteln ‚hervorgebrachten Zustand der menschlichen 
Haüt erinnernd, ‘welche Gänsehaut genannt wird. Ihre Farbe 
ist ‚braunsehwarz, hin und‘ wieder mit bleifarbenem Anflug. 
Die ‚Ohren sind» von Innen gelbliehbraun. _ Das Gesicht. ist 
beim alten Orang-utan russschwarz, mit Ausnahme. der Augen- 
gegend, ‘welche etwas heller ist. ' Seine ‚verhältnissmässig 
kleinen Augen liegen: ziemlich. tief im Kopfe; sie sind ‚auffal- 
lend feurig; die Iris ist schön hellbraun. — Das grösste von 
6'Männchen, welche ich auf Borneo ‚erhielt, war gegen 4° 
hoch, als es nach Art'der in den Verhandelingen mitge- 
theilten Abbildung, "auf allen Vieren lief. Ganz ausgestreckt 
mass es, vom Scheitel bis zu. den Fingerspitzen der Hinter- 
hände, beinahe,5‘. Die Breite seiner beiden horizontal aus- 
gespannten «Arme betrug, von den. ‚Fingerspitzen ‚der einen 
Vorhand bis’ zu jenen‘ der andern, 7° 4“. Der Umfang am 
Bäuche ‚erreichte 3‘. Das Gesicht, mass in der Länge, von 
der Stirn bis: zum Mund, kaum 8“, ‚und in der Breite, 'nahe 
unter den Augen, mit Einschluss ‚der schwieligen, Auswüchse, 
gegen | 10”. Das grösste von. den fünf ‚zur Fortpflanzung 
fähigen ‚Weibchen war. 3° 4“ hoch, und die Breite seiner ge- 
gen, den ‚Körper‘ rechtwinklig ausgespannten. Arme betrug 6°, 

Wie der Orang-utan seinem ganzen äussern und innern 
Wesen nach ein höchst merkwürdiges Geschöpf ist, ist/er es 
äuch ‚durch manchen Zug seiner Sitten. Träge und wenig 
behende, dabei furchtsam von Art und die Einsamkeit liebend, 
trifft man ihn entweder nur einzeln ‚oder in kleinen ‚Gesell- 
schaften an; 'in:»letzterem Falle sind es gewöhnlich jüngere 
'Thiere und Weibchen.‘ Während des Tages klettert er, Nah- 
rung suchend, bedächtlich in den Kronen der Bäume umher; 


D 


Ueber die ungeschwänzten Aflen-Arten der Sunda - Ins. 25 


sobald er aber‘ Gefahr ahnet, ‘oder ıgar durch Verfolgung 
sich bedroht sieht, sucht 'er in den höchsten Gipfeln ‚Schutz, 
wo er sich entweder hinter einem dicken: Ast oder zwischen 
dem dunklen Laubwerk versteckt, oder endlich bei Ermange- 
Jung ‘dieses Rettungsmittels, in der Höhe von Baum: zuBaum 
weiter flüchtet. Doch selbst bei dieser Gelegenheit sind: seine 
Bewegungen keineswegs Jungestüm rasch und eilig, ‘sondern 
werden sie vielmehr durch eine gewisse zögernde Ueberlegung 
und geschliffene Umsicht' geleitet.  Verwundet ‘dureh einen 
Sehuss oder mit einem vergifteten Pfeil, fängt der Orang-utan 
sogleich an, alle Zweige in seiner Nähe‘ abzureissen und von 
der Höhe herabzuschleudern, vermuthlich in der Absicht,» um 
dadurch seinem Gegner Furcht einzujagen und ihn: von fer- 
nerer Verfolgung abzuhalten. Unter diesem verwüstlichen, 
Wuth und Zorn verrathenden Treiben , stösst ‘er auch von 
Zeit zu Zeit ein tief brummendes,‘ beinahe pantherähnliches 
'Gebrülle aus. ‘Da manche Stämme der halbwilden Eingebor- 
nen von Borneo, unter andern jener der Bejadju’s, welcher 
das ausgedehnte Stromgebiet des sogenannten Grossen - dajak- 
Flusses oder Sungie Kahayan, mit dessen Nebenflüssen ‚be- 
wohnt, grosse Liebhaber vom Fleische des Orang-utan sind, 
wird ihm häufig nachgestellt. Das Thier ist meist ‚sehr.fett, 
und alte Männchen sollen bisweilen so schwer sein, dass drei 
bis vier Menschen an einem zu tragen haben; 

' Die Nacht hindurch verweilt der Orang-utan ‚am. liebsten 
in den weniger dem Winde und Regen unmittelbar ausge- 
setzten Niederungen des Urwaldes in einer Höhe von 12:bis 
20 oder 30 Fuss über dem Boden. Hier wählt er sich irgend 
einen grossen Farnkraut- oder Orchideenbusch, der als 'Para- 
sit auf einem dicken Stamme wuchert, als Ruhestelle; oder 
auch, er schlägt sein Nachtlager auf dem Gipfel eines einzeln 
‚stehenden kleinen Baumes auf. Zu diesem Zwecke biegt er 
die dünnen Zweige kreuzweise zusammen, und legt alsdann, 
um sein Lager weicher zu machen, noch eine Anzahl loser 
‚Blätter von Orchideen, Farnkräutern, Pandanus’ faseicularis, 
"Nipa froticans u. gl. darüber hin., ‚Schon (hierdurch also, dass 
sich der Orang-utan eine Art Bett bereitet, zeichnet 'er sich 
von allen seinen Familiengenossen, mit ‘Ausnahme: vielleicht 
‚allein ‚des Ohimpanse, ‚augenfällig aus; und ‘dadurch, dass er 


76 Sal. Müller: 


nicht, wie alle übrigen Affen, sitzend schläft, sondern sich 
meist auf den Rücken oder eine der Seiten niederlest, cha- 
vakterisirt er sich noch greller. Bei unfreundlichem, kühlem 
Wetter bedeckt er des Nachts gewöhnlich auch seinen Kör- 
per mit ähnlichen Blättern und zumal legt er sich solche gern 
in Menge auf den Kopf. 

Unter den Sinnen scheint das Gehör am vollkommensten 
bei ihm ausgebildet zu sein, und der Nutzen, den er für 
seine Sicherheit daraus zieht, ist nicht gering. Gesicht und 
Geruch stehen ohne Zweifel ersterem an Schärfe nach, wie 
ich solches, nach Versuchen, an einem andern Orte weitläufig 
erörtert habe. Der Tastsinn scheint bei ihm seine höchste 
Entwicklung und Feinheit in den Lippen, vornehmlich in der 
grossen fleischigen Unterlippe, zu erreichen, was dem Thiere 
manchen Vortheil gewährt. 

Die Nahrung des Orang-utan besteht in allerlei wilden 
Früchten, Fruchtknospen, Blüthen und jungen Blättern. Am 
meisten liebt er die Feigen; unter denen, welche häufig von 
ihm besucht werden, ist mir namentlich die Ficus infecto- 
ria ‘bekannt geworden. Ein altes Männchen hatte mehrere 
4-2 Fuss lange Streifen Baumrinde, nebst einer Anzahl sil- 
berweisser Saamen von Sandoricum indicum im Magen. 

Bis jetzt ist der Orang-utan, nach zuverlässigen Quellen, 
blos auf Borneo und Sumatra beobachtet worden. Auf Bor- 
neo bewohnt er ausschliesslich die grossen sumpfigen Wälder 
‘der 'Niederungen; in den Gebirgen sieht man ihn nie. An 
der Süd- und Westseite dieser grossen Insel ist er im Gan- 
zen. gar nicht selten, ‚obgleich er sich nirgends zahlreich vor- 
findet; in sehr bevölkerten 'Strichen, wie unter andern in der 
Umgegend von Banjermasing und von da landeinwärts längs 
des Flusses Duton, ist er gegenwärtig ganz verschwunden. 
Nicht vergebens sucht man ihn dagegen einige Tagereisen 
westlich von da; längs der ‚Ufer der Flüsse Kahayan, Sampit, 
Mandawej, Kotaringin u. s.w.; während er an der Westküste, 
im: Innern! von Pontianak und vielen andern Orten, vorkommt. 
Auf Sumatra ‚scheinen hauptsächlich die ebenen Waldstriche 
im nordöstlichen Theil dieser Insel (in den Reichen Siak und 
Atjien‘) seine eigentliche Heimath zu bilden. Die Eingebor- 
nen jener Gegend kennen ihn ziemlich allgemein unter dem 


Ueber die ungeschwänzten Affen-Arten der Sunda-Ins. 17 


Namen Mawej. Bei den Dajako vom Bejadju-Stamme, auf 
Borneo, heisst er Kahieo, während sie noch genauer, ge- 
schlechtlich bestimmend, das alte Männchen Salamping, und 
das Weibehen Buku nennen. Diejenigen Dajako, welche 
die höhern Theile des Flusses Duson bewohnen, nennen ihn 
Ke-u. Den Namen Orang-utan ') führt er allein bei der 
Malaischen und überhaupt mohamedanischen Bevölkerung von 
Banjermasing, und an andern, von Fremdlingen bewohnten 
Küstenplätzen. 


II. Gatt. Hylobates. 


Die Hylobaten bilden, nächst dem Orang-utan, eine so 
charakteristische und zumal von den zahlreichen geschwänzten 
Affen scharf getrennte Gattung, dass sie mit zu den merk- 
würdigsten aller Thiere Indiens gehören. Ihre ungeheuren 
Arme, die sich gleichsam auf Unkosten des ihnen mangelnden 
Schwanzes entwickelt zu haben scheinen, und die Art und 
Weise, wie sie klettern und laufen, verleihen ihrer Erschei- 
nung ein eignes Interesse. Durch ihre Körpergestalt reihen 
sie sich zunächst dem Orang-utan an, und diese Verwandt- 
schaft spricht sich besonders augenfällig im Hylobates synda- 
etylus aus, der bekanntlich in anatomischer Hinsicht von sei- 


') Orang=Mensch, utan oder hutan= Wald, Wildniss, 
und figürlich: wild, ungezähmt, ungebildet. Irriger Weise 
wird letzteres Wort, in obiger Zusammensetzung, gewöhnlich utang 
geschrieben, was Schuld bedeutet, und somit dieser Affe wörtlich 
als ein Schuldner bezeichnet. — Ich habe in den Verhandelingen 
(Abth. Mammal, p. 11) die Vermuthung ausgesprochen, dass der 
Name Orang-utan wahrscheinlich erst in den letztverflossenen Jahr- 
hunderten durch die Europäer in Indien entstanden sein dürfte, in- 
dem die Eingeborenen überall, wo dieser grosse Affe sich findet, an- 
dere eigene Namen für ihn besitzen, und das Wort „Mensch” in den 
Augen jener Völker von zu edler und erhabener Bedeutung ist, als 
dass sie es einem Affen beilegen sollten. Nach Haugthon heisst die- 
ser grosse Affe auch in der Bengäli-Sprache Wana-manuscha, 
d.i. Waldmensch; was gewiss eine durch die Engländer einge- 
führte Uebersetzung von der Malaischen Benennung ist. Auffallend 
erscheint es indessen, dass zugleich der Stenops tradigrädus densel- 
ben Namen daselbst trägt. Siehe Haugthon Diet. Bengäli and 
Sanskrit in voce. 


78 j sal. Müller: 


nen ‚übrigen Gattumgsverwandten etwas jabweicht.” ‘Genau ge- 
nommen, steht sowohl er, wieder’ Orang-utan, etwas ‘isolirt, 
indem‘ sich ‘beide durch besondere organische Eigenthümlich- 
keiten: auszeichnen. -Dem Totalhabitus nach aber, wie seinen 
Sitten’ zufolge, "gehört Hyl. syndaetylus unverkennbar zur 
Gruppe der mit wahren Gesässschwielen 'versehenen, schlank 
gebauten Armaffen. dsejaldl 
Der Gattungscharakter' der Hylebaten ist’ bekannt). 
ihren Sitten gleichen die in der freien Natur mir bekannt‘ - 
wordenen Arten einander vollkommen. Es sind furchtsame, 
scheue Thiere, die hauptsächlieh die hohen Gebirgswälder be- 
wohnen, ‚paarweise: oder. in ‘kleinen. Familien, ‚von 4—10, 
höchstens 12 Individuen, ‘zusammen. leben, bisweilen. ‚jedoch 
auch einzeln, sich, zeigen; in der Jugend sehr unruhig, und 
munter sind, später aber phlegmatisch und’ träge werden. ‚Ihr 
eigentlicher Aufenthaltsort sind die Feigenwälder, deren Re- 
gion, auf den indischen Inseln, bis zu einer Höhe von unge- 
fähr 4500 Fuss über die Meeresfläche ansteigt, Man trifft 
die) Hylobaten gewöhnlich an den weniger steilen Abhängen 
und längs der Kämme der Gebirgsjoche an; aber sobald sie 
einen Menschen erblicken, flüchten sie stets; ‚eilig bergunter 
und verlieren sich in wenig Augenblicken in den düstern 
Niederungen der Thäler. Sie halten sich fast immer in den 
Kronen hochstämmiger Bäume auf, und kommen fast nie auf 
die Erde, sondern schwingen sich, gleichsam fliegend, von 
Baum zu Baum. Ihre Gewandtheit ist eben so bewunderungs- 
würdig als die Muskelkraft, die sie namentlich in den Vor- 


!) Rücksichtlich der Anzahl: Wirbel weichen die Auctoren it 
ihren Angaben zum Theil: sehr voneinander ab. An mehr als einem 
Dutzend Gerippen, beiderlei Geschlechts, die ich auf Java, Sumatra 
und Borneo von Hyl. leuciscus, syndactylus, variegatus und concolor 
anfertigen liess und an das Königliche Museum allbier einschickte, 
ist die Wirbelzahl wie folgt: alle haben 7 Halswirbel, 13 Rücken- 
wirbel,:5 Lendenwirbel, 4 Kreuzwirbel und 4 Steisswirbel. Blos ein 
Gerippe, von einem alten Weibchen des Hyl. syndactylus, besitzt 14 
Rückenwirbel mit einem halbentwickelten Rippenpaare am ersten, 
und nur 4 Lendenwirbel; die Zahl der Hals-, Kreuz- und Steisswir- 
bel ist übrigens dieselbe, so: dass die normale Gesammtsumme air 
ebenfalls vorhanden ist, ‚ 


ER Eaternin o 


Enge 


Ueber die ungeschwänzten Affen-Arten der Sunda- Ins. 79 


dergliedmassen besitzen: denn indem sie an diesen schwebend 
hängen, ‚springen. sie oft, 30 .bis.50, Fuss; weit ‚von der. Höhe 
abwärts und. ergreifen ‚fallend, blos: ‚mit‘. den, V’orderhänden, 
irgend einen Zweig, der ihren | von; Natur hakenförmig;gebil- 
deten «Fingern selten 'entgleitet, ı Durch rasche Bewegung der 
Hinterglieder suchen sie anfangs die Schwungkraft ‚zw ver- 
stärken ‚und nachher‘ zu. besänftigen;, umgekehrt. spielen da- 
gegen letztgenannte Glieder die Hauptrolle in der Fortbewe- 
gung, wenn. das Thier über einen dicken Ast, der Länge nach, 
hineilen will, was immer: laufend in aufgerichteter Körper- 
stellung stattfindet, Der Gang ist alsdann wie von. einem 
Kinde, das: noch nicht fest. und: sicher auf den Beinen steht, 
wackelnd und eilfertig, wobei die Thiere krumme‘ Knieen 
machen und mit den! Jangen Armen auf-,und niederwärts. ba- 
laneiren.'). Das laute Geschrei, das, alle häufig, erschallen 
lassen, und bei den verschiedenen Arten nur geringe Abwei- 
chungen ‚darbietet, ‘wird in den stillen Gebirgsgegenden. oft 
stundenweit gehört. — Die Gefangenschaft ertragen die Hylo- 
baten im ‚Ganzen schlecht. Alt eingefangen, nehmen sie nicht 
leieht Nahrung zu sich, oder nur: sehr. wenig, trauern, magern 
ab und sterben. | 

Man kennt auf den Sunda-Inseln gegenwärtig. vier Arten, 
von denen sich drei sehr bestimmt von einander unterschei- 
den, während die vierte vielleicht nur als Lokalrasse von einer 
jener drei zu betrachten sein dürfte. Die grösste oder viel- 
mehr die schwerste ihrem Körper nach ist 


1) Der Siamang, Äylobates syndactylus. 


Die einzig gute Abbildung von diesem, Affen haben Geof- 
froy et ‘Fr. Cuvier, Mamm if. ‚geliefert, ‘Die. in. Horsfield’s 


u Adaile u 

») Dass sie auf dem Boden überrascht, leicht ergriffen werden 
können, wie diess namentlich von Hyl. syndactylus ‚behauptet wird, 
ist nach meiner Erfahrung falsch. Nie habe. ich auf meinen unend- 
lich vielen‘ Jagdzügen: einen Hylobaten | auf. der ‚Erde, angetroffen, 
‚wohl aber den Hyl. syndactylus einige Mal von etwas isolirt ‚stehen-+ 
den, nicht sehr hohen Waldbäumen, auf. denen. er sich unsicher 
glaubte, bei meiner Annäherung plötzlich halb verborgen, am hinte: 
ren Dheile des Stammes 'herabgleiten und nach. einem. andern nahe 
stehenden grossen Baume zueilen sehen, ‚ohne dass ich je im Stande 
gewesen wäre, das Thier im Laufen einzuholen. 


80 Sal. Müller: 


Zool. Researches sich findende Figur ist in Form und 
Behaarung ganz und gar verzeichnet. Den Kopf eines alten 
Weibchens, in natürlicher Grösse nach dem Leben gezeichnet, 
habe ich früher nebst einigen Beobachtungen der Sitten dieses 
Affen, in v. der Hoeven’s Tydschrift, 1835, Il, p.'324, 
Taf. 5 mitgetheilt. 

Der Siamang '), unter welchem Namen die Malaien in 
den westlichen Küsten- und Gebirgsgegenden Sumatra’s den 
Hyl. syndactylus kennen, weicht, wie bereits erwähnt, in’mehre- 
ren Einzelnheiten seiner Körperbildung, von den übrigen Arm+ 
affen etwas ab. Er besitzt, dem Orang-utan ähnlich, einen 
häutigen Kehlsack, der durch zwei ovale Oefinungen in den 
untern Theil des Kehlkopfs mündet, aber selbst auch in sei- 
nem Innern ganz ungetheilt ist. Aufgeblasen ist er kugelför- 
mig; bei vollwüchsigen Thieren beträgt sein grösster Durch- 
messer 3” 5—10'”.- Beim Schreien füllt er sich mit Luft und 
dehnt sich aus, sobald aber das Thier wieder schweigt, sinkt 
er augenblicklich zusammen. Beide Geschlechter haben ihn ?). 
Ausser durch diesen Kehlsack, von welchem die andern Ar- 
ten keine Spur besitzen, nähert sich der Siamang auch noch 
dadurch dem Orang-utan, dass die Haare seines Vorderarms 
aufwärts gerichtet sind, während sie bei allen übrigen Hylo- 


'!) Amang heisst im Malaischen: drohen, Drohung, das 
Wörtchen si, einem Zeit- oder Hauptworte vorgesetzt, drückt Ver- 
achtung aus. Si amang würde demnach soviel heissen wie: Schrei- 
hals, Lärmer, Polterer, und somit seinen Ursprung dem lauten 
lärmenden Geschrei dieses Affen verdanken. Jenes Wort erinnert 
übrigens auch unwillkührlich an den Namen Samang, welcher einem 
kleinen, 'schwarzfarbigen und krausköpfigen Menschenstamm, im In- 
nern der Halbinsel Malacca, beigelegt wird. Ist vielleicht der Eine 
dieser Namen aus dem Andern entstanden? Bei einer schnellen oder 
ungenauen’Aussprache verwandelt sich siamang leicht in s’amang, 
wie sa orang in s’orang u. S. w. 

?) Zeichnungen dieses Luftsacks nebst dem mit ihm verbundenen 
Kehlkopfe habe ich auf Sumatra nach frischen Präparaten anfertigen 
lassen, und sie sammt meinen Notizen darüber Herrn Prof. Sandifort, 
bei Gelegenheit seiner interressanten anatomischen Arbeit des von 
mir mitgebrachten grossen Orang-utan, zur gleichzeitigen Bekannt- 
machung mitgetheilt. S. Verhandelingen, Mamm. Tab.7, Fig.1—3. 


Ueber die ungeschwänzten Affen-Arten der Sunda-Ins.. 81 


baten abwärts laufen '). Zu diesen merkwürdigen Abwei- 
chungen gesellt sich ferner, dass an den Hinterhänden beider 
Geschlechter dieses Affen der Zeige- und Mittelfinger, bis 
beinahe zur Hälfte der mittelsten Phalanx, mit einander ver- 
bunden sind ?2). Das dunkle Gesicht des Siamang ist auch 
keineswegs von einer so dicken Bräme wollig aussehender 
Haare umschlossen wie bei den andern Hylobaten; und end- 
lich ist er bedeutend beleibter und von gedrängterer, robu- 
sterer Gestalt als jene. Seine Behaarung, zumal auf Rücken 
und den Seiten, ist dicht und ziemlich lang; die Kehle jedoch 
ist ganz nackt und von einer sehr zart und weich anzufüh- 
lenden, äusserst elastischen und, im gewöhnlichen Zustande, 
runzelig erscheinenden Haut bekleidet, deren Farbe, unter 
einem dünnen russschwarzen Ueberzug, fleischfarbig-braun ist. 
Die alten Weibchen haben häufig auch Brust und Bauch nur 
spärlich mit Haaren bedeckt, was von den Jungen herrührt, 
die sie lange mit sich, am Vorderleibe hängend, herumtragen. 
Das alte Männchen ist gewöhnlich schon in einiger Entfernung 
zu erkennen an der 4—5” langen, dicken Haarquaste, welche 
es am Hodensack trägt. 

Die Farbe der Haare des Siamang ist, von der Geburt 
an bis ins Alter, tief schwarz mit einigem Glanz. Die matt 
russschwarze Haut des Gesichts ist an Mund-, Nasen- und 
Stirngegend, mit kleinen gelblichgrauen oder röthlichgelben 
Härchen mehr oder weniger dicht besetzt, je nach der Jah- 
reszeit, dem Alter oder Geschlecht der Thiere; seitlich dem 


") An den beiden Bildern, welche Geoffroy et Fr. Cuvier (Mam- 
mifr.) vom Aunko (Ungko =Hyl. variegatus) geliefert haben, sind 
die Haare am Vorderarm irrigerweise aufwärts gezeichnet. Eine 
ähnliche Haarrichtung führt Harlan von seinem Hyl. hoolook an, 
was indessen gewiss ebenfalls auf einem Irrthum beruht. Bei mehr 
als 50 Individuen, die ich von Hyl. variegatus, leuciscus, concolor 
und dem eigentlichen lar in Händen gehabt und in jeder Hinsicht 
genau untersucht habe, liefen die Haare des Vorderarms durchgängig 
abwärts mit etwas Neigung nach unten. Zufolge dieser Stellung, und 


_ dadie Haare ziemlich weich sind, lassen sie sich meist leicht mit 
‚der Hand rückwärts streichen. 


wr 2) Unrichtig ist die Angabe mancher Zoologen, dass, in dieser 
Binsicht, zwischen Männchen und Weibchen einige Verschiedenheit 
stättfinde. 


Archiv f, Naturgesch, XI, Jahrg. 1. Bd, 6 


82 Sal, Müller: 


Munde und am Kinn, wo die Haare etwas länger werden 
und zugleich gedrängter stehen, bilden sie einen kleinen hell- 
farbigen Bart. Iris hellbraun. Die nackten Theile der Hände 
schwarzbraun. — Der Gesichtsausdruck des Siamang ist im 
Ganzen ältlich, trauernd und phlegmatisch. 

Ein sehr grosses Männchen dieses Affen, wie man. sie 
nur selten im Walde sieht, mass vom Scheitel bis zum Anus 
4‘ 8“ 6“, an der Brust hatte es einen Umfang von 1’ 10”; 
jeder Arm, mit Einschluss der Hand, war 2’ 5” 8” Jang, und 
jedes Bein 1’ 10” 8 Die Breite des Kopfes betrug, bei den 
Ohren, 3” 7“, jene des Gesichts, bei den Augen 2” 6”, die 
Augenöffnungen waren, quer gemessen, 8“ weit, die Ohren 
1“ 3° hoch. Dieses Thier wog 15,12 Kilogrammen, das aus 
dem Schädel genommene Hirn 0,142. Ein sehr altes Weib- 
chen mass, vom Scheitel bis zum Anus 4° 7° 4, jeder Arm 
2’ 3” 9, und jedes Bein 1° 8 9, Das Gewicht dieses 
Thieres war 11,49 Kilogr. 

Der Siamang ist in den hohen Gebirgswäldern Sumatra’s 
sehr gemein. Bisweilen begegnet man ihm auch in den wal- 
digen Niederungen, besonders wo dieselben etwas hügelig 
sind. Er lebt gewöhnlich in kleinen Gesellschaften von 2—5 
oder 6 Individuen; selten in grössern Truppen. Am frühen 
Morgen erblickt man ihn häufig auf irgend einem grossen 
etwas frei stehenden Baume, in dessen Krone er munter herum 
klettert und dabei von Zeit zu Zeit sein lautes Geschrei er- 
schallen lässt. Dasselbe lautet ungefähr wie: guk- guk-guk- 
guk-gukhahahahahaaaaa. Die Töne guk werden mit voller, 
tiefer Stimme ziemlich lang gezogen: die drei ersten folgen 
gewöhnlich einander regelmässig nach längerer oder kürzerer 
Unterbrechung, das vierte und fünfte Mal aber, wiederholen 
sie sich etwas schneller, sind weniger lang, und ihr Ton ist 
höher, während endlich ein noch helleres, fast lachend lauten- 
des hahahahahaaaaa, mit abnehmender Stärke folgt, und womit 
das Geschrei endigt. — Im Klettern ist der Siamang weit 
weniger flink als die andern Hylobaten; auch findet man ihn 
öfterer, als jene, auf niedern Bäumen, aus welchen beiden 
Ursachen er leichter zu erlegen is. Zu Anfang des Monats 
April 1836 traf ich, in den Küstenbergen südlich Padang, 
einige Mal mehrere Weibchen dieses Affen bei einander an, 


Ueber die ungeschwänzten Affen-Arten der Sunda-Ins. 83 


wovon jedes ein Junges am Vorderleibe hängen hatte,» die 
ungefähr einen Monat alt gewesen sein mochten. Die Mütter 
waren sehr für ihre Sprösslinge besorgt. Ein altes Männchen 
bemerkte ich nicht dabei. 

Der Siamang ist bis jetzt ausser Sumatra noch nirgends 
beobachtet worden. Seine Nahrung besteht in verschiedenen 
Früchten, Fruchtknospen und jungen Blättern. Unter den 
Feigen, die, wie bei den andern Arten, seine Hauptnahrung 
ausmachen, scheint er vornehmlich die Früchte der Fieus 
Incescens, depressa, heteropleura, nivea, callo- 
phylla und scaberrima zu lieben. Auch auf der Lang- 
kappalme (Gumutus langkab) sah ich ihn zur Zeit der 
Fruchtreife oft. 


2) Der Oa, Hylobates leuciscus. 


Audebert, Singes, le Moloch (ziemlich gutes Bild, je- 
doch die Gliedmassen etwas zu kräftig). Mehrere andere von 
diesem Affen erschienene Figuren verdienen, ihrer Kleinheit 
oder Ungenauigkeit wegen, weniger Beachtung. 

Der zweisylbige Laut Oa, mit welchem die Sundanesen 
oder westlichen Bewohner Java’s diese Affenart bezeichnen !), 
ahmt die erste charakteristische Hälfte ihres Geschreis auflal- 
lend nach, wenn man jenen Laut vier bis sechsmal wiederholt. 
Ganz aus der Nähe vernommen, lautet das Geschrei ungefähr 
wie: uwa-uwa-uwa-uwa-uwa-uwahuihhuihhuihhuih, Die er- 
stern Töne sind beinahe eine Octave höher, als die letzten, 
Das uwa wird 4—5 oder auch bisweilen noch mehrmal hin- 
tereinander mit starker weitdringender Stimme, gleichsam ge- 
rufen, anfangs nach etwas längerer Unterbrechung, später sich 
schneller folgend und allmählig in die geschleiften und immer 
tiefer und schwächer werdenden Laute huih übergehend. 

Der Oa gehört allein Java an, wenn man den auf Borneo 
einheimischen Hyl. eoncolor als selbstständige Art annimmt. 
Er ist ein längst bekanntes und oft beschriebenes Thier, dem 
ich deshalb nur wenige Zeilen zu widmen brauche. Die 
grössten Individuen, welche ich von ihm sah, massen vom 


’) Gewöhnlich sagen sie: Oa-oa. 
6* 


84 Sal. Müller: 


Scheitel bis zum Anus 1° 5—6”, ihre Vorderglieder waren 
von der Achsel bis zu den Fingerspitzen 2° 5’ lang, und ihre 
Hinterglieder 4‘ 6”. Gesicht, Ohren und die nackten, innern 
Flächen der Hände sind bei ihm russschwarz; seine Iris ist 
lebhaft hellbraun. Seine Physiognomie im Ganzen eigenthüm- 
lich ältlich und melancholisch scheu. In der Jugend ist der 
Oa fast einfarbig hell aschgrau; vollwüchsig zeigt er auf Rük- 
ken und den Gliedmassen bald ein etwas helleres Grau, das 
bisweilen ins Gelblichgraue übergeht, bald aber auch eine 
dunklere bräunlichgraue Farbe. In dieser Lebensperiode sind 
ferner Vorderkopf und Brust bei ihm braunschwarz, und zu- 
weilen hat auch der Bauch einen ähnlichen Anflug. Die Haare 
des Rinns, der Wangen und vornehmlich deutlich ein Streifen 
über den Augen sind weisslich. 

Der Oa ist in den hohen Urwäldern der Gebirge, vom 
Fusse derselben bis zur Höhe von ungefähr 4000 Fuss über 
dem Meeresspiegel, nicht selten. Man trifft ihn häufig ganz 
allein an, oft jedoch auch paarweise, oder in kleinen Gesell- 
schaften von 3—4 Stück. Er ist argwöhnisch und umsichtig, 
und dabei sehr gewandt und schnell, wenn er Gefahr ahnet 
und die Flucht ergreift. Sonst klettert er meist bedächtlich 
in den grossen Baumkronen herum, sucht Nahrung, schreit, 


oder sitzt ruhig und still mit niederhängendem Kopfe. Auf’ 


grossen Feigenbäumen mit reifen Früchten sieht man, ihn am 
öftesten. An solchen Orten wird er am leichtesten beschli- 
chen und mit grobem Schrot erlegt. Unter den verschiedenen 
Feigenarten, deren Früchte ihm hauptsächlich zur Nahrung 
dienen, führe ich hier nur die Ficus nivea, depressa, co- 
nica, fistulosa und scaberrima an. Auch ist er Lieb- 
haber von den Früchten der Flacourtia cataphracta, 
einer Art Sideroxylon, von Guetum guenam u. m. a, 
Jung eingefangen und etwas an die Menschen gewöhnt, ist 
er ein artiges, munteres und harmloses Thier, das sich die 
Zeit mit Schaukeln und Klettern verkürzt. Man giebt ihm 
Pisange, Ananasse und dergl. Gartenfrüchte; allmählig ge- 
wöhnt er sich auch an gekochten Reiss, Bataten u. s. w. 


Ueber die ungeschwänzten Affen-Arten der Sunda-Ins. 85 


3) Der Kalawet, Aylobates concolor. 


Von diesem ausschliesslich Borneo angehörenden Arm- 
affen, wo er die vorhergehende Art in jeder Beziehung re- 
präsentirt, giebt es noch keine Abbildung. Er ist dem Hyl. 
leueisecus so nahe verwandt, dass er leicht damit verwechselt 
werden kann, wenn man von letzterem nicht schon viele In- 
dividuen von verschiedenem Lebensalter gesehen und genau 
untersucht hat. Seine Grösse ist dieselbe. Bei zwei ziemlich 
alten Männchen mass der Körper, vom Scheitel bis zum Anus 
4" 4, die Vorderglieder waren 2’ 2“, und die Hinterglieder 
4'5“ lang. Die Hauptverschiedenheiten, wodurch der Kala- 
wet sich von seinem javanischen Gattungsverwandten unter- 
scheidet, bestehen nach meinen Untersuchungen darin, dass 
4) die Behaarıng bei ihm nicht so dick wollicht und rauh, 
wie beim Oa, sondern im Ganzen, vornehmlich aber auf dem 
Rücken, etwas dünner stehend und kürzer erscheint, und aus- 
serdem eine schlichtere und feinere, gleichsam seidenartige 
Beschaffenheit zeigt; 2) dass bei ihm durchaus eine ins Gelb- 
liche ziehende Farbenmischung vorherrscht, während beim Oa 
der Grundton mehr hellgrau ist; 3) endlich, scheint die Fär- 
bung des Kalawet überhaupt grössern Abstufungen und Ver- 
änderungen unterworfen zu sein '), die in ihren äussersten 
Abweichungen dem Thiere ein sehr eigenthümliches Ansehen 
verleihen. Bei einigen männlichen Individuen, aus den süd- 
östlichen Theilen Borneo’s, ist der Kopf, der ganze Unterleib 
und die Innenseite der Gliedmassen, zumal an Oberarm und 
Oberschenkel, dunkel schwarzbraun; ebenso die Hände, vor- 
nehmlich die der Vorderglieder. Auf dem Rücken und an 
der Aussenseite der Gliedmassen ist der Pelz gelblichbraun; 
am Hinterkopf und auf dem Kreuz etwas heller. Eine ähn- 
liche Färbung, doch um etwas weniger kräftig, zeigt auch 
schon ein junges Thier, dessen Körpergrösse, vom Scheitel 
bis zum Anus, nur 40% beträgt. Den Uebergang gleichsam 


ul HR i E { 
’) Zu bemerken ist jedoch, dass dieses eigentlich nur von den 


Individuen aus verschiedenen Gegenden Borneo’s gesagt werden kann, 
nämlich von jenen, welche ich im südlichen Theil, und Herr Diard 
im westlichen der Insel sammelten, 


86 Sal. Müller: 


von diesem jungen Individuum macht ein beinahe ausgewach- 
senes Weibchen von Pontianak, zu einigen viel heller gefärb- 
ten Männchen und Weibchen aus letztgenanntem Inseltheil. 
Diese nämlich haben den ganzen Kopf, Rücken und die Aus- 
senseite der Gliedmassen bräunlich gelb; das Kreuz, die 
Brust und der Bauch blass gelb. — Die Farbe des Gesichts, 
der Augen, Ohren und der innern, nackten Handflächen war 
bei den von mir im frischen Zustande gesehenen Individuen 
des Kalawet ganz wie bei jenen des Oa von Java. 

Ich fand den Hyl. concolor nur in den hohen Wäldern 
der Berge Sakumbang, Kamokuo, Balaran und Pamatton, die 
mit dem ausgedehnten Ratus-Gebirge, im südöstlichen Theile 
Borneo’s, eine bis jetzt noch grösstentheils unerforscht ge- 
bliebene Waldgegend bilden. In seinem Betragen, Geschrei 
und jeder andern Beziehung seiner Lebensweise stimmt er 
mit Hyl. leueiscus ganz und gar überein. Die Malaische Be- 
völkerung von Banjermassing und in den sogenannten Lawut- 
Ländern, nennen ihn auch fast ganz, wie jenen die Sunda- 
nesen, Uwa-Uwa. Bei den Dajaks vom Bejadju-Stamme heisst 
er Kalawet. 


4) Der Ungko, Hylobates variegatus. 


Unter den zwei, theils fehlerhaft geschriebenen, theils 
verwerflichen Namen: Ounko und Wouwou, haben Geoflroy 
und Fr. Cuvier, Mammiferes, vier Bilder von diesem Affen 
geliefert (im Ganzen gut, jedoch das im Profil gezeichnete 
Gesicht des männlichen Wouwou zu pavianähnlich; viel rich- 
tiger ist in dieser Hinsicht der männliche Ounko dargestellt). 
S. Müller in v. der Hoeven’s Tijdschrift, 1835, II, p. 326, 
Taf. 6 (Kopf eines alten russschwarzen Männchen, in natür- 
licher Grösse, nach dem Leben gezeichnet). Dass der schwarz- 
gefärbte Ungko (Hyl. Rafflesii, Geofir.) mit dem gelbbraunen 
und hellgelben (Hyl. variegatus und agilis) identisch sei, ist 
von mir schon damals berichtet worden. 

Ungko, nennen die Malaien auf Sumatra diesen Affen, in 
Nachahmung seines Geschreis. Da er sehr in der Färbung 
varlirt, fügen sie häufig diesem allgemeinen specifischen Namen 


re 


ö 


D 


u 


Ueber die ungeschwänzten Affen-Arten der Sunda - Ins. 87 


die Beiwörter putih und itam (= weiss und schwarz) 
hinzu, je nachdem das Thier hell oder dunkel von Farbe ist'). 

Der Ungko nähert sich rücksichtlich seiner äussern und 
innern Körperbildung und Grösse dem Hyl. leueiseus und 
eoncolor. Ein altes russschwarzes Männchen mass, vom Schei- 
tel bis zum Anus, 1’ 4” 6, seine Arme hatten, von der Ach- 
sel bis zu den Fingerspitzen 2' 7” Länge, und seine Beine 
41/74 2/4, Das Gesicht war, bei den Augen, 2° 4‘ breit, 
die Augenspalte mass quer 6°, die Ohren waren 1“ hoch 
und 1 4“ breit. Dieses Thier wog 6,65 Kilogrammen; also 
kaum die Hälfte von einem ausgewachsenen Hyl. syndactylus. 

Man findet den Ungko, in beiden Geschlechtern und so- 
wohl jung als alt, von heller und dunkler Färbung; die dun- 
kelfarbigen Individuen sind aber die seltenern. Im Monat 
April 1836 schoss einer meiner Jäger ein schwarzes Weib- 
chen, das ein ebenso gefärbtes Junge am Vorderleibe hängen 
hatte. Bei andern hellfarbigen Weibchen bemerkte ich immer 
nur gelbe Jungen. Mehrmalen traf ich aber ein dunkelfar- 
biges Männchen und ein hellfarbiges Weibchen bei einander 
auf demselben Baume an. Kein Thier variirt fast mehr als 
dieser Armafle; und diese Erscheinung stellt sich daher auf- 
fallend dem allgemeinen Satz entgegen, der den Affen nur 
wenig Abweichungen in der Haarfärbung zuerkennt. Ich habe 
gegen vierzig Individuen vom Ungko auf Sumatra gesammelt, 
von denen ich die meisten selbst geschossen. Unter dieser 
bedeutenden Anzahl befand sich nur ein einziges halb ausge- 
wachsenes Weibchen von sehr heller, weissgelber Färbung; 
die meisten übrigen waren bräunlichgelb, gelbbraun und russ- 
schwarz, und zeigten mannichfache Schattirungen und allmäh- 


’) Wauwau (Holländisch geschrieben wouwou) ist der unter 
den Europäern auf den ostindischen Inseln gebräuchliche allgemeine 
Name für die Hylobaten. Ob derselbe eine schlechte Nachahmung 
ist von den Stimmlauten uwa dieser Thiere, oder vielmehr ursprüng- 
lich aus Scherz und Spott diesen sonderbaren, langarmigen und gänz- 
lich schwanzlosen Affen beigelegt wurde, wage ich nicht zu entschei- 


den. Jedenfalls irrte sich Duvaucel sehr, wenn er das holländische 


Wort wouwou (was jedoch nach französischer Aussprache wuwu 
würde heissen), als den genauesten Ausdruck des Geschreis von Hyl. 
variegatus, erklärt (S. Fr. Cuvier Mammiferes, Le Wouwou). 


88 Sal. Müller: 


lige Uebergänge; zwei oder drei jedoch waren beinahe tief 
schwarz, mit Ausnahme derjenigen Theile, welche stets eine 
hellere Färbung behalten. Beide Geschlechter haben nämlich 
immer einen weisslichen Streifen über den Augen, und die 
Männchen besitzen ausserdem auch mehr oder weniger breite 
weisse oder weissgelbe Backenbärte, die bis zum Kinn ab- 
wärts sich ziehen und dadurch einen hellen Kranz um das 
dunkle Gesicht bilden. Bei den schwarzen Individuen ist fer- 
ner die Kreuzgegend rothbraun oder auch schmutzig gelblich- 
braun. Bei den hellfarbigen sind Kehle, Brust und Bauch 
etwas dunkler als die übrigen Körpertheile, gewöhnlich ins 
Braune ziehend, welche Farbe auch den Händen eigen ist. 
Das Kreuz ist bei ihnen meist blassgelb oder weisslichgelb '). 
Gesicht und die nackten, innern Handflächen sind bei jeder 
Farbenmischung des Pelzes, stets russschwarz; die Ohren 
ziehen gewöhnlich ein wenig mehr ins Braune; die Iris ist 
schön hellbraun oder gelblichbraun. 

Der Ungko bewohnt von den Sunda-Inseln nur Sumatra, 
Ob er sich vielleicht auch auf der Malaischen Halbinsel vor- 
finde, ist zur Zeit noch unermittelt. Auf Sumatra dienen 
ihm, wie dem Hyl. syndaetylus, hauptsächlich die hohen Ge- 
birgswälder zur Wohnstätte. Indessen sind es, wie bei jenem, 
nicht blos die entlegnern einsamen Waldgebiete, die er zum 


1) Der Ungko ist übrigens nicht die einzige Art seiner Gattung, 
bei welcher die Färbung so auffallend wechselt; denn beim Hyl. lar 
oder albimanus vom Hinterindischen Festlande finden fast dieselben 
Erscheinungen statt; doch sind bei diesem die vielfachen Uebergänge 
in der Farbe noch nicht beobachtet worden. Das hiesige Königliche 
Museum besitzt von diesem längst bekannten Affen mehrere Exem- 
plare, die angeblich aus Siam und Malakka stammen. Bei zwei alten 
Männchen ist der Pelz dunkel schwarzbraun, mit Ausnahme eines 
blassgelben Haarkreises um das Gesicht, und der eben so gefärbten 
vier Hände. Ein altes Weibchen besitzt dieselbe Zeichnung, aber 
seine Körperfarbe ist schmutzig gelblich braun, statt, wie bei den 
Männchen, sehr dunkel zu sein. Ein anderes jüngeres Weibchen ist 
dagegen durchaus einfarbig weisslichgelb; und ein ganz junges Thier 
dieser Affenart ist gelblich grauweiss. Auf derartigen hellfarbigen 
Individuen scheint mir der von Isid. Geoffroy (Archives du Mu- 
seum d’hist, nat. T.ll, p. 532, Tab. 29) beschriebene und abgebil- 
dete Hylobates entelloides, zu beruhen, 


Ueber die ungeschwänzten Affen-Arten der Sunda-Ins. 89 


Aufenthalte wählt, sondern auch die nahen und oft von Men- 
schen besuchten Küstenberge. Obgleich im Ganzen weniger 
häufig, als der Siamang, ist jedoch auch der Ungko keines- 
wegs selten. Man findet ihn zuweilen paarweise; öfterer aber 
in kleinen Gesellschaften von 4—6 oder 8 Individuen. Er 
ist sehr aufmerksam, scheu und ungemein behende im Klet- 
tern. Wie alle Hylobaten, bei der Flucht fast immer an den 
Armen hängend, wirft der Ungko sich von den äussersten 
dünnen Zweigen des Gipfels eines grossen Baums, in schiefer 
Richtung abwärts nach der Krone eines andern, ergreift da- 
selbst im Fallen ein Aestchen, eilt durch die Krone hindurch 
und im Nu ist er schon auf dem dritten und vierten Baume, 
in der Tiefe eines Thales. Die Männchen lassen ihr weit 
schallendes Geschrei, vornehmlich des Morgens mit Sonnen- 
aufgang und gegen Abend mit Sonnenuntergang, fleissig hören. 
Dasselbe ähnelt im allgemeinen dem des Hy]. leuciscus, ist 
aber in seinen Tönen um etwas höher; einzelne starke, gleich- 
sam rufende Laute, womit es gewöhnlich beginnt, haben die- 
sen Affen seinen einheimischen Namen ungko verliehen. 
Die Nahrung des Hyl. variegatus besteht in denselben Frucht- 
arten, Knospen, Blüthen nnd Blättern, von welchen die au- 
dern Hylobaten und namentlich der Siamang, leben. In dem 
Urwalde der, östlich hinter Padang gelegenen Gebirgskette, 
sah ich den Ungko oft die reifen Früchte einer Bassia ver- 
zehren, welche Baumart daselbst häufig sich findet, und deren 
Früchte überhaupt viele Thiere sehr zu lieben scheinen (unter 
andern: Ursus Malayanus, Buceros rhinoceros und galeritus, 
Columba lacernulata u. s. w.). 


Aus obigen Mittheilungen geht hervor, dass uur die drei 
grossen Inseln: Borneo, Sumatra und Java, ungeschwänzte 
Affen besitzen; dass der Orang-utan über Borneo und Suma- 
tra verbreitet ist; dass dagegen keiner von den vier, dem in- 
dischen Archipel angehörigen Armaflen, auf mehr als einer 
Insel sich findet; dass Sumatra zwei, durch verschiedene 
Eigenthümlichkeiten ausgezeichnete Arten dieser Affen ernährt; 
während Java und die grosse Insel Borneo, jede nur eine 


90 Sal. Müller: Ueber die ungeschwänzten Affen- Arten etc. 


besitzen, und die ausserdem, in allen wesentlichen Punkten 
grosse Uebereinstimmung mit einander zeigen. Mehr als diese 
vier Arten von Hylobates kommen auf den ostindischen In- 
seln nicht vor, welehe Mühe auch manche gelehrte Naturfor- 
scher sich geben mögen, um deren Anzahl, durch kleinliche 
Unterscheidungen und durch Aufstellung von unhaltbaren Kenn- 
zeichen, zu vergrössern. 


Leyden, den 15. September 1844. 


9 


Ueber den Bau und die Grenzen der Ganoiden, 
und über das natürliche System der Fische. 


Von 
Joh. Müller. 
(Gelesen in der Akad. der Wissensch. zu Berlin am 12. Dec. 1844). 


Wie wichtig die Kenntniss der untergegangenen fossilen 
Thiergeschlechter für die natürliche Classification der Thiere 
überhaupt und insbesondere auch der lebenden Welt gewor- 
den, davon liefert kein Zweig der Naturgeschichte einen augen- 
fälligern Beweis als die Ichthyologie. Die Paläontologie hat 
diesen Theil des Systems in den Grundlagen verändert. Die 
grosse Verschiedenheit in den fossilen Resten der Fische hat 
die Aufstellung ganzer Ordnungen und Familien nöthig ge- 
macht, von welchen sich in der lebenden Welt nur sparsame 
oder gar keine Repräsentanten finden, und einzelne bis auf 
uns ausdauernde Formen haben den Platz verlassen müssen, 
den man ihnen im System angewiesen, um sich den herrschen- 
den Gruppen der Vorwelt an ganz verschiedenen Stellen und 
in andern Ordnungen anzuschliessen. Die Sicherheit in die- 
sen Operationen hängt grossentheils von der Richtigkeit der 
Voraussetzung ab, dass mit den fundamentalen Verschieden- 
heiten in den erhaltenen Resten des Skelets und der Haut- 
bedeckungen eben so grosse, durchgreifende Unterschiede der 
gesammten Organisation verbunden gewesen. Wie weit aber 
dieser Zusammenhang reicht, das lässt sich nur aus der Un- 
tersuchung der lebenden Welt ableiten. So gross und wich- 
tig die systematischen Resultate aus der Untersuchung der 
fossilen Fische geworden sind, so lässt sich gleichwohl nicht 
verkennen, dass die Anatomie der lebenden Fische noch lange 
nicht genug ausgebildet und zu Rathe gezogen ist, um die 
aufgestellten Versuche, die fossilen und lebenden Fische in 
ein System einzuordnen, hinlänglich zu sichern, 


92 Joh. Müller: 


Die auffallendsten und am leichtesten erkennbaren Unter- 
schiede der fossilen Fische unter einander liegen in ihren 
Hautbedeckungen. Hr. Agassiz hat sie als Prineipien der Clas- 
sification der Fische überhaupt benutzt, und hiernach seine 
Abtheilungen der 'Cyeloiden, Ctenoiden, Ganoiden, Placoiden 
aufgestellt. Die Schuppen der lebenden Knochenfische sind 
meist dachziegelförmig, mehr oder weniger abgerundet und 
dem feinern Bau nach, mit Ausnahme der Knochenschilder, den 
eigentlichen Knochen meist fremd; sie enthalten in der Regel 
nicht die strahligen Körperchen der Knochen, ihre Oberfläche 
zeigt feine meist concentrische, seltener unregelmässige erha- 
bene Linien. 

Der Unterschied der ganzrandigen oder Cyeloid- und 
gewimperten oder Ötenoidschuppen ist gering, seine systema- 
tische Anwendung ist in enge Grenzen eingeschlossen. Ich 
beziehe mich auf die frühere Abhandlung über die natürlichen 
Familien der Fische in diesem Archiv. 

Ganz anders verhält es sich mit den Schuppen der Ga- 
noiden Ag. Diese sind knöchern, meist rhombisch oder vier- 
eckig, selten rund und dachziegelförmig, ihre Oberfläche ist 
immer mit einer Schmelzlage überzogen und glatt, sie stehen 
meist in schiefen Binden und diejenigen einer Binde sind in 
der Regel durch einen Gelenkfortsatz mit einander verbunden. 
Solche ganz  eigenthümliche Schuppen finden sich in der le- 
benden Welt nur bei 2 Fischgattungen, welche Cuvier unter 
seine Ülupeen gebracht hat, bei den Gattungen Lepisosteus 
aus dem Missisippi und Polypterus aus dem Nil und Senegal. 

Cuvier war der erste, der die Uebereinstimmung der 
Schuppen der Palaeoniscus des Zechsteins mit den Schuppen 
der Lepisosteus und Polypterus bemerkte, auf die Aehnlich- 
keit des langen obern Schwanzlappens bei Palaeoniscus und 
den Stören, auf die Randbesetzung dieses Lappens- mit drei- 
eckigen Schindeln bei beiden und auf die Besetzung des vor- 
dern Randes der Rückenflosse mit gleichen Schindeln bei Pa- 
laeoniseus und Lepisosteus aufmerksam machte. Er schloss 
aus dieser Uebereinstimmung, dass die Palaeoniscus ent- 
weder in die Nähe der Störe oder der Lepisosteus gehören, 
Oss. foss. nouy. ed. T. V. 2. 1824. p. 307. 308. 

Die Idee diese Alternative aufzugeben und jene 2 Katego- 


Ueber den Bau und die Grenzen der Ganoiden. 95 


rien von Fischen zu vereinigen, kommt in Cuvier’s Schriften 
nicht vor. Er spricht sich bei der Untersuchung der Fische, 
welche zur Gattung Dipterus gehören, bestimmter dahin aus, 
dass diese mit den Fischen des Kupferschiefers im Bau der 
Schwanzflosse und in der Insertion aller Strahlen an ihrer 
untern Seite übereinkommen, dass unter den lebenden nur 
Lepisosteus und in minderem Grade der Stör diesen Charak- 
ter besitzen, dass er die fossilen lieber mit den Lepisosteus 
zusammenstelle, dass sie mit diesem zu den malacopterygi 
abdominales gehören. Geol. Transact. 2. ser. Vol. 3. p. 125, 
Valenciennes und Pentland sprechen ebendaselbst aus, dass 
Dipterus und Osteolepis neue Gattungen in der Ordnung der 
malacopterygii abdominales bilden. 

Agassiz hat sich das grosse‘ Verdienst erworben, die 
Uebereinstimmung im Schuppenbau mit den Lepisosteus und 
Polypterus in allen Knochenfischen der älteren Formationen 
bis zur Kreide erkannt, die Ganoiden als eigene Ordnung 
aufgestellt, ihre zahlreichen Gattungen entdeckt und sicher 
unterschieden und ihre Arten bestimmt zu haben. Mit Recht 
sagt er in 2. Bd. der poissons fossiles: L’etablissement de 
Vordre des ganoides est ä mes yeux le progres le plus impor- 
tant que jai fait faire a lichthyologie. Ebenso wichtig ist die 
Folgerung aus diesen Untersuchungen, dass die Typen, welche 
in der Jetztwelt die ungeheure Mehrzahl der Fische bilden, 
erst mit der Kreide beginnen. 

Die Ganoidschuppen sind übrigens, wie auch Agassiz be- 
merkt, ganz wie die gewöhnlichen Schuppen in Capseln der 
Haut eingebettet. Die Capselhaut ist an der freien Ober- 
fläche äusserst fein und angewachsen und scheint selbst ver- 
loren gehen zu können, wie bei Polypterus, aber beim Lepi- 
sosteus sieht man das Email der Schuppe sehr deutlich von 
einem äusserst feinen Häutehen bedeckt, in welchem etwas 
von Silberglanz und selbst Pigment zu erkennen ist und wel- 
ches sich leicht durch Abreiben entfernen lässt. 

Im Bau des Skelets sind die Ganoiden unter einander 
selbst wieder sehr abweichend, denn viele haben ein ganz 
knöchernes Skelet, wie auch die lebenden Lepisosteus und 
Polypterus, bei anderen fossilen hingegen ist die Wirbelsäule 
theilweise auf dem foetalen Zustande stehen geblieben und es 


94 Joh. Müller: 


ist eine weiche Chorda dorsalis mit aufgereihten knöchernen 
Apophysen vorhanden, gleichwie unter den lebenden Fischen 
bei den Stören. Auch in den Formen des Körpers zeigen 
sich die grössten Abweichungen, so wie schon die beiden 
lebenden Gattungen gänzlich von einander verschieden sind. 

Bei mehreren Gattungen verlängert sich die Wirbelsäule 
bis ans Ende des obern Schwanzlappens, wie unter den le- 
benden Fischen bei den Stören, und bei den Haifischen und 
Rochen. Hr. Agassiz bezeichnet die so gebildeten als Hete- 
rocerei. Bei vielen Ganoiden reicht das Ende der Wirbel- 
säule nur in den Anfang des obern Schwanzlappens, der 
dann auch obere Flossenstrahlen hat, wie auch bei mehreren 
lebenden Knochenfischen aus den Familien der Salmonen, 
Clupeen u. a. Bei noch anderen Ganoiden theilt die Wirbel- 
säule die Schwanzflosse in 2 gleiche Theile wie bei den mehr- 
sten Knochenfischen, es sind die Homocerei. 

Bei einer ganzen Zahl von Gattungen der Ganoiden 
zeichnen sich die Flossen dadurch aus, dass ihr vorderer 
Rand oder erster Strahl mit stachelartigen Schindeln, Fulera 
besetzt ist, andere zeigen nichts davon. Dieser Unterschied 
findet sich auch bei den beiden lebenden Gattungen ausge- 
prägt; denn die Lepisosteus haben diesen Bau, die Polypterus 
nicht. Die Fulera bekleiden zwar hauptsächlich den freilie- 
genden vordern Strahl der Flosse, wo aber die Strahlen an 
Länge zunehmen und hinter einander am vordern Rande zum 
Vorschein kommen, gehen die Fulera von den kürzern über 
ihre Enden zu den längern über. Im Uebrigen verhalten sich 
die Ganoiden in der Beschaffenheit der Flossen und in der 
Stellung der Bauchflossen als Malacopterygii abdominales, 

Die Ordnungscharaktere sind von Agassiz in die meist 
winkligen, rhomboidalen oder polygonalen mit Email bedeck- 
ten Schuppen gelegt. Er zählt in seinem grossen Werk Re- 
cherches sur les poissons fossiles dahin die Familien Lepi- 
doiden Ag., Sauroiden Ag., Pyenodonten Ag,, Coelacanthen 
Ag., Sclerodermen Cuv., Gymnodonten Cuv., Lophobranchier 
Cuv. und bemerkt, dass man ans Ende dieser Familien in der 
Ordnung der Ganoiden noch einige Ordnungen lebender Fische 
setzen müsse, wie die Goniodonten, Siluroiden und Acipen- 


Ueber den Bau und die Grenzen der Ganoiden. 95 


seriden. Neuerlich zieht Agassiz auch den Lepidosiren zu 
den Ganoiden. 

Man darf bei den geringen Hülfsmitteln, welche die Fos- 
silien darbieten, nicht verlangen, dass die Familien auf so 
wesentliche Unterschiede gegründet seien, wie bei den leben- 
den Thieren. Die Unterschiede der Lepidoiden und Sauroi- 
den sind in der That gering. Die Lepidoiden nämlich haben 
hechelförmige Zähne in mehreren Reihen oder stumpfe Zähne, 
die Sauroiden, wohin auch Lepisosteus und Polypterus gerech- 
net werden, haben conische spitze Zähne, die mit feineren 
Zähnen vermischt sein können. Auch ist der Unterschied in 
der Gestalt, die bei den Sauroiden zum Theil mehr verlängert 
ist, nach allem, was in den natürlichen Familien der Jetztwelt, 
wie z. B. bei den Characinen und Scomberoiden geschieht, 
nicht wesentlich. Obgleich die Unterscheidung dieser beiden 
Familien nur künstlich ist, so lässt sie sich doch, insofern sie 
die Bestimmung erleichtert, mit Vortheil benutzen. Dagegen 
wird uns eine künstliche Trennung bedenklich, wenn daraus 
Folgerungen in Beziehung auf das Alter und die Entwickelung 
der Familien gezogen werden, wie z. B. dass kein Fisch aus 
der Familie der Lepidoiden bis in die actuelle Epoche reiche, 
Die Lepidoiden werden auch durch die Gattung Lepidotus 
gestört, deren Zähne von den aufgestellten Familiencharakteren 
sehr sich entfernen. Sie ist unter den andern Lepidoiden 
auch durch den Besitz vollkommen ossifieirter Wirbel fremd- 
artig, aber sie scheint auch nicht unter die Pycnodonten von 
ähnlichen Zähnen zu gehören. Sie ist den Lepisosteus der 
lebenden Welt verwandt, sowohl durch die doppelten Reihen 
der Fulera an den Flossen, als durch die ossifieirten Wirbel. 

Die Unterschiede der lebenden Ganoiden sind uns allein 
ganz zugänglich, Um so wichtiger ist es, dass gerade die 
beiden noch lebenden Lepisosteus und Polypterus, welche 
unter den Sauroiden aufgeführt sind, durch ihren äussern und 
innern Bau so gänzlich von einander abweichen, dass sie 
mehr als eine der fossilen Gattungen der Ganoiden verdienen 
als Typen besonderer Familien aufgefasst zu werden, wie sich 
aus der Anatomie dieser Thiere ergeben wird. Allerdings hat 
auch Hr. Agassiz bei der osteologischen Analyse jener Fische 
diese Verschiedenheit wohl gefühlt, und er bemerkt selbst, 


96 Joh. Müller: 


dass er geneigt war, sie in verschiedene Familien zu bringen. 
Ich glaube bei der Vollständigkeit der Untersuchung, welche 
diese beiden Fische erlauben und bei der extremen Verschie- 
denheit, die sie darbieten, giebt es mit ihnen verglichen, keine 
2 Ganoiden von ihrem Schuppenbau, welche sicherer von 
einander entfernt sind. 

Beim Schluss seines grössern Werkes und in der neuen 
Monographie des poissons fossiles du vieux gres rouge hat 
Agassiz vorzüglich aus den Lepidoiden eine Anzahl Gattungen 
ausgeschieden und besondere Familien daraus gebildet, so 
dass daraus die Familien Cephalaspides, Acanthodiens, die 
eigentlichen Lepidoides und die Sauroides dipteriens geworden 
sind, was mir ein wesentlicher Fortschritt zu sein scheint. 

Bei der grossen Mehrzahl der: von Agassiz beschrie- 
benen und abgebildeten fossilen zu den Ganoiden  ge- 
rechneten Fische, scheint mir kein Zweifel obwalten ‘zu 
können, dass sie wirklich mit Lepisosteus und Polypterus in 
eine eigene grosse Ordnung gehören, die den übrigen Kno- 
chenfischen, den Selachiern und den Cyclostomen coordinirt 
ist; aber ich habe mich nie überzeugen können, dass die 
übrigen zu den Ganoiden gezählten Familien der lebenden 
Fische, die Loricarinen, Siluroiden, Lophobranchier, Sclero- 
dermen und Gymmodonten unter die Ganoiden gehören. 

Agassiz hat den Abstand dieser Fische von den Ganoiden 
der alten Formationen und der Polypterus und Lepisosteus 
einigermassen selbst gefühlt, Denn er sagt: poiss. foss. 1. 
p. XI. Les rapports d’organisation qui lient les Lepidoides, les 
Sauroides et les Pyenodontes, sont plus etroits que les rela- 
tions qui existent entre ces m&mes familles et les Scleroder- 
mes, les Gymnodontes et les Lophobranches. 

Die Siluroiden stimmen in ihrer Anatomie so völlig mit 
den Malacopterygii abdominales überein, dass sie sich von 
ihnen nicht trennen lassen, sie haben mit den lebenden Ga- 
noiden nur den Luftgang der Schwimmblase und die abdo- 
minale Stellung der Bauchflossen gemein, aber auch mit 
einer grossen Abtheilung von Knochenfischen, die ich wegen 
ihres Luftganges Physostomi nennen will, wie den Cyprinoi- 
den, Esoces, Clupeen, Cyprinodonten, Mormyren, Characinen, 
Salmonen, Anguillares u. a. Den Sclerodermen und Gymno- 


PN 


Ueber den Bau und die Grenzen der Ganoiden. 97 


donten fehlt dagegen dieser Luftgang gleichwie mehreren Ord- 
nungen von Knochenfischen, auch sind ihre Bauchflossen wo 
sie vorhanden wie bei Triacanthus, nicht abdominal, in beiden 
Punkten weichen sie von den lebenden Ganoiden und durch 
den letzten Charakter vom allen sichern Ganoiden ab. Der 
Begriff der Ganoiden lässt sich aus den bisher bekannten 
Hülfsmitteln nur so lange scharf begrenzen, als man dahin 
nur die Fische rechnet, welche mit Lepisosteus und Polypte- 
rus in den mit Schmelz bedeckten Schuppen übereinkommen. 
Rechnet man die Knochenschilder der Loricarinen, Lophobran- 
chier, Ostracion, einiger Siluroiden, wie Callichthys, Doras, 
die Stacheln der Diodon zu den Ganoidschuppen, so hört alle 
scharfe Begrenzung auf. Denn erstens ist man genöthigt, die 
nackten Siluroiden und nackten Gymnodonten mit hinüberzu- 
nehmen, bloss weil einige Gattungen derselben mit Schildern 
oder Stacheln versehen sind und es ist dann die Möglichkeit 
zugestanden, dass es Familien von Ganoiden geben könne, 
in denen alle Gattungen nackt sind; was, so lange keine we- 
sentlichen Merkmale der Ganoiden bekannt sind, alle Unter- 
scheidung und Erkennung unmöglich machen würde. Eine 
weitere Verwirrung entsteht durch die Fische mit Knochen- 
panzern aus Familien anderer Ordnungen, wie der Peristedion, 
Agonus und anderer mit Knochenschildern gepanzerter Cata- 
phraeten, deren unmittelbare nächste Verwandten ‚wie die 
Triglen mit Schuppen versehen sind, die jedenfalls keine Ga- 
moidschuppen sind. Endlich hat die Beschuppung mehrerer 
Selerodermen, wie der Monacanthıes, Aluteres mit derjenigen 
der Ganoiden wenig Aehnlichkeit. 

Wenn man alle diese Thiere bei den eigentlichen Ganoi- 
den lassen wollte, so würde der Begriff derselben so verwirrt 
werden, dass es völlig unmöglich wäre zu sagen, was denn 
eigentlich ein Ganoid sei und man miisste bekennen, dass die 
Charaktere dieser Ordnung völlig unbekannt seien, die Auf- 
nahme mancher Familien unter sie daher auch mehr oder we- 


niger willkührlich sei. 


Die Hauptresultate von Agassiz Werk, unstreitig der wich- 
tigsten ichthyologischen Arbeit neuerer Zeit, liegen seit vielen 
Jahren vor uns. Sie sind bis jetzt noch von keinem Forscher 
auf eine dem Gegenstande angemessene Weise entwickelt 

Archiv f, Naturgeschichte, XT, Jahrg, 1. Bil, 7 


98 Joh. Müller: 


und analysirt worden. Wiegmann sagte darüber in seinem 
Bericht von 4835 (Archiv f. Naturgesch. 1. Jahrg. 2. p. 258): 
das System flösse, sofern es sich nur auf eine Besonderheit 
des Organismus gründet, die Besorgniss ein, dass es mehr 
den Charakter eines künstlichen äls natürlichen Systems an 
sich trage und man möchte bezweifeln, dass die vergleichende 
Anatomie in den einzelnen Ordnungen eine grosse Ueberein- 
stimmung des darin Begriffenen finden möchte, wie sie es von 
den Ordnungen eines natürlichen Systems erfordere. Aber 
es werden uns keine Thatsachen an die Hand gegeben, welche 
zur Beurtheilung desselben dienen können. Und man muss 
gestehen, dass es an den Mitteln zu einer solchen analytischen 
Entwickelung des so reichen neuen Zuwachses ichthyologischer 
Materie bisher gefehlt hat. 

Seit lange mit der Anatomie des Polypterus und in neue- 
rer Zeit auch mit derjenigen des Lepisosteus beschäftigt, habe 
ich mir die Aufgabe gestellt, die wahren Charaktere der Ord- 
nung, zn der sie gehören, ‘zu finden. Dieses ist mir gelun- 
gen, und ich glaube nun sicher beweisen zu können, 

4) dass die Ganoiden eine scharf geschiedene Ordnung 
zwischen den eigentlichen Knochenfischen und den Selachiern 
bilden. 

2) Dass Agassiz’s Ansicht über die Stellung der Störe 
unter den Ganoiden richtig ist. 

3) Dass dagegen die Sclerodermen, Gymnodonten, Lori- 
carinen, Siluroiden, Lophobranchier, den Ganoiden fremd sind 
und zu den übrigen Knochenfischen gehören. 

4) Dass es nackte und beschuppte Ganoiden giebt, deren 
Familien successiv in einander übergehen, ohne die eigent- 
lichen Charaktere der Ganoiden zu verlieren. 

Die Anatomie des Polypterus und Lepisosteus wird hier 
nicht zum erstenmal behandelt. Geoffroy St. Hilaire hat die 
Eingeweide des von ihm entdeckten Polypterus bichir be- 
schrieben, von demselben und noch ausführlicher von Agassiz 
haben wir Mittheilungen über seine Osteologie erhalten. Agas- 
siz hat die osteologischen Eigenthümlichkeiten des Lepisosteus 
kennen gelehrt, Cuvier, Valentin, van der Hoeven haben seine 
Eingeweide untersucht. Obgleich diese Mittheilungen schätz- 
bare Beiträge zur anatomischen Kenntniss jener Thiere liefern 


Ueber den Bau und die Grenzen der Ganoiden. 99 


und sie wesentlich aufklären, so enthalten sie doch nicht ge- 
wisse Thatsachen, welche mit der Frage von der Natur der 
Ganoiden, von ihren Verwandtschaften und ihren Grenzen im 
direkten Zusammenhange stehen, und welche aufzuschliessen 
der Gegenstand dieser Abhandlung ist. Auch bezieht sich 
Alles, was man bisher von dem innern Bau dieser beiden 
Fische erfahren hat, auf Gattungs-Eigenthümlichkeiten, die je 
einem derselben zukommen und gerade in dem andern ver- 
misst werden. { 

Die anatomischen Charaktere der Ganoiden liegen in dem 
Bau des Herzens, der Blutgefässe, der Athmungsorgane, der 
Geschlechtstheile des Gehirns und der Sinneswerkzeuge. 

Der erste Punkt, auf den ich die Aufmerksamkeit lenke, 
ist der Bau des Herzens oder vielmehr des Bulbus arteriosus. 

Schon seit lange bin ich auf die systematische Wichtig- 
keit in dem innern Bau des aus dem Herzen hervortretenden 
Arterienstiels aufmerksam gewesen. Man weiss, dass bei den- 
jenigen Knochenfischen, die darauf untersucht worden, am 
Ursprung des musculösen Bulbus, zwischen ihm und der Kam- 
mer immer nur 2 gegemüberliegende Klappen oder Ventile 
liegen, dass dagegen die höhern Knorpelfische, die Störe, Pla- 
giostomen (Haifische und Rochen) und die Chimaeren innerhalb 
des musculösen Bulbus 3 oder noch mehrere Längsreihen von 
Klappen besitzen, deren Zahl in jeder Reihe nach den Gat- 
tungen von 2—5 varürt, An der Stelle, wo sich die 2 Klap- 
pen der Knochenfische befinderi, haben jene Fische gar keine 
Klappen. e 

Die Oyelostomen unterscheiden sich in dieser Hinsicht 
wesentlich sowohl von den höhern Knorpelfischen als von den 
Knochenfischen. Sie gleichen den Knochenfischen, dass sie 
nur 2 gegenüberliegende Klappen am Ursprung des Arterien- 
stiels aus der Kammer besitzen, von beiden Ordnungen aber 
unterscheiden sie sich wesentlich dadurch, dass ihnen der 
musenlöse Bulbus arteriosus, dieses accessorische Arterienherz 


_ gänzlich fehlt, Ihr Truncus arteriosus besteht bloss aus den 


einfachen Häuten der Arterien. So fand ich es bei den Pe- 

tromyzon sowohl als Myxinoiden. Siehe vergl. Anatom. der 

Myxinoiden, 3. Forts. Abhandl. d. Akad. d. Wissenschaften a. d. 

3. 1839 p. 284. Man sehe ferner über die Verschiedenheiten 
7% 


100 i Joh. Müller: 


der Klappen in den Ordnungen, Familien, Gattungen die Note 
im Archiv f. Anat. u. Physiol. 1842. p. 477. Diese Unter- 
schiede zeigten sich so eonstant bei allen von mir untersuch- 
ten Knochen- und Knorpelfischen, dass sie auf eine fundamen- 
tal verschiedene Anlage der Ordnungen hindeuten. Ich kenne 
keinen weder anatomischen noch zoologischen Charakter, der 
in dieser absoluten Bestimmtheit dem gegenwärtigen gleich 
käme. Sind die Ganoiden in der That wesentlich von andern 
Knochenfischen als Ordnung verschieden, so muss sich an 
dieser Stelle jedenfalls eine entschiedene Differenz zeigen. 

Als ich den Polypterus bichir zuerst hierauf untersuchte, 
war ich sehr erstaunt zu finden, dass dieser sogenannte Kno- 
chenfisch von allen Knochenfischen durch seine Klappen ab- 
weicht und dass er darin ganz mit den höhern Knorpelfischen, 
den Stören, Haien, Rochen, Chimaeren übereinkommt und sie 
durch Zahl der Klappen noch weit übertrifit. Polypterus be- 
sitzt am Ursprung des musculösen sehr langen Bulbus gar 
keine Klappen, im Innern desselben aber 3 Längsreihen von 
Klappen, in deren jeder 9 Ventile stehen, welche wie bei 
den Stören und Plagiostomen durch Fäden untereinander 
zusammenhängen. Die obersten sind. wie auch sonst die 
grössten. Zwischen den 3 vollständigen Reihen grosser Klap- 
pen befinden sich noch 3 andere Längsreihen, deren Klappen 
sowohl an Zahl als Grösse weniger ausgebildet sind, so dass 
die vollständigen Längsreihen mit den unvollständigen abwech- 
seln. Also im Ganzen 6 Längsreihen. Wären die unvoll- 
ständigen Reihen so ausgebildet wie die vollständigen, so 
würde Polypterus bichir 54 Klappen im museulösen Arterien- 
stiel besitzen, in der That sind aber nur gegen 45 vorhanden. 

Es liess sich erwarten, dass diese Eigenthümlichkeit sich 
auch beim Lepisosteus wieder finden würde, den ich aber erst 
nicht zur Hand hatte. Ich untersuchte ihn neulich im Pflan- 
zengarten zu Paris. Lepisosteus osseus hat im Arterienstiel 
5 gleich ausgebildete Klappenreihen, in jeder Längsreihe 8 
vollkommene Taschenventile, die durch Fäden zusammenhän- 
gen. Die der obersten Querreihe sind grösser. Die Reihen 
gewähren ein Bild wie die Becher eines Schöpfrades oder 
einer Baggermaschine. 

So viele Klappen als die genannten Ganoiden, besitzt 


Ueber den Bau und die Grenzen der Ganoiden. 101 


jenigen Rochen und Haien, wo ihre Zahl das Maximum_er- 
reicht, sind nicht mehr als 15 vorhanden, Raja, Myliobatis, 
Pteroplatea, Scymnus, Squatina. 

Wir haben nun einen Charakter gefunden, welcher die 
Sclerodermen, Gymnodonten, Siluroiden, Goniodonten und 
Lophobranchier entschieden von den Ganoiden entfernt und 
den eigentlichen Gräthenfischen zuführt. Alle diese Fische 
stimmen nach meinen Untersuchungen in ihrer Organisation 
mit den übrigen Knochenfischen überein; insbesondere, wor- 
auf es mir für diesen Augenblick ankommt, gleichen sie allen 
eigentlichen Knochenfischen durch die fundamentale Eigen- 
thümlichkeit des Arterienstiels mit 2 Klappen am Ursprung 
desselben. Ich habe untersucht für die Sclerodermen die Gat- 
tungen Balistes und Ostracion, für die Gymnodonten die Gat- 
tung Tetrodon, für die Siluroiden die Gattung Calophysus 
M. T., für die Goniodonten die Gattungen Hypostoma und 
Loricaria, für die Lophobranchier die Gattung Syngnathus. 
Die Beständigkeit in dem Klappenbau bei allen eigentlichen 
Gräthenfischen ausser Zweifel zu setzen, mag es hinreichen, 
dass Typen aus 35 Familien von Knochenfischen darauf unter- 
sucht sind und dass sich nie eine Abweichung gefunden hat. 
Ich liefere hier eine Zusammenstellung meiner Beobachtungen 
mit den vorhandenen übrigen in einer Tabelle. 


Untersuchte Knochenfische mit 2 Klappen '). 


Ordnung. Familie. | Gattung. 


Uranoscopus, Trachinus * 
Scorpaena, Trigla * 


Percoidein „ie. 
Cataphraecti . . 


Acantlopteri 


’) Einzelne zerstreute Beobachtungen finden sich bei den ältern 
Beobachtern, z B. vom Lachs bei Collins, vom Schwertfisch bei 
Bartholin, Walbaum u.s w. Die Gattung Gadus ist von Cuvier, Ura- 
noscopus, Scorpaena, Umbrina, Chaetodon, Scomber, Zeus, Mugil, 
Fistularia, Belone, Esox, Muraena, Gobius, Hypostoma, Pleuronectes, 
Salmo, Cyprinus von Tiedemann (Anatomie des Fischherzens), Lo- 
phius von Meckel, untersucht. Die von mir untersuchten Gattungen 
sind mit einem * bezeichnet. In Hinsicht der Ordnungen, in welchen 
die Familien aufgestellt sind, verweise ich auf die Entwickelung des 
natürlichen Systemes der Fische am Ende dieser Abhandlung. 


102 Joh. Müller: 


nn m nn nn 


Ordnung. Familie. Gattung. 
WERTE EEE REEL EEE KERNE EEE 
Acanthopteri |Sparoidei , . . |Dentex * 

Sceiaenoidei . . . | Umbrina 
Squamipennes , „ | Chaetodon 
Scomberoidei „ . |Scomber, Zeus, Xiphias * 
Taenioidi . . . | Trachypterus * 
Theutyes . . . | Naseus * 
Labyrinthici . . | Ophicephalus * 
Mugiloidei . . . | Mugil 
Gobioeidei , . . | Gobiesox*, Cyclopterus*, Eche- 
neis*, Gobius 
Blennioidei . . . | Zoarces * 
Pedieulati . . . | Lophius 
Fistulares . . . | Fistularia 
Anacanthini Gadoidi . . . |Gadus, Macrurus * 
Ophidini . - . . | Ophidium * 
Pleuronectides , | Pleuronectes 
Pharyngognathi |Labroidei eycloidei| Scarus * 
Labroidei ctenoidei] Pomacentrus * 
Chromides . . . | Chromis * 
Scomberesoces . | Belone 
Physostomi Siluroidi . . , \ Calophysus *, Loricaria*, Hypo- 
stoma 
Cyprinoidei . . | Cyprinus 
Characinii . . . | Erythrinus * 
Cyprinodontes . |Anableps * 
Esoces . . . .|Esox 
Mormyri . . .|Mormyrops * 
Salmones . . . | Salmo 
u Scopelini . . . | Saurus * 
Clupeidae . . . ‚ Arapaima * 

t Muraenoidei . „ ‚Muraena 

Plectognatli Balistini . . . . | Balistes # 
Ostraciones . . | Ostracion * 
Gymnodontes . . | Tetrodon * 

Lophobranchi |Lophobranchi . . | Syngnathus * 


Die Gründe, die uns bestimmen müssen, jene Familien 
als den. Ganoiden fremd abzusondern, gelten auch für den 
mit den Ganoiden vereinigten Lepidosiren, dessen bekannte 
Klappen des Bulbus arteriosus nichts weniger als denen der 
Ganoiden gleichen, von denen er auch durch seine Schuppen 
abweicht. Es wird zwar. diesen Schuppen von Agassiz eine 
Schmelzlage zugeschrieben; aber seine Schuppen schliessen 


Ueber den Bau und die Grenzen der Ganoiden. 103 


sich durch ihre mosaikartige Zusammensetzung jan die zusam- 
mengesetzten Schuppen der Sudis und Osteoglossum an. Die 
concentrischen erhabenen Linien fehlen daran. und sie sind 
auf der Oberfläche nur reticulirt und granulirt, aber diese er- 
habenen Linien gehen an den Schuppen der Knochenfische 
unmerklich in Retieulation und Granulation über, wie man’ am 
freien Theil der Schuppen der Sudis und Osteoglossum sehen 
kann. Schmelz habe ich an den Schuppen des Lepidosiren 
nicht wahrnehmen können. 

Ich wende mich jetzt zu einem andern wichtigen Punkt 
in der Organisation der Ganoiden und dieser ‚betrifit die 
Athemorgane. 

In meiner Abhandlung über die Nebenkiemen und Pseudo- 
branchien habe ich bewiesen, dass die falschen Nebenkiemen 
oder Pseudobranchien mit der Bedeutung der Wundernetze, 
bei den Plagiostomen und Sturionen sowohl als bei den Kno- 
chenfischen vorkommen, dass dagegen eine wahre accessorische 
Kieme ‘vor dem ersten. Kiemenbogen am Kiemendeckel. bei 
keinem Knochenfisch erscheint und die Sturionen auszeichnet, 
welche sie mit den Plagiostomen gemein haben, obgleich die 
Plagiostomen den Kiemendeckel entbehren. Ebendaselbst 
wurde bewiesen, dass die Störe beides, die accessorische wahre 
Kiemendeckelkieme und die Pseudobranchie, letztere im Spritz- 
loch besitzen. Diese Eigenschaft, eine respiratorische Kiemen- 
deckelkieme besitzen zu können, ist den Stören nicht eigen, 
inwiefern sie Störe, sondern, wie jetzt gezeigt werden soll, 
inwiefern sie Ganoiden' sind, denn die Ganoiden weichen 
durch diesen Charakter von den Knochenfischen ab und nä- 
hern sich wieder, wie im Klappenbau, den Plagiostomen. 

Die Einheit der Störe mit den Ganoiden ist mir lange 
verborgen geblieben und ich hatte sie noch nicht eingesehen, 
selbst als ich die zahlreichen Klappen des Polypterus kennen 
gelernt hatte, wie aus meinem Bericht über Agassiz Poissons 
fossiles im letzten. Jahresbericht hervorgeht, wo ich bereits 
die Mittel besass, die Sclerodermen, Gymnodonten, Siluroiden, 
Goniodonten und Lophobranchier von den Ganoiden zu tren- 
nen; aber auch die Sturionen schienen mir damals noch den 
Ganoiden fremd zu sein. Dies war nothwendig in der gan- 
zen Entwickelung meiner ichthyologischen Untersuchungen be- 


104 Joh. Müller: 


gründet. Es hatte sich nämlich bei den Beobachtungen über 
die Nebenkiemen als Eigenthümlichkeit der Störe vor den an- 
dern Fischen mit Kiemendeckel und freien Kiemen herausge- 
stellt, eine respiratorische Kiemendeckelkieme zu besitzen, 
welche bis dahin von keinem andern Fisch mit Kiemendeckel 
und freien Kiemen, auch von keinem Ganoiden bekannt war. 
Sie fehlt auch den Polypterus und ich hatte daher bis dahin 
keinen hinreichenden Grund die Störe und die Ganoiden zu- 
sammenzubringen. Dazu kommt, dass die von den Stören 
untrennbaren Spatularien durch ihre Nacktheit mit den so stark 
beschuppten Ganoiden keine Vergleichungspunkte darboten. 
Nachdem ich aber Gelegenheit erhalten, Lepisosteus zu unter- 
suchen und jetzt bei Lepisosteus gerade diese Eigenthümlich- 
keit einer respiratorischen Kiemendeckelkieme wiedergefunden, 
so war die Stellung der Störe unter den Ganoiden auf der 
Stelle klar und entschieden, und die früher nur von den Stö- 
ren von mir nachgewiesene Eigenheit, eine respiratorische 
Kiemendeckelkieme zu besitzen, wurde jetzt zu einer den 
Ganoiden überhaupt von der Natur zugestandenen, den eigent- 
lichen Knochenfischen aber versagten Eigenschaft. 

Bei Lepisosteus ist die respiratorische Kiemendeckelkieme 
neben einer Pseudobranchie vorhanden. Was Hr. Valentin !) 
bei seiner Relation von meinen Untersuchungen über die fal- 
schen Nebenkiemen oder Pseudobranchien vom Lepisosteus 
anführte und als äussere und innere Nebenkieme desselben 
bezeichnete, klärt sich nämlich als eine respiratorische Ne- 
benkieme neben einer Pseudobranchie auf. Beide Organe 
verhalten sich wie bei den Stören. Ich habe ihre wahre Be- 
deutung durch Untersuchung der Blutgefässe festgestellt. 

Die Kiemendeckelkieme des Lepisosteus ist sehr ansehn- 
lich und stösst mit ihrem obern Ende unter einem spitzen 
Winkel auf die viel kleinere Pseudobranchie. Beide Organe, 
wie bei den Stören im äussern Bau einander ähnlich, berüh- 
ren sich hier mit ihren Enden, ohne sich zu vermischen. Die 
Direction der Blätter ist an der Berührungsstelle verschieden 
und entgegengesetzt. Der musculöse Bulbus arteriosus bildet 
wie bei den Stören und Polypterus einen sehr langen Stiel, 


’) Valentin Repert. 1841, 137. 


SA, 


Ueber den Bau und die Grenzen der Ganoiden. 105 


dessen Muskelfleisch kurz vor der Stelle, wo die Arterie sich 
zu vertheilen beginnt, plötzlich aufhört. Die Arterie theilt 
sich dann in eine vordere und hintere Portion. Aus dem 
hintern Theil entspringen auf jeder Seite 2 Stämme, wovon 
der vordere die Arterie der Kieme des zweiten Kiemenbogens 
ist, der hintere sich wieder in die Arterien des dritten und 
vierten Bogens theilt. Die vordere Portion des Truncus arte- 
riosus geht weiter nach vorn, giebt dann jederseits die Kie- 
menarterie des ersten Bogens und setzt sich dann nochmals 
dünn in der Mittellinie fort. Dieser unpaare Endast der Kie- 
menarterie geht über die Region der Riemen der Kiemenbogen 
hinaus und ist der Stamm der Arterien der Kiemendeckelkie- 
men rechter und linker Seite. Er theilt sich nach einem 
Verlauf von einem halben Zoll in einen rechten und linken 
Zweig, welche sich an die innere Fläche der Kiemenhaut 
schlagen und zwischen Schleimhaut und Muskelschicht der 
Kiemenhaut zum Kiemendeckel und zur Kiemendeckelkieme 
gelangen. Die Kiemenhaut des Lepisosteus geht ununterbro- 
chen mantelartig von einer zur andern Seite breit hinüber 
und hat eine eben so breite Lage von queren Muskelfasern. 

Bei den Stören giebt der Ast der Kiemenarterie zum 
ersten Kiemenbogen auch die Arterie der Kiemendeckelkieme, 
Vergl. Anatomie der Myxinoiden. 3. Fortsetzung. 

Demnach erhält die Kiemendeckelkieme der Ganoiden 
gleich wie die wahren Kiemen dunkelrothes Blut aus der ge- 
meinschaftlichen Kiemenarterie. 

Die Arterie der Pseudobranchie bietet das gerade Gegen- 
theil dar, sie entspringt nicht aus der Kiemenarterie, sie ge- 
hört dem Körperarteriensystem an, und führt also, ganz ver- 
schieden von einem Athemorgan, der Pseudobranchie hellrothes 
Blut zu, wie die Arterien allen Körpertheilen. Sie ist bei Lepi- 
sosteus gleichwie bei andern Fischen, eine Fortsetzung der 
Arterie, welche die Knochen und Muskeln des Kiemendeckels 
versorgt, ramus opereularis. Sie kommt beim Lepisosteus'an 
derselben Stelle des Kiemendeckels durch eine Oeffnung innen 
zum Vorschein, wie bei den Knochenfischen. Ich habe ihren 
Ursprung aus der ersten Kiemenvene, den ich bei andern Fischen 
nachgewiesen, wegen Mangels an Materialien, hier nicht verfolgt, 
aber es ist kein Zweifel gestattet, dass sie sich eben so :verhalte. 


106 Joh. Müller: 


Die Störe entfernen sich von allen Knochenfischen da- 
durch, dass ihre Pseudobranchie, wie bei den Plagiostomen 
ein rete mirabile caroticum für Auge und Gehirn. ist, während 
sie bei allen Knochenfischen bloss ein rete mirabile ophthal- 
micum ist. ‘Aus Gründen, die im Vorhergehenden liegen, ist 
zu vermuthen, dass es ebenso bei Lepisosteus sein werde, 
Ich. muss dies bis zur Ankunft neuer Materialien ungewiss 
lassen. 

Die Existenz einer accessorischen Kiemendeckelkieme ist 
eine Erscheinung, welche sich bei keinem Knochenfisch. er- 
eignen kann; sie gehört zu dem Charakteren der Ganoiden; 
aber sie ist ihnen nicht nothwendig eigen, Ich finde bei den 
den Stören nächst verwandten nackten Spatularien, nämlich 
bei Planirostra edentula Raffınesque keine Kiemendeckelkieme, 
sondern nur eine in ihrem Spritzloch verborgene Pseudobran- 
chie, welche dieselbe Lage hat wie die Pseudobranchie der 
Störe, So wie die Planirostra zu den Stören, so verhalten 
sich die Polypterus zu den Lepisosteus. Die Polypterus ha- 
ben gleich den Planirostra keine Kiemendeckelkieme, aber 
auch die Pseudobranchie selbst ist hier eingegangen und es 
ist nur das Spritzloch übrig geblieben, in dem ich keine Spur 
dieses Organes wieder finden kann. Das Vorkammen der 
Pseudobranchie ist auch bei den Plagiostomen gleichen Varia- 
tionen unterworfen. Denn ich habe sie bei mehreren Gattun- 
gen nicht ‚darin gefunden, wie 2. B. bei den Seymmus; bei 
denen ich sie jedoch im frühen Fötusalter an dieser Stelle 
gesehen habe. Vergl. Anat, der Myxinoiden 3. Fortsetzung. 
Abhandl. d. Akademie d, Wissensch. a. d, J. 1840. 252. Ebenso 
ist es mit dem Spritzloch selbst. Es ist. den meisten Pla- 
giostomen und nach den mitgetheilten Beobachtungen, im Fö- 
tuszustand vielleicht allen ohne Ausnahme eigen, aber im. er- 
wachsenen Zustande fehlt es den Gattungen Carcharias und 
Sphyrna.  Dieselben Verhältnisse wiederholen sich bei den 
Ganoiden. Die Störe haben Spritzlöcher, die den Aecipenser 
nächst verwandte Gattung Seaphirhynchus Heck. hat das Spritz- 
loch verloren. Dagegen ist es bei den Spatularien vorhanden, 
es ist bei Planirostra edentula eine kleine Oeflnung, eben so 
weit entfernt vom Auge als vom Mundwinkel. Auch die Po- 


Ueber den Bau und die Grenzen der Ganoiden. 107 


lypterus besitzen bekanntlieh Spritzlöcher, aber sie fehlen den 
Lepisosteus. 

In Hinsicht der Kiemendeckelkieme, der Pseudobranchie 
und des Spritzloches kommen demnach bei den Ganoiden fast 
alle Combinationen vor, welche logisch möglich sind: 

1) Kiemendeckelkieme, Pseudobranchie und Spritzloch. 
Acipenser. y 
2) Kiemendeckelkieme und Pseudobranchie ohne Spritzlach, 

Lepisosteus. 

3) Kiemendeckelkieme ohne Pseudobranchie und ohne Spritz- 
loch, Seaphirhynchus, 

4) Pseudobranchie ohne Kiemendeckelkieme mit Spritzloch. 
Planirostra. 

5) Spritzloch ohne Kiemendeckelkieme und ohne Pseudo- 
branchie. Polypterus. 

Die Gegenwart der Spritzlöcher ist für die Ganoiden kein 
absoluter Charakter, denn die Lepisosteus bieten schon unter 
den lebenden eine Ausnahme, aber die Negation dieses Cha- 
rakters ist bei den eigentlichen Knochenfischen absolut, Die 
Existenz der Spritzlöcher bei Polypterus war, so lange der- 
selbe als Knochenfisch aufgefasst wurde, ein unbegreifliches 
Factum. Jetzt, nachdem die Störe und Spatularien seine er- 
wiesenen nächsten Verwandten sind, ist es umgekehrt, es er- 
fordert vielmehr unsere Erklärung, warum diese Oeffnungen, 
welche so sehr in der Natur der Ganoiden zu liegen schei- 
nen, dem Lepisosteus fehlen können, Ich vermuthe, dass sie 
bei ihm im Fötuszustande gefunden werden, gleichwie ich sie 
bei dem Fötus derjenigen Haifisch-Gattungen gefunden, denen 
sie im erwachsenen Alter fehlen (Carcharias). 

Die Schwimmblase ist bei allen lebenden Ganoiden, auch 
den Acipenser und Polyodon vorhanden, sie ist ohne Wun- 
dernetze und mit einem Luftgang versehen, wie bei den Ma- 
lacopterygii abdominales oder bestimmter den Physostomi un- 
ter den Knochenfischen, 

Die Geschlechtsorgane verhalten sich bei Be Ganoiden 
sehr eigenthümlich, Was in der Description de l’Egypte von 
den Geschlechtsorganen des Polypterus gesagt ist, ist unvoll- 
ständig, zum Theil unrichtig; in der Abbildung pl. 3. Fig. 7 tt. 


108 Joh. Müller: 


sind die Fettlappen an den chylopoetischen Eingeweiden für 
die Hoden genommen. 

Die Eierstöcke des Polypterus liegen vor den Nieren als 
eine lange Platte, jeder an einem Gekröse befestigt. Sie sind 
ohne innere Höhle und es giebt von ihnen keinen Ausgang als 
in die Bauchhöhle, wie bei den Plagiostomen, Sturionen, Cy- 
clostomen und wenigen Knochenfischen, neuerlich den Aalen 
und Salmonen. Die Eier werden aus der Bauchhöhle durch 
wahre Eileiter ausgeführt, dadurch entfernt sich Polypterus 
schon ganz von den Knochenfischen, auch von den letztge- 
nannten, bei welchen nur eine Bauchöffnung ausführt, vielmehr 
schliesst er sich an die Fische mit besondern Eileitern, wel- 
ches die Plagiostomen, Sturionen und Lepidosiren sind. Die 
Form der Eileiter gleicht aber zunächst am meisten derjeni- 
gen der Störe. 

Die Eileiter des Polypterus liegen gerade vor den langen 
und weiten Harnleitern und sind an ihnen durch Bindegewebe 
angewachsen; einige Zoll von dem After entfernt, öfinen sie 
sich mit einem weiten queren Schlitz in die Bauchhöble. Diese 
Mündung liegt dieht beim Eierstockgekröse, nach aussen von 
dem untern Theil desselben. Eileiter und Harnleiter verfolgen 
ihren Weg, getrennt bis nahe vor dem gemeinschaftlichen 
Ausgang im Porus urogenitalis hinter dem After. Bläst man 
in letztern, so füllen sich meist die Harnleiter mit Luft, zu- 
weilen auch die Eileiter. Bläst man in die Abdominalöffnung 
des Eileiters, so tritt die Luft aus dem Porus urogenitalis 
heraus. 

Bei den Stören ist Lage und Gestalt des Orificium ab- 
dominale tubae genau ganz dieselbe. Aber diese Röhre ist 
dort nur kurz selbstständig, sie soll nämlich bald in den wei- 
ten Harnleiter einmünden, der dadurch zugleich zum Eileiter 
wird. Bei männlichen Stören führen dieselben Trichter aus 
der. Bauchhöhle in den Harnleiter. Hr. v. Baer hat diese in- 
teressante Thatsache aus der Anatomie der Störe zuerst von 
den männlichen Geschlechtsorganen angegeben '), Hr. Rathıke ?) 


») Berichte der K. anatom. Anstalt zu Königsberg 11. Leipzig, 


1819. 40. 
2) Ueber den Darmkanal und die Zeugungsorgane der Fische. 


Halle 1824. p. 124. 


Ueber den Bau und die Grenzen der Ganoiden. 109 


hat sie bei weiblichen bestätigt. Bei eigener Untersuchung 
dieses Gegenstandes stosse ich auf einen von beiden Forschern 
nicht angegebenen Umstand. Der aus der Bauchhöhle in den 
Harnleiter führende Trichter erscheint im Harnleiter wie ein 
Blindsack; bei mehreren grossen sowohl weiblichen als männ- 
lichen Stören waren diese weiten Blindsäcke völlig verschlos- 


‚sen, so dass Quecksilber und Luft nieht durchdrangen. Da es 


sich hier um gar grosse Gegenstände, um einen Blindsack 
von dem Durchmesser eines kleinen Fingers handelt, so ist 
keine Täuschung möglich. In einem Fall unter mehreren 
waren die Trichter keine Blindsäcke mehr, sondern in den 
Harnleiter geöffnet. Es waren die herausgenommenen und 
vor längerer Zeit präparirten männlichen Geschlechtsorgane 
eines sehr grossen Störs und offen fand ich die Trichter im 
Harnleiter eines weiblichen Scaphirhynchus Raffineseii Heck., 
in beiden Fällen waren sie auf beiden Seiten geöffnet. Hier- 
aus scheint hervorzugehen, dass die Abdominaltrichter nur zu 
gewissen Zeiten dehisciren, zu andern aber geschlossen blei- 
ben. Ein grosses Weibchen mit geschlossenem Blindsack des 
Trichters war im Sommer in der Oder gefangen und hatte im 
Eierstock nur ganz unreife mit der Loupe zu sehende 
Eierchen '). 

Die Störe haben auch jederseits vom After eine Bauch- 
höhlenmündung, diese fehlt den Polypterus, so wie auch die 
Communication zwischen Bauchhöhle und Herzbeutel, der 
Herzbeutel zeigt hier bloss eine tiefe Bucht nach rückwärts, 
Uebrigens ist die Ausmündung des Afters und des Porus uro- 
genitalis hinter einander bei beiden Thieren wie bei den Kno- 
chenfischen und verschieden von der Cloake der Plagiostomen. 

In der Bildung des Darmkanals nähern sich die Ganoiden 
den Plagiostomen, denn die Acipenser, Polydon haben eine 
Spiralklappe im Darm, wie die Haifische und Rochen, und 
bei Polypterus ist sie schon von seinem Entdecker angegeben, 


') Wie der Samen der Störe ausgeführt wird, ist noch unbekannt. 
Rathke glaubt beim Hausen Quergefässe zwischen dem Hoden und 
dem Harnleiter gesehen zu haben. Der Hoden besteht jedenfalls 
aus reiserförmigen Samenkanälchen, die man mit der Loupe sicht, 
und nicht aus Bläschen, aber sie sind sehr verwirrt und ihre Anord- 
nung und Ende ist mir unbekannt geblieben. 


118 Joh. Müller: 


aber kein Knochenfisch besitzt diesen Bau. Die Spiralklappe 
ist indess unter den Ganoiden nicht allgemein, denn bei Le- 
pisosteus ist sie von Niemand angezeigt. Der Darm der Pla- 
giostomen und des Polypterus ist nach demselben Plan gebil- 
det. Das vom sackförmigen Magen aufsteigende oder hier 
seitlich abgehende Rohr reicht bis zum Klappendarm. Hier 
erst befitidet sich der Pylorus. Dies Rohr ist daher nicht 
Darm, wie es votl Geoflroy St. Hilaire genannt wird, sondern 
der gewöhnliche pylorische Gang, branche montante, des Ma- 
gens.. Am obern abgerundeten Ende des Klappendarms der 
Plagiostomen befindet sich ein klappenloser Raum zwischen 
dem Anfang der Klappe und dem Pylorus. Dies ist die Bursa 
Entiana, sie nimmt den Gallengang und pancreatischen Gang 
auf, beim Fötus auch den Ductus vitello intestinalis, sie ist 
oline Zweifel einem Theil des Dünndarms, am meisten dem 
Duodenum zu vergleichen. Wollte man den. Klappendarm als 
Dickdarm ansehen, so hätten sie vom ganzen Dünndarm nichts 
als die Bursa Entiana. Das ist widersinnig, vielmehr ist der 
ganze Klappendarm mit der Bursa als Dünndarm zu betrach- 
ten und das klappenlose Ende, der Mastdarm ist allein dem 
Dickdarm analog. Auch bei den Knochenfischen ist der Darm 
nicht in Dünndarm und Dickdarm, sondern in Dünndarm und 
Mastdarm geschieden. Die Erklärung des Darmkanals des 
Polypterus muss von diesem Gesichtspunkt ausgehen, oder 
vielmehr der Darm dieses Ganoiden ist selbst eine Bestätigung 
jener Ansicht. Beim Polypterus giebt es kaum mehr eine 
Bursa und die Klappe des Klappendarms entspringt vom Rand 
des Pylorustrichters. Ueber dieser Stelle erweitert sich der 
Darm in den blindsackförmigen Anhang, die Appendix py- 
loriea, und in der Nähe des Pylorus mündet auch der Gallen- 
gang ein. Hätte Geofiroy St. Hilaire diese Einmündung ge- 
sucht oder gekannt, so hätte er den pylorischen Gang des 
Magens nicht für den Dünndarm halten können. 

Die Störe unterscheiden sich von den Polypterus nur 
durch die Form des Magens und durch die Ausbildung der 
Stelle zwischen Klappe und Pylorus oder der Bursa der Pla- 
giostomen zu einer ganzen Darmschlinge, also Duodenaldarm- 
schlinge. Der Magen ist hier ohne Blindsack und ‚biegt ohne 
Grenze in den pylorischen Theil um, der nach einer muscu- 


Ueber den Bau und die Grenzen der Ganoiden. 111 


laren Auschwellung den Pylorus bildet. Darauf folgt die 
Duodenaldarmschlinge, welehe hinter dem Pylorus die Ausmün- 
dung der Appendices, den Gallengang und den Gang des von 
Alessandrini entdeckten drüsigen Pancreas aufnimmt, ‘deren 
unteres Ende aber noch einmal eine Klappe bildet, von deren 
Rande die Spiralklappe des Klappendarms entspringt. Den 
Uebergang vom Polypterus zu den Stören bilden die Rochen, 
deren Bursa Entiana nach dem Pylorus hin in einen retorten- 
ähnlichen Kanal ausgezogen ist, so dass der Pylorus nicht 
mehr in den Raum der Bursa sich öffnet, sondern an den 
Hals der Retorte stösst. 

Das Gehirn der Ganoiden ist eigenthümlich und unterschei- 
det sich von dem der Knochenfische und Plagiostomen. Das 
des Störs ist bekannt; ich verweise auf Stannius Abhandlung. 
Hier folgt die gedrängte Beschreibung des Gehirns des Po- 
lypterus bichir. Es gleicht dem Hirn des Störs und besteht 
in seinem hintern Theil aus einem sehr langen verlängerten 
Mark mit dem langen Sinus rhomb., aus dem kleinen Gehirn, 
den verhältnissmässig kleinen Lobi optici, die in den Lobus 
ventriculi tertii mit oberer Oeflnung auslaufen. Darauf fol- 
gen die sehr grossen tief getheilten Hemisphären, denn das 
sind sie wahrscheinlicher als Lobi olfactorii, wie ich sie im 
Jahresbericht nannte. Unter ihnen setzt sich das Gehirn in 
die Lobi olfactorii und die Geruchsnerven fort. Den Sehner- 
ven fehlt die Kreuzung der Knochenfische, sie gehen nicht 
frei übereinander weg, sondern sind zu einem Chiasma ver- 
bunden, wie beim Stör. Der Schädel der Polypterus besteht 
unter der Knochenbedeckung noch aus sehr starker Knorpel- 
masse, welche auch an den Seiten das Gehörorgan zum 
Theil einschliesst, so dass dasselbe etwas mehr als bei den 
Knochenfischen bedeckt wird, was auch an die Störe er- 
innert. 

In den Sinnesorganen schliessen sich die Ganoiden zum 
Theil den Knochenfischen, zum Theil den Plagiostomen an. 
Sie haben, auch die Störe, doppelte Naslöcher, wie sie 
bei Plagiostomen nicht vorkommen. Der Processus faleifor- 
mis und die Ohoroidaldrüse scheinen den Polypterus zu fehlen. 

Die Haut der Ganoiden kann mit emaillirten rhomboida- 
len oder auch runden Schuppen getäfelt sein, sie kann Schil- 


112 Joh. Müller: 


der tragen, sie kann völlig nackt sein. Die Spatularien sind 
nackte Sturionen, ihre Eingeweide, ihre Wirbelsäule sind die- 
selben, von den Sturionen aber lässt sich selbst in der Haut- 
bedeckung der unmerkliche Uebergang in die übrigen Ganoi- 
den nachweisen. Bei den eigentlichen Stören stehen die gros- 
sen Knochenschilder in weit von einander abgesonderten Längs- 
reihen, bei Scaphirhynchus wird der hintere Theil des Körpers 
uniform mit Ganoid-Tafeln besetzt. Aber auch die gewöhn- 
lichen Störe besitzen an den Seiten des Schwanzes vollkom- 
mene Ganoid-Tafeln. Dazu kommen die Fulera der  Firste 
des obern verlängerten Lappens der Schwanzflosse wie bei 
Palaeoniscus, Acrolepis u. a Niemand, der den Schwanz 
eines Störs ls sähe, würde anstehen, ihn für den Schwanz 
eines heterocerken Ganoiden zu erklären, 

Fassen wir alles zusammen, so sind die einzigen wahren 
Ganoiden der lebenden Welt die Gattungen Polypterus, Lepi- 
sosteus, Acipenser, Scaphirhynchus und Spatularia. Dieses Re- 
sultat ist ausser seinem unmittelbaren Interesse auch dadurch 
merkwürdig, weil es auf die Fische zurückführt, mit welchen 
Cuvier 1824 die Palaeoniscus verglich. Freilich hatte dieser 
grosse Naturforscher nicht die Absicht, die Störe, Polypterus, 
Lepisosteus mit den Palaeoniscus des Zechsteins in eine Ab- 
theilung zusammenzubringen, vielmehr lässt sich beweisen, 
dass diese Idee gerade seinem Gesichtskreis gänzlich entrückt 
war. Er hat im Jahre 1828 in der neuen Ausgabe des regne 
animal die Störe noch unter der Abtheilung der Knorpel- 
fische, die Lepisosteus und Polypterus unter den Knochen- 
fischen, Malacopterygii abdominales, Familie Clupeae aufge- 
führt. Vielmehr war seine Ansicht, die er auch in bestimm- 
ten Worten ausdrückte nur, dass die Palaeoniscus entweder 
mit den Lepisosteus und Polypterus, oder mit den Stören 
zu vereinigen seien, dass die Entscheidung darüber von eini- 
gen Fragen abhange, und er neigte sich zu der Ansicht, die 
von Valeneiennes noch bestimmter ausgesprochen ist, dass 
die Palaeoniscus und Dipterus mit den Lepisosteus zu den 
Malacopterygii abdominales gehören. 

Die Charaktere der Ganoiden sind kurz zusammengefasst 
folgende. Diese Fische sind entweder mit tafelartigen eckigen 
oder runden schmelzbedeckten Schuppen versehen oder sie 


BE 


Ueber den Bau und die Grenzen der Ganoiden. 113 


tragen Knochenschilder, oder sie sind ganz nackt. Ihre Flos- 
sen sind oft, aber nicht immer, am vordern Rande mit einer 
einfachen oder doppelten Reihe von stachelartigen Tafeln oder 
Schindeln besetzt. lHire Schwanzflosse nimmt zuweilen in den 
obern Lappen das Ende der Wirbelsäule auf, welche sich bis 
an die Spitze des obern Lappens fortsetzen kann. Ihre dop- 
pelten Naslöcher gleichen denen der Knochenfische. Ihre 
Kiemen sind frei und liegen in einer Kiemenhöhle unter einem 
Kiemendeckel wie bei den Knochenfischen. Mehrere haben 
ein accessorisches Athemorgan in einer Kiemendeckelkieme, 
was von der Pseudobranchie zu unterscheiden ist und mit 
dieser zugleich vorhanden sein kann, mehrere haben auch 
Spritzlöcher gleich den Plagiostomen. Sie haben viele Klap- 
pen im Arterienstiel wie die letzteren. Ihre Eier werden 
durch Tuben aus der Bauchhöhle ausgeführt. Ihre Sehner- 
ven gehen nicht kreuzweise über einander. Ihr Darm enthält 
oft die Spiralklappe der Plagiostomen. Sie haben eine Schwimm- 
blase mit einem Ausführungsgang wie viele Knochenfische., 
Ihr Skelet ist entweder knöchern oder theilweise knorpelig. 
Ihre Bauchflossen sind abdominal. 

Wenn wir aber nur diejenigen Charaktere, welche nie- 
mals fehlen und absolut sind, in eine Definition zusammen- 
fassen, so sind’die Ganoiden kurz die Fische mit vielfachen 
Klappen des Arterienstiels, ohne Kreuzung der 
Sehnerven, mit freien Kiemen und Kiemendeckel 
und mit abdominalen Bauchflossen. In diese Defini- 
tion können Haut und Schuppen, wovon die Untersuchung 
ausging, nicht aufgenommen werden. Den Charakter von den 
abdominalen Bauchflossen halte ich bloss zeitweilig für bindend. 

Unter den von Agassiz zu den Ganoiden gerechneten 
Fischen sind glücklicherweise nur wenige aus Familien, von 
denen es jetzt gewiss ist, dass sie gemeine Knochenfische 
sind. Die Acanthoderma und Pleuracanthus, Diodon, Ostra- 
cion, Calamostoma gehören jedenfalls zu den eigentlichen 
Knochenfischen und zwar die letztere Gattung als Lophobran- 
chier, die anderen als Plectognathen. 

Da die fossilen Gattungen Blochius, Dercetis und Rhi- 
nellus wenig oder gar. keine Uebereinstimmung mit den Scle- 


rodermen, denen sie in den Poissons fossiles zugewiesen sind, 
Archiv £. Naturgeschichte. XT, Jahrg. 1. Bd, 8 


114 Joh. Müller: 


haben, so frägt sich, ob sie nicht den Ganoiden erhalten wer- 
den müssen. Die Blochius haben nach Agassiz emaillirte 
rhomboidale Schuppen, aber bedenklich für die Ganoidennatur 
ist der muthmassliche Stand der Bauchflossen bei den Brust- 
flossen. Rlıomboidale Schuppen allein sind nicht sicher, denn 
die Balistes haben solche ohne Ganoiden zu sein. Was den 
Schmelz betrifit, so halte ich die Annahme desselben bei klei- 
nen Schuppen nur dann für sicher, wenn keine andern Cha- 
raktere der Ganoidnatur widersprechen, denn. den Balistes 
wurde auch Schmelz zugeschrieben, was ich aber nicht zu- 
geben kann. Es wird daher sehr viel darauf ankommen, die 
Stellung der Bauchflossen bei Blochius sicherer kennen zu 
lernen. Die Knochenschilder der Dercetis und Rhinellus wür- 
den nicht hinreichen, sie als Ganoiden zu erweisen. Denn 
solche Schilder finden sich bei vielen Knochenfischen, und bei 
anderen, die keine solche besitzen, finden sie sich zuweilen 
im jugendlichen Alter, wie bei den Schwertfischen. 

Indess das mag sich verhalten, wie es will, mögen die 
Blochius, Dercetis, Rhinellus Ganoiden sein oder nicht, diese 
Frage hat auf die geognostischen Folgerungen ebenso wenig 
Einfluss als die Ausscheidung der falschen Ganoiden, nämlich 
der Plectognathen und Lophobranchier. Denn bei allen die- 
sen handelt es sich um Fische, welche jünger als die Jura- 
formation sind; die bisher angenommenen Verhältnisse der 
Fische zu den Altern der Formationen werden dadurch nicht 
verändert. Agassiz hat nämlich den Satz aufgestellt, dass die 
Ganoiden in den ältern Formationen herrschend sind, dass 
abgesehen von den Placoiden, die übrigen Fische vor der 
Kreideformation sämmtlich Ganoiden sind und dass die eigent- 
lichen Knochenfische erst mit der Kreide beginnen. Dieser 
Satz ist nicht im mindesten erschüttert und approximativ als 
erwiesen zu betrachten. Aber der Zustand der Erhaltung der 
Fossilien lässt uns im Einzelnen zu einem sichern Beweis 
noch manches vermissen. Die Folgerungen über das Verhält- 
niss der Ganoiden zu den Formationen werden durch unsere 
Untersuchungen nur in Beziehung auf die Bildungen von der 
Kreide an verändert, und wird die Entwickelung der Ganoiden 
in allen neueren Formationen gleichwie in der lebenden Welt 
selbst durch die Ausscheidung der fremdartigen Familien be- 
deutend reduceirt. 


Ueber den Bau und die Grenzen der Ganoiden. 115 


Bei den lebenden Fischen können wir uns mit absoluter 
Gewissheit aus der Anatomie’ versichern, ob sie Ganoiden sind 
oder nicht. Welche Charaktere werden uns aber bestimmen 
bei den fossilen Fischen? In erster Instanz sind es emaillirte, 
rhomboidale, durch Fortsätze mit einander articulirte Schup- 
pen in schiefen Reihen, stachelartige Schindeln (Fulera Agass.) 
am vordern Rand einer oder mehrerer Flossen, Heterocereie 
bei einem Fisch mit Kiemendeckel und abdominaler Stellung 
der Bauchflossen und weichen articulirten Flossenstrahlen. 
Wo die Schindeln am Rand der Flossen vorhanden sind, halte 
ich die Ganoidnatur eines Fossils für entschieden, die'Schup- 
pen mögen eine Form haben, welche sie wollen, denn’ dieser 
Charakter findet sich bei keinen andern Fischen. Ebenso 
entscheidend ist die vollständige Heterocercie bei einem Fisch 
mit Kiemendeckel und Kopfknochen, denn sie kommt sonst 
nur bei den Plagiostomen vor. Die Besetzung des Flossen- 
randes mit Fulera ist sehr verbreitet und kann zuweilen ver- 
misst werden, wo sie doch vorhanden ist. So finde ich sie 
unter mehreren Exemplaren des grossen Pachycormus- macro- 
pterus des Liasschiefers einmal ganz evident sowohl an der 
Rückenflosse als Afterflosse sichtbar, während sie an der 
Schwanzflosse durchgängig fehlt. In manchen Gattungen aber 
scheinen die Fulera ganz zu fehlen und dass dies möglich 
und wirklich ist, davon haben wir in den lebenden einen ent- 
scheidenden Beweis an ‘den Polypterus und Polyodon. Ob- 
gleich die Wirbelsäule der Ganoiden oft knöchern ist, so ist 
doch der unverknöcherte Zustand des centralen Theils 'bei 
bloss verknöcherten Apophysen ein wichtiges Kennzeichen, wo 
ein Theil jener wichtigsten Merkmale fehlt. Die blosse rhomboi- 
dale Gestalt der Schuppen ohne eigentlichen Schmelz, ohne Arti- 
eulation derselben, ohne Fulera der Flossenränder, ohne He- 
terocercie, bei verknöcherter Wirbelsäule, und gar bei fehlen- 
den Bauchflossen oder nicht abdominaler Stellung derselben 
würde misslich sein, wie wir bei Balistes sehen. Fehlen aber 
noch so viele Charaktere, sind aber die Schuppen articulirt, 
wie bei den Gyrodus, so scheint kein Zweifel obwalten zu 
können. Agassiz führt zwar von manchen Ganoiden nicht 
ausdrücklich die vollen Beweise an, warum sie Ganoiden sind. 
Der lange Umgang mit seinem Werk erregt aber ein grosses 

g%# 


116 Joh. Müller: 


Vertrauen in seine Erfahrung über diesen Punkt, Wir be- 
ruhigen uns bei den Coelacanthen, wenn wir sie bei runden 
dachziegelförmigen Schuppen unter den Ganoiden figuriren 
sehen, sobald wir bemerken, dass nur die Apophysen ihrer 
Wirbel, nicht der Centraltheil derselben verknöchert ist, wie 
es bei Undina so deutlich ist. Das Alter der Formation kann 
dermalen auch noch benutzt werden, um einen Fisch zu den 
Ganoiden zu rechnen. Aber hier bewegt man sich freilich 
sehon in einer Petitio prineipii. 

Die Knochensubstanz der Schuppen der Lepisosteus und 
Polypterus zeigt bei mikroskopischer Untersuchung die radiir- 
ten Knochenkörperchen, wie sie auch in den Knochenschil- 
dern von andern nicht dahin gehörigen Fischen, aber in der 
Regel nicht in den gewöhnlichen Schuppen der Knochenfische 
vorkommen. Bei sehr grossen Schuppen findet sich jedoch 
zuweilen auch bei den Knochenfischen eine unterste Schichte 
mit Knochenkörperchen, so finde ich sie in den Schuppen der 
Sudis, welche sonst von denen anderer Knochenfische nicht ab- 
weichen. Bei den Gattungen Megalurus und Leptolepis aus dem 
obersten Juragliede, dem lithographischen Schiefer, sind wir in 
der Bestimmung darauf reduzirt, dass ihre runden dachziegel- 
förmigen Schuppen, ohne Knochenkörperchen, welche den 
Schuppen der Knochenfische ähnlich aussehen, mit Email be- 
deckt sind und dass sie der Juraformation angehören. Ich 
finde bei mikroskopischer Untersuchung dieser Schuppen so- 
gar die concentrischen Linien wie an den Schuppen der Kno- 
chenfische, aber freilich sind diese Linien hier noch mit einer 
dünnen glasartigen Schichte von Email bedeckt, so dass sie 
meist auch keinen Abdruck dieser Linien auf dem Steine zu- 
rücklassen. Ich bin über die Stellung dieser Fische ungewiss. 

Da es unter den lebenden Ganoiden nackte giebt, so 
kommen solche ohne Zweifel auch unter den fossilen vor, 
diese würden aus der Beschaffenheit der Körperoberfläche gar 
nicht und nur aus ihren Affınitäten zu andern Gattungen, theil- 
weise aus dem Zustande der Wirbelsäule zu erkennen sein. 

Die knorpelige Beschaffenheit des centralen Theils der 
Wirbelsäule allein wird aber auch bei einem beschuppten 
Fisch nicht völlig sicher für einen Ganoiden entscheiden, da 
wir in den Lepidosiren ein Beispiel einer von den Ganoiden 


raue 


Ueber den Bau und die Grenzen der Ganoiden. 117 


noch zu unterscheidenden Categorie beschuppter Fische mit 
knorpeligem Centraltheil der Wirbelsäule kennen. 

Ich komme jetzt zur systematischen Aufstellung der Ganoi- 
den. Hier ist zuvörderst anzuerkennen, dass sie eine der grös- 
sern Abtheilungen der Fischwelt bilden, mag man sie Ord- 
nung oder Unterklasse nennen, und dass sie nicht bloss eine 
Familie ausmachen. So lange die eigenthümlichen Abweichun- 
gen der Ganoiden von der Anatomie der Knochenfisehe, näm- 
lich im Bau der Klappen, Sehnerven, Athemorgane, Geschlechts- 
theile unbekannt waren, konnte man über die Stellung der 
mit Lepisosteus und Polypterus im Schuppenbau übereinstim- 
menden Fische zweifelhaft sein, ob man es mit einer Ordnung 
der Fische oder einer Familie der Malacopterygii abdominales 
zu tlıun habe. Schloss man nämlich die Lophobranchier, 
Gymnodonten, Sclerodermen, von den Ganoiden aus, so stim- 
men die Ganoiden mit den Malacopterygii abdominales durch 
den Besitz des Luftganges der Schwimmblase, durch die 
Stellung der Bauchflossen und die weiche Beschaffenheit der 
Flossenstrahlen überein. Daher liess ich in meiner Abhand- 
Jung über die natürlichen Familien der Knochenfische Lepi- 
sosteus und Polypterus in der Ordnung, wohin sie Cuvier 
gebracht hat, d. h. unter den Malacopterygii abdominales, 
aber als eigene Familie. Bei dem jetzigen Zustande meiner 
Kenntnisse ist dies unstatthaft. Es ist augenscheinlich bewie- 
sen, dass diese Fische von den Knochenfischen fundamental 
abweichen. Sie können ebenso wenig mit den Selachiern 
vereinigt werden; indem sie mit einem Theil der ehemaligen 
Knorpelfische zusammenfliessen, bilden sie eine eigene Abthei- 
Jung. Die Stelle dieser Abtheilung im System fällt, wie ich 
bewiesen zu haben glaube, mitten zwischen die Knochenfische 
und Plagiostomen oder Selachier, indem sie Charaktere aus 
den Knochenfischen und Selachiern combinirt. Sie hat von 
den ersten die Kiemen, den Kiemendeckel, die Nase, von den 
letztern die accessorische Kieme vor der ersten Kieme, die 
Spritzlöcher, die Klappen, die Gefässvertheilung der Pseudo- 
branchie, die Eileiter, das Verhalten der Sehnerven. 

Dass einzelne Thiere dieser Abtheilung sich den Repti- 
lien in einem und anderm Punkte der Organisation nähern, 
kann zugegeben werden; dass sie sich überhaupt mehr als 
irgend andere Fische an sie anschliessen und den Uebergang 


118 Joh. Müller: 


zu den Sauriern bilden, davon habe ich mich nie überzeugen 
können. Ich finde‘ eben nur Combinationen von Eigenschaf- 
ten der Knochenfische und der Plagiostomen in einer dritten 
eigenthümlichen Form benutzt. Die Duplicität des Vomer bei 
Lepisosteus (Agassiz) und die Verbindung der Wirbel dessel- 
ben Fisches' durch Gelenkköpfe und Pfannen (Blainville) sind 
allerdings unter den Fischen einzig, und das ist jedenfalls 
eine Aufnahme von Bildungen, die am nächsten bei den Rep- 
tilien ‚gefunden werden. Diese bieten nicht weniger auch 
oft die gewöhnliche Fischbildung ‘der Wirbel dar mit dop- 
pelten ausgehöhlten Facetten, wie, die Ichthyosauren, Ple- 
siosauren, u. a, und, die fischartigen Amphibien Proteiden, 
Derotreten und Coecilien, ‚Die Zusammensetzung des Unter- 
kiefers aus so vielen Stücken als bei den Reptilien bei Lepi- 
sosteus (Geofiroy St. Hilaire), welche sich‘ bei Polypterus 
nicht wiederholt, finde ich bei einem entschiedenen Knochen- 
fisch, Osteoglossum. Die Aufnahme der Apophysen der Wir- 
bel in Gruben derselben bei Lepidotus hält Hr. Agassiz für 
eigenthümlich und sonst nur den Placoiden eigen, und dies 
erinnere an die Ichthyosauren. Es sei überflüssig diese Bil- 
dung mit derjenigen der Wirbel der Gyeloiden und Ctenoiden 
zu vergleichen, da diese Insertion sich nie bei letzteren ereigne. 
Hier muss ich bemerken, dass sie gerade bei mehreren Fami- 
lien von Knochenfischen erscheint, nämlich bei den Cyprinoi- 
den, Salmones, Esox, Elops. Die einzigen Fische, welche 
sich den Reptilien entschieden 'annähern, sind diejenigen, 
welche zugleich Lungen und Kiemen und durchbohrende Nas- 
löcher besitzen, die Lepidosiren, sie sind das unter den Fi- 
schen, was die fischartigen Proteiden unter den Amphibien. 
Einzelne Affinitäten finden immer statt, aber diese finden sich auch 
in andern Ordnungen; in den Geschlechtsorganen stimmen’ die 
Plagiostomen am meisten mit den übrigen Wirbelthieren, also 
zunächst den Reptilien und entfernen sich durch ihre Eileiter, 
und Nebenhoden ganz von dem Typus der gemeinen Kno- 
chenfische. 

Durch Ausscheidung der Lophobranchier, Gymnodonten, 
Sclerodermen, Goniodonten und Siluroiden wird. die bisherige 
Abtheilung der Ganoiden um einen grossen Theil, vielleicht 
um die Hälfte ihres’ Bestandes reduzirt, gleichwohl muss der 


Ueber den Bau und die,Grenzen der Ganoiden. 119 


Namen Ganoiden für den als Unterklasse oder Ordnung der 
Fische bleibenden Rest beibehalten werden, nicht bloss. weil 
dieser Rest den bisherigen Bestand der fossilen Ganoiden 
noch grösstentheils enthält und die‘ ausgeschiedenen, Familien 
in dem Formationen: der Vorwelt' nur. wenig, zum ‚Theil gar 
nicht repräsentirt sind, sondern noch mehr. wegen der grossen 
Verdienste, welche sich Agassiz durch die Gründung der Ga- 
noiden und Beschreibung ihrer fossilen Formen erworben hat, 
und welche von der Art sind, dass der Name dieses Forschers 
für immer mit der Geschichte der Ganoiden verbunden: ist. 
Was: die Eintheilung der lebenden Ganoiden betrifit, so zer- 
fallen sie.am natürlichsten also: 
„.J. Holostei 
Familie 1. Lepidosteini, Gattungen: Lepisosteus. 
zn Polypterini. - Polypterus. 
a; Chondrostei 
Familie 3, Acipenserini, Gatt.: Acipenser, Scaphirhynchus. 
- 4. Spatulariae. =. Polyodon Lacep., Plani+ 
rostra Rafl. 

Die erstern haben eine knöcherne Wirbelsäule, bei den 
letztern ist das Skelet zum Theil knorpelig und die Wirbel- 
säule enthält statt der Wirbelkörper eine weiche. Chorda, 
Beide verhalten sich zu einander wie die Plagiostomen und 
die Chimaeren unter den Selachiern. 

Lepisosteus und Polypterus zeigen so viele sowohl äus- 
sere als innere Unterschiede, dass sie in derselben Familie 
nicht vereinigt bleiben können. 

Lepisosteus. Ihr Oberkiefer ist aus vielen Stücken 
zusammengesetzt. Ihr Vomer ist doppelt. Ihr Unterkiefer 
enthält so viele Stücke als bei den Reptilien, ihre Wirbel ar- 
tieuliren durch Gelenkköpfe und Pfannen '), Ihre Nase liegt 


‘) Die Osteologie der Lepisosteus ist von Agassiz Poissons fos- 
siles T. 11. trefflich abgehandelt. In dem Bericht, den ich darüber 
im letzten Jahresbericht, Archiv f. Anat. u. Physiol. 1843. COXXXVIH. 
abgestattet habe, ist ein Fehler stehen geblieben, den ich erst nach 
der Publication bemerkt habe. Mit Unrecht schreibe ich in diesem 
Bericht Herrm Agassiz die Meinung zu, den Lepisosteus und Poly- 
pterus in Hinsicht der Wirbelgelenke zu identifieiren, da an der ei- 
tirten Stelle I, p. 101 das Gegentheil ausdrücklich angegeben ist. 


120 Joh. Müller: 


am Ende der sehr langen Kiefer und enthält die gewöhnlichen 
einfach angeordneten Nasenfalten. Sie haben eine respirato- 
rische Kiemendeckelkieme und zugleich eine Pseudobranchie, 
aber kein Spritzloch. Die Kiemen an den 4 Kiemenbogen 
sind vollständig d. h. doppeltblätterig, und hinter dem letzten 
Bogen und dem Schlundknochen befindet sich wie gewöhnlich 
noch eine Spalte. Ihre Kiemenhaut geht mantelartig und 
selbst ohne Einschnitt von einer zur andern Seite und enthält 
3 Strahlen. Der vordere Rand aller Flossen ist mit 2 Reihen 
stachelartiger Schuppen besetzt. Die Flossenstrahlen sind 
sämmtlich articulirt. Die Schwanzflosse ist schief abgeschnit- 
ten, ihre Strahlen sind theils am hintern Ende der Wirbel- 
säule, theils unter ihr inserirt. Magen ohne Blindsack. Am 
Pylorus viele kurze Blinddärme?), keine Spiralklappe im Darm. 
Die Schwimmblase ist zellig und enthält Trabeculae carneae 
zwischen den Zellenabtheilungen ?), sie öffnet sich durch einen 
länglichen Schlitz in die obere Wand des Schlundes. Die 
Trabeculae carneae sind nicht die Ursache des zelligen Baues, 
wie behauptet ist, vielmehr finde ich die Anordnung der 
Fleischbalken durch die zellige Beschaffenheit der Wände 
bedingt. Denn die musculöse Beschaffenheit der Balken zwi- 
schen den Zellenfeldern hört bei einer gewissen Grenze völlig 
auf, die dazwischen liegenden Areae besitzen dann nichts mehr 
von Muskelbeleg auf ihren Theilungslinien ?). Auch ist die 
Endigung des Muskelbelegs auf den Balken, die solchen be- 
sitzen, sehr deutlich wahrzunehmen. Jener Ansicht stand 
schon die zellige Beschaffenheit der Schwimmblase in andern 
Fischen entgegen, bei denen gar keine Trabeculae carneae 
vorkommen. So an der bei einer andern Gelegenheit be- 
schriebenen Schwimmblase der Erythrinus, einiger Siluroiden. 


!) Valentin sagt: am Uebergange des Zwölffingerdarms in den 
Dünndarm sitzen die Pförtner-Anhänge. Repert. 1840. 397. Hier ist 
das pylorische Rohr des Magens Duodenum genannt. 

2) S, Valentin a.a. ©. 392, v. d. Hoeven in Müll.’Arch. 1841. 221. 

3) An dem von mir untersuchten Exemplare der Pariser Samm- 
lung waren die Baucheingeweide ausgenommen, aber es war ein klei- 
ner Theil der Schwimmblase bei der Entfernung derselben zurück- 
geblieben, welcher hinreichte die Zellen zu untersuchen, 


un 


Ueber den Bau und die Grenzen der Ganoiden. 121 


Hieher ist auch die Amia calva zu rechnen, die ich noch kürz- 
lich hierauf untersucht habe. 

Polypterus. Ihre Oberkiefer sind nicht in Stücke ge- 
theilt, ihr Vomer ist einfach, ihr Unterkiefer hat die gewöhn- 
liche Anzahl der Knochenstücke bei den Fischen und über- 
haupt weicht der ganze Schädel wenig von dem anderer Fische 
‘ab, am Mundwinkel besitzen sie einen die Ober- und Unter- 
lippe tragenden Lippenknorpel. Ihre Wirbel besitzen auf bei- 
den Seiten ausgehöhlte Facetten, keine Gelenkköpfe und 
Pfannen ?). Die Kiemendeckelkieme fehlt, sie haben nicht 
einmal eine Pseudobranchie, dagegen besitzen sie ein ‘von 
einer knöchernen Klappe bedecktes Spritzloch auf jeder Seite. 
Ihre vierte Kieme ist einblätterig und die Spalte hinter ihr 
fehlt, auch fehlen die Ossa pharyngea inferiora. Die Kiemen- 
haut ist in der Mitte gespalten, statt der Kiemenhautstrahlen 
ist nur eine einzige grosse Knochenplatte auf jeder .Seite vor- 
handen. Längs des Rückens steht eine ganze Reihe getrenn- 
ter Flossen, deren jede aus einem Stachel und einer an des- 
sen hinterer-Seite befestigten Flossfeder von articulirten Strah- 
len besteht, eine Bildung, wovon unter den Ganoiden kein 
anderes Beispiel besteht. Die abgerundete Schwanzflosse und 
die Afterflosse bestehen aus artieulirten Strahlen. Diejenigen der 
Schwanzflosse stehen sowohl über als unter der Wirbelsäule. 
Die Belegung der vorderen Ränder der Flossen mit stachel- 
artigen Plättchen fehlt. Von den Flossen zeichnen sich noch 
die Brustflossen und Bauchflossen aus, erstere durch einen 
schuppigen, etwas verlängerten Arm und ihre hintere Fläche, 
welche abweichend von allen übrigen Flossen zwischen den 
Flossenstrahlen mit sehr kleinen Schuppen besetzt ist; die 
Bauchflossen durch die ihnen eigene Abweichung, dass sie 
ausser den Flossenstrahlen auch noch die Knochen eines Mit- 
telfusses enthalten. Das Zungenbein hat 3 Glieder, der Kör- 
per desselben, welcher zugleich die Kiemenbogen aufnimmt, 
ist sehr gross und einfach. Unter dem Zungenbein, wo bei 
andern Fischen der unpaare Knochen, Zungenbeinkiel, gegen 


4 ’) Ueber die Osteologie der Polypterus, siehe Geoffroy St. Hi- 
läire Description de ’Egypte. Agassiz a. a. O. 11. 2. 32. und Müller 
im Jahresbericht Archiv 1813. p. CCXL. 


122 Job. Müller: 


den ‘Schultergürtel reicht und ihm mittelbar ‘verbunden. ist, 
liegen bei Polypterus 2 Knochen, einer’ auf jeder Seite, sie 
sind zwischen dem mittlern und untersten Stück des Zungen- 
beinhorns befestigt. Diese Knochen hängen durch/Bänder mit 
einem dritten ‚unpaaren Stück zusammen, ‚welches sie mit.dem 
Schultergürtel in Verbindung setzt. Die Nase hat einen. ‚zu- 
sammengesetztern Bau als bei irgend einem Fische, In der 
grossen oben von den wahren Nasenbeinen gedeckten Höhle 
liegt ein Labyrinth von 5 häutigen Nasengängen, welche parallel 
um seine Achse stehen, also einen prismatisch ausgezogenen 
Stern bilden. Jeder dieser Kanäle enthält in seinem Innern 
die kiemenartige Faltenbildung, die man bei andern ‚Fischen 
nur “ einmal 'antrifit.. Die vordere Nasenöflnung ist in eine 
häutige Röhre ausgezogen, die hintere ist eine’ kleine Spalte 
in’ häutiger Decke yor dem Auge. Der Magen bildet’ einen 
Blindsack, am Pylorus ein Blinddarm, vom Pylorus an 
enthält der Darm die Spiralklappe. Die Schwimmblase ist 
doppelt und besteht aus 2 ungleich langen Säcken, welche 
vorn zu einer kurzen gemeinsamen Höhle zusammenfliessen, 
und diese Höhle öffnet sich abweichend von allen Fischen, 
wie ich an einem andern Orte gezeigt habe, nicht in die obere, 
sondern wie eine Lunge in die ventrale Wand des Schlundes 
durch einen langen Schlitz. Gleichwohl sind diese Organe 
keine Lungen, denn sie erhalten hellrothes Blut wie alle übri- 
gen Körpertheile durch ihre Arterie, welche ein Ast von der 
letzten Kiemenvene und von der Mitte dieser Vene zu dem 
Schwimmblasensack ihrer Seite abgeht. Die Venen der 
Schwimmblase vereinigen sich mit den Körpervenen, nämlich 
mit den Lebervenen. Diese Säcke sind ohne Zellen und in 
ihrem ganzen Umfang von einer Muskelhaut belegt. 

Die zweite Abtheilung der Ganoiden enthält die Sturio- 
nen mit nur theilweise knöcherner Wirbelsäule. Sie wurden 
von Artedi, Gronov und Cuvier mit den Cyclostomen und 
Plagiostomen zu einer grossen Abtheilung der Chondroptery- 
gier, Knorpelfische vereinigt. 

Auf den Unterschied des knöchernen oder theilweise 
knorpeligen Skelets kommt wenig an, sobald es sich um die 
Abtheilung der Ganoiden überhaupt handelt, wie aus Agassiz 
fossilen Ganoiden hervorgeht. Aber bei der Eintheilung der 


Ueber den Bau und die Grenzen der Ganoiden. 123 


Ganoiden selbst scheint er mir sehr wichtig, zu.sein. So ist 
es wenigstens auch bei den Selachiern. Denn: die, ‚Haien und 
Rochen, bei denen die Wirbel vollständig abgetheilt sind und 
die Chimären, wo eine Chorda vorhanden ist, bilden Zweige, 
die sich auch sonst auffallend unterscheiden, obgleich sie als 
Selachier untrennbar sind. Ich habe in einer Abhandlung 
über die Wirbelsäule der 'Plagiostomen, welche für (die Pois- 
sons fossiles von Agassiz unternommen wurde und im II. Bande 
derselben gedruckt ist, neben den Haien mit knöcherner Wir- 
belsäule andere mit weicher knorpeliger Wirbelsäule ange- 
zeigt. Bei diesen sind noch ‘die knorpeligen Wirbelkörper als 
Wirbel gesondert und die Chorda fehlt, aber die Chimaeren 
bieten diesen gegenüber ein Beispiel von einer wirklichen 
Chorda. 

Die Acipenserinen und Spatularien unterscheiden sich haupt- 
sächlich durch die Haut, die bei den letztern nackt ist, und 
durch die Bildung des Mauls, der Kiefer und Kiemendeckel. 
S. vergl. Osteologie d, Myxinoiden, Auch fehlt den Spatula- 
rien (Planirostra) die Kiemendeckelkieme, Ihre Eingeweide 
sind dieselben. 

Die fossilen Ganoiden haben in der Beschuppung mehr 
Aehnlichkeit mit den lebenden Holostei als mit den Sturiones; 
dagegen sich in der Beschaffenheit der knöchernen oder theil- 
weis knorpeligen Wirbelsäule die einen und andern Formen 
wiederfinden; sie zugleich mit den lebenden zu ordnen, ist 
schwierig, indem man genöthigt ist, die sichern Thatsachen 
aus der Anatomie der lebenden mit den zum Theil muthmass- 
lichen der fossilen zu vermischen. Zu Lepisosteus finden 
sich unter Agassiz Lepidoiden und Sauroiden Formen genug, 
die ihm in der Struktur der Flossen mit 2 Reihen der Fulera 
und auch in der ganz verknöcherten Wirbelsäule gleichen wie 
Lepidotus u. a. Aber für Polypterus kenne ich unter allen 
fossilen Ganoiden keine Analogie, so dass er auch unter ihnen 
der Typus einer eigenen Familie zu sein scheint. Die Coel- 
acanthen, Pyenodonten und die in neuester Zeit von Agassiz 
aufgestellten Familien der Cephalaspides, Acanthoidei, Dipteri 
halte ich, abgerechnet vielleicht die Aufnahme der Cheirolepis 
unter die Acanthoiden, von denen sie sowohl durch den Man- 


124 Joh. Müller: 


gel der Stacheln als durch den Besitz der Fulera abzuwei- 
chen scheint, für sehr gute Familien. 

Die Trennung der Lepidoidei und Sauroidei halte ich 
für künstlich. Unter der Menge der dahin gezählten Gattun- 
gen giebt es aber manche, welche nachweisbare Affinitäten zu 
einander haben und Grund zu Absonderumgen geben können. 
Agassiz hat selbst neuerlich dazu die Initiative ergriffen, indem 
die Acanthoiden, Cephalaspides und Dipteri hauptsächlich aus 
den Lepidoiden entnommen sind. Aber die noch übrig blei- 
benden Lepidoiden wüsste ich nicht durch wesentliche Merk- 
male von den Sauroiden zu unterscheiden. Es scheint mir, 
dass die Ganoiden, die zu einer Familie gebracht werden, in 
dem Zustand der Wirbelsäule übereinstimmen müssen, ob sie 
verknöchert oder ihr centraler Theil knorpelig ist. Dann 
scheinen mir diejenigen fossilen Ganoiden zusammenzugehören, 
welche nachweislich immer ohne Fulera der Flossen sind, 
und wieder diejenigen, bei denen sie constant vorhanden sind. 
Unter den Ganoiden mit Fulera an dem vordern Rand einiger 
oder aller Flossen giebt es wieder wesentliche und wie mir 
scheint, für die Systematik wichtige Unterschiede in der Be- 
schaffenheit der Fulera. Was ich davon durch Untersuchung 
wohl erhaltener Exemplare erfahren, besteht in Folgendem. 

Wenn die Firste des verlängerten obern Schwanzlappens 
mit Fulcra besetzt ist, so scheinen diese immer eine unpaare 
Reihe bis ans Ende zu bilden, so ist es schon bei den Stu- 
rionen, so auch bei den Palaeoniscus, Acrolepis. Die Er- 
scheinung der Fulera an der Firste der Schwanzflosse eines 
heterocerken Ganoiden schliesst nicht die Nothwendigkeit in 
sich, dass der vordere Rand des untern Lappens und anderer 
Flossen Fulcra besitze, denn sie fehlen hier bei den Sturio- 
nen. Die Fulcra auf der ganzen Schwanzfirste, wo keine Strah- 
len stehen, sind nur als Schuppenbedeckung im Allgemeinen, 
nicht aber als Fulcra der Flossenstrahlen zu betrachten, da- 
her kann ein heterocerker Ganoid, der an der Firste des ver- 
längerten obern Schwanzlappens einfache Fulera besitzt, am 
vordern Rande des untern Lappens eine doppelte Reihe von 
Fulera besitzen, wie ich es bei Palaeoniscus und Acrolepis 
(A. asper) zu sehen glaube. 

Es giebt Gattungen fossiler Ganoiden, deren vordere 


en TE aa 


Ueber den Bau und die Grenzen der Ganoiden. 125 


Flossenränder mit einer einfachen Reihe von Fulera bis ans 
Ende besetzt sind, es sind dann zweischenkliche Fulera mit 
einfacher stachelartiger Spitze. Dapedius wird nach dem, was 
Agassiz bei Dapedius punctatus p. 194 von einer Reihe spitzer 
Stücke entlang dem obern und untern Rand der Schwanz- 
flosse sagt, hierher gehören. Ich sehe eine unpaare Reihe von 
Fulcra am obern und untern Rand der Schwanzflosse der 
Tetragonolepis und Ptycholepis bis ans Ende. Sie scheinen 
auch nach der Abbildung von Tetragonopterus confluens Ag. 
U. tab. 23a. Fig. 1 bei dieser Gattung an der Brustflosse ein- 
fach zu sein. Auch Pholidophorus scheint nach den Fulera 
am obern und untern Rand der Schwanzflosse hierher zu gehören. 

Bei andern Gattungen der Ganoiden sind die vordern Rän- 
der der Flossen mit einer doppelten Reihe von Fulcra besetzt, 
ganz so wie wir es unter den lebenden Ganoiden bei Lepi- 
sosteus sehen, es ist durchaus ebenso an allen Flossen der Le- 
pidotus und Caturus. Dass es sich so an der Brustflosse der 
Lepidotus verhält, geht schon aus der Abbildung des Lepido- 
tus Mantellii Ag. bei Agassiz T. Il. tab. 30c. hervor, ich sehe 
die doppelten Reihen an dieser und an allen andern Flossen, 
auch an beiden Rändern der Schwanzflosse.. Bei einer gros- 
sen Art von Caturus aus dem Lias von Boll, welche wahr- 
scheinlich Caturus Meyeri v. Münst. ist, sche ich am Anfang 
der Schwanzflosse einige starke ungetheilte Fulera. Aber so- 
gleich gehen diese in doppelte Reihen von Fulera über, welche 
die ganze Länge des vordern Randes bekleiden. Diese dop- 
pelten Reihen von Fulera bemerke ich ferner an den Flossen 
des Pachycormus macropterus Ag., wo Fulera vorhanden sind, 
d. h. an Rücken und Afterflosse. Auch Semionotus hat doppelte 
Reihen der Fulera (Brustflosse). Diese Unterschiede deuten auf 
tiefere Verschiedenheiten, denn man kann in der That keinen 
auffallendern Unterschied sehen, als die Schwanzflosse der 
Ptycholepis und Tetragonolepis mit einfacher Reihe stachel- 
artiger Fulera, und des Lepidotus und Lepisosteus mit dop- 
pelten Reihen, Bei Pachycormus finden sich die doppelten 
Reilien mit einem nicht verknöcherten Zustande des Kerns 
der Wirbelsäule zusammen, bei Lepisosteus dagegen mit ver- 
knöcherter Wirbelsäule und wie es scheint auch bei Lepido- 
tus, Die Gattung hat nämlich nach Agassiz ad Tab. 29 c. 


126 Joh. Müller: 


Fig. 12 vollständig verknöcherte Wirbel und macht also eine 
Ausnahme von den andern Lepidoiden, bei denen nach Agas- 
siz a. a. O. 182, so weit ihm Reste des Skelets bekannt ge- 
worden, die Wirbelkörper fehlen. 

Obgleich die heterocerken Ganoiden viel zahlreicher in 
den ältern Formationen sind, so sind doch nicht alle Fische 
derselben heterocerke, Allerdings ist es äuffallend, dass die 
aus den Familien Lepidoidei und Sauroidei Ag. vor der Jura- 
formation vorkommenden Formen heterocerke sind, wie Agas- 
siz zeigt; dies ist aber mehr eine Folge des Systems als der 
natürlichen Verhältnisse; das Resultat ist sogleich gestört, 
sobald man die Coelacanthus und Undina, die jetzt ausser die- 
sen Familien stehen, in Betracht zieht. Uebrigens geht die 
Heterocerkie anatomisch unmerklich in Homocerkie über. Wenn 
viele Ganoiden das eine Extrem bildend gar keine Flossen- 
strahlen über dem Ende der Wirbelsäule tragen, so kommen 
diese dagegen beim Stör vor, denn ehe der verlängerte obere 
Lappen der Schwanzflosse sein Ende erreicht, schliessen sich 
an die letzten unartieulirten schindelartigen Stacheln, welche 
die Firste dieses Schwanzlappens bilden, ohne weiteres arti- 
eulirte Flossenstrahlen an, welche über der Chorda sitzen, 
von gleicher Beschaffenheit, wie die untern Strahlen dieses 
Lappens. Von dieser Formation ist keine scharfe Grenze 
mehr zu ziehen und indem sich der obere Schwanzlappen 
successiv verkürzt, geht er in einen homocerken Schwanz 
über. Eben so unmerklich geht die Heterocerkie der Pla- 
giostomen verloren. Untersucht man einen heterocerken Hai- 
fisch, so findet man unter der Haut oberhalb der Wirbelsäule 
einen eben solchen Flossenbart von haarförmigen Knorpel- 
fäden, wie unter der Wirbelsäule, nur kürzer. 

Beim Schluss dieser Bemerkungen über die Ganoiden 
erhebt sich die Frage, welche Abtheilungen, Unterklassen oder 
Ordnungen mit den Ganoiden zu coordiniren sind. 

Cuvier kommt in seinen Bemerkungen über die methodi- 
sche Vertheilung der Fische am Schlusse des 1. Bandes seiner 
Hist. nat. d. poissons zu dem Schlusse, dass die Aufstellung 
der Familien der Fische dermalen geringere Schwierigkeiten 
mehr darbiete, dass es aber noch an wichtigen Charakteren 
fehle, die Familien genügend in grössere Abtheilungen zu 


Ueber den Bau und die Grenzen der Ganoiden. 127 


ordnen. Mais pour Jdisposer. ces genres et ces familles avec 
quelque ordre, il aurait ete necessaire de saisir un petit nom- 
bre de caracteres importans d’ou il resultät quelques grandes 
divisions qui sans rompre les rapports naturels, fussent assez 
preeises pour ne laisser aucun doute sur la place de chaque 
poisson; et c’est ä quoi l’on n’est point encore parvenu d’une 
maniere suffisamment detaillee. Ich glaube, dass wir jetzt zu 
diesem Grad unserer Kenntnisse gekommen sind und ich will 
es zuletzt versuchen, die grossen Abtheilungen der Fische 
nach ihren innern und äussern Charakteren zu entwickeln und 
in scharfe Definitionen zu fassen. 

Die Abtheilung der Chondropterygier, zuerst von Artedi 
aufgestellt, von Gronov bestätigt und von Cuvier angenom- 
men, zeigt sich zuvörderst als eine unnatürliche Vereinigung 
der verschiedensten Familien, da finden sich die Sturionen, 
die Chimaeren, die Plagiostomen und Cyclostomen vereinigt. 
Niemand kann daran zweifeln, dass in dieser Abtheilung die 
vollkommenst organisirten Fische, die den Reptilien also 
näher stehen, und die unvollkommensten die Cyclostomen, 
nämlich die Petromyzon und Myxinoiden vereinigt sind, wäh- 
rend die grosse Abtheilung der Knochenfische nur Fische von 
verhältnissmässig geringen Verschiedenheiten umfasst. 

Zwar haben Pallas und Agassiz einen Theil dieser Fische, 
die Sturionen, von den übrigen abgelöst. Der erstere (zoo- 
graph, Ross. asiat.) versetzte die Störe unter die Fische mit 
Kiemendeckel und freien Kiemen, die er Branchiata nennt, und 
stellte dieser die Ordnung der ‚Spiraculata entgegen, welche 
den Rest der Knorpelfische, unsere heutigen Plagiostomen, 
Chimaeren und Cyclostomen umfasst. Agassiz, der die Fische 
in 4 Ordnungen, Ctenoidei, Cycloidei, Ganoidei, Placoidei 
theilt, rechnete die Störe sehr richtig zu den Ganoiden und 
es blieben ihm in gleicher Weise die Haien, Rochen, Chimae- 
ren und Cyclostomen übrig, so dass seine Placoiden dasselbe 
was die Spiraculata Pallas zum Inhalt haben. Wenn sich die 
Cycloiden und Ctenoiden als Ordnungen nicht beibehalten 
lassen, so enthält diese Eintheilung andererseits neue und 
wichtige Elemente in der Entwickelung des natürlichen Sy- 
stems. Die Ganoiden bewähren sich als sichere Ordnung in 
veränderter Form und geben einen Theil ihres bisherigen Be- 


128 Joh. Müller: 


standes an die Gräthenfische ab. Aber die Spiraculaten von 
Pallas oder Placoiden von Agassiz leiden immer noch an der 
Verbindung der vollkommensten und unvollkommensten Fische, 
welche in ihrer Anatomie die grössten Verschiedenheiten dar- 
bieten. 

Die Plagiostomen oder Selachier des Aristoteles, nämlich 
die Haifische und Rochen, sind eine in ihrer ganzen Organi- 
sation eigenthümliche Abtheilung von Fischen, von allen ver- 
schieden durch ihre Schädel ohne Abtheilungen, aber mit Kie- 
fern und durch die Bedeckung aller Knorpel mit jener cha- 
rakteristischen feinen Mosaik von pflasterartigen Knochenstück- 
chen, welche im ganzen System der Fische niel:t wiederkehrt, 
durch ihre angewachsenen Kiemen mit Spiracula der Kiemen- 
höhlen, bei der Gegenwart der Kiemenbogen, durch den Man- 
gel des Kiemendeckels, durch ihre Geschlechtsorgane, da die 
Männchen die eigenthümlichen äussern Organe und die Neben- 
hoden, die Weibchen aber eine Verbindung der Tuben über 
der Leber zu einem einzigen orifie. abd. und die charakteristi- 
schen Eileiterdrüsen besitzen. Die einzigen ihnen verwandten 
Fische sind nur die Chimaeren durch eine andere Art feiner 
Knochenrinde der Knorpel, durch die Uebereinstimmung in 
den Eingeweiden, die gleiche Beschaffenheit der äussern und 
innern männlichen Geschlechtsorgane, die Nebenhoden, die 
äussern Anhänge, durch die Eileiterdrüsen und selbst die gleiche 
Beschaffenheit der Eischale, 

Die Cyclostomen dagegen gleichen den Plagiostomen bloss 
durch die ungetheilten Kopfknorpel und die Spiracula, in allen 
übrigen Beziehungen aber entfernen sie sich von ihnen, ins- 
besondere durch den völligen Mangel der Kiemenbogen, der 
Kiefer, durch ihre Geschlechtsorgane ohne Eileiter und ohne 
Saımnengänge, durch den ganz einzigen Mangel des Muskel- 
belegs am Arterienstiel oder Bulbus aortae, durch ihre 2 Ar- 
terienklappen. 

Der Prinz von Canino (Selachorum tab. analytica 1838) 
hat die Eigenthümlichkeit der Haien, Rochen und Chimaeren 
als Unterklasse richtig aufgefasst, für welche er den Namen Elas- 
mobranchii aufgestellt, während er die Oyclostomen auch als eine 
seiner 4 Unterklassen unter dem Namen Marsipobranchii auflasst. 
Jeh muss diese Anordnung gutheissen, dagegen die andern Unter- 


Ueber den Bau und die Grenzen der Ganoiden. 129 


klassen: Lophobranchii, Pomatobranchii, (letztere jeinschliessend 
die Ordnungen Sclerodermi, Gymnodontes, Sturiones,) G@anoidei, 
Ctenoidei, Cycloidei) durch- den jetzigen Stand unserer, Kennt- 
nisse über die Anatomie der Knochenfische und Ganoiden 
nicht bestätigt werden. 

Indem ich die Unterklasse der Marsipobranchii oder der 
Oyelostomen annehme, ‚so rechne. ich zu-ihr nicht den Am- 
phioxus, aus den der Akademie vorgelegten Untersuchungen 
ziehe ich den Schluss, dass er in keiner bekannten Fischordnung 
oder Unterklasse aufgenonımen werden könne, obgleich er den 
Cyelostomen am nächsten steht, durch den Mangel der Kiefer 
und den Bau des Skelets. Die Gründe, die dies. verbieten, 
sind die Museularität des ganzen, Gefässsystems ohne beson- 
deres Herz, ein unter den Fischen; und selbst ‚unter den;Wir- 
belthieren einziger Charakter, die Lage der ‚Kiemen in der 
Bauchhöhle, mit einem Porus resp. der Bauchhöhle, der Man- 
gel einer Unterscheidung zwischen Gehirn und Rückenmark, 
die Reduction der Leber auf einen Blindsack. des Darms und 
die auf allen Schleimhäuten verbreitete Wimperbewegung,.. Er 
ist der Pypus einer besondern Unterklasse, die ich Lepto-- 
cardii nenne. 

Eine besondere Unterklasse ‚der Fische bilden auch, die 
beschuppten Fische mit Lungen und .Kiemen zugleich und 
mit durchbohrten Naslöchern, Dipnoi Nob. Wohin Lepido- 
siren. Die Klappen liegen im musculösen. Bulbus ‚aortae 
longitudinal und spiral. Der Darm mit Spiralklappe, wie. bei 
den Plagiostomen, Ganoiden und einigen Cyelostomen. | Eilei- 
ter in. die Bauchhöhle geöffnet, Ihre. Wirbelsäule besitzt eine 
Chorda mit aufgesetzten Apophysen. 

Ziehen wir diese 4 Abtheilungen der Fische ab, so blei: 
ben noch 2 Abtheilungen mit Kiemendeckel und freien, Kie- 
men, die Ganoiden und die eigentlichen Gräthenfische,, welehe 
sich abgesehen von allen andern Unterschieden sogleich durch 
ihre Herzklappen theilen. Alle eigentlichen , Gräthenfische 
mit 2 Arterienklappen nenne ich Teleostei, d. h. vollkommene 
Knochenfische. Wir erhalten also 6 Unterklassen mit festen 
und sichern Charakteren, wie sie Cuvier verlangte und vermisste. 

1. Teleostei Müll. 2. Dipnoi Müll. 3. Ganoidei 


dar! Y .. .. 
Agass. Müll. 4. Elasmobranchii Bonap. seu Selachii. 
Archiv f, Naturgeschichte, X1, Jahrg, 1, Bd. 9 


130 Joh. Müller: 


5. Marsipobranchii Bonap. s. Cyclostomi. 6. Lepto- 
eardii Müll. 

Ich stelle die Ganoiden und Selachier in die Mitte, nach 
der einen Seite bilden die Ganoiden den Uebergang zu den 
Teleostei und Dipnoi, nach der andern die Selachier zu den 
Cyclostomi und Leptocardii. 

Die Teleostier oder eigentlichen Gräthenfische zerfälle 
ich in '6' Ordnungen: 

41) Acanthopteri Müll. 

2) Anacanthini Müll. 

3) Pharyngognathi Müll. 

4) Physostomi Müll. 

5) Plectognathi Cuv. 

6) Löphobranchii Cuv. 

Unter 4canthopteri verstehe ich nur diejenigen unter 
Euvier’s Stachelflossern, welche doppelte Schlundknochen 
haben); indem ich die Labroiden und verwandten entferne. Bei 
den mehrsten sind’ die Bauchflossen bei den Brustflossen. Ihre 
Sehwimmblase ist, wenn vorhanden, immer ohne Luftgang. 
Hieher folgende Familien: ö 

Percoidei Ouv. Cataphracti Cuv. Sparoidei (inel. 
Maenides). Sciaenoidei Cuv. Labyrinthici Cuy. Mu- 
giloidei Cuv. Notacanthini Müll. (Notacanthus, Rhyn- 
chobdella; Mastacemblus). Scomberoidei Cuv. Squa- 
mipennes Cuv. Taenioidei Cuv. Gobioidei Müll. (incl. 
Oyclopteri ')). Blennioidei. Pedieulati Cuv. Theu- 
tyes Cuv. Fistulares Ouv. 

Die Familie der Notacanthini umfasst Stachelflosser mit 
abdominalen oder fehlenden Bauchflossen, vielen von einer 
Rückenflosse unabhängigen Rückenstacheln, und deren Schul- 
tergürtel statt am Kopfe weiter zurück an der Wirbelsäule 
aufgehängt ist: wie bei den Aalen. So ist es bei Notacanthus 
sowohl als Mastacemblus. Ob Tetragonurus dahin gehört, 
ist noch zü untersuchen. . 

Die Aracanthini sind Fische, welche im innern Bau 
mit den Acanthoptern übereinstimmen, deren Schwimmblase, 


!) Siehe die Abhandlung über die natürlichen Familien der Fische 
in diesem Archiv IX. 1. p. 295. 


Ueber den Bau und die Grenzen der Ganoiden. 131 


wenn vorhanden, auch ohne Luftgang ist, die aber nur weiche 
Strahlen haben. Ihre Bauchflossen, wenn vorhanden, stehen 
an der Brust oder Kehle. Cuvier’s Malacopterygii subbra- 
chii zum Theil und -Malacopterygii apodes zum Theil. 

Familien Gadeidei. Ophidini. Pleuronectides. 

Die Pharyngognathi‘) sind Stachelflosser und Weich- 
flosser mit vereinigten untern Schlundknochen. Ihre Bauch 
flossen stehen theils an der Brust, theils am Bauch. Ihre 
Schwimmblase ist immer verschlossen, ohne Luftgang. 

Familien Labroidei eycloidei Müll. Labroidei cte- 
noidei Müll. Chromides Müll. Scomberesoces Müll. 

Die Physostomi sind Weichflosser, deren Bauchflossen, 
wenn vorhanden, immer abdominal sind, die einzigen in dieser 
Unterklasse, deren Schwimmblase immer einen Luftgang besitzt. 
Man kann sie in 2 Unterordnungen bringen, die den Mala- 
copterygii abdominales und Malacopterygii apodes Cuvier’s 
grösstentheils entsprechen. 

Zu den Physostomi abdominales gehören: 

Familien Siluroidei Ouv, Cyprinoidei Ag. Cha- 
racini Müll. ?) Cyprinodontes Ag. Mormyri Cuv. 
Esoces Müll. Galaxiae Müll. Salmones Müll.®) Sco- 
pelini Müll.) Olupeidae Cuv. Heteropygii°) Tellk. 
(Amblyopsis). 

Zu den Physostomi apodes s. anguillares gehören 
die Familien: Muraenoidei Müll. Symbranehii Müll. 
Gymnotini Müll. 


In der Familie der Siluroiden Cuv. unterscheide: ich als 
Gruppen die eigentlichen Siluroiden oder Siluri und die Go- 
niodontes Agass. oder Loricarinen, Die Familie der. Cypri- 
nodontes Ag. oder Poeeiliae Val., welche ich an einem andern 
Orte charakterisirt habe, enthält nur Fische mit vorstreckbarem 
Maul, bei denen der Zwischenkiefer allein das Maul begrenzt, 


’) Ebend. p. 305. 
?) Ebend. p. 313. 
*) Ebend. p. 923. 
#) Ebend. p. 321. 
*) Müll. Arch. 1844. p. 392. 
9% 


132 Joh. Müller: 


Die Gattung Umbra Cramer (Oyprinodon umbra Cuv. Umbra 
Crameri Nob.) ‘gehört nicht in die Poecilien - Gattung Cypri- 
nodon Val., sie hat ausser den Zwischenkieferzähnen Zähne 
im Vomer und Gaumenbeinen, ihr Maul wird vorn vom Os 
intermaxillare, aussen vom Oberkiefer begrenzt, wie bei Esox, 
mit welchen auch der Magen ohne Blindsack und der Darm 
und ihre bedeckten Pseudobranchien übereinstimmen. Zu den 
Esoces gehören mit Sicherheit jetzt nur Esox und Cyprinodon. 

Durch Herrn Valenciennes Güte konnte ich meine Studien 
über die Esoces Cuv. fortsetzen. Ueber Salanx bin ich ungewiss, 
da das von mir untersuchte schlecht erhaltene Originalexemplar 
des Pariser Museums nicht ausreicht. Microstoma des Pariser 
Museums hat das Maul vorn von den Zwischenkiefern begrenzt, 
hinter diesen treten die Oberkiefer hervor, welche den äussern 
Theil des Mauls begrenzen. Eine Fettflosse ist an diesem 
Exemplar, das auch in dem Kupferwerk regne animal abge- 
bildet ist, sicher nicht vorhanden, kammartige Pseudobranchien. 
Die Microstomen von Risso und Reinhardt sind wegen der 
Fettflosse, die sie besitzen, eine davon verschiedene nahe- 
stehende Gattung, beide stimmen unter sich und mit Argen- 
tina, dass die Zähne nicht im Zwischenkiefer, sondern nur im 
Vomer stehen. Aber Argentina hat nicht 3 sondern 6 Kie- 
menstrahlen. Man muss noch die Eierstöcke der Microstomen 
untersuchen, um zu wissen, wohin diese Fische und ob sie 
zu den Salmonen gehören. 

Die Galaxias (Mesites Jenyns), von Cuvier auch zu den 
Esoces gerechnet, habe ich kürzlich auch untersucht. Das 
Pariser Exemplar des Galaxias alepidotus hat 7 Kiemenstrah- 
len, eine andere wahrscheinlich neue sehr kleine Art, die wir 
von Herrn Poeppig erhalten, hat 6 Kiemenstrahlen. Das nicht 
vorstreckbare Maul dieser 'Thiere wird vom Zwischenkiefer 
begrenzt, hinter diesem tritt der Oberkiefer hervor, ganz wie 
bei Microstoma und begrenzt den äussern Theil des Mauls. 
Ich finde, dass die Eier dieser Thiere in die Bauchhöhle fal- 
len und durch Abdominalöffnungen ausgeführt werden, wie 
bei den Salmones Müll., von denen sie durch den Bau der 
Kiefer und den Mangel der Fettflosse abweichen. Die Ga- 
laxias sind jedenfalls von den Esoces auszuscheiden, ich stelle 
sie vorläufig als eigene Familie auf und behalte mir vor, sie 


Ueber den Bau und (die Grenzen der Ganoiden. 133 


mit den Salmones zu vereinigen, wenn neue Gattungen aus 
dieser Gruppe bekannt werden und es nöthig machen '). 

Die Clupesoces, die ich in der Abhandlung über die na= 
türlichen Familien der Fische von den Clupeen trennte, un- 
terscheide ich nicht ferner. Ihr Unterschied beruhte auf dem 
Mangel der Pseudobranchien bei den erstern. Arten der Gat- 
tung Megalops, durch Rich. Schomburgk und Peters erhalten, 
lehrten mich, dass in dieser Gattung die Pseudobranchien' bis 
zum Verschwinden klein sind und erregten mir Zweifel über 
die Clupesoces, daher ich schon im vorigen Sommer dem 
Prinzen von Canino mein Bedenken aussprach, dass diese 
Familie vielleicht nicht gut sein möchte. Seither erhielt ich 
auch Gnathobolus und musste sehen, dass diese den Notopte- 
rus so durchaus verwandte Gattung von jener sich durch den 
Besitz kammartiger Pseudobranchien unterscheidet. Es ist 
also gewiss, dass die Clupesoces aufzugeben sind, zu den 
Clupeidae gehören und nicht einmal eine besondere Gruppe 
darunter bilden. Zu den Clupeidae gehören Clupea, Pristi- 
gaster, Alepocephalus, Gnathobolus, Notopterus, Engraulis 
Thryssa, Amia, Megalops, Elops, Lutodeira, Hyodon, Butirinus, 
Chirocentrus, Stomias, Chauliodus, Heterotis, Arapaima, Osteo- 
glossum. Seit der letzten Mittheilung habe ich in Paris Amia 
und Chauliodus untersucht. Beide sind ohne Pseudobranchien. 

Zu den Anguillares sind bloss eigentliche Aale mit Luft- 


') Das Verhalten der Eierstöcke, ob die Eier in die Bauchhöhle 
fallen oder durch einen Ausführungsgang des sackförmigen Eierstocks 
ausgeführt werden, ist ein wichtiger Charakter, der keine Ausnahmen 
zulässt. Nach Rathke soll zwar Cobitis taenia”sich dadurch aus- 
zeichnen, dass seine Eier in die Bauchhöhle fallen und durch Bauch- 
Öffnungen ausgefiihrt werden, was, wenn es richtig wäre, eine uner- 
klärliche Abweichung von den übrigen Cobitis und von allen übrigen 
Cyprinoiden wäre. Nach meinen Beobachtungen an Acanthopsis 
taenia und indischen Acanthopsis-Arten, ist es nur ein Anschein, 
welcher Täuschung verursacht. Der hinter dem Darm und Eierstock 
liegende Bauchhöhlenraum ist nämlich nichts als der Eierstocksack, 
der an die Bauchwände angewachsen ist und zu dessen vorderer 
Wand hinter dem Darm die Eierstocksplatte gehört. Die Verglei- 
chung mit Cobitis fossilis, wo die Eiersäcke doppelt, aber auch schon 
grossentheils an die Bauchwände angewachsen sind, setzt die Sache 
vollends ausser Zweifel. 


134 Joh. Müller: 


gang der Schwimmblase zu rechnen. Dagegen die Ophidien 
in die Ordnung Anacanthini 'auszuscheiden. Aber man muss 
noch unter den aalartigen Thieren in die Muraenoidei, Sym- 
branchii, Gymnotini unterscheiden. Bei den erstern gehen 
Eier und Samen bekanntlich in die Bauchhöhle und durch 
Abdominalöffnungen ab, wie bei den Cyelostomen und: wie 
die Eier der Salmonen. Ich finde dagegen bei den Sym- 
branchii (Symbranchus, Monopterus) und bei den Gymmotini 
(Gymmotus, Carapus, Sternarchus) schlauchartige Eierstöcke, 
selbst ausführend wie bei den mehrsten Knochenfischen und 
Samengänge. Die Familien der aalartigen Physostomi lassen 
sich übrigens leicht an den Kiefern unterscheiden. Bei den 
Muraenoiden ist das Maul in ganzer Länge mır vom Zwi- 
schenkiefer begrenzt und der Oberkiefer liegt abortiv klein 
im Fleisch. Diese Fische haben keine Blinddärme, aber einen 
Blindsack des Magens. Bei den Symbranchii (Monopterus, 
Symbranchus, Amphipnous) reicht der Zwischenkiefer auch bis 
zum Mundwinkel, aber der Oberkiefer begleitet ihn, ebenso 
lang. ‘Sie sind ohne Blindsack des Magens und ohne Blind- 
därme. Der Darm ist ganz gerade und wird von der äusserst 
langen Leber bis ans Ende begleitet. Bei den Gymnotini 
(Gymnotus, Carapus, Sternarchus u. a.) wird das Maul vorn 
vom Zwischenkiefer, an den Seiten vom 'Oberkiefer begrenzt. 
Sie haben Blinddärme und ihr After liegt an der Kehle. 

Die Classification der Physostoni ruht nun auf festen 
Grundlagen, aber wir dürfen uns nicht verschweigen, dass die 
Familien der Acanthopteri, in welchen die Unterscheidungen 
von Quvier grösstentheils geblieben sind, noch viel von künst- 
lichen Absonderungen darbieten. 

Plecetognathi Cuy. Obgleich die unbewegliche Werbin- 
dung des Oberkiefers und Zwischenkiefers bei dieser Ordnung 
nicht constant ist und auch bei andern Fischen diese Ver- 
wachsung zuweilen vorkommt, wie bei mehreren Characinen 
(Serrasalmo u. a.), so haben die Plectognathen Cuvier’s doch 
sehr viel verwandtes in ihrer Hautbedeckung, ‘deren Schuppen, 
Rauhigkeiten, Stacheln, Schilder von den gewöhnlichen Fisch- 
schuppen abweichen. Hieher gehören die Familien: : 

Balistini, Ostraciones, Gymnmodontes. 

Die letzte Ordnung der Teleostier bilden die Lop4o- 


u re 


in u a Per 


ze 


Ueber den Bau und die Grenzen der Ganoiden. 135 


branchier, welche in nichts wesentlichem ‚von ‚den übrigen 
Gräthenfischen "abweichen. 

Die Selachier zerfallen in 2 Ordnungen, die Plagiosto- 
men und Holocephualen. Die Plagiostomen müssen aber 
wieder in Unterordnungen, die Haifische und Rochen gebracht 
werden, denn die Rochen unterscheiden sich von den Haien 
durch den vollständigen ringförmigen bis unter die Haut des 
Rückens tretenden Schultergürtel; durch die nach unten ge- 
schlitzten Kiemenlöcher, Verlust oder Anwachsen der Augen- 
lieder, Verbindung der Brustflosse mit dem Kopf durch 
Schädelflossenknorpel und die bei allen Rochen vorkommende 
Verschmelzung des vordern Theils des Rückgrats zu einem 
einzigen grossen Knorpel ohne Wirbelabtheilung, was auch 
noch die Pristis zeigen, während die Sägefische unter den 
Haien Pristiophorus sich auch darin wie in allen Beziehungen 
als Haien verhalten. . 

Die Familien der Haien sind: 

Seyllia, Nyetitantes, Lamnoidei, Alopeciae, 
Cestraciones, Rhinodontes, Notidani, Spinaces, 
Scymnoidei, Squatinae. 

Bei den Familien der Rochen, wie sie im System der 
Plagiostomen aufgestellt sind, ist niehts weiter zu bemer- 
ken, als dass die Gattung Platyrhina zu; den jeierlegenden 
Rochen, also zur Familie der Ztajae gehört '). 

CGlassis, Pisces. 
Subelassi«s FT. Dipnoi, 
Ordo I. Sirenoidei. 
Familia: 1. Sirenoidei. 
Subelassis II. Teleostei, 
Ordo I. Acanthopteri. 
Familiae: 1. Percoidei. 
2. Cataplwacki. 
3. Sparoidei. 
4. Sciaenoidei, 
5. Labyrinthiformes. 


') Siehe Abh. d. Akad. d. Wissensch. a. d. J. 1840. p. 246. Von 
der Gattung Trygonorhina, deren Eier ich nicht kenne, ist zu ver- 
muthen, dass sie sich wie bei ‚Platyrhina verhalten. 


136 


un) Joh. Müller: 


Familiae: 6. Mugiloidei. 
7. Notacanthini. 
8. Scomberoidei. 
9. Squamipennes. 
10. Taenioidei. 
11. Gobioidei. 
42. Blennioidei. 
13. Pedieulati. 
44. Theutyes. 
15. Fistulares. 


Ordo II. Anacanthini. 
Familiae: 1. Gadoidei. 
2. Ophidini. 
3. Pleuronectides. 
Ordo Ill. Pharyngognathi. , 
Subordo I. Pharyngognathi acanthopterygii. 
Familiae; 4. Labroidei eycloidei. 
2. ’Labroidei ctenoidei. 
3. Chromides. . 


Subordo Il.. Pharyngognathi malacopterygii. 


Familiae: 4, Scomberesoces, 


Ordo IV. Physostomi. 
Subordo I. Physostomi abdominales. 
Familiae: 1. Siluroidei. 
. Cyprinoidei. 
. Charaeini. 
. Cyprinodontes. 
Mormyri. 
Esoces. 
. Galaxiae. 
. Salmones. 
. Scopelini. 
. Clupeidae. 
. Heteropygii. 
Subordo Il. Physostomi apodes. 
Familiae; 12. Muraenoidei. 
43. Gymnotini.. 
44. ‚Symbranchii. « 


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4 


Ueber den Bau und die Grenzen der Ganoiden. ° 137 


Ordo V. Plectognathi. 
Familiae: 1. Balistini. 
2. Ostraeiones. 
3. Gymnodontes. 
Ordo Vl. Lophobranchii. 
Familiae: 1. Lophobranchi. 


Subelassis III. Ganoidei. 
Ordo ]. Holostei. 
Familiae: 1. Lepidosteini. 
2. Polypterini. 
Ordo II. Chondrostei. 
Familiae: 1. Acipenserini. 
2. Spatulariae. 


Subelassis IV. Elasmobranchii s. Selaechii. 
Ordol. Plagiostomi, 
Subordo I. Squalidae. 
Familiae: 4. Scyllia. 
. Nyctitantes. 
. Lamnoidei. 
. Alopeeiae. 
. Cestraciones. 
Rhinodontes. 
. Notidani. 
. Spinaces. 
. Seymnoidei. 
. Squatinae. 
Subordo II. Rajidae. 
Familiae: 11. Squatinorajae. 
12. Torpedines. 
43. Rajae. 
14. Trygones. 
15. Myliobatides. 
16. Oephalopterae. 
Ordo Il. Holocephali. 
Familiae: 4. Chimaerae, 


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Subelassis V. Marsipobranchli #. Cyelostomi. 
Ordo I Hyperoartii. 
Familiae: 1. Petromyzonini. 


138 Joh. Müller: 


Ordo Il. Hyperotreti. 
Familiae: 1. Myxinoidei. 
Subelassis VI. Leptocardii, 
Ordo ]. Amphioxini. 
Familiae: 1. Amphioxini. RN‘ 


Nachtrag. 


Ich füge dieser Abhandlung einige neuere physiologi- 
sehe Bemerkungen über die virtuelle Verschieden- 
heit des Bulbus am Trunecus arteriosus einerseits der 
Plagiostomen und Ganoiden, andererseits der Knochenfische 
bei. Dieser Gegenstand ist nämlich noch einer fruchtbaren 
physiologischen Entwickelung fähig. 

In der‘ vorhergehenden Abhandlung ist die umskelartige 
Anschwellung am Truncus arteriosus der Selachier, 'Ganoiden 
und der Knochenfische für gleichbedeutend genommen worden 
und habe ich mich nur an die Klappenverschiedenheiten im 
Innern dieser Anschwellung gehalten, was für den zoologi- 
schen Gesichtspunkt auch ‚hinreichend ist. Bei einer feinern 
anatomischen und physiologischen Untersuchung über die Be- 
deutung dieser Anschwellung ergiebt sich aber das ganz uner- 
wartete Resultat, dass sie bei den Knochenfischen von einer 
ganz eigenthümlichen Beschaffenheit ist, welche mit derjenigen 
der Ganoiden und Selachier nicht die geringste Aehnlichkeit 
hat. Die Sache lässt sich kurz so’ bezeichnen, der musculöse 
Beleg amı Arterienstiel der Selachier und Ganoiden ist ein 
wahres Herz, zum Schlagen bestimmt, wie die Vorkammer 
und Kammer und stimmt mit diesen /auch 'im feinern Bau 
überein. Der Bulbus am -Arterienstiel-der Knochenfische da- 
gegen ist keine Herzabtheilung, keine Abtheilung des activen 


Centralorganes, schlägt auch nicht wie das Herz, sondern ist - 


nichts anders als der sehr verdickte Anfang der Arterie, in 
welchem eine eigenthümliehe Schicht ‚der Arterien zu einer 
enormen Dicke anschwillt. 

Es war die allgemeine Ansicht (der Anatonten, dass die 
muskelartige Substanz des. Arterienstiels, ‚bei Knochenfischen 
und Selachiern gleichbedeutend sei, Tiedemann behauptet>auch, 
dass sie sich bei Knorpel- ‚und Knochenfischen  zusammenziehe 


| 
| 
, 


a 


Ueber den Bau und die Grenzen der Ganoiden. 139 


und dass ihre Zusammenziehung auf die der Kammer folge. 
Ich habe selbst lange jenen Theil bei den einen und andern 
für identisch gehalten. Denkt man aber über den Zweck und 
die Wirkung der Klappen bei den einen und andern nach, 
so wird man von selbst auf Bedenken geführt. Bei denjeni- 
gen Fischen, bei denen mehrere Reihen Klappen innerhalb 
des musculösen Arterienstiels stehen, hat der Muskelbeleg des 
Stiels offenbar ganz die Bedeutung eines accessorischen! Her- 
zens oder einer verlängerten Kammer. Indem er sich zusam- 
menzieht, entleert er sein Blut in die eigentliche Arterie, wie 
der herzartige Bulbus eines Froschherzens es thut. Die Klap- 
pen werden sich darauf durch den Druck des Blutes von der 
Arterie her ausbreiten, die obersten reichen mit ihren Rän- 
dern gerade bis dahin, wo der Muskelbeleg der Arterie auf- 
hört, über ihnen wird die Arterie voll bleiben, der musculöse 
Arterienstiel aber wird zur Zeit der Pause des Herzschlags 
dem Druck des Blutes von den Arterien entzogen sein. Bei 
den Knochenfischen ist es gerade umgekehrt. Hier liegen die 
Klappen zwischen Herzkammer und Bulbus der Arterie. In- 
den: sich ‚die Kammer zusammenzieht, wird der Bulbus und 
die Arterien erweitert. Könnte sich der Bulbus schlagartig 
wie beim Frosch ceontrahiren, so würde das Blut noch aus 
dem Bulbus in den nächsten Theil der Arterie getrieben wer- 
den; unmittelbar auf den Schlag des Bulbus aber würde ıdas 
Blut aus der Arterie, wo es unter dem Druck des ganzen 
Arteriensystems steht, zurückgehen, den Bulbus wieder bis zu 
den Klappen an der Herzkammer ausfüllen, kurzum der 'mus- 
eulöse Bulbus 'als schlagende Herzabtheiking wäre hier völlig 
zwecklos. Hat man so weit nachgedacht, so ist man für die 
Anschauung des lebendigen hinreichend interessirt, man will 
das Herz an dem ersten besten Knochenfisch "in lebender 
Thätigkeit untersuchen. Hier musste ich denn sogleich sehen, 
dass der sogenannt musculöse Arterienbulbus der Knochenfische 
gar keinen Schlag ausführt und dass er sich dadurch völlig 
von dem höchst activen Bulbus aortae der Batrachier| unter: 
scheidet. Das Herz eines Oyprineny  Salmonen, Hechtes, 
verhält sich nämlich also: sowie der Schlag der ‚Kammer 
auf ‚den der Vorkammer erfolgt, wird ‘der Bulbus und die 
daraus fortgesetzte Arterie, von dem eingetriebenen Blute 


140 Joh. Müller: 


strotzend ausgedehnt, von da’ am bis zumS'nächsten Schlag 
der Kammer verengt sich Bulbus und Arterie allmählig' wieder 
und diese Verengerung' geschieht am Bulbus ganz in (derselben 
Weise wie an den Arterien, nur stärker. Auch ist es nicht 
möglich, weder den vollen noch den entleerten oder 'aufge- 
schnittenen Bulbus durch mechanische oder  electrische oder 
chemische Reizung zu einem Schlag oder Contraction zu bringen. 

Der nächste‘ Schritt wird sein, dass man die feinere 
Struktur der Muskulatur am Bulbus bei den Plagiostomen, 
Ganoiden' einerseits und den Knochenfischen anderseits ver- 
gleicht. Da‘ findet sich, dass der Muskel des Arterienstiels 
der Plagiostomen und "Ganoiden aus quergestreiften Muskel- 
bündeln besteht von gleicher Beschaffenheit, wie an der Herz- 
kammer und Vorkammer. Die Substanz des Bulbus der Kno- 
chenfische dagegen zeigt keine Spur von den quergestreiften 
Bündeln des Herzens, sondern besteht aus blassen Bündeln 
von zarten Fasern, welche nicht die entfernteste Aehn- 
lichkeit mit jenen Muskelfasern haben. Die Substanz setzt 
sich allmählig‘ verdünnt in eine gleichartige Schicht der Arterie 
fort, welche‘ an der ganzen Verzweigung der Kiemenarterie 
fortgeht und an den Kiemenvenen wieder erscheint. Man 
kann‘ die Bündel dieser Schichte und des Bulbus denjenigen 
vergleichen, welche Henle in der Ringfaserschichte der  Arte- 
rien entdeckt hat und worin er den Sitz der organischen Con- 
tractilität der Arterien legt. Der Bulbus, dessen Wände beim 
Salm gegen 8 mal so: dick sind als die Wände der Kiemen- 
arterie, wäre ‚dann 'eine herzförmige Anschwellung einer toni- 
schen Schichte. Aber unsere Bündel sind sehr elastisch; und 
ob der Bulbus organische Contraetilität besitzt, ist bis jetzt 
noch problematisch. Bei den Haifischen, Rochen, Stören oder 
Ganoiden, welche eine wahre Verlängerung des Herzens auf 
den Arterienstiel besitzen, hört das Muskelfleisch, welches aus- 
wendig um die Arterie liegt, mit einer scharfen Grenze auf, 
und die Arterie geht mit ihren Häuten innerhalb des museu- 
lösen Ringes hervor. Umgekehrt geht der scheinbare Muskel 
des Bulbus der Knochenfische nach oben ohne alle Unterbrechung 
fort, indem er nur dünner wird. Die Masse des Bulbus be- 
steht ganz aus diesen grauen Bündeln, welche nach innen 
unregelmässige Trabeculae carneae bilden, theils schief, theils 


Ueber den Bau und die Grenzen der Ganoiden. 141 


der Länge nach verlaufend, nach aussen aber eine sehr dicke 
Querlage bilden. Die innere Schicht verliert sich allmählig 
aufwärts, die Querbündel sind als ganze zusammenhängende 
Sehielite an allen’ Stellen der Arterie'nachizuweisen und auch 
bei grossen Fischen, z. B. Salmen, an denen diese Unter- 
suchungen anzustellen sind, zu präpariren. Die graue Schicht 
ist inwendig von einer dünnen Haut bedeckt, welche grossen- 
theils aus ziekzackförmig gewellten Fasern besteht, ebenso ist 
auch die dickere weisse elastische Schichte gebildet, welche 
nach aussen von der grauen Schicht gelegen ist. Dies sind 
die unverzweigten elastischen -Fasern, die ich in der ‘vergl. 
Angiologie der Myxinoiden beschrieben. Die graue Schichte 
der Knochenfische besteht ganz für sich und ihre Bündel sind 
nieht mit den weissen elastischen Fasern verstrickt. 

Der Bulbus der Knochenfische kann daher nur in ver- 
stärktem Masse so wirken, wie dieselbe Schicht am ganzen 
Arteriensystem wirkt. Die Oyelostomen. entbehren..die, An- 
schwellung der Wände zu einem Bulbus. Auf diese Weise 
erklärt sich ihre Abweichung von den Knochenfischen, mit 
denen sie durch die Lage und Zahl der Klappen am Ostium 
arteriosum der Kammer übereinstimmen. Aber auch in ‘den 
Knochenfischen ist die Ausbildung des Bulbus ‚sehr ungleich. 
Ich habe die physiologische Entwickelung dieses Gegenstandes 
hier nur in den allgemeinen Resultaten angedeutet.  Aus- 
führliches werde ich darüber später mittheilen, wenn ich ver- 
schiedene Versuche, über die vitalen Eigenschaften der frag- 
lichen Schichte, die ich noch vorhabe, und eine chemische 
Prüfung ihrer Natur ausgeführt. Daraus muss sich ergeben, 
ob die Substanz des Bulbus und ihre Fortsetzung ‚bloss ela- 
stisch ist oder ob sie auch einen gewissen Grad von organi- 
scher Contractilität besitzt, den ich darin vermuthe, den ich 
aber bis jetzt vergeblich darin gesucht habe, Dann werde 
ich auch die quastartigen Gefässglomeruli beschreiben, welche 
das Herz des Störs bedecken und mit den Kranzgefässen zu- 
sammenhängend im Innern von Lymphräumen eingebettet sind. 


P. 9. Z.8 u. 9 statt Haifischen und Rochen lies Haifischen. 
P. 108. Z. 7 statt neuerlich lies nämlich. 
P, 125. Z. 9 statt Tetragonopterus lies Tetragonolepis, 


142 


Berichtigung zu den Diagnosen neuer Conchylien. 
Von 
A. Philippi. 
(Siehe S. 50). 


Durch die Anwesenheit des Herrn Cuming in Cassel und 
durch den Empfang von Reeve’s Conchologia iconica bin ich 
belehrt worden, dass mehrere der a. a. O. als neu beschriebene 
Arten nicht neu sind: 

Arca Lamarckii dürfte, wenngleich die Rippen nicht zwei- 
spaltig sind, wohl nur die ächte A. scapha Chemnitz sein. 

Pectunculus concinnus ist von Reeve in den Zool. Procee- 
dings von 1843 p. 33 beschrieben, und in der Conch. 
ieonica't. 1. f.3 abgebildet unter dem Namen P. gigan- 
teus'Reeve; er stammt von Californien. 

Fissurella australis- ist nach der mündlichen Versicherung 
von Herrn Cuming die F. fulvescens Sow.; ich muss 
bekennen, dass ich dies weder ‘aus der von Sowerby ge- 
gebenen Beschreibung, noch der Abbildung in den Con- 
chological Illustrations gefunden hätte. 

Mitra aethiops ist nur ein besonders schönes noch mit der 
Epidermis versehenes Exemplar von M. sceutulata Lamk. 

Ich bitte daher diese Arten auszustreichen. Folgende 
kann ich aber hinzufügen: 
Fissurella solida Ph. 

F. testa ovato-oblonga, depressa, erassa, rugis radian- 
tibus et transversis sculpta, demum laeviuscula, albida, 'radiis 
purpureis picta, foramine magno, ovato-oblongo ; margine la- 
tissimo, plano, integro, adscendente. Long. 26"; lat. 18"; 
alt. 6”; foramen 3’ longum. 

Patria: Chili. 

Die Färbung und die Seulptur sind bei dieser Art so 
ziemlich wie bei einer jungen F. pieta, oder wie bei der F. 
affınis Gray; von welchen beiden Arten sie sich sogleich durch 


"Philippi: Berichtigung zu den Diagnosen neuer Conchylien. 143 


das grosse, länglich eiförmige Loch unterscheidet. Von der 
F. pieta ist sie ausserdem durch die niedergedrückte Gestalt, 
ünd von allen mir bekannten Arten durch die Bildung des 
Randes verschieden. Derselbe ist nämlich flach, von der In- 
nenseite durch eine abgerundete Kante deutlich geschieden, 
und da die Schale an 2" dick ist, fast 24” breit; aber nicht 
horizontal, wie bei F. latemarginata, sondern aufsteigend, von 
Farbe schmutzig grau, und lässt in dem äusseren, nicht scharf 
abgesetzten Theil die purpurnen Streifen der Aussenseite 
durehschimmern. Legt man die Schale auf eine Tafel, so be- 
rührt sie dieselbe mit den beiden Extremitäten und erscheinen 
die Seitenränder ziemlich stark erhaben. — Obgleich ich keine 
jungen Exemplare von °F. maxima besitze, so miissen doch 
die Bildung des Randes und das- länglich -eiförmige, weit 
sehmalere Loch unsere Art mit der grössten Leichtigkeit un- 
terscheiden lassen. 
Fissurella concinna Ph. 

F. testa oblonga, antice angustiore, crassa, radiis ele- 
vatis erassiuseulis, alternatim majoribus minoribus- 
que, nec non rugis inerementi sculpta; albida, purpureo ra- 
diata; foramine magno, oblongo, utrinque subbidentato; 
margine rotundato, extus erenato. Long. 21”, lat. 12'”, alt. 
5”; foramen 3" longum. 

Patria: Chili. 

Die Gestalt ist sehr schmal, noch schmaler als bei F. 
oriens, hinten viel breiter als vorn, und ziemlich erhaben. 
Die Skulptur ist sehr ausgezeichnet. Ich‘ zähle 28 ziemlich 
breite, runde Rippen, die mit ebenso viel ganz schmalen Rip- 
pen abwechseln, und von den Runzeln des Wachsthums durch- 
kreuzt werden; die Zwischenräume zwischen den Rippen sind 
ganz schmal. Die Farbe ist weisslich, mit etwa 14 regelmäs- 
sigen, purpurrothen Strahlen. Das Loch liegt beinah in der 
Mitte, und ist verhältnissmässig gross. Der Rand ist ziemlich 
diek, aber gerundet, nicht flach wie in F. latemarginata, so- 
lida ete. Er hat dagegen Aehnlichkeit mit F. crassa, indem 
der äussere, schmale, bräunliche Saum wellenförmig gekerbt 
ist. — Durch Oefinung, Skulptur und Rand ist diese Art sehr 
ausgezeichnet, und nicht wohl mit einer andern zu ver- 
wechseln. 


144 ‚Philippi: Berichtigung zu den Diagnosen neuer Conchylien. 


Fissurella elongata Ph. 

F. testa anguste-oblonga, depressa, parva, tenui, al- 
bida, lineis radiantibus paueis interruptis, angustis, ferrugineis 
pieta, costisque angustis, radiantibus, granulatis sculpta; 
foranıine valde excentrico, ovato, magno; margine cre- 
nulato. ‚Long. 62”; lat. 3’, alt. 1”', foramen 14” Jong. 

Balrigassr a » 

Von allen mir bekannten Fissurellen ist diese die 
schmalste, und dadurch sehr in der Gestalt ausgezeichnet, dass 
beide, Seitenränder geradlinigt und parallel sind, beide Extre- 
mitäten daher gleich breit erscheinen. Hierdurch allein ist 
diese Art schon hinreichend ausgezeichnet. Die Skulptur zeigt 
etwa 40 ungleiche, schmale Rippchen, welche von den erha- 
benen, aber viel weniger hervortretenden, Anwachsstreifen 
durchschnitten werden, und körnig ‚erscheinen. Die Farbe 
ist schmutzig weiss, mit 7—8 schmalen, rostbraunen, aber 
weit unterbrochenen Linien verziert. Das Loch liegt im drit- 
ten ‚Theil der Länge, ist im Verhältniss sehr gross, läng- 
lich, ‚horizontal. Der Rand ist schmal, gekerbt, was beson- 
ders an den Extremitäten auffällt. 

Fissurella adspersa Ph. 

F. testa oblonga, elliptica, parva, albida, rufo adspersa, 
costis radiantibus, frequentibus, inaequalibus, lineisque 
elevatis inerementi cancellata; foramine horizontali, satis 
magno, ‚ovato-oblongo; margine erenulato. Long. 74”. 
lat. 4”, alt. 14", foramen 1" ‚long. 

Patria „ra. 

Diese Art lässt sich allenfalls mit F. graeca (Ph. non 
Sow.) vergleichen, ‚sie ist aber flacher, an beiden Extremitäten 
gleich breit, die Skulptur sehr viel feiner, das Loch weit 
grösser, namentlich weit breiter, nicht geneigt, sondern ho- 
rizontal. Auch der Rand ist beinahe horizontal und hat viel 
zahlreichere und viel schwächere Kerben. Von F. elongata 
unterscheidet sich F. adspersa leicht durch ein kleineres Loch, 
welches nicht so stark excentrisch liegt, durch die breitere 
Gestalt und die gröbere Skulptur, 


145 


Diagnosen einiger neuen Arten von Nagern und 
Handflüglern. 


Von 


Andr. Wagner. 


Unter den von Joh. Natterer aus Brasilien mitgebrachten 
Nager-Arten habe ich seitdem 2 Gattungen unterschieden, 
welche mit Loncheres und Echinomys zwar verwandt sind, 
doch weder der einen, noch der andern dieser Gattungen zu- 
getheilt werden dürfen, wenn nicht deren Umgrenzungen ver- 
rückt werden sollen. Die eine habe ich Mesomys, die andere 
Isothrix benannt. 


Mesomys Wagn. 

Habitus Loncherium, dentes Echinomyum, spinae validae, 
eauda nulla. 

Während die Form des Kopfes, der Ohren und der Füsse 
ganz wie bei Loncheres beschaffen ist, kommt dagegen uner- 
warteter Weise das Gebiss völlig mit dem von Echinomys 
fuliginosus überein. Dieses Thier ist daher eine Mittelgattung 
zwischen beiden, von welchen es durch den Mangel des 
Schwanzes, der nach Natterer’s Mittheilung ein ursprünglicher 
ist, sich unterscheidet. Die einzige mir bekannte Art ist: 

' Mesomys ecaudatus Natt. 

M. supra fulvidus, nigro-adspersus, subtus ochraceus. 
Körper 6" 8", 

Von Borba in Brasilien. 


Isothrix Wagn. 
Habitus Loncherium, dentes Nelomyos picti; vellus molle. 
Ebenfalls eine Mittelgattung zwischen Loncheres und Echi- 
nomys, indem der Habitus mit ersterer Gattung übereinkommt, 
während das Gebiss sich dem der letzteren annähert, doch 
mit wesentlichen Modificationen, in welcher Beziehung es ganz 


mit dem Gebiss von Nelomys pietus Pict. übereinstimmt. Der 
Archiv 1. Naturgeschichte, XI, Jahrg. 1, Bd, 10 


146 Andr. Wagner: 


Pelz ist weich, ohne Stacheln, hat auch keine flach gedrückten 
Haare eingemengt. Natterer hat 3 Arten von dieser Gattung 
mitgebracht. 


Isothrix bistriata Natt. 
I. supra luteo nigroque variegata, subtus lutescens; ca- 
pite fasciis 2 nigris; cauda longa villosa nigra, basi flava. 
Körper 11”, Schwanz 10" 3". 
Vom Rio Guapore. 


Isothrix pachyura Natt. 

I. supra sordide flayido nigroque variegata, subtus pallide 

lutescens; cauda dense pilosa, supra fusca, subtus luteo-albida. 
Körper 10" 2”, Schwanz (ob vollständig?) 6" 8”. 

Von dieser Art ist: mir der Schädel nicht bekannt; ich 
stelle sie hieher der Analogie wegen und weil ich sie für 
identisch mit Lund’s Nelomys antricola halte, dessen Gebiss 
im Wesentlichen das von Isothrix ist. 


Isothrix Pagurus Natt. 
I. antice e stramineo nigroque, postice e rubiginoso ni- 
groque variegata, subtus lutescens; rostro supra fulvo. 
Körper 8” 10”, Schwanz fehlt, wahrscheinlich nur verloren 
gegangen. 
Von Borba. Schädel und Gebiss wie bei I. bistriata. 


Neue Arten von bereits festgestellten Gattungen sind 
folgende: 

Loncheres grandis Natt. 

L. supra aureo-fulva, nigro-irrorata, subtus lutescens; 
capite nigro, paululum fulvo adsperso; pedibus fuseis, spinis 
mollibus. 

Körper 11". 

Natterer hat vom Amazonenstrom nur ein einziges Exem- 
plar mitgebracht, dessen Schädel und Gebiss ich nicht kenne, 
daher ich allerdings der generischen Einreihung nicht sicher 
bin, doch halte ich es, wegen seiner Verwandtschaft mit Lon- 
cheres cristata, der Gattung Loncheres zuständig. 


Dactylomys amblyonyx Natt. 
D. supra flavus, nigro-adspersus, subtus pulchre ochra- 
ceus; unguibus dilatatis; cauda tota pilis vestita. 


h 
! 
y' 


Diagnosen einiger neuer Arten von Nagern und Handflüglern. 147 


Körper 9" 6", Schwanz 12". 

Von Ypanema. 

Hesperomys leucodaetylus Natt. 

' H. supra fulvidus, nigro-adspersus, subtus albus; pedibus 
saturate rufo-fuseis, Jateraliter una eum digitis albidis; cauda 
corpore paululum longiore, fusco - pilosa. 

Körper 5" 7”, Schwanz 5" 11'". 

Vom Rio Parana. 

Hesperomys concolor Wagn. 

H. supra fulvus, subtus abrupte albus; pedibus fuscescen- 
tibus; cauda longitudine corporis, nudiuscula; pilis gastraei 
unicoloribus. 

Körper 4” 10”, Schwanz 4" 9", 

Aus Brasilien. 

Hesperomys leucogaster Natt, 

H. supra fulvus, nigro-adspersus, subtus cano-lutescens; 
auriculis majusculis, pedibus fuscentibus; cauda corpore lon- 
giore, nuda; statura grandiore. 

Körper 6" 10”, Schwanz 7" 9", 

Aus Brasilien. 

Hesperomys eliurus Natt, 

H. supra fulvescens, nigro-adspersus, subtus albidus; 
auriculis majusculis; cauda corpore multum longiore, nudiu- 
scula; statura parva. 

Körper 3” 10”, Schwanz 5”. 
Vom Ytarare, Verschieden von Mus longicaudus Wat. 
Hesperomys pygmaeus Natt. 

H. minimus, supra rufescens, subtus albidus; auriculis 
majuseulis, dense pilosis; cauda pallida, corpore multum 
longiore, 

Körper 2” 2”, Schwanz 3”. 

Von Ypanema. Ist von allen Arten Waterhouse’s und 
nd verschieden. 


Ä Hesperomys brachyurus Natt. 


H. supra bruneo-flavidus, nigro-adspersus, subtus sordide 
Autescens; pedibus brunescentibus; cauda longitudine dimidii 
Corporis, dense pilosa, bicolore. 

Körper 5” 4”, Schwanz 2 5", 
10* 


148 Andr. Wagner: 


Von Ytarare. Wahrscheinlich ‘mit Lund’s Mus lasiurus 
einerlei. 
Hesperomys fuliginosus Natt. 


H. supra saturate rubiginoso-fuscus, nigro-adspersus, sub- 


tus. sordide 'flavescens; aurieulis pedibusque brevibus, fuseo- 
pilosis, cauda longitudine dimidii corporis. 
Körper 4” 3", Schwanz 41" 7", 

Von Ypanema, 

Hesperomys caniventris Wagn. 

H. supra e sordide lutescente nigroque variegatus, sub- 
tus canescens, paululum luteo-tinetus; pedibus bruneo-alben- 
tibus; cauda vix longitudine dimidii corporis, breyipilosa. 

Körper 4” 2”, Schwanz 1” 9", 
Aus Brasilien. 
Die nachfolgende Art gehört nicht mehr Brasilien an. 
Hesperomys maniculatus Wagn. 

H. supra fuliginoso-bruneus, subtus abrupte albus; auri- 
culis elongatis; pedibus albentibus; cauda supra nigra, infra 
abrupte albida. 

Körper 3” 2'”, Schwanz 2” 5’. 

Aus Labrador. 

Sciurus gilvigularis Natt, 

Sc. aestuanti simillimus, at saturatius coloratus, gula 
ochracea, abdomine concolore, cauda angustiore. 

Ist im nördlichen Brasilien der Repräsentant des Se. 
aestuans, der den südlichen Theilen angehört. 

Vespertilio splendidus Wagn. 
V. supra subtusque aureo-ferrugineus; auriculis medio- 


cribus, trago extus convexo; alis obscuris, nudis, ad Auuez 


rum basin fere porrectis. 


Körper 1” 11, Schwanz 1” 14. — Gebiss 2 z 2 Schneide- 


zähne, 4 Eckz., & Backenz. 


Von der Insel St. Thomas. Vielleicht mit Bachman’s V. 
monticola identisch. 
Rhinolophus Gigas Wagn. 


Rh. maximus, fuliginosus; capite, dorsi lateribus gastraeo- 


que albidis; auriculis elongatis angustis; cauda brevi. 
Körper 4” 11, Schwanz 1” 4. 


Diagnosen einiger neuer Arten von Nagern ‚und Handflüglern. 149 


Aus Benguela in Afrika. Gehört zu meiner ersten. Ab- 
theilung. 

Mus limbatus Wagn. 

M. supra bruneo-grisescens, subtus abrupte albidus; limi- 
tibus utriusque coloris flavicantibus; cauda fusca, subtus pau- 
lulum pallidiore. 

Körper 5” 7, Schwanz 4". 

Von Kotschy im Sennaar entdeckt. Unterscheidet sich 
von Mus leucosternum durch Mangel von Roth in der Fär- 
bung; kürzere Schnurren und die gelbe Binde zwischen den 
beiden Hauptfarben. 

Mus fuscirostris Wagn. 

M. supra bruneo-flavescens, nigro-adspersus, subtus 
abrupte albus; apice nasi dorso concolore; auriculis majuscu- 
lis denudatis; cauda corpore breviore, nudiuscula. 

Körper 6“, Schwanz 4" 7. 

Ebendaselbst von Kotschy entdeckt. Von Mus albipes 
verschieden durch weit kürzeren Schwanz und den Mangel 
der weissen Nasenspitze. 

Myoxus orobinus Wagn. 

M. supra bruneo-lutescens, subtus flavido-albidus; pilis 
omnibus bicoloribus; macula alba intra oculos; cauda undique 
villosa, rotundata, griseo - fuscescente. 

Körper 4 2", 

Von Kotschy im Sennaar gefunden. Gehört zur Unter- 
abtheilung Eliomys, obwohl die Backenzähne einige Modifica- 
tionen darzubieten scheinen. 

7 Meriones myosurus Wagn. 

M. supra fulvidus, paululum nigro-adspersus, subtus al- 
bido-Jutescens; cauda corpore breviore, nuda, squamata; den- 
tibus primoribus ‚haud sulcatis. 

Körper 8" 6', Schwanz 4" 9". 
In Syrien von Kotschy entdeckt. Nach den Backenzäh- 
men zu Meriones gehörig, doch hat der hintere Zahn zwei La- 
mellen. Durch dieses Merkmal, sowie durch die ungefurchten 
"Schneidezähne und den Rattenschwanz unterscheidet sich diese 
Art von den eigentlichen Meriones, daher man aus ihr eine 
besondere Untergattung oder vielleicht selbst Gattung bilden kann. 


150 Dr. J. J. de Tschudi: 


Reptilium conspectus 


quae in Republica Peruana reperiuntur et pleraque observata 
vel collecta sunt in itinere 


a 


Dr. J. J. de Tschudi. 


Serisl. TESTUDINATA Oppel. 
Chelonii Auctor, 


Ordo I. Tylopoda Wagl. 1830. 
Testudinata hedraeglossa tylopoda W ag]. 


Fam. 1. Testudines Fitz. 1840. 
1.Gen. Testudo Lin. 1746. 
1. Subgen. Chelonoidis Fitz. Ann. Wien. Mus. 1836, 


Testudo Wagl. part. Geochelone Fitz. part. Chelonoidis 
Fitz. part. 


1. 1. T. Boiei Fitz. An. Wien. Mus. Tom. I. p. 122, 

Testudo carbonaria Spix Rept. Bras. Tab. XVI. 

Testudo cagado Spix ].c. Tab. XVll. 

Testudo Boiei Wagl. Syst. Amph. p. 138. Tab. VI. Fig. 
7. 8. Icon. fascic. 1. Tab. XI. 

Testudo truncata Bell. var, B. Monogr. Test. 1834. 

Testudo hercules 8 Gray Syn. Rept. part. I. p. 9, 2. £. 

Testudo pardalis Gray l.c. p.12. 8. part. 

Testudo carbonaria Dum. Bibr. Erpet. gen. Tom. II. 
p- 99. 11. 


2. Subgen. Geochelone Fitz, An. Wien. Mus. 1836. 


2. 2. T.Schweiggeri Gray Syn. Rept. Part. I. p. 10. 4. 

Testudo indica Daud. Hist. nat. Rept. II. p. 284. part. 

Testudo nigra Quoy et Gaim,. Voy. autour du Monde 
(Cpt. Freycinet) Zool, p. 172. Tab. XL. 

Testudo nigra Cuvier Regn. anim. 2&me edit. II. p. 10. 
et Dum. Bibr. l.c. T.U, p.115. 

Testudo indica var. Gray l.c. Part. 1. p. 9. 

Testudo hercules Gray 1. c. p.9 et p. 68. 2. part. 

Testudo elephantopus Harlan Journ, Acad. Nat. Philad. 
II. p. 284. Tab. IX. 


Reptilium conspectus, 151 


Pull. Testudo notunda Schweig. Königsberg. Archiv T. 
p- 324 et 361 et 453. 12. 


Ordo 1. Steganopoda Wagl. 1830. 
Testudinata hedraeglossa steganopoda Wagl. 


Sect.,I. Rostrata Fitz. 1836. 
Fluviales et Elodites Dum. Bibr. part. 


Fam. 1. Hydraspides Fitz. 1836. 
1. Gen. Hydraspis Bell. Monog. Testud. 


4. Subgen. Podocnemis Wagl, Syst. Amph. 1830. 


3. 1. HA.tracaxa Fitz. Syst. Rept. 1843. 
Emys tracaxa Spix Rept. Bras. p. 6. Tab. V. 
Emys tridenticulata Cuv. Regn. anim. 2&me ed. II. p. 11. 
Nota. mas. 
Hydraspis bidenticulata Gray Syn. Rept. Part. I, p. 42. 
Hydraspis barbatula Gray l.c. p. 43. 
Podocnemis Dumeriliana Dum. Bibr. ]. c. 11. p. 387 ex- 
clus. Synon. 
Podocnemis tracaxa Fitz. An. Wien. Mus. I. p. 126. 8. 
4. 2. H.expansa Fitz, Syst. Rept. 1843. 
Emys expansa Schweig. 1. c. I. p. 299 et 343. 8. 
Emys amazonica Spix l. c. p.2. Tab. 11. Fig. 1. 2. 
Podocnemis expansa Dumer. Bibr. 1. c. 1. p. 383. 1. 
Tab. XIX. Fig. 1. exclus. Varietatem. 
Hydraspis lata Gray]. c. p. 77. foem. 
Podocnemis expansa Fitz. An. Wien. Mus. p. 126. 10. 


3. Subgen. Rhinemys Wagl. Syst. Amph, 1830. 


5. 3. H. Spixzü Fitz. MSS, 
Emys depressa Spix l.c. p.4. Tab. 111. Fig. 1. 2. 
Emys adspersa Cuv. MSS. 
Emys carunculata Cuv. Regn. Anim. 2eme edit. II. p. 11. 
Nota. 
Platemys Spixii Dum. Bibr. l.c. 11. p. 409. 2. 


Ordo III. Olcopoda Wagl. 1830. 


Testudinata hedraeglossa oicopoda Wagl. Chelonae 
Wiegm. Marins sive Thalassites Dum. Bibr. 


Fam. 1. Cheloniae Wiegm. 1834, 
1. Gen, Chelonia Fitz. 1836. (Brogn.). 


152 Dr. J. J. de Tschudi: 


1. Subgen. Eretmochelys Fitz. An. Wien. Mus. 1836. 


6. 1.Ch.imbricata Schweig. Königsb. Archiv I. p. 291 
et 408. 5. 
Ch. pseudocaretta Less. Voy. Bellang. Zool. p. 302. 
Ch. careita Temm. Schlegel Fauna japon. Chelon. p. 15. 
Tab. V. Fig. 1.2. 
Ch. imbricata Dum. Bibr. 1. c. II. p. 548. Tab. XXI. 
Fig. 2. 
exclusiv. Synon. Catesby Nat. hist. of Carol. U. p. 39. 
Tab. XXXIX. 
Testudo rugosa Van Ernst MSS. Daud. Hist. nat. Rept. 
I. p. 37. pull. 
Caretta nasicornis Merr. Tentam. Syst. Amph, p. 18. 5. 
part. 
Chelonia multiseutata Kuhl Beitr. p. 78. Monstr. 


2. Subgen. Chelonia Fitz. An. Wien. Mus. 1836. 


7. 2. Ch. midas Schweig. ].c. p. 291 et 412. 4. 
Testudo viridis Sehneid. Schildkröten p. 809. Tab. 11. 
Caretta esculenta Merr. l.c. p. 18. 
Chelonia viridis Temm. Schlegel Fauna japon. Chelon. 
p-. 18. Tab. IV. Fig. 4.5.6. et Tab. Vl. Fig. 1.2. 


Series I. RHIZODONTA Fitz. 


Crocodili Auctor. Loricata Merr. Crocodili et Gryphi 
Wagl. part. 


Ordo I. Loriecata Merr. 1823. 


Cr. Heiraeglossi Wagl. Sauri Loricati Wiegm. Le- 
sards crocodiliens. Sauriens aspidiotes Dum. Bibr. 


Fam. 1. Crocodili Wagl. 1830. 
1. Gen. Champsa Wagl. Syst. Amph. 1830. 
Alligator Cuv. 1799. part. 


8. 1.Ch.selerops Wagl. Syst. Amph. p. 140. 

Crocodilus Caiman Daud. Hist. Nat. Rept. I. p. 399. 

Crocodilus sclerops Schneid. Hist. Amph. fasc. Il. p.162. 

Alligator sclerops Cuv. Ossem. foss. I. V. part. 1. p. 35. 

Alligator sclerops var. «, Gray Syn. Rept. Part. 1. p.62.2. 

Alligator Sclerops Dum. Bibr. Erpet. gen. Tom. III. p. 80. 

Alligator cynocephalus Dum. Bibr. Erpet. gen. Tom.lll. 
pag- 86. 

Champsa sclerops Natterer Fitz. Anal. Wien. Mus. II. 
pag. 321. Tab. XXL. 


A Reptilium conspectus. 153 
9. 2. Ch. fissipes Wagl..c. p. 140. 
Crocodilus latirostris D aud. 1. c. ll. p. 417. 
Alligator selerops, Neuwied Beitr. Naturg. Bras. T. 1. 
pag- 69. 
Caiman fissipes Spix Rept. Bras. p. 4. Tab. I. 
Alligator sclerops Gray ].c. var. « part. 
Alligator cynocephalus Dum. Bibr. 1. c. part. 
Champsa fissipes Natt. Fitz. l.c. p. 321. Tab. XXI. 


10. 3. Ch.nigra Wagl.].c. p. 140. 
Crocodilus yacare Daud. ].c. I. p. 407. 
Alligator selerops Cuv. ]. c. part. var. nigra. 
Caiman niger Spix]. c. Tab. V. 
Alligator sclerops Gray l.c. var. «. 
Alligator sclerops Dum. Bibr. ]. c. part. 
Champsa nigra Natt. Fitz. l. c. p. 320. Tab. XXI. 


Series II. AMBLYGLOSSAE Fitz. 


Lacertae thecoglossae acrodontes pachyglossae et platy- 
glossae Wagl. Sauri squamati Rhiptoglossi et pa- 
chyglossö Wiegm. Sauriens Dum. et Bibr. 


Ordo I. Dendrohatae Wiegm. 1830. 


Thecoglossae acrodontes et pachyglossae sternocormae 
Wagl. ARhiptoglossi vermilingues et pachyglossi 
crassilingues dendrobatae Wiegm. Chelopodes et 
Eunotes Dum. Bibr. 


I. Sectio. Pleurodontes Wagl. 1830. 


Stenocormae pleurodontes Wagl. Pachyglossi Crassilin- 
gues dendrobatae prosphyodontes Wiegm. Jgua- 
niens ou Eunotes pleurodontes Dum. Bibr. 


1. Tribus. Gastropleurae Fitz. 1843. 
Fam. 1. Dactyloae Fitz. Syst. Rept. 1843. 


1.Gen. Daectyloa Wagl. Syst. Amph. 1830. p. 148. 
Lacerta Lin. Gmel. /guuna Latr. Anolis Daud. et 
plurim, Auct. Xiphosurus Fitz. Anolius Goldf. 
Kaup. Dactyloa Wagl. Fitz. Wiegm. 


4. Subgen. Tropidopilus Fitz. Syst. Rept. p. 66. 


11. 1. D. fusco-aurata Fitz. ].c. p. 67. 
Hin Anolis fusco-auratus D’Orb. Voy. Am. merid, Rept. 
Tab. 11. Fig. 2. Dum. Bibr, Erp. gen. Tom. IV. p. 110. 


154 : Dr. J. J. de Tschudi: 


Ordo II. Humivagne Wiegm. 1830, 


Pachyglossae platycormae Wagl. Iguaniens ou Eunotes 
Dum. Bibr. 
l. Sectio. Prosphyodontes Wiegm. 1830. 
Platycormae pleurodontes Wagl. Iguaniens ou Eunotes 
pleurodontes Dum. Bibr. 
Fam. 1. Heterotropides Fitz. Syst. Rept. 1843. 


1. Gen. Steöronotus Fitz. Syst. Rept. 1843, 


A4gama Daud. part. Calotes Merr. part. Tropidurus 
Boje part. Leiocephalus Gray Philos. Mag. I. 1. 
p- 208. Aypsibatus Wagl. part. Hoplurus Wiegm. 
Strobilurus Wiegm.? Holotropis Dum, Bibr. 1837. 
Stenocercus Dum. Bibr, 1837, Pristinotus Gra- 
venh. Noy. Act, ac. Caes. Leop. XXII. II. 1838. 


41. Subgen. Eulophus Tsch. . 

Caput breviusculum, cerassum; scutello oceipitali magno. 
Nares subverticales, tubulosae. Dentes palatini distincti. Gula 
cute laxa, plica transversa. Jugulum transversim plicatum, 
plica continua. Crista dorsi humilis. Digiti plantarum sim- 
plices. Squamae abdominales laeves. _Scutella pilei laevia. 


12. 1. St. arenarius Tsch. 
St. supra olivaceus, nigro-guttatus; subtus e fusco cine- 


rascens !). 
Long. tot, 1’ 2". 


2. Gen. Scelotrema T sch. 

Dorsum subcristatum. “Pori femorales et anales nulli. 
Rima profunda inter femora et caudae basin. Plica axillaris 
nulla. 

Aures apertae, Plica lateralis nulla. Truncus sublongus. 
Labia ad oris angulum lobo valvato destituta. Cauda continua. 

Caput breviusculum, scutello oceipitali minimo. Orbitae 
inermes. Porcae superciliares arcuatae. Nares subverticales, 
tubulosae, magnae. Dentes palatini nulli. Gula cute adstricta. 
Jugulum non plicatum. Collum ad latera oblique plicatum; 


!) Altera hujus subgeneris species a dilig. Natterer in Brasilia 
collecta in Museo Vindob. hospitatur. 


a 


Reptilium conspectus. 155 


plieis tenuibus duabus. Crista dorsali exigua. Cauda teretiu- 
scula, laxa, cristata, erista minima, Palmae plantaeque. penta- 
dactylae. Digiti plantarum simplices. Squamae' ‚notaei vix 
carinatae; abdominales laeves. Scutella pilei laeyia. 


13. 1. Sc. formosum Tsch. 
Sc. supra ex, fusco einammomeum, ocellis lateralibus ni- 
gris stramineo - cinctis signatum;; subtus ex violaceo: viride. 
Long. tot. 4" 7, 


414. 2. Sc. crassicaudatum Tsch. 
Sc. supra schistosum; subtus coerulescens; cauda crassa. 
Long. tot. 4" 6", 


Fam. 2. Steirolepides Fitz. 1843. 


2. Gen. Steirolepis Fitz. Syst. Rept. p. 72. 
 Jguma Spix. Platynotus Wagl. Wiegm.  Petroplanis 
Wagl. Stellio Less. Garn. Lophyrus Less. Garn. 


Tropidurus Wiegm. Fitz. Tschudi, Microlophus 
Dum. Bibr. 


15. 1. St. microlophus Fitz. Syst. Rept. p. 72.1. 
Tropidurus microlophus Wiegm, Nov. Act. Acad. Caes. 
Leop. Tom. XV1l. II. p. 232. Tab. XVI. 
Microlophus Lesson! Dum. Bibr. 1. c. Tom. IV. p. 336. 
var. A. 
16. 2. St. heterolepis Fitz. ]. c. p. 72. 2. 
Lophyrus Araucanus Less. Garn. Voy.de la Cogq. Zool. 
Rept. Fig.1. Taf. 1. 
Tropidurus heterolepis Wiegm. ]. c. p. 325. Tab. XV]l. 
Fig.1. 
Microlophus Lessoni D um. Bibr. 1. c. p. 340. var. B. 
17. 3. St. peruana Fitz. ].c. p. 73.3. 
Stellio peruvianus Less, Garn. Zool. de la Cog. Rept. 
Tab. 11. Fig. 1. 
Microlophus Lessoni Dum. Bibr. ]. c. p. 341. var. C et 
var. D. 


Nota. Steirolepis carinicauda Fitz’ Syst. Rept. p. 72. 4. ad genus 
„Tropidurus” spectat. 


18. 4. St. zanthostigma Tsch. 
St. supra ex coeruleo olivacea; subtus albicans; gula 


viridi-coerulea, hypochondriis stria longitudinali lata, lutea. 
Long. tot. 9”. 


156 Dr. J. J. de Tschudi: 


19. 5. St. tigris Tsch. 

St.'supra 'olivascens, lineis interruptis nigris longitudinali- 
bus ab oculis et occipite ad hypochondria porrigentibus; sub- 
tus flavescens, gula punctis nigris per series transversales dis- 
positas; torque nigra; pectore nigro-maculato. 

Long. tot. 7”. 

20. 6.81. thoracica Tsch. 

St. supra olivaceo-brunea, lineis magis minusve interruptis 
transversalibus nigris vel spadiceis; subtus albescens; pectore 
nigro, nitido. ' 

Varietas St. striss duabus longitudinalibus nigris in 
utroque latere; dorso albo -punctulato. 

Long. tot. 6" 6". 

21. 7. St. quadrivittata Tsch. 

St. supra viridi-olivacea, quatuor vittis nigris longitudina- 
libus; subtus viridi-coerulea; nitida; peetore nigro. 

Long. tot. 8", 


3.Gen. Ptychodeira Fitz. (Dum. Bibr.). 
Tropidurus Wiegm. part. Liolaemus Wiegm. Fitz. 
Gravenh. Proctotretus Dum. Bibr. part. Piygo- 
dera Dum. Bibr. 
22. 1. Pt. signifera Fitz. Syst. Rept. p. 73. 2. 
Proctotretus signifer Dum. Bibr. 1. c. I. IV. p. 288. 8. 
Liolaemus hieroglyphicus Gravenh. Noy. Act. Acad. 
Caes. Leop. Tom. XXIl. II. p. 732. cum varietate. 
23.7 2. Pt. nigromaculata Fitz. ]. e. p. 73.1. 
Tropidurus nigromaculatus Wiegm. 1. c. p. 229. 
Liolaemus nigromaculatus Wiegm. Herp. mexic. et 
Gravenh.].c. 


4. Gen. Liolaemus Wiegm. 1834. 


Agama Lichtenst. Tropidurus Fitz. Wagl. Wiegm. 
Liolaemus Wiegm. Fitz. Gravenh. Tschudi. 
Calotes Less. Garn. Steirolepis Fitz. Proctotretus 
Dum. Bibr. Prygodera Dum. Bibr. Liodera 
D um. Bibr. 


41. Subgen. Sauridis Tsch. 
Dentes palatini nulli. 
Collum ad latera longitudinaliter plicatum. Seutella pilei 
laevia, Truncus sublongus. Cauda longa, teres. 


Reptilium conspectus,; 157 


24. 1. L.modestus Tseh. 
-  L. supra griseus, unicolor; subtus albescens; gula cine- 
reo - maculata. 
Long. tot. 10°, 
An hujus Species Synonyma?: 
Tropidurus oxycephalus Wiegm. Nov. Act. l. c. p. 232. 
Liolaemus oxycephalus Wiegm. et Gravenh. Nov. 


Act. Tom. XXI. H. p. 735. Tab. LIV. Fig. 13. 
Proctotretus oxycephalus Dum. Bibr.]. c. 


Nota. Nescimus an Tropidurus oxycephalus dentibus palatinis 
praeditus sit. 
2. Subgen. Proctotretus Dum. Bibr. 


25. 2. L. pectinatus Fitz. ].c. p. 74.3, 
Proctotretus pectinatus Dum. Bibr. 1, c. p. 292. 
Ptygodera pectinata Dum. Bibr. |. c. 
26. 3. L.marmoratus Gravenh. Nov. Act. 1. c. p. 729. 
3. Subgen. Liodeira Dum. Bibr. 


27. 4. L.multimaculatus Fitz. ].c. p. 74. 8. 
' Proctotretus multimaculatus Dum. Bibr. 1. c. p. 290. 
Ptygodera multimaculata Dum. Bibr. ].c. 
4. Subgen. Liolaemus Wiegm. 


28. 5. L.olivaceus Wiegm. Nov. Act. l.c. p. 268. 
Proctotretus chilensis Dum. Bibr. ]. c. p. 269. var. B. 
Liodera chilensis Dum. Bibr. ]. c. 
Liolaemus lineatus Gravenhorst |. c. p. 723. Tab. LIV, 
Fig. 1—5. 
Tropidurus nitidus Wiegm. nov. Act. l.c. p. 234. Tab. 
XVII. Fig. 2. pull. 
29. 6. L. elegans Tsch. 

L. supra fuscus, vittis duabus nigris, maculis bruneis in- 
terruptis, in utroque corporis latere lineis duabus aeneo-niti- 
dis; subtus argenteo-resplendens, gula et corporis lateribus in 
junioribus nigro maculatis. 

Long. tot. 4". 


Fam. 3. Doryphori Fitz. 1843. 


5. Gen. Urocentron Kaup Isis 1837. p. 612. 


Lacerta Linne. Molina. Cordylus Laur. Stellio Latr. 
Cuv. Calotes Merr. Uranocentron Gray. Dory- 
phorus Cuv. Gray. Dum. Bibr. Uromastix Gra- 
venh, Phymaturus Gravenh. 1838. 


158 Dr. J. J. de Tschudi: 


1. Subgen. Phymaturus Gravenh. 


30. 1.U Palluma Tsch. 

Lacerta Palluma Molina Naturg. von Chile p. 196. 

Stellio Pelluma Daud. Hist. Nat. Rept. IV. p. 46 et So- 
nini et Latr. Hist. nat. Rept. 1. p. 38. 

neque autem Urocentron Daudini Fitz, Syst. Rept. 
p-77 cujus Synonyma sunt: 

Uromasti.c. coeruleus Merr. Tent. Syst. Amph. p. 56. 

Doryphorus azureus Gray Syn. Rept. in Griffith Anim. 
Kingd. IX. p. 42. 


Fam. 4. Otenoblepharae Tsch. 


Squamae notaei per series transversales dispositae. Pho- 
lidosis notaei homogenea, appressa. Plica lateralis distincta. 
Palpebrae ciliatae. Truncus teres, sublongus. Cauda longiu- 
scula. 


6. Gen. Ctenoblepharys Tsch. 

Dorsum integrum. 

Aures apertae. Pori femorales nulli; anales distineti. 
Plica axillaris subdistineta. Cauda corporis longitudine. 

Caput breve, crassum, trigonum; scutello oceipitali mi- 
nimo distineto. Orbitae inermes. Porcae supereiliares sim- 
pliees, Pholidosis palpebrarum granulata. Nares apertae, tu- 
bulosae. Dentes palatini distineti, Gula cute laxa, plica 
transversa, simplici. Jugulum transversim plicatum, plica in- 
terrupta. Collum ad latera Jongitudinaliter plicatum. Oervix 
integra. Cauda laxa, simplex. Palmae plantaeque pentada- 
etylae. Digiti plantarum simplices. 'Squamae notaei laeves, 
abdominales laeves. Scutella pilei subtubereulosae. 


31. 41. Ct. adspersa Tsch. 
Ct. supra grisea, spadiceo-maculata; subtus albida. 
Long. tot. 5" 6". 


Ordo Ill. Asealahotes Wiegm. (Schneid.). 


Platyglossae Wagl. Pachyglossi latilingues ascalabotae 
Wiegm. Gekotiens et Ascalabotes Dum. Bibr. 


Fam. 1. Ptyodactyli Fitz. 1843. 


Ptyodactyles et Sphaeriodaciyles Coct. Tiers- Gecko 
Blainv. 


1 
b 


Reptilium conspeetus. 159 


'1.Gen. Diplodactylus Gray 1832. 
Phyllodactylus Dum. Bibr. Pachyurus Fitz. 
32. 1.D.gerrhopygus Wiegm. Nov. Act. l.c. p. 243. 
Phyllodactylus gerrkopygus Dum. Bibr. 1. c. Tom. 11. 
pag- 399. 
33. 2. D. lZepidopygus Tsch. 
D. supra griseus, punctis nigris adspersus; subtus al- 
bescens. 
Long. tot. 2" 6". 
2. Gen. Discodactylus Fitz. Syst. Rept. 1843. 
Phyllodactylus Gray, Dum. Bibr. Sphaerodactylus 
Wagl. part. 
4. Subgen. Discodactylus Fitz. 


34. 1. D.phacophorus Tsch. 

D. supra griseus, nonnullis vittis transversalibus inter- 
ruptis nigris, vitta latiuscula ab oculi angulo postice ad sca- 
pulam porrigente; subtus albescens. 

Long. tot. 3" 6". 


Series IV. LEPTOGLOSSAE Fitz. (Wiegm.). 


Lacertae autarchoglossae acrodontes et pleurodontes 
Wagl. Sauri squamati leptoglossi Wiegm. Lacer- 
tiens Dum. Bibr. part. Sauri, Serpentes et Ophi- 
dia Auctor. 


Ordo I. Sauri Fitz. (Brogn.). 


Sauri Wagl. Sauri leptoglossi fissilingues et brevilin- 
gues Wiegm. part. Autosaures Dum. Bibr. 


I. Sectio. Pleodontes Dum. Bibr. 


Lacertae autarchoglossae acrodontes Wagl. Autosau- 
res pleodontes Dum. Bibr. 


I. Tribus. Autarchoglossae Fitz. (Wagl.). 


Autarchoglossae acrodontes Wagl. Lacertiens cathetu- 
res et strongylures Dum. Bibr. part. 


Fam. 1. Callopistae Fitz, 1843, 


1. Gen. Callopistes Gravenh. Noy, Act. ]. c. 1838. 
Aporomera Dum. Bibr. Ameiva D'’Orbigny. 


160 Dr. J. J).. de Tschudi: 


35. 1. C.maculatusı Gravenh:]. e, Tom.XXI. 1. p. 744. 
Tab. LV..Fig. 1. 
Aporomera ornata Dum. Bibr. ].c. Tom. V, p. 76. 
Ameiva coelestis d’Orbig. Voy. Am. merid. Rept. Tab. 
V. Fig. 6. 
Callopistes ornatus Fitz. in litt. 


36. 2. C. flavipunctatus Fitz. Syst. Rept. p. 20. 
Aporomera flavipunctata Dum. Bibr. 1. c. Tab. V. p. 72. 
Lacerta americana singularis mas. et foem. Seba Il. 
p- 174. Tab. CX. Fig. 4 et 5. Fide Dum. et Bibr. — 
Valde dubiosum. 


Fam. 2. Crocodiluri Fitz. 1843. 


1. Gen. Cnemidophorus Wag]. Syst. Amph. 1830. 
1. Subgen. Aspidoscelis Fitz. 
37. 1. ©. heterolepis Tsch. 
Supra viridi-coeruleus, pholidosi uropygii majori, subtus 
coerulescens, nitidus, gula albescente, pectore nigro. 
Individua juniora quatuor vel sex vittis spadiceis aut 
nigris. 
Long. tot. 12". 


Ordo I. Hemisauri Fitz. 1843. 


Lacertae autarchoglossae acrodontes Wagl. part. Sauri 
brevilingues Wiegm. part. Sauriens, Cyclosaures 
et Sauriens lepidosaures Dum. Bibr. 

1. Sectio. Cyelosauri Fitz. Syst. Rept. 1843. 

Sauriens cyelosaures Dum. Bibr. 


I. Tribus. Chamaesauri Wiegm. 1834. 
Sauriens ptychopleures Dum. Bibr. part. 


Fam. 4. Ecpleopoda Fitz. 1843. 


1.Gen. Kuspondylus Tsch. 
Pholidosis homogenea. Dentes maxillares trieuspides Na- 
res in scutis nasalibus sitae in medio scuti. 
Pori femorales distincti. 
Caput trigonum, longiusculum, depressum, scutis regula- 
ribus tectum; scutellis occipitalibus duobus; fronte plana. 


Orbitae inermes. Porcae supereiliares planae.  Nares latera- 


les, planae. Gula plicata; plica continua. Jugulum collari 


er 


5 
1 


Reptilium conspectus. 161 


distineto. Collum ad latera longitudinaliter plicatum. Cervix 
integra. Dorsum integrum. Cauda longiuscula, laxa, subcom- 
pressa. Palınae plantaeque pentadactylae. Digiti plantarum 
simplices. Squamae notaei et gastraei per fascias transver- 
sales, regulares, continuas dispositae, laeves, subquadrangu- 
lares, vix imbricatae; caudales minores. 


38. 1. E.maculatus Tsch. 

E. supra fuscus, maculis regularibus quadrangulis; subtus 
sordide flavescens, scutis gularibus maculis nigris semilunari- 
bus; extremitatibus infra nigro-adspersis. 

Long. tot. 4" 6". 


2.Gen. Proctoporus Tsch. 


Pholidosis notaei homogenea. "Dentes maxillares obtusi, 
partim subtrieuspidati. 

Nares in scuto rostrali, in parte antica scuti. Pori fe- 
morales distinct. Pori anales per seriem semilunarem in 
ani margine posteriore dispositi. 

Caput trigonum, depressum, acutum, scutis regularibus 
tectum, scutello oceipitali pentagono. Nares laterales, planae. 
Palpebrae inferiores laeves, serie squamarum granulosarum 
limbatae. Gula collari distinecto. Jugulum altero collari di- 
stineto. Collum ad latera longitudinaliter plicatum.. Cervix 
integra; dorsum integrum. Cauda rotunda, crassa, laxa, longa. 
Palmae  plantaeque pentadactylae. Digiti plantarum simplices. 
Squamae notaei et gastraei per series transversales regulares 
dispositae, laeves, quadrangulae; adpositae; nuchales rotundae, 
parvae, convexae; caudales dorsalibus minores, quadrangulares. 


39. 1. P.pachyurus Tsch. 

P. supra fuscus, subtus ex cinereo bruneus; punctulis 
saturatioribus sparsus. : 

Long. tot. 4" 9", . 


ll. Sectio, Lepidosomata Fitz. 1843. 


Scinci et Gymnophthalmi Wiegm. Sauriens lepidosau- 
res Dum. Bihr. 


1. Tribus. Saurophthalmi Coct. 


Seinci Wiegm. Sauriens Saurophthalmes Dum. Bibr. 
Archiv 1, Naturgesch. X, Jahrg, 1. Bd, 41 


162 Dr. J. J. de Tschudi: 


Fam. 1. Eutropides Fitz. 1843. 
1. Gen. Prachylepis Fitz. Syst. Rept. 1843. 
1. Subgen, Xystrolepis Tsch. 
Scuta supranasalia distineta, Falpebrae perspieillatae. 
Nares in scutis nasalibus sitae in angulo postico scuti. 
Aures apertae. Palpebrae superiores distinetae. Digiti simplices. 
Dentes palatini nulli. Aures lobulatae. Palmae plantae- 
que pentadactylae. 
40. 41. Tr. punctata Tsch. 
Tr. supra brunea, albo punctata; vittis duabus dilutiori- 
bus utroque latere nigro maculatis; subtus argenteo nitidus. 
Long. tot. 3". 


Fam. 2. Eumecae Fitz. 1843. 
2. Gen. Copeoglossum Tsch. 

Scuta supranasalia distincta. Palpebrae perspicillatae. Lin- 
gua truncata. Pedes distincti, quatuor, remoti, 

Nares in scutis nasalibus sitae, in medio seuti. Aures 
apertae. Palpebrae superiores distinetae. Pedes breves. Di- 
giti. simplices. Dentes palatini nulli. Aures simplices. Pal- 
mae plantaeque pentadactylae. 

41. 1. C. einetum Tsch. 

€. supra bruneum vittis duabus dilutioribus, in utroque 
latere  vitta spadicea linea alba terminata; subtus glaucescens. 

Long. tot. 10. 


Ordo II. Ophidia Fitz. (Brogn.) 
Serpentes et Ophidia Auctor. 
I. Sectio. Saurophidia Fitz. 1843, 
Fam. 1. Typhlophes Fitz. 1843. 
1. Gen. Typhlops Schneid. Hist. Amph. fasc. II. 1801. 

Anguis auetor. part. 

1. Subgen. Stenostoma Wagl. 
Typhlops Schleg. Dum. Bibr. part. 


42. 1. T.tesselatum Tsch. 
T. supra squamis saturate fuscis, albescente limbatis; 


Reptilium conspectus, 163 


subtus albidum maculis rhoniboidalibus, parvis, fuscis; caudae 
apice candido. 

Long. tot. 9. 

Stenostomati Goudoti Dum. et Bibr. affıne, a quo differt 
cauda multo longiore. 


Fam. 2. Centrophes Fitz. 1843, (Hemprich). 
2. Gen. Boa Lin. Syst. Nat. 1748. 
1. Subgen. Eunectes Wagl. 


43. 1. D.murina Lin. Syst, Nat. I. p. 215.319. 
- Boa scytale Lin. Syst. Nat. X. I. p. 214. 323. part. 
Boa aquatica Prinz Max. Abbild. Naturgesch. Bras. 
Boa scytale Fitz. Neue Classif. Rept. p. 54. 
Boa murina Schlegel Essay Physiog. Serp. p. 380. pl. 
XIV. Fig. 1—2. 
Eunectes murinus Wagl. Syst. Amph. p.167 et Dum. 
Bibr. Erp. Gener. Tom. VI. p. 529. 


U. Sectio. Teleophidia Fitz. 1843. 
Fam. 4. Lamprophes Fitz. 1843. 


1. Gen. Sphenocephalus Fitz. Syst. Amph. 1843, 
1. Subgen. Sphenocephalus Wiegm. 


44. 1.S$ph. melanogenys Tsch. 

Sph. supra miniatus fasciis transversalibus ternatis, nıgris, 
versus corporis finem evanescentibus; infra mihiatus in parte 
abdominis postica maculis nigris adspersus. 

Se. 206 +79. Long tot. 2’ 6% 6, 


Fam. 2, Alsophes Fitz. 1843. 


2. Gen. Zacholus Wagl. Syst. Amph. 1830. 
Natrix Wagl. part. Coronella Schlegel part. 
1. Subgen. Opheomorphus Fitz. 
45. 1. Z. miliaris Fitz. 1. c. p. 25. m 
Coluber miliaris Lin. Syst. Nat. I. p. 350. 
Coluber meleagris, amolates et perlatus Shaw Gen, 
Zool. Ill. p. 479. 
Coluber dietyodes Prinz Max. Reise in Bras, et 
3 Coluber Merremi Prinz Max. Beschreib. u. Abbildung 
4 etc. Liv. VII. Tab. I. Fig. 1. 
Natrixz chiamella Wagl. apud Spixi Serp. Bras. Tab. 
XXVL Fig. 2. 
41* 


166 Dr. J. J, de Tschudi: 


Coronella Merremi Schlegel l. c. p. 58, Tab. Il. Fig. 6. 
7.8. part. 


3. Gen. Ziophis Wagl. Syst. Amph. 1830. 
4. Subgen. Liophis Fitz. 


46. 1. L.reginae Wagl. |].c.p. 188. 


Coluber Reginae Lin. Mus. Ad. Fred. I. p. 24. Tab. XII. 
Fig. 3. Syst. Nat. I. p. 378. 

Coluber violaceus Lacep. Quadr. Ovip. II. p. 172. Tab, 
vm. Fie.1. 

Coluber cancellatus et stieticus Gravenh. Mus. Vra- 
tislav. 

Natrix semilineata Wagl. apud Spix. Serp. Bras. Tab. 
XI Fig. 2. 

Coronella reginae Schlegel ].c. p. 61. part. 


47. 2. L.taeniurus Tsch. 

L. supra cinereo-fuscescens, maculis magnis subrotundis 
saturate fuscis versus corporis finem in fasciam longitudinalem 
utrinque vitta flava marginata, confluentibus; labiis flavescen- 
tibus. Cauda vittis duabus latis nigris et alteris duabus an- 
gustis flavis longitudinalibus. Subtus flavescens, fasciis alter- 
nantibus nigris transversalibus. Cauda nigrescente. 

Se. 182-+ 37. Long. tot. 25” (cauda mutilata). 


4.Gen. Psammophis Boje Isis 1827. 
4. Subgen. Orophis Fitz. 
48. 1. Ps. Chamissoni Fitz. ]. ce. p. 24. 


Coluber Chamissoni Hempr. Mus. Carol. MSS. 

Coronella Chamissoni Wiegm. Nov. Act. Acad. Caes. 
Leop. Tom. XVII. I. p. 252. Tab. XX. Fig. 1. 

Psammophis Temmincki Schlegell. c. p. 218. Tab. VIII. 
Fig. 14 et 15. part. 


Fam. 3. Dendrophes Fitz. 1843. 


5. Gen. Eygophis Fitz. Syst. Rept. 1843. 
4. Subgen. Lygophis Fitz. 
49. 1. L. elegans Tsch. 

L. supra lurida, maculis subrotundis, irregularibus, con- 
Auentibus, alternatim dispositis in dorsi parte postica, vittam 
longitudinalem ad caudae finem porrigentem formantibus, in 
utroque corporis latere duabus lineis macularum nigrarum. 


Reptilium conspectus. 165 


Vitta saturate fusca a rostri apice ad nucham, subtus albe- 
scens, concolor, gula nigro-adspersa. 

Se. 214-+113. Long. tot. 1’ 2". 

Fam. 4. Cephalophes Fitz, 1843. 
6. Gen. Eycodon Boje Isis 1827. | 

4. Subgen. Oxyrrhopus Wagl. 
50. 1. L.semifasciatus Tsch. 

L. supra nigrescens, in antica corporis parte unicolor, a 
dimidio corporis ad caudam finem fasciis angustissimis albe- 


scentibus transversalibus. Subtus fulvescens. 
Sc. 208-108. Long. tot. 2' 8” 2", 


7. Gen. Dipsadomorphus Fitz. 1843. 
1. Subgen. Trypanurgos Fitz. 


51. 1. D. compressus Fitz. in litt. 
Coluber compressus Daud. Hist. Nat. Rept. Tom. VI. 
pag. 247. 
Coluber gracilis Gravenh. Mus. Vratis. 
Dipsas leucocephalus Schlegel l. c. p. 288. part. 


8. Gen. Söphlophis Fitz. Syst. Rept. 1843. 
1. Subgen. Siphlophis Fitz. 
52. 1.8. Fitzingeri Tsch. 
S. supra flavescens fusco irrorata; genis flavescentibus; 


nucha nigricante, subtus flavescens, unicolor. 
Sc. 236 +77. Long. tot. 2/7". 


9. Gen. Dipsas Laur. Rept. 1768. 
1. Subgen. Dipsas Fitz. 
53. 1. D. Gatesbyi Schlegel l.c.p. 279. 12. Tab. X1. Fig. 
21. 22. 23. 
Coluber Catesbeii Weigel in Meyer Zool. Arch. 1. 
p- 55 et 66 (Scheuchzer Physic. Sacra Tab. 739 
Fig. 8). 
Coluber Catesbeii Merr. Tent. Syst. Amph. p. 128. 139. 
Fam, 5. Dermatophes Fitz. 1843. 
10. Gen, Ophis Fitz. Syst. Rept. 1843. 
1. Subgen. Tachymenis Wiegm. 


54. 1. O0. peruana Fitz. ].c. p. 28. 
Tachymenis peruviana Wiegm. Nov. Act. ]. c. p. 252. 
Tab. XX. Fig. 1. 


* 


166 Dr. J. I. de Tschudi: 


Ill. Sectio. Chalinophidia Fitz. 1843. 
Fam. 1. Geophes Fitz. 1843. 
1.Gen. Elaps Schneid. Hist. Amph. Fas. II. 1801. 
1. Subgen. Elaps Fitz. 
55. 1. Z.affinis Fitz. Mus. Vindob. 

E. supra nigra, faseiis transversalibus corallinis, angustis 
et latis alternantibus, genis corallinis; subtus dorso similis 
Gulla corallina, 

Sc. 4170 +21. Long. tot. 11 5". 

Fam. 2. Chersophes Fitz. 1843. 
2. Gen. Eehidna Merr. Tent. Syst. Amph. 1820. 
1. Subgen. Echidna Wagl. 
56. 1. E.ocellata Tsch. 
_ E. supra fusca seriebus duabus longitudinalibus ocellorum 
nigrorum centro dilutiore. - Subtus ex bruneo cinerascens. 

Sc. 139 + 22. Long. tot. 10, 

Fam. 3. Bothrophes Fitz. 1843, 
3.Gen. Eachesis Daud. Hist. nat. Rept. V. 
57. 41. L.pieta Tsch. 

L. supra ex griseo brunea maculis subrotundis, irregula- 

ribus, in dorsi parte posteriore confluentibus, nigro-violaceis, 


in utroque corporis latere serie e maculis parvis composita. 


Subtus albescens. 
Sc. 172 +74. Long. tot. 1° 11" — 2’ 7". 


4. Gen. Crotalus Lin. Syst. Nat. I. 1746. 


4. Subgen. Crotalus Fitz. 
58. 1.C.horridus Daud. Rept. V. p. 311. Tab. 69. Fig. 1. 


C. horridus Prinz Max. Abbild. n. Beschreib. Livr. XI. 


Tab. 3. 


©. cascavella Wagl. apud Spix Serp. Bras. Tab, XXIV. 


pag. 60. 


©. horridus Schlegel l. c. p.561. Tab. XX.Fig.12. 13.14. 


TUE, 


| 


i 


Reptilium conspectus. 167 


Series V. DIPNOA Leuck. 
Batrachia Tsch. Batraciens Dum. Bibr. 
Ordo I. Batracehia Kaup (Brogn.) 
Batrachia s. st. Tsch. Batraciens anoures Dum, Bibr. 


1. Sectio. Hydronectae Fitz. 1843. 


Ranae, Cystignathi et Ceratophrydes Tsch. Batra- 
ciens anoures phaneroglosses raniformes Dum.Bibr. 


Fam. 1. Ranae Tsch. 1838. 
1.Gen. Mana Lin. Syst. Nat. 1. 1746. 
59. 1. R.juninensis Tsch. 

R. supra e cinereo olivascens maculis saturatioribus, vitta 
spadicea angusta a rostri apice ad tympanum porrigente, ex- 
tremitatibus fasciis saturatis transversalibus; subtus flavescens. 

Long. tot. 1" 7”. 

2. Gen. Cystignathus Wagl. Syst. Amph. 1830. 
60. 1.C.roseus Dum. Bibr. Erpet. gen. Tom. VII. p. 414. 
61. 2.C.nodosus Dum. Bibr. |. c. p. 413. 
62. 3. C.sylvestris Tsch. 

C. supra violaceus maculis nigricantibus, extremitatum 
latere postico roseo, fasciato; subtus flavescens maculis vio- 
laceis, pectore guttureque roseis bruneo maculatis. 

Long. tot. 1" 4", 

3. Gen. Oyeloramphus Tsch. Classif. Batrach. 1838. 
63. 1.0. marmoratus Dum, Bibr. ]. c. p. 455. 


Fam. 2. Telmatobii Fitz. 1843. 


4. Gen. Telmatobius Wiegm. Noy. Act, 1. c. Tom.XVll. 
1. 1834. 


64. 1. T.peruanus Wiegm. 1. c. p. 263. Tab. XX. Fig. 2. 
Fam, 3. Colodactyli Tsch. 
Digiti palmarum interni duo dilatati, subtus granulosi. 
5. Gen. Colodactylus Tsch, 


Caput trigonum, subacutum, truncatum, Nares infra can- 
thum rostralem, rotundae. Frons convexa. Palpebrae supe- 
riores parvae, Lingua parva, ovata, tota affıxa. Dentes pa- 


168 Dr..J. J. de Tschudi: 


latini numerosi per series duas transversas ‚post narium aper- 
turas internas dispositi. Tympanum sub cute latens. Anti- 
pedes, breves, fortes pentadactyli. Palmarum digiti duo interni 
breves, dilatati, subtus permultis glandulis parvis adspersi, 
margine externo serie glandularum majorum limbati; digiti 
reliqui subteretes membrana, basi vix connexi. Calli duo in 
metacarpo.. Scelides pentadactyli... Plantarum .digiti depressi, 
toti palmati. Epidermis numerosis glandulis minimis obtecta. 


65. 1.0. coerulescens Tsch. 


C. supra e cinereo coerulescens; vitta oculari et tympa- 
nica saturatiore; extremitatibus fasciatis; subtus sordide al- 
bescens. 

Long: tot. 1" 9", 


II. Sectio. Chersobatae Fitz. 1843. 


Bombinatores et Bufones Tsch. Batraciens anoures 
phaneroglosses bufoniformes Dum. Bibr. part. 


Fam. 1. Alytae Fitz. 1843. 


1. Gen. Zeiuperus Dum. Bibr. ].c. 1840. 
Chianopelas Tsch. MSS. 1839. 


66. 1. Z.marmoratus Dum. Bibr. 1. c. p. 420. d’Orbign. 
Voy. dans l’Am. mer. Herpet. 


Chianopelas maculatus Tsch. Reisetagebuch II. p. 35. 
MSS. 


67. 2. L.viridis Tsch. 
Chianopelas viridis Tsch. Reisetagebuch UI. p. 118. 
MSS. 

L. supra viridis, capitis parte antica fusca, vitta sulphurea 
punctis nigris adspersa ab oris apice ad anum continua. Sub- 
tus coeruleo-albida, gula pectoreque nigrescentibus. 

Long. tot. 1" 2”. 


Fam, 2. Bufones Tsch. 1838, 


2. Gen. Bufo Laur. 1768. 
Docidophryne Fitz. part. 
68. 1. B. spinulosus Wiegm. Nov. Act. 1. c. p. 265. Tab. 


XX. Fig. 3.a.b.c.d.e. 
Bufo chilensis Dum. Bibr. 1. c. p. 679. part. 


Reptilium conspectus. 169 


69. 2. B.chilensis Dum. Bibr. l.c. Tsch. Classif, Batr. 
pag. 88. 
70. 3. B.thaul Less. Garn. Voy. autour du Mond. ‚(Cpt. 
Duperrey) I. II. 4. p. 64. Tab. VII. Fig. 6. 
(nec Rana thaul Mol. hist. nat. Chile p. 194.) 
Bufo chilensis Dum. Bibr. ]. c. part. 
71. 4. B. Poeppigii Tsch. 

B. supra' ex rufo fuscus, nigro maculatus; capite satura- 
tiore, vitta transversali ab oculi angulo antico ad maxillam 
superiorem continua; extremitatibus fasciatis; subtus albescens. 

Long. tot. 2”. 


72. 5. B.trifolium Tsch. 

B. supra ex bruneo rufescens, maculis nigrieantibus, vitta 
dorsali grisea longitudinali, in fronte in trifolii formam dilatata ; 
extremitatibus nigro maculatis. Subtus flavescens lateribus 
violaceis. 

") Long. tot. 2" 7". 


73. 6. B.molitor Tsch. 
Mas. B. supra olivaceus maculis saturatioribus. Subtus 
griseus unicolor. 4 
Foem. B. ex rufo fuscus, nigro maculatus. Subtus sor- 
dide albescens, gula pectoreque bruneis. 
Long. tot. maris 3" 10". 
Long. tot. foem. 4" 9”, 


Fam. 4. Cephalophrynae Tisch. 


4.Gen. Trachycara Tsch. 


Caput magnum, triangulare, rugosum, concavum, poreis 
elevatis cinetum, Rostrum subacutum. Nares in cantho ro- 
strali. Oculi magni. Lingua cordiformis, magna, pone libera. 
Dentes palatini et maxillares null. Tympanum conspicuum, 
Parotides magnae. Palmae plantaeque pentadactylae. Digiti 
depressi, palmarum semipalmati; primus et secundus ejusdem 
longitudinis, plantae palmatae, Os sacrum dilatatum, 


74. 1. T.fusca Tsch. 
T. supra fusca, regione anali saturatiore; extremitatibus 
Jilutioribus. Subtus albida, abdomine diffuse nigro-maculato. 
Long. tot, 2” 3", 


170 Dr. J. J. de Tschudi: Reptilium conspectus. 


Fam. 5. Bombinatores Tsch. 1838. 


5. Gen. Phryniseus Wiegm. Nov. Act. 1. c. 1834. 


75. 1. Ph.nigricans Wiegm. 1. c. p. 264. 
Bufo formosus Mus. Lugd. Batav. 
Chaunus formosus Tsch. Class. Batr. p. 87. 


IV. Sectio. Geodytae Fitz. 1843. _ 
Fam. 1. Gastrophrynae Fitz. 1843. 


1.Gen. Anazxyrus Tsch. 

Caput breve, latum, rostro truncato. Nares superae se- 
micirculares. 

Frons convexa. Palpebrae magnae. Lingua longa, sub- 
angusta, integra, pone libera. Dentes palatini et maxillares 
null. Tympanum mäagnum, conspieuum. Parotides magnae. 
Palmarum digiti liberi; plantarum depressi, basi membrana 
connexi. Os cuneifome primum magnum, compressum. Cal- 
lus in metacarpo. Corpus globulosum; incrassatum. Os 
sacrum dilatatum. Vesica vocalis subgularis. 

76. 41. A. melancholicus Tsch. 

A. supra ex violaceo fuscus nonnulis maculis nigrieantibus 

parvis; extremitatibus dilutioribus. Subtus sordide flavescens. 


Long. tot. 2" 9". 
Vindobonae Mens. Januar. 1845. 


NE . 


171 


Zoologische und anatomische Bemerkungen über 
die Alciopen. 


Von 
Dr. A. Krohn 
(Hierzu Taf. VI.) 


Die den Phyllodocen am nächsten stehende Gattung Al- 
ciopa wurde von Audouin und M. Edwards nach einem von 
Dr. Reynoud im Atlantischen Ocean entdeckten Gliederwurme 
gegräindet, den sie Letzterem zu Ehren Alec. Reynoudii nann- 
ten. (Annal. d. sciene. natur. T. 29. p. 235). Eine zweite 
Spezies, Alec. candida, ist seitdem durch delle Chiaje bekannt 
geworden. (Animali invertebrati della Sicilia citeriore. T. 3. 
p- 98). Eine dritte von jenen beiden sehr abweichende Art, 
welche ich Alc, lepidota nenne, kam mir im vorigen Jahre in 
Sicilien zu Gesicht. Sie bildet den Uebergang zu den Phyl- 
lodocen, indem sie die Charaktere beider Gattungen in sich 
vereinigt. 

Der Körper der Alciopen ist glashell, aus einer bald 
grössern, bald geringern Menge von Segmenten zusammenge- 
setzt, welche vom Mittelleibe aus gegen das Hinterende und 
den Kopf sich verschmächtigen, was in Bezug auf den Vor- 
derleib in geringerm Grade Statt hat. Der Kopf trägt zwei 
sehr entwickelte, seitliche und nach aussen vorragende Augen 
von rothgelber Farbe. Auf der obern und vordern Fläche 
des Kopfes finden sich fünf Fühler, zwei Paare hinter einan- 
der gelagert und hinter ihnen ein unpaarer, mitten auf dem 
Scheitelpunkte des Kopfes ruhender. An den vordersten Lei- 
bessegmenten gleich hinter dem Kopfe, nimmt man jederseits 
vier Fühlergliedfäden (eirrhes tentaculaires) wahr. Es existirt 
nur eine Reihe Fussstummeln jederseits, deren Borstenbündel 
fächerartig ausgebreitet sind und aus zahlreichen Pfriemen- 
borsten (festucae) und nur einer Stachelborste (acicula) be- 
stehen. An jedem Wussstummel sind zwei blatförmige Cirren 


172 Dr. A. Krohn: 


angebracht, von denen der obere grösser ist, mit schmaler 
Basis dem Stummel anhängt, sonst aber frei vorragt. Der 
untere ist mit seinem obern Rande an den Fusshöcker ange- 
heftet und nur sein unterer Rand und seine Spitze sind frei. 
Zwischen je zwei Fussstummeln, und zwar dicht hinter jedem, 
bemerkt man eine warzenförmige rundliche Erhebung der Kör- 
peroberfläche, von meistens dunkel- oder braunschwarzer 
Farbe, welche auf einem sehr kurzen Stiele ruht. Die Farbe 
zeigt sich oft braunroth oder schwefelgelb. Diese Anschwel- 
lungen enthalten einen Drüsenapparat, der einen braungelben, 
diekflüssigen, im Wasser sich bald zertheilenden und dasselbe 
färbenden Saft secernirt'). Der Mund liegt unterwärts am 
Kopfe. Der Schlund ist in Form eines vorne etwas keulen- 
förmig erweiterten Rüssels vorstreckbar, kieferlos und an 
seiner Mündung mit zapfenförmig vorragenden Papillen versehen. 

Stellt man diese Gattungscharaktere denen der Phyllodo- 
cen gegenüber, so ergeben sich für die Alciopen als Krite- 
rien: die weit stärkere Ausbildung der Augen, ihre seitliche 
Stellung, die schwarzen Hautdrüsen und zuletzt vielleicht noch 
die glashelle Durchsichtigkeit der Leibessubstanz ?). 


Alec. Beynaudii Aud. et M. Edw. 


Sie unterscheidet sich durch ihre mehr gedrungene Ge- 
stalt. Die Segmente sind viel breiter als lang. Das Hinter- 
stück des Leibes endet mit etwas abgestumpfter Spitze. Die 
Augen sind mässig entwickelt und messen etwa 4 Millim., so 
dass die Breite des ganzen Kopfes zu der der mittleren Seg- 
mente, wie 1 zu 21 sich verhalten dürfte. Der Kopf springt 
vorne zwischen den Augen und über dem Munde etwas rund- 


i) Die Ansicht von Aud. und M. Edw., welche diese Organe für 
Kiemen (appendice branchial, vesical) hielten, erweist sich demnach 
als irrig. 

2) Einstweilen und bis auf nähere Bestätigung mögen die schwar- 
zen Drüsen als ausschliessliches Eigenthum der Alciopen gelten, da 
kein Schriftsteller ihrer bei den Phyllodocen erwähnt. Doch soll 
die Phyll. Paretti Blainv., die, falls delle Chiaje die Spez. richtig 
bestimmt hat, mir identisch scheint mit Grube’s Phyll. Rathkii (s. 
dessen Actinien, Echinodermen ete. p. 78), ebenfalls einen saffrangel- 
ben Saft ausschwitzen (d. Chiaje 1. c. p. 9). 


Zoologische und anatomische Bemerkungen über die Alciopen. 173 


lich vor. Auf der vordern Fläche dieses Vorsprungs sind 
die kurzen paarigen Fühler angebracht und an der Mittellinie 
ziemlich weit seitlich, gegen das respective Auge hingerückt. 
Der eben so schwach ausgebildete unpaare Fühler, den Aud. 
und M. Edw. übersehen haben, ruht mitten auf der obern 
Fläche des Vorsprungs. Dem grössern Abstande der Augen 
zufolge, ist der Raum, den der Mund einnimmt, breiter als 
bei den folgenden Arten. Was die Fühlergliedfäden betrifft, 


‚die etwas stärker als die Fühler sich zeigen, so ist es bei 


ihrer Kleinheit und der schwierigen Unterscheidung der vor- 
dersten Segmente, nicht leicht zu bestimmen, in welchem Ver- 
hältniss sie zu diesen letztern stehen; ob nämlich jedem ein- 
zelnen Segmente ein Gliedfaden angehört, in welchem Fall 
die Zahl jener Segmente auf vier zu veranschlagen. wäre, 
oder ob jedem Segmente 2 Paar Gliedfäden ansitzen. In die- 
sem Fall müsste man die Zahl dieser vordersten, der Borsten- 
füsse ermangelnden Segmente, auf zwei heruntersetzen. Wie 
dem sei, das vorderste Paar der Fühlergliedfäden ist etwas 
stärker als die übrigen, und ragt über die untere Fläche der 
Augen etwas nach aussen vor. An der Bauchfläche jener 
vördersten Segmente nimmt man bei lebenden Thieren einen 
Saum lebhaft schwingender Cilien wahr. Die Fusshöcker und 
ihre Blatteirren sind nur mässig entwickelt, und stehen der 
Bauchseite des Leibes, die etwas verflacht ist, näher. Der 
obere Cirrus hat eine lanzettähnliche Form und ist mit seiner 
Spitze nach oben gerichtet. Die Spitze des untern, fast ähn- 
lich gestalteten, überragt kaum das Ende des Fussstummels, 
Der Schlund oder Rüssel ist sehr kurz, etwa 2” lang. Zwei 
seiner Papillen zeichnen sich durch grössere Länge und Stärke 
aus. Sie stehen einander seitlich gegenüber, beginnen mit 
dicker Basis und spitzen sich zuletzt pfriemenförmig zu. Sie 
dienen wahrscheinlich zum Ergreifen und Festhalten der Beute. 
Diese Spezies ist in der Meerenge von Sicilien ‚sehr gemein, 
und wird gegen 4—5 Zoll lang '). 


- *!) In dem Atlas zu dem citirten Werke d. Chiaje’s wird man 
auf Tab. 155. Fig. 14, 18 und 21, drei Anneliden abgebildet finden, von 
enen es in der Erklärung der Tafel blos heisst, dass der Verfasser 
sie von Herrn Cantraine erhalten habe, Ich erkenne in diesen Fi- 
guren die Alc. Reynaudii wieder. 


174 Dr. A. Krohn: 


Alec. candida d. Chiaje. 

Sie fällt durch ihre zahlreichern und schmächtigern Seg- 
mente und die dadurch bedingte grössere Länge und Schlank- 
heit in die Augen. Die Segmente sind fast eben so lang als 
breit. Das stumpfspitze Endsegment läuft häufig in einen 
fadigen schwärzlichen Anhang (Analeirrus) aus, der bei man- 
chen Individuen durch zwei kürzere. vertreten scheint. Die 
Augen sind viel grösser, etwa 4 Millim. messend, einander 
stärker genähert. Daher der gesammte Kopf eben so breit, 
ungefähr wie die Segmente der Leibesmitte erscheint. Auch 
hier fehlen den vordersten fusslosen und mit Fühlergliedfäden 
versehenen Segmenten, die Wimperstreifen nicht. Lage, Grösse 
und Form der Fühler und Fühlergliedfaden, wie bei Ale. Rey- 
naudi. Die Fusshöcker, die Blatteirren und die schwarzen 
Drüsen verhalten sich ähnlich, nur zeigen sie sich im Verhält- 
niss zu den schmälern Segmenten, stärker: ausgewirkt. Der 
Mund bildet einen Längenspalt. Der vorgestreckte Rüssel ist 
viel länger, von 4—1 Zoll Länge. Demzufolge sind auch 
die pfriemenförmigen Fangorgane länger und stärker. Oft 
findet man Individuen, wo jede schwarze Drüse mit der der an- 
deren Seite, mittelst einer queer über dem Rücken der Segmeiite 
verlaufenden WVerbindungsbrücke zusammenhängt, wodurch 
solche Thiere ein sehr regelmässig schwarzgeringeltes Ansehen 
erhalten. Diese Art ist nicht weniger gemein als die vorige. 

Ehe ich diese Spezies verlasse, muss ich noch bemerken, 
dass ich in seltenen Fällen Aleiopen sah, die im Ganzen mit 
der Ale. candida übereinstimmten, aber durch ihre weit be 
trächtlichere Länge, die wohl über 8 Zoll betragen mochte, 
während die Augen 4“ massen, und durch ein anderes‘ Ver- 
hältniss in den Dimensionen ihrer Segmente sich von ihr un- 
terschieden. So namentlich zeigte sich jenes Verhältniss an 
der vordern Leibeshälfte fast wie bei der Alc. Reynaudii; da- 
her diese Thiere minder schlank erschienen. An der hintern 
Leibeshälfte wurden die ‘Segmente schmächtiger, und so ging 
dies bis nahe vor dem Hinterende fort, wo die Dimensionen 
der Breite und Länge sich mehr ins Gleichgewicht, wie bei 
der Ale, candida, stellten. Auch die Borstenfüsse und die 
schwarzen Drüsen, zeigten sich wie bei Ale. Reynaudii, der 
Bauchfläche genähert. Ob diese Thiere für eine besondere 


Zoologische und anatomische Bemerkungen über die Aleiopen. 175 


Spezies, für eine blosse Abart, oder was wahrscheinlicher ist, 
für ganz ausgewachsene Individuen der Aleiopa candida anzu- 
sehen sind, die somit je älter sie wird, einige Veränderungen 
in ihrer Gestalt erfahren würde, muss unentschieden’ bleiben. 
Sollte sich die letztere Annahme bestätigen, so müsste Einiges 
in der obigen Beschreibung demgemäss modifizirt werden. 


Alec. lepidota. 


Körper drehrund, lang (etwa 4 Zoll), aus zahlreichen 
Segmenten bestehend, deren Dimensionsverhältnisse denen der 
vorigen Art fast gleichkommen. Der Kopf sammt den Augen, 
ist verhältnissmässig noch stärker als bei dieser entwickelt. 
Vorzüglich aber zeichnet sich diese Spezies von den beiden an- 
dern durch die viel stärkere Ausbildung der Fühler, Fühler- 
gliedfäden, der Borstenfüsse und ihrer Blatteirren aus. Die 
Lage der paarigen Fühler weicht insofern bedeutend ab, als 
sie ganz in die Mittellinie gerückt sind, und dicht bei einan- 
der von einem Längenwulste sich erheben, der nahe über dem 
Munde liegt. Der unpaare Fühler nimmt die gewöhnliche 
Stelle ein. Die sehr starken Fühlergliedfäden stehen hier ent- 
schieden über einander, und zwar jederseits in einer, von 
oben nach unten gegen den Mund gerichteten Bogenlinie, der 
obere und zugleich hintere zeichnet sich durch grössere Länge 
und Stärke aus, und misst etwa 14, die übrigen 3 Paare 
sind ungefähr von gleicher Ausbildung. Die obern Blatteirren 
fallen sogleich durch ihren grossen Umfang auf. Sie stellen 
sich als scheibenförmige, mit schmalerer Basis auf den Fuss- 
höckern ruhende Platten dar, die horizontal nach hinten gerich- 
tet, schuppenförmig über einander greifen, und den Rücken 
bis auf einen engen Theil seiner Mitte bedecken. Sie lösen 
sich leicht ab. Die untern Blatteirren sind zwar kleiner als 
die obern, und von ähnlicher Gestalt wie die Fusscirren der 
andern Arten, aber ihre Spitzen ragen um Vieles stärker über 
die Enden der Fusshöcker nach aussen. An sämmtlichen 
Blatteirren nimmt man eine dendritische, nach der Peripherie 
gerichtete, an den Cirren der vorigen Spezies nur schwach 
ausgeprägte Verästelung wahr. Die schwarzen Drüsen weichen 
auch etwas ab. Sie haben die Form von Querwülsten, die 
von der Rücken- zur Bauchfläche sich erstrecken, und an 


176 Dr. A. Krohn: 


ihren beiden Enden rundlich angeschwollen sind. Der Rüssel 
ist kürzer als bei Alc. candida. Die Fangorgane habe ich 
vermisst, sie müssten ‘denn weniger. ausgebildet sein als bei 
Alc. Reynaudii. Diese Art ist'nicht mehr so durchscheinend, 
und überall fein schwarzbraun gesprenkelt. Sie scheint |sel- 
ten zu sein, da ich während eines sechsmonatlichen Aufent- 
haltes in Messina nur drei Individuen beobachtete. 

Nach der eben gegebenen Beschreibnng wird der Kundige 
die grosse Aehnlichkeit dieser Annelide mit den Phyllodocen 
nicht verkennen. Denkt man sich die Augen‘ verkümmert und 
mehr auf die obere Fläche des Kopfes’ gerückt, so erhält man 
das Bild einer Phyllodoce. : Erwägt man ferner die nicht un- 
bedeutenden Abweichungen derselben von den beiden vorigen 
Arten, so wäre es vielleicht gerathener, sie von dieser als 
eine besondere Untergattung zu trennen. 

Um unsere Kenntniss des Genus zu completiren, werde 
ich die wichtigsten anatomischen Fakta hervorheben und des 
Zusammenhanges halber, noch einmal auf die in zwei, frühern 
Notizen (s. Froriep’s Not. Bd. 14. p. 288 und Bd. 25. p. 41) 
erörtete Structur der Augen zu sprechen kommen. 


Haut und schwarze Drüsen, 

Ausser dem bräunlichen Safte, dessen sie sich vielleicht 
als Schutzmittel gegen ihre Feinde bedienen, umgeben sich 
die Alciopen häufig mit einem glashellen Schleim, der aus der 
gesammten Haut hervorschwitzt. Die Quellen dieses Schlei- 
mes scheinen in der letztern verstreute Crypten zu sein. Der 
braune Saft wird dagegen, wie angeführt, an den schwarzen 
Anschwellungen oder Wülsten hinter den Fusshöckern gelie- 
fert. Der Drüsenapparat, der diese Ausscheidung übernimmt, 
muss entweder in oder unter der Haut dieser Anschwellungen 
liegen. Ich habe mich überzeugt, dass letztere sich sichtlich 
entfärben, je reichlicher der Saft austrit. Auch lassen sich 
die oben erwähnten Farbennüanzen derselben, aus der stär- 
keren und minderen Ansammlung und Verdichtung ihres In- 
halts leicht erklären. 


Faserhülle und Muskelapparat der Borstenfüsse, 


Sämmtliche Alciopen schwimmen ziemlich rasch, indem 
sie ihren Leib schlängeln, und mit ihren Fussstummeln leb- 


Zoologische und anatomische Bemerkungen über die Aleiopen. 177 


haft rudern. Für letztern Zweck sind die senkrecht entfal- 
teten Borstenbündel ganz geeignet. Die Blatteirren mögen 
dabei die Fussruder unterstützen '). Eine äussere gleich un- 
ter der Haut ausgebreitete Ringfaserschicht umgiebt den gan- 
zen‘ Leib ohne Unterbrechung. An der auf diese folgenden 
stärkern Längsfaserschicht unterscheidet man dagegen, wie bei 
den meisten Anneliden, mehrere Lücken. - Sie besteht nämlich 
aus' drei Portionen, von denen die ansehnlichste über ‘den 
ganzen Rücken sich erstreckt, und seitwärts bis an die Fuss- 
liöcker herabreicht. Die beiden schmälern Portionen verlau- 
fen längs der Bauchfläche und sind nur durch einen engen 
Zwischenraum, den der’ Ganglienstrang ausfüllt, von einander 
getrennt. — Der Muskelapparat für die Bewegung der Fuss- 
höcker und ihrer Borstenbündel nimmt wie bei andern Anne- 
liden, auch hier die grosse jederseitige Lücke zwischen den 
Rücken- und den Bauchmuskelbinden ein, und ist, der gerin- 
gern Entwickelung jener Theile bei den beiden 'ersten Arten 
entsprechend, weniger ansehnlich als bei Ale. epidota, wo er 


selbst zusammengesetzter erscheint. 


en Schlund und Nahrungsschlauch. 


Ist der Schlund in den Leib eingezogen, so findet man 
bei Ale. candida , gleich hinter. dem Munde und vor dem 
Schlunde, eine Art Vorraum, wie ein solcher auch bei an- 
dern mit einem ae Rüssel versehenen Anneliden 
existirt. Dieser Vorraum hat eine dünnere Wandung als der 
Schlund, welche, wie es scheint, aus einer doppelten Faser- 
schicht, einer Orbikular- und einer Longitudinalfaserlage be- 
steht. ‚Die innere Haut. oder das Epithelium desselben ist in 
sehr , zierliche parallele Querfältchen zusammengelegt. Der 
Vorraum dient zur Beherbergung der beiden Fangorgane, 


4) Ueber die Bestimmung der Blatteirren der Phyllodocen sind 
die Schriftsteller unter sich nicht ganz einig, da Einige, wie Sars, 
Johnston, sie,nach Fahricius Vorgange für Schwimmplatten, Andere 
er: Oersted, d. Chiaje für Kiemen halten. Obgleich die 

tere Ansicht Vieles für sich hat, so scheinen doch die Verzwei- 
gungen in ihrem Innern nicht von Gefässen herzurühren. An den 
obern Blatteirren der Alc. lepidota überzeugte ich mich, dass es zer- 
ästelte: Faserbündel sind: 

Archiv 1. Naturgeschichte,. XI. Jahrg. 1. Bd, 412 


178 Dr. A. Krohn: 


Tritt der Schlund. hervor, so stülpt. er die Wand des Vor 
raums, über sich' um,' so dass ihre innere Fläche nach aussen 
gekehrt 'wird und ihre Querfältchen sich. verwischen. Der 
Sehlund selbst ist ein sehr diekwandiges Rohr, das mittelst 
einer Portion, deren Wandung zarter ist, in den Nahrungs- 
schlauch übergeht, Seine vorderste | Portion ‚hat eine sehr 
derbe ‚Muskelschicht. Namentlich ist die äussere, aus Ring- 
fasern bestehende Lage von mächtiger.Dicke, die innere Längs- 
faserlage: viel schwächer. Die Innenwand dieser: Portion ist 
mit wulstigen Längsfalten versehen ‚und von einem derben 
Epithelium: überzogen. ‚Diese Falten bilden, indem sie an der 
Schlundöffnung zapfenförmig vorspringen, die öfter erwähnten 
Papillen des Rüssels. ‘Es finden sich keine eigenen Muskeln 
zum ‚Vorstrecken und Einziehen des Schlundes, und wird 
solches allein durch die Fleischfasern seiner Wandung be- 
werkstelligt. 

Mit dem 43ten bis 15ten Leibesringe ungefähr, beginnt 
der Nahrungsschlauch, der einige interessante Abweichungen 
von dem Verhalten desselben bei andern Anneliden darbietet. 
Er füllt den Leibesraum so aus, dass seine Aussenwand dicht 
an die Muskelhülle des Körpers zu liegen kommt, und ist 
durch vertikal in seme Höhle vorspringende Scheidewände 
in eben so viele Kammern als es Segmente giebt, abgetheilt. 
Diese Septa entsprechen ihrer Lage nach genau den Grenzen 
der Segmente und sind in ihrer Mitte von einer elliptischen 
Oefinung, deren längerer Durchmesser senkrecht steht, durch- 
brochen. Durch diese Oefinungen communieiren sämmtliche 
Kammern mit einander. Die Septa enthalten eine Menge bo- 
genförmig gekrümmter Fasern, welche um ihre Oefinungen 
herum dichter angehäuft, wahre Sphincteren darstellen, durch 
deren Contraction die Kammern zu Zeiten vielleicht ganz von 
einander abgeschlossen werden. Ausserdem ist der Nahrungs- 
schlauch innerhalb jedes Segments, mit einem Paar sehr kur- 
zer enger Aussackungen. versehen, die in die: hohlen Stiele 
der schwarzen Drüsen reichen. Seine innere Wand ist über- 
all von einem zarten Epithelium, das aus polygonalen Schüpp- 
chen besteht, bedeckt. 

Da der Abstand zwischen dem Munde und dem Anhang 
des Nahrungsschlauchs kürzer ist, als die Länge des Schlundes 


5 


Zoologische und anatomische Bemerkungen über die Aleiopen. 179 


beträgt, so kaın dieser, wenn er eingezogen werden soll, 
nieht 'arders Raum in der Leibeshöhle finden, als indem er 
sieh in seine hintere Portion einstülpt und grösstentheils durch 
die Oefinungen der Septa, in die vordersten Kammern des 
Nährungsschlauchs tritt. : Bei der Kürze des Schlundes der 
Alcı Reynaudii ‘und lepidota geschieht ‘dies nicht. “Auch ist 
der‘ Vorraum bei ihnen kürzer. ‘Sonst aber verhält sich ihr 
Nahrungsschlauch wie eben geschildert; nur ist er "bei Alec. 
Reynaudii, wegen der stärkern Dimensionen ‘der ‘Segmente, 
geräumiger und seine Septa ansehnlicher, während die 'Oefl- 
ne der letztern bei 'Alc. lepidota kreisrund a 
Gefäss- und Nervensystem. 
. Vom Gefässsystem ‚habe ich nur zwei Hauptstämme, « ein 
Dorsal- und ‚ein Abdominalgefäss aufgefunden. Dieses ist 
etwas weiter als jenes und. an der untern Wand,.des Nah- 
rungsschlauches. verlaufend. Das Blut ist farblos, transparent. 
er Kopfknoten besteht aus zwei, durch eine starke 
uerbrücke mit einander verbundenen Anschwellungen.  Letz- 
tere, sind bei, Alc. Reynaudii, der ‚geringern ‚Grösse. ‚ihrer, 
Augen ‚entsprechend, kleiner,, und da die Augen bier, zugleich 
weiter | von einander abstehen, so ist, auch die Querbrücke 
etwas länger als bei den beiden andern. Arten. Ganz. in der 
Nähe des De entspringt die jederseitige,Schlundeommissur, 
an der untern Fläche der respectiven Anschwellung., Sie 
erstreckt sich um den Vorraum des Schlundes ‚nach, unten, 
7 senkt sich in das vorderste und grösste Ganglion des 
Bauchsttanges ein. Die Nerven der Fühler, scheinen, von, 
Kopfknoten , die der Fühlergliedfäden von dem eben erwähn- 
n Gang lion abzugehen, Bei Alc. lepidota scheinen aber ‚die 
Eilfereledkien ihre Nerven aus einer gangliösen Anschwel- 
lung, ‚welche Jede Schlundcommissur in der Mitte ihres Ver- 
la wufes "bildet, zu erhalten. Was übrigens die sämmtlich durch 
0 elte Verbindungsstränge vereinigten, Knoten der Ganglien- 
nee: so scheint ihre ‚Zahl, vom dritten an, mit der 
egmente übereinzukommen. 


Fr Augen 

Ehe J. Müller ‘die Resultate seiner Untersuchungen an 

den Augen der Nereiden bekannt machte, hatte man zwar 
12%. 


180 Dr. A. Krohn: 


längst um die wahre Bedeutung dieser, bei den meisten An- 
neliden oft so winzigen Organe gewusst; aber diese Erkennt- 
niss gründete, sich mehr auf Analogien als auf anatomischen 
Thatsachen. Müller’s Untersuchungen schienen zu erweisen, 
dass die Augen der Nereiden und mithin wahrscheinlich: die 
anderer ‚Anneliden, sehr niedrig organisirt seien. Es sollten 
ihnen die brechenden Medien fehlen, und der von allen Sei- 
ten vom Pigment ‚umhüllte Kern in ihrem Innern, nur eine 
Anschwellung des Sehnerven sein. Müller sah sich dadurch 
zu der scharfsinnigen Annahme veranlasst, dass so gebaute 
Organe wohl empfänglich für Lichteindrücke im Allgemeinen 
seien, aber unfähig Objecte wahrzunehmen. Diese Ergebnisse 
des berühmten Physiologen wurden indess später durch die 
mit einander übereinstimmenden Beobachtungen von Rathıke 
und R. Wagner dahin vervollständigt und berichtigt, als sich 
herausstellte, dass der Kern wirklich durchsichtig sei, das 
Auge aus zwei Schichten bestehe, von welchen die Pigment- 
hülle die äussere, eine Retina die innere bilde, dass ferner 
jene für das Licht pupillenartig durchbrochen, und vor dieser 
Pupille eine die Cornea vertretende Stelle der das Auge über- 
ziehenden Haut vorhanden sei. Ein so einfacher und unvoll- 
ständiger lichtbrechender Apparat lässt nur eine schwache 
Wahrnehmung der Objecte voraussetzen. Bei den Alciopen 
dagegen sind die Augen so vollkommen dioptrisch eingerich- 
tet, dass diese Anneliden schon dieses Umstandes wegen zu 
den merkwürdigsten gehören !). 

Was die gegenseitige Stellung der Augen betrifit, so di- 
vergiren ihre Achsen nach vorne bedeutend, neigen sich aber 
dabei etwas nach unten, so dass vor und unter ihnen in 
grösserer Entfernung befindliche Gegenstände wahrscheinlich 
noch von beiden zugleich gesehen werden können. Jedes 
Auge ist sphärisch, nur an seiner Aussen- oder Vorderfläche 
etwas flacher und mit einer convexen Cornea versehen. Mit 
dem Centrum seines Hintergrundes berührt es die respective 
Anschwellung des Kopfknotens, und ist überall von der Haut 


ı) Vielleicht dürfe sich ihnen in dieser Beziehung die Joida 
macrophthalma Johnst. (s. dies. Archiv 1841. Bd. 2. p.283) zur Seite 
stellen. Ri nt 


Zoologische und anatomische Bemerkungen über die Alciopen. 181 


überzogen. Es besteht aus zwei Schichten. Die äussere, 
eine feine Membran, schliesst dasselbe als selbstständiges Ge- 
bilde ab und kann als Analogon der Sclerotica gelten. Die 
innere ist die Retina mit dem in ihr enthaltenen rothgelben 
Pigmente. Die äussere Augenmembran verdickt sich etwas 
an der Vorderfläche des Bulbus und geht in die Cornea über. 
Sie ist in dieser Gegend von einem dicht unter dem Haut- 
überzuge des Auges befindlichen Pigmente von Silberglanz 
bedeckt, das in Form eines Ringes die Cornea umgiebt, und 
aus mikroskopisch kleinen, länglichen Blättchen, wie das ana- 
loge Pigment der Fischschuppen, zusammengesetzt wird. Die 
Retina erstreckt sich vom Kopfknoten bis an die Grenze der 
Vorderfläche des Auges. An senkrecht auf ihre Fläche ge- 
machten Durchschnitten zeigt sie sich hinten viel dicker, und 
gegen ihren Endrand hin immer dünner. Die wesentlichen 
Elemente ihrer Structur sind Fasern, die von der Anschwel- 
Jung des Kopfknotens entspringen und auf ihrer äussern 
Fläche als parallel nach vorne streichend sehr leicht wahr- 
zunehmen sind. An sehr dünnen senkrechten Ausschnitten 
erblickt man dagegen, bei einer gehörigen Vergrösserung und 
Compression derselben, eine Menge dicht an einander ge- 
drängter Fasern, gleichsam eine Mosaik von Stiftehen. Man 
überzeugt sich, dass diese Fasern senkrecht auf den in der 
Fläche der Retina sich erstreckenden stehen, und ihre freien 
Enden dem GlJaskörper zukehren. Der stärkern Dicke der 
Retina entsprechend, sind sie im Hintergrunde des Bulbus 
höher, und verkürzen sich in dem Grade, als die Retina nach 
vorne hin schmächtiger wird. Ausserdem beobachtet man, 
dass das rothgelbe Pigment zum grössten Theil mitten in der 
Retina zwischen den aufrecht stehenden Fasern vertheilt ist. 
Es umfasst nämlich den Mitteltheil jeder Faser scheidenartig, 
und stellt mithin nur eine dünne, netzartig durchbrochene 
Schicht dar. Ueber die Retina hinaus erstreckt es sich, die 
verdickte Portion der äussern Augenmembran von innen über- 
ziehend, bis an die Cornea, bildet aber hier, wie es sich von 
selbst versteht, keine Maschen mehr. Nicht mit Unrecht 
laube ich annehmen zu dürfen, dass die aufgerichteten Fa- 
sern die umgebogenen Fortsetzungen der in der Fläche ver- 
Jaufenden sind, obgleich es mir nicht gelungen ist, den un- 


12 0 Dr. A. Krohn: 


mittelbaren. ıUebergang. beider nachzuweisen ’)| Die Linse 
ist vollkommen 'sphärisch /und | zeigt ‘die bekannte eoneentri- 
sche Schichtung. mit zunehmender; Condensation (des! Kerns! 
Ihre Durehmesser sind kleiner als die Sehne‘der Cornea, der 
sie, dicht anliegt, während ihre hintere Hälfte ; in’ den ansehn- 
lichen ‚Glaskörper eingesenkt ist. | DEE 2 21.2077 


"Geschlechtsverhältnisse und Zeugungsstoffe, 


Unter den Alciopen giebt es entschieden Männchen und 
Weibchen. Eier und Samen entwickeln sich frei in der Lei- 
beshöhle, ohne dass es dazu besonderer Organe bedürfte, 
Die Stellen, wo dies. geschieht, entsprechen den Grenzen der 
Kammern des Nahrungsschlauchs, wo der durch den letztern 
ohnehin beengte Leibesraum etwas weiter scheint. ‚Die Eier 
findet man innerhalb der einzelnen Segmente zu Haufen grup- 
pirt. Bei den Männchen entwickeln sich die S ’ermatozoiden 
aus den bekannten Bläschen- oder Zellenaggre ERyaer ‚welche 
ziemlich regelmässig rund und von verschiedener rösse sind, 
Man findet diese und jene zugleich in jedem Segmente, und 
häufig füllen sie die hohlen Fussstummel und das Innere ‚der 
Stiele der schwarzen Drüsen aus. Die Spermatozoiden be- 
sitzen Leib und Schwänzchen. Jener ist bei Ale. candida 
Jänglich, bei Ale. Reynaudii runder, Sehr wahrscheinlich 
finden sich die Oeflinungen, durch welche Eier ‚und Samen 
austreten, in der Nähe der Fusshöcker. ad 

Am Schlusse muss ich noch besonderer Drüsen erwäh- 
nen, die ich bei den Männchen der beiden ersten Arten, un- 
mittelbar unter der Haut und jederseits an der Bauchfläche 


!).Der angegebene Bau erinnert an eine analoge Structur, ‚der 
Retina bei den Cephalopoden und Heteropoden, wie ich dies in 
meimer zweiten Notiz anzeigte, wo ich zugleich andeutete, dass er 
für die Augen sämmtlicher wirbellosen Thiere, vielleicht als typisch 
zu betrachten sei. Auch an ‘den von 'Brants 'gehauer untersuchten 
Augen der Arachniden. scheint sich diese Vermuthung zu bestätigen, 
Es ist nämlich, - wie schon J. Müller (in seinem Archiv £.) Anatomie 
1939. Jahresber. p. 139) bemerkt, sehr wahrscheinlich, dass die von 
Brants beobachteten, durch die Pigmentschicht des Auges hindurch 
tretenden aufrecht gestellten Gebilde, die dieser Forscher für Ana- 
loga’der Glaskegel in deh zusammengesetzten Augen hielt, nur Ele- 
mente, der Retina selbst seien, 


Zoologische' und) anatömische Bemerkungen über die Aleiopen. 183 


antraf. "Jedes Segment ist, ausgenommen vielleicht die hin- 
tersten, mit einem Paar solcher einander gegenüber liegender 
und gleich unter den Fusshöckern wahrzunehmender Drüsen 
versehen. An. den mittlern Segmenten sind sie ‚stärker, neh- 
men,aber, je weiter man sie von ‘diesem aus nach’ entgegen- 
gesetzten Richtungen untersucht, an Umfang ab. Jede Drüse 
scheint aus cylindrischen Blindbeutelchen zu bestehen, die in 
einen Ausführungsgang münden. Der Gang begiebt sich zu 
dem nächstliegenden vordern Segment, erhebt sich gegen die 
schwarze Drüse desselben, und öffnet sich wahrscheinlich 
neben ihr nach aussen. Ueber den Nutzen des Sekrets lässt 
sich kaum etwas Befriedigendes angeben. 


Erklärung der Abbildungen Taf. VI. 


Die Figuren 3, 6, 10, 11, 12 und 13 stellen den Gegenstand 12mal, 
die Figuren 4, 5 und 8 sechsmal vergrössert dar. 

Fig. 1. Alec. Reynaudii in natürlicher Grösse. «a Kopf mit 

den Augen. 5Ö die schwarzen Drüsen. 

- Fig. 2. Vordere Leibeshälfte derselben, von der Rückenfläche. 

a und bb wie F. 1. 

Fig. 3. Kopf derselben von unten. « Mund. 5 Unpaarer Füh- 
ler. ce Paarige Fühler. d Vorderste Fühlergliedfäden. 

Fig. 4. Ein Leibessegment im Querdurchschnitt, um die Septa 
des Nahrungsschlauches zu zeigen. & Borstenfüsse mit ihren Cirren. 
5b Septum. c Oeffnung desselben. 

Fig. 5. Einzelne vordere Segmente desselben Thiers, von der 
Seite. a schwarze Drüsen, 5 Borstenfüsse mit ihren Cirren. 

Fig. 6. Kopfknoten mit dem vordersten Theil des Ganglien- 
stranges der Alec. Reynaudii, von unten, um den Ursprung der 
Schlundeommissuren zu zeigen. a Kopfknoten mit seinen beiden 
Anschwellungen. 6 Schlundcommissuren. cccc die 4 vordersten 
Bauchknoten. d die Augen. 

Fig. 7. Alc. candida in natürlicher Grösse. a, bb wie F. 1. 

Fig. 8 Vorderstes Stück des Schlundes derselben, aufgeschnit- 
ten und ausgebreitet, um die pfriemenförmigen Fangorgane « und 
die kleinern Papillen 45 der Schlundmündung zu zeigen. 

Fig. 9. Skizze des Auges derselben, um die Verhältnisse der 
ien zu veranschaulichen. a Anschwellung des Kopfknotens. & 
rnea. c Linse. d Glaskörper. e Aeussere Augenmembran sammt 
Retina. 

Fig. 10. Leibesstück der Ale. lepidota von oben. Man sieht 
die schuppenförmige Uebereinanderlage der obern Blatteirren aa, 

Borstenfüsse b. 


184 Dr.;A. Krohn: Zoel..u. anatom. Bemerk. ü,. d. Aleiopen. 


„Fig: 11: ‚Segmente ‚aus dem Hinterleibsstücke derselben, ‚von 
unten. aa Borstenfüsse mit den untern Blatteirren 2. cc die un- 
tern angeschwollenen Enden der den braunen Saft secernirenden 
Querwülste. 

"Fig: 12. "Querdurchschnitt eines Leibessegments derselben. @ 
Borstenfüsse.| d: obere Blattcirren.. ce untere Blatteirren. d ee 
des Nahrungsschlauchs.  e Oeffnung desselben. 

Fig. 13.. Kopf derselben von unten. a,b u..c wie Fig, 3. yr == 


3 Paare der kürzern Fühlergliedfäden. e das Paar der grossen. 
. 5 


185 


Bemerkungen über einige  Muschelgeschlechter, 
deren T'hiere wenig bekannt sind. 
Von 
Dr. BR. A. Philippi. 
(Hierzu Taf. VII.). 


14. @astrochaena Spengl. S. Tab. VII. Fig. 1—10. 


Bekanntlich hat Spengler sein Genus Gastrochaena früher 
aufgestellt, als Bruguiere sein Genus Fistulana,; da nun aber 
bewiesen ist, dass beide Gattungen identisch sind, so gebührt 
dem Spenglerschen Namen der Vorzug. Nicht so leicht ist 
die Frage zu entscheiden, welchen Namen die von Poli abge- 
bildete Art führen müsse, deren Thier ich Gelegenheit hatte 
im Januar 1840 lebend zu beobachten, glücklich in Spiritus 
aufbewahrt nach Kassel zu bringen, und hier näher zu unter- 
suchen. Ich habe früher geglaubt, sie sei identisch mit der 
Gastrochaena cuneiformis, seitdem ich aber durch Herrn Dr. 
Hornbeck von der Dänischen Insel St. Croix die ächte Speng- 
lersche Art bekommen habe, musste ich wohl die grosse Ver- 
schiedenheit beider Arten sogleich erkennen, die in der That 
beim ersten Blick in die Augen fällt. Man vergleiche nur 
Tafel VI. Fig. 2, die @. cuneiformis, mit Fig. 3, welches die 


' Polische Art ist. Ich habe daher im zweiten Theil meiner 


Enumeratio Molluscorum Siciliae die Italische Art @. Poliana 
genannt. Nun habe ich aber von Herrn Sylvanus Hanley die 
Gastrochaena modiolina Lamk. (Mya dubia Pennant, müsste 
die Art also nicht @. dubia genannt werden?) erhalten, und 
bin nun sehr zweifelhaft, ob nicht die Italische Art damit 
identisch ist. Die einzigen Unterschiede, die ich finde — dass 
bei der @. modiolina die vordere Extremität ein wenig weiter 
vorsteht als bei der Polischen Art, dass die hintere Extremi- 
tät etwas niedriger und mehr geschnäbelt ist; siehe @. modio- 
lina Yab. VI. Fig. 1 — sind in der That nicht sehr erheblich. 
Wenn über die Verschiedenheit dieser Arten stärke Zweifel 
erhoben werden können, so ist dies aber nicht der Fall mit 


186 A. Philippi: 


einer westindischen, von Chemnitz sehr gut abgebildeten und 

beschriebenen Art, welche Lamarck, Deshayes und Pfeifler 

ohne Weiteres damit zusammenwerfen; es ist die vol. 10. tab. 

472. f. 1680'u. 81 abgebildete‘ Art. Ich nenne’ sie'@. callosa 

und unterscheide sie durch folgende Kennzeichen: G. testa 

ovato-oblonga, cuneiformi, carina elevata in partes duas di- 

visa; area postica callosa, exquisite rugosa; cardine calloso. 

— Aus der kurzen Diagnose der G. mytiloides des Lamarck 

möchte man schliessen, dass diese Art auch eine solche wul- 

stige Area besitze, sie wird aber ovata genannt, und soll 

von ‚Isle ıde France sein. Wenn. Chemnitzen’s' Figur 1681 

richtig ist, so lägen die Wirbel beinah in der Mitte der Länge, 

was bei diesem Genus sehr auflallend wäre, und schlecht zu 

Fig. 1681 stimmt. ‚ Leider: habe ich vergessen, auf diesen ‚Um- 

stand. zu achten, als ich ‚die @. callosa ‚bei Herrn Dr. Horn- 

beck sah, es ist mir aber damals eine solche Stellung; der 

Wirbel nicht aufgefallen. Die Diagnosen der drei andern 'be- 

sprochenen Arten dürften ‚also lauten: 

Gastrochaena cuneiformis Spengler (nicht Lamarck ‚hat 

.. den Trivialnamen zuerst, ‚gegeben, ‚wie Deshayes schreibt) 
testa ovato-oblonga cuneiformi, postice subtruncata, 
tenui, pellucida; apieibus minime prominulis. , Chemn; 
X. Tab. 172. f, 1678. 1679. (non 1680. 81). | 

Gastrochaena Poliana Ph. testa oblonga, cuneiformi, 
tenui,: pellueida,- postice rotundata; apieibus parum pro- 
minulis. _Pholus; pusilla Poli tab. 7. f, 12, 13. (da der Poli- 
sche Namen ein offenbar falscher ist, so ‚habe ich, mich 
für berechtigt gehalten, ihn zu ändern), 

Gastrochaena dubia (Mya) Pennant testa ren: CU- 
neiformi, tenui, pellucida, postice angusta, subrostrata; 
apieibus prominulis. Mya dubia Pennant. , Gastro- 
chaena modiolina Lamk. etc. 

Von dieser Digression, die Feststellung der Arten betref- 
fend, kehre ich zum eigentlichen Gegenstand: dieser Abhand- 
lung, zur Beschreibung des Thieres zurück. Ich fand dasselbe 
in ‚denselben Massen von Balanus perforatus Brg.,, in,denen 
die Clavagella balanorum. Scacchi lebt, es ist jedoch sehr sel- 
ten; ich erhielt nur 2 Exemplare, von denen: das eine ver- 
loren ging. Die Gastrochaena sitzt in einer keulenförmigen 


Bemerkungen über einige Muschelgeschlechter. 187 


Kammer, deren Wände von ihr abgesondert sind und sich 
über die Balanenmasse in seine kurze Röhre verlängert, 'ganz 
wie bei Clavagella balanorum, Doch unterscheidet man diese 
Röhre sogleich dadurch, dass sie in ihrem Innern‘ durch. zwei 
‚Vorsprünge, die einander beinahe berühren, 'fast in zwei. Ab- 
theilungen. getheilt- ist.'. \S. Fig, 10, — Im contrahirten. Zu- 
stand reieht das Thier nicht ganz bis an..das ‚hintere Ende 
der ‚Schale, wälirend der Bauch! doppelt so hoch ‚über. die- 
selbe ‚hervorragt.  S. Fig. 4. \Derselbe zeigt alsdann im vor- 
dern: Viertheil 'eine kleine Spalte zum 'Heraustritt des Fusses, 
hinten die Oefinung der zusammen- und zurückgezogenen Si- 
phonen. Streckt sich das Thier aus, so verniindert sich seine 
Höhe, der Körper ragt aber immer! noch. ziemlich. bedeutend 
über die Schale hervor; und verlängert sich in zwei verwach- 
sene Siphonen, welche bei ‘der stärksten. von mir- wahrge- 
nommenen Expansion drei Viertel der Körperlänge‘ erreichten, 
und wenigstens. halb, so hoch waren! Der obere oder Anal- 
Sipho ist ein kleines: Weniges länger. als''der untere, welcher 
schräg 'abgestutzt ist. Beide sind am, Ende mit einem Kranz 
von kurzen, rothen Cirren besetzt, die. beim ‘untern 'Sipho 
auf dem Rand der Oefinung selbst, beim obern dagegen: etwas 
vom Rande entfernt zu stehen scheinen, Der Fuss wird 
wohl eine Linie weit hervorgestreckt, und endet spitz; er ist 
schwach zusammengedrückt, und trägt einen schwachen Bys- 
sus, der leicht verloren geht. Siehe Fig. 6 das Thier auf 
der Seite, Fig. 7 auf dem Rücken liegend. — Als ich das im 
Spiritus aufbewahrte Thier herausnahm, zeigte es sich in der 
Gestalt, welche Fig. 5 darstellt: der Fuss war herausgestreckt, 
die Siphonen gänzlich zurückgezogen. Es (erschien nur der 
hintere Schliessmuskel der Schale deutlich (in «), der vordere 
Schliessmuskel, welcher unstreitig sehr klein ist, schien mir 
in db zu liegen. Beim Aufschneiden des Mantels zeigte sich, 
dass derselbe sehr diek war, und namentlich erschien eine 
‚licke Muskelschicht an der Stelle, wo der Mantel an der 
Sehale festgewachsen war, (S. cin Fig. 9), Die Kiemen 
waren sehr dick, ganz wie bei ÜOlavagella, ohne: deutliche 
Steeifung, und es ist die äussere ebenfalls weit schmaler und 
kürzer als ‚die innere, Die innere Kieme läuft (nach hinten 
spitz zu, und ist mit der innern Kieme der audern Seite ver- 


188 A. Philippi: 


wachsen In Fig. 8 und 9 treten die Kiemen ‘auch ohne 'be- 
sondere Bezeichnung deutlich genug hervor. Es sind jeder- 
seits zwei sichelförmige Appendices buccales vorhanden, 
die etwas breiter sind als bei Clavagella, s. Fig. 9. — Die 
überaus grosse Uebereinstimmung des Thieres mit Olavagella 
ist‘ so augenfällig, dass ich nicht dabei verweilen will, sie 
specieller nachzuweisen; Aspergillum, Clavagella, Gastrochaena 
bilden eine sehr natürliche Familie, während Septaria, Tere- 
dina, Teredo, Xylophaga und Pholas eine andere, ebenso na- 
türliche bilden, wie schon Deshayes ganz richtig bemerkt hat. 


2. Petricola Lamarck. S. Tab. VII. Fig. 11—14. 


In Palermo habe ich das Thier von Petricola litho- 
phaga (Venus) Retz. lebend beobachtet, und jetzt kürzlich 
ein in Spiritus mitgebrachtes Exemplar geöffnet. Bevor ich 
das Thier beschreibe, muss ich jedoch erst die Synonymie der 
Art kurz beleuchten. Dieselbe ist zuerst von Retz in den 
Abhandlungen- der Turiner Akademie vom Jahre 1786 unter 
dem Namen Venus lithophaga add. p. 11—14 beschrieben, 
und F. 1 et 2 gut abgebildet; bei Poli kommt sie Tab. 7. F. 
44. 45 ohne Namen vor. Wie alle im Innern von Steinen 
ete. lebenden Arten ist sie sehr veränderlich, und ich muss 
die Petricola striata Lamk., die Petricola costellata Lamarck, 
und die ?. roccellaria Lamk. für blosse Varietäten dieser Art 
erklären, selbst nach der Ansicht der von Delessert gegebe- 
nen Abbildungen. — Das Thier hat einen Mantel, welcher bis 
auf eine kleine Oefinung vorn für den Durchtritt des Fusses 
ganz geschlossen ist, und sich hinten in zwei, bis zur Hälfte 
verwachsene Siphonen ausdehnt. Aus der Schale ragten, als 
ich das Thier lebend beobachtete, nur die freien Theile her- 
vor, und erreichten kaum den dritten Theil der Länge der 
Schale. S. Fig. 11. Sie waren nach der Oefinung hin braun, 
und diese letztere mit überaus zierlichen Cirren besetzt. Der 
Rand der Oefinung nämlich trägt nur ganz kurze, warzenför- 
mige Cirren, zwischen denen er gestreift oder gefältelt ist; 
etwas tiefer innen sitzen aber längere, auf der einen Seite 
kammförmig gewimperte Cirren. 'S. Fig. 14. Der Fuss wurde 
wohl zwei Linien lang herausgestreckt, ist dünn und spitz. 
Ich glaube, dass er einen Byssus trägt, und will bei dieser 


| 


Bemerkungen über einige Muschelgeschlechter. 189 


Gelegenheit bemerken, dass man den Byssus leicht übersehen 
kann, und dass er bei einer weit grössern Anzahl von Mu- 
scheln vorkommt, als man’ gemeinhin glaubt. Es scheint, dass 
alle Muscheln, welche für gewöhnlich ihren Ort nicht verän- 
dern, einen aus weichen, schleimigen Fäden bestehenden Bys- 
sus spinnen können, vermittelst dessen sie sogar an einem 
Glase senkrecht in ‘die Höhe kriechen, wie ich dies bei Ga- 
leomma und besonders schön bei Modiola discrepans Lamck. 
gesehen habe. Diese Art, welche ich fast nie anders als im 
äussern Sack von Aseidien eingebettet gefunden habe, kann, 
wenn man sie herausschneidet, mit der grössten Leichtigkeit 
an den Wänden eines Glases in die Höhe kriechen, und ich 
habe ganz deutlich gesehen, dass sie zu dem Ende zarte 
weisse Fäden spinnt, glaube auch beobachtet zu haben, dass 
sie dieselben freiwillig ablöset. Aber auch wo der Byssus 
fester ist, reisst er sehr leicht vom Thier ab, und man be- 
kommt von den Fischern lebende, unversehrte Thiere ohne 
Byssus, die doch eigentlich damit versehen sind. Eine andere 
gefärbte, etwas wulstige, drüsenartig aussehende Stelle zeigt 
in den meisten Fällen die Fähigkeit, einen Byssus zu produ- 
eiren, an. — Als ich das in Spiritus aufbewahrte Thier her- 
ausnahm, zeigte es die Gestalt von Fig. 12. An den Rändern 
der beiden Mantellappen, welche hinten die zurückgezogenen 
Siphonen bedecken, konnte ich keine Cirren entdecken, will 
aber damit nicht behaupten, dass im Leben keine vorhanden 
sind. Diese Organe ziehen sich im Spiritus oft so zusammen, 
dass sie ganz verschwunden zu sein scheinen. Nachdem ich 
den Mantel in der Bauchlinie aufgeschnitten, den einen’ Lap- 
pen auch noch durch einen von der Wirbelgegend senkrecht 
herabgeführten Schnitt getheilt, und beide Lappen zurückge- 
schlagen hatte, kamen die Hauptorgane des Thieres deutlich 
zum Vorschein, wie sie Fig. 13 zeigt. Der Körper hat bei- 
nahı die Gestalt eines Quadrates, dessen obere Seite der Rük- 
ken ist, und dessen unterer vorderer Winkel in eine Spitze, 
den Fuss, verlängert ist, während der untere und hintere 
Winkel eine bedeutende Abrundung zeigt. Beinahe in der 
Mitte der untern Seite liegt die Byssusgrube. Die Ovarien 
reichen beinahe bis an den Rand. Die Kiemen sind dünn, 
blattartig, mit wenigen, entfernten Längsstreifen versehen, und 


190 A Philippi: 


sehr ungleich. Die innere ist wenigstens dreimal $o gross 
wie die äussere, fast quadratisch, mit abgerundeten Ecken, 
besonders vorn; die vordere Seite jedoch ist oben etwas’ aus- 
geschnitten. : Sie ist vollkommen frei, nicht mit ‚der Kieme 
der andern Seite verwachsen, die äussere Kieme hat die 'Ge- 
stalt eines Kreissegmentes. Es sind jederseits zweitappen- 
dices buccales vorhanden, die eine. verlängert'dreieckige 
Gestalt haben und quergestreift sind, wie bei Venerupis, von 
welcher Gattung sich Petricola kaum ‘durch ein anderes Merk- 
mal zu .unterscheiden scheint, als dass bei Venerupis die bei- 
den Siphonen fast bis zur Spitze verwachsen sind, und dass 
der Mantel weiter gespalten ist. 

Petricola ochroleuwea Lamk., welche identisch mit der 
Tellina. fragilis (L.) Chemnitz ist, ist, wie ich bereits im ersten 
Band der Enumeratio-Molluscorum Siciliae bemerkt habe, keine 
Petricola, sondern eine ächte Tellina. Da einige Conchylio- 
logen diese Behauptung zu bezweifeln scheinen, so gebe ich 
Fig. 19 und 20 Abbildungen des Thieres derselben. Die grosse 
Länge ‚der Siphonen zeigt schon in Fig. 19, dass das Thier 
keine Petricola ist. Fig: 20 stellt ein aus dem Spiritus 'ge- 
nommenes Exemplar vor, dessen Mantel in der Seite einge- 
sehnitten und der obere Theil zurückgeschlagen ist. Derselbe 
ist in der Bauchlinie fast ganz offen, nur eine, kaum #'" 
breite Brücke verbindet vor den Siphonen. beide Hälften, Der 
freie Rand des Mantels zeigt kleine Wärzchen, die im leben- 
den Zustand unstreitig längere Cirren' (wie sie Fig. 22 zeigt) 
waren. Die‘ beiden Mantellappen, welche die Basis der Si- 
phonen bedecken, sind kurz, und dem Anschein nach ohne 
Cirren, so 'wie ich deren auch nicht an der Mündung der Si- 
phonen bemerkt habe. Diese sind vollkommen frei, 
dünn; der untere so lang wie die Schale, der obere nur‘den 
dritten Theil so’ lang. Der Fuss ist ziemlich. gross, zungen= 
förmig, ‘ohne ‘Spur von Byssus: Die beiden Kiemen sind 
gleich gross, hinten’ spitz, und: mit ihren Spitzen’ sind’ alle 
vier Kiemen verwachsen. ‚Die appendices''buccales sind 
ziemlich gross. ! 

3, Wenerupis Lamarck. Siehe Tab. VII. Fig. 15—18.'' 

Ich. habe im Jahr 1835 Venerupis perforans (Venus) 

Montagu 'in. Helgoland lebend: gesehen und etwas näher un- 


Bemerkungen über einige Muschelgeschlechter. 191 


tersucht. Ich habe damals Folgendes darüber notirt. Der 
Mantelrand ragt etwas über das Gehäuse hervor: er ist 
bis zu den Siphonen gespalten, einfach, ohne Cirren. 
Beide Siphonen sind selır diek, fast bis zur Spitze verwach- 
sen, der untere ist ungefähr so lang, wie der vierte Theil der 
Schale, ‘der obere etwas kürzer. Gegen die Mündung hin 
verengern sich beide, und sind mit braunen Punkten besetzt, 
während sonst die Farbe derselben, wie die des ganzen Man- 
tels, weisslich ist. Die beiden Oefinungen ‚haben ziemlich 
lange Cirren, die bei der obern in einer Reihe stehen, und 
einfach sind. Bei der untern stehen sie in zwei Reihen; die 
der äussern sind einfach und sehr zahlreich, die der innern 
etwa zwölf an der Zahl, stärker, länger und am Ende vier- 
spaltig. Die Kiemen sind der ganzen Länge nach ange- 
wachsen, halbrund, stark gefaltet, die obere nur halb so breit. 
Die appendices buccales sind wie gewöhnlich vorhanden, 
und quergestreift, die innere wohl dreimal so breit, wie die 
äussere. S. Fig. 18. Der Fuss ist klein, spitz, mit einem 
Byssus-Organ. 

vu 4. Eryeina Lamarck. S. Fig. 21. 22. 23. 

Das Thier von Zrycina Renieri habe ich im Novem- 
ber 1838 in Neapel untersucht. Es unterscheidet sich in 
nichts Wesentlichem von Tellina. Wie dieses Geschlecht be- 
sitzt es zwei dünne Siphonen, von denen der untere an- 
derthalbmal so lang wie die Schale, der obere nur halb so 
lang wie die Schale ist. Cirren habe ich an ihrer Oefinung 
nicht beobachtet, doch mögen sie vielleicht vorhanden sein, 
Der Fuss ist zusammengedrückt, ziemlich verlängert und 
spitz, wenn er ausgestreckt wird. Nach der Contraction des 
Thieres im Spiritus zeigt sich derselbe breit, unten schräg 
abgeschnitten mit einer schmalen, lanzettlichen Fläche. Der 
Mantel ist in seiner ganzen Länge bis fast zu den Siphonen 
gespalten, und mit ziemlich entfernten, sehr feinen Cirren ge- 
wimpert. ‘Es sind jederseits zwei Kiemen vorhanden, die 
mit ihrer Spitze bis zum Anfang der Siphonen reichen, und 
dicht gestreift sind. Ebenso befinden sich ‘jederseits ‘zwei 
schmale spitze, wie die Kiemen, gestreifter Appendices buc- 
cales S. Fig. 23. Da unmittelbar darüber das Thier von Tel- 
kina fragilis in Fig. 20 zu sehen ist, so halte ich es für über- 


192 Au Philippi: 


flüssig, die Uebereinstimmung beider Thiere "besonders 'hervor- 
zuheben; sie ergiebt sich auf den ersten Blick. 
5..Nweula Lam. Siehe Tab. VII. Fig. 24—28: 

Ich. habe. ein im Spiritus aufbewahrtes Exemplar, von Nu: 
cula suleata Bronn 1831 (= N. Poli Ph. ='N: rugulosa 
Sow. Conch. Jll.) in. Kassel untersucht, ‚einExemplar von!M. 
emarginata Lanik.: in ‚Neapel: lebend gehabt. E 

Die. Nucula sulcata: erschien, ‚nachdem \die seine Schale 
abgenommen war, so wie sie Hisn 24. zeigt. Alle Organe. des 
T'hieres schimmerten deutlich: durch den dünnen, durchsich- 
tigen Mantel durch. Dieser ist ganz offen, anscheinend 
ohne Cirren, ‚mit‘ verdiekten Längsstreifen, ‘welche ‘den Fur- 
chen entsprechen, die in der Schale zu den Zähnen des Ran- 
des laufen. Ich brauchte blos den Mantel: nach oben zurück- 
zuschlagen, um. alle äussern Organe deutlich zu erkennen, 
In Fig. 25 sind. dieselben, zweimal vergrössert, dargestellt. 
Der Fuss ist sehr sonderbar, stark zusammengedrückt,  beil- 
förmig, vorn abgerundet, in der Bauchseite zusammenge- 
faltet, und am Rande fast kammförmig gezähnt; ich‘ zähle 
etwa 40 Zähne, die vordersten sind' wohl ‚dreimal so breit, 
wie ‚die hintersten; die äussersten. zu beiden’ Seiten sind all- 
mählich kürzer. ‘ Die beiden Kiemen jederseits sind, wie 
gewöhnlich, lamellenartig, fein und dicht gestreift, bilden aber 
eine zusammenhängende Membran, und sind nicht, wie \bei 
Area, Pectunculus, in lauter Fäden aufgelöst: Beide. sind 
gleich gross, haben die Gestalt eines Rechteckes mit abgerun- 
deten Winkeln, und sind mit dem hintern Rande zusammen 
verwachsen; aber sie sind nicht ‚mit den Kiemen der entge- 
gengesetzten Seite verwachsen. Vor ihnen hängt eine. sehr 
grosse appendix buccalis, fast Sförmig gekrümmt,‘ mit 
einem .hintern verdiekten Rande, vorn ‘dünn, etwas kraus, am 
obern Theil hängt vorn noch ein beinahe kreisförmiger 'An- 
hang, den man für das Analogon der, zweiten appendix buc- 
ealis halten kann. Sehr. auffallend ist es, dass dieses Organ 
so' weit nach hinten sitzt. In der Mittellinie des Thieres dicht 
hinter dem vordern Schliessmüskel der Schale finde ich vier 
kleine pfriemenförmige Anhängsel (mit.x bezeichnet) aus denen 
ich nichts zu machen weiss. f 

Nucula emarginata Lamk. In Beziehung auf die 


Bemerkungen über einige Muschelgeschlechter. 193 


Synonymie dieser Art muss ich bemerken, dass ich sie für 
die Arca pella Linne’s halte. Die Beschreibung dieser Art 
ist zwar (Linne syst. nat. ed. XII. p. 1141) unvollständig, 
allein die Worte: testa oblique striata bezeichnen doch die 
Art hinlänglich, welche Linne aus dem Mittelländischen Meere 
von F. Logie erhalten hatte. — Gmelin hat in der dreizehn- 
ten Ausgabe den Linne verfälscht, indem er schreibt: strüs 
transversis. Darauf beschrieb Poli diese Art unter dem 
Namen Arca interrupta, Lamarck gab ihr den dritten Namen 
Nucula emarginata, und Herr Sowerby in seinen Concholo- 
gieal Ilustrations einen vierten, Nucula fabula! — Ich habe 
das Thier im November 1838 lebend in Neapel gehabt. Es 
streckte hinten zwei getrennte Siphonen heraus, einen obern, 


2 


dünnern, höchstens +— 2” langen, und einen untern, etwas 
diekern, kaum #"” langen; vorn tritt ein ziemlich spitzer, am 
Bauchrand gekerbter Fuss hervor. S.Fig. 26. Diese Theile 
sind von gelblicher Farbe. Bisweilen streckt aber das Thier 
den Fuss sehr weit hervor, und schleudert sich ziemliche 
Strecken fort, indem es denselben rasch hin und her wirft. 
Alsdann hat der Fuss die Gestalt, welche Fig. 28 zeigt, und 
lässt unten eine schmale, lanzettförmige, von scharfen, gekerb- 
ten Rändern begrenzte Vertiefung sehen. — Als ich die Schale 
öffnete, fand ich einen sehr dicken, ganzrandigen Mantel, 
und zu jeder Seite des Fusses zwei eylindrische, aber gegen 
die Spitze allmählig verschmälerte und auf der untern Seite 
mit einer kurzen, gefalteten Membran versehene Organe, die 
ich damals für die Kiemen hielt, die aber oflenbar nach der 
Analogie von Nucula sulcata die appendices buccales sind. 
Die Kiemen habe ich unstreitig damals übersehn. An dem 
in Spiritus aufbewahrten Exemplar kann ich jetzt die Kiemen 
auch nicht finden, doch ist dasselbe schlecht erhalten und 
daher leider nichts entscheidend. 

Bisher ist nur das Thier von Nucula australis abgebildet 
Voyage de l’Astrolabe Tab. 78. Fig. 5. 10 und leider nicht 
besonders. Nach der Beschreibung Vol. Il. p. 472 hat das 
Thier wahrscheinlich ebenfalls zwei kurze Siphonen gehabt, 
von denen in der Figur auch keine Andeutung zu finden ist, 
Der Fuss ist wie bei unsern Arten beschaffen. Von den Kie- 


men heisst es: „sie erstrecken sich der Länge nach, sind 
Archiv f. Naturgeschichte, XL. Jahrg. 1. Bd. 13 


194 A, Philippi: 


schmal, etwas cylindrisch und bestehen aus zwei Blättern, 
die in ihrer ganzen Ausdehnung auf einer gemeinschaftlichen 
Lamelle vereinigt sind.” Mit. diesen ausdrücklichen Worten 
steht Deshayes im Widerspruch, wenn er, auf die sehr rohe 
Figur sich stützend, bei Lamarck ed. 2. Vol. VI. p. 503 sagt: 
die Kiemen scheinen aus freien, nicht verbundenen Fäden zu 
bestehen, wie bei Arca und Peetunculus. Dies ist nach den 
Beobachtungen von Quoy und nach meinen eigenen entschie- 
den nicht der Fall. Die appendices buccales sind nach Quoy 
sehr ‚lang, etwas steif, gefaltet, liegen an den Seiten des Fus- 
ses und bestehen aus zwei Blättern, welche in ihrer ganzen 
Länge ‚mit einander verwachsen und quergestreift sind. Ist 
letzteres richtig? Bei Nucula swlcata ist die vordere appen- 
dix buccalis, wie ich oben bemerkt habe, nur ein Anhängsel 
der hintern, und beide sind sicherlich nicht quergestreift. Ist 
etwa in Fig. 27 die hintere appendix buccalis als Kieme zu 
betrachten? Ich glaube nicht, sondern glaube. eher, dass bei 
N. pella L. zwei vollkommen getrennte appendices buecales 
anzunehmen sind., Die Verschiedenheiten zwischen den 'Thie- 
ren sind allerdings erheblich genug, um eine Theilung der 
Nucula-Arten in mehrere Gattungen zu rechtfertigen, wie sie 
früher von Schumacher. und Risso, und kürzlich von Möller 
versucht ist. Letzterer unterscheidet (Index Molluscorum 
Groenlandiae p. 18, möchte doch bald die verheissene, aus- 
führlichere Arbeit erscheinen!) Nucula, Leda Schum. (= Lem- 
bulus Risso) und Yoldia Möller, nach folgenden Kennzeichen 
des Thieres: 
Nucula Animal sine tubis exsertilibus; pede brevi, crasso; 
pallii parte solum inferiore aperta. 
Leda Animal tubis brevibus, tenuibus, rectis praeditum; pede 
longo, tenui, flexili; pallio toto aperto; marginibus simplicibus, 
Yoldia Animal tubis longis curvatis instructum; pede magno 
valido; pallio toto aperto, marginibus postice ciliatis. 

Die von mir untersuchte Nucıla sulcata gehört zu Nu- 
eula im engern Sinne; N. emarginata (vectius pella) zu 
Leda. Bei der ersten ist ganz unstreitig nicht ein pallium 
parte solummodo, inferiore apertum, sondern ein pallium totum 
apertum. Das von Möller angegebene Kennzeichen passt daher 
nicht auf alle Arten. Dennoch glaube ich, dass man Nu- 


Bemerkungen über einige Muschelgeschlechter. 195 


eula im engern Sinne abtrennen muss; das. Thier (ist jeden- 
falls durch den Mangel der Siphonen, die Schale durch den 
gekerbten, geschlossenen: Rand sehr ausgezeichnet. Vielleicht 
findet sich auch bei allen Arten die sonderbare Eigenthümlich- 
keit der zwei höchst ungleichen appendices buccales, und die 
kurzen, verhältnissmässig breiten Kiemen. — Von geringerer 
Bedeutung scheinen mir die Unterschiede zwischen Yoldia und 
Leda und glaube ich, dass es genug Zwischenformen giebt, 
welche die angegebenen Unterschiede verwischen werden. So 
giebt es höchst wahrscheinlich Nuecula-Arten, deren Siphonen 
weder so kurz und so gerade sind, wie sie Möller bei Zeda 
angiebt, noch 'so lang und so gekrümmt sind, wie sie von 
Yoldia verlangt werden, und was ‘gar die Differenzen der 
Schale anbetrifit, so kenne ich eine Menge Arten, welche 
weder zu Leda noch zu Yoldia gebracht werden können, nach 
den von Möller für beide gegebenen Definitionen. — Vielleicht 
ist indessen meine Meinung irrig, und wir erhalten von Möl- 
ler noch eine genauere Angabe, und Unterschiede, die nicht 
von einzelnen Arten, sondern von der ganzen Reihe’ dersel- 
ben geschöpft sind. 


6. Arca dilwii Lawmk. 


Meines Wissens hat noch‘ Niemand ‘eine Arca aus‘ der 
Abtheilung: mit vollkonimen geschlossenen, stark  gerippten 
Schalen untersucht. Ich war daher um so mehr erfreut, als 
ich im December 1838 zu Neapel eine Arca diluvii Lamk. 
(antiguata Poli et Broechi) mit,dem Thier bekam, als diese 
Art im Mittelmeer recht selten ist. Ich konnte ‘es leider nicht 
auf der Stelle ımtersuchen, sondern erst nachdem es' bereits 
ein paar Tage im Spiritus gelegen hatte. Es zeigt die grösste 
Uebereinstimmung mit 4A. barbata etc. Der ganz gespaltene 
Mantel ist am Rande schwach gekerbt, blass orangegelb und 
etwas marmorirt, hinten dunkler. Der Fuss ist etwas länger 
als bei A, barbata, der vordere spitze Theil dagegen etwas 
kürzer, lebhaft orangegelb, Ein Byssus sass nicht daran, allein 
ich vermüthe, dass ein solcher vorhanden gewesen ist. Die 
vordere Hälfte des untern Randes des Wusses ‚zeigt nämlich 
eine lanzettförmige Vertiefung oder Faltung (wie bei Peetun- 
eulus und Nucula), dann wird der Unterrand eine Linie lang 

13% 


196 A. Philippi: Bemerkungen über einige Muschelgeschlechter. 


etwa schneidend, und nun folgt eine Furche in demselben, 
die etwa den dritten Theil der übrigen Länge des Randes 
einnimmt, und in welcher wahrscheinlich ein Byssus gesessen 
hat. Die beiden appendices buccales jederseits sind wie 
bei Arca barbata, nicht bloss untereinander verwachsen, son- 
dern auch mit ihrem innern Rande ganz an den Körper des 
Thieres angewachsen, und mit denen der gegenüberstehenden 
Seite vereinigt. Die Kiemen bestehen ebenfalls aus einzel- 
nen Fäden, und es findet nur der Unterschied statt, dass der 
fleischige Theil, welcher die Fäden trägt, weit nach hinten in 
eine Spitze verlängert ist, oberhalb welcher eine scharfkantige, 
am Rande etwas gekerbte Verbindung horizontal von einer 
Kieme zur andern verläuft, die sich bis hinter den hintern 
Schliessmuskel der Schale erstreckt. — Es scheinen also die 
gerippten Arca-Arten in der Mitte zwischen den ungerippten 
Arten und Pectunculus zu stehen, namentlich durch die Bil- 
dung des Fusses. Indessen dürfte es doch rathsam sein, noch 
mehr Beobachtungen abzuwarten, ehe man die gerippten Arca- 
Arten von den ungerippten, klaffenden generisch trennt.  Viel- 
leicht zeigen sich noch mehr Verschiedenheiten unter den bis- 
her zu Arca gerechneten Thieren, so dass in Zukunft mehr 
als zwei Abtheilungen gemacht werden müssen. Arca tor- 
tuosa (Trisis Oken) und Arca pectunculoides Scacchi sind 
namentlich zwei sehr abweichende Formen. Indessen halte 
ich es für wahrhaft unerquicklich, wenn jemand, wie es leider 
dann und wann geschieht, eine einzelne, auffallend gebildete 
Spezies herausgreift, ihr einen generischen Namen giebt, und 
sagt „ich betrachte sie als den Typus eines neuen Geschlechts”, 
und damit Punetum. Die Hauptaufgabe ist gar nicht möglichst 
viele Genera und mihi’s aufzustellen, sondern die Kennzeichen 
auszumitteln, woran ein Genus sich unterscheiden lässt. Ich 
weiss kein Kennzeichen, um Pyrula, Fusus, Murex in allen 
Fällen zu unterscheiden, und wenn nun z. B. von einem Fu- 
sus gesagt wird, ich betrachte diese Art als den Typus eines 
neuen Geschlechts, welches ich Atractus nenne, so beneide 
ich die Zuversicht, mit der so etwas gesagt werden kann. 


197 


Anatomie von Ampullaria urceus und über die 
Gattung Lanistes Montf. 


Von 
Dr. F. H. Troschel. 
(Hierzu Taf. VII). 


Einige Arten der Gattung Ampullaria erreichen eine sehr 
bedeutende Grösse, namentlich die Ampullaria urceus Fer., 
dieselbe welche zuerst Müller als Nerzta wurceus beschrieb, 
und welche Lamarck Ampullaria rugosa nannte. Sie hat 
die Grösse einer menschlichen Faust. Diese Art ist dem 
zoologischen Museum in mehreren schönen Exemplaren aus 
Guiana durch Herrn Richard Schomburgk zugekommen, 
und ich nahm daher Gelegenheit, das Thier einer genaueren 
anatomischen Untersuchung zu unterwerfen. Die nächste Ver- 
anlassıng dazu war der Wunsch, einen Zweifel zu lösen, der 
mir vom höchsten Interesse schien. 

Es ist eine bekannte Thatsache, dass die Ampullarien in 
den Flüssen heisser Länder leben, und dass sie während der 
trocknen Jahreszeit, in welcher diese Flüsse ganz austrock- 
nen, Monate lang im festgewordenen Schlamme eingeschlossen 
liegen, ohne auch nur einen Tropfen Wasser zu haben. Den- 
noch leben sie in ihrem mit einem Deckel verschlossenen 
Hause fort. 

Deshayes erzählt in der zweiten Ausgabe der Lamarck- 
schen Histoire naturelle des animaux sans vertebres, dass 
Calliaud nach der Rückkehr von seiner Reise in das nord- 
östliche Afrika Süsswassermollusken aus dem obern Nil nach 
Paris geschickt erhielt, welche lebendig in eine Kiste gewor- 
fen waren, in der Meinung, sie würden daselbst wohl wäh- 
rend der Reise sterben. Man hatte sich die Mühe ersparen 
wollen, die Schalen erst von ihren Bewohnern zu reinigen. 
Die Kiste blieb länger als vier Monate unterwegs, und Cal- 
liaud warf den ganzen stinkenden Inhalt in Wasser. Er er- 


198 Trosche]: Anatomie von Ampullaria urceus 


staunte nicht wenig, als er sah, dass nach einigen Stunden 
alle Ampullarien, welche sich unter den Mollusken befanden, 
munter auf dem Boden der Wanne umherkrochen, 

Wären es Landschnecken gewesen, welche so lange Zeit 
eng verpackt ihr Leben erhielten, so hätte das nicht auffallen 
können. Es sind Fälle genug bekannt, in denen solche Thiere 
Monate lang ohne Nahrung und ohne Feuchtigkeit zugebracht 
haben, ohne zu sterben. Ich selbst habe unter eingesandten 
Naturalien Helix-Arten lebendig in Berlin erhalten, die in Grie- 
chenland und auf Cuba verpackt waren. Es wäre daher auch 
leicht, derartige Thiere hier einheimisch zu machen, wenn 
nicht unser unglückliches Winterklima es verhinderte, — Ein 
Exemplar unserer einheimischen Helix nemoralis lebte, in mei- 
nem. Zimmer unterhalb. des Fensterbrettes anhängend,. natür- 
lich ganz in ihr Haus, zurückgezogen, von Pfingsten bis in 
den Herbst, ohne sich vom Flecke zu bewegen. Als ich ihr 
dann ‚einige Tropfen Wasser gab, fing sie an, unverfallen und 
gesund, umherzukriechen, Eine auffallende Erscheinung. ist 
es, dass die Limnaeen und die übrigen im Wasser lebenden 
Lungenschnecken während des Winters gar nicht zu athmen 
scheinen, da sie doch, im Sommer kaum 24 Stunden leben 
können, ohne Luft zu schöpfen. Im Winter werden sie oft 
durch Eis verhindert, ‚an die Oberfläche des Wassers zu kom- 
men, aber selbst bei oflenem Wasser sieht man diese Thiere 
im, Winter nie zum Vorschein kommen. Sie sitzen ‚stumpf- 
sinnig an. Steinen, Balken, Wasserpflanzen, festgesogen mit 
der Fusssohle, und bewegen sich nieht vom Fleck. ‚Man hat 
ihnen deshalb eine Athmung mittelst Kiemen neben der durch 
Lungen zuschreiben wollen, es sind indess keine Kiemen vor- 
handen. Man. muss diesen Zustand als eine Herabstimmung 
der ganzen Lebensthätigkeit, als einen wirklichen Winterschlaf 
ansehen. . Fröschen, welche den Winter hindurch, unter Was- 
ser liegend, in der Erstarrung zubringen, wird man doch des- 
halb nicht Kiemen zuschreiben wollen! 

Anders ist das Verhalten bei den Ampullarien, denn sie 
sind nicht nur in Kisten, des Wassers völlig beraubt, leben- 
dig geblieben, ‚sondern sie leben auch während der heissen 
Monate, wie ich bereits vorhin bemerkt habe), in dem: hart 
gewordenen Schlamm der ausgetrockneten, Flüsse eingeschlos- 


und über die Gättung Lanistes Montf. 199 


sen. Diese Erscheinung hat natürlich die Aufmerksanıkeit der 
Naturforscher auf sich gezogen, und es sind mehrere Erklä- 
rungen dafür gegeben worden, welche sich jedoch in der 
Weise widersprechen, dass nur die eine richtig sein kann. 

Deshayes stellt die Meinung auf, dass in einer über 
der Kiemenhöhle liegenden grossen Tasche, welche durch eine 
Verdoppelung der obern Wandung derselben entsteht, und 
zu der ein Loch über der Kieme führt, stets Wasser vorhan- 
den sei, wenn das Thier im Wasser sich befinde, und dass 
diese Tasche mit Wasser erfüllt bleibe, wenn das Thier sich 
in sein Gehäuse zurückzieht, und dieses mittelst seines Dek- 
kels verschliesst. Dadurch meint er, sei eine hinreichende 
Menge Wasser vorhanden, um dem Athmungsgeschäfte wälı- 
rend der Zeit der Trockenheit zu genügen. 

Guilding sagt im dritten Bande des Zoological Journal 
bei Gelegenheit der Beschreibung mehrerer Mollusken von 
den Caraiben-Inseln über die Ampullarien Folgendes: Die 
Ampullarien bewegen sich langsam; um zu atlımen kommen 
sie an die Oberfläche und halten den linken Flügel des Nak- 
kens in eine steife Röhre zusammen; während sie athmeh, 
beugen sie die Fühler und ziehen den Kopf langsam zurück, 
indem sie mit der Spitze der Röhre Luft aufnehmen. 

D’Orbigny erzählt in seiner Voyage dans l’Amerique 
meridionale, dass er bei seiner Abreise von Buenos Ayres in 
Februar 1827 lebende Ampullarien in eine Kiste packte, um 
zu sehen, ob sie bei seiner Rückkehr noch am Leben sein 
würden. Er nahm auch einige mit auf die Reise. Die letz: 
teren lebten nur acht Monate; die zurückgelassenen lebten 
jedoch noch nach 13 Monaten in ihrer Kiste, und krochen 
umher, sobald sie in Wasser gesetzt wurden. Bei der Erklä- 
rung dieser Thatsache stimmt aber d’Orbigny weder mit Des- 
hayes, noch mit Guilding überein, sondern er hält die Am- 
pullarien einer doppelten Athmung für fähig, erstens durch 
Kiemen und zweitens durch Lungen. Deshalb setzt er auch 
die Gattung in die Abtheilung der Lungenschnecken neben 
Oyelostoma. 

"Eine Anatomie einer mit Kalkdeckel versehenen Art, Am- 
pullaria eelebensis @. et G. findet sich in der Voyage de 
VAstrolabe von Dumont d’Urville Zoologie IM. p. 163 bear- 


200 Troschel: Anatomie von Ampullaria urceus 


beitet: von Quoy und Gaimard, worin ebenfalls gesagt wird, 
dass über der Kiemenhöhle eine Lungenhöhle vorhanden sei, 
welche theils neben der Kieme zum Athmen diene, theils zur 
Erleichterung der Ortsbewegung beitrage, indem dadurch die 
ziemlich plumpe Masse specifisch leichter werde. 

Diese entgegengesetzten Ansichten verschiedener so sehr 
anerkannter Naturforscher veranlassten mich zu dem Versuche, 
auf anatomischen Wege die Wahrheit in Betreff der Respira- 
tion. dieser Thiere zu ermitteln. Es ergab sich, dass die 
d’Orbignysche und Quoysche Ansicht die richtige, dass das 
Thier wirklich einer doppelten Athmung fähig sei, und. dass 
es daher gewiss zu den merkwürdigsten und interessantesten 
Mollusken gehöre. Bei dieser Gelegenheit kam ich denn auf 
mehrere interessante Punkte in der Organisation dieser Thiere, 
durch deren Bekanntmachung ich eine genauere Kenntniss 
derselben zu verbreiten glaube, als man sie bisher besass. 

Ueber dem Fusse, welcher in Fig. 1 im contrahirten Zu- 
stande, wie er sich an dem benutzten Weingeist- Exemplare 
zeigte, abgebildet ist, und welcher auf seiner hintern Ober- 
fläche den hornigen Deckel (g) trägt, liegt zunächst derjenige 
Theil des Thiers, welchen man gewöhnlich als Kopf bezeich- 
net. Dicht über dem Kopfe liegt querüber der Rand. des 
Mantels, welcher zugleich dem Rande der Schale entspricht, 
und die breite Oefinung zwischen Kopf und Mantel bildet den 
Eingang in die Kiemenhöhle. In der Figur, ist die Kiemen- 
höhle durch zwei Längsschnitte in der obern Wand geöffnet, 
um das Innere der Kiemenhöhle sehen zu lassen. Der Lap- 
pen, welcher in der Mitte durch die beiden Längsschnitte be- 
weglich wurde, ist in die Höhe geklappt; die zusammengehö- 
rigen Stellen des Randes sind mit den Buchstaben x, z' und 
y y' bezeichnet. 

Am Kopfe findet man ganz vorn in der Mitte eine flei- 
schige Masse a, in deren Mitte der Eingang in den Mund 
liegt. Nach beiden Seiten dehnt sich dieser Theil des Kopfes 
in eine spitze conische Verlängerung aus, deren Spitze gleich- 
sam abgesetzt und etwas beweglich zu sein scheint; manche 
Naturforscher sehen diese Spitzen als ein Fühlerpaar an; jede 
erhält ihren besondern Nery aus dem oberen Ganglion. des 
Schlundringes. — Hinter diesen liegen die eigentlichen Füh- 


und über die Gattung Lanistes Montf. 201 


Ter 5, die ebenfalls ihre Nerven vom oberen Ganglion des 
Schlundringes ihrer Seite empfangen, Sie sind 'kegelförmig 
und spitz und können sich nicht einstülpen, sondern nur 
durch Contraction verkürzen. Am Grunde eines jeden hin- 
tern Fühlers findet sich ein rundlicher starker Höcker ce, der 
unten mit dem Fühler verschmolzen ist, und der das schwarze 
Auge trägt, welches von der Haut überzogen ist. 

Neben dem linken Fühler, nach aussen, liegt ein Fleisch- 
lappen, dessen flache Ränder nach oben umgefaltet sind, so 
dass sie sich fast berühren. Dies ist die Athemröhre im stark 
contrahirten Zustande. Nach d’Orbigny ist dieselbe einer be- 
deutenden Ausdehnung fähig. Einigen wenigen südamerikani- 
schen Gattungen fehlt diese Athemröhre durchaus, und das 
hat d’Orbigny veranlasst die Gattung in zwei zu trennen; 
denen mit langer. Athemröhre lässt er den Namen Ampullaria, 
die ohne Athemröhre nannte er zuerst Asolene, änderte aber 
später den Namen in Ampulloida um. Diese Athemröhre ist 
es, welcher Guilding das Geschäft. zuschreibt, Luft einzu- 
nehmen. 

An der rechten Seite neben und hinter dem Fühler findet 
sich keine Athemröhre, sondern nur eine breite seichte ‚Aus- 
bucht, welche als eine Andeutung zu einer Athemröhre 'be- 
trachtet werden muss. Guilding giebt an, durch diese rechte 
Athemröhre trete das Wasser in die Kiemenhöhle; ihr legt 
er auch die Function des Auswerfens der Excremente' bei, 
was ohne Zweifel richtig ist, da gerade über ihr der’ After 
sich öffnet. 

An der rechten Seite des Thiers, oberhalb in der Kie- 
menhöhle nalıe dem vorderen Rande, springt ein muskulöser, 
dicker Lappen 4 vor, der mit seiner Spitze in das Innere der 
Kiemenhöhle ragt. Seine Ränder sind so umgefaltet, dass sie 
zwischen sich eine gekrümmte tiefe Rinne lassen; in ihr liegt 
ein langer weisser Faden, der Penis, — Es sind die inne- 
ren Theile der Geschlechtsorgane wenig entwickelt, was mich 
auf die Vermuthung bringt, die Thiere seien in einer Jahres- 

zeit gesammelt, welche nicht für die Fortpflanzung bestimmt 
ist, Dadurch bleibt freilich eine Lücke in meinen Unter- 
suchungen. 

Vom Grunde des Penis aus zieht sich die Reihe der blatt- 


202 Troschel: Anatomie von Ampullaria urceus 


förmigen Riemen quer über das’ ganze Thier im hintern Grunde 
der Kiemenhöhle hin. 

An der Decke der Kiemenhöhle, nahe der linken Seite 
des Thieres und über der linken Athemröhre gelegen, führt 
eine mit häutigem Wulst umgebene grosse Oefinung in eine 
weite Höhlung, welche sich in der Kiemenhöhlendecke be- 
findet. Vor dieser Oeffnung liegt eine dicke muskulöse Klappe 
von fast viereckiger Gestalt, welche oflenbar dazu dient, die 
Oefinung zu verschliessen. Ihr freier Rand ist eigenthümlich 
gebildet; er ist mit vielen feinen Blättchen eingefasst, die ein 
kiemenartiges Ansehen geben. Nach oben und unten sind sie 
frei, in der Mitte sind sie verwachsen, so dass sich auf ihren 
Gipfeln gleichsam ein sie verbindender Faden hinzieht. Die 
zweite rudimentäre Kieme an der linken Seite des Thiers, 
von der Quoy und Gaimard am angeführten Orte sprechen, 
ist wohl ohne Zweifel nichts anderes, als diese Klappe, und 
die Verf. wurden wohl durch die blättrige Beschaffenheit des 
Randes bewogen, sie für eine Kieme zu halten. Die Höhle 
selbst, in welche dieser Eingang führt, ist fach aber fast so 
lang und so breit wie die Kiemenhöhle. Auf ihrer oberen 
und unteren Wandung verlaufen Gefässe wie in der Lungen- 
höhle der Limnaeen; sie ist Lungenhöhle. 

Au zerbrochenen Sticken der Schale bemerkt man immer 
zwei Schichten von Kalkmassen, von denen die äussere un- 
mittelbar unter der Epidermis liegt; die innere berührt dann 
die Oberfläche des Tliiers. Beide bestehen aus äusserst feinen 
Lamellen, welche nicht mit der Oberfläche der Schale paral- 
lel laufen, wie es bei vielen Muscheln, z. B. den Austern ge- 
funden wird, sondern senkrecht auf dieselbe stehen. Die La- 
mellen ‘der beiden Schichten haben auch nicht untereinander 
dieselbe Richtung, denn die der äussern Schicht laufen paral- 
lel mit dem Aussenrande der Mündung, entsprechen also den 
sogenannten Anwachsstreifen; die der innern Schicht verlaufen 
gerade senkrecht auf den Aussenrand der Mündung, kreuzen 
sich also mit den Anwachsstreifen, und folgen der Längsrich- 
tung des Thiers. Aus der verschiedenen Lage der Lamellen 
in beiden Schichten glaube ich den Schluss ziehen zu können, 
dass die beiden Schichten von verschiedenen Häuten gebildet 


und über’ die Gattung ‘Lanistes Montf.‘ 203 


werden. : So viel mir bekannt ist, hat man eine ‚ähnliche 
Struktur noch bei keiner Schnecke beobachtet. 

Das sehr entwickelte Nervensystem der Ampullarien ist 
in Fig. 3 abgebildet. Ganz vorn an der Mundmasse liegt 
jederseits ein Knoten @, der nach vorn drei Nerven entsen- 
det. Der innerste ‘derselben 2 bildet ein breites Band, wel- 
ches sich in den vordern Fühler verzweigt; der mittlere e 
geht in den hinteren Fühler, in welchem "er vielfache Aeste 
an die innern Wände desselben abgiebt; der äussere d geht 
ins Auge, j 

Diese beiden Hauptganglien # sind ausserdem über der 
Mundmasse durch ein breites Band e verbunden. In einiger 
Entfernung hinter dem ersten Schlundringe liegt quer über 
der Mundmasse, etwa da, wo sich die Speicheldrüsen an den 
weiten Schlund legen, ein zweites Band, welches unter dem 
Schlunde mit Nerven: in Verbindung steht, die wieder mit 
dem vordern Schlundringe Zusammenhang haben. 

‘Die beiden Knoten @ stehen nach unten durch zwei 
grosse und viele kleine Fäden mit‘ den unter dem Schlund 
ziemlich nahe aneinander liegenden grossen Ganglien in’ Ver- 
bindung, welche unter einander durch so viele Fäden zusam- 
menhängen, dass sie gleichsam durch eine Nervenhaut ver- 
wachsen sind. Von ihnen geht nach hinten jederseits ein 
Nervenfaden, der sich bald in den Muskeln verbirgt, aber 
deshalb ausserordentlich leicht und klar verfolgt werden kann, 
weil er in einer Höhlung zwischen den Muskeln sich hinzieht; 
welche sich mit dem Messer leicht der Länge nach aufschnei- 
den lässt, wodurch dann der ganze Nerv als ein starker weis- 
ser Faden sichtbar wird. Beide Fäden, der rechte wie der 
linke, gehen ziemlich dieht unter der Muskelschicht, welche 
von unten her die Leibeshöhle begrenzt, nach hinten und ver- 
einigen sich später zu einem Ganglion 2, welches in der Nähe 
des Herzens liegt. Beide Fäden entsenden Nerven zu den 
einzelnen Organen. Der linke schickt einen Nerv‘ zu der 
Athemröhre bei k, einen Z zu der Klappe, welche bestimmt 
ist die Lungenhöhle zu verschliessen und einige kleinere, die 
sieh nicht weiter verfolgen lassen. Der’ rechts ‘verlaufende 
Nervenfaden giebt nur kleine Nerven ab, ‘die sieh nicht ver- 
folgen lassen. Der von dem Ganglion ö nach hinten abgehende 


204 Troschel: Anatomie von Ampullaria urceus 


Nerv: theilt sich bald in zwei Aeste, die mit dem Herzen und 
den Kiemen in Verbindung zu stehen scheinen. 

Endlich ist noch eines grossen Nerven » Erwähnung zu 
thun, welcher aus dem untern rechten Ganglion des Schlund- 
ringes entspringt. Kurz vor seinem Ende gabelt er sich, der 
eine Zweig s geht an das Organ, in dessen Furche sich der 
Penis legt, der andere / geht an den Grund des Penis selbst. 

Schon aus dem worhin Gesagten über die seltsame Le- 
bensweise dieser Thiere und die Eigenthümlichkeit der dop- 
pelten Athmung geht hervor, dass die Organe der Circulation 
und Respiration eine besondere Aufmerksamkeit verdienen. 
Fig. 2 ist dazu bestimmt, die Lage der Organe zu veran- 
schaulichen, welche diese Functionen verrichten. An der lin- 
ken Seite des Thiers, dicht hinter und neben der Kiemenhöhle 
liegt über dem weiten Oesophagus der Herzbeutel. In ihm 
zeigt sich auf der Abbildung das Herz a, welches völlig frei 
liegt, so dass es nur an zwei Punkten befestigt ist, einmal 
durch einen schmalen, sehr kurzen Kanal an den Vorhof 5, 
zweitens an seiner Spitze, wo es in die Arterie mündet. In 
den Verhof ergiessen sich zwei Hauptvenenstämme. Der eine 
ce zieht sich fastum den ganzen Rand der Kiemenhöhle herum; 
er ist ein sehr weites Gefäss, welches aus der obern und 
untern Wand der Lungenhöhle, die in der Abbildung durch 
einen zurückgeschlagenen Lappen % geöffnet ist, Gefässe 
empfängt. Innerhalb der Kiemenhöhle zieht sich unmittelbar 
unter diesem Gefäss ce die Reihe der Kiemenblättchen hin, 
deren Adern alle in den Gefässstamm e münden. Es ist dies 
also die Kiemenvene. 

Die untere Wandung der Lungenhöhle ist mit weiten Ge- 
fässen durchzogen. Diese vereinigen sich von zwei Seiten 
her in einen Stamm d, der sich dicht neben der Kiemenvene 
in den Vorhof mündet. Er ist die Lungenvene. Es ist dies 
ein gewiss seltenes Beispiel davon, dass bei einem Thier 
eine Kiemenvene und eine Lungenvene sich nebeneinander in 
den Vorhof münden. 

Die Adern, welche sich in die Lungenvene münden, 
stehen auch mit der Kiemenvene in unmittelbarem Zusammen- 
hange, so dass sich von der Lungenvene aus auch die Kie- 
menvene mit Luft aufblasen lässt. i 


und über die Gattung Lanistes Montf. 205 


Aus der Vorkammer führt, wie bei allen Schnecken eine 
Spalte in die Herzkammer. Am Eintritt in die Herzkammer 
befinden sich zwei Klappen, welche in die Herzkammer hin- 
einragen. Diese Klappen weichen dem aus der Vorkammer 
in die Herzkammer tretenden Blut aus, umgekehrt aber wer- 
den sie durch das zurückgepresste Blut bei der Contraction 
der Herzkammer so aneinander gedrückt, dass sie den Rück- 
tritt des Blutes vollständig verhindern. Man kann nicht ein- 
mal von der Herzkammer aus Luft in die Vorkammer blasen. 
Beim Ausgange des Herzens in die Arterie findet sich eben- 
falls eine Klappe, welche den Rücktritt des Blutes verhindert. 

Das Herz steht durch einen äusserst kurzen Kanal mit 
einem weiten quervorliegenden Gefässe e, der Arterie in Ver- 
bindung. Die Arterie geht nach vorn in ein kugliges Organ 
f über, welches noch im Herzbeutel liegt. Es bildet eine 
Blase von ziemlich fester Beschaffenheit, deren innere Wand 
im Grunde glatt, nach oben mit grösseren und kleineren po- 
lygonalen niedrigen Wärzchen dicht besetzt ist. Die Deutung 
dieses Organs, das sich bei keiner anderen Schnecke wieder- 
findet, ist mir räthselhaft. Es möchte ein Reservoir für eben 
aus dem Herzen kommendes arterielles Blut sein. Nach ..vorn 
tritt wieder ein Gefäss aus, welches sich nicht weit verfolgen 
lässt. Nach hinten setzt sich die Arterie vom Herzen aus 
ebenfalls fort und schlägt sich um die Leber. Sie giebt an 
verschiedenen Punkten feine Arterien ab. 

Ich will hier gleich noch eines Organs erwähnen, welches 
mit der Circulation in sofern innigst zusammenhängt, "als es 
innerhalb der Kiemenhöhle ganz nahe dem Herzen und neben 
der Kiemenvene so liegt, dass es unmittelbar aus ihr eine 
Menge kleiner Gefässe empfängt, welche sich im Innern der 
Kiemenvene als eine Reihe von Löchern zeigen. In Fig. 4 
ist die Kiemenvene durch einen Längsschnitt geöflnet darge- 
stellt. Daneben liegt wie ein Polster das Organ, von dem 
eben die Rede ist, und von dessen Decke ein Theil durch 
einen Schnitt entfernt ist, um das Innere zu zeigen. In der 
Mitte verläuft ein Gang in der Längsrichtung des Organs, 
und um denselben herum liegen viele regelmässige Lamellen, 
welche mit ihren Rändern an die obere und untere Wand 
des Organs ımd an die Wände des mittleren Ganges fest- 


206 Troschel: Anatomie von Ampullaria urceus 


gewachsen sind. Dies Organ findet sich bei allen Schnecken, 
nun meist. weniger deutlich wegen der Kleinheit des Thieres. 
CGuvier sieht dieses Organ als Schleimorgan an, weil Schleim 
aus ihm: hervortritt, wenn man. an dasselbe drückt.  Neuer- 
lieh. hat man Harnsäure in demselben nachgewiesen, und das 
Organ muss daher als Niere angesprochen werden. Bei der 
Grösse der Ampullaria ist es. auch. sehr leicht, den Ausfüh- 
rungsgang dieses Organs zu verfolgen, er zieht sich längs 
dem weiten Reectum hin und öffnet sich neben dem. After. 
Es ist mir übrigens gar nicht unwahrscheinlich, dass das Or- 
gan, wie es Cuvier deutet, den Schleim absondere, mit wel- 
chem alle Schnecken in so reichem Maasse ihren Körper über- 
ziehen, um ihn. schlüpfrig zu erhalten; dieser Schleim wäre 
dann dem Urin der höheren Thiere identisch, und es spräche 
sich darin eine schöne Oeconomie der Natur aus, welche 
hier selbst diejenigen Stoffe zum Nutzen des Organismus ver- 
wendet, welche bei den höheren Thieren als nutzlos entfernt 
werden. 

Bei den Planorben habe ich es häufig gesehen, wie sie 
eine, grosse Menge rothen Schleims ausleeren, wenn man’ sie 
reizt, besonders wenn man sie in Weingeist legt, um sie zu 
tödten. Dieser Schleim fliesst in der Nähe des Afters aus, 
wie aus einer engen Oefinung, also wahrscheinlich aus’ der 
Oefinung des Ausführungsganges der Niere; man kann’ sagen: 
das Thier lässt vor Angst Urin beim Todeskampfe. 

Hinter dem äusseren Eingange in den‘ Mund liegt die 
fleischige Mundmasse (la masse charnue Cuy.), welehe die 
Kauwerkzeuge enthält. Fig. 5 stellt ‚dieses Organ von oben 
durch einen Längsschnitt geöffnet, dar. Vorn und oben liegt 
in derselben ein horniger Kiefer von beträchtlicher | Grösse, 
der. aus einem mittleren verdiekten vorn abgerundeten, und 
zwei flachen seitlichen nach aussen und unten sich abwärts 
senkenden Theilen besteht, so dass das Ganze dadurch eine 
sattelförmige Gestalt erhält. Dieser Kiefer liegt ziemlich lose 
in‘ der Mundmasse über dem vordern Theil der sogenannten 
Zunge; 'so dass man, nachdem die Mundmasse von oben durch 
einen Längsschnitt geöfinet. ist, dem ‚ganzen Kiefer mittelst 
einer Pincette leicht herausheben kann. Die. Form des Kie- 
fers weicht: völlig von dem meist vorhandenen Oberkiefer der 


und über die Gattung Lanistes Montf. 207 


Lungenschnecken ab, und erinnert am meisten. an den ‚der 
Kreiselschnecken (Trochoiden), wo bei diesen ein Kiefer vor- 
handen ist. Von den Paludinen und Valvaten entfernen sich 
die Ampullarien sehr durch den Besitz dieses Kiefers, denn 
bei ihnen finden sich nur zwei seitliche mieroscopische aus 
Schüppchen zusammengesetzte Kieferrudimente. Rang giebt 
in seinem Manuel de Malacologie an, die Ampullarien ‚seien 
ganz 'kieferlos, was jedoch durch vorliegende Thatsache hin- 
reichend widerlegt wird. Freilich erfährt man nicht, auf wel- 
cher Species seine Behauptung sich gründet. Auch von Quoy 
und Gaymard l. c. wird keines Kiefers Erwähnung gethan, so 
dass es wahrscheinlich ist, es finde in dieser Beziehung eine 
Verschiedenheit statt, was dann die Absonderung einer Gat- 
tung begründen würde. 

Unter diesem Kiefer liegt der vordere Theil der soge- 
nannten Zunge, einer Membran, welche bei allen Cephalopo- 
den, Pteropoden, Gasteropoden, kurz bei allen denjenigen 
Mollusken vorhanden ist, welche einen Kopf besitzen. Sie 
fehlt ‘bei allen sogenannten Kopflosen, den Bivalven ‘oder 
Muscheln, und bei den Tunikaten oder Mantelthieren. Sie 
ruht wie überall, wo sie vorhanden ist, auf zwei nebeneinan- 
der gelegenen durch Haut verbundenen und durch viele-Mus- 
keln beweglichen Knorpelstücken von weisser Farbe, welche 
gemeinschaftlich eine umgekehrte Rinne bilden, und die ich 
Zungenknorpel nenne, Die Zunge ist bei den Ampullarien 
sehr gross und nähert sich in ihrer Gestalt und ihrer Bewafl- 
nung der der Paludinen, wogegen sie von der Zunge der 
Pulmonaten sehr abweicht, Auf ihrer Oberfläche ist sie mit 
plattenartigen Zähnen besetzt, welche in regelmässigen Quer- 
reihen und Längsreihen liegen. Die einzelnen 'Querreihen 
stimmen mit einander völlig überein, so dass die Kenntniss 
einer einzigen Querreihe genügt, um eine. Vorstellung von 
der ganzen Zunge zu haben; man hat sich dann nur viele 
solche Querreihen hinter einander zu denken. Ich habe es 
für hinreichend gehalten, in Fig. 6 ein Stück dieser Zunge 
abbilden zu lassen, etwa das, welches man in der ersten Fi- 
gur frei liegen sieht, und welches aus fünf Querreihen von 
Platten besteht. Jede Querreihe besteht aus 7 Zahnplatten, 
s0 dass sich demnach 7 Lüngsreihen von Zahnplatten auf der 


208 Troschel: Anatomie von Ampullaria urceus 


Zunge bilden. Die mittelste von diesen 7 Zahnplatten (die 
Mittelplatte) ist die breiteste, sie liegt mit ihrem hintern Ende 
der Zungenmembran auf, und ist so umgebogen, dass ihr obe- 
rer freier Rand nach hinten gerichtet ist. Hier unterscheidet 
man, natürlich bei starker Vergrösserung, einen mittlern gros- 
sen und jederseits zwei kleinere Vorspriinge, welche sämmt- 
lich abgerundet sind, so dass man diesen Rand erenulirt nen- 
nen kann. Die zunächst dieser mittlern liegenden Platten, 
eine rechts, die andere links (die Zwischenplatten), sind 
schmaler, Krümmen sich ebenfalls nach hinten, aber zugleich 
auch nach innen, und haben auch an ihrem freien Rande drei 
abgerundete Vorsprünge, von denen der mittlere der grösseste, 
der äussere der kleinste ist. Die beiden äussersten Reihen 
jederseits (die Seitenplatten) werden schon stachelartig, haben 
eine stumpfe nach hinten gebogene Spitze und liegen nach 
innen gerichtet, so dass die äussere Seitenplatte die ihr be- 
nachbarte innere Seitenplatte grossentheils, und diese die ihr 
benachbarte Zwischenplatte zum Theil bedeckt. 

Hinter der Mundmasse, welche die eben besprochenen 
Kauwerkzeuge enthält, entspringt der weite Oesophagus, wel- 
cher vorn enger ist, und dann zwei Anschwellungen macht, 
bevor er in den Magen übergeht. Neben dem vordern ver- 
engerten Theile des Schlundes liegen die beiden Speicheldrü- 
sen, welche dicht hinter der Mundmasse in den Oesophagus 
einmünden; längere Ausführungsgänge der Speicheldrüsen, wie 
sie oft bei den Schnecken vorkommen, sind hier nicht vor- 
handen. Der Magen hat eine kuglige Gestalt und besteht aus 
dünner aber fester Haut. Dicht neben dem Eintritt ‘des Oeso- 
phagus in den Magen entspringt der Darm aus demselben, 
schlingt sich mit unregelmässigen Krümmungen durch die Le- 
ber und erweitert sich zum Rectum, welches die ganze Kie- 
menreihe begleitend sich neben dem Penis in den After öffnet. 
Die Leber ist überall so fest mit Magen und Darmkanal ver- 
wachsen, und giebt in beide so viele grosse und kleine Gal- 
lengänge ab, dass es sehr schwer hält, diese Organe deutlich 
von einander zu trennen. 

Nachdem ich so den anatomischen Theil der Naturge- 
schichte der Ampullarien bis auf die Geschlechtsorgane abge- 
handelt habe, und dadurch eine hinreichend genaue Kenntniss 


und über die Gattung Lanistes Montf, 209 


von der Organisation ‘des Thieres vorliegt, wende ich mich 
zu der Frage, welche Stellung wohl die Ampullarien im Sy- 
stem ‚einnehmen möchten. 

Cuvier hat als erstes Eintheilungsprineip in der Ord- 
nung der Gasteropoden die Beschaffenheit der Athemorgane 
benutzt, und danach muss man die Ampullarien als ein Ueber- 
gangsglied zwischen den Lungenschnecken und den Kammkie- 
mern. betrachten; sie athmen ja durch Lungen und durch 
Kiemen. Jedenfalls stehen sie aber den Kammkiemern doch 
näher in‘ der Organisation der übrigen Organe. Sie haben 
einen Deckel, sind getrennten Geschlechts, und ihre Mund- 
theile weichen ganz von dem Typus der Lungenschnecken ab, 
indem sie sich sehr dem der Paludinen nähern. 

Unter den Lungenschnecken giebt es auch eine Ueber- 
gangsform, nämlich die Cyclostomen. Sie athmen zwar nur 
Luft, und gar nicht durch Kiemen, indessen sie haben auch 
einen Deckel, sind getrennten Geschlechts und ihre Mund- 
theile ähneln denen der Kammkiemer. 

Rang sonderte in seinem Manuel die Helicinen und Cy- 
elostomen von den Pulmonaten als besondere Ordnung Pul- 
mones opercules Fer. ab, und d’Orbigny erkannte die nahe 
Verwandtschaft der Ampullarien zu den Cyclostomen, weshalb 
er auch die Ampullarien zu den Pulmonaten stellte. 

Nach meiner Ansicht muss ein System möglichst klar und 
von bestimmten ‘Charakteren abhängig sein, so dass gar kein 
Zweifel bei der Bestimmung der Thiere übrig bleibt, ohne 
jedoch zu einem rein künstlichen System herabzusinken. Es 
muss daher das Bestreben der Naturforscher sein, den natür- 
lichen Gruppen ihre beständigen Charaktere‘ abzulauschen. 
Diese Charaktere werden aber um so sicherer, je genauer 
man unterscheidet und je mehr man abtheilt. Natürlich immer 
mit Maass. Je mehr verschiedene Formen man vereinigt lässt, 
um so schwieriger wird ihre gemeinsame Charakteristik; das 
gilt von Ordnungen, Unterordnungen, Gruppen, Familien, bis 
hinab auf die Gattungen. Bis auf die Arten (Species) mag 
ich diesen Ausspruch nicht ausdehnen, weil er den sogenann- 
ten Speciesmachern zu sehr das Wort reden würde. Es ver- 


steht sich auch von selbst, dass überall, wo man eintheilt, 
Archiv £, Naturgeschichte, XI, Jahrg. 1, Bd. 414 


210 Trosehel: Anatomie von Ampullaria urceus 


wirkliche walirtiehmbare Verschiedenheiten, die nicht in Ueber- 
gängen mit einander verschmelzen, vorhanden sein müssen. 

Die Gattung Cycelostoma mit ihren Verwandten stört die 
Sicherheit des Begriffs der Pulmonaten, die Ampullarien stö- 
ren wegen ihrer Lungen .die Trennung der Kammkiemer von 
den Pulmonaten !). Deshalb scheint es mir nicht nur zweck- 
mässig, sondern in der Natur begründet, und daher nothwen- 
dig, die Cyelostomen und Ampullarien herauszunehmen und 
zu einer eigenen Unterordnung zwischen Pulmonaten und Pe- 
etinibranchien zu vereinigen, und dieselbe, um nicht immer- 
fort neue Namen zu erfinden, mit der Ferussacschen Benen- 
nung zu bezeichnen: 


Pulmonata operculata. 
Alle athmen Luft in besonderen Lungenhöblen, alle haben 
ein gewundenes Gehäuse und einen Deckel, ihre Mundtheile 
sind nach dem Typus der Kammkiemer gebildet. 


Hierher gehören folgende Familien: 


1. Oyelostomidae. 


Sie leben auf dem Lande, athmen nur Luft, sind getrenn- 
ten Geschlechts und besitzen zwei Tentakeln, an deren äus- 
serem Grunde sich die Augen befinden. i 

Dahin die Gattungen Üyclostoma Lam., Steganotoma 
Trosch., Pupina Vign., Helicina Lam, 


2. Ampullaceridae. 


Sie leben im Wasser, athmen nur Luft, sind Zwitter, be- 
sitzen keine Tentakeln, die Augen sind nicht gestielt. 

Dahin nur die Gattung Ampullacera Quoy. Diese Fa- 
milie sehe ich nur als muthmasslich hierher gehörig an. Die 
Zwitternatur scheint sie aus dieser Ordnung zu entfernen, der 
Deckel stellt sie hierher. Ueber die Mundtheile findet sich 
bei Quoy und Gaimard keine Angabe. 


!) Die Gattung Onchidium athmet auch durch Kiemen und durch 
Lungen, gehört aber leider nicht hierher. Ihre Mundtheile weisen 
diesen Thieren ihre Stellung unter den Pulmonaten an, sie sind Zwit- 
ter und haben keine Schale, daher auch keinen Deckel. Die Gefässe 
in der Lungenhöhle ähneln sehr denen der Landschnecken. Sie müs- 
sen daher eine eigene Familie in der Nähe»von Limax bilden. 


und über die Gattung Lanistes Montf. >11 


3. Ampullariadae. 

Sie leben im Wasser, athmen durch Kiemen und durch 
Lungen, sind getrennten Geschlechts und besitzen vier Ten- 
takeln, die Augen befinden sich am äusseren Grunde der hin- 
tern Tentakeln. 

Guilding stellte in einem Aufsatze über die Mollusken 
der Caraiben-Inseln (Zoological Journal im dritten Bande 
p- 436) eine Familie Ampullariadae auf, in welcher er die 
Gattung Paludina mit der Lamarckschen Gattung Ampullaria 
vereinigt. Hier trennt er jedoch die Ampullarien in drei Gat- 
tungen, Pachystoma mit verdicktem Mundrande und kalkigem 
Deckel, Ampullaria mit einfachem, dünnen Mundrande und 
hornigem Deckel und Ceratodes mit einfachem Mundrande und 
hornigem Deckel, und mit scheibenförmiger Schale. Zur letz- 
tern gehört nur Planorbis cornu arietis Lam. Die ebenfalls 
fast scheibenförmige Ampullaria efiusa bildet einen solchen 
Uebergang, dass man nicht recht einsieht, warum Guilding 
dieselbe nicht ebenfalls in die Gattung Oeratodes bringt. Ob 
eine Trennung in diese drei Gattungen wirklich in der Natur 
begründet ist, muss eine anatomische Untersuchung der Thiere 
ergeben. Die verschiedene Beschaffenheit des Deckels lässt 
eine Abweichung in anderen Organen vermuthen, jedoch 
scheint mir dieser Punkt allein für generische Trennung nicht 
hinreichend, da auch zwischen sogenannten kalkigem Deckel 
und hornigem Deckel keine feste Grenze gestellt werden kann. 
In der Gattung Paludina hat man auch beiderlei Deckel, selbst 
bei unseren einheimischen. Paludina vivipara besitzt einen 
hornigen, impura einen kalkigen Deckel. Freilich hat man 
auch hier zwei Gattungen unterschieden. Die mit hornigem 
Deckel (die eigentlichen Paludinen) haben den Penis in dem 
rechten Fühler, der deshalb bei den männlichen Exemplaren 
verdickt ist, und sie gebären lebendige Junge. Bei denen 
mit kalkigem Deckel, für welche Gray den Namen Bithynia 
vorgeschlagen hat, tritt der Penis aus einer Oefinung am 
Grunde des rechten Fühlers hervor, so dass also auch bei 


_ den männlichen Exemplaren beide Fühler schlank und faden- 


förmig sind; sie legen Eier. Bei ihnen vermisse ich auch die 

seitlichen Kieferrudimente der eigentlichen Paludinen. Wenn- 

gleich diese beiden Abtheilungen der Paludinen in allen übri- 
14 * 


212 Troschel: Anatomie von Ampullaria urceus 


gen Punkten übereinstimmen, so scheinen doch wohl diese 
Abweichungen eine Trennung in zwei Gattungen zu recht- 
fertigen. 

Leider fehlt mir das Material, um die Abtheilungen Guil- 
dings anatomisch zu prüfen. Da Rang den Ampullarien den 
Kiefer abspricht, und da bei der Anatomie von Quoy, der 
eine Art mit kalkigem Deckel benutzte, ebenfalls von keinem 
Kiefer gesprochen wird, so ist es mir wahrscheinlich, dass 
den Pachystomen Guilding’s der Kiefer fehlt; dann würden 
die eigentlichen Ampullarien den eigentlichen Paludinen ent- 
sprechen, und die Pachystomen den Bithynien. Hierzu tritt 
noch eine Verschiedenheit in der Lage der Kiemen bei der 
Amp. celebensis Quoy. Diese verläuft nämlich mehr in der 
Längsrichtung des Thiers und liegt an der rechten Seite der 
Lungenhöhle. Es fragt sich nur, ob darin alle Arten mit 
Kalkdeckel übereinstimmen. Die Zunge scheint keine wesent- 
lichen Verschiedenheiten darzubieten. 

d’Orbigny unterscheidet in seiner Voyage dans l’Ame- 
rique meridionale zwei Untergattungen nach dem Vorhanden- 
sein oder Fehlen eines langen Sipho an der linken Seite des 
Thiers. Die meisten Arten haben einen solchen Sipho, nur 
wenigen fehlt derselbe. Ersteren lässt d’Orbigny den Namen 
Ampullaria, letztere nennt er 4Ampulloidea. Es wäre sehr 
hübsch, wenn diese Abtheilungen den von Guilding angegebe- 
nen entsprächen, das thun sie aber nicht, denn alle d’Orbig- 
nyschen Arten gehören zu den Ampullarien mit  hornigem 
Deckel und nicht verdicktem Mundrande. 

Denis de Montfort gab bekanntlich fast jeder Art einen 
eigenen Gattungsnamen und hat daher die Ehre, dass bei den 
Spaltungen der Gattungen, wie sie in neuerer Zeit in Folge 
gründlicherer Untersuchungen so oft nothwendig werden, seine 
Namen, die meist halb vergessen sind, wieder hervorgesucht 
werden, und neue Geltung erlangen. Derselbe hat auch eine 
Art der Gattung Ampullaria abgetrennt und ihr den Namen 
Lanistes beigelegt. Es ist dies die Ampullaria carinata, welche 
im Nil lebt. 

Indem ich nun die Gattungen Ampullaria Lam. Guild., 
Ampulloidea d’Orb., Pachystoma Guild., Ceratodes Guild. 
auf sich beruhen lasse, da ich wegen fehlenden Materials mir 


und über die Gattung Lanistes Montf. 213 


kein Urtheil darüber erlaube, will ich nur näher auf die Gat- 
tung Zunistes Montf. eingehen. 

Unter den Materialien, welche durch Peters von Mozam- 
bique eingesendet wurden, befindet sich eine neue links ge- 
wundene Ampullarie (Zanistes ovum Peters) in Weingeist, 
deren anatomische Untersuchung des Herrn Peters allerdings 
eine generische Verschiedenheit des Thieres von Ampullaria 
nachweist. Es zeigt sich zwar eine grosse Uebereinstimmung 
in der ganzen Organisation, Lunge und Kiemen sind vorhan- 
den, und nach demselben Typus gebildet, indessen hat die 
Kiemenreihe eine andere Lage. Anstatt wie bei Ampullaria 
im Grunde der Kiemenhöhle quer zu verlaufen, zieht sie sich 
in der Mitte der obern Wand der Kiemenhöhle von vorn 
nach hinten. Der Eingang in die Lungenhöhle liegt links, 
wie bei Ampullaria, obgleich man bei dem Linksgewundensein 
der Schale denselben rechts vermuthen sollte. Der Kiefer 
besteht aus zwei Platten, welche lose neben einander liegen, 
so dass das verbindende Mittelstück, wie wir es oben von 
Ampullaria urceus kennen gelernt haben, fehlt. 

Die Zunge besteht aus 7 Längsreihen von Zahnplatten, 
deren mittlere und die Zwischenplatten crenulirt sind, obgleich 
etwas anders als bei Ampullaria, jede der vier Seitenplatten 
endet aber in zwei Spitzen, von denen die innere kleiner ist, 
als die äussere. Diese Angaben mögen hier genügen, um die 
Nothwendigkeit generischer Trennung zu erweisen. 

Diese neue Peters’sche Art ist links gewunden und hat 
einen hornigen Deckel, und die ebenfalls links gewundene 
Ampullaria guinaica Lam. wird durch ihre weniger ausge- 
zogene Spira der Ampullaria carinata Lam. (Lanistes carinata 
Montf.) sehr ähnlich, so dass oflenbar diese drei Arten zu 
einer Gattung gehören müssen. Ihr gebührt natürlich der 
Name Lanistes, und ich glaube dahin alle links gewundenen 
Ampullarien ziehen zu müssen, so dass sich die Gattung La- 
nistes zu Ampullaria verhält, wie Physa zu Limnaeus. Bei 
dieser Vergleichung drängt sich die Analogie von Ceratodes 
und Planorbis auf, und wenn man das Spiel weiter treiben 
wollte, könnte man vielleicht auch Ampulloidea mit Amphipe 
plea und Pachystoma mit Chilina parallel stellen. 


214 Trosehbel: Anatomie von Ampullaria urceus 


Zur Gattung Lanistes gehören folgende Arten: 
41. Lanistes carinata Monttf. 


Ampullaria carinata Lam. Desh. Tom. VIll. p. 536 
cum Syn. 
Lanistes carinata Montf. Conchyl. I. 

Diese Art ist allgemein bekannt. Sie zeichnet sich durch 
drei Kiele aus; einer verläuft dicht um den weiten und tiefen 
Nabel, der zweite auf der Mitte der Windungen, verschwindet 
aber auf der letzten fast ganz, der dritte ist nur auf den 
Windungen der Spira bemerklich und verläuft nahe der Nath, 
Diese Art hat von allen die am wenigsten ausgezogene Spira, 
und den weitesten Nabel; ihr Querdurchmesser übertrifft 
daher bei weitem ihren Längsdurchmesser. 

Vaterland: Aegypten, im Nil. 


2. Lanistes nilotica Nob. 


Ampullaria nilotica Swainson Zool. Jll. See. ser. 
Vol. I. pl. 38. f. 2. 

Sie steht der vorigen zunächst, wegen des offenen, jedoch 
etwas engeren Nabels, dessen Rand stumpf gekielt sein soll; 
ausserdem ist kein Kiel angegeben. Der Querdurchmesser 
übertrifft den Längsdurchmesser nach der Abbildung nicht be- 
deutend. Die Mündung bildet an der Basis einen vorgezoge- 
nen Winkel und nimmt reichlich drei Viertel der Länge der 
Schale ein. Sie ist einfarbig olivengrün. Die Abbildung 
stimmt gar nicht mit der folgenden L. guinaica überein, mit 
welcher Swainson eine Uebereinstimmung für möglich hält. 

Vaterland: Nil. 


3. Lanistes guinaica Nob, ; 
Ampullaria guinaica Lam. Desh. Tom VII. p. 535 
cum Syn. 

Von dieser seltenen Art befindet sich ein Exemplar mit 
Deckel in der reichen Sammlung des Herrn Thiermann, der 
es mir. gütigst zur Benutzung anvertraute. Sie hat keine Spur 
von Kiel; ihr Nabel ist etwas enger als bei der vorigen Art, 
wenngleich er immer noch weit genannt werden kann, und 
die Spira ist mehr ausgezogen, so dass die Mündung zwei 
Drittel der Länge der Schale einnimmt. Der Längsdurchmes- 


und über die Gattung Lanistes Montf. 215 


ser der Schale erreicht beinahe den Querdurchmesser. Die 
Mündung ist an der Basis breit gerundet. Die bei Lamarck 
eitirte Abbildung von Chemnitz ist keineswegs schlecht, so 
dass es keinem Zweifel unterliegt, dass wir es hier mit der- 
selben Art zu thun haben, welche Chemnitz benutzte. Die 
Zahl der vorhandenen Windungen ist vier, die Spitze ist de- 
collirt, kann jedoch höchstens eine oder zwei Windungen 
mehr gehabt haben. Der Deckel ist wie bei den übrigen Ar- 
ten genau von Gestalt der Mündung, birnförmig geschweift, 
mit concentrischen Ansatzstreifen, deren Centrum nahe der 
Spindel liegt. Er ist dünn hornfarbig, durchsichtig. 

Die Farbe ist grünlich, mit einer breiten undeutlichen 
braunen Binde auf der Mitte der Windungen. Mit bewafine- 
tem Auge bemerkt man, dass die ganze Schale mit kleinen 
erhabenen Pünktchen besäet ist. 

Grösse: 14 Zoll. 

Vaterland: Nach Chemnitz und Lamarck Guinea. 


4. Lanistes subcarinata Nob. 
Ampullaria subcarinata Swainson Zool, Jll. Sec. ser. 
I. pl. 38. f. 1. 

Sie scheint von den übrigen verschieden wegen ihrer 
kugligen Gestalt, weniger geschweiften an der Basis gerunde- 
ten Mündung, die mehr als drei Viertel der Länge der Schale 
einnimmt, einen engeren faltigen Nabel, und mehrere schmale 
braune Linien auf der Mitte der Windungen. Ich habe sie 
nicht gesehen. , 

Vaterland: Congo. 


5. Lanistes ovum Peters nov. sp. 


Diese Art hat eine viel mehr ausgezogene Spira, so dass 
ihr Querdurchmesser nur # des Längsdurchmessers beträgt, 
und die Gestalt eiförmig wird. Der Nabel ist enger als bei 
voriger Art, jedoch immer noch offen. Uebrigens ist die 
Schale ganz ohne Kiel, bis auf die Anwachsstreifen glatt und 
glänzend, enthält vier Windungen und hat wie guinaica eine 
decollirte Spitze. Deckel etwas schmaler als bei guinaica, 

Die Farbe ist olivengrün ohne Binden. 

Grösse: 1% Zoll. 

Vaterland: Mozambique. Durch Hru. Dr. Peters gesammelt. 


216 Troschel: Anatomie von Ampullaria urceus etc. 


6. Lanistes intorta Nob. 


Ampullaria intorta Lam. Desh. VIII. p. 541. 

Die Gestalt der Schale, wie sie in der Encyclopädie ab- 
gebildet ist, ähnelt sehr der vorigen Art, doch scheint sie 
verschieden wegen der deutlichen Binden und der bedeuten- 
deren Kleinheit, sie ist nur 9 Linien gross bei derselben An- 
zahl von Windungen. Ich kenne die Art nicht aus eigener 
Ansicht. Ihr Vaterland ist unbekannt. Sie wird aber wohl 
wie alle übrigen Arten afrikanisch sein. 


7. Lanistes purpurea Nob. 
Ampullaria purpurea Jonas Wiegm. Archiv. 1839. 
p- 342. Tab. X. Fig. 1. 
Bulimus tristis Jay Catalogue ct. New-York. 1839. 
pl. VII. Fig. 1. p. 121. 

Sie hat die am weitesten ausgezogene Spira, so dass sich 
die Breite zur Länge verhält wie 2:3. Die Gestalt wird 
allerdings einem Bulimus ähnlich. Der Nabel wird sehr un- 
bedeutend und beschränkt sich auf einen engen Schlitz. Meist 
sind vier Windungen vorhanden, die andern sind decollirt, 
an einem Exemplar sind jedoch deutlich noch sechs Windun- 
gen sichtbar. Auch sie ist ganz ohne Kiel. Der Deckel ist 
verhältnissmässig noch schmaler als bei L. ovum. 

Die Farbe ist braun, im Innern der Mündung zieht sie 
sich ins Purpurfarbige. 

Grösse: Sie ist über zwei Zoll lang. 

Vaterland: Madagascar. Jay giebt Zanzibar an. Die 
Angabe, dass sie von Neuholland stamme, beruht nach brief- 
licher Mittheilung des Herrn Dr. Jonas in Hamburg auf einem 
Irrthum. Das zoologische Museum zu Berlin besitzt zwei 
Exemplare. Das eine ist von Herrn Tile, das andere mit 
Deckel von Herrn Dr. Jonas freundlichst überlassen. 


217 


Ueber die Entwicklung der Gehörwerkzeuge der 
Mollusken. 


Von 
Dr. H. Frey!). 
(Hierzu Taf. IX. Fig. 1—10.). 


In einem früheren Jahrgang dieser Zeitschrift ?) veröffent- 
lichte Prof. von Siebold eine Reihe von Beobachtungen über 
ein eigenthümliches Organ der Mollusken, welches er als Ge- 
hörwerkzeug deutete. Seine Untersuchungen erstrecken sich 
über eine bedeutende Anzahl dieser Thiere, nehmen jedoch 
nur Rücksicht auf das Verhältniss, welches sich im erwach- 
senen Zustande darbietet, mit Ausnahme einer Angabe, welche 
wir p. 158 vorfinden: „Bei den Embryonen dieses Lymnaeus 
(stagnalis), welche ziemlich ausgebildet waren, aber ihre Eihül- 
len noch nicht verlassen hatten, sah ich die Otolithen deutlich 
in den Gehörkapseln oscilliren, es waren ihrer jedoch nur 
40 bis 20 in den einzelnen Kapseln vorhanden, woraus her- 
vorgeht, dass die Anzahl der Otolithen mit dem Alter der 
Gasteropoden zunimmt.” Schon früher hatte es Pouchet ?) 
ebenfalls bei Embryonen von Lymnaeus gesehen und. einige 
vereinzelte Angaben mitgetheilt. Bei Limax sah van Beneden *) 
wahrscheinlich etwas Aehnliches. 

Ich hatte nun die Gelegenheit, im verflossenen Sommer 
auf dem physiologischen Institute zu Göttingen eine Reihe 
von Untersuchungen über die Embryologie unserer Mollusken 
anzustellen. Hierbei gelang es mir, die Entwickelung jenes 
merkwürdigen Organes zu verfolgen. 


’) Der K. Sozietät der Wissenschaft zu Göttingen vorgelegt von 
R. Wagner am 27. Januar 1845 und im Auszug abgedruckt in den 
gelehrten Anzeigen No. 30. 

?) Siebenter Jahrgang, 1ster Band, p. 148. 

?) Annales des sciences naturelles. Tom X: (1838). 

*) Etudes embryogöniques. Bruxelles, 1841. 


218 Dr, H. Frey: 


Da ich meine Untersuchungen vorzugsweise an dem Ge- 
nus Lymnaeus und zwar hauptsächlich, als dem Repräsentan- 
ten derselben, an Lymn. stagnalis angestellt habe, so will ich 
zuerst dasjenige mittheilen, was ich bei diesem Thiere gefun- 
den habe, um alsdann dasjenige folgen zu lassen, was mir 
Beobachtungen an anderen Gasteropoden und Bivalven, wie 
Physa, Helix, Limax und Cyclas, ergeben haben. 

Die Zeitbestimmung derjenigen Phase der Entwicklung, 
wo sich jene Organe zu bilden anfangen, lässt sich durchaus 
nicht, wie bei der Evolution der warmblütigen Thiere nach 
Tagen oder Wochen bestimmen. Sie wird vielmehr im höch- 
sten Grade von den äusseren Temperaturverhältnissen bedingt, 
in der Art, dass das Thier zu seiner Ausbildung in den war- 
men Sommermonaten oft nur die Hälfte der Zeit nöthig hat, 
deren es in den kühleren Monaten des Vorfrühlings bedarf. 
Ich darf mich hierbei wohl auf einen Jeden berufen, der einige 
hierher bezügliche Untersuchungen angestellt hat; ich brauche 
ferner nur an die Angaben von Stiebel "), Carus *), Dumor- 
tier °) und Anderen erinnern. Man muss daher zur Bestim- 
mung jener Periode sich einer andern Auskunft bedienen. 
nämlich sich an Dasjenige halten, was das Thier in seinen 
verschiedenen Entwickelungsstufen Charakteristisches darbietet. 

Bekanntlich hören nach einiger Zeit die merkwürdigen 
Rotationsbewegungen des Embryo der Mollusken auf, um 
mehr selbstständigen Platz zu machen, wo sich alsdann das 
Thier an der Wand der Eihaut kriechend hin und her bewegt. 
Dann bemerkt man an ihm Folgendes: In seiner Form nähert 
es sich schon dem erwachsenen Thiere, nur sind alle Körper- 
theile weniger scharf ausgesprochen und von einander abge- 
gränzt. Man unterscheidet ohne Mühe den Kopftheil, den 
Fuss und dann noch eine grosse runde Masse, welche später 
vom Gehäuse umschlossen wird und jetzt neben dem deutlich 
pulsirenden Herzen hauptsächlich die Leber in ihrer ersten 


1) Stiebel Meck. Arch. Band 1 und 2. — Auch dessen Diss. 
inaug. Gött. 1815. 

*) Carus. Von den äusseren Lebensbedingungen der kalt- und 
weissblütigen Thiere. 1829. 

?) Dumortier. Annales des sciences natur. Tom. VI, 


Ueber die Entwickelung der Gehörwerkzeuge der Mollusken. 219 


Anlage !) enthält. Am Kopftheil sieht man die Fühler als 
zwei rundliche Hervorragungen, darunter die grossen, durch 
ihr Pigment sehr deutlichen Augen. Zwischen beiden Augen 
fällt augenblicklich die Zunge auf, sehr kenntlich durch ihre 
eigenthümlich geformte Epithelialbildung. Dicht an der Basis 
der Zunge, etwas nach hinten und aussen liegen nun die hier 
in Betracht kommenden Gehörbläschen, häufig von einer zwei- 
ten Contour umgeben, welche vielleicht Ausdruck der Dicke 
der sie umkleidenden Membran ist. Doch scheint gerade in 
dieser frühesten Periode häufig jene zweite Contour zu man- 
geln. (Fig. 10). 

In einzelnen seltenen Fällen ‚gelingt es nun das Bläschen 
noch in dem Zustande anzutreffen, dass es ausser seinem 
wasserhellen Inhalte noch nichts weiter wahrnehmen lässt. 
Seine Grösse beträgt alsdann „5; — 57 einer Pariser Linie. 
(Fig. 1). Zu dieser Zeit lässt sich sonderbarerweise von einer 
Anlage des Ganglienrings noch durchaus nichts entdecken, so 
dass es scheint, als ob sich hier die beiden Sinnesorgane, 
Auge und Ohr vor den Centraltheilen des Nervensystems ent- 
wickelten, während sie bei Wirbelthieren Ausstülpungen des 
Gehirns ausmachen. 

Dann wird bei andern, Exemplaren in dem hellen Inhalt 
des Bläschens ein kleines Körperchen wahrgenommen, an 
Grösse und Form ganz ähnlich den Otolithen des erwach- 
senen Thieres (Fig. 2) und dieselbe merkwürdige oseillirende 
Bewegung zeigend. Beim Zusatz von Essigsäure hielt sie 
noch einige Augenblicke an und erlosch dann für immer; 
beim Sprengen der Kapsel stand der Otolith augenblicklich 
still, alles Verhältnisse vollkommen denjenigen gleich, welche 
wir beim erwachsenen Thiere vorfinden und wozu Siebold’s 
Aufsatz zu vergleichen ist. In dieser Zeit hat das Organ 
grosse Aehnlichkeit mit dem gleichen der Cephalopoden. 


!) Ich erlaube mir hierbei die Bemerkung, dass ich über die 
Entstehung dieses Organes, über seine Histogenese, sowie über die 
des ganzen Embryonalkörpers der Mollusken und über die ersten 
Zellenbildungen des Dotters (die sogenannten Embryonalzellen) später 
ein Weiteres mitzutheilen gedenke, und will hier nur einstweilen er- 
wähnen, dass sich die Köllikerschen Angaben über endogene Zellen- 
bildung für die Gasteropoden nicht zu bestätigen scheinen. 


220 Dr. H. Frey: 


In anderen Fällen zeigen sich statt des einen Gehörstei- 
nes deren mehrere in dem Bläschen, so zwei oder drei (Fig: 
3 und 4) und mehr (Fig. 4—8). Mit dem Fortschreiten der 
Entwickelung des Thieres nimmt ihre Zahl zu und erreicht 
bald ein Dutzend und darüber. Die Grösse der Otolithen 
beträgt „4; bis „4; einer Linie, 

Hierbei sind einige Punkte ins’ Auge zu fassen, nämlich: 

4) Findet die Vermehrung der Otolithen nicht in gleichem 
Verhältniss mit dem Wachsthum des Körpers statt, wie man 
deutlich bemerkt, wenn nmian sich an die Grösse des Körpers 
und die ziemlich regelmässig wachsende Zunge hält. Oft ist 
diese in ihrer Bildung weit vorgeschritten und der'Gehörsteine 
sind wenige, oft umgekehrt. 

2) Lassen sich in der Anzahl der Steine alle Zwischen- 
stufen bis etwa zu 20 genau nachweisen. Ist die Menge eine 
noch bedeutendere geworden, so sind exacte Zählungen nicht 
mehr wohl möglich. 

3) Tritt der merkwürdige Umstand ein, dass die Zahl der 
Otolithen auf beiden Seiten des Körpers gar nicht selten eine 
ungleiche ist, so dass ich z B. links deren nur einen, rechts 
dagegen zwei sah (Fig. 10). Ja ich habe diese Verschieden- 
heit selbst in einem hohen Grade gefunden, so dass einmal 
in der Blase der einen Seite 9, in der der anderen 19 Oto- 
lithen, lebhaft oscillirend, vorhanden waren. Diese Differen- 
zen sind allzu bedeutend, um sie einem Beobachtungsfehler 
zuzuschreiben. 

4) Sind, was auch schon von Siebold bemerkte, die Oto- 
lithen nicht alle gleich gross. Ihre Grösse schwankt, wie 
oben bemerkt, einmal zwischen „,; und „4, Linie “Dann 
aber kommen einzelne noch bei weitem kleinere vor, bis herab 
zu ganz kleinen Körnchen, welche „555 und weniger mes- 
sen, immer aber dieselbe auffallende Bewegung zeigen. Diese 
kleinsten Otolithen kommen zu allen Zeiten neben den grös- 
seren vor und durch ihre Vergrösserung scheinen sich die 
letzteren zu bilden. Die grösseren gewähren bisweilen einen 
Anblick, als ob sie aus 2 oder 4 kleineren zusammengesetzt 
oder im Begrifi wären, in diese zu zerfallen, was ebenfalls 
von"Siebold schon beobachtet hat. 

Ich möchte nach Allem diesem schliessen, dass die Bil- 


Ueber die Entwickelung der Gehörwerkzeuge der Mollusken. 224 


dung der Otolithen wohl auf! einem Herauskrystallisiren aus 
dem flüssigen Inhalt des Gehörbläschens beruhe, woraus sich 
dann die unter 4 und 3 bemerkten, scheinbaren Anomalien 
der Entwickelung erklären liessen. 

Kurze Zeit, nachdem der Lymnaeus die Eihaut verlassen, 
untersucht, zeigen die Gehörblasen gegen 20 Otolithen (Fig.9), 
deren Grösse dieselbe geblieben, während das Bläschen 25" 
erreicht hat. 

Diese Vermehrung der Anzahl der Otolithen mit der Ver- 
grösserung der Blase nimmt mit dem weiteren Heranwachsen 
gleichmässig zu. Bei Thieren, welche im verflossenen Herbst 
das Ei verlassen hatten, fand ich im Januar die Zahl der Ge- 
hörsteinchen zwischen 40 und 50, und die Grösse der Blase 
um ein Bedeutendes vermehrt, obwohl immer noch eine. grosse 
Differenz mit den 1—200 Otolithen und der „,— 7%" gros- 
sen Blase des erwachsenen Lymn. stagn. verglichen, existirt. 

Soweit meine Beobachtungen an Lymnaeen. Dasselbe 
habe ich bei einer nicht unbedeutenden Anzahl von Embryo- 
nen der Physa und bei einigen der Paludina (P. impura) ge- 
sehen, nur dass hier Grössenverschiedenheiten nothwendig 
existiren müssen. 

Die Landschnecken zeigen das nämliche Verhältniss und 
man kann es nirgends schöner als bei Embryonen von Helix 
oder Limax wahrnehmen. Ueber letztere findet sich wie oben 
erwähnt, bei van Beneden eine vereinzelte Angabe. 

Bei den Bivalven kommt bekanntlich in einer ähnlichen 
Blase nur ein einziger, aber viel grösserer runder Otolith 
vor, welcher fast die ganze Kapsel ausfüllt und die nämliche 
Bewegung zeigt. So lässt es sich am leichtesten an Cyclas 
wahrnehmen. Ich fand im verflossenen August einige dieser 
Thiere (Oyel. cornea), welche in den Kiemen Embryonen mit 
schon vollkommen ausgebildeter Schaale enthielten. Nach 
Wegnahme derselben zeigten sich unter dem Miecroscop die 
Gehörorgane vollkommen entwickelt, jede Blase einen lebhaft 
bewegten Otolithen eng umschliessend, ganz wie beim ausge- 
bildeten Thiere, nur alles um die Hälfte kleiner, 


222 Dr. H. Frey: Ueber d. Entwickl. d. Gehörwerkz. d Mollusken. 


Fig. 
Fig. 
Fig. 
Fig. 
Fig. 
Fig. 
Fig. 


Erklärung der Abbildungen Taf. IX. 


(sämmtlich von Lymnaeus stagnalis entnommen). 


1. 
2. 
3. 
4. 
I 
6. 
Lk 


Die Gehörblase in noch leerem Zustande. 

Dieselbe mit einem Otolithen. 

Mit 2 Otolithen. 

Mit 3 - 

Mit 4 - 

Mit 6 - 

Hier sind 6 ausgebildete und ein kleiner, unentwickelter 


Gehörstein vorhanden. 

Fig. 8. Die Blase mit 8 Otolithen. 

Fig. 9. Gehörblase von einem Thier, welches A—5 Monate das 
Ei verlassen haben mag. Die Anzahl der Steine ist schon bedeutend. 

Fig. 10. Kopftheil von einem Embyo des Lymnaeus. a. Augen. 
b. Die Zunge. c. Die Gehörkapseln, links einen, rechts zwei Oto- 
lithen enthaltend. 


223 


Verzeichniss der Thiere, bei welchen Entozoen 
gefunden worden siud. 


Von 
Gurlt 


i. MAMMALIA. 
1. Bimann. 


4. Homo. 
Filaria medinensis Gmelin, Tela cellulosa subeutanea. 
—  (bronchialis) Rudolphi. Gland. bronchiales (Treutler). 
Trichocephalus dispar B. Int. erassum, 
Spiroptera (?) R. Vesica urinaria (Barnett). 
Strongylus Gigas R. Renes. 
Ascaris lumbricoides L. Intest. tenuia. 
—  alata Bellingham. Int. ten. 
—  vermicularis R. (Oxyuris vermicularis Bremser). Int, 
rectum. 
Trichina spiralis Owen '). Musculi. 
Distoma hepaticum Abilgaard. Vesica fellea. Vena portae 
(Duval). 
Distoma lanceolatum Mehlis. (2.) Ductus hepaticus. 
Polystoma Pinguicola Zeder. Tuberc. ovarii (Treutler). 
_ Venarum (?) Zeder. Vena tibialis antica (Treutler). 
Bothriocephalus latus Bremser. Intestina. 
Taenia Solium L. Intest. ten, 
Oysticercus cellulosae R. Tela cellulosa. Tunicae serosae. 
_ visceralis (?) R. 
Echinococcus (veterinorum?) RB. Hepar. Vesica urinaria. 


2 Quadrumanıa. 


2. Cercopithecus Cephus (Simia Cephus L.). 
Oysticercus cellulosae R. Meinbr. serosae, Musculi, 


') Die Literatur s. am Ende (1). 


224 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


3. Cercopitheeus monoides. 
Trichocephalus palaeformis R. Int. erass. (Gervais). 
} 4., Cercopithecus ruber (S. rubra L.). 
Trichocephalus palaeformis R. Int. crass. 
Cysticercus cellulosae R. Membr. serosae. Muse. 
5. Cercopithecus Sabaeus (S. Sabaea L.). 
Trichocephalus palaeformis R. Int. crass. 
Ascaris distans R. Int. crass. 
6. Macacus Cynomolgus (S. Cynomolgus et Ay- 
gula L.). 
Cysticercus tenuicollis R. Mesenterium. 
Echinococcus (veterinorum?) R. Periton. Pleura. 
7. Macacus ecaudatus (S. Inuus et Sylvanus L.). 
Trichocephalus palaeformis R. Int. crass. 
Cysticercus cellulosae R. Membr. serosae. Musculi. 
Echinococcus (veterinorum?) R. Hydatides hepatis. 
8. Cynocephalus Mormon (S. Maimon et Mor- 
mon L.). 
‚Spiroptera alata R. Inter tunicas ventriculi. 
Distoma laciniatum Blainville. (3) Panereas (Brogniart). 
Cysticercus tenuicollis R. Mesenterium. 
9. Cynocephalus Sphinx. 
Filaria gracilis R. Cavum abdominis. 
Trichocephalus palaeformis R. Int. crass. 
10. Cynocephalus ursinus (S. ursina Pem.), 
Trichocephalus palaeformis R. Int. crass. 
441. Ateles Belzebuth. 
Ascaris elongata R. Intest. (Olfers). 
42. Ateles Paniscus. 
Filaria gracilis R. Cavum abdominis. 
Ascaris vermicularis R: (Oxyuris vermic. Brems.) Int, erass. 
43. Cebus Apella. 
Filaria gracilis R. Cav: abdom. 
Echinorhynchus Spirula Olfers. Int. crass. (Natterer) 
44. Cebus capuecinus. 
Filaria gracilis R. Cav. abdom. 
45. Callithrix noctivaga. 
Amphistoma emarginatum Diesing. (4) Intest. (Natterer). 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 235 


16. Hapale chrysopyga. 
Pentastoma subeylindrieum Dies. (4) Hepar, Pulmones. (Nat- 
terer). 
17. Hapale Midas. 
Filaria gracilis R. Cav. abdom. 
18. Hapale Rosalia. 
Physaloptera dilatata R. (Spiroptera dilat: Dujardin).  Ventri- 
eulus. (Natterer). 
19. Lemur Mongoz. 
Trichocephalus (Lemuris) R. Int. coec. 
Cysticercus crispus (?) R. Pleura. 
_ sphaerocephalus R. Peritoneum, 


3. Chiroptern, 


20. Vespertilio auritus. 
Ophiostoma mucronatum R. Intest. 
Distoma chilostomum Mehlis. (5) Intest. (Gurlt). 

— Lima R. Intest. 
Taenia. Intest. 
Cysticercus fasciolaris R. Hepar. 

21. Vespertilio Daubentonii. 
Distoma chilostomum Mehlis. (5) Intest. 

22. Vespertilio discolor. 
Filaria. Cav. abdom. 

Distoma chilostomum Mehlis. Intest. 
— Lima R. Intest. 
(Trichosoma?) Int. erassum. 

23. Vespertilio Leisleri. 
Distoma chilostomum Mehlis. Intest. 

24. Vespertilio murinus. 
Ophiostoma mucronatum R. Intest. 
Distoma chilostomum Mehlis. Intest. 

— Lima R. Intest. 
Taenia obtusa R. Intest. 
25. Vespertilio mystaecinns, 
Distoma chilostomum Mehlis. Intest. 
26. Vespertilio Nattereri. 


Distoma chilostomum Mebhlis. (5). Intest. 
Archiv f, Naturgeschichte, XI, Jahrg. 1, Bd, , 45 


226 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


27. Vespertilio Noctula (et lasiopterus). 
Trichosoma.  Intest; 
Ophiostoma mucronatum R. Intest. 
Monostoma. \ntest. 
Distoma (chilostomum ?) Mehlis. Intest. 
— Lima R. Intest. 
Taenia acuta R. Intest. 
28. Vespertilio Pipistrellus. 
Distoma chilostomum Mehlis. Intest. 
— Lima R. Intest. 
—  heterourum Dujardin. (6). Intest. 
29. Vespertilio serotinus. 
Distoma chilostomum Mehlis. (5). Intest. 
— Lima R. Intest. (Creplin). 
30. Rhinolophus Ferrum equinum. 
Distoma Lima R. Intest. 
31. Phyllostoma discolor, 
Pentastoma subeylindricum Dies. (4). Cav. abdom, (Natterer). 


4. Rapaecina. 


32. Canis aureus. 
Ascaris. Intest. 
33. Canis familiaris. 
Filaria. Vasa sanguifera. (Gruby et Delafond). 
_ Oculi. (Dujardin). 
Trichosoma Plica R. (Calodium Plica Duj.) Ves. urinar. (Bel- 
lingham). 
Trichocephalus depressiusculus R. Int. erass. 
‚Spiroptera sanguinolenta R. Tubercula ventrieuli. (Gurlt; Du- 
Jardin). ; 
Strongylus Gigas R. Renes. 
_ trigonocephalus R. (Dochmius trigon. Dujard.) (6). 
Ventriculus. Tuberc. ventriculi et intestinorum, Cor. 
Ascaris marginata R. Int. ten. 
Distoma alatum R. (Holostomum alat. Nitzsch). (7). Int. duo- 
denum (Creplin , Gurlt). 
Pentastoma taenioides R. Sinus frontales. Larynx. 
Taenia serrata Goeze. Int. ten. 
—  cucumerina Bloch. Int. ten. 


. 


bei welchen Entozoen, gefunden worden sind. 297 


Cysticercus cellulosae R. Membr. serosae. Muse. (Gurlt). 
34. Camis jubatus. 
Strongylus Gigas R. Renes, 
35. Canis Lagopus. 
Ascaris. Intest. 
Taenia. Intest. 
36. Canis Lupus. 
Trichosoma Plica R. (Calodium Plica: Duj.) (6). Vesica urinaria. 
Spiroptera sanguinolenta R. Tubere. ventficuli, Ventriculus. 
Int. duodenum. 
Strongylus: Gigas R. Renes. 


_ ? _ Intest. 
Ascaris mieroptera R. (Asc. marginata Duj.) Oesophag, In- 
test. ten. 


Distoma alatum R. (Holost. alat. Nitzsch.) Int. dnoden, 
Pentastoma taenioides R. Sinus front. Larynx. 
Taenia opuntioides R. Int. ten. 
—  marginata Batsch. Int. ten. 
37. Canis Vulpes. 
Trichosoma Plica R. (Calodium Plica Duj.) Pelvis renalis. 
Vesiea urinaria. (Dajardin, Rayer).: 
Trichosoma a&rophilum Greplin (8). (Zucoleus Aörophilum Duj.) 
(6). Trachea. 
Trichocephalus depressiusculus R. Int., crass. 
Strongylus Gigas R. Renes. 
_ tetragonocephalus R. (Dochmius tetragonoceph. Du).) 
Intest. 
Strongylus (glandularis?) R. Glandulae mesenterii. 
_ (oesophageus?) R. Oesophagus. 
Ascaris triquetra R. Int. ten. 
Liorhynchus Vulpis Duj. Pulmones. 
Distoma alatum R. (Holost. alat. Nitsch.) Int. ‚duoden. 
Amphistoma truncatum B. (Distoma Conus Creplin) (8). Duet, 
hepat. Vesica fellea. Int. rectum. 
Taenia \litterata Batsch. Int. ten. 
—  erassiceps R. Int. ten. 
38. Felis Catus domesticus. | 
Strongylus tubaeformis Leder. (Dochmius tubasform. Duj:) 
Int, duodenum., 
15% 


228 Gurlt; Verzeichniss der Thiere, 


Ascaris Mystax Zeder. Int. ten. 
Trichina spiralis Owen. Musculi oeulor. (Gurlt). 
Distoma Conus Crepl. Duct. hepat. Vesica fellea. (Creplin). 
—  lanceolatum Mehlis. Duct. hep. Ves. fellea. 
Pentastoma Fera (denticulatum?) Crepl. (8). Tubereul. hepatis, 
Bothriocephalus Felis Crepl. (9). Int. ten. 
Taenia elliptica Batsch. Int. ten. 
—  crassicollis R. Int. ten. 
39. Felis Catus ferus. 
Ascaris Mystax Zeder. Int. ten. 
Cheiracanthus robustus Diesing (4). Inter. tunicas ventrieuli, 
Taenia crassicollis R. Int. ten. 
—  limeata Goeze. Intest. 
40. Felis concolor. 
Strongylus tubaeformis Zeder. (Dochmius tubaeform. Dujardin) 
(6). Intest. (Gervais). 
Cheiracanthus robustus Dies. Ventrie. (Natterer). 
41. Felis Leo. 
Filaria. Sub pelle, 
Spiroptera. 'Tubere. oesophagi. 
Ascaris leptoptera R. (4. Mystax? Duj.). Oesophagus. Ventri- 
eulus. 
42. Felis Lynx. 
Ascaris Mystax Zeder. Int. ten. 
Taenia laticollis R. Intest. 
43. Felis malivora. 
Bothriocephälus. Int. (Natterer), 
44. Felis Pardus. 
Taenia. Intest. 
45. Felis Tigris. 
Spiroptera. Oesophag. Ventrieulus. 
Ascaris. Intest. 
Cheiracanthus robustus? Dies. Ventric. (Owen). 
46. Felis viverrina. 
Strongylus tubaeformis Zeder. (Dochmius tubaeform. Duyard.) 
Intest. (Gervais). 
47. Viverra Genetta. 
Ascaris brachyoptera R. Intest. 
Dochmius erassus Duj. Intest. (Gervais). 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 229 


48. Nasua soeialis (Viverra Nasua L.). 
Ascaris alienata R. Intest, * 
49. Nasua solitaris (Viverra narica L.). 
Echinorhynchus Spirula Olfers. Intest. 
Taenia crassipora R. Intest. 
50. Lutra vulgaris (Mustela Lutra L.), 
Strongylus Gigas R. Renes. 
51. Mustela Erminea. 
Strongylus patens Dujardin. Int. duodenum. 
Taenia brevicollis R. Intest. 
52. Mustela Foina. 
Filaria. R. Sub cute. 
—  _R. Pulmones. 
Trichosoma entomelas Dujardin. Intest. 
Spiroptera? nasicoln Leuckart (10). Siuus frontales et ethmoi- 
dales. 
Ascaris. Intestina. 
Distoma trigonocephalum R. Intest. 
53. Mustela Martes. 
Filaria. BR. Sub cute. 
— R. Pulmones. 
Strongylus Gigas R. Renes. 
Ascaris (major)? Intest. 
—  (parva) ? Intest. 
Distoma trigonocephalum R. Intest. 
Taenia intermedia R. Int. ten. 
54. Mustela Putorius. 
Filaria. R. Sub cute. 
_ R. Pulmones. 
Trichosoma (entomelas Duj.?) Intest. 
Spiroptera? nasicola Leuck. Sin. front., ethmoidal. 
Echinorhynchus moniliformis (parasit.) Bremser, Iutest. 
_ ventricosus RB. Int. ten. 
Distoma acutum Leuck. Cellulae ethmoidal, 
—  Syuamula R. Intest. 
—  trigonocephalum R. Intest. 
Taenia tenuicollis R. Intest, 
Cysticereus, Hydatid, hepatis, 


230 .  Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


55. Mustela vulgaris. | 

Strongylus patens Dujard. Int. duoden. 
Ascaris obvelata (parasit.) R. Intest. (Dujardin). 
Echinorhynchus. Mesenterium. 
Distoma trigonocephalum R. Intest. 
Taenia tenwieollis R. Intest. 
66. Ursus Arctos. 
Spiroptera. Oesophagus. 
Ascaris transfuga BR. Intest. | 

57. Ursus maritimus. 

Strongylıs. (Dochmius. Duj.) Intest. 
Ascaris transfuga BR. Intest. 
Taenia. Intest. 

58. Gulo borealis. 
Strongylus Gigas R. Omentum. 
Ascaris. Intest. 

59. Meles Taxus. | 
Ozxyuris alata R. Intest. erassum. 
Strongylus eriniformis R. (Dochmius erinif. Duj.). Intest. ten, 
Liorhynchus truncatus R. Intest. ten. 

Distoma trigonocephalum R. Intest. 
Taenia angustata R. Intest. 
60. Procyon cancrivorus. 
Pentastoma subeylindricum Diesing. Hepar. 
61. Procyon Lotor. 
Bothriocephalus. (Natterer). 
62. Erinaceus europaeus. 
Filaria. Pulmones. 
Trichosoma exiguum Dujard. Intest. 
Eucoleus tenuis Dujard. Pulmones. | 
Physaloptera elensa R. (Spiroptera eluusa Duj.). Ventriculus. 
Strongylos striatus Zeder, Pulmones. 
Ascaris pusilla R. Hydatid. periton. 
Echinorhynchus napiformis R. Int. colon. 
— r Sub pelle. 
— ih Mesenterium, 
Distoma pusillum Leder. Sub cute. 
— Trigonocephalum BR. Intest. 
Taenia tripunctata Braun. Intest. 


Br 


bei welehen Entozoen gefunden worden sind. 231 


Taenia compacta R. Intest. 
Cysticercus? Hydatid. pleurae. 

63. Talpa europaea. 
Spiroptera strumosa R. Ventriculus. 
Ascaris incisa R. Vesiculae peritonei. 
Monostoma ocreatum Leder (Distoma lorum Dujard.) ‚Intest. 
Distoma flexuosum R. Ventric. Intest. 
Taenia bacillaris Goeze. Intest. ten. 
Cysticercus. Hepar. 

64. Ohrysochloris capensis. 
Taenia sphaerocephala R. Intest. 

65. Myogale moschata. 

Dub. Cestoideum. Sub pelle, 

66. Sorex araneus. 

Calodium splenaecum Dujard. Intest. 
Spiroptera. Dujard. Cystid. peritonei. 
Ascaris. Dujard. Cystid. peritonei. 
Echinorhynchus. BR. Intest. 

Distoma migrans Dujard. Intest. 
Taenia Pistillum Dujard. Intest. ten. 
—  scalaris Dujard. Intest. ten. 
—  Tiara Dujard. Intest. ten. 

67. Sorex Eremita (S. tetragonurus s. vul- 

garis). 

Liniscus exilis Dujard. Velamenta testieulor. 
Spiroptera. Dujard. Cystid, peritonei. 
Strongylus depressus Dujard. Intest. ten. 
Distoma exasperatum BR. Intest. 

—  rubens Dujard. Intest. 

— eorrugatum Dujard. Intest. 
Taenia scutigera Dujard. Intest. 

68. Sorex fodiens. 
‚Spiroptera. Dujard. Cystid. peritonei. 
Ascaris, Dujard. Cystid. peritonei. 
Distoma exasperatum R. Intest. 

—  rubens Dujard, Intest. 
—  instabile Dujard. Intest. 
—  truncatum \euck. Renes. 


232 Gurlt: Verzeichniss der Tbiere, 


69. Sorex Leucodon. 
Distoma migrans Dujard. Intest. 


3. Marsupialin. 


70. Didelphis murina. 
Ascaris. Intest. 
Pentastoma subeylindricum Dies. Cavum thoraeis et abdominis. 
(Natterer). 
Taenia. Intest. 
71. Didelphis Philander (D. Cayopollin). 
Trichocephalus minutus R. Int. coecum. 
Physaloptera turgida R. (Spiroptera turg. Duj.). Ventriculus. 
Ascaris tentaculata BR. Int. coec. 
Echinorhynchus microcephalus RB. Intest. 
Pentastoma subeylindricum Diesing. Cystid. hepatis et intestin. 
(Natterer). 
72. Didelphis virginiana. 
Distoma coronatum R. Intest. ten. 
73. Halmaturus giganteus. 
Distoma hepaticum Abilgaard. Hepar. 
Taenia festiva R. Duct. hepat. Vesica fellea. 


6 Glires. 


74. Myoxus Dryas. 
Ophiostoma cristatum BR. (Rictwlaria erist. Frölich. Dujard.) 
Intest. ten. 
Taenia. Intest. 
75. Myoxus Glis. 
Strongylus gracilis Leuck. (10). Int. ten. 
Ophiostoma cristatum R. (Rictularia erist. Prölich. Dujardin). 
Intest. ten. 
Taenia. Intest. 
76. Myoxus muscardinus. 
Ophiostoma eristatum R. (Riectwlaria erist. Frölich. Dujardin). 
Intest. ten. 
77. Myoxus Nitela. 
Trichosoma. Dujard. Intest. 
Strongylus laevis Dujard. Intest, 
Distoma misrans Dujard. Intest. 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 2333 


Taenia murina Dujard. Intest. 
78. Sciurus einereus. 
Cysticercus tenuicollis R. Hydatid. hepatis. 
79. Seiurus vulgaris. 
Ascaris acutissima Zeder. Int. coee. 
Distoma hepaticum Abilg. Hepar. 
Taenin dendritica Goeze. Intest. 
Cysticercus tenuicollis R. Periton. , 
80. Spermophilus Citillus. 
Trichocephalus unguiculatus R. Intest. coec. 
‚Spiroptera. Ventriculus. ä 
Ascaris obvelata R. (Asc. Oxyuris Nitzsch. Oxyuris obvel. Du- 
jard.). Int. crass. 
81. Arctomys Marmota. 
Taenia pectinata Goeze. Intest. ten. 
82. Cricetus vulgaris. 
Echinorhynchus moniliformis Brems. Intest. 
Taenia straminea Goeze. Intest. 
83. Mus decumanus. 
Trichosoma Crassicauda Bellingham (11). Ves. urin, 
_ ? Dujard. Intest. 
Calodium annulosum Dujard. Intest, 
Distoma migrans Dujard. Intest. 
—  sSpiculator Dujard. (Dist. trigonocephalum? R,) In- 
test, ten. 
Taenia murina Dujard. Intest. 
—  leptovephala Creplin (9), Intest. 
Oysticercus fasciolaris R. Hydat. hepatis, 
84. Mus fuliginosus Natterer. 
Pentastoma subeylindricum Dies. Cavum thoracis et abdominis 
(Natterer). 
85. Mus minutus. 
Ascaris olvelata R. (Ase. Oxyuris Nitzsch. (7), Oxyuris obvel. 
Dujard.) Int. crass. 
86. Mus Musculus, 
Filaria. Cavum abdom, 
Trichocephalus nodosus R. Int. eoceum. 
Spiroptera obtusa R. Ventrieulus, 


234 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


Ascaris obvelata R. (Asc. Oxyuris Nitzsch, Oxyuris obvelata 
Dujard.) Intest. erass. 
—  tetraptera Nitzsch. Iniest. erass. 
Echinorkynchus. Ventriculus. 
Distoma. Intest. 
Taenia pusilla Goeze. Intest. ten. 
—  Microstoma Dujard. Intest. 
Cysticercus fasciolaris R. Hydat. hepatis. 
_ pisiformis Zeder. Hydat. hepatis. 
87. Mus pumilus. 
Taenia murina Dujard. Intest. 
88. Mus pyrrhorhinus Neuwied. 
Pentastoma subeylindricum Dies. Hepar. (Natterer). 
89. Mus Rattus. 
Trichosoma Crassicauda Bellingham, Vesica urin. 
Calodium annulosum Dujard. Intest. 
Trichocephalus nodosus R. Int. eoecum. 
Ascaris owvelata R. (Asc. Oxyuris Nitzsch, Oxyuris obvelata 
Dujard.) Int. cerass. 
Distoma migrans (parasit.?) Dujard. Intest. 
Taenia diminuta R. Intest. 
.  —  lZeptocephala Creplin. Intest. 
Öysticercus fasciolaris R. Hydat. hepat. 
—_ cellulosae? R. Periton. 
90. Mus sylvaticus. 
Trichosoma. Dujard. Intest. (Dujardin). 
Trichocephalus nodosus BR. Int. coeeum. 
Strongylus polygyrus Dujard. Intest. 
_ laevis Dujard. Intest. | 
_ minutus Dujard. Intest. j 
dscaris obvelata R. (Asc. Oxyuris Nitzsch. Oxyuris obvelata 
Dujard.) Intest. (Dujard.). 
Distoma recurvum Dujard. Intest. 
—  Vitta(?) Dujard. Intest. 
Taenia leplocephala Creplin, Intest. 
—  pausilla Goeze. Int. ten. (Dujard.). 
91. Lemmus norvegieus. 
Taenia. Intest. 


bei welehen Entozoen gefunden worden sind. 


235 


92. Hypudaeus (Jllig.) (Arvicola Lacep.) am- 


phibius. 
Trichocephalus nodosus R. Int. coecum. 


Ascaris obvelata R. (Asc. Oxyuris Nitzsch. Oxyuris obvelatu 


Dujard.) Intest. 
Taenia omphalodes Hermann. Intest. 
Oysticercus fasciolaris R. Hydat. hepatis. 

93. Hypudaeus arvalis. 

Trichocephalns nodosus R. Int. coec. 
Strongylus costellatus Dujard. Intest. 

_ polygyrus Dujard. Intest. 

— minutus Dujard. Intest. 


Ascaris obvelata R. (Asc. Oxyuris Nitzsch. Oxyuris obvelata 


Dujard.) Intest. 
Echinorhynchus moniliformis Brems. Intest. 
Taenia omphalodes Hermann. Intest. 
Oysticercus fasciolaris RB. Hydat. hepatis. 
— longicollis R. Thorax. 
94. Hypudaeus rubidus. 


Ascaris obvelata R. (Asc. Oxyuris Nitzsch. Oxyuris obvelata 


Dujard.) Intest. (Dujardin). 
95. Hypudaeus subterraneus. 
Strongylus laevis Dujard. Intest. 
_ minutus Dujard. Intest. 


Ascaris obvelata R. (Asc. Oxyuris Nitzsch. Oxyuris obvelata 


Dujard.) Intest. (Dujardin). 

96. Dipus Sagitta, 
Ascaris. Intest. 

97. Georhychus capensis. 
Trichocephalus contortus RB. Int. coecum. 
Taenia. Intest, 

98. Castor Fiber. 
Trichocephalus. Intest. crass. 

Ascaris. Intest. 
Amphistoma subtriquetrum R. Intest. 

99. Lepus brasiliensis, 
Ascaris veligera R, Int. coee. 

100, Lepus Uuniculus domesticus. 


Oxyuris umbigua R. (Passalurus ambiguus Dujard,) Int. 


crass. 


236 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


Taenia pectinata Goeze, Int. ten, 
Oysticercus pisiformis Zeder. Hydat. hepat, 
401. Lepus Cunieulus ferus. 
Oxyuris ambigua R. (Passalurus ambiguus Dujard.) Int. erass. 
Trichocephalus unguieulatus R. Int. crass. 
Strongylus retortaeformis Zeder, Intest. | 
_ strigosus Dujard. Intest. 
Distoma hepaticum Abilgaard. Hepar. 
—  lanceolatum Mehlis. Hepar. 
Taenia pectinata Goeze. Int, ten. 
Cysticercus pisiformis Zeder. Hydat. hepatis. 
402. Lepus timidus. 
Filaria. Sub cute. 
_ Bronchi. 
Orxyuris ambigua R. (Passalurus ambiguus Dujard.) Int. evassı 
Trichocephalus unguiceulatus R. Int. crass. 
Strongylus retortaeformis Zeder, Int, Bronch, 
Distoma hepaticum Abilgaard. Hlepar. 
—  lanceolatum Mehlis. Hepar. 
Pentastoma serratum R. Pulmones. 
Taenia pectinata Goeze. Int. ten. 
Cysticercus pisiformis Leder. Hydat. hepat. Perit. 
403. Lepus variabilis. 
Trichocephalus unguieulatus R. Int. crass. 
Cysticercus. Mesenterium. 
404. Hystrix cristata, 
Spiroptera. Tuberc. oesophagi. 
Pentastoma denticulatum BR. Pulmones. (Otto). 
105. Dasyprocta Aguti. 
Trichocephalus gracilis BR. Intest, coecum, 
106. Coelogenys Paca. 
Ascaris uncinala R. Intest. 
107. Cavia Aperea. 
Ascaris uncinata R. Intest. | 
108. Cavia Cobaya, | 
Pentastoma emarginatum R. (Pent, denticulatum Diesing). 
Pulmones. 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind 237 


2. Edentatna. 
109. Bradypus tridactylus. 
Spiroptera gracilis R. Intest. (Natterer). 
Strongylus leptocephalus R. Intest. (Olfers). 
110. Myrmecophaga didactyla. 
Dub. Nematoideum Intest. 
111. Dasypus niger. 
Pentastoma subeylindricum Dies. Cavum abdominis, (Natterer). 
412. Dasypus novemeinctus. 
Ascaris retusa RB. Int. crass. (Natterer). 


Ss. Pachydermatn. 

113. Hyrax capensis. 

Crossophorus collaris Ehrenberg (12). Int. coecum, 
E— tentaculatus Ehrenb. Int. coecum, 

Taenia. Int. crass. 

114. Sus Scrofa. 
Trichocephalus crenatus R. Int. crass. 
Spiroptera strongylina R. Ventriculus. 
Strongylus dentatus R. Int. crass. 

_ paradoxus Mehlis. (Str. elongatus? Duj.) Bronchi, 
Stephanurus dentatus Diesing. Cyst. mesenterii. (Natterer). 
Ascaris lumbrieoides Lin. (4sc. swilla Dujard.) Intest. ten. 
Distoma hepaticum Abilg. Hepar. 

Oysticercus tenuicollis R. Periton. Pleura. 

_ cellulosae R. Membr. serosae. Museuli. 

Echinococcus Veterinorum R. Visc. abdom. et thoracis, 
415. Dicotyles labiatus s. albirostris. 

Amphistoma giganteum Dies. (4.) Int. coce. (Natterer). 
116. Dicotyles torquatus. 

Amphistoma giganteum Dies. Int. coec. (Natterer). 
117. Tapirus americanus. 

Amphistoma asperum Dies. Int. coec. (Natterer), 

pyriforme Dies. Int. coec. (Natterer). 

118. Elephas indicus. 

Strongylus. Hepar., 


9 Solidungula. 
119. Equus Oaballus. 
Filaria laerymalis Gurlt. Gland. laerym. Oeuli. 


238 Gurlt:,Verzeichniss der Thiere, 


Filaria papillosa R. Cavum abdom., pector. Oculi. 
Oxyuris curvula R. Int. crass. 
Spiroptera megastoma R. Tubere, ventrie. Ventrie. 
Strongylus Gigas R. Renes. 
- armatus R. (Selerostoma eguinum Dujardin). Int. 
erass. Art. mesenter. aneurysm. 
— tetracanthus Mehlis. (Selerostoma quadridentatum 
Dujard.) Int. crass. 
== mierurus Mehlis Bronchi. (Eichler). 
Ascaris megalocephala Cloquet (13). (Asc. Zumbricaides L.) 
Intest. ten. 
Onchocerca retieulata Dies. (14). Art. radialis, Muse. inteross. 
(Hörmann. Gurlt.) 
Distoma hepaticum Abilg. Hepar. 
Pentastoma taenioides R. Sinus frontales. 
Taenia mamillana Mehlis. Int. ten. 
—  plicata R. Int. ten. 
—  perfoliata Goeze, Int. crass. 
Oysticercus fistularis R. Periton. 
Coenurus cerebralis? R. Cerebr. Medulla spin. 
120. Equus Äsinus. 
Filaria papillosa R. Cavum abd., pectoris. 
Oxyuris curvula R. Int. crass. 
Strongylus armatus R. (Sclerostoma equinum Dujardin). Int. 
erass. Art. mesent. aneurysm. 
—_ tetracanthus Mehlis. (‚Scelerostoma quadridentatum 
Dujard.) Int. crass. (Gurlt). 
_ mierurus Mehlis. Bronchi. 
Ascaris megalocephala Cloquet. (Asc. lumbricoides L.) Int. ten. 
Distoma hepaticum Abilg. Hepar. 
421. Equus Mulus. 
Strongylus armatus R. (Selerostoma equinum Duj.) Int. evass, 
Pentastoma taenioides R. Sinus frontales. 
1422. Equus Zebra. 
Taenia. Intest. 


10. BRuminantin. 


123. Camelus bactrianus. 
Trichocephalus. Int, crass, 


| 
| 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 239 


Strongylus. Pulmones. 

Distoma hepaticum Abilg. Hepar. 

Cysticercus tenuicollis? R. Periton. 

Echinococcus Veterinorum R. Visc. thorac. et abdom. 
124. Camelus Dromedarius. 

Trichocephalus. Int, crass. 

Strongylus Filaria R. Bronchi. 

Echinococcus Veterinorum R. Visc. abdom. et thoracis. 
125. Camelopardalis Giraffa. 

Echinococcus Veterinorum R. Pulmones. (Gurlt). 
126. Cervus Alces. 

Amphistoma conicum R. Rumen. (Creplin). 
127. Cervus Axis. 

Cysticercus tenuicollis R. Periton. 
128. Cervus campestris. 

Ampkistoma conicum R. Rumen. (Natterer): 
129. Cervus Capreolus. 

Trichocephalus affinis R. Int. erass. 

Strongylus hypostomus R, (Selerostoma hypostomum Dujardin). 

Int. coec. 
= ‚Rlicollis R. Intest. ten. 
_ ? Tuberc. renum. 

Distoma hepaticum Abilg. Hepar. 

Taenia expansı R. Intest. ten. 

Oysticercus tenuicollis R. Periton. 
130. Cervus Dama. 

Trichocephalus affinis R. Int, erass. 

Strongylus ventricosus R. Intest. 

Amphistoma conicum R. Rumen. 

Distoma hepaticum Abilg. Hepar. 

—  Jlanceolatum Mehlis. Hepar. 

131. Cervus dichotomus. 

Amphistoma conicum R, Ventric. tertius, (Natterer). 

Thysanosoma actinoides Dies. (15.) Intest, (Natterer). 

132. Cervus Elaphus. 

Filaria. Cavum abdom. 

Trichocephalus affinis R. Int. coec. 

Strongylus ventricosus R,. Intest. 

Amphistoma conicum R. Ventrie, 13, 


240 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


Distoma hepaticum Abilg. Hepar. 
—  lanceolatum Mehlis. Hepar. 
Cysticercus tenuicollis R. Periton. 
133. Cervus Namby Natterer. 
Amphistoma conicum R. Ventrie. tertius. (Natterer). 
1434. Cervus rufus. 

Amphistoma conicum R. Ventric. 1—3. (Natterer). 
135. Cervus simplieicornis. 
Amphistoma conieum R. Ventric. tert. (Natterer). 

136. Cervus Tarandus. 
Cysticercus tenuicollis R. Periton. 

137. Antilope Corinna. 
Distoma hepaticum Abilg. Hepar. 

138. Antilope Dorcas. 
Trichocephalus affinis R. Int. evass. 
Strongylus. Pulmones. 
Taenia expansa R. Int. ten. 
Cysticercus tenuicollis R. Periton. 

139. Antilope Kevella. 
Distoma hepaticum Abilg. Hepar. 
Cysticercus tenuicollis Periton. 

140. Antilope Rupicapra. 


Trichocephalus affinis R. Int. erass. G 
Strongylus hypostomus R. (Selerostom@ hypost. Dujard.) Intest. 


Taenia expansa R. Intest, ten. 
Cysticercus tenuicollis R. Periton. 

141. Antilope Saiga. 
Cysticercus tenuicollis R. Periton. 

142. Antilope afriecana (spec. incerta), 
Dub. Nematoideum Intest. 

Coenurus cerebralis R. Cerebrum. 

143. Capra Hireus. 
Trichocephalus affinis R. Int. crass. (Gurlt). 
Strongylus Fiaria? R. Bronchi, 

a venulosus R. Intest. ten, 


_ hypostomus R. (Selerostoma hypostom. Dujard) Int. 


erassum. (Gurlt). 
— cernuus Creplin. Int. tenue. (Gurlt). 
Distoma hepaticum Abilg. Hepar. 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 241 


Distoma lanceolatum Mehlis. Hepar. 
Pentastoma denticulatum R. Hepar. Pulmon. Gland. mesenterii. 
Taenia expansa R. Intest. ten. 
Oysticercus tenwicollis R. Periton. 
144. Ovis Ammon. 
Trichocephalus affinis R. Int. crass. 
Strongylus Filaria R. Bronchi. 
Cysticercus tenuicollis R. Periton. 
Echinococcus veterinorum R. Hepar. Pulmones. 
145. Ovis Aries. 
Trichocephalus affinis R. Int. crass. 
Strongylus contortus R. Ventric. quart. Intest. 
_ ‚fikicollis R. Int. ten. 
_ Filaria R. Bronchi. 
_ hypostomus R. Int. crass. 
_ cernuus Creplin. Int. ten. 
Ascaris. Intest. 
Amphistoma conicum R. Rumen. 
Distoma hepaticum Abilg. Hepar. Ves. fell. 
—  lanceolatum Mehlis. Hepar. 
Taenia expansa R. Int. ten. 
Oysticercus tenuicollis R. Periton. 
Coenurus cerebralis R. Cerebr. Medulla spin. 
Echinococcus Veterinorum R. Hepar. Pulmon. 
146. Bos Bubalus. 
Filaria. Cavum abdom. 
147. Bos Taurus (ferus?). 
Distoma hepaticum Abilg. Hepar. 
Echinococcus Veterinorum R. Hydat. hepat. 
148. Bos Taurus domesticus. 
Filaria lacrymalis Gurlt. Gland. lacrymal. 
Trichocephalus affinis R. Int. crass. 
Strongylus Gigas R. Renes. 
- radiatus R. Int. ten. 
_ mierurus Mehlis. Bronchi Vitulorum. 
Ascaris lumbricoides? L. Int. ten. 
Ampkhistoma conicum R. Ventriec, 1 et 2. 
Distoma hepaticum Abilg. Hepar. Ves, fellea. 
—  lanceolatum Mehlis. Hepar. 
Archiv 1, Naturgeschichte, XI, Jahrg. 1. Bd. 416 


2423 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


Taenia denticulata R. Intest. 

Oysticercus tenuicollis R. Periton. 

Coenurus cerebralis R. Cerebrum., 

Echinococcus Veterinorum R. Pulmones. Hepar. 


11. Pinnipedia. 


149. Phoca barbata. 

Liorhynchus graeilescens R. Ventric. 

Distoma tenuicolle R. Hepar. 

Taenia? anthocephala R. Int. rect. 
150. Phoca foetida. 

Ophiostoma dispar R. Intest. 

Bothriocephalus solidus R. (Schistocephalus dimorphus Creplin). 

Intest. (Schilling). 

451. Phoca groenlandica. 

Ophiostoma dispar R. Intest. 

Ascaris osculata R. Intest. 

h 152. Phoca Monachus. 

Bothriocephalus. Intest. (Fischer): RN 
453. Phoca vitulina. 

Strongylus Gigas R. Pulmon. Hepar. Intest. 

Ascaris osculata R. Intest. 

Echinorhynchus strumosus R. Int. ten. 

Amphistoma truncatum R. Hepar. Ventrie, Intest. 

Distoma acanthoides R. Int. ten. 

'Ligula erispa R. Intest. ten. 

Bothriocephalus solidus R. (Schistocephalus dimorphus Creplin). 

Int. rectum. 


12. Cetacena. 


154. Manatus exunguis. 
Heretocheilus tunicatus Diesing. Ventric. Intest. (Natterer). 
Amphistoma fabaceum Dies. Int. tenue et crassum. (Natterer). 
455. Balaena rostrata, 
Filaria crassicauda Oreplin (16). Corpor. cavernosa penis. 
(Rosenthal). 
Echinorhynchus porrigens R. Int. ten. 
Monostoma plicatum Creplin. Oesoph. Int. ten. 


bei welchen 'Entozoen gefunden worden sind. PIE 


156. Delphinus Delphis. 
Cysticercus. Adeps. 
Dub. Nematoideum Viscera. 
157. Delphinus gangeticus, 
Ascaris; Ventrieulus. 
158. Delphinus Phocaena. 
Pseudalius Filum Dujard. (Strongylus inflexus RB. (partim)). 
Bronchi. 
Stenurus inflexus Dujard. (Strongylus inflexus R. nn venosi. 
Ascaris simplex R. Ventric. primus. 


Id. AVES. 
1. RKaptatores. 


159. Cathartes Urubu. 
Tropisurus paradoxus Diesing (15). Tunie. ventrie, 
160. Vultur cinereus. 
Ascaris depressa Zeder (Asc. gypina Dujard.) Intest. 
161. Vultur fulvus. 
Ascaris depressa Leder (Ase. gypina Dujard.) Intest. 
162. Falco Albieilla. 
Ascaris depressa Leder. (Ase. gypina Duyard.) Intest. 
Echinorhynchus striatus Goeze. Intest. 
Ampkistoma macrocephalum BR. (Holostomum maerocephalum 
Creplin). Intest. : 
Liyula uniserialis R. Intest. 
4 163. Falco albicollis. 
Echinorhynchus tumidulus R. Intest. 
Dub. Nematoideum \ntest. 
164. Falco apivorus. 
Ascaris depressa Leder. (Asc. gypina Dujard.) Intest. 
Amphistoma macrocephalum Rı (Holostomum 'macroceph. Ore- 
plin). Intest. 
165. Falco atern 
Tapnia globifera Batsch. Intest, 
166. Falco Buteo. 
Trichosoma contortum Oreplin. Oesoplagus. 
Spiroptera leptoptera B. Tunic. Ventric, 
16* 


2AA Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


‚Spiroptera. Dujard. Intest. 
Ascaris depressa Zeder. Intest. 
Echinorhynchus inaequalis R. Ventrie. 
— caudatus Zeder. Intest. 
‚Holostomum Spatula Creplin. (Amphistoma macrocephalum BR. 
(partim). Intest. 
Distoma. Intest. 
Taenia globifera Batsch. Intest. ten. 
— _ perlata Goeze. Int. ten. 
Dnb. Nematoideum. Intest. 
167. Falco Chrysaätos. 
Ascaris depressa Zeder. Intest. 
Amphistoma macrocephalum R. (Holost. macroc. Creplin). Int. 
Distoma. Vesic. fellea. 
Taenia. Intest. 
168. Falco cineraceus. 
‚Spiroptera leptoptera R. Tunic. ventric. 
Ascaris depressa Zeder. Intest. 
Echinorhynchus caudatus Zeder. Intest. 


_ moniliformis (paras.) Bremser. Int. 
Amphistoma macrocephalum R. (Holostomum macroc. Oreplin). 
Intest. 


169. Falco eyaneus. 
Filaria attenuata R. Cavum abdom. 
Ascaris depressa Zeder. Intest. 
Echinorhynchus caudatus Zeder. Intest. 
Amphistoma macrocephalum R. (Holostom. macroc. Creplin). 
Intest. 
Taenia globifera Batsch. Intest. 
—  verlata Goeze. Intest. (Schilling). 
170. Falco fulvus. 
Ligula uniserialis R. Intest. 
Dub. Nematoideum. Cavum thoracis. 
471. Falco fusco-ater. 
‚Spiroptera intermedia Creplin. Ventrie. 
Echinorhynchus polyacanthus Oreplin. Int. (Schilling). 
Taenia perlata Goeze. Intest. (Schilling). 
472. Falco gallieus. 
Physaloptera alata R. (Spiroptera Physalura Dujard.) Intest. 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 245 


Amphistoma macrocephalum R. (Holostom. macroceph. Creplin). 
Intest. 

Taenia globifera Batsch. Intest. 

173. Falco gentilis. 

Filaria attenuata R. Abdom. Thorax. 

174. Falco Haliaötos. 

Physaloptera. tenuicollis R. (Spiroptera tenuicollis Dujardin). 
Intest. 

Ascaris depressa Zeder. Intest. 

Echinorhynchus. Intest. 

Monostoma expansum Creplin (17). Int. ten. 

Amphistoma serpens R. (Holostomum serpens Nitzsch.) Intest. 
_ macrocephalum R. (Holost. macroceph. Creplin). 
Intest. 

Holostomum podomorphum Nitzsch. 

175. Falco lagopus. 

Spiroptera laticeps R. ( Dispharagus laticeps Dujardin). Oeso- 
phagus. 

Ascaris depressa Zeder. Intest. 

Echinorhynchus caudatus Zeder. Intest. 

Holostomum Spatula Crepl. (Amphistoma macrocephalum R. 
(partim). Intest. 

Taenia globifera Batsch. Intest. 

176. Falco lanarius. 

Filaria altenuata R. Abdom. Thorax, 

Ascaris depressa Zeder. Intest. 

Amphistoma macrocephalum R. (Holostom. macroceph. Crep!.). 
Intest. 

Taenia globifera Batsch. Intest. 

177. Falco Leucosoma. 
Amphistoma macrocephalum R. (Holostom. macroceph. Crepl.). 
Intest. 
Taenia globifera Batsch. Intest. 
478. Falco Lithofalco. 

Filaria attenuata R. Abdomen. 

Amphistoma macrocephalum R. (Holost. macroc. Crepl.) Intest. 
179. Falco magnirostris. 

Ascaris depressa Zeder. Intest. 

Echinorhynchus caudatus Zeder. Intest, 


246 Gürlt: Verzeichniss der Thiere, 


ı 4180.» FaleoMelanaetos. wo 
Distoma crassiusculum R. Vesic. fellea. a 


181. Falco Milvus. I ww a win 
Trichosoma. Int. erass. | eri 
Ascaris depressa Zeder. Intest. 
Echinorhynchus caudatus Zeder. Intest. IT. 899 

_ globocaudatus Zeder; Intästi (Creplin). 
Amphistoma macrocephalum R. (Holostom. macrocephs Crepl.). 


Intest. 
Distoma echinocephalum BR. Int. rectum. 
Taenia Flagellum Goeze. Intest. ” 


482. Falco naevius. 
Filaria abbreviata R. (?) Circa oculum. Aures. 
‚Spiroptera steröura R. Circa oculum. Aures. 
Ascaris depressa Zeder. Intest. 
Echinorhynchus caudatus Zeder. Intest. 
Amphistoma: macrocephalum R. (Holostom. enge Crepl.). 
Intest. 

183. Falco nisus. | 
Trichosoma. Dujard. Intesi. MR 
Dispharagus. Dujard. Proventriculus. 

‚Spiroptera leptoptera R. Ventric. 

Physaloptera alata R. (Spiroptera Physalura Dujard.) Ventric. 
Intest. 

Physaloptera megalostoma Crepl. (‚Spiropt.. megal. Dujardin). 
Proventriculus. 

Holostomum  Spatula Orepl.. ( Amphistoma PRLDEO EJINBEERNE R. 
(partim). Intest. 

184. Falco palumbarius. 

Physaloptera alata R. (Spiroptera Physalura Dujard. R Oeso- 
phagus: (Dnjardin). 

Ascaris depressa Zeder. Intest. | 

Holostomum Spatula Creplin. en Me: hir on R. 
(partim). Intest. t | 

185. Falco pennatus. \ 
Physaloptera alata R. (Spiroptera Ekdaikirn je Ventriculus. 
Ascaris depressa Zeder. Intest. er} 
Echinorhynchus caudatus Zeder. Intest. =" \ j 
Amphistoma macrocephalumı R. (Holost. mueroe. Crepk. } Ines. 


bei welchen Entozoeu gefunden worden sind. 347 


Distoma albicolle R. Hepar. Vesic. fellea. 
Taenia globifera Batsch. Intest. 
186. Falco peregrinus. 
Filaria altenuata R. Abdomen. 
Ascaris depressa‘ Zeder. Intest. 
Amphistoma macrocephalum R. (Holostom. macroceph. Urepl.). 
Intest. 
Amphistoma ? Intest. ten. 
Taenia globifera Batsch. Intest. 
' 487. Falco pygargus. 
Trichosoma. Dujard, Intest. 
Physaloptera alata BR. (Spiroptera Physalura Dujard.) Oeso- 
phagus. (Dujardin). 
Taenia erenulata Schultze (18.) Intest. 
—  globifera Batsch. Intest. (Dujardin). 
188. Falco rufipes. 
‚Spiroptera. Pedes. 
Amphistoma macrocephalum R. (Holostom. macroceph. Crepl.). 
Intest, 
189. Falco rufus. 
Physaloptera alata R. (Spiroptera Physalura Dujard.) Oeso- 
phagus. (Dujardin). 
Ascaris depressa Zeder. Intest. 
Echinorkynchus caudatus Zeder. Intest. 
Amphistoma macrocephalum R. (Holostom. macroceph. Crep).). 
Intest. 
Distoma. Intest. 
Taenia globifera Batsch. Intest, 
190. Falco Subbuteo. 
Filaria attenuata R. Thorax. 
Trichosoma dispar Dujard. Oesophagus. 
Dispharagus. Dujard. Oesophagus. 
Spiroptera leptoptera R. Tunicae ventric. 
Physaloptera alata R. (Spiroptera Physalura Dujard.) Tunic. 
} Ventrieuli. 
_ Amphistoma macrocephalum R. (Holostom. macroceph. Crepl.). 
Intest. 
Taenia globifera Batsch. Intest. 
—! tennis Creplin. Intest. 


248 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


491. Falco Tinnuneculus. 
Spiroptera leptoptera R. Ventric. 
Ascaris depressa Zeder. Intest. 
Echinorhynchus caudatus Zeder., Intest. 
Amphistoma macrocephalum R. (Holostom, maeroceph. Crepl,). 
Intest. 
Taenia globifera Batsch. Intest. 
192. Falconis species brasiliensis. 
Spiroptera acutissima R. Ventric. 
Physaloptera alata R. (Spiropt. Physalura Dujard.) Tunicae 
ventric. 
Echinorhynchus tumidulus RB. Intest. 
193. Strix accipitrina. 
Dub. Cestoideum. Pellis. 
194. Strix aluco (et stridula L.). 
Ascaris depressa Zeder. Intest. 
Echinorhynchus Tuba R. Intest. 
—_ globocaudatus Zeder. Intest. (Creplin. Dujard.) 
Holostomum Spatula Orepl. (Amphistoma macrocephalum R. 
(partim). Intest. 
Distoma apiculatum BR. Intest. crass. 
— ? Ihtest. 
— ? Thorax. 
Taenia candelabraria Goeze. Intest. 
495. Strix Brachyotus (et Ulula Gmel.). 
Filaria attenuata R. Pellis. Aures. 
Amphistoma macrocephalum R. (Holostom. macroceph. Grepl.) 
Intest. 
Taenia candelubraria Goeze, Intest. 
4196. Strix Bubo. 
Trichosoma obtusum R. Intest. coec. 
Ascaris depressa Zeder. Intest. 
Echinorhynchus Tuba R. Intest. 
Amphistoma. macrocephalum R. (Holostom. macroceph, Crepl.). 
Intest. 
Taenia candelabraria Goeze. Intest. 
1497. Strix dasypus. 
Trichosoma obtusum R. Intest. coec. 


Amphistoma macrocephalum R. (Holost. macroc. Crepl.) Intest. 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 249 


198. Strix flammea. 
Trichosoma obtusum R. Int. coec. (Dujardin). 
Ascaris depressa Zeder. Intest. 
Echinorhynchus Tuba R. Intest. 


_ globocaudatus Zeder. Intest. (Dujardin). 
Amphistoma macrocephalum R. (Holostom. macroceph. Crepl.). 
Intest. 


Holostomum auritum Dujard. Intest. 
Distoma apiculatum R. Intest. crass. 
—  aequale Dujard. Intest. 
199. Strix Otus. 
Trichosoma obtusum R. Intest. coec. 
Ascaris depressa Zeder. Intest. 
Echinorhynchus aequalis R. Intest. crass. 
Amphistoma macrocephalum R. (Holostom. macroceph. Crep!.). 
Intest. 
Taenia candelabraria Goeze. Intest. 
200. Strix passerina, 
Trichosoma obtusum R. Intest. coec. 
Echinorhynchus globocaudatus Zeder. Intest. 
Amphistoma macrocephalum R. (Holostom. maeroceph. Crepl.). 
Intest. 
201. Strix Scops. 
‚Spiroptera. Tunicae ventric. 
Taenia candelabraria Goeze. Intest. 
202. Strigis species brasil. 
Physaloptera saginata R. (Spiroptera sagin. Dujard.) Intest, 
Taenia. Intest. 
Dub. Nematoideum. Intest. 


2. Seansores, 


203. Psittacus aestivus. 
Ascaris truncata Leder, Intest. 

204. Psittacus dominicensis. 
Ascaris truncata Teder, Intest. 

205. Psittacus Erithacus. 


- Taenia filiformis R. Intest. ten. 


| 


206. Psittacus leucocephalus. 
Ascaris truncata Zeder, Intest, 


250 Gurlt:; Verzeichniss (der Thiere, 


207. Psittaci spec. brasil. 
Ascaris truncata Zeder.; Intest. 

208. Picus canus. 
Trichosoma. Intest. 

Taenia  crateriformis Goeze. Intest. 

‚209. Picus lineatus. 
Filaria obtusocaudata R. Thorax. 
Taenia eruciata R. Intest. 

210. Picus major. 
Trichosoma. Intest. 
Echinorhynchus cylindraceus Schrank. Intest. 
Taenia crenata Goeze. Intest. 

— _ crateriformis Goeze. Intest. 

211. Picus martius. 
Taenia' crateriformis Goeze. Intest. 

212. Picus medius. 
Taenia crenata Goeze. Intest. 

— _ crateriformis Goeze. Intest. 
—  Malleus Goeze. Intest. 

213. Picus tridaetylus. 
Distoma ringens R. Intest. 

214. Pieus viridis. 
Trichosoma. \ntest. 


Spiroptera quadriloba R. VULPETRRONRRT quadrilob. Brain 


Oesophagus. 
Syngamus trachealis Siebold (19.) Trachea. 
Echinorhynchus cylindraceus Schrank. Intest. 
Taenia crateriformis Goeze. Intest. 
—  rontina Dujard. Intest. 

215. Jynx Torgquilla. 
Taenia crateriformis Goeze. Intest. 

216. Crotophaga Ani (minor). 
Echinorhynchus tumidulus R. Intest. 
Taenia mutabilis R. Intest. 

217. Crotophaga major. 
Ascaris reclinata R. Intest. 

218. Bucco brasil. 
Ascaris forcipata R. Intest. 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 51 


219. Cuculus canoru's. 
Taenia difformis R. Intest. 

220. Cuculus naevius.. 
Ascaris foreipata R. Intest. 

221. Cuculus senieulus. 
Physaloptera strongylina R. (Spiroptera affinis. Dujarı. ) Tunie 

ventric. Intest. 

Ascaris forcipata R. Intest. 

222. Cuculus Tingazu. 
Ascaris forcipata R. Intest. 

223. Cuculi spec. brasil. 
Echinorhynchus tumidulus R. Intest. 


3. Ambulatores 8. Insessores 8. Passeres, 


224. Alcedo Ispida. 
Dispharagus decorus Dujard. Tunic. ventric. 
Amphistoma denticulatum R. (Holostom. dentic. Duj.) Intest. 
225. Alcedinis spee. brasil. 
Filaria. Abdomen. 
226. Merops Apiaster. 
Filaria. Mesenterium. 
Spiroptera bidens R. ( Dispharagus bidens Dujardin).. Tunicae 
ventric. 
Distoma. Intest. 
Taenia. Intest. 
227. Upupa Epops. 
‚Spiroptera truncata Creplin, (Dispharagus trune. Duj.) Tuniec, 
'ventric. 
Ascaris pellucida BR. Hepar. 
Echinorhynchus rieinoides R. Mesenter. Intest, 
Taenia crateriformis Goeze. Intest. 
228. Sitta europaea. 
Taenia Naja Dujard, Intest. 
229. Dendrocolaptes? 
Taenia. Intest. 
2.5 230. Certhia familiaris. 
Echinorhynchus obliquus Dujard. Intest: 
Taenia Naja Dujard. Intest. 


352 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


231. Lanius Collurio. 
Filaria. Sub pelle. 
_ Pleura. Pulmones. 
Spiroptera euryoptera R. Tunic. ventric. 
Ascaris. Intest. 
Echinorhiuynchus. Intest. 
Distoma. Intest. 
Taenia parallelipipeda R. Intest. 
232. Lanius Excubitor. 
‚Spiroptera euryoptera R. Tunie. ventric: 
233. Lanius minor. 
Filaria. Sub pelle. 
Spiroptera euryoptera R. Tunic. ventric. 
Physaloptera bilabiata Crepl. (Spiroptera bilabiata Dujardin). 
Intest. (Schilling). 
Ascaris. Intest. 
Taenia parallelipipeda R. Intest. 
234. Lanius ruficeps s. pommeranus. 
Filaria. Sub pelle. 
Taenia parallelipipeda R. Intest. 
Dub. Cestoideum. Abdomen. 
235. Corvus Garyocatactes. 
Filaria attenuata R. Abdomen. 
Trichosoma. Intest. 
Spiroptera Anthuris R. (Dispharagus Anthur. Dujard.). Tun. 
ventric. 
‚Strongylus papillosus R. Oesophagus. 
Amphistoma microstomum R. (Holostomum microstomum Du).) 
Intest. 
Distoma caudale R. Intest. rect. 
Taenia. Intest. . 
236. Corvus Corax. 
Filaria attenuata R. Abdomen. 
Spiroptera Anthuris R. (Dispharagus Anthuris Dujard.) Tunie. 
ventric. 
Schistocephalus dimorphus Creplin. (Botriocephalus nodosus R.) 
Intest. Bursa Fabrieii. (Schilling). 
Taenia undulata R. Intest. 


TE eg 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 253 


237. Corvus Cornix. 
Filaria attenuata R. Abdom. Thorax. 
Trichosoma contortum Crepl. Tunc. oesophagi. 
‚Spiroptera Anthuris R. (Dispharagus Anthur. Dujard.) Tunic. 
ventric. 
Ascaris. Ventric. Intest. 
Echinorhynchus. Intest. 
Amphistoma Sphaerula R. (Holostom. Sphaerula Duj.) Intest. 
Distoma macrourum R. (Dist. attenuatum? Dujard.) Vesiec. 
fellea. 
—  ovatum R. Bursa Fabricii. 
—  globocaudatum Crepl. (D. eleguns et cirratum R.?) 
Intest. - 
Taenia undulata R. Intest. 
—  Serpentulus Schrank. Intest. 
238. Corvus Corone. 
Filaria attenuata R. Abdomen. 
‚Spiroptera Anthuris R. (Dispharagus Anthuris Dujard.) Tunic. 
ventric. 
Taenia undulata R. Intest. 
239. Corvus frugilegus. 
Filaria attenuata R. Abdomen. 
Trichosoma resectum Dujard. Intest. 
Spiroptera Anthuris R. (Dispharagus Anthuris Dujard.) Tunie., 
ventric. 
Ascaris. Intest. 
Monostoma prismaticum Zeder. Abdomen. 
Amphistoma Sphaerula R. (Holostom. Sphaerula Duj.) Intest. 
(Bellingham). 
Distoma ovatum R. Bursa Fabricii. 
Taenia stylosa R. Intest. (Dujardin). 
240. Corvus glandarius. 
Filarıa attenuata R. Abdomen. 
Trichosoma resectum Dujard. Intest. 
Spiroptera Anthuris R. (Dispharagus Anthuris Dujard,) Tunic. 
ventric. 
Ascaris. Intest. 
Echinorhynchus compressus? R. Intest. 
Distoma arcuatum Dujard. Intest. 


254 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


Distoma caudale R. Int. rect. - u 
Taenia stylosa R. Intest.. 
—  Serpentulus Schrank. Intest. 
— undulata. BR. Intest. (Dujardin). 
241. Corvus Monedula. . wo 
Filaria attenuata R. Abdomen. \ / Yassveb 
Trichosoma resectum Dujardin. Intest. \ 
Echinorhynchus compressus R. Intest. 
_ teres Westrumb (20.). Intest. 
Distoma cirratum R. Intest. crass. 
Taenia. Intest. 
242. Corvus Pica. 
Filaria attenuata R. Abdomen. 
Trichosoma. Intest. 
Spiroptera Anthuris R. (Dispharagus Anthuris Dujard) Tunic. 
ventric. 
Syngamus trachealis Siebold (19.). Trachea. \ 
Ascaris. Intest. - 
Echinorhynchus. Intest. 
Distoma ovatum R. Bursa Fabriecii. 
— _ cirratum R. Intest. crass. g 
Taenia Serpentulus Schrank. Intest, 
243. Corvus Pyrrhocorax. 
Filaria attenuata RB. Abdomen. ‚ 
Spiroptera Anthuris R. (Dispharagus Anthur. Dujard.) Tunic. 
ventric. 
Distoma caudale R. Intest. 
244. Coracias Garrula. 
Filaria coronata R. Sub cute. 
Spiroptera Anthuris R. (Dispharagus Anthur. Dujard.) Tunie, 


ventric. 
Echinorhynchus gracilis R. Intest. 
_ ricinoides R. Mesenter. (Westrumb.) 


Taenia. Intest. 
245. Oriolus Galbubla. 
Spiroptera Anthuris R. (Dispharagus Anthur. Dujard.) Tunic. 
ventric. 
Echinorhynchus sigmoideus Westrumb, Intest. 
Taenia Serpentulus Schrank. Intest. 


bei welchen 'Entozoen' gefunden worden sind. 255 


246. Oriolus cristatus. 
Echinorhynchus. Intest. 

Taenia longiceps R. Intest. 

247. Accentor modularis. 
Trichosoma rigidulum Dujard.: Intest. 
Calodium longifilum Dujard. Intest. 
Distoma Spatula Dujard. Intest. 

248. Anthus aquaticus. 
Distoma maculosum R. Intest. (Dujardin). 

249. Anthus arboreus. 
Echinorhynchus. Intest. 

250. Anthus campestris. 
Taenia platycephala R. Intest. 

251. Anthus pratensis, 
Calodium ornatum Dujard. Intest. 
Taenia attenuata Dujard. Intest. 

252. Anthus trivialis. 
Ascaris. Intest. 

Echinorhynchus. Intest. 
Taenia platycephala R. Intest. 

253. Alauda arvensis. 
Filaria unguiculata R. Abdomen. 
Trichosoma. Int. crass. 
Echinorhynchus micracanthus R. Intest. 
Taenia platycephala R. Intest. 

254. Alauda cristata. 
Taenia platycephala R. Intest. 

255. Cincelus aquatieus. 
‚Spiroptera. Tunic. ventric. 

256. Sturnus vulgaris. 
Filaria. "Thorax. Pulmones. 
Syngamus trachealis Siebold. Tracliea. 
Ascaris crenata Leder, Intest. 
Echinorhynchus transversus R. Intest. 

_ Taenia farciminalis Batsch. Intest. 
257. Turdus albicollis, 
Echinorhynchus inseriptus Westrumb, Intest, 
258. Turdus arundinaceus. 
Ascaris ensicaudata Z,eder, Intest, 


L 


256 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


259. Turdus cyaneus. 
Filaria. Intest. Mus. Vienn. 
Trichosoma inflexum R. Intest. 
Echinorhynchus transversus R. Intest. 

260. Turdus flavipes. 
Echinorhynchus inscriptus Westr. Intest. 

261. Turdus galactotus. 
Echinorhynchus transversus R. Intest. 

262. Turdus iliacus. 
Ascaris ensicaudata Zeder. Intest. 
Distoma mesostomum R. Int. rect. 
Taenia angulata R. Intest. 

263. Turdus leucurus. 
Echinorhynchus transversus R. Intest. 

264. Turdus Merula. 
Trichosoma exile Dujard. Intest. 
Ascaris ensicaudata Zeder. Intest. 
Echinorhynchus transversus R. Intest. 

_ Ppyriformis Bremser. Intest. 
Distoma attenuatum Dujard. Vesie, fellea. 
Taenia angulata R. Intest. 

265. Turdus musicus. 
Ascaris ensicaudata Zeder. Intest. 
Distoma migrans Dujard. (parasit.?) Intest. 
Taenia angulata R. Intest. 

266. Turdus pilaris. 
Filaria. Abdomen. 

Ascaris ensicaudata Zeder. Intest. 
Taenia angulata R. Intest. ten. 

267. Turdus saxatilis. 
Ascaris ensicaudata Zeder. Intest. 
Echinorhynchus transversus R. Intest. 
Distoma. Intest. 

Taenia angulata R. Intest. 

268. Turdus torquatus. 
Ascaris ensicaudata Zeder. Intest. 
Taenia angulata R. Intest. 

269. Turdus viscivorus. 
Filaria. Abdomen. 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 257 


Trichosoma. Intest. 
Ascaris ensicaudata Zeder,  Intest. 
Taenia angulata R. Intest. 

270. Turdi species brasilienses. 
Echinorhynchus transversus R. Intest. 
Taenia pyramidata R. Intest. 

— ? Tntest. 
Dub. Nematoideum. Intest. 

271. Tanagra Tatoa. 
Amphistoma. Bursa Fabricii. 

272. Tanagrae spec. brasiliens. 
Spiroptera denudata R. Intest. 
Echinorhynchus. \ntest, 

273. Emberiza Citrinella. 
Echinorhynchus sigmoideus Westrumb. Intest. 
Taenia. Intest. 

274. Emberiza hortulana. 
Ascaris. Intest. 
 Taenia. Intest. 

‘275. Emberiza melanocephala. 
Taenia platycephala R. Intest. 

276. Emberiza Quelea. 
 Taenia. Intest. 

277. Emberiza brasil. 
Echinorhynchus. Intest. 

278. Fringilla canaria, 
Monostoma Faba Bremser. (Monost. bijugum Miescher (21.) 

Tubereul. cutis. (Miescher). 

279. Fringilla cannabina. 
Taenia. Intest. 

280. Fringilla carduelis. 
Filaria, Coxa. 

281. Fringilla Chloris. 

‚Distoma, Intest. 

282. Fringilla Coccothraustes. 
Echinorhynchus micracanthus R. Ihtest, 
Distoma. Intest, 

Taenia. Intest. 
Archiv f, Naturgeschichte, XI, Jahrg. 1, Bd. 17 


258 Gurlt; Verzeichniss der Thiere, 


283. Fringilla coelebs. 
Trichosoma angustum Dujard. Intest. 
Thominz manica Dujard. Intest. 
Echinorhynchus mieracanthus R. Intest. 
Distoma elegans R. Intest. 
Taenia. Intest. 
284. Fringilla domestica. 
Spiroptera nasuta R. (Dispharagus nasutus Dujard.) Ventric. 
Monostoma Faba Bremser. (Monost. bijugum Miescher). Tu- 
bere. cutis. (Miescher). 
Distoma elegans R. Intest. 
— Filum Dujard. Intest. 
— maculosum R. Intest. (Mus. Vienn.). 
Taenia. Intest. 
285. Fringilla Linaria. 
Distoma. Intest. 
Taenia. Intest. 
286. Fringilla montana. 
Distoma elegans R. Intest. 
Taenia. Intest. 
287. Fringilla montifringilla. 
Taenia. Intest. 
288. Fringilla Pyrrhula. 
Distoma. Intest. 
289. Fringilla Spinus. 
Monostoma Faba Bremser. (Monost. bijugum Miescher). Tu- 
berc. cutis. (Miescher). 
Taenia. Intest. 
290. Fringillae spec. hispan. 
Filaria affinis R. Abdomen. 
291. Loxia curvirostra. 
Taenia. Intest. 
292. Muscicapa atricapilla. 
Distoma clathratum Deslongchamps (22.) ( Dist. attenuatum 
var. Dujard.) Vesic. fellea. 
Taenia quadrata R. Intest. ' 
293. Muscicapa audax. 
Taenia campanulata R. Intest. 


SU 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 


294. Muscicapa collaris. 
Echinorhynchus dimorphocephalus Westrumb. Halb 
Taenia quadrata R. Intest. 

295. Muscicapa grisola. ' 

Taenia quadrata R. Intest. 

296. Muscicapa olivaris. 
Echinorhynchus dimorphocephalus Westr. Intest. 

297. Muscicapa brasil. 

Filaria. Abdomen. 
Taenia campanulata R. Intest. 
298. Motacilla alba. 
Distoma. Intest. 
299. Motacilla flava. 
Distoma macrostomum R. Intest. 
Taenia platycephala R. Intest. 
300. Motacilla sulphurea (boarula). 


Monostoma Faba Bremser. (Monost. bijugum Miescher). Tu- 


bereul. cutis. (Fischer). 
301. Saxicola Oenanthe, 
Filaria. Thorax. 
Echinorhynchus micracanthus R. Intest. 
302. Saxicola Rubetra. 
Dispharagus tenuis Dujard. Tunie. ventric. 
Echinorhynchus fasciatus Westr. Intest. 
303. Saxicola Rubicola. 
Echinorhynchus fasciatus Westr. Intest. 
304. Saxicola stapazina, 
Filaria abbreviata R. Circa oculum. 
Echinorhynchus transversus R. Intest. 
Taenia platycephala R. Intest. 
305. Sylvia atricapilla. 
Echinorkynchus areolatus R. Intest. 
_ fasciatus Westr, Intest. 
306. Sylvia cinerea. 
Distoma macrostomum R. Intest. 
Taenia platycephala R. Intest. 
—  purpurala Duyard. Intest. 
307. Sylvia Curruca, 
Taenia platycephala R. Intest. 
17% 


260 Gürlt: Verzeichniss der Thiere, 


308. Sylvia cyanea. 

Amphistoma. » Jutest. 
Taenia. Intest. 

309. Sylvia fluviatilis. 
Distoma macrostomum BR. Intest. 

310. Sylvia hortensis. 
Taeria platycepkala R. Intest. 

311. Sylvia Luscinra. 

Thominz tridens Dujard. Intest. 
Echinorhynehus fasciatus Westr. Intest. 
= transversus R. Intest. (Dujardin). 
Monostoma ventricosum R. Abdomen. 
Distoma macrostomum R. Intest. 
Taenia platycephala R. Intest. 

312. Sylvia nisoria. 
Echinorhynchus' mieracanthus R, Intest. 
Distoma macrostomum RB. .Intest. 

Taenia platycephala R. Intest. 

313. Sylvia Philomela. 

Filaria. Circa collum et aures, 
Echinorhynchus fasciatus Westrumb, Intest. 
Distoma. Intest. 

314. Sylvia Phoenieurus. 
Spiroptera. Dujard. Proventric. 
Echinorhynehus fasciatus Westr. Intest. 
Monostoma erenulatum BR. Intest. 

Taenia platycephala R. Intest. 

315. Sylvia provinecialis. 
Taenia. Intest. 

316. Sylvia rubecula. 

Filaria. Abdomen. Thorax. 

Dispharagus Sabula Dujard.. Tunic. oesophagi. 

Echinorhynchus transversus R. Intest. (Bellingham). 
— ‚Jusciatus Westr. Intest. 

Taenia platycephala R. Intest. 

317. Sylvia sibilatrix. 
Monostoma Faba Brems. (Monost. bijugum Miescher), Tuberc, 

erurum. (Bremser). 


"Tee 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 261 


318. Sylvia Trochilus. 
Echinorhynchus fasciatus Westr. Iniest. 
Monostoma Faba Brems. Tubere, erurum. (Greplin). 

319. Sylvia Troglodytes. 
Echinorhynchus decipiens Dujard. Intest. crass. 
Taenia exigua Dujard. Intest. 

320. Sylviae spec. italica. 
Echinorhynchus mieracanthus R. Intest. 

321. Sylviae spec. brasil. 
Distoma deftectens R. Intest. 

Taenia. Intest. 

322. Parus ater. 
Taenia nasuta R. Intest. 

323. Parus caeruleus. 
Distoma. \ntest. 

Taenia nasuta R. Intest. 

324. Parus caudatus. 

Distoma maculosum R. Intest. (Dujardin). 

325. Parus cristatus. 


" Tuenia nasuta R. Intest. 


326. Parus major. 
Echinorhynchus. Intest. 

Monostoma Faba Brems. Tubere. erurum. 
Distoma. Intest. 
Taenia nasuta R. Intest. 

327. Parus palustris. 
Distoma. Intest. 

Taenia nasuta R. Intest. 

328. Parus pendulinus. 
Distoma. Intest. 

329. Cypselus Apus. 
Trichosoma Curvicauda Dujard. Intest. 
Syngamus trachealis Siebold. Trachea. 
Echinorhynchus. Intest. 

Distoma maculosum R. Int. rect. 
Taenia cyathiformis Froelich. Intest. 

330. Cypselus Melba. 

Taenia cyathiformis Froelich. Intest. 


262 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


331. Hirundo riparia. 
Filaria obtusa R. Cavum abdom. 
Spiroptera attenuata B. (Dispharagus attenuatus Dujard.) Tu- 
nic. ventriculi. 
Distoma maculosum R.-Intest. 
Taenia cyathiformis Froelich. Intest, 
332. Hirundo rupestris (montana). 
Taenia cyathiformis Froelich. Intest, 
333. Hirundo rustica. 
Filaria obtusa R. Cavum abdom. 
Trichosoma. Intest. 
Spiroptera attenuata R. (Disphar, atten. Dujard.) Tunicae 
ventric. 
Echinorhynchus. Intest. 
Distoma maculosum R. Intest. 
Taenia eyathiformis Froelich. Intest. 
334. Hirundo urbica. 
Filaria obtusa R. Cavum abdom. 
Spiroptera attenuata R. (Disphar. atten. Dujard.). Tunicae 
ventric. 
Distoma maculosum R. Intest. rect. 
Taenia cyathiformis Froelich. Intest. 
335. Hirundinis spec. brasil. 
Taenia cyathiformis Froelich. Intest. 
336. Caprimulgus Bacaurau. 
Ascaris forcipata R. Intest. 
337. Caprimulgus europaeus. 
Trichosoma. Intest. 
Eucamptus obtusus Dujard. Tela cellul, oesoph. 
Strongylus capitellatus R. Intest. ten. 
Ascaris reflexa Nitzsch. Intest. 
Distoma maculosum R. Intest. 
Taenia megacantha R. Intest. 
338. Caprimulgus ruficollis. 
Ascaris subulata R. Intest. 
339. Caprimulgus Urutau. 
Ascaris foreipata R. Intest. 
Taenia megacantha R. Intest. 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 


340. Caprimulgi spec. brasil, 
Ascaris forcipata R. Intest. 
Taenia megacantha R. Intest. 


4. Gallinacene. 


341. Columba domestica, 
Calodium tenue Dujard. Int. crass. 
Ascaris maculosa R. Int. ten. 

Taenia crassula R. Intest. 

342. Columba livia. 
Taenia sphenocephala R. Intest. 

343. Columba risoria. 
Ascaris maculosa R. Intest. 

344. Columba Turtur. 
Taenia sphenocephala R. Intest. 

345. Tetrao Bonasia. 
Filaria. Oculi. (Nordmann). 

Ascaris vesicularis Froelich. Intest. crass., 
Taenia. Intest. 

346. Tetrao Lagopus. 
Ascaris compar Schrank. Intest. erass. 

347. Tetrao Tetrix. 
Trichosoma longicolle R. Intest. 

348. Tetrao Urogallus. 
Trichosoma longicolle R. Int. coec. 
Ascaris vesicularis Froelich. Intest. crass. 
Taenia. Intest. 

349. Tetrao Uru. 

Ascaris strongylina R. Intest. 

350. Perdix cinerea. 
Trichosoma longicolle R. Intest. 
Syngamus trachealis Siebold. Trachea. 
Ascaris vesicularis Froelich. Intest. 
Distoma lineare R. Trachea. 

Taenia Linea Goeze. Intest. 

351. Perdix saxatilis. 
Taenia Linea Goeze. Intest. 

352. Coturnix dactylisonans. 
Ascaris vestcularis Froelich. Intest. 


263 


964 - Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


Distoma fuscatum R. Intest. 
Taenia Linea Goeze. Intest. 

353. Crypturus ? 
Trichosoma. Intest. 

Ascaris strongylina R. Intest. 

354. Phasianus'colchicus. 
Trichosoma longieolle R. Intest. 

Ascaris vesicularis Froelich. Int. crass. 
Distoma lineare R. Trachea. 
Taenia. Intest. 

355 Phasianus Gallus. 
Trichosoma longicolle R. Intest. 
Syngamus trachealis Siebold. Trachea. 
4scaris vesicularis Froelich. Intest. 

—  inflexa Zeder. Int. ten. 

—  giübbosa R. Intest. 
Monostoma verrucosum R. Intest. (Siebold). 
Distomea lineare R. Trachea. Int. crass. 
Tuenia infundibuliformis Goeze. Intest. 

—  Malleus Goeze. Intest. 

—  exilis? Dujardin. Intest. 

356. Phasianus nyethemerus. 
Ascaris vesicularis Froelich. Intest. 

357. Phasianus pictus. 
Asearis vesicularis Froelich. Int. erass. 

358. Numida Meleagris. 
Ascaris vesieularis Froelich. Intest. 

359. Meleagris Gallopavo. 
Ascaris Perspieillum R. Intest. ’ 

360. Pavo cristatus. 
Ascaris vesicularis Froelich. Intest. 

361. Otis houbara. 
Echinorhynehus. Miescher (23.) 

362. Otis tarda. 

Strongylus. Abdomen. 

Ascaris vesicularis Froelich. Intest. 

Echinorhynchus. Intest. 

Distoma cuneatum R. Intest. 

Taenia infundibuliformis Goeze. Intest. 
—  villosa Bloch. Intest. 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 265 


363. Otis Tetrax. 
‚Spiroptera laticaudata R. (Dispharagus laticaudat. Dujardin). 
Tunie. ventric. 
364. Struthio Camelus. 
Taenia. Intest. 


5 Grallae s. Grallatores. 


365. Phoenicopterus ruber. 
Taenia lamelligera Owen. Intest. 
366. Platalea Ajaia. 
Echinorhynchus mutabilis R. (E. striatus Goeze?) Intest. 
Distoma grande R. Intest. 
Taenia Capito R. Intest. 
367. Platalea leucorodia. 
Taenia Capito R. Intest. (Dujardin). 
368. Ardea alba. 
Echinorhynchus. Intest. Bursa Fabricii. 
Amphistoma longicolle R. (Holost. longie. Dujard.) Intest. 
369. Ardea caerulea. 
Taenia aurita R. Intest. 
Dub. Cestoideum. Sub pelle. 
370. Ardea cinerea. 
Filaria. Musc. Sub pelle. 
Ascaris Serpentulus R. Intest. 
Echinorhynchus striatus Goeze. Intest. 
Monostoma Cornu R. Intest. 
Amphistoma Cornu Nitzsch. (Holostomum Cornu Nitzsch.) Int. 
Distoma complanatum R. Oesophagus. 
Bothriocephalus nodosus R. (Schistocephalus dimorphus Crepl.) 
Intest. 
Taenia Unguicula Braun. Intest. 
371. Ardea comata. 
Filaria. Sub pelle. 
Ascaris microcephala R. Cavum abdomin. 
Distoma echinatum Leder, Intest. 
372. Ardea Egretta. 
Echinorhynchus mutabilis R. (E. striatus Goeze?) Intest. 
Amphistoma Cornu Nitzsch. (Holostomum Cornw Nitzseh,) In- 
test. (Mus. Vienn.). 


266 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


Ligula sparsa R. Intest. 
Taenia unilateralis R. Intest, 
373. Ardea Garzetta. 
Amphistoma Cornu Nitzsch. (Holostomum, Cornu Nitzsch.) Int. 
374. Ardea minuta. 
Echinorhynchus spiralis R. Intest. 
Distoma spatulatum BR. (Holostomum spatulat. Dujard.) Intest. 
375. Ardea Nyecticorax. 
Ascaris microcephala R. Intest. 
Echinorhynchus mutabilis R. (E. striatus Goeze?) Intest. 
Monostoma Cornu R. Intest. 
Distoma excavatum R. (Holostomum excavat. Nitzsch.) Intest. 
Ligula sparsa R. Intest. 
Taenia Unguicula Braun. Intest. 
376. Ardea purpurea. 
Ascaris. Intest.' 
Echinorhynchus macrourus Westr, Intest,, (Breniser). 
Distoma heterostomum. R. Oesophagus. 
Taenia Unguicula Braun. Intest. 
377. Ardea scapularis. 
Ascaris Serpentulus R. Intest. 
378. Ardea stellaris. 
Strongylus. (Dispharagus brevicaudatus Duj.) Tunic. ventric. 
Amphistoma. longicolle R.*(Holostomum longicolle Duj.) Intest. 
Distoma (?ferox R.) Intest. 
379. Ardea virescens. 
Echinorhynchus mutabilis R. (Ech. striatus Goeze?) Intest. 
Taenia unilateralis R. Intest. 
380. Ardea species brasilienses. 
Filaria. Abdomen. 
Ascaris Serpentulus R. Intest, 
Echinorhynchus mutabilis R. (Ech. striatus Goeze?) Intest. 
Distoma marginatum R. Fauces. 
Taenia aurita R. Intest. 
381. Grus cinerea. 
Trichosoma obtusiusculum R. Tunic. ventric. 
Ascaris Serpentulus R. Intest. (Creplin). 
Echinorhynchus. Intest. 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 267 


Monostoma mutabile Zeder. ( Monostomum microstomum Cre- 
plin). Abdomen. (Creplin). 
Distoma echinatum Zeder, Intest, 
382. Ciconia alba. 
Filaria. Sub pelle. 
Ascaris. Intest. 
Echinorhynchus macrourus Westr. Intest. (Dujardin). 
Amphistoma Cornu R. (Holostomum Cornu Nitzsch.) Intest. 
(Mus. Vienn.). 
Distoma excavatum R. (Holostomum excav. Nitzsch.) Intest. 
—  ferox R. Intest. 
—  hians R. Oesophagus. (Gurlt). 
Ligula sparsa R. Intest, 
Taenia Unguicula Braun. Intest, 
—  multiformis Creplin. Intest. 
383. Ciconia nigra. 
Filaria labiata Creplin. Abdomen. 
Spiroptera alata R. Tunic. ventric. Intest. 
Syngamus trachealis Siebold. Trachea. 
Ascaris. Ventriculus. 
Distoma hians R. Oesophagus. 
—  ferox R. Intest. 
Böthriocephalus nodosus R. (Schistocephalus dimorphus Crepl,) 
Intest. (Schilling). 
384. Palamedea cornuta. 
Amphistoma Hirudo Diesing. Int. coec. (Natterer). 
385. Tantalus falcinellus. 
‚Spiroptera. Tunic. ventriculi. 
Distoma bilobum R. Intest. 
Taenia microcephala R. Intest. 
386. Limosa aegocephala. 
Taenia, Intest. 
387. Limosa rufa (Scolopax lapponica). 
Taenia. Intest. 
388. Scolopax Gallinago. 
Monostoma attenuatum BR. Int,» coeec. 
Amphistoma erraticum R. (Holostomum erratie, Duj.) Intest. 
Distoma militare R. Intest, coec, 


268 Gurlt: Verzeichniss'der Thiere, 


Taenia. Intest. 
—  variabilis R. Intest. 

389. Scolopax Gallinula. 

‚Spiroptera. Oesophagus. 
Distoma nanum R. Intest. crass, 
—  militare R. Int. crass. 

Taenia Filum Goeze. Intest. 
—  interrupta R. Intest. 
—  variabilis R. (Dujardin). 

390. Scolopax Rusticola. 
Amphistoma erraticum R. (Holostom. erratic. Dujard.) Intest. 
Taenia Filum R. Intest. 

— .interrupfa R. Intest. (Creplin). 
— paradoxa R. Intest. 

391. Scolopax Totanus? 
Taenia Silicwla Schrank. Intest. 

392. Scolopaecis spec. brasil. 
Taenia. Intest. 

393. Numenius Arquata. 
Distoma militare R. Int. crass. 

Taenia sphaerophora R. Intest. 

394. Numenius Phaeopus. 
Taenia Nymphaea Schrauk. Intest. 

395. Numenius Subarquata. 
Taenia variabilis R. Intest. 

396. Totanus Calidris? vs 
Distoma. Intest. 

Taenia variabilis R. Intest. 

397. Totanus fusceus. 
Spiroptera obvelata Grveplin. ae hä 
Taenia. Intest. 

398. Totanus glottis. 

Taenia. Intest. 

399. Totanus stagnatilis. 
Taenia. Intest. 

400. Tringa alpina (variabilis). 
Filaria. Sub pelle. 

Spiroptera aculeata Creplin. Ventric. 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 269 


Distoma leptosomum Creplin. Intest. 
Taenia amphitricha R. Intest. 

401. Tringa. Glareola. 
Taenia variabilis R. Intest. 

402. Tringa helvetica. 

Spiroptera bicuspis R. (Dispharagus bieuspıs Dujard.) Tunicae 
ventric. 

Distoma. Intest. 

Taenia variabilis R. Intest. 

403. Tringa hypoleuca. 
Taenia variabilis R. Intest. 

404. Tringa interpres. 
Taenia. Intest. 

405. Tringa Ochropus. 
Taenia Filum Goeze. Intest. 

406. Tringa pugnax. 
Trichosoma: contortum Creplin. Oesophagus. 
Taenia Filum Goeze. Intest. 

—  brachycephala Creplin. Intest. 
407. Tringae spec. brasil. 
Taenia vaginata R. Intest. 
408. Vanellus cristatus. 
Filaria truncato-caudata Deslongchamps. Abdomen. 
Trichosoma contortum Creplin. Oesophagus. 
-- protractum Dujard. Intest, 

‚Spiroptera. Tunicae ventric. 

Ascaris semiteres Zeder. Intest. 

Echinorhynchus Lancea Westrumb. Intest. 

Monostoma lineare R. Intest. 
_ Thorax. 

Ampkistoma erraticum R. (Holostom. erratie, Dujard.) Intest, 
(Creplin). 

Distoma cinctum R. Intest. 

Taenia variabilis R. Intest. 

409. Charadrius cantianus. 
Taenia laevigata R. Intest. 

410. Charadrius collaris. 
Taenia. Intest. 


270 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


411. Charadrius Hiaticuba. ’ 
Ascaris heteroura? Creplin. Intest. (Bellingham). 
Echinorhynchus inflatus Creplin. Intest. (Laurer). 
Taenia laevigata R. Intest. 
412. Charadrius minor (fluviatilis). 
Filaria. Sub pelle narium. 
Trichosoma. 'Tunicae ventric. 
Taenia laevigata R. Intest. 
443. Charadrius Morinellus. 
Ascaris heteroura Creplin. Intest. 
Echinorhynchus Lancea Westrumb. Intest. 
414. Charadrius pluvialis. 
Ascaris heteroura Creplin. Intest. 
Echinorhynchus macracanthus Bremser. Intest, 
Amphistoma cornutum R. (Holostom. cornutum Duj.) Int. ten. 

Taenia laevigata R. Intest. 

415. Oedienemus crepitans. 
Ascaris heteroura Creplin. Intest. 
Echinorhynchus Lancea Westrumb. Intest. 

Taenia coronata Creplin. Intest. 

’ 446. Himantopus melanopterus Ss. rufipes. | 
Trichosoma. Tunicae ventric. f 
Spiroptera revoluta R. Tunicae ventric. 

Ascaris heteroura Creplin. Intest. 
Monostoma. Intest. 

Taenia vaginata R. Intest. 

417. Himantopus Wilsonii. _ 
Amphistoma lunatum Diesing. Int. coec. (Natterer). 
418. Recurvirostra Avocetta. 

Trichosoma contortum Creplin. Oesophagus: 

Bothriocephalus nodosus R. (Schistocephalus dimorphus Cvep!.) 
Intest. (Schilling). 
Taenia polymorpha R. Intest. 
419. Haematopus Ostralegus. 
Echinorhynchus inflatus Gveplin. Intest. 
— sphaerocephalus Bremser.' Intest. 
‚Monostoma petasatum Deslongcehamps. Int. coec. 
Distoma brevicolle Creplin. Intest. ten. 


— = 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 


420. Glareola austriaca. 
Ascaris. Intest. coec. 
Distoma micrococcum R. Intest. 
Taenia longirostris R. Intest. ten. 


421. Fulica atra (et fusca). 


‚Spiroptera. Tunicae ventric. 
Echinorhynchus filicollis R. 


_ versicolor R. 
Monostoma mutabile Zeder. Abdomen. (Creplin). 
_ verrucosum Zeder. Int. coec. (Siebold). 


Distoma Arenula Creplin. Intest. 
—  ovatum R. Bursa Fabricii. 
Taenia inflata R. Intest. 


422. Fulica chloropus. 


271 


\eEehin. polymorphus Bremser). Int. 


Echinorhynchus versicolor R. (Echin. polymorphus Bremser). 


Abdomen. 
Monostoma verrucosum Zeder. Int. coec. (Bellingham). 
em2 mutabile Zeder. Abdomen. 
Distoma uncinatum Zeder. Intest. crass. 


Ligula sparsa R. Intest. 


423. Fulica fuliginosa. 
Echinorhynchus polymorphus Bremser. Intest. 


424. Rallus aquaticus. 


Monostoma mutabile Zeder. Cellae infra ocul. (Siebold). 


= verrucosum Zeder. Int. coec. (Siebold). 
Distoma. holostomum R. Intest. 


425. Rallus Porzana (Gallinula porz.). 
Monostoma verrucosum Zeder. Int. coec. (Siebold). 
Distoma militare R. Intest. rect. 


426. Rallus nigricans. 


Echinorhynchus reticulatus Westrumb. Intest. (Natterer). 


427. Ralli spec. brasil. 
Spiroptera. Tunicae ventriculi. 

428. Crex pratensis. 
Ascaris. Intest. 
Taenia paradoza R. Intest. (Dujardin). 


272 Gurlt: Verzeichniss ‚der Thiere, 


6. Natatores s. Palmipedes. 
429. Sterna cantiaca. 
Echinorkynchus linearis Westrumb, Intest. 
Amphistoma pileatum R. (Holostomum pileatum Dujard.) ur: 
Distoma denticulatum R. Intest. 
— . cochleariforme R. Intest. 
430. Sterna fissipes (nigra). ‘ 
Spiroptera elongata R. Tunicae ventric. 
Ascaris. Hydatides intestinorum. 
Distoma denticulatum R. Intest. 
—  cochleariforme R. Intest. 
Ligula sparsa R. Intest. 
Taenia inversa R. Intest. 
—  oligotoma Nitzsch. Intest. 
Bothriocephalus nodosus R. (Schistoceph. dimorph. Crepl.). In- 
test. (Schilling). 
431. Sterna Hirundo. 
Spiroptera. Oesophagus. 
Amphistoma pileatum R. (Holostomum pileatum Dujard.) Int. 
Distoma denticulatum R. Intest. 
Bothriocephalus nodosus R. (Schistocephalus dimorphus Cropl.). 
Intest. 
_ fissiceps Creplin. Intest. 
Taenia. Intest. 
432. Sterna Leucopareia. 
Filaria. Abdomen. 
433. Sterna macroura. 
Bothriocephalus nodosus R. (Schistocephalts dimorphus Crepl.). 
Intest. (Schilling). 
434. Sterna minuta. 
Echinorhynchus mutabilis R. (Ech. striatus Goeze?) Intest. 
Distoma cochleariforme R. Intest. 
435. Sternae spec. brasiliens. 
Distoma canaliculatum R. Intest. 
—  cochleariforme R. Intest. 
Taenia. Intest. 
436. Colymbus arctieus et Immer. 
Strongylus tubifex Nitzsch. Oesophagus. 
Amphistoma erraticum R. (Holostomum errat. Dujard.). Intest.' 


+ E20  VESATAGBBERSEESSn | 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 273 


Ligula sparsa R. Intest. 
Bothriocephalus nodosus R. (Schistocephalus dimorphus Crepl.) 
Intest. } 
— macrocephalus R. Intest. 
Taenia capitellata R. Intest. 
437. Colymbus auritus. 
Ascaris praelonga Dujard. Intest. 
Ligula interrupta R. Intest. 
Taenia capillaris R. Intest. 
438. Colymbus balticus. 
Amphistoma erraticum R. (Holostomum errat. Dujard.) Intest. 
(Creplin). 
Bothriocephalus nodosus R. (Schistocephalus dimorphus Crepl.) 
Intest. (Creplin). 
_ macrocephalus R. Intest. 
439. Colymbus cornutus. 
Ascaris. Intest. 
Taenia. Intest. 
440. Colymbus eristatus. 
Filaria subulata Deslongehamps. Abdomen. 
Strongylus tubifex Nitzsch. Oesophagus. 
Ascaris. Intest. 
Distoma gibbosum (parasitice) R. Ventriculus. 
—  spinulosum R. Intest. 
Ligula sparsa R. Intest. 
Bothriocephalus nodosus R. (Schistocephalus dimorphus Crep!l.) 
Intest. 
Taenia. Intest. 
441. Colymbus minor. 
Strongylus tubifex Nitzsch. Oesophagus. 
Ascaris. Intest. 
Distoma echinatum Zeder. Intest. 
Taenia macrorhyncha R. Intest. 
—  multistriata R. Intest. 
442. Colymbus septemtrionalis (rufogularis). 
Spiroptera crassicauda Örepl. Tunicae ventric. 
Strongylus tubifex Nitzsch. Oesophagus. 
Ascaris variegata R. Oesophagus. 


Amphistoma erraticum R. (Holost. erratie. Dujard.) Intest. 
Archiv f. Naturgeschichte, X1. Jahrg. 1, Bi. 418 


Ta Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


Holostomum platycephalum Crepl. Bursa Fabriei. (Schilling). 
Distoma spinulosum R. Intest. 
— concavum Creplin. Intest. rectum. 
Ligula sparsa R. Intest. 
Bothriocephalus macrocephalus R. Intest. 
_ ditremus Creplin. Intest. 
_ nodosus R. (Schistoceph. dimorphus Creplin). 
Intest. 
443. Colymbus subcristatus. 
Echinorhynchus Hystric Brems. Intest. (Bellingham). 
Ligula sparsa R. Intest. 
Bothriocephalus nodosus R. (Schistoc. dimorph. Crepl.) Intest. 
Taenia lanceolata Goeze. Intest. 
—  capillaris R. Intest. 
444. Colymbi spec. brasil. 
Ascaris. Intest. 
445. Larus Atricilla. 
Amphistoma longicolle R. (Holostomum longicolle Dujard.) Int. 
Bothriocephalus cylindraceus R. Intest. 
446. Larus canus. 
Ligula alternans R. Intest. 
Bothriocephalus ditremus Creplin. Intest. 
Taenia. Intest. 
447. Larus capistratus. 
Bothriocephalus nodosus R. (Schistoc. dimorph. Orepl.) Intest. 
448. Larus cinerarius. 
Ascaris. Intest. 
‚Monostoma macrostomum R. Intest. 
Distoma spinulosum R. Intest. 
Taenia porosa R. Intest. 
449. Larus fuscus. 
Amphistoma longicolle R. (Holost. longic. Dujard.) Intest. 
Distoma lucipetum R. Membrana nictitans. 
Taenia porosa R. Intest. 
450. Larus glaucus et argentatus. 
Spiroptera obvelata Oreplin. Oesophagus. 
Amphistoma longicolle R. (Holost. longicolle Dujardin), Intest. 
(Bellingham). 
Distoma spathaceum R. Intest. 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 275 


Distoma, lucipetum R. Membrana nictitans. 
Ligula alternans R. Intest. 
Bothriocephalus cylindraceus R. Intest. 

451. Larus marinus. 
Echinorhynchus globicollis Crepl. Intest. (Schilling). 
Distoma Lingua Crepl. Intest. 

452. Larus maximus. 

‚Spiroptera obvelata Creplin. Oesophag. 
Holostomum variegatum Orepl. Intest. (Schilling). 
Distoma Lingua Orepl. Intest. 

453. Larus medius. 

Spiroptera obvelata Oreplin. Ventriculus. 
454. Larus minutus. 
Filaria. Sub pelle colli. 
Taenia porosa R. Intest. 
455. Larus naevius. 
Distoma spinulosum R. Intest. 
456. Larus ridibundus. 
Amphistoma longicolle R. (Holost. longicolle Dujard.) Intest. 
Ligula alternans R. Intest. 
Taenia porosa R. Intest. 
457. Larus tridactylus. 
Ligula alternans R. Intest. 
Bothriocephalus dendriticus Nitzsch. Intest. 

458. Lari spec. brasil. 
Echinorhynchus sphaerocephalus Bremser. Intest. 

459. Lestris parasitica. 

Ligula alternans R. Intest. 

460. Procellaria Anglorum. 
Spiroptera. Ventrie. (Bellingham). 

461. Halieus Aquilus. 

Ascaris spieuligera R. Oesophag. Ventriculus. 
" Distoma cochleariforme R. Intest. 
Taenia, Intest. 
462. Halieus Carbo. 
Trichosoma. Intest. 
Strongylus tubifex Nitzsch. Oesophag. 
Ascaris spieuligera R. Oesoph. Ventrie. 
Echinorhynchus Hystrix Bremser, Intest. 
18* 


276 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


Distoma trilobum R. Intest. 
— echinatum Leder. Intest. 
—  radiatum Dujardin. Intest. 
Ligula interrupta R. Intest. 
Taenia scolecina R. Intest. 
463. Halieus cristatus. 
Ascaris spieuligera R. Oesoph. Ventric. 
Echinorhynchus Hystrix Bremser. Intest. (Bellingham). 
464. Halieus pygmaeus. 
Strongylus tubifex Nitzsch. Oesophagus. 
Ascaris spiculigera R. Oesophag. Ventric. 
Distoma echinatum Zeder. Intest. 
Ligula interrupta R. Intest. 
465. Haliei spec. brasil. 
Ascaris spieuligera RB. Oesophag. Ventric, 
466. Pelecanus Onocrotalus. 
Ascaris spieuligera R. Oesophag. Ventrie. 
467. Sula alba. 
Distoma planicolle R. Intest. 
468. Anas acuta, 
Ascaris inflexa Zeder. Intest. 
Taenia sinuosa R Intest. 
—  triineata Batsch. Intest. 
—  megalops Nitzsch. Intest. 
469. Anas Boschas domestica, 
Filaria. Thorax. 
Ascaris inflexa Zeder. Intest, 
—  crassa Deslongchamps. Intest. 
Strongylus tubifex Nitzsch. Oesophagus. 
Aystrichis trıcolor Dujard. Tunicae proventrieuli. 
Echinorhynchus versicolor R. (Ech. polymorphus Brems.) Intest. 
Monostoma verrucosum Zeder. (Notocotylus triserialis Diesing). 
Intest. = 
Distoma ovatum R. Bursa Fabricii. 
— lineare R. Intest. crass. Trachea. 
—  echinatum Leder. Intest. 
Ligula sparsa R. Intest. 
Taenia infundibuliformis Goeze, Intest. 
—  Malleus Goeze. Intest. 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 77 


Taenia sinuosa R. Intest. 
—  0Coronula Dujard. Intest. 
—  megalops Nitzsch. Intest. 
470. Anas Boschas fera, 
Ascaris infleca Zeder. Intest. 
—  crassa Deslongch. Intest. 
Hystrichis ‚tricolor Dujard. Tunicae proventriculi. 


ERDE FREIE: 10022 ‚polymorphus Brems.) Intest. 


— .  versicolorR. 
Monostoma verrucosum Zeder. (Notocotylus triserialis Diesing). 
Intest. 


Amphistoma erraticum R. ( Holostom. erraticum Dujard.) Int. 
(Creplin). 
Distoma oxycephalum R. Intest. 
—  echinatum Zeder. Intest. 
Ligula sparsa R. Intest. 
Taenia sinuosa R. Intest. 
—  Malleus Goeze. Intest. 
—  Trilineata Batsch. Intest. 
—  gracilis R. Intest. 
—  rhomboidea Dujard. Intest. 
471. Anas canadensis. 
Ascaris dispar Schrank. Intest. „ 
Taenia laevis Bloch. Intest. 
472. Anas Olangula. 
Spiroptera crassicauda Crepl. Tunie. ventric. (Rosenthal). 
Echinorhynchus polymorphus Brems. Intest. 
Amphistoma erraticum R. (Holostom. erratic. Dujard.) Intest. 
(Creplin). 
Taenia laevis Bloch. Intest. 
473. Anas clypeata. 
Echinorhynchus polymorphus Bremser. Intest. (Bellingham). 
Monostoma attenuatum R. Intest. coec. 
_ verrucosum Leder. (Notocotylus triserialis Diesing). 
Intest. (Bellingham) 
Distoma ovatum R. Bursa Fabricii, 
—  orycephalum R. Intest. 
— echinatum Leder. Intest, 
Taenia laevis Bloch. Intest. 


278 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


Taenia trilineata Batsch. Intest. 
474. Anas Crecca. 
Strongylus tubifex Nitzsch. Oesophagus. 
Echinorhynchus polymorphus Brems. Intest. 
Taenia laevis Bloch. Intest. 
475. Anas ferina. 
Monostoma verrucosum Leder. Intest. coeca. 
Distoma echinatum Zeder. Iuntest. 
Taenia lanceolata Goeze. Intest. 
476. Anas fuligula, 
Ascaris. Intest. 
Echinorhynchus filicollis R. 
_ versicolor R. 
Monostoma flavum Mehlis. Trachea. Oesophag. 
Distoma Globulus Intest. 
477. Anas fusca. 
Echinorhynchus versicolor R. (Ech. polymorphus Bremser). In- 
test. crass. 
Monostoma flavum Mehlis. Trachea. Oesophag, 
Distoma. Intest. 
Taenia sinuosa R. Intest. 
478. Anas glacialis. 
Trichosoma brevicolle R. Int. coec. (Mehlis). 
Spiroptera crassicauda Orepl. Tunicae ventric. 
Monostoma verrucosum Zeder. Intest. coeca. 
Amphistoma erraticum R. (Holostom. erratic. Dujard.) Intest. 
Abdomen. 
Bothriocephalus nodosus R. ( Schistoceph. dimorphus Creplin). 
Intest. (Schilling). 
479. Anas Hornschuchii. 
Distoma concavum Creplin. Intest. ten. et coec. 
480. Anas Ipecutiri. 
Amphistoma lunatum Diesing. Intest. coec. (Natterer). 
481. Anas leucocephala. 
Taenia laevis Bloch. Intest. 
482. Anas Marila. 
Echinorhynchus polymorphus Brems. Intest. 
Monostoma flavum Mehlis. Trachea. Oesophag. 
Amphistoma erraticum R. (Holost. erratic, Duj.) Int. (Creplin). 


1077 polymorphus Brems.) Intest, 


En BE 


Zn 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 279 


Distoma oxyurum Creplin. Intest. 
483. Anas Melanotus. 
Amphistoma lunatum Dies. Int. coec. (Natterer). 
z 484. Anas mollissima. 
Echinorhynchus filicollis R. (Ech. polymorphus Bremser). Int. 
Monostoma flavum Mehlis. Trachea. Oesophag. 
Amphistoma erraticum R. (Holostom. erratie. Dujard.) Intest. 
(Creplin). 
485. Anas moschata. 
Ascaris inflexa Zeder. Intest. 
—  crassa Deslongcehamps. Intest. 
Tuenia lanceolata. Goeze. Intest. (Dujardin). 
—  Malleus Goeze. Intest. (Dujardin). 
486. Anas Nyraca. 
Echinorhynchus polymorphus Brems. Intest. 
Distoma echinatum Zeder. Intest. 
Taenia lanceolata Goeze. Intest. 
487. Anas Penelope. 
Echinorhynchus polymorphus Brems. Intest. (Mus. Vienn.) 
Monostoma verrucosum Zeder. Int. coec. 
Distoma echinatum Zeder. Intest. 
Taenia gracilis R. Intest. 
—  Malleus Goeze. Intest. 
488. Anas Querquedula. 
Trichosoma brevicolle R. Intest. coeca. 
Monostoma verrucosum Zeder. Int. coec. et rectum. 
Amphistoma. Intest, 
Tuaenia Mualleus Goeze. Intest. 
—  trilineata Batsch. Intest. 
489. Anas rufina. 
Echinorhynchus polymorphus Brems. Intest. 
490. Anas sponsa. 
Echinorhynchus filicollis R. (Ech. polymorph. Bremser). Intest 
Distoma delicatulum R. Vesicula fellea. 
491. Anas strepera. 
Strongylus nodularis R. Intest. (Mus. Vienn.). 


* Distoma echinatum T,eder. Intest. 


492. Anas Tadorna. 
Hystrichis tricolor? Dujard. Tuberc. oesophagi. (Bellingham). 


280 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


Monostoma verrucosum Zeder. Intest. (Creplin). 
Amphistoma isostomum R. (Holostom. isost. Dujard.) Intest. 
_ erraticum R. (Holost. erratic. Dujardin).‘ Intest. 
(Creplin). 
Taenia. Intest. 
493. Anatis spec. brasil. 
Taenia sinuosa BR. Intest. 
494. Anser albifrons. 
Monostoma verrucosum Zeder. Intest. (Natterer). 
495. Anser cinereus. 
Trichosoma brevicolle R. Intest. coec. 
‚Spiroptera uncinata R. Tubercula oesophagi. 
Strongylus nodularis R. Oesophagus, Ventriculus. 
Ascaris dispar Schrank. Intest. coec, 
Echinorhynchus versicolor R. (Ech. polymorph. Brems.) Intest. 
Monostoma verrucosum Zeder. Int, coec. et rectum. 
—_ mutabile Zeder. Cella infraorbitalis (Siebold). 
Distoma lineare R. Nares. 
—  echinatum Zeder. Intest. 
Taenia lanceolata Goeze. Intest. 
—  sinuosa R. Intest. 
—  infundibuliformis Goeze. Intest. 
— _ setigera Froelich. Intest. 
—  fasciata R. Intest. 
—  Malleus Goeze. Intest. 
496. Anser eygnoides. 
Taenia laevis Bloch. Intest. 
497. Anser leucopsis. 
Monostoma verrucosum Zeder, Intest, erass. (Creplin). 
498. Anser Segetum. 
‚Strongylus nodularis R, Intest. 
Monostoma verrucosum Zeder. Intest. coeec. 
499, Cygnus Bewickii. 
Monostoma verrucosum Zeder, Int. coec. (Natterer). 
500. Cygnus musicus. 
Filaria. Abdomen. Intest. 
Echinorhynchus polymorphus Brems, Intest. 
Monostoma verrucosum Leder, Int. coec. (Creplin). 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 281 


Amphistoma erraticum R. (Holostomum erratie. Duj.). Intest. 
(Creplin). ni ö 
Taenia aequabilis R. Intest. 
501. COygnus Olor. 
Echinorhynchus striatus Goeze. Intest. 
_ polymorphus Brems. Intest. (Bellingham). 
Taenia aequabilis R. Intest. 
502. Mergus albellus (et minutus). 
Strongylus tubifex Nitzsch. Oesophag. 
Echinorhynehus bacillaris Zeder. Intest. 
Monostoma flavum Mehlis. Bronchi. Oella infraorbital. (Siebold). 
Amphistoma gracile R. (Holost. gracile Dujard.) Intest. 
_ erraticum R. (Holost. errat. Duj.) Int. (Creplin). 
Distoma. Intest. 
Ligula interrupta R. Intest. 
Bothriocephalus nodosus R. (Schistocephalus dimorphus Crepl.). 
Intest. 
Taenia tenuirostris R. Intest. 
503. Mergus Merganser (et Castor). 
Strongylus tubifex Nitzsch. Oesophagus. 
Ascaris. Intest. 
Echinorhynchus Hystrix Bremser. Intest. (Drummond). 
Amphistoma gracile R. (Holost. graeile Dujard.) Intest. 
Ligula interrupta R. Intest. 
Bothriocephalus nodosus R. (Schistoc. dimorph. Crepl.) Intest. 
Taenia Malleus Goeze. Intest. 
—  tenuirostris R. Intest. 
Dub. Cestoideum. Oesoph. 
504. Mergus Serrator, 
Trichosoma brevicolle R. Int. coec. (Mehlis). 
Spiroptera crassicauda Oreplin, Tunicae ventrie. (Rosenthal). 
Strongylus tubifex Nitzsch. Oesoph. 
Ascaris, Intest, j 
Echinorhynchus Hystrix Brems. Intest. (Bellingham). 
Ligula interrupta BR. Intest, 
Bothriocephalus nodosus R. (Schistoc. dimorph. Crepl.) Intest, 
_ ditremus Greplin, Intest. 
Taenia tenuirostris R. Intest. 


* 


282 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


505. Alca Torda et Pica. 
Amphistoma erraticum R. (Holost. erratic. Dujardin). Intest. 
(Creplin). 
Bothriocephalus nodosus R. (Schistoc. dimorph. Crepl.) Intest. 
(Creplin). 
Taenia armillaris R. Intest. 
—  Intest. 
506. Uria Grylle. 
Trichosoma contortum Crepl. Tunicae oesophagi. 
507. Uria Troile. " . 
Bothriocephalus nodosus R. (Schistocephalus dimorphus Crepl.) 
Intest. 


I. AMPHIBIA. 
1. Chelonii. 


508. Chelonia Mydas. 
Ascaris leptura R. Intest. 
—  sulcata R. Intest. 
Monostoma trigonocephalum R. Ventrie. Intest. 
Distoma cymbiforme R. Vesica urinaria. 
—  gelatinosum R. Intest. 
—  Grroratum R. Ventriculus. 
Tetrarhynchus macrobothrius R. Tunicae ventriculi. 
509. Emys europaea (orbicularis). | 
Spiroptera contorta R. Ventric. Tubereula ventric. 
Cucullanus microcephalus Dujard. Intest. 
Distoma. Intest. 
Polystoma ocellutum R. Fauces. 
510. Testudo graeca. 
Ascaris dactyluris R. (Atractis Dujard.) Intest. crass. 
—  holoptera R. Intest. 
511. Testudo indica. 
Ascaris sulcata R. Intest. 
512. Testudo tabulata. 
Ascaris gulosa R. Intest. crass. 
—  sulcata R. Intest. 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 283 


513. Chelys fimbriata. 
Ampkistoma grande Diesing. Intest. (Natterer). 

514. Phrynops Geoffroanus Wagler. 
Amphistoma grande Dies. Int. crass. (Natterer). 

515. Phrynops Schöpfii Fitz. 

Amphistoma grande Dies. Intest. (Natterer). 

516. Peltocephalus Dumerilianus Fitz. 
Amphistoma grande Dies. Int. crass. (Natterer). 

617. Podocnemis expansa Wagl. 
Ancyracanthus pinnatifidus Dies. Int. tenue. (Natterer). 
Amphistoma grande Dies. Ventrie. Int. crass. (Natterer). 

518. Podocnemis Tracaxa Wagl. 
Ancyracanthus pinnatifidus Dies. Int. ten, (Natterer). 
Amphistoma grande Dies. Ventrie. (Natterer). 

519. Rhinemys gibba Wagl. 

Amphistoma grande Dies. Int. rect. (Natterer). 

520. Rhinemys nasuta Wagl. 

Amphistoma grande Dies. Int. erass. (Natterer). 


2. Saurii. 


521. Crocodilus acutus. 
Pentastoma oxycephalum Dies. (Pentast. proboscideum | Croco- 
dili Scleropis] R.) Pulmones. 
522. Alligator Lucius. 
Ascaris tenuicollis R. Ventriceulus. 
523. Alligator Sclerops. 
Distoma pyxidatum Bvems. Intest. 
Pentastoma oxycephalam Dies. (Pent. proboscideum R.) Pulmon. 
_ subtriquetrum Dies. Ventric. 

524. Monitor (Podinema) Teguixin. 
Physaloptera retusa R. (Spiroptera retusa Dujard.) Intest. 
Strongylus galeatus R. (Sclerostoma galeatum Dujard.) Intest. 
Ascaris spinicauda Olfers. Intest. 

Pentastoma proboscideum R. Abdomen, (Natterer). 
= gracile Dies. Hydatid. pulmon., ventric. Abdomen. 
525. Lacerta agilis. 
Strongylus auricularis Zeder. Intest. 
Distoma mentulatum R. Intest. 
Dub. Nematoideum. Ventric. Intest. 


284 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


526. Lacerta caerulescens. 
Distoma. Intest. 
527. Lacerta erytlıronotus. 
Strongylus auricularis Zeder. Intest. (Mus. Vienn.). 
528. Lacerta maculata, 
Distoma mentulatum R. Intest. 
529. Lacerta margaritacea. 
Physaloptera abbreviata R. (Spiropt. abbrev. Dujard.) Ventric. 
Intest. 
Ascaris extenuata R. Intest. rectum. 
530. Lacerta muralis. 
‘Strongylus auricularis Zeder. Intest. (Dujardin). 
Oxyuris spinicauda Dujard. Intest. 
Dub. Cestoideum. Tubercula hepatis. 
„531. Lacerta (Cordylus) orbicularis. 
Taenia. Intest. 
532. Lacerta viridis. 
Strongylus auricularis Zeder. Intest. 
Ascaris fallac R. Ventric. Intest. 
Distoma arrectum Dujard. Intest. 
Dub. Cestoideum. Tubercula hepatis. — 
533. Lacertae spec. hispanica. 
Taenia tuberculata R. Intest. 
534. Iguana tuberculata. 
Ascaris megatyphlon R. (Ozolaimus megatyphl. Duj.) Int. coec. 
535. Platydactylus (Gecko) fascicularis. 
Oxyuris brevicaudata Dujard. Intest. 
Ascaris echinata R. Intest. 
Taenia dispar Goeze. Intest. 
536. Stellionis spec. brasil. 
Physaloptera retusa R. (Spiroptera retusa Dujyard.) Intest. 
537. Scinei spec. brasil. 
4scaris spinicauda Olfers. Palpebrae. 
538. Pseudopus serpentinus (Lac. apus). 
Trichocephalus echinatus R. (Selerotrichum echin. Dujardin). 
Ventriculus. 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 2835 


3. Ophidii. 
539. Anguis fragilis. 
Strongylus auricularis Zeder. Intest. 
_ dispar Dujard. Intest. 
Angiostoma entomelas Dujard. Intest. 
Ascaris nigrovenosa Zeder. Pulmones. 
—  brevicaudata Zeder. Int. erass. 
Distoma crassicolle R. Intest. (Dujardin). 
540. Amphisbaena alba. 
Taenia. Intest. 
541. Amphisbaena flavescens. 
Pentastoma furcocercum Dies. Pulmones. (Natterer). 
542. Amphisboenae spec. brasil. 
Ascaris unguiculata R. Intest. 
Distoma Monas R. Intest. 
543. Boa canina. 
Dub. Nematoideum. Intest. 
544. Boa Constrictor. 
Pentastoma proboscideum R. Pulmon. (Natterer). 
545. Boa Sceytale (Eunectes Scytale Wagl.). 
Pentastoma proboscideum RB. Pulmones. (Natterer). 
_ gracile Dies. Hydat. ventric. mesenterii. (Natterer), 
‚Solenophorus megalocephalus Creplin. (17b.) ( Bothridium me- 
galoc. Blainville). Intest. 
546. Boa, spec. incert. 
Ascaris Filaria Dujard. Tumor ventriculi. (Perrottet). 
547. Python bivittatus. 
Ascaris anoura Dujard. Intest. 
Solenophorus megalocephalus Creplin. (17®.) ( Bothridium me- 
galoceph. Blainv.) Intest. 
548. Python Tigris. 
Pentastoma moniliforme Dies. Pulmon. (Natterer). 
‚Solenophorus megalocephalus Creplin, (Bothrid. megal, Blainv,) 
Intest. 
549. Python, spec. nova. 
Solenophorus megalocephalus Creplin. (Bothrid, megaloc, Blainv.) 
Intest. 
550. Coluber atrovirens. 
Echinorhynchus cinctus R. Mesenterium, 


286 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


551. Coluber austriacus. 
Filaria. Oesophagus. 
Distoma. Intest. 
552. Coluber Lichtensteinii. 
Pentastoma furcocercum Dies. Abdomen. (Natterer). 
553. Coluber maculatus. 
Echinorhynchus megacephalus Westrumb. Mesenter. (Natterer), 
554. Coluber murorum. 
Distoma. Intest. 
555. Coluber Natrix. 
Ascaris brevicaudata R. (Heterakis brevicaudata Duj.) Intest. 
Distoma Naja R. Pulmones. 
—  mentulatum R. Intest. 
— Assula Dujard. Intest. 
—  signatum Dujard. Oesophagus. 
Dub. Nematoidea. Abdom. Intest. 
556. Coluber olivaceus. 
Strongylus. Ventriculus. 
Echinorhynchus oligacanthoides R. Tunicae intestin. 
557. Coluber quadrilineatus. 
Ascaris cephaloptera R. Ventric. Intest. 
Echinorhynchus oligacanthus R. Tunic. intest. 
5658. Coluber tesselatus. 
Strongylus denudatus R. Pulmones. 
Distoma. Intest. 
559. Colubri spec. brasil. 
Strongylus costatus R. Intest. 
Ascaris mascula R. Intest. 
—  auriculata R. Intest. 
Echinorhynchus oligacanthoides R. Tunic. intest. 
Taenia racemosa R. Intest. 
_ Intest. 
Dub. Nematoideum. Intest. 
560. Colubri spec. caroliniana. 
Filaria. Intest. 
Distoma. Fauces. 
561. Colubri spec. nova. 
Pentastoma gracile Dies. Hydatid. ventriculi. 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 


562. Vipera Ammodytes. 
Ascaris. Intest. 
563. Vipera Berus. 
Distoma crystallinum R. Hydatid. cordis. 
564. Vipera Redii. 
‚Strongylus. Intest. 
Ascaris cephaloptera R. Intest. 
Echinorhynchus cinctus R. Periton. 
565. Elaps, spec. nov. 
Pentastoma gracile Dies. Capsulae periton. (Natterer). 
566. Spilotes pullatus. 
Pentastoma proboscideum R. Tlıorax. (Natt.), 
567. Spilotes, nov. spec. 
Pentastoma furcocercum Dies. Mesenter. (N.) 
568. Ophis Merremii. 
Pentastoma proboscideum R. Trachea. (N.) 
569. Bothrops Jararaca. 
Pentastoma proboscideum R. Pulmon. Abdomen. (N.) 
_ gracile Dies. Hydat. intest. (N.) 
570. Pseuderys, n. spec. 
Pentastoma gracile Dies. Hydat. periton. (N.) 
571. Tropidonotus, n. spec. 
Pentastoma gracile Dies: Mesenter. (N.) 
572. Crotalus Durissus. 
Trichosoma. Intest. 
Pentastoma proboscideum R. Pulm. Abdomen. 
573. Crotalus horridus., r 
Pentastoma proboscideum R. Pulm. Abdom. (Natterer). 
574. Hydrus caspius. 
Cucullanus. Intest. 


4. Batrachli, 


575. Proteus anguinus. 
Ascaris leptocephala R. Ventric. 
Dub. Nematoideum. Intest. Hydat. perit. 
576. Triton abdominalis. 
Ascaris, Dujard. Hydat. periton. 
577. Triton eristatus (lacustris). 
Strongylus auricularis Zeder. Intest, 


287 


288 Gurlt; Verzeichniss der Thiere, 


Echinorhynchus Anthuris Dujard. Intest. 
_ Haeruca R. Intest. (Creplin). 
578. Triton taeniatus (punctatus?). 
Trichosoma. Dujard. Intest. 
Ascaris leptocephula R. Ventric. 
Hedruris androphora Nitzsch. Ventric. 
Echinorhynchus Anthuris Dujard. Intest. 
—_ Haeruca R. Intest. 
Amphistoma unguiculatum R. (Diplodiscus unguiculatus Dies.) 
Intest. 
579. Salamandra atra. 
Strongylus auricularis Zeder. Intest. 
Ascaris brevicaudata Zeder. (Heterakis brevic. Dujard.) Intest, 
Echinorhynchus falcatus Froelich. Intest. . 
Distoma crassicolle R. Int. cerass. 
Taenia dispar Goeze, Intest. 
580. Salamandra maculata. 
Ascaris brevicaudata Leder. (Heterakis brevie. Dujardin). In- 
test. rect. 
Distoma crassicolle R. Intest. 
—  endolobium Dujard. Intest. 
Taenia dispar Goeze. Intest. 
581. Bufo erueiatus. 
Ascaris leptocephala R. Hydatid. hemgj 
582. Bufo fuscus. 
Strongylus auricularis Zeder. Intest. 
Ascaris nigrovenosa Zeder, Pulmones, 
—  brevicaudata Zeder. Int, rect. 
Taenia dispar Goeze. Intest. 
583. Bufo igneus. 
Strongylus auricularis Zeder. Intest. 
Ascaris nigrovenosa Zeder. Pulmones. 
—  leptocephala R. Intest. 
—  brevicaudata Zeder. Int. crass. 
Hedruris androphora Nitzsch. Ventrie. - 
Echinorhynchus Haeruca R. Intest. 
Monostoma ellipticum R. Pulmones, 
Amphistoma subelavatum R. (Diplodiscus subelav. Reh Int. 
rect. Vesica urin. 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 289 


Distoma eygnordes Zeder. Vesica urinar. 
—  cerystallinum R. Hydat. mesent. 
584. Bufo viridis (variabilis). 
Strongylus auricularis Zeder. Intest. 
Ascaris nigrovenosa Zeder. Pulmones. 
—  brevicaudata Zeder. Hydat. oesoph. 
Echinorhynchus Haeruca R. Intest. (Creplin). 
Distoma erystallinum R. Hydat. mesent. 
—  clavigerum R. Intest. 
Polystoma integerrimum R. Vesica urinar. 
Taenia dispar Goeze. Intest. 
585. Bufo vulgaris (cinereus). 
Strongylus auricularis Zeder. Intest. 
Ascaris nigrovenosa Zeder. Pulmones. 
—  brevicaudata Zeder. Int. crass. 
Echinorhynchus Haeruca R. Intest. 
Monostoma ellipticum R. Pulmones. 
Amphistoma subelavatum BR. (Diplodiscus subelavatus Diesing). 
Int. crass. 
Distoma clavigerum R. Intest. 
Taenia dispar Goeze. Intest. 
586. Leptodactylus Sibilatrix Fitzinger. 
Amphistoma subelavatum R. (Diplodiseus subelavatus Diesing). 
Int. crass. (Natterer). 
587. Rana cornuta. 
Ascaris foecunda R. Intest. 
588. Rana esculenta. 
Filaria rubella R. Hydat. periton. 
_ Sub pelle. 
Ozyuris ornata Dujard. Intest. 
Strongylus auricularis Zeder. Intest. 
Ascaris nigrovenosa Leder. Pulmones 
—  acuminata Schrank. (Heterakis acum. Dujard.) Intest, 
_ Oculi (Nordmann). 
Echinorhynchus Haeruca R. Intest. 
Amphistoma urnigerum R. (Holostom. urniger. Dujard.) Intest. 
rect, Hydatid. 
En subelavatum R. (Diplodiseus subelavat. Diesing). 


Int. erass. 
Archiv 1. Naturgeschichte. X1, Jahrg. 1, Bd, 19 


290 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


Distoma ceygnoides Zeder. Vesica urinar. 

— variegatum R. Pulmones. 

—  crystallinum R. Vesica fellea. Hydat. perit. 

— endolobium Dujard. Intest. 

—  clavigerum R. Intest. (Dujardin). 
Diplostomum rhachiaeum Henle. Canalis spinalis. 
Polystoma integerrimum R, Vesica urinar., 

589. Rana temporaria. 
Filaria rubella R. Hydatid. periton. 
Oxyuris ornata Dujard. Intest. 
‚Strongylus auricularis Zeder. Intest. 
Ascaris nigrovenosa Zeder. Pulmones. 


—  acuminata Schrank. (Heterakis acum, Dujard.) Intest. 
—  brevicaudata R. (Heterakis brevie. Dujard.) Intest. 


(Dujardin. Bellingham). 
Echinorhynchus Haeruca R. Intest. 


Amphistoma subelavatum R. (Diplodiseus subelavatus Diesing). 


Intest. erass. 
Distoma erystallinum R. Vesica fell. Hydat. perit. 

—  clavigerum R. Intest. 

—  cylindraceum Zeder. Pulmones. 

— _ endolobium: Düjard. Intest. 

— erassicolle R. Intest, (Dujardin): 

—  retusum Dujard. Intest. tenue, 

—  migrans? Dujard. Intest, 
Diplostomum rhachiaeum Henle. Canalis spin, 
Polystoma integerrimum R. Vesica urinaria. 
Dub. Nematoideum. Dujard. Cystid. pulmon. .et intestin. 

590. Rana musica brasil. 
Strongylus subauricularis R. Intest. 
Distoma Linguatula R. Intest. 

Dub. Nematoideum. Intest. 

591. Ranae spec. brasil, 
Distoma Linguatula R. Intest. 

—  repandum R. Intest. 

Dub. Nematoideum. Intest. 

592. Pipa verrucosa. 
Monostoma sulcatum R. Intest. 

Dub. Nematoideum. Hydat. mesent. 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 291 


593. Hyla arborea. 
Strongylus auricularis Zeder. Intest. 
Ascaris acuminata Schrank. (Heterakis acumin, Duj.) Intest. 
Amphistoma subelavatum R. ( Diplodiseus subelwat. Diesing). 
Intest. crass. 
Distoma clavigerum R. Intest. 
_ Vesica urinaria. 
Taenia dispar Goeze. Intest. 
594. Hylae spec. brasil. 
Ascaris foecunda R. Intest. crass. 


IV. PISCES. 
a. Chondropterygiüü. 
1. Cyelostomi. 


595. Petromyzon branch alis. 
Ligula simplieissima R. Abdomen. 


2. Plagiostomi. 


596. Torpedo marmorata et Galvanii. 
Ascaris. Ventriculus. 
Distoma appendiculatum R. Ventrieulus. 
Scolex polymorphus R. Intest. 
Bothriocephalus auriculatus R, Intest, 
a. coronatus B. Intest. 
597. Torpedo vulgaris et unimaculata, 
Bothriocephalus punctatus (parasit.) R. Ventric, 
_ coronatus R. Intest. 
‚598. Torpedo (persica). 
Dub. (Cestoideum?). 
599. Raja Aquila. 
Dub. Nematoideum. Ventric. 
+ 600. Raja Batis. 
‚Spiroptera. Ventrie, Intest. (Bellingham). 
Ascaris rotundata R. Ventrie. Intest. (Bellingham). 
_ Intest. (Bellingham), 
Leptodera. Dujard, Intest. 
19% 


292 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


Bothriocephalus coronatus R. Intest. 
— corollatus R. (Rhynchobothrius coroll. Dujard.) 
Int. crass. 
601. Raja clavata. 
Spiroptera. Tunicae ventrie. (Dujardin). 
Proleptus acutus Dujard. Intest. crass, 
Ascaris succisa R. Intest. 
Distoma appendiculatum R. Corpus extern. 
Bothriocephalus corollatus R. (Rhynchobothrius coroll. Dujard.) 
Int. erass. (Dujardin). 
_ auriculatus R. Intest. (Dujard.) 
_ coronatus R. Intest. (Dujard.) 
—_ uncinatus R. Intest. (Dujard.) , 
602. Raja fullonica. 
Dub. Nematoideum. Ventriculus. 
603. Raja Miraletus. 
Ascaris succisa R. Intest. 
Scolex polymorphus R. Intest. 
604. Raja Oxyrhynchus. 
Tetrarhynchus scolecinus R. Pinnae pectorales. 
605. Raja Pastinaca. 
Ascaris. Intest. 
Bothriocephalus tumidulus R. Intest. 
_ coronatus R. Intest. 
606. Raja Rubus. 
Bothriocephalus coronatus R. Intest. 
E= corollatus R. (Rhynchobothrius corollat. Du- 
jard.) Intest. 
607. Squalus Acanthias. 
Scolex polymorphus R. Intest. 
Bothriocephalus paleaceus R. (Rhynchobothrius paleac. Dujard.) 
Intest. crass. 
608. Squalus Catulus (Seyllium Catulus). 
Proleptus obtusus Dujard. Intest. 
Distoma megastomum R. Ventric. (Kuhn). 
Polystoma appendiculatum Kuhn. (25.) Branchiae. 
Dub. Nematoideum. Intest. 
609. Squalus Gentrina. 
Tetrarkynchus scolecinus R. Museuli. 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 293 


610. Squalus Galeus. 
Daenitis Squali Dujard. (Oueullanus Squali' Mus. Vienn.) Int. 
Ascaris rotundata RB. Ventric. Intest. 
Distoma megastomum R. Ventric. 
Bothriocephalus auriculatus R. Intest. crass. 
—_ verticillatus R. Intest. crass. 
_ uncinatus R. Intest. crass. 
—  . eorollatus R. (Rhynchobothrius corollat. Du).) 
Intest. (Dujardin). 
611. Squalus glaucus. 
Ascaris rotundata R. Ventric. 
Bothriocephalus auriculatus R. Int. crass. (Dujardin). 
612. Squalus griseus. 
Distoma veliporum Crepl. Intest. (Otto). 
Dub. Cestoideum? Hepar., 
613. Squalus Mustelus. 
Dub. Cestoideum? Hepar. 
614. Squalus Spinax. 
Bothriocephalus corollatus R. (Rhynchobothrius. coroll. Dujard.) 
Intest. crass. j 
615. Squalus Squatina. 
Bothriocephalus aurieulatus R. Int. erass. (Dujardin). 
_ coronatus R. Intest. 
_ corollatus R. ( Rhynchob. coroll. Dujard.) In- 
test. crass. 
616. Squalus stellaris. 
Tetrarhynchus megacephalus R. (Bothrioceph. claviger Leuck.) 
Abdomen. 
_ scolecinus R. Museuli. 
Bothriocephalus coronatus R, Intest. 
617. Squali spec. incertae. 
Ascaris. Intest. 
Tetrarhynchus grossus R.? 
y = Hepar. Ventriculus., 
Dub. Cestoideum? Cor. 


3. Eleuterobhranchi. 


618. Uhimaera monstrosa, 
Octobothrium leptogaster Leuck. Branchiae (Rapp.) 


294 Gurlt: Verzeichniss der Tbhiere, 


619. Accipenser Helops. 
Ascaris. Intest. reetum. 
620. Accipenser Huso. 
Cucullanus. Intest. 
Echinorhynchus tereticolis R. (Echin. Proteus Westrumb.)) 
Intest. 
= plagicephalus Westr. Intest. 
621. Accipenser microcephalus. 
Ophiostoma sphaerocephalum R. (Dacnitis sphaerocephala Duj.) 
Intest. j 
622. Accipenser oxyrhynchus. 
Bothrimonus. Duvernoy (26.) Intest. (Lesueur). 
623. Accipenser Ruthenus. 
Echinorhynchus plagicephalus Westr. Intest. 
624. Accipenser stellatus. 
Polystoma armatum Dujard. ( Diplobothrium armat. Leuck.) 
Branchiae. (Kollar. Leuck.). f 
625. Accipenser Sturio. 
Cucullanus. \ntest. 
Ophiostoma sphaerocephalum R. (Daenitis sphaerocephala Duj.) 
Int. crass. 
Echinorhynchus teretieollis BR. (Ech. Proteus Westr.) Intest. 
_ Intest. 
Monostoma foliaceum R: Abdomen. 
Distoma appendiculatum R. Ventric. 
—  hispidum Abilgard. Intest, 
— dimidiatum Creplin. Oesoph. Ventric. 
Tristoma elongatum Nitzsch. Branchiae. 


b. Ostaäcanthi. 
4. Lophobranchii. 


626. Hippocampus brevirestris. wu .\\ 
4scaris. Intest. 
Distoma tumidulum R. Intest., 
Triaenophorus nodulosus R. Intest. 
627. Syngnathus Acus. 
Scolex polymorphus RB. Intest. 


nn 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 295 


628. Syngnathus pelagieus, 
Distoma labiatum R. Hepar. 
Dub. Nematoideum. Mesenterium. 


5. Pleetoznathi s. Teleohranchii. 


629. Orthragoriscus Mola. 
Ascaris. Intest. 
Monostoma (filicolle?) R. Museuli. 
Distoma contortum R. Branchiae. 
—  nigroflavum R. Ventric. Intest. 
Tristoma coccineum Cuvier. Branchiae. 
Bothriocephalus microcephalus R. Branchiae, Ventrieul. Intest. 
Anthocephalus elongatus R. Hepar, Mesenter. 
630. Diodon? 
Tristoma maculatum R. Corpus externum. 


6 Malaecopterygii. 
a. ‚Apodes. 
631. Muraena Anguilla. 
Cucullanus elegans Zeder. Intest. 
Ascaris labiata R. Iniest. 
Liorhynchus denticulatus R. Ventriculus, 
Echinorhynchus globulosus R. Intest. 
_ angustatus R. Intest. (Bellingham). 
— tereticollis RB. (Ech. Proteus Westr.) Intest. 
Distoma polymorphum BR. Intest. 
—  appendiculatum R. Intest. (Creplin). 
—  angulatum Dujard, Intest, 
Bothriocephalus claviceps R. Intest. 
Taenia macrocephala Creplin. Intest. 
Dub. Trematodum (2?) Intest. 
632. Muraena Cassini (myroides). 
Oucullanus foveolatus RB. Intest. 
Monostoma Crucibulum R. Intest. 
Bothriocephalus elaviceps R. Intest. 
633. Muraena Conger. 
Filaria Piscium Dujard. (Filaria Piscium eı F, capsularia RB.) 
Cystid. peritonei. 
Dacnitis hians Duj. (Cucullanus, foveolatus [partim] R.) Int. 


296 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, \ 


Ascaris labiata R. Intest. 
—  ecaudata Dujard. Peritoneum. 
‚Stelmius praecinctus Dujard. Intest. 
Echinorhynchus Acus R. Intest. (Bellingham). 
Monostoma Crucibulum R. Intest. 
Distoma rufo-viride R. Ventriculus. 
634. Muraena Helena. 
Cucullanus foveolatus R. Peritoneum. 
Distoma grandiporum R. (Distoma rufo-viride R.) Ventricul. 
Dub. ? Peritoneum. 
635. Muraena Myrus. 
Ascaris labiata R. Intest. 
636. Muraena serpens. 
Dub. ? Tuberc. periton. 
637. Muraenae spec. brasil. 
Distoma tubulatum R. Intest. 
638. Synbranchus laticaudis. 
Filaria cystica R. Abdom. Hydatid. 
639. Ammodytes Cicerelus. 
Tetrarhynchus gracilis R. Intest. ! 
£ 640. Ophidium barbatum. | 
4scaris, Mesenterium. 
Distoma appendiculatum R. Intest. 
‚Seolex polymorphus R. Intest. 
641. Ophidium imberbe. 
Ascaris. Mesenterium. 
Distoma sinuatum BR. Intest. 
642. Ophidium Vassalli. 
Distoma appendiculatum BR. Intest. 


re un 


ö. Malacopterygii jugulares. 


643. Gadus Aeglefinus. 

Fkilaria Piscium Dujard. (Filaria Piscium et F. capsularia R.) 
Periton. 

—  crassiuscula Nordmann (27.) Oculi. 

Ascaris clavata R. Ventriculus. 

Echinorhynehus Acus R. Intest. 

Distoma simplex R. Intest. 

Dub. ? Hydat. nervorum et cerebri. 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 297 


644. Gadus barbatus. 
Filaria Piscium R. Abdomen. 
Ascaris clavata R. Ventriculus. 
Echinorhynchus Acus R. Intest. 

—_ Pumilio R. Intest. (Westrumb.) 
Distoma scabrum Zeder. Ventrieulus. 
Bothriocephalus rugosus R. Appendices pyloricae (Dujardin). 

645. Gadus Brosme. 
Filaria Piscium R. Hydat., Sub pelle. 

646. Gadus Callarias. 
Filaria Piscium R. Abdomen. 
Cucullanus ‚foveolatus R. Intest. 
Echinorhynchus Aeus R. Intest. 

_ tereticollis R. (Ech. Proteus Westr.) Intest. 
Distoma appendiculatum R. Intest. (Creplin). 
Bothriocephalus. Intest. 

647. Gadus Carbonarius. 
Echinorhynchus Acus R. Intest. (Bellingham). 
648. Gadus Chalcogrammus. 
Dub. Hepar., Ventric., Append. pyloricae. 
649. Gadus islaudicus. 
Filaria Piscium R. Abdomen. 
650. Gadus Lota. 
Cucullanus elegans Leder. Intest. 
Ascaris tenuissima Leder. Intest. 
—  mucronata Schrank. Ventriculus. 
Echinorhynchus tereticollis R. 

_ nodulosus R. (Eeh. Proteus Westr.) Intest. 

= ovatus R. 

= angustatus R. Intest. 

—_ globulosus R. Intest. (Creplin)., 

Distoma appendiculatum R. Intest. (Creplin). 
Distomum rosaceum Nordmann. (Dist. tereticolle? R.) Ventrie. 
Bothriocephalus rugosus R. Appendic. pyloricae. 
651. Gadus luseus. 
Echinorhynchus Acus R. Intest. 
652. Gadus mediterraneus. 
Echinorhynchus Pumilio R. Intest. (Westrumb). 
Distoma fulvum BR. Intest. 


298 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


653. Gadus Merlangus. 
Filaria Piscium R. Abdomen. 
Ascaris capsularia R. Tunic. hepatis, (Bellingham). 
Echinorhynchus Acus R. Intest. 
_ tereticollis R. (Ech. Proteus Westr.) Intest. 
Distoma Pristis Deslongch. Intest. 


'Octobothrium Merlangi Nordm. ( Octostoma. Merlangi Kuhn.) 


Branchiae. (Kuhn.) 
Bothriocephalus rugosus B. Appendic. pyloricae. (Dujardin). 
654. Gadus Merluceius. 
Filaria Piscium R. Periton. 
Trichosoma gracile Bellingh. Intest. 
Ascaris capsularia R. Periton. (Bellingham). 
Echinorhynchus Acus R. Intest. 
_ Pumilio R. Intest. (Westrumb). 
Scolex polymorphus R. Intest. “ 
Bothriocephalus crassiceps R. Intest. 


— rugosus R. (Appendic. pyloricae, (Dujardin). 


655. Gadus minutus. 
Ascaris. Peritoneum. 
Bothriocephalus punctatus R. Intest. 
656. Gadus Molva. 
Filaria Piscium R. Tuberc. ventric. 
Echinorhynchus Acus R. Intest. 
Distoma fulvum R. Intest. 
—  furcatum Brems. Intest. 
— scabrum Zeder. Intest. 
Octobothrium  palmatum Leuck. Branchiae. (Rapp.) 
657. Gadus Morhua. 
Filaria Piscium R. Periton. 
Cucullanus foveolatus,R. Intest. 
Strongylus. Intest, (Dujardin), 
Echinorhynchus, Acus R. Intest. (Belliugham). 
Bothriocephalus.. Intest. 
Dub. Hydat. cerebri et nervorum, 
658. Gadus Mustela. j 
Bothriocephalus rugosus R. Append. pyloricae. 
659. Gadus Pollachius. ® 
Filaria Piscium BR. Periton. 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 299 


Echinorhynchus Acus R. Intest., (Bellingham). 
Bothriocephalus rugosus R. Append. pyloricae. (Dujardin). 
660. Gadus virens. 
Echinorhynchus Acus R. Intest. 
Dub. Hydatid. cerebri. 
661. Gadus Wachnia. 
Echinorhynchus.  Intest. 
662. Pleuronectes Boscii. 
Bothriocephalus punctatus R. Ventrie. 
Dub. Nematoideum. Periton, 
663. Pleuronectes Flesus. 
Ascaris collaris R. Intest. 
Cucullanus heterochrous R. (Daenitis esuriens Dujard.) Intest. 
Echinorhynchus angustatus R. Intest. 
_ tereticollis R. (Ech. Proteus Westr.) Intest. 
Distoma Atomon R. Ventriculus. 
664. Pleuronectes Hippoglossus. 
Ascaris collaris R. Intest. (Bellingham). 
665. Pleuronectes latus. 
Cucullanus heterochrous R. (Daenitis esuriens Dujard.) Intest. 
666. Pleuronectes Limanda, 
Echinorhynchus Proteus Westrumb. Intest. 
667. Pleuronectes Linguatula, 
Ascaris. » Peritoneum. 
Echinorhynchus propinqguus Dujard. (Ech. globulosus [partim] 
R.) Intest. 
Distoma appendiculatum RB. Ventric. 
Scolex polymorphus R. Intest. 
668. Pleuronectes mancus, 
Filaria fusca R. Abdomen. 
Ascaris collaris R. Peritoneum. 
Distoma areolatum R. Intest. 
669. Pleuronectes maximus, 
Filaria Piscium RB. Abdomen. 
Cucullanus alatus R. Intest. 
Ascaris collaris R. Intest. 
Echinorhynchus nodulosus BR. (Ech. Proteus ‚Westr.) Intest. 
(Gurlt). 5 | 
Distoma appendiculatum, R. Intest, 


300 Gurlt:'Verzeichniss der Thiere, 


Distoma Hystrix Dujard. Cystid. oris et branch. 
Scolex polymorphus R. Mesenter. 
Tetrarhynchus lingualis Cuyier. Oystides oris. (Dujardin). 
Bothriocephalus punctatus R. Ventric. Intest. 
670. Pleuronectes Passer. 
Cucullanus minutus R. Intest., 
Echinorhynchus angustatus R. Intest. (Mus. Vienn.) 
Distoma appendiculatum R. Intest. > 
671. Pleuronectes Pegosa. 
Tetrarhynchus tenuicollis R. Ventric. 
Bothriocephalus punctatus R. Intest. 
672. Pleuronectes Platessa. 
Heligmus longieirrus Dujard. Intest. 
Cucullanus. Intest. 
Echinorhynchus. Intest. 
Distoma areolatum R. Intest. | - 
—  Hystrix Dujard. Cyst. oris et branchiarum. 
Scolex polymorphus R. Intest. 
673. Pleuronectes Platessoides. 
Filaria Piscium R. Abdom. Museuli. 
Echinorhynchus. Ventric. 
674. Pleuronectes Solea. 
Cucullanus heterochrous R. (Dacnitis esuriens Dujard.) Intest. 
(Dujardin). 
Ascaris. Intest. 
Echinorhynchus angustatus R. Intest. 
—_ urniger Dujard. Intest. 
Distoma microstomum R. Intest. . 
—  appendiculatum R. Intest. ? 
—  sSoleae Dujard. Intest. 
Bothriocephalus punctatus R. Intest. 
Dub. Cestoideum. Intest. 
675. Pleuronectis spee. italica (Sanchetto). 
Bothriocephalus punctatus R. Intest. 
676. Lepadogaster Gouani. 
Scolex polymorphus R. Intest. 
677. Cyelopterus Lumpus. 
Ascaris succisa R. Intest. (Bellingham). 
Echinorhynchus gibbosus R. Mesenter, 


Er 


DZ 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 301 


Distoma reflexum Greplin. Intest. 
Scolex polymorphus R. Intest. 

678. Cyelopterus rufus. 
Ascaris capsularia R. Intest. (Bellingham). 


ec. Malacopterygii abdominales. 


679. Cobitis Barbatula. 
Ascaris dentata Z,eder. Intest. (Bellingham). 

—_ Peritoneum. (Bellingham). 
Echinorhynchus clavaeceps Zeder. Intest. 
Caryophyllaeus mutabilis R. Intest. 
Bothriocephalus. Intest. 

680. Cobitis fossilis. 
Distoma transversale R. Intest. 
681. Cobitis Taenia. 
Echinorhynchus elavaeceps Zeder. Intest. 
Distoma transversale R. Intest. x 
Caryophyllaeus mutabilis R. Intest. 
Ligula simplieissima RB. Abdomen. 
682. Silurus Glanis. 
Cucullanus truncatus R. Intest. 
Prionoderma ascaroides R. Ventrie. 
Ascaris. Intest. 
Echinorhynchus angustatus R. Intest. 
_ tereticollis R. (Ech. Proteus Westrb.) Intest. 
Distoma torulosum BR. Intest. 
Taenia osculata Goeze. Intest. 
Ligula simplieissima R. Abdomen. 
Dub. Nematoideum. Ventric. 
683. Silurus megacephalus. 
Amphistoma oxycephalum Dies. Intest. (Natterer). 
684. Silurns Palmito. 
Amphistoma megacotyle Dies. Intest. (Natterer), 
685. Siluri spee. brasil. 
Anthocephalus elongatus R. Tunicae intest. 
686. Cataphractus Corome Natterer. 
Amphistoma ferrum equinum Dies. Int. (Natterer). 
687. Cataphractus Murica Natt. 
Amphistoma eylindrieum Dies. Intest, (Natterer). 


302 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


Amphistoma ferrum equinum Dies, Intest. (Natterer). 
688. Cataphractus Vacu Natt. 
Amphistoma Cornu Dies. Intest. (Natterer). 
689. Cataphracti n. spec. 
Aspidocotylus mutabilis Dies. Intest. (Natterer). 
690. Salmo Albula. 
Ascaris. Tuberc. ventrie. et branchiar. 
691. Salmo alpinus. 
Distoma seriale R. Renes. 
—  laureatum Leder. Intest. 
Bothriocephalus infundibuliformis R. Intest. 
Taenia longicollis R. Intest. Hepar. 
692. Salmo arcticus, 
Filaria Piscium R. Ventric, Perit. 
693. Salmo auratus. 
Amphistoma oxycephalum Dies. Intest. (Natterer). 
694. Salmo Carpio. 
Bothriocephalus. Intest. 
695. Salmo (Osmerus) Eperlanus. 
Echinorhynchus. Abdomen. Intest. 
Monostoma gracile R. Abdom. 
Taenia longicollis R. Intest. 
_ Abdomen. 
Dub. Nematoideum. Abdom. 
696. Salmo Eriox. 
Distoma hyalinum R. Intest. 
Bothriocephalus. Intest. 
697. Salmo Fario. 
Cucullanus globosus R. (Dacnitis globosa Dujard.) Intest. 
Spiroptera Cystidicola R. (Dispharagüs Oystid. Dujard.) Vesica 
natatoria. 
Ascaris obtusocaudata Zeder, Ventrie. Intest. 
Echinorhynchus fusiformis Zeder, Intest. 
_ Proteus Westrb. Intest. 
—_ angustatus R. Intest. (Bellingham), 
_ globulosus R. Intest, (Greplin). 
Distoma laureatum‘ Zeder. Intest, 
—  tereticolle R. Ventric. 
Octobothrium sagittatum Leuck. Branchiae. 


un 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 303 


Triaenophorus nodulosus R. Hepar. Append. pylor. 
Taenia longicollis R. Hepar. 
698. Salmo Hucho. 
Echinorhynchus clavaeceps Zeder. Intest. 
_ Proteus Westrb. Intest. 
Distoma tereticolle R. Ventrie. 
Triaenophorus nodulosus R. Hepar. 
Bothriocephalus proboscideus R. Append. pylor. 
699. Salmo Lavaretus (Corregonus oxy- 
rhynchus). 
Echinorhynchus Proteus Westr. Intest. 
Octobothrium hirudinaceum Bartels. Branchiae. 
Taenia longicollis R Intest. 
Dub. Abdomen. 
700. Salmo (Corregonus) Maraenula, 
Monostoma. Cyst. ventriculi. 
Taenia longicollis R. Intest. 
704. Salmo Omul. 
Ascaris. Ventric. 
Taenia. Ventric. Append. pyloricae. 
702. Salmo Pacu. 
Ampkistoma oxycephalum Dies. Intest. (Natterer). 
_ attenuatum Dies. Intest. (Natterer). 
703. Salmo Pacupeba. 
Ampkistoma oxycephalum Dies. Intest. (Natterer). 
704. Salmo Salar. 
Ascaris Capsularia R. Intest. Abdomen. ' 
Echinorhynchus fusiformis Zeder. Intest. 
— pachysomus Oreplin. Intest. 
_ Proteus Westrb. Intest. 
Distoma varicum Zeder. Intest. 
—  appendiculatum R. Intest. 
Tetrarhynchus appendiculatus R. Hepar. Musculi, 
Bothriocephalus proboscideus R. Append. pylor. 
— solidus R. (‚Schistocephalus dimorphus Crepl.) 
Intest. 
705. Salmo Salvelinus. 
Echinorhynchus Proteus Westrb. Intest. 
Ligula simplicissima R. Abdomen. 


304 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


Bothriocephalus infundibuliformis R. Intest. 
706. Salmo (Osmerus) Saurus. 
Ascaris. Periton. 
Distoma appendiculatum BR. Ventric. 
707. Salmo Spirinchus. 
Dub. Vesica natator. 
708. Salmo 'Thymallus. 
Echinorhynchus fusiformis Zeder. Intest. 
= Proteus Westrb. Intest. 
Distoma varicum Zeder. Ventrie. 
—  laureatum Zeder. Intest. 
Triaenophorus nodulosus R. Hepar. Append. pylor. 
Taenia longicollis R. Intest. 
709. Salmo Thymallus latus. 
Spiroptera Cystidicola RB. ( Dispharagus Oystidicola Dujardin). 
Vesica natat. Oesophagus. 
710. Salmo Trutta. 
Cucullanus globosus R. ( Dacnitis globosa Dujardin). Append. 
pylor. Intest. 
Ascaris obtusocaudata Zeder. Ventric. Intest. 
Echinorhynchus fusiformis Leder. Intest. 
— ovatus 7,eder. (Ech. Proteus Westr.) Mesenter. 
Distoma laureatum. Zeder. Intest. 
— _ tereticolle R. Ventric. 
Ligula nodosa R. Abdomen. 
Triaenophorus nodulosus R. Perit. App. pylor. 
Taenia longieollis R. Intest. 
711. Salmo (Corregonus) Wartmanni. 
Ligula simplieissima RB. Abdomen. 
Taenia longicollis R. Intest, 
711°. Esox Belone. 
Ascaris Acus Bloch. Abdomen. 
Echinorhynchus angustatus R. Intest. 
>= Pristis R. Intest, 
Heteracanthus pedatus et sagittatus Dies. (Arxine Abilgard.) 
Branchiae. 4 
Distoma gibbosum R. Ventric. 
Scolex polymorphus R. Intest. 
Bothriocephalus Belones Dujard. Intest. 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 305 


Taenia. Intest. 

711°. Esox Lucius. 
Cucullanus elegans Zeder. Intest. 
Ascaris Acus Bloch. Intest. 

—  adiposa Schrank. Abdomen. 
Echinorhynchus angustatus R. Intest. 

_ ovatus Zeder. (Ech. Proteus Westrb,) Intest. 
Distoma Folium Olfers. Vesica urinaria. 

—  tereticolle R. Ventric. 

—  appendiculatum R. Ventric. (Creplin). 

—  (Campanula Dujard. Intest. 

Diplostomum clavatum Nordm. Oeuli. (Dujardin). 
Triaenophorus nodulosus R. Int.“Hydat. hepat. 
Dub. Cestoid. Ventric. 
712. Argentina Sphyraena. 
Ascaris. Abdomen. 
Echinorhynchus. Abdomen. 
Tetrarhyncnus. Abdomen. 
Dub. Nematoideum. Abdomen. 
713. Sudis Gigas. 
Cheiracanthus gracilis Dies. Intest. (Natterer). 
Lecanocephalus spinulosus Dies. Ventric, (Natterer). 
7144. Clupea Alosa. 
Ascaris adunca R. Ventrie. Intest. 
Echinorhynchus subulatus Zeder. Intest. 
Distoma ventricosum R. Intest. 

—  appendiculatum R. Ventric. 
Octobothrium lanceolatum Leuck. Branchiae. 
Bothriocephalus fragilis R. Append. pyloricae. 

715. Clupea (Engraulis) Enerasicholus. 
Ascaris gracilescens R. Periton. intestinor. 
Scolex polymorphus R. Intest. 

716. Clupea Harengus. 


"Filaria Capsularia (Fil. Piscium) R. Periton, 


Ascaris. Periton. 
Distoma ocreatum R. Intest. 
—  appendiculatum R. Ventric. (Creplin). 
717. Clupea Sprattus, 
Ascaris gracilescens R. Periton. intestinor. 
Archiv f. Naturgeschichte, XJ, Jahrg. 1, Bd, 20 


306 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


718. Clupeaen. spec. italica. 
‚Scolex polymorphus R. Intest. 

719. Cyprinus Alburnus. 
Echinorhynchus clavaeceps Zeder. Intest. 
Caryophyllaeus mutabilis R. Intest. 

Ligula simplieissima R. Abdomen. 

720, Cyprinus amarus. 
Caryophyllaeus mutabilis R. Intest. 

721. Cyprinus Aspius. 

Filaria ovata Zeder. Abdomen. Hepar. 
Cucullanus elegans 'Zeder. Intest. Abdom. 
Dub. Nematoideum. Periton. 

722. Cyprinus auratus. 
Echinorhynchus elavaeceps Zeder. Intest. 

723. Cyprinus balerus. 

Diplozoon paradorum Nordm. Branchiae. (Creplin). 

724. Cyprinus Barbus. 

Ascaris dentata Zeder. Ventric. Intest. 
Echinorhynchus clavaeceps Zeder. Intest. 

_ globulosus R. Intest. (Creplin). 

_ angustatus R. Intest. (Dujardin). 

_ nodulosus Schr. (Ech. Proteus Westrb.) Intest. 
Monostoma cochleariforme R. Intest. 

Distoma punctum Zeder. Intest. rect. 

—  nodulosum Zeder. Intest. (Dujardin). 
Caryophyllaeus mutabilis R. Intest. 
Bothriocephalns Rectangulum R. Intest. 

725. Cyprinus Blicca. 

Holostomum Cuticola Nordm. Oculi. Sub cute. 
Caryophyllaeus mutabilis R. Ventric. 
Ligula simplicissima R. Abdomen. 

726. Cyprinus Brama. 
Echinorhynchus clavaeceps Zeder. Intest., _ 

_ globulosus R. Intest. (Creplin). 

_ Clavula Dujard. Intest. 

_ nodulosus Schr. (Ech. Proteus Westrb.) Intest. 
Monostoma praemorsum Nordmann. Branchiae. 
Holostomum Cuticola Nordm. Oculi, Sub cute. 
Distoma globiporum R. Intest. 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 307 


Diplozoon paradoxum Nordm. Branchiae. 
Caryophyllaeus mutabilis R. Intest. 
Ligula simplicissima R. Abdomen. 

727. Cyprinus Carassius, 
Echinorhynchus. - Intest. 

Caryophyllaeus mutabilis R. Iutest. 
Ligula simplieissima R. Abdomen. 

728. Cyprinus Oarpio. 
Dorylaimus stagnalis (parasit.) Dujard. Intest. 
Echinorhynchus clavaeceps Zeder. Intest, 
Holostomum Cuticola Nordm. Oculi. Sub cute. 
Distoma globiporum R. Intest. 
Diplozoon paradocum Nordm. Branchiae. (Dujardin). 
Diporpa. Dujard. Branchiae. 
Caryophyllaeus mutabilis R. Intest. 
Ligula simplicissima R. Abdomen. 

729. Cyprinus eultratus. 
Ascaris cuneiformis Zeder, Intest. 

730. Cyprinus Dobula. 
Echinorhynchus nodulosus Schrank. (Ech. Proteus Westrumb). 

Intest. 

_ globulosus BR. Intest. (Creplin). 
Aspidogaster limacoides Dies. Intest. 
Caryophyllaeus mutabilis R. Intest. 

731. Cyprinus erythrophthalmus. 
Trichosoma tomentosum Dujard. Intest. 
Dispharagus denudatus Dujard. Intest. 

Ascaris. Intest. 
Echinorhynchus clavaeceps Zeder. Intest. 

= angustatus R. Intest. (Bellingh.) 

_ nodulosus Schr. (Ech. Proteus Westrb.) Intest. 
Holostomum Cuticola Nordm. Oculi. Sub cute. 
Distoma globiporum R. Intest. 

Diporpa. Dujard. Branchiae., 
Caryophyllaeus mutabilis R. Intest. 
Ligula simplieissima R. Abdomen. 

732. Oyprinus Gibelio, 

Filaria sanguinea R. Cutis pinnae caudalis. 
Caryophyllaeus mutabilis R. Intest, 
20* 


308 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


Ligula simplieissima R. Abdom. 
733. Cyprinus Gobio. 
Filaria ovata Zeder. Abdomen. | 
Ascaris cuneiformis Zeder. Intest. (Bellingh.) | 
Echinorhynchus clavaeceps Zeder. Intest. | 
_ angustatus RB. Intest. (Bellingh.) | 
_ nodulosus Schrank. (Zeh. Proteus Westrb.) Int. | 
Caryophyllaeus mutabilis R. Intest. | 
Ligula simplieissima R. Abdomen. 
734. Cyprinus Idbarus. 
Echinorhynchus Proteus Westrb. Intest. 
735. Oyprinus Idus. 
Trichosoma tomentosum Dujard. Intest. 
Ascaris cuneiformis Zeder. Intest. 
Eihinorhynchus noduwlosus Schrank. (Ech. Proteus Westrb.) Int. 
Monostoma. Intest. 
Holostomum Cuticola Nordm. Oculi. Sub cute. 
Aspidogaster limacoides Dies. Intest. 
Diplozoon paradoxum Nordm. Branchiae. (Dujardin). 
Taenia. Intest. 
736. Cyprinus Jeses. 
Trichosoma tomentosum? Dujard. Int. (Creplin). 
Echinorhynchus globulosus R. Intest. (Creplin). 
_ nodulosus Schrank. (Zeh. Proteus Westrb.) Int. 
Distoma infleweum R. Intest. 
Diplozoon paradoxum Nordm. Branchiae, (Creplin). 
Caryophyllaeus mutabilis R. Intest. 
Taenia torulosa Batsch. Intest. 
737. Cyprinus Leueiscus. 
Caryophyllaeus mutabilis R. Intest. 
Ligula simplieissima R. Abdomen. 
Taenia torulosa Batsch. Intest. 
738. Cyprinus Nasus. 
Echinorhynchus clavaeceps Zeder. Intest. 
Distoma globiporum R. Intest. 
Diplozoon paradoxum Nordm. Branchiae. (Kollar.) 
Caryophyllaeus mutabilis R. Intest. 
739. Cyprinus Orfus. 
Taenia torulosa Batsch. Intest. 


bei weleben Entozoen gefunden worden sind. 309 


740. Cyprinus Phoxinus. 
Filaria ovata Zeder. Abdomen. 
Echinorhynchus clavaeceps Zeder. Intest. 
—_ nodulosus Schrk. (Ech. Proteus Westrb.) Int. 
Caryophyllaeus mutabilis R. Intest. 
Bothriocephalus granularis R. Intest. 


741. Cyprinus rutilus. 
Filaria ovata Zeder. Abdom. (Mus. Vienn.) 
Echinorhynchus tuberosus Zeder. Mesent. 

_ clavaeceps Zeder. Intest. 

_ Proteus Westrb. Intest. 

E= globulosus R. Intest. (Creplin). 
Holostomum Cuticola Nordm. Oculi. Sub. cute. 
Diploz0on paradoxum Nordm. Branch, (Creplin). 
Caryophyllaeus mutabilis R. Intest. 

Ligula simplieissima R. Abdomen. 
Dub. Nematoid. Abdom. 


742. Cyprinus Tinca. 
Qucullanus. Intest. 
Echinorhynchus clavaeceps Zeder. Intest. 
_ globulosus R. Int. (Creplin.) 
_ nodulosus Schrk. (Ech. Proteus Westrb.) Int. 
Distoma globiporum R. Intest. 
—  perlatum Nordm. Intest. 
Caryophyllaeus mutabilis R. Intest. 
Ligula simplieissima R. Intest. 
Gryporhynchus pusillus Nordm. Intest. 
743. Cyprinus Vimba. 
Echinorhynchus globulosus R. Int. (Creplin.) 
_ noduwlosus Schrk. (Ech. Proteus Westrb.) Int. 
Diplozoon paradoxum Nordm. Branch. (Creplin.) 


744. Cyprini spec. Barbo affinis, 
Ligula simplieissima R. Abdom. 


745. Pisces haud determinati. 
Distoma binode Zeder. Intest. > 
—  distichum Leder, Intest, 


310 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


4. Acanthopterygii. 
746. Trichiurus lepturus, 
Anthocephalus interruptus R. 
747. Lepidopus argyreus. 
Dibothriorhynchus Lepidopteri Blainville. Intest. 
748. Lepidopus Peronii. 
Tetrarhynchus grossus R. Musc. (Otto.) 
749. Cepola rubescens. 
Distoma filiforme R. Intest. 
Scolex polymorphus R. Intest. 
Bothriocephalus. Intest. 
Dub. Nematoıdeum. Periton. 
750. Blennius cornutus. 
Distoma divergens R. Intest. 
751. Blennius Gattorugine, 
Distoma divergens R. Intest. 
752. Blennius ocellaris. 
‚Scolex polymorphus R. Intest. 
753. Blennius Phyeis. 
Filaria globiceps R. Ovaria. 
Ascaris. Periton. 
Cucullanus foveolatus R. Mesenter, 
754. Blennius raninus. 
Echinorhynchus tereticollis R. (Ech. Proteus Westrb.) Intest, 
755. Blennius tentaculatus. 
Distoma divergens R. Intest. 
756. Blennius viviparus. 
Ascaris acuta R. Intest. Perit. Branchiae. 
Echinorhynchus tereticollis R. (Ech. Proteus Westrb.) Intest. 
Distoma Granulum R. Intest. 
— . divergens R. Intest. 
757. Anarrhichas Lupus. 
Distoma ineisum R. Ventriculus. 
E— Intest. 
758. Gobius Aphya. 
Echinorhynchus globulosus R. (Ech. propinguus Duj.) Intest. 
759. Gobius Jozo. 
Ascaris. Intest. 
Echinorhynchus globulosus R, (Ech. propinguus Duj.) Intest, 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 311 


Scoler polymorphus R. Intest. 
760. Gobius minutus. 
Scolex polymorphus R. Intest. 
761. Gobius niger. 
Echinorhynchus globulosus R. (Ech. propinguus Duj.) Intest. 
Scolex polymorphus R. Intest. 
762. Lophius piscatorius. 
Filaria Piscium R. Periton. 
Ascaris rigida R. Intest. 
Echinorhynchus Pumilio R. Intest, 
_ Intest. 
Distoma gracilescens R. Intest. 
Scolex polymorphus R. Intest. 
Tetrarhynchus tenuicollis R. Periton. 
Bothriocephalus. Intest. 
763. Cottus Gobio. 
Echinorhynchus angustatus R. Intest. 
_ tereticollis R. (Ech. Proteus Westrb.) Intest. 
_ Intest. 
Scolex polymorphus R. Intest. 
Triaenophorus nodulosus R. Intest. 
764. Cottus Scorpius. 
Ascaris angulata R. Mesent. 
Echinorhynchus Acus R. Intest. 
nn an | (Ech. Proteus Westrb.) Intest. 
Distoma divergens R. Intest. 
—  Granulum R. Intest. 
—  appendiculatum R. Int. (Creplin.) 
Bothriocephalus punctatus R. Intest. 
u solidus R. (Schistoceph. dimorphus Crepl.) Int. 
765. Scorpaena massiliensis. 
Dub. (Acanthoceph.?) Intest. 
766. Scorpaena Porcus. 
Scolex polymorphus BR. Intest. 
767. Scorpaena Scrofa. 
Ascaris, Intest. 
Echinorhynchus propinguus Dujard, Intest, 
Distoma. Intest, 


312 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


‚Bothriocephalus angustatus R. Intest. 
768. Trigla adriatica. 
Echinorhynchus simplex R. Intest. 
_ Intest. 
Distoma appendiculatum R. Intest. 
Bothriocephalus punctatus R. Intest. 
Dub. Nematoideum. Periton. 


769. Trigla Cuculus. 
Distoma. Intest. 


770. Trigla fasciata. 
Anthocephalus macrourus R. Abdomen. 


771. Trigla Gurnardus. 
Filaria Piscium R. Abdomen. 
Echinorhynchus simplex R. Intest. 
Distoma soleaeforme R. Ventric. 
Tetrarhynchus lingualis Cuvier. Lingua. (Creplin.) 


772. Trigla Hirundo. 
Distoma appendiculatum R. Ventrie. 
Tristoma tubiporum Dies. (28.) Branchiae. (Kollar.) 
Dub. Nematoideum: Periton. 


773. Trigla Lyra. 
Ascaris. Periton. 


774. Triglae spec. brasil, 
Anthocephalus. Abdomen. 


775. Gasterosteus aculeatus. 
Ascaris. Intest. 
Echinorhynchus angustatus R. Intest. 
‚Monostoma caryophyllinum R. Intest. 
‚Distoma appendiculatum R. Ventric. 
Triaenophorus nodulosus R. Hydat. hepatis. 
Bothriocephalus solidus R. (Schistoceph. dimorphus Creplin.) 

Abdomen. 

Taenia filicolls R. Intest. 
Dub. Abdomen, 

776. Gasterosteus laevis. 


Echinorhynchus clavaeceps Zeder. Intest. 
Taenia ambigua Dujard, Intest, 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 313 


777. Gasterosteus pungitius. 

Bothriocephalus solidus R. (Schistoceph. dimorphus Crepl.) Ab- 
domen. (Creplin.) 
Triaenophorus nodulosus R. Intest. (Creplin.) 

778. Sparus Alcedo. 
Anthocephalus Granulum R. Periton. 

Dub. Nematoid. Periton. 

779. Sparus Aurata. 

Filaria. Ovaria. 
Distoma pallens R. Intest. 

780. Sparus Boops. 
Ascaris. Periton. 

Distoma Ascidia R. Intest. 
Scolex polymorphus R. Intest. 

781. Sparus Dentex. 
Echinorhynchus globulosus R. (Ech. propinqwus Dujard.) Intest. 
Distoma carnosum R. Intest. 

—  fuscescens R. Intest. 
Dub. Tuberc. 

782. Sparus erythrinus. 
Distoma. Intest. 

783. Sparus Maena. 

Cucullanus. Intest. 
Ascaris, Intest. 

784. Sparus Melanurus. 
Dub. Periton. 

785. Sparus Mormyrus. 
Dub. Periton. _ 

786. Sparus Pagrus. 
Distoma Ascidia R. Intest. 

787. Sparus (Brama) Raji. 
Echinorhynchus vasculosus R. Abdom. Intest. 
Monostoma filicolle R. Processus spinosi. 
Scolex polymorphus R. Intest. 
Gymnorhynchus reptans R. Musculi, 
Tetrarhynchus discophorus R. Branch. Tunicae ventriculi. 
Anthocephalus gracilis R. Periton. 

788. Sparus Salpa. 

Monostoma orbieulare R. Intest, 


314 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


Monostoma capitellatum BR. Intest. 
Distoma fractum R. Intest. 

789. Sparus Scaris. 
Ascaris. Intest. 

Distoma. Intest. 

790. Spari nov. spec. ital. 
Scolex polymorphus R. Intest. 

791. Spari n. spec. ital. 
Ascaris. Periton. 

792. Spari spec. brasil. 
Anthocephalus macrourus R. Hydat. perit. 

793. Labrus Cynaedus. 
4scaris. Periton. 

Distoma pulchellum R. Intest. 

794. Labrus Julis. 
Ascaris. Intest. (Mus. Vienn.) 

795. Labrus luscus. 
Ascaris. Periton. 

Distoma Genu R. Intest. 
Scolex polymorphus R. Intest. Periton. 

796. Labrus Melope. 
Distoma fasciatum BR. Intest. 

797. Labrus niloticus. 
Dub. Nematoideum. Ventriculus. 

798. Labrus olivaceus. 
Ascaris. Intest. (Mus. Vienn.) 

799. Labrus rupestris. 
Ascaris. Intest. (Mus. Vienn.) 
Distoma. Intest. 

800. Labrus Tinca. 
Ascaris crassicauda R. Intest. 
Echinorhynchus. Intest. 

Distoma fasciatum R. Intest. 

801. Xirichthys Novacula. 
Ascaris. Periton. 

802. Sciaena Aquila. 
Echinorhynchus. Periton. 
Anthocephalus elongatus R. Periton, 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 315 


803. Sciaena nigra, 
Ascaris. Periton. (Mus. Vienn. 
804. Sceiaena Umbra. 
Ascaris. Periton. a 
Echinorhynchus globulosus R. (Ech. propinguus Dujard.) Intest. 
Distoma tubarium R. Intest. 
Dub. Tuberc. periton. 
_805. Uranoscopus scaber. 
Filaria globiceps R. Abdom. Genitalia. 
Ascaris. Periton. 
Distoma capitellalum R. Vesica fellea. 
— fallax R. Ventric. 
Scolex polymorphus R. Intest. 
806. Trachinus Draco. 
Filaria Piscium R. Abdom. 
Ascaris constricta R. Tunicae intest. 
Echinorhynchus gibbosus R. Periton. 
807. Trachinus lineatus. 
Ascaris constricta R. Tunicae intest. 
808. Perca Asper (Aspro vulgaris). 
Distoma nodulosum Zeder. Intest. 
809. Perca cernua (Acerina cernua). 
Cucullanus elegans Zeder. Intest. 
Echinorhynchus angustatus R. Intest. n 
_ tereticollis R. (Ech. Proteus Westrb.) Intest. 
Distoma nodulosum Zeder. Intest. 
—  longicolle Crepl. Cyst. periton. 
Diplostomum volvens Nordm. Oculi. 
—_ clavatum Nordm. Oculi, 
Triaenophorus nodulosus R. Intest. (Creplin.) 
Taenia ocellata R. Intest. 
810. Perca cirrosa. 
Cueullanus abbreviatus R. (Dacnitis abbreviata Dujard.) Intest. 
Distoma affine R. (Dist. appendieulatum? R.) Intest. 
Dub. Periton. 
811. Perca fluviatilis. 
Ozxyuris velocissima Nordmann. Oculi. 
Cucullanus elegans Z,eder. Ventr. Append. pylor. 
Ascaris truncatula R, Intest, Hyd. hepatis, Musculi, 


316 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


Echinorhynchus angustatus R. Intest. 


_ tereticollis R. (Ech. Proteus Westrb.) Iutest. _ 


Holostomum Cuticola Nordm. Oeuli. 
—_ brevicaudatum Nordm. Oeuli. 
Distoma noduwlosum Zeder. Intest. 
—  globiporum R. Intest. 
—  appendiculatum R. Ventric. (Creplin.) 
—  amnuligerum Nordm. Oculi. 
Diplostomum volvens Nordm. Oculi. 
_ clavatum Nordm. Ocnli. 
Scolex polymorphus R. Intest. 
Ligula simplieissima R. Abdomen. 
Triaenophorus nodulosus R. Int. Hydat. hepat. 
Taenia ocellata R. Intest. 

812. Perca Labrax (Labrax Lupus); 

Distoma appendiculatum R. Ventric. (Dujard.) 
—  Labracis Dujard. ‚Intest. 
Bothriocephalus Labracis Dujard. Intest. 

813. Perca Lucioperca (Luciop. Sandra). 
Cucullanus elegans Zeder, Ventric. App. pylor. 
Ascaris truncalula R. Periton. 

Echinorhynchus angustatus R. Intest. 
_ Proteus Westrb. Intest. 
Distoma tereticolle R. Ventric. 
—  nodulosum Zeder. Intest. 
—  truncatum Abilgaard. Ventric. 
Diplostomum volvens Nordm. Oculi. 
—_ clavatum Nordm. Oeculi. 
Ligula simplieissima R. Intest. 
Triaenophorus nodulosus R. Intest. 

814. Perca marina (Serranus Scriba). 
Distoma fasciatum R. Intest. 

—  mierosoma R. Intest. 
Dub. Periton. 

815. Perca norvegica. 
Filaria Piscium R. Abdomen. 
Cucullanus. Intest. 

Taenia ocellata R. Intest. 
—  octolobata BR. Intest, 


bei welchen Entozoeu gefunden worden sind. 317 


816. Perca Zingel (Aspro Zingel). 
Cucullanus elegans Zeder. Intest. 
Distoma nodulosum Zeder. Intest. 
817. Mullus rubescens. 
Ascaris. Intest. 
Distoma furcatum Bremser. Intest. 
818. Mullus Surmuletus. 
Filaria extenuata Deslongehamps. Abdomen. 
Distoma furcatum Brems. Intest. 
819. Apogon rex Mullorum (Mullus im- 
berbis). 
Distoma apertum R. Intest. 
‚Scolex polymorphus R. Intest. 
820. Sphyraena Spet. 
Echinorhynchus globulosus R. (Ech. propinguus Dujard.) Intest. 
Dub. Nematoideum. Periton. 
821. Zeus Aper. 
Distoma appendiculatum R. Intest. 
Dub. Nematoid. Periton. 
822. Zeus Faber. 
Filaria Piscium R. Abdomen. 
Ascaris. Ventric. 
Echinorhynchus globulosus R. (Ech. propinguus Dujard.) Intest. 
(Mus. Vienn.) ri 
Distoma caudiporum R. Intest. 
Scolex polymorphus R. Intest. 
Dub. Nematoid. Mesent. 
823. Lampris guttatus. 
Monostoma tenuicolle R. Musculi. 
824. Stromateus Fiatola. 
Ascaris. Periton. 
Distoma ceristatum R. Ventrie. 
Scolex polymorphus R. Intest. 
825. Coryphaena Equiselis. 
Distoma tornatum R. Ventric, 
Tetrarhynchus macrobothrius R. Abdom. Hydat, periton. 
826. Coryphaena Hippuris. 
Ophiostoma lepturum R. Intest. 
Echinorhynchus Pristis R. Intest. 


318 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


Distoma furcutum Brems. Intest. 
—  tornatum R. Ventric. 
— Branchiae. Intest. 
Tetrarhynchus macrobothrius R. Muse. Fauces. Branchiae. 
_ discophorus R. Abdomen. Hepar. 
_ megacephalus BR. (Bothrioceph. elaviger Leuck.) 
Hepar. Cyst. perit. 
827. Caranx imperialis. 
Dub. Nematoid. Mesent. 
828. Caranx trachurus. 
Distoma laticolle R. Intest. 
Anthocephalus Granulum R. Periton, 
Dub. Nematoid. Mesent. 
829. Gentronotus glaucus. 
Monostoma galeatum R. Intest. 
Anthocephalus elongatus R. Mesenter. 
Dub. Nematoid. Periton. 
830. Xiphias Gladius. 
Ascaris incurva R. Tuberc. intest. 
Distoma dendriticum R. Intest. 
Tristoma coccineum Cuvier. Branchiae, 
—  papillosum Dies. Branchiae. 
Tetrarhynchus attenuatus R. Branchiae. 
—_ megacephalus R. Branchiae. (Leuckart.) 
Bothriocephalus plicatus R. Intest. rect. 
831. Scomber Colias. 
Cucullanus melanocephalus R. Intest. 
Echinorhynchus Pristis R. Intest. 
Distoma excisum R. Ventric. 
Anthocephalus Granulum R. Hyd. periton. 
Dub. Nematoid. Perit. 
832. Scomber Pelamis, 
Echinorhynchus Terebra R. Ventric. 
Distoma clavatum R. Ventric, 
Tetrarhynchus macrobothrius R. Museuli. 
Bothriocephalus bicolor Bartels. (Rhynchobothrium bicolor Du- 
jard.) Intest. 
833. Scomber Rochei. 
Oucullanus melanocephalus R. Intest. 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 


‚Anthocephalus gracilis R. Periton. 

834. Scomber Sarda. 
Cucullanus melanocephalus R. Intest. 
Tetrarhynchus megabothrius R. Tunic. ventric. 
Dub. Nematoideum. Periton. 

835. Scomber Scomber. 

Filaria Piscium R. Abdomen. 
Ascaris Pedum Deslongch. Intest. 
Echinorhynchus Pristis R. Intest. 
Monostoma Filum Dujard. Intest. 
Distoma excisum R. Ventric. 

—  appendiculatum BR. Ventrie. (Dujardin.) 
Octobothrium Scombri Nordm. Brauchiae. 
Dub. Nematoid. Periton. 

836. Scomber Thynnus. 
Trichocephalus gibbosus R. Vesica fellea. 
Cucullanus melanocephalus R. Intest. 
Distoma clavatum R. Ventrie. 

Polystoma duplicatum R. Branchiae. 
Anthocephalus elongatus R. Hyd. hepat. 

837. Chaetodontis spec. brasil. 
Distoma incomtum R. Intest. 

838. Mugil Cephalus. 
Echinorhynchus agilis R. Intest. 

839. Mugil Labeo. 
Echinorhynchus agilis RB. Intest. 

-- eracanthus Dujard. Intest. 

840. Centriscus Scolopax. 
Ascaris. Periton., 

841. Atherina Hepsetus. 
Ascaris. Periton. 

Echinorhynchus. Intest. 
Distoma baccigerum R. Intest. 


V. CRUSTACEA, 


842. Plagusia depressa. 
Dub, Appendices ventriculi, 


319 


320 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


843. Pagurus Bernhardus. 
Dub. Vesicula -ovariorum. 
Peltogaster Paguri? Rathıke' (29.) 
844. Palinurus quadricornis (Cancer Locusta). 
Dub. Vesicula ovariorum. 
845. Astacus fluviatilis. 
Echinorhynchus miliarius Zenker. Intest. (Siebold.) 
Distoma isostomum R. Ductus biliferi (Otto. Baer). Ganglia 
(Carus). Ductus seminiferi (Creplin). 
—  eirrigerum Baer (30.) Cystid. musc. et tunie. ventric. 
846. Gammarus Pulex. 
Echinorhynchus miliarius Zenker (31.) 
847. Apus productus (Monoculus Apus). 
Filaria. Abdomen? 


vi. ARACHNIDA. 


848. Drassus lucifugus. 
Filaria, (Mus. Vienn.) 

849. Miranda ceropegia. 
Filaria. (Duval.) 

850. Araneae species incerta. 
Filaria. (Latreille.) 

851. Phalangium cornutum. 
Filaria. (Latreille.) 

852. Phalangium Opilio. 
Filaria truncata R. Abdomen. (Baer.) 


vi. INSECTA. 
1. Coleoptera. 


852°. Lucanus Capreolus. 
Ascaris. Intest. 
852°. Geotrupes nasicornis. 
Ascaris cuspidata R“ Intest. crass. 
Filaria s. Gordius. (32.) 
853. Cychrus rostratus. 


Be 


bei 


853%, 
854. 
855. 
856. 
857. 
858. 
859. 
860. 
861. 
862. 
863. 
864. 
865. 
866. 
867. 
868. 
869. 
870. 
871. 
872. 
873. 
874. 
875. 
876. 
877. 
878. 
879. 
880. 
881. 
882. 
883. 
884. 
885. 
886. 
887. 
888. 
889. 
590. 
891. 


welchen Entozoen gefunden worden sind. 


Feronia melanaria Jll. 
—  metallica F. 
Calathus eisteloides JIl. 
= Stephensii. 
Pelor blaptoides Crtz. 
Carabus hortensis F. 

— morbillosus. 

— nemoralis. 

— catenulatus. 

— monilis. 

—  alternans Latr. 

—  violaceus F. 
Carabi spec. incerta. 
Procrustes coriaceus F. 
Sphodrus leucophthalmus. 
Poecilius cupreus. 
Harpalus ruficornis Gyl. 

_ azureus F. 

—  aeneus. 

_ binotatus, 
Pterostichus madidus F. 
Acilius, spec. inc. 

—  sulcatus. 
Colymbetes, spec. inc. 

= ferrugineus. 
Abax striola F. 
Pristonychus terricola Dj. 
Silpha obscura L. 
Buprestis, spec. inc. 
Blaps producta Dj. 

— mortlisaga F. 
Cymindis humeralis F. 
Brachycerus undatus F. 
Otiorhynchus ragusensis Dj. 
Hylotrupes bajulus F. 
Dytiscus marginalis L, 
Melo&@ proscarabaeus L. 
Melolontlae vulgaris larva. 
Galleruca Alni F. 


Archiv f, Naturgesch, XI, Jabrg. 1. Bd, , 21 


321 


322 


892. 


893. 
894. 
895. 
896. 
897. 


898. 
899. 
900. 
901. 
902. 
903. 
904. 
905. 
906. 
907. 
908. 
909. 
910. 
911. 
912. 


913. 
914. 


915. 
916. 


Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


Galleruca Tanaceti ©. 


2. Hymenoptera. 
Filaria s. Gordius. 
Tenthredinis larva. 
Sphecodes gibbus Jll. 
Formicae spec. inc. 
Bombus terrestris. 
— spec. inc. 


3. Orthoptera. 
Filaria s. Gordius. 
Forficula auricularia L. 
Blatta orientalis L. 
Decticus verrucivorus L. 
—  , pedestris F. 
Locusta viridissima L. 
— Hemitogia. 
Bradyporus Laxmanni Pal. 
Grylius bordigalensis Lat. 
—  migratorius. 
Barbitistes serricauda F. 
Ephippigera perforata Burm, 
Calopterus italicus Burm. 
Gomphocerus parallelus Charp. 
_ biguttulus Charp. 
Oedipoda coerulescens. 


4. Neuroptera. 
Filaria s. Gordius. 


Phyganea grisea, 
Phryganeae larva. 


5. Hemiptera. 
Filaria, 


Ptyela spumaria. 
Coccus spec. incert. 


3 nl tl 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 


917. 
918. 
919. 
920. 
921. 
922. 
923. 
924. 
925. 
926. 
927. 
928. 
929 

930. 
931. 
932. 
933. 
934. 
935. 
936. 
937. 
938. 
939. 
940, 
941, 
942. 
943. 
944. 
945. 
946, 
947. 
948. 
949, 
950. 
951. 


952. 
953. 


6 Lepidoptera. 
Filaria. 
Vanessae Antiopae larva. 

_ Polychlori larva. 

_ Urticae larva. 
Vanessa Jo. 

Lycaenae Quercus larva. 

— Betulae larva. 
Papilionis spec. incert. 
Smerinthus Tiliae. 

Sphingis Ligustri larva. 

—  _ ocellatae larva. 

—  Euphorbiae larva. 
Sphinx Euphorbiae, 
Notodontae Camelinae larya, 

_ ziezac larva. 
Saturniae Pyri larya. 
Liparis Monacha. 

—  dispar. 
Liparidis disparis larva. 

— Salieis larva. 

— _ Chrysorrhoeae larva. 
Gastropacha Quereifolia. 
Gastropachae Trifolii larva. 

—_ Quercus larva. 
Euprepiae Cajae larva, 
Euprepia Jacobaeae, 
Hepiolus Humuli. 

Noctua Typica. 
Catocala Fraxini. 
Catocalae Nuptae larva. 
Ennomos cratagata. 
Platypterieis Falculae larva. 
Tortrix pomonana, 
Tortrieis pomonanae larva. 
Tineae Padellae larva. 
Tinea Evonymella. 
Elachista eygnipenella, 
Erucarum spec, incert, 
21# 


323 


324 Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


“”. Diptera. 


954. Chironomus plumosus. 
955. Cordylura pubera, 


viIii. MOLLUSCA. 
41. Cephalopoda. 


956. Sepia officinalis. 

Tetrarhynchus macrobothrius R. Tunicae ventric. 
957. Loligo vulgaris. 

Tetrarhynchus macrobothrius? R. Intest. (Martini.) 
958. Octopus vulgaris. 

Scolex polymorphus R. Intest. 

Dub. Tuberc. ventric. 


2. Gasteropoda. 


959. Limax agrestis. 
Distoma. Dujard. Hepar. Intest. 
960. Limax cinereus. 
LDeptodera flexilis Dujard. Duct, deferens. 
Distoma. Dujard. Intest. 
961. Limax rufus. 
Angiostoma Limacis Dujard. Intest. 
Distoma. Dujard. Hepar. Intest. 
962. Succinea amphibia. 
Leuchochloridium paradoxum Carus (33.) 
963. Helix aspersa, 
Distoma. Dujard. Hepar. 
964. Helix putris. 
Dub. Tentacul. 
965. Planorbis corneus. 
Cercariae spec. (Baer, Siebold, Steenstrup.) 
966. Lymnaeus palustris. 
Cercariae spec. (Baer, Siebold, Steenstrup.) 
Distoma Radula Dujard. Cyst. cavit. pulmon. 
_ Duj. Hepar. 
967. Lymnaeus stagnalis. 
Cercariae spec. (Baer, Siebold, Steenstrup.) 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind, 325 


968. Paludina vivipara. 
Distoma luteum Baer. Testic. Hepar. 


3 Conehiferna. 


969. Anodonta cygnea. 
Aspidogaster Conchicola Baer. Pericardium. 
Bucephalus polymorphus Baer. Viscera. 

970. Anodonta ventricosa. 
Distoma duplicatum Baer. Cyst. renum. 

971. Unio littoralis. 
Aspidogaster Conchicola Baer. Pericard. 


IX. ANNULATA. 


972. Lumbricus terrestris. 
Dicelis Filaria Dujardin. Testicul. 


Creplin: Nachträge zu Gurlt’s Verzeichniss der 
Thiere, bei welchen Entozoen gefunden 
worden sind. 


ad. 1. Homo. 
Filaria Oculi humani Nordm., Gescheidt. Lens eryst. 
(S. v. Nordmann, Mikrograph. Beitr., H. 1, S.7. — 
v. Ammon, Zeitschr. f. d. Ophthalmol., Bd. 3, H. 3, 4. 
— Abb. in des Letztern Klin. Darst. der Krankh. des 
menschl. Auges). 
Ancylostoma (pessime ser, Agchylostoma ) Kg Dubini, 
qui id rep. in Duod. ac Jejuno. 
(S. Schmidt’s Jahrb, d. in- u. aus]. Medi) Bd. 41, H. 2, 
aus Omodei, Ann. univers. d. Med., Apr., 1843). 
Monostoma Lentis Gescheidt. Lens eryst. Nordmann detexit. 
(S. Nordm. a. a. O., H. 2, S. IX). 
Distoma Oculi humani Gesch., qui id detexit. Inter lentem 
eryst. ejusque capsulam. 
(S. Ammon a.a.0. (Zeitschr.) S. 434. — Abb. in dess, 
Klin. Darst.). 


396 Creplin: Nachträge zu Gurlt’s Verzeichniss der Thiere, 


Trematodi (?) sp. Cavitas glenoid. genu carie correpti. 
Hampeis. 
(S. Neue med.-chir. Z., 1845, No. 22, S. 268—69, aus 
der Oesterr. med, Wochenschr., 1824, No. 27). 
ad 5. Cercopithecus Sabaeus. 
Cysticercus tenuicollis R. Periton. (Creplin). 
Acephalocystis. Hepar. Mus. zool. Gryph. 
ad. 6. Macacus Uynomolgus. 
Cysticercus. Hepar. Leuckart. 
(S. Leuck., Zool. Bruchst., Ill, S. 3). 
6°. Macacus Rhesus. 
Trichocephalus paliformis Rud. Int. er. (Creplin). 
ad. 7. Macacus ecaudatus. 
Echinorhynchus Spirula Olfers. Int. ten. (Creplin). 
Cysticereus tenuicollis R. Mesent. (Creplin). 
7°. Simiae magnae peruvianae. 
Filaria. Sub cute. Pöppig. 
(S. Froriep’s Not. B. 33, N. 7). 
ad 21. -Vespertilio Daubentönii. 
Trichosomum. Int. (Mehlis). 
Distomum Lima R. Int. (Idem.) 
ad. 23. Vespertilio Leisleri. 
Filarine sp. n. Abdom. (Mehlis). 
ad. 24. Vespertilio murinus. (Vesp. murinus L. 
ist, Nilsson zufolge, der Vesp, discolor der Neueren). 
Trichosomum. Int, (Mehlis). 
Ascaris. Int. 
Echinorhynchus. Er a 
(S. Isis, 1844, S. 409, aus Guerin, Mag. de Zool.). 
ad. 25. Vespertilio mystacinus. 
Distomum Lima R. Int. (Mehlis.) 
ad. 26. Vespertilio Nattereri. 
Distomum Lima R. Int. (Mebhlis.) 
—_ sp. d. n. Int. ten. (Idem.) 
ad. 28. Vespertilio Pipistrellus. 
Ophiostomum mucronatum R. Int. (Creplin.) 
ad 29. Vespertilio serotinus. - 
Nematoideum dub. 2. Sub cute, Creplin. 
(S. Dies Archiv, 1844, Bd. 1, S. 117). 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 327 


29°. Vespertilio. 
Nematoideum. Sub cute. (Redi.) 

29°. Rhinolophus bihastatus. 
Distomum Lima R. Int. (Mehlis.) 

ad 33. Canis familiaris, 

Bothriocephalus latus Brems. (Siebold, erhielt in Ostpreussen 
einen Wurm dieser Art, welcher nach seiner Versicherung 
einem Spitzhund in Braunsberg abgegangen war.) 

(S. Dies Archiv, 1838, Bd. 2, S. 305). 
ad 37. Canis Vulpes. 
Distomum trigonocephalum R. Int. ten. (Creplin.) 
Taeniae sp. n. armata. Int. ten. (Mehlis.) 
ad 40. Felis concolor. 

Echinorhynchus. Int. (Olfers.) (In Rudolphi’s Samm).). 

49°. Lutra Lutreola. 

Distomum trigonocephalum R. Int. (Otto.) 

ad 54. Mustela Putorius. 
Strongyli sp. n. Int. ten. (Mehlis.) 
Cysticercus cordatus Tschudi. Oment. (Leuckart). 
(S. Tschudi, Die Blasenw., S. 59, m. Abb.). 
ad 63. Talpa europaea. 
Trichosomum. Int. (Creplin.) 
Cysticerei sp. n. Tel. cellulos. (Mehlis.) 
ad 68. Sorex fodiens. 
Taenia saccifera Mehl. Int. ten. (Mehlis.) 
ad 73, Halmaturus giganteus. 
Filaria. In saceis ad genu. (Webster.) 
(S. Froriep’s Not., Bd. 42, No. 21). 
ad 77. Myoxus Nitela. 

Nematoideum (Ascaridi pusillae R. simile). Hydat. omenti. 

(Mehlis.) 
ad 82. Oricetus vulgaris. 

Ascaris tetraptera Nitzsch. Int. col. et rect, (Mehlis). 

ad 86. Mus Musculus. 

Acephaloeystis. Hepar. (Creplin.) 

ad 92, Hypudaeus amphibius. 
Trichosomum. 2 Ventric. (Retzius.) 
(S. Müller’s Archiv, 1841, S. 419). 


328  Creplin: Nachträge zn Gurlt’'s Verzeichniss der Thiere, 


Strongylus. (Siebold). 
(Burdach’s Physiol., 2te Ausg., Bd. 2, S. 209). 
ad 93. Hypudaeus arvalis. 
Taeniae sp. dub. rostellata. Int. ten. (Mehlis). 


93°. Hypudaeus hercynicus. 
Strongyli sp. n. Int. ten. (Mehlis). 
Taenia omphalodes Herm. Int. (Idem.) 
— sp. dub. Int. ten. (Idem.) 


95. Hypudaeus terrester. 
Trichocephalus nodosus R. 2 Int. coec. (Mehlis). 
Taenia omphalodes Herm. Int. (Idem.) 
Cysticercus fasciolaris R. Hepar. (Idem.) 

_ longicollis R. Sacc. axill. (Idem.) 


96°. Dipus tetradactylus. 
Nematoidea dub. Cav. abdom,, ventric., int, coec,, inter pa- 
rietes ventric. (Otto). 
(Creplin, in diesem Archiv, 1844, Bd. 1, S. 116). 


ad 99. Lepus brasiliensis. 
Oysticercus (elongatus Leuck.?) (Natterer). 
(Leuckart, Zool. Bruchst., III, S. 3). 


ad 100. Lepus Ouniculus domesticus. 
Cysticercus elongatus Leuck. Periton. (Leuckart), 
(Leuckart a.a.0.S. 1). 
ad 101. Lepus Cuniculus ferus. 
Coenurus cerebralis R. Canal. medull. spin. (Rousseau). 
(Leblond, Atlas zum Traite zoolog. et physiol. sur 
les Vers intest. de ’homme p. Bremser, trad. de 
VAllem. p. Grandler, reyvu et augm. de notes p. 
Blainville, p. 15). 
ad 109. Bradypus tridactylus. 
Nematoideum. Inter tun. ventrie. (Otto). 
_ (Strongylus leptocephalus R. 2 ?). Int. ten. (Otto). 
(Ueber beide Nem. s. Creplin a.a.O., S. 115). 
112. Manis pentadactyla. 
Ascaris (?). Ventric. (Whitefield). 
(Isis, 1832, S. 824, aus Jameson’s Edinb. Journ. 
Vgl. Isis, 1845, S. 585. Anm.). 


x 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind, 329 


412°. Manis sp. 
„Ventriculus (formieis plenus) cum bursa vermieulis mille- 
nis vivis repleta”” Gouye. 
(S. Hist. de l’Acad. d. sciences, p. 39, nach Sundevall, 
Kongl. Vet.-Acad. Handl. för är 1842, p. 264), 
f ad 114. Sus Scrofa. 
Distomum lanceolatum Mehl. Hepar. (Goeze.) (?) 
114. Phacochoerus africanus. 
Nematoideum. Int. ten. (Otto.) 
(S. Creplin, a. a. O., S. 117). 
ad 119. Equus Caballus. 
Vermiculi Trichinae similes. Inter tun. int er. (Dick.) 
(S. Müller’s Arch., 1838, S. LXXIV, aus dem Edinb. 
med. and. surg. Journ.). 
Monostomum (?) Settenii Numan. 
(S. Siebold in diesem Archiv, 1838, Bd. 2, S. 299). 
ad 125. Camelopardalis Giraffa, 
Trichocephalus. Int. ten. (Clot Bey). 
(S. Isis, 1839, S. 663, aus dem Bulletin scientif. de 
l’Acad. imp. de St. Petersb.). 
ad 126. Cervus Alces. 
Amphistomum conicum R. v. Baer, (In Rudolphi’s Samml.) 
Oysticercus. Idem. (In derselben Sammlung). 
ad 130. Cervus Dama. 
Strongylus micrurus Mehl. Bronch. (Mehlis). 
_ muticus Mehl. Int. (Idem). 
— filicollis R. Int. (Idem). 
ad 132. Cervus Elaphus. 
Strongylus muticus Mehl. (?) Int. coec. (Mehlis). 
143°. Capra Hircus var. reversa. 
Ampkhistomum conicum R. Rumen, (Creplin). 
ad 148. Bos Taurus domesticus. 
Distomum hepaticum Abildg. repertum in saceis pulmonalibus 
Vitulorum a Mehlisio. 
Taenia expansa BR. Int, 
149°. Phoca cueullata. 
Filaria. Cor. (In Rudolphi’s Samml.) 
ad 150. Phoca foetida, 
Ascaris osculata R. (In Mus, zool. Gryph.) 


330 Creplin: Nachträge zu Gurlt's Verzeichniss der Thiere, 


Echinorhynchus strumosus R. Int. (In Mus. zool. Gryph.) 


Distomum Conus. Cr. Hep. (Creplin.) 


‚Bothriocephalus. 


Int. (Schilling.) 


(S. Greplin, Obss. de Entoz., p. 68). 
451°. Phoca Grypus. 


Ascaris osculata R. Oesoph., 


Ventrie. (Int) (Creplin.) 


ad 156. Delphinus Delphis. 
Echinorhynchus pellweidus Leuck. Int. 


(S. Leuckart, 


Brev. animal. 


parte marin. deser., p. 23, Fig. 6,a,b). 
ad 158. Delphinus Phocaena. 


Filaria inflexo-caudata Sieb. In cystidib. pulm. (Eschricht, 


Quekett, Siebold.) 


(S. Siebold in diesem Arch., 1842, Bd. 2, S. 348). 
Int. (Mehlis.) 


Echinorhynchus. 


Distomum philocholum Cr. Sp. n. Hepar. 


158’. Delphinus. 
Orbita. (Chamisso.) 


Filaria (2). 


(S. Nordmann, Mikr. Beitr., H. 2, S.X.). 


Index generum. 


Abax 878. 

Accentor 247. 
Accipenser 619 — 25. 
Acclius 874— 75. 
Alauda 253 — 54. 
Alca 505. 

Alcedo 224—25. = 
Alligator 522 — 23, 
Ammodytes 639. 


Amphisbaena 540 — 42. 


Anarrhichas 757. 
Anas 468 — 493. 
Anguis 539. 
Anodonta 969 — 70. 


Anser 494— 98. 
Anthus 248 — 52. 
Antilope 137 — 42. 
Apogon 819. 
Apus 847. 
Aranea 850. 
Arctomys 81. 
Ardea 368 — 80. 
Argentina 712. 
Arvicola 92 — 95. 
Astacus 845. 
Ateles 11 — 12. 
Atherina 841. 
Balaena 155. 


quorundam maxima ex 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 


Barbitistes 907. 

Blaps 882 — 83. 
Blatta 899. 

Blennius 750 — 56. 
Boa 543 — 46. 

Bos 146 —48. p. 329. 
Bothrops 569. 
Brachycerus 885. 
Bradyporus 904. 
Bradypus 109. p. 328. 
Bucco 218. 

Bufo 581 — 85. 
Buprestis 881. 
Calathus 855. 
Callithrix 15. 


Camelopardalis 125. p. 329. 


Camelus 123 —24. _ 
Canis 32— 37. p. 327. 
Capra 143. p. 329. 
Caprimulgus 336 — 40, 
Carabus 858 — 65. 
Caranx 827 — 28. 
Castor 98. 
Cataphractus 686 — 89. 
Cathartes 159. 
Catocala 944 — 45. 
Catopterus 909. 

Cavia 107 — 108. 
Oebus 13 — 14. 
Centriscus 840. 
Centronotus 829. 
Cepola 749. 


Cercopitheeus 2—5. p. 326. 


Oerthia 230. 

Cervus 126 — 36. p. 329. 
Chaetodon 837. 
Charadrius 409 — 14. 
Chelonia 508. 


Chelys 513. 
Chimaera 618. 
Chironomus 954. 
Chrysochloris 64. 
Ciconia 382 — 83. 
Cinclus 255. 
Clupea 714 — 17. 
Cobitis 679— 81 
Coceus 916. 
Coelogenys 106. 
Coluber 550 — 61. 
Columba 341 — 44. 


Colymbetes 876 —77. 


Colymbus 436 — 44. 
Coracias 244. 
Cordylura 955. 
Cordylus 531. 
Corvus 235 —43. 


Coryphaena 825 — 26. 


Cottus 763 — 64. 
Coturnix 352. 

Crex 428. 

Cricetus 82. p. 327. 
Crocodilus 521. 
Crotalus 572 — 73. 


Crotophaga 216 — 17. 


Crypturus 353. 
Cuculus 219— 23. 
Cychrus 853. 


Oyclopterus 677 —78, 


Cygnus 499 — 501. 
Cymindis 884. 
Gynocephalus 8— 10. 
Cyprinus 718 —44. 
Cypselus 329 — 30. 
Dasyprocta 105. 
Dasypus 111 — 112. 
Dectieus 900 — 901. 


332 


Delphinus 156 —58. p. 330. 
Dendrocolaptes 229. 
Dicotyles 115 — 116. 
Didelphis 70 — 72. 
Diodon 630. 

Dipus 96. p. 328. 
Drassus 848. 

Dytiscus 888. 

Elachista 952. 

Elaps 565. 

Elephas 118. 

Emberiza 273 — 77. 
Emys 509. 

Ennomos 946. 
Ephippigera 908. 
Equus 119 — 122. p. 329. 
.Erinaceus 62. 

Erucae 953. 

Esox 711». ©. 

Euprepia 940. 

Falco 162 — 92. 

Felis 383 — 46. p. 327. 
Feronia 853°. 

Forficula 898. 

Formica 895. 

Fringilla 278 — 90. 
Fulica 421 — 23. 
Gadus 643 — 61. 
Galleruca 891 — 92. 
Gammarus 846. 
Gasteropocha 937— 39. 
Gasterosteus 775 — 77. 
Gecko: 535. 

Georhychus 97. 
Geotrupes 852". 
Glareola 420. 

Gobius 758 — 61. 
Gomphocerus 910 — 11. 


Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


Grus 381. 

Grylius 905 — 906. 
Gulo 58. 

Haematopus 419. 
Halieus 461 — 65. 
Halmaturus 73. p. 327. 
Hapale 16 — 18. 
Harpalus 869 — 72. 
Helix 963 — 64. 
Hepiolus 942. 
Himantopus 416 — 17. 
Hippocampus 626. 
Hirundo 331 — 35. 
Homo 14. p. 325. 
Hydrus 574. 

Hyla 593 — 94. 
Hylotrupes 887. 
Hypudaeus 92-95. p. 327-28. 
Hyrax 113. 

Hystrix 104. 

Iguana 534. 

Jynx 215. 

Labrus 793 — 800. 
Lacerta 525 — 33. 
Lampris 823. 

Lanius 231 — 34, 
Larus 445 — 58. 
Lemmus 91. 

Lemur 19. 
Lepadogaster 676. 
Lepidopus 747 — 48. 
Leptodactylus 586. 
Lepus 99— 103. p. 328. 
Lestris 459. 

Limax 959 — 61. 
Limosa 386 — 87. 
Liparis 932 — 36. 
Locusta 902 — 903. 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 333 


Loligo 957. 

Lophius 762. 

Loxia 291. 

Lucanus 852%. 
Lumbricus 972. 
Lutra 50. p. 327. 
Lycaena 921 — 22. 
Lymnaeus 966 — 67. 
Macacus 6—7. p- 326. 
Manatus 154. 

Manis p. 328 — 29. 
Meleagris 359. 
Meles 59. 

Melo& 889. 
Melolontha 890. 
Mergus 502 — 504. 
Merops 226. 
Miranda 849. 
Monitor 524. 
Motacilla 298 — 300. 
Mugil 838 — 39. 
Mullus 817 — 818. 
Muraena 631 — 37. 
Mus 83— 90. p. 327. 
Muscicapa 292 — 97. 


Mustela 50 —55. p. 327. 


Myogale 65. 


Myoxus 74— 77. p. 327. 


Myrmecophaga 110. 
Nasua 48 — 49. 
Noctua 943. 
Notodonta 929 — 30. 
Numenius 393— 95. 
Numida 358. 
Octopus 958. 
Oedienemus 415. 
Oedipoda 912. 
Ophidium 640 — 42. 
Ophis 568. 


Oriolus 245 — 46. 
Orthragoriscus 629. 
Otis 361 — 63. 
Otiorrhynchus 886. 
Ovis 144 — 45. 
Pagurus 843, 
Palamedea 384, 
Palinurus 844. 
Paludina 968. 


‘ Papilio 923. 


Parus 322 — 28. 

Pavo 360. 

Pelecanus 466. 

Pelor 857. 
Peltocephalus 516. 
Perca 808 — 16. 
Perdix 350 — 51. 
Petromyzon 595. 
Phacochoerus p. 329. 
Phalangium 851 — 52. 
Phasianus 354 — 57. 
Phoca 149—53. p. 329—30. 
Phoenicopterus 365. 
Phryganea 913 — 14. 
Phrynops 514— 15. 
Phyllostoma 31. 

Picus 208 — 14. 

Pipa 592. 

Pisces haud determin, 745, 
Plagusia 842. 
Planorbis 965. 
Platalea 366 — 67. 
Platydactylus 5356. 
Platypterix 947. 
Pleuronectes 662 — 75. 
Podinema 524. 
Podocnemis 517 — 18. 
Poeeilius 868. 
Pristonychus 879. 


334 


Procellaria 460. 
Procrustes 866, 
Procyon 60 —61. 
Proteus 575. 
Pseuderys 570. 
Pseudopus 538. 
Psittacus 203 — 207. 
Pterostichus 873. 
Ptyela 915. 

Python 547 —49, 
Raja 599 — 606. 
Rallus 424 — 27. 
Rana 587 —91. 
Recurvirostra 418. 
Rhinemys 519 — 20. 


Rhinolophus 30. p. 327. 


Salamandra 579 — 80. 
Salmo 690 — 711. 
Saturnia 931, 
Saxicola 301 — 304. 
Sciaena 802 — 804, 
Seineus 537. 
Sciurus 78— 79. 
Scolopax 388 — 92, 
Scomber 831 — 36. 
Scorpaena 765 — 67. 
Sepia 956. 

Silpha 880. 

Silurus 682 — 85. 
Simia peruv. p. 326. 
Sitta 228. 
Smerinthus 924. 
Sorex 66—69. p. 327. 
Sparus 778— 92. 
Spermophilus 80. 
Sphecodes 894. 
Sphinx 925 — 28. 
Sphodrus 867. 


Gurlt: Verzeichniss der Thiere, 


Sphyraena 820. 
Spilotus 566 — 67. 
Squalus 607 — 17. 
Stellio 536. 
Sterna 429 —35. 
Strix 193 — 202. 
Stromateus 824. 
Struthio 364. 
Sturnus 256. 
Suceinea 962. 
Sudis 713. 

Sula 467. 

Sus 114. p. 329. 
Sylvia 305 — 21. 
Synbranchus 638. 
Syngnathus 627 — 28. 
Talpa 63. p. 327. 
Tanagra 271 — 72. 
Tantalus 385. 
Tapirus 117. 
Tenthredo 893. ' 
Testudo 510— 12. 
Tetrao 345 — 49. 
Tinea 950 — 51. 
Torpedo 596 — 98. 


-Tortrix 948 — 49. 


Totanus 396 — 99. 
Trachinus 806 — 807. 
Trichiurus 746. 
Trigla 768 — 74. 
Tringa 400 — 407. 
Triton 576 — 78, 
Tropidonotus 571. 
Turdus 257 — 70. 
Unio 971. 

Upupa 227. 
Uranoscopus 805. 
Uria 506 — 507, 


bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 335 


Ursus 56 —57. Viverra 47. 
Vanellus 408. Vultur 160 —61. 
Vanessa 917 — 20. Xiphias 830. 
Vespertilio 20— 29, p. 326. Xirichthys 804. 
Vipera 562 — 64. Zeus 821 — 22. 


Literatur, welche in Rudolphi’s Synopsis entozoorum noch 


Be Dr Tale 


nicht enthalten ist: 


Owen, in Transact. of the zoolog. Society. 1835. I. 

Mehlis, observat. de Distomate hepatico et lanceolato. 1825. 

Blainville, Appendice au traite de vers intestin. de Bremser, 
Diesing, in Annalen des Wiener Museums der Naturgeschichte. 
1. 11. 1836. 1840. 

Mehlis, in Oken’s Isis. 1831. 

Dujardin, histoire naturelle des Helminthes ou vers intesti- 
naux. Paris, 1845. 


. Nitzsch, in Ersch und Gruber’s Eneyclopädie. 


Creplin, novae observat. de entozois. 1829. 

_ observat. de entozois. 1825. 
Leuckart, zoologische Bruchstücke. Helminthologische Bei- 
träge. 


. Bellingham, magaz. of nat. history 1840. IV. 


Ehrenberg, symbolae physicae. Art. Hyrax. 
Cloquet, anatomie des vers intest. 1824. 


. v. Siebold, in Gurlt und Hertwig Magazin für die gesammte 


Thierheilkunde. VI. 


. Diesing, in Medic. Jahrbücher des K.K. österr. Staats. 


Creplin, in Nova Acta acad. C. C. Lign. XIV. 
_ in Wiegmann’s Archiv. 1842. 
Es in Allgem. Encyclopädie. XXX. 


. Schultze, in Hecker’s Annalen für die gesammte Heilkunde. 


1825. 
v. Siebold, in Wiegmann’s Archiv. 1835. 


. Westrumb, de helminth. acanthoceph. Hannover, 1821. 
. Miescher, Beschreibung und Untersuchung des Monostoma 


bijugum. Basel, 1838. 
Deslongehamps, in Eneyel. methodique. (Artic. Vers.). 


. Miescher, in Verhandl. der Schweiz. Naturforschenden Gesell- 


schaft. 1841. 


. Henle, in Froriep’s Notizen. B. 38. 
. Kulın, in Annal. des Scienc. d’obs ll. 1829. 


336 Gurlt: Verzeichniss d. Thiere, b. w. Entoz. gef. word, sind. 


26. Duvernoy, in Annal. des Sc. natur. 1842. ‚ 

27. Nordmann, micrographische Beiträge zur Naturgeschichte der 
wirbellosen Thiere. I. 1832. 

28. Diesing, in Noya Acta Acad. C. C. Leop. XVII. 

29. Rathke, in Neue Danziger Schrift. II. 

30. v. Baer, in Nova Acta Acad. C. C. Leop. XII. 

31. Zenker, commentat. de Gammari pulicis histor. natur, 1832. 

32. v. Siebold, in Entomolog. Zeitung. Stettin. 1842. 1843. 

33. Carus, in Nova Act. Ac. C. C, L. XVII. 


NB. Von den hier citirten Schriften habe ich einige nicht nachsehen 
können, sie sind aus Dujardin (N. 6) entlehnt. 


337 


Ueber den Cryptorhynchus Lapathi und seine Ver- 
wüstung des Erlenholzes. 


Von 


Prof. Schwägrichen 
zu Leipzig. 


(Hierzu Taf. X). 


Unter den Waldbäumen von Norddeutschland galt die 
Erle lange Zeit für einen von denen, dessen Stämme am we- 
nigsten von Insekten beschädigt werden, denn ausser Sesia 
sphegiformis (nicht spheciformis), einem eben nicht häufigen 
Abendschmetterling, ist kaum ein Insekt bekannt worden, des- 
sen Larven das lebende Erlenholz angreifen. Erst in neuern 
Zeiten im Jahr 1824 fand man in der Nähe von Liegnitz in 
der Sächsischen Ober-Lausitz (s. Allg. Forstzeitung 1825. 
N. 63): „einen halben oder dreiviertheil Zoll lange Larven, 
die im Erlenholz Schaden anrichteten und einem Rüsselkäfer 
anzugehören schienen”. Diese Vermuthung bestätigte sich 
und ward auch erwähnt sowohl in Cotta’s Werken über Forst- 
wissenschaft als auch bei der Versammlung der Deutschen 
Forst- und Landwirthe zu Dresden im Jahr 1843. Hier wurde 
es besprochen, dass seit 1832 die Larve von den Oryptorhyn- 
chus Lapathi Jll. (Cureulio Lapathi L.) im Erlenholze sich 
zeigte. Früherhin hatte sowohl Linne, als Paykull, Gyllenhal 
und noch 1840 in der Fauna Lapponica Zetterstedt gesagt, 
das Thier lebe auf niedrigen Pflanzen, Weiden, Erlen. Die 
in Dresden gegebene Notiz wurde aber erst 1844 in den 
Protokollen jener Versammlung durch den Druck bekannt 
gemacht. 

Mittlerweile erhielt ich von einem ausgezeichneten Beob- 
achter und Freunde der Natur aus der Sächsischen Oberlau- 
sitz zugleich mit ausgesuchten Stammstücken, in denen noch 
Puppen und ein Paar völlig entwickelter Käfer waren, voll- 

Archiv f. Naturgesch. X1, Jahrg. 1. Bd, 22 


338 Schwägrichen: Ueber den Cryptorhynchus Lapathi 


ständigere Nachrichten über das Leben des Thieres. Es fehlte 
jedoch wegen der vorgerückten Jahreszeit schon an Larven, 
und es gelang dem Herrn Einsender nur nach erneuerten 
Nachforschungen noch eine vollständige Larve und zwei an- 
dere Larven, die eben zur Puppe werden und ihre Larven- 
haut abstreifen wollten, 'aufzufinden. 

Die mit den Käfern mir mitgetheilten Beobachtungen sind 
folgende. 

„Die Larve dieses kleinen Rüsselkäfers verwüstet im Som- 
mer des jetzt laufenden Jahres (1844) die jungen Erlenhol- 
zungen in der Königl. Sächs. Oberlausitz. Folgende hierauf 
bezügliche Beobachtungen sind auf dem Rittergute Döbra mit 
Tradow bei Camenz gemacht worden: 

„Kleine weisse Maden, von der Länge eines halben Zol- 
les mit einem kastanienbraunen Kopfe, gewöhnlich 10, 45 bis 
20 in einem Stamme, sitzen in der Mitte des Stammes im 
Holze, schroten das Holz zu Sägespänen, wühlen darin lange 
Gänge, verpuppen sich und aus ihnen kriecht dann ein klei- 
ner bräunlicher Käfer aus, der denn die Maden fortpflanzt. 
Auf stärkerem und älterem Holze zeigt sich die Made nur 
wenig und nur in den schwächeren Aesten, Die jungen Bäume 
von 4 'bis 3 und 4 Zoll Stärke unten im Durchschnitt unter- 
liegen der: Verwüstung fast durchgängig, so dass von dieser 
Stärke auf dem bedeutenden Reviere nicht der vierte‘ Theil 
der Erlen verschont geblieben ist. Die Maden;, die sich un- 
streitig aus den in die Rinde gelegten Eiern hineinbohren, 
fangen im Stamme “ganz unten ‚über der Erde: an zu fressen 
und gehen dann im Stamme hinauf, welcher in dessen Folge 
abstirbt und abbricht, wenn er vom Winde bewegt wird.” 

Aus der Betrachtung der Holzstücken ‚und der Larven 
liess sich noch ferner über die Lebensart des Thieres Einiges 
bemerken und 'vermuthen. 

Der Kanal, den eine solche Larve sich gräbt, ist etwas 
über drei Zoll lang. Meistentheils nagt die Larve erst in auf- 
steigender oder horizontaler Richtung auf der Rinde hin, bohrt 
dann durch dieselbe durch und arbeitet in schiefer Richtung 
durch den Splint, und endlich im Holze aufwärts, indem sie 
die. losgetrennten Spähnchen hinter sich zusammengedrängt 
zurücklässt. Will sie sich verpuppen: so kehrt sie sich um, 


und seine Verwüstung des Erlenholzes. 339 


dass der Kopf nach der Oefinung des Kanales hin, also nach 
dem Erdboden zu gerichtet ist und verwandelt sich nach un- 
gefähr 14 Tagen in den Käfer. Dieser bleibt, auch ausge- 
wachsen, in dem Kanale sitzen, wenn er nicht gestört wird. 
Wie lange er aber hier bleibe, und ob er den ganzen Winter 
hier zubringe, lässt sich schwer sagen: es wäre nicht unmög- 
lich, dass das Letztere geschähe, denn es überwintern viele 
Insekten, selbst Tagschmetterlinge, Hemerobien etc. und leben 
während der kalten Monate in Ruhe, selbst ohne Nahrung zu 
sich zu nehmen. Unsere Käfer selbst blieben ganz ruhig in 
ihrem Kanale, obgleich die letzten Tage des August noch 
mildes Wetter eintrat und eben so. verhielten sich die Käfer 
in Dobra, nur ein Paar, die zum Behufe des Zeichnen mehr 
bewegt worden waren, krochen eine kurze Zeit im Zimmer 
herum. 2 
Die Larve selbst ist ausgestreckt höchstens einen halben 
Zoll lang, hat einen länglich eylindrischen‘, am Rücken ge- 
wölbten, am Bauche etwas platteren Körper, der überall mit 
kleinen, meist in die Quere gestellten Wülsten besetzt: ist. 
Einzeln stehende kurze steife Haare sind ohne erkennbare 
Ordnung über den ganzen Körper und Kopf verstreut. Die 
Farbe ist gelblich weiss, der rundliche, glänzende Kopf gelb- 
lich braun; die Fresswerkzeuge erscheinen, wenn sie im Zu- 
 stande der Ruhe zusammengedrückt liegen, schwarz; eine 
dünne mehr oder weniger deutliche schwärzliche Rückenlinie 
geht der Larve vom After bis über den vierten Bauchring 
hinauf. Die Bauchfüsse, so wie die Hakenfüsse fehlen; an 
deren letzteren Stelle sind Querwülste, nämlich an jedem der 
drei ersten Bauchringe eine mittlere längere, und neben dieser 
eine mehr halbrundliche auf jeder Seite; die letztern vertreten 
die Stelle der Füsse und tragen auf ihrer Mitte eine Borste. 
An der einen Larve waren auf der Bauchseite des ersten Rin- 
ges drei plattenartige dunklere Stellen, die den beiden andern 
Raupen: fehlten, vielleicht geben 'sie ein Kennzeichen des 
männlichen oder weiblichen Geschlechtes ab. 

Die Fresswerkzeuge der Larven bestehen aus einer ova- 
len, an der Basis durchscheinenden, gelblichen, am vordern 
Theile schwarzbraun gefärbten Oberlippe; (labrum) zwei horn- 
artigen aber ausnehmend harten dreikantigen Kinnladen (man- 

22 * 


340 Schwägrichen: Ueber den Cryptorhynchus Lapathi 


dibula); von vorn angesehen bildet sie ein Dreieck, die 
Schneide oder der innere Rand derselben ist gerade herun- 
ter laufend und hat unterhalb der Mitte zwei vorstehende ab- 
gerundete Zähne; der äussere Rand ist dick. Die Kinnbacken 
(maxilla) sind gelbbraun, keulförmig und gebogen; auch am 
äussern Rande verdickt, das obere Ende ist dunkler, geht in 
einen breitern Theil aus, an dem eine Reihe kurzer, durch- 
sichtiger, steifer Borsten steht, am äussern Rande sieht man 
eine oder ein Paar längere Borsten und oben einen noch un- 
entwickelten Taster (palpus oder Fressspitze), der aus einem 
eylindrischen, untern und einen obern ovalen Gliede besteht. 
Die Unterlippe (Labium inferius) ist hellbräunlichgelb, herz- 
förmig dreieckig, convex und trägt unter dem abgerundeten 
Ende zwei schwarze kegelförmige Taster (palpus, Lippen- 
taster). Unter der Spitze der Lippe sieht man einen dunkler 
braunen halbovalen Fleck. Die Zunge (ligula) liess sich nicht 
vollständig erkennen, schien aber dünn und spitzig zu sein. 
Es konnte nur an der einen Larve das Fresswerkzeug unter- 
sucht werden. Mit diesem Fresswerkzeug zerbeisst die Larve 
das Holz in kurze, dünne Spähne, die den Kanal locker aus- 
füllen, nachdem sie ausgesogen und zurückgeschoben worden 
sind, um der Larve zum Vorwärtskriechen Platz zu lassen. 
Sehr auffallend sind die Veränderungen, die an diesen 
Fresswerkzeugen vorgehen, während sich unter allmähligem 
Lockerwerden der Oberhaut die Puppengestalt vorbereitet und 
während der Vordertheil des Kopfes oder Gesichtes sich in 
einen langen Schnabel verwandelt, der nachher die Fresswerk- 
zeuge, nebst ihren Sehnen und Muskeln einschliesst. Der 
Schnabel, der fast zweimal so lang als der Kopf des Käfers 
im ausgebildeten Zustande ist, stellt einen kurzen, oben con- 
vexen, auf der Unterseite etwas flachen Cylinder dar. Diesen 
Schnabel sieht man an der Puppe schon ganz ausgebildet, so 
wie auch die Füsse und Flügelscheiden. Der hintere beweg- 
liche Theil des Puppenkörpers hat an den Leibringen feine, 
aber steife Dornen, in die sich vielleicht die Haare der Larve 
verwandelt haben. Sie sind so gestellt, dass sie, wie bei an- 
dern im Holz lebenden Puppen z. B. deren des Weidenboh- 
rers, Cossus, zu Stützen dienen, mit denen die Puppe sich 


\ 


und seine Verwüstung des Erlenholzes. 341 


in ihrem Kanale vorwärts schieben kann. Die Farbe der Puppe 
ist schmutzig gelb. 

Die Fresswerkzeuge des Käfers unterscheiden sich ganz 
ausserordentlich von denen der Larve, nur die Kinnladen 
bleiben sich ähnlich, nur verkleinert, schienen mir aber so 
wie auch alle andern Theile des Gebisses sehr klein. Die 
Kinnladen (mandibulae) sind dreikantig, ihre vordere Fläche 
dreieckig, der Innenrand zeigt zwei oder drei stumpfe Her- 
vorragungen, man könnte ihn trierenatus nennen, und ist 
eben; die Substanz sehr hart und die Farbe schwarz. Die 
Kinnbacken (maxillae) sind länglich, von der Spitze bis fast 
zur Basis herunter mit vielen querliegenden, steifen Haaren 
oder Borsten bedeckt, licht gelblichbraun. Der Taster ragt 
etwas über die Kinnbacke hinaus, ist mehr eylindrisch als 
konisch und besteht aus vier Gliedern, die eben so lang als 
breit sind. Die Glieder tragen einzelne gerade stehende Bor- 
sten und haben an ihrer Basis eine dunklere braune, an der 
Spitze eine hellere Farbe, Die Unterlippe, so gut sie sich 
am trocknen Käfer erkennen liess, ist gleich breit, etwas dick 
längs ihrer Axe, mit zwei keglichen Tastern besetzt, an denen 
ebenfalls einzelne steife Haare bemerkt werden und gelblich- 
braun. Am Ende stehen zwei dreigliedrige Taster. 

In der Larve sah man nur an den Kinnbacken - Tastern 
eine Anlage von zwei Gliedern, einem unteren diekeren und 
einem oberen dünneren; an den Lippentastern nicht die min- 
deste Spur von Theilung oder Anlage zu Gliedern, da doch 
bei dem vollkommnen Insekt die Gliederung aller Taster voll- 
kommen deutlich und entschieden vorliegt. 

Der Käfer selbst ist oft beschrieben und sehr kenntlich 
an dem etwas gebogenen Rüssel, der den kleinen Kopf an 
Länge zweimal übertrifft, gebrochenen etwas keulförmigen 
Fühlern, starken Beinen, davon nur am Männchen die vor- 
dersten einen Schenkeldorn tragen. Das Thier ist bald drei, 
bald vier Linien lang, Jänglich oval, convex, von gedrungener 
Statur, schwarz, am Körper mit einigen Zeichnungen, am 
Ende der Deckschilde durchaus hell gefärbt. Die Farbe an 

“alten Exemplaren meiner Sammlung, licht grau, an den fri- 
schen eben ausgekrochenen aber ins pfirsichbluthrothe ziehend; 
diese Zeichnungen lassen sich abschaben und reiben sich von 


342 Schwägrichen: Ueber den Cryptorhynchus Lapathi 


selbst theilweise ab, wenn das Thier lange‘ leben bleibt. 
Ausserdem sieht man auf dem ganzen Rücken und den Flü- 
geldecken Reihen eingedrückter Punkte und hier und da, am 
dichtesten an dem hellgefärbten Ende der Flügeldecken kleine 
Büschel schwarzer Schüppchen, die dem blossen Auge wie 
Borsten erscheinen. 

Nachschrift. Nachdem ich meinen Aufsatz über Ory- 
ptorhynchus Lapathi an Herrn Professor Erichson gesandt hatte, 
benachrichtigte mich derselbe, wofür ich ihm verbindlichsten 
Dank sage, dass über dieses Thier schon im ersten Bande 
der Schriften der Londoner Linneischen Gesellschaft pag. 86. 
1791 eine Nachricht sich befinde. Diese ist nicht nur mir, 
sondern wie es scheint, auch manchen andern Freunden der 
Entomologie entgangen. 

Der Verfasser jener Abhandlung, der als Entomolög und 
Zeichner anerkannte William Curtis bemerkte zu Anfang des 
Juni 1780 an einem, 2 Jahre vorher gepflanzten 6 Zoll im 
Durchmesser starken Stamm von Salix viminalis Haufen fei- 
ner Holzspähnchen, die von Bienen, Schmetterlingen und an- 
dern Insekten, welche durch einen dem gährenden Biere ähn- 
lichen Geruche: des Stammes angelockt herzuflogen, um die 
Feuchtigkeit’ der Spähnchen einzusaugen, besucht wurden und 
hier und da Larven der Silpha grisea L. enthielten, und fand 
bei näherer Untersuchung, dass dieses Holzmehl aus auf- und 
niedersteigenden Kanälen im Holze des Stammes kam, in wel- 
chen Larven von Cryptorhynchus Lapathi lebten, die er wenig 
vergrössert und unzergliedert, dennoch aber kenntlich abbildete. 

Um den Käfer abzuhalten, dass er seine Eier nicht an 
einem Baumstamm anlegen könne, empfiehlt Herr Curtis ein 
Stück Segeltuch, das mit einer klebrigen harzigen Substanz 
bestrichen ist, um den Stamm zu schlagen, Matten um den- 
selben zu binden oder auch in der Zeit, da die Käfer aus- 
kriechen, den Stamm mit Steinkohlentheer zu bestreichen. In 
wiefern diese Mittel hülfreich und auch im Grossen anwend- 
bar sein mögen, muss die Erfahrung lehren. 

Da die Käfer, wie wir oben gesehen haben, am untern 
Theil des Stammes ihre Eier 'anlegen, so würde man eben so 
verfahren können, wie bei dem Anbinden oder. Anstreichen 
von Theerringen, die man im Spätherbst an Obstbäumen an- 


und seine Verwüstung des Erlenholzes. 343 


bringt, um die ungeflügelten Weibchen von Geometra brumata, 
defoliaria u. a. aufzufangen. Nur müsste zu diesem Behufe 
die Zeit der Erscheinung der Käfer noch genauer bestimmt 
werden, welche bei den genannten Schmetterlingen durch die 
meist mehrere Tage vor den Weibchen auskriechenden und 
herumflatternden Männchen angezeigt wird. 


Erklärung der Tafel X. 


Fig. 1. Ein Stück von dem untern Theil eines jungen Erlenstam- 
mes von der Rindenseite; Fig. 2. 3. dasselbe Stammstück gespalten 
und von der innern Seite angesehen.. Bei @ Fig. 1 ist neben einer 
angenagten Querlinie in der Oberhaut die Stelle, wo eine Larve ein- 
gebohrt und von unten nach oben fortgearbeitet, in Fig. 3 bei a 
durchgebrochen und bis c fortgefressen, dann aber sich umgekehrt 
und zur Puppe verwandelt hat; bei d Fig. 1 die Stelle, wo eine an- 
dere Larve die Epidermis zerstört, durch das Loch 5 Fig. 2 hervor- 
gearbeitet und unter dem Kanal einer dritten Larve Fig. 2 ce ihren 
eigenen Kanal angelegt hat, der nicht ganz geöffnet ist, dessen Rich- 
tung aber schwarze Spalten bezeichnen. Fig. 4. Die am Besten er- 
haltene Larve, 5. eine noch weiter veränderte Larve, die letzte von 
der Bauchseite, an der die Kopfschaale. sich löste und an der man 
die braunen Stellen am ersten Bauchringe sieht. Fig. 6. Eine Puppe 
vom Rücken, 7. eine andere von der Bauchseite. Fig. 8. Die Stirn _ 
mit Oberlippe und Kinnladen der Larve. 9. Dieselbe etwas vorge- 
neigt und von den Kinnladen getrennt, so wie die folgenden Figuren 
bis 13 zwanzig mal vergrössert. Fig. 10. Eine Maxille mit der Un- 
terlippe aufrecht gestellt und von vorn gesehen, Fig. 11. Eine Ma- 
xille von der innern, 12. eine andere von der äussern Seite etwas 
stärker vergrössert. Fig. 13. Das obere Ende einer Maxille mit der 
Anlage zum Palpus a A0mal vergrössert. 


344 Philippi: Beschreibung einiger neuer Echinodermen 


Beschreibung einiger neuer Echinodermen nebst 
kritischen Bemerkungen über einige weniger be- 
kannte Arten. 


Von 
Dr. Philippi. 
(Hierzu Tafel XI.) 


1. Spatangus (Tripylus) excavatus Ph. (Fig. 1). 

Sp. testa cordata, suborbiculari, basi plana; ambu- 
lacris paribus profundissime excavatis, oblongo-lineari- 
bus, antieis divaricatis; sulco a vertice ad os decurrente pa- 
rum profundo; semita ') ambulacra una cum regione ani in- 
cludente; poris genitalibus tribus, non symmetricis. Long. 19”; 
lat. 18”, alt. 11””. 

Habitat ad extremitatem australem Americae. 

Die grösste Breite erreicht diese Art ein klein wenig 
vor der Mitte, nach hinten ist sie etwas verschmälert, am'hin- 
tern Ende abgestutzt, vorn schwach ausgerandet, im Ganzen 
nähert sich aber der Umfang der Kreisgestalt bedeutend. Die 
Basis ist sehr flach, und bildet mit den Seiten eine zwar 
abgerundete und stumpfe aber doch deutliche Kante; sonst 
zeigt sie nichts Auffallendes. Der Mund befindet sich zwi- 
schen dem dritten und vierten Theil der Länge. Der Wirbel 
liegt fast genau in der Mitte. Von vorn bis zu demselben 
steigt das Gehäuse gleichmässig gewölbt aufwärts; unmittelbar 
hinter ihm erhebt es sich ein klein wenig, senkt sich darauf 
unbedeutend bis zum After, und fällt dann senkrecht ab. Die 
Furche, welche vom Wirbel bis zum Munde verläuft, ist nur 


ı) Nach der Analogie von Ambulacrum mögen so die glatteren, 
mit mikroskopisch kleinen Höckerchen besetzten, auffallenden Be- 
grenzungen besonderer Felder heissen. 


nebst kritischen Bemerk. über einige weniger bekannte Arten. 345 


schwach vertieft, etwa wie Sp. cor anguinum, und hat jeder- 
seits eine Reihe dicht gedrängter Porenpaare, welche, wie 
gewöhnlich, weit kleiner sind als die Poren der paarigen Am- 
bulakra, und sich nach unten zu in eine Reihe einfacher Po- 
ren verwandeln, die sich zum Munde fortsetzt. Die vordern 
paarigen Ambulakra gehen unter einem sehr stumpfen Winkel 
aus einander; sie sind 74“ lang, etwas über 2’ breit, und 
haben die bedeutende Tiefe- von 3”, die hintern sind 54”” lang, 
2 breit, 23“ tief. In der Tiefe werden sie sogar noch etwas 
breiter. Diese tiefen Aushöhlungen lassen im Centrum einen 
breiten Zwischenraum zwischen sich, und es reichen die Po- 
renpaare der Ambulakra mit einem spitzen Winkel über die 
Aushöhlung noch eine Strecke in diesen Raum hinein. Ein 
einziges Feld umschliesst sämmtliche Ambulakra und zugleich 
die Aftergegend, und reicht unterhalb des Afters beinahe bis 
zur Bauchseite. Eine sehr auffallende, meist aus fünf, stellen- 
weise jedoch auch aus neun mikroskopischen Wärzchen be- 
stehende semita trennt dieses Feld von dem übrigen Theil 
des Gehäuses. Eine zweite semita fängt, von der ersten aus- 
gehend, unmittelbar hinter den vordern paarigen Ambulakren 
an, verläuft mit einem tief einspringenden Winkel bis zum 
Ende der hintern Ambulakra und verbindet diese letztern mit 
einander. Sehr auffallend sind die Genitalporen: es sind deren 
nur drei vorhanden, von unverhältnissmässiger Grösse, und 
durchaus unsymmetrisch gestellt. Einer liegt nämlich auf 
der rechten Seite zwischen dem vordern und hintern paarigen 


“ Ambulakrum, und zwei liegen auf der linken Seite vor dem 


vordern Ambulakrum. Die poröse Platte zwischen ihnen ist 
sehr auflallend. — Die Farbe ist weisslich. 
2. Spatangus (Tripylus) cavernosus Ph. (Fig. 2). 

Sp. testa cordato-oyata, basi convexa; ambulaeris pari- 
bus profundissime excavatis, ovato-oblongis, anticis 'diva- 
ricatis, sulco a vertice ad os decurrente profundiore; semita 
ambulacra una cum ano includente nulla; poris genitalibus 
tribus, non symmetrieis. Long, 12"; lat. 11’; alt. 8”, 

Habitat ad extremitatem australem Americae, 

Der. Sp. cavernosus ist der vorhergehenden Art sehr 
ähnlich, so Jass ich ihn anfangs auch damit zusammengewor- 
fen hatte, bei einer aufmerksamen Betrachtung unterscheidet 


346 Philippi: Beschreibung einiger neuer Echinodermen 


er sich jedoch leicht durch folgende Merkmale: ‘der Umfang 
ist weniger kreisförmig, mehr sechseckig, die grösste Breite 
liegt in der Mitte, nicht davor. Die Basis ist 'gewölbt, die 
Seiten wohl gerundet, ohne alle Kante, und der Theil vom 
After bis zu den Wirbeln stärker gewölbt und höher,’ Die 
vordere Furche ist breiter und tiefer; die Ambulakra sind 
breiter, namentlich die vordern, diese sind 41” Jang, 2" breit, 
2" tief; die hintern sind 34" Jang, 14” breit, 12" tief. Die 
semita, welche bei der vorigen Art von den vordern Ambu- 
lakren anfangend horizontal nach hinten verläuft, sich ‘dann 
senkt und die Aftergegend umfasst, fehlt hier gänzlich, und 
es ist nur diejenige vorhanden, welche unmittelbar die Ambu- 
lakra mit einander verbindet. Die Höcker für die Stacheln 
stehen sehr viel weitläuftiger, und sind nicht nur relativ, son- 
dern auch absolut, weit grösser als bei der vorigen Art, was 
besonders auf der obern Seite auffallend ist. Die Stacheln, 
welche am obern Rande der paarigen Ambulakra stehen, wa- 
ren noch erhalten, und sind 14” Jang, schwach gekrümmt, an 
der Spitze etwas zusammengedrückt. — Die Genitalporen 
sind noch grösser, sonst genau wie bei der vorigen Art. Die 
Farbe ist ebenfalls weiss. In jedem der hintern Ambulakra 
versteckt fand ich einen jungen Echiniden, der sehr sonderbar 
ist. ‚Er ist 1#'’ lang, 144" breit, #” hoch, eiförmig, "etwas 
flach gedrückt. Der Mund liegt auf der Unterseite im Drittel 
der Länge und ist kreisförmig. Eine vordere Furche ist 
kaum angedeutet. Der After liegt oben im hintern Drittheil, 
und wird von einer mit Schuppen bedeckten weichen Haut 
umgeben. Genitalporen kann ich nicht erkennen, auch sind 
oben keine Ambulakra deutlich, wohl aber unten, wo, ganz 
wie bei Spatangus, fünf vom Munde ausstrahlen; ‘das längste 
derselben, das hinterste, hat jederseits neun Poren, die zum 
Theil doppelt sind. Die Anzahl der Höcker ist sehr gering, 
und beträgt etwa sechs in der Meridianreihe, doch liegen zahl- 
reiche kleinere in der Wirbelgegend. Die einzelnen Höcker 
sind im Verhältniss sehr gross, von einem (deutlichen flachen 
Ring umgeben, und in der Mitte mit 'emem Grübehen ver- 
sehen, genau wie bei Spatangus. Auch'die Stacheln, welche 
unverhältnissmässig — 2" — lang und schwach ‘gebogen sind, 


3 
stimmen genau mit denen von’Sp. cavernosus überein. — Sind 


nebst kritischen Bemerk. über einige weniger bekannte Arten. 347 


dies Junge des Sp. cavernosus? und erleidet dieser eine Me- 
tamorphose? dies ist mir in hohem Grade wahrscheinlich. 
Möchte uns doch bald ein tüchtiger Beobachter, etwa Sars, 
eine Nachricht über die Entwickelung der Seeigel geben! 

3. Spatangus (Tripylus) australis Ph. (Fig. 3). 

‚Sp. testa ovato-cordata, basi convexiuscula, lateribus ro- 
tundata; sulco antico parum profundo; ambulaeris paribus 
parum profundatis, oblongis, antieis divaricatis; semita 
lata ambulacra eingente antice producta; poris genitalibus 
tribus, non symmetrieis, Long. 92"; lat. 9"; .alt»64. 

Habitat extremitatem australem Americae, 

Diese Art hat ganz genau den Umriss und die Gestalt 
von Sp. cavernosus, dieselbe vordere Furche, dieselbe semita, 
nur ist diese weiter nach vorn vorgezogen, allein die Ambu- 
lakra sind sehr schwach vertieft, wie bei Micraster Ag. Die 
Genitalporen sind bei dem einen Exemplar nicht grösser als 
sie gewöhnlich bei Spatangus sind, bei einem zweiten wohl 
ein wenig grösser, jedoch lange nicht so \unverhältnissmässig, 
wie bei Sp. cavernosus und excavatus. 

Diese drei Arten zeichnen sich gemeinschaftlich durch 
die ungewöhnliche Dreizahl der Genitalporen und 
deren unsymmetrische Stellung aus, welche wohl mit 
Sicherheit auf das Vorhandensein von nur drei Eierstöcken 
schliessen lässt. Dieses von einem physiologisch sehr wich- 
tigen Organ hergenommene Kennzeichen reicht unstreitig hin, 
die Aufstellung einer besondern Unterabtheilung von Spatan- 
gus zu rechtfertigen, welche ich Tripylus nenne, von 'zgeig, 
zeia drei und zröAn das Thor. Den Sp. australis würde man 
sonst wohl unbedenklich zu Micraster Ag. rechnen können, 
wenn man das wichtige Kennzeichen der Genitalporen unbe- 
rücksichtigt lassen wollte; die beiden andern Arten wüsste 
ich aber nicht wohl in eine der Agassiz’schen Unterabtheilun- 
gen von Spatangus unterzubringen. 

4. Spatangus (Brissus) pulvinatus Ph. 

Sp. testa einerea, ovata, antice canali parum profundo 
sulcata; vertice centrali; ambulacris quatuor paribus parum 
profundatis; semitis ventralibus latissimis postice adseen- 
dentibus et cum area ambulacrali conjunetis. Long. 32”; 
lat, 28", alt. 19", 


348 Philippi: Beschreibung einiger neuer Echinodermen 


Habitat in M. Mediterraneo ad Neapolin rarus. 

Die grösste Breite liegt ein wenig vor der Mitte, die 
grösste Höhe ganz hinten dicht vor dem After. Der Wirbel 
liegt genau in der Mitte der Länge; ein flacher Kanal, fast 
3" breit, läuft von demselben zum Munde, und bewirkt, dass 
die vordere Extremität eine herzförmige Einbiegung erhält. 
Die vorderen paarigen Ambulakra divergiren ziemlich stark; 
sie sind bis zum Genitalporus fast 9“ lang und 24 breit; 
die hinteren Ambulakra dagegen sind nur 64” lang und 2 
breit, beide sind nicht stärker vertieft als der vordere Kanal. 
Die vier Genitalporen stehen nahe bei einander, unmittelbar 
hinter ihnen ist eine kleine eiförmige, kissenartige Erhaben- 
heit, die poröse Platte, hinter welcher eine schmale Furche 
anfängt, die bis zum After verläuft und in ihrer hintern Hälfte 
besonders auffällt, indem sie der grösseren Stachelhöcker ent- 
behrt. Die Area ambulacralis, (welche die ambulacra ein- 
schliesst), ist sehr winklig und ragt fast bis zum vorderen 
Rande. Der After kann von oben’ gesehen werden, indem die 
Aftergegend von oben nach unten und aussen abfällt; sie ist 
an den Seiten durch eine ziemlich scharfe Kante begränzt, 
allein nicht in einer besondern area eingeschlossen. Dagegen 
ist eine breite, oben herzförmige area infraanalis vorhanden, 
welche bereits auf der untern Seite liegt, und jederseits drei 
Porenpaare hat. Der Mund liegt im vierten Theil der Länge. 
Die vordern paarigen Bauch-Ambulakra, welche von ihm aus- 
gehen, bilden fast eine continuirliche gerade Linie, die hin- 
tern liegen in einem auffallend breiten (5”') plattern Raum, 
welcher nur mit entfernten kleinen Höckerchen besetzt, scharf 
begränzt, hinten nur durch einen schmalen Zwischenraum von 
der area infraanalis getrennt ist, und sich schmaler werdend 
nach oben und dann nach vorn bis zu dem Ende der hintern 
Ambulakra begiebt. Auch die semitae, in welchen die vor- 
dern Bauchambulakra liegen, erstrecken sich nach oben, bis 
sie das Ambulakralfeld und die entsprechenden Ambulakra 
erreichen; die Poren finden sich aber nur auf der Bauchseite. 
Das Ventralfeld ist hinten nicht geschlossen, stark gewölbt, 
in der Mitte fast gekielt. 

Diese ausgezeichnete Art muss wohl in die Abtheilung 
Brissus gebracht werden, ungeachtet diese durch den Mangel 


nebst kritischen Bemerk. über einige weniger bekannte Arten. 349 


der vom Rücken nach dem Mund verlaufenden Furche cha- 
rakterisirt wird, während eine solche Furche hier sehr deut- 
lich vorhanden ist. 

5. Spatangus (Brissus) placenta Ph. 

Sp. testa cinerea, late-ovata, depressa, antice rotundata, 
postice latiore, dorso planiuscula, ventre medio convexa, 
obsolete assulata, vertice ori opposito, ad 4 longitudinis sito; 
ambulacris paribus parum profundatis, anticis brevioribus; 
tubereulis majoribus in area ambulacrali in ziezac dispositis, 
Long. 57“, lat. 50°; alt. 25”. 

Habitat in M. Mediterraneo ad Panormum rarus. 

Der Umriss ist breit eiförmig, hinten ein weniges abge- 
stutzt, vorn nicht im mindesten ausgeschnitten. Die grösste 
Breite findet im hintern Drittheil Statt; die Unterseite ist ge- 
wölbt, in der Mitte etwas gekielt, namentlich ist der Kiel im 
hintern Theil des Bauchfeldes sehr deutlich; die Oberseite ist 
ziemlich flach, steigt jedoch bis kurz vor das Afterende all- 
mählig in die Höhe, und zeigt zwischen den beiden hinteren 
Ambulakren eine auffallende, rückenartige Erhöhung. Der 
Wirbel liegt genau über dem Mund, im vordern Drittheil der 
Höhe, in einer ziemlich auflallenden Vertiefung. Das vordere 
unpaare Ambulakrum besteht aus zwei Furchen, welche eine 
kaum 4%" breite Erhöhung einfassen und sich verlieren, ehe 
sie das vordere Ende der Area ambulacralis erreichen. Die 
vordern paarigen Ambulakra sind 15°’ Jang, die hintern 21” 
lang, beide sind schwach vertieft and etwa 34’ breit; bei den 
vordern Ambulakren ist die vordere Reihe Doppelporen aus 
auffallend kleineren und mehr genäherten Poren zusammen- 
gesetzt, als die hintere Reihe; bei den hintern Ambulakren 
ist der Unterschied zwischen beiden Reihen weniger auffallend, 
und sind die Doppelporen der innern Reihe etwas kleiner, 
Die poröse Platte ist breit eiförmig, und enthält in ihrem 
vordern Theil die vier Genitalporen. Das Afterfeld, beinahe 
kreisrund, ist oben nicht geschlossen und nur in der grössern 
untern Hälfte von einer schmalen semita begränzt. Das Infra- 
analfeld ist desto deutlicher, quer, breit herzförmig nach vorn 
spitz und hat jederseits vier Poren.: Das Ventralfeld ist 
etwas schmaler als das Afterfeld. Die Bauchambulakra sind 
ganz im Gegensatz zu Sp. pulviscus sehr kurz, indessen findet 


350 Philippi: Beschreibung einiger neuer Echinodermen 


man bei aufmerksamer Untersuchung an den Seiten einzelne 
entfernte Poren mitten zwischen den ‘Höckern der Stacheln. 
Auffallend ist, dass, wie bei Spatangus im engern Sinn, im 
Ambulakralfeld grössere Höcker im Zickzack stehen. Diese 
sind besonders deutlich zwischen den vordern und hintern 
paarigen Ambulakren; im Raum zwischen den zwei vordern 
paarigen, und zwischen den zwei hintern paarigen Ambulakren 
sind die grössern Höcker nicht so regelmässig im Ziekzack 
gestellt, auch etwas kleiner. — Die Farbe des Gehäuses ist 
ziemlich dunkel braungrau, auf der Bauchseite heller 

Wenn Herr P. Dujardin in der zweiten Ausgabe von 
Lamarck’s hist. nat. des animaux sans vertebres vol. 1ll. p. 324 
angiebt, der Sp. ventricosus komme im Mittelmeer vor, so 
hat er wohl‘ diese Art gemeint. Die Worte in Lamarck’s 
Diagnose Sp. ovatus, inflatus schliessen aber unsere Art 
aus, auch ist der Brissus ventricosus Leske apud Klein p. 29 
t. 26. f. A., wenn anders die Abbildung im mindesten getreu 
ist, verschieden, indem sie hinten schmaler als vorn ist, die 
Eierstocksöffnungen weit näher am vordern Ende liegen hat, 
ete. Die Figur von Rumph. Mus. t. XIV. f. 1 ist gar abwei- 
chend, nur 15” breit, bei 35” Länge, nach hinten ebenfalls 
stark verschmälert. Lamarck eitirt ausserdem Eneyel. t. 158. 
f. 41.mit? Dieselbe Figur wird aber zu Sp. carinatus eitirt 
(durch einen Druckfehler steht bei dieser Art t. 148). 

6. Spatangus purpureus (Echinus) L. 

Herr F. Dujardin eitirt als Synonyme 'zu dieser Art den 
Sp. meridionalis Risso Eur. merid. vol. V. p. 280 als variete, 
und den fossilen Sp. Desmaresti v. Münst. bei Goldf. Petref. 
p: 153. t. 47. f. 4 als identisch. Beides ist meiner Meinung 
nach irrig. Den Sp. purpureus besitze‘ ich aus Norwegen 
durch die Güte von Sars; der Sp. meridionalis unterscheidet 
sich davon ‘durch folgende Merkmale: 1) seine grösste Breite 
fällt in die Mitte, nicht in das vordere Drittheil; 2) die vor- 
dere Furche ist'weit tiefer, 3) das Gehäuse ist in der Rich- 
tung vom Wirbel bis zum After dachförmig zusammengedrückt, 
fast gekielt; 4) die Ambulakra 'sind weit breiter, die Furchen, 
in denen die Porenpaare liegen, sind weit tiefer. 5) Die im 
Ziekzack gestellten Höcker sind auffallend grösser, weit zahl- 
reicher, und von sehr viel tieferen Furchen eingefasst. Der 


nebst kritischen Bemerk. über einige weniger bekannte Arten. 351 


Sp. Desmaresti hat mit dem nordischen Sp. purpureus eine 
geringere Aehnlichkeit, als mit dem Sp. meridionalis, mit wel- 
chem er in der Gestalt, in der tieferen vorderen Furche, in 
der dachartigen Bildung des hinteren Theiles übereinstimmt, 
von dem er sich aber auf den ersten Blick sehr auffallend 
durch die geringere Zahl und die sehr geringe Grösse der 
grösseren im Zickzack gestellten Höcker unterscheidet, die 
noch kleiner als bei Sp. purpureus sind. 

Der Sp. meridionalis kommt fossil bei Palermo vor, und 
muss ich seine vollkommene Identität mit der lebenden Art 
behaupten, trotz dem, dass Agassiz ausspricht: qu’il n’existe 
point d’identites entre les especes fossiles et les vivantes, et 
que toutes celles que l’on admet encore de nos jours, re- 
posent sur des fausses determinations, eine Ansicht, der we- 
nige Naturforscher beitreten werden. 


7. Spatangus (Micraster) canaliferus. 

Bei dieser Art will ich nur bemerken, dass man die beste 
Figur dieser Art unter den Citaten der neuen Ausgabe von 
Lamarck vergeblich sucht, dies ist Gualt. tab. 109. f. C..D. 
„vulgatissimus, albidus”. Die Fig. von Rumph. Mus. t. 14. f.2 
hat den Wirbel in der Mitte der Länge, und ist entweder eine 
ganz andere Art, oder eine ganz fehlerhafte Figur, die nicht 
eitirt werden darf. 

Wenn übrigens zwischen Micraster und Schizaster Ag. 
kein anderer Unterschied besteht, als dass bei Schizaster die 
Furchen, in denen die Poren der Ambulakra liegen, tiefer und 
schmaler sind als bei Micraster, so, dürfte. dies eine Trennung 
in zwei Sektionen oder gar Genera schwerlich rechtfertigen. 
Wenn wir aber Sp. cor anguinum und die Verwandten ‚als 
typus von Micraster betrachten, so ergieht sich der wesent- 
liche physiologische Unterschied, dass Micraster vier Genital- 
poren besitzt, Schizaster aber nur zwei Genitalporen. Sp. 
eanaliferus ist aber dann ein Schizaster und kein Micraster. 


8. Cidaris affinis Ph. 

C. testa subglobosa, utrinque depressa, cum spinis rubra; 
tubereulis majoribus suleo profundo eircumdatis et margine 
lato, multituberculato einctis; spinis majoribus diametrum 
testae vix sesquies aequantibus, eylindrico-subulatis, 


359 Philippi: Beschreibung einiger neuer Echinodermen A 


spinis per series 18 longitudinales dispositis asperrimis. 
Diam. testae 20°; alt. 124“; Jong. spinarum 30’, erass. 14", 

Habitat in Mari Mediterraneo ad Neapolin haud rara, 

Es ist mir unbegreiflich, dass man nicht schon längst die 
C. affınis von der ©. hystrix unterschieden hat, da sie sich 
auf den ersten Blick durch dunkler rothe Färbung und kür- 
zere, spitzere und rauhere Stacheln auszeichnet, und bei Nea- 
pel gar nicht so sehr selten ist. Ich zähle auf jeder Meri- 
dianreihe sieben grössere Tuberkeln; dieselben sind, wie bei 
C. papillosa und hystrix, von einer tiefen Furche umgeben, 
welche aber noch einen 14" breiten seitlichen Rand übrig 
lässt, auf welchem 3 bis 4 kleine Höcker in der Querlinie 
Platz haben. (Bei C. hystrix ist dieser Rand kaum 4" breit 
und trägt nur 2 Höcker in der Querlinie; ebenso ist es bei 
C. papillata, während C. imperialis zwar einen breiten mit 
mehreren Höckern besetzten Rand hat, aber gänzlich der ver- 
tieften Furche um die grösseren Höcker ermangelt). Die Am- 
bulakra, schmal und wellenförmig wie gewöhnlich, tragen vier 
Längsreihen kleiner Höcker, und sind die Höcker der Aussen- 
reihe etwas grösser, als die der Innenreihe. Dieselbe Bildung 
ist bei C. hystrix und C. papillata, bei C. imperialis sind 6 
Reihen, die Höcker der innersten Reihe sind aber erstaunlich 
klein. Die grössern Stacheln sind verhältnissmässig kurz, 
werden über dem Hals merklich dicker, und sind sehr rauh, 
indem kurze, nach vorn gerichtete, am Grunde durch keine 
Leiste verbundene Dornen in etwa 18 Längsreihen stehen. 
Sie verjüngen sich gegen die Spitze stärker als dies bei den 
verwandten Arten der Fall ist, und zeigen dann durch Zu- 
sammenfliessen der Stacheln Längslinien; sie sind roth, ganz 
undeutlich geringelt. Die kleineren Stacheln, welche die Ba- 
sis der grösseren umgeben, und die Ambulakra einfassen, sind 
fast vollkommen linealisch, platt und abgestutzt, während sie 
bei C. hystrix mehr in eine Spitze auslaufen. Die Diagnosen, 
welche Lamarck von C. imperialis, C. hystrix etc. giebt, sind 
durchaus ungenügend, und ebenso. seine ‚Synonymie. Nach 
seiner, Angabe kommt C. imperialis im Mittelmeer vor. 
Derselbe wird charakterisirt durch spinis majoribus cylindra- 
ceis subventricosis apice striatis, albo-annulatis; eine solche 
Art kenne ich nicht aus dem Mittelmeer. Nach T. Dujardin 


EEE 


nebst kritischen Bemerk. über einige weniger bekannte Arten. 353 


hat man mit diesem C. imperialis die Cidaris papillata Fleming 
verwechselt, welche Leske tab. VII. fig. B. und Encyel. meth. 
t. 136. f. 6.7 abgebildet sei (siehe dessen Note zu C. impe- 
rialis Lanık. ed. 2. vol. III. p. 378). Aber gerade diese Figu- 
ren werden zu ©. hystrix eitirt! Also entweder stellen sie 
nicht die C. papillata vor, oder die ©. papillata ist von La- 
marck mit C. hystrix und nicht mit ©. imperialis ver- 
wechselt! Wer kann daraus klug werden! Im Allgemeinen 
sind die ältern Figuren nicht ausreichend, um die Arten zu 
unterscheiden. Ich gebe hier die Diagnosen von ©. papillata 
nach Norwegischen Exemplaren, von ©. hystrix und von C. 
imperialis? unbekannten Fundortes, von dem ich keine Stacheln 
besitze. 
9. Cidaris papillata Fleming. 

C. testa subglobosa, depressa; tuberculis majoribus sulco 
profundo eirceumdatis et margine angusto, paucituber- 
eulato einctis; spinis majoribus diametrum testae fere bis 
aequantibus, crassiusculis cylindrieis, vix apicem 
versus attenuatis, lineis elevatis 16—18 argute serratis 
asperis. Diam. testae 23”; alt, 154’; long. spin. 43”; crass. 2”, 

10. Cidaris hystrix Lamk. 

C. testa subglobosa, utringue depressa, pallide rubra; tu- 
bereulis majoribus sulco profundo circumdatis, et margine 
angusto, paucituberculato cinctis; spinis majoribus dia- 
metrum testae bis aequantibus, gracilibus, ceylindri- 
cis, apicem versus parum attenuatis; lineis elevatis circa 
12 subserratis asperis. Diam. testae 17; alt. 123“; long. 
spinarum 34”; crass. 14”. (Fast nur durch schlankere, we- 
niger rauhe Stacheln von ©. papillata verschieden). 

11. Cidaris imperialis Lamk.? 

©. testa subglobosa, utrinque depressa,; tuberculis majo- 
ribus sulco profundo eircumvallante nullo, margine lato, 
multitubereulato cinctis; tubereulis ambulacrorum pallide 
violaceorum sexserialibus minimis; spinis majoribus ... 
(ex Lamarckio cylindraceis, subventricosis (laevibus?) apice 
striatis, albo annulatis). Diam. testae 23”; alt. 16; long. 
spinarum ... 

Nach diesen Diagnosen lassen sich hoffentlich die vier 


erwähnten Arten unterscheiden. 
Archiv f. Naturgeschichte. XI, Jahrg, 1. Bd, 23 


354 . Philippi: Beschreibung einiger neuer Echinodermen 


12. Cidaris Diadema tenuispina Ph. 

©. testa nigricante, orbiculari, utrinque valde depressa, 
ambulaeris serie duplici tubereulorum munitis; areis interam- 
bulacralibus serie duplici tuberculorum majorum, serieque 
tuberculorum mediae »magnitudinis utrinque inter 
tubereula majora et ambulacra munitis; aculeis longis 
(diametrum testae aequantibus) articulatis, striatis, verticillato- 
aculeatis; tessulis ad aperturam analem longespino- 
sis. Diam. 27"; alt. 134; long. spinarum 27; lat, earum 


ı am 
. Habitat in Mari Mediterraneo ad Panormum rara. 
Ein Exemplar von Herrn Dr. Schultz in Palermo erhalten 
und in Spiritus aufbewahrt, welches jetzt im Königlichen Mu- 
seum zu Berlin befindlich ist, habe ich früher einmal unter- 
sucht, und darüber Folgendes notirt. Die Farbe der Haut 
ist schwarz. Die Ambulakra sind zwei Fünftel so breit wie 
die Interambulakralfelder, die Porenreihen, welche sie einfas- 
sen, wellenförmig. und jede Welle oder jeder Zahn der Po- 
renreihe besteht aus drei bis vier Porenpaaren. In den Am- 
bulakren finden sich zwei Reihen grösserer Höcker, etwa 16 
Höcker in jeder Reihe, um eine doppelte Reihe ganz kleiner 
Höcker in der Mittellinie. — Die Interambulakralfelder haben 
ebenfalls zwei Längsreihen grösserer Höcker, welche den 
Höckern der Ambulakra ganz gleich sind, aber nur 12 Höcker 
in jeder Reihe; ausserdem haben sie aber noch eine Reihe 
Höcker von mittlerer Grösse zwischen der Reihe grosser 
Höcker und den Ambulakren; in der Mitte jedes Ambulakral- 
feldes stehen endlich auch 2 Reihen Höcker, die aber kleiner 
sind. Die ganz kleinen Höcker sind im Umfang eines "jedes 
Täfelchens. Die Stacheln sind weisslich und dunkel violett 
gegliedert, und die grössern haben etwa 24—30 erhabene 
Längslinien, welche langspitzig gesägt sind, so dass die Spitzen 
Quirle bilden. (Auf einer Zeichnung, welche ich davon ge- 
nommen habe, beträgt die Höhe der Quirle nicht die Hälfte 
ihrer Breite, ein Umstand, welchen ich für ein wichtiges dia- 
gnostisches Merkmal halte). 
13. Cidaris (Diadema) longispina Ph. 

C. testa pallide isabellina, orbieulari, utringue valde 

depressa, ambulacris serie dupliei tuberculorum munitis; areis 


nebst kritischen Bemerk. über einige weniger bekannte Arten. 355 


interambulacralibus serie dupliei tubereulorum majorum, serie- 
que tubereulorum mediae magnitudinis utrinque inter tuber- 
cula majora et ambulacra munitis; aculeis longissimis, 
(diametrum testae sesquies aequantibus) violaceo et albido ar- 
tieulatis, longitudinaliter striatis et verticillato-aculeatis, ver- 
tieillis fere aeque altis ac latis; assulis supremis acu- 
leis majoribus destitutis. Diam. 27”; alt. 13”; long, 
maxima aculeorum 42“; diam. 4, 

Habitat in Mari Mediterraneo ad Panormum rarissima. 

Ein prachtvolles, getrocknetes Exemplar verdanke ich 
Herrn Domenico Testa in Palermo. Leider kann ich es nicht 
mit dem so eben beschriebenen Exemplar vergleichen. Es 
fällt sogleich durch die helle Isabellfarbe des Gehäuses auf, 
die Stacheln sind gelblich und blass rothviolett gegliedert; 
ferner ist sehr auffallend, dass die obersten, d. h. dem After 
zunächst gelegenen, Täfelchen der Ambulakra anstatt der lan- 
gen Stacheln ganz kleine, kurze, höchstens 3“ lange, keulen- 
förmige, rothe Stachelu tragen, während das dritte Täfelchen 
gleich einen 24 oder 30” langen Stachel trägt. Die Ambu- 
lakra haben erst etwas tiefer ihre langen Stacheln, die höher 
gelegenen Täfelchen, (deren ich wohl zwölf zähle, während 
ihnen nur drei in den Interambulakralfeldern entsprechen), 
zeigen auch etwa zwei solcher keulenförmiger Zwergstacheln, 
und sind im übrigen vollkommen unbewafinet. Die Höcker, 
‚welche diese keulenförmigen Stacheln tragen, sind beinah noch 
kleiner als diejenigen, welche auf andern Täfelchen die klei- 
nen borstenförmigen Stacheln tragen, die mindestens 3— 4" 
lang zu sein pflegen. — Die Breite der Ambulakra im Ver- 
hältniss zu den Interambulakralfeldern ist dieselbe, wie bei C. 
longispina, die Zahl der grossen Dornen und Höcker beträgt 
in jeder Reihe der Ambulakra 14, in jeder Reihe des Inter- 
ambulakralfeldes 12. Die Stacheln haben etwa zwanzig erha- 
bene Längsreihen, und die Quirle, welche die Sägezähne der- 
selben bilden, sind fast so hoch wie breit. 

Zur Vergleichung möge hier die Beschreibung einer Cu- 
banischen Art folgen. 

14. Cidaris (Diadema) Antillarum Ph. 

©, testa nigricante, orbiculari, utrinque valde depressa; 

ambulaeris serie dupliei tubereulorum mediae magnitudinis 
23% 


356 Philippi: Beschreibung einiger neuer Echinodermen 


munitis; areis interambulacralibus serie dupliei tuberculorum 
majorum, serieque tuberculorum mediae magnitudinis dupliei 
inter tubercula majora munitis; aculeis longissimis, dia- 
metrum testae sesquies aequantibus, albido et nigro articulatis, 
longitudinaliter striatis et verticillato-aculeatis, verticillis alti- 
tudine latitudinem dimidiam vix aequantibus; assu- 
lis supremis longe spinosis. Diam. 15"; alt. 6°;-long. maxima 
aculeorum 21’; crassities eorum 4, 

Habitat ad Matanzas, insulae Cubae. 

Die Anzahl der Höcker in jeder Ambulakralreihe beträgt 
16; dieselben sind nur von der Grösse der Höcker, welche 
in der zweiten innern Reihe der Interambulakralfelder stehen; 
die grössern Höcker betragen in jeder Reihe der Ambulakra 
12. Die Breite der Ambulakra beträgt kaum etwas über den 
dritten Theil der Interambulakralfelder. Von beiden Sieilischen 
Arten unterscheidet sich gegenwärtige Art durch die schmale- 
ren Ambulakra, und dadurch, dass auf den Interambulakralfel- 
dern die Reihen der Stachelhöcker ‚mittlerer Grösse innen, 
zwischen den Reihen der grössern Höcker, nicht 
aussen zwischen der Reihe der grössern Höcker und den Am- 
bulakren stehen. ©. longispina unterscheidet sich ausserdem 
durch die blasse gelbliche Färbung, die stachellosen obersten 
Täfelchen und die hohen Quirle der Stacheln. 

C. Diadema Lamarck unterscheidet sich, wenn anders 
die Abbildung von Blainville Manuel d’Actinologie tab. XX. 
bis, irgend genau ist, durch noch schmalere Amibulakra, die 
den vierten Theil der Breite der Interambulakralfelder haben, 
und dadurch, dass die Ambulakralfelder zweimal drei Reihen 
gleich grosser Stachelhöcker haben, welche, wie bei Arbacia, 
den Ambulakralrande parallel laufen. 

45. Ueber die Veränderlichkeit von Zchinocyamus 
pusillus. 

Agassiz unterscheidet in den Monographies d’Echinoder- 
mes vol. II. p. 128 sq. folgende Arten: E. pasillus von Eng- 
land und Schottland; Z. sufoleiensis aus dem crag, E. angu- 
losus aus Irland, EZ. pyriformis von Grignon, B. altavillensis 
fossil von Hauteville, 2. obtusus fossil ebendaher, 3. siewlus 
fossil von Sicilien. Bei dem Versuch, meine Echinocyamus 
nach diesem Werke zu bestimmen, bin ich zu der Ueberzeu- 


nebst kritischen Beinerk, über einige weniger bekannte Arten. 357 


gung gelangt, dass die Anzahl der Arten zu sehr vervielfältigt 
ist, und in den meisten Fällen individuelle Verschiedenheiten 
für constante, specifische Charaktere gehalten sind. Ich be- 
sitze 6 lebende Echinoeyamus von Norwegen, 61 lebende von 
Neapel und Sicilien, 20 fossile von verschiedenen Punkten 
Sieiliens, -1 von Vicenza, 2 von Tarent, 2 von Pozzuoli, 2 
von Ischia, zusammen 94 Exemplare, welche ich alle zu 
einer Art rechne, 

In der Grösse variiren meine lebenden Sicilischen Exem- 
plare von 14“ bis zu 44”, meine fossilen von 1“ bis 6; 
die lebenden Norwegischen Exemplare von 4” bis 6”. Die 
Norwegischen ‚Uxemplare haben theils die Gestalt von E. py- 
riformis Ag. f. 19— 24, theils von sieulus Ag. f. 33—36, indem 
nämlich die grösste Breite bald vor, bald hinter der Mitte 
liegt; bisweilen ist die Gestalt ausgezeichnet fünfeckig, 
und hinten tiefer ausgerandet, als bei irgend einer der Agas- 
sizschen Figuren, es ist nicht ein Exemplar dem andern voll- 
kommen gleich. Namentlich ist auch die Wölbung sehr 
veränderlich: das flachste Exemplar misst 64 in der 
Länge, 54“ in der Breite, nicht volle 2" in der Höhe, das 
gewölbteste misst 54”' in der Länge, 5” in der Breite und 
doch 23” in der Höhe, die Verhältnisse sind also im ersten 
Fall 100 :85:32 und im zweiten Fall 100 : 91: 45. Nach 
den Grundsätzen, die Agassiz bei Aufstellung seiner Echino- 
eyamus-Arten befolgt hat, müsste man aus-den sechs Norwe- 
gischen Exemplaren nieht weniger als sechs Arten machen. 

Noch grösser sind die Verschiedenheiten in der Gestalt, 
welche bei den Exemplaren aus dem Mittelmeer angetroflen 
werden. Im Allgemeinen finde ich (doch giebt es auch viele 
Ausnahmen), dass die jüngsten Exemplare fast vollkommen 
elliptisch sind, mit dem Vorrücken im Alter werden sie binten 
breiter, also eiförmig, und zuletzt erscheinen sie meist so 
breit, birnförmig und beinahe fünfeckig, wie die Norwegischen 
Exemplare, Sehr auffallend sind auf den ersten Blick die 
eckigen Formen mit einspringenden Winkeln. Sie 
entstehen, indem sich in der Verlängerung der Ambulakren 
Einbiegungen zeigen, bald seichter, bald tiefer. Im letzteren 
Fall bekommt das Gehäuse eine schr eigenthümliche Gestalt, 


358 Philippi: Beschreibung einiger neuer Echinodermen 


allein eine vollkommene Reihe von Uebergängen verbietet 
diese auffallenden Formen abzutrennen. 

Was die Ambulakren anbetrift, so zeigen alle meine 
Exemplare die grösste Uebereinstimmung, und bin ich auch 
nicht im Stande in den von Agassiz abgebildeten vermeint- 
lichen Arten einen Unterschied in dieser Beziehung zu finden. 
Dasselbe gilt von der Lage des Afters. Agassiz legt einiges 
Gewicht auf die Grösse und Hervorragung der Höcker, welehe 
die Stacheln tragen. Ich finde aber, dass dieses Kennzeichen 
deshalb ein höchst trügerisches ist, weil die Schale im Leben 
wie bei fossilen Exemplaren überaus leicht abgerieben wird, 
und alle Uebergänge zwischen höchst rauhen und höckerigen 
und ganz glatten Oberflächen vorkommen. 

Sehr erschwert wird das Urtheil über die Haltbarkeit der 
Agassizschen Arten dadurch, dass er nicht selten in der Be- 
schreibung ganz andere Unterschiede angiebt, als in der Dia- 
gnose. So sagt er z. B. in der Beschreibung von E. suffol- 
ciensis, er unterscheide sich vom E. pusillus ‚par sa forme 
plus deprimee et plus elargie, qui le rend ä-peu-pres eireu- 
laire” und dann: „les tubercules sont tres-developpes, sans 
cependant &tre aussi gros que ceux de I’E. pusillus. In der 
Diagnose dagegen hat Agassiz die Form (und das wohlweis- 
lich) wegfallen lassen, ertheilt dem E. pusillus einen discus 
inflatus, dem E. suffoleiensis einen discus depressus, und einen 
anum inter os et marginem posticum medium. Wäre wirklich 
eine erhebliche Verschiedenheit in der Lage des Afters, so 
würde dieser Umstand die Trennung in zwei Arten rechtfer- 
tigen, nicht die grössere oder geringere Wölbung, die mehr 
kreisförmige oder mehr elliptische Gestalt, oder das grössere 
oder schwächere Hervorragen der Höcker. E. pusillus, der 
offenbar ein Junges, noch nicht ausgewachsenes Individuum 
ist, hat deshalb verhältnissmässig sehr grosse Höcker; s. die 
Beinerkung zu Spatangus cavernosus. — Von E. angulosus 
heisst es im Gegensatz zu E. pusillus (welcher einen discus 
inflatus haben soll) disco subinflato, petalis angustis apertis, 
wie aber die petala bei E. pusillus seien, ist nicht gesagt! und 
in der Abbildung ist kein Unterschied zu finden. Von E.an- 
gulosus unterscheidet sich aber E. pyriformis in nichts, als in 
der Gestalt, welche antice subacuta und postice dilatata ist, 


nebst kritischen Bemerk. über einige weniger bekannte Arten. 359 


so wie durch eine testa erassiore. Ersterer Unterschied ist 
bei Echinoceyamus von gar keiner .Bedeutung, und der letztere, 
die diekere Schale, bei- einem grösseren, fossilen Exemplar, 
verglichen mit einem kleinern lebenden, wohl ohne allen Werth. 
So lange bis Agassiz keine bessern Unterscheidungsmerkmale 
angiebt, muss ich auch den E. pyriformis so gut wie den an- 
gulosus für einerlei mit dem pusillus halten. Dasselbe gilt 
von E. sieulus. Der einzige Unterschied von pyriformis, der 
der in der Diagnose angegeben ist, ist folgender: Z. sieulus: 
petalis apertis rectis und Z. pyriformis petalis angustis apertis. 
Es bedarf keines Beweises, dass dies eine sehr schlechte Dia- 
gnose ist, da sie gar keinen Unterschied angiebt, oder ist 
etwa rectus der Gegensatz von angustus? soll es heissen cur- 
vatis für angustis, oder dilatatis für reetis? E. altavillensis und 
E. obtusus scheinen allerdings verschiedene Arten zu sein. 
Dasselbe kann ich nicht von Echinoneus placenta Goldf. aus 
der Kreide sagen, nach Abbildung und Beschreibung kann ich 
keinen Unterschied zwischen ihn und zwischen der lebenden 
Art finden; vielleicht finden sich aber Verschiedenheiten bei 
sorgfältiger und vorurtheilsfreier Vergleichung von Exemplaren. 

In Beziehung auf die Veränderlichkeit der Gestalt bei den 
Seeigeln sei es mir vergönnt, folgende Zeilen aus einem Brief 
von Sars hierherzusetzen: „Die Bemerkung, welche Sie über 
die Veränderliehkeit der Gestalt des Eehinus melo machen, 
gilt ganz und gar auch für E. sphaera, und gewiss auch für 
die Mehrzahl der Ecehiniden. Als ich im Frühling des vorigen 
Jahres den E. sphaera wegen der Fortpflanzung untersuchte, 
fielen mir zufällig drei bis vier hochgewölbte Exemplare in 
die Hände, welche alle Männchen waren. Ich war schon vol- 
ler Freude über die vermeintliche Entdeckung, dass das Ge- 
schlecht schon an der äussern Gestalt zu erkennen sei, aber 
die fernere Untersuchung mehrerer Individuen vernichtete also- 
bald diese Freude: sowohl Männchen als Weibchen 
derselben Grösse sind bald hoch kegelförmig, bald 
mehr flach gedrückt. Uebrigens habe ich ganz neulich 
hier einen neuen Amphidetus gefunden, welcher mit dem Alter 
ganz ausserordentliche Formveränderungen erleidet, so dass 
Einer, der die ganze Entwickelungsreihe nicht gesehen hätte, 
gewiss zwei oder drei Arten daraus machen würde.” 


360 3. J. von Tschudi: Nachträgliche Bemerkungen 


Nachträgliche Bemerkungen zu meinem Conspectus 
avium etc. 


Von 


J. J. von Tschudi. 


Da ich seit der Publication meines Conspectus avium etc. 
in diesem Archive im Januar 1844, Gelegenheit hatte mehrere 
bedeutende ornithologische Sammlungen, besonders das an 
brasilianischen Vögeln so reiche Museum in Wien zu verglei- 
chen und einige naturhistorische Werke, die ich früher nicht 
erhalten konnte, zu benutzen, so sehe ich mich veranlasst, zu 
jener Arbeit einige Nachträge und Berichtigungen beizufügen. 

ad 9. Fast gleichzeitig mit Herrn Cabanis haben Kaup 
und de Lafresnaye jeder für den Falco urubitinga ein neues 
Genus aufgestellt. Kaup nannte das seinige Spizogeranus; de 
Lafresnaye (Revue Cuverienne 1844) seines Urubitinga. Die- 
ser letztere Gattungsname muss als Vox barbara unterdrückt 
werden; der von Cabanis hat über den Kaup’schen das 
Alterrecht. 

ad 13. Ich hatte Falco pterocles Tem. und Buteo trico- 
lor d’Orb. de Lafr. als Synonym zusammengestellt, sie kön- 
nen aber getrennt werden. Die Färbungsverhältnisse bei die- 
sen beiden Species sind folgende: F. pterocles ist dunkler 
mit tief schwarzbraunem Kopfe, Hals und Kehle besonders bei 
den ausgewachsenen Individuen. Diese Theile sind bei Buteo 
trieolor grau, die Kehle gewöhnlich weiss. Das Männchen 
von F. pteroeles hat immer rostbraune Schulterdecken, das 
von B. trieolor nicht. Die rothbraune Färbung der Weibchen 
herrscht bei B. trieolor immer weit mehr vor, als bei F. pte- 
rocles. F. pterocles kommt nur im Flachlande vom östlichen 
Südamerika vor, während B. tricolor das Hochland vom mitt- 
lern und westlichen Südamerika bewohnt. Beide Species gehen 
aber vollkommen in einander über, wie ich es bei einer gros- 


zu meinem Conspectus avium etc. 361 


sen Menge von Exemplaren zu beobachten Gelegenheit hatte. 
Es befinden sich in der ornithologischen Sammlung in Wien 
20 Exemplare von F. pterocles und 6 Exemplare von B. tri- 
color von verschiedenen Lokalitäten. Hr. Joh. Natterer schoss 
im Innern von Brasilien bei Itarare ein Exemplar, von dem 
es schwierig zu entscheiden ist, ob es F. pterocles oder B. 
tricolor sei, indeın dieses ausgewachsene Individuum durch 
die Vertheilung und das Vorherrschen der rostbraunen Farbe 
zur erstern, durch den grauen Kopf und Hals zu letzterer 
Species gestellt werden kann. Bei Matogrosso, welches noch 
weiter im Innern ist, fand Herr Natterer den F. tricolor. Bei 
noch grössern Suiten und von mehr Lokalitäten werden sich 
wahrscheinlich beide Species als klimatische Verschiedenheiten 
ausweisen; bis wir aber diese %ewissheit haben, soll in der 
peruanischen Fauna statt F. pterocles der B. tricolor aufge- 
nommen werden. 

Synonym mit B. tricolor de Lafr. ist B. erythronotus 
King. Eine dritte bis jetzt noch nicht beschriebene sehr ähn- 
liche Species kommt in Chile vor. Sie zeichnet sich durch 
die, fast den ganzen Rücken einnehmende rostrothe Färbung 
und durch die bedeutende Grösse von den beiden andern Ar- 
ten aus. Das Wiener Museum besitzt ein altes und ein jun- 
ges Exemplar davon. Letzteres ist fast 4 grösser als die 
ausgewachsenen von B. trieolor. Ich würde für diese Species 
den von King dem B. tricolor beigelegten Namen EZ. erythro- 
notus vorschlagen. 

‚ad 24. In der von Herrn Dr. Hartlaub vortrefllich ge- 
ordneten ornithologischen Sammlung der Gesellschaft Museum 
in Bremen sah ich den F. Aistrionieus Quoy et Gaimard, der 
meinem F, poliopterus am innigsten verwandt ist, sich von 
demselben aber durch die Grösse und durch die Färbung des 
Rückens und Schwanzes unterscheidet. 

ad 25. Strixr hylophilus Tem. ist nicht das Junge von 
Noctua melanota Tsch. 

ad 35. Im Mus. Vindob. ist Caprimulgus ocellatus in 
zwei Exemplaren unter dem nicht publizirten Namen (. Zu- 
nulatus Natterer. 

ad 38. Von Capr. climacocerceus befinden sich ebenda- 
selbst zwei sehr schöne Exemplare ohne Namen. 


362 J. J. von Tsehudi: Nachträgliche Bemerkungen 


ad 88. Die Untersuchung einer bedeutenden Anzahl von 
der sogenannten Cyclarhis guayanensis hat mir ergeben, dass 
unter dieser Benennung zwei, zuweilen auch drei ganz ver- 
schiedene Species von Vögeln zusammengeworfen werden, die 
sich zwar auf den ersten Anblick sehr gleichen und wenn 
nur einzelne Individuen zur Vergleichung zu Gebote stehen, 
leicht verwechselt werden können, bei genauer Untersuchung 
aber sehr konstante Verschiedenheiten darbieten und auch in 
ganz verschiedenen Lokalitäten leben, Ich werde hier die Dia- 
gnosen der drei Species angeben: 


1, Cyelarhis ochrocephala Tsch. 


C. pileo ochraceo-fusco; fronte et linea a rostri basi ad 
angulum oeuli posticum ex fü8co rufescentibus; nucha, genis 
gulaque einereis; dorso uropygioque viridibus; peetore hypo- 
chondriisque viridi- flavescentibus. Rostro rufo-fuseo. 

Juniores pileo rufescente. 

Patria: Brasilia meridionalis — Bonae Aeres — Bolivia 
— Peru. 

Synon. Cyelarhis guayanensis Swains. Zool. Journ. p. 30. 

Thamnophilus guayanensıs Prinz Max Beitr. 11. p. 1018 
partim. 

Laniagra guayanensis d’Orb. de Lafr. Syn. Avium 
etc. Guer. Mag. Zool. 1837 et Voy. Am. merid. Ois. 
p- 160 partim. 

Habia verde Azara Apunt. No. 89. 

Diese Species diente Swainson zur Feststellung des Ge- 
nus Cyelarhis und nicht. die wahre von Vaillant Oiseaux 
d’Afrique pl. 76 als Sourciroux abgebildete Tanagra guaya- 
nensis Auctor. In den Ornithological Drawings Part. V. Tab. 
58 ist eine gute Abbildung dieses Vogels (das Cyelarius ist 
wohl nur Druckfehler). Als Varietät dieser Species findet 
man im südöstlichen Brasilien Exemplare, bei denen der 
braune ‚Augenstreifen etwas weiter nach dem Hinterkopfe, als 
in der Diagnose angegeben ist, reicht. Die übrigen Verhält- 
nisse bleiben sich ‚aber gleich, 


2. C. poliocephala Tsch, 


C. pileo, nucha genisque  cinereis; fronte supereiliisque 
a rostri basi ad oceiput porrigentibus ex fusco rufescentibus: 


zu meinem Conspectus avium etc. 363 


gula albido-grisea, torque et hypochondriis viridiflavis; notaeo 
ut in speeie praecedente; pectore abdomineque dilute griseis, 
erisso albido. Rostro breviore ut in ©. ochrocephalo. 

Patria: Brasilia septentrionalis; Guyana Surinam, 

Synon. Sourciroux Vaill. Oiseaux d’Afrique Tom. I. p. 111. 

tab. 76, Fig. 2. 

Verderoux Seconde espece moyenne de Tanagra. Buf- 
fon Edit. 1798. Tom. V.p.27 (Edit. in 12. Tom, VII. 
p- 385). 

Thamnophilus guayanensis Tem. Tabl. method, p. 18. 

Thamnophilus guayanensis Prinz Max Beitr. 11.1. c. 
partim. 

Laniagra guayanensis d’Orb. ]. c. partim. 

Le Vaillant I. c. beschreibt ganz genau diese grauköpfige 
Species und giebt eine gute Abbildung davon. Er hatte seine 
Exemplare aus Cayenne erhalten, auch einige, wie es scheint, 
über Guadeloupe. Buffon handelt 1. c. ebenfalls von dieser 
Species, wie aus der Beschreibung und Abbildung hervorgeht. 
Der Prinz Maximilian zu Neuwied hatte beide Species und 
bildete aus denselben eine ziemlich unklare Diagnose. Das 
nämliche ist bei D’Orbigny der Fall, der in Brasilien den C. 
poliocephalus, in Buenos Ayres aber den C. ochrocephalus 
traf und daher seiner Laniagra guayanensis einen so weiten 
Verbreitungsbezirk gab. 

Ich habe den Speciesnamen guayanensis, um wo möglich 
fernern Verirrungen vorzubeugen, ganz weggelassen und nun 
die beiden Species nach den auffallendsten Unterscheidungs- 
merkmalen, nämlich nach der Färbung des Kopfes, benannt, 


3. C. flaviventris De Lafresn. 


©. pileo ex cinereo fusco, fronte superciliisgque ad occi- 
put porrigentibus e fusco rufescentibus, genis nuchaque eine- 
reis; notaeo ut in praecedentibus; gastraeo citrino. Mandi- 
bula cinereo-coerulea, apice et maxilla albicante. 

Patria: Mexiko (Xalapa. Santa Cruz). 

Synon. Lanius amauraphrys Lichtenst. 

Cyelarhis flaviventris de Lafres. Revue zoologique 
1842. p. 133. 

An dem eben angeführten Orte beschreibt de Lafresnaye 

noch eine vierte Species dieser Gattung als: 


364 ).J. von Tsehudi: Nachträgliche Bemerkungen 


Cyclarhis nigrirostris, die ich nicht zu sehen 
Gelegenheit hatte, die aber in Guerin Mag. de Zool. 1843, 
4ieme livr. abgebildet ist. 

ad genus Cyphorhinus Cab. In der Diagnosis die- 
ser Gattung soll es statt podotheca non squamata heissen 
plantatheca non squamata. 

ad 113 et 114. Diese beiden Species gehören nicht zum 
Genus Pteroptochus, dessen Typus Troglodytes megapodius ist, 
sondern zu der von Gould 1836 aufgestellten Gattung Seyto- 
lopus (Typus Se. fuscus. Nueva Granada). 

ad 138. Aus Versehen ist Tanagra episcopus Lin. als 
Synonym zu 7. Sayaca gezogen worden. Beide bilden sehr 
bestimmt geschiedene Species. 

ad 145. Phoenisoma ardens Tsch. ist gleich Pyranga 
bivittata de Lafresn. Revue Zool. 1842. p. 70 (P. leucoptera. 
Trudeau vide Hartlaub System. Verzeichniss der ornitholog. 
Sammlung der Gesellschaft Museum in Bremen p. 73. 6), da 
diese Species entschieden zum Genus Phoenisoma in der Be- 
schränkung, wie es Swainson Nat. hist. of Birds aufstellte, 
gehört, so kann sie als Phoenisoma bivittata aufgeführt werden. 

ad 150. Saltator elegans Tsch. Diese Species wurde 
in der Revue Zoologique p. 4 von Boissoneau als Pithylus 
Riefferi beschrieben. Gray bildete ihn in Part Ill. seiner Ge- 
nera of Birds als Saltator Rtiefferi ab. Die Abbildung ist 
nicht ganz gelungen, die Färbung des Schnabels falsch an- 
gegeben. Es soll ein rostrum aurantio-rubrum sein. Der 
Name S. elegans muss demnach eingezogen werden. 

ad genus 58. In der Diagnose dieses Genus soll es 
heissen statt: diflert ab illis statura graciliore ‚‚differt ab his 
statura graciliore”, statt: ab his vero „ab illis vero” und end- 
lich statt: rectrieibus emarginatis „reetrieibus rotundatis”. 

ad genus 73. Dendroma darf nicht als Synonym zu 
Diglossa gezogen werden, da Dr. Hartlaub ganz richtig nach- 
gewiesen hat, dass Dendroma caniceps Swains. gleich Sphen- 
ura poliocephala Licht. Doubl. Verzeich. p. 41. Der Prinz 
von Canino bemerkte mir bei seiner Durchreise durch Berlin, 
dass er diese Gattung Anchylorhinus benannt habe, dass aber 
durch einen Druckfehler Agrüorhinus entstanden sei, welcher 
dann in viele ornithologische Werke übergegangen sei. D’Or- 


zu meinem Conspectus avium etc. 365 


bigny und de Lafresnaye machten ihm mit dem Genus Unei- 
rostrum das Alterrecht streitig, ein Zwist, welcher durch den 
von Wagler fünf Jahre früher publizirten Namen Diglossa ge- 
hoben ist. Die Exemplare, die Wagler zur Beschreibung 
dienten, sind in der zoologischen Sammlung der Universität 
Würzburg. 


Certhiola Spiza Tsch. 


Certhia Spiza Lin. Lath. Pl. enl. 578. Fig. 2. p. 189. 
Coereba atricapilla (nec melanocephala) Vieill. Ois. 
dores 1I. p. 77. pl. 47. 48. 49. Nouv. Dict. Hist. nat. 
XIV. p.50. Tabl. encycl. et method. Il. p. 612. 
Certhia Spiza Prinz Max Beitr. III. p. 771.3. 
ad 190. Der Name Diglosse melanopis Tsch. muss cas- 
sirt werden, da Fraser diesen Vogel in den Proceed. Zool. 
Soc. 1840. p. 23 als Diglossa personata und de Lafresnaye 
später in der Revue zoologique als Uncirostrum cyaneum be- 
schrieben hat. 
ad 269. Nach Ch. Bonaparte’s Angaben soll Columba 
aurita von Zenaida amabilis verschieden sein (?). 
ad 302. Statt Ardea alba: Ardea candida Brisson, 
welche der Garza blanca mediana Azara Apuntamientos N. 351 
entspricht. 
ad 330. Das Synonym Phoenicopterus ruber Wils. Amer. 
Ornithol. VIII. p. 360. Tab. 60 ist zu streichen. 
ad 342. Anser Anticola Tsch. ist von Eyton Mongr. 
Anat. p. 93 früher als Anser melanopterus beschrieben und in 
der Zoolog. of the Beagle Ornith. tab. 50 abgebildet worden, 
ad 348 (Gen. 8). Die in diesem Archive von mir als 
Anas leucogenys beschriebene Species, welche ich im Con- 
spectus avium irrigerweise zum Genus Erismatura gezogen 
habe, gehört zu der von Gould in den Proceed. Zool. Soc. 
1841. p. 95 aufgestellten Gattung Merganetta und bildet die 
zweite Species dieses so ausgezeichneten Genus, von der bis 
jetzt erst zwei Exemplare in den europäischen Museen 'aufbe- 
walhrt werden. Von der ersten Species, die Gould als Typus 
dieser Gattung diente, der Merganetta armata aus Chile giebt 
Gray in den Genera of Birds Part V eine ausgezeichnete Ab- 
bildung; von der Merganetta leucogenys, die viel kleiner und 


366 J. J. von Tschudi: 


ganz verschieden gefärbt ist, werde ich eine Abbildung in dem 
ornithologischen Theile meiner Fauna peruana liefern. 

Ueber fernere Abänderungen im Oonspeetus verweise ich 
auf die Fauna. ’ 


München, 1. März 1845. 


Briefliche Mittheilung. 
Von 


Dr. J. J. v. Tschudi. 


— Gegen die Ansicht von Spalanzani, Rusconi und der mei- 
sten Physiologen, dass die Begattung der Tritonen vermittelst 
des durch den männlichen Saamen befruchteten Wassers und 
ohne eine Annäherung - der Genitalien beider Geschlechter 
geschehe, sucht Duvernoy, Comptes rendus Tom. XIX. 20. 11. 
Nov. 1844. p. 953 zu beweisen, dass bei diesen Thieren Be- 
hufs der Befruchtung sich beide Geschlechter nähern und dass 
der Penis des Männchens in das vestibule genito-excre- 
mential des Weibchens eingebracht werde. Er sagt unter 
Anderem: Mr. de Schreibers avait eu la rare occasion d’ob- 
server un veritable accouplement, c’est ä dire, un rapproche- 
ment intime ‚des vestibules des deux individus de l’un et de 
Pautre sexe appartenant & Ja Salamandre noire, Cette obser- 
vation positive detruit & mon avis toutes les observations 
negatives concernant les deux especes de Salamandres qui 
ont ete le plus etudies dans leurs moeurs, la commune et 
la noire. Elle fait comprendre l’usage de ces prostates si 
developpees etc, etc, 

Wenn Mr. Duvernoy aus den Beobachtungen von Herrn 


Briefliche Mittheilung. 367 


v. Schreibers einen Haltpunkt oder einen Beweis für seine 
Ansichten über die Befruchtung der Tritonen abnehmen will, 
so begeht er einen grossen Irrthum, denn sowohl er als Mr. 
Dumeril haben Herrn v. Schreibers missverstanden, So wenig 
dieser als irgend ein anderer Naturforscher hat je eine innige 
Annäherung der Geschlechtstheile des schwarzen Salamanders 
gesehen, auch sagt Herr v. Schreibers nirgends, dass er 
eine solche Annäherung gesehen habe. 

In der Erpetologie generale von Dumeril und Bibron 
steht Tom. VIII. p. 242, wo von der Beobachtung v. Schrei- 
bers gesprochen wird: 

ll a observe que le mäle saisit la femelle sur la terre au 
bord des ruisseaux, qu’il se place sous elle, ventre a ventre, 
qu'il l’entoure avec ses pattes et qu'ainsi enlaces, ‚elle ci l’en- 
traine dans l’eau etc. etc. 

Diese Angabe, wie eine frühere noch confusere, die Du- 
meril der französischen Akademie vortrug, sind gerade das 
Gegentheil von dem, was v. Schreibers über die Begattung 
des schwarzen Salamanders sagt, wie sich jeder leicht über- 
zeugen kann, der die Isis von Oken aufschlägt und das, was 
im Jahrgang 1833, p. 532 über diesen Gegenstand angeführt 
wird. 2 

Wer während der Sommermonate die Begattung der 
schwarzen Salamander beobachtet, wird immer finden, dass 
sie auf folgende Weise vor sich geht: 

Das Männchen steigt auf den Rücken des Weibchens 
(legt sich aber nicht, wie Dumeril angiebt, unter den Bauch 
desselben) und umschlingt mit seinen vordern Extremitäten 
die Seiten von dessen Brust. Das Weibchen seinerseits 
schlingt seine vorderen Füsse um die Vorderfüsse des Männ- 
chens von hinten nach vorn, doch oberhalb der Ellenbogen, 
so dass die Bewegung derselben zwar etwas gehemmt, aber 
doch nicht aufgehoben ist. Auf diese Weise ist der vordere 
Theil des Körpers des Weibchens gewissermassen unter dem 
des Männchens aufgehängt, so dass aber der Bauch des letz- 
teren auf dem Rücken des ersteren ruht. Das Männchen 
geht, das Weibchen lässt sich schleppen. Die hintern Theile 
des Körpers beider Individuen berühren sich nicht, und es 
findet weder am Lande noch im Wasser eine Begattnng durch 


368 J. J. von Tschudi: Briefliche Mittheilung. 


innige Annäherung der Geschlechtstheile statt. Diese Annähe- 
rung ist auch bei der oben angegebenen Stellung beinahe 
unmöglich. Diese sehr merkwürdige Umarmung ist ohne bild- 
liche Darstellung schwer zu begreifen und es ist mir daher 
angenehm, sagen zu können, dass Herr v. Schreibers näch- 
stens eine sehr gelungene Abbildung davon veröffentlichen 
wird. 


Bemerkungen über das Thier von Argonauta Argo. 
Von 
Jeannette Power. 


(November 1836). 


Nach dem in der Isis vom Jahre 1845, S. 606 — 613, gegebenen Ab- 
drucke des Aufsatzes in den Atti dell’ Accademia gioenia di Scienze 
naturali di Catania, Tomo X]l, Messina 1839, übers. vom Dr. Creplin. 


Indem ich seit vielen Jahren die wenigen von meinen 
häuslichen Geschäften mir übrig gebliebenen Stunden auf die 
Naturwissenschaften verwandt habe, ist beim Zubereiten ver- 
schiedener Meergegenstände für mein kleines Kabinet durch 
keinen derselben meine Aufinerksamkeit so sehr gefesselt wor- 
den, als durch das Thier des Argonauten, weil ich wusste, 
wie wenig noch über dieses Mollusk von den Naturforschern 
gesagt worden war. Ich fand mich seitdem im Stande, eine 
Reihe von Beobachtungen über dasselbe zu verfolgen, welche 
Andere, aus Mangel an der Gelegenheit und den Mitteln, mit 
denen ich mich hinlänglich versehen erblickte, vielleicht niemals 
hätten anstellen können. Ich fühlte mich dazu verpflichtet, 
aufmerksame Nachforschungen vornehmlich über jene streitigsten 
Punkte anzustellen, welche die physiologischen Beziehungen 
dieses Cephalopoden betreffen. Ich verfolgte deshalb einige 
Jahre hindurch eine ununterbrochene Reihe von diesen, und 
nach wiederholten und neuen Untersuchungen glückte es mir, 
durch Combination und Erneuerung der gewonnenen Erfah- 
rungen, endlich mit Ergebnissen auftreten zu können, welche 
zu den nützlichsten Kenntnissen führen, sei es, um sich zu 
überzeugen, ob dies Weichthier der Verfertiger seiner Con- 
chylie, seı es, Zweifel über die erste Entwicklung seiner Eier 
aufzuhellen, sei es endlich, viele neue Thatsachen im Betreffe 

Archiv f. Naturgesch. XT. Jahrg, 1. Bd, 24 


370 Jeannette Power: 


seiner Sitten bekannt zu machen. Ich werde Ihnen daher, 
meine Herren, in diesem kurzen Aufsatze, nach einer gedräng- 
ten Uebersicht des Zustandes der zoologischen Kenntnisse, 
welche man vom Argonauta Argo besass, als ich meine Un- 
tersuchungen begann, die bei diesen von mir befolgte Methode 
und die aus denselben abgeleiteten physiologischen Folgesätze 
vor Augen legen. 

Es ist ein Gegenstand grosser Streitigkeiten für die Na- 
turforscher gewesen, auf eine sichere \Veise zu bestimmen, 
ob das Thier des Argonauten der Verfertiger der Conchylie 
sei, in welcher es sich gewöhnlich findet, oder ob es, den 
Paguren ähnlich, in sie hineinkrieche, nachdem der wahre 
Bewohner derselben entweder aus ihr verjagt, verzehrt wor- 
den, oder natürlich gestorben sei. Während in der That auf 
der einen Seite Lamarck '), Montfort, Ranzani u. A. die er- 
stere Meinung hegen, hält sich ‚Blainville nebst Anderen noch 
an die letztere, ja, dieser gelehrte Malakologe behauptet sogar, 
dass das Thier des Argonauten noch ganz unbekannt 
sei ?), indem er auch noch Oken’s Beobachtungen verwirft, 
welche ihn, wenn auch nicht durchaus, doch zum Theile hät- 
ten überzeugen können, dass unser Cephalopode, wenn gleich 
gewöhnlich in der Conchylie gefunden, doch nicht immer ihr 
Bewohner wär. Eher, als alle Diese, hatte der sehr berühmte 
Abbate Olivi °) erklärt, wie er, obgleich ihm die Gelegenheit 
gefehlt hätte, einen lebenden Argonauten zu sehen, doch zu 
glauben geneigt wäre, dass ein Cephalopode sich wohl eine 
kalkige Schale, wie die des Argonauten, bilden könnte, wenn 
ein anderer Cephalopode, nach Martini’s Beobachtungen, der 
Verfertiger der schweren und fächrigen Schale des Nautilus 
wäre, 


!) Neanmoins plusieurs observations recentes outre celles des 
anciennes, ättestent que largonautier est le veritable auteur de la 
coquille, qu’il habite, on reconnait meme sur cette coquille les im- 
pressions formöes par les bras et les ventouses de ce mollusgiie en 
raison de la maniere dont ces parties sont rangees, lorsqu’elles sont 
retirees dans l’interieur avec l’animal. (Hist. nat. des anim. sans ver- 
tebres, T.7. p. 65). E 

2) „Animal tout ä fait inconnu”. (Manuel de Malacologie, p. 494). 

3) Zoolog. adriat. p. 129. 


Bemerkungen über das Thier von Argonauta Argo. 371 


Die Gründe, welche die Gegner dieser Meinung bewogen, 
die Schale nicht für das Werk des Cephalopoden zu halten, 
waren, dass der Körper des Weichthiers nichts von einer 
Spiralforın zeigte, dass derselbe der Conchylie nicht anhing 
und diese keine Aehnlichkeit mit den unterliegenden Theilen 
des in ihr wohnenden Thiers besass, indem die Conchylie 
regelmässig und an den Seiten gefurcht ist und nach der Art 
eines Ammoniten eine Spiralwindung nach innen macht, wäh- 
rend sich nichts Aechnliches in der Bildung des Bewohners 
findet, dessen Falten, wenn sie sich der Conchylie anschmie- 
gen, alles Andere eher, als regelmässige Furchen, darbieten. 
Eben auf diese Gründe werde ich jetzt antworten, da ich 
mich nunmehr darauf beziehen darf, dass Poli, nach aufmerk- 
samer Betrachtung der Eier des Argonauten mit bewafinetem 
Auge, die kleine Conchylie mit dem Weichthiere verwachsen 
gesehen zu haben versichert und den Schluss macht, dass 
nun kein Grund mehr vorhanden sei daran zu zweifeln, dass 
die Conchylie des Argonauten, in welcher wir jenes erblicken, 
in dem Eie mit demselben Weichthier erzeugt worden sei 
und nicht bloss, wie Viele glauben, von ihm nur bewohnt 
werde '). Bei allem dem schienen Poli’s Beobachtungen nicht 
hinzureichen, um dem berühmten Baron Cuvier völlig. alle 
Zweifel zu benehmen, weshalb er denn die Meinung Blain- 
villes nicht für irrig erklären wollte, sondern sie nur als äns- 
serst problematisch hinstellte ?). 

Dies war der Zustand der Dinge hinsichtlich des Argo- 
nauten, als ich gewahr ward, dass allein der Mangel an Un- 


’) „Dum eo res erat, in singulis ovis mieroscopio contemplatis 
conchulae speeiem (Fig. 10) ibi concelusam luculenter observavimus 
haud secus ac in pinnae ceterisque testaceis obtinere hisce oculis 
evidentissime conspeximus. Equidem in illis ab ovorum receptaculo 
per cultrum saueiato conchae exilissimae erumpebant, quae super 
vitrea lamina rereptae et mieroscopio subjeetae non modo hiare et 
elaudi, sed circa se ipsas quoque revolvi jucundissimo speetaculo 
videbantur. Ideoque non est dubitandi locus, quod concha argonau- 
tae una cum mollusco, quod ipsam incolere cernimus, in ovo gene- 
rentur; et exinde manifeste patet, non esse adscititiam, veluti pleri- 
que contendunt.” (Test. utr. Sieil.; T. 11, p. 10). 

?) Cuvier, Regne animal, T.11l, fol. 13, (Deutsche Uebersetzung 
Bd. 111,5. 11). 


24 * 


372 Jeannette Power: 


tersuchungen die Ursache solcher Meinungsverschiedenheiten 
wäre und dass Alles ins Klare kommen würde, wenn über 
einen so wichtigen Gegenstand aufmerksame Nachforschungen 
angestellt würden. 

Entschlossen zu diesem Unternehmen stellte ich mir den 
Zweck meiner Beobachtungen vor Augen, Wen nämlich, mich 
der Thatsache zu versichern, dass der“Verfertiger der Argo- 
nauten-Conchylie der sie bewohnende Cephalopode sei. Für 
diesen Fall musste sich die erste meiner Nachforschungen 
darauf beziehen, die Struktur dieses Weichthiers kennen zu 
lernen; die zweite bestand in der Untersuchung des Verhält- 
nisses des Weichthiers zu seiner Schale, und dasselbe in sei- 
ner Entwicklung vom Ei an bis zu seinem vollendeten Wachs- 
thume zu verfolgen, war die dritte. Wie aber eine so 
schwierige Reihe von Beobachtungen durchführen? Der von 
mir zum Aufsuchen von Meerorganismen täglich besuchte 
Hafen von Messina verschaffte mir Gelegenheit zu Mitteln, 
welche vielleicht keine andere Gegend sonst irgendwo hätte 
Jarbieten können. Ich erfand mir zu solchem Zwecke Reusen, 
welche acht Spannen lang und vier breit waren, und die ich 
nach meiner Einsicht so anfertigen liess, dass zwischen ihren 
Querhölzerchen ein hinlänglicher Zwischenraum zum freien 
Ein- und Austreten des Wassers blieb, ohne dass dabei, wenn 
ich die Reuse mit dem Thier in das Meer gebracht hatte, 
dasselbe hätte hinausschlüpfen können. Ich stellte die Reusen 
auf einen tiefen Bodengrund des Meeres bei unserer Cita- 
delle, und zwar an einer Stelle, an welcher ich meine Beob- 
achtungen ohne Störung verfolgen konnte. Ich schloss dort 
eine Menge von lebendigen Argonauten ein und sorgte dafür, 
ihnen alle zwei oder drei Tage die nöthige Nahrung durch 
nackte oder beschalte Weichthiere, schalentragende Acephalen, 
Venusmuscheln u. s. w., welche ich fleissig einsammelte, zu 
reichen. Mit unbesiegbarer Geduld ausgerüstet, dachte ich 
auch nicht einmal daran, von meinem Vorhaben abzustehen, 
obgleich ich zu wiederholten Malen kein glückliches Resultat 
aus meinen wiederholten Forschungen gewonnen hatte. Nach 
vielen Monaten erst gelangte ich dazu, meine Zweifel aufklä- 
ren zu können und meine Forschungen von glücklichem Er- 
folge gekrönt zu sehen. 


Bemerkungen über das Thier von Argonauta Argo. 373 


Was nun die Struktur des Weichthiers der Argonauten- 
schale betrifft, so wird es, wenn gleich Jedermann dasjenige 
von ihr weiss, was die Auctoren über sie dargelegt haben, 
nicht zwecklos sein, das von mir beobachtete Besondere oder 
von Anderen nicht Erwähnte mitzutheilen, indem ich besorge, 
dass eine oder die andere wesentliche Eigenthümlichkeit in 
der Geschichte dieses Thiers vielen Naturforschern unbekannt 
geblieben sein möge. 

Der mit acht Armen versehene Cephalopode des Argo- 
nauten besitzt an jedem derselben zwei Reihen von Saug- 
näpfen. Die ersten beiden Arme aber sind stärker als die 
anderen, und mussten es sein, weil sie gleich Mastbäumen 
dienen, die Segel zu halten, welche — dieht von Gefüge — 
nothwendig dem Winde widerstehen müssen; an der Basis 
tragen sie unterwärts die doppelte Reihe von Saugnäpfen, wie 
die anderen sechs, aber von der untern Reihe, auf einen Zoll 
etwa von der Basis, fängt bei den erwachsenen Individuen 
eine halb gefurchte Membran sich zu entwickeln an, welche 
sich bis zur Spitze des Arms ausdehnt und diesen, indem sie 
ihn krümmt, nicht mehr das Geschäft eines Ruderarms aus- 
üben, sondern das Thier ihn zum Segeln wie Jedermann 
weiss, brauchen lässt. Hierbei aber ist zu bemerken, dass 
diese Segel, (wie wir sie nennen wollen) an die segeltragen- 
den Arme geheftet, so gross sind, dass sie, zurückgeschlagen 
und über die Conchylie gebreitet, diese ganz bedecken: und 
beschützen können. So viel ich habe schliessen können, ist 
sogar das wahre Geschäft dieser Segel eben jenes, bis zu dem 
Augenblick auf der Conchylie liegen zu bleiben, in welchem 
das Thier, an die Wasserfläche kommend, sie erhebt und als 
Segel ausbreitend aufrichtet. In der That liegt die Reihe der 
Saugnäpfe an den segeltragenden Armen, wenn die Segelmem- 
bran sich an die Conchylie legt, genau auf deren Kiele, und 
zwar jeder Saugnapf auf einer bestimmten Spitze, in deren- 
gleichen sich die Rippen des Argonauten an zwei. Rändern 
der Schale verlaufen. 

Ich habe nach so vielen Beobachtungen die Segel des 
Argonauten mit den beiden Mantelflügeln der Cypräen ver- 
glichen, nicht allein wegen der Art und Weise, auf, welche 
sie die Conchylie bedecken, sondern auch, weil ich Ursache 


374 Jeannette Power: 


habe zu glauben, dass von der Durchschwitzung der Segel- 
hätte die Bildung der Conchylie selbst abhange, und dass ihr 
Zusammenrunzeln beim Absondern der Kalkmaterie die Ur- 
sache der gerippten Gestaltung der Conchylie sei; diese aber 
dient ihr auch zum sichern Anheftepunkte bei den Bewegun- 
gen des Weichthiers, welches ohne alle jene Furchungen von 
einer Rippe zur andern leicht hinausgleiten würde. 

Diese Betrachtung ist im Stande, das Bedenken derjeni- 
gen zu heben, welche sich keine Vorstellung davon zu machen 
vermögen, wie es eine einen Oephalopoden einschliessende 
Gonchylie geben könne, welche nichts Aehnliches mit der Krüm- 
mung des Thiers zeige, das sich in ihr befinde. Denn wenn 
sie in Betrachtung zögen, dass jene von einer aus der Segel- 
haut durchgeschwitzten kalkiehten Ablagerung entsteht, so 
würden sie darin nicht allein die Reihe der kleinen, den Saug- 
näpfen, welche sich an den Kiel der Schale legen, entspre- 
chenden Spitzen finden, sondern auch daraus leicht die An- 
ordnung der Rippen und die flache und papierartige Struktur 
der ganzen Conchylie erklären. Nicht Alle, dies glaube ich 
offenherzig versichern zu können, haben es gesehen, wie der 
Argonaute erscheint, wenn er seine Segel über die Conchylie 
ausgebreitet hat; eine Zeichnung allein würde es zeigen kön- 
nen, und ich habe deshalb eine sehr ähnliche hier beigefügt 
(Taf. 1, Fig. 7 '). 

Das wohl ausgespannte Segel zeigt eine Silberfarbe, 
mit kreisrunden eoncentrischen, mit einem schwarzen Punkt 
in der Mitte versehenen und von einer schönen Goldfarbe 
eingefassten Flecken, welche nebst der Gegend in der Nähe 
der”Saugnäpfe längs des Kiels und der Windung eine so leb- 
haftePurpurfarbeannehmen, dass diese sich der der Janthina nähert. 

Der Mund, der Kopf, der Sack (Mantel) und die Kiemen 
haben mir nichts Eigenthümliches dargeboten, welches nicht 
schon von den Naturforschern beschrieben worden wäre, 
welche sowohl Sepien, als Kalmare, zur Untersuchung gehabt 
haben, die sich in diesen Theilen wenig von meinem Argo- 
nauten unterscheiden. Was aber den Trichter betrifft, mit 


!) Die Tafel fehlte dem für die Isis benutzten Exemplare. Cr. 
(Auch dem in der hiesigen K. Bibliothek aufgestellten. Herausgeb.). 


Bemerkungen über das Thier von Argonauta Argo. 375 


welchem diese Cephalopoden versehen sind, so glaube: ich 
zwei neue Beobachtungen darbieten zu können. Die eine 
derselben ist, dass derselbe vielmehr das Geschäft eines Rüs- 
sels, als das eines Trichters verrichtet, wie ich gleich zeigen 
werde, und dass das Thier (wenn es sich mit ausgebreiteten 
segeltragenden Armen am Wasserspiegel befindet) sich seiner 
als eines Steuerruders bedient, indem es ihn aus dem weite- 
sten Theile der Conchylie, während ihm deren Windung als 
Prora dient, hinausstreekt. Betrachtet man die Zartheit und 
Zerbrechlichkeit der Conchylie, mit welcher wir es hier zu 
thun haben, so scheint es sonderbar zu sein, dass man sehr 
selten zerbrochene Stellen an ihr findet; ich wollte mir die 
Ursache davon klar machen und hob deshalb eine Conchylie 
heraus, während das Thier in ihr steckte, und drückte sie auf 
eine geschickte Weise zwischen den Fingern, damit ich sähe, 
bis zu welchem Grade sie biegsam wäre, wo ich dann ent- 
deckte, dass sie äusserst, und zwar bis zu dem Grade nach- 
giebig ist, dass man die beiden Enden der grossen Windung, 
ohne sie zu zerbrechen, zusammenbringen kann. In der That 
mussten auch so zerbrechliche Conchylien eine solche Bieg- 
samkeit besitzen, um nicht durch die unruhige und nie unter- 
brochene Bewegung ihrer Thiere eben so, wie durch die 
Stösse, welche sie von Zeit zu Zeit in der Tiefe bei stürmi- 
schem Meer erleiden könnten, zertrümmert zu werden. In 
diesem Falle würde es ihnen allzu unglücklich ergehen, weil, 
wenn sie die Conchylie eingebüsst hätten, sie nicht im Stande 
Sein würden, eine neue zu bilden, wie wir dies nachher sehen 
werden. 

Nachdem ich mich von der Biegsamkeit der genannten 
Conchylien, während das Tbier in ihnen lebte, versichert hatte, 
versuchte ich mich ebenfalls zu versichern, ob sie dieselbe 
auch ohne das letztere besässen, und tauchte, nachdem ich 
einige der Luft eine Zeit lang ausgesetzt hatte, dieselben zu 
dem Zweck in süsses Wasser, wo ich sie dann nach Verlauf 
von drei Tagen naclıgiebig und biegsam fand, wie die erstern. 

Was den Zusammenhang betrifft, in welchem das Thier 
mit der Conchylie steht, in der es wohnt, so habe ich keine 
ligamentösen oder museulösen Anhänge gefunden, welche diese 
mit jenem verbänden, während der Sack einfach durch die 


376 Jeannette Power: 


Krümmung der letzten Windung, von welcher er leicht ge- 
trennt werden kann, gehalten wird; es scheint, dass das enge 
Anhangen des Sackes an der innern Fläche der Furchungen 
der Conchylie hinreiche, sie an ihm fest zu halten, da zudem 
auch noch das äussere Hinüberlegen der segeltragenden Arme 
Statt findet, welches die Schale auf dem Thiere fest hält. 

Indem ich nun berichten will, was mir über die Sitten 
dieses Weichthiers zu beobachten gelungen ist, erwähne ich 
fürs erste, dass man die Argonauten in völliger Freiheit in 
den Umgebungen von Messina und selbst in dessen Hafen das 
ganze Jahr hindurch, obzwar in grösserer oder kleinerer 
Menge antrifft; aber als die rechte Jahreszeit ihres Vorkom- 
mens ist doch der Herbst oder sind die Monate September, 
Oktober und November, zu nennen, sei es nun, dass das 
Meer sie dann mit dem Strome vom Leuchtthurme her mit 
hereinspühlt, oder sei es, weil ihnen dann die Jahreszeit wegen 
mancher Meerorganismen, die sie verzehren, günstiger wird, 
oder sei es endlich, weil jene die Zeit ihrer Befruchtung ist. 
Reichlicher sieht man sie jedoch in den schlammigen Stellen 
des Hafens und da, wo die vor Anker liegenden Fahrzeuge 
entfernter von ihnen sind. 

Nähert sich ihnen Jemand, wenn sie sich an der Wasser- 
fläche befinden, so falten sie die segeltragenden Arme über 
die Conchylie zurück und in diese die Ruderarme hinein und 
sinken zu Boden. 

Wenn sie unter Wasser sind, so ergiessen sie durch den 
Rüssel, in welchen sich der grösste Theil der Ausführungs- 
gänge des dintenabsondernden Organs endigt, die Dinte, gleich 
den übrigen Cephalopoden, wodurch sie das Wasser trüben 
und den Feind täuschen, indem sie auf solche Weise Zeit be- 
kommen, sich im Schlamme zu verbergen. Wollte ich sie 
aber verfolgen, während sie sich in der Reuse befanden, so 
bedienten sie sich ausser diesem ersten Rettungsmittel noch 
einer andern Kriegslist: sie spritzten nämlich mit Heftigkeit 
eine Menge Wassers durch den Rüssel aus, schlossen sich 
dann ermattet in die Conchylie ein, mit Ausnahme der Segel, 
welche sie allemal über diese zurücklegten, und sie so aus- 
breiteten, dass sie dieselbe ganz bedeckten, wonach sie, wie 
ich oben erwähnt habe, gleichsam übersilbert erschien; aber 


Bemerkungen über das Thier von Argonauta Argo. 377 


einen Augenblick später verbreitete sich längs der Saugnäpfe 
über den ganzen Kiel und die Windung eine Purpurfarbe, 
und die concentrischen Kreisflecken erschienen auf den beiden 
Oberflächen zerstreut. 

Bei heiterer Luft und ruhigem Meere oder unbeobachtet 
legen sie ihre so grossen Schönheiten zu Tage, indem sie 
bei vollen Segeln rudern (Fig.6) und diese, wenn sie die 
Conchylie mit ihnen umfassen, mit schönen Farben schmücken. 
Dann ist es auch der Fall, dass man sie in ihren verschie- 
denen Bewegungen und in ihren Gewohnheiten beobachten 
kann; aber ich musste äusserst behutsam sein, wenn ich diese 
Schauspiele geniessen wollte, da diese Thiere sehr argwöh- 
nisch sind, und kaum gewahr werdend, dass man sie beob- 
achtet, sich auf den Boden der Reuse hinabsinken lassen und 
erst nach vielen Stunden von Neuem heraufkommen; auch 
verstehe ich es nicht, wie Andere, ohne die von mir getroffe- 
nen Vorsichtsmassregeln, die Sitten dieser Weichthiere im 
offenen Meer und durch zufällige Beobachtungen haben ken- 
nen lernen können. ® 

So oft sie aber vom Hunger geplagt wurden, kamen sie 
fast an die Oberfläche des Wassers, wenn ich ihnen Nahrung 
reichte, und rissen mir diese aus den Händen, indem sie eine 
ausserordentliche Gefrässigkeit bezeigten. 

So sehr ich mich auch bemüht habe zu erforschen, ob 
diese Thiere getrennten und deutlichen Geschlechts seien, so 
habe ich doch nichts Anderes ermitteln können, als dass alle 
von mir untersuchten, welche sich wohl auf mehrere Hunderte 
beliefen, mit Eiern versehen waren. Ich habe daraus schlies- 
sen müssen, dass sie Zwitter seien. Aber ich behalte es mir 
vor, über diesen Gegenstand andere anatomische Untersuchun- 
gen anzustellen, welches ich bisher aus Mangel an Gelegen- 
heit nicht gekonnt habe. 

Indem ich nun zu dem wesentlichsten Punkte meiner 
Nachforschungen komme, den nämlich, durch unzweideutige 
Beweise es zu bewahrheiten, dass das Weichthier der Verfer- 
tiger der Argonauten-Conchylie sei, kann ich versichern, dass 
es mein erstes Vornehmen gewesen ist, die Beobachtungen 
des berühmten Poli über die Eier dieses Gephalopoden, in 
denen er die Larve der &onchylie fand, zu wiederholen. 


3783 Jeannette Power: 


lch muss aber bekennen, dass ich hierin nieht glücklich 
gewesen bin, indem. ich dergleichen nie zu entdecken vermocht 
habe; ich! babe im Gegentheil von jenen sehr verschiedene 
Resultate durch meine Forschungen gewonnen, 

Indem ich die Untersuchungen des berühmten neapolita- 
nischen Naturforschers in Gesellschaft meines gelehrten und 
durch seine ichthyologischen Arbeiten bekannten Doktors Ana- 
stasio Cocco von Messina und anderer Personen wiederholte, 
konnte ich nichts Anderes zu Tage fördern, als aus jedem 
Individuum eine Traube von Eiern, welche den Hirsensamen 
glichen, völlig weiss und durchsichtig und durch Fäden von 
einem glänzenden Leime an einen Stiel von derselben Sub- 
stanz geheftet waren. In einem drei Tage nach der ersten 
Beobachtung untersuchten Argonauten fanden sich die kleinen 
Weichthiere schon entwickelt, aber ohne Conchylie und klei- 
nen Würmchen (Fig. 1,2,3) gleichend, an deren unterm Ende 
ein Flecken von brauner Farbe nebst verschiedenen anderen 
seitlichen, kleineren zu sehen war; diese mit dem Mikroskope 
betrachtet, brachten uns zu dem Schlusse, dass sie die Ein- 
geweide des Thierchens wären. In dieser Form zeigen sie 
sich drei Tage nach ihrer Geburt (aus dem Ei); von da an 
aber sieht man an ihnen allmählich Vorragungen, wie Knospen, 
mit einer doppelten Reihe dunkler Punkte (Fig. 4), welches 
die Anfänge der Arme und der Saugnäpfe sind. Die Arme 
beginnen sich als solche an jedem Tage hinter jenen segel- 
tragenden erkennen zu lassen, und am sechsten Tage haben 
sie schon das erste Plättehen der Gonchylie, welches dem ge- 
ringsten Drucke der Finger aufs äusserste nachgiebt, gebildet. 

Die Eier sind an das Innere des Schalengewindes gehef- 
tet, und wenn die oben erwähnten Tbierchen ausschlüpfen, so 
bleiben sie in dem leeren Zwischenraume zwischen dem Ge- 
winde und dem Sacke der Mutter. Aus diesen Beobachtun- 
gen ergiebt es sich, dass das kleine, kaum geborne, weiche 
Thier keine Conchylie besitzt, und ieh möchte schliessen, dass 
sie dieselbe im Ei nicht besitzen. Poli’s Beobachtung stimmt 
nicht mit so vielen von mir geflissentlich wiederholten über- 
ein, und wenn hier nicht die Rede von einem so berühmten 
Manne wäre, so würde ich zu sagen wagen, dass die innere 
Eihülle vielleicht mit der vermeinten ersten Anlage der Con- 


Bemerkungen über das Thier von Argonauta Argo. 379 


chylie (von ihm) verwechselt worden sei. Es war meine Ab- 
sicht zu entdecken, ob das kleine weiche Thier für sich allein, 
ohne irgend ein äusseres Dazukommen, sich zur Verfertigung 
der Conchylie anschiekte, oder ob die Mutter Antheil an 
deren erstem Hervorbringen hätte, während in jenem die der 
Kalkabsonderung vorstehenden Organe noch nicht entwickelt 
wären. Zu diesem Zwecke nahm ich verschiedene Argonauten 
zur Zeit ihrer Befruchtung, durchschnitt mit Vorsicht das Ge- 
winde nach der Richtung seiner Achse und fand in einem 
derselben in der Nähe des Gewindes ein in sich selbst zu- 
sammengewickeltes Thierchen; aufmerksam dasselbe betrach- 
tend wurde ich gewahr, dass zwischen ihm und dem Grunde 
des Gewindes der Mutterconchylie sich schon ein dünnes, 
nach der Form der Krümmung des Gewindes selbst ge- 
krümmtes Häutchen befand und sich dem kleinen zusammen- 
gewickelten weichen Thierchen anschmiegte, gleichsam als 
wenn der Leim, inmitten dessen sich das ganze weiche Thier 
befand, zwischen diesem und dem Ende des Gewindes zusam- 
mengedrängt, sich zu einer Membran in der Form des Ge- 
windes selbst verdichtete und das neue kleine weiche Thier 
umfasste. 

Am 10. September des verflossenen Jahres (1835) sperrte 
ich, um meine Untersuchungen fortzusetzen, einige Argonauten 
zur Zeit ihrer Befruchtung in die Reuse ein, beobachtete sie 
von vier zu vier Tagen und befliss mich der gewöhnlichen 
Vorsicht bei ihrer Behandlung, weil sie sehr reizbar sind und 
eine Belästigung so schwer ertragen, dass man sie kurze Zeit 
nach einer solchen sterben sieht, Ich brachte sie daher in 
ein Becken, welches ich unter ihnen ins Wasser seukte, hob 
sie in diesem heraus und setzte mich verborgen hin, un sie 
in allen ihren Bewegungen zu beobachten. 

Am 14. September fand ich in einer dieser Conchylien 
ein kleines, vier Linien langes Thierchen; ich untersuchte an- 
dere und fand in einigen die kleinen Thiere, in andern nicht. 

Am 18ten, wie gewöhnlich nachforschend, fand ich zwei 
Mütter todt; in derjenigen, in welcher ich zuerst das kleine 
Thierchen gesehen hatte, fand ich dasselbe schon in das Ge- 
winde getreten. 

Am 24sten salı ich dieselbe Conchylie vach und fand iu 


380 Jeannette Power: 


ihr das kleine Weichthier schon von seiner zarten Hülle be- 
deckt, welche viertehalb Linien lang war (Fig.5). Es war 
ganz ausgebildet, und seine Conchylie hatte die Form der 
Windung, in welcher es sein Dasein empfangen hatte. 

Alle zu diesem Zwecke von mir angestellten Unter- 
suchungen haben mir stets dieselben Ergebnisse geliefert, aus 
denen ich entnommen habe, dass das aus dem Ei gekrochene 
junge Weichthier nackt und in dem Augenblick, in welchem 
es sich aus demselben frei macht, unvollkonmen ist, dass es 
seine fortschreitende Entwicklung im leeren Raume des Ge- 
windes des Mutterargonauten bekommt und dass es sich nach 
einer gewissen Zeit seine Hülle bildet. 

Mehr als zwei oder drei Eier entwickeln sich, so viel 
ich habe gewahr werden können, vicht auf einmal; haben’ die 
Jungen allmählich die Länge von neun Linien erreicht, so 
schliessen sie sich in das Gewinde der mütterlichen Conchylie 
ein, innerhalb dessen sie die übrigen sechs ') Arme als Knos- 
pen hervortreiben. Das Junge braucht drei Tage, um die 
Länge von neun Linien zu erreichen, und vier, um sich in 
dem Gewinde zu entwickeln und sich seine Conchylie zu 
bilden. Die Mutter behält es noch drei Tage lang unter ihrer 
Schale und stösst es dann hinaus. 

Ich habe auch versucht, die Eier sich bis zum Aus- 
schlüpfen des weichen Jungen ohne Hülfe der Mutter entwik- 
keln zu lassen, indem ich sie in einem Säckchen aus feiner 
Leinwand in einem Fläschchen voll Seewasser hielt, welches 
ich dreimal täglich erneute; aber dieser Versuch gelang nicht 
und hatte keinen andern Erfolg, als eine Anschwellung der 
Eier, den Anfang ihrer Fäulniss. 

Aus dieser Thatsache habe ich auch schliessen müssen, 
dass der leimichte Stoff, in welchem sie in dem Gewinde’ der 
lebenden Mutter eingehüllt liegen, ihre Entwicklung bewirke, 
und da dieser Stoff offenbar eine Absonderung .der Mutter 
ist, so kann man sagen, dass ohne ihr Dazuthun die Eier 
sich nieht entwickeln und die kleine Hülle selbst im Grunde 
des Gewindes nicht würde entstehen können. 

Ungeachtet aller dieser glücklichen Erfahrungen zu Gun- 


!) Im Originale steht — wohl unrichtig — sieben (Sette), Cr. 


Bemerkungen über das Thier von Argonauta Argo. 381 


sten der Meinung, dass dem Argonautenthiere seine Conchy- 
lie zu eigen angehöre, wollte ich mich davon noch auf eine 
von Anderen niemals zuvor versuchte Weise überzeugen. 
Wenn der Argonaute, sagte ich, der Verfertiger seiner Hülle 
ist, so muss er deren Beschädigungen, im Falle, dass sie 
Brüche erleidet, ausheilen. Obgleich Ranzani ') gesagt hat, 
es sei nicht zu glauben, dass diese Argonautenthiere so wenig 
nit Mitteln versehen seien, sich ihr eigenes Daseyn zu sichern, 
dass sie, wenn ihr erstes Gehäuse zerbrochen oder verloren 
gegangen wäre, sich nicht sollten ein neues erbauen können, 
so scheint er mir doch durch die Art seines Ausdrucks oflen- 
bar zu erkennen zu geben, dass er niemals direkte Versuche 
zu dem Zweck angestellt habe; denn ich, die ich Hunderte 
dieser Weichthiere behandelt, habe gefunden, dass, wenn sie 
ihre Conchylie verloren haben, sie nicht im Stande sind, sie 
zu ersetzen und dass sie dann sterben. Versichert also, dass 
der Versuch, welchen ich zu machen beabsichtigte, neu wäre, 
zerbrach ich die Schale wohl bei sechsundzwanzig Individuen 
und fand zu meiner grossen Freude nach dreizehn Tagen bei 
allen denen, welche das Experiment überlebt hatten, deren 
nicht mehr als drei waren, die Bruchstellen wiederum ge- 
schlossen ?). 

Die zugeheilte Stelle ist stärker als die Conchylie selbst, 
aber nicht so weiss, erscheint ein wenig höckerig und uneben, 
besitzt nicht die gewöhnliche Glätte und zeigt anstatt der 
Rippchen einige Längsfurchen. 

Begierig zu erfahren, durch welche Verfahrungsart das 
Thier den Bruch seiner Schale wieder ausbesserte, fing ich 
eines, einen Tag nach dem ersten Versuche, und fand, dass 
die Bruchstelle von einer zarten Platte aus einer Leimsubstanz 
bedeckt war, welche einem Spinnengewebe gleich die beiden 
Ränder des Bruchs der Conchylie vereinigte. Am Tage dar- 


’) Ranzani, Mem. di Stor. Nat. Vol. I, p.85. 

?) Dass der Argonaute Spalten und Brüche seiner Schale aus- 
zubessern vermöge, wusste schon Montfort; er hatte, unter anderen, 
Schalen gesehen, an denen 6” lange Spalten wieder ausgefüllt waren. 
S. seine Naturgesch. der Weichwürmer, aus dem Franz. ete., Bd. II. 
8. 127. Cr. 


389 Jeannette Power; 


auf nahm die Platte eine gewisse Verdoppelung und Undurch- 
sichtigkeit an, und nach zehn oder zwölf Tagen war die ganze 
ausgebesserte Stelle kalkig geworden. Beim Ausbessern der 
Schäden seiner Schale habe ich mich versichert, dass der Ar- 
gonaute die Segel an die Gonchylie und über dieser in Falten 
legt, durch welche Bewegung, wie ich vermuthet habe, die 
Absonderung des Leimes, welcher endlich zu kalkichter Sub- 
stanz wird, bethätigt erscheint. 

Bis hierher zeigt sich der Argonaute ausser als bestimm- 
ter Verfertiger seiner Schale, weil er sie ausbessern kann, 
auch den anderen Schalthieren ähnlich, welche im unzubemer- 
kenden Ausbessern nicht geschickter sind als er; ein Um- 
stand aber hat sich mir als neu bei meinem Weichthier er- 
geben, und ich weiss nicht, ob er jemals bei einem andern 
Schalthiere beobachtet worden sein möge. Er besteht darin, 
dass, so oft das Thier Stücke von anderen Argonautenschalen 
aus der Gegend findet, in welcher es den Bruch seiner eige- 
nen zuheilen will, es mittelst des segeltragenden Armes das 
Stück des zerbrochenen Argonauten an seine Schale heran- 
zieht, welches es für tauglich zum Verschliessen des Bruch- 
raumes erachtet, und es so lange an der Stelle festhält, bis 
es den zum dauerhaften Anheften hinreichenden Leim darüber 
ergossen hat, auf welche Weise es sich die Mühe erspart, 
durch eigene Absonderung eine weite Bruchstelle zu ver- 
schliessen. 

Durch eine solche Reihe von Erfahrungen habe ich, wie 
mich dünkt, hinreichend bewiesen, dass das Argonautenthier- 
der Verfertiger der Conchylie ist, die es bewohnt und ausser- 
halb welcher es nicht lange Jeben kann. 

Indem ich Ihnen, meine Herren, in der Kürze die Resul- 
tate meiner Beobachtungen mitgetheilt, habe ich mir nur Ihre 
Nachsicht verdienen wollen und die Hofinung genährt, sie, 
wenn auch nichts Anderes, für meine gute Absicht zu erlangen. 

Die berühmten Mitglieder und Professoren Carmelo Ma- 
ravigna, Anastasio Cocco und Carlo Gemmellaro haben mich 
angetrieben, meine Nachforschungen fortzusetzen, und ich habe 
mich, von dieser berühmten Akademie mit dem Titel eines 
eorrespondirenden Mitgliedes beehrt, fernerhin ermuthigt, da- 
hin zu wirken, dass meine Forschungen Nutzen bringen mögen. 


Bemerkungen über das Thier von Argonauta Argo. 383 


Mein Hauptzweck, zu bewahrheiten nämlich, dass das Thier 
des Argonauten, wie die andern Schalthiere, sich seine Con- 
chylie verfertigen könne, ist durch glückliche Versuche völlig 
erreicht worden, deren Resultate ich nicht verfehlt habe, Ihnen, 
sei es in zerbrochenen und von den Thieren selbst ausgebes- 
serten Schalen, sei es in Conchylien und den in Alkohol ge- 
legten Weichthieren, und in den verschiedenen Entwicklungs- 
stufen der Eier und der kleinen Thierchen, sei es endlich in 
colorirten Zeichnungen, mitgetheilt habe, auf diese Weise 
Ihnen das, was ich habe darthun wollen, bekräftigend. 

Auch andere, die Physiologie und Geschichte dieses Weich- 
thiers betreffende Bemerkungen habe ich Ihnen mitgetheilt, 
indem ich geglaubt habe, dass sie Ihrer Aufinerksanikeit und 
Ihres Studiums werth seien, und wenn sie die Billigung in 
der Wissenschaft so berühmter Männer, als Sie sind, erlangen, 
so beabsichtige ich noch andere Nachforschungen, nicht allein 
über die Argonauten, sondern auch über andere Weichthiere 
anzustellen, über welche ich schon Untersuchungen angefangen 
habe, um es darzulegen, ob sich in ihnen einige Körpertheile 
wiedererzeugen können, und die ich nach nicht langer Zeit 
die Ehre haben werde, Ihrer Prüfung zu unterwerfen. 


Gedruckt bei den Gebr. Unger In Berlin. 


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Inhalt des zweiten Bandes. 


Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Säug- 
thiere während des Jahres 1844. Vom Prof. Andr. Wagner 
in München 

Bericht über die Leistungen i in der Naturgeschichte der Vögel 
während des Jahres 1844. Von Demselben 

Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen in der Naturge- 
schichte der Insecten, Arachniden, Crustaceen und Entomo- 
straceen während des Jahres 1844. Vom Herausgeber 

Bericht über die Leistungen im Gebiete der Herpetologie wäh- 
rend des Jahres 1844. Von Dr. F. H. Troschel 

Bericht über die Leistungen im Gebiete der Ichthyologie wäh: 
rend des Jahres 1844. Von Demselben 

Bericht über die Leistungen im Gebiete der Helminthologie 
während des Jahres 1843 und 1844. Vom Prof. C. Th. v. 
Siebold > 

Bericht über die Eöistungen in der Naturgeschichte. der Wür. 
mer, Zoophyten und Protozoen während des Jahres 1843 und 
1844. Von Demselben 

Bericht über die Leistungen in der Natnrgeschichte, der "Mol- 
lusken während des Jahres 1844. Von Dr. F. H. Troschel 

Bericht über die Leistungen in der Pflanzengeographie während 
des Jahres 1844. Von Dr. A Grisebach 


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Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte 
der Säugthiere während des Jahres 1844. 


Vom 


Prof. Andr. Wagner 
in München. 


En, die beiden Klassen, über welche sich unser Jahres- 
bericht erstreckt, einen neuen Schematismus zu entwerfen, 
hat J. J. Kaup in seiner „Classification der Säugthiere und 
Vögel”, Darmstadt 1844, versucht. 

Es ist dies eine naturphilosophische Classification nach Oken- 
schen Prinzipien mit einigen Abänderungen. „Die heilige Fünfzahl 
ist”, wie uns der Verf. eröffnet, „das nothwendige Ergebniss 
seiner Untersuchungen und stützt sich auf die Fünfzahl der Sinne, 
die als die Blüthenorgane der fünf anatomischen Systeme zu betrach- 
ten sind.” Der anatomischen Systeme giebt es, wie er uns weiter 
versichert, gerade so viele als wir Sinne haben; „alle übrigen, die 
Oken bildete, müssen als Unterordnungen von diesen betrachtet wer- 
den.” Es ist aber „das Aug die Blüthe der Lebensorgane oder Ner- 
ven, das Ohr die Blüthe der Athmungsorgane oder Lungen, die Nase 
die Blüthe der Erhaltungsorgane oder (!!) Knochen, die Zunge die 
Blüthe der Verdauungsorgane oder (!!) Muskeln, die Vermehrungs- 
organe die Blüthe der Haut oder Gefühlsorgane.” Nach dieser Fünf- 
zahl und der Rangordnung der Blüthenorgane wird nun weiter klas- 
sifizirt und der Verf. hofft, dass „dem planlosen Systematisiren von 
der Zeit an, wo das Richtige dieser Anordnung erkannt wird, ein 
für allemal abgeholfen” ist. Ref. würde zwar dem Verf. beistimmen, 
wenn diesem es nur beliebt hätte, die Beweise für seine Behauptun- 
gen beizubringen. So aber hat er den Nachweis seiner Prinzipien 
ganz für sich behalten, und man müsste deshalb hinsichtlich ihrer 
Richtigkeit dem Verf. nur aufs Wort hin glauben, wozu in einer 
Zeit, die dem Glauben selbst da, wo sein eigentliches Gebiet ist, 
keine Berechtigung einräumen will, sich nicht sonderlich viele Na- 
turforscher terstehen möchten. Vor der Hand erblicken wir in die- 
sem Systematisiren nichts als ein unfruchtbares Fantasiespiel, das 
ausser seinem Urheber wohl Niemandem weiter sonderlichen Spass 
machen wird. Die Fünfzahl ist für Kaup das Bett des Prokrustes: 

Archiv f, Naturgeschichte, XI, Jahrg. 2, Bd, A 


2 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


was zu viel, wird willkürlich verkürzt, und was zu wenig, wird eben 
so unbarmherzig gestreckt, so dass allerdings bei solchem Verfahren 
der Verf. sich rühmen kann: „bis hieher ist mir noch keine Aus- 
nahme vorgekommen, welche die Fünfzahl beeinträchtigt hätte, und 
ich fordere die Zoologen auf mir solche nachzuweisen.” Sieht man 
sich im Einzelnen dieses Schematismus um, so findet man überall 
grosse Willkürlichkeit. So z. B. sind Nager, Insektenfresser, Beutel- 
thiere, Fledermäuse und Halbaffen in eine einzige Ordnung zusam- 
mengeworfen ; die Fleischfresser mit den Cetaceen vereinigt; bei den 
Vögeln ist die ganze Arbeit von Nitzsch mit ihren grossen Resul- 
taten unberücksichtigt geblieben. So gerne Ref. das Verdienstliche 
und Bedeutsame von Kaup’s palaeontologischen Leistungen anerkennt, 
so muss er dagegen die vorliegende Arbeit für eine verfehlte erklä- 
ren. Eine weitere Polemik will Ref. bis dahin verschieben, bis die 
grossen Sammlungen sich anschicken werden, ihre Säugthiere und 
Vögel nach der neuen Classification umzustellen. 


Anderer Art ist das „systematische Verzeichniss aller bis 
jetzt bekannten Säugthiere oder Synopsis Mammalium nach 
dem Cuvierschen Systeme von Dr. Heinrich Schinz. So- 
loth. 1844. 1ster Band. 


Zu Grunde gelegt ist die Anordnung von Cuvier und dieser fol- 
gend sind im ersten Bande die Ordnungen der Affen, Handflügler, 
. Raubthiere und Beutelthiere abgehandelt. Die Anfertigung einer sol- 
chen Synopsis kann gegenwärtig keine grosse Schwierigkeit machen, 
nachdem des Ref. Arbeiten im Schreberschen Werke vorliegen, fer- 
ner von den Beutelthieren die vortreffliche Monographie von Water- 
house und von den Robben die von Nilsson erschienen ist. Neues 
ist in dieser Synopsis wenig zu finden; selbst die vorliegende Lite- 
ratur dürfte mitunter genauer berücksichtigt seyn. So z. B. ist auf 
Nilsson’s vorzügliche Arbeit fast gar keine Rücksicht genommen, 
daher auch bei Schinz die Robben-Arten nicht gehörig gestellt sind. 
Phoca proboseidea und cristata, die ihrem ganzen Baue nach noth- 
wendig nebeneinander gehören, sind an die beiden Enden der Gat- 
tung vertheilt worden. Auf Phoca vitulina und caspica folgt unmit- 
telbar Ph. barbata und dann erst die Ph. annellata, was ganz verfehlt 
ist, da die Ph. barbata durch die Beschaffenheit des Zahnsystemes, 
des Schädels, der Schnurrborsten und der Füsse von den 3 andern, 
die unter sich höchst ähnlich sind, so auffallend verschieden ist, dass 
sie zwischen ihnen gar keine Stelle findet. Die kritische Sichtung, 
welche Nilsson bei den Otarien vorgenommen, ist ganz übersehen, 
daher hier noch eine Menge Nominalarten figuriren. Bei der Gat- 
tung Nasua muss Schinz etwas flüchtig die Beschreibung des Ref. 
gelesen haben, indem er angiebt: „Wagner vereinigt die beiden be- 
kannten Arten in eine und sagt, dass der Prinz von Wied und Reng- 
ger derselben Meinung seyen, was aber durchaus unrichtig ist.” Ref. 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1844. 3 


dagegen sagt (Schreb. Suppl. U. S. 166): der Prinz von Neuwied un- 
terscheidet als 2te und grössere Art eine Nasua solitaria; — — 
Rengger erkennt diese 2te Art an.”. 

Schreber’s Säugthiere, fortgesetzt von Andr. Wagner, 
Supplementband. 4te Abtheilung [Schluss 1844]. 

Diese Ate Abtheilung bringt den Schluss der Nager, alsdann fol- 
gen die Zahnlücker, Einhufer, Diekhäuter und Wiederkäuer. Für 
den letzten Band sind bereits die Robben bearbeitet und die Ceta- 
ceen folgen nach. 

Die geographische Verbreitung der Säugthiere, dargestellt 
von Dr. A. Wagner, zweite Abtheilung (Abhandl. der ma- 
them. physikal. Klasse der k. bayerisch. Akadem. der Wissen- 
schaften IV. Abth. 2). 

Die erste Abtheilung schildert, nach Vorausschickung einer all- 
gemeinen Einleitung, von der nördlichen Thierzone 2 Provinzen: die 
Polarprovinz und die gemässigte Provinz. Die 2te Abtheilung be- 
fasst sich mit der dritten oder der gemässigten Provinz von Nord- 
Amerika und wendet sich der mittlern oder tropischen Zone zu, de- 
ren erste oder südasiatische Provinz sie abhandelt. Der Druck die- 
ser Abtheilung ist längst beendigt; ihre Herausgabe wird hoffentlich 
noch gegen Schluss dieses Jahres erfolgen können. 

Von Blainville’s Osteographie ist uns Heft 14 und 15 zuge- 
kommen, Hyaena und Manatus behandelnd. 

Eine sehr ausführliche vergleichende Schilderung des Schädels 
hat Otto Köstlin in seinem Werke; der Bau des knöchernen 
Kopfes in den vier Klassen der Wirbelthiere. Stuttg. 1844, geliefert. 

Eine rühmliche Erwähnung verdienen die Disquisitiones recen- 
tiores de arteriis mammalium et ayium auctore L. Barkowio in 
den Noy. act. acad. nat. cur. XX.2 (1844) p. 607. 

Mit Auszeichnung ist hier zu nennen die neue Ausgabe von 
Gurlt’s anatomischen Abbildungen der Haus-Säugthiere, die bis zum 
läten Heft vorgeschritten ist. 

Ein sehr interressanter Bericht über die naturwissenschaft- 
lichen Anstalten am Rhein wurde in der Isis S. 245 abgestattet. 

Er erstreckt sich über die Sammlungen von Strassburg, Mann- 
heim, Kaiserslautern, Dürkheim a. d. H., Mainz, Neuwied, Wiesbaden, 
Frankfurt, Darmstadt, Heidelberg, Karlsruhe, Freyburg und Constanz. 

List of the Specimens of Mammalia in the British Mu- 
seum. Printed by order of the Trustees. Lond. 1843. 

Obschon uns bereits die später erschienenen Abtheilungen des 


orpithologischen Verzeichnisses zugekommen sind, fehlt uns noch 
immer das von den Säugthieren. 


De Diergaarde en het Museum van het Genootschap Na- 
tura Artis Magistra te Amsterdam. In afbeeldingen 'voorge- 
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4A Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


steld en beschreven door H. Schlegel. Amsterd. 1842. 209° 


S. gr. 8. mit 25 Tafeln. ! 

Auf Ansuchen der Direktion des zoologischen Gartens zu Am- 
sterdam hat H. Schlegel diese gut gelungene Arbeit unternommen. 
Er hat mit glücklichem Takte populäre Darstellung und wissenschaft- 
lichen Inhalt mit einander zu verbinden verstanden, so dass dieses 
Werk ebenso angenehm zum Lesen als auch belehrend für den Mann 
vom Fache ist. Die Mehrzahl der Abbildungen ist vortrefflich aus- 
geführt, und der Westerman’schen Buchhandlung muss man es rüh- 
mend zuerkennen, dass sie für eine schöne und solide Ausstattung 
bestens gesorgt hat. Nachfolgend genannte Thiere sind in diesem 
Thiergarten beschrieben und abgebildet. I. Säugthiere: Simia sa- 
iyrus, Hylobates leuciscus, Ursus tibetanus, Felis leo, Felis tigris, 
Felis Pardus Temm., Felis concolor, Hyaena crocuta, Elephas indi- 
cus, Cervus tarandus, Antilope gnu, Bos taurus indicus, Halmaturus 
derbyanus. — 11. Vögel: Pultur fulvus, Aquila fucosa, Strix bubo, 
Phasianus pietus, Struthio camelus, Anser aegyptiacus, Pelecanus 
onocrotalus. — ll. Amphibien: Chelonia viridis, Crocodilus lucius, 
Boa constrictor, Naja tripudians, Salamandra mazima, 


Vom zoologischen Atlas des auf Staatskosten erscheinen- 
den Reisewerkes: Voyage autour du Monde sur la Fregatte 
la Venus, pendant 1836 — 1839, par Mr. A. Du Petit- 
Thouars, sind uns bisher 6 Lieferungen, jedoch ohne Text, 
zugekommen. 

Von Säugthieren enthalten sie in der 3ten Lieferung: Skelet vom 
Ursus ferox tab. 5, Seiurus aureogaster Fr. Cuv. Var. tab. 10; Sciu- 
rus Nebouxii Is. Geoffr. tab. 12, Neotoma floridana tab. 13. — Ate 
Lieferung: Cercopithecus Lalandii Is. Geoffr. tab. 1, Procyon lotor 
var. tab. 6, Felis albescens Puch tab. 8. — Ste Lieferung: Seiurus 
aureogaster var. tab. 11, Köpfe und Schädel von Nyetzpithecus lemu- 
rinus und felinus tab. 3, Schädel und Gehirn von Callithrix, Chry- 
sothrix und Hapale tab. 2. — 6te Lieferung: Ursus arctos var. camt- 
schatk. tab. 4, Felis rufa tab. 9. 


Die Spezial-Faunen sind in nachfolgend benannten 
Arbeiten behandelt worden: 

Moselfauna oder Handbuch der Zoologie, enthaltend die 
Aufzählung und Beschreibung der im Regierungsbezirke Trier 
beobachteten Thiere, mit Berücksichtigung der Angrenzung des 
Moseldepartements und Belgiens, von M. Schäfer, Trier 
1844. 

Dieser erste Band umfasst die Wirbelthiere, von denen nicht 


blos die einfache Aufzählung der Namen und des Wohnortes, sondern 
auch eine Charakteristik der Arten und Bemerkungen über ihre Le- 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1844. 5 


bensweise mitgetheilt wird, woraus man ersieht, dass der Verf. von 
seinem Gegenstand gut unterrichtet ist. Unter den bemerkenswer- 
then Säugthieren ist zu nennen der Wolf, der gar nicht selten ist 
und in manchen strengen Wintern sich selbst vor den Thoren Triers 
zeigt. Vom Jahre 1816 bis inel. 1842 wurden im Regierungsbezirke 
Trier nicht weniger als 1550 Wölfe getödtet. Die Wildkatze 
kommt ebenfalls vor; der Hamster bewohnt die Gegenden von 
Achen; Myoxus nitela und avellanarius sind häufig, glis dagegen sel- 
ten. Das Wildschwein ist gemein in den grossen Waldungen; 
das Reh ist häufig, aber der Edelhirsclh wird immer seltener. 


Zweiter Jahresbericht der Pollichia. Neust. a. d. Hardt, 
1844. 


Enthält ein Verzeichniss der in dem Gebiet der Pollichia vor- 
kommenden Naturgegenstände. Der Katalog der Säugthiere und Vö- 
gel ist von Spannagel angefertigt; bemerkenswerth ist das Vor- 
kommen der Wildkatze und des Hamsters. 


Catalogue d’une Faune du departement de la Charente- 
Inferieure par Lesson (in den Actes de la Soc. Linneenne 
de Bordeaux XII. p. 4). — Ferner Catalogue d’une partie 
des animaux vivants dans le dep. de la Charente par A. Tre- 


meau de Rochebrune. (Ebenda p. 211). 

Dieser Katalog ist hinsichtlich der Verbreitung unserer europäi- 
schen Arten bemerkenswerth: Rochebrune hat ihn für den obern 
Lauf der Charente, Lesson für den untern geliefert; die kleinen 
Arten sind aber von beiden nicht genau untersucht, Ref. theilt beide 
Verzeichnisse mit, wobei er bemerkt, dass wo kein Autor am Ende 
des Namens bezeichnet ist, Lesson und Rochebrune gemeinschaftlich 

“ die Art’anführen; wo ein L. steht, ist die Art blos von Lesson, wo 
ein R. beigefügt ist, ist sie blos von Rochebrune angegeben, 

Vespertilio noctula L., serotinus L., pipistrellus, murinus R., 
auritus, barbastellus L. — Rhinolophus unihastatus. 

Erinaceus europaeus. — Sorex uraneus, fodiens. R. — 
Talpa europaea, coeca L. (seltener als die andere). 

Meles vulgaris, — Mustela vulgaris, erminea, vison L., foina, 
Martes L.., putorius, furo (Hausthier). — Lutra vulgaris. — Canis 
Zupus, vulpes. — Viverra genetta. — Wildkatze kommt nicht 
vor. — Phoca vitulina L. (1 Exemplar an der Insel Aix gefangen). 

Sciurus vulgaris. — Myozxus nitela, avellanarius L, — Ar- 
vicola amphibius, arvalis. — Mus decumanus, rattus, musculus, 
sylvaticus, campestris Fr. Cuv. (mulot des bois Daub.) L.— Lepus 
timidus, cuniculus (häufig wild). 

Sus serofa ferus, nur zufällig. 

Delphinus santonicus L., phocaena L. — Balaenoptera 
acuto-rostrata L., borealis L. 


6 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


Faune meridionale ou description de tous les animaux 
vertebres vivans et fossiles, sauvages et domestiques qui se 
rencontrent toute l’annee ou qui ne sont que de passage dans 
la plus grande partie du midi de la France. Par J. Crespon. 
Montpell. 1844. 


Ist mir nur dem Titel nach bekannt geworden. 

Die Aufzählung der Säugthiere und Vögel in der Lombardei von 
G. Balsamo Crivelli in den Notizie naturali e civili su la Lom- 
bardia. Milano 1844, kenne ich nur aus der kurzen Notiz hierüber 
in der Isis 1845. S. 469. 


Allgemeine Bemerkungen über die Fauna der Ukraine und 


der Steppe am Dnieper finden sich in der „Reise im südlichen 


Russland von Blasius.” II. S. 314 u. 285. 

Die Thierwelt der Ukraine ist dadurch ausgezeichnet und reich- 
haltig, dass die Arten der mittel- und südrussischen Fauna vereint 
hier vorkommen. So wie von der einen Seite Bär und Elenn hier 
ihre Südgrenze erreichen, so andere zahlreiche Arten, die mehr dem 
Süden angehören, ihre Nordgrenze. Der Hauptstamm besteht nur 
aus Thieren, die sich im mittlern Europa nordwärts der Alpen finden. 
Das Reh stimmt vollkommen mit unserem überein; sein Vorkommen 
ist auffallend, da man es östlich bis zum Ural und westlich bis nach 
Volhynien und Lithauen nicht antrifft. Myozxus dryas ist hier keine 
Seltenheit; von Zieseln kommen mehrere Arten vor, unter denen 
Spermophilus guttatus. Arctomys bobac wird häufig gezähmt gehal- 
ten. Arvicola glareola ist in den Wäldern eben so häufig als arva- 
lis in den Feldern. Während bis Petersburg im Norden nur eine 
einzige Fledermaus vorkommt, zeigen sich hier fast alle Arten 
des mittlern Europa’s. Unter den Raubthieren ist Mustela sarmatica 
charakteristisch. Wenngleich die meisten der charakteristischen Ar- 
ten, von denen der Süden und die Steppe belebt wird, erst weiter 
nach Süden und Südosten hin auftreten, so hat doch die Fauna des 
Südens und der Steppe mit den Spring- und Blindmäusen eben 
so bestimmt begonnen, wie im Norden die Polarfauna mit den Lem- 
mingen. Die 3 von Nordmann aufgestellten Arten von Spalax kom- 
men alle in der Ukraine vor und gehören sämmtlich zu Sp. zyphlus. 
Wenn man sich im Norden geneigt fühlen könnte, als naturhistori- 
sche Grenze zwischen Europa und Asien die Dwina anzunehmen, so 
müsste man im Süden das Gebiet der unbebauten Steppe bis zur 
Nordküste des schwarzen Meeres, über die Mündung des Dniepr 
hinaus nach Westen, zu Asien zählen. 

Bericht über die Expedition in das nordöstliche Sibirien 
während der Sommerhälfte des Jahres 1843 von Dr. A, Th. 
v. Middendorff (Bullet, de la Classe phys. math. de l’Acad. 


de Petersb. III. p. 150). 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1844. 7 


In diesem höchst interessanten Berichte ist von S.289 an ein 
Verzeichniss der von dem Reisenden beobachteten Säugthiere, Vögel 
und Fische, hie und da mit besondern Bemerkungen, enthalten. Im 
Taimyrlande wurden beobachtet 2 Arten Lemminge, von denen 
später ausführlicher die Rede seyn wird. Arv. oeconomus als einzige 
Art dieses Geschlechts, die an der Boganida (714°) häufig vorkam, 
aber am Taimyr-Flusse bei 73° n. Br. fehlte. Arv. amphibius die 
Landplage am Jenissei und der Lena, so weit nur der Anbau von 
Feld- und Gartenfrüchten reicht; doch geht sie darüber hinaus, am 
Jenissei bis zum 70°. Mus musculus bis nahe an den Polarkreis. 
Sciurus vulgaris verirrt sich den Zapfen nach bis an die äusserste 
Baumgrenze. Sorex araneus und eine andere noch unbestimmte 
wurden unter 714° gefangen. Canis lagopus; Canis lupus so weit 
Rennthiere gehen. Mustela sibirica verschwindet erst innerhalb des 
Polarkreises. Ursus arctos und Gulo borealis machen Streifzüge in 
die Tundra. Die Rennthiere stellen jährlich grosse Züge an. 
Der Seehund im Meerbusen ist wahrscheinlich Phoca barbata. 

Fauna japonica auctore Ph. F. de Siebold. Mammalia 
eJaborantibus Temminck et Schlegel. Dec. 2 u. 3. 

Die zweite Dekade reicht in dem von Temminck gearbeiteten 
Texte bis zum Anfange der Beschreibung von Nyetereutes viverrinus; 
zugleich liefert sie die noch rückständigen Tafeln mit Abbildungen 
von Landsäugthieren. Die dritte Dekade, in welcher Schlegel den 
Text verfasst hat, beschäftigt sich blos mit den in den japanischen 
Gewässern vorkommenden Ruderfüssern und Wallen, und bringt auch 
nur von diesen beiden Abtheilungen Abbildungen. 

Verhandelingen over de natuurl. geschiedenis der Nederl. 
overzeesche bezittingen. Zoölogie. N. 10. 

Im Laufe des Jahres 1844 ist uns aus unserer Abtheilung von 
diesem schönen Werke nur das 10te Heft bemerkenswerth, da es die 
von S. Müller und H. Schlegel gemeinschaftlich verfasste Be- 
schreibung der den indischen Archipel bewohnenden Eichhörn- 
chen bringt. 

Beiträge zur Säugthier-Fauna von Kaschmir von A. 
Wagner in Baron von Hügels Kaschmir IV. S. 567. 

Ref. hat, soweit die Materialien zureichten, eine Schilderung der 
Säugthier-Fauna von Kaschmir versucht und als neue Arten Mega- 
derma spectrum und Herpestes pallidus aufgestellt. Abgebildet sind 
Megaderma spectrum, Lepus macrotus und Capra Falconeri. 

A. Smith, Illustrations of the Zoology of South Africa. 
Lond. 1844. 

Von diesem Werke, das überaus langsam vorschreitet, sind im 
vorigen Jahre nur 2 Hefte: Nr, 20 u. 21 erschienen. 

Untersuchungen über die Fauna Peruana auf einer Reise 


8 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


in Peru während der Jahre 1838—1842 von Dr. J. J. von 
Tschudi. St. Gallen 1844. 2 Lieferungen enthaltend Säug- 
thiere. 

Eine der bedeutendsten naturhistorischen Reisen, da sie uns über 
die Fauna eines Landes Aufschluss giebt, die bisher ausserordent- 
lich wenig bekannt war, gleichwohl der Vergleichung wegen mit der 
brasilischen ein hohes Interesse erregte. Zum Erstenmale erhalten 
wir nun über diese merkwürdige Fauna befriedigende Aufschlüsse 
und Ref. gesteht gerne, dass ihm noch wenig Reisewerke so viel 
Freude und Belehrung gewährt haben als vorliegendes. Im vergan- 
genen Jahre sind hiervon 2 Lieferungen erschienen, welche mit einer 
geographischen Skizze von Peru und einer auch in unserm Archive 
S. 244 mitgetheilten systematischen Aufzählung aller bis jetzt be- 
kannten peruanischen Säugthiere beginnen, worauf dann die Beschrei- 
bung der Affen und eines Theils der Handflügler folgt. Die Be- 
schreibungen sind mit musterhafter Genauigkeit und scharfer kriti- 
scher Sichtung der Arten gefertigt; Lebensweise und geographische 
Verbreitung sehr ausführlich berücksichtigt; die Abbildungen getreu 
und schön. Die äussere Ausstattung ist gefällig, mit lobenswerther 
Vermeidung alles unnöthigen Luxus. 

In der Isis S.83 wurde von einem unbekannten Manne in Suri- 
nam eine Uebersicht der in dieser Kolonie vorkommenden Säug- 
thiere mitgetheilt, die zwar den wissenschaftlichen Anforderungen 
keineswegs entspricht, gleichwohl sehr beachtenswerthe Angaben, 
besonders hinsichtlich der geographischen Verbreitung der Arten, 
enthält. 

Zur Kenntniss der Ueberreste urweltlicher warmblütiger 


Thiere sind mehrere Arbeiten allgemeineren Inhalts erschienen, 

Unter dem Artikel Petrefaktenkunde lieferte‘H. von Meyer (in 
der allgemeinen Encykl. der Wissensch. u. Künste von Ersch und 
Gruber) eine interessante Uebersicht über die urweltliche Flora und 
Fauna mit besonderer Berücksichtigung der Säugthiere. 

Eine ähnliche Uebersicht gab Ref. in seiner „Geschichte der 
Urwelt”, Leipzig 1844 und 45 im 2ten Abschnitte: das Thier- und 
Pflanzenreich der Urwelt, wobei er ebenfalls den Säugthieren grös- 
sere Aufmerksamkeit widmete. 

Traite elementaire de Paleontologie ou histoire naturelle 
des animaux fossiles consideres dans leurs rapports zoologi- 
ques et geologiques par F. J. Pictet. Geneve 1844. Ton. I. 

Mit dieser Arbeit beabsichtigt Pictet ein Lehrbuch der Palaeon- 
tologie, doch nur in Bezug auf das Thierreich, zu liefern und man 
muss ihm Dank wissen für die vortreffliche Ausführung desselben. 
Der erste Band befasst sich mit den urweltlichen Säugthieren und 
Vögeln, die sehr gut geschildert sind. Zur Erläuterung sind 18 Ta- 
feln in demselben Oktavformat beigegeben, 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1844. 9 


A History of British Fossil Mammalia and Birds. By 


Richard Owen. Lond. 1844. Part. I—VI. 

Eine klassische Arbeit, wie man sie von Owen gewohnt ist. Sie 
begnügt sich nicht blos mit einer einfachen Aufzählung der auf den 
britischen Inseln vorkommenden urweltlichen Ueberreste von Säug- 
thieren und Vögeln, sondern ist reichhaltig an eigenthümlichen Un- 
tersuchungen und kritischer Sichtung der aufgestellten Arten. Im 
Laufe des Jahres 1844 sind 6 Hefte erschienen, von denen das letzte 
in der Beschreibung von Mastodon angustidens abbricht. Eine Menge 
ausgezeichneter Holzschnitte sind zur Erläuterung eingedruckt. 

Weiter reicht bereits desselben Verfassers Report on the British 
Fossil Mammalia. Part. II. Ungulata im Report of the thirteenth 
Meeting of the Brit. Association held at Cork. Lond. 1844. p. 208. 
Hier ist die Abtheilung der Hufthiere bereits zu Ende gebracht. 


A Catalogue of British Fossils; comprising all the genera 
and species hitherto described, with references to their Geo- 
logical Distribution and to the Localities in which they have 
been found. By John Morris. Lond. 1843. 222 S. 8. 

Umfasst sowohl die Pflanzen als Thiere, von denen der Species- 
name, ein oder das andere Citat, wo die Art beschrieben und abge- 
bildet ist, ferner die Gebirgsart und die Lokalität angegeben ist. 
Dieser Katalog ist mit grossem Fleisse ausgearbeitet und da die geo- 
logische Gesellschaft in London zweimal dem Verfasser zur Bearbei- 
tung des vorliegenden Verzeichnisses den Wollastonschen Unterstüz- 
zungsfonds zugewiesen hat, so darf man auch von dessen Genauig- 
keit überzeugt sein. 


Grateloup, considerations generales sur la Geologie et 
la Zoologie fossile (!) de Ja commune de Leognan pres Bor- 
deaux (Actes de la Soc. Linn. de Bordeaux. XI. p. 335 u. 344). 

Im Meeressandstein, einer Art Molasse, findet man zahlreiche 
Knochen grosser Schildkröten aus der Familie der Chelonier, Wirbel 
und Rippen grosser Cetaceen, Haizähne von gigantischer Grösse, 
Kiefer grosser Delphine und Gaviale und anderer Saurier; hier 
kommt auch der Squalodon vor. Die Formation wird für Meeres- 
bildung angesehen. — Die Molasse von Fronsadais an den Ufern der 
Jlle dagegen ist Süsswasserbildung. Hier finden sich in Menge Kno- 
chen von Landsäugthieren und Süsswasser-Reptilien, als Palaeothe- 
rium magnum, medium, crassum und minus und verschiedene Arten 
von Emys und Trionyz. Diese Knochen trifft man ohne Meermu- 
scheln oder letztere doch nur selten; auch kommen weder Cetaceen 
noch Haizähne vor. — Bei Salles hat den. Meeressandstein sehr zahl- 
reiche fossile Knochen: Mastodon angustidens und munutus zugleich 
mit Knochen grosser Cetaceen, als Wallfische, Delphine, Lamantine 
ws.w. Hier wurde auch das humatile Skelet eines Menschen ent- 


10 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


deckt, doch war das letztere nicht wirklich fossil, weil es durch 
Lagen, jünger als die Meeresformation, durch eine Art Travertin 
oder concretionirten Kalk eingehüllt worden war. 

In derselben Zeitschrift (Vol. XII. p. 149) führt Pedroni aus 
den Steinbrüchen von Leognan 4 Cetaceen-Wirbel, 2 Fragmente von 
Schildkrötenpanzern und ein Stück eines-Hirschgeweihes an, 

Bei dieser Gelegenheit will Ref. erwähnen, dass F. Robert die 
Akademie in Paris benachrichtigte, dass er im Kalkmergel von Alais 
fossile Menschenknochen entdeckt habe (Instit. 1844. p. 195), dass 
jedoch Marcel de Serres bald hernach nachwiess, dass man des 
Fundortes derselben nicht versichert sey (Rev. zool. p. 281). 

H. v. Meyer hat die fossilen Knochen aus dem Tertiärgebilde 
des Serro de San Jsidro bei Madrid, so wie aus den Höhlen im 
Lahn-Thale beschrieben (Jahrb. f. Min. S. 289 u. 431), auch über die 
Vorkommnisse von Oeningen, Weisenau, Mombach, Flonheim und 
Georgensgmünd und etlichen andern Punkten weitere Nachrichten 
mitgetheilt (ebenda S. 329 u. 564). 

Die Beispiele von angeblichen urweltlichen Fährten hat 
King mit mehreren neuen vermehrt (Proceed. of the Academy 
of Nat. Sciences of Philadelph. 1844. p. 175). 

Diese angeblichen Fährten finden sich in einem grobkörnigen 
Sandstein, der ungefähr 800 Fuss unter der höchsten Schicht der 
Kohlenformation in der Grafschaft Westmoreland in Pennsylvanien 
vorkommt. Zwei solcher Eindrücke sehen aus als wie von Sumpf- 
vögeln hervorgebracht und werden von King mit dem Namen Or- 
nithichnites gallinuloides und Culbertsonii bezeichnet. Fünf andere 
solcher Eindrücke bestehen aus einem grössern rundlichen Ballen, 
um den auf die Hälfte oder Zweidrittel seines Umfangs 5 andere 
Eindrücke herumstehen, die in zwei Fällen eine lanzettartige, in den 
drei andern aber eine unregelmässig rundliche oder ovale Form 
haben. Die den beiden ersteren Fällen angehörigen Eindrücke schreibt 
King Sauriern zu, denen er den Namen Thenaropus leptodactylus und 
pachydactylus giebt. Ganz ungewiss über die Klasse ist er bei den 
andern Fährten, die er auf Digitigraden, einigermassen auf Fluss- 
pferde, beziehen möchte; provisorisch will er die Thiere, von denen 
sie herrühren sollen, Thenaropus sphaerodactylus und ovidactylus 
genannt wissen. Ref. gesteht gerne, über diese seltsamen Eindrücke 
gar keine Meinung sich bilden zu können. Auf einer andern Sand- 
steinplatte fanden sich 12—14 sehr deutliche und mehrere undeut- 
liche Eindrücke, die King einem Beutelthiere zuschreibt. Vor- 
der- und Hinterfüsse sind verschieden, ersterer mit 4 Zehen und 4% 
Zoll lang, letzterer mit 5 Zehen und 5% Zoll lang. An jedem Fusse 
ist die eine Zehe wie ein Daumen abstehend. Vorder- und Hinter- 
Fährten sind nur durch einen Zwischenraum von ungefähr 2 Zoll 
von einander geschieden. 

Anleitungen zum Präpariren sind mir zwei bekannt geworden; 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1844. 11 


Streubel, der Conservator oder Anleitung Naturaliensammlungen 
anzulegen und zu erhalten. Berl. — Leven, Anweisung zum Abbal- 
gen, Ausstopfen und Conserviren der Vögel, Säugthiere, Fische und 
Amphibien. Heidelb. 


Simiae. 


Simiae catarrhinae. Ueber die Zergliederung eines 
weiblichen Orang-Utans, der im Garten der zoologischen 
Gesellschaft in London starb, theilte Owen einige kurze No- 
tizen mit, 

Das Thier mochte zwischen 5—6.Jahre alt sein und wog 41 
Pfund; das Hervorbrechen der bleibenden Zähne war seit einem 
Jahre im Fortgange. Die Laryngealsäcke reichten bis zu den Schlüs- 
selbeinen und der Schultergelenkung. Owen erhielt Eier von meh- 
reren Graafschen Bläschen, von denen eines zwei Eier fasste; sie 
gleichen sehr den menschlichen und haben eine dicke durchschei- 
nende Dotterhaut, welche die kleinen körnigen Contenta und Keim- 
bläschen enthält; ihr Durchmesser beträgt „4, Zoll. 


Unter dem Namen Cercopithecus Samango hat Wahl- 
berg eine neue Art Meerkatzen aufgestellt (Hornschuch, Ar- 


chiv skandinav. Beitr. z. Naturgesch. I. S. 179). 

Sie gehört unter die grössten Arten und wird folgendermassen 
charakterisirt: „CO. cinereus; pilis flavescente variegatis, capite nigro, 
pallide punctato, absque fascia frontali pallescente; brachiis 
totis nigris. — Mas adultus longitudine ad basin caudae 0m,59; cau- 
dae longit. 0,77. Facies nigricans genis totis dense pilosis, colore 
corporis. Labium superius usque ad nasum et inferius cum mento 
sparse albidopilosa; macula ante genas nigra. Aures intus et mar- 
gine albidopilosae. Gastraeum pallescens. Pili gulae et juguli la- 
nati, densi, breves, albidi. Antipedes tantum in antica humerorum 
parte variegati. Pedes posteriores extus obscure cinerei, albido-va- 
riegati. Manus omnes nigri. Cauda a basi ad medium albida, linea 
superiore fusca; dein sensim nigra, — Femina parum minor, simi- 
lis mari.” — Von Walılberg in Haufen zu Amazulu im Kaffernlande 
einwärts von Port Natal gefunden. 


Ueber den /nuus sinicus theilte Templeton (Ann. of 
nat. hist. XIV. p. 361) nach Beobachtungen an Ort und Stelle 
gute Bemerkungen mit. 

Findet sich allenthalben in den westlichen und südlichen Küsten- 
provinzen von Ceylon und ist vom Toque (Inuus radiatus) leicht zu 
unterscheiden durch die helle Lohfarbe (tan hue) des Gesichts und 
den schwarzen Rand der Unterlippe. Die Verschiedenheiten nach 
Alter und Geschlecht werden genau geschildert. 


12 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


Simiae platyrrhinae. J.v Tschudi hat in Peru 
9 Gattungen von Affen mit 20 Arten nachgewiesen (Fauna 
peruana S. 23). 

Alle diese Affen sind auch durch andere Länder Südamerikas ver- 
breitet, jedoch kann man mehrere als eigenthümlich für Peru fest- 
stellen, weil sie ihr Maximum in diesem Lande erreichen und sich 
so zu sagen von ihm aus weiter verbreiten. Hierher rechnet Tschudi 
besonders Lagothriw Humboldti nebst Ateles ater und marginatus, 
welche sich von Peru nach Norden und Osten nach den angrenzen- 
den Ländern hin erstrecken, die übrigen Arten kann man aber von 
diesem aus eingewandert betrachten. 

Von Ateles führt v. Tschudi in seiner Fauna Peruana 


4 Arten auf: 4. marginatus, ater, paniscus und pentadactylus. 

Den A. marginatus hat er nur einmal gesehen, den A. ater desto 
häufiger. Bei letzterem geht die Gesichtsfarbe vom tief Schwarzen 
bis zum Kupferfarbigen über und lässt sich dann schwer von A. pa- 
niscus unterscheiden. Als Unterscheidungsmerkmale giebt Tsch. für 
A. ater an: Augen weiter auseinander stehend, Schnautze mehr ab- 
gerundet, die 5 Extremitäten im Verhältnifs zum Körper viel länger, 
Leib schlanker, Pelz intensiver schwarz. Diese Merkmale, die in 
Sammlungen kaum wieder aufzufinden sind, würden mich nicht ab- 
halten auf der Vereinigung von A. ater und paniscus zu bestehen, 
wenn nicht Tsch. beifügte, dass bei ersterem die Jungen von Geburt 
an schwarz, bei letzterem dagegen schmutzig olivengrün sind, — 
Nach einem im Weingeiste aufbewahrten Exemplare, das an der rech- 
ten Vorderhand keinen Daumen, wohl aber an der linken besitzt, 
hatte ich A. paniseus und pentadactylus mit einander vereinigt, was 
jedoch Tsch. nicht gelten lässt, weil beide verschiedene Verbrei- 
tungsbezirke hätten, ihm auch nie ein ähnlicher Fall vorgekommen 
wäre, daher er die Vermuthung aufgestellt, jenes Exemplar möchte 
erst durch Verletzung den einen Daumen verloren haben. Dies ist 
nun freilich nicht der Fall, wie aus der Besichtigung der rechten 
Vorderhand hervorgeht; der Daumenmangel derselben ist ein ange- 
borner. Gleichwohl will ich jetzt auf diesen Umstend nicht mehr 
so viel Gewicht als früher legen, seitdem ich aus Tsch. Angaben 
weiss, dass beide Klammeraffen sehr verschiedenartige Verbreitungs- 
bezirke haben, was mir auch von Natterer schon früherhin be- 
merklich gemacht wurde, indem er zwar auf seinen Reisen den 
A. paniscus, aber niemals den A. pentadactylus antraf. 

Von Lagothrix unterscheidet Tschudi gleich dem Re- 
ferenten nur 2 Arten, deutet aber die Synonymie anders. 

Die L. cana Geoffr., hält Tsch. nach Vergleichung des pariser 
Exemplares, nicht für identisch mit Gastrimargus olivaceus Sp., 
sondern mit dessen G. infumatus. Wenn dies richtig ist, so wäre 
sowohl der Name als die von Geoffroy und Desmarest gelieferte Be- 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1844. 13 


schreibung ihres L. cana völlig unrichtig, da L. infumata eine ganz 
andere Färbung hat. Um bis zur definitiven Erledigung dieser Be- 
denklichkeiten keine Verwirrung zu veranlassen, behalte ich für 
letztere den von Spix gegebenen Namen bei, während sein Gastri- 
margus olivaceus unbedenklich als L. Humboldti, wie sie jetzt Tsch, 
beschreibt, zu bezeichnen ist. 


Aus Peru führt uns derselbe Reisende 3 Arten von Brüll- 
affen auf, nämlich Mycetes stramineus, rufimanus und flavi- 
caudalus. 

Ich hatte diese 3 Arten mit dem Caraya vereinigt, weil sie sämmt- 
lich sehr mangelhaft und nur nach dem einen und andern Individuum 
bekannt waren. Nachdem ich jedoch von Natterer erfahren, dass 
er in ganz Brasilien nie ein Exemplar gesehen, das mit dem in unse- 
rer Sammlung aufgestellten M. stramineus übereinkäme, so betrach- 
tete ich es seitdem als Repräsentanten einer eigenthümlichen Art. 
Ebenso erfuhr ich von Natterer, dafs der bisher nur in einem Exem- 
plar gekannte M. rufimanus häufig von ihm in Truppen gefunden 
worden sei und dass Weibchen und Junge nicht wie beim Caraya 
gelb, sondern gleich dem Männchen kohlschwarz sind. Hierdurch 
sehe ich mich genöthigt auch den M. rufimanus als eigne Art auf- 
zustellen. Für Anerkennung beider Arten spricht sich nun auch Tsch. 
aus; von M. stramineus hat er übrigens nur ein Exemplar beobach- 
tet, bei M. zufimanus hat er ebenfalls die Weibchen schwarz gefun- 
den, von den Jungen sagt er nichts. Ob er den M. flavicaudatus 
selbst im Freien beobachtet, findet sich nicht angegeben; seinem 
Verbreitungsbezirke nach, dürfte er allerdings als eigenthümliche Art 
angesehen werden. 


In der sehr schwierigen Gattung Cebus unterscheidet 
v. Tschudi 3 Arten für Peru. 

Sie sind der ©. robustus Neuw., capucinus und albifrons, von 
denen die spezifische Berechtigung des ersteren mir noch immer 
zweifelhaft bleibt. Gelegentlich bemerke ich, dafs ich ausser dem 
©. hypoleucos nun auch nach Vergleichung mehrerer von Natterer 
mitgebrachten Exemplare den C, gracilis Sp. als besondere Art ab- 
sondere; ebenso den (. zanthosternus Neuw. (zanthocephalus Sp.), 
der nur den Küstengegenden anzugehören scheint, so wie einen (. 
nigrivittatus, den Natterer vom obern Rio branco mitbrachte. Nur 
genaue Ermittelung der Verbreitungsbezirke dieser Affen kann uns 
dazu helfen, sie in Arten oder doch wenigstens in constante lokale 
Varietäten zu trennen; in Sammlungen ohne genaue Angabe der Fund- 
örter bleibt man auf blosses Rathen angewiesen. Mit den Rollaffen 
werden wir übrigens noch lange zu thun haben, bis ihre Arten fest- 
gestellt sind. 


Aus der ziemlich artenreichen Gattung von Callithrix 


14 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


hat v. Tschudi nur 2 Arten in Peru gefunden: C. personata 
und amiecta. z 

C. nigrifrons Sp. sieht Tschudi nur für ein altes Individuum von 
€. personata an, worin ich ihm jedoch, nach Vergleichung von 14 
unter sich ganz übereinstimmenden Exemplaren, wovon Natterer 
13 mitbrachte, nicht beipflichten kann. Im Gegentheil sehe ich jetzt 
C. nigrifrons, nachdem ich besser mit ihr bekannt geworden bin, 
für eine eigenthümliche Art an, welche den südlichen Provinzen Bra- 
siliens eigenthümlich ist und charakterisire sie durch folgende Dia- 
gnose: C. brunescens; taenia frontali lata manibusque nigris. An 
ihre Stelle tritt im nordöstlichen Brasilien C. Gigot Sp., sordide 
eanescens, stria angusta frontali manibusque nigris. Unsere Exem- 
plare und die beiden im Wiener Museum stammen von Bahia und 
sind unter sich ganz gleich, so dass €. Gigot als eigenthümliche Art, 
oder doch wenigstens als constante Varietät von C. nigrifrons ange- 
sehen werden muss. C. melanochir, den ich aus Autopsie nicht kenne, 
da ihn weder die bayerischen, noch die österreichischen Reisenden 
gcfunden haben, unterscheidet sich von den beiden andern durch den 
kastanienbraunen Unterrücken. Von allen diesen, wie von C. per- 
sonata spezifisch verschieden, ist C. cinerascens Sp. sowohl durch 
geringere Grösse und kürzere Behaaruug als durch seinen Verbrei- 
tungsbezirk an der peruanisch-brasilischen Grenze. Man kann ihn 
folgendermassen charakterisiren: C. cinerascens, dorso dilute fer- 
rugineo-brunescente, manibus griseis, cauda nigricante, statura 
€. cupreae. 

Chrysothrix und Nyetipithecus werden von v. Tschudi 
aus Peru angeführt, doch hat er selbst keine Art dort beobachtet. 
Von den Schweifaffen hat er daselbst nur Pithecia satanas ge- 
funden; von Seidenaffen Midas rufimanus, labiatus und chry- 
somelas. — Von Hapale rufiventer hat J.E. Gray in der Zoolygy 
of the voy. of Erebus N. 4 Tab 18 eine Abbildung geliefert. 

Martin St. Ange hat am Fötus eines Seidenaffen gefunden, 
dass die Placenta aus zwei gleich grossen Kuchen besteht, die ein- 
ander gegenüber liegen und durch eine ohngefähr 2 Centimetres breite 
Zone des Chorions getrennt sind (Rev. zoo]. p. 73). 


Prosimii, Bydragen tot de kennis van de Lemuridae 
or Prosimii door J. van der Hoeven (Tijdschrift voor na- 
tuurl, geschied. XI. p. 1). 

Unter diesem Titel hat van der Hoeven eine Monographie der 
Halbaffen geliefert, deren Arten-Auseinandersetzung noch immer nicht 
im Reinen ist, wozu er aber werthvolle Beiträge geliefert hat. Er 
giebt folgenden Conspectus der Arten: 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1844. 15 


I. Unguis indicis podariorum solus incurvus subulatus. 


A. Dentes ineisivi = canini a molares 2 Le- 
mur Geoffr. 

Tarsus non elongatus; cauda longissima undique pilosa; auricu- 
lae breves rotundatae. 

a) capite elongato, rostro acuto. 

LEMUR Auct. E 

*) Cauda albo nigroque annulata: 1. L. catta. 

#*) Cauda unicolore, corpore subtus nigro: 2. L. ma- 
caco. — 3. L. ruber. 

##) Cauda unicolore, abdomine dilutiore: A. L. mon- 
80x L.; griseo bruneus, genis et collari flavescentibus (Mongous Fr. 

- Cuv.). — 5. L. nigrifrons Geoffr.; rufo-griseus, nucha humerisque 
canis, gula alba, fascia nigra transversa frontali. — 6. L. bruneus 
Hoev. (L. fulvus Geofir., L. nigrifrons Fr. Cuv.); griseo-bruneus, 
abdomine dilutiore, flavescente, facie tota nigra. — 7. L. albifrons 
Geoffr. — 8. L. rufus Geoffr. — 8. L. coronatus Gray. — 
10. L. rufifrons Benn. 

b) capite abbreviato, spatio interorbitali nasoque 
convexis. 

CHIROGALEUS Geoff. 

11. Lemur griseus Geoffr. (Audeb. Mki Fig. 7); griseo-bruneus, 
infra pallide cinereus, cauda corporis longitudine. — 12. Lemur 
(Chirogaleus) Milü Geoffr. (Myspithecus typicus Fr. Cuy.) 

STENOPS Jllig.; tarsus non elongatus; cauda nulla aut brevis- 
sima; auriculae breves rotundatae; oculi magni opproximati. 

a) Cauda nulla: 1. St. gracilis. 

b) Tuberculum caudale brevissimum: 2. St. tardigradus. — 3. St. 
javanicus. 

PERODICTICUS; tarsus elongatus; cauda brevis; manus indice 
brevissimo; auriculae breves rotundatae; oculi laterales, 

1. P. Potto. ! 

OTOLICNUS; tarsus elongatus, cauda longissima; auriculae 
nudae magnae. 

1. ©. galago. — 2. 0. Alleni. — 3. O. crassicaudatus, — 4, O. 
madagascariensis (Mierocebus Geoffr.) 


“ 
B. Dentes ineisivi 3, canini 4, molares > 


LICHANOTUS. . 

a) Cauda brevissima: 1. Lichonotus Indri. 

b) Cauda elongata: 2. L. Avahi (Habrocebus lanatus). 
PROPITHECUS. 

1. P. diadema. 


16 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


Il. Ungues digiti 2 et 3 podariorum ineurvi subulati, 


TARSIUS spectrum. 

Abgebildet sind auf Tab. 1 die Schädel von Chirogaleus griseus, 
Lemur albifrons, Perodieticus Potto, Stenops gracilis, Lichanotus 
Indri und Avahi, Tarsius spectrum. Auf Tab.2 ist die Abbildung 
von Perodicticus Potto und auf Tab. 3 die von Lichanotus Avahi 
gegeben. 


Der innere Bau der Loris ist durch eine umfassende 
anatomische Untersuchung von Vrolik erläutert worden. 

Sie ist aufgenommen in die Nieuwe Verhandelingen der erste 
Klasse van het K. Nederl. Instituut van Wetenschappen te Amster- 
dam. X (1843) p.75. V. untersuchte zunächst den Stenops tardigra- 
dus im frischen Zustande, ausserdem aber noch den St. gracilis und, 
wie er angiebt, den St. javanicus; bei allen fand er grosse Ueber- 
einstimmung im innern Bau, im Gegensatz zu Schöder van der 
Kolk, der von letzterer Art erhebliche Differenzen angeführt hatte, 
die V. auf Rechnung des jugendlichen Zustandes und des langen Lie- 
gens in Weingeist von dessen Exemplar bringt. — Die Hemisphären 
des grossen Hirns bedecken nur die vordere Partie des kleinen Hirns; 
die Furchen sind nicht zahlreich und die Windungen zeigen grosse 
Symmetrie. Die Vierhügel bestehen nicht, wie Schr. angegeben hatte, 
blos aus einem, sondern aus 2 Paaren. An der Zunge ist das Merk« 
würdigste eine halb knorpelige, halb häutige Scheibe, die auf der 
Unterseite und nicht weit von der Spitze der Zunge angebracht und 
mit feinen Zacken geendigt ist; V. fand diese Scheibe bei allen 3 Arten, 
Die rechte Lunge hat 4, die linke 2 Lappen. Ausführlich beschreibt 
V. die bekannten Gefässgeflechte in den Extremitäten, die nicht blos 
von den Arterien, sondern auch von den Venen gebildet sind. Die 
Einschnürungen des Darmkanals, welche Schr. von St. javanicus an- 
gegeben hat, so wie das Vorkommen eines besondern Wurmfort- 
satzes, bestreitet V. für alle 3 Arten. Die dünnen Därme fand er 
durchgängig von fast gleicher Weite, ausgenommen, dafs sie sich 
etwas erweiterten, um sich im Dickdarm fortzusetzen; der Blinddarm 
endigt sich in eine stumpfe, etwas verlängerte Spitze, die sich nicht 
plötzlich, wie es ein Wurmfortsatz tlut, zusammenzieht, sondern 
von gleicher Weite mit dem Darme ist. Sehr ausführlich werden 
zuletzt noch das Knochen- und Muskelsystem beschrieben. Drei 
schöne Tafeln sind zur Erläuterung beigegeben; auf der ersten ist 
Fig. 1 eine kolorirte Abbildung des Kopfes von St. tardigradus im 
frischen Zustande mitgetheilt. 


Den tadelnden Bemerkungen Vrolik’s liess Schröder 
van der Kolk eine Antwort in der Tijdschr. voor natuurl. 


gesch. XI. (1844) p. 123 folgen. 
Während Schr. zu seinen frühern Untersuchungen nur ein jugend- 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1844. 17 


liches, überdies lange in Brantwein aufbewahrtes Exemplar von Sten- 
ops javanicus hatte benutzen können, erhielt er diesmal den fri- 
schen Rumpf eines erwachsenen Thieres der nämlichen Art dazu. 
An demselben zeigte sich aber in Bezug auf die Eingeweide das näm- 
liche Verhalten wie am jüngern Exemplare: dieselben Darmein. 
schnürungen, ein langer wurmförmiger Fortsatz und eine Verenge- 
rung des Dünndarms gegen seine Einmündungstellee Man darf nur 
die beiden schönen Abbildungen Schröders von den eben erwähnten 
Theilen des Darmkanals mit denen Vroliks vergleichen, um die auf- 
fallende Differenz zwischen beiden mit einem Blicke wahrzunehmen, 
und man wird alsdann wohl der Meinung von Schr. beitreten müssen, 
dass V. gar keinen St. javanicus vor sich hatte, sondern ein Exem- 
plar von St. tardigradus hierfür ansah. Die Abweichung in den An- 
gaben ist also nicht Beobachtungsfehlern, sondern der Artverschie- 
denheit zuzuschreiben. Diese Differenzen ergeben sich auch noch in 
andern Momenten; so 2. B. ist bei St. javanicus die linke Lunge in 3, 
bei St. tardigradus blos in 2 Lappen getheilt; ferner ist die Leber 
bei letzterem in 2 Lappen gespalten, wovon nur der rechte in 3 Läpp- 
chen zerfällt, während der linke ungetheilt ist, dagegen ist bei St. 
javanicus der rechte Lappen in 5 und der linke in 3 Läppchen ge- 
theilt. Zu den äussern Unterschieden zwischen beiden Arten kom- 
men demnach noch erhebliche innere hinzu. Schliesslich ist zu be- 
merken, dass Schr. ebenfalls den plexus sacralis in den Blutgefässen 
aufgefunden hat und dass auch hier der plexus venosus anwesend ist. 

Templeton lieferte in den Ann. of nat. hist. XIV. p. 362 einige 
Bemerkungen über in der Gefangenschaft gehaltene Individuen von 
Stenops gracilis. Er ist sehr gemein im Flachlande auf der Ost- 
und Westseite von Ceylon und ausser ihm kommt keine andere Art 
von „Stenopidae‘ daselbst vor. 


Chiroptera. 


J. v. Tschudi entwirft in seiner Fauna peruana S. 57 
von dieser Ordnung folgendes Schema: 
1. Tribus /stiophora. ll. Tribus Anistiophora. 
A. Dentibus molaribus tuberculatis. 
I. Sectio. Ch. pentadactyla. 
a) indice completo. 
vacat. 1 Fam. Pteropina. 
B. Dentibus molarihus cuspidatis. 
b) indice incompleto. 


2. Fam, Phyllostomina. 3. Fam. Noctilionina. 
ll. Sectio. Ch, tetradactyla. 
4. Fam, Rhinolophina. 5. Fam. Vespertilionina. 


Die durelı Cuming von den Philippinen mitgebrachten Handflüg- 
ler wurden von Waterhouse bekannt gemacht (Ann. of nat. hist. 
XllL. p. 302). — In der Zoology of the voy. of Erebus N.4 hat 

Archiv £, Naturgesch, XT, Jahrg. 2. Bd. B 


18 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


J. E. Gray die Abbildungen. (ohne Beschreibung) von Scotophilus 
Gouldü, morio, pumilus und Greyü, Nyetophilus Geoffroyii und ma- 
jor, Mystacina tuberculata und Molossus norfolcensis mitgetheilt. 
Istiophora. Von Phyllostoma stellte v, Tschudi 
a. a. O. 2 neue Arten aus Peru auf: PA. erythromos und opo- 


raphilum. 

1. Ph. erythromos (Tab. 1); „supra brunescens, subtus ex 
fusco canescens, intra scapulas et auriculas pilis elongatis densis fer- 
rugineo-rufis; prosthemate lanceolato.” — 2. Ph. oporaphilum 
(Tab. 2); „supra ex fusco canescens, lateribus uropygioque obscu- 
rioribus; subtus albido-canum.” 

Die Gattung @lossophaga wurde von demselben Natur- 
forscher in seiner Fauna peruana in 2 Untergattungen: Glos- 
sophaga und Ohoeronycteris Licht. getheilt. 

a) Glossophaga; „dentes ineisores superiores contigui, medii 
majores; lingua apice utrinque fimbriata, longissima, extensilis; cauda 
distincta, patagium anale magnum vel imperfectum.” — Typus: 
G. amplexicaudata, 

b) Choeronycteris; dentes incisores superiores paryuli, per 
paria dispositi, lacuna intermedia distineti, compressi, hebetes, medii 
minores; rostrum tenue, valde productum; lingua mollis, subglabra, 
haud fimbriata; ceauda nulla. — Hierher stellt Tsch. 2 neue Arten: 
1. Ch. peruana (Tab.3 Fig. 1—2); „supra saturate fuliginoso- 
fusca, pilis basi albidis apice fuseis; subtus bruneo-canescens, pilis 
basi canis apice bruneis; prosthemate parvo, trigono-lanceolato; 
alis nigris; antibrachio longitudinis usguam ad dimidium piloso; pa- 
tagio interfemorali nullo; unguibus bruneo-flavescentibus.” Am Ost- 
abhange der peruanischen Cordillera. — 2) Ch. mezxzicana (Tab. 3 
Fig. 3); „supra bruneo-canescens, subtus dilutior, alis fuscis; pros- 
themate elongato triangulari; patagio interfemorali lato, brevi, 
exciso; unguibus nigris.” Aus Mexiko. — Ref. macht bemerklich, 
dass nach seinen Untersuchungen zu dieser Untergattung auch @. 
ecaudata gehört. 

Macrotus ist eine neu von J. E. Gray in den Ann. 
of nat. hist. XIII. p. 68 aufgestellte Gattung oder vielmehr 


Untergattung der Blattnasen. 

Sie kommt am meisten mit der Untergattung Macrophyllum 
überein, unterscheidet sich aber dadurch, dass das letzte Schwanz- 
glied über den Rand der grossen Schenkelflughaut vorsteht. Ein 
anderer Unterschied ergiebt sich aus der auffallenden Grösse der 
Ohren und ihrer Vereinigung auf dem Scheitel. — Als neue Art ge- 
hört hierher M. Waterhousii: „colore murino, abdomine palli- 
diore, prosthemate lanceolato.” Körper 24”, Schwanz 1” 2“, Ohren 
1” 2%”. Von Hayti. Auch auf Jamaika ist die Gattung Macrotis ge- 
funden worden (Ann, of nat. hist. XIII. p. 224). 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1844. 19 


Zu Megaderma sind 2 neue Arten hinzugekommen. 

1) M. spectrum Wagn.; supra schistaceo-cinereum, subtus 
albidum; prosthemate verticali, mediocri, ovali; trago lanceolato, 
intus appendicula ovata aucto; unguibus albidis.” Von Kaschmir 
(Baron v. Hügel’s Kaschmir IV. S. 569 mit Abbild.)— 2) M. philippi- 
nenseWaterh,.; „supra cinereo-fuscum, subtus cinereum ; prosthemate 
verticali fere ovali, ad apicem subtruncato, horizontali paulo minori, 
cordiformi; auribus permagnis; trago elongato, attenuato, acuto, ad 
basin antice lobo mediocri acuto instructo.” (Ann, of nat. hist. 
XII. p. 304). h 

&ymnorhina. Chilonyeteris ist durch Gray mit einer 
Art vermehrt worden: 

Ch. fuliginosus; „supra fuliginosus, fusco-tinetus, subtus 
fuscescens, gula femoribusque ad basin rufescentibus; auribus elon- 
gatis, attenuatis, acutis.” Von Hayti (Ann. of nat. hist. XIII. p. 68). 

Weitere Erläuterungen von seiner Gattung Phyllodia gab 
ebendaselbst (S. 224) Gray und charakterisirte die einzige 
bekannte Art: 

Ph. Parnellii, „auribus magnis subacutis; vellere cinerascenti- 
fusco, pilis ad apicem obscurioribus.” Von Jamaika. 

Den ansehnlichsten Zugang haben die Kammnasen er- 
halten :) 

1) Rhinolophus gigas Wagn, „maximus, fuliginosus, capite, 
dorsi lateribus gastraeoque albidis; auriculis elongatis augustis; cauda 
brevi.” Aus Benguela (vergl. unser Archiv 1845 S. 148). — 3. RA. 
Martini Fras., ausgezeichnet dadurch, dass der Hautapparat der 
Schnautze der Länge nach getheilt ist. Von Westafrika (Ann. of 
nat. hist. XII. p. 73). — 3) Rh. pygmaeus Wat.; „prosthemate 
superiore semicirculari; corpore supra nigricante (pilis ad basin albe- | 
scentibus), subtus cinerascente; auribus acutis ad latus exterius di- 
stincte emarginatis. — 4) Rh. philippinensis Wat., nahe mit 
Rh. euryotis verwandt, aber durch die viel beträchtlichere Grösse 
des accessorischen Ohrlappens und die abgestutzte Form des vor- 
dersten der Nasenblätter verschieden. Beide letzte Arten von den 
Philippinen (Ann. of nat. hist. XIII. p. 303). 

Nilsson zeigte, dass Linn@'s Vespertilio murinus der Neueren 
V, discolor ist (Förhandl. vid de skand. Naturf, 1843 p. 436; Isis 
1815 S. 436). 


Insectivora. 


Temminck hat in der Fauna japonica, mammal, dec. 2 
seine Beschreibung der japanischen Spitzmäuse beendigt. 
Er charakterisirt den Sorez indicus, $. Dsi-Nexumi und $. um- 
brinus, deren beide erstere auch abgebildet sind. Bei S. indicus 
B* 


20 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


bemüht sich T. um Sichtung der sehr verworrenen Synonymie und 
macht die Bemerkung, dass man in den systematischen Verzeich- 
nissen den S. myosuros von Pallas ganz unterdrücken müsse, weil 
er nur auf ein Albino-Exemplar einer der 4 grossen Arten, die ge- 
genwärtig unter den Namen S. giganteus, serpentarius, indicus und 
crassicaudatus bekannt sind, begründet sei. In dieser Beziehung hat 
sich jedoch Temminck geirrt, wie die von Pallas oder mir gelie- 
ferte Beschreibung von S. myosuros ausweist. Sein S. indicus ist 
identisch mit S. myosuros und letzterer Name, als der ältere, daher 
beizubehalten. 

A. Smith giebt in seinen Illustrations of the Zoology 
of South Africa N. 21 und 22 die Beschreibungen und Abbil- 


dungen von 4 südafrikanischen Arten der Spitzmäuse. 

Drei von diesen Arten: Sorex capensis Geoffr., $. flavescens 
Geoffr. und S.varius Smuts sind schon bekannt; die Ate $. mari- 
quensis ist von Smith neu aufgestellt und gehört zur Unterabthei- 
lung Crocidura; ihre Oberseite ist bräunlichroth, die Unterseite von 
derselben Farbe, nur lichter und mit perlgrauem Anfluge; Haare am 
Grunde graulichschwarz. Körper 3“ 4“, Schwanz 1“ 10. — Es wäre 
zu wünschen, dass die Diagnosen bei Smith genauer und sprachrich- 
tiger abgefasst wären und dass insbesondere die Farbenzeichnungen in 
beiden Sprachen in bessere Concordanz kämen. So z. B. heisst es 
bei ihm von S. flavescens auf der Oberseite broccolibrown, distinetly 
tinted with light yellowish-brown, was in der lateinischen Diagnose als 
zufo-flavus gegeben wird; ferner die Unterseite heisst im Englischen 
wood-brown, im Lateinischen flavo-cinereus, so dass man nach der 
Diagnose fast auf eine andere Art als die in der Beschreibung ge- 
meinte schliessen dürfte. 

Die europäische Fauna hat durch Nilsson einen Zuwachs 
an einer neuen Spitzmaus-Art, Sorex pwmilus, erhalten 


(Hornschuchs Archiv. skand. Beitr. I. S. 145). 

Dieser S. pumilus ist noch kleiner als S. etruscus und gehört 
zu derselben Gruppe wie S. vulgaris L. Schwanz dünn, mit länge- 
ren Haaren belegt, zwischen welchen keine kleineren vorkommen 
und endigt mit einem spitzen Haarpinsel. Kopf beinahe so lang als 
der ganze übrige Körper. Farbe oben rostgraubraun, unten weiss. 
Körper 1” 44 schw. M.; Schwanzrübe 1 2:“. Bis jetzt nur in 
einem einzigen Exemplare im nordöstlichen Schonen gefunden, In 
dieser Provinz ist nunmehr auch $. pygmaeus wahrgenommeh wor- 
den und Nilsson vermuthet, dass bei weiteren Vergleichungen sich 
selbst ergeben könnte, dass die für S. rusticus angesehene Spitzmaus 
aus Jemtland als S. pygmaeus zu erklären wäre. : 

Palaeospalax ist eine Gattung, die von Owen auf 
einen fossilen Unterkiefer begründet wurde. (Hist. of Brit. 


foss. mammal, p. 25). 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1844. 21 


Er wurde mit Ueberresten vom Mammuth, Hirschen und Rehen 
an der Küste von Norfolk gefunden, zeigt die nächste Verwandtschaft 
mit den Würfen, ist aber so gross wie der eines Igels. Owen be» 
zeichnet ihn als P. magnus. 

Auf einen andern fossilen Unterkiefer von Hordwell hat Wood 
eine Gattung urweltlicher Insektenfresser, die er Spalacodon nennt, 
begründet, von der mir jedoch bis jetzt nichts weiter als der Name 
bekannt ist (Ann. of nat. hist. XIV. p. 350). 

L. Jacobson theilte einige Beobachtungen über die Verände- 
rungen mit, welche bei der Trächtigkeit und dem Gebären, wie auch 
nach denselben, in der Symphysis ossium pubis beim Igel vorgehen 
(Förhandl. vid de skand. Naturf. Stockh. 1843. p. 704; Isis 1845 S. 459). 


Carnivora. 


Ursina. Von einer Albino- Varietät des Ursus arctos 
aus den Pyrenäen hat Bazin Nachricht gegeben (Actes de la 
Soe. Linn. de Bordeaux XIII. p. 143 mit Fig.). 

Wurde 1841 in den Gebirgen um Bagneres de Luchon erlegt. 
Ein Weibchen, 1m 27 lang, gelblichweiss oder rahmfarben, dunkler 
unterm Halse und am Unterkiefer, was sich am Vordertheil der 
Schultern und auf den Wangen ausdehnt und erlöschend bis zu den 
Augen geht. Aeussere und Vorderseite des Arms und Vorderarms 
gelblich; Hinterbeine inwendig fast isabell, aussen schmutzigweiss. 
Bauch mit mehreren unregelmässigen, ziemlich dunklen gelblich- 
weissen Flecken. Augen roth, Krallen gelblichweiss. 

Gleich mir haben Owen (Brit. foss. Mamm. p. 77) und Pictet 
(Palaeontolog. I. p. 146) sich auch nunmehr gegen Blainville’s 
Ansicht, dass Ursus arctos ein verkümmerter Nachkömmling des 
U. spelaeus wäre, ausgesprochen. Owen kennt übrigens nach ge- 
wöhnlicher englischer Manier meine Arbeiten über den Höhlenbären 
und überhaupt über die muggendorfer Höhlenthiere nicht, obgleich 
sie in diesem Archive und in der Isis mitgetheilt sind. 

Ueber die auf den japanischen Inseln vorkommenden Bä- 
ren hat nunmehr Temminck in der Fauna japonica p. 29 


genauere Nachrichten mitgetheilt. 

Er zählt 3 Arten auf: 1) Ursus ferox, dunkelbraun, seltener 
schwärzlich, bei einigen Individuen am Kopf und Vordertheil heller, 
bei andern mit einer gelblichen, von den Schultern ausgehenden 
Binde, wie bei dem sibirischen Halsband-Bären; eine andere Varietät 
ist mehr falb. Bis jetzt hat man nur Felle ohne Schädel und Fuss- 
knochen erhalten, daher mir die Bestimmung der Art noch nicht 
ganz sicher erscheint; eines dieser Felle hatte eine Länge von ohn- 
gefähr 8 Fuss. In den gebirgigen Gegenden der Inseln Jozo und 
Karafto, greift Pferde und Hirsche und selbst Menschen an, wird 
aber auch häufig in der Gefangenschaft gehalten, um ihn zu mästen 


22 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


und dann zu verzehren. — 2) U. tibetanus, häufig in den gebirgigen 
Theilen der japanischen Inseln und lebt gewöhnlich von vegetabili- 
schen Substanzen; v. Siebold sah auch einen Albino. — 3) U. mari- 
timus; im Jahr 1690 sollen sich mehrere Eisbären (?) an den Küsten 
der Provinz Jetsigo (zwischen 37 und 38° n. Br.) gezeigt haben; 
v. Siebold meint, dass sie auf Eisblöcken herbeigeführt worden 
sein möchten. 


Mustelina. Derselbe Zoolog hat auch a. a. O, einen 
japanischen Dachs und 3 Marder- Arten beschrieben: Meles 
Anakuma nebst Mustela melampus, brachyura und Itatsi. 

Meles Anakuma, ohne die markirten Zeichnungen auf dem Kopfe, 
welche bei unserm Dachse und dem nordamerikanischen vorkommen, 
Form des Schädels, Zahl, Form und Stellung der Zähne ganz so 
wie bei unserm Dachse. 

Mustela melampus hat schon Ref. in Schreber’s Suppl. be- 
schrieben und abgebildet; von T. erfahren wir hier, dass Winter- 
und Sommerpelz sehr verschieden gefärbt sind. M. brachyura 
ist nur nach Fellen ohne Kopf bekannt. M. Itatsi kommt in Form 
und Grösse mit unserm Iltiss überein, aber ihr Pelz ist kürzer und 
anders gefärbt. 

Auch unsere Lutra vulgaris kommt, wie dies die Vergleichung 
des Skelets und vieler Felle ausweist, häufig auf Japan vor. Enhy- 
dris marina ist jetzt ausserordentlich selten, so dass ein Fell zur 
Zeit, wo v. Siebold sich in Jedo aufhielt, auf 800 bis 1500 Frances 
zu stehen kam. o Ro 

In dem schon erwähnten Kataloge der Fauna des Departements 
der Charente-Inferieure führt Lesson auch eine Mustela vison (Le 
vison Buff. XIII. pl. 31 et pl. col. 232) an, und setzt hinzu: „ziem- 
lich gemein in den grossen Waldungen von Schize und der Grenze, 
die la Saintonge und Poitou trennt, mit Unrecht für ein amerikani- 
sches Thier gehalten; ein in allen französischen Faunen vergessenes 
Thier.” In seinem Nouyeau tableau du regne animal führt Lesson 
diese M. Vison gleich nach M. martes und foina auf und setzt als 
synonym bei: le Vison Buff. pl. col. 232 bei. Bei Putorius lutreola 
citirt er aber auch nochmals le Vison Buff., so dass man also nicht 
sagen kann, was diese M. Vison bei Lesson für eine Spezies sein 
soll; zum Glück, dass man weiss, dass man es bei ihm mit der Ge- 
nauigkeit nicht so strenge nehmen muss. 

Die Feststellung der Thiere, welche die Alten mit dem 
Namen «iAovgog, yalr und yaAewrng bezeichneten, ver- 
suchte Bazin in den Act. de la Soc. Linn. de Bord. XIII. 91). 

Seiner Deutung zufolge bedeutet «iloveos die Hauskatze. TaAn 
bezeichnet die Mustela vulgaris, doch scheint dieser Name auch den 
meisten Thieren der Gattung Mustela gegeben worden zu sein. 
Takeoeıdys, yalcodns und yalewıns können als Synonyme betrachtet 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1844. 23 


werden und bedeuten musteliformis; sie wurden auf alle Thiere an- 
gewendet, deren Form und Gewohnheiten mit dem kleinen Wiesel 
ya übereinkamen. Der yeisarns des Aristophanes ist eine Eidechse, 
die aber nicht zu Cuvier’s Galeotes gehört. Der y«Aswıns des Poly- 
bius ist ein Schwertfisch. 

Viverrina. Ref. hat darauf aufmerksam gemacht, dass 
man unter den Mungos vielleicht 2 Arten oder doch Rassen 
unterscheiden müsse (Baron v. Hügel’s Kaschmir IV. S. 570). 

1) Herpestes pallidus Wagn., „major, ferrugineo-lutescens, 
pilis e ferrugineo-fusco et pallide Iuteo annulatis; pedibus saturatio- 
ribus.” 172“. — H. Malaccensis s. Mungos Fr. Cuv.; !,,minor, 
fusco-lutescens, pilis e nigro et pallide luteo annulatis; pedibus pal- 
lidioribus.” 13“ 9“. Beide aus Indien. 

Von der Viverra genetta berichtet Lesson im angeführten Ka- 
taloge, dass sie ziemlich gemein ist in den Eichenwaldungen von 
Fourras und dass kein Jahr vergehe, wo man nicht etliche Stücke 
erlegt. Vom Departement der Charente giebt Rochebrune a.a. O. 
an, dass er von der Genettkatze nur 3 zu Markte gebrachte Indivi- 
duen gesehen habe, und dass sie in den grossen Waldungen zwischen 
Larochefoucault und Confolens, aber selten, vorkomme. 

Canina. Temminck hat in der 2ten Dekade der Fauna 


japoniea die Schilderung der japanischen Hunde begonnen. 

Nach den Angaben von Fr. v. Siebold unterscheiden die Japane- 
sen 3Rassen des zahmen Hundes. Die eine ist der Jagdhund, 
erkenntlich an seinen geraden Ohren, spitzer Schnautze und schlan- 
ker Gestalt; Behaarung gewöhnlich kurz und glatt, von verschiede- 
ner Farbe, meist gelblichroth oder weiss, mit hellbraunen oder 
schwarzen Flecken. Seine Nahrung besteht wie die der andern Ras- 
sen in Fischen; er wird zur Jagd gebraucht. Die andere Rasse ist 
der Strassenhund, der nicht einem Einzelnen, sondern ganzen Strassen- 
abtheilungen angehört. Er ist weniger schlank als der andere, der 
Kopf dicker, die Ohren hängend, der Pelz länger, der Schwanz zu- 
rückgekrümmt und sehr behaart; er findet sich von allen Farben, 
darunter auch fuchsrothe. Der eigentliche Haushund ist aus China 
eingeführt. 

Der wilde japanische Hund, Jamainu der Chinesen (Canis ho- 
dophylaz Demm,?) ist unserm Wolfe ähnlich, aber kleiner und kurz- 
beiniger, Der Pelz ist kurz und glatt, aber der Schwanz ist mit 
längern Haaren bekleidet; die Beschaffenheit dieses Pelzes, so wie 
seine Färbung differirt wenig von der des Wolfes. Der Körper misst 
29”, der Schwanz ohngefähr 1’, die Schulterhöhe 1’4”, Ohren 3. 

ine Lebensweise ist die unseres Hundes. — Der auf Japan sehr 
jäußge Fuchs ist nach T. mit Canis vulpes identisch. 

E. v, Baer theilte neue Belege für die Auswanderung 

von Füchsen nach Süden mit (Bullet, de la classe physico- 


mathem, de l’Acad. de Petersb, 1844. Il. p. 47). 


24 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


Im Jahre 1842 wurde in der Nähe von Petersburg ein neues 
Individuum lebendig gefangen, und in Kurland zwei andere, ein 
Männchen und ein Weibchen, an der Gränze von Lithauen, fast unter 


dem 56° Br. erlegt. So weit der Berichterstatter es in Erfahrung 


bringen konnte, sind sämmtliche Individuen im Frühjahre betroffen 
worden. 

Ueber die Hundswuth erschien eine bemerkenswerthe Arbeit: 
Renner und Schenk, die Hundswuth und Berichtigung der Irr- 
thümer u. s.w. Jena 1844. 36 S. 

Hiyaenina. Die Osteologie der Hyäne, in Verbindung 
mit Auseinandersetzung der fossilen Arten, ist von Blain- 
ville in der 14. Lieferung seiner Osteographie bearbeitet 
worden. 

Den Proteles, welchen Ref. mit der Hyäne in eine Familie zu- 
sammen stellte, bringt Blainville, wie es mir scheint mit weniger 
Recht, zu den Hunden. Bei der ganz anomalen Beschaffenheit seines 
Gebisses ist es am Ende am besten, aus ihm eine besondere Familie 
zu bilden. Hyaena brunea vereinigt B. mit H. striata zu einer Art; 
ich habe jedoch die Berechtigung der ersteren, als eigne Spezies zu 
gelten, bereits vor zwei Jahren in den Abhandl. der Akadem. der 
Wissensch. zu München aus der Beschaffenheit des Schädels und 
Zahnbaues nachgewiesen, wozu noch die eigenthümliche Behaarung 
und Färbung des Pelzes kommt. B. hatte von der H. brunea nur 
den einzigen Schädel vor sich, dessen schon Cuvier und H. Geoffroy 
gedenkt, und sie alle geben an, dass an demselben der untere Reiss- 
zahn einen innern Zacken wie die H. striata aufzuweisen hätte, An 
zwei Schädeln, die ich hier vergleichen konnte, habe ich denselben 
aber ganz vermisst, nur an dem einen war eine leise Andeutung da- 
von vorhanden; eben so wenig habe ich an einem dritten Exemplare 
in Wien einen solchen Zacken wahrnehmen können, so dass der in 
Paris aufbewahrte Schädel entweder gar nicht der H, brunea, son- 
dern der striata entnommen ist, oder dass der innere Zacken blos 
als eine zufällige Anomalie bei demselben auftritt. 

Sundevall erwähnte eines Schädels von Proteles mit vollzäh- 
ligen Backenzähnen, nämlich 5 oben wie unten. (Förhandlinger vid 
de skand. Naturf. Stockh. 1843 p. 642; Isis 1845 S. 436). 

Felina. Auf ein gutes Merkmal zur Unterscheidung der 
Schädel des Tigers und Löwen hat Owen aufmerksam 
gemacht (Brit. foss. Mamm. p. 163). 

Er besteht darin, dass beim Löwen die Nasenfortsätze des 
Oberkieferbeins bis zu derselben Querlinie, welche von den obern 
Enden der Nasenbeine erreicht wird, sich erstrecken, während bei 
dem Tiger die Nasenfortsätze des Oberkieferbeins von jener Quer- 
linie 4 bis 3 Zoll entfernt bleiben, wo sie in ein stumpfes oder abge- 
stutztes Ende ausgehen, indess dieses beim Löwen zugespitzt ist. Owen 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1844. 25 


fordert nun auf, an den Schädeln der Felis spelaea nachzusehen, 
wie es sich bei ihnen hinsichtlich jenes Merkmales verhalte. Ref. 
kann dieser Aufforderung entsprechen, indem mit der Münsterschen 
Petrefaktensammlung der Gipsabguss eines Schädels der F. spelaea 
hierher gekommen ist, welcher vollständig in allen Theilen erhalten 
ist. An diesem Schädel aber bleiben die Nasenfortsätze des Ober- 
kieferbeins nicht blos nicht hinter jener Querlinie zurück, sondern 
reichen sogar über sie noch etwas hinaus. Die Felis spelaea ist 
demnach nicht mit den Tigern, sondern mit den Löwen zusammen 
zu stellen, obgleich sie von der lebenden Art ebenfalls spezifisch 
verschieden ist. Noch will Ref. bei dieser Gelegenheit bemerklich 
machen, dass am gedachten Schädel auch die Alveole für den ersten 
Lückenzahn vorhanden ist. 

Auf einen untern Reisszahn aus dem Red Crag von Newbourn 
begründete Owen die Felis pardoides (a. a. O. S. 169). 


Felis Geoffroyi wurde als besondere Art von D’Or- 
bigny und Gervais (Instit. p. 189 und Magas. de Zool, 
n. 39 tab. 58) unterschieden. 

In gewisser Hinsicht dem Ocelot, Chati und Marguay ähnlich, 
etwas grösser als letzterer, minder untersetzt als alle drei und be- 
sonders durch die kleinen, zahlreichen, punktförmigen und schwärz- 
lichen Flecke, welche diese Art auf dem Leibe, den Schultern und 
einem grossen Theile der Schenkel hat, verschieden. Diese Flecken 
sind voll, in schiefen Reihen, bereit scheinend sich linienförmig fort- 
zusetzen, ohne doch dazu zu kommen; sie bilden keine Einfassungen 
wie bei jenen erwähnten Arten. Am Kopf und Halse werden sie 
durch Linien ersetzt; es giebt 2 Wangenbinden, ein deutliches Hals- 
band und darunter 4 andere Querbinden. Der Unterleib hat einige 
minder dunkle Binden; der Schwanz ist geringelt. Das Ohr hat hin- 
ten einen grossen weissen Fleck. Länge des Körpers 0,55, des 
Schwanzes 0,32. D’Orbigny brachte 3 Exemplare vom Rio Negro in 
Patagonien mit. 


Mit andern Höhlenthieren fanden sich in der Kentshöhle 
die eines Machairodus zusammen, welchen Owen als neue 
Art erkannte und ihr den Namen M. Zatidens gab (Brit. 
foss. Mamm. p. 174). 

Die Eckzähne messen nach der Krümmung 6 und sind an der 


Basis der Krone 1” 2' breit; das Thier dem sie angehörten, konnte 
an Grösse der Felis spelaea nicht nachgestanden haben. 


Marsupialia, 


Owen machte die unerwartete Entdeckung, dass bei 
Thylacinus die Beutelknochen nicht als Knochen existiren, 


26 Andr, Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


sondern nur durch zwei kleine, längliche, platte Faserknor- 
peln repräsentirt sind (Ann. of nat. hist. XIV. p. 62). 

Diese Knorpel sind eingelagert in den Pfeilern des Bauchrings 
und jeder erscheint als ein verdickter Theil der Sehne des äussern 
schiefen Bauchmuskels, welcher die obigen Pfeiler bildet. Die Länge 
des Marsupial-Faserknorpels ist 6 Linien, seine Breite 3—4, seine 
Dicke 14 Linien. Von solcher Beschaffenheit fanden sich die Rudi- 
mente der Beutelknochen bei 2 erwachsenen Weibchen und einem 
Männchen; bei einem vierten grossen und alten Männchen waren 
einige Partikeln von Knochenkernen in der Mitte des Faserknorpels 
abgelagert, die beim Querschnitt mit dem Messer ein Knirschen 
veranlassten. 

Von 3 Arten der Gattung Antechinus, nämlich 4A. Swainsoniz, 
leucogaster und affinis gab Gray in der Zoology of the voy. of 
Ereb. Mamm. tab. 25, Abbildungen. 

Aus Südaustralien erhielt Gould eine neue Känguru-Ratte, die er 
unter dem Namen Bettongia campestris in den Ann. of nat. 
hist. XII. p. 389 publizirte. Textur und Färbung des Pelzes hat viel 
Aehnlichkeit mit der unseres Hasen. — Ferner charakterisirte er 
3 andere neue Arten: Halmaturus Houtmannii, und Halm. 
Dama und Lagorchestes hirsutus (Ann. XIV. p. 446). 

Ueber die Lebensweise von Lagorchestes albipilis, Macropus 
ocydromus und Halmaturus manicatus theilte Gilbert seine Beob- 
achtungen mit (Ann. XIV. p. 447). 

Erst während der Abfassung dieses Berichts kommt uns 
das 2te Heft von Gould’s Monograph of the Macropodidae 
zu, obwohl es als Datum den 1. Mai 1842 angiebt. 

Die Gegenstände desselben sind: Macropus fuliginosus; Halma- 
turus ruficollis, ualabatus, Parryi, agilis und Thetidis; Osphranter 
antilopinus; Petrogale penicillata, lateralis und inornata; Dendro- 
lagus ursinus und zinustus; re nn conspicillata; Bettongia 
cuniculus und fasciata. 


Rodentia. 


Seiurina. Betrachtungen über die verschiedenen Arten 
von Ziesel in Russland, mit Bemerkungen über die Anordnung 
und geographische Vertheilung der Gattung Spermophilus, so 
wie über die Klassifikation der Familie der Eichhörnchen; 
von J. F. Brandt. 

Unter diesem Titel hat Brandt in dem Bulletin de la Classe 
physico-mathematique de l’Acad. de Petersb. II. (1844) p. 357 einen 
ausgezeichneten Beitrag zur genauern Kenntniss der Familie der 
Sciurinen geliefert; im Auszuge ist er auch im Inst. p. 299 enthalten. 
Er theilt zuerst diese Familie in 2 Tribus: Campsiurina und Arcto- 


u De 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1844. 27 
myina; ersteren die Gattungen Serurus, Pteromys, Sciuropterus und 
Tamins, letzteren die Gattungen Arctomys und Spermophilus zuwei- 
send. Seiner Meinung nach dürfte es in Russland, ausser dem Bai- 
bac, noch 2 diesem ‚und Arctomys Monax verwandte Arten geben, 
nämlich das schon von Pallas als A. Baibac varietas camtschatica 
erwähnte Murmelthier (? 4. camtschatica) und ein anderes, neuer- 
lich in den Gegenden des Altai entdecktes und diesem sehr ähnliches 
Thier, das vielleicht als A. baibacina ebenfalls eine eigne Art con- 
stituiren könnte. 


Alsdann geht Brandt zur Auseinandersetzung der Arten 
der Gattung Spermophilus über, wobei ihm freilich ein 
ungleich reicheres Material als mir zu Gebote stand. Er theilt 
die Gattung in 2 Untergattungen. 

Subgen. I Colobotis; „molarium superiorum primus secundo 
et tertio duplo vel vix duplo minor, apice sub-3—4 lobatus et acie 
compressa, transversa, subobliqua, satis lata, truncata, acuta in- 
structus. Molarium superiorum 2, 3 et 4 coronae cuneato-triangula- 
res, facie interiore compressae, valde angustae et acuminatae. Plicae 
centrales longitudine subaequales, valde elevatae, in margine coronae 
externo parallelae, in margine coronae interno autem angulo plus 
minusye acuto introrsum conniventes et parte interna conjunctae. 
Auriculae truncatae vel subtruncatae, brevissimae, interdum fere 
marginiformes. Plantae nudae vel pone digitorum basin ad calca- 
neum usque vel in calcaneo tantum pilosae.” — Hierher alle euro- 
päischen und asiatischen Ziesel, sowie alle russischen. 

a) Plantae adultis totae nudae (in calcanei lateribus tamen pilis 
rigidiusculis incumbentibus limbatae et ex parte tectae); auriculae 
submarginiformes truncatae; cauda submediocris vel brevis, podario 
longitudine subaequalis. — «) oculorum ambitus capitis lateribus 
concolor. 1) Sp. fulvus Blas. et Keys. — 2) Sp. rufescens K. B. 
(A. undulatus). — f) oculorum ambitus albus vel albidus, a capi- 
tis lateribus colore pallidiore distinctus, 3) Sp. erythrogenys 
Brandt; „capitis superior facies, apice rostri excepto, griseo, 
nigricante et albido mixta; cauda circiter 4—4 corporis longitudinis, 
pilis ferrugineis nigris plerumque mixtis, patentibus, subdistichis 
obsessa.” Körper 9— 13”, Schwanz mit Haaren 2” 3” — 3”. — 4) Sp. 
brevicauda Brandt (Sp. mugosaricus Eversm.); „capitis superior 
facies cum rostri dorso fere tota subsordide ferruginea, vix nigro 
mixta; cauda }—} corporis longitudinis, ultra medium et in lateribus 
pilis subadpressis, ferrugineis, apice albis obsessa.” Körper 8”—94'", 
Schwanz mit Haaren 1” 6. Brandt will diese Art von Lichtensteins 
Sp. mugosaricus, der bisher nur nach dem Berliner Exemplare be- 
kannt ist, durch das Vorhandensein des Daumenmangels und die 
Färbung, durch den einfarbigen flachen Schwanz und deutlich gerin- 
gelte Haare des Körpers unterscheiden. — 5) Sp. mugosaricus Licht. 


28 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


— 6) Sp. musicus Men., vielleicht mit Citillus xanthoprymna Benn. 
identisch. - 

b) Plantae adultorum in calcaneo plus minusve largiter pilosae‘; 
auriculae brevissimae; cauda elongata, podario triplo vel duplo lon- 
gior, cum pilis circiter 4 corporis longitudinis aequans. — 7) Sp. 
Parryi Rich. — 8) Sp. Eversmanni Brandt (Arctomys altaicus 
Ey.); facies supra nigro albido et ferrugineo mixta; cauda disticha 
cum pilis corporis dimidiam longitudinem superans.” Körper 9—11%”, 
Schwanz mit Haaren 5— 6”. 

c) Plantae pone digitorum basin et in calcaneo in adultis pilo- 
sae; auriculae breves, sed distinetissime marginatae, cauda mediocris 
vel submediocris 4 vel ; corporis longitudinis. — 9) Sp. guttatus 
Temm. — 10) Sp. Citillus; von dieser Art hat Ref. ein Exemplar 
von Wien, ein anderes von Konstantinopel und etliche angeblich aus 
Böhmen erhalten. 

Species dubiae Faunae Rossicae. — 11) Sp. intermedius? 2 Exem- 
plare vom Balkasch-See, das Mittel zwischen Sp. erythrogenys und 
brevicauda haltend. — 12? Sp. jacutensis, von Gmelin erwähnt, viel- 
leicht Sp. Eversmanni. — 13? Sp. leucostictus; gleich der nachfol- 
genden auf Varietäten, die Pallas erwähnt, begründet. — 14? Sp. 
dauricus. 

Spermophili peregrini. — 15) Sp. concolor Is. Geoffr., wahr- 
scheinlich mit Sp. fulvus identisch. — 16) Sp. Franklini. — 17) Sp. 
Hoodii, — 18) Sp. Richardsoni. 

Subgen 1. Otospermophilus. Molarium superiorum pri- 
mus secundo circiter triplo minor, conicus, acuminatus apice antice 
rotundato laevigato, postice parum oblique truncato et fossula mi- 
nima impresso. Molarium 2, 3 et 4 coronae fere subrhomboidae, 
facie inferiore parum angustatae, subsemilunares et rotundatae. Plani 
mastucatorii plicae centrales parum elevatae, subparallelae, longitu- 
dine inaequales, anteriore longiore, posteriore in crure interiore im- 
pressa. Auriculae mediocres vel submediocres, circiter 4 capitis 
longitudinis. Cauda elongata. Plantae pone digitos pilosae, — Hie- 
her 19— 25): Sp. Beecheyi, Douglasü, macrourus, lateralis, gram- 
murus, Clarkii und mezxicanus. Es ist nicht gesagt, wie viel Arten 
auf das Gebiss untersucht sind. 

So höchst ausgezeichnet durch ihre Gediegenheit diese Arbeit 
von Brandt über die Familie der Eichhörnchen ist, eben so ober- 
flächlich und schülerhaft dagegen ist der Artikel Ecureuil von Boi- 
tard im Dict. univ. d’hist. nat. V. p. 207 gearbeitet. Den Systema- 
tikern, welche der Beschaffenheit des Schädels ein grosses Gewicht 
beilegen, meint Boitard, müsse es sehr verdriesslich sein, dass die 
Form des Unteraugenhöhlenlochs die Eichhörnchen den Elephanten 
annähere, denn dies sei sehr bizarr. Er meint weiter, dass wenn 
man auf eine mehr philosophische Weise die Familie der Eichhörn- 
chen studiren würde, die 104 Arten, welche in ihr enthalten sein 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1844. 29 


sollen, auf 12 oder höchstens 15 sich reduziren liessen. Diese Be- 
hauptungen genügen als Beweis, dass Boitard noch gar nicht befä- 
higt ist, ein Urtheil in der Therologie sich zu erlauben. 

S. Müller und H. Schlegel haben die Beschreibung 
der auf den Inseln des indischen Archipels vorkommenden 


Eichhörnchen geliefert. 

Sie findet sich in dem 10ten Hefte Kr Verhandel. over de na- 
tuurl. Geschied. der Nederl. overzeesche bezitt. Zoölogie. Meine 
Arbeit über die Eichhörnchen im Schreberschen Werke, obwohl um 
zwei Jahre früher erschienen, ist noch nicht benutzt, was ich um so 
mehr bedauere, als manche darin angeregten Bedenklichkeiten durch 
Müller und Schlegel hätten erledigt werden können, denen natürlich 
ein ungleich reicheres Material als mir zu Gebote stand, so wie 
Beobachtungen über Lebensweise und Verbreitungsgrenzen, die mir 
ganz abgingen. Die 15 Arten von Eichhörnchen, welche sie für den 
indischen Archipel annehmen, vertheilen sie in folgender Weise. a) 
Grosse Arten ohne Seitenstreifen; Schwanz sehr lang, 
stark zweizeilig, mit sehr langen Haaren, Schädel breit 


‚und kräftig; Schnautze kurz, breitund gewölbt; oben wie 


unten jederseits nur ABackenzähne: Se. bicolor, hypoleucus 
und ephippium. — b) Arten mittlerer Grösse, gewöhnlich 
mit Längsstreifen an den Leibesseiten; Schwanz dicht 
behaart, doch minder deutlich zweizeilig als beia und 
länger als der Körper; vor dem ersten eigentlichen Bak- 
kenzahn noch ein sehr kleiner: Sc. hippurus, rubriventer n. 
sp., Rafflesü, vittatus, nigrovittatus, leucomus n. sp., modestus und 
murinus n. sp. — ec) Arten sehr klein, Schwanz kürzer als 
der Körper; Backenzähne wie bei b: Sc. exilis und melanotis, 
d) Arten mittlerer Grösse; Schwanz kürzer als der Kör- 
per; Schnauze mehr oder minder verlängert; Backen- 
zähne wie bei b; meist auf oder nahe an der Erdelebend; 
Farbe düster, Schwanz wenig zweizeilig: Sc. insignis und 
laticaudatus. — Mit Ausnahme der 3 neuen Arten sind die übrigen 
bereits beschrieben; von jenen, die Celebes angehören und unter der 
Autorität von Forsten angeführt werden, sind blos die Diagnosen 
mitgetheilt, wie folgt. 1) Sc. rubriventer; „Grösse, Form und 
Färbung im Allgemeinen wie bei Se. hippurus, aber die Ohren grös- 
ser und viel stärker mit schwarzen Haaren bedeckt, welche sehr 
lang sind und deshalb weit über die Ohren hervorragen. Das Roth- 
braun der Untertheile erstreckt sich nicht allein über die Innenseite, 
sondern auch über die Aussenseite der Pfoten. Schwanzhaare 
schwarz, gegen die Spitze mit breiten, schwach rothbraunen Ringen. 
— 2) Sec. leucomus; „Grösse und Form wie Se. vittatus und nigro- 
vittatus; Ohren innen mit bräunlichgelben, hinten mit langen, schwar- 
zen, weit über die Ohren vorragenden Haaren besetzt. Farbe der 
Obertheile und Aussenseite der Füsse olivenbraun; die Haare meist 


30 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


mit rostgelben Ringen und zum Theil mit schwarzen Spitzen. Schwanz 
mit den genannten 3 Farben gescheckt; hinter den Ohren ein gros- 
ser weisser Fleck; Unterseite des Leibes rostfarbig, ins Rothbraune 
ziehend.” — 3) Sc. murinus; „Ansehn und Form wie bei Sc. mo- 
destus, aber etwas kleiner, der Schwanz etwas kürzer, Ohren minder 
behaart und die Färbung einförmiger: oben weissgrau und die Haare 
mit weisslich gelben Spitzen; unten aschgrau.” 

Wenn die Verfasser (S. 91) Sec. auriventer für identisch mit Se. 
Finlaysonii angeben, so hat Ref, dagegen zu bemerken, dass bei bei- 
den nicht blos die absolute Grösse des Körpers, sondern auch das 
Verhältniss des Schwanzes zum Körper, zufolge der vorliegenden 
Beschreibungen, solche Differenzen zeigt, dass so lange solche nicht 
ausgeglichen sind, eine Identifizirung beiderlei Thiere mir nicht ge- 
rechtfertigt erscheint. 

Ueber die Lebensweise von Tamias striatus theilte Eversmann 
ausführliche Nachrichten mit (Bullet. de la Classe phys. math, de 
Vacad. de Petersb, II. p. 123). 


Myoxina. Lortet hat Beobachtungen über den lethar- 
gischen Schlaf der Haselmaus (Myoxus muscardinus) mitge- 
theilt (Annales des sc. phys. et natur., d’agrieulture et d’in- 
dustrie, publiees par la soc. roy. d’agriculture etc. de Lyon. 
VII. 1844. p. 153. u. 430). 


Die Beobachtungen sind an einem einzigen Individuum angestellt, 
in der Art, dass die Thermometer-Kugel zwischen die Bauchfalten 
geschoben wurde. Sie beginnen von Oktober 1843 und erstrecken 
sich über ein ganzes Jahr. Am 25. Oktober fiel das Thier in den 
lethargischen Schlaf, aus dem es mehrmals erwachte. Bis zum näch- 
sten Juni waren die längsten Schlafzeiten und die dabei beobachtete 
Temperatur (nach hunderttheiligem Maasstab) folgende: 

Lufttem- Temperatur 
peratur. des Thiers. 


Vom 29. Noy. bis 6. Dez. . . 11,9 12,2 
Pa UE RERT RER 52 ER „nsed23 11,9 
ab rel un, 2200, Ben FR:) 10,9 
abi, 415. Tanuarın 3 7 
„ 17. Jan. „ 6. Febr. . . 84 8,5 

Am längsten wach war das Thier: 

vom 7. bis 9.Jan. . .. . 11,6 32 
alle bl mag Rebrs da 4:9)40 30,2 
216.050127. Mlirzeiggsas 9 35 


Bis Mitte Juli war der Schlaf fast immer lethargisch, mit be- 
trächtlicher Erniedrigung der Temperatur, und das Thier brauchte 
nur wenige Augenblicke, um in denselben zu fallen, ohne dass es in 
einen Schlaf, ähnlich dem anderer Säugthiere, d. h. ohne Wärmever- 
minderung und ohne Erlangsamung oder Unregelmässigkeit der Ath- 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1844. 31 


mung, gerieth. Vom 20. Juli an befand sich das Thier fortwährend 
im wachenden oder schlafenden Zustande, ohne dass es Symptome 
des lethargischen Schlafs zeigte. Der erste lethargische Schlaf wurde 
am 15. Oktober 1844 beobachtet, also fast zur nämlichen Zeit wie 
im verflossenen Jahre. 


Dipoda. Bemerkungen über die Klassifikation der Sprin- 
ger, hauptsächlich hinsichtlich der in Russland vorkommenden 
Arten, mit einer Uebersicht der systematischen Anordnung der 
Arten im Allgemeinen, ihrer Verwandtschaft und geographi- 
schen Verbreitung wurden von Brandt mitgetheilt (Bullet. de 
la Classe phys. math. de l’Acad. de Petersb. II. 1844. p. 209). 

Brandt theilt zuerst die Familie der Springer in 3 Unterfamilien: 
1) Dipodina s. Tylarodactyli, 2) Merionina (blos den nordamerika- 
nischen Jaculus umfassend), 3) Pedetina. Die Dipodina vertheilt 
er wieder in 2 Sektionen mit 3 Gattungen nebst Untergattungen und 
Unteruntergattungen, wie folgt: 

Sect. A. Dentes incisorii superiores sulcati; pedes 
postici tridactyli. Dipodes genuini. 

1. Gen. Dipus Fr. Cuy. mit 2 Untergättungen. 

Subg. 1. Scirtopoda Brandt; molares }; molarium supe- 
riorum primus facie externa 2—3 plicatus, interna biplicata; secun- 
dus et ultimus facie utraque biplicati ete. Pedum posticorum digitus 
medius lateralibus fere subaequalis vel paulo longior, articulo suo 
apicali laterales superans. Dentes ineisores albi. — a) Halticus 
Brandt; molarium sup. primus extus triplicatus, intus biplicatus; 
secundus et tertius utrinque biplicati. Mandibulae molarium primus 
et secundus utrinque triplicati etc. Schwanz ohne schwarze Pfeil- 
zeichnung und ohne weisse Spitze. Als Art zählt B. hierher blos 
den D. Telum Licht. und meint, dass D. halticus „Jll., welcher ledig- 
lich auf Mus Jaculus var. media von Pallas begründet ist, ebenfalls 
hierher gehöre, weshalb B. den Namen D. halticus für diese Art be- 
gründet wissen will. Ref. findet diese Zusammenziehung höchst ge- 
wagt, da Pallas seine Var. media mit dem Jaculus, also mit einer 
özehigen Art vereinigt und bei seiner Genauigkeit es schwer anzu- 
nehmen ist, dass er sich in diesem Punkt versehen haben sollte. — 
b) Haltomys Brandt; molar. sup. 1, 2 u. 3 utrinque biplicati, 
Mandibulae molarium primus utrinque biplicatus, secundus extus tri- 
plicatus, intus biplicatus ete. Schwanz mit Pfeilzeichnung. Hierher 
2) D. aegyptius, 3) D. hirtipes, 4) D. macrotarsus und 5) D. mau- 
ritanicus. Letztere beide Arten hält B. gleich dem Ref. für unsicher. 

Subg. 2. Dipus Brandt; molares $; molar. sup. primus mi- 
nimus simplex, caeteri extus subtriplieati, intus biplicati etc. Pedum 
posticorum digitus medius lateralibus angustior, longitudine iis sub- 
aequalis vel vix brevior. Dentes incisores aurantiaci., — Hierher 6) 
D. sagitta, 7) D. lagopus. 


3 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


SectioB. Dentesineisorii superiores laevigati:; pe- 

des posteriores 5-dactyli, rarius 4-dactyli. Seirtetides. 

' I. Gen. Scirtetes Wagn.; dentes molares %; cauda pietura 
sagittiformi ornata. 

Subg. 1. Seirtomys Brandt; pedes postiei 4-dactyli. 1) Sc, 
tetradactylus Licht.; leider hat uns auch Brandt über die Osteologie 
und das Zahnsystem dieser merkwürdigen Art keinen Aufschluss ge- 
währen können. 

Subg. 2. Scirteta Brandt; pedes postici 5-dactyli. Hierher 
2) Sc. Jaculus, von dem B. folgende Abänderungen unterscheidet: 
var. a) macrotis =D, Jaculus Auct., und zwar subvar. «) nigricans 
=D. decumanus Licht., und subvar. $) flavescens = D. vezillarius 
Ev. ferner var. b) brachyotis—=D. spiculum Licht. Auf mehr als 
30 Exemplare gestützt, bringt hier B. 4 Arten in eine zusammen, 
und er mag in dieser Beziehung Recht haben, da man auch aus an- 
dern Beobachtungen jetzt weiss, dass die Länge der Ohren und des 
Schwanzes, so wie die Färbung verschiedenen Schwankungen unter- 
worfen ist. Schon Blasius machte die Bemerkung, dass D. vexilla- 
rius nicht wesentlich von D. Jaculus verschieden ist und Eversmann 
bezweifelte die Richtigkeit der Unterscheidung zwischen letzterem 
und D. decumanus. — 3) Sc. Acontion. — 4) Se. elater, nach B. 
wahrscheinlich einerlei mit voriger Art, da er von ihr nur in solchen 
Merkmalen abweicht, welche bei D, jaculus als veränderlich gefun- 
den worden sind. — 5) Se. indicus Gray. — 6) Sc. arundinis. — 7) 
Sc. aulacatis. ‚ 

ll. Gen. Platycercomys Brandt; dentes molares 3; cauda 
pietura sagittiformi privata. — 1) P/. platyurus — D. platyurus 
Licht. Von dieser Art giebt B. eine ausführliche Beschreibung. 


Chinchillina. Durch Bridges sind wir benachrichtigt 
worden, dass Zugotis pallipes die Ostseite der chilischen An- 


des bewohnt (Ann. of nat. hist. XIV. p. 56). 

Er fand diese Thiere in einer Erhöhung von 4000— 5000 Fuss 

zwischen Villavicencia und Uspallata in einem felsigen Thale. 

Oryeterina. Octodon gliroides ist eine von P. 
Gervais und A. d’Orbigny neu aufgestellte Art (Rev. zool. 
p. 123). 

Farbe und Beschaffenheit der Haare erinnern an die von Myoxus 
glis und der Chinchilla. Haare weich, oben aschgrau, unten weiss; 
Schwanz unten schwärzlichbraun, mit derselben Farbe geendigt und 
etwas pinselartig (en balai), Von O. Cumingii, dessen Grösse sie 
hat, unterscheidet sich die neue Art durch etwas weniger gestreckte 
Backenzähne, besonders des vierten, der minder schiefe Falten hat, 
die obern mehr dreieckig und die untern mehr von der Form der 
arabischen] Acht, mit Ausnahme des hintern, dessen Kronentheil 
stabartig ist (la partie eburnee est virguliforme), mit äusserem Ein- 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1844. 33 


schnitte und nicht mit innerem wie bei ©. Cumingii. Bei diesem ist 
derselbe Zahn und sein entsprechender im Oberkiefer nach Form 
und Umfang weniger von den vorhergehenden als bei O. gliroides 
verschieden. Die neue Art kommt von der Höhe der bolivischen 
Andes, bei La Paz, wo sie hauptsächlich auf Cactus lebt. 

Bei dieser Gelegenheit erinnere ich, dass mir noch eine andere 
neue Art von Octodon, also die 3te der Gattung, aus Chili zugekom- 
men ist, der ich den Namen Octodon pallidus beilege, mit der 
Diagnose: O. lutescens, infra pallidior, pedibus apiceque caudae sub- 
penieillato albentibus. 

Ueber Aufenthalt und Lebensweise von Octodon Cumingü, Schi- 
zodon fuscus und Poöphagomys ater brachte Bridges einige Auf- 
schlüsse bei (Ann. of nat. hist. XIV. p. 54). 


Cunieularia. Statt an der durch genauere Untersu- 
chung des Schädels und Gebisses gewonnenen sichern Unter- 
scheidung der Gattungen dieser Familie sich zu erfreuen, sucht 
P. Gervais, wenn es noch möglich wäre, diese wieder zu 


verwirren. 

Im Diet. univ. d’hist. nat. IV. p. 443 vereinigt er nämlich mit 
Ctenomys nicht blos Poephagomys, sondern selbst Octodon und Schi- 
xodon, also höchst verschiedenartige Gattungen, wobei er es unent- 
schieden lassen will, ob man sie als eine kleine Familie oder als 
eine einzige Gattung betrachten möge. 

Eversmann machte in den Bullet. de Petersb. 1]. p. 124 be- 
merklich, dass £llobius talpinus in den fruchtbaren Steppen au den 
südwestlichen Vorgebirgen des Urals unglaublich häufig sei. 


Murina. Von Mus minutus hat man gefunden, dass 
sich sein Verbreitungsbezirk viel weiter nördlich ausdehnt als 
man bisher dachte. 

Sundevall führt nämlich an, dass W. v, Wright, welcher un- 
längst von einer Reise nach Finnland zurückkehrte, in der Gegend 
von Kuopio den Mus minutus auffand, wobei Hornschuch bemerkt, 
dass er auch in Neu-Vorpommern nicht gar selten vorkommt (Archiv 
skand, Beitr. z. Naturgesch. 1. S. 140). 

Vom Cricetomys gambianus machte Fraser bemerklich, dass 
er gemein auf der Insel Fernando Po ist, unter dem Boden lebt, 
aber auch Bäume der Früchte wegen besteigt und bei den Eingebor- 
nen als grösste Delikatesse bei Hochzeitsfeierlichkeiten gilt (Ann. of 
nat. hist. XIII. p. 225). 

Kurze Bemerkungen über die Lebensweise von Hesperomys lon- 
gieaudatus und longipilis legte Bridges in den Ann. of nat. hist, 
XIV. p. 53 nieder. 

Die schwedischen Wühlmäuse (Lemmus Geoffr.) ord- 

Archiv f, Naturgeschichte, XI, Jahrg. 2, Bd, 


34 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


nete Nilsson in folgender Weise an (Archiv skand. Beitr. I. 
S. 146): 


a) alle Backenzahnfurchen im Zikzak. 

1) Hypudaeus;, mittelster Backenzahn oben mit 3 Seitenkan- 
ten auswärts, 2 noch grösseren einwärts, ohne Spur einer dritten. 
Sie theilen sich in: «) Erdratten: alle 3 gedachte Seitenkanten 
gleich gross und scharfwinklig; hierher Lermmus amphibius Linn, und 
L. medius Nilss. — $#) Erdmäuse: die vorderste äusserste Seiten- 
kante am gedachten Zahne viel kleiner als die andere; hierher Z. 
glareola und rutilus. 

2) Arvicola, mittelster Backenzahn oben mit 3 Seitenkanten 
auswärts, 3 einwärts, von welchen zwei den äusseren gleich, die 
dritte viel kleiner ist. Hierher L. insularis Nilss. und L. agrestis 
Linn. Arvicola arvalis ist bisher noch nicht in Schweden gefunden 
worden, gehört aber nach der Bildung des mittlern obern Backen- 
zahns zu dieser Unterabtheilung. 

b) Furchen des hintern Backenzahns beinahe parallel, die der 
übrigen im Zikzak. 

3) Myodes; Schwanz sehr kurz, ungefähr von halber Kopflänge, 
kürzer oder gleich dem Hinterfuss. Hierher L. zorvegicus Nilss, und 
L. schisticolor Lil). 

Seinen Lemmus medius charakterisirt Nilsson a. a. O. S. 146 
folgendermassen: „ähnlich L. agrestis, aber etwas grösser und dunk- 
ler, mit etwas längerm Schwanze und ganz ohne die hintere kleine 
überzählige Schmelzfalte auf dem mittelsten obern Backenzahn. Von 
Lappland und den Alpen um das Guldhrandsthal.” Vom Lemmus 
insularis heisst es: „noch mehr L. agrestis ähnlich und mit glei- 
chen Zähnen wie dieser, aber mit Jängerm Schwanze (13 bis 2”) und 
etwas grössern Ohren. Von N. auf den ostgothischen Scheeren ge- 
funden.” — Die Berechtigung dieser Arten, zumal der letzteren, 
scheint Ref. nach diesen kurzen Angaben noch nicht erwiesen. 

Myodes schisticolor wurde von Liljeborg (a. a. O. S. 144) 
aufgestellt: „aschgrau, mit einem rothbraunen grossen Fleck auf dem 
hintern Theil des Rückens. Aus dem nördlichen Theil von Guld- 
brandsthal in Norwegen.” Sundeyall, der ein in Dalekarlien gefun- 
denes Exemplar dieser neuen Art vorzeigte, bemerkte hierbei, dass 
die Zähne dieselbe Form wie bei Mus Lemmus besitzen, dass aber 
die Vorderkrallen, gleichwie bei den Arten von Hypudaeus, nicht 
grösser als die hintern sind; bei Mus Lemmus sind die vordern Nä- 
gel viel grösser als die hintern. Zwei Junge von derselben neuen 
Art wurden auch bei Kuopio in Finnland gefunden. 


Th. von Middendorff gab einen vorläufigen Bericht 
von den auf seiner Reise im nordöstlichen Sibirien beobach- 


teten Lemming-Arten (Bullet. de Ja classe phys. math. de Pe- 
tersb, III. p. 289). 


ee a 1 ET TE anne 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1844. 35 


Statt die Zahl der Arten zu vermehren, hat M. dieselbe vermin- 
dert, indem er sämmtliche im Taimyrlande beobachtete Lemminge 
auf 2 Spezies zurückführte und hierdurch auch in diesen Thieren die 
grosse Gleichheit des gesammten höchsten Nordens durch die Welt- 
theile hindurch nachwies. Die Vervielfältigung der Arten hatte ihren 
Grund in der grossen Verschiedenheit desselben Thiers an Grösse 
und Farbe je nach dem Alter und der Jahreszeit; Verschiedenheiten, 
deren richtige Zurückführung auf die Einheit der Art nur aus der 
Beobachtung in der Natur sich ergeben kann. Die beiden im Tai- 
myrlande vorkommenden Arten sind, der Ueberzeugung Middendorff’s 
zufolge, durchlaufend durch den ganzen Norden Asiens und Ameri- 
ka’s, und zwar: 

1) Myodes hudsonius Forst. und Rich., zu dem als Syno- 
nyme gehören Mus torquatus Pall., Lemnus ungulatus Baer und 
Mwyodes groenlandicus Traill. Geht von der Ostküste des weissen 
Meeres an durch Sibirien und Nordamerika hindurch, ist mithin 
ein Thier, welches die arktischen Gegenden des Erdballs vollständig 
umkreiset, und reicht von etwa dem Polarkreise soweit nach Norden, 
als nur Festland vorhanden ist. Er geht nicht bis zur Baumgrenze 
herab, und nimmt gleich allen ächten arktischen Eingebornen im 
Winter das weisse Kleid an. Selbst die Doppelkrallen gehören in 
ihrer vollsten Ausbildung, wie es scheint, nur alten Männchen im 
Winterkleide an. : 

2) Myodes obensis Brants, zu dem M. als Synonyme zieht: 
Hyp. migratorius Licht., Arv. helvolus Rich. und Georh. Zuteus Ev, 
Eine südlichere Art als die vorige, die M. nicht weit über den 74° 
hinauf gehen sah, niedrige und selbst waldige Flächen bewohnt und 
auf den ganzen Ural herab bis zu seinen südlichen Verzweigungen 
vorzukommen scheint. Wird im Winter nicht weiss, doch ist der 
Farbenwechsel sehr ansehnlich; im vollen Sommerkleide dem M, 
norvegicus gleichkommend. Den Rückenstreif besitzen die Jungen 
von M. hudsonius und obensis; bei den ausgewachsenen findet er 
sich nach den verschiedenen Kleidern bald sehr entschieden, bald 
gar nicht. 


Castorina. Ueber den Myopotamus Coypus in Chili theilte 
Bridges einige unbedeutende Bemerkungen mit (Ann. of nat. hist. 
XIV. p. 54). 

Trogontherium Cuvieri ist von Owen in England nachgewiesen 
worden (Brit. foss. Mamm. p. 184). 


Aculeata. Einen neuen Greifstachler Cercolabes 
Liebmani,-hat Reinhardt in unserem Archive $. 240 auf- 
gestellt. 

Eine entschiedene neue Art aus Mexiko, die aber nicht, wie R, 
meint, der Untergattung Synetheres angehört, sondern ihrer reich- 
lichen Haarbekleidung und ihres Schädelbaues wegen zu Sphingurus 

Cc# 


36 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


gestellt werden muss, von deren bisher bekannten Arten sie sich 
gleich durch ansehnlichere Grösse unterscheidet. 


Duplicidentata. Die Identität des Zepus hibernieus 
mit L. variabilis ist nun festgestellt worden. 

Schon Blasius hatte nach Ansicht eines Exemplares vom iri- 
schen Hasen erklärt, dass dieser sich nicht vom veränderlichen un- 
terscheiden lasse. Thompson zeigte nun der englischen Naturfor- 
scher-Versammlung zu Cork Exemplare vom L. variabilis aus dem 
schottischen Hochlande und vom irischen Hasen vor, und wiess aus 
der äussern und innern Uebereinstimmung deren Identität nach (Re- 
port of the 13 meeting. of the Brit. Assoc. p. 68). 


Sowohl Nilsson als Sundevall sind nunmehr geneigt 
die beiden Formen von Hasen, welche in Skandinavien leben, 


als getrennte Arten zu betrachten (Arch. skand. Beitr.1.S. 172). 

Nilsson hatte sie früher in den Jlluminerade Figurer till Skand. 
Fauna blos als 2 Varietäten beschrieben, führt sie aber nun unter 
folgenden Namen auf: 1) Lepus borealis Jll. Fig. tab. 19; wird im 
Winter ganz weiss; nur die Spitze der Ohren ist schwarz; das Fell 
am Grunde weiss oder bleich. — 2) Lepus canescens Jll. Fig. 
tab. 22; wird im Winter blaugrau, unten weiss; die Ohren an der 
Spitze und dem grössern Theile des hintern Randes schwarz; das 
Fell am Grunde grau. — Sundevall machte hierbei die Bemerkung, 
dass er etliche Jahre hindurch ziemlich viele Exemplare von beider- 
lei Hasen verglichen und sie so konstant gefunden hätte, dass kein 
Uebergang zwischen ihnen zu bemerken gewesen wäre, weshalb er 
sie ebenfalls als 2 Arten betrachten will. Bei L. borealis ist das 
Schwarze der Ohrenspitze ungefähr 10 Millim. breit und läuft nur 
etwa #” weit am vordern Rande, aber nicht am hintern herab; bei 
L. canescens ist es ungefähr 20 Millim. breit und läuft bis unter die 
Mitte des hintern Randes und etwa 1” am vordern herab. L. bo- 
realis findet sich durch ganz Skandinavien, aber auf der schonischen 
Ebene nur als seltener Flüchtling; gegen Norden geht er bis ans 
Eismeer. L. canescens ist die gemeine Art in Schonen, findet sich 
im ganzen Göthalande neben der vorigen, wird nordwärts seltener, 
aber dennoch bis an den Storsjö in Jemtland angetroffen. Nach des 
Ref. Bedünken dürften diese beiderlei Hasen doch wohl als constante 
Varietäten angesehen werden, von denen die eine im Norden, die 
andere im Süden ihren Hauptsitz hat. Vom L, glacialis unterschei- 
det S. seine beiden Hasen, dass jener nur einen Büschel von schwar- 
zen Haaren auf den Ohrenspitzen (was auch bei unsern beiden Exem- 
plaren des L. glacialis, wovon das eine aus Labrador abstammt, der 
Fall ist), an der Spitze breite, stumpfe, herabgedrückte Krallen und 
um etwa 1 Zoll kürzere Hinterfüsse hat. Beigefügt sind genaue 
Ausmessungen von 17 Exemplaren des L. borealis und von 8 des L. 
canescens. 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1844. 37 


Edentata. 


Gray stellte in den Ann, of nat. hist. XIII. p. 70 eine neue Art 
von Schuppenthieren, Manis multiscutata, nach 2 Exemplaren 
von Westafrika auf, die sich von M. tetradactyla (M. longicaudata) 
durch kürzeren Schwanz (von 1% Körperlänge), durch doppelt grosse 
Anzahl von Schuppenreihen (23) und durch spitzere dreizackige 
Schuppen unterscheidet. Ref. hat hierbei zu erinnern, dass diese 
Art identisch mit M. tricuspis Sund., und der letztere Name für 
sie in Anwendung zu bringen ist. Zwei andere Exemplare derselben 
Art wurden von Fraser, der sie von Fernando Po erhielt, nach 
England gebracht (Ann. XIII. p. 227). Er hielt sie einige Zeit leben- 
dig und hatte dadurch Gelegenheit einige Bemerkungen über ihre 
Lebensweise mitzutheilen. 


Solidungula. 


Interessante anatomisch-physiologische Bemerkungen über 
die Zehe des Pferdes wurden von Tscherning vorgelegt 
(Förhandl. vid de skand. Naturf. Stockh. 1843. p. 693; Isis 


1845. S. 454). 


Pachydermata. 


Ueber Elephas primigenius hat Owen eine ausführliche 
Arbeit in der Hist. of Brit. foss. mamm. p. 218 geliefert. 

Sie beschränkt sich nicht blos auf die in England gefundenen 
Ueberreste, sondern giebt zugleich im Allgemeinen eine kritische 
Erörterung der Eigenthümlichkeiten dieses merkwürdigen Geschöpfes 
der Urwelt. 

In den Bullet. de l’Acad. de Petersb. II. p. 16 ist die Notiz ent- 
halten, dass 1840 am Ufer des Tas-Flusses ein vollständiger, frischer 
Mammuth-Leichnam im gefrornen Zustande gefunden und nach To- 
bolsk transportirt worden ist. Das Labyrinth des Elephanten unter- 
suchte Fick (Müller’s Archiv f. Anat. S. 431), wobei er fand, dass 
die Schnecke so flach ist, dass die Kuppel derselben nur ganz wenig 
über die Ebene der grössten Schneckenwindung hervorragt und dass 
ein ächtes Schneckenfenster zur Paukenböhle hier vollkommen fehlt. 

Nicht minder ausgezeichnet als den Artikel über das Mam- 
muth bearbeitete Owen a. a. O. S. 271 den über Mastodon 
angustidens. 

Er weist hierbei nach, dass M. avernensis und longirostris mit 
angustidens identisch sind. 

Derselbe gab in den Ann. of nat. hist, XIV. p. 268 Nach- 
richt von einem auf Neuholland aufgefundenen Mastodon 


australis, 


38 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


Die neue Art beruht nur auf einem einzigen untern Backenzahn, 
der am nächsten dem von M. angustidens kommt, aber doch etliche 
Differenzen darbietet. — Owen berichtigt bei dieser Gelegenheit einen 
von ihm früher begangenen Irrthum, dass nämlich das in Gemein- 
schaft mit einem grossen fossilen Oberschenkelknochen ihm zuge- 
kommene Backenzahn-Fragment, nicht dem Dinotherium angehört, 
sondern nach vollständigeren Exemplaren seinem Diprotodon, einem 
gigantischen Beutelthiere zuzuweisen ist. Von dieser Gattung, sowie 
von einer andern, Nototherium benannt, will er demnächst weitläu- 
figer handeln. 

C. Ranzani liess den von J. Montius zu Anfang des vorigen 
Jahrhunderts bei Bologna gefundenen Unterkiefer, den Cuvier dem 
Rhinoceros tichorhinus zuwiess, auf 3 Tafeln schön abbilden und be- 
gleitete diese mit einigen Bemerkungen (Novi commentarii Academ. 
scientiar. Instituti Bononiensis. VI. 1844. p. 295). 

Tapirus helveticus hat sich nach H. v, Meyer’s Bestimmung, 
nunmehr auch in der Braunkohle der Molasse von Greit am Hohen 
Rohnen gefunden (Jahrb. f. Min. S. 566). 

Derselbe stellte (a. a. ©. S. 298) unter dem Namen Anchithe- 
rium eine neue, mit Rhinoceros, Anoplotherium und Palaeotherium 
verwandte urweltliche Gattung auf. Die ihr angehörigen Ueberreste 
wurden bei Madrid gefunden und von H. v. Meyer mit dem Spezies- 
Namen A. Exquerrae bezeichnet. 

Morton sprach die Vermuthung aus, dass man eine 2te 
Art von Flusspferden als Zippopotamus minor unterschei- 
den dürfe (Proceed. of the Acad. Nat. Sc. of Philad, 1844. 


p. 185 und Ann. of nat. hist. XIV. p. 75). 

Seine Vermuthung stützt sich auf 2 Schädel, welche er von Mon- 
rovia in Westafrika erhalten und von Flusspferden- aus dem St. Pauls- 
flusse herrühren. Der eine Schädel ist von einem ganz alten Indivi- 
duum, an welchem die Suturen völlig obsolet und die Zähne stark 
abgenutzt sind, gleichwohl beträgt seine Länge vom Vorderrande bis 
zur Auskerbung zwischen den Gelenkköpfen des Hinterhauptbeins 
nur 12,3”. Dazu kommt noch die einförmige Wölbung des Schädel- 
daches sowohl von einer Augenhöhle zur andern, als zwischen dem 
Hinterhaupt und den Nasenbeinen, während bei der gewöhnlichen 
Art die Augenhöhlen auffallend erhöht und der Zwischenraum ausge- 
höhlt ist. Die Augenhöhlen sind ferner bei H. minor in die Mitte 
zwischen Hinterhaupt und Schnauze gestellt, während sie bei der 
grossen Art ungefähr ein Drittel vom ersteren entfernt sind. End- 
lich hat der H. minor nur 2 Schneidezähne im Unterkiefer, die Lük- 
kenzähne sind den Eckzähnen genähert und die Basis der Jochbeine 
liegt in gleicher Fläche mit dem Oberkiefer. — Ref. gesteht nach 
Vergleichung dieser Angaben mit 3 Schädeln der grossen Art, dass 
sie alle Beachtung verdienen und allerdings auf das Vorkommen einer 
2ten Art schliessen lassen. 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1814. 39 


W. Vrolik bearbeitete mit grosser Ausführlichkeit die 


Anatomie des Babyrussa nach 2 männlichen Exemplaren, 
Seine Abhandlung findet sich in den Nieuwe Verhandelingen der 
ersten Klasse van het K. Nederl. Instituut van Wetensch. ete. te Am- 
sterd. X (1844) p. 207 und ist von 5 ausgezeichnet schönen Tafeln 
begleitet. Zuerst betrachtet er das Knochensystem und vergleicht es 
mit dem des Schweins und des Nabelschweins. Rückenwirbel sind 
13 vorlıanden, Lendenwirbel 6. Das Kreuzbein besteht beim Schwein, 
Babyrussa und Pekari aus 4, 5 oder 6 Wirbeln; die Zahl der 
Schwanzwirbel ist bei diesen drei Thieren sehr veränderlich, scheint 
aber nicht 24 zu übersteigen. Bei dem Muskelsysteme nimmt V. 
zugleich das des Gnus und Tapirs mit in Betracht. Das Gehirn un- 
terscheidet sich in keinem wesentlichen Stück von dem des Schweins. 
Eigenthümlich sind ein Paar Luftsäcke, die weder beim Schwein 
noch dem Pekari vorkommen. Sie finden sich in der obern Parthie 
des Halses hinter dem Pharynx und da sie aneinander gewachsen 
sind, so öffnen sie sich im Isthmus des Schlundes mit zwei Oeffnun- 
gen, die von der Mundhöhle durch eine Verlängerung des Gaumen- 
segels geschieden sind. Nach hinten endigen diese Säcke blind. Am 
obern Theil des Pharynx fand sich bei dem einen Exemplare noch 
“eine zweite Erweiterung, die jedoch wohl nur als pathologische Ab- 
weichung angesehen werden darf, da sie dem andern Individuum 
fehlte. Im Herzen zeigt sich am Septum, an der Basis der halb- 
mondförmigen Klappen, eine Verknöcherung. Die linke Lunge wird 
nur von einem einzigen Lappen, die rechte von zweien gebildet, von 
denen der untere noch einen accessorischen Lappen besitzt. Der 
Magen ist in 2 Säcke getheilt, wovon der eine mit dem Pförtner, der 
andere mit der Cardia in Verbindung ist; letzterer hat einen beson- 
dern Anhang, der sich von links nach rechts wendet, indem er sich 
umschlägt. Beim Schwein ist die Magenbildung einfacher, bei den 
beiden Nabelschweinen aber zusammengesetzter. Der Blinddarm ist 
nicht sehr gross, aber sehr breit. Es giebt keine Samenblasen, aber 
wohl eine Vorsteherdrüse, die aus zwei Lappen gebildet und aus 
einer grossen Menge kleiner Läppchen zusammengesetzt ist. 
In den tertiären Ablagerungen der Siwalik-Berge in Ost- 
indien fanden Falconer und Cautley eine neue Art von 
Anoplotherium auf, die sie 4. sivalense nennen (Ann. of 


nat. hist. XIV, p. 146). 

Sie lag daselbst mit Ueberresten von Sivatherium, Camelus si- 
valensis, Antilope, Krokodil u. s. w. zusammen, und ist auf 2 Ober- 
kiefer begründet, die ein Thier anzeigen von der Grösse zwischen 
Pferd und dem sumatranischen Nashorn. 

Auf einen beschädigten fossilen Schädel und ein Unter- 
kiefer-Fragment begründete Wood eine neue Gattung Mi- 
erochoerus (Ann. of nat. hist, XIV. p. 349). 


40 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


Sie wurden ausgegraben in den Süsswasser-Ablagerungen bei 
Hordwell in Hampshire, zugleich mit Ueberresten von Palaeotherium, 
Alligator und etlichen anderen Thieren. Die neue Gattung kommt 
hinsichtlich der Beschaffenheit der Zähne sehr nahe dem Hyracothe- 
xium, aber ihre Grösse konnte kaum die des Igels übertroffen haben, 
Der Spezies-Namen ist M. erinaceus. 


Ruminantia. 


Cervina. Unter der Benennung Cervus dimorphe 
giebt Hodgson von einem Hirsche Nachricht, den er für 
eine neue Art ansieht (Ann. of nat. hist. XIV. p. 74). 


Er bekam ihn aus der Saul-Waldung von Morung; das Thier 
mochte damals 2 Jahre alt sein und H. hielt es lebendig; bei Ent- 
werfung der Beschreibung war es ungefähr 3 Jahre. „Thier mit 
mässigem blassen, glatten Geweih, im Allgemeinen nach dem Typus 
der Axis, aber die Stange in der Mitte mehr gebogen, mehr diver- 
gent und nur mit einem einzigen, stark vorwärts gerichteten Spros- 
sen an der Basis. Thränenfurche klein oder mässig und vertikal; 
Interdigital-Gruben ; Ohren ausgebreitet, Schwanz kurz, Statur und 
Ansehn das Mittel zwischen der Axis und Rusas. Jung hell falb- 
roth; mit dem Alter schwärzlich-braun, mit schwärzlichem Nacken 
und Unterleib; um die Schnautze ein dunkler Saum, Kinn weiss, 
Gliedmassen blass.” — Wenn H. selbst nicht weiss, welcher Gruppe 
von Hirschen er dieses Thier zuweisen soll, so wird Ref, um so 
eher hierüber sein Urtheil zurückhalten können, bis vollständigere 
und vergleichende Beschreibungen uns zugekommen sind. 


Brandt hat die Meinung ausgesprochen, dass man den 
Cervus pygargus eher als besondere Art, denn als Varietät 
vom gewöhnlichen Reh anzusehen habe (Bullet. de ’Acad. de 
Petersb. Ill. p. 280). 


Er giebt zur Unterscheidung folgende Merkmale an. 1) Cervus 
pygargus; statura C. Damae. Caput et’cornua fere ut in C. elapho 
(?) formato. Cornua ima basi roseiformi 3” inter se distantia, dein 
extrorsum versa et angulo satis acuto reclinata, inde a medio forti- 
ter extrorsam arcuata, apieibus summis valde magisque quam parte 
media distantibus sursum, partis apicalis interna facie autem suban- 
trorsum directa. Labii superioris latera margine toto alba. Ungulae 
latiores et breviores quam in C. capreolo; Cauda paulo longior. — 
2) Cervus capreolus; statura Cervo Dama inferior. Cornua pe- 
culiaria etc. Labii superioris margines lateribus nigri; cauda sub- 
nulla. 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1844. 41 


C. pygargus. €. capreolus. 


Von der Schnauze zum After . 55° 3" 46" 3" 

Länge des Kopfs . ....13 3 11 3 
„ s1der2Hörner #4 lu: #.152113»10 10 3 

Entfernung der Spitzen . . . 12 3 36 


Im Allgemeinen, meint B., „kann der (. pygargus als ein Reh 
von grösserer Gestalt betrachtet werden, mit dem Kopf und den 
Hörnern eines gewöhnlichen Hirsches, dem er sich übrigens einiger- 
massen durch die Form des Schwanzes, welcher etwas voluminöser 
als beim gewöhnlichen Reh ist, annähert.” — Wie B. die Hörner des 
©. pygargus mit denen des Edelhirsches vergleichen kann, sehe ich 
nicht ein, denn wäre dieser Vergleich wörtlich zu nehmen, so wäre 
die spezifische Differenz zwischen C. pygargus und capreolus ausser 
allem Zweifel gesetzt. Uebrigens bleiben doch noch einige erheb- 
liche Differenzen übrig, um beiderlei Thiere, selbst wenn sie auch 
nur constante Lokalvarietäten ausmachen sollten, nach den von 
Brandt angegebenen Merkmalen zu unterscheiden. 


Dr. Falconer und Capitain Cautley unterscheiden 
jetzt unter den in den Siwalik-Bergen vergrabenen urwelt- 
lichen Girafien-Ueberresten 2 Arten: Camelopardalis si- 
valensis und affinis (Ann. of nat. hist. XIV. p. 146). 


1) ©. sivalensis ist auf den dritten Halswirbel begründet, der um 
4 kleiner ist als bei der lebenden Art und sonst noch Differenzen 
zeigt. 2) ©. affinis kommt in Form und Grösse der Zähne u. s. w. 
sehr nahe unserer lebenden Giraffe und ist auf 2 Fragmente vom 
Oberkiefer und ein anderes vom Unterkiefer begründet. 

Die Anatomie einer zu Toulouse zu Grunde gegangenen Gi- 
raffe unternahmen Joly und Lavocat und theilten vorläufige Be- 
merkungen mit (Instit. p. 54). Owen’s Arbeit scheinen sie noch nicht 
gekannt zu haben. Die Gallenblase fehlte ihrem Exemplare, was 
auch bei 2 von Owen untersuchten der Fall war, während bei einem 
dritten sie nicht blos sehr gross, sondern auch gedoppelt vorkam. 
Das Verhalten des sog. dritten Horns haben sie gerade so wie Ref., 
Owen und Rüppell gefunden. 


Cavicornia. Die Beispiele vom Vorkommen fossiler 
Ueberreste von urweltlichen Thieren aus dieser Abtheilung 
fangen allmälig an sich zu mehren. 

In den losen Ablagerungen der Gegend von Issoire wurden ver- 
schiedene fossile Ueberreste gefunden, die Pomel einer urweltlichen 
Ziege zuschreibt und sie Capra Rozeti benennt (Rev. zool. p.284). 

Brehm erinnerte in der Isis S.484 die Zoologen daran, dass 
dem pyrenäischen Steinbocke der Name Capra pyrenaica zuerst von 
Bruch und nicht von Schinz beigelegt worden sei. 


42 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


Unter dem Artikel Daim lieferte Roulin sehr ausführliche 
gründliche und lehrreiche Betrachtungen über den Ursprung und die 
Rassen der Hausziege (D’Orbigny diet. univ. d’hist. nat. IV. p. 577). 

Von einem milchenden Bocke theilte Schlossberger in Mül- 
ler’s Archiv f. Anat. S. 439 eine Nachricht nebst Analyse der Milch 
desselben mit. Der Bock lebt auf dem Gute Neuhof bei Giessen, 
hat vollkommen ausgebildete Hoden, Ruthe und Hörner, und durch 
Erzeugung mehrerer Jungen unzweifelhafte Beweise seiner männ- 
lichen Kraft gegeben. Die 2 Euter liegen an der Stelle, wo sie sich 
bei den Ziegen auch befinden und haben wohl die Grösse einer Faust. 
Mit einiger Gewalt liess sich aus ihnen eine Flüssigkeit ausdrücken, 
die durchaus die Farbe, Consistenz und den Geschmack einer guten 
Milch hatte. 


Pinnipedia. 


. Die in den japanischen Gewässern vorkommenden Flos- 
senfüsser hat Schlegel in der 3ten Dekade der Fauna japo- 


nica bearbeitet. 

Diese Arbeit ist ein wichtiger Beitrag zur näheren Kenntniss 
dieser Thiere,. Unter den ungeöhrten Robben unterscheidet er eine 
neue Art, die Phoca nummularia, deren schon Pallas erwähnt 
hat. Ausführlich beschreibt er die Otaria Stelleri und weist nach, 
dass sie auch in den südlichen Gewässern vorkommt, und hält es 
für sehr wahrscheinlich, dass die O. chilensis und Lamarii von 
J. Müller ihr ebenfalls angehören, was allerdings viel für sich hat, 

Von noch allgemeinerem Umfange ist J. E. Gray’s Ar- 
beit, indem sie sich überhaupt über die Robben der südlichen 
Hemisphäre erstreckt. Y 

Sie findet sich in der Zoology of the Voyage of H. M. S, Ere- 
bus et Terror, edited by Richardson and J. E. Gray. Bis jetzt 
sind 2 Hefte dieser Abtheilung erschienen. Als Einleitung ist eine 
systematische Anordnung der ganzen Ordnung der Flossenfüsser nach 
Gattungen und Arten gegeben, wobei diese ziemlich zahlreich be- 
dacht worden sind. Im Allgemeinen folgt Gray bei der Anordnung 
der Gattungen der ausgezeichneten Arbeit von Nilsson, was sehr zu 
billigen ist, nur kommt dadurch das Wallross zwischen die ungeöhr- 
ten und geöhrten Robben zu stehen, was Ref. als verfehlt erklären 
muss, da jenes Thier nach der Beschaffenheit seines Schädels, Ge- 
bisses und selbst der Hinterfüsse von den übrigen Seehunden sich 
auffallend unterscheidet, daher als besondere Familie von ihnen ge- 
trennt werden muss. Auf diese Arbeit soll, sobald sie uns vollstän- 
dig vorliegt, ausführlicher eingegangen werden. - 

Ueber die Stellung und Deutung der Zähne des Wallrosses 
lieferte G. Jäger einen keinen Aufsatz in Müller’s Archiv S. 70. Er 
schliesst sich den Ansichten von Rapp und Stannius an und macht 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1844. 43 


auf eine Verschiedenheit in der Form des Unterkiefers aufmerksam, 
indem dessen Aeste bald eine mehr gerade Richtung, bald eine über- 
einstimmende Ausschweifung zeigen. 


Cetacea. 


Ueber das Geruchsorgan der Walle im Allgemeinen und 
des Delphinus Delphis und Tursio insbesondere lieferte A. 
Alessandrini eine Abhandlung in den Nov. Commentar. 
Acad. seient. Instituti Bononiensis. VI. (1844) p. 141). 

Sie enthält eine ausführliche Schilderung des Geruchsorgans. 
Hinsichtlich des Streites, ob bei den Wallen und insbesondere bei 
den Delphinen ein eigentlicher Geruchsnerve vorhanden ist oder 
nicht, erklärt sich A. mit Bestimmtheit für erstere Annahme und 
zeigt, woher es komme, dass bei Zergliederungen dieser Nerve nicht 
selten übersehen wurde. 

Von Bulaenoptera rostrata gab Lesson eine Beschreibung nach 
einem jungen Thiere, das im Jahre 1835 an den Ufern der Charente 
strandete (Actes de la Soc. Linneenne de Bordeaux XII. p. 16). 

Eschricht setzte seine interessanten Untersuchungen über die 
nordischen Wallfische fort (Förhandlingar vid de skand. Naturf. 
Stockh. 1843. p. 203, übers. Isis 1845. S. 419). Er glaubt jetzt mit 
ziemlicher Gewissheit die Existenz von 2 grossen und 2 kleinen 
Furchenfinnfischen im Norden behaupten zu können. — Ebenderselbe 
theilte a, a. O. (Isis 437) seine Beobachtungen über den Schnabel- 
wallfisch (Hyperoodon) mit und setzte bei der Gelegenheit auch die 
verwirrte Synonymik aus einander. 

Fitzinger’s Beschreibung des Halitherium Christoli wurde im 
Auszuge in den Jahrb. für Min. S, 382 mitgetheilt. 

H. Schlegel benutzte in seinen Abh, aus dem Gebiete der Zoo- 
logie und vergl. Anat., 2tes Heft, die Gelegenheit, welche ihm die 
Strandung eines Delphinus orca und einer Balaenoptera arctica an 
der holländischen Küste gab, von beiden genaue Beschreibungen und 
vollkommen naturgetreue Abbildungen zu liefern. 


44 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte 
der Vögel während des Jahres 1844. 


Vom 


Prof. Andr. Wagner 
in München. 


Schon in unserem vorigen Berichte haben wir das Er- 
scheinen eines Werkes angekündigt, das dem Ornithologen 
zur Orientirung in seiner Literatur und zum Bestimmen der 
Arten von der grössten Wichtigkeit ist, und das wir jetzt 
gleich im Eingange ausführlicher zu besprechen haben. Es 
führt den Titel: The Genera of Birds. By George Robert 
Gray. Illustrated with about three hundred and fifty plates 


by D. W. Mitchell. London seit 1844. 

Dieses Werk hat im Mai 1844 begonnen und soll jeden Monat 
ein Heft erscheinen, doch sind uns aus dem vergangenen Jahre erst 
5 derselben vorliegend, Es bindet sich an keine systematische Ord- 
nung, sondern stellt die verschiedenartigsten Gruppen zusammen, wie 
z.B. gleich im ersten Heft Buteoninae, Ploceinae, Oedicneminae und 
Glareolinae neben einander vorkommen. Daher sind auch weder 
Tafeln noch Text paginirt, und die Beschreibung jeder Gruppe 
schliesst in der Weise ab, dass nach Beendigung des ganzen Werkes 
dasselbe nach Anleitung der „List of the Genera of Birds” der darin 
befolgten Anordnung gemäss gebunden werden kann, Die Charaktere 
der Familien, Unterfamilien, Gattungen und Untergattungen sind aus- 
führlich angegeben; von den Arten aber nur die Namen aufgeführt 
und eine oder die andere Autorität und Abbildung citir. Da Gray 
nach der neueren englischen und französischen Weise den Untergat- 
tungen den Werth der Gattungen beigelegt, und sie also vollständig 
charakterisirt hat, so erspart man sich bei Benutzung seines Werkes 
die grosse Mühe, die Merkmale dieser über alle Gebühr zersplitter- 
ten Gattungen in den verschiedenartigsten Schriften aufzusuchen, und 
erfährt überdiess zugleich die Zahl der Arten, die einem solchen 
Genus angehören nebst Verweisung auf die Schriften, in denen sie 
beschrieben und abgebildet sind. Zur Bestimmung in den Sammlun- 
gen leistet daher dieses Werk die wichtigsten Dienste, Von jeder 


Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1844. 45 


der bei Gray überaus zahlreichen Unterfamilien wird eine oder die 
andere Gattung in einer kolorirten Abbildung dargestellt; ausserdem 
auf besondern schwarzen Tafeln von allen Gattungen Kopf, Schnabel 
(von der Oberseite), Fuss und Schwingen abgebildet. Text und Ab- 
bildungen sind mit grösster Genauigkeit ausgearbeitet; das Kolorit 
vortrefflich, überhaupt die ganze äussere Ausstattung elegant; der 
Preis mässig. Es steht zu hoffen, dass diese Arbeit einen raschen 
Fortschritt einhalten und also innerhalb fünf Jahren uns vollständig * 
vorliegen wird. Höchst wünschenswerth wäre es, wenn ein Ornitho- 
log, der mit dem nöthigen literarischen Apparat ausgerüstet ist, sich 
die Species ayvium zum Gegenstand der Bearbeitung wählen würde, 
damit man das weit und breit zerstreute Material wieder einmal bei- 
sammen hätte und die Ornithologie, die der immer zahlreicher wer- 
denden Luxuswerke wegen auf einen fortwährend sich verkleinernden 
Kreis beschränkt wird, dadurch von Neuem zum Gesammtgut aller 
Zoologen gemacht würde. 


J. E. Cornay hat der Academie des sciences de Paris 
eine neue, auf die Beschaffenheit der Gaumenbeine begründete 


Klassifikation der Vögel vorgelegt (Instit. p. 21). 
Es erhellt aus seinen Angaben, dass allerdings die Beschaffenheit 
_ des Gaumenbeins sehr brauchbare Merkmale für die Systematik ab- 
giebt; wenn man jedoch hiernach den Flamingo neben die Enten- 
vögel, den Kukuk neben die Mandelkrähe zu stellen hätte, so ist er- 
sichtlich, dass eine consequent durchgeführte Klassifikation nach 
einem einzelnen Merkmale nothwendig öfters zu naturwidrigen Zu- 
sammenstellungen führen würde. Man hat ja in der Botanik mit 
dem Linneischen Systeme dieselbe Erfahrung gemacht, obgleich die- 
ses auf ein ungleich bedeutsameres Organ, als dies bei den Vögeln 
die Gaumenbeine sind, begründet ist. 


Ornitologia powszechna, ezyli opisanie ptakow wszystkich 
ezesci Swiata przez Hr. Konstantego Tyzenhauza. Wilno. 
1844. Tom. II. 602 5. 

Den ersten Theil dieser für die Emporbringung der Ornithologie 
in Polen vortrefflich geeigneten Arbeit hat Ref. schon im vorigen 
Berichte angezeigt und es freut ihn, dass dieselbe einen so guten 
Fortgang hat. Der zweite Theil, gleich dem ersten die Temminck- 
sche Anordnung einhaltend, schliesst mit den Tauben ab. Beigege- 
ben ist eine kolorirte Abbildung von Steatornis caripensis. 


Ovographie ornithologique par M. O. Des Murs (Rey. 
zool. p. 75, 129, 161, 209). ’ 

Weitere Fortsetzung seiner interessanten Arbeit über die Eier 
der Vögel. Der Verf. bespricht erstlich den Einfluss der Nahrung 
auf die Färbung der Eier, dann den Einfluss des Klimas darauf, fer- 
ner die färbende Materie derselben nnd den Einfluss der Bebrütung 


46 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


auf die Entwickelung dieses Stoffs an der Oberfläche der Schale, 
endlich das Verhältniss, das zwischen der Form und der allgemeinen 
Anordnung der Flecken an der Oberfläche der Schale der gefärbten 
Eier und der Art ihres Ausgangs aus der Kloake stattfinden kann. 
Meyer, coloured Illustrations of British Birds, with the Eggs 
of each Species. Lond. 4to, sind mir nur aus der Ankündigung 
bekannt. 
An die vielen ornithologischen Artikel in D’Orbigny’s Diet, 
univ. de l’hist. naturelle. Tom. IV. soll hier nur erinnert werden. 
Waterton’s Essays on Natural History chiefly Ornithology. 
Fifth edition. Lond. 1844 braucht ihrer fanatisch radikalen Tenden- 
zen wie ihrer ungeordneten Vorlage wegen als wissenschaftlicher 
Beachtung unwürdig hier nicht weiter besprochen zu werden. 
Genauere Bestimmung einiger Muskeln an den Vordergliedmassen 
der Vögel wurden von Retzius vorgelegt (Förhandl. vid de skand. 
Naturf. Stockh. 1843. p. 659; Isis 1845. S. 440). — Ebenderselbe han- 
delte a. a. ©. (Isis 1845. S. 455 vom Bau des Magens der Vögel. 
Bemerkungen über die Theorie des Vogelflugs finden sich im 
Voy. autour du monde sur la Fregatte la Venus X. Physique V. 
p- 107 u. 268. 


Mit Spezialfaunen sind wir diesmal nicht so reichlich wie 


das vorigemal bedacht worden, j 

Zuvörderst ist zu erwähnen, dass Naumann’s ausgezeichnete 
Naturgeschichte der Vögel Deutschlands nunmehr zum Ende gekom- 
men ist, — Schlegel’s und Susemihl”s Bearbeitung der Vögel 
Europa’s, so wie Zander’s Naturgeschichte der Vögel Mecklenburgs 
(ötes Heft) sind in der Fortsetzung begriffen. 


Kritische Uebersicht der europäischen Vögel von H. 
Schlegel. Leid. 1844. Auch unter dem Titel: Reyue critique 


des oiseaux d’Europe. 

Eine sehr verdienstliche kritische Aufzählung der europäischen 
Vögel. Zuerst werden die Arten mit ihren hauptsächlichsten Syno- 
nymen und ihren Wohnstätten aufgeführt; alsdann in einer besondern 
Abtheilung kritische Erörterungen über noch nicht sicher festgestellte 
oder leicht verwechselbare Arten beigefügt, wodurch diese Arbeit 
einen Hauptwerth erlangt und als ein wichtiger Beitrag zur Förde- 
rung unserer Kenntniss der europäischen Fauna, so wie als nothwen- 
diges Supplement zu Temminck’s Manuel anzusehen ist. Da sie in 
deutscher und französischer Sprache zugleich (in neben einander 
fortlaufenden Spalten) verfasst ist, so ist dadurch dieser wichtigen, 
jedem Ornithologen unentbehrlichen Arbeit eine weite Verbreitung 
gesichert. 


Die Vögel Europa’s. Eine systematische Uebersicht der 
synonymen Gattungen uud der einzelnen Arten nach ihrer 


Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1844, AT 


natürlichen Verwandtschaft zusammengestellt von L. Selliers 


von Moranville. Wien 1844. 57.8. 

Der Verf,, Amanuensis der k. k. Hofbibliothek, hat seine Auf- 
gabe gut gelöst, beschränkt sich jedoch auf blosse Angabe der Na- 
men ohne weitere Erläuterungen. 

Die Wanderungszeit der gewöhnlichsten Zug- und Strichvögel im 
Amte Idstein im Jahre 1842 wurde von Chr. Unzicker angegeben 
(Jahrbücher des Vereins für Naturkunde im Herzogthum Nassau 
Wiesb. 1844. S. 101). 

Ein Verzeichniss der von ihm im nordöstlichen Sibirien gesam- 
melten Vögel publizirte Th, v. Middendorf in dem Bullet. de la 
Classe phys. math. de l’Acad. de P£tersb. III. p. 295. 

Blyth’s List of Birds from the vieinity of Calcutta ist in den 
Ann. of nat. hist. XII. p. 32, 113, 175 und XIV. p. 34, 108 fortgesetzt 
worden. Besondere Bemerkungen dazu lieferte Stricklanda.a. O. 
XI p. 204. ” 

Von den Verhandelingen over de natuurl. Geschiedenis der Ne- 
derl. ovezeesche Bezitt. ist im Jahre 1844 keine Fortsetzung des 
ornithologischen Textes, sondern nur A Tafeln Abbildungen in N. 10 
der zoologischen Abtheilung erschienen. 


Fauna japonica auctore Ph. Fr. de Siebold. Animalia 
‘ vertebrata elaborantibuss Temminck et Schlegel. Aves. 
fasc. 1. 

Dieses erste Heft enthält den Anfang der von den holländischen 
Reisenden auf Japan beobachteten Raubvögel, und zwar folgende: 
Falco communis, F. tinnunculus japonicus, Astur nisus, Astur gu- 
laris, Spixaetos orientalis, Circus uliginosus, Haliaetus pelagicus, 
Pandion Haliaetus orientalis und albieilla, Milvus melanotis, Buteo 
japonieus, Buteo hemilasius, Buteo polyogenys, Pernis apivorus. Von 
ausgezeichneter Schönheit und naturgetreuer Auffassung des Habitus 
sind die beigegebenen Tafeln, die ihrer genauen Detailausführung 
wegen selbst noch den Gouldschen vorzuziehen sind. In diesem 
ersten Hefte sind abgebildet: Falco tinunculus japonicus, Astur gu- 
laris, Milvus melanotis, Buteo vulgaris japonicus, Otus semitorques, 
Otus scops japonieus, Hirundo alpestris japonica, Caprimulgus jo- 
taka, Muscicapa hylocharis. 

Avium conspeetus quae in Republica Peruana reperiuntur et 
pleraeque observatae vel colleetae sunt in itinere a Dr. J. J. de 
Tschudi. Als in unserm Archive S, 262 enthaltend keiner weitern 
Anzeige bedürftig, 

Die von Bridges aus Chili mitgebrachten Vögel wurden von 
Fraser bestimmt und ihr Verzeichniss, mit Bemerkungen versehen, 
mitgetheilt (Ann. of nat. hist. XIII. p. 498.) 

Eine Bearbeitung der neuseeländischen Vögel ist von G. R. 
Gray in der Zoology of the Voyage of H. M. S, Erebus et Terror 


48 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


begonnen worden. Es sind bisher 2 Hefte erschienen, von denen 
das 2te den Text des ersten nochmals ungearbeitet hat; die Abbil- 
dungen sind vortrefflich. 

Von Gould’s Werke, „the Birds of Australia” ist während des 
Jahres 1844 Heft 14, 15, 16 und 17 erschienen. 


Der zoologische Atlas von Du Petit Thouars voy. 
autour du monde sur la Fregatte Venus enthält bis jetzt in 
seinen 6 Lieferungen von Vögeln folgende Abbildungen : 

iste Lieferung: Grallaria squamigera tab. 3, Grallaria guati- 
malensis tab. 4, Pyrgita biarcuata tab. 6, Columbi-Gallina gallopa- 
goensis tab. 8, Stolida cinerea tab. 9. — 2te Lieferung: Hemignathus 
olivaceus tab. 1, Ornismya Costa tab. 2, Tanagra ruficervix und 
labradorides tab. 5, Columba Dupetit-Thouarsii tab. 7, Larus fur- 
catus tab. 10. 


List of the Specimens of Birds in the British Museum. 
Part. 1. Accipitres. 1844. 58 S. 8. Part III. Gallinae, Grallae 
and Anseres. 1844. 209 S. 8. 

Blos diese beiden Abtheilungen sind uns bisher zugekommen, 
die Zeugniss von dem grossen Reichthume der ornithologischen 
Sammlung des britischen Museums geben und zugleich den Besuchern 
desselben gute Dienste leisten. Die Einrichtung dieses Verzeichnis- , 
ses ist sehr zweckmässig, indem die Verschiedenheiten nach Alter, 
Geschlecht, Jahreszeit, so wie auch der Wohnort und die etwaigen 
Geber bezeichnet sind. 


Zur Kenntniss der fossilen Vögelknochen sind mir 
nur wenige Beiträge bekannt geworden. 

P. Gervais lieferte im Instit. p. 293 Bemerkungen über urwelt- 
liche Vögel und theilte ein hauptsächlich Frankreich betreffendes 
Verzeichniss derselben mit. — H. v. Meyer machte im Jahrb, für 
Min. S. 331 bekannt, dass der von Karg abgebildete versteinerte Vo- 
gelfuss von Oeningen einem Vogel von der Ordnung der Strandläufer 
angehörte. Den Vogel aus der Glarner Kreideformation bezeichnete 
er ebendaselbst S. 338 als Protornis Glarniensis. Aus dem 
mittelrheinischen Tertiärbecken erhielt er die fossile Ellenbogenröhre 
von einem Vogel (S. 565). Der im Leonhardschen Taschenb. f. Min. 
1808 beschriebene Ornitholithus von Oeningen wurde von H. v. 
Meyer als ein Frosch (Latonia) befunden. 


Aceipitres. 


Ueber die Stellung und Unterscheidung mehrerer Raub- 
vögel theilte Brehm in der Isis S. 488 seine Bemerkungen mit. 
Sie betreffen die Condore, Vultur fulvus, Gypaetos, Haliaetos, 
Aquila, Pandion, Circa&tos und Eulen. An den Condoren hat er die 


Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1844. 49 


wiederholte Bemerkung gemacht, dass das Männchen bedeutend grös- 
ser als das Weibchen ist. In Bezug auf Yultur fulvus Linn. unter- 
scheidet er die beiden Varietäten Schlegels als Subspecies und wirft 
die Frage auf, ob die bänderartigen Federn der Halskrause im Alter 
wirklich in die wollige Krause übergehen oder bis zum Tode des 
Vogels bänderartig bleiben. 

H. Schlegel et A. H. Verster van alv erhon st, 


traite de Fauconnerie. Livr. 1. Leyd. 1844. 

Nachdem die Falkenjagd neuerdings wieder in Aufnahme kommt, 
ist es auch in der Ordnung, dass sich die Literatur wieder mit ihr 
befasst. Uebrigens ist uns dahier dieses Heft noch nicht zugekom- 
men und muss also der Bericht auf das nächstemal verschoben wer- 
den; aus dem ausgegebeneh Prospectus geht jedoch hervor, dass die- 
ses mit kostbaren Abbildungen gezierte Prachtwerk dem Jagdfreunde 
wie dem wissenschaftlichen Ornithologen gleich wichtig werden wird, 
indem es sich nicht blos auf den Jagdbetrieb beschränkt, sondern 
auch eine umfassende Geschichte dieser Art des edlen Waidwerkes, 
nebst einer ausführlichen Naturgeschichte der hierbei verwendeten 
Vögel liefert. 

In Gray’s Genera of Birds sind von der Ordnung der 
Raubvögel bereits abgehandelt die Vulturinae n. 2, Gypaetinae 


n.d, Gypohierax n. 3, Buteoninae n. 1, Polyborinae n. 4. 

Die Vulturinae enthalten die Gattungen Vultur mit 3 Arten, 
Otogyps mit 1, Gyps wit 3 Arten. — Die Gypa&@tinae bestehen aus 
der einzigen Gattung Gypaötos mit 1 Art. — Die Gypohieracinae 
haben ebenfalls nur eine Gattung Gypohierax mit 1 Art aufzuweisen. 
— Die Buteoninae bestehen aus 2 Gattungen: Buteo mit 32 und 
Archibuteo mit 3 Arten. — Die Polyborinae begreifen 3 Gattun- 
gen: Ibyeter mit 3, Milvago mit 5, Polyborus mit 1 Art. 

Von den Habichten hat Striekland den Falco gracilis 
Temm, unnöthiger Weise als Gattung /schnosceles abge- 
trennt (Ann. of nat. hist. XIII. p. 409). 

Als Motiv bezeichnet er die Schmächtigkeit der Läufe und das 
Verhältniss der Zehen, indem die äussere kürzer ist als die innere, 

Ueber den Nestbau, die Eier und Lebensweise von Falco pere- 
grinus lieferte Hardy in der Rey. zool. p. 289 einige Bemerkungen; 
Gerbe ebenda 5.440 über ein Ei, das muthmasslich dem Goldadler 
gehören könnte. — Falco rupicoloides ist eine neue, von A. Smith 
in den Illustr. of the Zool. of South Africa beschriebene und tab. 92 
abgebildete Art; ebendaselbst Accipiter rufiventris tab. 93. 

H. Schlegel lieferte in seinen Abh. aus dem Gebiete der Zoo- 
logie und vergl. Anat, 2tes Heft, die Beschreibung von Falco Feldeggi 
= F. tanypterus Licht, (F, biarmieus Temm.), von ersterem auch 

2 schöne Abbildungen. In seiner kritischen Uebersicht der europ. 
Vögel macht er jedoch auf $. 11 bemerklich, dass F, Feldeggi der 
Archiv (x Naturgesch, XI, Jahrg. 2. Bd. D 


50 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


ächte Lannerfalke der Falkoniere ist und legt ihm daher den Namen 
F. lanarius bei, während er dem F. lanarius von Temminck und 
Naumann den alten Namen F, sacer restituirt. 


Passerinae. 


In dem von Retzius und Loven erstatteten Bericht 
über die demnächst erscheinende „Beschreibung der Vogel- 
flügel von Sundevall” finden sich weitere Erläuterungen 
über die Unterschiede, die in dieser Hinsicht zwischen den 
Singvögeln und den andern Gattungen stattfinden (Hornsch. 


Archiv skand. Beitr. I. S. 156). 

Als Resultat der ganzen Untersuchung ergiebt sich, dass die 
Singvögel, d. h. diejenigen Vögel, deren unterer Kehlkopf mit 5 Paar 
Muskeln versehen ist, in jeder Hinsicht eine eigene Bildung zeigen, 
von der nur einige Abweichungen vorkommen und dass alle die übri- 
gen Vögel: Wasservögel, Wadvögel, Hühner, Raubvögel, Papageien 
und kukuksartige Vögel, wie unähnlich sie auch im äussern Habitus 
scheinen mögen, doch eine bestimmte eigene Grundform zeigen, 
welche sich der der Singvögel blos durch einige, den kukuksartigen 
Vögeln zunächst stehende Uebergangsformen annähert, unter denen 
die wichtigste die Spechte ausmachen. Bei den Singvögeln ist selbst 
der Nfeischige Theil an der äussern Seite des Unterarms von Federn 
entblöst und wird nur von den kleinen Federn überdeckt, die auf 
der losen Haut sitzen, voran über dem Armbein. Die grossen Deck- 
federn sind so kurz, dass sie blos die halbe Länge der Armschwung- 
federn erreichen oder noch kleiner; von den untern Flügeldeckfedern 
fehlt die erste von den zwei umgekehrten Reihen, und die übrigen 
sind an Zahl weit geringer als bei den andern Vögeln, Die erste 
Schwungfeder zeigt eine allgemein vorkommende Tendenz zur Ver- 
kürzung, und ist rudimentär oder wird bei ungefähr der Hälfte der 
bekannten Arten vermisst; Cubitalfedern (Schwungfedern ?ter Ord- 
aung) sind 9, selten mehrere. Eine eigene Form der Armmuskeln, 
welche zugerundet, gleichsam aufgeschwollen sind mit lagen Sehnen, 
und eine eigene Biegung des grösseren Armknochens (Ulna), so wie 
einige andere Eigenheiten in den innern Theilen, geben dem ganzen 
Arm eine eigene Gestalt, die leicht wieder erkannt wird, sogar ohne 
dass die Federn ausgerupft werden. Die übrigen Ordnungen haben 
3-5 vollständige Federreihen auf der fleischigen Aussenseite des Ar- 
mes; ihre grössern Deckfedern gehen weit über die Mitte der 
Schwungfedern 2ter Ordnung; von den untern Deckfedern findet man 
immer die erste Reihe umgekehrt. Die erste Schwungfeder 1ster 
Ordnung findet sich immer und ist nur selten verkürzt, so dass diese 
Vögel immer wenigstens 10 Schwungfedern der Isten Ordnung haben; 
einige wenige Formen besitzen deren 11. Schwungfedern 2ter Ord- 
nung sind mit wenigen Ausnahmen mehr als 9, aber im Uebrigen an 
Zahl höchst verschieden; die Ulna ist bogenförmig, nicht S förmig, 


Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1844. 51 


gekrümmt, und die Armmuskeln sind gleich dick mit kurzen Sehnen,. 
und zeigen in mehrfacher Hinsicht eine der der Singvögel entgegen- 
gesetzte Form. (Vergl. auch die Förhandl. vid de skand. Naturf. 
Stockh. 1843. p. 685; übers. Isis 1845. S. 452). 


Corvinae. Eine neue Art aus Guatemala wurde von Hart- 
laub in der Rey. zool. p. 215 unter dem Namen Garrulus (Cya- 
nocorax) melanocyaneus aufgestellt. In den Birds of Australia 
wurden von Gould abgebildet: Gymnorhina tibicen und leuconota 
n. 17. 

Ampeltidae. Pipra vitellina wurde als neue Art von 
Gould in den Ann. of nat. hist. XIII. charakterisirt; sie stammt von 
Paırama. — Pardalotus punctatus und striatus wurden von demsel- 
ben in den Birds of Austral. n. 15 abgebildet. 


Tanagridae. Diese Familie wurde von @. R. Gray 
im 3ten Hefte seiner Genera of Birds bearbeitet. 

Zu Emberizoides zählt er 2 Arten, zu Pipilo 9, zu Arremon 17, 
zu Embernagra 11, zu Pitylus 18, zu Cissopis 1, Lamprhter 3, Sal- 
tator 19, Rkamphopis 9, Pyranga 17, Lanio 3, Tanagra 21, Stepha- 
nophorus 1, Tachyphonus 24, Nemosia 7, Tanagrella 2, Calliste 30, 
Euphonia 23, Cypsnagra 1; im Ganzen also 218 Arten. 

‘An der übermässigen Zersplitterung der Tanagriden sich 
noch nicht begnügend, hat Strickland eine neue, Ortho- 
gonys benannt, zugefügt (Ann. of nat. hist. XII. p. 421). 

Die Tanagra viridis Spix ist es, welche die ganze neue Gattung 
begreift und von den andern unterschieden wird durch gestreckten 
Schnabel, sehr gebogene Firste und die ganz gerade Dillenkante. 

Auch Hartlaub gab sich die undankbare Mühe, eine 
neue Gattung unter dem Namen Poecilornis zu creiren 
(Rev. zool. p. 369). 

Typus ist Arremon rufivertex. Als Grund zur Trennung von 
Arremon führt er erstlich die prächtige Färbung bei P. an, dann die 
Form des Schnabels und der Flügel, die bei A. kaum die Schwanz- 
wurzel erreichen, bei P, fast bis zur Schwanzmitte gehen. Ferner 
ist bei A. äussere und innere Zehe gleich lang, bei P. die äussere 
beträchtlich länger als die innere. 

Als neue Arten sind zu bezeichnen: Saltator magnoides (!) 
und ieterophrys, beide von Lafresnaye aus Mexiko (Rev. zool. 
p- 41), ferner von demselben Saltator guadelupensis a. a. O. 
5. 167. — Arremon Abeillii aus Guayaquil von Lesson in der 
Rev. zool. p. 435. — Von Striekland in den Ann. of nat. hist. 
X. p. 419: Tachyphonus saucius und ruficeps, Calliste 
thalassina, Nemosia fulvescens, Embernagra longi- 
cauda. — Von Lamprates albicristatus hat Lafresnaye im Mag. 
de Zoolog. tab, 50 eine Abbildung geliefert, 

D* 


52 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


. Fringiltidae. In den Genera of Birds part. 1 erwei- 
terte G. R. Gray seine Unterfamilie Ploceinae in folgender 
Weise, 

Textor mit 5 Arten, Hyphantornis (neuer Name) mit 28, Syco- 
bius 8, Ploceus 26, Philetaerus 1, Nigrita 2, Plocepasser 2, Vidua 
10, Cheva 1; im Ganzen also 83 Arten. 


Die Unterfamilie Coccothraustinae wurde von Gray a.a. 
O. part. 2 in folgender Weise angeordnet: 

Spermospiza (neuer Name für Spermophaga) mit 1 Art, Pyrene- 
stes mit 2, Guiraca 6, Calamospiza 1, Cardinalis 5, Coccothraustes 
8, Geospiza 8, Camarhynchus (Piezorhina?) 3, Cactornis 3, Cerfhi- 
dea 1; im Ganzen 38 Arten. — Die von Gould in den Ann. of nat. 
hist. XII. p. 474 aufgeführte Cactornis inornata ist bereits in 
dieser Zahl mit einbegriffen, dagegen ist Spermophaga von Strick- 
land mit einer 2ten Art, Sp. margaritata bereichert worden 
(Ann. XII. p. 418. tab. 10). 


Die Emberizinae hat Gray a.a. O. part. 4 aufgeführt. 

Euspiza mit 14 Arten, Emberiza mit 31, Gubernatrix mit 1, 
Fringillaria mit 12 und Plectrophanes mit 4; im Ganzen also mit 
62 Arten. i 

Als sonstige neue Arten aus der Familie der Fringilliden sind 
zu bezeichnen: Tiaris cruentus aus Guayaquil von Lesson in 
der Rev. zool. p. 435. — Leucosticte griseogenys Gould in 
den Ann. of nat. hist. XL. p. 474. — Amadina Gouldiae, von 
Gould in den Ann. Xlll. p. 363 und in den Birds of Austral. n. 15 
dargestellt; eine der schönsten Arten, die Gould nach seiner liebens- 
würdigen, nunmehr bereits verstorbenen Gattin, welche in seinen 
ornithologischen Arbeiten eifrigen’Antheil genommen hatte, benannte. 
— Amadina squamifrons von A. Smith in den Illustrat. of the 
Zool. of South Africa tab. 95. 

Den Nestbau von Emberiza quelea beschrieb der Vicomte de 
Tarragon in der Rev. zool. p. 83. 

Die systematische Vertheilung seiner Passeres (Fringilla, Loxia 
und Emberisa setzte Sundevall aus einander (Förhandl. vid de 
skand. Naturf. Stockh. 1843. p. 691; Isis 1845. S. 452). 


Sturnidae. Das Junge von Icterus diadematus Temm. wurde 
von Lafresnaye in der Rey. zvol. p. 42 beschrieben. Es unter- 
scheidet sich vom Alten durch olivenschwärzliche Färbung, durch 
gelben Fleck auf dem Zügel u. s. w. — Pendulinus californi- 
cus aus Californien von Lesson in der Rey. zool. p. 436. 


Dentirostres. Eine neue, wahrscheinlich mit Lepto- 
rhynchus Menetr. identische Gattung errichtete Strickland 
unter dem Namen Zolocenemäüs (Ann. of nat. hist. XIII. p. 415). 


Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1844. 53 


Durch den verlängerten Schnabel, kurzen Schwanz und das ganze 
acrotarsium unterscheidet St. seine Gattung von Formieivora und 
Myrmeeiza; durch letzteres Merkmal ferner, sowie durch grössere 
Schwanzlänge von Urotomus und durch die grössere Freiheit der 
äussern Zehe von Pithys. Hierher stellt St. den Turdus cinnamo- 
meus Gm. und fügt ihm eine neue Art bei, Holocnemis flam- 
mata (tab. 13), wahrscheinlich aus Amerika, 

Ebendaselbst beschrieb Striekland noch einige andere ver- 
wandte Arten: Swriri? icterophrys Vieill. (tab. 12); Euscarthmus 
cinereus Strickl. und Myrmeciza melanura Strickl. — Hartlaub 
stellte einen Brachypteryx albigularis und malaccensis 
in der Rev. zool. p. 401 u. 402 auf; von ersterer Art vermuthet er 
selbst, dass sie mit Malacopterum macrodactylum Str. (Ann. 
of nat. hist. XIII. p. 417 identisch seyn könnte. — Ebenda p. 370 un- 
terschied Hartlaub einen Tinactor guatemalensis von T. 
fuscus Wied. 

Andere neue Arten: Tyrannula Tschudii aus’ Bahia von 
Hartlaub in der Rey. zool. p. 369; ebenda S. SO Tyrannula 
ardosiaca aus Columbien von Lafresnaye. — Den Tyrannus (Mil- 
vulus) monachus Hartl. in der Rey. zoo]. p. 214 erklärte Lafres- 
naye in der nämlichen Zeitschrift S. 324 für das Junge von Milvu- 
lus savana (Muscicapa tyrannus Gm.). — Derselbe brachte a. a. O. 
S. 78 noch einige Berichtigungen bei. Er findet, dass seine Musei- 
capa fusco-capilla identisch ist mit Myiobius diadema Hartl. und 
behält daher den letzteren Namen bei. Dagegen weist L. nach, dass 
Hartlaub’s Myiobius pyrrhopterus einerlei Art ist mit der Muscipet@ 
einnamomea d’Orb. et Lafr. Endlich gesteht er ein, dass seine Se- 
tophaga nigro-cincta das Weibchen von Myiodioctes canadensis Aud. 
ist, der eigentlich der nachfolgenden Familie angehört. 

Setophaga flaveola wurde durch Lafresnaye von S. or- 
nata unterschieden Rev. zool. p. 81. — Piexzorhynchus nitidus von 
Gould in den Birds of Austral. N. 14 abgebildet. — Muscipeta 
Smithii aus Westafrika wurde von Fraser in den Ann. of nat. 
hist. XIIL p. 135 charakterisirt. — Den Vireo versicolor will La- 
fresnaye zu Pachyrhynchus s. Pachyramphus gestellt wissen (Rev. 
zool. p. 40). Pachycephala lanoides, von Gould in den Birds of 
Austral. N. 17 abgebildet, nähert sich den Würgern dermassen an, 
dass er ihn nur deshalb nicht zuweisen will, weil kein ächter Lanius 
bisher in Australien gefunden wurde. Ref. sieht nicht ein, warum 
denn dieser nicht der erste sein sollte? 


Von Tamnophilus charakterisirte Lafresnaye 3 neue 
Arten aus Columbien (Rev. zool. p. 82). 
- Sie heissen Th. albicans, multistriatus und brevirostris 
in einer Aten Art vermuthet er den Lanius undulatus Natt. 
Faleunculus und Cyclarhis möchte derselbe Ornitholog ihrer 
Befiederung und Zehenform wegen unter dem Namen der Mesanges 


54 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


Pies-Grieches mit den Meisen verbunden wissen (Rev. zoo], p. 169), 
wogegen freilich die Schnabelform spricht. 

Telophonus trivirgatus aus Südafrika wurde von A. Smith 
in seinen Illustr. of the Zoolog. of South Africa tab. 94 als eigene 
Art aufgestellt. 


Atrichia ist eine neue Gattung, die Gould in dieser 
Familie errichtete. (Ann. of nat. hist. XIV. p. 360). 

Als grosse Eigenthümlichkeit, welche diese Gattung von allen 
andern der bezeichneten Familie unterscheidet, bezeichnet er den 
gänzlichen Mangel von Borsten an der Schnabelwurzel. Man kennt 
erst eine Art aus West-Australien, die Gould ihrer lauten Stimme 
wegen A. c/amos« nennt und sie in seinen Birds of Austral. N. 14 
abgebildet hat. 


Zu Turdus brachte Lafresnaye& 2 neue Arten, Hart- 


laub eine (Rev. zool. p. 167 u. 214). 

Lafresnayes Arten stammen aus Guadeloupe und heissen T. mon- 
zanus und 2’Herminieri,; die von Hartlaub kommt von Guate- 
mala und führt den Namen Turdus rufitorques. 

Andere neue Arten: Merula infuscata aus Mexiko von La- 
fresnaye (Rey. zool. p. 41). — Pomatorhinus superciliosus 
und rubeculus aus Australien von Gould in den Birds of Austral. 
N. 16. — Timalia pyrrhophaea aus Malakka und Sumatra, fer- 
ner Garrulax bicolor S. Müll. aus Sumatra, beide von Hart- 
laub charakterisirt in der Rey. zool. p. 402. — Ixos phaeocepha- 
Zus aus Malakka von demselben a. a. O. S. 401 aufgestellt. — Von 
Strickland wurden unterschieden in den Ann. of nat. hist. XII, 
p- Mil: Criniger? icterinus, Pycnonotus Finlaysoni, 
Pyen. crocorrhous (Turdus haemorrhous Horsf. vom gleichnami. 
gen Vogel Gmelins durch safranfarbigen Steiss verschieden), Pyen. 
flavirictus und Hypsipetes philippensis. Derxselbe gab von 
Hartlaub’s Pitta cucullata eine Abbildung auf tab. 11. p. 410. 


Ueber 3 neue Arten aus den Gattungen Saricola und 
Aeccentor theilte Brandt seine Bemerkungen mit (Bullet. de 
la Olasse phys. math. de Petersb. II. p. 139). 

1) Sazicola albifrons Brandt —= Motacilia stapazina Pall. 
aus Sibirien. 2) Accentor montanellus Temm. —= Motacilla 
nontanella Pall. Brandt bemerkt, dass Temmincks und Naumanns 
Beschreibung, so wie die Abbildung des Letzteren, nicht genau auf 
ein altes männliches Exemplar passen, welches auf Rücken und Flü- 
gel keine röthliche Farbe hat und keine Brustflecken zeigt. Er ver- 
wmuthet daher, dass der von Temminck und Naumann beschriebene 
Vogel eine Varietät oder eigene Art sein dürfte, die man mit dem 
Namen Accentor Temminckii bezeichnen könnte. 3) Accentor 
atrigwlaris Brandt von Semipalatinsk in Sibirien. 


Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1844. 55 


Von Gould wurden in seinen Birds of Austral. abgebildet: 
Acanthiza chrysorrhoea n. 16, Acanthiza diemenensis und Ewingis 
n. 17; ferner Xerophila leucopsis n. 15, Pyrrholaemus brunneus n. 
17, Sericornis citreogularis n. 14. — Die Gattung Jora wurde durch 
Hartlaub mit einer Aten Art, J. Lafresnayei, vermehrt (Rev. 
zool. p. 401). 

Levaillant’s le Pätre wurde von Strickland als eigene Spezies, 
Pratincola pastor, von P, rubicola getrennt (Ann. of nat. hist. 
XI. p. 410). — Calamanthus fuliginosus wurden von Gould in den 
Birds of Austral. n. 16 abgebildet. — Aus Guatemala rühren die bei- 
den Vögel her, welche Hartlaub in der Rey. zool. unter dem Na- 
men Aylophilus leucophrys (p. Sl) und Parus melanotis 
Sandb. (p-. 216) charakterisirte. 

Sundevall machte bemerklich, dass bei Gothenburg ein Exem- 
plar der Motacilla alba mit schwarzem Rücken geschossen worden 
und die nämliche Varietät sei, die von den englischen Ornithologen 
als M. Yarrellii bezeichnet werde. Psophodes ist durch Gray mit 
einer 2ten Art, Ps. nigrigularis bedacht worden (Ann. of nat, 
hist. XIV. p. 363 und Gould’s Birds of Austral. n. 15. 


Certhiaceae. Von Troglodytes zählte Lesson (in der 
Rev. zool. p. 434) 18 Arten auf. 


Hierbei fügte er eine 19te, aus Peru abstammend, hinzu und gab 
ihr den Namen T. murinus. 

Andere Arten dieser Familie, die von Gould in seinen Birds of 
Austral, abgebildet wurden; sind: Sittella chrysoptera, leucoptera und 
pileata n.14; Climacteris melanura ebenda; Melicophila picata n.155 
Acanthogenys rufogularis und Anthochaera inauris (identisch mit 
4. carunculata Vig.) n. 16; Ptilotis cratitius n. 16 und Ptilotis auri- 
comis n. 17; Myzantha garrula, lutea und obscura n, 15; Entomyza 
albipennis n, 17, 

Nectarinia flavigaster wurde von Gould in den Ann. of 
nat, hist. XIII. p. 474 charakterisirt. — Conirostrum supercilio- 
sum aus Guatemala von Hartlaub in der Rey. zool. p. 215, 

Aus Columbien stammt Dendrocolaptes Perrotii, von La- 
fresnaye in der Rev. zool. p. 80 beschrieben. — Ebenda S, 433 
charakterisirte Lesson einen Picolaptes cinnamomeus aus 
Guayaquil. 

Gegen Lesson rechtfertigte es Lafresnaye in der Rey, zool. 
p. 43, dass er der Gattung Ramphoeinclus ihren Platz unter den 
Troglodytinen angewiesen habe. 


Hirundinaceae. Fr. Boie lieferte in der Isis S. 164 
eine übersichtliche Darstellung seiner Familie Airundinidae. 
Mit den eigentlichen Schwalben werden die Segelschwalben ver- 
bunden, was Ref. nicht billigen kann, da durch den Singmuskelappa- 
rat und das Skelet hinreichende Differenzen gegeben sind. Der Verf, 


56 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


charakterisirt ausführlich die Gattungen, und weist jeder die ihr an- 
gehörigen Arten an. 


Menurinae. Nach Untersuchung der auf der Menura 
lebenden Parasiten hat H. Denny ihr ihren Platz unter den 


Insessores angewiesen (Ann. of nat. hist. XII. p. 313). 

Denny erhielt von 5 Exemplaren der Menura die Parasiten, wor- 
unter er die beiden Gattungen Nirmus und Menopon erkannte, von 
denen der erste fast ausschliesslich den Insessoren, Sumpf- und 
Schwimmvögeln eigen ist. Ein oder zwei Arten von Nirmus werden 
auch bei Raubvögeln und ungefähr dieselbe Zahl bei Sumpfvögeln 
angetroffen, aber diese sind für letztere keineswegs charakteristisch, 
wie es dagegen entschieden mit Goniocotes, Goniodes und Lipeurus 
der Fall ist, von denen nicht einer die Menura zu belästigen scheint. 
Der Nirmus wird von Denny für den N. marginalis Nitzsch. ange- 
sehen und nähert sich sehr dem der Meruliden. Er meint daher, 
dass wenn man der Beständigkeit des Parasitismus gewisser Gattun- 
gen auf bestimmten Familien der Vögel ein Gewicht beilegen wolle, 
so müsse die Menura zu den Insessoren gezählt werden. 


Clamatores. 


Macrochires. Ein Beitrag zur Berichtigung der ver- 
wirrten Synonymik der Gattung Ornösmya (!) wurde von 
Loddiges in den Ann. of nat. hist. XIII. p. 511 mitgetheilt. 

Demnach ist O, vestita = Trochilus uropygialis Fras.; O. hete- 
ropogon Boiss. —= T. coruscus Fras.,;, O. microrhyncha Boiss. = T. 
brachyrhynchus Fras.; O. ensifera Boiss. = T. derbianus Fras.; O. 
Bonapartei Boiss. — T. aurigaster Lodd.; O. Temmincki Boiss. — 
T. cyanopterus Lodd.; O. Guerini Boiss. = T. parvirostris Fras.; 
O. Lafresnayi Boiss. = T. flavicaudatus Fras., O. Allardi Boure. 
= 0. Paulinae Boiss. = T. !yrianthinus Lodd. 

Eine O0. Feliciana wurde von Lesson in der Rey. zool. 
p- 434 beschrieben; als Vaterland ist circiter Guayaquil angegeben. 

Caprimulginae. In den Birds of Austral. lieferte Gould 
die Abbildungen von Podargus phalaenoides n. 14, Aegotheles leuco- 
gaster ». 16 und Caprimulgus macrurus n. 17. 


Lipoglossae. Lafresnaye bemühte sich nachzuwei- 
sen, dass man den Wiedehopf bei den Passerinen und zwar 
bei den Tenuirostres, jedoch als eigene Familie Uppupidee, 
einreihen müsse (Rev. zool. p. 172). 

Wie er sagt, müsse man mit Erstaunen bemerken, dass man bis 
auf diesen Augenblick in allen ornithologischen Werken den Wiede- 
hopf mit Epimachus vereinige, da er doch den dünnschnäbligen Pas- 
serinen angehöre, Leider ist jedoch weder die eine, noch die andere 


Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1844, 57 


Behauptung richtig. In der Pterylographie von Nitzsch ist schon 
im Jahre 1840 nachgewiesen worden, dass Upupa und Epimachus 
nicht neben einander gestellt werden dürfen, sondern der letztere mit 
den Paradisiden zu vereinigen sei, während er für den Wiedehopf 
schon zwanzig Jahre früher den rechten Platz unter den Wiedvögeln 
ausgemittelt hatte. Wenn Lafresnaye nur einigermassen mit”“den 
deutschen Leistungen, ja selbst nur mit diesen Jahresberichten sich 
bekannt machen wollte, so hätte er sich- eine unnöthige Mühe er- 
spart. Wir haben im vorigen Jahresbericht gesehen, dass es Strick- 
land mit dem Wiedehopf nicht besser ergangen, als es diesmal mit 
Lafresnaye der Fall ist. Beide Herren hätten sich bei Berücksich- 
tigung der Arbeit von Nitzsch auch überzeugen können, dass weil 
die Ornithologie doch nicht ausschliesslich in der Kenntniss der Vo- 
gelbälge, sondern des ganzen Organismus der Vögel besteht, es er- 
spriesslich sich erweise, wenn bei der Klassifikation noch etwas mehr 
als das blosse Exterieur in Betracht gezogen wird. 

Lafresnaye sprach die Vermuthung aus, dass Gould’s Halcyon 
platyrostris identisch sein möchte mit seinem Todiramphus recurvi- 
rostris (Rev. zool. p. 322). — Gould’s neue Art: Halcyon saur o- 
phaga stammt von Neu-Guinea (Ann. of nat. hist. XIII. p. 473). 
Dacelo gigantea und cervina wurden von demselben in den Birds 
of Austral. n. 15 abgebildet. 


Zygodactyla. 
Ueber die Beziehungen der Spechte zu den übrigen Klet- 
tervögeln in Betracht des Skeletbaues legte K. Kessler in 
Kiew höchst beachtenswerthe Beobachtungen vor (Bullet. de 


Moscou 1844. p. 331). 

Zur Vergleichung hatte Verf. die Skelete von Picus, Psittacus, 
Bucco, Psilopogon, Centropus, Coccyzus, Phoenicophaeus, Crotophaga, 
Cuculus, Trogon. Nur 2 von diesen Gattungen, Bucco und Psilopo- 
gon, kommen im Knochengerüste noch einigermassen den Spechten 
nahe; besonders grosse Aehnlichkeit findet sich in der Form des 
Beckens, Brustbeins und des letzten Schwanzwirbels. Die starke 
Ausschneidung fast aller Halswirbel, das Vorkommen kammartiger 
unterer Dornen an allen Brustwirbeln, so wie das Schädelgerüste 
unterscheiden übrigens die Bartvögel generisch von den Spechten. — 
Die Gattungen Centropus, Coccyzus, Phoenicophaeus, Crotophag.a und 
Cuculus scheinen ebenfalls eine besondere natürliche Gruppe auszu- 
machen, die vorzüglich durch den Bau der Halswirbel, des Beckens 
und des Brustbeins charakterisirt wird. — Was Trogon und die vom 
Verf. damit in Verbindung gebrachten Gattungen Caprimulgus und 
Cypselus anbelangt, so gleichen sie im Knochengerüste eben so wenig 
den Spechten als die Gattungen der vorhergehenden Gruppe. Unter 
einander bieten sie grosse Aehnlichkeit in der Bildung des Kopfge- 
rüstes und des breiten abgerundeten Beckens dar, doch besitzt auch 


58 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


wieder jede der 3 Gattungen Charaktere, die ihr eigenthümlich sind 
und durch die sie gleichsam isolirt dasteht. — Die Papageien end- 
lich entfernen sich von allen Klettervögeln und nähern sich den Tag- 
raubvögeln. 


„ Cueulinae. Zu Geococcyx glaubte Hartlaub eine 
zweite neue Art bringen zu können, die er als @. affinis 
in der Rev. zool. p. 215 bezeichnete. 

Ich habe jedoch bemerklich zu machen, dass ich diese Art schon 
seit länger als zehn Jahren von G. viaticus unterschieden und in 
den Münchn. gel. Anzeig. II. (1836) S. 95 auch als Cuculus (Geo- 
cocceyx) velox nach einem vom Baron Karwinski aus Mexiko 
mitgebrachten Exemplare beschrieben habe. 

Aus Grimm’s deutscher Mythologie sind in den Ann. of nat. 
hist. XII p. 403 die unter dem Volke umlaufenden Meinungen über 
den Kukuk als Propheten- und Glücksvogel zusammengestellt. 

Von den Kokos-Inseln im nördlichen stillen Meere wurde eine 
neue Art mitgebracht, die Gould in den Ann, of nat. hist. XIII, 
p: 475 als Coceyzus ferrugineus unterschied. 


Rhamphastidae. Den Pfefierfressern sind abermals 


2 Arten und zwar durch Gould zugegangen. 

Sie heissen Rhamphastos citreolaemus und Pteroglos- 
sus poecilosternus; beide von Santa Fe di Bogota (Ann. of nat. 
hist. XIV. p. 61). ’ 


Picinae. Beiträge zur Naturgeschichte der Spechte lie- 
ferte K. Kessler in den Bullet. de la soc. des naturalistes 
de Moscou 1844. p. 285 — 362. 

Eine sehr umfassende gründliche, hauptsächlich osteologische 
Arbeit über die Spechte. Zuerst giebt der Verf. eine sehr ausführ- 
liche Beschreibung des Knochengerüstes im Allgemeinen, dann eine 
Eintheilung der europäischen Spechte in 3 Gruppen: Grünspechte, 
Schwarzspechte und Buntspechte, deren osteologische Verschieden- 
heiten im Detail auseinander gesetzt werden. Von auswärtigen 
Spechten konnte der Verf. nur die Skelete von Picus flavescens und 
die Schädel von P. campestris, melanochlorus, rubricatus, candidus, 
flavifrons, albirostris, lineatus und passerinus vergleichen, daher 
diese Abtheilung der Arbeit noch unvollständig ist. Er unterscheidet 
unter letzteren eine Gruppe der braungelben Spechte mit dem Typus 
P. flavescens, wozu der Schnabelbildung nach P. flavicans, tinnun- 
eulus und jumana gehört; ferner eine Gruppe der dunkelrückigen 
Spechte nach P. candidus und flavifrons. Der Verf. macht bemerk- 
lich, dass unter diese 5 Gruppen, soweit nach äussern Kennzeichen 
entschieden werden kann, die 68 Arten des petersburger Museums 
sich bringen liessen, obwohl es allerdings darunter einige giebt, bei 
denen es schwer fällt zu bestimmen, welcher Gruppe namentlich sie 


Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1844. 59 


beigezählt werden müssen und welche als Verbindungsglieder der 
Gruppen anzusehen sind, daher es auch nicht zu billigen ist, wenn 
letztere als besondere Gattungen getrennt werden, wie Swainson sol- 
cher nicht weniger als 20 errichtete. — In der zweiten Abtheilung 
handelt der Verf. von der Befiederung der Spechte und fügt einige 
Bemerkungen über die Bürzeldrüse, die Schleimdrüsen und den Zun- 
genapparat bei. 

Neue Art: Colaptes mexicanoides (!) von Lafresnaye 
aufgestellt in der Rev, zool. p. 42. Eben da p. 81 setzte derselbe 
'Ornitholog die Geschlechts-Verschiedenheiten bei Picus melanopogon 
auseinander, — Hartlaub machte ebenda p. 402 bemerklich, dass 
die Heimath von Hemicircus rubiginosus Swains. nicht Senegambien, 
sondern Malakka ist. 


Psittaeinae. Neue Arten von Fraser: Psittacus Tim- 
neh von Sierra Leone und Piyctolophus citrino-cristatus 
(Ann. of nat. hist. XIV. p. 452). — Ebenda XII. p.475 von Gould: 
Psittacus flavinuchus aus Südamerika. — In den Birds of 
Austral. bildete derselbe ab Euphema pulchella und petrophila n. 14, 
Platycercus Brownii n. 16. 

Brehm’s Monographie der Papageien ist bis zum 4ten Hefte 
vorgerückt. 


Columbinae. 


Naturgeschichte der domesticirten Thiere in ökonomischer 
_ und technischer Hinsicht von Buhle. ötes Heft: die Taube 
und ihre Verwandten. Halle 1844. 

Von zweien seiner Unterfamilien der Tauben: Columbinae 
und Trerorinae gab Gray in den Genera of Birds n. 5 u, 4 
eine Charakteristik der Gattungen mit Angabe ihrer Arten, 

Zu Columbinae zählt er Garpophaga mit 30 Arten, Lopholai- 
mus wit 1, Columba mit 34, Eetopistes mit 2, Geopelia mit 4, Ma- 
eropygia wit 8, Oena mit 1, Turtur mit 12 Arten. — Bei Treroninae 
führt er auf: Ptilonopus mit 25, Treron mit 18 Arten. 

Neue Arten: Treron crassirostris von Fraser in den Ann, 
of mat. hist. XI. p. 135. Ebenda XIV. p. 502 Geopelia pla- 
cida und tranguilla aus Australien von Gould. Abgebildet wur- 
‚den von ihm in den Birds of Australia Ptilinopus superbus n. 14, 
Geopelia humeralis n. 15 und Macropygia phasianella n. 17. 

Wahlberg machte bemerklich, dass nach sichern Angaben in 
Lulea Lappmark Turteltauben vorkommen, doch verdiene es noch 
nähere Untersuchung, ob sie zu Columba turtur oder zu der mit ihr 
nahe verwandten Art, die das Reichsmuseum aus dem nördlichen 
Schweden erhielt, gehören (Arch. skand, Beitr. ]. S. 138). 


60 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


Gallinaceae. 


Gray führte in seinen Genera of Birds n. 3 seine Un- 
terfamilie der Penelopinae mit 3 Gattungen Ortalida mit 14, 


Penelope wit 10 und Oreophasis mit 1 Art auf. 
Penelope leucogaster unbekannter Heimath wurde von 
Gould in den Ann. of nat. hist. XII. p. 475 als neue Art aufgestellt. 


Nach den Parasiten versuchte H. Denny der Talegalla 
ihre Stellung im Systeme anzuweisen (Ann. of nat. hist. XIII. 
p- 313). ' 

Swainson hatte diese Gattung zu den Geiern gestellt, während 
die übrigen Ornithologen sie zu den Hühnervögeln brachten. Letz- 
terer Meinung tritt auch Denny bei nach Untersuchung der Para- 
siten, die 2 Gattungen, Goniodes und Lipeurus angehören, von denen 
die erstere, wenn nicht beide, fast jeden Hühnervogel belästigen. 
Die letzte Gattung findet sich zwar auch auf Raub-, Sumpf- und 
Schwimmvögeln, aber niemals die erstere. 


Von Tetrao hybridus lagopoides Nilss. gab Sundevall 
eine Charakteristik der Alters- und Geschlechts - Verschieden- 
heiten (Arch. skand. Beitr. I. S. 160). 


Nilsson machte uns zuerst mit der rechten Natur der Bastarde 
vom Birkhuhn und Schneehuhn, Riporre benannt, bekannt. Früher 
kannte man nur Männchen, Sundevall erhielt aber neuerdings auch 
ein Weibchen aus Helsingland. Es ist etwas kleiner als eine Birk- 
henne, welcher es in der Form des Schwanzes gleicht, hat aber rau- 
here Zehen und weissliche Farbe. 

Lagopus ferrugineus ist eine neue mexikanische Art, die 
Fraser in den Ann. of nat. hist. XIV. p. 452 aufstellte. 

Nach Exemplaren, die Karelin vom Altai einschickte, hat 
sich jetzt Brandt versichert, dass Perdix (Megaloperdix) 
Nigelli wirklich der russischen Fauna angehört. 

Vergl. Bullet. de la classe phys. math. de l’Acad, de Petersb. III. 
p- 188. Zugleich theilt Brandt die Diagnosen der 3 Arten von Me- 
galoperdix mit, nämlich: M. altaica, Nigelli und caucasica. 

Eine mit Perdix Heyi nahe verwandte Art charakterisirte Fra- 
ser in den Ann. of nat. hist. XI. p. 305 als Perdiz Bonhami; 
sie kommt aus Teheran in Persien. Zugleich macht er bemerklich, 
dass Tetraogallus (Megaloperdix) Nigelli von derselben Lokalität 
eingesandt wurde. i 

A Monograph of the Ortyginae or Partridges of Ame- 


rica. By J. Gould. Lond. 1844. 

Unter diesem Titel kündigte Gould eine Monographie der Gat- 
tung oder vielmehr nur Untergattung Ortyx an, die in 3 Theilen er- 
scheinen soll, jeder zu 2 L. 10 s. mit 10 Tafeln, so dass das Ganze 


Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1844. 61 


nicht weniger als 7% Pfund Sterling kostet, wobei alle längst abge- 
bildeten Arten nochmals vorgelegt werden, Da sich die Luxuswerke 
in der Ornithologie ins Ungemessene mehren, und unnöthiger Weise 
immer grössere Ausgaben verlangen, die für Zweckmässigeres ver- 
wendet werden könnten, so wird dem wissenschaftlichen Ornitho- 
logen bald nichts weiter übrig bleiben, als solche Bilderwerke voll- 
ständig zu ignoriren und sie den Dilettanten, für welche zunächst sie 
gefertigt werden, zu überlassen. 

Bemerkungen über die verschiedenen Arten Fasane der 
russischen Fauna wurden von Brandt in den Bullet. de la 


elasse phys. math. de l’Acad. de Petersb. III. p. 49 vorgelegt. 

Es sind 3 Arten, die hier aufgeführt werden: Phasianus colchi- 
cus, mongolicus und albotorquatus Bonn, (Ph. torquatus Temm.). Die 
zweite Art hat Brandt aufgestellt; sie ist aber schon von Pallas be- 
schrieben und zwar als Varietas mongolica vom Ph. colchicus. 

Die Muskeln, welche den Schwanz und die Schwanzdeckfedern 
des Pfaues bewegen, erläuterte Heming in den Ann. of nat. hist. 
XIV. p. 357). / 

Hemipodius tachydromus wurde in 2 Exemplaren in England am 
29. Oktober 1844 erlegt (ebenda S. 460). 


Cursores. 


Ueber Dinornis, eine ausgerottete Gattung dreizehiger 
Straussenvögel, mit Beschreibung der Knochenüberreste von 
5 Arten, welche früher auf Neuseeland lebten. Von R. 
Owen (Transact. of the zool. Soc. of Lond. Vol. Ill. Part. 3 
p- 235 — 275 mit Tab. 18 — 30). 

Das ganze 3te Heft des dritten Bandes der angeführten Trans- 
actions ist mit dieser höchst wichtigen Abhandlung von R. Owen 
angefüllt. Die schon im vorigen Jahrgange erwähnten kurzen Be- 
merkungen über die aufgefundenen Knochen sind hier in grosser Aus- 
führlichkeit erörtert und durch 13 vortrefflich gezeichnete Tafeln 
erläutert. Meinen frühern Angaben füge ich aus dieser Abhandlung 
noch folgende bei. Hinsichtlich des Beckens weicht Dinornis am 
weitesten vom Straussentypus ab und bildet den nächsten Uebergang 
zu den dreizehigen Sumpfvögeln. Obschon bisher keine Knochen 
von den vordern Gliedmassen eingesendet wurden, so lassen doch 
die übrigen Theile des Skelets vermuthen, dass dem Dinornis das 
Flugvermögen abging. Owen unterscheidet nunmehr 5 Arten: Din- 
ornis giganteus, ingens, struthoides, dromaeoides und 
didiformis. Die Höhe von D. giganteus schätzt er auf 10% Fuss, 
von D. ingens auf 9, von D. struthoides nicht über 7, von D. dro- 
maeoides auf 5, von D. didiformis auf etwas unter 4. Im Vergleich 
mit den Fährten, welche Hitchcock im New Red Sandstone im Con- 
necticut- Thale auffand, und die er, weil er sie einem xiesenhaften 


62 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der | 


Vogel zuschrieb, Ornithichnites giganteus benannte, sind die 
Fusstritte des Dinornis giganteus noch grösser. Nach Taylor’s che- 
mischer Untersuchung sind in einem frischen Schienbein des Straus- 
ses 26,51 und in einem Oberschenkelknochen des Dinornis didifor- 
mis 25,99 Theile organischer Substanz unter 100 Theilen enthalten. 
Day untersuchte den Oberschenkelknochen des Strausses und des 
Dinornis struthoides, und fand bei ersterem 34,86 organische Sub- 
stanz und 65,65 unorganische Substanz; bei Dinornis 37,86 organi- 
sche Substanz und 62,94 unorganische. Der Ueberschuss an thieri- 
scher Materie bei letzterem rührt davon her, dass bei ihm der Fe- 
mur ein Markknochen ist, während er beim Strausse Luft enthält. 
Aus dieser chemischen Beschaffenheit der Knochen schliesst Owen, 
dass die Ausrottung des Dinornis von einem verhältnissmässig neuen 
Datum ist. 

An diese Abhandlung reihen wir die Notizen, welche W. Co- 
lenso (in den Ann. of nat. hist, XIV. p. 81) über den Moa, wie 
der Dinornis von den Eingebornen genannt wird, nach Untersuchun- 
gen an Ort und Stelle selbst mittheilte. Theils in Gemeinschaft mit 
dem Missionar Williams, durch welchen Owen die meisten Kno- 
chen erhalten hatte, theils allein stellte er allenthalben Nachforschun- 
gen bei den Eingebornen an. Sie hatten zwar alle Kunde von diesem 
riesenhaften Vogel, aber keiner von ihnen hatte je einen zu Gesicht 
bekommen. Auch Colenso erhielt die Knochen nur aus Flussbetten 
und er meint, dass der Moa entweder vor oder gleichzeitig mit der 
Einwanderung der jetzigen Rasse von Neuseeländern ausgerottet wurde. 

Hitchcock, der überhaupt eine etwas lebhafte Fantasie hat, 
meint, dass auch bereits das Nest des Dinornis gefunden sei und 
dass er noch an der Küste von Neuholland leben dürfte (Ann. of 
nat. hist. XIV. p. 310). — Zur Unterstützung seiner Behauptung be- 
ruft er sich auf Cooks und Flinders Angaben. Ersterer hatte auf 
den Eidechsen-Insein an der Nordostküste von Neuholland ein Nest 
auf dem Boden angetroffen, das 26 Fuss im Umfange und 2% 8° in 
der Höhe maass. Zwei ähnliche Nester traf Flinders in der König 
Georgs-Bay an der Südküste Neuhollands an. Hitchcock ist nun der 
Meinung, dass solche Nester ihrer Grösse nach keinem anderen Vo- 
gel als dem Dinornis angehörig sein könnten, der demnach noch an 
den genannten Punkten lebend zu finden sein müsste; allein in beiden 
Stücken befindet er sich sicherlich in grossem Irrthum, indem wir 
wissen, dass solche und noch weit grössere Nester vom Megapodius 
angelegt werden (vergl. meinen Jahresbericht vom Jahre 1842 S. 85). 

Ueber die Evidenz der früheren Existenz von straussarti- 
gen, von der Dronte verschiedenen Vögeln auf den Inseln bei 
Mauritius handelt ein kleiner Aufsatz von Strickland in 


den Ann. of nat. hist. XIV. p. 324. 
Leguat, der von 1691 — 1693 auf der Insel Rodriguez bei Mau- 
ritius (Isle de France) wohnte, giebt die Beschreibung eines Vogels, 


Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1844. 63 


den er le Solitaire nennt und auf den Gmelins Didus solitarius be- 
gründet ist. Nach Leguat’s Beschreibung und Abbildung unterschei- 
det sich der Solitaire von der Dronte (Didus) in folgenden Stücken: 
4) der Schnabel gleicht dem eines Truthahns, nur ist er viel ge- 
krümmter, 2) der Schwanz ist fast fehlend, 3) der Solitair ist hoch- 
beiniger als der Truthahn, 4) der Hals ist länger als bei diesem und 
wird gerade getragen, 5) die Flügel, obwohl untauglich zum Fliegen, 
scheinen mehr entwickelt gewesen zu sein als bei der Dronte, 6) 
das Weibchen hat eine Art Binde am Obertheil des Schnabels. Die- 
ser grosse Vogel von Rodriguez ist seitdem nicht wieder gesehen 
und also ausgerottet worden. 

Es liegen aber noch weitere Angaben vor, nach denen es wahr- 
scheinlich ist, dass auch auf der Insel Bourbon früher hierher gehörige 
Vögel lebten. In der Bibliothek der Zoolog. Society findet sich 
nämlich ein von Telfair aus Mauritius eingesandtes Manuskript, be- 
titelt: „Journal et Relation des Voyages faits par le Sr. D. B. aux 
iles Dauphine ou Madagascar et de Bourbon ou Mascarene” 1669. 
Der Verfasser spricht darin von den Landvögeln auf Bourbon, wo- 
von Folgendes bemerkenswerth ist. „Solitaires: ces oiseaux sont 
nommes ainsi, parce quw’ils vont toujours seuls. Is sont gros comme 
une grosse Oye et ont Je plumage blanc, noir a l’extremite des ailes 
et de la queue. A la queue il y a des plumes approchantes de cel- 
les d’Autruche, ils ont le col long, et le bec fait comme celui des 
becasses, mais plus gros, les jambes et pieds comme poulets d’Inde. 
Cet oiseau se prend a la course, ne volant que bien peu. — Oiseaux 
bleus, gros comme les Solitaires, ont le plumage tout bleu, le bee 
et les pieds rouges, faits comme pieds de poules, ils ne volent point, 
mais ils courent extremement vite, tellement qu’un chien ä peine 
d’en attraper a la course; ils sont tres bons.” Dieser Solitaire ist 
offenbar verschieden von dem auf Rodriguez und die Oiseaux bleus 
differiren gleichfalls von beiden wie von der Dronte. Jetzt sind 
diese Vögel auf Bourbon ebenfalls verschwunden. Zur Bestimmung 
derselben wäre es von grosser Wichtigkeit, wenn noch Ueberreste 
von Knochen oder andern Theilen gefunden würden. Nach Quoy 
sollen die angeblichen Drontenknochen im pariser Museum nicht von 
Mauritius, sondern von Rodriguez gekommen sein, daher sie dem 
Solitaire des Leguat angehören könnten. Etliche Knochen von Ro- 
driguez sind durch Telfair an die zoologische Gesellschaft in Lon- 
don eingesandt worden und im Andersonschen Museum zu Glasgow 
finden sich sogenannte „Drontenknochen von Mauritius”. Es wäre 
zu wünschen, dass alle diese Ueberreste einmal genau mit einander 
verglichen würden. 


Grallae 
Fulicariae. Gould errichtete unter den Ralliden eine 


besondere Gattung Zulabeornis (Ann. of nat. hist, XIY. 
p- 503). 


64 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


„Rostrum capite longius, fere rectum et leviter incurvum, latera- 
liter compressum; naribus elongatis, apertis, singulis in sinu per 
mandibulae tres fere partes a basi excurrente positis. Alae paulo 
breves atque debiles, valde rotundatae; tertiariis elongatis, fere ad 
apicem alae, Tarsi paulo longi et robustiores quam in genere Ral- 
lus, digitis attamen brevioribus. Cauda longa cuneiformis, pogoniis 
laxis et effusis.”’” — Die neue Art, auf welche diese Gattung begrün- 
det ist, heisst E. castaneoventris und ist in den Birds of Austral« 
n. 17 abgebildet. 

Krodii. Nach der Beschaffenheit des Eies suchte Des- 
murs im Mag. de Zool. n. 36 dem Notherodius guarauna 
seinen Platz anzuweisen. 

Da das Ei nach der Form mit dem der Reiher, nach der Fär- 
bung mit dem der Kraniche übereinkommt, so meint er, dass ihm 
sein rechter Platz zwischen diesen beiden anzuweisen sei und dass 
man ibm den Namen Ardea geranos geben könne. Abgebildet ist 
das Ei auf tab. 46. — Bei Arden helias findet dagegen Desmurs das 
Ei (tab. 47) mehr dem der, Rallen ähnlich. 

Ardea rectirostris stellte Gould in den Ann. of nat. hist. 
XI. p. 70 als neue Art auf nach einem wahrscheinlich unerwach- 
senen, dem gemeinen Reiher sehr ähnlichen Exemplare. 

In den Birds of Austral. n. 17 bildete Gould ab: Geronticus 
spinicollis, Threskiornis strictipennis und Falcinellus igneus. 

Limiecolae. Die Glareolinen wurden von Gray in 
den Genera of Birds n. 1 behandelt. 

Er stellt sie als 3te Unterfamilie zu seinen Charadriden, mit der 
einzigen Gattung G/lareola, bei der er 7 Arten aufzählt. Die letzte 
von diesen Arten wurde erst von Fraser in den Ann. of nat. hist. 
XII. p. 74 als G@lareola cinerea aufgestellt; sie findet sich in 
Westafrika. 

Zu den Cursorinen, die seine 2te Unterfamilie der Cha- 
radriden ausmachen, stellt Gray a. a. O. n. 3 die Gattungen 
Pluvianus mit 1, Cursorius mit 7 und Oreophilus mit 1 Art. 
— Zu den Oedicneminen zählt er a. a. O. n. 1 die Gattung 
Oedicnemus mit 6 und Zsacus mit 2 Arten. 

Glottis glottoides wurde von Gould in den Birds of Austral. 
n. 16 abgebildet. 

Odontoglossae. Desmurs will den Flamingo wegen 
der Aehnlichkeit, die sein Ei mit dem der Pelecaniden hat, 
zu den Schwimmvögeln gestellt wissen (Rev. zool. p. 241). 

Natatores. 

Longipennes. Eine systematische Eintheilung seiner 
Familie Sternidae mit Aufzählung der Arten legte Fr. Boie 
in der Isis S, 178 vor. 


Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1844. 65 


Seine Gattungen sind: Hydrocecropis, Thalasseus, Sternula, Hy- 
drochelidon, Gygis, Pelecanopus, Sylochelidon, Gelochelidon, Anous, 
Planetis, Haliplana, Naenia, Rhynchops, Gavia, Nema, Larus und 
Catarrhacta. £ 

Neue Arten: Larus brachyrhynchus“ aus dem russischen 
Amerika von Gould in den Ann. of nat. hist. XIU. p. 476. — Ueber 
die Brüteweise von Anous stolidus theilte Gilbert einige Notizen 
mit (ebenda XIV. p. 450). — In den Birds of Austral. n. 14 wurde 
Sternula Nereis abgebildet. 


Tubinares. Von den Procellariden hat Gray in den 
Genera of Birds n. 2 die Uebersicht über seine erste Unter- 
familie, Procellarinae geliefert, nämlich Pelecanoides mit 3, 
Puffinus mit 13, Thalassidroma mit 141, Procellaria mit 25 
und Prior mit 2 Arten. 

Schembri’s Thalassidroma melitensis wurde von Strickland 
als identisch mit Th. pelagica nachgewiesen (Ann. of nat. hist. XIV. 
p- 348). 

Wichtige Beiträge zur Unterscheidung und zur Kenntniss 
der geographischen Verbreitung der Vögel dieser Familie 
nebst der Charakteristik von 12 neuen Arten lieferte Gould 
in den Ann. of nat. hist. XIII. p. 360. h 

Die neuen Arten heissen: Diomedea gibbosa (identisch mit 
D. nigripes Audub.) und olivaceo-rhyncha;, Procellaria at- 
lantica, Solandri, mollis, leucoptera und flavirostris, 
Puffinus brevicaudus, carneipes und sphenurus, Tha- 
lassidroma tropica, melanogaster und leucogaster. — 
Ebenda XIV. p. 503 wiederholte er die Charakteristik von Puffi- 
nus carneipes, Procellaria Solandri und leucoptera. 

In den Genera of Birds n. 2 behandelte Gray die Dio- 
medeinen mit der einzigen Gattung Diomedea, der er 10 Ar- 
ten zuweist. 

Gould hat in den Birds of Austral. abgebildet: Prion turtur 
und vittatus n. 16, Puffinaria urinatriz n. 15, Diomedea exulans 
und melanophrys n. 14, Diomedea chlororhyncha und cauta n. 15. 


Unguirostres. Von} dieser Familie behandelte Gray 
in den Genera of Birds die Fuligulinae n. 4, Erismaturinae 
und Merginae n. 5. 

Die Fuligulinae zählen an Gattungen: Branta mit A Art, Fur 

ligula mit 7, Nyroca mit 7, Clangula mit 5, Harelda mit 1, Hyme- 

nolaimus mit 1, Camptolaimus mit 1, Micropterus mit 1, Eniconetta 

mit 1, Somateria mit 2, Oidemia mit A Arten. — Die Erismaturi- 

nae enthalten die Gattungen Thalassiornis mit 1, Bixiura mit 1, 

Erismatura mit 7, Nesonetta mit 1 Art, — Zu den Merginae die 
Archiv 9, Naturgesch. XI, Jahrg. 2. Bd, E 


66 Andı. Wagner: Bericht, ü. d. Leist, i..d. Naturg. .d, Vög. etc. 


Gattungen: Merganetta mit 1, Mergus mit 7 (darunter 3 zweifel- 
haft), Mergellus mit 1. Art. 

Anser aegyptiacus wurde an verschiedenen Orten in, Frankreich 
erlegt (Rev. zool. p. 441). 

Anas flavirostris, sparsa und Rhynchaspis capensis wurden von 
A. Smith in seinen Illustrat. of the Zoolog. of South Africa n. 21 
beschrieben und abgebildet. 

Von Gould wurden in den Birds of Austral. aleiifdek: Ta- 
dorna radjah und Casarca tadornoides n. 14, Strepera graculina 
n. 15, Biziura lobata und Erismatura australis n. 16. 


Pygopodes. G.R. Gray hat nachgewiesen, dass unter 
Aptenodytes patachonica.2 Arten confundirt sind (Ann. of nat. 
hist. XIU. p. 315). 

Pennants patagonischer Penguin (in den Phil. Trans. LVUI. 91) 
ist die Originalfigur, die aber verschieden ist von Shaw’s Apteno- 
dytes patachonica, der nach Forster’s Zeichnungen abgebildet ist. 
Letztere Art wird von den Reisenden der Emperor, die Pennantsche 


der King genannt. 
Emperor 

Von der Schnabelspitze zum 
Schwanzende 50”. 

Von der Schnabelspitze - bis 
zum Rachen 5”. 

Basis des Unterkiefers nicht er- 
weitert, 

Das Gelb der. Kopfseiten un- 
merklich in das Weiss der Hals- 
seiten übergehend, wo es durch 
eine vorragende Spitze von der- 
selben Farbe wie der , Rücken 
getheilt wird. 

Das Schwarz unter der Kehle 
kurz und vorn in der Mitte durch 
eine Spitze der weissen Gürgel- 
federn getheilt. 


Um in der Zukunft Verwirkung zu vermeiden, schlägt ER vor, 


Beide unterscheiden sich folgendermaassen: 


King 
Ad, 


ArN, 
erweitert, 


Das Gelb der Kopfseiten ge- 
sättigt und plötzlich in lebhaft 
Orange an der Gurgel übergehend, 
was allmählig an der ‚Beust, weiss 
wird. ‚ 

Das Schwarz unter der Kehle 
in eine stumpfe Spitze an der 
Gurgel endigend. k 


hu 


den Emperor als A. Forsteri und den A. King als A. Bennantii 


zu bezeichnen. 
Eine neue Art, 


bamı 


Aptenodytes undina, kleiner als 1 ‚minor, 


von Vandiemensland stellte Gould in den Ann. of nat. hist, XIV. 


p- 904 auf. 


Von demselben wurden in den Birds of Austral. abgebildet: 
Spheniscus nıinor n. 16 und Podiceps australis n. 17. 


67 


Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen in 
der Naturgeschichte der Inseeten, Arachniden, Cru- 
staceen und Entomostraceen während des 
Jahres 1844. 


Vom 


Herausgeber. 


Agassiz’s Nomenclator Zoologieus, ein Unternehmen, 
welches in keinem besonderen Felde der Zoologie ein drin- 
genderes Bedürfniss war als in der Entomologie, ist in ste- 
tigem Fortschreiten begriffen, und sieht mit dem Jahre 1845 

4 seinem Schlusse entgegen. 
v Recherches sur les transformations des appendices dans 
- les Articules, par M. Brulle. Ann. d. science, nat. 3. ser. I, 
E 2.271. 
h "Diese ausführliche Arbeit behandelt denselben Gegenstand, 
| mit welchem Savigny in seinen M&m. sur les an. sans vert. und 
Ref. in seinen Entomographien (Zool. Charact. der Ins,, Arachn. u. 
| Crust.) sich beschäftigten. Die letzte, schon vor 5 Jahren erschie- 
| nene Arbeit ist dem Verf. nicht bekannt geworden, sie hätte ihm 
vielleicht einige Irrwege erspart, auf welche er gerathen ist. Einer 
‚derselben ist der, dass der Verf. die Fühler als den Beinen und Kie- 
fern analog betrachtet. Dass die Kiefer und Beine nur verschiedene 
Gestaltungen gleichartiger Organe sind, steht seit Savigny’s Unter- 
suchungen hinreichend fest: die Fühler sind aber bisher noch nicht 
mit denselben in gleiche Reihe gestellt worden, so lange der wesent- 
lichen Bedeutung der Theile Rücksicht geworden ist. Denn die Füh- 
ler sind einzig und allein Sinnesorgane: daher erhalten die Fühler 
ch ihre Nerven aus dem Gehirn, während Mundtheile und Beine 
e aus den unteren Ganglien empfangen. Die Oberkiefer der Arach- 
en deutet der Verf. nach dem Vorgange Latreille's u. A. als Füh- 
ler, hauptsächlich darauf sich stützend, dass diese Theile so hoch über 
der Mundöffnung angebracht sind. Indess ausser allen Gründen, welche 
eine vergleichende Betrachtung dieser Organe für ihre Deutung als Ober- 
kiefer hergiebt, ist ein anderer, ziemlich schlagender Beweis dafür 
E* 


68 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


auch der, dass bei den Spinnen und Solpugen die Speichelgefässe 
(Giftgefässe) in ihnen münden, und entscheidend dafür endlich der 
Umstand, dass sie ihre Nerven nicht aus dem Gehirn empfangen. — 
Ein anderer Missgriff, zu welchem der Verf. gekommen, ist der, dass 
er an der Unterlippe der eigentlichen Insecten die Zunge und Neben- 
zungen als den Maxillarladen entsprechend betrachtet. Ich habe in 
meiner oben angeführten Abhandlung gezeigt, dass nur bei den Or- 
thöopteren solche Theile an der Unterlippe vorkommen, dass diese 
aber der, Zunge und den Nebenzungen der anderen Insecten nicht 
entsprechen, da die eigentliche Zunge ausserdem vorhanden ist. Eben 
so wenig darf das Kinn als den Stämmen der Maxillen entsprechend 
angenommen werden. Die Lippentaster und ihre Stämme sind es 
allein, welche den Maxillen zu vergleichen sind. Aus diesem Grunde 
geht der Verf. zu weit, wenn er, auf analoge Bildung der Unterlippe 
sich stützend, auch die Oberlippe als aus einem verwachsenen Kie- 
ferpaare entstanden deutet. (Eine kürzere Anzeige über diese Arbeit 
in Compt. rend. XVII. p. 233, Froriep N. Notiz. 31. Bd. S. 309). 


Ueber die Wiedererzeugung verlorener Glieder bei My- 
riapoden und eigentlichen Insecten hat Newport lehrreiche 
Untersuchungen angestellt. (On the Reproduction of lost parts 
in Myriapoda and Insecta. Transact. of the Royal Soc. 1844. 
p- 283). 

Die Fähigkeit, verlorene Gliedmassen wieder zu ersetzen, war 
bei den Crustaceen und Arachniden bekamntlich schon längst wahr- 
genommen, und auch unter den Insecten mit unvollkommener Ver- 
wandlung: war sie namentlich bei Phasmen beobachtet worden. Der 
Verf. hatte früher einmal’ der Entomol. Gesellsch. eine Scolopendra 
vorgelegt, an welcher ein Bein der einen Seite kleiner war als das 
entsprechende der anderen, und es hatte nicht entschieden werden 
können, ob das kleine ein wiedererzeugtes oder in seiner Entwicke- 
lung gehemmtes ursprüngliches Bein sei.. Um hierüber Aufschluss 
zu gewinnen, stellte der Verf; folgende Versuche ‘an. Ein junger 
Julus wurde an Fühlern und Beinen verstümmelt und mit ‚anderen 
eingesperrt. ‘Nach einigen Wochen, als sie sich gehäutet‘ hatten, 
konnte der Verstümmelte nicht wieder herausgefunden werden. Dar- 
auf wurden drei andere, nicht ganz erwachsene, nachdem jedem ein 
Fühler und einige Beine abgeschnitten waren, zusammen eingesperrt; 
nach mehr als drei Monaten zeigte sich keine Spur von Wiederer- 
zeugung, bis sie, Mitte Juni, sich jeder eine Höhlung in der Erde 
machten, um bis Ende Juli ihren Sommerschlaf zu halten. Gegen 
das Ende dieser Zeit häuteten sie sich, und als die verstümmelten 
Individuen ‘wieder zum Vorschein kamen, waren die verlorenen Füh- 
ler und Beine wieder erzeugt, aber kürzer, kleiner und von zarterer 
Farbe als die unverletzten. Von Chilopoden beobachtete der Verf. 
einen Litlrobius, welcher einige Beine verloren hatte. Bei der näch- 


4 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1844. 69 


sten Häutung waren sie wiedererzeugt, und zwar ohne zuerst als 
Stummel hervorzutreten wie die neugebildeten Beine, aber sie waren 
sehr zart und viel kleiner als die andern. Sie wuchsen aber noch 
eine kurze Zeit nach der Häutung. Bei der folgenden Häutung wur- 
den sie noch merklich grösser, indess blieben sie noch hinter den 
übrigen Beinen zurück, eben so nach der dritten Häutung, nach der 
vierten waren sie von den ursprünglichen Beinen nicht mehr zu un- 
terscheiden. Der Versuch an: Insecten mit vollkommner Verwand- 
lung wurde am Vanessa Urticae gemacht. An einer Anzahl nicht 
ganz erwachsener Raupen wurden einige Brustfüsse ganz oder zum 
Theil abgeschnitten. Bei einer jüngern Raupe erzeugte sich ein ab- 
geschnittenes Bein schon nach der Häutung wieder, welche sie noch 
zu bestehen hatte. Von 28 Raupen erhielt der Verf. 13 Schmetter- 
linge. Bei vier zeigte sich gar keine oder nur eine geringe Spur 
von Wiedererzeugung, bei den übrigen war sie ziemlich vollkommen, 
indem bald das ganze Bein vollständig aber kleiner, bald die Fuss- 
glieder kürzer als gewöhnlich waren, in einem Falle war die Schiene 
vollständig wieder erzeugt, aber ohne Enddornen. Aus diesen Beob- 
achtungen geht hervor: 1) dass eine Wiedererzeugung verlorener 
Glieder auch bei Myriapoden und bei Insecten mit vollkommener 
Verwandlung statt hat, 2) dass sie gleichzeitig mit der Häutung 
eintritt. 

Zur Entwickelungsgeschichte der Maulwurfsgrille (Gryllo- 
talpa vulgaris) hat H. Rathke (Müller’s Arch. f. Anat. u. s. w. 
1844. S. 27. T. II. F. 1—5) Bemerkungen mitgetheilt, welche 
von hohem und allgemeinerem Interesse, sind, indem sie die 
neue Thatsache zeigen, dass beim Embryo eines Insects ein 
zeitweiliges Organ auftritt, welches die Verrichtung einer 
Kieme zu haben scheint. 

1. Das Ei der Maulwurfsgrille vergrössert sich während der Ent- 
wickelung des Embryo bis um ein Drittel seines Umfanges, vermuth- 
lich indem es aus der feuchten Erde, in welcher es lagert, Wasser 
aufnimmt. Ein Gleiches fand der Verf. auch bei den Eiern anderer 
Insecten, z. B. Phryganeen und vieler Crustaceen. — 2. Das Ei zeigt, 
wenn es eben gelegt worden ist, zwei Häute, eine durchsichtige 
äussere (Chorion) und eine zarte innere (Dotterhaut), sie liegen ganz 
dicht an einander, und schliessen eben so genau den Dotter ein, wel- 
cher aus einfachen Zellen und Fetttropfen besteht. Um den Dotter 
‚herum bildet sich der Embryo, so dass jener ganz in den letzteren zu 
liegen kommt, In der zweiten Hälfte des Fruchtlebens sammelt sich 
zwischen Embryo und Eihäuten eine klare Flüssigkeit, welche kein 
von aussen eingesogenes Wasser ist, denn sie enthält viel Eiweiss 
und gerinnt, so wie sie mit Wasser oder Weingeist in Berührung 
kommt. Sie schwindet auch zu der Zeit ein, wo der Embryo zur 
Reife kommt. — 3. Die innere Eihaut vergeht in der zweiten Hälfte 


70 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


des Fruchtlebens völlig, und die äussere wird auch dünner und durch- 
sichtiger. — 4. Das Embryo krümmt sich allmählich so zusammen, 
dass er am Thorax eine starke Biegung erhält und der Kopf unter- 
geschlagen wird; die Beine sind so angelegt, dass Schenkel und 
Schiene gleichsam eine Schlinge darstellen. — 5. Die Seitenwand des 
Hinterleibes schlägt sich da, wo sich die Stigmenreihe bildet, zu 
einer niedrigen Falte um. — 6. Unter dieser Falte und dicht hinter 
der Anheftungsstelle des dritten Fusspaars, an der Stelle des ersten 
Hinterleibsringes tritt auf jeder Seite ein Organ auf, welches nur für 
das Fruchtleben von Bedeutung ist, und beim Auskriechen abgestreift 
wird. Es besteht aus einer runden Scheibe, welche auf einem mäs- 
sig langen Stiele steht. Es hat eine sehr zarte Oberhaut, bleibt un- 
gefärbt und selbst halbdurchsichtig und die etwas gewölbte äussere 
Fläche der Scheibe ist der Eihaut dicht angedrückt. Der Verf. be- 
gründet die Vermuthung, dass dies bis jetzt noch an keinem andern 
Insect bemerkte Organ zur Athmung der Frucht diene. — 7. Das 
Schleimblatt der Keimhaut wird, wie bei andern eigentlichen Insec- 
ten gänzlich zur Bildung des Darmkanals verwendet, und bei solchen 
Embryonen, welche über die Mitte des Fruchtlebens hinausgelanst 
sind, findet man die noch beträchtliche Dottermasse im Magen ent- 
halten, nicht in einem besonderen Dottersack, wie man ihn unter 
den Crustaceen bei den Decapoden findet. — 8. Nach Beobachtungen 
an verschiedenen andern Insecten, bildet sich das Schleimblatt der 
Keimhaut nur in den Magen um, denn ‚die Speiseröhre und der Darm 
wachsen erst allmählich aus demselben hervor. — 9. Gegen das Ende 
des Fruchtlebens hat der Nahrungskanal einen kleinen kugelförmigen 
leeren Anhang, Kropf, einen grossen mit Dotter gefüllten Magen und 
4 Malpighische Gefässe. Kurz nach dem Auskriechen fand der Verf. bei 
den Larven den Kropf grösser und gefüllt mit einer Masse, welche 
vom Dotter verschieden, nur durch den Mund eingenommene Speise 
sein konnte, den Muskelmagen, welcher beim Embryo leicht ange- 
deutet war, stärker entwickelt, den Hautmagen kleiner, zweizipflig, 
die Dottermasse in ihm verringert, die Malpighischen Gefässe bereits 
um zwei vermehrt. 


Descriptiones Animalium, quae in itinere ad maris australis 
terras per annos 1772, 1773 et 1774 suscepto collegit obser- 
vavit et delineavit Jo. Rein. Forster, nunc demum editae 
auctoritate et impensis academiae litterarum regiae Berolinae 


curante H. Lichtenstein. Berl. 1844. 

Der entomologische Inhalt in diesem interessanten Werke ist 
nicht umfangreich, und beschränkt sich fast auf die Beschreibung 
einiger auf den westlichen Inseln von Afrika aufgefundenen Insecten. 


Von vielem Interesse sind die Mittheilungen, welche Dr. 
Tellkampf über das thierische Leben in der Mammuthhöhle 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1844. 71 


im Staate Kentucky in Nordamerika gemacht hat (Müll. Arch, 


u N ei © 


f. Anat. S. 381 und dies Archiv I. S. 318). 


Ausser einem oder zwei eigenthümlichen Formen von Fischen 
und einer Anzahl von Infusorien in einem 5 Meilen vom Eingange 
der Höhle entfernten und über 1 Meile langen unterirdischen See, 
finden sich von Crustaceen ein neuer Astacus und eine neue Amphi- 
poden-Gattung Triura, von Arachniden zwei neue Gattungen Anthro- 
bia und Phalangodes, von Insecten zwei neue Käfergattungen Anoph- 
thalmus und Adelops, eine Art von Phalangopsis und Fliegen zur 
Gattung Anthomyia gehörig. Bemerkenswerth ist der Umstand, dass 
bei den meisten dieser Thiere die Augen entweder ganz fehlen 
(Anophthalmus, Anthrobia, Phalangodes) oder wenigstens sehr zurück- 
treten (Adelops, Astacus). Da die Thiere von denen auf der Ober-- 
fläche der Erde lebenden fast durchgängig entweder als Arten oder 
selbst auch als Gattungen abweichen, so ergiebt sich das Vorhan- 
densein einer eigenthümlichen unterirdischen Fauna, deren bis jetzt 
noch sehr beschränkte Kenntniss durch die beiden vorliegenden Bei- 
träge eine wichtige Erweiterung gewinnt. Mit den in den Höhlen 
von Krain beobachteten Thieren zeigen die der Mammuthhöhle im 
Ganzen wenig Uebereinstimmung, nur die Gattung Anophthalmus, 
welche gleichzeitig in einer anderen sehr ähnlichen Art in der Lueg- 
ger Grotte entdeckt worden ist, ist den Höhlen beider Erdhälften 
gemein, und vielleicht auch die Gattung Adelops, aus welcher wenig- 
stens die hiesige Königl. Sammlung zwei europäische Arten besitzt, 
von welchen aber die Verhältnisse, unter welchen sie leben, noch 
unbekannt sind. 


Inseeta. 


Eine lehrreiche Abhandlung von Platner „Mittheilungen 
über die Respirationsorgane und die Haut bei den Seiden- 
raupen” (Müll. Arch. f. Anat. S.38. T. 3) beschäftigt sich zu- 
nächst mit der Bildung der Tracheen. 


Den Spiralfaden glaubt der Verf. nicht aus Zellenfasern, sondern 
Kernfasern bestehend, d. h. aus Fasern, welche nicht aus Zellen, 
sondern aus Zellenkernen gebildet werden. In der Regel bildet 
eine neue Spiralfaser sich zwischen zwei alten, woraus sich erklärt, 
dass jeder Tracheenast mit einem neuen Spiralfaden anfängt. Die Ver- 
zweigung der Tracheen ist indess im Allgemeinen nicht reiserförmig, 
sondern meist spaltet sich ein Ast in zwei neue, Oefter löst sich 


_ auch ein Ast in eine Menge feiner Fasern auf. Der Verlauf der 


Tracheen ist sehr gewunden, besonders der der feinen Fasern, in welche 
zuletzt alle ausgehen, und welche einer auseinandergezogenen Spiral- 
feder gleichen. Diese feinen Fäden gehen nie in einander über. Der 
Durchmesser dieser feinen Fäden kommt dem des Spiralfadens in 


72 Erichson: Bericht über-die wissensch. Leistungen in der 


den; Tracheen selbst ziemlich gleich, und ‘der Verf. schliesst daraus, 
dass die feinen Enden der Tracheen von ihrem Spiralfaden selbst 
gebildet werden, und dass die Tracheen nur so lange einen Kanal 
bilden, als die Windungen des Spiralfadens an einanderschliessen 
Ferner ist der Verbreitung der Tracheen an das Nervensystem eine 
besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Jedes Ganglion erhält von 
unten her rechts und links einen starken Tracheenzweig, welcher 
von einem Blutgefäss begleitet wird — (der Verf. ist über das Blut- 
gefäss zweifelhaft geblieben, Ref. muss die Anwesenheit desselben 
aber bestättigen: es mündet dann in den die Ganglienkette begleiten- 
den Hauptstamm). Einzelne Tracheen lösen sich in Fasern auf, 
welche ein so dichtes Geflecht um das Ganglion bilden, dass die 
Nervenmasse davon völlig eingehüllt wird. — In der Haut der Sei- 
denraupe entdeckte der Verf. in Gestalt sternförmiger Zellen Kno- 
chenkörperchen, den menschlichen ganz gleich. 

Leon Dufour (Compt. rend. XIX, p. 188) beharrt dabei, es für 
eine Verirrung zu erklären, wenn deutsche Naturforscher bei den 
Insecten einen Blutumlauf beobachtet haben wollen, während selbst 
ein geschlossenes Gefässystem auch bei den Insecten mit Tracheen- 
athmung bereits ausser Zweifel gestellt ist. 

Küster erklärte die Fühlhörner für die Riechorgane der 
Insecten. (Isis S. 647). 

Diese Ansicht ist auf folgenden Versuchen gestützt. Es wurden 
einige Tropfen reinen Terpentinöls auf Papierstückchen gegossen, 
diese in Cylindergläser gebracht und gefangene Insecten hineingethan. 
Nach einigen Minuten zeigten dieselben grosse Unruhe, putzten dabei 
viel die Fühler, auch waren die Mundtheile in T'hätigkeit, und die 
mit einem Rüssel streckten denselben weit vor. Allmählich wurde 
die Bewegung langsamer, die Fühler, welche nach und nach, beson- 
ders bei langfühlerigen Arten, am Vorderende schlaff herabhingen, 
konnten zuletzt nicht mehr aufgerichtet werden; endlich trat der 
Tod ein, nachdem die Insecten 10— 12 Stunden betäubt gelegen hat- 
ten. Der Verf. theilt dann eine Reihe von Beobachtungen über die 
verschiedene Empfindlichkeit der verschiedenen Insecten gegen den 
Terpentingeruch mit, stets mit Rücksicht auf die Ausbildung ihrer 
Fühler. Oft steht sie mit der der Augen im umgekehrten Verhält- 
niss, wie bei den Cieindelen und Caraben; dem entsprechend zeigten 
auch die Caraben eine grössere Reizbarkeit gegen den Terpentin- 
geruch, und ihre Fühler erschlafiten, so weit der feine Haarüberzug 
an ihnen reicht, sehr bald. Eben so ‘die der Cerambyeinen. Sehr 
unempfindlich sind die Bupresten, sehr empfindlich dagegen die Ela- 
teren, vorzüglich die Männchen mit kammförmigen Fühlern. Beson- 
ders überzeugend für seine Ansicht findet der Verf. die Fühlerbil- 
dung der Hymenopteren, welche sich im Terpentindunst auch sehr 
empfindlich zeigten. Bei den Spinnen möchte der Verf. die sehr aus- 
gebildeten Taster der Männchen für ein zum Aufspüren der Weih- 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1844. 73 


chen verstärktes Geruchsorgan deuten, indess ist bereits festgestellt, 
dass diese Theile eine andere Verrichtung haben. (S. vor. Jahres- 
ber. S. 330). Wenn aus diesen Versuchen hervorgeht, dass die Füh- 
ler gegen den Einfluss starker Gerüche sich empfindlich zeigen, so ist 
damit noch nicht festgestellt, dass dieser Einfluss ein unmittelbarer 
sei, und es fehlt somit dafür, dass das Riechorgan im Fühler wirk- 
lich seinen Sitz habe, der Beweis. In dieser Beziehung dürfte der 
zarten Haarbekleidung der Fühler eine besondere Aufmerksamkeit 
zu schenken sein. 

Ueber das Gehörorgan einiger Orthopteren hat v. Sie- 
bold seine Untersuchungen mitgetheilt. (Ueber das Stimm- 
und Gehörorgan der Orthopteren, dies Archiv 1844. 1. Bd. 


S. 52). 

Das trommelförmige Organ über den Hinterbeinen bei den Acri- 
diern, die mit einer ausgespannten Haut geschlossenen Oeffnungen 
der Vorderschienen der Locusten und Acheten sind es, welche der 
Verf. durch Darlegung anatomischer Verhältnisse als Gehörorgan 
nachweisen zu können glaubt. Es ist auch durchaus nicht in Abrede 
zu stellen, dass diese Organe alle Bedingungen zu einem Gehörorgane 
enthalten. Man fragt aber mit Recht, wo haben die anderen Inse- 
cten ihr Gehörorgan? Bei allen anderen Thieren steht das Gehör- 
organ in unmittelbarer Verbinduug, bei den Wirbelthieren mit dem 
Gehirn, bei den wirbellosen mit den Neryenknoten des Schlundrin- 
ges. Ich habe diese Einwendung schon gegen Goureau gemacht, 
welcher auf theoretischem Wege zu einer ähnlichen Ansicht als 
v. Siebold gekommen war. (S. Jahresber. f. 1837. S. 198). 


Ueber die Stridulationsorgane der Insecten hat West- 
ring (Kröyer Nat. Tidsskr. Ny Räkk. I. S. 58) Untersuchun- 
gen mitgetheilt, welche zu dem allgemeinen Ergebniss geführt 
haben, dass, wo bei den Insecten durch Reiben zweier Kör- 
pertheile gegen einader ein Ton erzeugt wird, immer beide mit 
gerunzelten oder chagrinirten Flächen in Berührung kommen, 
oder die eine mit einer erhabenen Kante über die gerunzelte 
oder geriefte Fläche der andern streicht. 

1. Geotrupes stercorarius, sylvaticus, vernalis haben an der Hin- 
terseite der Hinterhüften eine quergeriefte Kante, gegen welche der 
zweite Hinterleibsring mit seinem scharfen Hinterrande reibt. Die 
‚Kante der Hinterhüften ist hier das passive, der Hinterleib das 
active Stridulationsorgan. — 2. Copris lunaris hat am Vorderrande des 
Pygidium eine etwas erhöhte Leiste, und auf der Unterseite der 
Flügeldecken neben dem Nahtrande eine quergestreifte Kante, welche 
‚etwa bis zu einem Viertel der Länge der Naht hinaufreicht, und 
über welche bei Bewegung des Pygidium, die Kante desselben streicht. 
3. Die Cerambyeinen und Leptureten reiben bekanntlich mit dem 


74 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Hinterrande des Halsschilds gegen den Gelenktheil des Mesothorax, 
welchen Goureau indess irrig als glatt angegeben hat, denn er ist 
quergerunzelt oder quergerieft. — 4. Bei den Necrophorus- Arten 
finden sich auf dem Rücken des vierten Hinterleibsringes zwei pa- 
rallele, über die ganze Länge desselben laufende Längskanten, welche 
dicht quergerieft sind, und gegen eine vorstehende Querleiste unter 
der Flügeldeckenspitze gerieben werden; somit bilden hier die ge- 
kerbten Leisten das active Organ. — 5. Cychrus, Trox, Lema, Ory- 
ptorhynchus Lapathi haben an der Innenseite der Flügeldecken, dicht 
am Rande eine erhabene Kante, gegen welche die gekörnten Hinter- 
leibsseiten reiben. — 6. Bei Reduvius hat Goureau unrichtig ange- 
geben, dass der Ton, den sie hören lassen, von der Reibung. des 
Halses gegen den Vorderrand des Prothorax herrühre ; es ist dies 
nicht glaublich, da der Hals glatt ist, und es ist auch nicht der Fall. 
Dagegen zeigt sich die Rinne des Prosternums fein gerieft, und der 
Ton wird dadurch erzeugt, dass die Rüsselspitze, in einem Winkel 
von 45° aufgesetzt, darüber hinstreicht. — 7. Bei Mutilla hat Gou- 
reau bereits richtig erkannt, dass der Ton dadurch erzeugt wird, 
dass der Hinterrand des zweiten Hinterleibsringes auf einen dunklen 
Fieck an der Wurzel des dritten reibt, unrichtig beschreibt aber G. 
diesen Fleck als glatt, er ist fein querrunzlig. — 8. Die Stridula- 
tionsapparate von Acheta, Locusta und Gryllus sind schon mehr- 
fach untersucht und beschrieben. — 9. Pneumora. Der blasige Hin- 
terleib hat an den Seiten 10—12 erhabene Hornleisten, die Hinter- 
schenkel an der Innenseite eine feingesägte Längskante, welche über 
jene Leisten streicht. — Schiödte (ebendas. S. 69) fügte hinzu, 
dass bei Lema (brunnea) das active Stridulationsorgan in zwei etwas 
convergirenden, flach erhabenen und fein quergestreiften Leisten auf 
dem: letzten Rückensegment bestehe, 


Boheman legte der Akademie zu Stockholm seinen Be- 
richt über eine im Jahre 1843 nach Lappland unternommene 
Reise vor (Öfversigt af K. Vetensk. Acad. Förhandl. I. p. 95, 
übersetzt in Hornschuch’s Archiv skandinavischer Beiträge 1. 
2. Hft. S. 299). 


Diese Reise ist von grossem Interesse für die Kenntniss der 
nordischen Insectenfauna. Es wurden gegen 11,000 Inseeten einge- 
sammelt, und über 100 neue Arten entdeckt. Die Reise wurde am 
24. Mai von Stockholm aus angetreten, das Hauptziel der Reise war 
Quickjock, eine Alpengegend, welche am 27. Juli erreicht wurde. Die 
Flora war herrlich und mannigfaltig. Die Artenzahl der Insecten 
zeigte sich in den höheren Gebirgsgegenden abnehmend, so dass bei 
einem sechswöchentlichen Aufenthalt zu Quickjock nur gegen 200 
Arten von Coleopteren gesammelt wurden, Der im Flachlande allge. 
mein. vorkommende Geotrup. stercorarius wurde vermisst, von Ca- 
rabus fand sich nur €. glabratus, Orxrthopteren sind nicht zahlreich 


dt 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1844. 75 


und nur Gryllus pedestris geht bis auf die Höhe des Gebirgs. Von 
Hemipteren finden sich zwar einige ausgezeichnetere Formen, aber 
wenig Arten; von Schmetterlingen kommen Tag- und Nachtfalter nur 
in geringer Artenzahl vor, dagegen sind die Gebirgsgegenden an Micro- 
lepidopteren reicher. Hymenopteren sind mit Ausnahme der Hum- 
meln und der Parasiten im Ganzen selten; die Dipteren machen die 
grösste Menge aus. Sind der Arten weniger, ist dagegen die Zahl 
der Individuen unerhört, wie von den so lästigen Mücken (Culex 
cantans, pipiens, silvaticus) und Simulia reptans, nana, Ceratopogon 
pulicarius. Von zwei kleinen Cicaden, €. abdominalis und pallens 
enthielt der Kescher oft mehrere Tausende, welche die Untersuchung 
des übrigen Inhalts behinderten. Auf der höchsten Spitze des Gebirgs, 
in der Nähe der Schneegränze fanden sich Nebria nivalis, Cychrus 
rosiratus, Leiochitum arcticum, Amara alpina, Patrobus septentrio- 
nis, Lina alpina, Argynnis Pales, Psodos trepidaria, Geometra po- 
laria veln. sp., Chilo furcatellus, Oestrus trompe, Echinomyia alpina, 
Anthomyza n. sp., Tipula nubeculosa. Ausserdem fanden sich auf 
dem Alpengebirge Colymbetes dolabratus, Hydroporus Lapponum, 
striola, Anthophagus rotundicollis, Omalium n. sp., Silpha lapponica, 
Podabrus alpinus, Lina lapponica, Gonioctena alpina, Argynnis 
Freija, Erebia Manto, Norna (var. Hilda) Lycaena n. sp. (nächst 
Pheretes), Zygaena exzulans, Anarta melaleuca, melanopa, Psodos 
fuscaria, nebst dessen bisher noch unbekannten Weibchen mit Flügel- 
stummeln, u. 5. w., ferner Bombus nivalis, Lapponum, eine ausge- 
zeichnete Tenthredenform mit gesägten Fühlern; Tabanus borealis, 
alpinus, Thereua fuscinervis, Oestrus tarandi u. s. w. Die auf den 
Gebirgsabhängen aus ziemlich schlanken Rothtannen (P. Abies) be- 
stehenden Wälder und die kleineren Thäler um die von den Alpen- 
Gebirgen herabrinnenden Bäche enthielten viele bemerkenswerthe 
Arten, als Syntomium aeneum, Aphod, Lapponum, piceus, Cetonia 
aenea, Trichius fasciatus, Elater bifasciatus, Ampedus nigrinus, Di- 
etyopterus aurora, Anthocomus Cardiacae, Pachyta borealis, margi- 
nata, smaragdula, Argynnis Thore u. a. m. Die mit kleinen Wei- 
denbüschen bewachsenen Sümpfe und Flussufer waren reich an Di- 
pteren, auch fanden sich dort Elaphrus Lapponicus, Pelophila bo- 
realis, Agonum consimile, mehrere Omalinen, Tachinus elongatus, 
Bylobius aretieus; ferner Colias Palaeno, Argynnis Pales, Hesperia 
fritillum u. s. w. Endlich auf den üppigen, von Poa pratensis und 
Aira caespitosa gebildeten und durch natürliche Hecken von Weiden, 
Erlen u. s. w, eingeschlossenen Wiesen flogen Pieris Bryoniae, Plu- 
divergens u. s. w., Tabanus albomaculatus, borealis, auripilus, 
nis, Chrysotozum fasciolatum, und viele andere Dipteren, auch 
oden sich Amara torrida, Quenselü, Simplocaria picipes, mehrere 
. und Hydnobius so wie Catops und Colon, ferner Pachyta 
dnterrogationis, bmaculata, Coccinella trifasciata. 


DW #ır 


76 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Die Insectenfauna von Rasehmir und dem Himalejagebirge 
ist von Kollar und Redtenbacher geschildert worden. 
(Aufzählung und Beschreibung der von Freiherrn C. v. Hügel 
auf seiner Reise durch Kaschmir und das Himalejagebirge ge- 
sammelten Inseeten in v. Hügel’s Kaschmir. IV. S. 395.) 

Diese Fauna bietet sehr eigenthümliche Verhältnisse dar. In 
der gesammten Fauna und Flora des Himalejagebirges ist es näm- 
lich eine auffallende Erscheinung, dass die tropisch-indischen Formen 
auf dem Südabhange der Gebirgskette sich bis zu deren Höhen hin- 
auf verbreiten. Dies erklärt sich aber aus der Richtung der Ge- 
birgszüge, welche die kältenden Ost- und Nordwinde abhält, während 
der Südabhang den heissen Luftströmungen aus Süd und Südwest 
zugänglich ist, unter deren Einfluss die nach Süden geöffneten Thä- 
ler durchaus tropische Formen hervorbringen. Andererseits macht 
sich aber auch das Gesetz geltend, welchem die übrigen Hochländer 
Indiens unterworfen sind, dass nämlich das gemässigte Klima solche 
Formen erzeugt, welche denen Mitteleuropa’s unter gleichen Isother- 
men entsprechen. Unter diesen Bedingnissen finden sich hier die 
tropischen Formen mit solchen gemischt, welche durchaus das Ge- 
präge der gemässigten Zone an sich tragen. Von 185 in Kaschmir 
und dem Himaleja gesammelten Schmetterlingen haben 107 Arten den 
Charakter der tropischen, 78 den der gemässigten Zone, bei den 
Coleopteren ist das Verhältniss 79 zu 37, bei den Orthopteren (die 
als Neuropteren aufgeführten Libellulinen eingerechnet) 20 zu 16, 
bei den Hemipteren 44 zu 22, bei den Hymenopteren 32 zu 17, bei 
den Dipteren 3 zu 21. Es ergiebt sich hieraus, dass in den meisten 
Ordnungen die tropischen und nur bei den Dipteren die der gemässig- 
ten Zone angehörenden Formen das Uebergewicht haben. Unter den 
Schmetterlingen findet sich unter rein tropischen Formen, von denen 
Papilio Protenor, Polyctor, Sarpedon, Cloanthus, Agestor und Pa- 
none, Pieris Valeria, Phryxe, Horsfieldii, Epicharis, Mesentina, Coro- 
nis, Glieiria, Thestias Aenippe, Marianne, Pirene, Callidryas Philip- 
pina, Pyranthe, Minna, hilaria, Alcmeone, Loxura Atymnus, Poly- 
ommatus Vulcanus, Danais similis, Limniace, Euploea Coreta, Nym- 
phalis Lisianassa, Liria, Aconthea, Limenitis Leucothoe, Strophia, 
Charaxes Bernardus, Athamas, Argynnis Niphe, Phalanta, Vanessa 
Charonia, Orythya, Oenone, Limonia, Almana, Hippocla, Libythea 
Myrrha, Cethosia Cyane, Biblis Protogenia, Satyrus Europa, Leda, 
Banksia, Macroglossa Picus, Chalcosia Tiherina, Erebus crepuscula- 
ris und retorta über einen grösseren Theil Ostindiens oder selbst 
der alten Welt verbreitet sind, selbst eine grössere Reihe europäi- 
scher Arten wieder: Papilio Machaon, Pieris Brassicae, Rhodocera 
Rhamni, Colias Myrmidone und Ayale, Lycaena Baetica, Amyntas, 
Argiolus, Agestis, Polyommatus Phloeas, Limenitis Aceris, Argynnis 
Latonia, Liparis chrysorrhoea, Lithosia pulchra, Triphaena sub. 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1844. 77 


zequa, Trachea atriplicis, Noctua C, nigrum, Plusia gamma und 
Chalcitis, Urapteryxz Sambucaria, Nymphula interpunctalis nnd po- 
tamogalis. Geringer ist die Zahl der mit den Europäischen über- 
einstimmenden Arten unter den Coleopteren, indem sie sich auf Co- 
ZTophotia italica, Lema 5punctata und Entomoscelis Adonidis be- 
schränken, während Anisoteles bimaculatus Hope, Hister melanarius 
Er., Gymnopleurus sinuatus Ol., Xylotrupes Oromedon F., Protaetia 
alboguttata Vig., Mylabris Sidae F., Batocera Smaculata F., Podon- 
tia A4punctata F. über einen grösseren Theil Indiens und zum Theil 
Südasiens verbreitete, und Onthophagus rubricollis Hope, Euchlora 
Horsfieldii Hope, Popillia cyanea Newm., Jumnos Roylii Hope, Co- 
ryphocera nigritarsis Gory, Lucanus lunifer Hope und L. Chevro- 
Zatii Chenu als dem Himalejagebirge eigenthümlich bereits bekannt 
gewordene Arten sind. — Zu den Tropischen Formen der Orthopte- 
ren gehören Acridium ruficorne und peregrinum Ol., zu_denen der 
Hemipteren Scutellera nobilis, Belostoma annulatum, Cicada pul- 
chella Westw. und Po/yneura ducalis Westw., während die Wasser- 
wanzen der Gattung Ranatra, Nepa, Notonecta, Corixa, Hydrometra 
durchaus europäisches Gepräge haben. Bemerkenswerth sind die 
Hymenopteren durch Tenthredineten aus den Gattungen Cimbdex, Ay- 
lotoma, Tenthredo, so wie einen Bombus mit europäischem Gepräge, 
während Sphex argentata, Polistes Macaensis, Eumenes conica, 

Vespa cincta F. und Xylocopa latipes durchaus südasiatische Formen 
sind. Unter den Dipteren stimmen Tipula scurra, Eristalis cam- 
pestris und tenax so wie Hippobosca equina mit europäischen über- 
ein, während andere sich solchen nahe anschliessen und nur eine 
Penthetria, eine Pangonia und ein Asilus tropischen Formen ange- 
hören. — Die Lepidopteren und Coleopteren sind ausführlicher be- 
arbeitet, und auf 28 Tafeln zum grössten Theile abgebildet, 

Von D’Orbigny’s Voyage dans l’Amerique meridionale ist der 
entomologische Theil etwas weiter vorgeschritten, so dass jetzt über 
die Bearbeitung der Familien der Clerier, Melyriden und Telephori- 
den berichtet werden kann, Das Erscheinen der Tafeln ist dem des 
Textes weit voraus. 

' Die Kenntniss der eigenthümlichen Fauna der Ameisen- 
nester hat durch vielseitige Bemühungen bereits einen nam- 
haften Umfang gewonnen. 

Eine Zusammenstellung alles bisher Bekanntgewordenen hat 
Märkel (Germar’s Zeitschr. V. S.193) gegeben, welche alle Arten 
aufführt, die unter Ameisen beobachtet worden sind, wobei solche 
Arten, welche nicht ausschliesslich in Ameisennestern leben, beson- 
ders bezeichnet sind. Die Zahl der aufgeführten Arten beläuft sich 
auf 284, von denen allein 100 ausschliessliche Gefährten der Ameisen 
sind. Die meisten Myrmecophilen haben Formica rufa und fuligi- 
nosa aufzuweisen, von ersterer sind bereits 100 derselben, von letz- 
terer sogar 150 bekannt; bei weiten weniger hat F, fusca, zahlrei- 


78 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


cher sind. sie wieder bei F. cunicularia; F. nigra, flava, so wie Myr- 
mica caespitum und rubra geben wenig Ausbeute, bei den übrigen 
ist noch nichts gefunden worden. Unter den Coleopteren sind die 
meisten Ameisenfreunde unter den Staphylinen, (allein 159 Arten 
unter 41 Gattungen), sodann die Histeren, die Pselaphen, die. übri- 
gen Familien zeigen theils nur einzelne Myrmecophilen, theils nur 
solche Arten auf, deren Vorkommen unter den. Ameisen als gelegent- 
lich zu betrachten ist. An Hemipteren, Dipteren und Hymenopteren 
kommt eine nicht unbedeutende Anzahl von Arten unter den Ameisen 
vor, bisher sind deren erst einzelne angezeichnet worden. Eben so 
lebt eine Menge von Arachniden, Myriapoden, Thysanuren in den 
Nestern der Form. rufa. Die Entscheidung der Frage, welche Rolle 
die Myrmicophilen im Staate der Ameisen spielen, ist ihrer Lösung 
noch nicht nahe. Der Verf. ist geneigt aus seinen Beobachtungen 
den Schluss zu ziehen, dass eine grosse Zahl der Myrmecophilen, 
namentlich die Staphylinen und Histeren, den Excrementen der Amei- 
sen nachgehe (?). 

Ueber ‘die. in Dänemark beobachteten Myrmecophilen gab 
Schiödte (ebendas, S. 473) eine kurze Nachricht. Unter denselben 
verdienen Scydmaenus exilis Er., truncatellus Er. und claviger Jll., 
welche der Verf. ausschliesslich in den Nestern der Form. rufa fand, 
und zwei Arten Malthinus besonderer Erwähnung. 


In Schweden richtete Boheman seine Aufmerksamkeit auf die 
Myrmecophilen (Öfversigt af Kongl. Vetensk. Acad. Förhandl. 1844. 
p- 155). Er sammelte in den Nestern der Form. rufa 26 Arten, welche 
zwar sämmtlich auch in Deutschland u. s. w. sich finden, von denen 
indess 13 für die schwedische Fauna neu waren. 

In Finnland hat Mannerheim seine Nachforschungen in den 
Ameisennestern fortgesetzt (Bull. Mose. 1844. p. 176) und die Myr- 
mecophilen um eine nicht unbedeutende Zahl vermehrt, auch meh- 
rere neue Arten entdeckt. Die reichste Ausbeute gaben die Nester 
im Frühling; im Juli und August fand sich fast nur Myrmecozenus 
subterraneus, dieser aber zu Tausenden. Er hält sich nicht in der 
Tiefe, sondern vorzugsweise in den obersten Schichten des Nestes 
auf. Bemerkenswerth ist ferner, dass einzelne Arten in einem Neste 
massenweise vorkommen, in anderen gar nicht (so verhält es sich auch 
mit Myrmecoxenus subterraneus, den Ref. in der Nähe von Berlin nur 
in einzelnen Nestern, in diesen aber zu Tausenden angetroffen hat). 

Endlich theilte noch v. Motschoulsky „Bemerkungen zu dem 
im Vten Bande der Zeitschr. f. d. Entomologie von Herrn Märkel 
gegebenen Beiträge zur Kenntniss der unter Ameisen lebenden Insek- 
ten” mit (Bull. Mosc. p: 812), in welchen er angiebt, auf seinen frü- 
heren Reisen im Russischen, wie im Auslande zu wiederholten Ma- 
len Ameisenhaufen untersucht, aber bei Weitem nicht die von Herrn 
Märkel geschilderte Ausbeute erhalten zu haben. Das vom Verf. 
gegebene Verzeichniss der von ihm beobachteten Arten ist von kei- 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1844. 79 


nem Werth, weil die meisten derselben angeblich neu aber meist 
gar nicht oder nur in der flüchtigsten Weise kenntlich gemacht sind. 
Während die vorstehenden Untersuchungen sich auf die Ameisen- 
freunde beziehen, hat-Cornelius die Aufmerksamkeit auch auf die 
Ameisenfeinde gelenkt (Entomologische Erfahrungen. Verhandl. des 
Naturhistor, Vereins der preuss. Rheinlande, I. Jahrg. S. 50). Es 
sind besonders Caraben, welche sich am Rande der Ameisennester 
aufhalten, und der Brut, namentlich den Ameisenpuppen nachstellen. 
Pterostichus cupreus, Harpalus ruficornis, Carabus cancellatus, gra- 
mulatus, Procrustes coriaceus, Taphria vivalis sind die Arten, an 
welchen der Verf. die Beobachtungen gemacht hat. Auch Gryllus 
campestris, welche der Verf. in der Nähe von Ameisennestern antraf, 
verschmähte in der Gefangenschaft Ameisenpuppen nicht, weshalb 
der Verf. geneigt ist, auch ihn für einen Ameisenfeind zu halten. 
Desmarest hat die Fälle zusammengestellt, wo Metalle 
von Inseeten durchlöchert wurden. (Ann. Soc. Ent, d. Fr. N. 


Ser. II. Bull. p. xx, xxıv, xxxıı, Revue Zool. p. 90). 

Es ist nur weiches Metall, woran man dergleichen wahrgenommen 
hat, gewöhnlich Blei, in einem Falle Schriftgut, und gewöhnlich unter 
solchen Umständen, wo das Insect sich den Ausgang aus seinem 
Puppenlager durch dasselbe zu bahnen hatte. Die besprochenen 
Fälle sind im Kurzen folgende: Audouin erhielt eine Bleiplatte von 
der Bekleidung eines Schiffes, in welche Callidienlarven zahlreiche 
und tiefe Höhlungen genagt hatten; Emy hatte zu Rochelle ganze 
Stücke eines Bleidaches gesehen, welches von Bostrichen nicht nur 
angenagt, sondern auch völlig durchlöchert war; Stephens fand Bal- 
ken von den Larven des Callidium baiulus ganz zerfressen, trotz 
ihrer Bekleidung mit Blei, und auch Löcher in der letzteren, welche 
er für Bohrlöcher von Callidien hielt; Marg. de Breme zeigte der 
Entomol. Gesellsch. zu Paris mehrere Patronen aus dem Arsenal zu 
Toulon vor, an deren einem Ende das Papier durchlöchert und die 
Bleikugel bis zu einer Tiefe von 4—5 Millim. angenagt war. Es 
war eines der Fässer stark zerfressen, doch als es geöffnet wurde, 
zeigte sich keine Spur von Insekten mehr. Du Boys theilte aus Li- 
moges einen Schriftsatz mit, in welchen zwei tiefe Gänge gebohrt 
waren, worin man Apate capueina fand. Endlich sperrte Desm. zwei 
Callidium sanguineum in dünne Bleigefässe, so dass beide durch den 
Boden des einen Gefässes getrennt waren, und dieser fand sich nach 


‚einigen Tagen durchlöchert, und beide Käfer neben einander. Schliess- 
lich ist noch ein durch Blainville mitgetheilter, von Dr. Piccioni auf 
Corsica angeblich beobachteter Fall mitgetheilt: Cetonia Cardui Dej, 


lich drang in die Bienenstöcke des Herrn P. und verzehrte Wachs 
Honig; dies zu verhindern, wurden Bleiplatten vor die Stöcke 
egt, mit so kleinen Oeffnungen, dass nur die Bienen durch konnten, 
in bald sah er, dass die Insecten sich an das Blei machten, die 
Fluglöcher erweiterten, und wieder in den Stock eindrangen, Dann 


80 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


wurden Zinkplatten vorgelegt, und diese waren‘den Cetonien zu hart. 
Hr. Desmarest bezweifelt mit Fug, dass die Cetonien mit ihren weichen 
Mandibeln auch am Blei etwas ausgerichtet haben, — Herrn Desm. 
war die Frage aufgeworfen worden, ob die Insecten in solchem Fall 
von dem Metall frässen. Um sich darüber Sicherheit zu verschaffen, 
veranlasste er eine chemische Analyse einer der in Schriftgut gefun- 
denen Apate, und es fand sich keine Spur von Blei. 


Coleoptera. 


Ueber den Bau des Hinterleibes der Käfer hat Schiödte 


(Germ. Zeitschr. V. S. 474) einige Bemerkungen mitgetheilt. 
Der Verf. zeigt vorzüglich, dass, wenn die Gliederung des Hin- 
terleibes als systematischer Charakter angewendet werden solle, 
man die Kloakdecken von den eigentlichen Hinterleibsringen aus- 
schliessen müsse, obgleich sie eigentlich umgebildete Hinterleibs- 
ringe seien. Kloakdecken werden die Hinterleibsringe aber dann, 
wenn sie nach der Willkür des Thieres bald hervorgestreckt, bald 
zurückgezogen werden können, Diese Bestimmung scheint mir aber 
nicht ausreichend, um in jedem Falle Kloakdecke vom eigentlichen 
Hinterleibsringe zu unterscheiden, und es tritt öfter der Fall ein, 
wo man den Theil so oder so deuten kann mit gleichem Rechte, 
Den sichersten Anhalt giebt immer die Beobachtung der Stigmen, 
wie ich bereits im vorigen Berichte (S. 255) ausgesprochen habe. 
Auch in Betreff der ersten Hinterleibsringe kann ich mit dem Verf. 
nicht derselben Ansicht sein. Ich habe bei den Staphylinen angege- 
ben, dass das erste Rückensegment kein entsprechendes Bauchseg- 
ment habe, der Verf. sagt, dass alle Rückensegmente ihre entspre- 
chenden Bauchsegmente hätten. Anatomisch ist allerdings ein dem 
von mir als ersten Rückensegment angenommenen Halbringe ein ge- 
genüberstehendes Bauchsegment nachzuweisen, allein es hat keine 
Bedeutung als Segment, und erst das folgende gliedert mit der Brust. 
Später habe ich mich durch vergleichende Untersuchungen verschie- 
dener Familien sowohl als auch der früheren Ständeüberzeugt, dass dies 
Segment eigentlich das zweite ist, und dass das erste, ebenfalls ohne 
entsprechenden Bauchhalbring noch davor liegt, und zwar ist es der 
Theil, welcher gewöhnlich als Rückenplatte des Metathorax betrach- 
tet wird und welchem die grossen Stigmen angehören, die bis jetzt 
allgemein (auch von mir noch in den Staphyl.) als Metathorax-Stig- 
men betrachtet wurden. Obgleich diese Stigmen durch ihre Grösse 
und Form mehr den Thorax- als den übrigen Hinterleibsstigmen glei- 
chen, ergiebt doch die Beobachtung der Verwandlung, dass sie keine 
anderen Theile sind, als die Stigmen des ersten Hinterleibsringes der 
Larven. Auf diese Weise haben die Käfer im Allgemeinen zwei 
Rückensegmente vor dem ersten Bauchsegment, von denen zuweilen 
das zweite mit dem dritten dem ersten Bauchsegment gegenüber liegt, 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1844. 8 


Etwas Aehnliches findet auch in andern Insectenordnungen Statt, wo 
ein verwachsener Hinterleib vorkommt, doch pflegt hier nur ein 
Rückensegment dem ersten Bauchsegment gegenüberzustehen, 

Von Guerin’s Species et Iconographie generique des 
Animaux artieules ist mir ausser den im vorigen Bericht 
(S. 255) angezeigten Lieferungen bis jetzt Nichts zugegangen. 

Die Käfer Europa’s, nach der Natur beschrieben von Dr. 
H. ©. Küster. Mit Beiträgen mehrerer Entomologen. Erster 
Band. Nürnberg. 1844. Verlag von Bauer und Raspe. 

Ein 'zweckmässig angelegtes Unternehmen, indem die einzelnen 

Arten sehr ausführlich, aber ohne bestimmte Reihenfolge auf einzel- 
nen Blättchen beschrieben werden, welche nach Belieben geordnet 
werden können. Die Erfahrung lehrt zwar die Nothwendigkeit, eine 
Reihe verwandter Arten auch im Zusammenhange abzuhandeln, da- 
mit theils die Artunterschiede recht klar hervortreten, theils eine 
verwickelte Synonymie gesichtet werden könne. Die zwanglose Form 
des Werkes gestattet aber auch diesem Bedürfniss nachzukommen. 
Auf der andern Seite erlaubt dieselbe, Entdeckungen von Interesse 
gleich in die Oeffentlichkeit zu bringen. Dies kann bei einem Werke 
dieser Art den höhern wissenschaftlichen Werth aufwiegen, welche 
eine Bearbeitung im systematischen Zusammenhang einer Fauna ge- 
währt. In Bezug auf geographische Abgränzung bietet die europäi- 
sche Fauna einige Schwierigkeiten dar. Der Verf. dehnt sie über 
das ganze Mittelmeerbecken aus, und schliesst derselben also die 
Küsten des schwarzen Meeres, Kleinasien, Syrien, Aegypten, die Ber- 
berei, Madeira und die Canarien ein. Die Nordafrikanische Fauna 
hat aber unter Vielem, was ihr mit Südeuropa gemein ist, auch viele 
sehr eigenthümliche, und zwar ächt afrikanische Arten aufzuweisen, 
and würde ganz fremde Elemente in die Europäische Fauna bringen, 

2 B. Graphipterus, Steraspis. Hier scheidet das Mittelmeer noch. 

hinreichend. Schwieriger ist die Abgränzung der Europäischen Fauna 
nach der Asiatischen Seite hin, denn durch ganz Nordasien findet sich 
keine natürliche Begränzung derselben, so dass die Fauna Dauriens 
und selbst Nordchina’s sich weniger von der Europa’s abscheidet, 
als die der Berberei. 

& Catalogus Coleopterorum Europae. Zusammengestellt auf 
Veranlassung des Entomologischen Vereins zu Stettin (vom 
Geh. Reg. Schmidt). Stettin 1844. 

Nach der mündlichen Mittheilung des Verf. wurde dieses Ver- 

B zeichniss, welches keinen weitern Zweck hat, als den Sammlern den 

gegenseitigen Verkehr zu erleichtern, nur mit der grössten Eile zu- 
sammengestellt; nichts destoweniger sind dabei die neueren mono- 
graphischen Bearbeitungen, wo solche vorhanden waren, umsichtig 
benutzt, In vielen Theilen sind die Catalog- und brieflichen Namen 

Archiy f. Naturgesch, XI, Jahrg. 2, Bd, F 


82  Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


solchem Verzeichniss eine grosse Last, welche aber immer mehr 
einschwinden wird, je weiter eine wissenschaftliche Bearbeitung durch 
Monographieen und Faunen vordringt. Bei der gegenwärtigen Thä- 
tigkeit in dieser Beziehung dürfte schon jetzt eine neue Ausgabe des 
Cataloges durch die Hand desselben Verf. sich um Vieles vollendeter 
gestalten. 

Von Sturm’s Deutschlands Fauna ist das 15te Bänd- 
chen ausgegeben worden, welches die Fortsetzung der Bear- 
beitung der Nitidularien und die neue Caraben - Gattung 
Anophthalmus enthält. 


Grundlage zu einem Verzeichnisse der Käfer des Harzes 
und seiner Umgebungen, entworfen von E. G. Hornung, 
Erste Abth. Die Lauf- und Schwimmkäfer, Aschersl. 1844. 

Der naturwissenschaftliche Verein des Harzes hat sich die be- 
stimmte Aufgabe gestellt, die Naturprodukte des Harzgebietes sorg- 
lich zu erforschen. Der Verf. hat die Hand an die Käferfauna gelegt, 
und liefert hiermit den ersten Beitrag. Das Harzgebiet umfasst eine 
Ausdehnung von 16 Meilen in die Länge und 10 Meilen in die Breite, 
und bietet bei einer grossen Abwechselung in der absoluten Höhe, 
der Bodenbeschaffenheit und der Vegetation unstreitig eine der inter- 
essantesten und reichhaltigsten Faunen in Norddeutschland, welche 
wie der vorliegende Theil des Verzeichnisses nachweist, sorgsam 
untersucht ist. Das Vorkommen ist bei jeder Art angezeichnet, öfter 
sind auch kritische Bemerkungen beigefügt. 

Catalogo dei Coleopteri della Lombardia, compilato dai 
fratelli Antonio e Gio. Battista Villa. Milano 1844. Ein 
einfaches Verzeichniss, welches aber bei seiner Reichhaltigkeit 
sicher einen sehr vollständigen Ueberblick über die Käferfauna 
der Lombardei gewährt. 

Excursion Entomiologique dans les montagnes de la vallee 
d’Ossau par Leon Dufour (Bull. d. ]. Soc. des Sciences 
lettr. et arts de Pau) verzeichnet 768 Käferarten, welche 
auf diesem Ausfluge gesammelt sind. Es ist eine Anzahl neuer 
Arten aufgestellt" worden, welche sich zum Theil wohl auf 
bekannte zurückführen lassen, zum Theil aber nach den kur- 
zen Diagnosen nicht zu bestimmen sind, 

Die Kenntniss der Finnländischen Fauna ist von Man- 
nerheim durch ein Paar kleiner Abhandlungen. in den Bull, 
Mosc. bereichert worden: M&moire sur la recolte d’Insectes 
Coleopteres faite en 1843 (p, 160), und Description de quel- 
ques nouvelles especes de Coleopteres de Finlande (p. 189). 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1844. 83 


Spieilegium Entomographiae Rossicae, auetore G. Fischer 
de Waldheim (Bull. Mosc. 1844. p. 3). Enthält Beschrei- 
bungen einer grossen Zahl meist neuer Arten aus dem Rus- 
sischen Reiche sowohl, als aus benachbarten Ländern. 


Note d’un viaggio nella Persia e nelle Indie orientali 
negli anni 1841, 1842, di Gaetano Osculati. Monza 1844, 

Dem Reisebericht des Verf., welcher hin und wieder naturge- 
schichtliche Bemerkungen enthält, ist ein Verzeichniss der auf der 
Reise gesammelten Käfer beigefügt, und im Anhange sind 6 neue Ar- 
ten durch die Diagnosen bezeichnet, welche ich unten mittheilen 
werde, da die kleine Schrift vielleicht nicht überall zugänglich ist. 

Einen Beitrag zur Kenntniss der Fauna von Assam lie- 
ferte Parry durch Aufstellung einer Decade neuer Arten, 
von welcher zur Zeit in den Proceed. Ent, Soc. Lond. (Ann. 
nat. hist. XIV. p. 454) nur die Diagnosen mitgetheilt und die 
ausführlichen Beschreibungen noch zu erwarten sind. 

Einige neue Käfer aus Hongkong erörterte White (Ann. 
nat. hist. XIV. p. 422). 

Lucas (Rev. Zool. p. 262) beschrieb einige neue nord- 
afrikanische Käfer, aus der Gegend von Biskra, 55 Lieus süd- 
lich von Constantine gelegen. Die Fauna dieser Gegend 
scheint auffallend von der des Küstenstrichs abzuweichen, denn 
jene Arten haben ein rein afrikanisches Gepräge. Die auf 
dem Zuge nach Biskra von Herrn v. Faremont gesammelten 
Insecten bestehen hauptsächlich aus Melasomen. 


Haldeman theilte Diagnosen mit von 49 neuen nord- 
amerikanischen Arten aus den Gattungen Cymindis, Dromius, 
Plochionus, Lebia, Coptodera, Pasimachus, Clivina, Badister, 
Anchomenus, Agonum, Omaseus, Amara, Selenophorus, Opho- 
aus, Harpalus, Stenolophus, Acupalpus, Notaphus, Leia, Pery- 
phus, Athous, Charactus, Mycterus, Lytta, Hoplia, Chluenius, 
Coprobius, Aphodius, Phileurus, Bothrideres, Ichthy hydion und 


Anthicus. Philadelph. Proc. I. p. 298. (Bohem. Arsber, p- 43), 
Ein Paar kleiner Beiträge gab Guerin (Rev. Zool.) zur Kennt- 

niss der Fauna von Mexiko (p:253) und Neugranada (p.8). 

Waterhouse Üontributions to tlıe Entomology of Sou- 

thern portions of South America. (Ann, nat. hist. XII. p, 41). 
Der Verf. bemerkt mit Recht, dass die Vaterlandsangabe Chile 

um so unbestimmter sei, als Chile in seinen verschiedenen Breiten 

ein sehr verschiedenes Klima, und demnach eine sehr verschiedene 

F* 


84 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Bodenbeschaffenheit zeige. So ist der nördliche Theil äusserst trok- 
ken und dürr, fast regenlos, im Allgemeinen sandig und steinig, reich 
an Cactus; der südliche Theil dagegen, mit Regenfülle, ist bewaldet, 
oft mit dem üppigsten Pflanzenwuchs. Der nördliche dürre Bezirk 
schliesst die Provinzen Coquimbo und Copiapo, der südliche Chiloe, 
Valdivia und Conception ein. In der Mitte liegen Valparaiso , Acon- 
cagua und San Jago, wo auch das Klima ein mittleres ist, mit perio- 
dischen Regen während der Monate Mai bis August, der Boden in 
den Thälern ziemlich baumreich, an den Bergseiten mit niedrigen 
Büschen bewachsen. Von Interesse ist demnach die Mittheilung der 
Aufzeichnungen des Herrn Bridges über Fundort uud WE BEOBRDER 
einer Reihe chilesischer Coleopteren. 

Curtis legte der Linnei’schen Gesellschaft zu London: 
„Descriptions of the Insects collected by Capt. P. P. King, 
in the Survey of the Straits of Magellan” vor, als Fortsetzung 
seiner im 18ten Band der Transact. der Gesellschaft nieder- 
gelegten Arbeit. 

In den Ann. of nat, hist. XIV. p. 218 ist ein Auszug aus dieser 
Arbeit mitgetheilt, welcher indess nur die Diagnosen der neuen Ar- 
ten enthält, deshalb ich den Bericht darüber bis dahin aussetze, wo 
die Abhandlung selbst in den Transact. Lin. Soc. erschienen ist, Sie 
umfasst die Familien Histeridae, Hydrophilidae, Scarabaeidae, Luca- 
nidae und sämmtliche Heteromera. 

Von den auf der Erdumseglung der Bonite gesammelten 
neuen (20) Arten der Coleopteren theilte Le Guillou vor- 
läufig die Diagnosen mit (Rev. Zool. p. 220). 

Graf Mannerheim (Bull. Mose. p. 845) stattete über 
eine Reise nach Schweden, Dänemark und Norddeutschland 
Bericht ab, welcher viele interessante Bemerkungen enthält 
und in welchem zugleich mehrere neue Arten beschrieben sind. 


Cicindeletae. Folgende neue Arten sind in dieser Familie 
aufgestellt: 

Megacephala obscurata Chaudoir (Bull. Mosc. 1844. 
p- 454) aus Mexiko oder Columbien. 

Pseudoxycheila lateguttata Chaudoir (Bull. Mose. 
p- 455), aus Columbien, nach einem einzelnen Stück, wie es scheint, 
von einem einzelnen Stück der O. bipustulata übereilt unterschieden. 

Cicindela Burmeisteri und Kirilowi: Fischer v. W. 
(Bull. Mose. p. 6) aus der Songarei, C, Syriaca Buquet (Ann. Soc. 
Ent. de France. 2. ser. II. Bull. p. xxxyı) aus Syrien; ©. Himaleyica 
Kollar und Redtenbacher (y. Hügel’s Reis. S. 497. T.23. F.1), 
der ©. margineguttata Dej. ähnlich, von Kaschmir; ©. posticalis 
White (Annals nat, hist. XIV. p. 422) von Hongkong; 6. Nietii 
Guerin (Rey. Zool. p. 254) aus Mexiko. 


$ 


u 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1844, 85 


Dromica gigantea (Melly) de Breme (Ann. Soc. Ent. d. 
Fr. ]I. p. 289. pl>7. f.3, von der Weihnachtsbai. 

Tricondyla globicollis, vicina,conicicollis Chaudoir 
(Bull. Mose. p. 456) von Manila, Tr. pulchripes White (Ann. nat. 
hist. XIV. p. 422) von Hongkong. 

Colliuris attenuata Kollar und Redtenbacher (Hügel’s 
Reis. S. 498) von Kaschmir. 

Von Callidema Boussignaultii Guerin (S. vor. Bericht S. 257) 
ist im Mag. de Zool. 1844, Ins. pl. 144 eine Abbildung geliefert, und 
der Gattungsname zugleich in Euca/lia umgeändert. 

‚Eine Abbildung und ausführliche Beschreibung der seltenen und 
wenig bekannten Cicindela lugubris Dej. vom Senegal hat deBr&me 
in Ann. d. ]. Soc. Ent. d. France 11. p. 288. pl. 7. f.1.2 gegeben. 


Carabiei. Ein genaues Verzeichniss der Laufkäfer des Har- 
zes gab Hornung (Grundlage zu einem Verzeichnisse der Käfer 
des Harzes und seiner Umgebungen). Es enthält mit Einschluss der 
vier Cieindelen 276 Arten. — Einen Beitrag zur Kenntniss der Ver- ' 
breitung der Caraben in Dänemark, zur Vervollständigung seiner 
Danm, Eleutherat. theilte Schiödte mit (Kröyer Nat. Tidsskr. Ny 
Räkke 1. p. 46. - 

Neu aufgestellte Gattungen sind: 

Pleurosoma Guerin (Rey. Zool. p. 8, Mag. d. Zool. Ins. pl. 
136), mit Dyscolus zunächst verwandt, und hauptsächlich durch ha- 
bituelle Merkmale: breiteres Halsschild und gewölbte, an den Seiten 
gerundete, tiefer gefurchte Flügeldecken, welche an Eurysoma er- 
innern, unterschieden. Eine neue Art, P/. suleatum Guer, aus Neu- 
granada. 

Rhytiderus Chaudoir (Bull. Mosc, p. 470), aus Dromius 
10Opunetatus (Buq.) Reiche, Rev. Zool. 1842, gebildet, welcher aller- 
dings kein Dromius ist, sondern zur Gattung Sericoda Kirby Faun. 
Bor. Amer. gehört, mit welcher also Rbytiderus zusammenfallen wird. 

Philophloeus desselb. (ebenda. S. 472) aus Cymindis austra- 
lis Dej. gebildet, welche durch Form, Gattungscharaktere und Le- 
bensweise (unter Baumrinden) von den eigentlichen Cymindis ab- 
weicht, und nach des Verf, Meinung sich mehr den Thyreopterus 
annähert. 

Anophthalmus Sturm (Deutschl. Ins. XV. S. 129. T. 303) eine 
höchst ausgezeichnete Gattung, zunächst mit Trechus verwandt, wo- 
von sie hauptsächlich durch Verhältnisse der Tasterglieder und vor 
Allem durch gänzlichen Mangel der Augen sich unterscheidet. Die 
Gattung ist unterirdisch. Eine Art, A. Schmidtii Sturm wurde 
von Herrn Ferd. Schmidt in der Luegger Grotte in Inner-Krain, eine 
zweite A. Tellkampfii des Ref. (Müller’s Archiv f. Anat. u. s. w. 
1844. 8.384) Note von Dr. Tellkampf in der Mammuthhöhle im Staat 
Kentucky in Nordamerika entdeckt. Die letztere unterscheidet sich 


86 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


von der ersteren durch den eiförmigen Umriss des Halsschildes und 
schmalere Flügeldecken. 


Die Arten der Gattung Procerus hat v. Motschoulski (Guer. 
Mag. Zool. Ins. pl. 149. 150) zu erläutern gesucht und dieselben um 
drei vermehrt: Pr. Bosphoranus aus Rumelien, Pr. Colchicus 
aus Mingrelien und Pr. Aegyptiacus, angeblich aus Aegypten. 
Eine vierte angeblich neue Art Pr. Sommeri aus Rumelien hat 
Mannerheim (Bull. Mose. p. 868 Not.) aufgestellt. Ich habe mich 
noch nicht überzeugen können, dass unter den in Rumelien und 
Kleinasien vorkommenden Procerus verschiedene Arten sich befinden. 
Die Gestalt des Halsschildes zeigt zwar, wenn man zwei einzelne 
Stücke vergleicht, sehr namhafte Unterschiede, sowohl im Schnitt, 
als im Verhältniss der Länge zur Breite, diese Unterschiede zerflies- 
sen aber, wenn man eine grössere Reihe von Individuen neben ein- 
ander hält. Eben so kommen individuelle Verschiedenheiten vor in 
Körperform, Sculptur und Färbung. Unter solchen Verhältnissen 
könnten nur Untersuchungen an Ort und Stelle, oder der Vergleich 
einer sehr grossen Anzahl von Individuen zur Aufstellung von Arten 
berechtigen. Ich zweifle hier um so mehr daran, dass der Proc. 
scabrosus Ol. (Olivieri Dej.) in verschiedene Arten aufzulösen ist, 
als wir die verschiedenen Formen oder Abänderungen in denselben 
Sendungen erhielten, und Olivier selbst verschiedene derselben ge- 
sammelt hat, ohne sie zu unterscheiden. (Die hiesige Sammlung be- 
sitzt ein von Olivier herrührendes Stück, welches ziemlich mit Pr, 
eolchicus Motsch. übereinkommt; ein anderes, welches Dejean an 
Herrn Schüppel mittheilte, und welches eins von denen ist, welche 
er bei seiner Beschreibung vor Augen hatte, stimmt mehr mit Pr. 
Sommeri Mannerh. und Bosphoranus Motsch, überein). 


Die europäische Fauna ist mit mehreren neuen Arten bereichert 
worden. 


Mannerheim entdeckte in Finnland Dyschirius riparius 
(Bull. Mosc. p. 189). Küster (Käf Europ. I. 1) beschrieb Ptero- 
stichus aterrimus St. aus Südfrankreich, dessen Artname wegen 
der gleichnamigen Fabrieischen Art nicht füglich bestehen kann. — 
Boudier (Guer. Mag. d. Zool. Ins. pl. 152) bildete Feronia (Pte- 
rostichus) excavata als einen in den Wäldern bei Montmorency 
gefundenen Käfer ab, welchen Marg. de la Ferte für eine Missbil- 
dung der Fer. nigrita erklärt hatte, welche auch hier öfter vorkommt, 
mit aufgetriebenen Schultern und eingedrückter Gegend des Schildchens. 

Von Gaubil sind einige neue Arten aus Frankreich und Alge- 
xien beschrieben: Feronia (Argutor) maritima, der F. verna- 
lis ähnlich, bei Beziers am Meeresufer, Amara floralis, ebendas. 
auf Wiesen (der Verf. bezeichnet sie als Celia, sie gehört aber zur 
Gruppe der eigentlichen Amaren mit dreizackigem Enddorn der Vor- 
derschienen); Harpalus mauritanicus aus der Provinz Constan- 


>“ Arnankc 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1844. 87 


tine; Bembidium (Tachys) Guerinii aus dem Departement 
des Aveyron. 

Aus dem südlichen Russland und dem nördlichen Asien haben 
Fischer v. W. und Chaudoir eine Reihe neuer Arten aufgestellt. 
Der erste beschreibt in seinem Spicilegium Entomographiae Rossicae 
(Bull. Mosc. p. 11, 135) von Carabus 16, Nebria 3, Chlaenius 2, 
Pristonychus 1, Acinopus 3 Arten. Chaudoir (Supplement ä la 
faune entomologique de la Russie et des pays limitrophes, Carabi- 
ques nouveaux, Bullet. Mosc. p. 435) beschrieb folgende Arten: Cy- 
mindis crenata aus Abasien, Lebia femoralis, nach einem 
einzelnen Stück nicht mit Sicherheit von L. cyanocephala unter- 
schieden, aus der Crim, Morio colchidicus, aus Abasien, Cara- 
bus granosus, irgendwo aus Sibirien, Blethisa aurata Esch., 
Notiophilus rufipes aus Abasien, Badister Nanthomus von 
Kiew, ist nach des Verf. eigener Erklärung die vom Ref. erwähnte 
egrossköpfige Form des B. humeralis, welche der Baron Chaudoir für 
eine eigene Art hält, weil ich keine Uebergänge wahrgenommen habe; 
der Umstand aber, dass ich beide untereinander gefunden habe, 
spricht mehr für meine Ansicht; Patrobus lapponicus, wieder 
nach einem einzelnen Stück von P. septentrionis abgesondert, Pa- 
trobus assimilis, von Petersburg, ebenfalls nach einem einzelnen 
Stück von P. rufipes unterschieden, Feronia (Agonodemus) ele- 
gantula, von Trebisond, Feronia (Glyptopterus) lacunosa 
ebendaher, Pelor tauricus aus der Crim, Amara nigrita von 
Irkutzk, A. assimilis von Kiew, Bradytus brevipennis, Br. 
cordicollis, Br. microderus, Br. longipennis, alle vier vom 
Altai, Harpalus rotundatus, cyclogonus, violaceus aus 
Sibirien, H. ovatus und Bungii vom Altai, Trechus latipen- 
nis von Trebisond, Peryphus Nordmanni, Leia bisulcata 
von Kiew. 

Chaudoir hat ferner Corrections et additions au Catalogue des 
Carabiques recueillis dans la prov. de Mazenderan pres d’Astrabad, 
par M. de Kareline” (Bull. Mosc,. p. 415) mitgetheilt. Ein grosser 
Theil dieser Berichtigungen zu dem im Bericht f. 1842. S. 168 er- 
wähnten Verzeichniss ist dem Verf. vom Grafen Mannerheim mitge- 
theilt worden, von welchem auch eine Zahl neuer Arten eingefügt 
wird: Odacantha puncticollis M., Brachinus subnotatus 
Ch., Callistus gratiosusM., Chlaenius latithorax M., an- 
gusticollis M., Epomis Karelinii Mann, Agonum longi- 
penne M., Zabrus ovipennis Ch., propinquus Ch., vicinus 
M., Stenolophus persicus Dej. M., Peryphus astrabaden- 
sis M. 

Osculati (Coleopteri raccolti nella Persia, Indost. etc. p. 72) 

hat folgende Arten als neu bezeichnet: Carabus Osculati Villa: 
Oblongo-ovatus, subdepressus, niger, opacus, tlorace subquadrato, 
brevi, margine rotundato; elytris granulis pluribus oblongis elevatis, 


88 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


inaequalibus, per seriem dispositis. — Affinis Car. Kruberi. Hab, in 
Persia occidentali. (Vielleicht einerlei mit C. Paphius Redtenb. — 
2. Carabus Orientalis: Oblongo-ovatus, subdepressus, niger, 
thorace quadrato, rugoso, elytris foveis excavatis per series dispo- 
sitis, tres quarum foveis erassis, quarta marginalis brevior, foveolis 
mediocribus, primis et ultimis obsoletis. — Affınis Car. eribrato et 
Orsinii, differt tamen convexitate minori, elytrorumque sculptura, 
Fem. minor, magis attenuata, opaca. — Habitat in Armenia, in monte 
Ararat. — 3. Sphodrus Armeniacus: Apterus, niger, elongatus, 
capite laevi, occipite biimpresso, thorace oblongo, subcordato, late- 
ribus marginato, in medio linea longitudinali sulcato, elytris oblon- 
gis, subovatis, striatis, striis vage punctatis. Affinis Sph. elongato. 
— Habitat in Armenia in sylvis humidis, non frequens. Die beiden 
ersten Arten sind auch abgebildet. 

Vom Taurusgeb. ist Carabus luxuriosus Motschoulsky 
(Guer. Mag. Zool. Ins. pl. 151. f. 3). 

Von Kollar und Redtenbacher (v. Hüg. Kaschmir. S. 498) 
sind Cymindis Amaculata (T. 23. F. 3), Carabus Caschmi- 
rensis (T. 23. F.4), Chlaenius ianthinus, Calathus angu- 
status, Selenophorus quadricollis von Kaschmir und Fero- 
nia (Omaseus) Himalejica von Massuri im Himalaja beschrie- 
ben worden. — Von Hongkong ist Helluo (Acanthogenius) 
asteriscus White (Ann. nat. hist. XIV. p. 422). 

Ausgezeichnete neue südafrikanische Arten sind Graphipte- 
rus Westwoodii, Anthia Melly und A. alveolata Reiche 
(An. Ent. Soc. d. Fr. 2. ser. II. p. 291. pl. 7. £.6, 5, 4), alle von der 
Weihnachtsbai. 

Neue Amerikanische Arten sind Onypterygia Thoreyi Man- 
nerheim (Bull. Mosc. p. 869 not.), so wie Morio Lafertei und 
Calosoma peregrinator Guerin (Rev. Zool. p. 254) aus Mexiko 
und Cordistes arcuatus und C. Lafertei Guerin (ebendas. 
S. 9) aus Neugranada, 

Von Dems. (Mag. d. Zool. Ins. pl. 140) wurde Sphallomor- 
pha nitiduloides, eine ausgezeichnete neue Art aus Neuholland, 
abgebildet. 

Schliesslich ist noch einer Abhandlung von Chaudoir (Obser- 
vations sur quelques especes de Carabiques de ma collection, avec 
la description de quelques especes nouvelles (Bull. Mose. p. 454) zu 
erwähnen, welche ausser den oben bereits aufgeführten Gattungen 
noch allerlei neue Arten bekannt macht: Drypta elongata vom 
Senegal, (Abänd, von Dr. dorsalis Dej.), @alerita pallidicornis 
Reiche, macrodera, aeguicollis, von Columbien, Calleida 
bicolor vom Senegal, €. eryihrodera desel., C. mar ginicollis 
vom Cap, ©. cyanipennis ohne Angabe des Vaterlandes, €. in- 
terrupta von Brasilien, nigriceps desgl., C. elegans Kl. von 
Cuba, von der C. rubricollis Dej. unterschieden, Anthia oxygona 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1844. 89 


vom Cap; Aristus yunctulatus aus Syrien. Ferner die Bemer- 
kungen, dass Calleida splendida Gory = auricollis Lap., dass Cy- 
chrus interruptus Men. von Californien, der wahre €, ventricosus 
Esch., und der von Men. unter diesem Namen aufgeführte eine neue 
Art sei, welche der Verf. als ©. striato-punctatus beschreibt, 
dass Anchomen. validus Lafert. zur Gattung Stenognathus Chaud. 
und dass Anch. micans Men. zur Gattung Scaphiodactylus Chaud. 
gehören. 


Dytiseidae. Dr. Schaum (Entom. Zeit. S. 195) theilte Be- 
merkungen über die Synonymie einiger Arten von Hydroporus mit: 
1. H. nigrolineatus Stev. = enneagrammus Ahr., dagegen H. nigro- 
lineatus Sch. = parallelus Aub. = Schönherri (consobrinus Zett.) 
Q, und H. nigrolineatus Kunze —= H. parallelogrammus. — 2. H. 
affınis St. = frater Kunze = assimilis Payk. — 3. H. borealis Gyll. 
Aube — alpinus Duft. —= septentrionalis Heer = Daviesi Curt.; — 
H. septentrionalis Gyll. = alpinus Kunze. — 4. H. castaneus Heer 
— ovatus St. — 5. H. melanocephalus St. = pubescens Aube. — 6. 
H. fovedlatus Heer — nivalis Heer (mit zufälligen Eindrücken). — 
7. H. suturalis Müll. (Germ. Mag. IV. p. 225) = granularis, 8. H. 
delicatulus, neue Art aus Oesterreich, wo er mit H. minutissimus 
verwechselt wurde. 


Ferner sind als neue Arten aufzuführen: Trochalus rugulo- 
sus und Colymbetes lineatus Kollar und Redtenbacher 
(v. Hüg. Kaschm. $. 502, der letztere Taf. 23. F. 5), beide aus Kasch- 
mir, und Laccophilus Yvietae Le Guillou (Rev. Zool. p. 220) 
aus Chile. Endlich Haliplus lineolatus und pietus Manner- 
heim (Bull. Mose. 190. 2.3) aus Finnland. 


Dytisciden des Harzes zählte Hornung (Grundlage zu einem 
Verzeichnisse des Harzes) mit Anschluss der Gyrinen 100 Arten auf, 
so dass in dieser Familie das Harzgebiet mit der Schweiz und 
Schweden ziemlich auf gleicher Stufe in Betreff des Artenreichthums 
steht. Eine für die deutsche Fauna neue Art ist der bei Strassfurth 
in salzigem Wasser aufgefundene Agabus conspersus ( Dyt. consp. 
Marslı,, Colymb. consp. Steph., C, subnebulosus Steph., Agab. sub- 
neb. Aub., A. nebulosus Schiödt.). 


Buprestides. Neue Buprestiden von Algier hat Lucas (Rev, 
Zool. p. 49 und 87) bekannt gemacht, nämlich Julodis Setifensis 
Buprestis Levaillantii, mauritanica, Sphenoptera vit.- 
taticollis, Acmaeodera mauritanica, tristis, multipun - 
etata, melanosoma, flavopunctata, rubro-maculata, 
flavovittata, Anthazia vittaticollis. Auf einige Bemerkun- 
gen über diese Arten von Chevrolat (ebendas. S.134) erfolgte eine 
Replik von Lucas (8.206) und eine Duplik von Chevrolat 
($. 239), aus welchen Verhandlungen sich ergeben hat, dass Anthaxia 
vittatlcollis mit A. Ferulae Gene (aus Sardinien) zusammenfällt; 


90 Eriehson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


auch ist Cheyr. wohl nicht mit Unrecht der Meinung, dass Sphenoptera 
vittaticollis Luc. von B. rauca F. nicht verschieden sei. — Bupre- 
stis (Ancylocheir«) Levaillanti Luce. scheint mir nach der Erinnerung 
der B. sanguinea F., welche ich vor 11 Jahren in der Copenha- 
gener Sammlung gesehen habe, sehr ähnlich zu sein, wenn sie nicht 
eine Abänderung derselben ist, was nach der Beschreibung von Fab, 
allerdings zweifelhaft bleiben muss. 

Neue Arten sind ferner Sternocera dasypleuros und Agri- 
lus Caschmirensis Rollar und Redtenbacher (v. Hüg. Kasch- 
mir. S. 504), die erstere vom Himalaja, die andere aus Kaschmir, 
und Agrilus blandulus Guerin‘(Rey. Zool. p. 256) aus Mexiko. 

Die Naturgeschichte der Bup. (Chalcophora) mariana ist von 
Lucas (Ann. d. l. Soc. Ent. d. Fr. I. p. 315) geschildert worden. 
Ueber die Stellung der Stigmen der Bupresten-Larven, in Bezug auf 
den im vorigen Berichte (S. 267) berührten Streit, haben Ders. 
(ebendas.) und Leon Dufour (ebenda S. 204) weitere Untersuchun- 
gen angestellt. 


Elaterides. Germar (Zeitschr. V. S. 133) setzte ine Un- 
tersuchungen über die Elateriden fort, wobei sich indess die Schwie- 
rigkeit, scharf und deutlich begränzte Gruppen zu erhalten, immer 
fühlbarer machte und sich die Ueberzeugung immer mehr befestigte, 
dass eine naturgemässe Eintheilung der Elateren auf ganz anderen 
Grundlagen, als die bisher gebrauchten, beruhen müsse. Diese 
Grundlagen sind aber nur durch ein umfassendes und tief eindringen- 
des Studium der ganzen Familie zu gewinnen, und um so mehr sind 
wir dem Verf. für die Arbeit verpflichtet, welche er auf sich ge- 
nommen hat. 

Die gegenwärtige Abhandlung bezieht sich auf eine ziemlich na- 
türliche Gruppe der Elateren, deren Füsse einfach, ohne Hautläpp- 
chen, deren Stirn nach vorn herabgebogen aber vorn gerandet ist 
und die Wurzel der Lippe überragt, und deren Schenkeldecken sich 
nach innen erweitern. Vier Gattungen: 1. Cryptohypnus, mit 
fadenförmigen Fühlern, langem und aufgetriebenem Wurzelgliede der- 


selben und langborstigen Füssen umfasst ausser den eigentlichen Ory- 


ptohypnus (früher Hypolithus) Esch. mit breitem Schildchen (17 Ar- 
ten) noch die Gattung Oophorus Dej., mit eiförmigem Schildchen, 
mit denen noch Drasterius Esch. vereinigt ist (12 Arten). — 2. Am- 
pedus, mit vom 4ten Gliede an schwachgesägten Fühlern und unten 
einzeln borstigen Füssen, mit A0 Arten, von denen A. limbalis Hbt. 
durch seine deutlich gesägten Fühler und A. dorsiger (Drast. dor- 
sig. Dej.) durch die unten dicht und lang geborsteten Füsse von den 
übrigen abweichen, und A. semiflauus zu Melanoxanthus gerechnet 
werden dürfte. 3. /schnodes, neue Gattung, aus dem E/. sanguini- 
eollis Pz. gebildet, bei dem die Fühler schon vom dritten Gliede 
gesägt sind. 4. Aphanobius, von der vorigen durch deutlich 12gl. 
Fühler abweichend, mit 11 Arten. — Schliesslich erörtert der Verf. 


De win 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1844. 91 


noch mehrere Elateren, welche dieser Gruppe sich anschliessen, 
aber Hautlappen an den Füssen haben. E/. acuticornis Germ. Spec. 
gehört hierher, er hat einen Hautlappen am dritten Fussgliede und 
das vierte ist klein, sonst stimmt er mit Ischnodes überein. Amp. 
signaticollis Dej. kommt ihm nahe, aber das 2te und 3te Fussglied 
sind schon breiter und fast dreieckig. Amp. fulvus Redtenb. kommt 
sonst mit Ampedus überein, nur hat das 3te Fussglied einen grossen 
Hautlappen, und das 4te ist sehr klein. Endlich beleuchtet der Verf. 
die Gattung Melanoxanthus Esch. und zeigt, dass das, was Esch- 
scholtz von ihr sagt, auf die von ihm angeführte Art, E/. melanoce- 
phalus F., nicht zutreffe, namentlich das, dass das erste Fussglied 
wenig länger als das zweite sei. Ich glaube, dass diese Gattung, 
welche mit Ampedus nahe verwandt ist, ihren Charakter vorzüglich 
in den sehr schmalen Schenkeldecken und den vom vierten Gliede 
an sehr stark zusammengedrückten Fühlern hat. M. melanocephalus 
F. und Agutiatus Er. haben langgestreckte, Amp. semiflavus Germ, 
kürzere Füsse, ausserdem stimmt diese letzte Art recht wohl mit 
den beiden ersten zusammen, und möchte in dieser Gattung wenig- 
stens besser stehen als unter Ampedus. 

Neue Arten sind Dima dalmatina Dej. Küster (Käf. Europ. 
1. 13) aus Dalmatien, Lacon brachychaetus, Ludius Kasch- 
mirensis, Cardiophorus vicinus und consentaneus Kollar 
und Redtenbacher (v. Hüg. Kaschmir S. 506) aus Kaschmir, — 
Monocrepidius Chazali Le Guillou von Nukahiva, M. Lelutz 
und Eveillardi Dess. von Nordaustralien, M. Cordieri Dess. 
von Hobart Town, Dicrepidius Tastui Dess. von Hamoa (Rev. 
Zool. p. 220). — Eucamptus imperialis Chev. (Pericall. cory- 
phaeus Dej.);, Semiotus regalis, Jlligeri, Schaumiti, sela- 
donius, Linnei, Germarii, Chalcolepidius Bomplandii, 
Erichsonii, gossypiatus Guerin (Rev, Zool. p. 15) aus Neu- 
granada, — Lissomus flavipennis Guerin (ebendas. S. 257) 
aus Mexiko. 


Cebrionites. Guerin machte zwei neue Arten von Cebrio 
bekannt: €. Chevrolatii (Rev. Zool. p. 255, Mag. Zoot. Ins. pl. 145) 
aus Mexiko und ©. Guyonii (Rev. Zool. p. 403) aus Algier. 


Cyphonides. Eine neue Art, Cyphon Bohemani, von 
Mannerhieim (Bull. Mose. 196. 6) auf der Insel Oeland von Bohe- 
man entdeckt und auch in Finnland von Mannerheim aufgefunden, 
unterscheidet sich von C. lividus durch etwas schmälere Form, stär- 
kere Punktirung, dunklere Farbe, und stärker aufgebogenen Vorder- 
rand des Halsschilds. 


 Lampyrides. Küster (Käf. Europ. I. 17) bereicherte Lam- 
pyris mit einer neuen europäischen Art, L. Germari, bei Cattaro 
in Dalmatien gefunden, der L. splendidula zunächst verwandt, von 
welcher sie sich vorzüglich dadurch unterscheidet, dass der Leucht- 


99 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


fleck nur: den vorletzten Hinterleibsring einnimmt. — Le Guillou 
(Rev. Zool. p. 222) stellte zwei neue Arten auf, L. Bardelii von 
Chile, und L. Bremeri aus Nordaustralien. \ 
In dem Art. Drilus in D’Orbign. Dict. univ. d’hist. nat, beschreibt 
Duponchel eine neue Art Dr. mauritanicus, welche von Lucas in 
Algier entdeckt wurde, wo die Larve Cyclostoma Wobstianum lebt. 


Lyeides. Als neue Arten sind Lycus suturalis Kollar 
und Redtenbacher (v. Hüg. Kaschm. p. 508) aus Kaschmir, und 
L. Bremeri und Goryi Le Guillou (Guer. Rey. Zool, p. 221) 
von Hobart Town in Vandiemensland aufgestellt; der L. Bremeri ist 
aber einerlei mit dem Anarhynchus scutellaris des Ref. (dies Archiv 
VI. 1. S. 146), der L. Goryi scheint dem Porrostoma discoideum 
des Ref. (ebendas.) nahe zu stehen. 


Telephoridae. Letzner (Arb. der Schles. Gesellsch. S. 72) 
theilte einige Bemerkungen zu Canth. melanoceros und denticollis 
Schumm. mit, und stellte zugleich eine neue schlesische Art, ©. ru fo- 
testacea auf, „rufo-testacea, pilosa, thorace subquadrato® elytris, 
pedibus abdomineque rufo-testaceis, tarsis nigrescentibus; L. 4—44 
lin”, von C. pilosa durch bedeutendere Grösse, kürzeres Halsschild 
und hellen Unterleib verschieden; im Gesenke. 

Vier neue Arten von Podabrus aus Südrussland und der Songa- 
rei sind von Fischer v. W. (Bull. Mosc. p. 33) beschrieben. 

Cantharis coeruleo-maculata und Anisoteles bima- 
culatus (Hope) aus Kaschmir sind von Kollar und Redten- 
bacher v. Hügel's Kaschmir (S. 509. T. 23. 24) abgebildet; von der 
letzteren ist zugleich eine Gattungsbeschreibung geliefert: der von 
Dalman (Anal. Ent.) schon 1825 vorgeschlagene Name Tylocerus 
dürfte indess dem obigen Hopeschen vorzuziehen sein. 

Zu den Telephoriden reehnen dies. Verf. eine als neu von 
ihnen aufgestellte Gattung Deromma, welche aber mit Idgia Lap. 
zusammenfällt, und wohl richtiger unter den Melyriden steht, wo sie 
sich zunächst an Epiphyta Dej. (Prionocerus Perty) anschliesst, wo- 
mit sie Dejean selbst verbunden hat. Es sind von dieser Gattung 
nunmehr drei Arten beschrieben: 1. I. terminata Lap. (melanura 
Dej.) vom Senegal, 2. Canth. dubia Schönh. aus Ostindien, und De- 
romma melanura Koll. und Redt. (v. Hüg. Kaschm. p. 512. T, 25. 
F.6) aus Kaschmir. 

Eine grosse Reihe südamerikanischer Arten, so wie eine neue 
Gattung sind von Blanchard (D’Orbign. Voy. p. 104) beschrieben 
worden. Die letztere, Psilorhynchus, kommt mit Chauliognathus 
(Callianthia Dej.) überein, bis auf die Form des Halsschilds und des 
Kopfes. Der letztere ist nach hinten verschmälert, so dass er an 
der Wurzel nur halb so breit als das Halsschild ist, und unterhalb 
der Augen und oberhalb der Fühler in einen Rüssel verengert; Man- 
dibeln und Maxillen lang und schmal, Taster mit vollkommen eiför- 


en e 


u 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1844. 93 


migem Endgliede; Fühler dünn, fadenförmig, etwas kürzer als der 
Körper. Halsschild nach vorn verschmälert; Ps. böifasciatus, neue 
Art von Corrientes. Die neu aufgestellten Arten sind: Chaulio- 
gnathus plagiatus von Rio Janeiro, Ch. signaticollis, 
ochraceus, pallens, circumdatus, sulcaticollis, gracilis 
von Bolivien, Telephorus luteus, flaviventris, denticornis 
aus Brasilien, T. ruficeps, ianthinipennis aus Bolivien, Silis 
plana, armaticollis, simplicicollis ebendaher, $. pallens, 
Zaeta, amoena aus Brasilien, Malthinus fuscescens, sella- 
tus, variegatipennis aus Bolivien. 

Eine von Le Guillou (Rev. Zool. p. 223) aufgestellte Art ist 
Telephorus Magellanicus, von der Magellanstrasse. 


Melyrides. Fischer v. W. (Bull. Mosc. p. 35) sonderte 
den Mal. cornutus und bipustulatus als eigene Gattung Ceratistes 
von Malachius ab, welche mir indess nicht hinreichend begründet 
erscheint, da sie auf der Fühler- und Kopfbildung beruht, in welchen 
die verschiedenen Arten von Malachius jede ihre Eigenthümlichkeiten 
zeigen. — Malthinus equestris Fisch. (ebendas. S. 37) scheint nur 
durch ein Versehen unter die neuen Arten gerathen zu sein, da er 
nach der Diagnose nichts anders ist als Malachius equestris F. — 
Dasytes analis Fisch. (ebendas. S. 38) ist eine neue Art aus der 
Songarei. 

Die Gattung Atelestus vermehrte Küster (Käf. Europ, 1. 20) 
mit einer zweiten, auf der Insel Lissa in Dalmatien entdeckten Art 
4A. Erichsonii. 

Die von Blanchard (D’Orbign. Voy.) beschriebenen Melyriden 
sind: Epiclines basalis aus Chile (Valparaiso), Dasytes flavo- 
fasciatus (ist Das. antis Perty Lap.), D. rubrofasciatus (ist 
D. eyanerythrus Perty, bifasciatus Lap.) von Rio Janeiro, D. atro- 
maculatus ebendaher?, D. vittaticollis aus der Gegend von 
Chuquiseca, D. patagonicus aus Patagonien, D. cincticollis 
von St. Hilaire an der Mündung des Uruguay gesammelt, D. Zuteus 
und moestus von Chile (Valparaiso), f/avomaculatus von Chu- 
quiseca, D. zanthurus von Maldonado an der Mündung des 
Platastroms. 


Clerii. Blanchard (a. a. O. S. 92) stellte eine neue Gattung 
Eurymetopum auf, welche unter den allgemeinern Begriff von 
Clerus gehört, in sofern das Endglied der Lippentaster beilförmig, 
das erste Fussglied stark verkürzt ist, als Untergattung sich aber 


_ durch einfache Klauen, 3gliedr, Fühlerkeule, vorn abgerundete Lefze, 


breite flache Stirn, vorragende Augen, und langes walziges Halsschild 
kenntlich macht. Es scheint dies eine durchaus chilesische Form 
zu sein, von der der Verf. drei Arten aufstellt: E. macnlatum, 
pallens, fulvipes, alle von Valparaiso, — Neue Arten aus dieser 
Familie sind ferner C/, nigriventris und minutus von Corrien- 


94 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


tes, Cl. triplagiatus (trifasciatus auf der Taf.) und C1. cine. 
reopilosus von Rio Janeiro, Till!us ubdominalis von Bolivien 
(eine Priocera, vielleicht Abänd. von Pr. spinosa F.). Enoplium 
terminatum und E. (Platynoptera) vitticeps von Rio Ja- 
neiro und E. obsoletum aus Bolivien. — Endlich Trichodes bi- 
zonatus aus Chile, welche mir indess einerlei mit Calendyma vi- 
ridifasciata Dej. zu sein scheint, und in diesem Falle WOdEH zu Tri- 
chodes noch in diese Familie gehört. 

Fischer v. W. (Bull. Mose. p. 39) beschrieb Trichodes azil- 
laris als neue Art aus der Songarei. 

Die Gattung Erymanthus bereicherte De Breme (Ann. Soc. 
Ent. d. Fr. II. p. 294) mit einer zweiten Art, E. varvolatus, vom 
Senegal. 

Suffrian (Entom. Zeit, S. 27) weiset die Verschiedenheiten 
nach, welche sich zwischen unsern beiden blauen Corynetes- Arten, 
©. cyanellus And. und wolaceus L. in den Mundtheilen finden, und 
kommt zu dem Schluss, dass die erstere Art eine eigene, zwischen 
Corynetes und Trichodes einzureihende Gattung zu bilden habe. 
Dieser Vorschlag findet sich schon ausgeführt von Stephens, welcher für 
die erstere Form den Namen Corynetes, für die letztere Necrobia an- 
wandte. Die etwas verwirrte Synonymie der beiden erwähnten Ar- 
ten ist von Klug in seiner Abhandlung über die Clerier gesichtet. 
Der Name C. cyanellus And. kann zu keiner Geltung gelangen, da 
der Käfer der Clerus coeruleus Degeer ist. Mit Unrecht betrachtet 
ihn der Verf. als Sturm’s Coryn. violaceus, dieser ist nichts Anderes als 
Derm. violaceus L,, und also auch einerlei mit dem C. chalybeus St.; 
darin scheint indess der Verf. vollkommen Recht zu haben, wenn er 
den ©. ruficornis St. als Abänderung mit dem C, coeruleus (cyanellus 
And.) verbindet. 


Staphylinii. Eine sehr werthvolle Arbeit für die Kenntniss 
der deutschen Staphylinen ist die Staphylinen-Fauna von Leipzigs 
Umgegend, von H. v. Kiesenwetter. (Entom. Zeit. 307, 340. 372), 
sowohl wegen der vom Verf, neu entdeckten Arten, als auch beson- 
ders wegen der sorgfältigen Beobachtungen des Verf. über Vorkom- 
men und Lebensweise. 

In der Umgegend von Leipzig herrscht der Wiesenboden vor, 
auch fehlt es weder an stehendem noch fliessendem Wasser, und die 
Ueberschwemmungen veranlassen oft eine ungeheure Anhäufung von 
Inseceten unter dem angespülten Gerölle, unter denen manche aus 
weiterer Entfernung herbeigeführt werden. Es herrschen daher die 
auf Wiesen oder in der unmittelbaren Nähe des Wassers lebenden 
Formen vor. Beobachtet sind Aleocharinen 140, Taphyporinen 41, 
Staphylininen 85, Paederinen 33, Steninen 44, Oxytelinen 34, Phloeo- 
charinen 1, Omalinen 23, Proteininen 7, Piestinen 1, im Ganzen 410 
Arten. Folgendes ist als neu oder beachtenswerth hervorzuheben: 
Tachyusa chalybea Rudd,, an den Ufern der Elbe und Mulde, oft 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1844. 95 


häufig; T. Z/ata, neue Art von noch breiterer Form als T. atra, auf 
nassen Lehmufern umherlaufend: Homalota ripicola, der H. la- 
bilis’ ähnliche neue Art, von der sie sich durch reine, bläulich 
schwarze Färbung ohne grauen Schimmer unterscheidet, nach Art 
der Tachyusen an sandigen Flussufern umherlaufend. H. /ugens, 
neue Art, der Oxypod. cuniculina ähnlich, Oxypoda leporina 
neue Art, der O. longiuscula verwandt; Aleochara rufipennis, an 
sandigen Flussufern. Silusa rubiginosa, am ausfliessenden Safte der 
Rüstern und Buchen, Myllaena grandicollis, neue Art, welche stets 
von rothgelber Färbung vorkommt, Philonthus rubripennis, 
dem Ph. fulvipes ähnlich; unter Zathobium elongatum hat der Verf. 
Männchen gefunden, auf welche Gyllenhal’s Beschreibung genau passt; 
er betrachtet sie äls eine zweite Form, da keine weitern Unter- 
schiede bemerkbar sind; ZL. quadratum und terminatum spricht der 
Verf. als zwei Arten an, für welche indess noch ein durchgreifender 
Unterschied aufzustellen ist; bei Stenus sah der Verf. schon bei le- 
benden Stücken die Speiseröhre vorgestreckt, ohne darüber schon 
im Reinen zu sein, ob sie auch wieder zurückgezogen werden könnte. 
— Thinobius, neue Gattung zunächst mit Trogophloeus verwandt, 
und hauptsächlich dadurch unterschieden, dass die Flügeldecken an 
der Naht klaffen, und so eine dreieckige Stelle die Flügel unbedeckt 
lassen; Th. ciliatus, an Ufern (von Herrn Grimm auch bei Berlin 
gefunden). — Die Trogophloeus-Arten leben alle auffeuchtem Boden, an 
Ufern, nach Art der Bledien grabend. Tr. riparius und bilineatus 
will der Verf. vereinigt wissen, dagegen sondert er als Tr. obesus 
eine Art ab, welche noch seitliche Eindrücke auf dem Halsschilde 
besitzt, und führt auch Tr. inquilinus wieder als eigene Art auf; 
Aerognathus mandibularis und palpalis kommen auf feuchten Wiesen 
öfter in Menge vor, aber erst mit untergehender Sonne. Lesteu@ 
bicolor und Anthophagus plagiatus haben einen öligen Ueberzug, 
welcher das Wasser gleich ablaufen lässt. Megarthrus-Arten hat 
der Verf. nur in Pilzen gefunden, 

Ein Paar neuer Arten vom Salzsee bei Eisleben hat der Verf. 
bei dieser Gelegenheit mit beschrieben: Philonthus salinus, 
dem Ph. fulvipes sehr ähnlich, und Trogophloeus halophilus. 

Die deutsche Fauna wurde ferner mit einigen neuen Arten aus 
dem Thüringer Walde von Kellner (Entom. Zeit. S. 413) bereichert: 
Ozypoda infuscata (ist einerlei mit O. pellueida Mannerh., und 
zwar ist O. infuscata nach stärker, O. pellueida nach minder ausge- 
färbten Stücken beschrieben), Uxypoda similis, er O. fumida 
ähnlich, mit der sie unter Buchenrinde lebt; Lathrobium denta- 
tum, ausgezeichnete Art. Der Verf. bestättigt zugleich das Vorkom- 
men des Quedius dilatatus in Hornissnestern. 

Eine Reihe neuer Arten hat wieder eine ausgedehntere Untersu- 
chung der Ameisennester zu Tage gefördert. Unter den von Märkel 
(Germ. Zeitschr, V. 8, 199— 242) aufgeführten haben die der Form. 


96 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


fuliginosa die Mehrzahl geliefert: Myrmedonia similis, Boli- 
tochara bella, Homalota validicornis, divisa, confusa, 
hospita, Oxypoda spectabilis, Aleochara gentilis, unter 
Form. cunieularia fand sich Euryusa linearis und wahrschein- 
lich auch coaretata, so wie Sunius negleetus; endlich ist Myr- 
medonia memnonia eine neue, der M. canaliculata verwandte Art, 
aus Sieilien. Mannerheim (Bullet. Mosc. 1844. p. 178) entdeckte 
noch unter Form, rufa einige neue Arten: Homalota parallela 
(einerlei mit Homal. talpa Heer), Oxypoda gilvipes und Tachy- 
porus crassicornis. 

Ders. (ebendas. S. 195) bereicherte die Gattung Euaesthetus 
mit einer neuen Art aus Finnland: E. /aeviusculus, welche von 
E. scaber dadurch, dass die Punktirung weitläuftiger ist, wie beim 
E. ruficapillus, von diesem dadurch, dass die eingegrabenen Striche 
auf dem Halsschilde gerade sind, wie beim E. scaber, sich unter- 
scheidet. (Der Räfer ist inzwischen auch bei Berlin von Hrn. Grimm 
aufgefunden). 

Eine Anzahl neuer Staphylinen aus Neu-Granada ist von Guerin 
(Rev. Zool. p. 10) beschrieben worden, darunter zwei neue Gattun- 
gen, Thyreocephalus und Latona. Thyreocephalus beruht auf 
dem Xantholin. Iynceus des Ref. und einer neuen Art Th. Jeckelii 
Guer., und unterscheidet sich von Xantholinus durch die ganz hor- 
nige vielzähnige Lefze. Latona ist zunächst mit Cryptobium ver- 
wandt; das Endglied der Maxillartaster spitz, um die Hälfte kürzer 
als das vorhergehende Glied, und an der Wurzel fast eben so dick; 
der Fühlerstiel kurz, die Vorderfüsse erweitert; die beiden Arten, 
L. Spinolae und Erichsonzii Guer. sind vermuthlich nur dem 
Geschlecht nach verschieden. — Die übrigen gehören bekannten Gat- 
tungen an: Nantholinus puncticeps, impressifrons, nigri- 
ceps, Cryptobium mazillosum, anale, Philonthus suc- 
cinctus, zur ten, Ph. cupreus, amoenus, cyanescens zur 
Tten — Ph. antennatus, cupripennis zur Sten Gruppe (nach 
der Eintheilung des Ref.) gehörend. - r 

Eine von Kollar und Redtenbacher (Hügel’s Reise S. 504 
T.23. F. 6) aufgestellte Art, Staphylinus cinctus, ist einerlei mit 
dem Staph. leucomus des Ref. Staph. p. 362. 


Pselaphii. Revision de la famille des Pselaphiens, par le 
Dr. Aube& (Ann. d. l. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. II. p. 73). Eine wich- 
tige Arbeit, welche diese Familie nicht nur mit vielen neuen Arten, 
sondern auch mit mehreren neuen Gattungen vermehrt. Die letztern 
sind 1. Hamotus, mit Tyrus zunächst verwandt, durch ein spindel- 
förmiges Endglied der Maxillartaster und in eimer Seitengrube der 
Stirn eingelenkte Fühler unterschieden. 2. Phamisus, Endglied der 
Maxillartaster beilförmig, wie bei Bythinus, aber an den Füssen zwei 
gleiche Klauen, wie bei Tyrus; die Fühler auf einem Stirnhöcker 
eingelenkt. 3. Faronus, grosse Uebereinstimmung mit Euplectus, 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1844. 97 


aber die Fühler sind auf einem Stirnhöcker eingelenkt, und die Füsse 
haben zwei gleiche Klauen. Die Arten führt der Verf. in folgender 
Weise auf: 


A. Fühler 11gliedr. A. Füsse mit 2 ungleichen Klauen. I. Met- 
opias Gory (Marnax Lap.) 1. eureulionoides, Cayenne. — 11. Ba- 
trisus Aub. 1. formicarius Aub. bei Paris unter Form. emarginata. 
2. Germari, neue Art, Brasilien, 3. Dregei, n. A., Südafrika, 4. 
albionieus Aub., Nordamerika, 5. riparius (Psel. rip. Say.), Missuri, 
6. lineatocollis Aub., Nordamerika, 7. Delaporti Aub., Europa, 8. 
Schaumei, n. A., Nordamerika, 9. venustus (Ps. ven. Reich., B. 
ven., Brullei, Buqueti Aube), Europa, 10. oculatus Aub., Europa, 
11. australis Er., Vandiemensland, 12. B.? thoraciceus Motsch., Geor- 
gien, 13. B.? testaceus (Temnodera test. Hope), aus Gummi Animae. 


B. Füsse mit zwei gleichen Klauen. 111. Chennium Latr., 1. 
bituberculatum Latr., Europa bei Myrmica caespitum. — IV. Tyrus 
Aub, 1. mucronatus (Psel. mucr. Panz.), Deutschl. Schweiz. — V. 
Faronus Aub. 1. Lafertei, neue Art, bei Chinon in Frankreich 
gefunden. — VI. Hamotus Aub. 1. Zateritius, Columbien, 2. 
döryazoides, Columbien, 3. Aumeralis, Nordamerika. — VI. 
Phamisus Aub,. 1. Reichenbachii, n. A., Columbien. — VI. 
Ctenistes Reich. 1. palpalis Reich., Europa, 2. aequinoctialis, 
neue Art, Columbien, 3, Ghilianii, n. A., Cadix, 4. Ct.? carinatus 
Say., Nordamerika. 

C. Füsse mit einer einzigen Klaue. IX. Pselaphus Hbst. 1. 
Heisei Hbt. (Heisei und Herbstii Reich.), Europa, 2. acuminatus 
Motsch., Georgien, 3. dresdensis Hbst. (dresd. und longicollis Reich,), 
Europ. — X. Bryaxis Leach. 1. sanguinea (S longicornis Leach., 
g var. /aminata Motsch.), Europ., 2. fosswlata auct., Europ., 3. t- 
bialis, neue Art aus Sardinien, 4. zanthoptera (Psel. zanthopt. 
Reich., / B. rubripennis Aub., @ Br. depressa Aub.), Frankreich, 
Deutschl., 5. Auemoptera (zanthoptera Aub., spinicoxwis Motsch.?), 
Europ., 6. Lefebvrei Aub., Europ. — 7. Helferi Schm. (pulchella 
Schaum), Sicilien, Sachsen, 8. Schüppelii, n. A., Triest, 9. kaema- 
tica auct. (nodosa Vict.), Europ., 10. dentata (Psel. dent. Say., Br. 
abdominalis Aube), Nordamerika, 11. furcata Vict., Georgien. — 12. 
Juncorum auct., Europ. — 13. tomentosa Aube, Nordamerika, 14. 
Chevrieri, neue Art, Italien, Syrien, 15. rudbra, n. A., Columbien, 
a 16. Opuntiae Schm., Südeuropa, Algier, 17. rubicunda, n. A,, Nord- 
_ amerika, 18. impressa auct., Europ., 19. Goryi Aub., Columbien, 20. 
Lebasii, neue A,, Columbien. — 21. antennata Aub., Frankreich, 
22. heterocera, n. A,, Algier. — 23, eucera, n. A., Portorico. — 
2. laevicollis, u. A,, Columbien. — XL Tychus Leach. 4. niger 
 auet,, Europ., 2, ibericus Motsch., Südeuropa, 3. custaneus, n. A, 

Spanien, Sicilien, 4. tubereulatns (dichrous Schm.?), Frankreich. — 

X, Bythinus Leach. 1. c/avicornis (Ps. clavic. Panz.). — Der 

Verf. vereinigt mit dieser Art Ps. glabricollis Reich. als Q, aber mit 
Archiy f, Naturgesch, XI, Jahrg, 2, Bd, . G 


v4 


98 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Unrecht, denn die hiesige Sammlung besitzt sowohl von Ps. glabri- 
collis als von elavicornis Männchen), Deutschland, 2. B.? nigriceps 
(Kunzea nigriceps Leach), Seealpen. — 3. puncticollis Denny (d‘ 
Chevrolati Aub., regularis Schm.), Europ., 4. validus, neue Art, 
Deutschland, 5. nigripennis, neue Art, Sachsen, England. — 6. 
crassicornis Motsch. (und Zongipalpis Viet), Caucasien, Oesterreich, 
7. femoratus, neue Art, Oesterreich, 8. buldifer auct. (Q glabri- 
colks Gyll. Aub.), Europ. — 9. Curtisii Leach, Europ., 10. nodicornis 
Aube (Sternbergii Schm.?), Sachsen (Märkel), 11. securiger auct. 
(2 macropalpus und globulipalpis Aube), Europ., 12. Burelli Denny, 
Br. (uniger Aub.), Europ., 13. uncicornis (Burelliü Aub.). — 
XUl. Trimium Aub. 1. drevicorne (Psel. brevic. Reich.), Europ., 2. 
leisoepibstlum (Eupl. leioceph. Aub.), Toulon. — XIV. Euplectus 
Kan. suleicollis (Ps. suleic. Reich., Anthic. dresd. F.), Europ, 2. 
Märkelii (sulcicollis Aub.), Europ., 3. Kunzei, neue Art, Steier- 
mark, Schweiz, 4. Erichsoni (Märk.), n. A., Sachsen, 5. Fischer: 
Aub. (Tischeri Heer. — Obgleich der Aubesche Name nur durch 
einen Schreibfehler entstanden ist, besteht der Verf. darauf, densel- 
ben beizubehalten), Sachsen, Schweiz, 6. Duponti Aub,, Frankreich, 
7. signatus aut. (Kirbyi Denny, Aub.), Europ., 8. sanguineus Denny, 
Europ., 9. Karstenii aut., Europ., 10. Spinolae neue A., Genf, 11. 
nanus (die Synonymie ist hier ausgefallen), Europ., 12, piceus 
Motsch., zweifelhaft. — 13. ambiguus aut. (pusillus Denny), Europ., 
14. minutissimus Aub., Sicilien, Sachsen (Märkel). — 15. bicolor 
Denny, Aub. (Ps. glabriusculus Gyll.), Paris, Steiermark, 16. Kaster- 
brookianus Leach, England, 17. Schmidt Märk. S. u. 

3. Fühler 6gliedr. XV. Claviger Preyssl. 1. testaceus Preyssl. 
(Joveolatus Müll.), Europ., 2. colchicus Motsch., Georgien, 3. longi- 
cornis Müll., Deutschland, Frankreich. 


©. Fühler 1gliedr. XVI Articerus Dalm. 1. armatus Dalm,, 
in Copal, 2. Fortnumi Hope, Neuholland (Adelaide). 

Auf Taf. 3 hat der Verf. die Mundtheile der meisten Gattungen 
dargestellt. Mit meinen Angaben in den Käf. d. M. Brand, S. 263 
stimmt er nicht überein. An den Maxillartastern findet er das erste 
Glied sehr kurz, das zweite lang, und das von mir als das vieite 
angenommene betrachtet er nicht mehr als ein eigenes Glied, son- 
dern als eine häutige Spitze. Hierin hat der Verf. durchaus Recht, 
und ich finde es nicht nur jetzt ebenso, sondern ich besitze auch 
Handzeichnungen, welche bald nach dem Erscheinen meiner erwähn- 
ten Arbeit aus genaueren Untersuchungen der Mundtheile der Psela- 
phier hervorgegangen sind, und welche wesentlich mit den Aube- 
schen übereinstimmen. In Betreff der Lippentaster dagegen, welche 
Aube als 2gliedr. betrachtet wissen will, muss ich bei meiner frü- 
heren Ansicht bleiben. Wenn ein kleines borstenförmiges Endglied 
in solcher Form bei den vollkommenen Käfern auch nicht gewöhnlich ist, 
ist es bei Käferlaryen um so allgemeiner verbreitet, und es besitzt 


% 


3 


j 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1844. 99 


selbst bei mehreren Pselaphen-Gattungen, wie es bei Käferlarven ge- 
wöhnlich ist, noch eine kleinere Endborste. 

Euplectus Schmidtii Märkel (Germ. Zeitschr. V. S. 259) 
ist eine neue Art, welche vom verst. Dr. Schmidt und Herrn Dieck- 
hoff in einem Neste von Form. rufa entdeckt wurde. 


Palpatores. Schaum lieferte Nachträge zur Monographie 
der Gattung Scydmaenus (Germ. Zeitschr. V. S, 459). Der Verf. hat 
die Mundtheile vieler Arten untersucht und mehrfache Verschieden- 
heiten in deren Bildung bemerkt, welche vorzüglich die Mandibeln 
und Taster betreffen. Als eigene Gattung Cephennium Müll. (Mega- 
laderus Steph.) machte sich Se. thoracicus (dem sich Se. laticollis 
und sninutissimus Aub. anschliessen) geltend durch kleine sichelför- 
mige Mandibeln und vorn fast gerade abgeschnittene Zunge, während 
bei den eigentlichen Scydmaenus die Zunge an der Spitze tief aus- 
gerandet, fast zweilappig ist. Ferner sondern sich Se. truncatellus 
und abbreviatellus Er. als Eutheia Steph. ab durch verlängertes 
erstes Glied der Lippentaster, und die eigenthümlich gestalteten Man- 
dibeln, deren lange und schmale Spitze fast unter einem rechten 
Winkel nach innen gebogen ist. Neue Arten sind Se. rotundi- 
pennis, aus Syrien, dem Sec. collaris verwandt, Se. Aelvolus, aus 
Hessen, dem Sec. Sparshalli ähnlich, Sc. styriacus, dem Se. pubi- 
eollis nahe stehend, Se. intrusus, aus Syrien und Sieilien, und Se, 
nanus (Sc. exilis Schaum Anal.), aus Deutschland, zur Abtheilung 
des Sc. Wetterhalii und Se. vu/pinus, aus Arabien zur Abtheilung 
des Sc. tarsatus gehörend, — Mannerheim (Bull. Mose. p. 193) 
fügte Sc. Mäklini hinzu, eine unter Form..rufa gesammelte, kleine 
rothbraune Art, von der Fühlerform des Se. claviger, dem sie sich 
zunächst anschliesst. 

Eine Nachricht über die Scydmaenus-Arten des Dejeanschen Ca- 
talogs theilte Schaum (Entom. Zeit. S.83) mit. 


Silphales. Schiödte theilte einige Bemerkungen über diese 
Familie mit. Necrophorus weicht durch 10gliedr. Fühler und seine 
Stridulationsorgane ab; die letzteren bestehen in zwei in die Quere 
gestreiften Längsleisten auf der Mitte des ersten der ganz hornigen 
Rückensegmente des Hinterleibes, gegen welche eine eigenthümlich 
gebildete Querleiste auf der Unterseite der Flügeldeckenspitzen ge- 
rieben wird. Necrodes sondert sich im Bau der Eierstöcke und des 
Dünndarms von den übrigen Silphen ab, und der Verf. glaubt auch 

ein äusseres Unterscheidungsmerkmal in den Prothoraxstigmen ge- 
_ Sünden zu haben, welche bei Necrodes frei, bei den übrigen Silphen 


bedeckt sind. Ich finde dies Merkmal aber nicht so durchgreifend, 


denn bei S. lacrymosa, welche auch in anderen Beziehungen die Ne- 
erodesform mit den eigentlichen Silphen verbindet, sind sie halb 
bedeckt, sie vermittelt also auch in diesem Punkte den Uebergang. 
Man hat nur die Wahl entweder Silpha in eine grössere Reihe von 


G* 


100 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Gattungen aufzulösen, oder auch Necrodes unter Silpha mit zu be- 
greifen, um so mehr als auch die übrigen Silphen im innern Bau 
keineswegs unter einander übereinstimmen. Catops und Colon 
schliessen sich nach des Verf. Untersuchungen im innern Bau den 
Silphen zwar an, zeigen aber auch Eigenthümlichkeiten, vorzüglich 
in der Bildung der männlichen Geschlechtstheile und im Mangel des 
Blinddarms. 

Necrophorus vermehrte Fischer v. W. (Bull. Mose, p, 40) mit 
vier neuen Arten; N. Zunatus aus der Songarei, N. frontalis 
(die rothgefleckte Abänd. des N. germanicus) aus der Bucharei, N. 
particeps aus Turkestan, und N. sulcatus aus Anatolien. 

Eine neue ausgezeichnete Art von Süpha ist S. doptera Kol- 
lar und Redtenbacher (v. Hüg. Kaschm. S. 512) aus Kaschmir. 

Unmittelbar an Catops schliesst sich die neue Gattung Adelops 
Tellkampf (dies. Arch. 1. S. 318). Sie unterscheidet sich dadurch 
dass die zusammengesetzten Augen fehlen, deren Stelle durch einen 
rundlichen weissen Fleck, welcher den Anschein eines schwach ent- 
wickelten einfachen Auges hat, angedeutet wird. 4A. hirtus war 
unter einem Stein in der Mammuthhöhle in Kentucky aufgefunden. 
— Ref. hat die Bemerkung hinzugefügt, dass Leptinus sich dieser 
neuen Gattung anreihe. 

Mulsant machte darauf aufmerksam, dass die Larven von meh- 
reren Silpha-Arten Kräuterfressend seien. (Ann. Soc. Ent. d, Fr. 11. 


p- Lıx). 


Misteres. Neue Arten dieser Familie sind Hister paral- 
Zelus Kollar und Redtenbacher (v. Hüg. Kaschm. S. 514) aus 
Kaschmir, Hololepta Urvillei und PaugamiLe Guillou (Rey. 
Zool. p. 223), die erstere von Vavao, die letztere von den Aro&- 
Inseln. 


Trichopterygia. Eine Monographie von Trichopteryx von 
Allibert ist von Guerin in der Rev. Zool. p. 51 angekündigt wor- 
den. Sie soll 38 Arten enthalten, unter denen 18 neue, deren Dia- 
gnosen hier mitgetheilt sind, und denen später (ebendas. p. 133) noch 


zwei zugefügt werden. Die Diagnosen sind aber durchaus nicht aus- ’ 


xeichend, um über die gemeinten Arten Aufschluss zu geben und so- 
mit ist auch der Zweck, dem Verf. das Vorrecht in der Namen- 
gebung zu sichern, als verfehlt zu betrachten. 

Motschoulski (Bull. Mose. p. 819, Rev. Zool. p.445) will die 
Gattung Trichopteryx Kirby, Ptilium Schüpp. in drei Gattungen auf- 
gelöst wissen: 1. Ptilium mit flachem, seidenartig behaartem Körper, 
nach hinten nicht (nullement) verschmälertem Halsschilde und abge- 
stutzten, den Hinterleib nicht vollständig bedeckenden Flügeldecken, 
2.B. Pt. atomarium Deg., fasciculare Hbt. u. a.; 2. Tröchopteryx mit 
gewölbtem, glänzendem Körper, nach hinten deutlich verschmälertem 
Halsschilde, und zugespitzten, den ganzen Hinterleib bedeckenden 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1844. 101 


Flügeldecken, z. B. evanescens Marsh., punctata Gyll.; 3. Prinella, 
ungeflügelt, verlängert, mit sehr stark abgestutzten Flügeldecken, die 
viel kürzer sind als der Hinterleib, bei einigen (Pt. aptera) auch 
undeutliche Augen. — Es beruht auf einem Irrthum, wenn der Verf. 
angiebt, dass die Gattung Trichopteryx auf Silph. evanescens Marsh. 
gegründet sei; Kirby erwähnt Trichopteryx nur in einer Anmerkung 
in der Introd. to Entomology, und nennt als Art: „Silph. minutissima 
Marsh., Derm. atomarius Degeer, Lathr. fascicularis Hbt., also ge- 
rade die Form, welche der Verf. als Ptilium bezeichnet. Unter sei- 
nem Ptilium führt der Verfasser Tr. testacea Chevr. auf, diese Art 
hat aber ein sehr deutlich nach hinten verengtes Halsschild, ferner 
zählt er unter Ptinella auf: oblonga Märk. und minutissima Web,, 
Gyli., beide haben unverkürzte Flügeldecken und entwickelte Flügel, 
die letztere wird sogar auch als trisulcata Aube unter Trichopteryx 
genannt. 

Mannerheim (Bull. Mose. p. 181) entdeckte in Ameisennestern 
zwei neue Arten, Tr. grandicollis und longicornis, von wel- 
chen wenigstens die erste auch häufig ausserhalb der Ameisenhaufen 
vorkommt. 


Nitidulariae. Das 15te Bändchen von Sturm’s „Deutsch- 
lands Insecten” ist vorzüglich der Fortsetzung der Bearbeitung der 
Nitidularien gewidmet, und handelt die Gattungen Cercus, Brachy- 
pterus, Carpophilus, Epuraea, Nitidula, Soronia, Amphotis, Omosita 
und Pria ab. Durch die vortrefflichen Abbildungen wird die Be- 
stimmung der oft schwierig zu unterscheidenden Arten sehr erleichtert. 

Ref. (Germ. Zeitschr. V. S. 438) ergänzte seinen frühern mitge- 
theilten Versuch einer systematischen Eintheilung der Nitidularien, 
(Vergl. Jahresb. f. 1842. S. 184). I. Zwei neue Arten der Gattung 
Eenomaeus, E. concavus von der Weihnachtsbai, und E. scaphula 
aus Nubien. — II. Eintheilnng der umfangreichen Gattung Meligethes 
in sieben Gruppen. — ll. Eine neue Gattung Cybocephalus, zur 
Gruppe der Strongylinae genuinae gehörend, mit dem Vermögen sich 
zu kugeln und der Körperform von Agathidium, aus Anisotoma exi- 
gua Sahlb. (und deren Z' A. ruficeps Sahlb.) und vier neuen Arten: 
C.politus, aus Mesopotamien, C.gibbulusundchlorocephalusaus 
Ostindien und €. anticus Kl. aus Madagascar. — IV. Die Bemerkung, 
dass bei Rhizophagus die Fühler 10gliedrig und die Hinterfüsse der 
Männchen nur 4gliedrig sind. — V. Auseinandersetzung der Gattun- 
gen der Trogositinen oder Peltiden. Die Reihe dieser Gattungen ist 
folgende: 1. Egolia Er. (dies Arch. VII. Jahrg. 1. S. 180). — 2. Aca- 
lanthis, der vorigen Gattung ähnlich, die Fühler 10gliedrig mit 2glie- 
_ driger Keule, die Stirn vorn einfach ausgerandet, die Schienen be- 
‚dornt. Eine neue Art A. Asignata aus Chile. — 3. Nemosoma (die 
Fühler sind bei N. elongata 10gliedrig, bei N. cornuta Sturm 11glie- 
drig). — 4. Temnochila (Temnoscheila) Westw., von Trogosita durch 
zweitheilige Zunge und durch eine Längsfurche auf dem vorderen 


102 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Theil der Stirn verschieden (Tr. coerulea O].) und viele amerikani- 
sche. Arten. — 5. Melambia, aus Trog. gigas F. und einigen nahe 
verwandten afrikanischen Arten gebildet, welche durch zweitheilige 
Zunge und stumpfbedornte Schienen von Trogosita sich entfernen. — 
6. Alindria, durch walzenförmigen Körper, herzförmige Zunge und 
bedornte Schienen von Trogosita unterschieden, die Tr. grandis En- 
eyel., spectabilis Kl., cylindrica Ene. und eine Anzahl unbeschriebe- 
ner Arten enthaltend. — 7. Trogosita. Schienen unbedornt, Zunge 
viereckig ohne Einschnitt. (Tr. mauritanica = caraboides F. weicht 
von ihren meist amerikanischen Gattungsgenossen darin ab, dass die 
Fühlerkeule nicht, wie bei den übrigen abgesetzt ist). — 8. Lepe- 
rina hat mit der folgenden Gattung die Form und Schuppenbeklei- 
des Körpers und die stärker entwickelte innere Maxillarlade, mit 
der vorigen die Zahl und Lage der Augen gemein, und ist aus Peltis 
squamulata Gebl. und Trogosita decorata Er. gebildet. — 9. G@ymno- 
chila Kl., vier Augen, zwei grössere, schräg gerichtete, weiter aus 
einanderstehende auf dem Scheitel, und zwei kleinere auf der Unter- 
seite, unmittelbar hinter der Einlenkung der Fühler. Eine Art @. 
vestita Kl. — 10. Anacypta Nlig. ebenfalls 4 Augen, die oberen auf 
dem Scheitel sehr genähert. Die Art ist Nitid, punctata F., bupre- 
stoides Web, (Nachträglich bemerke ich, dass die Gattung auch von 
Dalman (Ephem. Ent. p. 15) als Acrops aufgestellt ist. Die unteren 
Augen sind von Dalman nicht bemerkt worden. Das Vaterland der 
von ihm beschriebenen Art A. metallicus, war ihm unbekannt geblie- 
ben, sie ist indess einerlei mit der oben genannten. — 11. Peltis, 12. 
Thymalus, beide weichen darin von den vorigen Gattungen ab, dass 
die innere Maxillarlade einen Hornhaken bildet, und unterscheiden 
sich dadurch von einander, dass bei Peltis die Vorderschienen an 
der Spitze einen kräftigen hakenförmigen Enddorn haben, während 
alle Enddornen bei Thymalus sehr kurz und fein sind. Peltis ist 
mit einer neuen ‚Art, P. pubesceus, aus der Krim, vermehrt, vom 
Thym. limbatus ist eine sehr ähnliche nordamerikanische Art, TA. 
Fulgidus unterschieden worden. 

Neu aufgestellte Arten sind ausserdem Oryptarcha sulcata 
Fischer v. W. (Bull. Mose. p. 41) aus Südrussland, und Trogosita 
orientalis Kollar und Redtenbacher (v. Hüg. Kaschm, S. 549) 
aus Kaschmir. Die letztere scheint zur Gattung Alindria zu gehören. 


Cryptophagides. Aus der Gattung Atomaria sind drei in 
Ameisennestern gesammelte Arten als neue beschrieben worden, näm- 
lich Cryptophagus concolor von Märkel (Germ. Zeitschr. V. 
214. 181, und Atomaria guttula und dimidiatipennis von 
Mannerheim (Bull. Mose. 184. 46; 185. 47). Die erste zeigt mir 
keinen Unterschied von At. fuscipes (Oryptoph. fuseip. Gyll.), in der 
zweiten, welche M. auch auf Kiefern fand, glaube ich eine ausge- 
zeichnete Abänderung der At. mesomelas (Derm, mesom, Hbst.) zu 
erkennen, bei welcher das Gelb auf den Flügeldecken auf einen 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1844. 103 


kleinen Fleck unweit der Spitze eingeschränkt ist, die dritte endlich 
würde ich nach der Beschreibung für A. pusilla (Cryptoph. pus. 
Payk.) halten, welche von Märkel gleichfalls in Ameisennestern an- 
getroffen wurde, wenn nicht vorausgesetzt werden müsste, dass M, 
dieselbe nicht verkannt haben würde. 


Byrrhii. Reichenbach (Ann. Soc, Ent. Fr. II. p. zıx) theilte 
ein in Gemeinschaft mit Märkel angestellte Beobachtung über die 
Lebensweise von Byrrhus mit, aus welcher erhellt, dass diese Käfer 
pflanzenfressend sind. Sie trafen den B, ornatus auf_den mit Moos 
bewachsenen Felsen der Sächs. Schweiz weidend, sein Koth löste 
sich in Wasser in Theilchen der Blätter vom Mnium punctatum und 
cuspidatum auf. Auch Byrrhus varius findet sich häufig an Mauern, 
welche mit Barbula muralis bemoost sind. 


Heteroceridae. v. Kiesenwetter theilte einige Nachträge 
zu seiner Monographie von Heterocerus mit. (Germ. Zeitschr. V, 
S. 480). 


Hydrophilii. Diese Familie ist von Mulsant in der Reihe 
von Monographien, in welcher derselbe die französische Käferfauna 
auf eine so gründliche Weise behandelt, bearbeitet worden: Histoire 
naturelle des Coleopteres de France par M. E. Mulsant. Palpicor- 
nes. Lyon 1842. 

Folgendes ist die Uebersicht über den Inhalt dieser Fauna, der 
sowohl durch genauere Bestimmung der Charaktere als auch durch 
Aufstellung neuer Gattungen und Arten bemerkenswerth ist: 

A. Hydrophilides: Erstes Glied der Hinterfüsse kürzer als 
das zweite. A. Spercheens. Lefze versteckt. Spercheus 
emarginatus. — B. Helophoriens. Lefze vortretend. Halsschild 
schmäler als die Flügeldecken. «. Helophoraires. Hinterleib mit 
5 deutlichen Bauchringen. Helophorus (Bauchringe eben). 1. ru- 
gosus Ol., 2. nubilus F., 3. intermedius Dej. (griseus Brulle) aus 
Südfrankreich. — 4. aquatieus L. (grandis J1l.). — 5. granularis L. 
6. dorsalis Marsh. 7. pumilio Er. 8. nanus Schüpp. — Hydrochus 
(die vier ersten Bauchringe zu gekerbten Querleisten erhaben). 1. 
brevis Hbt. 2, carinatus Germ. 3. elongatus Schall. A. angustatus 
Müll. 5. nitidicollis Dej., vom vorigen durch metallischen Glanz un- 
terschieden, in Südfrankreich. — 3. Hydraenaires. Hinterleib mit 
wenigstens 6 Bauchringen: Ochthebius. 1. granulatus, neue Art 
aus den Gebirgen des östl. Frankreichs. 2. ezsculptus Müll. (Z' Eni- 
eocerus viridiaeneus Curt. tristis Curt. 9. E. viridiueneus Curt. — 
©. suleicollis St.). 3. gibbosus Müll, — A. margipallens Latr., 5. ma- 
rinus Payk., 6. pygmaeus F., 7. bicolor Kirby (var. rufomarginatus 
Steph. Er.), 8. exaratus, neue Art aus Südfrankreich, 9. pellucidus, 
neue Art, ebendaher, auch von Paris, 10. foveolatus Müll., 11. pun- 
etatus Steph. — Hydraena: 1. testacea Curt., 2. rugosa, neue Art 
von Paris, 3. nigrita Müll., 4. riparia Kug., 5. angustata Dej. — 6. 


104 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


gracilis Müll., 7. favipes St. — C. Hydrophiliens. Lefze vor- 
tretend, Halsschild hinten so breit als die Flügeldecken. «. Limne- 
biaires. Hinterleib mit 6—7 Bauchringen. Limnebius: 1. trun- 
catellus Thunb., 2. papposus (mollis Marsh.?), 3. nitidus Marsh., 4. 
atomus Duft. (minutissimus Germ.). — ß. Berosaires; 5 Bauchseg- 
mente. Mittelschienen mit Schwimmhaaren. Berosus: 1. spinosıs 
Stev., 2 aericeps Curt., 3. Zuridus L., 4. affinis Brulle. — y. Hy- 
drophilaires. 5 Bauchringe. Mittelschienen ohne Schwimmhaare. 
Brust gekielt: Hydrophilus piceus. — Hydrous: 1. caraboides 
L., 2. flavipes Stev. — d. Hydrobiaires. 5 Bauchringe. Mittel- 
schienen ohne Schwimmhaare. Brust einfach: + Hydrobiates: 
Maxillartaster kürzer als die Fühler: Hydrobius: 1. conwexus Jll., 
2. oblongus Hbt., 3. fuscipes L. — 4. bicolor Payk., 5. aeneus Stex. 
— 6. globulus Payk. (limbatus F.). — Laccobius minutus L. — 
++ Philydrates. Maxillartaster länger als die Fühler: Helocha- 
res (anfangs Helophilus, welche bei Benennung aber mit Grund ein- 
gezogen wurde). 1. lividus Forst., 2. melanophthalmus Duf., aus Spa- 
nien, habe ich schon früher von Angola als Hydrob. lueidus be- 
schrieben. — Philydrus: 1. melanocephalus Ol., 2. marginellus F. 
— E. Cyllidiaires, nur 4 deutliche Bauchringe Oyllidium 
seminulum Payk. 


B. Geophilides. Erstes Glied der Hinterfüsse länger als 
das zweite. Sphaeridiens. «. Sphaeridiaires, Mesosternum 
viel schmäler als lang: Cyclonotum orbiculare F. — Sphaeri- 
dium:- 1. scarabaeoides L., 2. bipustulatum, (hiermit vereinigt der 
Verf. Sph, marginatum F., ich glaube jedoch nicht mit Recht). — 
Cercyon: 1. obsoletum Gyll., 2. haemorrhoidale F., 3. haemorrhoum 
Gyli., 4. Zaterale Steph., 5. unipunctatum L., 6. quisquilium L. (der Verf. 
bestättigt die von mir erhobenen Zweifel gegen die allgemeine Annahme, 
dass dieser Käfer das Männchen des vorigen sei, indem sich von beiden 
Arten beide Geschlechter finden), 7. centrimaculatum Sturm, 8, pyg- 
maeum Il, 9. Zittorale Gyll., 10. aquaticum Steph., 11. Aavipes F., 
12. melanocephalum L., 13. minutum F., 14. Zugubre Payk., 15. anale 
Payk. — Pelosoma, neue Gattung, von Cereyon dadurch unter- 
schieden, dass das Mesosternum nicht linien- oder spindelförmig, 
sondern gestreckt fünfeckig ist: Lafertei, neue Art aus der Gegend 
von Chinon. — £. Megasternaires. Mesosternum breiter als lang. 
Megasternum, bolitophagum Marsh,, Cryptopleurum atoma- 
rium F., die erste dieser beiden neuen Gattungen mit rautenförmigem, 
die zweite mit fünfeckigem Prosternum. Die drei letzten Gattungen 
und damit auch die letzte Gruppe scheinen mir nur künstlich von 
Cercyon abgetrennt zu sein. 


Die Gattung Cyelonotum hat Ders. (Annal. d. seienc. phys. et 
nat. d. Lyon VII. p. 167) einer monographischen Bearbeitung unter- 
worfen, welche sich ‘vorzugsweise auf die Dejean’sche Sammlung 
gründet, aus welcher die Palpicornen und Trimeren von der Stadt 


& 


x 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1844. 105 


Lyon angekauft sind. Die 11 Arten, welche der Verf. beschrieben 
hat, ordnen sich in folgender Weise: A. Flügeldecken ohne Streif; 
1. ©. globulosum Kl. (Hydrob. rotundatus Dej.) aus Luisiana und 
Südamerika; (war in der hiesigen Sammlung eigentlich C. globulare 
benannt, es ist dieser Name aber wieder eingezogen, nachdem uns 
dieselbe Art aus Pensylvanien zugegangen, und wir in derselben den 
Hydroph. exstriatus Say erkannt haben). B. Flügeldecken mit einem 
einzigen Streif; 2. C. orbiculare Er. (Hydroph. orb. F.) aus Europa, 
Madagascar, Ostindien. (Hier scheinen zwei Arten zu unterscheiden 
zu sein, nämlich C. orbiculare aus Europa und Ostindien, und ©. 
punctulatum (Sphaerid. punct. Kl.) von Madagascar und Angola; das 
letztere unterscheidet sich durch doppelte Grösse, geringere Wölbung 
und dichtere und feinere Punktirung). — C. Flügeldecken mit 10 
Punktstreifen; a. Zwischenräume mit grösseren Punkten: 3. C. ca- 
yannum Lacord. aus Cayenne. — b. Nur der äusserste Zwischen- 
raum mit grösseren Punkten. «. Nahtstreif bis zum Schildchen ver- 
längert: 4. ©. capense Dej., vom Cap und aus Ostindien, (haben 
wir nur aus verschiedenen Gegenden Ostindiens erhalten, und haben 
ihn als Sphaerid. hydrophiloides M. Leay. Annal. Jav. bestimmt). £. 
Nahtstreif nicht bis zum Schildchen reichend: 5. C. subrotundum 
(Hydroph. subrotundus F., Cyel. Lebasi Dej.), aus Neugranada. — 
c. Obne grössere Punkte in den Zwischenräumen. «. Nahtstreif nicht 
bis zum Schildchen reichend; 6. C. sublaevigatum Muls., unbe- 
kannten Vaterlandes, 7. C. flavicorne Sch., von Cuba und Jamaica, 
— 7. Nahtstreif bis zum Schildchen verlängert; 8. (\, picicorne 
Sch, von Jamaica, 9. ©. americanum Dej. von Cayenne, 10. 
siriato-punctatum Dej. aus Brasilien. — D. Flügeldecken mit 
11 Punktstreifen. 11. C. abdominale (Sphaerid. abdomin. Fab.), von 
Isle de France, Madagascar und mehreren Inseln Westindiens (auch 
auf Sardinien). — (Der Gruppe C. c. 8 sind noch Sphaerid. diaperi- 
num und gibbum Kl. von Madagascar zuzufügen). 

Eine Anzahl neuer ausserfranzösischer Arten hat Ders. (eben- 
das. 8.373) beschrieben: Hydrochus seabratus, rugosus Dej. 
aus Nordamerika, Ochthebius sericeus Dej. aus Aegypten (viel- 
mehr vom Sinai), 0. diffilis aus Sardinien, O. guadricollis aus 
Corsica, Hydrobius cribratus (Cyclonot. cribrat. Dej.) von Isle 
de France, Helochares maculicollis aus Luisiana, Philydrus 
spadiceus Dej. aus Cayenne und Neugranada, Cereyon tantil- 
Zum Dej., aus Brasilien, COryptopleurum capense (Cercyon cap. 

-Dej.), vom Cap, 

Neu aufgestellte Arten sind ferner Berosus murinus und su- 
"turalis Küster (Käf. Europ. 1. 36. 37) aus Dalmatien, und Hy- 
drophilus viridicollis, Caschmirensis und Tropisternus 
mergus Kollar und Redtenbacher (v. Hüg. Kaschm, S. 513) 
aus Kaschmir. 

PP ee ze 


106 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Iamellicornia. Die Copriden-Gruppe ist mit einer An- 
zahl neuer Arten bereichert worden, und zwar haben Fischer v, 
W. (Bull. Mose. p, 42—45) Onitis Sophax, Onthophagus tri- 
cornis, specularis, Aphodius hirtipes, gonagricus aus 
Südrussland und Sibirien beschrieben; Kollar.und Redtenbacher 
(Hügels Reise S.515— 523): Ateuchus devotus, Gymnopleurus 
opacus, Sisyphus Cashmirensis, Onitis castaneus, alle 
aus Kaschmir, ©. Himalejicus, Copris Sacontala von Massuri 
in Hochindien, C. sexdentata, Onthophagus brama, angu- 
latus, excavatus von Kaschmir; ferner Le Guillou (Guer, Rev. 
Zool. p. 223): Onthophagus difficilis von Borneo, und White 
(Ann. nat. hist. XIV. p.423): Sisyphus Bowringii, Onthopha- 
gus bifurcalis, taurinus, sutwralis von Hongkong. — Die 
Gattung Ayboma vermehrte Buquet (Guer. Rev. Zool, p. 19) mit 
vier neuen Arten, H. chalcea, Hippona, arrogans, aequino- 
ctialis, alle aus Columbien; die zweite und dritte Art, welche viel- 
leicht nur Abänderungen von einander sind, zeichnen sich durch sehr 
kurze Vordertarsen aus, wodurch sie sich von allen bisher bekannt 
gewordenen Arten absondern, ohne eine eigene Gattung in Anspruch 
zu nehmen, 

Die Dynastiden-Gruppe ist durch De Br&me (Ann. Soc. Ent. 
d. Fr. 11.) mit drei neuen Gattungen ausgestattet worden. 1. Xeno- 
dorus (p. 296. pl. 7. f. 8) auf dem Geoir. Janus F. gegründet, an 
Oryctes und Phyllognathus sich anschliessend, mit unbewehrter, le- 
derartiger, bewimperter Maxillarlade und einfachen kegelförmigen, 
stumpfen Mandibeln. — 2. Lycomedes (p. 299. pl. 8. f. 1. 2), die 
Maxillarlade an der Spitze gespalten und unter derselben am Innen- 
rande mit einem dritten Zahn, die Mandibeln aussen gegen die Spitze 
dreizähnig, beim Männchen die eine Klaue der Vorderfüsse verlän- 
gert und am Grunde mit einem Zahn. Das Männchen mit einem 
grösseren, an der Spitze gespaltenen Kopfhorn, hinter demselben mit 
einem Höcker und einem breiten flachgedrückten, aufsteigenden Horn 
auf dem Halsschilde ZL. Reichei, neue Art aus Columbien, etwa 
von der Grösse des Sc. Abderus Sturm, und wie dieser mit feinem 
Filz wolkig bekleidet. — 3. Antodon (p. 302. pl. 8. f. 4) zeichnet 
sich sehr durch die Maxillarlade aus, welche zwar ungezähnt, aber 
am ganzen Innenrande wie eine Feile quer gekerbt ist. Das Männchen 
hat ein kleines, breites, stumpf dreizähniges Kopfhorn. Von der 
angeblich neuen Art 4. Burmeisteri aus Brasilien findet sich das 
Weibchen als Agaocephala Goryi von Laporte schon im 1. Jahrg, 
der Ann. Soc. Ent. d. Fr. beschrieben. 

In der Ruteliden-Gruppe stellte Guerin (Rev. Zool. p. 259) 
eine neue Mexikanische Art Chrysophora Nietiv auf, aus welcher 
er zugleich eine neue Untergattung Macropoides bildete, deren 


Merkmale und deren Stellung zu den verwandten Formen aus der 


folgenden Uebersicht hervorgehen. 


ae 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1844. 107 


1. Mandibeln aussen abgerundet und erweitert. 
A. Hinterfüsse der Männchen länger 
als die Schiene: » » . . . „ Chrysophora 
B. Hinterfüsse der Männchen kürzer 
als die Schiene. 


1. Alle Klauen einfach . . . . Chrysina 
2. Die äussere Klaue der vier vor- 
deren Füsse gespalten: . . . Heterosternus 


ll. Mandibeln aussen gerade und nicht 
erweitert, in eine aufgebogene Spitze 
auslaufend. Die äussere Klaue aller 
Füsse gespalten : » » . 2... Macropoides. 
ll. Mandibeln aussen ausgerandet, zwei- 
zähnig. 
A. Hinterfüsse länger als die Schienen Anisocheirus 
(Chrysoph. Kirbyi Gray) 

B. Hinterfüsse kürzer als dieSchienen Rutela, Pelidnota ete. 

Von Chrysina macropus sind von Herrn Nieto Larven und-Pup- 
pen im Stamme eines ungeheuren Ficus aufgefunden; der Käfer er- 
scheint Mitte des Juni und dauert bis in den Juli (ebendas.) 

Eine andere neue Art ist Macraspis pretiosa De Br&eme 
(Ann. Soc.‘ Ent, d. Fr. 1. p. 303. pl. 8. f. 3) von Bogota. 

In der Melolonthiden-Gruppe hat De Br&me (Ann. d.l. 
Soe. Ent. d. Fr. Il. p. 305. pl. 9. f. 1) eine neue, sehr ausgezeichnete 
Gattung Anatista aufgestellt: Fühler 10gliedr., mit 5blättr. Keule, 
die beiden ersten Blätter kurz, die drei letzten lang und gebogen; 
Kopfschild stark nach vorn verlängert, die Lefze bedeckend, die 
Mandibeln mit stumpf zweizähniger Spitze, nach der Abbildung ohne 
Mahlfläche; die Maxillarladen lederartig, unbewehrt, die Klauen ein- 
fach, eine neue ansehnliche Art: A. Lafertei aus Neugranada. 

Eine andere von Le Guillou (Rev. Zool. p. 224) als neu auf- 
gestellte Gattung Caulobius ist einerlei mit Silopa des Ref. 
"Neue Arten sind: Macrodactylus dimidiatus Guerin 
(Mag. d, Zool. Ins. pl. 147) aus Mexiko, — Strigoderma fulgi- 
collis und insignis De Br&me (Ann. Soc. Ent. d. Fr. 11. p. 304. 
pl. 8. f. 6, 5) aus Columbien, Ancylonycha holosericea, cri- 
brecollis, Serica ferruginea, Euchlora vittata, (= Hors- 
fieldi Hope), Anomala rufiventris, Popillia sulcata, 
truncata, Caschmirensis Kollar und Redtenb. (Hügel's Reis. 
8,524), die erste vom Himalaja, die übrigen von Kaschmir, — Ho- 


 plia squamacea, elegantula, Adoretus cribratus White 


“ . nat. hist. XIV. p. 424), von Hongkong, — Anomala Bous- 


 queti Le Guillou Rev. Zool. p. 223 von Mankassar, Caulobius 
v#llosus (verschieden von den vom Ref. beschriebenen Arten) und 
Heteronyz obscurus Desselb. (ebendas.) von Vandiemensland. 
— Anisoplia Marietti Osculati (Col, racc. etc. p. 72. n. 5). 


108 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


„Nigra nitida, subtus albo-pilosa, clypeo subquadrato, capite thora- 
ceque nigro-coeruleis, punctatissimis; scutellum et prope sceutellum 
villosa; elytris rugosis, inaequaliter sulcatis, suleis obsoletis, margi- 
nibus exterioribus sulco longitudinali depresso instructis, — Hab. 
Constantinopoli in hortis et pratis, aestivo tempore non rara”. 

Fischer v. W. (Bull. Mosc. p. 46) machte darauf aufmerksam, 
dass die Gattung Catalasis Dej. schon 1823 von ihm in der Entomogr. 
ll. unter dem Namen Cyphonotus aufgestellt sei, und beschrieb C. 
Anketeri (Mel. Ank. Herbst.) vom Caucasus, ©, Monachus Kryn. von 
Turkestan, ©. thoracicus Kryn. von Sarepta, ©. macrophyllus, C. 
affinis, neue Arten aus Turkestan. 

Dem Propomacrus bimucronatus (Scar. bimuer. Pall.) wies v. 
Heyden (Entom. Zeit. S. 14) als eigentliche Heimath die Gegend 
von Constantinopel nach. Das bisher noch nicht beschriebene Weib- 
chen weicht vom Männchen durch schmäleres Halsschild ab, und 
durch nicht verlängerte, kaum gebogene Vorderschienen, denen auch 
der Zahn an der Innenseite fehlt. 


Auf die Melitophilen-Gruppe beziehen sich: „Observations 
critiques sur la famille des Lamellicornes Melitophiles, par M. le 
Doct. Schaum.” (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. II. p. 333). Eine 
sehr fleissige Arbeit, welche eine Menge von Berichtigungen in die 
Synonymie bringt, grösstentheils nach einiger Untersuchung der Ori- 
ginale. Als neue oder übersehene Arten sind vom Verf. hinzuge- 
fügt: Ceratorhina (Amaurodes) Passerinii Westw. Weibchen; He- 
terorhina suanis, von Guinea, H. smaragdina Herbst, von H. 
africana durch gelbe Seiten der Flügeldecken u. s. w. unterschieden, 
HA. induta von der Weihnachtsbai, @ymnetis Bomplandii von 
Paraguay, Discopeltis concinna aus Senegambien, Phoxomela 
abrupta von der Weihnachtsbai, Oxythyrea amabilis von der 
Algoabai, O. aeneicollis, Perroudii von der Weihnachtsbai, 
Aplasta dichroa, lutulenta ebendaher, Cetonia (Protaetia) 
Bremii von Manila, €. (Pachnoda) histrio F. aus Arabien, Pun- 
tolia ebenina, rubrofasciata von Madagascar, Pygora ery- 
throderes, ebendaher, Diplognatha Blanchardi aus Abes- 
synien, Ptychophorus fluetiger aus Senegambien, Coenochi- 
Zus platyrrhinus aus Ostindien, Scaptobius aciculata vom 
Vorgebirge der guten Hoffnung, Lissogenius planicollis yon 
Guinea, Agenrus clavus aus dem Kaffernlande. Die Gattungen 
Phozxzomela, Aplasta und Lissogenius sind neu. Zu Pkoxo- 
mela gehört ausser der genannten neuen Art noch (et. umbrosa 
Gory-Perch., die beiden neuen Arten von Aplasta haben Aehnlich- 
keit mit Anoplochilus, Lissogenius endlich ist eine Cremastochi- 
lenform, mit 5gliedrigen Füssen und fast verkümmerten Klauen. 

Westwood hat in seinen Arcana Entomol. wieder einige Bei- 
träge zur Kenntniss der Melitophilen gegeben: Taf. 73 sind nach bei- 
den Geschlechtern abgebildet /Inca Sommeri aus Mexico, dem L 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1844. 109 


Weberi täuschend ähnlich, vom Verf. aber ausser dem Vaterlande 
durch mehr schräg abgestutzte Kopfhörner des Männchens und stum- 
pfere Zähne an den Vorderschienen des Weibchens unterschieden 
(dies letztere finde ich nicht bestättigt, dagegen scheinen die des 
Weibchens des I. Sommeri und des I. Weberi darin sichere Unter- 
schiede zu besitzen, dass der Vorderrand des Kopfschildes bei jenem 
einfach ausgerandet, bei diesem leicht zweibuchtig ist, und dass die 
Hinterschienen bei jenem ungezahnt, bei diesem in der Mitte 
mit einem kürzeren und einem längeren Zähnchen bewehrt sind), 
und Inca Beskü Dej. aus Brasilien. — Auf Taf. 81 sind das Männ- 
chen von Ceratorhina (Coelorhina) aurata Westw., und eine sehr 
ausgezeichnete Art vom Palmencap vorgestellt, welche von Harris 
im Journ. of Boston Soc. of nat. hist. Vol. IV. pl. 21 unter der Be- 
nennung Mecynorhina Savagei bekannt gemacht ist, und auf die 
sich auch eine Notiz bezieht, welche Klug in einer „Uebersicht 
der bekannten Arten der Gattung Goliathus” in den Monatsberichten 
der Berl. Akad. 1843. S. 293 mitgetheilt hat. Sie gleicht der M. Po- 
Iyphemus, unterscheidet sich aber gleich durch gelbe Hinterfüsse. 

Von Kollar und Redtenbacher sind in v. Hügel’s Kaschmir 
folgende neue Arten: Coryphocera hirtiventris 8.588, C. affi- 
nis S. 530, Protaetia flavoguttata 8.530. T.25. F.2 beschrie- 
ben und abgebildet. 

Von Lucaniden geben Dieselb. (ebendas. T. 24. F. 4) eine 
neue Abbildung des Lucanus lunifer Hope vom Himalaja, und stell- 
ten eine neue Art auf Dorcus punctato-striatus (ebendas. 
S. 532) ebendaher. 

Percheron (Guer. Mag. Zool. Ins. pl. 134. 135) hat einen zwei- 
ten Nachtrag zu seiner Monographie von Passalus gegeben ,,' welcher 
folgende neue Arten hinzufügt; A. mit 6blättriger Fühlerkeule: 1. P, 
naviculator P. von Vanicoro oder Hogoleu, jedenfalls von einer 
Südseeinsel; 2. P. Cantori Hope, von Assam, 3. P. cancrus P. 
aus Ostindien oder einer der nahe liegenden Inseln. — B. mit 5blätt- 
riger Fühlerkeule; 4. P. Savagei Hope vom Palmencap (Sierra 
Leone); 5. P. HopeiP., Vaterland nicht angegeben; — C. mit Ablätt- 
riger Fühlerkeule: 6. P. Palinii Hope vom Palmencap; — D. mit 
3blättriger Fühlerkeule: 7. P. africanus Hope, von Sierra Leone; 
8. P. vicinus Hope (vielleicht Abänd. von P. bicolor, Vaterland 
nicht angegeben); 9. P. bihastatus, eine durch eigenthümliche 
Kopfbewaffnung ausgezeichnete Art, unbestimmten Vaterlandes. 
> Handbuch der Entomologie, von H. Burmeister, 4. Band. 
1. Abth. Berlin 1844, enthält: Coleoptera, Lamellicornia, Anthobia et 


 Phyllophaga systellochela. 


Menebriones. Fischer v. W. (Bull. Mose. p. 67) stellte in 
der Dentyriten-Gruppe eine neue Gattung Rhostax auf, deren 
kugliges Halsschild hinten stark eingeschnürt und gleichsam gestielt 
ist: zwei neue Arten Rh. Karelini und Rh. Menetriesii, die 


110 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


erste aus der Songarei, die zweite aus Südrussland, am Caspisee. 
Als neue Arten sind (ebendas. S. 64) beschrieben; Tentyria Kin- 
dermanni, aus Südrussland, an der Sarpa, Anatolica torulosa 
aus Daurien, A. tkoracica aus der Bucharei, A. angulosa von 
Nertschinsk. 


In der Macropoditen-Gruppe erhielt Adesmia einen Zu- 
wachs von folgenden Arten: A. Villae Osculati (Coleopt. raccolt. 
etc. p, 72. n. 6): Nigra, elongata, subdepressa, capite thoraceque 
punctulatis, elytris costis duabus, apice confluentibus, marginali den- 
ticulata, dorsali undulata, interstitiis rugosissimis, plieis inaequalibus. 
— Hab. in Persia merid, (Ispahan). — A. De Vecchii Osculati 
(ebendas. n. 7). Parva, nigra, ovalis, capite thoraceque puncetulatis 
elytris subdepressis, costis duabus granulosis obsoletis, fere apice 
confluentibus, interstitiis foveolatis, foveis latis triplice serie disposi- 
tis, unica serie inter costas, dupliei suturam versus; — hab. in Ar- 
menia. — Ferner A. Faremonti, Biskreensis, Douei, So- 
lieri Lucas (Rev. Zool. p. 264) aus der Gegend von Biskra in Al- 
gerien. — A. Langii Guerin (S. vor. Bericht S, 281) ist im Mag. 
de Zoo]. 1844. Ins. pl. 139 abgebildet. 

Aus der Pimelarien-Gruppe beschrieb Fischer v. W. (Bull. 
Mose. p. 53) als neue Arten aus Turkestan: Pimelia marginata, 
Pachyscelis Karelini, Ocnera (Trachyderma Latr.) lepida- 
cantha, granulata, Trigonoscelis echinata, Lasiostola 
heterogena, Diesia Karelini. 

Von Platyope (ebendas. S. 59) sind bisher folgende 7 Arten be- 
kannt geworden: 1. P/. granulata Fisch. (Entomogr.); 2. Pl. procto- 
Teuca Fisch. (Entomogr.); 3. Pl. leucographa Pall. (Ten.); 4. Pl. l- 
neota F. (Akis); 5. Pl. obliterata Fisch,, neue Art vom Inders- 
koeschen Salzsee; 6. P/. unicolor Esch. Zoubk., Karelinü Kıyn.; 7. 
PZ. collaris Fisch, neue Art, durch eine tiefe Halsschildfurche von 
den übrigen abweichend, aus der Songarei. 

Zur Kenntniss der Nycteliten-Gruppe hat Waterhouse 
(Ann. nat. hist. XIII. p. 41) einen namhaften Beitrag geliefert, eine 
Musterung nämlich der Arten der früheren Dejean’schen Sammlung: 
1. Nyctelia Luczotii Bug. ist ein Gyriosomus, und zwar G. curvili- 
neatus Guer. — 2. 3. E. erythropus und ebenina gehören zu Epipe- 
donota Sol. und sind nur Abänd. von einander. 4. N. senex Lac., 
ebenfalls Epipedonota und vielleicht auch nur Abänd. von ebenina, 
5. N. eristallisata Lac., eine gute Art von Epipedonota. 6. N. mo- 
nilis Lac., von Wat. als Abänd. von Epiped. ebenina betrachtet, auch 
von Darwin gesammelt. 7. N. andicola Lac. — Auladera andicola 
Sol. 8. N, desertorum, 9. serva, 10. caraboides, 14. picta, 15. De- 
jeanil Lac., gehören zu Mitragenius Sol. und werden von W, auf 3 
Arten zurückgeführt, indem er n. 8. 10 und 14 für Abänderungen von 
einander erklärt. 11. N. multicosta Guer. = Callyntra multicosta 
Sol. 12, N. rustica Dej., der Epipedonota rugosa Wat. sehr nahe 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1844. 111 


stehend, und vielleicht nur Abänd. derselben. 13. N. Jugletii Bug. 
vermuthlich — N. crenicosta Guer., zu Auladera Sol. gehörend. 16. 
N. mamillonea Lac. — Pleetrascelis mam. Sol. 17. N. discecollis 
Lac. — Plectrascelis diseicoll. Sol, 18. N. Zaevicollis Dup. = Ple- 
etrascelis pilipes Sol. 19. N. Klugü Bug. = Plectrascelis glabratus 
Sol. (= Nyet. laevigata des Ref. in Meyen’s Reise). 20. 21. N. ve- 
stita, deplanata — Cerostena vest. und depl. Sol. 22. N. plicati- 
pennis Lac. = N. transverso-suleata Wat. Proc. Z. S. 1841. 23. N. 
nebulosa Bugq., picta Kl. = N. decorata des Ref. — Wat. ist geneigt, 
diese Art unter Cerostena einzureihen, sie schliesst sich jedenfalls 
viel näher an Gyriosomus. 24. N. pieipes Dej. = N. nodosa und 
brunnipes Latr. — Von Entomoderes erkennt W. E. draco, sata- 
nicus und Erebi als gute Arten an, E. cellulosus Lac. hält er für 
ein kleines Stück von Erebi. — Die drei Arten von Entomoscelis, 
so wie n. 5 und 9 von Nyctelia sind genau beschrieben. Als neue 
Arten fügt der Verf. noch hinzu Nycetelia Bremii (p. 48) von 
Mendoza, der N. Westwoodii Wat. sehr nahe stehend, und @yrio- 
somus Whitei (p. 50) von Coquimbo. In Betreff der Gattung Gy- 
riosomus bemerkt der Verf. (p. 53), dass @. Luexotü, Bridgesii und 
- . . . 

welongatus das Prosternum eingezogen und hinter der Einlenkung der 
Beine nach hinten verlängert haben, während es bei @. Hopei und 
marmoratus breiter und nicht nach hinten verlängert ist. 

Aus der Tageniten-Gruppe stellte Waterhouse (ebendas. 
8.53) zwei neue Arten auf: Gonogenius brevipes, vom G. vul- 
garis durch kürzere Form, schmäleren Kopf, kürzeres, an den Seiten 
gleichmässig gerundetes Halsschild, punktirte und gerunzelte Zwi- 
schenräume der Streifen auf den Flügeldecken, kürzere Beine und 
sehr kantige Schienen unterschieden, und Psammeticus crassi- 
cornis, vom Ps. costatus vorzüglich durch doppelt so dieke Fühler 
abweichend. Beide von Coquimbo. 

In der Zopheriten-Gruppe wurde Zopherus mit einer ausge- 
zeichneten neuen columbischen Art bereichert: Z. Bremii Guerin 
(Revue Zool. p. 48), De Br&me (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. II. p. 307. 
pl. 9. f.2). 

Zur Praociten-Gruppe ist ein Insect zu rechnen, welches 
Fischer v. W. (Bull. Mose. p. 125) als Sternodes Mannerhei- 
mii aus Eschscholtz’s Sammlung, wo es sich ohne Vaterlandsangabe 
vorfand, beschrieben hat, welches aber nach v. Motschoulki’s Bemer- 
ken (Bull. Mosc. 1815. p. 63) eine Praocis, und zwar die als Männ- 
chen beschriebenen Stücke Pr. rufipes Esch., die als Weibchen Pr. 

 sulcata Esch. sind, 

Eine Bearbeitung der Moluriten-Gruppe hat Solier in den 
Memorie della Reale Academia delle science di Torino 2. serie tom. 
VI. 1844 veröffentlicht, welche sich den früheren in den Ann. d.]. 
‚Soc. Ent. de France mitgetheilten Monographien anschliesst. 
> — Die Gruppe theilt sich in zwei Abtheilungen, die erste der Se- 


112 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


pidien-Form mit schmälerem Halsschilde, welches nach vorn Vor- 
ragungen in Gestalt von Höckern oder Zähnen bildet, die zweite der 
Moluris-Form mit kürzerem, ebenen Halsschilde, entsprechend. Die 
erste Gruppe enthält folgende Gattungen und Arten: 

1. Gatt. Tapenopsis Sol. Beine kurz, Vorderschienen gegen 
die Spitze hin erweitert, Kinn sechseckig, vorn gerade abgeschnitten, 
an den Fühlern das 10te und 1lte Glied zu einem eiförmigen Gliede 
verschmolzen. Halsschild nach hinten verengt, mit zwei Längskielen 
auf dem Rücken. Augen schräg, unten. Grosse Uebereinstimmung 
mit Tageniten, und vielleicht dahin zu rechnen, kommt indess in Kör- 
perform und durch vorragende Augen mit den Sepidien überein, und 
weicht von den folgenden Gattungen durch die Form des Kinns, der 
Fühler und Vorderschienen ab, Einzige Art T, costatus Dup. 
„fuscus, oblongo:ovalis, hispidus, elytris dense punctato-striatis, sin- 
gulo costis tribus serratis, tertia marginali. L. 7, Br. 2} Mill. Von 
Oliviers Reise, ohne nähere Bezeichnung des Fundortes. 


2. Gatt. Dymonus Sol. Das ilte Fühlerglied klein, fast in 
das 10te zurückgezogen. Sonst mit Sepidium übereinkommend: 1. 
D. vestitus (Sepid. vestitum Gory Guer. Icon. Regn. An., Sep. se- 
negalense Dej.) vom Senegal; 2. D. Dufossei Sol. vom Senaar (istg 
auch unter der Benennung Sep. Sennaariense Koll. verbreitet). 3. 
D. tuberculatus (Sepid. tub. Kl.) aus Aegypten, 4. D. gibbicol- 
lis Sol., angeblich vom Cap, ist nur eine geringe Abänderung des 
vorigen, wo nämlich die vordere Vorragung des Halsschilds in zwei 
aufgebogene Läppchen getheilt ist. 


3. Gatt. Sepidium F. Die beiden Endglieder der Fühler deut-. 
lich gesondert. A. Seitendorn des Halsschilds scharf zugespitzt. 1. 
S. bidentatum Duf. aus Südspanien; 2. $. Mittrei Sol. von Al- 
gier (= S. uncinatum des Ref. in Wagner Algier 11. 178. 20). — 
B. Seitendorn des Halsschilds stumpf oder ausgerandet, «. Mittel- 
kante des Halsschilds durch eine Furche getheilt. 3. 8. Dowez aus 
der Berberei (= S. aliferum des Ref. a. a. O. 178. 19), 4. $. S7- 
culum Dej. aus Sicilien, 5. $. Genei Sol. ebendaher, vom vorigen 
durch etwas bedeutendere Grösse, (133—15 Mill.), dunklere Fär-. 
bung, breiteren Mittellappen des Hinterrandes des Halsschilds, weni- 
ger höckrige Mittelrippe und klein- und stumpfhöckrige Randrippe 
der Flügeldecke unterschieden. 6. $. variegatum F. Ol. aus der 
Berberei; 7. $. Dufouri Sol. von Tunis, vermuthlich Abänderung 
des vorigen, indem es nur durch ein Paar tiefer unregelmässiger 
Eindrücke an der Halsschildwurzel abweicht; 8. $S. barbarum Dup. 
wahrscheinlich als das andere Geschlecht mit n. 6 zu vereinigen, in- 
dem es nur darin sich unterscheidet, dass der Hinterkörper mehr 
dreieckig als gleichbreit ist. — $. Mittelkante des Halsschilds ohne 
Furche. 9. $. Servillei Sol, aus Sicilien, gleicht dem S. Genei, 
nur dass der Seitenzahn des Halsschilds tiefer ausgerandet und die 
Höcker auf der Seitenkante der Flügeldecken etwas stärker sind 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1844. 113 


(vermuthlich sind beide nur Abänderungen des S. Siculum, bei wel- 
chem die Furche auf der Mittelkante des Halsschilds oft nur sehr 
fein und undeutlich ist, und auch wohl leicht ganz verschwinden 
könnte); 10. $. Barthelemyi Sol. aus Ober-Aegypten; 11, S. fle- 
zuosum Sol. aus Aegypten, 12. $. tricuspidatum F. ebendaher; 
13. S. Malle: Sol. aus Tunis (= S. Wagneri des Ref. in Wagn. 
Alg. I. 179. 22); 14. S. serratum Sol. aus dem Tunesischen; 15. 
S. Reguieni Sol. ebendaher, 16. $, multispinosum Sol. aus der 
Berberei (= S. tomentosum des Ref, a. a. O. 178. 21). 

4. Gatt. Echinotus Dej. Halsschild ohne Seitenzahn, vorn mit 
einem vorgestreckten Dorn. Drittes Fühlerglied sehr lang. Die vier 
Hinterschenkel dünn, an der Spitze plötzlich zu einer kleinen Keule 
verdickt. Rücken des Halsschilds und der Flügeldecken mit Stachel- 
höckern. Eine Art E. spinicollis Kl. vom Cap. 

5. Gatt. Cyrtoderes Dej. Halsschild etwas kapuzenförmig 
über den niedergebogenen Kopf erweitert. Mund frei. Der Verf. 
unterscheidet drei Arten. 1. C. sinwosus Sol., der umgeschlagene 
Rand der Flügeldecken bauchig, mit einer erhabenen Längslinie. 2. 
©. nigritus, der umgeschlagene Rand der Flügeldecken senkrecht 
abfallend; mit schwarz-erdigem Ueberzug; 3. ©. curculioides, ähn- 
lieh, mit roth-erdigem Ueberzug, alle drei sind aber sicher nur Ab- 
änderungen einer Art, welche Brachycerus cristatus F. ist. 
Vom Cap. 

6. Gatt. Oryptogenius Sol,, von der vorigen Gatt. dadurch 
unterschieden, dass das Prosternum den Mund kragenartig deckt. 
Dahin 1. Or. dentatus (Cyrtod. dentat. Dej. Cat.), von dem der 
Verf. 2. Cr. Spinolae Sol. unterscheidet, indem bei ersterem das 
letzte Fühlerglied so lang, bei letzterem kürzer ist als das vorletzte; 
auch bildet bei dem ersteren die erste Rippe der Flügeldecken nach 
hinten einen spitzeren Vorsprung; da beide aber sonst in allen we- 
sentlichen Punkten übereinstimmen, sind sie wohl eher dem Ge- 
schlechte als der Art nach verschieden zu halten. 

Die Abtheilung der eigentlichen Moluriten theilt der Verf. auf 
folgende Weise ein. 

Erste Unterabth. Endglied der Maxillartaster klein, eiför- 
mig, oder schmal und an der Spitze leicht abgestutzt. 

7. Gatt. Physogaster Lat. Lacord. Guer. mit der einen Art 
Ph. Mendocinus Lac. 

8. Gatt. Thylacoderes Sol. von der vorigen Gattung dadurch 
unterschieden, dass das aufgetriebene Prosternum kragenförmig den 


Mund aufnimmt, und die Vorderschienen kurz und aussen fein ge- 


zälmelt sind; ebenfalls eine Art: Th. eumolpoides (Physogast. 

‚eumolp. Lac.) von Tucuman, 

ie 9. Gatt. Polpocara Sol. Durch vorn tief ausgerandetes Kopf- 

schild von den vorigen unterschieden, schon 10 Jahre früher vom 

Ref. unter dem Namen Philorea (Meyen’s Reise, Zool. 8. 366) nach 
Archiv f, Naturgesch, XI, Jahrg. 2. Bd, H 


114 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


derselben von Meyen entdeckten Art, Ph. pieipes (Polp. picipes 
Sol.) aus Peru aufgestellt. 

Zweite Unterabth. Endglied der Maxillartaster gewöhnlich 
stark abgestutzt, mehr oder weniger beil- oder becherförmig. 


10. Gatt. Entomochilus Gay et Sol. In der Form dem Phy- 
sogaster ähnlich: das Kopfschild und die Lefze vorn ausgeschnitten, das 
Endglied der Maxillartaster eiförmig mit abgestutzter Spitze. Das 
Halsschild sich der Flügeldeckenwurzel anschliessend. Das Proster- 
num vorn erweitert und kragenförmig den unteren Theil des Mundes 
deckend. Eine neue Art E. pilosus. niger, obscurus, plus minusve 
cinereo-pilosus, capite granulato, prothorace dorso dense punctato, 
punctis pilis obteetis; elytris obsolete granulatis, longitrorsum si- 
nuato -striatis. — L. 85—13 Mill. — Chile, Coquimbo. 

11. Gatt. Cylindrothorus Sol. Halsschild eylindrisch, der 
Flügeldeckenwurzel sich dicht anschliessend, Endglied der Maxillar- 
taster stark beilförmig, Kinn vorn zweibuchtig, Schenkel keulförmig. 
Eine neue Art: ©. pilosws: fuscus, oblongo-ovalis, punctatus, pilis 
griseis retrorsum reflexis numerosis erectisque raris concoloribus 
tectus, elytris tuberculis obtusis, depressis, seriatis. — L. 11 Mill. 
— Cap. 

12. Gatt. Amathodes Dej. Halsschild sich der Flügeldecken- 
wurzel anschliessend, Kopfschild vorn gerade abgeschnitten. End- 
glied der Maxillartaster stark beilförmig, Kinn vorn zweibuchtig, 
Fühler dünn, Schenkel einfach: 1. 4. gemmata (Pim. gemm, Fab.) 
2. A. hirsutulaDej.: lata, brevis, suborbicularis, prothorace valde 
transverso, elytris costis numerosis tenuissimis, granulatis in singulo 
duabus majoribus, antennis filiformibus. L. 12 Mill. — 3. 4. hir- 
suta Dup. Oblonga, prothorace vix transverso, elytris granulatis, 
hispidis, costa marginali haud prominula, antennis versus apicem 
leviter sensim incrassatis. L. 11 Mill. -- Alle vom Senegal. 

13. Gatt. Eutelus Sol., sehr ähnlich der vorigen Gattung, aber 
die Fühler nach der Spitze hin merklich verdickt und das Endglied 
der Maxillartaster weniger breit: 1. E. Reguieni. Niger, rubro- 
maculatus, suboblongus, capite valde punctato, prothorace prope ba- 
sin dilatato, punctato-rugoso, elytris dense tubereulatis. L. 12 Mill. 
— 2%. E.nodosus: Niger, indumento terrulento cinereus, globosus, 
prothorace supra medio valde longitrorsum bicalloso, elytris irre- 
gulariter tubereulis conicis nodosis. L. 9 Mill. Beide vom Cap. 

14. Gatt. Moluris Latr. Halsschild mit dem Hinterrande nicht 
an die Flügeldeckenwurzel schliessend, Prosternum vorn erweitert, 
den Mund wenigstens grossen Theils deckend. A. Halsschild nicht 
kuglig aufgetrieben. «. (Moluris) Schenkel einfach: 1. M. unico- 
lor, Pim. unic. Fab. 2. M. /aevicollis Reiche, 3. M. striata, 
Pim. striata F. heller gefärbte Abänd. der M. unicolor, 4. M. vit- 
tata Dup., 5. M. Reichii Sol., 6. M. hemisphaerica Dup., 7. 
M. gravida Dej., 8. M. Spinolae Sol., 9. M. ping wis Dej., 10. 


EN DEE U TA 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1844. 115 


M. Dejeani:i Sol., 11. M. Goryi Hope, von Sierra Leona, 12. M. 
plicata Sol., 13. M. tomentosa Spin., 14. M. pilosa Thunb. Sch. 
eribricollis Dej., 15. M. scabrata Dup., 16. M. laevigata, 
Pim. laev. Ol., 17. Pierreti Amyot. — ?£. Die hinteren Schenkel 
schmal zusammengedrückt (Piesomera): 18. M. scabra, Pim. 
scabra F. — B. Halsschild kugelförmig aufgetrieben (Physodera) 
19. M. gibba, Pim. gibba F,, 20. M. gibbosa, Pim. gibbosa Ol., 
21. M. Rouleti, 22. M. globulicollis Spin., 23. M. semiscabra 
Dej. — Alle vom Cap ausser n. 11. 

15. Gatt. Phanerotoma, unterscheidet sich von Moluris da- 
durch, dass der Mund mit der Unterseite des Kopfes frei ist. A. 
Hinterfüsse gestreckt, merklich länger als die vorderen. 1. PA. pu- 
bescens Dej.,;, 2. Ph. brunneum, Pim. brunnea Ol.; 3. Ph. ru- 
ficorne Dej., 4. Ph. plicatum Kl. 5. Ph. granulatum Sol,, 6. 
Ph. subcostatum Dup. — B. Hinterfüsse kurz, kaum so lang als 
die vorderen. 7. Pk. elongatum Dej, (ist Pimel. marginata 
Hbst.), 8. Ph. grande Gory, 9, Ph. ovatum Dup., 10. Ph. con- 
vexzum Sol., 11. Ph. opacum Kl., 12. Ph. suturale, Mol. sutur. 
Wied,, 13. PA. rugulosum Dej. — Alle vom Cap. — Vielleicht 
söllte der Name Phanerostoma heissen. Ich zweifle inzwischen nicht 
| daran, dass die Gattung mit Psammodes Kirby zusammenfällt, 

und vielleicht ist selbst Ps. longicornis Kirby von n. 3 des Verf. 

nicht verschieden. 

16. Gatt. Hypomelus (Hypomelus und Trachynotus Dej.) von 
der vorigen Gattung dadurch unterschieden, dass der Kopf nicht bis 
an die Augen in das Halsschild eingesenkt ist und dass die Vorder- 
schienen keine scharfe Aussenkante haben. A. Aussenrand des Hals- 
schilds erweitert, Hinterecken nach hinten verlängert: 1. A. sabu- 
losus St.,2. H. obliteratus Sol., 3. H. obliquatus Sol., 4. H. 
inaegqualis Reiche, 5. H. villoso-costatus Reiche. — B. Hals- 
schild einfach: 6. H. bicolor, Sepid. bic, Wied., 7. H. grundis. 
8. H. (Gonopterus) rugosus, Sepid. rug. F. Alle vom Cap. 
Die letzte Art weicht von den übrigen durch längeren Kopf, schma- 
leres Kopfschild, feinere und weniger gewölbte Augen ab, daher sie 
als Untergattung mit einem eigenen Namen bezeichnet wird. 

17, Gatt. Trachynotus Latr. Von der vorigen Gattung durch 
rundliche Augen unterschieden: 1. Tr. reticulatus, Sep. ret. Fab., 
2. Tr. leucographus Fisch, 3. Tr. elongatus, Sepid. elong. 

01,4. Tr. carinatus Reiche, 5. Tr. lacunosus Jll. Sepid. plica- 
um Wied., 6. Tr. aeneus Dej., 7. Tr. Goryi Sol., 8. Tr. acu- 
 minatus, Sepid. acum, Wied., 9. Tr. vittatus, Sepid. vittat. F, 
Be, Gatt. Clinocranion Sol. Die Augen rundlich, wie bei 

Trachynotus, aber die Stirn senkrecht absteigend, wie bei Lamien, 

die Füsse gestreckter, namentlich die Vorderfüsse, an denen das erste 

Glied länger ist als das Klauenglied. Zwei neue Arten: 1. O2. spi- 

#osum: Nigrum, oblongum, prothorace lateribus antice serrato, me- 

H* 


116 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


dio subuncinato, elytris punctatis, granulatis et dorso spinis paueis; 
pedibus angustioribus. 13 Mill. — 2. Cl, planatum: Nigrum ob- 
longum, prothorace lateribus obtuse angulatis, ante basin emargina- 
tis, elytris punctatis, dorso tuberculis conicis acutis numerosis, se- 
riatis, costa marginali serrata, retrorsum spinosa, antennis compres- 
sis. 17 Mill. Beide aus Südafrika. 

19. Gatt. Oxura Kirby, mit gestreckterem Kopf und längerem 
fast walzenförmigem Halsschilde: 1. O. setosa Kirby, 2. O. vestita 
Dej., beide vom Cap. 

Als neue Art ist noch Moluris Bertolinii Guerin (Mag. d. 
Zool. Ins. pl. 148) aus Mosambik unter Phanerotoma einzureihen. 
Sie zeichnet sich durch bedeutende Grösse sowohl als langgestreckte 
Form aus. 

Ueber die Blaptiden Russlands hat Fischer v. W. (Bull. 
Mose. p. 69) sich ausführlicher verbreitet. Von der Gattung Blaps 
im engern Sinne sind 48 Arten, darunter viele neue aufgeführt. Als 
Untergattung Peltarium sind solche mit kissenförmig gewölbtem 
Halsschilde und deutlichem Schildchen abgesondert, diese Abtheilung 
ist aber nicht fest zu halten, indem sie aus Arten eigentlicher Blaps, 
(wie Bl. caudata Gebl.), und Weibchen von Prosodes Esch., (wie P. 
bicostatum, marginatum, punctatum Fisch.) gebildet ist. Aehnlich 
verhält es sich mit der neu aufgestellten Gattung Di’/a, indem die 
Mehrzahl der aufgeführten Arten, wie D. attenuata Fisch. und 
Blaps cylindrica Hbt., aus Männchen von Prosodes Esch, bestehen, 
nur die erste der unter Dila begriffenen Arten, so weit mir diese 
bekannt sind, Blaps laevicollis Gebl. dürfte als eine eigenthümliche 
Form angesehen werden, welche sowohl durch die schmale Körper- 
form als vorzüglich durch die gezähnten Vorderschenkel von Blaps 
abweicht. Sodann ist noch Nyetipates Dej. als eigene Gattung auf- 
geführt worden; sie kommt indess mit Prosodes im Wesentlichen 
überein, obschon sie durch die kantigen Seiten der Flügeldecken und 
die an der Aussenseite gedornten vorderen Schienen abweicht. Es 
würde also Peltarium eingehen, Dila auf Bl. laevicollis beschränkt 
werden, und Nyctipates mit Prosodes Esch. (Blaps attenuata F. cy- 
lindrica Hbt.) vereinigt werden müssen. 

Die Pediniten-Gruppe wurde von Fischer y. W. mit Pla- 
tyscelis labialis und Pandarus femoralis (Bull. Mosc. p.122, 
141), beide aus Anatolien, ferner die Opatriden-Gruppe von 
Dems. (ebendas. S. 136) mit Opatrum granulosum, aus der 
Songarei, O. intermedium aus Südrussland und O. pruinosum 
aus Turkestan — von Mannerheim (ebendas. S. 862) mit Noto- 
corax Westermanni aus Java vermehrt. 

Die merkwürdige Tenebrioniden-Gattung Chiroscelis ist von 
Westwood (Arcan. Ent. pl, 87) nach ihren Arten dargestellt wor- 
den, welche hier durch eine sehr ansehnliche südafrikanische Art, 
Ch. australis vermehrt sind; dagegen dürfte Ch. passaloides Westw 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1844. 117 


in dieser Gattung keine bleibende Stelle finden, indem sie durch ihre 
vielzähnigen Vorderschienen, ihre breiten, an der Spitze aussen ge- 
zahnten hinteren Schienen und den Mangel der der Gattung eigen- 
thümlichen Flecke auf dem zweiten Hinterleibsringe erheblich genug 
abweicht. 

Der Gattung Calcar fügte Fischer v. W. (Bull. Mose. p. 123) 
zwei neue Arten, C. crassipes und sulcatus, aus Südrussland, zu. 

Der Diaperialen-Gruppe gingen die neuen Arten Uloma 
Fahraei und Westringii Mannerheim (Bull. Mosc. p. 850, 
857) zu, beide aus Java, und Boletophagus tricostatus und 
granulatus Fischer v. W. (ebendas. S. 128) der erstere aus Tur- 
kestan, der letztere aus der Songarei. 

Neue Arten der Helopier-Gruppe sind Helops anthracinus 
(Dej.) Küster (Käf. Europ. ]. 47) aus Sicilien, H. sulcatus Fi- 
scher y. W. (Bull. Mose. p. 124) aus Anatolien, und Strong ylium 
rufipenne Kollar und Redtenbacher (v. Hüg. Kaschm. S. 533. 
T.25. F.3) aus Kaschmir. 


Cistelides. Mannerheim (Bull. Mose. p. 197) entdeckte in 
Finnland Mycetochares bimaculata, neue Art, in zerfressenem 
Birkenholz. 


Melandryadae. Bemerkungen über die Entwickelung und 
Lebensweise der Orchesia micans theilte Braselmann mit (Ver: 
handl, des naturf. Vereins der preuss. Rheinlande 1. Jahrg. S. 17). 
Die Larve, welche nicht näher beschrieben ist, lebt im gemeinen 
Feuerschwamm (Polyporus igniarius), überwintert in demselben und 
verwandelt sich im Frühjahre, so dass im Mai der Käfer erscheint. 
Die Sprünge des Käfers sind vom Verf. genauer beobachtet, sie ge- 
schehen mit den Hinterbeinen, wenn der Käfer auf dem Rücken liegt 
(auf dieselbe Weise wie bei den Wasserkäfern, namentlich Cybister 
und Laccophilus). 


Mordellonae. Die Geschlechtsunterschiede der Anaspis- 
Arten sind von Suffrian (Entom. Zeit. S. 25) angezeigt worden. 
Bei dem Männchen von A. frontalis hat der drittletzte Bauchring 
des Hinterleibes ein Paar schmaler blattförmiger Fortsätze. Diese 
eigenthümliche Auszeichnung findet sich in ähnlicher Weise bei meh- 
reren, der genannten ähnlichen Arten, mit Einschluss von A. flava 
und obscura Gyll., bei A. biguttata Marsh. ist das Männchen nur 
durch eine kielartig zugeschärfte Längserhöhung auf der Mitte der 
letzten Bauchringe kenntlich, bei A. ruficollis und thoracica so wie 
- bei den breiteren Arten hat der Verf. keine äusseren Geschlechts- 
unterschiede wahrgenommen. 

Eine neue Art von Mordella ist M. troglodytes Manner- 
heim (Bull. Mose. p. 198) aus Finnland. Sie ist der M. pusilla Dej. 
verwandt. 


118 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Eagriariae. Die Gattung Lagria ist mit den Arten L. 
aenea, variabilis und bicolor Kollar und Redtenbacher 
(v. Hüg. Kaschm. S. 533) aus Kaschmir, und L. aureopilosa Le 
Guillou (Rev. Zool. p. 225) aus Neuguinea vermehrt worden. 


Melvides. Fischer v. W. (Bull. Mosc. p. 130) stellte fol- 
gende neue Arten auf: Mylabris Tauscheri aus Turkestan, 
41punctata, Snotata, intermedia, marginata aus der Son- 
garei, Asignata vom Kalskirfluss, Lytta togata aus der Songa- 
rei. Die letzte Art, zufolge einem von Herrn Menetries unserer 
Sammlung mitgetheiltem Stücke, hat die grösste Uebereinstimmung 
mit der L. vesicatoria, nur dass sie auf jeder Flügeldecke eine breite 
gelbe Längsbinde hat, wovon indess auch ein Exemplar der Königl. 
Sammlung aus der hiesigen Gegend eine beträchtliche Spur zeigt. 
(Die Beschreibung des Verf. passt jedoch nicht ganz auf die uns zu- 
gekommenen Lytta, und scheint mit L. vittata Brulle eine Verwech- 
selung vorgegangen zu sein. 

Kollar und Redtenbacher (v. Hüg, Kaschm. S. 535) machten 
folgende neue Arten aus Kaschmir bekannt: Epicauta rubriceps, 
limbatä, Prionotus praeustus, tunicatus, semivittatus. 
Die neu gegründete Gattung Prionotus hat die Körperform von 
Lytta, die Form der Mundtheile von Zonitis, und an den gespaltenen 
Klauen ist der eine Theil hornig und kammförmig gezahnt. (Sie 
wird indess mit Sybaris Steph. zusammenfallen. An bekannten Ar- 
ten gehören noch Lytta testacea F. und icterica Sch. dahin). 

Guerin (Mag. d. Zool. Ins. pl. 141) lieferte eine Abbildung von 
Tetraonyz» flavipennis. 

Le Guillou (Rev. Zool. p. 225) stellte Zonitis tricolor, 
neue Art von Vandiemensland (Hobart Town) auf. 


Qureulionites. Von Schönherr’s Genera et Species Cur- 
culionidum ist der iste Theil des 8ten Bandes erschienen, welcher 
die Nachträge zu den Choliden, Barididen und einem Theil der 
Cryptorbynchen bringt: Die Choliden sind mit folgenden Gattun- 
gen vermehrt: Polyderces, den Litomerus zonatus Sch. Ill. und 
eine neue Art von St. Vincent, Brachycnemis, den Litomerus 
Asignatus Sch. I. enthaltend, Perideraeus mit einer neuen Art 
aus Brasilien, Parallelosomus, auf der Cal. planicollis Fab. ge- 
gründet, Pylarus mit einer neuen Art vom Cap, Nertus mit 4 
neuen Arten aus Brasilien, Liturgus mit einer neuen Art aus Neu- 
holland, Lyterius mit 4 Arten, unter denen Rhynch. museulus und 
abdominalis F., Craspedotus, mit einer neuen Art aus Brasilien, 
Nanus mit zwei neuen amerikanischen Arten, Euwerges mit einer 
neuen Art aus Brasilien. Hier ist jetzt auch Arthrotomus Kl. und 
zwar hinter Trypetes eingereiht. Die frühere Gattung Cyphorhyn- 
ehus ist, da Stephens diesen Namen gebraucht hat, in Phaceloba- 
zus umgenannt, — Die Baridides haben einen Zuwachs erhalten 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1844. 119 


durch die neuen Gattungen Apostasimerus und Eutoxus, je mit 
einer neuen Art aus Brasilien, Megops, aus Magdal. morosa Germ- 
gebildet, Scamdus, mit mehreren südamerikanischen, Apotomo- 
rhinus mit zwei ostindischen Arten, Dactylocrepis (Dej.) den 
Cylindrocerus flabellitarsis Sch. Ill. enthaltend, Trachymerus mit 
einer brasilischen, Physomerus (Cheyr. — Hemipteren -Gattung) 
mit einer cayenneschen, Odontocorynus mit einer mexikanischen, 
Torneutes (Prionen-Gattung) mit einer südamerikanischen neuen 
Art. — Die frühere Gattung Cyrtomon ist wegen der vorhandenen 
Dipteren-Gattung Cyrtoma mit einem neuen Namen Sphadasmus 
belegt worden. — Die neue Bearbeitung der Cryptorhynchen 
erstreckt sich in diesem Theile auf die Abtheilung derselben mit 
vollständiger und hinten geschlossener Rüsselgrube. Neue Gattungen 
sind: Chaetetectorus, aus Gastrocere. bifasciatus und setosus 
Sch. IV. gebildet, Bothrobatys (Chevr.) mit einer neuen Art aus 
Neugranada, Jonychus mit einer neuen Art aus Neuholland, der, 
wie Anoplus, das Klauenglied fehlt, Euscepes mit einer neuen west- 
indischen Art; Poropterus, neuholländische Arten, namentlich die 
schon vom Ref. beschriebenen Cryptorhynchns antiquus und succisus 
und Acalles conifer enthaltend, und Lembodes, mit einer neuen 
Art aus Guadeloupe. — Ueber den Schluss dieses grossartigen Wer- 
kes ist im nächsten Jabre zu berichten. 
Ein Paar neuer Gattungen ist ferner von Kollar und Redten- 
bacher (v. Hüg. Reise S. 538. Taf. 26) errichtet worden: Diera- 
nognathus, mit Rhynchites sehr übereinstimmend, und durch ge- 
rade absteigenden Rüssel, die Bildung der Mundtheile und die Ver- 
hältnisse der Fühlerglieder abweichend, mit einer Art, D. nebulo- 

sus, und Pachynotus, zu den Brachyderiden gehörend, ungeflügelt, 
ohne Schildchen, das Halsschild aufgetrieben, fast breiter als die 
Flügeldecken; zwei Arten: P, globulicollis und angustatus. — 
h Die hier zugleich beschriebenen, bekannten Gattungen angehörenden 
j Rüsselkäfer sind: Blosyrus variegatus und costatus, Cneo- 
 rhinus pietus, lituratus und obscurus; Phyllobius iucun- 
dus; Hypomeces pollinosus, Cleonus sexguttatus, Pto- 
chus tigrinus, Omias crinitus, Lizus Sguttatus (halte ich 
nach der Abbildung für einen Aleides), Lizus fasciatus. Alle 
von Kaschmir. 

Eine „Systematische Uebersicht der in Schlesien und der Graf- 
schaft Glatz gesammelten Rüsselkäfer mit gebrochenen Fühlern” ist 
von Schilling (Arbeit. und Veränd. der Schles. Gesellsch. f. vaterl. 
Cult. i.. J. 1844. S. 73) vorgelegt worden. 
 Walton theilte sehr schätzbare kritische Bemerkungen über 
die englischen Arten von Rhynchites, Bruchus und Apion mit (Ann. 
nat. hist. XI11. p. 81. 216. 444, übersetzt in der Entomol. Zeitung). 

- Blanchard (Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. I. p. ıxxxı) theilte eine 
Liste von auf Sicilien gesammelten Arten von Bruchus mit, welche 


} 


120 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


sich auf 35 belaufen, unter denen 17 neue mit Diagnosen bezeichnet 
sind. Die Herren Aube und Cheyrolat sprachen sich indess dahin 
aus, dass die Zahl dieser Arten bei der gehörigen Rücksicht auf Ab- 
änderungen und Geschlechtsverschiedenheit bedeutend einschmelzen 
würde. 


Einzeln aufgestellte Arten von Rüsselkäfern sind: 

Omias validicornis Märkel (Germ. Zeitschr. V. 250, 220), 
dem O. forticornis sehr nahe stehend, unter Form. fuliginosa gesam- 
melt. — Anthonomus pyri Chevrolat (Rev. Zool. p. 135), ent- 
sprechend dem A. Ulmi var. y. Schönh., welcher nur auf Birnbäumen 
lebt, und sich ausser dem Vorkommen noch in mehreren Punkten 
von der Stammart des A. Ulmi unterscheidet. — Cleonus marg.a- 
ritiferus Lucas (Rev. Zool. p. 267) aus der Gegend von Biskra 
in Algerien; — Naupactus Bridgesii Waterhouse (Ann. nat. 
hist. XII. p. 54) aus Chile; — Cratosomus consularis Guerin 
(Mag. d. Zool. Ins. pl. 142) aus Neugranada; — Calandra auro- 
Jfasceiata De Breme (Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Franc. II. p. 308. pl. 9. 
$.7) aus Columbien. 


Bertolini (De duobus insectis Ulmo campestri et Pyro Malo 
infensis in den Nov. Comment. Acad. Scienc. Institut, Bononiensis 
VI. 1844. p. 460) beschreibt die Naturgeschichte des Orchestes Alnı, 
dessen Larve in den Blättern der Ulme minirt, und sich auch da- 
selbst verwandelt. Durch seine grosse Menge wird der Käfer den 
Bäumen nachtheilig. — Die Verwandlungsgeschichte des Phytonomus 
Rumicis wurde von Goureau (Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. II. p. 49) 
beschrieben. — Beobachtungen über Lizus gemellatus und verwandte 
Arten theilte Dieckhoff (Entom. Zeit. S. 383) mit. — Loew 
(ebendas. S. 417) machte darauf aufmerksam, dass die Lizwus- Arten 
mit verlängerten und aufwärts gebogenen Spitzen der Flügeldecken 
sich gern unter die Oberfläche des Wassers begeben, vorzüglich 
dann, wenn die Sonne von Wolken bedeckt wird. — Leon Dufour 
(Ann. Soc. Ent. d. Fr. II. xı) gab eine Berichtigung zu seiner frühern 
Abhandlung über Choragus Sheppardi, die Mundtheile des Käfers 
betreffend. 


Die Entwicklungsgeschichte des Aylesinus Trifolii Müll., dessen 
Larve’in den Wurzeln des Trifol. pratense lebt, und öfter den Klee- 
feldern verderblich wird, wurde von Schmitt (Entom. Zeit. S. 389) 
beschrieben. — Letzner (Arb. und Veränd. der Schles. Gesellsch. 
S. 64) berichtete über drei Arten von Eccoptogaster an der Ulme, 
nämlich E. scolytus und smultistriatus unter einander, und in den 
höheren Theilen des Baumesnoch E.pygmaeushausend; diese drei Arten 
hatten einzelne Ulmen getödtet, welche im Scheitniger Park zwischen 
Eichen und Weissbuchen standen. — Bostrichus (Cryphalus) aspe- 
ratus Gyll. wurde von Dems. (ebenda. S. 68) in Schlesien aufge- 
funden, und zwar in Fichten, deren mehrere von ihm getödtet waren, 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1844, 191 


Sein Frass gleicht dem des Cr. abietis ziemlich. Mit ihm zusammen 
kam Hylesinus pilosus vor. 


Cerambyeini. Uebersicht der Cerambyciden Münchens, 
Diss. inaug. von Jos. Kriechbaumer, München, 18144. 

Eine neue Art aus der Gruppe der Prionier ist: Cyrtogna- 
thus Hügelii Kollar und Redtenbacher (v. Hüg. Kaschm, 
S. 550. T. 28. F. 1) aus Kaschmir. — Aulacopus robustus v.Hey- 
den (Entom. Zeit. S. 15) aus der Türkei wurde von Germar (eben- 
das. S. 82) als Pr. serricollis Motsch. nachgewiesen. 

Die Cerambyciden-Gruppe bereichert eine „note monogra- 
phique” von Guerin (Mag. Zool. Ins. pl. 146, auch Rev. Zool. 
p- 257) über die Gattung Amphidesmus, welche von Serville auf Cer. 
analis Ol., quadridens F. errichtet ist. Dieser Art fügt der Verf. 
hier drei neue hinzu; A. Nietii aus Mexiko, A. zanthomelas 
Chevr. (Höpfneri Dej., torguatus Kl.) ebendaher, und A. Wester- 
manni aus Guinea. 

Neue Arten sind ferner Pteroplatus transversalis und nı- 
griventris De Breme (Ann. Soc, Ent. d. Fr. II. p. 309. pl. 9. 
f. 3.4) von Bogota, Chlorida cincta Guerin (Rey. Zool. p. 259) 
aus Mexiko, Callidium angustum Kriechbaumer (a.a. O0. 
S. 8: schwarz, glänzend, fein behaart, Vorderrücken roth, eben so 
breit als lang, Flügeldecken runzlich punktirt, blaugrün), aus der 
Gegend von München, und Callidium‘similare Küster (Käf. 
Europ. I. 54) aus Dalmatien und Montenegro. 

Aus der Lamiarien-Gruppe beschrieb Chevrolat (Rev 
Zool, p. 343) drei neue Arten von Sternotomis (Cerosterna Dej.) 
nämlich St. Bohemani und niveisparsa von der Weihnachtsbai, 
und $. Calliaudi, von Calliaud auf seiner Reise nach Meroe in 
einer kleinen Oase El Uah el Bahryeh gefunden, von Latreille in der 
Voy. ä Mero& als L. ornata Ol. aufgeführt. 

Der Gattung Sternotomis und verwandten afrikanischen Formen 
widmete Westwood in den Arcana Ent. pl. 69, 78, 84, 85, 86 eine 
ausführlichere Darstellung. Neue Arten derselben sind St. vire- 
scens, Palinii (nach einer späteren Berichtigung S.147=L, prin- 
eipalis Dalm.), beide von Sierra Leona, St. comes (nach späterer 
Bemerkung —= L. cornutor F.), St.? princeps von Guinea, St. 
eremita vom Senegal, $t.? bicolor von der Goldküste, St. ama- 
bilis von Aschanti, St. Ferreti aus Abessynien, St. Tagarvei 
aus Guinea, so wie die gleichzeitig von Chevrolat beschriebenen 
St. Bohemani und niveisparsa. 

Neue Arten sind ferner: Batocera princeps, Cerosterna 
fasciculata, Phytoecia pallidipennis und interrupta 
Kollar und Redtenbacher (v. Hüg. Kaschm. p. 551), die erste 
von Massuri im Himalaja, die andere aus Kaschmir. — Saperda 
(Isoscelis) nigriceps White (Ann. nat. hist. XIV. p. 425) von 
Hongkong. — Amphionycha luctuosa Leseleur (Guer. Mag. 


122 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Zool. Ins. pl. 138) aus dem Innern von Brasilien, und Oderea ra- 
gusana (Dej.) Küster (Käf. Europ. 1. 55) aus Dalmatien. 

Die Leptureten-Gattung Euryptera wurde mit einer neuen 
Art E. venusta De Breme (Ann. "Soc. Ent. Fr. Il. p. 311, pl. 9. 
f.8) aus Brasilien, vermehrt. 

Die Verwandlungsgeschichte des Ergates faber ist von Lucas 
(Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr, 11. p. 161), die des Morimus lugubris und 
der Saperda scalaris von Goureau (ebendas. S. 427), die der Obe- 
rea pupillata von Serville (ebendas. S. ı) beschrieben, 


COhrysomelinae. Eine Bearbeitung der deutschen Arten von 
Cassida ist von Suffrian (Entom. Zeit. S. 49, 89, 135, 186, 206, 
241, 270) veröffentlicht worden. Diese Arbeit ist um so dankens- 
werther, als die genaue Unterscheidung einer grossen Zahl der ein- 
heimischen Arten grosse Schwierigkeiten darbietet. Ausserdem ist 
die Arbeit noch in andern Hinsichten von Wichtigkeit. Namentlich 
ist der Gold- und Perlmutterglanz mancher Arten sorgfältig beob- 
achtet worden. Der Verf. hat durch vielfache Beobachtungen dar- 
gethan, dass dieser Glanz bei den meisten Arten erst längere Zeit 
nach dem Ausschlüpfen aus der Nymphenhaut und zwar mit der 
vollkommenen Geschlechtsreife auftritt, bei manchen Arten erst nach 
drei bis vier Wochen, wo dann glanzlose Stücke eben so häufig oder 
noch häufiger sind als glänzende (C. hemisphaerica, sanguinosa, vi- 
bex, denticollis, chloris, sanguinolenta, lucida, nebulosa, obsoleta),;, 
bei anderen ist diese Entwicklungszeit kürzer, und glanzlose Stücke 
sind selten (©. nobilis, oblonga); bei noch anderen endlich scheint 
der Glanz schon mit dem Erhärten sich einzustellen (equestris, mar- 
‚garitacea, ferruginea). Ein ähnliches Verhalten zeigt die blut- oder 
braunrothe Färbung an der Wurzel der Deckschilde, welche vielen 
Arten zukommt: nur bei C. vibex zeigt sie sich schon an frisch ent- 
wickelten Stücken, bei den anderen tritt sie erst nach längerer Frist, 
und zwar unmittelbar vor dem metallischen Glanze auf, wie es der 
Verf. namentlich an (€. chloris beobachtete. Die Arten sind nach 
der Sculptur der Flügeldecken gruppirt: 

1. Flügeldecken regellos punktirt. 1. ©. equestris F., 2. hemi- 
sphaerica Hbt. 

ll, Flügeldecken punktstreifig, ohne regelmässige Längsrippen. 

A. Saum des Seitenrandes aufwärts gekrümmt: 3. ©, austriaca 
F., 4vittata F. 

B. Der Seitenrand flach ausgebreitet; 5. ©. Murraea L., 6. ©. 
sanguinosa Creutz. (prasina Hbt.), 7. rubiginosa Müll., nebst den 
nahe verwandten, gleichfalls erläuterten südeuropäischen: ©, /ata 
Suff., ©. deflorata Jllie., ©. hexzastigma Kunze, €. depressa 
v. Heyd., 8. thoracica Kug., 9. ©. rufovirens Suff., neue Art, aus 
mehreren Gegenden Deutschlands, 10. ©. vibex L., 11. €. denticol- 
Zis Suff., neue Art, aus dem nördlichen Deutschland, 12. €. chloris, 
neue fast über ganz Deutschland verbreitete Art, mit welcher 12b, 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1844. 1923 


©. stigmatica Jll. vielleicht als eine Nebenform zu vereinigen ist, 
13. ©. sanguinolenta Müll., 14. €. lineola Creutz., 15. C. azurea F., 
16. €. Zucida Suff,, eine der vorigen ähnliche, lebend durch ihren 
Glanz prachtvolle, bei Ems mit den früheren Ständen, auf Cucubalus 
Behen entdeckte neue Art. 

C. Der Seitenrand steil abfallend: 17. ©. margaritacea Schall., 
18. ©. subreticulata Meg. aus Oesterreich, 19. €. nobzlis L., mit 
welcher 19b. ©. viridula Payk. als nur unausgefärbte Stücke zu ver- 
einigen zu sein scheinen; 20. C. odlonga Jll., nebst einer nahe ver- 
wandten südeuropäischen neuen Art €, puncticollis v. Heyd. 

1. Flügeldecken punktstreifig mit regelmässigen Längsrippen: 
21. ©. berolinensis Dej., durch gelbe Unterseite ausgezeichnet, 22. 
€. obsoleta Jll., 23. ©. ferruginea F., 24. C. nebulosa L. 

IV. Flügeldecken gerunzelt. C. atrata F. 

Cassida nigra Hbst. ist zwar nach in der hiesigen Sammlung auf- 
bewahrten Stücken mit Recht zu C. equestris gezogen und zwar als 
durcli unbekannte Einflüsse geschwärzte Stücke derselben. Das von 
Herbst beschriebene Stück befindet sich aber in Hrn. Schüppel’s Samm- 
lung, nach dessen mündlicher Mittheilung an den Ref. es indess nicht 
zu C. equestris gehört, sondern eine ähnliche Ausartung der C. ne- 
bulosa ist. 

Delocrania cossyphoides Guerin (Mag. Zool. Ins. pl. 131) 
aus Brasilien ist eine neue Hispenform mit langgestrecktem, schma- 
lem Körper und zugleich erweitertem Seitenrande des Halsschilds 
und der Flügeldecken; die erweiterten Halsschildsseiten erstrecken 
sich viel weiter nach vorn als der Kopf, welcher daher im Grunde 
eines tiefen Ausschnitts liegt. Eine andere neue Hispe ist H. (Ur o- 
plata) Leseleucii Guerin (Mag. Zool. Ins. pl. 143), aus Cayenne, 
bemerkenswerth durch die Form der Fühler, deren Glieder, mit 
Ausnahme der beiden ersten, alle mit einander verschmolzen sind, 
ein Umstand, der bei den Amerikanischen Hispen, namentlich der 
Uroplatenform, öfter, aber nicht leicht in so ausgedehntem Grade 
vorkommt. 

} Die Gattung Prioptera Hope (Basiprionota Chevr.) bereicherte 
Mannerheim (Bull. Mose. p. 864) mit einer‘ neuen Art Pr. We- 
stermanni von Java. 

Zwei neue columbische Arten von Alurnus sind A. undatus 
und eyaneus Reiche (Ann. d. ], Soc. Ent. d. Fr, Il. p. 311. pl. 11. 
1.6.5). Die letztere ist von eigenthümlicher Form durch ihren stark 
erweiterten Flügeldeckenrand. ’ 

Aus der Gattung Chrysomela beschrieb Küster (Käf. Europ.) 
eine Reihe von Arten, unter denen mehrere neue: Chr. viridana 
- Dahl. aus Sardinien, mizta Ziegl. aus Südfrankreich, distincta 

Dej, vermuthlich ebendaher. — Chr. Megerlei ist nur örtliche Ab- 
änd. der Chr. cerealis, ebenso scheint mir Chr. haemoptera des Verf. 
Abänd. derselben zu sein; Chr. bicolor des Verf. aus Griechenland 


M 


124 Erichson: Bericht über die wissensch, Leistungen in der 


und Dalmatien ist nicht Chr. bicolor F. (viridi-coerulea Forsk.), diese 
ist Abänd. von regalis Ol., die des Verf. ist Chr. vernalis Brulle; bei 
Chr. Salviae Dej. des Verf. ist Germ. Spec. Ins. 586. 817, bei Chr. 
diluta Hfig. Germ. Spec. Ins. 591. 827 zuzufügen. — Letzner (Arb. u. 
Veränd. der Schles. Gesellsch. S. 69) musterte die in Schlesien vor- 
kommenden Abänderungen der Ehrys. Salicis und collarisF. — Chrys. 
perforata, Caschmirensis und speculifera, Phaedon ni- 
gromaculatum (durch Mangel des Schildchens von den übrigen 
abweichend) aus Kaschmir sind von Kollar und Redtenbacher 
(v. Hüg. Kaschm. S. 557. 562) beschrieben. Chrys. 1Apunctata F., 
welche zur Gattung Podontia Dalm. (Eph. Ent.) gehört, wird von 
denselben Verf. unter Gonzioctena aufgeführt, mit der Bemerkung, 
dass zwischen beiden Gattungen kein wesentlicher Unterschied sei. 
Ich habe indess bei Gonioctena (= Phytodecta Kirb.) ein Kennzei- 
chen bemerkt, welches ihr ganz eigenthümlich ist: die Mandibeln 
haben nämlich an der Aussenseite eine runde tiefe Grube, in welche 
‚ das Endglied der Maxillartaster hineingesteckt wird. 

Die Naturgeschichte der Colaspis (Colaphus) atra, (Chrys. atra 
Ol., Colasp. barbara F.) ist von Joly ausführlich beschrieben wor- 
den (Ann. d. Se. nat. d. ser. II. p. 5). Das Insect breitet sich im 
südlichen Frankreich immer mehr und mehr aus, und Käfer sowohl 
als Larve richten auf den Luzernenfeldern beträchtlichen Schaden an. 

Von Cryptocephalus (Homalopus) Loreyi Dej. wurden beide Ge- 
schlechter von Rouget (Ann. d. l. Soc. Ent. d. Fr. II. p. 207) be- 
schrieben, Das Männchen ist kleiner und hat die Vorderfüsse und 
die Hinterschienen erweitert. Der Käfer lebt auf Eichen. 

Mannerheim (Bull. Mose. p. 201) entdeckte in Finnland auf 
Weiden eine neue Art, Cryptocephalus furcifrons, dem Cr. 
pallifrons verwandt, von hellerem Blau, mit ungeflecktem Halsschilde 
ohne Eindrücke. 

Neue Arten aus Kaschmir sind C/ythra dispar, ornata, 
Coptocephala signaticollis, Cryptocephalus sannio und 
tricinetus Kollar und Redtenbacher (y. Hüg. Kaschm. S. 560). 

In der Galerucen-Gruppe stellten Dies. (ebendas. S. 556. 
T.28.F,2) eine neue Gattung Qedicerus auf, deren Männchen das 
5te und 6te Glied stark geschwollen und eigenthümlich gestaltet 
haben. Mit Cerophysa Dej. steht diese Gattung in naher Verwandt- 
schaft, wo aber das 6te und 7te Glied verdickt sind, Eine neue Art 
Oe. cyanipennis aus Kaschmir. Neue Galerucen sind ferner: 
Galeruca fulgida vom Himalaja, @. interrupta, bicolor, 
sexmaculata, Phyllobrotica lunata von Kaschmir (ebendas- 
S. 553 — 556). — Neue Arten von Adimonia sind A. brachyptera 
Küster (Käf. Europ. I. 61) von Neapel, der A. marginata verwandt, 
und 4. Villae Dej. Küster (ebendas. 64) von den lombardischen 
Alpen. (4. reticulata Zgl. Küst. ist als Gal. rufa bereits von Germar 
und Duftschmid beschrieben). — Ferner A. circumcincta Man- 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1844. 125 


nerheim (Bull. Mosc. p. 199) und A. orientalis Osculati (Col. 
racc. etc. p. 72.n.8: „nigra, opaca, punctis crassis reticulata; elytris 
costis quatuor obsoletis, ad apicem confluentibus. Affinis A, Arte- 
misiae et Tanaceti, sed maior, elytris rugosioribus, punctis crassio- 
ribus et minus convexa. Habitat in Persia occidentali, vulgatissima 
in vallibus). 


Coceinellidae. Neue Arten sind Coccinella basalis, 
Epilachna,ocellata und 10maculata Kollar und Redten- 
bacher (y. Hüg. Kaschm. S. 563) aus Kaschmir, ferner Lit hophi- 
Zus Osculati (Mariett.): Osculati Col. race. etc. p. 72. n. 4 mit 
folgender Bezeichnung: „Ovatus, subdepressus, ‘griseo-ferrugineus, 
pubescens, capite, clypeo porrecto; thorace lato, subquadrato, mar- 
ginibus rotundatis, elytris convexiusculis, leviter marginatis, margine 
acuto. — Hab. Constantinopoli sub museis siccis prope tumulos (in 
Campo de’ morti) non frequens.” 

Vorläufig rechne ich in diese Familie die Gattung Cholovocera 
Motsch., von welcher Märkel (Germ, Zeitschr. V. 255. 247) eine 
zweite Art, Ch. punctata, aus Sicilien, aufgestellt hat. 


UEndomychidae. x. Motschoulski (Guer. Rev. Zool. 
p- 442) theilte in Betreff der Gattung Calyptobium und Holoparame- 
cus die Bemerkungen mit: 1. dass das C. PVillae Aube — Holopara- 
mecus depressus Curt. schon früher als Silvanus singularis von Beck 
in den Beitr. zur Bairisch. Insectenfauna beschrieben sei, und 2. dass 
er übereinstimmend mit Curtis die Fühler dieses Käfers 9gliedrig 
finde. Guerin (ebendas. S. 443) bestättigt das Letztere und will 
unter Calyptobium die Arten mit i1gliedrigen Fühlern (C. caularum, 
Kunzei, nigrum Aube) von Holoparamecus mit 9gliedrigen Fühlern 
(A. singularis — Silv. sing. Beck = Holop. depressus Curt. = Cal. 
Villae Aube) gesondert wissen — vielleicht zu voreilig. Die An- 
gaben über die Zahl der Fühlerglieder sind nämlich noch nicht hin- 
reichend genau, denn ich finde unter den genannten Arten die Fühler 

a. 1igliedr. bei €. caularum und nigrum. 

b. 10gliedr. bei €. Kunze? und H. singularis. 

c. 9gliedr. bei anderen Stücken des C. Kunzei und des H. sin- 

gularis. 

Die unbeschriebenen Arten unserer Sammlung haben bald 11gl. 
Fühler, wie C. caularum, bald 10gliedr. Stücke von H. singularis. 
Es würden sich demnach vorläufig zwei Abtheilungen ergeben, die 

& eine mit iigliedr., die andere mit bald 10-, bald Igliedr. Fühlern; 

beide Abtheilungen unterscheiden sich auch in der Körperform da- 

durch, dass bei der ersteren das Halsschild hinten stärker einge- 

ist, um sie aber als eigene Gattungen darzustellen, bedürfte 

es unter diesen Verhältnissen noch anderer, durchgreifender Merk- 
male, 


126 Erichson: Bericht über die wissensch, Leistungen in der 


Lathridii. Mannerheim theilte in Germar’s Zeitschr. V. 
S. 1 eine sehr reichhaltige und sorgfältige Monographie der Gattun- 
gen Corticaria und Lathridius mit. Von der ersten sind 60, von 
der zweiten 46 Arten nach eigener Untersuchung mit musterhafter 
Genauigkeit beschrieben, von der ersten ausserdem 6, von der zwei- 
ten 5 beschriebene, dem Verf. aber nicht durch eigene Ansicht be- 
kannt gewordene Arten aufgeführt. 


Orthoptera. 


Von v. Charpentier’s Orthoptera descripta et depieta 
ist eine 10te Lieferung erschienen, mit welcher das Werk ge- 


schlossen ist. 

Der dritte Band von Ratzeburg’s Forstinsecten, Berl. 1844, 
welcher die Ader-, Zwei-, Halb-, Netz- und Geradflügler abhandelt, 
enthält eine Menge von Beobachtungen über die Lebensweise der 
Orthopteren (Netz- und Geradflügler). Ihre forstliche Bedeutung ist 
sehr untergeordnet, höchstens dürfte die Maulwurfsgrille von Seiten 
der Forstpflege Beachtung verdienen. Da der Verf. auch die Lo- 
custen verdächtigt, muss ich sie dem Schutz des Forstmannes um so 
mehr empfehlen, da sie nicht blos vom Laube sich nahren, sondern 
zugleich von anderen Insecten, und zwar nicht blos von Fliegen 
(s. vor. Jahresber. S. 295), sondern auch von Raupen; Klug traf ein- 
mal eine Locusta viridissima, welche eine Raupe von Sphinx Pi- 
nastri frass. 

Hagen (Entom. Zeitschr. S. 364) theilte die an zwei Orthopte- 
ren, ÄAeschna grandis und Gryllotalpa vulgaris, gemachte Beobach- 
tung mit, dass das Bauchmark nicht aus zwei, sondern aus vier 
Strängen, zwei oberen und zwei unteren bestehe, von denen nur die 
unteren Knoten bilden, die oberen einfach darüber fortgehen. Dies 
stimmt ganz mit den Untersuchungen von Newport überein, welcher 
in der Sonderung der oberen und unteren Stränge die Scheidung der 
Empfindungsnerven von den Bewegungsnerven erkennen will. (Vergl. 
vor. Jahresber. S. 250). 


Mantides. Die von Zimmermann in diesem Archiv 9. Jahrg. 
1. S. 390 gegebene nähere Erläuterung des Amphibienfressens der 
Mantis carolina ist in den Ann. of nat. hist. XIV. p. 78 mitgetheilt 
worden, doch so verkürzt, dass die wesentlichsten Punkte jener Er- 
läuterung übergangen sind, namentlich auch der, dass Z. zugiebt, 
„dass der grössere Theil der seiner Mantis zum Futter vorgewor- 
fenen Eidechse, so wie der Frösche, Kröten, Raupen, Heuschrecken, 
unverzehrt *) blieb, obschon keines dieser Thiere mit dem Leben 
davon kam”. In dem ersten veröffentlichten Schreiben Zimmermann’s 


*) Durch einen Druckfehler steht S, 392 unversehrt, 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1844. 197 


heisst es: „Sie (die Mantis) verzehrte täglich einige Dutzend Flie- 
gen, zuweilen auch mächtige Heuschrecken, auch einige junge 
Frösche und sogar eine Eidechse von der gestreiften Art, 
dreimal so lang als das Insect.” (S. Burmeister’s Handb. d. 
Ent. II. S. 538). Das war es, was ich im Jahresber. f. 1838. S. 347 
für Scherz erklärte, und was auch Z. in seiner neueren Mittheilung 
eigentlich zurückgenommen hat. 


Sipeetra.. v. Charpentier (Orthop. deser, et depict. T. 55) 
gab eine sehr genaue Abbildung von Diapherodes gibbosa Burm., 
nach dem Exemplar des Berliner Museums, und bildete (ebendas. 
T. 56. 57) zwei neue holländische Arten ab: Podacanthus uni- 
color und Bacillus australis. 

Eine sehr lehrreiche Arbeit „Bemerkungen zu A. A. H. 
Lichtenstein’s Abhandlung über die Mantis-Arten in den Trans- 
actions of the Linnean Society Vol. VI. Lond. 1802” theilte 
Ders. in Germ, Zeitschr. V. S, 272 mit, 


Locustariae. Ein Paar abentheuerlich gestalteter, nament- 
lich durch blatt- oder dornförmige Fortsätze an den Hinterschenkeln 
ausgezeichneter Arten von Phaneroptera wurden von Westwood 
(Arcana Ent. pl. 70) abgebildet. Ph. alipes aus Columbien und 
Mexiko und Ph. hystrix aus Columbien. 


Achetae. Fieber (Entom. Monogr. S. 126. T. 10. F. 11) fügte 
den europäischen Arten von Nemobius eine neue N. frontalis 
hinzu, welche in Böhmen und Oesterreich einheimisch ist. 


Acridii. Eine neue Gattung Coryphistes wurde von Char- 
pentier (Orthopt. deser. et depict. T. 58. 59) äufgestellt, welche 
von Opsomala durch den dicken Leib und die dicke wulstige Stirn, 
von Xiphocera durch die walzenförmige Gestalt, den Flügelschnitt, 
die kurzen Beine und die kleinen Stacheln der Hinterschienen ab- 
weicht. Eine neuholländische Form, von welcher der Verf. zwei 
Arten, ©. rhodophilus und cyanopterus abbildet. Eine dritte 
Art vermuthet der Verf. in Xiphoc. ruricola Burm. 

Ebendas. T. 60 ist Aeridium moestum Sery. vom Cap nach bei- 
den Geschlechtern abgebildet. » 

Fieber (Entomol. Monogr. S. 134. Taf, X. F. 17—19) beschrieb 
eine dritte deutsche Art von Tettix unter der Bezeichnung von T. 
Sehrankii, welche sich von T. bipunctata vorzüglich darin unter- 
scheidet, dass der obere scharfe Rand der Hinterschenkel ununter- 
j hen bis zum Knie ausläuft, während er bei dieser vor dem Knie 

Hötzlich abgesetzt ist. Zugleich sonderte er als eine eigene Gruppe 

Tettipiden in der Familie der Acridier die Gattung Tettix Lat., 

Amorphus Serv., Plagiocephalus Fieb., Chorophyllum Serv., Batra- 

chotetrix Burm. ab, wegen des kragenförmig erweiterten Vorderran- 

des der Vorderbrust, nach hinten verlängerten Vorderrückens und 


128 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Mangels des Empodium. Die neue Gattung Plagiocephalus ist 
auf einer von Helfer entdeckten neuen ostindischen Art P, pachy- 
merus gegründet, welche mit Tettix und Chorophyllum zunächst 
verwandt, und durch breiten kurzen Kopf mit zurückgedrückter 
Stirn, hohen, bogigen, schneidenden, abgedachten Vorderrücken von 
der Länge des Hinterleibes, sehr breite Hinterschenkel, geflügelte 
und gekerbte Kiele der Mittelbeine, ausgezeichnet ist, 

Ueber das Erscheinen eines Schwarms von Gryll, migratorius 
legte Boheman der Akad. der Wissensch. in Stockholm einen Be- 
richt vor. (Öfvers. af K. Vet. Acad. Förhandl. 1844. p. 105. Hornsch. 
Scandin. Beitr, I. 162). Sie wurden ih Ostgothland beobachtet, wo 
sie die höchsten Eschen und Eichen ebenso besuchten, als ein 
Kleefeld, nach einigen Stunden war der Schwarm aber wieder ver- 
schwunden, Ebenso haben sie sich in Wikboland gezeigt, wo sie 
heisshungrig nicht blos über das grüne Laub und Gras herfielen, 
sondern auch selbst die Getreidehaufen nicht verschonten. 


Perlariae. Newport hat bei Pteronarcys regalis, beim 
vollkommenen Insect, Kiemen aufgefunden (Ann. nat. hist. XII. p.21. 
Ann. scienc. nat. 3. ser. I. p. 183. Fror. N. Notiz. XXX. S. 179). 

Es ist dies das erste Beispiel, dass man bei einem Insect im 
vollkommenen Zustande Kiemen angetroffen hat. Es sind büschel- 
förmige Kiemen. Sie bestehen aus 8 Paaren von Kiemensäcken, von 
deren Aussenseite viele lange borstenförmige Fäden ausgehen, welche 
zusammen ein diekes Büschel auf jedem Sack bilden. Diese Kie- 
mensäcke liegen, wie es Pictet bei der Larve von Nemoura einerea 
beschrieben hat, über den eigentlichen Luftlöchern oder Stigmen, und zwar 
das erste Paar in der Unterseite des Prothoraxin der Haut zwischen Kopf 
und Prosternum, das 2te und 3te Paar, jedes aus zwei Büscheln be- 
stehend, zwischen Pro- und Mesosternum das Ate und 5te zwischen Meso- 
und Metasternum, hinter den Mittelhüften, das 6te in der Verbin- 
dung von Thorax und Hinterleib hinter den Hinterhüften, das 7te 
und Ste Paar, jedes aus einzelnen Büscheln gebildet, mehr seitlich, 
das 7te am ersten, das Ste am zweiten Hinterleibsring. Diese bei- 
den letzten haben dieselbe Stellung mit den anscheinend geschlosse- 
nen oder erloschenen Stigmen der folgenden Ringe. Die Stellung 
der Kiemen ist somit eben-so ungewöhnlich als ihr Vorkommen beim 
vollkommenen Insect. Die Puppe hat die Kiemen ebenso, nur noch 
mehr entwickelt. Pictet hat bemerkt, dass die Larven aller Perla- 
rien Kiemen am Mittelleibe hatten mit Ausnahme von P. virescens 
und nigra, was einen Unterschied in der Lebensweise anzudeuten 
scheine. So verhält es sich bei den Puppen von Pteronareys regalis 
und Perla abnormis Newm. Die erstere lebt nach Herrn Barnstone’s 
Beobachtungen im Wasser auf dem Grunde der Flüsse, die letztere 
in den Spalten von Flössholz, Baumstämmen am Ufer und dergl. 
Pteronarcys regalis ist ein nächtliches Insect, welches sich bei Tage 
an feuchten Orten unter Steinen versteckt hält. So kann es wohl 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1844. 129 


mit seinen Kiemen athmen, denn hierzu ist nicht nöthig, dass sie 
mit Wasser in unmittelbare Berührung kommen, sie verrichten ihren 
Dienst eben so gut, wenn die Luft nur so feucht ist, sie frisch zu 
erhalten. Ob zugleich Tracheen vorhanden sind, muss genauer ana- 
tomischer Untersuchung vorbehalten bleiben; es sind zwar Oeffnun- 
gen auf der Unterseite des Thorax vorhanden, aber ihre Lage ist 
ganz ungewöhnlich, in der Mitte der Sterna, z. Th. zwischen ‚den 
Hüften, und es ist ganz zweifelhaft, ob sie in Tracheen führen. 
— Die Kiemen scheinen bei Pteronareys einen Gattungscharakter 
auszumachen: sie fanden sich bei Pf. regalis, biloba, proteus und 
einer neuen Art. Bei getrockneten Stücken sind sie eingeschrumpft 
und gehen auch oft verloren, indess sind sie gewöhnlich noch zu 
erkennen. 


Libellulinae. Selys-Longcehamps (Rev. Zool, p. 135) 
hat eine neue europäische Art von Cordulegaster aufgefunden, und 
als €. bidentatus vom C. annulatus, mit dem sie viele Ueberein- 
stimmung hat, unterschieden. 

Hagen suchte nachzuweisen, dass Linne’s Libellula vulga- 
tissima die L. scotica Don. sei (Entom. Zeit. S. 257), später (eben- 
das. S. 290) zeigte er, dass Lid. cancellata L., welche Zetterstedt 
auf L. scotica Don. bezogen habe, keine andere sei, als die allge- 
mein dafür bestimmte, und dass jener der Name L. scotica als der 
älteste bleiben müsse. 


Neuroptera. 


‘ Die neueren Arbeiten über die Gattung Raphidia wurden von 
Hagen (Entom. Zeit. S. 180) gemustert. 


Hymenoptera. 


Die Bearbeitung der Hymenopteren in Ratzeburg’s Forst- 
"insecten, 3. Bd. S. 1—14, nimmt eine besondere Berücksich- 
tigung in Anspruch wegen des Reichthums an neuen Beob- 
achtungen über Lebensweise und Entwicklungsgeschichte. 

Nachtheilig für die Forstzucht werden nur die Blatt- und Holz- 
wespen, vorzüglich die ersteren, unter denen die Gattung Lophyrus 
und eine Reihe von Lyda-Arten auf die Nadelhölzer angewiesen sind, 
Von unwesentlicher Bedeutung für den Wald sind die Gallwespen, 
über welche die Untersuchungen des Verf. deshalb auch nicht in das 

_ Einzelne gehen. Dagegen sind auch die Wespen unter den nachtheiligen 
Insecten aufgeführt, der Hornissen halber, welche durch ihr Schälen 
m Zweigen zuweilen das Absterben derselben veranlassen. 
e Wespen werden ihres Inseetenraubens halber gerühmt. Aus 
demselben Grunde werden die Grabwespen (Sphex L,) zu den nütz- 
liehen Forstinsecten gerechnet. Eine besondere Sorgfalt hat der 

| Archiv 6, Naturgesch, XJ, Jahrg. 2, Bd. I 


130 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen iin’ der 


Verf, endlich den Schlupfwespen (Ichneumoniden und Pteromalinen) ge- 
widmet, und seine Erfahrungen in einem besonderen Werke, welches 
sich den „Forstinseeten” jedoch genau anschliesst: „Die Ichneumonen 
der Forstinsecten in entomologischer und forstlicher Beziehung”, 
Berlin 1844, ausführlicher mitgetheilt. Hinsichts der forstlichen Be- 
deutung der Schlupfwespen tritt der Verf. der Ansicht sehr entschie- 
den entgegen, welche denselben eine grosse Wirksamkeit’ gegen zu 
starke Vermehrung schädlicher Insecten beimisst; er geht sogar so 
weit zu behaupten, dass nur kranke Raupen, ‘welche ohnehin 'ster- 
ben würden, von Ichneumonen gestochen werden, wonach der ein- 
gestandene Nutzen der Schlupfwespen im folgenden bestehen würde: 
„sie tragen dazu bei, die kränkelnden Eier, Raupen und Puppen, 
welche zu Millionen und wieder Millionen gedrängt beisammen sind, 
schnell aufzuräumen, hier und da auch wohl einem Fresser, welcher 
vielleicht noch kümmerliche Nachkommen bereitet "hätte, schnell ‚den 
Garaus zu machen, Die immer mehr, sich entmischenden Säfte, 
welche nahe daran sind, die Luft mit Ausdünstung und Gestank zu 
verpesten, verwandeln sich gleichsam allmählich in lebende, gesunde, 
thierische Massen, ebenso, wie die kranken Säfte der Fichten zu 
gesunden kräftigen Borkenkäfern sich gestalten” u. s. Ws (Techn. .d. 
Forstins. S. 32). Es mag manche Fälle geben, wo einzelne Ichneu- 
monen-Arten nur kranke Raupen stechen, und es ist sehr verdienst- 
lich, dass der Verf. auf diesen Umstand Antennen macht, aber, in 
der obigen Allgemeinheit ist seine Lehre nicht haltbar, und steht ihr 
die von jedem einigermassen geschulten Schmetterlingssammler ge- 
machte Erfahrung entgegen, dass sich aus angestochenen Raupen 
schöne Schmetterlinge ziehen lassen, wenn man nur das’ angelegte Ei 
behutsam entfernt. Es sind daher ‘die 'Schlupfwespen ein sehr erleb- 
liches Agens, durch welches die Natur die zu starke Vermehrung 
einzelner Insecten-Arten in Schranken hält, da ihr Vorkommen aber 
durchaus von den Insecten-Arten, welche sie bewohnen, abhängig ist, 
können sie‘ bei bedeutender Vermehrung der letzteren nur dann in 
grösseren Massen auftreten, wenn eine solche längere Zeit bestanden 
hat, daher bei einem Raupenfrass das zahlreiche Erscheinen der 
Schmarotzer mit dem Auftreten von Krankheiten zusammenfällt, 
welche nach längerem Bestehen einen Raupenfrass ohnehin ‚heendigen. 


Dahlbom hat eine zweite Lieferung seiner Hymenoptera Euro- 
paea erscheinen lassen; da inzwischen auch; schon die dritte (1845) 
ausgegeben ist, welche die erste Abtheilung dieses Werkes, die Gat- 
tung Sphex im Linneischen Sinne, abschliesst, und auch noch die 
erste Lieferung vervollständigt, verspare ich den Bericht über diene 
Werk auf: den nächsten Jahrgang. 

Herrich-Schäffer' lieferte im Aöksten Hefte, der Pangentcheil 
Insectenfauna Copien von Curtis’schen Darstellungen von‘ Hymeno- 
pteren, theils Pteromalinen, theils Oxyuren. ee 

v.'Siebold theilte ein Verzeichniss ‘der: preussischen Blatt- 


 Naturgesehichte der Inseeten während des Jahres 1844.1 131 


wespen, Holzwespen und Gallwespen nebst Nachtrag zu. den Grab- 
'wespen mit (Preuss. Prov. Blätt. S. 121). 
r 

= Wenthredinetae. Ratzeburg (Forstins. II. S. 135. :En- 
tom. Zeit, S, 148) stellte die von Degeer, Frisch und Rösel abgebil- 
dete Cimbex- Afterraupe von Erlen als zu einer eigenen Art €. Hum- 
boldti gehörend auf, deren Untersehiede im vollkommenen Insect 
vonder ‚C. yariabilis, deren Larye auf Birken frisst, kaum merklich 
sind. Ein ‚von einer Erlenlarve gezogenes Männchen wurde mit den 
Exemplaren der C. variabilis in. der hiesigen Sammlung. verglichen, 
und obschon sich in derselben kein Stück fand, welches. vollkommen 
mit jenem übereinstimmte, sind die vom Verf. angezeichneten Unter- 
schiede, der, Art, dass sich die Wespe ‚danach nicht sicher unter- 
scheiden lässt, weil sie entweder, wie die Form der Hinterbeine, auf 
einem Mehr ‚oder Weniger beruhen oder, wie die Färbung der Füh- 
ler, und der Anflug röthlicher Behaarung auf dem Hinterleibe, sich 
‚auch bei; einzelnen Individuen der C. variabilis antreffen lassen. Es 
bedarf also die Rechtmässigkeit dieser Art noch um so mehr der 
Bestättigung durch weitere Beobachtungen, als die Larve der C. va- 
ziabilis bekanntlich bedeutenden Abänderungen in der Farbe unter- 
worfen ist. Ueber ihr Vorkommen auch auf Weiden hat der Verf. 
nichts angegeben. 

Snellen van Vollenhofen (v. d. Hoev. Tijdschr. f, nat. Gesch, 
en Phys. X. p. 97. Pl. 2) hat die noch immer nicht mit Sicherheit 
bekannte Aftertaupe der Oimbex lucorum beschrieben. Sie ist hell- 
grün, mit weissbestäubten Streifen, einem dunkelgrünen Rückenstreif 
und hellgrünem Kopf mit orangerothem oder ockerbraunem Scheitel. 
Sie lebt auf Hagedorn. Das Puppengehäuse ist nicht netzförmig wie 
bei C.. Amerinae, sondern dicht wie bei :C. variabilis. — Später 
(ebendas. XL p. 157) gab Ders. einen Nachtrag zu dieser Abhand- 
lung und die Beschreibung der Afterraupen von Tenthr. (Selandr.) 
sericans, welche auf Eschen lebt, -Nematus virescens Hart., Cladius 

 eucera Kl., Clad. uncinata Kl, und Nematus everuleocarpus Hart. 


" "Eine neue Art ist Lyda Ratzeburgii Dahlb. (Forstins. $.80) 
aus Norddeutschland und Schweden. 


Förster (Ent. Zeit. S. 262. 287) beschrieb eine Anzahl bei 
Aachen gesammelter Blattwespen als neue Arten, von denen 1. Mo- 
nophadnus inquilinus, aus vielkammerigen Schwammgallen an 
Eichenzweigen erzogen, wach der Beschreibung keinen Unterschied 
‚yon T. All. melanocephala zeigt, 2. Diueura dorsalis, eine ge- 
‚Abänderung der T. All. opaca F; verna-kl,, 4 Perineura 
alis das Männchen der T. All. nitida Kl, 5.6; All, deeipiens 
( issus  Abänderungen der T. marginella F., welche nicht 
‚den Zeichnungen des Körpers, sondern auch in der Färbung 
1 sehr unbeständig ist. ‘Neu dürfte demnach nur die dritte 
unbekannte) Art, Cephus flaviventris, sein, 
I* 


13% Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Gimmerthal (Entom. Zeit. S. 36) lieferte die „Beschreibung 
einiger neuen Blattwespen”, welche in der Gegend von Riga auf jun- 
gen Kiefern gesammelt sind: drei Nematus-Arten, N. flavus, 
Schmidtii, Klugii sind nach Hartig’s Urtheil neu, vom Verf. aber, 
um sie zu bestimmen, nicht ausreichend beschrieben. 4 Dineura 
Hartigii ist eine Abänderung der T. All. Degeeri Kl., und Erio- 
campa Livoniensis dürfte T. All. aethiops F. sein. hr ' 

Curtis (Transact. Lin. Soc. XIX. p. 249. pl. 31) beschrieb die 
sehr eigenthümlichen Puppengespinnste einer brasilischen Hylotoınen- 
form, aus welcher er eine neue Gattung Dielocerus bildet, welche 
der 5ten Unterabtheilung von Hylotoma bei Klug (Jahrb. S. 248) ent- 
spricht und von Schizocerus, mit der sie im gespaltenen dritten Füh- 
lergliede der Männchen übereinkommt, in den Mundtheilen darin 
sich unterscheidet, dass die Lefze fast kreisförmig und dass die in- 
nere Maxillarlade nicht schmäler als die äussere ist. Vom D. Elli. 
si: des Verf. ist das d' schwarzblau, die Wurzelglieder der Fühler, 
das Gesicht, der Halskragen und die Beine roth, die Hinterfüsse 
schwarz, die Flügel wasserklar. Das 9@ stimmt mit Hyl. formosa 
Kl. fast vollständig überein, nur dass, wie der Verf. bemerkt, das 
2te Fühlerglied oben braun, der Hinterleibsbauch nicht an der Wur- 
zel roth, und die Hinterschienen nicht ganz schwarz, sondern an der 
Wurzel und Innenseite gelb sind (die Hinterfüsse sind bei beiden Arten 
braun mit weisser Wurzel). Das Insecet lebt in Brasilien. Die After- 
raupe ist 16füssig, graugrün, mit Querreihen schwarzer Wärzchen 
und röthlichgelbem Kopfe und einem schwarzen Flecke um jedes 
Auge. Zur Verwandlung spinnen die Larven ein gemeinschaftliches 
Nest an einem Zweige, von gestreckter Eiform, 4—5” lang, ‘(aber 
auch kleiner oder grösser). Hierin hat jede Larve ihre eigene feste 
Zelle, so gelagert, dass ihre Längsaxe die Axe des Zweiges im rech- 
ten Winkel schneidet, und fast so dicht an einander gedrängt wie Bie- 
nenzellen. Die einzelnen Zellen liegen in drei bis vier Schichten 
über einander, so dass die unterste unmittelbar dem Zweige anliegt, 
und so dass die beiden Enden aller frei sind. Das Ganze ist dann 
mit einer gemeinschaftlichen Decke umgeben, welche innen aus loser 
grober Seide, aussen aus einem dichten und wie mit einem Gummiüber- 
zogenen Gespinnst besteht. (Unsere Sammlung erhielt gleiche Gespinnste 
von Herrn Beske, welche fast durchgängig noch Larven enthielten). 
Curtis (a. a. O.S. 254) beschreibt bei dieser Gelegenheit noch zwei 
neue brasilische Arten von Hylotoma, (Schizocerus) nasicornis 
und ochrostigma. 


Ichneumonides. Ueber die Entwicklungsgeschichte einiger 
Schlupfwespen haben wir von Ratzeburg (Ichneum. d. Forstins.) 
Kunde erhalten. 1. Anomalon circumflexum, in Bomb. Pini lebend, 
Die Larve, welche ausgewachsen fast 1” lang ist, hat mehrere Sta- 
dien ‚der Entwicklung. Im ersten ist sie unter 1” gross, ohne Spur 
von Tracheen, am hornigen Kopfe nur mit einem Paar starker Man- 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1844 133 


dibeln, am Leibesende mit einem langen, zugespitzten Anhang. Fin- 
det sich in 6— 8” langen Kieferräupchen, unverhüllt. — Im zweiten 
Stadium zeigt sich der Hauptstamm der Tracheen mit einzelnen Ver- 
zweigungen. Ungegliederte Fühlerspur. Der Schwanzanhang verkürzt 
sich von + zu 4 der Körperlänge. Ebenfalls unverhüllt. — Im drit- 
ten Stadium findet sich die Larve von einer zarten milchweissen 
Haut umgeben, in welcher auch bei der stärksten Vergrösserung 
sich keine Spur von Fasern und Oefinungen erkennen liess. Gleich- 
wohl ist der Verf. geneigt, sie für eine abgelegte und aufgeblähte 
Larvenhaut zu halten, obschon dann die Stigmen sowohl als die 
Mundtheile daran nicht hätten vermisst werden können. Es ist 
daher viel wahrscheinlicher, dass dieser Sack den Cysten der Ento- 
zoen vergleichbar ist, welche gleichfalls eine structurlose Haut bil- 
den, mit welcher das Wohnungsthier den Schmarotzer einschliesst. 
Die 4— 5” lange Larve hat nun vollständig verzweigte Tracheen, es 
treten zu den Mandibeln Unterkiefer und Lippe hinzu mit geglieder- 
ten Tastern, und gegliederte Fühler. Der Schwanzanhang ist nun 
noch ganz kurz und sichelförmig gekrümmt. — Im vierten Stadium 
ist der Schwanz ganz eingegangen, der Kopf hat seine hörnige Be- 
schaffenheit verloren, und die Mundtheile sind in den verkümmerten 
Zustand zurückgetreten, welche sie bei den übrigen Ichneumonenlar- 
ven haben. Am Ende dieses Stadiums verwandelt sich die Larve in 
der Puppe der Kieferraupe, ionerhalb einer zarten trockenen Hülse, 
Die Zeit der ganzen Entwicklung veranschlagt der Verf. auf 3 Mo- 
nate. — 2. Banchus compressus F. Die Puppenhülsen finden sich 
häufig beim Frass der Noct. piniperda mit den Puppen derselben 
unter dem Moose. Die Larve in denselben ist 6— 7’ lang, dotter- 
gelb, mit den gewöhnlichen Mundtheilen der Ichneumonen. Oefter 
fanden sich aber auch weisse Ichneumonenlarven in diesen Hülsen, 
ohne Zweifel einem Schmarotzer des Banchus angehörend, den dem 
Verf, aber nicht gelang zu erziehen. — 3. Ichneumon: leben vorzugs- 
weise in Lepidopteren, sowohl in Raupen als Puppen. Die Larve 
von I. pisorius, in Schwärmerraupen lebend, ist 1} lang, sehr dick. 
dabei welk und lappig, gelblichweiss. Kopfziemlich gross, mit nur sehr 
wenig ausgebildeten, nur zum Saugen tauglichen Mundtheilen. — 4, 
Phygadeuon pteronorum Hart. Die Larve saugt äusserlich an der 
schon eingesponnenen Afterraupe des Lophyrus pini, welche in dem 
Maasse einschrumpfte, wie der Schmarotzer wuchs. Aehnlich ver- 
hielten sich auch Tryphon eques und Ezenterus marginatorius. — 
5. Microgaster nemorum Hart. Hier wurden wiederum merkwürdige 

eränderungen an der Larve wahrgenommen. — Im ersten Stadium hat die 
r lange Larve ausser einer grossen Schwanzblase nichts bemerkens- 

’erthes, im zweiten Stadium ist sie 1% lang, lässt neben dem mit 
licher Masse gefüllten Nahrungskanal ein Paar gablig getheilter 
ingefässe erkennen, die Schwanzblase scheint mit spitzen Höcker- 
besetzt zu sein; die Mundtheile sind nur durch vier Warzen 


en 


134 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistingen in der 


angedeutet. Im: dritten Stadium entwickeln sich Tracheen, endlich 
im letzten Stadium, wo sich die Larve durch die Haut der von ihr 
bewohnten Larve durehbohrt, um sich aussen zu verspinnen, ist'die 
Schwanzblase eingegangen, die einzelnen Körperringel haben auf dem 
Rücken und Bauche Querreihen, an den’ Seiten Schrägreihen von 
Dornhöckerchen, die Mundtheile sind sehr schwach entwickelt, nur 
die Mandibeln fand der Verf noch nachträglich, ausgebildet und ’hornig! 
Von neuen Arten ist eine beträchtliche Zahl beschrieben, welche 
ich hier um‘ So weniger namhaft mache, als das Werk zum Arten- 
studium der lJchneumonen unentbehrlich ist. Nur eine neue Gattung 
Macropalpus (vox hybrida!); bedarf der Erwähnung; sie ist aus 
Eubadizon leptocephalus Hart. gebildet, durch starke Füssglieder und 
schmalen Scheitel unterschieden, und hat in der Körperform grosse 
Aechnlichkeit mit Mierodus,; wovon sie durch die grossen starkglie- 
drigen Taster abweicht. Das Insect ist ein sehr PUERR Schmarotzer 
der Tortr. buoliana. oe 
De Romand (Guer. Mag. Zool. Ins. pl. 137) bildete einen Bra- 
con von Manila ab, im‘welchem er den Br. lanceolator Rab. er- 
kannte, und demgemäss die Fabrieische Angabe Südamerika” be- 
richtigte. Die Abbildung und Beschreibung des Verf. passt sehr gut 
auf das Fabricische Insect, bis auf die Länge des Legestachels, wel- 
cher unserem Exemplar leider fehlt, das Klug von Kolsman aus Ko- 
penhagen als südamerikanisches Insect (ohne Bestimmung) mitge- 
theilt erhielt. Wenn beide zu einer Art gehören, ist die Vaterlands- 
ängabe von Fabrieius wohl richtig. Fin 
Wesmael hat der Brüsseler Akademie ein Werk über die Bel- 
gischen echten Ichneumoniden:  „Tentamen enumerationis criticae 
Ichneumonum Belgii” vorgelegt, welches dieselbe bekannt a 
wird. (Bull. Acad. Brux. 11. p.'61. 146). et 


Proctotrupii. Eine Uebersicht über gegenwärtig bekannte 
(zehn) Arten von Pelecinus theilte de Romand (Rey. Zool:p.97) mit. 

Ceraphron formiceti und inguilinus des Ref. (Germ, 
Zeitschr. f..d. Ent. V. S.265) sind zwei von Märkel in den Nestern 
der Form. rufa entdeckte Arten, wahrscheinlich Parasiten ah hau- 
sender Käferarten, 


Pteromalina. Ratzeburg (Ichneum. d. Forstins.) bear- 
beitete die aus Forstinsecten erzogenen Arten dieser Familie, wobei 
eine Menge neuer Arten aus den Gatt. Eupelmus, Eulophus, Elache- 
stus, Eurytoma, Torymus, Teleas, Pteromalus, Cleonymus, Encyrtus 
und Ceraphron. beschrieben sind. Neu aufgestellte Gattungen sind; 
1. Copidosoma, ein Encyrtus, mit verlängertem und messerförmig 
zusammengedrückten Hinterleibe. Die aus 'Tinea evonymella erzo_ 
gene Art €. Boucheanum ist Encyrt. cercobelus Walk. Entomgst. — 
2. Trichoceras (Dipterengattung) mit Agliedr. Füssen und 7gliedr. 
Fühlergeissel, die letztere aus kegelförmigen Gliedern bestehend, und 


 Natüurgeschichte der Insecten während des Jahres 1844. 135 


mit» dicht anliegenden Haaren‘ verhüllt. T. erythrophthalmus 
aus mit Tortr, strobilana besetzten Fichtenzapfen des Harzes er- 
zogen, nur Männchen, — 3. Stylocerus durch einen griffelförmigen 
Fortsatz am Endgliede der Fühler beim 9, und durch die Flügel von 
Pteromalus unterschieden, an denen‘ der Doppelnerv auffallend kurz 
und dick wie bei Eurytoma, der Radialnery viel länger und dünner, 
und plötzlich mit einem ‘ovalen Knöpfchen geendet ist. Zwei Arten, 
Pt. subulifer Först. und eine neue St. Ladenbergiii aus Hylesinus 
Fraxini. — 4. Bothriothorax, Kopf und Mittelleib mit grossen 
und tiefen Gruben; Flügel und Brust wie bei Eneyrtus (ob die Mit- 
telbeine Springbeine sind, ist nicht angegeben!) Eine Art, B. Al- 
tensteinii, von Saxesen, aus Syrphus erzogen. — 5. Hybotho- 
raz, eine sehr ausgezeichnete Gattung, mit schwach verdickten Hin- 
terschenkeln, nahe an Chaleis stehend, aber ohne Spur: eines Radial- 
nerven. H. Graffii, aus Myrmeleonen-Larven von Herrn Graff 
‘erzogen, — 6. Pachycerus (Käfergatt.) Radialnerv, Rumpfseulptur 
und Bau wie bei Pteromalus, Hinterleib wie bei Torymus, Legeröhre 
lang vorragend, Fühler kurz und dick mit Igliedr. Geissel. P. Xy- 
lZophagorum, dessen Larve äusserlich an Borkenkäfer-Larven sau- 
gend von Saxesen beobachtet wurde und P. Eccoptogastri, aus 
Ece. intricatus erzogen. 

Walker (Ann. nat. hist. XIV. p. 14) lieferte Beschreibungen 
nordamerikanischer (Callimone splendidus, Cecidomyiae, 
Lamprotatus Diaeus, Encyrtus Bolus, Tetrastichus 
granulatus, ferner (ebendas. S. 18. 181) einiger neuer britischer 
Pteromalinen (Eurytoma tumida, Argele, Sittace, Scul- 
tennu, Micipsa, Isosoma Nepe, Decatoma Nicaeue, Calli- 
mone Rasaces, derope, Pteromalus domesticus aus den 
Raupen von Lozotaenia xylosteana erzogen, Encyrtus Epona, 
Euryclea, Pyttalus, Aphelinus Acaetes. — Tetrastichus 
Rapo Walk. ist aus den Gespinnsten von Microgaster glomeratus aus 
Pontia Brassicae, Encyrtus Machaerus aus der Ulmen-Schildlaus er- 
zogen. — Encyrt. Paralia des Verf. ist Abänderung von E. argentifer, 

Ders, (ebenda S. 331. 407) musterte die nordischen Pteroma- 
linen, meist von Alten in Norwegen, einige auch aus Finnmarken. 
Neue Arten sind Euneura Augarus, Lamprotatus Phlegias, 
Maxaeus, Brises, Cleta, Scaea, Leucon, Lesches, Icelos, 
Seladerma Maxzures, Saurus, Gastrancistrus Panares, 
Pteromalus Jera, Musaeus, Pyttalus, Rhinthon, Maza- 
ces, Enceyrtus Cleone, Horismenus Clinus, Tetrastichus 
Idothea, Eulophus Idrieus. Die neue Gattung Euneura ist 
zunächst mit Coryna verwandt. 

" Arnynnides. Westwood (Arcana Ent. pl. 74, 75, 76, 77,82, 
8) hat die Kenntniss der neuholländischen Formen dieser Familie 
eine namhafte Weise erweitert, theils durch Abbildung neuer 

en, und zwar in mehreren Fällen beider Geschlechter derselben, 


! 


136 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


theils durch Aufstellung neuer Gattungen. Ob alle: von Guerin ein- 
geführten Gattungen haltbar seien, darüber will der Verf. vor der 
Hand nicht entscheiden. Abgebildet sind als eigentliche Thynnus: 
hyalinatus J’Q (pl. 7A. f. 3. 4) von Vandiemensland, Brownii 
d (76. 1) vom Kön, Georg-Sund, picipes Z' (77. 2) ebendaher, 
Leachiellus S (interruptus 77, 1) 2 (8.4) aus Neusüdwallis, 
trochantericus g (77. 3) von Kön. Georg-Sund, tuber culiven- 
tris d‘ (76. 2) ebendaher, Shuckardi Guer. 2 (83.:5) von Neusüd- 
wallis, Klug ii g‘ (82. 1) vom Schwanenfluss, gravidusQ (82.3) aus 
Neuholland. Zu Agriomyia Guer. rechnet der Verf. Th. depres- 
sus JQ (745.6) vom Kön. Georg-Sund, odyneroides JR 
(75. 3. 4), melleus g‘ (76. 4) vom Kön. Georg-Sund, trifidus Z 
(77. 4) und marginalis g' (76. 3) ebendaher, zu Thynnoides 
Guer.: Th. fumipennis JQ (75.1.2) von Port Philip, odscurus 
Kl. Q (82. 2), gracilis ZQ (83. 2. 3) von Adelaide. Auch. dürften 
hierher noch gehören Th. purpuripennis (83. 1) aus Neuholland, : 
und dimidiatus (76.5). — Zur Gattung Aelurus Kl. rechnet der 
Verfasser Agriomyia abdominalis Guer: (pl. 77. £.5), welche mit dem 
Th. fervidus des Ref. zusammenfällt, und ohne Zweifel eine eigene 
Gattung oder Untergattung ( Tachynomyia Guer,) bilden muss, denn 
sie ist von der südamerikanischen‘ Gattung Aelurus durchaus ver- 
schieden. — Alle diese verschiedenen Formen stimmen in den Weib- 
chen, soweit dieselben bekannt sind, sehr überein, sowohl im Bau 
des Körpers im Allgemeinen, als auch in dem Umstande, dass die 
Taster immer sehr verkürzt und gewöhnlich auch in der Gliederzahl 
verringert sind, indem nach den vorliegenden Untersuchungen des 
Verf. die der Lippentaster auf 3, die der Kiefertaster auf 2 hinab- 
steigt, ohne dass jedoch die Verschiedenheiten dieser Zahlen bei 
verschiedenen Weibchen, nach dem gegenwärtigen Standpunkt unserer 
Kenntniss, mit den Formenverschiedenheiten der Männchen zusam- 
mentreffen. (So bildet Westw. bei Thynnus hyalinatus @ die Maxil- 
lartaster 3gliedr., die Lippentaster Agliedr., bei TA. Leachiellus und 
Shuckardi die Maxillartaster 2gliedr., die Lippentaster 3gliedr. ab, 
bei Thynnoides obscurus die Maxillartaster 2gliedr., die Lippentaster 
3gliedr., bei TAynnord. fumipennis beide Tasterpaare 3gliedr. mit 
sehr kleinem Endgliede, bei Agriomyia odyneroides die Maxillar- 
taster 2gliedr., die Lippentaster Agliedr., bei Tiynnus gravidus end- 
lich die Maxillartaster 6gliedr., die Lippentaster Agliedr., also die 
normale Gliederzahl, nur dass an denLippentastern das letzte Glied sehr 
klein, an den Maxillartastern die drei letzten Glieder verkürzt sind. 
Als eine eigene Gattung betrachtet der Verf, Rhagigaster Gu£r. 
Die Männchen sind von den übrigen Thynnen durch ihren walzen- 
förmigen Hinterleib, worin sie sich an Myzine anschliessen, unter- 
schieden. Die Weibchen unterscheiden sich auffallender, sie sind 
langgestreckt und glatt, haben ihre Mandibeln an der Spitze zwei- 
zähnig, ihre Taster eben so entwickelt, wie die der Männchen, die 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1844, 137 


Maxillartaster 6gliedr., die Lippentaster Agliedr. Als Arten führt W. 
auf: 1. Rh. unicolor Guer. g', 2. Rh. ephippiger, Diamma eph. Guer. 
nach Shuckard @ der vorigen, 3. Rh. mandibularis Westw. ZQ 
(Pl. 74. £. 1. 2), von Port Philip, 4, Rh. morio Westw. d, 5. Rh. 
haemorrhoidalis Guer. g', 6. Rh. integer, Thynnus int. Fab. Z, nach 
Bank’s Samml., 7. binotatus W.Q aus Vandiemensland, 8. analis 
W.© von Kön. Georg-Sund, 9? Bethylus apterus F. (kann nicht hier- 
her gehören), 10? Myzine ruficornis Guer. aus Arabien. 

An Rhagigaster schliesst sich eine neu aufgestellte Gattung 
Eirone W.: Männchen gleicht Thynnoides, ist aber ohne Haken an 
der Hinterleibsspitze; Weibchen ist schmal, glatt, ganz dem der 
Rhagigaster ähnlich, die Mandibeln ebenfalls mit zweizähniger Spitze, 
die Lippentaster 4gliedr., die Maxillartaster aber nur 4gliedr., wenn 
auch nicht verkürzt; die Klauen einfach, nur an der Wurzel ein we- 
nig erweitert. Eine neue Art E. dispar von Adelaide, das Mäm- 
chen schwarz, 33°”, das Weibchen gelb, 2%”. 

Näher mit den eigentlichen Thynnus verwandt, ist eine zweite 
neue Gattung Enteles, welche auf einem Weibchen gegründet ist, 
das in jeder Beziehung einem Thynnus-Weibchen gleicht bis auf die 
Taster, welche durchaus nicht verkürzt, die Maxillartaster 6gliedr., 
die Lippentaster 4gliedr. sind, welches also in dieser Beziehung -den 
Weibchen der amerikanischen Thynnus sich anschliesst. Eine Art: 
E. bicolor, vom Kön. Georg-Sund. 


Wespariae. Curtis (Transact. Linn. Soc. XIX. p. 256. 
Tab. 31) beschrieb zwei brasilische Polisten, zur Gattung Myrapetra 
White gehörend, M. brunnea und elegans, und von der ersteren 
auch das Nest. Dieses ist dem Anschein nach an einem Zweige 
aufgehängt gewesen, dabei ist es aber, was sonst bei diesen frei auf- 
gehängten Nestern nicht vorkommt, mit einer feinen röthlichen Erde 
überzogen, was freilich auch daher rühren kann, dass es in dieser 
Erde verpackt gewesen ist. Die Lage des Einganges am Grunde des 
Nestes macht es durchaus unwahrscheinlich, dass es in der Erde 
selbst angelegt gewesen ist. 

Ratzeburg (Forstins. 111. S. 52. T. 4. F. 7) stellte einen neuen 
Odynerus als Vespa ichneumonea auf, ein Männchen, der klei- 
nen Männchen des O. parietum sehr ähnlich, mit nur drei Binden 
und dichterer und stärkerer Punktirung des Hinterleibes. Es wurde 
aus einer Harzgalle von Tortrix resinana erzogen, „wo die Made 
sicher wie eine Ichneumonen-Larve schmarotzte”. Diese letzte An- 
nalıme scheint mir sehr unsicher zu sein, und scheint es mir wahr- 
scheinlicher, dass die Mutterwespe die in der Harzgalle vorgefundene 
Höhle benutzte, um ihr Ei dort unterzubringen. 


Formicariae. Mocquerys (Ann. Soc. Ent. d. Fr. I. 
p- ıxvın) erzählt, dass die Wilden in Brasilien die Oecodoma cepha- 
dotes benutzen, um Wunden zu heften. Zu diesem Zwecke lassen 


138 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


sie die Ameise in die beiden Wundränder einbeissen und reissen ihr 
dann den Leib ab. Man sehe nicht selten brasilische Eingeborne 
mit Wunden, welche mittelst 7—8 Ameisenköpfen verheilten. 


Lepidoptera. 


Die Werke von Freyer (Neue Beitr. zur Schmetter- 
lingskunde) und Herrich-Schäffer (Systematische Bearbei- 
tung der Schmetterlinge von Europa) sind regelmässig, fort- 
gesetzt worden. i 

Von ersterem liegen Lief. EB 73 vor. Von dem letzteren sind 
das 3te bis 9te Heft erschienen, in denen der von Herrich-Schäffer 
bearbeitete Text sich bereits über den grössern Theil der Ber 
sehmetterlinge ausdehnt. 

Eine umfassende Schmetterlingsfauna des Wolga-Uralge- 
bietes hat Eversmann bearbeitet (Fauna Lepidopterologica 
Volgo-Uralensis, exhibens Lepidopterorum species, quas per 
25 annos in: provineiis Volgam fluvium inter et montes Ura- 
lenses sitis obseryavit et descripsit Ed. Eversmann, Casani, 
1844, ‚a 

Eine vortreffliche Arbeit, von eben so grosser Genauigkeit als 
Reichhaltigkeit. Das Werk schliesst sich dem Ochsenheimer-Treisch- 
keschen in so fern an, als die Eintheilung und Bestimmungen des- 
selben zum Grunde gelegt sind, daher bei dort aufgeführten Arten 
die Zitate nicht wiederholt sind. Alle Arten sind mit lateinischen 
Diagnosen festgestellt. Besonders schätzbar sind auch die Anzeich- 
nungen über Vorkommen und Verbreitung der Arten seiner Fauna, 
welche der Verf. seit 25 Jahren unausgesetzt und sorgfältig beoh- 
achtet hat. (Eine ausführliche Anzeige hat Hering in der Entom, 
Zeit. 1845. S. 156. 236. 367 gegeben). 

Nachtrag zu dem Verzeichniss der bis jetzt in Preussen aufge- 
fundenen Schmetterlinge, von Prof. Klupsz (Preuss. Prov. Bl. 1844). 

Systematisches Verzeichniss der Tagfalter, Schwärmer und Spin- 
ner, welche in der Umgegend von Boppart und Bingen vorkommen, 
von M. Bach und C. Wagner. (Verhandlungen des az Ver- 
eins der preussischen Rheinlande. 1. Jahrg. S. 50). 

Eine Mittheilung über einige auf einer Reise in Italien beobach- 
teten Schmetterlinge machte Selys-Longchamps (Ann. Soc. Ent. 
d. Fr. II. p. xır). 

Hagen (Entom. Zeit. S. 385) theilte Linne’s Citate der Lepido- 
ptera in Schäffer’s Icon. Ratisb. Ins. Tom. 1. aus einem Supplement 
zur i2ten Ausgabe des Syst, Nat., welches sehr selten und deehallı 
kaum bekannt geworden zu sein scheint. 


'Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1844. 139 


Die Synonymie der Hufnagelschen Falter-Arten hat Zeller einer 
umfassenden und gründlichen Prüfung unterworfen (Isis S. 16). 

List of tlie Specimens of Lepidopterous Insects in the collection 
of the British Museum. Part I. Printed by the order of the Tru- 
stees. London 1844. Die Schmetterlinge werden von Ed. Double- 
day geordnet und bestimmt. Das Verzeichniss ist von Gray her- 
ausgegeben. Die Einrichtung ist sehr zweckmässig, da es nicht nur 
über den Bestand der Sammlung, sondern auch über die Verbreitung 
der einzelnen Arten reichhaltige Nachweise liefert. Der vorliegende 
Theil des Verzeichnisses erstreckt sich über die Papilionidae (mit 
Einschluss der Pieriden), Peridromidae, Danaidae, Heliconidae, 
Acraeidae, Nymphalidae, Morphidae, Brassolidae, Satyridae, Eury- 
telidae, Libytheidae. 

"Einige Beobachtungen über Paarung verschiedener Schmetter- 
lings-Arten, als Satyrus Janira mit Vanessa Urticae, Van. Urticae 
mit V. Atalanta, Satyrus Janira mit Argynnis Paphia, wurde’ von 
Bruant und Pierret mitgetheilt (Ann. Soc.' Ent. de Fr. II: p. vi). 


. Papiliones. Westwood (Are. Ent.) hat fortgefahren, Arten 
vw, Gattung Papilio abzubilden: P. Chaon und Megarus (pl. 72. 

Sr 2), neue Arten, und P. Xenoc/es Doubl. (pl. 79, £.2) von Assam, 

. Polluz und Castor (pl. 80. £.1.2), neue Arten von Assam und 
Sylhet, P. Leucothoe (pl. 79. £. 3), neue Art, vermuthlich von. Pulo 
Penang,. P. Palephates Boisd. (pl. 79. f. 1), neue Art von Manila, 
endlich P. Canopus W. (pl. 68), von der Melville-Insel an der Nord- 
küste von Neuholland. — Fünf neue südamerikanische Arten stellte 
Doubleday (Ann. nat. hist. XIV. p. 415) auf: P. Photinus ver- 
muthlich von Mexiko, P. Pyrochles von Bogötä, P. Cymochles 
von Trinidad, P. Mexzentius von Neugranada oder Ecuador, P. Vi- 
clorinus von der Westseite Amerika’s. 

Mann (Entom. Zeit. S. 356) sonderte von Zerynthia Polyzena 
als eigene Arten Z. Creusa und Demnosia Dahl. ab. Es haben diese 
beiden Formen allerdings etwas Eigenthümliches, indess scheinen mir 
die vom Verf. hervorgehobenen Unterschiede durchaus nicht alle 
stichhaltig zu sein, und es dürfte wohl richtiger sein, die Abweichungen 
von der Verschiedenheit des Standorts herzuleiten. Uebrigens erhielt 
die hiesige Sammlung von Dahl Z. Creusa, welche nach Herrn Mann 
nur auf Sieilien vorkommen soll, als von den Apeninen stammend, 
und ebenso Z. Demnosia von Triest, während sie nach.M.’s Angabe 
von Toscana stammt. — Z. Honnoratül Boisd. (Abänderung der Z. 
Medesicata) wurde von Freyer (N. Beitr. T. 416. f. 1.2) abgebildet. 

Aus der Pieriden-Gruppe beschrieb Doubleday (Ann. nat. 
hist. XIV. S. 418) eine Anzahl neuer Arten: Euterpe Hylonoma 
von Bogotä, Leptalis Cyra aus Brasilien, L. Eunoe von Mexiko, 
L. Prazinoe ebendaher, L. Medora von Bogotä, Pieris Ma- 
rana wahrscheinlich von Guayaquil, und P, Chione von Sierra 
Leone. 


140 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Boisduval (Ann. d. 1. Soc. Ent. de Fr. 2. ser. II. p. zxvıu) hat 
sich durch Beobachtung der Raupen und Puppen überzeugt, dass 
Anthocharis Belia und Ausonia eine Art ausmachen, indem aus 
durchwinterten Puppen die Stücke mit perlmutterweissen Flecken 
(Belia) auskommen, während solche Schmetterlinge, die nach kurzer 
Puppenruhe noch in demselben Sommer ausschlüpfen, mattweisse 
Flecke haben (Ausonia). Da sich A. Belemia und Glauce ebenso 
zu einander verhalten, als A. Belia und Ausonia, folgert B. mit 
Recht, dass auch diese nur Formen einer Art sind, wie dies bei 
den in der Färbung weit mehr abweichenden Van. Levana und Prorsa 
bereits längst festgestellt ist. 

Pierret (ebendas. S. ıvn) gab vom Weibchen der Anthocharis 
Damone Feisth. Nachricht. Während das g‘ dem der A. Eupheno 
gieicht, hat das Q grosse Uebereinstimmung mit dem der A. Carda- 
mines. 

Kollar (v. Hüg. Kaschm. S. 424—442. T. 3—13) bereicherte die 
Heliconier-Gruppe mit Acraea anomala (welche mir indess 
nur grössere Abänderung von A. Vesta F. zu sein scheint), die Da- 
naiden- Gruppe mit Danais Sita ebendaher, die Nymphaliden- 
Gruppe mit Limenitis Selenophora, L. Opalina, L. San- 
kara, L. Dichroa, Amathusia Ganescha (ist Cyrestis Ama- 
thusia Boisd.), Apatura Ambica, Paphia Hügeliüi, Hors- 
fieldii, Adolias Patala, A? Derma, Ariadne Wedah, 
Terinos Sinha, Argynnis Sakontala, Melitaea Durga, 
Vanessa Caschmirensis, alle aus dem Himalaja. 

Argynnis Oscarus Eversmann (Bull. Mosc. p. 588. T. 14. 


F.1) ist eine neue Art aus Irkuzk, der A. Ossianus Herbst zunächst, 


stehend, aber doppelt so gross. 

Freyer (Beitr. Taf. 409) stellte die früheren Stände der Ar- 
gynnis Ino dar, und (Taf. 422) Abänderungen der Arg. Latonia, Se- 
lene und Melitaea Athalia. 

Die Satyriden theilte Herrich-Schäffer (a. a. O.) auf fol- 
gende Weise in Gattungen: I. Keine oder nur die dem Vorderrand 
nächste Wurzelrippe der Vorderflügel aufgeblasen (Augen nackt). 1. 
Arge, schwarz- und weissscheckige Falter, mit ganz allmählich ver- 
dickten Fühlern, 2, Erebia, schwarz oder rothbraune Falter, meist 
mit rostrother Binde vor dem Saume: Fühlerkeule eiförmig, zusam- 
mengedrückt, 3. Chionobas, braune mit viel ockergelb, mit allmählich 
zur Kolbe verdickten Fühlern. — II. Die Rand- und Mittelrippe der 
Vorderflügel aufgeblasen: A. Augen nackt. 4. Satyrus, mit vor dem 
Afterwinkel nicht ausgeschnittenen Innenrande der Hinterflügel, 5. 
Epinephela Hüb. mit ausgeschnittenem Innenrande der Hinterflügel, 
B. Augen haarig: 6. Pararga Hübn. — 11. Alle drei Wurzelrippen 
der Vorderflügel aufgeblasen (Augen nackt), 7. Coenonympha Hüb., 
8. Phryne, neue Gattung, die erstere mit ausgeschnittenem, die 
zweite mit nicht ausgeschnittenem Innenrande der Hinterflügel. Zu 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1844. 141 


Epinephile gehören Hyperanthus, Pasiphae, Ida, Tithonus, Narica, 
Eudora, Janira, zu Pararga gehören Pamphilus u. s. w., zu 
Coenonympha stellen sich Deianira, Roxelana, Maera, Megaera 
ws. w. die neue Gattung PAryne endlich ist aus Pap. Phryne Hüb. 
gebildet, welcher jetzt der Artname Tircis Cr. zugefallen ist. 

Neue Arten aus dem Gebiete der europäischen Fauna sind S$, 
Virbius Herr. Schäff. (a. a. O. Fig. 45—48) aus Südrussland (ist 
H. Bryce O.) — Hipp. Cyclopius Eversmann (Bull. Mosc. p.59. 
T. 14. F. 3) von Irkuzk. — Hipp. Beroe Friv. Herr. Schäff. 
(a. a. O. Fig. 108—111) Freyer (Beitr. T. 415. F. 1. 2) aus Klein- 
asien. — Hipp. Fatua Friv. Freyer (ebenda F. 3. 4) aus der 
Türkei (Abänderung von H. Allionia). 

Von Freyer ist ferner Tarpeia O. (T. 427) sowie H. leucome. 
las mit den früheren Ständen (ebenda T. 433) abgebildet. 

Von Kollar sind folgende neue Arten aus dem Himalaja-Gebirge 
beschrieben und meist abgebildet: Satyrus Swaha, Saraswati, 
Padma, Schakra, Verma, Isana, Hyrania, Zophyrus, 
Nareda, Erebia Scanda (y. Hüg. Kaschm. 444—452. T., 14-17). 

Aus der Lycaeniden-Gruppe bildete Freyer (N. Beitr.) ab: 
Lye. Dardanus Friv. (T. 419. f. 2, 3) (Abänderung von L. orbi- 
tulus), L. Balkanica Friy. (T. 421. £.1. 2) als neue Arten aus der 
Türkei, L. orbitulus (T. 421: £. 3. 4) und als L. Stevenii eine klei- 
nere Abänderung von L. Daphnis vom Ural. — L. Boisduvalii 
Herr. Schäff. (a. a. O. F. 7—9) aus Südrussland ist die russische 
L. Eros. 

Neue Arten vom Himalaja-Gebirge sind von Kollar folgende 
beschrieben und grösstentheils auch abgebildet: Thecla Rama, 
Nissa, Nila, Syla, Sorya, Polyommatus Sena, Pavana, 
Tama, Pandia, Asoka, Patala, Didda, Nara, Putli, 
Maha, coelestina (v. Hüg. Kaschm, 412—423. T. 4. 5). 

Aus der Hesperiden-Gruppe wurden von Dems. beschrieben 
Hesperia zanthopogon, leucocera, Fatih, Dara, Disu 
(ebendas. S. 453—456.. T. 18). 

“.., Freyer (Beitr. T.417. F. 3.4) lieferte Abbildungen von AH. Cer- 
vanies Grasl. und H. 4detna Boisd., der letztere ist allem Anschein 
nach eine brasilische Art, Cineionius Hfig. 9. 


Sphinges. Eine neue Art ist Macroglossa Nyeteris 
Kollar (v. Hüg. Kaschm. 458. T. 19. F. 5), vom Massuri im Hima- 
laja, welche der Sph. Pandora F. sehr nahe kommt. 

Ueber das Geschrei der Brachyglossa Atropos hat Ghiliani 
(Ann. Soc. Ent. d. Fr. 11. p. ıxxır) neue Beobachtungen mitgetheilt. 
Er überzeugte sich bald, dass es aus dem Kopfe käme. Er schnitt 
‚einem Schmetterling den Kopf ab, und es hörte natürlich auf. ‘Er 
entfernte an einem andern Schmetterling die Taster und der Ton 
dauerte fort, Er schnitt sodann den Saugrüssel an seiner Wurzel 
ab, das Geschrei dauerte fort, während eine grünliche Flüssigkeit 


4142 Ewichson:\Bericht; übe. die wissensch. Leistungen in’der 


aus der mittleren, der eigentlichen Mundöffnung abwechselnd ausge- 
stossen und «eingezogen wurde, ‚welche durch Luftblasen, ‚welche beim 
Ausstossen«sich 'einwischten,, schaumig wurde. ‚Sobald,der Verf. ‚mit 
.einer. Nadel die Mundöffnung' verstopfte, verstummte ‚der‘; Ton, und 
erscholl wieder, sobald die Nadel zurückgezogen wurde... .1.l11.s 


Sesiariae, Eine neue Gattung Trypanophora wurde von 
Kollar aufgestellt, welche schlanke, innen sägeförmig gekerbte, an 
der Spitze zusammengedrückte und erweiterte Fühler hat, sehr kurze 
bärtige Taster, einen langen Rollrüssel, breite, zum Theil unbe- 
schuppte Flügel, mit einem zweiästigen (ubitalnerven ; welcher eine 
längliche fast eiförmige Zelle einschliesst, ‚einen walzenförmigen. Hin- 
terleib, an dessen Spitze.beim Weibchen eine kurze Legeröhre vor- 
rast, gleichlange, fast zusammengedrückte Beine mit sehr kurzen 
Enddornen der Schienen. Eine Art, Tr. semihyalina aus Kasch- 
mir (v. Hüg, Kaschm. 457. T. 19. F.1—4). 


EBEN | 1 
ie pl 2 


Chelonidae. Zeller (Entom. Zeit.) theilte einige 'beach- 
tenswerthie Bemerkungen zu einigen Arten von Zygaena mit: Z. 
Ephialtes erklärt der Verf. für eine klimatische lokale (roth zeich- 
nete) Abänderung von Z. Peucedani, welche mit der Stamr art 'am 
weitesten nach Norden geht, während sie nach Süden hin immer‘ der 
gelbgezeichneten Abänderung (Z. coronillae) Platz macht. — Z. An- 
gelicae O. ist in der neueren Zeit mit mehreren anderen Arten ver- 
wechselt worden: namentlich hat Boisduval in der Mon. d. Zyg. eine 
kleinere Z. filipendulae, in den Icon, hist. eine Z. hippocrepidis als 
solche geliefert. — Nachdem Prof. Hering die weissliche Raupe der 
Z. Minos an Pimpinella saxifraga aufgefunden, traf er pomeranzen- 
gelbe Raupen auf Thymus serpyllum, welche einen mit Z. Minos so 
übereinstimmenden Schmetterling lieferten, dass Zeller, nachdem ein 
Exemplar desselben zufällig unter die’ andern gekommen war, das- 
selbe nicht mehr herausfinden konnte, obschon die bezeichneten 
Stücke einige Eigenthümlichkeiten hatten. — Freyer (ebendas.S.85) 
theilte in Bezug auf Z. Minos mit, dass er einmal die weisse Raupe 
derselben in Menge und untermischt mit einzelnen gelben angetroffen 

habe; sie frassen nur Pimpinella, bissen aber auch Quendel und 
andere Pflanzen an. Die gelben Raupen lieferten fast nur Weibchen, 
während 'aus den weissen mehr Männchen und fast Meinen 
auskamen. | 

Zygaena Favonia Freyer (Beitr. T: 428: £.4) ink eine neue 
Art aus der Türkei, aa) 

Kollar .(v. Hüg.  Kaschm. S. 459 — 469. T. 19 — 21) stellte fol- 
gende neue Arten aus dem -Himalaja auf: Zygwena Kaschmiren- 
sis, Syntomis diaphana, bicincta, Chulcosia pulchella, 
leptalina, hyalina, Selene, dsemia adulatrix, Euprepia 
principalis, 'equitalis, imperialis,  leopardina (ist.B.- 
Crotalariae F. Syringa Cr.), E.? argus, E: quadriramosa, ery- 


“> 'Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 184. 143 


ehroxona, casigneta, exclamationis. Die Gattung Campylo- 
2is Westw. wird vom Verf. mit Chalcosia Hübn. als Synonym ver- 
‘einigt. 

Bombyces. Die Begattung der Psyche plumifera wurde von 
Mann (Entom. Zeit. S. 173) beobachtet. Sie geht am Vormittage 
in recht heissem Sonnenschein yor sich, Das Männchen dringt mit 
‘dem ganzen Hinterleibe in den weiblichen Sack ein, und nachdem es 
6 Minuten in dieser Lage verweilt, zieht es ihn allmählich wieder 
hervor, fliegt einige Schritte weiter und fällt dann todt zu Boden. Der 
Hinterleib des Männchens, so wollig er vorher war, ist nach der Be- 
gattung ganz kahl. Durch Aufschneiden weiblicher Säcke überzeugte 
sich der Verf., dass das Weibchen sich bei der Begattung auf den 
‚Grund des Backen zurückzieht, dass ihm der Hinterleib des Männ- 
chens unter die Brust reicht, und der lange röhrenförmige Penis von 
unten in die weibliche Geschlechtsöffnung eindringt. 

. „Anders geht die Begattung der Psyche febretta vor sich, nach 
‚den Beobachtungen von Ghiliani (Ann. Soc. Ent. d, Fr. II. p.ıxv), 
indem das Weibchen zur Hälfte aus seinem Sacke hervorkommt. 
Pierret (ebendas.) fügte hinzu, dass die ungeflügelten Orgyien- 
Weibchen (rupestris, tritophas) sich ebenso verhielten, indem sie in 
ihrem Gespinnste verblieben und zur Begattung nur die Legeröhre 
'heraussteckten. Boisduval (ebendas.) bemerkte, dass es unter 
Psyche | zwei Abtheilungen giebt: bei der einen ist das Weibchen 
‚zwar ungeflügelt, aber Fühler und Beine sind vollständig ausgebildet, 
bei der anderen ist es vollkommen wurmförmig.. Bemerkenswerth 
ist ‚ferner, dass die Raupen der Psyche-Männchen sich, in ihrem 
Sacke zur Verpuppung umkehren, die der Weibchen nicht; um be- 
fruchtet zu werden, streckt das Weibchen aus dem Sacke dem Männ- 
'chen seine Legeröhre zu; die Eier werden beständig in den Sack 
gelegt, und die jungen Raupen vervollständigen ihre erste Hülle mit 
‚den "Ueberbleibseln desselben. — Diese Angaben stehen mit der obi- 
‚gen Beobachtung des Herrn Mann in geradem Widerspruch, , und 
wenn auch daraus heryorzugehen scheint, dass ein verschiedenes 
Verhalten bei verschiedenen Arten statthat, so ist dasselbe durch 
weitere sorgsame Beobachtungen noch fester zu stellen. 
 Boyer de Fonscolombe (ebendas. S.ıx) theilte einige Beob- 
achtungen über Dieranura vinula und Lasiocampa lineosa mit, Bei 
der ersteren scheint es ihm, als ob der Schmetterling, um sich durch 
das harte Gespitinst durchzubohren, eine runde Kappe vor der Pup- 
penschale aufbehält, wenigstens fand der Verf. stets eine solche vor 
der Oefinung des Gespinnstes, sobald der Schmetterling  hervorge- 
kommen war. Lasiocampa lineosa lebt gesellschaftlich‘ auf Cypres- 
sen, und: ist leicht zu erziehen. Die Gespinnste gleichen denen der 
L. Pini. 
or Bertolini, ‚De duobus insectis, Ulmo campestri et Pyro.Malo 
infensis (Nov, Comment. Acad. Science, Inst. Bonon. VI. 1844. p: 460). 


144 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Das den Apfelbäumen schädliche Insect ist .Cossus Aesculi, welcher 
mit seinen‘ frühern Ständen Taf. 30 abgebildet ist. 

Freyer (ebendas. S.29. 397) theilte seine Erfahrungen über die 
Naturgeschichte der Orygia selenitica mit. 

Hering (ebendas. S. 415) machte auf eine neue Art, Lithosia 
arideola aufmerksam, welche von ihm erzogen wurde, und welche 
von L. complana sowohl als L. arideola, denen sie zunächst steht, 
mehrere Unterschiede zeigt. 

Neue Spinner-Arten aus dem Himalaja-Gebirge sind Liparis 
chrysolopha, zanthorrhoea, vitellina, Gastropacha sul. 
phurea, Caschmirensis, velutina Kollar (v. Hüg. Kaschm. 
470—473. T. 21). 


Noctuae. Kollar (a. a. O. S. 477) errichtete eine neue 
Gattung Arcte, mit diekem, fast walzenförmigen Körper, der Mit- 
telleib mit dichten und langen Haaren bekleidet, unter denen der 
Kopf fast verborgen ist, die Fühler mittellang, borstenförmig, einfach, 
die Taster kurz, der Stirn angelegt, das Endglied sehr kurz und 
kaum sichtbar. Rollrüssel vorhanden. Die Beine, mit Ausnahme der 
Füsse, mit langen Haaren bebartet. Die Flügel nicht breit, dunkel- 
farbig, die Hinterflügel mit bläulichen Binden. Eine neue Art, A. 
polygrapha vom Himalaja, Neue Arten älterer Gattungen eben- 
daher sind: Erebus albieinetus, chimista, dasypterus, 
leucostigma, Ophiusa discios, Caradrina Himalejica, 
Trachea melanospila, Agrotis biconica, exzigua, Plusia 
coelonota, Polia scotochlora. 

Von Freyer (Beitr.) wurden folgende Eulen abgebildet, welche 
neu, obschon zum Theil in Boisduval’s Catalog aufgeführt sind: Ha- 
dena grönlandica B., Polia coerulescens B,, Cucullia Xeranthemi B., 
C. ceramanthea Schmidt, mit der Raupe, der C. Scrophularia zu- 
nächst stehend, von Herrn Ferd. Schmidt bei Laibach auf Ceramanthe 
(Serophularia) verna entdeckt, Aconthia Urania Friv. aus der 
Türkei, Miselia conspurcata Fuchs vom Ural, vielleicht Abänd. der 
M. filigramma Er. 

Eversmann (Bull. Mosc. p. 591. T. 14. 15) beschrieb folgende 
neue Arten: Agrotis lutescens, Noctua quadrangula, Gor- 
tyna cervago aus den Vorbergen des Ural, Plusia Renardi 
aus dem östlichen Sibirien, PZ, dives von Irkuzk. 

Donzel (Ann. Soc. Ent. d. Fr. ll. P- 199. pl. 6. n. II.) stellte eine 
neue Art Polia felicina auf, welche in der Gegend von Marseille 
gefunden ist. 

Ueber das Vorkommen der Noct. Haworthi Curt. und über die 
Synonymie derselben, theilte Metzner Bemerkungen mit (Entom. 
Zeit. S. 167). Die Eule wurde in Deutschland zuerst von Zeller bei 
Frankfurt a. O. aufgefunden, auf einem nassen Torfsumpfe. Die aa 
ist noch unbekannt. 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1844. 145 


‚ Freyer (Beitr.) bildete mit den früheren Ständen Simyra ve- 
nosa, Plusia modesta, Catocala nupta, Cueullia lucifuga, ceraman- 
thea (s. 0.) Triphaena serotina, Cerastis glabra, Eversmann (Bull. 
Mose. pl. 16. f.4) die Raupe von Cueullia Santoniei ab. — Bruand 
beschrieb die Raupe der Spaelotis nyetemera (simulatrix Hü.), 
welche auf Festuca ovina lebt, und sich auch mit Poa annua ernäh- 
ren lässt, und die der Curadrina respersa O., die von Gräsern und 
weissem Hauslauch lebt (Ann, Soc. Ent. de Fr. II. 192. 194. T. 6. 
n.1. C. D). 
©  ‚Boisduval'(ebendas. S.ıxx) legte eine Beobachtung vor, welche 
ihm über die Raupe der Noct. communimacula aus Ungarn mitge- 
theilt worden ist: diese Raupe lebt nämlich ähnlich der von Lima- 
codes (wovon man über 40, meist amerikanische Arten kenne), in 
den von den Stichen der Blattläuse gekrümmten Blättern des Man- 
del- und Pfirsichbaums, und nähre sich von den Blattläusen. Durch 
Vergleichung mit nordamerikanischen Limacodes-Arten hatte sich B. 
denn auch überzeugt, dass N. communimacula unbedenklich (bien 
positivement) zur Gattung Limacodes gehöre. 


Geometrae. Eversmann (Bull. Mosc. p. 597. T. 15. f. 4.3) 
bildete Acidalia curata und Aspilates formosaria ab, die 
erstere aus dem östlichen Sibirien, die letztere von den Kasanschen 
Vorbergen des Ural. — Ein sehr abweichendes Bild der letztern Art 
lieferte auch Freyer Beitr. Tf. 338, wo zugleich Fidonia desertaria 
Ev., Acidalia extersaria (nicht extensaria) Ey. und Cidaria Burga- 
ria Ev. von Kasan dargestellt sind. Auf T. 426 lieferte Ders. Ab- 
änd, von Acid. dubitaria und dilutaria und auf T. 414 die früheren 
Stände der Ennom. dolabraria. } 

An Spannern aus dem Himalaja sind von Kollar (v. Hüg. 
Kaschm. S. 486—491) folgende beschrieben: Geometra Iycaena- 
ria, Aspilates phoeniceotaeniata, A. peregrina, Acida- 
lia adumbrata, Cidaria propinquata, albigirata, sub- 
angulata, Zerene leopardina, Idaea hyalinata. 


Pyralides. Ebendaher sind Hypena obliqualis, Sco- 
pula Amaculalis, Botys vitellinalis, Asopia elongalis 
Kollar (a. a. O. S. 491—493). 

 Bertolini De Botyde silaceali deque damno quo affıcit Can- 
nabin sativam (Nov. Comment. Acad. Scient. Inst. Bononiensis VI. 
1844. p. 91. Tab. ıv). Die Raupe lebt in den Stengel des Hanfs. 


Tortrices. Prittwitz (Entom. Zeit. S. 419) machte auf eine 
der Tort. Zachana sehr nahe stehende neue Art T, Salicetana 
aufmerksam. Freyer (Beitr. T. 419) bildete eine neue Art Carpo- 
capsa Kokeiliana Schm. ab, welche von Herrn Ferd, Schmidt aus 
istrischen Galläpfeln erzogen ist. 


Mineae. Zeller (Isis S, 198) hat eine sehr gründliche Mo- 
nographie der Gattung Hypomeneuta und Psecadia bearbeitet, zu 
Archiv f, Naturgesch, XJ, Jahrg. 2. Bd, K 


146 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen’in der 


welcher in der Entom. Zeit. S. 379 einige Nachträge gegeben sind. 
Die Arten der über ganz Europa verbreiteten Hyporneneuta sinds 1. 
H. rufimitrellus "Zell. Deutschl., 2. 7. Opunetatus Retz. (sedellu Tr.) 
auf Sedum, 3. A. plumbellus W. Vz. auf Rlamnus frangula, 4. H. 
errorellus Hü., 5. H. variabılis (padella L. Hü. Tr. Frey. Ratzeb.) 
auf Schlehen, auch auf Weissdorn, 6. A. rorellus Hü. (helicella Fr. 
N. Beitr.) auf Weiden, 7. H. malinellus Zell. Frey. auf Apfelbäumen, 
8 H. Euonymi Zell. (cognatella Hü. Tr. Frey. Ratzeb.) auf Euomyn. 
europ., der von den Gespinnsten dieser Schabe seinen Namen ‚,Spin- 
delstrauch” führt, 9. H. padi Zell, (euonymella L, F. Hü. Tr. Frey.) 
auf Prunus padus. — Psecadia enthält folgende Arten: 1. Ps. Gpun- 
etella Hü., 2. Ps. scalellu Scop. ( Tür. sequella W. Vz. pusiellu F., 
Tithospermella Hü.), 3. Ps. echiella W. Vz., lebt auf Echium vulgare, 
A. Ps. funerella Fab., 5. Ps. 10gutiella Hü. auf Lithospermum offici- 
nale, 6. Ps. chrysopyga Zell. Ent. Zeit. 1844. S. 379 (Alavianella 
Fisch. v. Rössl. Zell. Isis 1844. S. 233), 7. Ps pyrausta Pall. Zell. 
Ent, Zeit. 1844. S. 379 vom Ural, 8. Ps. flavianella Hü. Zell. Ent. 
Zeit. 1844. S. 140, 9. Ps. aurifluella Hü. Tr. (pyräusta Zell. Isis 
1844. S.234). 


Bruand (Ann, d. l. Soc. Ent. d. Fr. N. p. 187. pl. vi) theilte 
seine Erfahrungen über mehrere Schaben mit: 1. Raupe und Natur- 
geschichte des Chilo phragmitellus, 2. Haemylis pastinacella, dereh 
Raupe auf Heracleum sphondylium lebt, wovon sie die grünen Kör- 
ner frisst und in dessen Stengel sie sich verpuppt; 3. Solenobia cla- 
thrella? Dup., deren Raupe ein Sackträger ist, und von Flechten 
sich nährt. Das Weibchen ist ungeflügelt und bleibt im Sacke, bis 
zur Begattungszeit, wo es sich am obern Theile desselben festhält, 
und später mit der sehr verlängerten Legeröhre die Eier in den 
Grund des Sackes legt. 


Ueber den Schaden, welchen Oecophora olivella den Oliven ver- 
ursacht, stattete Gu@rin der Pariser Akademie Bericht ab (Compt. 
rend. XIX. p. 1147). 


Eversmann (Bull. Mose. p. 599. pl. 16) bildete folgende neue 
Arten ab: Phycis brunneella, chalybeella, Myelophila ge- 
minella, Ypomeneuta haemorrhoidella, die ersteren aus 
den Vorbergen des Ural, die letzte von der unteren Wolga und dem 
Caucasus, 


Vom Himalaja sind Chilo chrysographellus, locupletel- 
lus, nivellus Kollar (v. Hüg. Kaschm. S. 494). 


Alueitae. Eine von Eversmann aufgestellte neue Art ist 
Alucita nephelodactyla von der Wolga und den Uralschen 
Vorbergen (Bull. Mosc. p. 603. T. 16. F. 3). 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1844. 147 


Diptera. 


Ueber den innern Bau in dieser Ordnung hat Leon Du- 
four einen allgemeinen Ueberblick gegeben: ‚Anatomie gene- 
rale des Dipteres”, (Annal. d. science. nat. 3. ser. J. p. 244). 

Im Nervensystem der Dipteren hebt der Verf. die Eigenthüm- 
lichkeit hervor, dass das Bauchmark nicht aus zwei gesonderten 
Strängen, sondern aus einem einzigen bestehe. Die Zahl der Knoten 
ändert ab nach den verschiedenen Familien: bei den Culicinen und 
Tipularien finden sich 9 Ganglien, 3 im Mittelleibe, mit einander 
verwachsen (soudes) und 6 im Hinterleibe aus einander gerückt; die 
Larven haben 11 Ganglien. Die Asilier und Bombylier stimmen in 
der Zahl und Lage der Ganglien mit den Tipularien überein: bei 
einigen Larven der Asilier aber fand der Verf, drei Ganglien mehr 
als beim vollkommenen Insect. Die Tabanier, Stratiomyden, The- 
reuiden und Leptiden haben 7 Ganglien: 1 im Mittel- und 6 im Hin- 
terleibe: die Gangliensind dafür um so grösser. Scenopinus hat5 Ganglien, 
die Syrphiden nur 3, die Conopier nur 2, bemerkenswerth zugleich 
durch den Umstand, dass ihre Lage bei den beiden. Geschlechtern 
verschieden ist; die Oestriden und die Muscarien mit Flügelschuppen 
haben nur ein einziges Ganglion, die Muscarien ohne Flügelschuppe 
aber zwei oder zuweilen drei. — Stigmen finden sich 2 Paar am 
Mittelleibe und 5 oder 6 Paare am Hinterleibe; die letzteren liegen 
bald an den Seiten der Rückenhalbringe (Muscarien u. s. w.), bald 
zwischen den Ringen in der Verbindungshaut (Culieinen, Tabanier, 
Asilier u, s. w.). Die Tracheen sind bald einfach, bald blasig: mit 
Blasen, welche willkürlich gefüllt werden können, sind sie bei sol- 
chen besetzt, welche leicht und anhaltend fliegen, als den Culieinen, 
Tipulariern, Tabaniern, Syrphiern, den Muscarien mit Flügelschup- 
pen u. s. w.; einfach sind sie bei den Muscarien ohne Flügelschup- 
pen. — Der Nahrungskanal ist auf der linken Seite immer von einem 
gestielten Speisesack (sog. Saugmagen) begleitet, der in den Schlund 
einmündet, und den der Verf. als „panse” nicht unpassend bezeich- 
net, und seiner Verrichtung nach ganz richtig als „favorable ä la 
rumination” bestimmt. Bei einigen Dipteren (Teichomyza, Droso- 
phila) giebt es einen wahren Kropf mit schwieligen Wandungen. 
Der Chylusmagen ist das längste Stück des Nahrungskanals: ‘an sei- 
nem Anfange ist er einfach bei einigen Tipularien und den letzten 
Muscarien ohne Flügelschuppen; mit zwei taschenförmigen Aussak- 
kungen bei den Tabanen, Asiliern, Stratiomyden, Bombyliern, Doli- 
chopoden, Scenopiniern u, s. w., mit 4 solcher Taschen bei den 
Syrpbiern, endlich kelchförmig oder mit einem kreisförmigen Wulst 
bei den Conopiern und Muscarien. Gallengefüsse gewöhnlich vier, 
selten 5 (Culicinen): ihre Enden sind frei, mit Ausnahme der grossen 
Tipularien, wo die Gallengefässe zwei Schleifen mit 4 Mündungen 
bilden, Ihre Einfügung geschieht bald mit 4 besonderen Mündungen, 

K* 


148 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


gewöhnlicher mit 2 seitlichen Gallengängen, selten mit einem ein- 
zigen (Stratiomyden). — Speichelgefässe finden sich bei allen Dipte- 
ren und zwar von einfachem Bau, bald fadenförmig, bald eiförmig. 
Aussonderungsdrüsen sind selten bei den Dipteren, der Verf, hat der- 
gleichen bei beiden Geschlechtern der Sepsideen auf der oberen 
Wand des Rectum gefunden, welche einen Riechstoff durch den After 
ausscheiden. In der Schilderung der Fortpflanzungsorgane hat sich 
der Verf. die schönen Arbeiten von Siebold und Löw zu Nutze gemacht. 
Hinsichts der Samenbehälter am weiblichen Eileiter meint er indess 
denselben als Absonderungsorgan ansehen zu müssen, weil beständig 
eine Drüse damit verbunden sei: er wolle indess damit nicht in 
Abrede stellen, dass der Behälter nicht auch zugleich zur Aufnahme 
des männlichen Samens dienen möge. — In einer Nachschrift zu 
einer Abhandlung über Piophila petasionis (ebendas. S. 385) berich- 
tet der Verf., dass er bei einem in Paarung begriffenen Pärchen die- 
ser Fliege die beiden Hinterleiber rasch abgeschnitten und sich durch 
den Augenschein bei der anatomischen Untersuchung überzeugt habe, 
dass der Penis des Männchens oder vielmehr dessen Scheide in die 
ausdehnbare Begattungstasche eingedrungen sei, welche Löw den 
Dipteren überhaupt abspreche, und dass der Same in diese Tasche 
ergossen werde. Die Sache ist wohl nach näherer Prüfung durch 
Wiederholung des Versuchs bedürftig, da in diesem Falle das Weib- 
chen schon todt oder im Absterben begriffen war, als das Männchen 
sich ihm näherte. 


Zetterstedt’s Werk „Diptera Scandinayiae” ist im ununter- 
brochenen Fortschreiten begriffen. Im Jahre 1844 ist der dritte 
Band erschienen, welcher Scenopinus, Platypeza, Callomyia, Opezia, 
die Conopier, Pipunculinen, Oestriden und den Anfang der Muscarien 
enthält. 


Ueber das Vorkommen verschiedener Dipteren theilte Hoft- 
meister (Ent. Zeit. S. 360) Beobachtungen mit. j 


In der Isis 1844. S. 449 ist über Rondani’s Arbeiten über Zwei- 
flügler Nachricht gegeben; Memorie per servire alla Ditterologia 
italiana di C. Rondani. Parma I. 1840. 11. 1840. 111. 1841. Die erste 
Mem. beschreibt eine blutsaugende Tipularie, welche eine neue Gat- 
tung Phlebotomus bildet, (eine neue Abhandlung über dieselbe hat 
der Verf. in den Ann. Soc. Ent. Fr. mitgetheilt, — S. vor. Bericht 
S. 321, — wo die Gattung irrig Hebotomus heisst; der Verf. schreibt 
nach italienischer Weise Flebotomus). Die zweite Mem,, welche 
eine neue Eintheilung der Tipuliden und die Aufstellung mehrerer 
neuer Gattungen der Cecidomyien und Lestreminen enthält, ist in 
der Isis a. a. ©. im Auszuge mitgetheilt. Die dritte Abhandl., eine 
Eintheilung der europäischen Zweiflügler in 35 Familien enthaltend, 
findet sich in den Annali di Bologni VI, und ein Auszug daraus Isis 
1843. S. 614. Ausserdem ist noch eine vierte Abhandl. über Phasia 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1844. 149 


und eine fünfte über Chortophila vorhanden. — Mir sind die Ann, 
d. Bologn. hier noch nicht zugänglich gewesen. 


Tipulariae. Loew stellte mehrere neue Gattungen auf: 
Prionocera (Entom. Zeit. S. 170) zwischen Ctenophora und Tipula 
stehend, mit der Flügel- und Tasterbildung von Tipula, 13gliedr. nach 
unten sägeförmigen Fühlern ohne Wirtelhaare, an den Füssen ohne 
Haftläppchen, mit einer weichen und fast wolligen Behaarung des 
Körpers. Eine neue Art Pr. pubescens von etwas über 3‘ Länge, 
aus der Posener Gegend. Der Gattungsname ist nicht mehr frei. — 
Mochlonyz, (ebendas. S. 121. Anm.) aus Corethra velutina Ruthe 
gebildet, welche von Corethra u. a. durch die Kürze des ersten Fuss- 
gliedes abweicht. — Haemasson (ebendas. S. 115. T. 1. F.1—5) 
fällt ohne Zweifel mit Phlebotomus Rond. zusammen, die von Loew 
in Ungarn, der Wallachei und Constantinopel beobachtete Art H. 
minutus L. ist vielleicht einerlei mit papatasii Scop. — Lipo- 
neura (ebendas. S. 118. T. 1. f. 6—10) auf einem in Schlesien auf- 
gefundenen Insect, L, einerascens gegründet, stimmt in vielen 
Stücken mit Blepharicera Macg. und Asthenia Westw. (s. Bericht f. 
1843. S. 320 und f. 1842. S. 257) und ist vielleicht selbst von beiden 
nicht verschieden, wenn man annehmen kann, dass von Westw. und 
Macq. der eigenthümliche Bau der Füsse mit gekrümmtem und unten 
gezähneltem letzten Gliede und sägeförmig gezähnelten Klauen über- 
sehen ist. 


«Macquart (Ann. .d. l. Soc. Ent. d. Fr. JJ, p. 69. pl. I.) theilte 
neue Beobachtungen über die von ihm aufgestellte Gattung B/epha- 
ricera (5. vor. Ber. S. 320) mit. Er hatte früher nur das eine Ge- 
schlecht gekannt, welches er für das Männchen hielt, weil es zusam- 
menstossende Augen hatte Er erhielt seitdem das andere Geschlecht, 
welches nach dem Bau der Hinterleibsspitze des Männchens sein 
musste, welches auch längere Beine, breitere Flügel hatte, auffallen- 
der Weise aber kleinere, auseinanderstehende Augen mit gleichgros- 
sen Facetten zeigte. Die Augen sind behaart. Das Endglied der 
Taster bei den Männchen ist lang und biegsam wie bei Tipula. Die 
Schwärme dieser Männchen bei ihren Tänzen wurden auch in einer 
grösseren Höhe als die der anderen Individuen beobachtet. 

Lestremia theilte Loew (Entom. Zeit, S. 324) in zwei Unter- 
gattungen: Lestremia mit 1ögliedr. und Cecidogona mit 11gliedr. 
Fühlern und beschrieb von der letzteren eine bei Posen entdeckte 
neue Art L. carnea. 


Die forstlichen Cecidomyien, ©. pini Deg., brachyntera Schwäg. 
und fagiHart., wurden von Ratzeburg (Forstins. Il. S. 159) abgehan- 
delt; zur letzteren gehört Cynips fagi Lin., von welchem Linn& nur 
die kegelförmigen spitzen Gallen auf Buchenblättern kannte. Hartig, 
der zuerst dies nachwies, lehrte auch eine zweite Gallmücke der 
‚Buchenblätter kennen, ©. annulipes, welche kleinere, stumpfere und 


150 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


weichere braunhaarige Gallen hervorbringt. Beide Gallem sind hier 
abgebildet. 

Sciara subterranea Märkel (Germ. Zeitsch. f. d. Ent. V. 
S. 266) ist eine unzertrennliche Begleiterin der Form. 'rufa, in deren 
Nestern sie vom ersten Frühling bis zum späten Herbste vorkommt. 
Sie entwickelt sich nicht blos daselbst, sondern lebt auch in den 
Nestern, und der Verf. sah sie dort häufig in Begattung. 

Wahlberg beschrieb eine neue Art von Simulia aus ae 
S. ferruginea, S %", 2 3 lang, also die grösste der jetzt; be- 
kannten Arten, auch darin bemerkenswerth, dass sie durchaus nicht 
blutgierig zu sein scheint (Öfv. K. Vet. Acad. Förhandl. 1844.'p. 110). 


Asilici. Eine neue, Gattung Anarolius wurde von Loew 
(Entom. Zeit. S. 165. T. 2. F. 22—25) aufgestellt, welche mit Dasy- 
pogon zunächst verwandt, durch Mangel der Haftläppchen zwischen 
den Klauen abweicht; hierin kommt, sie mit Acnephalum Macg. über- 
ein, wo aber der Hinterleib breit, wie bei einer breiten Laphria, 
hier dagegen zusammengedrückt, wie bei einem Asilus ist, Az. 
äubatus, neue Art aus Kleinasien. 

Dioctria Harcyniae, eine neue Art vom Unterharz, wurde 
von Dems. (ebendas. S. 381) beschrieben. 


KEmpides. Neue Arten sind Paramesia tenella, Bike 
phomyia paradoxa, modesta, poplitea Wahlberg (Öfvers. 
K. Vet. Acad. Förhandl. 1844. p. 107) aus Lappland. 


Tachydromiae. Ebendaher ist Tachydromia atra 
Desselb. (ebenda S. 106). 


Heptides. Loew (Entom, Zeit. S. 123. T. 2. F, 1-5) stellte 
eine neue Gattung Baryphora ;auf, mit einer neuen Art B. spe- 
ciosa von Rhodus und den östlichen ‚Inseln des griechischen Archi- 
pels. Die stellt sich in die Mitte zwischen Atherix uod Thereua, 
Sie ist von schlanker Form, mit vorragender Stirn, vortretendem 
aufgekrümmten Rüssel, sehr dicken 3gliedr. Fühlern, das erste- Glied 
aufgetrieben, eiförmig, das zweite sehr klein, das, dritte ‚kegelförmig, 
ohne Endgriffel. (Ueber die Haftläppchen zwischen den Klauen, 
welche über die nähere Verwandtschaft mit Thereua ‚oder Atherix 
entscheiden würden, hat der Verf. nichts angezeichnet). Das Betragen 
mehr wie bei Atherix. Das Insect lief auf Arbutusbüschen im Schat- 
ten, oder in der ersten Morgensonne umher, mit den Flügeln schwin- 
gend und den Hinterleib überkrümmend. 


Scenopinii. Zetterstedt (Dipt. Scand. Ill. p. 897) stellte 
eine neue Art, Scenopinus furcinervis auf, nach einem zu Lund 
am Fenster gefangenen Männchen mit doppelt gegabeltem dritten 
Längsnery des Flügels. 


Dolichopodes. Macquart (Ann. d. 1. Soc. Ent. dı Fr. 1. 
p: 177. pl. 4. 5) hat die Geschlechtsunterschiede im Flügelgeäder in 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1844. 151 


Untersuehung genommen, und die Flügel einer grossen Zahl von Do- 
lichopus-Arten abgebildet, wo diese Unterschiede sehr beständig sind, 
Sie bestehen in folgenden Punkten: 1. An der Spitze der Mediasti- 
numsnerven, welche sich gegen die Mitte ihrer Länge vereinigen, 
findet sich bei den Männchen ein schwarzer Schwielenpunkt, welcher 
bei den Weibchen weniger deutlich ist oder auch ganz fehlt, 2. Der 
grosse Quernery ist gewöhnlich beim g mehr gegen die Spitze ge- 
rückt als beim 9. 3. In Folge davon ist die Strecke des Externo- 
Mediannerven vom Quernerven bis zur Krümmung oder dem Knie 
beim g' kürzer als beim 9. 4. Das Knie oder die Krümmung des 
Externo-Mediannerven ist beim Z gewöhnlich stärker ausgebildet 
als beim 9. — Diese Geschlechtsunterschiede liessen sich jedoch 
nur bei Dolichopus feststellen, bei den übrigen Gattungen gelang es 
nicht, dergleichen zu ermitteln, 

Wahlberg theilte eine, die Lebensweise der Dolichopoden be- 
treffende Beobachtung mit, welche er am westlichen Seestrande 
Schwedens machte. Nach einem Sturm nämlich, sah er den vom 
Meere bedeckt gewesenen Sand mit Schwärmen von; Dipteren. be- 
deckt, deren Mehrzahl aus verschiedenen Dolichopoden bestand, 
welche eine in Menge ausgespülte kleine Nais-Art zum Futter auf- 
suchten. Unter diesen Dolichopoden fand sich auch Rhaphium fla- 
vipalpe Zett., von welchem der Verf. hier das bis jetzt unbeschrie- 
bene Männchen kennen lehrt. Aus dieser Art bildet er eine neue 
Gattung Thinophilus, welche, im Ansehn. einer Cordylura nicht un- 
ähnlich, die wesentlichen Merkmale der verschiedenen Hauptgattun- 
gen dieser Familie in sich verbindet, nämlich die Kopf- und Taster- 
bildung von Rhaphium, die Flügelzeichnung von Hydrophorus,, die 
‚Fühlerform von Dolichopus und die Begattungstheile von Ammoba- 
tes. Eine zweite Art der Gattung ist Rhaphium maculicorne Zett. 
(Kröy. Naturh. Tidsskr. N. R. p. 41. Öfvers. K. Vet. Acad. Förhandl. 
1844. p. 37). 

"Ders. (Öfvers, K. Vet. Acad. Förhandl. 1844. p. 109) beschrieb 
zwei neue Lappländische Arten Hydrophorus alpinus und Me- 
deterus paradoxus. Diese letztere Art, bemerkt der Verf., 
scheint mit Dol. scambus, curvipes, femoralis, pumilio, pieticornis 
u. a. eine eigene Gattung zu bilden, der man am besten den Namen 
Medeterus lässt, und Hydrophorus für H. regius, bipunctatus, 
litoreus u. s. w. behält. Die Arten mit fast endständiger Fühler- 
borste und weit untergebogener Hinterleibsspitze des Männchens, 
wohin iaculus, rostratus u. a. gehören, erfordern unbedenklich die 
Errichtung einer eigenen Gattung, welche wegen des aufrechten Gan- 
ges der Thierchen mit Orthobates sich treffend bezeichnen Jiesse. 


Bombyliarii. Loew (Entom. Zeit.) bereicherte diese Fa- 
milie mit vier neuen Gattungen. Platypygus (S. 127. T.2. F. 6-8), 
mit schwach -behaartem Körper, buckligem Mittelleibe, breitem 
Nachem Hinterleibe, die Flügel mit drei Nerven aussendender Di- 

. 


152 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


seoidalzelle und einer Submarginalzelle. Hat Aehnlichkeit mit Usia, 
im Ansehen und im Betragen, entfernt sich aber durch das Flügelgeäder 
merklich von den übrigen Bombyliariern. Pl. Chrysanthemi, 
neue Art von Rhodus und den griechischen Inseln, in den Frühlings- 
monaten auf Chrysanthemum, dessen Blüthenstaub sie mit grosser 
Gier verzehrt. — Ectimus (S. 154. T. 2. F. 9—11) schliesst sich 
Systropus durch seine schlanke Dioctrien-ähnliche Form an, unter- 
scheidet sich aber ausser der nicht keul-, sondern walzenförmigen 
Gestalt des Hinterleibes sowohl durch die Bildung des Untergesichts 
und der Taster, als auch durch das Flügelgeäder, indem aus der 
Discoidalzelle drei Nerven entspringen, wodurch eine Hinterrands- 
zelle mehr gebildet wird. E. perspicillaris, in Kleinasien, und 
den benachbarten griechischen Inseln, auf niedrigen Pflanzen, von 
deren Blüthenstaub er sich nährt, und E graeilis, von der Süd- 
küste Kleinasiens. — Chalcochiton (S. 157. T. 1. F. 14—17) vom 
Ansehn eines Mulio, von welchem die neue Gattung sich jedoch 
durch kurzen, mit einem Knöpfchen endigenden Rüssel und durch 
vorhandene Haftläppchen sich unterscheidet. Ch. speeiosus von 
der Südküste Kleinasiens. — Oligodranes (S. 160. T. 2. F. 13—16) 
stimmt mit Phthiria in den Fühlern mit doppelter Endborste, mit 
Geron im Flügelgeäder überein, unterscheidet sich aber von beiden 
durch breiteren und gerundeteren Mittelleib, ungekrümmten, an der 
Wurzel diekeren Rüssel, und die Länge und eigenthümliche Form 
der Taster. O. odscuripennis und fumipennis, in Kleinasien 
und Griechenland, in den Frühlingsmonaten, in der heissen Morgen- 
sonne um Grashalme schwärmend, und sich vom Blüthenstaube, vor- 
züglich der Gräser nährend, gegen Abend unbeweglich an dem Hal- 
men hängend. Die Männchen sah der Verf. nie Nahrung zu’ sich 
nehmen. | 


Stratiomydae. Stäger (Entom. Zeit. S. 403) prüfte die 
Linneische Musca hypoleon und kam zu dem Ergebniss, dass sie auf 
Oxycera pulchella Meig. zu beziehen sei. (Mehr darüber im näch- 
sten Bericht). 

Stratiomys argentata F. so wie Oxycera hypoleon (Zett.) und 
leonina sind von Jacobsen in Dänemark aufgefunden. (Kröy. Nat. 
Tidsskr. N. R. 1. p. 40). 

Die Larve der Clitellaria ephippium ist von Märkel (Germ. 
Zeitschr. f. d. Ent. V. S. 266. 478) entdeckt worden. Sie lebt in den 
Nestern der Formica fuliginosa. Die Larve war gegen Ende. März 
aus dem Neste genommen, und gegen Ende ‘des April schlüpfte die 
Fliege aus. \ 


Syrphici. Rondani (Ann, Soc. Ent. d. Fr. II. p. 61) hat eine 
Monographie der italienischen Cullicera-Arten geschrieben. Die Ar- 
ten sind folgende. 1. ©, Spinolae: Hinterleib mit zwei tiefschwar- 
zen Querbinden, Schenke, beim Weibchen ganz roth. Häufig in 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1844. 153 


Mittelitalien im October, vorzüglich auf ‘den Blüthen von Solidago 
virgaurea. — 2. ©. Roserii: Hinterleib ‘an. den Seiten des zweiten 
uhd zuweilen auch des dritten Ringes mit dunkler Binde; Schenkel 
bei beiden Geschlechtern schwarz mit rother Spitze. Aus den Vor- 
bergen der Apenninen Mittelitaliens, im September und October. — 
3. ©. Macguartii: Hinterleib ohne Binden, zweites Fühlerglied 
nur halb so lang als das erste; Augen bei beiden Geschlechtern be- 
haart. Im Gebiet von Parma. — 4. C. aurata Rossi (aenea Meig.) 
Hinterleib ohne Binden, die beiden ersten Fühlerglieder von gleicher 
Länge, die Augen des Weibchens kahl. Sehr selten in Deutschland, 
Frankreich, Italien. Eine öte Art €. Panzeri vermuthet der Verf. in 
C. aenea Panz., welche, wenn die Abbildung genau ist, durch die 
grosse Länge des zweiten Fühlergliedes, welches viel länger ist als 
das erste, von den übrigen Arten abweicht. (Eine 6te Art würde €. 
rufa Schum. Arb. d. Schles. 1841 sein, welche in den Verhältnissen 
der Fühlerglieder mit C. Macquartii übereinstimmt, aber ganz rothe 
Beine hat, und ausserdem durch ihre rothe Behaarung sich auszu- 
zeichnen scheint). 
3 Mehrere neue lappländische Arten dieser Familie sind von 
Wahlberg (Öfvers. Vet. Acad. Förhandl. 1844. p. 64) beschrie- 
ben: Helophilus affinis (zwischen H. pendulus und trivit- 
tatus in der Mitte stehend, H. Zapponicus, dem H. arcticus Zett. 
zunächst verwandt, A. bottnicus, in Ansehen und Beträgen einer 
Criorhina ähnlich; Brachyopa cinerea, bleigrau, Hinterleib 
schwarz mit rothbrauner Spitze. Scaeva latimana. 

Robineau Desvoidy (Ann. Soc. Ent. d. Fr. II. p. 39) stellte 
eine neue Art von Brachyopa auf, Br. scutellaris, welche indess 
wohl kaum von Br. bicolor verschieden sein möchte. 

MHenopii. Loew hat eine Art der sonst nur aus Südamerika 
bekannten Gattung Philopota in Kleinasien und auf der Insel Stanchio 
entdeckt und sie als Ph. murina sehr genau beschrieben (Entom. 
Zeit, 5. 162. T. 2. F.17-21). 

Öomopieca. Zetterstedt (Dipt. Scand. III. S. 942) unter- 
schied eine Myopa Sundewalli von M. atra, indem der dritte und 
vierte Längsnerv bei dieser an der Spitze sich vereinigen, bei jener 
nicht; auch ist die neue Art, welche bei Fallen und Meigen unter 
den Abänd, der M, atra sich findet, grösser (2—3”) und hat einen 
greisen Hinterleib mit undeutlichem schwarzem Längsstreif. 
 „JPlatypezina. Ders. hat in seiner Bearbeitung dieser Fa- 
milie für die Scandinavische Fauna mehrere.neue Arten beschrieben: 
Platypexa vittata aus Schweden und Dänemark, Pl, modesta 
Stäg. j. litt. aus Schonen und Seeland, ‚P. consobrina aus ‚dem 
mittleren Schweden, Callomyia ZETARERESAHE Wahlb. i, litt. aus 
Ostgothland. 


Pipunculini. Ders. (ebendas.) bereicherte diese Familie 
mit folgenden neuen Arten: Nephroceeus flavicornis, aus dem 


154 Erichson: Bericht über. die wissensch. Leistungen in der 


südlichen Schweden, Pipunceulus fuscipes Stäger i: litt:, undco- 
lor, fusculus, fascipes, obtusinervis. 


Oestrides. Ders. (ebendas.) stellte zwei neue Arten auf 
Gastrus ferruginatus und nigritus. Der erste stimmt mit 
G. iubarum Meig,, welcher Männchen des G, pecorum ist, überein, 
ausser darin, dass die Binde zwischen den Flügeln braun, und dass 
die Brust nicht schwarzhaarig ist, und ist vermuthlich nur Abänd. 
desselben, Ebenso möchte der zweite, trotz der abweichenden Fär- 
bung der Behaarung (atro-villosus, pectore antice abdominisque basi 
cano-hirtis, ano rufo-villoso) nur Abänderung des G. nasalis sein, 
von welchem der Verf. auch G, salutaris wegen der unten schwarz- 
zottigen vorderen Schenkel unterscheidet. Im Flügelgeäder stimmen 
sie überein. Ob die Färbung der Behaarung hier Artverschiedenheit 
bedeutet, muss noch durch Zucht aufgeklärt werden. 


Die von mir im vorigen Bericht (S. 322) in Betreff des Oe. Ta- 
randi und Trompe geäusserte Ansicht wird von Zetterstedt (eben- 
das.) und Boheman (Arsberätt. om Zool. Framst. u. a, 1843, 1844, 
p- 189) bestättigt: Zetterstedt beschreibt von jeder Art beide Ge- 
schlechter, und sagt, dass die Larven von Oe. Trempe in den Stirn- 
höhlen, im Schlunde und unter der Zunge des Rennthiers lebe, wäh- 
rend Oe. Tarandi bekanntlich die Hautbremse ist. Boheman hat 
beide Arten in Paarung getroffen. Die beiden Geschlechter des Oe, 
Trompe unterscheiden sich durch äussere Kennzeichen nicht merk- 
lich, und auch das Männchen des Oe. Tarandi ist seinem Weibchen 
sehr ähnlich, nur dass ihm die längere Legeröhre fehlt; es wird 
aber, deshalb weniger leicht gefunden, weil.es nicht, wie das Weib- 
chen, die Rennthiere umschwärmt, sondern gewöhnlich an Steinen 
und dergl. still sitzt. — Hinsichts des deutschen Oe. Trompe habe ich 
jetzt, nachdem ich eine Anzahl schöner und frischer von Boheman 
in Lappland gefangener Stücke verglichen habe, meine Meinung ge- 
ändert, und halte ihn für eine von der Lappländischen verschiedene 
Art, Oe. auribarbis Meig., zu welcher auch Oe. xrufibarbis Wied. 
Meig. als verflogenes Stück gehören möchte. Eine schöne Abbildung 
dieser deutschen Art mit Puppentönnchen und Larve hat Ratzeburg 
(Forstins. II. T. 10. F. 13) gegeben, er betrachtet sie (ebendas. 
S. 155) mit Recht als die Nasenbremse des Rothwildes. 

J. Goudot (Ann. Soc. Ent, d. Fr. Il. p.xrı) beschrieb eine neue 
Art, Cuterebra noxialis, aus Neugranada. Die 3 Centimeter 
Jange Larve lebt unter der Haut der Hausthiere, der Hünde sowohl 
als der Rinder. Die Amerikaner nennen 'sie Gusano oder Nuche. 
Um ihre Thiere davon zu befreien, drücken sie auf die Stelle, wo 
die Larve sitzt, so dass diese stirbt (?) waschen dann die Wunde 
mit Salzwasser, und bestreuen sie mit den gepulverten Früchten der 
Asagrea offinalis. ? 


Museariae, Zetterstedt’s Bearbeitung dieser Familie in 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1844 155 


den Dipt. Scand, ]II. erstreckt sich über die Haematomyzides, Tu- 
chinariae, Phasiariae und De.viariae. 

Schätzbare Beobachtungen über die Nee EEE der forst- 
lich wichtigen Muscarien hat Ratzeburg (Forstins. III, S. 162) mit- 
getheilt. Es kommen hier vorzugsweise Tachinarien in Betracht. 
In Betreff der Ansicht des Verf., dass auch die Fliegen ihre Eier 
nur an kranke Raupen legen, beziehe ich mich auf das, was ich über 
diesen Umstand bei den Hymenopteren bemerkt habe. 
©. Etudes sur les Myodaires des environs de Paris, par Robineau 
Desvoidy (Ann. Soc. Ent. d. Fr. II. p. 1). — Der Verf. beabsich- 

die Muscarien der Pariser Gegend zu beschreiben, und macht 
hier den Anfang mit den Macromydae, welche die Gattungen Peleteria, 
Fabricia, Echinomya, Servillia, Eurithia, und den Anthophilae, 
welche die Gattungen Linnaemya und Bonellia erhalten. 


Loew (Entom. Zeit. S. 168. T. 2. F. 26—29) stellte eine neue 
Gattung Phylloteles auf, welche mit der Gestalt und dem Ansehn 
einer Miltogramma ein sehr auszeichnendes Merkmal in der Fühler- 
borste besitzt, welche 3gliedr. ist mit blattartig breitgedrücktem 
Endgliede. Die Art Ph. pietipennis ist in Kleinasien entdeckt 
worden. s 

Ders. (ebenda S. 226. 266) hat die Arten von Ocyptera einer 
gründlichen Prüfung unterworfen. Die Arten theilen sich in zwei 
Gruppen nach der Gestalt der Fühlerborste, welche bei der einen 
von gewöhnlicher Form, bei der anderen am Ende breit gedrückt 
ist. Zu der ersten Gruppe gehören 1. O. coccinea Mg., 2. 0, rufi- 
Jrons, n. A. von Rhodus, 3. O. pilipes, n. A. von Constantinopel 
und Brussa, 4. O. brassicaria F., 5. O. intermedia Meig,, 6. O: bre- 
vieornisn. A. aus Oesterreich, 7. ©. setulosa n. A. aus der Po- 
sener Gegend, 8. O, coarctatan. A. ebendaher, 9. ©. scalaris 
n. A. von Wien. — Die zweite Gruppe enthält: 10. O. graeilös'n. 
A. aus der Gegend von Posen, 11. ©. costalis n. A. von der Süd- 
küste Kleinasiens. 

" Ders. (ebendas. S. 15) unterwarf auch die Gattung dia einer 
sorgsamen Prüfung und zeigte, dass die Gattung Rhynchomyia Macq. 
(Tachina columbina Meig.) mit derselben zu vereinigen sei, da der 
zwischen ihnen bestehende Unterschied in der Behaarung der Füh- 
lerborste nicht scharf genug ist. Der Verf. beobachtete die folgen- 
den vier Arten lebend: 1. I. /unata Wd. (Muse. lunata F, Id. fasciata 
Mg.) über ganz Südeuropa nach Kleinasien und Madeira verbreitet, 
2. I. concinna (Muse. conein. Germ. Faun., Tachin. columbina Me.) 
aus Kleinasien, Griechenland, Dalmatien, Südfrankreich, 3. 4 spe- 
ciosa n. A. aus Kleinasien, Griechenland, Ungarn, 4. I. eyane- 
scensn. A. aus Kleinasien. Sie fanden sich stets auf rn und 
zehrten vom Blüthenstäube, 


Wahlberg (Öfvers. K. Vet. Acad, Förhandl. 1844. p. 66) be- 
reicherte Mesembrina mit einer neuen lappländischen Art M. re- 


156 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


splendens, von der Körperform der M. mystacea, und der Färbung 
und Bekleidung der M. meridiana, aber kleiner als beide. 

Ueber die schwedischen Arten der Ephydrinen hat Stenham- 
mar der Stockholmer Akademie eine Abhandlung vorgelegt, welche 
in deren Schriften vom Jahre 1843 aufgenommen wird (Öfvers. RK. 
Vet. Acad, Förhandl. 1844. p. 35). Ausser der hier gegebenen kur- 
zen 'Anzeige, ist mir diese Arbeit bis jetzt nur aus einem weiteren 
Auszuge bekannt geworden, den Boheman in seinem‘ Arsb. 1843, 
1844. S. 19% mitgetheilt hat. Der Verf. macht zunächst auf einen 
zum ‘Munde'gehörigen Theil aufmerksam, der sich bei allen Dipteren 
findet, bei den meisten freilich‘ sehr verkümmert, ‘der aber bei den 
Ephydrinen zu einer besonderen Entwicklung gelangt, und wie ein 
horniger Ring die Mundöffnung' umgiebt. ‘Diesen Theil nennt .der 
Verf. Praelabrum. : Ferner ist die Verschiedenheit der Ausbildung 
des Flügellappens (lobus alae, der am Hinterrande des Flügels zu- 
nächst der Einlenkung gelegene längere oder kürzere Fortsatz) zur 
Sprache gebracht, und die, Vermuthung aufgestellt, dass die Entwick- 
lung ‚dieses Theils mit dem Flugvermögen; in Zusammenhang stehe, 
welches sich nämlich bei allen den Formen unvollkommen zeigt, wo 
der Flügellappen verkümmert ist. Der Hinterleib ist immer aus 
sechs Ringen zusammengesetzt, wenn auch anscheinend nur fünf vor- 
handen sind, indem das sechste beim Weibchen sehr kurz, beim 
Männchen als Decke für die Geschlechtstheile untergeschlagen wird. 
Die verschiedenen Formen dieses sechsten Ringes sind für die Ein- 
theilung ‚der Ephydrinen von Bedeutung. Der Werth der einzelnen 
Kennzeichen wird vom Verf. bedächtig erwogen. Die Eintheilung ist 
folgende: a 

Trib. I. Nervo alarum quarto post transversum ordinarium versus 
costam incurvato. — Gen. 1. Ochthera Latr. 1. Art (O. mantis 
Latr.). | u 

Trib. II. Nervo alarum quarto post transversum ordinarium ter- 
tioque parallelis. — Gen. 2. Ephydra Fall. Sect. I., Ephydra 
(sens. propr.) Epistoma fornicatum, ‚setulosum. «. epistomate superne 
tuberculato prominulo; 9 Arten, worunter 6 neue. (E. riparia Fall.) 
— ?. epistomate etuberculato, superne convexo declivi., ‚3. Arten, 
2 neue.  (E. quadrata Fall.) — Sect. 2. Epipela. Epistoma forni- 
catum, superne carinato-tuberceulatum, 1 neue Art, (E. notata). — 
Sect. 3. Parydra. Epistoma versus aperturam subconice arcuatum, 
6 Arten, 2 neue (E. aquila Fall.). % 

Gen, 3. Notiphila Fall. A. Alarum. neryus costalis, in tertii 
longitudinalis apice desinens. Seet. 1. Notiphäla (sensu proprio) 
Subdiv. 1. Nigro-fuscae, apice abdominis in, mare appendiculato (Di- 
chaeta Mg.) 1 Art (N. caudata Fall.). — Subdiv. 2. Grisescentes ano 
maris simpliei (Notiphila Macgq.). — a. longitudine faciei longitu- 
dinem aequante. A Arten, 3 neue (N. cinerea Fall.) — b. longitudine 
faciei latitudinem excedente. 6 Arten, 5 neue, (N. riparia Mg.). — 
B. Alarum neryus costalis in quarti longitudinalis apice desinens. 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1844. 157 


Sect. 2. Telmatobia. 3 Arten, 2 neue (N. aenea Fall.). Sect. 3. 
Hydrellia Macqg. a. segmento costali secundo tertium longitudine 
excedente. 9 Arten, 7 neue, (N. flavicornis Fall.). — Sect. 4. Phil- 
ygria. 11 Arten, 5 neue, (N. guttata Fall.). 

Gen, 4. Psilopa Fall. Sect. 1. Clasiopa, 7 Arten, 5 neue 
(N. obscurella Fall.). — Sect. 2. Psilopa (sensu proprio) a. abdo- 
mine ovato, apice acutiusculo, 3 Arten, 2 neue (Ps. nitidula Fall.) — 
b. abdomine elliptico, obtuso. 1 Art (Ps. madizans Fall.). 

Gen. 5. Discomyza, 2 Arten (D. incurva Fall.). 

v. Heyden (Entom. Zeit. S. 203) entdeckte in den Salzwerken 
zu Neuheim eine neue Fliege Coenia halophila, deren Larve im 
Salzwasser der Soolkästen, und auch in den Leitungen auf den Gra- 
dirhäusern lebt, im ersten und zweiten Fall, wo das Wasser bis zu 
63 pCt. Salz enthält. Im dritten Fall, wo das Salzgehalt auf 27 pCt. 
steigt, kommt sie nicht mehr vor. Der Verf. vermuthet, dass die 
Fliege mit der unter gleichen Verhältnissen sich entwickelnden Ephy- 
dra salinaria Bouch. einerlei sein möchte, das ist aber nicht der 
Fall; diese letztere, welche ich auch an den Gradirwerken bei Greifs- 
wald angetroffen habe, ist eine eigentliche Ephydra, und schon aus 
Bouche’s genauer Beschreibung der Fühlerborste geht hervor, dass 
sie keine Coenia sein kann. 

Stäger (Kröy. Naturh. Tidsskr. N. R. I. p. 36) setzte die Unter- 
schiede von Scatophaga lutaria, inquinata und spurca Meig. aus 
einander. Die erste hält er für die in Schweden und Dänemark 
häufig vorkommende Art und einerlei mit Scatomyz. suilla Fall. 
Die Sc. spurca Meig. kommt mit Sc. lutaria var ce. Zett. Ins. Lapp. 
am nächsten überein, unterscheidet sich aber durch hell rothgelbe 
Fühler, schwärzlichen Rand auf den Gelenken des hell russfarbigen 
Hinterleibes bei beiden Geschlechtern, und dadurch, dass beim 
Männchen alleSchenkel und dieInnenseite der hinteren Schienen wollig 
behaart sind, während sie beim Männchen der S. lutaria nur kurz- 
haarig sind, wogegen bei dieser die hinteren Schienen mit einer 
Reihe schwarzer Borsten und Dornen besetzt sind, die der $. spurca 
ganz fehlen. $. inquinata, welche nach Meigen von $. spurca nur 
durch gleichfarbige Ränder der Hinterleibsringe und ganz klare Flü- 
gel abweicht, hat der Verf. nicht ganz so gefunden, wohl aber 
solche Stücke, welehe einen dunklen Rand der beiden ersten Hinter- 
leibsringe und fast klare Flügel haben. 

Ders. (ebendas. S. 38) zeigte, dass Fallens und Meigens Seio- 
myza glabricula zwei verschiedene Arten sind, deren Synonymie 
vom Verf, auf folgende Weise festgestellt wird: 1. Sciomyxa gla- 
bricula Fall. Zett., Sciomyx. nigrimana Meig., Opomyza ventralis 
Meig. — 2. Sciomyza angustipennis Stäg., Sciomyx. glabrieula 
Meig. Marg. 

Ders. (ebendas. S.22) unterwarf die dänischen Arten von Sepsis, 
(mit Einschluss von Cheligaster und Nemopoda Macq.) einer gründ- 


158 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


lichen Prüfung. Die, Arten. gruppiren sich auf, folgende Weise: 1. 
Flügel mit einem Spitzenfleck. Taster verkümmert; an den Vorder- 
beinen der Männchen: der Unterrand, der Schenkel erweitert, ‚ge- 
zähnt und bedornt, die Innenseite der Schienen eingeschnitten. Hin- 
terleib des Männchens ohne‘ Borsten. 1. $. punctum Mg:, 2. $. vio- 
lacea Meg., 3. S. cynipsea‘ Meg., 4. S, flavimana Mg.?, .5. S. nigripes 
Ma.?, 6. S. atripes Macq.? — ll. Flügel ungefleckt. — A. Füsse der 
Männchen ohne Auszeichnung, , A. Taster faden- oder walzenförmig, 
sehr klein, Vorderbeine der Männchen wie bei der vorigen Abthei- 
lung. — a. Hinterleib des Männchens mit einem Borstenpinsel auf 
jeder Seite des letzten Ringes. 7. $. putris.Mg,, 8. S. ciliata n.A, 
im Mai nicht selten in Niederungen, 9. $. Leachi Mg. — b. Hinter- 
leib des Mäunchens ohne Borstenpinsel: 10. $S. Fallenzi Stäg. (cy- 
lindrica Fall. Leachi Zett. Ins. Lapp.), 11. $. /weida n, A. in Süm- 
pfen im August, in grosser Menge. — B. Taster verkümmert, Vor- 
derbeine der Männchen ohne Zähne und Dornen. 12, S. cylindrica 
Me. (nitidula Fall.), 13. $. varipes Meg. (coxarum Zett.?, Nemopod. 
nigrilatera Macgq.). — B. Beim Männchen die Mittelfüsse erweitert, 
die Vorderschenkel mit erweitertem und bedorntem Unterrande, die 
Vorderschienen eingeschnitten; der letzte Hinterleibsring mit einem 
oft kaum merklichen Borstenbüschel auf jeder Seite. 14. $. annu- 
lipes Meg. (Nemop. annulip. Macg. Enicopus annulip. Walk. Macgq.). 
Die Naturgeschichte der Piophila petasionis wurde von Leon 
Dufour (Ann. d. science. nat. 3. ser. I, p. 365) beschrieben. Die 
Larve lebt auf ähnliche Weise im Schinkenfett wie die der Piophila 
casei im Käse, springt auch ebenso. Sie unterscheidet sich von der 
Käsemade dadurch, dass die Hinterleibsspitze in ein Paar Haken aus- 
geht. Im innern Bau zeigt die Larve nichts Besonderes. Beim voll- 
kommenen Insect ist auf dem Mastdarm bei beiden Geschlechtern 
ein Paar kugelförmiger, fleischiger Knöpfe zu bemerken. 
Loew (Germ. Zeitschr. V. f. d, Ent. V. S. 313. Taf, 1. 2). hat 
eine „kritische Untersuchung der europäischen Arten des Genus Try- 
peta Meig.” angestellt. Eine treffliche, reichhaltige Arbeit, welche 
theils die Synonymie auf eine sehr gründliche Weise sichtet, theils 
die Zahl der Arten auf eine namhafte Weise vermehrt. ‘Die Bestim- 
mung derselben wird dadurch in hohem Grade leicht gemacht, dass 
die Flügelzeichnung fast bei allen Arten durch äusserst saubere Ab- 
bildungen erläutert ist. Die von Neueren aufgestellten Gattungen hat 
der Verf. nicht angenommen, da sie auf unwesentlichen Kennzeichen 
beruken, und er folgt deshalb der Meigenschen Eintheilung, welche 
allerdings das Auffinden der Arten mehr erleichtert. Da die Abhand- 
lung Jedem zur Hand sein muss, der sich mit dieser Gattung be- 
schäftigt, würde es überflüssig sein, (den Inhalt derselben weiter aus- 
einander zu legen. Nur einige Bemerkungen schliesse ich hier noch 
an. Dex Tryp. Heraclei (= Onopordinis F. Mg.) ist das Synonym 
hinzuzufügen; Tephr. varipennis Macg. Dipt. exot. II. 226, 9. pl. 31. 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1844. 159 


£.1. — Nur auf Tryp. arnicivora des Verf. kann Tr. flavicauda Meg. 
bezogen werden, nicht allein weil die Beschreibung nur auf sie zu- 
trifft, sondern weilMeigen auch die bestimmte Angabe hat, dass dieLarve 
in Arnica montana: lebt. Es dürfte daher wohlgethan sein, der Art 
den Meigenschen Namen so lange herzustellen, bis es bestättigt ist, 
dass sie die wahre M. Arnicae Lin. ist, wie der Verf. vermuthet. — 
Tryp. guttularis von Hofimannsegg,: der diese Art nach portugisischen 
Stücken zuerst aufstellte, ist von der Meigenschen, die diesen Namen 
behalten muss, verschieden, sie bestand nämlich aus Tr. Matricariae 
und praecox Loew..— Tryp. ramulosa des Verf. ist nicht, wie der- 
selbe angiebt, aus Portugal, sondern von Ragusa, 

Stäger (Kröy. Nat. Tidsskr. N. R. I. p. 16) zeigte, dass Droso- 
phila fenestrarum Fall. und Meig. zwei verschiedene Arten sind, 
nämlich 1. Dr. fenestrarum Fall. Zett., d‘ Dr. melanogaster 
Me., © Dr. virginea Mg. g var. Dr. nitidiventris Mg., den ganzen 
Sommer hindurch häufig auf Kletten und anderen breitblättrigen 
Pflanzen. — 2. Dr. con fusa Stäg., Dr. fenestrarum Mg. Mceq., Dr. 
funebris Fall. var. b. '; findet sich vorzüglich auf frischen Baum- 
stöcken, weniger häufig als die erstere Art, 

Zwei neue Gattungen der Agromyziden wurden von Wahlberg 
in Lappland entdeckt. 1. Amphipogon (Öfvers. K. Vet. Academ. 
Förhandl. 1844. p. 217. T. IV. F. A. Hornsch, Archiv Scandinav, 
Beitr. 111. S. 446. T. 4. A.) hat einige Uebereinstimmung mit He- 
teroneura geomyzina Fall., das Weibchen gleicht der Scatophaga 
bicolor, nur dass es um die Hälfte grösser ist, das Männchen hat 
‚eher das Ansehen einer Cordylura, und zeichnet sich durch einen Bart 
unter den Wangen und am letzten, mit einem Anhange versehenen 
Hinterleibsringe, so wie durch Bewaffnung und Bekleidung der Beine 
aus. A. speetrum, 2“ und darüber lang, lebt am Fuss der lapp- 
ländischen Alpen, in schattigem, ‚feuchten Weidengesträuch, auf Pil- 
zen. — 2. Selachops (Öfvers. K. Vet. Acad, Förhandl. 1844. p. 67) 
hat die Kopfform von Tetanops und Oxyrhina, zeichnet sich aber 
durch die Einlenkung der kleinen Fühler mit fast endständiger Borste 
aus, welche in besonderen Gruben fast versteckt sind. S. flavi- 
eincta wurde im Juni an den Ufern der Lulea-Elf in Menge ge- 
funden. 

Loew (Entom. Zeit. 5. 321) stellte eine neue Gattung Eucoe- 
locera auf, welche olme Zweifel mit der eben besprochenen zusam- 
menfällt. Sie wurde auf einer bei Aschersleben im Mai gefundenen 
Art E. bicolor begründet, welche selbst mit Selachops flavieineta 
so grosse Uebereinstimmung hat, dass sie vorzüglich nur in der 
Grösse abzuweichen scheint (die Löwsche Art hat 2}, die Wahl- 
bergsche 44" Länge). 

Guerin hat sich mit den Chlorops-Arten beschäftigt, welche 
dem Getreide nachtheilig werden. Im Roggen und Weizen lebt Chlor- 
ops lineata auct., in der Gerste eine neue Art C’hl. Herpint (Rev, 
Zool. p. 30, Compt..rend. XVII. p. 163). 


160 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Hemiptera. 


Pentatomides. Herrich-Schäffer (die wanzenartigen 
Insecten 7. Bd. 2—6, Hf.) hat eine Revision der Pentatomiden ange- 
stellt, welche zugleich eine Beurtheilung der Eintheilung von Spinola 
(S. Jahresb. f. 1838. S. 256) ist. Es sind zugleich mehrere neue 
Gattungen aufgestellt und eine Anzahl neuer Arten abgebildet wor- 
den. — Die neuen Gattungen sind: 1. Gastraulaz, hat eine tiefe 
Rinne auf dem Bauche wie Halys, die Einlenkung der Rüsselscheide 
aber wie bei Pentatoma; zwei neue Arten @. torguatus von Ma- 
nila und G. thalassinus aus Guinea. — 2. Basicryptus, von 
Aspongopus durch scharfschneidigen Kopfrand, und die Verhältnisse 
der Rüsselglieder unterschieden; aus Ed. costalis Germ. vom Cap 
gebildet. — 3. Platacantha, der zweite Hinterleibsring mit einem 
breiten Dorn, der bis über die Mittelhüften hinaufreicht, Brust ohne 
Kiel and Rinne. Die einzige Art ist Edessa cerea Germ. vom Cap. 
Neue Arten sind Discocephala humilis Kl. aus Columbien, Em- 
pticoris (= Dinidor Lap.) Renggerii und corrosus aus Para- 
guay, Ochlerus (Spin.) coriaceus Kl. aus Columbien, Zutosus 
Germ. und sordidus Germ. aus Brasilien, Phyllocephala con- 
gesta Germ., irrthümlich aus Brasilien angegeben, ist Ph. Senega- 
lensis Lap. vom Senegal, PA. distans, nicht aus dem mittleren 
Afrika, wie der Verf. vermuthet, sondern aus Ostindien, Döchelops 
(Spin.) fissus Kl. vom Senegal, Aspongopns melanopterus aus 
Nubien (ist Edessa viduata F.) Pentatoma croceipes von Para- 
guay (auch in Brasilien), scaöricornis aus Brasilien, conjun- 
gens vom Cap, rolulata aus Mexiko, semivittata aus Pensyl- 
vanien, tristögma aus Nordamerika, seissdcollis aus Neuholland, 
spiniceps wahrscheinlich aus Südamerika, Asopus nummularis. 
(bereits von mir beschrieben) aus Neuholland, ehrysopterus von 
Guaham, armiger aus Bengalen (ist fureellatus Wolff), tristis 
(4. moesta 5 Germ.) aus Südafrika, edulinus aus Brasilien, 
Edessa albirenis aus Carolina. — Zu bemerken ist ferner, dass 
die als Storthia livida und Empicoris maculatus abgebildeten Arten von 
den Pertyschen verschieden und neu sind, dass Phyllocephala fur- 
cata F. des Verf. Ph. histeroides Fab., und dass Pentatoma acino- 
rum Germ. nicht verschieden von Cim, versicolor F. ist, 

Schiödte (Kröy. Nat. Tidsskr. N. R. I. p. 19) beschrieb die 
kaum 13‘ langen jungen Larven von PAloea corticata Dr., welche 
‚er unter dem Bauche eines Weibchens derselben angetroffen hatte. 


Lygaeites. Fieber (Entomol. Monogr. S. 112) hat die Gat- 
tung Ophthalmicus monographisch bearbeitet, und mit einer Anzahl 
neuer, grossentheils von Helfer entdeckter Arten bereichert. Die 
Arten sind in folgender Weise gruppirt: 1. Clavus vom Corium deut- 
lich geschieden, in der Schlussnaht beweglich. A. Pronotum quer 
über breiter als lang, trapezförmig. a, Schildchen an der Spitze ge- 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1844. 161 


rundet. 1. O. Zuridus vom Euphrat, 2. O. erythrocephalus, Sald. 
erythr. Enc., O. frontalis Friv. Hahn. Wanz., aus Südfrankreich, Ru- 
melien, vom Euphrat. 3. O. ruficeps Germ. vom Cap, 4. O. flaviceps 
Burm. von Lugon. — b. Schildende spitzig, Halbdecken weisslich 
gelb. 5. O. Zituratus aus Hinterindien, 6. O. ochropterus eben- 
daher, 7. O. scceulus aus Sicilien, 8. angularis ebendaher, 9. O. 
colon, aus Hinterindien. — B. Pronotum fast länger als breit, vorn 
sehr verengt, die Seiten geschweift, die Augen fast ganz über die 
Halsschildwinkel vorstehend. 10. O.plagiatus, aus Ostindien. — II. 
Clavus mit dem Corium ohne Gelenkigkeit verwachsen. 11. O. albi- 
pennis, Sald. albip. F. aus verschiedenen Gegenden Europa’s, 12. O. 
phaeopterus Germ. aus Südafrika, 13. O. ater, Sald. atr. F., 14. O. 
Steveni, Sald. Stev. Enc. aus Frankreich, 15. S. Zneola Ramb. aus 
Andalusien, 16. 0. Ullrichii, aus Oesterreich und Ungarn. — 1. 
Der Clavus fehlt gänzlich. 17. O. grylloides, Cim. gryll. L. — 8. 
O. lapponicus Zeit. aus Lappland, 19. O. disyar Waga. Die beiden 
letzten Arten sind ihrer Stellung nach unsicher, die letzte vermuthet 
der Verf. aus O. grylloides Z' und Ullrichii @ gebildet. 

In den Nestern der Formica rufa findet sich häufig eine kleine 
Anthocoris, welche Boheman Öfvers. K. Vet. Acad. Förhandl. 1844. 
p: 158. n. 23 als A. formicetorum beschrieb. Sie steht der A. 
exilis zunächst, von der sie sich durch geringere Grösse, vorn nicht 
gerunzeltes Halsschild und weisslichen Hauttheil der Halbdecken un- 
terscheidet. — In den Nestern derselben Ameise wurde von Märkel 
(Germ. Zeitschr. f. d. Ent. V. S. 262) Microphysa myrmecobia, 
eine neue und zweite Art dieser merkwürdigen Gattung entdeckt, 
welche zugleich in den Nestern der Form. fuliginosa aufgefunden ist. 


‚Aradites. Leon Dufour (Ann. Soc. Ent. Fr. 1]. p. 447. 
pl- 10. 1.) hat zwei unter Tannenrinden in den Pyrenäen gefundene 
Aradus-Arten für neu gehalten und als A. dilatatus und A. elli- 
pticus beschrieben; beide sind indess Linneische Arten, und zwar 
die erstere A. corticalis, die zweite A. betulae. 


Mingidites. Diese Familie hat Fieber (Entom. Monogr. 
S. 20) auf eine sehr gründliche Weise bearbeitet und nicht allein 
viele neue Arten, sondern auch eine Reihe neuer Gattungen aufge- 
stellt. Die Eintheilung ist folgende: 
1. Schnabelscheide frei auf der Brust liegend, Kopf mit horn- 
förmigen Wängenfortsätzen. Halbdecken. 
1. Gatt, Zosmenus Lap. 6 Arten. 
ll ‚Schnabelscheide zwischen den blattartigen Brustplatten lie- 
gend. Netzdecken (Sagenae). 
A, Netzdecken ohne deutliches Mittelfeld. 
2. Gatt, Agramma Westw. (Piesma Lap. Serenthia Spin.) 
5 Arten. 
Archiv 1, Naturgesch, XI, Jahrg. 2, Bd, L 


162 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


B. Mittelfeld der Netzdecken deutlich, flach oder vertieft. 

3. Gatt. Taphrostethus. Mittelfeld doppelt. Clavus frei. Pro- 
notum hinten kurz verlängert, ökielig. Eine ımeue Art T. 5eosta- 
tus aus Ostindien. 

4. Gatt. Campylosteira. Mittelfeld bogig durch die ganze 
Decke laufend, Pronotum vorn ausgeschnitten. 4 Arten, z. B. Ting. 
verna Fall. 


5. Gatt. Orthosteira. Mittelfeld gerade, fast rautenförmig-läng- 
lich, innerer Kiel gerade, parallel dem Schlussrande, Pronotum- 
Scheibe fünfeckig, mit blasig überragendem Vorderrand. Clavus 
durch Maschen angedeutet, nebst dem Schildchen frei. 7 Arten, 
2. B. Ting. cassidea Fall. 


6. Gatt. Teleia. Mittelfeld wie bei Orthosteira, Pronotum- 
Scheibe viereckig, vorn ausgeschnitten, Clavus und Sehildchen voll- 
kommen frei. T. coronata, neue Art aus Ostindien. ) 


7. Gatt. Phatnoma. Mittelfeld schmal lanzettförmig. Pronotum- 
Scheibe trapezförmig. Clavus und Schildchen vollkommen frei. PA. 
laciniata, neue Art aus Ostindien. 


8. Gatt. Monanthia Lepell. et Serv. Mittelfeld länglich drei- 
eckig. Pronotum-Scheibe rautenförmig. Schildchen und Clavus be- 
deckt. Fühler behaart mit faden- oder walzenförmigem dritten 
Gliede. Kopf kurz, seitlich viereckig. Schnabelscheide ögliedr. lang. 
Mit folgenden Untergattungen 1. Phyllontocheila, mit blattartig 
erweiterten, netzmaschigen Seiten. (M. Cardui Lin.), 2. Tropido- 
cheila, mit von einer erhabenen Linie gesäumten Seiten des Pronotum, 
im Halswinkel ein kleines blattartiges netzmaschiges Randstück (z.B. 
M. costata F.), 3. Physatocheila, mit breiten, auf die Seiten des 
Pronotum umgeschlagenen, mehr oder weniger blasig aufgetriebenen, 
netzmaschigen Rändern (z. B. M. Amaculata Wolff). Im Ganzen 33 
Arten. . 

9, Gatt. Elasmognathus. Durch dreieckig spitzen Kopf und 
kurze Agliedr. Rüsselscheide von Monanthia unterschieden; E. Hel. 
feri, neue Art, aus Ostindien. 

10. Gatt. Dietyonota Curt. Durch dicke, walzige, gekörnte, 
striegelhaarige Fühler von Monanthia abweichend, z. B. Ting. cras- 
sicornis Fall., 4 Arten. 

11. Gatt. Laccometopus, von Monanthia durch kurzes, dickes, 
ausser der Axe des dritten liegendes letztes Fühlerglied abweichend. 
Cim, clavicornis L. und 1 neue Art. 

€. Mittel- und Seitenfeld der Netzdecken zusammen dachförmig 
blasig. — 12. Gatt. Derephysia Spin. Netzdecken über die ganze 
Länge dachförmig blasig, oben gekeilt. 2 Arten Ting. foliacea Fall., 
und eristata Panz. — 13. Gatt. Tingis F., Netzdecken mit kurzer, 
auf das Mittel- und Seitenfeld beschränkter Blase. 9 Arten, z. B. 
T. Pyri F. 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1844. 163 


Die sehr guten und genauen Zeichnungen des Verf., welche alle 
Arten darstellen, sind durch schlechten Steindruck leider sehr ver- 
unstaltet. 


Notonectides. Ders. (ebendas. S. 11) hat die Gattungen 
Sigara und Ploa monographisch bearbeitet. Sigara enthält 6 Arten, 
nämlich ausser der $. minutissima L. und der sardinischen $. /ewxco- 
cephala Spin. vier von Helfer in Ostindien gesammelte Arten $. gri- 
sea, striata, lineata, punctata. — Ploa zählt 4 Arten, indem 
der europäischen P!. minutissima F. (Noton.) zwei ostindische, P7. 
frontalis und liturata, und eine nordamerikanische, P/, striola 
zur Seite gestellt sind, 


Fulgorellae. Einige amerikanische Arten sind von West- 
wood (Arcan. Ent. pl. 71) abgebildet worden: Fu/gora (Episcius) 
amabilis Westw. Ann. nat. hist. 1842 aus Mexiko, Lystra com- 
busta W. und Cladopteryx obliquata, neue Arten aus Colum- 
bien. In einer Anmerkung ist noch eine neue brasilische Art, Dilo- 
bura subocellata W. beschrieben. 

Ueber das etwanige Leuchten der Fulgora candelaria hat 
Bowring (Ann. nat. hist. XIV. p. 427) in China Beobachtungen an- 
gestellt, im Freien sowohl als an gefangenen Laternträgern, hat aber 
durchaus kein Licht wahrgenommen. Das Insect fliegt sehr gut, und 
wird in der Abenddämmerung vorzüglich munter. (Dasselbe ist übri- 
gens bei unserer F. europaea der Fall). — Für das Leuchten der 
brasilischen Fu/g. laternaria ist inzwischen wieder eine Stimme ab- 
gegeben worden: Spinola (Rev. Zool. p. 210) theilte nämlich die 
Nachricht mit, dass ein Reisender, Namens Kaffer, einen dieser La- 
ternträger leuchten gesehen haben will. 


Cicadellae. Eine neue mit Ledra nahe verwandte Gattung 
Ledropsis ist von White (Ann. nat, hist. XIV. p. 425) aufgestellt, 
mit nach vorn verlängertem Kopfe, in einer Linie mit den Augen 
stehenden Nebenaugen, einfachem Halsschilde, hinten sägeförmigen, 
nicht erweiterten Hinterschienen, Die Art Ledrops. cancroma 
ist von Hongkong. 

Ebendaher ist Cercopis bispecularis White (ebendas, 
S. 426), welche indess auch häufig aus China kommt. 

Die Cercopis-Arten der deutschen Fauna sind von Fieber 
(Entom. Monogr. S. 7) erläutert worden. Er unterscheidet folgende 
1. ©. vulnerata Il. in den Gebirgsgegenden in Böhmen, Oesterreich, 
Krain, Jllyrien, Bayern. 2. C. mactata Germ., gemein in Obstgärten, 
auf Grasplätzen, in Hainen und auf Wiesen. — 3. 0. areuata, neue 
Art, aus dem Mittel- und Vorgebirge Böhmens. 4. C. sanguinalenta 
L., im südlichen Deutschland und den Küstenländern des Mittelmeers. 
Die dritte Art hat die schmalen Zeichnungen der Decken mit der 
vierten, und die ganz schwarzen Beine mit den beiden ersten Arten 
gemein. 


L*# 


164 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Stridulantia. White. (Ann. nat. hist. XIV. p. 426) be- 
schrieb eine neue Art Cicada (Morgannia) nasalis von Hong- 
kong. Auch (©. sanguinea Deg. und sanguwinolenta F. kommen dort vor. 


Aphides. Beachtenswerth für die Kenntniss der Blattläuse 
ist die Bearbeitung derselben (Chermes, Aphis) von Ratzeburg in 
den Forstins. (Ill. S. 195). 

Derselbe (Entom. Zeit. S. 9) trug auch über die Lehre der 
Vermehrung und Fortpflanzung der Blattläuse seine Bedenken yor, 
welche namentlich durch die Beobachtung einer Blattlausart (auf 
einer Birke) hervorgerufen wurden, indem diese Art vom August bis 
zum Winter lebendig gebärend blieb, und weder Männchen noch 
Weibchen sich zeigten. Bouche (ebendas. S.81) und Kaltenbach 
(ebendas. S. 133) machten darauf aufmerksam, dass die Männchen 
der Blattläuse nicht immer geflügelt sind, und daher leicht verkannt 
werden können, indess fand das Rätlısel noch eine andere Lösung, 
indem Ratzeburg (ebendas. S. 410) mittheilte, dass es ihm durch 
fortgesetzte Beobachtungen gelungen sei, im Mai des nächsten Jah- 
res geflügelte Weibchen und später im Oktober auch geflügelte 
Männchen und diese in Begattung zu finden. Die früher zweifelhafte 
Art konnte als Aphis oblonga v. Heyd. bestimmt werden. 


Westwood (Proceed, Ent. Soc. Lond. Ann. nat. hist. XIV. p.453) 
gab von einer Blattlaus Nachricht, welche an Artischocken-Wurzeln 
lebt, und welche er als Rhizodius Helianthemi bezeichnet; sie 
ist von weisslicher Farbe, und hat die Hinterbeine an den Körper- 
seiten eingelenkt, und die anscheinend ungegliederten Hinterfüsse sehr 
verlängert. — Wahlberg machte auf einen rothen Färbestoff der 
Aphis tanaceticola Kaltenb. aufmerksam. (Ofvers, Vetensk. Acad. 
Förhandl. 1844. p. 153. Hornsch. Arch. Scand. Beitr. I. S. 177). 


Coceides. Bouche (Entom. Zeit. S. 293) theilte seine neue- 
ren Erfahrungen über die Schildläuse mit. Neu beobachtete Arten 
sind Aspidiotes salicis auf Weiden an jungen Stämmen oder 
2—4jährigen Zweigen, d. Bromeliae auf der Ananas, der sie oft 
nachtheilig wird, A. Cymbidii, in Treibhäusern auf Cymbidium 
chinense, Lecanium persicae L. auf Pfirsich- und Pflaumenbäumen, 
Kreuzdorn u. s. w., L. Corni an der Unterseite der Zweige von 
Cornus sanguinea, Pyrus, Tilia, Corylus, Ribes rubrum u.a, Z. Ju- 
glandis, auf Jug]. regia und nigra, L. Aceris auf Ahornarten und 
Ulmen, L. Epidendri, in Treibhäusern auf Epidendron cuspidatum, 
Coccus Liliaceorum an verschiedenen Liliaceen, an der Wurzel 
der Blätter und zwischen den Schuppen der Zwiebeln, €. tulipa- 
rum, ebenfalls auf Liliaceen, ©. mamillariae, auf verschiedenen 
Mamillarien, vorzüglich auf M. rhodantha. 


Naturgeschichte der Arachniden während des Jahres 1814. 165 


Arachniden. 
T Araneae, 


Epeirides. Diese Familie ist von Koch (die Arachniden 
11. Bd. 3—6 Hft.) auf eine erhebliche Weise bereichert worden, 
theils durch Aufstellung neuer Arten, theils durch Vervollständigung 
früher gegebener Abbildungen, wobei grossentheils die Synonymie 
berichtigt worden ist. Neue Arten sind Gastracantha hemi- 
sphaerica Kl. aus Sierra Leone, sang uinolenta Kl. und cica- 
tricosa Kl. vom Cap, annulipes Kl. und falcifera Kl. von Ma- 
nila, guadridens von St. Thomas in Westindien, rubiginosa Kl. 
von St. Domingo, mammosa Kl, picea Kl. und obliguu aus Bra- 
silien, pa/lida unbekannten Vaterlandes, Acrosoma gilvulum 
aus Brasilien, marronale Kl. aus Mexiko, Epeira hirta Kl. 
vom Cap, hispida Kl. aus Brasilien, ravilla Kl. aus Mexiko, 
analis aus Brasilien, pulchra aus Süddeutschland, Aiea sub- 
fusca aus Griechenland, me/lanogaster aus Deutschland, Singa 
nitidula, trifasciata, nigrifrons, anthracina (Mieryph. 
anthr. Koch Uebers.), sanguinea aus der Erlanger Gegend, Mi- 
randa evornata aus Ungarn, Uloborus canescens Kl. aus 
Columbien. 

Blackwall (Ann. nat. hist. XIII, p. 186) stellte eine neue Art 
Epeira similis, aus England, auf. 


Theridides. Ders. (ebendas. S. 182) vermehrte seine Gat- 
tung Neriene (= Bolyphantes Koch.), mit N. flavipes, timida, 
sazwatilis, sulcata, avida, alle in England zu Hause. 


Agelenides. Ueber die Arten der Gattung Tegenaria Walk. 
hat Lucas (Ann. Soc, Ent. d. Fr. II. p. 455) eine Uebersicht gege- 
ben, welche mit der Aufzählung von Walkenaer in der Hist. d. Ins. 
apt. übereinstimmt, nur dass der Verf. eine neue Art T. annulipes 
aus Neuholland zufügt, welche zwischen dessen T. Guyoni und arbo- 
ricola eingeschaltet ist. T. Guyoni ist vom Verf. in Algerien beob- 
achtet, und er bestättigt ihre Verschiedenheit von T. domestica; sie 
lebt ebenso wie diese in Häusern, wird aber auch in Wäldern ange- 
troffen: solche zeigten eine dunklere Färbung, welche der Verf. auf 
Rechnung ihres Aufenthalts bringt. — Tegenaria saeva wurde 
von Blackwall (Ann. nat. hist. XI11, p. 179) als eine neue britische 
Art aufgestellt. 


Mygalides. Eine neue Gattung Anthrobia, welche dieser 
Familie anzugehören scheint, wurde von Tellkampf (dies Archiv 
1841. 1. Bd. S. 321. T. 8. F. 13—17) aufgestellt. Anthr. monmou- 
thia aus der Mammuthhöhle in Nordamerika, kaum %' lang, weicht 
dadurch von allen andern Spinnen ab, dass die Augen ganz fehlen, 


166 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Solifugae, 


Phrynides. Van der Hocven (Tijdschr. X. p. 369) hat 
das Nervensystem von The/yphonus untersucht und gefunden, dass 
im Hinterleibe keine Nervenknotenreihe sich vorfindet, wie bei den 
Scorpionen, sondern dass, wie bei Phrynus und bei den Spinnen, aus 
dem grossen Vorderleibsknoten zwei Hauptstränge in den Hinterleib 
gehen, welche nur an ihrem Ende zu einem kleinen Endknoten an- 
schwellen. So entfernen sich die Phryniden sehr bestimmt von den 
Scorpioniden. £ 

Scorpionides. Koch (Arachnid. 11. Bd, 1. u. 2. Hft.) bil- 
dete eine grosse Reihe von Arten der Gattung Tiryus ab: T. fal- 
Zax und striatus aus Afrika, hotrtentotta F. von Sierra Leona, 
Zineatus RKl., virgatus Kl., clathratus vom Cap, aemulus, 
longimanus, ferner mucronatus F, und varius (tamulus F.?) von 
Java, carinatus, mulalinus, congener aus Amerika, macru-‘ 
rus und ducalis aus Mexiko, arrogans aus Brasilien, gröseus F. 
aus St. Thomas in Westindien, endlich nedbwlosus, perfidus, fa- 
talis, marmoreus, denticeulatus, serenus, infamatus, un- 
bekannten Vaterlandes. 

Obisides, Tulk (Ann. nat. hist. XI. p. 55) fand bei Obi- 
sium orthodactylum Leach unter dem Microscope an der Innenseite 
jeder Klaue der Kieferzangen einen unbeweglichen kammförmigen 
Anhang von weisser Farbe und durchscheinendem Gewebe; ausser- 
dem entspringt vom Wurzelgliede der Kieferzangen, nahe dem An- 
fange der Klauen ein Büschel langer gefiederter Haare, welche mit 
den Spitzen gegen einander geneigt sind und so einen Pinsel bilden, 
der bis zur Mitte der Klauen hinaufreicht. Durch Beobachtung le- 
bender Thierchen überzeugte sich der Verf., dass diese Vorrichtun- 
gen zum Reinigen der Taster, und namentlich der Scheerenfinger 
derselben dienen. Bei der, Aehnlichkeit, welche jene Kämme an den 
Kieferzangen mit: den Kämmen der Scorpione haben, slaubt der 
Verf. annehmen zu können, dass auch diese Theile zum Reinigen, 
der Taster, der Klauen und vorzüglich des Stachels dienen mögen. 


Opiliones. 


Opilionides. Eine neue Gattung Phalangodes wurde von 
Tellkampf (dies Arch. 1844. 1. Bd. S. 320. T. 8. F. 7—10) aufge- 
stellt, welche sich durch stachlige Taster und vorzüglich durch das 
Fehlen der Augen auszeichnet. Die 4” lange Art, Ph. urmata lebt 
in der Mammutbhöhle in Nordamerika. 


A,cHanGel 


Dujardin legte der Pariser Akademie Untersuchungen über 
die Mundtheile und den inneren Bau der Milben vor: Sur les Aca- 
riens et en particulier sur les organes de la manducation et de la 


Naturgeschichte der Arachniden während des Jahres 1844. 167 


respiration chez ces Animaux; Premier Mem. (Compt. rend. XIX. 
p- 1158). In Betreff der Mundtheile hat der Verf. auf eine Mannig- 
faltigkeit von Modificationen aufmerksam gemacht. Was den Nah- 
rungskanal anlangt, so ist der Verf. nicht im Stande gewesen, den- 
selben darzustellen, und er nimmt daher an, dass die organischen 
Säfte, von denen die Milben sich nähren, in die Lücken des Gewebes, 
welches die Verrichtung einer Leber habe, eindringe; bei den Bdella, 
Gamasus, Dermanyssus u. a., welche sieh vom Blute nähren, sehe 
man zwar einen inneren, symmetrisch gelappten Raum, welchen 
das Blut erfülle, es liesse sich aber auch hier keine Wandung nach- 
weisen, und es schiene, dass es nur in die Lücken zwischen den 
Muskeln der Beine sich verbreite. Es fände sich aber ein After. 
Es gäbe auch bestimmte Absonderungen, z. B. bei Trombidium fän- 
den sich ein Paar Speichel- oder Giftdrüsen, welche mit einem lan- 
gen Ausführungsgange an der Spitze der Mandibeln münden. Die 
Atlımung geschähe bei Acarus und Sarcoptes nur durch die Haut, 
bei Gamasus, Cheyletus und verschiedenen Milben mit zangenförmi- 
gen Mandiheln finde sich ein vollständiges Tracheensystem mit Stig- 
"men, wie bei den Insecten; ausserdem gäbe es noch eine Mittelform 
der Athmung, welche bisher noch unbekannt geblieben sei, wo näm- 
lich die beiden anderen Formen vereinigt sich vorfänden, indem die 
Einathmung durch die Haut, die Ausathmung durch ein über der Ein- 
fügung der Mandibeln mündendes Tracheensystem geschähe. Als 
Beispiel bierfür ist Trombidium angeführt, wo vorn an der Wur- 
zel der Mandibeln mit einer gitterförmigen Oeffnung zwei grosse 
von hinten nach vorn verlaufende Tracheenstämme münden, von 
denen sich jeder büschelförmig in eine Menge unverzweigter Tra- 
cheen spaltet. Ausserdem findet man unter der Haut ein rundma- 
schiges Netz von einer durchsichtigen und dem Anschein nach gleich- 
mässigen Substanz, welche dem unter der Haut liegenden Athmungs- 
netze gewisser Trematoden gleiche. Dies Netz scheine im Zusam- 
menhange mit dem Ueberzuge von gefiederten Haaren bestimmt zum 
Einsaugen von Luft (absorption des elements gazeux). Aehnliches 
Verhalten haben in dieser Beziehung die Wassermilben, welche ein 
gleiches Tracheensystem haben, dessen einzige, nach vorn gerichtete 
Mündung unmöglich zur Einführung und Erneuerung der Luft in dem- 
selben dienen könne. Bei diesen Milben, als Limnochares, Atax, 
Hydrachna, Limnesia sehe man ähnliche Stomaten, wie die der 
Pflanzen über der ganzen Oberfläche verbreitet, d. h. gebildet durch 
eine sehr feine Haut, und unter jedem derselben finde sich eine Art 
von kugligem Behälter, welcher aus einem ganz ähnlichen Netz wie 
das bei den Trombidien gebildet werde. — Diese Beobachtungen 
verdienen alle Aufmerksamkeit. Darin dürfte der Verf. zu weit 
gehen, dass er dem Tracheensystem der Trombidien allein Ausath- 
mung zuschreibt. Ein ähnliches Tracheensystem findet sich ja auch 
bei einer Anzahl von Spinnen neben Lungensäcken, welche schwer- 
lich die Aufnahme der Luft selbst in den Körper vermitteln. Auch 


168 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


ist es bei den Phalangien nicht anders als bei Trombidium u. s. w., 
indem auch hier die Tracheenstämme nur einzelne Mündungen haben, 
und selbst bei den eigentlichen Insecten mit zahlreichen Stigmen, da 
jedes eine bestimmte Provinz des Körpers mit Luftgefässen versorgt, 
muss dasselbe Stigma zum Ein- und Ausatlımen dienen. 

Die Kenntniss der einheimischen Milben -Arten ist durch Koch 
auf eine namhafte Weise gefördert worden, der in den 183. 187. 188. 
189sten Heften der Fortsetzung der Panzerschen Insectenfauna (welche 
zugleich das 33. 37. 38. und 39ste Heft von Koch’s Deutschland Cru- 
stac., Myriap. und Arachn. bilden) eine Menge von Arten abgebildet 
hat. Da diese Arten bereits vom Verf. in seiner Uebersicht des 
Arachnidensystems” eingereiht sind, verweise ich auf dieses unent- 
behrliche Werkchen. 

Ueber Milben im Innern lebender Thiere theilte Mie- 
scher (Bericht ü. d. Verhandl. d. naturf. Gesellsch. in Basel V. 1843, 
S. 183) mehrere Beobachtungen mit. Nitzsch hatte schon einige 
hierher gehörige Fälle beschrieben, nämlich Sarcoptes nidulans, der 
hei Fringilla chloris unter der Haut in knollenförmigen Nestern lebt, 
welche eine kleine Oeffnung nach aussen haben, und Sarcoptes sub- 
eutaneus, welcher beim Tölpel (Dysporus bassanus) in den Luftzellen 
unter der Haut lebt. Der Verf. entdeckte auch in den Luftzellen 
der Bauchhöhle, den Bronchien und der Luftröhre des Cypselus 
apus eine Milbenart, nach der gegebenen Beschreibung ohne Zweifel 
ebenfalls ein Sarcoptes (Dermaleichus Koch) und eine andere Art 
in den Luftsäcken der Bauch- und Brusthöhle, in den Lungen und 
der Luftröhre des Lanius excubitor, und zwar im unteren Theile der 
Luftröhre und den Bronchien in solcher Menge, dass sie das Lichte 
derselben eigentlich ausfüllten. Ferner beobachtete der Verf. bei 
der Hausmaus an der inneren Fläche des abgezogenen Fells kleine 
milchweisse Knötchen von der Grösse eines Stecknadelknopfes und 
grösser, welche unter Vergrösserung sich als Milbennester auswie- 
sen und 20—30 kleine Milben enthielten in einem gemeinschaftlichen 
dünnhäutigen rings geschlossenen Balge liegend. Auch beim Fuchs 
sind vom Verf. im Zellgewebe unter der Haut mehrmals grössere 
(1 lange) platte zeckenartige Milben angetroffen, bis jetzt aber noch 
nicht genauer beobachtet. — Hieran schliessen sich einige Beobach- 
tungen, welche Creplin (in diesem Archiv 1844. 1. Bd. S. 118 Anm.) 
über eine Sarcoptes-ähnliche Milbe mittheilte, welche sich bei Strix 
flammea am Fersengelenk, an der Strecksehne, in grossen Nestern 
findet. 

Ueber das Simonsche Hautthierchen hat Erasmus Wilson der 
Royal Society zu London seine Untersuchungen vorlegen lassen, 
welche sie in ihren Transact. 1844. p. 305 veröffentlicht hat: Rese- 
arches into the Structure and Development of a newly discovered 
Parasitic Animaleule of the Human Skin — tlıe Entozoon folliculo- 
rum. — Der Verf. traf die beiden von Simon beobachteten Formen 
des Thierchens, die häufgere langgestreckte, mit stumpfem, und die 


Naturgeschichte der Arachniden während des Jahres 1844. 169 


seltenere, kurze mit spitzem' Hinterleibsende, und hat an beiden eine 
durchaus verschiedene Entwiekelung beobachtet. Die Eier sind Kör- 
per von beträchtlicher Grösse, und da der Verf. im Hinterleibe von 
vielen Hunderten untersuchter Thiere keine entsprechenden Körper 
auffinden konnte, glaubte er einen früheren Zustand derselben in 
einem Haufen gekernter Zellen wahrzunehmen, und sah sich in die- 
ser Ansicht dadurch bestärkt, dass er kleine Massen ähnlicher Zellen 
in der Nachbarschaft des Thierchens antraf, daneben etwas grös- 
sere Zellen, zusammengesetzt aus secundären Zellen, und andere, 
mehr oder weniger eiförmig, innerhalb der sie umkleidenden Haut 
secundäre gekernte Zellen von beträchtlicher Grösse_und verschie- 
dener Zahl enthaltend. Letztere Körper hält der Verf. für eine 
Uebergangsbildung zum eigentlichen Ei, welches eiförmig, halbdurch- 
siehtig, bernsteingelb, aus gekernten Zellen gebildet, und von einer 
dünnen und durchsichtigen Haut umschlossen, einen Längsdurchmes- 
ser von ;}; bis „4; Zoll habe. Die eingeschlossenen Zellen ordnen 
sich so, dass sie einen länglichen, an den Enden gebogenen Körper 
zusammensetzen, den Embryo. Das Bersten der Eihaut hat der Verf. 
nieht gesehen, wohl aber eben ausgeschlüpfte Embryonen und ge- 
borstene Eihäute. Dann entwickelt sich der Embryo weiter, indem 
er sich an beiden Enden verdünnt, und das hintere Ende sich be- 
deutend verlängert und zuletzt treten am dicken Theil die Beine so 
wie am Kopfende die Mundtheile vor. So die Bildungsgeschichte der 
langleibigen Form, bei der kurzen treten Mundtheile und Beine 
schon am Ei nach aussen vor und der Hinterleib verlängert sich 
später, Beide Formen haben anfangs nur drei Fusspaare, das vierte 
erscheint nach einer Häutung. Die Entwickelungsgeschichte beider 
Formen, so wie der Verf. sie darstellt, hat zu viel Ungewöhnliches, 
als dass sie nicht einer besonderen Bestättigung und wenigstens einer 
theilweisen Berichtigung bedürftig wäre, um annehmbar zu werden. 
In Betreff des inneren Baues ist es dem Verf, so wenig als seinen 
Vorgängern geglückt, bestimmte Organe nachzuweisen. In Betreff 
des äussern Baues nimmt er mehrere Entdeckungen in Anspruch: 
2. B. von Augen nicht nur, sondern auch einer Orbita, von vier La- 
bral- und drei (!) Labialpalpen. Ferner wird die sehr bewegliche 
Mundgegend als ein in den Thorax zurückziehbarer Kopf angespro- 
chen, und der Hinterleib als geringelt, obgleich nur der Bau der 
Haut dem Hinterleibe das sehr dicht und feingeringelte Ansehn giebt, 
und von einer wahren Gliederung desselben sich keine Andeutung 
findet. Bei solchen Unklarheiten kann der Verf. über die systema- 
tische Stellung des Thiers durchaus nicht im Reinen sein, und wirk- 
lich tritt er die Zoologie mit Fiissen, indem er dem Thiere Palpen 
und gegliederte Beine beilegt, und es gleichwohl für einen Ringel- 
wurm erklärt, demgemäss auch die Bezeichnung als Acarus verwirft, 
und es vorläufig Entozoon follieulorum nennt. Wenn ich in Simon’s 
Abhandlung vorschlug, das Thier vorläufig als Acarus zu bezeich- 
nen, so geschah es in der Ueberzeugung, dass wir bis jetzt nur mit 


170 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


.den ersten Entwicklungsstufen eines milbenartigen Thieres zu thun 
hätten und diese Ansicht ist mir noch unverändert geblieben. Selbst 
die vom Verf. beschriebenen Entwicklungsgeschichten, wenn sich die 
eine oder die andere, oder selbst beide in den Hauptzügen bestätti- 
gen sollten, können diese Ansicht nur bekräftigen, denn darin hat 
der Verf. offenbar zu viel gethan, wenn er ein Häufchen Zellen in 
dem Hinterende des Thiers als Eierstock annimmt, und aus solchen 
Zellen ausserhalb des Mutterthiers das Ei sich bilden lässt. Es 
bleibt also die weitere Entwicklung dieser Milbe durch fernere For- 
schungen zu ermitteln. 

Ueber die Zecken hat Koch (dies Arch. 1844. 1. Bd. S. 217) 
eine Uebersicht gegeben. Er ist geneigt, sie als eine eigene Ordnung 
von den Milben abzusondern, wegen der Verschiedenheit der Ge- 
schlechtswerkzeuge, welche sich aus der eigenthümlichen Paarungs- 
weise ergiebt, und wegen der Form der Athmungsorgane, welche 
äusserlich aus einem Paar, seitlich am Hinterleibe gelegener Luft- 
löcher bestehen. Er theilt sie in drei Familien 1. Argasiden, mit 
den Gattungen Ornithodoros (2 Arten) und Argas (5 Arten). — 
2. Ixodiden mit den Gattungen Ayalomma (16 Arten), Haema- 
lastor (1 Art), Amb/yomma (47 Arten), Jxodes (32 Arten). — 3. 
Rhipistomiden mit den Gattungen Dermacentor (10 Arten), 
Huemaphysalis (4 Arten), Rhipicephalus (9 Arten), Rkipi- 
stoma (2 Arten). 


Pyenogonides. 


Den inneren Bau der Pycnogoniden hat Quatrefages (Compt. 
rend. XIX. p. 1150) untersucht, um an ihnen Phlebenterismus nach- 
zuweisen, So nennt der Verf. die gefässförmige Bildung des Nah- 
rungskanals, wo er sich verzweigt und seine Verzweigungen gegen die 
Oberfläche des Körpers schickt, bei fehlenden Kreislaufs- und Ath- 
mungsorganen. Die Beobachtungen sind an Nymphon gracile, einer 
neuen Art von Ammothea und Phoxichilus spinosus Leach angestellt, 
und sie stimmen ganz mit denen überein, welche Milne Edwards vor 
15 Jahren an Nymphon gemacht hatte. Die Speiseröhre ist eng, mit 
einer Flimmerhaut ausgekleidet; der Magen ist weiter und auf jeder 
Seite mit 5 Blindsäcken besetzt, welche in die Beine eindringen; end- 
lich führt ein kleines Darmstück durch den Hinterleib, an dessen 
Spitze der After ist. Das Gehirn besteht aus einer kugligen Masse, 
welche über dem Schlunde liest, an der Wurzel desselben; bei 
Phoxichilus liegen die Augen unmittelbar darauf, bei Ammothea tritt 
ein kurzer keulförmiger Fortsatz des Gehirns in den Augenhöcker 
ein. Das Bauchmark besteht aus vier Nervenknoten, welche dicht 
an einander schliessend zwischen den mittleren Beinen liegen. Keine 
Spur von Athmungs- und Blutumlaufsorganen, Die Athmung ge- 
schieht offenbar durch die Haut; der Umlauf der Säfte ist durchaus 
unregelmässig. Eine Leber ist nicht vorhanden, vielleicht wird sie 


5 


Naturgeschichte der Arachniden während des Jahres 1844. 171 


durch eine körnige Masse am Ende der Magenanhänge dargestellt. 
Bei dieser Bildung betrachtet der Verf. die Pyenogoniden als phle- 
benteritische Crustaceen. — Anders stellt sich aber das Verhalten 
dar, wenn man die Pyenogoniden als Arachniden betrachtet: dann 
ist der Bau des Nahrungskanals kein anderer als der in dieser Klasse 
gewöhnliche, denn die Magenanhänge finden sich hier,sehr allgemein 
verbreitet, bei Milben, bei Phalangiern, bei den Spinnen, ja die der 
letzteren sind denen der Pyenogoniden gleich gestaltet, nur dass sich 
ihre Enden umschlagen, statt in die Beine hineinzuragen, eine Ab- 
weichung, welche durch die Räumlichkeit des Vorderleibes und der 
Beine wohl zu erklären ist. 

Einen wichtigen Beitrag zur Kenntniss dieser Ordnung hat 
Kröyer (Naturhist. Tidsskr. N. R. I. p. 90) gegeben: Bidrag_ til 
Kundskab on Pyenogoniderne eller Söspindlerne. Die Abhandlung 
ist in drei Abschnitte getheilt. 1. Allgemeine Bemerkungen 
über Organisationsverhältnisse u.s.w. Dieser Theil enthält 
viel Wichtiges, anziehend ist besonders, was der Verf, über die Le- 
bensweise mittheilt. Die Pyenogoniden sind ausserordentlich lang- 
sam und sie stellen die Faulthiere unter den Gliederthieren dar. 
Manche halten sich nahe am Lande auf, und an den nordischen 
Küsten findet man zur Ebbezeit Pyenogonum litorale und Phoxichi- 
lidium femoratum unbeweglich unter Steinen liegen. Andere trifft 
man in tieferem Wasser an Tangen und Polypenstämmen an, denen 
sie z. Th. in Farbe gleichen, wie die Nymphon- und Pallene- Arten. 
Gewöhnlich leben sie einzeln, nur Pycnogonum litorale hält sich an 
der nordischen Küste familienweise oder selbst in grösseren Gesell- 
schaften auf. Darüber, dass die Nahrung in kleinen Seethieren be- 
steht, welche mit den Scheeren gefangen werden, wie es von Meh- 
reren angegeben wird, hat der Verf. keine bestimmte Erfahrung ge- 
macht. Pycnogonum litorale hat er nicht selten am Fuss von Acti- 
nien angetroffen, gleichsam als suchte es zwischen denselben und 
den Stein zu dringen, und er vermuthet, dass die Nahrung des Py- 
cnogonum aus dem Schleim bestehe, der von der Actinie reichlich 
abgesondert wird. Inzwischen wurde das Pycnogonum oftmals auch 
im Magen der Actinie gefunden. Latreille's Angabe, dass Pyenogo- 
num auf Walen lebe, beruht auf einer Verwechselung. — Die Pyceno- 
goniden scheinen über alle Meere verbreitet zu sein, sie kommen 
wenigstens von Spitzbergen bis Rio Janeiro, am Cap und an Neu- 
holland vor. — 2. Charakteristik der Gattungen und Arten: 
Eine neue Gattung ist Zetes (der Name ist von Koch bei den Mil- 
ben gebraucht), mit ziemlich eiförmigem Körperumriss, mit sehr 
grossem Rüssel, dreigliedrigen Mandibeln ohne Scheere, 10gliedrigen 
Maxillen, in beiden Geschlechtern vorhandenen, ebenfalls 10gliedrig. 
eiertragenden Füssen, kurzen Beinen ohne Hülfsklauen, zweigliedrig. 
Hinterleibe. Eine Art, Z. hispidus von der Südküste von Grönland. 
Ausserdem sind sorgfältig beschrieben: Nymphon grossipes O. Fab. 


172 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


von Grönland und Norwegen, N. mixztum, neue Art, von der West- 
küste Norwegens, N. Strömii, neue Art, wahrscheinlich von der 
Norwegischen Küste, N. hirtum F. (2) von der Isländischen Küste, 
N. brevitarse Kr. (N. hirsutum Kr. Grönl. Amphipod.) — Pallene 
spinipes Fab. (Pycnog.) von der Südküste Grönlands, P, intermedia 
neue Art, ebendaher und der Ostsee, P. discoidea, neue Art von 
der Südküste Grönlands und der nördlichen Küste Norwegens, — 
Phoxichilidium femoratum ( Nymphon femoratum Rathk., Phozichi- 
Zus proboscideus Kröy., Orithyia coccinea Johnst., Phozxichilid. cocei- 
neum Edw.) von der Grönländischen, Norwegischen und Dänischen 
Küste, PA. petiolatum, n.A., aus dem Öresund, Ph. fluminense, 
n. A., aus der Bucht von Rio Janeiro. — Phoxichilus spinosus Mont. 
von der Westküste Norwegens. — Pyenogonum litorale Str. von der 
Ostsee, der Norwegischen Küste und der Südküste von Island. — 3. 
Die Verwandlungen der Pycnogoniden, Die früheren Stände 
sind an Nymphon longitarse, Zetes hispidus, Pallene intermedia, 
Nymphon grossipes beobachtet, und hat sich darüber Folgendes er- 
geben: 1. Die Pycnogoniden durchschreiten drei Hauptstufen, bis sie 
ihre bleibende Gestalt erhalten. 2. Auf der ersten Stufe sind sie 
rundlich oder eiförmig, mit.Dottermasse angefüllt, ohne Hinterleib, 
oder seltener mit der Andeutung eines Hinterleibes, mit einem 
Schnabel, mit scheerenförmigen Oberkiefern (welche auch die Jungen 
von Pycnogonum haben, obschon sie den erwachsenen fehlen) und 
mit zwei Fusspaaren. Augen sind noch nicht wahrzunehmen. — 3. 
Auf der zweiten Verwandlungsstufe tritt das dritte Fusspaar auf, aber 
noch 'unausgebildet, kurz und undeutlich_oder gar nicht gegliedert. 
Die Gliederung des Körpers fängt an sich zu zeigen, auch eine Spur 
des Hinterleibes tritt auf. Augen, das erste und zweite Kieferpaar 
lassen sich erkennen, wenigstens bei einigen Arten. Bald ist der 
Leib noch mit Dotter gefüllt (Nymphon grossipes) und dann verbleibt 
das Junge noch ruhig an der Unterseite der Mutter, oder der Dotter 
ist verzehrt, der Leib klar und durchsichtig (Pallene intermedia) und 
dann verlässt das Junge ohne Zweifel die Mutter, um selbst seine 
Nahrung in der See aufzusuchen. — 4. Auf der dritten Stufe erhält 
das Junge noch ein viertes (letztes) Paar Fussstummel, während die 
vorhergehenden in’ der Entwickelung stark vorgeschritten sind; die 
Körperform wird mehr langgestreckt und schmal, und nähert sich 
der des erwachsenen Thieres. Die Kieferpaare sind, wo sie auftre- 
ten, ganz stummelhaft, nicht blos klein, sondern auch ungegliedert. 
— 5. Nach einer nochmaligen Häutung zeigen die Thiere ziemlich 
die Form, welche sie behalten. Die Veränderungen, welche noch 
vorgehen, beschränken sich darauf, dass die jüngeren Thiere plum- 
per sind und die älteren schmächtiger werden, und dass die drei hinteren 
Fusspaare anfangs kürzer sind als das erste, und an Länge abneh- 
men bis zum vierten, mit der Zeit wachsen sie aber heran, so dass 
alle die Grösse des ersten erhalten; eben so bilden sich die Taster 
noch mehr aus, 


Naturgeschichte der Crustaceen während des Jahres 1844. 173 


Goodsir (Ann. nat, hist. XIV. p. 1. pl. 1) erläuterte die Ver- 
schiedenheiten, welche bei verschiedenen Pyenogoniden — Pycnogo- 
num, Phozxichilus, Phoxichilidium coccineum, Pallene circularis, Pa- 
sithoe vesiculosa, Nymphon Johnstoni, spinosum, pellucidum, simile 
(n. sp.) — in der Form, Stellung und Richtung der Augenhöcker 
vorkommen. Bei einigen ist auch die Gliederzahl der Taster und 
die Form der Klauen angegeben. 


Crustaceen. 


In einer sehr verdienstlichen Gelegenheitsschrift Synopseos Cru- 
staceorum Prussicorum prodromus. Regiom. 1844 hat Zaddach 
über die Crustaceen-Fauna Preussens eine Uebersicht gegeben und 
viele der Arten, namentlich die neu entdeckten, durch genaue Be- 
schreibungen erläutert. 

Die von D’Orbigny auf seiner Reise im südl. Amerika gesam- 
melten Crustaceen sind in dessen Reisewerke Voy. dans l’Amerique 
mexridionale von Milne Edwards und Lucas bearbeitet worden. Mit 
einer einzigen Ausnahme sind alle die hier aufgeführten Arten von 
der Chilesischen und Peruanischen Küste. Diese Ausnahme bildet 
Leucippe Ensenadae, eine neue Art, von der Patagonischen Küste. 
Da ich in Kurzem in diesem Archiv eine Uebersicht über die Chile- 
sisch-Peruanische Crustaceenfauna geben werde, in welchem natür- 
lich die in diesem Werke aufgestellten neuen Gattungen und Arten 
aufgenommen werden, wird es überflüssig, dieselben hier näher zu 
erörtern. Die Bearbeitung der Crustaceen im vorliegenden Werke 
beschränkt sich übrigens auf die Decapoden. 

Goodsir (Edinb. N. Philos. Journ. XXXVI. p. 183, Fror. N. 
Notiz, 29. Bd. S. 161) theilte Beobachtungen über die Entwickelung 
der Geschlechtsorgane und Samenflüssigkeit der Crustaceen mit. Die 
von Kölliker als Samenkörperchen beschriebenen Fädchen hält der 
Verf. für Filarien. Ferner zeigt der Verf., dass die Vorrichtungen, 
welche bei den Weibchen der Crustaceen zum Schutz der Eier ge- 
troffen sind, entweder in unvollkommen entwickelten Beinen, oder 
überwiegend entwickelten einzelnen Theilen derselben bestehen. 

Der Bau der Leber bei den Crustaceen ist in einer treffllichen In- 
augural-Dissertation „De hepate ac bile Crustaceorum et Mollusco- 
rum quorandam” von Th. Fr. W. Schlemm am Flusskrebs sorg- 
fältig untersucht worden, 


Decapoda. 


Einige Missbildungen an verschiedenen Crustaceen der Gattungen 
Carcinus, Lupa, Homarus und Astacus hat Lucas (Ann. Soc, Ent. 
d. Fr. II. p. 41. pl. 1) erläutert. Sie beziehen sich auf überzählige 
Scheerenfinger, welche bald dem feststehenden, bald dem beweglichen 
angehören. 


174 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Astacina. Koch (Panz. Ins. Deutschl. 186. Hft. — Deutschl. 
Crust., Arachn. u. Myriapod. Hft. 36) setzte die Unterschiede der 
vier in Baiern vorkommenden Astacus- Arten (4A. luviatilis F., A: 
torrentium Schr. (Canc.), A. sazatilis und tristis K.) aus einander, 
und gab Abbildungen der beiden ersteren Arten. 

Eine sehr ausgezeichnete Art von Astacus entdeckte Tellkampf 
in der Mammuthhöhle in Nordamerika. Er ist ganz weiss und so 
durchscheinend, dass man, vorzüglich bei jüngeren, die Bewegungen 
der Kiemen und auch innerer Organe wahrnehmen kann. Der Verf. 
hat ihn deshalb A. pellueidus genannt. Er ist auch darin eigen- 
thümlich, dass die Augen nicht vorstehen, sondern unter dem Schilde 
versteckt sind (J. Müller Arch. f. Anat. 1844. S. 383). 


Carides. Zaddach (a. a. O,. S. 1) erkannte den Palaemon 
der Ostsee als eigene Art, welche er als P. rectirostris aufstellte. 


Amphipoda. 


Gamarella. Zaddach (a. a. ©. S.7) stellte eine neue Gat- 
tung Leptocheirus auf für solche Flohkrebse, welehe nur am 
ersten Beinpaar eine Scheere, an den übrigen keine Greiffüsse, und 
keine Nebengeissel an den obern Fühlern haben. Sie stimmen am 
nächsten mit Amphithoe überein, und weichen hauptsächlich dadurch 
ab, dass, wie bei Talitrus, die Füsse des zweiten Paars keine Greif- 
füsse sind. Eine neue Art ist Lept. pilosus aus der Ostsee, Der 
Gattungsname kann neben dem vorhandenen Leptochirus nicht be- 
stehen. — Eine neue Art aus der Ostsee ist ferner Amphithoe 
Rathkii (ebendas. S. 6). Auch den Gammarus locusta aus der 
Ostsee hat der Verf. umständlicher beschrieben, weil er von der 
Beschreibung von Milne Edwards in mehreren Punkten abweicht, 
obschon die Stücke mit solchen aus der Nordsee vollkommen über- 
einstimmen. \ 

Koch bildete (in der Panzerschen Fauna Hft. 186, Deutschlands 
Crust., Arachn. u. Myriapod. Hft. 36) neben dem Gammarus pulex: 
F. eine neue deutsche Art, @. putaneus ab. 

Kröyer (Naturhist. Tidsskr. N. R. p. 283) hat einen carcinolo- 
gischen Beitrag gegeben, in welchem er folgende neue Arten aus- 
führlich beschreibt. Orchestia grandicornis von Valparaiso, 
O. nidroensis von Drontheim, O. platensis vom Platastrom, 
Talitrus tripudians aus dem Kattegat, Gammarus anisochir 
aus Rio Janeiro. 

Eine sehr merkwürdige, von allen übrigen erheblich abweichende 
Gattung Triura ist von Tellkampf (in diesem Archiv 1844. 1. Bd. 
S. 321) beschrieben worden; das Krebschen Tr. cavernicola 
wurde von ihm in der Mammuthhöhle in Nordamerika entdeckt. 


Caprellina. Eine neue Gattung Podalirius wurde von 
Kröyer (ebendas.) aufgestellt: Mandibeln ohne Taster. Der zweite 


Naturgeschichte der Crustaceen während des Jahres 1844. 175 


Körperring mit Beinen und ohne Kiemenblase, der dritte und vierte 
“mit Kiemenblasen, der fünfte mit einem Paar sehr verkümmerter, 
2gliedr., klauenloser Beine. Schwanztheil sehr klein, 2gliedrig. P. 
typicus: fuscus, pilosus, capite thoraceque inermibus, Long. 2°”, ist 
auf einem Seestern, Asteracanthion rubens, gefunden, 


Isopoda 


Oniscides. Koch bildete (im 186sten Hefte der Panzerschen 
Insectenfauna, im 36sten Hefte von Deutschl. Crust., Arachn, u. My- 
ziapod.) mehrere Onisciden ab, unter denen folgende neue Arten: 
Armadillo Willii aus Oberitalien, Porcellio urbicus und 
Itea crassicornis aus Deutschland. 

Zaddach (a. a. O. S. 11) beschrieb als zweifelhafte Arten Por- 
cellio trilineatus Koch? und conspersus Koch? und als neue 
Arten P. tristis, ovatus, Itea laevis und Mengii, Armadil- 
lidium Grubii, conspersum. 


Myriapoda. 


Monograph of the Class Myriapoda, order Chilopoda; with Ob- 
seryations on the General Arrangement of the Articulata. By George 
Newport. Esq. (Transact. Lin. Soc. XIX. p. 265). 

Was der Verf. über die allgemeine Eintheilung der Gliederthiere 
sagt, hat eigentlich nur auf die Myriapoden Bezug und bekämpft 
hauptsächlich die Ansicht, welche sie als eigentliche Insecten be- 
trachtet. Es heisst in dieser Beziehung: „die Myriapoden lassen 
sich in vielen Stücken mit den Larven der eigentlichen Insecten ver- 
gleichen, in ihrer verlängerten Körperform, der Art der Athmung, 
dem Bau der Blutumlaufs- und Ernährungsorgane, und auch in der 
Anordnung ihres Nervensystems, aber sie unterscheiden sich von 
ilmen wesentlich durch die Art ihres Wachsthums und ihrer Ent- 
wickelung. Die Myriapoden nämlich haben eine stufenweise Ver- 
mehrung der Leibesringel und Beine mit ihren besonderen Ganglien, 
Nerven und anderen Bildungen. Dies Hinzutreten neuer Theile bei 
jedem Hautwechsel findet sich bei allen Myriapoden bis zu einer 
bestimmten Stufe ihres Wachsthums, welche verschieden ist bei ver- 
schiedenen Gattungen; es findet sich aber nie bei dem eigentlichen 
Inseeten, sobald dieselben aus dem Ei gekommen sind, weder bei 
den niedersten Formen, noch in den frühesten Stufen.” Der Verf. 
führt dies noch weiter aus, und wenn er auch in einzelnen Punkten 
zu weit geht, indem er z. B. den Insecten die Neubildung von Beinen 
‚abspricht, welche doch da nothwendig ist, wo fusslose Larven sind, 
ist der Vergleich im Ganzen doch sehr treffend, Er führt den Verf. 
denn dahin, der hohen Auctorität Brandt’s entgegenzutreten, und mit 
Leach und Latreille die Myriapoden als eine besondere Klasse zu 
betrachten, Ein Fortschritt in dieser Aufstellung liegt darin, dass 


176 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


der Verf. auf die Weise der Entwickelung Gewicht legt: hätte er 
den Vergleich der Myriapoden mit den Crustaceen, wo ihm, wie ge- 
wöhnlich, nur der Flusskrebs im Sinne gewesen sein mag, nicht vor- 
weg von der Hand gewiesen, würde ihm ihre nahe Uebereinstimmung 
vielleicht klar geworden sein. 

In der Eintheilung der Myriapoden hat sich der Verf. im Gan- 
zen an die von Brandt gehalten, nur dass er, naturgemäss, dessen 
Unterordnung Siphonizantia auflöst. Es ist, namentlich unter den 
Scolopendern, eine Reihe neuer Gattungen aufgestellt, welche eine 
schärfere Bestimmung der älteren Gattungen bedingt haben. Zur 
vollständigen Uebersicht theile ich hier die Synopsis generum 
mit, wie sie der Verf. gegeben hat. 


Ord. 1. Cnırorova Latr. Caput latum, prominens. Corporis 


segmenta inaequalia, singula par unicum pedum ad latera segmento- 
rum insertorum gerentia. Mandibulae prominentes, acutae, falcifor- 
mes. ÖOrganorum sexualium apertura ad extremitatem analem. 


Trib. 1. Schizotarsia Brandt. Antennae pluriarticulatae, graciles 
corpore longiores. Tarsi longi, pluri-articulati, inaequales. Oculi 
compositi, prominentes, globosi. . 

Fam. 1. Cermatüdae Leach. Scuta dorsalia 8; singula segmenta 
2 ventralia obtegentia. Stigmata. mediana. — Gen. 1. Cermatia 
Ilig. Oculi prominentes. Caput transversum. Scuta dorsalia emar- 
ginata. Stomatum latera incrassata. . 

Trib. 2. Holotarsia Brandt. Tarsi 3artieulati. Caput e seomen- 
tis 2 mobilibus efformatum. Antennae corpore haud longiores, se- 
taceae vel filiformes, 14—60 artieulatae. Oculi stemmatosi, aggre- 
gati, simplices, vel nulli. A 

Fam. 2. Lithobüdae Newp. Scuta dorsalia 15, subquadrata, 
inaequalia, angulis elongatis, acutis. Coxarum paria posteriora eX- 
cavationibus ovatis. — Gen. 2. Lithobius Leach. Oculi numerosi. 
Caput latum, depressum. Labrum denticulatum. — Gen. 3, Henic- 
ops Newp. Segmentum cephalicum latum. Ocellorum par unicum. 

Fam. 3. Scolopendridae Leach. Segmenta podophora 21 vel 23. 
Pedes posteriores incrassati, articulo primo vel secundo spinoso. — 
Gen. 4. Scolopendra L. Segmentum cephalicum cordatum, imbri- 
catum. Ocellorum paria 4, Spiracula valvularia. — Gen. 5, Cor- 
mocephalus Newp. Segmentum eephalicum postice trupcatum. 
Spiracula valvularia. — Gen. 6. Rhombocephalus Newp. Segmen- 
tum cephalicum basilareque rhomboidea. Labium angustatum. — 
Gen. 7. Heterostoma Newp. Segmentum cephalicum truncatum. 
Dentes magni, Spiracula cribriformia, in paribus 10. — Gen. 8. 
Scolopendropsis Brandt. Segmentum cephalicum truncatum. Pe- 
dum paria 23. — Gen. 9. Theatops Newp. Ocelli distincti. Anten- 
nae {1 articulatae, subulatae. Pedes posteriores clavati,. Labium 
dentatum,. — Gen. 10. Scolopoeryptops Newp. Segmenta podo- 
phora 23. Segmentum cephalicum cordatum, imbricatum. Labium 


Naturgeschichte der Crustaceen während des Jahres 1844. 177 


haud dentieulatum. Antennae 17articulatae. — Gen. 11. Cryptops 
Leach. Segmenta podophora 21. Ocelli nulli vel absconditi. An- 
tennae 17articulatae. Labium haud denticulatum. 

Fam. 4. Geophilidae Leach. Segmenta subaequalia, singula e 
subsegmentis 2 completis sed inaequalibus efformata. Segmentum 
anale pedibus brevibus, styliformibus. Subfam. 1. Scolopendrellinae 
Newp. Corpus breve, crassum. Antennae 14—20 articulatae. — Gen. 
12. Scolopendrella Gerv. Pedum paria 10. Antennae monilifor- 
mes 14—20articulatae. — Subfam. 2. Geophilinae Newp. Segmenta 
numerosa. Antennae 14artieulatae, — Gen. 13, Mecistocephalus 
Newp. Segmentum cephalieum angustissimum elongatum. Corpus 
attenuatum. Labium latum, integrum. — Gen. 14. Arthronomalus 
Newp. Segmentum cephalicum subquadratum, Antennarum articuli 
inaequales. Labium angustum, emarginatum. — Gen. 15. Gonibre- 
gmatius Newp. Segmentum cephalieum cordiforme, acutum, An- 
tennae filiformes. Corpus lineare. — Gen. 16. Geophilus Leach. 
Caput subtriangulare. Corpus depressum, gradatim incrassatum. 
Segmenta pedesque numerosi. 


Ordo 2. Cnumocnsarna Latr. — Caput verticale, rotundatum; 
mandibulae crassae, robustae, vel cum labio coalitae et elongatae; 
segmenta numerosa. ÜCorporis segmenta inaequalia. Pedes super- 
fieiei ventrali affıxi. Organorum sexualium aperturae jn segmenti Ai 
et 7i superfieie ventrali. 

Trib. 3. Pentazonia Brandt. Corpus ovale, in globum contra- 
etile, dorso valde convexo, ventre complanato. Pedes laminis liberis 
mobilibus affıxi. 

Fam. 5. Glomeridae Leach. Corpus laeve, in globum contra- 
etile. Oculi distineti. — Gen. 17. Glomeris Latr. Ocelli 8, in linea 


laterali curvata. Segmenta 13. Pedum paria 17. — Gen. 18. Ze- 
phronia Gray. Ocelli numerosi, aggregati. Antennae 6— 7artieu- 
latae, elavatac. Pedum paria 21. — Gen. 19. Sphaerotherium 


Brandt. Ocelli aggregati. Antennae 7articulatae, clavatac. Pedum 
paria 21, 

Trib. 4. Monozonia Brandt. Corpus vermiforme elongatum. Se- 
gmenti singuli dimidia pars anterior cylindrica, posterior lateribus 
dilatata; lJamina ventrali dupliei coalita pedum paria 2 gerenti. 

Fam. 6. Polyxenidae Newp. Caput arcuatum prominens, Cor- 
pus latum. Pedes attenuati, coxis maximis. Segmentum anale fasei- 
eulis longis. — Gen. 20. Polyzenus Latr. Corpus breve, squamis 
parvis penicillatis vestitum. Pedum paria 13. 

Fam. 7. Polydesmidae Leach. — Subfam. 1. Oeculi nulli vel ob- 
seuri. — Gen. 21. Fontaria Gray. Corpus convexum, Segmenta 
imbricata, laminis lateralibus deflexis. — Gen. 22. Polydesmus 
Latr. Corpus depressum, subeonvexum, laminis lateralibus horizon- 
talibus, — Gen. 23. Strongylosoma Br. Corpus eylindrieum. Se- 
gmenta (umida, Jaminis lateralibus subnullis. — — Subfam, 2. Oeuli 

Archiv 1. Naturgesch, X1, Jahrg. 2. Bd, M 


178 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistuneen in der 


distineti. — Gen. 24. Craspedosoma Leach. Ocelli numerosi ag- 
gregati. Corpus depressum; laminis lateralibus prominentibus. — 
Gen. 25. Platydesmus Lucas. Ocelli duo, magni, prominentes, 
Corpus depressum, laminis lateralibus prominentibus. — Gen. 26. 
Cambala Gray. Ocelli serie simpliei, curvata. Corpus eylindri- 
cum; laminis lateralibus brevissimis, in porcam simplicem desinentibus. 

Trib. 5. Bizonia Newp. Corpus subeylindricum; laminis nullis 
marginalibus. Antennae 7articulatae, clavatae. Segmenta numerosa, 
singula e subsegmentis 2 coalitis efformata, pedumque paria 2 gerentia. 

Fam. 8. Julidae Leach. Corpus ceylindrieum, laminis lateralibus 
nullis. Segmenta e subsegmentis 2 coalita. — Subfam. 1. Sympodo- 
petalinae Newp. Pedes laminis immobilibus affıxi. — Gen. 97. Ju- 
Zus L. Caput convexum. Corpus cylindricum. Prothoracis latera 
triangularia. Antennae elongatae. — Gen. 28. Unciger Br. Squama 
inferior analis mucronata. Corpus cylindricum. — Gen. 29. Spiro- 
bolus Br. Caput convexum. Oculi subtetragoni. Corpus subpyra- 
midale. Protheracis latera triangularia. Antennae breves. — Gen. 
30. Spiropoeus Br.— Gen. 31. Spirocylistus Br. Antennae bre- 
ves. Oculi elongati, triangulares. Thoracis latera brevia, triangu- 
laria. — Gen. 32. Spirostreptus Br. Antennae breves articulis 
infundibulatis. Oculi transversi. Prothoracis latera elongata vel di- 
latata. — — Subfam. 2. Lysiopetalinae Newp. Pedes laminis mobi- 
libus affıxi. — Gen. 33. Platops Newp. Caput parvum, complana- 
tum vel concavum. Pedes graciles, elongati. Corpus pyramidale 
elongatum. — Gen 34. Lysiopetalum Br. Frons dilatata. Pedes 
laminis liberis mobilibus affıxi. u 

Fam. 9. Polyzonidae Newp. (Ommatophora Br.). — Ocelli con- 
spicui, fronti inter antennas in seriebus transversis inserti. — Gen. 
35. Polyzonium Br. Ocelli 6 parvi in seriebus 2 transversis. Cor- 
pus depressum. — Gen. 36. Siphonotus Br. Ocelli 2, in serie sim- 
pliei transversa. 

Fam. 10. Siphonophoridae Newp. (Typhlogena Br.). Oculi nulli. 
— Gen. 37. Siphonophora Br. Caput conicum, elongatum. Nu- 
tritionis organa rostriformia, elongata. 

Hiernächst hat der Verf. den äussern Bau der Myriapoden be- 
schrieben. Er betrachtet jedes einzelne Segment als aus zwei Sub- 
segmenten bestehend, von denen bei den Chilopoden das eine (hin- 
tere) allein zur Ausbildung kommt, während bei den Chilognathen 
sich wenigstens die Bauchplatten gleichmässig, jedes mit einem Fuss- 
paar entwickeln. Befremdend bei einem so umsichtigen und tief ein- 
dringenden Anatomen ist aber die durchaus verfehlte Deutung der 
Theile des Kopfes, welche der Verf. bei den Chilopoden vornimmt. 
Er betrachtet die grossen Zangen als die Mandibeln, und wird daher 
genöthigt, den Ring, welcher sie trägt, als einen Theil des Kopfes 
„basilar segment” zu betrachten, während der eigentliche Kopf ‚,ce- 
phalic segment” genannt wird. Natürlich ist nun die Bildung des 


Naturgeschichte der Crustaceen während des Jahres 1844. 179 


Mundes verkehrt aufgefasst. Die Mandibeln werden als Maxillen, 
die Maxillen als Maxillartaster, das dritte Kieferpaar als Zunge, das 
erste Fusspaar als Lippentaster gedeutet. Was der Verf, als Mandi- 
beln annimmt, ist das zweite Fusspaar, was er basilar segment des 
Kopfes nennt, ist der Mesothorax (vergl. meine Entomographien S.13. 
Taf.2. F.L—-V, wo, wie ich bei dieser Gelegenheit bemerken will, 
durch Schreibfehler die beiden Benennungen Chilopoden und Chilo- 
gnathen verwechselt sind). Sehr lehrreich ist die Seitenansicht des 
vorderen Leibesendes eines ganz jungen Geophilus, welche der Verf, 
Fig. 3 gegeben hat. 

List of the Specimens of Myriapoda in the Collection of the 
British Museum. Printed by Order of the Trustees. London 1844, 
Ein genaues Verzeichniss sämmtlicher Myriapoden des Britischen 
Museums, dessen Sammlung für diese Abtheilung von besonderer 
Bedeutung ist, weil sie den Arbeiten von Newport hauptsächlich zum 
Grunde liegt. Diese Aufzählung weiset 94 Arten von Chilopoden 
und 75 von Chilognathen nach. 

Newport selbst hat das Verzeichniss der Myriapoden des Bri- 
tischen Museums in den Ann. of nat. hist. X]11. (Chilopoda p. 94, Chi- 
lognotha p. 263) mitgetheilt, und zugleich die neuen und noch nicht 
hinreichend festgestellten Arten durch Diagnosen bezeichnet. 

Eine andere wichtige allgemeine Arbeit über die Myriapoden 
hat Paul Gervais geschrieben: Etudes sur les Myriapodes, Annal. 
d. seienc. nat. 3. ser. 1]. p. 51. 

Der Widerspruch der Angaben über die Entwickelung des Julus 
von Savi und Newport mit denen von Degeer, indem die Jungen 
nach Ersteren fusslos, nach Letzterem 6füssig aus dem Ei kommen, 
hat den Verf. zu neuen Beobachtungen veranlasst. Glomeris margi- 
natus und Polydesmus complanatus kamen mit drei Fusspaaren aus 
dem Ei, bei ersterem unterschied der Verf. dieselben schon vor dem 
Auskriechen am Embryo. Der übrige Theil der Abhandlung ist sy- 
stematisch, und enthält theils Bemerkungen zu bekannten, theils Auf- 
stellung neuer Gattungen. Letztere sind: 


Chilognatha. 1. Glomeridesmus, zur Familie der Glo- 
meriden gehörend, mit 20 (21?) Körperringen ausser dem Kopf und 
32 Füssen, der erste Ring gross schildförmig, der zweite dagegen 
kleiner als bei Glomeris. Glomeridesm. porcellus, neue Art 
aus Columbien. (S. auch Ann. Soc. Ent. d. Fr. ]I. p. xxvır). — 2 
Oniscodesmus, zu den Polydesmiden gerechnet, mit der Körper- 
form von Oniscus, d. h. mit gewölbtem Rücken, niedergebogenen 
und die Beine bedeckenden Seitenrändern der Körperringe, welche 
scheinbar, aber nicht deutlich wie bei den Glomeriden, aus 5 Stücken 
zusammengesetzt erscheinen. Eine neue Art, O. oniscinus aus Co- 
lumbien (als Po/ydesmus oniscinus in den Ann. Soc. Ent. deFr. 
11. p. xxvıır beschrieben). — 3. Stemmiulus, zu den Juliden ge- 
hörend, und durch ein einzelnes, einfaches Auge hinter jedem Fühler 

M* 


180 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


ausgezeichnet. Eine Art St. bioculatus von geringer Grösse aus 
Columbien. (S. auch Ann. Soc. Ent. d. Fr. Il. p. xxvım). — An letz- 
terem Orte machte Ders. noch einige andere von Goudot in Co- 
lumbien gesammelte neue Arten bekannt: Polydesmus velutinus 
und granosus, und Siphonophora luteola. Endlich gab er 
(ebendas. S. xxı1) über die noch unbeschriebene Cambala lacta- 
ria Gray Auskunft. 

Eine neue Art von Polydesmus aus der Gegend von Bugia im 
Algierschen, P. mauritanicus, wurde von Lucas (Rev. Zool. 
p- 51) aufgestellt. 

Koch bildete (in der Panzerschen Insectenfauna 190. Heft, und 
Deutschl. Crust., Arachn. und Myriapod. 40. Hft.) eine Anzahl ver- 
schiedener deutscher Chilognathen ab, unter denen @Glomeris rufo- 
guttata, Polydesmus macilentus und Julus nemorensis 
als neue Arten. — Aus dem in Süddeutschland einheimischen Julus 
pallipes Ol. ist eine eigene Gattung Tropisoma gebildet worden. 

Waga (Rev. Zool. p.337) zeigte, dass Julus albipes und fascia- 
tus Koch 5 und 2 derselben Art sind, welche er bereits als J. dis- 
par beschrieben habe, da indess die Kochschen Benennungen älter 
seien, müsse der Name J. aldipes gelten. 


Chilopoda. Koch bildete (in der Fortsetz. d. Panzerschen 
Fauna 190. Heft, Deutschl. Crust., Arachn. u. Myriapod. 40. Heft) 
einige neue deutsche Arten ab: Cryptops ochraceus und syl- 
vaticus, Lithobius dentatus, calcaratus und communis. 

Einige von Leach aufgeführte Arten, nämlich Scolopendra alter- 
nans, subspinipes und trigonopoda wurden von Gervais (Ann. Soc. 
Ent. de Fr. II. p. xxı) durch genauere Beschreibungen erläutert. 

Ein Fall, wo eine lebende Scolopendra (electrica) von einem 
19jährigen Mädchen, nach zwei Jahre lang vorhergegangenen heftigen 
Nervenschmerzen unter dem Auge, ausgenieset wurde, ist von De- 
cerfs angezeigt worden (Compt. rend. XIX. p. 933). Ist dem Herrn 
D. nicht etwas aufgebunden worden? 


Entomostraceen. 


Viele deutsche Arten sind von Koch in der Fortsetzung der 
Panzerschen Fauna Heft 185, 186, 187, (Deutschlands Crust., Arachn. 
u. Myriapod, Heft 35, 36, 37) abgebildet; die in Preussen beobach- 
teten hat Zaddach in der Synops. Crustac. Pruss. Prodrom. aufge- 
führt und grossentheils genauer beschrieben. 


Phyllopoda. 


Koch (a. a. ©. 185. od. 35. Heft) stellte zwei neue Arten vom 
Branchipus auf, Br. auritus und melanurus. 


Naturgeschichte der Entomostraceen während des Jahres 1844. 181 


Cladocera 


Koch (a. a. ©.) führte hier mehrere neue Gattungen auf: 
Eunica (der Name ist nicht frei) für Lynceus longirostris Müll., 
Pasithea für Daphnia rectirostris Müll. und Scalicerus für Mon- 
oculus pediculus Linn. — Neue Arten sind Duphnia congener, 
serrulata, ephippiata, mucronala,ventricosa, angulosa, 
media, — Lynceus leucocephalus, rostratus, — Pasithea 
gibba. 

Zaddach (a. a. OÖ.) beobachtete 5 Arten von Daphnia, — von 
denen die letzte, Daph. brachyura Z. mit Pasithea rectirostris 
Koch zusammenfällt, — 1 Art von Sida, welche sowohl der Gattung 
als der Art nach genauer beschrieben ist, — 5 Arten von Lynceus _ 
1 Art von Polyphemus. 


Ostracoda. 


Zaddach (a.a. O.) führte 20 Arten von Cypris auf, unter denen 
5 neue: ©. flava, incana, reticulata, vulgaris, rubida. — 
©. ornata Jur. Edw. ward als €. Jurinii von C. ornata Müll. un- 
terschieden. 


Copepoda. 


Koch (a. a. ©. 185. Hft.) stellte zwei neue Gattungen Doris 
(Molluskengatt.!) und Glaucea auf, die erstere auf C'yclops minu- 
tus Müll. = Monoec. staphylinus Jur., die zweite auf Cyel. rubens 
und coeruleus gegründet, und mit den neuen Arten Gl. caesia, hya- 
lina und ovata vermehrt. Eine neue Art ist ferner O’yclops 
dentatus (187. Hft.). 


Siphonostoma. 


Ein Schmarotzer dieser Abtheilung wurde von Will in Actinien 
entdeckt, und als neue Gattung mit der Benennung Staurosoma 
bezeichnet. (Dies Archiv 1844. 1. Bd. S. 337. Taf. 10. F.1—9). 


Cirripedia. 

Loven (Öfvers. Vetensk. Acad. Förhandl. p- 192. T. 3. Hornseh. 
Archiv Skandin. Beitr. S. 434. T. 3) beschrieb eine neue Art von 
Alepas, welche auf der Haut von Squalus glacialis und Sq. spinax 
lebt, und welche demgemäss A. squalicola benannt wird. Sie 
zeichnet sich vor den übrigen Arten durch ihre Grösse aus, ferner 
dadurch, dass die Weichheit sich nicht auf die Schale beschränkt, 
sondern sich auch auf die Beine und selbst die Mundtheile erstreckt. 


182 


Bericht über die Leistungen im Gebiete der Her- 
petologie während des Jahres 1844. 


Von 
Dr. F. H. Troschel, 


Systema reptilium auctore Leopoldo Fitzinger Fasci- 
eulus primus. Amblyglossae. Vindobonae 1843. Als Einlei- 
tung giebt Verf. eine Uebersicht seines Systems des Thier- 
reichs überhaupt, in welchem er nach der Voraussetzung, dass 
in jeder Abtheilung ein System von Organen vorzugsweise 
entwickelt sein müsse, die sämmtlichen Thiere bis auf Ord- 
nungen eintheilt. So ist ihm die Klasse der Reptilien der 
Grad, in welchem die Generation und zugleich die Muskeln 
vorzugsweise entwickelt sind, im Gegensatz zu den Fischen, 
wo die Ernährung und zugleich die Knochen besonders ent- 
wickelt sein sollen. Die weitere Eintheilung der Reptilien, 
so wie der übrigen Wirbelthiere geschieht dann nach der vor- 
herrschenden Entwickelung der 5 Sinne: 1) Gefühl: Rhizo- 
donta mit den Ordnungen COetosauri, Loricata und Ornitho- 
sauri; 2) Geschmack: Dipnoa mit den Ordnungen Ichthyodea, 
Hemibatrachia, Batrachia; 3) Geruch: Testudinata mit den Ord- 
nungen Oiacopoda, Steganopoda, Tylopoda; 4) Gehör: Lepto- 
glossae mit den Ordnungen Ophidia, -Hemisauri, Sauri; 5) 
Gesicht: Amiblyglossae mit den Ordnungen Ascalabotae, Hu- 
mivagae, Dendrobatae. — Die Krokodile haben also die 
Eidechsen verlassen müssen, weil der Mensch fünf Sinne hat, 
und haben zu Gefühlsreptilien werden müssen, die nun mit 
den Ornithosauren schwärmen mögen. Weshalb jede Abthei- 
lung nothwendig in drei Ordnungen zerfallen müsse, ist nicht 
gesagt. — Nun folgt ein Schema Systematis, welches ein Ver- 
zeichniss der Amblyglossae bis auf Gattungen und Untergat- 
tungen herab bildet. Die Genera sind dann in dem Haupt- 
theil der Arbeit durch ausführliche lateinische Diagnosen de- 
finirt, ebenso die Subgenera, für deren Vervielfältigung Verf. 
sehr geneigt scheint, was jedoch in den Diagnosen der Be- 


Bericht über die Leistungen im Gebiete der Herpetoiogie ete. 183 


gründung nicht ermangelt. Die auffallendsten Unterscheidungs- 
merkmale stehen immer an der Spitze der Diagnose, wodurch 
das Buch bequem zur Benutzung wird, ein Vorzug vor man- 
chem anderen Buch. Besondere Sorgfalt ist darauf genom- 
men, der Nomenclatur nach der Priorität Gerechtigkeit wie- 
derfahren zu lassen, was gerade bei den Amphibien sehr nöthig 
geworden ist. Bei jeder Gattung sind die bekannten Arten 
nach Namen, Synonymen, Vaterland aufgezählt und einer jeden 
eine Angabe derjenigen Sammlungen, in denen sie sich be- 
finden, angehängt. Durch die Spaltung der Gattungen ent- 
stehen zwar manche neue Namen, indessen würde ein Auszug 
dieser Arbeit zu weit führen, ich muss also auf das Heft 
selbst verweisen. 

Die „Verhandelingen over de natuurlike Geschiedenis der 
Nederlandsche overzeesche bezittingen, door de Leden der 
Natuurkundige commissie in Indie en andere Schryvers uitge- 
geven op Lase van den Koning door C. J. Temminck Zoo- 
logie. Leiden 1839 —1844” sind jetzt vollendet. Die Am- 
phibien sind von Sal. Müller und Herm. Schlegel bear- 
beitet. Es sind als neu beschrieben und abgebildet: Croco- 
dilus (Gavialis) Schlegelii, Testudo emys, Trigonocephalus 
formosus. Ausserdem sind abgebildet: Monitor prasinus, Mo- 
nitor Dumerilii, Homalopsis leucobalia, Elaps Mülleri, Naja 
bungarus. — Ueberhaupt finden sich 35 Amphibien auf den 
Inseln des Indischen Archipels, nämlich Crocodilus vulgaris und 
biporcatus; Gavialis Schlegelii; Trionyx stellatus auf Java; 
Tr. subplanus auf Java, Sumatra und Borneo; Emys couro 
auf Java, Borneo, Celebes und Amboina; Emys subtrijuga auf 
Java; Emys Diardii auf Java’ und Sumatra; Emys platynota 
auf Sumatra; Emys spinosa auf Borneo; Emys erassicollis auf 
Borneo; Emys borneoensis auf Borneo; Testudo emys n. sp. 
auf Sumatra; Testudo Forstenii n. sp. auf Gilolo; — Monitor 
bivitlatus auf Sumatra, Java, Borneo und Celebes; Monitor 
ehlorostigma auf Amboina, Gilolo, Neuguinea, Rawak, Wai- 
giou und Neu-Irland; Monitor timoriensis auf Timor; Monitor 
prasinus auf Neuguinea, Monitor Dumerilii auf Borneo und 
Poeloe Batoe bei Sumatra; — Trigonocephalus rhodostoma 
auf Java; Trigonocephalus puniceus auf Java; Trigonocepha- 
Jus viridis auf Sumatra, Bauka und Timor; Trigonocephalus 


184 Troschel: Bericht über die Leistungen im 


Wagleri auf Sumatra, Borneo umd Gelebes; Trigondcephalus 
formosus (s. unten) auf Sumatra; Homalopsis buccata auf Java 
und Borneo; Homalopsis Schneideri weit verbreitet; Homalopsis 
decussata auf Java; Homalopsis plumbea auf Java, Borneo 
und Celebes; Homalopsis a&r auf Java, Borneo und in Ben- 
galen; Homalopsis leucobalia auf Timor; Elaps furcatus auf 
Java; Elaps bivirgatus auf Java, Sumatra und Borneo; Elaps 
Mülleri auf Neuguinea; Naja tripudians Var. Sondaica auf 
Java, Sumatra und Borneo; Naja bungarus auf Java. Der 
den Amphibien gewidmete Text beträgt 72 Seiten und dazu 
gehören 10 Tafeln. 

Von Andrew Smith’s Ilustrations of the Zoology of 
South Africa erschienen im Jahre 1844 die 20, und 21. Lie- 
ferung. In ersterer sind von Amphibien abgebildet: Cordylus 
giganteus n. sp. alt und jung, Gerrhosaurus flavigularis Wiegm. 
alt und jung, Gerrhosaurus Bibroni n. sp., Gerrhosaurus ty- 
picus Dum. Bibr.; in letzterer: Acanthodaetylus capensis n. sp. 
Männchen und Weibchen, Platysaurus capensis n. Gen., Ger- 
rhosaurus subtessellatus n. sp., Gerrhosaurus sepiformis Dum. 
Bibr. und die Köpfe und Schenkelporen der genannten Arten 
von Gerrhosaurus, denen noch G. lineatus und bifascjatus hinzu- 
gefügt ist. Die Diagnosen der neuen Arten sind unten angegeben. 

James Linsley giebt ein Verzeichniss der Amphibien 
von Connecticut (Silliman American Journal XLVI. p. 37): 
Im Ganzen werden 56 Amphibien aufgezählt, darunter 13 
‚Schildkröten, 2 Echsen, 18 Schlangen, 11 ungeschwänzte und 
42 geschwänzte Frösche. Beschreibungen der Arten sind 
nicht gegeben. 

Duvernoy Fragmens sur les organes genito-nrinaires 
des reptiles et leurs produits. (Comtes rendus 19. p. 249. 
285. 948). In dieser Arbeit wird gehandelt 1) von den Bla- 
sensteinen der weichen Schildkröten, 2) über die Existenz 
fossiler Urolithen; 3) über den Geschlechtsapparat der Männ- 
chen und Weibchen der Salamander und Tritonen; 4) über 
die Nieren der Salamander und Tritonen. 


Chelomiäi. 


Von Schildkröten sind als neu nur die bereits oben er- 
wähnten Arten von Sal. Müller und Schlegel beschrieben, 


Gebiete der Herpetologie während des Jahres 1844. 155 


nämlich Testudo emys von Sumatra und Zestwdo Forstenü 
von Gilolo. 


Sauri. 

Rusconi theilt in Müller’s Archiv 1844. p. 508 seine 
Beobachtungen am afrikanischen Chamaeleon mit und weist 
nach, dass dieses Thier seine lange klebrige Zunge gegen 
Insecten nicht durch Erection in Folge von Blutandrang stosse, 
sondern durch die Thätigkeit der Muskeln. Dieses Vorschnel- 
len geschieht mit grosser Geschwindigkeit und das Anschlagen 
giebt einen schwachen Ton. Eine Abbildung erläutert das 
Vorgetragene. Eine ausführlichere Monographie des Chamä- 
leons wird in Aussicht gestellt. 

Neue Eidechsen sind nur von Smith in seinen lllustra- 
tions beschrieben worden: 

Cordylus giganteus flavo-brunneus inferne pallidior, dorso cauda 
superne extremitatibusque superne fusco.nebulatis; occipite tempo- 
ribusque postice spinis fortibus triangularibus in ordine singulo ar- 
matis; dorsi squamis leviter carinatis, laterum fortiter spinosis; 
cauda superne spinosissima; extremitatibus anterioribus inferne squa- 
mis tuberculosis; poris femoralibus decem. 15°. Quathlamba- 
Gebirge. 

Gerrhosaurus Bibroni superne brunneus, lineis duabus sublatis 
et duabus angustis variegatis, his ad basin caudae, illis versus apicem 
desinentibus; mento, gula, capitis lateribus, gutture extremitatibus- 
que anterioribus interne miniatis; pectore abdomineque griseo-albis; 
scuto oceipitali rhombico. 105°. An den Quellen des Caledon, Ne- 
benfluss des Orange River. — @. subtessellatus dorso flavo-brunneo, 
linea alba brunneaque tessellata in utroque latere marginato; partibus 
inferioribus earneis cupreo -viride -tinetis; corpore fortiter depresso, 
squamis laevibus. 6°. Namaqualand. 

Acanthodaciylus capensis Mas: superne flavo-brunneus, lateribus 
nigro-brunneis, et macularum albarum seriebus duabus et lineis dua- 
bus longitudinalibus ejusdem coloris variegatis; partibus inferioribus 
ochraceis; digitis externe dentatis. Fem: superne pallide aurantius, 
lateribus rubro -aurantiis superne inferneque linea subalbida margi- 
natis; partibus inferioribus ochraceis, versus latera nigro-brunneo- 
tessellatis. 105”. Namaqualand. 

Platysaurus noy. Gen. Zähne kurz, zahlreich, eng; Nasen- 
löcher kreisförmig, am hintern und untern Rande des Nasen-Schnau- 
zenschildes, Stirnplatte einfach, Frontoparintalplatten 4 wie bei Cor- 
dylus, Palpebralplatten wie bei Gerrhosaurus. Körper flach, Schup- 
pen sehr klein, am Bauche viereckig und in Querreihen, Schenkel 
poren klein aber deutlich. Kehlfäalte rudimentär. Pl. capensis su 
perne erisco-brunneus, dorso fasciis tribus subalbidis notato; capite 


186 Troschel: Bericht über die Leistungen im 


corporeque fortiter depressis; corporis squamis parvis; poris femo- 
ralibus 18; cauda versus basin depressa, versus apicem cylindracea; 
partibus inferioribus viridi-favis. 73“ Namaqualand, 

Tropidolepisma striatum Peters (Bericht der Acad. zu Berlin 
1844. p. 36) scheint mir Euprepes Sechellensis D.B. zu sein. 


Serpentes. 


Von Dumeril’s und Bibron’s Herpetologie generale er- 
schien im Jahre 1844 der sechste Theil, welcher den Anfang 
der Schlangen enthält. Nach einer litterarischen Einleitung, 
in welcher die sämmtlichen bisherigen Systeme nach ihren 
Grundzügen angegeben sind, entwickeln die Verf. das von 
ihnen befolgte System. Sie theilen die Schlangen in 5 Sec- 


tionen: 

1. Vermiformes (Scolecophides). Nur in einem der Kiefer Zähne, 
Körper überall gleich dick, wurmförmig. Nur der Oberkieferknochen 
ist beweglich, Zwischenkiefer, Nasenbeine und Vomer sind fest ver- 
wachsen; keine Giftzähne oder Furchenzähne, 

2. Cicuriformes (Azemiophides). Alle Gesichtsknochen sind be- 
weglich, Oberkieferknochen sehr lang, Zähne in beiden Kiefern, keine 
Gift- oder Furchenzähne. 

3. Fidendiformes (Aphoberophides), Alle Gesichtsknochen sind 
beweglich, Zähne in beiden Kiefern, die hintern Oberkieferzähne 
Furchenzähne, Jie vordern voll; sie sind nicht giftig. 

4. Fallaciformes (Apistophides). Alle Gesichtsknochen sind be- 
weglich, Zähne in beiden Kiefern, die vordern Oberkieferzähne sind 
Furchenzähne; sie sind giftig. 

5. Viperiformes (Thanatophides). Alle Gesichtsknochen beweg- 
lich, Zähne in beiden Kiefern, im Oberkiefer Giftzähne, sie sind 
giftig. 

Nach einer allgemeinen Betrachtung der verschiedenen Organe 
der Schlangen folgt dann der specielle Theil, in welchem zunächst 
die Vermiformes in zwei Familien getheilt werden: Typhlopiens Un- 
terkiefer ohne Zähne mit den Gattungen Pilidion, Ophthalmidion, 
Cathetorhinus, Onychocephalus, Typhlops, Cephalolepis; — Catodo- 
niens Unterkiefer mit Zähnen, dahin die Gattungen Catodon und Ste- 
nostoma. 5 

Von der Abtheilung Cicuriformes sind die beiden ersten Fami- 
lien noch in diesem Bande abgehandelt. Die Pythoniens werden in 
drei Tribus getheilt: Pyzhonides Zwischenkieferzähne mit den Gat- 
tungen Morelia, Python, Liasis, Nardoa; Erycides ohne Zwischen- 
kieferzähne und ohne Greifschwanz, enthalten nur die Gattung Eryx,; 
Boaeides ohne Zwischenkieferzähne mit Greifschwanz, dahin die Gat- 
tungen Enygrus, Leptoboa, Tropidophis, Platygaster, Boa, Pelophi- 
lus, Eunectes, Xiphosoma, Epicrates, Chilabothrus. — Die Tortri- 


Gebiete der Herpetologie während des Jahres 1844. 187 


ciens bestehen aus den Gattungen Tortrix und Cylindrophis. Im 
Ganzen sind in diesem Bande 65 Arten beschrieben. 

Savage giebt einige Notizen über die Lebensweise des 
Python natalensis und beschreibt mehrere Beispiele, in denen 
derselbe Thiere umschlang und erdrückte. Zuweilen wickelt 
er den Schwanz um einen anderen Gegenstand, um mehr 
Kraft auf seine Beute verwenden zu können; zuweilen setzt 
er die Fussstummel in Ritzen des Fussbodens ein, um einen 
Widerstand zu haben; auch bein Klettern bedient er sich der 
Fussstummel, indem er sie in Ritzen der Bäume einsetzt. 
(Annals XIV. p. 148 und Froriep’s Notizen 32. p. 198). 

Der von Sal. Müller und Schlegel. c. aufgestellte Trigo- 
nocephalus formosus ist von Tr. Wagleri verschieden durch viel we- 
niger stark gekielte Schuppen, grössere Lippenschilder, eine grössere 
Zahl Bauchschilder, und durch verschiedene Farbenvertheilung. 


Batrachin. 


Prevost et Lebert Memoire sur Ja formation des or- 
ganes de la cireulation et du sang dans les Batraciens. (An- 
nales des sciences naturelles, troisieme serie tome 1. p. 193). 

Vogt macht ebenda II. p. 45 einige Beobachtungen über 
die Embryologie der Batrachier bekannt. 

Schlotthauber beschreibt dies Archiv 1844. 1. p. 257 eine Va- 
rietät von Rana temporaria aus der Gegend von Hamburg. 

Dactylethra Mülleri Peters (Bericht d. Acad. zu Berlin 1844. 
p- 37) unterscheidet sich von D. capensis durch ein Knötchen am 
Hacken und einen Tentakel unter jedem Auge. Die Extremitäten sind 
unten okergelb mit schwarzen Flecken. Mozambique, 

Küster beschreibt Sa/amandra Genei, von dem er in Sardinien 
zwei Exemplare lebend erhielt, er unterscheidet sich von Salamandra 
durch den Mangel der Ohrdrüsen und den glatten Leib, von Triton 
durch die glatte Haut und den runden Schwanz, von Geotriton durch 
die Bildung der Zehen, die am Ende wie abgeschnitten und durch 
eine Schwimmhaut verbunden sind. Das Thier bildet vielleicht eine 
eigene Gattung. (Isis 1844. p. 655). 

Owen stellt in den Annals XIV. p. 23 eine neue Art 
Axolotl dar. Die Arten werden folgendermassen charakterisirt: 

Azolotes guttata (Siren pisciformis) fusca, nigroguttata, capite 
antice rotundato, cauda compresso-lanceolata, — A. maculata n. sp. 
grisea, nigro-marmorata, subtus lactea, capite antice truncato, cauda 
compresso-rotundata. 3—5”, Mexiko. Letztere Art ist in Holz- 
schnitt abgebildet. 


188 


Bericht über die Leistungen im Gebiete der 
Ichthyologie während des Jahres 1544. 


Von 


Dr. F. H. Troschel. 


An die Spitze des diesmaligen Jahresberichtes stelle ich 
einen Aufsatz von J. Müller, welcher höchst wichtige Auf- 
schlüsse über das System der Fische giebt: Ueber den Bau 
und die Grenzen der Ganoiden und über das natürliche System 
der Fische. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten 
Verhandlungen der Akademie zu Berlin. 1844. p. 416 und 
noch weiter ausgeführt in diesem Archiv 1845. p. 91. Da 
das hier aufgestellte System auf so sicheren Basen ruht, dass 
es sich ohne Zweifel der allgemeinsten Anerkennung erfreuen 
wird, so werde ich im Folgenden sogleich nach demselben 
meinen Bericht ordnen. 

Wichtig für die Kenntniss der Fische sind die durch 
Lichtenstein herausgegebenen: J. Forsteri descriptiones 
animalium in itinere ad maris australis terras per annos 1772 
bis 74 suscepto observatorum. Berolini 1844. 8. Die Be- 
schreibungen Forster’s waren bisher nur in Bloch’s Systema 
ed. Schneider und zwar unvollständig veröffentlicht worden. 
Hier erscheinen dieselben vollständig und mit Angabe derje- 
nigen Namen, welche die Fische in neueren Zeiten namentlich 
bei Bloch Schneider und bei Cuvier Valenciennes erhalten 
haben. 

Von der Zoology of the Voyage of H. M. S. Sulphur 
under the Command of Captain Sir Edward Belcher during 
the Years 1836—1842 erschien im Jahre 1844 die fünfte Lie- 
ferung, welche Fische enthält. Sie ist bearbeitet von John 
Richardson. Dies Heft behandelt die Familie der Gobioi- 
den, aus welcher eine neue Gattung und einige neue Arten 
beschrieben werden; ferner ist ein neuer Batrachus und eine 


Bericht über die Leistungen im Gebiete der Ichthyologie etc. 189 


neue Synanceia aufgestellt. Die 10 Tafeln mit Abbildungen 
in Steindruck geben bereits Fische, welche im Text noch nicht 
behandelt sind. 

Die Verhandelingen over de natuurlike Geschiedenis der 
Nederlandsche bezittingen et. door C. J. Temminck. Zoologie. 
Leiden 1839 — 1844 sind, wie bereits oben im Berichte über 
die Amphibien bemerkt, vollendet. Die Fische füllen 25 Sei- 
ten Text und 6 Tafeln Abbildungen, sind von Sal. Müller 
und Schlegel bearbeitet, und beschränken sich auf 3 Ab- 
handlungen: Ueber Osteoglossum formosum, Beschreibung 
von 4 Arten ‘Amphacanthus, und Uebersicht der von den 
Sunda-Inseln und Molukken kommenden Fische aus den Ge- 
schlechtern Amphiprion, Premnas, Pomocentrus, Glyphisydon, 
Dascyllus und Heliases.  Abgebildet sind: Osteoglossum for- 
mosum; Amphacanthus dorsalis, corallinus, virgatus, vermieu- 
latus; Pomacentrus fasciatus, trimaculatus, littoralis, chryso- 
poeeilus; Glyphisodon aureus, melas, unimaculatus, modestus, 
antjerius, biocellatus, Heliases einerascens; Premnas trifasciatus. 

Von Henrik Kroyer’s Danmarks Fiske Kopenhagen S$, 
(vergl. den vorjährigen Bericht p. 230) ist das zweite Heft 
des zweiten Bandes erschienen, Die Fische sind wie früher 
in Holzschnitt abgebildet. Dieses Heft enthält folgende Arten: 
Platessa saxicola, limandoides; Hippoglossus maximus; Rhon- 
bus vulgaris, maximus, hirtus, Cardina; Solea vulgaris; Cy- 
elopterus Lumpus; Liparis Montagui, barbatus; Lepadogaster 
cornubiensis; Salmo Salar, Trutta, Eriox und Fario. 

Zur Fischfauna von Norwegen giebt v. Düben einen 
Beitrag (Om Norriges Hafs-Fauna in der Öfversigt af Kongl. 
Vetenskaps - Academiens Förhandlingar 1844. p. 13 und 111). 
Die hier angegebenen Arten wurden im Anfange des Jahres 
1845 von v. Düben und Koren näher bezeichnet. (Vergl. 
Hornschuch Archiv skandinavischer Beiträge zur Naturge- 
schichte 1845). Von den 13 Arten sind fünf neue, die an- 
deren sind Polyprion cernium, Sebastes imperialis, Sternoptix 
Olfersii, Gadus (Merlangus) Potassoa Risso, Motella argenteola 
Mont., Rhombus megastoma Donov., Lepadogaster bimaculatus 
Penn. und Cyelopterus minutus Pall., den die Verf. für den 
Jungen Cyel. lumpus mit Fries ansehen. Die neuen Arten 
sind unten angegeben, 


190 Troschel: Bericht über die Leistungen im 


In der 21. Lieferung von den Ilustrations of the Zoo- 
logy of South Africa by Andrew Smith, welche im Jahre 
1844 erschien, sind auch 5 Fische abgebildet; nämlich Penta- 
ceros Richardsoni Smith, Sebastes capensis und maculatus Cuv. 
Val., Sargus hottentotus und capensis Smith. Die drei neuen 
sind unten aufgenommen. 

Von v. Siebold’s Fauna Japonica sind im Jahre 1844 
die 5te und 6te Lieferung der Fische erschienen, bearbeitet 
von Temminek und Schlegel. Sie enthalten Fische aus 
den Familien Sparoidei, Squamipennes und Scomberoidei, von 
denen die neuen unten angezeigt sind. 

Bereits im Jahre 1843 ist die Ichthyologie in der Histoire 
naturelle des lles Canaries par M. M. P. Barker-Webb et 
Sabin Berthelot, bearbeitet von Valenciennes beendigt wor- 
den. Es werden viele Fische als in den Meeren, welche diese 
Inseln bespülen, lebend beschrieben, unter denen verhältniss- 
mässig viele neue Arten, auch einige interessante neue Gat- 
tungen. ‘ Viele Fische hat diese Inselgruppe mit Madeira ge- 
mein; sie scheinen mehr durch übereinstimmende Formen die 
Fischfauna Südamerika’s mit der des Mittelmeers zu verbin- 
den, als mit der der Küste Afrika’s. Die meisten neuen Ar- 
ten, sowie einige bereits früher aufgestellte sind auf 26 theils 
Kupferstich-, theils Steindrucktafeln abgebildet. Die neuen 
Arten, besonders aber die neuen Gattungen sind. unten näher 
besprochen. Von Süsswasserfischen findet sich nur ein Aal 
A. canariensis. 

Von James Linsley erhielten wir in Silliman American 
Journal XLVII. p. 55 ein Verzeichniss der Fische von Con- 
necticut, in welchem im Ganzen 173 Arten gezählt werden. 
Es sind 72 Stachelflosser, 36 Malacopterygii abdominales, 23 
Malacopterygii jugulares, 6 Malacopterygii apodes, 3 Lophobran- 
chii, 9Plectognathi, 2 Störe, 17 Plagiostomen und 5 Oyelostomen, 

Von Bernhard Carl Brühl erschien unter dem Titel: 
Zur Kenntniss des Wirbelthier-Skelettes die erste Hälfte der 
ersten Abtheilung mit dem besondern Titel: die Methode des 
osteologischen Details. dargestellt am Karpfen-Skelette. Wien 
1845. 4. Diese Hälfte enthält 29 Bogen Text, 13 Tabellen 
und 3 Steindrucktafeln. Die noch zu erwartenden drei Hälf- 
ten werden sich nicht auf Ichthyologie besonders beziehen. 


Gebiete der Ichtbyologie während des Jahres 1844. 191 


Dipuwmoi. 


Peters sandte aus Quellimane Beschreibung und Exem- 


plare eines mit Lepidosiren annectens verwandten Fisches. 

Die Brust- und Bauchflossen bestehen ausser einem articulirten 
Strahl aus Knorpelstrahlen, dieam Hauptstrahl befestigtsind, und anihm 
eine Fahne bilden. Naslöcher wie bei Lepidosiren paradoxa, ebenso 
die Lippenknorpel. Drei äussere Kiemenfäden. Falls dieser Fisch 
von Lepidosiren annectens generisch verschieden sein sollte, nennt 
ihn Verf. Rhinocryptis amphibia; wenn er mit L. annectens iden- 
tisch und von L. paradoxus generisch verschieden sein sollte, so 
muss Owens Name Protopterus wieder aufgenommen werden. (Be- 
richt der Academie zu Berlin 1844. p. 411). 


Teleostei. 
Jdeanthopteri. 


Serranus caninus Valenc. Canar. unterscheidet sich von S. gi- 
gas durch die abgestutzte Schwanzflosse D. 11. 15; A. 3. 8. braun. 
— S. emarginatus id ib. mit einem Einschnitt über dem Winkel des 
Vordeckels; hechelförmige Zähne nur in der Mitte der oberen Kinn- 
lade, D. 11. 15; A. 3. 11. Grosse braune Wolkenflecke auf dem 
Rücken. Schuppen auf dem Öberkiefer. 

Uranoscopus bufo Val. Canar. Der Kopf ist kürzer als bei U. 
scaber, er ist 4+mal in der ganzen Länge enthalten, in einer Längs- 
reihe finden sich 70 Schuppen. D. 4. 15; A. 14. 

Beryz borealis Düben ].c. (früher vom Verf. als neue Gattung 
Urocentrus betrachtet) hat oben 5, unten 4 Stachelstrahlen an der 
Wurzel der Schwanzflosse; 2 Stacheln im Nacken, 2 auf dem Maule, 
2 unter den Nasenlöchern. 

Sphyraena afra Peters (Bericht d. Acad. z. Berlin 1844. p. 32). 
Die Brustflossen reichen bis zum Anfang der ersten Rückenflosse, 
Bauchflossen vor dem Anfang derselben. St. Paolo de Loanda. 

Kroyer giebt Tidsskr. p. 219 Diagnosen für Aspidophorus niger 
Kr., decagonus Bl. und europaeus und beschreibt eine neue Art von 
Grönland, A. spinosissimus, die er durch gleich lange Kiefer und 
Maxillarbartfäden charakterisirt. 

Eine neue Gattung /celus stellt Derselbe ebenda p. 261 in 
der Familie der Panzerwangen auf: Forma subcompressa, altior 
quam lata. Caput magnum, aculeis armatum rostri, praeoperculi et 
nuchae, squamis vero destitutum. Dentes acerosi, minutissimi maxil- 
larum, vomeris ossiumque palatinorum. Radii membranae branchio- 
stegae sex. Pinnae dorsales duae diseretae; ventrales sub pectorali- 
bus sitae, quatuor compositae radiis; omnes pinnarum radii indivisi. 
Utrinque a nucha usque ad basin pinnae caudalis series seutorum 
osseorum continua prope pinnas dorsales. Linea lateralis tuberculis 


192 Troschel: Bericht über die Leistungen im 


composita osseis. Squamae ciliatae laterum et abdominis rarae et 
sparsae; ceterum cutis nuda. Dazu gehört ausser einer neuen Art 
I. hamatus Kr. von Spitzbergen auch Cottus uncinatus Reinh. und 
Cottus biecornis Reinh. 

Den Cottus tricuspis Reinh. erhebt Derselbe ebenda wegen 
des Mangels der Vomerzähne zur besonderen Gattung Phobetor. 


Ferner stellt Derselbe ib. p. 267 eine neue Gattung Cara- 
canthus in derselben Familie auf, welche sich von der anderen 
Seite durch die Höhe des Körpers, die Kürze der Schnauze und die 
Strahlen vor der Afterflosse den Scomberoiden annähert: forma valde 
compressa, ovalis. Rostrum breyissimum, truncatum. Dentes acerosi 
ossium intermaxillarium maxillaeque inferioris.. Radii membranae 
branchiostegae sex (?). Os infraorbitale antice aculeo armatum, 
Duae pinnae dorsales sat humiles; pinnae pectorales breves, radiis 
formatae simplicibus; pinnae ventrales prorsus rudimentariae; duo 
pinnae analis aculei, a radiis mollibus sat magno distincti intervallo. 
Squamae nullae; plurimae vero papillulae ubique ceutaceae. Car. 
typicus von Owaihi. 

Agriopus alboguttatus id. ib. p. 224 schwarz mit milchweissen 
Flecken, 3 Paar Stacheln am Kopf. D. 16. 12; A. 1. 8. Peru. 

Endlich charakterisirt derselbe Verf. ebenda p. 281 die nor- 
dischen Arten der Gattung Sebastes S. norvegicus Cuv., S. viviparus 
Kr. und S. imperialis Cuy.? 


Sebastes filifer Valenc. Canar. Der zweite Stachel der Rük- 
kenflosse ist verlängert, so dass er 13mal so lang ist wie der dritte, 
nur 4 Stacheln am Vordeckel. D, 12. 10; A. 3. 5. - 

Umbrina ronchus Valenc. Canar. Der Körper ist höher als an 
der Art des Mittelmeers, die Schuppe über der Schulter ist schr 
klein. D. 11.25; A. 27. — U. canariensis id. ib. Die erste Rük- 
kenflosse ist niedriger, die zweite länger, der Körper mehr verlän- 
gert. ‚D. 11. 29; A. 2. 7. 

Pentaceros Richardsoniü Smith. Jll. capite scabre striato, squa- 
mis paucis infra oculos; thorace scutis parvis multilateralibus tecto; 
dentibus eriniformibus; spinis pinnarum osseis, fortibus, longitudina- 
liter striatis, linea laterali arcuata. 21”. D. 14. 9; A. 4.8 Cap. 

Pristipoma ronchus Valenc. Canar. D. 12. 16; A. 3. 12. kein 
Fleck am Kiemendeckel. Z 

Synanceia asteroblepa Richardson Voy. of the Sulphur,-capite 
subeylindrico superne planiusculo cute fimbriatula arcte adhaerente 
tecto; cute corporis Jaxa, minute papillosa; -colore fusco -purpureo 
punctis brunneis minimis variegato; pinnis pectoralibus maculatis; 
pinnis omnibus ad margines nigrescentibus. D. 16. 5; A. 4. 5. Neu- 
Guinea. 

Sargus hottentotus Smith Jll. corpore fasciis quinque vertica- 
lhibus variegatis; maxillae dentibus ineisoribus duodecim, mandibulae 
octo; pinnis ventralibus postice subareuatis; pinna caudali furcata, 


Gebiete der Ichthyologie während des Jahres 1844. 193 


173“. D. 11.13; A. 3. 11. Südwestküste von Südafrika. — S. ca- 
pensis id. ib. macula nigra sub extremitatem posteriorem pinnae dor- 
salis; squamis infra oculos subquadrangularibus in ordinibus arcuatis 
dispositis; dentibus incisoribus in maxilla et in mandibula octo, pin- 
nis ventralibus externe acuminatis. 14” D. 12. 15; A. 3. 14. Süd- 
westküste von Südafrika. — Nach Valenciennes Ichth. d. Canaries 
gehört Lowe’s Charaz cervinus in die Gattung Sargus. 


Pagrus Bertheloti Valenc. Canar. D. 11.12; A. 3.9., roth mit 
einigen blauen Flecken. — P. auriga id. ib. Stacheln der Rücken- 
flosse sebr hoch; röthlich silberfarbig mit 4 oder 5 breiten braunen 
Binden. Verf. hält es nicht für unmöglich, dass es der Jugendzustand 
der vorigen Art sei. 

Pagellus canariensis id. ib. unterscheidet sich von P. vulgaris 
“ durch die kürzere Schnauze, weniger zahlreiche Vorderzähne und 
grössere Mahlzähne. 

Dentex filosus id. ib. der zweite Strahl der Rückenflosse ist 
sehr verlängert, weniger der dritte und vierte. D. 13. 10; A. 3. 8. 

Lethryhus haematopterus Schlegel Faun. japon. D. 10. 9; 
A. 3. 8. Dunkel olivengrün am Kopf, heller auf dem Rücken, die 
Schuppen haben einen braunen Fleck, Kehle und Lippen carminroth, 
Flossen braungelb, Rückenflosse hinten blutroth. 20”. 

Boops canariensis Val. Canar. unterscheidet sich von B. vulga- 
ris durch den breiteren Kopf, grössere Augen Die Farbe ist am 
Rücken silberfarbig violett. 

Melanichthys nov. Gen. Schlegel Faun. japon. gezähnelte 
Zähne in einer Reihe, dahinter eine Reihe ähnlicher kleinerer, und 
hinter dieser eine Binde hechelförmiger Zähne, keine am Gaumen. 
Die Art, welche noch keinen Namen hat, ist oben schwarz unten 
heller. D. 14. 14; A. 3. 12. 15”. 

Gerres equula id. ib. D. 9. 11; A. 3. 8. grünlich blau. 

Ditrema nov. Gen. id. ib. in der Familie der Maeniden zeich- 
net sich durch eine sehr niedrige Rückenflosse aus und durch eine 
Oeffnung hinter dem After. Die Art hat D. 10. 22; A. 3. 27. 

Eine neue Gattung Chuetopterus stellt Derselbe auf, die 
sich durch den Habitus sehr an Aphareus annähern soll, aber 
Vomerzähne und 4 Strahlen in der Kiemenhaut besitzt. D. 10. 10; 
A. 3.8, 


In der Familie der Squamipennen sind mehrere neue Gat- 
tungen und Arten aufgestellt: 

Chaetodon modestus Schlegel Fauna Japonica p. 80 hat Aeln- 
lichkeit mit Ch. melanopus Reinwardt, er ist milchweiss mit 4 hell- 
braunen Binden, ein schwarzer Fleck auf dem Anfang des weichen 
Theils der Rückenflosse. D. 11. 21; A. 3.20. — Ch. aureus id. 
braungelb, ein schwarzer senkrechter Streif durch’s Auge und 20 
dunkle Längsbinden an den Seiten. 

Archiv 1. Naturgesch, XI. Jahrg. 2. Bd, N 


194 Troschel: Bericht über die Leistungen im 


Holacanthus septentrionalis id. verwandt mit annularis, aber 
Rücken- uud Bauchflossen nicht in Spitzen verlängert, etwa 12 blaue 
Längsstreifen. D. 13. 18; A. 3. 18. 

Eine neue Gattung Hypsinotus wird von Demselben nach 
einer Abbildung von Bürger aufgestellt. Sie ist kenntlich an der 
Stellung der Bauchflossen dicht beim After, durch die geringe Höhe 
der weichen Rückenflosse; die Höhe des Körpers ist fast gleich der 
Länge. Der Fisch ist ziegelroth. B. 6. D. 8.27; A. 3.26. Die Gat- 
tung wird in die Nähe von Drepane gestellt. 

Eine andere neue Gattung Histiopterus desselben Verf. 
wird in die Nähe von Taurichthys und Heniochus gestellt, mit denen 
ihre Körpergestalt Aehnlichkeit hat. Die Rückenflosse ist sehr hoch 
und enthält 4 starke. Dornen, Kopf mit Rauhigkeiten bedeckt, Zähne 
hechelförmig, keine Schuppen auf den Flossen. Dahin 2 Arten: H. 
typus D. 4. 27; A. 3. 11. der dritte Stachel in der Rückenflosse der 
längste. H. acutirostris, die Schnauze ist kürzer und der 4te Strahl 
ist der längste. 

Valenciennes beschreibt in der Ichthyologie des Canaries 
einen Fisch in der Nähe der Gattung Brama als neue Gattung Neo- 
brama Webbii. Derselbe Fisch ist bereits von Lowe Polymixia 
nobilis genannt worden, welcher Name die Priorität hat. Val. giebt 
folgende Charaktere: Corpus oblongum, squamis asperrimis tectum; 
caput parvum, squamosum, rostrum ac mandibula superior nuda; 
maxilla inferior squamosa, infra eirris duobus longis symphysi affıxis 
instructa; dentes in maxillis, in palato, in vomere ac in lingua mi- 
nuti, creberrimi, velutini; ossa opercularia inermia, squamosa, prae- 
ter interoperculum nudum, cutaceum; pinnae dorsales coadnatae, 
ventrales radiis ramosis septem; membrana branchiostega radiis 
quatuor. 

Derselbe stellt ebenda eine Gattung Crius auf, welche eben- 
falls in die Familie der Squamipennen gehört, und die auch bereits 
von Lowe einen Namen Leirus erhalten hatte. Lowe kannte nur eine 
Art L. Bennettii, Valenciennes fügt eine zweite C. Berthelotü 
hinzu, Die Charaktere sind folgende: Corpus compressum antice 
carinatum, squamis deciduis laevibus omnino vestitum; caput par- 
vum, truncatum, squamosum; praeoperculum in limbo sulcatum, ad 
marginem integrum, neque aculeatum; operculum, suboperculum, in- 
teroperculum absque spinis aut serrulis, sed subeiliata; dentes seta- 
cei minimi in unica serie; palatum glabrum, edentulum; pinnae dor- 
salis, analis caudalisque squamosae; membrana branchiostega radiis 
sex. €. Bennetü D. 7. 31; A. 3.25. — C. Bertheletü D. 4. 34; 
A. 3. 22. 

Kroyer stellt in seiner Naturhistorisk Tidskrift 1844. p. 213 
eine neue Art der Gattung Oplegnathus Rich. (vergl. dies Archiv 
1341. II. p. 136) auf: O. fasciatus altissimus, valde compressus; alti- 
tudo dimidiam ferme aequat piscis longitudinem, erassitudinemgue 


Gebiete der Ichthyologie während des Jahres 1844. 195 


ter ad minus superat. Caput quarta longitudinis parte parum majus. 
Color nigricans, fasciis luteis transversis vertiealibus quinque. D. 11: 
16; A. 3. 12. Peru. Verf. will die Gattung nicht in die Nähe von 
Scarus gestellt wissen, sondern zu den Squamipennen wegen der zu- 
sammengedrückten und hohen Gestalt des Körpers, wegen der flei- 
schigen und mit Schuppen bedeckten Flossen, wegen der sehr klei- 
nen und ciliirten Schuppen, wegen des Verhaltens der Schlundknochen 
und deren Zähne, wegen der Länge des Darms und der Zahl der 
Blinddarme, wegen der nicht unterbrochenen Seitenlinie u. s. w. 


Mit dieser Gattung ist wohl ohne Zweifel die von Schlegel in 
der Fauna japonica p. 89 aufgestellte Gattung Scarodon identisch, 
zu der daselbst 2 Arten beschrieben werden: Sc. fasciatus in Kru- 
senstern Atlas Tab. 52. F.2 abgebildet, und vielleicht von O. fascia- 
tus Kr. nieht verschieden. — Sc. punetatus mit vielen dunklen Punk- 
ten von verschiedener Grösse. 


In der Familie der Labyrinthfische ist eine neue Gattung O'te- 
nopoma von Peters aufgestellt (Bericht der Acad. zu Berlin 1814. 
p- 34). Kiemendeckel mit zwei halbmondförmigen Ausschnitten und 
drei kammförmig gezähnten Lappen, Zähne am Vomer und Gaumen, 
viele Stacheln in Rücken- und Afterflosse. Ct. multispinis bei Quel- 
limane in einem Bach. 


Zur Familie der Scomberoiden finden sich im Jahre 1844 nur 
Beiträge von Schlegel in der Fauna japonica. Daselbst wird ein 
Scomber scombrus japonicus angeführt, der sich der Capschen Varie- 
tät annähern soll, und ein Scomber pneumatophorus japonicus ist in 
einer kleinern und einer grössern Varietät abgebildet. 


Daselbst sind 5 Arten Thynnus beschrieben: Th. orientalis hat 
kurze Brustflossen wie brachypterus, hat aber einen Stachel mehr 
in der ersten Rückenflosse, und die falschen Flossen sind der zwei- 
ten Rückenflosse und Afterflosse sehr genähert. — Th. thunnina. — 
Th. pelamys. — Th. Sibi mit sehr langen Brustflossen nähert sich 
dem Th. argentivittatus, aber die ersten falschen Flossen sind mit 
der Rückenflosse und Afterflosse verbunden. — Th. macropterus Af- 
terflosse und zweite Rückenflosse sind sehr lang und sichelförmig, 
die erste falsche Flosse unten ist mit der Afterflosse verbunden, wird 
bis zehn Fuss lang, 


Pelamys orientalis unterscheidet sich von P. chilensis C. V. 
durch die viel kürzeren Brustflossen, D. 18. 1448; A. 12 +18, 
nur die letzten 8 falschen Flossen sind frei. 


Cybium chinense und niphonium sind ebenda beschrieben und 
abgebildet, ebenso Trichiurus lepturus japonicus. 


Histiophorus orientalis n, sp. unterscheidet sich von indieus durch 
die hohe Stirn, und dadurch, dass die Rückenflosse vorn viel niedri- 
ger ist als in der Mitte. j 


N# 


196 Troschel: Bericht über die Leistungen im 


Elacate bivittata, welche von Cuv. Val. nach einem jungen 
Exemplar aufgestellt wurde, wird hier im erwachsenen Zustande ab- 
gebildet und beschrieben. 

Chorinemus orientalis Schl. soll sehr mit Ch. mauritianus €, V. 
übereinstimmen, und sich nur durch die Zähne des Unterkiefers un- 
terscheiden, deren äussere Reihe horizontal nach aussen gerichtet ist. 

Trachinotus anomolus Schl. hat nur 4 Stacheln in der ersten 
Rückenflosse, und der vordere Theil der weichen Rücken- und After- 
flosse sind nicht in Spitzen verlängert; die Haut ist in unregelmässige 
Felder getheilt. Der Fisch möchte vielleicht eine besondere Gattung 
bilden, er ist aber nur nach einer Zeichnung aufgestellt. 

Unter den abgebildeten Arten der Gattung Caranx findet sich 
ein Trachurus, den Schlegel von Caranx trachurus nicht trennt; 
er scheint dem C. declivis Jenyns sehr nahe zu kommen, wenigstens 
stimmen die Zahlen der seitlichen Platten und der Flossenstrahlen 
so ziemlich. 

Von Caranx mit einer falschen Flosse werden zwei Arten (. 
muro-adsi D. 8.1 -+ 33; A. 2.1 + 27 und C. maru-adsi D.7, 
1 + 34; A. 2. 1 + 28 beschrieben und abgebildet. — Endlich sind 
auch aus der Abtheilung ohne falsche Flossen 2 Arten aufgestellt: 
C. flavocoeruleus und €. equula. 


Aus der Familie der Teuthyer sind von Sal. Müller 
und Schlegel in den Verhandelingen ct. 4 Arten der Gat- 
tung Amphacanthus "beschrieben: A. dorsalis, corallinus, vir- 


gatus und vermiculatus. 

Anastasio Cocco beschreibt in dem 25. Heft des Giornale 
del Gabinetto di Messina. Januar 1844 eine neue Gattung der Tae- 
nioiden unter dem Namen Krohnius: Schnauze kurz, Mund schief 
gespalten, Körper verlängert; Kopf stumpf, Zähne in den Kiefern; 
ein Bartfaden am Kinn; After nahe am Kopf; erste Rückenflosse kurz 
und hoch, die zweite verläuft über den ganzen Rücken bis zum Ende 
des Schwanzes, ebenso die Afterflosse. Die Strahlen der Bauchflos- 
sen verlängern sich in lange Fäden. K. filamentosus D. 8. 150; 
A. 100; P. 20. V. 8. B. 7. 2 Zoll. Messina. 

Derselbe stellt ebenda zwei andere neue Gattungen auf, die 
eine eigene kleine Familie bilden sollen. Die eine Bibronia ist 
lanzettförmig, zusammengedrückt, Kopf abschüssig, Kiefer ohne Zähne; 
die einzige Rückenflosse ist vorn verlängert, und ist mit der Schwanz- 
flosse und der langen Afterflosse vereinigt, die Strahlen der Bauch- 
flossen sind verlängert. B. Zgulata. 3 Zoll. Messina. — Die an- 
dere Gattung Pelori a unterscheidet sich von der vorigen dadurch, 
dass die Rücken- und Afterflosse von der Schwanzflosse getrennt 
sind; Zähne in den Kiefern. P. Heckelii die vordern Strahlen der 
Rückenflosse kurz. D. 90; V. 5; A. 70; B. 7. 1 Zoll. Messina. — 
P. Rüppelii der erste Strahl der Rückenflosse in einen Faden ver- 


Gebiete der lchthyologie während des Jahres 1844. 197 


längert. D. 118; V. 5; A. 90. Etwas über 1 Zoll. Messina. Die 
sämmtlichen Arten sind roh in Kupferstich abgebildet. 

Valenciennes stellt 1. ec. in der Familie der Blennioiden eine 
neue Gattung in der Nähe von Blennechis auf, welche er Blenno- 
phis nennt: Corpus compressum, alepidotum; caput obtusum; os 
parvum; dentes quatuor adunei recurvi in utraque maxilla symphysin 
versus; pinna dorsalis unica emarginata, analis dorsali similis, sed 
brevior, caudalis distincta, pectorales ovatae latae; "jugulares bira- 
diatae. Die Art B. Webbii ist klein, aber ungemein häufig und wird, 
wie die Anjovis zubereitet, gegessen. 

Clinus canariensis Val, Canar. oben braunroth, Rücken- und 
Afterflosse braun marmorirt. D. 18. 12; A. 20. 


Aus. Gunnellus Strömii Cuv. Val. macht Kroyer Tidskr. 1844. 
p- 227 eine neue Gattung Carelophus, weil dieser Fisch in keine 
bisher aufgestellte Gattung passt: von Gunnellus unterscheidet er 
sich durch das Vorhandensein von Blinddärmen und Tentakeln, da- 
gegen hat er keine Zähne auf dem Vomer, die Bauchflossen bestehen 
aus einem Stachel und drei Strahlen, keine Seitenlinie. 


Eleotris latifrons Richardson Sulphur, fronte declivi, plana, 
intra oculos dimidium longitudinis capitis lata; capite quartam partem 
totius piseis longitudine superante; squamis corporis magnis, (37 in 
serie laterali); squamis frontis dimidio minoribus; poris 4 ad oram 
posteriorem praeoperculi; pinnis ventris, dorsi anique seriatim gut- 
tatis. Stille Ocean. 


Philypnus ocellicauda id. ib. rostro obtuso, naribus cirriferis; 
corpore prasino, marmorato dorsoque transversim subfasciato; cauda 
ocello purpureo notata. Borca Tigris. 


Callionymus Reevesi id. ib. aperturis branchiarum supernis, 
apice spinae praeoperculi recto; rostro acutiusculo; oculis magnis 
approximatis; pinna caudae longissima infra nigra; pinnis dorsi cau- 
daeque seriatim guttatis, pinna ani extus nigerrima. D. 4. 9; A. 8. 
China. — Call. Belcheri id. aperturis branchiarum supernis; spinae 
praeopereuli apice recto, ore parvo, maxillis aequalibus acutiusculis; 
oculis magnis approximatis; pinna dorsi secunda fasciata; pinna ani 

‚antice nigra marginata; cranio scabriusculo. D. 4, 9; A. 9. Stille 
"Ocean, — Call. Hindsi id. aperturis branchiarum supernis; cranio 
summo laevi: apice spinae praeoperculi recurvo; rostro obtuso, pin- 
nis peectoralibus pinnas ventrales longitudine excedentibus; corpore 
brunescenti variegato, pinna dorsi priore albo nigroque fasciato, 
pinna caudae albo punetata, pinnis caeteris immaeculatis, perlucenti- 
bus. D. 3.9; A. 9. Stille Meer. — Call. lateralis id. apertura 
branchiarum laterali sub apieulis binis opereuli brevissimis; corpore 
teretiusceulo quam capite erassiore; capite parvo, parce depresso, 
vix latiore quam alto; colore supra spadiceo, fasciis transversis bre- 
vibus badiis variisque; in medio Jatere maculis duabus fuseis albo 


198 Troschel: Bericht über die Leistungen im 


indentatis; infraque medio guttis albis arcte ordinatis. D. 4.8; A. 7. 
Stille Meer. 


In den Annals 14. p. 280 giebt Richardson die Charaktere 
einer neuen Gattung Pataecus, der zu den Blennioiden zu gehören 
scheint. Er ist sehr zusammengedrückt, hat sehr kleine Zähne in 
beiden Kiefern, keine am Gaumen, keine Schuppen, keine Bauchflos- 
sen, sehr niedrig befestigte Brustflossen, die Rückenflosse reicht von 
der Stirn bis zur Schwanzflosse, Afterflosse von dieser getrennt. P. 
Fronto von Südaustralien. 


Ebenda 13. p. 461 ist von Demselben eine Gattung Chan- 
nichthys aufgestellt, welche von James Clark Ross bei Kerguelens- 
land entdeckt ist. Zähne gedrängt, kurz, gekrümmt, keine am Gau- 
men, Körper rundlich mit allmählich verdünntem Schwanz, ohne 
Schuppen, Seitenlinie mit rauhen Schuppen bewaffnet. Bauchflossen 
vor den Brustflossen. Ch. rhinoceratus B. 6; D. 8. 35; A. 31. 


Gobius Nilssoni v. Düben ]. c. Rückenflossen weit getrennt, D. 
2. 20; A. 0. — G. Stuvitzü id. ib. D. 5. 12, 


Chaeturichthys Richardson nov, Gen. Voy. of Sulphur. 
Corpus elongatum, antice teretiusculum in caput subtetragonum sen- 
sim proclive, et postice in caudam compressam attenuatum. Oculi 
modici, sublaterales. Os largum terminale. Dentes mandibularum 
ordine bino, exteriores majores, pauciores, curvato-subulati et in 
maxilla inferiore patuli, interiores arcti, vix conspicui. Vomer et 
palatum laevia. Maxilla inferior subtus barbatulata. Cranium, genae 
striatae, opereulague inermia, squamosa. Tempora sulcata. Aper- 
tura branchialis ampla, membrana quinqueradiata, operculata. Pin- 
nae dorsales ambae, pectorales et ventrales Gobiorum. Pinna cau- 
dae lanceolata, utrinque in cauda deeurrente et ibi radiis plurimis 
inarticulatis simplieibusque sustentata. Papilla genitalis simplex. 
Eine Art Ch. stigmatias. Südsee. . 


Lepadogaster Webbeanus Val. Canar. D. 16; A. 9. röthlich. 


Lophius eurypterus v. Düben und Koren ]. c. radio capitali 
primo sequentibus duobus plus quam duplo breviore, terminato in 
cylindrum transversum, crassum, eiliatum; pinnis omnibus amplis; 
pectoralibus extensis aream corporis aequantibus. 


Chironectes arcticus id. ib. Laevissimus, radiis pinnarum pecto- 
ralium et caudae indivisis, hac longitudini pinnae dorsalis aequante; 
appendicibus cutaneis raris, sparsis, validis, subeylindrieis; basi va- 
ginatis et corpori arete adpressis, apice pinnatis. 


Batrachus margaritatus Riehardson Voy. of Sulphur, esqua- 
mosus, lineis punetorum lueidorum plurimis caput corpusque per- 
currentibus; praeopereulis et maxilla inferiore porosis. D. 2. 34; 
A. %. Stille Ocean an der Westküste von Central-Amerika. 


Gebiete der Ichthyologie während des Jahres 1844. 199 


Anacanthini. 


In der Familie der Gadoiden stellt Valenc. Canar. eine neue 
Gattung Asellus auf. Ein Bartfaden, zwei Rückenflossen, deren 
vordere kurz, die hintere lang, zwei Afterflossen, 5 Strahlen in den 
Bauchflossen. Eine Art A. canariensis D. 8. 43; A. 17. 17. 

Phyeis limbatus Val. Canar. D. 11. 60; A. 58. 

Macrourus (Lepidoleprus) selerorhynchus Val. Canar. D. 11. 87; 
A, 72. Schnauze kurz. 

Rhombeus serratus Val. Canar. Augen links, um einen Durch- 
messer von einander entfernt, die Schuppen am Grunde der Rücken- 
und Afterflosse verlängern sich in kleine Spitzen. D. 90; A. 57. 

Solea scriba Val. Canar. Augen rechts, klein. D. 81; A. 62. 


Pharyngognathi. 


Bellamy beschreibt den Labrus lineatus Flem. (Annals XIN. 
p- 77). — L. nubilus Valenc. Canar. D. 19. 20; A. 3. 9. 

Aus der Gattung Acantholabrus, beschreibt Valenciennes Ca- 
nar. zwei neue Arten: romeritus und romerus, erstere unterscheidet 
sich von viridis dadurch, dass sie in der Afterflosse nur 4 Stacheln 
statt 5 hat, letztere ist verwandt mit Crenilabrus trutta Lowe. 

Aus der Familie Labroidei cetenoidei werden von Sal. 
Müller und Schlegel in den Verhandelingen einige neue 
Arten beschrieben: 

Amphiprion intermedius stimmt mit latielivius bis auf eine breite 
Binde am Schwanz überein. 

Pomacentrus chrysopoecilus Kuhl v. Hasselt. n. sp. D. 13. 14; 
A. 2.12. Java. — P. albifasciatus D. 12. 14; A. 2. 12. Celebes. 

Glyphisodon breviceps D. 13. 11. Kopf und Schnauze sehr kurz, 
oben stark gewölbt. Sumatra. — G/. modestus D. 13. 12; A. 2. 12 
‚Rücken gelb, Flossen bläulich. Java. 

Peters sandte eine Anzahl Exemplare eines Chromiden ein, 
den er (Bericht der Academ. zu Berlin 1844, p. 32) als der Tilapia 
Smith’s nahe verwandt beschreibt, J. Müller, welcher die Peters- 
sche Beschreibung der Academie mittheilte, bemerkt ebenda, dass er 
sowohl den Peters’schen Fisch, als auch die Tilapia Smith nicht vom 
Chromis niloticus verschieden hält, indem die Zahl der Flossenstrah- 
len bei dieser Art ungemein variirt. Auch wird bemerkt, dass der 
Chr. nilotieus Cycloidschuppen hat, so dass also der Charakter, 
welcher von den Schuppen hergenommen ist, für diese Familie nicht 
constant ist. 


Physostomi,. 


Duvernoy machte seine genauen Beobachtungen über 
die Entwickelung der lebendig gebärenden Poecilia surinamen- 


200 Troschel: Bericht über die Leistungen im 


sis Val. bekannt. Voran geht eine historische Uebersicht der 
wichtigsten Arbeiten über die Entwickelung der Fische. Eine 
Tafel mit Abbildungen ist beigegeben. (Comtes rendus Vol. 
18. 1844. p. 667. 720. — Annales des sciences naturelles 
1844. 1. p. 313. — Froriep’s Notizen 32. p. 1. 17. 33. 49. 65. 81). 

Cyprinodon orthonotus Peters (Bericht der Academ. zu Berlin) 
von Quellimane, dunkelgrün, metallisch glänzend, unten goldfarbig, 
auf den Schuppen ein schwarzbrauner Fleck, J. Müller fügt die 
Bemerkung hinzu, dass diese Art mit C. flavulus jetzt die einzig be- 
kannten der Gattung Cyprinodon sind. Cyprinodon umbra muss eine 
eigene Gattung wegen der Zähne am Vomer und Gaumen bilden, 
Umbra Crameri Müll. 

Ebenda ist eine neue Art Anableps microlepis Müll. Trosch. 
angezeigt, die viel kleinere Schuppen, 70 in einer Längsreihe, besitzt. 
Ausser einigen Notizen über die Gattungen der Familie der Cypri- 
nodonten, werden endlich noch zwei neue Arten der Gattung Moli- 
nesia angezeigt: M. fasciata Müll. Trosch. D. 8; A. 9, mit dunk- 
len Querbinden von Mexiko und M. surinamensis Müll. Trosch, 
D. 10; A. 10, von Surinam. 


Eine Synopsis generum et specierum familiae Characino- 
rum auct. J. Müller et F. H. Troschel erschien in diesem 
Archiv 1844. p. 81. Es werden daselbst 83 Arten in 32 Gat- 


tungen vertheilt. 

Osteoglossum formosum Sal. Müller und Schlegel Verhande- 
lingen et. unterscheidet sich von O, bieirrhosum Agass. durch die 
kleinere Rückenflosse und dadurch, dass die Schwanzflosse von der 
Afterflosse getrennt ist. Ist also ohne Zweifel eine eigene Gattung. 
Borneo. 

Saurus trivirgatus V al. Canar. D. 12; A. 11. 

Aulopus filifer V al. Canar. Nur der erste Strahl der Rücken- 
flosse ist verlängert. — 4A. maculatus id. ib. kein Strahl der Rük- 
kenflosse ist verlängert. 


Th. G. Tellkampf beschreibt in Müller’s Archiv 1844. p. 381 
den blinden Fisch der Mammuthhöble in Kentucky Ambiyopsis spe- 
laeus näher, und bildet ihn ab. Er bildet eine eigene Familie unter 
den Physostomi abdominales und ist besonders ausgezeichnet durch 
die Lage des Afters vor den Bauchflossen an der Kehle. Kleine 
Augen, von der Haut bedeckt, sind vorhanden. Er besitzt keine Ne- 
benkiemen, keine Fettflosse, eine einfache Schwimmblase, einen 
Blindsack des Magens und Blinddärme. 

Durch eine Notiz von Thompson über diesen Fisch in den 
Annals XI1l. p. 111 erfahren wir, dass derselbe lebendig gebärend 
ist. Ein frisch gefangenes und in Wasser gesetztes Exemplar gebar 
gegen 20 Junge von 4 Linien Länge. 


Gebiete der Ichthyologie während des Jahres 1844. 201 
Valenciennes beschreibt in seiner Ichthyologie der canari- 
schen Inseln auch einen Aal, Anguilla canariensis, der mit A. lati- 
rostris verwandt ist. 
Ophisurus pardalis Val. Canar. mit stumpfen Zähnen und ru- 
dimentären Brustflossen; weiss mit runden Flecken. B. 30; D. 4. 33; 
A. 2. 9%. 


Plectognathi. 


Balistes caprinus Val. Canar, grosse Schuppen hinter der Kie- 
menspalte, Schwanzflosse stark ausgeschnitten, Rücken- und After- 
flosse braun gebändert. 

Monacanthas filamentosus Val. Canar. der zweite Strahl der 
Rückenflosse verlängert sich in einen langen Faden, grün mit grossen 
braunen Flecken. — N. gallinula id. ib. ohne den verlängerten Fa- 
den, und einfarbig dunkelgrün mit blassen Flossen. 

Bellamy zeigt den Fang eines Orthragoriscus mola nicht fern 
von Plymouth an. Annals XI. p. 77. E 


Selaechii. 


Prionodon obvelatus V al. Canar. soll sich von P. Milberti durch 
die kleineren Zähne, das grössere Auge, die breitere erste Rücken- 
flosse, die längeren Brustflossen und durch den längeren und schma- 
leren unteren Lappen der Schwanzflosse unterscheiden. 

Jobert theilte in der Pariser Academie seine Beobach- 
tungen über das elektrische Organ des Zitterrochen mit. Die 
Prismen erklärt er für voll und fest, ohne darin enthaltene 
Flüssigkeit. (Comtes rendus Vol. 18. 1844. p. 810 und daraus 
Froriep’s Notizen 30. p. 225). 

Torpedo trepidans V al. Canar. Die männlichen Geschlechtstheile 
und die beiden Rückenflossen viel kleiner als in den anderen Arten; 
rotlıbraun schwarz gefleckt. 

Myliobatis episcopus Val. Canar. soll sich von M. aquila durch 
die Form der Zähne und des Schwanzes unterscheiden. 

Pteroplatea canariensis V al. Canar. hat einen kürzern Schwanz 
als P. altivela. 


202 


Bericht über die Leistungen im Gebiete der Hel- 
minthologie während des Jahres 1843 und 1844. 
Von 


Prof. ©. Th. v. Siebold 


in Freiburg im Breisgau. 


Eine alle Ordnungen der Helminthen umfassende zooto- 
mische Arbeit ist von Owen!) erschienen, in welcher jedoch 
der Verfasser seine Aufmerksamkeit besonders auf diejenigen 
Thiere gerichtet hat, welche den menschlichen Körper zu ihrem 
Aufenthalte auszuwählen pflegen. 

Eine grosse Anzahl von Helminthologen hat es sich in 
der letzten Zeit zur Aufgabe gemacht, die Annahme einer Ge- 
neratio aequivoca, welche sich schon längst nicht mehr im 
Schoosse der Helminthologie sicher fühlte, ernstlich zurück- 
zuweisen. Ihre Bemühungen sind bereits mit schönen Erfol- 
gen gekrönt worden, wichtige Entdeckungen wurden gerade 
an denjenigen Stellen gemacht, an welchen bisher die Gene- 
ratio aequivoca Platz genommen hatte. Diese Entdeckungen 
werden nicht bloss dazu dienen, die Kenntisse der Naturfor- 
scher zu bereichern, sondern auch den Aerzten grosse Vor- 
theile gewähren, um denselben richtigere Begriffe über die 
sogenannten Wurmkrankheiten beizubringen, Ein von Henle 
über diesen Gegenstand abgefasster Bericht wird daher dem 
ärztlichen Publikum höchst willkommen sein.?) In ähnlichem 


!) Lectures on the comparative anatomy and physiology of the 
invertebrate animals. London 1843. pag. 42. 

?) Bericht über die Arbeiten im Gebiet der rationellen Patho- 
logie seit Anfang des Jahres 1839 bis Ende 1842. Parasiten.’ A- 
Entozoen. S. Zeitschrift für rationelle Medizin. Herausgegeben von 
Henle und Pfeufer. Bd. 111. Hft. 1. 1844. p. 1. 


Bericht über die Leistungen im Gebiete der Helminthologie. 203 


Sinne hat auch Valentin!) die in der Helminthologie bisher 
gewonnenen Erfahrungen zusammengestellt. 

° Wie aber immer neue Ideen leicht zu grossen Enthusias- 
mus erregen und zu üppig gepflegt monströse Auswüchse er- 
zeugen, so geschah es leider auch hier. Klencke wollte das 
ganze noch wenig bebaute Feld mit einem Male ausbeuten, 
und trat mit einer erstaunlichen Menge von Thatsachen her- 
vor, aus welchen bewiesen werden sollte, dass die Entstehung 
von Würmern durch aktive und passive Wanderungen der 
Helminthen selbst oder durch passive Wanderung ihrer Eier 
erfolge ?). Dabei stellte er aber nicht in Abrede, dass viele 
parasitische Thiere sich auch neu erzeugen, indem krankhafte 
Gährungsprozesse abtrünnige Körperzellen produciren, welche 
sich tbierisch individualisiren.?) In einer grösseren Schrift 
wollte Klencke erforschen,*) in welchem Verhältnisse die 
Eingeweidewürmer zu den kranken Erscheinungen des Orga- 
nismus, den sie bewohnen, stehen. Diese Schrift wimmelt 
von offenbaren Unrichtigkeiten, auf welche Ref. weiterhin auf- 
merksamı machen wird, und man kann kaum begreifen, wie 
es möglich sein sollte, dass jemand sich selbst in einem sol- 
chen Grade hat täuschen können. Hoffentlich wird Klencke 
mit diesen Untersuchungen abschliessen, da derselbe durch 
seine in jeder Hinsicht unzuverlässigen Experimente am Ende 
noch gegen diejenigen Resultate Misstrauen erweckt, welche 
von anderen Naturforschern durch ihre mit der grössten Ge- 
wissenhaftigkeit und Sorgfalt angestellten Untersuchungen er- 
worben worden sind. Dass Herrn Klencke durch die gänzliche 
Zurückweisung seiner Versuche über die Kontagiosität der 
Helminthen von Seiten des Ref. nicht etwa ein Unrecht 'ge- 
schieht, davon wird man sich überzeugen, wenn man, ausser 
dem Jahresberichte des Ref.,°) noch zwei audete Berichte von 


’) Lehrbuch der Physiologie des Menschen, Bd. 11. 1844. p. 833. 

2) Kleneke: Untersuchungen und Erfahrungen im Gebiete der 
Anatomie, Physiologie, Mikrologie und wissenschaftlichen Medizin. 
Bd. I. Mikroskopisch-pathologische Beobachtungen über die Natur 
des Kontagiums. p. 144. 

?) Ebenda. p. 148. 

#) Klencke: Ueber die Kontagiosität d. Eingeweidewürmer, 1844. 

°) Vgl. Jahresbericht über die Fortschritte der gesammten Me- 


204 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


Henle!) und Bischoff?) vergleicht, welche gleichzeitig mit | 
derselben Indignation den Stab über diese Arbeiten Klemeke' s | 
gebrochen haben. i 

Hager?) hat viele ältere und neuere Beispiele aufgeführt, 
in welchen Helminthen, Insektenlarven und andere  Pseudo- 
parasiten an sonst ungewöhnlichen Orten des menschlichen Kör- 
pers angetroffen worden waren. Eine sehr dankenswerthe Zusam- 
menstellung aller derjenigen Fälle, in welchen Spulwürmer, 
Scolopendern, Ohrwürmer, Fliegenlarven, Blutegel etc. aus 
der Nase des Menschen entleert wurden, haben wir von Tie- 
demann*) erhalten. Einer französischen Uebersetzung der 
Abhandlung von Nordmann, ‘über die Helminthen im Auge 
der Wirbelthiere, fügte Rayer°’) mehrere ältere und einige 
neue Beobachtungen hinzu, 


Helminthes Gordiacei. 


Ref.) hat sich durch Creplin und Diesing in brief- 
lichen Mittheilungen überzeugt, dass Gordius aquaticus wirk- 
lich in der Leibeshöhle der verschiedensten Insekten schma- 
rotzt. Derselbe”?) beschrieb eine Mermis albicans, welche in 
einem Wassergraben bei Erlangen gefunden wurde. Die weib- 
lichen Individuen dieses langen Wurmes besitzen einfache 
Eier und eine weit vom Hinterleibsende entfernte Geschlechts- 
öffnung, die Männchen enthalten im Schwanzende einen dop- 
pelten hornigen Penis, welcher bei Gordius durchaus fehlt, 
Ref. sieht sich veranlasst auch die Fllaria acuminata zu Mer- 


dizin in allen Ländern im Jahre 1844. Herausgegeben von Canstatt 
und Eisenmann: Bd. IV. Bericht über Entozoen, Epizoen, Ento- 
und Epiphyten. Von Canstatt und Siebold. p. 471. 

ı) Ebenda. Bd. I. Bericht über die Leistungen in der Histolo- 
gie. Von Henle. p. 4. 

2) Müller’s Archiv. 1844. Bericht über die Fortschritte der Phy- 
siologie im Jahre 1843. Von Bischoff. p. 69. 

3) Hager: Die fremden Körper im Menschen. 1844. 

4) Tiedemann: Von lebenden Würmern und Insekten in den 
Geruchsorganen des Menschen. 1844. 

:) Rayer: Archives de medecine comparee. Paris. nr. 2 et 3, 
1843. Sur les helminthes dans l’oeil des animaux superieurs. 

6) Entomologische Zeitung. Jahrgang 1843. p. 77. 

?) Ebenda. p. 79. 


Helminthologie während des Jahres 1843 und 1844. 205 


mis zu rechnen; das von ihm fortgesetzte Verzeichniss der 
Insekten, welche Gordius und Mermis als Schmarotzer bei 
sich führten, ist durch viele neue Erfahrungen vermehrt worden. 


Helminthes Nematodes. 

Dujardin!) beobachtete in verschiedenen Wirbelthieren, 
in Spitzmäusen, Feldmäusen, Falken, Sperbern, Lerchen, 
Dohlen, Elstern, Hähern, Hühnern, Salamandern, Karpfen 
und Plötzen Trichosomen-Arten, und zwar meistens im 
Dünndarme der genannten Thiere, bei den Spitzmäusen traf 
er aber auch in der- Milz Trichosomen an, die nach seiner 
Vermuthung durch Wanderung dorthin gelangt sein konnten. 
Derselbe beschreibt den Verdauungs- und Fortpflanzungs- 
Apparat dieser Würmer genauer und unterscheidet zwei Mo- 
difikationen der männlichen Geschlechtstheile. Mehrere Tri- 
chosomen, unter anderen Tr. contortum und infleeum, haben 
nämlich einen dicken Penis mit einer kurzen glatten Scheide, 
während andere Trichosomen, z. B. 7r. splenaeum Duj., aus 
Spitzmäusen und Lerchen, mit einem sehr dünnen und biegsamen 
Penis versehen sind, dessen lange Scheide (Praeputium) durch 
sich kreuzende Runzeln rauh erscheint. Die zu diesen letz- 
teren Trichosomen gehörigen weiblichen Individuen besitzen 
an der Vulva einen sonderbaren, in Form eines kurzen Cy- 
linders nach hinten gerichteten Anhang. Uterus und Eierstock 
sind immer einfach vorhanden. Die Eier werden, während 
sie durch das untere Ende des Uterusschlauches in einfacher 
Reihe hintereinander hindurchtreten, von einer besonderen 
Schale üherzogen, nur die beiden Polenden bleiben von die- 
sem Ueberzuge frei, an welchen Stellen alsdann die innere 
Eihülle als kurzer abgerundeter Anhang hervorragt. Ref. fand 
die Eier von Trichosomen aus Hunden und Möven ganz ähn- 
lich gebildet, ebenso die Eier der Trichocephalen. Nach der 
Aussage von Dujardin sollen die Eier von Trichosoma Cy- 
prinorum äusserlich körnig und die von Trichosoma Soricum 
mit einer Schleimschicht umgeben sein, mittelst welcher sie 
in Haufen aneinander kleben können. An den Trichosomen 
der Spitzmäuse, von denen es Dujardin übrigens zweifelhaft lässt, 


’) Annales des sciences naturelles. Tom. 20. 1843. p. 332. Pl. 14. 


206 v- Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


ob die im Dünndarme und in der Milz gefundenen Haarwür- 
mer zu einer und derselben Species gehören, bemerkte der- 
selbe keine Spur von’ Querringeln, wohl aber zwei breite 
Längsbänder auf der Bauchseite, welche mit vorspringenden 
Körnern bedeckt waren. Auch Rayer') lieferte einige Be- 
merkungen über Trichosoma, welche er zugleich durch Abbil- 
dungen erläuterte. Er fand an den Wänden der Urinblase 
von Mus decumanus zuweilen 10 bis 20 Individuen, ohn 
dass diese Schmarotzer eine Veränderung an .der Harnblase 
veranlasst hatten. Sie kamen auch in den Kelchen und den 
Harnleitern vor, immer waren aber die männlichen Individuen 
seltener als die weiblichen. Aehnlich verhielt es sich mit ei- 
nem Trichosoma aus der Harnblase und den Nierenkelchen 
des Fuchses. In Bezug auf die feinere Struktur dieser Tri- 
chosomen waren dem Rayer die Einfachheit der inneren 
weiblichen Geschlechtstheile, der äussere Anhang an der Vulva, 
die eigenthümliche Form der Eier, und die lange Penis-Scheide, 
welche mit dem Penis aus der männlichen Geschlechtsöffnung 
weit hervorragte, nicht entgangen, 

Bellingham?) lieferte einen Katalog über die in Irland 
vorkommenden Helminthen, und fügte demselben verschiedene 
Bemerkungen bei, welche den deutschen Helminthologen aber 
wenig neues darbieten. Von der Gattung Tvichosoma werden 
dreizehn Arten aufgeführt, unter welchen neun wahrscheinlich 
neu sind. Dieselben wurden von Bellingham in der Urin- 
blase der Katze und Ratte, so wie im Darmkanale von Mu- 
stela vulgaris, Erinaceus europaeus, Otus vulgaris, Columba 
livia, Corvus Monedula und Merlucius vulgaris angetroffen. 
Von Trichocephalus werden die drei Arten Trich. nodosus, 
erenatus und dispar erwähnt. 

Nach Delle Chiaje°) wurde der Trichocephalus dispar, 
der in Italien sonst selten vorkömmt, in Cholera-Leichen 
häufig -angetroffen. Sein Vorhandensein soll die Cholera- 
Krankheit verschlimmert haben. Ebenso legt Rokitansky) 


!) Archives de med. comp, nr, 2 et 3. p. 180. 

2) Annals of natural history. Vol. 14. 1844. p. 471. ’ 

®) Vgl. Isis. 1843. p. 557. Delle Chiaje: sul Tricocefalo dis- 
paro, ausiliario del cholera asiatico, osseryato in Napoli. 1836, 

*) Rokitansky’s Handb, der patholog, Anatomie. Bd.IlI. p.295. 


Helminthologie während des Jahres 1843 und 1844. 207 


‘auf das Vorkommen dieses Peitschenwurms in dem gallig- 
fäkulenten Inhalte des Blind- und Grimmdarmes beim rel? 
ein vorzügliches Gewicht. 

Folgende Beispiele liefern neue Beiträge zur Geschichte 
der Filaria medinensis. Nach einer Mittheilung von W. S. 
Oke!) kam ein zwanzigjähriger Seemann im Juni 1842 nach 
Cape Coast Castle, wo er 65 Tage verweilte und während 
dieser Zeit nur einmal drei Stunden am Ufer zubrachte; er 
war bei dieser Gelegenheit baarfüssig und hatte den Sand und 
die Felsen des Ufers so heiss befunden, dass er kaum mit 
den Füssen auftreten konnte. Es kamen täglich eine Menge 
Afrikaner zum Besuch an Bord, von denen viele am Guinea- 
Wurm litten und eiternde, durch diesen Schmarotzer verur- 
sachte Wunden besassen. Der erwähnte Seemann langte am 
14. Oktober gesund in Southampton an, und bemerkte Mitte 
Mai 1843 eine schmerzhafte Stelle an seiner linken Ferse, an 
welcher sich nach 14 Tagen eine Pustel ausbildete. Nachdem 
dieselbe aufgebrochen war, drängte sich aus ihr ein weisser 
Strang von der Dicke einer Violinseite hervor, welchen der 
Patient zu einer Länge von 5 ZolF hervorzog und abschnitt. 
Es trat hierauf ein Erysipelas ein, welches sich am ganzen 
Beine ausbreitete, an verschiedenen Stellen abscedirte und mit 
der Entfernung des noch übrigen Restes, eines 2% Fuss lan- 
gen Wurmes endigte. Am 23. Mai entstand am unteren Theile 
des linken Vorderarmes eine ähnliche Pustel, aus welcher, 
nachdem sie der Patient aufgekratzt hatte, eine andere Filarie 
zum Vorschein kam. Diese war. 32 Zoll lang und wurde vor- 
sichtig innerhalb 14 Tagen ausgezogen, Man sah und fühlte 
nun auch die Windungen eines dritten Wurmes unter der 
Cutis des rechten Fussrückens, ohne dass sich eine Lokal- 
entzündung hinzugesellte. Da der sonst ganz gesunde See- 
mann während seines Aufenthaltes in Afrika nur an einem 
kleinen Geschwüre an der äusseren Seite seines rechten Schen- 
kels gelitten, so vermuthet Oke, dass durch dieses Geschwür 
die Larven des Dracunculus in den Körper gerathen seien. 
Bei einem anderen nach Paris zurückgekehrten Soldaten, der 
2% Jahr am Senegal gedient hatte, und dort oft baarfuss auf 


') Provincial medical Journal. London 1843. nr. 151. p. 446. 


208 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


dem feuchten Boden marschirt war, entstand vier Monate nach 
seiner Ankunft in Frankreich auf dem Rücken des linken Fus- 
ses ein Furunkel, aus welchem bei der Eröffnung ein neun 
Zoll langer Fadenwurm hervorkam; ein zweiter Wurm wurde 
am oberen Ende des Wadenbeins hervorgezogen. In den 
Würmern sowohl, wie in der.purülenten Masse der beiden 
Wurmabscesse waren Myriaden von kleinen lebhaften Thier- 
chen enthalten, welche Maisonneuve!) für die Wurm-Em- 
bryone ansprach. Zwei nicht über einen Zoll lange Dracun- 
euli sind von Loney?) unter der Conjunctiva zweier Afri- 
kaner hervorgezogen worden. Wahrscheinlich gehört auch 
der von Lallemand’°) mitgetheilte Fall hierher, wo-ein Ne- 
ger im Juli 1844 in Brasilien über Jucken im Augapfel klagte, 
als. kröche etwas in demselben umher. Lallemand nahm 
über der Cornea zwischen Sclerotica und Conjunetiva einen 
weissen verschlungenen Faden wahr, der in kurzer Zeit nach 
oben gekrochen war. Durch einen Einstich in die Conjun- 
ctiva gelang es, den Wurm mit der Pinzette theilweise her- 
vorzuziehen, der dritte Theil war von ihm zurückgeblieben 
und nach und nach ganz verschwunden. Das ausgezogene 
Stück des Wurms besass eine Länge von 2 Zoll. Nach einer 
Mittheilung Boston’s *) kömmt am hochliegenden Cape Coast 
in West-Afrika der Guinea-Wurm endemisch vor, erreicht 
eine Länge von 2 bis 6 Fuss, und zeigt sich am häufigsten 
an den unteren Extremitäten, nistet sich aber auch im Auge 
und unter der Zunge ein. Einige schieben die Entstehung des 
Wurms auf das dortige Trinkwasser, andere auf das Baden 
in grünem stagnirenden Wasser. Die Europäer bedienen sich 
daher dort des in eigenen Behältern aufbewahrten Wassers, 
in welchem niemals der Guinea- Wurm vorkommen soll, den- 
noch aber will Boston in einem zum Trinken bestimmten 
Glase solchen Wassers zwei Guinea-Würmer entdeckt haben. 


!) Archives generales. 1844. p. 472 oder the medico-chirurgical 
review. nr. 84. 1845. p. 579. 

2) The Lancet. June. 1844 oder Froriep’s neue Notizen. nr. 716. 
p. 176. 

3) Caspar’s Wochenschrift. 1844. nr. 52. p. 842. 

*) Medical and surgical Journal. Juni 1843. oder allgemeine 
medizinische Central-Zeitung. nr, 39. 1844. p. 312. 


Helminthologie während des Jahres 1843 und 1844. 209 


Nach Alessandrini') ist Filaria attenuata aus Ardea 
purpurea vivipar, eine andere Filarie unter der Cutis von 
Mustela Foina dagegen ovipar. Eine Filaria papillosa in der 
vorderen Augenkammer eines Pferdes der Moldauer - Race 
wurde von Flögel beobachtet.?) Das Pferd zeigte zuerst 
eine getrübte Cornea und aufgehobenes Sehvermögen am rech- 
ten Auge. Nachdem sich die Cornea unter Anwendung von 
rother Präeipitat-Salbe wieder etwas aufgeklärt hatte, wurde zu- 
erst der sehr lebhafte Wurm von der Dicke eines starken Zwirn- 
fadens und 2 bis 3 Zoll Länge bemerkt. Derselbe ward bei 
hellerer Beleuchtung ruhig; später, als die Cornea von der 
Trübung grösstentheils befreit war, wurde ein in Hirschhorn- 
öl getränkter Leinwandlappen über das Auge gelegt, was den 
Wurm unangenehm zu affieiren schien und ihn nach einigen 
Tagen tödtete. Als Gelegenheitsursache zur Entstehung dieses 
Wurms führt Flögel die veränderte Lebensweise dieses Pfer- 
des an, indem dasselbe in seinem Vaterlande sich stets im 
Freien aufgehalten habe und während der letzten acht Monate 
in einem dunkeln Stalle den grössten Theil des Tages zu- 
bringen musste. 

Bouche*) hat beim Zergliedern verschiedener Gama- 
sus-Arten, namentlich aus Gam. coleoptratorum, marginatus, 
horticola ete. einige Male Filarien von 4 Lin. herauskriechen 
und im Wasser 12—24 Stunden lang sich bewegen sehen. 
Bellingham*), welcher ausser Filaria attenuata in der 
Leibeshöhle von Falco peregrinus noch zwei neue Filarien in 
der Peritoneal-Höhle von Trigla Pini und Mugil Capito auf- 
gefunden, bemerkte auch im Abdomen des Bombus terrestris zu 
verschiedenen Malen eine Menge winziger filarienartiger Wür- 
mer. Einer 30 Zoll langen Filaria, welche in der Leibeshöhle 
der Rlıea americana lebt, ist von Owen °) erwähnt worden. 

Auf einen von Goodsir beschriebenen Krankheitsfall, 
in welchem derselbe Filarien mit Blasenkörpern vergesellschaftet 


») Isis. 1843. p. 530. 

2) Oesterreichische medizinische Wochenschrift. 1843, p. 63. 
“*) Entomologische Zeitung. 1844. p. 205. 

*) Annals of natural history. Vol. 14. p. 475. 

*) Leetures on comparative anatomy. p. 74. 
Archiv 8, Naturgeschichte. X1. Jahrg. 2. Bd, [07] 


210 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


gesehen haben will, wird Ref. weiter ‘unten zurückkommen. 
Eine kurze Notiz über zahlreiche Filarien zwischen den Darm- 
Integumenten der Raupe eines Bombyx dispar lieferte €. H. 
Schmidt.!) Rayer,?) welcher mit Desir viele Hunde 
untersuchte, fand in einem derselben zwischen den Muskel- 
schichten der Speiseröhre einen mandelkerngrossen diekwan- 
digen Tumor, welcher ausser Eiter und Blut mehrere aufge- 
rollte Würmer enthielt. Dieselben besassen alle Karaktere 
von Spiroptera sanguwinolenta, welchen Wurm Rudolphi nur 
im Wolf gefunden hatte. Von Valenciennes?°) wurden in 
der Pylorus- Gegend des Magens und am Kolon eines Pfer- 
des zwei verschiedene Wurmgeschwülste angetroffen. In der 
einen Art lebt ein isolirter Strongylus, in der anderen Art 
waren mehrere von diesem ganz verschiedene Würmer einge- 
schlossen. Die erste Wurmgeschwulst fiel ihm Ende Mai bei 
einem hinkenden, aber sonst gut gehaltenen Pferde auf, wo 
sie auf der inneren Fläche des Magens eine kleine Hervor- 
ragung bildete. Später stiessen ihm in 25 Pferden eilf Mal 
ähnliche Geschwülste auf, welche zwischen der Schleimhaut 
und fibrösen Schicht des Magens eingebettet Jagen und mit 
einer oder mehreren Oefinungen auf der inneren Fläche des 
Magens mündeten. Die Höhle einer solchen Geschwulst war 
von einer sehr dicken fibrösen Wandung umschlossen und 
durch Scheidewände in mehrere Abtheilungen getrennt, welche 
aber alle untereinander eommunieirten und mit einem zähen 
Schleime angefüllt waren, in dem stets eine Menge kleiner 
Rundwürmer eingehüllt steckten. Man konnte männliche und 
weibliche Individuen unter ihnen unterscheiden. Der Mund der- 
selben besass keine Auszeichnung, das Schwanzende der Männ- 
chen war spiralig aufgerollt, zu beiden Seiten gesäumt, und an 
der Spitze mit zwei hervorragenden gekrümmten Ruthen von 
ungleicher Länge versehen. Valenciennes will im Innern einen 


?) Amtlicher Bericht über die zwei und zwanzigste Versammlung 
deutscher Naturforscher und Aerzte in Bremen im September 1844. 
Abth. II. p. 129. 

2) Archives de med. comp. a.a.0. p. 171. Pl. 8. Fig. 1—9. 

3) Comptes rendus. 1843. p. 71. Sur des tumeurs vermineuses 
de l’estomac du cheval, et sur les entozoaires, qu’elles contiennent. 


Heiminthologie während des Jahres 1843 und 1814. 211 


braungefärbten Rüssel (une trompe) gesehen haben, der an 
Länge ein Drittel des Darms betrug und weit hervorgeschoben 
werden konnte. Die etwas längeren und dickeren Weibchen 
waren gerade gestreckt, am Schwanzende ungeflügelt und konn- 
ten einen noch viel längeren Rüssel hervorschieben. Die am 
Ende des ersten Körperdrittels abgehende kurze Scheide spal- 
tete sich in einen doppelten Uterus, von dem sich der eine 
nach unten, der andere nach oben erstreckte. Ein Pärchen 
traf Valenciennes in der Begattung, wobei das Männchen 
die Gegend der weiblichen Geschlechtsöffnung spiralförmig 
umschlungen hatte. Da Rudolphi seiner Spiroptera mega- 
stoma nur einen Penis zuschreibt und Gurlt auch nur einen 
Penis an diesem Wurme abbildet, so nimmt Valenciennes 
Anstand, die oben beschriebenen Helminthen für Spiroptera 
megastoma zu nehmen, und doch gehören sie höchst wahr- 
scheinlich zu dieser Species, man hat nur den zweiten Penis 
früher übersehen, Ref. kennt sehr viele Spiropteren mit dop- 
peltem ungleich langen Penis. 

Bellingham!') führt neun Arten von Spiropiern und 
eben so viele Arten von Strongylus auf, welche in Irland 
vorkommen. Es befinden sich darunter sechs zweifelhafte Spi- 
roptera- Arten aus dem Oesophagus des Corvus Corax und 
Charadrius pluvialis, aus dem Dünndarme der Fulica atra, 
aus Tuberkeln der Speiseröhre von Tadorna Bellonii, aus dem 
Kropfe einer Procellaria Anglorum und aus dem Verdanungs- 
kanal von Raja Batis. Unter den Strongylus- Arten befinden 
sich Strongylus (Syngamus Sieb.) trachealis aus der Luftröhre 
von Perdix einerea und Pavo cristatus nebst zweien zwei- 
felhaften Species aus der Brusthöhle von Buteo rufus und der 
Trachea von Meleagris Gallopavo. Ausserdem werden noch 
von ihm Oxyuris curvula, ambigua und Cuecullanus elegans, 
foveolatus als irische Nematoden bezeichnet. 

Gurlt?) erkannte die kleinen in der aneurismatischen 
Gekrösarterie des Pferdes vorkommenden, 6 bis 7 Linien lan- 
gen Varietäten des Strongylus armatus als unbewehrt. Es 


') Annals of natural history. Vol. 13. 1844. p. 101 und Vol. 14. 
p- A7B. 
*) In diesem Archive. 1844. Bd. I. p. 32. 
o* 


212 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


sind diese sogenannten Varietäten nur Jugendzustände von 
Strongylus armatus, bei später eintretenden Häutungen kom- 
men die Wafien schon zum Vorschein. Gurlt sah das Kopf- 
ende dieser jungen Strongyli von einer häutigen Mundblase 
umgeben, aus welcher die Zähnchen des Mundes bereits her- 
vorschimmerten. Auch das Schwanzende der Männchen ver- 
ändert sich beim Heranwachsen, so dass also diese Thiere bei 
dem Häutungsprozesse gleichsam eine Metamorphose eingehen, 
auf welche schon Mehlis aufmerksam gemacht hatte. Der 
Umstand, dass die Luftröhre der Delphine stets mit einer so 
grossen Menge von Helminthen (Sirongylus inflezus) ausge- 
stopft sei, wird von Eschricht') für die Ursache erklärt, 
warum diese Wale eine so geringe Tauchfähigkeit. besitzen. 
Eine Reihe interessanter, an verschiedenen Rundwürmern, 
besonders auf Entwicklung sich beziehende Untersuchungen 
haben wir Kölliker?) zu verdanken. Bei Cxcullanus ele- 
gans traf derselbe keine Samenzellen (Spermatozoiden) in den 
weiblichen Geschlechtswerkzeugen an. Die etwas tiefer in den 
Uterus hinabgerückten Eier dieses Wurmes trugen aber alle 
die ersten Spuren der bereits begonnenen Entwickelung an 
sich. Kölliker konnte die allerersten Stadien der Embryo- 
bildung nicht beobachten. Er sah anfangs zwei grosse einen 
Kern enthaltende Zellen, welche die Höhle der Eihäute ganz 
ausfüllen. Weiterhin fand er Eier, welche drei Kernzellen, 
zwei kleinere und eine grössere enthielten, und als Embryo- 
nalzellen betrachtet werden konnten. Diese Kernzellen ver- 
kleinern und vermehren sich durch endogene Zellenbildung 
bis zur Entstehung des wurmförmigen Embryo -Leibes, wobei 
die Eier selbst noch an Grösse zunehmen. Ehe der Wurm 
sich bildet, plattet sich der Haufe der Embryonalzellen ab; 
der Embryo selbst wächst nicht nach beiden Enden hin aus, 
sondern erscheint immer zusammengerollt, so dass Kölliker 
vermuthet, der Haufe Embryonalzellen zerfalle auf einmäl in 
einen spiralig gewundenen Embryo. Der junge abgeplattete 
Wurm besteht aus einer sanft quergerippten äusseren Hülle 
und einer in derselben eingeschlossenen körnigen Masse; er- 


!) Isis. 1843. p. 280. 
2) Müller’s Archiv. 1843. p. 69 u. d. fi. 


Helminthologie während des Jahres 1843 und 1844. 213 


stere lässt weder einen Mund, einen After noch eine Ge- 
schlechtsöffnung an sich erkennen. Die körnige Masse hält 
Kölliker für die erste Andeutung des Darmkanals mit schon 
geschiedener Anlage des Oesophagus und Magens. Totale 
Furchung des Dotters beobachtete Kölliker auch bei Cucul- 
lanus der Blindschleiche.!) In Ascaris dentata sah Kölliker?) 
die weiblichen Geschlechtstheile mit einer queren Spalte fast 
in der Mitte des Leibes nach aussen münden. Die inneren 
Geschlechtsorgane theilen sich nach Art der übrigen weiblichen 
Spulwürmer in zwei Hälften, von denen die eine Hälfte den 
vorderen, die andere den hinteren Körpertheil erfüllt. Die 
Eier dieser Ascaris dentata gelangen im Leibe der Mutter zu 
einer sehr bedeutenden Entwicklung. Die genauere Untersu- 
chung und Beobachtung der Enden der Eierstocksröhren brach- 
ten Kölliker zu der Ueberzeugung, dass die Eierstocksröh- 
ren an der Spitze aus einer einfachen Reihe von Zellen be- 
stehen, deren aneinander stossende Scheidewände mit der Zeit 
schwinden und deren communieirende Höhlungen auf diese 
Weise den Kanal des Eierstocks hervorbringen. Während 
dieser Prozess sich an dem Ende einer Eierstocksröhre wie- 
derholt, wächst und verlängert sich dieselbe. Am Ende die- 
ser Eierstocksröhren beobachtete Kölliker die Bildung des 
Eies, wobei er erkannte, dass der Keimfleck das zuerst ent- 
stehende Gebilde des Eies ist, um welchen sich das Keim- 
bläschen, wie eine primitive Zelle um den Kern, herumbildet, 
und um welche sich nachher Körner als Dotter und eine se- 
kundäre Zelle, die Dotterhaut, herumlegen. Kölliker be- 
stättigt Bagge’s und des Ref. an Strongylus auricularis und 
Ascaris acuminata gemachte Beobachtung, dass alle Eier, 
welche den Fundus uteri durchschritten haben, befruchtet sind, 
kann sich aber nicht entschliessen, die im Fundus uteri an- 
gehäuften und von uns für Spermatozoiden erklärten eigen- 
thümlichen Körperchen eben dafür zu halten. Kölliker er- 
klärt diese Körperchen, welche er in Ascaris dentata, acumi- 
nata, Strongylus auricularis, dentatus und O.xryuris ambigua 
vorgefunden hat, für unreife Samenbündel oder unentwickelte 


’) Entwicklungsgeschichte der Cephalopoden. p. 121 
2) Müller’s Archiv. 1843. p. 69. 


2144 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


Samenzellen, welehe mit der Ejakulation des reifen Samens 
in die weiblichen Geschlechtstheile übergeführt wurden, Der- 
selbe giebt dabei zu, dass die von uns.im Gebärmutter-Grunde 
der Ascaris acuminata entdeckten Zellen auf ein Haar den 
Zellen in den Hoden der Männchen gleich sind, auch bei 
Oxyuris ambigua fand Kölliker ganz gleiche Kernzellen so- 
wohl in den Hoden wie in dem Fundus uteri. Da aber Mayer 
(neue Untersuchungen a. d. Gebiete d. Anat. u. Physiol. p. 9) 
die Samenfäden in der weiblichen Ozyuris vermicularis Iz 
Lin. lang, in gekrümmter Gestalt mit Zzugespitzten Enden 
zwischen den Eiern zerstreut liegen gesehen hat, so sieht 
sich Kölliker um so mehr veranlasst, jene zellenförmigen 
Körperchen in den Geschlechtsorganen der Nematoden-Weib- 
chen für unentwickelte Spermatozoiden- Bündel zu halten. Bei 
Oxyuris ambigua erkannte Kölliker im obersten Ende des 
Hoden runde Zellen von 0,0036" Grösse, die alle einen Kern 
mit rundem Kernkörperchen besassen. Diese Zellen verän- 
derten sich, je mehr sie sich von dem Ende des Hoden- 
schlauchs entfernten, sie wurden Jänglich, zogen sich auf der 
einen Seite in eine lange Spitze aus, ihr Kern mit dem Kern- 
körperchen verschwand allmälig, kurz. die runden Zellen ver- 
wandelten sich zuletzt in einen lang geschwänzten homogenen 
blassen Körper, an welchem kein Unterschied zwischen Inhalt 
und Umhüllung mehr zu erkennen war. Dieselben waren bald 
gerade, bald halbmond- oder schlangenförmig gebogen, 0,014 
bis 0,018" lang und zuweilen der Länge nach’ feingestreift, 
welche von Kölliker demnach für Bündel von Samenfäden 
genommen wurden. Solche unentwickelte Samen-Zellen (Ho- 
den-Zellen) beobachtete Kölliker auch bei Trichocephalus 
-lispar, nodosus, Strongylus auricularis und Ascaris acuminata. 
Kölliker nimmt aber die haarförmige Gestalt der Spermato- 
zoiden bei den Nematoden als.zu gewiss an, Ref. hat niemals 
Samenfäden bei den Rundwürmern gesehen, Kölliker auch 
nicht, beruft sich aber auf Mayer’s Untersuchungen, ohne 
sie eigentlich zu bestättigen. Beginnt die Entwicklung des 
Embryo von Ascaris dentata, so schwindet zunächst das Keim- 
bläschen mit seinem Keimflecke, worauf sich die erste mit 
einem Kerne verschene Embryonalzelle bildet, welche etwas 
grösser als das Keimbläschen ist. In dieser ersten Embryonal- 


Helminthologie während des Jahres 1843 und 1844. 215 


zelle erzeugen sich zwei neue Kernzellen, die durch Schwinden 
der ersten Embryonalzelle frei werden. Diese beiden Zellen 
werden wieder Mutterzellen und zerfallen in zwei Zellen, wo- 
durch vier Embryonalzellen entstehen. Jede dieser vier Zel- 
len, so wie die folgenden lösen sich in zwei Zellen auf, wo- 
durch die Dotterzelle, deren Körner dabei mehr und mehr 
schwinden, in ihrem Inneren zuletzt von Embryonalzellen 
ganz angefüllt wird. Dieser Zellen-Haufe wird zum Körper 
des jungen Wurms. Anfangs sind in den Embryonalzellen die 
Kerne noch deutlich, je mehr ‚sie sich aber verkleinern, um 
so unkenntlicher werden ihre Kerne zuletzt. Eine ganz ähn- 
liche Entwicklung des Embryo beobachtete Kölliker in den 
Eiern von Oxzyuris ambigwa. Während dieser Entstehung 
von Embryonalzellen geht mit dem Chorion der Eier von 
Ascaris dentata eine sehr sonderbare Veränderung vor sich. Es 
bildet sich nämlich an beiden Enden desselben ein Fortsatz 
hervor, der immer länger und läuger auswächst, sich spiralig 
umdreht und in sehr feine gleichmässige, ebenfalls gewundene 
Fäden zerfasert. Für diejenigen, welche etwa Kölliker’s 
Untersuchungen an seiner Asc. dentata wiederholen wollen, 
bemerkt Ref., dass diese Würmer nach Angabe Kölliker’s 
aus dem Darme des Salıno thymallus herrühren, während 4se. 
dentata bis jetzt nur in den Oyprinaceen angetroflen wurde 
und nach Rudolphi einfache ova globosa besitzt. Hat 
vielleicht Kölliker die in den Salmoneen verbreitete 4se. 
obtuso-caudata vor sich gehabt? Bei Ascaris nigrovenosa, acu- 
minata und succisa hat Kölliker die in den Furchungskugeln- 
der Eier befindlichen Bläschen als wirkliche Kernzellen er- 
kannt. Er widerspricht der Angabe Bagge’s und des Ref., 
nach welcher diese Embryonalzellen innerhalb der Furchungs- 
kugeln dieser Nematoden sich durch Theilung vermehren, er 
will vielmehr beobachtet haben, dass hier ebenfalls dıe Ver- 
mehrung der Embryonalzellen durch endogene Zellenbildung 
wie bei Ascaris dentata vor sich gehe, nur mit dem Unter- 
schiede, dass die Dottermasse nicht den gemeinschaftlichen 
Zellenhaufen umgebe, sondern bei jeder neuen Zellenbildung 
immer ein Theil des Dotters diese einzelnen Zellen ganz um- 
hülle, was die Furchung des Dotters veranlasse. Es ist dem- 
nach die Bildung dieser Furchungskugeln von der jedesmaligen 


216 v- Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


Vermehrung der Embryonalzellen abhängig, immer muss die 
Vermehrung der letzteren der Entstehung neuer Furchungs- 
kugeln vorausgehen. Kölliker sucht dies dadurch zu er- 
klären, dass er annimmt, die Embryonalzellen übten auf die 
umliegende Dottermasse eine Art von Attraktion aus. Warum 
bei anderen Helminthen diese Anziehungskraft von den Em- 
bryonalzellen auf die Dottermasse wirkt und diese durchfurcht, 
wagt Kölliker freilich nicht zu beantworten. 

Rayer!) will unter der Conjunetiva palpebralis des lin- 
ken Auges einer Emberiza pecoris Wils. eine Ascaris lepto- 
ptera gefunden haben, welche nach Rudolphi nur im Magen 
und Oesophagus des Löwen vorkömmt. Da aber Rayer die- 
.sen Wurm nicht näher beschreibt und sich nur auf eine von 
ihm gelieferte rohe Abbildung beruft, so möchte Ref. fragen, 
ob dieser Wurm auch richtig bestimmt ist, da der Löwe wohl 
schwerlich ein und denselben Rundwurm mit jenem Vogel 
gemein haben wird. Bellingham?) führt 42 irische Ascaris- 
Arten auf, worunter sich neun zweifelhafte befinden, welche 
im Dünndarme von Charadrius hiatieula, Sterna Hirundo und 
Anas Penelope, ferner im Oesophagus eines Mergus Mergan- 
ser, im Kropfe einer Procellaria Anglorum, im Darme des 
Cyelopterus Lumpus und im Peritonäum der Ardea cinerea 
und Cobitis barbatula angetroffen wurden. Derselbe erwähnt 
dabei einer dscaris alata, welche im Darm des Menschen 
vorkömmt. Die weiblichen Individuen sind 34 Zoll lang, ihr 
Vorderende erscheint umgebogen, ihr Hinterende dagegen ge- 
rade. An beiden Seiten des Halses zieht sich eine 14 Linie 
lange durchsichtige Membran herab. 

Ueber Spulwürmer, welche auf ungewohnten Wegen ihren 
Aufenthaltsort verlassen haben, sind verschiedene Beispiele 
aufgezeichnet worden. Aus einem Abscesse in der Mitte des 
queren Durchmessers des Bauches sah acht Tage nach Er- 
öffnung desselben Dr. Müller?) zu Schmiegel einen Spul- 


!) Archives des med. comp. a. a. O. p. 146. 

2) Annals of natural history. Vol. 13. 1844. p. 167. 

3) Oesterreich. mediz. Wochenschrift. 1843. p. 661. Aus den 
Beiträgen zum Sanitäts-Berichte in dem Posener Kegierungs-Be- 
zirke. 1843, 


Helminthologie während des Jahres 1843 und 1844. 217 


wurm hervortreten. Nach der Mittheilung von Vanden- 
bergh') brach ein spannenlanger Spulwurm mit gutartigem 
Eiter aus einer Geschwulst der rechten Leistengegend ohne 
Spur von Koth hervor. In einem von Kingdon?) mit- 
getheilten Falle gingen bei der Anwesenheit einer Blasen- 
darmfistel Spulwürmer mit vielen Beschwerden einem sieben- 
jährigen Kinde durch die Harnröhre ab. Botto°) in Genua 
machte an einem Knaben, der wegen eines angeblich ver- 
schluckten Steinchens an Erstickungs-Zufällen litt, die La- 
ryngo-tracheotomie, ohne etwas zu finden. Nach einigen 
Tagen stellte sich Bronchitis ein, das Kind klagte von neuem 
über ein verschlucktes Steinchen und gab genau den Sitz des- 
selben an. Dasselbe starb zuletzt unter Verschlimmerung der 
Symptome. Bei der Sektion fand man nirgends in den Athem- 
wegen fremde Körper, wohl aber eine Anzahl Spulwürmer 
im Magen und Darme, die wahrscheinlich jene Krampfzufälle 
als Reflexerscheinung erregt hatten. In einem anderen Falle, 
wo ein zwölfjähriger Knabe an tonischen Krämpfen der oberen 
und unteren Extremitäten litt, und nach dem Aufhören der- 
selben einer nicht zu stillenden Diarrhoe unterlegen ist, stiess 
Dr. Weisse*) bei der Sektion auf einen im Wurmfortsatze 
steckenden Spulwurm, dessen Schwanzende in den Blinddarm 
hineinragte. Weisse vermuthete nun, dass dieser Helminth, 
so wie er in den Wurmfortsatz gerathen war, jene Krämpfe 
hervorgebracht, und nachdem er abgestorben war, die Diar- 
rhoe, Folge des fruchtlosen Bemühens des Darınkanals, den 
todten Gast zu entfernen, veranlasst habe. Den Abgang von 
510 Spulwürmern beobachtete Gilli®) bei einem Kinde in- 
nerhalb acht Tagen. Aus dem New York Journal of medi- 


’) Annales de la societ@ de Medecine d’Anvers. 1814. Jan. p. 46. 

*) Froriep’'s Neue Notizen. nr. 548. p. 318. 

#) Oesterreich. mediz. Wochenschrift. 1845. p. 91. Aus der Ga- 
zetta medica di Milano. 1843. nr. 47. 

*) Ebenda. 1843. p. äl. Aus den vermischten Abhandl. a. d. 
Gebiete der Heilk. von einer Gesellsch. praktisch. Aerzte in St. Pe- 
tersburg. 1842. 

*) Schmidt’s Jahrbücher. Bd. 40. 1843. p. 310, Aus dem Gior- 
nale delle sc. med. März, 1812. 


218 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


eine wird berichtet,?) dass ein drei und dreissigjähriger Mann 
Jucken in der Glans penis und unangenehme Empfindungen 
im Rektum fühlte. Zwei Tage darauf stellten sich Urinbe- 
schwerden ein und ein länglicher Körper kam allmälig aus der 
Urethra zum Vorschein, der von Clarke als ein männlicher, 
elf Zoll langer Lumbricus teres erkannt wurde, Clarke fügt 
hinzu, dass dieser Mann 18 Monate früher von Harnbeschwer- 
den mit Blut- und Eiterentleerung befallen worden sei, wäh- 
rend welcher Zufälle jener Wurm aus dem Mastdarm in die 
Urinblase übergetreten sei. Derselbe Arzt findet es nun sehr 
merkwürdig, wie der Lumbricus teres, the common earth 
worm, in den Mastdarm gelangt sei. Es verräth dies eine 
grosse Unbekanntschaft mit den menschlichen Helminthen, und 
Ref. möchte fragen, ob der abgegangene Wurm nicht zu 
Strongylus gigas gehörte? 

Mehrere neue Nematoden sind von Greplin?) beschrie- 
ben worden, ohne dass er jedoch ihre Gattung festgestellt 
hätte. Die Fundorte derselben waren die Leibeshöhle und der 
Darmkanal von Bradypus tridactylus und Dipus tetradactylus, 
der Dünndarm von Phacochoerus afrieanus, die Haut am Vor- 
derarmknochen des Vespertilio serotinus, die Lungen der Co- 
luber natrix, der Magen von Rana dorsigera, der Darmkanal 
von Raja Batis, ferner Sorex areneus und Lepidopus Pero- 
nii ohne nähere Angabe des Wohnorts. Mehrere dieser Hel- 
minthen wurden von Otto aufgefunden und au Creplin ge- 
sandt. Der letztere?) versuchte zugleich die von Fabrieius 
aufgefundenen und von Müller auf der 74ten Tafel der Zoo- 
logia danica abgebildeten Helminthen richtig zu deuten, und 
erklärte die Fig. 1 für ein Weibchen der Ascaris osculata, die 
Fig. 2 für das Vorderende desselben Wurmes, die Fig. 3 für 
ein verstümmeltes männliches Individuum derselben Ascaris, 
Fig. 4 für Ascaris Rajae, Fig. 5 vielleicht für Ascaris collaris, 
Fig. 6 für eine verstümmelte Ascaris clavata. Ueber Fig. 7 
und 8 wagt Creplin nichts zu entscheiden. Ein von Rayert) 


") The Lancet. August. 1844. p. 589. 

2) Dieses Archiv. 1844. Bd. 1. p. 115. 

3) Ebenda. p. 126. 

%) Archives de med. comp. a.a. O. p. 183. 


Helminthologie während des Jahres 1843 und 1844. 219 


im Magen einer Emys europaea aufgefundener Rundwurm mit 
langem Oesophagus gehört gewiss zur ‚Spiroptera contorta, 
Ueber Trichina spiralis, welche gewiss nur ein uner- 
wachsener Rundwurm ist, wurden folgende Bemerkungen ge- 
liefert. Nachdem Knox!) im Frühling 1836 in Edinburgh 
zuerst einen Fall von Trichina spiralis in den menschlichen 
Muskeln beobachtet hatte, ward ihm erst im Oktober 1839 
wieder die Gelegenheit, einen zweiten ähnlichen Fall unter- 
suchen zu können. Hierauf aber hat er bei mehr als hundert 
Leichen vergebens nach diesem Helminthen gesucht, woraus 
er schliesst, dass Trichina spiralis (Vibrio humana) in Schott- 
land viel seltener als in England und Irland sein müsse, denn 
er konnte, nachdem er die schottischen Aerzte zu Mittheilun- 
gen aufgefordert hatte, nur noch den einen Fall in Erfahrung 
bringen, in welchem Lizars unter 2— 300 Leichen bei einer 
50jährigen Frau die Trichina spiralis beobachtete, während 
Handyfide unter 143 Leichen keine Trichina und Macken- 
zie überhaupt niemals diesen Wurm angetroffen hat. Von 
dem Vorkommen der Trichina spiralis in Dänemark zeugt der 
Fall von Svitzer,?) welcher den Schmarotzer in dem fetten 
Leichname eines 30- bis 40jährigen Frauenzimmers angetrof- 
fen, und zwar in den Muskeln der Arme und Beine und im 
Zellgewebe unter der Haut. Auch hier war der Wurm inner- 
halb mehrerer Cysten zu krystallinischer Glasmasse umgewan- 
delt. Svitzer beobachtet übrigens das Thier verkehrt, indem 
er den Längsstrich, welcher die Höhle des muskulösen Oeso- 
phagus andeutet, und bei den jungen Nematoden fast inımer 
vorhanden ist, für den Penis hält. Eine Reihe kleiner Kör- 
perchen glaubt Svitzer als Eier betrachten zu können, die 
aber Ref, für die Reste des Dotters erklärt. Auch Kleneke?) 
hat den Fehler begangen, die Trichina spiralis für einen voll- 
kommen entwickelten und geschlechtsreifen Rundwurm zu be- 
trachten. Ja er ist in seinem Irrthum noch weiter gegangen, 


') London medical Gazette Sept. 1813. p. 805, oder Froriep’s 
Neue Notizen. nr. 627. p. 169. 

2) Bibliothek for Laeger. Copenhagen. 1843. nr. 2. p. 336. Et 
Tilfoelde of Trichina spiralis of Prof. Svitzer. 

?) Ueber die Contagiosität der Eingeweidewürmer. p. 111. 


220 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


und hat mit dem körnigen Inhalte dieser Trichina, welchen 
er für die Eier genommen hat, Injektions- Versuche gemacht. 
Was soll man aber dazu sagen, wenn Klencke behauptet, 
dass ihm diese Versuche wirklich gelungen seien, und er 
durch Injektion dieser vermeintlichen Eier die Trichina spira- 
lis von einem Hunde auf einen anderen übergepflanzt habe. 
Derselbe will übrigens Trichina spiralis in Fischen, Schlangen, 
Raubvögeln und Säugethieren sehr häufig gefunden haben, 
was man gerne glauben wird, da junge geschlechtslose und 
enkystirte Nematoden, welche Ref. (in diesem Archive. 1838. 
Bd.1. p. 312) als Trichina beschrieben hat, so allgemein verbreitet 
vorkommen. Nach Klencke!) soll das Vorkommen der Tri- 
china spiralis in nur willkürlichen Muskeln nicht constant sein, 
und sich auch auf die Muskeln des vegetativen Systems aus- 
dehnen, wovon man sich bei Thieren, und selbst bei Men- 
schen überzeugen könne. Dies kann man in Bezug auf 
Thiere zugeben, aber wo hat Klencke diese Erfahrung an 
Menschen gemacht? 

Einen ganz neuen Darmwurm des Menschen will Du- 
bini?) entdeckt haben. Dieser Wurm, welcher von seinem 
Entdecker Agehylostoma dwodenale genannt worden ist, 
besass eine Länge von 4% Linie und wurde im Duodenum 
und in dem oberen Ende des Jejunum unter 100 Leichen 
mindestens bei zwanzig angetroffen. Es bringt dieser Hel- 
minth, wie ‘Trichocephalus dispar, keine besonderen Zufälle 
hervor. Derselbe ist gelblich, röthlich oder braun gefärbt. 
Der Kopf ist vom cylindrischen Körper nicht geschieden, die 
runde Mundöffnung erscheint mit vier, auf konischen Erha- 
benheiten stehenden und gegen die Mitte umgebogenen Häck- 
chen bewaffnet. Der Oesophagus schwillt nach abwärts keu- 
lenförmig an und bleibt vom schwärzlichen Magen (Darm?) 
getrennt. Der ‘Schwanz der männlichen Individuen unter- 
scheidet sich von dem abgestumpften Schwanzende der Weib- 
chen durch eine fächerförmige Erweiterung, in welcher sich 
die äusseren Genitalien befinden. Das Schwanzende der Weib- 


») Ueber Contagiosität der Eingeweidewürmer. p. 112. 
2) Schmidt's Jahrbücher. Bd. 41. 1844. p. 186. Aus Omodei: 
Annali univ. di medieina. Aprile. 1843. Tom. 106. p. 5, 


Helminthologie während des Jahres 1843 und 1844. 221 


chen zeigt sich weniger gekrümmt als das der Männchen. Die 
Haut ist transversal gestreift, der Darm mündet an der Schwanz- 
spitze seitlich aus, und wird entweder vom Eierleiter, wel- 
cher elliptische Eierchen enthält, oder vom Samenkanal um- 
schlungen. Der letztere läuft in der Mitte des Leibes zu einer 
Art Samenbläschen aus, verdünnt sich alsdann und begiebt 
sich zu der Geschlechtsöffnung, an welcher ein keulenförmi- 
ger Penis angebracht ist. Die fächerförmige Ausbreitung des 
männlichen Schwanzendes soll eine Art Trichter darstellen, 
dessen durchsichtige Wandungen durch eilf blinde Anhängsel 
verstärkt sind, welche Dubini Samenanhängsel nennen möchte, 
welche den Ref. aber ganz an die Schwanzklappe der männ- 
lichen Strongyli erinnern. 

Ein anderer problematischer Rundwurm wurde von Tho- 
mas Stratton') zu Kingsdon in Canada innerhalb der Bauch- 
höhle einer Hündin gefunden. Die vier Individuen lebten, 
waren lichtbraun, das grösste besass eine Länge von 8! Zoll, 
das kleinste eine Länge von 6 Zoll. Nirgends war am Darm- 
kanale des Hundes eine Oefinung zu entdecken gewesen, aus 
welcher diese Würmer herausgekrochen sein konnten. Strat- 
ton frägt nun, ob sie nicht durch die Tuben von aussen in 
die Bauchhöhle der Hündin gelangt sein konnten. Eine ge- 
nauere Beschreibung dieser Würmer fehlt. 

Ueber die sogenannten Filarien im Blute, welche richti- 
ger als die auf der Wanderung begriffene Brut von irgend 
einem Rundwurm angesehen werden müssen, haben Gruby und 
Delafond verschiedene Untersuchungen angestellt. Gruby?) 
traf nämlich im Februar in dem Blute eines gesunden kräfti- 
gen Hundes von 10 bis 11 Jahren, welcher mit Pferdefleisch 
gefüttert war, durchsichtige, „4, Linien lange Würmer an, 
welche am vorderen dickeren Leibesende einen Mund und 
hinten einen spitzen Schwanz besassen. Sie waren sehr leb- 
haft, bewegten sich schlängelnd und wurden in jeder Gegend 
des Hundes im Blute wahrgenommen. Gruby suchte nach- 


') The Edinburgh medical and surgical Journal. July. 1843. 
p- 261, auch in Froriep’s Neuen Notizen. nr, 605. p. 167. 

*) Institut. 1843. p. 35 oder the Lancet. Vol. I. 1842 — 1843. 
nr. 8. p. 265 oder Annals of natural history. Vol. XI, 1843. p. 403. 


222 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


her in 100 anderen Hunden nach diesen nematodenartigen 
Haematozoen vergebens. Derselbe setzte später seine Unter- 
suchungen mit Delafond fort, ') und fand unter 250 Hun- 
den jeder Race, jeden Alters und Geschlechts fünf Individuen 
mit dieser Nematoden-Brut im Blute behaftet. Die ‚Hunde 
waren dabei ganz gesund. Fütterung, Ruhe, Bewegung und 
Aderlasse übten auf die Zahl, Gestalt und Bewegung dieser 
jungen Nematoden keinen Einfluss aus. Die Transfusion von 
zwei Decilitres eines solchen mit Nematoden geschwängerten 
Blutes machte das Blut eines gesunden Hundes nur auf acht 
Tage verminös, dagegen blieb das Blut eines gesunden Hun- 
des, welchem ein Litre verminöses Blut injicirt worden war, 
sieben Monate lang verminös. Das in Frösche injieirte ver- 
minöse Blut liess acht Tage lang die kleinen Nematoden in 
dem Blute dieser Batrachier wiederfinden, sie verschwanden 
nur erst dann, wenn auch die Blutkörperchen des Hundes 
im Froschblute zu verschwinden anfingen. Das Blut wurde 
jedesmal, ehe es zum Injieciren benutzt wurde, von seiner 
Fibrine befreit. Die kleinen Nematoden gingen zu Grunde, 
wenn das Blut in seröse Höhlen oder in das Zellengewebe 
lebender Hunde eingespritzt wurde. Es fanden sich ausser 
im Blute eines Hundes sonst nirgends in einem solchen Thiere 
ähnliche Nematoden-Brut vor, weder in den Aus- und Abson- 
derungen, dem Urin, Speichel, dem Humor aqueus, noch in 
dem Glaskörper, der Galle und der serösen Feuchtigkeit aus 
der Gehirn- und Rückenmarks-Höhle. Ebenso wenig wurden 
Würmehen dieser Art im Chylus, in der Lymphe und in dem 
Eiter von Wunden entdeckt. In einem solchen mit Haemato- 
zoen behafteten Hunde lebten diese kleinen Nematoden Jahr 
aus Jahr ein ‘innerhalb des Blutgefässsystems, ohne wie die 
Filarien im Blute der Frösche fortzuwandern. 


Helminthes acanthocephali. 
Bellingham?) zählt 15 Echinorhynchen auf, welche in 


!) Comptes rendus. nr. 16. 1844. p. 697, auch in der Oesterreich. 
med. Wochenschrift. nr. 28. 1844. p. 772 oder in Froriep’s Neuen 
Notizen. nr. 645. p. 106. 

2) Annals of natural history. Vol. 13. 1844. p. 254. 


Helminthologie während des Jahres 1843 und 1844. 223 


verschiedenen irischen Säugethieren, Vögeln und Fischen 
schmarotzen, darunter fünf zweifelhafte Species aus dem Darme 
von Charadrius hiatieula, Cinclus aquatieus, Mergus albellus, 
Somateria spectabilis und Lepus Cuniculus. Die beigefügten 
Bemerkungen bieten nichts neues dar. 


Helminthes trematodes. 


Ein von Otto im Verdauungskanal der Chelonia Midas 
aufgefundener Schmarotzer wurde durch Creplin unter dem 
Namen Amphistomum scleroporum beschrieben.') Un- 
ter den irischen Trematoden, welche Bellingham ?) zusam- 
mengestellt hat, befinden sich vier Monostomen und neun 
Amphistomen, darunter drei zweifelhafte Arten aus dem Darme 
von Vögeln. Diese Amphistomen gehören übrigens sämmtlich 
zur Gattung Holostomum. Von der Gattung Distomum wer- 
den 32 Arten aufgeführt, mit eilf zweifelhaften Arten aus der 
Speiseröhre von Coluber Natrix und aus dem Darmkanale 
verschiedener Wasservögel und Fische. Bellingham ist übri- 
gens von einem grossen Irrthume befangen, indem er glaubt, 
dass der Porus ventralis der Distomen bei dem Fortpflanzungs- 
Prozesse betheiligt sei. Einen Fall von Distomum hepaticum 
in der Pfortader eines Menschen (Dachdeckers von Profes- 
sion) hat Duval?) mitgetheilt. Nach einer Notiz von Plus- 
kal in Lomnitz folgte auf den strengen Winter des Jahres 
1844 eine Epizootie, welche in einer faulichten Auflösung 
und Vereiterung der Brust- und Baucheingeweide bestand 
und eine Menge Waldwild tödtete.© Bei der Sektion eines 
dadurch erkrankten Rehbocks fanden sich in einer Haselnuss- 
und Taubenei-grossen diekwandigen Cyste der Leber 5 und 
13 Stücke des Distomum hepaticum, ohne dass an den Cysten 
Ausgänge wahrzunehmen gewesen waren. Was Klencke®°) 
über den Fundort des Leberegels mittheilt, klingt höchst seltsam, 
da er diesen Schmarotzer nicht bloss in der Leber der Schafe, 


’) In diesem Archive. 1814. Bd. I. p. 112. 

*) Annals of natural history. Vol. 13. p. 335 und 422. 

®) Froriep’s Neue Notizen. nr. 529. p. 9 oder nr. 770. p. 352. 
*) Oesterreich. mediz, Wochenschrift. 1844. p. 36. 

*) Ueber die Contagiosität der Eingeweidewürmer. p. 120. 


234 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


sondern auch im Rückenmarke, in verschiedenen Drüsen der 
Schafe, in der Milchdrüse und Thymus angetroffen haben will. 
Derselbe theilt uns übrigens: noch viel merkwürdigere Dinge 
von Distomum hepaticum mit, Nach seiner Meinung wären 
die mit einem Deckel dehiscirenden braunen Körper aus dem 
Eierleiter fälschlich für Eier gehalten worden, sie seien aber 
vielmehr Cysten, welche mit Eiern gefüllt sind. Klencke 
erklärt nämlich die in jedem Eie von Distomum hepaticum 
enthaltenen Dotterzellen für eben so viele Eier. Derselbe 
zerdrückte diese Cysten und wollte so die nackten Eierchen 
erhalten. Mit diesen, vermeintlichen Eiern, welche nichts an- 
deres als die aus den Eischalen hervorgequetschten Dotter- 
massen waren, machte er Impfversuche, welche, wer sollte 
es glauben, sowohl an Hunden als an Katzen ihm vollständig 
gelungen sind. Derselbe erkannte ferner in der Gallenblase 
neben alten Leberegeln, in den Darmsekreten und im Blute, 
der Schafe infusorienartige Stabthierchen, diese Wesen muss- 
ten die Brut der Leberegel sein, Klencke machte mit ihnen 
Infektions- Versuche, und pflanzte auch auf diese Weise den 
Leberegel auf Hunde und Kaninchen über. Dujardin') fand 
im Darme von Sorex araneus häufig ein Distomum, welches, 
ehe es Eier bekömmt, an ein in der Leber von Limax vor- 
kommendes Distomum erinnert, so dass er sich des Gedan- 
kens nicht erwehren konnte, jenes Distomum habe sich in 
Limax zuerst entwickelt, und sei später in den Darmkanal 
der Spitzmäuse hinübergeführt worden, wo es seine Entwick- 
lung vollende. Ref. stimmt demselben darin bei, dass mit 
dem Distomum echinatum etwas ganz ähnliches vorgehe, in- 
dem sich dieses Doppelloch in Lymnaeus-Arten entwickelt, 
und erst, nachdem diese Schnecke von Enten, Gänsen, Kor- 
moranen und Kranichen verschluckt worden, in dem Darıne 
dieser Vögel seine Entwicklung vollende Dujardin gründet 
aus diesem Distomum der Spitzmäuse die neue Gattung Bra- 
chylaimus, zu welcher derselbe noch mehrere andere Di- 
stomen zieht, aus deren Schlundkopf unmittelbar die beiden 
blinden Darmschläache nach hinten hervortreten. Die zu die- 
ser Gattung gerechneten Distomen theilt Dujardin je nach 


!) Annales des sciences naturelles. Tom. 20. 1843. p. 338. 


Helminthologie während des Jahres 1843 und 1844. 395 


der Lage der männlichen Geschlechtsorgane in Unterabthei- 
lungen; bei einigen Brachylaimen mündet nämlich das männ- 
liche Geschlechtsorgan vor dem Bauchnapfe aus, bei anderen 
dagegen in der Mitte zwischen Bauchnapf und Hinterleibsende, 
während der Eierleiter sich vorne nach aussen öffnet. Am 
Hinterleibsende dieser Trematoden führt ein Porus in eine 
kontraktile Höhle, von welcher vier gewundene unter einan- 
der anastomosirende Seitenkanäle nach oben abgehen, welche 
hier und da mit einzelnen undulirenden Gilien versehen sind. 
Ref. erkennt aus dieser Beschreibung das den Trematoden 
eigenthümliche Exkretionsorgan, so wie ein mit Flimmerlappen 
ausgerüstetes Gefässsystem, welches Dujardin von jenem 
Exkretionsorgane nicht geschieden hat. Ausser in den männ- 
lichen Geschlechtsorganen findet Dujardin bei Brachylaimus 
noch verschiedene andere Artkaraktere, welche sich auf die 
Grössen-Verhältnisse der Saugnäpfe und der Eier und auf 
die grössere oder geringere stachelige Beschaffenheit der Haut- 
oberfläche beziehen. Derselbe stellte ein in Sorex araneus 
entdecktes Distomum als Arachylaimus advena hin, nannte 
es aber später (in seinem grösseren Werke über Helminthen) 
Brachylaimus migrans. Er leitet dieses Thier von dem 
in Limax wohnenden Distomum her, welches ganz dieselben 
Saugnäpfe, denselben Darmkanal und dasselbe Gefässsystem 
mit den Flimmereilien besitzt und in welchem der männliche 
Geschlechtsapparat eine ganz ähnliche Form zeigt, während 
von den weiblichen Geschlechtswerkzeugen noch nichts zu 
erkennen ist. Aelhnliche Distomen in Fröschen rührten nach 
Dujardin’s Meinung wahrscheinlich von verschluckten Schnek- 
ken her. 

Nach den Beobachtungen ‘von Kölliker!) entwickeln 
sich die Eier des Distomum tereticolle, indem mitten in der 
dichten körnigen Dottermasse die ersten Embryonalzellen sich 
bilden, sich vermehren, den Dotter durchbrechen und densel- 
ben gänzlich aufzehren. Die Gesammtmasse der sehr kleinen 
Embryonalzellen geht zuletzt in den Leib des Embryo über. 
Dieser hat eine wurmförmige Gestalt, bewegt sich träge, und 
besitzt ausser einem dunkeln im Kopfende gelegenen Theile 


*) Müller’s Archiv. 1813. p. 99. 
Archiv 1. Naturgeschichte, XJ. Jahrg. 2. Bd, P 


226 v. Siebold: Bericht über die Leistuugen im Gebiete der 


und einem anderen durch den Leib sich erstreckenden Theile 
nichts von Organisation. 

Aus den Acalephen sind mehrere Distomen bekannt ge- 
worden. Das von Will!) in den Wasserkanälen von Bero& 
rufescens gefundene Distomum zeigte einen geringelten Leib, 
ein einziehbares Schwanzende und einen ungestielten Bauch- 
napf. Sein mit durchsichtigen runden Kügelchen gefülltes Ex- 
kretionsorgan theilte sich gabelförmig und sendete beide Sei- 
tenäste bis zum Mundende hinauf, wo sie sich beide unter 
einem spitzen Winkel vereinigen, eine Organisation, welche 
Ref. auch bei Distomum appendiculatum angetroffen hat. Ein 
anderes Distomum von cylindrischer Gestalt, und ebenfalls 
mit einem aufsitzenden Bauchnapfe versehen, hat Philippi”) 
im Magen einer Physophora angetroffen; ein von diesem ver- 
schiedenes Distomum sah derselbe Naturforscher im Magen 
und zwischen den knopfförmigen Fühlern der Velella spirans 
herumkriechen. Dasselbe hatte eine Länge von 3 bis 1 Linie, 
besass einen sehr grossen kurzgestielten Bauchnapf und lief 
in ein dickes abgerundetes Hinterleibsende aus. 

Durch Yarrell®) erfahren wir, dass von dem seltenen 
Schmarotzer Tristomum coccineum an zwanzig Stücke auf der 
äusseren Oberfläche des Kopfes emes an der englischen Küste 
gefangenen Orthagoriscus mola gefunden wurden. Nach einer 
von Bellamy gemachten Mittheilung hat sich dieser Fund an 
der englischen Küste später wiederholt.) Rathke°) weiset 
ganz richtig nach, dass Hirudo Hippoglossi oder Phylline Hip- 
poglossi Ok. nicht, wie es Diesing gethan hat, zu Tristomum 
elongatum Nitzsch gerechnet werden könne, sondern als eine 
selbstständige Gattung und Art bestehen bleiben müsse, in- 
dem sich dieser Schmarotzer ‘durch die Anwesenheit von vier 
hornigen Häkchen auf der nur wenig konkaven Fläche des 
Hinterleibs-Napfes und durch die vielen strahlenförmig ge- 


!) Dieses Archiv. 1844. Bd. I. p. 343. 

2) Müller’s Archiv. 1843. p. 66. Taf. V. Fig. 11 und 12. 

?) A history of british fishes. Vol. II. London. 1841. p. 468. 
daselbst die Vignette. 

*) Annals of natural history. Vol. 13. 1844. p. 78. 

°) Nova Acta Acad. Leopold. Carol. Nat. Curios.. Tom. XX. P. 1. 
1843. p. 238. 


Vgl. 


Helminthologie während des Jahres 1843 und 1844. 227 


ordneten Wärzchen auf diesem Saugnapfe wesentlich von dem 
Tristomum elongatum unterscheidet, daher er diesen Wurm 
Tristoma hamatum nennt. Derselbe findet sich nur auf 
der äusseren Hautbedeckung von Pleuronectes Hippoglossus, 
während das genannte Tristomum nur die Rachen- und Kie- 
menhöhle des Acipenser Sturio bewohnt. Ueber den inneren 
Bau der Phylline Hippoglossi erfahren wir durch Rathke 
wenig, auch steht seine Abbildung dieses Wurmes der schö- 
nen von Johnston (in den Annals of natural history. Vol. I. 
1838. p. 431. Pl. 15. Fig. 3.) gelieferten und von Rathke 
nicht gekannten Abbildung sehr nach. Rathke’s Angabe, 
als befinde sich die männliche Geschlechtsöffuung in einiger 
Entfernung hinter dem Munde auf der Mittellinie des Bauches, 
ist unrichtig, sie ist vielmehr, wie es Johnston ganz deut- 
lich abgebildet hat, und von Ref. bestättigt werden kann, 
ganz vorne neben der linken Sauggrube nach aussen am 
scharfen Seitenrande des Bauches angebracht, von wo ein 
langer Penis schräge zur Mittellinie des Körpers hin verfolgt 
werden kann. Die beiden in der Mitte des Leibes gelegenen 
grösseren rundlichen Organe sind gewiss die Hoden, während 
ein anderes ebenfalls aus dem Innern weisslich hindurchschim- 
merndes rundes Organ entweder den Keimbläschen - Stock oder 
eine Vesicula seminalis darstellt. Rathke!) beschrieb ein 
Octobothrium digitatum als neu, erkannte aber später?) in 
diesem Schmarotzer, den er an den Kiemen von Pleuronectes 
Hippoglossus gefunden, das schon früher von Leuckart in 
seinen zoologischen Bruchstücken beschriebene Octobothrium 
palmatum. Derselbe*) stellte ferner die Diagnose für seine 
vor einiger Zeit aufgestellte neue Gattung Peltogaster in 
folgender Weise fest: corpus torosum, inarticulatum; alterum 
ejus exiremum in tubum brevem productum, ore amplo, orbi- 
culari, inarmato terminatum;, procul ab ore acetabulum rigi- 
dum, corneum, discoideum. Der älteren Species, Peltogaster 
Paguri mit folgender Diagnose: corpore oblongo, tereti, ad 


’) Nova Acta Acad. Leopold. Carol. Nat. Curios. Tom. XX. P. 1. 
1843. p. 212. 
?) Dieses Archiv. 1844. Bd. I. p. 259. 
*) Nova Acta etc. a.a.0. p. 244. 
P* 


2238 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


alterutrum latus incurvato; acetabulo in medio. ventre, fügte 
Rathke eine zweite Species hinzu: corpore transversim. elli- 
ptico, subdepresso; acetabulo ori opposito, welche er an der 
weichen unteren Seite des Hinterleibs von Careinus Maenas 
mit dem Saugnapfe festsitzend fand. Rathke glaubt übrigens 
nicht, dass diese Thiere bei den Trematoden ihren rechten 
Platz haben, da er im Magen derselben kleine Amphipoden 
angetroffen, sie mithin ihre Nahrung nicht von ihrem Wohn- 
thiere beziehen. 


Nach Bellingham!) kömmt Pentastomum taenioides auch 
in Irland vor. 


Schomburg?) hat einen trematodenartigen Eingeweide- 
wurm in den Blutegeln entdeckt und Heptastomum Hi- 
rudinum genannt. 


Valentin?) begegnete sehr häufig, wenn er im August 
dünne Schnitte von Froschnieren unter dem Compressorium 
betrachtete, embryonalen mit einem Flimmerkranze versehe- 
nen Helminthen, wie sie auch in der Harnblase der Frösche 
vorkommen, so wie auch einem grösseren Trematoden mit 
deutlichem Saugnapfe. 

Nach Henle’s*) Beobachtung zeigen sich in den Seiten- 
gefässen der Cercaria echinata, deren Vorderleib derselbe mit 
kleinen Dornen bis zum Bauchnapfe besetzt sah, an vielen 
Stellen Flimmerbewegungen. Auch bemerkte derselbe in vie- 
len Exemplaren dieser Cercaria grössere und kleinere kuge- 
lige, den sogenannten Glaskörpern der Blasenwürmer ähn- 
liche Körperchen, die oft concentrisch gestreift und wie mit 
einem centralen, dunkeln Kern versehen sind, und beim 
Drucke zerbrechen. Solche Körper kennt Ref. auch aus meh- 
reren anderen Cercarien, dieselben sind in dem Exkretions- 
organe dieser Trematoden-Larven enthalten und von Ehren- 
berg (Symbolae physicae) bei Histrionella Ephemera als Eier 
genommen worden. 


') Annals of nat, hist. Vol. 14. 1844. p. 162. 

2) Froriep's neue Not. nr. 647. p. 136. 

) Valentin’s Repertorium. Bd. 8. p. 90. 

%) Zeitschrift für rationelle Medizin. a.a. 0. Bd. Ill. p. 6. 


Helminthologie während des Jahres 1843 und 1844. 229 


Helminthes Cestodes. 

Als irische Cestoden werden von Bellingham') der 
Scolex polymorphus, Ligula sparsa, Tetrarhynchus grossus 
und solidws aufgeführt. Der letztere ist eine neue von Drum- 
mond in der Bauchhöhle des Salmo Salar entdeckte Species. 
Bellingham will unter der Haut.dieses Wurmes zu beiden 
Seiten der Sauggruben eierartige Körper bemerkt haben. Der- 
selbe erwähnt ferner 18 Bothriocephalen mit fünf noch unbe- 
stimmten Arten aus dem Darmkanale von Podiceps minor und 
rubricollis, Sterna arctica, Raja Batis, @adus Morrhua und 
Aeglefinus. Wir erfahren zugleich, dass der Bothriocephalus 
Zatus neben der sehr häufigen Tuenia Solium in Irland nur 
ganz selten vorkömnt. Von 51 irischen Taenien hat Bel- 
lingham 23 Arten unbestimmt Jassen müssen. 

Die von Wawruch schon früher erwähnten, an Bandwurm- - 
Leidenden gemachten Beobachtungen sind seitdem als beson- 
dere Monographie erschienen,?) in welcher derselbe über 
Entstehung, Ernährung, Wachsthum, Bewegung, Fortpflan- 
zung, Wiederergänzung, Lebensdauer und Orte des Vorkom- 
ınens der Bandwürmer sein Glaubensbekenntniss abgelegt hat. 
In einem Aufsatze über Reproduktion und Regeneration der 
Bandwürmer werden von Melion?) wieder einmal die be- 
kannten Redensarten über Generatio aequivoca ausgesprochen. 

Einen merkwürdigen Fall von Abgang der Tuenia solium 
aus dem Nabel eines Menschen hat Herz *) mitgetheilt, zu 
welchem Ref. einige Bemerkungen über das Wandern der 
Helminthen hinzufügte. 

Unter dem Namen Proglottis hat Dujardin°) eine 
neue Bandwurm-Gattung aufgestellt, deren Arten in Spitz- 
mäusen, im Huhn, Hecht und Rochen vorkommen; Ref, kann 
jedoch aus Dujardin’s Beschreibung keinen besonderen 


») Annals a.a.O. Vol. 14. p. 163. 251 und 317. 

2) Wawruch: prakt. Monographie der Bandwurmkrankheit. 1844. 

°) Würtemberg. medizin. Correspondenzblatt. 1844. nr, 21. 

#) Medizinische Zeitung. Herausgegeben von dem Verein für 
Heilkunde in Preussen. 1843. nr. 17. p. 75, oder Schmidt’s Jahr- 
bücher. Bd. 41. 1844. p. 287. 

’) Annales des sciences naturelles. T. 20. 1843. p. 342. 


230 v- Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


Gattungskarakter herausfinden, durch welchen sich Proglottis 
von Taenia unterscheiden soll. In den mit drei einfachen 
ovalen Eihüllen versehenen Eiern der Proglottis pistillum aus’ 
Sorex araneus fand Dujardin die bekannten durch 6 Häük- 
chen markirten Embryone. Der:Kopf dieses Bandwurms be- 
sitzt einen Hakenrüssel. Die 7 bis 14 ersten Glieder sind 
geschlechtslos und bilden ‚den Hals des Thieres, die 5 bis 6 
folgenden Glieder ‘enthalten nur männliche Geschlechtstheile, 
indem am Vorderrande eines jeden dieser Glieder ein oblon- 
ger querliegender Hode und ein seitlich ausmündender Lem- 
niscus angebracht ist. Ein. bis zwei darauf folgende Glieder 
erscheinen hermaphroditisch und die fünf letzten nur weiblich. 
Diese Ansicht über die Geschlechtswerkzeuge der einzelnen 
Glieder von Proglottis kann leicht zu Missverständnissen Ver- 
anlassung geben. Es wird sich hier die allmälige Entwicklung 
der Glieder vom Halse aus nach hinten nicht anders als bei 
den übrigen Bandwürmern verhalten. Die ‚Entwicklung der 
männlichen Geschlechtswerkzeuge in den stets hermaphroditi- 
schen Gliedern beginnt nur früher und rückt schneller vor- 
wärts als die der weiblichen Geschlechtsorgane; in den hinter- 
sten sogenannten weiblichen Glieder strotzen die Eierbehälter 
so sehr von Eiern, dass die männlichen Geschlechtswerkzeuge, 
welche in diesen Gliedern keinesweges fehlen, sondern ihre 
Funktion bereits beendigt haben und collabirt sind, durch die 
weiblichen Fortpflanzungsorgane ganz in den Hintergrund ge- 
drängt worden. 

Zur Geschichte des Botkriocephalus latus lieferte Ca- 
stelli') die Notiz, dass er bei zweien in Italien dienenden 
Schweizersoldaten jenen in Italien nicht vorkommenden Band- 
wurm angetroffen habe. 

Ein Bothriocephalus aus dem Zwölffingerdarm des Salmo 
Umbla, der wahrscheinlich neu ist, wurde von Kölliker?) 
entdeckt und zur Erforschung der Entwicklungsgeschichte der 
Bandwürmer benutzt, Er fand die jüngsten Eier dieses Bo- 
thriocephalus kugelrund, und aus Dotterhaut, Keimbläschen und 
vielleicht einem Keimflecke zusammengesetzt; andere viel ‚häu- 


') Isis. 1843. p. 618. 
2) Müller’s Archiv. 1843. p. 91. 


Helminthologie während des Jahres 1843 und 1844. 231 


figer vorhandene Eier besassen noch eine äussere elliptische 
Eihaut, welche ziemlich dick war, von der Dotterhaut mehr 
oder weniger abstand und durch eine helle körnerlose Flüs- 
sigkeit getrennt war. Nur in wenigen dieser Eier konnte das 
Keimblässchen erkannt werden, immer war ein: sehr körner- 
reicher Dotter vorhanden. Noch andere Eier von grösserer 
und elliptischer Gestalt bestanden aus einer äusseren Eihaut und 
einer dieser dicht anliegenden Dotterhaut, welche von körniger 
Dottermasse ganz angefüllt war. Bei noch etwas grösseren 
Eiern sah Kölliker im Centrum des Dotters einen hellen 
Fleck, der immer grösser und heller wurde und zuletzt die 
Dottermasse durchbrach; während der Vergrösserung dieses 
hellen Flecks nalım die Dottermasse allmälig ab, bis sie zu- 
letzt ganz verschwand und jener helle Fleck, welcher aus 
einem Haufen sich vermehrender Embryonalzellen bestand, die 
ganze Dotterhaut ausfüllte. Hierauf sonderten sich die Em- 
bryonalzellen in eine peripherische und centrale Schicht, die 
letztere erschien anfangs rundlich, wurde bald birnförmig und 
etwas plattgedrückt und verwandelte sich zuletzt in den eigent- 
lichen Embryo, an dem bei genauerer Forschung die sechs 
paarweise gestellten Häkchen erkannt werden konnten. Köl- 
liker vermuthet, dass dieser Embryo auf Kosten der Rinden- 
schicht wächst und zuletzt die Eihaut durchbricht. "Da der- 
selbe ferner die einen lebenden Embryo enthaltenden Eier 
gerade noch einmal so gross fand als diejenigen Eier, in wel- 
chen das Keimbläschen verschwunden ist, und diese wiederum 
grösser waren als diejenigen, welche noch keine Chorion be- 
sassen, so nimmt er an, dass in den ersten Stadien der Dot- 
ter noch an Masse zunehme und die Eihäute mechanisch aus- 
dehne, dass aber mit dem Auftreten der Embryonalzellen diese 
letzteren sich auf Kosten der Dottermasse vergrösserten. 
Von Kölliker*') wurde in abscessartigen Höhlen der 
Leber melrerer Kaninchen eine gelbe eiterartige, etwas dick- 
liche Masse angetroffen, welche aus Eiern bestand, die sich 
in verschiedenen Stadien der Entwickelung, analog denen des 
Bothriocephalus Umblae befanden. Dieselben Gebilde hat 
Hake (on carcinoma of the hepatic ducts. London. 1839. 4°.) 


’) Müller’s Archiv. 1843. p. 9. 


232 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


für eigenthümliche Elemente des Eiters in den Leberabscessen 
der Kaninchen genommen. 

Eine in der Bauchhöhle der Lacerta viridis entdeckte be- 
trächtliche Anzahl kleiner Helminthen wurden von Valen- 
ciennes!) zu einer besonderen Gattung erhoben und als 
Dithyridium Lacertae. bezeichnet. Die Würmer waren 
drei Millimeter Jang, besassen keine Gliederung, sondern nur 
Querfalten, auf jeder Seite des Leibes befanden sich zwei 
wellenförmig gebogene Kanäle und am Kopfende vier Saug- 
näpfe. Das Körperparenchym enthielt besonders nach vorne 
unregelmässige eckige Körnchen und das Hinterleibsende eine 
gelbliche Masse von zelligem Ansehen, welche die erste An- 
lage von Geschlechtsorganen sein sollte. Valenciennes 
verglich diese Thiere mit Scolex und erklärte sie für die von 
Rudolphi bereits unter dem Namen Dithyridium erwähnten 
Schmarotzer. Jedenfalls waren es noch junge Cestoden, welche 
aber wohl nicht so weit entwickelt waren, um sie als eine 
besondere Gattung hinzustellen. 

In Taenia soll nach Owen?) der Darmkanal mit einer 
centralen Oefinung am Rostellum beginnen und sich bald darauf 
gabelförmig therten, was bestimmt unrichtig ist, denn die vier 
gefässartigen Seitenkanäle der Taenien bilden im Kopfe der- 
selben einen geschlossenen, den Rüsselsack ringförmig umge- 
benden Kanal. 

Von Klencke?) erfahren wir über die Cestoden wieder 
höchst merkwürdige Dinge, Dass seine Injektions-Versuche, 
welche er mit den Eiern von Bothriocephalus Cotti und latus 
an Hunden anstellte, vortreffllich gelangen, versteht sich von 
selbst, aber auch Dinge, welche bis jetzt noch von keinem 
Helminthologen beobachtet worden sind und von ihnen nie- 
mals gesehen werden können, hat Kleneke mit dem Blicke 
eines Sonntagskindes erkannt, nämlich vielemale sah er in den 
Eierstöcken (!) der Tuenia Solium und serrata die lebenden 
Jungen als „4,—7';—1 Linie grosse Würmehen mit zart ge- 


'") Comptes rendus. 1844. p. 544, oder Annales d. sc. nat. T.1I. 
1844, p. 248, oder Froriep’s Neue Notizen nr. 727. p.5. 

?) Lectures on comparative anatomy. p. 48. 

3) Ueber die Contagiosität-der Eingeweidewürmer. p. 147. 


Helminthologie während des Jahres 1843 und 1844. 235 


ringeltem Körper und einem spitzen Fortsatze am Kopfe. 
Vierzehn Tage hat er diese mikroskopischen Taenien in rei- 
nem Wasser lebend erhalten, nachdem er sie hierauf hatte 
eintrocknen lassen, wurden sie mit warmen Wasser wieder 
ins Leben gebracht und durch Getränk auf eine Ziege und 
eine Katze übergepflanzt. Klencke fand dieselben jungen 
Bandwürmer auch in Quellen und Gräben und giebt demjeni- 
gen, der diese embryonalen Taenien aus freien Gewässern 
sich verschaffen will, den Ratlı, die milde Winterzeit dazu 
zu wählen, die grösseren Individuen würde er sogleich an der 
Aehnlichkeit mit Klapperschlangen erkennen, 


Helminthes Cystici. 


Die an der irischen Küste gefangenen Seefische lieferten 
sieben Arten von Anthocephalus. Bellingham') entdeckte 
nämlich ausser Anthoceph. elongatus und granulum (in der Lei- 
beshöhle von Gadus luseus) noch vier unbestimmte, enkystirte 
Arten innerhalb der Bauchhöhle von Merlucius vulgaris, Trigla 
gurnardus und Pini, Hippoglossus vulgaris, Gadus Aeglefinus, 
Merlangus Pollachius und carbonarius, so wie von Anguilla 
Conger. Eine von Drummond im Peritonäum des Pleuro- 
nectes maximus aufgefundene neue Art ist von dem Entdecker 
Anthocephalus paradoxus genannt worden, Ausser dem 
Cysticercus fasciolaris, tenuicollis, cellulosae und pisiformis 
erwähnte Bellingham als irischen Helminthen noch einen 
Cysticercus, den er in der Bauchhöhle von Cobitis barbatula 
enkystirt angetroffen. Die olngefähr einen Nadelknopf grossen 
Cysten hingen mit kurzen Strängen an Leber und Darmkanal 
und enthielten einen kurzhalsigen Blasenwurm, dessen Kopf 
einen eylindrischen und unbewafineten Rüssel besass. 

Nach Rokitansky?) kommt der Cysticercus cellulosue 
in den meisten Muskeln des Menschen vor, aber wie es 
scheint, nur in den willkürlichen Muskeln, und wird auch 
gleichzeitig in dem Herzfleische und Gehirne angetroffen. Die 
Verkreidung dieses Blasenwurms wurde von Rokitansky 
ebenfalls beobachtet. Im Gehirne, wo der Wurm am häufig- 


’) Amnals of natural history. Vol. 14. 1844 p. 396. 
?) Handbuch der patliologischen Anatomie. Bd.1l. p. 367 u. 839. 


234 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


sten die graue Substanz einnimmt, soll er abgestorben und 
verkreidet sehr schwierig von einem verkreideten Tuberkel 
unterschreden werden und nach Rokitansky die Diagnose 
desselben nur durch das gleichzeitige Vorhandensein anderer 
lebender Oysticercen sicher festgestellt werden können. Solche 
Schwierigkeiten in der Diagnose werden allerdings eintreten, 
so wie. man keinen Werth auf das Mikroskop legt, mittelst 
dessen man so leicht die unvergänglichen Häkchen des Ha- 
kenkranzes eines längst abgestorbenen und zerfallenen Cy- 
sticeercus herausfindet. Einen Fall von Oysticereus cellulosae 
im Gehirne erzählte Drewry Ottley') in folgender Weise. 
Eine 40 Jahre alte Frau klagte über Schwindel und dumpfes 
betäubendes Gefühl im Kopfe, einige Monate nachher stellte 
sich Erstarrung und Schwäche der rechten Hand und des 
rechten Armes mit Geistesverwirrung ein. Diese Zufälle nah- 
men allmälig zu, ein Jahr darauf gesellten sich Konvulsionen 
mit Bewusstlosigkeit dazu, welche nach jedem Anfalle auf 
einige Tage Geistesstumpfheit zurückliessen. Ein Jahr später 
waren die Konvulsionen häufiger geworden und hatten die 
Frau zuletzt getödtet. Auf der pia mater des grossen Gehirns 
fand man eine Menge Cysten, und zwar auf der linken Seite 
am zahlreichsten. Ihre Grösse variirte zwischen einer Erbse 
und einem Pfefferkorne. Sie waren alle von der pia ınater 
aus in die graue Rindensubstanz eingedrückt, an keiner an- 
deren Stelle des überall gesunden Gehirnes, weder in der 
Marksubstanz, in dem Plexus chorioideus, noch in dem Ce- 
rebellum und der Medulla oblongata wurden Cysten angetrof- 
fen. Jede Cyste enthielt einen Cysticercus cellulosae mit ein- 
gezogenem Kopfe und Halse. 

Ueber das Vorkommen des Oysticereus cellulosae am Aug- 
apfel des Menschen wurden mehrere neue Beispiele bekannt 
gemacht. Ein älterer Fall, welcher von Estlin?) beobachtet 
worden ist und in Deutschland nicht bekannt geworden zu 


!) The medico-chirurgical transaetions of London. Vol.27. 1844. 
p- 12, oder the Lancet. 1843. Decemb. p. 368, oder Oesterreich. 
mediz. Wochenschrift. 1844. p. 1191. 

?) Gazette medicale de Paris. 1840. p. 776, oder Rayer: Ar- 
chives des med. comp. 1843. nr. 2 et 3. p. 125. Aus der London 
medical Gazette. 


Helminthologie während des Jahres 1813 und 1814. 235 


= 


sein scheint, ist folgender: ein 16 Monat alter Knabe wurde 
wegen eines Augenübels nach Bristol gebracht, derselbe be- 
sass am inneren rechten Augenwinkel unmittelbar über der 
Thränenkarunkel eine halbdurchscheinende Geschwulst von der 
Grösse einer Johannesbeere. Estlin öffnete die Geschwulst, 
wodurch ausser einer zähen eiterartigen Flüssigkeit eine weisse 
Hydatide zum Vorschein kam, welche sich unter dem Mikro- 
skop als ein Cysticereus auswies. Nach der Erzählung von 
Cunier') war dem 16 Jahre alten Herzog von B. ein Nacht- 
sehmetterling gegen das rechte Auge geflogen, so dass ein 
Fuss dieses Insekts unter den Augenlidern hervorgezogen wer- 
den musste. Fünf Monate darauf stellte sich eine Augenent- 
zündung ein, wobei man einen kleinen Tumor auf der. Con- 
junctiva in der Nähe der Cornea bemerkte. Dieser hatte sich 
nach einigen Monaten zu einer Hydatidengeschwulst ausgebil- 
det. Als Cunier diese abgetragen hatte, zeigte es sich, dass 
sie von einem Cysticercus eellulosae herrührte. Drei Fälle 
von diesem Blasenwurme unter der Conjunetiva des lebenden 
Menschen wurden von Sichel?) mitgetheilt. Im ersten Falle 
besass ein Mädchen von sieben Jahren, welches niemals einen 
Schlag, eine traumatische Verletzung am Auge oder dessen 
Nachbarschaft erhalten hatte, im äusseren Theile der Conjun- 
etiva des linken Auges, zwei Linien vom Rande der Cornea 
entfernt, einen runden Tumor, welcher von der gerötheten 
Conjunetiva überzogen, mit einem dunkelrothen Hofe umgeben 
war, und die Grösse von 2} Linie im Durchmesser und die 
Höhe von 43 Linie hatte. Dieser Tumor, welchen Sichel 
mittelst der Scheere entfernte, bildete eine sehr- dickwandige 
Oyste, in der ein Cysticercus cellulosae mit eingezogenem 
Kopfe und Halse verborgen lag. In einem zweiten Falle 
war ein 46 Jahre alter Gensdarme im inneren linken Augen- 
winkel mit einem Tumor behaftet, der die Grösse einer Bohne 
hatte, von der gerötheten Conjunetiva überzogen und zum 


') Annales d’oculistique. Tom. VI. 1842, p. 271, oder Rayer: 
Archives de med. comp. a.a. O. p. 128, oder Froriep’s Neue No- 
tizen. nr. 557. p. 104. 

*) Journal de Chirurgie par Malgaigne. 1843. p. ADf, oder Op- 
penheim’s Zeitschrift für d. ges. Mediz. Bd. 28. p. 570. 


236 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


Theil von der Caruneula lacrymalis bedeckt war. Der Soldat 
hatte erst seit 15 Tagen diese Geschwulst an sich bemerkt, 
nachdem vier Monate vorher ein fremder Körper in das Auge 
gerathen war und eine Ophthalmie erregt hatte. Nach der 
von Sichel vorgenommenen blutigen Operation zeigte sich 
in der ebenfalls sehr diekwandigen Cyste derselbe Inhalt, wie 
im ersten Falle. Der dritte Fall betraf ein 64jähriges Mäd- 
chen, auf dessen rechtem Auge die Mutter seit 15 Tagen eine 
Geschwulst bemerkte, welche 44 Linie vom inneren Rande 
der Cornea entfernt war und unter dem oberen Augenlide 
verborgen steckte. Die Conjunctiva war auch hier lokal ge- 
röthet, und die Cyste dünne, indem aus ihr der Inhalt, wel- 
cher nachher durch die Exstirpation entfernt wurde, als ein 
weisser Fleck (der eingezogene Hals und Kopf des Blasen- 
wurns) hindurchschimmerte. Ueber einen Tumor mit Cysti- 
cerus cellulosae unter der Conjunetiva am äusseren Augen- 
winkel eines Jagdhundes berichtet ebenfalls Cunier.!) Eine 
traumatische Schädlichkeit war hier nicht vorhergegangen, nur 
hatte Cunier etwa fünf Monate vorher dem Hunde den Eiter, 
welchen er von einer Ophthalmia purulenta eines Soldaten 
genommen hatte, unter die Augenlider geschoben, worauf eine 
Blennorhoe entstanden, die mit einer Solution salpetersauren 
Silbers unterdrückt worden war. 

Bendz?) untersuchte mehrere Individuen eines von Pro- 
fessor Hausmann in Hannover unter der Haut eines wasser- 
süchtigen Maulwurfs gefundenen Cysticercus, von denen die 
grössten 2—3 Linien lang waren. Derselbe bemerkte auf dem 
Boden der Schwanzblase mehrere kleine rundliche Hervorragun- 
gen von verschiedener Grösse und von zelligem Gewebe, welche 
durch Fäden mit der Blase zusammenhingen. Aus diesen Kör- 
pern sollen sich nun, nach der Vermuthung von Bendz, 
neue Öysticercen entwickeln und später ablösen, so dass sich 
also diese Blasenwürmer mittelst Sprossenbildung vermehren. 
Derselbe geht noch weiter und nimmt an, dass sich auch Coen- 
urus cerebralis durch Abschnürung kleinerer Blasen in ähn- 


') Annales d’oculistigue. Tom. VI. p. 277, oder Rayer: Archives 
de med. comp. a.a.O. p. 130. 
®) Isis. 1844. p. 813. 


Helminthologie während des Jahres 1843 und 1844. 237 


licher Weise vermehre und dass vielleicht jene kleineren Coen- 
urus-Blasen, welche neben einer grossen Coenurus -Blase 
zuweilen im Gehirne eines Schafes angetroffen würden, durch 
solche Sprossenbildung entstanden sein können. 

Klencke') hat die im Leibe von Cysticercus verbreite- 
ten Glas- oder Kalkkörperchen, welche schon öfter als Eier 
angesprochen worden sind, auf Treu und Glauben hin eben- 
falls. für Eier genommen und mit denselben in der That den 
Cysticereus auf verschiedene Thiere übertragen, worüber man 
sich eigentlich gar nicht wundern kann, da diesem Experi- 
mentator schon so viel Unerhörtes gelungen ist; war es dem- 
selben sogar auch möglich, die aus diesen vermeintlichen 
Eiern hervorgeschlüpften jungen Öysticerceen zu entdecken. 
Höchst sonderbar klingt es, dass nach Klencke sich Coenu- 
rus cerebralis nicht durch Eier, sondern nur durch Knospen 
und Selbsttheilung fortpflanze, und doch enthält Coenurus ganz 
dieselben Kalkkörperchen wie Oysticereus, Klencke muss 
nicht an diese Kalkkörperchen des Coenurus gedacht haben, 
ihre Entwickelung zu Blasenwürmern zu beobachten wäre ihm 
sonst gewiss eim Leichtes gewesen. Freilich bedurfte er zu 
seinem Zwecke auch keine Eier, da ihm die Ueberpflanzung 
des Coenurus cerebralis mittelst Fragmenten desselben, welche 
mehrere oder einzelne Köpfe besa$sen und theils durch Ein- 
spritzung und Einimpfung, theils durch Getränk verschiedenen 
Hausthieren, als Hunden, Kaninchen, Ziegen ete. beigebracht 
wurden, vollständig gelungen sind. Pluskal?) schlägt für 
den Namen Coenurus cerebralis die Bezeichnung Aydatis po- 
Iystomos medullaris vor, weil der Drehwurm nicht bloss im 
Gehirne der Schafe, sondern auch in der Medulla oblongata 
und spinalis gefunden werde und überhaupt ein der Marksub- 
stanz eigenthümliches Uebel sei, wo dieser Wurm, je nach 
dem Sitze bald die Drelikrankheit, bald die Gnubber- oder 
Traberkrankheit erzeuge. Diese drei verschiedenen Krankheits- 
formen würden auch besser nach dem Sitze des Üovenurus ge- 
nannt, nämlich Hydrocephalus hydatideus, Hydrops hydatideus 
medullae spinalis oder medullae oblongatae. 


') Ueber die Contagiosität ete. p. & u. 101. 
*) Oesterreich. medizin Jahrbücher. 1844. Juli. p. 51. 


238 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


Von Rose!) ist der Coenurus auch zwischen den Len- 
denmuskeln, sowie im Nacken und Rücken der Kaninchen 
gefunden worden. In einem Falle beobachtete er eine grosse 
Cyste unter der Fascia der Rücken- und Lendenmuskel, welche 
aus 3—4 mit einander communicirenden Abtheilungen bestand. 
Die grösste Abtheilung dieser Cyste enthielt zwei grosse Hy- 
datiden, ausserdem aber noch mehrere andere kleinere theils 
freie, theils angeheftete Blasen; auf den grösseren ragten junge 
in der Ausbildung begriffene Hydatiden nach aussen hervor, 

Goodsir?) setzt die Entwickelung von Coenurus cere- 
bralis auseinander, und beschreibt die im Halse der Coenurus- 
köpfchen verborgenen Eier. An den beigefügten Abbildungen 
dieser vermeintlichen Eier, an welchen Goodsir nicht bloss 
Eihüllen, Dotterhüllen, Keimbläschen und Keimfleck, sondern 
sogar auch die Durchfurchung des Dotters gesehen haben will, 
erkennt jeder Unbefangene sogleich die scheibenförmigen Kalk- 
körperchen. Dass derselbe den Weg nicht wahrnehmen konnte, 
auf welchem diese Eier nach aussen gelangen, wird man ihm 
gerne glauben. Nach Bellingham?) kömmt sowohl Coenu- 
rus cerebralis wie Echinococcus hominis aueh in Irland vor. 
Die Zahl dieser von Bellingham zusammengestellten irischen 
Helminthen wird übrigens durch Thompson®) noch um 
sechs vermehrt. : 

Ueber den Zehinococeus sind in den letzten Jahren viele 
Beobachtungen angestellt worden, wobei man die erfreuliche 
Bemerkung machen kann, dass der zu mancherlei Missver- 
ständnissen Veranlassung gebende Name Acephaloeystis in 
Frankreich der systematischen Bezeichnung Zehinoeoceus zu 
weichen anfängt. So macht Mayor°) seine Landsleute darauf 
aufmerksam, dass sie die von Laennee herrührende unge- 
eignete Benennung Acephalocyste mit dem besseren Namen 


») London medical Gazette. 1844. Jul. p. 525, oder Froriep’s 
Neue Notizen. nr. 723. p. 303. 

2) Transactions of the royal society ofEdinburgh. Vol. 15. 1844. 
p- 561. 

®) Annals a.a. ©. Vol. 14. p. 401. 

*) Ebenda. Vol. 14. p. 439. Additions of the Fauna of Ireland. 

5) Archives generales. 1843. Juill. p. 320, oder Gazette medi- 
cale. 1843. p. 821. 


Helminthologie während des Jahres 1843 und 1844. 239 


Echinococcus vertauschen sollen. Er beschreibt die Brut die- 
ses Blasenwurms ganz richtig; die Bläschen, welche die Brut 
in sich entwickeln und welehe aus der inneren Fläche der 
Mutterblase hervorsprossen, bezeichnet er mit dem Namen 
Capsules de l’Echinocoque, um sie von der eigentli- 
chen Mutterblase, welche er Hydatide nennt, zu unterschei- 
den. Der zarte innere Hautüberzug, aus welchem die Cap- 
sules de l’Echinocoque hervorwachsen, wird von ihm Mem- 
brane capsulaire genannt. Er behauptet sehr richtig, dass 
in einer Cyste Hydatiden (Echinococcus -Blasen) vorkommen 
können, von welchen einige sehr viele Capsules de l’Echino- 
coque, andere nur sehr wenige enthalten, und endlich solche, 
welche keine Spur derselben besitzen. 

Eine recht gute Monographie wurde von Livois!) ge- 
liefert, welcher den Unterschied zwischen der serösen Cyste 
und dem Echinococcus ganz deutlich auseinandersetzt. Der- 
selbe hat Gelegenheit gehabt, sehr viele sogenannte Acepha- 
loeysten zu untersuchen, und. will in keiner derselben die 
kleinen Echinococcen vermisst haben, er hält übrigens die 
bekannten, schon oft besprochenen Kalkkörperchen im Inne- 
ren der Brut für Eier oder Keime, und kann ausserdem keinen 
Unterschied zwischen Echinococeus hominis und dem Echino- 
coceus der übrigen Thiere herausfinden. 

In einer von Thiel?) geschriebenen Dissertation ist die 
durch Scherer angestellte chemische Analyse der Membranen 
der Echinocossus-Blasen von Interesse. Die Membranen be- 
standen aus Albumin, ihr flüssiger Inhalt aus Wasser mit Sal- 
zen ohne Spur einer albuminösen Substanz; 1000 Theile der 
ganzen Masse hinterliessen eingetrocknet 26,79 festen Rück- 
stand, und verbrannt 4,57 anorganische Salze, welche aus 
schwefelsaurem, phosphorsaurem und kohlensaurem Natron, 
Chlornatrium und phosphorsaurem Kalk bestand. Es waren 
also in diesem festen Rückstande 22,22 Proteinsubstanz und 
4,57 Salze enthalten. Die von Thiel herrührenden Bemer- 


') Livois: recherches sur les Echinocoques chez l’homme et chez 
les animaux, 1843. Paris. Vgl. the british and foreign medical re- 
view. nr. 33. 1844. p. 194. 

*) Thiel: über den Echinococeus. Dissert. Würzb. 1844. 


240 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


kungen über Echinococcus sind ohne Werth: die vier Saug- 
näpfe werden für eben so viele Mundöffnungen der jungen 
Echinococcen gehalten, diese sollen nach Abwerfung des Haken- 
kranzes und der Saugnäpfe in Acephalocysten übergehen, was 
Thiel indessen nicht direkt beobachtet hat. Da bei Rindern 
und Schafen durch feuchte Orte und ungünstige Witterung die 
Entstehung von Hydatiden in Lungen und Leber sehr beför- 
dert wird, so soll nach Thiel beim Menschen ungünstige en- 
demische und epidemische Verhältnisse, vielleicht mit schlechter 
dürftiger Nahrung verbunden, nicht ohne Einfluss auf die Ent- 
stehung des Echinococceus sein können. Derselbe führt einen 
im Juliushospitale zu Würzburg beobachteten Fall an, wo ein 
Soldat, der unter sehr ungünstigen Verhältnissen in Griechen- 
land gedient hatte, mit Echinococeus in Leber und Milz be- 
haftet war. In einer anderen Dissertation stellt Mielay ') 
die älteren Ansichten über Entstehung und Fortpflanzung der 
Blasenwürmer zusammen, ohne mit den auf diesen Gegenstand 
sich beziehenden neuesten Untersuchungen bekannt zu sein. 
Von den karakteristischen Häkchen des Hakenkranzes der 
Echinococeus- Brut, se wie von dem blätterigen Baue der 
Echinococeus-Blasen hat Ref. eine Zeichnung geliefert. ?) Aus 
Lebert’s®) Beschreibung des Echinococeus hominis erfahren 
wir das bereits Bekannte. Neu ist seine Beobachtung von 
Flimmerbewegung, welche er im Innern der noch lebenden 
und sich bewegenden Thiere wahrgenommen haben will. Un- 
ter sich bewegenden Thieren kann Lebert doch nur 
die Brut des Echinococeus verstanden haben. Es wäre zu 
wünschen gewesen, dass Lebert noch genauer angegeben 
hätte, wo er hier die Flimmerorgane gesehen, dem Ref. we- 
nigstens ist es nicht ganz klar geworden, an welcher Stelle 
jener Thiere Flimmerorgane vorkommen sollen. Von Owen) 
ist die Beziehung, in welcher die Echinococcus-Brut zu der 
Mutterblase steht, noch immer nicht erkannt worden. Der- 


') Alex. Mielay: de hydatidibus et eysticis. Pars prior. Dissert. 
Berolin. 1844. 

2) Vogel’s Icones histologiae pathologicae. Tab. XII. Fig. X1. 

3) Müller’s Archiv. 1844. p. 217. 

?) Lectures on the comparative anatomy a. a. 0. p. 44. 


Helminthologie während des Jahres 1843 und 1844. 24 


selbe betrachtet die Mutterblasen als eine besondere Gattung 
von Blasenwürmern, von welcher die zwei Arten Acephalo- 
eystis socialis und Eremita oder endogena und exogena unter- 
schieden werden. Bei der ersteren Art entwickeln sich auf 
der inneren Fläche der Mutterblase durch Sprossenbildung 
Tochterblasen, bei der letzteren dagegen auf der äusseren 
Fläche. Diese letztere Vermehrungsart der Acephalocystis 
Eremita, welche besonders im Rind und in anderen Haus- 
thieren vorkommen soll, hat Ref. niemals beobachtet. Owen 
vergleicht übrigens die Mutterblase seiner Acephalocysten mit 
einer gigantischen organischen Zelle, in welcher zuweilen an- 
dere mit Saugnäpfen und einem Hakenkranze versehene Thiere, 
sogenannte Echinococei, ihren Wohnsitz aufschlagen. Owen 
ahndet hier also nicht, dass diese letzteren die Brut der Ace- 
phalocysten sind. Derselbe vergleicht die Echinococcen aus- 
serdem mit polygastrischen Infusorien, indem ihn der einge- 
zogene Hakenkranz an den Zahnapparat der Nassula, die 
hellen Körper (Kalkkörperchen) im Parenchyme der Thiere 
an die Mägen der Polygastrica erinnern, ja, er will sogar 
einmal die kleinen Echinococcen in der Mutterblase nach Art 
der Infusorien wahrscheinlich mittelst eines Flimmerapparats 
sich bewegen gesehen haben, was gewiss nur Täuschung ge- 
wesen ist, daher auch Owen später an den Echinococcen 
eines Moschusthiers vergebens nach einem solchen Flimmer- 
epithelium suchte. 

Nach Rokitansky'), welcher übrigens noch von Ace- 
phaloeysten spricht, finden sich Zehinococcus hominis in den 
Muskeln und im Herzfleisch sehr selten vor. Derselbe hat in 
letzterer Beziehung nur erst zwei Fälle beobachtet. Nämlich 
bei einer 23jährigen Magd, welche plötzlich gestorben war, 
sass im Septum ventrieulorum ein mehr als Hühnerei grosser, 
fibro-seröser zariwandiger Balg, welcher geborsten war und 
dessen ebenso grosser Acephalocyst sich in den Conus arte- 
riosus und in die Lungenarterie hineingedrängt hatte; auch die 
Leber war von einem Kindskopf grossen und zwei kleineren 
Acephalocysten besetzt gewesen. In dem zweiten Falle hatte 


*) Handbuch der pathologischen Anatomie. Bd. Il. pag. 364 
und pag. 465. 


Archiv f. Naturgesch, XI, Jahrg. 2. Bd. Q 


. 


242 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


im hintersten und obersten Theile der Scheidewand der Herz- 
kammern eines plötzlich verstorbenen 35 Jahre alten Soldaten 
ein runder Sack von der Grösse eines Enteneies gesessen, in 
dessen Innerem ausser einer breiigen braunen Flüssigkeit, un- 
termischt mit krümlichem und zottigem Faserstoflgerinsel sich 
gallertartig erweichte Trümmer von Acephalocysten eingeschlos- 
sen befanden. Auch von Alessandrini!) war in den Wan- 
dungen der rechten Herzkammer eines Rindes ein Zehinococ- 
cus veterinorum mit jungen Thierchen angetroffen worden. 
Von Nicolai?) werden zwei Fälle von Hydatiden der Leber 
und Beckenhöhle beschrieben, welche gewiss nichts anders als 
Echinococcus hominis gewesen sind. Ein anderer Fall von 
Hydatiden-Bildung in den Lungen, welchen Bouvier°) mit- 
getheilt hat, wird ebenfalls hieher gehören. In dem von 
Dickson#) erzählten Falle, in welchem der halbknorpeligte, 
mit melicerisartiger Substanz gefüllte Sack in der Leber eines 
25 Jahre alten Menschen Hydatiden von der Grösse eines 
Nadelknopfs bis zu der eines Eies und mehrere andere ein- 
geschachtelte Hydatiden enthalten hatte, ist eine Kolonie des 
Eehinococcus hominis nicht zu verkennen. Nachdem Wil- 
son’) einen Fall von Echinococcus hominis in der, Leber 
beobachtet hatte, wobei ihm höchst wahrscheinlich die Stränge 
am Hinterleibsende der jungen Echinococcen aufgefallen wa- 
ren, durch welche diese mit den Echinococeus-Kapseln zu- 
sammenhängen, schlägt derselbe vor, diese Thiere als eine 
besondere Blasenwurmart Cyszicereus pedunculatus zu nennen, 
was gewiss niemand befolgen wird. Demargquay °) beschrieb 
eine Hydatiden -Geschwulst, welche bei einem 45jährigen Manne 
in der linken Leistengegend grosse Schmerzen erregte, und 
nach einem gemachten Einschnitte viele Blasen von der Grösse 


’) Isis. 1843. p. 628. 

2) Medizinische Zeitung. Herausgegeb. v. d. Verein f. Heilk. in 
Preussen, 1843. p. 107. 

3) Bulletin de l’Academie royale de Medecine. 1843. T. 8. p. 1244, 
oder Oesterreich. Wochenschrift. 1843. nr. 49. p. 1360. 

%) Schmidt’s Jahrbücher. Bd.39. 1643. p. 294. 

>) Dublin medical press. nr. 309. Dec. 1844. p. 361. 

6) Gazette medicale de Paris. 1844. nr, 19, p. 308, od. Oesterreich. 
med. Wochenschrift. 1844. ‘nr. 29. p. 801. 


Helminthologie während des Jahres 1843 und 1844. 243 


eines Hanfkorns bis zu der eines Taubeneies entleerte. Es 
war dies eine Echinococeus-Kolonie, welche sich, wie dies 
die Leichenöffnung des nach fünf Wochen wahrscheinlich we- 
gen profuser Eiterung Verstorbenen auswies, zwischen Psoas 
und Darmbeinmuskel eingenistet hatte. In dem von Stan- 
ley*®) beobachteten Falle zeigte sich auf dem Vorderarm und 
über der Brust einer jungen gesunden Frauensperson ein be- 
weglicher Tumor, beide Tumoren wurden für Abscesse ge- 
halten und mit der Lanzette geöflnet. Aus dem am Arme ent- 
leerte sich eine dieke Eitermasse, aus dem anderen quoll neben 
dem Eiter eine Blase hervor, welche Echinococeus -Brut ent- 
hielt, und deutlich in einer Cyste eingeschlossen war. Rose?) 
theilte drei Fälle von Echinococceus hominis mit, in welchen 
Hydatiden aus einem Abscesse der Leber entfernt wurden, 
ferner hunderte von Blasen unter Haemoptysis ausgehustet 
wurden, und im dritten Falle nicht bloss Hydatiden durch die 
Lungen nach oben, sondern zugleich auch durch den Darm- 
kanal nach unten abgingen. Derselbe Beobachter fand in den 
Lungen eines Affen, welcher lange Zeit an Husten und Dys 
pnoe gelitten hatte, eine grosse Kolonie von Acephalocysten. 
Es enthielten nämlich die Lungen sieben ansehnliche mit Hy- 
datiden gefüllte Oysten, auch die Leber, das Omentum und 
Mesenterium waren mit ähnlichen Cysten behaftet, in welchen 
ebenfalls mehrere Hydatiden von verschiedener Grösse einge- 
schlossen waren, nur wenige Hydatiden waren vereinzelt in 
Oysten oder frei in der Unterleibsgegend enthalten. Rose 
konnte von der inneren Fläche dieser Hydatiden eine zarte 
Schicht abtrennen, welche mit sphärischen, einen Kern ent- 
haltenden Körperchen besetzt war. Verschiedene Krankheits- 
fälle mit Hydatiden in der Leber, in den Lungen und im Ge- 
hirne, welehe von Rayer,°) Griffith,*) Sturton®) und 
anderen *) mitgetheilt worden sind, werden dem Echinocoecus 


’) London medical Gazette. 1844. Oct. p. 101. 

2) Ebenda. 1844. Jul. p. 525. 

*) Gazette des höpitaux. T. 5, 1813. p. 581: 

#) Medical Gazette. 1844. ‘Aug. p. 585. 

*) The Lancet. 1841. Jan, oder Schmidt’s Jahrbücher 1842. 
Bd. 35. p. 281. 

*) Provincial medical Journal. nr. 171. Jan 1844. p. 275. 


Q*r 


244 v. Siebold: Bericht über, die Leistungen im Gebiete der 


hominis zugeschrieben werden müssen. In zwei Fällen von 
Hydatiden-Bildungen innerhalb der Bauchhöhle, welche Gaird- 
ner und Lee beobachtet haben, wurden die pathologischen 
Gebilde von Goodsir') mikroskopisch untersucht und be- 
schrieben. Derselbe glaubte, dass diese Gebilde von zwei 
neuen Arten Blasenwürmern herrührten, welche er Disco- 
stoma Acephalocystis und Astoma Acephaloceystis 
nannte. Aus der Beschreibung und Abbildung des ersteren 
Blasenwurms konnte sich Ref. von diesem Parasiten‘ durchaus 
keinen Begriff machen. Am unverständlichsten war dem Ref. 
dasjenige, was Goodsir über die von zahlreichen Röhren 
durchzogenen Membranen sagt, welche die Wandungen der 
blasenförmigen Körper dieser Discostomen bilden sollen. Es 
scheint, als wenn das Ganze doch nur eine grosse abgestor- 
bene Echinococeen-Kolonie gewesen ist, wenigstens spricht 
die Menge der Blasen, ihre verschiedene Grösse und Inein- 
anderschachtelung, so wie die durch Zusammendrückung ent- 
standene unregelmässige Gestalt und Zerreissung derselben 
dafür. Sehr häufig verwandelt sich der flüssige Inhalt der 
Echinococeus-Blasen, nachdem diese geborsten sind, sammt 
den zerrissenen und in der Auflösung begriffenen Häuten der- 
selben in eine gallertige Masse, welche wie ein Gelee - Ueber- 
guss die übrigen noch unverletzten Echinococeus-Blasen um- 
hüllt. In obigem Falle mag etwas ähnliches Statt gefunden 
haben, daher die Masse, in welcher die blasenförmigen Kör- 
per eingesenkt lagen, nach Entfernung der letzteren ein honig- 
wabenartiges Ansehen zeigten. Goodsir scheint nicht darauf 
geachtet zu haben, ob sich in den gallertartigen Massen die 
eigenthümlich geformten Häkchen des Hakenkranzes der jun- 
gen Blasenwürmer vorgefunden haben oder nicht, diese hät- 
ten, im Falle nur ein Paar gefunden worden wären, sogleich 
Licht auf das ganze Wesen dieses Parasiten werfen können. 


!) The Edinburgh medical and surgical Journal. 1844. Octob. 
p: 269. Cases and observations illustrating the history and patholo- 
gical relations of two kinds of hydatids, hitherto undescribed. By 
Gairdner and Lee with microscopical observations by Goodsir. Vgl. 
auch das Archiv für physiologische und pathologische Chemie und 
Microscopie. 1844, Heft 3. p. 231. 


Helminthologie während des Jahres 1843 und 1844. 245 


Dass die ganze Masse von keiner Cyste umhüllt gewesen, 
spricht nicht gegen Echinococeus, da in seltenen Fällen aller- 
dings auch Echinococcen uneingekapselt vorkommen. Bei dem 
zweiten Falle ist gewiss auch eine Echinococcus-Kolonie da- 
gewesen, wie dies aus den ineinander geschachtelten Blasen 
der verschiedensten Grösse und aus den an der inneren Fläche 
derselben hervorsprossenden Brut hervorgeht. Goodsir hätte 
aber die Eier, welche er zwischen den Membranen der Bla- 
senkörper gesehen haben will, näher beschreiben sollen; eben 
so wenig wagt Ref. über die Filarien ein Urtheil zu fällen, 
welche Goodsir in der gallertigen Umgebung der Blasen- 
körper angetroffen haben will. In der Abbildung erkennt man 
wenigstens keinen Fadenwurm; schwarz ist der mittlere kör- 
nige Theil dieser von Goodsir für Filarien erklärten faden- 
förmigen Körper wohl nicht gewesen, derselbe war höchst 
wahrscheinlich farblos, und wurde bei durchfallendem Lichte 
unter dem Mikroskope schwarz gesehen, während derselbe 
Gegenstand bei auflallendem Lichte eine kreideweisse Farbe 
gehabt haben würde. Es werden überhaupt bei den Angaben 
der Farben mikroskopischer Objekte von den Naturforschern 
die Verhältnisse, unter welchen sie die Objekte betrachtet, 
namentlich ob bei durch - oder bei auffallendem Lichte noch viel 
zu wenig beachtet. Goodsir') spricht sich ausserdem noch 
über in Cysten wohnende Entozoen aus und bemerkt ganz 
richtig, dass eine Cyste, deren innere Fläche für ihre Schma- 
rotzer Nahrungsflüssigkeit absondert, mit der Zeit eine zu zähe 
dieke Masse erzeuge, in welcher die Bewohner getödtet und 
begraben würden. Dass aber Goodsir über Echinococcus 
hominis noch keinen ganz klaren Begriff hat, ersieht man aus 
den drei Arten Blasenwürmern, welche er unter dem Namen 
Acephalocystis simplex, Monroi und armatus aufstellt. Die 
erste Art soll nur wenige junge Bläschen enthalten, bei der 
zweiten Art soll die Mutterblase (germinal membrane) durch 
ein fibröses Gewebe in viele Abtheilungen geschieden sein, 
welche mit eine oder mehrere junge Hydatiden enthaltenden 


") Report of the fourteenth Meeting of the british association 
for the advancement of science; held at York 1844. London. 1845, 
Notices. p. 67. 


246 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


Blasen gefüllt sind. In der Mutterblase der letzten Art ent- 
wickeln sich kleine und durchsichtige Blasen, welche nach 
und nach durch die in ihrem Inneren entstehenden Jungen 
undurchsichtig werden. Von Echinococcus erfahren wir durch 
Klencke'!) wieder die unglaublichsten Dinge, wobei man 
sich zugleich wundern muss, wie nur Klencke zu den aus- 
serordentlich vielen Erfahrungen über Echinococcus hominis 
gekommen ist. Die käsige Masse, welche sich häufig in dem 
wässerigen Inhalte der Acephalocysten vorfindet, erklärt 
Klencke für den Eierstock dieser Blasenwürmer, an deren 
Wandungen derselbe auch Mundöffnungen und Darmröhren 
wahrgenommen hat. In. der Echinococceus-Brut sollen: Eier 
enthalten sein, welche Klencke oft in Klumpen an den 
Hakenkränzen hat hängen sehen, Um solche Eierklumpen 
sollen sich Cysten bilden, woraus Acephalocysten entstehen, - 
so dass mithin diese Blasen nichts anderes als enkystirte Ova- 
rien von Echinococcus seien. Derselbe hat im menschlichen 
Blute sowohl, wie in der Milch von Kühen die Eier von 
Echinococeus aufgefunden. Die Versuche der Ueberpflanzung 
des Echinococceus auf andere Thiere, wobei diese vermeint- 
lichen Eier und Eierstöcke theils injieirt, theils  eingeimpft 
wurden, gelangen der so überaus glücklichen Hand Klencke’s 
wieder vollständig. Hoffentlich wird Kleneke von diesen 
Untersuchungen, welche er in kurzer Zeit so vollständig er- 
schöpft hat, und mit deren Resultaten er unserem gegenwär- 
tigen möglichen Wissen so ausserordentlich weit vorangeeilt 
ist, abstehen und von einem Felde abtreten, das von anderen 
Naturforschern mit Rum und Vorsicht nur langsam, aber um 
so nachhaltiger kultivirt wird. 


Helminthes dubüi. 
Von Scortegagna?) wurde ein Fall mitgetheilt, in wel- 
chem durch Chabert’s Oel zwei neue Würmer abgetrieben 


!) Ueber die Contagiosität der Eingeweidewürmer. p. 14, 83 u. d. f. 
Vgl. auch Klencke’s vorläufige Mittheilungen über meine Versuche 
zur Erfahrung der Hydatiden als Contagium animatum, in Haeser’s 
Archiv. 1843. p. 226. 

2) Omodei Annali. 1844. Nov. p. 301. 


Heiminthologie während des Jahres 1843 und 1844. 247 


wurden, welche er Lumbricus rostratus und Filaria 
policotoma genannt, aber nicht näher beschrieben hat. 

Behn') fand bei der Chelonia Midas die äussere Fläche 
der Blutgefässe von kleineren und grösseren, aus einer dich- 
ten Kapsel gebildeten Geschwülsten bedeckt, deren Inhalt als 
eine schwarze Substanz (bei auf- oder durchfallendem Lichte?), 
unter dem Mikroskope aber als sichtbare Würmer sich auswies. 

Erdli?) hat jene beweglichen Fäden in den Venenanhän- 
gen der Cephalopoden beschrieben und abgebildet, auf welche 
schon Krohn (in Froriep’s Neuen Notizen. 1839. nr. 214. 
p. 214) vor einigen Jahren aufmerksam gemacht hatte. Sie 
bilden längliche .darmartige Schläuche, welche sich winden, 
verlängern und verkürzen, und sich in einen Bogen oder 
Ring umbeugen, wobei sich dieselben schnell mittelst der lan- 
gen Flimmerhaare, von welchen ihre ganze Körperoberfläche 
bedeckt ist, im Kreise drehen. Man kann an ihnen ein brei- 
teres Kopfende unterscheiden, an welchem nach Erd] eine 
Mundöfinung angebracht sein soll, Ref. konnte immer nur eine 
grubenartige Vertiefung dort wahrnehmen, wodurch diese We- 
sen ihr Kopfende wie eine Saugscheibe zu benutzen im Stande 
waren. Jm Innern derselben lagen kugelige Körper von ver- 
schiedener Entwickelung hinter einander, welche sich bei vor- 
geschrittener Entwickelung mittelst eines Flimmerepitheliums 
infusorienartig bewegten. Ref. möchte diese sonderbaren We- 
sen mit ihrem infusorienartigen Inhalte für die schlauchartigen 
Larven eines dem Generationswechsel unterworfenen Thieres 
halten. Derselbe kann dabei nicht umhin, auf die Achnlich- 
keit dieses infusorienartigen Inhalts mit den räthselhaften, von 
Joh. Müller beschriebenen ungeschwänzten Psorospermen 
(in Müller’s Archiv. 1841. Taf. XII. Fig. 3. a.g. und Fig. 9. a.) 
aufmerksam zu machen. 

Örsted®) spricht von leucophrysartigen Eingeweidewür- 
mern, welche er bei den Rhabdocoelen angetroffen hat, ohne 


») Amtl. Bericht über die 22te Versamm]. der Naturf. u. Aerzte 
in Bremen. 1814. Abth. II. p. 113. 

?) Dieses Archiv. 1843. Bd. I. p. 162. 

°) Örsted: Entwurf einer system. Eintheil. und speciel. Beschrei- 
bung der Plattwürmer. p. 14. 


248 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


sie näher zu beschreiben, wahrscheinlich sind die Opalinen 
damit gemeint, welche Ref. im Darmkanal der Planarien oft 
gesehen hat, 

Goodfellow!) bemerkte im Blute und in dem ausge- 
brochenen Mageninhalte eines Typhuskranken Myriaden sehr 
lebhafter beweglicher Thierchen von „55 bis 7,55 Linie Länge, 
an welchen Kopf- und Schwanzende nicht zu unterscheiden 
war. Dieselben Körperchen erkannte er auch im blutigen 
Exsudate der Mund- und Nasenschleimhaut, so wie 48 Stun- 
den nach dem Tode in der Aorta, Carotis, Vena cava und 
in der Magenflüssigkeit. Es sind diese Wesen gewiss nichts 
anderes als die in allen faulenden und gährenden Flüssigkei- 
ten in so zahlloser Menge vorkommenden Vibrionen, wie sie 
stets in dem zwischen den Zahnwurzeln sich ansammelnden 
Mundschleime anzutrefien sind. 

Hammerschmidt?) will im Harne der Schlangen neue 
Entozoen gefunden haben, welche in ihren Bewegungen für 
Spermatozoiden gehalten werden können, in Gestalt und Grösse 
aber sich an Bodo und an die Schwanzmonaden anschlies- 
sen. Ihr oval-lanzettförmiger Körper besitzt einen sehr dünnen 
fadenförmigen Rüssel und einen dickeren kürzeren Schwanz. 

Nach Gruby’s und Delafond’s®) Beobachtung kom- 
men bei den wiederkäuenden Thieren während der Verdauungs- 
zeit im Pansen und Netze vier Arten von lebenden Thierchen 
vor, das Pferd soll während dieser Zeit im Coecum und Co- 
lon sogar sieben Arten dieser Thierchen enthalten, während im 
Magen des Hundes nur zwei Arten, im Magen vom Schweine 
nur eine Art Monaden gefunden werde, was mit der Verdauung 
der verschiedenen vegetabilischen und animalischen Nahrungs- 
stoffe in einem engen Zusammenhange stehen soll. 

Klencke*) hat im Blute derjenigen Menschen, welche 
häufig an Schwindel litten, kleine schlangen - und fischähnliche 


!) The Lancet. 1844. Octob. p. 45, oder the London medical 
Gazette. 1844. Aug. p. 724. 

2) Archiv für physiologische und pathologische Chemie und Mi- 
eroscopie. 1844. p. 83. 

3) Comptes rendus. 1343. Tom. 13. p. 1304, oder Institut. 1843. 
p- 426, oder Froriep’s Neue Notizen. 1843. nr. 609. p. 233. 

*) Neue physiologische Abhandlungen. 1843. p. 165. Fig. 25. 


Helminthologie während des Jahres 1843 und 1844. 249 


Thierchen von verschiedener Grösse beobachtet, welche sich 
sehr lebhaft bewegten, theils schlängelnd schwammen, theils, 
wenn sie grösser waren, raupenartig fortkrochen. Aus dieser 
Beschreibung wird man sich kein Bild von diesen Wesen 
machen können; die kleinsten Exemplare hatten die Länge 
des Drittheils eines Blutscheibehens, die grössten übertrafen 
den Durchmesser eines Blutscheibchens um das Dreifache. 
Ein Tröpfehen Wasser tödtete sie schnell. Kurz vor den 
Schwindelanfällen waren sie lebhafter, kurz nachher matter. 
War der Schwindel acht bis vierzehn Tage ausgeblieben, konnte 
von Klencke keine Spur mehr von diesen infusorienartigen 
Entozoen aufgefunden werden. Bei sehr heftigem Schwindel 
waren die grösseren Thierchen vorherrschend. Klencke hat 
übrigens, während er mehrere Monate an plötzlichen Schwin- 
delanfällen gelitten, in seinem eigenen Blute diese Haemato- 
zoen zuerst entdeckt. Vergleicht man die von Klencke ge- 
lieferte Abbildung dieser Wesen mit den Vibrionen,!) welche 
sich in allen faulenden thierischen Flüssigkeiten, in faulendem 
Blute, in faulemdem Eiweiss ete, in ungeheurer Menge ent- 
wickeln und in faulenden Geschwüren fast nie fehlen, so wird 
man sich überzeugen, dass Klencke’s Haematozoen eben- 
falls solche Vibrionen gewesen sind. Aehnlich verhält es sich 
wahrscheinlich mit den von Brunetta?) in den Beulen eines 
Syphilitisehen gefundenen Würmern. 

Ein schon früher bekannt gewesenes Haematozoon ist in 
der letzten Zeit von mehreren Naturforschern als Gegenstand 
ihrer Untersuchungen behandelt worden. Seine einfache Or- 
ganisation lässt sich mit einer Zelle vergleichen, das ganze 
Wesen müsste demnach, wenn es wirklich ein selbstständiges 
Thier ist, zu den Infusorien gerechnet werden. Sein Körper 
ist kontraktil und auf der einen Seite mit einem lebhaft schwin- 
genden Flimmerlappen versehen. Gruby°) nannte dieses 


’) Vgl. Vogel: icones histologiae pathologicae. Tab. XI, Fig. X. 

*) Vgl. die Nachrichten über den Gelehrtencongress zu Lucca, 
mediz. Section, Allgem. Augsburger Zeitung vom 14. Octob. 1813. 
Beilage. p. 2247. 

») Comptes rendus, 1843. p. 1134, oder Annales des sciences 
nat. 1844. Tom, I. p. 104. Pl. 1. B., oder Froriep’s Neue Notizen. 
nr. 604. 1843. p. 152. h 


350‘ v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


Haematozoon, welches er im Blute der erwachsenen Frösche 
gefunden, T'rypanosoma sanguinis. Er beschreibt das 
Thier als einen länglichen platten Körper, der an beiden En- 
den fadenförmig ausläuft, an dem einen Seitenrande ausgezackt 
ist und sich um seine Längsaxe dreht. Der eine Seitenrand 
erscheint aber nur durch optische Täuschung während der 
Bewegungen des seitlich angebrachten Flimmersaumes zackig. 
Mayer') sah im Blute des grünen Grasfrosches zwei ver- 
schiedene Thierchen lebhaft herumschwimmen, von welchen 
das eine (Paramaecium loricatum oder costatum May.) 
eiförmig, schräge gestreift und vorne mit Cilien besetzt ge- 
wesen sein soll, während das andere (Amoeba rotatoria 
May.) einen langgestreckten, sehr veränderlichen und mit einem 
seitlichen räderartigen Flimmerapparate besetzten Körper be- 
sessen hatte. Beide Formen gehören gewiss zu dem von 
Gruby beschriebenen Trypanosoma, wohin höchst wahr- 
scheinlich auch das von Hyrtl?) im Seitenkanale einer Fo- 
relle gefundene Entozoon, welches mit dem von Valentin 
im Blute dieses Fisches entdeckten Wurme übereinstimmte, 
zu rechnen sein dürfte. 

Will®) konnte in den Höhlen der Mägen, der Athem- 
röhren und der Geschlechtsorgane von Diphyes Kochii , welche 
unter einander in Verbindung stehen, fast immer Jlängliche, 
an beiden Enden zugespitzte Entozoen wahrnehmen, welche 
äusserlich glatt und etwas platt waren, und zwischen der 
Grösse von ; bis z Lin. schwankten. Sie schlängelten sich 
sehr lebhaft, schwammen besonders in der Athemhöhle mit 
grosser Leichtigkeit herum und hingen sich auch mit dem 
einen knopfförmigen Ende ihres Körpers an, wobei sie den 
freien Theil schlängelnd bewegten. Von innerer Struktur war 
nichts zu erkennen. Aehnliche bewegliche Körperchen zeigten 
sich auch in Ersaea pyramidalis, truncata und elongata. Soll- 
ten diese Wesen nicht etwa Spermatozoiden gewesen sein? 


!) Mayer: de organo electrico et de haematozois. 1843. p. 10. 
Tab. II. Fig. 10. 11. 

2) Müller’s Archiv. 1843. p. 238. 

3) Will: Horae tergestinae. 1844. p. 78 und 81. 


Helminthologie während des Jahres 1843 und 1844. 2351 


Pseudohelminthes. 


Die in den niederen Crustaceen und Cirripedien sich ent- 
wiekelnden haarförmigen Spermatozoiden wurden von Good- 
sir*) unbegreiflicher Weise für Filarien erklärt. Berres?) 
ist noch weiter gegangen und hat die sämmtlichen Spermato- 
zoiden überhaupt für Thiere erklärt. Derselbe will bei den 
menschlichen Spermatozoiden im Innern ihres Körpers eine 
granulöse verschiedenartig gruppirte Masse gesehen haben, 
welche bei manchen Individuen eine Art von Fluktuation, wie 
man diese bei der peri- und antiperistaltischen Bewegung der 
Verdauungswerkzeuge der Infusorien beobachten kann, an 
sich wahrnehmen lassen. Bei einigen glaubte Berres in der 
Achse des Körpers ein eylindrisches Gebilde, eine mit farbi- 
gem Stoffe gefüllte Röhre bemerkt zu haben, welche sich bis 
zu dem Schwanzende fortsetzte. Bei den meisten Spermato- 
zoiden war ihm aber in der Gegend des Schwanzes im In- 
nern des Körpers ein lichtes rundes Bläschen, vielleicht ein 
Magen oder Eierstock (?), aufgefallen, woraus Berres den 
Schluss zieht, dass die Spermazoiden des Menschen mannig- 
faltig organisirte Thiere seien. Derselbe sah sogar auch den 
Körper dieser Spermatozoiden durch Einschnürungen verschie- 
dene Gestalten annehmen. 

Das vor Mayer?) unter dem Namen dcanthosoma 
Chrysalis beschriebene neue Entozoon, welches auf der äus- 
seren Oberfläche des Magens und zwischen den Platten des 
Omentums der Rana esculenta angetroffen wurde, muss Ref. 
als einen Pseudohelminthen zurückweisen. Die mit jenem Na- 
men belegten Würmchen hatten eine bräunliche Farbe, waren 
15 Lin, lang, besassen zwölf mit Stacheln besetzte Gürtel 
und an dem einen Leibesende ein doppelhakiges Horngebilde, 
welches Mayer für den Penis halten möchte. Ref. erkennt 
in diesen Würmechen nichts anderes als die Larven einer le- 


') Froriep’s Neue Notizen. nr. 627. 1844. p. 163. 

*) Oesterreich. mediz. Jahrbücher. 1843. p. 141. 

*) Medizinisches Correspondenzblatt rheinischer und westphäli- 
scher Aerzte. 1844. nr. 5. p. 73, oder Müller’s Archiv. 1844. p. 409 
Taf. X. Fig. 5—8, oder Froriep’s Neue Notizen. nr. 635. 1844. p- 296. 


252 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


bendig-gebärenden Tachina, welche wahrscheinlich von dem 
Frosche verzehrt worden war. Die aus der verschluckten 
Fliege alsdann hervorgekrochene Brut hatte sich instinktmässig 
durch die Häute des Froschmagens gebohrt und war so zwi- 
schen die Platten des Peritonaeums gerathen, da diese Larven 
sich ebenfalls, bei dem Mangel einer Legeröhre ihrer Mütter, 
durch die Körperhaut der Raupen hindurcharbeiten müs- 
sen, wobei ihnen die nach hinten gerichteten Häkchen der 
Leibesgürtel und die hornigen spitzen Kiefer, welche Mayer 
für einen Penis nehmen wollte, sehr zu Statten kommen. 

Von Hampeis') wird ein Fall erzählt, in welchem eine 
Anzahl Würmer sich innerhalb der kariösen Kniegelenkhöhle 
eines Soldaten bewegten. Hampeis wusste nicht, was er 
aus diesen Würmern machen sollte, da ihre Gestalt auf kei- 
nen der bekannten Eingeweidewürmer passen wollte. Aus der 
von ihm gegebenen Beschreibung der problematischen Wür- 
mer lässt sich aber leicht errathen, dass es nichts anders als 
Fliegenmaden gewesen sind. Verschiedene ältere und neuere 
Fälle, in welchen sich Insekten, Insektenlarven und andere 
Thiere als Pseudoparasiten in den menschlichen Körper ver- 
irrt haben, sind von Hager?) und Tiedemann°) gesam- 
melt worden. 

Ein von Green*) mitgetheilter Fall kommt dem Ref. 
höchst sonderbar vor. Eine Dame nahm ein Schwefelbad, 
und war nachher mit hunderten von kleinen Würmern be- 
deckt, welche beim Ankleiden zur Erde fielen, indem sie von 
der Haut zwölf bis zwanzig Zoll weit sich fortschnellten. Sie 
waren mehr als 4 bis 1 Zoll lang, von blassrother Farbe, 
die grösseren Individuen besassen einen schwarzen, die klei- 
neren einen braunen Kopf, verschrumpft und vertrocknet gli- 
chen sie kurzen schwarzen Haaren. Die Dame will dies Uebel 
schon zwei Jahre lang gehabt und dadurch erhalten haben, 


!) Oesterreichische medizinische Wochenschrift. 1844. p. 729. 

2) Die fremden Körper im Menschen. 1844. 

:) Von lebenden Würmern und Insekten in den Geruchsorganen 
des Menschen. 1844. 

%) Rare case of filamentous or entozoon worms, in the Lancet. 
1842— 1843. Vol. ll. nr. 9, p. 294. 


Helminthologie während des Jahres 1843 und 1844. 253 


dass sie während eines Sommers einmal in der Nähe eines 
stehenden Wassers auf der Erde geschlummert habe und, als 
sie erwacht, ihr Mund mit sehr kleinen Würmern angefüllt 
gewesen sei. 


Nachtrag. 


Eine von Ludwig Rolando schon im Jahre 1805 der 
Akademie der Wissenschaften in Siena übergebene helmintho- 
logische Arbeit ist erst vor ein Paar Jahren gedruckt wor- 
den.!) Es tragen diese Beobachtungen natürlich das Gepräge 
einer Zeit an sich, in welcher man mit diesen Schmarotzern 
und besonders mit deren innerem Baue sehr wenig bekannt 
war, daher es schwer hält, die von Rolando beschriebenen 
Würmer zu bestimmen, zumal da die beigefügten Abbildungen 
äusserst unvollkommen sind. Zuerst behauptet derselbe, dass 
der Mensch ausser Ascaris lumbricoides noch einen anderen 
von dieser verschiedenen grösseren Wurm beherberge, in 
welchem er einen Zchinorhynchus erkannt haben wollte. Hier- 
auf beschreibt er ein Opkiostoma aus dem Magen des Falco 
peregrinus. Einen im Lungen-Paremchyme von Anas Clan- 
gula aufgefundenen, über drei Zoll langen Rundwurm, der 
auf der Mitte seines Leibes mit einem schwärzlichen Ringe 
gezeichnet gewesen sein soll, hat Rolando mit dem älteren 
Namen Crino belegt. Mehrere im Blinddarm eines Vanellus 
entdeckte, 14 Zoll lange Rundwürmer rechnet derselbe zu 
Hexastoma, weil sie am stumpfen Vorderleibsende mit sechs 
hinter einander liegenden schwarzen Oefinungen oder Punkten 
versehen sind, während das Hinterleibsende spitz ausläuft. 
Drei kleine Rundwürmer aus dem Darme einer ägyptischen 
Gans, deren Vorderende mit einer Art Kappe und deren 
Hinterende mit einer kurzen und mit einer langen Spitze ver- 
sehen war, erklärte Rolando für Cucullanen; dieselben wa- 
ren ausserdem vorne mit einem röthlichen Ringe umgeben, 


’) Atti dell’ Accademia delle scienze di Siena. Tom. X. Siena. 
1841. pag. 1. Osservazioni sopra i vermi intestinali colla descri- 
zione di qualche nuovo genere e nuova specie del Dott. Luigi 
Rolando. 


354 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


von welchem ein schwarzer Streif über den ganzen Körper 
nach hinten lief. Einen in der Leibeshöhle des Corvus gra- 
eulus vorgefundenen Rundwurm, welcher einen zweilippigen 
Mund besass und hinten wie vorne gleich dick und abgerun- 
det war, zählte er zur Gattung Filaria, ebenso einen anderen 
Wurm aus der Leibeshöhle des Turdus saxatilis mit abgeplat- 
tetem Leibe und gezähneltem Schwanzende Die aus dem 
geborstenen Leibe dieses Wurms hervorhängenden Eingeweide 
erschienen ihm als un fenomeno molto singulare. Durch 
dieses Bersten des Leibes war gewiss das Schwanzende ganz 
zusammengeschrumpft und von Rolando für gezähnelt an- 
gesehen worden. Derselbe fand ferner in den Lungen der 
Ardea purpurea verschiedene Knäuel von verschlungenen Rund- 
würmern, welche ihn an die Hamularia des Treutler erinner- 
ten, da er aber an dem einen Ende ihres Leibes keine haken- 
förmigen Anhänge bemerken konnte, so rechnete er sie zu 
Cucullanus. Eine kopflose Taenia aus dem Darmkanale der 
Ardea major wurde höchst unvollkommen beschrieben. Einen 
im Darme von Ardea nyeticorax schmarotzenden Rundwurm 
nannte Rolando wegen seines langen Rüssels Proboscidea, 
hat aber höchst wahrscheinlich das dünne Schwanzende des 
Wurms für einen Rüssel angesehen. Von zweien Echinorhyn- 
chen aus dem Darmkanal der Muraena Anguilla und des Oy- 
prinus Carpio soll der letztere keine Haken am Rüssel be- 
sessen haben. Mehrere vier Linien lange Würmer, welche in 
den Muskeln des Kopfes von Esox Lucius lebten, wurden als 
Linguatulae beschrieben, weil sie an ihrem Vorderrande mit 
vier bis fünf Poren versehen sein sollten. Eine solche klei- 
nere Art von Linguatula wurde in den Rückenmuskeln eines 
Cyprinus Tinca beobachtet. Rolando erwähnte endlich noch 
eines Zchinorhynchus aus dem Darme des Falco Pygargus 
und einiger Würmer aus einem Nachtpfauenauge, aus einem 
Cerambyx, einer Limax und einer Sepia, welche er aber 
nicht näher untersucht hatte. Das Interessanteste der ganzen 
Abhandlung ist aber die Beschreibung eines neuen Wurms, 
aus welcher hervorgeht, dass Rolando bereits Monostomum 
Faba beobachtet hat. Er fand diesen Wurm nämlich paar- 
weise innerhalb erbsengrosser Tuberkeln, mit welchen die 
Cutis eines Staars über und über besäet war. Die Abbildun- 


Helminthologie während des Jahres 1843 und 1844. 255 


gen, welche er von zwei solchen Würmern, denen er den 
Globularia gegeben, geliefert hat, erinnern ıganz an die 
von Creplin in diesem Archive (Jahrg. V. Bd.1) niederge- 
legten Zeichnungen, man erkennt deutlich die beiden Darm- 
schläuche, den Uterus, den Eierleiter und die Dotterstöcke, 
freilich sind diese Organe von Rolando selbst unrichtig ge- 
deutet worden. 


256 v. Siebold; Bericht über die Leistungen 


Bericht über die Leistungen in der Naturgeschiehte 
der Würmer, Zoophyten und Protozoen während 
des Jahres 1843 und 1844. 


Von 


Demselben. 


Vermes annulati. 


Die Gliederwürmer haben in der letzten Zeit vielfach die 
Aufmerksamkeit der Naturforscher auf sich gezogen; sie sind 
nicht allein durch viele neue Gattungen und Arten vermehrt, 
sondern auch in ihrer innern Organisation von vielen Seiten 
her beleuchtet worden. 

Chaetopodes branchiati. Eine sehr ausführliche Ab- 
handlung über den feineren Bau des Nervensystems der An- 
nulaten. lieferte Quatrefages '), wobei Zunice sanguinea 
Sav., Nereis Deaucondrayi Aud. et Edw., Glycera Meckelii 
Aud. etEdw., Phyllodoce pellucida Quatr., die Gattung G/ycera 
Aud. et Edw. und Arzeinella Quatr. Hauptgegenstand der Un- 
tersuchung gewesen sind. Die von Quatrefages *) aufgestellte 
Gattung Jricinella besitzt als Kopf einen langen zugespitz- 
ten Rüssel, ohne alle Anhänge, der aber auf dem Rücken 
zwei deutliche Augen trägt. Derselbe thätige Naturforscher °) 
entdeckte an einer neuen Amphicora Ehrenb. das Gehör- 
organ, welches in einer mit Otolithen versehenen Gehörkapsel 
besteht und zu beiden Seiten des vordersten Leibesringel an- 
gebracht ist. Nach Quatrefages’ Beobachtungen *) verein- 


*) Annales des sciences naturelles. Tom. ]l. 1844. p. 81. 

2) Ebenda p. 9. 

®) Comptes rendus. Tom. 19. 1844. p. 195, oder Froriep’s Neue 
Notizen Nr. 674. p. 215. 

*) Comptes rendus. 1844. p. 77, oder Annales des sc. nat. T. I, 
1844. p. 17. 


in der Naturgeschichte der Würmer. 257 


facht sich das Gefässsystem in verschiedenen Gliederwürmern 
ausserordentlich. Bei den Tubicolen eirculirt das Blut theils 
in Gefässen, theils in Lacunen; bei Doyeria Quatref. (mit 
Syllis verwandt) ist nur ein einfaches Rückengefäss da, und 
bei Aphlebine Quatref. (mit Terebella verwandt) finden sich 
weder Kiemen noch Blutgefässe. In Bezug auf die Geschlechts- 
werkzeuge fand Quatrefages') bei vielen Dorsibranchiaten 
und Capitibranchiaten getrennte Geschlechter. Derselbe ?) 
entdeckte an der Küste der Bretagne eine ‚Syllis, welche sich 
wie die Nereis prolifera Müll. durch Theilung vermehrte, 
nachdem sich an einer hinteren Abschnürung des Leibes das 
Vorderende zu einem Kopfe ausgebildet hat. Nach der Tren- 
nung gleichen sich die beiden neuen Individuen vollkommen, 
besitzen aber verschiedene Eigenschaften. Das vordere Indi- 
viduum reprodueirt wahrscheinlich sein Schwanzende, das 
hintere Individuum dagegen pflanzt sich durch Geschlechtsor- 
gane fort, welche sich in ihm entwickeln. Die kleinen Spe- 
cies von Syllis, Nereis und Polynoö, welche Quatrefages 
leuchten sah, besitzen nach seinen Untersuchungen ?) keine 
sonderen Leuchtorgane, indem die Muskeln allein bei ihrer 
Kontraction Licht entwickeln. Andere Untersuchungen über- 
zeugten denselben *), dass das Süsswasser auf die Meeranne- 
liden wie Gift wirkt, woran hauptsächlich der Mangel an 
salzsaurem Natron Schuld ist. 

Eine Reihe von systematischen Arbeiten über die Kiemen- 
würmer haben wir Oersted zu verdanken. Derselbe °) 
schlägt statt der älteren Eintheilung derselben nach Audouin 
und Milne Edwards, also statt der Abtheilungen Dorsibran- 
chiatae, Capitibranchiatae und Abranchiatae fol- 
gende neue Olassification vor. Er theilt dieselben nach dem 


’) Comptes rendus. 1844. p. 193, oder Froriep’s Neue Notizen. 
Nr. 674. p. 215. 

2) Comptes rendus. 1844. p. 77, oder Annales des sc, nat. T. 1, 
1844. p. 22. 

#) Annales des sc. nat. T. 19. 1843. p. 184, oder Froriep’s Neue 
Notizen. Nr. 586. 1843. p. 209. 

*) Comptes rendus. T. 17. 1843. p. 962, oder Institut. 1843. p. 274. 

*) Dieses Archiv, 1844. Bd. 1. p.99. 

Archiv f. Naturgeschichte. XT, Jahrg. 2, Bd, R 


258 v. Siebold: Bericht über die Leistungen 


Aufenthaltsorte in Maricolae, Tubiecolae und Terrico- 
lae. Allein diese Eintheilung kann nicht genügen, ‘da es unter 
den Maricolen auch solche Kiemenwürmer giebt, welche in 
Röhren wohnen, und da ferner viele Terricolen im Wasser 
leben. Bei der Eintheilung der Maricolen berücksichtigt 
Oersted den Bau des Darmıkanals, die Zahl der Körperab- 
schnitte und die Form der Kiemen. Er stellt nämlich fol- 
gende Unterordnungen und Familien auf: 1, die Subordo 
Chaetopoda mit den 3 Familien Chaet. trematodina, 
vera und terricolina, jede Familie mit 2 Unterfamilien, 
nämlich die Amphinomaceae, Aphroditaceae, Euni- 
ceae, Nereidae, Arenicolae und Ariciae, während 2. 
die Subordo Achaeta nur aus der Familie Peripateae be- 
steht. Von diesen Familien unterwarf Oersted die der Ari- 
cien einer genaueren Schilderung, welche mit den neuen Gattun=- 
gen Disoma, Sphaerodorum, Dodecaceria, Ophelina 
und Zumenia vermehrt wurden '). Oersted hat auch die dä- 
nischen Annulaten zu beschreiben angefangen und mit den 
Maricolen begonnen. ?) Unter den 48 von ihm aufgezählten 
dänischen Maricolen sind 23—24 Arten neu, nämlich: Zepi- 
donote assimilis, Pholoe baltica, Heteronereis fu- 
cicola und viridis, Nereilepa variabilis und fusca, 
Nereis zostericola, Notophyllum viride und longum, 
Eulalia pusilla, sanguinea, Eteone Sarsii, macu- 
lata, pusilla, Phyllodoce assimilis, mucosa, groen- 
landica, Nephtys borealis, assimilis, Goniada alba, 
Leucodorum coecum, Disoma multisetosum, Sphae- 
rodorum flavum, Dodecaceria Concharum, Ophelia 
mamillata, Ophelina acuminata, Eumenia crassa, 
ferner Chaetopterus nov. spec, aber so verstümmelt, dass 
das Thier von Oersted nicht bestimmt werden konnte. Für 
die neue, mit Nereilepa Blainv. verwandte Gattung Hetero- 
nereis stellte er folgende Charaktere fest: Corpus ex duabus 
partibus et forma et appendicibus valde discrepantibus con- 
stans, parte anteriore tereti appendicibus ut in Nereidis ge- 


!) Dieses Archiv. 1844. Bd. 1. p. 103. 
?) Annulatorum danicorum conspectus. Fasc. I. Maricolae. Haf- 
niae. 1843 


in der Naturgeschichte der Würmer, 259 


nere praedita, posteriore vero depressa; in hac segmenta multo 
breviora, mamilla branchiali ad basin eirri superioris, lJamella 
apiei pinnae inferioris, eirro inferiore mamillae bipartitae af- 
fixo. Setae partim cultratae partim spinosae. Die neue mit 
Phyllodoce verwandte Gattung Notophyllum wird auf fol- 
gende Weise charakterisirt: Corpus lineare depressum; caput 
cordatum; tentacula 4 elliptica in apice capitis, eirrorum ten- 
tacularium paria 4; oculi duo; pinnae duae disceretae, bran- 
ehia superior horizontalis in appendice pinnae superioris ver- 
ticali affıxa maximam dorsi partem obtegens; branchia inferior 
in apice pinnae inferioris verticalis. Mamilla ad basin pinnae 
inferioris. Von allen diesen dänischen Annulaten kommen 
sieben Arten auch in Frankreich vor. 

Die früher in einem Auszuge gelieferte Arbeit Oersted’s 
über die grönländischen Rückenkiemer (vergl. dieses Archiv. 
4843. Bd. Il. p. 289) ist jetzt vollständig erschienen !). Als 
Beitrag zur Fauna von Irland hat Thompson ?) sechszehn 
Kiemenwürmer aus den Gattungen PAyllodoce, Syllis, Nephtys, 
Campontia, Cirratulus, reg era Terebella, Sabella und Ser- 
pula aufgeführt. 

Von Rathke ist die norwegische Küste in Bezug auf 
ihre Ringelwürmer untersucht worden °); derselbe hat Poly- 
noe squamata Say,, levis Aud. et Edw. und eirrata Sav., Ne- 
reis pelagica Lin., Dumerilii Aud. et Edw., PAyllodoce lami- 
nosa Say, und elavigera Aud. et Edw., Amphitrite auricoma 
Müll., Terebella eirrata Cuv., Cirratulus borealis Lam., Sa- 
bella octoeirrata Sars, penicillus Cuv. und Zibera Sars und 
Lumbrieus lineatus? Müll. dort aufgefunden nebst mehreren 
ganz neuen Thieren, welche mit folgenden Diagnosen beschrie- 
ben worden sind: Söigalion Idunae: squamis dorsum om- 
nino tegentibus; antenna impari ad basin appendicibus duabus 
parvis flexuosis, Nereis grandifolia: ligulis branchialibus 
praemagnis, tenuibus, obtusis; extremitatum eirro superiore 


') Grönlands annulata dorsibranchiata. 1843. Der Text ist mit 


Ausnahme der lateinischen Diagnosen in dänischer Sprache ge- 
schrieben. 


*) Annals of natural history. Vol. 13. 1844. p. 437. 
*) Nov. Act. Acad. Leop. Car. Nat. Cur. T. XX. P.1. 1843. p. 149. 
R* 


260 v. Siebold: Bericht über die Leistungen 


longo, erenulato. Diese Nereis erklärte Rathke ) später 
für identisch mit Zeteronereis arctica des Oersted. Neu 
sind ferner Nereis Sarsüi: ligulis branchialibus triangularibus, 
tenuibus, acutis; cirro superiore segmento primo secundo ali- 
quanto majore, Syllis cornuta: flavescens capite longiori, 
fronte profunde exeisa, oculis in unam seriem dispositis, 
Syllis tigrina: vittis alternantibus fuseis et albis in supe- 
riore corporis facie; capite longiori, fronte medioeriter ex- 
cisa, oculis in unam seriem dispositis; HZalimede nov. gen. 
mit der einzigen Species 7. venusta unterscheidet sich von 
Hesione durch folgende Diagnose: proboseis subglobosa, 
crassa, orificio subquadrangulari, tentaculis nonnullis praedita; 
maxillae nullae; antennae 4 parvae; externae intermediis paulo 
majores; cirrorum tentacularium paria 6; eirri superiores 
praelongi filiformes; pedes indivisi, branchiis tribus parvis 
praediti. Zphesia nov. gen. mit der Species Z. graeilis 
ist von Goniada in folgendem verschieden: maxillae, oculi, 
tentacula et cirri tentaculares desunt; proboscis longa, cela- 
vata, laevis; corpus elongatum, utroque latere eminentiis 
mammaeformibus et fasciculis setarum brevissimarum in unam 
seriem dispositarum. Neu sind ferner: Nephtähys eiliata: 
proboscide cirris conoideis brevioribus in 5 series transversas 
dispositis; extremitatum ramo superiore carente, @lycera 
alba: antennis 4; extremitatibus branchia una faleiformi, 
cirro superiori minori, cirroque inferiori multo majori, com- 
planato, triangulari fere, instructis, Arieia Mülleri: duo- 
bus minutissimarum setarum faseiculis in utroque 17 anterio- 
rum segmentorum latere; eminentia lamelliformi pone inferio- 
res illos fasciculos aut indivisa, aut semel ineisa, drenicola 
Boeckii: corpore gracili, extrema versus pedetentim atte- 
nuato; branchiarum paribus 40. An Arenicola grenzt die 
neue Gattung Scalibregma mit der Species Se. infla- 
tum: corpus molle, longum, annulatum, subeylindrieum; se- 
tarum faseiculi quatuor in omnibus fere corporis segmentis; 
branchiae in anteriore corporis parte, pone totidem setarum 
fasciculos dorsales, fruticosae; eminentiae setiferae in poste- 
riore corporis dimidia parte pediformes, complanatae, in duos 


!) Dieses Archiv. 1844, Bd. 1. p. 258. 


in der Naturgeschichte der Würmer. 261 


ramos divisae; antennae, maxillae, oculi nulli; proboscis sine 
eminentiis verrucaeformibus, Ammotrypane: corpus ela- 
sticum, prolongatum, annulatum, glabrum; branchiae simplices, 
eirriformes, in duas series ad corporis latera dispositae; setae 
omnes tenues, simplices, ad corporis latera; caput ante demi- 
nutum et acute terminatum; os in inferiore capitis facie, nu- 
dum, transversum; tentacula et oculi null. Von dieser Gat- 
tung beschrieb Rathıke die drei Arten: Am. aulogaster, 
limacina und oestroides, erkannte aber später'), dass die 
letztere Art mit Ophelia mamillata Oerst. übereinstimmte. Die 
Gattung Siphonostoma bereicherte er mit den vier neuen 
Arten: S. plumosum: corpore attenuato; cute verrucosa; 
superioribus setarum faseiculis inferiores longitudine multo 
superantibus; eirris octo cylindraceis magnis; tentaculis paulo 
latioribus, 8. vaginiferum: corpore attenuato, cute subru- 
gosa; setarum faseiculis cute tanquam vagina obductis; cirris 
numerosis, parvis, in duos fasciculos collatis; tentaculis multo 
latioribus et longioribus, $. villosum: corpore breviori; 
eute ubique villosa; setis inferioribus cerassis, brevibus, supe- 
rioribus multo tenuioribus et longioribus; eirris numerosis, 
parvis, in duos faseiculos digestis; tentaculis multo latioribus, 
S. inhabile: corpore toroso doliiformi; cute verrucosa; eir- 
ris 6 (octo?) parvis} tentaculis paulo, latioribus. Als neue 
Gattung endlich stellte Rathke zwischen Sabella und Cly- 
mene die C/ymeneis mit der Species Cl. stigmosa, welche 
sich von Sabella durch den Mangel von Kiemen am Kopfe 
und von ÖOlymene dadurch unterscheidet, dass der Leib hinten 
schmal und dünn ausläuft, also keinen trichterförmigen An- 
hang besitzt. 

Nach H. Koch’s und Will’s Beobachtungen ?) kommt 
der Chastopterus pergamentaceus auch im adriatischen Meere 
vor. Peach will die Beobachtung gemacht haben ?), dass 
die Nereis tubicola auf der Oberfläche des Meeres herum- 
schwimmen könne, was aber Forbes nur für etwas Zufäl- 
liges erklärte, 


’) Dieses Archiv. 1844. Bd. 1. p. 259. 
?) Ebenda. p. 331. 
?) Institut. 1844. p. 419. 


262 v. Siebold: Bericht über die Leistungen 


Eine neue höchst merkwürdige Annelide, welche einer 
Jungen Syllis ähnlich sieht, hat Quatrefages") an der Küste 
der Bretagne entdeckt und Dujardinia genannt. Sie trägt 
an jeder Seite des Leibes eine Reihe von Bewegungsorganen, 
welche ganz an die Räderorgane der Rotatorien erinnern, 
ihre Fussstummeln tragen nach Art der übrigen Kiemenwürmer 
steife Borsten. 

Die Gattung Serpula hat Philippi ?) einer genaueren 
Kritik unterworfen. Derselbe hat die Beschaffenheit des Dek- 
kels der verschiedenen Serpulen als ein sehr gutes Kennzei- 
ehen für Aufstellung von Untergattungen benutzt und hiernach 
den bereits bekannten Untergattungen Serpula, Vermilia Lam,, 
Cymospira Sav., Galeolaria Lam., Spirorbis Lam., Protula 
Ris. noch folgende neue Untergattungen hinzugefügt, nämlich 
Placostegus, Pomatoceros, Bupomatus und Psygmo- 
branchus. Nach dieser Gattungseintheilung werden von 
Philippi die Arten auseinandergesetzt und mit 45 neuen 
Species vermehrt. 

Chaetepodes abranchiati. Sehr ausführliche und 
dankenswerthe Untersuchungen über die verschiedenen Regen- 
wurm-Arten hat Hoffmeister geliefert *). Derselbe macht 
den früheren zoologischen Arbeiten über die Gattung ZLum- 
brieus mit Recht den Vorwurf, dass die bisher angenommenen 
Artunterschiede auf unwesentliche und wandelbare Merkmale 
gegründet seien, nämlich auf die Lage des Gürtels, auf die 
Stellung der Vulva, da doch diese Theile an keine bestimmte 
Stelle gebunden seien; auch die Zahl und Stellung der Poren 
unter dem Gürtel sei nicht constant. Dagegen hebt Hoff- 
meister die Form der Oberlippe als ein untrügliches und 
unveränderliches Kennzeichen hervor, welches auch auf junge 
und geschlechtslose Thiere, an denen sowohl Gürtel wie Ge- 
schlechtsöffnungen fehlen, anzuwenden sei. Die Stellung des 


") Comptes rendus. 1844. p. 77, oder Annales des se. nat. T. I. 
1844. p. 19. 

2) Dieses Archiv. 1844. Bd. I. p. 186, oder Froriep’s Neue Notizen. 
Nr. 731. 1845. p. 73. 

2) Hoffmeister: de vermibus quibusdam ad genus lumbricorum 
pertinentibus. Dissert. Berol. 1842. und in diesem Archiv. 1843. Bd.1. 
p. 183. 


in. der Naturgeschichte der Würmer. 263 


Gürtels und der Vulva, das Verhältniss der Körperlänge zur 
Dicke, die Form der einzelnen Körperringe, des Schwanzes 
- und. die Färbung der Haut werden nur als untergeordnete 
Artkennzeichen benutzt. Hiernach stellt Hoffmeister die 
fünf Gattungen auf: Lumbricus, Rhynchelmis, Haplo- 
tazis, Enchytraeus und Saenuris, bei deren Unterschei- 
dung es noch auf die Nadeln (Pedicellen) ankommt, ob diese 
nämlich in zwei oder vier Reihen, ob sie einzeln, paarig, zu 
drei bis vier oder fünf bis acht gestellt sind. Zu der Gat- 
tung Zumbrieus werden die sechs Arten Lumbr. agricola, 
rubellus, anatomicus, riparius, olidus und ag&ilis ge- 
rechnet, welche sämmtlich in Norddeutschland vorkommen. 
Zu dem Enchytraeus albidus Henl., zu welchem Lumbrieus 
vermicularis Müll. gehören soll, fügte Hoffmeister noch 
den Ench. Galba hinzu; Rhynchelmis limosella und 
Haplotaxis Menkeana sind durch ihre lange Oberlippe 
interessant. Saenuris variegata und Zineata sollen mit Mül- 
ler’s Lumbricus variegatus und lineatus identisch sein, was 
Ref. bezweifelt, da nach Hoffmeister (Dissert. p. 11) ‚Saen. 
variegata im Schlamm steckt und mit dem hervorragenden 
Schwanzende wedelt, was ZLumbr. variegatus Müll. niemals 
thut; ‚Saen. variegata ist gewiss mit Lasmbr. tubifex, wenig- 
stens mit dem von Schäffer abgebildeten Wurme (vergl. 
dessen Abhandlung: die grünen Armpolypen, die Wasserflöhe 
und eine besondere Art kleiner Wasseraale. Taf. IIl.) einerlei, 
welche letztere Vermuthung auch schon Grube ausgespro- 
chen hat '). Dieser letztere Naturforscher beschreibt einen 
neuen Wurm unter dem Namen Lumbriculus variega- 
tus*), welcher höchst wahrscheinlich der Zumbricus varie- 
gatus Müller’s ist. Dieser Wurm zeichnet sich durch sein 
Blutgefässsystem aus. Das Rückengefäss sendet nämlich in 
jedem Leibesringel rechtwinkelig einen Ast ab, welcher mit 
blinden Aesten wie gefingert endigt, was übrigens schon Tre- 
viranus (Beobachtungen aus der Zootomie und Physiologie, 
4839. p. 59) im Lumbrieus variegatus Müll. gesehen hat. 
Grube erkannte eine ganz ähnliche Blutgefässbildung auch 


1) Dieses Archiv. 1844. Bd. ]. p. 213. 
?) Ebenda. p. 198. 


264 v. Siebold: Bericht über die Leistungen 


bei Euaxes filirostris, welche neue Gattung Grube 
durch einen langen ungegliederten Rüssel und durch den 
Mangel eines Sattels charakterisirt. Auch Böck!) spricht 
sich über die unsicheren Charaktere der von Savigny und 
Duges aufgestellten Regenwurmarten aus, und will in Nor- 
wegen sieben verschiedene Species der Gattung Lumbrieus 
beobachtet haben. 

Bei einem mit Nais verwandten Meerwurme sah Quatre- 
fages?) am Kopfe drei Augen, und ausserdem noch auf 
jedem Körperringe jederseits neben den Fussrudimenten ein 
Auge. Vielleicht gehört dieser Wurm zu der von Dujardin 
(Ann. d. sc. nat. T. 11. 1839. p. 293. Pl. 7. Fig. 9— 11) be- 
schriebenen. Nais pieta. 

Müller ?) giebt die für Myzostomum cirriferum Leuck. 
eingeführte Bezeichnung Cyeloeirra Thompsonii auf, erklärt 
aber, wie dies auch Ref. gethan hat (in diesem Archive. 1843. 
Bd. II. p. 299), die von Leuckart aufgestellte Art Myxost. 
glabrum mit seinem anderen Myzost. eirriferum für identisch. 
Müller hat an allen diesen Thierchen, die er auf Comatula 
mediterranea beobachtete, Randeirren gesehen. 

Hirudimei. Von Egidy sind in einer besonderen 
Schrift +) die über Blutegelzucht bis jetzt bekannt gewordenen 
Erfahrungen zusammengestellt worden, welchen zugleich auch 
das Bekannte über den anatomischen Bau der Blutegel, die 
Beschreibung der verwandten Arten und eine zahlreiche Lit-- 
teratur beigefügt sind. Um Blutegel zu mehrmaligem Saugen 
geeignet zu machen, hat Olivier °) ein besonderes Verfahren 
vorgeschlagen. Man soll nämlich dem vollgesogenen Blutegel 
am Ende des ersten Drittels seines Leibes auf dem Rücken, 
in einer der Querfurchen eine mit dieser parallel laufende 


1) Isis. 1843. p. 287. 

2) Comptes rendus. 1844. p. 193, oder Froriep’s Neue Notizen 
Nr. 674. p. 215. 

°) Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften 
zu Berlin. Aus dem Jahre 1841. Berlin, 1843. p. 181. 

4) Die Blutegelzucht nach Ergebnissen der Erfahrung dargestellt, 
ächst ausführlicher Beschreibung des Blutegels, seiner Arten und 
Varietäten. 1844. 

) Journal de Chirurgie par Malgaigne. 1844. Maxs. p. 88. 


in der Naturgeschichte der Würmer. 265 


Wunde zwischen Vene und Arterie durch einen Lanzetten- 
stich in der Richtung von vorne nach hinten beibringen. Die 
Wunde muss zwei Millimeter lang sein. Der Blutegel wird 
hierauf in lauwarmes Wasser geworfen, in welchem bei den 
Kontractionen des Thieres das eingesogene ‘Blut durch die 
Wunde ausfliesst, wobei man durch Drücken zwischen den 
Fingern nachhelfen kann. Legt sich eine weissliche Blase in 
die Wunde, nämlich ein Stück von den Magenwandungen, so 
wird diese weggeschnitten, um dem -Blute von neuem den 
Weg nach aussen zu bahnen. Später wird das Thier in Re- 
genwasser oder Flusswasser gesetzt. Der Ranunculus aqua- 
tieus scheint den Blutegeln sehr zuträglich zu sein, ja, die 
jungen Individuen sollen sich von ihm ernähren, daher man 
gut thut, diese Pflanze mit in das Wasser zu legen, denn 
nach acht bis zehn Tagen sieht man alsdann auf dem Grunde 
des Wassers’grosse Quantitäten grüner Fäces liegen, welche 
Olivier als die Fragmente des Wasserranunkels erkannt 
haben will. Einige Tage nach dem Lanzettstich ist die Wunde 
des Blutegels wieder geschlossen, den man jetzt wieder zum 
Saugen benutzen kann; auf diese Weise wird man nach 15 
bis 18 Tagen einen Blutegel immer von neuem wieder an- 
legen können, wobei nur wenige umkommen, Olivier hat 
so mit 35 Blutegeln dasselbe ausgerichtet, was sonst nur mit 
483 Individuen zu Stande zu bringen war. 

Guyon'*) berichtet abermals über Aaemopis vorax, deren 
Menge in Algier ungemein lästig ist, indem diese Würmer 
Thiere und Menschen bekriechen. In einem: Falle war ein 
solcher Wurm der Frau eines Soldaten zu Bona in die 
Scheide gekrochen und hatte eine Metrorhagie erregt. 

Unter den Hirudineen sind nach Thompson ?) Piscicola 
geometra, ÜClepsine tessulata und Ayalina in Irland einheimisch. 
In einer Dissertation werden von Fr. Müller?) die Gattungen 
Clepsine, Nephelis, Aulostoma, Sanguisuga, Piscicola und Branchio- 


!) Comptes rendus. 1843. p. 424, oder Institut. 1843. p. 292, oder 
Oesterreich. med. Wochenschr. 1844. p. 125. 

?) Annals a, a. O. Vol. 13. p. 437. 

?) De Hirudinibus circa Berolinum hucusque observatis. Diss. 
Berol. 1844. 


266 v. Siebold: ‘Bericht über die Leistungen 


bdella charakterisirt und die bei Berlin vorkommenden Arten 
Clepsine marginata, tessulata, complanata, hyalina, Carenae 
und dioculata ausführlich beschrieben, denen noch die neue 
Art Oleps. verrucata hinzugefügt wird. Dieselbe Jässt sich 
nur am inneren Bau von Cleps. complanata unterscheiden. 
Cleps. verrucata. besitzt nämlich: appendieum ventrieuli paria 
7, par ultimum inter 'appendicum intestini par primum.et se- 
eundum 'terminatum, Oleps. complanata dagegen: appendicum 
ventrieuli paria 6, par ultimum inter appendicum intestini par 
seeundum et tertium 'terminatum. Bei ‘Glepsine  complanata 
bemerkte Müller vor dem Eierlegen auf beiden Seiten.der 
Bauchfläche eigenthümliche fadenförmige Organe hervorragen, 
welche gewiss mit der Geschlechtsfunetion zusammenhängen. 
Bei Cleps. eomplanata und tessulata schlüpfen die zuerst ge- 
legten Eier seitlich auf den Rücken, wodurch zuletzt eine Art 
Gürtel’von Eiern entsteht, aus welchen das Thier sein Kopf- 
ende herauszieht und dann seinen Leib über den Eierhaufen 
wie ein Schild deckt. Ueber solchen Eierhaufen bleiben Cleps. 
tessulata, marginata und complanata unbeweglich liegen, tragen 
aber nachher die ausgeschlüpften Jungen am Bauche mit sich 
umher, die’ Gleps. hyalina, Carenae und bioculata tragen aber 
nicht allein die Jungen, sondern auch die Eier mit sich herum. 
In ‘einer andern Arbeit setzte Müller !) den anatomischen 
Unterschied zwischen ‘Olepsine tessulata und marginata aus- 
einander. 

Von Grube ist die Entwicklung der Eier von: Clepsine 
zum ' Gegenstande ausführlicher Untersuchungen ausgewählt 
worden ?), wobei wir erfahren, dass Clepsine complanata ge- 
wöhnlich 5 bis 7 Eier mit einer sehr durchsichtigen, weichen, 
sackartigen Eihülle umgeben, während Cleps. bioculata nur 3 
bis 4 Eier und Oleps. marginata nur 4 Ei in die Eierkapsel 
legen, Die Eierkapseln werden mittelst eines Stiels an Was- 
serpflanzen geklebt und bleiben daran hängen, während die 
ausgeschlüpften Jungen sich an den Bauch der Mutter hängen. 
Das Eierlegen sowie die Anfertigung der Eierkapseln beob- 


1) Dieses Archiv. 1844. Bd. 1. p. 370. 
2) Untersuchungen über die Entwicklung der Anneliden. Heft I. 
1844. 


in der Naturgeschichte der ‚Würmer. 267 


achtete Grube bei Clepsine ebenso, wie man es bei Nephelis 
kennt. Derselbe setzte auch den innern Bau der Geschlechts- 
theile auseinander, konnte sich aber nicht überzeugen, ob 
sich die Clepsinen gegenseitig begatten oder ob sie ihre: Eier 
durch Selbstbefruchtung zur Entwicklung bringen. 

Nemertini. Die Abtheilung der Nemertinen hat Oer- 
ste.d systematisch bearbeitet '); was um so dankenswerther 
anerkannt werden muss, da die Litteratur über diese so sehr 
vernachlässigten Würmer sehr zerstreut und in den. meisten 
zoologischen Handbiüchern bisher von diesen Thieren kaum 
die Rede gewesen ist. Ref. sieht sich deshalb auch veranlasst, 
die von Oersted aufgestellten Familien und Gattungen mit 
seinen Diagnosen hier wiederzugeben. Derselbe betrachtet 
zunächst die Nemertinen als eine Subordo der Vermes apodes, 
welche Unterordnung von ihm als Cestoidina bezeichnet 
wird, die er in folgender Weise charakterisirt: Corpus lineare 
teretiuseulum rarius depressum multo longius quam latius in- 
distinete annulatum mucosum , cilüis vibrantibus obsitum; mu- 
sculi distineti, non vero nervi (?). Oculi 2, 4, 6, 8, 10, 
multi vel nulli. Organa respiratoria specialia.nulla, vel fis- 
surae respiratoriae laterales in capite aquae ad cordum pari- 
etes aditum coneialiantes. Circulatio completa et corda duo. 
Tubus eibarius simplex cum oris apertura infera (rarius ter- 
minali) et ano terminali. Os nullum exsertile. Sexus duo, 
in utroque organum copulationis stimulandae. Testieuli et 
ovaria cava ne minimum quidem forma inter se descrepantia 
tantum modo contento (ovulis aut spermatozois), complura in 
utroque latere uniuscujusque segmenti. Diese Cestoidinen 
theilt Oersted in zwei Familien mit acht Gattungen. Näm- 
lich I. Fam. Nemertina. Os inferum, anus terminalis. 

4) Corpus filiforme, utrinque aequaliter attenuatum, (caput 
nullum distinetum) fissurae respiratoriae nullae. 

Ös et ovaria aut testiculi ab apice valde remota. 

1. Gen. Cephalothrix Oerst. mit zwei Arten, 
Os et ovaria aut testiculi ab apice non multo remota. 
2. Gen. Astemma Oerst, mit zwei Arten. 


») Entwurf einer systematischen Eintheilung und speciellen Be- 
schreibung der Plattwürmer. Kopenhagen, 1844. p. 76. 


268 v. Siebold: Bericht über die Leistungen 


2) Corpus lineare teretiusculum, antice plus minusve di- 
Jatatum (caput distinctum), fissurae respiratoriae distinetae aut 
nullae. 

a. Caput a corpore constrictum, fissurae rer 

nullae. 

3. Gen. Borlasia (Oken) Oerst. mit acht Arten. 

b. Caput a corpore non constrietum fissurae respiratoriae 

plus minusve distinctae. 
a. Oculi numerosi acervati. 

4. Gen. Polystemma (Ehrb.) Oerst. mit neun Arten. 
P. Oculi 8— 16 biseriati. 

5. Gen. Nemertes (Cuv.) Oerst. mit acht und zwanzig 
Arten. Hierher rechnet Oersted unter andern die als Polia, 
Meckelia, Notospermus, Tubulanus beschriebenen Würmer. 

y. Oculi 4. 

6. Gen. Tetrastemma Ehrb. mit 13 Arten. 

3) Corpus lineare-oblongum depressum, utrinque aequa- 
liter obtusum, fissurae respiratoriae distinctae. j 

7. Gen. Cerebratulus Ren. mit zwei Arten. 


II, Fam. Amphiporina. 


Tubi cibarii utraque apertura terminalis opposita. 

8. Gen. Amphiporus (Ehrb.) Oerst. mit einer Art. 
Von den beschriebenen Arten gehören 21 der dänischen 
Küste an, unter welchen sich 14 ganz neue Arten befinden. 
Von Rathke!) ist die Diagnose der schon früher von 
ihm beschriebenen Borlasia striata in folgender Weise fest- 
gestellt worden: oculis 16 (aut 18°); corpore gracili, subde- 
presso; striis longitudinalibus nigrescentibus et subflavis alter- 
nantibus. Dieser wird eine neue Art noch hinzugefügt, näm- 
lich: Borlasia rufa oculis 6; facie superiore convexa rufa, 
inferiore plana flavescente. Zwei Arten von Meckelia, welche 
wie die von Leuckart beschriebene Meckelia somatotomus 
ebenso leicht sich von selbst zerstückelten, konnte Rathke 
nicht vollständig erhalten, un ihre Diagnose festzustellen. 
Ausser diesen Würmern bezeichnete Rathke einen andern 
ebenfalls an der norwegischen Küste entdeckten Wurm mit 


!) Nov. Act. Acad. Nat. Cur. a. a.0. T.XX. p. 231. 


in der Naturgeschichte der Würmer. 269 


dem Namen Ramphogordius lacteus, der vielleicht zu 
den Gordiaceen gehört. Sein sehr dünner eylindrischer Kör- 
per endigt vorne mit zwei kleinen, einen Schnabel darstellen- 
den Fortsätzen, zwischen welchen die Mundöffnung angebracht 
ist. Seitliche Gruben, Sinnesorgane, und eine Oefinung zum 
Durchlassen des langen wurmförmigen Organs fehlen. Der 
Darm, welcher mit Leibeshöhle verwachsen ist, besitzt nach 
hinten mehrere Längsfalten, und das Bauchmark besteht, wie 
bei Borlasia, aus zwei seitlichen Strängen. 

Nach einer von Quatrefages') mitgetheilten Notiz 
steht Nemertes in der Anordnung seines Blutgefässsystems und 
Mundapparats den Egeln nahe, erinnert aber durch den Bau 
seiner Geschlechtswerkzeuge und durch seinen blindendigen- 
den Darnıkanal an verschiedene Helminthen. 


Vermes turbellarii. 


Einem andern grossen Bedürfnisse hat ebenfalls Oersted 
dadurch abgeholfen, dass er die planarienartigen Strudelwür- 
mer systematisch möglichst vollständig zusammengestellt hat ?), 
Derselbe unterwirft die von Ehrenberg aufgestellte Classi- 
fication der Turbellarien einer passenden Kritik und weist 
mit Recht nach, dass dieselbe nicht befriedigen könne. Er 
vereinigt die Planarieen mit den Hirudineen zu einer einzigen 
Subordo der Apoden, welche er als Trematodina bezeich- 
net. Die Planarieen bilden einen besondern Tribus dieser 
Unterordnung, welchen Oersted in folgender Weise schildert. 
Corpus plus minusve depressum, plerumque modo paucies 
longius quam latius, ciliis vibrantibus obsitum et mucosum, 
Systema nervorum et saepe musculorum indistinetum. Oeculi 
2, 4, multi aut nulli. Cor nullum, sed vasa distineta cum 
sanguine hyalino, flavescente vel etiam rubescente. Circulatio 
valvulis filiformibus (undulatione vasorum nulla) fit. Tubus 
eibarius in corporis massam infossus, simplex vel ramosus, 
tantum modo una apertura instructus. Os plerumque exser- 
tile. Androgyna aut sexu discreto. Ovaria indistineta vel 


’) Comptes rendus. 1844. p. 77, oder Ann. d. sc. nat. T. 1. 1844. 
p- 20. 
?) Entwurf einer Eintheilung der Plattwürmer. a. a, O. 


270 v. Siebold: Bericht über die Leistungen 


duo cava. » Organum. copulationis stimulandae solidum, in 
utroque sexu ejusdem formae., 


Dispositio familiarum et subfamiliarum. 
4. Tubo cibario ramoso. 

a. Ore maximo ferme plano (convexiusculo). 

I. Familia Oryptocoela. ; 

b.. Ore minore plus minusve eylindrico. 

ll. Familia Dendrocoela. 
2. Tubo cibario simpliei. 
II. Familia Rhabdocoela. 
a* Ore cylindrico horizontali. 
a+ Oris apertura terminali. 
1. Subfamilia Frostomeae, 
a7} Oris apertura infera. 
2. Subfamilia Derostomeae. 
a** Ore annuliformi verticali. 
3. Subfamilia Macrostomeae. 
a*** Ore ferme nullo. 
4. Subfamilia Microstomeae, 

Die Familie Cryptocoela wird von Oersted in fol- 
gender Weise geschildert: : 

Corpus quam maxime depressum. Oris apertura (unica 
apertura anali discreta nulla) infera ferme in medio corpore. 
Os maximum in cavitate propria liberum, imaginem tubi eiba- 
rii ramosi Dendrocoelorum referens et exsertum tentaculorum 
modo os circumdans. Tubus eibarius arbuseuliformis. Oculi 
in acervos distributi. Cor distinetum. Ovaria duo os cin- 
gentia. 

Dispositio generum. 
4. Exeisura frontali, papillis numerosis in tota corporis 
superficie. 
1. Genus Tysanozoon Grub. 
2. Neque exeisura frontali, nec papillis in tota corporis 
superficie. 
a, Appendicibus tentacularibus 
a* Ad oculorum acervos. 
2. Genus Planocera Blainv. 


inder Naturgeschichte der Würmer, 9 


a** In margine frontali. 
3. Genus Zurylepta Ehrb. 

b. Appendieibus tentacularibus nullis. 

a* -Oculorum plurimorum acervis quatuor. 
4. Genus Leptoplana Ehrb. 
a** Oculis nullis. 
; 5. Genus Typhlolepta Oerst. 

Es werden zu diesen 5 Gattungen 23—25 Arten gezählt, 
welche fast nur Seeplanarien enthalten, darunter zwei neue 
Arten Leptoplana nigripunctata und Typhlolepta 
coeca von der dänischen Küste. Die Schilderung der Fami- 
lie Dendrocoela lautet folgendermassen: 

Corpus plerumque valde depressum. Tubus ceibarius ra- 
mosus. Oris apertura in medio vel post medium corpus. Os 
eylindrieum in cavitate propria liberum, margine tantum po- 
steriore ad tubum cibarium affıxum, valde exsertile. 

Dispositio generum. 
4. Corpore lineari, oculo unico. 
1. Gen. Monocelis Ehrb. 
2. Corpore oblongo oculis duobus aut multis. 
“a. Oris apertura in medio corpore. 
* Tubi eibarii ramis arbusculiformibus. 
2. Gen. Dendrocoelum Oerst. 
#* Tubi cibarii ramis indivisis oviformibus. 
3. Gen. Planaria (Müller) Oerst. 
b. Oris apertura extremitati postice proxima, 
4. Gen. Telostoma Oerst. 

Oersted zählt eilf verschiedene Arten in dieser auf mit 
einer einzigen neuen Species. Ausser den bekannten Süss- 
wasserplanarien finden wir auch einige Seeplanarien unter 
ihnen. Die Familie Rhabdocoela endlich wird auf folgende 
Art beschrieben: 

Corpus subdepressum vel teretiusculum. Tubus cibarius 
simplex. Apertura oris terminalis vel infera. Os .amphori- 
forme vel annuliforme, minus liberum quam in familia ante- 
cedenti. 


Dispositio subfamiliarum, et generum. 
@. Ore eylindrico horizontali. 


272 v. Siebold: Bericht über die Leistungen 


a* Oris apertura terminali. 


Subfamilia I. Prostomeae., 
1. Gen. Prostoma Oerst. non. Duges. 
a** Oris apertura non terminali. 


Subfamilia I. Derostomeae. 
+ Ore amphoriformi cum apertura in extremitate antica. 
2. Gen. Vortex Ehrb. 
++} Ore oviformi cum apertura in latere inferiore. 
3. Gen. Derostoma (Duges) Oerst. 
ß. Ore annuliformi verticali. 


Subfamilia II, Mesostomeae. 
+ Ore rotundo. 
* Oculis duobus approximatis 4—5 corporis partem ab 
apice remotis. r 
4. Gen. Mesostoma Dug. 
%*% Oculis duobus non approximatis octavam corporis par- 
tem ab apice remotis. 
5. Gen. Strongylostoma Oerst. 
“RR Oculi nulli. 
6. Gen. Typhloplana Ehrb. 
++ Ore ovali. 
7. Gen. Macrostoma Oerst. 
y. Ore minutissimo non exsertili. 


Subfamilia IV. Microstomeae, 
+ Corpore lineari subdepresso. 
e 8. Gen. Microstoma Oerst. 
+ Corpore longitudinaliter convoluto. 
9. Gen. Convoluta Derst. 

Es wurden in diesen Gattungen 21 Arten mit sieben ganz 
neuen Species beschrieben. Oersted hat einen grossen 
Theil der von Fabrieius und Müller beschriebenen Pla- 
narien in der Umgebung von Kopenhagen wiedergefunden, 
was ihm das Erkennen dieser oft sehr kurz beschriebenen 
und noch undeutlicher abgebildeten Thiere sehr erleichtern 
musste, dennoch konnte er acht von diesen dänischen Natur- 
forschern aufgestellte Planarien-Arten nicht bestimmt in das 
System einreihen. 


in der Naturgeschichte der Zoophyten. 273 


Von Darwin!) sind verschiedene buntfarbige Landpla- 
narien in Südamerika, Neuseeland, auf Vandiemensland und 
Mauritius unter faulem Holze gefunden worden, welche ganz 
wie die Wasserplanarien beschaffen waren und sich durch die- 
selbe Reproduktionskraft auszeichneten. Diese Thiere hinter- 
lassen während des Kriechens einen schleimigen Streifen, 
finden sich unter Steinen und an anderen feuchten Orten und 
leben höchst wahrscheinlich von Pflanzen-Moder. Sie bewe- 
gen sich sehr langsam, vertragen kein Wasser und scheuen 
das Tageslicht. Ihr Darmkanal erscheint ebenso verästelt wie 
der von Planaria lactea und ihr Rüssel bleibt nach dem Tode 
des Thieres oder nach der Trennung von demselben ebenfalls 
sehr lange beweglich. Die Oefinungen für den Rüssel und 
für die Geschlechtswerkzeuge bilden auf der Bauchfläche hin- 
tereinander angebrachte Querspalten, Darwin zählt zwölf 
verschiedene Arten dieser Landplanarien auf. Nämlich Pla- 
naria vaginuloides mit vielen Augen am Vorderrande des 
Leibes, mit gelben, orangefarbigen und schwarzen Zeichnun- 
gen, von 27; Zoll Länge und Planuria elegans nur an 
den Seitenrändern des Fusses mit Augen, mit weissen, roth- 
braunen und purpurfarbigen Zeichnungen, von 1 Zoll Länge. 
Beide Arten wurden unter der Rinde verwitterter Bäume in 
Wäldern Brasiliens entdeckt. Planaria pulla und bilinea- 
ris mit vielen regelmässig an dem vordern Ende des Fuss- 
saums verbreiteten Augen und Planaria nigro-fusca 
mit vielen Augen am vorderen Fusssaume, welche am Vorder- 
rande in regelmässigen Reihen, an den Seiten aber zu zweien 
und dreien gruppirt stehen. Alle drei Arten halten sich unter 
Steinen und vermodertem Holze in der Gegend des Rio Plata 
auf. Planaria pallida von 3 Zoll Länge, deren Augen 
wie bei Pl. nigro-fusca geordnet sind, wurde von Darwin 
in der Nähe von Valparaiso entdeckt, während derselbe im 
südlichen Chili die drei Arten Planaria maculata, semi- 
lineata und elongata aufland, welche letztere keine Augen 
aber eine Länge von 5 Zoll besass. Eine in den Wäldern 
von Vandiemensland entdeckte Planaria Tasmaniana 


') Naturwissenschaftliche Reise, übersetzt von Dieffenbach. 1844. 
Bd. 1.p.28. Ferner Annals of natural history. Vol. 14. 1844, p. 241. 
Archiv 1. Naturgeschichte. XL, Jahrg. 2. Bd, Ss 


TA v. Siebold: Bericht über die Leistungen 


war an ihrem ganzen Fusssaume rund umher mit Augen be- 
setzt. Darwin!) fügte zugleich noch die Beschreibung eini- 
ger neuen Seeplanarien hinzu. Der eine Plattwurin, welchen 
er Planaria oceanica genannt hat, zeichnet sich durch 
zwei kurze auf einer halsförmigen Hervorragung des Vorder- 
leibsendes angebrachte Zipfel aus. Planaria formosa, 
eine andere Seeplanarie, besitzt keinen Rüssel, aber vier Grup- 
pen von Augen auf dem Vorderrücken und zeichnet sich 
durch rothe, purpurfarbige und weisse Zeichnungen aus. Eine 
dritte Art nannte Darwin Planaria macrostoma, welche 
am Vorderleibsende abgestutzt ist und diesen Theil ihres 
Körpers wie einen Saugnapf benutzen kann. Im Nacken der- 
selben stehen zwei grosse schwarze Augenflecke, während die 
Mundöflnung mit einem sehr langen Rüssel sehr weit nach 
hinten angebracht ist. Eine vierte Art, Planaria ineisa, 
besitzt einen breiten gezähnelten, vorne tief ausgeschnittenen 
Fusssaum, welcher am Vorderrande mit einer grossen Menge 
von Augen besetzt ist. Auf der Mittellinie der Bauchseite 
liegen vier Oefinungen hintereinander, von denen die vorletzte 
eine Mundöflnung ist, aus welcher ein sehr faltenreicher Rüs- 
sel hervorgeschoben werden kann, der ausgebreitet den Um- 
fang des ganzen Leibes erreicht. Aus einer fünften Art grün- 
dete Darwin die neue Gattung Diplanaria, welche sich 
durch zwei vordere Mundöffnungen auszeichnet, aus welchen 
zwei Rüssel hervorgestülpt werden können und hinter welchen 
zwei Geschlechtsöffnungen angebracht sind. Die Augen der- 
selben stehen in vier Gruppen beisammen. Die einzige Art, 
Diplanaria notabilis, findet sich unter Steinen, schwimmt 
aber auch mittelst ihres gezähnelten Fusssaumes frei im See- 
wasser umher, 


Echinodermata. 


Von Rathke?) ist Sipunculus capitatus als neu 
beschrieben worden. Das Thier besitzt ein dickes durch 
einen langen Hals abgeschnürtes Kopfende, dessen Mundöf- 
nung mit ungefähr 15 platten lanzettförmigen Tentakeln besetzt 


!) Annals of nat. hist. a. a. O. 
2) Noy. Act. natur. Curios. T. XX. P. 1. 1843. p. 143. 


in der Naturgeschichte der Zoophyten. 275 


ist. Der mittlere Theil des Kopfes wird von einem Gürtel 
kleiner schwärzlicher Pünktchen umgeben, von welchen jedes 
einen nach hinten gerichteten spitzen Kegel darstellt. Der 
Hals und Leib des Thieres erscheint durch kleine warzenför- 
mige Erhöhungen rauh, und am Ende des cylindrischen dicken 
Leibes ragen einige kleine keulenförmige Anhänge hervor. 
Rathke, welcher diesen Sipuneulus an der norwegischen 
Küste entdeckte, hält ihn mit Leuckart’s Phascolosoma lon- 
gicolle verwandt, worin er gewiss Recht hat, jedenfalls gehört 
das Thier, dessen Gestalt überdies ausserordentlich veränder- 
lich ist, zu der Gattung Phascolosoma, wenn nicht vielleicht 
zu Phasc. granulatum Leuck. Ein anderes ebenfalls mit Phase. 
granulatum verwandtes Thier hat J. Müller ') unter dem 
Namen Phascolosoma scutatum beschrieben. Dasselbe 
zeichnet sich durch zwei scharf abgesetzte harte lederartige 
Scheiben aus, von welchen die eine an dem Uebergange des 
Körpers in den Rüssel, die andere Scheibe aber am Hinter- 
leibsende angebracht ist. Ref. fügt hier hinzu, dass die zoo- 
logische Sammlung in Erlangen ein von Will bei Triest ge- 
fundenes Phascolosoma scutatum besitzt, welches in einer 
oben und unten oflenen gleichweiten und sehr festen Kalk- 
röhre steckt, in welche sich das Thier ganz zurückziehen 
kann, wobei es die Eingänge der Röhre gewiss mit seinen 
beiden Scheiben verschliesst. Müller bemerkt ausserdem 
ganz richtig, dass Phascolosoma granulatum in Gestalt und 
Beschaffenheit seiner rauhen Hautoberfläche vielfach variirt 
und dass Ascosoma Blumenbachü Leuck., Sipunculus verrueo- 
sus Grub., Sipune. tuberculatus Blainv., tigrinus und flavus 
Riss. sowie Sipunc. Bernhardus und Johnstoni Forb. wahr- 
scheinlich zu Phascolosoma granulatum gehören. Ref. muss 
noch bemerken, dass vielleicht auch Phuscolosoma longicolle 
Leuck. hierher zu rechnen ist. Nach Rathke’s Untersu- 
chungen *) besitzt Holothuria inhaerens Müll. keine Füsschen, 
sondern ankerförmige und netzförmige Kalkkörperchen in ihrer 
warzigen Haut, und ist mithin eine Synapta. Eine von 
Rathke bei Christiansund entdeckte, wie eine Erbse geformte 


!) Dieses Archiv. 1844. Bd. I. p. 166. 
?) Noy, Act. nat. Cur. a. a. O. p. 136. 


S# 


276 v. Siebold: Bericht über die Leistungen 


kleine Holothuria flava ist am Munde mit zehn Tenta- 
keln und auf der warzigen Körperoberfläche mit fünf seichten 
Längsfurchen versehen. Ihre Warzen enthalten ebenfalls an- 
kerförmige Körperchen. Rathke möchte diese Holothurie zu 
Minyas Cuv. rechnen, wenn diese letztere Gattung ankerför- 
mige Körperchen besässe. Nach Costa’s Beobachtungen ') 
kommen im Golf von Neapel Synapten vor, welche von Syn- 
apta Duvernaea verschieden sind. Von Peach?) ist an der 
Küste von Cornwallis eine wahre, mit zwanzig Tentakeln ver- 
sehene Holothurie entdeckt worden, welche Form der briti- 
schen Fauna bisher fehlte. Ihr gurkenförmiger Körper ist 
mit stachelartigen Auswüchsen und vier Reihen von Saugor- 
ganen ausgerüstet. Von M’Andrew ?) ist dagegen Holo- 
thuria squamata Müll. an der schottischen Küste aufgefunden 
worden, 

Forbes *) hat 12 bis 15 verschiedene Echiniden in ver- 
schiedenen Tiefen des ägeischen Meeres beobachtet, nämlich 
Spatangus purpureus, die Fragmente eines zur Gattung Bris- 
sus Kl. gehörigen Seeigels, Amphidetus mediterraneus 
nov. spec., dorso convexiusculo, depressione subplano, im- 
pressione scutiformi, extremitate anali truncata impressa, cauda 
prominenti acuminata, ventre plano, area postorali lanceolata. 
Aus der Familie der Clypeastriden traf Forbes in jenem 
Meere Echinoeyamus pusillus, aus der Familie der Cidariden 
den Zchinus lividus und Cidaris hystrix häufig an, während 
Echinus esculentus dort selten ist. Eine andere häufige ZoAi- 
nus-Species jener Gegend stimmte mit dem fossilen Echinus 
monilis überein, glich dem Echinus miliaris Grub., war aber 
von dem wahren Ech. miliaris sehr verschieden. Derselbe 
Naturforscher °) beschreibt @oniaster abbensis als einen 
neuen britischen Seestern unter folgender Diagnose: corpore 
planiusculo, orbiculari, angulis in brachiis productis, infra et 
supra tubereulis, granulis stomatibusque vestito. Aueh stellt 


') Annales des sciences nat. T. 19. 1843. p. 394. 
*) Institut. 1844. p. 419. 

3) Annals of natural history. Vol. 14. 1844. p. 413. 
*) Ebenda. Vol. 13. 1844. p. 517. 

>) Ebenda. Vol. 11. 1813. p. 280. 


in der Naturgeschichte der Zoophyten. 7 


Derselbe ') eine neue Ophiuriden-Gattung Pectinura mit 
folgenden Charakteren auf: corpus orbiculare, squamosum, 
granulosum, ad peripheriam radiatum; radiis simplieibus, squa- 
mosis, in corporis discum subprolongatis; squamis radiorum 
lateralibus adpressis, in marginibus superioribus spiniferis; 
ossieulis ovarialibus binis in corporis lobos non productis. 
Die einzige hierher gehörige Art Peetinura vestita fand 
Forbes an der Küste von Lyeien. Drei neue Arten der 
Gattung Ophiura Lam., Agass., welche er im ägeischen Meere 
gefunden, hat er unter dem Namen Opkiura texturata, 
albida und abyssicola beschrieben. Ausserdem wurde von 
Forbes die neue Ophiuriden-Gattung Ophiopsila mit fol- 
genden Charakteren aufgestellt: corpus orbiculare, coriaceum, 
laeve, ad peripheriam radiatum; radiis simplicibus squamosis, 
infra discum insertis, squamis lateralibus subcarinatis, spini- 
‚feris, spinis simplieibus; ossieulis ovarialibus parvis, oralibus 
ad latera nudis. Zu dieser Gattung ward die eine Species 
Oph. aranea gestellt. Eine andere neue Ophiuriden-Gattung 
wurde von Forbes Amphiura genannt, von welcher der- 
selbe die drei Arten Amph. neglecta, florifera und 
Chiajii beschrieb, von welchen wir die Diagnose für Amph. 
florifera hervorheben: disco squamis centralibus maximis 
rosulatis, scutellis ovatis disjunctis, squamis radiorum supe- 
rioribus quadratis; inferioribus trilobatis; lateralibus 3-spini- 
feris; spinis brevibus simplieibus. 

Müller und Troschel ?) gaben ebenfalls über die geo- 
graphische Verbreitung der Seesterne neue Aufschlüsse und 
lieferten dabei die Beschreibung mehrerer neuer Arten, näm- 
lich Echinaster decanus, Oreasterwalvulatus, Astro- 
gonium nobile, Goniodiscus singularis, seriatus, 
Astropecten triseriatus, Buschii, Vappa, Preissii, 
Ophiolepis chilensis, ferner Asteracanthion poly- 
plax, Echinaster Sarsii, Ophidiaster pusillus, 
Astropectenechinulatus, Mülleri,squamatus, Ophio- 


") Annals of natural history. Vol. 11. 1843. p.463 und Vol. 12. 
p. 211. Ferner the transactions of the Linnean society. Vol. 19. P.2, 
1843. p. 143. 

*) Dieses Archiv. 1843. Bd.]. p. 113 und 1844. Bd. 1. p. 178. 


278 v. Siebold: Bericht über die Leistungen 


lepis Schayeri, Ophiacantha groenlandica und Ophi- 
othrixz parasita. Dieselben bemerkten übrigens, dass die 
von Forbes aufgestellte Gattung Pectinura mit ihrer Gattung 
Ophiaracehna, und seine Art Pect. vestita wahrscheinlich mit 
einer jungen Oph. gorgonia identisch ist. Dieselben wiesen 
ferner nach, dass die drei Arten Ophiura texturata, albida 
und abyssicola Forb. nur verschiedene Altersstufen der Opkio- 
lepis eiliata sind, und erkannten in Opkiomyxa lubrica Forb. 
ihre Ophiomyza pentagona, in Amphiura neglecta und‘ Chiajii 
Forb. ihre Opkiolepis squamata und filiformis, so wie in Go- 
niaster abbensis Forb. ihr Astrogonium phrygianum. Müller 
und Troschel finden sich ausserdem veranlasst, die Gattun- 
gen Ophiothrix und Opkionyz zu vereinigen, weil nicht bloss 
Opkhionyx unterhalb der Stachelreihen der Armglieder mehr- 
zackige Häkchen besitzt, sondern diese auch bei Opkiothrix 
vorkommen, jedoch mit dem Unterschiede, dass letztere Ophiu- 
ride nur am Ende der Arme diese Häkchen trägt, während 
dieselben bei der ersteren in der ganzen Länge der Arme 
angebracht sind. 

Von Sars') wurde die Entwicklung der Asteriden be- 
schrieben, welche er an den Eiern zweier neuen Seesterne, 
nämlich des Echinaster sanguinolentus und Asteracanthion 
Mülleri auf ihrer zu einer Bruttasche ausgehöhlten Bauch- 
fläche beobachtete. Der EZchinaster sanguinolentus des Sars 
ist übrigens nach Müller ?) der von ihm und Troschel 
beschriebene Zekinaster Sarsü. 

Müller °) beschrieb zwei neue Comatulen als dlecto 
purpurea und Wahlbergii und vermuthete, dass die von 
Retzius als Asterias multiradiata und pectinata beschriebenen 
und in Lund aufbewahrten Echinodermen wahrscheinlich zu 
der von ihm aufgestellten Orinoiden-Gattung Actinometra ge- 
hören. Die von Lamarck nur sehr kurz beschriebenen Co- 
matulen sind von Troschel t) nach den Originalexemplaren 


1) Dieses Archiv. 1844. Bd. I. p. 169, oder Annales des sciences 
nat. T.2. 1844. p. 190. 

2) Ebenda. 1844. Bd.1. p. 169. 

3) Ebenda. 1843. Bd. 1. p. 131. 

*) Ebenda. p. 135. 


in der Naturgeschichte der Zooplıyten. 279 


als Alecto carinata, Adeonae, solaris, brachiolata,; rotalaria 
und fimbriata genauer beschrieben worden. Ueber den ‚Bau 
des Pentacrinus caput Medusae hat Müller ') eine sehr wich- 
tige Arbeit geliefert. Derselbe hatte ein Exemplar aus West- 
indien erhalten, welches nach Vorausschickung einer histori- 
schen Uebersicht über die an den Crinoiden und Pentacrinus 
bisher angestellten Untersuchungen auf das genaueste be- 
schrieben wurde. Der Stengel ist bei Pentacrinus caput Me- 
dusae mit in Wirtel gestellten Cirren zu je fünf besetzt, deren 
Entfernung und Länge nach oben hin abıimmt. Am oberen 
Theile des Stengels wechseln höhere und niedrige Glieder ab. 
Die mit fünf stumpfen Kanten versehenen Glieder greifen 
nach oben mit sägezähnigen Rändern übereinander, während 
die Glieder am untern Ende des Stengels sich mit geraden 
Näthen untereinander vereinigen. Die unteren vielgliedrigen 
Cirren des Stengels besitzen ein hackenförmig umgebogenes 
Endglied. Die fünf Kelchradien bestehen aus drei Stücken, 
von welchen das oberste Stück mit zwei Gelenkflächen zur 
Verbindung der aufsitzenden Arme versehen ist. An diesen 
Armen kommen sowohl bei Pentacrinus wie bei anderen Cri- 
noiden Glieder vor, welche weder durch Muskeln noch durch 
elastische Intercellularsubstanz beweglich mit ihren benach- 
barten Gliedern verbunden sind, sondern ganz unbewegliche 
Nathverbindungen besitzen. Solche unbewegliche Nathverbin- 
dungen zweier Glieder hat Müller Syzygien genannt. Ein 
Glied unterhalb einer solchen Syzygie trägt niemals Pinnulae. 
Diese alterniren übrigens an den Gliedern und erscheinen 
überhaupt regelmässig vertheilt. Die Bauchseite der Penta- 
erinen und Comatulen ist mit einem weichen Perisom über- 
zogen, welches die Kelchradien verbindet und auf die freien 
Arıne und Pinnulae übergeht. Auf diesem Perisom verläuft 
sowohl an den Armen wie Pinnulae eine Längsrinne, welche 
in einander münden, von den Armen auf den Kelch über- 
gehen und hier in einen den Mund umgebenden Tentakelring 
auslaufen. Der Rand dieser Rinnen ist mit zarten kleinen 
eylindrischen Fühlern besetzt, die sich verlängern und ver- 


') Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Berlin 
a. d. J. 1841. Berlin, 1843. p. 177. 


280 v. Siebold: Bericht über die Leistungen 


kürzen können und deren Oberfläche wieder mit kleineren 
eylindrischen Fühlerchen bedeckt ist. Bei den Comatulen 
tragen die Pinnulae schlauchförmige Anschwellungen, welche 
an einigen Individuen Eier, an anderen dagegen Samenmasse. 
enthalten. 


Acalephae. 


Lesson ') hat zu den Suites a Buflon die Acalephen 
bearbeitet. Da derselbe eine Reise um die Welt gemacht und 
auf dieser genug Gelegenheit hatte, die meisten dieser See- 
thiere frisch und lebendig zu sehen, so durfte man von die- 
sem Naturforscher erwarten, dass er einer solchen Bearbei- 
tung am meisten gewachsen sei; derselbe hat aber diesen Er-- 
wartungen wenig entsprochen. Um den inneren Bau der 
Acalephen, um ihre Entwicklungsgeschichte scheint sich Les- 
son wenig bekümmert zu haben. Derselbe hat überhaupt 
alles hierher gehörige Material, ohne es zu einem Ganzen 
verarbeitet zu haben, lose neben einander gestellt, wobei er 
nur diejenigen in Deutschland erschienenen Arbeiten, welche 
in französischen Journalen übersetzt existiren, ganz wörtlich 
abdrucken liess, während er die übrigen deutschen Arbeiten 
mit der Entschuldigung ignorirte, dass er keine Uebersetzer 
dafür gefunden hätte, und doch ernähren sich in Paris eine 
grosse Anzahl Personen vom Vebersetzen deutscher Schriften, 
Ref. beschränkt sich nur darauf, Lesson’s systematische Ein- 
theilung der Acalephen hier wieder zu geben. Derselbe stellt 
nämlich folgende acht Familien der Quallen auf: I. Zeroidae 
mit den 8 Tribus: Cestoideae, Callianirae, Leucothoeae, Ca- 
Iymmeae, Neisidae, Ocyroöae, Cydippae und Beroue. 11. Me- 
dusae, welche in vier Abtheilungen zerfällt. 4. Medusen 
ohne Rüssel und Stiel mit den 5 Tribus: Eudorae, Ca- 
rybdeae, Marsupialae, Nucleiferae, Berenicidae, 2. wahre 
Medusen mit den 3 Tribus: Thalassanthae, Aequoridae, Ocea- 
nidae, 3. Medusen mit einem Stiele und 4. Medusen 
mit einem Rüssel mit den 2 Tribus: Monostomae und Po- 
Zystomae. Il. Diphydae mit den 3 Tribus: Polygastricae, 
Monogastricae und Dubiae. IV. Polytomae oder Pletho- 


1) Histoire naturelle des Zoophytes. Acalephes. Paris, 1843. 


SEA BE TEE u 


PEN 


in der Naturgeschichte der Zoophyten. 281 


somae mit den 2 Tribus: Plethosomae und Stephanomiae. 
V. Physophorae mit den 7 Tribus: Ahizophorae, Discolabae, 
Angelae, Athorybiae, Pluysophorae, Agalmae, Apolemiae. VI. 
Physalide mit den drei Tribus: Cystisomae, Salaciae und 
Alophotae. VII. Velellae. VII. Porpitae. Ueber die 
geographische Verbreitung der Acalephen macht Forbes!) 
die Mittheilung, dass von den 57 Arten Quallen des mittel- 
ländischen Meeres nur wenige im ägeischen Meere vorkom- 
men, indem die Zahl derselben von Gibraltar nach dem Osten 
hin im Mittelmeere abnehme. Von Pulmograden bemerkte 
Forbes acht Arten im ägeischen Meere, nämlich Rhikzostoma 
Cuvieri? Esch., Cephea tuberculata Maer., Oceania eruciata 
Forsk., Thaumantias laca Forb., Aurelia granulata? Lam., 
Geryonia proboscidalis Forsk. nebst einer neuen Species und 
Mesonema coelum pensile Mod. Von Cirrigraden leben dort 
Velella spirans Forsk. und Porpita glandifera Lam., von Phy- 
sograden dagegen Stephanomia contorta? M. Edw., von Cilio- 
graden nur Beroö Forskalii M. Ed., Cestum Veneris LeS. und 
Cydippe nov. sp. und endlich von Diphyden die beiden Arten 
Pyramis tetragona Ott. und Calpe pentagona Q. et G. 

Eine sehr gediegene Arbeit über die Acalephen des adria- 
tischen Meeres haben wir von Will?) erhalten, welchem wir 
eine Menge neuer Aufschlüsse über die Lebensweise und den 
inneren Bau der Quallen dadurch verdanken. Zuerst spricht 
sich derselbe über das Schwimmen und die Bewegungen der 
Rippenquallen aus. Die Schwingblättchen sind“nicht die ein- 
zigen Bewegungsorgane von Bero@, obgleich sie den Körper 
mit dem Munde voraustreiben; es bewegen sich diese Schwing- 
blättchen aber auch, während die Bero&@ ganz still steht, und 
umgekehrt das Thier bewegt sich ebenso von der Stelle, wenn 
die Schwingblättehen weggenommen sind. Diese Organe sind 
daher nur Hülfswerkzeuge der Ortsbewegung, denn diese wird, 
wie sich Will überzeugte, durch abwechselnde Kontraction 
eines unter der Haut verborgenen Muskelapparats bewirkt. 
Derselbe vervollständigt die Diagnose der nach unvollständigen 


') Report of the british association. 1843. p. 146, 
?) Horae tergestinae oder Beschreibung und Anatomie der bei 
Triest beobachteten Acalephen. 1844. 


283 v. Siebold: Bericht über die Leistungen 


Exemplaren von Quoy und Gaimard zuerst als Bero& be- 
schriebenen Zucharis multicornis des Eschscholtz in fol- 
gender Weise: corpore elliptico, complanato; tentaculis qua- 
tuor eiliatis; lobis ad os duobus, corpore paullo brevioribus, 
reniformibus; verrueis expansilibus seriatim inter costas et in 
superficie loborum externa dispositis; colore fusco-rufescente, 
Will giebt zugleich einen Unterschied zwischen Zucharis und 
Mnemia an, der darin besteht, dass Eucharis Warzen auf der 
Haut besitzt, welche der letzteren fehlen, auch sollen die von 
Mertens als Bolina beschriebenen Rippenquallen theils zu 
Eucharis theils zu Mnemia gehören. Derselbe beschreibt Cy- 
dippe brevicostata als eine neue Art mit folgender Dia- 
gnose: corpore oblongo-ovato, posteriore corporis parte co- 
stis octo brevissimis praedita, anteriore nuda; ciliis longissi- 
mis; eirris ramosis albis; colore griseo-albido.. Auch wurde 
von ihm die Diagnose der Bero& rufescens Forsk. in folgen- 
der Weise ergänzt: corpore ovato-oblongo, costis octo, qua- 
tuor brevibus; ore magno, nudo; appendicibus ramosis ad 
anum; vasibus rubro-maculatis; maculis sub epidermide fla- 
vido-fuseis; sanguine rubro. In Bezug auf das Leuchten der 
Rippenquallen bemerkt Will, dass bei einer lebenden Beroe 
rufescens die Rippen niemals leuchten und dass hier gewöhn- 
lich durch Berührung in der Nähe des Afters sich ein star- 
ker Funke von gelblichrothem Lichte entwickele; im Tode 
leuchte dagegen die ganze Substanz dieser Qualle sammt den 
Rippen, jedoch mit bläulichgrüner Farbe, welche Erscheinung 
durch Erschütterung immer wiederkehrt. An Zucharis sah 
Will bei starker Bewegung des Wassers oder bei Berührung 
auch die Rippen mit bläulichgrünem Lichte leuchten; bei der 
ersten schwachen Berührung leuchtete immer auch ein Punkt 
in der Nähe des Afters. Eine todte Eucharis verhielt sich 
beim Leuchten ganz wie Bero@&. Will glaubt übrigens nicht, 
dass das Leuchten der lebenden Rippenquallen mit der Fun- 
etion der Geschlechtstheile zusammenhängt. Eine neue Schirm- 
qualle hat derselbe unter dem Namen Cephea Wagneri in 
folgender Weise charakterisirt: disci glabri centro prominulo, 
fusco; brachiis bipartitis; cirris inter brachia quatuor; cotyle- 
donibus aut lacteis aut coeruleis. Eine neue Polyxwenia 
lewcostyla versah derselbe mit der Diagnose: hyalina; ap- 


in 


in der Naturgeschichte der Zoophyten. 283 


pendieibus. ventriculi 12—16; eirris annulatis, rigidis, albis, 
apice flavescentibus. Auch fand sich Will veranlasst die 
Diagnose für die Cytaeis tetrastycha Esch. zu erweitern, näm- 
lich: disco campanulato; ventriculo tubuloso, in margine fasci- 
eulis cellularum urticantium magnarum instructo; quatuor eir- 
ris marginalibus crassis, annulatis, rigidis, albis. Derselbe 
fügte zugleich die Diagnose von CyZaeis polystyla als neue 
Art hinzu, nämlich: disco campanulato, ventriculo tubuloso; 
labiis faseiculis compluribus cellularum urticantium instructis;z 
eirris marginalibus 26, annulatis, rigidis, albis, apice fuscescen- 
tibus. Zwei neue Geryonien beschreibt Will in folgender 
Weise: Geryonia pellucida, disco hyalino, subconico; 
glandulis generationis lanceolatis quatuor; ore quadrilobato; 
eirris marginalibus 64, expansilibus, und Geryonia planata 
disco planiusculo, tenui; ventriculo rubro, quadrilabiato ; glan- 
dulis generationis rotundis, quatuor; cirris marginalibus un- 
decin expansibilibus, albis. Auch TAaumantias leuco- 
styla wird von Will als neu beschrieben: disco tenui, pla- 
niusculo; cirris 46 marginalibus albis, annulatis; glandulis ge- 
nerationis rotundis; vesiculis marginalibus in basi eirrorum. 
Zwei Ephyra-Arten, welche Will bei Triest beobachtete und 
von der Eph. octolobata Esch. sich wesentlich unterschieden, 
möchte derselbe für die Jugendzustände einer Scheibenqualle 
halten, da ja auch die Zph. octolobata von Sars für eine 
junge Medusa aurita erkannt worden ist. Eine Diphyes 
Kochii stellte Will mit folgender Diagnose fest: cavitate 
duetus nutritorii brevissima; squamis processibus duobus, lan- 
ceolatis, erectis praeditis; ventriculis eirrisque albis. Aus 
der Gattung Zrsaea führte derselbe drei neue Arten auf, näm- 
lich: Ers. pyramidalis, parte corporis nutritoria pyrami- 
dali, lobis duobus inaequalibus, altero duplo longiore, trun- 
cato; processu posteriore cavitatis nutritoriae sessili, parvo; 
Ers. truncata, ambabus corporis partibus aequalibus, nu- 
tritoria rotundata, glabra, lobis brevibus, subaequalibus, pro- 
cessu posteriore cavitatis nutritoriae petiolato, parte natatoria 
eonoidea, rotundata, margine integerrimo; und Ers. elon- 
gata, parte corporis nutritoria triplo minori, quam altera, 
tetra@dra, apice rotundato; lobis latissimis, cavitatis natatoriae 


284 v. Siebold: Bericht über die Leistungen 


marginem superantibus; cavitate nutritoria minima, processu 
posteriore petiolato, multo majore. 

Als irische Acalephen werden von Thompson!) (y- 
dippe pileus, Melicertum campanulatum, Aurelia aurita, bilo- 
bata und Oyanea Lamarckiö aufgeführt. 

Die Physophora tetrasticha ist von Philippi?) genauer 
beschrieben worden. Es lassen sich an ihrer Axe vier Reihen 
knorpeliger Schwinmmblasen unterscheiden, unter welchen ein 
doppelter Kreis von Fangarmen angebracht ist. Die äussern 
Fangarme, welche zu 16 bis 20 an der Zahl vorhanden sind, 
betrachtet Philippi als wahre Fangarme. Die innern Fang- 
arme bestehen aus drei Theilen, nämlich aus einer kugelför- 
migen Basis mit körnigem Inhalte, auf welcher ein bauchiges 
Mittelstück mit einem schmalen spitzen Endtheile steht. Von 
dem Grundstücke dieser Fangarme hängen Fäden herab, welche 
mit kurzgestielten elliptischen und zugleich spiralförmig ge- 
streiften Körperchen besetzt sind. Die hohle Axe ragt über 
die Schwimmblasen hinaus, enthält keine Luft und besitzt 
unten- zwischen den Fangarmen eine Oefinung, welche viel- 
leicht Mundöffnung ist. Ausserdem ragen zwischen den Armen 
noch traubenförmige Organe frei nach unten, von welchen. 
immer eine kurze Traube mit einer langen Traube vereinigt 
sind und wahrscheinlich Ovarium und Hoden darstellen. Phi- 
lippi sprach sich ausserdem noch über die Unterschiede der 
früher von Peron, Forskal u. a. beschriebener Physophoren- 
Arten aus. Ueber die Randkörper verschiedener Schirmqual- 
len theilte Kölliker ?) seine Beobachtungen mit, wobei der- 
selbe die mit einem Pigmente versehenen Körperchen den 
Augen, die pigmentlosen dagegen den Gehörorganen analog 
hält.. Hollard 4) möchte die zu Porpita und Velella gehö- 
rigen Acalephen als eine kleine natürliche Familie, vielleicht 
noch besser als eine besondere Ordnung angesehen wissen, 
und fragt, ob nicht Ztataria ein Jugendzustand von Velella 


” 


!) Annals of nat. hist, Vol. 13. 1844. p. 440. 

2) Müller’s Archiv. 1843. p. 58. 

3) Froriep’s Neue Notizen. Nr. 534. p. 81. 

4) Comptes rendus, T. 17. 1843. p. 675, oder Froriep's Neue No- 
tizen. Nr. 610. p. 247. 


in der Naturgeschichte der Zoophyten. 285 


sei; auch in der Deutung der verschiedenen Organe dieser 
Quallen weicht Hollard von der bisherigen Auffassung der 
Organisation dieser Thiere ab. 

Dujardin !) beobachtete kleine den Syneorynen ver- 
wandte Zoophyten aus dem Mittelmeere, welche er als eine 
besondere Gattung unter dem Namen Stauridium beschrieb. 
Diese Thiere bildeten an den Enden eines verästelten horni- 
gen Stieles keulenförmige Verdickungen mit vier in ein Kreuz 
gestellten Armen. Diese einen Millimeter langen Arme ende- 
ten mit einer kleinen Anschwellung, welche nach Art der 
Hydra angelführende Kapseln enthielten. Aehnliche Kapseln 
fanden sich auch in den Stielen vor. Diese Stauridien er- 
fassten Cyclopen und verschlangen sie, indem sie ihren zwi- 
schen den Armen befindlichen Mund weit öffneten. Dieser 
war mit mehreren kurzen Tentakel-Rudimenten, denen die 
Angelkapseln fehlten, besetzt. Im Innern der Aeste des Zoo- 
phyten-Stockes befand sich ein Kanal, der mit Flimmereilien 
ausgekleidet war. Dujardin glaubte, dass sich die Stauri- 
dien durch Knospenbildung fort vermehren, er beobachtete 
sie wenigstens zwei Jahre hindurch in diesem Zustande, ohne 
dass Medusen aus ihnen wurden. ‘Wenn sich aber viele Nah- 
rung im Wasser vorfand, so bemerkte Dujardin, dass an 
der Basis der einzelnen Stauridien zwei bis drei rothe Knos- 
pen hervorsprossten, welche zuletzt ganz die Gestalt der 
weiblichen Syncoryna Sarsii annahmen.. Die glockenförmige 
durchsichtige Hülle dieser Brut war am Rande mit acht bis 
zehn Armen besetzt; an der Basis eines jeden Armes befand 
sich eine leichte Anschwellung mit einem schwarzen Augen- 
flecke, am Grunde der Glocke ragte ein röthlicher Magen in 
die Höhe, während sich vom Rande der Glocke eine kontra- 
etile Haut über die Mündung derselben ausspannte, in deren 
Mitte die Mundöfinung angebracht war. Die Arme dieser 
jungen medusenartigen Thiere hatten eine gabelförmige Ge- 
stalt, so dass die letzteren, wenn sie sich vom Stauridien- 
Stocke abgelöst hatten, ganz an Eleutheria Quatref. erinnerten. 
Dujardin nannte das Thier jetzt Cladonema radiatum. 


') Comptes rendus. T. 16. 1843, p. 1132, oder Annales des scien- 
ces nat. T. 20. 1543. p. 370. 


286 v. Siebold: Bericht über die Leistungen 


Diese frei gewordenen Medusen wussten sich mit ihren ver- 
ästelten Armen reichliche Nahrung zu verschaffen und ent- 
wickelten sich immer mehr, wobei sich ihre acht bis zehn 
Arme noch weiter verästelten. Diese Cladonemen sassen ent- 
weder mit der Glocke fest und liessen ihre Arme im Wasser 
flottiren, oder hielten sich mit den Armen fest oder schwam- 
men durch die stossweisen Kontractionen der Glocke im Was- 
ser umher. Dujardin schlug vor, diese Cladonema in die 
Nähe von Oceania, Thaumantias und Cytaeis zu stellen, Ref. 
möchte indessen vermuthen, dass die Metamorphose dieser 
Meduse noch nicht beendigt war. 


Polypi. 


Die Bryozoen sind wieder um einige neue Gattungen und 
Arten vermehrt worden. Von Plumatella repens nimmt All- 
man!) zwei Varietäten an, je nachdem sich der Polypen- 
stock an grössere breite Körper oder an kleinere Gegenstände 
anheftet und dann sich dicht zusammendrängen muss. Der- 
selbe ?) zählt unter den Süsswasser-Bryozoen Irlands folgende 
auf: Cristatella mucedo, Alcyonella stagnorum, Plumatella re- 
pens mit noch zwei neuen Species Pl. emarginata und 
fruticosa, ferner Fridericella sultana, der noch die neue 
Art Fr. dilatata hinzugefügt wird, und Paludicella artieu- 
Zata; zuletzt fügt Allmann noch ein ganz neues Thier hinzu, 
welches er als besondere Gattung unter dem Namen Cordy- 
lophora lacustris schildert. Der kriechende Polypenstock 
dieses Bryozoon ist hornig und verästelt, und enthält in sei- 
nen Röhren einen mit fadenförmigen Armen versehenen Po- 
lypen, der an Coryne erinnert. Eine andere neue Gattung 
der Bryozoen hat Van Beneden ?) mit dem Namen Cri- 
nomorpha hingestellt, ein Thier, welches sich durch Knos- 
pen und Eier vermehren soll. 

Auf die merkwürdigen vogelkopfähnlichen Organe der 
Cellaria avieularis, Bicellaria ciliata und Flustra avicularis 


!) Institut. 1843. p. 454. 

2) Annals of natural history. Vol. 13. 1844. p. 328. 

®) Bulletin de l’Academie royale de Bruxelles. T. 11. 1844. 
p- 385. 


je yz 


u 


in der Naturgeschichte der Zoophyten. 287 


machte Krohn !) aufmerksam, und konnte so wenig wie 
Nordmann über die Ursache der pendelartigen Schwingun- 
gen dieser Organe ins Klare kommen. Pincettenförmige Or- 
gane, die aber nicht schwingen, traf Derselbe bei Ztetepora 
cellulosa und bei einigen Discoporen an, während er an den 
Telegraphinen nur eingelenkte Stacheln und Borsten wahrge- 
nommen, die sich abwechselnd hoben und senkten. Dar- 
win?), welcher mit jenen Vogelköpfen verschiedener Flustren 
Versuche anstellte, beobachtete, dass, wenn die Polypen an 
den Stöcken abgeschnitten oder zerstört waren, sich jene Or- 
gane doch noch wie vorher fortbewegten. 

Als irländische Armpolypen werden von Allman?) Ay- 
dra vulgaris, fusca und viridis aufgeführt. Eine sehr voll- 
ständige Aufzählung aller von 1703 an bekannt gewordenen 
Arbeiten über Süsswasserpolypen hat Van Beneden t) un- 
ternommen, 

Eine neue an der norwegischen Küste entdeckte Seeane- 
mone Actinia (Isacmaea) clavata ist von Rathke°) be- 
schrieben worden. Sie besitzt einen rostgelben Mantel, einen 
eylindrischen Leib mit abgerundetem Hinterrande und zeigt 
ausgestreckt einen langen Hals, ihre 16 fadenförmigen ocker- 
gelb gefleckten Tentakeln stehen in einer einfachen Reihe, 
In einer anderen norwegischen Seeanemone mit in drei Krei- 
sen stehenden Tentakeln erkannte Rathke die Aetinia (Isac- 
maea) viduata Müll, Nach Thompson ®) kommt an der 
britischen Küste der Pagurus Prideauxii immer mit Aectinia 
maculata Adams. vergesellschaftet vor. Einen neuen wahr- 
scheinlich zwischen Actinia und Lucernaria in der Mitte ste- 
henden Polypen hat Allman?) beschrieben. Seine Tenta- 
keln sind geknopft und in zwei Reihen geordnet, und sein 
innerer Bau verhält sich ganz wie bei Actinia. Coryne squa- 


*) Froriep’s Neue Notizen. Nr. 533. p. 70. 

*) Naturwissenschaftliche Reise. 1844. Th. I. p. 252. 

*) Annals of natural history. Vol.13. 1844. p. 328. 

*) Nouveaux memoires de l’Academie des sciences et belles- 
lettres de Bruxelles. T. 16. 1843. 

*) Noy. Act. Acad. nat. Curios. T.20. P.1. 1843. p. 147. 

*) Annals of nat. hist. Vol. 11. 1843. p. 103. 

") Reports of the british association. 1844. Notices, p. 66. 


288 v. Siebold: Bericht über die Leistungen 


mata, welche auf Fucus in der Ostsee bei Danzig aufgefunden 
wurde, ist von Rathke!) beschrieben ‚und getrennten. @e- 
schlechtes erkannt worden, auch eine von Rathke an der 
norwegischen Küste entdeckte Coryne stimmte ziemlich mit 
der Danziger Coryne überein. Eine neue Hydrine wurde 
von Quatrefages?) als SynAydra beschrieben. Dieser 
Seepolyp besitzt im ‚Innern einen wahren hornigen Pelypen- 
stock, welcher zweierlei Arten von Individuen trägt, die eine 
Art hat eine keulenförmige Gestalt und ist mundlos, die an- 
dere dagegen von säckförmiger Gestalt ist mit einer Mund- 
öffnung versehen. Der Mund steht hier auf einer papillen- 
artigen Hervorragung, deren Basis mit zahlreichen Tentakeln 
besetzt ist. Diese Tentakeln variiren in der Zahl je nach 
der Grösse der Individuen zwischen vier und sechsunddreissig 
und stehen in zwei Reihen zu Gruppen vereinigt beisammen. 
Der gemeinschaftliche Boden, aus welchen diese verschiedenen 
Polypen hervorsprossen, ist sehr dünn und bildet ein eigen- 
thümliches Netz. Die Darmhöhlen der einzelnen Polypen 
stehen durch Kanäle, welche sich durch die weiche wie hor- 
nige Polypen-Masse hindurchziehen, unter einander in Ver- 
bindung. Quatrefages, welcher diese Polypen an der Küste 
der Bretagne und Normandie auf verschiedenen von Paguren 
bewohnten Schneckengehäusen fixirt angetroffen, schlägt die 
Bezeichnung Syahydra parasita für sie vor. Die mund- 
losen Individuen dienen nur zur Fortpflanzung. Ihr freies 
angeschwollenes Ende besitzt kleine nnebene Auswüclise, 
welche ein blumenkohlartiges Ansehen haben, unter welchen 
ovale Körper als Geschlechtsorgane hervorragen. Zwischen 
diesen zweierlei Arten sehr reizbarer und kontraktiler Poly- 
penformen ragen aus dem breiten Polypenstocke eine Menge 
kleiner Polypen in den verschiedensten Entwicklungsformen 
hervor. Van Beneden °), welcher die Zleutheria des Qua- 
trefages nicht als eine besondere Polypen- Gattung gelten 


!) Dieses Archiv. 1844. Bd. I. p. 155, oder Annales d. sc. nat., 
T.2. 1844. p. 200. 

2). Annales des sciences naturelles. T. 20. 1843. p.230 und T. 1. 
1844. p. 11. 

°) Bulletin de l’Academie royale de Bruxelles. T. 11. 1844. p. 305. 


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in der Naturgeschichte der Zoophyten. 289 


lassen will, erklärt dieses Thier für einen noch jungen Po- 
Iypen, der im erwachsenen Zustande vielleicht seinen Platz 
unter den Tubularien finden dürfte, da ja auch junge Polypen 
Eier hervorbringen könnten und Augen besässen; ja Van 
Beneden hält es nicht für unmöglich, dass Eleutheria das 


jüngere Thier von Synhydra sei, wogegen sich indessen 


Quatrefages verwahrt. Van Beneden erkennt ausserdem 
in der Dysmorphosa conchicola Philip. und Cordylophora la- 
custris Allm. seine im Jahre 1841 beschriebene Aydractinia 
wieder, und schlägt für die Tubularien folgende Einthei- 
lung vor: 
° A. Polypes & polypier. 
1. Pennaria Goldf. tentacules de deux sortes, dont les 
superieurs epars et ä plusieurs rangees, 
P. Cavolinü. 
2. Tubularia Pall. tentacules de deux sortes, en deux 
rangees. 
T. calamaris Pall., T. coronata Abildg., T. Dumortieri V.B. 
3. Syncoryna Ehrb. tentacules tous semblables, & plu- 
sieurs rangees. 
S. pusilla Ehrb., S. Listerü V. B., S. ramosa Sars, S. Sar- 
sit Lov., $. Chamissonis Ehrb. 
4. Corydendrium V.B. tentacules tous semblables, 
epars. 
C. parasiticum (Sertularia parasitica Cuv.) 
5. Eudendrium Ehrb. tentacules en une rang£e. 
E. ramosum Ehrb., E. brioides Ehrb., R. splendidum Elırb., 


E. racemosum Ehrb. 


B. Polypes sans polypier. 
6. Coryna. Tentacules tous semblables, epars. 
C. Ba Müll., ©. aculeata Wagn. 
7. Hyıractinia V,B. Tentacules ä une rangee. 
H. lactea V.B. (Synhydra parasita Quatref.), H. roseaV.B. 
Zwei interessante Abhandlungen über die Gampanularien 
und Tubularien sind ebenfalls von Van Beneden bekannt 
gemacht worden, In der ersten Abhandlung schickte derselbe ') 


') Memoire sur les Campanulaires de la cöte d’Ostende, in den 
Memoires de l’Academie royale de Bruxelles. T. 12. 1844. 
Archiv 1, Naturgeschichte, X1. Jahrg. 2, Bd, y 


290 v.-Siebold: Bericht über die Leistungen 


eine historische Uebersicht über das bisher in Bezug auf die 
Campanularien Geleistete voraus und liess dann seine eignen 
Beobachtungen folgen, nach welchen sich die Campanularien 
sowohl durch Knospen wie durch Eier vermehren. Die er- 
steren entstehen wie bei Hydra als einfache Auswüchse, aber 
in bestimmter Zahl und Entfernung von einander, wodurch 
die regelmässige Gestalt der Polypenstöcke zu Stande kommt, 
An diesen Stöcken entwickeln sich gewisse Knospen in den 
Winkeln der Zweige zu Eierkapseln, deren Brut ganz die 
Gestalt einer Schirmqualle mit Randeirren und kapselförmigen 
Randkörpern erhalten. Den Schluss der Abhandlung bildet 
die genaue Beschreibung der Cuampanularia gelatinosa, geni- 
culata, volubilis und syringa, welcher noch schöne Abbildun- 
gen beigefügt sind. In der zweiten Abhandlung liess Van 
Beneden !) ebenfalls wieder eine historische Uebersicht der 
über die Tubularien bisher gelieferten Arbeiten vorausgehen 
und suchte dann darzustellen, wie sich diese durch fünf ver- 
schiedene Methoden vermehren, nämlich 1. durch Knospen, 
welche sich nicht vom Stamme ablösen, 2. durch sich ablö- 
sende Knospen, 3. durch einfache Eier, 4. durch Eier, welche 
sich vervielfachen, 5. durch sich ablösende Knospen, welche 
Eier hervorbringen. Ref. vermuthet indessen, dass Van Be- 
neden durch Verkennen des an den Eidottern vorgehenden 
Durchfurchungs-Processes die Vermehrungsweise der Tubula- 
rien nicht ganz richtig aufgefasst habe. Dieser Entwicklungs- 
geschichte der Tubularien fügt Van Beneden noch eine 
vollständige durch Abbildungen erläuterte Beschreibung dieser 
Familie nach der von ihm vorgeschlagenen Eintheilung (s. 0.) 
hinzu. Derselbe ?) fasste diese seine an Campanularien und 
Tubularien gemachten Beobachtungen in folgender Weise zu- 
sammen: diese Polypen besitzen keine männlichen Geschlechts- 
organe, -bringen auch keine weiblichen Individuen hervor, 
sondern was man bisher für Weibchen genommen hat, sind 
junge Thiere, von den fünf verschiedenen Fortpflanzungsarten 
kommen oft drei bis vier Arten bei einer und derselben Po- 
lypen-Speeies vor. Die jungen Polypen stimmen im Aussehen 


!) Recherches sur ’embryogenie des Tubulaires, ebenda. 
?) Müller’s Archiv. 1844. p. 110. 


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in der Naturgeschiehte der Zoophyten. 291 


und. in der Bewegung mit Akalephen überein, wodurch zwi- 
schen diesen Polypen und dieser Zoophyten-Klasse eine nahe 
Verwandtschaft hervorgerufen wird. 

Von Peach !) wurden kleine mit Flimmerhaaren bedeckte 
Körperchen, welche in einem zum Aufbewahren von Sertula- 
rien und Campanularien dienenden Wasser umherschwammen, 
für Eier gehalten, von Forbes dagegen für Medusen - Em- 
bryone erklärt. 

Kölliker ?) erkannte an Sertwlaria Cavolini, dass die 
Jungen, wenn sie die Eierkapseln ihres Polypenstammes ver- 
liessen, eine medusenartige Gestalt besassen, wobei sie durch 
die Contractionen ihres scheibenförmigen Körpers frei im 
Wasser umherschwammen. 

Aus einer von Krohn?) unternommenen Zusammen- 
stellung der verschiedenen Beobachtungen und Ansichten der 
ältern und neuern Naturforscher über die Vermehrungsweisen 
der Polypen geht hervor, dass die Gestalt der Weibchen, ihr 
bis zum Absterben bleibender Zusammenhang mit dem Poly- 
penstocke, ihre Ablösung und der Zeitpunkt der Eierentwick- 
lung je nach den verschiedenen Arten ausserordentlich varürt. 
Krohn erklärt die verschiedenen medusenartigen frei umher- 
schwimmenden, zu Syncoryna und Campanularia gehörigen 
Thierchen für die Weibchen dieser Polypen. 

Forbes) vergleicht die bei den Sertularien vor sich 
gehende Bildung der Eier erzeugenden Theile mit der Blüthe 
der Pflanzen, indem hier ein Eierbehälter ähnlich aus einer 
Metamorphose des Polypenstammes und seiner Aeste hervor- 
gehe, wie die Blume durch eine Metamorphose des Stengels 
und der Blätter einer Pflanze entstehe. Derselbe schlägt zu- 
gleich vor, alle Polypen in die folgenden vier Ordnungen zu 
theilen: 1. in Hydraiden und Tubularien, 2, in Sertulariaden, 
3. in Helianthoiden und 4. in Asteroiden. Diese Ordnungen 
könnten durch die Art ihrer Fortpflanzung von einander un- 


*) Institut. 1843. p. 454. 
*) Froriep’s Neue Notizen Nr. 534. p. 81. 
?) Müller’s Archiv. 1843. p. 176. 
*) Reports of the british association. 1844. Notices. p. 68 und 
Annals of the natural history. Vol. 14. 1844. p. 385. 
p# 


292 v. Siebold: Bericht über die Leistungen 


terschieden werden, indem nämlich die Hydraiden und Tubu- 
lariaden äussere knospenartige Eierkapseln hervorbrächten, 
während sich bei den Sertulariaden Stämme und Aeste zu 
Bierkapseln umbildeten, indem ferner bei den Asteroiden die 
Bierkapseln in der Substanz des Polypenstockes eingebettet 
lägen, während in den Helianthoiden die Ovarien einen Theil 
der innern Organisation eines Polypen-Individuum ausmachten. 
Ausserdem will aber Forbes die Bryozoen von den Polypen 
trennen und heben den zusammengesetzten Tunikaten zu den 
Mollusken gestellt wissen. 

Der Satz des Savigny, dass sich eine zusammengesetzte 
Ascidie durch ihre sechs Tentakeln von Aleyonium unter- 
schiede, dessen Polypen stets acht Tentakeln trügen, wurde 
durch Milne Edward’s ') umgestossen, welcher im mittel- 
ländischen Meere eine wahre zusammengesetzte Aseidie mit 
acht Tentakeln entdeckt hat. 

M’Andrew ?) entdeckte an der Westküste von Schott- 
land eine zwei Fuss sechs Zoll lange Virgularia mit vierkan- 
tigem Schafte in einer Tiefe von 20 Faden, welche er als 
Funicularia quadrangularis bezeichnete, aber von 
Forbes als die Pennatula quadrangularis Pall. erkannt wurde, 
aus welcher Cuvier die Gattung Pavonaria gemacht hatte. 

Ein der Virgularia verwandtes Zoophyt beobachtete Dar- 
win®°) in Südamerika, sein dünner gerader und fleischiger 
Stengel, welcher seitlich mit wechselnden Polypenröhren be- 
setzt war, enthielt eine elastische steinichte Axe, und endigte, 
während er auf der einen Seite abgestumpft war, auf der an- 
deren mit einem wurmförmigen Anhange, der in zwei Abthei- 
lungen geschieden war und kleine runde gelbe Eier enthielt. 
Während der Ebbe sah Darwin diese Zoophyten wie Stop- 
peln auf dem kothigen Sande stehen, welche sich aber bei 
Berührung in den letzteren gänzlich zurückzogen. 

Von Hassall *) sind drei neue Polypenstöcke unter den 


') Comptes rendus. T. 19. 1844. p. 1140. 

2) Report of the british association. 1844. Notices. p. 64 und 
Annals of the nat. hist. Vol. 14. 1844. p. 413. 

») Naturwissenschaftliche Reise, 1944. Th. 1. p. 116. 

*) Annals of natural history. Vol. 11. 1843. p. 111. 


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in. der Naturgeschichte der Zoophyten. 293 


Namen Antennularia arborescens, Aleyonidium glo- 
meratum und Farcimia spathulosa beschrieben worden. 
Forbes!) verwirft die von Hassall aufgestellte Polypen-Gat- 
tung Behinocorium, indem der neue Polyp nichts anderes als 
Aleyonidium echinatum gewesen sei, an welchem zufällig meh- 
rere Individuen von Coryne squamata fest gesessen hätten. 
Hassall?2) nahm diesen Einwurf sehr übel auf, ohne seine 
frühere Meinung aufzugeben. Forbes °), welcher später jene 
Coryne als eine besondere Art erkannte, nannte dieselbe Co- 
ryne Hassalli (corpore elongato, capite clavato, tentaculis 
brevibus albidis), was vielleicht Hassall beruhigen dürfte, 

Als irische Zoophyten werden von Thompson *) die 
Polypen Thujaria Thuja, Zoanthus Couchü und Lepralia ver- 
rucosa aufgeführt. Nach Forbes’ Beobachtungen °) kommen 
im ägeischen Meere nur sehr wenige Zoophyten aus der Klasse 
der Polypen vor. Corallium rubrum findet sich dort nur in 
kleinen Exemplaren, ferner Farcimia fistulosa, Cladocera cae 
spitosa und Porites daedalea. Flustren sind selten, Aleyonien 
dagegen nicht; ausserdem bemerkte Forbes in jenem Meere 
Edwardsia vestita und zwei Arten von Pennatula, und in den 
Tiefen Jdmonea, Caryophyllia, Plumularia, Hornera, ferner 
Myriapora truncata, Tubularia serpens, HRetepora, Alecto, 
Eudendrium, Valkeria, Campanularia, Crisia, Actinia und 
Alcyonium. 

Verschiedene Gewächse, welche wegen ihres Kalkgehalts 
zu den Polypen gerechnet worden sind, nämlich Corallina 
und die damit verwandte Galaxaura, Halimedea, Udotea, Ace- 
tabulum, Melobesia, Jania etc. hat Kützing °) als Tange auf- 
geführt, und es dabei unentschieden gelassen, ob die Spon- 
gien thierischer oder vegetabilischer Natur sind. 


’) Annals of natural history. Vol. 12. 1843. p. 40. 

*) Ebenda. Vol. 12. p. 117. 

?) Ebenda. Vol. 12. p. 18. 

*) Ebenda, Vol. 13. p. 440. 

*) Report of the british association. 1843. p. 140. 

°) Anatomie, Physiologie und Systemkunde der Tange 1843 
pag. 8. 


294 v. Siebold: Bericht über die Leistungen 


Protozoa. (Infusoria und Rhizopoda). 


Von Gravenhorst') sind die Beobachtungen Ehren- 
berg’s über den äusseren und inneren Bau, sowie über die 
Lebensweise der Infusorien kurz zusammengestellt und eine 
Uebersicht der Gattungen, jedoch ohne Hinzufügung der Gat- 
tungscharaktere nach Ehrenberg’s Classification geliefert 
worden. 

Ehrenberg ?) fand in den Elbe-Absätzen bei Hamburg 
und Glückstadt eine Menge mikroskopischer Panzer von See- 
thierchen, welche kieselschaligen Polygastricen und kalkscha- 
ligen Polythalamien angehörten. Aehnliche Resultate lieferten 
Ehrenberg’s Untersuchungen des Schelde- und Ems- 
Schlieks, so wie des Meerabsatzes an verschiedenen Küsten- 
gegenden der Nord- und Ostsee, wobei fünf neue Gattungen 
mit vielen neuen Species entdeckt wurden. Derselbe erkannte 
ferner die Lebensverhältnisse im kleinsten Raume sowohl am 
Süd-Pol wie am Nord-Pol und in den grössten erreichbaren 
Tiefen des Oceans von überaus grosser Ausdehnung und In- 
tensität ®),. Ehrenberg gelangte zu dieser Ueberzengung 
durch die. Untersuchungen der von der Siüdpolreise des Ca- 
pitain Ross so wie von den Herrn Schayer und Darwin 
ihm zugekommenen oceanischen Materialien, wobei ihm die 
seltene Gelegenheit geworden war, die im Wasser mitgebrach- 
ten und ihm anvertrauten Lebensverhältnisse aus dem süd- 
lichen Polarmeere vom 75°—78° südlicher Breite untersuchen 
zu können. Derselbe *) unermüdliche Forscher mikroskopi- 
scher Organismen wies in einem im hohen atlantischen Ocean 
auf Schiffe niedergefallenen Staube verschiedene kieselschalige 
Polygastrica nach und zeigte, dass dieser Staub von einer 
ausgetrockneten Sumpfgegend herrührtee Auch in den von 
Koch aus Konstantinopel eingesandten Proben der Meeres- 


*) Naturgeschichte der Infusionsthierchen nach Ehrenberg’s gros- 
sem Werke über diese Thiere. 1844. 

?) Bericht über die Verhandlungen der Akademie d. Wissensch, 
zu Berlin a. d. J. 1843. p. 161 u. 259. 

3) Ebenda. 1844. p. 182. 

*) Ebenda. 1844. p. 194. 


U 


in der Naturgeschichte der Protozoen. 295 


Ablagerungen im Marmor-Meer und Bosporus erkannte Eh- 
renberg') verschiedene kieselschalige Polygastrica und kalk- 
schalige Polythalamien mit neun neuen Arten. Alle die bei 
dieser Gelegenheit gefundenen neuen Gattungen und Species 
wurden von Ehrenberg seinem Systeme einverleibt. 

Ueber Gallionella und Monadinen im eisenhaltigen Torf- 
wasser sprach sich Werneck aus, dem Ehrenberg noch 
verschiedene Bemerkungen beifügte ?). 

Von Kützing werden die Bacillarien als Diatomeen zu 
den Algen gerechnet. Sie sollen nach ihm eben sowohl ein 
vegetabilisches wie thierisches Leben führen ?). Diese Diato- 
meen finden wir in einem grössern Werke von Kützing 
nach Gattungen und Arten mit kurzen Diagnosen beschrieben 
und abgebildet *). Derselbe hat jedoch Gallionella ferruginea 
Ehrb. als eine wahre Conferve auch von den Diatomeen aus- 
geschlossen, indem er nachzuweisen suchte ®), dass Gullionella 
Ferruginea nicht, wie Ehrenberg meint, an der Bildung des 
Eisenockers und Raseneisensteins Antheil habe, sondern dass 
sich das in Eisenquellen enthaltene kohlensaure Eisenoxydul 
zersetze und zu Eisenoxyd geworden sich als sogenannter 
Eisenocker niederschlage, mag in einer solchen Quelle Gal- 
lionella ferruginea, welche überdies auch nicht einmal eine 
Kieselschale besitzt, enthalten sein oder nicht. Kützing hul- 
digt ausserdem dem Satze, dass nur in der höhern organischen 
Welt ein Pflanzen- und Thierleben als Gegensätze zu unter- 
scheiden wären, und dass diese für manche Formen der nie- 
deren Geschöpfe gar nicht existirten; in diesem Sinne wurde 
von demselben eine Schrift abgefasst ©), in welcher aufgestellt 
wird, dass das Infusorium Znchelys pulviseulus sich in einen 
Protococeus und zuletzt in eine Oseillatorie umwandle, ferner 
dass das Infusorium Chlamidomonas pulvisculus in die Con- 


') Bericht über die Verhandlungen der Akademie d. Wissensch. 
zu Berlin a. d. J. 1843. p. 253. 

2) Dieses Archiv. 1843. Th, 1. p. 105. 

») Anatomie, Physiologie und Systemkunde der Tange. 1843. p.4- 

**) Die kieselschaligen Baeillarien oder Diatomeen. 1844. 

’) Ebenda, p. 56. 

°) Ueber die Verwandlung der Infusorien in niedere Algenfor- 
men, 1844 


296 v. Siebold: Bericht ü. d. Leist. in d. Naturg. der Protozoen. 


ferve ‚S/ygeoclonium umgewandelt wird, wobei Tefraspora 
lubrica, oder gelatinosa, Palmella botryoides, verschiedene Pro- 
tococcus- und Gyges-Arten als verschiedene Entwicklungsfor- 
men zum Vorscheine kommen. Auch Flotow !) behandelte 
ein ähnliches Thema und machte darauf aufmerksam, dass 
verschiedene Entwicklungsformen des Haematococcus plwvialis 
leicht als Infusorien betrachtet werden könnten, indem ein- 
zelne Formen derselben mit den von Ehrenberg aufgestell- 
ten Infusorien - Gattungen Chilomonas, COryptomonas, Gyges, 
Chlamidomonas, Pandorina, Chaetoglena, Chaetotyphla die 
grösste Aehnlichkeit haben. Diesen Naturforschern ging Un- 
ger voraus, welcher sich durch seine an Vaucheria clavata 
gemachten Beobachtungen ?) zu derselben Annahme verleiten 
liess, dass sich Thiere in Pflanzen und umgekehrt Pflanzen in 
Thiere verwandeln könnten. Ref. hat jedoch in einem beson- 
deren Programme °) aufmerksam gemacht, dass aus den inter- 
essanten Entdeckungen Unger’s, zu denen auch die des 
Thuret *) zu zählen sind, nichts weiter geschlossen werden 
darf, als: Flimmerepithelium und Flimmerorgane 
sind nicht ausschliessliches Eigenthum des Thier- 
reichs. 


1) Nov, Act. Acad. nat. Curios. Vol. XX. P.2. 1844. p. 413. 

2) Die Pflanze im Momente der Thierwerdung. 1843. 

3) De finibus inter regnum animale et vegetabile constituendis. 
Erlangae. 1844. 

*) Annales des sciences naturelles. Botanique. T. 19. 1843. p. 266. 
Recherches sur les organes locomoteurs des spores des Algues. 


297 


Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte 
der Mollusken während des Jahres 1844. 


Von 


Dr. F. H. Troschel. 


In Menke’s Zeitschrift für Malacozoologie erhielt die 
Klasse der Mollusken ein besonderes Organ für die Verbrei- 
tung-des Wissenswürdigen. Es erscheint monatlich ein Bogen 
Text, in welchem theils kürzere Original-Aufsätze, theils kri- 
tische Anzeigen bekannt gemacht werden. Die ersteren sind 
ausser denen des Herausgebers im Jahrgange 1844 geliefert 
von Beyrich, Dunker, Jonas, Koch, Pfeiffer, Philippi und wer- 
den unten passenden Orts Erwähnung finden. Die kritischen 
Anzeigen betreffen meist neuere Werke, und sind vom Her- 
ausgeber bearbeitet, der sich bei seinen speciellen Kenntnis- 
sen in dieser Wissenschaft, und bei dem Besitz einer ausge- 
zeichneten Bibliothek, die sich der Vollständigkeit annähert, 
besonders für derartige Arbeiten eignet. Gewiss wird das 
Unternehmen Fortgang haben, zumal da es bei der Billigkeit, 
die nur durch das Nichtbeigeben von Abbildungen erzielt 
werden kann, einem grössern Publikum zugänglich wird. 
Beim Schluss des Jahrgangs sind Titel und alphabetisches In- 
haltsverzeichniss geliefert. 

Der zehnte Band von Lamarck Histoire naturelle des 
animaux sans vertebres par Deshayes erschien im Jahre 
1844. Wie in den früheren Bänden ist auch hier namentlich 
die Synonymie bereichert, und vielfach auf die Berichtigung 
der Namen nach der Priorität aufmerksam gemacht. Beson- 
ders wichtig sind die Bemerkungen über die Thiere der ein- 
zelnen Gattungen. Dieser Band enthält die Gattungen: Cas- 
sidaria, Oniscia, Cassis, Rieinula, Purpura, Monoceros, Con- 
cholepas, Harpa, Dolium, Buceinum, Eburna, Terebra: Colum- 


298 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


bella, Mitra, Voluta, Marginella, Volvaria; Ovula, Cypraea, 
Terebellum, Aneillaria, Oliva. 

Von Philippi’s geschätzter Enumeratio Molluscorum 
Sieiliae, deren erster Band in Berlin 1836 herausgegeben war, 
erschien im Jahre 1844 der zweite Band unter dem besondern 
Titel: Fauna Molluscorum viventium et in tellure tertiaria 
fossilium Regni utriusque Siciliae. Halis Saxonum sumptibus 
Eduardi Anton. Vorzugsweise ist in diesem Bande darauf 
Bedacht genommen, die Aufzählung der in jenen Gegenden 
vorkommenden Mollusken-Arten zu vervollständigen, zweifel- 
hafte und neue Arten durch sichere Merkmale zu unterschei- 
den und die Synonymie zu berichtigen. Nach der Angabe 
des Verf. in der Einleitung waren im ersten Bande von der 
Insel Sieilien 640 lebende und 367 fossile Arten aufgezählt, 
im zweiten Bande wurden die Untersuchungen auf das ganze 
Neapolitanische Reich ausgedehnt, und dadurch die Zahl der 
beschriebenen lebenden Arten auf 814, die der fossilen auf 
589 gebracht, und 258 Arten wurden auf 16 lithographirten 
Tafeln (tab. XIII bis XXVIII) hier zuerst abgebildet. Die am 
Schluss gegebene Uebersicht der geographischen Verbreitung 
der Mollusken Unter-Italiens ist in dieses Archiv 1844: I. 
p. 28 übergegangen. ı 

Ein Nachtrag zum zweiten Bande der Enumeratio Mol- 
luscorum Siceiliae ist von Philippi in Menke’s Zeitschrift 
4844. p. 100 gegeben. Es sind hier wieder manche Berichti- 
gungen in verschiedenen Beziehungen gegeben, und mehrere 
neue Arten hinzugefügt, deren Namen unten genannt werden 
sollen. 

Von Philippi’s Abbildungen und Beschreibungen neuer 
oder wenig gekannter Conchylien erschienen im Laufe des 
Jahres 1844 fünf Lieferungen 4—8, womit denn der erste 
Band geschlossen ist. Titel "und Register sind der letzten 
Lieferung beigegeben. Die behandelten Gattungen sind in 
Lief, 4: Helix, Nerita, Trochus, Pyrula, Psammobia, Pecten, 
in Lief. 5: Steganotoma und Cyelostoma, Fusus, Paludina, 
Haliotis, Tellina, Venus; in Lief. 6: Glandina, Trochus, Siga- 
retus, Haliotis, Cytherea; in Lief. 7: Helix, Bulimus, Melania, 
Mactra, Cytherea, Venus; in Lief. 8: Cylindrella, Trochus, 
Murex, Psammobia, ÜOytherea, Peeten. Sehr zweckmässig 


ET Zu 


Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1844. 299 


erscheint es, dass bei jeder Gattung der Monat und die Jah- 
reszahl der Publication angegeben sind. Wenn doch die Fran- 
zösischen Autoren sich dieser kleinen Vorsicht hingeben 
möchten! Ihre Lieferungen erscheinen häufig ganz ohne Jah- 
reszahıl. ! 

Von Potiez und Michaud wurde im Jahre 1838 ein 
Werk herausgegeben unter dem Titel: Galerie des Mollusques 


“ ou Catalogue methodique, descriptif et raisonne des Mollus- 


ques et Coquilles du Museum de Douai. Dieser erste Band 
enthielt die Cephalopoden, Pteropoden und Gasteropoden, 
deren eine beträchtliche Zahl auf 37 Tafeln abgebildet war. 
Hierzu ist nun im Jahre 1844 der zweite Band erschienen, 
welcher die Brachiopoden, Testaceen und Tunicaten, also die 
zweite grosse Abtheilung der Mollusken enthält. Zu diesem 
Bande gehören 33 Tafeln, die in Steindruck ausgeführt sind. 
Meist ist im Text nur der Name der Arten mit der Synony- 
mie, und der Fundort angegeben. Einige neue Arten sind 
beschrieben, und von ihnen sind, da das Werk wohl weniger 
allgemein verbreitet ist, die Diagnosen unten mitgetheilt. 

In der Uebersicht der, Arbeiten und Veränderungen der 
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur im Jahre 
4844 finden sich Ergänzungen zur Mollusken-Fauna Schlesiens 
von H. Scholtz. Es sind hier einige Arten und auch die 
Gattung Pupula Ag. der Schlesischen Fauna hinzugefügt. Als 
Anhang ist ein alphabetisches Verzeichniss der in Schlesien 
einheimischen Gattungen und Arten nebst Angabe ihrer Ver- 
breitung nach den verschiedenen Höhenverhältnissen gegeben. 
Danach kommen vor: in der Ebene 91 Arten, im Vorgebirge 
92 Arten und im Hochgebirge 25 Arten. Von den 135, in 
26 Gattungen vertheilten Arten leben 78, in 14 Gattungen 
auf dem Lande, und 57, in 12 Gattungen im Wasser. Unter 
letzteren sind 37 in 8 Gattungen vertheilte Wasserschnecken, 
und 20 in 4 Gattungen vertheilte Arten Muscheln. Unter 
den Landschnecken zeichnen sich durch Artenreichthum die 
Gattungen Helix (34) und Olausilia (14) aus; unter den Was- 
serschnecken Limnaeus (11) und Planorbis (13); unter den 
Muscheln Anodonta (6) und Unio (6). 

Im Jahre 1844 erschien Part IV. des Thesaurus Conchy- 
liorum or figures and descriptions of recent shells, edited and 


300 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


illustrated by G. B. Sowerby jun. Ueber die erste Liefe- 
rung ist im Jahre 1843 berichtet; die zweite und dritte sind 
mir nicht bekannt geworden, sie enthalten Monographien der 
Gattungen Pecten, Pteroceras, Hinnites, Lima und Oyelostoma, 
die vorliegende vierte Lieferung giebt die Gattungen Scalaria 
und Columbella. 

Ohenu Illustrations Conchyliologiques ou Description 
et figures de toutes les coquilles connues vivantes et fossiles, 
elassees suivant le systeme de Lamarck modifie d’apres les 
progres de la science et comprenant les genres nouveaux et 
les especes recemment decouvertes. Avec la Collaboration 
des prineipaux conchyliologistes de la France et de l’etranger. 
Von diesem glänzend ausgestatteten Werk sind bereits 54 
Lieferungen bis zum Anfange des Jahres 1846 erschienen, 
aber leider ohne Jahreszahl, so dass es sich nicht beurtheilen 
lässt, wie viele davon auf das Jahr 1844 kommen. Das Werk 
liefert Monographien, von denen in den erschienenen Liefe- 
rungen die Gattungen Aspergillum, Panopaea bearbeitet von 
Valenciennes, Dentalium, Siliquaria, Sigaretus von Reecluz, 
Solen, Clavagella von Caillaud, Magilus, Stylifer, Corbis, Gly- 
eimeris, Poronia (Cardium spec.) von Recluz, Pecten, Pedum, 
Ungulina, Hinnites, Galathea, Syndosmya von Recluz, Strom- 
bus von Duclos, Oliva, Ervilia Turt., Spondylus, Diceras von 
Favre, Lavigno Cuv., Tridacna, Mycetopoda d’Orb., Cleido- 
thaerus Stutchbury (Chama albida Lam.), und Ligula von Re- 
cluz enthalten sind. Der Begriff von Coquilles wird hier in 
sehr weitem Sinne genommen, denn ausser den eben genann- 
ten Molluskengattungen sind auch folgende Cirripedien und 
Annulatengattungen behandelt: Arenicola, Spirorbis, Coronula, 
Balanus, Sabellaria, Terebella, Amphitrite, Pherusa, Pectinaria, 
Siphostoma, Ditrupa, Creusia, Pyrgoma, Tubieinella. 

Von The zoology of the Voyage of H. M. S. Sulphur 
under the command of Captain Edward Belcher during the 
Years 1836—42 sind im Jahre 1844 zwei Lieferungen (6 u, 7) 
und im Jahre 1845 eine Lieferung (8) mit Mollusken erschie- 
nen. Diese Abtheilung ist von Hinds bearbeitet. Da mit 
der 8. Lieferung der Abschnitt über Mollusken geschlossen 
ist, so scheint es passend über das Ganze gleichzeitig zu be- 
richten. Es ist hier eine grosse Anzahl von neuen Arten 


Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1544. 301 


beschrieben und abgebildet, von denen die meisten bereits 
in den Annals of natural history und in den Proceedings of 
the zoologieal Society publieirt sind. Jede Lieferung enthält 
7 colorirte Tafeln in Kupferstich von G@. B. Sowerby jun. 
Die Malacologie erhält durch dieses Werk keine Bereicherung, 
indem nur die Conchylien beschrieben sind. 

Menke gab als pragmatische Einleitung zu seiner Zeit- 
schrift für Malacozoologie p. 1 einen Aufsatz: Standpunkt und 
Bedürfniss der malacozoologischen Literatur. 

Ferner finden sich von Demselben Beiträge: zur älte- 
sten Geschichte der Mollusken (Zeitschr. p.17 und in den 
folgenden Nummern), in welchen Verf. auf Homer p. 65 und 
p- 145 und Hesiod p. 81 eingeht. Bei Homer finden sich nur 
äusserst wenige Mollusken erwähnt. Die z7$e« (Jl. 16, 747) 
will M. für Austern® oder doch für ein essbares Mollusk 
deuten, in der Odyssee (5, 432) wird Odysseus, als er sich 
an einen Felsen anklammert, mit dem novAvrovg (vielleicht 
Octopus vulgaris) verglichen. Den Helm der Frösche im 
Froschmäusekrieg 165 und 258 weist M. sehr geistreich als 
Limnaeus stagnalis nach. — Hesiod (2£oy« zei nusgaı v. 522. 
523) nennt den Meerpolypen knochenlos, was auf die Gat- 
tung Octopus schliessen lässt. Ib. v. 569 wird noch die ge- 
häustragende Landschnecke als Zeichen des einbrechenden 
Frühlings genannt. 

In den Comtes rendus 19. p. 1076 ist eine Arbeit von 
Aleide d’Orbigny angekündigt: Recherches sur les lois 
qui president a la distribution geographique des mollusques 
marins eötiers. Die Betrachtungen beziehen sich nur auf die 
Küsten von Südamerika und stehen in Uebereinstimmung mit 
denen, welche derselbe Verf. früher in Betreff der Foramini- 
feren (vergl. dies Archiv 1840. 1. p. 398) bekannt gemacht 
hat. Die Malwinen haben eine specielle Fauna; die der ge- 
mässigten Gegenden ist reicher als die der heissen Zone und 
. zwar in beiden Meeren. Von 95 Gattungen gehören 50 nur 
einem Meere an, während 45 beiden gemeinschaftlich zukom- 
men. Die Ströme streben die Mollusken, welche eine grös- 
sere Verschiedenheit der Temperatur ertragen können, zu 
verbreiten; so verbreiten sich im atlantischen Ocean 12 Arten 
auf 19°, und im stillen Ocean 15 Arten auf 22° der Breite, 


302 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


und hören auf an den Nordgrenzen (er Ströme, Von der 
andern Seite bestimmen die Ströme, wenn sie sich von der 
Küste entfernen, wie an den Malwinen, oder wenn sie gegen 
ein Vorgebirge anspülen, wie beim Cap Horn, oder wenn sie 
heftig gegen die Küste anströmen, wie bei Payta, die Tren- 
nung der Faunen. Die Temperatur zwängt demnächst die 
Arten in engere Grenzen. Auch die orographische Beschaf- 
fenheit der Küsten hat einen mächtigen Einfluss auf die Be- 
schaffenheit der Fauna. 

Eine Uebersicht der Mollusken der deutschen Nordsee 
erhielten wir, wenigstens den Anfang derselben, von Menke 
in seiner Zeitschr. p. 129 und 148. Es sind 3 Cephalopoden, 
7 Gymnobranchien, unter denen eine neue Gattung (s. unten) 
und eine Bulla, } 

Essai sur les Mollusques terrestres.et fluviatiles, et leurs 
coquilles vivantes et fossiles, du departement du Gers, par 
M. l’abbe D. Dupuy, professeur d’histoire naturelle au petit 
seminaire d’Auch. Paris 1843. 8, ist mir nur aus der Anzeige 
in der Rev. zool. 1844. p. 189 bekannt geworden. 

Von William Thompson erhielten wir in den Annals 
XII. p. 430 Additions to the Fauna of Ireland, in diesem 
Verzeichnisse werden 30 Gasteropoden, 2 Brachiopoden, 10 
Lamellibranchiaten und 11 Tunicaten aufgezählt. Neue Arten, 
sind nicht dabei. 

Die Kenntniss der ‚britischen Fauna wurde auch durch 
Forbes erweitert, indem er in den Annals XIV. p. 410 einige 
von Mac Andrew entdeckte Thiere beschrieb und abbildete, 
Von Mollusken sind es folgende: Emarginula crassa Sow., 
die bisher nur fossil bekannt war, Eulima Mac Andrei n, sp. 
(s. unten), Pleurotoma teres Forbes bei Reeve Conch, Icon, 
pl. 19. F. 161 abgebildet, eine Varietät von Natica monilifera, 
Chemnitzia fulvoeineta (Turritella sp.) Thompson, Pleurotoma 
Bothii Smith, Cyprina triangularis Mont., Peceten Landsburgi. 

Heinrich Meckel hat in Müller’s Archiv für Anatomie 
ct. 1844. p. 483 seine Untersuchungen über die Geschlechts- 
theile der hermaphroditischen Mollusken bekannt gemacht, und 
dieselben auf zwei Tafeln mit sehr klaren Abbildungen erläu- 
tert. Diese Arbeit wird äusserst wichtig für die Deutung der 
Organe, über die schon so viel geschrieben ist. Verf, hält 


Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1844. 303 


das Organ, was in der Leber liegt, weder für Hoden noch 
für Eierstock, sondern wie neuerlich v. Siebold, für beide zu- 
gleich, und zwar so, dass die einzelnen Schläuche, aus denen 
das Organ besteht, zwei in einander liegende Schläuche sind, 
deren innerer Samenthierchen, der äussere Eier enthält. Von 
dieser Zwitterdrüse aus führen zwei wiederum in einander 
geschachtelte Kanäle aus, die sich so zur glandula uterina, 
dem Hoden Cuvier’s begeben, wo nach dem Verf. das Eiweiss 
sich bilde. Von da gehen beide Gänge verwachsen und so- 
gar durch eine Rinne mit einander der ganzen Länge nach 
zusammenhängend bis zur Vulva. Die sogenannte gestielte 
Blase sieht Meckel als Samenblase an, die bei der Copula 
Jen Samen aufnimmt, die organes multıfides als Schleimorgane, 
— Es werden die Geschlechtsorgane von Helix pomatia, und 
was besonders interessant ist, die von Thetis, Doris, Tritonia, 
Pleurobranchaea abgebildet, die mit Helix darin übereinstim- 
men, dass das Vas deferens vor dem Eintritt in die Vulva 
abgeht, um sich zum Penis zu begeben, und endlich die von 
Aplysia, Bullaea, Doridium, Uıinbrella, Gasteropteron und Di- 
phyllidia, die darin übereinstimmen, dass das weibliche System 
mit dem männlichen in seinem ganzen Verlauf verwachsen 
ist. Was das Besondere der einzelnen Gattungen betrifft, so 
muss auf die Abhandlung selbst verwiesen werden. 

Charles Peach hat die Eihülsen von Purpura Japillus 
und Buceinum retieulatum beobachtet. Bei ersteren kriechen 
die Jungen nach vier Monaten aus, frisch gelegt sind sie 
völlig durchsichtig, sehr zerbrechlich und enthalten keine 
Spur einer Schale. Die letzteren bilden häufig Reihen, in 
denen sich die einzelnen Hülsen wie Schuppen decken, aus 
deren Spitze die Jungen auskriechen. Die Hülsen sind horn- 
farbig und halbdurchsichtig. (Annals XIII. p. 203). 

Küster theilte seine Erfahrungen über die Lebenszähig- 
keit der Binnenmollusken mit (Isis 1844. p. 645). Helices 
leben bekanntlich Monate, selbst Jahre lang ohne Nahrung 
und Feuchtigkeit; Paludina (Hydrocera) Sirkii lebte einen 
ganzen Sommer hindurch im Trocknen; selbst Muscheln konn- 
ten 18 Tage lang das Wasser ohne Schaden entbehren. 


304 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


Cephalopoda., 


An attempt to classify the Tetrabranchiate Cephalopods 
by William King in den Annals XIV. p. 271 bezieht sich 
natürlich fast nur auf Fossilien. 

E. Rüppell beschreibt in einem Briefe an Anastasio 
Cocco (Giornale del Gabinetto di Messina fascicolo XVI. 
Maggio 1844) einige Cephalopoden: 

Enoploteuthis margaritifera abgebildet in Fig. 1. Der Einge- 
weidesack ist etwas länger als der Kopf mit den kürzern Fühlern, 
die Spitze des Knorpelstücks steht ein wenig vor der rhombischen 
Flosse vor; die langen Arme tragen am Ende viele sehr kleine Saug- 
näpfe in mehreren Reihen und vier Haken. Messina. — E. Veraniü 
Fig.2. Die Flosse ist breiter als die Länge des Körpersacks; ihre 
Endspitze ragt über die Spitze des Knorpelstücks vor; an den län- 
geren Armen 3 Haken. Messina. 

Loligo aequipoda ist verwandt mit L. Coindeti Verany, unter- 
scheidet sich aber von ihm durch die kleinere Flosse und das ver- 
schiedene Verhältniss der Fühler. 

Rossia (im Text steht Sepiola, ist aber vom Verf. corrigirt) 
dispar unterscheidet sich durch die vier Saugnäpfe der zehnmal län- 
geren seitlichen Arme; jeder Arm hat 15—20 Saugnäpfe. 

Loligopsis vermicularis ist durch die Länge des Halses ausge- 
zeichnet; der vordere Rand ist von den Augen und vom Anfange der 
herzförmigen hinten in eine Spitze verlängerten Flosse gleichweit 
entfernt. y 

Die Gattung Octopoteuthis vereinigt die Charaktere der Gat- 
tungen Octopus, Loligo und Enoploteuthis. Der Mund ist von 8 
gleich langen Armen umgeben, die mit zwei Längsreihen kleiner Ha- 
ken bewaffnet sind; der Eingeweidesack ist konisch, trichterförmig, 
enthält eine sehr dünne Hornlamelle und trägt am Rücken auf zwei 
Drittel seiner ‘Länge gegen die Spitze eine grosse fast herzförmige 
Flosse. Die Art O. sicula ist rosenfarbig glashell mit rothen Spitzen 
der Arme. 

Sepia rubens Philippi Enum. p. 203 corpore depressiusculo, 
utrinque laevi, rubente; brachiis pedunculatis praelongis; Jamina dor- 
sali elongato-elliptica, rosea. Neapel. 


Pteropoda. 


Aug. Krohn beschrieb in diesem Archiv 1844. I. p. 324 
eine neue Pteropodenart Tiedemannia ereniptera, theilte jedoch 
später dem Ref. brieflich die Bemerkung mit, dass er dieses 
Thier in Forskal’s Descriptiones animalium ct. Tab. 43. Fig. D. 
wieder erkannt habe; man sieht deutlich, sagt Verf., den vor- 


a re 


Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1844. 305 


ragenden Rüssel und die charakteristischen fingerförmigen 
Läppchen an den Seitenrändern der grossen Flossen. Im 
Texte vermisst man die Beschreibung des Thiers, das in der 


- Erläuterung der angezeigten Tafel Gleba cordata genannt wird. 


In Betreff ihrer, so wie der später als Hippopodius luteus 
bekannt gewordenen Physophoride (Gleba hippopus Forsk. 
ejusd. tab. Fig. E) fügt auch der Herausgeber, der berühmte 
Niebuhr hinzu: animaleulo non descripto, sed modo delineato 
hisque nominibus insignito tradidit et. Forsk. — Color aqueus 
et substantia gelatinosa. 


Heieropodn. 


Ueber die Gattung Sagitta Quoy et Gaimard, über welche 
die Kenntniss bisher noch sehr unvollständig war, erhielten 
wir durch zwei Arbeiten, von Darwin und Krohn, sehr 
wichtige Belehrung. Wenn gleich die Stellung des Thiers im 
System noch gar nicht entschieden ist, und Krohn nach seinen 
genauen Untersuchungen geneigt ist, dasselbe in die Klasse 
der Annulaten zu bringen, so folge ich doch hier den An- 
sichten d’Orbigny’s, indem ich es vorläufig den Heteropoden 
anreihe. Freilich ist die Abweichung der Organisation von 
den übrigen Gattungen dieser Abtheilung sehr gross, doch 
finden sich unter den Annulaten noch viel weniger Verwandt- 
schaften, welche die Einordnung in diese Klasse rechtfertigen 
könnten, 

Die Beobachtungen Darwin’s (Observations on the 
Structure and Propagation of the genus Sagitta. Annals XIII. 
p-1 und daraus übersetzt in Froriep’s Neuen Notizen 30. p.1) 
beziehen sich auf Sagitta hexaptera d’Orb. Ausser den be- 
kannten hakenförmigen Zähnen, deren bei dieser Art jeder- 
seits 8 vorhanden sind, finden sich dicht am Munde noch 
zwei Reihen sehr kleiner Zähnchen. Die Thiere hefteten sich 
häufig mit der Schwanzflosse, nie mit dem Kopftheile an an- 
dern Gegenständen an. Von Ernährungsorganen findet sich 
nur ein Darm. Kein Nucleus, keine Kiemen, keine Leber. 
Bei ganz jungen Thieren bemerkte Verf. ein deutlich pulsi- 
rendes Organ im vordern Theile des Körpers; später wurde 
kein Herz und keine Gefässe wahrgenommen. Zwei in der 
Länge des Körpers neben einander liegende Bierstöcke finden 

Archiv f. Naturgesch. XT, Jahrg. 2. Bil, U 


306 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


sich vor dem Schwanztheil, sie münden sich jederseits zwi- 
schen den hinteren paarigen Flossen. Im Schwanze selbst 
beobachtete Verf. eine deutliche Cireulation einer körnigen 
Masse in zwei durch eine Längsscheidewand getrennten Be- 
hältern; derselbe hält dies für ein die Eier des Eierstocks 
vorbereitendes Organ. Ueber die Eier und deren Entwicke- 
lung findet sich Nachricht. Sie sind an einer Seite spitz und 
enthalten einen kleinen Kern. Die Spitze schwillt bald nach 
dem Ablösen vom Eierstock kugelförmig an, füllt sich mit 
körniger Masse und vereinigt sich mit der körnigen Kugel im 
Innern des Eies, so dass das Ei aus zwei fast gleich grossen 
Kugeln besteht, deren eine den körnigen Inhalt hat, die an- 
dere leer ist; dann trennen sich beide Schalen von einander. 
Dieser ganze Hergang geschieht in 10 Minuten. 

Viel weiter dringt die Arbeit von Krohn (Anatomisch- 
physiologische Beobachtungen über die Sagitta bipunctata. 
Mit einer lithographirten Tafel. Hamburg). Verf., der den 
Darwin’schen Aufsatz nicht kannte, theilt das Thier in Kopf, 
Rumpf und Schwanz. An seiner Art finden sich nur 5 bis 7 
hakenförmige Zähne, die beiden innern kleinen Zähnchen sind 
auch hier beobachtet. Der Kopf ist durch eine Querscheide- 
wand vom Rumpf, dieser durch eine ähnliche vom Schwanz 
geschieden. Im Rumpfe wurden ebenfalls nur der Darmkanal 
und die beiden Eierstöcke beobachtet. Letztere öffnen sich 
in zwei Oeflinungen am Rücken, zwischen denen am Bauch 
in der Mitte der After liegt. Herz, Gefässe, Kiemen, Leber 
sind nicht beobachtet worden. Die beiden Höhlungen im 
Schwanze sind Samenfächer, und die eirculirenden Körnchen, 
welche Darwin für unentwickelte Ovula hielt, bilden sich zu 
Bündeln von Samenthierchen aus, welche fadenförmig sind, 
sich nach beiden Enden zuspitzen und sich schlängelnd be- 
wegen. Diese Samenfächer münden sich jederseits vor der 
Schwanzflosse in einer kleinen Papille, welche hohl ist, und 
zu welcher ein kleiner sich nach aussen verengender Kanal 
führt. Diese Thiere sind also Zwitter, und Verf. glaubt, da 
zu einer Zeit wo sich Spermatozoen in den Eierstöcken 
finden, die Samenbehälter immer leer sind, dass hier eine 
Selbstbefruchtung stattfinde, was mir bei der Entfernung der 
männlichen Geschlechtsöffnung von der weiblichen unwahr- 


Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1844. 307 


scheinlich ist. Eine Begattung ist jedoch noch nicht beob- 
achtet. Das Nervensystem besteht aus einem sechseckigen 
Kopfganglion, von welchem nach vorn zwei Fäden entsprin- 
gen, die an den Muskeln der Hakenzähne zu einem Ganglion 
jederseits anschwellen; nach hinten gehen ebenfalls zwei Fä- 
den ab, die sich an der Grenze des Kopftheils so mit einan- 
der vereinigen, dass sie eine Schlinge bilden. An ihrem Ur- 
sprunge treten auch 2 kleine Nerven aus, die zu den beiden 
auf der obern Fläche des Kopfes liegenden schwarzen Augen- 
punkten führen. Endlich entspringen seitlich vom Kopfgang- 
lion zwei nach hinten sich wendende Stämme, die sich am 
Bauche vor der Mitte des Rumpfes zu einem Ganglion ver- 
einen, das wieder zwei Stämme nach hinten entsendet, die 
sich am Ende pferdeschweifartig spalten. 


Gasteropoda. 
Nudibranchia. 


Alder und Hancock beschreiben zwei neue Arten Doris in 
den Annals XIV. p. 330: D. fammea, 9 Kiemen, verwandt mit tuber- 
culata, aber die Tuberkeln und Kiemen sind etwas kleiner, schar- 
lachroth. — D. mera, weiss mit 13 Kiemen. Beide Arten sind bri- 
tisch. — D. elegantula Philippi Enum. p. 80 mit 11 Kiemen. 

Quatrefages giebt in den Comtes rendus 19. p. 193 
Notiz von Kalkstacheln in der Oberfläche des Körpers von 
zwei mit Doris verwandten kleinen Gattungen. Es ist dies 
offenbar dasselbe, was Lowen an der jungen Doris muricata 
beobachtet hat (vergl. dies Archiv 1841. 2. p. 275). Diese 
Kalknadeln gehören nur dem Jugendzustande an. 


Quatrefages beschreibt in den Annales des sciences 
naturelles troisieme serie I. p. 129 (vergl. auch Comtes rendus 
Vol. 18. p. 13. Vol. 19. p. 190. Annals XIV. p. 28) mehrere 
neue Gattungen, welche in ihrer Organisation von dem Typus 
der übrigen Gasteropoden sehr wesentlich abweichen und 
welche mit den bereits früher aufgestellten Gattungen Eolidia, 
Calliopaea, Cavolina, Glaucus, Actaeon, Placobranchus, die 
unter die Nacktkiemer gesetzt wurden, so wie mit der von 
demselben Verfasser früher beschriebenen Gattung Eolidina 
eine eigene Unterordnung unter den Gasteropoden, die Verf. 


Phlebenterata nennt, bilden sollen. Während der Circu- 
U* 


308 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


lations-Apparat als sehr vereinfacht, und nur aus einem Her- 
zen und Arterien bestehend, dargestellt ist, indem die Venen 
verschwinden, und während im Zusammenhange damit der 
Respirationsapparat fehlt, werden nach der Meinung des Verf. 
vom Verdanungskanal, der sehr eigenthümlich gebildet ist, 
und eine Neigung zu Verästelungen zeigt, die Funetionen 
der Kiemen mit übernommen. Der After ist stets sehr klein, 
bei einigen Gattungen scheint er zu fehlen. Dass man es 
übrigens hier mit Mollusken zu thun hat, ist keinem Zweifel 
unterworfen; das zeigt das Nervensystem mit Schlundring, 
Augen und Gehörsorganen, und besonders auch die Zunge. 
Letztere weicht freilich von denen der übrigen Gasteropoden 
ab, sie ist ser schmal und besteht nur aus einer Längsreihe 
hakenförmiger Platten, so dass ich sie der mittleren Platten- 
reihe, welche bei den meisten Schnecken sehr ausgezeichnet 
ist, vergleichen möchte; es würden hier also die’bei anderen 
Abtheilungen oft sehr zahlreichen Seitenplatten fehlen. Dass 
die Gattung Glaucus, die Verf. nur fraglich hierher stellt, 
wirklich hierher gehört, kann ich nach meinen Untersachungen 
über die Mundtheile bestätigen, ebenso kenne ich die Mund- 
theile von Eolidia. 

Verf. theilt die Ordnung, die er als Gasteropoden mit unvoll- 
ständiger oder fehlender Circulation und ohne eigentliche Respira- 
tionsorgane charakterisirt, in zwei Familien: 

1. Enterobranchia. Bei ihnen ist der Darm verästelt, und die 
Zweige verlängern sich in äussere Anhänge. Diese Anhänge sind 
entweder einzeln (Enterobranchia sensu strietiore) mit den Gattun- 
gen: Eolidia, Eolidina, Zephyrina, Amphorina, Calliopaea, Cavolina?, 
Glaucus?; oder die Anhänge sind ruderförmig vereinigt (Enterokran- 
chia remibranchia) mit den Gattungen: Actaeon, Actaeonia, Placo- 
branchus? 

2. Dermobranchia. Sie haben einen sehr einfachen Darm in 
Form wenig zahlreicher Taschen, keine äusseren Anhänge. Hierher 
die Gattungen Pelta und Chalidis. - 


Die neuen Gattungen charakterisirt der Verf. folgendermassen: 

Zephyrina (ist Venilia, später Proctonotus Alder und Han- 
cock) Kopf wenig deutlich; 4 Fühler, die vordern breit und dünn, 
die hintern lang kegelförmig; Körper vorn und hinten verschmälert; 
2 Augen an der Basis der hinteren Fühler; sehr viele appendices 
respiratoriae an den Seiten des Kopfes und Körpers, am ersteren in 
einer Reihe; Fuss diek, hinten länger als der Körper. Mund mit 
zwei starken, seitlichen, hornigen Zähnen und einer hornigen Gau- 


IA a 


Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1844. 309 


menplatte bewafinet; die Bauchgefässe geben eine Menge Blindsäcke 
in die Cirren des Körpers ab; Hirn mit vier deutlichen Ganglien. 
Eine Art Z. pilosa. } 

Actaeon Oken Kopf deutlich, 2 Fühler, dahinter, zuweilen 
ziemlich entfernt 2 Augen; Körper platt, eiförmig, kurz, an den Sei- 
ten 2 blattartige Ausdehnungen, die sich hinter dem Körper vereini- 
gen, und sich nach hinten verlängern; Fuss vor dem Munde vor- 
stehend, nur unter dem Körper, so dass die Anhänge frei vorstehen ; 
After hinten in der Mitte über dem Verbindungspunkt der Anhänge; 
Geschlechtsöffnung rechts, in der Höhe der Augen. Zunge knorplig, 
quer, gekrümmt; ein Magensack, von welchem vier ästige Stämme 
abgehen; Hirn mit 4 deutlichen Ganglien. Beobachtet sind 4, vwiri- 
dis Oken und eine neue Art A. elegans. 

4Actaeonia Kopf deutlich, vorn ausgeschnitten durch zwei dicke 
Leisten erweitert, welche nach hinten 2 kurze Tentakeln bilden, da- 
hinter 2 Augen; Körper kaum breiter als der Kopf; After oben am 
Hinterende; Kiemenlappen dick, fleischig, einen seitlichen Saum bil- 
dend, sich hinten vereinigend; Fuss sehr klein, kaum bis ans Ende 
des Körpers reichend. After gegen das Ende des Körpers oben. 
Eine Art 4. senestra. 

Amphorina. Kopf deutlich, dicker als der Körper, mit 4 Füh- 
lern; Körper platt, Fuss hinten länger; wenige Kiemenanhänge spin- 
delförmig oder eiförmig, in 2 Reihen; Geschlechtsöffnung rechts vor 
den Kiemenanhängen; 2 Augen hinter den hinteren Fühlern. Zwei 
kleine seitliche Kiefer und eine Zunge in der Mittellinie. 2 Darm- 
säcke, deren jeder seine deutliche Oefinung in der Mundhöhle hat, 
grosse Blindsäcke dringen in die Anhänge des Körpers; Hirn mit 2 
Ganglien. Eine Art 4. Alberti. 

Pelta. Fuss seitlich und hinten vorstehend, den Mund nicht 
erreichend, Kopf seitlich von zwei blattartigen Lappen umgeben, 
welche sich hinten in der Mitte vereinigen; keine Fühler; 2 Augen; 
Seiten und Hinterende vom Körper durch eine Furche getrennt. 
Zunge mit einem mittlern und zwei seitlichen Aesten, quer, Magen 
mit 4 Kiefern bewaffnet, Darm sackförmig, unregelmässig gebeu- 
telt; Hirn mit 2 Ganglien. Eine Art P. coronata. 

Chalidis. Körper vorn und mitten platt, im hintern Drittel 
rundlich; Kopf deutlich, statt der Fühler 2 breite Seitenleisten,; Fuss 
kaum bis an den Mund reichend, nach hinten undeutlich. Kein 
eigentlicher Magen, der Darm besteht aus 2 langen Säcken, die sich 
in der Mitte vereinigen. Hirn mit 2 Ganglien. Eine Art Ch. coerulea. 

Alle diese Thiere sind höchstens einige Linien lang, und an den 
Küsten der Bretagne . beobachtet. Ihre Durchsichtigkeit erleichtert 
das Studium der Anatomie, 

Gegen die Beobachtungen von Quatrefages über die Phle- 


 benterata tritt Souleyet auf (Oomtes rendus 19. p. 355, An- 


mals XIV. p.342). Derselbe leugnet zuerst das Fehlen der 


310 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


Venen, indem er dieselben durch Injection nachgewiesen hat; 
er hat dieselben bis zu den äusseren Kiemenanhängen ver- 
folgt, wodurch er zugleich erweist, dass diese Anhänge wirk- 
lich dem Athmungsgeschäfte dienen. Demzufolge sind also 
auch die Verästelungen des Verdauungskanals, welche sich 
oft in die Kiemen erstrecken, nicht Athmungsorgane; Verf. 
hält sie für Gallengänge, welche sich einzeln in den Magen 
münden. Auch von der Lage des Afters und der Geschlechts- 
öffnungen berichtet der Verf. anders. Bei Actaeon liegt der 
After nicht hinten in der Mitte, sondern vorn an der rechten 
Seite, in Form eines kleinen Vorsprunges, und die Geschlechts- 
öffnung ist nicht eine gemeinschaftliche, sondern die weibliche 
liegt rechts in einer kleinen Furche, welche vom After nach 
der unteren Seite des Thieres verläuft, die männliche liegt 
ebenfalls rechts am Grunde des Fühlers. 

Es versteht sich von selbst, dass Quatrefages sich 
gegen solche Angriffe vertheidigt (Comtes rendus 19. p. 806). 
Verf. giebt zu, dass getrennte Geschlechtsöffnungen vorhanden 
bei Venilia, und zur Begattungszeit auch bei den Tergipe- 
dinen, auch dass die Kiemenanhänge an der Spitze durchbohrt 
sind. In Beziehung auf diese letzteren meint er aber, dass 
sie nicht gleichsam supplementäre After seien, sondern dass 
sie zum Auswerfen von Stachelchen dienen, welche fast ganz 
mit denen der Actinien, Medusen und Synapten übereinstim- 
men. — Dagegen leugnet Verf., dass sich die Verzweigungen 
des Darmkanals einzeln in den Magen münden, und dass die- 
selben Gallengänge seien, indem er in sie den Nahrungsstoff 
eintreten und wieder austreten sah, ebenso leugnet er das 
Vorhandensein der Venen. 

Ein anderer Angriff gegen die Beobachtungen von Quatre- 
fages, der viel ruhiger geschrieben ist, als der vorhin er- 
wähnte von Souleyet, findet sich’in den Annals XIV. p. 125 
von Joshua Alder und Albany Hancock. Die Verfasser 
halten die Gattung Eolidina nicht für verschieden von Eolis. 
Sie halten das Fehlen des Afters, der Ruthe und der voll- 
ständigen Circulationsorgane für die Folge ungenauer Beob- 
achtung. Schliesslich sprechen sie sich dahin aus, dass Qua- 
trefages seine Abtheilung der Phlebenterata zu voreilig auf- 
gestellt habe. — Nach allem Vorliegenden für und wieder die 


Se 


Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1844. 311 


Phlebenteraten glaube ich mich dahin aussprechen zu müssen, 
dass genaue Forschungen über die Entwickelungsgeschichte 
Jieser Thiere sehr wünschenswerth sind. Jedenfalls müssen 
dieselben eine eigene Abtheilung (Familie) bilden, indem ihre 
Zungen nach den Abbildungen Quatrefages sowohl als nach 
meinen Untersuchungen an Eolis, Glaucus und andern sich 
durch ihre Schmalheit auszeichnen; es sind bei ihnen nur die 
mittlern Platten entwickelt. Einen Gegensatz hierzu bilden 
Bulla, Bullaea und Gasteropteron, bei denen gerade die mitt- 
leren Platten oder Zähne fehlen, so dass indem die seitlichen 
allein vorhanden sind; zwei schmale getrennte Zungen ent- 
stehen. Von der andern Seite lässt sich erwarten, dass das 
Wunderbare der Organisation, wie es Quatrefages schildert, 
vor den Augen besonnener Beobachter schwinden werde. 

Joshua Alder und Albany Hancock stellen eine 
neue Gattung‘ nacktkiemiger Mollusken unter dem Namen 
Venilia auf (Annals XII. p. 161), deren Name ib. p. 407 in 
Proctonotus verändert wird. 

Der Körper ist Jänglich, niedrig, hinten spitz. Mund mit einem 
Paar horniger Kiefer, vier Fühler. Die Kiemen sind längliche Pa- 
pillen in zwei Reihen auf dem Rücken. After hinten in der Mittel- 
linie des Rückens. Geschlechtsöffnung rechts. Die Art V. mucroni- 
fera ist abgebildet, sowohl das ganze Thier, als auch die Kiefer, die 
Zunge und die verästelten Anhänge des Magens. Das Thier gehört 
zu den Phlebenteraten von Quatrefages und ist identisch mit der 
Gattung Zephyrina, vor welcher der Name Venilia aber die Priori- 
tät hat. 

An demselben Orte sind von demselben Verf. auch einige 
neue Arten der Gattung Eolis beschrieben, nämlich E. alba und 
Farrani von Dublin, und E. angulata, Northumbrica, gracilis und 
violacea von Cullercoats, Northumberland. 

Eolis limacina und Scacchiana Philippi Enum. p. 73, erstere 
mit kurzen, die Rückenpapillen nicht überragenden Fühlern, die 
zweite mit längern Fühlern. 

In die Nähe von Eolis und Calliopaea gehört auch eine neue 
Gattung Pterochilus Alder und Hancock (Amnals XIV. p. 329). 


- Der Körper ist länglich, fast linienförmig, hinten spitz; Kopf am 


vordern Ende, jederseits mit einem flachen ausgebreiteten Lappen; 
Kiefer hornig, zwei linienförmige Fühler hinter denen die Augen 
liegen; Kiemen verlängerte Warzen an den Seiten des Rückens; Af- 
ter rechts hinter den Geschlechtsorganen. P. pulcher jederseits mit 
einer Reihe von 5 oder 6 Kiemen. Vom Magen gehen Zweige zu 
den Kiemen. 0,3 Zoll. Hothesay Bay, Isle of Bute. 


312 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


Elysia (Actaeon) fusca Philippi Enum. p.100 klein, bräunlich, 
oben dunkler, unten roth punktirt, mit erweiterten Flügeln. 

Janus Verany nov. Gen. Rev. zool. p. 302. Kopf deutlich, 
vorn jederseits mit einer fühlerartigen Verlängerung, zwei nicht re- 
tractile conische Rückenfühler auf einer dicken gemeinschaftlichen 
Basis, Augen sitzend, wenig deutlich, hinter dem Fühlerstiel. Kiemen 
wie bei Eolis aus vielen eylindrischen Fäden bestehend, die in Längs- 
reihen 'an den Seiten des Rückens stehen, aber so weit bis vorn 
und hinten reichen, dass die Reihen beider Seiten zusammenstossen. 
After hinten in der Mitte des Rückens.: Oeffnung der Geschlechts- 
organe in einem gemeinsamen Höcker vorn rechts. Die Art ist nicht 
genannt. 

Lomanotus Verany nov. Gen. ib. Kopf so breit wie der 
Körper, vorn mit einem Stirnsegel, welches jederseits kleine fühler- 
förmige Verlängerungen trägt. Zwei retractile keulenförmige Rücken- 
tentakeln, welche in einer becherförmigen Scheide stehn. Die Kie- 
men bestehen aus zwei dünnen gefranzten Organen, welche jederseits 
zwischen der Rücken- und Seitenfläche des Thiers liegen. After und 
Geschlechtsöffnungen wie bei Tritonia. Die Art ist nicht genannt. 

Psiloceros Menke n. gen. Zeitschr. p. 149. Animal limaei- 
forme; tentacula frontalia quatuor, basi nuda; ramenta labialia nulla; 
branchiae dorsales simplices, serie longitudinali duplice digestae. 
Die Art Ps. claviger ist von Bomme in Verhandelingen te Vlissingen 
D. 3. p. 296. No. 4. Fig.3 abgebildet, aber von Doris aa Müll. 
und Doris fimbriata Vahl verschieden. 


Aus Polycera punctilucens d’Orb. bildet Loven eine neue Gat- 
tung degires: Corpus robustum, gibbum, e spiculis numerosissimis 
rigidum; pallium adnatum, a solea sulco distinetum, tuberculosum; 
vibracula eylindrica, simplicia, nec perfoliata, intra vaginam retra- 
h:nda; branchiae ano praepositae, pinnatae, paucilobae, lobo quovis 
papilla defenso;- velum abbreviatum, rotundatum. — Dahin gehört 
ausser obiger Art auch Doris maura Forbes. (Öfversigt af Kongl. 
Vetenscaps-Academiens Förhandlingar 1844. p. 49). 

Derselbe beschreibt ebenda eine neue Art Stiliger modestus, 
welche sich von S. ornatus Ehrbg. durch kürzere Vibracula und 
breitere Sohle unterscheidet. 

Cloelia nov. gen. id. ib. Corpus gracile, solea latiuscula; pal- 
lium adnatum; vibracula simplicia, indefensa, contractilia; branchiae 
laterales, utrinque simplice serie, fruticulosae; velum labiale amplum, 
in lobum oblongum utrinqgue productum. Dahin ist ausser einer 
neuen Art C. formosa auch Deris fimbriata Vahl zu zählen. 

Hermaea nov. gen. id. ib. Corpus gracile, molle, elongatum; 
vibracula auriformia, extus canalieulata; branchiae laterales; velum 
breve, in lobum minutum utringue produetum; solea angusta, antice 
dilatata; anus sublateralis; porus genitalium anticus, lateralis. Dahin 
gehört Doris bifida Mont und eine neue Art H. venosa. 


Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1544. 5313 


Tectibranchia. 


Loven bildet ebenda die Jugendzustände von Lacuna vincta, 
Eulima distorta, Bulla truncata und Bullaea aperta ab, welche den 
von Sars zuerst beschriebenen Jugendzuständen von Nudibranchien 
sehr nahe kommen, indem sie alle die beiden gewimperten Mund- 
segel besitzen. Dies wird für die Stellung der Gattungen im System 


wichtig. 
Bulla Ceeillä Philippi Menke Zeitschr. p. 164 cylindrisch, 
weiss, Spindel niedrig kegelförmig. 54”. China. — B. vestita Phi- 


lippi Enum. p. 95 braun, mit einem weissen Netze bedeckt. 

Von Bullaea Planciana unterscheidet Philippi Enum. eine Art 
vom Cap B. Schroeteri, welche bei Schroeter Einleitung et. Vol. 1. 
t. 1. f.8 gut abgebildet ist. 

Apiysia lepus Philippi Enum. p.99 vielleicht Varietät von Apl. 
fasciata Poiret. 


Inferobranchia. 


- Pleurobranchus perforatus Philippi Enum. p. 87 mit vorn tief 
ausgeschnittenem Mantel. — P. brevifrons ib. Fuss länger als der 
Mantel, grosse Schale. 


Cyclobranchia. 


Patella insessa (Ann, X. p. 82) von Californien, ist bei Hinds 
Sulphur abgebildet. 

Ebenso Patelloida depicta (Ann. p. 82). 

Chiton pulchellus Philippi Enum. p. 83. — Ch. magdalenensis 
von Californien, Hinds Sulphur. 


Pulmonata. 


T. F. G. Schlemm schrieb eine Dissertation De Hepate 
ac bile Crustaceorum et Molluscorum quorundam. Berolini 
1844. 4., in welcher die Leber von Helix pomatia und Limax 
ater in physiologisch-anatomischer und in chemischer Rück- 
sicht untersucht ist. 

Eine andere Dissertation erschien zu derselben Zeit von 
Jacob Frank: De hepate Molluscorum. Hier ist das, was 
über die Leber vieler Mollusken bereits bekannt war, zusam- 
mengestellt, und die Leber von Helix nemoralis nach eigenen 
Beobachtungen beschrieben. 

Pfeiffer veröffentlichte in Menke’s Zeitschrift p. 177 
kritische Bemerkungen über einige Gruppen der Heliceen, in 


314 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


welchen zunächst die mit Helix rapa verwandte Gruppe be- 
trachtet wird, der eine neue Art 7. Mülleri Pfr., H. Lamar- 
ckiana Lea, H. stolephora Val., H. zeus Jonas und H. ovum 
Val. zunächst stehen; — ferner wird bemerkt, dass H. casta- 
nea Müll. identisch mit Nanina Juliana Gray, wahrscheinlich 
auch mit H. Belangeri Desh. und bombeyana sei. Daran 
schliessen sich Bemerkungen über Bulimus ovoideus, ventri- 
cosus und Berichtigungen der Synonymie einiger Arten der 
Gattungen Bulimus und Pupa. 

In derselben Zeitschrift p. 188, und fortgesetzt in den 
ersten Bogen des Jahrgangs 1845 spricht Menke über die 
Deutung derjenigen Helices, welche Linne aus den Staaten 
der Berberei erhalten. 

H. striatula Linn. hält Verf. für Carocolla limbata Phil., Leuco- 
chroa limbata Beck, Helix amanda Rossm., Helix Boyssii Terver. — 
Helix algira kommt in Afrika nicht vor. — H. leucas Linn. ist eine 
junge H. pisana Müll. — H. pupa L. wird für den Bulimus pupa 
Brug. erklärt. — H. barbara ist zweifelhaft zwischen Bulimus acutus 
und Bulimus ventricosus, aber jedenfalls ein Bulimus. 

Helix Duvalüi Petit Revue zool. 1844. p. 1 Guerin Mag. 
pl.93 kreisförmig niedrig, genabelt, 5 Windungen, kastanien- 
braun mit einer gelblichen Binde, Labıng umgeschlagen, 40 
Millim. Madagascar. 


Drei neue Arten Helix stellt Hinds Sulphur auf: 4. 
adustus genabelt, niedrig, braun, 4 angedrückte Windungen, 
Mundsaum dick, umgeschlagen. — A. squalus genabelt, kuglig, 
dünn, hornfarbig, Mundsaum scharf, umgeschlagen. Beide von 
Neu-Irland.. — H. py.xis ungenabelt, hoch, durchscheinend, 
4 runde Windungen, die letzte in der Mitte gekielt. Mund- 
saum scharf, umgeschlagen. 

Bei Philippi Abbild. Lief. IV. Tab. 4 hat Pfeiffer 
folgende Helices, die schon in dessen Symbolae ct. aufgeführt 
sind, abbilden lassen: H. sagittifera Pfr., bulla Pfr., bifasciata 
Lea, Sirena Beck, bigonia Fer. — euere Pfr., Beckiana 
Pfr., trochiformis Fer., marginata Müll., diluta Pfr., Butleri 
Pfr. — Ferner ist in Lief. 7. tab. 5 der Gattung Helix gewid- 


met. Sie enthält: 

H. prasina Koch blass bläulich grün, H. oreas Koch kasta- 
nienbraun, ein Zahn auf der vorletzten Windung, ein anderer ihm 
gegenüber. — H. crassula Phil. oben flach, die Windungen höher 


Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1844. 315 


als breit, mit Härchen besetzt. Java. — H. tortilabia Less. — H. 
eircumdata Fer. — H. gallinula Pfr. verwandt mit H. Listeri von 
Luzon. — H, exzimia Pfr. verwandt mit H. Humboldtiana Val. von 
Vera Cruz. — H. paradoxa Pfr. grün mit schwarzem Nabelfleck. 
Luzon. — H. trigonostoma Pfr. mit breiter, fast dreiseitiger Mün- 
dung, weisslich mit braunvioletten schmalen Binden. Honduras. — 
H. fodiens Pfr. sehr verwandt mit fruticum. Luzon. — H. radula 
Pfr. mit gedrängten Anwachsstreifen, die durch scharfe Rippen 
durchkreuzt werden. Luzon. — H. biangulata Pfr. die Windungen 
mit doppeltem Kiel. Luzon. — H. spectabilis Pfr. horngelb, mit 
einer rothbraunen Binde, Mundsaum scharf. Luzon. 

Bulimus clavator Petit Revue zool. 1844. p. 1. Guerin Mag. 
pl. 94, thurmförmig, gelblich, 8-9 Windungen, längs runzelig, Mund- 
rand verdickt, Nabelspalte eng. 66 Millim. Madagascar. 

Jonas stellt in Menke Zeitschr. p. 35 5 Arten Bulimus auf, 
welche sämmtlich in der Nähe der Höhle Guacharo im Thal Caripe 
leben: B. astrapoides, superbus, bellulus, trigonostomus und euryom- 
phalus. 

Bulimus Cantorü Philippi ib. verwandt mit B. pupa von China, 
Insel Auri, bei Nang -king. 

Die 7. Lieferung von Philippi’s Abbild. enthält eine Tafel mit 
Bulimus. Es sind hier abgebildet: 3. marmoratus Dunker von 
Brasilien, B. astrapoides Jonas, dardanus Frivaldsky von Konstan- 
tinopel, dealbatus Say, columella Philippi von Brasilien und cur- 
tus Koch von Chili. 

Pupa Largillierti Philippi Menke Zeitschr. p. 165 von Isle de 
Bourbon mit ovaler, dreizähniger Mündung. 

Die Gattung Cylindrella wird von Pfeiffer auf einer Tafel der 
Philippi’schen Abbild. dargestellt. Sie enthält C. gracilicollis Fer., 
elegans Pfr., variegata Pfr., subula Fer., erispula- Pfr., Laterradii 
Grat., perplicata Fer., acus Pfr., collaris Fer., costata Guild,, Pilo- 
cerei Pfr., Chemnitziana Pfr., Humboldtiana Pfr., rosea Pfr., eylin- 
drus Chemn., »brevis Pfr., Gruneri Dunker n. sp. von Haiti und 
speciosa Dunker n. sp. von Mexiko, 

Die 6. Lieferung desselben Werkes ist für die Gattung Glandina, 
einer Untergattung von Achatina, bestimmt. Es sind 13 Arten abge- 
bildet, unter denen zwei neue; obtusa Pfr. von Nicaragua, sericina 
Jonas von Guinea. 

Scarabus pollex (Ann. X. p. 82) ist bei Hinds Sulphur abge- 
bildet. 

Planorbis subangulatus Philippi Enum. p. 119, 

Limnaeus solidus Philippi Enum. 121 scheint nur Varietät des 
veränderlichen L. pereger zu sein. 

Onchidium nanum Philippi Enum. p. 101 schwarzbraun mit 
weissen Warzen, jederseits sechs grössere Warzen am Rande. 3”, 


316 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


Pulmonata operculata. 


Cyclostoma Deshayesianum Petit (Revue zool. 1844. p. 1, Gue- 
rin’s Mag. de Zool. 1844. pl. 98) orangefarbig, auf der Hälfte der 
Windungen mit lamellenartigen Kielen umgeben, Mundrand dick, 
aussen mit einer Lamelle umgeben, Nabel weit. 25 Millim. Mada- 
gascar. 

Bei Philippi Abbild. sind Cyclostoma Cuvierianum Petit, indicum 
Desh., variegatum Valenc. n.sp. von Java, und mexicanum Menke 
abgebildet. 

Auf derselben Tafel ist ausser der Steganotoma picta *) Troschel 
eine neue Art dieser Gattung St. Princepsi v. d. Busch ebenfalls 
von Bengalen abgebildet. ö 

Pupina aurea und mitis (Ann. X. p.83) sind bei Hinds Sulphur 
abgebildet. 

Ampullaria malleata Jonas Menke Zeitschr. p.35 von Mexiko. 


Ütenobranchia. 


Paludina seminalis (Ann. X. p.83) ist bei Hinds Sulphur abge- 
bildet. — Philippi Abbild. V. tab. 1 enthält 15 Paludinen; magnifica 
Conrad, pyramidata v. d. Busch n.sp. von Bengalen, tricarinata 
Anton, angularis (Nerita) Müller, javanzica v. d. Busch von Java, 
ponderosa Say, deeisa Say, integra Say, georgiana Lea, obtusa Tro- 
schel, unicolor Olivier, Franeisci Wood (conica Troschel), granum 
Menke, coronata Pfr., erystallina Pfr. 

Deshayes beschreibt in Guerin’s Magasin pl. 83 eine Melania 
crenularis von den Philippinen, die viel Aehnlichkeit mit M. ama- 
rula hat. 

Brinsley Hinds stellte (Annals XIV. p.8) 17 neue Arten Mela- 
nia auf. Dieselben sind in der Voy. Sulphur abgebildet. Unter 
ihnen sind 10 Arten von Neu-Irland, 6 von den Feejee-Inseln, 1 von 
Californien. 

3 neue Melanien von Jonas in Menke Zeitschr. p.49. M. Gru- 
neri von Venezuela, porcata von Manilla, eingulata. * 

Bei Philippi Abbild. VII. Tab. 3 sind 15 Melanien abgebildet, 
unter denen folgende neue: M. semuicancellata, anthracina und inter- 
media v. d. Busch, letztere von Nicaragua, acuminata, harpula, 
mitra und flammigera Dunker, letztere vom Ganges scheint mir 
mit adspersa Troschel identisch zu sein, flavida Dunker. 

Philippi beschreibt Enum. p.137 drei neue Arten Chemnitzia 
densecostata, obliquata und gracilis. 


*) Philippi will Steganotoma wie Cyclostoma und Pleurotoma 
als Neutrum behandelt wissen. Steganotoma und Pleurotoma sind 
aber von zoun der Einschnitt gebildet, daher feminini generis! 


Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1844. 317 


Rissoa elata Philippi Enum. 124. — R. venusta ib. von Vene- 
die. — R. scabra ib. — R. aspera ib. — R. coronata Scacchi ib. 
— R. Ehrenbergü ib. von Cattaro. — R. obscura ib. wurde dem 
Verf. unter dem Namen R. obscura Benz eingesandt, welcher Name 
schon vergeben. — R. dietyophora. — R. rudis. — R. excavata,. — 
R. gracıilis. — R. tenera. — R. subsulcata. — R. simplex. — R. 
granulum. — R. soluta. — R. clathrata p.223 im Anhange. 

Joshua Alder bildete in den Annals XI. p. 323 einige briti- 
sche Arten der Gattungen Rissoa und Adostomia ab: R. inconspicua, 
costulata Risso, rufilabrum Leach, glabra Brown; Odostomia nitida, 
cylindrica und -obliqua. 

Hanley beschreibt 3 Arten der Gattung Odostomia (Proc. 13. 
Febr. 44). O. eulimoides, rissoides und turrita, alle von Guernsey. 

Eulima Mac Andrei Forbes Annals XIV. p. 412 mit 10—12 
schmalen Windungen, deren letzte gekielt ist; Mündung fast viereckig, 
Spindel gerade. Loch Fine. 

Litorina brevicula Philippi Menke Zeitschr. p. 166 drei Kiele 
auf der letzten Windung. 5”. China an der Mündung des Yang- 
tse-kiang. 

5 Arten Ringicul“ von Hinds Proc. p. 96. Eine von ihnen R. 
caron ist in der Voy. Sulphur abgebildet, die andern sind aus der 


‘Cuming’schen Sammlung. 


Fossarus clathratus Philippi Enum. p. 148. 

G. B. Sowerby beschreibt 16 neue Arten der Gattung Scalaria 
aus der Sammlung von Cuming, die sämmtlich in dem 4ten Theil 
seines Thesaurus Conchyliorum abgebildet sind. Proc. p. 10. An 
diese schliessen sich ausserdem ebenda p. 26 noch 21 Arten dersel- 
ben Gattung. — Die 8 in den Proc. 1843 aufgestellten Scalarien 
(vergl. den vorjährigen Bericht p. 355) sind bei Hinds Sulphur ab- 
gebildet. — Die Monographie der Gattung Scalaria in Sowerby’s 
Thesaurus behandelt 93 Arten. Dieselben sind auf 4 Tafeln (32—35) 
abgebildet. 

Cerithium gemmatum von Panama, pharos von der Insel Bow, 
macrostoma von Macassar sind von Hinds Sulphur abgebildet. — 
©. laevigatum und pygmaeum Philippi Enum p. 161. 

Ebenso 20 Arten Triphoris .(vergl. den vorigen Jähresber. p. 355). 

Hinds stellte 14 neue Arten Solarium auf Proc. 1844. p. 25, 
und eine Art S. fuliginosum ib. p. 158. Von ihnen sind 11 im Sul- 
plur abgebildet. — S. Discus Philippi Enum. p. 225. 

©. L. Koch machte in Menke Zeitschr. p.151 Bemerkungen zu 
den Arten Natica maroccana (Nerita) Chemn. und N. marochiensis 
Lam., durch welche die Synonymie aufgeklärt wird. N. maroccana 
Chemn. ist —= Nerita marochiensis Gm. non Lam. mit 3 Varietäten 
N. Jurida Phil., N. unifasciata Lam. Deless., N. Chemnitzii Pfeiff,; — 
N. marochiensis Lam. (non marochiensis Gm.) ist Nerita glaueina L., 
Natica intermedia Phil. olim, Nat. Poliana Scacchi. Der letzteren 


318 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


Art giebt Verf. einen-neuen Namen N. similis, der jedoch wie Menke 
in einer Anmerkung ganz richtig bemerkt dem Linne’schen Namen 
N. glaueina, falls diese Art wirklich dahin gehört, weichen muss. 

Natica macilenta Philippi Enum. p. 140. 

Die Gattung Narica behandelte Recluz monographisch in der 
Rev. zool. p.4 und 47. Die Arbeit wird demnächst mit Abbildungen 
in Guerin’s Magasin erscheinen. Die Arten sind 19: a. Schale ge- 
gittert: N. cancellata Lam., cidaris von den Philippinen, Zigata, Pe- 
titiana, Cumingiana desgl., Orbignyana und granulosa von Neu- 
Holland, tuberosissima Montagu., rosea von den Molukken und sul- 
cata von den Antillen; — b. Schale gefaltet: plicata, Gueriniana 
und distans von den Philippinen; — c. Schale quergestreift, Spira 
gerippt: Dehayesiana von den Philippinen, helicoidea le Guillou, 
striata d’Orb., acut# und Blainvillei von den Molukken, Hanse 
d’Orb., glaberzima von England. 

Bei Philippi Abbild. VI. sind folgende Sigaretus-Arten lies 
und beschrieben: S. maximus Phil. (concavus Sow.), LeachiiBlainv., 
depressus Phil. n. sp., haliotideus L., Martinianus Phil. (Martiri I. 
f. 151. 154, perspectivus Say, maculatus Say, laevigatus Lam,, planus 
Phil. n. sp. 

Janthina patula Philippi Enum. Anhang p. 224. 

Eine neue Gattung T’Ayreus ist Philippi Enum. p. 92 in die 
Nähe von Pileopsis zu stellen geneigt. Die Schale ist länglich eiför- 
mig, unregelmässig, mit einer unregelmässigen Windung; Apex stumpf, 
abgerundet, nach hinten geneigt. Vom Apex gehen strahlenförmige 
Streifen nach vorn, hinten finden sich Querstreifen. Die Muskelein- 
drücke undeutlich, ein Längseindruck an der Hinterseite, dessen obe- 
rer Rand frei vorsteht, ist vorhanden. Die Art Th. puradozus ist 
milchweiss. 

Crepidula solida Hinds Sulphur von Californien. 

Die vierte Lieferung von Philippi’s Abbild. enthält Neriten: 
N. planospira Anton, ornata Sow., picea Recluz, und folgende neue: 
N. peruviana Ph. weiss und schwarz, Labrum mit 10, Columella mit 
4 Zähnen. — N. carbonaria Ph. schwarz, Labrum ohne Zähne, Co- 
lumella mit 5 kleinen Zähnen, ohne Angabe des Vaterlandes. — N. 
incerta v. d. Busch schwarz mit milchweissen Punkten, Columella 
mit 5 Zähnchen. Java. — N. anthracina v. d. Busch schwarz, 
oder mit Gelb marmorirt, Columella mit 4 Zähnen, Labium gekörnt. 
Java. — N. costulata v. d. Busch quer gefurcht, gelbweiss, durch 
schwarze Querlinien wellig, Spira vorspringend. Java. — N. Win- 
teri Ph. weisslich mit 20—25 Furchen. Molukken. — N. venusta 
Dunker röthlich mit zwei schwarzen Binden. Chemn. f. 2015. Am- 


boina. — N. aurora Dunker längs gefaltet, weiss mit drei safran- 
gelben Binden. Ohne Fundort. z 
Delphinula Reeviana Hinds Sulphur von Malacca. — D. laevis 


Philippi Enum. p. 146. — D. exilissima ih. p. 224. 


Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1844, 319 


Orbıs foliaceus Philippi Enum. blattartig niedrig, mit zahlreichen 
an der Peripherie abgerundeten Windungen. Gleicht sehr einer Plan- 
orbis, lebt aber im Meere und ist weiss und glänzend. Verf. stellt 
sie neben Delphinula. 

Rotella sagittata Hinds Sulphur von Madagascar. 

Von der Gruppe der schwarzen Trochus unterscheidet Jonas 
(Menke Zeitschr. p. 113) 10 Arten unter denen 3 neue: Tr. moestus 
ohne Angabe des Vaterlandes, euryomphalus von der Westküste Süd- 
amerika’s, und stenomphalus mit unbekanntem Fundort; letzterer ist 
nach einer späteren Bemerkung ib. p. 176 Tr. mierostomus d’Orb. 
Voy. — Derselbe beschreibt ebenda p. 168 T. aureus von Neuhol- 
land, T. melaleucos von Peru, T. attenuatus unbekannten Fundorts 
und T. signatus desgl. — Tr. dubius Philippi Enum. p.149 ver- 


wandt mit Tr. Laugieri. — Tr. unidentatus ib. — Tr. villieus ib. 
verwandt mit Tr. varius, — Tr. pygmaeus ib. 14”. — Tr. pumilio 
p- 226. 


Im vierten Hefte von Philippi’s Abbild. ist eine Tafel der Gat- 
tung Trochus (im weiteren Sinne) gewidmet. Sie enthält Tr. longi- 
spina Lam,, Zatispina Phil, scheint mir brevispina Lam. zu sein und 
Buschii Phil. ist wohl inermis Chemn.; ferner Tr. cicer Menke und 
Tr..Menkeanus Phil. vom Cap, Tr. /ugubris Phil. und fuscescens 
Phil. von Chili. — Lief. VI. tab. 4 enthält Trochus (Margarita) tae- 
niatus Sow., T. callosus Koch n. sp., maximus Koch n. sp. sehr 

verwandt mit Tr. niloticus, Kochir Phil. n. sp., squamiferus Koch 
n. sp. von Neuholland, eximius Reeve, impervius Menke, tridens 
Menke u. sp. von Peru ist microstomus d’Orb. Voy. pl. 76. f. 20. 21, 
scalaris Anton n. sp. von Laguayra, eruentus Phil. n. sp. und 
fasciatus Anton. — Lief. VIII. enthält Tr. japonicus Dunker n. sp. 
von Japan, melanoloma Menke, ater Lesson (atropurpureus Menke), 
Tamsiü Dunker n.sp. von Südafrika, dieanaliculatus Dunker n.sp. 
uud sauciatus Koch n. sp. 

Monodonta glomus und limbata Philippi Enum. p. 157. 

Turbo magnificus Jonas Menke Zeitschr. p. 167 unterscheidet 
sich von T. petholatus dadurch, dass die Schale quergestreift ist, 
keine marginirte Nath hat, und dass ihr der grüne Limbus um die 
Mündung fehlt. Peru. 

Haliotis dentata Jonas Menke Zeitschr. p, 34 ohne Angabe des 
Vaterlandes. — H. Roedingi Chemn. und #4. fieiformis n. sp. sind 
von Menke ib, p.97 beschrieben. Erstere von Isle de Bourbon, 
letztere vom Cap. — H. elegans Koch von Neuholland bei Philippi 
Abbild. V. tab. 1. — H. capensis Dunker ib. Ferner sind daselbst 
H. iris Gmel. juv. und scabricosta Menke abgebildet, und in Lief. VI. 
tab. 2 und 3. H. naevosa Martyns. 

Scissurella striatula Philippi Enum. p, 160. 

Bei Hinds Sulphur sind ausser den Ann. XI. p. 256 aufgestellten 
Conus auch C, voluminalis von Malacca und C. californieus von Ca- 
lifornien abgebildet. 


320 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


Ovula dorsuosa von Malacca, gallinacea und corrugata von 
Neu-Guinea sind bei Hinds Sulphur abgebildet. 

Aneillaria mamillata Hinds Sulphur von Malacca. 

19 Arten- Marginella sind aufgestellt von Hinds Proc. p. 72, 
welche auf der Reise des Schiffs Sulphur und von Cuming gesam- 
melt wurden. Davon sind 7 Arten der Abtheilung Phaenospira und 
2 aus der Abtheilung Cryptospira im Sulphur abgebildet. 

Erato vitellina Hinds Sulphur von Californien. 


Lovell Reeve stellt (Proc. p. 169) 87 neue Arten Mitra auf, 
die in seiner Conch. icon. abgebildet sind. Die Menge muss es brin- 
gen. — M. Belcheri bereits in den Annals XI. p. 255 aufgestellt ist 
bei Hinds Sulphur abgebildet. 

Imbricaria carbonacea Hinds Sulphur vom Cap. Der Gattungs- 
name von Schumacher 1817 erhält hier den Vorzug vor Conohelix 
Swainson 1833. 

6 neue Arten Voluta von G. B. Sowerby finden sich Proc. 
p- 149. 

Sowerby beschreibt 37 Arten Columbella aus Cuming’s Samm- 
lung, die in seinem Thesaurus part 4 abgebildet sind Proc. 12. März. 
44; Annals XIV. p. 495. — C. fusiformis von Veragua, pavonina ohne 
Angabe des Vaterlandes, carinata von Californien und lentiginosa 
vom Golf von Nicoya bei Hinds Sulphur. 

Die Monographie der Gattung Columbella in Sowerby’s The- 
saurus enthält 103 Arten, auf 5 Tafeln (36—40) abgebildet. 


Planaxis breviculus Deshayes Guerin Mag. de zool. pl. 108 
eiförmig, spitz, mit braunen Längs- und Querstreifen, Mündung innen 
kastanienbraun, Spindel oben schwielig. Vaterland unbekannt. — 
Pl. Savignyi id. ib. pl. 109 länglich eiförmig, spitz, quer gestreift, 
letzte Windung mit stumpfem Winkel, Mündung innen gefurcht, Spin- 
del weiss gerandet, im obern Winkel schwielig. Rothes Meer und 
Madagascar. 

Buccinum metula Hinds Sulphur von Veragua. 

Nassa candens von den Marquesas-Inseln, eremata ohne Angabe 
des Fundorts, perpinguis von Californien, myristicata vom Cap, po- 
data von Malacca, moesta von Central- Amerika und gaudiosa von 
Malacca sind bei Hinds Sulphur aufgestellt und abgebildet. 

20 Arten Terebra (Proc. 1843. p. 149; vergl. den vorjährigen Be- 
richt p. 358) sind bei Hinds Sulphur abgebildet. 

Cassidaria degressa Philippi Enum. p. 186. 

Purpura chrysostoma Deshayes Guerin Mag. pl. 86 längs ge- 
rippt, Mündung eng, orange, Spindel mitten verdickt. Rothes Meer. 
20 Mill. 

Deshayes bildet in Guerin’s Mag. pl. 85 seinen Fusus Blosvil- 
lei von Ceylon ab, setzt ihn aber in die Gattung Purpura Lam. — 
F. clausicaudatus Hinds Sulphur vom Cap. -— F. pulchellus Phi- 
lippi Enum. p. 178. Bei Philippi Abbild. V. tab. 1 sind abgebildet: 


Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1844. 321 


F. Voigtii Anton, ambiguus Phil., plumbeus Phil. von Chili, ob- 
scurus Phil., pygmaeus Gould, cinereus Say, gwitatus v. d.Busch, 
capensis und lineolatus Dunker vom Cap, limbatus Phil. (F. pul- 
chellus Pfr.), modestus Anton, decemcostatus Say. 

Fasciolaria Antoni Recluz Rev. zool. p. 49; Guerin Mag. pl. 92. 

Die bereits im vorjährigen Bericht p. 359 erwähnten Arten Pleu- 
rotoma sind von Hinds Sulphur abgebildet. Ebenso 48 Arten seiner 
Untergattung Clavatula, und die 5 Arten der Untergattung Mangelia. 

Derselbe stellt im Sulphur zwei neue Untergattungen von Pleu- 
rotoma auf: Conopleura. Testa coniformis vel involuta; spira co- 
nico-elata; sinus lateralis posticus, profundus, margine calloso; la- 
brum intus laeve, columella subproducta, apertura linearis, canalis 
subnullus. €. striata. — Daphnella. Testa gracile fusiformis, te- 
nuis, fragilis; anfractus ultimus elongatus, spiram superans; sinus 
lateralis et ante suturam margine acuto; labrum tenue, intus laeve; 
apertura elongate ovalis, vix canaliculata; columella nuda, plerumque 
striata. Dahin Pleurotoma lymnaeiformis Kiener und 3 neue Arten: 
D. marmorata und oruata von Neu-Guinea, D. casta von Central- 
Amerika. 


Bei Philippi Enum. finden sich als neu: Pleurotoma coerulans, 
rugulosum, brachyostomum, secalinum, La- Viae. 

In Philippi’s Abbild. Lief. 4 befindet sich auch eine Tafel Pyrula. 
Sie enthält P. Maweae Gray, und 3 neue Arten P. ochroleuca 
Menke von Chili, dispinosa Phil. und Martiniana Pfr. 

Turbinella Philberti Recluz Rev. zool. p. 48; Guerin Mag. 
pl. 91 spindelförmig, rothbraun, mit 9 Längsrippen, mit weissen er- 
habenen Linien umgeben, 8 Windungen, die letzte mit zwei weissen 
Kielen, Spindel mit 2 obsoleten Falten. 56 Millim. Manila. — T. 
tessellata id. ib. verwandt mit voriger Art aber mit zahlreichen 
Falten auf der Spindel. Philippinen. — T. Ceeilii Philippi Menke 
Zeitschr. p. 166 von China. 

Cancellaria Cumingiana Petit (Guerin Mag. de zool. pl. 112) 
eiförmig, dick, quergefurcht, die Rippen flach gedrückt, Nath kanal- 
artig. Payta. — Die zehn Cancellarien (Proc. p. 1843. p. 47; vergl. 
den vorjährigen Bericht p. 359) sind bei Hiuds Sulphur abgebildet. 

Cyrtulus serotinus ist bei Hinds Sulphur abgebildet. 

Ebenso 2 Trichotropis (Proc. 1843). 

Sechs neue Arten von Tritonium stellte Hinds auf Proc. 27. 
Febr. 1844 und bildete dieselben im Sulphur ab. 41 Arten derselben 
Gattung von Lovell Reeve Proc. p. 110. 

15 Arten Ranella von Lovell Reeve Proc. p. 136. — R. calı- 
fornica (Ann. Xl. p.255) und R. pectinata von Mexiko sind bei 
Hinds Sulphur abgebildet. 

Murez nigrita Phil. aus dem stillen Ocean an der Mexikani- 
schen Küste und /uppocastanum Phil. von Peru sind bei Philippi 
Abb. VIll. abgebildet und beschrieben. 

Archiv 1. Naturgeschichte, X1, Jahrg. 2. Bd, Di 


322 Troschel; Bericht über die Leistungen in der 


10 Murex (Proc. 1843) sind von Hinds Sulphur abgebildet. 

Ebenso 3 Typhis (Proc. 1843. p. 18. 19). 

Ebenso Trophon fimbriatus und gyratus von Macassar und T. 
muricatus von Panama. 

Ausser den. beiden Arten der Gattung Phos, die schon früher 
Ann. XI. p: 257 aufgestellt waren, sind von Hinds Sulphur noch 
Phos virgatus und zecetosus von Ceylon, articulatus von Panama, 
roseatus von Sumatra und gaudens von der Westküste von Mexiko 
abgebildet. 


Brachiopoda, 


Orthis ‘anomioides Scacchi et Philippi Enum. klein, quer 
eiförmig, niedrig, unten flach, das innere Scelett besteht aus einer 
dreieckigen Platte und ist mit einer verdickten Spitze versehen. 


Testacen. 


Von Duvernoy ist eine Abhandlung über das Nerven- 
system der Muscheln: Du systeme nerveux des Mollusques 
acephales bivalves ou lamellibranches in den Comtes rendus 
19. p. 1132 angezeigt. 

Will stellte Untersuchungen über die Augen der Mu- 
scheln an. Er fand dieselben sehr hoch organisirt. Ausser 
bei Pecten, Spondylus und Ostrea fand sie derselbe auch bei 
Pinna, Arca, Pecetunculus, Mytilus, Cardium, Tellina, Mactra, 
Venus, Solen, Pholas, zuweilen in ungeheurer Zahl. Auch 
bei den Aseidien Cynthia, Phallusia und Clavellina wurden 
Augen nachgewiesen, und zwar 14, von denen 8 der Athem- 
und 6 der Afterröhre angehören. (Froriep’s Notizen 29. p. 81 
und 99). 

Van Beneden stellte neue Untersuchungen über die 
Geschlechtsverhältnisse der Anodonten an. Er fand das Or- 
gan im Fusse des Thieres, den Eierstock, zusammengesetzt 
aus kleinen Blindsäcken, deren einige Eier, andere Spernato- 
zoen enthielten, so dass demnach das Organ gleichzeitig Eier- 
stock und Hode wäre. Das Organ, welches Bojanus für 
Lunge, Neuwyler für Hoden erklärt hat, hält Verf. für Peri- 
cardium und die darin flottirenden Körper für Analoga der 
sehwammigen Körper an den Hohlvenen der Cephalopoden 
(Bulletins de l’Academie de Bruxelles XI, 2. p. 377). 

Ueber die Begattung von Tellina planata macht Will 
eine interessante Mittheilung in Froriep’s Notizen 29. p. 57. 


Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1844. 393 


Das Männchen streckte die Röhren sehr weit vor und bewegte 
sie- lebhaft, so dass sie die ebenfalls verlängerten Röhren des 
Weibchens oft längere Zeit berührten. Dann warf das Männ- 
chen etwa 1 Zoll weit runde Flöckehen einer weissen Masse 
aus, die aus Samenthierchen bestand und noch bevor das Aus- 
werfen, welches über eine Viertelstunde dauerte, beendet war, 
sog das Weibchen einen grossen Theil des vom Männchen aus- 
geworfenen Samens ein. Die Samenthierchen waren nach 
einigen Stunden in den Kiemen noch sehr lebendig. 

Anomia aspera Philippi Enum. p. 65 durch dornige Längsfal- 
ten von A. ephippium verschieden, vielleicht nur Varietät derselben. 
— 4. elegans ib. kreisförmig, weiss, in Alter mit erhabenen strah- 
lenförmigen Linien. 

Eine Tafel mit Pecten bei Philippi Abbild. IV. enthält: P. 
Antonü Phil., tricarinatus Anton, crebricostatus Mus. Berol. 
von China, funica Ph. von den Sandwich-Inseln, Fabricä Ph. von 
Grönland, tigris Lam., porphyreus Chemn. — Eine zweite Tafel ib. 
Vlll: P. excavatus Anton, bifidus Menke, solaris Born, Madreporarum 
Petit, und vitreus Chemn. — Bei Hinds Sulphur: P. sericeus von Pa- 
nama, /loridus von Californien, rubidus von Nordwest-Amerika, digi- 
tatus von Guayaquil, fasciculatus von Veragua, und corruscans von 
den Marquesas- Inseln. 

Pinna truncata Philippi Enum. p. 54, abgestutzt. 

Von Sylvanus Hanley sind mehrere neue Mytilaceen be- 
schrieben. Proc. 13. Febr. 44; Annals XIV. p, 367, nämlich Modiola 
Metcalfei, striatula, Philippinarum, biradiata, striguta, arcuatula, 
sordida; — Lithodomus canaliferus von den Philippinen und plumula 
von Panama; — Mytilus granulatus von Valparaiso. 

Modiola vestita Philippi Enum. p.51 von Malta. — M. Favan- 
nii Potiezet Michaud Gal. p. 130 testa oblonga, arcuata, ad nates 
tumidiore, nitida, fulva et anterius rufa, longitudinaliter minutissime 
striata, nate producta, incurva, intus margaritacea. Woher? 

Anodonta coarctata Potiez et Michaud Gal. p. 142 testa 
ovato-oblonga, tenui, fragili, transversim sulcata; postico latere ro- 
tundato, antico producto, compresso, coarctato; natibus retusis. 
Franche-Comtee. — A. obtusa ib. p. 144 testa oblonga, utrinque ro- 
tundata, crassa, picea, nitida; striis longitudinalibus in medio sub- 
nullis; natibus compressis decorticatis; intus rubente. Senegal. 

Unio Osbeckii Philippi Menke Zeitschr. p. 164 schwarz, zun- 
genförmig, Wirbel bis auf 4 der Schale runzlig. China im Yang-tse- 
kiang. — U. Aradae Philippi Enum. p. 49 unterscheidet sich von 
U. Gargottae durch die Olivenfarbe, das fast schnabelförmige schmä- 

+ lere Hinterende, und den um das Doppelte grösseren Schlosszahn. 
Francofonte. 


xX# 


324 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


Cardita abyssicola Minds Sulphur weiss mit vielen strahligen 
lamellösen Rippen, Lunula breit herzförmig, innen milchweiss. Malacca. 

Arca turgidula Deshayes Guerin Mag. pl. 84 unterscheidet 
sich von A. barbata durch die starke Wölbung der Schalen, wodurch 
sie fast eylindrisch wird. Woher? — 39 neue Arten sind von Lo- 
vell Reeve aufgestellt Proc. 14. März 44; Amnals XIV. p. 486 und 
in dessen Conchologia ieonica abgebildet. — Ebenso von demsel- 
ben 23 Arten Proc. p. 123. 

18 Arten Nucula, welche in den Proc. 1843. p. 97 aufgestellt 
waren, sind bei Hinds Sulphur abgebildet. 

8 Arten Cardium von Lovell Reeve Proc. p. 167. — C. verte- 
bratum Jonas in Menke Zeitschr. p. 33 von Neuholland. — C. sea- 
örum Philippi Enum. p. 38 verwandt mit C. papillosum Poli. — €. 
parvum Phil. Enum. klein, ungleichseitig, mit 23 Rippen. Tarent. 

Venericardia zelandica Potiez et Michaud Gal. p. 166 testa 
suborbiculata, inaequilatera, tumida, subtus albido grisea, intus pur- 
pureo-nigricante nitidoque maculata; costis longitudinalibus nume- 
rosis striisque transversis sublamellosis cancellata,; umbonibus obli- 
quis, recurvis; cardine bidentato; ano oblongo; marginibus subtilis- 
sime plicatis. Neu-Seeland. 

7 neue Arten Venus von Sylvanus Hanley Proe. p. 160. — 
V. lithioda Jonas Menke Zeitschr. p. 33 von Chili, — P. bella id. 
ib. p.31 von den Molukken. — V. nitens Scacchi et Philippi 
Enum. p. 35 sehr verwandt mit V. geographica. Neapel. — V. sul- 
cata Potiez et Michaud Gal. von Kamtschatka ist abgebildet, 
entbehrt aber aller Beschreibung. — Bei Philippi Abbild. enthält V. 
tab. 2 Venus Dombeyi Lam., placida Phil. von Vandiemensland, no- 
tata Say und amathusia Phil. Ferner Vll. tab.3 V. calcarea Phil. 
von Cuba, discrepans Sow., zgnohilis und ezxpallescens Phil. von 
Chili, subrugosa Sow., lunularis Lam., variabılis Mus. Vindob. von 
Bombay. — V. Kellettii Hinds Sulphur kastanienbraun, an den En- 
den mit Lamellen besetzt, Quibo-Insel, westlich von Veragua. 

Sylvanus Hanley stellte 7 neue Arten der Gattung Cytherea 
auf. Proc. zool. soc.p.109. — Auch dieser Gattung sind bei Philippi 
Abbild. drei Tafeln gewidmet. V]. tab. 1 enthält ©. ponderosa Koch 
ligula Anton, elegans Koch von Neuholland, roszrata Koch von 
Brasilien. — Vll.tab.2 s. bei Arthemis. — VIll. tab.3 C. fusca Koch 
rubiginosa Phil., modesta Phil. von den Philippinen, fulminata 
Valenc., Zutea Koch, planatella Lam, trigonella Lam., minuta Koch, 

Recluz bildet Arthemis reticulata (Lurina reticulata Lam.) ab. 
(Guerin Mag. de zool. p. 110). — In der Revue zool. p. 299 zieht 
derselbe zwei von Lamarck zu Lucina gestellte Arten (reticulata 
und undata) zur Gattung Arthemis. — Hierher gehören 5 bei Phi- 
lippi Vl. Cytherea tab. 2 abgebildete Arten: C, patagonica Phil. 
von Patagonien, Adonsonii Phil. (Dosin Adans.), hepatica Lam., ex- . 
cisa Chemn., Dunkeri Phil. (pacifica Mus. Berol.) aus dem Stillen 


Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1844. 325 


Ocean an der Küste von Mexiko. Ausserdem werden von Philippi 
als zur Gattung Arthemis gehörig folgende Arten beschrieben (sie 
sind nicht abgebildet) concentrica Born, gigantea Sow., exoleta L., 
lineta Pulteney, lupinus Poli (lunaris Lam.), contracta Phil. Chemn. 
v1. £.403, juvenilis L., dilatata Phil. Chemn. V]l. f. 406, lucinalis Lam., 
australis Quoy et Gaim., scalaris Menke, prostrata L. 

4 neue Arten Cyrena von Sylvanus Hanley Proc. p. 159. — 
€. manilensis Philippi Menke Zeitschr. p. 162 fast kreisförmig. 
Manila. — €. Largillierti Philippi ib. verwandt mit orientalis 
Chemn. aber viel länger, und mit sehr engen Querstreifen. — C. 
nitens ib. eng gestreift, hinten geschnäbelt, braun. Beide von China 
aus dem Fluss Yang-tse kiang. — C. cuneata Jonas ib. p. 186 aus 
dem Orinoco. 2 Cyrenen (vergl. Ann. X. p.81) bei Hinds Sulphur. 

Lucina vitrea Deshayes Guerin Mag. de zool. pl. 106 kreis- 
förmig, weiss, durchsichtig, fein gestreift, Wirbel dreieckig, spitz; 
Schildehen und Feldchen zusammengedrückt; Ränder ganz, Schloss 
mit einem Zahn. Sumatra. — L. gibbia id. ib. pl. 107 kreisförmig, 
convex, concentrisch gestreift, weiss; Schildehen tief gerandet, Feld- 
chen sehr klein, lanzettlich herzförmig, Schloss mit zwei Zähnen. 
Sumatra, — L. fenestrata Hinds Sulphur kreisförmig, platt, weiss- 
lich, rauh durch Längs- und Querlinien, hinten ausgerandet. San Blas. 

Eine neue Gattung Scacchia stellte Philippi Enum. p.27 auf. 
Sie unterscheidet sich von Amphidesma durch den einfachen, nicht 
gebogenen Manteleindruck, von Lucina durch das doppelte (ein äus- 
seres und ein inneres) Ligament, durch den hintern runden Muskel- 
eindruck, den zungenförmigen, zusammengedrückten Fuss und dop- 
pelte Kiemen, während Lucina jederseits nur eine Kieme hat. $. 
elliptica Ph. (Tellina elliptica Scacchi), $. ovara Pl. Neapel. 

Sylvanus Hanley theilte der Zoological society die Beschrei- 
bungen von 82 neuen Arten der Gattung Tellina mit. Proc. p. 59. 68. 
140. 146. 164. — T. carnea Philippi Menke Zeitschr. verwandt mit 
T. fabula. — Die der Gattung Tellina bei Philippi Abbild. Lief. V 
bestimmte Tafel enthält T. coneinna Phil., planissima Anton, Anto- 
ni Phil., serrata Brocchii foss., staurella Lam., amypullacea Phil. 
vom Senegal und Philippi Anton. — T. fucata von Californien, 
bodegensis von Russisch Bodegas, rodora von Macassar bei Hinds 
Sulphur, 

Reeluz lieferte eine Monographie der Gattung Ervilia Turton 
(Rev. z00l. p. 85; Guerin Magazin de zoologie 1544. pl. 95.96). Die 
beriehtigten Charaktere sind so gestellt: Animal ignotum. Testa 
libera, oblonga, transversalis, aequivalvis, inaequilateralis, depressa, 
omnino elausa. Apices parvi, postice vix recurvi, acutı, integerrimi 
seu superne parum emarginati. Cardo in valvula dextra dentibus 
cardinalibus duobus parum divergentibus: antico antrorsum porrecto, 
lateraliter compresso, integerrimo; postico angusto, cum fovea trian- 
gulari interposita interne producta et postice fossula altera oblonga 


326 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


prodente valvae alterius, In valvula sinistra dentibus duobus, trian- 
eularibus, submarginalibus, externe compressis, valde divergentibus, 
cum fovea intermedia dente longitudinali inaequaliter bipartita: parte 
centrali majore, trigona, ligamentum excipiente; parte laterali ob- 
longa antrorsum breyi, angusta, antica, prodente cardinali valvae 
oppositae. Dentes laterales nulli. Margines internae vix prominulae, 
sulco obsoleto in acie notatae. Ligamentum internum in foveis tri- 
gonis affıxum. Impressiones musculares transversales, ovatae, interne 
truncatae. Sinus palliaris profundus, ovatus, antice rotundatus. An- 
gulus palliaris brevis, acutus, antrorsum in linea angusta prolongatus, 
Dahin gehören E. castanea Recluz (Donax,castanea Mont.), E. 
nitens Turton (Mya nitens Laskey), E. pellueida Macgillivray 
(Tellina pellucida Brown). Alle drei an den Küsten Grossbritaniens. 
Die beiden ersteren sind abgebildet. 


Psammobia solida Phil. von Chiloe, Ps. violacea (Solen) Lam., 
und Ps. costulata Turton sind bei Philippi Abbild. IV. abgebildet. — 
Ebenda VI. Ps. Küsteri Anton, elongata Lam., radiata Dunker 
n. sp. von Amboina und Java, flavicans Lam. und serotina Lam. — 
Ps. decora (Ann. X. p. 81) ist bei Hinds Sulphur abgebildet. 

Mactra cygnea Philippi Menke Zeitschr. p. 161 verwandt mit 
M. grandis Lam. Rothes Meer. — Die Mactra-Tafel bei Philippi 
Abbild. VII. enthält M. solidissima Chemn., ponderosa Phil. n. sp. 
Amerika im Atlant. Ocean, lateralis Say, und subtruncata (Trigonella) 
Dacosta. 

Lutraria mazxima und rhynchaena Jonas Menke Zeitschr. p. 34 
letztere von Neuholland. 

Pythina Hinds Sulphur n. Gen. Mactracearum. Testa transversa, 
subaequilateralis, aequivalvis. Valva altera dente unico mediano 
parvo, duobus lateralibus, altera dentibus duobus lateralibus. Liga- 
mentum internum. Impressiones musculares duae, rotundatae, Im- 
pressio pallii rectiuscula, sinu nullo.. P. Deshayesiana dreieckig, 
weiss mit drei in der Mitte getrennten Furchen. Neu-Irland. 

Die Gattung Goodalia Turton will Recluz Revue zool. p. 246 
eingehen lassen, indem sie mit der Gattung Astarte zusammenfalle. 

3 neue Arten Neaera von Hinds von den Philippinen Proc. p. 97. 
— Von demselben sind im Sulphur 5 Arten abgebildet, die in den 
Proc. 1843. p 76 aufgestellt waren. 

Deshayes bildet drei Arten seiner Gattung Cardilia, die er 
vorläufig in die Familie der Mactraceen stellt, ab, nämlich (©. semi- 
sulcata (lsocardia semisulcata Lam.), und zwei neue Arten C. inermis 
weiss, herzförmig, halb mit schwachen Furchen gefurcht von Suma- 
tra und €. Martini lang herzförmig, halb mit erenulirten Furchen 
gefurcht von Malacca (Guerin Mag. de zool. pl. 99—101). 

Reeluz giebt den Prodromus einer Monographie der Gattung 
Eryeina Rev. zool. p. 299 und p. 3%5. Er zieht dahin folgende 18 
lebende Arten: E. Deshayesü n. sp. von Neuholland, E. donacina 


Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1814. 327 


n. sp. von den Antillen, E. Geoffroyi Payr., E. eorbuloides Bivona, 
Bornia inflata Philippi, Kellia suborbicularis Turton, Peronia Lape- 
rousei Desh., E. nucleola n. sp. von Cherbourg, E. thracierina n. sp. 
von Corsica, Montacuta purpurea Bean, E. seminula n. sp. aus dem 
Mittelmeer, Montacuta substriata Turton, E. franciscana n. sp. La 
Manche, E. carodurgensis n. sp. von Cherbourg, Montacuta bidentata 
Turton, Montacuta oblonga Turton, Montacuta ferruginosa Turton, 
E. Souleyetana n. sp. von Brest: Ausserdem 11 fossile Arten. 

Amphidesma scabrum und zeöuensis aus der Sammlung von W. 
Metcalfe sind von Hanley beschrieben Proc. Februar 1844; Annals 
XIV. p.370 beide von der Zebu-Insel. — Ferner 4. carnicolor von 
demselben von den Philippinen aus Cumimng’s Sammlung. 

Corbula decussata Deshayes Guerin Mag. de Zool. pl. 105 
länglich, fast gleichseitig, hinten abgestutzt, Schnabel an der Basis 
schief gekielt. Sumatra. — C. crispa Hinds Proc. 27. Febr. von 
den Philippinen, C. adusta id. von Neuseeland, C. procera id. und 
€. carnosa id. ohne Angabe des Vaterlandes. — C. thecoidea Jonas 
Menke Zeitschr. p. 185 von Neuholland. — 12 Arten Corbula (Proc. 
1843. p. 55) sind bei Hinds Sulphur abgebildet. 

Choristodon Jonas nov. Gen. Menke Zeitschr. p. 185 wird 
in die Familie Lithophaga gestellt. Animal ignotum. Testa cardine 
valvulae dextrae dentibus tribus appreximatis, sinistrae vero duobus 
et uno intermedio separabili;, lateralibus nullis. Ligamentum exter- 
num. Ch. typicum von St. Thomas. 

Sazicava Groenlandica Potiez et Michaud Gal. testa ovata, 
elongata, subeylindracea, transversa, pellucida, longitudinaliter co- 
stata, hiante, epidermide tenuissima, pallescente; latere antico brevi, 
postico longiore; cardine subunidentata, intus nitide polita, albida. 
Grönland. 

Thracia ovalis und fabula Philippi Enum. 11. p. 17. 

Galeomma? compressum Philippi ib. 

Eine Monographie der Gattung Myodora Gray giebt Lovell 
Reeve,Proc. p.91. Dieselbe spricht jedoch nur von den Schalen, 
deren 10 Arten beschrieben sind. Dieselben sind in seiner Concho- 
logia iconica abgebildet. 

Mittre lieferte in Guerin’s Mag. de Zool. pl. 102—104 eine Ana- 
tomie des Thiers von Anatina hispidula. Der Mantel ist völlig ge- 
schlossen bis auf eine kleine vordere Spalte zum Durchtritt des 
Fusses, die beiden Siphonen sind verwachsen und bilden eine ver- 
längere fleischige Masse, der Eingang ist durch warzige Vorsprünge 
verengt, und vor diesen finden sich andere, die Verf. als Geschmacks- 
organ ansieht, Jederseits liegen zwei Kiemenblätter, vorn angewach- 
sen, hinten frei. Jederseits zwei Mundlappen. Der Darm geht ge- 
radlinig und ohne Erweiterung zum After, Von Geschlechtsorganen 
hat Verf. nur einen Eierstock ohne Ausluhrungsgang gefunden, der 
sich bis an die innere Oeffnung des Analsipho erstreckt, Der Fuss 


328 Troschel: Bericht ü. d. Leist. i. d. Naturgesch. d. Moll. etc. 


ist klein, einfach, und hat an seinem Ende einen kleinen runden Ein- 
druck, dessen sich das Thier wohl als Saugnapf bedienen mag, um 
sich festzuheften. Vom Nervensystem sind nur das Schlundganglion 
und das hintere Ganglion mit ihren Fäden beobachtet. Wegen der 
grossen Uebereinstimmung des Thiers mit Mya stellt Verf. die Gat- 
tung Anatina wieder in die Myenfamilie und führt noch an, dass das 
Kalkstückchen am Schloss (l’osselet) bei A, truncata und bei A. 
Liautaudi Mittre vorhanden ist, dass dasselbe dagegen bei A. sub- 
rostrata Lam., bei A. hispidula Cuv. und A, Leaana Conrad fehlt. 

Schliesslich beschreibt Verf. noch eine neue Art dieser Gattung 
Anatina Liautaudi testa minima, transversa, utrinque rotundata, 
fragili, pellueida, antico latere posteriorique hiante, transversim 
striata, punctis minimis extus asperata. Manila. 

A. elegans Philippi Menke Zeitschr. unterscheidet sich von 
truncata Lam. durch den geradlinigten Bauchrand, und den senkrecht 
geradlinigt abgestutzten Hinterrand. China, 

Solen Bouchardi Potiez et Michaud Gal. p. 261 testa oblongo- 
ovali, recta, convexa, transverse striata, utrinque rotundata, sub epi- 
dermide fulva, intus alba; alterius valvae cardine bidentato, alterius 
unidentato. Meerbusen von Guinea. Nach der Zeichnung ist die 
Schale vorn fast abgestutzt, die Schlosszähne liegen wenig hinter 
der Mitte, 

Zu der Gattung Glauconome, welche zuerst von Gray in die 
Nähe von Venus, von Reeve in die Familie der Solenaceen gesetzt 
wurde, wird von Hanley der Solen virens gezogen Proc. 13. Febr. 
44. — Ebenda 27. Febr, 44, Annals XIV. p. 382 beschreibt Lovell 
Reeve 7 neue Arten dieser Gattung, welche in seiner Conchologia 
iconica abgebildet sind. G. rugosa, straminea, corrugata von Ma- 
nila, radiata von der Zebuinsel, angulata von der Insel Negros, 
curta von Luzon, cerea aus dem Ganges. Alle leben in den Mün- 
dungen der Flüsse. 

Ueber die Gattung Fistulana Lam. giebt Jonas (Menke Zeitschr. 
p- 135) kritische Bemerkungen. Sie ist identisch mit Gastrochaena 
Spengler, der zuerst 1783 drei Arten, später 1793 eine viert@ Art be- 
schrieben hat. Die Gastrochaena mumia Sp. ist einerlei mit Fistu- 
lana clava Lam., Fistulana gregata ist ein Teredo und muss den 
Namen Tereda clava wiedererhalten. Gastr. cuneiformis ist durch 
Philippi mit Recht von Pholas pusilla Poli (Gastr. Poli Phil.) ge- 
trennt worden, Gastroch. modiolina Lam. ist auch eigene gute Art. 
Gastr. ceymbium ist dem Verf. unbekannt. Gastr. rostrata Sp. wird 
dagegen ausführlich beschrieben, sie ist bei Chemnitz X. f. 1680. 81 
abgebildet. 


329 


Bericht über die Leistungen in der Pflauzen- 
geographie während des Jahres 1844. 


Von 
. Dr. A. Grisebach. 


In dem ersten, nunmehr vollendeten Bande des physika- 
lischen Atlas von Berghaus sind graphischen Darstellungen 
aus dem Gebiete der Pflanzengeographie sechs Blätter gewid- 
met. Das erste Blatt, Umrisse betitelt, schliesst sich an die 
früheren Arbeiten v. Humboldt’s und Schouw’s an und bezieht 
sich namentlich auf die geographische Gliederung der Pflan- 
zenformationen, in vertikalem Sinne die Stufenfolge der Re- 
gionen, in horizontalem die Arealgrenzen der natürlichen 
Floren erläuternd. Indessen erschien diese Darstellung bereits 
im’ Jahre 1838 und würde bei einer erneuten Bearbeitung 
wesentlicher Verbesserungen bedürftig sein. Von grösserem 
Interesse ist das zweite Blatt, welches von den Verbreitungs- 
bezirken der wichtigsten Kulturgewächse handelt. Es liegt 
hier der Versuch vor, die Gebiete des Ackerbaues auf der 
ganzen bewohnten Erdfläche nach den vorherrschenden Ce- 
realien einzutheilen, woraus sich allgemeine Beziehungen zwi- 
schen dem Klima und der Productionsfähigkeit einzelner Län- 
der ergeben. In der alten Welt werden vom Verf. folgende 
Zonen von den Polargrenzen des Ackerbaues bis zum Aequa- 
tor unterschieden: 

1. Zone der Gerste und des Roggens. Passender könnte 
sie Zone der Sommer-Cerealien genannt werden, indem die 
Dauer des Winters das wichtigste Moment ist, wodurch die 
Kultur der einträglichern und sicherern Winterfrüchte in die- 
sem Gebiete verhindert wird. Unter einem solchen allgemei- 
nern Gesichtspunkte verliert die besondere Bezeichnung des 
südlichen Skandinaviens, als des Bezirks ausschliesslicher 
Roggenkultur, so wie Schottlands, als des Gebiets der Gerste, 


330 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


eine Bedeutung, welche nicht in klimatischen Bedingungen 
wie jene begründet ist. 

2. Zone des Roggens und Weizens. Sie wird südwärts 
etwa bis zum 50sten Breitegrade oder bis zur Polargrenze 
der Weinkultur gerechnet. j 

3. Zone des Weizens. Dazu gehören die südlich vom 
50sten Grade gelegenen Theile Europa’s und Vorderasiens. 
In mehreren Ländern verbindet sich mit dem Weizenbau die 
Kultur des Mais. ? 

4. Zone des Reis und Weizens in den unter dem Ein- 
flusse tropischer Jahreszeiten stehenden Gebieten: statt dessen 
im tropischen Westafrika Reis und Mais. 

In Amerika, wo diese Verhältnisse durch grössern Um- 
fang der Maiskultur modifieirt werden, unterscheidet Berghaus 
folgende Zonen: Roggen, Weizen und Gerste (d.h. Sommer- 
cerealien); Roggen und Mais; Weizen und Mais; Weizen; in 
der tropischen Zone ist Mais Hauptgetreide. Mit diesen 
Uebersichten hat der Verf, Angaben über die Verbreitung an- 
derer Nahrungspflanzen verbunden, so wie auf besonderen 
Karten die Productionsbezirke der wichtigsten Handelsge- 
wächse dargestellt. — Die beiden folgenden Blätter enthalten 
die statistischen Verhältnisszahlen der europäischen Flora, 
welche, an sich der Anschaulichkeit ermangelnd und dem be- 
deutendsten Wechsel der Ansichten in Hinsicht auf Begren- 
zung der Arten und Pflanzengruppen unterworfen, auf dem 
heutigen Standpunkte der Pflanzengeographie sich zu graphi- 
schen Darstellungen nicht eignen dürften. Wenn dasselbe 
von letzten, im Jahre 1841 erschienenen Blatte über Deutsch- 
land in noch höherem Masse gilt, so ist hingegen die Ueber- 
sicht der Polar- und Aequatorialgrenzen zahlreicher Holzge- 
wächse und Kulturpflanzen in Europa um so mehr zu loben, je 
zahlreicher die hier benutzten Beobachtungen bei dem häufigen 
Gebrauche dieser Karte uns erschienen sind. Ebenso dürfen 
mehrere der zur Erläuterung meteorologischer Verhältnisse 
bestimmten Blätter auch dem Botaniker als unentbehrlich be- 
zeichnet werden. 

M. Roemer hat seine Abhandlung unter dem Titel bota-- 
nische Geographie und geographische Botanik bekannt zu 
machen angefangen, welche sich über die Eintheilung der Erde 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 331 


in natürliche Floren verbreitet (Lüdde Zeitschr. für vergl. 
Erdkunde. Bd. 3. S. 527 — 534). 

Ein Aufsatz von E. Fries, das Vaterland der Gewächse 
betitelt, handelt in der ihm eigenthümlichen, auf das Special- 
interesse des schwedischen Publikums beschränkten, aber 
auch nicht selten allgemeinere Fragen scharf treffenden Dar- 
stellungsweise von verschiedenen pflanzengeographischen Ge- 
genständen, namentlich von der Heimath der sogenannten 
Ruderalpflanzen (Botaniska Utflygta. Bd. 1. p. 299—328: über- 
setzt in Hornschuch’s Archiv skandinav. Beiträge zur Natur- 
gesch. Bd. 1. H. 3). Mancher Kulturgewächse ursprüngliches 
Vaterland könne nicht mehr durch empirische Beweise, son- 
dern nur durch rationelle Erörterung ausgemittelt werden. 
So sei der Raps nicht mehr wild anzutreffen, aber, wenn man 
von allen aussereuropäischen Ländern den Beweis führe, dass 
er dort nicht einheimisch sein könne, so müsse man schliessen, 
dass er europäischen Ursprungs sei, wiewolhl im wilden Zu- 
stande durch den Ackerbau verschwunden. Manche Pflanzen 
sind durch den Gebrauch ausgerottet worden, wie es jetzt 
allmählig mit Gentiana lutea in den Alpen, mit Inula Helenium 
im westlichen Schweden geschieht. Die Berührung der Natur 
mit dem Menschen wirke umgestaltend auf die Pflanzenwelt 
nicht minder als auf die thierische Schöpfung. Die ursprüng- 
liche Vegetation eines Landes muss daher im Allgemeinen als 
artenreicher angesehen werden und so verschwinden selbst 
unter unsern Augen, in Schweden und Deutschland, die Fund- 
orte seltener Pflanzen, einer nach dem andern z. B. von Trapa, 
Xanthium, Stipa. 

Die einem verwandten Gebiete angehörende, aber nicht 
ohne Seitenblicke auf die geographischen Bedingungen anderer 
Organismen entworfene, treflliche Arbeit A. Wagner’s über 
die geographische Verbreitung der Sängthiere (Abhandlungen 
der mathem.-physik. Klasse der bairischen Akademie Bd. 4) 
darf auch an diesem Orte nicht ganz übergangen werden. 
Die Frage über die ursprüngliche Heimath der Organismen 
wird vom Verf, scharfsinnig erörtert und es ergiebt sich, dass 
die Verbreitung der Thiere, wie der Pflanzen, durch die kli- 
matischen und topischen Bedingungen ihrer Existenz nicht aus- 
reichend zu erklären ist, sondern dass die strengsten That- 


332 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


sachen neben den physischen, noch heutzutage bestehenden 
Verhältnissen auf anderweitige, uns unbekannte, etwa histori- 
sche Gründe hinweisen, welche der Verf. als Wirkungen einer 
allgemeinen Weltordnung bezeichnet wissen will, die jedoch 
uns vielmehr als würdige Aufgaben weiterer Forschungen ins 
Auge gefasst zu werden verdienen. 

Aus den im vorigen Jahresberichte erwähnten, von Que- 
telet publicirten Beobachtungen in Belgien über periodische 
Erscheinungen der Vegetation dürfte der folgende kurze Aus- 
zug, die Belaubung und Entlaubung verbreiteter Holzgewächse 
im Jahre 1841 enthaltend, bei der Bestimmung der nordeuro- 
päischen Phyto-Isotherme von Nutzen sein und er wird zu 
diesem Zwecke mit einigen gleichzeitigen Beobachtungen von 
Hartmann in Gefle (60° N.B.) in Verbindung gesetzt (a. d. 
Bot. Notis. für 1842). 


Belaubung. 1841. 


Entlaubung. 


| Gefle. | Brüssel. | Löwen. Gent, Brüssel. Gent. 

Aesculus Hippocastan. 15. Mai _ 29. März —  |35-30.0ct. 
Acer pseudoplatanus _ 23. April _ 27. März |25-30.0ct. _ 
Vitis vinifera _ 23. April —_ —  110-15Nov. _ 
Tilia europaea 21. Mai | 26. März _ 24. März \20-25.0et.| 12. Sep 
Juglans regia . April 
Prunus Cerasus — en 2. 
Pyrus Malus _ 24. März —_ 17. März 1-5. Nov.) 29. Oc 
Sorbus aucuparia 12. Mai —_ nn sn Bi 
Ribes Grossularia _ 12. März | 17. März | 14. März _ _ 

— rubrum _ 18. März | 20. März | 17. März _ _ 
Sambucus nigra _ 18. März | 15. März | 14. März 5-10. Nov.| 24. Oc 
Syringa vulgaris _ 12. März | 15. März | 17. März |5-10. Nov.) 4. O) 
Fraxinus excelsior 25. Mai _ _ _ _ _ 
Daphne Mezereum 3. Mai | 16. März | 24. März — _ _ 
Ulmus campestris 22. Mai | 29, März _ 26. März 1-5. Nov. | 31. O 
Salix babylonica _ 17. März | 24. März | 17. März |15-20 Nov. _ 
Populus fastigiata _ 1. April —_ —  |20-25.0ct.| 24. Se 

— _tremula 19. Mai _ _ —_ — = 
Corylus Avcllana 16. Mai | 24. März | 25. März | 18. März _ 27.0 
Quercus Robur — 25. April _ oo 10-15 Nov. _ 
Betula alba 14. Mai | 27. März _ — ı 11-5. Nov. _ 
Alnus glutinosa 20. Mai _ 2 — _ _ 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 333 


Von imonographischen Bearbeitungen einzelner Pflanzen- 
gruppen, wobei auf die geographische Verbreitung Rücksicht 
genommen, sind aus vorigem Jahre zır erwähnen: Parlatore 
über die Fumarieen (Giornale botan. ital. I. p. 97 u. f.); v. Mar- 
tius über die Erythroxyleen (Bairische Abhandl. 3. S. 325 
bis 332); Lomler über die Verbreitung der Coniferen (Re- 
gensb. Flora 1844. S. 440 — 443), 

Fumarieen. Nur 13 sp., welche durch beide gemäs- 
sigte Zonen verbreitet sind, grossentheils freilich seeundär aus 
einem Gebiete in Jas andere übergeführt. Mit Ausnahme des 
eapensischen Discocapnus wachsen sie sämmtlich im südlichen 
Europa zwischen dem 34sten und 40sten Breitegrade und 
nehmen abwärts von dieser Zone in beiden Meridianrichtun- 
gen so rasch ab, dass jenseits des 50sten Grades nur noch 
3 Arten angetroffen werden sollen: eine Angabe, die jedoch 
für Deutschland nicht genau ist. Mehrere endemische Formen 
besitzt Spanien. 

Erythroxyleen. Von 58 Arten der Gattung Erythro- 
xylon besitzen Brasilien 29, Westindien 8, Guiana 7, Colum- 
bien 4, Mexiko und Peru je 1, also das tropische Amerika 
überhaupt 50. 5 sp. wachsen in Madagaskar und Mauritius, 
einzelne Repräsentanten am Cap, in Ostindien und an der 
neuholländischen Nordküste. In Amerika reicht der Verbrei- 
tungsbezirk vom nördlichen bis zum südlichen Wendekreise, 
in der alten Welt von 15° N.Br. bis 33° S. Br. 

Coniferen. Lomler zählt nur 208 sp. Davon rechnet 
er auf die nördliche Hemisphäre 165, auf die südliche 51; 
ferner auf Europa 22, Asien 87, Afrika 16, Amerika 83, 
Australien 35; endlich auf die tropische Zone 24, die nörd- 
liche gemässigte 159, die südliche 33. Diese Angaben kön- 
nen durchaus nur als vorläufige Anhaltspunkte gelten. 


I. Europa, 


Ein Kupferwerk über russische Pflanzen wurde von Traut- 
vetter begonnen (Plantarum imagines et descriptiones. Mo- 
nachii, 1844. 4. Fasc, 1—4; bis jetzt 20 Tafeln). — Ebenso 
hat man in Petersburg angefangen, die ältern Biebersteinschen 
Centurien fortzusetzen (M. de Bieberstein centuria plantarum 
Rossiae meridionalis iconibus illustrata. P. II, Dee. 1— 3. Pe- 


334 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


tropoli, 1844). — Engelmann gab eine Schrift über die in 
den russischer Ostseeprovinzen vorkonmenden Pflanzengat- 
tungen heraus (Genera plantarum oder die Pflanzengattungen 
der in Est-, Liv- und Kurland wildwachsenden Pflanzen. Mi- 
tau, 1844. 8.). 

Ueber die Vegetationsverhältnisse im südlichen und mitt- 
lern Litthauen, besonders im Sluzker Kreise, schrieb A. F. €. 
v. Fischer (Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft 
in Bern aus den Jahren 1843 und 1844. Bern. 8.). In der 
nähern Umgebung von Sluzk, im Quellengebiete des Niemen 
und mehrerer Dnjepr-Zuflüsse, fand der Verf. nur gegen 600 
Phanerogamen, von welchen er ein mit Bemerkungen über 
ihre Statistik versehenes Verzeichniss mittheilt. In diesen Ge- 
genden sind die mit Calluna (nebst Juniperus und Genista 
tinetoria) bewachsenen Heideflächen noch häufig: niedrige Ge- 
strüppe von Eichen (Quercus pedunculata) bedecken grosse 
Räume und zeichnen die Physiognomie Litthauens vor den 
westlichen Gebieten der baltischen Ebene aus. In feuchten 
Niederungen herrschen Salix angustifolia und livida. Die 
grossen Wälder bestehen aus Kiefern oder Rotlıtannen, die 
minder häufigen Laubgehölze werden meist von Birken gebil- 
det und in Polesien von Eichen, welche mit Birken, Pappeln, 
Ebereschen u. a. gemischt wachsen. Als geographisch cha- 
rakteristische Arten können folgende bezeichnet werden: Tha- 
lietrum aquilegifolium L., simplex L. und angustifolium Jacq., 
Anemone patensL., Viola strieta Horn., Dianthus arenarius L., 
Evonynius verrucosus Scop., Trifolium LupinasterL. (in 
pinetis siecioribus raro), Spiraea Arunceus L., @eum stri- 
etum Ait., Potentilla norvegicaL., Agrimonia pilosa Led., 
Saxifraga Hirculus L., Cnidium venosum Kch., Heracleum si- 
biricum L., Laserpitium prutenieum L., Chaerophyllum aro- 
maticum L., Inula Helenium L. (in sylvis udis), I. hirta L., 
Cirsium rivulare Kch., Andromeda calyculata L., Pyrola media 
Sw., Polemonium coeruleum L., Pulmonaria azurea Bess., 
Pedicularis Sceptrum L., Dracocephalum Ruyschiana L., Me- 
littis Melissophyllum L., Amarantus sylvestris Desf., Thesium 
ebracteatum Hayn., Euphorbia virgata Kit., Salix nigricans 
Fr., livida Wahlb. (depressa Fr.), myrtilloides L., versifolia 
Wahlb., Japponum L., Betula fruticosa Pall., Typha pendula 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 335 


nov. sp. !), Malaxis monophyllos Sw., Cypripedium Calceolus 
L., Gladiolus imbrieatus L., Fritillaria sp., Veratrum Lobelia- 
num Bernh., Tofieldia ealyculata Wahlb., Carex divulsa Good., 
pilosa Scop., Hierochloa odorata Wahlb., Calamagrostis stri- 
cta Spr. 

Von Wahlberg sind einige Bemerkungen über Pflanzen 
von Quickjock im schwedischen Lappland veröffentlicht (Öf- 
versigt af Kongl. Vetenskabs- Akademieens Förhandl. 1844. 
p- 23). Rubus castoreus Laestad. ist der in zwei Formen 
auftretende Bastard von R. artieus und saxatilis. 

Lindblom schrieb Bemerkungen über Norwegens Ve- 
getationsverhältnisse (Bot. Notiser. 1842. 43). "Im Eingange 
kommt die ungegründete Behauptung vor, dass in den meisten 
Küstengegenden Norwegens die alpinen Gewächse bis zum 
Meeresspiegel herabreichen ; eine Erscheinung, welche sich auf 
einzelne Arten beschränkt und mit dem Wachsthum von Al- 
penpflanzen auf dem Isarkies bei München zu vergleichen ist, 
Jener Ausspruch Lindblom’s gehört zu den irrigen Verallge- 
meinerungen, welche Einer dem Andern entlehnt: indessen 
giebt es keine alpine Pflanzenformation in. Norwegen unter- 
halb der Baumgrenze, so wenig wie in den Alpen. Hierauf 
folgen Beobachtungen über Pflanzengrenzen in der Richtung 
von Westen nach Osten, denen wegen der bedeutenden kli- 
matischen Gegensätze zwischen dem Binnenlande und der West- 
küste von Süd-Norwegen wissenschaftlicher Werth beigelegt 
werden muss. a. Pflanzen der Westküste, welche dem Bin- 
nenlande nach Lindblom fehlen. (Die Polargrenze ihrer Ver- 
breitung ist nach dem Breitegrade in Zahlen, das Vorkommen 
in Schweden in Klammern beigefügt). 


Fumaria capreolata. 59°. Sanguisorba offieinalis. — 60° 
Hypericum pulchrum. — 631°. (Ins. Gottland). 

u montanum.—Vaer- Bunium flexuosum. — 63°, 
dal in Trondjem. Myrrhis odorata. — 63°, 
Vicia Orobus. — 623°. d.h. Chrysosplenium oppositifo- 

Eichengrenze. lium. — 623", 


Rosa pimpinellifolia, 60°. 


') T. spieis eylindricis, masc. et foem. contiguis, foliis planis 
linearibus culmo longioribus pendulis. (An T. Shuttleworthii Kch.?) 


336 
llex Aquifolium. — 624° (— 


Bohuslän). 

Galium saxatile. — 623° (Südl. 
Schweden). 

Centaurea nigra. — Snaasen 


in Trondjem. 

Hypochoeris radicata. — 624° 
(— Bohuslän). 

Erica cinerea. — 624°. 

Pyrola media. — 61° (—Bo- 
huslän). 

Lysimachia nemorum. — 63° 
(Schonen). 
b. Pflanzen der Westküste, 


Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


Primula acaulis. —63° (=). 
Digitalis purpurea.. — 63° 
(— Bohuslän). 
Lamium intermedium. — 61°. 
Teucrium Scorodonia. — 59°. 
Luzula maxima. — 68°. 
Carex binervis. — 63°. 
salina. — 70°. 
maritima. — 70°, 
Aira praecox. — 621° (—Bo- 
huslän). 
Bromus tectorum. 61°, 
Brachypodium gracile. — 623. 
welche sich nur an der Süd- 


küste z. B. bei Christiania. oder in den Thälern der Fjeld- 
plateaus, aber nicht im eigentlichen Binnenlande Süd-Norwe- 


gens wiederfinden. 

Arabis petraea. — 62°. 

Rosa pomifera. — 63° (Südl. 
Schweden). 

Sorbus Aria. — 634° (—Bo- 
huslän). 

Sorbus hybrida. — 62° (?) 
(Gottland). 

Hedera Helix. — 603°. 

Lonicera periclymenum, — 
Valderhong in Trondjem. 
(— Bohuslän). 


Sambucus nigra. — Valder- 
hong. (— Bohuslän). 

Gentiana purpurea. — 62}. 

Mentha sativa. — 63° (Südl. 
Schweden). 

Fagus sylvatica. —61°(—Bo- 
huslän). 

Quercus Robur. — 62°, nach 
Blom — 63° (Südl. Schw.). 

Allium ursinum. —63° (—Bo- 
huslän). 


c. Pflanzen des östlichen Binnenlands von Süd-Norwegen, 
welche der Westküste fehlen. (Mit Ausschluss der Fjeld- 


Pflanzen). 
Pulsatilla vernalis. 
Trollius europaeus. 
Berberis vulgaris. 
Astragalus glyceyphyllus. 
Sedum rupestre. 
Galium trifidum. 
Hieracium cymosum. 
Pyrola chlorantha. 


Dracocephalum Ruyschiana, 
Thymus Chamaedrys, 
Pedieularis Sceptrum. 
Salix daphnoides. 
amygdalina. 

Carex capitata. 

parallela. 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844, 337 


d. Pflanzen der östlichen Fjelde, vorzüglich auf dem Do- 
vrefjeld beobachtet, welche den Fjelden der Westküste fehlen. 
(In dieser Liste sind einige Arten, welche ich selbst in Har- 
danger gefunden und denen daher eine weitere Verbreitung 
zukommt, ausgeschieden, nämlich Aconitum septentrionale, 
Draba hirta, Gentiana nivalis und Salix arbuscula). 


Ranuneculus hyperboreus. Saxifraga controversa. 
Lychnis apetala. Primula stricta. 
Alsine hirta. Gentiana tenella. 
Oxytropis lapponica. Koenigia islandica. 
Phaca oroboides. Juneus arcticus. 

—  frigida. Kobresia carieina. 
Potentilla nivea. Elyna spicata. 
Saxifraga cernua. Carex microglochin. 


Eine merkwürdige, aüs diesem letzten Verzeichniss nicht 
bloss sich ergebende, sondern überhaupt feststehende, jedoch 
nicht aus den oben angedeuteten klimatischen Gegensätzen 
erklärliche Eigenthümlichkeit der norwegischen Hochlande be- 
steht darin, dass die alpine Vegetation im Dovregebirge die 
höchste Artenzahl zu erreichen scheint, welche von hier aus 
sowohl nach Westen als nach Süden abnimmt. Ebenso wer- 
den in diesen Richtungen viele charakteristische Arten auch 
an Individuenzahl ärmer, das Fjeldplateau geht allmählig in 
die Verhältnisse der Steppe über. In dieser Beziehung sind 
die schon vor längern Jahren angestellten, aber in vorliegen- 
der Abhandlung auf's Neue vorgetragenen Beobachtungen Lind- 
blom’s über die Oede des Bygle- und Hekle-Fjelds oder des 
südlichsten Theils der Hochlande lehrreich. Hier herrschen 
auf einigen Strecken, z. B. zwischen Siredal und Lysefjord 
Molinia coerulea und Solidago Virgaurea, alle übrigen Ge- 
wächse verdrängend. Die alpinen Pflanzen dieser Gegend 
wachsen übrigens, wie sich aus folgender Liste derselben er- 
giebt, ebenfalls in Hardanger und erinnern nicht an den Brok- 
ken oder an die Sudeten, denen sie unter allen skandinavi- 
schen Alpen am nächsten liegen. 

Ranunculus pygmaeus. 

Arabis alpina; Cardamine bellidifolia. 

Silene acaulis; Lychnis alpina; Stellaria alpestris; Cera- 

stium trigynum, alpinum; Sagina Linnaei, 
Archiv 1. Naturgesch, XI, Jahrg. 2. Bd, yi 


338 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


Epilobium alpinum, alsinifolium. 

Dryas octopetala; Potentilla maculata; Sibbaldia procum- 
bens; Alchemilla alpina. 

Rhodiola rosea. 

Saxifraga Cotyleden, stellaris, aizoides, rivularis, oppo- 
sitifolia, nivalis. 

Saussurea alpina; Hieracium aurantiacum, alpinum. 

Phyllodoce taxifolia; Cassiope hypnoides; Arctostaphylos 
alpina; Loiseleuria procumbens. 

Gentiana purpurea, 

Veronica alpina, saxatilis; Bartsia alpina. 

Oxyria reniformis. 

Salix glauca, Myrsinites, Lapponum, retusa, herbacea. 

Betula nana. 

Tofieldia borealis. 

Juneus biglumis, trifidus; Luzula arcuata, spicata. 

Aira alpina, atropurpurea; Poa alpina; Phleum alpinum. 
Carex rariflora, pulla, lagopina, rigida, vaginata, atrata, 
rotundata, capillaris, alpina; Eriophorum capitatum. 

Lycopodium alpinum. 
Polypodium alpestre. 
Die zweite Abtheilung von Lindblom’s Abhandlung han- 
delt von der Verbreitung der norwegischen Farne, welche 
zwar nach der Theorie an der Westküste häufiger sein soll- 
ten als im Binnenlande, aber in der That dieser Vorausset- 
zung gemäss sich nicht verhalten. Der Verf. ist freilich ent- 
gegengesetzter Meinung und führt an, dass die Zahl der Indi- 
viduen nach Westen zunehme, was ich sehr bezweifeln möchte: 
‚aber gewiss ist, dass nur Hymenophyllum Wilsoni als ein 
Ausdruck des Seeklimas gelten kann, während das Binnenland 
5 Farne von den 33 hier aufgezählten vor dem Westen vor- 
aus hat, nämlich Polypodium calcareum; Aspidium Thelypteris, 
eristatum, montanum und crenatum Sommf. An der West- 
küste reichen bis Trondjem Aspidium aculeatum und Asple- 
nium Adiantum nigrum, welche dem Osten fehlen, jedoch als 
südliche, nicht als Küsten-Formen zu betrachten sind. 

Auf meinen Aufsatz über Hardanger (dies Arch.S.1—28) 
habe ich hier nur zu verweisen: doch kann ich nicht umhin, 
bei diesem Anlass dem Herausgeber der botaniska Notiser 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 339 


(vergl. dessen Zeitschrift 1844. Anhang p. 64) zu erwidern, 
dass die Buche allerdings jenseits Christiansund kultivirt wor- 
den ist. Diese Angabe findet sich bei Blom, dessen Gewährs- 
mann Blytt ist. (Das Königreich Norwegen. Leipz. 1843.S.48): 
dass sie dort wild wachse, wie Lindblom irrthümlich über- 
setzt, habe ich nicht gesagt, und es kam auch zu meinem 
Zwecke nur darauf an zu zeigen, wie weit nach Norden das 
Klima die Vegetation jenes Baums gestatte. Helianthemum 
alpestre habe ich auf Klippen bei der Sennhütte Oppedals- 
Stölen einzeln wahrgenommen und Phippsia aus derselben 
Gegend verschiedenen Botanikern mitgetheilt. Ich lege auf 
diese neuen Fundorte, deren ich mehrere hätte, inzwischen 
wenig Gewicht und würde meine Abhandlung am besten da- 
durch belohnt finden, wenn Lindblom und andere tüchtige, 
skandinavische Naturforscher, statt ihre Journale mit uner- 
freulichen Exeursionsverzeichnissen und kritischen Minutien 
über Speciesbegrenzung und Benamung anzufüllen, auch durch 
sie angeregt würden, auf die Bedingungen der Pflanzenver- 
breitung im europäischen Norden mehr und mehr ihre wis- 
senschaftliche Aufmerksamkeit zu richten. 

Von Blytt, dessen lang vorbereitete Flora von Norwe- 
gen leider noch immer vergebens erwartet wird, erschien vor- 
läufig ein Verzeichniss der um Christiania wildwachsenden 
Pflanzen (Enumeratio plantarum, quae circa Christianiam 
sponte nascuntur, Christiania, 1844, 4.). BIERALNe enthält 790 
Gefässpflanzen. 

Fries hat fortgefahren, kritische Bemerkungen über 
schwedische Gewächse und Standörter von denselben zu pu- 
blieiren (Bot. Notis. 1844. p. 1.49.75 u. f.). Von seinem Nor- 
- malherbarium sind Hft. 9 und 10 ausgegeben. — Anderson 
und Lindblom bearbeiteten die alpinen Epilobien Schwedens 
“ (das.). — Angström lieferte Beiträge zur Kunde der skan- 
dinavischen Moose (Nov. Act. soc. Upsal. 12. p. 345 — 380). 

In Lindblom’s botaniska Notiser sind ferner folgende Ar- 
beiten zur schwedischen Pflanzen - Topographie enthalten: 
Borgström Beitrag zur Flora von Wärmeland (1842); Lind- 
gren und Torssell Moose bei Upsala (1842. 43); Fors- 
sell Verzeichniss der seltenern, in Norrtelge (nordöstlich 
von Stockholm) vorkommenden Pflanzen (das.); Hofberg 

Y# 


340 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


Fundorte bei Strengnäs am Mälarsee (1842. 43); von Post 
Vegetations-Verhältnisse am westlichen Ufer des Mälarsees 
(1844): durch genaue Beachtung der Standorte, auf welche 
480 Phanerogamen vertheilt sind, von einigem Interesse; 
Hamnström neue Fundorte in Nerike (1842); Lindgren 
Fundorte am Wenersee und kritische Bemerkungen (1842, 43); 
Holmgren, Kalen und Hamnström Fundorte in Ostgoth- 
land (1841— 43); Lagerheim desgleichen in Westgothland 
(1844); Sieurin Reisetagebuch aus Nordhalland, Fundorte 
enthaltend (das.); Lindblom und Borgström Fundorte 
aus Schonen (1843. 44), 

Nyman lieferte einen Beitrag zur Flora von Gottland, 
wodurch die Zahl der auf dieser Insel gefundenen Gefäss- 
pflanzen über 800 sp. steigt (Vetenskaps Akademieens Hand- 
lingar för är 1840. p. 123— 151). — Die in diesen Verhand- 
lungen (1843. p. 273— 302) nunmehr mitgetheilten Resultate 
von Beurling’s Reise.beschränken sich auf Fundortsver- 
zeichnisse, namentlich aus Jemtland, besonders ausführlich 
vom Berge Äreskuten. 

Nach dem Tode von C. E. Sowerby, dem Eigenthümer 
der English Botany, hat dessen Nachfolger J. D. C. So- 
werby eine neue Reihe von Lieferungen dieses Kupferwerks 
begonnen, von der unter dem Beistande von Wilson, Berke- 
ley, Babington und Borrer bis 1844 die 3 ersten Hefte er- 
schienen sind (Supplement to English Botany. Second series. 
Nr. 1—3. London). — Die Londoner botanische Gesellschaft 
hat nach dem Vorgange der Edinburger einen Katalog der 
britischen Pflanzen herausgegeben (The London catalogue of 
British plants, published under the direction of the botanical 
society of London. London). Dieses Verzeichniss enthält in 
Folge kritischer Bearbeitung beträchtlich weniger Arten (1305 
einheimische und 132 acclimatisirte Phanerogamen) als das 
Edinburger und wird Watson’s Feder zugeschrieben. — Die 
im Jahresbericht für 1842 charakterisirte Zeitschrift ‚‚the Phy- 
tologist” ist seitdem fortgesetzt: ich verweise auf die in der 
botanischen Zeitung mitgetheilten Inhaltsverzeichnisse. 

Watson schrieb kritische Bemerkungen über einzelne 
britische Pflanzen (London Journal of Botany 3. p. 63— 81). 
-— Newman gab eine Beschreibung der britischen Farne 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 341 


heraus (A. history of British ferns and allied plants. London, 
1844). — Die Annals of natural history (Vol. 13. 14) enthal- 
ten folgende Beiträge zur britischen Flora: Ball über Oenan- 
the, Taylor Beiträge zur Kenntniss der Lebermoose; Har- 
vey Beschreibung der neuen irländischen Algengatiung Rho- 
dodermis; Berkeley Beiträge zur Mykologie; Dickie kri- 
tischer Katalog der bei Aberdeen vorkommenden Meeresalgen; 
Spruce Verzeichniss der Moose von Teesdale in Yorkshire, 
Salwey der Lichenen von Wales; Graham über die Aus- 
beute seiner Reise durch Wales; Babington über irländi- 
sche Saxifragen. 

Babington hat nachgewiesen, dass die seltenste aller 
europäischen Orchideen, die im Jahre 1810 bei Cork von 
Drummond entdeckte und erst kürzlich wieder aufgefundene 
Neottia gemmipara Lm. identisch ist mit der nordamerikani- 
schen Spiranthes cernua Rich. (Proceed. of Linnean Soc. 
1844). 

Mit den kryptogamischen Gewächsen der Niederlande 
haben sich beschäftigt v. d. Sande Lacoste, welcher Fund- 
orte von Laubmoosen bekannt machte, und Dozy, der mit 
Molkenboer ein Verzeichniss dort einheimischer Pilze und 
einiger neu aufgefundenen Moose lieferte (beides in v. d. Hoe- 
ven’s Tijdschrift f. 1844. S. 165 u. 377). 

Die in den vorigen Jahresberichten erwähnten allgemei- 
nen Werke über die deutsche Flora sind fortgesetzt worden: 
von Reichenbach’s Icones erschienen 4 Dekaden des sie- 
benten Bandes, Aroideen und verwandte Gruppen enthaltend, 
während gleichzeitig eine wohlfeilere und von ausführlicherem 
Text begleitete Ausgabe unter dem Titel „Deutschlands Flora” 
begonnen ward; von Sturm’s Flora Hft. 23. 24 aus der drit- 
ten Abtheilung; von v. Schlechtendal’s und Schenk’s 
Kupferwerk der fünfte Band, von dem über Thüringen 'Hft. 
48—56; von Lincke's Publication Hft. 33—49; von D. Die- 
trich’s Kryptogamen Hft. 2 —4. 

Rabenhorst gab den ersten Band einer deutschen Kry- 
ptogamenflor, die Pilze enthaltend, heraus (Deutschlands Kry- 
ptogamen Flora. Bd. I. Leipzig, 1844. 8.). Dies ist eine zeit- 
gemässe Compilation, welche jedoch den gehegten Erwartun- 
gen nicht vollkommen entspricht. Von des Verf. verdienst- 


342 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


licher Sammlung getrockneter Pilze erschien die siebente und 
im folgenden Jahre bereits die achte Oenturie. — Hampe 
veranstaltet ein ähnliches Herbarium von norddeutschen Kry- 
ptogamen, worin bis jetzt 230 Laubmoose, 80 Lebermoose 
und 80 Lichenen enthalten sind (Blankenburg am Harz beim 
Herausgeber). 

In Wallroth’s Beiträgen zur Botanik, von denen zwei 
Hefte vorliegen, sind einzelne Gattungen der deutschen Flora 
monographisch abgehandelt: namentlich Agrimonia, Armeria 
(mit zwei wohl charakterisirten Harzpflanzen Agrim. odorata 
DC. Syn. A. procera Wallr. und Armeria humilis Lk. Syn. 
A. filicaulis Boiss.! A. Halleri Wallr.), Lampsana, Xanthium ; 
dann folgen kritische Bemerkungen z. B. über Senecio palu- 
dosus, Salix hastata, von welcher Wallroth die auf der Gyps- 
kette des südlichen Harzes von ihm entdeckte Form als S. 
surculosa unterscheidet. — Scheele hat die im vor. Jahres- 
ber. bezeichnete Arbeit über deutsche und einzelne exotische 
Pflanzen fortgesetzt (Regensb. Flora 1844 und Linnaea 1844) 
und Petermann ist ihm in ähnlichen Versuchen, zur Kunde 
vaterländischer Arten mitzuwirken, nachgefolgt. (Regensb. 
Flora das.). 

Provinzialtopographieen und Vegetationsskizzen im Ge- 
biete der deutschen und preussischen Flora: Kamp Verzeich- 
niss der um Memel wildwachsenden Pflanzen (Preuss. Pro- 
vinzialblätter 1844. S. 451—569); Leo Meier über die Flora 
von Gerdauen in Ostpreussen (Bot. Zeitung 1844); Roeper 
zur Flora Mecklenburgs (Th. 2. Rostock, 1844), die Grami- 
neen in der früher bezeichneten Weise darstellend; Fiedler 
Synopsis der Laubmoose Mecklenburgs (Schwerin, 1844. 8.); 
Häcker Lübeckische Flora (Lübeck, 1844. 8.); K. Müller 
Beiträge zu einer Flora eryptogamica Oldenburgensis (Bot. 
Zeitung 1844) nebst Zusätzen und Berichtigungen von H. 
Koch (das.); Wimmer’s im Jahresber. für 1840 erwähnte 
Flora von Schlesien erlebte eine zweite, bereicherte Auflage 
(Breslau, 1844); Reichenbach über die Vegetationsverhält- 
nisse der Flora von Sachsen (i. d. Gaea von Sachsen, 1843. 
8.), nichts weiter als Kataloge seltener Pflanzen aus den ein- 
zelnen Bezirken in Excerpten aus der Flora saxonica des 
Verf. enthaltend; Pfeiffer Uebersicht der bisher in Kurhessen 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 343 


beobachteten Pflanzen (Kassel, 1844. 8.), als Vorläufer einer 
kritischen Flora Hessens anzusehen und an neuen Fundorten, 
namentlich auf den Kasseler Basaltbergen, reichhaltig; von 
demselben einige Worte über die subalpine Flora des Meiss- 
ner (ebenda, 1844); Wirtgen Nachträge zur Flora der preus- 
sischen Rheinlande (Verhandlungen des naturhistorischen Ver- 
eins der preussischen Rheinlande, Jahrg. 1); Thieme Ver- 
zeichniss der um Hainsberg im Regierungsbezirk Aachen 
wachsenden Pflanzen (Regensb. Flora 1844. S. 209 — 221); 
Löhr Taschenbuch der Flora von Trier und Luxemburg mit 
Berücksichtigung der Nahe- und Glangegenden (Trier, 1844, 
8.); Lechler Supplement zur Flora von Würtemberg (Stutt- 
gart, 1844. 8.); Sailer Flora der Linzer Gegend (Linz, 
1844. 8.), ein Auszug aus der im Jahresber. für 1841 erwähn- 
ten Flora Ober-Oesterreichs; Sauter Bericht über einen 
Ausflug ins Lungau (Regensb. Flora 1844. S. 813— 816). 

E. v. Berg zu Lauterberg am Harz suchte nachzuwei- 
sen, dass die Nadelhölzer sich in Norddeutschland allmählig 
weiter ausbreiteten (das Verdrängen der Laubwälder durch 
die Fichte und Kiefer. Darmstadt, 1844. 8.). Die Thatsache 
ergiebt sich für den Harz aus archivalischen Zeugnissen: aber 
in wie weit dieser an manchen Orten in 20 Jahren vollendete 
Wechsel von äussern Naturbedingungen, oder aber nur von 
wirthschaftlichen Ansichten der Forstverwaltung abhängig ge- 
wesen sei, ist schwierig auszumitteln. Auch im Lüneburg- 
schen, wo z. B. in der Göhrde der Kampf beider Kulturwei- 
sen erst nach Verlauf eines Jahrhunderts zu Gunsten der 
Kiefer entschieden ist, so wie im Solling an der obern Weser, 
wo die Laubwälder noch sehr verbreitet sind, haben ähnliche 
Verhältnisse, wie amı Oberharze, obgewaltet. Am westlichen 
Harze ist allgemein der Buche die Rothtanne gefolgt, aber an 
einigen Orten haben sich beim Abtriebe der letztern die 
Ueberreste von Eichen bis zu einem Niveau von 2000' ge- 
zeigt, d. h. in einer Höhe, in welcher sie gegenwärtig längst 
nicht mehr fortkommen. Berücksichtigt man hierbei, dass die 
Baumgrenzen am Harze im Verhältniss zum europäischen Nor- 
den ungemein tief liegen und selbst Nadelhölzer ‚nicht höher, 
als 9 bis 10 Grade nördlicher in Norwegen der Fall ist, im 
Brockengebirge ansteigen, so lassen sich aus der einstwaligen 


344 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


Kultur der Eiche und Buche säculare Aenderungen des Rli- 
mas gewiss ziemlich wahrscheinlich machen, von denen die 
jedesmalige Verbreitung der Waldbäume bedingt war und 
wodurch Steenstrup’s Succession der seeländischen Waldve- 
getation in Zusammenhang gebracht werden würde mit .der 
Ausrottung der Laubhölzer auf den Höhen des Oberharzes. 

Angaben über Vegetationsgrenzen in den südlichen Dolo- 
mit-Alpen, namentlich aus der Gegend von Agordo, wodurch 
eine bedeutende Lücke in den über die vertikale Verbreitung 
der Algenpflanzen: vorhandenen Beobachtungen ergänzt wird, 
finden sich in dem Werke von Fuchs über die Venetianer 
Alpen (Wien, 1844. fol.). Leider sind indessen für die mei- 
sten Gewächse nur die untern Höhengrenzen angegeben und 
unter diesen dürfte manchen Messungen nur ein lokaler Werth 
beizulegen sein. Die Angaben, in Pariser Fussen ausgedrückt, 
sind folgende: 

a. Obere Grenzen. 

Ficus Carica und Grenze der Weinkultur — 1500’. (Bei 
Agordo wächst Vitis noch in einem Niveau von 2000’ 
sehr üppig, aber man bereitet dort keinen Wein mehr). 

Castanea vesca — 2000’ bei Agordo. 

Juglans regia — 3500’ bei Frassene. 

Zea Mays — 2500’ im Cordevolethal. 

Cerealien mit Ausschluss des Weizens — 4400" am Col 
di S. Lucia; — 4600’ bei Buchenstein. 

Geschlossener Coniferenwald — 5500. In der Krumm- 
holzregion finden sich einzelne Lärchen und Fichten 
— 6309’ am Sasso di Palma. ; 

Fagus sylvatica — 5000’; z. B. am Monte Luna — 4915), 
am Bosco medone und in der Val Pegolera noch höher. 

Pinus Cembra — 6665’ am Col di Lana, 

Obere Grenze der Phanerogamen — 9000’: Aretia Vita- 
liana und einige Saxifragen. 

b. Untere Grenzen. 

Ranuneulusaconitifolius3500' Aconitum Anthora. 4500'. 
- montanus. 7000'. _ Napellus. 6500. 
E= glacialis. 8000’, _ Stoerkianum.6500'. 
_ pyrenaicus. 8000’. Arabis coerulea. 7000. 

Anemone baldensis. 4500. Hutchinsia alpina. 7000'. 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 


Hutchinsia rotundifolia. 7000’. 
Papaver pyrenaicum. 5500. 
Viola biflora. 3500. 
Silene acaulis. 5500. 
pumilio. 7000'. 
Cerastium latifolium. 6500', 
Cytisus alpinus. 1300’. 
purpureus. 2000’. 
Trifolium alpinum. 5500’. 
Phaca astragalina. 6500'. 
alpina. 6500'. 
Hedysarum obscurum. 7000. 
Dryas octopetala. 2000’. 
Potentilla caulescens. 1300'. 
_ nitida. 6500. 
Geum montanum. 5500'. 

—  reptans. 8000, 
Sibbaldia procumbens. 5500. 
Rosa alpina. 5500'. 

Sedum atratum, 7000’. 
Rhodiola rosea. 7000'. 
Saxifraga Aizoon. 1300. 
aizoides. 1500’. 
_ caesia. 1500'. 
—_ rotundifolia. 2000'. 
= mutata. 2500', 
_ Burseriana. 2500', 
euneifolia. 3500'. 
stellaris. 5500'. 
aspera. 5500. 
eontroversa. 6500, 
_ muscoides. 6500". 
_ planifolia. 7000’. 
_ androsacea. 7000’, 
sedoides. 7000', 
bryoides. 7000', 
— oppositifolia. 8000'. 
Bupleurum graminifolium. 
6500, 


345 


Lonicera nigra. 4500. 
alpigena. 4500’. 
Valeriana saxatilis. 1300'. 
Aster alpinus. 1500’. 
Tussilago alpina. 2000’. 
Cacalia alpina. 4500. 
Arnica montana. 2000’. 
Bellidiastrum. 1300. 
Gnaphalium Leontopodium. 

1500. 

Chrysanthemum alpinum 7000’ 
Anthemis alpina. 6500’. 
Achillea Clavennae. 4500’. 
moschata. 7000’. 
Doronicum scorpioides. 7000'. 
Aronieum Clusii. 7000’. 
Senecio abrotanifolius, 5500'. 
carniolicus. 7000’. 
Cirsium ochroleucum. 2500. 

—  spinosissimum. 5500’. 
Carduus defloratus. 5500’. 
Saussurea alpina. 7000’, 
Sonchus alpinus. 4500', 
Phyteuma comosum. 1300, 

_ Scheuchzeri. 1300’, 
hemisphaericum 5500. 

orbieulare. 5500’. 

_ Sieberi. 7000’, 

_ paueiflorum. 7000. 
Campanula barbaia. 4500, 

_ Morettiana, 4500. 
Rhododendron hirsutum, 1300 

—  Chamaeeistus.1300'. 
Arbutus uva ursi. 2500’, 

—  alpina. 5500. 
Azalea procumbens. 7000', 
Vaceinium Myrtillus. 2000’. 

_ Vitis idaca. 2000', 
Primula Allionii. 2500’. 


346 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


Primula glutinosa. 7000'. Euphrasia salisburgensis. 1500. 


—  minima. 7000’. Pedicularis tuberosa. 4500’. 

—  longiflora. 6500. — rostrata. 6500'. 

—  Aurieula. 6500. _ verticillata. 6500. 
Soldanella alpina. 2500'. — rosea. 6500’. 

— minima. 2500'. Bartsia alpina. 6500’. 
Cortusa Matthioli. 7000'. Paederota Bonarota. 1500. 
Androsace alpina. 7000. Veronica alpina. 4500’. 

_ obtusifolia. 7000'. —  aphylla. 4500". 
Aretia Vitaliana. 8000'. Horminum pyrenaicum. 1300'. 
Pinguicula alpina. 2000". Betonica Alopecuros. 1300'. 

_ grandiflora. 2000”. Myosotis nana. 8000'. 
Gentiana acaulis. 1300’. Globularia nudicaulis. 1300. 

— germanica. 1300'. = cordifolia. 1300'. 

— utrieulosa. 2000’. Daphne striata. 1500, 

— eruciata. 3500. Pinus Pumilio. 1400. Zwi- 

— asclepiadea. 3500". schen Agordo und Peron. 

—  ciliata. 3500. Nigritella angustifolia. 4500'. 

— punctata. 5500'. Himantoglossum viride. 4500'. 

—  bavarica. 5500. Crocus vernus. 2000’. 

—  nivalis. 5500". Czackia Liliastrum. 2500. 

— pumila. 5500’. Luzula nivea. 5500. 

Linaria alpina. 1300. Carex atrata. 5500. 
Euphrasia trieuspidata. 1300. — firma. 5500’. 


Giacich hat die seltenern Pflanzen des Monte maggiore 
in Istrien aufgezählt (Regensb. Flora 1844. S. 274 — 276). — 
Hauffel giebt eine Uebersicht der Carieeen Ungarn’s, Croa- 
tien’s, Slavonien’s und Siebenbürgens (das. S. 527 — 536): 
Der Verf. führt hier seine ©. rhynchocarpa auf C. brevicollis 
Lam. zurück und stellt C. saxatilis Baumg. als C. dacica auf. 


Ein neues Taschenbuch der Schweizer Flora schrieb 
Moritzi (die Flora der Schweiz. Zürich, 1844. 8.). — 
Trog lieferte ein Verzeichniss schweizerischer Schwämme 
(Berner Mittheilungen S. 17 — 92), worin 1121 sp. aufge- 
führt sind. 


Die obere Larix-Grenze auf der Südseite der Montblanc- 
Kette am Cramont bei Courmayeur wurde von Forbes zu 
7200' engl. gemessen, auf der Nordseite an den zum Mer de 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 347 


Glace gehörigen Felsen les Echellets zu 6800’ (Travels trough 
the Alps of Savoy. Edinburgh, 1843. p. 68 u. 215). 

Von F. Schultz Flora Galliae et Germaniae exsiccata 
sind Centurie 7 und 8 ausgegeben und von kritischen Bemer- 
kungen über einzelne Pflanzen begleitet (vergl. Bot. Zeitung 
1845). Von demselben Verf. sind 4 französische Pflanzen als 
neu aufgestellt in der Regensb. Flora (1844. S. 806 — 809): 
Orobanche brachysepala Sch. ist nach Beschreibung und Mutter- 
pflanze identisch mit ©. apiculata Wallr. Rehb. (Spieil. rum. 
2. p. 58); ©. macrosepala wahrscheinlich meine O. Bartlingii, 
ein Name, der die Priorität um einige Monate voraus hat. 

Französische Localfloren: J. Lloyd Flore de la Loire in- 
ferieure (Nantes, 1844. 12); Guepin Supplement ä la Flore 
de Maine et Loire (Angers, 1842). 

Eine Darstellung der climatischen Gegensätze innerhalb 
der Grenzen Frankreichs ist von Martins bearbeitet (les 
regions climatoriales de la France in der Bibliotheque de Ge- 
neve, 1844. p.138—160 und p. 347—350). Der Verf. un- 
terscheidet in Frankreich folgende 5 Climate: 

1. Vogesen-ÖOlima. Begreift im nordöstlichen Frank- 
reich ein Gebiet, welches etwa von den Städten Basel, Dijon, 
Auxerre und Mazieres umgrenzt wird. Mittlere Temperatur 
2 Hier herrschen verhältnissmässig die strengsten 
Winter, der Unterschied der mittlern Sommer- und Winter- 
wärme beträgt 18° (18°,6 und 0,6), die grösste in Strass- 
burg und Metz beobachtete Kälte betrug ungefähr — 23°, — 
Die mittlere Regenmenge (aus den meteorol. Beobachtungen 
zu Strassburg, Mühlhausen, Nancy, Metz und Genf) — 669 wm; 
davon fallen 19 Procent im Winter, 23 im Frühling, 31 im 
Sommer und 27 im Herbst. M. Zahl der Regentage = 137. — 
Herrschende Winde aus Südwest und Nordost. 

2. Seine-Clima oder nordwestliches Frankreich bis zur 
Loire und Cher. Mitt. Temp. = 10°,9. Unterschied zwi- 
schen m. Sommer- und Winterwärme — 13°,6; nämlich ab- 
nehmend in der Richtung von Brüssel (14,3) bis Brest (— 
10°,8); jener durchschnittliche Werth (Sommerwärme — 17,6 
und Winterwärme —3",95) ist aus den Beobachtungen von 
Dünkirchen, Arras, Abbeville, Paris, Cherbourg, Angers und’ 
Denainvilliers das aritlm. Mittel. — Mittlere Regenmenge 


348 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


—=548"m; jedoch in Finisterre bis 900m"; es fallen (nach 
den Beobachtungen von Paris, Brüssel und Denainvilliers) im 
Winter 21 Procent Regen, im Frühling 22, im Sommer 30, 
im Herbst 27. M. Zahl der Regentage = 140. — Herrschen- 
der Wind ist Südwest, dann folgt Nordost. 


3. Garonne-Clima oder südwestliches Frankreich bis 
zu den Pyrenäen. Die östliche Grenze liegt in der Auvergne 
und ist noch nicht mit Genauigkeit anzugeben: wahrscheinlich 
schliesst sie das Plateau der Auvergne noch mit ein und folgt 
dem Lauf der Rhone und Saone. Mitt. Temp. = 12,7. 
Unterschied zwischen m. Sommer- und Winterwärme —= 16°: 
denn wegen der kürzern Küstenlinie ist das Seeclima hier 
weniger als im Nordwesten entwickelt; mittlere Sommerwärme 
— 20°,6 und Winterwärme =5°. Grösste Kälte in Poitiers, 
La Rochelle, Toulouse, Agen bis zu — 12°. — Mittlere Re- 
genmenge —586"": davon 25 Proc. im Winter, 21 im Früh- 
ling, 23 im Sommer und 34 im Herbst. M. Zahl der Regen- 
tage =130. — Herrschender Wind ist Südwest, der in der 
Nachbarschaft der Pyrenäen in West übergeht. 


4. Rhone-Clima begreift das Flussgebiet der Rhone 
von Dijon und Besangon bis zu Viviers und die Gebirgsland- 
schaften von Hautes-alpes: die Grenze im Dep. Basses-alpes 
bleibt noch unbestimmt. Mittl. Temp. = 11°. Unterschied 
zwischen Sommer und Winter —=18",6. Mittlere Sommer- 
wärme — 21°,3 und Winterwärme — 2°,5. — Mittlere Regen- 
menge — 946"", d. h. die grösste Masse atmosphärischer 
Niederschläge in ganz Frankreich: davon fallen im Winter 20 
Procent, im Frühling 24, im Sommer 23, im Herbst 34. 
Zahl der Regentage im Saonethal = 120 — 130, im Rlıonethal 
— 100— 115. — Herrschende Winde aus Norden und Süden. 


5. Mittelmeerisches Clima. Die Nordgrenze schnei- 
det die Rhone bei Viviers unweit Montelimart, folgt von hier 
aus einer einerseits nach Montpellier, andererseits nach Mar- 
seille gezogenen Linie und begreift endlich Küstenlandschaften 
der Provence und des Audegebiets bis zu den Pyrenäen. Mittl. 
Temp. = 14°,8. M. Sommerwärme — 22°,6 und Winterwärme 
—6?,5. Grösste beobachtete Kälte = — 11,5. — M. Regen- 
menge —= 651": davon fallen im Winter 25 Procent, im 


Br 2002 


Dann er“ 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 349 


Frühling 24, im Sommer 11 und im Herbst 41. Herrschen- 
der Wind aus Nordwest (Mistral). 

Für die Vegetationsverhältnisse des französischen Jura 
scheint von Wichtigkeit eine Arbeit von Grenier, welche mir 


jedoch bis jetzt nur aus von Schlechtendal’s Recension be- 


kannt geworden (These de geographie botanique du dep. de 
Doubs. Strassbourg, 1844. 8.). Hiernach liegt die obere 
Grenze der Eichen daselbst bei 6 bis 700 Meter Höhe, die 
der Buchen bei S— 900": über diesen Laubhölzern folgt die 
mit beiden Tannen-Arten bewaldete Nadelholzregion. 

Auch die Flora der Loire-Mündung von Lloyd nimmt 
Rücksicht auf die örtlichen Bedingungen der Vegetation. Cha- 
racteristisch ist die Verbreitung mehrerer südeuropäischer Ge- 
wächse bis zum 47sten Breitengrade längs des Seestrandes: 
z. B. an den Lagunen Inula erithmoides, Sonchus maritimus, 
mehrere Staticen, Salicornia fruticosa, Seirpus Savii, Spartina 
strieta; auf den Dünen Matthiola sinuata, Silene portensis, 
Tribulus terrestris, Otanthus maritimus, Ephedra distachya, 
Paneratium maritimum u, a. Ebenso besitzen aber auch die 
Haiden der Bretagne noch Erica eiliaris, vagans und scoparia, 
Simethis bicolor Kth. (Phalangium DC.), Asphodelus albus, 
Pinguieula Jusitanica, Serapias triloba, in Verbindung mit nörd- 
lichen Pflanzenformen, als Ulex europaeus, Narthecium ossi- 
fragum, Anagallis tenella, Hypericum elodes, Myrica Gale 
und Alisma ranunculoides. 

Hieran reihen sich an der französischen Küste des Mittel- 
meers die Untersuchungen von Duchartre über die Vegata- 
tion der Umgegend von Beziers im Dep. Herault (Comptes 
rendus 1844. V. 18. p. 254— 259). Diese Arbeit giebt eine 
genaue und vollständige Uebersicht der dortigen Pflanzenfor- 
mationen. Der Verf. theilt dieselben in zwei Hauptclassen, je 
nachdem sie durch die Nachbarschaft des Meers bedingt sind 
oder nicht. 

Il. Zu den Küstenpflanzen gehören folgende Formationen: 

a. F. der Dünen. Kräuter oder niedrige Halbsträucher, 
entweder stark behaart, oder von glauceseirendem Farbenton. 
Zu den erstern gehören z. B. Mathiola sinuata, Medicago ma- 
rina, Orlaya maritima, Mercurialis tomentosa, Diotis candidis- 
sima; zu den letztern Eryngium maritimum, Echinophora, Eu- 


350 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


phorbia Paralias, Crucianella maritima. Die strauchartigen 
Gewächse sind Astragalus massiliensis und Ephedra distachya. 
Nach dem Reichthume an Formen herrschen die Gräser vor 
(12 sp. sind ganannt), dann folgen mit 4 sp. die Oruciferen, 
mit 3 sp. die Leguminosen und Euphorbiaceen, mit 2 sp. die 
Chenopodeen, Polygoneen und Synanthereen: im Ganzen ve- 
getiren hier mehr als 40 sp. — Zwischen den Dünen bilden 
zwei gesellige Juncus-Arten (J. acutus und maritimus) eine 
besondere F. des feuchten Bodens, welche den Landesnamen 
Joncasses führt und den Uebergang zu der folgenden Forma- 
tion ausmacht. 

db. F. der Salzsümpfe. Sträucher und Stauden von 
saftiger Textur des Laubes. Hier herrschen die Chenopodeen 
und Staticen sowohl an Zahl der Individuen als der Arten; 
unter den Holzpflanzen wird Tamarix gallica baumartig. — 
Characteristische Formen unter den Chenopodeen (11 sp.): 
Chenopodium fruticosum, Ch. setigerum, Salicornia 3 sp., 
Salsola 2 sp., Atriplex 3 sp.; unter den Staticen (5 sp. und 
mehr) St. oleifolia, bellidifolia, ferulacea; unter den übrigen 
Gewächsen (15 sp.) Frankenia 2 sp., Spergularia 2 sp., Ar- 
temisia gallic. Die Gramineen sind hier nur durch Orypsis 
schoenoides vertreten. 

II. Die vom Einfluss des Meers unabhängigen Gewächse 
zerfallen in Formationen des feuchten und trocknen Bodens, 
die letztern sind entweder von der Cultur des Landes unab- 
hängig oder nicht. 

4A. Wasserpflanzen. 

a. Süsswasserformation. Sie besitzt unter zahlrei- 
chen Gramineen, Oyperaceen, Najaden, nebst Nymphaeen und 
Typhen, wenige für das dortige Clima characteristische For- 
men: z.B. Valisneria spiralis, Marsilea pubescens Ten. (M. 
Fabri Dun.) 

b. F. des zeitenweise überschwemmten Bodens, 
z. B. durch Mentha cervina bezeichnet. Dies ist der Standort 
von Cicendia Candollei und Conyza sicula. 

B. Pflanzen des unbebauten Landes. Der Verf. glaubt 
3 oder 4 Formationen unterscheiden zu können, von denen 

“die erste, die der Cistusrosen, schärfer abgesondert ist, als 
die übrigen unter einander. 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 31 


a. Garrigues d.i. F. der Cisten. Ein steiniger Bo- 
den ist mit Gesträuch von Cistus oder andern fest durchwacl- 
senem, oft dornigem Gebüsch dicht bedeckt. Diese Strauch-_ 
formen sind: Cistus erispus, salvifolius, albidus und monspe- 
liensis; Ulex provincialis und europaeus; Daphne Gnidium; 
Quereus coceifera; Erica scoparia und cinerea, Calluna vul- 
garis; Phillyrea angustifolia und latifolia; Lavandula Stoechas; 
Osiris alba; Juniperus Oxycedrus und communis; Rosmarinus 
offieinalis. Unter den übrigen Gewächsen sind characteristisch: 
eine Reihe von Helianthemum-Arten, welche in Gesellschaft 
mit den Cisten wachsen, einige Euphorbien, Santolina, Heli- 
chrysum Stoechas, Aphyllanthes u.a. Auch aus dieser For- 
mation werden mehr als 40 sp. aufgezählt. 

b. Weniger bestimmt hat D. die mit Stauden und jähri- 
gen Kräutern bewachsenen Flächen und Hügel (Campi) in 
ihrer Eigenthümlichkeit aufzufassen und nach bezeichnenden 
Gewächsformen darzustellen vermocht. Wir übergehen daher 
diesen Theil seiner Abhandlung und nennen nur einige der 
hieher gehörigen, seltenern Arten: Biscutella coronopifolia, 
Linum salsoloides, Centaurea Pouzini, Echium pyrenaicum. 

C. Pflanzen des urbaren Bodens. 

a. F. der Ruderalpflanzen. Die Arten sind sämmt- 
lich von weiter Verbreitung. 

b. Pflanzen, welche die Culturgewächse begleiten. Der 
Verf. macht hierunter “mehrere Unterscheidungen, die wir wie- 
derzugeben nicht für erforderlich halten. Die Zahl der auf- 
gezählten Arten ist sehr bedeutend, allein sie characterisiren das 
südliche Frankreich nicht vor andern Ländern am Mittelmeer. 

e. F. der Wiesen. Hievon gilt dieselbe Bemerkung: 
doch sind Euphorbia pilosa und Iris spuria der Erwähnung 
werth, 

d. F. der Wälder. Die immergrünen Wälder bestehen 
aus Quercus Ilex: andere giebt es nicht. Unterholz: Pistacia 
Lentiscus und Terebinthus, Erica arborea und Calluna, Saro- 
thamnus scoparius, Cytisus capitatus, Genista Scorpius, Spar- 
tium junceum u.a. 

Aus der angehängten Uebersicht .der Culturgewächse er- 
giebt sich, dass Sodabereitung von Halophyten in jener Ge- 
gend ganz aufgehört hat, dass der Olivenbau, nachdem ver- 


359 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


schiedene kalte Winter die Pflanzungen vernichtet, sehr im 
Abnehmen begriffen ist, und dass man neuerlich versucht hat 
Ricinus im Grossen anzubauen. Das Hauptproduct von Be- 
ziers ist Wein und die Cerealien reichen zum einheimischen 
Bedarfe nicht aus. J 2 

Desmoulins beschrieb seine botanische Reise in die 
Pyrenäen, auf welcher er Beobachtungen über die Vertical- 
grenzen der alpinen Flora am Pic du Midi angestellt hat (Etat 
de la vegetation sur le Pic du Midi de Bigorre. Bordeaux, 
4844. 8.). Wir entnehmen daraus folgende Zusätze zu den 
ältern Angaben von De Candolle und Ramond: 

Cochlearia pyrenaica. 5500’— 6000. 
Herniaria pyrenaica. 3000’— 7500’. 
Paronychia polygonifolia. 6000'— 7500. 
m serpyllifolia. 7500'— 8400'. 
Astragalus depressus. 6000’— 7500’. 
Vicia pyrenaica. — 8500. 
Carduus carlinoides. 6000’— 8100. 
” carlinifolius. 3000'— 6900'. 
Cirsium eriophorum. 0'—6600'. 
Scabiosa pyrenaica. — 8400". 
Pedicularis pyrenaica. — 9000'. 
Crocus nudiflorus. — 7500'. 
Anoectangium eiliatum. — 8400. 
Parmelia chrysoleuca. 5400'—9000', 
„s cartilaginea, elegans, einerea, badia. — 9000, 
Lecidea vesicularis, biformis. 6000’ — 7500. 
polycarpa, atrobrunnea, morio, geographica, 
umbilicata. — 9000. 
Umbilicaria eylindrica. 6000’— 9000’. 

Anziehende Reisebriefe aus Spanien von M. Willkomm 
sind in der botanischen Zeitung bekannt gemacht (1844, 45). 
Sie beginnen im Mai 1844, von Valencia datirt, wo der Rei- 
sende bis Mitte Junius verweilte. Dann begab er sich nach 
Madrid, botanisirte zu Anfang Juli bei Aranjuez, überschritt 
die Sierra Morena, erreichte Granada und untersuchte wäh- 
rend des Spätsommers und Herbstes die Sierra Nevada und 
die Alpujarras. Wir beschränken unsern diesmaligen Bericht 
auf den ersten Theil der Reise, indem wir auf die Nachrich- 


” 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 353 


ten über das südliche Spanien passender im nächsten Jahre 
zurückkommen, wo der Abschluss von Boissier’s Kupferwerk 
nebst Willkomm’s Beobachtungen von 1845 zu einer reich- 
“ haltigern Darstellung werden zu vereinigen sein. — In der 
Huerta von Valencia ist die ursprüngliche Vegetation durch 
Cultur grösstentheils verdrängt: vorzüglich werden Weizen, 
Reis und Hauf gebaut; Maulbeerbäume, Oliven und Südfrüchte 
sind allgemein, 40 bis 60 Fuss hohe Dattelpalmen häufig. An 
der Lagune Albufera befindet sich ein pflanzenreiches Gehölz 
von Pinus halepensis, worin die ursprünglichen Gewächse 
dieser Gegend sich erhalten haben: hier besteht das Unterholz 
aus Quercus coccifera, Myrtus und Chamaerops und mit ihnen 
wachsen Pistacia Lentiseus, Rhamnus lycioides, Erica arborea, 
Rosmarinus, Juniperus Oxycedrus und Ruseus aculeatus. Be- ° 
nachbarte Sandhügel tragen Cistus albidus und salvifolius, 
Passerina hirsuta und Solanum sodomeum mit armsdickem 
Stamm. 


Die Sierra de Chiva, 4 Stunden nördlich von Valencia, 
gehört zu den Kalkgebirgen, welche, vom spanischen Plateau 
sich ablösend, zwischen Ebro und Xucar die Provinz von 
Westen nach Osten bis zum Meere durchsetzen, Jener breite, 
gegen 6000' hohe und von tiefen Barranco’s durchschnittene 
Gegirgskamm soll einst von Nadelholzwäldern bedeckt gewe- 
sen sein, wovon jetzt nur einzelne Stämme der Pinus hale- 
pensis übrig sind. Die trockenen, fast quellenlosen Abhänge 
sind gegenwärtig mit niedrigem Gebüsch (Montebaxo) bewach- 
sen, nur die höchsten Kuppen kahl. W. nimmt folgende Stu- 
fen in der hier ungemein hoch, bis zu 4000’ ansteigenden, 
mittelmeerischen Vegetation an: 


0— 500°. So weit reichen etwa die Opuntien und Aga- 
ven nebst der Cultur der Ceratonia. Der Montebaxo besteht 
aus COhamaerops, Erica arborea, Daphne Gnidium, Retama 
sphaerocarpa, Ulex, Rosmarinus und einigen Eichen. 


500— 2000 d.h. bis zur obern Grenze von Chamaerops, 
(auch von Retama, Juniperus Oxycedrus und Pistacia Lenti- 
scus). Es herrschen Rosmarinus und Chamaerops; ausser den 

genannten folgt ihnen von den frühern auch die Erica arborea 
und neu hinzutreten Rhamnus Iycioides, Pistacia Terebinthus 
Archiv f, Naturgesch. XI, Jahrg. 2, Bd, Z 


354 Grisebach: Bericht über die Leistungen in.der 


und Cisten. Characteristische Gräser: Maerochloa tenacissima 
und Stipa juncea. 

2000’ — 4000’ bis zur Gulturgrenze der Olive und des 
Weizens. Jedoch besteht der grösste Theil der Abhänge in 
diesem Niveau aus unbebautem Bergland. Im Montebaxo ge- 
sellen sich zu Rhamnus, Rosmarinus, Erica und Cisten hier 
namentlich Juniperus phoenicea, Fraxinus sp., Arbutus Unedo, 
Quereus llex. 

Einzelne Kiefern und ein aus Ulex australis und Juni- 
perus phoenicea gebildeter Montebaxo characterisiren die von 
4000'— 5500’ reichende Region, die vermöge des Vorkom- 
mens nordeuropäischer Kräuter von der. mittelmeerischen ab- 
zusondern ist. — Auf dem Gipfel des Monte de la S. Maria 
(5500’— 6000’) kommen an Holzgewächsen noch vor Arcto- 
staphylos uva ursi, Taxus und Cotoneaster sp.; neben diesen 
wurden nur einige Stauden, auch eine Saxifraga angetroffen. 

v. Martens hat in einem allgemeinern Werke auch Ita- 
liens Pflanzengeographie nach literarischen Quellen zusammen- 
gestellt (Italien. Stuttgart, 1844. 8. 3 Bände). 

Schriften über die italienische Flora. Von Bertolini’s Flora 
italica sind die beiden ersten Hefte des sechsten Bandes er- 
schienen, worin die 14te Classe behandelt wird (Bologna. 8.). 
— Die Flora de Nice von A. Risso (Nice, 1844. 8.) ist ohne 
wissenschaftlichen Werth. — Die Schrift von Cesati über 
die Lombardei ist uns noch nicht zugegangen (Saggio sulla 
geographia botanica e sulla Flora della Lombardia. Milano, 
1844. 8. 74 pag.). — Pucecinelli Additamentum ad synopsin 
plantarum in agro Luccensi sponte nascentium (im Giornale 
botanico italiano. 1844. p. 118— 123). — Savi Florula gor- 
gonica (das. p. 243 — 283), ein 290 sp. zählender Catalog der 
auf Gorgona, einer kleinen, Livorno gegenüberltegenden, mit 
Cisten, Eriken und Leguminosen-Sträuchern bewachsenen In- 
sel beobachteten Gefässpflanzen, als Seitenstück zu der vor 
einigen Jahren von Moris und Notaris herausgegebenen Flora 
von Capraja zu betrachten. — De Notaris Zusätze zu sei- 
nem Specimen Algologiae ligusticae (das. p. 191. 311). — 
Meneghini Algarum species novae vel minus notae (das. 
p: 296 — 306), 33 sp. von den italienischen und dalmatischen 
Küsten. — Von demselben Verf. Alghe italiane e dalmatiche 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 355 


erschien das vierte Heft (Padova, 1843. 8.). — Tenore er- 
klärte die dalmatische Arenaria Arduini für identisch mit sei- 
ner früher publieirten A. Rosani (Rendie. acad. 1842. p. 266). 
— v. Heldreich stellte 4 neue sicilianische Pflanzen auf 
(Regensb. Flora 1844. S. 65): 1 Helianthemum, 1 Elichrysum, 
4 Centaurea, 1 Lithospermum. — Nyman’s Observationes 
in Floram siculam (Linnaea 1844, p. 625—665) enthalten ein 
Verzeichniss seiner in Stockliolm verkäuflichen Ausbeute nebst 
descriptiven Bemerkungen: neu ist nur Parietaria populifolia 
N. von Malta. j 

Link unterscheidet eine neue Erica anthura von Spalatro 
(Sitzungen der Ges. naturforsch. Freunde 1844 in Regensb. 
Flora 1845), — Die in der Flora dalmatica abgebildete Tu- 
rinea Neumayeriana Vis. erhebt v. Visiani als Amphoricarpos 
zur eigenen Gattung (Giorn, bot. it. 1. p. 196). 

In Ebel’s Schrift über Montenegro (zwölf Tage auf 
Montenegro. Hft. 2. Königsberg, 1844. 8.) findet sich ein 
Catalog sämmtlicher bis jetzt in Dalmatien beobachteter Pha- 
nerogamen (2003 sp.), nebst Angabe der Häufigkeit ihres Vor- 
kommens nach einer dem Verf. eigenthümlichen Bezeichnungs- 
weise, jedoch ohne Angabe von Fundorten. Vorausgeschickt 
sind Untersuchungen über die statistischen Verhältnisse der 
dalmatischen Flora, wonach die reichsten Familien nach ihrer 
Artenzahl folgende Reihe bilden: Synanthereen (225 sp.), Le- 
guminosen (220 sp.), Gramineen (142 sp.), Cruciferen (107 sp.), 
Umbelliferen (103 sp.), Labiaten (91 sp.), Caryophylleen (85 sp.), 
Scrophularineen (82 sp.), Liliaceen (61 sp.), Rosaceen (59 sp.), 
„Ranuneulaceen (54 sp.), Orchideen (46 sp.), Cyperaceen (43 sp.), 
Borragineen (42 sp.). — Hieran schliessen sich die Nachrich- 
ten über die Vegetation von Montenegro selbst, dessen Er- 
zeugnisse übrigens dem Verf, zufolge völlig mit denen Dal- 
matien’s übereinkommen. Dieses Ländehen, von dürren, stei- 
nigen Bergweiden bedeckt und zu kahlen oder schwach von 
Nadelholz umgürteten Kalksteingipfeln sich erhebend, von wel- 
chen schmale Flussthäler zum See von Scutari hinabreichen, 
ist aus Mangel an Erdkrume und Wasser höchst unfruchtbar, — 
Doch scheinen die Pflanzenarten, wie in Dalmatien, mannig- 
faltig und bereits gegen 450 sp. werden vom Verf. genannt: neue 
sind nicht darunter, die beiden neu aufgestellten nicht haltbar, 

e zZ “ 


356 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


In meinem Werke über Rumelien und Bithynien (Spiei- 
legium florae rumelicae et bithynieae, exhibens synopsin plan- 
tarum, quas a. 1839. legi: accedunt species, quas in iisdem 
terris lectas communiearunt Friedrichsthal, Friwaldzki, Pesta- 
lozza vel plene deseriptas reliquerunt Buxbaum, Forskäl, Sib- 
thorp, alii. Vol. 1. 2. Brunsuigae, 1843— 44. 8.) sind 2300 
Phanerogamen systematisch und in Rücksicht ihrer geographi- 
schen Verbreitung abgehandelt. Die artenreichsten Familien 
bilden folgende Reihe: Synanthereen (264 sp.), Leguminosen 
(203 sp.), Gramineen (156 sp.), Labiaten (134 sp.), Caryo- 
phylleen (130 sp.), Cruciferen (121 sp.), Umbelliferen (114 sp.), 
Serophularineen (90 sp.), Ranuneulaceen (78 sp.), Rosaceen 
(68 sp.), Borragineen (55 sp.), Liliaceen (53 sp.), Rubiaceen 
(48 sp.), Campanulaceen (41 sp.), Orchideen (41 sp.), Oype- 
raceen (41 sp.). Vergleicht man diese Reihe mit der obigen 
von Dalmatien, so dürfte die Zunahme der Labiaten und Ca- 
ryophylleen zu den besonders charakteristischen Eigenthüm- 
lichkeiten Rumeliens zu zählen sein. Die erstere Familie er- 
reicht erst in Griechenland das Centrum ihrer Verbreitung 
durch Südeuropa, aber die Sileneen, reich an endemischen 
Formen von Dianthus und Silene, scheinen nirgends mannig- 
faltiger als in Rumelien selbst zu sein. Ferner ist die Zu- 
nahme der Ranuneulaceen, Borragineen und Oampanulaceen 
beachtenswerth: allein auf diese wenigen Thatsachen möchte 
ich auch die Ableitungen einschränken, welche, weiter aus- 
geführt als der Umfang der jetzigen Kenntnisse gestattet, an 
Wahrheit verlieren müssten. Wie weit die erworbene Kunde 
von der rumelischen Flora reicht, ergiebt sich viel mehr aus 
der Prüfung der diesem Lande endemischen Pflanzenformen, 
als aus Uebersichten der ganzen Vegetation, in welchen noch 
so viele Bestandtheile fehlen. Unter jenen 2300 Pflanzenarten 
ist etwa der siebente Theil der südöstlichen Halbinsel Europa’s 
eigenthümlich: davon sind noch etwa 80 bisher nur in Bithy- 
nien gefundene ausgeschlossen, von denen jedoch ein grosser 
Theil wahrscheinlich auch diesseits des Bosporus vorkommen 
wird. Berücksichtigt man ferner die Verbreitung griechischer 
Pflanzen über das südliche und dalmatischer über das west- 
liche Rumelien, so wird man mehr als zwei Drittel der ende- 
mischen Pflanzen des südöstlichen Europa als bekannt ansehen 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 3957 


dürfen. Uebersicht der endemischen Pflanzen Rume- 
liens: 23 Leguminosen, besonders Arten von Trifolium 
(5) und Astragalus (9), meistentheils der immergrünen Re- 
gion angehörend; 5 Rosaceen, darunter 3 Dryadeen der Ge- 
birgsregion; 2 Rutaceen (Haplophyllum); 4 Euphorbien, davon 
2 in der alpinen Region; 2 Geraniaceen der alpinen Region; 
25 Caryophylleen, besonders Arten von Silene (6) und 
Dianthus (40), nur 5 Alsinen: die Arten aus allen 3 Re- 
gionen, nur die Nelken meist in der mitteleuropäischen und 
alpinen einheimisch; 5 Hyperieineen (Hypericum) aus der 
immergrünen R.; 14 Cruciferen, zur Hälfte alpine Arten von 
Arabis, Cardamine, Koniga, Thlaspi und Eunomia; 15 Ranun- 
eulaceen mit 7 Arten vonRanunculus, meist aus der immer- 
grünen R.; 2 Crassulaceen; 3 Saxifragen der alpinen R.; 21 
Umbelliferen, gegen die Küste zunehmend; 2 Ericeen: Erica 
vertieillata und Arbutus Andrachne; 3 Primulaceen;, 26 Sero- 
phularineen, namentlich alpine Pediculares (3), Arten von Ve- 
ronica (4), Digitalis (3), Scrophularia (4) und Verbasca 
der immergrünen Region (8); 2 Orobanchen; 9 Borragineen, 
darunter 4 Arten von Alkanna, 2 von Borrago; 20 Labiaten, 
davon 6 Arten von Stachys in beiden untern Regionen; 9 
Rubiaceen in der immergrünen und alpinen Region (statt des 
gleichzeitig anderswo gebrauchten Namens Galium trichopho- 
rum wähle ich G. trichodes); 2 Valerianeen; 9 Dipsaceen; 
40 Synanthereen, besonders Anthemideen und Cynareen, na- 
mentlich aus den Gattungen Anthemis (6: meist in der im- 
mergrünen R.), Achillea (5: meist in der alpinen R.), Senecio 
(4), Oentaurea (5), Cirsium (5); 13 Campanulaceen, darunter 
10 Campanulae, meistentheils der immergr. R. angehörig; 
2 Amentaceen: Quereus Aegilops und infectoria; 3 Coniferen: 
Pinus maritima in der untern, Juniperus sabinoides in der 
mittlern und Pinus Peuce an der Grenze der alpinen Region; 
3 Orchideen; 4 Irideen, Arten von Crocus in der immergr. 
R.; 12 Liliaceen, z. B. Ornithogalum (3); 2 Cyperaceen; 
41 Gramineen aus allen drei Regionen. Die übrigen endemi- 
schen Pflanzen sind bis jetzt einzelne Glieder ihrer Familie: 
die bithynischen s. u. — Von Üryptogamen sind noch nicht 
200 sp. bekannt. 

v. Heldreich beobachtete bei Athen eine Form von Ar- 


358 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


butus, die, wahrscheinlich zu A. hybrida Ker gehörig, von 
ihm als besondere Art, zwischen A. Unedo und Andrachne 
stehend, aufgefasst wird (Regensb. Flora 1844. S. 13). Ihren 
hybriden Ursprung leugnet er, weil A. Unedo im October 
und November blühe, A. Andrachne im Februar und März: 
ich habe inzwischen beide Pflanzen gleichzeitig blühend in 
Bithynien angetroffen. 


li. Asien 


Unter den im Spieil. rumelic. beschriebenen endemischen 
Pflanzen Bithyniens, welche theils der immergrünen Küsten- 
region, theils den Hochgebirgen des Olymp und bei Bolu an- 
gehören, finden sich besonders folgende Familien vertreten; 
5 Leguminosen (meist Trifolien); 2 Geraniaceen; 5 Caryo- 
phylleen (nämlich 3 Silenen und 2 Dianthi, sämmtlich vom 
Olymp); 4 Hyperica; 9 Cruciferen (sämmtlich vom Olymp 
und zwar 3 sp. Arabis, 2 sp. Eunomia u. s. w.); 3 Papave- 
raceen; 2 Ranunculaceen; 5 Umbelliferen (meist vom Olymp); 
4 Scerophularineen; 2 Borragineen; 3 Labiaten; 3 Rubiaceen; 
42 Symanthereen; 4 Campanulaceen; 3 Liliaceen, 3 Grami- 
neen u.a. 

Von Boissier erschien die Bearbeitung der orientalischen 
Umbelliferen, 300 sp. umfassend (Am. sc. nat. 1844). Die 
Zahl der neu aufgestellten Arten ist ungemein gross. — Die 
neu unterschiedenen Gattungen sind folgende: Lereschia(Crypto- 
taenia Thomasii DC.); Elwendia aus Persien neben Carum; 
Mierosciadium (Cyminum minutum Urv.); Muretia (Bunium 
sect. Chryseis DC.); Diplotaenia aus Persien neben Peuceda- 
num; Stenotaenia ebendaher neben Pastinaca; Ducrosia (Zozi- 
miae sp. DC.); Ainsworthia (Hasselquistia cordata L.); Trigo- 
nosciadium aus Mesepotamien neben Heracleum; Synelcoscia- 
dium (Herael. Carmeli Lab.); Polylophium, Thapsiee aus Per- 
sien; Turgeniopsis (Turgenia foeniculacea Fzl.); Lisaea (Tur- 
geniae sp. DC.); Rhabdosciadium, Scandicinee aus Persien; 
Smyrniopsis neben Smyrnium; Meliocarpus neben Prangos; 
Dieyclophora, merkwürdige Echinophoree aus Persien; Theco- 
carpus ebendaher und aus gleicher Abtheilung; Osmoseiadium, 
Coriandree aus Oappadocien. 

C. Koch’s Reise in den Caucasus (Reise durch Russ- 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 359 


land nach dem kaukasischen Isthwus in den J. 1836 — 38. 
Bd. 1. 2. Stuttgart, 1842, 43) enthält Nachrichten über die 
llerbstyegetation von Ossetien und Imeretien, so wie. über 
die Frühlingsflor von russisch Armenien: die Untersuchungen 
des Reisenden wurden später durch langwierige Krankheit un- 
terbrochen, jedoch hat er sie auf einer zweiten Reise in der 
Folge wieder aufgenommen. — An der Militairstrasse des 
Caucasus schildert K, als hochwüchsig und pflauzenreich die 
Wiesen der Kabarda bei Uruch: Kräuter und Gräser wachsen 
hier in solcher Ueppigkeit, dass man sich leicht verbirgt, ohne 
sich niederzulegen (l. S. 250). Die Gramineen sind den 
mitteleuropäischen Wiesengräsern grösstentheils gleich, unter 
den Stauden bemerkt man hingegen viele Arten des Caucasus, 
welche durch die Flüsse in diese dem Hochgebirge vorliegen- 
den Flächen verbreitet werden. Hiedurch und durch die Ent- 
faltung der Vegetation im Hochsommer, wo die russischen 
Steppen verbrannt sind, unterscheiden sich die Wiesen der 
Kabarda von den Steppen, womit C. Koch sie zusammen- 
stellt, wesentlich, Zwar herrscht hier, nach gewissen Pflan- 
zenarten zu urtheilen, noch Steppenclima; dafür sprechen die 
Artemisien, Cynareen und Astragalen: aber der Einfluss des 
nahen Gebirgs modifieirt den vom Clima ausgeprägten Cha- 
rakter der Vegetation. Die Pflanzen der Steppe gehen im 
Sommer an Trockenheit zu Grunde, während die Kabarda 
vom Kaukasus aus wohlbewässert ist. 

In Ossetien, im Mittelpunkt des hohen Kaukasus, und an 
seinen Gebirgsästen, welche ihn südwärts mit dem armenischen 
Hochlande in Verbindung setzen, verweilte ©. Koch im Ok- 
tober und reiste sodann in Imeretien bis Ende des Jahres, 
freilich zu spät, um den Vegetationscharakter des Landes 
vollständig auflassen zu können. Die Nachrichten beschränken 
sich zum Theil auf Verzeichnisse von den Fundorten der 
Herbstpflanzen, welche damals noch gesammelt werden konn- 
ten. Die alpine Flor zeigte sich auch in Höhen von 7—8000' 
nur schwach durch ihre charakteristischen Formen: vertreten 
(41. 5.69): diese Hochgebirge sind überhaupt steriler als die 
Alpen, was der Verf, zunächst auf die Seltenheit der Glet- 
scher im Kaukasus bezogen wissen will, als ob nur thauendes 
Eis die Sennwiesen Tyrols befruchtete, Sodann führt er frei- 


360 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


lich auch an (S. 91), dass der zerrissene Boden Ossetiens, 
die schroffen Felsen und jähen Schluchten dieses Alpengau’s 
sich nicht zur Erzeugung von Humus eignen und dass des- 
halb eine üppig sprossende Vegetation hier völlig vermisst 
werde. Aber hier ist der Verf. nicht klar und unterscheidet 
allgemeine Bedingungen von örtlichen nicht: denn zugleich 
redet er von wasserarmen und waldentblössten Thonschiefer- 
Plateau’s, welche zwischen den Schluchten und Thälern auf 
dem Rücken und den Seitenarmen des Kaukasus sich ausdeh- 
nen. In solcher Berggestalt und Bodeneigenthümlichkeit scheint 
die alpine Armuth Ossetiens gegründet: dass sie auch über 
den waldreichen Abhängen des nördlichen Kaukasus herrsche, 
ist unwahrscheinlich. Aber Ossetien theilt diese Dürftigkeit 
alpiner Pflanzenformen mit den Gebirgen Südeuropa’s, wo die 
artenreichen Alpentriften selten entwickelt sind und wo diese 
Erscheinung durch den an schmalen Kämmen und Gipfeln 
stattfindenden Wassermangel bedingt ist. 

Ossetien besitzt die schönen Wälder der nördlichen Vor- 
berge des Caucasus nicht. Auch in der eigentlichen Wald- 
region ist fühlbarer Holzmangel, oft bedeckt kaum armseliges 
Gestrüpp den Boden: z. B. bei Zrehinwall (S. 55) von Co- 
rylus, Cornus mascula, Paliurus, Orataegus, Prunus insitieia, 
Juniperus, Nur an der Dschedschora im Distrikt Gudaro traf 
Jer Reisende waldige Abhänge (S. 82): hier herrschte Laub- 
holz und von Coniferen fanden sich Pinus Abies, Picea und 
orientalis, Taxus und Juniperus communis. Die Laubwälder 
bestanden aus Eichen, Buchen, Ahörn, Linden und Erlen 
(Quereus iberica Stev. und Robur (?), Carpinus orientalis, 
Fagus, Acer platanoides, Tilia parvifolia, Alnus denticulata 
CAM.); Unterholz aus Evonymus latifolius, Rhamnus Fran- 
gula und cathartica, Staphylea pinnata, Viburnum orientale, 
Argyrolobium lotoides, Lonicera coerulea. 

Reicher bewaldet sind die imeretischen Abhänge des Cau- 
casus im obern Rion-Thal (S. 129), über dessen Weinbergen 
bis zu beträchtlicher Höhe sich Mischwälder aus Laubholz 
erheben: ausser den genannten Baumformen fanden sich hier 
bei Oni auch die Kastanie, verschiedene Obstbäume und Pap- 
peln, so wie unter den Sträuchern llex, Azalea pontica und 
Rhododendron caucasicum, Rhus Cotinus nebst der Liane 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844, 361 


Smilax excelsa. Bei Glola reichten die wilden Obstbäume, 
namentlich Pyrus communis und Prunus avium, bis über 5000’. 
Hier folgt über den Laubwäldern sogleich eine Region sub- 
alpiner Sträucher, von denen Arctostaphylos und Azalea pon- 
tica hoch am Rion-Gletscher gesellig hinaufsteigen: mit ihnen 
subalpine Stauden, als Aconitum nasutum Fisch., Pyrethrum 
macrophylium, Doronicum caucasicum u. a. — Weiter abwärts 
im Rion-Thale beschreibt K. einen schönen Urwald: bei Kutais 
(S.166), der aus herrlichen Stämmen von Carpinus orientalis, 
aus Eichen und Planeren bestand: einzeln ragten hohe Wipfel 
von Kastanien und Platanen hervor; im Dickicht üppige Lia- 
nen von Weinreben, Smilax und Epheu, auf den Zweigen die 
Mistel und von ihnen herabhängend Usneen. 

Die Reise von Tiflis nach Eriwan. durch Georgien und 
russisch Armenien fand in den Monaten April und Mai 1837 
statt und lieferte eine reiche Ausbeute. Die Wälder Somche- 
tiens unterscheiden sich von denen Imeretiens durch regel- 
mässigern Baumwuchs und durch den Mangel der immergrü- 
nen Gesträuche und Lianen (S. 350). Sie bestehen aus Quer- 
cus iberica und pedunculata, Carpinus Betulus und orientalis, 
Acer platanoides und pseudoplatanus; einzeln finden sich Ul- 
mus excelsa Borkh., Fagus und Acer tataricum. Der Boden 
dieser Wälder ist mit einer starken Humusschicht bedeckt 
und dieselbe schwarze Erdkrume treibt auch die schönen Berg- 
wiesen hervor, welche mit ihnen abwechseln. — Frühzeitig 
überstieg der Reisende das hohe zwischen Kur und Araxes 
sich erstreckende, georgisch -armenische Grenzgebirge (von 
ihm unterer Caucasus, von Güldenstedt und Klaproth arara- 
tisches Voorgebirge genannt), welches sich im Alagäs zu 12870’ 
nach Parrot’s Messung erhebt. Allein in diesen Gegenden 
war die Vegetation noch zurück, auch im armenischen Hoch- 
lande blühten von den Kräutern und Gräsern, welche nebst 
dornigem Traganth-Gestrüpp die kahlen Höhen bedecken, erst 
wenige Arten (S.386). Dagegen boten, als K. vom Alagäs 
sich gegen das Araxes- Thal nach Eriwan wandte, die Ufer 
des Kasach reichlichen Ersatz (S.397). Das Klima ist zwar 
so trocken, dass der Boden selbst im Mai schon, zu dersel- 
ben Zeit dürr und öde da liegt, zu welcher in den höhern 
Gegenden die Vegetation kaum begonnen hat. Aber durch 


362 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


künstliche Bewässerung wird die Bodenkultur auch während 
der heisstrockenen Monate möglich und die Aecker und Baum- 
gärten, welche die Ortschaften umgeben, gleichen alsdann 
Oasen in einer Steinwüste. Ueberall waren Obstbäume ge- 
pflanzt, besonders Pfirsiche und Aprikosen: daneben’ bestand 
eine natürliche Baumvegetation längs des Kasach-Thals von 
Elaeagnus und Populus nebst Prunus incana und Tamarix, 
Im Eriwan zumal wird der Kultur des Obstes und Weins die 
sorgfältigste Pflege gewidmet und nirgends sah der Reisende 
schönere Gärten als hier. 

Schrenck setzte seine Reise in der Soongarei auch im 
Jahre 1843 fort und hat bereits die in diesem Jahre entdeck- 
ten Arten bekannt gemacht (Bulletin Petersb. 3. p. 106—110. 
209— 212. 305— 309). Sie gehören zu folgenden Gattungen: 
Ranunculus (2 sp.), Stubendorfia nov. gen. Crucifer., Isa- 
tis, Geranium, Zygophyllum, Haplophyllum, Euphorbia (2 sp.), 
Sophora, Oxytropis, Astragalus, Seseli, Lomatopodium 
nov. gen. Umbellif., Carum, Artemisia (2 sp.), Chamaege- 
ron neben Henricea, Saussurea, Cousinia (4 sp.), Plagio- 
basis nov, gen. neben voriger, Jurinea, Serratula, Echinops, 
Echinospermum, Eremostachys, Arthrophytum noy. gen. 
Chenopod., Pterococceus, Statice, Populus, Ephedra, Allium, 
Typha, Triticum (2 sp.). 

Middendorf hat angefangen die Resultate der im vor. 
Jahresbericht erwähnten nordsibirischen Reise zu bearbeiten 
(Bullet. Petersb. 3. p. 150 u.f.). Die Tundren des Taimyr- 
landes, d.h. der zwischen dem untern Jenisei und der Ka- 
tanga gelegenen Halbinsel enthalten in ihrem Diluvial- Lehm 
neben den Säugethieren des Diluviums auch grosse Holzmas- 
sen im Zustande bituminösen Holzes, wie in den Torfinooren, 
oder verändert bis zur Braunkohle. In diesen jenseits der 
Baumgrenze liegenden Gegenden wurden die Stämme jedoch 
nur liegend angetroffen und von Middendorf dem Treibholz 
der arktischen Küste gleichgeachtet, von welcher sie durch 
Erhebung des Landes allmählig in das Innere gelangt seien. 
Die Baumarten sollen dieselben sein, ‘wie in den Wäldern 
Neu-Sibiriens und der sibirischen Stromthäler, namentlich 
Birken und Lärchen: sie sind jedoch noch nicht mikrosko- 
pisch untersucht, daher diese Angaben der Bestätigung bedür- 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 363 


fen. — Das Klima des Taimyrlandes erschien weniger kalt, 
als zu erwarten stand: vom 6. Juni bis 8. August frostfrei. 
Stete Nebel und Stürme (zumal im Sommer, so dass im Mai, 
Juni und halbem Juli nur 3 Sonnenhöhen zu nehmen waren) 
drückten grosse Ungleichheiten in der atmosphärischen Wärme- 
vertheilung aus. Die hohe Fläche des Landes, welche bis zu 
1000’ sich erhebt, wär im Sommer ganz schneefrei: auch im 
Winter fegt der Sturm den Schnee in den Niederungen zu- 
sammen und die Höhen bleiben oft nackt. Mitte Juli sah 
Middendorf am Taimyr 2000 Quadratwerste ohne Schnee, nur 
in wenigen Schluchten hatte sich derselbe noch erhalten, Die 
Seen gefrieren nur bis zu einer Tiefe von 8 Fuss: dann 
schützt sie die Schneedecke vor tieferem Eindringen des Fro- 
stes. — Ueber die botanische Ausbeute sind wegen Mangels 
genauer Pflanzenbestimmungen erst noch weitere Nachrichten 
abzuwarten. 


Die von Stehoukine in den Jahren 1830—1844 zu 
Irkutzk (1330' engl. über dem Meere) angestellten Thermo- 
meterbeobachtungen (das. 3. p. 321—332) ergeben (die Monate 
nach altem Styl gerechnet) folgende Mittel der Temperatur: 


Januar. ...i..... —4199,,9.6G Juli. . 0.02... 18°,,5. 0, 
Februar . . —13%,6 - August. . . +13°,75 - 
"März .....:— 3°25 - September. .. + 6°,75 - 
April . 2.20 5°,75 - October .....,— 39,75 - 
Mai... .. -+12°25 - -November . „ —14°,25 - 
Juni .-.......0r+17°,6 - „December „. .. —19°, 9 - 
Mittlere Temp. = +0,01 C, 

Maximum . . =+35° - (i. J. 1843 einmal 39,5). 
Minimum . . =-35° - 

Turezaninow’s Flora der Baikalgegenden (s. Jahresb; 
für 1842) wird fortgesetzt und reicht jetzt bis zum Schluss 
der Umbelliferen (Bulletin de la soc. de Moscou 1843. 44), 
Uebersicht der zeither abgehandelten Familien: 3 Rhamneen, 
94 Leguminosen, 69 Rosaceen, 5 Onagrarien, 6 Halorageen, 
4 Ceratophyllee, 1 Lythrariee, 2 Tamariscineen, 1 Portulacee, 
8 Crassulaceen, 1 Nitraria, 9 Grossularieen, 19 Saxifrageen, 
48 Umbelliferen mit den neu unterschiedenen Gattungen Phy- 
solophium (Angelica saxatilis Turez.) und Czernaevia (Conio- 


364 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


selinum Czernaevia F.M.). Im Ganzen sind bis jetzt 542 
Polypetalen ausführlich abgehandelt. 

Höchst anziehende Darstellungen des Vegetationscharak- 
ters von Kamtschatka kommen in dem Werke von v. Kitt- 
litz vor, dessen botanische Landschaftsskizzen, während der 
bekannten Erdumsegelung des jüngern Mertens aufgenommen 
und mit eindringlichem Verständniss des physiognomisch. Cha- 
rakteristischen im Texte erläutert, überhaupt zu den werth- 
vollsten Bereicherungen der Pflanzengeographie im verflosse- 
nen Jahre gehören (Vierundzwanzig Vegetations - Ansichten 
von Küstenländern und Inseln des stillen Oceans, aufgenom- 
men in den Jahren 1827—1829 durch F. H. v. Kittlitz. Sie- 
gen und Wiesbaden, 1844 — 45. 4). Indem es uns obliegt, 
ausführlicher über dieses Werk zu berichten, behalten wir 
möglichst die treffenden Ausdrücke des Textes bei, welcher 
die Kupfertafeln begleitet: in ihnen liegt ein Massstab für die 
Beobachtungsgabe des Reisenden. 

Die Physiognomie des mittlern und nördlichen Europa 
wiederholt sich in Kamtschatka weit vollständiger, als man es 
bei dem grossen Längenunterschiede erwarten sollte: die 
Menge europäischer Pflanzenarten ist sehr beträchtlich (S.53). 
Durch ihre Gebirgszüge wird die Halbinsel in eine östliche 
und westliche Hälfte gegliedert. In der erstern erheben sich 
die vulkanischen Kegelberge, von denen der Kliutschewsk 
nach Erman 14800‘ misst, oder die, wie v. Kittlitz sich aus- 
drückt, an Höhe mit dem Pik von Teneriffa wetteifern und 
an Reinheit der Kegelform alle andern Vulkane übertreffen. 
Diese wechseln mit langen, schrofigezackten, schneereichen 
Bergketten, während die übrige Landschaft mit herrlichem 
Walde und Graswuchs geziert ist. An der Westseite hingegen 
bildet die Küste eine sumpfige Niederung, welche gegen das 
Innere in weite Ebenen fruchtbaren Landes übergeht, deren 
Boden, von mehreren Strömen bewässert, theils Wälder theils 
üppige Grasfluren im ursprünglichen Naturzustande darbietet. 
— Diesen Ueberblick über das Ganze im Detail auszuführen, 
hat der Verf, 5 Tafeln bestimmt, welche den Vegetationscha- 
rakter der Wälder und Grasebenen in den Sommermonaten 
(Juli bis September) ausdrücken. 

Grasflur am Awatscha, also in der Nähe von Peter- 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. . 365 


Pauls-Hafen (Taf. 17). Dieses Bild stellt eine üppige, kräuter- 
reiche, einzeln von Gesträuchgruppen bewachsene Waldwiese 
dar, deren offene Fläche von einem Birkengehölz aus Betula 
Ermani eingefasst wird. Diese Birke ist der vornehmste 
Waldbaum des Landes: er erinnert durch knorriges, flexuoses 
Wachsthum des Stamms einigermassen an die Eiche und 
weicht ausserdem durch eine vielfach zerrissene, grau gefärbte 
Rinde von. Betula alba ab, während seine Blätter mit dem 
gewöhnlichen Birkenlaube übereinstimmen. - Die Nähe des 
Flusses bezeichnet ein Dickicht von Erlen und Weiden, theils 
strauchförmig, theils von hohem, pappelähnlichen Wuchs, und 
mit diesen Holzgewächsen verbindet sich die gesellige Spi- 
raeca Kamtschatika (Schalameynik), eine Pflanze, welche den 
Sommer hindurch Kamtschatka vor allen andern Ländern cha- 
rakterisirt und hier die Panax-Form des amerikanischen Nord- 
westens in physiognomischer Hinsicht wiederholt: „ein wun- 
derbar schnell aufschiessendes Kraut, das in wenig Wochen 
über 10° Höhe erreicht, doch im Herbste noch viel schneller 
spurlos verschwindet, nachdem ein einziger Nachtfrost hinge- 
reicht es zu Boden zu werfen.” Ueber dem grossen, ausge- 
zackten Laube prangen im Juli seine Stengel mit weissen 
Blüthenbüscheln, die später eine graue Färbung annehmen. 
Einzeln wächst unter den Spiraeen ein sehr hohes Heracleum 
(H. Panaces?), aus dessen Saft die Eingebornen Zucker be- 
reiten. Der Grasteppich auf solchen Wiesen erreicht eine 
erstaunliche Höhe, Anfangs zwar beschattet durch starkholziges 
Gesträuch von Crataegus und Salix, das hier und da empor- 
gewachsen, in der Folge aber kaum noch über die rasch ent- 
wickelten Grashalme hervorragt. Dasselbe ist der Fall mit 
den Stauden, die zahlreich unter die Gräser eingemengt sind 
und von denen 2 Sanguisorben, Angelica, Epilobium angusti- 
folium, Seneeio cannabifolius, Cacalia hastata, 2 Lilien mit 
grossen Orange-Blumen (die eine mit mannhohem Stengel 
wohl L. Kamschatkense Lour.) und Fritillaria Kamtschatken- 
sis, die letztere unter dem Namen Sarannah, erwähnt werden. 
Unter diesen tragen besonders der Senecio und das Epilobium 
zur Physiognomie des Landes bei: jener, wiewohl mannshoch, 
doch mit Blüthen überladen, färbt nicht selten die Wiesen- 
fläche rein gelb, dieses ebenso prächtig roth. Die Sarannah, 


366 Grisebach; Bericht über die Leistungen in der 


welche überall in kurzem Grase anzutreffen ist, gewährt in 
ihren Knollen ein vortreffliches Nahrungsmittel, das, obwohl 
mühsam auszugraben, doch noch oft die Stelle des Brods ver- 
tritt. — Taf. 18 führt uns in den Wald am obern Kam- 
tschatka-Fluss, welcher in einem östlichen Längsthale 
nordwärts weitläuftige, fast allenthalben bewaldete Ebenen 
durehströmt. Hier, aber auch nur hier allein ist eine andere 
Birke herrschender Waldbaum, die der Verf. für eine der 
europäischen Arten hält und Betula alba benennt (B. pube- 
scens bei Erman). Sie sondert sich innerhalb dieses Strom- 
gebiets geographisch so scharf von B. Ermani ab, dass am 
Wege von Ganal nach Puschtschina, nachdem von der Küste 
her nur die letztere zu sehen war, die weisse Birke plötzlich 
die Wälder zu bilden beginnt, sobald man den obern Lauf 
der Kamtschatka erreicht hat. Neben den Birken ist hier eine 
Gruppe hoher, kerzengerader Balsampappeln gezeichnet, ein 
Baum, der an der mittlern Kamtschatka selbstständig grosse 
Waldungen zusammensetzt. Das Unterholz und Gesträuch 
besteht vorzüglich aus Spiraeen, sodann aus Lonicera, Cra- 
taegus, Prunus, Salix. Auf einer Waldblösse wuchert im 
spärlichen Grase eine dunkelblaue Iris,. überall häufig, eine 
unvergleichliche Zierde des Landes, welcher später mehrere 
sehönblühende Synanthereenstauden in der Blüthezeit folgen, 
als Aster, Achillea, Sonchus sibirieus. — Wälder an der 
mittlern Kamtschatka (Taf. 19. 20). In der Mitte der 
Halbinsel erstreckt sich querüber von Westen nach dem Cap 
Kronotzkoi ein Streifen Landes, der von Nadelhölzern be- 
waldet ist, wovon sich in den übrigen Distrikten keine Spur 
wiederfindet. Zwei Tannen bilden diese Wälder, von denen 
die grössere der eanadischen Lärche, die andere im Wuchs 
unserer Rothtanne gleicht und mit derselben identisch sein 
soll: in ihrer Gesellschaft kommen jedoch auch hier Birken 
nebst Espen vor. So wie grössere "Trockenheit Kamtschatka’s 
Nadelwälder von denen des nordwestlichen Amerika unter- 
scheidet, so besteht auch das Unterholz nur aus einem 3 Fuss 
hohen Strauchwerk von Rosen und Loniceren, ‘und unter die- 
sen ist wieder ein Reichthum Beeren tragender "Gewächse 
verborgen, von Vaceinien, Rubus und Empetrum, gerade wie 
unter gleichen Bedingungen in Skandinavien, so dass selbst 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844, 367 


die aufgeführten Arten jener Gattungen identisch sind, Unter 
den essbaren Früchten Kefert Rubus arcticus die wohlschmek- 
kendsten, dann folgt die länglichte, dunkelblaue Beere einer 
Lonicera, deren Geschmack trefllichen Kirschen nicht nach- 
steht und die mit Milch oder Sarannah zu beliebten Landes- 
gerichten zubereitet wird. — Die Kamtschatka verändert stets 
ihren Thalweg und besitzt daher gleich den russischen Flüs- 
sen ein schrofles Ufer (Jar) an der unterwühlten Stromseite, 
während Sandbänke (Pessok) sich gegenüber aus dem Wasser 
absetzen. Dort reicht der alte Nadelwald an den Fluss und 
wird von dem einstürzenden Ufer als Treibholz fortgeführt, 
hier siedeln sich andere Holzgewächse an, deren Periode der 
Bildung des erstern vorausgeht: zuerst Weidengebüsche und 
hierauf scheinen grössere Laubhölzer, Weiden, Erlen und 
Pappeln zu folgen. Der verschiedene Baumschlag drückt wohl 
häufig ein verschiedenes Alter nicht der Bäume, sondern der 
Bewaldung einer Gegend überhaupt aus. — Gebirgswald 
der Ostküste (Taf. 21), über deren steilen Gehängen sich 
ausbreitend. Auch hier von Betula Ermani gebildet und zu- 
weilen eine hochwüchsige Salix erzeugend, zeigen die Wälder 
sich bei Weitem lichter als in den Flussthälern, aber auch 
um so diehter und pflanzenreicher die Dickichte von Unter- 
holz und Gesträuch, die zwischen den Bäumen sich ausbreiten. 
Dieser Charakter ist schon in einem Niveau von 500° deutlich 
und reicht höher ins Gebirge hinauf. Aber mit zunehmender 
Höhe werden die Birken allmählig seltener und bleiben im 
Wuchse zurück, bis sie zuletzt sich verlieren und den Ge- 
sträuchen völlig Platz machen, so wie diese letztern dann 
endlich von der Alpenflora nach demselben Gesetze verdrängt 
werden. Jene Gesträuchdickichte sind in der Regel für den 
Menschen undurchdringlich und repräsentiren die Krummholz- 
region in Kamtschatka. Sie bestehen aus Pyrus sambucifolia 
Cham,, Alnus incana und aus einer Krummholzfichte, welche 
Spielart von Pinus Cembra sein soll und Kedrownik genannt 
wird. Der erstgenannte dieser Sträucher herrscht in den tie- 
fern Gegenden und verschwindet schon bei 1000' Höhe. Der 
Kedrownik wächst auch bereits in der Nähe der Küste, aber 
zwischen 1000‘ und 2000° scheint er sich am weitesten zu 
verbreiten. Seine Nüsse sind nahrhaft, wie auch die Früchte 


368 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


von Pyrus sambucifolia gegessen werden. Die ausgedehnte- 
sten Dickichte bildet die nordische Brle, die zwar gleichfalls 
in den untern Regionen mit den beiden andern in Gesell- 
schaft wächst, allein zwischen 2000’ und 3000° allein übrig bleibt, 
von Alpenflor, nacktem Gestein und ewigem Schnee begrenzt: 
auf allen höhern Gebirgen Kamtschatka’s giebt es eine Re- 
gion, wo sie ausschliesslich den Boden bedeckt. Genauer 
hatte schon Erman deren obere Grenze am Kliutschewsk zu 
2890‘, d. h. über 2000’ unter der Schneelinie (5000°) bestimmt: 
aber bis zur letztern steigen Salix arcetica (4974'), Parrya 
Ermani und Saxifraga Merkii. — Grasflur im westlichen 
Kamtschatka an der Bolschaja-Reka (Taf. 22). Die süd- 
westliche Abdachung der Halbinsel ist verhältnissmässig arm 
an malerischer Schönheit und botanischer Mannigfaltigkeit, 
der Waldwuchs geringer als im Osten, die Moräste sind aus- 
gedehnt und neben den TForfmooren herrschen fast überall 
Weidengebüsche. Die dargestellte Landschaft, im September 
aufgenommen, zeichnet sich aus durch die. erstaunliche Höhe 
von zwei welkenden Doldenpflanzen, welche den westlichen 
Grasfluren den sonderbarsten Charakter verleihen. Sie sollen 
zu den Gattungen Angelica und Heracleum gehören, ihre 
mächtigen Stengel erscheinen mehr als 15 Fuss hoch und so 
ragen sie, gesellig wachsend, weit über die Gräser und übri- 
gen Stauden hervor: ihnen zunächst kommt an Grösse eine 
ebenfalls gesellige, 10’ hohe Urtica, aus welcher die Einwoh- 
ner ein geschätztes Nesselgarn bereiten. Uebrigens stimmen 
die Gewächse meistentheils mit denen der östlichen Grasfluren 
überein. 

Algen von Kamtschatka werden in dem luxuriösen Ku- 
pferwerke von Postels und Ruprecht beschrieben und 
abgebildet: sie waren ebenfalls auf der Expedition des jün- 
gern Mertens gesammelt (Illustrationes algarum in itinere 
nauarchi Lütke colleetarum.  Petropoli, 1840. fol.). 

Eine höchst schätzbare Uebersicht über die japanische 
Flora hat Zuccarini publicirt (Notizen über die Flora von 
Japan und die bisher hierüber vorliegenden wissenschaftlichen 
Leistungen: in den Münchener gelehrten Anzeigen für 1841 
und 1844 das. S. 430 u. f.). Zunächst muss in Bezug auf die 
im Jahresber. für 1842 vorkommende Notiz über den Fort- 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 369 


gang der Flora japonica des Verf. bemerkt werden, dass die- 
ses Werk zwar eine Unterbrechung erlitten hat, dass jedoch 
durch die Vollendung der von den Nadelhölzern handelnden 
Hefte die Zahl der japanischen Coniferen weit über die an- 
gegebene, nämlich bis auf 30.gestiegen ist, welche sich über 
44 Gattungen vertheilen. — Die vorliegende Arbeit Zuccari- 
ni’s enthält nun einen Katalog aller bisher aus Japan bekannt 
gewordenen Gattungen nebst Angabe der Artenzahl jeder Fa- 
milie. Diese letztere beträgt im Ganzen ungefähr 1650 sp., 
allein da Zuccarini die Zahl der in den niederländischen Her- 
barien vorhandenen, japanischen Pflanzen auf 2400 sp. schätzt, 
so müssen die Zahlenverhältnisse sich in der Folge in dem- 
selben Masse ändern, als die noch zurückstehenden Familien 
in dem v. Siebold’schen Werk zur Bearbeitung gelangen. Mit 
den Verhältnisszahlen der Gattungen und Familien wird dies 
weniger der Fall sein und hierdurch erhält Zuccarini’s Ueber- 
sieht einen bleibenden Werth. Zu den bemerkenswerthen, 
allgemeinern Resultaten seiner Untersuchung zählt Zuccarini 
folgende: 1. die grosse Zahl der in Japan repräsentirten Pflan- 
zenfamilien, von denen nach dem Endlicher’schen System 172 
vorkommen; 2. die grosse Menge der Gattungen im Verhält- 
niss zu den Arten, indem bereits 621 in dem Katalog genannt 
werden und wahrscheinlich 700 in den Herbarien enthalten 
sind (wobei jedoch zu bemerken, dass Zuecarini auch die 
chinesischen Gattungen aus Beechey’s Reise aufgenommen, 
- wie auch die von den Bonin-Inseln); 3. die Beschränkung 
endemischer Gattungen auf eine einzige Art, den Monotypen 
_ der canarischen Inseln entsprechend: ein Verhältniss, welches 
für den grössten Theil der neuen Gattungen aus Japan gilt, 
während die übrigen bis jetzt gewöhnlich nur 2 oder höch- 
stens 4—5 Arten zählen, so wie auch einige Monotypen Nord- 
_ amerika’s, Indiens und der europäische Humulus in Japan 
_ eine zweite, aber auch Mur eine zweite Art besitzen; 4. die 
sehr grosse Zahl von Holzgewächsen in so hoher Breite, so- 
wohl aus den Holz erzeugenden Familien der gemässigten als 
_ der tropischen Zone, aus welcher letztern sich Repräsentanten 
der Palmen, Pandaneen, Laurineen, Ternstroemiaceen u. a. 
nebst zahlreichen Bambusen hier zum Theil weiter als in an- 
dern Meridianen der nördlichen Hemisphäre nach Norden ver- 
Archiv f. Naturgesch. XJ, Jahrg. 2. Bd, Aa 


370 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


breiten; 5. den endemischen Charakter der japanischen Flora, 
die nicht wie Sibirien mit der europäischen zusammenhängt, 
sondern nur, sehr wenige Arten mit Europa gemein hat. — 
Der Raum gestattet uns leider nicht, auf die Bestandtheile 
des Katalogs der Gattungen näher einzugehen: wir beschrän- 
ken uns daher nur auf die Angabe derjenigen Familien, die 
nach ihrem Artenreichthum voranstehen, und auf die Bezeich- 
nung einiger charakteristischer Pflanzenformen Japans. Vor- 
herrschende Familien: Synanthereen (124), Gramineen (90), 
Rosaceen (90), Leguminosen (72), Liliaceen im weitern Sinne 
(60, darunter 25 Smilaceen), Cyperaceen (48), Labiaten (47), 
Ranunculaceen (42), Umbelliferen (40), Amentaceen (38), Or- 
chideen (35, besonders aus nerdamerikanischen und europäi- 
schen Gattungen), Ericeen (36 aus nordamerikanischen Gat- 
tungen), Coniferen (30), Urticeen in weiterm Sinne (etwa 30), 
Cruciferen (30). — Charakteristische Formen (mit Ausschluss 
mancher tropischer Repräsentanten): Melastomen (4), Zan- 
thoxyleen (6), Aurantiaceen (10), Ternstroemiaceen (19), eine 
Opuntia, deren Ursprung jedoch. zweifelhaft, Magnoliaceen 
(10), eine Proteacee (Helicia Z.), Laurineen (18), Palmen (4), 
Musaceen (4 Musae), Sceitamineen (7), die Haemadoree Ale- 
tris, Dioscoreen (5), 1 Philydrum, Commelyneen (5), Erio- 
caulon (4), Cycas (1). 

Neue japanische Pflanzengattungen haben Zuecarini 
und v. Siebold in den Abhandlungen der bairischen Akade- 
mie beschrieben (Plantarum quas in Japonia collegit de Sie- 
bold genera nova. Fase. 1.1. ce. 3. S. 719—749). ‘Verzeichniss 
dieser Gattungen : Pityrosperma (Ranunculacee mit 3sp., wor- 
unter Actaea japonica Thunb.), Pteridophyllum (Verbindungs- 
‚ glied zwischen Hypecoum und Fumaria), Eucapnos (Dielytra 
spectabilis DC.), Trochostigma mit.5 sp. (wahrscheinlich Ty- 
pus einer neuen den Ternstroemiaceen verwandten Familie), 
Corchoropsis (Tiliacee), Tripetaleia (zweifelhaft zu den Ola- 
eineen gestellt), Stephanandra (gleichfalls 'zweifelhafter Ver- 
wandtschaft, wahrscheinlich zu den Rosaceen gehörig), Cera- 
seidos (apetale Amygdalee), Platycaria (Juglandee), Schizocodon 
(Polemoniacee), Conandron (mit Ramondia verwandt), Phyllo- 
stachys (Bambusee). — Von den in Japan häufigen Bambuseen, 
deren es: dort 15, jedoch selten blühende und daher noch 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 371 


wenig bekannte Arten geben soll, kommen nach den Verfas- 
sern die Bambusstöcke in den Handel, ebenso die sogenann- 
ten Pfeflerröhre. 

Bemerkungen über die Vegetation von Afghanistan, Kasch- 
mir und Tibet entwarf Royle nach den freilich sehr unbe- 
deutenden Sammlungen von Vigne (Travels in Kashmir, La- 
dak, Iskardo ete. by G. T. Vigne. II Edition. London, 1844. 
8. Appendix.); indessen gewinnen diese fragmentarischen Nach- 
richten an Interesse durch die genaue Bekanntschaft Royle’s 
mit dem botanischen Charakter des Himalajah, durch die Be- 
nutzung anderweitiger Quellen und durch den allgemeinen 
Gang seiner Untersuchung. Er geht nämlich von der Frage 
aus, wo die nördliche und westliche Grenze der in den in- 
dischen Ebenen einheimischen Pflanzen anzunehmen sei. Er 
hält es für ausgemachte Thatsache, dass dre Westgrenze der 
indischen Flora längs des Indus durch das Solimangebirge 
gebildet werde, und in der That verlieren sich im Bereich 
dieser Meridiankette auf der Linie von Kelat nach Peschawer 
die Einflüsse der Moussons und Sommerregen vollständig; 
von denen die Vegetation tropischer Gewächse abhängig ist. 
Beobachtungen über westlichste Standorte indischer Pflanzen 
verdankt Royle besonders dem Reisenden Falconer, der ge- 
genwärtig sein Nachfolger im botanischen Garten zu Saha- 
runpore ist. Butea frondosa sah dieser noch am Djilum, dem 
westlichsten der Pendschab-Ströme, die Chenopodeen Nord- 
indiens begleiteten ihn bis Peschawer, oberhalb Attok kehrten 
am Indus die charakteristischen Gewächse des britischen Hi- 
malajah wieder. Eben von Attok aus reichen nach Elphin- 
stone (Caubul p. 130) die tropischen Regen nordwärts bis 
zum Hindu-Kusch, ohne dass die Hochflächen Afghanistans 
von ihnen benetzt werden: denn dort bilde Swat deren West- 
grenze, wo im Sommer, während es z. B. in Pukkely noch 
regne, nur einen Monat lang der Himmel bedeckt sei und 
nur gelegentliche Schauer ergiesse. So können auch die 
durch die Regenzeit bedingten, zweimaligen Erndten des in- 
dischen Jahres westwärts nicht über Jellalabad hinaus erzielt 
werden (nach Irvine im Journal of As. Soc. of Bengal). 
Zwischen Jellalabad und Gundamuk auf dem Wege nach Ka- 
bul verändern sich daher plötzlich die Entwickelungszeiten 

Aa* 


372 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


der Vegetation. In Gundamuk, schreibt Burnes, blühten die 
Weiden Ende Februar, am 11. März zeigte sich als ‚erste 
Frühlingsblüthe eine wohlriechende Iris und erst am 1. April 
entfalteten die Aprikosen ihre Knospen, hier war der Weizen 
erst 3 Zoll über dem Boden, als er in Jellalabad schon ge- 
schnitten Jag. Fasst man die Erhebung des Bodens über dem 
Indus und dessen Nebenflüssen ins Auge, so scheint es in- 
dessen klar, dass nur in den Thälern die tropischen Vegeta- 
tionsbedingungen so weit in den fernen Westen hinausreichen. 
Royle berührt zwar die wichtige Frage nicht, bis zu welcher 
Höhe die jene Flussthäler von allen Seiten einschränkenden 
Gebirgsabhänge von tropischen Regen erreicht werden; allein 
von Kaschmir, einem Thale, welches weit östlich von Pescha- 
wer liegt, wissen wir, dass die atmosphärischen Niederschläge 
des Frühlings zu -der Zeit nicht mehr stattfinden, zu welcher 
in den indischen Ebenen und in den tiefer gelegenen Thälern 
des Himalajah die nasse Jahreszeit anhebt. So scheinen auch 
nach allen Beschreibungen die höher gelegenen Gegenden in 
der Nachbarschaft von Attok und Peschawer dem Mousson 
nicht unterworfen zu sein. Dadurch wird die Augabe Elphin- 
stone’s, dass eine Menge englischer Gewächse in den Gärten 
von Cohaut gedeihen, erst erklärlich: hier blühten Ende Fe- 
bruar Pflaumenbäume und Pfirsiche, hier grünten Trauerwei- 
den, Platanen und Apfelbäume auf europäischem Wiesentep- 
pich. Durch solche Nachrichten wird es wahrscheinlich, dass 
das ganze Gebiet westlich und nördlich vom Djilum oder von 
der Salzkette, von unzähligen Ausläufern des Himalajah und 
der Solimanberge durchschnitten, mit alleiniger Ausnahme der 
tiefer gelegenen Flussthäler von allen jenen indischen Ge- 
wächsformen frei ist, welche bis zum Fusse dieser Gebirge 
in zusammenhängender Verbreitung über das Pendschab sich 
ausdehnen. 5 

Aber eine noch bedeutendere Seite der Frage über die 
Grenzen der indischen Flora übergeht Royle’s Untersuchung 
mit Stillschweigen. Bisher ist nur von den tropischen Pflan- 
zenformen die Rede gewesen, zu deren Gedeihen die nasse 
Jahreszeit unerlässlich ist, aber ausser diesen besitzt Indien 
am Himalajah und im Bereiche des Mousson auch noch jene 
Gebirgsvegetation, in denen der europäische Typus sich wie- 


Pflanzengcographie während des Jahres 1844. 373 


derholt. Hier erhebt sich die Frage, ob die Arealgrenzen für 
diese letzteren dieselben sind, wie für jene, mit denen sie 
freilich in der vordern Kette des britischen Himalajah zum 
Theil in Gemeinschaft leben, aber ohne in ihrer Vegetations- 
periode in gleichem Grade durch tropische Regen bedingt. zu 
sein. Die Kenntniss dieses merkwürdigen Zusammenlebens 
der Erzeugnisse zweier Klimate, welche wir eben vorzugs- 
weise Royle’s frühern Untersuchungen verdanken, hat ihn nicht 
vermocht, jener Frage seine Aufmerksamkeit zu widmen, ob 
nicht in andern Gegenden die Wälder der Himalajah - Bäume 
bestehen, ohne in der Regenzeit tropische Kräuter zu beschat- 
ten. Auf diese Dunkelheit hat inzwischen die gleichzeitige 
Herausgabe von Jacquemont’s Tagebuch aus Kaschmir 
einiges Licht geworfen (Voyage dans l’Inde. Vol. 3. p. 169). 
Der Reisende beschreibt seinen Uebergang vom Pendschab 
nach Kaschmir über den Pirpanjol, jenen Himalajah - Pass, 
welchen Royle früherhin, auf Bernier’s Schilderungen fussend, 
als eine scharfe Vegetationsgrenze der indischen Flora be- 
zeichnet hatte, welche Behauptung er übrigens jetzt selbst 
ziemlich unverholen zurücknimmt. Beim Hinansteigen ver- 
schwanden Granat- und Oelbäume in einer Höhe von 16 bis 
1700”, bald darauf auch Pinus longifolia. Dann folgte eine 
Region von Eichen, Pinus attenuata und Tannen, welche am 
Nordabhange der Kette noch über die Höhe des Passes 
(2681”) hinausreichten, jedoch diesseits unter Alpentriften 
zurückblieben. Die alpine Vegetation zeigte nur lokale Ver- 
schiedenheiten vom britischen Himalajah, ihre Frühlingspflan- 
zen standen jetzt, zu Anfang Mai, in Blüthe. An der Nord- 
seite traf Jaequemont also zuerst dieselben Bäume wieder, 
die er am südlichen Abhang verlassen, und gelangte weiter 
abwärts, demnach im Bereiche des Kaschmir-Thals, zu Wäl- 
dern von Aesculus und zwar von derselben Art, welche im 
britischen Himalajah einheimisch ist. Durch diese Nachrichten 
sind die ältern Meinungen über den Pirpanjol, wie sie Royle 
verbreitete, widerlegt. Allein da das Thal von Kaschmir 
keine tropische Regen besitzt, so haben wir hierin zugleich 
den Beweis, dass die Verbreitung der Himalajah-Pflanzen nicht 
dureh die Grenzen des Moussons beschränkt wird. Die tro- 
pischen Formen Indiens können in Kaschmir fehlen — und 


TA Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


keine Angabe spricht dafür, dass sie dort vorhanden seien — 
und doch können die Waldbäume die nämlichen und der Ve- 
getationscharakter im Grossen kann als derselbe erscheinen, 
wie im britischen Himalajah, ja die grösste Zahl der Arten 
kann ihnen gemeinschaftlich angehören. Vom Pirpanjol sagen 
die Einwohner, dass es daselbst beständig regne (p. 225), und 
so könnte dieser Pass wohl einer der Grenzpunkte sein, bis 
wohin tropische Formen die bewaldeten Abhänge des Hima- 
lajah begleiten. So aufgefasst vereinigen sich alle vorhande- 
nen Thatsachen unter einem allgemeinen Gesichtspunkte, allein 
bei Weitem reichen sie nicht aus, die absolute Verbreitungs- 
sphäre aller indischen Pflanzen zu bestimmen. So wahr- 
scheinlich es auch durch Royle gemacht wird, dass nach Westen 
dieses Areal nicht über die Mousson-Grenze hinausreicht, so 
ist uns hingegen die Linie, wo auch nordwärts die Himalajah- 
Pflanzen aufhören, entweder wie jenseits Kaschmir noch völlig 
unbekannt, oder nur durch schwankende Zeugnisse angedeutet. 

Royle’s Angaben über die Flora der afghanischen Hoch- 
flächen sind sehr allgemein gehalten, aber sofern Griffith 
ihr Gewährsmann ist, vervollständigen sie die aus dessen Brie- 
fen bekannt gewordenen fragmentarischen Notizen durch den 
Katalog einer Reihe von afghanischen Gattungen, deren Samen 
eben von Griffith eingesandt waren. Es sind in der That 
fast nur europäische Fornien, namentlich folgende: Aconitum; 
Papaver; 5 europäische Cruciferen und Tauscheria; Silene 
und Arenaria; Ruta und Peganum; Euphorbia und Phyllan- 
thus; mehrere Astragaleen und Caragana; Rosa und Cratae- 
gus; Epilobium;; Prangos pabularia; mehrere Carduaceen nebst 
Centaurea und Cichorinm; Campanula; Heliotropium und 
Onosma; Pedicularis, Linaria, Veronica und Verbascum; Hyo- 
seyamus; Samolus; Plantago; Hippophae; Rumex und Poly- 
gonum; Blitum; Iris; Tulipa. — Ueber die Kulturgewächse von 
Kabul handelt Irwine (a. a. ©.) ausführlich. Im Herbste wer- 
den Weizen, Gerste, Linsen und Erbsen gesäet, liegen den 
Winter über. von der Schneedecke geschützt und werden im 
Junius geerndtet. Zu den Sommerfrüchten, die wohl: in der 
Regel künstlicher Bewässerung bedürfen, gehören Phaseolus 
radiatus, Cicer arietinum, Panicum miliaceum und italicum, 
Mais und Reis: für diese fällt die Saatzeit in den Mai, die 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 375 
® 


Erndte in die Monate August und September. Ausser den 
europäischen Gemüsen baut man Solanum melongena und zahl- 
reiche Cucurbitaceen, welche viel Dünger und Wasser bedür- 
fen. Die Wiesen geben reichen Heuertrag und besitzen trefl- 
liche Kleearten: eine derselben hat man Trifolium giganteum 
genannt, auch Medicago sativa ist verbreitet. Berühmt sind 
die Obstbäume von Kabul: ausser den mittel-enropäischen und 
orientalischen werden die Früchte eines Elaeagnus (Sinjet 
und Sinjilla) und die Theophrastee Edgeworthia buxifolia 
erwähnt. 

Falconer entdeckte in Kaschmir die Mutterpflanze des 
Costus der Alten, einer Substanz, welche noch jetzt unter 
dem Namen Koost oder Koot in Indien 'als Handelsartikel 
vorkommt. Die aromatische Wurzel einer neuen, alpinen 
Carlinee (Aucklandia), welche Falconer genau beschrieben 
hat, liefert sie (Linnean Transactions. 19. p.23). Der Letz- 
tere hat daselbst (p. 101) auch die Asclepiadeen-Gattung Cam- 
pelepes aus Peschawer aufgestellt. — Die vermeintliche Fo- 
thergilla Falconer’s, welche in Kaschmir grosse Gebüsche zu- 
sammensetzt und deren Holz nach Vigne Chob-i-pau heisst, 
ist ein neuer Typus der persischen Parrotia (P. Jacquemon- 
tiana Deecs.). 

Aus dem Hochthale von Astore zwischen Kaschmir und 
Tibet brachte Vigne folgende Pflanzenformen zurück: ‚Aconi- 
tum heterophyllum, Anemone discolor, Podophyllum, Dianthus, 
Geranium, Epilobium, mehrere Gentianen, Swertien und Ophe- 
lia Chirata, Polemonium eoeruleum und Dracocephalum Roy- 
leanum,. Hier findet sich weit über der Baumgrenze die Hoch- 
Näche Deosuh, 13000' hoch gelegen, wo der Erdboden von 
zwergartigen Weiden und Alpenkräutern begrünt ist, Kahl 
hingegen dehnt sich der tibetanische Thalweg des Indus aus, 
wo nur an der Schneegrenze einige Pflanzen fortkommen: 
hier fand Falconer ein neues Rheum und zwei Arten von 
Pyrola, wie Royle bemerkt die einzigen Ericeen Tibets. — 
Vigne’s Pflanzen von Iskardo stimmen ziemlich genau mit. den 
ältern Sammlungen aus Kunawur überein: Actaea, einige Gru- 
eiferen, Silene Moorcroftiana, Acer microphyllum, Myricaria, 
Biebersteinia odora, Astragaleen, mehrere Potentillen, Saxi- 
fraga stenopliylla, Hippophae, Salsola. 


376 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 
‘ 


Jacquemont’s oben erwähntes Reisewerk ist jetzt voll- 
endet und bietet reiche Beiträge zur Kunde Indiens, in pflan- 
zengeographischer Rücksicht besonders zur Flora des briti- 
schen und tibetanischen Himalajah (Journal, Vol. 1—3. Paris, 
1841. — Vol. 5. Description des collections. ib. 1844. 4. — 
2 Vol. Kupfer). Das vortrefflich geführte und unverändert 
abgedruckte Tagebuch des Reisenden enthält freilich nur in 
fragmentarischer Form die Eindrücke vom Vegetationscharak- 
ter des Himalajah und einzelner Gegenden Indiens: aber in 
der letzten Abtheilung des Werks sind die seltenern und 
neuen Pflanzen von Jacquemont’s Herbarium in systematischer 
Ausführung von Cambessedes und Decaisne abgehandelt 
und auf 180 Tafeln abgebildet. 

In Klein-Tibet drang J. auf dem Wege nach Ladak im 
Spiti-Thal bis Danker vor, wo er in einer Höhe von fast 
47000’ an den Grenzen des vegetativen Lebens die neue An- 
themideengattung Allardia, eine Nepeta und eine Urtica an- 
traf. Die Dörfer des Spiti-Thals liegen nach J. in einem hö- 
hern Niveau, als Royle früher angegeben, z. B. Nako bei 
3658" und der Getraidebau, auf Hordeum hexastichon und 
coeleste nebst einem Panicum beschränkt, reicht hier bis 
3962", im südlichen Himalajah nur bis 3048", Holz- 
gewächse sind von diesem Hochthale nicht ausgeschlossen; 
selbst niedrige Bäume, ein einheimischer Juniperus und ceul- 
tivirte Pappeln und Weiden kommen vor: aber der Character 
der Vegetation beruht auf dem auch durch Moorcroft bekann- 
ten Gestrüpp, welches aber nicht bloss aus dornigen Astra- 
galen, sondern auch aus Genista, Rosa, Ephedra und Juni- 
perus besteht. — Am genausten bestimmte J. die absolute 
Höhengrenze der phanerogamischen Vegetation westlich von 
Bekar, wo er auf zwei nach Tibet führenden Pässen die letz- 
ten Pflanzen unter sich zurückliess, auf dem Gantong (5486") 
und Kiubrong (5581” nach Gerards Messung). Jene Legu- 
minosen-Sträucher der Thäler von Kunawur und Klein-Tibet 
kamen an den Abhängen dieser Pässe nicht mehr fort, son- 
dern nur einige alpine Kräuter, von denen die letzten am 
Gantong etwa 2— 300" unter dem Gipfel, also in einem Ni- 
veau von 5200” gesehen ‘wurden: hier wuchsen zwei Poten- 
tillen, Corydalis physocarpa, die neue Caryophyllee Periandra 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 377 


caespitosa (vom Ansehen der Silene acanlis), Allardia und 
Eritrichium Jacquemontii Decs. (2. p. 309). Weit abwärts traf 
der Reisende als letzten Strauch eine Rose und wiederum 
bedeutend tiefer einen Juniperus. Am Kiubrong verschwand 
die Vegetation ebenfalls 300” unter dem Pass mit einem Ra- 
nunculus, der Corydalis und Ligularia'nana: aber einen ein- 
zelnen grünen Fleck in der Gesteinwüste, das höchste Er- 
zeugniss des Pflanzenlebens, welches J. wahrgenommen, sah 
erim Niveau von 5400" (2. p. 298). Die Schneegrenze 
schätzte er hier kaum unter 6000”, so dass zwischen den 
letzten Gewächsen und dem ewigen Schnee eine nackte Re- 
gion von etwa 2000’ Höhe mitten inne liegt. 

"Ueber Kunawur, jenes merkwürdige Uebergangsgebiet 
zwischen dem britischen Himalajah und .Tibet am mittlern 
Sutledsch, wo der Einfluss des Mousson’s auf die Jahres- 
zeiten aufhört und die tibetanische Trockenheit beginnt, tref- 
fen Jacquemont’s botanische Beobachtungen mit den reich- 
haltigern Nachrichten Royle’s überein. Die Wälder sind 
ganz unbedeutend, der Graswuchs ist ärmlich und durch 
die eben bis hieher verbreiteten Traganthsträucher (Astragali) 
zurück gedrängt, auch die alpine Flora sehr dürftig (2. p. 269). 
Seine besondere Aufmerksamkeit widmet J. dem auf diesen 
Theil des Himalajah eingeschränkten Weinbau, der südwärts 
über die Grenze der tropischen Regen nicht hinausreicht (2. 
p- 416 u. f.). Obgleich der Weinstock bis zu einer Höhe von 
10000' eultivirt wird, so ist diess doch nur in der Tiefe der 
Thalschlucht, nieht an den Gebirgsabhängen der Fall. Denn 
nur dort empfängt er die zur Reife der Trauben erforder- 
lichen, reverberirten Sonnenstrahlen und ist hingegen vor jener 
Wärmestrahlung geschützt, die den Boden im Gebirge zu sehr 
abkühlt. Ausserdem ist selbst im Sutledsch-Thale künstliche 
Bewässerung zu diesem Culturzweige unerlässlich: doch wie- 
wohl die Trauben unter solchen Umständen meist gut zur 
Reife gelangen, so werden sie doch gewöhnlich an der Sonne 
ausgetrocknet und zur Bereitung von Rosinen verwendet, weil 
der Wein sich nieht lange hält, der ohnedies dem Franzosen 
fast ungeniessbar erschien. Aufwärts findet man den Wein- 
stock bis Nako im Spitithal, abwärts bis zur Mündung der 
Buspa, da wo der bezeichnete elimatische Wendepunct liegt 


378 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der * 


und wo der Sutledsch die hohen, südlichen Ketten des Hima- 
lajah quer durchschneidet. 

Die Ketten des südlichen Himalajah, welche der nord- 
indischen Ebene unmittelbar vorliegen, besitzen keine solche 
Abwechselung des Bodens, dass ihre Vegetation ungeachtet 
der Vermischung tropischer und europäischer Gewächsformen 
an Mannigfaltigkeit der Flora in den Alpen gleich käme. Ebene 
Fläche findet sich fast nirgends, wie auch schon früher be- 
merkt worden ist, dass die breiten Thäler von Kaschmir und 
Nepal Ausnahmen vom Character des Gebirgs sind. Auch 
senkrechte Abstürze fehlen: es sind überall ungeheure, ge- 
neigte Ebenen und den Thalschlund füllt der Bergstrom ‚ge- 
wöhnlich ganz aus. ‚‚Einförmig,” sagt Jacquemont (2. p. 130), 
„wie diese Gestaltung ist die Vegetation, welche den geneig- 
ten Boden bedeckt. Die Mannigfaltigkeit der Standörter macht 
eine Gegend pflanzenreich und hier sind alle Standörter ähn- 
lich.” In den obern Regionen sind die Wälder licht und ge- 
hören besonders den Thälern an. Betrachtet man einen die- 
ser unermesslichen, fast waldlosen Abhänge aus der Ferne, 
so sieht man Linien tiefern Grüns die sparsamen Bäche hin- 
abgeleiten, die in weiten Abständen den Berghang bewässern. 
— Dazwischen erscheint das Grün einförmig fahl: denn dort 
schwellen weder Wiesen noch Weidetriften, sondern, ınit Aus- 
nahme der alpinen Gipfel, herrscht ungleicher und unergiebi- 
ger Pflanzenwuchs zwischen Felsblöcken und Gerölle. Es 
giebt hohe Berge, welche vom Thal bis zum Kamme nur mit 
diesem Gemisch aus Felsen und Kräutern bedeckt sind. Häu- 
figer ist über solchem Boden ein lichter Wald ausgebreitet, 
zwischen 6000’ und 7500' entweder Nadelholz an den süd- 
lichen, oder Eichen mit Rhododendron arboreum an den min- 
der warmen Gehängen. Nur am Fusse der Gebirge gedeihen 
dichte Wälder, denen der Alpen vergleichbar. Die erhabenen 
Wälder der Coniferenregion in den Alpen sind auf dem Hima- 
lajah nicht anzutreffen. 

Bei Massuri mass J. die untere Grenze des mit Rhodo- 
dendron. arboreum gemischten Eichenwaldes und bestimmte 
sie zu 1768" (2. p.52). Diese Messung nähert sich hinläng- 
lich der Angabe Royle’s, der in jener Gegend die Höhe von 
5000' als dasjenige Niveau bezeichnet, wo europäische Wald- 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 379 


formen an die Stelle der tropischen Bäume treten. Bei der 
Besteigung des Kedarkanta im Quellengebiet der Jumna be- 
stimmte J. auch die obere Baumgrenze zu 3500" 
(2. p. 127). Hier hörte der Tannenwald (Abies sp.) auf und 
es folgte eine Gesträuchformation von Rhododendron (wahr- 
scheinlich Rlı. lepidotum Wall.): wo auch diese verschwindet, 
bedecken Rasen von Gräsern und Carex den alpinen Boden, 
unter denen Ranunculaceen am häufigsten hervorspriessen, 
ferner Iris, Corydalis, Phalangium. Jene Messung der Baum- 
grenze scheint um so mehr Vertrauen zu verdienen und ein 
Ausdruck elimatischer Bedingungen zu sein, als auf dem Kedar- 
kanta Boden und Neigung des Gipfels den Waldwuchs be- 
günstigten. 

Gegen das Ende seiner weiten Züge durch die ostindische 
Halbinsel macht J. auf eine wichtige Eigenthümlichkeit im 
Vegetationsgange der östlichen Küste des Gangesgebiets auf- 
merksam (3. p. 550). — In Bengalen bleibe der Erdboden 
das ganze Jahr grün, weil die Feuchtigkeit von diesen Ebe- 
nen so langsam abfliesse, dass sie sich tief in die trockene 
Jahreszeit im Boden erhält, und weil auch im Winter dichte 
Nebel, in den heisstrockenen Frühlingsmonaten vorübergehende 
Gewitterschauer statt finden. So war, als der Reisende den 
5. Mai landete, zu Caleutta (also freilich an der Küste) der 
Rasen fast ebenso grün, als zur Zeit der stärksten Nieder- 
schläge im August. Die baumlose Campagne von Puna in 
den westlichen Ghauts blieb hingegen 1832 noch im letzten 
Drittel des Junius vollkommen dürr und verbrannt, wie Step- 
penboden, die Erdkrume war ohne Spur von Feuchtigkeit 
und gleichsam glühend in den Sonnenstrahlen. Und doch 
grünte schon am ersten Julius das ganze Land, auch die 
nacktesten Felsblöcke hatten sich mit Rasen in wunderbarer 
Schnelligkeit bedeckt. So viel schärfer ist hier der Character 
der Passatflora ausgeprägt, als bei Calcutta. Aber die ben- 
galische Küste ist in diesem Betracht eine Anomalie. Im 
grössten Theile Indiens wird die Vegetation der meisten Pflan- 
zen durch die trockene Jahreszeit länger unterbrochen ‚als 
in Europa durch den Winter, Die grossen Stauden, die 
Zuckerrohrpflanzungen, die Paniceen-Rasen welken und ver- 
Jdorren im November und erst im Junius oder Julius des fol- 


380 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


genden Jahres erwacht ihr vegetatives Leben auf’s Neue. Zu 
Funa dauerte damals die Regenzeit nur wenig über drei Mo- 
nate und hörte schon Anfang September auf: aber es drohte 
auch ein Missjahr, zu wenig Regen war gefallen. 

In dem descriptiven Theile des Jacquemont’schen Werks, 
welcher in der Reihenfolge von de Candolle's System von 
Cambessedes bis zum Schluss der Rosaceen und übrigens von 
Decaisne bearbeit ist, sind neben einer Menge von neuen 
Arten folgende Gattungen, grösstentheils aus dem Himalajah, 
aufgestellt: Christolea und Douepea (Cruciferen), Oligomeris 
(Resedacee), Periandra (s. o0.), Anquetilla (Zanthoxylee), 
Leptopus (neben Phyllanthus), Allardia (s. o.), Melanoseris 
(Cichoracee), Belenia (Solanee), Dargeria (Scerophularinee), 
Lasiosiphon (Gnidiae sp. plures), Girardinia (Urticae sp.) und 
Diplosiphon (eine merkwürdige, epigynisch monocotyledonische 
Wasserpflanze ohne Bestimmung der natürlichen Verwandt- 
schaft). 

Die Fortsetzung der im vor. Jahresb. angezeigten Arbeit 
Bentham’s über indische und afrikanische Leguminosen be- 
greift ungefähr eine Oenturie von Genisteen, grösstentheils 
vom Cap (London Journ. of Botany 3. p. 338 — 365). 

Die neuen Lieferungen von Korthals’ Monographieen 
zur Flora des indischen Archipels (Jahresb. f. 1841) enthalten 
die Melastomaceen, Eichen und folgende Gattungen: Crato- 
xylon und Tridesmis, Hippocratea und Salacia, Maranthes; 
Boschia nov. gen. (Stereuliacee), Omphocarpus n. g. (neben 
Grewia), Paravinia n. g. und Cleisoeratera n. g. (Rubiaceen). 
— De Vriese beschrieb eine von Junghuhn auf Sumatra 
entdeckte Casuarina (CO. sumatrana J.) in v. d. Hoeven’s Tijd- 
schrift (1844. p. 113), ferner einige javanische Pflanzen (das. 
p- 336 — 347): neu nur ein Aeschynanthus. — Neue Arbeiten 
von Hasskarl über vermischte Familen der Javanischen Flora 
sind theils in derselben Zeitschrift (p. 49 — 411; p. 178— 228), 
theils in der Regensburger Flora (1844. S. 583 u. f.) publi- 
eirt. — Einige neue javanische Moose hat Montagne be- 
schrieben (Lond. Journ. of Bot. 1844. p. 632 — 34). — Dozy 
und Molkenboer haben ein Kupferwerk über Laubmoose 
des indischen Archipels begonnen (Musei frondosi inediti Ar- 
chipelagi indici Fase. I. Lugdun. Batav. 1844). Vorläufige 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 381 


Diagnosen von etwa 75 neuen Arten wurden von ihnen in’den 
Annales des sciences naturelles vorausgeschickt (1844. 2. 
p- 297 — 316): darunter die neuen Gattungen Cryptocarpon, 
Endotrichon und Symphysodon. 

Eine für Systematik höchst wichtige, nunmehr abge- 
schlossene Quelle über die Flora von Java ist das nach 
Horsfield’s Herbarien von Bennett und R. Brown heraus- 
gegebene Kupferwerk (Plantae javanicae rariores descriptae 
iconibusque illustratae. Descriptiones et characteres plurima- 
rum elaboravit J. Bennett, observationes structuram et affı- 
nitates praesertim respieientes passim adjecit Rob. Brown. 
P.4. Londini, 1838. — P. 2. 1840. — P. 3. 1844). Dieses 
Werk enthält 45 Tafeln und folgende neue Gattungen: Scle- 
rachne und Polytoca (Gramineen), Hexameria (Orchidee), Cyr- 
toceras (Asclepiadee), Stylodiseus (Andrachne trifoliata Roxb.), 
Euchresta (Andira Horsfieldii Lesch.), Mecopus und Phylacium 
(Leguminosen), Saccopetalum (Anonacee), Lasiolepis (neben 
Harrisonia Br.), Pterocymbium (Sterculiacee) und mehrere 
Typen aus andern Ländern, welche in den so reichhaltigen 
Exeursen erläutert werden. 

Junghuhn’s früher besprochenen Reisetagebücher von 
Java sind mit neuen Zugaben zwar erst im J. 1845 heraus- 
gegeben (Topographische und naturwissenschaftliche Reisen 
durch Java von F. Junghuhn, herausgegeben von Nees v. 
Esenbeck. Magdeburg. 8.), aber wir halten es, um uns un- 
mittelbar an den vorigen Jahresbericht anzuschliessen, für 
passender schon jetzt darüber zu berichten, — Im westlichen 
Theile der Insel, wie am Gede, fand der Reisende den Ge- 
birgsrücken weit und breit auf beiden Abhängen mit Rosamala- 
Wäldern bedeckt, d. h. mit Liquidambar Altingiana Bl., deren 
Stämme schon aus der Ferne an dem hohen geraden Wuchse 
und ihrer weissen Farbe zu erkennen sind und ein Dickicht 
von Scitamineen, Melastomen, Rubus und andern Sträuchern 
beschatten (S. 165). Ein fetter, rother Boden bedeckte hier 
fast überall den Trachyt des Gede. Nach wiederholten Mes- 
sungen liegt die Region der Rosamala-Wälder zwischen 2000’ 
und 4000' (S. 436): einzeln findet sich dieser auf Westjava 
beschränkte Baum aufwärts bis 4500', abwärts ungefähr bis 
1500. Er gehört zu den gigantischen Gestalten der Pflan- 


382 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


zenwelt und erreicht im Durchschnitt eine Höhe von 150': 
gekappte Stämme massen 12’ über der Wurzel 15’ im Um- 
fang, bis zur Tbeilung betrug ihre Länge 90’ bis 100’ und 
die Kronen ragten 50—80' hoch darüber empor. Bis an diese 
Kronen würden Cocos-Palmen kaum hinaufreichen. — Ueber 
dem Rosamala-Walde folgte am Pang-Gerango weit reicher 
von Schlinggewächsen (z. B. auch Freycinetien und Calamus) 
und Parasiten (Orchideen und Farnen) erfüllte Wälder von 
Laurineen, Kastanien, Eichen, Schima und Fagraea: und an 
diese schlossen sich wieder die Podocarpen. Aber. auch jen- 
seits der Podocarpus-Grenze fehlt hier die Baumform nicht, 
wie es auf andern Bergen der Fall ist. Auf dem Gipfel des 
Pang-Gerango selbst, im Niveau von 9200’, bilden Thibaudia 
vulgaris J. und ein noch unbestimmter 30' hoher Dioecist 
nebst verschiedenen andern Bäumen ein moosreiches Gehölz, 
welches jedoch nach seinem Wachsthum einer energischen 
Krummholzbildung anzugehören scheint (S. 452), ungeachtet 
selbst bis hierher ein schlanker Farnbaum, die 15—20’ hohe 
Cyathea oligocarpa (von 5500'— 9200’ reichend), gefunden 
wird (vergl. Jahresber. für 1841. S. 449). Aber vergebens, 
sagt Junghuhn, wird man auf, der ganzen Insel nach dem 
zweiten Beispiele eines solchen Gipfelwaldes suchen: alle Berge 
sind weit unter dieser Höhe entweder kahl, indem sie sich 
selbst mit Laven und Geröllen überschütten, oder mit Gras- 
matten von Festuca nubigena J. überzogen oder mit geselli- 
gen Casuarinen bewachsen. So bestimmte Junghuhn am Vul- 
kan Tjermai (S. 235) die obere Waldgrenze zu 7000’, von 
Podocarpus imbricata Bl. gebildet, worauf die subalpinen 
Sträucher (vor, Jahresber. S. 412) sogleich folgten: und dies 
scheint ein durchschnittliches Maass der Waldverbreitung auf 
der ganzen Insel zu sein. Die wahre klimatische Baumgrenze 
Java’s, wie sie allein auf dem Pang-Gerango erreicht wird 
und hier durch die Krummholzbildung des Gipfelgehölzes aus- 
gedrückt ist, liegt also allerdings einige Tausend Fuss höher, 
als die scheinbare, die nur durch örtliche Bodenverhältnisse 
bedingt wird: und so verbreitet Junghuhn durch seine Be- 
steigung jenes Bergs einiges Licht über die bis dahin fast 
unerklärliche Anomalie, dass die Baumgrenze auf Java so viel 
niedriger liegt als am Himalajah und dass dort allgemein die 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 385 


subalpinen Ericeen-Sträucher mit den nordisch-alpinen Pflan- 
zengattungen (z. B. Ranunculus, Viola, Gentiana) in ein ebenso 
tiefes Niveau von 7—8000' herabsteigen. Allein in der That 
wird die Schwierigkeit, solche Abweichungen zu erklären, 
durch jene Beobachtungen nicht vollständig gehoben, sondern 
nur in engere Grenzen eingeschlossen: denn wenn der Pang- 
Gerango lehrt, dass bei 9200’ der üppigste Wald doch die 
Stammkrümmungen des Krummholzes nachahmt, so finden wir 
in Indien noch Tannenhochwald in einem Niveau von mehr 
als: 10000’. 

Am Fusse des Schlammvulkans Galungung beschreibt 
Junghuhn fast undurchdringliche Sehilfformationen, wo die 
sumpfige Fläche von 15° hohem Sacharum Klaga dicht bedeckt 
ist, an welchem sich ein Equisetum und Epidendren hinauf- 
winden. Ueber solchen Sümpfen beginnt am Abhange des 
Bergs der Urwald von Urticeen und Magnoliaceen mit allen 
jenen Nebenbestandtheilen, wodurch die Aufgabe, tropische 
Waldnatur zu schildern, den Anschein des Unermesslichen 
erhält, wiewohl doch nicht danach sollte gestrebt werden, 
ihrem Reiehthume in Worten und im Ausdrucke gleichzukom- 
men, sondern nur die Unterschiede ihrer Entfaltungsweise und 
deren Bedingungen aufzufassen. 

So wie die Rosamala-Wälder in Westjava die Physiogno- 
mie der Gebirge bestimmen, so weit sie sie bedecken, so im 
östlichen Theil der Insel die Waldregionen von Casuarina 
equisetifolia, welche jedoch erst im Niveau von 4000' begin- 
nen und daher, wiewohl höher als andere Baumformen 'an- 
steigend, doch auf den engern Raum einzelner Hochpunkte 
eingeschränkt sind. Westlich vom Merapi, einem Berge, wo 
sie fast ausgerottet sind, findet man von Casuarinen nirgends 
eine Spur, während sie keinem der ostwärts von dort sich 
erhebenden Gipfeln zu fehlen scheinen (S. 372). 

Ueber die Höhengrenze einiger Kulturzweige auf Java 
finden wir bei Junghuhn folgende Angaben. Kaffee könne 
wahrscheinlich bis zum Niveau von 5000' gebaut werden, bis 
jetzt aber reichen die Pflanzungen gewöhnlich nur bis 3000’ 
oder 4000' (S. 234). Artocarpus integrifolia und Arenga sac- 
eharifera — 3000, Duris zibethinus — 2000’ (S. 419). 

Zwei Landschaftszeichnungen von Manila bei v. Kittlitz 


384 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


(Taf. 23.24) sind zwar, wie alle übrigen, höchst charaktervoll, 
entbehren aber hinlänglicher botanischer Erläuterung. — Al- 
gen von den Philippinen hat nach Cuming’s Sammlungen 
Montagne bearbeitet (Lond. Journ. of Bot. 1844. p. 658 
bis 662). 


1. Afrika. 


Von den botanischen Untersuchungen der Franzosen in 
Algerien sind wiederum nur erst wenige Notizen bekannt ge- 
worden. Auf .dem kleinen Atlas hat Durieu bei Blidah aus- 
gedehnte Cederwälder angetroffen (Comptes rendus V. 18). 
Bis zum Niveau von 7—800” war der Gebirgsabhang be- 
wohnt und der Boden kultivirt, dann begannen Eichen sich 
unter die Obstbäume zu mischen und bald zeigten sich ein- 
zelne, majestätische Cedern von 40 Meter Höhe. Doch nur 
am südlichen Abhange gelangte der Reisende in zusammen- 
hängende Wälder dieses Baums, welche von den Einwohnern 
alljährlich verwüstet werden, aber nicht, wie am Libanon, 
ihrem Untergange entgegengehen, sondern sich leicht wieder 
zu erzeugen scheinen. Bei Maskara fand Durieu Gallitris 
quadrivalvis häufig, deren Menge von hier aus in südlicher 
Richtung zunimmt (Comtes rendus V.19). — Einige neue, 
zum Theil auf trockenem Boden lebende Isoetes- Arten von 
Algerien beschrieb Bory de St. Vincent (das. Vol. 18). 

Auf Russegger’s Reisen ist es geeignet jetzt zurück- 
zukommen (Jahresber. für 1842. S. 395), nachdem dessen 
Werk ziemlich weit vorgeschritten und die klimatischen und 
Bodenverhältnisse Egyptens und Nubiens anschaulicher und 
selbstständiger, als in dem ersten vom Orient handelnden 
Bande der Fall war, darzulegen begonnen hat (Reisen in 
Europa, Asien und Afrika. Bd. 2. Stuttgart, 1843— 45: er- 
schienen waren 1844 von diesem Bande Th. 1, Egypten und 
Nubien und das erste Heft von Th.2 Ost-Sudan begreifend). 
— Unter-Egypten bis Kairo hat mittelländisches Klima, einen 
regnigten Winter (2. S. 263) und heitern Sommer. Bei Kairo 
betritt man die regenlose Zone Nordafrika’s. Für Kairo er- 
geben sich nach Clot Bey aus fünfjährigem Durchschnitt jähr- 
lich 12 Regentage mit 0,034" Regen. Die Regenlosigkeit 
hängt sowohl in Ober-Egypten (Kairo bis Nubien) als in der 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 385 


Sahara von perennirenden Nordwinden ab: Egypten ist also 
klimatisch ein Theil der Sahara. 

Der in Folge der tropischen Regenzeit eintretende hohe 
Nilstand dauert von Juni bis Ende September (1. S. 229). In 
die Monate Oktober und November fällt die Saatzeit der Ce- 
realien auf den durch Kanäle künstlich überschwemmt ge- 
wesenen Grundstücken, die Erndte in den Februar und März: 
worauf je nach der Fruchtart noch eine zweite Saat im April 
gesäet und unmittelbar vor der Ueberschwemmung geerndtet 
werden kann: auf andern Aeckern kann man erst im Decem- 
ber und Januar säen, und nur einmal im Mai erndten. Ueber- 
sicht der wichtigsten Kulturzweige nach der gewöhnlichen 
Saat- und Erndtezeit geordnet: 


Saat. Erndte. 
Januar. Bohnen, [Cerealien] Zuckerrohr. 
Februar. Reis; Mais. Gerste, Melonen. 
März. Baumwolle. Cerealien, Mais. 
April. (Cerealien). 
Mai. Feigen, Datteln, Trauben ; [Ce- 
realien ]. 
Juni. Bohnen; (Cerealien). 
Juli. Baumwolle. 
September. Orangen, Oliven; Reis. 
Oktober. Cerealien. Reis. 
November. Oerealien. Mais. 


December. [Cerealien]. 

In der durch die dauernden Polarströmungen regenlosen 
Zone Nordafrika’s ist bei grossen täglichen Temperatur-Diffe- 
renzen Thaubildung nicht ganz ausgeschlossen, die vielmehr 
sehr reichlich im untern Nilthale stattfindet, Ober-Egypten 
nicht fremd ist und auch die Oasen zu befruchten scheint. 
In der nubischen Wüste dagegen sah Russegger keinen Thau: 
aber in der libyschen sei er häufig (2. S.253). Die westlich 
von Egypten gelegenen Oasen erhalten übrigens nach Russeg- 
ger ihr Grundwasser vom Nil, das über Thonschichten seit- 
wärts zu ihnen hinabgleite (S.271). Sie bilden nämlich ein 
Quellen führendes, tiefer als der Nil eingeschnittenes und 
diesem Strome paralleles Thal. Die übrigen Oasen der Sa- 


hara sollen nur durch Thaubildung entstanden sein. Borgu, 
Archiv f. Naturgeschichte. X1, Jahrg. 2. Bd, Bb 


386 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


Däarfur und Kordofan sind jedoch in diesem Sinne keine 
Oasen, sondern Savannen, die schon im Regenklima liegen 
(S. 283), 

Die tropischen Regen reichen in den meisten Jahren bis 
höchstens zum 18° N. Br. (1. S. 224), d. h. 2 Grade nördlich 
von Chartum, dem Punkte, wo beide Nilarme züsammenflies- 
sen. Die Niederschläge fallen dort in den Sommer und ent- 
sprechen den zu dieser Zeit wehenden Südwinden, welche 
unter 45° N; Br. vom April bis September herrschen und 
sechsmonatlich mit den Nordwinden ‚abwechseln, Der Nord- 
rand dieser Passatzone, welche im Süden der Wüste oder 
Sudan Savannen hetvorbringt, ist übrigens nicht scharf be- 
stimmt: eine kürzere Regenzeit kann über 18° N. Br. hinaus 
wohl einmal eintreten, so oft die Südwinde so weit herüber- 
wehen. Es ist jedoch mit diesen allgemeinen, Regen brin- 
‘genden Südwinden nicht der aus gleicher Richtung wehende, 
aber trockene Ohamsin der Wüste selbst zu verwechseln, 
den Russegger für eine örtliche und elektrische Erscheinung 
erklärt; Auch zwischen 16 und 18° N.Br. ist die Regenzeit 
noch unregelmässig und in manchen Jahren abgekürzt: bei 
Chartum dauert sie bereits 5 Monate. Als Nordrand der 
tropischen Regenzone in ganz Afrika nimmt Russegger fol- 
gende dufchschnittliche Werthe an: 21° N. Br. am rothen 
Meer, 18° am Nil, 16° nördlich vom Tschad (nach Denham), 
20° in Senegambien (2. S. 546). — Ueber beträchtliche, täg- 
liche Temperaturunterschiede zwischen Nacht und Tag führt 
er auch innerhalb der Regenzone Klage: worin, wenn es sich 
allgemeiner bestätigt, eine charakteristische Eigenthümlichkeit 
des tropischen Afrika liegen würde. 

Ganz Nubien ist südwärts bis zum 18° N. Br. mit Aus- 
nahme des Nilthals und der Küste, wie Egypten, Fels- und 
Sandwüste. Die Höhenzüge reichen hier kaum 1000' über 
die Ebene und Steigen nur an der Küste bis 4000’, im Dsche- 
bel Olba nach Wellsted bis 8000' an. Die Küste des rothen 
Meeres ist nicht vregenlos, sondern an der mubischen Seite 
erstrecken sich die mit Südwest-Mousson fallenden Sommer- 
regen bis fast zu der Bfeite, wo die Wendekreis-Winterregen 
(wie ın Unter-Egypten) beginnen. Am Nordrande der vollen 
Regenzeit liegt Suakim (19° N. Br.): hier tritt sie jedoch 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 387 


sehon sechs Wochen später (Mitte Juli) ein, als unter 17° 
und in demselben Maasse verspäten und verkürzen sich die 
Sommerregen bis zum 21° N. Br,, von weleher Breite aus 
nordwärts die Winterregen beginnen. Obgleich das hohe 
Meer nördlich von Suakim das ganze Jahr hindurch von nörd- 
liehen Winden bewegt wird, so fehlen dennoch der afrikani- 
schen Kiste des arabischen Golfs nirgends feuchte Luftströ- 
mungen. Hieraus erklärt es sich, dass die ganze Gestadelinie 
Nubiens etwas Weide und Baumwuchs besitzt, da doch das 
Innere des Landes selbst von Oasen leer ist, Auf der über 
50 Stunden langen Wüstenreise von Korosko nach El Mu- 
ehaireff, die gewöhnlich, um die grosse Nilkrümmung abzu- 
schneiden, unternommen wird, traf Russegger nur ein einziges 
Mal in der Mitte des Weges brackisches Wasser. 

Der Nil verlässt die Zone der tropischen Regen beim 
Einfluss des Atbara und berührt sie in seiner Krümmung bei 
Dongola noch einmal wieder auf einer kurzen Strecke. Süd- 
lich von der Mündung des Atbara beginnen Savannen mit tro- 
pischen Wäldern abzuwechseln und so bleibt es durch ganz 
Sudan: Wüsten giebt es nun, ausser wo der Boden felsig, 
nicht mehr, sie gehen allmählig in Savannen über (Bd.2. S.525). 
Die Savannen sind in der Regenzeit mit dichtem Grase be- 
wachsen, in den übrigen Monaten gleichen sie einem dürren 
Stoppelfeld. Die Wälder bestehen aus Mimosen und drängen 
sich längs der Stromufer, wie in Guiana, zusammen. An den 
Flüssen gebt auch das Regenland weiter nordwärts, daher 
fern von ihnen auch jenseits des 18ten Grades Wüstenbuchten 
in die Savanne eingreifen. 

Im ganzen Nilgebiete bis mindestens zum 10ten Grade 
südwärts existirt westlich von Abyssinien keine terrassenför- 
mige Erhebung des Bodens, sondern nur unermessliche Ebe- 
nen. Die Terrassen von Sennaar, Fazokl und dergleichen 
sind geographische Ueberschätzungen (2, S. 539), Nach Rus- 
segger’s Barometermessungen liegen über dem mittelländischen 
Meere: Assuan (Syene) —=342 Par.: Korosko = 450; Abu- 
haanmed == 963’; El Muchairefi = 1331’; Chartum — 1431; 
Torra am weissen Nil = 1595’; Eleis (13°) — 1667; und 
‚die Hanptstadt von Kordofan, El Obeehd — 2018. 

Bb* 


388 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


Die Nordgrenze der Verbreitung von Adansonia fand 
Russegger in den Savannen von Kordofan unter dem 14° N.Br. 

An der Küste Adel, auf dem Wege von Tajura nach dem 
Fusse der südabyssinischen Alpen, war nach dem Reisebericht 
von Harris (the highlands of Aethiopia. London, 1844. 1. 
p- 412) im Juni, d. h. vor Beginn der Regenzeit das ganze 
Land wüst und fast wasserlos, auch ohne jegliche Bodenkul- 
tur: mit den anbrechenden Niederschlägen ward es stürmisch 
und ungesund, eine der unnahbarsten Flächen Afrika’s. Die 
Flora erschien ungemein arm: von Holzgewächsen besass sie 
Mimosensträucher und die Capparidee Cadaba indica; in der 
Folge wurden auch einzelne Palmen, Oucifera thebaica und 
was unter dem 11° N. Br. auffällt, auch Phoenix angetroffen. 
Uebrigens zeigten sich zu Ende der trockenen Jahreszeit nur 
einige Capparideen und Malvaceen: von andern Pflanzengrup- 
pen der Steppe nur einzelne Formen, als Stapelia, Pergularia 
und einige fleischige Euphorbien. Erst am Flusse Hawasch 
wurde die Vegetation geselliger durch Gestäuchformationen 
von Tamarix oder von Balsamodendron Myrrha mit einzelnen 
Capparideen-Bäumen (1. p. 416). Am Fusse der abyssinischen 
Hochgebirge wurde zuletzt noch Aloe soceotorina bemerkt 
und bald darauf begann Tamarindus indica, womit die öde 
Steppe überwunden war. 

Ueber Balsamodendron Myrrha hielt Harris einen Vortrag 
in der Linnean Society (Ann. nat. hist. 13. p. 220). Dieser 
wichtige Strauch heisst bei den Danakil, den Bewohnern der 
Küste Adel, Kurbeta. Die Myrrhe (Hofali) ist der an der 
Luft eintrocknende, milchige Saft, der aus jeder Wunde aus- 
fliesst: im Januar, zur Zeit wo die Knospen sich entfalten, 
und im März, wenn die Früchte reif sind, pflegt man ihn zu 
sammeln. — Balsamodendron Opobalsamum wächst an der 
gegenüberliegenden, arabischen Küste, bei Aden. — Die Fran- 
kincense-Bäume der Gebirge am Cap Guardafui sind botanisch 
noch nicht bestimmt. 

Harris’ botanische Nachrichten über Schoa sind ganz un- 
genügend (the highlands etc. 2. p. 395 u. f.). Die Pinus Nord- 
abyssiniens wird in Schoa durch den Det ersetzt, einen Juni- 
perus von 160’ Höhe und 4—5’ Stammdurchmesser und vom 
Wuchse einer Cypresse. Ausserdem werden als Waldbäume 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 389 


genannt: Taxus (Sigba), Ficus (Schoala) und F. Sycomorus 
(Worka); auch sei um Ankober Rüppel’s Lobeliaceenbaum 
Rhynchopetalum montanum (Jibera) häufig, dessen Stamm, 
15 hoch, eine Krone grosser Blätter trägt. Sträucher: eine 
Erica (Asta) und allgemein verbreitet Polygonum frutescens 
(Umboatoo). Celastrus edulis (Choat) wird allgemein kultivirt 
und mit dem Thee in Wirkung und Geschmack verglichen 
(2. p. 423). 

Wichtiger sind die meteorologischen Beobachtungen, welche 
Harris vom August bis December 1841 und vom Januar bis 
Juli 1842 in der Hauptstadt von Schoa, Ankober, anstellte. 
Dieser Ort liegt unter 9° 35’ N. Br., in einer Meereshöhe von 
8200, auf offener Kulturfläche. Die klimatischen Werthe sind 
folgende: 


Iier Wärme. |Zahl der Regentage.| Windesrichtung. 
Januar. 117,7 0 Oestlich. 
Februar. 12°,5 - 7 Oestlich u. südl. 
März. 14°  - 4 Oestlich. 
April. 12,9 - 14 (Stürme?) Oestlich. 
Mai. 15°,4 - 4 Oestlich. 
Juni. 16°,7 - 8 Oestlich. 
Juli. 149 5 = 28 Veränderlich. 
August. 13°2 - 26 Regenzeit. | Veränderlich. 
September. 13° °- 13 Nördl. u. östlich. 
Oktober. 11°,2°- 4 Nördl. u. östlich. 
November. „x Bl Zu 4 Nördl. u. östlich. 
December. „ÖZEEE 0 Oestlich. 


- Mittl. Temp. —=13°,1C. Maximum —=20,6C. Minimum — 5° C. 


In Kooloo (4° N. Br.), südwärts von Enarea, an den 
Grenzen der pygmäischen Doko-Neger, dauert nach Mitthei- 
lungen der Eingebornen die Regenzeit vom Mai bis zum Fe- 
bruar mit seltenen Unterbrechungen (3. p. 64). Nordwestlich 
davon, unter dem 5ten Grade N. Br. soll das Reich Susa hoch 
in der Fortsetzung der abyssinischen Alpen liegen und, wie 
Schoa, nur 3 Monate Regenzeit besitzen: dort sei es aber 
kälter, die Berge schienen den Himmel zu berühren und wä- 


390 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


ren mit ewigem Schnee bedeckt. Dies ist dieselbe Gegend, 
in welche Bruce die Quellen des weissen Nil verlegt. 
Hochstetter hat neue Gräser aus Nubien und Abyssi- 
nien nach Kotschy’s und Schimper’s Herbarien beschrieben 
und neben kritischen Bemerkungen über die Arbeiten Raffe- 
neau’s, Endlicher’s und über seine eigenen auf diesem Floren- 
gebiet wiederum folgende neue afrikanische Gattungen aufge- 
stellt (Regensb. Flora 1844): Chasmanthera, Menispermee aus 
Abyssinien; Paulo-Wilhelmia, Dombeyacee aus Nubien; ferner 
aus Abyssinien die Umbelliferen Agrocharis, Haplosciadium 
und Gymnoseiadium; die Solanee Discopodium; die Irideen 
Hymenostigma und Acidanthera; die Liliacee Clinostylis. — 
Notizen über einige abyssinische Pflanzen schrieb Fresenius 
(Bot. Zeitung 1844. S. 353 — 357). — Eine Bearbeitung von 
Kotschy’s Sammlungen aus Afrika hat Fenz] angekündigt und 
bei diesem Anlass eine Reihe neuer Formen, jedoch ohıre 
Beschreibung, aufgezählt (Regensb. Flora 1844. S. 309—312). 
Eine schätzbare Uebersicht der von Krauss in den süd- 
lichsten Gegenden der Capcolenie und in Natal gesammelten 
Pflanzen ist nebst Reisebericht und pflanzengeographischer 
Einleitung vom Reisenden selbst publieirt worden (Regensb, 
Flora 1844 — 46). — Genau beschreibt er die grossen, nur 
im Verhältniss zur ganzen Colonie auf ein enges Areal be- 
schränkten Hochwälder, die zwischen dem Gauritz und Krom- 
merivier und am Fusse der Onteniqua-Berge längs der Süd- 
küste sich erstrecken. Hiernach ist Drege’s Darstellung bei 
E. Meyer von dem allgemein dürftigen Waldcharakter des 
Caps nicht völlig genau: wenigstens in diesem Distrikte findet 
sich eine Menge Bauholz in geschlossenem Waldbestande, 
welchen Krauss als undurchdringliches Diekicht bezeichnet. 
Er erwähnt Riesenstämme von Podocarpus, welche vier Män- 
ner nicht umspannen können, ferner Crocoxylon exeelsum 
(Safranhout), Ocotea bullata (Stinkhout), Curtisia faginea 
(Hassagaihout), Elaeodendron eapense: Bäume, welche ihre 
dicht belaubten, mächtigen Kronen hoch über das niedrige 
Gehölz erheben und von zahlreichen Schlingpflanzen umschlun- 
gen sind. Unterholz z. B. Burchellia, Gardenia, Canthium, 
Plectronia, Tecoma, Grewia, Sparmannia, Rubus; Lianen: 
Cissus, Clematis, Cynoctonum, Secamone; Farnkräuter im 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 391 


tiefen Schatten. Nach langem Ansteigen und mühsamem Durch- 
arbeiten durch das Chaos von Gebüschen gelangt man endlich 
in einen lichtern Wald, die Bäume werden kleiner und nun 
ist bald ihre Grenze erreicht, wo Gesträuche von Synanthe- 
reen, Thymeleen, Bruniaceen, Proteaeceen und Ericeen folgen. 
Krauss bestätigt, dass der Camtos-Bivier eine deutliche 
Vegetationsscheide sei. Dieser Fluss bilde die Grenze zwi- 
schen der Flora des Caps und des Kaffernlandes: denn schon 
von hier aus heben gewisse Typen des tropischen Natal an, 
während die Proteen, Eriken, Selagineen u. a. zurücktreten. 
. Die Gesträuchformationen an der Algoa-Bay sind höher und 
diehter, als in den westlichen Distrikten: grossen Pachyder- 
men dienen sie zum Versteck. Charakteristische Gewächsfor- 
men; Celastrineen, Euphorbia canariensis, Strelitzia, Zamia, 
Tamus, Pelargonium u. a. — Dieser denkwürdige Unterschied 
zwischen den östlichen und westlichen Provinzen der Cap- 
Colonie, welchen auch Bunbury (London Journ. of Bot. 
4844. p. 230—263) aufs Neue darstellt und genauer ausführt, 
ist bei Weitem nicht so einfach zu erklären, wie die tropi- 
schen Eigenthümlichkeiten der Flora von Natal. Bei Gra- 
hamstown in Albany fand Bunbury nur 13 Pflanzen in der 
reichen Umgegend, welehe auch am Cap vorkommen. Eriken 
und Proteaceen sind selten, baumartige Euphorbien allgemein 
und die Restiaceen durch Gräser ersetzt. Am grossen Fisch- 
flusse erstrecken sich die wildesten Gesträuchdickichte mit 
baumartigen Euphorbien, Strelitzia und Zamia horrida, un- 
durchdringlicher und der dornigen Hölzer wegen unzugäng- 
licher, als brasilianischer Urwald, nur der Wohnsitz grosser 
Pachydermen und auflauernder Grenzräuber vom Kaffernstamm. 
Tropisehe Pflanzenfamilien, welche am Cap nur einzelne Ar- 
ten besitzen, werden in Albany mannigfaltiger: namentlich 
Acanthaceen, Apocyneen, Bignoniaceen, Rubiaceen, Cappari- 
deen, Durch alle diese und ähnliehe Thatsachen ist offenbar 
eine Annäherung an die Flora von Natal ausgedrückt, wenn 
auch noch keineswegs in dem Grade, wie beide Reisende an- 
nehmen, dass nämlich die Vegetation Albanys und Natals all- 
mählig in einander übergehe. Dies bleibt, so lange die zwi- 
sehenliegenden Distrikte des Kaflernlandes noch so wenig be- 
kannt sind, hypothetisch und ist nach klimatischen Gesetzen 


392 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


höchst unwahrscheinlich. Eine Gleichheit gewisser Familien 
und Formen ist noch keine Gleichheit der Arten und ihrer 
Verbindung zu Formationen. Aber allerdings ist die Zunahme 
tropischer Formen in Albany noch räthselhafter, als der Ge- 
gensatz zwischen Albany und dem Westen der Colonie in 
den Arten überhaupt. Um den letztern zu erklären, erinnert 
man sich der engen Verbreitungsbezirke der Cappflanzen: die 
tropischen Formen weisen auf klimatische Einflüsse hin, die 
nicht vorhanden sind. Denn Albany ist vielmehr ungewöhn- 
lich trocken im Verhältniss zu andern Gegenden der Colonie, 
die Distrikte am Gariep ausgenommen. Regen, sagt Bunbury 
(p. 247), ist selten und ungewiss, wann Niederschläge eintre- 
ten, was nur bei südlichen und südöstlichen Seewinden der 
Fall ist. Das Klima wird zwar für sehr gesund gehalten, ist 
jedoch grossen und plötzlichen Wechseln der Temperatur un- 
terworfen, mit stürmischen und trockenen Winden aus West 
und Nord. Also keine Spuren zeigt Albany von jener perio- 
dischen Regenzeit, welche zu Port Natal, als dem südlichsten 
Punkte (30° S. Br.) regelmässig tropischer Jahreszeiten, den 
Passatcharakter der Flora bedingt: und doch ist in einem so 
trocknen Klima die Bildungsweise der Pflanzen der der Pas- 
satfloren ähnlicher, als am Cap, wo der Winter regelmässigere 
Niederschläge hat, fast wie in Südeuropa. In Albany haben 
wir demnach eine jener pflanzengeographischen Thatsachen 
anzuerkennen, wo selbst ein tropischer Bestandtheil der Ve- 
getation nicht allein von klimatischen Bedingungen, sondern 
von historischen oder geologischen Ereignissen abhängig er- 
scheint. 

Natal ist nach Krauss wohlbewässert durch zahlreiche 
Flüsse, die in der bis gegen 10000’ hohen Küstenkette Quath- 
lamba entspringen und das Gestadeland der neuen Oolonie in 
jeder Richtung durchschneiden. Die Vegetation erwacht im 
September und erreicht während der Monate October, No- 
vember und December, den atmosphärischen Niederschlägen 
folgend, die vollste Pracht. Das Thermometer schwankt in 
dieser nassen Jahreszeit zwischen 19° und 31° C. Schon im 
Januar tritt rasch der Stillstand im Pflanzenleben ein, bald 
erscheinen die Grasfluren düster gelb, die Wälder blüthenlos, 
einförmig grün. Regen fallen in den Monaten Januar bis 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 393 


März nur selten, die Luft ist heiss und drückend, die Wärme 
zwischen 26° und 32°,5.C. Ebenso sollen auch’ die beiden 
folgenden Monate sich verhalten, welche Krauss in Natal nicht 
erlebte. Juli und August sind schön, bei Tage warm (bis 31°), 
Morgens und Abends kühl: doch nur selten fällt das Ther- 
mometer bis 15° C. Erst im September beginnt eine verän- 
derliche, windig unfreundliche Zeit: die Vorboten der Regen. 
Nach diesen Angaben ist der Verlauf der Jahreszeiten ähnlich 
wie in Ostindien, nur dass die dreimonatliche Regenzeit in 
den Frühling der südlichen Hemisphäre, d. h. drei Monate 
später als hier eintritt. — Uebersicht der vorherrschenden 
Pflanzenformationen: 
1. Küsten- oder Waldregion. 

a. Rhizophoren-Wälder im Schlamm zwischen Ebbe und 
Fluth (Mengerhout der Colonisten). Bruguiera gymnorrhiza, 
Rhizophora mucronata, Avicennia tomentosa. 

d. Dichter, tropischer Mischwald, nur auf den Elephan- 
ten- und Büffel-Pfaden zu betreten. Unter den Bäumen finden 
sich mehrere der neuen Gattungen, welche Hochstetter publi- 
eirt hat: nebst Ficus, Tabernaemontana, Zygia, Milletia, Phoe- 
nix reclinata u. a. Unterholz, Lianen und übrige Bestandtheile 
tropischer Wälder sind reich ausgebildet. 

c. Grasfluren mit mannigfaltigen Gesträuchen. — Musa. 

2. Hügelregion mit schönem Weideland, wodurch die 
Blüthe der Colonie bedingt ist. Gehölze sind von Acacien 
gebildet. Aloe nnd hochstämmige Euphorbien erinnern an die 
Karro’s. Das hohe, nährende Gras, namentlich aus Andro- 
pogineen bestehend, ist von zahlreichen Stauden durchwach- 
sen, vorzugsweise von tropischen Leguminosenformen, Scro- 
phularineen, Labiaten, Acanthaceen und von Gnidia Kraussiana. 

3. Gebirgsregion. Ueber jenen reichen Grasfluren folgt 
ein Waldgürtel von Podocarpus mit zahlreichen Farnkräutern 
und darüber breiten wieder Bergwiesen von Öyperaceen mit 
Orchideen, Ixien, Hypoxis und Watsonia sich aus. Hier finden 
sich die meisten Repräsentanten capensischer Pflanzenformen : 
allein überhaupt sind in Natal doch nur 2 Proteaceen, A 
Aspalathus, 2 Geraniaceen, 14 Muraltia, 1 Maternia, 1 Barosma 
gefunden und von Eriken, Phylica, Selago, Oxalis, Zygophyl- 
leen u. a. noch keine Art. 


394 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


Die Uebersicht von Krauss’ Herbarien enthält die Dia- 
gnosen vieler neuer Arten von Natal und einiger aus der 
Cap-Colonie: publieirt unter der Autorität derjenigen, welche 
dem Reisenden die Sammlung bearbeitet haben. Darunter 
sind folgende Gattungen neu aufgestellt: von Bischoff die 
Podostemee Sphaerothylax, von Meissner die Rubiacee Bun- 
burya, von C. H. Schultz die Heliehrysee Manopappus und 
die Arctotidee Antrospermum. — Neue Farne vom Cap und 
Natal hat Kunze beschrieben (Linnaea, 1844. p. 113— 124). 

Bojer hat seine Beschreibungen neuer Pflanzenarten aus 
Mauritius und Madagaskar fortgesetzt (Treizieme rapport- de 
la soc. de St. Maurice): dies Mal sind Anonaceen, Menisper- 
meen, Capparideen und Leguminosen darunter. — Gardner 
berichtet brieflich über einige Excursionen auf Mauritius (Lon- 
don Journ. of Bot. 1844. p. 481—485). 


IV. Inseln des atlantischen Meers. 


Eine ausführliche Flora der azorischen Inseln hat Seu- 
bert herausgegeben, wodurch seine frühere, in diesem Archiv 
enthaltene Arbeit auf erwünschte Weise erläutert.und zur 
systematischen Vollendung geführt ist (Flora azorica. Bon- 
nae, 1844. 4.). Unter etwa 400 azorischen Pflanzen, welche 
zum Material dienten, sind 50 sp. endemisch, 23 sp. gehören 
zugleich dem canarischen Archipel an, 5 sp. dem afrikanischen, 
6 sp. dem amerikanischen Continent, die übrigen finden sich 
auch in Europa. Unter den endemischen Arten sind 7 Syn- 
anthereen, ebenso viel Oyperaceen, 5 Gramineen. — Wat- 
son hat unmittelbar nach dem Erscheinen der Flora azorica 
auch seinerseits ein Verzeichniss der von ihm auf den Azoren 
gesammelten Pflanzen bekannt gemacht (Lond. Journ. of Bo- 
tany. 1844. p. 582-617) und dadurch die Zahl der von die- 
sen Inseln bis jetzt publieirten Phanerogamen etwa um 60 sp. 
‚erhöht. Da die südeuropäischen Pflanzen, welche dort gefun- 
den sind, weniger Interesse darbieten, so beschränken wir 
uns auf seine Beiträge zur Kenntniss der endemischen Flora. 
Von Seubert’schen Arten dieser Kategorie hat er eingezogen: 
Plantago azorica Hochst. als Varietät von P. lanceolata und 
Juneus Jueidus Hochst. als Synonym von J. tenuis W.; ferner 
Luzula purpureosplendens S. nach einem ältern Syn. L. pur- 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844, 395 


purea Watson. und Bellis azorica als eigene Gattung Seuber- 
tia benannt; endlich 5 neue endemische Formen beschrieben: 
Hypericum deeipiens (H. perforatum S.?), Petroselinum tri- 
foliatum, Campanula Vidalii, Myosotis azorica und Euphrasia 
azorica (E. grandiflora Hochst.?). Vaceinium eylindraceum Sm. 
scheint ihm von V. maderense Lk. verschieden, Erica azorica 
. Hochst. dagegen nur Var. von E. scoparia. Als interessante 
Entdeckungen von Pflanzen Madera’s und anderer Nachbar- 
floren auf den Azoren sind zu bezeichnen: Melanoselinum 
deeipiens Hoffın., Tolpis maerorrhiza DC., Mirabilis divaricata 
Lour. und Persea indica Spr. 

Von Webb’s und Berthelot’s Werk über die canari- 
schen Inseln liegen 75 Lieferungen vor. Hiermit reicht der _ 
systematische Theil bis zu den Synanthereen. 

Einige Nachrichten über die Ceder des Bermuda-Archipels 
sind von Reid mitgetheilt (Lond. Journ. of Bot. 1844. p.266 
und 1843. t.1). Die Einwohner halten diese Conifere (Juni- 
perus Bermudiana) irrthümlich der virginischen Ceder (J. vir- 
giniana) gleich. Schon das Klima dieser Inseln ist von dem 
der gegenüberliegenden Küste des amerikanischen Continents 
sehr verschieden, indem auf den Bermuda’s das Wasser nie- 
mals gefriert. Die herrlichsten Orangen werden dort gezogen, 
durch eben jene Cederwälder, von welchen alle unkultivirten 
Gegenden bedeckt sind, vor den atlantischen Winden geschützt. 
Der Baum führt auch den-Namen Bleistift-Ceder (Pencilcedar), 
wiewohl dessen Holz zur Fabrication der Bleistifte in Eng- 
land gegenwärtig nicht benutzt zu werden scheint. Als 
Schiffsbauholz ist es sehr geschätzt. Reid meint, dass die 
Bermuda -Ceder im heissen Klima Westindiens nicht fort- 
komme; allein auf den Gebirgen Jamaica’s ist sie häufig. 


V, Amerika 


Die auf ihrer Entdeckungsreise an der arktischen Küste 
Amerika’s von Simpson und Dease gesammelten Pflanzen 
hat Sir W. Hooker benannt (Narrative of the discoveries 
on the North Coast of America by Th. Simpson. London, 
41843, 8. Appendix.). Dieselben Pflanzen waren jedoch schon 
von Richardson auf Franklin’s Reise in gleicher Gegend ge- 
funden und in Hooker’s Flora des britischen Amerika aufge- 


396 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


nommen: mit einziger Ausnahme von Salix nivalis Hook., 
welche, von Drummond in den Rocky Mountains entdeckt, 
auch an der Küste unter 71° N. Br. westlich vom Mackenzie 
vorkommt. 

Eine Uferlandschaft - von Unalaschka bei v. Kittlitz 
(Taf. 4) stellt üppigen Graswuchs dar, wo mit mächtigen Cy- 
peraceen Rasen verschiedene subalpine Stauden in hochwüch- 
sigen Krautdickichten wechseln, z. B. von Aconitum, Hera- 
cleum, Epilobium und besonders von Lupinus. Auch die 
Zwergsträucher der alpinen Region, Salices und Rhododen- 
dron Kamtschaticum, reichen auf diesen jenseits der Baum- 
grenze gelegenen Inseln bis in die Nähe des Meeres. Hierzu 
können als Gegenstück zwei Ansichten der Insel Sitcha gel- 
ten (Taf. 2. 3), deren Wälder sie darstellen. Sie geben ein 
deutliches Bild von dem aus der canadischen Lärche (Pinus 
canadensis) und einer Tannenart (P. Mertensiana) gemischten 
Baumschlage, von dem Wuchse des Panax horridum, dessen 
handförmig gelapptes Laub bald auf niedrigen Gestrüpprasen 
bald auf strauchartigen Stämmen sich an einander drängt, von 
den Vacceinien und Rubus, welche das Unterholz bilden, und 
von andern Gewächsformen, die aus Bongard’s Skizze be- 
kannt sind. 

Von Torrey’s und Asa Gray’s Flora of North Ame- 
rica erschien nach zweijähriger Unterbrechung 1843 die dritte 
Abtheilung des zweiten Bandes, welche die Synanthereen zum 
Schluss führt. — Die nordamerikanischen Equiseten und Cha- 
ren hat A. Braun bearbeitet (Silliman Journ. of science. 
Vol.46). — Mac Nab las der Edinburger botanischen Ge- 
sellschaft ein am Hudson geführtes botanisches Journal vor 
(Ann. nat. hist. 14. p. 223—225). 

Asa Gray setzte den Bericht über seine botanische Reise 
in den südlichen Alleghanni’s fort (Lond. Journ. of Bot. 1844. 
p. 230— 242). Rhododendron catawbiense bildet auf dem 
6000’ hohen Gipfel des Roan in Tennessee eine pflanzen- 
reiche, subalpine Gesträuchformation, deren Rasen aus Carex 
pensylvanica und andern Arten dieser Gattung nebst Aira 
flexuosa und Juncus tenuis besteht. Unter den Stauden wer- 
den Lilium, Veratrum, Potentilla, Geum, einige Ranuneulaceen, 
Umbelliferen, Saxifrageen, Solidago nebst Rudbeckia und Lia- 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 397 


tris u. a. genannt. Die übrigen Holzgewächse waren, ausser 
den schon im Jahresber. für 1842 erwähnten Rhodoreen und 
Rosaceen, Pyrus arbutifolia, Crataegus punctata, Ribes rotun- 
difolium, Diervilla trifida, Vaceinium Constablaei n. sp., Alnus 
erispa. Der höchst ansteigende Baum ist Pinus Fraseri: er 
findet sich nahe am Gipfel in zwerghafter Verkümmerung. — 
Am Schlusse beschreibt A. Gray die nene Gattung Shortia 
(galaeifolia) nach fruchttragenden Exemplaren im Herbarium 
von Michaux, der sie auf den Gebirgen von Carolina ent- 
deckte. Sie ist noch nicht wiedergefunden und ihre Blüthe 
unbekannt. Diese merkwürdige Pflanze verbindet den Habitus 
von Pyrola uniflora mit den Blättern von Galax. — Eine an- 
dere Gattung (Simmondia) von St. Diego in Ober-Californien 
beschrieb Nuttall als neuen Typus der Garryaceen (das. 
p- 400. t. 16). 

Die Sammlungen von Hinds (Jahresber. f. 1842) liefern 
zu einem wichtigen, systematischen Kupferwerke das Material, 
welches Bentham bearbeitet und der Reisende durch pflan- 
zengeographische Angaben erläutert (The Botany of the Vo- 
yage of H. M. S. Sulphur. Edited and superintended by R. 
Brinsley Hinds. The botanical descriptions by G. Bentham. 
London, 1844, 4.). Bisher sind 5 Lieferungen ausgegeben. 
Die hier gegebene Darstellung des Vegetationcharakters von 
Californien hat entschiedene Vorzüge vor der frühern, über 
welche schon berichtet ward. Die californische Flora zerfällt 
in zwei Gebiete, ein nördliches, welches vom Columbia River 
bis S. Diego (33° N. Br.) reicht, und ein südliches von da 
bis in die Nähe des Wendekreises, wo tropische Pflanzenfor- 
men beginnen: das erste entspricht etwa den Grenzen Ober-, 
das letztere Nieder-Californiens. Südwärts vom Columbia 
(46°), wo die Abieswälder aufhören, verschwindet der Wald- 
reichthum allmählig immer mehr: über den S. Franeisko (38°) 
hinaus giebt es keine grosse Wälder und überall wenig Bäume. 
Als man in Obercalifornien den S. Franeisko von der Küste 
hinaufschiflte, erblickte man eine weite Alluvialebene, offen 
und wie ein natürlicher Park von Eichengehölzen hier und 
da spärlich bewaldet: diese durchströmt der Fluss und über- 
schwemmt sie in nassen Jahreszeiten. Die Bäume bestimmte 
Bentham als Quercus agrifolia und Hindsii und Oreodaphne 


398 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


californica; ferner kommen Fraxinus latifolia, Aesculus cali- 
fornica vor und das Stromufer begleiten Salices nebst Plata- 
nus californica. — Bei S. Pedro herrscht schon die Flora 
von Niedercalifornien und erstreckt sich bis zur Magdalenen- 
bai (24° 38), wo die nördlichsten Mangrovewälder gefunden 
werden. Zwischen diesen beiden Punkten war der Boden an 
verschiedenen Landungsplätzen entweder von niedrigem Ge- 
sträuch bedeckt, welches oft mit Wohlgerüchen die Luft er- 
füllte, oder (im Oktober und November) nackt, wie die Steppe, 
und zwischen vereinzeltem Gestrüpp mit schön blühenden 
Kräutern geschmückt. Hier herrschen die Synanthereen in 
den mannigfaltigsten Gestalten und Farben; sie bilden in der 
That mehr als den vierten Theil von Hinds Sammlung. Nächst 
diesen sind die Enphorbiaceen, Polygoneen und Onagrarien 
stärker als die übrigen Familien vertreten: doch enthält das 
ganze californische Herbarium nur gegen 200 sp. Physiogno- 
misch charakterisiren das dürre, oft sandige Erdreich verschie- 
dene Cacteen, von denen zwei Arten, genau bis S. Pedro 
verbreitet, den geographischen Umfang des Florengebiets scharf 
bezeichnen. — Mit den Mangrovewäldern treten an der Mag- 
dalenenbai auch andere tropische Formen in Menge auf, 
welche, im Texte mit den Steppenpflanzen Nieder-Californiens 
vermengt, geographisch wohl von ihnen unterschieden werden 
müssen. Nur die Euphorbia-Sträucher sind beiden Gebieten 
der Halbinsel gemeinsam, jedoch durch abweichende Arten 
innerhalb und ausserhalb des Wendekreises vertreten. Die 
Magdalenenbai erscheint durchaus als scharfe Florengrenze 
gegen Norden. Sie hat nebst dem Cap Lucas fast die Hälfte 
aller in Hinds californischem Herbarium enthaltenen Gewächse 
geliefert. Ob aber diese tropische Südspitze der Halbinsel 
ein eigenes drittes Vegetationsgebiet bilde oder zu dem der 
mexikanischen Westküste zu rechnen sei, bleibt bis jetzt noch 
unentschieden, um so mehr als die meisten der hier gesam- 
melten Pflanzen noch unbeschrieben waren, Die artenreich- 
sten Familien dieser letztern Sammlung sind: Synanthereen 
(+), Euphorbiaceen (4), Leguminosen (75), Gramineen, Sola- 
naceen, Malvaceen, Nyctagineen. — Neue Gattungen aus Oa- 
lifornien von Bentham: Stegnosperma (Phytolaccee), Serophy- 
tum und Eremocarpus (Euphorbiaceen), Helogyne, Perityle, 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 399 


Coreocarpus, Acoma, Amauria (Synanthereen), Eriodietyum 
(Hydroleacee). — An der tropischen Südspitze Californiens 
sammelte auch F. D. Bennett in kurzer Zeit einige 70 sp., 
die noch nicht publieirt sind (Narrative of a whaling Voyage. 
London, 1840. 2. p. 18). Er sah dort 15—20’ hohe Säulen- 
eacten, spricht von der Ueppigkeit des Waldes, von zahl- 
reichen Succulenten und Zwiebelgewächsen. 

Martens und Galeotti haben ihre Arbeiten über die 
mexikanische Flora fortgesetzt (Bullet. de l’acad. de Bruxelles. 
4844. Vol. 11. P. 2. p. 61. 185.319. — 1845. Vol. 12. p. 129): 
darin 74 Labiaten mit der neuen Gattung Dekinia, 39 Verbe- 
naceen, 9 Cordiaceen, 30 Borragineen, 63 Solaneen. Die 
Farne (170 sp.) und Lycopodiaceen (12 sp.) sind ausführ- 
licher von ihnen abgehandelt (Memoires de l’acad. de Bruxel- 
les 1842) und durch Kupfertafeln erläutert. — Kunze hat 
die von Leibold in Mexiko gesammelten Farne und verwand- 
ten Familien bearbeitet (128 sp.) (Linnaea 1844. S. 303—352). 
— v. Schlechtendal’s fortgesetzte Beiträge zur mexikani- 
schen Flora enthalten die Sapindaceen, eine neue Dioscoree 
und Hydrotaenia (das. S. 48. 112. 224). — Ein luxuriöses 
Kupferwerk über die Orchideen von Guatemala und Mexiko 
mit 40 Tafeln hat Bateman herausgegeben (Orchidaceae of 
Guatemala and Mexiko. London, 1843. Imp. fol.). 

In seiner Abhandlung über die mexikanischen Farne hat 
Galeotti auch deren Verbreitung nach den von ihm ange- 
nommenen Regionen untersucht und eine ähnliche Arbeit in 
Verbindung mit Richard begonnen, worin die Orchideen von 
Mexiko, dem an Formen dieser Familie nach Richard’s Urtheil 
reichsten Lande der Erde, nach einem Material von 500 Ar- 
ten (d.h, $ aller bekannten) monographisch abgehandelt wer- 
den sollen und wovon ein Vorläufer (Comptes rendus 18, 
p-497—513) ihre geographische Vertheilung einleitet. Die’in 
diesen beiden Schriften von Galeotti aufgestellten Regionen 
begreifen den grössten Theil Mexiko’s, ohne jedoch, wie mit 
Liebmann’s Charakteristik des Orizaba der Fall war, bis jetzt 
auf eine ausreichende Summe von Specialuntersuchungen ge- 
stützt zu sein. Erst wenn, wie es ohne Zweifel Galeotti’s 
Plan ist, eine speciellere Arbeit über die pflanzengeographi- 
schen Verhältnisse aller mexikanischen Pflanzenfamilien publi- 


400 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


eirt sein wird, kann man den Werth seiner botanischen Glie- 
derung des Landes beurtheilen. Die Niveau-Angaben stimmen 
nicht immer zu denen Liebmann’s, ja zuweilen sogar nicht 
unter einander: was dabei unsichere Beobachtung, was lokale 
Veränderlichkeit der Pflanzengrenzen sei, lässt sich nicht völ- 
lig beurtheilen. In der folgenden Uebersicht von Galeotti’s 
Regionen sind lokale Verschiebungen in Klammern der Ni- 
veau-Angabe beigefügt. 

1. Regions chaudes. 0'— 3000’ (2500'). Vegetation vom 
December bis Mai (Ende Oktober bis Juni) unterbrochen 
(languissante) alsdann die meisten Bäume ohne Laub. 

a. Ostküste mit Rhizophoren- Wäldern. Mitt. Temp. 
=25G: 

d. Feuchte Mischwaldungen, jedoch nicht reich an Far- 
nen (R. chaude temperee des ravins). Mitt. Temp. = 25° 
bis 19° C. 

e. Küstenwald am stillen Meer. 25° bis 19°. 

2. Regions temperees. 

a. Ostabhang. 3000'’—6000' (5500, 7000). Diese Re- 
gion unterscheidet sich von der Küste durch grosse Feuch- 
tigkeit und immergrünes Laub. Sie besitzt Farnbäume, Li- 
quidambar, immergrüne Eichen (ä feuilles luisantes), zahlreiche 
Orchideen. M. Temp. =19° bis 15°. — In Oaxaca ist diese 
Region weniger scharf von den übrigen getrennt: hier steigen 
die Nadelhölzer abwärts bis 3000’, während aufwärts Myrta- 
ceen, Melastomen u. a. noch bei 7000‘ wachsen. Hier ist der 
Boden kalkreich; hier fand Galeotti nur 21 Farne, hingegen 
auf dem vulkanischen Terrain bei Veracruz in gleichem Ni- 
veau 77 sp. 

b. Westabhang. 3000’ (1000') bis 6500'. Mitt. Temp. 
— 20° bis 15°. Hierzu gehört ein grosser Theil von Oaxaca, 
Mechoacan und Xalisco. Hier wachsen keine Farnbäume und 
überhaupt wenig Farne, aber eine grosse Menge von Eichen, 
viele Orchideen auf deren Rinde parasitisch, einige Palmen. 

c. Plateau und Abhänge gegen das Plateau. M. Temp. 
= 20° bis 15° (21° bis 18°). Die innern Abdachungen Me- 
xiko’s weichen botanisch stets vollkommen ab von den Aus- 
senseiten, die den beiden Meeren zugewendet sind. Ihr trock- 
nes Klima schliesst die Vegetation der Farne und Orchideen 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. A401 


grösstentheils aus. Die grosse Anzahl von Cacteen giebt die- 
sen Hochflächen ihren Charakter: dornige Mimosen und nicht 
parasitische Bromeliaceen sind häufig. Die letztern sind auf 
Kalkterrain nebst Agave nicht selten die einzigen Gewächse 
oder auf anderen Gebirgsarten ist die Fläche weit und breit 
von Prosopis duleis und Mimosen bedeckt. Auch Bronnia 
spinosa ist bezeichnend. 

3. Regions froides. 

a. Ostabhang. Die Höhenbestimmungen der obern Ve- 
getationsstufen z. B. am Orizaba sind zum Theil ungenau, 
namentlich ist nach Liebmann’s Untersuchungen die Angabe 
unrichtig, dass die Vegetation schon bei 12500' oder 13000’ 
aufhöre: daher wir diesen Theil der Uebersicht übergehen. — 
52 Farne, die meist auf Kalk wachsen, hat diese Region ge- 
liefert, wie auch zahlreiche Orchideen (besonders zwischen 
7500' und 8000’). 

b: Westabhang und Hochgebirge des Plateaus. Bota- 
nische Charakteristik fehlt. Die obere Grenze der Vegetation 
liegt nach Galeotti am Popocatapetl bei 11500', am Pik von 
Toluca bei 13000'. 

ec. Höchste Flächen des Plateaus. Ohne botanische 
Charakteristik. 

Die zweite grössere, jedoch noch nicht ganz vollendete 
Abtheilung des Werks von Hinds und Bentham (®. o.) be- 
greift die amerikanische Westküste von S. Blas (21° 32'N. 
Br.) bis Guayaquil (2° 30'S.Br.). Auf dieser langen Küsten- 
linie ist die Flora zwar überall feuchtem Tropenklima ange- 
messen und das Gestade von diehtem Urwalde bedeckt: aber 
die Gewächse nord- und südwärts von Panama sind nicht 
dieselben. Ebenso wenig sind die Jahreszeiten gleichzeitig: 
die tropischen Regen beginnen zu Guayaquil um Neujahr, 
nordwärts treten sie allmählig später ein, so dass ihr Anfang 
zu S. Blas in den Ausgang des Juni fällt. Ueberall wird das 
Jahr durch sie in zwei Vegetationsperioden geschieden: nur 
die Bai von Choco macht hiervon eine Ausnahme, wo die 
atmosphärisclien Niederschläge zehn bis elf Monate anhalten 
und eine ewig grünende und stets blüthenreiche Vegetation 
erzeugen, — Die Wälder von Guayaquil scheinen verhältniss- 
mässig formenarm, weil die Regenzeit und mit ihr das üppige 

Archiv (. Naturgesch, X, Jahrg. 2. Bd, Ge 


402 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


Wachsthum der Pflanzen hier, in der Nachbarschaft der Ga- 
rua’s, nur ‚erst kurze Zeit währen. Von den charakteristi- 
schen Tropenformen werden einige vermisst oder selten ge- 
funden: so die Epiphyten, Monokotyledonen überhaupt und 
Farne. Nördlich von Guayaquil kehren sogar noch einmäl 
wüste Strecken wieder, in welchen der Küstenfluss bei Sa- 
lango (2° S. Br.) einen Flecken Landes mit Tropenwald insel- 
förmig bekleidet. Sobald nıan aber in dieser nördlichen Rich- 
tung an der Küste den Aequator überschritten hat, gewinnt 
die Vegetation an Mannigfaltigkeit und Kraft. So werden nun 
die Orchideen und andere Epiphyten häufiger, der ‚Formen- 
reichthum des Waldes wächst in. demselben Maasse, wie die 
Dauer ‚der 'Regenzeit rasch bis zur Bai von Choco zunimmt 
(3—7° N. Br.), wo die Vegetation der Westküste am reichsten 
entfaltet, aber auch zugleich der Wendepunkt erreicht ist. In 
diesem, diesseits des Aequators umgrenzten, jedoch aequato- 
rialen Klima besitzt die Westküste ihre einzigen Farnbäume 
und eben hier fehlen ihr die Cacteen, die Charakterpflanzen 
der amerikanischen Passatfloren. Bei Panama (9° N. Br.) ist 
schon wieder ebenmässiger Wechsel beider ıtropischer Jahres- 
zeiten, und schon hier sind daher auch keine Farnbäume, 
keine Scitamineen mehr anzutreffen, wohl aber baumförmige 
Caoteen ‚nd andere Succeulenten. — Aus diesem südlichen 
Gebiete der ‚westlichen Passatküste (9° N. Br. bis 3° S. Br.) 
stammen die meisten neuen Arten der Sammlung, welche 
Bentham beschrieben hat. Nordwärts von Panama ist der 
Einfluss mexikanischer Typen bemerklich, die Heliantheen 
werden zahlreich, über den Mahagoniwäldern folgt bei Rea- 
_ lejo gleich eine Region von Pinus oceidentalis und Eichen 
findet man schon 4500’ über Acapulco. — Bearbeitet sind 
von der reichen Sammlung in den ausgegebenen Heften schon 
654 Arten, von den Polypetalen bis zu den Scrophularineen 
herabreichend. Artenreichere Familien: Capparideen (10), 
Malvaceen (31), Byttneriaceen (11), Sapindaceen (12), Legu- 
minosen (125), Melastomaceen (23), Rubiaceen (39), Synan- 
thereen (95), Apocyneen (13), Bignoniaceen (17), Convolvu- 
laceen (39), Borragineen (23), Solaneen (25) und Scerophula- 
rineen (bis jetzt 17). Bei der beträchtlichen Menge neuer 
Arten ist die Zahl der unbeschriebenen Gattungen nicht be- 
deutend: Triplandron (Guttifere), Pentagonia (Rubiacee), Oxy- 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 403 


pappus (Synantheree), Stemmadenia 3 sp. (Apocynee), Dia- 
stema (Gasneriacee), Tlinogetum (Solanee), Leptoglossis 
(Serophularinee). 

Purdie, ein Sammler für den ‚Garten von Kew, berich- 
tet über seine westindische Reise (Lond. Journ. of Bot. 1844. 
p- 501— 533). Er bestieg unter Anderen den Blue Moun- 
tains Peak in Jamaika, wo die Gipfelwaldung aus Podocarpus 
‚coriacea (Yakka) besteht. — Uebrigens geben diese, so wie 
Moritz's botanische Briefe aus Cumana und Caracas (Bot. 
Zeit. 1844. S.173. 195. 431), nur Uebersichten der gesammel- 
ten Pflanzen. 

Fernere Beiträge zur Flora von Guiana lieferten Miquel 
«Linnaea 1844): einige neue Capparideen, Sapindaceen, Mal- 
pighiaceen, Dilleniaceen, Leguminosen, Melastomaceen (Harti- 
gia n. gen.), Memecyleen, ‚Passifloreen, Onagrarien, Cucurbi- 
taceen, Loranthaceen, Rubiaceen, Convolvulaceen, Cuscuteen, 
Bignoniaceen (Callichlamys = Bign. atifolia Rich.), Avicen- 
nien, Nyctagineen, Polygoneen, Piperaceen (Nematanthera n. 
gen.) Bromeliaceen, Musaceen, Scitamineen, Hydrocharideen, 
Commelyneen, Xyrideen, Aroideen; Steudel (Regensb. 
Flora 1844): über Melastomaceen aus Surinam und verschie- 
dene Gewächse der bei Hohenacker verkäuflichen Sammlungen 
von Hoflmann und Kappler; Rob. Schomburgk (London 
Journ. of Bot. 1844. p. 621 — 631): eine neue Rubiacee und 
2 Laurineen des britischen Guiana; Berkeley über, Stereum 
‘hydrophorum (Ann. nat. hist. 14. p. 327). 

Rich. Schomburgk, Begleiter seines Bruders auf des- 
sen letzter Reise im britischen Guiana, 'hat in seinen Briefen 
‚den Vegetationscharakter der bereisten Gegenden geschildert 
(Bot. Zeitung 1844. 1845). Hierdurch erhalten wir eine in- 
teressante Ergänzung zu Rob. Schomburgk’s früherem Reise- 
werk, in welchem die ‚botanische Bestimmung ‚der Pflanzen 
noch vermisst wurde; die jetzt, nachdem ein grosser Theil 
der frühern Herbarien bearbeitet, zu den Schilderungen des 
Landes hinzugefügt werden konnten. Der Urwald am Esse- 
quibo, aus welchem die 'Mora excelsa 160’ ‚hoch emporragt, 
giebt den ersten Anlass, das darstellende Talent des Reisen- 
den zu entfalten. 

Nachdem er das gedrängte Wachsthum der Bäume, die 

Cc* 


404 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


Schlingpflanzen und rankenden Sträucher, welche die Stämme 
mit unzerreissbaren Netzen verbinden, nachdem er die Schma- 
rotzer der hingestürzten Stämme anschaulich. zusammengeord- 
net, verweilt er bei einem weniger bekannten Verhältniss, bei 
dem Lichte der Tropenwälder. Am Boden vermisse 
das Auge die Blüthenpracht anderer Gegenden und blicke 
nur auf Pilze, Farne und verwesende Pflanzenorgane: denn 
auch- um Mittag herrsche im Walde nur ein gemildertes Licht, 
da fast nirgends durch die dicht verflochtenen Zweige ein 
Streifen des Himmels sich zeigt. Also doch ein gemildertes 
Licht unter so diechtem Laubdach, also doch wohl mehr Licht 
als in finstern Nadelwäldern: so entscheidet v. Kittlitz über 
die merkwürdige und bisher ziemlich unbeachtet gebliebene 
Frage, wie doch so wohl Gewächse gedeihen und ihre grünen 
Organe athmen mögen im Schatten der dichtesten Vegetation, 
welehe der Erdboden irgendwo erzeugt (Vegetations- Ansich- 
ten S.6): „ich war erstaunt”, schreibt er, „unter den herr- 
lichsten Bäumen, deren weitverbreitete Belaubung den Himmel 
fast nirgends durchblicken liess, doch immer noch so viel 
Licht zu sehen.” Nicht der senkrechten Mittagsbeleuchtung 
war zuzuschreiben, was zu den verschiedensten Tageszeiten 
sich gleich blieb, sondern nur jenen zahllosen Lichtwellen, 
welche, von öben zwischen den haufenförmig geordneten Laub- 
massen in jeder Richtung einfallend, von Stamm zu Stamm 
und von Zweig zu Zweig gebrochen, zuletzt die untern Räume 
des Dickichts erreichen und hier einen der tropischen Natur 
eigenthümlichen Ton matten Glanzes hervorbringen.” In der 
That, was sollte wohl aus der ganzen Welt von Pflanzen wer- 
den, die in eben diesem Schatten zu leben bestimmt sind, 
wenn die Natur nicht den ungeheuern Laubmassen, die ihn 
werfen, eine „Bildungsweise und Vertheilung gegeben 
hätte, welche den Lichtstrahlen gestattet, wenn auch tausend- 
fach gebrochen, doch noch in hinreichender Kraft zu den 
unten lebenden Gewächsen zu gelangen.” Bestimmter lässt 
sich das vorliegende Problem so ausdrücken, es sei zu erklä- 
ren, weshalb der Schatten düsterer Laubwälder in der gemäs- 
sigten Zone vorzugsweise von durchscheinendem, unter den 
Tropen von gebrochenem Lichte beleuchtet werde und wes- 
halb die Nadelwälder an diesen beiden Lichtquellen ärmer 
und daher so oft von Schattenpflanzen entblösst seien. Man 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 405 


denkt hierbei zunächst an die Mimosen und Palmenform, an 
die zusammengesetzte und daher unvollständig schattende Blatt- 
bildung, welche hierdurch mächtig zum lichten Ton des tro- 
pischen Waldes beiträgt: aber die Bäume dieses Charakters 
bilden nur einen Bestandtheil, nicht das Ganze, worin viel- 
mehr an Reichtum der Gestaltung oder Grösse des Laubes 
Formen mit einfachen Blättern, wie der Lorbeer- und Bom- 
baceen- Typus, überwiegen. Und eben die Form des Lauri- 
neenblatts, welche sich in so vielen tropischen Familien wie- 
derholt, entbehrt jener durchscheinenden Textur, welcher die 
Halbschatten nordischer Laubwälder ihr Licht verdanken. Aber 
einen andern, allgemeinern Charakter tropischer Waldbäume 
hat v. Kittlitz in der Vertheilung des Laubes angedeutet, der 
den erstern zu ergänzen bestimmt scheint. In Klimaten, wo 
Kälte oder Trockenheit den Holzgewächsen Winterschlaf ver- 
stattet, entwickeln dieselben eine viel grössere Anzahl kleiner 
Zweige, welche ein zusammenhängenderes, wenn auch im Gan- 
zen armseligeres Laubdach als unter den Tropen zu bilden 
pflegen. Dasselbe beschattet daher auch tiefer den Boden, 
obgleich es durchscheinender ist, aber nicht so tief wie im 
Nadelwalde, dessen gedrängte Nadeln sich opak gegen das 
Lieht verhalten. Auf der andern Seite ist es oflenbar, dass 
die ununterbrochene Wärme und Feuchtigkeit des aequatoria- 
len Klima’s gleich den zuerst gebildeten Aesten eine längere 
Dauer sichert, von denen in jedem Winter der gemässigten 
Zone viele zu Grunde gehen oder unentwickelt bleiben und 
daher in neuen Verzweigungen sich verjüngen müssen, damit 
die erforderliche Anzahl von Blättern entstehen könne. Jene 
ersten Aeste wachsen dort, die Saftströmungen an sich zie- 
hend, im excentrischen Sinne beständig fort und lassen daher 
zwischen ihren gipfelständigen, d. bh. am jüngsten und weich- 
sten Theil entwickelten Laubkronen mehr oder minder weite 
Zwischenräume übrig. Unter dieser doppelten Bedingung der 
Bildung und Vertheilung des Laubes wird man in jenem Klima 
überall „eine gewisse, ganz eigenthümliche Durchbrochenheit” 
wahrnehmen, welche bei den Palmen nur am einfachsten und 
ausgebildetsten erscheint, selbst an Holzgewächsen, die sonst 
mit den letztern am wenigsten zu vergleichen sind und bei 
denen die freiere Entwickelung der Stammverzweigungen die- 
sen herrschenden Charakter hervorbringt, indem sie das na- 


A406 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


türliche Gipfelwachsthum der Palme nachahmen und ersetzen. 
„Grosse Massen sehr feinen Laubes erhalten dadurch ein so 
leichtes Ansehen, dass sie gleichsam in der Luft zu schwim- 
men scheinen: aber auch bis auf Jas kleinste Farnkraut am 
Boden’ zeigt Alles ein Streben nach excentrischer Ausbrei- 
tung, welches den einzelnen Organen nicht gestattet auf ein- 
ander zu lasten, sondern in beständig sich kreuzenden Linien 
überall Zwischenräume bildet für den Durchgang der Luft 
und des Lichts.” Hier spricht die Natur den Menschen an, 
wie in den edelsten Werken mittelalterlicher Baukunst, deren 
Spitzbögen arabischer Herkunft jene Durchbrochenheit bei 
riesigen Massen und höchstem Formenreichthum, wie man an- 
nimmt, von zwei mit ihren Fiederblättern sich berührenden 
Palmenstämmen entlehnt haben. 

Als zweite Hauptformation Guiana’s beschreibt Richard 
Schoniburgk die Vegetation der Stronufer am Rande des Ur- 
walds, wie sie aus dem nördlichen Brasilien durch v. Martius 
und Pöppig allgemeiner bekannt geworden. Das Unterholz 
überwindet die zurücktretenden Riesenstänime, ein Gürtel von 
Cecropien und Bambusen stellt sich in den Vorgrund, kraut- 
artige Lianen überspinnen die Bäume und Gebüsche wie in 
einem hochwuchernden Gehäge, an dessen Uferrande schön 
blühende Kräuter die reichste Mannigfaltigkeit noch erhöhen. 

Vom Essequibo fuhren die Reisenden in den Nebenfluss 
Rupununi ein, um die Savannen am See Amuku zu erreichen, 
die in diesen Gegenden fast bis zum Wasserspiegel den Rük- 
ken des Landes bedecken und von den Strömen nur durch 
100' bis 200’ breite Waldsäume abgesondert sind. Die Haupt- 
masse der Vegetation in der Savanne besteht aus rauhhaarigen, 
spärrigen, 3—4' hohen Gramineen und Cyperaceen, als Pa- 
riana campestris, Chaetospora capitata, Elionurus ciliaris, Se- 
taria coniposita, Mariseus laevis, mit vielerlei stacheligem oder 
holzigem Gestrüpp untermengt, z. B. Curatella americana, 
Byrsonima, Plumeria, Leguminosen, Myrtaceen, einigen Syn- 
anthereen und Malvaceen. Die sumpfigen Stellen bezeichnet 
Mauritia flexuosa, nebst Melastomen, Seitanıineen, Polygaleen, 
Byttneria scabra; die Wasserfläche selbst Pontederia und 
Nymphaeen. 

Pöppig’s Kupferwerk ‘über das tropische Amerika ist 
wit dein Dekaden 7—10 des dritten Bandes geschlossen (Lip- 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 407 


siae, 1844. 4.). — Von Orbigny’s Reise erschienen Lief. 
75—78. — Klotzsch hat begonnen, Beiträge zur Flora des 
tropischen Amerika aus dem Berliner Museum zu publieiren 
(Linnaea 1844): bis jetzt kryptogamische Gefässpflanzen und 
von K. Müller Laubmoose enthaltend. 

In dem zoologischen Werke von v. Tschudi über Peru 
findet sich zur Einleitung auch eine interessante Gliederung 
der peruanischen Anden nach ihren klimatischen Verhältnissen 
und ihrem Vegetationscharakter (Untersuchungen über die 
Fauna peruana. Lief. 1. St. Gallen, 1844. 4.). Peru’s klima- 
tische Regionen, dureh die Struktur der beiden Cordilleren, 
ihrer Hochflächen und Thäler bedingt und nicht von der Pol- 
höhe abhängig, sind nach Tschudi folgende: 

1. Westabdachung. (Ohne Wald). 

a. Küstenregion. (0’—1500’). M. Temp. in der heissen 
Jahreszeit =27° C., während Jder Garua’s —=19",75. Ein 
Sandstreifen von 540 Stunden Länge und 6 bis 20 Stunden 
Breite, durch die Flüsse, die ihn vielfach durchschneiden, zu 
zwei Hauptformationen gegliedert. Denn die Flussufer bilden 
Oasen der Kultur in der peruanischen Küstensteppe, deren 
öde Hügelfläche selbst von feinem Triebsande bedeckt, der 
Quellen und in der trocknen Jahreszeit der Vegetation ent- 
behrt. Diese heisse, trockne Jahreszeit dauert vom Novem- 
ber bis Ausgang April. Die Garua’s, ein dünner Nebelschleier, 
im August und September am dichtesten, beleben die Steppe 
vom Mai bis zum Oktober, vertikal reichen sie in der Atmo- 
sphäre nur 1400’ hoch. So lange sie herrschen, ist die Steppe 
begrünt und treibt viele Lilienformen zur Blüthe. Die süd- 
lichen Winde dauern übrigens das ganze Jahr hindurch und 
die Entstehung der Garua’s hält v. Tschudi noch für unerklärt: 
sollten sie nicht als winterliche Niederschläge von einer Ver- 
mischung des untern Passats mit den von den Anden herab- 
welhrenden Ostwinden herrühren, welche während des Sommers 
die Feuchtigkeit aus dem Küstenpassat auszuscheiden nicht 
im Stande sind? 

b. Binnenregion der Küste (1500'—4000'). Sie begreift 
die fächerförmige Ausbreitung der westlichen Cordillenthäler, 
welche zur Zeit der Gartia’s eine wirkliche Regenzeit besitzt. 
M. Teinp. in der trocknen Jahreszeit —29°,25, in der Re- 
genzeit =22',75. Die Vegetation ist nicht sehr üppig, aber 


408 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der . 


die kultivirten Strecken von ausserordentlicher Fruchtbarkeit. 
Das Zuckerrohr gedeiht noch bei 3600‘ vortrefllich. Unter 
den Früchten sind dieser Region Anona tripetala (Chirimoya) 
und Passiflora quadrangularis (Granadilla) eigen. 

c. Westliche Sierra (4000’—11500') oder die im untern 
Theile sanft geneigte, nach oben steile Abdachung der Cordil- 
lere mit ihren. engen Querthälern. Die Luft ist trocken; im 
Sommer sind die Nächte sehr kühl; der herrschende Wind 
ist Ost. Im Sommer ist die m. Temp. des Mittags —= 22,4, 
des Nachts —= 10°; im Winter nı. Tagestemp. —= 19°. Dies 
ist die Region europäischer Cerealien, wo auch die Kartoffel 
sehr leicht und im Ueberflusse gedeiht. Oxalis tuberosa (Oca) 
beginnt hier. Zu den charakteristischen Gewächsen dieser 
holzarmen Abhänge gehören die Cacteen. 

d. Westliche Cordillere: begreift die Westabhänge der 
Anden oberhalb 11000 und die östliche Abdachung dieses 
westlichen Kamms abwärts bis 14000’, eine wilde @ebirgs- 
gegend mit steilen Felsgehängen, zu kleinen Ebenen erweiter- 
ten Thälern und zahlreichen Alpenseen, von Gletschern und 
ewigem Schnee umgrenzt. Scharfe, eiskalte Winde aus Ost 
und Südost herrschen beständig. M. Temp. im Sommer des 
Tages =-+11°,25, der Nacht =—7°,1; im Winter, d. h. 
während der Regenzeit des Tages =+7°,5, der Nacht 
—=-+-2',6. Die Vegetation reicht bis 15500’ und besteht aus 
niedrigen Cacteen und Alpenpflanzen. e 

2. Ostabdachung. (Zwei Regionen waldlos, zwei bewaldet). 

a. Puna-Region (11000' —14000') oder das grosse, 
wellenförmig gestaltete Plateau zwischen beiden Cordilleren, 
welchem eine mittlere Höhe von 12000’ zukonmit. Spärlich 
bewachsene Flächen wechseln mit ausgedehnten Sümpfen, Seen 
und Alpenbächen. Kalte West- und Südwestwinde wehen 
das ganze Jahr, am heftigsten vom September bis zum Mai, 
mit fürchterlichen Gewittern, die sich in diesen Monaten fast 
täglich entladen. Hier beginnt also für den, der von der 
Küste ins Innere reist, die Regenzeit in die entgegengesetzte 
Jahreshälfte zu fallen. Vom Mai bis Oktober ist der Himmel 
heiter, die Nächte sehr kalt. Die Temperatur ist überhaupt 
sehr schwankend, sie wechselt in 24 Stunden. oft um 22 bis 
25 Grade: nicht selten begegnet man auf diesen kalten Höhen 
pltözlich warmen Luftströmen aus Südsüdost, die zu Zeiten 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 409 


nur 2 bis 3 Schritt breit sind, in andern Fällen aber auch 
mehrere hundert Fuss und sich rasch wiederholen (p.XXIV). 
Als angenäherte, mittlere Werthe für die Temperatur giebt 
Tschudi an: Sommer (November bis April, dort fälschlich 
Winter genannt) des Nachts =+-1°,5, des Mittags —=8",75:, 
Winter (Mai bis Oktober, dort fälschlich Sommer genannt) 
des Nachts = — 6°,25, des Mittags —=12°,1. — Die Vegeta- 
tion der Puna ist arm. Stipa Ichu herrscht vor: Synanthe- 
reen, Malpighiaceen, Leguminosen, Verbenaceen, Scrophulari- 
neen und Solaneen werden genannt. Die Gerste reift bei 
13050’ nicht mehr. 

b. Oestliche Sierra (11000'’—8000'), aus weiten, oflnen 
Flussthälern bestehend, den bevölkertsten Peru’s, die durch 
felsige Abhänge von der Puna .abgesondert sind. Regenzeit 
mit häufigem Hagel von Oktober bis Februar. Während der 
Wintermonate (Sommer auch hier im Texte genannt) herrschen 
trockene Ostwinde, Nachtfröste treten schon gleich nach dem 
Ende der Regenzeit ein und die Cerealien werden geerndtet. 
M. Tenıp. während der Regenzeit des Nachts =+5°,1, des 
Tags =+-14°,1; während des Winters (März bis September) 
des Nachts =— 4,25, des Mittags =+17°,1. Aber grosse 
Lokaldifferenzen finden statt in heissen, windgeschützten Thal- 
schluchten, wo Friichte Südeuropa’s, z. B. Pfirsiche, zuweilen 
noch in einer Höhe von mehr als 10000' gedeihen: Hauptge- 
treide scheint Mais. Die Abhänge dieser Region, die gleich 
der vorigen waldentblösst ist, besitzen an Cacteen Ueberfluss 
und nur an den Flussufern vereinigen sich 20' hohe Gehölze 
von Salix Humboldtiana: selbst die europäischen Obstbäume 
bleiben in der Kultur zurück. In den Thälern geht die Re- 
gion indessen unmittelbar in die Waldregionen über, von 
denen sie übrigens durch eine zweite Puna, d. h. durch den 
Kamm der Binnencordillere getrennt ist. 

c. Obere Waldregion oder Ceja-Region (von Ceja de 
la Montagna, d. h. Augenbraue des Gebirgs) (8000’—5500'): 
begreift die östliche Abdachung der Binnencordillere, sodann 
deren Westabhang im nördlichen Peru nebst dem Längsthal 
des Huallaga. Sie besteht aus schroßen Thälern mit schmalen 
bewaldeten Bergrücken. Ihr Klima ist nasskalt und rauh, mit 
herrschenden Südwinden. Gegen Abend bilden sich dichte 
Nebel, die während der Nacht über dem Walde ruhen und 


410 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


die der Wind vom Morgen bis zum heitern Abend vor sich 
hertreibt. Diese Nebel reichen abwärts bis 6500’ und lösen 
sich oft zu gewaltigen Regengüssen. Unterschiede der Jah- 
reszeiten werden nicht erwähnt, so wie auch die Temperatur- 
Angaben noch unvollständig bleiben. Niedrige, moosbedeckte 
Bäume und Sträucher beginnen schon bei 9500° und nehmen, 
je weiter man hinabsteigt, an Grösse und Stärke zu. — Üe- 
realien können in dieser Region, der die direkte Sonnenwärme 
fehlt, nieht gebaut werden: Kartoffeln wachsen reichlich. 

d. Untere Waldregion (5500'’— 2000’), aus unermess- 
lichen Wäldern, Savannen und Sümpfen zusammengesetzt. Die 
Feuchtigkeit ist das ganze Jahr hindurch gross: denn auch in 
der trocknen Jahreszeit (Mai bis September) sind Gewitter 
häufig. Die eigentliche Regenzeit beginnt im Oktober und 
dauert bis März oder April. M. Temp. —=30°; bei Ostwind 
sinkt die Wärme Nachts bis 18,75. Dies Gebiet ist der An- 
fang von den Urwäldern des Amazonas. 

Beiträge zur Flora Brasiliens: Moricand Plantes nou- 
velles ou rares d’Amerique. Livr. 8. Tab. 71—84. (Geneve, 
1844. 4.); Naudin description de genres nouveaux — des 
Melastomacees (Ann. se. nat. 1844. 2. p. 140—156): Tulas- 
nea, Brachyandra, Eriocnema, Augustinea, Stenodon, Miocar- 
pus; Fischer und ©. A. Meyer Asterostigma, neue Aroi- 
dee (Bullet. Petersb. 3. p. 148); Miers Triuris und Pelto- 
phyllum, die neue den Juncagineen verwandte Familie der 
Triurideen bildend (Transact. Linn. soe. 19. p. 77.155); Sir 
W. Hooker and Wilson enumeration of the mosses and 
hepaticae, collected in Brazil by G@. Gardner (Lond. Journ. of 
Bot. 1844. p. 149 — 167); K. Müller Relation über die von 
Gardner in Brasilien gesammelten Laubmoose (Bot. Zeit. 1844. 
S. 708): ohne Beschreibung der neuen Arten, so dass der 
vorhergehenden, auf vollständigerem Material beruhenden Pu- 
blication die Priorität der Namien zukommt. 

Tenore hat eine neue Aristolochia aus Buenos Ayres, 
die er aus Bonpland’schen Sämereien erzogen, publicirt und 
bei diesem Anlass die Diagnosen einiger aus gleicher Quelle 
herrührender, in seinen Samenkatalogen beschriebenen Pflan- 
zen wieder abdrucken lassen (Rendiconto di Napoli, 1842. 
p- 345— 348). 

Den Vegetationscharakter der Küste von Valparaiso stellt 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. Alt 


die erste Tafel bei v. Kittlitz dar. Es ist der Anblick 
einer der trocknen Jahreszeit anheimgefallenen Steppe, deren 
nackter Boden nur Cacteen und stellenweis dorniges Gesträuch 
zu erzeugen scheint, wo jedoch im August und September 
die reichsten Grasfluren mit ihren Zwiebelgewächsen sich aus- 
breiten. Zu den physiognomisch bedeutenden, auf diesem’ 
Bilde dargestellten Gewächsformen gehören die Caven (Mi- 
mosa cavenia), der dem Krummholz gleichende Lithi (Rhus 
caustica), Cereus peruvianus, Puretia coarctata, Synanthereen- 
sträucher, Bambusen u. a. 

Von Miers sind zwei Irideengattungen aus Chile aufge- 
stellt: Solenomelus (Crukshankia ej. ol.) und Symphostemon 
(Sisyrinchium odoratissimum Cav.) (Transact. Linn. soc. 19. 
p-95). — Sir W. Hooker hat den zum Bauholz gesuchten 
Alerse-Baum Südchile’s als Thuja tetragona bestimmt (Lond. 
Journ. Bot. 1844. p. 144). — Ein essbarer Pilz des Feuer- 
landes ist von Berkeley beschrieben: Cyttaria n. gen. neben 
Bulgaria, auch eine chilesische Art enthaltend (Transaet. Linn. 
soe. 19. p. 37). 


VI. Australien und oceanische Inseln, 


F. D. Bennett bemerkt, dass dem Mousson entsprechende 
westliche Winde sich nicht selten über das stille Meer ost- 
wärts bis zu den Soecietäts-Inseln erstrecken und namentlich 
im Februar und März von dort zu Seereisen in südöstlicher 
Richtung benutzt werden, also in Gegenden, die übrigens durch- 
aus unter der Herrschaft des Südost-Passats stehen (Whaling 
Voyage 1. p. 159). Die botanischen Mittheilungen, welche 
einen Anlıang zu dieser Reisebeschreibung bilden und beson- 
ders von den Kulturgewächsen der Südsee-Iuseln handeln, 
enthalten neben viel bekannten Thatsachen manche polynesi- 
sche Pflanzennamen. 

Zu den trefllichsten und reichhaltigsten Ansichten bei 
v. Kittlitz gehören die Darstellungen der Carolinen, Maria- 
nen und des Archipels Boninsima: nur fehlt es denselben 
allzusehr an systematischer Bestimmung der abgebildeten Pflan- 
zen, ein Mangel, der durch Mertens’ frühzeitigen Tod herbei- 
geführt worden ist, Tropischer Wald ist ausser von Rugen- 
das wohl nicht anschaulicher dargestellt, als in’ diesen Land- 
schaften, Charaktervolle Typen von physiognomischen Haupt- 


412 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


formen des tropischen Baumschlages finden sieh namentlich 
auf folgenden Tafeln: Bombaceenform durch Artocarpus an- 
gedeutet (Taf. 10), Bananenf. durch Rhizophoren der Man- 
grovewaldung (Taf. 5) und durch von Luftwurzeln getragene 
Ficus-Stämme ausgedrückt (Taf. 6), Cycadeenf. (Taf. 11), Pal- 
menf. (Taf. 9.16), Musaceenf. (Taf. 7), Pandanusf. (Taf. 10. 
41.12.15), Farnbaumf. (Taf. 16). Ferner von anderweitigen 
physiognomischen Formen: Lianenf. (Taf. 8. 15), Freyeine- 
tienf. (Taf. 6), parasitische Farnf. (Taf. 5. 6), Aroideenf. 
(Taf. 7), Agavenf. durch stammlose Arten von Pandanus nach- 
gebildet (Taf. 11. 12), Farnkrautf. (Taf. 8). — Taf 13 stellt die 
Savannen auf den Marianen dar: Grasfluren mit Casuarina, 
Cycas und Pandanus. 

Der Vortrag von Suttor über Neuhollands Waldbäume 
in der Linnean Society enthält nach dem vorliegenden Aus- 
zuge nur bekannte Thatsachen (Ann. nat. hist. 13. p. 217). — 
Drummond’s botanische Briefe von Swan River sind. fort- 
gesetzt (London Journ. Bot. 1844. p. 263. 300). Sie enthal- 
ten grösstentheils Notizen über einzelne an Hooker gesendete 
Gewächse. — Die reichen Herbarien, welche Preiss von 
Swan River zurückgebracht, werden in einem selbstständigen, 
von Lehmann herausgegebenen Werke von einer Anzahl 
grösstentheils deutscher Gelehrten ausführlich systeinatisch 
bearbeitet (Plantae Preissianae sive enumeratio plantargım, 
quas in Australasia oceidentali et meridionali-oceidentali col- 
legit L. Preiss. Ed. Chr. Lehmann. Vol. 4. Hamburgi, 1814 
bis 1845. 8.). Die Mitarbeiter sind: Bartling, Bunge, Klotzsch, 
Lehmann, Meissner, Miquel, Nees v. Esenbeck, Putterlick, 
Schauer, Sonder, Steetz, Steudel, de Vriese. — Uebersicht 
der abgehandelten Familien mit Bezeichnung artenreicher und 
neuer Gattungen: 247 Leguminosen (Meissn.): 63 Acaciae, 
10 Chorozena, 15 Gompholobium, 14 Jacksonia, 23 Daviesia, 
145 Gastrolobium, 10 Bossiaea; 1 Rosacee (N.); 4 Chrysoba- 
lanee (N.); 161 Myrtaceen (Sch.): 15 Verticordia, 14 Caly- 
cothrix, Symphyomyrtus n. gen., 15 Eucalyptus, 33 Melaleuca, 
10 Beaufortia, 15 Calothamnus; 3 Halorageen (N.); 1 Ona- 
grarie (N.); 2 Oxalideen (Steud.); 1 Linee (Bartl.); 6 Gera- 
niaceen (N.); 2 Zygophylieen (Miq.); 25 Diosmeen (Bartl.): 
45 Boronia; 12 Euphorbiaceen (Kl.): Trachycaryon (Croton 
sp. Lab.), Calyptrostigma (Croton sp. Lab.), Lopadocalyx n. 


Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 413 


gen; 3 Stackhousiaceen (Bg.); 22 Rhamneen (Steud.): 10 Po- 
maderris, 10 Cryptandra; 13 Pittosporeen (Putterl.); 17 Po- 
Iygaleen: Comesperma (Steud.); 15 Tremandreen (Steetz): 
11 Tetratheca, Platytheca n. gen.; 10 Sapindaceen (Migq.); 1 
Olacinee (Miq ); 1 Hypericinee (N.); 32 Byttneriaceen (Steud.): 
19 Thomasia, Fleischeria n. gen.; 11 Malvaceen (Mig.); 1 
Phytolaccee (Lehm.); 5 Caryophylieen (Bartl.); 5 Portulaceen 
(Mig.): Tetragonella n. gen.; 2 Mesembryanthemeen (Lehm.); 
1 Frankeniacee (N.); 20 Droseraceen (Lehm.): 17 Drosera; 
8 Crueiferen (Bg.): Monoploca (Lepidii sp. DC.); 6 Ranun- 
eulaceen (Steud.); 44 Dilleniaceen (Steud.): 26 Hibbertia, 11 
Gandollea; 3 Crassulaceen (N.); 1 Cephalotee (Lehm.); 8 
Loranthaceen (Migq.); 31 Umbelliferen (Bg.): Platysace n. g., 
Schoenolaena n. gen.; 99 Epacrideen (Sond.): 17 Astroloma, 
Brachyloma n. gen., 47 Leucopogon, 14 Andersonia); 3 Pri- 
mulaceen (N.); 8 Lentibularien (Lehm.); 6 Serophularineen 
(Bartl.); 5 Solaneen (N.); 5 Convolvulaceen (de V.); 5 Bor- 
ragineen (l,ehm.); 8 Myoporineen (Bartl.); 2 Verbenaceen 
(Bartl.); 1 Avicenniee (Miq.); 25 Labiaten (Bartl.): 6 Colob- 
andra n.gen., Anisandra n. gen.; 6 Gentianeen (N.); 1 Apo- 
eynee (Lehm.); 5 Loganiaceen (N.); 4 Rubiaceen (Bartl.); 
69 Stylidieen (Sond.): 64 Stylidium, Coleostylis (Stylidii sp. 
Beuth.), Forsteropsis n. gen.; 18 Lobeliaceen (de V.): 17 Lo- 
belia, Vlamingia n. gen.; 59 Goodenovieen (de V.): 15 Dam- 
piera, 27 Scaevola; 101 Synanthereen (Steetz): 11 Eurybia, 
Gymnogyne n. gen., Silphiosperma n. gen., Pogonolepis n. g., 
Pachysurus n. g., Chthonacephalus n. gen., Anisolepis n. gen., 
Pterochaeta n. gen., Chrysodiscus n. gen., Siemssenia n.gen., 
Hyalosperma n. gen., Schoenia (Helichrysi sp.); 2 Plantagi- 
neen (N.): 208 Proteaceen (Meissn.): 21 Petrophila, 15 Iso- 
pogon, 10 Adenanthos, 17 Conospermum, 29 Grevillea, 46 
Hakea, 19 Banksia, 22 Dryandra; 16 Thymeleen: Pimelea 
(Meissn.); 7 Laurineen: Cassyta (N.); 1 Nyctaginee (N.); 6 
Polygoneen (Meissn.); 14 Amarantaceen (N.): 10 Trichinium ; 
14 Chenopodeen (N.); 4 Urticee (N.); 9 Casuarineen (Migq.); 
2 Coniferen (Miq.): Actinostrobus n. gen.; 1 Oycadee: Ma- 
erozamia (Lehm.). — Demnach bis jetzt etwa 1450 Dikotyle- 
donen. 

Gunn richtete botanische Briefe von Vandiemensland an 
den Herausgeber des London Journal of Botany (18414. p.485 


414 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


bis 496). Er beschreibt ‚eine Excursion auf die westlichen 
Hochlande der Insel mit Angabe der Fundorte seltener Pflan- 
zen und giebt nähere Nachricht über eine neue Art ‚Eucaly- 
ptus (E. Gunnii Hook. fil.), welche im December und Januar 
eine grosse Menge zuckerhaltigen und gährungsfähigen Safıs 
enthält und deshalb‘ von den Colonisten Ciderbaum genannt 
wird. Da derselbe ausgedehnte Gebirgswälder bildet, so 
scheint er ein wichtiges Produkt Tasmania’s zu werden be- 
stimmt. — Neue Algen aus Vandiemensland hat Harvey be- 
schrieben (das. p. 407. 428): dabei die neue Rhodomelee Pol- 
lexfenia, die auch am Cap einheimisch ist. 

Beiträge zur Flora von Neuseeland: Katalog einer neu- 
seeländischen Pflanzensammlung von Stephenson, bestimmt 
von J. D. Hooker (Lond. Journ. Bot, 1844. p. 411— 418) 
mit wenigen neuen Arten; Hepaticae novae Zeelandiae and 
Tasmaniae by J.D. Hooker and Taylor (das. p. 556—582); 
Diagnosen neuer neuseeländischer Pflanzen von Raoul, als 
Vorläufer seines 1846 erscheinenden Kupferwerks (Ann. se. 
nat. 1844. 2. p.113— 123) mit den neuen Gattungen: lleo- 
dietyon (Pilz), Pukateria (Cornee?), Tetrapathea (Passifloree). 

Colenso’s botanisches Tagebuch während einer mehr- 
monatlichen Reise durch das weniger bekannte Innere der 
nördlichen Insel von Neuseeland (Lond, Journ. Bot. 1844. 
p- 4— 62) enthält zahlreiche Fundorte und Nachrichten ‚über 
neu entdeckte Pflanzen, welche jedoch noch nicht benannt 
sind und erst in dem Kupferwerke des jüngern Hooker wer- 
den beschrieben werden. 

Von diesem letztern erschienen die ersten drei Lieferun- 
gen, eine allgemeine Einleitung über den Vegetationscharakter 
hoher Breiten der südlichen Hemisphäre und den Anfang einer 
Flora des Aucklands-Archipels enthaltend (The Botany of the 
Antaretic Voyage of H. M. Discovery Ships Erebus and Ter- 
ror, under the command of Sir J. Ross, by Jos. Dali. Hoo- 
ker. Part 1—3. London, 1844. 4.). Während des Sommers 
fast immer in hohen, vegetationslosen Breiten. oder auf offnem 
Ocean, hatte Hooker beinahe nur Gelegenheit, im Winter ‚oder 
Frühling blühende Gewächse der antarktischen Flora zu sam- 
meln. Allein er hält diesen Mangel, was die Reichhaltigkeit 
des gesammelten Materials betrifft, in der günstigen Lage, die 
botanischen Ergebnisse aller frühern britischen Südpolarreisen 


‘ Pflanzengeographie während des Jahres 1844. 415 


mitbenutzen zu können, nicht für erheblich, noch weniger be- 
deutend aber in Folge einer klimatischen Eigenthümlichkeit, 
welche er in der Einleitung entwickelt und als den merkwür- 
digsten Charakterzug der antarktischen Vegetation bezeichnet. 
Schon in Kerguelens-Eiland war er verwundert, dieselben 
Pfanzen in Blüthe zu finden, welche Cook in anderer Jah- 
reszeit angetroffen, und diese Erfahrung wiederholte sich spä- 
ter allgemein. Das grosse Uebergewicht des Wassers in 
hochsüdlichen Breiten bewirkt eine Gleichförnigkeit in der 
jährlichen Wärmevertheilung, die, je mehr man dem Pole sich 
nähert, desto entschiedener zu wachsen scheint. Hier unter- 
scheiden sich die Jahreszeiten, nicht wie im Norden durch 
ihre Temperatur, sondern fast nur durch den Wechsel des 
Lichts: alle Monate sind kalt, aber das Thermometer schwankt, 
wie unter den Tropen, zwischen engen Grenzen. Im Gebiete 
der treibenden Eisberge, zwischen 55° und 65° S. Br., gab 
‚es während des Sommers selten einen Tag, an welchem die 
Temperatur über die Extreme von 0° C. und —6°,6C. stieg 
oder sank. Hier wechseln schneereiche Südwinde mit nörd- 
lichen Luftströmungen, die, mit Wasserdampf beladen, unauf- 
hörlich weisse Nebel von unbeschreiblicher Dichtigkeit über 
die Meeresfläche ausbreiten. Solche Niederschläge bilden sich 
auch auf den Inseln, die dieser Zone benachbart liegen, das 
ganze Jahr hindurch aus der Vermischung des Land- und 
Seewindes, entziehen ihnen die Vortheile ihres solaren Klimas 
und verbannen grossentheils den vom Stande der Sonne ab- 
hängigen Temperaturwechsel. Ein so ungastliches, aber gleich- 
mässiges Klima schliesst zwar jede Mannigfaltigkeit der Ge- 
wächsformen aus, verleiht aber den einheimischen Pflanzen 
eine Ueppigkeit des Wachsthums, deren die arktischen Länder 
nothwendig entbehren müssen, weil ihre Vegetation einen lan- 
gen Winterschlaf erleidet. Um so auflallender ist es, dass 
ungeachtet so abweichender klimatischer Bedingungen doch 
die meisten Gattungen und Formen der antarktischen Flora 
in den Hauptzügen mit den arktischen übereinstimmen, nur 
die Aucklands-Inseln abgerechnet, welche mit Neuseeland zu 
* demselben Schöpfungsheerde zu gehören scheinen. Aber bei 
solcher Aehnlichkeit der Typen sind doch die Species des 
südlichsten Gebiets freilich eigenthümlich, wie von Inseln nicht 
anders zu erwarten war, welche nicht bloss klimatisch in 


416 Grisebach: Bericht ü. d, Leist. i. d. Pflanzengeographie etc. 


solchem Grade abgeschlossen sind, sondern auch ausser dem 
Bereich aller Continente liegen, woher die Meeresströmmmgen 
öde Gestade zu besamen pflegen. Viele antarktische Arten 
beweisen den endemischen Ursprung durch den engen Ver- 
breitungsbezirk in dem Gebiete selbst. Indessen bleiben die 
speciell botanischen Resultate von Hooker’s Reise, deren Dar- 
stellung seine früheren Mittheilungen an Fülle und Anordnung 
des Stofls weit überbietet, den nächsten Jahresberichten vor- 
behalten. — Die Kryptogamen sind übrigens zum Theil schon 
im London Journal of Botany für 1844 bearbeitet und zwar: 
72 Hepaticae der Aucklands-Inseln von Hooker und Taylor 
(p: 366), desgleichen 66 sp. von den Falklands, Cap Horn 
und Kergnelens-Eiland von denselben (p. 454), 73 antarktische 
Laubmoose von Hooker und Wilson mit den neuen Gattun- 
gen Lophiodon und Hymenodon (p. 533) und 151 antarktische 
Lichenen von Hooker und Taylor (p. 634). 

Eine besondere Aufmerksamkeit wandte Dr. Hooker auf 
die Verbreitung der im hohen Südmeere fluthenden Algen 
( Antaret. Voy. Introduet.). Maerocystis und Urvillea fanden 
sich bis zur Nordgrenze des Packeises allgemein, in einem 
Falle reichten sie bis 64° S. Br.: gewöhnlich verschwanden 
ie indessen schon viel früher, z. B. südöstlich von Amerika 
unter 55° 5. Br. In diesem letztern Meridian aber erschien 
unter 63° S. Br. eine neue Algenform, welche, schon auf Ur- 
ville's Expedition aufgefunden, später als Seytothalia Jaequi- 
notii beschrieben ist. Hier wurden an der Küste von Pal- 
mers Land auf der Gockburn-Insel (64° S. Br.) keine phane- 
rogamischen Gewächse mehr, sondern nur noch 20 Krypto- 
gamen angetroffen. Dies scheinen die letzten Pflanzenformen 
in der Richtung des antarktischen Pols: denn selbst die Algen 
fehlen jener continentalen Küste, an welcher der flammende 
Krater Erebus und der erloschene Vulkan Terror sich er- 
heben und wo sich der Erdboden im Niveau des Meeres zum 
ersten Male von aller Vegetation entblösst zeigte, ein nie ge- 
sehenes Schauspiel, vor dem die Natur selbst den höchsten 
Norden bewahrt zu haben scheint. 


Gedruckt bei den Gebr, Unger in Berlin. 


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