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Full text of "Archiv für Naturgeschichte"

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ARCHIV 

MTTJRG-ESCHICHTE. 

GEGRÜNDET VON A. P. A. WIEGMANN, 

FOKrG)EaEn:zr von 

W. F. EEICHSON, F. H. TROSCHEl', 
E. VON MAKTENS UND P. HILGENDOEF. 



HERAUSGEaEBEN 



Prof Dr. W. WELTNER, 

CDffTOB AM KONIGL. ZOOLOO. HDBBOIl ZD BBBUII. 



SIBBZIOSTEB JAHBOAN«. 

I. BIHII. 



Berlin 1904. 

KICOLAISCHE VERL AGS-BÜCHH ANDLUNG 

B. BTBICKE& 



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Inhalt des ersten Bandes. 



Erstes Heft. 

Sicliard Piersig. Beiträge znr Kenntnis der Hydracbniden-Pnuna dea 
Bismarck-Archipels. (Hierzu Tafel I-IH) 

J. WeUe. Ghrysonieliden und Coocinelliden ftua Afrika 

Kari W, Verito«ff. Znr vergleichenden Morphologie und Sjstemaük der 
Japygiden. zugleich 2. AnfsaU Über deo Thorax der Infekten. (Hier- 
an Tafel IV- VI) 

Earl W. Terhoeff. Über Dennapleren. 5. Anfsatc: Zwei neue Gruppen 



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Inhalt des ersten Bandes. 



Bichard Pienig. Beiträfre zur Kenntnis der H;drachniden-Paiina des 

Bismarck-ArchipelB. (Hiena Tafel I—IH) 

J. Weise. Ciii7rotaelidea und Ooccinetliden ans Afrika 

Karl W. Yerho^. Zur vergleiche ndeti Horpholi^e nnd Sjstomatik der 

Japygiden, sogleich 2. Anfeate Über den Thorax der Insekten. (Hier- 

za Tafel IV— VI) 

KaH W. Verhoeff. Über Dermapterea. 5. Aa^tz: Zwei nene Gruppen 
Kari W. Ter^oeff. Über Tracheaten- Beine. 6. Aufsatz: H&ften nnd Hanü- 

beine der Chilopoden. (Hierni Tafel YH-VUT) 

/. Wei^e. Über bekannte nnd nene Gbrysonieliden 

Dr. Carl Qraf Altem». Nene palaearktische U^riopoden nebflt Beiträgen 

xnr Kenntnis einiger alten Arten. (Hterzn Tafel IX nnd X) . . . 
O.A. BouUnger. Übersicht der Unterordnnngen nnd Familien der Teleosteer 

(Teleostean Fisbes). ÜberseUt ron Dr. F. Hilgendorf 

Dr. Ludwig CoAn. Helmintitologische Uitt«i1nngen II. (flierzn Tafel XI) 
Aleisaitder Hädte. Bin Beitrag znr Kenntnis der Weicbteile der Hadre- 

porarjer. (Hiercn Tafel XU) 

Dr. von lAnitoto. Beobachtungen an Nematoden nnd Cestoden. (Hiersn 

Tafel Xm) . 



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Beiträge 
Kenntnis der Hydrachniden-Fauna 

Bismarck- Archipels. 

Von 

Riobard Fiers^. 

Hiena Tafel I-III. 



Durch die Güte dds Herrn Prof. Dr. Fr. Dahl wurde mir im 
Jahre 1897 ans der äammluns des Königlichen Zoologischen 
Museums zu Berlin das Hydrachnideu-Material zur Sichtung und 
Bearbeitung überlassen, das der genannte verdienstvolle Forscher 
während seines Aufenthaltes auf den Inseln des Bismarck-Archipels 
zu sammeln Gelegenheit fand. Da daselbst stehende Süßwasser 
wegen der starken Durchlässigkeit des Bodens zn den Seltenheiten 
gehören, kommen nur wenige Fundstellen in Betracht. Es waren 
durchweg kleinere Tümpel, in denen außer einer Alge und einer 
Binse Wasserpflanzen vollständig fehlten. Die verhältnismäßig 
reichste Ausbeute gewährten eine Wasserlache bei Matupi (gegen- 
über einem eingefsIleDeD RaQei) und ein kleiner, flacher Teich am 
Abhänge des Kombin (der Mutter) in einer Höhe von ca. 700 m. 
Unter dem Dahlschen Material erkannte ich 10 neue Arten, von 
denen 9 der Gattung Arrhenurus Dug^s angehören, während die 
zehnte dem Genus Oxns P. Kram, zugewiesen weiden muß. Außer- 
dem li^en noch zwei AiThenurus- Nymphen vor, deren genauere 
Bestimmung auf große Schwierigkeiten stoßt. Eine Anzahl der 
untersuchten Spezies (6) wurden von mir in einer, im Zoologischen 
Auzeiger No. 572, 1898 erschienenen vorläufigen Mitteilung kurz 
gekennzeichnet und benannt, wobei ich es für eine Dankespflicht 
hielt, dem Entdecker in Anerkennung seiner Verdienste eine der- 
selben zuzueignen. In gleicher Weise glaubte ich auch den 
Erforscher der Meeresmilben oder Halacariden, Herrn Dr. Lohmann 
in Kiel, ehren zu müssen. — Zweierlei ist es, was uns bei einer 
allgemeinen Betrachtung des Untersuchungsmaterials sofort auffallen 

Anh f. N>t»f««li. Jüitj. 19M. Sd L B. L 1 



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2 Richard Fiersig: Beitrage zur EenDtnis 

muß: Das fast einseitige Auftreten der Gattung Airhenunia Dng^s 
und die geradezu bizarre Ausgestaltung der äußeren Körperform, 
die man oei den meisten Vertretern des genannten Genas vorfindet. 
Solche gewaltige Ausstülpungen auf Kückeo und Bauch, wie sie 
uns hier entgegentreten, sind noch bei keiner SUQwassermilbe be- 
obachtet worden, obgleich die exotischen Arten im allgemeinen die 
Neigtmg zeigen, von den einfachen typischen Formen mehr oder 
weniger abzuweichen. Ein Vergleich mit aen von Dr. A. Voeltzkow 
auf Madagaskar und Nossi-Be gesammelten zahlreichen Vertretern 
der Gattung Ar rhenurus, die von F. Eoenike ') auf das eingehendste 
beschrieben und zeichnerisch dargestellt wurden, wird diese Be- 
hauptung voll und ganz bestätigen. Die Njrmphen hingegen haben 
die einfach kugelige oder eiförmige Eörpergestalt, wie sie uns bei 
den europäischen Arten auf der gleichen Entwickelungsstufe ent- 
gegentritt, durchweg festgehalten. Selbst bei völlig ausgewachsenen 
Exemplaren, die kurz vor der Verpnppnng standen, konnten irgend 
welche Höcker und Vorsprünge nicht lestgestellt werden. Auch 
die in wenigen Individnen erbeutete Oxos-Art zeigt keine Ab- 
weichungen vom typischen Bau. Sie gleicht in vielen Stücken dem 
von mir entdeckten Oxus tennisetus, weshalb ich es für zweckent- 
sprechend hielt, beide Formen nebeneinander zu betrachten und 
auch zeichnerisch darzustellen. Der Umstand, daß nur zwei 
Gattungen in der von Dahl gesammelten Hydracbnidenausbeute ver- 
treten sind, erklärt sich vielleicht am ungezwungensten aus der 
Tatsache, daß die Durchforschung der einzekien Gewässer sich auf 
wenige Tage im März beschränkte und eine jede Fundstelle nur 
einmal abgesucht werden konnte. Es ist anzunehmen, daß anch 
in jenen Gegenden nicht alle Arten und Gattungen zu gleicher Zeit 
auftreten, sondern daß die Zusammensetzung der Eleingetierwelt 
der Süßwasser im Laufe des Jahres einem ähmichen Wechsel unter- 
worfen ist wie anderwärts. Spätere Untersuchungen werden sicher 
dazu beitragen, die Zahl der Gattungen und Arten zu vermehren, 
wobei freilich zu berücksichtigen ist, daß die insulare Lage des 
Sammelgebietes ähnlich einschränkend wirkt, wie die eigenartigen 
Verhältnisse der Gebirge: Der geringere Formenreichtum wird aus- 
geglichen durch die reichere Individuenzahl der vorhandenen Spezies. 
Das verarbeitete Material geht wieder in den Besitz des 
Königlichen Zoologischen Museums zu Berlin zurück. 



') F. Koenike: Hydrachniden-Paana von Madagaskar und Nossi-ßä. 
In: Abb. der SenckenlergiEcben natnrf. OeBellsch., Bd. XXI, Heft 2. 189S. 
Pag. 297-435, Tftf. XX-XXIX, Fig. 1-190. 



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der BjdrachnideQ-FnniiB den Bisiiiarck- Archipel». 3 

Farn. Hjfdrarhnidae. 

1. Gatt. Arrhenums Duges. 

1. Arrheniiras dahli Piersig. 

Syn. 1898. Arrhenurus Dahli, Piersig in: Zool. Ana., v. XXI. 

No. 572 pag. 569/1901. Arrhenurus dahli, Piersig in: Das 

Tierreich, 13. Lief. (Hydrachnidae und Halacaridae) pag. 85. 

Nur wenige Mäoochen und Weibchen liegen der Beschreibung 
zn Grunde. 

Männchen. 

Größe. Die Körperlänge mißt einschlieOlich des 4ßO— 480 ji 
langen Anhanges 800 — 830 /i, die größte Körperbreite — Ein- 
lenkuDgsstelle des 3. ßeinpaares — 400—415 u und die Höhe 
350-355 (t. 

Färbung. Der Körper hat eine grünlichgelbe oder blaß- 
bläulichgrüne Farbe; am Anhang bemerkt man lichtere Stellen; die 
Beine sind gelblichgrlin. 

Gestalt. Der Stirnrand des im ersten Drittel kegelstumpf- 
fcinnig nach vorn verjüngten RampFes ist entweder geradlinig ab- 
gestutzt oder zeigt eine sehr flache, aber ziemlich breite Aus- 
buchtung. Eigentliche Stimecken sind deshalb nicht vorhanden, 
sondern der Stimrand geht in stumpfer Rundung in die zunächst 
geradlinig nach hinten divergierenden Seitenränder über, die etwa 
in der Höhe des dritten HOftplattenpaares unter Bildung von Schulter- 
ecken eine schwach konvergierende Richtung einnehmen, um 
schließlich in breitem Bogen in den Hinterrana einzubiegen. Der 
Rücken ist über den Augen am höchsten; hier bildet er außerhalb 
des RUckenbogens jederseits eine Emporwölbung, die nach hinten 
zu allmählich abl^Ilt. Am Hiaterende des eingesunkenen dorsalen 
Mittelfeldes erhebt sich ein nach hinten steil abfallendes, stumpf 
kegelförmiges, mäßig hohes Höckerpaar, dessen ca. 46 bis 
52 /i voneinander abstehende, abgerundete Kuppen je eine rück- 
wärts gebogene Borste tragen. Allem Anscheine nach ist der sog. 
Rückenbogen hinten geschlossen und tritt nicht auf die Seitenflächen 
des Anhanges über. Das von ihm eingeschlossene länglich runde 
oder ovale RUckenschild wird von mehreren Drüsenöffnungen durch- 
brochen, doch treten meist nur einzelne Paare deutlich hervor 
(Taf. I, Fig. 1). Dem Körperanbant^e nach gehört die vorliegende 
Art zu der Gruppe A. globaler (0. F. Müll.). Derselbe ist an dem 
mäßig eingeschnürten Grunde etwa 148 /(, in der Mitte 192 fi und 
am verjüngten Ende 160— 1G5 t* breit. Auch in der Seiteolage 
zeigt der Körperanhang an der Basis eine schwache Einschnüning. 
Die Dicke nimmt nach dem distalen Ende zu. Auf der Oberseite, 
etwa senkrecht über der mittleren Anschwellung der Bauchseite 
des Anhangs, befinden sich zwei ziemlich dicht aneinander gerückte, 



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4 Birkird F:-^r<i^- Bernüv; mr CenOi- 

zn^ iir^TZ MC« Eic'c* rc;ttl^n? Ejni^iikcns ?«reEaie, in der Basis 
T-it^ciiai'rlz«!*. je ein« Borstt XT^s^r.ie. JBöjTntiff emporTagende, 
ir:;^:« H>ier. -üe sieii in die das hinlere Anban^sdrittel ein- 
:Mii;eti'i EJi'iaialiff atfiliec Letztere ist acfcheioend Tom und 
'-üerii -iirji eisea RacdTiüft at-j^srecrt. der nach hinton zu an 
E'i* *'-**äE.E"Lh abcimmt, weshalb ias An'r-args^sie in der Seiten- 
t ;■.«.■ r : T:a iteo ecÜg Torspric^^cd';:: Erh-shaEsen der Dorealseito 
la sieÜ -iioLfirTLig icjeschräjt ist xmi tt eiaetn keVJonaigea Vor- 
scnn^ etiirt. der d-iroh die Abi^hrijcni ccd die BaDchfläche 
£»':Lliet wird. Die pv.ii:e Dicke des Achanss beträet etwa 200 
'z:s iv^ a \.Taf. 1. Fii. '2). Das freie Ec<ie desselbeB kennzeichnet 
»;ä .i:irch ein^i •>4 — •>: _■ cefen. bis nun GniTide fast gleich breit 
e '.ei'rfndec. icinüerea Einscäai;:. der jeCerteiis von emem winzigen 
fjX^or^vriTJZ h^^^azi wird, in welchen der we^Üe abgerundet«, 
üiri: d^r:!: Sehenecken rcn den SeilecrSnden: decüich abgesetzte 
Hinterrati a-isZlcü. Aai jeder Seite des Aahacgsendes zählt man 
Ti-»r feiiie B-;rsten. die entweder an dem SeiieDraEde, aof dem er- 
fc?i*ea MaldearacJe oder icnerkilb der Anhangsmoide entspringen 
'z^^'i X. T. neben Stigaien einselenkl sied. 

A'^en, IXe Aszen Herren seiui.h Linier den beiden aidi 
kreTnen-iec Stircr-irften e:was abgerückt vom K'jrperrande: ihr 
£'f^cä«Ej:^' A'tstand betraf !>>.'— Irö r. 

Capi-Isni nnd Maiiilarp alpen. Fias Cd p:nilT:m besitzt die 
g^w" -.-'.:■■■'::» F^irra. Uc^itihr vtn Mint'.^'je. wirft es in der 
JCne des Vinierranies einen tn der K;ch;u:u der Medianlinie sich 
erir'ecke:;i-5a c:;d mit eii^em tvaU::en Kä-iohen fiberkleideten 
?-faI:. der die halbe Lauere der Ver.!rj.L£iche des Capitaloms bei 
wehem iii:hi errei.-hs. Aixh die Mir^d-Vela haben die trpische 
tjeerali. Der Maxiliorj^iipuä ist ebne i.i-e£r.>ihe Kennzeichen. 
Tvr ir3i:i;:keil:"rraii^ tc rsphr jynie A-türonist des Erallen- 
^Lf-e-irS Xrl^. am Vorderenie iwei Tasihirchen, Ton deD«i 
<ias der &Mesei:e näher s:eie-de eir.fich gekniet erscheint, 
wäire::-; das andere, sehr unieailrch w.-.craehnibar. in eine Gabel- 
ijiiie a£;Il:J?L Au:' der InceciJäcfce des Aciasr>!iisten entspringt, 
w«i:er roricki'eheci r;ihe der Bei:jesei:e eine miuelianee, gerade 
E«eeentors;e, die seitwärts üi*r den Rani des Gliedes hinansragt 
T'i* Inneriieiie des zweiten Gliedes der Masi-ijrralpen ist mit vier 
Brr^ien ai:>cer^:^t- roo der.ea drei, etwas abstehend vom Vorder- 
rarie. der &t--ge*e;:e ziei:;l:ci: naje stehen: die vierte Borste sitzt 
snweh der S::Teoksei;e. l ber die Verteiluns; der Borsten an den 
anieres Piirenz'.iedeni gibt aa: besten die beii^^ebene Abbildung 
AsiiiinS Tai 1. Fig. ;i'. 

E=f:p!atten. D:e Epixerea erinnern im grolJen und ganzen 
a:i c:e;-nijre= tc= A. glcV.ivr ;0, F, MC:".' Fi^r» inneren Ränder 
Eni ic«er nnr nndeutlv.-s vv>n de:n btna.Lbsnen Bauchpan^er ab- 
rerren;!. la dieser Btv'icbv.ng uni dur.'ä die niniliohen L'ncben- 
i-r.>n irr Orerr'Ä.hi- s:l.r:;-.,n sie n:!! d-.n K;i:n--rvn r->n ,\, stecki 
K:<::l ll-erein- IVr Hinierrand der 4. U.l::^'la"e geht stumpfeckig 



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der HTdracbDiden-Pamia des Bismarck-Arclüpels. 5 

in deo hinter der EinlenkungBstelle des 4. Beines gel^enen Teil 
des Seitenrandea über (Taf. 1, Fig. 4). 

Beine. Die ersten drei Glieder des 4. Fußes nelunen gleich- 
mäßig an Länge zu. Das vierte und längste Segment mißt 184 {i. 
Allem Anscheine nach ist der Spom oder Fortsatz am distalen 
Beugeseiten ende verkümmert. Das 5. Glied ist reichlich halb so 
lang wie das vorhergehende (96 /i), während das Endglied noch 
nicht einmal diese Größe erreicht (80 /*). Die geringfügigen Ab- 
■weichungen im Borstenbesatz sämtlicher Extremitäten ersieht man 
m Figur 4 (Wl 1). 

Gescblechtshof. Wie bei A. globator (0. F. Müll.) und 
A. securiformis Piersig greifen die Genitalnapfplatten auf die Seiten- 
wandungen des Rumpfes über und bilden jwlerseits eine hinter den 
Hinterrandseoken hervortretende Wulst, die mit je einer feinen 
Borste besetzt ist. Die zahlreichen GenitalnSpfe haben eine nur 
winzige Größe (Taf. 1, Fig. 4). 

After. Die sog. Analöffnnng befindet sich auf der Unterseite 
des Körperanbanges unweit des mittleren EinscbnittoB des Hinter- 
randes. 

Weibchen. 

Größe. Die Eörperlänge beträgt bis 600 ^, die größte Breite 
— am Hinterende der Genitelöffnung — 530 fi. 

Gestalt. In der Bauch- und Kückenansicht bietet die Umriß- 
gestalt des Rumpfes ein ähnliches Bild wie bei den Weibchen von 
A. conipactus Piersig, A. affinis Eoen. und A. virens Nenm., doch 
ist der Hinterrand durch vier eckig vorspringende Höcker in drei 
flachbogig ausgeschnittene Teile zerlegt. Auch der Seitenrand weist 
je drei Höcker auf, von denen jedoch nur der hinterste deutlich 
vorspringt. Der Vorderrand des Rumpfes ist quer abgestutzt. 
Zwischen den Augenhügeln, die man bei der dors^en Ansicht des 
Tieres gut wahrnehmen kann, liegt eine flache Einbiegung. Vom 
Yorderrande des Körpers etwa 120 ji abgerückt, umschließt das 
länglich runde Rückenschild drei Paar niedrige, stumpfhöckrige Er- 
hebungen; die beiden vorderen davon haben einen Abstand von 
160 ft, während das hintere etwas näher zusammengerückt ist und 
z. T. den Hinterrand der geschlossenen Rückenfurche Überdeckt. 
Auf oder neben Jedem Hügel entspringt je eine haarfeine, lange 
Borste (Taf 1, Fig. 5). 

Haut. Die scheinbar äußeren Öffnungen der Hautpanzerporen, 
welche nicht zu dicht angeordnet sind, haben wie bei dem Mäimchen 
einen ziemlich großen Durchmesser. 

Augen. Die schwarz pigmentierten, kaum mittelgroßen Angen 
(Taf 1, Fig. 5) sind 160 /* voneinander entfernt Sie liegen 
hinter den schwachen Stimborsten, merkbar abgerückt vom Seiten- 
rande des Körpers. 

Capituinm. Das Masillarorgan ähnelt dem von A. globator ^. 



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6 Sichard Pieraig: Beitrfige znr Kenntuia 

Masillarpalpus. Bau und Ausetattung der Palpen ent- 
sprechen den bei dem Männchen vorgefundenen Verhältnissen. 

Hüftplatten. Das Epimeralgebiet ragt mit den keiliormig 
verlängerten Vorderecken der beiden ersten Plattenpaare mäßig Ober 
den Eörperrand hinaus. Es bedeckt annähernd die vordere Bauch- 
hälfte. Zwischen den hinteren Plattengruppen befindet eich median 
ein ansehnlicher Zwischenraum. Die Abgrenzung der Hüftplatten 
des l. und 2. Beines von dem benachbarten Bauchpanzer ist mehr 
oder weniger verwischt. Am Hinterrande der 4. Epimere bemerkt ' 
man eine wenig hervortretende, stumpfe Ecke fl'af. 1, Fig. 6). 

Beine. Die Gliedmaßen unterscheiden sich nur in ganz gering- 
fligiger Weise von denen anderer Arrhenums-Weibchen. Außer 
ziemlich zahlreichen Degen- nnd Domborsten treten auch Schwimm- 
haare in mäßiger Zahl auf. 

Geschlechtshof. Die fast halbkreisförmigen, abgeplatteten 
Lefzen bilden zusammen eine etwa 120 /i lange und nur wenig 
breitere Scheibe; an ihren Vorder- nnd Hinterecken fehlen die 
kleinen dreieckigen Chitinplättchen nicht, doch sind dieselben oft 
nur schwer wahrnehmbar. Die Geni talplatten umfassen fast völhg 
die Lefzenscheibe; sie sind schief nach hinten und lateral gerichtet 
und verschmälem sich mäßig nach dem abgerundeten freieren Ende 
zu. In der Gestalt erinnern sie am meisten an die gleichen Ge- 
bilde von A. ümbriatus £oen. p, doch sind sie merkbar länger aus- 
gezogen, ohne jedoch den seitlichen Hinterrand der Bauchfläche 
völlig zu erreichen. 

After. Die sogenannte AnalöfTnung liegt zwischen dem Hinter- 
rande des Geschlechtshofes und dem Körperende. Sie wird seitlich 
von zwei, je eine feine Borste tragenden, stumpfen Böckern be- 
gleitet, deren Spitzen am hintern Korperrande bei etwas schiefer 
Lage sichtbar werden. 

Fundort Insel Neu-Pommern, 5. März 1897. Tümpel bei 
Matupi. 



2. Arrhenorus Uticodniiis. Piersig. 

Syn. 1898. Arrkmurue l, Piersig in: Zool. Anz., Bd. XXI, No. ö72, 

Eag. 571./1901. ArrhenuTM /., Piersig in: Das Tierreich 
lief. 13 {Hydrachnidae und Halacaridae), pag. 110. 

Die nachstehende Beschreibung gilt dem Männchen, das mir 
nur in einem einzigen, noch nicht völlig ausgewachsenen Exemplare 
vorliegt. Die Art besitzt einen so eigenartig gestalteten Körper- 
anhang, daß sie unter den bis jetzt bekannten europäischen Arrhe- 
nurns-Formen keinen näheren Verwandten aufzuweisen hat. Von 
oben gesehen, scheint sie der Gmppe der Petiolüm» anzugehören, 
doch war es mir nicht möglich, irgend ein Gebilde aufzufinden, das 
mit einem Petiolua verglichen werden könnte. 



IV Google 



der Hjdrachniden-Faiuis des Biamarck-Archipela. 7 

Größe. Die Körperlänge beträgt einscUießlict des Anhanges 
1,36 — 1,4 mm, die größte Breite — in der Gegend zwischen dem 
5, Epimerenpaare und dem Genitalhofe — 0,93 — 0,94 mm und die 
Höhe — in der Mitte des Rompfes — 0,82—0,85 mm. 

FärbuDg, Die Körperfarbe des abgetöteten und konservierten 
Exemplares ist bläulichgriin. Beine und MaxiUarpalpen haben eine 
lichtere Färbung. Da nach der Erfahrung des Verfassers bläuliche 
oder grünliche Arrhenurus-Arten auch im Alkohol ihre Farbe fest- 
halten oder nur allmäbtich ausbleichen, so darf man annehmen, 
daß die hier vorliegende Form im lebenden Zustande ähnlich ge- 
färbt ist wie Arrh. globator (MüD.) oder Arrh. compactus Piersig. 

Gestalt. Der Rumpf ist sehr gedrungen gebaut. Am Vorder- 
rande treten die Augenwubte und Ins ertionss teilen der Stimborsten 
derart vor, daß derselbe in drei Sache Einbuclitungen zerfallt. Die 
Seitenränder sind von den Vorsprüngen des Vorderrandes durch 
eine geringe Einschnürung abgesetzt; sie verlaufen ähnlicli wie bei 
Arrh. tetracjphus Piersig. Auch die sogenannten Hinterfandsecken 
tragen dieselbe breite Abrundung zur Schau wie bei der Vergleicha- 
art. Auf dem hochgewölbten VorderrUcken des Rumpfes erheben 
sich von dem sehr weit zurückstehenden Rückenbogen zwei durch 
eine tiefe Einbuchtung getrennte, ca. 480 ^ hohe, mit den Spitzen 
etwa 640 /i voneinander abstehende, hornformige Höcker. Nach 
hinten zu mllt der Rumpf rasch ab. Das von dem hinten offenen 
Rückenbogen eingeschlossene dorsale Mittelfeld trägt allem Anscheine 
nach eine abgerundete mittlere Erhebung und zwei niedrige Seiten- 
wülste. Der Xörperanhang hat am stark eingeschnUrten Grunde 
eine Breite von 640 /j. Er ähnelt in der Bauch- oder Rücken- 
ansicht dem unentwickelten Männchen. Nach hinten an Breite 
merklich abnehmend, läuft er seitlich in kurze, abgestutzte Eck- 
forteätze (Furkaläate) aus, die jedoch von dem schwach bogen- 
förmig vorspringenden Hinterrande des Anhangs überragt werden. 
Dnrch drei abgerundete Anschwellungen entstehen am 830 (t breiten 
Hinterrande des Anhangs vier flache Einbuchtungen (Fig. 7). Wie 
die Seitenansicht lehrt, fehlt dem 640 /i hohen und etwa 400 f* 
langen Anhange eine sogenannte Endmulde; man bemerkt vielmehr 
auf der Oberseite zwei, durch eine schmale, median verlaufende 
Rinne unvollständig getrennte, von vorn nach hinten ziehende 
Wulste, die am dist^en Ende ihrer Riickenfläche die keilförmig 
^ schief nach oben und hinten weisenden Eckfortsätze tragen. Auch 
' die Unterseite weist ein Paar flache Emporwölbungen auf. Taf. 1, 
Fig. 8 u. 10). 

Haut. Der Hautpanzer ist großporig, z. T, noch gitterförmig, 
weshaJb angenommen werden muß, daB ein noch nicht völlig aus- 
gebildetes Individuum vorliegt. Es ist aus diesem Gmnde nicht aus- 
gesclUossen, daß die zeichnerischen Darbietungen mehr oder weniger 
erhebliche Abweichungen von der definitiven Gestalt eines vollent- 
wickelten Männchens aufweisen. Möglicherweise nehmen die Eck-' 
fortsätze in ihrem GrÖßenwachstum eine ähnliche Form an wie bei 



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g Richard Pieretg; Beiträge zur EenntDJS 

Arrh. abbreviator Berlese. Die Rückenbogenfurche tritt mit ihren 
Etaden auf die Seitenftächen des Anhangs Über. Sie umscbHefit ein 
breites, knrzea Dorsalschild, das nach hinten ohne Grenzen in die 
Panzerung des Anhangs Übergeht. 

Augen. Die beiden schwarzen und auffallend großen Augen- 
panre liegen weit auseinander; sie zeigen einen g^enseitigen Ab- 
stand von etwa 320 — 330 ^u, 

Mundteile. Das Maxillarorgan (Capitnlum) ist bei dem unter- 
suchten Exemplare stark zurückgezogen und wird deshalb zur 
Hälfte von dem vorderen Epimeralschilde überdeckt. Es besitzt 
etwa mittlere Größe, fieine Gestalt weist keine aufEalligen Ab- 
weichungen vom typischen Bau auf. Der mediane Einschnitt am 
Vorderrande der Ventralfläche (Maxillarplatte) reicht nicht ganz bis 
zur Mitte des Capltulums zurück. Die ihn überkleidende Membraji 
zeigt ein ähnliches Gefüge wie bei Arrh. maximus Piers^. 

Palpen. Das zweite Glied des MaxiUartast«rs ist am dicksten; 
auf seiner Innenseite bemerkt man vier kräftige Säbelborsten, von 
denen zwei etwa die Mitte des Vorderrandes einnehmen, während 
das andere Paar, weiter zurückstehend, schief hintereinander inseriert 
ist. Das dritte, merkbar schwächere Glied erreicht etwa die halbe 
Länge des vorhergehenden. Innen- wie Außenfläche trägt je eine 
dem distalen Vorderende der Streckseite stark genäherte Borste. 
Das vierte (ilied übertrifft das zweite an Länge, doch ist es dünner 
als das dritte. Da die distale Ecke der Beugeseite, die häufig als 
Antaijonist des beweglichen Krallengliedes bezeichnet wird, wenig 
vorspringt, verläuft es von hinten nach vom in fast gleicher Dicke. 
Der Vorderraod des vierten Gliedes bildet mit dem Ende der Beuge- 
seite eine schwach ausgezogene Ecke. Zwischen dieser und der 
Einlenkungsstelle des Endkrallengliedes zählt man drei feine, an- 
scheinend ungebrochene Tastbörstchen, über deren Gestalt Genaueres 
nicht gesagt werden kann. Die Säbelborste am Grunde des Anta- 
gonisten ist schwach gebogen und ragt zur Hälfte Ober die Beuge- 
seite des Gliedes hinaus. Das krallenförmige Endghed erreicht 
annähernd die Länge des 3. Gliedes; seine Ausstattung ist die ge- 
wöhnliche (Taf. 1, Fig. 11). 

Hüftplatten. Das Epimeralgebiet steht etwas hinter dem 
Vorderrande des Rumpfes zurück; es nimmt reichlich zwei Drittel 
der Bauchfläche des Rumpfes ein. Zwischen den einzelnen Epime- 
rengruppen liegen ziemlich breite Zwischenräume, auch von dem . 
Genitalhofe sind die Htiftplattcn merkbar abgerückt. Die beiden 
vorderen Terschmolzenen Hüftplatten paare endigen nach vom zu in 
keilförmig ausgezogene, stumpfe Ecken. Das vierte Plattenpaar, 
kaum anderthmb mal so breit wie das dritte, bildet am Hinterrande 
je eine stumpfe, wenig hervortretende Ecke. Seine laterale Aus- 
dehnung ist mehr als doppelt so groß wie seine Länge (Taf. 1, Fig. 8), 

Beine. Die Gliedmaßen sind von gewöhnlicher Länge; auch 
die Borstenausstattung Jieigt nichts Auflalliges. Wie bei den meisten 
Arrhenurus- Arten ist die Doppelkralle des vierten Fußes merkbar 



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der HydrachDiden-Fanna des SiBmarck-Arcbipela. 9 

kleiner als äiejenigen der übrigen Beinpaare. Dem nur wenig ver- 
längerten vierten Gliede des HinterfuQes sitzt am distalen Ende der 
Beugeseite ein kuizer Fortsatz auf, der an seiner abgestumpften 
Spitee eine geringe Anzahl feiner Langborsten trägt Die einzelnen 
Glieder des letzten Knßes verhalten sich hinsichtlich ihrer g^en- 
seitigen Länge wie: 10 : 14 : 15 : 18 : 14 : 15. (Taf. I, Fig. 13). 

Genitalhof. Das am Hinterrande der Bauchfläche des 
Rumpfes gelegene Geschlechtsfetd besitzt eine ca. 8*2 — 86 ft lange 
GenitalöfFnuDg mit schmalen Lefzen, die wiederum von den mit- 
einander verwachsenen Napfplatten völlig umschlossen werden. 
Letztere springen zu diesem Zwecke in der Medianlinie stark bogen- 
fSrmig vor und erlangen eine Breite von über 160 p, während sie 
sich nach außen hin schon in geringem Abstände von der Geschlechts- 
spalte stark venichmälem. Mit ihren Enden reichen sie weit an 
den Seitenflächen des Rumpfes empor. Ein völliges Umfassen des- 
selben konnte jedoch nicht festgestellt werden (Taf. I, Fig. 8). 

After. JWe sog. AnalÖffming befindet sich auf der Ventral- 
seite des Anhangs hinter einer mittleren Empor Wölbung. 

Fandort. Insel Neu-Pomraern. Tümpel auf dem Kombin. 
(Mutter). 6. März 1897. 



3. Arrhennrns latipetiolatns. Piersig. 

Sjn. 1898. Arronurus latipetiolatos, Piersig in: Zool. Anz., v. XXI., 
No. 572, pag- 57;5. 1901. Arrhonurus latipetiolatus, Piersig 
in: Das Tierreich, 13. Lief (Hydrachnidae und Halacaridae) 
pag. 101. 

Die nachstehende Beschreibung gilt dem Männchen, das mir 
nur in einem einzigen, aber völlig ausgewachsenen Exemplare vor- 
liegt. Die Art gehört zur Gruppe der Petiolurus, in der sie in die 
Nähe von A. abbreviator Berl. zu stellen ist. 

Groß e. Die ICörperlän^o beträgt einschließlich des Anhangs 
1,12 mm, die größte Breite — hinter der Einlcnkungsstelle des 
vierten Beinpaares — 960 n und die Höhe — Über der vierten 
flüftplatte — 800 /*, 

Färbung. Die Körperfarbe ist wahrscheinlich ähnlich wie 
bei Arr. globator (Müll.) oder Arr. bmzelii Koen., doch läßt sich 
dieselbe nicht sicher feststellen, da das hier vorliegende Exemplar 
in der Anfbewahrungsflüssißkeit (Alkohol) stark entfärbt wurde. 

Gestalt. Der Rumpf des von oben angesehenen Tieres 
erinnert in seinem Umriß an das gleiche Geschlecht von Arr. virens 
(Arr. crassipetiolatns Eoen.) Keuman. Hier wie dort verjüngt sich 
derselbe in seinem vordem Drittel ganz auffallend, sodaß der ein- 
gebuchtete Vorderrand nur eine Breite von etwa 240 fi aufweist. 
Die Seitenränder der hintern zwei Drittel des Rumpfes sind nur 
wenig ausgebogen ; sie gehen in flacher Rundung in den Hinterrand 



D,;,,l,zP.h,>^.Ü 



_>ogle 



10 Bichard Fieraig; Beiträge eut Kenntnis 

über. Die Bauchseite ist flach, die stark erhöhte Rückenseite 
schwach gewölbt. Letztere trägt am hinten) Abfall innerhalb des 
Kiickenbogens zwei sehr niedrige, abgerundete, ca. 400 /t vonein- 
ander abgerückte, je eine schief nach hinten gerichtete Haarborste 
aufweisende Erhebungen, die in der Seitenansicht des Körpers nur 
unbedeutend über die Höhenlinie des Rückens herausragen (Taf. I, 
Fig. 14). Der Rückenbogen ist vom Stirnrand des Körpers etwa 
288 ft abgerückt. Er bleibt nach hinten zu offen, da seine Hinter- 
enden auf die Seitenflächen des Anhanges übertreten, wo sie all- 
mählich verschwinden (Taf. I, Fig. 15). Die größte Breite des 
Dorsalschildes liegt kurz vor den Rückenhöckern und beträgt 
ca. 592 fi. Der kurze, gedrungene Körperanhang erinnert hin- 
sichtlich seiner Eckfortsätze am meisten an Arr. crenatus Koen. 
Auf seiner Oberseite sitzen zwei kleine, abgerundete Höcker, zwischen 
denen in der Mittellinie des Körpers ein ebenEsiUs rundlicher, 
niedriger Vorspmng zu liegen scheint. Unterhalb der obengenannten 
Anhangshöcker bemerkt man ein schmales, fast verkümmertes, nur 
zum Teil hyalines Häutchen, das wie bei Arrh. abbreviator Berl. 
nach hinten sich verschmälert, wobei der verkürzte, schwach ab- 
gerundet« Hinterrand durch deutliche Seitenecken von den kon- 
vergierenden Seitenrändem abgesetzt ist. Der etwa 208 /t lange und 
160 fi breite, ganz eigenartig gebaute Petiolus läßt sich am besten 
von der Bauchseite des Tieres beobachten, da seine Einlenkungs- 
stelle mehr ventralwärts gelegen ist. An der Wurzel stielartig 
schmal, gewinnt er plötzlich durch zwei laterale, hautartig durch- 
scheinende Säume eme ungewöhnliche Breite, aodaß seine Gestalt 
unnillkürlich an einen Spatel erinnert, dessen gebogene Seiten- 
ränder ohne eigentliche Eckenbildiing in den Hinterrand übergehen. 
Das freie Ende des Petiolus schließt deshalb fast halbkreisförmig 
ab (Taf. I, Fig. 16 u. 17). In der Seitenlage setzt sich der 
Petiolus ans einer gemeinsamen 80 /t dicken Wurzel and zwei von 
ihr ausgehenden, dicht aufeinander gelagerten I^amellen zusammen, 
von denen die obere merklich kürzer und dünner erscheint als die 
untere. Nach dem fi'eien Ende zu tritt eine Verjüngunff des 
Petiolus ein. Seine Ober- und Unterseite lassen an der Uber- 

fangsstelle der Basis in die beiden Schichten eine schwache 
.nickung nach oben erkennen (Taf. I, Fig. 14). Die sogenannten 
Krummborsten ragen nicht Über das Hinterende des Petiolus hinaus, 
auch sind sie nur mäJÜg gebogen. Wie bei den meisten Formen 
aus der Gruppe der PetioTurus trägt der innere Hinterrand des 
Anhanges jederseits zwei lange Borsten, von denen die eine einer 
ventralen Wölbung entspringt, wiUirend die andere mehr dorsal- 
wärts eingelenkt ist. Die Borsten der Eckfortsätze (Furkaläste) 
nehmen eine ähnliche Stellung ein wie bei Arrh. tetracyphus Piersig. 
Palpen. Die Mazillartaster sind ungemein gedrungen gebaut. 
Das Längenverhältnis der auf der Streckeeite gemessenen Glieder 
wird durch die Zahlen: 12 : 30 : 20 : 32 : 21 wiedereegeben. Auf der 
Innenseite des zweiten Gliedes treten zwei kräftige Säbelboraten 



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der HydraclmHeD-Fauiia des Bismarcli- Archipels. H 

auf, die in der Nähe des Vorderrandes eingelenkt sind, während 
eine dritte Borste dem distalen Endo der Beugeseite entspringt. 
Auch die an das Vorderende der Streekseite gerückte Boi-ste ist 
kräftig entwickelt. Das viert« Glied besitzt am \'order6ndo an- 
nähernd dieselbe Dicke wie das zweit« Glied. Seine Streckseite 
ist ähnlich wie bei Arrh. auritus Koen. und Arrh. frustrator Koen. 
am proximalen Ende stark umgebogen, sodaß eine Art Höckor 
entsteht. Am Vorderrande des genannten Gliedes sitzen zwei 
kräftige Tastbor«ten, deren Spitzen nach oben zu gebrochen 
erscheinen. Über die Größe und Gestalt der an der Basis des 
Antagonisten eingelenkten Säbolborste können keine näheren An- 
gaben gemacht werden, da dieselben anscheinend abgebrochen 
sind. Das Endglied läuft in eine scharfe Spitze aus. Über seine 
Ausrüstung ist nichts Besonderes zu bemerken (Taf. I, Fig. 18). 

Augen. Die beiden Augenpaare liegen dem vordem Seiten- 
rande näher als den sogenannten Stirnhöckern. Sie haben einen 
gegenseitigen Abstand von 288 ,1*. 

Hüftplatten. Die Epimeren erinnern durch die merkbar aus- 
gezogenen Eckfortsätze des ersten und zweiten Paares an die- 
jenigen von Arrh. compactus Piersig oder Arrh. sinuator (Müll.). 
Die letzte Platte ist doppelt so breit als di« dritte. Ihr Innenrand 
bildet mit dorn Hinterrande eine deutliche Ecke. Auch der letztere 
trifft unter stumpfem Winkel mit dem hinteren Außenrand zusammen. 

Füße. Der letzte Fuü besitzt am distalen Ende der Beuge- 
seite des vierten Gliedes einen geraden, etwa 64 /j langen Fortsatz 
oder Sporn, dessen abgestumpftes Ende fünf bis sechs schwimm- 
haarähnlicho Borsten trägt. Das Längenverhältnis des 1. bis 
6. Gliedes wird durch folgende Zahlen ausgedrückt: 9:14:17:19: 
12 : 13. Die Borstenausstattung sämtlicher Glieder ist reich zu 
nennen (Taf. I, Fig. 19). 

Geschlechtshof. Das Geschlechtsfeld ist von dem Hinter- 
ende des Epimeralgebietes nur durch einen verhältnismäßig schmalen 
Zwischenraum geschieden. Die ziemlich große GenitalÖffnung 
(88 |u) wird von schmalon, sichelförmigen Lefzen seitlich begrenzt. 
Die Napfplatten sind quergestellt und reichen bis an die Seiten- 
flächen des Rumpfes. In ihrem Verlaufe nach außen nehmen sie 
nur wenig an Breite ab. In der Bauchansicht des Tieres erscheint 
der Hmterrand einer jeden Genitalplatte in zwei fast gleichlange, 
flache Bogenstücke zerlegt, während der Vorderrand ein kürzeres 
Innen stück und ein längeres, schwach wellenförmig gebogenes 
Außenstück erkennen läßt (Taf. I, Fig. 16). 

After. Der sog. After (eigentlich die Aus mündungssteile des 
Malpigfaischen Geiaßes) befindet sich auf der Unterseite des Körper- 
anhanges kurz vor der Inscrtionsstelle des Petiolus (Taf. I, I<^g. 16). 

Fundort. Neu-Pommem. Tümpel auf dem Eombin (Mutter); 
d. 6. März 1897. 



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Kichard Piereig: Beitiüge zur KenatDia 



4, ArrhenumB altlpetiolatns. Piersig. 

Syn. 1898. Ai-renurua «., Piersig in: Zool. Anz, Bd. XXI, 
No. 572, pag. 572./1901. Ai-rlicnuitis a Piersig in: Das 
Tierreich, Lief. 13 (Hydrachnidae und HaJacaridae) pag. 93. 

Auch von dieser Spezies liegt nur ein einziges gut erhaltenes 
männliches Individuum vor. Da der Hautpanzer noch ziemlich 
großporig ist, so steht zu vermuten, daß die Ausstülpungen und 
Anhänge des völlig ausgewachsenen Tierchens möglicherweise 
kleine Abweichungen von den hier zeichnerisch dargestellten Formen 
aufweisen. 

Größe. Der Körper mißt in der Länge einschließlich des An- 
hanges, doch ohne Patiolus, 1,3 mm, in der Breite — in der 
Gegend der sog. AnalöfTnung — 850 fi, in der Höbe 760 /i. 

Färbung. Das durch die Konservierungsflüssigkeit gebleichte 
Männcheu scheint im lebenden Zustande eine ähnliche FärbuiTg 
besessen zu haben wie Arrh. globator (Müll.) oder Arrh. 
maculator (Müll.). 

Gestalt. Die vorliegende Spezies gehört der Gruppe der 
PetioluniB an. Bei Bauchlage ähnelt der KörperumriQ unserem 
europäischen Arrh. crassicaadatus P. Kram, c?, doch ist der Rumpf 
nach vorn zu stärker verjüngt, die Augengegenden treten mehr 
hervor und die mittlere Einbuchtung des Stirnrandes gewinnt in- 
folgedessen an Tiefe. Da die Körperbreite bis fast zum Hinterende 
des Rumpfes stetig zunimmt, treten die sogenannten Hinterrands- 
ecken in voller Rundung deutlich hervor. Die Bauchseite ist flach, 
der stark erhöhte Rücken steigt zunächst von vom nach hinten 
allmählich an, um schließlich im letzten Viertel in gleicher Weise 
nach dem Anhange hin abzufallen. An dieser Stelle erheben sich 
zwei nebeneinander gestellte, mächtige, homfürmige Höcker, deren 
etwa 510 /' auseinander spreizende Spitzen schwach nach hinten 
umgobogen sind, sodaß der Abfall der Hörncr nach der Anhangs- 
mulde sich annähernd senkrecht erweist (Taf. II, Fig. 31). Wie 
man bei der Stimlage des Tieres feststellen kann, trägt jeder 
Rückenhöcker auf der Innenseite fast unmittelbar unter der Spitze 
eine mcdianwärts gerichtet«, mittellange Haarborste (Taf. I, Fig. 22). 
Der kurze und gedrungene Körperanhang ist merkbar schmäler als 
das Hinterende des Rumpfes und infolgedessen von demselben 
deutlich abgesetzt. Seine Breite beträgt an der mäßig ein- 
geschnürten Wurzel etwa 648 ft, während die ziemlich kurzen, an 
die gleichen Gebilde von Arrh. crassicaudatuts P. Kram. cT er- 
innernden Eckfortsätze (Furkaläste) an den abgerundeten Enden 
einen gegenseitigen Abstand von ca. 600 n besitzen. Der von den 
Eckfortsätzen begrenzte Hinterrand des Körperanhangs verläuft fast 
geradlinig. An der Grenze nach der sehr kurzen, dorsalen Anliaags- 
mnlde hin erheben sich zwei kleine, rundliche, etwa 80 n voneinander 



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der fl;drachniden-FaiiDa dee Bismarck-Arctiipels. ]3 

abgerückte Höckerchen, von denen jedes ein schief nach hinten 
und aoßen gerichtetes Haar trägt. Unterhalb dieser schwer wahr- 
nehmbaren Erhebungen springt eine quer verlaufen de Hautfalte vor, 
die nach ihrer Form und Lage als ein hyalines Häntchen aufgefaßt 
werden kann. Die Seitenränder desselben konvergieren stark nach 
hinten und gehen unter der Bildung von abgerundeten Vorsprängen 
(Taf. I, Fig. Ü3) in den ausgebuchteten Hinterrand über. Der 
Petiolus ist nur in der Bauch- und Seitenansicht gut wahrnehmbar, 
weil derselbe auf der Unterseite des Anbanges ca. 90 ^ vom 
Hinterrande des Genitalbofes entfernt, unmittelbar hinter dem sog. 
After entspringt. Seine Gestalt ist ziemlich kompliziert. Von unten 
gesehen, scheint derselbe aus einem nur an der Wurzel etwas ver- 
breiterten, sonst ziemlich gleich bleibenden Mittelstlick zu bestehen, 
dessen abfallende Seiten w an dun gen sich lateral in je einen haut- 
artigen, feinhöckrigen oder porösen Saum fortsetzen, der nach dem 
freien, ausgekerbten und deshalb in zwei Spitzen auslaufenden 
distalen Ende bin allmählich verschwindet Das ventrale Mittel- 
stfick wird nach hinten zu von zwei zahnartigen, mehr dorsalwärts 
gelegenen Fortsätzen überr^;t. In der Tieft der medianen End- 
kerbe bemerkt man ebenfalls einen kleinen Zapfen, während der 
Abstand zwischen dem distalen Endo des lateralen Hauptsanmes 
und der scheinbaren Basis der Endzähne durch je ein, in einen 
Seitonzahn auslaufendes, fein gerilltes, fast dreieckiges Gebilde aus- 
gefüllt wird, das der Oberseite des Petiolus noch mehr genähert 
ist als die zangenartigen Voraprünge (Taf. I, Fig. 24). Von oben 
gesehen, erweist sich das MittelstUck des Petiolus als eine Kinne, 
m deren Tiefe gegen das freie Ende hin das oben erwähnte mediane 
Zäpfchen entspringt (Taf. 1, Fig. 25). In der Seitenlage überrascht 
der Petiolus durch seine ungewöhnliche Höhe, die die größte Breite 
(112 (i) ansehnlich übertrifit, während sie der Länge annähernd 
gleichkommt. Der Gestalt nach erscheint er als eine an der Wurzel 
188 ju hohe, etwa 180^ weit schief nach hinten und unten ragende, 
halbkreisförmige Scheibe, auf deren oberem Rande ein äußeres, 
liöheres und ein inneres, kleineres, weiter nach hinten gerücktes 
Paar zahnartiger Fortsätze aufsitzt. Ein Vergleich mit der Abbildtmg 
des von oben oder unten gesehenen Petiolus macht sofort klar, daß 
diese konischen Vorsprünge identisch sind mit den scheinbar seitlich 
an das Ende des Mittelstücks angelagerten, in eine laterale Spitze 
auslaufenden, dreieckigen Platten und den nach hinten weisenden, 
gleichsam eine halb offene Zange darstellenden beiden Endzapfen. 
In halber Höiie durchzieht die Seitenwandungen des Petiolus eine 
chitinöae Schwiele, die wohl nichts anderes darstellt als der optische 
Ausdruck der Ansatzsteile des hyalinen Hautsaumes (Taf. I, Fig. 26). 
Die den Petiolus seitlich begrenzenden krummen Haai^ebilde scheinen 
zu fehlen. Dafür bemerkt man fast an gleicher Stelle je ein 
winziges schief nach innen und hinten gerichtetes Börstchen. Eine 
zweite, weit kräftigere und längere Borste nimmt ungefähr die Stalle 
ein, wo der Hinterrand des Anhangs zur Innenseite des Eck- 



ib.Coogle 



14 Richard Piersig: Beitrige snr Kenntiiis 

forteatzes nrnzabi^en beginnt Der Forkalast selbst trägt an- 
scheiDend nur eine, der Außenseite der Spitze stark geoäberte 
Borste; doch ist nicht aosgeschlosseo, daß das bei den Petiolams- 
ÄJten gewöhnlich auftretende zweite Haargebilde während der Aof- 
be Wahrung verloren ging- 

Haut Der Hautpanzer zeigt ziemlich große Poren. DieRucken- 
bogenfarche ist vom Stimrande des Körpers stax^ abgerückt. Sie 
amschließt mit ihren Hinterenden die anf der hinteren Hälfte des 
Oorsalschildes sich erhebenden, gewaltigen Rückeohömer. 

Ängen. Die beiden, im Durchmesser etwa SO ft großen, 
scbwarzpigmentierten AogenpaDre liegen siemlich weit vonein- 
ander entfernt. Sie sind sowohl Tom Stimrande als anch von den 
vordem Heitenrändem merkbar abgerückt. Die antennifonnen Haare 
(Stimborstenj erreichen nur mittlere Länge gnd Stärke. Das eine 
Paar entspringt oberhalb der Doppelangen, das andere etwa in 
gleicher Höhe mit der unteren Angenwand. 

Palpen. An den Maxillartastem fallt die ungemein kräftige 
Entwickelang des vorletzten Gliedes auf, das das zweite sowohl 
an Länge als auch an Dicke ganz wesentlich ubertrifll. Der Gestalt 
nach erinnert es an das entsprechende Gebilde bei Arrh. latipetio- 
latus Piersig. Auch lüer zeigt das proximale Ende desselben eine 
kräftige Umbiegang der Streckseite, sodaß dieselbe in der Seiten- 
ansicht buckelartig emporgewölbt erscheint Weiter nach vom 
trägt die Oberseite eine sattelartigo Einbiegung zur Schan, die viel 
deutlicher und tiefer ist, als bei der eben angezogenen Vergleichs- 
art Ähnliche Verhältnisse finden wir bei einer von Dr. Voeltzkow 
aaf Madagaskar erbeuteten Form, die Koenike unter dem Namen 
Arrh. frustrator beschrieben bat Die Tasthaare am Vorderrande 
des vierten Gliedes sind kräftig entwickelt Während das der Ecke 
des Antagonisten stark genäherte einfach nach oben umgebogen 
erscheint, ist das obere deutlich gekniet und an der Biegungsstelle 
erbeblich verdickt (Taf. I, Fig. 27 o. 28). Die Säbelborste an der 
Basis der distalen Beugeseitenecke (des Antagonisten) ragt nur 
wenig über den Rand des Gliedes hinaus. Sie ist einfach gebogen. 
Auf der Innenfläche des zweiten Palpengliedes, dessen Streckseite 
eine starke Umbiegnng und eine weiter nach vom gelegene seichte 
Einsattelung aufweist, fehlt die sonst regelmäßig auftretende mehr 
oder weniger reichliche Borstenausstattung. Ob dieselbe nur ver- 
loren gegangen ist, oder ob es sich um eine spezifische Eigen- 
tümlichkeit der vorliegenden Spezies handelt, konnte nicht festgestellt 
werden. Auf der Streckseite zählt man zwei, eine feine Fiedening 
aufweisende Uaargebilde, von denen das eine nahe der Umbiegungs- 
stelle, das andere am distalen Ende inseriert ist. Auch das vordere 
Ende der fast geraden Beugeseite trägt eine kräftige Säbelborste, 
die anscheinend nicht gefiedert ist. Das dritte Palpenglied besitzt 
anf der Innen- und Aoßenseite je eine mittt^Uange Fiederborste. 



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der Hydrachniden-Fnana des Bismarck- Archipels. 15 

Auf der zwischen der EinsatteliiDg der Streckseite and dem distalen 
Ende des Tierten Gliedes gelegenen äochen Emporwölbung erheben 
sich zwei feine Härchen. Das Erallenglied ist kräftig entwickelt 
und erreicht etwa die Länge des dritten Gliedes. Auf seiner Unter- 
seite entspringt eine starke Borste (Tafel I, Fig 27). 

HUftplatten. Das Epimeralgebiet bedeckt annähernd zwei 
Drittel der BaucMäche. Die beiden vordem Platten besitzen lang- 
aasgezogene Vorderecken. Was die hintern Epimereagruppen an- 
langt, so ähneln dieselben am meisten denjenigen von Arrh. macu- 
lator (Müll.) (? und Arrh. bruzelü Koen. Sie stimmen besonders 
mit diesen darin überein, daß der Hinterrand der vierten Epimere 
mit dem proximalen Seitenrand eine kräftig nach hinten vorspringende, 
fast rechtwinkelige Ecke bildet und daß der Innenrand der gleichen 
Platte mit dem Hinterrand fast spitzwinkelig zusammentrifft. Die 
Richtung der Naht zwischen der 3. und 4. HUftplatte verläuft fast 
rechtwiäelig zur ventralen Medianlinie des Rumpfes (Taf. II, Fig. 29). 

Füße. Das vierte Glied des Hinterfußes besitzt an dem distalen 
Ende der Beugeaeite einen ansehnlichen, etwa 112 ft langen Fortsatz 
oder Sporn, auf dessen Spitze vier bis fünf schwimmhaarähnliche 
Borsten entspringen. Die Beborstung der Beine ist ziemlich reich- 
lich. Im großen und ganzen lassen sich keine großen, erwähnens- 
werten Abweichungen im Vergleich zu den bei den europäischen 
Arten obwaltenden Verhältnissen feststellen. Das gilt auch von 
der Länge der Gliedmaßen (Taf. II, Fig. 30). 

Geschlechtshof. Der äußere Genitalhof gleicht am meisten 
demjenigen von Arrh. latipetiolatus Pieraig d*- Die ca. 80 ju lange, 
von schmalen Lefzen seitlich b^renzte (Tenitalöffnnng wird zwar 
von den Innenenden der Napfplatten umschlossen, doch ohne daß 
es zn einer Verbreiterung der letzteren kommt. In der Bauchansicht 
bemerkt man vielmehr, daß die schief »ach außen und hinten ge- 
richteten Genitalplatten info^ einer Gonvexität des Hinterrandes 
zunächst in ihrem lateralen Verlaufe sich sichtlich verbreitem, dann 
aber eine einseitige Einschnürung erfahren, um schließlich zungen- 
förmig nach jenem Winkel sich hinzuziehen, der von der Ansatz- 
stelle des Eörperanhanges und dem Hinterrande des Rumpfes ge- 
bildet wird. Das ganze Geschlecbtsfeld gleicht fast einer Frucht 
von Acer platanoides, deren Flügel am Außensaume etwas über 
der Mitte eine Einkerbung erfahren haben. Die Außenenden der 
Genitalplatten reichen nur bis zur Hälfte an den Seitenflächen des 
Rumpfes empor (Taf. 11, Fig. 29). 

After, Die sog. Analöffnung befindet sich auf dem Körper- 
anhange in der Mitte zwischen der Einlenkungsstelle des Petiolus 
und der Genitalöffnung (Taf. U, Fig. 29). 

Fundort Tümpel bei Matupi auf Neu-Pommem. 5. März 1897. 



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b. Arrhenams blcomotas Fieraig. 

Syn, 1898. Arrhmurus b., Pieraig in: Zool. Anz., Bd. XXI, No. 572 
pag. 570. 1901. Arrheniirus h., Piersig in: Daa Tierreich, 
13. Lief. (Hydrachnidae und Halacaridae), pag. 110. 

Zur Beschreibiiug dienen eine größere Anzahl Männchen und 
Weibchen, von denen freilich nur ein Teil vollkommen auagewacbsen 
und harthäutig ist. 

Männchen. 

Größe. Die Xörperlänge des Männchens ohne die Eckfortsätze 
mißt 800— 820 /t (einschließuch der Vorder- und Hinterrandahömer: 
1,2 — 1,25 mm), die größte Breite — etwa in der Mitte des Rumpfes — 
ebenfalls 800— 810 /i, die größte Höhe — zwischen den Rlicken- 
höckei-n — 720—740;*. 

t'ärbung. Die meisten Exemplare dieser Spezies sind durch 
die KonservieruQgsfifissigkeit stark ausgebleicht. An einzelnen mehr 
gehärteten, älteren Individuen konnte festgestellt werden, daß die 
natürliche Körperfarbe ähnlich wie bei Arrh. globator (Müll-) oder 
Arrh. maculator (Müll.) grünlichgelb bis bläulichgriin ist. Die 
GliedmaJJen besitzen gewöhnlich eine lichtere Färbung. 

Gestalt. Infolge der eigeoartigen Körpergestaft ist es sehr 
schwierig, eine genaue Dorsal- oder Ventralansicht des Tierchens 
zu erhalten. Die dargebotenen Zeichnungen weichen deshalb auch 
mehr oder weniger von der Senkrechten ab, doch bieten sie die 
Stellungen, in welchen man am Häufigsten das unter die Lupe oder das 
Mikroskop gelegte Unterauchungsobjekt beobachten kann. In Fig. 3C 
auf Tafel II erblicken wir das Tierchen schief von oben und hinten. 
Die gewaltigen Rückenhömer sind etwas nach vom geneigt und 
erscheinen fälschlicherweise als Fxkfortsätze des Vorderrandes. Der 
eigentliche Stimrand hegt tiefer und erscheint in der Abbildung 
als schmaler Htroifen, der jederseits der Mittellinie des Körpers 
zwei niedrige, abgerundete Höcker besitzt, von denen der innere 
in verschiedener Höhe die langen, aber dünnen antenniformen Borsten 
trägt, während der äußere der sichtbare Teil des Augenhügels ist. 
Die Doppelaugen selbst werden von den überhängenden Rücken- 
höckern vollständig verdeckt. Letztere erscheinen als kurze, nach 
dem breit abgestutzten freien Ende bin wenig verjüngte Vorsprünge, 
denen an der vorderen Ecke ein kurzer, undeutlich wahrnehmbarer, 
konischer Zapfen aufsitzt. An der Innenseite dieser Erhebung ent- 
springt ein nach außen gekrümmtes Haar. Der Seitenrand des 
Körpers wölbt sich in der Mitte bogenförmig vor. Dieser Umstand, 
vorliunden mit der schiefen Richtung der Homer des Vorderrückens 
bez. der Eckfortsätze des Hiuterrundes, erweckt bei dem Beschauer 
den Eindruck, als ob außerdem noch eine vordere und hintere 
Einschnürung des Rumptes vorhanden wären. Der Heitenrand des 



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der HjdrachnideD- Fauna des BiBmarck-ArchipelB. 17 

Körpers zeigt demgemäß einen wellenförmigen Verlauf. Ein eigent- 
licher Anhang femt. Die sog. EckrortsStze sitzen vielmehr dem 
Hinterende des Rampfes aaf. Sie sind im Anblicke von oben nicht 
länger als die Fortsätze des VorderruckeDS. Am äußeren Ende 
ebenfalls abgestatzt, gewähren sie trotzdem ein anderes Bild als 
diese, da die äullere Ecke von einem keilförmigen, kräftigen Vor- 
sprang überdeckt wird. Der innere Rand des Eckfortsatzes zeigt 
infolgedessen eine winkelige Einkerbung. Der Aoßenrand des keil- 
förmigen Vorspranges trägt ein langes, feines Haar. An der Stelle, 
wo der Hinterrand des Rumpfes in den des Eckfortsatzes übergeht, 
bemerkt man jederseits einen winzigen, warzeoartigen Vorsprnng, 
auf und neben dem ebenfalls ie eine dünne, mittellange Borste ent- 
spriiigt. Auch der Hinterrand des Körpers, sowie die innere Basis 
der Eckforteätze und die Ausbauchungen der Seitenränder dienen 
als Insertionsstelle für einzelne, seh wimmbaarähn liehe Haargebilde. 
Der Rückenbogen ist ziemlich weit vom Stirnrande des Rumpfes 
abgerückt (160/t); seine Hinterenden greifen auf die AnQenäächea 
der Kckfortsätze über. Das 640 fi lange Rßckenschild nimmt nach 
hinten zu stetig an Breite zu. Diese betri^ in der Gegend, wo 
die Räckenbogenfurche verschwindet, etwa 750 — 800^. In der 
Seitenlage erscheint die Bauchfläcbe des Tierchens ziemlich flach, 
der Rücken ist ungewöhnlich stark erhöht. Etwa in der Mitte, 
doch außerhalb der Rückenbogenfurche, erheben sich auf ihm zwei 
430 — 440 ju hohe, fast senkrechte, am distalen Ende nach vom zu 
dachförmig abgeschrägte, je in eine schwach nach hinten geneigte 
Spitze auslaufende Höcker, die unterhalb der durch die Abschrägung 
nnd den steilen Vorderrand gebildete, stumpfe Ecke mit je einer 
nach oben ond hinten gekrümmten Borste bewehrt sind. Die Spitzen 
der beiden Rückenhörner spreizen an ihren distalen Enden etwa 
900 |U auseinander. Hinsichtlich der Hicke der dors^en Höcker 
scheinen Schwankungen nicht ausgeschlossen zu sein, wie man an 
der Hand der beig^ebenen Zeichnungen (Taf. U, Fig. 37 u. 38) er- 
sehen kann. Die Eckfortsätze des hinteren Körperendes erreichen 
aonähemd eine Länge von 430 — 440 jv. Sie sind am Grunde ca. 
400/* dick, nehmen nach hinten zu allmählich an Stärke ab und 
laufen in eine der Oberseite näher gelegene, ziemlich scharfe 
Spitze aus, deren nach unten gekehrter Teil flach ausgebuchtet ist 
und mit der gekürzten Unterfläche des Anhangs einen stumpfen 
Winkel bÜdet. 

Angen. Die beiden schwarz pigmentierten Doppelaugen lassen 
sidi von oben her nicht beobachten. Sowohl in der Bauchansicht als 
auch von vom sind sie deutlich sichtbar. Dir gegenseitiger Abstand 
beträgt ca. 288-295/1, Sie liegen auf ziemlich anBebnlichen Vor- 
sprüngen. Aach die vier paarig geordneten Mündungsböfe der 
in der medianen Einbuchtung gelegenen Hautdrüsen und die sie 
begleitenden Stimborsten sitzen auf kleinen Höckerchen. 

Palpen. Die Länge der Glieder des Maxillartasters in ihrer 
Reihenfolge vom ersten bis zum letzten verhält sich wie 10 : 25 : 

lieh. r. NitüTgueb. liSitif, IWH. Bd. I. n. 1. 2 



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18 Riebard Piersig: Beitr&ge inr EenDtiiii 

13:26:12. Am dickfiten ist das eweite Glied. Über seine Aas- 
Btattung mit Borsten können keine genaueren Angaben gemacbt 
werden. Wahrscheinlich ist dieselbe reichlicher, als man nach der 
beigegebenen Zeichnung (Taf. II, Fig. 39) annehmen dürfte. Das 
nur wenig längere vorletzt« Glied nehSlt von hinten nach vom 
annähernd die gleiche Stärke bei. Der Antagonist springt spitz- 
winkelig nach vorn. Er besitzt eine kräftige, Über den Beugeseiteo- 
rand des Gliedes weit hinausragende, fast gerade Säbelborste. Die 
am Vorderrande eingelenkten Taethaare sind wahrscheinlich einfach 
umgebogen. Am dritten Palpengliede bemerkt man drei gefiederte 
Säbdborsten, von denen je eine die Innen- und AuHenflädie sowie 
das distale Ende der Streckseite einnimmt. Das Krallenglied ent- 
spricht dem typischen Baue. Es ist ungemein kräftig entwickelt 
und tr^ auf seiner Unterseite eine schwach wellig gebogene Borste. 
Das Grundglied ist schwach. 

Hilftplatten. Das Epimeralgebiet, das wir in Fig. 40, Taf. IE 
in etwas verkürzter Form wiedergegeben finden, lässt keine er- 
wähnenswerten Abweichungen von normalen Verhältnissen ei^enoen. 
Die vierte Hüftplatte übertrifft alle anderen an Ausdehnung. Ihr 
Hinterrand bildet zwar mit dem Innenrande eine deutliche Ecke, 
lateralwärts aber geht er in breiter Rundung in den hinteren AuQen- 
rand über, ohne daß es zur Bildung eines nennenswerten Vorsprungs 
kommt Die vorderen Ecken der ersten nnd zweiten Epuneren 
sind nur mäßig ausgezogen. Zwischen den einzelnen Plattengruppen 
liegen schmale Zwischenräume. Aach der Abstand von dem Genital- 
hofe ist nicht allzu groß. 

Füße. Die Gliedmaßen unterscheiden sich nur in ganz gering- 
fügiger Weise von denen des Arrh, integrator (MüU.) u, s. w. — 
Am vierten Gliede des Hinterfußes fehlt, wie bei der Vergleichsart, 
ein Fortsatz oder Sporn. Dafür ist dasselbe sowie das dritte und 
fUnfte Glied reich mit Domborsten und Schwimmh&aren versehen. 
Das Endglied trägt zwei Reihen Haargebilde, die an den freien 
Enden schwach keulig angeschwollen sind; auf der Streckaeite 
findet sich eine größere Anzahl feiner Haare vor. Das dritte Bein 
kennzeichnet sich dadurch, daß es an dem distalen Beugeseitenende 
des vierten und fünften Gliedes je eine Borste aufweist, die in ein 
Kölbcheu ausläuft. Auch sonst noch zeigen einige andere Borsten 
Neigung, sich gegen die Spitze hin zu verdicken. Um das Unter- 
suchungsmaterial zu schonen, wurde nur ein einziges Exemplar der 
vorliegenden Art zerlegt. 0er Umstand aber, daß die eben er- 
wähnte Eigentümlichkeit in der Borstenausatattung des vor- und 
drittletzten Gliedes bei beiden dritten Füßen gleichmäßig auftritt, 
läßt die Vermutung aufkommen, daß es sich um eine regelmäßige 
Erscheinung handelt. Das Endglied ist dicht mit feinen, mittellangen 
Haaren besetzt (Taf. H, Fig. 41 u. 42). 

Qeschlechtshof. Die 96 ft lange, von schmalen Lefzen um- 

f ebene GenitalÖfiiiung wird von Genitalnapfplatten b^enzt, die, 
art am Hinterrand des Körpers hinlaufend, mit ihren Enden hoch 



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der Hydrachniden-Fanna des BiBmarck-Arcliipels. 19 

in deaaen Seitenflächen binanreichen. Im Anblicke von unten und 
vorn erscheinen sie sehr schmal; nur neben der GenltalöffiiuDg tritt 
eine mäOige Verbreitemng derselben auf. 

After. Die sogenannte Analöfhnng liegt ein StUck hinter 
dem Genitalbof. Sie ist echver wabrneombar, weil sie auf dem 
steilen Abhänge ansmUndet, der am Hinterende des Rumpfes die 
Dorsalflfiche mit der Ventralfläcbe verbindet 

Weibchen. 

Größe. Die Körperlänge beträgt bis 1,1 mm, die größte Breite 
— in der Mitte des Rumpfes, wenn man von der Spreisung der 
Rüf^enböcker und Eckfortsätze absiebt — 910—925 ft nnd die 
Höbe — zwischen den Rückeobömem — 915—930». 

Gestalt. Dae Weibchen ähnelt in der Form dem M&nnchen. 
Es ist mit denselben Anssttilpungen ausgestattet, sodaß man es 
leicht tibersehen kann. Am Stimrande des Körpers unterscheidet 
man ebenfalls vier wellige Yorsprünge, von denen das lateral ge- 
stellte Paar die Augen, das innere Paar die oberen und unteren 
antenniformen Borsten trSgt. Die RückenbÖcker erscheinen in der 
gewöhnlichen Dorsalansicht — schief von oben und hinten — eben- 
feUs als breitabgestutzte Vorderrands-Eckfortsätze, die je nach der 
Neigung des Rumpfes in ihrer Form kleine Abweichungen aufweisen 
(vergleiche hierzu Fig. 45 nnd Fig, 46 auf Tafel II). Im Gegensatze 
zn dem Verhalten des Männchens, nimmt das Weibchen viel nfinfiger 
eine Lage ein, daß man die Eckfortsätze am Hinterende dee Rumpfes 
ihrer Gestalt nach gut beobachten kann. Sie gleichen annähernd 
denen der verbreitetsten Pedolurus -Arten. Kleine Schwankungen 
in der L^e des Tierchens beeinflussen auch hier die Form des ■ 
UmTisses. Außer den oben beschriebenen SuQeren Eckfortsätzen 
tritt am Hinterrando des Rumpfes noch ein inneres Paar auf, das 
freilich merkbar kleiner ist und keilförmig schief nach hinten und 
wenig nach außen weist (Taf. U, Fig. 47). Neigt sich der Körper 
bei Dorsalansicht ein wenig nach vom über, so gewinnen diese 
inneren Hinterrandsvorsprünge einen Anblick, wie er in Fig. 46, 
Taf. II festgel^ wurde. Bei genauer horizontaler Lage des Unter- 
Buchungsobjektes kenuKeichnet sich die Gestalt des von unten ge- 
sehenen Körpers in der in Fig. 47, Tafel II vorgeführten Weise. 
Der Rumpf nimmt nach hinten zu merkbar au Breite zu. Die 
äuBereo Eckfortsätze des Hinterrandes spreizen mit ihren freien 
Spitzen etwa 1 mm, während der Körper hier eine Breite von beinahe 
1,2 mm gewinnt. Die Enden der innem Vorsprünge haben einen 
gegenseitigen Abstand von ca. 370 fi. Sie sind von der Spitze des 
benachbarten Fnrkalastes etwa 288^ weit entfernt. Auf jedem 
Vonpronge entspringt eine feine und lange Borste. Auch fiber der 
tiefen EinbucbtuDg zwischen innerem und äußerem Eckfortsatz und 
am innem Hinterrande des Rui^fes tritt je eine schwimmhaar- 
Shnliche Borste auf (Fig. 47, Taf. U). Der vom Vorder- und Hinter- 



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20 Bichard Pieraig; Beitrftge aa Eenntnis 

rande des Körpers stark al^erQckte, allseitig gescblosaene Rücken- 
bogeo umschließt ein etwa 710 — 725 ju lajigea, fast kreisrundes 
Dorsalscliild , aof dem man jederseits drei HantdrUsenöffnongeQ 
nebst den zagehörigen Borsten beobachten kann. In der Seiten- 
ansicht stimmt das Weihchen der Gestalt nach ebenfalls im all- 
gemeinen mit dem Männchen Qberein. Die Abstatzong der beiden 
Rückenbömer scheint woDiger schräg za verlaufen als bei diesem. 
Die Hinterrands - Eckfortsätze besitzen jedoch anf der Oberseite 
keine vordere Emporwölbung, sondern verlanfen fast geradlinig; 
auch sind sie vom Rückea des Rumpfes nicht abgesetzt Auf der 
Unteneite der Eckfortsätze treten dieselben Ein- nnd Ausbiegungen 
auf wie beim Männchen. Kleinere Abweichungen in der Zeichnung 
erklären sich wohl aus der etwas schiefen, seitlichen Lage des 
UntersuchuDgsobjektes. Das Dorsalschild, sowie der ganze Mittel- 
rflcken liegt zwischen den erhöhten Seitenrändem merkbar ein- 
gesenkt CfsS. n, Fig. 48). 

Augen. Die zwei Augenpaare stimmen in Bezug auf Größe, 
Färbung, Bauart und gegenseitigen Abstand mit denen des Männ- 
chens überein. 

Palpen. Der weibliche Maxillartaster gleicht fast in allen 
Einzelheiten dem männlichen. Kleine Abweisungen im Borsten- 
besatz sind nicht von Belang. 

Hüftplatten. Bei genauer horizontaler Lage gewährt das 
Weibchen eine Banchansicht, wie sie in Figur ib, Taf. II wieder- 

fegeben ist. Die vordere Epimeralgmppe reicht ein wenig über 
en Stimrand des Körpers hinaus. Sie ist von den beiden hjntem 
Plattengroppen durch einen ziemlich breiten Abstand geschieden. 
Noch größer ist der mediane Zwischenraum zwischen den letzteren. 
Die ersten beiden Epimerenpaare haben nur mäßig verlängerte, keil- 
förmige Vorderrandsecken. Etwa doppelt so breit wie die dritte 
Hüftplatte, kennzeichnet sich die viert« durch den Besitz einer 
wenn auch nur schwach vorsprii^enden Hinterrandsecke. 

Beine. Die Füße sind von mittlerer Länge und ziemlich kräftig 
gebaut. Ihre Ausstattung und Bauart entspricht den fllr die Gattung 
geltenden typischen Verhältnissen. 

Qeschlechtshof. Das äußere Genitalorgan li^ nnmittelbar 
hinter den vierten Epimeren. Die abgeplatteten Lefzen bilden zu- 
sanunen eine länglichrunde, 176 /t lange und 160 /i breite Scheibe, 
deren AuQenrand von dem etwas verbreiterten Innenrande der seitlich 
gestellten Genitalnap^latten fast vollständig imifaßt wird. Letztere 
ziehen sich in fast gleicher Breite (175 ju) ziemlich hoch an den 
Seitenflächen des Rumpfes empor, wo sie abgerundet endigen. 
Während der Vorderrand einer jeden Genitalplatte hinter der 
stumpfen Ecke der vierten Hüftplatte eine kräAige Einbuchtung 
aufweist, die von je einer HautdrÜsenÖffbang nebst Borste 



Benommen wird, zeigt der Hinterrand einen schwach konvexen Verlauf, 
er nur im letzten Drittel durch eine nnbedentende Einkerbung 



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der Ejdntcluiüleii-Faiiiu des Biamarok-Archipels. 21 

nnterbrocheo wird (Taf. II, Fis. 47). Die zahlreichen Genitalnäpfe 
Bind winzig klein nnd zum TeU TerkUmmert. 

After. Die sogenannte Analöfihnng ist von der Oenitalspalte 
ca. 250—260 f» weit abgerückt. Sie ist infolgedessen der medianen 
Einbuchtung des Hinterrandes stark genähert Seitlich wird sie 
durch zwei Hantporen (MündungshÖfe der HantdrüBen) b^renzt, 
deren gegenseitiger Abstand etwa 285 — 290 (i beträgt (Taf. II, Fig. 47). 

Fandort. Nen-Pommem. Tümpel bei Matupi. 5. März 1897. 



6. Arrhennras lolunaiiiii Pieisig. 

Syn. 1898. AtThenurua Lokmanni, Piersig in: Zool. Aitz., Bd. XXI, 
No. 572, [>ag. 572. 1901. Arrhenunu lohmanni, Piersig in: 
Das Tierreich, 13. lief. (Eydrachnidae nnd Halacaridae), 
pag. 111. 

Die zu Ehren des Halacaridologen Dr. Lohmanni benannte Form 
steht dem Ärrh. bicomutua Piersig sehr nahe, doch unterscheidet 
üe sich schon von diesem durch ihre bedeutendere Größe, sowie 
durch die Form der hinteren Eckfortsätze. Der Untersuchang liegen 
nar zwei männliche Exemplare zv Gnmde, die jedoch allem An- 
scheine nach völlig ausgewachBene Tiere sind. 

Größe. Die Körperlänge beträgt in der Medianlinie 1,4 bis 
1,5 mm, die größte Breite — am Hinterende, wenn man die stark. 
seitwärtsE^reizenden Homer nnd Eckfortsätze nicht berGcksichtigt 
— 755 — 770/*, die Höhe — zwischen den Rückenhömem — 9^ 
bis 960 ju. 

Färbung. Aach bei dieser Art scheint die Eörperfaibe des 
lebenden Tieres eine ähnliche zu sein wie bei Arrhennrus bruzelü 
Koen. oder Arrh. toaculator (Mull.). Die Beine and Palpen haben 
einen lichteren AnSug als der Rumpf, an denen einzelne Stellen eine 
recht gesättigte, fast schwärzliche Färbung aufweisen. 

Gestalt Wie bei Arrh. bicomntus <^ Piersig ist es ungemein 
schwierig, das in toto zu betrachtende Tierchen in eine genaue 
RScken- oder Baachlage zu bringen. Durch die ungew^nlich 
großen Answficbae and Höcker wird der Körper, sobald er auf einer 
Unteri^e ruht, mehr oder weniger in eine scniefe Stellung gedrängt 
Um Torfibergehend eine eiakte Dorsal- oder Tentralansicht zu ge- 
winnen, muß man das Beobachtungsobiekt in einer dJcklichen 
FIflssigkeit (G^ceris etc.) frei scbwebend betrachten, wobei man 
durch kleine Schwankungen des als Objektträger dienenden Uhr- 
gläschens den Körper schließlich in die gewtinsoite Lage zu bringen 
imstande ist. In Fig. 49, Taf. II erblickt man das Tier schief von 
oben und hinten. Die massigen RUckenhöcker erscheinen dann als 
breit abgestutzte, kurze st^ef nach außen nnd vom gerichtete Ec^- 
fortsätze, zwischen denen ein breitbogig ausgeschnittener Stirnrand 
li^ An den fast rechtwinkeligen Ecken dieser scheinbaren Yorder- 



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22 Richard Fieraig: Beiträge zur KenntniB 

hömer bemerkt man bei schärferem Zusehea je eineo kleönen nach 
oben gerichteten konischen Vorsprung, während ein dritter, merkbar 
größerer, zahnartig über den annäJiernd geradlinigra Vorderrand 
hinausragt Seine schwach schnabelartig gebogene Spitze weist 
nach der Seite and trägt am Yorderrande eine feine Haarborste. 
Nach hinten zu verbreitert sich der Rumpf und läuft in zwei, an 
der Basis etwa 480 — 500 /i, breite, ungemein gedrungene, ebenfalls 
schief lateral und nach hinten gerichtete Eckfortsätze aus, deren 
freie, ca. 320— 328 [i breiten Enden fast rechtwinkelig abgestutzt 
sind und in der Mitte einen zahnartig vorspringenden Fortsatz er- 
kennen lassen. An den abgerundeten Außen- und Innenecken der 
hintern Eckfortsätze entspringt je eine seh wimmhaar ähnhche, lange 
Borste. Der Hinterraud des Käroers ist nur flach ausgebuchtet 
und trägt eine Anzahl kürzerer Haare; zwei etwas längere sitzen 
am Innenrande der Eckfortsätze. Wie bei Arrh. bicomutus Piersig 
d* treten die hinteren Enden des vom Vorderrande des Rumpfes 
stark abgerückten Rückenhogens auf die Seitenflächen der hintern 
KckfortsStze Ober. Das nicht abgrachlossene RUckenschild nimmt 
nach hinten zu ansehnlich an Breite zu. Auf der vorderen Hälfte 
steheifr seitlich je zwei Poren. Bemerkenswert ist noch ein rund- 
liches Gebilde auf der Oberfläche der hintern Eckfortsätze. In der 
Seitenlage gewährt der Körper einen eigenartigen Anblick. Der 
ungewöhnlich stark erhöhte ROcken sendet zwei mächtige, am freien 
Ende nach vom zu dachförmig abgeschrägte, je in eine schief nach 
hinten und oben zeigende Spitze auslaufende Hömer aas, die außer- 
halb des RUckenbogens stehen und mit ihrer Basis den größten 
Teil der Oberseite des Rumpfes einnehmen (Taf. II, Fig. ö<^. Im 
Anbhcke schief von oben erscheinen sie merkbar verkürzt. Sie sind 
identisch mit den in Fig. 47, Taf. 5 dargestellten Vorderrtinds -Vor- 
sprüngen. Die den Anhang bildenden Eckfortsätze sehen von der 
Seite sehr massig aus. Annähernd viereckig von Gestalt, sind sie 
auf der Oberseite etwa 600 — 620 /i, auf der Unterseite etwa 360 
bis 400 II lang. Der Hinterrand eines jeden Eckfortsatzes hat eine 
Höhe von ca. 400 /* und zerfällt in drei bogig ausgeschnittene, ver- 
schieden tiefe Abschnitte, die durch zwei nach hmten gerichtete 
Vorsprünge voneinander geschieden sind. Die obere distale Ecke 
des Eckfortsatzes ist keilförmig ansgezogen (Taf.II, Fig.50). Zwischeo 
den vorgewölbten AugenhUgeln liegt, wie bei der schon angezogenen 
Vergleichsart, ein kleines Rundhöcserpaar, auf dem in versdiieaeaer 
Höhe die antenniformen Borsten eingelenkt sind. Über die Be- 
borstuQg der übrigen Rumpfteile geben am schneUsten die bü- 
gefiigten Zeichnungen Aufschluß, doch erheben die letzteren durch- 
aus nicht den Anspruch auf Genauigkeit, da es nicht ausgeschlossen 
erscheint, daß einzelne Haargebilde früher schon abgebrochen oder 
ausgefallen und deshalb in ihnen nicht mit wiedergegeben sind. 
Bei einem Exemplar wurde an dem einen Rückenhome insofern 
eine Mißbildung beobachtet, als der hintere Abfall desselben einen 
ziemlich grollen Höcker trug, der von der oberen Spitze des Homs 



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der Hfdrachnidcn-FsQDa des Bismarck- Archipels. 23 

durch eine tiefe EinbnchtaDg abgetrennt wurde. Die Bauchseite 
des Rampfee ist flach. 

Palpeif. Die einzelnen Glieder des Maxillartasters verhalten 
sich, auf aer Streckseite gemesseo, zueinander wie 10: 29 : 14: 30: 12. 
Auf der Innenseite des am dicksten zweiten Gliedes zählt man vier 
mittellange Borsten, die unweit des Vorderrandes unregelmäßig 
nebeneinander eingelenkt sind. Die merkbar längere Schwertborste 
kurz TOr dem distalen Ende der Streckseite kennzeichnet sich durch 
eine deutliche, wenn such feine Fiederung. Ein ähnHches Haar- 
gebilde findet sich auch fast an gleicher Stelle am dritten Palpen- 
segmente. Letzteres trägt außerdem noch auf dem Rücken eine 
feine Haarborste. Aach am vordem Ende der Streckseite des 
vierten Gliedes treten zwei schwinunhaarShnliche Borsten auf Die 
Tasthaare am Yorderrande des Antagonisten scheinen ungebrochen 
nach vom zu verlaufen. Das Erallenglied läuft in zwei dicht an- 
einander gelagerte Spitzen aus (Taf. HI, Fig. 51). 

HUftplatten. Die zwei vordem Plattenpaare besitzen scharf 
angezogene Vorderecken Der Hinterrand der vierten Epimere 
bildet sowohl am hintern Ende des Innenrandes als auch an der 
Dbergangsstelle in den hinter der Einlenkungsstelle des vierten 
Fußes gelegenen Teil des Außenrandes eine deutliche Ecke. Die 
einzelnen Epimerengruppen sind durch mäßige Abstände von ein- 
ander geschieden (Taf. Ul, Fig. 52). 

Füße. Die Gliedmaßen gleichen im großen und ganzen denen 
von Arrh. bicornutus Piersig <?. Dem vierten Gliede des Hinter- 
fußes mangelt ein Fortsatz. 

Geschlechts hof Das äußere Sezualoigan li^ am Hinter- 
rande des Körpers. Die Genitalspalt« hat eine Länge von 112 /;t 
und wird vod schmalen, sichelförmigen Lefzen seituch eingefaßt. 
Sie liegt mitten in einer medianen Verbreiterung der miteinander 
verschmolzenen inneren Enden der etwa 765*/i langen Genitalnapf- 
platten, deren Form man sich am schnellsten an der beigegebenen 
Abbildnag (Taf. IH, Fig. 63) verdeutlicht. Wie die Seiteuansicht des 
Tieres lehrt, steigen djeselben ziemlich hoch an den Seitenflächen 
des Rumpfes empor. Der Hinterrand einer jeden Napfplatte ist 
mit einer Reihe feiner Härchen versehen. 

After. Die sc%. Analöffnung liegt ein Stück hinter dem Ge- 
schlechtshofe. Sie ist schwer wahrnerunbar, da es selten gelingt, 
den Körper in eine ftir die Beobachtung günsüge Lage zu bringen, 

Fnndort Bismarck -Archipel: Tümpel hei Matupi auf Neu- 
Pommem. 5. März 1897. 



7. Arrhennrus qn&dricaadatas n. sp. 

Von der vorliegenden Form enthält die Sammlung ein einziges 
Exemplar. Nach der SteUung der Rtlckenhömer und dem all- 
gemeinen Bau der Maxillartaster ist es nicht ausgeschlossen, daß 



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24 Bichard Piersig: Beitr&ge zar Kenntnis 

dasselbe ein Weibchen von Airh. altipetiolatus Piersig repräsentiert. 
Die Verschiedenheit der Fundstellen sowohl, als auch manche Ab- 
weichungen in der Ausrüstung der Palpen lassen vorläufig eine 
Identifizierung gewagt erscheinen. Es bleibt späteren Uoterauchungen 
vorbehalten, ans darüber Gewißheit zu versuiaffen. 

Größe. Die Eörperlänge beträgt etwa 1,44 mm, die Breite — 
quer über der Mitte des Geechlecbtsfeldes — annähernd ebensoviel und 
die Höhe — ohne Berücksichtigung der RücbenhÖmer — 1,09 nun. 

Färbung. Die Färbung des abgetöteten Tieres ist ein lichtes 
Gelblicbgrün ois Bläulichgrün. 

Gestalt. Das vordere Drittel des Rumpfes verjüngt sich nach 
vom zu so auffallend, da£ der tief ausgebuchtete, von gerundeten 
Seitenecken b^renzte Stimrand kaum eine Breite von 240 ju besitzt. 
Der Seitenrana kennzeichnet sich in der Augengegend durch eine 
flache Einbiegung. Nach hinten zu nimmt der Körper nur mäßig 
an Breite zu. Eine eigenartige Gestalt zeigt das Hinterende, da es 
scheinbar in zwei äuSere und zwei innere Eckfortsätze ausläuft 
(Taf. II, Fig. 32). Wie man sich in der Seitenl^e des Tieres über- 
zeugen kann, besteht das äußere Paar aus zwei, mit den Spitzen 
fast 1,2 mm auseinanderspreizenden, homform^ schief nach oben 
und hinten gerichteten Rtickenhöckern, die, anOerhalb des Rücken- 
bogens stehend, ungewöhnlich weit nach hinten gerückt sind und 
an ihren äußeren miden ie eine Borste tragen. Das innere Paar 
liegt merkbar tiefer und ist als das abdominale Ende dits Körpers 
anzufassen, der hier ausnahmsweise in eine Art Anbang ausläuJ^. 
Der zwischen den abgerundeten, wenig vorspringenden und etwa 
450 |U voneinander abstehenden Eckfortsätzen liegende Hinterrand 
weist nur eine geringe Einbuchtung auf Jeder Vorsprung trägt 
zwei verschieden lange Borsten. Der Rücken des Rumpfes steigt 
allmählich vom Stimrande bis kurz vor den Rückonhöctern empor, 
um von da an nach dem Hinterrande hin wesentlich schneller ab- 
zufallen. Die Rückenbogen furche umschlieHt ein 736 (i langes und 
760 ft breites, taat kreisrundes RUckenschild, das sich flach gewölbt 
über die Seitenränder des Rumpfes erhebt. Dem stark erhöhten 
Rücken steht eine ziemlich flache Baucbfläche gegenüber (Fig. 33, 
Taf. II). 

Augen. Die beiden schwarzpigmentierten, mittelgroßen Doppel- 
augen sind von oben gut wahrnehmbar. Ihr gegenseitiger Abstand 
beträgt ca. 385 /». Sie sind scheinbar von den antenniformen 
Stimborsten weiter abgerückt als von dem vordem Seitenrande des 
Körpers, 

Haut. Die meist rundlichen Porenmündungen des Hautpanzers 
haben eine mittlere Größe. Das Rückenschild steht von der medianen 
Einbuchtung des Stimrandes etwa 336 /* weit ab. Von den Mündungs- 
höfen der über den Körper verteilten Hautdrüsen treten auf dem 
Rücken besonders vier Paar deutlich hervor. Über ihre Stellung 
gibt Figur 32 auf Tafel 11 hinreichend Ao&chluß. 



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der Hydrachniden-Faima des BiBmarck- Archipels. 25 

Palpen. Beim Maxillartaster flUIt die sattelartige Ausrandang 
der Streckseite des Torletztec Gliedes auf (Taf. II, Figur 35). Die 
Säbelborste ist kräftig entwickelt und ragt merkbar über den Beuge- 
seitenraDd des Antagonisten MnaDB. Letzterer trägt zwei Tast- 
börstchen, von denen das untere mit seinem freien, Terschmälerten 
Ende noch schärfer gegen die Wnrzel des EraUengliedes gebrochen 
erscheint als das obere. Die Innenseite des zweiten Palpengliedes 
ist mit zwei Fiederboreten ausgestattet, die nebeneinander unweit 
des Yorderrandes stehen. Auen auf der Streckseite bemerkt man 
Bvei gleiche Haargebilde. Das distale Ende der Beugeseite sendet 
wie bei Arrh. altipetiolatns Piersig eine Degenborste aus, an der 
eine Piederung der Ränder nicht festgestellt werden konnte Das 
dritte Palpenglied zeichnet sich ebeomlls durch den Besitz von je 
einer Fiederborste auf der Innen- und Außenfläche ans. Eine Borste 
am distalen Ende der Streckseite fehlt, doch ist es nicht aus- 
geschlossen, daJl dieselbe nur verloren ging. Das Lfingenverhältnis 
der einzelnen Palpenglieder (auf der Streckseite gemessen) zuein- 
ander ist wie 12 : 24 : 21 : 33 : 12. 

Capitolnm. Das an der MondSfinnng zugespitzte Maxillar- 
01^^ hat am buccalen Teile ein ähnliches hyalines Anhängsel wie 
die nur als Nymphe beschriebene Arrb. vigorans Koen.'). Die 
bOschelßrmig anftretenden feinen Franaen sind leicht zn tibersehen 
(Taf. 3, Fig. 33). 

HQftplatten. Die Epimeren bieten wenig Anhalt zur Kenn- 
zeichnung der Art. Auch hier sind Vorderecken des ersten und 
zweiten Paares keilförmig ausgezogen. Die vierte Häftplatte hat 
die doppelte Breite der dritten; ihr Hinterrand springt fastgamicht 
winkelig vor. Der Abstand zwischen den einzelnen Plattengmppen 
ist wenig auffallend. Sämmtlicbe Epimeren sind fein- und dicht- 
porig. Ihre Um- und Abgrenzung tritt deutUch hervor (Fig. 34, 

Füße. Die Beine zeigen den typischen Bau. Auch ihre Borsten- 
ansBtattnng läßt keine nennenswerten Abweichungen erkennen. 

Geschlechthof. Die 256 |U lange GenitalSffnung wird von 
zwei seitlich beweglichen, platten Lefzen geschlossen, die zusammen 
eine länglichmnde, etwa 184u breite Scheibe bilden. Letztere 
wird von den ziemlich kurzen (jenitalnap^'latten nur tmvoUkommen 
nmfaßt Nach außen hin nehmen die Napffelder an Breite ab. Am 
Hinterrande derselben tritt eine schwache Einkerbung auf (Fig. 34, 
Taf. II). Ihre distalen Enden reichen nicht allzuhoch an der Seiten- 
fläche des Rumpfes empor (Taf. II, Fig. 33). 

After. Die sog. Analöflnung liegt in geringer Entfernung von 
dem Genitalbofe. 

Fundort. Neu-Pommern (Bismarck- Archipel) Tümpel bei 
Matupi. 

') F. Eoenike. Hydrochniden - Fauna von Madagaskar und No8ai-B6, in 
Abh. SenekeDb. natnrf. Oe8„ v. XXI p. 366 Taf. XXIX Fig. 188. — 1898. 



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Riebard Pieraig: Beiträge zar Kenntnis 



8. Arrhennrus mataplteiuis n. sp. 

Die Art liegt ebenfalls nur in eioem einzigen weiblichen Ezem- 

Slare vor. Gewisse Ähnlichkeiten im Bau der Maxillartaater eowie 
er Ruckenhöcker weisen auf Arrh. lohmanni Piersig hin. Möglicher- 
weise ist 68 das dieser Art zugehörigB Weibchen. 

Größe Die Länge des RnmpieB beträgt von der mittleren 
Stimrandeinbucfatung bie zar medianen Einkerbung des Hinterraudes 
1,6 mm, die Breite — etwa in der Mitte des Körpers — 1,42 mm 
und die Höhe - ohne BeriickHicbtigung der Rückenhörner — etwa 
950-980/«. 

Färbung, Die Körperfarbe ist grünlichgelb bis bläulichgrOn; 
die Gliedmaßen zeigen eine hellere Färbung. 

Gestalt. Auch bei dieser Art besitzt der Stimruid eine 
symmetrisch verlaufende, wellige Form. Sowohl die Augeng^nden 
als auch die Einlenkungsstellen der Stimborsten bilden rundliche 
VorsprüQge. In der Rtickenansicht scheint der Rumpf hinten in 
vier Eckfortsätze auszulaufen, von denen das innere Paar merkbar 
weiter nach hinten weist als das äußere. Seine keilförmigen Spitzen 
sperren etwa 480 fi weit auseinander. Während die AuQcöiseite 
emes jeden inneren Eckfortsatzes schwach gewölbt oder fast gerad- 
linig verläuft, zeigt der Innenrand eine deutliche Einbuchtung, die 
sich bis zu einem ca. 96 |U tiefen und am distalen Ende ca. 125» 
offenen medianen Ausschnitte hinzieht. Der Abstand der weiter nadi 
vom gerDckten äußeren Eckfortsätze, die, wie die Seitenansicht des 
Tieres lehrt, eigentlich schief nach hinten und oben gerichtet« Homer 
am hinteren Ende des Btlckens darstellen, übertrifft noch die Eörper- 
breite des Tieres (Fig. 55, Taf. III). Zwischen dem Stimrande und 
dem Vorderende bemerkt man im Anblicke von oben jederseita einen 
breiten, am Außenrande quer abgestutzten Wulst, der in der Seiten- 
ansicht des Rumpfes uns als ein mächtiger R{i<^enhöcker entg^en- 
tritt, dessen Gestalt im großen und ganzen an das gleiche (^Mlde 
von Arrh, lohmanni Piersig J erinnert (Fig. 55, Taf. ifi). Aus breiter 
Basis sich von dem erhöhten Vorderriicken erhebend, ist er am 
Außenende dachförmig nach vom abgeschrägt, sodaß sein Hinterrand 
mit dieser AbschrSgung eine nach oben zeigende keiliormige Spitze 
bildet. Mitten auf dem etwas wellig verlaufenden Abfalle ernebt 
sich eine schwach gebogene Borste. Auch die äußeren und inneren 
Eckfortsätze tragen je zwei seh wimmh aarähnliche Borsten. Dem 
allmählich nach hinten abfallenden Rflcken steht eine ziemlich 
flache Bauchseite gegenüber. Auf den Rücken gelegt, gewährt das 
Tierchen einen Anbuck, wie wir ihn in Fignr 55, Tafeiin wieder- 
gegeben finden. Von einer reinen Bauchansicht kann nicht die 
Rede sein, da die gewaltigen, massigen Homer auf dem Yorder- 
rUcken eine völlig horizontale Lage verhindern (Fig. 54, Taf, III). 

Hant. Der Hantpanzer ist großporig. Der geschlossene 
Rückenbogen b^;innt zwischen den Hömeru des Vorderrückens. 



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der Hydrechniden-Faiiiia dea BiBm&rck-Archipels. 27 

Er umschließt ein etwa 865 [t langes, fast kreisrnndeB, schwacli ge- 
völbtes Dorsalscbild, auf dem man drei Paar Poren erblickt (Fig. 54, 
Tatni). 

Palpen. Der Maxülartaeter gleicht in vielen Stücken dem- 
jenigen von Arrb. lobmanni Piersig <^. Wie bei diesem ist das 
zweite Glied am dicksten, doch tr£gt es auf der Innenseite nicht 
vier, sondern nur drei DegeoborBteD, die aollerdem viel schwächer 
entwickelt sind als bei der Vergleicbsform. Das dritte Glied ist 
nur halb so lang wie das zweite, während das nächstfolgende 
wied«r dieselbe Länge erreicht, aber merkbar an Stärke abgenommen 
hat Es behält bis zum Vorderende annähernd die gleiche Dicke 
bei. Die vordere Beugeseitenecke ist ziemlich scharf zugeschrSgt. 
Am Vorderr&nde sitzen zwei nur undeutlich wahrnehmbare Tast- 
böretcben, die anscheiiiend ungebrochen nach vom weisen. Die 
Säbelborste am Grunde des Antagonisten besitzt nur mäßige Länge. 
Über die Beborstung der einzelnen Palpenglieder gibt Figur 56 auf 
Tafel III Aufschluß. Möglicherweise sind einzelne Haare ausgefallea. 

Euftplatten. Das feinporöse Plattengebiet, von dem Figur 57 
auf Tafel III eia etwas verkürztes Bild gewährt, weist den mr die 
Gattung typischen Bau auf. Die beiden vorderen Epimerenpaare 
haben keilförmig ausgezogene Vorderecken. Die vierte HUftplatte 
entbehrt einer deutlichen Hinterrandsecke; sie ist seitlich stark aue- 
gezogen. 

Füße. Die mittelstarken Beine sind ziemlich reich mit Borsten 
nnd Schwimmhaaren ausgerüstet 

Geschlechtshof. Die beiden abgeplatteten Lefzen bilden zn- 
sanunen eine 144^ lange und 176 fi breite Scheibe, die von den 
Ausläufern der Genitalnapfplatten vollständig umschlossen wird. 
Jede Genitalplatte besitzt euen konkaven Vorder- und einen kon- 
vexen Binterrand. Ihr distales Ende steigt ziemhch hoch an der 
Seitenfläche des Rumpfes empor (Fig. 55 und Fig. 57, Taf. III). 

After. Die sog. Analöffnung befindet sich ein StQck hinter 
dem Geschlechlsfelde; sie ist schwer wahrnehmbar. 

Fnndort Bismarck-Archipel(Neu-PommerD)Matupi(Uatupit); 
d. 5. Mär? 1897. 

9. Arrhenurus quadrieoniiitas n. sp. 
Zar Beschreibung dient ein einziges, wohlausgebildetes Weib- 
chen, das durch seine zahlreichen Ausstülpungen eine Sonderstellung 



Größe. Die Eörperlänge des Weibchens beträgt 1,36 mm, die 
größte Breite — quer über dem Geoitalhofe — 1,31 mm und die 
größte Höhe — ohne die Rückenhömer — 1,09 nun. 

Färbung. Die Körperfarbe des lebenden Tieres scheint selblich- 
grün bis bläulichgrün zu sein. Das konservierte Exemplar läßt 
diesen Schluß zu, weil es im Alkohol eine ähnliche Färbung fest- 
gehalten hat wie Arrh. maculator (Müll.) und Arrh. compactos Fiersig. 



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28 Kicliard Piersig: Beitrilge mr Kenntnis 

Gestalt. Der Stirarand trSgt zwischen den zwei, 160/* von- 
einander abgerückten, auf geninaeten VorsprüDgen stehenden aa- 
tennifonuen Borstenpaaren eine mäßig tiefe Einbuchtung. Wie bei 
Arrh. lohmanni Piersig und Ärrh. bicomutus Piersig sitzen die 
beiden mäßig voneinander abgerückten Doppelaugen auf besonderen 
EmporwölbuDgen, eine Erscheinnng, die sich am deutlichsten bei 
Seitenansicht des Tieres offenbart. Vor dem Rückenbj^en, der 
etwa 370 |U weit vom Yorderende des Rumpfes abgerückt ist, erhebt 
eich ein mit den freien Spitzen ca. 865 p sich spreizendes, hom- 
iormiges Höckerpaar, das nns von oben gesehen, wie ein breiter, 
quer über dem Vorderriicken sich hinziehender Wulst erscheint 
Das von der Rückenbogenforche allseitig umschlossene Dorsalschild 
besitzt ebenfalls ein mächtiges, schief nach oben und hinten weisendes 
Hömerpaar, dessen freie, je eine scb wi mmh aar&hn liehe Borste 
tragenae Spitzen etwa 510 fi voneinander entfernt sind. Die Basis 
dieser fast 500 n hohen Schildhöcker nimmt, wie man sich bei seit- 
licher Betrachtung des Tieres leicht überzeugen kann, die gesamte 
Oberfläche des Rückenpanzers ein. Während von vom her die 
Wandungen derselben ^Imählich ansteigen, stürzen sie an der Rück- 
seite steil in die Tiefe und bilden sogar eine flache Aushöhlung, 
sodafi die Spitzen der Hörner merkbar nach hinten überhängen. 
In der Rückenansicht treten uns die Höcker des Rftckenschildes 
als breit zungenförmig nach hinten gerichtete Zapfen en^egen, die 
mit ihren freien Enden zum Teil den fast geradlinigen Hinterrand 
der Rücken bogenfurche überdecken. Das hintere Körperende kenn- 
zeichnet sich durch den Besitz von drei Paar VorsprUngen, von 
denen zwei mehr dorsalwärts gelagert sind, während das dritte 
Paar das ventrale Hinterleibsende einnimmt. Bei Bauch- oder 
Rückenlage des Tieres erweisen sich die zwei am weitesten lateral 
gerückten Fortsätze als die bedeutendsten (Fig. 59 und Fig. 51, 
Taf. in). Sie gleichen nach Stellung und Form den äußeren Eck- 
fortsätzen von Ärrh. matupitensis Piersig; auch sind sie wie diese 
mit je einer langen, schwimmhaarartigen Borste ausgerüstet. Die 
weiter nach hinten gerückten, einander stärker genäherten inneren 
Vorsprünge stehen paarig Übereinander und begrenzen seitlich den 
eigentlichen Hinterrand des Körpers. Das obere Paar erweckt in 
der Dorsal- und Ventralansicht fast den Eindruck eines kurzen, 
verkümmerten Rumpfanhanges, dessen Eckfortsätze die mediane 
Einbuchtung mit ihren stumpfen, ca. 500 ju voneinander abgerückten 
Spitzen nur wenig überragen. Die beiden der Baachseite genäherten 
Vorsprünge ragen noch weniger vor als die oben erwähnten oberen. 
Sie sind abgestutzt und erscheinen in der Bauchansicht durch eine 
mittlere Einbuchtung fast doppelkuppig. Auch von der Seit« ge- 
sehen bieten sie einen öach ausgeschnittenen Hinterrand dar. Jeder 
dieser Fortsätze sendet eine lange, schwimmhaarähnliche Borste aus. 
Dem stark erhöhten Rücken hegt eine fast flache Bauchfläche gegen- 
über (Fig. 60, Taf. IH). 



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der Hydrachniden-Faima des BiBmarck-Archipels. 29 

Angen. Die beiden großes, schwarzpigmentierteii Doppelaugec 
besitzen einen gegenseitigen Abstand von etwa 470^. Sie sind 
am besten von der Seite wahrzunehmen (Fig. 60, Taf. III). 

Palpen. Von den Palpengliedem ist das zweite am dicksten 
und das vierte am längsten. Auf der Innenfläche des zweiten 
Tastersegmentes bemerkt man drei bis vier Säbelborsten, von denen 
die der Beugeseite näher stehenden hart an den Vorderraud des 
Gliedes herangerückt sihd. Das dritte Glied ist nur halb so lang 
wie das vorletzte. Dieses behält bis zum freien Ende fast die 

fleiche Dit^e bei. Die distale Beugeseitenecke zeigt keine Ver- 
reiterung. Am Vorderrande treten anscheinend drei feine Tast- 
börstehen auf, an denen eine Knickung nicht festgestellt werden 
konnte. Die Säbelborste besitzt mittlere Länge und ist nur wenig 
gekrümmt. Das krallenförmige Endglied läuft in zwei ungleich 
starke Spitzen aus. Über die Beboretung der einzelnen MaxUlar- 
tasteiglieder gibt die beigegebene Zeichnung genügend Auskunft. 
Ginzeme Borstan, z. B. die ^nenborste des dritten S^mentes scheinen 
zu fehlen, doch ist nicht aaBgeschlossen, daß sie nur verloren ge- 
gangen sind (Fig. 62, Taf. III). 

EQftplatten. Das Epimeralgebiet bedeckt kaum die vordere 
Hälfte der Bauchseite. Alle drei Gruppen sind durch ziemlich 
breite Abstände voneinander geschieden. Die Vorderecken der 
beiden ersten Platteupaare springen wenig vor. Wie Arrh. matu- 
pitensis Piersig entbenrt die lateral stark ausgezogene vierte Epimere 
einer deutlich hervortretenden Hinterrandsecke. Sämtliche Platten 
sind feinporös (Fig. 61, Taf. 6). 

Fuße. Die Beine sind kräftig entwickelt. Besondere Ah- 
wechnngen vom typischen Bau konnten nicht festgestellt werden. 
Die Ausstattung mit Borsten und Schwimmhaaren ist £e gewöhnliche. 

Geschlechtshof. Mitten auf der Bauchfläche li^ die 160 /U 
lange Genitalöffbung, deren Lefzen zusammen eine länglichrunde, 
abgeplattete Scheibe bilden (Querdurchmesser 145 ju). Die Genital- 
napfplatten, die vor der Genitalöfhong durch eine mediane Brücke 
miteinander verbunden sind, ziehen sich zuerst schief nach hinten, um 
. schließlich bogenionnig nach außen umzubiegen. Sie besitzen eine 
Breite von ca. 100 /i. Mit ihren freien, abgenmdeten Enden ragen sie 
beinahe bis zur Mitte der Seitenfläche des Rumpfes empor. Die Genital- 
näpfe kennzeichnen sich durch ihre winzige Größe (Fig. 61, Taf. lU). 

After. Die sogenannte AnalöShimg liegt am Hinterende der 
Banchfiäche. Ihre Lt^e konnte jedoch nicht genau festgestellt werden. 

Fundort. Bismarck- Archipel (Meu-Fommem). In einem TUmpel 
am Abhänge des Eombien (Großmutter), 700 m über dem Meere, 
am 5. März 1897. 

10. OxoB daUl n. sp. 
Vorliegende Spezies liegt in einigen Exemplaren vor, die dem 
weiblichett Geschlechte angehören. Wie die beiden andern bis 
jetzt entdeckten exotischen Arten, 0. stuhlmanni Eoen. (Afrika) 



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30 Kichard Piereig; B«itrilge zur Eeniitius 

und 0. cejlonicns Daday, weicht dieeelbe in Bau und AusrÜstang 
nur wenig von den tjpiBchen enropSiachen Formen ab. Am meisten 
uShert sie sich dem O. tennisetie Piersig, mit dem sie jedoch schon 
der wesentlich geringeren Größe we^n nicht identifiziert werden darf. 

Größe. Die Körperlänge beträgt etwa 1,28 mm, die größte 
Breite — quer Über dem Geschlechtsfelde — 0,86 mm und die 
Höhe — am Hinterende des Epimeralgebietee — 0,88 mm. 

Gestalt. Bei Böcken- oder Bauchlage erscheint der Körper 
eiförmig (Taf. HI, Fig. 61 u. 62). Die Rückenaeite zeigt eine mäßige 
Wölbung, etwa wie bei 0. tenaisetis Piersig oder 0. longisetus 
Berlese. Der bis zum Qenitalhof reichende vordere Teil der Bauch- 
seite ist ziemlich abgeplattet, von da ab biegt die ventrale Körper- 
fläche allmählich nach oben um, während der entsprechende Teil 
der Rfickenseite in gleicher Weise nach unten zu abfallt, sodaß das 
hintere Körperende wie bei 0. tenuisetis Piersig in breiter Rundung 
abschHeßt (Fig. 65, Taf. m), 

Färbnng. Die Körperfarbe der konservierten Ekemplare ist 
ein schmutziges Bräunlichgelb, das auf Rücken und Bauch durch 
einzelne dunklere Flecken verdrängt wird. Das durch die Körper- 
haut hindurchschimmernde Malpighische Gefäß (früher Rückendrfise 
oder auch Gabebtreifen genannt) besitzt einen weißlich-gelblichen 
Schein. Die Umgebung der Hautdrüsenmündungen und der Muskel- 
ansatzstellen ist m)enfaTls schwärzlich gefärbt. Die Epimeren, Beine 
und Palpen haben einen bläulichen oder bräunlichen Anflug. 

Haut. Die weiche Körperhaut weist eine mehr oder weniger 
grobe Liniiemng ihrer Oberfläche auf. Panzerbildungen sind nidit 
Torhacden. 

Gapitulum. Die etwa 148 — 160/* lange Maiillarplatte hat 
eine länglichrunde Gestalt. Über die Größe und den Bau des Fort- 
satzes am Hinterende des Maxillarorganes vermag ich keine be- 
stimmten Angaben zu machen, da derselbe durch den stark chitmi- 
sierten Epimeralpaozer verdeckt wird. 

Palpen. Die Maxillartaster sind sehr klein und wiederholen 
im großen und ganzen den Bau, den wir bei den bekannten euro- 
päischen Arten antreffen. Bemerkt sei, daß das nach vom verjüngte, 
winzige Endglied in drei übereinander gelagerte Zähnchen oder 
Homspitzen endigt. Es unterscheidet sich dadurch von dem ent- 
nirechenden Gebilde bei 0. t«nuiaetis Piersig und 0. stuhlmanni 
Eoen., das nur mit je zwei Endspitzchen ausgerüstet ist, während 
man bei 0. ceylonicus deren gar vier zählt. Das Längenverhältnis 
des 1.— 5. Gliedes (auf der Streckseite gemessen) ergibt folgende 
Zahlenreihe: 12 : 17,5 : 15 : 21 : 5,5. Die Maxillartaater haben einen 
minder reichen Haarbesatz als diejenigen von 0. tenuisetis Piersig. 
Das Grundglied tr%t wie bei den anderen Osusarten eine kurze, 
kräftige, mäßig gekrümmte Dolchborste. Das nächste Glied besitzt 
auf gleicher ^ite außer einem langen, schwimmhaarähnlichen Ge- 
bilde noch fünf Borsten, von denen die dem distalen Oliedende 
genäherten reichlich halb so lang sind wie das Glied selbat. Aach 



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der Hydncbniden-Fanna des Biflmarck-&T«bipe1s. 31 

aof der Streckseite des dritten Segmentes machen sich einige Borsten 
TOD verschiedener Länge bemerkbar. Die eine davon sitzt zusammen 
mit einem kurzen Dom am distalen Ende; sie ist fein wie ein 
Schwimmbsar und tibertriffit das dritte Glied an Länge. Wie man 
sich an Figur 63 auf Tafel lU überzeugen kann, zählt man an gleicher 
Stelle bei 0. tenuisetis Piersig fQnf Baargebilde, von denen vier 
sich durch ihre außerordentliche Länge auszeichnen. Das vierte 
Glied tr^ auf der Beugeseite ein feines halblanges Haar, während 
die Streckseite mit einer Anzahl meist nach dem Yorderende ge- 
rUckten Borsten von geringer Dicke und einem langen Haare aus- 
gestattet ist Bei 0. tenuisetis Piersig trifft man nur das letztere 
an. Das Endglied läßt sowohl auf der Ober- und Unterseite wie 
an den Seiten feine Börstchen wahrnehmen (Fig. 66, Tat lU). 

Hüftplatten. Das Epimeralgebiet (.Fig. 6i,Taf. III) bildet einen 
zasammenhäDg enden, kräftig chitinisiert«n Bauchpanzer, der nur 
im vordem Teile einzelne Nähte aufweist, die erkennen lassen, daß 
der Panzer aus einer Yerscbmelzuog der Hüftplatten entstanden ist 
Derselbe zeigt der Gestalt nach große Übereinstimmung mit dem- 
jenigen von 0. tenuisetis Piersig, doch erweist sich die mittlere 
Einbuchtung des Htnterrandes, die zum Teil den Geschlechtshof in 
sich aufnimmt, ein wenig tiefer als bei der Vergleichsart. Zu beiden 
Seiten der Genitalbucht geht der Hinterrand in breiter Rundung in 
die Seitenränder des Epimeralpanzers über. Wie 0. stuhlmanni 
Eoen., 0. longisetus Berlese und 0. tenuisetus Piersig besitzt die 
vorliegende Art auf dem dem Mazillarorgane (Capitumm) benach- 
barten Hüftplatten fortsatze zwei lange, stark gekrümmte Borsten, 
die allem Anscheine nach durch besondere Feinheit sich auszeichnen. 
Auch die andern Fortsätze tragen ein oder zwei mittellange, scbwimm- 
haarähnliche Borsten. Femer gewahrt man jederseits hinter der 
Maxillarbucht an der prozimalon Seite der dort seitlich auftretenden 
Naht, sowie auf der hinteren Hälfte des Banchpanzers, dem Seiten- 
rande mehr genähert als der Medianlinie der Banchfläche, je eine 
feine Pore mit einem feinen Haare. Auch an den Seitenflächen 
des Rumpfes, sowie am hinteren Körperende treten feine Haargebilde 
auf. An der zuletztgenannten Stelle sind sie von besonderer Länge 
(160 /j — 192 fi), eine Erscheinung, die uns auch bei 0. tenuisetis 
Piersig und 0. longisetus Berl. entgegentritt. 

Füße. Die Gliedmaßen nehmen vom ersten bis vierten Paare 
an Länge zu. Das erste Bein mißt etwa 720 p, das zweite 868 /i, 
das dritte 988 ju nnd das vierte 1092 u. Bei den beiden vorderen 
Fußpaaren übertrifft das vorletzte Glied das Endglied an Länge, 
bei dem 4. Paare tritt der umgekehrte Fall ein, während das dritte 
gleichlange fünfte und sechste Glieder besitzt. Dem Hinterfuß 
mangelt auch hier die Doppelkralle, statt deren ist außer einer sehr 
kurzen Dolchborste eine 128 ju lange Endborste vorhanden, die im 
G^ensatze zu derjenigen von 0. tenuisetis Piersig keine Flederung 
erkennen läßt. Sie erreicht die reichliche Hälfte der Länge des 
sechsten FnßgUedes (130 /i), während sie bei der Vergleidisart 



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32 Richard Piereig: Beiträge enr Kennte» 

merkbar hinter der halben Länge des Endgliedes zurückbleibt (105^). 
Neben den schon erwähnten BoreteD, die das Ende des sechsten 
Beingliedes einnehmen, bemerkt man noch zwei karze Domborsten 
auf der Ötreckaeite unweit der Spitze und drei dergleichen auf der 
distalen Hälfte der Bengeseite (Taf. III, Fig. 67). Die neue Form 
besitzt wie 0. ovalis (Müll.) und andere Arten am 5. Gliede der 
drei letzten Beinpaare ein dünnes Büschel langer Schwimmhaare. 
Im übrigen sind die Glieder sämtlicher Füße, zumal an den distalen 
Enden mit mehr oder weniger langen und kräftigen Säbelborsten 
besetzt, deren Entwickelung jedoch hinter derjenigen bei den be- 
kannten europäischen unverkennbar zurücksteht. Die doppelte 
FuBkralle der drei ersten Beinpaare zeigt eine sichelförmige 
Krümmung. Ihr Haupthaken trägt allem Anscheine nach sowohl 
auf der konkaven als auch auf der konvexen Seite je einen feinen 
ond schwaches Nebenzahn. 

Oeschlechtshof. Das äußere Sexnalorgan liegt nur teilweise 
(ein reichliches Drittel) in jener flachen, vom Hinterrande des Epi- 
meralgebietes gebildeten, medianen Einbuchtung. Es ist deutlich 
vom Bauchpanzer a%er^ckt. Die etwa 160^ lange Genitalöffanug 
wird seitlich von zwei beweglichen Cbitinldappen überwölbt, die 
am Außenrande eingelenkt sind. Sowohl der Innen- als auch der 
Außenrand derselben weist eine Längsreihe feiner Härchen auf. 
Die die Gescblechtsspalte verschließenden Lefzen tragen je drei 
länglichrunde, hintereinander gestellte Genitf^näpfe, von denen der 
größte ca. 48 /i lang und 10 (* breit ist (Taf. ÜI, Fig. 64). 

A fter. Die sogenannte AnalSffnung Hegt 160 ft weit hinter 
dem Genitalhofe mitten auf der hintern Bauclmäche. 

Fundort. Bismardt -Archipel (Neu-Pommem) : Tümpel bei Ma- 
tupi; den 5. März 1897. 



Erklärnng der Abbildungen. 

Tafel I. 
Atrhenurtu dahli Fienig. 
Fig. 1. RflckenanBicht des ^. Vergr. 60 : 1. 
Fig. 2. Seitenansicht des 3. Yergr. 50:1. 
Fig. 3. HaxUlartaster des ^. Yei^. 265 : 1. 
Fig. 4. BauGhansicht des^. Tergr. 60:1. 
Fig. 5. Bfickenaiuiclit des $. Vergi. 52 : 1. 
Fig. 6. Banchansicbt des Q. Tergr. 62 : 1. 

ArHienttru» laticodvliu Pieniig. 
Fig. 7. RUckenansicht de« ^. Vergr. 30:1. 
Fig. 6. Bauchansicbt des 3. Vergr. 30 : 1. 
Fig. 0. Rfickenansiclit des ,^ Bchief von hioten. Vergr. 30: 1. 



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der Hjdrachniden-PaQna des Bismarck- Archipels. 33 

Arrhemtntt laticodtdta Piersig. 
Fig. 10. SeitenaiiBicbt des S. Yergr. 32 : 1. 
Fig. 11. M&xillartaster des ,5'. Yergr. 130:1. 
Fig. 12. Stirnsuaicht des cJ*. Yergr. 32: 1. 
Fig. 13. Hiuterfbß des J. Ye^r. 80:1. 

Airhetmnu latipetiolatut Fiersig. 

Fig. 14. SeitCDanaicht deB ^. Yeigr. 36 : 1. 

Fig. IS. RflekenaDsicbt des <$. Yergr. 36: 1. 

Fig. 16. BaacfaBiiHicht des ,^. Yeigr. 36 : 1. 

Fig. 17. Körperanbang und Petiolns von unten gesehen. Yergr. 60:1. 

Fig. 16. UaxillarUster des ^. Yergr. 110:1 

Fig. 19. Hinlerfalt des S- Yergr. 80 : 1. 

Atrhenurus coduripet n. sp. 
Fig. 20. RUcken&nuoht der Nymphe. Yergr. 60:1. 
Fig. 21. Bancbausicbt der Nyiii[die. Yergr. 60: 1. 

ÄtrhenwTU aUipetiolalut Fiersig. 
Fig. 22. Stiniansicht des tJ. Yergr. 30 : 1. 

Fig. 23. Dorsales HQckerpaar and hyalines Hliiitcben am Hiaterrande des An- 
hanges (J). Yergr. 62 : 1. 
Fig. 24. FetioloB, Ton unten gesehen. Yergr. 110: 1. 
Fig. 25. Petiolns, von oben gesehen. Yergr. 110:1. 
Fig. 26. Petiolns, von der 3eite gesehen. Yergr. 105 : 1, 
Fig. 27. Hazillartastet des ^. Yergr. 115 : 1. 
Vig. 28. Geltniete Taatborst« am Yorderrande des vierten Taatergliedes. 



Tafel n. 
Fig. 20. Bancbanncht des <j'. Yergr. 27 : 1. 
Fig. 30. Hinterftaß des S. Yergr. 62 : 1. 
Fig. 31. Seitenansicht des (f. Yergr. 27:1. 

Atrhtnuru» guadrieaudatua n. sp. 
Kg. 32. Rflckenansicbt des $. Yergr. 25: 1. 
Fig. 33. Seitenansicht des $. Yergr. 26 : 1. 
Fig. 34. Banchansicht des $. Yergr. 25 : 1. 
Fig. X,. Haxillartaster des $. Yergr. 116 : 1. 

Arrhenurut tncomutua Fiersig. 

Fig. 36. RUckesansicht des t^. Yergr. 35 : 1. 

fig. 37. Seitenansicbt des ,^. Yergr. 36: 1. 

Fig. 38. Seitenansicht des cj<. Yergr. 36 : 1. 

Fig. 38. Haxillartaster des ij. Yergr. 160:1. 

E%. 40. Bancbansicht des ,^ (schief von vom). Yergr. 36 : 1. 

Kg. 41. Drittes mBnnliches Bein. Yergr. 76 : 1. 

Kg, 42. Yiertes männliches Bein. Vergr. 76 : 1. 

Fig. 43. Stimansioht des d*. Yergr. 35: 1. 

Fig. 44. Stimaosicht; des ^ (etwas schief von oben). Yergr. 36 : 1. 

Anh. t KiUifHcli. J^>E. IBM- Bä-L U. 1, 3 



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84 Richard Pieriig. 

Fig. 46. B&okenajisicht de« $. Vetgr. 28 : 1. 

Fig. 46. BÜckenaiiBicht des S- (etwas schief tdh hinten). Tergr. 28:1. 

Fig. 47. BancfaMiricfat des $. Vergr. 28: 1. 

Fig. 48. Seitemuisicbt des Q. Vergr. 28: 1. 

Arrhenttnu lohmmtiti Pienig. 

Fig. 49. Bflckenao nicht des (j* (schief tod oben und bintea). Vergr. 46: 1. 

Fig. 60. Seitenansicht des <^. Vergr. 45: 1. 



Tafel m. 
Fig. 51. Maxillutaster des ^. Vergr. 116 : 1. 

Fig. 52. Banchansicht des ^ (schief von nnt^ und vom). Ve^T. 46 : 1. 
Fig. 53. Hintere Hfiftplsttengrappen und Oesoblechtsfeld des (j*. Vergr. 52:1. 

Arrhenunu matupifenti« n. sp. 
Fig. 64. RUckenansicht des $. Vergr. 26 : 1. 
Fig. 66. Seiten enücbt des $. Vergr. 25: 1. 
F^. 66. HaxillutaBter des £. Vergr. 130:1. 
Fig. 67. Banohansicbt des Q (schief von oben und vom). Veigr. 26 : 1. 

Arr^iemirus hhntatmi Piersig. 
Fig. 58. Stimansicbt des cf. Vergr. 45 : 1. 

Arrhtmmig q»adricormiiu» D. sp. 
Fig. 59. RäckenanBicht des $. Veqj. 30: 1. 
Fig. 60. Seitenansicht des $. Vergr. 30: 1. 
Fig. 61. Banchanaicht des $. Vergr. 30 : 1. 
' Fig. 62. Uaxillartaater des £. Vergr. 126: 1. 



Ort» daMi n. sp. 
Rflckenandcht des $. Vergr. 28 : 1. 
Banchansicht des $. Vergr. 28: 1. 
SeitenanBicht des £■ Vergr. 28: 1. 
UaxüJartaster des S- Vergr. 228 : 1. 
Viertes Bein des $. Vergr. 76:1. 



Oxu» tematetit Piersig. 
Fig. 68. HaxiliortasteF der $. Vergr. 260:1, 



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Chrysomeliden und Coccinelliden 
aus Afrika. 

Beschrieben von J. Weise. 



Herr Professor Dr. O. Hauser in Erlangen sandte mir die 
Tiere seiner Sammlung aus obigen Familien zur Durchsicht und es 
fanden sich daranter eine Anzahl interessanter Arten, die nach- 
folgend behandelt sind. Sie stammen zum größten Teile aus Britisch 
Ost-Afrika und wurden bei Mbungu, nicht weit nordwestlich von 
Mombassa, und von den Missionaren Säuberlich und Hofmann bei 
Unta und Kitui in Ukamba, ungefähr in der Mitte zwischen dem 
Kenia and Kilimandjaro, gefangen. 

Chrysomelidae. 

Diapromorpha Hauaeri: Gonico cylindrica, nigra, subtus dense 
argenteo-sericea, antennis articulis quinque primis, tibüs tarsisque 
testaceis, prothorace fulvo, nitidissimo, sublaevi, nigro-marginato, 
macoUs quinqne nigris, elytris stramineia, nitidis, postice snblaevibus, 
antice sat crebre subtiliter punctatis, singulo maculis binis ante 
mediom fasciaque pone medium nigris. — Long. 10 mm. Kitui. 

Kopf sdivarz, dicht und fein punktiert nnd grau behaart, das 
Kopfscmld kahl, Oberlippe vom pechbrann, Taster und die ersten 
fQiu Fühler^lieder rötlich gelbbraun, das vierte FOhlerglied schwach, 
die folgen<&n stark erweitert. Thorax nach vom ziemlich stark 
und fast gradlinig verengt, lebhaft bräunlich rot, wie poliert glänzend, 
nur mit einiges deutlichen Punkten in dem Quereindrucke vor dem 
Schildchen, der Vorder- und Hinterrand schmal, der Seitenrand 
sehr fein schwarz gesäumt, drei Makeln am Hiuterrande (die mittlere 
klein, strichförmig, die seitlichen groß, dreieckig), sowie eine kleine 
Qaennakel jederseita neben der Mittellinie vor der Mitte schwarz. 
Schildchen schwarz, sparsam punktuÜert. Fld. in den Schultern am 
breitesten, dahinter allmählich verengt, hinten mäßig breit gerondet- 
abgestntztj hell bräunlich gelb, an der Spitze gelbbraun, glänzend, 
m&ig dicht punktiert, die Punkte vom zienmch fein, im letzten. 
Drittel fast erloschen, tiber dem Seitenrande ein fast glatter, in der 
K^e der Schulter breiter, dahinter schmaler Längsstreifen, der 



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gg J. Weise: Cbrysomeliden 

ionen tod einer ziemlicli regelmäßigen Punktreihe begrenzt wird. 
Jede Decke bat vor der Mitte zwei schwarze Makeln, eine an der 
Basis, über den Schulterhöcker, länglich, die andere kleiner, ge- 
rundet, kaum in '/s ^^'^ Länge, wenig näher der Schnitermakd als 
der Naht; hinter der Mitte eine breite, schwarze Querbinde. Diese 
berührt den Aussen- und Nahtrand und scheint aus zwei großen 
Makeln zusammengesetzt, Ton denen die innere qner, die äußere 
schräg nach vom und außen gerichtet ist Aufierdem läuft ein 
feiner Saum von '/j der Länge an der Naht um den Hinterrand 
bis zur Mitte des Seitenrandes. Das Pygidium, die Unterseite und 
Beine sind schwarz, sehr dicht silberweiß schimmernd behaart, 
die Schienen und Tarsen rötlich gelbbraun, Eiauen schwarz. 

Dieses Tier, das etwas breiter und kürzer als huemorrliagica 
Gerst. gebaut ist, erinnert in der Färbung der Oberseit« etwas an 
manche Feploptera-Arten. 

Diapromorpha trizonatu Fairm., Ann. Fr. 1887. 348 ist zwar 
als 10 — 11 mm lang angegeben, trotzdem halte ich flir identisch 
damit D. tigrina Jac., Transact. 1901. 220, deren Länge nur 
8 — 10 mm beträgt 

Tüuboea Büdebrandti Harold. Mouatsber. Akad. Wiss. Berlin 
1880. 267 (sub Mdilonoma) liegt mir von Ikuta und Eitui vor. 
Sie ist mit Tit. confusa Gerst äußerst nahe verwandt, durch- 
schnitÜich kleiner als diese und durch die deutliche Punktiening 
des Kopfes (nur der Scheitel über dem bogenförmigen Quereindmcke 
der Stirn glatt), sowie an der schwarzen Makel in der Spitze jeder 
Fld. zu unterscheiden. Wenn in confusa die Spitze schwarz gefärbt 
ist, bildet diese dunkle Farbe nie eine Makel, sondern einen Saum. 
Die Überzeugung, daß beides gute Arten sind, trotzdem sie sich 
äusserlich nur durch untergeordnete Merkmale und schwierig unter- 
scheiden lassen, gewinnt mau erst bei Ansicht des Pems. Bei 
confusa verengt sich derselbe hinter der Mitte ganz allmählich in 
eine schmale, leicht abgestützte und etwas nach unten gebogene 
Spitze, bei HUdebrandH ist er bis hinten hin breit und verengt sich 
dann in einem starken Bogen jederseits schnell in eine etwas ab- 

Ctzte kleine, grade und scharfe Spitze. Kopf, Unterseite und 
e sind schwarz, die Schienen in der BasaJhälfte oder noch 
veiter rötlich gelbbraun. Beim c? ist Kopf und Thorax grösser als 
beim 9, und die Vorderbeine sind sehr verlängert. Yorderschienen 
leicht gebogen, ihr erstes Tarsenglied halb so lang als die Schiene. 
Ans diesem Gmnde gehört die Art zu Tituhoea und nicht zu 
Mdüonoma. 

In der Färbung der Fld. gibt es folgende Abänderungen: a. 
alle 6 Makeln jeder Fld. (1, 2, 2, 1) frei; b. Makel 4 und 5 zu 
.einer Querbinde vereint; c. außerdem Makel 2 und 3 zu einer ähn- 
lichen Binde; d. die Spitzenmakel ist durch einen Saum ui der 
Naht und am Seit«nrande mit der hinteren Querbinde vereint 



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und Ooeoinelliden ans Afrika. 37 

l^elitonoma gaäa Gestro, Aub. Mos Civ. Gen. 1895. 435, wui-de 
aDch bei Ikuta in Mehrzahl gefangen; bei allen Stücken ist die 
groSe, schwarze Makel, die der Antor an der Baeie des HalsBchildes 

iederseits angibt, in 2 kleine, vor der Basis neben einander li^ende 
'nnkte aD%döBt, außerdem stehen 3 bis 4 ähnliche, zaweilen ver- 
loschene Punkte in einem großen Bogen davor. 

Crifptoeepholui pt/gidialü: Testaceo-flavas, nitidas, mandibuUs 
antennarumqne articulifi sex ultimis piceis, prothorace snbpolito, 
macolis tribas oblongis parvis nigria, elTtris stnato-punctatie postice 
sublaevibus, singulo maculis quatuor parvis nigris (2,2), pygidio 
longitndinaliter solcato. — Long. 6,5 — 7 mm. Ikuta. 

In die Nähe von Cr. cajßr Suffr. zu stellen. Strohgelb mit 
einer blassen rotbräunlichen Beimischung, die nur hinter der Mitte 
der Fld. fehlt. Kopf fast glatt, Stirn eben, im oberen Teile eine 
ziemlich kurze, aber breite und tiefe Längsrinne; die Mandibeln 
tmd die 6 letzten Füblerglieder pechschwarz. HalsBch. fast glatt, 
oder nur scheinbar (unter starker Vei^rößernng) punktirt, indem 
zahlreiche pimktäbnliche dunkle Fleckchen durchschimmern, 3 kleine, 
längliche Makeln schwarz. Letztere bilden eine Querreibe in der 
Mitte, die mtttelste ist sehr schmal oval, bei einem Exemplar zu- 
fällig strichförmig nach hinten bis in die Nähe der Basis verlängert, 
jederseits davon liegt fast in gleicher Entfernung von der Mittel- 
m&kel und dem Seitenrande eine kurze, strichi^rmige, leicht na«b 
innen gebogene Längsmakel. Schildchen glatt, an der Basis tind 
Spitze schwarz gesäumt. Fld. ziemlich parallel, mit regelmäßigen, 
ziemlich feinen Punktreiben, die vor der Spitze fast erlöschen. 
Jede Decke hat vier punktförmige Makeln und die äußere Hälfte 
der Epipleuren schwarz. Die erste Makel ist sehr klein, gerundet, 
und liegt in der Mitte zwischen Naht und Schulterbeule, etwas näher 
der Basis als der Naht; Makel 2 ist länglich und befindet sich dicht 
hinter der Basis (ziemlich am die ganze Länge weiter Tor|;er)lckt 
als 1) auf dem Scbnlterhficker; Makel 3 und 4 li^en unmittelbar 
hinter der Mitte in einer wenig nach vom gebogenen Querreihe, 
nnd sind etwas breiter als lang, 3, zwischen der ersten und dritten 
Panktreihe, bildet einen schwachen Querbogen, 4, zwischen der 
sechsten und achten Punktreihe, ist ziemlich gerundet. Das Pygi- 
dinm ist dicht runzelig punktiert und hat eine tiefe und breite, nach 
unten etwas verbreiterte Längsfurche in der Mitte. Es wäre denkbar, 
daß diese Furche dem mir unbekannten <S fehlt, da sie zur Ein- 
lagemng des Penis dienen könnte. Der Vorderrand des Prostemum 
ist niedrig, an den Beinen sind nur die Klanen gebräunt. 

Crvptoc^halm Hofmanni: Testaceo-rufus, ore, aotennis (basi 
excepta) tar^isque fuscis aut piceis, prothorace in disco fortios lon- 
gitndin^ter strigoso, Bcutello nigro, elyttis ponctato-stnatia, stra- 
mineis, sntura anguste vittaque submedia ante apicem cum sutura 
conneza nigris. — Long. 3,8 mm. Ikuta. 



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38 •)• Weise: OhrysomeKden 

Gehört mit Cr. araticoUU Chap., nataleneU niul »inuato-vätatus 
J&c. in eine Gmppe, die sich durch die auch beim 9 leicht ge- 
iK^nen and innen erweiterten Vorderschienen, sowie die starke 
Länffsstreifung des Halsschildes auszeichnet. 

Unterseite und Beine rötlich gelbbraun, Tarsen angedankelt, 
Kopf und Halsschild lebhaft rostrot, der Mund und die FQhler vom 
fünften Gliede ab schwärzlich. Stirn unregelmäßig, ziemlich dicht 
punktiert, oben sehr schmal, mit einem nach unten alhnählich ver- 
breiterten Längseindrucke mit feinen leistenformigen Seitenrändero. 
Thorax mit einem weiten Qnereindrucke vor der Basis, dicht und 
sehr stark längs gestrichelt, seidenartig glänzend, auf einem breiten 
Streifen am Seitenrande fast glatt. Scnlldchen gestreckt, schwarz, 
glatt Fld. strohgelb, ein feiner Saum an der Naht, ein breiterer 
an der Basis und eine Längebinde auf jeder Decke schwarz. Diese 
Binde nimmt den Baum zwischen dem vierten und achten Pnnkt- 
Ertreifen ein und krümmt eich an der hinteren AuBenecke, dem Hinter- 
rande ziemlich parallel nach innen bis an die Naht. Die Scheibe 
ist regelmäßig punktiert-gestreift, die Streifen vom und vor der 
Spitze mäßig tief, dazwischen sehr flach. Die abgekürzte Punkt- 
reihe verschwindet erst hinter der Mitte. Das Pygidium ist bränn- 
lich gelb, ziemlich dicht, fein und etwas runzelig punktiert, die Ei- 
gmbe des 2 sehr groß nnd tief. Die hübsche Art widme ich dem 
Missionar Herrn Hofmann in Anerkennung seiner Verdienste um 
die Kenntnis der ostafrikanischen Insektenwelt 

Cr^ptocephalus uhekenaia: Niger, ore (mandibnlis exceptis), an- 
tennis basi pedibusqne rufo-testaceis, femonous nigro-annolatis, fascia 
frontis, limbo sublaterali et apicali maculisque tribue protfaoracis 
flavis, eljtris minus regulariter seriatim punctatis, rufo-flavis, fascüs 
binis communiboe abbreviatis nigris, antica valde öexuosa, pygidio 
apice late testaceo-flavo limbato, — Long. 6 mm. Uhehe. 

Von dem ähnlichen Cr. 4-lunuhti(s Suffr. sofort durch die 
ziemlich starken und nicht regelmäßigen Punktreihen der Fld. zn 
unterscheiden. Kopf schwarz, Oberhppe, Kopfschild, Taster und 
die fünf ersten Fühleralieder rötlich gelbbraun, eine ziemlich schmale 
Querbinde über der Fühlerwurzel weißlich gelb; oder die Stirn oben 
schwarz, unten rötlich gelbbraun, eine schwache Beute über jeder 
Fühlerwurzel schwarz. Halsscfaild fast glatt, schwarz, ein Saum 
am Vorder- nnd Seitenrande, ersterer in der Mitte strichfGrmig nach 
hinten verlängert und jederseits in leichtem Bogen erweitert, letzterer 
nahe der Mitte winkelig erweitert, sowie 3 Makeln in einer Quer- 
reihe weißlich gelb, eine in der Mitte, vor dem Schildchen, lang- 
gestreckt, die seitlichen kleiner, gerundet, vom Hinterrande entfernter. 
Der abgesetzte Rand am Seiten- und Vorderrande ist schwarz. 
Schildchen schwarz, glatt. Fld. fast parallel, hinter der Schalter 
etwas zusammengedrückt, in Reihen punktiert, deren Punkte nicht 
genau hinter einander stehen, auch zum Teil verdoppelt sind. Die 
2wischenstreifen sind vom glatt, hinter der Mitte sparsam genmzelt 



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imd Oocolnellldea ans Atnka. 39 

nnd dicht, Knfierst fein pDoktuliert. Die Decken sind hell rötlich 
gelb, mit zwei schwarzen Querbinden, die aafien bis zur letzten, 
etwas verSeften Pnnktreibe reichen. Die erste liert vor der Mitte, 
ist määig breit, Tom jederseite in eine lange, schiefe Spitze 7er- 
ISngert, anBen winkelie gebogen und über den Schalterhöcker bis 
ZOT Basis aosgezogra; die zweite, hinter der Mitte, ist aus drei der 
Qnere nach schmal verbnodenen Makeln zusammengesetzt, eine ge- 
meinschaftlich, die andre seitwärts davon. Die Naht ist yoD der 
ersten Querbinde an bis zur Spitze schwarz ges&umt, die innere 
Kante der Epiplenren ist angedtinKelt, das Pygidium hat einen breiten 
brKnnlich gelben Spitzensaum. Brust und Bauch einfarbig schwarz. 

Com<Aiua Hauten: Niger, nitidus, antennis piceis articulis quin- 
qne primia pedibnsqne laete testaceis, prothorace laevi utrinque ad 
latera oblique impresso, bosi dense crenulato, stria transTersa punc- 
tata basali nolla, elytris obscure cyaneis, punctato-striatis, inter- 
stitüs conTexiuBcnlis, soblaevibus. — Long. 2 mm. Ikuta. 

Das spiegelglatte Halsschild besitzt nur eine starke Fnnktreihe 
im abgesetzton Seitenrande, einen mäßig tiefen Schr^eindnick über 
der Ikmte deeselben nnd einen dicht gezähnelt«n Hinterrand. Vor * 
diesem fehlt der leistenförmige Rand, der den meisten Übrigen Arten 
eigen ist, und auch die punktierte Qnerrinne davor. Der Mittel- 
lappen ist sehr kurz, stumpfwinkelig. Der unbedeckte Teil des 
Schildchens ist doppelt sn lang als breit. Fld. schwärzlich kom- 
blamenblau, punktiert gestreift, die beiden Süßeren Streifen tiefer 
als die inneren, von diesen der fllnfte mit dem sechsten hinter der 
Mitte vereinigt, Pygidium ziemlich dicht runzelig-ponktirt. 

Phttaeui bicolor: Oblongua, testacenB, nitidus, antennis apicem 
verans infuscatis, capite prothoraceque aublaevibus, elytris pallidi- 
oribus subtiliter punctato-striatis, latera versus inordinatim punctn- 
latis, pectore abdomineque nigris. — Long. 3,6 mm. Ikuta. 

Onerseits ähnlich gei&rbt als PA, fulvut Lef., nämlich Eopf, 
Thorax und Schildchen blaß gelbbch rot, die Fld. beinahe strobgelb, 
ähnlich auch die Beine, Taster und die ersten vier FfihlergUeder, 
während die folgenden Glieder, die eine Spur stärker sind als die 
vorhergehenden, leicht atigedunkelt sind, das ftinfto bis siebente 
Glied nar an der Spitze, die übrigen meist gänzlich. Prostemum, 
Mittel- und Hinterbmst nebst dem Bauche schwarz. Stirn und 
Halaachild fast glatt, Schildchen glatt, Pld. hinter der Schultorbenle 
nicht eingedrückt, innen mit 5 feinen Punktreihen, die vor der 
Mitte in schwachen Streifen stehen, außen ziemlich unregelmäßig 
und sehr fein punktiert. Die Brust ist nnr äußerst fein und ver- 
loschen gewirkt, der Bauch ziemlich dicht, fein und etwas mnzeKg 
punktiert. 

Colatpotoma Uandvm: Oblongo-ovatnm, aeneum, labro anten- 
nisque ferrugineis, bis articalis quinqae nltimis pedibnsqne piceomfis, 



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40 J- Weise: CbiyBoineliden 

femoribos asneo-viridi-micantibuB, capite prothoraceqne coDfertissimQ 
sabtiliter ruguIoso-pnDctatis, subopacis, clytris sat crebre punctatie, 
pone medium juxta marginem lateralem et sutaram punctato-striatis. 

— Long. 5— 5,5 mm. Ikuta. 

Femina: eljtris in disco exteriore rugoso-puDCtatis Costa bumerali 
apice abbreviata ioBtructis. 

Kleiner, namentlich Bchlanher gebaut ala Btiiicottatum Gent., 
and von diesem außerdem leicht durch die äußerst dichte nnd sehr 
feine runzelige Punktierung des Kopfes und Halsschildes zu treonen. 
welche diese Körperteile fast matt erscheinen läßt. Bei mAcOBiatum 
trägt jeder Funkt des Thorax eiu äußerst kurzes, weißes Härchen, 
kaum länger als der Punkt selbst, in der vorliegenden Art ist der 
Kopf und das Halsschild weuigstens an den Seiten ziemlich dicht 
behaart, die Eärchen sind anliegend, nicht besonders kurz, aber 
sehr zart, so daß sie nur bei stärkerer Vergrößerung zu bemerken 
sind. Das Schildchen ist kahl, in der vorderen Hälfte fein punktiert. 
Die Fld. sind verworren punktiert, aber hinter der Mitte, sowohl 
an der Naht, wie am Außenrande, mit drei Punktstreifen versehen, 
deren Zwischenstreifen etwas gewölbt sind. Beim S setzt sich der 
* Eindruck, welcher die Schulterbeule innen begrenzt, etwas abgeflacht 
bis vor die Spitite fort und hebt dadurch nach außen eine schwache, 
niedrige Längsrippe empor, welche durch stärkere Punkte zerrissen 
ist. Der Kaum darüber, augelähr bis zur Mitte der Scheibe, ist 
quer gerunzelt. Hinter der Basis liegt ein sehr schwacher Qner- 
eindruck. Die Vorderschenkel sind einfach, ohne Andeutung eines 
Zahnes, die Vorderbeine des d* wenig länger als beim $, aber etwas 
stärker. Der Körper ist dunkel metalhsch gefärbt, grünlich, alle 
Zwischenräume der Punkte kupferig gefleckt, diese Flecke jedoch 
so klein, daß dadurch kein wesentlicher Kupferschimmer entsteht. 
Die 6 ersten Ftihlerglieder sind (wie die Oberlippe) hell rostrot, die 
5 erweiterten Endglieder dunkel, Beine sehr dunkel rotbraun, die 
Schenkel stark metallisch griin überzogen. 

Colaspoioma tumidulum: Subcylindricum, nigrum, minus dense 
subtilissimeque cinereo-pubescens, antennis etongatis piceis, protho- 
race tumidnlo, sat crebre subtiliter punctato, niddulo, linea media 
lonmtudinali impresso, elytris fortiter punctatis et transversim rngosis. 

— licng. 6,5 — 7 mm, Nyassa. 

Diese Art steht sowohl dem C. incofwtann Har., als auch dem 
melanckolicum Jac. nahe, von ersterem weicht sie sicher durch die 
Behaaning der Oberseite und die einfachen Vorderschenkel, von 
letzterem durch lange Fühler, die verhältnismäßig feine, nicht 
runzelige Punktierung des Thorax und die starke Punktierung und 
Kunzelung der Fld. ab. Einfarbig schwarz, nur die schluiken, bis 
hinter die Mitte der Fld. reichenden Fühler pechschwarz, die ersten 
5 oder 6 Glieder ao der äußersten Spitze rötlich. Kopf fast matt, 
dicht und sehr fein punktiert, mit befer Mittelrinne, der Scheitel 
fein längs gerunzelt Halsstm. kaum doppelt so breit wie l^g, 



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und CocoineltideD aos Afrika. 41 

kissenartig gewölbt, mäßig dicht und fein panktiert, glänzender als 
die Fld., von einer breiten, aber wenig tiefen Längslinie halbiert 
Schildcben mit Ausnahme der Ränder punktiert and wenig dicht sehr 
fein und kurz weißlich behaart, wie die übrigen Teile der Oberseite. 
Fld. an der Basis schwach heraustretend, dann fast parallel, kräftig 
panktiert. Die Punkte stehen in unregelmäßigen Qaeifurchen, welche 
durch ziemlich lange, feine, leistenförmige Streifen getrennt werden. 
Es liegt mir nur das d* vor; bei ihm sind die Beine sehr kräftig, 
die Tarsen, besonders das erste Glied der Tordertarsen erweitert 

Colasp. curmpes Jac. ist eine häufige, nördlich bis Äbyssinien 
verbreitete Art von sehr variierender Färbung. Durch H. Prof. Häuser 
erhielt ich auch oberseita einfarbig schwarzblaue Stücke von Iknta. 

Euryope Säuherlichi: Nigra, labro, fronte, prothorace elytrisque 
dilute ferrugineis, his subtOissime alntaceis, subtiliter punctatis, 
opacis. — Long. 8,5 — 9,5 mm. Ikuta. Luitpotdkett«. 

Kleiner, kürzer gebant als BateH Jac., oberseits viel blasser 
gei^rbt und die FlgdT matt, ohne deutlichen Quereindnick, daher 
an der Basis nicht oeolenförmig, sondern mit den hinteren Teilen 
in einer Flucht gewölbt. Kopf und Halsschild sind äußerst zart 
gewirkt, glänzend, rostrot, ersterer am Seitenrande unterhalb der 
Aagen schwarz, ebenso die Fühler, Mandibeln und Taster. Stirn 
gewölbt, mäßig dicht, fein punktnliert, das Kopfschild zuweilen 
verüeil, gewötmlich nicht merklich abgesetzt, aber die obere Spitze 
desselben fast immer darch ein Grübchen bezeichnet. Thorax quer- 
über gewölbt, doppelt so breit als lang, oder noch breiter, die 
Seiten fast gradlinig, nach vom aUmä^ich schwach divergierend, 
Vorderecken spitzwinkelig und wenig nach außen tretend, die Ober- 
fläche fein punktuliert, mit einem Quereindrucke dicht hinter der 
Mitte jederseits, der schwächer ist wie bei den meisten anderen 
Arten. Schildchen schwarz, glänzend, vom punktuliert. Fld. etwas 
heller und mehr gelblich rot gefärbt wie der Thorax, matt, fein 
und sehr seicht puÄtiert, die sSiulterbeuIe etwas glänzender, hinter 
ihr zuweilen die Andeutung einer kurzen Längsleiste. Unterseite, 
mit Ausnahme der SeitenstUcke der Vorderbrast und der Epipleuron, 
tief schwarz, äußerst fein und kurz grau behaart, fein, dicht punktiert, 
ein Längsstreifen in der Mitte des letzten Bauchringes kahl und glatt 

Diese Art erlaube ich mir, dem Missionar Herrn Säuberlich 
zu widmen, der sich große Verdienste um die Erforschung des 
Insekteolebens in Britisch Ostafrika erworben hat. 

Amblynäes gen. nov. 

Corpus oblongo-ovatnm, conrexum, aterrimum, supra opacnm, 
aobtus parum nitidulum. Antennae dimidio corporis longiores, 
crassinsculis, articulo secundo et tertio tennibus, illo brevi. Pro- 
thorax parum transversns, subcyUndicus, lateribus leviter rotandatis 
et marginatis. Pedes sat validi, femoribus dentatis, tibiis quatuor 



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42 J- Weise: duTBomeliden 

posticie emarginatia. Episternum prothorads mai^ine antico-intemo 
elevato et a margine prosterni evidenter separate. 

Neben Syagnia gehörig and ungefähr toü der Größe des 
8. calcaratus F. aber breiter als dieser gebaut, schwarz, durch eine 
äußerst dichte und feine Runzelung matt, auf der Unterseite, 
namentlich die Mitte der Brust nnd die Schenkel, etwas glänzender. 
Die Fühler reichen Über die Mitte der Fld. hinaus und sind kräftiger 
wie in Syagrus gebaut, Glied 1 dick, kaum um die HSlfte länger 
als breit, 2 kurz, 3 fast doppelt so lang als 2 und wie dieses dünn, 
die folgenden Glieder etwas zusammengedrückt, wenigstens so breit 
als das erste Glied, jedes einzelne nach der Spitze bin etwas 
erweitert, 4 bis 7 unter sich von gleicher Länge, 8 bis 10 eine 
Spur kürzer und dünner als die vorhergehenden, das Endglied 
wieder etwas länger, zugespitzt. Die drei ersten Glieder sind 
glänzend, die übrigen matt. Die Flügeld. haben außer der ab- 
gekürzten Reihe am Schildchen noch je 12 regelmäßige feine Punkt- 
reihen, in denen die Punkte sehr dicht hinter einander stehen. Die 
Beine sind ähnlich wie in Syagi'ua, die Schienen aber an der Spitze 
etwas dicker. 

Amhiynetea mono: Äterrimns, creberrime subtilissimeque rugu- 
losus, opacus, antennis articulis tribus primis fulvis, cljpeo crebre 
fronteque minus crebre punctatis, prothorace subtiliter varioloso- 
punctato, elytris striato-punctatis. — Long. 6,5 — 7 mm. Ikuta. 

Eopfschild groß, eben, quer, viereckig, dicht, etwas runzelig 
punktiert, oben kaum abgesetzt, die Stirn leicht gewölbt, sparsamer 
punktiert, mit verloschener Mittelrinoe, neben dem oberen Augen- 
rande ein schwacher Eindruck. Augen ziemlich tief auegerandeL 
Halsschitd fein blatternarbig punktiert, Schildchen fast ohne Punkte. 
Die Fld. haben eine kleine, hohe Schulterbeule und hinter dieser 
keinen merklichen Eindruck. Die Klauen sind gespalten, ihr innerer 
Teil kürzer als der äußere. 

Ceralces oecidmtaXU: Oblongo-ovatus, convexus, fnivos, nitidus, 
antennis articulis ultimis nigns, prothorace elytrisqne sat dense 
punctatis, hi» epipleuris ciliatis. — Long. 9 — 10 mm. Togo: 
Amedzowe. 

Diese Art kann leicht mit I^seudcmela ferruginipa Ws. von 
der Guinea-Küste verwechselt werden, da sie ihr im Hahitas, der 
Farbe und Skulptur außerordentlich gleicht, aber ihre NahÜiante 
ist kahl, nur die Epipleuren der Fld. sind bewimpert; zu Cerakes 
ferrugineus Gerst. wird sie von niemand gestellt werden, da das 
kleinere Halsschild, stärker heraustretende Schultern der Fld., mit 
höherer Schulterbenle einen abweichenden Körperumriß bedingen, 
die dichtere Punktierung der Oberseite und die rot gefärbten Beine 
weitere leicht wahrnehmbare Unterschiede abgeben; Ctr. affinia Ws. 
endlich ist bedeutend kleiner nnd von mehr elliptischem Umriß. 



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und OocoinellideD ans Afrika. 43 

Lans-eifönuig, hoch gewölbt, etwas cyliDdrisch, glänzend und 
geBfittif^ Dräonlich rot oder fachsrot, das fQsfte and aechste FQhler- 
glied etwas dankler als die vorhergehenden, das siebente pechbraan 
bis schwarz, die vier folgenden tief schwarz. Kopf zerstreut, bald sehr 
fein, bald stärker punktiert, Eopfschild sehr kurz nnd breit, von der 
Stirn durch einen leicbt gebogenen Quereindmck deutlich abgesetzt, 
Taster bräunlich rot, Mandibeln dunkler. Thorax doppelt ao breit 
als lang, von den Hinterecken bis vor die Mitte fast gleichbreit, 
davor leicht verschmälert, die Scheibe mäßig dicht punktiert, Qber 
dem Seitenrande etwas dichter and stärker. Schildchen fast glatt, 
donkel durchscheinend umrandet. Fld. in den Schultern kräftig 
heraustretend, nach hinten etwas erweitert, hinter dem Schulter- 
höcker deutlich zuBammengedrQckt, ähnlich wie der Thorax, nur 
eine Spar flacher punktiert. 

Ckrytomda L. 

Bisher sind aoa Deutsch Ost-Afrika nur folgende Arten bekannt 
geworden: 

1. Chrysom. metalUea Deg. M6m. YII. 1778. 661 t 49 fig. 12. 
— Long. 7,5 — 10,5 mm. Der bicolar F. ähnlich, oben dunkel 
metallisch grünlidi, mit schwachem Kupfer- oder Messingacbimmer, 
dJe 8 äußeren Funktreihen der Fld. zu viernnregelmäßigen Doppel- 
reihen geordnet, in denen die groben, dunkel Kupferroten Funkte 
sehr weitläufig und unregelmäßig geatellt aind. OstliQste des Myassa 
bis zum Slidufer dea Tanganyika näu£g. 

2. Chryaom. opvlmta Reiche Voy. Äbyss. HI. 1850 p. 405. — 
Reichet V(wel 1871. — ponderosa Gerst. 1873. — »annbarica Harold 
1880. — Long. 7 — 11 mm. Eine äußerst veränderliche Art, welche 
sich nor langsam auszufärben scheint. Die frischen Stücke sind 
rotbraun, Kopf und Halsachild an den Rändern schwärzlich, Fühler, 
Taster and Beine schwarz, letztere auch metallisch dunkel griin. 
Später erhält die Oberseite einen lebhaft metalliach grünen, knpferigen 
oder knpferig- violetten Schimmer, die Unterseite verdunkelt sich Dis 
schwarzgrün. Zuletzt ist der Körper in der Regel schwarzgrttn, 
mit Messingschimmer, die Flügeid. lebhaft metallisch grün bis dunkel 
nnd gesättigt kupferrot, oder Kopf und Thorax gesättigt kupferrot, 
die Fld. grün, mit Kupferschimmer. 

Die Art ist an der verworrenen Punktierung der Fld. zu 
erkennen, welche aus sehr feinen and etwas stärKeren Funkten 
besteht, die unter einander gemischt sind nnd stellenweise auch 
gereiht sein können; die Funkte dicht über dem Seitenrande pflegen 
stets kleiner zn sein als die auf der äußeren Scheibe, alle Zwischen- 
räome sind eben. Diese Punktierong nimmt bei den Stücken aus 
den westlichen und südlichen Gebieten allmählich zu, bis die Fld. 
stark oder grob punktiert zu nennen sind, oft mit einigen unregel- 
mäßigen noch stärkeren Funktreihen und zum Teil leicht gewölbten 
Zwischaaränmen der Punkte: var. obesa Vogel. In demselben Maße 



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44 J- Weise: CHirfgomelideii 

wie auf den Flgd. nimmt häufig auch die Punktierung des Thorax 
an Stärke zu. Die zerstreuten feinea Punkte der Säieibe werden 
sehr kräftig und die Punkte neben dem Seiteurande grubenfömig. 
Die Hinterbrust verlängert sich weit zwischen die Mittelhüften, es 
bleibt aber davor ein wenig niedrigerer Qnerstreifen des Meeosternum 
sichtbar. Der Penis bildet eine mäßig gebogene, von oben etwas 
zusammengedrückte Röhre, welche ungefähr gleichbreit, oder dicht 
vor dem Beginn der Odniing leicht eingeschnürt, hierauf ^Imählich 
im Bogen verengt und am Ende schmal abgerundet ist. Zuweilen 
sind die Seiten der Verengung sanft ausgeschweift und es entsteht 
dann am Ende eine schwach abgesetzte stumpfe Spitze die H. t. 
Harold nach ungenügender Beobachtung (Monatsber. Ak, Wiss. 
Berlin 1880. 269) nur der opuletUa Reiche zuschrieb. 

Chrys. apicata Fairm., Ann, Fr. 1887. 358, halte ich nach der 
Beschreibung fSr eine noch unausgefärbte opvlmta und crebre- 
yvjutata Fairm. 1. c. 359 für eine nicht sehr stark punktierte obeia. 

Das vorliegende Tier ist von Sennaar durch Britisch- und Deutscb- 
Ostafrika bis Natal verbreitet, die var. obeaa liegt mir von Langen- 
hurg am Njaesa, vom Quango (Mechow) und dem Eaplande vor. 
Eine hübsche Form von dieser, die var. cwpreolineata, erhielt ich 
von H. Prof. Hauser mit der Angabe: Afr. or. Manov. Bei ihr 
sind die Fld. lebhaft metallisch grün, die Naht und 4 oder 5 lÄngs- 
binden auf jeder Decke kupferrot. Die grünen und roten Binden 
sind nicht so scharf von einander geschieden wie bei auperba Thunb. 

3. Ckryeomda mvUa: Breviter ovata, convexa, nigro-aenea, niti- 
dissima, elytris subtUissime hinc inde subseriatim punctatis, cnpreis, 
aeneo-viridi-vittaÜs, pone humerum fortiter transvereim impressis et 
evidenter punctatis, mesostemo occulto. — Long. 8 — 9 mm. Uhehe. 

Von ähnlichem Umrisse und ähnlich gefärbt wie die Var. 
cupreolineata der vorigen Art, von dieser durch den tiefen Quer- 
eindruck der Fld. und das völlig verdeckte Mesostemum sofort zu 
unterscheiden. 

Dunkel metallisch grün, die Scheibe des Thorax und das 
Schildchen schwärzlich. Eopf fein und mäßig dicht punktiert, in 
den Zwischenräumen sehr dicht und äußerst fein punktuiiert, Mnnd 
und Taster schwarz. Halsschild etwa dreimal so breit als lang, an 
den Seiten hinten parallel, vor der Mitte gerundet-verengt, die 
Scheibe gewölbt, fast glatt, oder verloschen [innktuliert, die Seiten 
breit niedergedrückt und grob punktiert. Fld. an der Basis grad- 
linig heraustretend, aber wenig breiter als das Halssch., bis hinter 
die Mitte allmählich erweitert, dann in einem großen Bogen ge- 
meinschaftlich abgerundet, stark gewölbt, mäßig didit and sehr 
fein, fast verloschen punktiert, die Punkte stellenweise gereiht und 
in der Nähe des tiefen Quereindruckes hinter der Sdiolterbeule 
größer und tiefer, deutlit^ sichtbar. Die Farbe ist ein etwas 
violettes Kupferrot, welches von 4 bis 5 metallisch grünen, jedoch 
wenig s<^arf begrenzten, und nicht immer der ganzen Länge nach 



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nnd Cocciuellideii ans Afrika. 45 

TorhandeneD Län^binden durchsetzt wird. Die Hinterbrast ist in 
eine bis an das Prostemum reichende, zwischen den Mittelbflhen 
etwas zaBammeDgedrückte Platte verlängert, die das Prostemam 
vollkommen verdeckt. 

4. Chrytom. 13-stiUata Ws. Archiv, f. Nat. 1898. I. 2. 207. — 
L. 7—11 mm. Die banchie erweiterten Fld., welche unregelmäßig 
punktiert, metallisch bläuhch grün geßtrbt und mit je 6 gelben, 
großen, geniodeteo Makeln, 2, 1, 2, 1, versehen sind, machen diese 
Art aus Uaambara leicht kenntlich. 

5. Chruiom. Gtarki Baly, Transact. 1864. 227. — Long. 5,5— 
9,5 mm. Lebhaft bräunlich rot bis pechbraun, Mund, Fühler und 
Beine schwarz, Fld. violett angelaufen, regelmäßig gereiht-punktlert, 

i'ede mit 4 gelben Tropfen, 2 an der Naht, 2 am Seitenrande, 
etztere weiter nach hinten gerUckt als die inneren. Mesostemum 
sichtbar. Penis schlank, hinter der Basis etwas gebogen, an der 
Ofhnng allmählich verengt, dann in eine breite, zuletzt abgerundete 
Spitze vorgezogen. — Britisch- und Dentsch-Ostafrika (hier namentlich 
in Usambara häufig), Mozambique, Natal. 

Völlig ansgeßirbt ist das Tier tief schwarz, die Fld. gesättigt 
metallisch grttniich-blan, blau oder violett, mit den normalen gelben 
Tropfen. 

6. Chrysom. confiuetu Gerst 1855. — Long. 7 — 9,5 mm. In 
Eörperform und Färbung der Fld. an die sicilianiache tndanoHigma 
erinnernd, viel weniger gewölbt als die vorhergehenden Arten, hell 
rostrot, das Halssch. mit 4 bis 8 schwarzen Flecken, die Fld., mit 
Ausnahme der Seiten, grünlich, bläulich, oder violett-schwarz, regel- 
mäßig und fein gereiht- punktiert, oder mäßig stark punktiert-gestreift, 
einzeme Punkte der Reihen häufig grösser als die übrigen. Penis 
mäßig gebogen, von gleicher Breite, am Ende in eine dreieckige 
Spitze verschmälert, auf der Unterseite mit einer Mittelrinne. — 
Von Abyssinien bis Natal verbreitet 

Trotzdem Ancey seine Chr. düacerata, Natnraliste Octob. 1881 

5. 485, als 11 mm lang und 7 mm breit angiebt, kann sie nach 
er Beschreibung nur mit der vorliegenden Art identisch sein. 
Die dunkele Färbung der Fld. ist aus Punkten oder Makeln 
zusammen geflossen, welche bei der Stammform, der Var. nigra- 
tignata Clara, Ann. Mag. 1864. 116, adavergata Vogel, Nunqu. ot 
1871. 114, tiber die Decken unregelmäßig verteilt sind, anfangs 
ganz frei stehen und einen der größeren Punkte umgeben, später 
meist zu unregelmäßigen Querbinden zusammenfließen und endlich 
den größten Teil der Scheibe tiberziehen. Der übrig bleibende 
rote Saum am Seiten- und Hinterrande (seltener auch an der Basis) 
ist innen sehr unregelmäßig begrenzt und gewöhnlich noch mit 
einigen douklen Flecken versehen. 



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46 J. VeiHe: ChiTsoinelidea 

7. Chrysotil. Simotm Baly, Eot. MoDthL Hag. 1878. 204. 
Nyassa. Od von der Torigeo TerBchieden? 

8. Ckryaom. eupet^a Thunb. Mus. Natural. Acad. Upsaliense IV. 
1787. p. 44 not 10; limbolata Reiche 1850, stdi^rienfa Jac. 1901, 
ist, wie schon Jacob; nachgewiesen, trotz der großen Ähnlichkeit 
sidier 7on americana L. verschieden, da ihr Penis nach der Öffnung 
hin allmählich, neben derselben stärker erweitert nnd unterseits in 
einen großen, spitsen Zahn jedereeits ausgezogen, sodann unter 
einem scharfen Winkel gradlinig verengt ist. In der Ruhe ra^ der 
Ductus ejac. stets bis zur Pennisspitze vor. Die 8 äußeren Pankt- 
reihen der Fld. sind einander paarig genähert; wenn ihre schmalen 
Zwischenstreifen stahlblau, violett-rot, kupferrot bis messinggelb, 
die breiten Zwischenstreifen schön metallisch grün gefÜrbt sind, 
U^ die Var, interveria Fairm., Ann. Belg. 1894. 394') vor, während 
in tuperba-Umbolata umgekehrt die schmalen Zwischenstreifen eine 
grüne bis messinggelbe, die breiten eine kupferig-rote bis stahlblaue 
Farbe haben. — Von Nubien bis Moziunbique and Maehonaland 
verbreitet. 

Sehr außäUig ist eine Form aas Abyssinien ^eumann), die 
Yar. rubripennia, oei der die Fld. einfarbig gesättigt und dunkel 
kupferrot oder bräunlich rot werden, metallisch blau überflogen, 
die übrigen Körperteile sind grün oder blau bis violett. Bei dieser 
Form erscheinen die Fld. in der Regel fast glatt, die Punkte der 
Reihen sind zuletzt so fein, seicht und verloschen geworden, it£ 
sie nur noch unter starker Vergrößerung sichtbar sind; es bleiben 
aber deutliche Spuren der R^en in dem Eindrucke hinter der 
Schulterbeule übrig. 

Lupenis alvtaeeua: Niger, sat nitidus, antennis piceis basi, 
mandibulis, palpis pedibusque testaceis, capite prothoraceqae sub- 
laevibuB, elytris panun viridi-vel coeruleo-micantibus, subtiUssime 
alutaceis. — Long. 3,5 nun. Ikata. 

Eopf schwarz, glatt, die Stirn über den schwach umgrenzten 
Höckereben äußerst fein gewirkt. Fühler kurz, pechschwarz, die 
4 bis 5 ersten Glieder rötbch gelbbraun, an der Spitze mehr oder 
weniger angedankelt, Glied 3 etwas länger als 2, aber kürzer als 4. 
Halsscb. nnd Schildchen schwarz, etwas glänzender als Kopf und 
Fld., ersteres kaum um die Hälfte breiter als lang, fast glatt, mit 
einem verloschenen Grübchen jederseits, ein Stück über dem Seiten- 
rande, die Seiten schwach gerundet, vom wenig, nach hinten all- 
mählich und etwas stärker con vergierend. Fld. schwach gewölbt, 
nach hinten leicht erweitert, bläulich- oder grünlich schwarz, dicht 
und zart gewirkt, etwas seidenartig glänzend. Nur unter stärkerer 
Vergrößerung bemerkt man einige sehr flache Punkte nahe der 
Naht vor der Mitte. Unterseite schwarz, Beine rötlich gelbbraun. 



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und Cocoinelliden ms Afrika. 47 

Metatarsus kurz, Dur so lang a]a die folgenden beiden Glieder za- 
Bunmea. 

Luperu» apicalü m., Archiv f. Nat. 1902. I. 2. 150, ändere ich 
wegen der glei&tmanugen syrischen Art von Demaison, Ann. Fr, 1891, 
BqU. 144, in äigmaticua. 

Luperua titbidw : Flavo-testaceus , nitidns antennis articnlis 
qaatnor nltimis leviter infuBcatis, prothorace transverso convexo, 
anblaevi, lateribos subrotondato, eljtris stramineis, sat crebre snb- 
tiliter punctulatis. — Long. 3— 3,5 mm. Ikuta. 

Dem L. lividus Joann. am nächsten verwandt nnd ähnlich, 
dnrch die Fühler, welche dicker und bedeutend kUrzer sind, sehr 
abweichend. Blaßgelb, Kopf, Thorax und Unterseite nebst Beinen 
und Fühlern etwas rötlicher, glänzend. Kopf ^att, mit tief um- 
grenzten Stimhöckerchen, Fühler wenig hinter die Schultern reichend, 
£e letzten vier Glieder gebräunt, Gned 3 etwas länger als 2 und 
wenig kürzer ab 4, von den folgenden jedes ungefähr so lang wie 4. 
Halsschild kaum um die Hälfte breiter als lang, gewölbt, fast glatt, 
an den Seiten schwach gerundet und nach vom wenig, nach hmten 
länger und etwas mehr verengt, die Hinterecken stumpfwinkelig, 
scharf. Fld. breiter als das Halssch., nach hinten unbedentend er- 
weitert, mäßig gewdlbt, ziemlich dicht, aber sehr zart punktiert. 
Metatarsus kurz, kaum so lang als die beiden folgenden Tarsen- 
glieder zasammeni). 

') Eine nidit ganz bo bell gefKrbt«, sehr Bchlanke Art, wurde von meinem 
Sohne Panl zabtreicti bei Kwai in UBambara gesammelt: 

Luipena fatcicyiua : ElongatQS, sordide testaceoB. snpra nitidissimus, antennis 
gracilibos apice tarsisque obscnrioribDii, elytria snbtiliter ponctolatia, parce pilosis, 
sntara, scntello, pectore abdomineqne fnscis. — Long. 3— 3,6 mm. 

Uas: segmenh) ultimo ventrali apice cirro recurvato inatnicto. 

Noch schlanker als natura)'« Joann., verschossen gelbbraun, stark glänzend. 
die FQLler nacb der Spitte hin nebst den Tarsen rotbraon, Schildcben, Nabt 
der Fld., Uittel- nnd Hinterbmst, sowie der Banch schwltrzlich, nur die Spitze 
des letsteren, mehr oder weniger weit gelbbrann. Eopf normal gebaut, Fühler 
schlank, beim $ die Hitte der Fld. erreichend, beim ^ länger, Glied 2 klein, 
gestreckt, um die HUfte IKnger als breit, 3 doppelt so lang als 2, jedes der 
folgenden Glieder etwa so lang als 3. Thorax klein, um die Hfilfte breiter als 
lang, bald hinter den Yorderecken am breitesten, sodann nacb hinten schwach 
und fast geradlinig verengt, anf der Scheibe ohne Eindrücke, kaum bemerkbar 
pnnktuliert. Fld. ziemlich parallel, hinter der Schulter leicht zosammengedrückt, 
mU^ gewOlbt, verloschen und sehr fein pnnktoliert, die Pünktcbea nahe der 
Naht noch am dentlichsten and tiefsten. Die Nabt ist sehr fein, oft kaum be- 
merkbar dunkel ges&nmt Metatarsus so lang als die beiden folgenden Glieder 
nuammen. Beim ^ ist der letzte Banchring ve^rOBert, in der Hitte, wie auch 
auf dem vorhergehenden Ringe dichter nnd l&nger als an den Seiten, abstehend 
behaart, anBerdem nahe dem Hinterrande mit einem Büschel dicht an einander 
liegender Haare besetzt, welches einem nach vom gekrümmten Dorne Khnlich siebt. 



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48 J. Weise: CSuTsomeliden 

Aibecata bremvaeula 9; Ovalis, flava, fronte, scntello antennis- 
qne teetaceis, bis medio levlter iDfuscatis, eiytris Tiridi-aeneia, auri- 
^alceo-micantibus, BubtÜitor alutaceis et dense punctatis, jpoae 
hnmeroB loDgitudinaliter impressis. — LoDg. 4 mm. Küimandjaro: 
Hoscbi. 

Kürzer gebaut, die FId. nach hinten mehr erweitert als in den 
übrigen Arten mit metalliscbeo Fld., und die Fühler schlanker. 
Hell und lebhaft brSanlich gelb, die Stim über den Höckerchen, 
das Schildchen und die Fühler etwas rötlicher. Letztere bis zur 
Mitte der Fld. reichend, Glied 1 gestreckt, schwach ketdenförmig, 
2 fast von derselben Breite, kurz, kugelig, 3 dünn, doppelt so lang 
als 2, 4 fihnllcb, nur etwas länger, 5 wenig kürzer und st&rker als 4, 
6 wenig kürzer und stärker als 5, die folgenden beiden unter sich 

fleich, jedes so stark als 6, aber eine Spur kürzer, Glied 9 etwas 
ürzer und dünner als 8, 10 von derselben Länge wie das vorher- 
gehende Glied, doch etwas schlanker, das Endglied gestreckt, etwa 
so lang als das sechste. Glied 5 bis 8 sind leicht angednnkelt. 
Thorax doppelt so breit als lang, nahe der Mitte am breitesten, 
Ton hier nach hinten deutlich, nach Torn unbedeutend verengt, sehr 
fein gewirkt, einzeln und sehr verloschen punktoliert, mit breiter, 
aber nicht tiefer Querfurche. Fld. dunkel metallisch grün, ohne 
blaue Beimischung, aber mit Messingschimmer, dicht punktiert, Über 
dem normalen L^^seindrucke am Seitenrande noch mit einem ähn- 
lichen hinter der Schulterbeule vor der Mitte. 

Asbecesta marffinata Jac., Proceed. 1899. 359. t. 21. fig. 5, die 
von Masbonaland beschrieben wurde, verbreitet sich in Ostafrika 
nördlich bis über den Äequator; sie wurde noch bei Eitui in Britisch 
Ostafrika gefangen. 



Avopkylia Ae6«»;Testacea, dense brevissimeque dnereo-pubescens, 
femorinus macula infuscata signatis, supra creberrime mguloso- 
punctata, subopaca, macula frontali, macmis tribus prothoracis sca- 
telloque atris, elytris aeneo-viridibns, prothorace fortiter transverso 
Dtrinque vis impresso. — Long. 7—9 nmi. Iknta. 

Mas.: metastemo ventreque fuscis, illo bacillis duobus obliqae 
retrorsnm ductis armato, femoribus posticis inSatis, tibiis posticis 
Bat crassis, metatarso valde äilatato, nnguiculi apice leviter bifidi, 
segmento ultimo ventr^i apice profunde angulaüm emarginato, 
fovea impresso. 

Femina: femoribus posticis parum dilatatis, unguiculis appen- 
dicnlatis. 

Verschossen gelbbraun, die Spitze der einzelnen Füblerglieder 
eine Spur dunkler, die Hinterbrust und der Bauch Öfter, namentlich 
beim S angedtmkelt, ebenso eine meist unbestimmt« Makel der 
Schenkel Die Stirn, mit Ausnahme der Seiten, drei Makeln des 
Halsschildes und das Schildchen schwarz, Flügeld. metallisch grün, 
matt Die ganze Oberseite ist äoßerst dicht runzelig punktiert, die 



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Quit Ooccinellideu ans Afrika. 49 

Punkte sind auf den Fltigeld. schärfer eiogestocben und tiefer wie 
auf den übrigen Teilen. Das Halsscbild ist kurz, wenigstens doppelt 
so breit als lang, bald hinter den Vorderecken am breitesten und 
nach hinten wenig verengt, auf der Scheibe jederseits mit einem 
flachen, breiten Schrägeindnicke und einer Sachen Längsfurche in 
der Mitte. Beim (^ verlängert sich die Hinterbrust in zwei lange 
abgerundete Stäbchen, welche dicht aneinander liegen und nur an 
der Spitze divergieren; sie sind schräg nach hinten und unten ge- 
richtet. Die Hinterschenkel sind stark-, die Hinterschienen mäßig 
verdickt, das erste Tarsenglied der Hinterbeine sehr verbreitert, 
breit-oval; Klauen an der äußersten Spitze gespalten, beim S da- 
gegen mit einem zabnfÖnnigen Anhängsel am Grunde. 

Es ist mir bis jetzt nur noch eine ähnliche Art, die Ap. salien» 
m. ans Abessynien, bekannt, die sich durch das nach hinten stärker 
verengte Halsschild und tiefere Schrägeindrtlcke desselben leicht 
unterscheidet. Bei ihr sind die beiden Fortsätze der Hinterbrust 
weit getrennt, von oben zusammengedrückt und nach hinten gerichtet. 

Luperodea intfiressua: Oblongua, convexiusculus, flavo-testaceus, 
antennis ab articulo quinto, tibns posticis apicem versus tarsisque 
posticiB infiiscatis, pectore nigro, prothorace flavo, obsolete punctu- 
lato, elytris testaceo-rufis, crebre punctulatis. — Long. 3,5 — 4 mm. 
Ikuta. 

Mas: elytris suico lato et profnndo longitudinaU estus calloso- 
termioato ante medium juxta suturam instructo. 

Blaß rötlich gelbbraun, das Haissch. gelb, Fld. bräunlich rot, 
an der Spitze gelblich, Mittel- und Hinterbnist schwarz, die Hinter- 
schienen nach aer Spitze hin, die Hintertarsen und die Fühler vom 
flinften Gliede ab angedunkelt, zuweilen ist an den vier Hinterbeinen 
die Basalb&lfte der Schenkel und die Spitzenhälfte der Schienen 
nebst den Tarsen schwärzlich. Kopf, Thorax und Schildchen fast 
:latt, Fld. ziemlich dicht, aber sehr fein und verloschen punktiert. 
^Uhler schlank, bis hinter die Mitte der Fld, reichend, Glied 3 um 
die Hälfte länger als 2, 4 ziemlich um die Hälfte länger als 3, die 
folgenden ziemlich von gleicher Länger, jedes so lang ala 4; der 
Metatarsus ist länger als die drei folgenden Glieder zusammen. 

Die Fld. des d* haben einen breiten und tiefen Längseindruck 
an der Naht, welcher von der Basis bis ungei^r ^/g der Länge 
reii-ht, hinten leicht erweitert und grubenförmig vertieft und an den 
Seiten, sowie hinten wulstartig begrenzt ist. Die Nahtkante und 
das Scbildcben liegen hoch. Außerdem ist beim d* der letzte Bauch- 
riog vom Hinterrande aus jederseits tief eingeschnitten, wodurch 
ein länglich viereckiger Mittelzipfel entsteht, der von den Seiten 
aus nach der Mitte mn abi^t. 

Es herrecht in dieser Gruppe der Galerucinen noch immer eine 
gewisse Willkür, welche durch die Annahme hervorgerufen ist, daß 
die Länge des dritten und vierten Fühlergliedes im Verhältnisse 
zum zweiten uns generische Unterschiede an die Hand gäbe; dem 

ARk. f. KatuteKb. Jthtg. 1*04. Bd-I. H.l. i 



Fl 



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50 J.Weise: Chrysonielided 

ist jedoch nicht so, sondero das dritte Ffihlei^lied nimmt innerhalb 
der Gattung Monolepfa so allmählich an Länge zn, daß ein gene- 
riscber Schnitt onmöglich zn machen ist Wir haben ans hier 
lediglich nach der BeBchaffenheit der vorderen Hüftpfanoen zn 
richten. Sind dieselben völlig geschlossen, d. h. «reicht die innere 
Spitze Ton den Seitenstucken der Vorderbrnst den Prosternalfortsatz, 
so li^ die Gattung Monohpta vor, gleichgiltig, ob das dritte Fühler- 
gUed der betreffeaden Art so lang, oder länger als das zweite ist, 
andernfalls, wenn die erwähnte Spitze das Prostemam nicht erreicht, 
die Gattung Lupendea. Hierzn gehört auch Cnecodes Motsch., 
während Candezea Ghap. der Gattung Monolepta einzarerleiben ist 
Diese Gattungen bieten folgendes Bild: 

1. MonoUvta Er. Wiegm. Arch. 1843. I. 265. 

Candezea Chap. Ann. Mos. CIt. Qenov. 1879. 24. 

2. Luperodea Motsch. Etud. ent YII. 1858. 102. 

Cnecodes Motfich. 1. c. 100. 
IpkitJea Baly Ent Monthly mag. II. 1865. 127. 
In Zukunft werden nun die hierhergehSrigen Tiere nach der 
Einrichtung der Hüftpfanoen zu sondern sein, eine sehr undankbare 
Arbeit, die nach meinen Erfahrungen durch die seitherige unvoll- 
kommene ond deshalb za Mißverständnissen führende Einteilung 
erschwert wird. Letztere beruht auf den gmndlegenden Ai'beiten 
von Lacordaire und Chapois, nach denen es, wie oben erwähnt, 
zwei Formen der Höftpfannen geben soll, offene oder geschlossene. 
Beide B^riffe sind in der Folge von den Autoren, damnter von 
Chapuis selbst, nicht streng genug auseinander gehalten worden, 
sonst hätten sie bemerken müssen, daß es eine Mittelform giebt, 
bei welcher zwar die SeitenstUcke der Vorderbrust hinter den Hüften 
nicht das Prostemum erreichen, letzteres aber doch durch eine viel 
tiefer liegende Verlängerung mit der unteren Fläche der Seiten- 
Stücke verbunden ist, oder umgekehrt, eine untere Verlängerung 
der Seitenstiicke mit dem Prostemum in Verbindung tritt. Diese Art 
der Uüftpfanneu, die z, ß. in der Familie der Coccinelliden aos- 
nahmslos, in den übrigen Familien häufig auftritt (auch in der hier 
besprochenen Gattung Luperodee), wurde von den Arbeitern ver- 
schieden, bald als oSene, oald als geschlossene bezeichnet; derartige 
Fehler werden sich vermeiden lassen, wenn wir drei Formen der 
vorderen Hüilpfannen unterscheiden, nämlich: 

a) die geschlossene (acetabula antica occlnaa), bei der sich 
die Seitenstücke der Vorderbrust gleichmäßig hinter den 
Büften nach innen verlängern und mit dem Prostemal- 
fortsatze verbinden; 

b) die balbgeschlossene (acetab. ant. semiocclnsa), bei welcher 
die Seitenstücke hinter den Hüften nicht das Prostemum 
erreichen, dieses jedoch tiefer unten mit den Seitenstücken 
verbunden ist; und 



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und Coccinelliden ans Afrika. 51 

c) die offene (acetab. aot. aperta), bei der der Prosternalfortaatz 
völlig frei und tod den äeiteuBtücken, deren innerer Teil 
ebenfalls frei bleibt, weit getrennt ist. 

Monolepia lineata Earsch, Berl. Zeitschr. 1882, 400, von Gliin- 
clioxo ist ein Luperodee, dem indischen suturalü MotAch. 1858, 100, 
sehr ähnlich, über ganz Mittelafrika, von der Ost- bis zur Westküste 
verbreitet, and in der Zeichnong der Fld. variabel. Beim schlanken 
und kleinen d* ist in der Regel das 8. bis 10., beim 9 gewöhnlich 
nnr das 9. bis 10. Fühlerglied gelb oder weißlich gelabt. Ich halte 
Afon. exclamationü Jac. Proceed. 1900. 358. t. 20 fig. 9, für nidit 
vOTSchiedeo. 

Monolepia famularis: Oblongo-ovalis, convexa, rufo-teatacea, 
ventre flavescente, prothorace sat crebre evidenter punctulato, eiytris 
nigris, dense snbtiliter punctatis. — Long. 5,5 mm. Togo: Amedzowe. 

Etwas größer als AI. apicalis Sabib. (die auch m D. Ostafrika 
weit verbreitet ist), der Thorax nnd die Flügeid, stärker punktiert 
Eopf rötlich gelbbraun, die Süm einzeln ponktuliert, Fühler scUonk, 
fast die Spitze der Fld. erreichend, Glied 3 fast doppelt so lang 
als 2, 4 länger als 3, Glied 11 fehlt den mir vorliegenden Stücken. 
Thorax ziemlich dicht und sehr fein punktnliert, £e Funkte aber 
verhältnismäßig tief eingestochen, über dem fast glatten Streifen 
am Äußenrande dichter gestellt als in der Mitte der Scheibe. Hak- 
schild und Schildchen sind rötlich gelbbraun, Fld. einfarbig schwarz, 
dicht und fein punktiert. Unterseite nnd Beine rötlich gelbbraun, 
der Bauch heUer, brännlich gelb. Metatarsus sehr lang, länger als 
die drei folgenden Glieder zusammen. 

Diacantha bimacuUUa Bert. Mem. Ac. Bologna 2. Ser. VIII. 1868. 
195. t. 1. f. 5 — 7, gehört nicht in die genannte Gattung, sondern 
zn Affdaatica. 

Niaotra cornulenta: Breviter-elliptica, convexa, obscure ferm- 
gineo-mfa, nitiaa, pedibus dilutioribus, prothorace apice utrinque 
unpresso-snlcato , eiytris subtiliter subgeminatim striato-punctaüs, 
nigris, apice obsolete mfo-limbatis. — Long. 4 mm. Mbunga. 

Eine sehr breit gebaute Art und an den schwarzen, glänzenden 
Fld. leicht kenntlich, deren Spitze verloschen rotbraun gesäumt ist. 
Kopf und Halssch. gesättigt oräunlich rot, glänzend, mäßig dicht 
nnd sehr fein punktnliert. Die letzten 5 oder 6 FUhlerglieder 
schwärzlich. Thorax jederseits zu einem schwach gebogenen, sehr 
tiefen Längseindnicke abjallend, welcher genau in der Richtung der 
Stimfurchen liegt, den Vorderrand unterbricht und außen fast senk- 
recht ansteigt. Auf diesem Außenrande liegt eine Längsreihe von 
kräftigen Funkten, ebenso befinden sich am Hinterrande jederseita 
vom Schildchen eine Anzahl stärkerer Punkte, die zwei unregelmäßige 
Querreihea bilden. Fld. nahe der Uitte am breitesten, ziemlich 



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§2 J. Weise: Chrfsomeliden 

hoch gewölbt, fein punktiert. Die Punkte bilden 16 bis 18 Längs- 
reiben, von denen die 12 inneren bis hinter die Mitte deutlich zn 
unterscheiden, nicht ganz regelmäßig, sondern vielfach ilnrcfa daneben 
tretende Punkte gestört, und einander paarweise achwach genähert 
sind. Hinter der Mitte werden diese Reihen sehr verworren, ähn- 
L'ch wie die äußeren Reihen. Über dem Rande bleibt ein mäßig 
breiter und etwas gewölbter Streifen von Punkten frei, der durch 
die letzte, stärker vertiefte Punktreibe ziemlich scharf begrenzt wird. 
Unterseite dunkel rostrot, mit helleren Beinen. 

Blepharida scripta: Subtua ferruginea, femorum apice in dorao, 
tibiis tarsisque nigricantibus, capite ferrugineo, nigro-bimaculato, 
antennis articulis septem ultimia nigricantibus, scutello ferrugineo, 
prothorace elytrisque stramineis, nigro-irroratis, his subtiliter gemi- 
natim atriato-punctatia. — Long. 7,5 — 8 mm. Ikuta. 

Im Körpenimriß den meisten übrigen Arten gleichend, aber 
die Punktierung der FId. sehr fein urd die 8 inneren Reihen derselben, 
sowie die abgekürzte Reibe ziemlich regelmäßig verdoppelt, nur die 
9. und 10. Pnnktreihe einfach, stärker als die übrigen, vertieft und 
durch einen gewölbten Zwischenstreifen getrennt. Beim d* iat diese 
Punktierung meist etwas regelmäßiger als beim S, und es können 
bei ihm alle 8 Doppelreihen durch leicht erhabene, feine Zwischen- 
streifen getrennt sein, oder nur die geraden Doppelreihen von der 
nächstfolgenden ungeraden. Die neunte Punktreine des 9 ist auch 
oft stellenweise, namentlich vor der Mitte, verdoppelt. Kopf rostrot, 
dicht punktiert und fein behaart, die beiden Längsfurchen der Stirn 
flach oder nur mäßig tief, das Kopfschild und eine Längsmakel 
zwischen den Augen schwarz. Die Fühler vom fünften Guede an 
schwarz, die Basis oder die Spitze einiger Glieder rötlich. Thorax 
mehr als doppelt so breit wie lang, mit ziemlich parallelen, vor der 
Mitte etwas convergierenden Seiten, blaß stroh^lb, sehr unregel- 
mäßig punktiert und schwarz gezeichnet. Vom vorderrande jeder- 
seits über dem Auge zieht sich ein sehr flacher, schmaler, unregel- 
mäßig einreihig punktierter Längseindruck nicht ganz bis zur Mitte, 
hier teilt er sich in zwei Äste, der eine läuft geradlinig nach außen 
bis an den Rand, der andere schräg nach innen und hinten auf die 
Mitte des Schildchens zu, erreicht aber lange nicht den Hinterrand. 
Diese Linien sind schwarz gefärbt, außerdem eine Mittellinie, die 
gewöhnlich vor der Mitte unterbrochen ist, stets von einer schwarzen 
Querlinie vor der Basis durchsetzt und vorn öfter mit einer kurzen 
Längsmakel jederseits T-iormig verbunden ist Die Basalstriche 
sind kurz, aber ziemlich tief, schwarz, der Ranm an ihrem Vorder- 
ende ist stark punktiert und teilweise schwarz oder pechbraun ge- 
färbt, auch die Kante des Hinterrandes zwischen den Basalstrichen 
schwarz. Schildchen rostrot, glatt. Die Fld. haben sehr zahlreiche 
kleine schwarze Flecke, die zu vier Querbinden zusammen treten, 
von denen jede aus zwei unregelmäßigen und mehr oder weniger 
oft und weit unterbrochenen Querlinien besteht, oder aus Punkten 



ib, Google 



nnd CoocinellideD aus Afrika. 53 

«nregelmäßig nusammengesetzt ist. Die erste Querbinde liegt an 
der Basis, oje zweite dicht vor, die dritte dicht hinter der Mitte, 
die vierte vor der Spitze, In dieser seibat befinden sich außerdem 
noch einige kleine schwarze Flecke, Die Epipleuren haben einige 
rotbraune Makeln. 

Eriotica -perforata: d" Subelongata, parum convexa, sordide 
teataceo-flava, antennis (basi excepta) labro tarsisque infuscatis, 
poctore abdomineque nigris, ano teataceo, elytris dense subtillissi- 
meqite sufaocliraceo-pubescentibns, crebre punctatis, seriebus octo 
fortiter punctatis lineis quatuor vix elevatis includentibus instrucds, 
apice testaceis, tumidulia, perforatis. — Long. 3,8 — 4,5 mm. Ikuta, 
Lnitpoldkette. 

Var. a. Pedibna poaticis, scutelloqoe infuscatia. 

Etwas schmaler gebaut und kleiner als Er. fuacipennia Har., 
die Fld. heller gefärbt, viel feiner und kürzer gelblich behaart und 
total abweichend punktiert. Bei fuscipennü sind die Fld. grau- 
schwarz, in ganz regelmäßigen feinen Streifen punktiert, die gleichen 
Abatand von einander hahen, die ebenen Zwischenstreifen sind 
äußerst fein und dicht gekömelt, an der Spitze bleibt ein dreieckiger, 
wenig aufgetriebener, blaßgelblicher Raum frei von Punkten. In 
der vorliegenden Art sind die Fld. sehr blaß und verschoaeen gelb, 
die Spitze rötlich gelb, jede Decke mit 8 Punktreihen, die einander 

E aarig genähert sind und vier schmale, eine Spur gewölbt«, fast glatte 
ängsatreifen einschließen. Ein ähnlicher Streifen, außen von einer 
Reibe begrenzt, liegt auch an der Naht. Die breiten Zwischen- 
strcifon sind dicht, unregelmäßig punktiert, die Punkte etweis kleiner 
als in den Reihen. Die Spitze jeder Decke ist fast glatt, blasen- 
formig aufgetrieben und mit einem kreisrunden Loche versehen, 
dessen Rand dicht aufstehend behaart ist. 

Kopf klein, fast glatt, hell bräunlich gelb, der obere Teil der 
Stirn etwas rötlicher, Stimhöckerchen lang dreieckig, durch eine 
ziemlich tiefe Mittelrinue geschieden, oben durch eine winkelige 
Linie, außen weniger deutlich begrenzt. Oberlippe schwärzlich, 
Taster angednnkelt, Augen groß, gewölbt, ziemlich grob facettiert. 
Fühler halb so lang ala der Körper, die ersten drei Glieder bell 
bräunlich gelb, das vierte Glied etwas dunkler, rötlich-gelbbraun, 
die folgenden schwärzlich; Glied 1 lang keulenförmig, 2 und 3 korz, 
zusammen wenig länger als I, 2 eine Spur dicker ius 3, 4 so lang 
als 1, 5 und die h>lgenden ungefähr von gleicher Länge, jedes einzelne 
wenig kürzer als Glied 4. Thorax viereckig, wenig breiter ala lang, 
die Seiten sehr schwach gerundet und hinter der Mitte leicht con- 
vergierend, die Scheibe fast glatt, wenig gewölbt, hinter der Basis 
jederseits mit einem verloschenen Quereindrucke, dicht vor dem 
Basalrande mit einer Querrinne, die sich seitwärts allmählich dem 
Hinterrande nähert und die Hinterecken nicht erreicht. Schildchen 
mäßig groß, hinten gerundet-abgostutzt. Fld. in den Schultern 
geracUinig heraustretend und breiter ala der Thorax, bis zn */s der 



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54 . J. Weise: Chi730inelideD 

Länge wenig verbreitert, dann verengt und an der Spitze einzeln 
abgerundet, oben schwach gewölbt, bräunlich gelb, ziemlich matt. 
Unterseits ist der Bauch und wenigstens die Hinterbnist, seltener 
auch die Mittelbrust schwarz, der After rotbraun, Tarsen angedankelt, 
znweilen auch die Hinterbeine mehr oder weniger schwärzlich. 

Der Penis ist wie bei den meisten Haticinen sehr einfach ge- 
baut, er bUdet eine leicht gebogene, flach gedrückte Rühre, mit 
sehr langer ÖSnung ; neben dieser verengt er sich allmählich, zuletzt 
etwas stärker, in eine mäßig scharfe Spitze. 

Phygasia acutangula: Oblonga, convexinscnla, flava, prothorace 
panctnlato, elytria saturate femigineis, crebre punctulatis, sericeo 
micantibns, apice subacutis. — Long. 4—4,5 mm. Mbungn. 

Auf den ersten Anblick mit Phyq, marginata Jac. Übereinstimmend, 
jedoch in folgenden Punkten durchaus verschieden: der Thorax ist 
deutlich pnnktultert, seine Querfurche tiefer, au den Seiten sehr tief 
begrenzt; die Seiten des Halsschildes bilden einen gleichmäßigen 
Bogen und haben einen sehr schmal abgesetzten, innen von einer 
regelmäßigen stärkeren Punktreihe begrenzten Rand, welcher in 
den Vorderecken nicht erweitert ist. Dieser Rand ist bei marginata 
fast dreimal so breit, innen durch keine Punktreihe begrenzt, außen 
winkelig gebogen und in den Vorderecken erweitert und nach anßen 
gedrückt. Die Fld. sind dunkler rotbraun gefärbt und weniger 
glänzend wie in marainata, am Ende leicht aufgetrieben, glänzend, 
und in eine gemeinscWthche kurze und stumpfe Spitze ausgezogen. 
Der Körper ist, mit Ausnahme der Fld., einförmig blaß geu). 

Jameaonia evaneacena: Oblonga, convexiuscula, laete rufotostacoa, 
antennis (basi excepta) nigris, prothorace subtiliter punctulato, elytris 
crebre punctulatis, infuscatis, aeneo-micantibus, disco parum rufes- 
centibns. — Long. 3 mm. Ikuta. 

Der Eörper ist lebhaft rötlich gelbbraan, das ßiufte, oft auch 
noch das sechste Fühlemlied angedunkelt, die folgenden schwarz, 
Tarsen leicht gebräunt, Fld. mit einem metallisch grünen Schimmer 
überzogen, an der Naht und den übrigen Rändern dunkel gesäumt, 
nach innen allmählich in ein verloschenes Rotbraun übergehend. 
Stimhöckerchen schmal dreieckig, oben tief und scharf begrenzt, 
die Stirn darüber etwas gewölbt, äußerst zart punktuliert. Halssoh. 
kaum um die Hälfte breiter als lang, nach vom verengt und leicht 
zusammengedrückt, ziemlich dicht nnd etwas stärker als die Stirn 
punktuliert. Schildchen glatt. Fld. an der Basis etwas breiter 
als der Thorax, dann zieoüich parallel, nur mäßig gewölbt, doppelt 
so stark als das Halssch., dicht punktuliert. Das zweite und dritte 
Glied der Fühler kurz, das vierte so lang wie die beiden vorigen 
zusammen und onbedentend länger als eins der folgenden Glieder. 



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und Coccinelliden ans Afrika. 55 

Longitarms fulvicem Chap. Ikiita. 

Die Art ist geflügelt und an den tiefen Stiniliaien, die von der 
Spitze des Naseokieles gradlinig bis an den Inneorand jedes Auges 
laufen, leicht zu erkennen. Die Stimhöcker sind nicht rund, wie 
bei dem kleineren L. kwatensis Ws., sondern sehr lang und schmal, 
Der Kopf ist gesättigt rötlich gelbbraun, der Thorax etwas blasser, 
unter starker Vergrößerung kaum sichtbar punktnliert, Pld. stroh- 

felb, sehr fein punktuliert, die Naht oft etwas gebräunt. Vorder- 
rnst und Beine bräunlich gelb, Mittel- und Hinterbrust, der Bauch, 
die dicken Hinterschenkel und das Schildchen tief schwarz, Fühler 
rötlich gelbbraun, vom fUuften Gliede ab etwas gebräunt, Oberlippe 
und Taster schwach angedunkelt. 

Chirida breoiuicula: Rotundato-ovata, convexa, nigra, antennis, 
pedibuB margineque ventrali testaceis, fronte alutacaa, nittdula, pro- 
thorace elytrisque dilnte flayescentibns, illo plaga magna basali 
sutriangulari nigra, macuÜs duabus flavis notata, elytris snbtiliter 
striato-punctatis, vitta suturali vittaque disci, postice ahbreviatis, 
nigris. — Long. 5 mm. Ikuta. 

Mit Chir. semivittata und Anbei Boh. äußerst nahe verwandt, 
aber kürzer gebaut als das d* beider Arten und an dem Baue der 
Stirn wohl sicher verschieden. In den genannten Arten convergieren 
die Btimliaien, die das große Eopfschild begrenzen, fast gleichmäßig 
bis zur Fühlerwurzel und vereinigen sich Mer unt«r einem spitzen 
Winkel, in der vorliegenden Art dagegen unter einem mäßig breiten 
Bogen, das Kopfschild selbst ist etwas mehr gewölbt wie in semi- 
vittata, aber bedeutend weniger als in Auhei, auch stärker gewirkt 
und matter als bei dieser. Im Allgemeinea erinnert die Körperform 
und die Punktierung der Oberseite an Anbei, die schwarze Zeichnung 
derselben an semivUtata. Auf dem Thorax ist ein großer, dreieckiger, 
vom spitz bis an die durchscheinende Fühlerbasis ausgezogener 
Fleck schwarz, welcher eine mäßig große, dreieckige, gelbe Basal- 
makel jederseit« des Schildchens einschließt; die Scheu}e der Fld. 
ist im Leben hell smaragd-grün, eine Nahtbinde, die genau den 
Baum bis zur ersten, hinter der Mitte furchenartig vertieften Punkt- 
reihe einnimmt, sowie eine Längsbinde zwischen der vierten und 
siebenten Punktreihe schwarz. Der Nahtsaum ist vor der Spitze, 
die Binde noch weiter vom abgekürzt. Letztere biegt am Ende 
etwas nach innen und ist jedenfalls zuweilen quer mit dem Naht- 
saume verbunden, denn bei einem Exemplare ist diese Stelle durch 
eine Erweiterung des Nahtsaumes angedeutet. Mit Auhei verglichen 
müssen die Fld. in den Schnltem breiter, hinter der Mitte weniger 
verengt and am Ende breit abgemndet genannt werden. 

Caseida iparsuta: Subovata, couvexiuscula, flavo-testacea, an- 
tennis articulis quatuor nltimis nigris, prothorace transversim sub- 
elliptico, elytris striato-punctatis, margine suturali in apice, mactila 



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56 J.Weise: Chrysomeliden 

elongata pone medium protecti puuctisque DOvem oigria. — Long. 
8 mm. Ikuta. 

Im Eörperumrisse und der Färbung an Ivridu Boh. erinneiiid, 
aber nur achwach gewölbt, namentlich hinter der Mitte der Fld. 
niedriger als in Aspidomorpha mutabäis Klug. Die Fld. haben eia 
ziemlich breitea, glattes, schräg abfallendes Seitendach, welches in 
•/s Länge eine etrichförmige, etwas schräge, schwarze Qnermakel 
besitzt, auch die Nahtkante an der Spitze ist schwarz. Die Scheibe 
hat 10 fast regelmäßige kräftige Punktreihen und neue punktionnige 
schwarze Makeln, eine auf der Schulterbeule, die zweite nach außen 
davon und näher der Basis, in der vorderen Innenecke des Seiten- 
daches, die dritte in der neunten Ponktreiho hinter dem Schulter- 
hbcker. Hierauf folgen 3 Makeln in einer etwas gebogenen Qner- 
reihe vor der Mitte, Makel 4 neben der Naht, in dem ersten Zwischen- 
streifen, 5, etwas weiter vorgerUckt, im vierten Zwischenstreifen, 
und 6 in der achten Punktreihe Die beiden folgenden Makeln 
liegen in der Mitte in einer geraden Qnerreihe: 7 im dritten, 8 im 
achten Zwischenstreifen, Maltel 9 endlich, im zweiten Zwischen- 
streifen in '/j Länge, U^ mit der Dacbmakel in gerader Qoer- 
reihe. Das Kopfschild ist dreieckig, i^lt nach innen ab und hat 
eine hochgerandete Spitze, die durch eine Mittelrinne geteilt ist. 
Die Tarsen sind oberseits gebräunt, die Klauen lang, einfach. 

Hypocamda fiavescena: Oblongo-sabtriangularis, dilute flavo- 
testacea, snbopaca, antennis artical^ quatnor ultimis infnscatis, pro- 
thorace postice punctato-ruguloso, elytris crebre punctatia, basi re- 
tueis, in gibbum brevem, obtusum transversim devatis. — Long, 
7,5 mm. i^uta. 

Die Art ist an der blaß bräunlich gelben Farbe des Körpera 
zu erkennen, an dem nur die vier letzten Fühlerglieder schwärzlich 
sind. Der Thorax ist 2'/sOial so breit als lang, vom in mäßigem 
Bogen abgerundet, hinten fast geradlinig, oder sehr schwach ge- 
bogen, mit abgerundeten Ecken, der verdickte Teil der Scheibe 
dicht gerunzelt und punktiert, der vordere, tiefere Teil nebst dem 
Dache durchscheinend punktiert, letzteres verloschen und sparsam 

ferunzelt. Fld. in den Schultern wenig breiter als der Thorax, 
ahiuter allmählich verengt, zuletzt gemeinschaftlich abgerundet, 
sehr dicht punktiert, an der Basis ^ zu einer gebogenen Querkante 
aufsteigend, die in der Mitte in einen gemeinschaftlichen atumpfen 
Höcker erhöht ist. Hinter diesem liegt auf jeder Decke in der Nähe 
der Naht eine feine Längsleiste, die kaum die Mitte erreicht. Das 
Seitendach ist quer gerunzelt und von der Scheibe durch zwei Punkt- 
reihen geschieden, von denen die innere mäßig stark, die äußere 
grob punktiert und von starken Querrunzeln dnrchaetzt iat. Epi- 
pleuren einfarbig bräunlich gelb. 

Diese Species ist in meiner Übersicht, Archiv f. Naturg. 1903 
L 2 p. 225, nach den Ziffern: 2, 3, 6, 7, 11 vor Ilyp. «oiwWe. 
einzureihen. 



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nnd Coccinelliden ans Afnka. 57 

Hypocamdfi gibbosa GeEtro (eub Patriama) von Ärussi Galla ver- 
breitet sich südlich bis West-Uaainbara, wo sie bei Hohenfriedeberg 
(Dr. J. Schalz) gesammelt wurde. Sie ist au der Färbang der 
Unterseite (Brust schwarz, Banch und Beine lebhaft rötlich gelb- 
braun) leicht zu erkennen. Die ersten sechs Fühlerglieder sind 
völlig, das 7. und 8. zuweilen mehr oder weniger weit hell gef&rbt. 

Aapidomorpha togoeruis: Elüptica, minus couvexa, dilute testacea, 
prothorace laevi, elytris obsoletius striato-punctatis, pone scutellum 
brevitcr distJncte gibbosis, protecto minus confertim reticulato. — 
Long. 8 mm. Togo: Amedzowe. 

Mit Asp. mutata Boh. am nächsten verwandt, aber von dieser 
sicher durch folgende Punkte verschieden: die F'Uhler sind einfarbig 
blaß gelbbraun, ebenso die Fld., der Körper ist bedentend schlanker 
gebaut, das Halsschild schmaler, die Fld. treten an der Basis etwas, 
jedoch viel weniger über dasselbe hinaus, erweitern sieb dann sanft 
bis zur Mitte und verengen sich dahinter stärker, während in mutatu 
diese Verschmälerung bald hinter der Schulterecke beginnt; das 
Seitendach endlich hat viel größere, glasartig durchscheinende Punkte 
und ist daher mit einem weitläufigeren dunklen Ademetze versehen, 
welches die Punkte trennt. Die Fld, sind sehr verloschen io Beihen 
panktuliert, aber die letzte Keihe, an der Grenze der Scheibe, ist 
weniger dicht und stärker punktiert, in der Nähe der Mitte nicht 
onterbrocben und bis an die Naht sehr deutlich. 

Laccoptera (Orphnoda) usamharicft Ws. wurde auch bei Ikuta 
gefangen. 

Coccinellidae. 

Epilachna Hausen: äubellipÜca, sat convexa, ferruginea, densius 
subtilissimoque cinereo-pubescens, subopaca, pectore, abdomine et 
pedibus nigris, prosterni lateribus, ore, antennisque testaceis, his 
articulo primo clavaque nigris, palpis articulo ultimo nigro, prothorace 
elytrisque creberrime punctulatis, his limbo angusto marginali poetice 
abbreviato maculisque parvia duodecim in singulo nigris, 2, 2, 2, 2, 
2, 1, 1 collocatis. — Long. 7 mm. Kilimani^aro: Moschi. 

Der elliptische, nur mäßig gewölbte Körper, sowie die Zahl 
und Anordnung der schwarzen Flecke auf den Fld. zeichnen die 
vorliegende Art vor allen bis jetzt bekannten afrikanischen Ver- 
wandten aus. Der Kopf hat zuweilen einen verloschenen schwärz- 
lichen Fleck jederseita, über der Füblerwurzel am Auge, auch auf 
dem Thorax sind bisweilen 4 dunklere Makeln schwach angedeutet, 
zwei in der Mitte, kommaförmig, nacli hinten convergierend, neben 
der Mittellinie, und eine jederseits davon, nahe der Basis. Schildchen 
schwarz. Die Fld. haben einen mäßig breiten, abgeflachten Seiten- 
rand, der nur bis hinter die Mitte reicht nnd außen schwarz gesäumt 
ist, anSerdem je 12 kleine, schwarze Makeln, zwei an der Basis, 



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58 J. Weise: OtuTsomeliden 

davon eine oeben dem Schildchen, die andre aa der Außenseite der 
kleinen, aber ziemlich hoben Schulterbeule, zwei in etwa 'U Länge 
neben der Naht, dann zwei, wenig dahinter, über dem Seitenrande, 
in etwa Vg Länge, zwei in der Mitte, neben der Naht, zwei dicht 
vor Vs Länge über dem Seitenrande, hierauf fol^ eine, wenig da- 
hinter an der Naht, endlich die letzte vor der bpitze, von dieser 
und der Naht weiter entfernt als vom Hinter ran de. Die zehn 
vorderen Makeln stehen paarweise in geraden Qnerreihen neben und 
hinter einander, die Makeln 1, 6, 8 und 11 sind etwas größer als 
die übrigen, alle sind gerundet, bald leicht quer, bald etwa« l&ig- 
lich, Msä:ell, 3, 7, 11 liegen in einer geraden Reihe längs der 
Naht, 6 und 10 berühren den Seitenrand. 

Es macht mir ein besonderes Vergnügen, diese ausgezeichnete 
Art Herrn Professor Dr. G. Hauser in Erlangen zu widmen. 

Epilaeltna fvlvosignata Reiche tritt noch am Eilimandjaro auf, 
wo sie bei Moschi (Dr. Kohlschütter) ge&ngen wurde. Auch aus 
der Sammlung von H. Prof. Hauser Tag mir ein Exemplar von 
Moschi vor. 

Die Art ist mit jiolymorpha Gerst. außerordentlich nahe ver- 
wandt, aber durch schwarze Unterseite und Beine zu trennen. 
Dieser Unterschied dürfte sich jedoch später als nicht stichhaltig 



Solanophüa triquetra: SubtriangularJB, atra, densius brevissime- 
que cinereo-pubescens, prothorace fortiter tranevereo, crebre pnn- 
ctulato, elytris apicem versus sensim angustatis, subtiliter punctatis 
et creberrime punctulatis, callo humerali fere nuUo, singulo elytro 
macnlis quatuor, 2, 2, ruös, ochraceo-pubescentibus, aut antice aut 
postice nigro-marginatis, lineia abdominalibus arcuads, integris. — 
Long. 7,5 mm. Nyaesa. 

Mit S. maga Ws. nahe verwandt, aber durch die Körperform 
total abweichend, die Fld. weniger gewölbt, in den beiden letzten 
Dritteln bedeutend schmaler, fast gleichmäßig und allmählich nach 
der Spitze verengt, die roten Makeln größer, anders geformt und 
abweichend schwarz gerandet 

Der Vorderrand des Kopfschildes, die größere, vordere Hälfte 
der Oberlippe, die Taster (ausgenommen das letzte Glied der Maxillar- 
taster) und die Fühler rötlich gelbbraun, das erste Glied der letzteren 
und me Keule schwärzlich. Die vier roten Makeln jeder Fld. sind 
ähnlich wie in S. maga angeordnet, aber größer, etwas länger als 
breit, die beiden ersten liegen nicht ganz um die Hälfte ihres Längs- 
durchmessers von der Basis entfernt und besitzen am Hinterrande 
einen dunklen Saum, der durch seine schwarze Behaanmg von der 
daneben liegenden, grau behaarten Fläche absticht; Makel 1 ist breit 
oval, wenig schräg gestellt, nahe der Naht; 2, etwas größer als 



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und Ooccmelliden ans Afrika. 59 

eine der übrigen, gerundet-Tiereckig, liegt unmittelbar über dem 
abgesetzten Seitenrande und bleibt von 1 fast doppelt so weit ent- 
fernt, als diese von der Naht. Makel 3 ist eilormig, nach hinten 
verengt, weiter vorgerückt als die vierte, welche kurz elliptisch ist 
nnd wenig Qber dem abgesetzten Seit«nrande hinter der Mitte liegt. 
Beide sind vorn schwarz gerandet. Die Epipleuren sind vor aer 
Mitte auf dem vertieften mneren Teile rötlich gelbbraun geförbt. 
Die Bauchlinien bilden einen Bogen, der fast bis zum letzten Drittel 
des ersten Segmentes reicht ana »ißen weniger scharf ansgepr&gt 
als innen ist. 

Solanophäa lahyrinihica : Breviter ovalis, fere subtriangularis, 
convexa, dense brevissimeque cinereo-pubescens, subtus nigra, pro- 
stemo, ore antennisqne testaceis, tibiis apice extremo tarsisque mfes- 
centibus, capite prothoraceque creberrime punctulato fermgineis, hoc 
lateribus flaveacente, scutello nigro , elytris flavo-mfis (cupreis), 
nigro-circumcinctis, limbo suturali trifariam dilatato, macula parva 
discoidaÜ pone medium maculisqne tribus magnis angulatis margi- 
oalibus nk^s. — Long. 7 mm. Kilimandjaro : Moschi. 

Die Fld. sind hinter der Schulter am breitesten, dann in sehr 
schwachem Bogen nach hinten stark verengt, sehr dicht punktuliert, 
mit flachen, sehr verloschenen größeren Punkten, im Leben kupferig 
rot, ausgetrocknet hell gelblich rot, am Vorderrande, an der Naht 
und dem Seitenrande schwarz gesäumt. Der Nabtsaum ist mäßig 
breit, hinter dem Schildchen und hinter der Mitte makeliormig, 
dicht vor der Mitte stärker erweitert und hier in Gestalt einer 
Qnerbinde, welche mehr als das innere Drittel jeder Decke einnimmt 
und am Hinterrande jederseits von der Naht bogenförmig aus- 
gerandet ist. An der hinteren Äußenecke dieser Querbinde liegt 
eine kleine schwarze Makel, während drei große schwarze Makeln 
mit dem Seitensaome verbunden -sind. Die erste von diesen nimmt 
etwas mehr als die äußere Hälfte vom ersten Viertel jeder Pld. 
ein, ihr Innenrand ist einmal, ihr Hinterrand zweimal bogenförmig 
ausgerandet, sie schließt einen kleinen, gerundeten, roten Fleck 
unterhalb der Scbulterbeule ein. Die zweite Makel liegt in der 
Mitte und bildet ein mit dem Seitensaume verbundenes Quadrat; 
die dritte nimmt die Spitze ein, bedeckt an der Naht das letzte 
Viertel und hat einen ziemlich geradlinigen Vorder- und Seitenrand 
und eine scharfe, rechtwinkelige vordere Äußenecke. In ihrer Mitte 
liegt eine kleine, runde, rote Makel, die etwas größer ist als die 
in der HumeraJmakel. Der größere Teil jeder Fld. wird von der 
schwarzen Nebenfarbe bedeckt, während die rote G-rundfarbe auf 
eine Figur beschränkt ist, die auf der linken Decke etwa mit einem 
dicken C verglichen werden könnt«, an dessen Außenrande vier 
Makeln hängen: eine nach vom gerichtet and nahe an die Basis 
und das SchUdchen reichend, die folgenden beiden nach außen, die 
vierte schräg nach hinten and innen zur Naht gerichtet. In C 



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60 J.Weise: Cbrysomeliden 

G liegt nahe an dem Ursprünge der dritten Makel ein kleiner 
schwarzer Fleck. Die schwarzen Epjpleoren haben an der Basis 
einen kurzen, gelblichen Wisch; die Seiten der Brust und daa Ab- 
domen sind äußerst fein und dicht punktiert, matt, die Bauchlinien 
bilden einen Bogen in der vorderen Hälfte des ersten Segmentes. 

Solanophüa rdgricolli»: OvaliE, conrexa, dense subtilissimeque 
cinereo-pubescens, nigra, capite, scutello elytrisque dilute fernigineis, 
his sat ciebre punctatis et creberrime punctulatis, linea brevi hu- 
merali limbo , scutellari maculisque sex nigris, 3, 2, 1 ordinatis, ma- 
cula quarta postice arcuata. — Long. 5,5 — 6,2 mm. EÜlimandjaro: 
MoBchi. 

Dieses Tier ist vielleicht nur eine Lokalform von Sol. aolvta, 
sie ähnelt, auch in der Anordnung der schwarzen Makeln auf den 
Fld., deren Var. eUmentaria, ist aber kleiner, merklich schlanker, 
oberseits dünner grau behaart, mit stärkerer Punktierung der Fld., 
deren schwarze Makeln wenig hervorstechen, da sie nicht dunkel 
behaart sind wie bei elementarta, sondern grati, wie die übrigen 
hellen Stellen der Decken. Halssch. dicht punktuliert, nahe dem 
Seitenrande dicht punktiert, schwarz, ein feiner, verloschener Saum 
in den Vorderecken rötlich, Fld. sehr dicht punktuliert und ziem- 
lich dicht, deuÜicb und kräftig punktiert, hell rostrot, eine strich- 
lormige Makel an der Basis über den Schultorhöcker, ein mäßig 
breiter Saum am Schildchen und sechs Makeln schwarz, grau be- 
haart. Die Makeln 1 bis 3 bilden eine gerade Querreihe unmittelbar 
vor Vs ^öi* Länge, 1 ist gerundet, meist breiter als lang und Legt 
an der Naht, die von hier bis zum Schildchen schwarz gesäumt ist. 
Oft bildet Makel 1 mit der entsprechenden Makel der andern Fld. 
einen großen gemeinschaftlichen Querfleck. Makel 2 ist rund oder 
quer, von verschiedener Größe, 3 liegt am Seitenrande, welcher rot-, 
oder his zur Makel 5 schwarz gesäumt ist, 4 steht hinter der Mitte, 
nahe der Naht, und ist vom abgerundet, hint«n bogenförmig aus- 
geschnitten ; 5 ist die größte von allen doppelt so lang als breit 
halboval, beginnt vor der Mitte und endet nmter derselben; sie ist 
ans der Vereinigung der Makeln 4 und 6 der elimtenfaria entstanden. 
Makel 6 liegt in der Spitze und besteht aus zwei Bogen, von denen 
der eine quer zur Naht, der andere nach rückwärts zum Hinter- 
rande läuft. 

Bei einem sehr Arischen Exemplare sind alle Kniee, die Vorder- 
schienen und ein kleiner, unbestimmter Fleck auf dem Thorax vor 
dem Schildchen rötlich gefärbt. 

Aulis annexa Mnls. Spec. 933. 

Ich bin im Zweifel, ob ein Tier aus Britisch Ostafrika, von 
Mbungn und Ikuta, das ich H. Prof. Hauser anfangs als neu be- 
zeichnet hatte, hierher gerechnet werden darf. Das Vorkommen 



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DDd CocoiDelliden kob AA-ika. gl 

scheint ja dagegen zu sprechen, aber da der Autor als Heimat 
seiner Art CtuFrerie, Afriqne mÄridionale und Senegal nennt, muß 
sie eine weite Verbreitung haben und könnte sich sehr wohl an 
der Oetkilste bis in die nördlichen Gegenden des Afrikanischen Drei- 
eckes ausbreiten. Außerdem sind die vorliegenden Stücke die ersten, 
auf die ich Miilsant's ' Beschreibung aus wirklieber Überzeugung 
anwenden kann; was mir früher als Aulü annexa vorkam, gehört 
sicher nicht dazu. Es treten nämlich im bezeichneten Gebiete 
mehrere Arten auf, deren Fld. fast übereinstimmend mit ann&ea 
gezeichnet sind; sie wurden nnter diesem Namen verschickt und in 
die Sammlungen aufgenommen, obwohl sie in der Punktierung der 
Oberseite und der Haarfarbe des Thorax von einander abweichen ■). 
Sehr wichtig scheint mir Mnlsants Angabe, daß die weißliche Be- 
haarung des Thorax der annexa im mittleren Teile weder den Vorder- 
noch den Hinterrand erreicht, sondern dort einen Streifen frei läßt, 
der mit schwärzlichen Härchen besetzt ist, so daß an beiden Rändern 
eine Art dunkler Querbinde entsteht. Genaa so ist die Art von 
Mbungu. Sie ist auf Thorax und Fld. etwas weitläufiger punktiert 



') Durch Herrn Oorbani erhielt icti eine Art wie Hasbonakod vom Lesapi 
River, die Ajid. Uag. 1901. 407 als annexa Muls. angeführt wird; es ist 

Auli« Chrhami: Nigra, denae cinei-eo pubescens, opaca, anteniiis mfo-testa- 
ceis, tarsis ferrngineis, prothorace crebre piiiictulatD, vitta media postice dilatata 
nigro-pttbescante, elytris nigiis, nigro-pnbescentibas, singulo macalis magnis 
qnatDor mfis (1. 1, 1, 1), cioereo-pnbescentibus. — Long. 5 mm. 

Die Art int an der Längsbiode des Ualsscbildes zu erbeimen, welcbe ans 
Eclinarzen Härchen gebildet wird, vorn nicht ganz den Ranm vom Innenr&nde 
eines Anges zaai andern einnimmt, dann in gleicber Breite bis ear Hitte läuft 
und sjub dttbinter alimäblich erweitert. Die Tborasscheibe ist eine gleichmäßig 
gewQlbte Fläche, die ilberoll gleichmäßig dicht pnnkcnliert ist Auf den Fld. 
sind die bräuslicb roten, grau behaarten Uakeln durch die Verbindung der nr- 
sprtlngiicben schwarzen Uaketn nnter einander entstanden; Uakel 1 und 3 sind 
gerundet nnd liegen dicht neben der Naht, 1 uabe der Basln, rund, 3 znm grüßten 
Teile hinter der Mitte, etwas länger als breit; Makel 2 bildet eineu Seilensanm 
von der Schulterecke bis hinter die Mitte und ist in der Mitte nach innen in 
Furm einer quailratiachen Makel erweitert, 4 ist quer, wenig schief nach vom 
nod innen gerichtet, liegt am Seitenrande in der Spitze nnd ist von der Naht 
nnr durch einen feinen Saum getrennt, der sich in der Spitze selbst etwas er- 
weitert 

Eine zweite, sehr ghuliehc Art gab mir H. Dr. Hom von Semmio, im 
Lande der Niams-Niams, in einem defecten Exemplare. Sie ist durch eine ver- 
hältnismäHig starke Punktiemng der Fld. und sehr große Bauchirnien aus- 
gezeichnet, die sich bis in die Nähe des Uint«rrandes vom ersten Segmente 
ausdehnen. 



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62 J- Weise, 

als die in der Anmerkung beschriebene Gorkamt und ihr HalsBcli. 
hat jederseito zwei weite Schrägeindrücke, einen vom Ausschnitte 
des Vorderrandes nach hinton gerichteten und einen von den Hinter- 
ecken nach innen ziehenden. Durch dieselben wird der Raum über 
den Vorderecken deutlich wulst&rtig empoi^ehoben. Bei einzelnen 
Exemplaren sind zahlreiche kleinere Stellen des Thorax rötlig glatt. 



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Zur vergleichenden Morphologie und 
Systematik der Japygiden, 

Zugleich 
3. Avftiatz fiber den Thorax der Iiisek(«n. 

Von 
Karl W. Verhoeff (Berlin). 

(Adb dem Berliner ssoologiscben Uoseam). 
Hierzn Tafel IV— VI. 

Inhalt 

I. Vergleichende Morphologie. 

1. Vorbemerkungen, 

2. Rnmpfmuskulatur (im Allgemeinen), 

3. Abdominal Segmente. 

4. Hauptabschnitte dea Abdomens, 

5. Ursegmente des Hinterleibs, 

6. Haupt- und Ursegmente des Thorax, 

7. ßumpftnusktüatur der Haupt- und Urs^mente, 

8. Segmenthomologie, 

9. Eistorische Bemorkangen, 
10. Zur Kenntnis der Kopfteile. 

a) Die Mandibeln, 

b) die Maxillea, das Tentorium und der Hypopharynx, 

c) die UnterUppe nad die Backen, 

a) Bemerkungen über frühere Beobacbtungen an den Mund- 
teüen der Japygiden. 

n. Systematik. 

1. Die Adolescentes, 

2. Bestimmungsschlüaeel der Japvgiden-Gattnngen. 

3. Heterojapyx novaezeelandiae Verb. 

4. Japyx africanuB Ka. (Verh.) 

5. J, cIiilenBiB Verh, 



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64 Karl W. Verhoeff: Zur Tergleicbenden 

6. J. dolinenais Verh. n. sp. 

7. J. Brauen Verh. n. ap. 

8. J. Grassii Verh. n. sp. 

9. J. graecus Verh. d. sp. 

10. J. corcyraeus Verh. n, sp. 

11. J. solifugus Hai. 

12. Neue Merkmale, 

13. Schlüssel als Hülfe zur BestiiumuDg der mir genauer bekannten 
Japyx -Arten. 



I. T«rg:leielt«nde Morphologie. 

1. Vorbemerkungen. 
Die Vorringe, welche bei zahlreichen Chilopoden und zwar 
hauptsächlich den Epimorpha vorkommen, sind bisher wenig studiert 
worden. Nach der herrschenden bisherigen Anschauung, der ich 
selbst bis vor Kurzem ebenfalls mich angeschlossen hatte, sollte es 
sich um Ausgestaltungen, oder Abschnürungen der Segmente handeln. 
In einem Aufsatze „über die Interkalarsegmente der Chilopoden, 
mit Berücksichtigung der Zwischensegmente der Insekten," Archiv 
fllr Naturgeschichte 1903 habe ich auseinandergesetzt, weshalb die 
genannte Anschauung unrichtig ist und dafi wir es vielmehr mit 
echten Segmenten zu thun haben, welche als Interkalarsegmente 
mit den Hauptsegmenten zusammen Doppelsegmente bilden. 
Diesen Aufsatz muß ich hier als bekannt voraussetzen und kann 
nur kurz angeben, daß die Interkalarsegmente bei den Chilopoden 
mit 15 Beinpaaren meist rückgebildet worden sind. Bei der Üm- 
wandelung von chilopodenardgen Formen zu Hexamden mußte eine 
Körperconcentration eintreten. Ich habe darauf hingewiesen, daß 
zur Erreichung dieser Concentration eine Segmentzu- 
sammendrängung in der Weise erfolgte, daß nicht etwa 
hinten eine Anzahl beintragender Segmente wegfiel, 
sondern daß die Mehrzahl der ursprünglich beintragenden 
Segmente zu sekundären Doppelsegmenten sich vereinte 
und dabei je ein Segment sein Beinpaar verlor, das andere 
es behielt, im Thoraxbezirk dauernd, während im Äbdominal- 
bezirk die Beine dieser Segmente, welche dieselben behielten, den- 
noch bald verschiedenartigen Umbildungen oder allmähligen Rück- 
bildungen anheimfielen. Dieser Vorgang muß ein ähnlicher aber 
doch wieder etwas anderer gewesen sein als derjenige, welchen 
uns fdie heteronom entwickelten Laufbeinsegmente der Anamorplia 
und Scutigei-iden vorführen. Ueber die Bedeutung des Endbein- 
segmentes der Cküopodm und des ihm homologen Cerkussegmentes 
der IJexapoden, sowie die hinter denselben gelegenen OpMomeren 
findet man das Nähere in den Nova Acta, Halle 1903 in meinem 



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Uorphologie und Systematik der JapjgideD. g5 

An&atze über „die Endaegmente des Körpers der Chilopoden, Derma- 
pter«ii und Japynden und zur Systematik von Japyx." 

Die bisher aJs einfacb angesehenen Segmente des Thorax nnd 
die Mehrzahl der Abdominalsegmente sind nach meiner genannten 
A.uf&ssung nrepriinglich Doppelsegmente. Wir werden im Folgenden 
sehen, daß die Japygiden dies in überraschender Weise bestätigen. 
Ich sagte aber es sind sekundäre Doppelsegmente, indem die 
InterkalarBegmente schon bei manchen Chilopoden erloschen. Wir 
werden aber finden, daß Japyx eine IJexapodtn-Gruppe ist, bei 
welcher sich sogar von einigen Interkalarsegmenten ganz deutliche 
Ueberreste erhalten haben. (Dasselbe erweise ich demnächst ^r 
Embia). 

Daß die Japygiden nicht in allen Organisations Verhältnissen die 
ursprünglichsten bei Ihjcupoden vorkommenden Fälle darstellen, 
habe ich hinsichtlich des Zangense^mentes (Cyclomer) nnd der 
Upüthomeren schon im genannten Aufsätze über die ^gEnds^mente" 
ausgeführt Auch am Kopfe werden wir einige Merkmale kennen 
lernen, welche abgeleiteter Natur sind. Im übrigen aber bietet 
uns diese Gmppe der Japygiden eine solche Menge ursprünglicher 
und z.T. sehr auffallend ursprünglicher Charaktere dar, daß 
sie bei Untersuchungen über die Ableitung der Insekten als vor- 
treffliche Handhabe dienen kann und unter den lebenden flexapoden- 
Gruppen jedenfalls eine der ursprünglichsten ist. 

2. Rumpfmuskulatur (im Allgemeinen). 
Bei den Untersuchungen über Tracheaten-Beine habe ich auf 
die wichtige Unterscheidung von direkten Muskeln und Brücken- 
muskeln hingewiesen. [Musculi directi und M. transmissi.] Im an- 
geführten Aufsatze über die Interkalarsegmente (Archiv f. Nat. 1903) 
zeigte ich, daß wir bei den longitudinalen Rumpfmuskeln eine 
ähnliche, wichtige Unterscheidung zu machen haben, kann aber hier 
auf die dortigen Bemerkungen verweisen. Abb. 11 von Japyx afn- 
canus lehrt, daß am Abdomen Brückenmuskeln x, welche zwei 
Haupteegmente verbinden, mehrfach vorkommen. Der Muskel x jr 
verbindet sogar drei Haupteegmente (5. — 7.) mit einander. A. a. 0. 
wies ich auf die Scolopendriden hin, bei welchen es etwas Ge- 
wöhnliches ist, daß Segmente durch longitudinale, teilweise 
über einander oder nebeneinander weggreifende Brücken- 
muskeln vorne und hinten begrenzt werden. Man kann dies 
kurz als entgegengesetzte (opponirte) Muskeltransmission 
bezeichen. Solches ist auch bei Japyx mehrfach zu beobachten. 
In Abb. 5 sehen wir z, B. von vorne die Brückenmuskeln y y bia 
an die Linie a a ziehen, die Brückenmuskeln x x dagegen von tunten 
bis an die Linie fi ß. Zwischen den Linien u und ä wird also ein 
querer Bezirk, der sich auch sonst als selbständiges oklerit darstellt, 
dnrcb opponierte Muskettransmission abgegrenzt, indem an ihm 
sowohl vome als hinten aegmentale Muskelu enden- Im genannten 

Inh. £ SilnraeHb. Jikrg. IM«. Bd. L B. L 5 



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ßß Karl W. Yerhoeff: Zur verg-leichenden 

Aufsatz« über die Interkalarsegmente habe ich gezeigt, daß SegmeDte 
anf zweierlei Weise darcb MnsktUatur bestunmt werden können, 
einmal durch direkte Longitadinalmnskeln and dann durch 
die eben geschildert« entgegensetzte MnBkeltransmission. Die 
letztere Charakterisierung wird aber gerade da besonders wichtig, 
wo die Ursegmeote schon sehr klein geworden sind nnd w^en 
ihrer Schmalheit ftir direkte Muskeln ungeeignet werden, da dieselben 
schließlich zu karz mid wirkungsschwach werden wlirden. 

Es sei aber hier schon auf Embia hingewiesen, wo der Steno- 
thorax noch so groß ist, daß sich in ihm sogar eigene direkte und 
zwar ventrale Longitudinalmuskeln in starker Ausbildung erhalten 
haben! '). 

Am Rumpfe A^r Jäpygidm kommen zfilu zwischen bekannten 
Hanptsegmenten liegende Ursegmente vor, von denen drei 
dem Thorax nnd sieben dem Abdomen angehören. In meiner 
Arbeit „Beiträge zur vergleichenden Morphologie des Thorax der 
Insekten mit Berücksichtigung der Chilopoden" Nova Acta 1902 
habe ich bereits eine kurze Beschreibung des Thorax von Japyx 
gegeben und auf das besondere zwischen Kopf und Thorax bemid- 
Gcbe Mikrothoraxsegment (Metacephalsegment) hingewiesen, anch 
sagte ich bereits, daß die vierten ungewSinUchen Stigmen zwischen 
Meso- und Metathorax bestimmt darauf hinweisen, daß wir es anch 
dort „mit Ueberbleibseln eines sonst untei^egangenen llionücal- 
segmentes zu thnn haben." Diese Verbältmsse konnten aber nur 
am Grund einer breiteren Basis vollkommen geklärt werden, wie 
ich sie durch Klarstellung der Interkalarsegmente der Chilopoden, 
genauere Untersuchung aller Ursegmente der Insekten und aus- 
giebige Benutzung der Muskulatur gewonnen habe, wobei dann die 
Feststellung der Doppelsegmente, denen nur ein Ganglienpaar 
zukommt, sowohl bei den primSren als auch sekundären Doppel- 
segmenten, Schwierigkeiten nach dieser Richtung beseitigt. 

3. Äbdominalsegmente. 
An den abdominalen Hanptsegmenten -ran Japyx haben wir ein 
Tergit, Sternit und Pleuren zu unterscheiden, wobei zunächst 
das l, — 7. Abdominalsegment ins Auge gefaßt werden sollen (Abb, 1 
und 2). Die Tergite und Stemite sind breiter als lang nnd vor 
jedem derselben findet sich eine durch eine sehr deutliche Naht ab- 
gesetzte quere Bandplatte iv nnd id und zwischen ihnen in den 
Seiten ebenfalls eine gut abgesetzte Pleure. Am Hinterrande dar 
Stemite findet sich jederseits ein kurzer Stylus, der in einem Ge- 
lenkgrlihchen sitzt, auf welches eine nach Alter and Art verschieden 
starke Ghitinleiste zieht, welche eine Richtung von innen vom nach 
hinten außen verfolgt. Diese Styli können durch einen einfachen 
oder geteilten Muskel (msty Abb. 3) bewegt werden. Die großen 

■) Näheres bieiilber hü aaderer Stelle. 



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8" 
Kl 



Uorphologie nnd Systematik der Japygiden. g^ 

Steniite sind vergleichend - morphologisch keine solcheo soodem 
Coxosteroa, was ich in N. 687 des zoologischen Anzeigers und 
anderwärts ausgeführt habe. (Zur vet^leichenden Morphtuogie der 
Coxalorgane und Gemtalaohänge der Tracheaten, 1902.) An den 
Tergit«n tritt der Vorderrand jederseits mit einem Lappen etwas 
vor, wodurch bewirkt wird, daß die Tergit« der Ursegmente stärker 
verdrängt sind als die Stemtte. Hinten zieht Über dje Vorderrand- 
lappen eine an die mittlere Yorderrandnaht a sich anschließende 
Leiste k, welche außen etwas nach hinten abbiegt. Die Sternite 
und Tergite der Ursegmente sind bei gewöhnlicher Haltung der 
Japyx von außen nur teilweise sichtbar, teilweise werden sie durch 
die HinterranddupliidatoreD des nächst vorhergehenden Segmentes, 
welche dachzi^elartig nach hinten vorspringen, verdeckt. In den 
weichen Seitenhäuten findet mau jederaeits drei, mit Tastborsten 
besetzte Pleuralsklerite, eine große, eine mittlere und eine kleine 
Pleure. Die große und kleine Pleure pl und pl' liegen im Bereich 
des Haupts ^mentes, die mittelgroße (ipl Abb. 1 und 2) im Bereiche 
des Ur-Zwischensegmentes. Die große längliche Pleure liegt unter 
dem Stigma, welches sich etwas oberhub des Hinterenaes der 
Toßen fleure befindet, zwischen ihr und dem Teipt. Die kleine 
'leare liegt etwas unter den beiden andern und nimmt zugleich 
eine mittlere Lage ein. Die Hinterecken der großen Tergite sind 
abgerundet, am 7. Abdominalsegment aber springen sie in nach den 
Arten verschiedenen Ecken oder Zipfeln vor (Abb. 2 z). 

Das 8. Abdominalsegment besitzt, wenigstens bei manchen Arten, 
z. B. ffraecui Verh. (Abb. 7) jederseits eine große selbständige Pleure, 
welche von dem Tergit durch eine Naht, (na) von dem (Toxostemom 
durch eine sehr schmale Haut getrennt ist. Ihre vordere Verdickungs- 
leiste ißt oben von den Vorderlappen des Tergit scharf getrennt, 
indem ein länglidies Zäpfchen derselben ein undeutliches Gelenk 
mit ihr bildet Ueber das 9.— 10. pleurenlose Abdominalsegment 
habe ich Einiges bereits in dem Auisatze „über die Eodsegmente 
der Chilopoden" u. s. w. mitgeteilt und verweise im Übrigen auf 
den weiter unten folgenden systematischen T^. 



4. Hauptabschnitte des Abdomens. 

Das 8. — 10. Abdominals^ment entbehren vorlagemder Ur- 
segmente vollständig mid ebenso fehlen ihnen, im Gegensatze zu 
den sieben ersten, Stigmen und Styli. Auch besitzen sie nicht der- 
artige Pleuren wie sie jenen zukommen. Man kann daher unter- 
scheiden : 

II. — 7. Abdominalsegment nnd 1, — 7. abdomi- 
nales UrsegmenL jedes Paar mit ein Paar 
Stigmen, £e Coxostema mit ein Paar St?li 
imd jedes Paar mit drei I^aar Pleuriten. 



1/ Google 



Karl W. Verhoeff: Zur vergleichenden 

8. — 9. Abdominalsegtneot, keine Ursegmente, 
keine Stigmen, keine St^li, onr das vordere 
Medialabdomen ein Paar Pleuren, welcne nicht frei in der 
Pleorenhant liegen, sondern eng an den 
Nachbarteilen. 

10. AbdomiDalsegment, (Cyclomer), ohne Ur- 
Segment, ohne Stigmen und Styli, und ohne 
erkennbare Pleuren, aber mit starken Cercas- 
anhängen. 

5. Ursegmente des Hinterleibs. 

Das 1. Abdominalsegment sowohl wie sein vorhergehendes Ur- 
segment sind bereits dadurch besonders ausgezeichnet, daß sie ver- 
smedene Eigentümlichkeiten aufweisen, welche dem 2. — 7. Paare 
abgehen. Das Coxostemum des 1. Abdominalsegmentes besitzt be- 
kanntlich am Hinterrande mindestens zwei ausstülpbare Coxal- 
säcke, welche durch einen Muskel mcoa Abb. 11 wieder eingezogen 
werden können. Der das aus- und einstülpbare Säckchen um- 
gebende Rand ist in nach den Arten verschiedener Weise mit Driisen- 
haaren wimperartig beborstet. Zwischen den beiden GoxalsScken 
findet sich noch ein besonderer etwas vortretender mittlerer Teil, 
der — wie ich liier schon bemerken will, für Artunterscheidung sehr 
wichtige Handhaben gibt — und eine gewisse Selbständigkeit ebenfalls 
zum Ausdruck bringt, indem er jederseits durch einen feinen Muskel 
angezogen werden kann (Abb. 11 mm). Diesen mittleren Teil be- 
trachte ich als den Ausdruck eines Sternit, das seine Selbständigkeit 
im Coxostemum noch nicht vollkommen anfg^eben hat, sondern 
zwischen den coxalen Seitenteilen die Mitte des Hinterrandes ein- 
nimmt. (Vergl. auch Abb. 9, 18 und 19.) Recht deutlich und klar 
wurden diese Teile des 1. abdominalen Coxostemums von Erich 
Haase dargestellt für Japyx gigaa in Abb. 19 seiner vortrefflichen 
Untersuchung Ober -Die Abdominalanhänge der Insekten mit Be- 
rücksichtigung der Myriopoden" 1889. Er hat für diese Art am 
1. Gozostemam drei und am 2. Coxostemum ein Paar von Coxal- 
säcken angegeben, dazu die entsprechenden Retraktormuskeln. 

Deutlicher als an den folgenden Abdominalsegmenten ist das 
dem 1, verlagernde Ursegment, welches ich als Promedialsegment 
bezeichne. Sein Sternit (Abb. H iv) ist nicht nur kräftiger als die 
der andern abdominalen Ursegmente sondern auch reicmichor mit 
Tastborsten und Porenkanälen versehen, Merkmale, welche wie ich 
schon wiederholt in früheren Arbeiten betont habe, fÖr die Fest- 
stellung bestimmter Sklerite sehr wichtig sind. Besonders auffallend 
sind aber zwei besondere, quere, dreieckige Platten icao ', welche 
in der Mitte nicht zusammenhängen, sondern durch eine breite 
Strecke getrennt sind. Sie erinnern uns sofort auffallend an die 
entsprechenden zweiteiligen Sternite der Intorkalarsegmente der 
Chilopoden. Bei der Besprechung des Thorax komme ich darauf 



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Morphologie ttnd Systemntik der Japygiden. 69 

ZDrück. Auch das Tergit des Fromedialsegmentes ist größer als 
die Tergite der den sedis folgenden Abdominalsegmenten vor- 
gelagerten Ursegmente und trägt bisweilen sogar kräftige Laag- 
borsten, zwei in der Mitte z. B. bei Japyx dolineim» n, sp, (Abb. 8). 
Die Stigmen am 1. Abdominalsegment liegen kurz vor dem Hinter- 
ende in der oben geschilderten Weise also wie an den andern 
6 Abdominalsegmenten. 

DasModial- und Promedialsegment nehmen wie die weitere 
Erörterung zeigen wird eine gewisse Mittelstellung ein zwischen 
den Haupt- und Uraegmenten des lliorax einerseits und des Ab- 
domens andererseits. 



G. Hanpt- und Ursegmente des Thorax. 
Die ErÖrternng der abdominalen Ursegmente wird uns das 
Verständnis des Thorax wesentlich erleichtern. Am ThoraxrUcken 
(Abb. 10)treffen wir drei groBeTergite der drei gewöhnlichen Segmente, 
welche stufenartig von hinten nach vorne kleiner werden. Auf den 
ersten Blick aber schon sieht man, dass das Meso- und Metanotum 
einander viel ähnlicher sind als dem Pronotum, was sich u. A. in den 
seitlichen Kantenleisten bemerkbar macht ka, welche an Meta- 
uud AFesonotom von hinten nach vom dirergirend verlaufen, während 
am Pronottim (Abb. 16) solche Kanten ganz vorne angetroffen 
werden, wo sie bis zur mittleren Berührung convergieren. Kanten- 
leisten wie an Meso- und Metanotum können auch an den vorderen 
Abdominaltergiten auftreten, sind aber stets viel schwächer als jene. 
Zwischen den drei großen Rückenplatten linden sich zwei kleinere 
und etwas tiefer liegende, das Stenonotum vor dem Mesonotum 
und das Gry ptonotum vor dem Metanotum. Das isolierte Steno- 
notum von Japux ufricanus zeigt Abb. 12, beide Teile für J. corcy- 
raeits n. sp. Aob. 20 und 21. Der Hinterrand dieser RUckenschilder 
ist leicht gebogen, der Vorderrand springt in der Mitte etwa drei- 
eckig vor und in diesem Vorsurung endet nach vom eine mediane 
Mittelleiste (mk Abb. 12). Viel auffallender aber als diese ist eine 
durch diese halbierte Querleiste qk Abb. 12 und 20, welche außen 
etwas vorspringt und verdickt ist und dann in starkem Bogen nach 
hinten tun die Hinterecke greift. Diese Querleisten teilen sowohl 
Stenonotum als auch Cryptonotum in zwei Teile ein, ein großes 
vorderes Feld t Abb. 21 und ein kleines hinteres r, Taatborsten 
und Porenkanäle sind in dem vorderen Felde viel reichlicher als in 
dem hinteren vertreten, in Letzterem befindet sich tiberhaupt nur 
außen eine Börstchengruppe. Der genannte Gegensatz zwischen 
Pronotum einerseits und Meso- und Metanotum andererseits wird 
verstärkt dadurch, daß vor dem Pronotum sich ein Gebilde befindet, 
welches dem Steno- und Cryptonotum höchst unähnlich ist Dieses 
Uikronotum (Abb. 16 id) ist recht schmal und bildet einen dicken 
Zapfen, welcher vorae ziemlich spitz, hinten aber abgerundet ist. 
Die vordere Spitze greift in einen Spalt am Hinterkopf, die hintere 



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70 Karl W. Yerhoeff: Zur rergl eichenden 

Abrunduag in ein kugeliges Qelenk am Yorderrande dee Pronotmn g. 
Hierdurch werden zwischen Kopf und Pronotum zwei Gelenke 
eingeschaltet. Seitlich von den genannten Zapfen findet sich ein 
kleines PlattenstUck mit mehreren Tsstborsten. In der Richtung 
der Medianleiste des Pronotum findet sich oben am Hinterkopf eben- 
folls eine Leiste. Von dieser gehen an der dorsalen Kopfpatte 
Seitenleisten (sk Abb. 12) ab, welche einen Hinterhauptbezirk ab- 
grenzen, der als Tergit des hintersten Maxillars^mentes bezeichnet 
werden kann. Besonders sei noch betont, daß vor Steno- und Crr- 
ptonotom sich eine deutliche ZwiBcbenhaut befindet und eine schm^e 
auch zwischen dem Vorderrande von Meso- und Metanotum einer- 
seits und dem schmalen hinteren Felde r von St«no- nnd Crypto- 
notnm andererseits. 

An der Banchfläche des Thorax fallen zunächst die großen 
EanteDgabein (costa« furcillatae) auf, Ober welche ich bereits 
1902 in meiner Arbeit Über den „Thorax der Insekten" (Nova Acta 
S. 104 — 107) ein%e Mitteilungen gemacht habe. Meine dortige 
Unterscheidung von Stiel, Armen und deren Endgelenken will 
ich noch etwas erweitem. Der Stiel ist nämlich niuit einheitlicher 
Natur, sondern setzt sich aus zwei Abschnitten zusammen. Der 
Bau des Stieles fUhrt zn dem Schlüsse, daß seine beiden Abschnitte 
bei Embryonen aus getrennten Anlagen secundär verwachsen. Der 
vordere Teil des Stieles, welcher mit den Hauptatemiten verwachsen 
ist, ist nämlich, wie eine mittlere Naht (Abb. 13— 14} erkennen 
läßt, eine Verwachsung der hinteren Armstticke, während der 
hintere Teil, der nur mit seinem Vorderende angewachsen ist, 
gegen den vorderen sich vollkommen abgesetzt zeigt und hier zwei 
kleine Nebenzipfelchen erkennen läßt. Ich bezeichne den Stiel als 
PediealOH und unterscheide also an ihm Vorderatiel (pars anterior) 
und Hinterstiel (pars posterior). Die Anwachsungsstelle des 
Hinterstieles pdp finaet sich am Hinterrande von Pro-, Meso- nnd 
Metanotum. Daß das Ende der Stielarme einen GelenkhScker 
bildet, g Abb. 20 um welchen sich die Hüften drehen und daß da- 
neben sich noch ein feines Anhangstäbchen findet, habe ich bereits 
früher angegeben. Den Vorderrana der großen Sternite Pro-, Meso- 
nnd Metafiternum erreichen die Kantengabeln also nicht, sondern 
bleiben mit ihren Vorderenden noch ein gutes Stück hinter demselben 
zurück. An das Gelenkhöckerende der Eantengabeln grenzen natür- 
lich die Hüftgmben (G Abb. 20), um welche vome ein großer Lappen 
vpx der großen Sternite greift Am Meta- und Mesostemum smd 
diese Lappen vollkommen mit dem übrigen Stemit verbunden, am 
Prostemum durch eine Nahtlinie davon abgesetzt (x Abb. 15). Hier 
nehmen diese Lappen also den Charakter von wirklichen, ab- 
geschnürten Vorplatten an. Das über die doppelte Natur desKanten- 
^belstieles Gesagte ist anch für das Verständnis eines Gebildes von 
Wichtigkeit, welches ich bereits 1902 als kleine verkümmerte 
Kanteogabel des Mikrothorax beschrieben habe, indem nämlich 
gerade hierdurch meine Erklärung über allen Zweifel klai^stellt 



IV Google 



Morphologie nnd Systematik der Japygideo. 71 

wird. Das Mikrostenium und auch seine Kantengabel zeiffen eine 
nach den Arten verBchiedene Gestalt (vergl. Abb. 1 5 und 17), aber 
immer lassen sich die voroo divergierenden, hinten convergierenden 
Leisten im Slikrostertium-Gebiet genau feststellen, bei Japya: corcy- 
raeus n. sp. (Abb. 15) beobachten wir sogar dieselbe V-fönnige Ge- 
stalt, welche die Epischen Kantengabeln zeigen. Erinnern wir uns 
nun, daß dem Mikrotborax beinart^e Anhänge fehlen und zwar 
verloren gegangen sind, in Folge dessen die Kantengabel doch einer 
Verkümmerung anheimfallen mußte, so ist ihre Gestalt vollkommen 
verständlich, weit verständlicher aber wird sie noch werden durch 
die Veiterhin zu erörternden Muskeln, die uns zeigen, weshalb diese 
Teile erhalten blieben, der Stiel aber größtenteils verkümmerte. 
Die Arme sind nämlich noch für aktive Längamuskeln von großem 
Werte, während der Stiel, welcher ausschließlich für Beinmuskeln 
bestimmt ist, zwecklos wurde. Die pars anterior des Pediculus 
fehlt daher vollkommen und die kurze hintere Verwachsungsstelle 
der Arme bezeichnet als abgerundeter Buckel den Hinterrand des 
Mikrostemum, die pars posterior dagegen ist noch ziemlich gut er- 
halten (pdp Abb. 15 und 1 7), Sie ist aber mit dem Prostemnm 
verwachsen und unterstützt dessen gelenkige Vorderrandbewegung 
g^en das Mikrostemum. Da auch an cue pars posterior keine 
andern als solche Muskeln gehen, welche für die Beine von Be- 
deutung sind, hier an der Leiste pdp Abb. 15 aber überhaupt keine 
Muskeln aoftretan und Beinmuskeln auch nicht auftreten können, 
so hatte es auch keinen Wert mehr, daß diese pars posterior nur 
mit dem Vorderende an der Grenze von Pro- und Mikrotborax be- 
festigt wurde und im Übrigen nach oben bewegbar blieb, sondern 
sie konnte die niedergedrückte Lage dauernd einhalten, dadurch 
vollkommen mit dem Prostemum verwachsen und in der Halsgegend 
als Stütze dienen. Diese rück- und umgebildete Kantengabel 
des Mikrostemum bietet also gar nichts Unverständliches, sondern 
ist nach meiner Auffassung vollkommen erklärlich. (Vergleiche 
weiterhin die Muskulatur.) Das Mikrostemum ist nach vorne und 
hinten sehr scharf durch Zwischenhäute abgesetzt und besitzt immer 
einen Besatz von Tastborsten, meist auch einige Lai^borsten, zwei 
Paare derselben z. B. bei corcyraeus und dolinemü Verh. wie die 
Abb. 15 und 17 zeigen. 

Ganz anders und vom Mikrostemum außerordentlich abwmchend 
sind die ventralen Teile vor dem Meso- und Metathoraz. Diese 
beiden Bezirke sind untereinander aber sehr ähnlich. Vor dem 
Mesostemum (Abb. 20) treffen wir zwei quere, bandartige Stemite, 
von denen das vordere etwas größer und ein wenig breiter ist als 
das hintere. Vor dem vorderen Stemit gibt es auch noch zwei 
durch die Mitte breit getrennte Skleiite ica v'. Letztere sind nur 
mit wenigen kleinen Borsten besetzt, während den beiden band- 
artigen Stemiten außer kleineren Borsten eine Reihe c^uer gerichteter 
krä^iger Langborsten zukommen. Alle diese Skiente sind femer 
durch Zwischeuhäute scharf abgegrenzt. Die Platten vor dem 



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72 Kiirl "W. Verhoeff: Zur vei^leicbendea 

Metasterourn stmuneii im WesenÜicheD mit den eben geBchilderten vor 
dem MeBOBternum überein. Vergleichen wir jetzt Banch- und Riicken- 
flScbe, so ist leicht ersichtlich, daß den vorderen großen Zwischen- 
stemiten iv (Abb. 20 nnd 21) die großen Zwischentercite id ent- 
^recben, den hinteren Zwisehenstemiten icav aber die schmalen 
dorsalen Streifen icad hint«r den Querleisten qk. Hier liegen also 
den Skleriten nach zwei Segmente, vor, während sich flir die zwei- 
teiligen Banchplatten icav' keine entsprechenden dorsalen vorfinden, 
dagegen haben wir diesen zweiteiligen Baucbskleriten homodjname 
GeoiEle oben beim Promedials^ment besprochen. 

In den Fleuralgebieten des Thorax finden wir natürlich 
Yerhältniase, welche wegen der Beine von denen des Abdomens 
wesentlich abweichen. Am Mikrothorax beobachtete ich zwei Plearal- 
etücke jederseits, das eine über dem andern gelegen (Abb. 15t[>l 
und ipl'). An den dem Meso- und Metathorax vorgelagerten ür- 
Segmenten dag^en konnte ich jederseits nur eine Pleure feststellen, 

Sl Abb. 20, welche übrigens kräftiger ist als jene des Mikrothorax. 
ie Pleuren des Pro-, Meso- und Metathorax sind ziemlich gleich 
gebildet und verhältlich schwächlicher als die des Proabdomena. 
Es findet sieb oben eine zarte, nur mit wenigen Böratchen besetzte 
Pleure pl, welche mit einem Zipfel pif nach hmten und unten greift 
und das sichelförmige, der Länge nach fein beborstete Stück, welches 
außen und teilweise auch vom die Hüfte umgibt, wieder seinerseits 
umfaßt. Innen und hinten von dem sichelfonnicen Stück liegt noch 
ein anderes sehr schwaches v, welches ich aber bei FMerojayyx 
novaezeelandiae (verel, Abb. 7 Taf, XIII meiner Thorax-Arbeit 1902) 
stärker entwickelt fand. Seiner Lage und Gestalt nach halte ich 
das sichelförmige PlenrenstÜck für einen Trochantinus, das Stück pl 
für eine Anopleure. ipl deutete ich 1902 für eine Xatopleure. Das 
muß berichtigt werden, da dieses PlenrenstÜck unbedingt den Ur- 
segmenten angehört, die Katopleuren dagegen den Haupts^menten. 
Die Ratilplouren fehlen bei den .lapygiden also entweder, oder sind 
mit der Anopleure verwachsen, wofür man die Einschnürung der- 
selben in Anspruch nehmen könnte. Der wichtigste Unterschied 
zwischen den Pleuren der Japygiden und denen vieler anderer In- 
sekten besteht aber, wie ich schon 1902 hervorhob, darin, daß die 
Hüften nicht mit den Pleuren sondern den Kantengabeln in 
Gelenkverbindung stehen. An den Hüften beobachtet man übrigens 
deutliche Hakenleisten kg, welche an diejenigen erinnern, w^che 
ich von Litkobiua und andern Chilopoden bekannt machte. (Beiträge 
znrKenntnispaläarktischerMyriopoden, XVI.Aufsatz, 1901 Nova Acta, 
Halle.) Die drei gewöhnlichen Stigmenpaare liegen oberhalb der 
Anopieuren pl, etwas vor dem Ende derselben, zwischen ihnen und 
dem Tergit, also genau an derselben Stelle wie die abdomi- 
nalen (Abb. 1 und 2). Hiernach ist es klar, daß die großen ab- 
dominalen Plenren entweder Anopieuren sind oder Anokatopleure 
zusammen. Das kleine Plenrenstück pl' entspricht offenbar dem 
Trochanünns. (Kurz hinweisen will ich schon hier auf die Thorakal- 



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Uorphologie und Systematik der jRpygiden. 73 

plenritö von Bhnbin, welche an den beintragenden sowohl als auch 
an den beinlosen Thorazsegmenten zu mehi-eren auftreten). 

Nachdem ich abermals die (mindestens primär) streng gesetz- 
mäßige Lage der Stigmen feststellen konnte, würden wir, 
ohne meine Erklärung der Ursegmente, dem vierten thorakalen 
Stiffma (Abb. 21) als einem völlig unerklärlichen Rätsel gegentiber- 
steoen. Folgen wir dagegen meiner Erklärung der sekundären 
Doppels egmente, wonach vor den thorakalen und sieben ersten ab- 
donunalen Hanptaegmenten Urst^mente mit ihren Beinen ver- 
schwanden, in ihren Stammteilen aber erhalten blieben, so erklären 
sieb diese Stigmen als ausnahmsweise einmal erhalten gebliebene 
Ursegmentstigmen von selbst. Sie haben auch die Lage inne, welche 
sie dieser Vorstellung zufolge haben müssen, nämlich am Hinter- 
rande des Cryptothoraz. Ailerdings - sind sie insofern etwas ver- 
schoben, als sie sich neben dem Stemit (Cry iv) befinden und nicht 
neben dem Tergit, die weiche Verbindungshant stellte aber einer 
solchen Verschieoung kein Hindernis in den Weg. Das Vorkommen 
von zwei Tergiten und zwei Stemiten vor Meso- und Metathorax 
erklärt sich nach meiner Darlegung ebenfalls ohne alle Schwierigkeit. 
Denn wenn die Intersegmente wirklich sekundär verkleinerte 
Hauptsegmente sein sollen, dann konnte es ja auch vorkommen, 
daß die Interkalarsegmente dieser Hauptsegmente eich in einigen 
Fällen erhielten, eher aber noch diejenigen der typisch gebhebenen 
Hanptsegmente. Somit ergiebt sich der aus den Skleriten icav und 
icad bestehende King als Interkalarscgment von Meso- und 
Metathorax, die getrennten Platten icav^ aber als Sternite eines 
Interkalarsegmentes von Stenothorax oder Crjptothorax, 
deren zugehörige Tergite bereits erloschen. Die Pleuren ipl sind 
entweder als steno- und crjptothorakale ein wenig nach hinten ver- 
schoben oder Vei-wachsungsprodukte von Pleuren dieser Segmente 
mit solchen der nachfolgenden interkalaren. Vor dem Prothorax 
und Mikrothorax ist von Spuren etwaiger Interkalarsegmente nichts 
zu sehen, entsprechend dem Umstände, auf welchen K'h in meinem 
Ausätze über die Interkalarsegmente hinwies, daß vor dem Kiefer- 
inß- tmd ersten beintragenden Segmente der Chüopodm keine 
typischen Interkalai-s^mente vorkommen. Uikro- und Protborax 
können aber nur diesen beiden Segmenten entsprechen. 

7. Rumpfmuskulatar der Haupt- und Ursegmente. 
Vollkommen beweiskräftig und doppelt wichtig werden die 
Grenzen der erörterten Ursegmente erst dann, wenn sie mit den 
Grenzen segmentaler Längsmuskeln zusammentreffen. Um dies zu 
untersuchen will ich die Rumpfmuskulatiir der Japygvien einer all- 
gemetnen Erörterung unterziehen, namentlich in Bezug auf die 
s^mental abgegrenzten Muskeln, während die Pleuren- und dorao- 
ventralen Muskeln hier weniger in Betracht kommen und auch nur 
hier and da angedeutet sind. Über die allgemeinen Grundlagen 



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74 K&rl W. Yerhoeff: Zur verg]«iebeDden 

znr richtigea ÄufTassimg der Hnskiüator sprach ich bereits eingangs 
und in dem Aufsatz über die InterkalarsegmenteL 

Wir vollen jetzt zaerst die Mnskem des 1. — 7. Abdominal- 
eegmentes ins Ange fassen nnd zwar die Rückseite, weil diese, 
nameatlich am Tborax einfachere Verhältnisse bietet als die Baach- 
seite. Gleich der erste Blick zeigt nns etwas Gbermschendes, 
nämlich das Dnrchzieben der großen, geraden Longitadinalmnakeln 
(ml* Abb. 6) und auch der kaum minder kräftigen schrägen (ml^ 
vom Vorderrande der groSen Tergite znm Vorderraode des nächst 
folgenden Tergites, wobei also die geschilderten Zwischentergite id 
vollkommen überbrückt werden. Hierans allein folgt schon die 
völlige Unbaltbarkeit einer Ansicht, weldie die Zwischentergite als 
Vorhatten der Haaptter^te ansehen witL Wären es nämlich soldie, 
dann müßten die hanptsächlichsten Längsmnskeln doch gerade die 
Grenzlinie überbrücken, an welche sie sich tatsächlich ansetzen. 
Nach diesen Muskeln allein könnten die Zwischentei^te höchstens 
als Nachplatten aufgefaßt werden. 

Wir können aber aoSer den eben genannten Longitadinal- 
mnskeln noch eine zweite, höher, also dem Haatakelett anmir an- 
liegende Schicht von Längsmoskeln beobachten, welche ebenJaUs 
ans einem gerade verlaufenden nnd einem schräg verlanfenden 
Paare besteht, ersteres mehr in der Mitte gelten w', letzteres von 
vorne innen nach hinten außen ziehend z>. Diese Muskeln setzen 
sich hinten aber nicht an den Yorderrand der Haupttei^te, sondern 
obwohl sie von diesem (w') oder etwas hinter ihm (z') ausgehen, 
an den Vorderrand der Zwischentergite. Teilweise anders verhalten 
sich die Coxosterna der Bauchflät^e. Wir finden auch hier gerade 
w nnd schriee Längsmuskeln z (Abb. 5), [aber dieselben sind noch 
mehr nach der Mediane schräg verschoben! welche aus dem Gebiet 
der Gozostema kommend hinten sich an den Vorderrand der Zwischen- 
stemite befestigen. Außerdem geht auch noch ein Mnskelpaar ms 
schräg vom äußeren Hintergebiet der Coxosterna an den Yorderrand 
der Zwischenstemite und kreuzt sich dabei mit den Mnskeln z. 
Recht abweichend aber, freilich im Prinzip übereinstimmend, verhält 
sich jene Brückenmuskulatur, welche wie wir sahen an den Tergiten 
in zwei großen Paaren auftritt An den Coxosterna beobachtete 
ich solcher nur ein Paar, nämlich ein gerade verlaufendes longitn- 
dinales (y Abb. 5) und dieses ist bedeutend schwächer als das entr 
sprechende dorsale (ml*). Dieses Muskelpaar j beginnt also auch 
vorne knapp am Vorderrande des Coxostemoms, überbrückt das 
Zvnschenstemit und heftet sieb von vome an den Vorderrand des 
nächstfolgenden Coxostemums. Es findet sich an den Coxosterna 
nun aber ein Paar besonders kräftiger Longitndinalmoskelnxx, 
die wir an den meisten Tergiten nicht beobachten, die aber von 
besonderem Interesse sind. Diese Longitndinalmuskeln sind vorne 
am Vorderrande der Zwischensegmeote befestigt, nahezu in der 
Fortsetzung der Mnskeln w und laufen nach hinten über Zwischen- 
stemit, Goxostemom nnd abermals Zwischenstemit hinweg, am eine 



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Hoiphologie and SjBtematik dor Japygiden. 75 

Strecke hinter dem Vorderrande des zweitnfichsten Goxosternoms 
in 6chr%er Abstufung zn enden. (Vergl. auch die Muskeln xx in 
Abb. II.) Die geschilderten Muskeln der Coxosterna und der Ur- 
ZwischenBternite liefern uns somit ein vollkommen klares Beispiel 
fHr die oben erklärte opponierte Mnskeltr&namission, welche 
bei Scolopmdriden in gleicher Weise Hanpt- und Interkalarsegmente 
charakterisiert Hier werden die Zwischenaternite in ganz 
gleicherweise als Teile eines eigenen Segmentes charak- 
terisiert, indem sie von vorne durch die longitudinalen Brücken- 
muskeln yy, von hinten durch die longitudinalen Brückenmuskoln xx 
QberEafit werden, wobei die Ansatzstellen dieser Muskeln 
mit den Grenzlinien der Zwischen Segmente zusammenfallen. 
Aber auch die übrige lonmtudinale Muskulatur weist uns zwingrad 
auf die Segmentnatur der Zwischenringe, indem einmal sich Muskeln 
vom vorhergehenden Haupts^ment an den Vorderrand und dann 
andere desselben an den mnterrand der Zwischensklerite heften 
und das gilt sowohl fdr Bauch- als auch BUckonfläcbe. 

Am 8. — 10. Abdominalsegment dachen ließen sich auch aus 
der Muskulatur keine Anhaltspunkte filr vorgelagerte Ureegmente 
finden, indem sich die longitudinalen Muskeln s£e beim Vorder- 
rande dieser Segmente anheften. 

Am Thoraxrücken (Abb. 10) finden wir Muskelverhältnisse, 
welche denen des Abdomenrückens ziemlich ähnlich sind. Die 
breiten starken Longitudinalmuskeln ml* und die schmäleren w> 
verlaufen ganz wie dort, nämlich beide am Vorderrande der Haupb- 
tergite beginnend, wobei diu ersteren die Zwischentergite Über- 
brückend sich an deren Hinterrand befestigen (oder genauer gesagt 
an der geschilderten Qnerkante qk Abb. 20 nnd 21), die letzteren 
an deren Vorderrand (w' Abb. 12). Die schrägen großen Longitu- 
dinalmuskeln welche ich vom Abdomen beschrieb, sind mir am 
Thorax nicht vorgekommen, vielmehr sind hier die direkten Schräg- 
mnskelnss' stark vertreten, viel stärker als am Abdomen. Die 
sdirägen Mnskeln ms, welche hinten und außen von den Thorax- 
tergiten an den Vorderrand der Zwischentergite ziehen, fand ich 
am Abdomen nur ventral. Die Seitenkanten ka haben für die Schräg- 
und Longitudinalmuskeln keine Bedeutung. 

Die Bauchseite des Thorax (Abb. II, 20 nnd 21) bietet, in 
Folge der Kantengabeln und Beine natürlich die eigenartigsten Ver- 
hältnisse dar, deren Verständnis durch die vorhergegangenen Unter- 
suchungen aber wesentlich gefördert wird. Wir erkennen aus 
Abb. 11, daß die Muskeln des Pedicalus an die Hüfte ziehen und 
daß jedem Abschnitt desselben ein besonderes Muskelpaar zukommt, 
dem Vorderatiel die Muskeln mc', dem Hinterstiel die Muskeln mc. 
An das Ende des Hinterstielea geht aber noch ein anderes Muskel- 
paar mp, die Baltmuskeln des Stieles, welche von seinem Ende 
zu den Hinterechen der großen Stemite ziehen. Durch ihren Zug 
nnd Gegenzug halten sie den frei ins Körperinnere vorragenden 
Hinterstiel in der richtigeD medianen Lage. Hinten au den Armen 



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76 Karl W. Verhoeff: Zar Tergleichenden 

ist ein Muskel befestigt (md Abb. 20 und 21), welcher von hier 
nach hiuten über das Sterait wog und die Platten hinter den Hintei-- 
ecken desselben, an die Grenze zielit zwischen diesen Interkalar- 
stücken und den Steniiten des Steno- und Ci^ptothorax. In ent- 

f^engesetzter Richtung verläuft ein Muskelpaar ml', welches ziem- 
et weit innen sich an der Vorderseite der Arme der Kantengabel 
befestigt und schrSg nach vorne zieht Über die vordere Sternitpartie 
und die beiden Zwischenstemite hinweg bis zu der Stelle, an welcher 
von vorne her der eben erörterte Muskel md befestigt ist. Diese 
beiden Muskelpaare charakterisieren also als segmentaie Grenzen 
aufs Schärfste die Zwischenhaut zwischen Mesosternum und den 
Interkalaratücken icav' einerseits und Cryptostemum andererseits 
und ebenso zwischen Prostemum und den dahinterli^enden Inter- 
kalarstUcken einerseits und Stenost«nium andererseits. Verstärkt 
wird dieser Eindruck durch ein drittes Muskelpaar ml Abb. 11, 
welches vorne an dieselben Grenzlinien geht, nur weiter nach innen 
ZI), hinten aber nicht an den Armen be&tigt ist, sondern ein wenig 
über dieselben hinauszieht Andere seitliche Muskeln verlaufen noch 
von den Hinterlappen des Meso- und Motasternums und durch die 
folgenden Ursegmente hindurch an das nächste Hauptstemit (md'). 
Da wir an der Bauchfläche des Thorax nirgends typische Longi- 
tudinalmuskeln antreffen, so müssen dieselben eine Vorlagerung um 
so mehr erlitten haben, als die Eantengabeln eine solche geradezu 
erzwingen mußten. Ich erinnere an das oben Gesagte über die 
Verwachsung der Eantengabeln aus zwei verschiedenen Abschnitten, 
nämlich Arme und Vorderstiel einerseits und Hintersüel andererseits. 
-Betrachten wir jetzt die an den vorderen abdominalen Coxostema 
vorkommenden, in der Mediane bisweilen etwas getrennten Kanten 
(ke Abb. 5) am Vorderrande derselben, so liegt der Gedanke nahe, 
daß diese Querkanten ke den Armen der Kantengabeln homo- 
d^nam sind. Der Einfluß der Hüften der Laufbeme hat diese 
Kantengabel -Arme weiter vom Vorderrande abgezogen und 
nach hinten eingeknickt Damit folgten die an und in der 
Nähe der Kanten oofestigten Muskeln nach. Somit ergeben sich 
die geschilderten Muskeln md ml und ml' (Abb. 11 und 20) als 
modifizierte Longitudinalmuskeln, ml ' als die zur ehemaligen Vorder- 
randleiste ziehenden Längsmuskeln von Steno- und Grjpto- 
sternum, md als Längsmuskeln der Hauptstemite , denen die 
Muskeln mp der Hinterstieie als veränderte Schrägmuskeln oder 
Hinterrandmuskßln der Hauptsternite beizustellen sind; die Muskeln 
ml aber haben ihren Charakter als stenomesothorakale und crypto- 
metathorakale Brückenmuskeln beibehalten. Während die großen 
longitudinalen Rückenmuskeln ml* den Steno- und Cryntothorax 
zum vorhergehenden Hauptsegment ziehen, ist bei den longitudi- 
nalen Bauchmuskeln ml das Gegenteil der Fall, d. h. sie ziehen 
diese Ursegmente zum nachfolgenden Hauptsegment. Das zeigt 
aber, da beide Briickenmuskeln sind, im Verein mit allen den andern 
geschilderten die Grenzen der Zwischenringe als Ansatzstellea 



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Morphologie nnd Systematik der Japjgiden. 77 

benutzenden Muskeln, daß Steno- und Cryptothorax weder dem 
vorhergehenden noch dem nachfolgenden Hauptsogment 
angehören können, sondern selbständige Ursegmente sind, 
vorne und hinten segmental durch bestimmte Muskeln 
begrenzt. 

Der Mikrothorax weicht, wie wir oben sahen, schon in aeinen 
Skleriten beträchtlich ab von Steno- und Cryptothorax, ebenso von 
den abdominalen Ursegmenten. Auch hinsichtlich seiner Muskeln 
nimmt er eine eigentümliche Stellung ein. Eine direkte Muskel- 
verbinduDg zwischen Mikro- und Prothoraz habe ich nicht beobachtet, 
dagegen ziehen zwei Paar kräftige Muskeln ventral vom Mikro- 
thorax aus an den Hinterkopf. Das eine Muakelpaar (m' Abb. 17) 
geht seitwärts von der Mitte des Mikrosternum aus, das andere m 
von den Armen der kleinen Kantengabel. Diese letzteren Muskel 
sind sehr wahrscheinlich den Muskeln ml' des Steno- und Grypto- 
sternum bomodynam. Ein Paar langer Brtickenmuskeln m^ verbindet 
die prosternalen Arme der Eantengabel mit dem Hinterkopf, wo sie 
sich im Grunde der dreieckigen Einbuchtungen anheften. Aus dem 
Gesagten folgt, dafi die Muskeln des Mikrothorax diesen mehr 
dem Kopfe als dem Prothorax verbinden. Da nun die Skelett- 
stücke zeigen, daß er zum Kopfe segmental unmöglich gehören 
kann und das kleine eben wegen seiner Kleinheit muskellose Tergit 
sowohl mit Kopf als auch Pronotiim eine Gelenkverbindung bildet, 
da ferner eine kleine aber unverkennbare Kantengabel vorhanden 
ist, so kann er eben weder zum Kopf noch zum Prothorax 
gehören, sondern stellt ein eigenes Nackensegment vor. 
Daß ttbrigens am Mikronotum mehrere Mitskelpaare vorkommen 
können, habe ich für Blattodeen bereits 1902 in meiner Arbeit über 
den „Thorax der Insekten" erwiesen. 

Der Mikrothorax ist das vorderste und in den meisten 
Fällen dentlichste oder jedenfalls eigenartigste der 
zwischen den großen Segmenten liegenden kleineren Ur- 
segmente, was seiner physiologischen Rolle als Nacken- 
segment entspricht. Der Mikrothorax hat sich auch unter den 
Insekten am meisten erhalten und kann, wie bei den Blattodeen, 
sehr gut entwickelt sein, wenn die andern Ursegmente ganz oder 
fast ganz erloschen sind. 

Bei den Japygidm können wir vier Gruppen von Ur- 
segmenten unterscheiden, deren Eigentümlichkeiten, Unterschiede 
und Übereinstimmung im Vorigen zur Genüge geschildert worden sind : 
I. Der Mikrothorax, 
n, Steno- und Cryptothorax, 

lU. Promedialsegment, 

IV. Die sechs dem 2. — 7. Abdominaisegmente vor- 
gelagerten Ursegmente. 

Dadurch daß die kleinen, beinlosen Ursegmente sich mit großen 
Hauptsegmenten paarweise zu Doppelsegmenten anordneten und 
Verhältnisse entstanden, welche sekundär denen der primären 



IV Google 



78 Karl W. Terboeff: Znr vergteichenden 

Cfailopoden-Doppelsegmeiite recht ähnlich wurden, waren auch die 
besonderen Ganglien dieser Ursegmente längst tiberflüasig geworden, 
eB genügte ein Ganglienpaar iiir ein solches Doppelsegment. Auf 
diese Weise entrUckten oie Urs^mente der Änfmerksainkeit vieler 
Forscher, namentlich wenn dieselben ihre Hanptaufmerksamkeit anf 
die Ganglien richteten. Der Gedanke, daß Dinge die beim Keim- 
streif (nach den bisherigen Angaben) einlieitlich angelegt worden, 
aach eine Zweiheit darstellen könnten, wurde bisher ni<mt ins Aoge 
gefaßt. Nach dem Gesagten gilt die Doppelsegmentnator aber fCr 
die Mehrzahl der scheinbar einfachen Rumpfsegmente. Ob der in 
mehrfacher Hinsicht eigenartige Mikrothorax sein arsprUngliches 
Ganglienpaar in den Prothorax, oder wie ich in N. 685 des zoo- 
logischen Anzeigers darzulegen rersnchte, in das Unterschlund- 
gaoglion eingeschmolzen hat, mUssen weitere Untersuchungen über 
die Nerven entBcheiden. 

Daß die Stigmen der Japygiden sämtlich in aus- 
gesprochen deutlicher Weise nnd in schönstem Einklang 
mit den Vorkommnissen bei Chüopoden, blnten an den 
Hauptsegmenten liegen, ist im Vorigen znr Genüge besprochen 
worden. Wir haben also 

vier tborakale und sieben abdominale 
Stigmenpaare zu unterscheiden. 

In meinem Aufsatz Über -die Endsegmente des Körpers der 
ükilopoden, Dermapteren und Japygiden und zur Systematik von 
Japua;" Nova Acta 1903 habe ich eine Segmenthomologie zwischen 
niederen Hexapoden einerseits und Chilopoda-Anamorpha anderer- 
seits, bei Annahme von nur drei thorakalen Ursegmenten, gegeben. 
Diese Homologie ist auch für Formen, welche wie z. B. die Embiiden 
drei thorakale Ursegmente haben, aber keine abdominale, vollkommen 
zutreffend. Nachdem ich aber, zunächst Pär die Japygidsn, noch 
sieben abdominale Ursegmente nachweisen konnte, erbebt sich die 
Frage, wie wir in solchen Fällen die Segmentfaomologie gestalten 
können. Da stellt sich denn die höchst aufiallende Thatsache heraus, 
daß, während wir bei nur drei Ursegmenten (thorakalen) auf die 
Anamorpka verwiesen werden, die Auffindung von zehn tJrs^menten 
uns beim Vergleiche auf die Scolopendriden führt, was nach dem 
was ich a.a.O. über Endbein- und Cerkussegment-Homologie 
mitgeteilt habe, als ein neuer Bel^ fljr die Richtigkeit dieser An- 
schauung gelten kann: 



8. 


Segmenthomologie, 


Scolopendriden 
(21 und 23 Beinpaare 
opf 
JeferfufisegnieDt 


Japjgiden 

Kopf 
= Y Mikrotkorai 



„Google 



Scolopendriden 
(21 und 23 Beinpaare) 

1. beintrageDdes Segment 

I. S..) 

2. beintragendes S. 

IS. 

3. beintr. S. 

I.S. 

4. beintr. S. 

I. S. 

5. beintr. S. 

I. S. 

6. beintr. S. 

LS. 

7. beintr, S. 

LS. 

8. beintr. S. 

LS. 

9. beintr. S. 

LS. 

10. beintr. S. 

LS. 

11. beintr. S. 

LS. 

12. beintr. S. 

LS. 

13. beintr. S. 

LS. 

14. beintr. S. 

LS. 

15. beintr. S. 

LS. 

16. beintr. S. 

LS. 

17. beintr. S, 

LS. 

18. beintr. S. 

LS. 

19. beintr. S. 

LS. 

20. beintr. S. 



i Systematik der Japygiden. 7! 

Japygiden 

= Yo Protborax 

= ventrale Vorplatten 

= Stenothoraz 

= scbmaler Interkalarring 

: Yo Mesotborax 

: ventrale Yorplatteu 

: o Cryptothorax 

= Bdunaler Interkalarring 

= Yo Metathorax 

= ventrale Vorplatten 

: Promedialsegment (1. a. U.) 

: o 1. Hanpt-Adominalsegment 

= 2. abdominales Ursegment 

= o 2. Hanpt-Abd. 

= 3. abdominales U. 

= o 3. Haupt-Ä. 

= 4. abdom. V. 

= o 4. Haupt-A. 

= 5. abdom. U. 

= o 5. Haupt-A. 

= 6. abdom. U. 

= o 6. Haupt-A. 

= 7. abdom. U. 

= o 7. Haupt-A. 

= [8. abdom. U.?]») 



') I. S. a: InteT^alanegment. 

') Nach H. J, Kolbes Ändentnugen häme bei einigen Insekten ein 8, ab- 
dominale» üisegment vor, was jedenfalls genanerer Untenmchnng bedarf. 



IV Google 



80 Karl W. Verboeff: Znr vergleicheaden 

Scolopeadriden Japygidea 

(■21 und 23 Beinpaore) 

21. beintr. S. = 8. Haupt.-A. 

LS. = - 

22. beintr. S. = 9. Haupt-A. 

23. beintr. S. (Endbeine!) = 10. Haupt-A. (Cerci). 
Opisthomeren = Rudimenten bei Larven. 

Y = Eantengabeln. o = Stigmen. 

Die Fachgenossen werden hiermit an%efordert wenn möglich 
eine bessere und richtigere Segmenthomologie zu geben und zugleich 
eine bessere Erklärung aller jener ursegmentalen Gebilde, welche 
ich im Vorigen von den Japt/giden beschrieben und erklärt habe. 
Jeder Fortswiritt auf diesem Gebiet ist mit Freuden zu begrüßen, 
es dürfen aber nicht lediglich negierende ScheinerkläruQgea sein, 
wie sie Silvestri und Börner brachten. Ausdrücklich sei noch 
bemerkt, daß alle jene Teile welche ich nach der vorstehenden 
Segmentübersicht als Reste von Interkalarsegmenten (im Sinne 
der Cliüopodm) auffasse, durch Longitudinalmuskeln nicht mehr 
zum Ausdruck kommen, sondern lediglich als Skelettplatten. Es 
liegt aber auf der Hand, daß solche Gebilde, welche an den meisten 
Rumpf abschnitten ganz verschwunden sind, mit abnehmender Größe 
schließlich ungeeignet werden als TrSger besonderer Muskeln zu 
fungieren. In einer andern Arbeit werde ich aber zeigen, daß bei 
Emhia auch an interkalaren Platten Longitndinahnuske^renzen vor- 
kommen. Nach dem Gesagten kennen wir bisher keine besonderen 
Ganglien der Ursegmente. Aber für Stigmenpaare kennen wir 
anch nur das eine Beispiel des Crjptothorax der Japygiden. 
Wäre uns dieses äußerst wichtige historischfl Dokument 
nicht erhalten geblieben, so würde meiner Ursegment-Theorie 
eine bedeutsame Stütze abgehen.') So gut aber hier ausnahmsweise 
ein Stigmenpaar erhalten blieb, kann auch mal bei irgend einer 
Form ein Ganglienpaar gefunden werden, vielleicht embryologisch. 
Dies ist um so eher möglich, als doch nur sehr wenige Insekten 
bisher genügend embryologiscb untersucht worden sind. Eine 
fast stets zu wenig beachtete Schattenseite in der Verwertung embry- 
ologischer Tataacnen liegt eben in dieser geringen Breite des Ver- 
fleidasbodens. Was der Embryologie die klar sich entwickelnden 
.nfangsstadien an Vorteil bringen, wird in der vei^teichenden 
Morphologie der selbständigen Formen (Larven und Entwickelten) 
reichlich aufgewogen durch die weit größere Zahl der Vergleichs- 
formen, die größere Deutlichkeit der Einzelorgane nnd damit selbst- 
verständlich die meist geringeren technischen Schwierigkeiten. 
Letztere sind für die reine logische Wissenschaft ohne alle 

') Es sei aber Bchon l.ier darauf hinge wioBeii, daß die drei tborakalen 
Stiginenpaare von Embia dem SUno-, Orypto- und MttaChorax angehören! 



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Uorpbologie und Systematik der Japygiden. g^ 

Bedentong, was zn betonen nicht Uberflttssig ist, wenn man Neigungen 
beobacht«t, irgend welche Befunde deshalb höher odergeringer schätzen 
zn wollen, weit die technischen Schwierigkeiten etwas mehr oder 
weniger groß sind. Die Muskulatar z. B. ist nicht deshalb wichtiger 
als £e SUerite, weil sie durchschnittlich etwas schwieriger zu be- 
obachten ist (sie ist überhaupt nicht wichtiger als die Sklerite), 
sondern ihre Bedeutung liegt darin, daß wir durch sie zweierlei 
Systeme yon Vergleichsobjekten erhalten, Muskulatur und 
Sklorite oder überhaupt Hautskelett und daß durch die Weebsel- 
beziehong beider, die eine außorordontlich innige ist, der 
Wert jedes der beiden Systeme für die vergleichende 
Morphologie u. A. erhöht wird, vor Allem dann, wenn Sklerit- 

Eenzen nnd Muskelgrenzen zusammenfallen oder beide einen gleich- 
utenden segmentalen Ausdruck liefern. 

Am Rumpfe der niederen Insekten nahm man bisher meist drei 
thorakale, zehn große und ein oder zwei kleine abdominale S^;meate 
an, also im Ganzen höchstens 15 Rumpfseemente. Die Chüopoden 
dagegen besitzen mindestens 19 Rumpfsegmente, nämlich das 
Kieferfaßsegment, 15 beintragende Segmente und drei Opisthomeren. 
Man hätte also doch erwarten können, daß man Spuren 
weiterer Segmente hei flexapoden etwa hinten am Körper 
finden würde! Es ist aber [wenn wir absehen von dem Meta- 
pygidium als drittem Opisthomeren- Stück], nichts Derartiges bekannt 
geworden. Auch ist .vorauszusehen, daß man in alle Ewigkeit 
nichts Derartiges finden wird, namentlich im Hinblick auf die 
konstanten vier Endsegmente. Man würde bei Beibehaltung der 
bisherigen Beurteilangsschemata auf ein weiteres Eindringen in die 
Kenntnis der Abstammung der Insekten verzichten müssen. Betreten 
wir dagegen den von mir verfolgten Weg der Ursegmente, so werJen 
wir in der Kenntnis der Beziehungen der Insekteit und Hundert- 
füßler und der Ableitung der Ersteren von chilopodenartigen Formen 
erheblich weiter kommen. 

Daß auch zahlreichen anderen Insekten Ur-Zwischensegmente 
zukommen, habe ich bereits 1902 angegeben, weitere Ai'beiten in 
dieser Richtung werden in Zukunft zahlreiche weitere Aufklärungen 
bringen '). 



') Zu den ScheingrÜDden, mit denen fiörner in N. 695 des Boloogischen 
Anzeigers den Hikrotborax n. A. za bekämpfen suchte, itaJaa ich bereits in 
dem Anfsatz Aber die Interkalavsegmente der Cbilopoden, Archiv für Natur- 
geschichte 1903 Stellang genommen. Hier komme ich ingbesondere noch aof 
Japyx znrück. Die beiden AbbildiingeD Bürners kannten, vtirausgesetzt daß sie 
Boeb verbcMert würden, als Orientierungsabbildiingen gewiß bingenomincn werden. 
Wie man aber mit solchen Abbildongen allein etwas Beageres als wie bestand 
liefern will, ist anerfindlich. Ich habe schon wiederholt betont, daß zur richtigen 
Anffassnng von Skleriten die Untersuchung von deren mikroskopiacher Be- 
KbaflenLeit nnerläßlich ist, also i1ie Feetitellnng der Ghitiuisieniog and Ab- 
gTeniang gegen Zwischenbäute nicht nur, sondern auch die Uuteraocliung von 

Inb. !. Nitiiiiuch. Jüini. ItM. Bd. ). H. 1. 6 



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Karl W. Verhoeff: Zur veigleioL enden 



9. Historische BemerkungeD. 
B. Grassi hat in verschiedeDeD Aufsätzen wertvolle Mitteilungen 
üb er ./owjwirfen veröffentlicht, unter denen ich besonders seineMemoria I 
und VII der „I Progenitori dei Miriapodi e degli Insetti" Roma lf85 
und 88 erwähne. Die Muskulatur dea Euinpfes ist nur hinsichtlich 
des Thorax etwas genauer, wo er z. B. die verachiedenen an die 
Eantengabein ziehenden Muskeln ziemlich richtig angegeben hat, er 
zeichnet jedoch einen von der Stielmitt« ausgebenden sehr langen 
Muskel, der nach ihm den Cryptothorax Überbrücken würde, was 
nicht richtig ist. Es bandelt sich vielmehr um zwei Muskelpaare, 
deren segmentale Trennung an der crypto-mesothorakalen Grenze 

TastborBten und Forenkanälen, ev. anch Hautdrüsen. Namentlich die Tastbordten 
UDd ForenkaDfile. welche den Zwlscbenbäaten der Segmente fehlen, sind von 
großer 'Wichtigkeit, veshalb ich sie auf meinen Tafein anbei auch Utiemll wo 
es notwendig war, niQglicbst genan anzogeben bestrebt war. Börner zeichnet 
einfach schematische Umrißliuien, was übrigens dnrcb seinen ganzen Artikel 
duixbgeht nnd Ungenanigkeiten sowohl wie Unricbtigkeiten znr Folge hat. So 
ist bei Japyx sowohl hinter dem Pro- als auch Meao- und Afetaatemum das 
Interkalarplattenpaar Übersehen worden, die Lage der „sti^" d.h. Protborax- 
stjgmen ist falsch angegeben, die Plearen des Mikrothoriis sind nicht zn erkennen, 
die Gabel dea Mikrotborax ist unklar, die Pronotn ml eisten fehlen, die sthr gnt 
ausgepi'ägten Ttochantine erscheinen als Kautfnltcn, zwischen Uikiosternnin nnd 
Frostemum ist ein abgesetzter Knoten gezeichnet, der nicht existiert und die 
StjJQS-Leisten „eodt*" laufen neben stntt auf die St;li. Dte^^e Stjinsleisten sind 
mit den vorderen Kautengahelstielen als „eodl" gleich bezeichnet, ohne daß lijer- 
fflr die Spnr eines Beweises erbracht wäre. Ein Mikronotuin so scharf begrenzt 
und so groß wie es Bürner zeichnet, dürfte bei bekannten Japygiden kaum 
vorkommen. Das Stenonotum mit „vn*" bezeichnet, ist annähernd richtig, doch 
fehlen die Querleisten, obwohl dieselben sehr dentlicb sind nnd auch 1902 
Nova Acta in meiner vorläufigen Mitteilung schon beschrieben wurden. Fitge 
ich nun noch binzn, daß nns BSrner ttber die Jluskulatnr von Japyx 
keine einzige positive Uitteilnng gemacht hat, trotzdem ich die Be- 
deatung derselben mehrfach betonte und teilweise anch bereits nachwies (an 
anderen Insekten) nnd trotzdem B. Grassi 1888 in Memoiia VH seiner Pro- 
genitori n. B. w. dieselbe schon ziemlich eingehend erörterte nnd abbildete, so 
ergibt sich, daß BSrner nnsere Kenntnisse um Nichts gefordert bat, abgesehen 
höchstens von den Votplatten der Hanptstemite des Thorai (in meinem Sinne) 
daher anch nichts Namhaft«B gegen den Hikrothorax von Japyx anzuführen im 
Stande gewesen ist. Die wenig sorgfältigen Untenucbungen dieses Autors, 
welche auf vergleichend -morphologischem Qebiete anch in andern Arbeiten 
bemerklich mj\A. haben mich in letzter Zeit leider mehrfach zn Erilrterungen 
gezwungen, die ich nnliedingt vermieden hätte, wenn derselbe nicht noch olwn- 
diein Töne angeschlager hätte, die sehr leicht zu unrichtigen Vorstellungen übst 
die Bedeutung der Untersuchungen desselben fuhren ki^nnten. 

Daß die Skieritc „est" Börners von mir nn den drei thorakalen Haupt- 
segnienten im Vorigen in ähnlicher Weise erktäU vnirden wie in seinem Artikel 



), v^iWWVH^ 



Horphologie und Systeniatik der Japygiden. g3 

er übersehen hat Diese Muekelo kommen überhaupt nicht von 
den Stielen Boudem von dem Gebiet weiter aoßeD and vorne. Die 
Kantengabel des Mikrothora:ic hat er Memoria YII Abb. 17 durch 
ein kleines punktiertes Y deutlich angegeben, aber offenbar nicht 
weiter beachtet, er gibt überhaupt keine näheren Notizen über den 
Mikrothorax. Ganz schön und Klar gezeichnet hat er die Crypto- 
thoraxstigmen und ihre Tracheen Verbindung mit dem übrigen 
Tracheensjstem, doch ist die genauere Stigmenlage auch bei mm 
nicht ereichthch. Grassi war auch überzeugt (vergl. seine S. &d) 
von der „aifiniti degli japyx e della campodee coi miriapodi e piü 
spedalment« coi chilopodi." 

betone ich, eddibI es ein Pnukt ist, in welobem ich ihm beistimaeu kann, doch 
dBrfte meine B^p^dung eine vol Istfindigere sein, da ich die Hnakulatnr da- 
bei verwertet h&be. Bei BSrner kommen nnn aber drei atemate Vorplatten 
hinter einander vor! (.est" und „vstb" nnd„vBta"0 Wenn ich ihm soeben hin- 
ncbtlicb der von ibm mit „vst" bezeichneten Vorpbitten im Sinne von Haopt- 
fltemit-Vorderteüeu beiBtimmte, so muß dae in sofern eingeschränkt werden, 
als er auf 8. 292 des Zool, Änz. diese „Teilstiicke des Prosterunms" „Mikro- 
aternnm" nennt, im Widersproobe mit meinen Hitteilnngen, da ans meiner 
Tborax-Axbeit 1902 sieb leicht ergibt, daß ich dieselbe nicht nnr nicht als 
Hikrosteninm bezeichnete sondern ansdrScklich als Vorplatten betont habe. 
(Vei^. dort Taf.VHI Abb. 2 Vp nnd V Mi!). Wenn Jemand das was er 
kritisieren will, nicht eiiimal richtig wiederfinden kann, hat er kein Recht zur 
Kritikl Bürners Bezeichnnngs weise ist ancb nicht gleichmSssig, da er das, 
was er S. 292 ftlischlich „Uikroat^mam" nennt, in der Erklärung der Abbildnngen 
mit „Meron" bezeichnet, was zwar richtiger ist, aber auch nicht statthaft, weil 
diese Bezeichnung längst von Walton für Hüftgebiete verwandt worden ist. 
In der Erktfimng nennt er das Sklerit „Tat," „Mikrothorax", es sollte heilkn 
Uikrosternnm. Binsichtlich der Japyx-Pleureu schreibt BS mer Folgendes: 

,4>ie von V. fiir Japyx sp. beschriebenen Pleuren könnt« ich bei J. aoiifagut 
Hai. nicht linden. Dort beobachtete ich nnr 1 echte zarte Plenre im Ueso- 
und 2 solche im Metitboraz. von denen man die vordere vielleicht auch cuoi 
Ueaotborax rechnen kann. Eine weitere Plenre im Sinne Verboeffs liegt 
(er meint das von mir als Trochantin bezeichnete Stück) auf der Vorderseit« 
außerhalb der BeinhDften, mit diesen ein lockeres, äußeres Gelenk bildend. Die« 
Skelettstück entspriebt genau der weiter unten besehriebenen seitlichen Teilplatte 
des Herostemum von Cotlaria (Scol(^endnden)". Das Letztere hat er nirgends 
bewiesen, er zog seine ganze Uerosternnm- Hypothese in N.2 der Sitz. Ber. d. 
Qea. nat. Fr. Berlin 1903 zurück nnd erklärte diese Teile der Snbcoxa He; moBS 
fUr gleichwertig. Da ich Über die Letztere bereits in meinem Aufsatz Über die 
UoDdteile der Chüopoden mich geäußert habe, bedarf es hier keiner weiteren 
ErkUrungen. Börners angeführte Äußerungen Beigen, daß er von den thora- 
kalen Plenren mehrere fibersehen hat, mitJiiQ über die genauere Lage der Stigmen 
ancb nicht genügend unterrichtet sein könnt«; über die abdominalen Plenren 
schwieg er. Ausdrücklich sei nochmals betont, daß seine Stigmentheorie nach 
welcher die Stigmen ursprünglich vorne an den Segmenten liegen sollen ti-otz 
alles „bekanntlich" unhaltbar ist. Die Stigmen kommen erst dadurch sekundär 



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84 Karl W. Verhoeff: Znr vergleiclienden 

In der schon oben erwähnten Arbeit E. Haases über die Ab- 
dominalanhänge der Insekten 1889 findet sich auf Tafel I die sehr 
hübsche Abb. 3, welche eine Übersicht des Tracheensystems ^bt 
nnd die hinten an den Segmenten befindlichen Stigmenpaare klar 
erkennen läßt. Kar das Stigmenpaar des Cryptothorax ist zu weit 
nach hinten angegeben. Das Promedialsegmeot ist durch eine Lioie 
schwach angedeutet, was aber natürlich noch kein Beweis ist, daß 
er hier ein besonderes Segment vermutet hat. Ähnliche punktierte 
Linien zeichnete Grassi, woraus aber auch nichts Bestimmtes zn 
schließen ist, weil er sie teilweise ganz fortläßt, teilweise aber auch 
Tor dem 8. Haupt- Abdominals^ment zeichnet, wo doch kein ür- 
segment vorhaoaen ist. 

bei hüheren Formen der Insekten an die Vorderräder der Scgmeote, daß sie 
.von dem Hintergebiet eines Segmentes oder sms dem intersegmentalen Beeirk 
zirischen zweien in das Vordergebiet des nftcbstfolgenden einrücken. Ueber 
Japyx teilt uns Börner feiner Folgendes mit: „Die Rücken platten" . . , 
,der ersten Äbdoniinalsegaiente weisen je 1 kleinere Vorplatte auf." In 
■Wirklichkeit komnen wie wir gesehen haben vor sieben Äbdominalsegmenten 
Tergite ^ von Ursegmenten vor, nicht vor den ersten. „Die Vorplatte des 
Fronotoma übernimmt den dorsalen Angelpunkt zwischen dem Kopf nnd dem 
Frothoraz," Bei mehreren Arten wenigstens bildet dieses Mikronotnm nicht 
einen, sondern zwei Angelponkte, einen Tome, den andern hinten. Es ist 
nnriciitig, daß „eine mediane Chitinleiste, welche vom Aas Ansaehen einer 
Naht annimmt, von der hinteren Fartie des Kopfes durch das Mikronotnm bis 
über das Fronotom hinaus nach hinten zu verfolgen ist," du. das heten^ne, 
einen dicken Enot«n fithrende, kleine Hihronotnm die betr. I^eisten von Kopf 
nnd Pronotnm vollkommen trennt. „Vor dem Prostemnm liegt eine kleine Vor- 
platte, je 2 solche, als achmale Bänder vor dem Ueso- nnd UeCastemaDj," Bau 
die von mir als Vorplatten im Vorigen bezeichneten Teile wirklich solche sind, 
habe ich bewiesen durch die Mnsknlatnrverb&ltniase, das Fehlen von Zwischen- 
bänten and den UinstAnd, daß diese Teile wirklich nur mehr oder weniger, an 
Heso- und Uetastemutn bei manchen Arten auch gar nicht abgesetzt sind. 
Die von Bürner aber als „Vorplatten" bezeichneten Teile Piud solche, also 
seknnd&re Abschnüningen, that^Schlich nicht nnd es ist für eine solche Idee 
ancb keine einzige begründende Thatsache von ihm beigebracht worden, 
„Verhoeff sagt, daß die OabeInmitderanfdieStema folgenden Banchplatte 
verwachsen seien." Wieder eine nnricbtige Citierung! In meiner Thorax-Arbeit 
steht anf S. 106: „Der Stiel der Eantengabel ist in der Vorderhälfte teils 
mit dem Hauptteil des Steinitee, teils mit der Nachplatte verwachsen" nnd anf 
S. 104: ,J)ie Sternite sind ausgezeichnet durch vorne gabelige VfUrmige, endo- 
skelettaie Leisten, die mit ihnen verwachsen sind." Mithin eine von Börner's 
Angabe vQllig verschiedene!! Aus meinem Cltat ergibt sich, daß ich den Vorder- 
Btiel mit dem früher von mir als Nachplatte bezeichneten Stück als anch ver- 
wachsen angegeben habe, was natürlich snr in einem Pnnkte geschehen konnte. 
Richtig ist das allerdings nicht, da gai)z genau t etrachtei. der Hinterstiel l^reits 
etwas vor dem Urstemit beginnt. Börner hat aber über Vorder- cnd Hinter- 
Bliel überhanpt nichw geschrieben. „Wir sehen, die von V. betonte Oabel des 



n, Google 



Uorpbologie und Systematik der Japygiden. g5 

Japyj! and Campodea haben schon lange in den Schriften Über 
die Ableitung und Phylogenie der Insekten eine große Kolle ge- 
spielt. Ich will nur eine Stelle aus Grabers bekanntem Handbuch 
„die Insekten" I.Teil, München 1877, S. 66 anfilhren: „daß die 
bisher aufgestellten Hypothesen über die Kerfabstammung nicht 
richtig sind, glauben wir dem Leser wohl in Kürze beweisen zn 
können. Zuerst die Campodea- Hypothese. Sie behauptet nicht 
bloß, daß ein Campodea-artiges Tier die Stammform aller Insekten 
sei, sie behauptet auch, daß die Campodea von den Tauaendfiißlem 
abstamme. Erstere Behauptung widerlegt sich einfach damit, daß 
nur gewisse Kerfgruppen und nicht einmal alle kauenden eine 
Gampodea-Larve haben. Man hilft sich aber mit der Ausrede, daß 

Uikntsternunis, die aber keine Oabel ist, sondern nur eine stabförmige. fest mit 
dem FroBtemnm verwacbsene entoskelettale VerdickmiK, welche einmal der 
Insertion einiger Unskelbiindel. dann aber auch wohl ab rentraler Angelpunkt 
Ewischen der Vorplatte des ProBternnrns und diesem selbst dient. Es gebSrt 
also die Gabel des Hikrosternnms morphologisch nicht zn diesem sondern z\im 
Prostemnm, Die vorderen Oabelfiate, die T. abbildet, existieren nicht als Hlche> 
Mindern benihen lediglich auf einer Faltenbildnng zwischen der Vorplatte und 
den vorderen Teiletflcken des Prostemoms, sie sind nicht eutoskelettaler Natnr." 
Uan siebt hieraus, daB BSrner die wirkliche mikrotborakale Qabel, wie ich 
sie anbei in Abb. löclVi nnd 17 darstellte [und die ich bei allen daranfbin unter- 
»Dchteo Japygidtn beobachten konnte] gar nicbt erkannt hat. DaD sie 
tbatsächlich ans endoekelettalen Leisten besteht, ist uibht schwer zu beobacht«n 
und erklärt sieh anch ans dem von ihr ansgehenden, oben beschriebenen kräftigen 
Unskelpaar, das BiSrnei' offenbar ebenfalls entgangen ist. Die „stabförmige 
Verdickung" welche er meint, in meiner Abb. 15 mit pdp bezeichnet, habe ich 
oben besprochen nnd gezeig;t, daß sie einem Stielteil der typischen Kantengabeln 
entspricht. Hnskeln sah ich nicht au ihn herantreten, daneben fanden sich nur 
Fettzellen. Daß ein „ventraler Angelpunkt" besteht, ist richtig, er ist aber 
doch lediiflich einer der vielen Belege für meine Auffassung des Mikrothorax. 
Daß ich die im Vorigen alä Steno- und Cryptostemum erwiesenen Teile 1902 
ab „Nachplatten" bezeichnet habe „ohne einen Beweis dafür zu erbringen" ist 
richtig, aber auch dorcbans berechtigt, da es mir EOn&cbBt nur anf den Mikro- 
thorax ankam und die übrigen TeOe einer weiteren eiklärenden Uotersudiung 
vorbehalten bUeben, wie sie im Vorigen gegeben wurde. Ich gab also eine 
deskriptive Bezeicbnnng. solange mir meine Untersuchungen eine erklärende 
Bezeichnung noch nicbt gestatteten. Jedermanu wird aber erstaunt sein zu 
sehen, daß Bürner sozus^en in einem Atem jene Bezeichnung von mir be- 
mängelt nnd dann selbst es ebenso macht mit noch zahlreiclieren „Vorplatten", 
die keine Vorplatten sind. Überhaupt sollte man annehmen, daß Jemand, der 
so reichlich kritisieren kann, nun auch selber etwas Positives schaffen würde! 
Schließlich heißt es „die vorderen seitlichen Teilstilcke des Prostemnms inter- 
pretiert V. als Vorplatten des Prostemums, eine Bebanptnng, deren Unrichtigkeit 
bei einem selbst oberflächlichen Blick anf die Ventralseite des Thorax irgend 
eines J 'pyx sofort einleuchtet. Hiermit ist auch die letzte Hilfe für Y. ver- 
oren" n. s. w. dann wii'd geschlossen mit dem „Vorhandensein von nnr 3 Thorakal- 



_.oogle 



86 Karl W. Verhoeff; Zur vergleichenden 

bei den andeni diese Urlarrenform durch Änpassimg Terloreu giog. 
Aber kann nicht die Campodea-Larre vieler Insekten selbst eine 
solche Anpassung sein? Ist doch die Campodea veiter Nichts als 
eine blinde 6 beinige Larve noit zwei Rnderborsten. Und wo finden 
wir die letztere nicht überall? Ist aber die Campodea von den 
Tausendfüßlern abzuleiten? — Man begründet dies vornehmlich 
durch folgende zwei Tatsachen. Einmal durch die, daS manche 
Springschwänze z. B. Japyx außer den 6 ordentlichen Beinen noch 
eine Anzahl GrifTel- oder t^tummel^ße tragen. Dies sollen gleichsam 
die verkBmmerten Myriopoden-AnhänKe hinter der Brust sein. Aber 
haben denn die Schmetterlings- und Blattwespenraupen, die hoffent- 
lich Niemand (Ür verkappte Campodeen halten wird, nicht gleichfalls 
Afterfiiße, und sind dies etwa Verkümmerungen? Mehr gibt man 
aber noch auf den Umstand, daß gewisse Mjriopoden, z. B. Jvlus 
mit nur drei Beinpaaren, d. h. also als Hexapoden zur Welt kommen 
und die andern Füße erst später und zwar nach und nach mit der 
gleichzeitigen Einschaltung neuer Stammringe erwerben. Aber ist 
dies nicht ein Widerspruch, die Campodeen auf der einen Seite 
als in Bezug anf ihre Hinterleibsbeine verkümmerte Vielflißler zu 
erklären und sie auf der andern Seite von 6 beinigen Myrioden- 
Urformen oder vielleicht gar Larven abzuleiten, bei denen aus einer 
□nbekannten Ursache die Kompletiemng des Stammes und seiner 
Anhänge unterblieb? Aber speziell von welchen Myriopoden soll 
die Campodea eich abgezweigt haben? Die sogenannten Doppel- 
fUfiler (Julus etc.) können es nicht sein, denn hier münden die Ge- 

segmenten deren jedes ein voni abgeschnttrtes Intereegment besitst." Den 
logischen Widei-sprnch, einmal die UrBcgmente zn bekämpfen nnd dann 
selbst Ton Intersegmenten zu sprecben hnbe icb schon.betODt. Wer femer danach 
Sachen wttrde, eine vei^leicbeod- morphologische Anfkifimng Aber diese mysteri- 
Itsen BQrner'scfaes Intersegmente in seinem Artikel zn linden, der sncht ver* 
geblich. 

BBrner nnteracheidet „Heron" nnd Torplatten als etwas Terscbiedeoes. 
Dies ist an und für sich natürlich richtig aber nicht recht verständlich, wenn 
man, wie er es selbst macht, die ,JnterGegmente" als „Abscbnfirungen" erlilürt, 
denn sein „Heron" soll sich doch von seiner „Vorplatte" die ein Teil eines Inter- 
BCgmentes ist, dadurch imterscheiden, daß Ersteres at^escbnUrt ist, Letztere nicht! 
Mitbin ein 'Widerspruch! — Bei den „Vorplatten" kommt e« natürlich nicht 
anf diesen Namen bj:. sondern anf das, was derselbe bedeutet. Ich verstehe 
nnter den Yorplatten Sklerite, welche swiscfaen den Stemiten der Hanpt- 
segmente nnd denen der IJrzwJscbenFegmente liegen, wobei es schwer zu ent- 
scheiden ist, oh dieselben anch nenn sie sich von den Hanptstemiten absetzen, 
prin&r oder seknndttr (als InterkalHrstemite) diesen angebSren. Dnrch einen 
Vergleich des Jaji^i den -Thorax mit dem der Hnfriiden (worüber ich in Koriem 
nähere Hitteilnngen mache) wird mancher Funkt noch wesentlich klarer hervor- 
treten. — 

Kritik ohne Anfban gleicht nicht dem fmchtbaien Ackerland, sondern der 
Wüste. 



IV Google 



Morphologie xokä Systematik der Japygiden. 87 

schleclitsorgaDe an der Brust aus, waa bei Springschwänzen ganz 
onarliört ist. 

F. Brauer nennt 'aber die LttAo&iu«-Larve als den Ausgangs- 
punkt. Den fMhobiusf Sind denn nicht bei diesen Tieren die 
Vorder- und Mittelbrustbeine der Mundarmatur beigezogen und kann 
man dies noch eine ungezwungene Erklärung nennen, wenn man 
die Beine der Insekten z, T. aus den Kiefern der Viel- 
füBler entstehen läßt! Und kommen denn die vielfachen übrigen 
Organisati OD s- Differenzen zwischen den vermeintlichen Urkerfen und 
den Myriopoden z. B. im Bau der Geschlechtsorgane, in der Ver- 
teilung der Stigmen u. s. w. gar nicht in Betracht? Wenn wir schon 
überhaupt nicht beweisen können, daß die Urkerfe 6fUßige Tiere 
waren, müssen sie dann gerade umgewandelte Myriopoden sein und 
müssen die Urkerfe gerade in der heutigen Gliedeitierwelt aufgesucht 
werden?" 

Graber spricht dann weiter über Gegenbaars direkte Ab- 
leitung der Insekten von Ringelwürmem und die anderer Forscher 
von der Zoea der Crustaceen, Ansichten die hier kein Interesse für 
nns haben. 

In dem Vierteljahrhundert, was nach den angeflihrten An-' 
schaunngen Grabers verging, hat sich in unserer Wissenschaft 
Vieles geändert, weshalb ich dem Leser die Kritik überlassen kann. 
EinTeu dieser Anschauungen ist aber noch bis jetzt herrschend 
geblieben. 

Friedrich Brauer war mit der Hervorhebung der 
Lithobius-harve in sofern vollkommen auf dem richtigen 
Wege als er die Bedeutung der Chüopoden für die Ab- 
leitung der Insekten erkannte. Er machte aber auf der Ver- 
folgung der richtigen Spur Halt, weil sich unlösbare Widersprüche 
schon in der Segmenthomologisierung zu erheben schienen, freilich 
waren es nur scheinbare, die aber bei den derzeitigen Kenntnissen 
d. h. bei dem Unbekanntseio mit dem Mikrothorax und den andern 
tfrzwischensegmenten sowie der Nichtbeachtung der Interkalar- 
segmente der Chitopoden, alle Versuche nach dieser Richtung 
scheitern lassen mußten. Auf F. Brauers „Betrachtungen über die 
Verwandlung der Insekten im Sinne der Deszendenz-Theorie" in 
den Verhandl. d. zool. botan. Ges. in Wien, Teil I 1869 und Teil II 
1878, welche mindestens in historischer Hinsicht ein dauerndes 
Interesse beanspruchen dürfen, sei hier verwiesen. Im II. Teil sagt 
er in Bezug auf Paul Meyers phylogenetische Untersuchungen 
sehr schön: „Ich glaube, daß wir uns vorläufig beide damit be- 
gnügen können, einen Weg zur Kenntnis (der Phylogenie der In- 
sekten) angebahnt zu haben, der eben nicht so weit vom Ziele 
abzugehen scheint, da bei genauer Betrachtung die von uns erreichten 
Ziele nicht weit von einandt'r getrennt sind," Es ist das die Sprache 
eines — nebenbei bemerkt außerordentlich hochverdienten — Forschers 
von Scharfblick und großem Wissen zugleich, der das ruhige Be- 
wußtsein hat und haben darf nur die Wahrheit gesucht zu nahen. 



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88 Karl W. Verhoeff: Znr vergleicbenden 

Im II. Teile sagt F. Brauer a. a. 0. S. 151 weiter; „Wenn es 
behauptet wird, ich hätte die Campodeu als. noch tibei^bliebenen 
Rest der Urkorfe hiDgestellt, so ist das Dicht richtig, denn ich habe 
nur Ton einer Cumpodea-Form oder von einem Campodea-Stadiaia 
gesprochen Ebenso habe ich erwähnt, daß die Insekten aus der 
Verwandtschaft der Campodea den Anforderungen entsprechen, 
welche Häckel an die Urkerfe stellt. Dem entsprechend sagt auch 
P. Meyer: „So ist es wohl kaum fraglich, daß eine der MachUü 
nahestehende Form in Beziehung zu dem Protentomon steht." Auf 
S. 164 und 165 haben die oben angeführten Anschauungen Grabers 
mit Recht ein vernichtendes Urteil erfahren und sei hier nur 
Folgendes angeführt: „Nach Graber soll Cam^jodeu nichts weiter 
als eine blinde sechsbeinige Larve sein. Eine solche Unkenntnis 
berührt in diesem sonst sehr lehrreichen Buche sehr unheimlich.'' 
Wenn er dann meint, j^Japyx und Cumpodea" könnten „vielleicht 
ganz gute Myriopoden werden," so ist das zu weit gegangen. Die 
Campodea-TheOTie Brauers ist aber im Allgemeinen ein sehr 
wertvoller Gedanke gewesen, dessen stets gedacht werden muß, 
wenn es sich um eine Dai-stellung unserer Kenntnisse fiber die Ab- 
stammung der Insekten handelt 

I Der Gedanke, die Insekten auf Myriopoden zurückzuführen, er- 
hielt dnrch H. J. Kolbes Betrachtungen ober die „Complementär- 
segmente" eine neue weitere Förderung, (vergl. seine Einführung in 
die Kenntnis der Insekten,) worfiber ich bereits an anderer Stelle 
mich aussprach. 



Haliday welcher 1864 in den Transactions of tbe Linnean 
Society of London die merkwürdige Gattung -fapijx zuerst bekannt 
machte, hat von den Ursegmenten gar nichts gesehen, da er auf 
seiner Tafel keine Spur davon zeicnnet und im Text den großen, 
gewöhnlichen Prothorax sogar schon ^minimus" nennt, was doch 
selbst im Verhältnis zu Lepismiden nicht recht zutrifft Die Kanten- 
gabeln hat er beobachtet, zeichnet aber in seiner Abb. M vorne 
zwei an dieselben sieb anschließende Linien, welche nicht existieren. 

1867 lieferte F. Meinert in den Annals and Magazine of Natural 
History, London, S. 361 — 378 einen weit besseren Aufsatz als Haliday 
besonders hinsichtlich der Mundteile wertvoll. Die „Spiracula" gibt 
er auf ^ena'^ an. Er zuerst hat auch ursegmentale Teile des 
Thorax oeobachtet, ohne freilich deren Bedeutung zu würdigen. 
Er schreibt auf S. 370: «Tho three thorax-rings are well separated 
by double fold; and as some of these are cnitinized both on the 
dorsal and tho ventral surface, we observe in the prothorax a prae- 
stemum and poststernum, in me mesothorax a praetergum as well 
as praestemum and poststernum, and in the metathorax both prae- 
tergum and praestemum," Die 7 Paar Styli hat er ebenfalls deut- 
lich beschneben. Von den abdominalen Ursegmentan ist ihm nur 



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Horpbologie nnd Systematik der Japjgiden. g9 

das vorderBte aafgefalleD, das er als „small protruding wart" aüffibt. 
Er schreibt vom Abdomen: „The ventral and dorsal shield oF all 
tbese seven rings Cover almost the wholc of their apper and uoder sur- 
face, wliilst the sides ooly inpart are covered by small pleural plates." 

1868 wurden unsere Kenntnisse von Japyx vennebrt dnrcli 
einen Aufsatz von A. Humbert in der Rerue de Zoologie auf 
S. 345 — 354, dazu eine Tafel. Die meisten Arbeiten Humberts 
tragen den Stempel der Sorgfalt und das gilt auch fUr diese, welche 
mir im vorigen Jahre noch unbekannt geblieben war. Die Abb. G 
läßt zum ersten Male und zwar in vortrefTlicber Deutlichkeit das 
zapfenförmige Mikronotum erkennen'), obwohl allerdings weder 
die Setbetäodigkeit noch die beiden vorne von mir beschriebenen 
Gelenke zu erkennen sind. Der aufmerksame Beobachter muß aber 
immerhin auf das Vorhandensein eines Gelenkes nach dieser Ab- 
bildung schließen. Auch Steno- und Gryptonotum hat Hnmbert 
zum ersten Male abgebildet, freilich nur ganz schemutisch. Über 
Kantengabeln nnd abdominale Ursegmente dagegen finden wir nichts, 
was am Abdomen so aussehen könnte, (Abb. 7) sind Zwischenbäute. 
Auch er spricht von „Spiracula dena," Er weist (S. 347) darauf 
hin, daß Haliday die von unten sichtbar werdenden „deux pi^ceB" 
des 9. Abdominalsegmentes gehalten habe ftir „une poiiion reäechie 
de l'arcean sup6rieur, tandis que M. Meinert les interpr^te comme 
la lame ventr^e du segment, fendue sur le milieu. Or je me suis 
convaincu, sur nne espöce träs voisine du ■/. solifugti» et de beau- 
coup plue grande taiOe que lui, que ces deux pi^ces visibles en 
dessons se continnent bien avec la lame dorsale, sans qu'il y ait 
de trace de suture interm6diaire. Kons poavons donc les regarder 
comme des prolosgeUents de l'arceau dorsal." In meinem Aufsätze 
„über die Ends^mente der C/iito/orlen, Dermapteren und Japygidm'^ 
n. s. w. habe ich bereits gezeigt, daß das wirkliche Sternit des 
!). Abdominalsegmentes sehr klein ist und versteckt liegt, wie dort 
Abb. 8a und hier anbei Abb. 2'2 zeigt. Also hatten alle drei obigen 
Forscher (Haliday, Meinert und Humbert) das Bichtige nicht ge- 
troffen. Außerdem kann ich zwar insdfem Humbert beistimmen, 
als die bewußten „deux piöces" (vergl. meine Abb. 4 und 7 et, plx) 
auch bei den von mir untersuchten Jaiiygiden mit dem Tergit des 
9. Segmentes vollkommen und breit verwachsen sind, aber nicht 
hinsichtlich des Fehlens jeder „trace de suture," denn die Leisten 1 
(Abb. 4) des Ooxitteiles sind bei x stets deutlich von dem weiter 
außen befindlichen Bezirk abgesetzt BeiV. iSauss^ir«! Hamb. springen 
übrigens die „deux picces^ mit auffallend langen Zapfen nach 
innen vor. 

F.Brauer beschrieb 1869 seinen Japyx gigas. Darin kommt 
auch einmal der Ausdruck „Zwischensegment" vor, ein Zeichen, 
daß ihm die betr. Gebilde, welche Humbert angab, auch nicht 



I) Dieses Merkmal ist alao 1868 besser dargesiellt als 1903 von BömerM 
Bei fittnier sieht es so auch, als wäre der Japyx-Kopf im Nacken festge wachsen. 



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90 Karl W. Verhoeff; Zor vergleicheDden 

ganz unbekannt waren. Daß er sie trotzdem nicht weiter verfolgt 
hat, zeigen die obigen Ansliibrungen. 

Qrasai (1885) ist also der Entdeck er des 4. thorakalen Stigmen* 
paares gewesen, wobei noch betont zu werden verdient, daß er auf 
Tafel I (Atti dell' Accademia Gioenia di Scienze Naturali in Catania) 
auch deutlich die Tracheen der Mittel- und Hinterbeine angegeben 
und zwar ans dem Gebiete des 2. und 4-. thorakalen Stigmenpaares, 
was ein wichtiger Beleg ist für die von mir oben gegebene 
Erklärung der segmentalen Zngohöviekeit der Thorax - 
Stigmen'). Vollkommen entspricht dem auch die Darstellung der 
Beintracheen von Campodea, welche Palmen 1877 in der „Mor- 
phologie des Tracheensy Sterns" gab, wonach die drei gewöhnlichen 
Stigmenpaare des Thorax die drei Beinpaare versorgen, was doch 
sehr danir spricht, daß sie den drei großen Thorazsegmenten an- 
gehören. Meinert hatte dies auch ganz richtig betont, um so ud- 
verständlicher ist es, daß Palmen das nicht bestätigen will. Er 
betont eine Sttgmenlage vorne an den Segmenten, was sich aber 
daraus erklärt, daß diese kleinen Formen die Sicherheit der Beob- 
achtung schwieriger gestalten und weniger überzeugend als bei 
JapuffiJen, umsomehr äs das Tracheeneystem der Campodeiden schon 
stark reduziert ist 

Erich Haase (Abdomiualaubänge der Insekten, 1889) hat be- 
sonders die Goxalsäcke nnd ihre Drüsenhaare einer eingehenden 
Unt«rBuchung unterzogen, auch die Styli in sehr klarer Weise 
besprochen, er berichtigt die von Brauer behauptet« Mehrgliedrigkeit 
derselben. Die Ursegmente hat auch er nicht näher berücksichtigt. 

Aus neuerer Zeit sei hier nur noch Silvestri erwähnt, dessen 
Japtfgiden-AuiaSitze aber an Sorgfalt hinter denen von Meinert, 
Humbert, Grassi und Haase entschieden zurückstehen, wie schon 
die teilweise ungenauen Zeichnungen erkennen lassen. Unbedingt 
wertvoll ist aber seine Schrift „Materali per lo studio dei Tisanuri" 
1901 im Bulletino della societi entom. ital. durch die Mitteilungen 
Über „Projapyx-'* In meinem erwähnten Aufsatz über die End- 
segmente u. s. w. habe ich es sehr wahrscheinlich gemacht, daß 
diese Tiere junge Entwicklungsformen von Japyx sind. Aus seiner 
Fig. 2 kann man nur soviel sehen, daß am Thorax (3) und vor dem 
1. Abdominalsegment Ursegmente vorkommen, welche mindestens 
so deutlich sind wie bei den typischen Jupyx, sonst aber schweigt 
sich Silvestri über dieselben aus^). 

') Die Angaben Bitrners über die Stigmen Wanderschaft von Japyx in 
N, 695 des zoologischen Anzeigers; „VonrtlrtSTeracbiebiing nni je 1 oder etwns 
mehr als ein ganzes Segment" entbehren jeder positiven Grundlage. 

^) V. Willem sagt 1899 in seinen „Recberchen snr les Collembotes et les 
ThyaanonreB" auf S. 74 von Japyx: „Onze paires de sl igmates, dont la premiire 
se tronve dans le prothorax, la deuxiSme dnna le mesotborax. les troisi^uie 
et qnatri^me dans le metatborai., les sept suivantes cbacnne dans nn annean 
abdomica)." Das ist von der mangelnden Anf klftniDg Aber das 3. SUgmenpaar 
abgeisehen, TolUiomniBn zutreffend. 



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Horpbologie and Systematik der Japjgiden. 91 

10. Znr Kenntniß der Kopfteile. 
Die Mundteile der Japygiden (und auch Campodeiden) weichen 
schon auf den ersten Blick beträchtlich ab von denen der Insekten 
mit typischen kauenden Mundteilen. Insbesondere scheinen bei 
oberflächlicher Betrachtung die Taster zu fehlen, während die 
MaxiUea gaoz auffallend tief liegen, was Veranlassung gab znr 
Bezeichnung Endotropka. Eine 'Reihe von Forschem haben sich 
mehr oder weniger eingehend mit den Mundteilen der Japygiden 
beschäftigt und trotzdem sind einige wesentliche Teile derselben 
unklar geblieben. 

a) Die Mandibeln. 
Die Mandibeln sind durch ihre auffallend gestreckte Gestalt 
ausgezeichnet und durch einen beinahe spitzen, hinteren Zapfen, 
dessen Ende in die Nähe der aas Abb- 16 ersichtlichen an der Kopf- 
platte befindlichen Querleiste sk vor dem Hinterkopfgebiete reictit. 
Zwischen den Man^beln sind in der Mitte starke Muskeln aus- 
gespannt, welche in der Mediane durch eine Blattsehne verbunden 
werden. Eine hübsche Übersicht der die Mandibeln bedienenden 
Muskulatur bietet tina die Fig. 1 in Meinerts angefahrter Arbeit 
(Annale and Magazine of Natural History 1867), worauf hiermit 
verwiesen sei. 

b) Die Maxillen, das Tentorium und der Hypopharynx. 

Die weit nach hinten genchteten -endotrophen" Maxillen sind 
mit dem Hypopharynx verwachsen. Dieser ist ein in der Mediane 
tief eingeschnittenes Gebilde, welches jederseits aus zwei häutigen 
Blasen besteht, (Abb. 23 Hy) welche zum Teil eine zierliche warzige 
Struktur aufweisen und überdies reichlich und dicht mit feinen 
Häatungsbaaren besetzt sind. Die inneren Blasen sind die größeren 
mid heftet sich an sie im Innern ein Retraktormuskel mr, woraus 
schon hervoi^eht, daß sie in nicht geringem Maße vorgebläht 
weiden können und vrieder zurückgezogen. Als innere Stütze dient 
den Hypopharynx-Blasen eine Leiste, (^ Abb. 23), welche bei e an 
die großen endoskelettalen, den Kopf von vorne nach hinten durch- 
ziehenden Tentorium-Bailken (tent) angewachsen ist. An die 
Hypopharynx-Bälkchen if und die kleineren Außenblasen sind, aller- 
dings hei deutlicher Absetzung, die Maxillen angewachsen. 

Dieselben bestehen ans fünf Hauptteiloo, dem Stamm, der 
Angel (cardo) dem Taster, der Außenlade coae und der Innenlade 
coa i (Abb, 27). Daß wir in den Mundteilen umgewandelte, ur- 
sprünglich andersartige Segmen tan hänge zu sehen haben, ist schon 
von manchen Forschem ausgesprochen worden, aber das „Wie" der 
Umwandlung bedarf noch sehr vieler Aufklärung. Am klarsten bat 
sich m. E. bisher R. Heymons ausgesprochen, welcher in seinen 
schSnen „entwickelungsgesdiichtlichen Untersuchungen an Lepiema 
aaccharina'^ Iieipzig 1897 auf S. 6*21 sagt: „Bei Lepisvta zeigt es 



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92 Karl W. Verhoeff: Zur Tergleicheudea 

sich mit großer Deutlichkeit, daß der PalpuB maxillaris resp. labialis 
den distalen Gliedeiii eisea Extremitatenstammes, also etwa dem 
eines Thoraxbeines homolog ist. Das Basalstiick einer Maxille, von 
dem der Palpus ausgeht, hat man dagegen dem Coxalabachnitt eines 
Beines gleich zu setzen. An diesem basalen oder koxalen Teil er- 
heben sich später als Answüchse die Lobi intemi und extemi." 
Die Letzteren sbd nach H, „als Coxalfortsätze aufzufassen, die an 
den vordersten Rumpfbeinen entstanden sind und das Geschäft der 
Aufnahme oder Zerkleinerung der Nahrung unterstützen sollten." 
1901 habe iuh in meinen „Beiträgen zur Kenntnis pal äark tisch er 
Myriopoden XVI. Aufsatz: Zur vergleich. Morphologie, Systematik 
und Geographie der Chüopoden" Halle, Nova Acta im I.Teil „über 
die Gliederung der Chilopoden-Beine, der Mundteile und der Kopf- 
kapsel" gezeigt, daß und wie wir die Mundgliedmaßen auf Lauf beine 
zurückfuhren können und daher die erst«ren geradezu als Mund- 
füße bezeichnet. Auf S. 399 schrieb ich: „Die Spaltfuß-Deuteleien, 
■welche man dem Arthropoden- Schema zu'Liebe um jeden Preis 
auch bei den Antninaia einführen wollte, werden die ClnlopodeR in 
Zukunft hoffentlich verschonen und dann ist zu erwarten, daü auch 
die Hceapoden nicht mehr damit beglückt werden, da Zurück- 
flihrungen auf das einfache Laufbeinpaar, trotz aller „Laden" und 
„Lappen" näher liegen als auf Gebilde, die bei den wirklichen 
Chüopoden und H&rapoden gar nicht vorkommen." 

Im Stamm der ./«/»ypirfen-Maxillen haben wir also die Hüften 
vor uns. Dieselben sind von sehr eigentümlicher, gestreckter Gestalt 
und bestehen aus einem äußerlichen vorderen und einem mehr 
innerlichen hinteren Abschnitt. An Letzterem bemerkt man eine 
Längsleiste {ß Abb. 23) und vom Hintenande dieser abgehend eine 
Nebenleiste a und eine andere kleinere nach hinten. Da wo diese 
drei Leisten zusammenlaufen befindet sich innen ein Höckerchen 
und eine Grube, welche mit dem Außenende der Angel car ein 
Gelenk bilden. Der längliche Vorderabschnitt co ' der Hüfte trägt 
auf seinem Ende einen kurzen zweigliedrigen Taster, dessen kürzeres 
erstes Glied fast nackt, dessen zweites aber kräftig beborstet ist. 
Vor dem Ende von co' fällt am Eande ein Borstenpaar p auf und 
innen daneben in einer geraden Reihe mehrere kleine Börstchen. 
Eine Naht, oder Gliedgrenze ist an dieser Stelle nicht vorhanden, 
ich vermute aber aus Gründen, welche ich voraussichtlich in einer 
andei-n Arbeit bespreche, daß hier eine Gliedgrenze verschwunden 
ist. Nur ein einziger Tasterfnuskel m* dient zur Bewegung der 
beiden Glieder, er setzt sich, aus dem Vorderabschnitt der Hüfte 
stammend, an die äußere Basis des gnindwärtigon der beiden Glieder. 
Innen vom Taster bemerkt man die beiden Laden, welche als An- 
hänge der Hüfte nicht nur durch Lage und Gestalt, sondern und 
zwar am deutlichsten auch durch ihre Muskeln sich zu erkennen 
geben. 

Die innere Lade (Abb. 27) wird durch zwei Muskeln bewegt, 
einen m<, welcher fast quer herüber in den Vorderabschnitt £r 



ib.Coogle 



Morphologie nnd Sjstemstik der jHpjgiden. 93 

Htifte zieht und einen andern m (Abb. 26), welcher an der ge- 
Bchllderteo Leiste a des Hioterabschnitts sieb ausbreitet. Die äußere 
Lade (Abb, 27 coa e) scheint nur durch einen, übrigens recht langen 
Muskel bedient zu werden, aber bei näherer Betrachtung findet 
man, daß derselbe vor dem Ende sich in zwei Aste teilt (m^ Abb. 25 
und '27). Dieser Muskel kommt vom Endrande des Hinterabschnitts 
der Hüften. 

Die innere Lade ist durch ein sehr schwaches Gelenk (Abb. 26 
s x) gegen die Hüfte abgesetzt. Sie stellt eine dunkelfarbige starke, 
am Ende ziemlich spitze, fast mondsichelartige Kralle vor, auf 
deren Basis innen fünf glasige, am Innenrande gezähnte Kämme 
sitzen (Abb. 24 und 26). 

Total anders erscheint die äußere Lade, indem sie einen nament- 
lich am Außenrande beborsteten Zapfen darstellt, dessen schmäleres 
Ende (Abb. 25) namentlich innen abgesetzt ist und hier (d) eine 
Verdickung zeigt. Dieser Endabschnitt ist bei den meisten Japugiden 
mit Sinnesstäbchon besetzt und zwar einigen kurzen und einer 
Anzahl längeren p. An diese Sinnesstäbchen ziehen Nervenfasern nf. 
Neben dem Zapfen breitet sich eine zarte Lamelle r aus, deren 
Gestalt bei manchen Arten Verschiedenheiten von der in Abb. 25 
dargestellten aufweist. 

Wir sahen oben, daß Heymons die Laden als „Coxalfortsätze" 
oder „Auswüchse" der Hüfte betrachtet und das ist ja auch zweifel- 
los richtig. Aber diese Gebilde sind doch noch mehr als das, denn 
sie sind keine beUebigen, muskellosen Hüftfortaätze, sondern ganz 
besonders durch die geschilderten Muskeln charakterisierte, güed- 
artige Auswüchse, also Coxalanhänge höheren Wertes. Indem 
ich mich nach einer Erklärung derselben umsah, handelte es sieb 
darum, ähnliche Gebilde an Rumpfsegmenten verwandter Formen 
aufzufinden. Solche bieten uns aber die abdominalen Coxalsäcke 
der Thysanurm in ausgezeichneter Weise, Man vergleiche z. B, in 
meinem Aufsatze „zur vergl. Morphologie der Coxalorgane und 
Genitalanhänge der Tracheaten" Zool. Anzeiger N, 687 Abb, 2 oder 
E, Haases Abb. 19 in seiner zitierten Arbeit über die Abdominal- 
anhänge. Styli, Coxalsäcke und andere durch Muskeln be- 
wegliche Hüftanhänge habe ich zusammenfassend als 
Coxalorgane bezeichnet. Dementsprechend nenne ich auch die 
beiden .Laden" Coxalorgane (coai coae), einen Zusammenhang 
mit auderen Erscheinungen begründend, während mit „Laden" gar 
nichts gesagt ist. 

Die Cardo ist ein schmaler Balken, .der wie schon gesagt ein 
Gelenk mit der MaxiUarbÜfte bildet. Diese schmale leicht gebogene 
Cardo besitzt im Gegensatze zu vielen andern Lisekten keine Tast- 
borsten, entsprechend dem Umstände, daß sie mit den MaxiUen ge- 
meinsam so weit ins Innere gerückt ist. 

Auf die vergleichend-morphologische Natur der Cardo einzugehen 
ist hier nicht der Ort. Die schon erwähnten, langen Tentorium- 
Balken dienen mehreren Muskeln zum Ansatz (m^) welche quer 



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94 Karl W. Verhoeff: Znr vergleicbenden 

herüber zur MaxillenlififLe ziehen und sich an deren Leiste ß be- 
festigen. Ändere weiter hinten von den Tentori um -Balken ab- 
gehende Muskeln befestigen sich an der Cardo und zwar zwei (m*) 
an deren Vorderrand, einer an deren Außengebiet hinten m'. Innen 
gehen von den Tentorium-Balkec lange Muskeln ab mpth, welche 
zum Prothorax sdehen. Ein auffallender äußerer Fortsatz des Ten- 
torium (Abb. 34 ob) heilet sich hinten an die Cardo and Termehrt 
die feste Verbindung beider Teile und damit auch die stützende 
Basis der Uaxillen. 



c) Die Unterlippe und die Backen. 
Die Unterlippe ist der bisher am mangelhaftesten bekannte Teil 
der Mundgliedmanen. Sie stellt sdieinbar eine einzige große Platte 
dar, weldie B. v. Stummer Traunfele in seinen „vergl. Unter- 
snchangen Über die Mundwerkzeuge der Thyianuren und CotlemboUn'* 
Sitz. d. kaia. Akad. d. Wiss. Wien 1891 S. 3 nicht mit Unrecht dem 
Gnathochilarium der Chilopodm äußerlich ähnlich findet. Zwischen 
der dorsalen Eopfplatte und den ventralen Ünterlippenteilen breiten 
sidi längliche Backen aus (ß Abb. 28 und 33), welche jedenfalls 
als Plenren aufzufassen sind. Ob sie aber einem, zweien oder allen 
drei Eiefers^menten angehören, ist vorläufig nicht zu entscheiden. 
Oben sowohl als unten sind sie durch Nähte und z. T. auch Zwbchen- 
haut deutlich genug begrenzt. Die eigentliche Unterlippe besteht 
aus einem einheitlichen hinteren Teil der durchaus den Eindruck 
emer Bauchplatte macht und mehreren getrennten, also paarigen 
vorderen. Diese vorderen Teile sind je nach den Arten von der 
Bauchplatte vollständig oder nur innen durch eine Naht getrennt. 
Es sind ihrer drei Paar innere und ein Paar äußere. Die drei 
inneren Paare liegen hint«r einander und zwar ist das vorderste 
stets sehr deutlich und selbständig abgesetzt, während die beiden 
andern bei manchen Formen (z. ß. Japyx graecus Verh. Abb. 28) 
nur durch eine kurze Mäht y unvollstän^ gegen einander abgesetzt 
sind, bei manchen dagegen (z. B. Japyx dolmensü Verh.) recht deut- 
lich als verschiedene Gebilde zu erkennen sind. Außen sitzt auf 
dem hintersten der drei paarigen hinter einander befindlichen 
Teile ein beborsteter Zapfen (st;), der nicht in einer Ebene mit den 
andern Gebilden liegt, sondern ganz nach unten absteht Weiter 
außen von den geschilderten drei paarigen Teilen und zwischen 
ihnen und den Pleuren befindet sich jederseits ein außen abgerundetes, 
im Ganzen annähernd dreieckiges StOck pal, welches die weiter 
hinten gelegene Bauchplatte nicht oder höchstens in einem Punkte 
berührt Diese Bauchplatte springt bei J. doiinensU mit dreieckigem 
Zipfel vorne vor und besitzt je<^r8eits an den Vorderecken auch 
noch ein unvollständig abgesetztes Vorplättchen (pl Abb. 33). Die 
Untersuchimg der Muskulatur wird uns auch hier wieder das Ver- 
ständnis der geschilderten Teile erleichtern. Der hinterste der drei 
inneren paarigen, hinter einander gelegenen Teile gibt sich alsbald 



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Hoipbolo^e und Systemittik der Japygiden. 95 

ala beeondors wichtig zu erkennen, indem einmal auf ihm auÜea 
der beborstete Zapfen steht uad dann auch vier Muskeln 
TOu ihm ausstrahlen, einer msty an den Grund jenes Zapfeus, 
ein anderer echrSger mc an das äußere dreieckige Stück, ein dritter 
direkter mitten an den Grund des vorne sich anschließenden Teiles 
coa i und ein vierter indirekter Brückenmuskel m der dieses Stück 
durchsetzt an den inneren Grund des vordersten Teüs. Es kann 
nach dem Gesagten keinem Zweifel mehr unterliegen, daß das Ge- 
bilde, von welchem die vier Muskeln ausstrahlen die HUfte der 
Unterlippenbeine vorstellt (co Abb. 33) nnd außen in ty- 
pischer Weise einen nach unten gerichteten Stylus trfigt. 
Hiermit sind aber zum ersten Male Kopfstyli nachgewiesen. An 
die Hüfte schließen sich nun weiter endw&rts d. b. vorne an zwei 
beborstete Coxalorgane innen, die sich etwas gegen einander 
verschoben haben und einen eingliedrigen Taster pal als Telo- 
podit außen. 

An der Grenze zwischen dem äußeren Goxalorgan coae und 
dem Telopodit pal heftet sich noch ein bei seiner Kontraktion jeden- 
falls auf beide Gebilde zurückziehend wirkender Muskel mv an, der 
aus dem Seitengebiet der Bauchplatte herkommt. Die Bauchplatte 
springt am Hinterrande mit einem mittleren Lappen vor, wodurch 
zwei dreieckige Einbuchtungen entstehen, in denen sich Muskeln 
befinden m'. welche aus dem Prostemum kommen (Vergl. Abb. 17). 
Hinter dem Mittellappen li^ bei manchen Arten noch ein kleines 

fegen ihn bewegliches Stäbchen t welches die- Verbindung mit 
em Mikrostemum unterstützt. Kräftige dorsoventrale Muskeln 
heften sich vor den Hinterrandeinbuchtungen an die Bauchplatte 
(mdvAbb. 28). Daß diese ein echtes Sternit uud zwar das 
Sternit der UnterlippenfUße ist, ergibt sich einmal schon aus 
Gestalt uud Lage, dann zeigen es aber auch die von demselben 
ausgehenden Muskeln mv, welche Sternit und Telopodit verbinden. 
Da dies jedoch Brückenmnskeln sind, will ich hier zur Ergänzung 
schon einfügen, daß z. B. bei Machüia, Embia und Periplaneta von 
dieser Baucnplatte, welche dort ala Mentnm oder Mentum und 
Submentum bekannt ist, kräftige direkte Muskeln an den 
Grund der Hüften der Unterlippenbeine ziehen, also typische 
stemocosale Muskeln vorstellen, wie wir sie aus den Thoraxnaupt- 
segmenten kennen. (In einer andern Arbeit komme ich auf diese 
Dinge zurück.) 

Innerhalb der oben erwähnten Backen oder Pleuren liegen 
hinter einander drei Drüsen, von denen die beiden vorderen einen 
parenchymartigen Bau zeigen, während die hinterste einen langen, 
aufgeknäulten Schlauch darstellt (Abb. 28 spd). Derselbe liegt ganz 
oder doch mindestens größtenteils im Bereich des Kopfes und zwar 
oberhalb des hintersten Abschnittes der geschilderten Backen, der 
durcli eine abgekürzte Naht f abgesetzt ist. Nur in Grassis 
Memorial Taf. 11 Abb. 21 und Memoria VII Abb. 32 fand ich diese 
hintersten Drüsen uls „ghiand. salivari" schematisch angegeben Ich 



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96 Enrl W. Verhoeff: Zar vergleicb enden 

fand disBelben viel stärker geknänelt und mehr nach hinten und 
außen liegend, in der angegebenen Weise. Ober die Ausmündung 
ist bei Grassi nichts zu sehen. Nach Oudemans münden die 
Speicheldrüsen von Machäis (Bijdr^e tot de kennis der Thysanura 
en Gollembola, Amsterdam 1887) wie seine Abb. 21 erkennen läßt, 
oben am Grunde des Labiums. 

Die vorn geschilderten äußeren Coxalorgane der Unterlippe von 
Japygiden sind hauptsächlich unten beborstet, oben nur am End- 
rande (Abb. 29) während vor demselben ein mehr häutiges Gebiet 
liegt. Dieses obere häutige Gebiet zeigt einen Spalt und neben 
demselben einen nach Arten verschiedenen Lappen. Bei graecw 
(Abb. 29) ist der Lappen fein gezähnelt und steht mehr nach außen, 
bei dolineim« ra^ er innen mit einem dreieckigen Zipfel vor (Abb. 33), 
der schon von unten zu sehen ist. Weiter nach hinten schließt 
sich eine Haut an, welche anfangs (H Abb. 28) trichterartig breit 
ist, sich dann aber verengt und die Breite der geschilderten Drüse 
annimmt. Diese schlaucbartigen Speicheldrüsen münden also in 
einem trichterartigen Sack oben am äußeren Coxalorgan der Unter- 
lippe. Die beiden vorderen, parenchymartigen Drüsen sind über- 
haupt unbekannt geblieben, aber Grassi hat eine derselben in dem 
Querschnitt der Aob. 1 Taf. III seiner Memorial 1885 unverkennbar, 
wenn auch wenig zutreffend gezeichnet und nauh Abb. 25 zu urteilen, 
als „tessuto connetivo" betrachtet. In Abb. 22 der Taf. IV kann 
auf die vorderste Drüse das mit „or lin.?" bez«cbnete Gebilde be- 
zogen werden, welches er „tessuto connettivo speciale" nennt. Diese 
beiden parenchjmatischen Drüsen sind aber als solche unverkennbar. 
Sie bestehen aus unregelmäßig polygonalen Zellen, welche in Form 
eines an Blattparecchym der Pflanzen erinnernden Gewebes zwei 
große Klumpen bilden deren hinterer etwas grSfier ist als der 
vordere. Sehr deutlich sind die Zellkerne (Abb. 30). Betrachtet 
man diese Drüseuklnmpen von oben, so Mit bei geeigneter Prä- 
paratioD sehr bald ein mittleres Gebiet auf, in welchem sehr feine 
Fädchen nach allen Richtungen auseinanderstrahlen. Ich neime 
danach diese beiden Drüsen Strahlendrüsen (Abb. 28 dr und dr I). 
Die hintere StrablendrUse wird vorne innen und hinten von 
einer mondsichelähnlichen Pigmentmasse umfaßt, welche bei manchen 
Japyx schon mit unbewaSiaetem Auge zu erkennen ist, wenn man 
den Kopf des Tieres von unten betrachtet In Abb. 28 sind außer 
der Strahlung nur wenige Zellen angegeben. Nach dem was wir 
über den Bau ähnlicher Drüsen wissen, stellen die feinen Fäden der 
Sb-ahlung winzige Röhrchen vor, aus denen das DrQsensekret in 
einen Sammelraum gelangt. Da das mir zar Verfügung stehende 
Material nicht Übergroß ist und mich die histiologischen Einzelheiten 
wenig interessieren, so überlasse ich deren Untersuchung Interessenten, 
denen frische Objekte zur Yerßigung stehen, woran sich die Details 
ja leicht beobachten lassen, nachdem einmal die Drüsen im AU- 

femeinen festgestellt sind. Wichtig ist aber die Frage nach der 
.usmündung. Die vorderen Strahlendrüsen münden, soweit ich sehen 



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Morphologie and Systematik der Japygiden. 97 

konnte, in einer Spaltrinne (drx Abb. 31) zwischen dem Telopodit 
nnd äußeren Coxalorgan, die hinteren Termutlich in der BJnne 
zwischen Flenren und Sternit, doch habe ich darüber nichts Sicheres 
feststellen können. 



d) Bemerknngen fiber frühere Beobachtnngen an den 
Mundteilen der Japygiden. 

Über ältere, gar zu ungenaue Beobachtungen gehe ich hinweg. 
Meinerts Arbeit von 1867 erwähnte Ich bereits weiter vorne. Er 
ist der Einzige, der in seiner Abb. 2 auch an den Mamillen mehrere 
Muskeln zuerst richtig gestellt hat, so den des Telopodit g and den 
langen Muskel, welcher Tentorium und Prothorax verbindet Andere 
sind aber ungenau und von den Muskeln der Maxillencozalorgane 
gibt er nur den qaer verlaufenden an. 

Grassi hat in den genannten Memorien 1885 und 1888 Tento- 
rium und Maxi llen Cardines, wie überhaupt die wichtigsten Bestand- 
teile der Mazillen ziemlich richtig angegeben, doch ist die Gestalt 
der Hüfte ebenso unklar wie der genauere Zusammenhang dieser 
mit den andern Teilen. Über die Muskeln der Mundteile erfahren 
wir fast nichts nnd die BeschaEFßDheit der Unterlippe (vei^l. z. B. 
seine Abb. 7 Taf. II Mem. I) ist durchaus unklar. 

1891 kam R. v. Stummer-Traunfels a. a. 0. weiter als Grassi, 
indem z. B. an der Unterlippe der Fig. 1 seiner Taf. II die Elemente 
teilweise klarer hervortreten, aber Immer noch nicht vollständig. 
Recht hübsch und überhaupt (wenn man von den Muskeln absiebt) 
erschöpfend ist seine Behandlung des Hjpopharynx und Tentorium. 
Letzteres nennt er nicht unzweckmäßig „Stützstücke." Sehr schön 
klar zeigen seine Abb. 10 nnd 11 die Seitenfurtsätze des Tentorium 
und ihre Verbindung mit der Maxillencardo. Bei weitem am un- 
klarsten bleibt noch die Unterlippe, welche er mit „Unterlippe?!' 
nnd stett dessen „untere Mundplatte" bezeichnet. Er will auf Grund 
der Mundteile die Japygiden und C-ampodeiden mit den CoUembolen 
als ErUognathm den l^pümiden und Macküidm ah EctogmUhen 
gegenüberstellen. In den Mondteileo stehen ja die Endotrophen den 
Cmembdm zweifellos viel näher ab den Ectotrophen. Aber die 
grofie Menge anderweitiger Organisationsverhältnisse, in denen sich 
Edo- nnd Endotropha entschieden näher stehen als Endotropha und 
Collembola, lassen es allein richtig erscheinen, alle drei Gruppen 
als selbständige Ordnungen zu behandeln, wobei dann die Endotroplia 
eine gewisse Mittelstellung einnehmen zwischen den beiden andern 
Ordnungen. 

R. V. Stnmmer-T. hat die Masillen der Japygiilen bei seiner 
Auffassung zerrissen, indem er nur die Ki^llen- und Basaltoile als 
Maxillen erklärte. Er sagt auf S. 10: „Es müßte die unpaare Aus- 
stülpung an der Unterlippe, die man als Hjpopharymi bezeichnet 
(Claus) sich von ihrem Ausgangspnnkte abgelöst haben nnd mit 
dem AoSenladen der MaziUe in festen Verband getreten sein, 

Arah.LHitiriHClu Jihcf. IKM. Bd.L H.1 7 



ib, Google 



98 Karl W. Verboeff: Zor vergleichenden 

während dieser mit seinem Taster sich bis auf eine zarte Verbindangs- 
membran vom Stipes abgelöst hätte; ein sehr unwahrscheinlicher 
Vorgang." In Wirklichkeit zeigen die verbindenden Muskeln, daß 
dieses ^nwahrscheinhcbe" wie wir oben sahen das allein Richtige 
ist St.-T. erwähnt anf S. 9 auch „zwei wasserhelle, vorstülpbare 
Bläschen oder Papillen, die am oberen Rande der Unterlippe von 
Japyx zu bemerken sind." Mich bestärkt diese Äußerung in der 
Auffassung des Jtluskels mx meiner Abb. 28 als eines Rückziehers 
des erweiterten Endteiles des Speicholdrtisenganges. Auf die -untere 
Mundplatte" v. Stnmmers brauche ich nicht weiter einzugehen. 

H, J. Hansen hat 1893 in seinen Untersuchungen „zur Mor- 
phologie der Gliedmaßen und Mundteile bei Crustaceen und Insekten" 
aof S. 208 des Zoolog. Anzeigers auch Japyx behandelt und BpezieU 
unter N. 39. Abgesehen tSivon, daß ich mir von Vergleichen 
zwischen Tierklassen die wie Crustaceen und Ilexapoden in keinem 
direkten phylogenetischen Zusammenhang stehen, keinen rechten 
Erfolg versprechen kann, [da es in der Regel zur Vermengung von 
Analogie und Homologie ilihrt] steht Hansen nngefShr auf dem 
Boden der Anschauungen von Stummer-Traunfela, d, h. er hat den 
Maxillenbegriff ebenffule unnatürlich gespalten wie jener Autor, 
findet daher selbst die „Maxillulen in ihren Basalteilen ziemlich 
abnorm gebaut." Hansens Untersuchungen sind gewiß flir die 
Crustaceen sehr wertvoll, für die Insekten zu kurz und ungenau. 

V. WiUem bespricht a.a.O. 1899 S. 84 Ja beuche de Jap^ 
solifttffti»'* . Schon seme Abbildungen zeigen, daß er unsem damaligen 
Kenntnissen nichts Wesentliches hinzugefügt hat. Seine Abb. 4 auf 
Taf. XVI kann nur als Habituszeich nun g dienen. Er findet die 
„deseins du memoire de Grassi peu explicites," gibt aber selbst 
nichts Explizierteres. Seine Behauptung „les segments principaux 
et les Segments basilaires des deux moitit's du labium sont soudös" 
ist irrtümlich, er hat die einzelnen Elemente der Unterlippe über- 
haupt nicht alle gesehen. Die Styli hat er wie alle andern Autoron 
filr Palpen angesehen. Stummers Arbeit und damit seine An- 
schauungen berührt er überhaupt nicht. Meine obigen Mitteilungen 
dürften gezeigt haben, daß die Mundteile Aer Japygiden, wenigstens 
in der Unterlippe, von denen der CoUembolen doch nicht unerheblich 
verschieden smd. Auf Folsoms schöne und ausflihrliche Unter- 
snchungen über CoUemholen'Mnnätale sei hier nur kurz hingewiesen. 

Zum Vergleiche mit den Strahlendrüsen der Japygiden er- 
innere ich an den Abschnitt der Arbeit V. Willems auf S. 85 Über 
die „glandes salivaires et cephaliques des CoUembolea.'^ 

Silvestri 1901 beschreibt in seinen „Materiali per lo studio 
dei Tisanuri" Bnll. soc. entom. ital. die Mundteile des „Projapyx 
stylifer Cook." Abb. 5 zeigt nnr „tre appendici" an den inneren 
Coxalorgancn der Maxillen, nach meiner Auffassung ein Larven- 
charakter. Von der Unterlippe gab er eine bessere Darstellung als 
die früheren Anteren, dorh ist auch diese (selbst von Muskeln und 
Drüsen ab|;ose)iGii) nicht ganz klar und vollständig. Er brschreibt 



ib.Coogle 



Horpbologie und Sjitematik der Jspjgiden. 99 

„OD mento ben distiDto, dne grandi lobi intami lamioari occupaoti 
tatta la parte soperiore del labra." Ob die iimereD Coxalorgaae 
diesen -fio/apya:" fehlen, oder von Silvestri nicht gesehen wurden, 
kann ich nicht entscheiden. Die Hüften der UnterUppe beschreibt 
er als „palpigero traSTersalmente trapezoidale." 

Börner schreibt auf S. 3 einer Arbeit über die „Aj,teri/ffotm- 
Fauna von Bremen nnd den Nachbardistrikten" Bremen 1901: 
R. T. Stammer-Trannfels „hält mit Graesi die Coüemholea für 
rüdigebildete Thusanurm der Gmppe der ßntotropki, eine Ansicht 
die wohl sämtlicne Forseber heutzutage vertreten dürften. Keines- 
wegs aber ist es, m. E. zu rechtfertigen, die ColUmbolen mit diesen 
als EtUoffnathi den EctoffnatAi gegenüber zo vereinen" .... „der 
Ban der Mundwerkzeuge u. a. offenbart uns nur die phylogenetische 
Abstammung der ColUmbolen von den Entotroph*.'* Teilweise bin 
ich nach dem Obigen ja hiermit in Übereinstimmung, doch ist an 
eine direkte Ableitung der ColUmbolen von den Endotropha in 
keinem Falle zu denken, das zeigt einmal die schon genannte Ab- 
weichung der Mundteile der Endolropha namentlich hinsichtlich des 
Labiums nod dann die Unmöglichkeit, die Hinterleiber der 
CoiUmboUn (seihst bei den weitesten Konzessionen) auf diejenigen 
der Campodeiden oder Japygiden zarückznfilhren. Man muß viel- 
mehr beide Ordonngen von Protfiysanuren ableiten. 



n. Systematik. 

1. Die Adolescentea. 
In meinem Aalsatze Nova Acta 1903 „über die Ends^mente 
des Körpers der Chäopoden, DermapUren und Japygiden"' habe ich 
bereits einige allgemeine Mitteilungen zur Systematik der Japygiden 

Semacht, worauf verwiesen sei. In dieser Arbeit konnte ich auf 
en Objekten fußen, welche ich selbst auf mehreren Reisen erbeutet 
habe, namentlich in Österreich-Ungarn, Griechenland und Itahen. 
Obwohl auch diese Formen nach Individuen und Arten nicht zahl- 
reich sind, da ja Japygiden in den meisten Gegenden, selbst der 
Mittelmeerländer, nioit so leicht aufzufinden sind und meist nur 
vereinzelt angetroffen werden, ist es doch immerhin mehr als das 
was bishw im Berliner zoologischen Museum aus dieser Gruppe 
vorhanden war. Die von mir gesammelten Objekte sind jetzt in 
den Besitz des Berliner Museums übergegangen. 

Abgesehen von der Klärung über die ^Prmapygiden^ glaube 
ich einen Fortschritt in der Systematik durch die Erkenntnis ge- 
wonnen zu haben, daß Japyx aolifugua im bisherigen Sinne keine 
besondere Art vorstellt, sondern Ent Wickel ungs formen mehrerer, 
vielleicht einer großen Anzahl von Arten und daß in Ober- 
ond MittelitalJen insbesondere „«ö/t/'t^w" die älteren Larven von 



ib.Coogle 



100 Karl W. Vcrboeff: Zar vergleicheDden 

j^major"' Toratellt. Demgemäß moS der Name major fortfallen und 
eolifuqtis im erweiterten tind verbesserten Sinne genommen werden. 

Die Zangen geschlechtareifer Japygiden sind nämlich aus- 
gezeichnet entweder durch unregelmäßige Bezahnnng, (an jeder 
einzelnen Zange von vorne nach hinten), oder durch aoffallende 
Asymmetrie, unter Anderm auch durch zwei Zahn chen reihen an 
einer der beiden Zangen (Abb. 42) oder durch besonders reiche 
Beborstnng, übrigens auch durch besonders starke ChitJnisierung und 
Pigmentierung. 

Die Zangen der «o^tyuj^-Unreifen dagegen, welche ich Ado- 
lescentes nennen will, haben alle diese Eigenschaften nicht, besitzen 
vielmehr innen gleichartig fein gezähnte Zangen und in der Mitte 
oder vor derselben an jeder Zange einen dreieckigen spitzen nnd 
vorr^enden größeren Zahn, den ich den Adolescens'Z&hn nenne. 
Wie gesagt sind diese AdoUscen^Zangeu symmetrisch, nur die 
Stellung der genannten großen Zähne ist mehr oder weniger asym- 
metriscb, an einer Zange etwas mehr vorne gelegen als an der 
andern. Silvestri hat a. a. 0. in Abb. 17 die Adolescens-Zsjigen 
von »difugua annähernd richtig abgebildet. Derartige y^solifugus'* 
findet man als kleinere zartere Indnvidnen aber nicht nur neben 
major, sondern auch neben africanv« (vei^l. Abb 3 in meinem Auf- 
saüe über die Eodsegmente) und ich selbst habe sie gesammelt 
neben corcyraetu auf Korfu, neben dolinende in der Herzegowina 
und neben graecw im Peloponnes. Wir würden also, wenn wir 
diese als eine besondere Art annehmen wollten, solche „solifugus"' 
allerdings auffallend weit verbreitet finden und gleichzeitig, was 
noch viel wunderlicher wäre, keine Entwickelungsiormen von allen 
diesen Arten kennen! Thatsächhch sind eben diese „tolifugus'^ die 
für eine ganze Reihe von Arten gleichen oder doch wenig- 
stens äußerst ähnlichen Larven. 

Durch die Aufklärung des genannten Irrtums ergibt sich, daß 
auch die angeblich so weite Veroreitung von -aolifugua"' irrtümlich 
ist Ob nun diese Larven aus verschiedenen Ländern, welche ver- 
schiedenen Arten angehören, sicher unterscheidbar sind, muß ich 
vorläufig dahin <geBtetlt sein lassen, zumal die Unterschiede, welche 
ich beobachtete, zu unbedeutend sind, um sichere Verwendung finden 
zu können. Bei Arten, welche einander femer stehen, werden eich 
gewiß auch Larvenunterschiede feststellen lassen, ich hoffe, zumal 
wenn zahlreichere Stücke zum Vergleiche vorhanden sind, auf diesen 
Punkt später einmsl zurückkommen zu können. Auf unreife Stücke 
aufgestellt sind offenbar die Arten Japyx indicu» Oudemans nnd 
Japyx platensis Silvestri. 

Der Hinterrand desGoxosternums des 1. Haupt-Abdominal- 
segmentes bietet Merkmale, welche zur Artunterscneidung sehr 
brauchbar sind Wir finden hier jederseita ein ausstülpbare» Coxal- 
organ nnd einen zierlichen Wimperbesatz an seinem Rande. Bei 
Jupifx graecu» (Abb. IS) finden sich zwischen den (-roßen Coxal- 
jorganen weiter innen noch zwei kleine c c, die auch eine Wimper- 



), v^iWWVH- 



Uorphologie and Sjstemntiti der Japfgiden. IQX 

eruppe besitzen. Zwischen diesen Nebenwimpergruppea in der 
Mitte steht ein Läppchen (d Abb.lS), welches eine Änzalil sehr 
kurzer Tastborsttn trä^. E, Haase giebt a. a. 0. Abb. 19 für J. 
gigu» Brauer ebenfalls Nebenwimpergruppen an. Dieselben stoßen 
aber hart an die Wimperreihe der großen Coxalorgane, während 
sie bei J. graecus geringer an Wimperzahl sind und weit von den 
Letzteren getrennt. Änch hat E. Haase die Hauptcoxalorgane an 
der Aasatzstelle des großen Retraktors Tollkommen eingeschnürt 

fezeichnet, was ich an den mir vorliegenden Arten nicht beobachtet 
abe. Den Mittellappen hat auch E. Haase ganz deutlich and in 
engstem Anschluß an die Coxalsäcke angegeben. 



2. Bestimmungsschltissel der J(Tj>^^iW(tn-Gattungen: 

A. Unterlippe ohne Styli, Coxostemum des 1., 2. und 3. Abdominal- 
segmentes hinten mit Coxalsäcken (der Thorax soll nur 
2 Stigmenpaare besitzen). 

1. Gatt. Parajapyx Silvestri (F. laabdlae GrsBai). 

B. Unterlippe mit Styli, Goxostemum des 3. Abdominalsegmentes 
hinten onne Coxafsäcke. Thorax mit vier Stigmenpaaren . C 

C. Hinterränder des 7. und 8. Tergites des Abdomen nach hinten 
als Zipfel oder Spitzen vorr^end. Endlappen der äußeren 
Coxalorgane der Maxillen mit einer Anzahl von Sinnesstiften 
besetzt. Ck>xostemum des ersten Abdominalsegmentes mit 
Coxalsäcken, die am Rande einen Wimperbesatz ftihren. 
Rücken des Thorax und Abdomen mit mehr oder weniger zahl- 
reichen, langen Tastborten. Unguhim') zwischen den Krallen 
unten höchstens mit einem vorspringenden Höckerchen. Stigmen 
des 7. Abdominalsegmentes nicht auffallend groß. 

2. Gatt. Jap!/x (Hai.) s. str. 

a) Coxosternum des 2. Abdominalsegmentes ohne Goxalsäcke, 
des 1. mit solchen deren Wimpersäume innen einen be- 
trächtlichen Teil des Hinterrandes frei lassen. 

2 a Untergatt. Japyx mihi 

(hierhin »oüfugua, africanua, dolinenaä, Braueri, graecue, 

eorcyraeiu u, A.) 

b) Cnxostemum des 2. Abdominalsegmentes mit einem Paar 
von Coxalsäcken, des 1. mit zwei (bis drei) Paaren, deren 
WJmpersäume gegen die Mediane hin den ganzen Hinter- 
rand außer dem Mittelläppchen einnehmen. 

2 b Untergatt. Megajapux mihi 
(hierhin gigas Brauer) 

D. Hinterränder des 7. und 8. Tergites des Abdomen an den 
Hinterecken völlig abgerundet Endlappen der äußeren 

') Vergl. tiieine Arbeit „Traclieaton-ßeine, 4, und 6. AufsaU" Nova Acta 
d. kais. Akademie deutscher Natni'forucher, Balle 1903. 



IV Google 



102 Karl W. Terlioeff: Zur Tergleicbenden 

Goxalorgane der MaxUleo Töllig ohne Sinneeetifto. Coxo- 
etsniimi des «roten (und auch der übrigen) Abdominalseffmeate 
ohne deatUcbe CozalBäcke, jedenfalls canz ohne 'Wimpen)esatz. 
Rücken des Thorax und Abdomen ohne län^re Tastborsteo, 
fast nackt. Unguium zwischen den Erallen unt«n mit zwei 
TorspriDgeoden Höckerchen. Stigmen des 7. Abdominal- 
segmentee sehr länglich und auffallend groß, fast so lang wi« 
die StylJ. 3, Gatt, Heterojapyx Verh. n. g. 

(hierhin novaezedandiae Vern. 
Anmerkung: Daß ich die „ Pny'aüwtVen-Gattungen Silyestris 
jfPrcjapyx'^ und „Änajapyx*^ für Jugendiormen halte, nahe ich be- 
reits ausgeführt. 

3. Ueta-ojapi/x novaezedandiae Verh. 

[= Japyx novaezedandiae Yerh. 1903 a. a. 0. über die End- 
segmente u, 8. w. 

[= Japyx ap. in meiner Arbeit „Über den Thorax der Insekten" 
Nova Acta, Halle 1902.] 

Von den Zapfen oder Spitzen des Unguium, welche zwischen 
den Erallen stehen, befindet sich eine (die gewöhnliche) oben, von 
den beiden unteren ist eine etwas kürzer und stumpfer als die andere. 

Der Hinterrand des I . abdominalen Goxosternums läßt zwar 
keine deutlichen Coxaisäcke und keine Wimpereäume erkennen, be- 
sitzt aber dennoch eine einfache Borstenreihe, stärker als an den 
folgeodeo Bauchplatton. 

4. Jupyx africanua Ea. Verh. eh. em. 
Coxostemum des 1. Abdominalse^entes jederseits mit einem 
ziemlich breiten Coxalorgan, dessen Wimpersaum sehr zahlreiche 
Wimpern enthält. Nebenwimpei^ruppen und Mittelläppchen fehlen. 
Unguium zwischen den Erallen oben mit TOrstehendem spitzen 
ZsbDcben, unten ohne solches. 

5. Japyx chüentis Verh. 
Auch bei dieser Art sind die ÄuBenladen der Maxitleo mit 
einer Anzahl von Sinnesstiften besetzt. Über das 1. Coxostemum 
gibt das einzige vorliegende defekte Stück keine Auskunft, auch 
verschiedene andere Punkte vermochte ich bei dieser Art deshalb 
nicht zu entscheiden. 

6. Japyx dotinenei» n. sp. 
I^. des Eörpere 14 mjn, der Zangen 1 V« — 2 nun. 

VT, „ 12 V. , „ n 1% 



1/ Google 



Uorpbologie und SjBtemfttik der Japygiden. 103 

Beborstung am Rücken zerstreut aber lang, Batich viel reich- 
licher beborstet, namentlich am Abdomen. Pronotam hinter den 
Schrägleisten mit jederseits 4 Tastborsten. Cyklomer unten vorne 
mit 6 + 6 langen Borsten in 2 Reihen, oben zwischen den oberen 
Längskanten nur mit '2 4- 2 grollen Tastborsteu. Hinterrand mit 
querem, schwach vortretendem Lappen. 

Antennen mit 31+32 oder 32 + 32 Gliedern, die mit zweierlei 
Borsten besetzt sind, zerstreuten sehr langen und dichter stehenden 
kurzen, welche letzteren aber erst vom 6. — 7. Gliede auffallender 
werden. Am 5. und 6. Gliede steht unten ein feines, wenig auf- 
fallendes Hörbaar. 

Die Läppchen an den Mündungen der Speicheldrüsen sind drei- 
eckig, spitz und ragen nach innen vor. Innere Ooxaloi^ane der 
Unterlippe stark abgesetzt (Abb. 33). 

Unguium der Beine nur oben zwischen den Erallen mit vor- 
stehendem spitzen Zapfen, nicht unten. Mikrostemum (Abb. 17) 
hinten mit zitzenförmigem Zapfen geeon das Prostemum gerichtet. 
in der Mitte mit 2 + 2 längeren Tastborsten. Tergit des Crypto- 
nnd Stenothorax und des Promedialsegmentes mit je 2 großen Tast- 
borsten im Mittelgebiet, Crypto- und Stenostemit mit 5 + 5 (6 + 6), 
Stemit des Promedialsegmontes mit 4-J-4 großen Tastborsten. 

Coxaloi^ane des 1. abdominalen Coxostemum mit breiten Wimper- 
rändern, welche zahlreiche, dicht und unregelmäSig mehrreiliig 
stehende Wimpern enthalten. Jedes Wimpergebiet ist noch etwas 
breiter als der mittlere wimperlose Teil des Hinterrandes. Letzterer 
ist jederseits deutlich abgesetzt, dicht ziemlich lang beborstet, aber 
ohne Nebenwimpem oder Porenläppchen. 

Hinterecken des 6., 7. und 8. Abdominaltergttes mit nach hinten 
ragenden Vorsprüngen (Abb. 43), der des 7. stumpf und schwach 
genogen. Zangen (Abb. 35) zerstreut lang beborstet, rechte Zange 
vor der Mitte mit stnmpfem Innenzahn, davor mit 2 stumpfen Hdckem, 
dahinter nur schwach gekerbt. Linke Zange mit zwei scharfen 
Rändern, der obere vor der Mitte stumpfwinkelig eingebuchtet, vor 
der Bncht mit zwei, hinter ihr mit einem Höckerchen, der untere 
Rand besitzt vor der Mitte 5—6 Knötchen, in der Mitte eine vor- 
ragende stumpfe Ecke, dahinter ist der nach innen geschwungene 
Rand glatt 

Adolescens: Lg. des Körpers S^/^mm ohne Zangen. 

27 -(-27 Antennenglieder an deuen die Verschiedenartigkeit der 
Tastborsten noch nicLt aufiSIlt. 1. Cosostcmum jederseits mit 
Coxalorgan, dessen Sack (ähnlich Abb. 37) durch den Retraktor in 
zwei Teue abgesetzt erscheint, während am Rande nur wenige große 
Wimpern stehen, die Tastborsten sehr ähnlich erscheinen. SlitUeres 
Rand!gebiet ohne Auszeichnung. 2. Coxostemum einfach. Zangen 
symmetrisch, auch hinsichtlich der großen Zähne, übrigens nach 
aöißen gesperrt, 6. Tergit ohne Fortsätze, 7, und 8. wie bei gruecus. 

Vorkommen: Zwei schöne Stücke erbeutete ich in einer 
Höhlendoline der Scbuma, in der Südherzegowina unter tief in 



1/ Google 



104 £&rl W. Yerhoeff: Zur vergleichenden 

Hamas Kebetteten Ealkblöcken. Außerdem fand ich ein Stück in 
eiDem Eicheabuschwald bei Konjsko, unweit der monten^rioischen 
Grenze, ein viertes in Badobolja bei Mostar und einen Adolescens 
bei Jablanica in der nordweBtlichen Herz^owina (28. IV.). 



7. Japyx Braueri n. ap. 

Körper 10 mm lg., die Zangen 1 mm. 

Eine mit doliTterma sehr niuie verwandte Form, deren Unter- 
schiede von jener anzugeben genUgen kano: 

Zapfen des Mikrostemam etwas kürzer. Antennen SOgUedrig. 
Die Wimpergebiete des 1. Coxosternum sind sehr breit, merkliui 
breiter als das Mittelgebiet zwischen ihnen. Dieses Uittelgebiet ist 
deutlich abgesetzt, nur mit 1^2 Reihen nüttellanger Tastborsteu 
versehen, hinten mit vorragendem Läppchen, das einige Poren mit 
kurzen Börstchen trägt und ein gelblicnes, mit sehr feinen Wärzchen 
besetztes Feld. 6. — 8. Abdorainaltergit mit Forteätzen, die aber 
(Abb. 44j an dem 7. und 8. wesentlich schwächer sind als bei doli- 
neitait. Zangen (Abb. 39 — 40) and Cyklomer wie bei jenem. 

Daß dieses Stück ceschlechtfireif ist, beweisen die Eiröhren 
deren eine Abb. 41 vorflinrt. 

Vorkommen: Nicht weit vom westlichen Ufer des Neusiedler- 
sees fand ich ein S unter einem Steine. Diese Form ist zweifellos 
dieselbe, wie jene, welche F. Brauer als solifugua von Wien ver- 
zeichnet hat und über welche er in seiner Beschreibung des J. gigcu 
(1869, Wien, Verh. der zool. botan. Ges.) sagt: „Wurde von mir schon 
vor 15 Jahren bei Wien in der Erde um Föhren (Pinus austriaca) auf- 
gefunden." Daß F. Brauer diese Art fiir soUfvgvs hielt, erklärt 
sich wahrscheinlich daraus, daß ihm die bis noch vor Kurzem nicht 
richtig aufgefaßten Adoleecentes vorlagen. Auch sind manche feinere 
Unterscheianngsmerkmale der Japyx-AiteD bisher nicht beachtet 
worden. 

8. Japyx Grcuni n. sp. 
Lg. des Körpers ohne Zangen i^liitaa, der Zangen '/i'i"»"* 
Antennen mit 41 +41 Gliedern, das 4. — 6. Glied unten mit 
einem sehr feinen in großem Porus stehenden Hörbaare. Das 
3. Glied an entsprecbender Stelle mit einem nur etwas kleineren 
Porus, der keine Borste führt. Fühler im ersten Drittel auffallend 
dicker als im 2. und 3. Behaarung von zweierlei Art, zerstreute, 
sehr lange Tastborsten and dicht stehende kürzere, letztere erst 
vom 6. — 7. Ghede anfangend. 

Stemit der Unterlippe (Mentnm) vom abgerundet dreieckig 
zwischen die Hüften ragend. Innere Coxalorgane der Unterlippe 
deutlich abgesetzt. Mikrosternum hinten mit deotlichem, aber 
kurzem Zapfeo vorragend. Beborstune des Rumpfes der von dolt- 
nerifü sehr ähnlich, also lang, aber oben zerstreut, onten dichter. 



,, '^iv.'v.ivn^ 



Morphologie ood Sjatematib der Japygiden. 105 

1. Coxosternum dea Abdomens mit 2 breiten Goxalorganen, 
deren WimperräDder so breit sind wie der mittlere Raum zwischen 
ibnen. Die WimperrSnder bestehen aus einer Reihe sehr langer 
Wimpern, zwischen denen andere äußerst kurze stehen. 
Das Mittelfeld besitzt nur eine Reihe ISngerer Tastborsten und da- 
hinter ein LSppchen mit wenigen sehr Ueine Börstchen fahrenden 
Poren. [Bei dolitiensü und Braueri sind die Wimpern kürzer and 
6t«ben viel gedräagter, sodaß man nicht von einer Reihe sprechen 
kann, vielmeor von mehreren unregelmäßigen, wobei kurze, mittel- 
lange und lange Wimpern zu unterscheiden sind.] Hinterecken des 

6. Tergit nm- mit schwachen stumpfen Zipfeln vortretend, das 

7. Tergit mit breiten, dreieckigen Lappen nach hinten ragend, deren 
Ende eine schmale Spitze bildet. Das 8. Termt mit den Hinterecken 
deutlich aber nicht stark vorragend. Dorsuer Hinterrand des Cy- 
klomer mit schwachem Lappen in der Mitte. Beide Zangen (Abb. 45) 
innen mit deutlichen abgerundeten Zähnchen, die linke am Grunde 
mit 2 Reihen Über einander (in der Abb. ist die untere Reihe etwas 
al^erückt gezeichnet), mit einem großen dreieckigen Zahn in der 
Mitte und 2 Z^inchen hinter der Mitte, welche etwas grSßer sind 
als die kleinen. Auch an der rechten Zange befinden sich drei 
größere Zähne, aber weiter grundwärts gelegen, daher der mittlere 
der rechten beinahe dem ersten der linken gegenübersteht. 

Sonst ist auch diese Form mit dolinensis ziemlich nahe ver- 
wandt und stimmt mit ihr in vielen Punkten Qberein. 

Vorkommen: Das einzige vorliegende Stück (anscheinend ein 
cT) sammelte ich 17. IV. in einem unweit Trebinje liegenden Eichen- 
wald in der südherzegowiniechen Peträa. Ich widme es B. Grassi, 
dem wir die meisten bisherigen Mitteilungen über Japygidm ver- 
diuiken. 



9. Japyx ffraecus n. sp. 

Eörper bis 22 mm 1k., die Zangen bis 2 mm 

Rücken and Baudi deutlich und ziemlich dicht beborstet aber 
der Rücken ohne die lanven and kräftigen Tastborst^n der Arten 
doHaensit, Braueri und Grasaii. Die Seiten des Abdomens aber 
sind etwa« mehr behaart. Im Gegensatze zum übrigen Rumpfe ist 
die Beborstnng am Cyklomer und den Zangen reichliw und 
lang, auch das 7. nnd 8. Abdominalsegment sind seithch und unten 
stSrker behaart als die vorhergehenden. 

Antennen etwa 7 mm Ig., ziemlich gleichmäßig, dicht und lang 
behaart, 59-F58, oder 58 -(- 58 gliedrig, in der Gnmdhälfle dick, 
g^en das Ende allm&hlig peitschenartig verdünnt 3. Glied unten 
vor dem Endrande mit einer aoffallena kräftigen ond sehr langen 
Tastborste. 4.— 6. Glied wieder mit feinem iKirhaar unten, das in 
ziemlich weitem aber zwischen den Tastborsten wenig auflallenden 
Porös steht. Ein ähnlicher Porus, wieder ohne Haar, steht auf 
dem 3. Glied an einer Stelle, die mit jenen drei Foren aDgef^hr in 



IV Google 



106 E&i'l W. Yerhoeff: Zur Tei^eichenden 

einer Linie liegt. Mandibeln mit 5 scharfen, dentllcli abgesetzten 
Spitzen. 

(Mandteile vergl. sonst in Abb. 23—31.) Die inneren Coxal- 
organe des Labiums sind weniger deutlich abgesetzt ala bei den 
3 vorigen Arten. Das Mikrosternnm ragt Hinten wieder zapfenartig 
vor, ist aber nach vorne stärker verbreitert als bei dolinentü (fast 
so wie bei corcyraevs Abb. 15). In der Mitte trägt das Mikrostemtun 
eine Qnerreihe von 6 + 6 gröSeren Tastborsten. (Bei dolinensia and 
Verwandten sind nur 2 + 2 oder 3 + 3 Tastborsten am Mikrosternnm 
anergestellt, wie Abb. 17 zeigt.) Sternite des Stenothorax und 
Giyptothoras mit viel zahlreicheren Borsten als bei der dolinenaia- 
Gruppe, am (vorderen) Stemit des Stenothorax stehen jederseits über 
20 Tastborsten in 2 unregelmäßigen Reihen, am hinteren (interkalaren) 
Stemit gibt es etwa 15 + 15 Tastborsten in regelmäßiger Reihe. 
(Vergl. dagegen Abb. 20 von corcurueua.) Pronotum reichlich und 
mäßig lang beborstet, ober ohne die großen Borsten der dolinenais- 
Grnppe. Ebenso sind Steno- und Cryptonotum statt mit 2 großen 
mit zahlreichen mittellangen Borsten besetzt. Auch die Behaarung 
der Beine ist reichlich. Unguium zwischen den Krallen nur oben 
mit Spjtzhöcker. 

Coxostemum des 1. Abdominalsegmentes mit 2 + 2 Coxalsäcken, 
einem p-oßen äußeren und einem viel kleineren inneren Paar. Das 
äußere Paar besitzt einen Wimperaaum, der (Abb. 18 coa) aas zahl- 
reichen, mäßig langen, dicht und unregelmäßig mehrreihigen Wimpern 
besteht. Das innere Paar weist nur eine kleine Gruppe von etwa 
20 Wimpern auf (Abb. 18 und 19 c), welche von den äußeren Coxal- 
organen ein beträchtliches Stück entfernt stehen. Zwischen diesen 
Nebenwimpergruppen steht ein deutliches Mittelläppchen d, 
welches über ein Dutzend mit feinen Börstchen bewehrter Poren 
trägt. Vor den Auszeichnungen am Hinterrande ist das 1. Coxo- 
stemum ziemlich lang und dicht beborstet, in der Vorderhälfte länger 
aber zerstreuter. Das Stemit des Promedialsegmentes besitzt 2 un- 
regelmäßige Reihen mittellanger Tastborsten. 

Uioterecken des 6. Abdominaltergites mit kurzen nach hinten 
gerichteten Spitzen, des 7. mit breites dreieckigen Lappen, die in 
einen ziemlich langen, spitz endenden Zipfel ausgezogen sind, des 
S. mit kurzen aber deutlichen Vorragungen. Stigmen des 7. A.- 
Segmentes größer als des 6. aber nicht auffallend groß und nicht 
in die Länge gezogen. 

Cyklomer zwischen den oberen Seitenleisten, namentlich seit- 
lich innen von denselben mit zahlreichen kräftigen Tastborsten, 
am Hinterrande mit ziemlich starkem Mittellappen. 

Die Zangen (Abb. 42) sind ebenfalls reich und lang beborstet 
und die linke besitzt wieder zwei Zähnchenkanten. 

Adolescentes die höchst wahrscheinlich bierbin gehören und 
„fo/i'/'u^«" -Zangen besitzen, sind 5—6 mm lg. und haben 28 gliedr^e 
Antennen, an denen die Hörhaare noch nidit erkennbar sind. Die 
Beborstung ist noch spärlicher, sowohl an den Fühlern als am 



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Uor^ologie and Systematüc der Japjgiden. 107 

übrigen Körper. Auch hier sind am 1. Coxosteroum die Wimpern 
unr einreihig und die kleineren inneren Coxalot^ane fehlen noch 
ebenso wie das Mittelläppchen. Die Hinterecken des 6. Abdominal- 
tergit sind noch völlig zugerundet, die des 7. und 8. haben Yur- 
mränge, die des 7. sind aber ganz bedeutend schwächer als bei 
den Erwachsenen, nämlich nur so groB als bei diesen die Fortsätze 
des 6. Die Zangen stehen etwas weiter nach außen und sind voll- 
kommen symmetrisch. 

Vorkommen: Die schöne atattlicfae Art erbeutet« ich bei 
Nauplia nnd in den Ruinen der Cyklopenburg Tiryns unter Steinen, 
3 Adoleecentee bei Lampiri. 

0. F. Cook hat aus Attika in den Proc. Ent. Soc. Washington 
1899 S. 222 — 26 u. A. einen Japt/x atkenarum und von Kreta einen 
J. creticu» beschrieben, aber vollkommen ungenügend, da nichts 
weiter als die Zangen erörtert werden und selbst diese nicht ein- 
mal vollständig, die Namen sind daher einzuziehen. 

10. J. corcyraeua n. sp. 

Körper ohne Zangen 17 — 18 mm lg., Zangen nur 1mm. 

Antennen 38— 40gliedrig, g^en das Ende nnr allmählig ver- 
dickt, in der Gmndhälfte daher nicht auffallend geschwollen, Be- 
borstüng reichlich und auf zweierlei Art, kurze nnd Tange Tastborsten, 
die langen Tastborsten stehen aber am 1. — 7. Gliede spärlich zer- 
streut, auch die kurzen sind hier spärlich. Hörhaare unten am 
4. — 6. Gliede in großem Porös, auf dem 3. Gliede fehlt der Porus. 

Innere Cosalorgane des Iiabiums namentlich nach hinten wenig 
abgesetzt Mikrostemum mit breit dreieckiger Hinterhälfte, daher 
nach hinten verhältlich wenig vorspringend, in der Mitte querüber 
nur mit 2 + 2 großen Tastborsten. (Abb. 15.) Mikronotiim nur 
vorne mit dem Kopf artikulierend, hinten nicht gelenkig mit dem 
Pronotum verbunden, sondern angewachsen, die mittere Verdickung 
schmal. Seitenleisten des Pronotum verkümmert. Borsten desselben 
spärlich aber lang. Thorax unten zerstreut aber ziemlich lang be- 
borstet, Borsten des St«no- und Cryptostemnm wie bei didinenns. 
Stemit des Promedialsegmentes nur mit einer Borstenreihe. Be- 
borstung des 1 Coxostemum wie bei graecus, aber spärlicher. Die 
inneren kleinen Gozalorgane fehlen, ebenso das Mittelläppchen. Die 
äußeren haben einen breiten Wimpersaum, dessen Wimpern ziemlich 
lang sind aber nnr mäßig dicht stehen. 

Hinterecken des 6. Abdominal tergit voltkommen abgerundet, 
des 7. mit breiten, dreieckigen, nach hinten gerichteten Lappen, 
welche in eine ziemlich lange und dünne Spitze ausgezogen sind. 
Hinten am 8. Tergit finden sich kurze dreieckige Fortsätze. Cyklomer 
teils kurz, teils lang beborstet, die oberen Seitenleisten fehlen voll- 
ständig. Oben jederseits findet sich eine Anzahl langer Tastborsten. 
Der läppen der Hinterrandmitte ist verhältlich groß, ragt deatlich 
Tor nnd ist seitwärts abgerundet Die Zangen (Abb. 38) sind weit 



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108 Karl W. Verhoeff: Zor vergieicheDdeii 

gedrungener als bei den vorbei- erörterten Arten und haben, von 
dem hakig eingebogenen Ende abgesehen, einen fast geraden Innen- 
rand, der etwas unregelmäßig grob höckerig gezähnt ist Die Zangen 
sind fast vollkommen symmetrisch, stark chitinisiert und nütz. T. 
langen Boraten namentlich außen besetzt. 

Adolescons von 6 '/^ mm Lg. besitzt wieder symmetrische 
„«olifugut'^ -Zsliofi und 28gliedrige Antennen, deren Beborstang 
schwächer ist als bei den Erwachsenen, auch fehlen die HÖrhaare. 
Das 1. Coxostemnm besitzt an den Goxalaäcken bereits einen zier- 
lichen Wimperbesatz, in einer bis zwei Reihen angeordnet Hinter- 
ecken des 6. — 8. Tergit wie bei den Erwachsenen, doch sind am 
7. und 8. die Fortsätze schwächer, namentlich fehlen am 7. die 
lang aasgezogenen Fortsätze. 

Vorsommen: Die Art sammelte ich im Frühjahr auf Eorfu 
bei Eastrades in dicht mit G-eströpp verwachsenen GebUschen anter 
Steinen. 



11. J. solifugv» Haliday, Verb. char. em. 

[= J. major Grassi var.] 

[= J. major Grassi, Silvestn sp.] 

Silvestri, welcher in seinen schon erwähnten „Materiali" 1901 
und anderwärts hinsichtlich der Artcharakterisierungen nichts grund- 
sätzlich Neues gebracht hat und überhaupt nur ganz ungenaue 
Artbescfareibungen liefert (Gliederzahl der Antennen, gröbste Be- 
borstungsverhältnisse, und Zangenbeschreibung, Tergitfortsätze und 
Größe), bat den major Grassi zu einer selbständigen Art machen 
wollen, was aber nicht statthaft ist, da eben der bisherige 
„soUfugua'^ sich auf Entwickelungsformen bezieht. Silvestri s 
Abb. 33 der Zangen ist ziemlich gut und stimmt übereiu mit den 
Zangen der Tiere, welche ich m Buschwäldchen bei Mailand 
gesammelt habe. Als besonders charakteristisch fUr diesen echten 
solifugus kann also die starke Asymmetrie der Zangen gelten 
und me tiefe Einbuchtung in der äinterhälfte der rechten zWge. 

Über die von mir in Oberitalien gesammelten Stücke bemerae 
ich noch Folgendes: 

Antennen 36-gliedrig, gegen das Ende allmählig dünner werdend, 
mit zweierlei Beborstung, aber nicht besonders dicht beborstet. 
4. — 6. Glied unten mit Hörhaar, 3. mit einfachem Porus, Uikro- 
stemum mit 2 + 2 großen Tastborsten, hinten mit gegen die Basis 
breit dreieckigem Fortsatzteil. Beborstung des Thorax ungefähr 
wie bei dolinmsM, namentlich kommen auch am Tergit von Steno- 
thorax, Giyptothorax und Promedials^ment außer den kleinen Borsten 
je zwei große, in der Mitte steheni^ Borsten vor. Die Wimpern 
der Coxaloi^ane des l.Coxosternum sind ziemlich lang und unregel- 
mäßig zweireihig angeordnet. Wimpemobengrappen und Mittel- 
läppchen fehlen. Die Beborstimg des 1. Coxostemum ist spärlich, 
meist größere zerstreut«, vor dem Hinterrande kleinere, etwas 



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Horpholoi^ie nnit Systematik der Jftpjgiden. 109 

dichter atafaend, aber auch diese im Verhältniss zu andern Arten 
spärlich und nnr io 1 - 2 Reihen angeordnet. 

Hinterecken des 6. Abdominaltergit abgerundet, des 7. mit drei- 
eckigen Fortsatzlappen, welche in eine scharfe und durch eine Naht 
gelenkig vom Grunde abgesetzte Spitze ausgezogen sind. 8. Tergit 
an den Hinterecken mit kurzen Fortsätzen. Stigmen des 7. Ab- 
dominalsegmentes rundlich. Gyklomer mit deutlichen oberen Seiten- 
kanteo and zwischen denselben dorsal mit nur 2 + 2 langen Tast- 
borsten. Hinterrandmittelläppchen venig vorragend. 

Einen Adolescens mit 28 Antennengliedem fand ich bei Sal6 
am Gardasee. Die Wimpern am 1. Coxostemum sind jederseits 
einreihig und weniger zahlreich, die oberen Seitenleisten am Cy- 
klomer fehlen noch. 7. und 8. Tergit mit Hintereckenfortsätzen, 
die des 7. sind aber noch kurz und stumpf und entbehren der auf- 
gesetzten Spitze. 

12. Neue Merkmale. 
Im Vorigen habe ich eine ganze Reihe systematisch neuer Merk- 
male verwandt und glaube dadurch eine systematisch vertiefte 
Unters uchungsbasis gewonnen zu haben. Ich hebe hier noch fo^nde 
Merkmale als beachtenswert und oben von mir mehr oder weniger 
benutzt hervor: 

1. verschiedene Beborstung und Gestalt der Antennen, Vor- 
kommen von Hörhaaren, 

2. Gestalt und Beborstung des Mikrostemum, 

3. kleine Unterschiede an den Muodteilen, 

4. Beborstung von Stenothorax, Cryptothorax und Promedial- 
segment, 

5. Vorkommen von inneren Coxalorganen und einem Mittel- 
ISppchen am 1. Coxostemum, 

6. Größe, Menge und Stellung der Wimpern sowohl wie der 
Tastborsten des 1. Coxostemum, 

7. Form der Hinterecken des 6. und 8. Abdominalter^tes (nicht 
nur des bisher allein verwandten 7.). 

8. Vorkommen oder Fehlen von Längsleisten am Cyklomer 
und Verteilung der Borsten auf demselben. 

9. Ausbildung des dorsalen Mittelläppchens am Hinterrande 
des Cyklomer, 

10. Fortsätze des Unguium zwischen den Erallen. 

Anf die Zangen besonders hinzuweisen ist nicht notwendig, 
nachdem dieselben bisher in ganz iiberwi^ender Weise benutzt 
wurden. Die Zahl der FUhlerglieder ist ein wichtiges Merkmal, 
das aber erst dadurch ins rechte Licht gesetzt worden ist, daß 
durch Feststellung der Adolescentes die Gefahr solche als reife 
Stficke und neue Arten zu beschreiben, bedeutend vermindert ist 



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HO Karl W. Verhoeff; Znr vergleicUendea 

13. Scbltissel als Hülfe zur BestimmiiDg der mir genaaer 
bekaunten JapjfX-Aitan (Untergatt. Jupyx m.): 

A. Aoteimen bei Erwachsenen mit mehr als 53 Gliedern C 

B. Antennen weniger als 50 Glieder . E 

C. Das 6. Abdominaltergit mit völlig abgerundeten Bjntereckea. 
Zwiclien den oberen Seitenkanten des Cjklomer stehen dorsal 
nur wenige Tastborsten. Linke Zange in der Grundhällie mit 
starkem Zahn. Antennen d3-gliedrig J. ekilengie Yerh. 

D. Das 6. Abdonainaltergit besitzt deutliche Fortsätze an den 
Hinterecken. Zwischen den oberen Seitenkajiten des Cyklomer 
stehen dorsal zahlreiche, z. T. recht lange Tastborsten. Linke 
Zange in der Grundhälfto ohne besonders starken Zahn. An- 
tennen 58 — 59 gliediig. J. graecua Verb. 

E. Hinterecken des 6. Abdominalter^t völlig abgerundet G 

F. Diese Hinterecken mit Vorsprfingea L 

G. Zangen sehr gedrungen und symmetrisch, ohne größere Zähne. 
Obere Seitenkanten des Cyklomer fehlen. Mikrostemum mit 
2 + 2 großen Tastborsten. Antennen 38 -40gliedrig. 

J. corcyraeva Verh. 

H. Zangen nicht auffallend gedrungen und im übrigen aajm- 
metnsch L 

I, MikroBtemnm mit 2+2 großen Tastborsten. An den Hinter- 
ecken des 7. Abdominaltergit sind spitze Fortsätze durch eine 
Naht Ton den übrigen Lappen abgesetzt. Stenostemum und 
Cryptostemom mit 5 + 5 und 4 + 4 Tastborsten. Antennen 
34 — 36gliedrig. J. aolifugu» Hai. [= major Gra.] 

K. Mikrosternum mit 4 + 4 großen Tastborsten, Steno- und Crypto- 
Bternum mit etwa 9 + 9 und 10+10 Tastborsten. Hinterei^en 
des 7. Abdominaltergit mit spitzen, aber sonst nicht abgesetzten 
Fortsätzen. Antennen 40 — 48 gliedrig. J. africanua Ka. [Verh.] 

L. Coxalorgane des l.Haupt-Abdominalaegmentes mit einer Reihe 

recht langer Wimpern, dazwischen nur sehr kleine. Zangen 

in der Hinterhälfte innen deutlich gezahnt. Antennen 41 gliedrig. 

J. Gra«»t"Vern, 

M. Coxalorgane des 1. Hanpt-Abdominalsegmentee mit zahlreichen, 
unregelmäßig mehrreihigen Wimpern von verschiedener Länge, 
auch mittellange. Zangen in der Hinterhälfte innen nicht ge- 
zahnt. Antennen 30 — 32 gliedrig. N 

N. Das 7. und 8. Abdominaltet^t mit kräftigen Fortsätzen. l.Coxo- 
stemum des Abdomens vor dem mittleren Teile des Hinter- 
randes dicht und ziemlich lang beborstet, ein Porenläppchen 
fehlt. Antennen 31 — 32gliedng. J. c2Win«nMsVerb. 

0. Da8 7.und S.AbdominaltergitmitachwachoaFortsätzen. l.Coxo- 
steraum des Abdomens vor dem mittleren Teile des Hinter- 
randes nur mit 1—2 Seihen ziemlich langer Borsten, ein Mittel- 



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Morphologie und S;atemfttik der Japjgiden. m 

läppchen mit eini^eD Poren ist TOrhanden, hinten ein gelb- 

licii«B Feld mit senr feinen Wärzchen. Antennen SOgliedrig. 

./. Braueri Vern, 

Änsdrückhch Bei betont, dafi diese Obersicht nur eiQ HUlfs- 
mittel zar Bestimmung sein kann; aber aomöglich ist eine sorg- 
fältige Detenoi nierang, ohne genaue weitere Vergleiche, mit Be- 
nutzung der Diagnosen. 

Berlin, 28. August 1903. 



Erklärung der Abbildnngeii. 

Taf.L 
Abb. 1 nnd 2 Japyx graeeua Verb. d. sp. 

1. Das 3. AbdominabegtneDt, halb, anaeiuandergek läppt, 

2. das 7. AbdomJnalsegmeDt, ebenso. 
Abb. 3 und 4 BäWjapyx novaezedandiae Verii. 

3. Goxosteniiiin des 7. AbdominülBegmeDtes, rechte daneben dJe vor 
demselben befiodlicbe nnd von ihm abgetrennte fiaocbplatte des 
Unegmentes. 

4. Tergit des 9. Abdominalsegmentes, ohne seine in natora nach unten 
umgebogenen, damit verwaclisenen nnd nur ichwacb abgesetzten 
Plenrcoosite, nnten ein zngebQriges Plenroeoxit, das bei xy von 
dem Tergitstück abgerissen ist 

Abb. 6 nnd 6 Japyx africamta Ea. (Varh.). 

6. Banchplatte (Coiosternnm) des 5. Abdominal Segmentes nnd die des 
vorangehenden üieegmentes. in natürtichem Zusammenhang, davor 
der Hinterrand der 4. abdominalen Banchplatte. 
6. Tergite des Ö. nnd 6. Abdominalsegmentes, nebst Hosknlator nnd 
cwei Ursegmeottergiten. 
Abb. 7 Japifx graeeiui Verh. HtUfte des 8. AbdominalBegment«s von nnten ge- 
sehen, dahinter ein Plenrocoxit des 9. Segmentes. 
Abb. 8 Japyx dolinensis Terh. Tergit des 1. Abdominalsegmentes nnd des Pro- 
medialsegmentes prm D. 
Abb. 9 Jtyiyx coreyraeH» Verh. HinteililLltte des Coxostemnms des 1. Abdominal- 

segmentes. 
Abb. 10-14 Japyx afticanut Ka. (Verb.). 

10. Tergite des Thorax und der vordersten Abdominalsegmente, rechts 
ist die Lage der Stigmen angedeutet (4 thoraknle nnd 2 abdominale). 

11. ein jüngeres Individunm, von nnten gesehen, die 3 letzten Ab- 
dominalsegmtnte sind fortgelassen. Han sieht die bnuptsächUchsteu 
ventralen Mnskeln. » Mikrothorai, ß Stenothornx, y Cryptuthoraz. 



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Kar] W. Verboeff: Znr verglefchenden 

12. ein isoliertes Stenonotam, am Yordernuide cwei Longitadinalmuskel, 

13. CryptoaternDiD, Stigmen des Oij'ptothorax nnd anstoßende Intei^ 
li BlarsegmeDtstemite. 

14. Sternit des FromedialBegmentes nnd anstoßende Teile. 



Tafein. 
Abb. 16 Jops^ eoreyraeut Verb. Hiknwteniani tad Nacbbarteüe, HE Hintei^ 

kopfgebiet 
Abb. 16 und 17 Japi/x doUnentis Verb. 

16. Pionotimi. Hikronotom nnd Hinterkopf, von oben gesehen. 

17. Hibrosternnm nebst Hnskeln nnd angreDzenden Teilen. 
Abb. 18 und 19 Jopy.e graecu» Yerh. 

18. Hälfte der Hintemndpartie des 1. Abdominalsegmentcoxosternams 
ccd, mediane Läppcben, 

19. die medianen Lkppcben stUrber vei^rU&ert, bei a einige der ge- 
wQbnlicbeQ Tastborsten des Steniit. 

Abb. 20 nnd 21 Japgi: corcyraeua Verb. n. sp. 

20. Stenothorax und Hesothorax, anseinandei^brettet, 

21. Giyptotboraj nnd Hetathorax aaseinandergebreitet, diese Abbildung 
bildet nach nnten die FortseUang inr vorigen. 

Abb. 22 Btierf^apyx noeaetedant^ae Yerh. $. 

St«nut des 9. Abdominalsegmentes mit Genitalpapillen A nnd den Bnd- 
abschnitteu der Geschlechtswege, a a sehr knrKer doctos ejacnlatorins, 
vess Tesicfte seminales, bc StQek des vas deferens. 

Abb. 23 — 27 Japyx graecus Yerh, n. ap. 

23. eine Haxille nebst anstoßenden Teilen des Tentoriam and Hjpu- 
phaiynx. Die Haiillenkämme sind verdeckt. 

24. zwei HaxillenkSmme stark yergrgß. (Leits Oc. 1, Obj. 6), 

25. eine Innenlade der Uaxillen, Vei^ß. ebenso, r sartes, fein ge- 
Efihntes Nebenblatt. 

26. ein VordennaxillenstAmm mit Innenlade nnd E&mmen. 

27. ein Unterkiefer ohne EKmme and ohne StammgrandhBIfte. 



Tafel m. 

I Japyx graeeu» Yerii. n. sp. 

8. Die Unterlippe von nnten gesehen, Die Beborstnng ist nnr anf 
einer Seite angegeben, anf dem Backenstftck B &berbaupt fort- 
gelassen, ri ist eine Figmentsicbel, welche den inneren Teil der 
hinteren Strahlendritse dri tungibt H bBotiger Trichter, in welchen 
der Kanal spdg der Speicheldrüse einmündet. Y Stemit, eof welchem 
Tome die ÜnterlippenfttOe aufsitzen, deren Telopodit (Taster) pal 
eingliedrig ist. mdv dorsoventmler Unshel. dr vordere Strahlen- 
drttse. apd. eingerollte Speicheldrüse. Links ist nnr diese Drüse, 
rechts nar ihr Ansfobrweg angegeben. 



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Morphologie und Sjateiaatili der Japygiden. I13 

29. BiKlbtlfte eJnea KoßereB Coxalorgnnes der tJoterUppenflUle, von 
oben gegeben. L Lappen an der SpeicheldiQaenmündiiDg. 

90. Partie ana einer StrahlendrSse, a deren Zellen, b Strahlen. 

31. Anßerei Ooulorgan nnd Telopoditlappen, iln Uflndongsspalt der 
vordere» StrahlefldrOse. 



Abb. 33 Japj/x dolittetitia Verli. n. sp. 

H&lfte der Endgebiete der Unterlippe, von nuten geeehen. Bezeiubnnng 
wie bei Abb. 28. 
Abb. 31 Jopyx cJMmna Verb. 

Verbindnng iwischen UaxiUeneardo nnd Tentorinm (die Hukeln sind 

dnrch Kaceration entfent). 
Abb. 36 J. doIinetiM Verb. n. ap. 

Gyclomer nnd Zangen, von oben gesehen. 
Abb. 36 J. toUfügug Hai. („maSoi" Qraasi) ebenao. 

Abb. 37 J. »Uifujf»! Hai. Adolese^is, 8t&ck dea 1, abdominalen Oozottemnnu. 
Abb. 3S J. corcyratut Verb. n. ap. Zangen von oben geeehen. 
Abb. 39 J. Bravtri Yerh, n. >p. ebenso. 

Abb. 40 Derselbe, die OrnndbUfte der linken Zangen, von nnten gea. 
Abb. 41 Eine Eirühre desaelben Tieres. 
Abb. 42 J. grateu» Yerh. n. sp. Zangen vtm oben geaehen. 
Abb. 43 /. doÜMtui* Terh. n. ap. Hinterecken des 6. 7. nnd 8. Abdominaltergitea. 
Abb. 44 J. Braucrt Terh. ebenao. 
Abb. 46 /. Oratm Yerh. n. ap. Zangenbeuhnmig. 



Al^emeln gelten fo^ode AbkOrzanffen : 

= Ooxostemnm, 
= Teilte der Haoptsegmente. 



fv 

id = Tergite \ der ürBwiBohenaegmente, 

ipl s= Plenrite J 

Goa ^ Oosalorgane, pl = Plenreostflcke, 

CO = Hüfte, Bt = Stigmen. 

pal = Telopodit (Palpna), at; = Stjina, 

dr = Drflaen, apd = Speicheldrflaen, 

c«r = Cardo, mk, ka, qk = Leisten, 

vp nnd vpx = Yorphitten der Hanptatemite, 

icao = Interfcalare Stemite, 

icad — Interkalare Tergite, 

Tt = Trochantin, Hk = Hinterkopt 

Pr ^ Prothorax, Ory = Cryptothorax, 

Mes =Meaothor&i, Sten = Stenothorax. 

AKk. t RiUrfneh. Jilir(. 19M. Bl I. H. 1. 



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114 Karl W. Verhoeff. 

Met = Hetalborax, cfa = costa forcillata. Santengabel, 

pd a =pedi.n]iu aDterior, Vord^rstiel, 

pd p = pedicalns poRterior, Hinterstiel, 

Hk = HaxillenhakeD, et = Coxit, 

m, m' n. s. w. = Unskeln, ml =:*LoiigitDdinalinaBkelD, 

mb E HioterrandmoakelD, ms = Seitenmtiakelii, 

mcoa = Coxalorganmiigkelii, dvm =: dorsoTentrale Hukeln, 

w (Taf. VI) = OrundbUgel der Zangen, 



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Über Dermapteren. 

5. Ao&atz: 

Zwei neue Gruppen. 

Twi 

Karl W. Verhoeff (BeTlin). 

(Ans dem Berliner zoolog:ischen Hasenm). 

l.Fam. Allostethldae n. fam. (Eudermaptera-Diandria). 

Äugen nicht auffallend Tortretend, Hintsrkopf nicbt ans- 
eescluiittea, Scheit«! ohne vertiefte Rinne. Antennen etwa 24 gliedrig, 
aas 4. nnd 5. Glied kugelig. 1. Äntennenglied nicht bis zum Hinter- 
rande der Augen reichend, sondern nur etwa bis zur Mitte derselben. 
Pronotum mit seiner Hinterrauddaplikatur weit über den Grund der 
Eljtren greifend. Eljtren mit Nahtraad und deutlicher Stachelrippe. 
Flügel meist mit Schuppe vorragend, wenn nicht, sind doch immer 
Flügelstammel vorhanden. Metanotum mit Rinne und DoppelbOrate. 
Pseudonotum höchstens halb so lang wie das Metanotum, manchmal 
fehlend. 1. Abdominaltergit vollkommen durch die Eljtren verdeckt. 
Beine kräftig, die Schenkel ohne Kanten, I. und 3. Tarsenglied 
lang, einander fast gleich, 2. Glied sehr viel kleiner, unten mit 
einem länglidien Fortsatz. 

Fygidium und Supraanalplatte beim d" annähernd gleich lang 
und ziemlich breit, beim S ist das Pj'gidiom etwas größer, immer 
aber ist es trapeziach nnd zwar vorne am breitesten. Subgenital- 

Slatte hinten Dei d* und S abgerundet. Hinterleib bei S und 9 
eutlich keulenförmig. 10. Abdominaltergit groß und quer recht- 
eckig. Zangen bei J und 9 am Grunde von einander abetehend, 
am Ende menr oder weniger gekreuzt, beim S Bjmmetrisch, beim (f 
etwas unsymmetrisch. 

Beeonders charakterietiBch sind die Brustatemite: 
Prostemom etwas vor der Mitte am breitesten, vorne dreieckig 
(wie bei i'yragra), der dreieckige Lappen ist aber durch eine Kant« 
gegen das übrige Stemum abgesetzt. Hinten ist das Prosternum 
Bo stark verschmälert, daß die Vorderbeinhiiften nur durch 
einen schmalen, zusammengedrückten Fortsatz getrennt 
sind. Derselbe ist vorne durch eine vertiefte Linie gegen d^ übrige 
Stemum abgesetzt und greift hinten noch etwas dachziegfllartig 



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116 Karl W. Verboeff: 

über da£ Mesosteniam weg. Mesosternam binten mit einem 
großen, abgerundet dreieckigen Fortsatz dachziegelartig 
über das Metasternam greifend. Letzteres ist hinten stnmpf 
winkelig eingebuchtet. 

Skateltum bei den Ungeflügelten deatlich üchtbar, bei den Ge> 
flUgelten nicht oder kaum sichtbar. 

Die CopulationBorgane sind außerordentlich lang gestreckt, die 
Endglieder der Parameren annähernd so lang wie die i&rundglieder, 
innen nngezahnt. 

Zwei Praepntialsficke, zwei Virgae und swei Vasa deferenlia. 
Die Virgae sind annähernd wurstformig und bleiben weit hinter 
dem Praeputialsackende (Penisöffnnng) zurilck. 

Hierhin gehört als typische Gattung: 

AllosthetUH o. g. (= Paalia Senrille e. p.). 

KSrper glatt und glänzend, nicht mit Stiftoi besetzt, statt dessen 
aber mit zerstreuten langen Borsten, die namentlich am Hinter- 
rande des 2. — 7. Abdominaltergites stehen und dort zugleich mit 
rnnzelartigen klunen Fältchen auftreten, von denen die BUcken- 
hdhe aber frei bleibt. Elytren ohne lange Borsten, aoßen in der 
Mitte imd hinten nüt Anlage einer Kante. RScken des Abdomens 
deutlich punktiert, sein 10. Tergit in der Mitt« mit Längsfordie, 
übrigens zwischen den Punkten mit unregelmäßigen, streifenartigen, 
unpunktierten Lfingsfeldem, hinten lederig runzelig. 

Das Berlinw Musenm besitzt von dieser merkwürdigen Gruppe 
■rier Arten, von denen drei in der Sammlung als „i^o^M iiuUca Bunn." 
bei einander steckten, während di« 4. von v. Martens aus E^w- 
hiang mitgebrachte als ^^bi. fmnoribvs unieolor'^ bezeichnet war. 
Von den drei ersteren sind neuerdings räie Anzahl Stücke von 
Fruhstorfer gesammelt worden, darunter aach ein Männchen, 

Alle 4 Arten sind schwarz bis braunschwarz nod 23 — 34 mm 
lg. Die Zangen von 9 und t? 5 Vi — 6 mm. Die Zangen der 22 
dieser Arten sind unter einander sehr ähnlich, nämhch stark nieder- 
gedrückt, unten völlig Sacb und oben etwas gewölbt, die haken- 
artigen Spitzen etwas gekreuzt. Im Ganzen sind diese Zangm gegen 
das Ende allmählich und gleichmäßig verschmälert, säbelütig nach 
innen gebogen, in der Gmndhälfte innen stumpf gez&hnelt und vor 
der Mitte mit einem oder auch 2 stumpfen kleinen Mittelzähnohen. 

Die vier Arten unterscheiden sich folgendermaßra: 

A. Flügel so verkümmert, daß keine Flügelschuppe mehr 
von^t, die Flflgelreste sind kleine Lappen, kaum halb so groß wie 
die EHytren. Elytren gelbbraun, nur ein dreieckiges, basales Stück 
schwärzlich. Skutellum als un ziemlich großes Dreieck deutlich sicht- 
bar. Elytren außen in der Hinterhälfte nur mit Spur einer Kanten- 
anlage. Hinterhälfte des Pronotnm jederseits ohne Eindruck. Meta- 
stemnm braunschwarz, Antennen 24-gIiedrig. 1 J von „ JavaHoffmanns- 
egg", 1 d* 39 von „Lombok, Sagit 2000' April 1896 Fmhttorfer." 



IV Google 



über Dennaptereii. 117 

AUoathOus lombokiatna a. sp. 

B. Flügel dentiich ausgebildet, die FlQgelscbuppea mehr oder 
wffliiger weit TOtr^end. ISytreo dnnkelbrann bis brannschwarz C. 

C. FlQgelscbuppen klein, gelblich aur wenig vorragend. 
Eljtren braunschwarz, nur etwas länger als das Pronotum, außen 
in der Mitte und der Hinterhälfte mit Kantenanlage, Pronotum in 
der Hinterb&lfte jedereeits mit einem dentlichen, etwas schrägen 
Eindmck. Metast«mnm gelblich. Enddrittel der Schenkel und 
Schienen weißgelb. 1 2 von Jftva durch Hagenbach, 22 von „Java 
ocddent. Pengalangan 4000' 1893 Frahstorter." 

AS4»tlutva »etiger n. Bp. 

D. Flügelschuppeo groß, weit vorragend, filytren bedeutend 
l&nger als aas Pronotum und dieeee ohne Eindrücke hinten E. 

E. Schenkel und Schienen schwarz, Elrtren doppelt so lang 
als das Pronotum, außen mit deutlich erhobenem L&Dgskfintchen. 
FlQgelschappe außen braun und innen gelbbrann, Metasternum 
dankelbraon. Sowohl Hagenbach als Fmhstorfer sammelten die 
Art auf Java. 

AUogthetw indicus (Bnrm.) (= [^alw indiea Barm.). 

F. Enddrittel der Schenkel und Schienen gelblich. Elytren 
1 '/« mal so lang als das Pronotum, außen mit Anlage zu einem 
Eitttchen. Flt^elschuppe und Metasternum gelbbraun. 

2 S von „Kepahiang v. Martens." 

AUogteÜius Martenei n. ep. 

Von Ä. MarUtm haben wir über indicu* und aOiger zu lomOo' 
ktantu eine fortlaufende Reihe der Flügel- nnd Klytren- 
Verkfirzun^ und können die obigen Formen vielleicht auch als 
Unterarten emer Art zusammengefaßt werden, was weitere Unter- 
Bochnngen zeigen müssen. 

Die Gattung Ptalü wird in Zukunft hoffentlich nicht mehr mit 
vorli^ender Qruppe rermengt. Die echten P/cdit erscheinen bisher 
als eine sÜd- und mittel-amerikanische Gattung. 

HinsichUich des d* von Allotlhehu lomlokiantu mihi bemerke 
ich noch Folgendes: 

Die Zangen sind denen des 9 in QrSße, Gestalt nnd Stellung 
sehr ähnlich, nur ist die rechte am Ende spitzer und merklich 
stärker eingekrümmt 

Die Kopulationsorgane sind sehr langgestreckt Die Gmnd- 
^eder der Farameren sind ziemUch gleich breit, am Grunde 
amen verwachsen und bilden dann eine zarte, gemeinsame Zunge, 
die nur etwa Va bo lang ist wie die Grundglieder selbst und keine 
Seiteiwtftbe sufweisL Die Paramerenendglieder sind im Enddrittel 



IV Google 



118 Karl W. Verhoeff: 

verschmälert and laufen spitz au9. Von den Peoes ist der nach 
hinten geklappte am Ende aüak abgestutzt und von etwas kräftigerer 
Wandung als der nach vorne geklappte und am Ende faltig-häutige. 
Die Ductus ejaculatorii sind recht zart und nur eine kurze Strecke 
vor dem Eintritt in den Fraeputialsack ist die Intima dicker. Die 
Praeputialsäcke sind auch sehr langgesti;edtt ; in dem nach hinten 
gerichteten Penis ist der Praeputiatsack besonders lang und liegt 
zur Hälfte vor dem Paramerengelenk, in dem nach vorne gerichteten 
Penis befindet sich der Fraeputialsack ganz im Penis, also bei 
ZurUckklappung desselben hinter dem Paramerengelenk. Dieser 
Verschiedeoheit ent^richt auch die Lage der Virgae. Dieselben 
bleiben immer vom Penisende entfernt, liegen aber auf der rechten 
Seite im Penis, auf der linken Seite im Paramengrondglied, nm 
bequem in der Ruhe neben einander Platz zu haben. 

Die Yirgae sind Übergänge von der typischen, rohrförmigen 
Yirga zur flaschenformigen, indem sie eine wurstartige Qestalt haben, 
übrigens ein verschmälertes Ende mit feiner Ofiiiung. In der Wand 
der Praeputialsäcke gibt es neben zahlreichen feinen Spitzchen eine 
längliche Verdickungsplatte, deren Ende nngeiahr so weit reicht 
wie das Yirgaende. Die Parameren sind, namentlicb an den End- 
gliedern, von zahlreichen Porenkanälen durchsetzt. Am Penis gibt 
es deren nur venige. 

Die AUoathetidae sind eine bisher ganz verkannte Gruppe, denn 
von den neuen Arten abgesehen, ist eine derselben ein als „/Wt» 
indica Burm." schon lange bekanntes Thier, Es fragt eich nun, 

welche verwandtschaftliche Stellung 
nehmen die Alloslhaidae innerhalb der Eudermaptera-Diandria ein? 

Die eigentümliche Beschaffenheit des Prostemum nähert sie 
unter allen DerTnapteren nur den Gonolabiden. Mit diesen stimmen 
sie, außer den doppelten inneren EopuJationsorganen, aber auch in 
dem Mangel der Driisenfalten und dem entschieden kenligeo Ab- 
domen tiberein. Da nun auch die Virgae stark an die naschen- 
artigen Gebilde der Gonolabiden erinnern, die Unterschiede in der 
Beschaffenheit der Flügel und Elytren, d. h. Vorhandensein oder 
Fehlen bezw. Verkümmern derselben, keine sehr belanevolleu sind, 
sondern in den verschiedensten Insekten-Gruppen unabhängig von 
einander vorkommen, so ist an der nahen Verwandtschaft der Go- 
nölubiden und Alloalhetidm nicht mehr zu zweifeln. 

Dagegen sind viel geringere Beziehungen zo Psalis zu ver- 
zeichnen und es zeugt nicht von großem Bhck für verwandtschaft- 
liche Verhältnisse wenn man einen Alloathetiden einfach in diese 
Gattung hineinstellte, deren echte Angehörige doch schon ein recht 
abweichend gestaltetes Abdomen besitzen. Inzwischen habe ich nun 
gefunden, daB Ptalis anch keine Labiduride ist, sondern ganz un- 
streitig den Anüolabis sehr nahe steht, was sogar in der eigen- 
tümlichen Struktur des 10, Abdominaltergit zum Ausdruck kommt, 
besonders aber in den höchst merkwürdigen £opulationsorganen. 



IV Google 



über Dennapteren. 



119 



Hierdurch wird zugleich zum 1. Male ein naher phylogenetischer 
Zusammenhang au%edeckt zwischen einer ganz imgeniigelten Gruppe, 
ohne typische Elytren und einer solchen noit wohlausgebildeten 
Elytren. Wir können dieselben also als Unterfamiliea einer Famihe 
zusammenfassen. Diplatytden, Pygidicraniden und laolabiden stehen, 
auch abgesehen von der Stemit-Bildung, den Allosthetiden fern, von 
den Labidunden siud sie ebenfalls genügend getrennt So bleiben, 
nächst den Gonolabiden, die Anisolabiden (einschließlich Päalia) noch 
die nächsten Verwandten der Allosthetiden, die mit jenen auch im 
10. Abdominaltergit große Ähnlichkeit haben. 



2. Fam. Isolabldae Verb. 8itz.-Ber. d. Ges. nat Freunde, 

Berlin 1902. 

Pariaolabinae n. subfam. 

Als ich die Familie der holabiden bekannt machte, fnßte ich 

anf 3 afrikanischen Gattungen. Inzwischen fand sich mi Berliner 

zoologischen Maseum eine andere neue Gattung ans Neuseeland, 

welche zwar mit den afrikanischen Isolabiden am nächsten verwandt 

ist, aber dennoch eine zweite, besondere Unterfamilie dieser Famile 

darstellt, die ich im Folgenden zunächst durch eine Gegenüberstellung 

charakterisieren will. Außerdem gehört zu den laolabiden sehr 

wahrscheinlich teilweise die Gatt. Brachylabü Dohm, von deren 

5 Arten mir aber keine in Natur bekannt ist und welche auch 

mehr oder weniger mangelhaft beschrieben sind. 

Eine anscheinend gute Abbildung von Brachylahi» bifoveolata Bol. 
findet sich in den Ann. de la soc. entom. de France 1897, Taf. 10, 
aber die Diagnose ist dürftig, Soweit ich urteilen kann, gehören 
die b Brachylabü zu verschiedenen Gattungen und gerade die 
typische Brachylabi« ckilemi» Blanch. ist mir in ihrer Natur als 
iaolabide höchst fraglich. Dagegen scheint mir B. bifoveolata ent- 
schieden eine Isolabide zu sein und zwar der Vertreter einer neuen 
Gattung, die eine gewisse Mittelstellung zwischen den afrikanischen 
und neuseeländischen Isolabiden einnehmen dürfte. 



Dnterfamilie Itolabinae mihi 
Stirn so matt wie der übrige 
Kopf, mit 2 gebogenen Linien, 
die hinten mit einem Grübchen 
enden. Augen groß, höchstens 
um Vfi ihres Dnnshmessers von 
Binterhaupte entfernt. 

3. und 4. Abdominalsegment mit 
DrUsenfalten. 2. Tarsenglied min- 
deetens Vs ^^ 3. 



Uaterfamilie Pariaolabinae mihi 
Stirn sehr glänzend nnd vom 
übrigen Kopf abstechend, ohne 
Linien aber mit 2Grübchen. Angen 
nur mäßig groß, um mehr als 
ihren ganzen Durchmesser vom 
Hinterhaupte entfernt. 

Abdomen ganz ohne Drüsen- 
falten. 2. Tarsenglied halb so 
lang wie das 3. 



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120 Karl W. Verhoeff: 



Zangen des d* nahe aneinander 
etehönd, 10. Abdominaltei^it am 
Hinterrande jederseits der Mitte 
dreieckig vortretend. 

ZoD^enstäbe der Parameren gut 
ansgebildet, ebenso wie die Pa~ 
merenzonge selbst recht lang, viel 
länger als die Grund^eder der 
Parameren. Von den Praeputial- 
B&cken ist einer nach vorne der 
andere nach hinten gerichtet. Die 
Yirgae ragen nicht aus den Prae- 
putialsäcken and haben am Gmnde 
keine blasenartige Erweitenmg. 



Zangen des c7 deutlich aus ein- 
ander gerückt, 10.A.bdomiDalt«rgit 
am Hmterrande abgestutzt 

ZuDgenst&be nicht deutlich ent* 
wickelt, dieParamerenzunge selbst 
kaum länger als die Grundglieder 
der Parameren. Die Fraeputial- 
säcke sind beide nach vorne ge- 
richtet, die Virgae ragen aus 
ihrem Ende hervor und haben 
am Grunde eine blasenartige £r- 
weitemng mit starker spiraliger 
Wandverdickong. 



Durch Vereinigung der hier Regenübergeetellten Charaktere 
erhält man den neuen etwas erweiterten B^riff der Familie der 
laolabiden. 

Pftrlsofaftrts n. g. Abdomen tonnenartig, d. h. in da- Mitt« er- 
wetiert, beim cT stärker als beim $. Zangen im Querschnitt fast 
rund, beim <? und S symmetrisch, beim S dicht zusammenstehend 
und hinten stark gekreuzt, beim cT weit auseinander und mit den 
Enden our ein wenig libereinandergreifend, d. h. schwach gekreazt. 
Pygidium des d* ohne besondere Auszeicfannng, nach vorne (oben) 
b'apeziscb erweitert, Sopraanalplatte bedeutend kleiner als das Fy- 
gidinm und viel zarter. 10. Abdominalteigit bei d* und S nach 
hinten stark verschmälert und .kaum größw als das vorhergehende. 
Eopf so brcdt wie das Pronotom. Antennen 16-gliedrig, das 1. Glied 
bis etwa zur Mitte der Angm reiohend, 3. Gl. doppelt so lang als 
breit, 4. und 5. Gl. kogelig. Pronotum in der Mitte Jederseita 
beulenartig eingedrückt. Mesonotomseiteu abgerundet, Metanotum 
hinten eingebuchtet. 1. Abdominaltergit dentlüäL ausgebildet, in der 
Metanotnmbucht gelegen. 

P. notmezedandiae n. sp. lOVi — HV« iiu» Ig- Zan^^ 2*/« bis 
2 '/g mm. 

Körper dicht nnd fein behaart, besonders am Abdom«(i. Rumpf 
braun, Uundtelle, Oberlippe, Vorderhälfte des Eop&childes, B^e, 
Broststemite und Ftihlergrund graugdb, am Thorax ist auch die 
Mitte der Tei:gite und ein randlicher Fleck in der Pronotnm-Vorder- 
bälfte jederseite gelblich. Thorakaltergite runzelig punktiert. Ab- 
domio^tergite auch beim d* seitlich ohne besondere Auszeichnung, 
10. Tergit in der Mitte am E[in(«rrande bei e^ und 9 etwas nieder- 
gedrückt. Zangen in beiden Geschlechtem zerstreut aber ziemlich 
stark beborstet, Subgenitalplatte hinten abgemndet. 

Die Eopulationsorgane haben kleme, längliche Parameren- 
endglieder, die weit auseinander stehen und noch nicht halb ao lang 
sind wie die aach viel breitwen Gmndglieder. Die Zunge ist etwa 
86 lang wi« die Gmndglieder und von zarter BeschafT^heit. Die 



IV Google 



über Dcrmdpteren. 121 

I'enes sind fi^röfiten teils schwach-häutiger Beschaffenheit, nur ein 
Teil ihrer Wandung ist festerer Natur und erscheint als eine 
längliche Ausstülpung, auf deren Ende eine Anzahl spitzer Wärz- 
chen sitzen. Die Praepntialsäcke sind größtenteils von hyaliner 
Wandung, doch findet sich in der Grundhälfte eine Gruppe sehr 
kleiner und in der Endbälfte eine Gruppe größerer spitzer Witrzchen. 
Der Ductus ejaculatoiius ist größtenteils hyalin, eine kurze Strecke 
vor dem Eintritt in den Praeputialsack aber wird er starkwandiger. 
Die Virga beginnt mit einer länglichrunden Blase, die dicke spiralige 
Wandungszüge aufweist, während weiterhin die eigentliche Virga, 
welche leicht gekrümmt ist, eine sehr feine quero Struktur von 
Verdicknngsstrichen besitzt. Um das dickwandige Endstüclc des 
Ductus GJaculatorius und an der Anwachsungsstelle der Virga- 
Grundblase befiudet sich ein längliches, gebogenes Plättchen. Die 
beiden Virgae ragen vorschieden weit aus den Praeputialsäcken 
hervor. 

Vorkommen; Untersuche habe ith 1 <^, 1 junges S und ft 2, 
welche aus Neuseeland stammen (Gekauft von der „Ltnnäa".) Das 
junge (J zeigte alle Haupttoile des Kopulationsapparates schon so 
ausgebildet wie das reife, nur etwas kleiner und vor Allem viel 
zartwandiger. 

Zum Verständnis der Morphologie verweise ich auf meino 
folgenden Arbeiten; 

Über Dermapteren I. Aufsatz in N, 6ö5 des zoologischen 
Anzeigers 1902, S. 181— -iOS, 

2. Aufsatz in N. l der Sitz Ber, d. Ges. naturforschender Fr. 
Berlin 190-2, 8.7—18, No. 4, S. f*7-89. 

3. Aufsatz in den „Beiträgen zur vergleichenden Morphologie 
des Thorax der Insekten" Nova Acta, Hall« 1902, S, 8'J— IfK), dazu 
Tafeln. 

4. Aufsatz, enthalten in der Arbeit „Über die Endsegmente 
des Körpers der Chilopoden, Dermapteren und Japjgiden und zur 
Systematik von Japyx." Nova Acta, Halle 1903 Bd. LXXXI N.5, 
S. -^59- -297, dazn 2 Tafeln. 



In späteren Aufsätzen werde ich auf die beiden hier be- 
handelten Gruppen zurückkommen und auch erläuternde Abbildungen 
bringen. 

Berlin, 12. XII. 03. 



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Inhalt des ersten Bandes. 

Zweites Heft 

... . . SelU 

Karl W. Verhoeff. Über TracheateD-Beine. 6. Aofsate: Hüften and Hund* 

beine der Cbilopoden. (Hierau Tafel Vn-VII^ 123 

J. Weite. Über bekannte und nene ChrysonielideD 157 

Dr. CoW Ort^ ÄtUms. Nene palaearktiscbe Myriopoden sebBt Beiträgen 

inr EeoDtnis einiger alten Arten. (Hierzu Tafel IX und X) . . . 179 
O. Ä. Boidetiger. Obersicht der Unterordnungen nud Familien der Teleosteer 

(Teleostean Fisbes). Übersetzt von Dr. F. Hilgendorf 197 



IV Google 



Ober Tracheaten-Beine. 

6. An&atz: 

Hüften und Hundbeine der Chllopoden. 

Von 

Karl W. Verhoeff (Berlin). 

(Aaa dem Berliner soologiscben HnMuni). 

Hiersa Tsfel VII— Vm. 



Inhalt 

1. Hüftteile und StenutmaBkeln. 

II. Die Eiefarfilfie. 
in. Die hiDteren Mund^e. 
IV. Die Torderea MundMBe. 

V. AiunerkaDgen.(Litteratarrfickblick). 
VI. Erklämng der Abbildongen. 



I. Hüftteile nnd StenütmoBkela. 

In mehreren Au&ätzen „Über Traoheaten-Beine", nnter denen 
ich hier besonders den 4. nnd b. anfUhre, (Akademie deutscher 
Naturforscher, Halle 1903 Nova Act^, habe ich die Verhältnisse 
der Gliederung nnd Muskulatur der B^ne auseinandei^esetzt und 
insbesondere das Beständige and geradezu Gesetzmäßige innerhalb 
dieser Eigenschaften der Laufbeine festzulegen gesucht. Hierdurch 
erst wird eine Basis gcvonnen, die uns ermöglicht auch solche 
echte und gegliederte, ventrale Segmentanhänge zn erklären, d. h. 
auf die Veraätnisse gewöhnlicher Laufbeine znrUckzufßhren, welche 
in Folge gänzlich veränderter Funktion auch andere Gestalt und 
Gliedening angenommen haben. Wir haben durch die vergleichende 
Morphologie der Lanfbeine beetimmte scharfe Begriffe gewonnen 
und diese B^;rifre wenden wir an auf andere, im Prinzip gleiche, 
durch ihre andere RoUe im Leben des Oi^anismos aber ver- 
schiedene Gebilde desselben. 



Anh. r. NstlrraKb. Jdiri;. 19M. Bi. I. H. 1. 



1/ Google 



124 Karl W. Verhoeff: 

Scharfe logische Begriffe, das ist etwas vaa ich fortgesetzt 
betone in einer Zeit, wo mancher Forscher es vergessen zu haben 
scheint, daß Beschreibungen und Untersuchungen, sei sie auch noch 
so eingehend und sorgßUtig, keinen rechten Wert haben, wenn sie 
sich nicht zu ganz bestimmten Begriffen verdichten. Ein großer 
Vorzug der Systematik liegt in den bestimmten Begriffen, welche 
durch' die Diagnosen gegeben sind. Versuche, den Wert; der 
Diagnosen durch Typenbetonung herabzusetzen, kann ich daher 
auch nicht billigen. Ein Nachteil der Systematik liegt aber nicht 
selten unzweifelhaft darin, daß der Diagnosenbegriff sich auf schlechte 
morphologische Begriffe mehr eder weniger aufbaut, was dann auch 
häufig unrichtige phylogenetische VorsteUungen zur Folge hat. Die 
notwendig enge Zusammenarbeit von Systematik and vergleichender 
Morphologie, welche ich oft betont habe, wird in dem Maße wie 
aie selbst zunimmt, auch die schlechten morphologischen Begriffe 
in den Diagnosen-SammelbegriffeD verdrängen. 

Im Reiche der Kerbtiere spielen die Beine eine so große Rolle, 
daß eine Förderung der vergleichenden Morphologie derselben um 
BO wichtiger ist, wenn man erwägt, daß auch ^e Erklärung der 
Muudteile und Abdominalanhänge dadurch eine bedeutsame Unter- 
stOtzung erhält. Im Folgenden aollen nun die Mundteile der 
Chilopoden und zwar die Kieferfüße und Mundfüße auf Qnmd 
der durch die vergleichende Morphologie der Laufbeine gewonnenen 
Ergebnisse, von lauern geprüft und erklärt werden. Ehe ich aber 
hierauf eingehe, ergänze ich meine Untersuchungen der gewöhnlichen 
Lanfbeine durch eine Feststellung der typischen ventralen Rampf- 
muskeln, welche Cktxa und Telopodit bedienen und eine kurze 
Erörterang der Haupt- und Nebenteile der f^hilopodm-U^itten. 

Hflftteile. 

Bekanntlich sind die Hüften der Anamorpha (und Noto- 
ttigmophora) einheitlicher gebildet und schärfer abgesetzt als die- 
jenigen der Epimorpka. (Vei||;l. Abb. 1 und 3 mit 2). Es herrschen 
im Bau der Ckilopoden-Hütten überhaupt beträchtliche Versohiedeo- 
heiten. Diese gelten auch flir gewisse Nehenteile derselben, welche 
mit dem HUfthanptatück bald enger bald loser verbunden sind. Die 
Hüften sind bei den Epimorpka mehr oder weniger deutlich drei- 
teilig (vierteilig), indem das Hauptstück co 2 Abb. 3, welches 
selbst wieder in zwei Abschnitte zeriällt, von zwei mehr oder 
weniger dreickigen, oft aufgeblähten Nebenstücken umgeben 
wird, einem vorderen co und einem hinteren co 1, die maacnmal, 
namentlich bei Geophüiden, stark von Fettkörperzellen erfüllt sind. 
Bei den Anamorpha fehlt das hintere Nebenstück, kann aber durch 
eine feine Naht an der Hüfte angedeutet sein, während das vordere 
sich vorne an die Haupthüfte anlegt, (co Abb. 2) übrigens in meiner 
Arbeit über den „Thorax der Insekten mit Berücksichtigung der 
Chilopoden" (Nova Acta 1902) als l'rocbantin beschrieben worden 



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ÜlMr Traoheftten-Beine. 



ist, (vergl daselbst Taf.IX Abb. 1-3). Ich verveiae auch auf 
meine Besprechung der Cbilopoden-HUften im XVI. Aufsatz meioer 
„Beiträge z. Eenntn. paläarkt. Uyriop." Nova Acta 1901 8. 379 
u. B. w. 

Bei den Epimorplia nenne ich das Hauptstüi^ der Hüften 
Eacoz», das vordere NebenstOck Procoxa, das hintere Metieoxa, 
Pro- und Metacoxa zusammen Uypocoxa. Die Hypocoxal- 
teile der Geopküiden sind nur wenig beweglich. Bei den Scolo- 
pendriden aber, welche teilweise von den Anamorpha zu den 
Geophiiiden überleiten, ist nur die Procoxa wenig beweglich, während 
die Metacoxa bei manchen Formen z. B. Hcolopendra (wahrscheinlich 
aber bei allen Scolopendriden mehr oder weniger) die Bewegungen 
der Eucoxa zum großen Teil mitmacht und dadurch überhaupt mehr 
Höftcharakter zeigt als die Procoxa. Namentlich bei der 
Exkursion der Beine in der Richtung von vorne nach hinten wird 
dieMetacpxastark mitbewegt, während die Procoxa mehr den 
Charakter eines vorderen Wideoagerkissens besitzt. In ihrer Mitte 
iührt die Procoxa der Scolojendriden oft eine feine Naht und darin 
stimmt sie mit dem von mir als Trochantin beschriebenen Gebilde 
der IMhobien ebenso genau überein als in der Lage, (vergl, a.a. 0. 
Taf. IX Abb. 1 und 2 die Qnemaht von Tt.). Der LMobiua- 
Troch antin ist also eineProcoxa im SinnederEpimorpha, während 
die eigentlichen Hüften der Anamorpha, Eucoxa und Meta- 
coxa der Epimorpha zusammen entsprechen. 
Encoxa 1™'* HttfUeiBta 
Meta- *^" H*"**»''] 



Ad den Haften 
der Anamorpha 
■wei Teile vereint: ( ooxa 1 
Beid. Anamorphaf I 

ondB.T.anchScolo-lp^^^j^j^[ Hjpooox» 
pendriden mehr 1 I 

plennler Natnr l | 

Man sieht aus diesen Verhältnissen, daB die hypoci 



An den Bttfteu 

der Epimorpha 

drei getrennte 

Teile 



Syn- 



ale 



Teile eine nach den Gruppen sehr verschiedene Ans- 
bildnog haben und daß mit Rücksicht auf sie den Pleuren- 
bildungen gegenüber keine ganz scharfe Hüft-Definition 
zu geben ist, während die Hüfte im engeren Sinne und 
namentlich auch in Hinsicht auf die Muskulatur, Gelenk- 
knSpfe and Leisten ein sehr deutlich umschriebener Be- 
griff ist. 

Die Metacoxa ist als eine Aosgestaltung der einheitUcheren 
Anamorphen-Hüfte bei den Scolopendriden ersichtlich und bei den 
Geophüiden als von ganz procoia-ähnlicher Bildung geworden 
Toreustellen, (vergl. anbei Abb. 1 and 3), wenn wir die Lwiobiiden 
als ursprünglicher ansehen wollen, während umgekehrt deren Hüften 
konzentriert zu nennen sind, wenn wir die SpfmorpAwi-Höftteile 
als Ausgangspunkt wählen wollen. Letzteres halte ich f^r das 
Richtige. &e Yorhüf^latte der Anamorpha können vir Procoxa 



ib.Coogle 



126 



Karl W. Verhoefft 



nennen mit Rflcksicht auf die £pimorpIia, Trochantin mit 
Rücfcsiclit anf die Insekten. 

Was ich a. a. 0. für TJthobiva als Cozopteure beschriebeo 
habe, ist ebenfalls ein Gebilde, welches nach den Grappen 
bald mehr coxal, bald mehr plenral erscheint: Bei Lähodiui 
ist dieses Stück mehr coxal, bei Scotopendra liegt es derProcoza 
nahe an, ist aber mehr pleoral, bei Geophüidm ist es ganz 
entschieden pleural und kann anch in zwei getrennte Sklerite 
zerfallen, entsprechend den überhaupt skleritreichen Pleuralbezirken 
dieser Gruppe. (Vgl. auch Latzeis Myriopodenwerk 1880). 

Bei den Heoutpodm sind die Hüften noch einheitlicher ge- 
worden und Ton den Teilen Trochantin (Procoxa) und Coxo- 
pleure dadurch schärfer abgesetzt, daß meist ein Gelenk zn 
Stande kommt, an welchem jeder der beiden Teile mit einem 
Gelenkknopf beteiligt ist, worüber Ich in meiner Arbeit über den 
„Thorax der Insekten" 1902 Näheres mitgeteilt habe. Mögen die 
Cozopleuren also auch bei einem Teil der ChÜopoden coxal sein, bei 
den Insekten sind sie pleural geblieben, übereinstimmeDd mit den 
Verhältnissen der Epunorpha. Die Insekten stimmen also in 
den Büilen hinsichtlich der Metacoxaeinschmelzung mit 
den Anamorpha, hinsichtlich der pleuralen und selbst- 
ständigen Katnr der Goxopleuren mit den Epimorpha 
überein. 

Für die typischen Laufbeine der Opitthogoneata diene fol- 
gende Übersicht: 





v«.^^ 






Seol«pe&«ridae 


plemt, kein Ge- 
lenk mit der 
Bnoosa 


BDcau Hetacoxa 


pleaial, ohne Oelenk 




Bewegung 


mit der Eoooxa 


«eoiitallldae. . 


coxoplenral, kein 
Oelenk mit der 
Encoxa 


Eocoxa { Uetacoxa 


plenrftl. ohne Gelenk 




Bewegung 


mit der Eucox» 


ABUi«rpl». 


Procoxs = Tro- 
cliantin, plennl, 
kein Oelenk mit 
der Ooxa 


Hüfte (Coxa) 
einheitlich, aber sdiief 

1 


ooxal, mit der Üb- 
rigen Httfte fvr- 
wachaea 


Uehnnbl der 
niederen 
Heiap«4« 


Trooliantin, Ge- 
lenk mit der 
Coxa 


Hfifte (Ooxa) 
einheitlich, orlindrlBoh 


plennl, mit der 
Httfte ein Gelenk 
bildend 




PlenrocDXk der 


Anamorphen 




Syncoxft 


aer Geopfalliden 



(Wahraobeinllch iat die Snbcoxa HejmonB = Ooxopleare + Trochantiii}. 
(ajpoeoxa inihis=Froooxa +l£etaooxa). 



ogle 



über Tncheaten-Beine. 



Sternit and Hfiftmuskeln. 

Bei Lithobitt» (Abb. 2) ziehen an den HQftgnind mehrere 
kräftige direkte Muskeln vom Stemit aus, ein vorderer dm, 
welcher eich teilweise mit dem der andern Seite Qberkreuzt, erstreckt 
sich am Sternitrorderrande, zwei mittlere dm 1, dm 2 ffehen 
TOD der Mitte der Bauchplatto ans and dem Gebiet hinter der Mitte, 
wobei der kurze hintere sehr schräg gestellt ist, während der vordere 
in der Mitte des Steroit an seinen Nachbarn der andern Seite 
stöfit. Ein hinterer direkter Muskel dm 3 erstreckt sich am 
Stemithinterrande in ähnlicher Weise wie dm am Vorderrande. 
In der Hintorhälfte der Stemite finden sich auch Kumpfbrücken- 
mnskel, welche znm Teil in der Mitte an einanderetoßen (bro), 
zum Teil sich Uberkreuzen (bm 1). Sie durchsetzen die Hüften und 
heften sich, zur Bewegung des Telopodit, hinten an den Grund des 
Trochanter. Von den direkten Coxalmuskeln cm ist in Abb. 2 
Dur einer angegeben. Die ventralen, großen LongitudinahnuBkeln 
Im, Im 1 erstrecken sich hauptsächlich über den vorderen Hälften 
der Stemite und hefestigen sich dann vor dem Hinterrande der- 
selben mit ihrem Vorderende. Schmale Quermnskeln qm finden 
sich vorne und hinten über den Stemiten. 

Cryptops (Abb. 3) l&fit von den meisten Banchplatton eine 

Snere, bc^entennige Verdicknogsleiste Lq erkeonen, welche nnge^r 
ie Mitte einnimmt, bei x in der Mediane kaum unterbrochen ist 
nnd hinten einem direkten, zum Goxagrunde ziehenden Muskel als 
Ansatzkanto dient (dm 2). Von einer andern schwachen Yerdickong, 
welche in der Mediane vor der Querleiste sich erstreckt x und 
senkrecht anf ihr steht, geht ein anderer direkter Mnskel zum 
HtU^^mnde (dm 1). Ein dritter, schräger Muskel geht vorne an 
die Hfifi« und kreuzt sich mit seinem Nachbarn über dem Vorderteil 
des Stemit, welches am Vorderrande durch zwei feine Kinschnitte 
in drei Lappen abgesetzt ist, einem breiten mittleren o und zwei 
viel kleinere a. Alle diese direkten Muskeln bedienen dieEncoxa. 
Ein anderer, oberflächlich gelegener, feiner Muskel b zieht aber 
auch an die Procoxa, während ich zur Metacoxa einen ent- 
sprechenden nicht bemerkte. Zwei lange schräge Rumpfbrttcken- 
muskeln bedienen wieder das Telopodit, beide überkreuzen sich 
mit ihrem Gegenüber, der vordere bm in der Vorderhälfte, der 
hintere bm 1 m der Hinterhälfte des Stemit sich erstreckend. Sehr 
kräftige ventrale Longitudinalmuskeln sind auch hier hauptsächlich 
über der Vorderhfilfte der Bauchplatte ausgespannt, indem sie nach 
hinten nur hie zur Querleiste reichen Im 1, oder etwas über dieselbe 
hinaus Im. 

Nach vorne überbrücken die Longitudinalmuskeln die Interkalar- 
stemite (Praestemite) po, (wie ich schon früher hervorgehoben habe')) 
ond befestigen sich an oder vor dem Vorderrande derselben, nahe 
dem Hinterrand« der Stemite. 



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128 Karl W. Verhoeffi 

Oeophilus (Abb. I) hat, harmomerend mit eeinen eigenartigen 
H&ften, nar Bchwache direkte Stemitmuskeln dm, deren Fasern 
sieb an die Furcbenleiste zwischen Stemit und Hypocoxa befestigen, 
aber an den Terschiedenen Segmenten des langgestreckten Rumpfes 
verschieden entwickelt, stark Mer achwach oder vielleicht manclunal 
auch gar nicht. An den inneren Grond der Eucoxa sah ich keine 
Stemitmuskeln ziehen, in dieser selbst aber die bekannten direkten 
Coxalmnskeln. Die beiden RumpfbrUckenmuskeln ziehen wieder 
(ähnlich Crt/ptopa) ans Telopodit, der vordere hm vome an den 
Trochantergruna, aus dem Gebiet der vorderen Sternithälfte, der 
hintere hm ' hinten an den Trochantergrund ans dem Gebiet hinter 
der Stemitmitto, beide in der Nähe der Mediane sich anebreitend. 
Ein dritter Brückenmuskel bm' kommt aus der Gegend der 
Zwiscbenhant, wo Stemitfainterecke und Metacoxa an einander- 
BtoBsen. Die breiten, starken Longitudinalmnskeln Im greifen wieder 
Ober die Interkalarstemito po weg, wie bei Cryptops und beschränken 
sich in ihrer Ausdehnung auf die Stemitvorderhälften. 

Das Gesagte genügt, um durch diese Beispiele darzulegen, daß 
bei den Ckilopoden an der BanchflScne der Laufbein- 
segmente zwei Segmente direkter Muskeln in der Quer- 
ricbtung hinter einander liegen, von denen das innere dem 
Bereich des Sternit, das äußere dem Bereich derCoza an- 
gehört (dm und cm) und daß ferner stets BrUckenmnskeln 
vorhanden sind bm, welche durch das Gebiet von Sternit 
uud Coxa zugleich ziehend, also neben jenen beiden Seg- 
menten direkter Muskeln sich erstreckend, am Grunde 
des Telopodit sich befestigen. 



n. Die EleferfQfle. 

Im XVI. Aufsatz meiner „Beiträge zor Kenntnis pal. Myriopoden" 
Halle 1901, habe ich gezeigt, daß £e große Trageplatte der Kiefer- 
füße aller Ckilopoden, mit Ausnahine der Scutifferidm, nicht ver- 
wachsene Hüften vorstellt sondern ein Gozosternam. Dort habe 
ich meine Untersuchungen am Hantskelett vorgenommen. Im Fol- 
genden sollen meine Befände vervollständigt und an der Hand der 
Muskulatur von Neuem geprüft werden und zugleich die Gliederung 
der Kiefer- und Mundittße in Homologie gebracht werden mit der 
Gliederung normaler Laufbeine. Wir werden sehen, daß keine der 
bisherigen Anschauungen in der Gliederhomologie vollkommen das 
Richtige traf. 

&utigert[: Das Sternit der KieferfOße habe ich a. a. 0. bereits 
genügend beaprodiea. In Abb. 9 ist anbei auf Taf. 2 bei V das 

') Anshiv fOr Natoi^esebichte 1903, Bd. I H. 3, „tiber die loterkalar- 
segmeDte der Chilopoden, mit DerflchaichtiguDg der ZwiBchens^fmente der 
Insekten." 



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über Tncheaten-Beiiie. 129 

zwiscliea den Hüften eingedrSogte Steroit zu erkennea. Neben dem 
mit einigen Tastborsten besetzten Höcker gehen schräge Längs- 
mnskeln ab, welche die Verbindung mit dem 2. MimdfuQsegment 
herstellen. Weiter nach hinten bemerkt man ein Paar direkter 
Muskeln dm, welche von der Sternit-Langsleiste zum Hinterrande 
des oberen Coxallappens ziehen. Innerhalb dieses Coxallappens 
breitet sich ein starker direkter Muskel cm aus, welcher innen an 
den Grund des Telopodit zieht Ein entsprechender Muskel cm' 
lagert auf der unteren Goxalwand. Ein kleiner Goxalmuskel cm^ 
verbindet den Rand des oberen Coxallappens mit dem änSeren 
Telopoditgrund. Drei Rompfbrückenmuskeln gehen von den Stemit- 
letsten aus, ein unterer bm als Telopoditflexor, zwei obere bm ' 
und bm' als Telopoditextensoren. 

Das Telopodit der Ejeferliiße von Scutigera ist in sofern be- 
sonders interessant, als seine vier deutlichen Glieder die unter 
allen Chilopoden geringsten Größenverschiedenheiten aufweisen, was 
namentlich fttr die beiden mittleren Glieder fe und ti zu beachten 
ist. Daß das letzte Glied eine Vereinigung eines Gliedes mit der 
Elaue vorstellt, zeigte icb schon a. a. 0^ man erkennt auch in 
Abb. 9 die Sehne b, welche mehr als die Hälfte des letzten Gliedes 
durchzieht und sich da anheftet, wo sich eine undeutliche Quer- 
naht befindet. Die drei grundwSrtigen Telopoditglieder enthalten 
Erallenmuskeln, ,das letzte aber nicht, wir können also, in An- 
wendung meines Beinmuskeln-Homologiegesetzes ood nachdem 
ich bereite früher Trochanterreste beschrieben habe, die drei Glieder 
mit den KraUenmnskeln unschwer als Praefemur, Femur und 
Tibia erkennen, das letzte, muskellose Glied aber als Tarsungulum, 
d. h. Vereinigung von Tarsus und Unguium. (Vergl. in den Nova Acta, 
Halle 1903 den 5. Aufsatz über Tr^eaten- Beine). Das Praefemur 
allein besitzt einen seitlichen direkten Muskel. Der Krallenmuskel 
des Praefemur ist in zwei Bündel zerteilt, von denen das größere km* 
den eigentlichen praefemoralen Krallenmuskel vorstellt, das andere 
km^ mit seiner stark basalen Wendung auf den eingeschmolzenen 
Trochant«r bezogen werden kann. In die Coxa sah ich keine 
Erallenmuskeln verlaufen. Ein grnndwärtiger Brückenmoskel 
bm^ durchzieht Coxa und Praefemur, entspringt am unteren Coxal- 
lappen und wirkt als Flexor des Femur. Ein endwärtiger 
Brückenmuskel bm^ durchzieht in typischer Weise Praefemur und 
Femur und wirkt als Flexor, Ungewöhnlich ist ein Brücken- 
muskel bm*, indem derselbe ebenfalls am untsren Goxallappen 
befestigt ist, aber außer der Coxa und Praefemur auch noch das 
Femur durchzieht, mitbin als Flexor Tibiae wirkt, übrigens recht 
schmal ist. 

Scolopendridae: Bei Cri/piops (Abb. 12) springt das Coxostemum 
am Vorderrande mit zwei abgerundeten Lappen ßß vor, es läßt 
wie bei allen Epimorphen, weder ein selbständiges Sternit an sich 
oder neben sich erkennen, noch irgend eine Mittelnaht, noch eine 
auf ihm stehende Verkittungswand, wie man sie nach der Theorie 

Anh. t KltgrciMb. Jahig. IttOi. Bd.L H.2. 9 



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130 Kftrl W. Terhoeff: 

der „cozae coaUtae" erwarten sollte. Dagegen finden wir Musknlatnr- 
verh&ltniBse, die so sehr den oben geeclulderten der gewöhnlichen 
Bumpfsegmente entsprechen, daß jeder weitere Zweifel, daß wir es 
wirklich mit Coxosterniten za thnn haben, ausgeschlossen ist. 
Ueber dem Coiosternnm befinden sich bekanntlich bei den Epi- 
morpha zwei, stets in der Mitte weit von einander getrennte, mehr 
oder weniger dreieckige, große Platten (-copl), welche oben eine 
Strecke hinter dem vorderrande des Goxostemums und auch ein 
Stück hinter den Vorderrandlappen ß beginnend, sich schräg nach 
hinten zu immer mehr erheben, daher mit dem Goxostemum za- 
aammen ungefiLhr die Grestalt eines Keiles abgeben und eine aof 
der Cosostemalebene aufgesetzte, schrfige oder schiefe FlSdie 
(Abb. 22). Diese dreieckigen Platten sind uach hinten zu mit einem 
bald kleinereu, bald gröBeren Stück endoskelettal ins Körperinnere 
versenkt (vergl. im XVI. Aufsatze Tafel XYI). AoBen beginnen sie 
erst weiter hin als innen, weil das Goxostemum nach außen zu 
mehr oder weniger schräg gegen die Telopodite verläuft. Zwischen 
dem Coxoeternnm und den dreieckigen Platten ist eine 
kräftige Muskulatur entwickelt, welche sich ohne Weiteres 
als die an die HGften ziehende direkte Muskulatur des 
Sternit ergiebt. Da n&mlich die untere große Platte einheitlich 
ist, die heilen oberen aber schon durch ihre Trennung aof Hüften 
hinweisen und da ferner nicht alle drei Teile zu den Hüften ge- 
hören können, Muskeln auch innerhalb der Hüften allein weder 
existieren noch auch einen Sinn haben, so muß die untere große 
Platte, mindestens in ihren inneren Bezirken Stemlt sein. 

Diese direkten Muskeln breiten sich besonders in einem jeder- 
seits der Mediane gelegenen Längsband aus und sind vome (dm, 
dm I) ganz auseinander gerückt, während sie sich hinten (dm 2) 
mebr und mehr kreuzen. Alle diese vom Coxostemum ausgehenden 
direkten Muskeln befestigen sich am Innenrande der dreieckigen 
Platten und ziehen diese nach unten, indem dieselben als 
elastische Federn schräg aufgesetzt sind. 

Über das innere und hmtere Gebiet des Coxostemumfl erstreckt 
sich femer ein breiter Muskel bm, welcher sich innen an den Grund 
des Telopodit heftet und, da er den coxalen Bezirk durchseht, 
leicht als Kumpfbrückenmuskel zu erkennen ist. Von den drei- 
eckigen Platten gehen ebenfalls Muskeln an das Telopodit und zwar 
ein längerer an 2 als Flexor vom inneren und hinteren Teil dieser 
Platten, ein kürzerer cm 1 als Levator mehr vom Grunde und gegen 
die Mitte aus. Ein Extensor cm breitet sich im hinteren Teile der 
dreieckigen Platte aus und heftet sich anßen an den Telopodit^rund. 
Diese drei Muskeln sind als direkte Goxalmuskeln nicht zu ver- 
kennen, nachdem ich die zwischen den Platten und dem Coxo- 
stemum ausgebreiteten Stemitmnskeln besprochen habe. Mithin 
begegnen uns auch hier zwei Segmente direkter Muskeln 
(dm und cm) und durch das Gebiet beider hindurchziehende 



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Ober Tncheaten-Beine. 131 

RnmpfbrückeDmuskeln bm, also entsprechend deu von den ge- 
wöhnliclien Rumpfsegmenten geschilderten Verhältnissen. 

Das Ungewöhnliche bestellt hauptsächlich darin, daß durch die 
starke Entwickelung der dreieckigen Platten die beiden Mnskel- 
segmente nicht genau morphologtsca hinter einander liegen, sondern 
nach innen geknickt, vergleichend morphologisch liegen sie aber hinter 
einander. Das Cozosternum hat also zum größeren Teile 
Sternitcharakter (wie ich es auch im XYI. Aufsatze und in 
Bronns Klassen und Ordnungen, 63. — 65. Lief, dargelegt habe). 
Die Grenze zwischen Stemitteil und Hüftteil kann mithin, da der 
untere Gelenkknopf zwischen Coxa und Telopodit eine coxale Stelle 
bezeichnet, hinter ihm aber häufig Chitinlinien liegen, mit vollem 
Rechte in diesen gesucht werden, da andere Grenzlinien nicht vor- 
handen sind, die im XVl. Aufsätze von mir geschilderte Drehung 
der Kieferlufie nach vorne aber eine Zusammendrängung einer 
Gelenkkoopfleiste der Hüfte und Seitenkante des Stemit zur Folge 
haben mußt«. Die geschilderten Coxalmuskeln cm aber lehren mit 
derselben Deutlichkeit, daß die dreieckigen Platten die Hüfthaupt- 
teile vorstellen, weshalb ich sie auch als Coxalplatten bezeichne 
(copl). Auf die Praestemitteile kommen wir weiterhin zurück. 

Die Telopodite der Kieferfiiße der Epimorpha weichen 
beträchtlich von den geschilderten der Scutigera ab, was nicht 
nur in der Gliederung sondern in noch höherem Maße in der 
Muskulatur zum Ausdruck kommt. Die Zahl der Telopoditglieder 
ist allerdings die gleiche und deshalb können wir auch, trotz der 
bedeutenden Verkleinerung der beiden mittleren Gheder, diese als 
Femur und Tibia ansprechen. Bedeutend anders verhalten sich bei 
den Epimorpha die Krallenmuskeln, denn dieselben fehlen 
einerseits im Femur und Tibia, entsprechend der Kleinheit dieser 
Glieder, andererseits gehen sie mit einem mächtigen Bündel 
in die Coxa und breiten sich sowohl an der Coxalplatte 
(km 33) aus, als auch am oberen Außenstück der Hüfte km 3. 

Die ObereinstimmuDg mit Scutigera liegt in den prae- 
femoralen KraUenmuskeln km 2. Die übrige Muskulatur ist gering, 
was z. T. mit der Lage der Giftdrüse in Zusammenhang steht, welche 
einen großen Teil des Praefemur einnimmt. Ich beobachtete einen 
direkten Muskel dm 4 seitlich oben im Praefemur und einen kurzen 
BrQckenmuskel bm 2 am Ende des Praefemur, welcher sich seitlich 
am Tibiagruude anheftet. Das Tarsungulnm ist wieder in seine 
zwei Teile abgesetzt und die Sehne befestigt sich bei dieser Ab- 
setzuDgsstelle. 

Bei anderen Scolopendnden herrschen ähnliche Muskulatur- 
verbältnisse, doch kann ich feststellen, daß bei Heterottoma (Abb. 18) 
[und nach Meinert auch bei Scolopendra] ein starker Krallen- 
muskel km 4 auch auf dem Coxosternum ausgebreitet ist. 

Die Hüfte ist in zwei Abschnitte zerlegt, einen unteren 
kleinen (cot Abb. 17), welcher das HtiftstUck vorstellt, welches den 
Anßenteil des Coxostemnius bildet und einen oberen großen. 



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182 Karl W, Verhoeff: 

Dieser obere große HäftabBchnitt li^ hinter dem oberen Coxo- 
telopodit-Gelei^oopf (g Abb. 16) una zerfallt änrch diesen und 
eine feine Leiste, wel^e sich bisweilen an ihn anschließt in zwei 
Teile, ein oberes Nebenstück cot 1 und die Hüftplatte copl. Die 
Vorderrandteile des Coxo- CosoBtemimis (ßß) sind bei nicht wenigen 
Scolopendriden nicht nur durch zafanartige Vorsprünge ausgezeichnet, 
Bondem aach, z. B. bei Scolopendra subspinipee (Abb. 19 ;■) and 
Heterottoma mlädent (Abb. 17 ;■) durch eine, besoodere bei fiete- 
rostoma sehr ailfEällige Nahtfnrche, welche die beiden, hohlkörper- 
artigen, bezahnten Vorderrandstücke ßß, scharf und vollkommen 
vom Coxosteranm trennt. (Ein mehr häutiges Stück, d Abb, 19 
und 20, bildet ein elastisches Widerlager für starke Innenbewegung 
des Telopodit). Auch diese Nahtfardiea zeigen an, daß es mit 
der Deutung der ooxalen und cozosteraalen Teile als „coxae coa- 
litae" doch eine sehr bedenkliche Sache ist Erinnern wir uns der 
Tatsache, daß bei deuEpimorpha allgemein an den gewSbnlicben 
Rumpf Segmenten Interkalarsternite (Praesternite) den Bauch- 
platten der Laufbeinsegment« vorgelagert sind, so müssen wir uns 
nach solchen auch beim Kieferfußsegmeut um so mehr nmsehen, 
als dasselbe eine Größeuzonabme darstellt gegenüber gewöhnlichen 
Laufbeinsegmenten. Da nun diese luterkalarstemite meistenteils 
paarig aufb-eten, das Cozostemum aber ungewöhnlich nach vorne 
vorgedrängt ist, so liegt die Annahme auf der Hand, daß die 
Vorderrandteile, welche Hüfthai^ttelle und Cos oster nnm 
trennen und verbinden, die dem Kleferfußsegmente vorgelagerten 
Interkalarsternite sind. Die Nähte yy deuten jedenfalls an, daß sie 
nicht zum Steruit gehören. Aber auch vom UÜfthauptteil sind sie 
nach oben hin abgesetzt, wenn nicht durch eine so scharfe Furchen- 
naht wie unten, so doch durch eine schräge E&ute k bei HeteroHoma 
(Abb. 16) und Runzeln (x Abb. 20) bei Scolopendra iub»pinipet. In 
andern Fällen sind die iuterkalaren Teile sowohl schwach ab- 
gesetzt als auch überhaupt schwach entwickelt, nicht selten auch 
ganz ungezahnt, wie z.B. bei Otocryptops rubiginosa. Der 
Federapparat, welchen die schräg aoj^esetzten Coxalplatten mit 
dem Goxostemum bilden, brachte naturgemäß häufig eine Ein- 
Bchmelzung der Interkalarsternite praesternite) mit sich, da ihre 
Selbständigkeit dem elastisch selbsttätigen Zurückschnellen der 
Coxalplatten nach oben, nicht förderlich sein konnte. Die sehr 
starken Stemitmuskeln, welche bei Scolopendra die Hültplatten 
herabziehen, sind iu Abb. 21 in einer Ansicht von innen her dar- 
gestellt. (Schema in Abb. 22). 

In dem angeführten Aufsätze über die Interkalars^mente habe 
ich betont, daß bei den Chilopodm vor dem Eieferfuß- und ersten 
Laufbeinsegment kein Interkalarsegment vorhanden sei. Dies mt^ 
jedenfalls eingeschränkt werden: Es ist allerdings kein Fall bekannt, 
daß vor diesen beiden Segmenten interkalare Tergite auftreten, 
trotzdem Ist anzunehmen, daß luterkalarsegmente auch hier vor- 
handen waren, aber in Fo^e der kolossalen Entwickelung des 



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über Tracheaten-Beine. 133 

Eieferfnßsegmentes, bis anf die beBprocheoeD Überbleibsel 
unterdrückt worden.') 

Die Geopkiliden Terbalten sich wieder den Scoloptndriden sehr 
ähnlich, weenalb ich mich hier in mehreren Fnnhten knrz fassen 
kann. Die Gliederung der Telopodito ist nicht nor im Allgemeinen, 
sondern auch in sofern der der Scolopendriden ähnlich, als die 
beiden Zwischengheder fe and ti bei vielen Formen anfien von der 
Oberfläche verdrängt werden, sodaß Praefemnr nnd Tarsnngolum 
in unmittelbare BerOhrong kommen nnd ein G-elenk mit einander 
bilden. In solchen Fäl^n nehmen die beiden Zwischenglieder 
immer mehr den Charakter von inneren Zwischenschienen an, bis 
schließlich Fälle eintreten, wie der, welchen ich von Geophüw 
linearis, aaiaeminorü Verb, beschrieb^), wo das eine der beiden 
Zwischenglieder kaum noch zn erkennen ist (Anbei vei^l. man 
die Abb. 12, 13 und 14). Bei den Geophiliden sind sowohl die 
Coxaiplatten sehr groß als aach die endoskelettalen TeQe dieser 
nnd des Cozostemums in manchen Gattungen besonders kräftig ent- 
wickelt Dem entspricht auch die starke Mnskulatnr, welche 
vom Coxosternum an die inneren und hinteren Ränder der 
Coxalplatten abgeht. Namentlich diese hinteren direkten Muskeln 
sind gut aasgeprägt Bei Geophilua beobachtete ich außer den 
einer Seite angehörenden Muskeln dm 2 noch zwei Paar sich 
krenzeader ckm und ckm 1, ferner sah ich auch weiter nach außen 
zwischen der Mitte der Coxalplatten und der Coxostemnm>Muskel- 
fasem dz ausgespannt. Cöxalmuskeln, Rumpfbrückenmuakeln, 
Telopoditmoskeln und Erallenmuskeln treten in sehr ähnlicher 
Weise auf wie bei den geschilderten Scolopendriden, vergl. Abb. 13 
und 14. 

Die Praestomito sind im Allgemeinen bei Geophüidm schwach 
ausgebildet, zumal ja auch wenig Zahnbildnngen an dem Vorderrande 
vorkommen, doch lassen sie sich als schmale Gebilde bisweilen 
durch feine Furchen abgesetzt erkennen [Abb. 13 ßß), oder auch 
durch den Mangel einer eckigen bis rundlichen, zelligen Struktur 
(la Abb. 15), welche die Nachbargebieto des Coxostemuma aus- 
zeichnet 

Über die Trocbantorkerbe, welche sich wahrscheinlich bei allen 
£pimorphen vorfindet, sprach ich bereits im XVI. Aufsatz a.a.O. 
1901, {vergl. auch Abb. 14 und 19, 20 trk.). Das „Klauen"-Glied 
der Geo^Adirfen-Kieferfilße erscheint im Verhältnis zu andern 
ChiUipoden einheitlicher gebildet, auch habe ich bereits früher 
daraw hingewiesen, daß hier die Krallensehne auffallend nahe am 



') Nenerdin^ konnte icb bei weiterem Stadiom des [naebten- nnd 
»Mnentlich Bermapttreii-Tboni festetellen, daß sowohl vor dem Uikrotboraz 
ein InterkalarriDg entwickelt sein kann [dessen Stemit bei DtrmapUren sogar 
noi selten fehlt], alB auch vor dem Prothorax, hier wenigstens pleoroventrsl. 

') Archiv f. NatnrgMch. 1898, VI. Anftate meiner Beitr. z. Kenntnii 
PalKarkt MjrJopoden, Abb. 16. 



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184 Karl W. Verhoeff: 

Grunde sitzt. Mauclie Formen, wie aach Oeophilu* carpopkagu» 
(Abb. 13 und 14) können daher zur AnDahme fUIireQ, dafi das 
„Elauenglied" wirklidi ein solcheB sei. Dem widersprechen aber 
zwei Umstände, einmal das Vorkommen einer Anzahl Tastborsten 
auf dem grundwärtigen Stück und femer das Verhalten anderer 
Formen, wie z. B. Packymerium ferrvginevm, wo die Sehne weiter 
endwärts li^ und aucb die Pigmentierung des Gliedes eine zwei- 
fache ist, die Endhälfte sehr dunkel, die GrundhaEfte hell, sodaß 
auch hier bei Geophiliden ein Tarsungulum vorliegt. (Yergl. meine 
Fig. 1 in N. 677, 21. Juli 1902, Zoolog. Anzeiger). 

Bei den Lühobüdm (Abb. 10 und 11) begegnen wir Verhält- 
nissen, die teilweise eine Mittelstellung einnehmen zwischen 
Scutigera einerseits und den Epimorpha andererseits, so in den 
mäßig großen Zwischen^edem Femur und Tibia und in dem Vor- 
kommen eines schmalen KraUenmuskels km 1 innerhalb des Femur, 
aber auch in dem Vorhandensein eines grundwärtigen Brücken- 
muskels bm 3, welcher Coxa und Praefemnr durchzieht, während 
der lange Brttckenmuskel bm 4 von Scutigera bei Lithobiua fehlt, 
fibereinstimmend mit den Epimorpha. Im Fehlen von Praesternal- 

febilden weicht Lühohius von den Epimorpha ab, während es 
E^egen im Besitze eines Goxost^mumB und eines Coxalplatten- 
paares sich in gewichtiger Weise den Epimorphen nähert. 

Die stärksten EraUenmuskeln erfüllen das Praefemur (km 2 
Abb. 11) und ein Nebenbündel km 22 läßt sich wieder auf den 
Trochanter beziehen. Außer dem schon genannten femoralen 
Krallenmuskel giebt es dann noch einen schmalen km*, welcher bis 
zum Hinterrand des Cosostemnms zieht und zwar in den stemalen 
Bezirk desselben, während ich an der Coxa keinen bemerkt habe. 
Die direkten Muskeln des Goxostemums sind schwächer au^ebildet 
als bei den Epimorphen, aber gleichwohl ganz deutlich. Ein 
innerer direkter Stemitmuskel dm geht unmittelbar neben der 
Mediannaht aus, ein hinterer dm 1 zieht vom inneren Hinterrand- 
gebiet des Goxostemum neben der Mittelnaht zum hinteren Ende e 
der Coxalplatt«, ein anderer, ebenfalls hinterer dm 2 kreuzt sich 
mit seinem Nachbarn und greift also über die Mediannaht hinweg. 
Diese Mediannaht selbst ist eine sekundäre Erscheinui^ und ent- 
spricht einerseits dem Umstände, daß die Muskeln dm in der 
Mediane viel näher zusammensitzen als bei den Epimorpha, über- 
haupt nur durch die Mediannaht getrennt werden, andererseits der 
physiologischen Rücksicht, eine gewisse Bewegung der Kiaferfßße 
(mit Einschluß der Ooxostemalhälften) gegen einander zu ermög- 
lichen. Mediane Zerteilungen von Stemiten sind durchaus nichts 
Nenes und namentlich bei Insekten genug bekannt Neben der 
Mediannaht, z. T. auch noch am Hinterrande des Coxostemnms, 
breiten sich die Fasern eines sehr kräftigen beugenden Brücken- 
muskels bm aus, während eia anderer Extensor-Bruckenmuskel bm 1 
dadurch interessant ist, daß er am Hinterrande des Goxostemums 
sich eine beträchtliche Strecke weit mit seinem G^enüber kreuzt. 



IV Google 



über I^ndiMteB-Beiiie. 185 

Starke von den Coxalplatten ausgehenda Flezoren (cm Abb. 10) 
liefen im vorderen sowohl als bia^ren Gebiet derselben, während 
ein schmälerer Muskel cm 2, von der Außenkante der Coxalplatten 
ausgebend, als Extensor des Telopodit wirkt Im Übrigen be- 
merbte ich im Telopodit weder direkte noch BrUckenmuakeln. 
Das GozoBtemum und die Hiiftplatten schließen sich also in der 
Hauptsache an die Verhältnisse bei den Epimorpha an, doch 
fahlen erkennbare Praesternalabschnitte. Die vorderen bei 
den Anamorpha meist bezahnten Teile des Terbindnngs- 
gebietes zwischen HUftabscKnitten nnd Goxosternalplatte, 
können also ab Coxosternalkante und ihre Zähne als Coxo- 
sternalzäline bezeichnet werden, wobei zu betonen ist, daß in 
diesen Vorderrandgebieten keine MuBkeln anzutreffen sind. 

Wir haben also die äußerlich so ähnlichen Stachel- oder Zahn- 
bildnngen vorne an den Gnmdteilen der EieferfUße als verschiedener 
Natur erkannt und zwar als 

Cozalatachel bei den Scuttgeridmf 

CoxosternalzShne bei den Anamorpka, 

Praesternalzähne bei den Epimorpha. 



Das Sternit des Eieferfußsegmentes ist also nur bei 
ScvHgera selbständig geblieben und hier recht klein, bei 
allen übrieen CkiüvM^n tst es groß und breit and mit 
einem Teil der HUften zu einem Coxosternnm ver- 
schmolzen. In diesem Hauptpunkt ist mithin meine neue 
Erklärung, welche ich im XVI. Aufsatz a. a. 0. gab und auch in 
„BroQDB SÜassen nnd Ordnungen des Tierreichs" aufnahm, durch die 
vergleichende Morphologie der Muskeln vollkommen bestätigt 
worden. 

Die große untere Platte des Eieferfußsegmentes der 
Chüopoden (exci. Scutigera) ist also tatsächlich kein Ter- 
waelüangsprodukt der HQften, sondern ein echtes Stemlt, 
seitwärts verwachsen mit Hüftetücken und zwar nicht mit 
den größeren, sondern den kleineren Teilen der Hüften. 

Eine Annäherung an die alte Auschauung der „Coxae coalitae" 
enthält meine jetzige Darlegung gegenüber der von 1901 nur in 
sofern, als ich bei den oberen, versteckter liegenden Teilen, die 
überhaupt von den Forschem meist weniger berücksichtigt wurden, 
nicht nur den äußeren Teil als ein Hüftstück betrachte, sondern 
die ganzen oben von mir als Coxalplatten bezeichneten Teile, 
indem sie die Träger der charakteristischen Coxalmuskeln sind. 
Die Praesternite aber erstrecken sich bei den Epimorpha über das 
vordere, in seinem Innern keine Muskeln, an der Kante aber häufig 
Zahne enthaltende Gebiet, welches vor Coxostemnm und Coxal- 
platten liegt and beide verbindet, während sie bei den Lithobien 
überhaupt fehlen. Bei diesen läßt sich zwischen Coxostemum nnd 



IV Google 



136 Karl W. Verhoeff: 

Cosal-Hauptteilen entweder Überhaupt keine scharfe Grenze fest- 
setzen oder dieselbe wird durch die Raudkaute vom am Coxo- 
stemum gebildet. 

Die früheren Änschauungeu Über die Basalteile der KiefeHü&e 
sind hauptsächlich zweierlei Art gewesen: 

Nach der einen Anschauung — und das war die gewöhnliche 

— handelte es sich um Terwachsene Hüften, während das Stemit 
ftnit Ausnahme von ScuHgerd) in Wegfall gekommen sein sollte. 
Die andere Anschauung, — welche F. Meincrt namentlich in 
seiner Arbeit „Caput ScoTopendrae" Kopenh^en 1883 vertreten hat 

— behauptet, daß die Grundplatte das Stemit und die paarigen 
oberen Platten Prostema seien, das Grundglied des Telopodit aber 
die Hüfte. Durdi den letzteren Irrtum hat Meinert seiner Ansicht 
Abbmch gcthan und diejenigen Forscher, weldie das einsahen, 
übersahen das Gute und Kichtige in seiner Theorie. Wenn er also 
auch die HUflen total verkannte, so ist er hinsichtlich des Sternites 
der Wahrheit doch näher gekommen als die Vertreter der „coxae 
coalitae''-'l1ieorie. Seine eingehende Muskelnntersucbung aber wurde 
unfruchtbar durch den Mangel veigleichend-morphologisciier Gesichts- 
punkte. 

Nachdem ich jetzt die Muskulatur in gebührender Weise heran- 
gezogen habe und gezeigt, daß die Wahrheit teilweise zwischen 
jenen beiden Theorien liegt, ist auch das Verhältnis der EieferfUBe 
zu den gewöhnlichen Laufbeinen festgestellt worden. 

Wenn auch Scuügera hinsichtlich der Kieferfüße anter den 
Chlopoden die niedrigste Stellung einnimmt, so zeigt doch auch 
der Gegensatz im Verhalten der Sternite, nämlich Ver- 
kleinerung aber Selbständigbleiben des Sternit bei den 
Notogtigmo/jhora einerseits, kräftige Entwickelung des Sternit 
aber Verschmelzung mit Hüftteilen bei den J^roat^mophora 
andererseits, daß die phylogenetische Trennung dieser beiden 
Hauptzweige der Chilopoden früh erfolgte und daß, in Überein- 
stimmung mit den, Gegensätzen in einer Reihe anderer Merkmale, 
meine oberste Einteilung der Chilopoden zu Recht besteht. 

In der Gliederung der Kieferfoß-Telopodite macht sich also 
ein immer stärkeres Zurückdrängen der beiden Zwischen- 
glieder, Femnr und Tibia bemerkbar, deren Muskeln und 
namentlich auch Krallenmuskeln, im Zusammenhange da- 
mit nach und nach verschwinden, während die prae- 
femoralen Krallen muskeln bei allen Chilopoden gnt ent- 
wickelt sind. Die rückschreitende phylogenetische Entwickelang 
von Femur und Tibia bei den Kiefenüfien steht im schärfsten 
Gegensatze za den entsprechenden Verbältnissen der Laafbeine, 
aber hier wie dort entspricht diese Entwickelung den verschieden- 
artigen Funktionen, die ja so bekannt sind, daß es keiner weiteren 
Auseinandersetzung bedarf. 

Auch hinsichuicb der Kraltenmnakeln der KieferfÜBe stehen 
J^otogligmophora und FUuroetigmopftora im Gegensatze, indem bei 



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über Tracheateu-Beine. 137 

ErstereD die Krallenmuskeln von Femur und Tibia gut ausgebildet 
sind, gnindwärts über das Telopodlt aber keine Erallenmuskela 
hinausgehen, während bei den Letzteren in der Tibia keine Erallen- 
muskeCi mehr auAretea, wohl aber an Coxa oder Stemit oder einem 
von beiden. Diese aas Coxa oder Sternit kommenden Kr allen - 
oauakeln der Pleuroriigmophora — welche zuerst Meinert fUr 
Scolopendra nachwies — sind ein Punkt, in welchem sich die Kiefer- 
fQfie von den Laufbeinen (soweit bekannt) überhaupt unterscheiden, 
doch ist anzunehmen, daß die Urbeine ebenfalls solche Rumpf- 
krallenmuskeln besessen haben, die KieferfüSe hierin also ein sehr 
orsprüngliches Merkmal bewahrt haben würden. 

Gnmdwärtige Brückenmuskeln bm" und endwärtige hm* ent- 
sprechen den betr. Mnskeln gewöhnlicher Laufbetne. 

Die Deutung der Kieferfußglieder nach den Muskeln entspricht 
also der durch mein Muskelhomologi^esetz zusammengefaßten 
Erklärung der Gliederung und Muskulatur der Laufbeine, soweit 
überhaupt entsprechende Muskeln vorkommen. Das endwärtige der 
beiden Zwischenglieder kann mithin schon deshalb kein Tarsus- 
glied sein, weil es bei Scutigera einen deutlichen Klauenmuskel 
enthält und weil außerdem sonst das Praefemur (der Laufbeine) 
entweder fehlen würde, (was ganz unverständlich wäre) oder im 
Grundgliede des Telopodit enthuten sein müßte, sodafi dieses dann 
ein Praefemorofemur sein müßte. Dem widerspricht aber schon das 
Verhalten der Brückenmuskel tun', welche aus der Coxa kommen, 
während sie das als endwärtige Brfickenmuskeln nicht dürfton, auch 
müßte dann der Brückenmuskel bm' an den Tarsus gehen, was 
ebeofaUs bei Laufbeinen nicht vorkommt, bei denen an den Tarsus 
nnr Kniebrückenmnskeln abgehen. Die bisherige Tarsus- 
deutung war also unrichtig, d.h. der Tarsus ist ganz im 
Tarsuognlnm enthalten. 



m. Die hinteren Mundfüfie. 

Von den Kieferfüßen weichen die hinteren MundiÜße außer- 
ordentlich stark ab, nicht nur in der Größe nnd Gestalt, sondern 
auch in wichtigen Grundzügen ihres Baues. Einmal ist von einer 
Entwickelungsrichtung zur Verkleinerung oder gar VerkümmemDg 
der Glieder Femur und Tibia nichts zu merken, sodann ist die 
Kralle entweder ganz selbständig entwickelt, oder sie fehlt, während 
wir es bei den Kieferf^ßen immer mit einem Tarsungnlum zu tun 
haben. Ein wichtiger und bisher ganz verkannter oder doch un- 
beachteter Unterschied li^ in dem Verhältnis von Stemit und 
Hüften, indem die bei den Kieferfüßen niemals fehlende, 
direkte Sternitmuskulatur bei den hinteren Mundfüßen 
vollkommen in Wegfall kam. Zwar ist auch bei den hinteren 
MundfUßen das Stemit, so weit es überhaupt erweislich blieb, mit 
den Hüften zu einem Coxostemum verwachsen, (vergL z. B. anbei 



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138 Karl W. Terhoeff: 

Abb. 6a, von LäAobiut) aber diese Verwachsung ist eben eine 
wesentlich andere: Im CozOBternnm der Eieferfüße fiberwiegt 
entschieden das Sternit und ea ist nur mit kleineren Teilen 
der Hüften verwachsen, während bei den hinteren Mnnd- 
fUSen die Hüften einheitlicher Natur sind und das Sternit 
nur eine ventrale Verbindungsplatte zwischen den Hüften 
darstellt, welche von aehr verscluedener Größe ist, bei Scutigera 
noch durch seitliche Leisten deutlich, bei Liihahius (Abb. b) nur 
noch sehr schwach abgesetzt, während in den meisten Fällen diese 
Btemale Verbindungsplatte gar nicht mehr markirt ist, aber trotz- 
dem entweder deutlich vorhanden, wie bei Geophäua (Abb. 7 a), 
Pachymerium, Ckaetecheli/ne, Dignathodon und andem Geopbiliden, 
oder schwach angedeutet wie bei HimaTOarium, Vrga (Abb. 8) und 
Cri/ptopt (khh. 6) oder ganz rudimentär z.B. bei Seolopendra. Alle 
diese Fälle haben aber das Gemeinsame, daß das Sternit mit 
den Hüften fest und unbeweglich verbunden ist, sodaß wir 
eigentlich auch schon bei SctUtgera von einem Coxosternum spredien 
können, während bei den KieferfUßen im Gegenteil der Stemit- 
bezirk g^en die coxalen Hauptteile immer reichlich verschiebbar 
ist. Diesem G^ensatz der hinteren MundfüBe und EieferRiße ent- 
spricht nattirlicQ das geschilderte Fehlen oder Vorhandensein 
der direkten sternocozalen Muskeln. Bei Geophiliden kommen 
übrigens am Stemalbezirk der hinteren Mundfuße bisweilen eine 
Anzahl einzelliger Hautdrüsen vor, wie sie auf den gewöhnlichen 
Stemiten dieser Familie so hän^ sind, z. B. bei Cha^chdynt 
veauviana Newp. Wenn der stemiue Bezirk auch meist nidit mehr 
abgesetzt ist, so macht er sich doch häufig durch eine Ftreiten- 
erstreckung bemerkbar (Abb. 7), wie sie nicht vorhanden sein 
würde, wenn es sich hier nur um verwachsene Hüften handelte. 
In der Regel verläuft der Vorderrand des Goxostemuin der hinteren 
Mundfuße mit hohler Buchtung, in andern Fällen ist die Mitte fast 
gerade und quer abgesetzt, nur bei Bothriogmter affinis Szel. sah 
ich den stemalen Bezirk auch durch einen vortretenden mittleren 
Lappen am Vorderrande zum Ausdruck kommen. 

Die Hütten sind an der ventralen Seite stärker ausgedehnt 
(V Abb. 6) als an der dorsalen x. Die HüftmuBkeln kommen von 
den basalen Rändern, zwei Extensoren des Telopodit kommen vom 
ventralen (cm») und dorsalen Htlftrande (cm'), ein Flexor cm eben- 
&l11s vom dorsiden, manchmal ein anderer Flexor auch vom ventralen. 
Ein anffallend nach innen ausgedehnter Muskel m, welcher eben- 
falls als Flexor wirkt, kommt bald mehr bald weniger deuthch, 
aus dem Bereiche des stemalen Bezirks (Abb. 5 u. 6). Ich halte 
ihn lUr einen Rumpfbrückenmuskel, der diesen Charakter dadurch 
eingebüßt hat, daß das Sternit mit den Hüften fest verwuchs. 
Besonders deutlich ist seine Eigenart ebenfalls bei BothriogagUr 
erhalten, wo er, mit seinem Gegentiber in der Mediane hart 
zusammenstoßend, inmitten des stemalen, vorne vorragenden 
Bezirkes liegt. Im Vergleich mit den EieferfUßen ist auch zu be- 



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über TrMkeaten-BeiM. 139 

achten, daß die Goxotelopodit-G-elenkknöpfe der faiDtereo MundfUße 
viel weiter nach inncD zu li^en, zumal sich bei ihnen die Extensor- 
tnuskeln ganz außen von diesen Knöpfen ausbreiten. 

Die Telopodite sind wieder ein aufTallendes Beispiel ftir das 
wau ich mehrfach über den großen Gegensatz zwischen Soto- 
atigmophora und PUurostigmopkom angegeben habe. Die hinteren 
MundJnße von Scutigera entbehren nämlich sowohl der Erallen als 
der Krallenmuskeln, während den Dbrigen ChUopoden beides zu- 
kommt, wenn auch bisweilen in schwacher Entwickelung, aber 
trotzdem sind sie im Allgemeinen bei dieser Gattung am ursprüng- 
lichsten geblieben, weshalb sie auch wieder als Ausgangspunkt dienen 
müssen. Ihre Telopodite bieten den denkbar schönsten 
Übergang von Lanfbeinen zu MnndfUßen, indem sie, von 
den Krallen abgesehen, eine typische DrsprUngliche Ckilopodm- 
Beingliederung aufweisen, nämlich zunächst einen kleinen 
maskellosen Trochanter (Abb. 4| und darauf folgend vier 
deutliche gfoBe Gheder, die sich ohne Weiteres als Praefemur, 
Femar, Tibia und Tarsus erkennen lassen. Der Trochanter 
besitzt an seinem Endrande bei x sogar noch den für gewöhn- 
liche Laufbeine von ScuHgera charakteristischen, die 
Abbrechstelle bezeichnenden, dunkeln Verdicknngsring, 
anch konnte ich tatsächlich feststellen, daß diese MundfUße noch 
leicht an dieser Stelle abbrechen, obwohl das natürlich von 
keiner Bedeutung mehr ist. Die Telopoditmuskulatu r entspricht, 
soweit sie eben erhalten blieb, durchaus der der gewöhnlichen Lauf- 
beine, (vergl. meinen 4, Ansatz über Tracheaten-Beiue, Nova Acta 
1903). Wir haben zwei grundwärtige Brückenmuskeln bm und bm', 
welche die beiden auf den Trochanter folgenden Glieder durch- 
ziehen und am dritten, der Tibia als Flexoren wirken. Femer 
beobachtet« ich drei direkte Muskeln, zwei im Praefemur dm, dm' 
und einen im Femnr. Die Tibia enthält keinen direkten Muskel 
und ist durch das Erlöschen der Kralle sekundär überhaupt muskel- 
los geworden. 

Die Telopodite der hinteren Mundftiße aller übrigen 
Ckilopodfn weichen von denen der Scutu/era nicht nur durch das 
völlige Fehlen des Trochanter and den Besitz von Krallen 
nnd Krallenmuskeln ab, sondern auch durch das Verhalten des 
Praefemur. 

Während dasselbe nämlich bei Si-utigera nach obiger Schilderung 
(Abb. 4 prf) sich als ein durchaus typisches, wohl au^eprägtes 
Beinglied darstellt, ist es bei den andern ChUopoden ni]^en<u tyuisch 
entwickelt und entweder nur durch eine Kerbe angedeutet y (Abb- 5 
bei IMhobim), welche ich Praefemurkerbe nenne, oder durch 
eine Naht (j Abb. 6 bei Ort/ptofts), welche aber nicht ganz voll- 
ständig ist. Einen direkten Muskel babe ich für dieses Glied bei 
den PUurostiffmophora nicht beobachtet, doch hat ihn F. Meinert 
(^Caput Scolopendrae) für Scdopmdru tub^pinipet angegeben, wo er 



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140 Karl W. Terhoeff: 

aber auch klein za sein acheint and keine typische Gliedgrecze 
vorliegt, (vergl. Meinerts Taf. II Abb. 5 b. 10). 

AJle diese VerhSltnisse zeigen klar, daß es sieb bei deo 
hinteren Mundfüßen um ein Fraefemorofemur sekundärer 
Natur handelt. Bei den Anamorpha und Scalopendriden TAbb. 5 
u. 6) weist auch die äußere Gestalt noch auf diesen Yerscbmelzunga- 
prozeß hin, indem das Fraefemorofemur länglich und gebogen 
ist, während es innerhalb der Geopkäiden (Abb. 7 und 8) immer 
gedrungener wird. 

Hinsichtlich der Eralleumuskeln zeigen die Telopodite der 
hinteren Mundfiiße bei den Pleuro^igmophora ebenfalls Verhältnisse, 
welche sich (weit mehr als bei den KieferfUßen) an die typischen 
Laufbeine anschließen. Bei allen Gruppen beobachtete ich stets 
zwei Erallenrnnskeln, einen femoralen km' nnd einen tibialen 
km, also entsprechend dem Typus der Insektenbeine. Dieses 
zweite Telopoditglied ist als letztes krallenmuskelluhrendes 
scharf genug charakterisiert. Bei Orya schien es mir, daß noch 
ein schwacher Exallenmuskel (a Abb. 8) aus der Coxa konunt. Für 
Scolopendra gab auch Meinert zwei Krallenmukeln in einer mit 
meinen Befunden Über einstimmenden Weise an. Ein langer, 
schmaler BrUckenmuskel (bm^ Abb. 5 und 6) kommt aus der Hüfte, 
durchzieht das Fraefemorofemur und bedient als Flexor die Tibia. 
leb fand ihn bei Lit/tobius und Cri/plopa, nicht aber bei den Oeo- 
pküiden. (An den Eieferfüßen entspricnt ihm der Muskel bm* von 
Scvtigera Abb. 9). Bei allen untersuchten Pletiroaigmophora konnte 
ich den Euiebrückenmuskel bm' feststellen. Meinert hat ihn 
bei Scolopendra beobachtet und giebt sogar zwei dicht neben ein- 
ander an. Direkte, meist kräftige Muskeln dm^ und dm' finden 
sich ebenfalls allgemein, entwehr als Flexoren oder als seitliche 
Muskeln entwickelt. Der Muskel bmic (Abb. 5) des Fraefemoro- 
femur von Lititobius ist offenbar ein grundwärtiger BrUckenmuskel, 
welcher durch Einsciunelzuug des Fraefemur zu einem direkten 
wurde. Der Tarsus ist al^emein ungegliedert und mnskellos. 
Die Gelenke zwischen Coxa nnd Telopodit haben ihre deutlichen 
beiden Enöpfe st«ts oben nnd unten. Deutliche Fraestemite habe 
ich auch bei den Epimorpha nicht feststellen können. 



IV. Die vorderen Mundfüfie. 

Sowohl in physioltmscher als auch morphologischer Hinsicht 
weichen die vorderen MundfUße (nebst ihrem Stemit) von den 
hinteren nicht weniger ab als diese von den EieferHißen. Bei 
Lifkobius (Abb. 23) miden wir ein Coxosternum, welches durch 
einen tiefen medianen Einschnitt fast in zwei Hälften geteilt ist, 
doch hängen dieselben bei x auf kurzer Strecke noch zusammen. 



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Ober l^ractaeaten-Beiue. ]41 

Die Sternitteile ebd Tollkommen mit deo Hüften verwachsen. 
Trotzdem treffen wir nocli deutliche Muskeln zwischen beiden an, 
was damit zusammenhängt, daß die vorderen Mundfüfie stark bei 
dem Aussaugen nnd Ansorlicken der Nabrnngsteilchen mitwirken. 
Daher müssen sie gegeneinandergepreßt werden, was zugleich ein 
Heraofbiegen der äußeren Teile mit sich bnngt. Trotz der 
genannten Verwachsung werden äußere und innere Teile des Coxo- 
Btemum, in Folge ihrer Elastizität, in der Weise gegen einander 
verscbobeu, wie die Hälften eines Bogena durch VeAürzung seiner ■ 
Sehne. Diese Muskeln sind ein direkter Kumpfmuskel dm, welcher 
innen vom Stemit nach außen in den Hüftteil zieht und ein Rumpf- 
brückenmuskel bm, welcher ebenfalls von innen aus dem Stemit 
(vor dem vorigen) nach außen verläuft und zwar innen an den 
Telopoditgmnd. Außen im Huftteil bemerken wir die Hüftmuskeln 
in bekannter Lage, einen Flexor cm und zwei Extensoren cm'. 
Zwischen Coxostemum und Telopodit sind keine deatlichen Oelenk- 
knöpfe mehr ausgebildet, nur ist die Innenecke ein Venig verdickt. 
Das Telopodit, bekanntlich aus zwei deutlich von einander ab- 
gesetzten Gliedern bestehend, enthält nur zwei aus dem Coxal- 
abschnitt kommende Brückenmuskeln, von denen der eine sich 
innen als Flexor bme an das Endglied heftet, während der andere 
mehr in der Mitte verläuft bme' und noch etwas über das Gelenk 
der beiden Telopoditglioder wegstreicht. Die Stemithäften springen 
in starke Goxostem^lappen, Vorderlappen vor pl, welche ohne 
Grenze in das übrige Stemit übergehen. 

Bei Larven, z. B. Fullus mit 10 Beinpaaren, fand ich die 
Stemithälften und aucb die Vorderlappen stärker zusammengedrängt, 
bei erwachsenen L. {I'oli/bothrus) faaciatua dagegen stehen me 
Lappen weiter auseinander, womit die stärkere Verwachsung als 
das ursprüngliche angewiesen wird. 

Scolopendra stimmt in den meisten Punkt«n überein mit dem 
eben von Litholiw Gesagten, doch findet sich zwischen Hüften und 
Stemithälften eine noch ziemilich scharfe Grenze, gebildet nicht nnr 
durch eine basale, tiefe Bucht (b. Abb. 24), sondern auch eine 
neben dieser sich erstreckende, einschneidende, fast vollständige 
Nahtlinie. Die inneren Ränder der am Ende löffelartig ausgehöhlten 
Vorderlappen greifen über einander. Bei Scolopendra bemerkte ich 
drei direkte Stemitmuskeln, von denen einer dm^ weiter nach außen 
in die Hüfte greift, die beiden andern dm und dm' aber nur bis 
in die Gegend der inneren Grenze des Hüftteils. Von dieser Stelle 
bis zur entsprechenden der andern Seite verläuft ein querer Muskel 
qm, welcher den queren Stemitmuskeln qm gewöhnlicher Rumpf- 
bauchplatten entspricht, (vergl. Abb. 2 und 3); aucb dieser dient 
dem queren Zusammenpressen der vorderen Mundfüße. Zwei bis 
drei Coxalmuskeln, zwei TelopoditbrUckenmuskeln verlaufen wie bei 
Liüiobitix. Im grundwärtigen der beiden Telopoditglieder konunt 
aber nocb ein breiter direkter Muskel vor (dm 3). 



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143 Kkrl V. Yerkoeff: 

Unter den GeophüMen finden wir eine immer weiter gehende 
Verkümmerung der Telopodite. Manche Formen lassen noch 
zwei deutlich getrennte Glieder and entsprechende Mnskeln erkennen. 
Bei andern Arten, z. B, Geophüu» carpophagu» (Abb, 25) ist die 
Gliedgrenze schon nndeutlicher geworden und es kommt nnr noch 
der iimere BrOckenmaskel vor. Noch andere Formen, wie Qiae- 
techeltftw veaumana (Abb. 26) lassen das Telopodit Überhaupt als 
sehr kurz und ganz ausgesprochen eingliedrig erkennen, Hier hat 
' sich der äußere der beiden Telopoditbrückenmuskel erhalten bme'. 
Das Coxostemnm zeigt recht Terschiedene Ausbildungsweisen, ein- 
mal eine mehr oder weniger vollständige Zweiteilung (Abb. 26 von 
Chaeteciieli/ne) und dann wieder Fälle eioer mehr einheitlichen 
Gestalt (Abb. 25 von Geophüua), wobei die Vorderlappen manchmal 
scharf vom Übrigen St«nut abgesetzt sind, sodaS sie dann auch als 
Praestemite bezeichnet werden könnten. Longitudinalmoskelo kommen 
in der Mitte des Stemalgebietes und auch seitwärts vor (Im, Im'), 
wie derartige Muskeln ja von den hinteren MundftiÖen und Kiefer- 
fÜBen bekannt sind. Von Goxalmaskeln habe ich bei Geophiliden 
meist nur äußere beobachtet (Abb. 25 und 26), bei Orya auch 
innere. Direkte Sternitmnskeln dm fand ich bei den meisten hierauf 
untersuchten Gattungen. 

Sctäü/era weicht von allen andern Gattungen wieder auflällig 
ab durch die namentlich von E. Haase trefflich erörterten Nfaxillar- 
oi^ane, auf welche ich nicht einzugehen brauche. Nur die an die 
Basis derselben sich anheftenden, beiden Muskeln sind hier von 
Interesse. Dieselben dienen als Retraktoren für das mittelst 
seiner glasigen, zarten Haut ausstülpbare Organ, sind aber ver- 
gleichend-morphologisch dieselben Muskeln, welche ich in Abb. 23 
lur Lithobius als Stemitmuskeln bm und dm beschrieben habe. 
Der Muskel bm ist aber bei Scvtigera viel stärker und edlillt den 

f roßten Teil des Gliedes I, indem er nach außen sich stark ver- 
reiternd, sich strahlenartig spreizt. Di68er Muskel erscheint daher 
in der Flächenansicht als ein beinahe gleichseitiges Dreieck. Der 
direkte Muskel dm zieht quer nach außen durch die Hüfte und ist 
bei Scutiffera viel schmäler als bm. Das grundwärtige Telopodit- 
glied ist überhaupt verhältUch groß, größer als das endwärtige, an 
welches, trotz der nur innen scharfen Abgrenzung, dennoch ein 
starker Telopoditbrückenmuskel zieht. Coxalmuskeln treten in 
typischer Weise auf. Das mit feiner Mittelnaht versehene Stemlt 
ist seitlich, ähnlich Scolopendra, durch eine scharfe Naht abgegrenzt, 
die sogar noch etwas deutlicher ist als dort, aber nicht ganz voll- 
ständig. Am Telopoditendglied kommt innen eine abgekürzte Naht 
vor, welche auch bei einigen llevrosligmophora bemerkt werden 
kann und eine Urkunde ist, der Entstehung dieses Gliedes aas 
ursprünglich zwei getrennten. Kleine Vorderlappen am ätemit 
fehlen auch Scutigera nicht und sind wieder löffelartig ansgehöhlL 



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über Tracheaten-Beme. X48 

Longitudinalmuskelii gehen in bekannter Weise an den Stemitgnuid, 
Pleuralmnskdn an die Hfiften. 

Die Aasbildung eines Cozosternnma der vorderen 
Mnndftiße gilt also allgemein für alle Chilopoden, wobei 
dasselbe von den Vorderlappen abgesehen, bald einheitlicher Natur 
ist, bald außen oder tauen in der Mediane, oder an beiden SteUen, 
mehr oder veniger abgesetzt oder eingescbnUrt. Meistens kommen 
zwei Telopoditdieder vor. Früher (XVI. Aufsatz S. 39-2) habe ich 
dieselben als Femur und Tibiotarsale gedeutet. Jetzt, wo ich 

fezeigt habe, daß diejenige Gliederbomologie der Beine der 
nsekten und Chilopoden, welche man bisher annahm, unhaltbar 
ist und daß namentlich die Muskulatur zur richtigen Glieder- 
charakterisierung unentbehrlich ist, sind daraus ganz andere und 
zwar viel gründlichere Begriffe der Beinglieder gewonnen 
worden Aber gerade diese zeigen, daß die Telopodite der 
vorderen Mnndfiiße bereits so stark umgewandelt sind, daß 
eine absolut sichere Deutung der beiden Obeder I und II (Abb. 23 
— 26) nicht mehr möglich ist. Wir können lediglich dann, wenn 
wir die hinteren MundftiBe als Ausgangs- und Yei^leicbsobjekt 
benutzen wollen, es als wahrscheinlich bezeichnen, daß das 
Glied I ein Praefemorofemar und II ein Tibiotarsale sei, 
indem wir die Muskeln bme und bme' mit dem Muskel bm* 
(Abb. 5 und 6) der hinteren MundfUße vergleichen können und 
daher auch die Annahme des Gliedes I als Trocnanter ausgeschlosseo 
und die als Praefemur unwahrscheinlich ist Diese Deutung würde 
sich also, wenn wir von der Änderung der Grundlage absehen, 
mit meiner früheren decken. 



Vordere und hintere MundfUße sowohl als auch die 
EieferfUße stimmen allgemein darin Gberein, daß das 
Sternit mit den Hüften zur Bildung eines Coxosternums 
mehr oder weniger verwächst, wobei an den EieferfUßen 
und fast immer auch vorderen Mundfüßen die direkte 
sternitcoxale Muskulatur erhalten bleibt, nicht aber an 
den hinteren Mundfüßen. 

Nur an den Kieferfüßen von Sculiifera bleibt das Sternit einiger- 
maßen selbständig und an den hinteren MundfÜßen wird es bei 
einigen Formen rudimentär. (Scolopendra). 

Einige der wichtigsten Gegensätze der beiden Hanptgmppen 
der Chilopoden in Hinsicht auf die Mundteile, sowie die sehr ver- 
schiedenartige Ausbildung der Rieferiüße, vorderen und hinteren 
MnodfÜSe, möge die folgende Zusammenstellung veranschaulichen: 



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Karl V. Terboeff: 

PleonwtiCBophoT». KiittwtifiiioiiboT*. 

Hfifteii certeitt, CosOBternniD anteo Hfiften nnil Sternit eiDbeitlich. 
nnd Coialplatten darüber. Coxalplatten 
ond Telopodit« dentliicb gegen das 
CozosteruDin beweglich. 

Sternitbezirk groB. Sternit schwalb, 

StemiCcoiale Hnskalatnr deatlich entwickelt. Troclianter niemals 
selbständig, in dem stets sebr starken Praefemar enthalten. 

Telopodit mit mehr oder weniger Femar nnd Tibia stark entwickelt, 
Terkleinertem Pemnr ond Tibia. Tibia beide mit dentJichem Kralleumoskel. 
stets ebne, Feninr selten mit Eralleo- Kralle des Tarsnngalnm deutlich be- 
mnskel. Eralle des l?arsangnlnm ab- grenzt 
gesetzt. 

Stemitcoxale Uaskolator fehlt, das Steiiiit bildet Dor eine gegen die 
einheitlicheD Hfiften nicht Terschiebbare, mehr oder weniger dentlicbe Ver- 
lad ongsbrttoke Ewisiihea den Hüften. 

Krallen and Krallenmnskeln (in Krallen q. Rrallenmuskeln fehlen. 
Femnr nnd Tibia) voriianden. 

Trocbanter fehlend. Trocbanter Torbanden nnd ganc 

selbstttndig. 

Praefemar nnd Femnr zo einem Praefemar ebenfalls vollkommen 
Praefemorofeniar verwacbsen, was dnrch selbständig. 
Naht oder Kerbe angezeigt wird. 

Haxillarorgane fehlen. Uaxillarorgane Torhanden. 

Coxostemum allgemein vorhanden; der stemale Teil in der Uitie oft 
mehr oder weniger eingeschnitt«D. Hfiften einheitlich. Der StemaltAÜ bildet 
eine Yerbiudnngsbrücke. Trotzdem sind meist st«mitcoxale Hoskeln ans- 
gebildet. 

Telopodit stark verkümmert, ans fa(5chst«ns zwei eeht«D Gliedern be- 
stehend. Niemals Krallen, 



V. AnmerkUI^eil (LitteratarrUckblick). 

Auf Grund vorliegender Untere ucbungen kann ich hinsichtlich 
des Hypopharyux der Ckilopoden nur wörtlich daa wiederholen, 
was auf S. 3^7 in meinem XVI. Aufsatze über palfiarktiscbe Myrio- 
poden steht: (Nova Acta 1901) 

„FUr unhaltbar muß ich die Hypopharynx-Theorie von 
Hejmons bezeichnen') wonach dieses Geoilde die verwachaenen 
Stemite der drei Kiefersegmente vorstellen soll. Wir haben im 
Vorigen gesehen, daß die Bauchplatten der MundAiße ein ganz 



') Die Segmentierung des InsektenkSrpers, Berlin 1895, S. 24. 



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über TnoheatoTt-Beine. 14$ 

anderes Scliicksal haben and gevissenDaSen an diesen Fttfieo selbst 
teÜnfJunen . ** 

Heymons sprach die genannte Ansicht allerdines fUr Insekten 
ans, aber es ist sehr nnwahrscheinlich, daß dies^ben hierin so 
avnallend von den Cltüopoden abweichen sollten. Neuerdings hat 
Heymons selbst') ansdrQcklich fUr Scolopmdra angegeben, daß 
deren „Hypopharynz nur aus dem Stemit des Mandibelsegmentes 
hervorgeht" In N. 662 des zoologischen Anzeigers nahm ich znr 
Frage der Stemiie der Mund- und EieferfliBe und Heymons Mit- 
telungen a. a. 0. bereits Stellnng. Jetzt will ich dem noch hinzu- 
fOgui, daß das was Heymons in seiner Textfigur IX mit „stern" 
bezeichnete, offenbar nur ein Sttlck Zwischennaat ist. Dagegen 
stimmt vollkommen mit meinen Beobachtungen die abgekürzte Naht, 
welche er seitwärts an den mit -coxl" bezeichneten Teilen angiebt. 
NatQrlich sind die sogenannten „Goxalfortsätze" in Wirklichkeit die 
Stemith&lAen, wie die Muskulatur, (welche Heymons nicht berück- 
sichtigte) entscheidend beweist. Solche -Cozalfortsfitze" kennen 
wir ja anch überhaupt nicht von typischen Chüopoden-B&inea, sodaß 
de hier etwas Ungewöhnliches vorstellen würden. Vollkommen 
übereinstimmend sind Heymons und meine Beobachtungen über 
das Cozosternum der hinteren MondfUße, nur ist zu bemerken, 
daß gerade hier die von ihm allein berücksichtigte Gattung 
Scolopmdra nicht geeignet ist ein klares Bild zu schaffen, denn 
gerade bei ihr ist der betr. stemale Anteil sehr klein geworden, 
weshalb ich ihn oben auch als rudimentär bezeichnete. Nicht 
recht klar ist dagegen das was Heymons auf S. 52 Über die 
-Stemocoxalplatte" der EieferfUßd schreibt. Jedenfalls hat er das 
Stemit ganz verkannt. Das Stück „str" seiner Abb. XI ist der 
nnzweiffuhafte Anteil der Zwiachenbaut, welche hier, der eigen- 
tümhchen Verbindung des Cozosteniums der KieferfÜBe mit den 
hinteren MnndfUßen entsprechend, einen fast halbkreisförmigen Ver- 
lauf und Querschnitt zeigt. Heymons ist nicht auf alle Skelett- 
teile eingegangen, geschweige denn die Muskeln, Er setzt „die 
Zahnpl&tten der meferfiiße den Coxalfortsätzen der vorderen 
HaxiUen homodynam". Das ist aber nicht ganz zutreffend, denn 
die Fortsätze der vorderen Uaxilleo sind ausschließUch stemaler 
(oder praestemaler) Natur, während die „Zahnplatten" verschiedenen 
Ghara£terB sind, je nach den Gruppen. Bei lAthobiut sind sie 
wie ich oben ze^;te als ein Mischunga- und Grenzgebiet von Coxo- 
Btemiun und Cozalplatten anzusehen, während sie bei manchen 
Seolopmdnden ausgesprochen interkalare (praeaternale) Natur haben. 
Die Glieder der Mnnd- und Kieferftße hat Heymons mit Z^en 
versehen aber nicht erklärt, richtig erkannt hat er das Verwachsen- 
Bein der Eieferfußklauen aas zwei Gliedern nngel&hr gleichzeitig 
nnd unabhängig von mir. 



■) EDtwiekelmigigeKhichte der Scolopender, Stuttgart 1901, S. 60. 
k. Mui. »M. B4, 1. H. a 10 



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146 E»rl W. T«rha«ff: 

F. Meinert (Caput Scolopendrae) gab dos zntn ersten Male 
eine genaue Einsicht in die Kopf- nnd Mnndteile-Mnsbnlatar der 
Chüopoden. Seine soi^;fältieeD Bescbreibungen haben wie ee 
scheint nicht die gebfihrende Beachtung gefunden. Und doch hatte 
er dfls Stemit der vorderen Mnndfwe schon richtig an&efaBt; 
nnrichtig allerdings die Häfttole. Ton den Mnndteilmnskem bei 
Seolopmdra habe ich die meisten bestStigw kennen nnd anch im 
Einzeben oben Einiges angefOhrt. Wenn aoch der Mangel dee 
vergleichend mon>holoKischeD Gesichtsponites bei Meinert schwer 
in die Wagschale JsSt, so wflrden doch seine Hitteilnngen vor 
manchen früheren Irrtümera bewahrt haben, wenn nicht die Ter- 
gleichende Monihologie der Muskeln bei den Gliedertieren bisher 
meist so sträflich vemachlSssigt wäre. (Geschehen im engsten 
Znsammenhange mit allen jenen bekannten Folgeerscheinung«] der 
einseifen Mikrotom-Ferio^ der Zoologie!) 

In seiner Arbeit „Neues fiber palKarktische Hrriopoden'' 
Zoolog. Jahrbücher 1899 machte C. Attems einige ImtteUangen 
-ober die KieferfQße der ChUopaden'^, worauf ich jetzt zum 2. Male 
knrz zurGckkomme. Attems war der erste, wetäier meine neuen 
Hundteil-Erklärongen bekämpfte. Er berief sich n. A. auf die 
damab bereits „so gut" bekannten einschlägigen Verhältnisse. Ich 
bin Qberzeugt, dafi er mir jetzt beistimmt, wenn ich die genOgende 
Klärung der Tatsachen bereite 1901 bezweifelte und es f&r not 
wendig hielt vielmehr diese Elfirung erst durch weitere ITntei^ 
sochungen anzubahnen. Ebenso stont ee nmunehr fest, daB die 
HOftfrage eine weit schwierigere ist als sie es nach dem Schema 
der „zwei Halbringe" Latzeis zn sein schien. Attems irrte 
sich jeden&lls mit seiner Annabmei daß „die Verhähziisse" der 
Mundteile „bei allen Chüopoden fast ganz die gleichen" seien. 
Ebenso wenig zutreffend ist es, daß an den HBften der Kiefer{66e 
„mit geringen Ausnahmen die Verwacfasungsnähte erhalten" ge- 
blieben sein sollen, denn tatsächlich ist das Coxostemnm der ^ti- 
morpha in seinem Stemalteü in der Mitte durchgehends einheitlich. 
Nie und nirgends hat Jemand bei den Plmtroatigfnophora 
etwas von einer Verwachsung der im Vorigen als Goxal- 
platten bezeichneten Teile gesehen. Diese Teile bleiben 
stets weit und vollkommen von einander getrennt. Das 
Einheitliche des Sternalgebietes und das Qetrenntsein 
der Coxalplatten sind ernndrersohiedene und in beiden 
Fällen ganz ursprüngliche Dinge, welche bisher fälschlich 
gleichartig angesehen worden. ■) 



') In B. 096 des tMlag. Anzeigers h&t BSrner anf 8.306—313 etwas 
Aber Cftifatpoden-Mtoidteile geschrieben, was i<^ trots der vielen Unrichtigkeiten 
nicht Übergehen kaim. Die lOngel der BOraerscbeii verglelabeiideD Bein- 



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über IWikeatn-Beine. 147 

Ober die Neb enge bilde der Hfifte habe ich bereits oben ge- 
Bprochen nnd habe jetzt auch mit einigen Worten «nf die Plenren 
emzogehen. H e y m o n s stellte in seiner Arbeit „Beiträge zur 
Morphologie und EntwickelongsgescMchte der Rbynchoteu" Nota 
Acta 1899 den Begriff der Subcoxa aof. Er spricht anf S. 95 
anch über Blattiden was mir im vorigen Jahre entging, da ea in 
einer Rhynchoten-Arbeit nicht zu erwarten war. Es heifit dort: 
„Auch bei den Blattidm finden flieh vor dem HOftgliede des B«nea 
svei kleine Skelettatücke vor, die darch Fnrchen wieder in mehrere 
Unterabteilongen zerlegt werden and welche man bisher als 
Epiaternam nnd Epimeriim bezeichnet hat. An diesen Skelett- 
stQt^en entspringt ein Teil der in die H&fte eintretenden Muskulatur 

üitemichBaget) habe ioh bereite in fi-Qberen AnfUUsen dargelegt. Uuriobtige 
Gnuidlagen and daher koch nnrichtiger Aofbanl WUirend er bei den Lauf- 
beiDen aber die Huknlatnr wenn ancli Dicht richtig verwehrtete, ro doch wenigsteni 
etwa« ber&cktiehtigt bat, kQnunerte er sich bei den HnndiUSen ttberbaapt 
nleht nm dieeelbe. Daher entfielen für ihn die nngemein wichtigen HDibmittel, 
welohe er bei gründlichen Stndinm hatte erlangen IcQnnet). Anch hätte er 
wie er wlbit lobreibt „aehwerwiegeDde Fehler leicht Termeiden kOnnen, wenn 
<r die Arbeiten seiner Vorgibiger genflgend gewflrdigt hKtte". Ea ist ttber- 
UHig lüle Fehler Btfrners in besprechen, da sich die«elbeD aoa vorstebender 
Arbeit ohnehin ergehen, nnr wenige Pankte seien erwShnL Als Stemit der 
KieferfHße i»t ein Sttickcben Zwischenhatit angesprochen. Der Begriff des 
TttHU denelben wird serriuen nnd nnr enr HUfte mm TarfnmgtdniD gesogen, 
nu" «ädern HUfte aof das endwärtige Zwischenglied besogen. In Folge der 
Tertonirnng dee Pnefemnr ist an den KieferfUßen ein Trochanterofemnr 
konstroiert Als OMiaeeai-Uemiueoeu komDt wieder ein „Gozopodit" vor. 
Daß ein Pnwtemani „gar nleht existiert" ist anrichtig, namentlich fUr die 
ugewandte Oattnng Scob-peiiilra. Die beiden Hazillenpaare sollen Ja gleiofaem 
l^na allen CMlcpmi«»" nkommen („abgesehen vom Hazillaroi^n der ScmU- 
$aridnf'), während wir oben sahen, daß t. B. die hinteren UnndfUße von 
Seiäigera gnna heMcfatlicb von denen der andern Chäupoden abweichen nnd 
daß aoeh tOBSt eehr nunhafle Diff«renien in verschiedenen Teilen vorliegen. 
BSner fUrt Ar die Stemooozen der Hnndteile die vorne besprochenen An- 
lehanmigen Bermons an, deren aar teilweise Richtigkeit er dadurch weiter 
eUilellt, daß er behanptet „den Sohwnnd des Steraonia allmUlich'' haben 
HVerfolgen ra kOiuen", was nnbewieeen nnd tatsächlich nnrichtig ist. Er kon- 
stroiert in diesen Punkte ttbeiha^pt EWischen meinen nud Heymone Angaben 
efBM OegeasatB, wie er in diesem Maße nicht besteht. Im Qegensati za 
Heynons and mir eiUirt er, daß bei Seotopendra ta den hinteren UandfOflen 
nein atemmu vBllig ontMdrQckt" seL Die fiSrner'sehe Uetbode der Deatong 
der Glieder der Knnd- nnd KieCsrfOße ist, wenigstens an den Tebpoditen, 
eiB&ch das alte Ver&hren der Absfthhing von gmnd- nach endwtrts, ohne 
tiefere Kriterien. Daher gibt er sowohl bei den Unnd- als auch den Kiefer- 
nißei du anf die Gelenke swiseben Doxa nnd Telopodit folgende größere Glied 
gleiekmWg als TnMAaatenrfemor an, während wir oben saben, daß awisehen 



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148 Karl W. Verhoeff: 

und es kaon nn Hinbli«^ liieraof wie atich besonders in B&cksicbt 
auf die Ubereiostimmende Lage kein Zweifel sein, daß die be- 
treffenden Teile der BUotiden den Snbcoxalplatten der RAyntAatem 
homolc^ sind." Wetter heißt ea dann: -Unentschieden mofi ich 
freilich die Frage noch laasen, ob ea ztuiaaig iat, die Snbcoxal- 
platten oder die ihnen entoarechenden Teue anderer Insekten 
nnn wirklich fOr die Reste eoemaliger eigentlicher Beinglieder zn 
halten, die nachtrfifflidi in den Thorax eingeschmolzen sind." — 
Die genaneren Tergleichend-morpliol^iBchen Untersuchungen fiber 
die Gliederung nna MosknlattD* der Tracheaten- nnd namentlich 
Opistfaogoneaten-Beine haben inzwischen g^eigt, daS die Teile, 
welche Heymons Snbcoxalplatten nennt, nicht zn den Beinen 
gezählt werden können. Ferner habe ich oben aosgefOrt, daß die 
Hüften, in Folge des nach den Grappen verscliiedenen Verhaltens 
ihrer Nebenteile, nicht immer scharf Ton den Pleoralgebilden zu 
trennen sind, weni^tens wenn man die Nebwiteile der Hfiflen geman 
mitberflcksicbtigt. In meiner Arbeit „über den Thorax der Insekten" 
Not* Acta 1902 habe ich nnn darauf lüngewieBen, dafi die Plenral- 
skelerite vieler Hatapodm (und Damentli<£ der meisten behandelten 
niederen Grappen) sich von aen ihnen entsprechenden Teilen bei Chäo- 
jioden dadurch auffallend unterscheiden, daß zwei von ihnen mit 
der Hafte ein Oelenk bilden nnd das sie auch in der Pleur«ihaut 
eine größere Ausdehnung erhalten haben. Ferner zeigte ich, daß 



binlem MnndfQßen nnd KieferfflSen in dieser Hindckt ein groUer DntorscUed 
besteht. In einem gewissen Sinne richtig irt das wss BSrner 4ber die Klefer- 
fafl-Scbeinklanen der Oeop/täiäen asgt, indem dieselben im Prinzip dlerdtags 
mit denen der Bbrigen Chiiopodett ttbereinstinunen. Er nntertieB es aber auf die 
Abb. 1 von Pacfaymerinm in meinem Artikel N. 677 dee loolog. Anseigers bin- 
EDweisen, wtoans die ZweiteSigkeit dieser ScheinUane dentlidi ermcbtlich ist, 
' jedenfalb viel deotlicher als die Abbildungen Lataels in seinem bekannten 
Werke, anf welche B. mit Unrecht hinweist, denn sie lassen (bei OecpftilülcN!} 
nirgends ESntaprechendea dentJich eikennen. Zun Beweise der Qeofiniiäm- 
Scbeinklauea gehören übrigens mehr Bel^e als BOrner sie verwandt bat, denn 
es bestehen hinsichtlich der abgekfiraUn llaht sowohl wie der Inseiümuatetie 
der ErBUentehne nicht onbedeatende 'Venehiedenheiten, sodaA das Urteil, wenn 
man nur wenige Formen betrachtet, nach der Wahl derselben verschieden aa»- 
foUen kann. Ee gibt Formen, a. B. Sothriogaattr affim» (vergt. Abb. 21 im 
XTI. Aufsati meiner „Beitrüge" n. e. w. Nova Aeta 1901), wdcbe kein deu^ 
liehes 0nind«tltck erkennen lassen nnd die Behne vollkomnen am Qrande. 
Dennoch kann man ÜbergKnge finden in andern OtophiÜäth, bei denen die 
Sebne etwas weiter endw&rtB vorgerttckt liegt nnd eine abg^ürcte Naht das 
OmndgUed anzeigt Wie gesagt ist aber eine solche BeweisfUhrong fiberhaupt 
nnvollständig, denn die Verschiedenheit in der Pigmentienug nnd luuneDttkh 
der mehr oder weniger reichliche Besata mit Taitborsten sind ebenso 
wichtige Charaktere, welche den Basalteil der 0aipUtd«n-8cfaeinklanen als 
eigenartig nnd nicht anr echten Klane gehörig kenueiehnen, welche BOrner 



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über Iracheaten-Beiiie. 149 

une richtige Wijrdigimg tind BegriffsbestimmmiK der Plenrenteile 
nicht möglich ist, omie genaue BOTÜcksichtignng der endoskelettalen 
Leisten und Spangen. 

Einen dnrchans brauchbaren ß^riff hat Hejmons a.a.O. 
anf S. 24 in den Paratergiten angestellt nnd sagt, ^d&S im 
Thorax Tergite und Paratergite nicht (von einander) abse- 
gliedert eind, aoDdem daß eine Grenze zwischen ihnen ledighch 
durch deo scharfen Seitenrand des Körpers hergestellt wird." 
Dies ist jedenfalls als das ursprüngliche Verhältnis zu betrachten, 
da die drei groäen Thorakalsegmente allein Laofbeine behalten 
haben. 

Solche Paratergite kommen auch bei zahlreichen Ckilopoden 
vor und man kann sie besonders deutlich bei Seolopendridm ver- 
folgen. Eine Verwechselung der Paratergite mit Plenral- 
plattea, d. h. Skeleriten welche zwischen den Rücken- 
platten einerseits und Bauchplatten nebst Hüften anderer- 
seits liegen, ist bei den meisten Chüopoden nicht ^t möglich. 
Da nun Hejmons Subcoxalplatten zwischen seinen Paratergiten 
und den HUften hegen, so ist nicht einzusehen, weshalb sie nicht, 
dem Gebranch bei Chüopodm und Hexapoden entsprechend, ruhig 
weiterhin als Plenral-Sklerite bezeichnet werden sollen, wie das 
z. B. auch von H. J. Eolbe in seinem Bache „EinflÜinuig in die 



aber weder en^mt noch abgebildet hat. (Vergl. Abb. 1 nwines Artikels in 
N. 67? des Ei>ol<%. Anzeigen). Bin Q^enBats swischen den Scheinkianen der 
OMphtUde» und andern Chüopoden beateht nun jedenfalli doch, allerdings nnr 
ein morpbologiacber, nicht vergleichend-morphologiscber. Die Haoptsaehe bleibt 
aber sohließliob, daß BCrner die Soheüiklanen äberbBapt nicht als Tar- 
songalnm erkannt hat sondern, in Folge seines nnriditigen Tarsnsbegriffes, ßr 
eine Vereinigung eines „Taraos 2" mit seinem nnhaltbaren „Praetartiis" erklkrt 
bat. Ee ist ferner merlnrtirdig, daß er anf der einen Seite statt den tw 
Beymons nnd mir angebahnten Fortschritt in der Erkennung der Kiefer> 
Aißklanen als Sebeinklanen anznerkennen, gegen eine doch immertiin neben- 
Aehlicbe Ausnahme in einem polemischem Anfsatae schreibt, w&hrend er selbst 
auf der andern Seite die Scheinklanen der ganten K&ferlarren (ezcl. Ad^fhaga) 
Bbersieht! 

I>ie BSrneracben AnsfVbmngen enthalten also, von dem eben eiflrteiten 
wenigstens teilweise richtigen Punkte al^esehen, nichts was einen Fortschritt 
darstellte oder was nicht von andern Antoren bereit« fHlher ebenso richtig, 
■. T. aber wesentlEcb richtiger schon llngst TerOfientücht worden ist. Die 
AnsADe gegen mein I. (Adopodett-Heft in Brenne Klassen und Ordnungen, 
welche sieh hanpttfchlich an die Cftilopodm-Unndteile hefteten, faUen damit in 
(ich selbst nuaimnen. Dasselbe gut natirtioh für die Lavfbeine, nur mit dem 
unterschiede, dafi ich die nenen Festetellungett Über dieselben in das Brono- 
Heft noch nicht anfnehman konnte. Trotidem behauptete BSrner fftlschlich, 
(B. 306 und 314) daß ich dort fibra dieselben etwas verbflenüicht hfttte! 



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150 Karl W. Verhoeff: 

Kenntnis der loBekteo" treffend Kescbah, vo er die .Seiten oder 
Pleuren" charakteriBiert als die Teile welche .von mm BSeken- 
sctdlde und dem Brnstachild (besser BanchsduM) gut getrennt 
aod" (auf S. 239 und ähnlicli S. 310); allerdings hätten Pleuren- 
sklerite und PleurenhaDt scharf nnterschieden werden mOssen. 
Ebenso war ich vollkommen im Bechte, wenn ich in meiner Arbeä 
über den Thorax 1902 die Ausdrücke Ano- Eato- und Cozo- 
plenre brancbte, indem ich nicht nnr durch den Namen Cozo- 

Sleure die nahe Beziehong dieses Fleorenstückes zur Coxa ans- 
rückte, sondern auch durch den Nachweis desselben bei TAthobiu* 
anf das bei den Anamorphä noch nShere Verhältnis and auf die 
(n'ofie Verschiedenheit hinwies, welche zwischen den homologen 
FlenrenstÜcken verechiedener Grnppen besteht 

Ob nun Heymons Subcozalplatte bei RhundtateK den Plenral- 
stücken der Blattodien homolog ist, lasse ich tuhingeatellt sein, das 
müßte jedenfalls erst durch genauere üntersaäinng bewiesen 
werden. Das eine aber kann ich mit Bestimmtheit belunpten, daS 
der oben von mir anikestellte Begriff der Hypocoza sich nicht 
mit der Subooxa deckt, dcmn zur Hypocoxa gehört die Meta- 
coxa, welche aber bei den meisten Qtilopodm in mehr oder weniger 
engem Zusammenhang mit der Eucoxa steht Die Metacoza ist in 
der Coxa der Anamorpka enthalten und kann daher such bei den 
Ins^ten als längst in die Coxa eingeschmolzMi betrachtet werden, 
während Hejmons Subcoxa ejitracoxal ist £s ist m^licb, das 
die Subcoxa meinen cocoxalen Pleuren entspricht., (also Coxoplenre 
+ Trochantin) doch vermag ich das nicht zu entscheiden, da «ne 
nähere Untersut^nng der Rhj/nchoten-BrxiBt forderlich wäre, was 
anfierhalb meines Themas liegt Ebenso maß ich die Parasternite, 
welche Heymons bei BJiynchoten angestellt hat, vorläufig auf sich 
beruhen lassen. 8o brauchbar der Paratergit- Begriff ist, so 
wenig brauchbar sind die „Parastermte" für niedere Hexapodan, 
da ee sich bei diesen um ausgesprochene Coxosterna faiuidelt>) 
In N. 692 des zoolog. Anzeigers schrieb Enderlein auf S. 428: 
„Verhoeff gebraucht für die ei^elnen Teile die von ihm nen ein- 

geföhrten Namen Coxopleore, Aoopleare und Eatopleure, trotzdem 
eymons schon 1899 nachgewiesen hatte, daß die von Verhoeff 
(vergleich. Untersuchungen über die Abdominalsegmente der weib- 
Uchen Eemiptera n. s. w. Bonn 1893) als Pleuren an&eA^ten 
Skelettstucke, Teile der Paratergite und Paraatenute dantelfen. Die 
Snbcoxa (Trochantin) von Heymona und HansMi als BeingUed 
erklärt faßte Bömer als SchnOrstack des Stemuma aaf („Hwo- 
stemum"), erkannte') aber selbst diesen Irrtom." Das vorher 



') VergL Aneh meinen Anfutx in N.flS? des lotdog. Anlagen IHmt Ocxal- 
orgBoe QBd Qenitaluli&iige der Tracheatea. 

*) NUter anf die „Hen«teniDiB''-Hf pothese md die sich dann uacUiefleaden 
in N. 696 das ZooL Asseigen MsgeAhrten Irrttaier eissngehm, i>t dator mmStig. 



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Ober TnohMtea-BeiBK. 151 

Gesagte kaso zwar schon zur Belenchtnng dieser Bemerkuagen 
dienm, doch mofi dem hmzngefUgt werdeo, daß meioe Hinter- 
leib suDtersncliuiigeD an Rhynclwtm 1893 von einer wesentlich 
andern Grundlage aasgingen als die über den Thorax der niederen 
Insekten 1902, daher doch auch noch nicht feststeht, ob diese 
abdominalen Rkynchoten-Vl^Miea den 1902 behandelten thorakalen, 
die zudem ganz anderen Gruppen angehören, entsprechen. Diese 
Untersuchungen über den Tiioraz sollen ja erst die Grundlage 
liefern, von welcher ansgehend wir andere, vorläufig noch unklare, 
weil abgeleitetere Fälle beurteilen wollen. Man kann keineswegs, 
von Untersnchongen an einer derivaten ^fttiopoiien-Ordnung wie es 
die Rhjfnchoten sind, ohne Weiteres Schlfisse machen auf andere 
Untersudiangen an primitiven Gruppen I Wenn überhaupt, so 
können doch nur umgekehrt von den niederen Gmppen der 
Chilopoden, Thysanurm, Dermapteren, Blattodeen, Embiiden her 
Schlüsse auf die höheren gemacht werden! 

Übrigens liegt es auf der Hand, daß Endertein hier einen 
sachlich unrichtigen Vergleich anstellte, indem die Para- 
tergite und Paraaternite (nach Hejmons eigenen Mitteilungen!) 
mit den von mir als Gozopleure u. 8. w. bezeichneten Skleriten 
gar nichts zu tun haben, sondern diese Coxopleoren u. s. w. 
entsprechen (wie die oben zitierte Äoäerung von Heymons über 
Blattiden zeigt) teilweise weni^tens seinen Suhcoxalplattenü 
Die abdominalen Paratei^te und „Parasteraite" welche Enderlein 
in seiner AU>. 3 von Embia Solüri zeichnete') entsprechen nicht der 
Wirklichkeit sondern sind, wahrscheinUch bei OberflSchenbelenchtnng 
nach zn&lligen Runzeln gezeichnet Ich habe selbst ebenfalls Ertütia 
&)/tm-Weibchen untersncht, welche an dem 4. — 8. Äbdominalsegment 
jederseita zwei längliche, lang beborstete Pleurite Über einander 
liegend besitzen, ganz dem von Kolbe in seinem Buche erörterten 
S^ema abdominaler Insekten-Pleuren entsprechend. Im Bereiche der 
oberen liegt ganz vorne das Stigma, welches jedenfalls dafür spricht, 
daß es sich bei Embia um echte abdominale Pleuren handelt. Der 
oberen Plenrenstticke gibt es übrigens zwei, ein grofies vorderes und ein 
kleines hinteres. Am 1., 2. und 3. Äbdominalsegment sind die unteren 
Pleuren nndentlicb oder fehlen. Am 9. A. S. sind die Pleuren 
verdrängt, ebenso am 10. Was Enderlein hier ala 11. Parastemit 
und als Hälfte eines 11. Tergit anrieben hat, ist das einen etwas 
schiefen tellerartigen Bing darsteflende, auch bei andern Insekten 
oftmals vei^annte Cozit der Cerci, daher auch nicht die Cerei 
(wie er aiuriebt), sondern ihre Telopodila zweigliedrig sind. 
Erwachsene Embta und ältere Larven besitzen also niuit 11 sondon 
nnr zehn Abddominals^ment«. Die (obere) Flenre des 1. Abdo- 

'} Eb sieht ane tia wnm i—ü Sklerite nnBclien den Bandi- und BOckw 
platten IKgen! 



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Karl W. Verhoeff: 



minalsegmentea Um^ bomoBtisch mit 
Anoplenre des Metatlioraz. 
aDdem Arbeit), >) 



der sehr deatUchen 
(N&bdres über Embia in eiuer 



VI. Erklärang der Abbildungen. 

Allgemein gelten folgende Abkttrsnngen. 
c üngnlam, prffe = FraefemDrofeinnr, 



ta ^ Tiurmis, 

tC = Tibia, 

fe ^ Femor 

prf = Praefemnr, 

tr = Trochuiter, 

00 = Ooxa, 

CMt ™ Coxosterninn, 

eopl = Coxalplatte, 



= CoxoBteniKisfthiie, 

V = Sternit (Ventralplatte), 

po = interkaLVorpI&tt« (Praesternitl 

Im =1 Langitadin^rnnskeln, 

bm ^ BrOckenmiukeln, 

dm = direkte Haekeln, 

cm = Goxklntukela, 

km "m EndlennnAeln, 



Tafel Vn. 
Abb. 1. OeoplUlus earpOfAagiu Leub. Ein Sternit nebrt angransenden Teilen 
vnd Hwkulatar. plm, pimp Flenrenmiukel, co' Boeoxa, oo und oo* 
Nebenteile der Httfte. L Seiteoleiate and Fnrcbe. alm acbrige 
L&ngBmnsket. 



'} In nrei neueren Arbeiten haben G. Attems (Synopaia der OeopAiiidtn, 
JenaZootcv.Jahrbflcher 1903, 146 pg. mit ö Tafeln) nnd E.Kräpelin (Bendon der 
Scolopendriden, Hamburg 1903, Uitteil. a. d. natntUat Miuenm) meine 1901 in 
den Nova Acta d. Halle'Bchen Akad. d. Natoiforsober gegebene nene Dariegong 
der ventralen großen Platte des KieferfaßsegmeutaB als CoxoBtemom angenommen 
und dadurch best&tigt Kr&pelin schreibt auf S. 16: „Die aos der Ver- 
Bohmelning ihrer (der Ranbbeine) Hltftglieder mit einem medianen Steraom 
beiTorgegaiigene Stomocoxalplatte" d. b.w. — Vorliegende Arbeit hat geaeigt, 
daS es nur Teile der Httftan Bind, welche mit dem Sternit TerwachseiL Auch 
aae diesem Qnmde ist der Teiminng Coxosternnm, welcher den Haoptnaoh- 
druck aof Sternnm legt, richtiger. Anf S. 19 n. a, a. 0. gebiawiht KrILpeliR 
die Beaeichnnog „Fatella" für diejenigen Beinglieder, weldie ich in den Nora 
Acta IMS alB Femora erwiesen habe, d.h. als Qlieder welche dm Schenkeln 
der Bext^odat homolog sind. Da nnn die Chäopodm nicht mit den Spinnen- 
tieren BODdem mit den Insekten in näherem Terwandtschaftlichen Znaammen- 
hange stehen, so ist die Bezeichnung „Fatella" fUr die Chäopcdm nicht «tattbaft, 
bisher auch bei 3Ii/nopoäen m. W. nicht gebrilniMah gewesen. 



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Ober Tneheaten-Beine. 1 53 

Abb. 2. Lühobim forfiratvs L. Viertes und fBnftes SteiTiit nod an^chlit^ßende 

rechte HtlfteD, co" eigentliche Höfte, co Nebenteil derselben, qm, 

qm' quere Maskeln. 
Abb. 3. Cryptop» hortetait Leach. Bin BnmpfBegmentBterDit mit anschließenden 

Teilen. Lq qnere Leiste, in der Hitte bei z ein wenig nnterbrocfaen. 

CO* Eqcoxa, CO co' Nebenteile der fittfte mit FettliSrper erfQllt 

V Vorder- h Hinterrand. 
Abb. 4. Scutigera coUoptrata L. ein binterer Hnndfttü. 
Abb. 5. Lithobüu fotficahu L, ein binterer Hnndfnß, a StemRlstBcb. 
Abb. 6. Cryptop» hortmait Leach, ein hinterer Hnndfnß, % Bodiment eines 

Stemslstfickes. 
Abb. 7. OeophOu* earpopAagvt Leach, hinterer HnndftiD nnd Stemalteil a. 

dr. Httndnng der Speicheldreise (GoxaldrUse). 
Abb. 8. Orya barbarica Oerv. ebenso. 
Abb. 9 Sctaigera eoUoptreUa L. Eieferftiß nebst Stemit^ von oben gesehen, 

■Im schtige LängsniDskeln, s Krallensehne. 
Abb. 10. Lithobiu» ealearatua Hein. Eieferfoji und Coxostemnm TOn oben 

gesehen. 
Abb. 11. Lühobim forfUiUu* L. dasselbe tou nnten geseben. 
Abb. 12. Oryiptopi hortentii Leach, dasselbe von oben gesehen, e hinteres, endo- 

skelettales Ende der Coxalplatte, ßß Fraestemalteite. dr Kanal der 

dunkel gehaltenen GiftdrOse. 
Abb. 13. Otophüui earfOfhagua Leach, ein Kieferfnß nnd Ooxoitemnm, von 

(dran gesehen. 



Tafel Vin. 
Abb. 14. ebenso, ren unten gesehen. 
Abb. 16. ebenso, Tordemuidpartie des GoxoBtemume von unten gesehen, das 

Gebiet aa ist abgesetst nnd entbehrt der selligen Stmktor. 
Abb. Itt. Belerostoma tulcident Hewp., ein Eieferfaß und Stück des CoxostemnmB 

von oben gesehen, ßp geztthnte Praestemnlteile, g oberes Oozotelopodit- 

gelenk, H Verbindnngahant, cot teilwebe Torstebendes coxales Stück 

des Cozostemoms. 
Abb. 17. derselbe, diese Teile von unten gesehen (sehr ühnlicb ist auch Cormo- 

ctfhtiiiu oMrantüpes Newp.) yy N&ht«, welche die Praestemalteile vom 

Goxostemum ßß trennen. 
Abb. IS. derselbe. Ansicht auf ein Ccxostennm von anBen und endwkrts, 

nachdem das TeJopodit herausgehoben, y Trennnngsnaht, g g' Gelenk- 
knöpfe, s Sehne des Eralleumnekels km 3. 
Abb. 19. Sootopmilrtt subrpintpea Leach. Stflck des Coiostemums, eine Pne- 

8t«rDa)platte p und angrenzende Partie des Fiaefemur mit Trochanter- 

kerbe Irk und iSher Gelenkbaut d, loa unten gesehen, x mittlere 

Abretfllinie. y deatliobe Naht. 
Abb. 20. dasselbe, vrai oben gesehen, dm direkter Hnskel awischen Coxostemnm 

und Coxa. z Linie in welcher das CoxoBtemum in der Uitte gewaltsam 

auseinander gerissen wurde. 



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154 Karl V. Terhoeffr 

Abb. 21. dieselbe, Anstellt roD innen auf eive 4er H&lften einen Coxosternon», 

welche« mit einem Sagitfaüscbnilt serteilt wurde. Hierbei ist die sehr 

kr&ftige HuBkDktnr iwischeo Coxalplatt« und Ooxostennini beBonden 

denäich. tra Eieferfofitracbeen. m Lftngsipiukel. 
Abb. 22. Schema 4er direkten Muskeln scb, welche die OoxkIpUtten copl 

berab&iehen. 
Abb. 23. läthobiu» forfictOus (L). Ein vorderer MnndfnS nebst Coxostennini. 

s Verwacbiangsstelle der SternithUrteD, pl Yorderlappen de« Stendt 

I und n die beiden Telopoditglieder. 
Abb. 24. Soolopeudta daimatica C. E. jnng, ebenso; k der dorsale HQftnad. 

b Bucht und Nabtflirche an der Grenzstelle zwischen Hflfte and 

Sternit 
Abb. 26. OtophibM carpophagu» Learh ebenso, a ß glasige Anhangsiipfe). cost 

einheitlicbee Goxosternam 
Abb. 26 OtaOechdyne temanana Newp. dasselbe. I + H ist du einiig^ 

verwachsene Telopoditglied. 



Vorläufige Mitteilung über die VerwechBelung der beiden 
Mazillenpaare bei Insekten. 

Das Studium der Mundteile der Chüopodm hat micli auch auf 
die Untersuchung der Mundteile der Insekten gefUhrt and zwar 
znnächBt auf die beißenden Mnndteile der primitiver organisierten 
Ordnungen. Hierbei eri^b sich eine Erkenntnis hinsichtlich des 
, Verhältoisses der beiden Mazillenpaare (Maxülen und Labium), welche 
der bisher herrschenden Ansicht Tollkommen entg^engesetzt ist. 
Bisher hielt man die Unterkiefer für die vorderen und die Unter- 
lippe ffir die hinteren Mamillen, ein Satz, welcher zu den an- 
scheinend beetbegrllndet«n und allgemein anerkannten der Insekten- 
morphologie gehört. Nach meinen Untersuchnngen stellen die 
Unterkiefer, welche ich von jetzt ab Maxillopoden nenne, 
die Unteren and die Unterlippe, welche ich als LaMopodeu 
bezeichne, die vorderen MaxiIIen dar. 

In einer andern Arbeit werde ich dies genauer erörtern, jetzt 
mögen als vorläufige Mitteilung die folgenden Zeilen dienen: 

In zwei Ansätzen *) habe ich bereits anseinandet^esetzt, daS 
and warum das Mentum als Sternit der Labtopo<ün zu gelten 
hat. Jetzt ftige ich hinzn, daß das Submentum (in meinem 
Sinne!) das Sternit des Maxillopodensegmentes ist und ein 



I) Znr vet^IeicbendeD Morphologie und S;8t«a>tik der Japfglden, Archiv 
f. NaL 1901 und sor vergleich. Morphol. und Systenatik der SmÜiden, Nova 
Acta d. kais. Akad. d. Mat. H^le 1904. 



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Ubw Tnckeatan-Beine. 155 

selbBtäodigeB Sklerit, welches, frei beweglich, zwischea dem 
Mentum und dem MikrothorazBternit liegt oder dem inter- 
kalaren Stemit, welches dem Mikrostenumi vorgelagert ist So bei 
allen Dermapterm. Femer liegt hinter den Hinterecken Ata Snb- 
mentnm bei den Dermapterm jederseitB ein kleines Sklerit, welches 
ich PostmentalstQck nenne und welches das Submentuni mit den 
Leisten des Hinterhauptloches verbindet Mit den unteren Enden 
dieser HinterbauptleisteD ist der hintere Teil des Tentoriam ver- 
wachsen. An dessen Seiten artikulieren aber zugleich die 
Basalzapfen der Cardines der Maxillopoden. 

Das Tentorium ist in der Eopfinitte bei Dermapterm und 
andern niederen Insekten mit einer Quer- und Längsnaht versehen. 
Diese Nähte nnd die VerwachenngssteUen des Tentoriam mit der 
Eopfkapsel zeigen an, daß es durch Verwachsung von zwei 
Paaren endoskelettaler Teile entstanden ist. Nach Lage und 
Funktion können diese zwei Paar Tentorinm-Abschnitte als 
die mit einander verschmolzenen Fnrkulae (untere »Apo- 
demen") des Mandibelsegmentes and Maxillopoden Seg- 
mentes gelten. DieFurkulae des Thorax, welche bei manchen 
niederen Insekten, z, B, Embiiden in primärer Weise vollkommen 
getrennt sind, verwachsen ja ebenfalls mehr oder weniger bei ab- 
geleiteteren Gmppen (Coleopterä). 

Die Furkulae des Labiopodensegmentes sind bisher an- 
bekannt geblieben. Sie sind aber bei Dermapterm deutlich aus- 
gebildet und befinden sich oberhalb der Labiopodenhüften, durch 
diese etwas versteckt gelegen. Sie sind im VerbfÜtnis zn den 
Tentorinmhälilen klein und schwach und verdanken ihre Selbst- 
ständigkeit dem Umstände, daß die Labiopoden nebst Mentum bei 
den Dermapieren und Thysanuren u. A. überhaupt der Kopfkapsel 
gegenüber sehr lose geblieben sind. Die Hinterhfilfte des Tentorium 
zeigt ihre s^mentale Zugehörigkeit zu den Maxillopoden auch 
darm, dafi sie durch starke Muskeln mit den Hüften derselben 
verbanden ist, ebenso mit deren Cardines. 

Das hinterste Tentorium-Gebiet, — namentlich auch die 
TerwachsungssteUen mit den Hinterhanptleisten einerseits und die 
Gelenke zwischen Tentorium und Cardines andererseits — liegt 

fenau über dem Snbmentum. Die Verwachsungsstellen 
es Tentorinm-Hintergebietes mit der Kopfkapsel haben 
also ihren Ursprung aus dem Bezirk neben dem Sub- 
mentum genommen. 

Der segmentale Zusammenhang zwischen Tentorium- 
Hinterhftlfte (Furkulae), Submentum, Cardines und Ma- 
xillen ist mithin ein unverkennbar deutlicher. 

Die Kürze des Submentum und der Mangel besonderer Longi- 
tndinalmuekeln desselben ist die Folge einerseits einer starken 
Verwachsung und tiefen Einrückens der beiliegenden 
Fnrkulae ins Ropfinnere, andererseits der starken nnd 



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156 Karl W. Verhoefl. 

durch Vermittelung der Cardines ermöglicliten Heröber- 
oeigung der Maxillopoden nach vorne, nnten an die Backen. 

Da DUD das Mentum vor dem Sabmentum lieKt, die Labio- 
podenfnrknlae vor der Basis der Tentorinmhinterhsifte und die 
Basis der LabiopodenhUften vor der der MaxillopodenhBften und 
da die Lage der Wurzeln der Segmentgliedmafien dartiber ent- 
scheiden muß, welcher Teil der vordere oder hintere ist, so kann 
es keinem Zweifel unterliegen, daß, (zunächst bei den Dervuipterm) 
sich die Teile des Labiopodensegmentes vor denen des Maxillopoden- 
Bflgmentes befinden, d. h. daß das Labium das vordere Uaxilleo- 
paar vorstellt 

Bei abgeleiteteren Insekten verschwindet das echte Submentum 
mehr und mehr und die Erkennung der ursprünglichen Sachlage 
wird immer schwieriger, wenn man nicht nrsprüngliche Gmppen 
zn Rate zieht. 

Wäre die bisherige Anschaaong richtig, dann milsste doch 
vor dem Labium irgend etwas darauf hinweisen, daß dasselbe 
nach vorne Anschluß an das Maxillopodensegment erhalte. Davon 
habe ich jedoch nicht das Geringste nachweisen können! Vielmehr 
schließt sich nach vorne an das Labium der Hvpopharynz an, 
der wenigstens teilweise ein umgewandeltes Manaibularstemit vor- 
Bt«Ut, d. n. vor dem Labialsegment kommt vorne gleich das 
mandibulare. 

Schliesslich will ich nicht unterlassen du*auf hinzuweisen, daß 
diese neue Anschauung über die primitiven, beißenden Mundteile 
der Insekten einen sehr wichtigen Einklang bietet beim Vergleich 
der Mundteile der Ckäopoden und üacapoden, an Stelle eines bisher 
fühlbaren Widerspruches: 

Während nämlich die Telopodite der hinteren Mundfilße 
(hinteren Mamillen) der Ckäopoden in ihrer stärkeren Gliederung 
viel beinartiger sind als die der vorderen MundfQße, sollte na(£ 
der bisherigen Anschauung bei den Insekten gerade das Um- 
;ekehrte der Fall sein, nämlich die stärker gegliederten Unter- 
iefer sollten die vorderen Mazillen sein! ! 

Nach meiner Darlegung wird dieser Widerspruch auf- 
gehoben und es zeigt sich, daß die reichlicher gegliederten 
Unterkiefer auch oei den Insekten die hinteren Maxillen 
vorstellen, welche den hinteren Mundfüßen der Ckäopoden 
homolog sind. 

Nähere Mitteilungen nebst Tafeln bringt eine weitere Arbeit. 



li 



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über bekannte und neue Cbrysomelidea. 



Von 

J. Weise. 



BradyUma trangvaalenaü Jac. Ami. Belfr. 1893. 264. Der 
einzige UnterBchied, den ich aus der Beschreibung dieser Art und 
der von Brad. rtAuata Lac. Mon. 312, herausfinden kann, besteht 
darin, daä Lacordaire bei seiner Art einen ziemlich grofien schwarzen 
Fleck jederseits auf den ersten vier Bancbringen angibt, welcher 
der traM9txtaUn»i$ fehlt. Auf letztere möchte ich zwei d'ybeziehen, 
die Herrn Dr. Schulz aus Usambara tod HohenMedeberg zugingen, 
obwohl bei ihnen nicht die Knie, sondern nur die Sohieoenbasis und 
die Tarsen schwarz sind, ähnlich wie in robasta Lac. Diese d* 
haben dicke fünterschenkel und an diesen einen ziemlich starken, 
mäßig zugespitzten Zahn, der etwas kleiner wie der Ton rusticdia 
m. ist, die Hinterschienen sind ein Stück von der Basis entfernt 
unterseits schnell im Bc^en erweitert, sodann nach der Spitze hin 
fast gleichbreit, mit eimgeo unregelmäßigeD böckerartigen ZtUincben 
besetzt. 

L^na biputtctata Baly, Ann. Mat. Hist. 186ö. 157, ist in Skulptur 
und Farbe sehr veränderlicb. Das Halssch. ist bald glatt, nur auf 
einem Ratune über den Vordereckeo und anf der Mittelliiiie (hier 
in drei unregelmäÖigen Reihen) punktiert, bald dicht und kräftig, 
ja runzelig punktiert, etwas feiner in dem Längsstreifen jederseits 
neben den mittleren 3 Punktreiben. Nach solchem Stücke ist 

etnetativennia Clark 1866, Cat, Pbyt. App. 52 besi^rieben worden, 
ie Fühler sind einfarbig pechschwarz, oder tief schwarz, mit gelbem 
Basalgliede, endlich rostrot, das Basalglied, oder einige der ersten 
Glieder heller, gelblich; die Beine können einfarbig rötlich gelbbraun 
sein, oder nur das erste und zweite TarsengUed nebst den Klanen 

3edunkelt, oder die Spitze der Schienen und alle Tarsen schwarz, 
lieh die Beine einfarbig pechschwarz. 

Baly hat eine Mittelform beBchrieben. Bei derselben ist die 
Oberseite heU bräunlich gelb, die Seiten des Thorax mehr oder 
weniger, ein Nahtsaum der Fld., ein hinten abgekürzter Seitensaum 
und eine punktförmige Makel, die in einem GrUbchen nahe der 
Mäht in '/« ^'^ngo ^ht, schwarz, mit grünem Metallschimmer. 
Diese Makel vergrössert sich allmählich so weit, dafi nor noch ein 



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158 J. VeiBe: Über bekannte 

f eiber Fleck an der Basis jeder Pld. übrig bleibt: Var. icUrica Ws., 
rchiv f. Nat. 1901 I. 2. 160. 

Bei einer anderen, ebenfalls aoiMligen Abänderung, der Var. 
flavipennia, sind die Fld. einfarbig bräDolich gelb oder strohgelb, 
alle übrigen Körperteile pecbscbwam. Das ^er ist von Britisi^ 
Ostafrika ois Natal und Transvaal Terbreitet. 

Crioceris fatiiata: Fulva, nitidissima, elytris snbtiliter striato- 
pnnctatis, nigris, leviter cyaneo indntis, fasda media <4)iceque 
testaceis. — Long. 8 — 8,5 mm. Africa or. gemi. (Standinger). 

Hell rostrot, stark glänzend, Fühler mäßig stark, normal gebaut, 
die Schaltern erreichend. StJmfurche tief, TerhältnismäBie; weit von 
den Äugen entfernt, nach oben allmählich verbreitert, runter den 
Augen sehr breit und tief, mit scharfen Rändem. Thorax etwas 
länger als breit, nach der Mitte hin leicht verengt, gleichm&Big 
und schwach qnertiber gewölbt, ohne Qnerfurche vor der Basis mul 
ohne Eindrücke, mit einer Längsreihe toq feinen Funkten in der 
Mitte und einigen stärkeren Funkten seitlich davon vor der Mitte. 
Schildchen lang, glatt. Fld. doppelt so breit als das Halssck, 
hinter der Basis qaer eingedrückt mit regelmäßigen feinen Punkt- 
reihen, i^ denen die Funkte nicht dicht stehen; die Punkte der 5 
ersten Reihen sind vor der Mitte kräftiger als anf den übrigen 
Teilen. Die Fld. sind schwarz, nndentlich blau schimmernd, mit 
2 bräunlich gelben, gemeinscbafUichen Qnerbinden, die erste 
derselben, in der Mitte, ist mäfiig breit, nahe der Naht leicht 
erweitert, die zweite nimmt die Spitze ein, bedeckt an der Naht 
ungeßihr das letzte Sechstel und verschmälert sich nach dem Seitan- 
rande hin, an dem sie etwas vorgezogen ist. 

Lema laticotlia Jac. ist nicht nach dem Autor (Ann. Belg 
271) ein bloßes Synonym, sondern eine Varietät von 
nigropvnctata Lac., mit nngeflecktem Halssch. Die Art, die auch in 
Natal vorkommt, sieht auf den ersten Anbh'ck wie eine Crioe, 
l2-ptinctata F. aus, hat aber einen schlankeren Thorax, welcher anf 
dem Längsstreifen in der Mitte zwei Ponktreihen trägt. 

5. Damia tU.iolia: Subtus nigra, femomm ^ice, tibiis tarsiaqae 
flavo-testaceis, antennis nigris, articulis quatuor primis testaceis, 
capite prothoraceqne testaceo-rufis, nitidis, illo saepe macola vertkäs 
nigra, thorace subtiliter punctul&to, scntello nigro vel testaoeo, elytria 
SQDopacis, fulvis, crebre punctatis, singulo macnlis duabus tnms- 
versis limboque apicali nigris. — Long. 5 — 5,5 mm. Britisch and 
Deutsch Ostairika. 

Mas.: clipeo profunde subqnadratim ematginato, pectore, ab- 
domineque interdum testaceis, hoc apice infoscato. 

Femina: clipeo triangalariter emarginato. 

Das Tier haoe ich früher fraglich als emarginata Lac bezeichnet, 
halte es aber, nachdem ich Stü(ä^e der letzteren aus Natal erhalten, 
für spezifisdi verschieden; denn der Körper ist etwas kürzer gebaot, 
hinten breiter abgerundet, der Thorax stets glänzend, sem- foin, 
aber deutlich punktuliert, die Fld. sind viel stlbner, dichter, etwaa 



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und oene Ohrfsomelidea. 159 

nmzelig punktirt, der obere Teil der Schenkel, nebst dea Schienen 
und Tarsen einfarbig gelbbrann, der ÄnsscbDitt des Kopfsch. beim d* 
ist nach oben stärker verengt und weniger viereckig, und die beiden 
breiten Spitzen, die den Ausschnitt begrenzen, sind vorne nicht ab- 
gestutzt, mit scharfer, stumpfwinkeliger Innenecke, sondern ab- 
gernndet, auch bedeutend schmaler. 

Znweilen ist die Unterseite des c? rötlich gelbbraun, nur die 
beiden letzten Bauchringe und das Pygidium schwärzlich. 

Aethtomorpha coerulea Jac, Proceed. 1898. 221. t 22 f. 8 = 
Gynandrophihalma ockropua Harold 1880. 268. Die Tarsen sind 
auch bei den StUcken von Taita und Ukamba (Harold), sowie von 
Hohen&iedeberg in West-Usambara geschwärzt, aber die drei ersten 
Fühlerjtlieder aller Exemplare dunkel rostrot, während Jacoby das 
erste Glied seiner Art als schwarz angibt 

Cryptocephalu« eruthromelas SufFi-, liegt mir von Hobenfriede- 
berg in Usambara (Dr. J. Schulz) und von Mrogoro vor. Der 
vordere Nahtfleck der Fld. ist bei diesen Stücken kurz, fast breiter 
als lang, die Farbe der Unterseite und Beine sehr variabel. 

Cryptocephidus centralit: Kiger, antennis tibüsque basi testaceis, 
protborace subpolito, testaceo, maculis duabus nigris, elytris strami- 
neis, punctato-striatis, macula elongata communi alteraque parva 
homerali nigris. — Long. 4,5 — 5 mm. Natal: Durban (P. Reineck). 

Gehölt neben africanu» (unicinctw) Jac. Transact 1895. 168, 
von dem er sofort durch die bellen Seiten dea Thorax und den 
gemeinschaftlichen schwarzen Nabtßeck der Fld. zu unterscheiden 
ist Kopf schwarz, glänzend, das Kopfscbild und ein Fle<^ unter 
dem Auge gelb, Stirn achmal, fein punktiert, FUhler schlank, 
sdhwaiz, die ersten 5 Glieder rotlich gelbbraun, das erste Glied 
(oder noch die folgenden) oberaeits schwärzlich, Glied 2 sehr kurz, 
3 so lang als 4 und wenigstens doppelt so lang als 2. Thorax 
fast halbkugelig, kaum sichtbar punktiert, stark glänzend, hell 
bräunlich gelb, alle Ränder fein schwarz gesäumt, der Saum des 
Hinterrandes neben den Ecken etwas verbreitert Auf der Scheibe 
befinden sich 2 grofie, ovale, schwarze Flecke, welche die Basis 
berühren, aber vom Vorderrande uneei^r so weit wie unter sich 
getrennt sind. Die trennende Mittellinie ist etwas breiter als das 
Schildcben, vom und hinten erweitert und besitzt oft einen dunkel- 
braunen Längsstricb vor dem Schildcben. Dieses ist halb-oval, 
hinten kaum abgestutzt, tief schwarz, glänzend, einzeln pnnktuUert, 
Fld. nach hinten wenig verengt, r^elmäßig punktiert- gestreift, 
mit einzeln punktolierteu, kaum gewölbten Zwisdienstreifen, stroh- 
gelb, der Seitenrand hinter der Sutte, der Uinterrand, die Naht and 
Basis fein schwarz gesäumt, ein Fleci auf der Schalter, länger als 
breit, und eine grofie, gemeinschaftliche Makel schwarz. letztere 
beginnt ein Stück hint«r dem Schildchen, endet etwa eben so weit 
von der Spitze entfernt und wird auSen von der 4. oder 5. Ponkt- 
reihe begrenzt. Unterseite sdiwarz, ein Streifen am Außenrande 
der Vorderbmst, die Mitte derselben, sowie der mittlere Teil des 



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160 J. Weiae: Über bekannte 

ersten Banchringefi rötlich gelb, die Sdiieiieii im der Basis dnnUer, 
rötlich-gelbbraun, Prostemnin hinten in zvei Spitzen endigend, vom 
sehr hoch ansteigend. Beim d* hat der letzte Bauchring einen 
Veiten Längseindmck in der Mitte. Klanen ^nfadi. 

Es li^ mir eine Reihe von Ezemplarork in beiden Cre- 
actUechtem vor. 

Cryptocephalu» Ränecki: Snbtns niger, plus minnSTe 0aTO- 
variegatus, femorom basi extreme margineqoe inferiore flafia, capite 
nigro, dipeo vittaqne oculari albidis, prothorace elytrisqne flavis, 
nitidis, ilto maculis dnabus magnia baaalibus scutelloqne nigria, 
elytris striato-pnnctaüs, macula communi pone medinm macaliBqae 
tribus in singnlo nigria, ungniculis appendicolatis. — Loi^. & — 
5,3 mm. Katal: Durban. 

Kopf in der Mitte fast glatt, nahe den Augen punktiert, 
achwarz, eine bindenförmige Quermakel des Eop&childea und eine 
Längsbinde am inneren Augenrande weiß. Ffihler schwarz, Glied 2 
bis 4 wenigstens nnterseits rotbraun. Halssch. fast halbkugelig, 
finfierat fein punktiert, hell bräunlich gelb, eine große, vom etwas 
verengte und breit abgerundete Makel jederseite schwarz. Diese 
Makeln aind ziemlich weit getrennt, innen fast parallel, außen nach 
hinten verbreitert, und reichen von der Basis bis weit vor die 
Mitte oder bis ziemlich nahe an den Vorderrand. Beim S ist 
außerdem zuweilen noch ein schwarzer Punkt in der Mitte über 
dem Seitenrande vorhanden. Fld. in regelmäßigen Reihen punktiert, 
gesättigt strohgelb, zusammen mit sieben großen, schwarzen Makeln; 
eine gemeinachaftlich, gerundet, so lang als breit, hinter Mitte, and 
drei auf jeder Decke, länger als breit. Die erst« liegt dicht hinter 
der Basis, auf and hinter der Schutterbeule, ist länglich viereckig 
und hat abgerundete Ecken; die zweite, dicht an der Naht, besinnt 
weiter hinten als die erste und ist ziemlich elliptiach; die dritte, 
hinter der Mitte über dem Aussenrande, ist kUrzer und etwas 
breiter als die beiden vorigen. Sie liegt mit der entsprechenden 
Makel der andern Decke und der gemeinschaftlichen in einer etwas 
nach hinten gebc^enen Querreihe. Die Unterseite ist schwarz, die 
Mitte der Brost und die beiden ersten Bauchringe, beim 9 breiter 
als beim S gelb geßlrbt. Pygidium schwarz, dicht punktiert, mit 
einer mäßig breiten, glatten Mittellinie, deren Ende beim 9 gelb 
ist. Beine schwarz, die Hüften und ein Saum am unteren Rüide 
aller Schenkel weißlich gelb. Klauen mit einem ziemlich großen, 
rotbraunen, zahnförmigen Anhängsel an der Basis. Beim tj ist das 
erste Tarsenglied der vier vorderen Beine stark erweitert, der letzte 
Bauchring mit einer großen flachen Ombe. 

Die Art widme ich Herrn Paul Reineck in Berlin, welcher 
dieselbe bei Durban in Anzahl gefangen hat. 

Cryptocephalut Moteri: Straminens, ore, antennis (basi excepta) 
tarsisqne oigris, prothorace, subtilissime ponctato, punctis mceo- 
adumbratjs macobs sex magnia (2,4), obsoletis gerentibos, äytrls 



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md neue OhrTsomslideD. Igl 

punetato-Btri&tis, punctis strianim nigricantibas. — Long. 4,8 — 5 mm, 
Uaambara ocddentaiia: Nea Bethel (Aoguat 1903). 

Kopf strohgelb, ein Fleck nm die FlUüerwnrzol brSunlicli, eine 
kleine LKogsmiikel unterbatb des Scheitels, die Oberlippe, Taster 
and FOhler schwarz, letztere mit vier bis fünf mehr oder veniger 
gelbbraunen Basalgliedem. Die Stirn ist an den Seiten fein, etwas 
runzelig imd gebriiunt-panktiert, in der Mitte fast glatt. Thorax 
breit, stark gewölbt, nach Tora verengt, mit schwach gebt^nen 
Seiten, nicht sehr dicht, fein ponktierL Jeder Fonkt ist auf 
6 R&nmen in einer dunkel durchscheinenden kleinen kreisförmigen 
Makel eingestochen, dadurch werden sechs große, dunkle Makeln 
gebildet, zwei Tor der Mitte, vier am Hinterrande. Diese Makeln 
nehmen die Scheibe mit Äosnahme der K&nder ein und werden 
durch ziemlich schmale helle Zwischenstreifen getrennt. Letztere 
bestehen ans drei Längsstreifen, die darch einen Querstreifen in der 
der Mitte verbunden werden. Fld. regelm&Big punktiert gestreift, 
mit ziemlich ebenen, glatten Zwischenstretfen, von denen der zweite 
und Tierte oft etwas breiter als die übrigen sind. Die Punkte der 
Streifen sind schwarz, an einigen Stellen auch die Streifen selbst 
Hierdurch entstehen mehrere, ans schwarzen Strichen gebildete, 
st^wache Makeln: cäne, dicht hinter der Basis, gemeinschaftlich, 
aus dem abgekürzten und den 5 ersten Streifen gebildet, eine 
ähnliche, viel kleinere Makel U^ an der Naht hinter der Mitte 
und besteht ans einem kurzen, dnnklen Stück der drei ersten Streifen; 
sodann zieht sich eine Schrfigmakel, aus Teilen der Streifen 5 bis 9 
gebildet, vom Seitenrande hinter der Schulter nach innen und hinten, 
bis neben die zweite gemeinschafUiche Makel;' von dieser gradlinig 
nach aofien befindet sich endlich noch eine kleine Makel äer dem 
Seitenrande. Die Unterseite ist bräunlich gelb, einzelne Stellen, 
namentlich die Nähte der BrnststBcke sind mehr rotbraun, die 
Tarsen schwärzlich; Klanen lang, einfach. 

Diese ganz eigenartig gezeichnete Art (die Zeichnong läSt sich 
entfernt mit der von etstracanicus Soffr. vergleichen) widme ich 
Herrn Hauptmann Moser, der sie in Usambara sammeln ließ und 
mir freundhchst zur Beschreibung mitteilte. 

Diorj/ctvs la^uB: Breviter ovalis, convexns, snbtus testacens, 
BUpra lateritius, nitidus, fronte crebre pnnctulato, prothorace sat 
dense obsolete pnnctato, basi crenulato et auguste nigro-limbato, 
elftris evidenter striato-pnnctatis, puoctis obscure cinctis, sntura 
margineque basali infuscatis, margiuibus pro-et meeostemi modice 
elevatis. — Long. 4,2 mm. China. 

Bedeutend grOBer, höber gewölbt und etwas länglicher als 
D. Hausen Ws., onterseits gelbbraun, oberseits lebhaft ziegelrot, 
(dänzend, ein feiner Saum an der Basis des Halssch. schwarz, die 
Basis der Fld. und die Naht sehr schmal dunkel gesäumt. Kopf 
dicht und sehr teän punktiert, das Kopfschild und der Scheitel spar- 
samer. Das HalsacL m&fiig dicht mit kleinen, äußerst flachen 

Ank. I. NttutMch. JtkJt.l*Ot. Bd.L B.1. 11 



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162 J. Teig«: Clnr bekannfe 

Punkten besetet, die Basis ancli an dam spitzen, drdeckigen Mittel- 
zipfel dicht gekerbt. Schildchen nicht bemerkbar. Fld. mit regel- 
mäßigen pQ^treihen, die Punkte der iiOiereD Reihen tod einem 
breiteren, dunkel durchscheinenden Binge umgeben, als die der 
SoBeren. Die letzte Punktreihe, wie gewöhnlidi, vom über dem 
Seitenlappen abgekürzt, Proaternum groß, doppelt so breit als lang, 
vom verbreitert, mit scharfen, aber nur mäßig und fiberall ziemli^ 
gleich hohen Seiteoleisten, die mch vom im Bogen nach auSen zum 
Vorderrande der Epietemen wenden. Mesostemum eben so breit, 
aber viel kfirzer als das Prostemnm, mit parallelen Seitenleisten. 
Die Eigmbe des vorliegenden S ist groß und üai, etwas breiter als 
luig, vom tiefer als hmten, sie nimmt angefähr das mittlere Dritte 
des letzten Baachringes ein. 

Ein StQck ans der früheren Sammhing von Bau mit der all- 
gemeines Angabe. „China" and unter dem Namen Sphaeroderma 
spec. erhalten. 

Corynode» plagiattu: Oblongo-ovalis, aubtos niger, supra fulvus, 
aubtilissime ponctatna, elytrorom dorso mazima parte nigro. — 
Long. 9,5 mm. Kyassa (Standinger). 

Oberseite, Saiten der VorderBrust, eine längliche Makel jederseits 
auf der Einterbmst und die Seitenstficke derselben in der vorderen 
Hälfte gelblich rotbraun, die übrigen Teile der Unterseite, nebst 
dm B^en schwarz, der Bauch leicht blSulich oder grünlich 
metallisch angehaucht! die Unterseite der Schenkel verloschen rot- 
braun. Der größere Teil der Fld. ist glänzend und rein schwarz, 
so daiS von der roten GhnmÜlarbe nur nngeßibr das letzte Drittel 
und ein ziemlich breiter, nalie der Schulter erweiterter Seitensanm 
bedeckt bleibt; auch die Naht ist verloschen rötlich gesäumt. Stirn 
nicht dicht das Kopischild dichter und stärker punkldert, letztere« 
oben dnrw eine Quer^nibe abgesetet, Oberlippe und Uandib^ 
pechschwarz. Fühler schwarz, metallisch grün angdaufen, das 
zweite Glied ganz, die Unterseite des ersten, sowie die verdickte 
Spitze des dritten bis sechsten Glindes rotbraun. Halssch. wenig 
l&oger als breit, (^lindrisch, nach vom sehr sanft, vor der Mitte 
etwas mehr verengt, zerstreut und äußerst fein punktirt, fast glatt, 
in einem schmalen, leichten Längseindracke vor dem Schildchen 
und in einem viel größeren, flachen Eindrucke jederseits ein Stück 
über dem Seitanrande mit größeren Punkten besetzt Schildcben 
rotbraun, Fld. viel breiter als das Halssch., kürzer gebaut wie bei 
den übrigen afrikanischen Arten, fein punktiert, mit ziemlich starker 
Schnlterbenle. Klauen in der Mitte kurz und spitz gezähnt. 

Phaidosü n. g. Chiysomelinonmi. 

Corpus ovale, convexum, apterum. Acetabnla antica occlosa; 
mentum parvum, metastemum breve. Elytra apioe angnste rotnndata, 
pnnctis in seriebus dnodecim dispositis, epipleuris latia, apioraa rix 
«ttisgentibuB. 

Diese Gattsng gehört neben Timardui, nnd die mir davon vor- 
Hegende Art kannte aach ihrem &U)itiis als Gkryewula beschrieben 



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lud nne CAnTBomeUdeD. 1^ 

worden sam, ich finde jedoch in der Literatur nur eine mir nabe- 
kumte nnd vielleicht Shnlidie Art, die Chr. pulta Swartz. Von 
Chrytomda onterscheidet sich die Gattung am den ersten Blick 
durch kahle Epipleuren und die Ponktiening der Fld., auf denen 
sich, ansBer einer kurzen Reibe am Schildcben, noch 12 Punktreihen 
befinden, von denen die vierte und ftinfte bald hinter der Mitte 
abeekfirzt und verbunden, die zwölfte ebenfalls hinter der Mitte ab- 
Kekfirzt ist, nachdem sie sich hinten allmShlich der elften genähert 
natte. Außerdem li^ eine 13. Reihe, ziemlich weit von der 
zwölften durch einen etwas gewölbten Zwischenstreif getrennt, in 
dam Eindrucke, der die sehr feine Seitenrandleiste absetzt. Die 
Fühler sind ongef&hr halb so lang als der Körper, schlank, Glied 1 
dick, 2 sehr kurz, 3 schlank, ziemlich ao l»tg als das erste, die 
folgenden drei Glieder fthnlich dem dritten, anter sich etwa gleich 
lai^, jedes «ne Spur k&rzer als 3, die letzten fOnf Glieder breiter 
ab die vorheigebeaden. Mesostemum kürzer als das Prostemnm, 
dieses verlängert sich hinter den Hüften bis an die SeitenatUcke und 
Bchtießt so die vorderen Gelenkhöhlen. Erster Bauchring groS, die 
folgendea drei Ringe kurz, imter sich ungeföhr gleich lang, der 
letzte wieder l&iger, dreieckig. Schienen einfach. Geacblechts- 
auszeiohnong wenig bemerkbar, das erste Tarsenglied an den vier 
Vorderbeinen des d* eine Spur größer als beim vl 

Fhcttäon* aeneipmnü: Ferrugineo-rufa, elytris fosco-aeneis, 
striato-punctatis. — Long. 4 — 5 mm. Cap. b. spei. 

Der Körper ist ziegelrot, nnterseits meist etwas dunkler, 
brfinnlich rot, Taster und Fühler mehr rötlich gelbbraun, Fld. wenig 
lebhaft und tief metallisch schwSrzIich-grün, mehr oder weniger 
dunkel rötlich durchschimmernd. Hats8<£. fast doppelt so breit als 
lang, nahe der }fitte am breitesten, von hier aas nach hinten 
Bchwadi, nach vom stärker gemndet-verengt, ohne Eckporen und 
BoTStMi; die Scheibe fast ^eichmäßig querüber gewölbt, anglich' 
mäßig nnd nioht besonders dicht, an den Seiten dichter und stark 
punktiert. Schildcheo dreieckig rot, zart gewillt Fld. in den 
Schultern kanm breiter ab die Basis des Hussch., dahinter zueret 
sanft erweitert, dann ziemlich gleich breit, hinter der Mitte stat^ 
geruodet-verengt, am Ende schmal abgerundet; auf dem Rücken 
gewölbt, die erste and die zwölfte Pnnktreihe stehen einzeln, die 
Äbrigwi sind einander paarig gen&hert. Die Zwischenstreifen sind 
eben, zart gewirkt und einzeln punktnliert, der dritte Zwischenstreif 
anf dem Abfalle zur Spitze leicht UelfÖrmig gewölbt, and der Raum 
zwischen ihm und der Naht, der die beiden ersten Punktreihen 
enlUÜt, verti^ 

HonOopwa Rm»^: Pioea, mfo-variegata, antennis pedibus^ue 
fermgineis, thorace retrorsum augustato, in basi et in angnlis anticis 
aabculosis fere laevi, elytris tnberculatis, juxte suturam biseriatim 
pmictatis. — Long. 8,5 — 9,3 mm. Natal: Durban. 

Hell rotbraun Bis pechbraon, Fühler, Beine, Seiten des Halssch. 
nad die Höcker d«: Fld. stets heller, rötlich gelbbraun bis rostrot 



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1S4 J' W«ise: Ober bekunte 

geffirbt, die Unterseite der Schenkel bei den dmikelsten Exemplaren 
pecbbraon. Kopf sparaam und ziemlich fein, das Eopftchild sUrker, 
dicht ptinktirt, letzteree oben scharf durch eine tiefe Linie begrenzt, 
welche drei stampfe Winkel bildet. Von dem Scheitelpunkte jedes 
Winkels geht eine starke Rinne ans, eine längere, in der Mitte, bis 
zum Scheitel, nnd eine kUrzere jederemts, schräg nach dem oberen 
Rande der Ängen gerichtet. Thorax weit vor der Mitte am 
breitesten, nach hinten allmählich verengt, venig gewölbt, stark, 
aber ongleichmSfiig dicht, etwas ninzelig-pnnktiert, vor der Mitte 
Qber dem Seitenrande mit einer dentlichen, großen Ombe, in welcher 
die Pnnkte am stärksten sind. Diese Grube hebt den Raam Qber 
den Vorderecken, der nur Bparaam punktiert, oder ganz glatt ist, 
wulstartig empor. Ebenso ist eis Querstreifen an der Basis ziemlich 
frei von Punkten. Die Fld. sind gerundet, länglich halbkugelig, 
auf einem Streifen neben der Naht geebnet nnd mit zwei Punkt- 
reihen besetzt, nach außen davon sehr uneben. Hier li^en auf 
ziemlich mattem Grunde zahlreiche, jedoch unr^elmfifiig verteilte, 
hohe glatte und glSnzeude Höcker, zwischen denen keine Punktr 
reihen zq bemerken sind. Die Höcker am Aoßenrande nnd auf 
einem breiteren Längsstreifen auf der inneren Hälfte der Scheibe 
smd höher nnd gröÖer als in dem Räume dazwischen. 

Diese Art, die von Herrn P. Reineck bei Dorbao mehrfach 
gesammelt wurde, steht der H. Mniszechi Vogel wohl am 
nächsten. 

PUffiodera nhparaüda: Oblongo-ovata, sabparallela, minus 
convexa, ferruginea, nitida, antennis (hast excepta) tuscis, prothorace 
subtiliter elytnsque sat fortiter punctatis, bis callo humerali et 
laterali distinctis. — Long, b — 5,5 mm. Kamerun: Victoria. 

Lebhaft nnd glänzend rostrot, die Fld. mit leichtem Messmg- 
schimmer, die Fühler vom fUnften Gliede ab schwärzlich. Halasch. an 
den Seiten fast parallel, oder nur unbedeutend verschmälert, erst nahe 
den Vorderecken verengt, anf der Scheibe nngleichmäBi^, fein punktiert, 
an den Seiten etwas dichter und hier auch mit einigen größeren 
Punkten besetzt Fld. breiter als das Halssch., an d^ Basis in 
schwachem Bogen heraustretend, dann parallel, weit hinter der 
Mitte verengt und hinten breit abgerundet, oben wenig gewölbt, 
dicht und kräftig punktiert. Die Punkte sind verworren, aber an 
der Naht sind die abgekörzte Reihe am Schildchen und die zwei 
nächsten Punktreihen bis nahe an die Spitze deutlich zu bemerken. 
Der Längswulst Über dem Seitenrande ist innen scharf und sehr tief 
b^enzt und hat außen eine unregelmäßig verdoppelte Punktreihe. 

Mdtuoma mmata Earsch. Der Autor hat die Art nach dem 
Fortsatze des Prostemnm benannt, der an dem typischen Stöcke 
besonders in die Augen fällt, da der Vorderkörper etwas aufgebogen 
ist. Ich wüßte mcht, wodurch sich das Tier specifisch von livida 
St&l trennen ließe, die von Sierra Leone bis zum Gongo verbreitet 
ist. Auch zu M. dücMdalü und unieolor Jac sind erst noch dnrch- 



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nnd Dane Cbrjsomelideii. X65 

greifende Unterschiede von livida anzogebea, wenn sie als Axtea 
fortbestehen sollen. 

Prosmidia amoena: Higra, antennis baai, capite, thorace, scntello, 
parte basali elTtromm coemeomm anoque palliae folvis. — Long. 8,5 
—9,5 mm. Rbodeaia (Böttcher). 

Haa.: prothorace ante basia ntrinque profunde tranarersim 
impresso, elytris basi tuberculo snbcomco. 

Uoterseite oebst Fühlern nnd Beinen schwarz, die Seiten der 
Brost nnd des Bauches oft leicht metallisch grfln oder blao an- 
gelaufen, der letzte Bauchring nebst dem Pygidium brSunlich-gelb, 
die beiden ersten Ftihlerglieder, Kopf, Thorax, Schildchen and daa 
•rste Drittel der Fld. hell nnd lebhaft rötlich gelbbraun, Atfc übrige 
Teil der Fld. gesättigt dankelblan. Diese blaue Färbnns wird vom 
gradlinig begrenzt, ist aber an der Naht plötzlich winkelig vor- 
gezogen. HaJssch. fast glatt, nnr anf einem größeren Räume über 
den Vorderecken pnnktiert, hinter der Mitte jederseits mit einer 
mndlichen Qrube, beim d^ anßerdem noch mit einer sehr tiefen 
Quergmbe jederseits vor dem Basalrande. Durch diese Qmbe wird 
die scharfe, etwas nach vom überhängende und in der Mitte leicht 
unterbrochene Kante des Basalrandes emporgehoben. Schildchen 
des c? vom breit, nach hinten stark verschmälert, an den Seiten 
senkrecht abfallend. Fld. gewirkt, sehr dicht und etwas runzelig 
punktiert, wenig glänzend, beim <? auf jeder Decke mit einer Grabe 
neben dem Schilachen, die hinten in einen kleinen Höcker an der 
Naht, außen in einen großen, konischen Höcker hinter dem Torder- 
rande ansteigt. 

Ton Protmidia »uahdorum erhielt ich durch H. Dr. Staudinger 
ans dem Innern von Deutsch-Osta&ika eine bemerkenswerte Ab- 
änderung, die Var. intima, welche vor der Mitte jeder Fld. zwü 
kleine, schwarze, oft bläulich schimmernde Flecke besitzt, von 
denen der eine am Seitenrande, der andre weiter nach innen E^;t. 
Außerdem hat diese Abänderung anfangs nur noch eine ziemlich 
schmale, gemeinschaftliche schvrarze oder schwarzblaue Querbinde 
in der Mitte der Fld^ oder noch eine ähnlich gefärbte Mi^el nahe 
dem Hinterrande. Später verbreitert sich die Binde, verlängert 
sich an der Naht und am Seitenrande nach hinten, umsäumt auch 
die Spitze und schließt dann, wie bei der Stammform, eine große 
rande, oder schief ovale Makel von der hell gelben Grundfarbe ein. 

Protmidia magna: Nigra, supra pallide fulva, nitida elytris sub- 
tüissime punctatis. — Long. 12—13 mm. Africa or. german. (Staa- 



^'S... 



Uas.: Tentre testaceo; prothorace basi ants scntellnm tubercnlis 
binis rotnndis, elytris basi tuberculo elongato. 

Größer als die übrigen Arten und durch die Geschlechts- 
anszeichnung und Farbe sofort zn erkennen. In letzterer ähnelt 
sie der oberseits einfarbig bräunhch rotgelben Form aequalit von 
Pasteti AU., aber das S hat ein gleicb&rbiges, nicht schwarzes 
Schildchen. 



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166 J- Weiae; Ober bekannte 

Kopf bräunlich ro^;el1), die SpitzeohlÜfie der Haadibelii, die 
Taater und Ffibler pechschwarz bis schwarz, das letzte Qlied der 
Mazülartaater (beim cf), sowie die ersten zwei oder drei Fähler- 
^eder mehr oder weniger weit T<Hlich gelbbraun; Stim ^att. 
Halssch. and die übrigen Teile der Oberseite brtUüich rotgelb, 
ersteres vor der Mitte jeaerseits mit einzelnen PUnktcben, sonat ^att, 
beim 3 einfach, beim (j* mit zwei dicht neben einander Hellenden 
Beulen vor dem Schfldchen. Dieses ist in beiden (Jeechlecbtem 
fibereinstimmend gebaut, einfach, glatt. Fld. XoBerst zart ge- 
wirkt, glänzend, sehr fein und mäcig dicht panktiert, am Hinter- 
rande leicht ansgerandet-abgestatzt, beim cT mit einer kurzen Xiängs- 
beule zwischen Schildchen und SchnlterhSt^er, die dorch äaea 
Eindruck an der InneoBeite etwas rippenlfirmig erscheint Unter- 
Seite and Bein« schwarz, das letzte Segment (9) oder der ganze 
Bauch rötlich gelbbraun 0). Der Hinterleib schwillt beim träcbtigeo 
9 außerordentlich an, so daß die Seit«i and die letzten mw 
Rfickenringe bloß liegen. 

Qaierucdla funeala Jac, Not Levd. Mus. 1887. 236, vom Cosgo, 
die der Autor nur fraglich in diese Gattung stellte, ist eine typisäe 
Art, etwas größer, aber ähnlich gebaut ala die europäische tagiOariae 
Qvllh., mit der anch die HalBSchildbitdung am nächsten überein- 
Btunrnt 

DiacaiUha bimaculata Bertolini erhielt ich von Durban (Natal) 
durch Herrn P. Reineck. GeöfFhete vordere Hflftpfannen, lange, 
wenigsteoB bis zum hinteren Außenwinkel der Fld. reichende E^i- 
pleuren, Schienen, die auf dem RQcken neben der Längsleiste kahl, 
an der Spitze mit einran Enddom versehen sind, und am Gmnde 
gezähnte Klauen bringen das Tier in die Gattung Agdattica Bedtb. 

Buphonella dongata Jac, Transact. 1903. 37 =s murina Gerat 
1871. Gerstäcker hat diese Art seinerzeit zu Apophylia gestellt, 
womit sie gar keine Ähnlichkeit hat, und dieser grobe Fehler, den 
Jacoby nicht vermuten konnte, trägt die Schuld an der nochmaligen 
Beschreibnng. 

Oidi» stramiiua: Brevit«r ovalis, convexa, sordide atraminea, 
nitida, antennis {arüculis 4 primis esceptis), tibüs apice t&rsisque 
n^TiB, dytris crebre subtiUter pnnctatia. Long. 7 mm. Kamerun: 
Victoria. 

Körperform der 0. femtginea F., aber die Seiten des Halsach. 
viel weniger gerundet und die Fld. kräftiger punktiert. Sehr ver- 
Bchlossen una blsLß strohgelb, glänzend, die schlanken Fflhler vom 
fünften Gliede ab, die Spitzenhälfte der Schienen und die Tarsen 
schwarz. Halssch. sehr kurz, fast dreimal so breit als lang, die 
Seiten sehr wenig gerundet, daher fast gradlinig, jedoch atmvach 
nach vom con vergierend, die Scheibe mäßig qoerGber gewölbt, 
äußerst fein gewirkt und verloschen punktuliert Schildchen lang 
dreieckig, glatt Fld. dicht, ziemlich fein, aber dentlich und tiä 
punktiert, aas obere Ende der sehr tief li^tenden Epiplenren ober- 
aeits durch einen verloschenen Längseindruä angegeben, über dem, 



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und BMu dajaoToiü&im. 167 

hinter der großen Sclmlterbeole, eine Grube liegt; der danmter 
ti«^nde breite abgesetzte S^tenrand etvaa durchscheiaend. 

Es ist diee die bis jetzt bekannte kleinste afnkanische Art, 
ihre Orö&e variiert in einer Reihe von Exemplaren nnr unmerklich. 
0. minor Ws., ArcÜT f. Nat 1902. I. 2. 138 ist 8—11 mm lang, 
viel schlanker gebaat und von rostroter Farbe. Jacoby hat letztere 
ebenfalls, Stettiner Z. 1903. 311 (Ende October) beBcKrieben. In 
derselben Arbeit dürften folgende Punkte zu berichtüen sein: 

DiacaiOka Conrad Jac. 1. c 312 = Koütei m. D. Z. 1903. 
47 (Februar). 

Hallirhotiiis marginatua Jac. 316 = Exoioma (_Aialaco»oma) 
flaoomarginatum Jac. Proceed. 1882. 58. 

Metotoma mridipmnis Jac. 328 =» Therpit tmaragdtna Ws. 
D. Z. 1900. 466. 

Platj/xatOha nblaempamis Jac. 328 muß geprUft werden, ob sie 
sich wirklich von Durnmeria apicUarm Ws. D. Z. 1903. 323 (August) 
unterscheidet. 

Rantyxantha Clovareaui Jac. 333 = Aenidea Hauten Ws. 
Archiv f. Nat 1903. I. 2. 210 (15. Mai). 

f^yltobrottcelta timplicipenmt Jac. 334 = t^aminea Ws. D. Z. 
1908. 333. 

Bei Eurj/demua margittatw Jac. L c. 303 fehlt die Angabe, daß 
diese Art unter demselben Namen bereits von Jacoby, Proceed. 
1900. 232 von Boma, Gongo beschrieben worden ist. 

Außerdem möchte ich noch bemerkcoi, daß Väruoia glabripenm» 
Jac, Arkif for Zool. I. 1903 p. 232 t. 10 f. 8 = Ctt«or<me unicoior 
Jac., Novitates 1894. 528 ist. Die Art heißt also Vüruvia unicolor Joe. 

Jacobt/a viridis: ij Subelongata, obscnre coernleo-viridi-aenea, 
antennis, tibüs tarsisque piceo-ninB, protborace sablaevi, fovea 
magna profunde excavato, elytris alutaceis, obsoletissime punctulatis, 
sericeo-micantibns. — Long. 5,5 mm. Niger-Benne (Staudinger). 

Die erste weetafrikamsdie Art dieser Gattung und von den 
vier übrigen, im östlichen Afrika lebenden, durch die dunkel 
metallisch blfiuhch grfine Farbe des KSrpers sofort zu nnteredieiden. 
Die F&hler, Schienen und Tarsen sind sehr dunkel und nicht 
lebhaft pechbraun; erster» fast so lang als der Körper, Glied 2 
sehr klein, die übrigen loogi Glied 3 bis 8 etwas dQnner als Ghed 1, 
aber dicker als die drei Endglieder, Glied 5 bis 8 leicht bogen- 
förmig. Kopf und Halssch. Soßerst zart, nur anter starker Ter* 
eröfierang deutlich gewirkt, ziemlich glänzend, fast glatt, die FId. 
deutlicher gewirkt, seidenartig glänzend, mit äußerst feinen und 
flachen, guiz verloschenen Püiutchen. Die Scheibe des Halssch. 
wird zum größten Teile von der tiefen Quei^rube eingenommen, 
welche etwa doppelt so breit als lang und m der Querlinie der 
Mitte am tiefsten ist. Ihr Vorderraud bildet fünf schwache Bogen, 
von denen die drei mittleren jederseits von einer mäßig scharfen, 
nadi innen vorspringenden und nach unten leisteniormig ab- 
faUenden Ecke b^eiizt and von dem letzten Bogen jederseits 



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168 J.Weise: Über 

getrennt werden. Der Hinterrand ist in der Mitte in eiDem grS&eroi 
Bogen ausgerandet, der jederseits in «inen kurzen nnd flachen Bogen 
Übergeht. In der Mitte der Grabe befindet sich ein schwärzlicher, 
matter, ziemlich hoher Höcker, welcher an seinem fast senkrecht ab- 
fallenden Hinterrande eine Mittelrinne besitzt; vom ffillt er za einer 
dreieckigen, beiderseits etwas aolbebogenen glänzenden Platte ab. 
Das erste Tärsenglied ist an den Vorderbeinen stark, an den Mittel- 
beinen nnbedeutend erweitert, vom letzten Banchsegmente wird 
dorch die zwei normalen Einschnitte vom Hinterrande ans ein fast 
quadratischer Mittelzipfel abgetrennt, dessen Seiten- nnd Hinterrand 
aufgebogen ist. 

Megalognaiha tuamharica: (^ Nigra, snbtns sat dense griseo- 
pubescens, abdomine ferrugineo, medio fortiter creberrimeqae 
ponctato, protborace sublaen, bifossnlato, elytris testaceis, crebra 
sat sabtibter pnnctatis. — Long. 9—10 mm. Usambara: Hohen- 
feiedeberg (Dt. J. Scholz). 

Kopf schwarz, glänzend, glatt, der Vorderrand des Eop&childes 
nnd der Oberlippe gelbbraun. FDhler bis hinter die Mitte der Fld. 
reichend, Glied 2 knrz, 3 mindestens doppelt so lang, 4 nnd 5 
ähnlich dem dritten, alle drei schlank, an der Spitze wenig ver- 
dickt, die folgenden Glieder so lang, aber breiter als Glied 3, nach 
der Spitze hm albn&hlich TCrbreitert, lang dreieckig, das Endglied 
länger, cylindriscb, in der Mitte leicht eingeschnürt, am Ende za- 
gespilzt. Glied 6 ist an der Spitze in eine nat^ nnten gerichtete 
stnmpfe Ecke erweitert, 7 in eine viel längere nnd breitere, etwas 
nach außen gedrehte Ecke, 8 ist bis znr Mitte ziemlich gleichbreit, 
dann plStzliui winkelig erweitert nnd bis znr Spitze wieder Ton 
gleicher Breite; die Erweiterung der Spitzenhälfte ist zusammen- 
gedrückt, leiatenfönnie;. Das mlssch. ist wenig breiter als la^^ 
Tiereckig, nahe der Spitze verengt, mit mäwg scharfen, etwas 
heraustretenden Vorderecken, oben nur schwach gewölbt, undeutlich 
pnnktuliert, fast glatt, glänzend Bcbwarz, nahe dem Hinter- und 
Vorderrande ein sanfter Qaereindruck, hinter der Mitte jederseita eine 

CBe, gerundete, tiefe Grube. Schildchen schwarz, punktnliert und 
aajrt Fld. gelbbraun, sehr dicht und ziemlit^ fein punktiert 
Unterseite und Beine schwarz, dicht grau behaart, der Bauch bell 
rostrot, die Mitte der ersten Ringe abgefiacbt und sehr dicht und 
kräftig punktiert, der letzte Bauenring mit glatter Mittellinie. Das 
mir unbekannte 9 wird anf dem Halssch. deatUcb punktiert sein. 

Megalognatha »impUx: {^ Nigra, subtns sat dense brevissimeque 
griseo-pubescens, abdomine testaceo, prothorace snbopaco, alotaoeo, 
poetice punctato, ante medinm tnberculis binis minutis instructo, 
elTtris testaceis, snbsericeo-micantibus, crebre snbtiliter punctatis. — 
Long. 6 — 6,5 mm. A&ica mer., Pondo ^intz). 

Der vorigen im Habitus und der Farbe ähnlich, aber kaum halb 
so grofi, die Oberseite, namentlich das Halssch. matt, mit ab- 
weidiender Sknlptor, die Ffihlerbildung außerdem völlig verschieden. 
Kopf sdiwMT, die Stirn gewirkt und punktiert, die Beulen and das 



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nod nene Chr^someUdeu. 169 

Kopftchild glatt, müfiig glänzend, der Vorderrand des Kopfscbildes 
und der Oberlippe, sowie das Ekidglied der Taster gelblicli braun. 
Ffihler iast so lang als der Körper, das zweite Gfied sehr kurz, 
die folgenden drei sclilank, nnter sicli gleich, jedes eo lang als 
Glied 1 nnd an der Spitze vergeht. Die folgenden Glieder sind 
stärker, jedes wenig kOrzer als das dritte Glied, das nennte nnd 
zehnte jedoch dentlich kürzer, das elfte fast c^lindrisch. Glied 6 
ist in der oberen H&ltte allmählich, Glied 7 von der Basis ab nnd 
bedeutend stärker erweitert, Glied 8 hat parellele Seiten. Halssch. 
schwarz, äußerst dicht end fein gewirkt, matt, ziemlich so lang als 
breit, von der Basis bis weit vor die Mitte leicht erweitert, aann 
merklich verengt, in der Mitte der Scheibe flach gedrQckt, nahe an 
den Seiten abfallend, der flach« und der seitliä abfallende Teil 
durch eine Terloschene, stärker glänzende Längskante getrennt. 
Hinter dem Vorderrande liegt neben der Mittellinie jederzeita ein 
Eindnv^, welcher je eine sehr kleine, glatte Beule empor hebt 
Der Raum vor diesen Eindrücken ist kaum, der dahinter liegende 
Teil deutlich und dicht punktiert Schildchen schwarz, punktiert 
und behaart, an der Spitze gelblich gesäumt. Pld. gelbbraun, ge- 
wirkt, sehr dicht und fein punktiert, seidenartig odei- lettig glänzend. 
Unterseite und Bein scbwarz, dicht und sehr fein grau behaart, der 
Bauch gelbbraun, gleichml^ig, nicht dicht, fein punktiert. 

Megalognatha apiealit: Nigra, venire eljtronimque apice testaceis, 
protborac« pone apicem profunde traneversim impresso, parte apicali 
cristam elevatam angulatam fonnante, clytris crebre Bubrugmose- 
pnnctatis. — Long. 6 mm. Mozambique (Standinger). 

Mas: Äntenois articnlis 6-8 angnlato-dilatiB subtus subtesta- 
ceis, prothorace sat nitido, punctato. 

Femina: Aotenois subfiliformibus omnino nigris, prothorace in 
disco rugoso-punctato, subopaco. 

Es ist möglich, daß das vorliegende Tier zu M. rußventr'm Baly 
gehört, was sich erst herausstellen wird, wenn die c? der letzt- 
genannten Art aufgefunden sind. Leicht kenntlich an der Färbung 
der Oberseite. Letztere ist schwarz, ein Fleck in der Spitze der 
Fld., vorn gerundet und etwas verwaschen begrenzt, bräunlich gelb, 
ähnlich gefärbt wie der Bauch, beim d* sind auch die zahnfömugen 
Erweiterungen an der Unterseite des 6. bis 8. Fühlergliedes gelblich. 
Der Vorderrand des Thorax, welcher zu einer leicht muldenförmigen, 
hohen, winkeligen und nach hinten überhängenden Querleiste an- 
steigt, ist glatt, der tiefe Qiierdruck dahinter ist au&en al^rekürzt 
und hoch nnd scharf begrenzt, beim ^ fast glatt, beim 9, ähnlich 
wie die Scheibe dahinter, dicht grob-runzelig punktiert Die Scheibe 
des cj* ist ziemlich glänzend, punktiert, auch die Fld. des ^ sind 
etwas kräftiger punktiert als die des S und weniger matt. 

Beim S ist das sechste Fühlerglied unten, nach der Spitze hin, 
stark erweitert, länglich-dreieckig, die untere Spitze scharf, das 
siebente ist nach unten, ebenso in einen dreieckigen Vorsprung nach 



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170 J- Weise: Ober 

aufien erweitert, Glied 8 endlicli ist in der Spitzeiih£lfle verbreitart, 
so daß es einen Haken büdet. 

Pkt/Uotreta ruficepg: Eloogata, oigra, antennis (apice ezcepta), 
tibiie tarsisque («Btaceis, capite ferrng:ineo~rafo, prothorace elyfaiBqne 
coeruleo-vel Tiridi-nigris, subopacis, illo creberrime ptmctulato, nia 
crebre snbtJlitoi' pimctatis, panctis geminatim snbseriatis, lineiB non- 
nnlÜB longitodioalibas snbconTezis. — Long. 3 mm. Mombo (Mär? 
1899. Panl Weise). 

Ton derselben schlanken Gestalt als nnsere nodicomit nnd 
procera, anch im Ban der Stirn mit ilmen übereinstimmend, aber 
grSfier, die Fld. dicbt in nnregelmäfiigen Doppelreihen punktiert, 
wie bei vielen anderen afrikanischen A^n. 

Schlank, schwarz, die ersten 6 Fbhlerglieder nnd die Basal- 
hftlfte des siebenten rötlich gelbbrann, ebenso die B«ne mit Ans- 
nahme eines Teiles der Unterseite nnd Spitze an den vier Vorder- 
schenkelo und der Innenseite der Hinterschenkel; Kopf dtmkler, 
bräonlii^ rot, die Stirn ünßerst dicht tmd fein gewirkt, fast matt, 
neben jedem Auge mit einigen feinen Punkten. Halssch. wenig 
mehr als um die HfilA« breiter als lar^, nach vom leicht verengt, 
sehr dicht und fein punktier^ ziemlich matt, nebst den Fld. schwarz, 
mit bläulicher oder grOnlicher Beimischnng. Die Fld. sind etwas 
stärker als der Thorax in unregelmäßigen Roben punktiert, die 
durch 8 bis d sehr schmale, wenig gewölbte und nur unter stärkerer 
Tergrößemng deutliche Lä^rsstreifen getrennt werden. 

PhyliotrOa cogtulata: mongata, rufo-testacea, antennis apice 
leviter iiifascatis scutello, pectore, abdomine pedibnsque posticia 
nigris, elytris obscure aeneis, nitidulis, crebre subtilitw punctaüs, 
pnnctis geminatim seriatis, lineis loDgituainalibus, interioribns leviter 
convezis, exterioribus carinatis instmctis. — Long. 3,3 mm. Kwai 
(Panl Weise). 

AnfiSUig schlank gebaut, in der Mitte fast parallel, vom und 
hinten gleichmäßig vereng^ rötlich gelbbraun. Fühler schlank, die 
letzten vier oder ilinf Gbeder mehr gebräunt; Stirn ohne deutliche 
Punkte. Halssch. um die Hälfte breiter als lang, nach vom all- 
mählich schwach verengt, an der vorderen Borstenpore, die ein 
Stück hinter den Vorderecken liegt, schwach nach außen tretend, 
der Hinter rand neben dem Schildchen jederaeits deutlich aus- 
gebuchtet, die Scheibe wenig gewölbt, nur an den Seiten vor der 
Mitte stärker abfallend, ziemlich dicht, verloschen punktoliert. 
Schildchen glatt, schwarz. Fld. sehr dunkel metallisch grün, oder 
bläulich grün, fettig glänzend, dicht in ziemlich regelmäßigen 
Doppelreihen punktiert, die durch schmale, wenig erhabene Längs- 
streifen geschieden sind. Die sechste und siebente Doppelreihe, 
hinter der Schiilterbeule, ist unregelmäßig, beide vereinigen sich 
hinter der Schulter und vor der spitze, sind nicht durch einen 
LängBstreifen getrennt, aber außen von einem schmalen, hohen und 
scharfen, leistenformigen Streifen begrenzt. Diese beiden Längs- 
leisten jeder Decke sind sehr dentlich, neben der äußeren liegt eine 



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and nene OhiyBOBtelideii. 171 

dritte, jedodi schwächer« Leiste, die unter der Schulterbeole beginnt 
und die achte nnd nennte doppelte Punktreihe trennt. Unteraeits 
ist die Vorderbmat nebBt den Tier Vorderbeinen rötlich gelbbraun, 
die Qbrtgen Teile sind schwarz. 

Diese Art muß der Phyüotr. vmcoslata Jac., Proceed. 1900. 244, 
von Fort Alfred sehr nahe stehen, scheint sich jedoch durch den 
sehr sohlanken Körperbau, bedeutendere Größe, schwarze Hinter- 
beine und die größere Zahl der Lfingsrippen auf jeder Decke 
spezifisch zu untorschraden. 

Hirpa aurlchalcea. Oblonga, nigra, supra aurichalcea, protho- 
race latitadine longiore, deplanato, crebre sabtiliter ri^uloso- 
ponctate et densius ochraceo-pubescente, sulco medio longitndinali, 
antice abbreviato, laevi, lateribus ö-spinosis, spinis 4 antorioribns 
longis Btipite commusi cruciatim dispositia, elytris griseo-pubes- 
centibns, dense pnnctato-striatis, longius nigro-spinosis, tarsomm 
articnlo qnarto tertio haud longiore. — Long. 7 — 7,3 mm. Afr. or. 
In monte Pongwe (Us^uha) capta. 

Mit E. Benniguni Wb. am nächsten verwandt, aber durch das 
ISogere, dicht behaarte Halssch., aufstehend grau behaarte Fld. imd 
deren viel längere und stärkere Domen bedeutend abweichend. 
Fahler schwarz, die ersten 6 Glieder längBronzelig punktiert und 
■parsam gran behaart, die folgenden dicht gelblich grau behaart, 
Glied 8 etwa so lang als 1, dieses an der Spitze abgerundet Thorax 
Ifiiwer als breit, fl^ gedrückt, am Hinterrande mit einem ver- 
tienen Querstreifen, der zu dem niedrigen, außen etwas verdickten 
Antobasalrande an&teigt Vor diesem liegt eine breite, mäßig tiefe, 
glatte Längsfurche, die bis vor die Mitte reicht, und jederseite 
davon ein breiter, dicht und fein mnzelig punktierter Längsstreifen, 
welcher sehr dicht gelblich behaart ist Die vier vorderen Seiton- 
nmddomen sind kräftig, lang, Bparsam behaart und stehen kreuz- 
weise auf einem kurzen, dicken, gemeinschaftlichen Stiele, dicht 
hinter diesem, aber bedeutend tiefer, Bteht der fünfte, kürzere und 
freie Dom. Die Fld. sind sehr fein, wenig dicht, aufstehend grau 
behaart, regelmäßig, dicht und ziemlich Btark punktiert-gestreift, 
nnd mit langen, dicken, schwarzen Domen besetzt. Diese Domen 
Bind etwa doppelt so lang wie in Bennigaeni, aber weitläufiger 
geetellt. die Seitenranddomen sind im letztos Viertel kfirzer als 
davor, während die drei letzten bei der Bennigteni gerade um- 
gekehrt, länger und stärker als die vorhei^henden sind. 

Callüpa utiicolor; Nigra, nitida, prothorace parce punctato, 
utrinque sulco longitudinali profnndo, crebrins poncteto mapresso, 
elytris striato-punctetis, seriebus intormediis fortiter pnnctetis et 
rugnloBiB. — Long. 4,8 mm. Rhodesia (Böttcher). 

Kleiner und glänzender als natalensi» Baly, durch die Thorax- 
bildung und Punktierung der Fld. sehr ausgezeichnet. Tief schwarz, 
l^zend, die FOhler fioerall von gleicher Stärke, die ersten sechs 
Glieder schwach gerieft, mäßig glänzend, die folgenden behaart, 
üemlicb matt. H^sscb. mit einer oreiten, graden, oicht und stark 



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172 J- Weise: Über bektumie 

puoktierlen, tiefen Längsfarche jederseits; der Raum nach aoBeo 
von dieaer ist sparsam grob punktiert, die Mitte der Scheibe ist 
vor dem Schildchen stark eingedrückt und einzeln punktiert, davor 
bildet sie eine fast quadratische erhabene Flfiche, die eine feine 
Mittelrinne und jederseits davon eine, stellenweise verdoppelte grobe 
Punktreihe besitzt. Schildchen glatt, nebst der nächsten Umgebung 
nach hinten ansteigend. Fld. gereiht punktiert, die beiden inneren 
Punktreihen fein, die äußeren grob und tief, unregelmäßig von 
langen Quermnzeln durchsetzt; die dritte und vierte (ganze) Pnnkt- 
reihe an der Basis, sowie ein Stück dahinter grnbenRirmig vertieft. 
Durch zwei kleinere Gruben läuft weiter d^inter die mnfbe bis 
siebente Punktreihe. Unterseite glänzend schwaiz, die Bmst einzeln 
punktiert, der Bauch glatt. 

Aaphalma tvta: Snblongo-quadrata, convexa, aabtns rufo- 
testacea, antennis apice fusds, pedibus nigro-annulatis, supra piceo* 
brunnea, nitida, protecto explan ato albido-fnestrato, prothorads 
disco nigro, alntaceo, subopaco elytris tnbercnlatis, tubercnlis binis 
in singulo maximis. — Long. 7 mm. Usambara. 

Halssch. mehr als doppelt so breit wie lang, einem sehr flachen, 
querliegenden Ovale, äholich, die Scheibe gewölbt, äußerst dicht 
und fein gewirkt, schwarz, matt, der leistenförmig aufgebogene 
Mittelzipfel der Basis gelb, das Seitendach breit, mit aufgebogenem 
Rande, im letzten Viertel jederseits pechbraun, mit rötlich dnrch- 
Bchinmiernden Ädern, vom ein großer, weißlicher Fensterfieck, etwa 
dreimal so breit als lang und beiderseits concav begrenzt Schildchen 
bräunlich gelb, uneben, fast glatt. Fld. wenig länger als breit, an 
der Basis in leichtem Bogen ausgeschnitten, in den etwas vor- 
gezogenen und abgerundeten Schulterecken breiter als das Halssch., 
dahinter parallel, am Ende breit abgerundet, an der Naht selbst 
leicht ausgeschnitten, mit zahuförmig ansg^ogener Nahtkante. Die 
Scheibe gewölbt, punktiert-gestreift, die Punktstreifen aber durdi 
zahlreiche, kleine Querhöcker unterbrochen; anßerdem besitzt jede 
Decke eine hohe Schulterbeule und zwei noch höhere und dii^ere 
Beulen, die erste hinter der Basis zwischen Schulter und Sdiüdchen, 
die andre dicht hinter der Mitte, nahe der Naht Die vordere 
Beule besitzt zwei Lfiogsleisten, die hintere drei. Von letzteren 
ist die Mittelleiste ganz, während die seitlichen kurz und mehr 
höckedormig sind. Die Grundfarbe der Scheibe ist düster gelbbraun, 
erscheint durch die zahlreichen pechschwarzen Höcker dunkelbraun, 
die Rückseite der großen Höcker ist rStlich. Das Seitendach ist 
breit, mit aufgebogener Außenkante, auf dasselbe tritt von der 
Scheibe aus ein breiter pechbrauner Ast an der Basis, ein ähnlicher 
hinter der Mitte und ein schmalerer an der Spitze, so daß auf 

J*edflr Decke zwei weißliche, etwas dunkler durchscheinend geäderte 
''ensterfiecke übrig bleiben, einer in der Mitte, fast doppelt so lang 
als breit, ond ein kleinerer, nahe der Spitze. Der größere hat eine 
weitläufige Reihe schwarzer Punkte neben dem Rande. Die Unter- 
sttte iat nebst den Fühlern ond Beinen rötlich gelbbraun, die vier 



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nnd nene OhiyMmielideii. 173 

Eo%liecler der erstereo angeduskelt, ein ringiSnuiger Streifen am 
die Mitte der Schenkel und Schienen schwarz; das Seitendacli ist 
ähnlich gefärbt wie oben. Das Prostemum ist in der Mitte des 
Vorderrandes etwas abgeflacht, steigt nach den Seiten hin allmählich 
höher anf und besitzt nahe der Mitte iedes Auges einen tiefen, 
winkeligen Ausschnitt, in den sich die FOnler einigen. 

Das einzige Exemplar wurde mir von Herrn Dr. J. Schnlz in 
Magdeburg fiberlassen. 

Odontiontfcka »ubletla: Ovalis, conveza, testaceo-flava, supra 
dilute viridis (testacea), mintts nitida, prothorace mguloso-punctato, 
angoüs rotundatis, elytns crebre substriato-pnnctatis, protecto oblique 
deflezo ruguloso-ptinctato. — Long. 4,5 mm. Usambara. 

Mit Od. lüigioaa Boh. am nächsten verwandt, Halssch. und Pld, 
stärker punktiert, letztere nicht dreieckig, sondern oval; Od. neglecta 
Ws. ist breiter gebaut and glänzender, auf dem Thorax sparsam 

Snnktoliert. Oval, hinten etwas schmaler als Tom, das Halssch. 
icht runzelig punktiert, außen etwas stärker füs innen, tld. in 
den winkeligen, an der Spitze abgerundeten Schulterecken leicht 
vorgezogen und kaum breiter als das Halssch., dahinter allmählich 
und sehr schwach erweitert, hinter der Mitte wenig stärker verengt, 
am Ende schmal abgerundet, im Basaldreiecke ansteigend, sodann 
nach hinten und nach außen fast gleichmäßig abfEuleod, dicht 
gereiht- pnnktiert. Die inneren Beihen werden durch einige leichte 
Qnerrunzeln, die mit dem zweiten, stellenweise schwach gewölbten 
Zwischenstreifen in Verbindung stehen, gestört, die vorletzte und 
namentlich die letzte Reihe bestehen ans groben Pnnkten. Das 
Seitendach iUllt mit der Scheibe ziemlich in einer Flucht ab, ist 
dicht runzelig punktiert und hinter der Mitte etwas verengt. Die 
Klanen haben einen großen Basalzahn. 

Diese Art wurde bei Hohenfriedeberg gesammelt und ich erhielt 
sie ebenfalls darch Herrn Dr. J. Schulz. 

Cattida corpulenla: ßreviter ovata, convezinscula, supra 
testaceo-flava, nitidula, subtos testacea, anteunis articnlis ultimia 
fuscis, prothorace alutaceo, parce pnnctnlato, elytris crebre snbtiliter 

Sncctatis, protocte lato, oblique d^eso, ruguloso-puuctato. — Long. 
- 10,5 mm, Kamerun. 

Die mir bekannte grSßte Art der Gattung') im Körperbau einer 
Aapidomorpha ähnlich, das (^ sehr breit eiförmig, das S wenig 
gestreckter, mäßig gewölbt, unten rötlich gelbbraun, oben blaß 
bräunlich gelb, die Scheibe des Halssch zuweilen hell lederbraan. Die 
ganze Oberseite ist äußerst dicht und zart gewirkt, wenig glänzend, 
namentlich das 9. Kopfschild sehr kurz, jederseits leicht beulen- 
förmig, Fühler verhältmsmäßig dünn, die 5 letzten, etwas verdickten 
Glieder dunkler als die vorbeigehenden, die drei Endglieder 

') Wagener hat ftllerdingB eine Casaida reticalata von Bnenoa Aires be- 
tchrieben, die 18 mm lang ist, doch ist nicht ausgemacht, ob ne wirklich in 
dieae Gftttnug gehOn. 



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174 J. Weise: Ober b^aimte 

schwSizIicb. HalsBch. doppelt so breit vie luig, vorn in einen) 
schwachen Bogen abgeruoaet (dicht an den Ecken s^ker), zerstrattt 
and sehr fein ponktuliert Fld. an der Basis in schwachem Bogen 
aofigescbnitten, io den Schaltern etwas mehr Toreezogea und kaom 
breiter als das Halssch., mit verrundeten Ecken, dahinter erweitert, 
von der Mitte ab verengt und hinten in mtLSie breitem B<^en ab- 
gerundet, die Scheibe gewölbt, vorn mit dem Thorax in einer Flacht 
ansteigend, das Basaldreieck sehr dentlicb, kons, nicht vertieft, noch 
etwae et&rker als die übrige Scheibe nnd, wie diese, dicht verworren 
panktiert, eine dichte Punktreihe neben der schmalen Nahtkante, 
sowie 2 bis 3 Reihen hinter der verloschenen Schalterbenle in der 
Regel bemerkbar, Das Seitendach fällt fast gleichmäßig mit der 
Scheibe ab, ist stärker als diese nnd nmzeüg punktiert, vom breit, 
nur etwas schmaler ala die Scheibe, hinter der Mitte verengt. Im 
Vorderrande der Yorderbraet ist jeaerseite ein bogenförmiger Aoa- 
schnitt zur Einlagerung der Fühler, die Klanen sind einfach. 

Es liegt mir nnr 1 d* vom Eamerungebirge (Schröder) and 1 9 
von Bnea vor. 

Coftocyda Ckampiom: Snbtnaognlaris, conveza, sabtas nigraj 
capite, antennie basi, tibüa (plos minusve), tarsis limboqae laterali 
abdominia testaceis, supra testaceo-flava, protecto hyalino, vitta 
cnrvata picea omato. — Long. 6,5 mm. Costa Rica: San Jom 
(Schild-Burgdorf). 

Kopf nnd die ersten 6 Ffihleivlieder blaß rötlich gelbbraun, 
Glied 5 nnd 6 etwas angedunkelt, ma flinf Endglieder, die merklich 
dicker als die vorhergehenden sind, schwarz. Halssch. mehr als 
doppelt so breit wie lang, qner ellyptisch, mit mäßig breit ah* 
gerundeten Ecken, glatt nnd glänzend, wie die Fld. blaß rötlich 
gelbbraun, das ganze Seitendach hell gef&rbt, glasartig durch- 
scheinend. Schildchen groß, hinten schnell und sehr scharf zu- 
gespitzt Fld. an der Basis in mäßigem B<^en auageschnitt«), in 
den vorgezogenen, rechtwinkelig-abgerundeten Schulteret^en viel 
breiter als das Halssch., dahinter leicht verbreitert, so daß die 
größte Breite etwa in V4 der Länge liwt, dann allmählich verengt 
und in der Spitze schm^ abgerundet, der Umriß daher annähernd 
dreieckig. Die Oberseite ziemlich stark gewölbt, im Basaldreieck 
kräftig ansteigend, sodann nach hinten m schwachem Bc^n ab- 
fallend, gleichmäßig fein gereiht^punktiert, der Yorderrand und die 
Naht angedunkelt. Auf dem ziemlich breiten Seitendache liegt eine 
schwärauche Länssbinde. Dieselbe beginnt an der Basis vor der 
Sdinlterbenle zi(£t dann gradlinig D^;h außen bis an dsn Rand 
des Daches und an diesem entlang, nicht ganz bis znr Mitte. Hier 
wendet sie sich nach innen und läuft am Innenrande des Daches nnd 
am Außenrande der Scheibe fort bis io die Nahtecke. TJnterMite 
nnd Beine sind schwarz, ein Fleck an der Seite jedes Baochringes 
und der After rötlich gelbbraun. Dieselbe Farbe haben die Ober- 
seite der Yorderscbenk^ die YorderschieDen, die Spitze der übrigen 
Schienen und alle Tarsen. 



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nnd neae Ohrysomeliden. 175 

Die Art ist am besten neben Diana 6oh. zu stellen; ich widme 
sie Herrn Q. C. ClLampioQ in London, welcher die mittdamfiiikanisclies 
Cassidinen vorzGglidi bearbeitet hat. Zd seinem Bande der Biol. 
Cmtrali americana erlaube ich mir folgende Bemerkungen: 

p. 201. irazumni ist nicht Taf. IX sondern XI fig. i. 

p. 216. Coptocyda nanaceru Champ. gehört zc CharidoUäa. 

p. 224. Die Cteuochira No. 4 hat Boheman nicht ivgubri«, sondern, 
Hon. 3. 478, lugubrina^ außerdem in demselben Bande p. 317 noch 
eine Co^oct/cla htgubrina benannt. Die Citate beider Arten sind 
im Cataloee von Harold p. 3664 a. 8671 verwechselt worden. Im 
Index zu Band 3 p. 540 ist allerdings die Ctm. lu^tibrina als Ivgubria 
ing^eben, aber nicht tod ßoheman, denn derselbe nennt diese 
Art in Band 4 p. 477 wiedemm luffubrina. 

p.227. Clenochira aaffulataBoh.i.iSl kannTonp2»cat(iBoh.3.493 
nicht spezifisch verschieden sein, denn bei einem meiner Exemplare 
von Costa Rica: Tnrrialba (Schild-Bargdorf) ist das Schildchen gelb 
wie in plicata, die schwarze Farbe der Fld. dagegen hinten ab- 
gekürzt, wie in ta^tdata. Die Ponktiening der lild., aas der Boheman 
noch einen weiteren Unterschied ableitete, ist variabel, manchmal 
stehen die Punkte in den Reihen hinter der Mitte dicht, manchmal 
weitläofig. 

Coptocj/da Ivdiera Boh. 3. 374 ist nach den Typen, die sich 
aof dem hiesigen Museom befinden, vom Antor falsch beschrieben 
worden. In der Diagnose sind die drei letzten FtÜilei^Ueder (in 
der Beschreibtmg sogar vier) als schwarz bezeichnet, es sind aber 
nur die beiden letzten schwarz, nnd die Spitze des drittletzten 
meist anffednnkelt. Auf der Unterseite soll das Prostemum und die 
beiden folgenden Bruststücke gänzlich, der Baach in der Mitte 
pechschwarz sein, in Wirklichkeit ist die Unterseite einfarbig blaß 
oräunllch gelb. Die Art ist 6—7 mm lang. Ich erhielt sie von 
Rio Grande do eul (Ständiger), damnter auch Stücke, bei denen 
die rote Basalmakel des ^Issch. vom nicht schwarz gesfiomt ist 

Coptocyda nUuralii: Subrotonda, valde conveza, flavo-testacaa, 
pectore nigro, antennis articolis ultimis sapeme infuscatis, protborace 
mblaevi, Bmbo baeali antice tridentato ni^o, scutello nigro, elytria 
parce seriatim punctatis, limbo temü sntnrui, medio et apice dilatato, 
stziolaqua brevi ante hnmemm nigris. — Long. 7 — 8,3 mm. Brasilia, 
Iqnitos (Staadinger). 

Hell bräonlich gelb, das breite Seitendach heller, glasartig 
dorchscheinend und von einem ziemlich dichten, aber feinen Äder- 
netze durchzogen, die Brust, mit Ausnahme der SeitenstQcke, 
schwarz, die Hint«rbrust ohne die Ränder, oft dunkel rostrot, die 
letzten zwei bis vier Glieder der Fühler oberseits angedunkelt. Das 
HalsBcb. bildet ein querlira;ende8 Oval, mit schmal«!, abgerundeten 
Ecken, und ist auf der Scneibe äußerst zart gewirkt and onregel- 
mäßig und nicht dicht verloschen punktuliert. An der Basis befindet 
sich ein mehr oder veniger breiter schwarzer Saum, von dem drei 
kurze Striche nach vom analaufen. Der mittelste Strich gabelt 



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X76 J. Weise: Über belunate 

sich bei den vorli^oden Ebcempkren nad Bcheint sich bei dunkleren 
Stücken jederseits mit dem Seitenatriche za einer halbovalen Qaer- 
linie verbinden zu können. Fld. stark gewölbt, gerdbt, ond in den 
Reihen weitläufig punktiert, die Punkte Bind in der Nähe der Basis 
nnd Naht, sowie ninter der Mitte fein und rerloschen, auf dem 
übrigen Teile deutlii^, ziemlich stark, tief, oft im Innern angedunkelt 
oder schwärzlich. Die letzte Reihe besteht aus besonders starken, 
dunklen Punkten. Die Basis der Fld. ist in tiefem Bwen aus- 
gerandet, und die Schultern sind stark, bis zur Mittemnie des 
Balssch. vorgezogen, vor der kleinen Schulterbeule li^ ein kräftiger 
Eindruck an der Basis, in dem ein kurzer, schwarzer Schrägstrich 
li^;t. Die Naht ist fein schwarz gesäumt, der Saum erweitert sich 
in der Mitte jederseits dreieckig und dicht vor dem Ende der Scheibe 
nochmals ähnlich, aber schwächer. In der vorderen Erweiterung 
liegen einige kleine, punktförmige gelbliche Flecke. 

Ctenockira aherrata: Snbr ottin data, convexa, testaceo-flava, nitida, 
antennis articulo ultimo apice nigro, supra (protecto albido-hyalino 
excepto) rubra, annulo magno nigro, maculam sat magnam ovatam 
cingente, omata, elytris maequaliter Btriato-punctatiB. — Long. 
5—6 mm. Costa Rica: TurrialDa (Schild-Burgdorf). 

Die Unterseite ist blaß rötlich gelb, die Puhler sind hell rost- 
rot, die Endhälfte des letzten Gliedes schwarz. Die Mitte der Ober- 
seite wird von einem hellgelben, ziemhch breit-ovalen Flecke ein- 
genommen. Derselbe beginnt am Vorderrande des Schildchens und 
endet ungefähr in der Mitte der fld., außen wird er zuerst von 
einem schwarzen, sodann von einem roten Ringe umgeben. Der 
innere, schwarze Ring hat überall ungefähr dieselbe Breite, der 
rote Ring ist hinter der Mitte allmählich verbreitert, er reicht vom 
genau bis an den Anßenrand der Scheibe des Halssch. und der 
Fld., nnr am Ende, wo er auf jeder Decke von einer sclu%en 
Linie begrenzt ist, läßt er einen Streifen von gelber Farbe frei. 
Das Halssch. ist glatt, jederseits mit einem tiefen Eindrucke an der 
Basis, vor dem Schildcoen. Die Fld. sind ungleichmäßig in Reihen 
punktiert, die ersten vier Reihen haben weitläufig gestellte und ver- 
schieden große nnd tiefe Punkte, die folgenden vier Reihen sind im 
ersten und letzten Viertel ähnlich, in der Mitte dagegen dichter nnd 
gleichmäßiger punktiert, die neunte Reihe ist fein, die sehnte sehr 
grob punktiert. 

Charidotii dimaa: Subrotundata, convexa, nitida, snbtus teataceo- 
flava, antennis articulo ultimo apice infnscate, prothorace laevi, fiavo, 
basi Bcutelloque miniatis, elytns evidenter striato-punctatis, dorso 
antico miniatia, postico nighs, medio fascia commnni flava, Bub- 
elevata, vix punctata. — Long. 4,3 mm. Fem: Yilcanota. 

Mit tricolor Gaer. nahe verwandt aber durch die gelbe Relief- 
binde der Fld., die fast glatt ist, sicher verschieden. Unterseite 
blaß bräonlich gelb, die Spitze des letzten Ftihlei^liedes schwärzlich. 
Halssch., von der Seite betrachtet, lang elliptisch, der vordere Bogen 
jedoch größer als der hintere, das DaA breit, glasartig dumi- 



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nnd neue ChrTsomelideD. 177 

acheiuend mit weDig:eQ feiDen Ädern, die ScÜeibe gelb, eine kurze 
Quermakel im der Basifl, nebst dem Schildcheu nnd der vorderen 
Hälfte der Fld. mennigrot, ähnlich wie gater Siegellack, die hiotere 
Hälfte der Fld. ist zum größten Teile schwarz, beide Farben werden 
durch eine reliefartig erhabene, grade, gemeinschaftliche gelbe 
Querbinde getrennt. Diese Binde erweitert Bich an der Naht 
plötzlich, nach vom fast bis zum Sohüdchen, nach hinten io eine 
kürzere strichfSrmige Verlängerung auf dem ersten Zwischenstreifen ; 
sie wird nur außen durch 2 oder 3 Punkte der siebenten Seihe 
durchsetzt, soDSt ist sie völlig glatt. Der Raum unterhalb der 
Schulterbeule und der letzte Zwischenstreif jeder Decke sind gelb 
gefärbt, außerdem noch ein größerer, vom genindefr-begrenzter 
Raum in der Spitze. Das Seitendach ist breit, nahe der Spitze 
stark verengt, von einem dichteren Ädemetze durchzogen, als das 
des Thorax. 

Charidotia Drakei: Subrotnnda, conveza, nitida, subtus ferru- 
{pnea, antennis pedibusque testaceis, supra nigra, protecto öavo- 
testaceo, snbbyalino, reticnlato, elytris sat fortiter striato-punctatia, 
macula communi rotnuda cuprea. — Long. 3,5 mm. Paraguay 
(Dr. Drake). 

Wenig länger als breit, gewölbt, Halssch. und Fld. in einer 
Flucht abgerundet; oben tief schwarz, glänzend, des Seitendach hell 
bräunlich gelb, eine gemeinschaftliche Makel vor der Mitte der Fld. 
kupferrot. Diese Makel ist mnd, etwas breiter als lang und um- 
BcblieBt vom die äußerste Spitze des schwarzen Schildchens, welche 
durch eine Querrinne von dem vorderen, großen Teile abgesetzt 
ist. Das Halssch. i^t fast glatt, nur hinter der Mitte auf der 
Scheibe einzeln sehr fein punktiert, die beiden BasaleindrDcke vor 
dem Schildchen sehr tief. Fld. regelmäßig nnd stark gereiht- 
punktiert, die Punkte in den Reihen ziemlich dicht gestellt, die 
äußerste Reihe mit grubenformigen Fnnkten, die Schulterbeule 
verhältnismäßig groß und hoch, das Seitendach nur mäßig breit, 
an der Spitze sehr schmal. 

Charidotia redimita: Snbhemisphaerica, testaceo-flava, protho- 
race laevi, plaga transversa, brevi, antice rotundata, nigra, elytris 
crebre, profunde et fortiter striato-punctatis, parce transversim 
mgolosis, aonulo sat magno sanguineo. — Long. 5 mm. Bolivia: 
San Antonio (Standinger). 

In der Färbuiu; der Oberseite an Coptocycla conaetOama Boh. 
erinnernd, jedoch kürzer und breiter gebaut iQs diese, der dunkle 
Ring der Oberseite und die von ihm eingeschlossene helle Makel 
viel mehr gerundet. 

Fast nalbkugebV, nur nicht ganz so sterk gewölbt, blaß 
bräunlich gelb, ein Sng der Oberseite auf dem Halssch. schwarz, 
auf dem Schildchen und den Fld. blutrot gefärbt. Der hintere 
Bogen dieses Ringes liegt der Mitte der Fld. näher als der 
Spitze und der daninter frei gelassene Raum der Scheibe ist viel 
heller als das Seitendach und die eingeschlossene Makel, gelblich 

lnh.£N>tniaBlu Jlkig. IWLBd.L H.L IS 



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weis geßLrbt HalsBch. einem querliegenden Ovale ähnlich, desaen 
hinterer Bogen viel flacher als der vordere ist, die Scheibe mSfiig 

fewölbt, fast glatt, das Seitendach, vom schmal, hinten breit, ist 
urchscheineaa und von wenigen Adern durchzogen. Fld. sehr 
dicht, tief und stark in Reihen punktiert, von denen die drei ersten 
hinter der Mitte in vertieften Streifen stehen. Die Punkte in der 
Mitte der Scheibe sind dnrch einige schmale, ziemlich flache, aber 
lange Quemmzeln getrennt, wodurch namentlich die Punkte auf der 
eingeschlossenen hälea Makel weniger regelmäßig gereiht erscheinen 
als die etwas kleineren Punkte auf dem dunklen lUnge Die Fühler 
sind einfarbig bräunlich gelb, ihr zweites und drittes Glied kurz. 



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Neue palaearktische Myriopoden 
nebst Beiträgen zur Kenntnis einiger alten Arten. 



Dr. Carl QraS Attema. 



(Mit Tafel IX nnd X). 



1. LlthoblDB posUIns noT. snbsp. dentleulata. 

Farbe: die vorderen 2 Drittel des Kopfschildes und die Basia 
der Antennen dunkel kastanienbraun, daa hintere Drittel des Kopf- 
schildeB, 1. Zwiscbenschild, Kieferfllsee und Rest der Antennen häl- 
gelb; BQcken bis incl. 14. Segment kastanienbrann, Eodbeins^iinent 
und Rest gelb; Bancb vom 1 — 12. S^ment schmutzig gelb, 13. und 
14. Segment dunkelbraun, 15. Segment hellgelb; Beine gelb. 

Länge ohne Endbeine 8 mm. 

10 UcelleD in 3 HorizoDtalreihea, (oben) 4. 4. 2 (unten); in der 
obersten Reihe die grössteu, in der untersten die kleinsten Ocellen. 

36 AntennengUeder, 2 + 2 KieferfusahilftzUhne. 

Rfickenschilde glatt nnd nur spärlich mit mikroskopisch kleinen 
Härchen besetzt 1. — 8. RUckenschild hinten abgerundet; 3. 4. 10. 
14. u. 15. Schild hinten sehr weit eingebuchtet. 9. Rückenschlld 
ohne Zähne; die Seiten sind gegenüber der Mitte etwas verkürzt 
und das Hintereck scharf winkelig. 11. und 13. Schild mit deutlichen, 
etwas stumpfen Zähnen. 

Hüftporen rund, 2. 3. 3. 3. 

Endbeinhüften ohne Seitendom, Endkralle mit sdir kleiner 
Nebenkralle. Bedomung der Endbeiae v" / q" , " » - des 14. Bein- 
paares - „ _ ^ Endbeine beim c? ohne Auszeichnung. 

9 mit 2 + 2 kräftigen, spitzen Genitalsporen, die inneren etwas 
kleiner als die äusseren. Kralle dreilappig. 

Fundort: Castdnuovo, Dalmatien. (Qoldbaus coli.). 

Von Ragusa li^en nur 1 (? und 3 S vor, die auch zu dieser 
Bubspecies gehören, jedoch schwächere Zähne an den Hinterecken 
des 11. um 13. Schildes haben, so daß sie einen Übergang zu 
putülut caleivagv» Verb, bilden. 



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180 I^- Ct^rl Graf Attems: Nene palfteaAtigche Hyriopoden 

Die 3 subapecies von pusiäut lassen sieb folgendennaSeii unter- 
scbeiden : 

1. a) Kopf in der vorderen Hälfte heller als in der hinteren; 

Rückenschilde ohne Spnr von Zähnchen. Endbeine mit 

Nebenkralle pusiüua f. gm. 

b) Kopf vom auffallend dunkler als der helle Hinterkopf 2. 

2. a) 11. und 13. Rfickenscliild mit schwachen bis sehr dentlichen 

Eckzähnchen; Endbeine mit kleiner Nebenkralle 

tubep. tUftüculata mihi. 
b) 11. und 13. Riickenschild ohne Zähne, Endbeine ohne Neben- 
kralle aubsp. etdcivaga Verk. 

3. Sehendfla mediterrtnea Silv. bot. Bubap. dalmaüea. 

(Tafel IX, fig.2, 3). 

Farbe blasBgelb, Kopf mit Ausnahme der ebenfalls lichten 
Antennen bräunlichgelb. 

Länge 10 mm, Breite 0,5 mm. (S mit 37, 9 mit 39 Beinpaaren. 

Kopfschild länger als breit; Vorderrand winklü;, Hinterrand 
gerade, Seiten gewölbt. Äntennenglieder mit je 2 Borstenquirlen, 
Endglied gross, länger als die übrigen, eiförmig. 

Kieferflisse geschlossen den Stimrand bei weitem nicht er- 
reichend; Vorderrand der Hüften mit einer kleinen Einkerbung; 
2,, 3. und 1. Glied innen ohne Zahnhöcker; Krallenglied mit einem 
relativ grossen spitzen Basalzäbnchen. Kralle innen glatt; die 
ganzen Kieferfnsee weitschichtig beborstet (fig. 3). 

Klaue der 2. Maxille schwach, ungekänunt. 

Praebasalschild nach Auskochen des TMeree in Kalilauge als 
schmaler beiderseits zugespitzter Streif sichtbar. Baaalscliild nicht 
sehr gross, mit nach vom convergierenden Seitenrändem. 

Hauptschilde des Rückens mit 2 Querreihen von Borsten und 
zwischen diesen Querreihen noch 2 Borsten nebeneinander; Zwischen- 
schilde mit einer Borstenquerreilie. 

Bauchschilde bedeutend länger als breit, mit 4 etwas unrefi;et- 
mässigen Läogereihen von Borsten anf der Fläche. Hinterrimd des 
1. — 10. Bauchschildes vrinklig ausgezogen, am Vorderrand eine ent- 
sprechende Grube; die ZwiEcnenschilde sind durch diesen Vorsprung 
getheilt, vom 11. Segment an dag^en nngetheilt. 2. — 9. Bauch- 
schild mit einem kleinen schmalen Porenteld, das nach vom in 
2 Äste ausläuft, also im Ganzen beiläufig y>fönnig ist. 

Endbeinsegment (fig. 2): RUckenschild gross, hinten verschmälert 
und fast geradlinig. Bauchschild gross, rhombisch, Einterrand 
seicht ausgebuchtet, hintere Bfilfte reich beborstet. Hüfte der End- 
beine mit 2 unter dem Bauchschild versteckten grossen Poren, 
und reichlich beborstet 1. — 6. Glied der Endbeine verdickt, beim 
d* stärker als beim $, Endglied dünn, aber so lang wie das vor- 
angehende, ohne Kralle. Beim d" sind auch die auf die Hüfte 
folgenden Glieder unten stark beborstet 



IV Google 



Mbst Bflitrttgfln inr Eenatnii einiger alten Arten. lg] 

Fundort: CastelnuoTO, Dalmatien. (Holdhans coli.)- 
Unterscheidet sich von der Stammform 1) durch die Form des 
BanchporenfeldeE, hier y-föimig, dort oval, 2) Z^l der Beinpaare 
hier _37-39, dort 51—55 (Silvestri giht 52—55, 50-53 an!!), 
3) Das letzte Glied der Endheine scheint hier grösser zu sein. 

Erwähnen möchte ich, dass Silvestri die Endbeioe ggliedrig 
zeichnet (Trochanter vergessen) und nichts über das Basalzähnchen 
der Eieferltisse sagt. 

3. Seolioplanes scnminatns rar. mkrodon mihi. 

(Tafel K, fig. 1). 

Unterscbmdet sich von der f. gen. durch sehr geringe Grösse 
des Basalzahnes der Kieferfüase (fig. 1). 

S mit 37 und 39, 9 mit 39 and 41 Beinpaaren. Länge des 
grSssten Ezemplares 20 mm. 

Fundort: Bjelaänica (Bosnien). 

4. Folydesmns complanatas Intermediaa d. sobsp. 

(Tafel TS, fig. 4, 5). 
Die AuEBndung einer Zvischenform zwischen complanatut L. 
und illyricM Verh, macht es notwendig, diese 3 Formen zu einer 
Species zu vereinigen. lüyricui unter^^eidet sich bekanntlich von 
complanatua dadurch, daß der Nebenaet der Copulationsflisse nahe 
dem Ende eine Anschwellung hat und der Hauptast kürzer ist, so- 
wie durch die breiteren aufwärts gebogenen vorderen Kiele. InUr- 
nudius vereinigt nnn Charaktere beider Formen aymplanatut und 
iUvricus. Die Kiele sind wie bei älyriau, deutlich wenn auch nicht 
sehr stark aufgebogen, so daB der Kücken hohl ist; Seitenränder 
deutlich gezähnt; sie sind merklich breiter und dünnrandiger als 
bei complanatut. Scalptur der Metazoniten flach; die erste Felder- 
reihe üoerhaupt nicht sichtbar. Halsschild ganz wie bei ülyricus. 
Hanptast der CopulatiooafUsse mit langer, schlanker, gerader 
und am Ende leicht hakig gekrümmter Spitze; der Nebenast trägt 
vor der Krümmung einen kurzen breiten Zahn; nach der Krümmung 
bat die lange schlanke am Ende hakige Spitze keinen Zahn oder 
Anschwellung (fig. 4, 5). 

Fandort: Franzenshöhe auf der Stilfserjochstraße. 
Die 3 subspecies lassen sich also folgendermaßen unterscheiden: 
Ä. Nebenast der CopuIationsfüsBe nach der Biegung ohne An- 
schwellung; Hanptast mit langer, schlanker Spitze; Spaltnng 
zwischen Haupt- und Nebenast etwas tiefer herabreichend als 
bei ülyricu*: 

a) Rücken des S vom ganz flach, Kiele dickrandiger und 
schmäler mbop. eompUmatu» f. gen. 



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182 Dr. Carl Graf Ättems; Nene pakeu-ktische Uyriopoden 

b) Rücken des d* vont hohl; Kiele wie bei illyricns, dOnner 
tmd breiter suhgp. intermediua n. suhtp. 

B. Nebenast der (^.-FUsse nach der Bi^ung mit einer lappigen 
AoschwelluDg; Haaptast mit kurzer, danmeiiartiger Spitze 

eubtp. myricu» "Verh. 

Oeans Heterolatzella Terhoeff. 
Fagina bot. gnbg. 

Von JHeterolatzelia ist bisher eine Art (nivale) mit 2 Subspecies 
bekannt, aas BosnieD-Hercegovina. Auf dem Ivan in Bosnien fand 
ich eine neue Art, welche zwar in dentllcher Weise die nahe Ver- 
wandtschaft zn H. nivale zeigt, aber doch einige Unterschiede hat, 
welche mich veranlassen, die Gattung Heterotatzdia in 3 Dnter- 
gattnnsen zu zerlegen: 

1. Kampf mit 30 S^menten. 

Hintere Gonopoden eingliedrig und diese beiderseitigen Hälften 
in der Mediane verwachsen Snbg. HeUrolatzdia mihi. 

2. Rumpf mit 28 Segmenten. 

Hintere Gonopoden zweigliedrig und in der Mediane deutlich 

getrennt Subg. Fagina mihi. 

Die vorderen Copulationsftiße sind in beiden Untergattungen 

nach demselben l^P^^ gebaut, soweit ich dies nach den Figuren 

VerhoefTs beurtheilen kann, nur sind die Enden der Gonocoxide and 

Femoroide bei Fagina einfacher, ohne Stacheln und Spitzen. 

5. Heterolatzella (Fa^na bot. sabg.) silTatica d. ap. 

(Tafel IX, fig. 6—12). 

Farbe: Rücken dunkel erdbraun; in der Höhe der Borsten- 
warzen ein breiter hellgelber Längsstreif jederseits in der ganzen 
Eörpertänge; die Seiten unterhalb desselben wieder dnnkeUiraan, 
auf dem Bauch dankelbraun und gelb marmoriert. Ähnelt sehr 
den kleinen Ceratosomen. Länge aer größten Weibchen 8 mm, 
S etwas kleiner. Breite 0,9 mm. Erwachsene mit 28 Rompisegmenten. 

Kopf fein behaart; 21 schwarze Ocellen in einem Dreieck. 

Oberfläche des Korpers sehr fein gekörnt; Metazoniten mit 
deutlichen, vom und hmten abgemodeten Seitenbeulen (fig. 10); 
auf denselben seitlich 2 Borstenwarzen hintereinander, die 3. Borste 
weiter medial, neben der vorderen seitlichen; die Borsten dünn und 
weiss. 

cf : 1. und 2. Beinpaar mit StiflenbOrste auf der Sohle der 
Endglieder; 3. — 7- Beinpaar massig verdickt und aof der poLster- 
srtig hervorgewölbten Sohle des Endgliedes mit Papillen; anf dem 
Schenkel des 7. Beinpaares, nahe der Basis, steht ein kleiner Kegel 
Hüft»n dee h. — 7. Beinpaares kugelig hervorgewölbt und fein oe- 
domt; sonst haben diese vorderen Beinpaare keine Besonderheiten. 
8. Beinpaar mit Hüftsäcken, das 9. Paar ohne solche; Hüften beider 
innen kugelig auigetrieben und fein beatachelt 



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nebflt Beibügen edt KenntuiB einiger alten Arten. 183 

Ventralrand des 6. Ringes mit einem nach Tora gerichteteo 
Haken. 

CopnlationBfiisse: Vorderes Paar (fig. 6, 7, 8, 9). Man nnter- 
scheidet eine kleine Yentralplatte die aus einem kräftig cbidnisierten 
kahnförmigen Mittelteil (Ym) und mehr membranöeea Seitenteilen 
(VI) besteht; letztere stehen in Verbindnag mit den distalen Enden 
der grossen kräftigen Tracheen taschen (Tr. T.): die verschiedenen 
Fortsätze der Tracbeentaschen (a, b, d) sind aus der Zeichnang (%. 8, 
9) za ersehen; an den medialwärts gerichteten Fortsatz a setzt sich 
ein kurzer Querbalken (J) an. Mit a und J steht auf der Oral- 
seite die mehr platüge und membranöse Partie (Cp) des Gonocoxidea 
in Verbindung. Die Hüften, obwohl Terwachsen, lassen noch dentlich 
die Trenonngslinie erkennen; sie bilden auf der Oralseite eine breite, 
kielf5rmige Vorragung (£g. 7 Cp), die seitlich membranös wird und 
mit den Tracheentaachen m Verbmdong steht; das Ende der grossen 
und breiten Endplatten der Gonocoxide ist beiläufig TOgelkopfartig; 
im Innern sieht man eine Rinne. 

Die Femoroide (F) sind peitschenförmig verdünnt und gebogen, 
mit rundlich verdickter Basis nnd sitzen an der Verbindnngsstelle von 
Ventralplatte und Tracbeentaschen, nicht auf den Hüften (fig. 6, 7). 

Hinteres Paar (6g. 11). Die Ventralplatte ist gut ausgebildet; 
durch eine runde Mittelbncht getrennt erheben sieb die Sockel ^r 
die Reste der Extremitäten; letztere sind zweigliedrig; das Basal- 
rlied (s) ist viel grösser und stärker cbitinisiert nnd trägt eine 
[fäftige Borde am distalen Inneneck; das zweite Glied (t) ist mehr 
membranös mit mehreren kleinen Borsten (fig. 12). 

Fundort: Bosnien, Ivan, aaf dem Kamme des Berges im Buchen- 
wald, und im Fichtenwald zwischen Bjelaänica und Igman. 



t 



Hylopscbyialns dot. sabg. 

Mittelblattfortsatz der hinteren Ck>pulationsfüsBe deutlich vor- 
handen, Vorderblätter der ganzen Länge nach angeßibr gleich breit 
bleibend. 

Saftlöcher knapp hinter der Quemabt gelegen. 

Ocellen fehlen vollständig. 

Schettelborsten vorhanden. 

Metazoniten ganz ungefarcht 

Schwänzchen laug, gerade, spitz. 

Backen des cT na(£ unten nicht lappig ausgezogen, Tarsen 
ohne Polster. 

6. Paehyinliu (HylopachyinlaB nov. snbg.) pygmaens n. sp. 

(Tafel IX, fig. 23, 24). 
Farbe bräuulicbgelb bis licht erdbraun; Vorder- and Hinter- 
ende beller, die Saftdrtisen als dunkle Flecken durchscheinend. 
Länge 8 — 9 mm, Breite 0,5 mm. S mit 43 Rumpfsegmenten. 



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184 I>r. Carl Graf Attems: Neu pakMrirtiidte Mjihfoim. 

Ocellen fehlen voUatfiodig. Scheitelborsten Torhandeo. 

Die Ringe sind an der Qnernaht zwar nicht stark, aber doch 
denÜich eingeschnürt. Pro- and Metazoniten mit feinen polygonalen 
NadelriftBen, im Übrigen glänzend. RQcken der Metaztmiten glatt, 
nogefbrcht; anch in den Seiten keine dentlichen Eifingsstrafen. Die 
ziemlich grossen Saftlöcher li^en knapp hinter der geraden Qner- 
naht, dies^be von hinten her berfibrenf Hinterrand der Metazoniten 
mit feinen zagespitztan, veifien, starr abstehenden mSäig dicht 
gestellt«! Cilien besetzt. 

Schwänzchen sehr lang and spitz, gerade oder ganz anmerklich 
nach nuten gebogen, Analschnppe ohne Vorspmiig; die Klappen 
mit einzelnen langen Borsten, Shi^ch denen des Rückens. 

d*: 1. Beinpaar ein typisches Hakenpaar. Alle Beinpaare vor 
dem Copulationsring ohne Taraalpolster. 

CopulationsfUsse: vorderes Paar (fig. 24): m&saig lang und 
schmal, in ihrer ganzen Länge ziemlich gleich breit; in der basalen 
Hfilfte stehen innen nnd aasaen je ein lappiger Vorspmng, von 
denen der mediale distal spitzzackig endet, der laterale abs^mndet. 
Anf der Aboralaeite steht vor dem breit abgestompßen Ende ein 
kleiner achräger Lappen wie bei Megaiulv*. unteres Paar (fig. 23}: 
Der Mittelblattabscnoitt (m) iat bis zur Rälfte des ganzen Hinter- 
blattes von diesem abg^palten in Gestalt eines sehr schlanken 
Spießes. Das secund&re Hinterblatt ist sehr eioiacb gestaltet; am 
medialen Rande, eodwärts, befindet sich eine gross gefi'anste nach 
außen geklappte hyaline Lamelle. 

Fundort: Banjatoka (Bosnien), Boschwald in hügeliger G^^d. 



7. Braehyinlns (Cfaromstoinlm) llctor n. sp. 

{Taf. IX, fig. 13-16). 

Farbe sehr dunkelbraun ins Rotbraune spielend, Anals^;ment, 
besonders die Klappen, heller braun als der Körper, Vordertnl des 
Kopfes and Beine oraungelb. 

Länge ca. 25 mm. Breite 1,4 nun. 52 Segmente. 

Scheitelborsten vorhanden; Ocellen ao flach, daß sie einzeln 
nicht zählbar sind. 

Halsschild seitlich breit abgerundet mit «dgen kurzen Forchen. 

Prozoniten glänzend, unter dem Mikroskop bemertct man seichte, 
kurze Längsstriche. 

Metazoniten seicht und mäßig dicht gefurcht, die Furchen sehr 
r^elmäßig, Hinterrand mit wenigen, sehr kurzen and feinen Haaren. 
Safüöcher (iberall knapp hinter der geraden Qnemaht gelegen. 

Analsegment, besonders die Klappen gut behaart; Schwänzchen 
lang, gerade, spitz; Schuppe mit einer kleinen, etwas vorstehenden 
Spitze. 

d": Backen unten mit breitem, rundls^pigen Fortsatz. 



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Mint Beitiftgeii inr Kenntnis einiger nlUn Arten. 1$5 

Häkchen des 1, Beinpaaree Ton normaler Form. Hfiften des 
2. Beinpaarm ohne Besonderheiten; vom 2. Beinpaar an große 
Tarsalpolster. 

CopnlationsfUSe, vorderes Paar (Fig. 15): an der Basis breit, 
bis znr Mitte nur wenig verschmälert, dann rasch zu einem ein- 
wärts gekrümmten, beilartigen Endteil verschmälert; die beider- 
seitigen Endstücke divergieren ziemlich stark. Flagellum von nor- 
maler Länge, dünn auslaufend. 

Die hinteren Copnlationafliße sind bis etwa zur Hälfte herab 
in 2 große Platten gespalten; die orale, dem Mittelblatt entsprechend, 
ist eine mehrfach eingedrückte Lamelle mit einigen Zähnen an den 
Rändern (m). Das eigentliche Hinterblatt, auf dem die Samenrinne 
verläuft, ist eine breit«, dünnhäutige recht einfach gestaltete Platte, 
deren Endrand nur einige I^appen aufweist. (Hb. fig. 13. 14. 16). 

Fundort: Kusch bunar, Ostrumelien (Dr. Rebel coli.). 



8. BraehfiiiluB (MicrobraehyiQlos) Faribolinas n. sp. 

(Tafel Et, fig. 21, 22). 

In Qröße und Farbe von littoralü nicht zu unterscheiden. In 
der Rtickenmitte ein schmaler schwarzbrauner Streif, zu beiden 
Seiten desselben breite gelbe Längsbänder. die Höhe der Saftlifcher 
breit schwarzbraun. Die Seiten unterhalb hellbraun marmoriert, 
Kopf und Halsschild hell bräunlichgelb mit dunkler Marmorierung. 

Breite 0,8 mm. 35 Kumpfsegmente. 

2 große Scheitelborsten vorhanden; Ocellen deutlich convex. 

Die Ringe an der Quemaht relativ stark eingeschnürt; die 
kleinen Saftlöcher knapp hint«r der Mäht Prozoniten mit feiner, 
polygonaler Felderung. Fnrcbung der Metazoniten kräftig, etwas 
veitschichtig. Binterrand der Ueti^oniten mit abstehenden Borsten. 

Das ganze Anatsegment weitschichtig und lang beborstet. 
Schwänzchen kurz, gerade, stumpf aber deutlich etwas vorr^end; 
die Analschuppe bfldet eine fast ebenso grosse abgestumpfte gerade 
Spitze. 

cT: Backen nach unten nur sehr wenig, flach vorragend. Haken 
des 1. Beinpaares groß und kräftig, mit relativ langer Endspitze. 
Vom 2. an alle Beme mit großen Tarsalpolstem. 

Copnlationsfüße, vorderes Paar: An der Basis am breitesten, 
endwärts allmählich sich verschmälemd ; das Ende durch eine 
schräge belle Zone im Chitin abgesetzt; der Innenrand in den 
basalen 2 Dritteln kantig vorspringend (fig. 22). 

Hinteres Paar (fig. 21): das Mittelblatt (m) hält die Mitte 
zwischen littoralit, wo es ein schlanker, fingerförmiger Haken und 
den anderen Arten, wo es eine breite meist geriefte Platte ist. Es 
ist hier eine etwas abstehende, an der Basis mäßig breite, endwärts 
sich verschmälemde und hier breit abgeschnittene Platte, mit einigen 



ib.Coogle 



186 Dr. Gart Qraf Attems: Meae palaaork tische HyriDpoden 

Riefeo. Ha Überragt Hs merklich, als breiter, Stampfer Haken mit 
einigen FälteluogeD. Hs besitzt ausser dem weichbäutigea Polster 
einen kurzen, stampfen Zapfen. 

Fandort: Chani Fanetsa bei Variboli (1 <^). 



9. JuluB (Leptoiulas) Tagabnndus Lstzel. 

Diese Art scheint recht variabel zu sein, besonders in Bezug 
auf die Gestalt der HinterblStter. Ich unterscheide bisher 3 Formen. 

1. Suhapeeiea typica. 

Innenlappen dea Vorderblattes gross (fig. ü). 
Velum des Hinterblattes einfacdi. ohne Nebenspitzen. 
Schutzblatt außen zahnartjg eingebogen. 
Endspitzen (a und b) des Hinterblattes breit und mehr- 
zackig, besonders die vorderen (ßg. 30, 4*2). 
Fundorte: Graz; Annenheim (Kärnten). 

2. Subapecies marburgensü. 

Innenlappen des Vorderblattes groß wie bei d. F. typiea. 
Yelum mit Nebenspitzen. 
Fandort: Marburg (Steiermark). 

3. Suinpecies croaticus n. »ubsp. 

(Tafel 1, aB.2&-29. Tafel II, flg. 11). 

Farbe: dunkelbraun, Bauch und Beine branngelb, Vorderhälfte 
des Kopfes kastanienbraun. 

S Breite 1,5 mm. 

Beine vor und hinter dem Copulationsring ohne Tarsalpolster. 

Hüfte des 2. Beinpaares mit schwach nach außen gerichtetem, 
mittelgroßen Fortsatz, ohne DHisenfortsatz (fig. 25). 

Während diese Subspecies äußerlich von der Stammform nicht 
ZQ unterschieden ist, zeigen die Gopulationsftlsse erbebliche Unter- 
schiede : Die Vorderblätter sind schlanser mit weniger ausgesprochener 
schuppiger Struktur. Der Innenlappen ist sehr klein, nur durch 
einen Absatz des Innenrandes gebildet (fig. 26, 41). Die Mittel- 
blätter sind schlanker (fig. 29, 45). Das Velum (Ve) ist in mehrere 
Spitzen zerteilt. Die Endfortsätze des Hinterblattes sind schlanker 
und spitzer. Das Aoßeaeck des Schutzblattea (An) ist schwach 
eingeschlagen aber nicht in einen zahnartigen Lappen ausgezogen. 

Fandorte: Sleme, Berg bei Agram (Croatien). Proper WUd- 
see (Tirol). 

10. Julns (LeptoinluB) Denbeli Terh. nov. sabap. 
korongislns mihi. 

(Tafel IX, flg, 17. 18, 20). 
Grundfarbe rotbraun, beim S etwas heller als beim S- Rücken 
mehr oder weniger verdunkelt. Saftdrüsen als schwarze Mecken 
durchscheinend, auf der Rücken mitte eine sehr feine schwarze 
Iiängslinie. 



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neb«t BeitrSgen sar Kenntni« einiger alten Arten. Ig7 

LSnse 9 22 mm, d* etwas kleiner. Breite c7 1,2 mm, S 1,7 mm. 
cf mit 44 und 45 Segmenten. 

OceUen deutlich convex. 

Halsschild seitUch breit abgerundet, mit einigen kurzen Strichen, 

Prozoniten glatt, mit mikroskopischer polygonaler Feldemog. 

Metazoniten seicht, weitschichtig und etwas nnr^elmgssig ge- 
fnrcht; Hinterrand mit kleinen Härenen besetzt. Qaemaht gerade; 
die Saftlöcher klein und um ca. das Doppelte ihres Dnrchmessen 
hinter der Naht. Schwänzchen ziemlich kurz, aber doch etwas 
länger als bei Deubeli, gerade, spitz; Klappen ziemlich reichlich, 
fein und lang behaart Schuppe ohne vorragende Spitze. 

Die Ringe sind an der Quernabt etwas eingeschnürt, wie bei 
Deubeli. 

<S. l. Beinpaar mit runden Häkchen. 

Hüfte des 2. Beinpaares völlig ohne Fortsätze. Große Tarsal- 
polster vorhanden. Vordere Gopulationsftiße (fig. 20) ziemlich lang, 
recht spitz; Innenrand ganz gerade, ohne Zahn, am Ende Schuppen- 
struktur. Flagellum von normaler Länge, dünn. 

Mittelblatt kürzer als das Yorderblatt; auf der Medialseite 
springt ein am Rande gezackter Lappen vor; deutliche Scbuppen- 
Btruktnr. 

Hioterblatt: Schutzblatt (Seh) klein; innen als breiter runder 
Lappen vorragend, außen schwach entwickelt, vom Rinnenblatt nur 
wenig getrennt, Linenstachel (Ist) vorhanden, lang und dünn. Das 
Velura (Ve) ist stark gekrümmt, an der Basis breit, mehrspitzig. 
Der Endrand des Rinnenblattea ist fein gestrichelt; zvn^chen mesem 
gestrichelten Lappen und dem Schutzhlatt erhebt sich ein schlanker 
Zipfel (a), dem Sdintzblattfortsatz VerhoefTs bei ciliatus entsprechend. 
Die Verbindung der Ränder von Rinnenblatt und Schutzblatt sieht 
man ans der Abbildung (fig. 17, 18). 

P'undort: Eorongis, Kodnaei^ebirge, Siebenbüi^en, aus Gras- 
bfischen gesiebt (Deubel coli.). 

Diese Subspecies unterscheidet sich von der Stammform anfier 
durch die Farbe durch die Gestalt der Hinterblätter. An Stelle 
des knop^rmigen, fein behaarten Zapfens am Endrande (Tafel I, 
fig. 19 E) findet sich hier eine flache, fein geriefte Lamelle (fig. 17, 
18 1); das Velum hat mehr die normale Form, es ist wohl in mehrere 
Spitzen zertheilt aber keine so breite, ringsum gefranste Lamelle 
wie bei Deubeli. 



11. Jnlns (Leptolalna) moDtivagns Latxel. 

(Tafel ES, flg. 31—33). 

Über die noch nicht genau bekannten CopulationsfÜsse bemerke 
ich folgendes: 

Vorderblätter kurz nnd breit, am Ende stumpf abgerundet, 
völlig ohne Innenzahn (fig. 32). 



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188 ^- Oarl Graf Atteme: Nene paluarictische Ufriopoden 

Mittelblatt (fig. 31) ebenfalls kurz and breit, mit deutlicher 
Schnppenstruktur. 

Das Hinterblfttt gleicht sehr dem von vagabtmdu» (fig. 33). 

Der Fortsatz a läuft in 2 achlanke, fast gleichlange Spitzen 
aus, b ist ein Bchianker Spieß, d ragt relativ stark vor, c und e 
sind ähnlich geformte, kr&füge, daumenartige, schrl^ nach innen 
vorragende Zapfen. 

Das Velnm ist ein großer Haken mit mehreren Spitzen anf 
der Hohlseite. 

Der Innenstachel ist lang und dfinn. 

Die von mir untersuchten und abgebildeten Tiere stammen 
von Baden (Nieder-ÖBterreich). 



J. (Leptoinlns) monÜTSgas Ltel. w. elueens Latzel. 

(Tafel X, fig. 34—86). 

Die Copulationsftisse gleichen sonst ganz denen der Kauptform, 
nur die eine der Spitzen von a ist kürzer, e ist etwas kleiner und 
das Velum hat eine kleine Spitze auf der Krümmungsseite. 

Meine Exemplare sind von Kloster Weißenstein, Südtirol. 



12. Jolns (Leptoinlas) orlbates LatzeL 

(T»fel X, fig. 47-49). 

Syn.: 1884 Julns fallax var. oribates Latzel Myr. d. Ö8t.-ung. 
Mon. II p. 321 Tfi. XK fig. 148. 

Schwarz. <? mit 46 Segmenten. 

Halsschild seitlich breit abgerundet, ohne Furchen. 

Prozoniten mit sehr feiner Feldernng, erst unter dem Mikroskop 
sichtbar. Furchung der Metazoniten seicht; Hinterrand beboistet. 
SafUdcher um fast das Doppelte des eigenen Durchmessers hinter 
der Qnemaht. Analsegment reichlich beborstet, Schwänzchen gerade, 
kräftig; Schuppe mit winziger, etwas abstehender Spitze. 

Häkchen des 1. Beinpaares abgerundet. 

Hüften des 2. Beinpaares ^a. 47) lang und schlank, der innere 
Fortsatz breit und im rechten Winkel nach außen gebogen; Drüsen- 
fortsatz gut entwickelt. Tarsalpolster fehlen. 

Vordere CopulationsfÜße (fig. 49) ziemlich breit, nur wenig 
länger als die Mittelblätter, mit einem kleinen Innenzahn, am Ende 
mit schwacher, schuppiger Structur. Flagellnm lang und dünn. 

Mittelblatt nicht lang, gerade, mit schuppiger Structur. 

Hinterblatt (fig. 48). InnenstaÄhel kurz nnd kräftig. Schntzblatt 
innen in einen langen, relativ schlanken abgerundeten Lappen aus- 
gezogen, Ausseneck zackig und eingebogen. Rinnenblatt mit zwei 
schlanken Fortsätzen, von denen iMr eine (a) mehr caudal und 
medial gel^;ene eine vorspringende, im distalen Tdle schwach ge- 
zackte Kante trägt; er ist schwach gebogen. Der andere Fortsatz 



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nebtt Beitrugen snr Eenntnis eiiuger alten Arten, 189 

8>) ist etwa kürzer, gerade, spieSartig, nahe seiner Basis auf der 
ralseite sitzt das kräftige durch einige Kerben in mehrere Spitzen 
zerteilte Velum. Medial vem Velum der kleine Zacken e. 

Vorstehende Beschreibung ist nach den im Wiener Hofmoseum 
befindlichen Originalexemplaren Latzels verfaßt. Eine genaaere 
Fundortangabe fehlt leider. Latzel gibt in seinem Werke an: Hohe 
Berge Kärntens, Tirols, Oberösterreich«, Hohe Tatrs. 

Femorifema d. subg. 

Diese neue Untergattung von JtUtu h&lt die Mitte zwischen den 
aubgenera Leptoiulua und Microivlut, und ist besonders charakterisiert 
durch den Femnrrest an den vorderen CopulationsfQßen, ein sehr 
selten vorkommendes Meikmal in der Pamiue der Juliden. 

Scheitelborsten vorhanden. 

Streifnng der Metazoniten seicht; SafUöcher von der Quernaht 
nach hinten entfernt, 

Schwänzchen lang, spitz, gerade. 

Backen des <^ nicht vorstäiend. 

1. Beiapaar des d* mit kurzen, kräftigen Haken. 

Vorderer Copnlationsfuß mit einem zapfenförmigen Schenkelreat 
lateral vom Innenlappen, nahe der Basis. Flagellum lang und dünn. 

Hinterblatt mit kräftigem Hüftstück, aber ohne Schutzblatt und 
Velum. 

Hüften des 2. Beinpaares ohne Besonderheiten, Fortsatz, Drüsen 
etc.; große Tarsalpolster vorhanden. 

Heimat: Dahnaüen. 

13. JnlnB (Femorlfems n. snbg.) flmbrlatns d. sp. 

T&fel X. fig. 43-46. 

Farbe: Prozoniten auf dem Rücken bis unterhalb der Saft- 
löcher schwarzbraun, Metazoniten dankelbraun nnd rotbrann mar- 
morirt und gefleckt, der Bücken daher qnergebändert aussehend. 
Die Seiten unterhalb der Saftlöcher heller rotbraun mit schwacher 
dunkler Marmorirung, ebenso der Kopf nnd das Hinterende. Basal- 
hälfte der Beine gelblich, Endhälfte rauchbraun. 

Länge 35 mm, Breite 15 mm. Körper schlank, 9 nur wenig 
größer aJs das i3; 64 Bumpfsegmente. 

Ocellen zahlreich einzeln deutlich onterscfaeidbar. Scheitelborsten 
vorhanden. 

Halsschild seitlich ungefnrcht. 

Fnrchnng der Metazoniten ziemUch eng und sehr seicht; diese 
Furchen setzen sich auch ein kleines Stück auf die Prozoniten fort, die 
im übrigen glatt sind. Die kleinen Saftlöcher sind um das Doppelte 
des eigenen Durchmessers von der Quemaht entfernt. Hinterrand 
der Metazoniten fein geperlt und mit abstehenden feinen Cilien 
dicht besetzt 



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190 I>r- (^Afl Or»f Attema: Nene palaewktische Ifyriopoden 

Schwänzchen lang, ganz gerade und spitz; Schnppe mit kleiner, 
vortretender Spitze; die ganzen Klappen reichlich mit langen, äußerst 
feinen Haaren besetzt. 

d*. Backen unten nicht yoitretend. 

Haken des 1. Beinpaares typisch, kurz, kräftig, wenig eckig 
(fig. 43). 

Hüften des 2. Beinpaares ganz ohne Fortsätze oder dgl. Vom 
2. Beinpaar an große geetrichelte Tarsalpolster. 

R&ider des Gopulationsringes mit einem rechteckigen vor- 
springenden Lappen in der hinteren Hälft«. 

Gopnlationsftiße: Vorderes Paar (fig. 44) von mittlerer Länge 
and Breite, bis kurz vor dem Ende nicht verschmälert, das Ende 
schräg von außen nach innen abgestutzt und breit abgerundet, die 
scbnppige Struktur des Endes k&om merklich. Der Innenrand bildet 
in der basalen Hälfte eine lateral gerichtete Dnplicatnr and läuft in 
einen schlanken bmenlappen (J) aas. Lateral von diesem Innen- 
lappen steht ein kurzer, schlanker Kegel (S) ein mdimentärea 
Schenkelglied. Fli^^ellum lang, dünn aaslaafend. 

Mittelblatt (Fig. 44) sichtlich kürzer als das Vorderblatt, 
ziemlich breit, der Innenrand im Enddrittel treppenartig abgesetzt, 
das Ende mit deutlich schuppiger Stnictur. 

Von dem kräftig entwickelten, sehr einfach gestalteten HUft- 
stUck (c) erhebt sich das eigentliche Hinterblatt. Ein Schutzblatt 
nach Art von Leptoiutu» ist hier nicht entwickelt, ein Ansatz dazn 
liegt wohl in dem mit K bezeichneten Lappen; in der basalen 
HlQfte oder etwas darUber, bis zu dem Lappen ist das Hinterblatt 
ziemlich breit, dann verschmälert es sich zu einem Cylinder, der an 
seiner oralen Seite einen lateral gewandten Lappen (L) und am 
Ende einen großen hyalinen gefranzten anch lateral gerichteten 
liappen (0) trä^. 

An der Basis befindet sich ein schlanker Stachel (St.) (fig. 45, 46). 

Fundort: Ragusa, Dalmatien. (Holdhaus coli.). 



14. Julns (HleroinluB) Bebeli d. sp. 

(Tafel X, flff. 36—40). 

Farbe rotbraun mit feiner dunkelbrauner Marmorirune, die wenig 
auffällt. Die SaftdrUsen als runde, schwarze Flecken dnrchscheinend, 
Kopf, Antennen, Beine und Hinterende ebenso dunkelbraun. 

Breite 0,8 mm. 50 Bumpfsegmente. 

Ocellen deutlich convez; Scheitelborsten vorhanden. 

Halsschild quer elliptisd), die Seit«n symmetrisch abgerundet. 

Die Ringe an der Quemaht nur ganz unmerklich eingeschnürt. 
Prozoniten mit sehr feiner Struktur, nur unter dem Mikroskop 
sichtbar, dichtgedrängte unregelmäßig feine Qaerstriche, welche eine 
Art Felderung hervorbringen. Metazoniten mit weitschicbtigen, 
unregelmäßigen, sehr feinen Kritzeln aber ohne die Längafurcnen- 



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nebst Beitr&geu tat Keimttua einiger alten Arten. 191 

SafÜöcher weit hinter der Naht, um das Doppelte ihres Durch- 
messers entfernt Hinterrand der Metazoniten mit eroSen, ab- 
steheDden Boraten. Hintereade reichlich beborstet; o^Täiuchen 
lang, gerade, spitz, Analschuppe mit kleiner abstehender Spitze. 

(J": Backen nnten mit emer nur ganz schwachen Vorwölbung. 

Häkchen des 1. Beinpaares typisch mit etwas winkeligem Knie, 
Tom 2. fieinpaar an große Tarsalpolster. 

Copulationsfllöe (Yorderblatt (Fig. 36, 37) ziemlich kurz und 
recht breit, gegen das Ende zu etwas Tersclunälert und abgerundet. 
Sehr auffallend ist eine ovale Oefinung mit unregelmSäig gezackten 
R&ndem beiläufig in der Mitte des Blattes. Auf der Aboralseite 
springt lateral Ton diesem Fenster eine abgerundete Falte (F) vor 
mit schwach schuppiger Struktur. Ein gro^ Nebenblatt fehlt auch 
dieser Art; der Querwulst an der Basis auf der Aboralseite geht 
lateral in einen kleinen Zacken (L) und medial in einen allmShlich 
verstreichenden Wnlst (m) aus. Flagellum lang und dttnn ans- 
Uofend. 

Mittelblatt (fig. 38) sehr charakteristisch, schlank, basal etwas 
gekrOmmt und mit einem, mit zahlreichen basal gerichteten Zähnchen 
besetzten Kolben endigend. 

Hinteres Paar (fig. 39): ziemlich lang und schlank; die Basen 
verschmelzen in der gewöhnlichen Weise zu der dtlnnhäutigen Mulde; 
der aborale Rand ist verdickt (bei p.) und trägt 2 Borsten. Bei- 
läufig in der Mitte teilt sich das Hinterblatt in 2 Äste; der eine 
mehr oral gel^ene (Hb) hat am Ende einen großen, auswärts ge- 
wendeten Haken; der andere hinter dem ersten gelegene (Ha) endigt 
in mehrere kleine Spitzen (fig. iO). 

Fundort: Kusch bunar, Ostrumelien (Dr. Rebel coli.). 



16. €ylindroialii8 Br91emMiiii mihi. 

(Tafel I, Gg. 56-58). 
Syn.: 1892 Julu» luridtu var. B. Brölemann, Contr. faune rayr. 
mediterr. II. — Ann. Soc. Linn. Lyon p. 39 
Tfl. in. fig. 11. 
1894 Julua itaUcui Verhoeff. Beitr. Diplop. fauna Tirols. 
— Verh. zool. bot. Ges. Wien. XLIV. p. 29 
TÖ. n fig. 7. 
1896 Julut (Cylmdroiuiuä) italieu» Yerhoeff. — Arch. 

Nat. p. 231. 
1901 Cylitidroiitlua Kroim«» Verhoeff. — Beitr. z. K. pal. 
Mjr. XVII. Diplop. a: d. Mittelmeergebiet — 
Arch. Nat. p. 100. 
Die Beschreibungen und Abbildungen dieser Art sind keine 
ganz zureichenden, weswegen ich hier nach Exemplaren des Wiener 
Hofmasenms die Diagnose Tervollständige. 



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192 I>r. Carl Oraf Attems; Neoe ptluarUiaabe UTriopodeo 

Bezüglich der NomeDklatur ist folgendes zu bemerken: Die 
Identität des mir vorliegenden Exemplares mit denen Brölemaunns 
und Verhoeffs geht wohl aus einem Vergleich der betreffenden 
Abbildungen hervor, Verhoeff glaubte seine Tiere zuerst mit dem 
iialicus Latzel-Berlese ideutificieren zu müssen, erkannte dann aber 
(1901) daß beide verschieden sind und gibt seinen Tieren daher 
den Namen tirolenaia, ohne zu beachten, daß er selbst den Namen 
tiroUrme bereits an eine andere, allerdings recht mangelhaft be- 
schriebene Art in der oben citirten Schrift (Dipl, Tirols 1891) ver- 
geben hatte. Von der Brölemann'schen Beschreibung nimmt Verhoeff 
nirgends Notiz. Die Neubenennnng dieser Form ist unter diesen 
Umständen notwendig. 

Farbe: Auf dem EUcken sind die Prozoniten schwarzbraun, die 
Metazoniten hell scherbengelb; in den Seiten sind die Prozoniten 
auf schwarzbraunem Grunde sdierbengelb marmorirt oder gefleckt, 
der Farben unterschied gegenüber den Metazoniten daher niutt mehr 
so groß. Vorder- und mnterende nicht heller als der tibrige Körper. 
Kopf gelbbraun und dunkelbraun marmorirt, zwischen den Augen 
eine dunkle Querbinde; Halsschild an den K&ndem dunkelbraun, 
die übrige Fläche gelbbraun und dunkelbraun marmorirt. 

Spitze des Schwänzchens gelb, Analklappen licht braun, Füße 
and Antennen gelbbraun. 

Breite 2,3 mm. 46 Segmente. 

Halsschild seitlich abgerundet. 

Prozoniten mit dichtgedrängten kurzen, kräftigen Längsstricben. 
Metazoniten eng und sei^t gemrcht. Die SaftlöcEer liegen auf den 
vorderen und mittleren S^menten vor der Quemaht, rücken auf 
den hinteren in dieselbe und liegen auf den letzten 4 beintragenden 
S^menten hinter ihr. 

Schwänzchen kurz, gerade, Spitze abgestumpft; Schuppe spitz- 
bogenförmig, Klappe mit einigen Borsten. 

Backen des <^ mit breiten runden Lappen. Große Tarsalpolster 
vorhanden. 

Copulationsfülle: vordere (fig, 56) für einen CyUndroitdut ziemlich 
schlank; an der Basis außen eine runde Einkerbung (bei m); medial 
davon ein runder, kräftiger lateral gerichteter Zapfen, der eine feste 
Verbindung mit dem Mittelblatt herstellt. 

Am Ende ist das Vorderblatt ganz unmerklich verbreitert und 
außen flacher abgerundet als innen. Der mediale Rand bildet in den 
basalen 2 Dritteln eine vorspringende Leiste. 

Mittelblatt (flg. 56) um ein gutes Stück kürzer als das Vorder- 
blatt, schmal am Ende etwas kolbig verdickt und mit schuppiger 
Struktur. 

Hintere Copulationsfüße (p. Wl) ganz vom Typus von fulvtceps. 
Von der kräftigen Hüflplatte (c) erhebt sieb das eigentliche Hinter- 
blatt, an dem vor Allem der große Arm (a) aufßUlt; seine distale 
Kante ist kräftig gezackt und das Ende mit kleinen, stumpfen 
Kegelchen besetzt; die gezackte Kante geht in einen schlanken 



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nelwt Beiträgen znr Kenntnis einiger alten Arten. 193 

Zahn (b) Qber; außen befindet sich eine große abgerundete Platte (o); 
die Samenriime endet bei 1 ; unterhiÜD ihres Endes springt ein 
schlanker Zapfen vor. (fig. 58). 

Die von mir untersuchten Exemplare stammen von Trafoi. 
Franzenshöhe. 

Sonst bekannt von; Ponte Selva, Fopolo, Morbegno, Ambria, 
Chiese in Valmalenco, Pizzo tre Signori, Passo San Marco, Val 
Viola in der Lombardei. (Brölemann) FinstermUaz, Sulden, Kiva 
(Verhoeff). GraobUndten, Rhein, (Rothenbühler). 



16. CylindroinlDS zinaleoBis Bothenb. nov. snbsp. amlensiä. 

(Tafel X; fig. 50-62). 

Farbe zwischen gelbweiß und dunkel erdbraun, je nach den 
Individaen. Die dunkleren Exemplare sind bell and dunkel mar- 
morirt Auf der Stirn keine ausgesprochene dunkle Querbinde 
zwischen den schwarzen Augen. 

Körperdicke bei d* 0,9 mm. 9 1 ,3 mm. d* mit 46—48 Rumpf- 
segmenten, 3 Segmente vor dem Analsegment fußlos. 

Ocellen in Querreihen von 3. 4. 4. 5. 5. von vom nacb hinten 

fez&blt. Scheitelfurcbe deutlich, Grübchen und Borsten fehlen. 
!opf glatt, unbehaart. 

Prozoniten ganz glatt. Metazoniten ziemlich weitschicbtig, regel- 
mäßig and mäßig derb gefurcht. Saftlöcher knapp hinter der Naht. 
Weder in der Quemaht noch zwischen den Doppelringen ist der 
Körper eingeschnürt. Keine ßehaarung sichtbar. 

Schwänzchen ziemlich lang, ganz gerade, mäßig zugespitzt, am 
Ende mit einigen zarten Härchen, ebenso sind die Ränder der Anal- 
klappen behaart Schuppe ohne vorstehende Spitze. 

d": Backenlappen ziemlich klein, breit abgerundet. 

Häkchen des 1. Beinpaares etwas winkelig. 2. Beinpaar mit 
sehr schwachen Tarsalpolstem, 3. — 7. Paar mit deuÜichen, die Beine 
hinter dem Copulationsring wieder mit sehr schwachen Tarsalpolstem 
auf den 2 voAetzten Gliedern. 

Die Copulationsriiße (ßg. 50, 51) unterscheiden sich von denen 
der f. gen. in folgendem: 1. Die Ecke (a) des Hinterblattes ist hier 
al^enmdet, dort bildet sie ein spitzes Eck. 2. In der Bucht 
zwischen diesem Eck und dem aufragenden Zacken (h) stehen hier 
3 Borsten, dort nur einer, (fig. 52). 

Flagellum typisch, lang, dünn, ohne Widerhäkchen. Mittclblatt 
einfach, ohne Nebenlappen, am Ende schuppig. Sehr schön ist die 
ProstatadrUse zu sehen; sie bildet vor der Einmündung in die Samen- 
blase eine kleine Anschwellung. 

Fnndort: Partenen und Weg nach Montikel bei Bludenz in 
Vorarlberg. 

Arrh. r. HitBrgrMh. h\rt. IDOI. R^. t. H. «. 13 



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Dr. Gar) Oraf Attems: Kem palMorktiiche HTnopodeu. 



17. CfUndroInliii polliearis n. sp. 

CTafel X, fig.63-55), 

Farbe gelbbraun, die Metazoniten dorsal dunkelbraun marmorirt 
Eöiperdicke S 1 mm. 9 1,2 mm. d* mit 43 Rnmp&egmenten. 

Ocellen sehr Qach, kaum uotersclieidbar. Scheitelborsten fahlen. 

Prozositen glatt, unter dem Mikroskop seltr seicbt länga ge- 
strichelt FurchuDg der Metazoniten seiuit und ziemlich weit- 
achicbtig. SaltlScher knapp hinter der Naht, letztere auch vor ihnen 
ganz gerade. 

Aoalsegment ohne Schwänzchen. 

Alle Beine des d* ohne TarsidpolBter. 

Copnlationsftlße (fig. 53, 54): Vorder- und Mittelblatt ziemlich 
kurz und breit, das Mittelblatt etwas kUrzer als das Vorderblatt, 
eiDEach, ohue Nebenlappen; beide übrigens ohne Besonderheiten. 

Hinterblätter: HQftetUcke (c) breit, abgerundet; das eigentliche 
Hinterblatt sehr einfach gestaltet, ohne seitlichen Haken; am Ende 
in einen S-fSrmig gekrümmten Zipfel auslaufend, darunter fein 
geriefelt und gestrichelt {fig. 55). 

Fundort: In einem Palmenhaus in Lübeck. 



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t Beltrilgeii znr Kenotois einiger alten Arten 



Tafelerklärung. 

Tnfel IX. 
Fig. 1. Seotioplana acwminatiit microdon n. sub»p. 

Ein Kieferfaß. 
Fig. 2, 3. iSchendyla mtditerranea daitaatica n. tubip. 

2. Hinterende, Ventralseite. 

3. Kopf, Yentralaeite. 

Fig. 4, 6. I^tlydetmus eomjilanahu intermeditu n.std)tp. 

CopnlationitftiQ. 
Fig. 6—12. Betentattdia {Fagina) sÜvatica n. tp. 

S. Vorderes Paar der Copnlationafiilie, &l>oralaeite. 

T. Dieselben von der Omlseite. 

8. BaMJteil eines vorderen CopnlationsrulIeB, Oralaeil«. 

9. Dasselbe v«n der Aboialseite. 

10. 9. Segment 

11. Hinteres Paar des Copalationsffllle. 

12. Ende eines hinteren CopnlationBftaßes. stärker vergrößert. 
Pjg 13—16. BnuAyiidtu lietor n. sp. 

13. nnd 14. Hinterblatt von innen nnd außen. 

15. Yorderltlatt, Äboralseite. 

16. Ende des SamenrinnenabschDittes (Hs) des Hinterblatteii. 
Fig. 17, 18, 20. JtUtu (I>p(otMJu«) DeuMi koronginus n. tubtp. 

17. CopnlBtionsflllle von innen. 

18. CopolationsfUBe von aaßen. 

20. VorderblKtter. 

Fig. 19. Jvbu (Leptmultw) DoAOi Verh. 

Ende des Hinterblattes. 
Fig. 21, 22. BraeAytwIu« (üficnoiraeA.) Var^tditim n. «p. 

21. HisterbUtt 

22. Torderblatt. 

Fig. 23, 24. Paehyi\iut (BylopaiAyitiUu) pygmatua n. gp. 

23. Binterblatt. 

24. Vonlerblatt. 

Fig. %- 29. •ThIh* vagahundvt eroatieua n. mbtp. (Fragser Wildeee). 
26. Htlfte des 2. Beinpaarea des $. 

26. Innenzabn des Vorderblattes. Profil. 

27. Ende des Hinterblattes. 

28. Ein ganies Hinterblatt von vom. 

29. Mittel- and Voiderbl&tter. 
Fig. 90. AhM vagab%md>u typieua Verh. 

Hinterblatt. 
Fig. 31—33. JiOtu montwagtu Latstl (Baden). 

31. Hitelblatt 

32. Vorderblatt 

33. Hinterblatt 

13* 



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196 ^r. Carl Oraf Attems: Nene palaearktische Vyiiopodea 

Tafel X. 
Pig. 34, 36. JhIw montivagua vor. etttcent Lattd (Kloster WeiOenBtein, Sttdtini)} 

34. Hinterblatt von der Hedialseit«. 

3ö. Dasselbe von der LaterolEeite. 
Fig. 36 — 10. JuiHt (JftCTMufiM) BOidi n. ip. 

36. Vorderblatt von vom. 

37. Yorderblatt von hinten. 

38. Hittelblatt and Torrlerblatt 

39. Hinterblatt 

40. Ast Ha des Hinterbiattes stärker TergrSDert. 
Fig. 41. Julua cofiobundM croaticus (Sleme, Croatten). 
Pig. 4S. JtUus vag<dmndut typieug (Qraz). 

Fig. 43—46. JuIm (f«iROrtf«nw) fmbritOvi n. tp. 

43 1. Beinpaar des J. 

44. Die 2 VorderblKtter and ein Uittelblatt. 

46 und 46. Hinterblatt von vom nnd von hinten. 
Fig. 47-49. Julw oriiate» Latzü (Latzeis Original -Exemplar). 

47. 2. Beinpaar des $. 

48. Hinterblatt. 

49. Die eine HHlfte der Copnlationanille von innen. 
Fig. 60— Ö2. Cyiw&mtiius änaUnüt arvUnna nov. sitbap. 

60. Copnlationsfillle von außen. 

61. Copnlationsfiiße von innen. 

62. Ende des Hinterbiattes von anQen. 
Fig. 63—66. (^indniuhu jnOicarit n. »p. 

53. Copnlationsfttße von außen. 

64. Dieselben von innen (beide nach Uaceration in Kalilange). 

06. Ende des Hinterbiattes, stSrker vergrSQert. 

Fig. 66-56. Ot/tindroiulit» BriOemanm miki. 

56. Vordem nnd Hittelblatt. 

67. Hinterblatt von außen. 

68. Ende des Hinterblattes, von innen, st&rker vergraßert. 



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Obersicht der Unterordnungen 
und Familien derTeleDsteer(Teleostean Fishes). 

Von 

O. A. Boulengrer, F. R. s.>) 

ÜWsetBt Ton Dr< F* Hll^ndorf* 

Mehrere Jahre lang habe ich Tsisncht, die Klassifikation der 
Teleosteer zu Terbessern, hauptsächlich durch das Studium ihrer 
Skelette, von welchen eine große Reihe im Britischen Museum 

Eräpariert worden ist, und Dr. A. Smith Woodward hat Tor 
nrzem seine Ansichten aber das Arrangement der fossüen Typen 
dieser Ordnung veröffentlicht. Die Zeit ist gekommen, die so er- 
langten Wiesensfortschritte zu sammeln. Die hier gebotene Über- 
sicht war zwei Jahre vorher fUr den Fisch-Band der „Cambridge- 
Natui^eschichte" vorbereitet, aber zufolge von Umständen, auf die 
ich keinen Einfluß habe, hat sich die VeröfFentlichung in jenem 
Werk weiter hinausgeschoben. Mehrere wichtige Veränderungen 
meines ursprünglichen Schemas sind während des Verlaufes dieser 
Zeit gemacht worden, zufolge des Studiums, das in Amerika durch 
die Doktoren Gill, Jordan und Starks, und bei uns durch meinen 
jungen Kollegen Mr. C. Täte Kegan fortgefEhrt wurde, dessen 
Verbesserungen f&r viele Funkte ich dankbar anerkenne. 

Ich habe es kaum nötig zu sagen, daß ich dieses neue Arrangement 
von einer sehr ausgedehnten und äußerst schwierigen Gruppe als 
ein nur vorläufiges betrachte; sie schließt fast 12 000 Arten ein und 
ich bin mir dessen ganz bewußt, daß nicht wenige Gruppen weiter 
nichts als Kartenhäuser sind, welche durch zukünftige Forschungen 
wahrscheinlich werden umgeworfen werden. Aber es war mein 
Ziel, in phylogenetischer Anordnung an&ubanen, und so glaube ich 
in der Tat, daß mein Versuch als eine beträchtliche Verbesserung 
der früheren Systeme befunden werden, und als Grundlage Jilr die 
Kritik dienen wird. Das hier Torgeschlagene Arrangement wurde 
m dem Zoologischen Record fQr 1902, welcher soeben erschienen 
ist, benutzt. 

■} Übers, ans: Annale ud ICagasine of Natoral Hütory (7. 8«r.) ZII^ 
No. 75, Seite ISl— 190. 



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198 G- A. Bonlenger: Übereidit der Dnterordnimgeii 

Die genaue Abgrenznng der Ordnimg der Teleostei, gef^enfiber 
den Ganoidei Holostei ist eine Aufgabe von einiger Schwierigkeit 
Der wichtigste Charakter scheint das Vorhandensein eines .ver- 
knöcherten Supraoccipitale zd sein. 

Überreste von nrsjprünglicben Charakteren, wie die Ganoid- 
Schuppen, Fulkren, Rudimente eines Sphenialknochens, eine Spiral- 
klappe der Eingeweide, ein multival volarer Bulbus arteriosuB, werden 
noch bei einigen niederen Teleosteem gefunden, aber nicht mehr in 
jener Combination, welche die vorhergehende Ordnung charaktersiert. 
Allerdings bildet AUnila unter allen Teleosteem eine Aosnahme, 
da hier zwei Qaerreihen Ventile an dem Bulbus arteriosus sich 
finden, statt einer; kein Ganoide hat indeB weniger als drei. 
Die Ordnung der Teleosteer, so definiert, wird in Ift Unterordnongen 
eingetheilt; deren wahrscheinliche Beziehungen sind in dem folgenden 
Diagramm an^edrOckt. 

XL Opistanii. xm. PlectogtuthL XU FedicnUti. 



IX. Aoftcanthiiii. X AMnUtopterypi. Vm. PercMocet. 



VtL CatMteomi. V. Haplomi. VL HeteromL 

I — IV. Apodes. 
— ni. SjmbnuKhü. 



-II 



L Halocopler^ü. H. Oatitriopbyd. 

Q«noidei Holostei. 

In der Klassifikation von Günther, welche bei ons seit den 
letzten fllnfonddreiBig Jahren allgemein angewandt wird, wnrden 
die Teleosteer in sechs Haopt^ruppen eingeteilt, welchen man den 
Rang einer Ordnung gab: 1. Acanthopterygü ; 2. Acanthopterjeü 
Pharyngognathi ; 3. Anacanthini; 4. Phjsostomi; 5. Lophobraachü; 
6. Plectognathi. Gruppe 1 entspricht den Unterordnungen VI 
(partim), VII (part.), VUI (part.), X, XI nnd XII der vorli^enden 
Klassifikation; Gruppe 2 der Unterordnung X (part.); Qmppe 3 den 
Unterordnungen IX und X (part.); Gruppe 4 den Unterordnungen I, 
II, m, IV, V, VI (part.) und VUI (part.); Gruppe 5 der Unter- 
ordnung VII (part.), und Gruppe 6 der Unterordnung XÜI. 

Vollständigere Definitionen der Familien, nebst einer Angabe 
der in jeder von ihnen enthaltenen Hanptcenera, werden in dem 
nächstens erscheinenden siebenten Band der „Cambridge Natnral 
Historj" gegeben werden. 

Unterordnung I. ÄÄLACOPTEBYGn. 

Schwimmblase, wenn vorbanden, sl«ht mit dem Verdauungs- 
tractns durch einen Gang in Zusammenhang. Operkel gut ent- 
wickelt Der Schnitergürtel am Schädel suspendiert; Uesocoracoid- 



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und Funilien der Teleosteer (TeloMteui FiBhea). 199 

bt^eo Torbanden. Flossen olrne Stacheln, Bauchflossen banchatändig, 
wenn vorlLanden. Die vorderen Wirbel deutlicli gesondert ohne 
Weber'sche Enöcbelcliea. 

Diese Unterordnong, welche den Isospondyli nnd Scyphophori 
von Cope und teilweise den Isospondyb von A, S. Woodward 
entapriclit, tunfaßt die generalisiertesteu der Teleosteer, nnd ist eng 
verbunden mit den Ganoidei holoatei durch die fossilen Formen, 
welche die Grundlage bilden für die Familien-Serien. Die pbvso- 
stome Beschaffenheit der Schwimmblase, die Yerbindnng des Schulter- 
gfirtels mit dem Schädel, die Gegenwart eines Mesocoracoidbogens, 
die nach hinten gerQckte Einlenkung der vielstn^ligen BauchflosBen, 
die normale BeBcbafTenheit der Vorderwirbel, das Fehlen wahrer 
Stacheln an den Flossen, nnd die Trennung deti Supraocoipital- 
knochens von den Frontalknocben durch i£e Scheitelbeine sind 
primitive Charactere, welche ia einigen Familien nur dieser Unter- 
ordnung combiniert vorkommen. Der Mesocoracoidbogen wird bei- 
behalten von den Ostariophysi, welche durch die bemerkenswert 
modificierte Beschaffenheit der Vordorwirbel verschieden sind, aber 
er verschwindet bei allen anderen Teleosteem, welche nach und 
nach eine vorgerückte Lage der Bauchffossen and eine Vennindemng 
in der Zahl von deren Strahlen erhalten, Stadieln entwickeln an 
den vertikalen Flossen, und die Verbindung der Schvnmmblase nach 
aussen verlieren. 

Die Malacopterygii können in einundzwanzig Familien eingeiheilt 
werden: 
L Flouen mit Pulkren eingefaßt, oder Schappeu mit Ganoin fiberEogen; 

Notocbord gewObnIicb dnrch die Wirbel nnonterbrctchen sich fortsetiend 

(Überguigs-Fonneii zwiscben Qanoiden und Teleosteern). 
Wirbeicentra nur als ringförmige Teile «utwiakelt; Flossen 

mit Falkren; Schoppen rbombiscb, verbiinden durch 

Zapfen nnd AosBcbiiitt 1 PhoUdop/wridaei. 

Wirbeicentra nur ringförmige Teile; Flossen mit Fnlkren; 

Scbnpppen c^doid JS. Arehaeomaenidaei. 

Wirbeicentra vollstXndig oder mit kleiner Perforation; 

Flossen mit Fnlkren ; Schoppen cjdoid . . 3. Otigoplettridae f. 

Wirbeicentra beinahe vollständig, aber mit PerforatioQ; 

keine Fnlkien; Schoppen cydoid 4. L^pM^ididae^. 

n. Flossen ohne Fnlkren; Schuppen ohne Oanoin; Wirbolcentn gewHhnlich 

vdlstlndig. 
A. Das Snpra occipitale von den Frontslia dnrch die Parietalia getrennt 
1. BanchdoBsen mit 10 bis 16 Strahlen. 
Ein Intergnlarknocfaen; Farasphenoid schmal S. Bofidat. 

t Dieses Zeieben bedestet, dus die Familie sor darcli fossil« Formen 



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200 G. A. Boaleoger: Übersicht der Unterordnnngen 

Kein Iiitere:D)arknocheD ; Paraspheiioid sehr breit . . . 6. Albubdae. 
2. BanchflostieD mit nicht mehr als 7 Strahlen. 

a) Sapratemporale sehr groß, nPl''l^'))kc''> be* 
deckt den grölleren Teil des Pfirietale. 

Praemaxillare einzeln, sein Hinterrand frei vom Haiillare; 

Bymplecticnm fehlt: Schädelbasis einfach .... 7. Stormyridae 

Praemaxillare paarig, sein Hinterrand fest an das Haxltlare 
angefflgt; Symplecticnm vorhanden; Schädelbasis 
doppelt ö. HyodotUidae. 

b) Snpratemporale klein; Haiillare fest ver- 
banden mit dem Hinlcrende des Praemaitliare. 

Prnemnxillare paarig; eine grosse Hüblong anf jeder Seite 

den Schädels, zwischen dem Postfrontale nud dem 

Sqnamosnm ; Basis cranii doppelt; Sabopercnlam 

fehlt; Rippen festsitzend 9. Notopteridae. 

Fmemaiillaie paarig; Basis cranü einfach) Snbopercolam 

reduziert; Rippen an Farapophysen eingelenkt . . 10. Oeteoglotaidae. 
Prnemaxlllare einfach ; Basis cranii einfaeb; Snbopercnliim 

nnd luteroperculnm fehlen; Rippen an Parapophysen 

eingelenkt 11. l'attlodontidae. 

c) Snpratemporale klein; Haxillare beweglich; 
Kiplien festsitzend; Banchflossen nnter den 

Brnstfloseen JS. CtenolArUsidatt. 

B. Supraoccipitale in Gontakt mit den Frontalieu. 

1. Interopercnlnm riesig; Symplecticnm fehlt; Baals 

cranii einfach 13. PmcttAaemidae. 

2. Interopercntnm normal ;S;mplecticnm vorhanden; 
fiasis cranii doppelt. 

a} Qihne in Vertiefnngen ; Haxillare dem Prae- 
maxillare fest verbunden. 
Syiiiplecticum freiliegend, eingefügt in einen Einsclinitt 

des Qnadrstnms 14. Sanrodonlidaef, 

Symplecticam zwischen dem Qnadratnm und Hyomandi- 

boiare verborgen 15. (^iroeentridar. 

b) Zähne nicht in Höhlungen. 
Pontclavicula auf der Aussenseite der Clavicnla; keine 

Fettflosse auf dem Rücken 16. Gupeidae. 

Postclnvicnia anf der Innenseite dei- Clavicnla; eine Fett- 
flosse nnf dem Kttcken 17. Salmoiiidae. 

Postclavicula fehlt; keine Fettflosse ant dem Rücken . . 18. Altpoc^htdidae. 

3. Interopercnlnm normal; die Basis cranii einfach. 
Maxillare gross, gezähnt; die praecandalen Wirbel ohne 

wohl ausgeprägte Parapophysen, Schuppen cycloid 



IV Google 



nud FamilieQ der TeleosMer (Teleostean Fiehes). 201 

oder feld«Q(l; Fettflosse des Kückens fehlend oder 

TOrbanden 19. Slomiatidae. 

IUqI klein, skbulos; Wirbel mit kr&ftigen Por^toph^sen; 

Kopf Dud KBrper mit dornigen Schuppen bedeckt 20. OonorhyiuJtidae. 
Hitttl klein, sabnlos; kein Sympleeticnm; Kopf und EQrper 

nackt 31. Onmerikhte. 



Unterordnong It. OSTABIOFHTSI. 

Schwimmblase, wenn gut ontwickelt, steht mit dem Verdauungs- 
traktus durch einen Gang in Znsammenhang. Der Scbnltemirtel 
am Schädel suspendiert; Mesokorakoidbogen vorhanden. Fwssen 
ohne Stacheln, oder ROc^en- und Brustflosse mit nur einem 
Stachel, der sich bildet durch Verschmelzung der S^pnente eines 
Glied-Strahles. Die vier vorderen Wirbel stark modifiziert, oft 
durch VerknÖcberung vereinigt und eine R«he kleiner Enocben 
aufweisend (Webersche Rnöäielchen), welche die Schwimmblase 
mit dem Ohr verbinden. 

Dies ist eine der natürlichsten Gruppen der Klasse Fiscas, ob- 
gleich ihre Glieder in ihrer Süßeren ErBcheinung so verschieden- 
artig sind, dafi sie in den Systemen der älteren Autoren sehr weit 
von einander getrennt wurden. Sagemehl') verdankt man die 
erste Zusammenfassung der Characinen, der Karpfen, der Welse, 
und der Gymnotiden, unter dem obigen Mamen, deren Beziehungen 
zn einander bis zn einem gewissen Grade von Cope gekl&i; wurden. 
Aber erst als die Homologie der Ossicula auditus (zuerst von 
E. H. Weber im Jahre 1820 beschrieben) durch die ganze Gruppe 
hindurch von Sagemehl bewiesen worden war, erschien die nier 
eingeschlagene Anordnung streng gerechtfertigt, da eine solche Über- 
einstimmung der Struktur eines so complizierten und spezialisierten 
Apparats nur das Resultat einer gemeinsamen Abstammung der 
Familien, welche im Besitz desselben sind, sein kann. Ya sind un- 
abänderlich die vier Vorderwirbel welche an dem Gerüst des 
Weberschen Apparates teilhaben. Der erste Wirbel ist sehr 
reduziert; sein oberer Bogen fehlt nnd wird ersetzt dnrch die 
Knöchelchen, welche als Clauarum und Scapkium^) bezeichnet werden. 
Das erstere ist vielleicht nichts weiter als der modifiziert« obere 
Wirbelbogen, welcher den Raum zvrischen dem Eroccipitale und 
dem Neuralbogen des zweiten Wirbels ausfüllt; der Hauptteil des 
Apparates der Tripvs, veränderlich in seiner Form, gehört zu dem 
dritten Wirbel, als dessen modifizierte Rippe er betrachtet wird; 
ein fasriges Ligament reicht von dem Vorderrand oder dem Tnjtus 
bis zum Scapkium, nnd in dieses Ligament ist das vierte StQck 

>) If Orphol. Jahrb. X. 1886, p. 22. 

'; üeber die ^Nomenklatur dieser EnBchelchen cf. Bridge and Haddon, 
Froc Boy. Soc, XL VI 1880, p. 310. 



IV Google 



202 G. A. Bonlenger: Überdcht d«r UnteroidnnngMi 

hinemgefügt, das ItUercalarium. Die verschiedenen Formen dieser 
Unterordnong ze%en auch eine vollständige Obereinatinunung bei 
den Itöckennerven, welche durch diese Knöcbelchen hindurchgehen, 
Die Parietalknocben tromen entweder die Frontälia von dem Supra- 
occipitale oder sind mit dem letzteren verschmolzen. 

Diese Unterordnnng wird in sechs Familien geteilt. Die Cha- 
raciniden sind am generalisiertesteo, trnd die anderen werden wahr- 
scheinlich von ihnen hergeleitet in der dnrch das folgende Diagram 
ansgedrttckten Weise: 



Atpredittidae. 



Oymnotidae. 

I 



daracinidae. 

L Doa Parietale getrennt von dem Snpraoccipitale; Symplectkom vorhiuiileii; 

Rippen meiat aitzend, alle oder die grossere Zahl der Praecandalwirbel 

duM Parapophfsen. 
Xmd nieht vorBtreckbar, gewöhnlich beeahnt; Scfalnnd- 

kaochen nonnil; Leib bescbnppt; die Pettdosse des 

Bttckem oft TorhaDden 1. Chatacinidat. 

Uimd nicht vorvtreckbar, itewShnlicb bezahnt; Schhmd- 

knoeben nonnal; Leib aalfSnnig, nadt oder be- 

Hfaappt; After nater dem Kopf oder an der Kehle Jl. Oymnotidae. 
Unnd gewöhnlich mehr oder weniger vorstreckbej:, lahnloa ; 

untere Schlnndknochen groBB, aichelfümug; Leib 

nackt oder achnppig; keine Fettflosse am RUcken 3. Cyprinddae. 
n. Farietalia gew5hn]ich mit dem Snpraocupitale verBchmolsen; Symplecticom 

fehlt; Leib nackend oder mit knCchemeti Schildern; Mnnd gewöhnlich 

besahst, mit Barteln; FettfloHse des BOckens oft vortianden. 
Rippen befestigt an starken Farapophysen; Openmlnm 

gnt entwickelt 4. SÜMridae. 

Rippen festsitiend ; Parapopbjsen fehlen; Opercnlnm mehr 

oder weniger entwickelt; Mnnd nnterständig . . 5. Loricariidat. 
Bijqten aitiend; starke Parapophysen an den Wirbeln; 

Opercolum fehlt 



Unterordnung III. STMBRANGUn. 

AatiSrmige Fische ohne paarige Flossen, mit freiem, oder vom 
Schädel Bospendiertem Schnltergürt«! und getrennten Vorderwirbdn 
ohne Webersche Enöchelchen. Eaemenöffnungen in eine ein^e, 
ventrale öfhung zusammenflieseend. Die Schwimmblase fehlt. Der 
Bau des Schleis conform dem der typischen Malakopterygier. 
Das Praemazillare und Maxillare sind beide gnt ratwicselt, das 



IV Google 



und Funüien der Teleo«teer (Teleoateu Fjghes). 203 

letztere li^ hinter dem ereteren, und bildet Dur einen kleinen Teil 
des Mandrandes; das Symplecticuin ist vorhanden; die Farietal- 
knochen bilden eine lange sagittale Naht und trennen die Frontalia 
von dem Supraoccipitaie. Die Wirbel sind sehr zahlreich, die Prae- 
caudalia tragen sehr starke Parapopbysen, an denen kurze schlanke 
Rippen befestigt sind. Die Haut ist nackt (Symbranchidae) oder 
mit kleinen Schuppen (Ampbipnoidae) bedeckt, und die vertikalen 
Flossen sind rudimentär, za bloßen Hautfalten zurückgebildet. 

Wie die Apoden, stammen diese Fische zweifellos von einem 
niedrigen Typus mit abdominalen Banchflossen ab, aber weder von 
den Kuilacopterygii noch von den Haplomi haben wir bis heute 
Daten, aus denen wir Schlfisse ziehen könnten. 

Nur zwei Familien: 
Das Fosttenporale gat entwickelt, gabelförmig, am Schtdel 

befestigt i. SymbratuAidae. 

Das Posttemporale fehlt, der Schnltergttrtel frei vom 

Schtldel ä. An^liipnoidae. 



Unterordnung IV. APODES. 

Schwimmblase, wenn vorhanden, steht mit dem Verdaaungs- 
tractus durch eines Gang im Zusammenhang. Praemaxillaria fehlen; 
die Mazillaria, wenn vorbanden, werden in der Mittellinie durch 
die zusammengewachsenen Ethmoid- und Vomerknochen getrennt. 
Der Schul tergUrtel, wenn vorbanden, nicht mit dem Schädel ver- 
bunden und von ihm entfernt; Mesocoracoidbogen fehlt, tlossen 
ohne Stacheln, die Bauchflossen fehlen. Die Vorderwirbel deutlich 
getrennt, ohne Weberscbe Knöchelchen. 

Die Apodea, oder Aale sind verlängerte, schlangeniÖrmige 
Fische mit nackter Haut oder mit winzigen in die Haut versenkten 
Schuppen; die Operkularknochen klein und vollständig unter der 
Haut verboten, enge, schmale oder winzige Eiemenöfmangen; die 
vertikalen Flossen, wenn vorbanden, fließen hinten zusammen oder 
sind durch die vorstehende Spitze des Schwanzes getrennt Der 
Pteiygo-Palatine-Bogen ist oft reduziert oder fehlt, und es ist kein 
deutÜiches SymplecÜcum da. Das Supraoccipitaie ist klein, von den 
Frontalien durch die Parietalien getrennt, welche in der Mitt«llinie 
zusammentreffen. Die Wirbel sind sehr zahlreich (bis m 22&) und 
die Praecaudalia tragen starke Parapopbysen, an die kurze, schlanke 
Rippen befestigt sein können; Epineuralia sind zuweilen vorhanden. 

Die ffinf Familien in welche diese Unterordnung eingeteilt wird, 
zeigt bemerkenswert« Grade der Vereinfacbong in der Form des 
Schädels, durch Redaktion oder Verlost entweder der Maxillar- 
oder der Pterygopalatinbögen. 



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204 Gr. A. Bontenger: Übersicht der Unterordnongeii 

Fünf FamUien: 
Maxülnria TorbandeD, in der UitteUinie durch den Ethmo- 

Tomer getrennt; Fatato-Pterygoid vorhanden, rer- 

bnnden mit dem Hjomandibnlare nnd QnadratQin; 

Eiemenapalten getrennt, geülbet gegen den Schlund 

durch weite Schlitze ; Zunge vorhanden ; After weit 

vom Kopf entfenit 1. 

VenchiedsD von der vorfaergehenden Fam. durch die Lage 

dea Afters, welcher dicht, an oder nicht weit ent- 
fernt von den EiemeDüffnnngen, ist 3. Nemi4Athyidae. 

Haxillaria in der UitteUinie wenig getrennt, ihr Ende 

dnrch liigamentsehne an den Kief^ stark befestigt; 

Fterygo - Falatine - Bogen fehlt, Kiemenöfinnngen 

äuDerlich in nur einen Banchschlitz siuammen- 

lanfend 3. Sj/nc^ltobranchidae. 

Uaxillaria in der Hittellinie wenig getrennt, sehr ver- 

Ungert; Hund sehr groß; Pterygo-Palatinbogen 

fehlt-, Hyomandibalarbogen schlank, und beweglich 

an den Sch&del gegliedert; KiemenbQgen weit hinter 

dem Schädel 4. Saccopharyngidae. 

Uaxillaria fehlen, ersetst durch das Paktopterygoid; der 

Unnd dnrch das letstere nnd den Ettuno-Tomer 

umrandet; das Falato-Pteiygoid getrennt vom 

Uyumandibularh^D ; Eienienöffuungen zom Fba- 

r^Di kleine SchUtse; keine Zunge 5. Muraetüdae. 



Unterordnang V. HAPLOMI. 

Schwimmblase, wenn vorhanden, steht mit dem Verdauungs- 
traktus darch einen Gang in Znaammenhang. Operkelo gut ent- 
wickelt Schnitei^rtel vom Schfidet suBpendiert; kein Mesocoracoid- 
bogen. Flossen gewöhnlich ohne, selten mit einigen Stacheln-, 
BauchfloBsen banchst&ndig, wenn vorhanden. Vorderwirbel gesondert, 
ohne Weberache Enöcheichen. 

Das Fehlen des Mesocoracoidbogen nnterscheidet die Haplomi 
von den Malacopterygü, mit denen sie von verschiedenen Aatoren 
vereinigt worden. Sie fahren hinüber zo den Percesoces durch die 
CyprinodoDten, nnd zu den aiedem Acantbopterrgiem (wie durch die 
Beryciden) dnrch die Scopeliden, Stephanoberyciden und Percopsiden, 
wie es augenscheinlich gemacht wird durch den Bau des Mundes 
und die nach vom gerichtete Stellung der Bauchßossen, welche, 
indessen niemals am BrustgUrtel befestigt sind (die voi^eiückte 
Stelle der Banchfl. kommt nur bei einigen der Genera vor). Die 
meisten Formen, die hier eingeschlossen sind, leben entweder im 
Sfißwasser oder in der Tiefsee. 



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mid Pamilieo der Teleosteer (Teleoetean Fishes). 205 

Vierzehn Familieii: 
I. Parietalia trennen die Frontalia von dem Sapraocoipitnle, das Poattemporale 
einfach; Fraecandalwirbel mit Botogenen FaiupophyseD. 
Rand des Oberhiefers dorch Praemazillare q. Haxillaria 

gebildet; Schädelbasis einfach; keine Fettflosee . 1. Gaiaxiida«. 
Rand desOberhiefers nur durch die Fraeniaxillaria gebildet; 

Schädelbasis doppelt; Fettflosse Yorhanden , . . 3. JtofloekitotHdae. 

n. Frontalia in Bertthmng mit dem Snpraoccipitale. 

A, Fraecandalwirbel ohne Parapophysen. 

1. Band des Oberkiefen gebildet durch die Praemaiillaria and Uaxillaria. 
Leib ohne oder mit winzigen Schoppen; gewOholidi mit 

Schildeneiheo. Fettflosse des Rttckens gewöhnlich 

vorbanden 3. EmAodotttidM f. 

Leib beschuppt; das Posttemporale gabiig; keine Fett- 

floese; Baacbfloseen mit ebisIlStrablen . . . . i. Etotidat. 
Leib beschuppt; das PostteroporaleonTollstiLndigossifiEiett; 

Brnstflosse ohne Pterygialia (Bandwonelknooben); 

keine Fettflosse des Bttcbens; Banobfloesen mit nur 

SStrahlen 6. DaaUdae. 

2. Uaxillaria aoBgeschloesen vom Unndiand. 

a) FettfloBse gewöhnlich vorhanden; Banchflosae 
mit 7 bis lOStr&blen. 

Das Poettemperale gabelffinnig; Bflokenfloese ans Glieder- 
Strahlen gebildet 6. Scop^dM. 

Das Posttemporale einfiu:h ; Bflekenflosse sehr lang, ans 
schlanken, nicht gegliederten, einfachen oder bifiden 
Strahlen gebildet 7. Alq>idoaamidae. 

b) Keine Pettflosee; Kopf nnd UanI sehr groß, 
Bezahnong sahwach; Leib nackt; Banch- 

floesen, wenn vorhanden, mit 6 Strahlen . . 8. Vetomimidae. 

B. Die Praeoaodalwirbel mit gnt entwickelten Pan^phyaen; Uazillaria vom 
Hundrand ausgeschlossen. 

1. Rücken nndÄfterfloasen ohne Stacheln; Schoppen 
cycloid, oder mit snfreohMn Stacheini keine 
Fettflosse. 

Maul nicht vorstreckbar; Banchfloasen weit vorn, mit 7 

bis 17 Strahlen 9. OtinOricidaei. 

UanI nicht «orBtreckbar; Banchflossen entfernt von den 

Bnistflnasen; mit SStrahlen 10. Knmidat. 

UanI vorstreckbar; Banchflossen, wenn vorhanden, mit 5 

bis 7 Stacheln U, OiprtModmfMtoc. 

UanI kaom vorstreokbar; Banchflossen mdimentär oder 

fehlend; After dicht bei den Kiemen IS. Amblyoptidae. 

Uaal schwach Torstreckbar; BanchflosseD mit 6 oder 

6 Strsblen J3. SUp/tanobeiycidai. 

2. Backen nnd Afterflossen mit echten Stacheln; 
Scbnppen clenoid; eine Fettflosse; Banchflossen 

mit 9 Strahlen 14. Percoptidae. 



D,;,,l,zP.!h,>^.0 



yogle 



O. A. BoaleDger: Übeniaht der ÜaterordDiuigeii 



UnterordDODg VI. HETEBOML 

SchwiiDinblase ohne oETeneu Gang. Operkel ^t eotwickelt; 
Pari etalk noch en trennen die Frontalia von dem Supraoccipitale. 
Schnltei^rtel suspendiert von dem Supraoccipitale oder dem Epio- 
ticum, &B Posttemporale klein und einfach, oder durch Ligament 
ersetzt; kein Mesocoracoid. BauchSossen bauchständig, wenn vor- 
handen. 

Die Halosanridae und Motacanthidae sind TiefBeefiscbe von un- 
klarer Verwandtschaft In der bauchst&nd^n Stellung der viel- 
strahligen BauchfloBsen und im Fehlen dea Mesocoracoidbogens 
stimmen sie mit dem Haplomi Gberein; aber wenn, wie die Unter- 
suchungen QBnthers') uns aooehmen lassen, wirklich kein offener 
Zusammenhang zwischen der Schwimmblase und dem Verdauungs- 
traktuB besteht, würden sie von dieser phjsostomen Unterordnung 
entfernt werden müssen. Die beiden Familien haben viele Charaktere 



gemeinsam, so die Befestigung und den Bau des Scbnltei^ürtels, 
welcher keine Postclavicula hat, die Lage der Bmstöossen hoch 
oben an den Seiten, die starke Parapophysis angesetzt sehr tief 
abwärts auf der Mitte der Wirbel, die GT5ße der Parietalia, welche 
in einer sagittalen Naht zusammentreffen nnd die Frontalia von dem 
Supraoccipitale trennen. Die kürzliche Entdeckung einer dritten 
Familie, der Lipogenyidae, welche so im Bau der ■ Rflckenäosse 
genau zwischen den beiden andern li^, hat die Entfernung ver- 
kleinert zwischen den Lj'omeri (Halosanridae) und Heteromi (Nota- 
canthidae] von Gill, für welche beide ich die Vereinignng in eine 
Unt«roTdnnng nnt«r dem letzteren Namen vorschlage. Diese Fische 
stammen zweifellos von Formen her, bei welchen eine getrennte 
Caudalflosse existierte; einen derartigen Typus mv& es bei den 
Dercetidae sieben haben, von A. S. Woodward beschrieben, welcher 
vorläufig hierher gestellt werden kann. 

Es gibt eine fUnfle Familie, welche in diese Unterordnung ge- 
stellt werden kann, die Fierasferidae, deren Bau von Emery aus- 
zeichnet beschrieben und dargestellt worden ist. Bis jetzt gruppiert 

') Taillant war so etner abwetobenden Anschammg geneigt, aber mit 
eiemlichem Hlßtranen, weil er nicht im Stande war, wtrkllcli einen offnen Gang 
nachEDweiaen. Ich glaube, daß Oflnther In diesem Pnnkl das Rtcbtige traf, 
ebenao wie in seiner Schildening der Snapenalon dea ScbnltergOrtela bei Ncta- 
confAM, was ich habe beatStigen kBnnen. AuESerdem hat Hr. V. S. Bowntree, 
der viel Erhhnmg in diesen Sachen beaitat, anf meinen Wanach in frenndlidier 
Weise ein wob) erhaltenes Exemplar der Htdosauropsie maArochir geprfift mid 
mich belehrt, daß „die Schwinunblase gebt vorn in ein spite znlanfendes Band ans, 
welches in ein fadenfSnniges Ligament endet, das am Hagen q, an seinen 
hinteren Ende am Kagen und dann an der Hittel-RUckenlinie befestigt ist, nicht 
d)er am Oesophagus; keine Spur eines oBoen Zusammenhanges kennte gefanden 
werden." 



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tnul Familien der Teleoeteer (Teleoatean Fiahes). 207 

zn den oder in die Nähe der Ophidüd&e unterscheideD sie sich weit 
von ihnen, ebenso vie von allen andern Acanthopterygiem, im Baa 
des Schädels, in der Trennung des Snpraoccipitale von den Frontalien 
dnrch die Parietalia, welche eine lange Mittelnaht bilden. Das ist eine 
ÄDordnuDg, welche nur bei Fischen mit baachständigen Ventralfloseen 
bemerkt worden ist; und obgleich das totale Fehlen dieser Flossen 
bei dem Fierasfer uns ein wichtiges Unterscheidungszeichen entzieht, 
beim Abwägen seiner Verwandtschaften, bin ich geneigt, diese 
Familie ab Sproß eines bauchständigen Typus zu betrachten. Der 
Bau des Schultei:^rtels hat viel gemeinsam mit dem der Halo- 
sauren, und ungeachtet der Deutung, welche den Knochen an der 
Oberseite des Suiädels in dem letztgenannten Typus gegeben wurde, 
kann dasselbe im Allgemeinen vom Schädel gesagt werden. 

Wie von Emery nachgewiesen, ist die ganz vorgerückte Lage 
des Afters bei den Fierasferidae geradezu auf die merkwürdige 
Lebensweise dieser Fische zu beziehen, und die analoge BescbafTenheit, 
die in verschiedenen Familien erworben wurde, so bei den Gym- 
narchiden, Nemichthyiden, Amblyopsiden und Aphredoderiden, zeigt, 
daß dies von verhältnismäßig wenig Wichtigkeit ist. 

Fünf Familien: 
Die gewöhnlichen Schoppen klein oder fehlend, aber zwei 

oder mehrere fortlanfende Beihen von vergrSlierteD 

Schilden anf jeder Seite; Haal groß, Piaemaxillaria 

anscheinend den griSQeren Teil des oberen Hnud- 

nudeB, der besahnt ist, bildend; Opercnluuppant 

vollsUndig; RBckenflome mehr oder weniger ans- 

gedehnt, ohne Stacheln; AfterfloBse knn; die C&a- 

dalia getrennt; Banchäoasen mit nicht weniger als 

7 oder 6 Strahlen I. Dtrcttidae^ 

Leib bedeckt mit cjdoid Schnppen, der Schwans in eine 

Spitse auslaufend, ohne OandalfloBBe; Kopf mtt 

Schuppen; Unnd mKfiig, umrandet von den Frae- 

maxiUaria nnd den Mazillaria, beide beeahnt; Snb- 

orbiUliagroB; Praeopercnlnm mdimentfti; Rtlcken- 

flosie knn, ohne Stacheln; Banohfloseen von 9 oder 

10 weichen Strahlen gebildet; Afterflosse sehr lang, 

ebne Stachetn, sich bis siun Ende des Schwancas 

erstreckend 2. Hatoaauridae. 

Ähnlich den Vorhergehenden, aber mit einem sahntown, 

randlieben, nnteratändigen Hund, nnd die knne 

Rficken- nnd die lange Afterflosse gebildet teils 

ans Stacheln und teils ans weichen Strahlen ; Bancb- 

flossen mit 3 Stacheln und 7 weichen Strahlen . . 3. Lipogenyidae. 
Leib mit cjcloiden Schnppen bedeckt, der Schwans in 

eine Spibte anslanfend, ohne Candalfloese; Kopf mit 

Schuppen; Hnnd klein, nnterstSndig, nnr von den 

Praemaxillarta nninndet; Kiefer besahut; keine 



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208 0- A. BoDlenger: Übersicht der Uaterordnimgeii 

Snborbitolia; Proeopercalnm klein; du Foattempo- 
nie durch Ligament ermtzt; Rückenflosse von einer 
Reihe kurzer, nicht verbnodener Stacheln gebildet; 
Afterflosse sehvUng; teils Ton Stacheln nnd teils von 
weicben Strahlen gebildet; Bancbflessen mit 1 bis 
6 Stacheln und 7 bis 10 weichen Strahlen . . . . 4. Notacanlhidae. 
Leib äußerst dünn, nackt; keine Candalflosse; Hnnd klein, 
nntersUlndig, umrandet dnrch die Praemaxillaria; 
Kiefer hezahnt; keine Snborbitelia; Praeoperculnm 
gnt entwiekelt, Rücken- nnd Afterflosse sehr lang, 
von weichen Strahlen gebildet; Bauebflossen fetalen; 
After nnmittelbar hinter der Eiemenäffnung . . 5. FierMferidae. 



Unterordnung VU. CATOSTEOU. 

Schwimmblase, wenn vorhaaden, ohne offenen Gang. Parietalia, 
wenn vorhanden, durch das Supraoccipitale getrennt Schulter- 
gürtel am SchSdel suspendiert; kein MoBocoracoidbogen ; Coracoid 
gewöhnlich sehr gros, oder nach hinten ausgezogen. BauchfloBsen, 
wenn vorhanden, Dauchständig, oder das Becken an den Goracoid- 
knochen befestigt. 

Der Mundrand wird durch die Praemaxillaria gebildet, oder 
durch die Praemasillaria und einen kleinen Teil der Maxillaria. 
Schwimmblase vorhanden, ausgenommen bei den Solenostomidae und 
und Pegasidae. 

Den Hindeutnngen Ener's, Steindachner's and Cope's 
logisch bis zum Schlüsse folgend, hat Ä. S. Woodward die Lopho- 
branchier Guvier's mit den Hemibranchiem Cope's vereinigt, ein 
Verfahren, das ganz gerechtfertigt erscheint, und hat weitere Unter- 
stützung durch die neuen Forschungen von äwinnertoD') erhalten, 
welcher vorschlug, die beiden Gruppen unter dem neuen Namen 
Thoracostei zu vereinigen. Der Bau der Lophobranchier (Soleno- 
stomidae und Synguatnidae) zeigt, daß diese Fische nur äußerst 
spedalisierte Formen der Gruppe sind, von der die Stichlinge den 
bekannten Typus bilden, und der Charakter der „tuited" (bOschel- 
fSrmigen) Kiemen allein ist sicher nicht tod hinreichender Wichtigkeit, 
um die Beibehaltung der Lophobranchii als eines gleichbedentenden 
Teils der angenommenen Unterordnung in der vorhandenen Klassi- 
fikation zu rechtfertigen. Nebenbei ^t es, wie neuerdings durch 
A. Huot*) bewiesen, keinen wesentlichen Unterschied; nur von einem 
des Grades, zwischen der sogenannten „tufted gill" und dem nor- 
malen Typus; jeder „Tuft" (Büschel) entspricht emer Kiemealamelle, 
and in einem gewissen Stadium der Entwickelung ist die Anordnung 
der Kiemenlamelle dieselbe, bei einem Syngnathus und bei einem 

*) Qaan. Jonm. Hier. Sei. XLV., 1902, p.603. 
*i hau. Sei. Xat. (8) XIV„ 1902, p. ]&?. 



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and FunQien der Teleosteer (Teleoetean Tiabea). 209 

gewölmlichflii Teleosteer. Ich habe neaerdings zu zeigen') Tersacht, 
daß die Lamprididae mit den Hemibranchü verwandt sind, obgleich 
hinreicbend Tersduedeo, um die Au&teUtmg einer Abteilnng, Sele- 
mchthye8 geheissen, zQ erlaaben*). 

Die Verwandtschafl der Liunprididae ist sehr zweifelhaft. Lampria 
wurde gewShnlich zu den Acanthopterygiem gestellt, eine Ansicht, 
welche noch von Qill aofrecht erBalten wird'). Ich stimme nun 
mit dieser hohen Autorit&t darin fiberein, das ich den Knochen, 
den ich fUr einen -InfraclaTida" hielt, fl)r ein stark entwickeltes 
Goracoid halte ona den von mir als das Coracoid betrachteten 
Knochen als ein Pterygial bezeichne. Aber es ist von Starks auch 
gezeigt worden, daß etwas Infraclavicle-Ahnliches selbst bei den 
Sticmingen nicht existiert, der sobenannte Knochen ist nur eia Teü 
des Coracoids; und da bei den meisten Stichlingen die Becken- 
knochen das Coracoid erreich«!, bleibt die Ähnlichkeit zwischen 
diesen und Lampria bestehen. Wie ich vorher nachgewiesen habe, 
sind das Fehlen der Stacheln in den Flossen und die Lage der Banch- 
flossen, zusammen mit der groBen Strt^enzahl in den letzteren, 
die nnr bei den niederen Teleosteem gefimdeii wird, Charaktere, 
welche die Entfemong der LamprU von den Acanthopterygiem 
nötig machen, und ich kann keinen besseren Platz fUr sie finden, 
als nahe bei den Gastrosteidae. 

Die ganze Frage des Arrangements der Physodisten mit bauch- 
stSndigen Ventralen (Catosteomi und Percesoces) hat, i^le ich, 
eine Revision nötig, und es dürfte ratsam sein, diese Gruppe in 
eine größere Zahl von Unterordnungen zu zerlegen ; in diesem Falle 
wfirden die Selenichthyes fUr 'sich stehen; die Hemibranchii und 
Lophobranchii würden unter dem ersteren Namen vereinigt werden, 
wie Woodward vorschlug, oder unter dem der Thoracoatei (Swin- 
nerton) oder Phthinobranchü (Hay). 

Elf Familien: 
I. Prseopercidiim und SympleotJcnDi deutlich; Eiemen- 
iqvarKtvolbtkndigeDtwickelt, Eiemeiibatnmßnnjg; 
Hand eudstlUidig, ubnloe ; das Posttemporale gabiig, 
frei; Beckenknochen mit dem SchnlterbogeD ver> 
banden, vertikale Flossen mit 16 bis 1? Strahlen; 
Bippen lang, seßhaft; Flossen ohne Stacheln 
(SBLKHICHTHTES) 1- Lamprididae. 



>) Ann. ft ÜKg. Nat. Hist. (7) X., 1902, p. 147. 

^ £. 0. Starks hat in einer wichtigen Schrift (P. U. S. Nat Hns. XXV, 
1902, p. 619) geieigt, daU die sogenannte .Jnfraclsvicnla" der StichUnge nnd 
Verwandten nickt als ein BelbstOndige« Element existiert. Die Dednition der 
Oatoateomi, wie ich sie nnprUnglich anfgestellt hatte, wnrde entepreebend 
modiflriert. 

■) Proo. ü. S. Nat. Uns. XXTI, 1903, p. 915. 

aNLCMatu«WBk. Jikii. UOLBd-LB-a 14 



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210 Q- A. BoDlenger: Obenneht d«r Unterardtningeii 

n. PraeopercDlnai und SyrapleetJcnin dentiieh, letiterat 
sehr veriingert; Eiemenappant mehr oder weniger 
rednsiert, Kiemen kammfOrmig; Poettemponle dn- 
taxt, nnbewegliob; Mond endst&ndig. (Hm- 
BBAHCHÜ). 

A. Hand benhnt. 

1. fieoken dicht n, oder mit dem Scbnlteq:firtel 
Terbnnden; rta4dilige Bfiokenflosse dnrch isolierte 
Stacheln vertreten. 

SeluuHlBe kegei- oder aber etwae rithnafSrmig. Banch- 
floesen mit 1 Stocbel mid ein oder iwei weichen 
Strahlen; Rippen scUuik, frei; die Vorderwirbd 
nicht Tet^ßert 3. OaärtuteidM. 

Schnanse rObreniVrmig; Bancbftoeaen mit 1 Stachel und 
Tier weichen Strahlen; Bippen flach, mit den seit- 
lichen KnoehenBchiUeni Tenchmolsen; die Vwder- 
wirbel nicht TeTgrOßert , . : 3. Autorhynekitlae. 

Sobnanie rOfarenfUrmlg; Bippen schlank, fr«; erster 

Wirbel TergrOOert . 4. FK/totyitgtiatkidaet 

2. Becken nioht mit dem Schnlterbogen Terbnnden; 
BaachfloBsen ohne Stachel; mit 6 bis 6 Strahlen; 
Schnause rBhrenfSrmig; erster Wirbel sehr tct- 
Illngert, gebildet durch die Vwsclunelsiing 
mehrerer £nochen. 

Isolierte Backenstacheln; Leib beschuppt 6. Aiäottomatidae. 

Keine ^okenstaehehi; Leib nackt 6, FitMmriidae. 

B. Hand Babnloe; Sohnanxe rChreniVfiiiig; awei knrse 
BttckenfloBsen, die erste mit einigen wenigen 
Stacheln; Banchfloesen mit 3 bis 5 Strahlen; die 
Vorderwirbel sind TerlHngert 

Leib mit EnDohenschildem und kleinen, rauhen Schoppen 

bedeckt 7. Centriacidae. 

Leib TollsUndig mit Knochenscbildem gepanzert, welche 

mit dem Ltnenskelet TerschmolEen sind . . . . S. AmphitUidae. 

m. Praet^rcnlnm fehlt; Sjmplecticnm sehr Terlltngert; 

Kiemenapparat mehr oder weniger redniiert 

Kiemenlamellen in Zahl redtudert und TergrSQert, 

mnde Laf^n bildend; das Fosttemporale einfoeh, 

unbeweglich am Schädel befestigt; Hand Eahnlos, 

am Ende einer rSbrenfQrDiigen Schnaose, Leib mit 

Enochenplatten bedeckt. (LOPHOBSANCHII.) 
ZireitUi<Aenflossen; BaDohflossen vorhanden, mit 7 Strahlen; 

XäemenDtbimigen weit; Exoskeleton von großen 

sternförmigen Platten gebildet 9. SeünMtomiäM. 

Eine einzige BBokenflosse; keine Banchflossen; Kiemen- 

ÖlbinDgen sehr klein; Exoakeleton in Form von 

Ringen 10. SyngitalMdat. 



,, \^i\^><^}\i\. 



und FMulien der Teleoeteer (Teleoateui ViOaa). 21 1 

XV. Pneopercnliiin nnd Sympleoticnm fehlen; Kiemen 
kanunfBrmig; Unnd nntenUndig, sahnlM; Ijeib 
gaiu mit Enoohenplatten bedeckt; Banchfloasen mit 
2 oder 3 StnUen. (HTFOSTOMIDES.) .... II. PegMidae. 

Unterordntmg Vm. PEBCE80GE8. 

Scbwimmblaee, wenn vorhanden, ohne offnen Gang. Die Pa- 
rietalia dnrcli das Snpraoccipitale getrennt. Scfanlterglirtel am 
Schädel suspendiert; kein Mesocoracoidbogen. Bauchflossen, wenn 
vorhanden, oaucbständig, oder wenigstens mit den Beckenknochen 
nicht fest dem Claviciilarbogen verbunden. Diese Gruppe vereinigt 
die Haplomi mit den Acanthopterygü, indem die Scombresocidae 
einigermaßen mit den Cyprinodontiaae ') verwandt sind, während 
die Anabatidae deutliche Affinität mit den Osphromenidae in der 
folgenden Unterordnung zeigen. Andere Familien, firüher zu den 
Scombrifoimen Acantbopterygiem gezogen, werden hierher gestellt, 
in der Annahme, dafi die lockere Befestigung der Beckenknocben 
an die Schlüsselbeine ein primitiver Charakter ist und nicht eine 
Folge der Entartung, wie sie in einigen Fällen bei den Acantho- 
pteiygiern vorkommt. Obgleich diese Unterordnung vielleicht nur 
als eine künstliche Vereinignog erscheint, mnß man die sehr weite 
Divergenz bedenken, welche zwischen der ersten und der letzten 
Famiue besteht; und daß doch wie auch immer nngleichartiff die 
Glieder beim ersten Blicke erscheinen mögen, eine stu»nweise Folge 
hergestellt werden kann, welche die meisten abweichenden Formen 
verbindet. 

Zwölf Familien: 
I. Banchflossen, wenn vorhanden, weit hinter den Bnut- 

äoesen eingefVgt; keine Stacheln an den Floasen. 
Rippen am Knfiereten Ende der iehr entwickelten Para- 

phophysen befestigt; tinUre Pharyngealknochen 

voUctändig vereinigt; Bnutfloesen sehr weit oben 

eingelenkt I. Scombretocidae. 

Rippen meist sesnl; nntere Fharrngealknoclien gesondert; 

Bmitflouen idher an der Bancb- als an der BScken- 

linie S. Ammodj/tidM. 

■) Swinnerton (Quart. Jonm. Hier. Sei. ZLV, 1902, p. 664) hat nach- 
gewiesen, daß der Schildel der BcombreeoceB xa dem T;ypnB gehSrt, welchen er 
ale „Acrarteten Typna" beseichnet (e, g. [7 i. e.] in welchem die Befestigung 
des Palatinkuorpelt oder seiner Derivate anf die Praeethmoidhömer beschränkt 
ist), vihrend die andern vom ihm untersnehten Fercesoces, ebenso wie die Cy- 
prinodonten, Disortet sind (die Befestignng befindet sich an den Parethmoid- 
ond Praeethmoid- Hörnern); aber der Charakter iM bei einigen aDSgewacbaenen 
Cfprinodoaleu »o ondentlich ansgeprilgt, daß ich etwas Uilttraaen empfinde, 
wenn iah von diesem Charakter flir systematische Zwecke in dem gegenitirtigen 
Znttand nurer Wisseiuehaft Gebraoeh mache. 

14* 



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212 Q- A. Bonlenger: Obersiebt der üntorordinmgeB 

H, BanchfloBsen, wenn Torlumden, mebr oder weniger 
nahe an die Bmstdoasen gerflofct 

A. Zwei wohl entwickelte Bfickenfloaaen, die vordere 
klein, und wenigBteiu teilweis ans Stacheln gebildet. 

1. Rippen an itarken Puapopb;8en befestigt 
Die Beckenküocben frei oder mit den SchlQsselbeinen 

dnroh Ligament verbunden; Brustflossen sehr weit 

oben eingeaetat 3. Aiherinidtw. 

Die Beckenknocben au der Postclavicnla siupendiert; 
Bniatfloasen sehr weit oben eingesetct; ZUrne sehr 
schwach oder fehlend 4. Xugilidae. 

Die Beckenknochen an den Postelavicnlae Boapendierti 
BniBtflo8B6D näher der Bauch- als der RSckenlinie, 
mit abgesonderten unteren Strahlen 5. Fol]/nemidae. 

Die Beckenknochen mit den Schlüsselbeinen dnrch Ligament 
verbanden; Brustflossen nSher der Baucb- als der 
Btickenlinie ; BeEahnnng kr&ftig, cardifVrmig; 
Schuppen winsig oder fehlend 6. ChiatviodontidM. 

2. Vordere Kippen sessil; die Becbenknochen nicht 
mit dem Sohnlterblattbogen verbanden; Bnist- 

floBsen idUier der Bauch- als der Bttckenlinie . 7. SjpAyraenidae. 

B. Stachlige RttckenfloBse, wenn vorbanden, mit den 
weichen rerbnnden. 

1. Vordere Wirbel ohne Porapophysen; Schuppen, 
am Kopfe, wenn vorbanden, klein. 

Oesophagus mit Seitenälc3ien, welche innen mit Papillen 

besetstsind; stachlige R&ckenflosse lang; Schoppen 

rfaomboid, in scbrttgen Qnerreiben; die Becken- 
knocben fr«! 8. Tetragonuriäae. 

Oest^hagns mit SeiteuAcken, welche mit bezabnt«n inneren 

Papillen besetzt sind; stachlige Rückenflosse, wenn 

getrennt, kUner als die weiche Bttckenflosse; 

Schuppen mSBig oder klein, ojcloid, oft ansfallend 9. Stromattidae. 
Keine S&cke im Oesophagns; Flossen ohne Stacheln; 

Schoppen sehr klein oder fehlend 10. Icoateidae. 

2. Alle oder alle ansg. die beiden Vorderwirbel 
mitParapophysen; Schuppen am Kopf groß: eine 
snprebranchiale HUhlnng. 

Kleine Stacheln an den Flossen II. OpMocffMaiidae. 

Starke Stacheln an den Bficken-, After- und Bauchflossen 13. Anabatttiäae. 



Unterordnui^ IS. ANACASTHIin. 

Schwimmblase ohne oSaen Gang. Parietalia durch das SajH«- 
ocdpitale getrenDt; Prooticum und Exoccipitale durch das vergrößerte 
OpistboticiiiD getrennt. Scboltergürtel am Schädel easpendiert; kein 
MeBOcoracoidbogen. Banchflossen unter oder vor den BnutflosBen, 



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vtni Familien der Teleosteer (Teleontean Fishes). 213 

die BeckenknocheD hinter der Sdilüsselbeinsymphysis and nur lose 
an ihr dnrcli Ligament befestigt 

Flossen ohne Stacheln; QiTidaliB, wenn vorhanden, ohne aus- 
gebreitetee Hypurale, ToUetändig sjnnmetrisdi und getragen durch 
die Nettral- ond Eaemalstacheln der Hioterwirbel tind dnrch basale 
Knochen, denen ähnlich, die die BQcken- und Alterqtrahlen tragen. 
Dieser SchwanzfloBsen-TypuB maß, wie ich nachgewiesen habe'), 
als sekondär betrachtet werden, da die Gadidae zweifellos von 
Irischen ähnlich den Macmridae, abstammen, bei denen die Homo- 
cercalBosse verloren g^angen ist. Das Schalterblattloch oder die 
Fenestra lieet fast immer zwischen dem Schulterblatt- and dem 
Coracoidknoäen, wie bei den Trachinidae nnd mehreren verwandten 
Familien, aber nicht im Coracoid, wie bei den andern Acantho- 
pteijgiem. Die ersten beiden Wirbel haben keine Epiplenralia. 

Herr C. Täte ßegan*), welcher kQrzlich eine gnte Definition 
der Anacanthini gegeben hat, teilt sie in drei Familien, welche 
hier angenommen werden: 

Baochflossen nnter den Bnutflosaen, mit 7 bis 12 Strahlen; 

keine Uandalflogae 1. Macmridae. 

BauohAoBsen jngnlar, mit Ibis 9 Strahlen; Gandalfloue 

mehr oder weniger deotlicb (diphfcercal oder iso- 

cercal) S. Qadidae. 

Banchflossen keUatändig, mit 5 Strahlen; keine Caodal- 

floeBe;Pector&]pteiygi4lia in ve^rBsserter Zahl(lO); 

Schuppen wie bei den Angnillidae 3. JtfuraMolepü&dae. 



ünterorfnong X. ACANTHOFT£BTeiL 

Schwimmblase gewöhnlich ohne ofhen Gang. Operkel wohl 
entwickelt; Supraoccipitale in Beriihmng mit den Prontalia. Schulter- 
bogen am Schädel befestigt; kein Mesocoracoid. Ventralflossen 
brüst- oder kehlst&ndig, das Becken mehr oder weniger fest dem 
Schnlterbogen angefügt. Eiemenspalte gewöhnlich weit; wenn klein, 
vor oder über der Basis der Bmstflosse. 

Der Charakter, von dem diese Subordnong (die amfangreichste 
der ganzen Klasse) ihren Namen empfing, nämlich die Anwesenheit 
von nii^t g^liederten, mehr oder weniger stechenden Strahlen in 
der ßücken- nnd Analflosse , ist kemesfalls allgemein gOltig, 
Aasnahmen von der Regel finden sich zahlreich. Das Mam wira 
gewöhnlich von den Främaxillaren begrenzt anter Aasschlaß der 
Maxillaren, nnd wenn diese aosnahmsweise auf den Rand des Maoles 
rücken sollten, so bleiben sie immer ohne Zahnbewaffnimg. Die 
Banchflossen sind zuweilen in einiger Entfernung hinter der Basis 
der Brustflossen (Haplodactylidae, Platycephalidae); in diesem 

>) Ann. & Mag. Nat. Hiat. (7) X. 1902. p. 296. 

^ op. CiL XL, 1908, p. iea 



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214 6- ^- Bonlenger; Obenicht der Unteroidnimgan 

Falle ist dies lediglich der Yeriängeniiig der Beckenknoclieii zn- 
zuschreiben, welche dem Schulterlrägeii fest anrefUgt sind. Die 
Unterordnung wird in 9 Abteilungen zerl^^ die hier in etwas will- 
kürlicher R^enfolge angeordnet Bind, weil die natürlichen Ver- 
wandtBchaftsbeziehongen sich mit einer einfachen lineartti Auf- 
einanderfolge nicht in Einklang bringen lassen. 

I. Keine SuboibibtIstflUe, oder ein Fortsatz, der vom Suborbitale zum Frae- 

operculnm reicht; die Basis cranii bei den Byinnietriachen Fonnen doppelt. 

Der primKre Schultergürtel lOHatnmengeBetxt von einer dnrcbbcjirteu 

Scapnla nnd einen) Coracoid; von den vier oder fiinf Pterygialia oder 

Baaalia der Brostflosse finden sich nur einer oder zwei iu Berühnmg mit 

dem Coracoid; Banchflosse bmststtüidig. 
Strahlen der SchwanEflosae an deren Bbsib nicht stark 

gespalten; Hjpnrale gewithnlich mit einem Basal- 

dom oder einem knopSSnuigen Fortsata jederseits; 

die Epipleoralla meist befestigt au den Farapophysen 

oder au deu Rippen; Dorsalfloase meist mit starken 

Stacheln; Schwanzstiel selten sehr znaammen- 

geachnttrt I. ^rciftmnea. 

Strahlen der SchwauefloBse au der Basis stark gespalten, 

umgreifen einen betrKditlichen Teil des Hypurale, 

welches stets einen BasaMom bedtst; Epipleuialia 

gewShulich auf den Oentren oder auf deu Far»- 

pophysen, selten auf den Hippen inseriert; Dorsal- 

stacheln schwach oder abgerOckt; Schwauistiel 

stark eingeachnflrt; Schnppen meist sehr klein oder 

fehlen H. Scombrlfonnei. 

Strahlen der Schwanzflosse nicht stark an der Basis ge- 
spalten, kein Hypnriügtaobel nnd Bauehflosaen mit 

einem Stachel and sechs bis acht Veichstrahleu 

oder aber der SohSdel nnsymmetrisch EQ. Zeorbonibl. 

II. Seine Snborbitalbrtlcke; Basis cranü doppelt; Scapola fehlt, die Flügelbeine 

am Coracoid befestigt; Bauchflosse brnststfindig . IV, Knrtlfontea. 

III. Keine Knocheubrttoke für das Suborbitale; Basis cranü eiubeh; Scapola 

und Coracoid mehr oder weniger reduziert, mweilen nur sparweis da; 
Fterjgoidea groß, nur eins oder zwei in Berttbmug mit dem Coracoid; 
Bauohflossen tboracisch V. OoblU^rMM. 

IV. Keine Knochen brGcke am Suborbitale ; Basis cranii einfach; eine perforierte 

Seapula; drei Pterygialia in Bertthnmg mit dem Ooracoid; Banohflossen 
tboracjgch; eine Saugscheibe mit Qnerlamellen anf der Oberseite des 
Kopfes VX Dlseoeepkali. 

V. £ine Enochenbrücke, indem das >«rdte Suborbitale auf der Waoge mehr 

oder weniger sich rückwärts verltlngert oder sich mit dem Fiaeopercnlnm 
verbindet; BauchfloBsen bntstständig VII. SoIeropareL 

VI. Keine Knocheubrficke; Bauchflossen gewöhnlich kehl- oder kinnständig, 

oder, wenn bruststündig, der Bau des Bnutbogens abweüdiend von dem 
bei den fOnf ersl«u Divisioas dieser Synopds. 



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und FtatüieA der Teleoateer [TeleoBteoD Fiahea). 215 

BniBtfloase mit vortikkler oder nibverttkaler Basis; After- 

fiosB« genühnlich verlängert, Mlten klein .... VIH. JBgilu-e§. 
Brostflosse mit bomontaler oder subhorizonttder Basis; 

Körper sehr stark komprimiert; Sfiokenfloase nnr 

mit ein&ohen Strahlen, Afterflosse fehlt oder klein IX. 1!mk1«mmL 



Diviaio I. PEBCIF0BHE8. 

Keine EnochenstQtze zum Opercnlum. Basis cranii doppelt 
Stachelteil der Dorsalis meist wohl entwickelt Keines der Epi- 
pleuralia in der Praecandalgegend an die 'Wlrbelcentra angeheftAt. 
Schtdterbogen mit Coracoid und Scapula wohl entwickelt, cUis Cora- 
coid Ton emem Foramen oder Fenster durchbrochen; Handwnrzel- 
knochen länger als breit mehr oder weniger sanduhrförmig, 4 oder 
5 an der Zaal, von denen ein oder zwei mit dem Coracoid in Be- 
rührung stehen. Bauchfiossen bmststSndig. 

Diese große, meist aus marinen Formen bestehende Gmppe 
besitzt Vertreter in allen Teilen der Erde, ausgenommen die arktische 
und antarktische Region, und war schon wom vertreten durch zahl- 
reiche Berydden und einige Serraniden und Scorpididen in der 
oberen Kreide. Die Einteilung in Familien, welche streng definter- 
bar sind, bietet beträchtliche Schwierigkeit, und die Notwendigkeit 
sie in einer Reihe anzuordnen zwingen Sfter zum Aufgeben des 
natfirlichen engen AnschlusseB. So ist es sehr wahrechemHch, daS 
die Scorpididen, welche selber zusammen mit den Serranidae von 
den Bervcidae stammen, zu den Caraiu^dae in der Divisio Scombri- 
formes hinüberleiten, während ein fast geschlossener Übergang 
zwischen den Äcanthuridae dieser Divisio und den Balistidae unter 
den Plectognathen verfolgt werden kann. 

'' Secjisunddreifiig Familien: 
I. Kiemen vier, ein Schlitz hinter der vierten. 
A. Zwei Nasenlöcher auf jeder Seite. 

1. Banchilosse mit 1 Stachel und 6 bis 13 weichen 

Strahlen 1. Baryddae. 

2. BanchfloBsenmitnichtmefaralsSweichenStrahlen 

a) untere Schlnndknochen nicht vSllig vereinigt, wentgstenn eine 
Kittelnaht aofweisend. 
tt) EiemenhKnte frei vom Isthmne. 

* Banchflossen nnr wenig, wenn Überhaupt hinter der Bnulflosse. 
t Dritter Wirbel ohne Frocessoa transveisi oder mit sesailen 

Kppen. 
O Eine mehr oder weniger entwickelte Sidiocnlarplatte, oder 
innere Lamina der Snbortiitalia znr Vnterstfltznng des 
Aogapfele, die zuweilen lediglidi auf einen Fortsatz des 
zweiten Suborbitale reduziert ist. 
§ Kippen an die ProceaauB traasversi inseriert, wo diese 
entirickelt sind. 



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216 0. A. Bonlenger: Oberaicbt der UBterordnongen 

KiJrper mit eebr großen Enochenschappen bedeckt; Bancfa- 
floBsen mit einem sehr starken Stachel und 2 oder 
3 sehr karzen Weicbstrahten ä. XoHOCMlridae. 

RückenSosse sebr kurz, mit wenigen abgeetnften an- 
gewachsenen Stacheln; After^oese sehr lang . . 3. Amphtridae. 

Stachlige Rückenflosse gewöhnlich wohl entwickelt, weiche 
Rückenflosse gewähnlich nicht mehr entwidielt als 
die Afterflosse; Qaamen gewöhnlich becahut . . IL Serramäae. 

Bflcken- nnd Afteiflosse yerl&ngert und sn meist von ge- 
gliederten Weichsb-ahlen gebildet, die Stacheln 
schwach nnd wenige US. AatdoAromididae. 

Rücken- und Afterflosse sehr verUngert, ohne dentliche 

Stacheln; EOrper bandfSnnig 13. GepoUdae. 

Zähat m den Kiefern zd einem Schnabel verscbniolsen . 14, ^iplogMithidae. 

Weiche Blicken- nnd Afterflosse sehr verltlngert; eine 

getrennte stachlige Uflckenflosse 15. SiOagimidae. 

Weiche Rttckenfiosse viel IXnger als die Afterflosse, eine 

getrennt» stachlige Rückenflosse 16. Sdaemdat. 

§§ Rippen meist sitzend hinter den Farapophysen; KOrper 
hoch; ein mfißig großer nnd vorstreckbarer Uond. 

Snpratemporale gegabelt, vom Sch&del getnnnt . . , . 25. Bcorjidiiae. 

Snpra temporale mit dem Schädel vollständig Tersehnwlmi; 

ICond sehr vorstreckbar S6. Cagniäae, 

OO Keine Snboknlarplatte 

$ Rippen meist sessil, hinter den Fanpophjeui; Anal- 
stacheln 3 bis 14. 

Z&hne konisch; Gaumen bezahnt; Hnnd leicht herror- 

streckbar t. OeiUrmxMdat. 

Zähne meiBelfiSrmig ; Flossen dicht beschnppt 5. Ot/phoiidae. 

Zfihne konisch; Qanmeii zahnlos 6. LoboMae. 

Haxillare sehr schlank, Hnnd sehr Torstreckbar .... 7. Toxotidae. 

Kein Eotopteijgoid ; JUtmd sehr vorstreckbar 8. Nimdidae, 

§§ Rippen eingelenkt an den Qaerfortsitten wenn solche 
entwickelt; nicht mehr als 3 Analttacheln. 

Mund nicht oder schwach Torstreckb&r; Gaumen bezahnt, 
stachlige Rückenflosse gewöhnlich länger als die 
weiche; Afterflosse mit 1 oder 2 Stacheln ... 9. Perädae. 

Uond m&ßig Toratreckbar; Gaumen bezahnt; stachlige 
BOekenfloese nicht länger als die weiche; After- 
Bosse mit 2 oder 3 Stacheln 10, Aavpomatidat, 

Hanl sehr protradJl, Froemexillsre mit einem nach oben 

gerichteten lateralen Fortsatz; Gaumen zahnlos . 17. Gtrridat. 

Hanl mäßig protractii; Ganmen zahnlos; Analis l&nger 

als die weiche Dorsalis; ESrper beschuppt . . . 18. Lactarüdae. 

Uanl mäßig protractii; Gaumen zahnlos; Analis viel 

länger als die weiche Dorsalis; KHrper nackt . . 19. Trichodontidae. 
tt Processus transversi auf dem dritten Wirbel entwickelt 
nnd die Rippe tragfend; Gaumen gewShslich xafanloe. 



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und FuBilien der Teleosteer (Telemtean Fishw). 217 

Keine SttbocnlupUtte; ZUine klein 32. iVuhjwifiattito«. 

Eine SnbocoIarpUtte; ZKIme entweder die Tordern meiuel- 

förmig, oder die seiüidien ab Molaren entwickelt ä3. Spahdae. 
Eine Snlmcnlarplatte; ^hne sehr klein oder fehlend; ein 

Pur ßarteln an der Eeble 34. Mvaidat. 

** VentralfloMeii ziemlich weit hinter der Basis der Fectorali«; 
untere Pectoralatrahleu tuiTerzweigt, oft verdickt, keine Snb- 
opercolaiplatte 

Analis fast so laug als die weiche dorsalis 30- Latriiäae, 

AnaliB viel kBraer als die weiche Dotsalia 31. Hc^lodael}^idae. 

ß) Eiemenh&nt« am IrthmuB befestigt. 

* Schoppen wohl entwickelt; "Wirbel 24 oder mehr. 
Eine Snbocnlarlamelle ; Mond klein, Gaumen cahnlos . . 37. ChaetoAmtidae. 
Keine Sobocnlarlamelle; Hund klein; Ganmen Eahnloa . 38. JJrt^anidae. 
SnbocDlarlamelle mehr oder weniger entwickelt, ein niper- 

branohiales Respirationsorgan 3J. Otphnmeniäa«. 

** Schoppenwiniig; Unnd klein; Wirbel 22 oder 23. 
Fosttemporale nicht deotlich gegabelt; Wirbel mit rta^n 
Qnerforts&tsen ; Banchflossen mit 1 Stachel nnd 2 

bis weichen Strahlen 3S. Aamtkuridae. 

Fosttemporale gegabelt, Wirbel ohne QnerfortaKtae ; Banch- 
flouen mit 2 Stacheln und 3 weichen Strahlen da- 

■wisohen 30. Teuthididat. 

b) Untere SchlQDdknoche&TolLständigineinemEnochenTerschmolMn, 

ohne mediane Naht 33. EnMotoetdae. 

B. Ein einaelnes Nasenloch aof jeder Seite; untere Schlondknocfaen mehr 
oder weniger vollst&ndig vereinigt, aber mit persistenter Naht; keine Sob- 

oknlarplatte ; Ganmen ubnlos 33. OMidae, 

II. EiemeQ drei nnd ein halb; nnt«i« Schlondknochen vollständig n einem 

Knochen verwachsen, ohne Mediannaht; Ganmen sahnloa. 
Ein einzelnes Nasenloch anf jeder Seite; Zähoe konisch 

oder meifielfünnig; eine SnbokDlarplatte . ... 34. Bmacentridae. 
Zwei Nasenlöcher anf jeder Seite; vordere Ztthne ge- 
wQhnlicb stark nnd Ranbzahn ähnlich; Zähne aof 
den Schlondknocfaen konisch oder hOckerig; keine 

Snbokniarplatte , . . . . 3S. Labridae. 

Zwei Nasenlöcher anf jeder Seite; Vorderz&hne mehr oder 
weniger zu einem Schnabel verwachsen; Zähne anf 
den Schlnndknochen flach pfiasterfOrmig; keine Snb- 
okniarplatte 36. Searidae. 



Division 11. Seotnbriformes. 

Keine Knochenstfitze fl!r das Fr&eopercnlam. Stachlige Rücken- 
flosse, wenn deutlich, ans knrzen oder schwachen, schlanken Stacheln 
gebildet Epipleuralia gewöhnlich am Zentrmn befestigt, wenn die 
ippen sessii sind^ oder an den Farapophysen der Wirbel, selten 



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218 6. A. Boslenger: Obenieht der UBterordnongen 

an den Rippen. Schnltei^ürtel dem der Perdformen ähnlicli, aber 
Pteryrialia zuweilen mehr Terkärzi Baacbflossen brostständig. 
GaudufloBse, wenn gut entwickelt, mit sehr zahlreidien StraUen, 
tun Gründe tief g^aWt. 

Obgleich durch natürliche Bande verbanden, bietet die Reihe 
der Familien, welche sich nm die Makrelen reihen, so viele Ver- 
änderungen im Bau, daß es fast unmöglich ist Diagnosen aufzustellen, 
die alle ihre Glieder von den Ferciformen onterecheiden ließe, mit 
denen sie fest verbanden Bind, and von welchen sie schwerlich ge- 
trennt za werden verdienen. Sogar, nachdem man viele Genera, 
welche mit ihnen durch meine Vorgänger vereinigt wurden, aus- 
ffeschiedeo hat, und welche man jetzt unter verschiedene Gmppen 
des Systems zerstreut findet, kann keine bessere Definition der 
Scombriformen g^eben werden, als daß die Makrelen als üormal- 
formen zn gelten habeo, um welche mehr oder weniger abweichende 
TjFpen sich gruppieren, doch nicht so abweichende Typen, daß sie 
sich zu diesen allbekannten Foimen durch eine Zahl von dazwischen- 
liegenden Stufen zurtlckverfolgen ließen. Was die äußere Form 
betrifft, so kann festgestellt werden, daß die Rücken und After- 
stacheln, wenn vorhanden, schwach und schlank, oder, wenn kräftig, 
kurz und abgerückt sind; der Schwanzstiel ist zusammengeschnQrt 
and die Schwanzflosse, wenn gut entwickelt, ist gewöhnlich tief 
ausgeschnitten, und mit den gegabelten Basen der sehr zahlreichen 
Sträilen viel l£nger als bei den meisten Perciformen, indem sie 
wenigstens einen beträchtlichen Teil der ausgebreiteten Uralknochen 
timfwt, ein Charakter, durch welchen die Chaetodontidae, Äcan- 
thuridaie, nnd mehrere ansgestorbene Typen, die mit den Carangidae 
zusammengestellt worden, nicht sofort ausgeschlossen sbd. Alle 
sind marin und viele sind pelagisch und sehr weit verbreitet. Keine 
praeterüären Glieder dieser Abteilung, wie sie hier definiert, sind 
bis jetzt gefunden worden. 

Nenn Familien: 

L Frfteinaxil1ariamebroderwenigervorstieckbar,uichtschDabel&luilich; Schuppen 
klein oder fehlend, zuweilen mit vergrüßerten seiUichen Schildern; stach- 
lige BUckenflosse knn oder durch eine Reihe isolierter Stacheln ersetit; 
Afterflosse gewöhnlich mit I oder 2 vom Ende der Flösse gesuiderteo 
Stacheln. 

Die Praecandalwirbel mit Qoerfort^tzeu, hinter welchen 

die Rippen befestigt sind 1. Ctttangidae. 

Die Praecandalwirbel ohne gnt entwickelte Parapophysen; 
Rippen nnd Bpipleoralia dicht rasamnien in den 
Gentiis eiDgesetEt 2. Bhachicmb-idae. 



. PraeniKdllaria webt vorstreckbar; Sohnppen gewöhnlich klein oder fehlend; 
Leib mehr oder wen^er verlBngert; Bttekenflosee verUngert, einhch oder 
geteth^ ohne freie Stwdiehi; keine freien AfterMadielu. 



IV Google 



der Teleostoer (Teleoiteui Tüliea). 219 

A. PaendobniKhieD vorhuiden. 

Die Will») ohne Qnerfortsftu« ; weiohs Kttokenflosse 
länger ala die stachlige; BnutfloBsen oben an den 
Seiten 3. Somt^mdae. 

Die Wirbel ohne QnerforUAtse; weiche Rttckenfloese 
kfiner als die staobtige, wenn die letstere dentlieh 
Ist; BnutdoBse tief unten an den Seiten . . , . 4. TridUuridae. 

Die Wirbel ohne QnerfortsHtze; Scfanance epeerfSmiig 

rorgetogen 5. Hiftiophoridae. 

Die Wirbel mit QnerfortsStsen, welche die Bippen tragen; 
Scbnanie sn einem Schwert aasgesogen; keine 
Banchfloesen 6. Xipttüdae. 

Die Wirbel ohne QaerfortsUse; Kiemennteinbran am 
Istfamns befestigt; Bücken- nnd Afterflossen tod 
nngegliederten, weltstehenden Strahlen gebildet: 
Besahnong sehr schwach 7. iMnandae. 

B. Pseodobranchien fehlend; keine gnt entwickelten Qnerfortsätze au den 
Fraeoandalwirbeln, die Bippen nnd Epiplenren dicht Ensnmuen an den 
Centreu eingesetet; Schnauze kurz tmd sehr hoch. 8, Coryphaenidae. 

HX Fraemaxillaria nicht vorstreckbar, oder, wenn etwas vorsti-eckbar, Schuppen 
groß; Rflcken- und Afterflosse verlängert, ebne deutlichen Stacbelteil; die 
meisten der Praecandalwirbel mit starten Haemapapbysen, an welchen 
die Rippen befestigt sind S. Bramiiae. 



AbteüuDg m. ZGORHOHBI. 

Abweichend gefonnte, stark znsammengedrfickte Percifonnen, 
mit selir knrzer Praecaadalregion, modifiziert nach der Richtting 
der Plattfische hin, in unsTrometrischen Formen knlminiereDd, nnd 
charakterisiert durch die Kombin&täon einer wachsenden Zahl (7 bis 9) 
TOD Baachstrahlen mit dem Fehlen des Hyptiralstaohels (wodnrch 
die BeiTcidae ausgeschlossen werden), oder dnrch Asymmetrie des 
Sch&deis m den Formen b«i welchen der Stachel der Banchflosee 
rerloren gegangen ist. 

Unter den symmetrischen Formen stimmen die noch existierenden 
Zeidae mit den Berycidae überein darin, daß sie mehr als ffinf 
weiche Strahlen an den Baucbflossen haben, und sie leiten sich 
wahrscheinlich, zusammen mit den eoc&nen Amphistiidae, von einer 

E einsamen ancestralen Gmppe ab, die noch in den Ereide-Ab- 
nmgen entdeckt werden maä. Diese Zeidae haben viel mit den 
^ronectidae gemeinsam') nnd würden als ein Teil der Familie, 
ans welcher die letzteren herstammen, betrachtet werden können, 
wenn sie nicht die letzte halbe Kieme verloren hätten. Äm^hitUum 
iflt wahrscheinlich den Plenronectidae näher verwandt, welche dirdit 



') Cf. Thilo, ZooL Ani. 1902, p. 306. 



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320 O. A. Bonlenger: Überücht der Unterordnnngen 

Ton der Famili« hergeleitet werden dürfte, yoa welcher ea (Ampli.) 
bis jetzt der einzige Dekaonte Vertreter iBt>). 

Diese Abteilnng omfaßt nar drei Familien: 

Eine stachlige RDckenAwse; Afteratacheln von dem 
weichen Teil losgelöet ; ein Banohstodiel ; S'/i Kiemen, 
3 Spalten iwiMben ihnen 1. Zeidae. 

Wenige Bfioken- ond Afteretacbeln, Eneammenhftngend 

mit den weichen StrkhIeDi ein Baochstadiel. . . 3. ÄrnfhitUidaei. 

Keine StuhelD; SohSdel vom gedreht, mit den beiden 
AogenhUhlen auf einer Seite ; i Kiemen, ein Spalt 
hinter der vierten 3. 



Abteilung IV. KÜBTIF0BMI8. 

Keine Knocbenstütze fOr das Praeopercnlnm. Rückenstacbeln 
schwach, venje. Schulterblatt fehl^ das Coracoid trägt vier kleine 
Pterygialia. Kinchflossen brnstsUinaig. 

Eine einzige Familie, Kurtidae. 



AbteünngV. dWBlIFOBHIS. 

Keine Knocbenstütze für das Praeopercnlnm. Schädelbasis ein- 
fach. Stachlige Rückenfiosse, wenn vorhanden, ans wenigen, bieg- 
samen Strahlen gebildet. Keiner der KpiplennJknochen am Wirbd- 
cratrnm in der Praecaud&l Region befestigt. Schulterblatt und 
Coracoid mehr oder weniger reduziert, oder sogar verkümmert; 
Flügelbeine groß, 4 oder 5 an der Zahl, zasanunen eine dünne 
Platte bildend, welche in Berührung mit, oder wenig vom Schllissel- 
bein getrennt ist; ein oder zwei von den Flügelbeinen in Berührung 
mit dem Coracoid. Baachflosaen bmstständig. 

Die Oobiidae, welche allein diese Abteilnng bilden, stehen nicht 
weit Ton den Perdformen, und mSgen sich ans einem Typus, nicht 
sehr Terschieden von den Percidae, entwickelt haben. 



Abteilnng VI. DISCOCEPHAU. 

Sehr abweichende Acanthopterygier, deren vordere RQckenfiosse 
auf den Kopf vorgeschoben und zu einer ovalen Sangscheibe mit qner- 
verlanfenden Platten; der Scb&del ist sehr flach und mit einfw^er 
Schädelbasis. Die Bmetatrahlen sind an dem kleinen, durchbohrten 
Schulterblatt nnd an vier sanduhrf^rmigen Pterygialia eingelenkt, 

>} Cf. Bonlenger, Ann. & Hag. Nat. Hirt. (7) X 1902. ^ 286. 



IV Google 



und familieB der Teieosteer (Teleostetn Fiaher). 221 

Toa denen drei mit dem Coracoid in Berülmmg sind. Bauchflosaen 
brnststäDdig. 

Eine einzige Familie, E^uneididas. 

Ungeachtet einer oberfiSchlichen Kufiwlichen Ähnliclikeit mit 
der Gattung BZacate, ist Echineis, wie zuerst tod Gill bemerkt, 
sicher nicht mit jener Gattnng, noch mit andern Scombrifonnen 
verwandt. Sie stammen wahrscheinlich von Perciformen ab, aber 
es ist unrnf^lich anzugeben, von welcher Familie. 



AbteilnngVn. SCLEBOPIBEL 

Zweites Suborbitale mehr oder weniger gegen das Praeoper- 
cnlum vorgezogen oder mit ihm verwachsen („suborbital stay")'). 
Bauchflossen bmststSndig. 

Die Acanthoptorygier mit Fanzeraogen „Joues coirassöes" von 
Cnvier, bilden ns!ch AusBchlieBung der Stichlinge, eine vollkommen 
natürliche Abteilung, augenscbeinuch von den Serraoidae hergeleitet, 
mit denen die generalisierteren Formen viel gemeinsam haben. Von 
der barschähnlichen Gattung Sämstes kann eine fortlaufende Beihe 
bis zu den Triglidae verfolgt werden, hauptsächlich durch Formen, 
wie Afiitiv», Minou» und Choridactylua, bei welchen ein oder mehrere 
von den unteren Pektoralstrahlen vom Ende der Flosse gesondert 
sind. Durch die Comepboridae werden die Scorpaenidae mit den 
Cottidae verbunden, während die letzteren nnmerknch mit den noch 
mehr abweichenden Cycl<^tendae verschmelzen. Diese Schluß- 
folgerungen, welche schon durch einen bloßen Yergleich der äußeren 
Charaktere einleuchtend genug sind, werden durch eine Untersuchung 
der Skelette verstärkt. Der Übergang zwischen den hier als Familien 
angenonmienen verschiedenen Gruppen ist so vollständig, daft kein 
ernstlicher Einwand gegen ihre Vereinigung in eine groSe Familie 
mit einer Anzahl kleinerer Abteilungen erhoben werden könnte. 

Der Charakter, nach welchen die Scleroparei benannt sind, ist 
mannigfachen Modifikationen unterworfen. Das zweite Suborbitale 
(das dritte, wenn das Praeorbitale als das erste gezählt wird) kann 
lediglich vergrößert und über die Backe bis zum Praeoperculnm 
verlängert sein {Sebastes, Anhoptopoma), oder fest an das letztere 
angelenkt, (Scorpaena, Plaiyc&phalui), oder einen Teil der äafieren 
Eopfbewaf&nng bilden. {Triffla, Dacti/loptenta). Der Ban der 
Bmstflossenbasis scheint wichtige Ch&r^tere für die Abgrenzung 
der Familien zn liefern, wie Gilf zuerst betonte. 

') Dieser Cbu«kter erleidet eine Ausnahme, die bei dem Comepharut in 
finden ist, einer Terkümmerten Form, sonst gans verwandt mit Cottoeomepitonu 
bei welchem das Skelett fUr nnsere Abteilung lypiscb ist. 



IV Google 



222 (}• A. Bonlenger: Obernoht der üntanvdBnagen 

Elf Familien: 
L Kopf nkht vollstlndig gepuinrt. 

A. BaDcbfloBsen nicht weit ^trennt; keine« der Pteiygialia in BeriUinuig 
mit dem Sdilüsselbeiii. 

Zwei NasenlOcber &n jeder Seite; Sch&delbasia doppelt; 

EiemeniQembrttiien fr«i vom latbinas L Scorpamidae. 

Ein einiigee Nasenloch aof jeder Seite; Schädeibuia . 

doppelt; Eiemenmembnuien frei vom iBthmiie . . 3. ^xagrammidae. 
Zwei NuenlVcher ao jeder Seite; Sobfidelbasis ein&cfa; 

Kiememuembranen fi«i oder schwach am Isthmna 

befestigt 3. 0>iMpAortdac. 

Zwei Nasenlthiher au jeder Seite; SohttdelbasiB einütoti; 

EiamenSAiiing schmal, ttber der Basis der Bnurt- 

flosten 4. Rhamphoeottidae. 

B. Bancbilossen, wenn rorhanden, nicht weit getTennt; eins oder mehren der 
Ptei7g!alia in BerUbrang mit dem SchlOsselbeln. 

BaDchflossen denüich; SiemenOthniigen weit B. Cottidae. 

BaDebfioBBenineineSanggcheibeTereinigt; KiemeDSfltanng 

schmal, Über der Bnutflosseobaais 6. Oy<ioftmdae. 

C. Baochfloesen weit getrennt; beins der Pterjgialia mit dem Schjflsaelbein 
in BertthniDg. 

Banchflosseu hinter der Buis der Brnstflossen; Froecandal- 

wirbet ohne Qoerforta&tze 7. BafycepAaiüiae. 

Bancbfiossen ein wenig ror der Basis der Brnstflossen; 

die Fraecandalwirbel mit QoerfortsStsen . . . . 8. Hoptidtihyiäae. 

n. Kc^f vollständig gepannert , 

Banchfloesen schwach getrennt; keine BmstaDhSngBel; 

Pterjgjalia kora nnd breit , . . 9. Agondae. 

Baneh&ossen weit getrennt; die 2 oder 3 tiefsten Strahlen 

der Brustflosse als Fttbler al^trennt; Pterygialia 

knn nnd breit lO. TVi^idtK, 

Bancbfiossen schwach getrennt; BmtfloEwe in iwei Teile 

geteilt; Ptetygiatia TerllLngert 11. DaetytcptmidM. 



Abtoilong Ym. JUGUXARES. 

Keine EnochenstDtze für das Praeoperculam. Baucbäosseo 
kehl- oder kinnständig. Eiemenöfiiiungen vor der Brnstflosse, deren 
Basis senkrecht oder &st senkrecht ist. 

In einer nenerdings verSffeatlicliten Notiz') habe idi auf die 
Gmppe der Fische mit geschlossener Blase hingewiesen, tlir die ich 



>} Ann. & Hag. Nat Bist (?) Vm 1901, p.2 



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vnd FuBÜkB der TeleoetMr (Utieogieui Viehes). 223 

vorschlage den alten Namen Jugulares wieder anfeafriBchm, iodem 
ich nacbTeise, daß einige Formen, die vorher als Trachinid«« za- 
sammen gruppiert waren, mit den Gadidae Übereinstimmen, nicht 
nur in der jugularen Lage der Bauchflossen, sondern anch in dem 
Verhalten des Schulterblatts and des Coracoids. 

Herr BeganO konnte ans seitdem zeigen, daß die Gadidae and 
Macrnridae gewisse Charaktere gemeinsam haben, darch welche sie 
nicht nur von den andern Jngmares, sondern auch von den Äcan- 
thopterygiem getrennt werden können, und, wie oben erwähnt (p. 176), 
kann die Müllersche Unterordnnng Anacanthini beibehalten werden, 
nachdem man die Flenronectidae ansgeachlosBen. Daß die Blenüdae 
den Lycode» and Verwandten nahe stehen, ist lange zugestanden 
worden, and Autoren, welche sie in verschiedene Abteilungen ihrer 
Systeme verteilt haben, maßten die Schwierigkeit anerkennen, gewisse 
Genera der einen Familie eher, als der andern zuzuweisen. Die 
Tatsache, daß Lycodea und viele früher mit den Ophidüdae vereinigte 
Formen, mit den Macruridae imd Gadidae in der diphyoercalen 
Wirbelskale und im Fehlen der Stacheln an den Flossen über- 
einstimmen, ist nur, scheint mir, das Resultat der Degradation; sie 
bilden wahrscheinlich die Endgruppe einer Reihe, in der die Wirbel- 
säule orsprünglich homocercal, und Flossenstacheln vorhanden waren, 
wie es oei den meisten Blennüdae und Trachinidae nnd ihrer 
näheren Verwandten der Fall ist. Bei allen diesen Famihen kann 
angenommen werden, daß sie sich in mehreren Reihen entwickelt 
haben, oft in Parallellinien, aus einer mit den Beryddae eng ver- 
wandten Gruppe; die Ähnlichkeit, welche ihre Endformen den 
Anacanthini gegenüber haben, ist wahrscheinlich, wie durch R^an 
erkannt, der Convergenz zuzuschreiben, nicht irgend einer n^en 
genetisdien Verwanatschaft. 

Ffinfeehn Fanulien: 
I. BmeitfloaieDstralden am Scbolterblatt und an einer Beibe Fterygislia befeitjgt, 
TOD welchen nur eins oder swei mit dem Soholterblatt in BerfiluiDig 
md; BanchäoMeu kehlständig, mit 1 Stuhel nnd 4 oder Bweielien Strahlen; 
vordere Dorsalatrahlen gewöhnlich stachlig oder nicht gefedert, oft eine 
gesonderte FloMe bildend. 

A. EipiplBiirali& voriumden. 

1. Zweites Suborbitale nach innen vargesogen, nm den Angi^fel sn 
nutersttttzen. 
Banohflowen dicht losammen; Scbappen sehr schmal, 

cycloid, Bchrtlge Blinder bildend i. TraehiMflae. 

1 weit getrennt 3 Parcophiidae. 

') Op. cit XI. 1903, p. 469. 



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224 Ct^- A. Bonlenger: Obenicht d«r üntorordnongen 

2. Kein Snbocnltfrorepnmg. 
Banchfltwsen weit getrennt; Ewei NaaenlOcber «if jeder 

Seite 3. Leplomxpitlae. 

BanchfloMen weit getrennt; ein einiigee NMenloch *uf 

Jeder Seite 4. IfoMMatüdat. 

BftocbfloMen dioht niauninen; Sahnppen Mhr Bchmal, 

BchrKge Btnder bUdend ; Kopf teilweise mit Enocben- 

pUtten bedeckt 5. öramotcopiäat. 

B. Keine Epipletuitlia, 
Du PoHttemponJe gablig, en den ScbKdel angegliedert, 

weicbe Rttoken- nnd Afterflosse sehr verlängert . 6. Triehanotidae. 
Posttemporale eng an den SchBdel angewachsen; weiche 

B&cken- und Afterflosse kurz (mit nnr 7 bis 

10 Strahlen) 7. Camottgmidat. 

Fosttemporale einfach, dem ScUdd engegliedert; weiche 

Bflcken- nnd Afterflosse kan; ein Benchnognapf S. QcbmoeidM. 

n. Alle Bnistflossenstrahlen an den Pteryglalia befestigt, von denen swei oder 
drei mit dem Schulterblatt in Berilhnuig sind; Baocbflonen, wenn vor- 
handen, kehl- oder kinnsULndig, von 1 bis 4 Strahlen geUldet 

A. Banchflossen kehlstfiodig oder fehlend. 
PosttemponJe dentlich gegabelt; die Praecaadalwirbel mit 

Qnerfortsfttsen; einige oder alle Donalstrahlec 

stachlig oder nicht gegliedert; Oandalflosae ge- 
wöhnlich dentlich S. Ommidae. 

PoBttemponüe klein und mit dem SebKdel verwachsen; die 

Praecandal Wirbel ohne gnt entwickelte Qnerfort- 

sStae; eine sehr korae stacblige Bfickenflosse; 

Candalfloese dentlich 10. BatraeMäae. 

Poattempotmle deutlich gegabelt; die Praecandalwirbel 

mit HItntalbSgen; alle Doraabtrahlen stachlig; 

OaodaUoase deutlich 11. I^olididae. 

Poattemporale dentlich gegabelt; die Praecandalwirbel 

mit QnsrfortiUzen; alle Deraalitrahlen gegliedert, 

oder einige wenige der hinteren stachlig; keine 

deatlicbe Oandalflosse X9. Zoatciäae. 

Fosttemporale gegabelt, mit dem Sch&del verwachsen; 

die Praecaadalwirbel mit QnerfortAtien ; keine 

Stacheln; keine dentlidie GaodalfloBae 13. Oongngadidae. 

B. Banchflossen kinnständig (anmittelbar hinter dem Kinn); keine Stacheln. 



m. Pectoralatrahlen an eine ungeteilte knorpelige Platte, welche die Ptery- 
glalia vertritt, befestigt; Banchflosaen kehlst&ndig, an einem, am swel 
xnsammengewactiBenen Strahlen gebildeten Filament redauert; Floesen 
ohne Stacheln 15. PodattUdat. 



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und Fuallieii der TeIeoet««r (Teleosteas Fiahu). 



ÄbteUang EC TA£NI080HI. 

Außerordentlich zusammeDgedrücktfl, mehr oder veniger rer- 
ISngerte, oft bandähnliche Fische von zweifelhafter Terwandtschaft, 
wahracheijolich mit den früheren Acanthopteiygiem verwandt; die 
BanohfloBsen, wenn gut entwickelt, können 7 bis 9 Strahlen enthalten. 
Die Rückenflosse erstreckt eich vom Kopf bis zum Knde des Schwanzes, 
ihre Starahlen einfach (trennbar in selÜiche Hälfton), der vordere oft 
verlängert; AfterBosse sehr kurz oder fehlend. Brustflosse mit 
horizontaler, oder beinah horizontaler Basis, die Strahlen vom 
Schulterblatt nnd drei knrzen Pteiygialia getr^en, alle drei, oder 
wenigstens zwei von ihnen stehen mit dem Coracoidknocheo in 
Terbindnng. Rippen klein and schlank, oder fallend. Posttemporale 
einfach und fest mit dem Schädel verbunden. Schoppen winzig 
oder nicht vorhanden. 

Tiefäae- oder pelagiscbe Fische vom Atlantischen Ocean, nnd 
MitteU. Meer imd vom Stillen Ocean; Exemplare sind selten in 
Sammlungen vorhanden und ihre Lebensweise ist noch sehr un- 
vollkommen bekannt, obgleich festgestellt ist, dafi grofie Ver- 
änderungen in der Form während des Wachsens stattfinden. 

Nur zwei Familien: 
Mund aebr vontreckbur; Banebflosaen mehr oder «eiliger 

entwickelt, mit 6 bis 9 Strahlen . oder m eineto 

einngen langen Strahl surSckgebildet; keine After- 

florae; After J^t inderHittedesEltrpersi Oindal- 

strahlen, wenn vorhanden, in zwei Zipfel geteilt, 

der obere anweilen sehr verlHngert nnd anfirSrte 

gerichtet 1. TraAt/pleridae. 

Mnnd mKBig vorstreckbu-; Banchflossen sehr klein, wenn 

denüich, mit 4 oder 5 Strahlen; die LeibeahEShle 

erstreckt sich beinah dorch den ganzen sehr ver- 
längerten KBrper, der After sehr weit hinten nnd 

hinter ihm eine knne Analflosae ; Candalfloue klein, 

nicht geteilt H. LopMiäae. 



DnterordnaDg XI. OPISTHOMI. 

Schwimmblase ohne offiien Gang. Opercnlnm gut entwickelt, 
unter der Haut verborgen; das Supraoccipitale in Berühmng mit 
den Frontalia, die FarietaUa von einander trennend. Scholt^i^rtel 
an der Wirbelsäule suspendiert, weit hinter dem Schädel; ktm 
Uesocoracoid. Senkrechte Flossen mit Stacheln. Bauchflossen nidit 
vorhanden. 



L JikTf.!««. BiLL aa, IQ 



IV Google 



226 O- A. Bonleugär: Obenicht der UnterordmuigeD 

Diese Abteilung steht in deraelben Beziehons zu den Acantho- 
pterygierD wie die Apoden za den Malacopteiygiern. Die einzige 
Familie, Maatacembelidae, welche im Süßwasser Südasiens nnd in 
Afrika lebt, stammt mi^licherweise von den Blennüdae ab. 



Unterordnung XII. FEOICUIATI. 

Schwimmblase ohne offenen Gang. Operculnm groß, unter der 
Haut verborgen; das Supraoccipitale in BerühruDg mit den Frontalia, 
die Parietalia von einander trennend. Schultergürtel am Schädel 
suspendiert; kein Mesocoracoid. Keine Rippen, keine Epiplearalia. 
Bauchflossen kehlständig. KiemenöfEnung zu einem Loch reduziert, 
welches sich in oder nahe der Achsel, mehr oder wen^r hinter 
der Basis der BrustSossen befindet. Körper nackt, mit Stacheln 
oder Knocheatuberkeln bedeckt. 

Eine kleine natärliche Gruppe, mit den Acanthopterygii Jugnlares 
durch die Batrachidae verbunden, bei vrdchen die verUngerteo Pteiy- 

fialia der Brustflosse eine Art des armartigeD Gebildes („pseudo- 
racbium") schon andeuten, welches mehr oder weniger (£arakt»- 
ristisch für diese sehr abweichenden Fische ist Wie bei den Ba- 
trachidae, ist dasFosttemporale flach und mit demSch&del verwachsen, 
und die Siiprascapula ist sehr verlängert. Die Pterygialia, zwei oder 
drei an der Zahl, smd von dem kleinen Schulterblatt und Coracoid durch 
ein breit«s Ligament getrennt, während die armähnlichen Brustflossen 
mehr oder weniger kniefSrmig gebogen nnd weit zurUck hinter dem 
Schädel eingesetzt sind. Der Kopf ist groS, die Schädelbasis ein- 
fach. Die Kiemen sind reduziert zu 2, 2 Vi, oder 8. Die stachlige 
Rückenflosse, wenn vorbanden, besteht aus einigen wenigen Strahlen, 
welche in am Kopf eingesetzte Ffihler umgewandelt sein können. 

FUnf Familien: 

I. EiemenöfEDUDg in oder hinter der nnteren Aebeel der BnistfoBse; Kmid 

groß, en<]stllndig oder anfwSrta gerichtet 

firostflosBe kaum kniefüniiig gebogen; B&nchfloiseii vor- 
handen 1. Lophiidae. 

Bmstfloesekanm kniefönnig gebogen; BaachflosBeu fehlend 2. CeraiüdM. 

BmitfiosN stark kniefSnnig gebogen; Bancbfloesen vor> 

banden 3. AnUnnarüdae. 

II. EiemenSfhnng hinter der nnteren Achsel der BnutfloBse ; Hnnd nnterständig; 

BaucbfloBsen fehlend 4. Oigantaetitädat. 

m. Eiemenaffnnng Aber der Achsel der Brustflosse; Hond eher klein, sob- 
terminal oder onterständig; Brustflosse stuk kniefOrmig gebt^n; Banch- 
floBsen vorhanden; stachlige Rückenflosse fehlend, oder zn einem kleinen 
Fühler in einer HBhlniig unter der Scbnanze rednciert . B. Matthidat. 



IV Google 



nnd Familien der Teleoateer (Telsostean FiBhes). 



Unterordnung XHI. PfiBCTOeNATHI. 

Schwimmblase ohne ofEaen Gang. Opercnlaria mehr oder 
weniger reduziert; das Supraoccipitale in BerGhmng mit den Frontalia, 
die Parietalia von einander trennend; Maxillaria und Praemazülaria 
oft fest Terbunden. Scbnltergürtel am Schädel suspendiert; kein 
Mesocoracoid. Keine Rippen. Baucbäossen brustständig und, wenn 
vorhanden, sehr reduziert; die Beckenknochen, wenn vorbanden, 
mehr oder weniger vollständig mit einander verknöchert. Kiemen- 
öffhnng sehr reduziert. Körper mehr oder weniger mit knöchernen 
Sdinppen, Enochenschildem, oder Stacfaeln bedeckt, oder nackt. 

Eine sehr abweichende Gruppe, mit den Acanthopterygü durdt 
die Acsnthuridae eng verbunden, wie vor langer Zeit von Dareste 
nachgewiesen!). Das Skelett ist oft schwach ossifiziert und die 
Wirbel an Zahl sehr reduziert, aber die Kiefer, obgleich kurz, sind 
sehr stark, gewöhnlich mit großen Schneidezähnen, welche zu einem 
Schnabel zusammenwachsen können; das Posttemporale ist kurz und 
einfach, durch eine Naht mit dem Squamosum verbunden. Diese Fische 
sind gewöhnlich in drei Abteilungen angeordnet worden: Sclerodermi, 
Ostracodermi und Gymnodontes; aber Regan*), dessen Eintülung 
hier befolgt wird, hat gezeigt, daß die letzteren einen Typus mit 
einschließen (Triodon), welcher, trotz seiner schnabelförmigen Zähne, 
näher mit den Sclerodermi verwandt ist, während die Ostracodermi 
yiel mehr mit den letzteren gemeinsam haben, als mit den Qymno- 
donten. Es scheint darum am besten, nur zwei Abteüong^i gelten 
zu lassen, die erste mit vier, die zweite mit drei Familien: 
I 80LER0DERUI Snpracl&vionlaseiikreeht; Scbnlte^ttrtelvonBanoh-TTpni; 
alle Wirbel mit einem einsigen Nenralstachel. 

A. KOrper mit harten oder Btachligen Schoppen bedeckt; Epiplenralla vor- 
banden; Becken vorbanden. 

ZUae getrennt; etachlige Bttckenfloeee vorhanden; Banch- 

floBsen gepaart; Becken nnbeweglich 1, TriacMi&idae. 

I& Schnabel; BttcUige Rttcken- and BanchflosBen fehlend; 

Becken beweglich S. Triodoxtidaa. 

QUilte getrennt; staoUige BUckenflosBe vorhanden; Banch- 
floesen fehlend oder dnrch einen einsigen kurzen 
Stachel vertreten; Becken beweglich 3. BaUtUdae. 

B. Körper von einem BtlckenBchild umgeben; keine Epipleoralia; BtachUge 
RttckenfloBBe. Becken und Banchfloesen fehlen . . 4. Oitraöontidae. 

n. OTHNODONTES. Soproclavioala schrSg oder beinahe horiiontol; die 
unteren drei Pterygialia vei^ßert nnd nnbeweglich mit dem Oaraoo- 

>) Ann. Sei. NaI., Zool. (3) XIV. 18C0, p. 106, and C. R. Ac ScL, LXXIV, 
1X12, p. 1527. 

*) P. Z. 8. 1902, p. 284. 



16* 



IV Google 



298 a. Jl BottUnger. 

scapnlarknorpel; die rordern Wiibel mit Eweigeipattonen «bweichNiden 

NeoralflUcheln; fiwAm.Mlt. 
Scbn^tel mit einer Uittelnaht; Interoperenlnm nicht mit 

dem SnbopercDlnm verbanden; drei Kiemen; Cudat- 

Soue Torhanden; KSrper anfblUibar 5. TetrodonLidae. - 

Sohn&bel ohne Hitteluaht; Interoperenlnm hinter dem 

Snboperaolnm befestigt; drei Kiemen; 0«ndftlflosge 

vorbanden; KOrper anf bIKhbar 6. Diodontidae. 

Scbnabfll ohne Hittelnaht. Interopereolnm hinter dem 

SnbDpercnlnm befeKigt; vier Kiemen; Oandalflowe 

fehlend, der KOrper nicht uilblUihar, hinten ab- 

gestoupft, mit der BflckOD- nnd Afterflosse la- 

" 7. Mdidae. 



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Inhalt des ersten Bandes. 

Drittes Heft. 

3alla 

Dr. Ludwig Colin. Helmin thologische Uitteilungen TL. (Hieran Tafel XI) 229 
Alexander Heieke. Ein Beitrag znr Kenntnis der Weicliteile der Hadre- 

poraiier. (Hieran Tafel Xu) 253 

Dr. von Linttote. Beobachtungen an Nematoden nud Cestoden. (Eierzn 

Tafel TTTT) . 297 



Digitiz'sdby'G'OOgle 



Helminthologische Hitteilungen II. 

Von 
Dr. LndwJg Cohn-Orei&vald. 

Hienn Tafel XI. 

Von den Trematodenspeziefi, die Mehlis seiner Zeit au%estellt 
hat, war bisher ein großer Teil nngenügend oder gar nicht beacmiebeo. 
Sein Moftostomum fiavum hat Mehlis*) selbst recht eingehend be- 
sprochen, and Stossioh*) gab von der Art eine ausreichende Ab- 
bildung nebst einer Ei^nzung der ersten Beschreibung, zugleich 
die Spezies zum Typus eines nenen Genns Typklocodum erhebend, 
während Brandes^) sie noch za seinem Genus Cyclocoelum gestellt 
hatte. Einen Kardinalpunkt im Ban des Trematoden hatten aber 
bisher die Autoren alle übersehen, und gerade er ist fQr die ajste- 
matiscbe Stellung desselben von Bedeutung. Mon. tUveatum Meblis 
glaubte MUhling') wiedergefunden zu haben. Er konnte aber die 
von ihm gefundenen und beschriebenen Monostomen nicht mit Sicher- 
heit mit der Mehlis'schen Art identiBzierea, weil einerseits Ton dieser 
keine Beschreibung vorlag, andrerseits die Orisinalexemplare in der 
Göttinger Sammlung eingetrocknet und unbrauchbar waren. Gestützt 
darauf, daß die klemen Monostomen ebenfalls in Enteodärmea lebten 
und „mit einiger Phantasie die Körpergestalt der einer Wanne ver- 
gleichbar ist", gab er seiner Species den von Mehlis ao^estellten 
Namen, der nach dem Verlust der Originale ein auBsichtsloses nomen 
nudum za sein schien. Ich konnte nun feststellen, daß Mühlip^;« 
Art mit der ursprünghchen nicht identisch ist. In der,hiQBiHea 
Sammlung fanden sich Originialexemplare der meisten Mehlls'eobda 
Arten vor, darunter auch in großer ZaKl A/on. o^twof um.,, Meh;UBAtaad 
mit Creplin, wie sich aus der z. T. erhaltenen Kocre^ondaoz err 
gibt, in r^em Anstanscb der gegenseitigen SammloDgeä, Die AaU*V- 

1) HebliB. E., Anseige toh Greplin'a NfjvaaoWrrfttifflWB^«; Ei>^9*«i*- 

lH*.lffll. p.171— 74. ..„, r..,,^ [..;,,■ .; ■[■ . ,., ,,. ;,| ,, 

>) StOBsicb, IL, D Moaottotiutiit Mttatifh-Zt4^'kr\<i nte'|i^e:affuif. 
TriestlWB. p.30-32. - ..;| .,; ,_ :; ^..■■■'i ..., .;■■'-■.- r.'l 

■) Brandei, G., BeviBJim devJfeqsiAODlidUliiOeBtntUA- d^Eht^r, ßi^W:. 
1892. p. 604-11. 

*) Hfthling, Die Belb)ätbell&«IKb^d« Wiritelti« /Ostprevüet«. Arch. 
f.Natnrg. ISfla M L p.Ä14ji*M)li4-ID2;i '-.<■>■■. ,.,..■ , .^ , ■ i. .. 

IrdLtSitviMOlL Jih^.I»IH.Bd.I. H.8. Ifi 



i/Googk 



230 Dr- Ludwig Oohn: 

zität der hier aufbewalirten Originale ist zweifellos. Erstens tragen 
die betreffenden Samtnlungsglfiser den Yennerk „doonm Mehlisii", 
zweitens sind die betreffenden Spezies in einer nur vorliegenden luuid- 
scbriftlichen Liste, w^che Mebtis seiner Sendung beif&gte, vermerkt 
nnd mit einer knrzen, aber sehr kennzeidinenden Diagnose versehen. 
Die TOD Mühltng beschriebene Art wird daher einen neuen Namen 
erhalten mflasm', ich schlage hierfür i/on. alveifofftu vor. (Den 
Gattungsnamen Monogtomum behalte ich hier bei, da mir anch, 
ebenso wie Loos'), die ZogehSrigkeit zom Genna Notocotyle sehr 
zweifelhaft erscheint, dies Gems auch bei näherer Untersuchung not- 
wepdJK einer Aofteilnng unterworfen werden muß). 

lutmina onda waren weiterbin bisher Mon. holoatomotdea, Mon. 
pingue und Mon. nephräicum, alle drei von Mehlis aufgestellt Über 
diese liegt nur eine Bemerkung von Brandes (L c.) vor, daß es „gut« 
Arten" seien. 

Die Untersochang der Originale ergab nun das Überraschende 
Resultat, da£ nur Mo». oZeeafwm nnd Man. n«phntiiMm wirklich Ho- 
nostomidat sind, während die andern, einschliefilich des TypMu- 
eotlitm ßavum, mit einem kleinen Baucbsangn^fe versehen sind, der 
am Totalprfiparat allerdings zum Teil garmcht, zum Teil nicht ohne 
weiteres zn sehen ist £i die fieschreibung der genannten Aitoi 
füge ich zum SohloB noch die einer Creplin'schan Art, ans dem 
hiMigeD Mnseom, die bisher aadi nur EMalogname war. 



Trphloeoelnm flanun (Hehlis). 

{Kg. 1.) 

Die Literatnrangaben flb«r diese Art finden sich bei Stossich 
(1. c) p. 30. Aach seiner Besahreibnng kann idi mich ohne weiteres 
anschliefiea, aodaB ich sie nur durch das Resultat müner «igeoen 
Uotersnchuna; zu erweitem brauche. 

Ich fana zwei Gläser mit Ezamplaren vor, — eins mit Originalen 
von Mehlis (aas der Trachea von Anat fiuea), daa andere von 
Greplin (ans der Trachea and den &vnchen von Ana» vtarila). 
Sagittalschnitte ergaben nun, daß die Art bisher irrtümlich zu den 
eigentlichen Monostomiden gerechnet wurde. Etwas hinter der Grente 
des ersten Drittels der Totallänge zeigten die Schnitte einen äußerst 
kleinoQ, aber wohl ausgebildeten Bauchsau^u^ von 0,17 mm Tiefe, 
aber nur 0,031 mm lichter Öffnung. Da er (Fig. 1) etwa kolbenförmig 
ist nnd nur mit dem versohmälerten Stiele der feinen O&ung aufsitzt, 
so ist er am Totalpräparat bei schwächerer Vergröfierong eben tlber- 
haapt nicht zu bemerken, zomal hinter seiner dünnen Wandung dichte 
Eimassen im Uterus liegen. Bei starker VergrSBemng kaoB man 
aber immerbin den schmalen Kingangsspait s^en, — vorausgesetzt, 

') Looi, A-, Weitere Beitrttge zur Kenntnis der Trematodenftoaa Ägyptens. 
"nri.Jalirb AbtU. f. Sjatem. 1S99. Bd.xn, Heft 5-6. 



IV Google 



HelmintlMlogiMhe Hitteilnngen n, 231 

daß man Ton seinem Vorhandensein weiB nnd über seine Lage 
orientiert ist. Am ehesten findet man ihn noch, wenn man be- 
rücksichtigt, daß die Baachfiäche, welche ja in ihrer ganzen Aus- 
dehnung mit feinen, unregelmäßigen Gruben bedeckt ist, auf einem 
kleinen Areal im Umkreiee des ßauchsaugnapfes glatt erscheint, und 
nun zuerst diese kleine, glatte Fläche aufsucht. Trotz seiner Kleinheit, 
die inabesondere bei einem so großen, und zudem in glattwandigen 
Eörperhöhlen lebenden Parasiten jede fonktionelle Bedeutung illu- 
sorisch erscheinen läßt, ist der Saugnapf aber doch nicht rückgebitdet, 
was die Struktur anbelangt. 

Wir haben es also in TypMoc. fiavum mit einem sonderbaren 
Trematoden zu tun, dessen systematische Stellung nicht leicht zu 
bestimmen ist Einerseits ist er mit dem Genus Cydocoelum augen- 
scheinlich nahe verwandt; Stossich gab ja dieser noTerkennbaren 
Tatsache dadurch Ausdruck, daß er sein Genus Typhlocodum der 
Ton ihm aufgestellteo Sabfamilie Cydocoelinae einordnete. Andrer- 
seits aber kann man ihn wegen seines Bauchsaumapfes eigentlich 
überhaupt nicht zu den Monostomen rechnen. Wohin aber denn 
eigenüicn? Daß die Kleinheit des Banchsaugnapfee eine Folge des 
Nichtgebrauches ist, der seinerseits auf den Aufenthalt in glatt- 
wandigen Innenräumen zurückgeführt werden muß, — darüber kann 
meines Emchtens kein Zweifel bestehen. Dann würde also Typhi. 
fiamtm von Arten mit wohlansgebildetem und der Größe des Tieres 
entsprechend proportioniertem Bauchsaugnapfe abstammen. Es wäre 
also ein Fasdolide, der zugleich mit den C;clocoelinen aufs Nächste 
verwandt ist. Die ganze weitgehende Übereinstimmung im ana- 
tomischen Ban bis auf die speziellsten, für die Subfamiüe charak- 
teristischen Merkmale kann man doch onmöghch einfach ab Kon- 
vergenzerscheinnng zwischen Monostomideo und Fascioliden abtun. 

Andrerseits wissen wir, das den Monostämen, wenigstens zum 
Teil, ein Mund88iu;aapf nicht primär fehlt, da Cyd. mutabüe und 
andere noch ein Rudiment desselben besitzen. Das Verschwinden 
des MandsaugnapfeB ließe sich auch hier durch die geschützte Wohn- 
stelle erklären, £e das Festeaugen entbehrlich macht; sehen wir doch 
z. B. auch unter den Cestodariem bei Ämpkilina, die geschützt lebt, 
kein Haftorgan ausgebildet. Daß der tiefer innen gelegene Schluck- 
apparat ein Pharynx und nicht etwa ein Mnndsaugnapf ist, beweist 
die Lage des Gehimkommissur vor demselben, - also an der für 
die Fascioliden typischen Stelle zwischen Pharynx und Mundsnugnapf. 

Da bei der tiberwiegenden Mehrzahl der Monostomideo keine 
Spur eines Mnndsaugnapies vorhanden ist, so muß man annehmen, 
daß Cyd. miUabiU sich erst weniger weit von einem fascioUdenartigen 
Vorfahren entfernt hat; es stammt jedenfalls von einer Art mit 
Mnndsaugnapf ab, die den Fascioliden dadurch näher stand, als es 
heute bei Cyd. mutabile der Fall ist. 

Stellen wir nnn das Vorgehende über Cyd. rnntabtle und Typhi, 
flavum zusammen, so kommen wir zn dem Folgenden: beide leben 
in geschützten Räumen, wo die Festheftung teus überfllissig, teils 

Ank. r. HituguDb. liiag. ItU. Bd. L H. a Ifi* 



ib, Google 



282 Or- Ludwig Gohii: 

w«gen der Glätte der Waoduog illofiorisch vai, - beide weiseD 
ru£meDtäre oder schwach entwickelte Haftorgane anf, wenn ancb 
der RUckbildongsprozeB hier und dort an verschiedenen Stellen 
«ngeeetzt hat ; Cycl. mtUtJnU hat noch einen R«et des Mnndsaognapfes , 
aber keine Spar des BanchsaogDapfes, Ti/pid. fiavum weist gerade 
das umgekehrte Verhalten anf. Im inneren Bau stehen sich dabei 
beide ebenso nahe, wie in der änJBeren Form. Da liegt die An- 
nahme eines genetischen Zosammenhanges nahe. Ich halte beide 
flir Nachkommen eines Faadoliden oder doch sobr nahe verwandter 
Fascioliden. 

Hierdurch wird aber die scharfe systematische Schödnng, welche 
sich sonst zwischen Fasctoliden nnd Monoitomiden aufrecht erhalten 
ließ, meines Erachtens weniger prfignant. Wenn auch kein Material 
vorliegt, nm die — flbrigeas wenig wahrscheinliche — Annahme 
zn stfitzen, die Monostonuden stammten Uberhanpt von Fasdollden 
ab, 80 tritt doch das GeniiB Cydocoelum mit seinem nitchsten, znr 
gleichen Subfamilie gehörigen Verwandten in eine Sonderstellong, 
welche die Mitte zwischen beiden einnimmt Es ist mir sogar fraglich, 
ob man nicht die Cydoeodinae, trote ihres Monoetomidentypus, besser 
Oberhaupt von den Monostomen abtrennt und als degenerierte Glieder 
den Fascioliden anordnet, wie es fllr Typhi, fiavum geschehen mnfi. 
Wir werden ja in den nächst beschriebenen Arten sehen, dafi ein 
Schwinden des Bauchsaognapfes bis auf kleine fnnkttonsnni&hüe 
Reste bei geschütztem Wohnort nicht anf Typhi, fiavum beschr&ut 
ist, sodaÖ die betreffend»! Tiere erst nach geeigneten Schnitten als 
Fascioliden erkazmt werden können. 

FQr das Genus Typbloecotium Stossicb, das znglmch bis aaf 
weiteres aus der Sub&milie der Cyelocodina ausscheidet, ist mit* 
hin die von Stossich gegebene Diagnose omzuSudern, damit das 
neue richtige Merkmal da^ Au&abme findet Die Gennsdiagnoae 
lant«t also: 

Genus Typhlocodutn: 

Fascioliden mit Oberaus kleinem Bauchsaugnapf an der 
Grenze des ersten K5iperdntt«ls, ohne Mundsaugnapf. Am 
Hioterende vereinigte Darmschenkel mit medianwärts ge- 
richteten einfachen und gespaltenen Divertikeln. Hoden stark 
lobos in der Darmkurve gelegen. Orarium einfach, kugelig, 
neben dem vorderen Hoden. Dotterstöcke seitlich, aus zahl- 
reichen Acini bestehend. 

Typische Art: Typhi, flamm (Mehlis). 



Benlcola pingnifl (Creplin) n. geo. 
(Fig. 2 n. 3.) 

Monottomum mx^w« MehL Creplin, F. C. H. Arch. f. 
Nataig. Bd. I. 



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HelmintiMlogiscbe HHUilniigeii II. 233 

1892. Monostomum pittgtte Mehl. Brandes, G. Rerision der 
Monostomiden. Centralbl. f. Bac^r. Bd. Xu. p. 504—11. 
1879 — 93. Monoiiomum yingue'i&o^A. Braun, M. BroDn's Klassen 
n. Ordn d. Tierreichs. Vermea. Bd. IV. la. p. 915. 

Während Brandes diese Art noch zn den Monostomen rechnet, 
zeisen meine Fig. 2 und 3 deutlich, dafi wir hier eine echte Fas- 
ciolide vor uns haben. Fic;. 2 siebt nach einer Rekoostruktioa einer 
Schnittaerie die Konfiguration Sea Organe bis anf den Uterus wieder; 
öne TotalzeichniiQg nach einem eiiuach aufgeheUten Exemplar da- 
neben zu setzen hielt ich für überfliissig, da der dichtgefüllte Uterus 
mit seinen eng aneinander liegenden Windungen den ganzen mittleren 
Teil ToUkommen verdeckt, sodaß man bis auf den äusseren Teil 
der DStterstöcke nichts von den inneren Organen sieht. Selbst der 
PharTnx verschwindet unter einer Uterusschlinge. Die charak- 
teristische Gesamtform hingegen kommt auch in der Rekonetruktioa 
znm Ausdruck. 

Als Original liegt mir (donum Mehlisii) ein Teil einer Niere 
von Fodicep» ct-iitaiut vor, die überaus stark infiziert ist Die Parasiten 
sitzen in den NierenkanBichen, und zwar stete zn zweien beisammen 
in einer Auftreibung, die bei 2 mm Länge ca. 1 mm breit ist. Um 
den Sitz der Schmarotzer herum ist das Nierengewebe noch gut 
erhalten; die Zahl der FascioÜdenpSrcben ist aber so groß, daß das 
gesunde Gewebe eigentlich nur noch ein Füllsel zwiscnen den Aof- 
treibtingen bildet, und die ganze Niere ein traubiges Aussehen hat. 
Die einzelnen Auftreibungen, welche eine dOoae bindegewebige 
Wandung haben, stehen darch einen engen Gang mit dem Nieren- 
becken noch in offener Verbindung. 

In dem Register, das MehHs seiner Sendung an Creplin 
bnilngtt^ finde idi folgende Diagnose zn dem au%e8tellten Species- 
munen: ^corporis mollis, depressi, obovati, antrorsum obtosissimi, 
retrorsam acuminati, dorso convexo, ventro planiosculo, acetabulo 
oris magno, ore subsupero." Dazu bemerkte Mehlis noch: -Die 
Verzweigungen der Hünleiter waren — wie ein beigelegter Teil 
derselben zeigt — durch die ganze Niere mit diesen Tieren wie 
auBgestopft" 

Renicola pinffuii ist 1,5 mm lang und hat seine grSßte Breite 
im vorderen Eörperdrittel mit 0,85 mm. Das Hinterende setzt sich 
scharf ab und spitzt sich beträchtlich zn. Der dorsoventrale Durch- 
messer des YorderkÖrpers beträgt 0,35 mm, was bei der Menge der 
in reifem Zustande tief dunkelbraunen Eier die erfolgreiche Unter- 
suchung am Totalpräparate unmöglich macht. In der Erweiterung 
dea Hamkanals liegt das Tier mit eingeklapptem Hinterwde. Am 
breit abgerundeten Vorderende befindet sich der runde, 0,21 mm 
messende Mundsaugnapf, dem sich der kleine Pharynx von nur 
0,057 mm Länge direkt anschließt. Die Mundöfbnng liegt, wie es 
schon Mehlis angiebt, subtenninal ventral. Wie w«ter aus Fig. 2 
ersichtlich ist, führt dann ein kurzer Oesophagus in die sehr breiten, 



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234 ^r- Lndwig Oohn: 

aber kurzen Darmschenkel, welche nur weoig über die Mitte der Ge- 
samtlänge nach hinten reichen. Zwischen den Darmschenkeln, 
aber dorsalwärts verschoben, ziehen die mächtig entwickelten £s- 
kretioQskanSle, deren Breite den Darmschenkelo nicht oachsteht. 
Beim Eintritt in dae verschmälerte Hinterende yereinigen sich die 
beiden Gefäße zur Eskretionsblase, die allmählich sich verengernd, 
an der hintersten Spitze endet. Vorne kreuzen die Exkretionsge&Se 
dorsal die Darmschenkel und ziehen bis zum Mundsaugnapf hinauf, 
wo sie sich plötzlich verengern und eine dorsal vom Pharynx ver- 
laufende CommisBur büden. Fig. 3 zeigt, daß die WasBergef^Be 
stellenweise dicht Wand an Wand mit dem Darm grenzen können, 
doch wechselt dies mit d^m Füllungszustande. 

Wenig hinter der Mitte der Körperlänge liegt ein kleiner Bauch- 
saugnapf, den sowohl Mehlis, als auch Brandes übersehn haben. 
Teils seiner Kleinheit wegen (0,073 mm), teils weil er dichten, 
dunkeln Eimassen aufliegt, die an dieser Stelle hinter dem Genital- 
porua einen fast schwarzen Fleck bilden, der auch am ganzen Tiere 
deutlich hervortritt, ist der Bauchsaugnapf am Totalpräparat absolut 
unsichtbar. Direkt hinter ihm liegt der liintere Hoden, diesem vorn 
und seitlich angelagert der zweite. Eine kleine Vesicula seminalia 
findet sich noch weiter nach vorne, gleich hinter dem flachen Oenital- 
atrium. Ein Eopulationsorgan fehlt. 

Das Ovarium liegt seitlich und der Ventralfläche an. Der Ovidukt 
verläuft medianwärts zu der kleinen, runden und in der Mittellinie 
liegenden Schalendrüse. Die Dotterstöcke, deren kompakte Masse 
kerne deutliche Trennung in einzelne Teile, sondern nur 4 oder 
5 wenig scharfe Einkerbungen am Elande zeigt, bestehen aus großen 
Follikeln und nehmen etwa das mittlere Körperdrittel ein, jederseits 
wenig über die hinteren Enden der Darmschenkel hinausragend. 
Die uottergänge gehen dicht an der dorsalen Fläche ab (Fig. 3), 
umgehen dorsal die Darmschenkel und verlaufen dann ventralwärts 
in einer schmalen Parenchjmleiste, welche in das weite Lumen der 
WassergefUße hineinspringt, sodaß auf Schnitten die Dottergänge 
oftmals mitten durch das Wassergefäß zu ziehen scheinen. An ihrer 
Vereinigungsstelle bilden sie ein kleines Dotterreaervoir, von welchem 
der unpaare Dottergang abgeht. 

Die Utemsschlingen ftUlen den ganzen übrigen Kaum in den 
beiden vorderen Körperdritteln aus. An der helleren Farbe der 
jüngeren Eier im G^eusatz zu der fortschreitenden Bräunung im 
Verlauf der weiteren Entwickelung kann man den Verlauf des Uterus 
im Allgemeinen feststellen, wenn sich auch die einzelnen Windongen 
dicht an einander legen und Über einander hinweggehen. Der Uterus 
steigt von der Schalendrüse, nach rechts abliegend, zuerst auf der 
rechten Seite, auf welcher das Ovanum liegt, in mehreren Windungen 
nach vorne. Zum Teil don Pharynx deckend, geht der Uterus dann 
auf die linke Seite über und wendet sich hier in querlaufenden Win- 
dungen nach hinten, Nachdem er zuletzt eine Schleife links von der 
Ezkretionsblase bia weit in den schmalen Endteil hineingesendet 



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Helmintbologische HitteUnngen II. 235 

hat, wendet sich der Uterus, die Vereinigiingsstelle beider Wasser- 
geliäße kreuzeod, wieder nach rechts, verläuft auch hier erst in 
einer langen Schleife längs der ExkretionsblaBe, um dann wieder 
nach vom zu steigen und sich wenig hinter dem Bauchsaugnapfe 
der Mittellinie zuzuwenden. Hier im Mittelfelde bilden dann dte 
Schlingen, welche nuomehr ganze tiefbraune Eier enthalten, ein un- 
entwirrbai'es Eonvolut von Schlingen, das die hier liegenden Oi^ane 
am Totalpräparat vollkommen verdeckt und am Tiere als knopfförmige 
Verdickung hervortritt. Die Mündung des Uterus £ndet sich dicht 
neben der männlichen im Genitalatrium. Die kleinen Eier messen 
0,042: 0,019 mm. 

Auch hier 11^ also ein Fall vor, wo ein Fasciolide im BegrifTe 
ist, sein ventrales Saugot^an infolge Nichtgebrauches zu verlieren, da 
er rein mechanisch an seinem Wohnorte ebenso sicher festgelegt 
ist, wie etwa die ßrandesia turgida der Frösche. 

Die Dif^nose fUr das neu aufgestellte Oenus laut«t: 

Renicola n. gen. Fasciollden mit breitem Yorderkörper 
und verschmälerten Hinterkörper. Bauchsaugnapf rückge- 
bildet. Darmschenke] breit, wenig hinter den Bauchsaugoapf 
reichend. Dotterstöcke seitlich im mittleren Körperdrittel, 
Ovarium rechts gelegen. Hoden etwa median vor einander. 
Genitalporus vor dem Bauch saugnapf. Kopolationsoigan 
fehlt. Faarweises Vorkommen. 

Typische Art: Ren. pingnis (Creplin). 
Was den Automamen anbelangt, so sehe ich mich genötigt, an 
Stelle vonMehlis, dem die Art bisher ziipesi-ti rieben wnrde, Creplin 
zu setzen. Wenn auch ilcr Niuiie und dlo erste handschriftliche 
Diagnose vonMehlis stammen, sodaS sich Creplin veranlaßt sah, 
den Namen Jenes als Automamen daneben zu setzen, so ist die Art 
doch von Creplin zuerst publiziert, was (ür die Feststellung des 
Automamens allein maßgebend sein kann. 



Taphrogouymus holostomoldes (Creplin). 

1843, Mono«totm/m pingue Mehlis. Creplin, F. C. H, Arch. f. 

Naturg. Bd. I. 

1892. AJcmostomum pingue Moh\ia. Brandes, Q. Revision der 

Monostomiden'. Centralbl. f. Bact. Bd. XII. p. 504—11. 

]879— 93. Monostomum inngue Mehlis. Braun, M. Bronn 's Klassen 

n. Ordn. d. Tierreichs. Vennea. Bd. IV. la. p. 915. 

Auf den ersten Blick glaubt man ein llemüiomum vor sich zu 

haben; nähere UntersDchung am Totalpräparat läßt das Tier aber 

als Monofttymum erscheinen, fUr das es bisher auch gehalten wurde. 

Erst auf Schnitten erkennt man es in seiner Natur als Fascioliden 

wieder. Mehlis' Diagnose in dem oben zitierten Register lautet: 

„Corporis depressi parte anteriore discreta, ovata, supra i 



IV Google 



386 Dr- Lodwig Cohn: 

infra concava, posteriori longiori et anguatiori, lancaolata, acetabnlo 
oris magno. — Ponis genitalis ante mai^inem partLs anterioris 
posticum." Die Totallänge beträgt 3,45 mm, aie dee vordwen äachen 
Teils 1,17 mm. Die Breite ist vorn 0,48 mm, an der breitesten Stelle 
des hinteren Eörperabschnittes 0,64 mm. Das Material stammt aas 
dem Enddarm von Podicepa cristfOtw. 

Am Vorderende öffnet aicb snbterminal ein großer, qnerovaler 
Mnndsaognapf von 0,31 mm Dorchmesser, an den sich ein kleiner 
Pharynx von 0,19 mm, durch ein kurzes praepharyngealea Rohr vom 
Saugnapf geschieden, anschließt. Der tönnchenfSrmige Pharynx li^ 
schief dorsoventral geneigt. Ein kurzer Oesophagus von wenig aber 
Pharynxlänge führt in die Darmschenkel, welche mit kräftig mus- 
kulösen Wandungen versehen sind und bis an das äußerste Hinterende 
des Tieres ziehen; hier biegen die Enden etwas medianwärts am, 
ohne sich aber zu berühren. . 

An der Grenze des flachen vorderen and des dicken hiotereo 
Körperteiles findet sich median (ventral) ein großes Genitalatrium, in 
Form eines tiefen, von zwei Falten überragten Raumes; in dieses 
Genitalatrium ist der Bauuhsaugnapf hineingezogen. Der kleine 
Saugnapf ist kreisförmig mit Durchmesser von 0,11 mm, während 
sein Tiefendurcbmesser nur 0,08 mm beträgt. Er nimmt die vordere 
Ecke im Grunde des Genitalatriums ein. Neben ihm liegt eine kuglige 
Vesicula seminalis von 0,1 mm Durchmesser dem Grunde des Atnums 
dicht an und hinten mündet dann der Uterus. Es ist begreiflich, 
daß bei solcher Configuration der Saugnapf am TotalprSparate 
übersehen werden konnte. 

Die Genitaloi^ane liegen alle in der hinteren, dickeren Hälfte 
des Tieres, die Drüsen etwa in der Mitte der Gesamtl^ge. Schief 
hinter einander liegen die beiden großen runden Hoden von 
0,52 -.0,37 mm, die eine wenig au^eprfigte Buchtung der Ränder 
aufweisen. Nach der Vereinigung der kurzen Vasa efferentia schwillt 
das Vas deferens unmittelbar zu einer sehr großen, gewundenen 
Vesicula seminalis an, die dorsal und zum Teil seitwäi-ts um das 
Ovarium herumzieht, das vor dem vorderen Hoden li^^. Durch einen 
verengten ductus ejaculatorins steht die Vesicula mit der bereits 
erwähnten sekundären, kleinen Vesicula am Genitalatrium in Ver- 
bindung. 

Das Ovarium, 0,18 mm im Durchmesser und annähernd rund, 
ist von dem vorderen Hoden um seine eigene Länge entfernt. Der 
Ovidukt geht nach hinten zu ab, da me ScbalendrUse zwischen 
Ovarimn und Hoden liegt. Receptaculum aeminis und Lanrer'scker 
Kanal scheinen zu fehlen, ^ leider konnte ich nicht alles mit er- 
wünschter Genauigkeit feststellen, da das Material spärlich ist, und 
ich nur ein lädiertes Exemplar schneiden konnte. Die Dotterstöcke 
reichen jederseits von der Grenze des letzten Vierte bis vor den 
vorderen Boden. Die Dottergänge g^en auf der Höhe des vorderen 
Hodenrandes ab. Der Uterus zieht von der ScbalendrUse erst nach 
hinten, und füllt in sehr zahlreicheo, mehr oder weniger quer ver- 



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Helmin thologisdie MittciloBgeii II. 237 

laufenden, unregelmäßigen Windungen den ganzen hinteren Körper- 
teil. Der au&teigende Äst zieht eret zwischen beiden Hoden, dann 
zwiecheo dem vorderen Hoden und dem Ovarium durch vmd erreicht 
mit einem nur schwach geschlSngelten, sehr verengten and mus- 
kulösen Endabechnitte die hintere Ecke des Genitalatriums, wo er 
ausmündet. 

Eneotyl« nephrttlca (Creplin). 

{Fig. 4) 

1843. Monostomum nepkriticum Mehlis. Creplin, F. C. H, 
Arch. f. Nat. B. I. 

1892. Monostomum nephriticum Mehlis. Brandes, Gent. f. 
Bacter. Bd. XH p. 504—11. 
1873 — 93. Monostomvm nephriticum Mehlis. Braun, M. Broim'e 
Classen u. Ordn. d. Tierr. Vermes. Bd. IV, la p. 915. 

Diese vierte, von Mehlis eigentlich entdeckte und benannte, 
doch Ton Creplin (ebenso wie die vorhergehende) zuerst publizierte 
Art ist endlicb ein echtes AJonogtomum. insofern sie keine Spur 
eines Bauchsaugnapfes aufweist. Doch hat sie neben dem Pharynx 
einen gut ausgebildeten Mundsaugnapf, was ich in dem Qenas- 
namen zum Ausdruck gebracht habe. Die von Mehlis geschenkten 
Exemplu^ in der hiesigen Sammlung sind in der Niere von Co- 
lyniimt arcticus, in den Niereng&ogen, gesammelt. 

Im G^ensatz zu dem erstbeschriebenen Nierenparasiten ist 
diese Art ganz flach-blattförmig und durchscheinend. 3,5 m lang 
und 0,7 mm breit, hat sie vor der Darmgabelnng einen dorsalen 
und ventralen Querwulst, sodaß ein dreieckiger, etwas dickerer 
Eopfzapfen abgesetzt wird, der aber, wegen des überhaupt geringen 
doTsalveutralen Durchmessers des Pu^siten, schwächer nervortritt, 
als etwa bei ( Pleurogoniu«) trigonocephalus (Rud.). Der runde 
Mundsaugnapf von 0,24 mm schließt unmittelbar an den kleinen 
Pharynx (0,09 mm) an, auf welchen ein Oesophagus von 0,35 mm 
Länge folgt. Die Darmscheokel, breiter als aer Oesophagus, sind 
am äußeren Kande geradlinig, medial dagegen kräftig gebuchtet, 
ohne daß man aber von eigentlichen Divertikeln sprechen könnte. 
Sie reichen bis nahe an das Hinterende. (Fig. 4.) 

Schon Mehlis bemerkte (nach seinem bereits zitierten Register) 
die charakteristische Eigenart im Bau des Genitalapparates: „Lage 
der Hoden ganz eigentümlich, an der Außenseite der Darmschenkel, 
zwischen diesen und den Ovarien", — (soll Dotterstöcke heißen). 
AoBerbalb der Darmschenkel liegen die Hoden bei einer ganzen 
Reihe von Monostomiden-Genera, doch biegen dann immer nur die 
Enden der Darmschenkel medialwärts zwischen die Hoden, während 
andrerseits dann die Dotterstöcke stets erst vor den Hoden beginnen. 
Bei Eueotyle nephritica hingegen liegen die Hoden noch vor der 
Mitte der Eörperlänge und mitten m der Dott«rstocksreihe. Die 
Vasa efferentia gehen von dem vorderen, etwas zugespitzten Ende 



IV Google 



238 I>r- Ludwig Cohn: 

der 0,53 mm langen nnd 0,13 mm breiten Hoden ab; die letzteren 
liegen schief von dorsal nnd vom nach hinten nnd ventral gerichtet. 
Die Yasa efferentift umgehen den Darm dorsal, vereinigen sich nahe 
der Medianlinie und münden mit sehr kurzem, unpaarem Gange in 
eine große Vesicula seminaliB. Ein Girrhus fehlt. Der Genitalporus 
li^ etwas seitlich von der Mittellinie ca. 0,25 mm hinter der Daim- 



gabelnng. 
Anfdi 



Ani derselben Seite wie der Genitalpoms, dicht hinter demselben 
und ganz zur Seite gedrückt, liegt das Ovarium, direkt hinter ihm 
die kleine, runde SchalendrQse, hinter dieser ein kleines Dotter- 
reservoir, d, h. eine Erweiterung an der Vereinigungsstelle beider 
DottergSnge. Die DotterstJ3cke sind nicht stark entwickelt; sie be- 
stehen ans zahlreichen kleinen Follikeln und reichen von der Höhe 
der Darmgabelang bis etwa an die Grenze des letzten Körperdrittels. 
Durch die Hoden werden sie etwa halbiert. 

Tom Uterus kann man den aufsteigenden und den absteigenden 
Ast (der letztere verläuft dorsal) deutlich verfolgen. Die Schlingen 
reichen noch etwas über die Enden der Darmschenkel hinaus; vom 
reicht eine Schleife noch vor den Genitalporus bis dicht an die 
DarmgabeluDg heran. Die Eier sind zahlreich und sehr klein, 
ca. 0,27 : 0,14 mm. 

Diagnose der Gattung: 

Euceityle n. gen. Monostomiden mit konischem, abgesetztem 
Kopfstück, flach und luig gestreckt. Gut aasgebildeter 
Mundsaugnapf; die Darmschenkel reichen bis ans Hinter- 
ende. Die Hoden liegen vor der Mitte der Körperlänge 
jederseits außerhalb der Darmschenkel, zwischen diesen und 
den Dotterstöcken. Ovarium submedial. Genitalporns hinter 
der Darmgabelung, Kopulationsorgan fehlt 
Typische Art; Eucotyle nephriüca (CrepHn). 



Fronopharynx nematoldes n. gen. n. sp. 

(Fig. 5.) 

Von diesem Monostomiden fand ich ein ganzes Exemplar sowie 
den vorderen Teil eines zweiten in der Creplin'schen Sammlui^ 
mit dem Etikett: ^ex iatestinis Aquilae albicillae, e coli. cel. Otto." 
In der Litteratur finde ich den Catalognamen Creplin's nirgends 
zitiert. Da an dem 5,'i mm langen, 0,'2!^ mm breiten und drehrunden 
Tiere am Totalpräparate die inneren Or^^ane nicht alle zu sehen 
waren, so habe ich das lädierte Exemplar in eine Schnittserie zerlegt. 

Die Mundöfibung ist terminal nnd rund. Sie führt in einen 
tiefen, tonnenförmigen Vorraum, in welchen der dahinterliegende 
Phamix mit einem Ringwulate vorspringt. Am Totalpräparate war 
der Bau dieses Vorderendes nicht klar zu erkennen, an dem ge- 
schnittenen Exemplar war es leider stark gekrümmt, so daß ich 
mir nach dem Präparat auch kein klares Bild kombinieren konnte. 



), v^iWWVH- 



flelminUnlogiteb« Mitteihuigeii n. 239 

Die Wandung des Vorraoms ist atark musknlös, sdn Hinterrand 
darcb Längsmuskeln mit dem vordersten Mundrande verbunden, 
aod&S jeden&Us der Boden des Vorraums protrahiert werden kann; 
sodann vürde der RingwtÜBt am Pharynzeingange an die freie 
Mundöfhnng herantreten. Hierdurch wäre eine recht intensive an- 
saugende Funktion des Vorraumes möglich, obgleich die Wandnng 
desselben mit dem typischen Bau eines Mundsaugnapfes keine Ähn- 
lichkeit hat; das Ansaugen käme ja auch auf ganz untypische Art 
zustande. 

Der langgestreckte Pharynx legt sich, wenn ganz retrahiert, in 
eine S-förmige Krümmung. Der Oesophi^s ist sehr kurz. Die 
ungeraden Dannschenkel reichen bis an das Uinterende, sind aber 
in der iranzen hinteren Korperhälfte von den Dotteratöcken vfillig 
eingehBUt, aodaß man sie nur Btellenweise zu Geeicht bekommt. 

Beide Hoden liegen median, dorsal nnd in der vorderen Körper- 
hälfte hinter einander. Bei jedem derselben setzt sieh an das 
schmale, langgestreckte MittelstQck jederseits ein gelappter und viel 
dickerer Flügel an, sodaß die Hoden den median ziekenden Uterus 
von der dorsalen Seite wie mit einer Rinne umfassen. Vor dem 
vorderen Hoden liegt eine stark gewundene Vesicnla seninalis. Der 
Oenitalporus sitzt median der Darmgabelung auf. Ein Begattnngs- 
oi^an fehlt 

Das Ovaiinm liegt hinter dem hinteren Hoden anf der rechten 
Seite und mißt 0,12 mm. Da nun aber die Schalendrüse »ehr ent- 
fernt von ihm im Zwiachenraumi zwisdien den bdden Hoden liegt, 
so erreicht der Ovidukt eine ungewöhnliche Länge nnd verläuft als 
0,35 mm langer Gang vom Eierstock dorsal am hinteren Hoden 
Torb«. 

Die DotterstÖcke nehmen als kompakte Masse, in welcher man 
die Zusammensetzung aus zwei Dotterstockfeldem nicht mehr sehen 
kann, das ganze hintere Körperdrittel ein, wo sie den Darm, wie 
ge8^;t, völlig umhüllen. Nach vom zu reichen sie dann als seitlich 
gelegene Follikelstreifen bis zum Vorderende des hinteren Hodens 
hinauf. Die Dottergänge vereinigen sich dicht vor der Schalendrüse 
zu einem kleinen Dotterreservoir. Der Uterus zieht von der Scbalen- 
drfise zuerst nach hinten als gleich anfangs recht weiter G-ang, der 
sich späterhin aber noch mehr ausdehnt. Seine dicht an einander 
gedrängten, aber in der Querrichtung nur sehr kurzen Schlingen 
reichen bis hinter die Körpennitte hmaas. Der aufsteigende Ast 
zieht dann dorsal von Schalendrflse und Dotterreservoir, doch ventral 
von den Hoden in der Mittellinie als gerader Gang nach vom und 
mfindet, die Schlingen der vesicula dorsal passierend, hinter dem 
männlidien Forua aas. Die Eier sind sehr wenig zahlreich nnd 
relativ sehr groß, 0,08:0,041mm. 

Die Genusdli^ose wäre: 

Pronopharj/rur n. gen. 

Langgesb'eckte, drebrunde Monostomiden mit vofstülp- 



IV Google 



Dr. Ludwig Oohi: 

barem Pharjux. Die gelappten, zwaiflflgeligen Hoden hinter 
einander in der vorderen Körperliälfte , Orarinm hinter, 
Schalendrflse zwischen ihnen. Oeeophacns kurz, Darm- 
sdieokel bis aas Hinterende reichend, ^er groß, 
l^pische Art: Pronopk. nematoidei mihi. 



Opisthodlseiifl diplodlscoides n. gen. n. sp. 
(Pig. 6-8.) 

Unter einer Anzahl von Glfisem, die mit Diptodttcm gubdavatiu 
bezeichnet waren, fand ich in der hiesigen Sammlung eines (Glas 
XIV 14. A.), dessen Inhalt mir dnrcb die bedentende GroSe der 
Helminthen auffiel. Die Trematoden sind von Creplin in Wolgast 
aus dem Rektum einer Rana eaeuUrOa gesammelt. Die genauere 
Untersuchung ergab denn auch, daß es sich am eine ganz ab- 
wählende Art huidelt, die mit Dipl. »ubdawUvi nicht einmal in 
demselben Genus verbleiben kann. 

Opiath. diploditandei hat ganz die gleiche Gestalt,- wie Dipl. 
tubclavattUy ist aber schon Sufierlicb, abgesehen von seiner be- 
deutenden Größe, dadurch keimtlich, daß an ihm keine Spar der 
fBr jenen so charakteristischen, dankel hervortretenden and an den 
Seiten des Saugnapfes zn Flecken erweiterten Exkretionskanälen zu 
sehen ist. Das größte Exemplar ist 2,65 mm lang, in der Mitte 
1,17 mm, am Hintorende 1,47 mm breit. Der vorgestQlpto Teil des 
Mundsau gnapfes ist 0,37 mm breit. Im Querschnitt ist der Körper 
drehrond, in der Lfingsadise ventral etwas konkav gekrQmmt 

Der Mundsaugnapf ist von bedeutender Größe, 0,9 mm lang, 
ond hat hinten die beiden auch fGr Dipl. tubdavxUv* charakteristischeD 
Taschen. Der Oesophagus geht vor der Ansatzstelle dieser Taschen 
ventral ab ond umkreist dann den Saognapf, sodaß die Stelle der 
Darmgabelong dorsal vom Saugnapf zu liegen kommt Dabei ist 
der Oesoph^ns fast in seiner ganzen Länge von senkrecht au seiner 
Wandung stehenden großen, bimförmigen einzelligen Drüsen begleitet, 
welche ohne sichtliche Ordnung, die Wandung mit dem dünnen 
AaslSufer dorchsetzend, ins Innere des Oesophagus münden. Diese 
Wandung des Oesophagus ist sehr dick und weist unter einem 
äußeren Mantel von iiängsmuskeln, die zu derben Bündeln vereinigt 
aiad, eine kräftige Ringmosknlator auf. Das Lumen ist von einer 
dicken Cuticula ausgeUeidet, welche in Form von Leisten in das 
Lnmen einspringt 

Ganz asymmetrisch ist der Darm gebaut. Während der eine 
Darmschenkel in fast geradem Verlaufe und nur wenig dorsoventral 
gewölbt bis an das Eörperende zieht, sodaß er die &:ke des End- 
saugnapfes erreicht, ist der andere Schenkel stark gekrümmt (bei 
allen untersuchten Ebtemplaren), reicht weniger weit nach hinten 
(etwa bis auf die Höhe des Ovariums) und biegt mit seinem End- 
absohnitto vom Seitenrande in starker Knickong nach der Mittellinie 



IV Google 



Helnünthologische Hitteilnogen II. 241 

zu ab. Die Darmwandunc Ut ungemein dick, sodaß ihr Durchmesser 

frößer ist, als der des freien Lumens. Während aber die Dicke 
er Oesophagnswand auf die starke Entwickelung der Muskulatur 
zurückzuiuhreii war, ist hier nur eine dfinne äufiere Hülle TOrhandeo, 
der aber innen eine mächtige Schicht sehr hoher, cyliudriacber 
Zellen an&itzt. Diese Zellen sind 0,031 mm hoch, ihr großer Kern 
liegt der Zellbasis genähert. Nach dem Darmlnmen zu ist das freie 
Ende der Zellen mit langen fadenförmigen Fortsätzen von 0,052 mm 
Länge besetzt, die wohl als Flimmerhaare aufzufassen sind. 

Die Körpermuskulatnr ist nicht stark, das Parenchym aufi'aUend 
großblasig. Vom Nervensystem konnte ich an dem alt«n Material 
nur die Gehimganglien sehn. Das Wassergefäßsystem, das am 
Hinterende dorsal ausmOndet (Fig. 7) ist ähnlich wie bei Dipl. tub- 
elavattta gebaut, enthält aber nicht die für diesen so charakteristischeD 
schwarzen Konkretionen. Daß dieses nicht etwa auf Extraktion 
beruht, beweisen die zahlreichen ebenso lange in Alkohol liegenden 
Exemplare von Dipl. tuhcluvatu« in demselben Glase, in denen sie 
ToUkoQunen erhalten sind. 

Der Endsaugnapf ist tief ansgebuchtet und hat in der Mitte 
einen weit, bis Ober den Rand des Endsaugnapfes, vorstreckbaren 
Zapfen, der an seinem breit abgeplatteten Ende eine Einsenkung 
besitzt und sieb selbständig festzusaugen vermiß. Fig. 8 zeigt einen 
Sagittalschnitt durch den Endsaugnapf und die Anordnung der 
Muskulatur desselben. Während au der ganzen Innenfi&che King- 
fasern vorhanden sind, die nur nach dem Saugnapf- und dem Mittd- 
zapfen-Rande schwächer werden, weist die Außenfläche fast nur an 
ihrem freien Teil Bingfasem auf, welche nach dem Saugnapfrand 
zu allmählich abnehmen. Im ventralen Zapfen dienen die mittleren 
Radiäifasern zur Vertiefung des Lumens und werden wohl hierbei 
von den nur schwachen meridionalen Fasern unterstützt. 

Ein Hauptunterschied gegenüber dem Dipl. eubdavatv» besteht 
darin, daß die Hoden selbst in ganz ansgewacbsenen, reifen nnd 
mit Eiern gefüllten Exemplaren stets in der Zweizahl vorhanden 
sind. Sie hegen auch so weit auseinander, daß an ein sekundäres 
Verschmelzen gamicht zu denken ist Im Gegensatz zu jener Art 
It^en die Hoden nicht vor dem Ovarium, sondern etwa auf gleicher 
Höhe mit demselben, reichen sogar weiter nach hinten, als jenes. 
Sie messen 0,29 : 0,24 mm und sind mit der längeren Achse quer 
gestellt Der Genitalponis liegt ganz vorn auf der ventralen Flädie 
paramedial, etwa auf einer Höhe mit der Abgangsstelle des Oeso- 
phagus vom Mondsaugnapfe. Der Cirrhusbeutel ist lang imd schmal 
(0.3 : 0,075 mm); seine Wandung ist wenig muskulös. 

Das große ovale Ovarium von 0,26 : 0,24 mm 11^ im letzten 
Drittel der Körperlänge median. Seinem hinteres Ende hegt seitlich 
die nmde, kompakte Schalendrüse an. Beceptacnlum aeminia nnd 
Laurer'scher Kanal waren nicht nachzuweisen. Die Dotterstöcke 
liegen seitlich und reichen meist verschieden weit. Sie ziehen vom 
Hinterende bis nahe an die Saugnapftaschen oder auch noch etwas 

4Rk. i. Sitaifek. Jikif . IM*. Bd. L H. 8. IS 



1/ Google 



242 Dr- Lvdwigr Oohii: 

weiter nach Tom, an dieeen vorbei, aad beeteheo am wesniger zaU- 
r«ichea, grofien Follikeln. Der Uterns bildet selir dkhte, imrwet- 
mSfiige Scblingen im Blittelfelde. Die selir grofien Eäer, dam Zahl 
nur gering ist, messen 0,13 : 0,07 mm. 

Die nahe Tenrandtschaft dieser Art mit dem DipL mbdaeaha 
ist zweifellos, doch gehen andrerseits die Unterschiede zo weit, als 
daB sich beide Arten einfach in demselben Grains znsammmst^len 
lieBen; es wfirde dadarch eine aüzn große Incongmenz im Verriäch 
zn dem systematischen Hafistabe entstehen, den die Autoren neote 
bei der Einteünng der andern Familien der Trranatoden anlegen. 
leb stelle daher für die Art das nene Genus Oputiodücvt anf. 
Andrerseits li^en die zahlreichen Übereinstimmungen in der Snfieren 
Form nnd im inneren Bau für die beiden Genera Diplodiaeua und 
Opidhodäcm» so klar, daß man sie mit Sicheriieit als Glieder der> 
sähen Subfamilie betrachten kann, welche dann den Namen Diplo- 
dwcinae nach dem älteren Genus ffihren könnte. 

Bei dieser Gel^enheit möchte ich auch auf einen Trematodeo) 
ans Herpetodryas futctta nochmals eing^en, den ich unter dem 
Namen Amphüt&mum dolichoeotyU beschrieben habe'). Ich sprach 
damals die Vermutung aus, da&>er, obgleich mit Dipl. Ktttdanattu 
nahe verwandt, doch wohl Vertreter eines neuen Genus sein müsse. 
Da er nun sii^er ebenfalls zn der Subfamilie Diploditcifiae gehört, 
will icb ihn gleich unter Benennung des nenen Genns als Catadücue 
dotiehoatj/le mit einreiben (xatä — nach unten hin). Die unter- 
scheidenden Dis^osen der drei Genera und der SoMamilie würden 
alsdann wie fol^ zn formulieren sein: 
Fanulie: Amphistomidae Mont 1888. 
Subfamilie: Diplodisdnae Cohn. 1904. 

Ampbistomiden von gedrungener, konischer Form und 
rundem Querschnitt. Mnndsaugnapf gut ausgebildet, mit 
zwei retrodorsalen Taschen. F.iii großer Endsaugnapf. Qber 
welchem dorsal der Exkretionspoms li^t. Hnnaöffuung 
terminal, Darmschenkel bis zum Endsaugnapf reichena, 
relativ sehr breit. Leben im Enddarm von Amphibien nnd 
Reptilien. 

1. Genns: DiplodUcua Dies. Der runde Endsaugnapf ist 
nach hinten gerichtet, mit zentraler Exkavation. 2 Hoden, 
die bei alten Exemplaren verschmelzen. Genitalpoms zdem- 
lich nahe der Mnnaöf&iang. Oesophagus lang and gerade 
verlaufend, ein Pharynx an der Darmgiuielung. Exkretions- 
kanfile mit den typiscben dunklen Konkrementen. 
Irische Art: Dipl. tubdavcOu* (Qoezei). 

') Cohn, L. Zur Ketuitiiis einiger Trematoden. GentralU. f. B«kter. 
Bd. XXX3V 1903, N. 1 p. 37-39. 



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flelmiutbologische Uitteilungen U. 243 

2. Genua: Cpiahodiscus Cohn. Der runde Endsaugoapif 
ist nach hinten gerichtet, mit centralem Torragendem Zapfen. 
Dauernd 2 Hoden. Genitalpoms nahe an der Mundöffnung. 
Oesophagus kurz, um den Mundsaugnapf herum gebogen. Kein 
Phaijnx. Die mächtig entwickelten Sangnapftascben reichen 
bis zu >/g der Geaammtlänge. Darm asymmetrisch. Ex- 
kretioDskanSle ohne dunkele Konkretion. 

Typische Art: Opiethod. diplodiscoides Cohn. 

3. Genns: GatadUcua Cohn. l)er langovale Endsangnapf 
liegt subterminal-ventral und ist durch eine EinscbnUrnng 
in 2 Teile geteilt. Ein Hoden. Genitalpoms wenig vor der 
Eörpermitte medial, dicht hinter der Darmgabelung. Oeso- 
phagus lang, gerade verlaufend; ein Pharynx an der Darm- 
gabäung. Exkretionskanäle mit t^ischen Konkretionen. 

Typische Art: Catad. dolichocotyle (Cohn). 



Hymenolepls (Drepanidotaenls) clandeatina (Creplin). 

(Fig. 9-12.) 

Krabbe*) führt 1. c. p. 68 die Taenia clandegtina als neue 
Spezies auf, und bemerkt: „I Creplins Sämling ändes Baendelorme 
opbevarede, som han i Grei&vald (Juni) havae fundet i Tarmene 
hos Haematopui oitrealegus og betegnet met navnet T. clandestina." 
Seine Diagnose der Art war aber ongenOgend, sodaB ich seiner 
Zeit*) die Spezies nur unter die species incer^ des Genus Dre- 
panidotaenia stellen konnte. Da mir nun die Originale Creplins 
zur VerfBgung stehen, nehme ich die Gel^enheit wahr, durch eine 
Beschreibung, so eingehend sie der wenig günstige Erhaltungs- 
zustand zul^t, die Spezies unter die sicheren Arten des Subgenus 
zu Tersetzen. 

Die aas dem Darm ron Haematoput tKfrealegus .stammenden 
Cestoden (Glas XXVI E E g der hiesigen Sammlung) messen bis zu 
35 mm an ganzen StUcken; Krabbe hat 70 mm gemessen, — es 
sind aber eD«n auch abgerissene Hinterenden im Glase. Die Längen- 
asgaben fUr Vogelcestoden sind ja aber auch nie genau zn nehmen, 
da sie infolge geringerer oder stärkerer Kontraktion um das Doppelte 
nnd Dreifadie schwanken können. Es hat eigentlich nur Wert, 
ganz kurze (unter 1 cm), kurze (unter 10 cm) und lange zu unter- 
scheiden, auiSer wenn die Gesamtlänge auf eine ganz geringe Zahl 



') Krabbe, H. Bidrsg til EondBkab om fugleneB Boendelonne. Copen- 
bagen 1869. 

') Cobn, L. Zur Anatomie and Systematik der Vogelcestoden. Nota 
Acta Abb. d. Saigerl. Leop. Karo). Akad. Bd. LXXIZ N. 3, 1901 p. 93. 



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244 I>r. Ludwig Cohn: 

TOD Proglottiden beschränkt ist. Dar Scolex (Fig. 12) ist kenlon- 
fÖrmig, wenig vom Collum abgesetzt, 0,338 : 0,26 nun groß. Die 
Saugnäpfe messen 0,78:0,065 mm. Das RosteUom, das, wie ancb 
Krabbe angiebt, überall eingezogen ist, trägt 10 Haken von der 
in Fig. 9 angegebenen Form, me mit Krabbe's Abbildung gut über- 
einstimmt. Die Haken bilden somit einen Uebergang von den lang- 
festielten zu den kurzgestielten-gabelformigen, welche als Kennzeichen 
es Genus Dicranotaenia gelten sollten. Die Länge der Haken messe 
ich mit 0,04 mm; Erabbe giebt 0,047 mm an, doch ist ja die 
Messung eingezogener Haken nicht leicht, sodaß kleine Differenzen 
entstehen können. Das KostelluBi muß weit vorstreckbar sein, da 
der RosteUarsack 0,234 mm lang ist, und wilrde somit die fGr die 
Drepantdotaemen typische langgestielte, dünnstielige Form haben. 
Das ai^egliederte Vorderende der Kette ist 1,59 mm lang bei 0,1 1 mm 
Breite, doch sind die ersten Glieder nur schwach gekennzeichnet; 
bei aller Unzu verlas sigkeit solcher Messongen (wegen der Kon- 
traktilitSt gerade dieses Teiles) kuin man den ungegliederten Teil 
als lang (im Yerhältnis zum Scolex) bezeichnen. Die Kette nimmt 
sehr langsam von 0,11 mm bis zn 0,5 mm an Breite zu, doch bleiben 
auch die letzten Glieder sehr kurz, im Maximum 0,08 mm lang; 
doch enthalten auch diese noch keine Oncospitaeren, sodaß sidi 
ganz reife Glieder vielleicht doch noch etwas strecken mögen. 

Die für das Genus ffymenolipes charakteristischen drei Hoden 
(Fig. 10) liegen ganz dorsal und dem Hinterrande der Proglottis 
stark genähert in einer Linie, und zwar meistens der eine poral 
von dem etwa medianen Dotterstock, die beiden andern aaf der 
entgegengesetzten Seite')- E^ finden sich aber auch Glieder, die 



') lu seiner Arbeit „Goutribntioii ft l'ötude de la foone heliitiotlio!ogiqae 
de rOnral«, Revue Soirae de Zool. Bd, 11. 1903, spricht W.Glerg p.SCS den 
(Jedanken wob, das Snbgeimi Dr^panidotaenia mflaae weiter aufgeteilt werden, 
da es eine Beifae oft >a weit von einander abweichender Arten enthalte. Auch 
ich habe schon fMlber {l. c. p. 18 nnd 89) ans der Vielgestaltigkeit der hiei tn 
gehörigen Arten diesen Schloß gesogen. Hiennit also, nnd ebenso ancb mit 
Cierg'B Vorschlag, als Oriterinin für diese üntereinteiinng die Lagerongs- 
verbSltnisse der Hoden zn benntEen, bin ich TolUt&adig einverstanden. Da 
nnn Dr^onidoCaenia selbst nnr noch eine üntergattnng ist, so schllgt Cterg 
als n&chstontere Stufe die Aofstelinng dreier „Typen" vor, die er als Tjpus 
D. liguloide», Typus D. ianetoiata und Typus D. aequabüit ofasraltterisiert. 

Die Typen 2 imd 3 leuchten otme weiteres ein; gegen 1 konnten sich aber 
viel Einwände geltend machen. Die typische Art ist nicht glücklich gewUilt, 
dos CharakteristiBche in der Hodenlagenmg dieser Qmppe nicht eigentlich ge- 
troffen. Clerg schreibt Über diesen ersten Typosi „11 eat caracläristiqae pour 
les espöces k proglottia relstivenient longs, ce qui permet ä an des testicnles de 
se loger en avant de l'antre. Cfaei les espdces de ce t^pe, on voit nu testicule 
logä dona la moitiS du pn^lotb's oü se tronve la poche du cürhe,' les deox 
anti-es testicnles se troavent dans la moitiä opposfe au pore gäuital. La plnpart 



IV Google 



Helminthok^^itche Hitteilnngen IL 245 

dadurch nnregelm&Big sind, daß die Hodenlagening TUQgekehrt ist 
und zwei der Hoden poral liegen; ähnliche Unregemiäfii^eiten der 
Hodenlagerung habe iui bei Drep. brackycepkala (\. c. p. 20) erwähnt. 
Der Cämiasbeotel ist sehr langgestreckt Wenn ganz schlaff (mit 
eingezogenem Cirrhns), reicht er ois an die Mittellinie der Proglottis; 
hei Ausstülpung dea Cirrhus verkttrzt er sich bis zn über ein Drittel. 
Er ist immer gewunden, in jüngeren Proglottiden stärker, als in 
Gliedern mit voll entwickelten Genitaldrüsen; während er etwa in 
der Mitte des Gliedrandes mündet, nähert sich sein Hinterende dem 
Vorderrande der Proglottis. Die Genitalporen liegen streng ein- 
seitig. 

Bezüglich der weiblichen Genitaldrüsen kann ich nur die 

frohe Topographie angeben; die Eommunikationsgänge waren an 
em alten Material nicht mehr zn verfolgen. Das Ovarium ist 
hantelfönnig, mit relativ nur schwach verdickten Flügeln; hinter 
ihm liegt der rundliche Dotterstock. Yor der poralen Hälfte des 
Ovariums findet sich in voll funktionsfähigen Gliedern (Pig. 11) ein 

dea Dnpanidotaeitia conuDB ae rapprochent plns oa moins de se type." Du 
dflrfte nicht ganz stimmen. Für die Uebi'zabl der Drepamdolaenia Bind gerade 
nicht die „espdces k proglottis relativement longs", sondern die knragliedrigea 
typisch. Ich hob (I. c.) bereite hervor, daß die en^bnte Terhgening dea einen 
Hodens vor den andern auf der diatalen Seit« (vom Oenitalponia ana gerechnet) 
■rar eine Folge der im VerUlltniB zur Proglottidenbreite grSßeren LSnge ist; 
bei zunehmender, fiberwiegender Breite aehen wir den dort vom liegenden Hoden 
erat noi achief vor, dann endlich in einer Ebene neben dem andern diatalm 
Hoden liegen; dieae LagenugaverhUbiiaae sind eben nor eine Folge der FlstB> 
frage, und gerade dieae grädiinige Lagenug' ist bei der Uebrsabl vertret«n, 
da die Hehrzahl knrz^iedrig iat. Wanun also einen ao extremen Fall, wie 
J)r^. liguloidtg, zum Tjpna nehmen? — man mnß dann die Idlniigere geradlinige 
Legenmg aia nploa on moins rapprochä" dieeem l^na subaiunmieren, woa doch 
schwer fällt, wenn wir z. B. Drep. clandeetina zum Vergleich heranziehen. Der 
charakteristische Fnnkt, der diese Unleigmppe bestimmt, ist vielmehr in den 
Worten aoagesprochen, daß ein Koden auf der Cirrbnsseite, die beiden andern 
auf der entgegengesetzten liegen. Dadurch wäre Typus 1 scharf von Typus 2 
geschieden, während filrTypusS die von Clerg angeffibrten, hanptaftchtlich 
dem weiblichen Apparat entnommenen Merkmale zur Unteracheidnng genügen, 
abgesehen davon, daß hier die Hoden hongment liegen, der eine gerade median. 
Die drei Typen würden dann so cu cbarakteriaieren aein: 

1. Hoden inkongruent, einer proximal, zwei distal. Weibliche Drttsen 
wenig in die Breite entwickelt, mehr-weniger median. 

2. AUe drei Hoden auf einer Seite. wUirend die weiblichen Drtksen anf 
der anderen Seite liegen. 

3. Hoden kosgnient, einer median. Weibliche Drüsen stark in die Breite 
entwickelt 

Bei dieser Einteilung ließen sich nun alle Spenea ohne Zwang ehioTdiwi). 



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248 I>r> Ladwlg Gohn: 

großes ReceptactÜDm seminia, welches das Ovariom aus seiner in 
jüngeren Gliedern eingehaltenen Querlage auf dieser Seite schief 
nach hinten drückt. Die Vagina ist sehr eng und miiiidet dicht 
vor dem Cirrhus. Ich habe weder reife Eier, noch eine Utems- 
anlage gesehen. Auch Krabbe schreibt: „der faadtes ingen A^." 
Die Reife scheint also nur sehr langsam in der Eette vorsmschreiten, 
was anch damit übereinstimmen würde, daß anch die Genitalanlagen 
nur sehr langsam in der Entwickelang sind, nachdem sie sich bereits 
sehr frUh in den erst kanm scharf abgegrenzten Froglottiden gezeijgt 
haben. Der Cegtodo wird also bei voller Reife woW noch eine viel 
bedeutendere Länge haben. 

Die Längsmuskulatur besteht aus zwei Ringen nicht sehr zahl- 
reicher Faserhflndel; die Transversalmoskalatar scheint nnr schwach 
entwickelt zn sein. 



Taenis mnltiformls Graplin. 
(Fig. 13-16.) 

Diesen Cestoden habe ich in der zitierten Arbeit als species 
incerta zum Gcmns Anomotaenta gerechnet; ich finde nunmehr bei 
der Untersachnng der Originale, daß er nicht dahin gehört. Die 
Schuld an dem Irrtum trägt allerdings Krabbe und zum Teil auch 
Creplin selbst; besonders der erstere hat hier eine Konfusion an- 
gerichtet. Creplin hat die von ihm gesammelten Exemplare tinter- 
Bucht, nachdem sie bereits einige Zeit in Alkohol gelegen hatten. 
Er fand keine Haken mehr an den Scolices, sagt aber in bezug anf 
die Genitalporen'): Foramina genitalia indistincta qnidem, sed vage 
altema et m marginum later^um anteriore dimioio aita esse vi- 
dentur." Als TotaQänge gibt er fBr den aus Ciconia alba stammenden 
Cestoden (Glas XXVI da A) 10 Zoll 3,5 Linien an. 

Krabbe antersnchte nun einen Cestoden aus dem Storch, den 
er aus der Berliner Tierärztlichen Hochschule erhielt, maß 100 mm, 
stellte aber unregelmäßig alternierende Genitalporen fest und identi- 
fizierte ihn daher (wohl durch die Gleichheit des Wirtes beeinflußt) 
mit der T. muilitormia Cr. ■). Er fand auch Haken, und zwar in 
zwei Hakenkränzen, woraufhin ich den Cestoden damals einzuordnen 
suchte. Es erweist sich nun, daß Krabbe sich geirrt hat. Haken 
habe idi zwar an Creplin's Originalen natDrlicb anch nicht finden 
können : ich konnte mich aber einerseits Qberzengen, daß das 
Rostellnm absolut demjenigen der einreihigen Vog^cestoden ent- 
spricht, zweitens nnd hauptsächlich mit Si(£erbeit feststellen, daß 
Creplins's Art gar nicht vage altemans ist, sondern einseitig ge- 



I) Creplin, F.G.H. Novae Observationea deEntoEoin. BerlinlBSS p.l02. 
^Krabbe, I.e. p.l6. 



IV Google 



HelmintlicdogiBcbe UitteilaDgen IL 247 

richtete Genitalporen hat. T. mulHformU Cr. ist also 1. nicht 
identisch mit der von Krabbe untersuchten Art, 2. daher ancb 
keine Anomotaenie. Auf ihre vermutliche Stellung im System 
komme ich noch weiter unten zurtick. 

In Fig, 13 gebe ich eine Abbildung des leider hakenlosen Scolex. 
Es ist für mich ganz zweifellos, daß dieses schlanke, für die Dre- 
yanidotaenim u. a. typische Rostellum nur einen Hakenkranz ge- 
tragen hat, wenn sich au(^ über die (jedenfalls nur kleine) Zahl 
der Haken keine Vermutung mit einiger Begründung aussprechen 
läßt Der Scolex ist 0,2 mm breit und 0,23 mm lang; das vor- 
gestreckte Rostellum mißt im ganzen 0,27 mm, wobei es im Hals- 
teil 0,046, am Bulbus 0,078 mm breit ist. Vom Collum der Kette 
ist der Scolex sehr scharf durch eine Abscbnürung abgesetzt, was 
ebenfalls ein Drepanidotaenien-Merkmal ist. Das Collum ist bei 
0,2 nun Breite 1,8 mm lang, kann sich aber auch, wie bei Drep. 
Jilicollie u. a. auch überaus bng bis zur haarartlgen Feinheit strecken. 
Die ersten Glieder sind sehr karz; auch die reifsten bleiben viel 
kürzer, als sie breit sind; das Verhältnis geht nicht unter I : 10 
hinunter. Mein längstes intaktes Exemplar ist 220 mm lang, doch 
hat es noch nicht die reifsten, bis zu 2 mm breiten Glieder, die sich 
als Bruchstücke anderer Ketten im Glase Gnden, sodaß reife Indi- 
viduen wohl bis 300 mm messen. Die Genitalanlagen erscheinen 
früh und entwickehi sich sehr langsam. 

Die Muskulatur weist den weiter differenzierten TVpns der 
Langsmuskel-AnordnuDg auf, indem einem äußeren Pünge zahlreicher 
Mnskelbündel ein auf vier dorsale und vier ventrale Stränge kon- 
zentrierter innerer Ring entspricht. Die größeren Wassergefäße 
sind recht weit nach innen verlagert und am Hinterende jeder Pro- 
glottis durch eine Querkommissur verbunden. Die engeren Geläße 
(die dorsalen) sind wohl in jungen Proglottiden au&ufinden, nicht 
mehr aber in reiferen. Ich möchte das aber nnr auf den Kontraktions- 
ZDstand der direkt in Alkohol geworfenen Cestoden zurückfuhren. 

Etwas eigenartis ist der Genitalapparat gebaut. Der männliche 
bietet nichts Besonderes. Es sind drei große, runde Hoden vor- 
handen, die ganz dorsal, einer poral, die beiden andern antiporal 
liegen, nnd so dem Hinterrande genähert sind, daß sie in den, die 
nächste Proglottis manchettenformis; Überragenden Teil hineintreteu 
(Fig. 14). Der Cirrhusbeutel ist sehr lang and dünn und reicht bis 
an die Mittellinie des Gliedes. Ich fand ihn nur stellenweise und wenig 
votgestülpt Der Genitalporus liegt in der Mitte des Gliedrandes 
auf der rechten Seite auf einer konischen kleinen Erhöhung des 
Gliedrandes. 

Von den weibhchen Drüsen fallt das Ovarium durch seine scharf 
ausgesprochene Assymmetrie auf. Während auf der poralen Seite 
nnr ein Lappen vorhanden ist, der auch nur schmal und langgestreckt 
ist, besteht der antiporale Teil aus zwei großen, mehr runden Lappen, 
Hinter der OvarialBrücke lie^ der ebenfalls unregelmäßig gebaute 



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248 I>r- Ludwig Cofan: 

DotterBtock; er beetefat bald aas drei i-esp. vier nnregelmäBig an- 
geordneten Lappen, bald zeigt er dentlich oilaterale Symmetrie und 
ist zweifitigelig. Er liegt mehr ventral, als das Orariom und anch 
ventraler, üb aas mächtige Receptacnlum seminie, das vor demOvarium 
liegt, dorsal noch stellenweise hint«r dasselbe tritt. Fig. 14 zeigt, 
daß es sich in ein sehr weites, gewundenes Ansatzstück fortsetzt, 
das sich erst auf kurzer Strecke vor dem Genitalporus zur Vagina ver- 
Bchmälert. Diese mündet ventral vom Cirrhas aas. 

Der Uterus legt sich vor dem Ovariam als qnerstehender Kanal 
an, treibt dann aber nach der dorsalen Seite zu zwei Aste, die einer- 
seits zwischen die beiden antiporalen Hoden, andrerseits den poralen 
Hoden und das Keceptaculnm treten. Zugleich wächst er außen 
um den Sufieren antiporalen Hoden hemm. Im Resnltat entsteht 
ein mittlerer Stamm mit zwei nicht ganz geschlossenen seitlichen 
Ringen, welche je einen Hoden nmgeb«i, wie ich es nach Schnitten 
auf Fie. 16 schematiscfa daizustellen versuchte. Das Ganze lieet 
aber mcht in einer Ebene, sondern die beiden Ringe greifen, wie 
gesagt, nach der dorsalen Seite über. 

Wenn auch in den Hauptsachen der innere Bau dieser Art sie 
als zn den Drepanidctämen gehörig kennzeichnet (indem ich üner- . 
seits eine nur geringe Zahl von Haken supponire, andrerseits der 
eigenartigen Form des Uterus keine weitgehende systematische Be- 
dentong zuschriebe), so habe ich es doch Dei der unbestimmten Be- 
zeichnung als T. mtiUiformü belassen, da zur sicheren Einreihang 
doch erst die Hakeniiahl bekannt sein mOBte. Unter die spedes 
incertae des Genus möchte ich sie aber anch so schon rechnen. 



Das larrale Hintoread« tod Llgala. 

Es war bisher zweifelhaft, ob Ligola beim Übergange aus dem 
sogenannten Larvenzustand in die gescfalechtsreife Form einen Teil 
ihres Hinterendes als nur larvale Bildung abwirft, oder üb sie un- 
verkürzt in die geschlechtsreife Form flbei^efat. In der Litteratur 
li^ hierüber nur die Beobachtung von Moniez vor»), die für ein 
Abstossen des Hinterendes spricht. Nach Moniez findet man ge- 
legentlich Ligulae, die am Hinterende einen scharf gegen den übrigen 
Körper abgesetzten kleinen Anhang tragen, der in der Regel nur 
sehr kurz, gelegentlich aber auch bis zu einem Centimeter lang ist. 
Braun*), bemerkt zu dieser Angabe: „Leider geht aus dieser Mit- 
teilung nicht hervor, ob Moniez diesen Anhang nur bei noch nicht 
gescblechtsreifen Liffulae beobachtet hat oder ni^t; da andere Autoren 



') Ho&iei, R, Memoire snr les Oestodes. I. Trav. de lliwt. Zool. LUle. T. IH 
fiwc. 2 Lille 1771. 

'jBraDD.H., BrQiiii'sKIas8eiiti.0rdii. d. Tierreicfas. Terme8Bd.Ib.p.l380. 



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HelminUiologigche HieteilnDgen II. 249 

nichtB derartiges erwähnen, so kann man einstweilen diese Angabe 
TeinachläsBigen. 

Bei der Durchsicht einer recht reichen Sammlung sowohl von 
Larrenfonnen, als auch von geschlechtereifen Exemplaren (meist von 
Greplin und Schilling, doch auch nach ihnen aufgestellt) fand 
ich nnn bei einigen Exemplaren den von Moniez erwähnten Scbwanz- 
anhang wieder, nnd zwar war er stets nnr bei Larrenformen ans 
Fischen, niemals bei geschlechtereifen Individuen aus Vögeln zu 
finden. Nnr ein kleiner Prozentsatz besaß den Anhang, dodi war 
für seine Erhaltung nicht etwa die Gröfie der Ligula entscheidend, 
da der Schwauzanhang sowohl bei ganz kleinen, nur wenige Zenti- 
meter langen, wie auch bei großen, bis 70 cm langen Exemplaren 
sich vorfand. Dies, glanbe ich, erklärt sich auch auf einfachste 
Weise. LAgula erreidit bekanntlich in Fischen je nach der Größe 
des Wirtstieres eine sehr verschiedene hlazimaUänge, und ein 25 cm 
langes Exemplar aus Caramta kann seiner maximalen Größe und 
dem in dem Fische überhaupt erreichbaren Endstadium näher sein, 
als ein 70 cm langes aus Leuctsaa rutüus. Soll doch Ligula als Larve 
sogar 2,30 Meter lang werden könaen'), ~ dazu würde schon ein 
sehr großer Fisch als Wirt gehören. Das in Fischen erreichbare 
Endstadium ist nnn aber, wie bekannt, gar kein ekentliches Larven- 
stadium mehr, da die Genitaloi^ane im ersten Wirte bereits weit 
in der Entwickelung fortschreiten können, — die TAgula geht also 
im Fische schon über das eigentliche Larvenstadium, das man den 
Cysticercus gleich setzen könnte, hinaas. Während sie anf diesem 
fiilheren Stadium einen larvalen Anhang besitzt, verliert sie ihn anf 
der Stufe, anf welcher sie sich über die Larve hinaus entvickelt. 
Daher werden ausgewachsene Ligulae in Fischen auch keinen Anhang 
mehr haben, daher wird er bei gescblechtsreifen oder reifenden 
Exemplaren aus Vögeln niemals nachzuweisen sein; denn nur die 
lÄgvia wird im warmblGtigen Wirte znr Geschlechtsreife gelangen 
können, die in ihn anf genügender Reifestnfe — also bereits ttBxUx 
Abwurf des Larvenanhanges — geraten ist. Dafür spricht auch, 
daß man in demselben Vogel Ligulae findet, von denen die eine 
Eier produziert, die andere nicht. Hier könnte die zu große Jugend 
der Ligula den Grund abgeben, wenn man nicht eine zweite, kurz 
vor der Sektion stattgefundene Infektion in Betracht ziehen will. 

Der Anhang präsentiert sich in wechselnder Form nnd Länge. 
Vielfach fand izk ihn zerfasert und in Zerfall begriffen; es läßt sich 
aber nicht sagen, ob das der normale Abstoßungsmodus ist, oder 
ob nur der von Creplin verwendete schwache Alkohol mazerierend 
gewirkt hat. Ich glaube eher, daß er in toto, ahne vorhergehenden 
Zerfall abgestoßen wird. Die Länge der von mir gesehenen Anhänge 
betr^ 3—7 mm. Von dem übrigen Körper ist der Anhang durch 
mehrere dicht bei einander Uzende krutige Einschnürungen ab* 

>) Bofer, B., Handboch der FischknnklieiteD. UUnchen 1904. p.268. 



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250 Dt- Ludwig Cohn: 

gesetzt. iDdetn diese ganz durchschneiden, geht wohl der Abwurf 
vor sich; hierauf zeigt sich der biosgelegte btompf stark genmzelt 
und kontrahiert und nimmt erst später wieder die normale Form 
an. Der Anhang ist Sacher, als das bleibende Hint«rende and endet 
mit abgerundeter Spitze. Meist wird er (in Spiritus) winkelig nach 
der Fläche zu abgebogen getragen. Wie Schnitte zeigen, unter- 
scheidet er sich histologisch kaum von dem übrigen Körper. Körper- 
mnskulatur und Wassergeiaßsystem gehen ununterbrochen in ihn 
über. Zu bemerken wäre nur ein geringerer Reichtam an Kalk- 
körperchen im Farenchjm des Anhanges. 

Eine Eskreüonsblase ist am Ende des Anbanges nicht rorhanden. 
In einem Falle, wo der Anbang zweifellos in seiner ganzen Länge 
erbalten war, finde ich auf Schnitten am äußersten Ende eine seichte 
Einbucbtang, welche mit Waesergefaßen des äußeren Netzes in Ver- 
bindung st^t. Anf einer andern Serie fehlt aber die Einbuchtung, 
welche wohl nur Kontraktionserscheinung war, und einige Gef&Be 
münden hier gesondert aus. Da es auch im erst«n Falle nur eine 
weit offene Bucht war, kann man von einer Sammelblaae nicht 
sprechen. Das Wassergefäßsystem mündet vielmehr auch hinten 
durch Foramina secundaria, wenn man den Aasdmck auch hier, 
wo kein eigentlicher Hauptporus vorhanden ist, gebraachen will. 

Genitalanlagen treten auch im Schwanzanhange auf, bleiben 
aber hier auf sehr früher Entwickelungsstufe stehen. Während sie 
im Endabschnitt« des bleibenden Körpers bereits so vorgeschritten 
sind, daß auch die Anlagen der Ausrnbrongsgänge bereits deutlich 
hervortreten, zeigen sie sich im Anbange nur als andeutlich be- 
grenzte Kemanhäufungen, die sich stärker färben, als das umgebende 
Parenchym. 

Von Interesse ist das Verhalten der Eauptlängsnerven im 
Hinterende des bleibenden Körpers sowie im Schwanzanhange. Der 
Nervenstrang geht beiderseits ununterbrochen aus dem Körper in 
den Anhang über und verläuft geradeaus bis an das Ende der 
letzteren. Hier bi^ er aber aus seiner bisherigen Li^e heraas, 
tritt, sich allmählich verjüngend, dnrch die äußeren Schichten der 
Körpermuskulatur, und löst sich dann nach kurzem, dem Rande 
parallelem Verlauf im Außenfelde in einzehie feine Fasern auf, 
welche an die Subcuticular schiebt heranzutreten scheinen. Und 
genau das gleiche Verhalten finde ich auch am bleibenden Hinter- 
ende, dicht vor der Grenze des Schwanzanhanges. Hier geht vom 
Längsnerven unter spitzem Winkel ein A£t ab, der nach dem Außen- 
felde abbiegt. Anfangs hat er etwa dieselbe Dicke, wie der weiter 
n den Schwanzanhang fortziehende Teil der Xerven, sodaß eigent- 
lich eine Gabelung der Hauptnerven eingetreten ist Der nach 
anßen zi^ende Teil verhält sich dann genau ebenso, wie ich es für 
die andere Hälfte des Nerven soeben am Ende des Anhanges be- 
schrieben habe. 



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Uelmintholc^sche Hitteilnngen n. 251 

Dieses Hinansbi^en des Längsaerven ins Attfienfeld erinnert 
sehr an das bekannte Verhalten bei Schütocephalus, wo der Haupt- 
längsnerv, nachdem er den 'Winkel des letzten GUedes erreicht hat, 
aus der NlitteUinie herausbiegt und sich zvischen den Längsmuskeln 
(oder doch auch erst draußen im Außenielde?) verlieren soll. Da 
liegt für mich die Vermutnng nahe, daß bei den beiden verwandten 
Arten das gleiche Verhalten des Hauptlänesnerven auch auf die 
gleiche Entstohungsweise zurUckdentet, daß ^so &viäi SchUtoiyphahs 
auf einem frühen, noch nicht aufgefundenen oder erkannten Stadium 
einen Scbwanzanhang larvalen Charakters besitzt, der abgeworfen 
wird. Mit der Bestätigung der alten Angabe, daß ein solcher Vor- 
gang bei Ligulu vorliegt, wird ja sein Vorkommen bei Schieto- 
cephalus ohnehin durchaus wahrscheinlich. 



Greifswald, den 24. Mai 1904. 



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Dr. Lndwig Cohii, 



Tafelerkl&nmg. 

Allgemeine Bexeicimnngea: 
D. = Dar™. Ph. = Pbaryiix. 

Dtt. = Dotterstock. Seh. = Schalendrüae. 

Esp. := EskretJoneponiB. TJ. = Utenu. 

Gp. = 0«mtalponiB. V»g. = Vagina. 

H.=: Hoden. Vd. = Taa defereiu. 

Hb. =: UnndaaugDopf. Wg. = VaBsergefiiß. 

Ot. = Orsriimi. 
Fig. 1. Medianer (etwas schiefer) Sagittelschnitt durch Typhlocodum ßavttm 
(Hehl). 

Bs. = Baacluangnapf. De. = hintere DarmkommiBBiir. 
Fig. 2. Sehematiscbe Rekonatmktion von üemcobt piiifww {CrepL} nach Weg- 
laseong des ütenu. 

Bs. = Baoclisangnapf. Vs. = yeBicnla Bcmioalia. 
Fig. 3. Zwei Qaerachnitte dnrch Beniada j^ngm» (Grepl.). 

a) ani der HQhe des Baachsangnapfes, b) vor demselben. 
Ba, = Banchsaognapf. Dg. = Dottergang. 
Fig. 4. EucatyU nephritica (Crepl.) nach einem Totalpraeparat. 

Gib. = Cirrhosbeatol. 
Fig. 6, lYonopharynx nematoida n. sp. nach einem TotelpiUpantt. 

Drs. = Dotterreserroir. 
Fig. 6—8. OpiMhodüeit« dvpMücoideB n. sp. 
Fig. S. nach einem Totalpi&paiate. 
Fig. 7. Qneischuitt aaf der Hdbe des Ezkretionspoms (Wgm i 

Es = Bndsaognapf. 
Fig. 8. Sogittalachnitt dnrch die hintere EörperhiUfte. 
Eb. = Gndaangnapf. 
Fig.fi- 12. H^metwUpi» (Drepamdotamia) dandeatina (Giepl.). 
Fig. 9. Zwei Haken. 
Fig. 10. OeBchlechtareife Proglottiden. 
Fig. II. Eine Proglottia mit gefülltem Beceptacolnm (Ra). 
Fig. 12. Scolex. 
Fig. 13—16. Taenia midtifi>mü Crept. 
Fig. 13. Scolex. 

Fig. 14. Zwei geschlechtareife Proglottiden. 
Fig. 16. Proglottia mit zur Veaicnla erweitertem Vas defereIl^ 
Fig. 16. Schematiache Bekonstroktion des Uteros. 



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Ein Beitrag 

znr 

Kenntnis der Weichteile der Madreporarier 

Yon 

Alfred Heloke. 

HierzD Tafel XIL 

Eüüeitnng. 

Die Zahl der Korallenwerke ist innerhalb der letzten Jahre in 
höherem Maße dnrch wertvolle Studien vermehrt worden. Die ge- 
samten Resultate bis in den letzten Zeitabschnitt hinein sind dann 
vor allem in dem großartigen Sammelwerke „Trait6 de Zoologie 
concr^te" von Yves Delage n. Edgard H^ronard (4) in grund- 
legender mid leicht zu überblickender Weise im zweiten Bande zu- 
sammengestellt worden. 

Was all diese Untersuchungen des Näheren betrifft, so be- 
schäftigen sie sich meistenteils mit den Gruppen der AJcyonaria 
und Actinien, während das weite und wichtige Gebiet der Madre- 
porarier, wenigstens soweit die weichen Gewebe in Betracht kommen, 
nur recht wenig Berücksichtignng gefanden hat. Ich gebe am 
Schlüsse dieser Arbeit aoBer anderen Schriften ein ausführlicheres 
Verzeichnis der Korallenliteratur von denjenigen Autoren, welche 
in ihren Arbeiten das Hauptgewicht auf das Studium der Weich- 
teile der Madreporarier gelegt haben. 

Der Gmnd, weswegen gerade die Madreporarier so wenig 
studiert worden sind, ist allerdings sehr leicht begreiflich; er ist 
in der für Untersuchungen der weichen Gewebe höchst störenden 
Anwesenheit der au^edehnten Ealkmassen zu suchen, die den 
Polypenkörpem reep. Kolonieen die Stutze verleihen. Es ist mir 
gelungen, bei den von mir untersuchten Anthozoen die sich bietenden 
Schwierigkeiten za Überwinden und genauere Einzelheiten in dem 
Aufbau der betreffenden Madreporarier zu erkennen. Mit HUlfe 
der allmählich reichlicher vor uns liegenden Resultate wird man 
besser imstande sein, die wirklichen Beziehungen der hoch- 
differenzierten Madreporarier zu den Übrigen GiTippen der Antho- 
zoen aufzudecken. 

Die folgenden Auseinandersetzungen machen denn auch nicht 
den Ansprudi darauf, als ein in sich abgeschlossenes Ganzes zu 
gelton, sondern sollen vom vorher erwähnten Standpunkte aus mit 
dazu beitri^en, die Klarheit über die Organisation der Weicbteile 
der Madreporarier zu erhöhen. 



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254 Alfred Heicke: Bin Beitrag znr Eenntnis 

Das Material fSr meine Untersachu^eo erhielt ich von Herrn 
Dr. Walter Yolz. Die Spezies, zur ^nna von Singapore ge- 
hörend, sinci daselbst an der Küste der Insel Polu Bram gesammelt 
worden. Für die Überlassang der Korallen möchte ich an dieser 
Stelle Herrn Dr. Volz meinen Dank sagen. 

Besonderen Dank aber bin ich memem hochyerehrten Lehrer 
Herrn Prof. Dr. Tb. Stnder schuldig, aaf dessen Änr^^nng hin 
die Arbeit im zoologischen Institnt za Bern hergestellt worden ist. 
Herr Prof. Stnder stand mir stets in freundlichster Weise mit 
seinen wertrollen Ratschlägen zur Seite und war mir ferner bei 
der Auswahl der einschlägigen Literatur zum grossen Teile behülf- 
licb, BO dass mir daraus eine wesentliche Erleichterung betreffs der 
Orientierung in dem ansgedebnten Gebiete der Madreporarier erwuchs. 

Die Exemplare sind in ca i^/o Formalinlösung aufbewahrt 
worden und zeigten eine vorzfigliche Konservierung der verschiedeneD 
Gewebe; hierzu will ich nicht unerwähnt lassen, daß es mir gelang, 
durch möglichst vorsichtige Behandlung der Weichteile von der 
Entkalknug bis zur Montienmg der Präparate, zu erreichen, daB 
sie äußerst wenig bei diesen weitschweifigen Manipulationen an- 
gegriffen wurden. 

Methode der EotkalkoDg: Die wichtigste Frage Eor Hentellimg eines 
gnten, znin mikroskopischeD Stndinm geeigneten Objektes ist in unserem Falle 
die der Entfernung der großen Mengen abwesenden Kalkes. Die Uelhoden, 
welche angegeben werden, besleben sämtlich in der Anwendung der ver- 
schiedeusten Slnren, denen ebenso viele Vorteile als Nachteile mgeschiieben 
werden. Vir finden e. B, in von Heiders Abhandlung über die Gattong 
Cladocora (14) einige Notizen über Entkslknngen Von Beider selbst benotste 
nnter anderem CitroDeDsILure, mit welcher er gute Erfolge erzielte, tmd zwar 
wie er meint, deswegen, weil sie wahrscheinlich gleich allen FflanzeiisSaren 
nicht so ver&nderad auf die histologischen Elemente der Weichteile einwirke 
wie die MineraleSureD ; anf die EonEentration der Gitrouensünre komme es nicht 
BO genan an, nur sei es nOUg, die Lösung, welche die zu entkalkenden Korallen- 
BtUcke enthielte, in immerwährender Bewegung zu halten. Dies muü nKmlicb 
ans dem Oninde geschehen, weil sonst die betreffenden Korallen stflcke sehr bald 
mit einer Lege von schwer löslichem citronensauren Kalke übereogeu werden, 
welche die weitere Enttalkung außerordentlich verlangsamt Von Beider hat 
anßerdem noch eine Kombination von Salzsäure und CbloraatriDmlösnng. wie sie 
öfter zur Entkalliong von Knochen benutzt wird, bSutlg versucht und damit 
ebenfalls nnr geringe Veränderungen in histologischer Beziebnng wahrgenommen. 
Dagegen bemerkt er fiber die Anwendung der Salz- oder SslpeteK&nre, daü sie 
an den zarten Gewebaschichten des PolypenkSrpers sehr stark bemerkliche 
StSrungeu hervorriefen. 

loh selbst habe nun den Versuch mit einer mäßig stark konzentrierten 
Lösung von Cilronensäure gemacht und die Vorsichtsmaßregeln dabei beobachtet 
welche von Heider vorschreibt; außerdem habe ich zur Entkalkang die 
Salpetersinre benützt. In welchem Qrade der Eonzentxation die letztere und 
wie lange Zeit ich die KorallenstUcke der Wirkung der Sttnr« aossetxte. werde 
ich weit«r unten anftthren. Ich mSchte hier nur eist erwähnen, daß durch die 



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der Weiohteile der Uadreponrier. 255 

Bebondlang mit CitroneDg&Dre, welche doch immerhin etwas ainttänd) icher ist, 
nicht mebr nsd nicbt weniger histologische Einzelheiten an den einieinen Qe- 
websschiohten von mir erkannt werden konnten kIs an den anderen mit MinenJ- 
eSnre entkalkten Eorallenobjekten. Die Resultate, die ich mit der Salpeter- 
siure-Entkalknng erzielte, müssen als sehr gute bezeichnet werden. Bei An- 
wendung dieser SUnre jedoch scheint mir gerade der Grad der Konsentration 
von nicbt unwesentlicher Bedeatung zu sein. Ich stellte mir drei verschiedene 
LQsDngen her: eine ron 7%, 10% und femer 14%. Die fOr die Unt«rsncbong 
gew&hlten Korall enstticke waren '/,— 1 ccm grofi. In der schwtlchsten LOsnog 
war nach dreimal 24stUndigem Einwirken der Sfiore die voIUtäodige Bntfemung 
des Kalkes nocli nicht erreicht. Bedeutend bessere Dieoste leistete dagegen 
die stfirkere Lttsang von 10%: die Reaktion zwischen 3änre und 'kohlensaurem 
Kalk ging hier von Anfang an intensiver vor sich, nnd die letzten Spuen der 
Kalkmasse waren bereits nach Verlauf von 48 Stauden vollkommen aus den 
Objekten gewichen, nnd es lagen infolge der Einwirkung der Flüssigkeit, was 
Ja nicht zu vermeiden ist, nur sehr geringe Teilchen von lUtgefallenen Geweben 
auf dem Boden der OeflUse. Endlich ist von der 14 Vs Salpetersäure zu sagen, 
daß sie zwar noch viel euei^schere Wirkung auf die Ealkmassen hervorrief, 
und die gewünschte Eutkalknng bereits nach nugeffibr 30 Stunden erreicht war, 
daß diese LDsung jedoch wegen der allzu heftigen Einwirkung, welche das ganze 
Objekt in fortwährende Erschütterung brachte, die sehr empfindlichen weichen 
Gewebe za kräftig angriff, als daß man ein vollauf befriedigendes Resultat in 
Bezog auf die anatomisch -histologischen Einzelheiten erwarten durfte. Uan 
konnte auch bereits aus der Uenge zerstörter reap. durch die heftige Reaktion 
abgerissenen Gewebes, welches in der Flüssigkeit herumschwamm, auf die nach- 
teilige Wirkung schließen. Erwähnt sein mag noch, daß die Flüssigkeit alle 
24 Stunden gewechselt wurde. 

Nach meinen Bed)acblnngen also mnQ ich ohne weiteres der mäßig kon- 
zentrierten IiBanug von 10% Salpetersäure den Vorzug geben, wenigstens nach 
den Erfahrungen, die ich an meinen sämtlichen Präparaten gemacht habe, da 
ich iu keinem Falle den schädlichen Einflüssen dieser Flüssigkeit auf die weichen 
Oewebsscbichten begegnet bin, welche von Heider bei der Anwendung von 
Uineralsänren wahrgenommen hat An dieser Stelle soll noch eine Uethode 
TOD O. von Koch besonders berücksichtigt werden, welche dieser eingehende 
Korall euforecher selbst zuerst bei seinen Untersuchungen in Anwendung brachte 
nnd der er sehr gute Eigenschaften snschreibt Die günstige Seite dieser 
Methode liegt darin, daß man Schliffe des Kelches samt den Weicbteilen anzu- 
fertigen imstande ist. Eine eingehende Beschreibung und Erlänternng dieses 
Verfahrens findet sich im Zool. Anzeiger V. 1. 1878 p. 36. Was den Wert einer 
solchen Art des Studiums der Polypen anbelangt, so kann man sich einerseits 
der bestehenden Tataache nicht erwehren, daß die Eingriffe, welche bei dieser 
nicht sehr einfachen und eine große Geduld erfordernden Behandlung die ver- 
schiedenen Weichteile durchmachen müssen, so sehr bedeutende sind, daß in den 
anatomischen Verhältnissen des TierkSrpers die mannigfachsten Veriinderongen 
vemrsacht werden; andererseits soll hervorgehoben werden, daß in den Sollen, 
in welchen es sich um bloße Dbersichtapräparate handelt, die mit dieser Methode 
eraielten Resultate in jeder Besiehong als ausreicbeude erachtet werden können. 

Ober die weitere BergtelloDg der Ftftparate möchte ich nur noch sagen. 



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256 Alfred Heicke; Ein Beitng m Hpnnfaiia 

dkG sie sowohl mm Stodieren der feinen histologiscbeD Eänselhehen «1« anch 
snr ErUngnng einer aUgemeineren Übersicht in gewBhnheber Weise mit Putiffin 
Bis EinbettnQgsmtUM uigefertigt wurden; ich fahre dies besonders ans dem 
Omnde an, weil von Beider in der oben angegebenen Abhandlnng hemeAt, 
daß bei der Ehitfemnng der Paraffinmassen ans den Schnitten die einulnen 
Teile der Gewebe sofwt durcheinander echwimmen, da iiifolge der Bauart des 
FolypenkOrpers der Znaammeithang der Terschiedenen Paitieen ein sehr loeer isL 
Von Heider bediente sich infolgedessen, nm Längs- und QnerBchnitte durch 
den ganzen Feinen anfertigen zu kSnnen, der Flemmingschen Seife und 
orientierte sieb anf diese Weise über die allgemeinen lAgeraDgaverfafiltiiiaBe des 
Konillenkitrpers. (Näheres siehe in betreff. Abb. p. 646.) 

Auch in diesem Falle hatte ich nicht nBtig, den amstSndlicheren Weg m 
be«chreit«D, da ich nach der EntfeniuDg des Faraffius niemals wesentlidie Ver- 
sehiebangen oder Unklarheiten in den Lagenrngsverhältoiisen der Weiebteile 
beobachtet habe. 

Nach der ESntkalkung der Eorallenstöcke and ihrer EntwAasennig in 
Alkohol wurden die einielnen Schnitte auf eine halbe Stunde in eine H&malaun- 
ISsnng gebracht Dud dann noch für einige Minuten in einer l'/o alkohoUscben 
EosinlOsuDg nachgeHrbt. 

Wenden wir ans nun dem eigentlichen Teile meiner tlnter- 
snchnngen zu. Bevor icli mit der Beschreibuiiff der Korallen be- 

re, ist es TJßlleicht von einiger Wichtigkeit, einen syatematiaGheD 
die Orientierang der Madreporarier notwendigen Fnnkt zu er- 
ledigen. Eb bandelt sich fUr uns nm die Einteünng der zweiten 
großen Abteilung der Anthozoen, nämlich der Actinanthida. Ich 
-will jedoch an meeer Stelle nicht mit der Anzahlung verschiedener 
Systeme ermfiden nnd verweise daher auf die ananihrlichen Dar- 
legungen in dem Werke von Yves Delage u. Edgard Heronard, 
welche eine geschichtliche Übersicht der bisher bestehenden Ein- 
teilungen der Madreporarier geben. Da die im obigen Werke im 
Texte g^ebene Einteilung auf natürlicher Grundlage bMuht, so 
glaube ich mich zu der Annahme berechtigt, daß dieses System 
als vollständig zweckmäßig angesehen werden kann; so gebe ich 
denn im Folgenden in großen Strichen die Einteilung nadi l>elage 
u. Hcrouard an. Die Haaptordnung der Actinanthida wird in 
sechs Unterordnungen eingeteilt: 

1. Hexactinidae, Scheidewände paarig; ohne Ealkskelett. 

% H&eacorallidae, wie die vorhergebenden, aber mit Ealkskelett 

3. Zoantkidae, mit nnr zwei Wachstumszonen symmetrisch in 
den beiden Zwischenfächem za Seiten des ventralen Richtungsfacbes, 
während bei den vorhergehenden Unterordnungen das Wachstum in 
sämtlichen Zwischenfächem vor sich geht 

i. Cerianikidne, Scheidewände unpaarig; nur eine mediane^ 
dorsale Wachstumszone. 

5. Anfhipiähtdae, Scheidewände wie die vorigen; Wachstums* 
zonen in der 4-Zahl und zwar zwei symmetrische latero-ventrale 
nnd zwei latero-dorsale; Skelett entsprechend den Gorgoniden. 



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in Weichteile der Uadrepor&rier. 257 

6. Tetracorailidete, ebenfalls vier Wadistumszoaen Bymmetriech 
verteilt. Symmetrie der Polypen tetraradiär. Ealkskelett vorbanden; 
sfimtlicli foBsil. 

Die HexacfyruÜidae oder Madreporarier, auf welche es in meiner 
Arbeit allein ankommt, werden bei Delage u. Häronard in drei 
St&mme eingeteilt: 

1. Madreporaria aporoea, mit kompaktem Skelett, 

2. Madreporaria Fnngina. Am Skelett ist bei ihnen die Mauer 
im centralen Teile kompakt, sonst wie bei den 

Madreporaria perforata, welche den 3. Stamm der Uexacarallidae 
aasmachen und welche ein ToUkomtnen porösee Skelett nach Art 
eines Schwammgerüstes besitzen. 

Bei den Madreporaria aporoBa unterscheiden dann Delage n. 
H6ronard vor allem zwei wichtige Erscbeioungsformen, die ich in 
ihrer kurzen Charakteristik mit ihren Worten anführen will: 

„A. Aetraeines inermes, chez lesquelles les septes out le bord 
libre enüer; 

B. Astraeines armees, chez lesquelles le bord libre des eeptes, 
de certains au motns eiDon de tone, est denticul^". 

Aus dem Gebiete der letzten Formen sind es wieder die 
„fonnes confluentes", die hier besondere interessieren. Zu ihnen 
gehört außer zahlreichen anderen Gattungen Diploria; ihr sehr 
nahestehend ist nun die Gattung Mueandrina, von der eine Unter- 
gattung Codorla heißt. In diese letztere hinein gehört die VOQ mir 
später beschriebene Spezies Coeloria giTutm». 

Bei den Madreporaria perforata unterscbeideD Delage n. H6- 
rouard die beiden Hauptformen als 

A. Formes simples, 

B. Formes coloniales. 

Letztere zerfallen in eine Reihe von Familien, von denen ich 
besonders die der Poritidae hervorhebe; zu dieser Gruppe gehört 
die von mir untersucht« RJiodaraea Icwrenaei. 

Da ich zunächst mit der BeschreiDung von Rhodaraea lagrenaei 
beginnen werde, so seien hier zur besseren Vorstellung dieser 
Form in kurzen Zügen die wichtigsten Merkmale der Skelettbildung 
angegeben. 

Das Skelett ist zunfichst vollständig porös mit EinbegrifT der 
Septen ; — bei dieser Gelegenheit möchte ich gleich betonen, daß 
ich im Folgenden zum Unterschied von Septen (üe weichen Scheide- 
wände als Mesenterien bezeichnen werde — das Ganze ist auf eine 
Art von Gitterwerk beschränkt, das aus miteinander verschmolzenen 
Trabekeln gebildet wird. Die Kelche — auch hier sei erwähnt, 
daß Ich in Anlehnung an Delage u. Heronsrd's Nomenklatur 
den Ausdruck "calice" (Kelch) flir die Bezeichnung des Kalkkörpers 
und "polype" (Polyp) für die des Weichkörpers benützen werde. 
Die Kelche sind ohne eine Zwischensubstauz von Cönench^m, sie 
sind direkt durch ihre wohl entwickelten Mauern nnt«reinander 
vereinigt, d. h. die Mauern der benachbarten Kelche sind zu einer 

Ank. £ MiteriHiib. J«k>«. IHM. Bd. 1. U. 1. 17 



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258 Alfred Heicke: Ein Beitng rar KenntiÜB 

gemeinsainen Wand verschmolzen. Ahs dieser Verschmalznng eeht 
eine polygonale Form der Kelche hervor, die im allgemeiiien uein 
und nach sind. Kelchwände sind außerordentlich porös. Innerhalb 
der Kelche zählt man gewöhnlich zwölf Septen, wel<^e nur wenig 
entwickelt, in ganz besonderem Maße von Poren durchsetzt sind, 
resp. gerade wie die Uaaem auf ein Drah^tter sich beschränken. 
Von der Basis der Kelche erhebt sich ein Kreis von 5 oder 6 Pali 
zwischen dem freien Rande der Sept«n nnd einer kleinen Golnmella 
im Zentrum des Kelches. In dem Kelche sind femer Dissepimente 
vorhanden, und anch Tabulaa werden angetroffen. Das Vorkommen 
der Qattung erstreckt sich anf den Indischen Ozean, Australien, die 
Philippinen. Die Gattung spielt auch eine beträchtliche Rolle bei 
der Bildung der Korallenriffe. Diese in kurzen ZDgen gegebene 
Cbarakterisiening stimmt vollkommen überein mit den Resultaten, 
welche Maria Ogilvie (27) in ihren ausführlichen „microscop. and 
System, study of madrep. corals" niedergelegt hat 

Nachdem ich so die Stellung von RAodaraea im System der 
Madreporarier anseinandei^esetzt habe, komme ich ntm znr Er- 
örterong der Koralle selbst, 

Rbodarmea lagreaael. 

Die Kolonie hat eine stark anfgewölbte, in kopfartige Hervor- 
ragungen zerfallende Gestalt. Ihre Höbe beträgt nngemhr 12 cm, 
die Breite 5 cm. Die Hauptoberääche ist im Ganzen tuiatt und sitzt 
auf einem ziemlich dicken, nnregelmässig geformten Sti^e auf, der 
sich von der oberen Partie der Kolonie deutlich abgrenzt. Die 
Hügel, welche im oberen Teile vom Stiele ausgehen, zeichnen sich 
durch verschiedene, bald mehr rundliche, bald mehr längliche 
Formen ans. Da ea sich an dem Stiele durchweg am ausgestorbene 
Kalkmassen handelt, während die lebenden Individuen nur in den 
oberen Partieen sich befinden, so kann man daraus den sicheren 
ScblnS ziehen, daß die gesamte Kolonie durch Höbenwachstnm 
allmäh lich weiter wächst Die einzelnen Kelche, welche nach der 
allgemeinen Charakterisierung mit den benachbarten Maaem ver- 
schmolzen sind, begrenzen am oberen Rande schöne reguläre Viel- 
ecke und zwar zum größten Teile pentagonale, während man da- 
zwischen in kleiner Anzahl deutlich hexagonale antrifFL Die hexa- 
gonale Beschaffenheit ist namentlich da gut an meinem Exempliu- 
zu erkennen, wo die Polypen voUständ^ sich in die Kelche zurück- 
gezogen haben, nämlich an der Grenze zwischen Stiel und der 
n>]ßen Oberfläche, d. h. abo, da der Stiel nur noch ausgestorbene 
Kalkmassen aufweist, am Rande der lebenden Masse überhaupt 
Nach der Gattungsdiagnose mUssen wir die pentagonale Form als 
die piimäre Anordnung der Kelche b^eichnen; man könnte ja die 
hexagonale als zufällige Verzerrung ansehen; jene so r^elmäßigen 
Hexaeder aber können schlecht so gedeutet werden. Ich glaube in 
d iesem Falle annehmen zu können, daß eine möglichst große Ans- 
nfltznng der Oberfläche beabsichtigt ist, da man so oft im Tier- 



ogic 



der Weichteila dar Hadreporarier. 259 

reiche, wo eine gUnetige OberfläclienTemrößenmg erzielt werden 
soll, die Form des Hexaeders in Anwendung gebracht findet. 

Die lebende Masse der Kolonie erstreckt sich noch an den 
Seitenwänden entlang ungefähr 3 cm bis zd den Stellen, an weldiien 
der erwähnte Stiel sranen Anfang nimmt Der Sfichtige Beschauer 
eines solchen Korallenstockes wQrde wahrscheinlich in den ein- 
zelnen Individuen, die sich aus der Oberfi£che erheben, lang ana- 
gedehnte, sich tief bis in das Innere erstreckende Tiere Tennuten. 
Machen wir jedoch einen LängsBchnitt durch solch eine Kolonie, 
so ergibt sich folgendes Bild: Die lebende Masse ist im Verfa^tnis 
zu dffln Umfange der grofien Kolonie nar Sofierst gering; sie bildet 
^ne richtige Kruste oder Rinde, die jedoch nicht in gleichmäßiger 
Dicke über die im Laufe des Wachatuns aasgeschiedenen K^- 
massen hinw^;zieht, sondern auf dem Durchschnitte eine sichel- 
förmige Gestalt annimmt, indem sie an ihrer breitesten Stelle, die 
dem Gipfel der Kolonie entspricht, nngefihr 12 — 13 mm hoch ist 
und nach den Seiten zu allmählich an Ausdehnung einbflBt. Dieses 
tSchmälerwerden des Überzuges der lebenden Masse geschieht nicht 
ao sehr auf Kosten der Polypen selbst als der unterhalb der Po- 
lypen gut entwickalten Schicht der Ernährungskanäle, welche sich 
zwischen den zu einem Kalkgertist vereinigten zahllosen Bälkcheo 
verzweigen. 

Die Grenzen zwischen den verschiedenen Zonen, in welche die 
ganze Kolonie in ihrem Aufbau zerfällt, können auf dem Durch- 
schnitte durch den Korallenstock mit bloßem Auge sehr deutlich 
unterschieden werden infolge der verschiedenen Färbungen, welche 
jedem der auseinander zu haltenden Abschnitte zukommen. Damach 
haben wir zu oberst die diurch eine schöne grüne Farbe ausgezeichnete 
Schicht der ekentlichen Polypen; dieselben haben fast an allea 
Punkten der Kolonie eine gleiche Länge von 4 mm. Von ihnen 
ziemlich stark abg^renzt als eine hellgrüne bis gelblich gefärbte 
Zone stoßen wir auf die bereits erwähnte Masse der Ernährungskanäle, 
welche an verschiedenen Stellen eine verschiedene Dicke aufweist, 
wodurch auch der sichelförmige Bogen der lebenden Kolonie auf 
dem Durchnitte markiert ist; die Didce der Schicht der Kanäle be- 
trägt in der Gegend des Gipfels des Stockes Vi cm und verflacht 
sich allmählich mehr und mehr zu einem schmalen Streifen nach 
den Rändern der Kolonie hin. Endlich von dieser Schicht nach der 
Tiefe zu, den ganzen übrigen Umfang der Kolonie ausmachend, 
breitet sich das bedeutend entwickelte Lager der mit der Zeit des 
Wachstums entstandenen abgestorbenen Kalksubstanzen aus, welches 
sofort mit unbewaffnetem Auge an der im G^Dsatze zu den beiden 
vorherigen Abschnitten fast ein reines Weiß darbietenden Farbe zu 
erkennen ist Die Ablagerungen haben die Ursache zur Bildung 
dessen abgegeben, was wir an der Koralle den Stiel nennen; der 
Stiel ist also nicht gleich zu Anfang der Entstehung der jungen Kolonie 
dagewesen, sondern hat sich infolge des Höhenwachstnmes und der 
damit verbundenen steten Ausscheidung von Kalkmeogen entwickelt 

17* 



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Alfred Heiche: Bin Beitrag snr Kenntnis 



Anatomie der Weichteile der Kolonie. 

Die Polypen zeichnen sich trotz des langen Aufenthaltes in der For- 
maliolösung noch dnrcb eine lebhafte grüne Farbe aus; sie sind in eine 
ziemlich emebliche Cönosarkmaaae eingebettet, welche sich dann aU 
das Exosark auf die Polypen fortsetzt, die äuSereKSrperwand derselben 
bitdendj die grüne Färbung des Gönoaarks bat mehr einen Stieb ins 
Dunkle. Das Ganze macht so den Eindruck eines Rasens. Die Ver- 
teilung der einzelnen Polypen gestaltet sich in der Weise, dafi sie 
am dichtesten auf der Höbe der Kolonieoberfläcbe stehen, so dafi 
auf einen Blick von oben überhaupt das Zwische^ewebe des Cöao- 
sarks nicht wahrznehmen ist; je mehr man die fläche nach aoßen 
hin verfolgt, um so größer werden die Abstände zwischen den Po- 
lypen untereinander, um dann scbliefilich an der Peripherie der 
Kolonie die größten Lücken zwischen sich zu fassen; zu bemerken 
ist noch, daß die Polypen, welche die äußeren Teile der Kolonie- 
flache eiDnehmen, etwas kleiner im Bau erscheinen als die dichter 
stehenden in der Mitte. 

Die Polypen besitzen eine regelmäßig cylindrische Gestalt. Unter 
der Lupe betrachtet, sieht man in der mchtung der Längsachse auf 
der Leibeswand der Polypen 2i parallele Rinnen entlang ziehen; 
es sind dies die Furchen, welche im Innern des Körpers den Ansatz- 
punkten der 24 Me8eQt«rien entsprechen. In Verbindung mit der 
Eörperwand steht die Mundscbeibe; dieselbe überdeckt den Polypen 
nicht als eine gleichmäßig ebene Platte, sondern es erbebt sich von 
ihrem Zentrum eine kleine Erhöhung, welche man durch die Lupe 
deutlich wabmehmen kanu, und die am besten mit dem Namen 
eines Hypostoms zu bezeichnen ist. Es bandelt sich um häufiger 
beobachtete Bildungen, wie sie z. B. auch Fowler (9) bei der 
Spezies Seriatopora subulaia beobachtet hat. Auf dem Hypostom 
liegt die Bchlitzi<5rmige Mundöffiinng, die in das nach der Tiefe sich 
erstreckende Stomodäum fuhrt. Auf der Huudscbeibe erbeben sieb 
24 Tentakel in derselben grünen Farbe, wie sie die Polypen selbst 
besitzen. Da die Tentakel sämtlicher Polypen ausgestülpt sind, was 
sonst an konservierten Exemplaren eine große Seltenheit ist, wemi 
nicht gar ausgeschlossen erscheint, so legt diese anS'allende Er- 
scheinung die Vermutung sehr nahe, daß die Tentakel überhaupt 
nicht einziehbar sind; zu diesem Verhalten, würde auch die starre 
Beschaffenheit der Tentakel in ihrem Aufieren gut passen. Die 
Tentakel sind nicht solide, sondern erweisen sich als Hohle SchlSucbej 
eine Ofhuug der Schläuche an der Spitze der Tentakel, wie man 
sie bei den meisten Korallen antrifft, fehlt. Die Vermutung, daß 
die Tentakel bei unserer Koralle nicht in den Polypenkörper zurück- 
gezogen werden können, gewinnt vor allem durdi ihr Verbalten an 
stark kontrahierten Polypen an Wahrscheinlichkeit. Die Tentakel 
sind in solchen Fällen niemals irgendwie eingestülpt, sondern werden 
in ausgestrecktem Zustande mit der Mundscbeibe beim Zusammen- 



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der Weiohteile der Madreporarier. 261 

ziehen der Polypen in die Tiefe gezogen; man sieht dann gewöhn- 
lich Dor die Spitzen der Tentakel an der Oberfläche hervorragen. 
Ahnliche Yerh^tmsse finden wir z. B. bei Moseley (25) angerotirt, 
nod zwar schreibt er über T^eptopemts dwcus „the tentacles are pro- 
bablj absointely non-retractüe." 

Was die Gestalt der einzelnen Tentakel anbetri&t, so stellen sie 
rnndliche kegelartige Gebilde dar, die mit einer breiteren Basis von 
der Mundscheibe entspringen und am Ende eine gut abgegrenzte 
knopfiormige Anacbwellung tragen; letztere ist auch leidit an der 
helleren grünen Farbe zu erkennen. Die Knopüform ist eine häufigere 
Erscheinung bei den Madreporariem, von Moseley und Fowler 
oft gefunden worden. Über dem Knopfe der Tentakel sieht man 
mit schwacher Vei^rSßemng bereits noch einen differenzierten Teil. 
Bei starker Vei^rößerong betrachtet, zeigen sie einen das Licht 
schwach brechenden Saum, der gleich einer Kappe aufsitzt; die Be- 
deutung dieses Endgebildes werden wir später im histologischen 
Teile noch näher erfehven. 

Gehen wir jetzt nochmals auf den Habitus der Tentakel zurück, 
so finden wir bei einigermaßen genauerem Hinseben, daß die Ten- 
takel eines Polypen nicht alle in der Größe übereinstimmen. Die 
sechs Tentakel aer ersten Ordnnng stehen den anderen an Länge 
nach, haben dafür aber einen wesentlich größeren Querdurchmesser; 
die Tentakel des zweiten Entwicklungalcreises, schmäler als die 
vorigen, zeichnen sieb durch ilire besondere Länge aus, und endlich 
der dritte Cyklns setzt sich aus Tentakeln zusammen, welche an 
Umfang ungefähr denen der zweiten Ordnung gleichgestellt werden 
können, an Länge eine Mittelatellung zwischen den beiden anderen 
Kreisen einnehmen. 

Im Allgemeinen machen sich die GrÖßenverhältniBse der Ten- 
takel der Anthozoen in der Weise, wie sie nachfolgendes Schema, 
dem Werke von Delage u. Herouard entnommen, angibt. Sie 
schreiben: „Was die Zuil und die Größe der Tentakel anbetrifft, so 
ist darSber zu bemerken, daß die erstere um so weniger feststeht 
und die letztere um so unbeständiger ist, je größer £e Zahl der 
Cyklen überhanpt ist Gewöhnlich sind die Tentakel, welche immer 
höheren Kreisen angeboren, kürzer als die der vorhergehenden 
Ordnung. Die Größenverhältnisse in den verscliiedenen Tentakel- 
kreisen gestalten sich jedoch nicht immer in diesem Maßstäbe. Fol- 
f^ende Emteilung kann man aufstellen, um die verschiedenen Mög- 
icbkeiten zu zeigen, welche in Bezug auf die Länge der Tentakel 
bei den Anthozoen vorkommen: 

1. Tentakel: isacmiens, sämtlich gleich in der Länge; 

2. Tentakel: endacmiens, diejenigen der inneren Cyklen länger; 

3. Tentakel: m6sacmiens, die mittleren Cyklen länger, 

4. Tentakel: esacmiens, die der äußeren Cyklen länger.*' 
Wenden wir diese Aufzeichnung auf Rkodaraea an, so mOssen 

wir diese Species in die Gruppe einreihen, in welcher man die unter 
No. 3 bezeichneten Tentakel antrifft. 



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363 Alfred Heieke: Ein Beibvg tot Kenntnis 

Betreffs der Anordnung der Tentakel soll erst daa normale Ver- 
balten kurz angegeben werden, da ich noch auf eine Abweichung 
an meiner Eorcule zu sprechen kommen werde. Das Wachstum der 
Tentakel steht in innigem Zusammenhange mit dem der PolTpen- 
körper; so kommt eine Entwicklung in verschiedenen Kreisen zu* 
Stande. Der erste Entwicklungscyklns ist in unmittelbarer N&he um 
die Mnndöfhung immer in der Zahl von sechs aufgestellt Die Ten- 
takel des zweiten Cyklns^ welche die Zwischenräume zwischen den 
sechs Tentakeln der zweiten Ordnung ausfüllen, stehen in einigem 
Abstände nach dem Rande der Mundscheibe zn, so einen größeren 
Kreis bildend. Der dritte Entwicklungskreis, in meinem Falle zn- 
gleich der letzte, besteht aus 12 Tent^eln, da er nach dem Prinzip 
des zweiten Qyklns wiederum die Zwischenräume der vorhergehenden 
Tentakel einnimmt; dieser Kreis befindet sich am weitesten nach 
anBen in nächster Umgebung des Randes der Mnndscheibe. Die 
Tentakel bilden im Vergleiche zum inneren Bau die Anssttilpungen 
ebenso vieler Bionen- und ZwiBchenfächer; oder vom Skelett aus- 
g^angen wSrde Über jedem Septum ein Tentakel stehen. Soweit 
Sber die Aufstellung im Typus. Abweichungen sind Öfter beob- 
achtet worden. 

Studef (30) ftihrt in seiner Arbeit „Beitrag zur Fanna der 
St«inkoraUen von Singapore" folgendes an. Es nandelt sich dort 
am den Charakter der ^Ordnung der Tentakel bei der Unterordnng 
der Fnngiacea; Dana stellte sie zuerst als eigene Gruppe auf, unter 
anderen Merkmalen die meist zerstreut stehenden Tentakel er- 
wähnend; Stnder findet, daB wenigstens fllr Fungia dies nicht be- 
stätigt werden kann, da die Tentakel in deutlichen Kreisen geordnet 
auf der ftfnndscheibe ständen, und sagt dann weiter: „Die nenen 
Tentakel entstehen nach Bildung eines Septalcykhis regehnäBig auf 
der neu gebildeten Kammer; teilt sich die Kammer wiedw durch 
Bildung eines neuen Septums, so rückt das Septum soweit vor, daß 
es no(£ nnter die Basis des Tentakels kommt und dieser dann auf 
dem nächst-j fingeren Septnm reitet." 

Hoseley ferner beschreibt einen Fall von ungewöhnlicher 
Tentakelstellung in dem Werke „On the deep-sea cor^e." Der in 
Frage kommende Befund ist bei StephanopnyUia formonanma ge- 
mannt worden. Die Anordnung ist folgräidermf^en : Es können 
Tentakel von fünf verschiedenen Ordnungen unterschieden werden, 
welche symmetrisch in gleichmäßigen Zwischenräumen vom Zentrum 
der Mundscbeibe aus aufgestellt sind. Dem Hund am nächsten, 
ungefähr im zweiten Drittel der Strecke von dem Zentrum der 
Mundscheibe bis zum Rande der Koralle hin, ist ein Kreis von 
sechs Tentakeln Über den primären Septen gelten. Auf diese sechs 
Tentakel erster Ordnung folgt eine Zone von gleichfalls sechs Ten- 
takeln, welche die vorhergehenden etwas an &röße übertreten und 
von ihnen in kleinerer EnUemung näher dem Rande der Koralle zn 
aufgestellt sind; diese Tentakel sind in der Achse der Septen zweiter 
Ordnung gelegen. Nach diesem zweiten Teptakelkreise kommt einer 



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der Weicbt«tle dar Hsdrepararter. 263 

aus zwölf kleinen Tentakeln bestohand; diese aber stehen nicht, wie 
es in normaler Weise zn erwarten wäre, über den Septen dritter 
Ordnung, sondern befinden sich in naher Umgebung der Tentakel 
zweiter Ordnung, immer je einer zu beiden Seiten derselben, aller- 
dings wiederum um eine kleinere Strecke dem Rande der Mund- 
scheibe nüher gerückt. Äufierdem sind zwischen jedem Septum erster 
und zweiter Ordnung noch drei Tentakel verteilt, welche zugleich 
an Umfang die kleinsten sind. Im Ganzen zählt Moseley bei jener 
Koralle sechzig Tentakel; daß die Tentakel der verschiedenen ^nen 
sich durch verschiedene Färbung auszeichnen, entbehrt fiir una der 
Bedeutung. Ähnliche Merkmale wie die geschilderten hat Moseley 
auch bei dem Tieisee-Genus der Actinien CoraUimorpkua gefunden; 
auaftihrlich darQber ist in Delage u. HSrouard geschrieben. 

Wahrscheinlich würde man außer den hier angeführten Fällen 
noch manche andere Abweichungen vom eigentlichen Typus bei 
näherer Untersuchung dieses Punktes wahrnehmen. Überhaupt können 
die meisten Einzelheiten im Bau der Weichteile aus dem Grunde 
noch nicht genügend gewürdigt werden, weil man in Ermangelung 
einer aasreidienden Kenntnis bei den Madreporariem zumeist aarauf 
angewiesen ist, von der Morphologie der Skeletteile erst in sekun- 
därer Linie aof die Verteilung der weichen Gewebe Schlüsse zn 
ziehen; der richtige Weg hing^en, sich ein maßgebendes Bild vom 
Aufbau der EoraDe zu geben, 11^ entgegengesetzt, da ja gerade 
die Kalkmassen von den primären Weltteilen erst Sekunda aus- 
geschieden werden. 

Auch betreffs der Anordnung der Tentakel pind obige Worte 
von gewisser Wichtigkeit, da man bei solcher Berücksichtigung eine 
bessere Parallele zwischen Tentakeln und innerem Bau der Polypen 
ziehen kann. 

Bei Rhodaraea stellt sich die Anordnung der Tentakel folgender- 
maßen dar. Der erst« Cydns der gesamten 24 Tentakel oesteht 
wie gewöhnlich bei den Anthozoen ans sechs Tentakeln in einiger 
Entfernung um die Mundscheibe herum. Auf diesen Kreis fdgt 
unmittelbar am Rande der Mundscheibe eine Zone, die aus den 
übrigen 18 Tentakeln zweiter und dritter Ordnung zusammengesetzt 
ist; wenigstens bei den meisten Polypen habe ich es so gesehen; 
bei einigen kann allerdings noch ein Unterschied wahrgenommen 
werden, da die sechs Tentakel zweiter Ordnung etwas vor den 
anderen zwölf nach dem Zentrum der Mnndplatte zu auigestellt 
sind. Im Verhältnis zu dem inneren Aufbau des Korallenkorpers 
haben sämtliche Tentakel jedoch das Gemeinsame, daß nur die sechs 
primären Tentakel sowie diejenigen sechs zweiter Ordnung sich als 
Ausstülpungen der Radialkammem erweisen; die zwölf Tentakel der 
dritten Ordnung jedoch sind derartig aufgestellt, daß je zwei von 
ihnen dicht zu jeder Seite der Achse zu stehen kommen, welche 
man sich durch die Mundöffnung und die ältesten Tentakel gezogen 
denkt; (Taf. Fig. 1.) darnach bilden sie keine Fortsetzungen der 
Kammern, sondern entsprechen vielmehr den Scheidewänden der 



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264 Alfred Heicke: Bin Beitrag nr KenDtnis 

ersten Ordnung, anf welchen sie gewissermafien reiten. Eine gröfiere 
Ähnlichkeit weist dieee Art der Aufstellung mit der von Moseley 
bei Stepkanopktfüia formo»iagima beobachteten auf, wenn man bei 
ihr ebenfalls das Verhältnis der Tentakel zn den Mesenterien be- 
rGckaichtigen wollte, nor mit dem Unterschiede, daß dort die Ten- 
takel der dritten Ordnung ungefilhr fiber den Mesenterien des 
zweiten Entwickelungscjklus' stehen. Zur Erklärong der besonderen 
Lage der zwölf Tentakel der dritten Ordnung bei unserer Species 
muB man zn der Annahme kommen, daß es sich um ein Wegrücken 
der Tentakel handelt; die Ursache kann vielleicht in dem Raum- 
mangel gesucht werden, den die letzten Tentakel bei ihrer Ent- 
wickloDg voriindeo und welcher sie zwingt, sich zwischen die sechs 
Tentakel vorheivehender Ordnnng einzupressen, da die letzteren be- 
reits dicht am Bande der Mnndscheibe stehen. 

Beim Kapitel über die Tentakel komme ich nun zu einem 
andern erwähnenswerten Punkte, welchen ich in der Literatur nicht 
angeführt gefunden habe. 

An einzelnen Tentakeln von l'olypen, in der gesamten Kolonie 
waren es drei solcher Tentakel, beobachtete ich kleine knollenartige 
Aaswüchse, ziemlich nahe an dem Ende der Tentakel. Die Oebilde 
zeigten dieselben knopfartigen Aufsätze, wie ich sie bei der Be- 
Bchreibang der Gestalt der Tentakel geschildert habe; auch besaßen 
sie dieselbe bellgrüne Färbung, welche allen andern Tentakelenden 
zukommt. (Fig. 2.) Als ich nun nach mehreren solcher ungewöhn- 
lichen Erscheinungen an den Tentakeln suchen wollte, stieß ich auf 
zwei Polypen, deren Mundscheiben anstatt der üblichen 24 Tentakel 
noch einen überzähligen trugen. Infolge dieses Zufalles war ich 
leicht imstande, die Bedeuttmg der Auswüchse festzustellen; ein 
innerer Zusammenhang mit dem überzähligen 25. Tentakel war sicher. 
Einschalten möchte ich hier noch, daß die Tentakelauswüchse nur 
an den die Peripherie der Mundscheibe einnehmenden Tentakeln vor- 
kamen, und dsiß die überzähligen Tentakel ebenfalls dem äoßersten 
Cyclus angehörten. 

Meine Vermutung, daß es sich bei diesen Erscheinungen um 
sehr vereinzelte Vermehrung der Tentakel durch laterale Knospung 
handelt, wurde dnrch die mikroskopische Untersuchung der be- 
treffenden Polypen bestätigt. Die angefertigten Län^dmitte dw 
in Frage kommenden Tentakel ergaben das t^ische Bild, wie man 
es von der Knospung irgend eines niederen Lebewesens hinreichend 
kennt. (Fig. 3.) Wir hiu>6n den Übergang der drei Gewebsscbichten 
und des Tentakellumena auf das Neugebilde, und die Knospe nimmt 
allmählich die Form des ausgewachsenen Tentakels an. 

Daß wir es nicht mit der Erscheinung von Nebententakeln zu 
tun haben, wie sie bei dem B^inn eines neuen Wachstnmstadiums 
der Polypen aufzutreten pfi^en, geht zur Genüge aus der Tatsache 
hervor, daß die von mir untersagte Species überhaupt nicht Über 
das Stadimn von 24 Tentakeln und 24 Scheidewänden ninauswSchat. 
Eine vollkommen für sich isolierte Vermehrong stellt der Voi^ang 



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der Weicbtaile der Uadreporarier. 265 

auch insofern dar, als der innere Aufbau der Polypen, an ivekhen jene 
Knospen odei' '^5 Tentakel festgestellt wurden, in keiner Weise in Bezug 
anf die Anzahl der Mesenterien oder Kammern beeinflußt worden ist. 

Gehen vir nun auf den Bau der Tentakel in histologischer 
Beziehung ein. 

£e sind vor allem die drei Gewebsschichten als Ektoderm, 
Mesodenn und Entoderm von einander zu trennen. Das aus 
cylindriscben Zellen bestehende Epithel der Oberfläche der Ten- 
takel Uberkleidet dieselben nicht in gleichmäßiger Ausdehnung 
von der Spitze bis znr Basis, sondern hat seine geringste Aus- 
dehnung im oberen Teile des Tentakels, während es nach der Basis 
zu allmählich an Dicke zunimmt. Auf den besondern Charakter 
des Ectodenns werde ich unten eingehender zuiückzukommen haben. 

Das Mesoderm durchzieht den Tentakel als ein gleichmäßig 
breites Band, das nn keinem Punkte irgend welche Struktur er- 
kennen läßt und einer einfachen Stützlamelle gleichznstellen ist 

Was endlich die innerste Zellenschicht des £ntoderms anbelangt, 
so habe ich eine typische Epithellage, wie sie dieser Schicht eigent- 
lich eigen ist, nicht gesehen. Es waren hier Überall dichte L^;en 
von zäilreichen mehr rundlichen Zellen eingebettet, mit dentOch 
wahrnehmbaren Kernen in ihrem Innern, so daß oft genug die 
Tentakellnmina von derartigen Zellen erfiillt waren. 

Auf das äußere Epithel der Tentakel folgt eine Schicht von 
Längsmuekelfasem, die auf dem Rande der bindegewebigen Stütz- 
substanz aufliegen und nur aus einer einfachen Lage bestehen. Die 
schwache Ausbildung der Längsmuskulatur ist auf die Eigentüm- 
lichkeit der Tentakel zurückzuführen, daß sie nicht einziehbare 
Gebilde sind. Eine zweite zirculäre Muskelfaserschicht, wie sie in 
den meisten Fällen zwischen der Stützlamelle und den Entoderm- 
zellen ausgebildet ist, habe ich nicht anfanden können ; auch dieser 
gänzliche Mangel von innerer Muskulatur ist ohne Zweifel mit der 
Nicht- Einziehbarkeit der Tentakel in Zusammenhang zu bringen. 

Bevor ich die Beschaffenheit des Ectoderms näher ins Ange 
fasse, will ich noch bemerken, daß ich, da die untersuchten Korallen 
in Bezog anf die histologische Zusammensetzung der Gewebe zum 
größten Teile mit dem Aufbau der Acdnien tibereinstimmeo, darauf 
verzichten kann, alle bekannten Einzelheiten anzugeben; ich ver- 
weise daher vor allem auf Hertwig's „Äctinien" der Challenger- 
expedition (1 6), auf Gebrüder Hertwig's umfangreiche Unter- 
suchungen der Actinien (17), auf die iUnf Abhandlungen von Fowler 
„on the anatomy of the Madreporaria" (7 — 11); andere Arbeiten 
sind am Schlosse dieser Schrift aufgezählt. 

Die Nematoblasten zwischen den Ectodennzellen sind mehr oder 
weniger spindelförmig; der Nesselfaden im Innern ist kaum zu er- 
kennen. Konzentriert haben sich die Nematoblasten in größerem 
Maße an der Spitze der Tentakel und zwar als jene kuppelformigen 
Aufsätze, von denen ich bei der makroskopischen Beschreibung der 
Tentakel bereits gesprochen habe. Zwischen den sehr langen Cylinder- 



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266 Alfred Heicke: Ein Beitrag snr K»iitiiü 

Zellen der Tentakelspitze liegen die dunkel gefärbten Nessetz^en 
eingebettet Man triEFt solcne mit NesselzeUen gespickten SteUan 
an den Spitzen der Tentakel ab nnd zn an. öfter iMobachtet sind 
dieselben Ton Fowler; z. B, bei Heriatopora (9) beechrabt Fowler, 
daß die Tentakel an ihrem Ende mit einer von der äbrigen Partie 
des Tentakels stai^ al^^renzten Anschwellong versehen seien, in 
denen eine ganz bedeutende Menge von Nematocysten an^ehäaft 
sei; er bezeichnet diesen differenzierten Abschnitt als eine euudne 
Batterie von Nematoc^sten ; in ähnlicher Weise ist dies ferner der 
Fall bei Pocülopora brevicomü, Ciadocora nnd noch einigen anderen 
Korallen. 

Eine ziemlich anflallende Erscheinong an dem Ectodenn ist 
der große Reichtum an Kernen nnd zwar an der Spitze der Ten- 
takel, wo die zahlreichen Nesselkapseln vorhanden sind. Eine Er- 
wähnung dieses Vorkommnisses findet sich bei von Heider (14). 
Er gibt zn, daß diese Anhänfimg von Kernen znm TeO auf Kontraktion 
der Gewebe zarGckzufohren sei, andererseits neigt er zor Annahme, 
daß diese als selbststündige Kerne ao^nfassen seien, welche die 
Grundlage inr Zellen zmn Ersätze verloren gegangener Ectoderm- 
elemente abgäben. 

Zorn Sdilnsse dieses Kapitels aber die Beechreibong der Tea- 
takel komme ich nun zn der wichtigsten nnd interessantastui 
Eigentümlichkeit, durch welche die histol<^ische Znsammensetning zn 
einer von allen anderen Korallen stark abweichenden gestempelt 
wird und welche geeignet ist, ein specifischee CSiarakteristikam (&r 
die von mir untersuchte Rhodarata abzugeben. 

Beim ersten Bb'ck auf einen Qnenchnitt eines Tentakels durch 
das Mikroskop bei schwacher Vergrößerung fallen uns so^eicfa 
5—8 ziemlich ^eicbmäßige Anschwellungen auf (Fig. 4); äe be- 
ginnen ungefähr im ersten Drittel des Tentakels von oben gerechnet: 
die Rekonstruktion an der Hand der Serienschmtte l&ßt erkenneD, 
daß die genannten Anschwellungen rasch an Dicke znnehmeo ond 
dann in etwas seichterem Bogen nach abwärts vn^aufend bald in 
das Niveaa des gewöhnlichen Epithels der Tentakel wied«- äber- 
gehen. Ist also solchei^estalt an jeder Anschwellung ein kurzer 
Schenkel nach dem Ende der Tentakel zn von einem etwas ISagerm 
nach der Basis ziehenden zu unterscheiden, so ist ee dennoch be- 
rechtigt, die Gebilde als knop^rmige zu bezeichnen; ich hebe diesen 
Umstand aus dem Grunde mit Abeicht hervor, weil Fowler in 
seinen Studien bei einigen Madreporariem wie FlabeUvm, Steokamo- 
ti-ochiu und Lophohdia, Erscheinungen an den Tentakeln besdreibt, 
welche in ihrer äußeren Gestalt mit den von mir geschildertan eine 
so unverkennbare Ähnhchkeit anfwrasen, daß man beide zweifellos 
identifizieren wnrde, wenn nicht der histologische Ban den völlig 
anderen Charakter der Anschwellungen bei Rhodarata ergeben 
wDrde. Fowler spricht bei der Beschreibung jener knopfformigen 
Differenzierungen des Ectoderms von Bildungen, die voDstindig 
fibereinstimmen mit den Batteriewi von Nematocrsten. 



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der Weiohteile der Uadreporarier. 367 

Als ich zum ersten Male die bewußten AuschwellangeD auf 
dem Querschnitte beobachtete, war ich denn anch der Meinung, daß 
sie mit den bekannten von Fowler gesehenen gleichznstellen wären; 
bei näherer Betrachtung aber tmd einer Vergleichung mit den 
Batterieen fiel doch deuÜich anf, daß bei aller Ubereinstinunung in 
der Form die charakteriBtischen Nesselzellen vollkommen fehlten. 
Vielmehr entdeckte ich die interessante Tatsache, daß es sich bei 
diesen Gebilden um Anhänfungen von Sinneszellen bandelte, indem 
ich an verschiedenen Epithf^ellen kleine verhältnismäßig dicke 
Fortsätze wahrnehmen konnte, welche &*ei in das äußere Medium 
hineinragten; die letzteren waren schwer zu erkennen, weil des 
Licht von ihnen nur wenig gebrochen wurde, dann aber waren sie 
in den meisten Fällen gamicht mehr erhalten, denn die ursprüngliche 
Konserrierung des Materiales war nicht fllr so feine histologische 
Untersuchungen bestimmt 

Was ich an den mit Bämalaon und Eosin behandelten Prä- 
paraten herausfinden konnte, war außer diesen Zellfortsätzen nur 
noch, daß die Sinneszellen durch ihre besondere Länge ohne große 
Schwierigkeit unterschieden werden konnten. Eine weitere Be- 
schaffenheit in der Anordnung dieser Sinneskörper war die, daß sie 
wie bei vielen höheren lleren schalenlormig nach Art einer Zwiebel 
zusammengestellt waren. 

Es war mir klar, daß diese Gebilde speziell f^r die Aufiaahme 
von Sinneseindrücken, die von der änßeren Umgebung auf die Polypen 
einwirkten, bestimmt waren: also mußte unbedingt ein Zusammen- 
hang der Sinneszellen nüt Nervenfasern reep. Nervenzellen bestehen; 
diese an den Schnitten zu erkennen, war die Hämalaon-Eosinßirbung 
nicht die geeignete. 

Bevor ich jedoch in der weiteren Besprechung dieser merk- 
würdigen Bildungen fortschreite, ist es vielleicht nicht unangebracht, 
in Kürze das Wichtigste anzufahren, was bisher aus den Forschungen 
fiber die Punkte bekannt ist, bei denen die Anlriahme der Sinnes- 
eindrücke in Frage kommen, soweit sie bei meinen Untersuchungen 
von Nntzen sein können. Über die Hadreporarier läßt uns die 
Literatur derartig in Bezug auf dieses Gebiet im Stiche, daß wir 
anf die Angaben, welche sich anf die Anthozoen ohne zusammen- 
hängendes Skelett erstrecken, angewiesen sind, obwohl auch hier 
nicht in dem wünschenswerten Umfange gearbeitet worden ist, wie 
es von Rechtswegen auf diesem so interessanten Gebiete hätte ge- 
schehen sollen. Ich kann mich daher in dieser Sache nur auf die 
Auslassungen von Delage u. Herouard und vor allem auf die 
gründlichen, äußerst wertvollen Untersuchungen der Gebrüder 
Hertwig in ihrem Werke über -die Actinien mit besonderer Be- 
rücksichtigung des Nervensystems'' stützen. Außerdem kann auch 
die Abhandlung von Krukenberg über „die nervösen Leitnngs- 
babnen in den Polypen der Alcyoniden" (23) bei der Betrachtung 
des Nervensystems in Anspruch genommen werden. 



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268 Alfred Heicke: Ein Beitng znr EenolniB 

Bei Delage u. Herouard finden wir in dem Kapitel, welches 
über die Struktur der Octanthiden handelt, hervorgehoben, daß die 
stärkste Ausbildung des ectodennalen Nervenlagers au den Tentakeln 
and der Mnndecheuie anzutreffen ist; die Beschaffenheit des Nerven- 
lagers ist die gewöhnliche, indem wir Nervenfasern als Ver- 
längerungen von spezifischen Sinneszellen und die zwisdieo den 
Fasern eingeschalteten Ganglienzellen zn unterscheiden haben, welche 
Uirerseits wiederum Ausläufer zu den Muskelfasern hineendea. 
Ähnlich heißt es in der Beschreibung der nervösen Elemente bei 
den Hexactiniden ; das Ectoderm ist besonders ausgezeichnet durch 
die Anwesenheit von Sinneszellen, die zwischen den gewöhnlichen 
Wimperzellen zerstreut liegen, mit dieser in ihrer Gestalt eine große 
Ähnlichkeit zeigen, aber an Stelle der Gihen je eine stärkere Sinnes- 
borste tragen. Die Sinneszellen haben eine oder mehrere sehr 
deutlich ausgepräfte Verlängerungen. Unterhalb der Sinneszellen 
kommt ein Nervenlager, welches in den meisten Fällen von bi-, tri- 
und multipolaren Ganglienzellen gebildet wird; eingelagert sind 
diese Gan^rlienzellen in ein reiches Netzwerk sehr feiner Fibrillen, 
welche sich mit den nervösen Verlängerungen der erwähnten Ganglien- 
zellen in Verbindung setzen. Bemerkenswert ist auch in dieser 
umfangreichen Gruppe der Korallen die Fülle der Sinneszellen und 
Nervenzellen in der Mundscheibe, ferner der große Reichtum der 
nervösen Elemente in den Tentakeln, besonders g^en das Elnde 
derselben, welches von allen Körperregionen des Polypen im aus- 
gedehntesten Maßstäbe mit den Nervenelementen besetzt ist. 

An keiner Stelle bei Delage u. H^rouard jedoch finden wir 
die Erwähnung irgend welcher eine bestimmte Gestalt besitzender 
Differenzieningen von Sinneszellen, wie ich sie bei meiner Species 
beobachtet haoe. 

Krukenberg ist auf Grund seiner eingehenden physiologischen 
Experimente, die er besonders an verschiedenen Species von Xenia 
angeführt hat, zu sicheren Resultaten in Bezug auf die Verttiilong 
der Nervenbahnen in dem Polypen dieser Korallen gekommen. Es 
ist fest^stellt worden, daß durch sämtliche Teile des Polypen- 
körpers leitende Nervenfaserstränge ziehen ; bei den Versuchen zeigt 
sich, daß das Gebiet der Tentakel besondere gangUöse Apparate 
aufweisen müsse, da bei Einwirkung von äußeren Reizen eine starke 
Reaktion an den Tentakeln sich bemerkbar macht. So ergab sich 
denn die Tateache, daß allerdings in den Tentakeln eine besonders 
starke Anhäufung von Sinneszellen zwischen dem gewöhnlichen 
Epithel vorhanden ist, ohne daß jedoch bestimmte Gebilde, denen 
die Funktion der Aufnahme äußerer Reize zukäme, gefunden werden 
konnten. 

Ziehen wir schließlich die Resnltate zusammen, die sich ans 
den exakten histologischen Studien der Gebrüder Hertwig ergeben, 
80 müssen wir folgende Hauptsätze im wesentlichen hervorheben: 
„Die Sinneszellen finden sich im Ektoderm der Mundscheibe und 
der Tentakel überall ziemlich gleichmäßig vor; nur an der Spitze 



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der Weichteile der Uadi'eporarier. 269 

der Tentakel mögen sie vielleicht in größerer Anzahl vorhanden 
sein. Einen vollständigen Einblick in ihre Verteilung zu gewinnen, 
w&F nicht möglich, da man bei Durchmusterung des Ektodenns von 
der Fl&cbe seine einzelnen Elemente nicht von einander zu unter- 
scheiden vermochte*'. Die Form der SinnoBzellen wird als Snßerst 
fein und fadenförmig bezeichnet Eine erhebliche Verschiedenheit 
ist zwischen den Stützzellen und Sinneszellen vorhanden, indem 
letztere anstatt der zahlreichen Flimmern nur ein einziges Haar be- 
sitzen, „^9r und da wurden auch deren zwei beobachtet". Über 
die feinen detaillierteren BeschaGTenheiten der Sinneszellen, die au 
dieser Stelle weniger in Frage kommen, kann ich auf die dies- 
bezüglichen Untersuchungen der Gebrüder Hertwig (17) hinweisen, 
denen es gelungen ist, durch ausgezeichnete Ausführung von 
Isolationsmethoden den ganz genauen Aufbau solcher Sinneszellen 
zu studieren. 

Was die Art und Weise der Verteilung und Gestalt der 
Ganglienzellen anbetrifft, so soll kurz aus den Ergebnissen der ge- 
nannten Forscher angefahrt werden, daß es sich um ziemlich an- 
sehnliche, eutweder halbkuglige oder mehr spindelförmige Proto- 
plasmakörper mit einem rundlichen Kern versehen handelt; sie 
liegen mehr in der Tiefe des Ektoderms und stehen vermittels Aus- 
läufer mit einem Lager von Nervenfasern in Verbindung. 

Wir haben bipolare Ganglienzellen, die aber im Allgemeinen 
seltener beobachtet werden, ferner tripolare Ganglienzellen, welche 
sich häufiger in allen verschiedenen Größen finden, nnd endlich 
mnltipolare Ganghenzellen, die nach Gebrüder Hertwig im Durch- 
schnitt an Zahl zu Überwiegen scheinen. Es ist mit ziemlicher 
Sicherheit festgestellt worden, daß diese Ganglienzellen ursprünglich 
weit höher im Epithel gelegen haben, wo sie als Sinneszellen 
funktionierten; erst nachtr^lich wurden sie mit d6r anderen Funktion 
betrant, nachdem sie mit Veränderung ihrer Form in die Tiefe ge- 
rückt sind, wie ein gleicher Vorgang sich an den Epithelmuskel- 
zellen vollzogen hat. 

Sehen wir schließlich noch, welche Resultate in der Arbeit 
über die Actinien in Bezug auf die Anwesenheit von Sinnesorganen 
erzielt wurden, so heißt es dort: „Überall im Actinienkörper stimmen 
die Sinneszellen in ihren äußeren Merkmalen überein, nirgends 
haben sie sich, wie es bei den Medusen allgemein der Fall ist, zu 
specifischen Sinnesoi^anen, sei es zu Hörorganen oder zu primi- 
tiven Augen oder zu besonderen Tastapparaten weiter entwickelt". 
Infolge des zu Tage tretenden geringen Differenzierungsgrades, 
heißt es dann, haben die Sinneszellen fast überall eine gleichmäßige 
Verbreitung, 

Wenn ich nun nach dem Gesagten über die wichtigsten Tat- 
sachen bezüglich der Anwesenheit des Nervensystems in Verbindimg 
mit den Sinneszellen mit der Beschreibsng der von mir beobachteten 
Sinneagebilde fortfahre, so habe ich gleich zu bemerken, daß ich 
für eine bessere Erkennung der histologischen Struktur einige 



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270 Alfred Heicke: Ein Beitrag tax Kenntnis 

Schnitte von 0,005 mm Dicke in heifier Lösung von Vt */o Methylen- 
blau eine Minute lan|^ färbte. Die so erhaltenen Präparate ergaben 
ein recht klares Bild. Deutlich zn verfolgen waren in mehreren 
Schnitten feinere Ausläufer der länglichen , etwas gekrQnunten 
Sinneszellen; die AuBläofer standen mit zabireicheren, m der Tiefe 
des Ektoderms Uzenden Zellen in Verbindung, welche sich durch 
ihre charakteristische Gestalt mit Sicherheit als GangUenzellen er- 
wiesen (Fig. 5). Anch der kömige Inhalt, der in aen Gai^Iien- 
zellen gewöbnüch beobachtet wird, konnte bei einigen der Zellen 
festgestellt werden. Das Hauptmerkmal, das vor allem den 
Charakter der GaoglienzeUeo ausmacht, sind feine Fortsätze, die 
von den Zellen ausgingen und bis in die Tiefe des Ektoderms 
hinein sich erstreckten; eine klare Verfolgung dieser Fasern auf 
weite Strecken war mir allerdings nicht möglich, jedoch kann mit 
aller Bestimmtheit angenommen werden, daß sie zu den an der 
Basis des Ektoderms aof der mesodermalen Stützlamelle liegenden 
Muskelfasern gehen, von denen bereits zu Anfang dieses ^pitela 
die Hede war. 

Die Anforderungen, welche vir bei Sinnesapparaten der niederen 
Tiere an den ZusammenhaDg zwischen Sinneszelle, Nervenzelle und 
Nervenfaser und Muskel stellen, sind in dem beschriebenen Falle 
also in ausreichendstem Maße vorhanden, und es kann kein Zweifel 
mehr darüber bestehen, daß wir in den in Frage kommenden 
Differenzierungen der Sinneszellen an den Tentakeln primitive 
Sinnesorgane zu erblicken haben. Ihre Funktion würde einfach 
darin bestehen, das Individuum über seine Umgebung in dem 
dichten Medium zn orientieren, damit es bei evtL Gefahr sich mög- 
lichst schnell durch Zurückziehen in die Kelche in Sicherheit 
bringen kann; die Sinnesorgane sind in die Gruppe der Tast- 
apparate einzureihen. 

Auf eine eingehende Besprechung der übrigen Körperteile der 
Koralle einzugehen, würde zu sehr ermüden, da hier kaum etwas 
Abweichendes vom allgemein Bekannten vorhanden ist. Zur Orien- 
tierung diene Folgendes: 

Das Mesoderm innerhalb der Leibeswand der Polypen hat den 
Tentakeln gegenüber an Dicke zugenommen, ist jedoch trotzdem 
über den Wert einer einfachen Stützlamelle nicht hinausgekommen, 
da keinerlei Struktur wahrzunehmen ist. Der innere Gircmärmuskel, 
welcher, wie wir gesehen haben, den Tentakeln vollständig fehlt, 
ist in der Leibeswand zur Entwickelung gelangt. Dem £ktoderm 
der Leibeswand kommt die bei allen Actinauthiden beobachtete 
wesentliche Anhäufung von Drüsenelementen zu. Die Drüsenzellen 
erscheinen mehr oder weniger homogen, besitzen eine ziemliche 
Länge im Verhältnis zu den übrigen Zellen des Ektoderms nnd 
nehmen an Breite nach der Periphene zu; diese Zellen unterschieden 
sich wesentlich von anderen Drüsenzellen mit kömigem Inhalte; 
letztere Art der Drtlsenzellen findet sich besonders im Entoderm 
und femer in größerer Menge iu den Drüsennesselzellenstreifen dar 



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der Weicbteile der Kadreporarier. 271 

Mesenterien. Beide Formen von DrüeenelemeDten sind genau von 
Gebr&der Hertwig in der Actmienarbeit beschrieben worden. 

Das Stomodänm zieht sich, wie ich an der Hand der Serien- 
schnitte feststellen konnte, nur eine kurze Strecke in das Innere 
des Magenraumes hinein. Am dorsalen und ventralen Bande des 
Stomodäums sind Siphonoglypben vorbanden; im typischen Bau bei 
den Actinauthiden erkennen wir sie als zwei stark au^eprägte, 
beständig geöffnete Furchen, welche bis zum unteren £nde des 
Stomodäums reichen. In h^tologischer Beziehung sind die sehr 
entwickelten Cilien der Ektodermzellen besonders bemerkenswert, 
welche beim lebenden Individuum in lebhafter Bewegung sich be- 
finden; femer ist das Fehlen von muskulösen Elementen hervor- 
zuheben. Die Siphonoelyphen bei Rhodaram waren nur wenig 
vom übrigen Teile des Stomodäuma abgegrenzt; teilweise muß die 
flache Gestalt der Siphonoglyphen auch anf die Kontraktion der 
Individuen bei der Abtötnng mit Formol zurUckgeführt werden. 
Dafi eine schwache Ausbilduug der Siphonoglyphen auch anf die 
lebende Koralle zutrifft, ist aus dem Umstände zu schließen, daß 
das Epithel derselben sich fast gamicht von dem des eigenÜichen 
Stomodäums unterscheiden ließ. 

Die histologische Beschaffenheit des Stomodänms selbst zeigt 
den normalen Charakter. 

Die Mesenterien endlich, welche, die paarige Anordnung be- 
sitzend, den Innenraum in bekannter Weise in Binneniacher und 
Zwischeniächer einteilen, kommen bei allen Polypen iu der Zahl 
von 24 vor, entsprechend der der Tentakel (Fig. 4). Betreffs der 
Verteüun(j der Mesenterien, von denen zwei Richtungspaare vor- 
handen smd, ist zu s^n, daß die Binneniächer den Zwischen- 
fSchem beinahe an Gröle gleichkommen. Ferner soll nicht un- 
erwähnt bleiben, daß auf aUen Querschnitten, an denen ich diese 
Verhältnisse untersuchte, die sechs Paare von Mesenterien erster 
Ordnung ungefähr doppelt so groß erschienen wie die übrigen sechs 
Paare; andererseits jedoch gehen die Mesenterien zweiter Ordnung 
an Tiefenausdehnnng den Hauptmesenterien nur wenig nach. 

Die Mesenterialfilamente besitzen auf den Querschnitten eine 
einfache, mehr oder weniger halbkreisf5rmige Gestalt, wodurch es 
schon grob anatomiBch nicht sehr wohl möglich ist, die drei Wülste 
oder Streifen, welche im Typus unterschieden werden, den mittleren 
Driisennesselstreifen und zu jeder Seite einen Flimmerstreifen von- 
einander zu trennen; vielmehr nimmt bei allen 24 Mesenterien der 
Driisennesselstreifen den größten Teil des Filamentes ein, während 
die seitlichen Streifen von gerii^er Ausdehnung sind. 

Entsprechend der geringen Entwicklung der Flimmerstreifen hat 
sich auch der freie Rand der Stützlamelle nur wenig in die gewöhn- 
lich vorhandene T-Form gespalten; der Rand der Stützlamelle ist 
zwar vom verbreitert, schickt aber nur sehr kurze Vorsprünge nach 
rechts und links in die Flimmerstreifen hinein. Von den Fliomiem 
der seitlichen Streifen war an den konservierten Präparaten nichts 



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272 Alfred Heicke: Ein Beitrag sui Kenntnis 

mehr zu seheB. Dagegen kann ich die Bestandteile des mittleren 
Wnlstes erstens als ziemlich knrze etwas bimförmige Drüaenzellen 
beschreiben, deren körniger Inhalt dunkbl gef&rbt er^ühien, zweitens 
als ebenso kurze spindeliormige Nesselzellen, die das Licht nur wenig 
brachen und im Innern eine Andeutung des Nesaelfadens erkennen 
ließen. 

Während dieTransversalmuskelnderMeeenterien äußerst schwach 
entwickelt waren, so daß sie an vielen Schnitten fast ganz ge- 
schwunden zu Bein schienen, hatten die Longitudinalmuskeln eine 
relativ gäbe Ausbildung erlangt. Da das Mesoderm, welches in der 

fanzen Länge dieser Muskeln zur bekannten Fahne sich umgestaltet 
at, in sehr feine vielüach verästelte Ausläufer zerkltkftet war, so 
bekamen die Läugsmuskeln infolge der ausgedehnten Oberflächen- 
Vergrößerung Gelegenheit, wesentlich au Entfaltung zu gewinnen; 
die einzelnen Muskelfasern selbst markierten sich auf den Quer- 
schnitten nur als kleine Punkte. 

Etwas länger verweilen möchte ich bei der Beschreibui^ der 
Geschlechtsprodukte. Die Geschlechtszellen haben sich dorch- 
weg an sämÜichen 24 Mesenterien ausgebildet. Ferner finden sie 
sich ausnahmsweise, wie man es wonl nur in seltenen Fällen 
antreffen wird, sehr tief gegen das Ende der Meeenterien vor, wo 
sie dann in größerer Menge konzentriert sind. Die Geschlechts- 
produkte liegen dann nach innen von dem Faserverlaufe der Ion- 

titudinalen Muskeln. Da an den Stellen, wo die Geschlechtszellen 
egen, fast stets die Muskeln fehlen, d. h. sich also bis unmittelbar 
zu Beginn der Geschlechtsprodukte erstrecken, letztere aber wie er- 
wähnt sehr tief liegen, so erklärt sich auch daraus die beträditliche 
Länge der Lon^tudinalmuskeln. 

Das histologische Bild, welches in Bezug auf die weiblichen 
Geschlechtsorgane sich einem darbietet, stimmt mit den ausführlichen 
Darlegungen der Gebrüder Hertwig Uberein. Die E^er, meist von 
großem Umfange, treiben die betreffenden Mesenterien an ihrer Ober- 
näche bedeutend hervor. Das wie immer exzentrisch liegende Keim- 
bläschen besitzt im Innern einen großen Eeimfleck, der selbst wieder 
mehrere kleine Kemkörperchen erkennen läßt. Die £ier liegen in 
der Sttitzlamelle der Mesenterien und lassen infolge ihrer starken 
Entwicklung von dem angrenzenden Mesoderm nur sehr dünne 
Streifen Übrig; so liegen denn die Eizellen wie in Taschen in der 
Stützsubstanz eingebettet. 

Außer diesen weibheben Geschlechtsorganen fand ich in den 
Mesenterien, in allerdings nur wenigen Fällen, größere Ballen, etwas 
länger als breit; sie lagen in gleichem Niveau mit den Eizellen. 
Der granulierte Inhalt der Ballen und das Fehlen eines Kernes 
machte diese Gebilde zn ebensolchen, wie sie von Heider (15) be- 
schreibt und abgebildet hat. Die Vermutung von Heiders, daß 
es sich um Spermaballen bandelt, vermag ich in Ermangelung eines 
umfangreichen Materials ebenfalls nicht in Gewißheit umzuwandeln. 
Was mich aber veranlaßt, die Species Khodaruaa dennoch als Zwitter 



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der Weichteile der Madreporarier. 273 

anzusprecheo, ist Folgendes: WuUteii wir nämlich in den Präparaten, 
and 68 ist deren Anzahl eine ganz beträchtliche, die beschriebenen 
Ballen nicht als Hodenfollikel ansehen, so wäre es doch als eine 
äufieret unwahrscheinliche Tatsache hinzunehmen, daß unter so vielen 
Präparaten aus den verschiedensten Teilen der Kolonie nicht eines 
mit männlichen Geschlechtszellen versehen Bein sollte; andererseits 
aber wOfite ich nicht, welche Bedeutnng diesen von den weiblichen 
Geschlechtszellen stark abweichenden, aber mit ihnen in gleichem 
Niveau li^enden Gebilden zukommen könnte. Aus diesen Gründen 
stehe ich nicht an, die von mir untersuchte Koralle fllr ein Zwitter 
za erklären. 

Unter den Madreporariem hat Fowler (9) bei Fociüopora 
h>-eoicomü das nämliche Verhalten von männlichen und weiblichen 
Geschlechtsprodukten festgestellt. 

Ich gelange nun zu einem Punkte, welcher eine besondere Be- 
sprechung verdient; ich habe in den die Madreporarier behandelnden 
Werken keine Notiz vorgefunden, welche mir nähere Anhaltspunkte 
lUr das im Folgenden zu schildernde Verhalten geben könnte. Es 
betriSFt dies das Lager der Ernährungskanäfe, dem bereite zu 
Anfang der Arbeit ^-wähanng getan wurde. 

Wir haben gesehen, da£ die Gattung RJiodaraea durch das 
Fehlen eines Cönenchyms sich auszeichnet; entsprechend ist auch 
von eigentlichen Cönenchymkanälen keine Rede, nachdem die Prä- 
parate entkalkt sind. Das umfangreiche System von Kanälen, was 
sich unterhalb der Polypen erstreckt und in der lebenden Kolonie 
von dem typischen Balkenwerk der Trabekel gestützt wird, ist nur 
durch das fortgesetzte Wachstum der Kolonie zur Entwicklung ge- 
langt. Daß diese Kanäle nicht einfach als gewöhnliche Bntoderm- 
kanäle betrachtet werden dürfen, lehrt auf den ereteo Blick die Be- 
grenzung der Kanäle; dieselbe setzt sich aus mehreren Schichten 
von Zellen zusammen. Um das Lumen li^en zunächst in einfacher 
Lage mehr oder weniger große Entodermzellen ; zwischen ihnen, 
nicht allzn hänfi^ beobachtet man in kleinen Gruppen konzentriert 
intensiv gelärbte Drüsenzellen, deren kömiger Inhalt den Elementen 
eine trauDenfÖrmige Beschaffenheit verleiht; es sind ganz ähnliche 
Orüeenzellen, wie sie in dem Entoderm der Polypen selbst vor- 
kommen. Nach aoÖen von dieser Zellenbekleidung haben wir eme 
Schicht ziemlich kurzer Zellen; ihre Gestalt ist nicht in allen Höhen 
des Lagers der Eruährungskanäle dieselbe, sondern ^e tiefer man 
das Lager verfolgt, um so abgeplatteter werden die Zellen, um 
schließhcb ganz and gar zu verschwinden. 

In geringer Entfernung von der Basis der Polypen erkennt man 
ferner sehr deutlich zwischen den beiden beschriebenen Zellenscliichten 
der Kanäle längere Stücke des Mesoderm^ (Fig. 7). Durch dieses 
Auftreten von Mesoderm kann mit vollständiger Gewißheit behauptet 
werden, daß die äußere Lage der Zellen ectodermaler Herkanfl ist 
und nur im Laufe des Wachstums allmählich die charakteristische 
Gestalt der Ectodennzellen der Polypen eingebüßt hat. 



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274 Alfred Heicke: Ein Beitrag znr Kenntnis 

Die Ernähnrngskaofile lanien nun nicht reglos oadi fdlen 
Sichtungen durch die Kolonie, sondern weisen eine bestiauntore 
Anordnung auf. Da gerade in der Gegend der Nährkanäle die 
Schnitte in tadelloBem Zustande infolge der eingreifenden Behandlung 
nicht sich darboten, so bedurfte ee immer einer Kombination aus 
mehreren Schnitten, um ein klares Bild von der Sache za erhalten. 
Unmittelbar unterhalb der Polypen, d. h. also an den Stellen, die 
noch kurz zuvor die eigentlichen Polypen eingenommen hatten, gehen 
die Kanäle mehr oder weniger radiär; sie zeigen darin eine gewisse 
Ähnlichkeit mit dem Verlaufe der Radialfächer der Individuen; die 
Vermutung, daß durch das Vorrticken der Polypen diese Verteilung 
der Kanäle herrührt, wird bestätigt dadurch, daß in einer ganzen 
Anzahl solcher Kanäle große Reste von Mesenterialfilamentea sich 
befinden; infolge des Höhenwachstumes der Polypen waren von jeder 
Kammer Kanäle zorttckgeblieben. Schon nach kurzem Verlaufe 
geben die Kanäle jene Anordnung auf, sie nehmen durch mannig- 
mltige Vereinigung an Zahl zu und werden auch in ihrem Umfange 
mehr und mehr eingeengt. Außer diesen Längskanälen bestehen in 
kurzen Abständen voneinander Lagen reichlicher Transversalkanäle, 
die allerdings bald schräger nach aufwärts oder abwärts das Ganze 
kreuzen. Überhaupt ist es in den tiefen Lagen der Kanäle nicht 
mehr möglich, eine den oberen Partieen parallele Anordnung zu 
erkennen. Schließlich erstrecken sich noch Ausläufer der oberen 
Kanäle in die Basalpartieen der Polypen selbst hinein. 

Versucht man hiemach sich eine plastische Vorstellung von dem 
Kanalnetz zu machen und berücksichtigt man das histologische Ver- 
halten der einzelnen Kanäle, so müssen wir uns onwlilkürlich an 
die Bildo^ des Cönenchyms bei den Alcyonarien erinnern; eine 
genauere Vetgleichung ergibt das Restütat, daß eine Analogie im 
ganzen Aufbau des Kanäsystems zwischen Rhodareua und den 
Alcyonarien nicht zu verkennen ist. Wollen wir kurz einmal die 
Entwicklung des Kanalsystems bei den Alcyonarien uns vor_ Augen 
führen, am an der Hand dieser Vorgänge die angedeutete Ähnlich- 
keit besser klar zu legen, so eignet sich zu diesem Behufe in ganz 
vorzüglicher Weise me interessante Abhandlung .Versuch eines 
Systems der Alcyonaria" von Stnder (28). Wir senen, wie dieser 
gründliche Kenner der Alcyonarien auf natürlicher Grundlage das 
System aufbaut, indem er aidi zum größten Teile an die verschiedenen 
Entwickelungsstufen der die Kolonie verbindenden Kanäle hält. Den 
Ausgangspunkt in dieser Beziehung bilden einlache Stolonen be- 
sitzende Formen, welche durch Knospung auf diesen Stolonen neue 
Polypen erzeugen. Wir kommen dann zu Formen, bei denen die 
Polypen auf Basalausbreitungen aufsitzen, verbunden durch £ntoderm- 
röhren, welche durch diese Basalausbreitungen ziehen; hier haben 
wir es bereits mit einem Cönenchym zu tun. Diese Cönenchymmasse 
wird immer dicker, um eine bessere Verbindung der Individuen der 
Kolonie herzustellen. Bei anderen Formen können wir ein Aus- 
wachsen der Polypen zu langen Röhren konstatieren, und ea ent- 



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der WeiohMile der Uadreponrier. 275 

wiokeln sich auB einem reichlichen Cönenchym ic verschiedener Höhe 
neue Polypen; kommt es dann ferner zwecks besseren Haltes in den 
l&ng angezogenen Verdauungshöhleu zur Bildons einer hornigen 
oder kalkigen Achse, so werden aus den seithchen Mesenterialfachem 
der langen Röhrenpolypen vegetative Längskanäle dgr Kolonie. £s 
zeigt diese Entstehung der L&^kanäle speziell eine AhnUchkeit mit 
den VerhfiltniBBen bei R/todaraea. Wir erhalten schließlich durch 
immer größere Differenzierung in Bezag auf das Kanalsystem ein 
ans zalulosen Röhren zuBammengesetztes Cönenchym. Zwischen den 
Röhren entstehen noch einige Schichten von transversalen Kanälen, 
welche ei^e vollständige Kommunikation io dem Kanallager herstellen. 
Die Änderungen und Abweichungen, die wir bei der in Krage 
kommenden Steinkoralle beobachten, sind aus versohiedenen GrUndeo, 
seien sie biologischer oder morphologischer Natur, hervorgegangen; 
immerhin müssen wir eine Analogie im Baue feststellen. NatUmcb 
ist man nicht dazu berechtigt, ai^ Grand einer solchen vereinzelten 
Beobachtung vergleichende entwicklungsgeschichtliche SchlUaee zu 
ziehen, da Studien nach dieser Richtaog hin nicht vorhanden sind. 
Es möge daher genttgen, an dieser SteUe einen Hinweis auf diesen 
für die Entwicklungsgeschichte wichtigen Punkt gegeben zn haben. 
Erst weitere UntersQ (Zungen werden eventuell geeignet sein, positive 
verwendbare Resultate zu Tage zu fordern. Untenstehendes Schema 
von dem Kanalsystem möge zum besseren Verständnis des Ges^;ten 
beitragen, vor tmem die Beziehung der Mesenterien m resp. Radiär- 
&cher zu den abgehenden Längskanälen k veraoschanlidien. 



In dem folgenden Kapitel sollen nun noch die Ergebnisse Platz 
finden, welche sich bei meinen näheren Untersuchungen in Bezog 
auf die uDgeschlechtlicbe Vermehrung von Rhodaraea ergaben. 

Eine makroskopische Betrachtung der Oberfläche des Korallen- 
Stockes zeigt die haaptsächUche Art und Weise der ungeschlecht- 
lichen Fortpflanzung; hauptsächlich sage ich, da weiter unten ein 
besonders abweichender Fall ungeschlechtlicher Fortpflanzung ge- 
schildert werden soll. 

An den Randpartieen der Polypen tragenden Fläche der Kolonie, 
wo die einzelnen Individuen in relativ größeren Abstiüiden vonein- 
ander sich erbeben, bemerkt man zwischen den Polypen zerstreut 



ib.Coogle 



276 Alfred Heiche: Ein Beitrag cor KenntniB 

au einigen Stellen kleine Hervorragungen auf dem Gönosarkiiberzoge; 
vir haben in diesen Gebilden Knospen vor uns, welche durch 
SprosBune ans dem Cöaosarke entstanden sind; -diese Art der Euospiing 
ist eine bei den Korallen weit verbreitete Form tingeschlechthcher 
Vermehrung. Die kleinen Polypen haben eine Gröfie von darch- 
schnittlich '/^mm und stechen von dem Cönosarkgewebe and auch 
den Ubi^en Individuen durch eine bedeatend hellere Nuance der 
grünen Farbe ab; einige der Knospen Bind in der Entwicklung 
bereits bedeutend weiter vorgeschritten, ihre Färbung beginnt all- 
mählich das dunkle Grün der ausgewachsenen Polypen anzunebmen. 
Außer an den Randbezirken aber, welche fUr gewöbmlich als charakte- 
ristisch bei der erwähnten Fortpflanzung gelten, da das WadiBtnms- 
gebiet der Kolonie Bich auf die äußeren Partieen beschränken soll, 
fand ich bei eingehender InaugenBcheinnahme der Kolonie die näm- 
liehen Knospen in der GegentI des Gipfels der Oberfläche. Infolge 
der sehr dicht stehenden Polypen ist man nicht imstande, ohne 
weiteres die EnoBpen wahrzunehmen; erst bei Auseinanderdr&ngen 
der Polypen hier und da entdeckt man die sprossenden Gebilde. 
Einen Einfluß aof die Gestaltung der Kolonieoberfläche scheint eine 
derartige Verteilung der Knospen nicht zu haben; die fast gleich- 
mäßig gewölbte Fl^e, die für gewöhnlich durch die aosscbliwliche 
Entstehung der Sprossung an den Rändern der Kolonie bedinot wird, 
ist durch das ausgedehntere Auftreten der sprossenden lumviduen 
in ihrer Form nicnt gestört worden. 

Die jungen Knospen besaßen noch keine eigentlichen Tentakel; 
dafär hatten sie, was bei Lupenvergrößerung deutlich zu erkennen 
war, sechs Hervorwölbungen, welche sich als einlache Fortsetzungen 
des inneren Hohlraumes darBtellten. Oag^en trugen ältere Knospen 
sechs Tentakel erster Ordnung und schon einen zweiten Kreis von 
ferneren sechs Tentakeln; diese Knospen hatten stets im Innern 
24 Mesenterien entwickelt, welche den vollkommen ausgewachsenen 
Polypen während der ganzen Dauer ihres Bestehens zukommen. 
Im Ganzen konnte ich nur zwei Zwischenstadien feststellen, in welchen 
die Mundscheibe von sechs au^ebüdeten Tentakeln besetzt war. 
Was den anatomiachen Bau der Knospen anbelangt, so werden wir 
denselben noch näher kennen lernen. 

Gelegentlich der eingebenden Bearbeitung des umfangreichen 
Korallenmaterials, welches während der Reise der Yacht l'Hirondelle 
des Fürsten von Monaco gesammelt wurde, hatte Stnder bei einer 
Alcyonarie einen Fall von TeUong festgestellt. Welche Bewandtnis 
es mit dieser Entdeckung innerhalb der Gruppe der Alcyonarien 
hatte, entnehmen wir einem Artikel von Studer in „Bulletin de U 
Society Zoologique" (29). Es heißt dort folgendermaßen: „Les 
demiers travaux sur la propagation asexnelle des Alcyonaires semblent 
dimontrer que cette demiere se fait par nn simple bourgeonnement 
indirect; les nouveanx individus ne prendraient naiasance qne sur 
des Btolons ou sur le Systeme vasculaire du ccenenchyme d'un polypier. 

V. Koch avait formuU ce fait dana une th&se aiusi couvae: 



IV Google 



der Weichteile der Hadreporarier. 277 

Lb propagation asexuelle des Alcyonalres ne se fait Jamals par 
fiseiparitö, ni par an bourgeounement direct, mais toutours d'une 
maniire indirecte par des stolons ou des fonnaüoDS homologues k 
ces demiers. J'^tais arriv^ de mon cöU k ce mdme r^soltat & la 
eaite de nombrensee obserrations. 

L'examen de la riebe collection d'Alcyonaires recueillis par 
S. A. S. le Prince Albert de Monaco, pendaot les campagnes de 
son yacbt l'Hirondelle, eBt ponrtant venu me montrer qae 1 axiome 
onlla regula sine exceptione, est 6galemeDt vrai pour les Alcyonairea. 
£q eETet, j'ai pus observer ud cas de fissiparit^ cbez nn Alcyoaaire 
dragn^ an fond dn canal entre Pico et Fa;al, dans Tarchipel 
des A^ores." 

Es bandelt sich hier um eine zur Familie der Alcyonidae ge> 
hörigen Koralle, nämlich um Schizopkytum echirtatum. Eine aus- 
fQhrlichere Betrachtung nebst Torzfiglicben Abbildungen ist diesem 
Falle in den R^ultats des campagnes sc, s. yacht par Albert I, 
Prince de Monaco, gewidmet (32). 

Für diese von Studer gemachte seltene Beobachtong in der 



Gruppe der Alcyonarien habe ich nun einen parallelen Vorgang 
betreffs der Madrepor&rier feststellen können, und zwar wie folgt: 
Bei den Madreporariem beobachtet man ein Zustandekommen der 



Kolonieen durcn Knospnng oder durch Teilnng, Die bisherigen Er- 
fahruDgen in diesem Punkte lehrten, daß gewöhnlich verschiedene 
Arten nnd Gattungen sich besonders auszeichneten, indem einzelne 
Gattungen bestehen, die sich nur durch Teilung fortpSanzen, andere, 
welche sich auf dem W^e der Enospung vermehren. Eine ein- 
gehende Behandlung dieser Dinge finden wir in Studer's Arbeit 
Über Knospnng und Teilung bei den Madreporariem (30). 

Das Prinzip der Verteilung von besonderen Gattungen und 
Arten je nach der Art der nngeschlechtjichen Fortpflanzung ist 
schon bei Milne Edwards (5) vertreten. 

Eine Ausnahme von der oben erwähnten Regel hat Studer am 
Skelett von Cyphaäraea ocdlirui (Dana)beobachtetC34). Es findet dort 
eineVermehrnng durch intraea lyc inale Knospnng statt. An den Stellen 
jedoch, wo inft^e intensiven Wachstums der Kolonie die Kelchwan- 
dungen sich berühren, wird die Vermehrung durch eine intraealycinale 
Knospung unmöglich, und man sieht anstatt dessen ein£ache Längs- 
teilung. Die Ursache dieser Erscheinung sucht S t u d e r in den starken 
DmckverhSltnissen, welche an den durch intensives Wachstum ans- 
gezeicbneten Stellen herrschen. 

Für Rkodaraea stand es bis dahin fest, daß sie sich vermöge 
der Knospong (siehe Anfang dieses Kapitels) ungeschlechtlich fort- 
pflanzt; allerdings kommen nur Untersuchungen des Skelettes in 
Betracht 

In zwei Fällen hatte ich Gelegenheit, Abweichungen der be- 
kannten Tatsachen zu beobaditen. Bei alledem kam mir gdnstig 
zu statten, daß die Polypen in vollkommen ausgestrecktem Zustande 
sich be&nden. So fiel mir denn gelegentlich genauerer Durchsicht 



IV Google 



278 Alfred Heicke: Bin BeHnig tat Eenntnü 

der Kolonie ein PoIto durch seine eigentttmliclie Lage, durch 
welche er von den anderen Individuen aratach, besonders auf. Der 
ausgestreckte Polyp, zum Rande des Stockes gehörend, hatte zum 
Teil eine ausgesprochen schräge Lage eingenomnien, d. h. die eine 
Leibeswand bildete einen spitzen Winkel mit der Oberfi£cbe der 
Kolonie, sie schien anßet^ewöhnlich gedehnt, während die andere 
Seite in normaler Weise mehr oder weniger senkrecht in die Höhe 
sti^. Femer sah man anf dem mehr horizontalen Teile der Leibes- 
wand der Länge nach eine Art von Falte sich abheben. Die obere 
Partie des Polypen so gut zn erkennen, daß ich genauere Angaben 
Über den Zusammenhang der Faltenbildang mit Mnndscheibe tmd 
Tentakel machen könnte, war mir leider nicht möglich; infolge der 
nngünstigen Lage am Rande der Kolonie hatte dieser Abschnitt 
bei der Aufbewahrung im Glasgeläße gelitten. Aber abgesehen 
von diesem Umstände tiberzeuKte mich eme mikroskopische Unter- 
suchung des äußerlich so gebauten Polypen, daß ich eine ganz 
merkwürdige Erscheinung der ungeschlechtlichen Vermehrung vor 
mir hatte. Auf einem Querschnitte im unteren Teile des Polypen 
zeigt sich zunächst die makroskopisch beschriebene Falte als eine 
Fortsetzung der Leibeswand (Fig. 8). An der Stelle, wo die Falte 
vom eigenmchen Umfange des Individuums sich abhebt, tritt in sehr 
deutli<£er Weise von jeder Seite des Körpera eine Scheidewand 
nach innen und zwar derartig, daß beide eine gemeinsame Wand 
zu bilden scheinen, welche die Falte vom eigentlichen Polypen 
scharf abgrenzt. In diesem abgeteilten Abschnitt hinein eratrecsen 
sich einige Kanäle, die als feinere Ausläufer vom Emährungskana]- 
system bis in die Basis der Polypen hinziehen, wie schon oben an- 
geführt worden ist. Die wahre Bedeutung der Faltenbildung lehrt 
ein Schnitt, der weiter nach oben hin durch den Polypen eeftihrt 
worden ist; unmittelbar hinter der von den zwei gegenüberstehenden 
Mesenterien gebildeten Wand hat auf einer Seite des Polypen die 
Leibeswand brennen sich einzuschnüren, so daß also der voll- 
kommene Zusammenhang der Falte mit dem Polypen allmählich 
schon «n lockera* geworden ist (Fig. d). Hier kann man nun ganz 
klar sehen, daß es durch eine Uugsame Absckatining zur Bildung 
eines neaen Individuums kommen wird. Ans der Eiiuchnürung 

feht hervor, daß außer den zusammengetretenen Mesenterien aa(£ 
ie Leibeswandschichten selbst zur Bildung der Körperwand des 
neuen 1'ieres beitragen; merkwürdig an dem Vorgänge dieser Ab- 
schnürung Ist, daß sie nur auf einer Seite vor sich geht. Daß 
diese Einseitigkeit nicht als ein bloßer Zu&U ausgelegt werden 
kann, muß mit Sicherheit ans dem zweiten Falle geechlossen werden, 
welchen ich sogleich anzaftibren habe. Die Abscfanfirnng dar 
Kanäle im unteren Teile des Polypen bat vielleicht in ihrer Be- 
deutung eine Ähnlichkeit mit dem Zusammenüießen der Kanäle, 
die bei der allerersten BUdung einer Knospe durch Sprossung eine 
große Rolle spielen. 

Wenden wir uns dem nächsten Falle zu, so haben wir bier 



IV Google 



der Weichtaile der Hadreporarier. 279 

ein beträchtlich weiter vorgerü<^tes Stadiam in der Eatwicklung 
vor uns. Makroskopisch bot die ErscheinuDg folgenden Anblick 
dar: Während die jungen Individnen, welche durch Sprossung ans 
dem Cömosarke der Kolonie hervorgehen, am Rande in relativ 
großen Abständen von den anderen Polypen stehen, bemerkte ich 
in der Randgegend der Kolonieoberfläche an einer Stelle, daß ein 
janger Polyp auffallend dicht an einem ausgewachsenen Individuum 
stand. Beide Poppen waren von einander getrennt bis auf die 
Basis, wo es den Eindmck machte, als hätte eine Trennung zwischen 
beiden noch nicht ganz und gar stattgefunden. Ich bescnloQ auch, 
von diesen beiden Polypen gemeinsam Querschnitte anzufertigen. 
Ich beschreibe wiederum zwei Schnitte. Wie ich vermutete, so 
stand der junge Polyp mit dem großen an der Basis noch durch 
eine sehr kurze Brücke, gebildet von den drei Schichten des 
Körpers, in Verbindung; diese Verbindni^brücke aber liegt nicht 
in der Mitte zwischen den Polypen, sondern ganz am Rande auf 
einer Seite und ließ somit klar erkennen, daß auch hier eine ein- 
seitige allmähliche Loslösnng des jungen Individuums stattgefunden 
hat in entsprechender Weise, wie es in dem vorigen Fule fest- 
gestellt werden konnte (Fig. 10). Die Trennung war, wie gesagt, 
in den oberen Partieen eine vollkommene. |Da8 Lmere dieses jungen 
Polypen hatte nun schon einen bedeutenden Teil der Entwiclcelung 
durchgemacht. Auf dem ersten tiefer geführten Schnitte sieht man 
acht Mesenterien nach dem Zentrum zu ausstrahlen und mit Me- 
senterialfilamenten endigen. Der andere Schnitt hatte das bereite 
gut entwickelte Stomo&um mit getroffen, so daß der Ansatz der 
acht Mesenterien am Stomodänm zu Tage trat (Fig. 11). Aoßer 
diesen acht Mesenterien jedodi waren noch drei weitere in der Ent- 
wicklang begriffen, was auf der Figur deutlich zum Ausdruck 
kommt. £b liegt hierin eine sofort auffallende frappante ^Imlich- 
keit mit dem Wachstum der Actinien resp. Madreporarier, welche 
auf dem Wege der geschlechtlichen Fortpflanzung beobachtet worden 
ist, wo ebenfalls die Entwicklung ein achtstrahliges Stadium durch- 
macht und dann in ganz ähnlichem Maße die Mesenterien 9 — 12 
in die Erscheinung treten. Auffallend in den Präparaten ist, daß 
die neuen Mesenterien nicht zuerst an der Basis der Eörperhöhle 
entstehen, wie bei den Actinien, sondern im oberen Teile der Körper- 
wand; dieser Befund hat sich auch gelegentlich der Untersuchung 
von Aatroidea durch von Heider (15) ergehen, und scheint somit 
ein großer Unterschied im Auftreten der Mesenterien von den 
übrigen Korallen zu bestehen. 

Die Entwicklung der ersten sechs bis acht Mesenterien nach 
dem Typns der dorch geschlechtliche Vennehrung fortgepflanzten 
Polypen konnte ich femer an zahlreichen Schnitten, die ich von 
Knospen durch Sprossußg entstanden anfertigte, mit Sicherheit fest- 
igen (Fig. 12). Die Bilder, welche sich einem bieten, ähneln so 
sehr denen nach Befruchtung sich bildenden Polypen, daß eine 
Unterscheidung kaum möglich ist. Ich will an dieser Stelle nicht 



IV Google 



2H0 Alfred Heicke: Ein Beitrag mr Eenntnis 

näher aaf die verschiedenen Verhältnisse eingehen, welche an 
jungen, auf geachtechtlichem W^e erzeugten Korallen verfolgt 
worden sind, namentlich in Bezug auf die Kacheinanderfolge der 
eisten zwölf Mesenterien während der Entwicklang. Erstens 
herrschen in der Beziehung viel Meinungsverschiedenheiten, zweitens 
fehlt es mir an genügendem Matoriale, so daß ich auf Grund meiner 
verh&ltniamfißig geringen Zahl beobachteter Fälle keine bestimmten 
Schlüsse zu ziehen vermochte. Dazu kommt, daß entsprechende 
Beobachtungen an jungen Knospen überhaupt noch nicht angegeben 
wurden. Ich verweise daher anf die ausmhrlichen Abhandlungen 
von Gebrüder HertwigCl?), Boveri (3), Fanrot (6), Goette(12), 
Haddon (13), Kovalewsky (-22), Lacaze Duthiers (24), Mc 
Murrich (26), Wilson (33). 

Hier soll nur festgestellt werden, daB in der Ent- 
wicklung zwischen beiden Arten der Polypen eine ausge- 
sprochene Analogie vorhanden ist. 

Um nnn wieder die Beschreibung der eigenartigen Vermehrung, 
von welcher oben die Rede war, fortzusetzen, sei zunächst angeführt, 
daß der junge Polrp sechs Tentakel auf der Mundscheibe entwickelt 
hatte. Hier wie überhaupt bei allen in der Entwicklung begriffenea 
Individuen war noch keine bedeutende Differenzierung der Zellen 
in den einzelnen Körperschichten eingetreten; außerordentlich stark 
ausgebildet war nur m vielen Fällen das Flimmerepithel innerhalb 
des Stomodäums, während z. B. noch keine merkliche Differenzierung 
im Siphoni^lyph sich zeigte. Von NesselzeUen und Drüsenelementen 
war nur wenig vorhanden, und ebenso stand es mit der Ent- 
wicklung der Längsmuskulatur, welche auf den Mesenterien durch 
eine genüge Anzahl von Punkten im Querschnitte sich markierten, 
ohne daß von einer Faltenbildung der StÜtzlamelle die Rede sein 
konnte. Quere Muskelfasern waren noch gamicht zur Ausbildong 



gelangt, 
frag 



Fragen wir uns nnn, wie jener Fall von ungeschlechtlicher 
VermehniDg in die bekannten f'onnen einzureiben ist, so können 
wir von vornherein die verschiedenen Arten der Knospung voll- 
kommen aasachalten, denn die ganze Erscheinung ist keineswegs 
als eine Wucherung aufzufassen, welche an einer oestimmten Stelle 
des Polypen entetent Der Vorgang ist nicht identisch dem einer 
KnoBpung, was man sofort erkennt, wenn man die Definition über 
Enospung von Milne Edwards u. Haime (5) in Betracht zieht, 
die noch beute die maßgebende ist. Kach diesen Forschem stellt 
die Enospung eine überreichliche Beschleunigung des Wachstums 
an einer bestimmten Stelle dar, so daß zunächst eine warzenförmige 
Hervorragung entsteht, welche sämtliche drei Körperschichten des 
Polypen enmält. Die Wucherung bildet sich zu einem Polypen 
aus, ohne daß die Teile des Muttertieres in irgend einer Weise in 
Mitleidenschaft gezogen werden. Vergleichen wir dieses Ercebnis 
mit dem von mir untersuchten Falle, so haben wir in dem Haupt- 
punkt eine Abw^chnng zu konstatieren, nämlich in Bezug anf die 



IV Google 



der Weichteile der Uadreporarier. 281 

Beteilignog des MiitteriDdividuums an der Neubildung. Die 'oben 
auseinandergesetzte Verschiebung der beiden Mesenterien zu einer 

femeinsamen Wand, femer die Einbeziehung derselben in das neue 
ndividuum resp. der Verlust des Stammindividuums, welches wieder 
ergänzt «-erden muß, geben uns Aufschluß über die wahre Natur 
des in Frage kommenden Prozesses. 

Endlich fand auch die Abschnürnng nicht an einer Stelle, sondern 
der ganzen Länge nach statt. Die ganze Erscheinung muß dem- 
gemäß als ein Teilungsvorgang betrachtet werden. Wir finden eine 
auafBhrliche Beschreibung der verschiedenen Vorgänge der un- 
geschlechtlichen Vermehrung in Studer's Abhandlung über Knospung 
und Teilung bei den Madreporariem {3Q\ Es wird dort auch ein- 
gebender die Entstehung von seitlichen Knospen auseinandergesetzt; 
am besten ließ sich die Art und Weise der Neubildung bei LopkoKetia 
prolifera verfolgen (siehe auch 31). Das Resultat ergibt, daß wir 
es im Anfange mit Knospen zu tun haben, die ihren Ursprung vom 
Kelchrande nehmen und welche erst allmählich infolge des Höhen- 
wachstums des Mutterkelcbes lateral werden. 

Entsprechende Voi^änge müssen, wie Studer nachgewiesen 
bat, auch auf eine größere Anzahl anderer Madreporarier übertragen 
werden. Ein bemerkenswerter Umstand, der im Verlaufe der Ent- 
wicklung solcher Knospen eine bedeutsame Rolle spielt, ist das Ver- 
halten zweier Septen des Mutterkelches; dieselben treten nämlich 
zur Bildung einer Scheidewand zusammen, welche hauptsächlich zur 
Wand des neuen Kelches bestimmt ist. Da non nach dem Verhalten 
des Skeletts bei diesen Vorgängen angenommen wird, daß Teile des 
Muttertieres in den Körper des neugebildeten Tieres übergehen, so 
kommt Studer zu dem Schlüsse, daß es sich in den vomegcnden 
Fällen überhaupt nicht um eine Knospung handelt, sondern daß der 
ganze Vorgang als partielle Teilung bezeichnet werden muß 

Vergleiche ich die von Studer gemachten Angaben mit meiner 
UntersncDung, so scheint es mir von maßgebender Bedeutung zu 
sein, daß jenes Zusammentreten der Septen in meinem Falle dem 
der Mesenterien parallel zu stellen ist; wir haben somit auch hier 
eine Neubildung vor uns, die durch die Abschnürung eines Teiles 
des Muttertieres gekennzeichnet ist. Ob hier zu Beginn der Neu- 
bildung ein engerer Znsammenhang mit dem Rande des Kelches in 
dem von Studer nachgewiesenen Sinne vorhanden gewesen ist, 
kann nicht mehr gesagt werden; ich kann mir jedenfalls den Vor- 
gang bei' meinem Exemplare so denken, daß von vornherein eine 
seitliche Differenzierung zustande gekommen ist, da die AnsatzUnien 
des zukünftigen Polypen schon in dem früheren Stadium, in welchem 
sieb die Neubildung mir darstellte, einen beträchtlichen Teil der 
Leibeswandlänge des Mutterindividnums umfaßte. Abgesehen von 
diesem Punkte kommt es mir vor allem darauf nn, festzustellen, 
daß der von mir beobachtete Fall von ungeschlechtlicher Vermehrung 
bei tthodaraea eine Art von Teilung ist, welche ich mit den Worten 
Stnder's ebenfalls als eine partielle Teilung bezeichnen muß: Eine 



IV Google 



282 Alfred Heicke: Gin Beitrag mr Kenntnig 

bestiiümte Ursache dieser partiellen Teilaogsvot^änge vermag ich 
nicht anzugeben; die von Studer g^ebene Erklämng nir Gyphastraea 
oeeUina (D ana) kann auf Rhodaraea aus dem Grunde nicht angewendet 
werden, weil die Polypen gerade am Rande der Kolonie, wo ich die Ab- 
weichungen beobachtet«, in größeren Abständen verteilt waren. 

Coeloria sinensis. 

Für eine Orientierung dieser Form sei mir gestattet, vor der 
Bes|)rechung der Spezies eine kurze Übersicht über die Morphologie 
des Skelettes zu geben. Die Kelche sind vollständig miteinander 
verschmolzen nnd bilden Täler, an welchen eine Unterscheidung der 
einzelnen Kelche nicht mehr möglich ist; die Täler werden vonein- 
ander durch Hügel getrennt; letztere entstehen durch die Ver- 
schmelznng der gemeinsamen Kelchwände; genau gesagt sieht durch 
die der Wände selbst, sondern vermittels der hier sehr gut ent- 
wickelten Rippen; die Tiefia der Täler ist eine ziemlich beträchtliche 
und schwankt um 5 mm herum. Bemerkenswert ist femer das Vor- 
handensein von gut ausgeprä^;ten Colnmellen, welche in dem Grunde 
der Täler sämtlich zu eiser langen Lamelle verschmolzen sind. Die 
Septen, an ihren freien Rändern gezähnt, sind entsprechend dem 
charakteristischen Aufbau der mäandriniechen Formen nicht mehr 
für die einzelnen Kelche zu sondern, sie bilden vielmehr zwei parallele 
Reihen, indem die Septen zueinander gleichfalls parallel gestellt 
sind und dem Zentrum der Täler zustreben. Diese Stellung ist die 
Folge der äußerst schnell eintretenden l'eilnngsvorgänge, wobei es 
zn keinem Abschlüsse der einzelnen Kelche kommen kann; von «ner 
Anordnung zu radiären Gruppen ist also keine Rede. Infolgedessen 
ist man nicht imstande, am Skelette die Zahl der IndividneD anzu- 
geben. Dies ist nur möglich, wie ich hier gleich vorausschicken 
will, mit Hülfe der Weichteile; denn jeder Polyp hat eine besondere 
Mundöffnung und ein besonderes System von Tentakeln. 

Bei der Untersuchung dieser Koralle sollte es sich nicht so sehr 
darum handeln, neue lm>mente in Hinsicht anf die histolwiscfae 
BeschafTenfaeit der verschiedenen Gewebe zu entdecken, ala vielmehr 
darum, die Anatomie, namentlich das Verhalten der Uesenterien zu 
den Kalkteilen festzustellen, da noch nirgends nähere Angaben über 
diesen Punkt gemacht worden sind. 

Allerdings muß zugegeben werden, daß gerade die mäandrinischen 
Anthozoenformen größere Schwierigkeiten bezüglich der Eerstellnng 
brauchbarer Präparate von den Weichteilen bieten; nach Entfernung 
der ausgedehnten Kalkmaasen verlieren die zarten weichen Gewebe 
zu einem großen Teile den Halt, welchen ihnen die Skelettteile in 
der Kolonie bieten, und es ist daher nur auf dem Wege möglich, 
mit Sicherheit ein klares Bild vom inneren Bau zu gewinnen, daß 
man viele Präparate durch Kombination zusammenfaßt, um so za 
einem Resultate zu gelangen. Dazu kommt, daß die Weichteile in 
besonderem Maße eine Kontraktion eingegangen sind, was die ein- 
zelnen Bilder nicht unerheblich komplizierter gestaltet. 



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der Weichteile der Madreporarier. 283 

Besonders hervorheben möchte ich, daß ich Ungeiiauigkeiten 
nicht in diese Beschreibung übertragen habe, sondern nur solche 
Resultate im Folgenden niederlegen werde, weiche ich mit absoluter 
Gewißheit aus den zahlreichen Schnittpr&paraten gewinnen konnte. 

Bei einem oberflächlichen Blicke auf die Kolonie samt dem 
Überzuge der Weichteile fallen zunächst die mehr oder weniger ge- 
wundenen Täler durch ihre verschiedene Länge und Unterbrechung 
TOD Querbalken auf. Femer stehen die Septen, welche natürlich 
infolge der stark in die Tiefe gerückten Mondscheiben der Polypen 
um einen ganz bedeutenden Teil ihrer Eigeolänge über den Boden 
der Täler hinausragen, nicht so gleichmäßig parallel nebeneinander, 
sondern sie springen an vielen Stellen mit ihren freien Rändern 
weiter vor; dieses Vorspringen macht sich zwar nicht symmetrisch zu 
beiden Seiten der Täler, sondern ist nur hier und da vorhanden, un- 
r^elmäßig verteilt; es zeigen jedoch solche Stellen, daß die Teilungs- 
vorgänge verschieden an Vollkommenheit sind. Immer da, wo die 
mehr in das Zenti-um hineinragenden Septen sich befinden, haben 
wir den Ausdruck einer etwas stärker vor sich gegangenen Neigung 
znr Abschofimng anzunehmen; festzuhalten ist bei <£esen Erschei- 
nnngen, daß das Verhalten der Septen ein sekundäres ist, da die 
Mesenterien und wahrscheinlich auch die in iinserem Falle ver- 
einigten Leibeswände die primäre Veranlassung zu den Vermehrungen 
der unvollkommenen Teilung abgeben. 

Was die mäandrinischen durch quere Scheidewände unter- 
brochenen Täler anbelangt, so muß man annehmen, daß die Teilungen 
nach einer Periode dann und wann zu einem vorübergehenden Ab- 
schluß gelangen; dadurch hat der Polyp, welcher den Schluß eines 
Tales herbeirahrt, die Eigenschaft, daß eine Anzahl seiner Septen 
und Mesenterien sich radiär aufgestellt hat; dasselbe zeigt sich dann 
auch bei den Individuen, die zu einer Fortsetzung eines neuen Tales 
Anlaß geben ; somit stehen in jedem Tale zwei Polypen, bei denen 
es nicht zu einem vollkommenen Aufgeben der radiären Stellung 
der Mesenterien gekommen ist; findet eine solche Periode der Ver- 
mehrung sehr bald ihren Abschluß, so resultieren daher kleine 
kurze Täler, die man als Kammern bezeichnen kann; diese sind 
speziell günstig für die mikroskopische Untersuchuug, da sie eine 
mssere Übersicht Über die Individnen gewähren. 

Die verschiedenen Mundöffnnngen , welche besonders an ent- 
kalkten Stücken infolge des besser durchfallenden Lichtes deutlich 
fesehen werden, geben natürlich ebenso viele Individuen an; die 
entakel sind „an meinem Exemplare vollständig eingezogen, so daß 
ich über das Äußere derselben keine weiteren Angaben zu machen 
imstande bin. Die Mundscheiben, den Boden der Täler darstellend, 
ziehen, abgesehen von den Mundöffnungen, ohne irgend welche 
Unterbrechung als ein zusammenhängender Überzug dahin. Zu be- 
merken ist, daß die Oberfläche dieses Überzuges nicht überall eben 
ist, sondern daß man hier stärker ausgeprägt, dort weniger deutlich, 
quer Über die Fläche leistenartige Eniebungen hinweglaofea sieht; 



IV Google 



284 Alfred HeJcke: Ein Beitrag snr Kenntnia 

es geben diese Erhöhnngen die Linien an, wo die einzelnen Mund- 
scbeiben aneinander stoßen und können so mit dazu beitragen, die 
Grenzen der einzelnen Polypen zn beetimmen. An den Stellen, wo 
es zur Bildung jener ErhSnongen gekommen ist, ist es möglich, 
den Umfang der einzehien Individuen anzugeben. Der Durchmesser 
der Mundsdieiben, gleichzeitig also auch der der Polypen, betrat 
in der Richtung parallel den T^em ungeHihr 4 mm durchschnitt* 
lieh ; die gleiche I^änge entfällt auf die dazu senkrecht gestellten 
Durchmesser. 

Was die Gestalt und Richtung der Hundöffnungen anbetriSl, 
so haben die Ofhungen eine normale länglich ovale Form und 
messen in der LSngsachse im Allgemeinen >/ti»'^- ^'^ öffiiungen 
sind nun derartig gelegen, daß ihre Längsachse mit der Richtung 
der Täler übereinstimmt; diese Stellung gibt gleichzeitig die Rich- 
tung an, in welcher die Vermehrung der Individuen stattfindet 
Sehen wir näher zu, so fallen uns bei der Betrachtung durch die 
Lupe die Mondöffiiungen derjenigen Polypen besonders auf, welche 
zu Anfang eines Tales sich befinden und zwar immer dann, wenn 
an diesem Punkte das neue Tal in einer mehr senkrechten Lage 
abgeht. Man sieht hier nämlich, daß die Mnndöffnungen mit ihrem 
Längsmesser senkrecht zur Richtunjr des Tales liegen (Fig. 13). 
Diese Abweichung bedeutet nichts Zufälliges, sondern steht in direktem 
Zusammenhange mit dem Wachstum der Eolonieoberfläche, indem 
die bestimmte Stellung das Polypen die bestimmte Teilungsrichtung 
an^bt. Wir können Dei den Anfaugspolypen solcher Täler, deren 
Ri^tung parallel ist, keine besondere Stellung der Mundöfbungen 
feststellen. 

Sehen wir uns nach der Entkalknng an einem größeren Stücke 
der Koralle die Polypen von unten an (Fig. 14). so ist sogleich 
die Tatsache festzustellen, daß auch hier die Individuen keine 
Trennung eingegangen sind; wir haben ein vollkommen zusammen- 
hängendes Gewebe vor uns. Fragen wir uns nun, was f^r Gewebe 
es ist, welches den ganzen Abs^initt unterhalb der Uundscheiben 
überzieht, so lehrt die mikroskopische Untersuchung, daß dieee Ge- 
webe aus den Zell enscb ich ten bestehen, welche bei der lebenden 
Koralle die Skelettmassen bedecken, wie es gewöhnlich bei den 
Madreporariem der Fall ist. Von Wichtigkeit ist hier nur, daß bei 
Codoi-ia unterhalb der Mundscheiben eine eigentliche Leibeswand 
zu existieren aufgehört bat Das, was wir nach dem Zusammenhang 
aus den drei Körperschichten Leibeswand nennen, befindet sich bei 
Coeloria nur im Gebiete der Täler nebst den Hügeln, eben jene 
Folge der in die Tiefe gerückten Polypen, welche wir bereits oben 
berücksichtigt haben. Die erwähnten Gewebe aber, von denen ich 
sprach, vertreten bei unserer Spezies unterhalb der Mundscheibeo 
die Leibeswand, und so kommt es, daß, wie ich hier gleich hervor- 
heben möchte, die Mesenterien, anstatt von einer Leibeswand, von 
diesen Geweben ihren Ursprung nehmen (Fig. 16), 

Nebenstehendes Schema soll die [^age der Polypen in der 



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der Weiohteile der Uadreporarier. 285 

Kolonie verstfiDdlicL maclien. Die Zeichnung stellt eioen seokrecht 
ZOT RiclituDe der Täler geführteo Vertikalsduiitt dar; es eind zwei 
Täler getroffen. 

Bei « die in die Tiefe gerückten Mundscheiben. Die Mesen- 
terien sind mit m bezeichnet; l Gewebsschicht, welche sich nach 
der histologischen Zusammensetzung als die ursprüngliche Leibes- 
wand erweist; w Gewebe, welche bei der lebenden Koralle das 
Skelett überziehen, in unserem Falle gleichzeitig zum Ursprünge 
der Mesenterien dienen. 

Die Linie ab gibt die Ricbtni^ des Schnittes an, den wir in 
Fig. 15 wiederg^eben haben; die Buchstaben m, t, w entsprechen 
den gleichen Buchstaben in Fig. 15. 

Die Linie u'b' gibt die Richtung desjenigen Schnittes an, den 
wir in Fig. 16 abgebildet haben; auch hier vergleiche man die 
Buchstaben w und m mit den gleichen im Schema. 

k deutet im Schema das ^ukgerüst an. 






In die Spalten, welche man in der Figur 14 sieht, haben vor 
der Entkalkung der Koralle die Septen hineingeragt. Jedenfalls 
zeigt bereits das makroskopische Bild der Polypen von der unteren 
Fläche, dafi auch die Mesenterien im Verlaufe der Teüungsprozesse 
keine Abechnürung der Polypen voneinander bewirkt haben. 

Wir kommen nun zu der Besprechung des inneren Baues der 
Koralle. Zunächst soll die Partie oberhub der Mundscheiben in 
Betracht gezogen werden. Ein horizontaler Querschnitt durch die 
Hügelregion der Polypen, die einem Tale angehören, bietet das 
Bild, welches in Figur 15 wiedergegeben ist. 

Zu jeder Seite des Tales wird je ein durch die Hüeel gemein- 
sam ziehender Ranm getroffen; da beide gleichen Bau besitzen, so 
kann ich mich bei der Beschreibung auf den Raum einer Seite be- 
schränken. 

Die Begrenzung des Raumes geschieht einerseits durch die 
Leibeswand, welche als gemeinsamer Überzi^ die Seiten der Hügel 
bekleidet, andererseits durch die einfachen Zellenschichton, welche 
die Mauer überdecken ; letztere Grenze iüt jedoch keine kontinuier- 
liche. Stellen wir uns ein maceriertes Stück der Kolonie vor, so 



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286 Alfred Heicke: Ein Beitng inr Eenntnie 

gehen voQ der Mauer die Septen nach innen. Diese werden in 
derselben Weise wie die Mauer selbst von Weichteilen im lebenden 
Zustande überzogen; nach der Entfernung der Sept«n durch die 
Entkalknng rufen dann die den ehemaligen Septen aufliegenden 
Gewebe im Qaerschnitte die Einbuchtongen hervor, welche die be- 
schriebene Grenze zu unterbrechen scheinen. 

In fast regelmäßigen Abständen ziehen parallel quer durch den 
Raum gewissermaßen £alken, deren Gestalt und histologische Zu- 
sammensetzung in allen Teilen übereinstimmen; sie beginnen von der- 
jenigen Wand, die wir als Bekleidung der Mauer kennen gelernt haben, 
setzen sich nach geradem Verlaufe an die Leibeswand an und liegen so 
abwechselnd zwischen den Einbuchtungen, deren Anwesenheit wir mit 
den vor der Entkalkung vorhanden gewesenen Septen in Zusammen* 
hang bringen konuten. Die Balken bestehen aus einem relativ be- 
deutenden Streifen von Mesoderm als einer strukturlosen StÜtz- 
lamelle; zu beiden Seiten der Stützsubstanz erstrecken sich mehr 
oder weniger längliche Zellen in lockerem Geflige, so daß sie einen 
schwammigen Eindruck hervorrufen; nach dem Aassehen und ihrer 
Lage sind diese Zellen als Entodermzellen zu bezeichnen. Hervor- 
zuheben ist noch das vollständige Fehlen von Muskulatur. Ver- 
folgen wir die Gebilde weiter nach der Tiefe zu, so nehmen wir 
in Bezug auf den Bau gar keinen Unterschied wahr; wir überaeugeu 
uns aber bei fernerer Durchsicht einer solchen Serie von Schnitten 
davon, daß der geschilderte Raum unmittelbar in den gemeinsamen 
Hohlraum der eigentlichen Polypen übergeht und gleichzeitie davon, 
daß jene Scheidewände nichts anderes darstellen als die direkten 
Fortsetzungen der Mesenterien, welche im üblichen Sinne die 
Eammerung der Verdau ungsrgume veranlassen. 

Die außergewöhnliche Größe der Mesenterien, die ja Hand in 
Hand geht mit der Größe der Septen, ist sehr leicht aus der Tat- 
sache zu erklären, daß bei den mäandrischen Formen, wie schon 
erwähnt, die Muodscheiben und Tentakel sowie die Schlundrohre 
in erheblichem Maße in die Tiefe gerückt sind, während die Mesen- 
terien und Leibeswände diese Lageverändemng nicht mitmachten. 
Allerdings sehen wir eine deutliche Versebtedenheit in dem ana- 
tomiscb-nistologischen Aufbau der Partieen der Mesenterien, welche 
über und unter den Mnndscheiben sich erstrecken. Es fehlt den 
oberen Teilen die Differenzierung der Stützlamelle zu der Muskel- 
fahne und femer, was schon festgestellt worden ist, die Anwesen- 
heit von Quer- und Längamuskulatnr. Es ist offenbar, daß wir es 
hier mit einer Verkümmerung dieser Dinge zu tun haben, indem 
die oberhalb der Mundscheiben gelegenen Scheidew&nde nicht 
mehr die Funktion auszuüben brauchen, die ihnen innerhalb der 
Polypenkörper zukommt. Infolge besagten Baues läßt bich natürlich 
eine paarige Anordnung in den oberen Abschnitten der Mesenterien 
nicht mehr wahrnehmen. 

Betrachten wir nun die innere Gestaltung der Partie, welche 
zu den eigentlichen Polypen gehörig gelten düf. Im Anschluß an 



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der WeicbteUe d«r Hadreponrier. 287 

das Vorhergehende wird es passend sein, xunächst die Scheidewände 
einer eingehenderen Besprechung zu unterziehen. An der Hand 
der zahlreichen Präparate habe ich in dieser BeKiehnng folgendes 
feststellen können. £ine vollkommene Abgrenzung der einzelnen 
Individuen voneinander gestattet die Anordnung der Mesenterien 
nicht; entsprechend den Septen zeichnen sich auch jene durch ihre 
mehr oder weniger parallele Stellung aus. Ab und zu nur beob- 
achtet man, jlafi zwei gegenüberstehende Scheidewände auf sehr 
kleine Entfernung sich nach der Mitte zu nähern, d. h. daß hier 
die noTollkommene Teilung der Polypen einen höheren Grad der 
Neigung zur Abschnürung zeigt. ICrstens geben uns solche Stellen 
die Grenzen zwischen zwei Individuen an, zweitens aber sehen wir 
zugleich, daß die Mesenterien bei den Teilungserscheinungen eine 
bestimmte Rolle spielen und zwar in ähnlicher Weise, wie Studer 
gelegentlich seiner eingehenden Studien der ungeschlechtlichen Ver- 
mehrung der Madreporarier an den Skeletten geschildert hat (30a). 
Am günstigsten für eine Bestimmung der Begrenzung der einzelnen 
Polypen und dann vor allem, was ja bei dieser Frage von be- 
sonderer Wichtigkeit ist, für eine Berechnung der Zahl der Mesen- 
terien sind solche Polypen, die am Anfang eines Tales stehen, bei 
denen man also mit Sicherheit wenigstens die Grenze einer Seite 
anzugeben vermag. Als weitere Stütze bei dieser Berechnung 
müssen die Schlundrobre dienen, indem man allgemein die Mitte 
zwischen zwei derselben flir die in Frf^e kommende Bestimmung 
ausnutzen kann. Orientiert man sich ao der Hand der angeführten 
Hilfsmittel, so kommt man bei den verschiedenen Auszählungen zu 
verschiedenen Besultaten. Die Tatsache des Vorhandenseins einer 
ungleichen Zahl von Mesenterien hat z. B. Fowler bei der ana- 
tomischen Untersuchung von Turhinaria und Lopbohdia (9) fest- 
gestellt. 

Bei Turbinaria schwankt die Zahl der Meseuterienpaare bei 
verschiedenen Polypen zwischen 17 und 22; dieses Verhalten hat 
dort allerdings gleichzeitig noch eine Asymmetrie der einzelnen 
Individuen zur Folge, da auf diese Weise die Mesenterien auf der 
rechten und linken Seite der Richtungsachse nicht übereinstimmen. 

Femer ist ein noch mehr an Coeloria erinnerndes Verhalten 
bei Hoeroptammia muUUobata der Fall, ebenfalls von Fowler(ll) 
gefunden. Die Zahl der Mesenterien schwankt zwischen 17 und 
30 Paaren; in dieser Spezies kommt Vermehrung durch Teilung 
vor, derart, daß oft 2— 3 Individuen als kleine Eoloniebildung an- 
getFotTen werden; wir werden weiter unten den Znsammenhang der 
Vermehmng mit der Unbeständigkeit der Zahl der Mesenterien be- 
sprechen. 

Gilt fVr Coeltyria die Inkonstanz der Zahl, so entsteht daraus 
aber keine Asymmetrie, sondern es wird nur das Zablenverhältnis 
des Multiplum von sechs teilweise aufgehoben. Wir können den 
Grund der Abweichung bei Coeloria mit Sicherheit angeben und 
zwar werden wir ihn ausschliefilich in der Art und Weise der Ver- 



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288 Alfred fleicke: Ein Beitrag zur Kenntaia 

mehrung der Polypeo anzunelimen haben. Wir müsseo zunächst 
in Erwägung ziehen, daß die jeweilige Teilung nicht immer gleich- 
wertige Stücke aua einem ladividuum hervoi^ehen läßt, wie das 
ja bei 80 vielen Madreporariern schon beobachtet worden ist, femer, 
daß infolge der äußerst schnell eintretenden Weitere ermehning die 
unvollstäudig zustande gekommenen neuen Polypen keine Zeit dazu 
finden, die Zahl ihrer Mesenterien zn ei^änzen. Ich kann hier ein- 
schalten, daß wegen dieser schnellen und sehr unvollkommenen 
Vermehrung die MeBenterien jegliche radiäre Anordnung verlieren, 
dei^estalt, daß zwischen den emzelnen Schlundrohren mehrere Paare 
von Mesenterien erster Ordnung, welche sonst an das Stomodänm 
sich ansetzen, mit ihren Rändern frei im Zentrum endigen (Fig. 16). 

Was nun die Zahl der Mesenterien anbelangt, so handelt sichs 
um Schwankungen zwischen 20 und '62. Eine Asymmetrie hat 
dieser Vorgang nicht zur Folge, da die Vermehrung stets durch 
zwei gegenüberliegende Mesenterien veranlaßt wird, und auf jeder 
Seite des Tales immer eine gleiche Summe von Mesenterien be- 
stehen bleibt. 

Eine andere Eigentümlichkeit in Bezug auf die Anordnung der 
Mesenterien ist das Fehlen von Richtungsmesenterien. Auen ein 
solches Verhalten ist in einzelnen Fällen von Madreporariern be- 
richtet worden. 

Fowler schi-eibt über Loplw/ielia prolifeiu: .Ea gibt keine 
Richtungsmesenterien an den ente;egengesetzten Enden ^r Längs- 
achse des Stomodäums. Die Ursache dieser Erscheinung kann 
nicht gedeutet werden, da man sonst nichts Abnormem im Polypen 
begegnet, was mit jenem Verhalten in Verbindung gebracht werden 
könnte. Da auch die spezielle Funktion der Richtungsmesenterien 
noch nicht erklärt ist, so ist die Bedeutung der Variation nicht 
schätzbar". 

Das Fehlen der Richtungsmesenterien bei Helei-opsammia mvUi- 
lobata ist, so erwähnt Fowler, möglicherweise mit der dieser 
Koralle zukommenden Vermehrung durch Teilung in Verbindung 
zu bringen. 

Bourne (2) fand die Abwesenheit von Kicbtungsmesenterien 
bei Musta, fügte aber keine nähere B^riindung hinzu. Derselbe 
Autor hat femer noch bei Etiphyllia die gleiche Beobachtung ge- 
macht. Er führt dort an: „There are no directive mesenteries. 
Tbis fact may either be a primitive condition or may be connected 
with fissiparity, for it is impossible to conceive how two polyps 
cau be devided by fissiparity from one with direcüves and yet tie 
arrangemeut of directives be carried over into the daughter polyps". 

Vergleichen wir nun die angeführten Fälle mit der von mir 
untersuchten Spezies, so stimmen alle darin überein, daß die un- 
geschlechliche Vermehrung durch Teilung stattfindet, teilweise auch 
darin, daß sie sich durch die Unr^elmäßigkeit in der Anzahl der 
vorhandenen Mesenterien auszeichnen. Jedenfalls kann ich bei 
Codoria mit größter Wahischeinlicbkeit die Ursache des Fehlens 



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der Weichteile der Hadreporarier. 289 

der RichtuDgamesenterien auf die eigeDtümliche Weise der Ver- 
mehrung durch die beschriebene Teilnne zurfickfUhreo ; von einer 
primitiveü Beschaffenheit ist hier wohl keineswegs die Kede, viel- 
mehr ist hier der vollständige Mangel einer radiären Stellung der 
Mesenterien zu berücksichtigen. Die unvollkommene Teilung, welche 
senkrecht zur Längsachse des Stomodänrns stattfindet, ruft somit 
eine Verschmelzung der zahlreichen Individuen eines Tales gerade 
in den Abschnitten hervor, innerhalb derer wir die Gegenwart der 
Ricbtungsmeeenterien zu erwarten hätten. 

Von der Histologie der Mesenterien möchte ich noch erwähnen, 
dafl die Ausdehnung der Längsmuskulatar sich wesentlich unter- 
scheidet von der, welche wir bei Rhodaraea angetroffen haben. 
Dort haben wir eine fein verästelte mehr baomfönnige Gestaltung 
der Mesodennlamelle zu der Muskelfahne, hier dagegen ist die 
Stutzlamelle nur in ganz einfache dickere Lappen geschlitzt, was 
also eine bedeutend geringere VergrtiSemnK der Ober&che bedeutet, 
denn diese Vergrössemng ist ja der alleimge Zweck der Mesoderm- 
faltongen. Bei Rhodaraea fanden wir eine viel größere Anzahl von 
Muskäfibrillen sich Über das Mesodemi ausdehnen. Bemerkenswert 
bei Coeloria hingegen ist, daß die geringere Anzahl der Muskel- 
fasern nicht unwesentlich durch die gröfiere Dicke der Muskelfasern 
au^eghchen wird ; ans den Punkten im Querschnitte bei Rhodafoea 
sind hier längliche stfibchenartige Gebilde geworden. Was die 
transversale Muskulatur anbelangt, so Überziehen die Mnskelfasem 
das Mesoderm nicht streng in horizontaler Richtung, sondern sie 
haben einen schrägen Verlauf angenommen, und zwar erstret^eu 
sie sich von oben und außen nach unten und central 

Femer zeichnet sich das Mesenterialfilament bei Coeloria durch 
seine bedeutendere Länge aas; das Ende der Stützlamelle sendet 
zwei ziemlich lange Fortsetzungen in Form eines T aus, so daß die 
Flimmerstreifen dadurch eine stärkere Entwicklung erlangt haben. 

Von histologischen Einzelheiten, die sich dem normalen Typus 
der Actinien in jeder Beziehung anschließen, brauche ich hier nur 
die Gestalt der Nematocysten mit einigen Worten zu beschreiben. 
Ihre Anwesenheit konzentriert sich, wie bei den Anthozoen ge- 
wöhnlich, vor allem an den Tentakeln und an der Mundscheibe. 
So dicht auch die Tentakel mit den Nematocysten gespickt sind, 
zu einer Bildung von „Batterieen" ist es nicht gekommen. Die Form 
der Nesselzellen ist zum Unterschiede von den kurzen und spindel- 
förmigen Gebilden bei Rkodarasa in unserem Falle sehr lang und 
schmal. Innerhalb der Kapsel sieht man stets sehr deutlich den 
spiralig aufgerollten Kesselfaden und an den Stellen, wo durch den 
ochniU gerade einige Kapseln getroffen worden sind, so daß die 
Fäden aus ihrer Umhüllung herrorr^en, hat man das Bild einer 
kleinen Sprungfeder. 

Eine besondere Besprechung verdient noch das Verhalten der 
Tentakel bei der Kontraktion derselben. Die kurzen Tentakel 
stülpen sich während der Zusammenziehung vollkommen nach innen 



ib, Google 



290 Alfred Heiche: Ein Beitrag rar Kenotnig 

ein, gerade wie wir es beim Einziehen von SclneckenfGblem beob- 
achten können. Eine Einstülpung der Tentakel anf derartige Weise 
kennen wir bisher nnr von sehr wenigen Anthozoen, 30 unter den 
Alcyonarien von Sympr>dium, Corallium und Heliopom. Innerhalb 
der Abteilung der Madreporarier hat eine solche Methode der 
TentakeleinstfilpQng Fowler bei der Spezies Seriaiopora s:tbttlata (9) 
beschrieben, m heißt dort: „There is, I believe, no instance yet 
recorded of the occnrrence among Madreporaria of the method of 
tentacnlsr retraction whicb distinguishes Seriaiopora, namely that 
of introvereion, the tentacdes being invaginated in such wiae that 
the battery is still pointed upwards. Probably owing to the mi- 
nntenesB of the polyp, no special muscnlar apparatus for eSecting 
thia retracüon could be detected". 

Fowler gibt, um dieses Verhalten besser zu zeigen, zwei 
Zei<^nnngen. 

Allerdings können beztighch dieses Punktes sehr leicht Irrtflmer 
vorkommen, welche einer besonderen Beachtung wert sind; ich 
werde an der Hand von Heider's „Korallenstudien" (15) im Fol- 
genden davon sprechen und verweise gleichzeitig auf die betreffenden 
Zeichnnngen im gleichen Werke. 

Es erscheinen auf den Schnitten in den Kammern zwischen 
den Mesenterien die Quersdinitte von breitgedrOckten oder rund- 
lichen Schläuchen, deren Wandung vollständig die Zusammensetzung 
der Tentakel zeigt, wie wenn dieselben nach einwärts gestülpt 
wären, d. h. mau findet als innerste Zellenlage Ektoderm mit einer 

Eroßen Menge charakteristischer Nesselkapseln, auf dieses folgt 
Sngsmoskulatnr, nach anßen von der MeBodenuIamelle Ring- 
musiulatur,- welche von einem Entodermlager bedeckt ist. Von 
Heider beschreibt nun weiter: „Ich habe einen entkalkten Polypen 
von seiner Basis aus in eine Anzahl von Qnerschnitten zerlegt, und 
nachdem ich in einer H6he angelangt war, in welcher die an- 
gegebenen rundUchen Querschnitte innerhalb der Mesenterialtaschen 
8i<£tbar wurden, aus dem oberen Reste des Polypen Frontalschnitte, 
welche also sei^recht auf die Ebene des letzten Querschnittes ger 
ßbrt wurden, angefertigt. Man findet dann, daß die TentaSel 
zwar stark verkfirzt, aber alle noch nach auswärts von der Mund- 
platte gerichtet sind; wohl aber macht die letztere bedeutende Ein- 
buchtungen gegen die Kelchhöhle. Diese Einbuchtungen der Mund- 
Slatte smd es nun ausschließlich, welche meines Erachtens auf 
luerschnitton innerhalb der Mesenterialtaachen getrofTen weiden, 
und ich erkläre mir jene Ealtangen mit der Wirkung einerseits 
der Muskelwtilsto, welche längs der Mesenterien schief von unten 
nnd anßen nach oben und innen zur Tentakelbasis ziehen, anderer- 
seits der Kreis- nnd Längsmoskelfasem der Mundplatte selbst". 
Von Heider aa«t dann noch, die Entscheidung, 00 wir es hier 
tatsächlich mit Tentakel^uerschnitten zu tun haben, wäre wichtig, 
da ja die Annahme, daß bei Kontraktion des gesamten Polypen 
die Tentakel in die unter ihnen li^enden Taschen eingestülpt 



), v^iWWVH- 



der Weicbteile der Hadreponrier. 291 

werdeo, wohl denkbu- sei, wenn für diese Arbeit eine eigene Vor- 
richtnng, etwa ein musculus retractor, der die Tentabelapitze mit 
dem Körperinnem verbände, gefiinden würde. 

Ich habe die Beobachtungen von Heider's wiedergegeben, 
weil ich an vielen Präparaten der von mir untersnchten Spezies 
mit jenen vollstäiidig übereinstinuuende Bilder erhalten habe, die 
tatsächlich bei mehr oberSächlichem Hinsehen den Eindruck von in 
sich eingestülpten Tentakeln hervormfen. Dies wollte ich voraus' 
schicken, um von vornherein dem vorzubeugen, als h&tte ich beim 
Studium der Quersfiinitte in Betreff des "^haltens der Tentakel 
obige Bildungen in der angedeuteten Weise verwechselt. Aufier 
den beschriebenen Einbuchtungen der Mundscheiben sah ich nämlich 
im Innern der Binnen- resp. Zwischenfächer geschlossene Kreise, 
welche nach innen ein Ektoderm mit charakteristischen vorher 
schon erklärten Nematocysten zeigten und nach auSen die übrigen 
typischen Schichten der Tentakel als Meaoderm und an der 
Peripherie als Entoderm; hätten diese Gebilde vielleicht noch nicht 
dazu genügt, um den Beweis zu bring(?n, daß ich in der Tat 
handsMiub&igerartig eingenogene Tentakel vor mir hatt«, so wurde 
meine Annahme in unumstoBlicho Sicherheit umgewandelt, als ich 
in eisigen Fällen mehr nach der Tiefe zu fönende Znsammen- 
setzung und Anordnnng der drei die Tentakel auszeichnenden Ge- 
webeschichten wahrnehmen konnte. Es sind zwei ineinander ge- 
schaltete Kreise (Fig. 17), die sich gegenseitig derartig verhalten, 
daß an dem äußeren Kreise das Ektoderm, die typischen Zell- 
elemente enthaltend, auf der Innenseite sich befindet, während das 
Entoderm auf dem Mesoderm nach außen angeordnet ist; an dem 
innerhalb des großen Kreises gelegenenen kleinen konnte ich ein 
umgekehrtes Verhalten der Zellenlagen feststellen, indem das Ekto- 
derm außen, das Entoderm innen lag. Diese Querschnitte können 
gamicbt anders ausgelegt werden, als daß sie ein Stadium dar- 
stellen, in welchem die nach Art von Schneckenluhlem eingestülpten 
Tentakel im B^rifTe sind, sich eben wieder auszustrecken. 

Was bei dieser Erscheinung die Anwesenheit einer besonderen 
Verrichtnng oder Muskulatur anbetrifft, wie sie von Heider zur 
Erklärung dieser Methode der Kontraktion verlangt, so glaube ich 
einen sehr einfachen Grund dafür angeben zu können. Ich bin der 
Meinung, daß die I^^ngsmuskolatnr der Tentakel und die mit ihr 
in direktem Zusammenhange stehende Längsmuskulatnr der Mesen- 
terien, ein Verhalten, welches bereits seit geraumer Zeit nachgewiesen 
worden ist, vermöge der gleidizeitig eintretenden Kontraktion imstande 
sind, eine Wirkung auf die Tentakel auszuüben, wie sie von Fowler 
bei Seriatopora und von mir bei Coelona beobachtet worden ist. 

Zum Schlüsse der Beschreibung sei noch einiges über fremde 
Bestandteile bemerkt, welche im Entoderm fast durch den ganzen 
Körper der Polypen hindurch angehäuft sind, nämlich über die 
gelben Zellen, [n besonders großen Mengen fand ich sie im Be- 
reiche der Mundscheiben. Die Zellen sind kugljg und alle nahezu 



.oogle 



292 Alfred Heicke: Ein Beitragzar KenntDiB 

voll gleicher Größe; ihi' Inhalt ist mit zahlreiclien mehr oder 
weniger kleinen Körnern Tersehen, die etwa gelblich-griln gefärbt 
sind. Außerdem besitzen sie eiaeo Kern, der durch die Färbung 
mit dem Hämalaim deatlich hervortritt. Über die Bedeutnng der 
aufiäUig TOD der Umgebung abatechendeo Bildungen war man lange 
Zeit im Unklaren, m mag hier daher daran erinnert werden, daB 
Gebrüder Hertwie in ihrem gi-oBeo Actinienwerke (17) den sehr 
wahrscheinlichen Nachweis zn liefern yersucht haben, wonach die 
gelben Zellen, namentlich auch wegen ihrer aufierordentlich 
großen Ähnlichkeit mit den gelben Zellen der Radiolarien, als 
niederste einzellige Algen zu betrachten sind, welche paraaitiBch im 
Körper der Anthozoen leben. 



Folgendes sind die wichtigsten Resultate, welche ich bei meinen 
Untersuchungen festzustellen imstande gewesen bin: 

Rhodaraea lagrenaei. Die Polypen zeigen in ihrem Aufbau 
den Typus der Actinien. 

In Retreff der Histologie des Ektoderms ist . abweichend von 
allen bisherigen Beobachtungen das Vorhandensein von Sinnes- 
knospen an den Tentakeln hervorzuheben, deren Funktion die von 
Tastapparaten ist 

Ln Innern der einzelnen Polypen finden sich in den Mesen- 
terien zugleich männliche und weibliche Geschlechtszellen. 

Das System der Emähningskanäle zeigt in seiner Bildung eine 
deutliche Analogie mit dea Älcyonarien und zwar speziell mit den 
höher differenzierten Gattungen der Gruppe der Alcycmacea. 

Die F.ntwicklung der ungescblechtlicb erzeugten jungen Indi- 
viduen weist große Ähnlichkeit mit derjenigen auf, welche man 
von den aus den befruchteten Eiern hervorgegangenen Polypen kennt 

Außer der ungeschlechtlichen Vermehrung durch Knospung 
auf der Basalansbreitung der Kolonie kommt in seltenen Fällen 
auch Fortpflanzung durch partielle Teilung vor. 

Coeloria tinen^. Die Mesenterien der Polypen setzen dch 
infolge der in die Tiefe gerückten Polypenkörper oberhalb derselben 
unter gleichzeitigem Verluste der Längsmusknlatur fort. 

Die Stellang der Mesenterien stimmt, soweit das Schwinden 
der radiären Anordnung in Betracht kommt, mit der der Septen 
überein. 

Die Polypen zeichnen sich besonders durch das Fehlen der 
Richtungsmesenterien aus. 

Die Zahl der Mesenterien ist keine einheitlich feststehende, 
was mit den ungleichmäßigen Teilnngsvorgängen in Zusammenhang 
steht; dadnrch Desteht auch keine Beziehung zu dem Üblichen 
Multiplum von sechs. 

Die Kontraktion der Tentakel findet nach Art der Einstülpung 
von Scbneckennihlem statt. 



IV Google 



der Weiditeile der Hadreporuür. 



LiteratiUTeneiohniB. 

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18. — ibid. V. 14, p. 39—89 1880 



ib.Coogle 



294 Alfred Heicke: Bia Beitrag zur KenntniB 

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20. — Über das Verliältnis tod Skelett n. Weichteilea bei den 

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• 1887 

31. — Die nngeschlechüiche Yermehrune von Madrepora, in: 
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22. Eowaleveky, A. Untersnchonsen über Entwickelnng der 

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24. de Lacaze Duthier, H. D^veloppement des Coralliaires. 

Actiniairea Sans polypier, in: Arch. zool. exp. V. 1, p. 289 
-396, tab. 11— 16 1872 

25. Moseley, H. N, On the deep-sea Madreporaria, in: Sc Res. 

ChaUenger V.2, p. 127—208 et 238—248, 16 pl. . 1881 

26. Mc Murrich, J. Contributions on the morphol(^ of the 

Actinozoa. 2. On the development of the Hezactiniae, in: 
Joum. Morph. V. 4, p. 303—330, tab. 13 ... . 1891 

27. Ogilvie, UariaM. Microscopic and systematic study of madre- 

porarian tfpee of Corals, in: l'hil. Trans. Roy. Soc. London 
V. 187B, p. 83-345, 75 fig 1897 

28. Studer, Th. Versuch eines Systems der Ali^onaria, in: Arch. 

Natur«. Jhg. 53, p. 1—74, tab. 1 ...... . 1887 

29. — Caa de fiseiparit6 chez nn Alcyonaire, in : Bull. Soc. zool. 

France V. 16, p. 28—30 1891 

30. — a) Enospnng n. Teilung bei den Madreporariem, in: Bern. 

Mitteil, p.l— 14 1880 

b) Beitrag zur Fauna der Steinkorallen von Singapore, 
ibid. p. 15— 53 1880 

31. - Übersicht der Steinkorallen, welche auf der Reise S. M. S. 

„Gazelle" um die Erde gesammelt wurden, in: Monatsber. 
Akad. Wiss. Berlin 1877 u. 1878 

32. ~~ Alcyonaria de l'Hirondelle, in: Res. Campagnes sc. 

Albert L, Prince de Monaco, Fase. 20, p. 1— 64, tab. 1 
— 11 1901 

33. — Eigebnisse einer Reise nach dem Pacific (Schauinsland 

1896 — 97) Madreporarier Ton Samoa, den Sandwich-Inseln 
und La^san, in: Zool. Jahrb. V. 14, Syst 1901 

34. Wilson, H. V. On the development of Manicina areolata, in: 

Joom. Morph. V. 2, p. 191—252, tab. 14—20 . . . 1888 



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der Weioh(«ile der Hadreporuier. 



Tafalerklämng. 

Shodaraea. 

Fig. 1. Schemit, nm die Art und Weise der Aofstelluiig der TeoUkel iD 

seigen I Tentakel erster Onloang, 11 Tentakel zweiter Ordnang, 

III Tentakel dritter Ordnung. 
Fig. 2. KnoHpender Tentakel (LnpenvergrOßemog). 
Fig. 3. Knospender Tentakel (Mikroskop. VergrOßemiig). a AnhKafong *od 

Nematocyaten sur sog. Nesselbatterie. 
Fig. 4. Qaencbnitt durch einen Tentakel. » Sinneeknospen. 
Fig. 5. Einzelne Sinnesknospe bei starker Ve^rDÜening, g OanglieDKellen. 
Fig. 6. Querscbnitt dnrcb einen Polypen, r KichtangsmeseDterien. 
Fig. 7. Schnitt dnrcb ein EmKhrDngsgefKß. e Eotodenn, tct Ectoderm, 

m HefodennEtÜck, f Best de» ehemaligen Hewnterialfllamentes. 
Fig. 8. Qnerscbnitt durch einen dnrch partielle Teilnng entatebenden Denen 

Polypen an der Basis des Individaams. m Hesenterien des Hatterüeres, 

welche direkt an der Nenbildnng beteiligt sind, k Era&hrangBkanUe 
Fig. 9. Querschnitt durch ebendenselben Polypen wie in voriger Ffgnr, aber im 

oberen AbscbDitte des Tieres, om den Qrad der Abschnttmng ta seigen. 
Fig. 10. Querschnitt dnrch einen jungen Polypen, ebenfalls durch partielle 

Teilnng entstanden. Der Schnitt ist an der Basis gefilhrt worden; 

man sieht den letzten Znsammenbang mit dem Mutterindividuum, 

ferner 6 Mesenterien entwickelt, 
flg. 11. Schnitt dnrch denselben Polypen wie vorher im Bereiche des Stomo- 

dkums. Man sieht außer den 8 erw&hnten Mesenterien 3 weitere in 

der Entwickelung begriffen. 
Fig. 13. Schnitt dnrch eine anf dem Wege der Sprossnng entstandene Knospe 

(Sstrahliges Stadium). 

Coeloria. 

Fig. 13. Bin entkalktes Stfick der Kolonie von oben gesehen. Am Anfang 
des Tales diejenige MnndOIhnng m, welche durch ihre abweichende 
Stellang die Richtung eines neuen Tales bestimmt 

Fig. 14. Entkalktes Stack von der unteren FUche gesehen; es eeigt, daß die 
Weichteile knppenartdg nuf den Ealkmassen anfaitien. to Wand, 
welche im Lebenden die eingefügten Kalkmassen flberneht, vertritt 
hier gleichzeitig die Stelle der Leibeswand, von der nach Innen die 
Mesenterien ihren Ursprung nehmen. ( Spalten, in welche vor der 
Entkalknng die Septen hineinragten. 



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396 Alfred Beioke. 

Fig. 15. Horizontaler Qnerachnitt durch die Hflgetregion der Polypen, welche 
einen Tftle angeboren, i. h. ea handelt sich nm den oberhalb der 
Handscheiben gelegenen Abschnitt der Individnen. l gemeinsame 
LeibeBwand, w Weichteile, welche vor der Kntkalknng die Uaner nnd 
Septen übenogen. letEtere waren in die mit X beseichnetea RtUune 
eingelagert, m UoBenterien, welche in diesem Abschnitte der Hoskel- 
fahnen and Hnsknlatnr entbehren. Die Pfeile weisen auf den Banm 
bin, den man nls du gemeinsame Tal bezeichnet. 

Pig. 16. Qoerschnitt durch die Partie der eigentiichen Polypen in der HOhe 
der Stomodaea. * Stomodseum, m Hesenterien, lo Weichteile wie in 
Fig. 15. 

Fig. 17. Querschnitt dnrch einen haodsohubflngerfBimig eingestfllpten Tentakel. 
tct Ectoderm, m Hesodemi, e Butodenn, a SpitM de« Tentakels, die 
gerade im Begriff ist, rieh wieder aassustttlpen. 



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Beobachtungen 
Nematoden und Cestoden. 

Tod 

Dr. von Llnstow 

in Qöttiiigeu. 
Hieno Tafel XTTl 

CystoopsiB Aeipeiuerls Wagn. 

Fig. 1— e. 

Herr Dr. Ä. Skorikow in St. Petersburg hatte die grosse 
Freundlichkeit, mir ein Exemplar von Acipenser mthenns zd 
scliickeD, das vod Cystopsis Acipenaeris, diesem merkwürdigen, 
bisher nur in Russland anfgefandeiien Nematoden bewohnt war. 
Es war ein Fisch von 24 cm Länge, der rechts and links von 
der BauchlJnie in zwei parallelen Längslinien angeordnete Knöt- 
chen von Erbsengrdsse zeigte: die rechte Linie Destand aus 9, 
die linke aus 10 EnStchen, die vom 2, hinten IVt cm von ein- 
ander entfernt standen; anOerdem sah man nach innen von der 
Reihe rechts noch 8, von der links noch 1 EJafitchen; alle standen 
zwischen der Basis der Brost- und der der Bauchflossen zwischen 
den Knochenachildem. 

Der Fisch bat ein bauchständiges Maal und wird seine Nah- 
rung auf dem Grunde des Wassers liegend suchen; Nematodeo- 
larven, welche im Schlamm des Wassers leben, können sich dann 
leicht in die weichsten Stellen der Bauchhaat einbohren. Zykoff 
vemintet den Zwischenwirt in der Larre von Simnlia reptans, weil 
diese die Haoptnahmug des Fisches bildet. 

Unsere Kenntnis Über den Bau des Nematoden verdanken 
wir dem Entdecker desselben, N. P. Wagner>), die aber on- 
Tollkommen ist 



') Arbeiten des 1. Kongresses rassischer Namforacher in St. Petenborg, 
Sitanngsprotokoll d. eoolog. Sekt. 31. Desemb. 1867, pag. 6—7 (nusisch). 

Eatwicklnngsgescb. d. Tierreichs, 2. Aufl., Bd.I. 1687, pttg.<29-43(^ 
flg. 362 (ruBsigch). 



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298 Dr. TOD Linstow; Beobuhtiuigeii 

Spaltet man die Haut über den EnStchen mit einem Ereas- 
echnitt, Bo kann man mit der Pinc«tte den Parasiten heransheben 
und man blickt dann in eine 3 — 4 mm große, kagelförmige HShlong, 
die von dem kagelfÖrmigen Weibchen nnd dem winzig kleinen, 
wnretiSrmigen Männchen ansgefiillt war; in jeder Cyste wohnt nnr 
ein Weibchen nnd mit ihm meistens ein Männchen, selten keine 
oder zwei. 

Die Cuticula ist fein qnergeringelt; bei beiden Geschlechtern 
ist die MundöffauDg trichterförmig, in der Scheitelgegend eingefaßt 
von einem niedrigen Ringwall; dicht dahinter legt sicn ein Nerren- 
ring (fig. 2, n) am den Ösophagus; dieser setzt sich nuch hinten 
in einen sackförmigeo Magen fort (fig. 1, d), welcher bei Weibchen 
in dem kngelförmigen Körperteil liegt; der Usophagns wird von 
einem gleichmäßigen Rohr gebildet, das außen mit einer Plasma- 
masse umgeben ist (fig. 4, ö). Unter der zarten, dUnnen Cnticola 
liegt eine ebenso feine Muskelschicht (ßa. 4 n. 5, m), die nirgends 
darch Längsfelder unterbrochen wird. Der Magen- oder Darmsack 
ist dickwandig und trägt an der Innenseite einen Epithelbel^ 
(fig. 5, d); ein Anus fehlt. Im Halsteil verläuft dorsal and ventnd 
ein Strang, der von eirunden, bis 0,039 mm langen und 0,029 nam 
breiten, gekernten Zellen gebildet wird nnd nicht weit nach hinten 
verfolgt werden kann. 

Das Männchen ist wurBtfSrmig, vom und hinten abgemndet 
(fig. 1) und 2,1 mm lang und 0,34 mm breü Der Ösophagus hat 
einen Durchmesser von 0,068 mm; der Kervenring liegt 0,034 nun 
vom Kopfende; der Ösophagus reicht bis 45''/o, der Darmsack bis 
. 69 '^/o der Körperlänge vom Kopfende. Der ganze Körper mit 
Ausnahme eines kleinen Abschnitts vom ist von Windungen des 
Hodens erfüllt, von denen man auf Querschnitten meistens 4 triSt 
(fig. 4 u. 5, h); er bildet ein langes Rohr, das einen dicken Epithel- 
belag trägt und etwa ',\ der Körperbreite eiuninmit; hinten endigt 
der Hoden mit einem Rohr, das 0,016 mm weit heraussieht nnd 
0,010 mm breit ist; es ist nicht als Cirms oder Spiculum, BOodem 
als Penis zu bezeichnen. 

Daa 3 — 4 mm große, kugelförmige Weibchen hat einen 
schlanken, nematodenförmigen Halsteil, welcher 1^4 mm lang und 
dünner als das Männchen ist, denn es hat einen Durchmesser von 
nur 0,10 mm; die Cuticula dieses Halsteils zeigt in Abständen von 
0,0039 mm Ringe sehr feiner, stark lichthrechender Eügelchen; der 
Ösophagus ist 0,031 mm breit; 0,1 nun vom Kopfende mUndet die 
Tagina (fig. 2, v); in dem dünnen Halsteil verlaufen also Ösophagus 
und Vasina; ersterer erweitert sich in dem kueelformigen Körper- 
teil zu dem Darmsack, letztere setzt sich daselbst in IJterus und 
Ovarium fort, die in Schlingen den größten Teil des Raumes 
eriUlen. 

Die Eier erinnern an die von Trichosoma und Trichocephalus 
(fig. 6); sie sind aber gestreckter, 0,065 mm lang nnd 0,021mm 
breit; die Schale ist an den Polen veraltet nnd o&n, die Offanng 



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ui Nenatodes ned Cratodeo. 299 

ist durch einen Pfropf geschlossen und der Embryo im Innern hat 
die gewöhnliche Nematodenform. 

Der änfieren Form nach ähnliche Nematoden - Genera sind 
Tropidocerca und äimondsia; bei beiden trägt aber das kngel- 
fSrmige Weibchen außer dem schlanken Kais- auch einen solchen 
Scbwanzteil , welcher letztere bei Cystoopsis fehlt ; bei beiden 
ersteren Gattungen hat das Männchen die gewöhnliche Nematoden- 
bildung mit 2 Spicula und Tropidocerca gehört zu den Secernentes, 
Qystoopsis aber wegen der fehlenden Cängsfelder zu den Pleuro- 
myariern; damit stimmt auch die Ähnlichkeit der Eier mit denen 
der Pleuromyarier Trichosoma und Trichocephalua. 

Cystoopsis Acipenseris kommt nnr ontor der Haut von Aci- 
penser ruthenus vor, nach Skorikow besonders bei 15 — 16 cm 
langen Jährlingen, bei denen man durchschnittlich 10, selten 25 
— 35 Knötchen findet; vermutlich können die Larven sich in die 
zartere Haut der jungen Here leichter einbohren. 

Die gesamte Literatar Über diesen Parasiten, die außer 
Wagner's kurzen Angaben Dannistische Angaben enthält, findet 
sich bei Skorikow>). 

Splroptora abdomln^B n. sp. 

Fig. 7. 

Herr Dr. A. Völtzkow hatte die Güte, mir diese Art zu 
senden, die er in der Leibesböhle an den Därmen von Otis melano- 
gaster in Madagaskar gefunden hatte. 

Es sind zwei Weibchen vorhanden, welche 34 und 68 mm 
lang und 0.^7 und 1,74 mm breit sind. Am abgerundeten Kopf- 
eni^ {fig. 7) sieht man jederseits in den Sabmedianlinien eine 
Papille mit Kegelförmiger Spitze; die dorsal and ventral von zwü 
breiten seitlichen Flügeln der Guticnla stehen, die hinten sclim^ 
auslaufen und in der Mitte '/^ — V« des Körperdurchmessers breit 
sind; bei dem kleinen Exemplar ließen sie sich 4,3 mm nach hinten 
verfolgen; der Ösophagus nimmt '/^1 ^^^ Gesamtlänge ein, das 
kegelförmig veijUngt« Schwänzende ^/uy, die unreifen Eier mit 
dünner Schale sind 0,052 mm lang und 0,031 mm breit; reif haben 
sie eine außerordentlich dicke, aus konzentrisch geschichteten Lagen 
bestehende Schale und messen dann 0,070 und 0,049 mm; sie 
enthalten den fertig entwickelten Embryo. 

Fll&ria eaelnm n. sp. 

Fig. 8. 
aus dem Peritoneum von Cepbalobus sylvaticultor Afz. in Kamerun. 
Die Gelegenheit zur Untersuchung verdanke ich der Güte des 
Herrn Professor Lönnberg in Stockholm. 

') Zur Fonuitologie der Adpenseriden, 8t. Petersburg, 19(3, pag. 13 
-14, 1 tab. 



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SOO Dr. von Linstow: BeobachtniigeD 

Der Körper ist vom abgerundet, neben der MandoGhung stehen 
2 Zähne, die meißelfSrmig und im BeiÜichen Bilde vom concav ab- 
gegrenzt Bind, vährend sie tod der dorsalen oder ventralen Fläche 
gesehen abgerundet erscheinen (fig. 8); hinten ist der Körper stark 
TerdQnnt and am Ende abgerundet; der ösophagns nimmt '/« ^s'* 
ganzen Länge ein, ein Anus fehlt. 

Das Männchen hat eine Länge von 61 — 65 mm und eine Breite 
Ton 0,48 mm; der Körper ist hinten vor dem Schwänzende einmal 
kreisförmig eingerollt; das sehr kurze Schwanzende mißt '/«sb der 

tanzen Tierlänge; die beiden sehr kleinen, gleichen, schwach ge- 
ogenen Cirren sind 0,13 mm lang; prSantu stehen 2 parallele, 
fradlinige, sehr lange Papillenreihen, die aus etwa 156 Papillen 
estehen; sie reichen 6,7, mm von der Kloakenöffiinng nach vorn 
und am Anfang stehen die Papillen am engsten; postanale Pa- 
pillen finden siäi jederseits 4. 

Das Weibchen ist 100 — 110 mm lang und 0,83 mm brät; 
die Vulva mündet 0,4 mm vom Kopfende, Eier waren noch nicht 
entwickelt. 

Filarien mit 2 meißelförmieen Zähnen am Kopfende sind schon 
mehrfach in Cervinen und AntOopen gefunden, so 

Filaria terebra Dies, in Gervus capreolus, Europa, 
Filaria comuta v. Linst, in Antilope sp., Kamerun, 
Füaria bidentata Molin in Gervus namni, Brasilien, 
Filaria bicoronata v. Linst in Adenota sp., SUdafnka. 



llluia «^nlBeali n. sp. 

Aus dem Gehirn unter der Pia mater von Quiscalos versicolor 
Vieillot, von Herrn Shipley in Cambridge geschickt 

Es sind nur Bnichstficke von Weibchen, daher ich die Art 
nicht definitiv benenne; ein Kopfende fehlt, das Schwanzende iat 
abgemndet; die Breite beträgt 0,21 mm; der Körper ist ungemün 
zart; die Cuticula ist ungeringelt; die Eier sind 0,029 mm lang und 
0,021 mm breit 

In und am Gehirn lebende Filarien sind höchst selten; ich 
kenne nur Filaria helicina Molin, die in Florida am Gehirn von 
Plotns anhinga gefunden ist 



Ozynris taberenlata n. sp. 

Fig. 9. 

Ans dem Dickdarm von Trachjsanms mgosos Gray in Australien, 
von Herrn Professor Lönnberg in Stockholm gesandt. 

Die Cuticula ist quergeringelt; die Mundö£&inng ist von 3 kleinen 
Li|>pfln umgeben; der sehr lange Ösophagus, der beim Männchen '/■ 
beim Weibchen Va,i der ganzen L^ige einnimmt, ist dünn and 



IV Google 



an Nematoden nnd Oeatoden. 301 

cylindrisch und endigt mit einem kegelfSrmigeo Bulbus; der Neiran- 
ring omgiebt ihn bei '/, seiner L^ge vom Kopfende; der Poraa 
excretorius ist weit nach hinten gerBckt; er mündet hinter dem 
OaophaguB-Bnlhus and von vorn wie von hinten münden je 2 GefUe 
hinein. 

Das Männchen wird 1 ,89 mm lang und 0,22 mm breit, das 
Schwanzende mißt V"; es ist pfriemenförmig (fig. 9) und trtlgt im 
vorderen Drittel 2 prominente Papillen; vor der Eloakenömiung 
steht ein ventra] gerichteter Fortsatz mit jederseits 2 Papillen, 
davor eine breite, vom zugespitzte, hinten abgerundete Cuticalar- 
anftreibnng; der gerade Cirrus ist 0,1 mm lanz. 

Das 3,20 mm lange und 0,31 mm breite Weibchen hat ein fein 
zugespitztes Schwanzende von '/« KörperlHnge; die Vulva liegt 
hinter der Mitte und teilt den Körper im Verh^tnis von 5:3; die 
Vagina verläuft eine kleine Strecke nach vom; dann biegt sie nach 
hinten und teilt sich in 2 Uteri; die Eier sind 0,11 mm lang and 
0,062 mm breit 



Gnathostoma Shlpleyi Stogsich. 

Herr Professor Stossich macht mich darauf aufmerksam, daß 
die von miri) unter dem Namen Rictularia (Gnathostoma) paradoxa 
beschriebene Art mit seiner genannten Species identisch sein dürfte, 
was ohne Zweifel richtig ist. 



Tetrad«n«s tlar» t. Linst. 

In den Spolia zeylauica beschrieb ich^) einen Nematoden aus 
Yaranus bengalensis und Varanus salvator, den ich Ctenocephalus 
tiara nannte. Herr Professor Stiles in Washington hatte die GQte, 
mir mitzuteilen, daß Kolenati im Jahre 1857 den Namen Cteno- 
cephalos einem Dipteron g^eben hatte, daher ich meine Be- 
zeichnung in Tetradenos ändere. 



Bei der Beschreibung der Tänien wurden in frfiberen Zeiten 
die inneren GeschJechtsorgane wenig oder gamicht berücksichtigt; 
jetzt ist das Genus Taenia in eine große Menge neuer Genera ge- 
spalten, bei deren Auist«llung vorwiegend der innere Bau in Frage 
kommt; eine kleine Anzahl der hierauf noch nicht untersuchten 
Arten besitze ich in meiner Sammlung und habe ich sie in die 
entsprechenden neuen Gattungen eingeordnet, über das Prinzip 
der Gattungscharaktere herrschen noch sehr verschiedene Meinungen; 

') AnnDtttre du Mdb^ zooI. de l'Äcod. Imp. des bc. St. Peurabonrg L vm, 
1904, p»g. 8-9, tab. XVHI % 6. 

*i Spolia »flanicfi ?ol I, Coloubo 1904, png. 12—13, Üb. II, Bg, 23—27. 



ib.Coogle 



SOS I)f. von Linstow: B«obaohtniigeii 

sicher ist es verkehrt, in dem Fehlen oder Vorhandensein der 
Haken am Scolex, ob eine oder zwei Reihen da sied, in der Zah], 
Grösse und Form derselben Oattungsunterschiede zu sehen; Taenia 
soliuDi nnd Taenia eaginata haben eine so auffallende Überein- 
stimoanng im anatomischen Baa, daß sie sicher demselben Genus 
zueezähtt werden müssen, und doch hat die eine Art einen doppelten 
Hakenkranz, die andere keinen. 

Uymeuolepls decipiens Dlea. 

Fig. 10-11. 

Aas Moloseus? perotie Neuw., Brasilien. 

Länge bis 50 mm, Brette vom 0,35, hinten 0,70 mm, Contoor 
sSgeförmig; die erste, 1,58 mm lange Strecke der Eette läßt keine 
GhederuDS erkennen; die ersten deutlichen Glieder sind 0,58 mm 
breit nna 0,Umm lang, die letzten 0,70 mm breit nnd 0,20 mm 
lang; alle sind also viel breiter als lang. Der Scolex ist 0,37 mm 
breit und gegen den Anfang der Kette nicht verdickt und abgesetzt; 
die Saugnäpfe messen 0,088 mm; das RosteUum ist rundlich und 
wenig vorragend, seiue Muskelscheide ist 0,20 mm lang; man findet 
einen einfachen Kranz von 44 — 46 Haken, die 0,023 mm messen 
(fig. 11). Die Cnticula ist dick, die Muskeln sind schwach ent^ 
wickelt, eine Schicht Längsmuskeln grenzt die Rinden- von der 
Markschicht ab. 2 große Hauptlängsgefäße verlaufen im 15. und 
85. Hundertstel des Querschnitts; weit nach außen von ihnen ziehen 
die Hatiptlängsnerven ; Kalk körperchen fehlen ganz. Die Geschlechts- 
öffnnngen stehen einseitig und randständig in der Mitte des Glied- 
randes. Der kolbenförmige Cirrusbeutel nimmt fast '/s ^'^^ Qner- 
durchmessers ein nnd liegt vom und dorsal in der Prc^lottide; 
3 Hoden liegen mehr hinten in einer Querreihe; sie sind 0,078 
— 0,091mm lang und 0,060 mm breit. Die Vagina läuft ventral 
und hinter dem Cirrusbeutel und erweitert sich innen zu rinem 
Receptaculum seminis, welches bis zur Mittellinie reicht. Der 
Dotterstock li^ ventral in der Mittellinie; die Zellen sind unj^bbar, 
während ihr Kern sich intensiv fUrbt: sie messen 0,0034 mm; die 
0,031 mm große Schalendrüse ist kugelförmig und wird vom Dotter- 
Btock umgeben. Der Eeimstock oesteht ans 2 kolbenförmigen 
KSrperchen, die im 2. nnd 3. Viertel des Querdnrcbmessei-s liegen, 
die großen granulierten Keimzellen messen 0,013 mm. Die Eier 
babrä eine membranöse Hülle und sind 0,039 mm groß ; die ellip- 
tische Oncosphaere ist 0,034 mm lang und 0,029 mm breit und cue 
6 großen, derben Haken derselben messen 0,016 mm. 

Hymenolepis acata Kad. 

Pig.l2. 
Aus Vesperugo noctula, Vesperugo serotina und Vespertilio 
lasioptems. 



IV Google 



VI Nematoden nnd Ceatoden. 303 

Länge bis 64 mm, Breite vorn 0,40; schon 1,58 mm hinter dem 
Scolez begiimt die Gliederung; die ersten Proglottiden sind 0,41mm 
breit nnd 0,053 mm lang, die hintersten erreichen eine Breite von 
1,58 mm and eine Länge von 0,19 mm, alle sind also viel breiter 
als lang; reife Glieder haben eine Länge von 0,099mm. Die 
Eörpercontouren sind sägeförmig. Der Sc^ex ist nur wenig breiter 
als der Anfang der Kette; er hat einen Durchmesser von 0,44 mm, 
das pilzförmige, 0,18 mm lange Rostellnm ist von einem 0,26 mm 
nach hinten reichenden Moskelsack umgeben; die 38—42 Haken 
bilden einen einfachen Eranz und sind 0,0S9mm lang (fig. 12); die 
Saugnäpfe messen 0,12 mm. Die GeschlechtsöEFoungen stehen fast 
randständig nnd einseitig an der Grenze des ersten Drittels des 
Froglottidenrandes, aber nicht genau am Hände, sondern ventral 
0,078 mm vom R&nde entfernt; der Cirrus ist karz und kegelioimig. 
Der innere Bau gleicht fast dem von Hymenolepis decipiens, nur 
reicht das Receptaculum seminis nicht bis zum 50.. sondern nur 
bis zum 45. Hundertstel des Querdurchmessers. Die kugeliormigen 
Eier haben eine membranöse Hiille und messen 0,052; die Onco- 
sphaere ist 0,031 mm lang und 0,026 mm breit 



HymenoleplB scaUris B^j. 

■Fig. 13—14. 

Aus Crocidura aranea; die Larve, Stapylocystis biliarius Viliot, 
lebt in Glomeris limbata. 

Länge 30,4 mm. Breite vom 0,53; der ungegliederte sog, Hals 
ist 1,6 mm laug; die vordersten Proglottiden sind 0,044 mm lang 
nnd 0.53 mm breit, die letzten 0,39 und 1,58 mm; alle sind dem- 
nach viel breiter als lang. Die beiden Hauptlängsgefäße verlaufen 
dem Rande der Glieder nahe, etwa 14 — 17 Hundertstel des Quer- 
durchmessers von ihm entfernt. Der Scolox ist 0,48 mm breit, die 
kleinen Saugnäpfe messen 0,091 mm; am Rostellnm stehen 13 Hakoi 
in einem Kreise, deren Länge 0,0*26 mm beträgt (&g. 14). 

Wenn neuerdings behauptet wird, die Zahl der Haken der 
Vogeltäoien sei stets eine gerade, so halte ich daa für unrichtig. 
Krabbe, der mit besonderer Soi^alt diese Haken ontersncht hat, 
gibt in einer grossen Zahl der Fälle ungerade Zahlen an, wie 
solche auch bei sehr zahlreichen Säugetiertänien gefunden sind; in 
diesem Falle konnte kein Haken verloren sein, da die Reihe voll- 
ständig nnd das Rostollum eingestülpt war. Der Hakenast ist länger 
als der Hebelast. 

Die GeschlechtsöEFnungen stehen randständig nnd einseitie in 
der Mitte des Gliederrandes. Der Cirrus ist 0,0052 mm breit, iOiax 
nnd zart und wird 0,013 mm lang voi^estreckt. Der Girrusbentel 
liegt ganz vonie im Gliede und nimmt Vi — 'ie des Querdurchmessers 
ein; die 3 Hoden finden sich in einer Qnerreihe nnd nehmen '''/ ,hi 
des Querdurchmessers ein; jeder ist 0,150mm lang und 0,088mm 



_.oogle 



304 Dr. von LiDitowr Beubaclittingen 

breit und der mittlere liegt etwäs vor den beiden anderen. Der 
Keimstock besteht aus zwei gestreckten, kolbenförmigen Körpern, 
die am Hinterrande des Gliedes in der Mitte liegen and etwa den- 
selben Raum einnehmen wie die Reihe der Hoden; zwischen ihnen 
sieht man den eiförmigen Dotterstock, der 'Vioo des Querdurch- 
messers ausfüllt; das Receptaculum seminis erreicht fast die Mittel- 
linie; der Uterus erlHllt me Glieder rdllig; die ovalen Eier haben 
3 Hüllen; die äußere ist 0,070 mm lang und 0,O:^9 mm breit, di« 
Oncosphaere 0,038 und 0,023; die innerste Schale trägt an den 
Polen kleine Verdickungen und erscheint citronenförmig. 



Hymenoleplg baeUlarts Ctoeze. 

Fig. 15-16. 

Ans Talpa europaea. 

Die sing und Duj ardin identifizieren mit Unrecht Taenia 
filamentosa Goeze ans Talpa europaea mit dieser Art, welche un- 
r^elmäfiig abwechselnde Geschlechtsöffnungen and quadratische 
reife Proglottiden hat. 

Der Körper von Hymenolepis bacillaris ist vom sehr dünn und 
etwa 12 mal schmaler als hinten. Die Länge betrat 150 mm; die 
Proglottiden sind ganz vorn 0,044 mm lang und 0,19 nun breit, die 
geschlecbtsreifeD haben eine Länge von 0,13 mm und eine Breite 
von 1,50 mm, während die letzten 0,15 mm lang und 1,82 mm breit 
werden. Zwei große Hauptlängsgeiäße verlaufen im 14. und 
86. Hunderstel des Querdurcbmessers und nicht weit nach außen 
von ihnen ziehen die Hauptlängsnerven. Auf Querschnitten sieht 
man 2 der Guticula parallele Kreise von Längsmuskeln; der äußere 
besteht aus dicht stehenden, kleineren, der innere aus entfernter 
von einander verlaufenden, größeren Gruppen von Muskelfasern ; 
Kalkkörperchen fehlen. Der Scolex ist etwas breiter als der Pro- 
glottidenkörper; am Rostellum stehen in einem Kreise 36 Haken 
von 0,030 mm Länge (fig. 16); Haken- und Hebelaet sind ungefähr 
gleich lang und verlauren parallel. Die einseitigen Geschlechts- 
Öffnungen stehen im vorderen Drittel oder Viertel des Gliedraodes 
fast randständig, ventral, 0,03 mm vom Rande entfernt. Der ge- 
streckt elliptische Cirrusbeutel nimmt '/«—'/? des Querdurchmessere 
ein; die 3 Hoden sind Vs des Querdurchmessers groß und liegen 
dorsal Tom Receptaculum seminis, der eine am inneren Ende des 
letzteren, die beiden anderen dem entg^engesetzten Flügel des 
Eeimstocks gegenüber; sie bilden eine bogige Querlinie. Die Va- 
gina verläuft ventral vom Cirrusbeutel und erweitert sich zu einem 
§roßen, kolbenförmigen Receptaculum seminis, das 'Vt« des Quer- 
urchmessers einnimmt. Zwischen den beiden Gefäßen liegt ventral 
der große, zweiflügelige Keimstock, dessen Zellen 0,0095 mm messeu, 
während die des ebenfalls ventral gelagerten, unregelmäßig ge- 
lappten, kleinen Dotterstocks 0,0052 mm groß sind. Die Eier sind 



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sä Nemntodeti and Oastoden. 305 

dreischalig; die Itufiere und innere Hülle sind ovoid, die letztere 
ist an den Polen etvas vorgezogen, die mittlere ist onreeelmäßig 
gestaltet; alle drei sind d&nn nnd membranös; die änfiere ist 0,071 
— 0,081 mm lang und 0,058 mm breit, die innere 0,052 und 0,024 mm. 

Drepanidotaenia paehyeephala y. Llnat. 

Fig. 17-20. 

Ans Anas Ustrionica. 

Körper sehr fein und zart, 17 mm lang, Breite eanz vorn 
0,081:4 mm, die ProglottidenbÜdong beginnt 0,35 mm vom Kopfende; 
die ersten Glieder sind 0,018 mm laaa and 0,11 mm breit, die letzten 
0,088 and 0,86 mm, alle Glieder smd also kflrzer als breit; die 
(>)ntoareD sind B&geförmig; recbts nnd links ziehen je 2 Oefi(Se 
dnrdi die Kette, em gröSerea melir nacb innen nnd ventr^ ver- 
laufend, 24— 29Hnndert8tel des Qnerdnrchmessers vom Bande ent- 
fernt; eine breite Schicht von Subcnticularzellen wird innen von 
einer Lage von Längsmnskeln b^^enzt; Ealkkörperchen sind nicht 
vorhanden. Der kegelförmige Scolex ist mit Einschluß des Ro- 
stellam 0,28 mm lang and an der Basis 0,20 mm breit; die Sang- 
nSpfe messen 0,13. Das Bostellnm ti%t 10 schlanke Haken (6^. 20) 
von 0,044 mm Länge; der Worzelast ist lang, der Hakenast nimmt 
Vt der ganzen Länge ein und der Hebelast ist radbnentfir. Die 
Geechlecbtsdffimngen stehen einseitig, randstfindig, ganz vom am 
Gliedrande. Mit dem B^^inn der zweiten Körperhäme treten die 
auffallend langen Cirren hervor; sie sind bedomt, kolbeniSrmig 
(fig. 18) and haben bei einer Gliedbreite von 0,31 mm eine Lfinge 
von 0,18 mm, sie geben, mit anbewafCnetom Auge betrachtet, &r 
hinteren Körperhälfte ein zottiges Ansehen. Der Girmsbentol ist 
groB und spmdelförmig and reicht bis zur Mittellinie der Glieder; 
er wird umgeben von einer Parenchymschicht, die außen nsd innen 
dfinn aaslänft, dann folgt eine feine Ringmnskellage und hierauf 
eine mächtige Schicht radiär gestellter, nach der Mittelachse zn- 
sammenstrahlender keilförmiger Längsmuskeln, deren man an jedem 
Cirrasbeatel 45 — 48 zählt (^. 19); 3 kugelronde Hoden liegen eng 
an einander and sind 0,031 mm groß. Die dünnwandige Vagina 
hat geknickte Contoaren and verläuft ventral vom Cirrusbeutel; sie 
erweitert sich zn einem bimförmigen Receptacnlnm seminis, dae 
etwaa weiter nach innen reicht als der Cirrusbentel. Der hantel- 
förmige Keimstock liegt ventral und nimmt Vt — Vi des Qawdnrdi- 
messers ein, an seiner ventralen Seite der viel kleinere, ovale 
Dottoratock; Eier waren noch nicht entwickelt. 



AploparakslH Fringlllamm Bad. 

Fig. 21-22. 
Ans Pama major nnd Fringilla monti&ingilla, früher in Pams 
coernlens, P. caadatns, P. cristatne, P. palnstris, P. ater, P. bi- 

Ank. t HkUrpMt. Jiki|. IHM. Bi.1. B.3. 20 



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SOS ^' ^^* LiDHlow: 

armicns, Fringilla domestica, Fr. cannalHiia, Fr. coelebs, Fr. Unaria, 
Fr. montana und Fr. ajHnuB gefanden. 

Die LSnge erreicht 25 mm: ganz vom ist der Körper 0,079 mm 
breit, die Proglottidenbildong beginnt schon 0,35 mm hinter dem 
Scolez ; die ersten Glieder sind 0,022 mm lang and 0,13 mm breit, 
vShrend die letzten eine Länge von 0,12 mm and eine Breite von 
0,62 mm haben; alle sind also breiter als bmg, Zwei große Haapt- 
llingsgeßiäe verlaofen Vis des Qnerdarchinessers vom Rande ent- 
fernt; im Parenchym findet sich eine der Gaticiila parallele Schicht 
von Längsmnskeln und nach innen von ihr «ne zreite, die aas 
stSrkeren Bündeln besteht; Ealkkörperohen sind nicht vorhanden. 
Der Scolez ist 0,21 mm breit und mit zur{l<^ezogenem BosteUnm 
ebenso lang; die Saagnfipfe messen 0,10 mm; am Kostellom stehen 
10 Haken von 0,026 mm Länge; der Hakenast ist länger als der 
Hebelast nnd der lange Warzelast ist am Hinterende nach innen 
gebogNi (fig. 22). Die GeschlechtBCffimogen sind einseitig nnd rand- 
stäncug nnd stehen etwas vor der Mitte des Gliedrandea. Der 
Qrrus ist f«n bedomt, 0,026 mm lang voi^estreckt und 0,0065 mm 
breit; der CirruBbentel nimmt ''/im des Qnerdnrohmesaers ein. In 
jedem Gliede liegt ein sehr groBer, aus zahlredcheoi, eng an einander 
gedrängten PoUikeki bestehender Hoden, der mehr in der Glied* 
hälft« liegt, velohe ohne Geschlechtsöflnungen ist; er nimmt mehr 
als die iHtlfte, etwa ^/» des Qnerdarchmessere ein, dw Eeimstock 
'/s; dieser besteht ans gesonderten DrUsenhanfen nnd &Bt den 
Dotteretock zwischen sich; letzterer ist ein eiförmiger Körper von 
'/so Grfiße des Querdurchmessers des Gliedes. Das Receptacalnm 
seminia r^cbt bis znr Mittellinie und liegt dem Vorderrande des 
Gliedes nahe. Die Eier haben eine dreifache Htllle; die beiden 
äoSeren sind membranös und unregelmäßig geformt, die innere ist 
regelmäßig dtronenförmig mit etwas aosgezogenen Polen; sie ist 
0,057 mm lang nnd 0,034 mm breit; die Huenzabl der Oncosphaere 
variiert; statt der gewGhnlichen 6 findet man auch 4, 5 nnd 7 Haken. 

Aploparaksis ist ein von Clerci) aufgestellter GeDusname fQr 
T&nien mit nur einem Hoden in jedem Guede und einseitig mfln- 
denden Geschlechtsorganen; der ursprüngliche Name Monorchis 
wurde in Aploparaksis geändert, weil ersterer in anderem Sinne 
für Trematoden gebraucht wird. 



DlorekiB parrlcepg r. Linst. 

I1g.23— 25. 
Aus Merger serrator. 

Länge bis 110 mm; der Körper iat Tom tadenförmig dOnn nnd 
zeigt sehr verschiedene Contractionszustände, so daß in der dttnnen 

>) W. Oterc Goatribvtiaiu k PAtude de la fume hchnhholoctqve da rOuraL 
JUme 8nuM de »o!. L II, Otnin IWJB, pag. 237-368, tat 8-11. 



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MI N«iMkides and Cutodan. 307 

Kette Stelleuweise viel breitere, Spindel- oder eifönniee Einlagernngen 
mit aehr kurzen Proglottiden vorkommen i die Gliederkette ist sehr 
dOnn und der dorsoventrale DnrchmeBser verhält sich znm qaeren 
wie 1 : 10; der Hioterrand der Proglottiden öberragt den Vorder- 
teil der folgenden so weit, daß er den vierten Teil des Längs- 
durcbmessers der letzteren gleichkommt Die Breite beträgt vom 
0,21 mm; die mittleren Glieder sind 2,16 mm breit cnd nur 0,13 nun 
lang; hinten nimmt die Breite wieder ab ; diese Glieder mit Geschlechts- 
oi^anen, aber noch ohne Eier, haben eine Breite von 1,37 mm bei 
einer Länge von 0,22 mm; überall sind demnach die Proglottiden 
viel breiter als lang. Ein größeres und ein kleineres Gefäß veriäoft 

i'aderseite etwa '/^ des Querdun^meBsers vom Bande entfernt; Kalk- 
:Örperchen sind nicht vorhanden. Der Scolex ist winzig klein, 
0,24 nun breit und 0,16 mm lang; das Bostellum trfigt 10 sehr 
kleine Haken (fig. 25) von 0,012 mm Länge; Haken- und Hebelaat 
hfjten dieselbe Kchtung und der Wnrzelast ist rudimentär; hinter 
dem Scolex ist der Körper etwas verdickt. Die Qeachlechtsöffnangen 
stehen randständig und einseitig im vorderen Drittel des Glied- 
raudes. Die Girren werden bis 0,1 1 mm weit vorge8ti;eckt; sie sind 
uu Ende kolbenförmig verdickt und hier 0,031mm breit; sie sind 
bedomt und erscheinen bald vorgestSlpt, bald handscbubfingerartig 
zurückgezogen. Der Cirrusbeütel liegt vom im Gliede una nimmt 
>/( des Qnerdorchmessers ein; er zieht schräg nach innen und vom 
und an seinem inneren Ende liegt eine Samenblase. Zwei ovale, 
0,13 mm lange und 0,079 mm breite Hoden liegen nach innen von 
den GeßiJien nebeneiDasder in der den GeschTechtsöEfhangen ab- 

gawandten Seite. Die Vagina verläuft geschlängelt hinter dem 
irmsbentel schräg nach innen und vom und ist im Innern bedomt; 
das sehr große, bis znr Mitte des Gliedes reichende Receptacolom 
seminis ist mit dem inneren Ende nach hinten gerichtet Der Eeim- 
stock besteht aus einer roeettenartig im Kreise gelagerten DrUsen- 
gmppe im mittleren Drittel des Gliedes dessen Hinterrande genähert, 
vom Vorderrande etwa um '/s des Längsdurchmessers entfernt; der 
Dotterstock findet sich in der Mitte dieser Drüaengruppe dem Hinter- 
rande des Gliedes genähert Im Parenchym der Guticula parallel 
verläuft eine Scbiäit verhältnismäßig dicker Läim^smuskeloÜndd. 
Eier waren noch nicht ausbildet. 

Das Genus Diorchis ist, wie Aploparaksis, von Giere au%estdlt. 



BothrimoDOS psehjeeplialns n. sp. 

Rg. 2fr- 39. 
Ana dem Darm von Acipenser stellatns. Von Herrn Skorikow 
in St Petersburg geschickt und von diesem gesammelt 

lünee bis 90 mm, Breite vom 2,10, weiter hinten 2,56 mm, 
dem Ende zu wieder etwas verdünnt und am Hinterende abgerundet; 
der Körper zeigt keine äußere Gliederung; der kugelförmig verdii^it« 

20* 



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308 ^'- voD LinBtow. Beobu^tanfen 

Scolex ist i,15mm laog; der dorsOTeotrale Darchmeflseir ist der 
größere und betr^ 1,38 mm, der oQere 0,99 nun; am Scheitel be- 
merkt man einen dorBoventraleD Spalt tod rhombischer Form 
(Fiff. 27); dieser fuhrt in 2 viereckige, mit einander Terbnndene 
Höhlungen ([-'is. 28), die weiter hiaten durch eine Scheidewand in 
2 Räume geteilt wt^en (Fig. 29), welche flftchenständig sind. Im 
Parenchym verläuft in ','5 des DorsoventraldarduneBserB vom Rande 
entfernt eine Lage Längsmuskeb und nach innen von diesen eine 
breite Schicht Ringmuskeln, welche die Rinden- von der Markschiebt 
trennen. 14 Län^eföße ziehen in der Rindenschicht zwischen den 
Längsmuskeln hin, davon je eins am rechten und linken Rande; 
ganz hinton im Körper aber dringen sie aus der Rinden- in die 
Sfarksobstanz, wo sie zunächst dicht an der Innenseite der Ring- 
maskeln verlaufen; bald sind sie auf 6 reduziert, von denen je 1 
rechts und links am Seitenrande verl&nft, während 2 dorsal und 
2 ventral liegen, alle durch fast gleiche Abstände von den beiden 
benachbarten getrennt; 0,31 mm vom Schwänzende treten diese 
6 Gefäße nach der Mittelachse zusammen, vereinigen sich zu einem 
Stamm und dieser mündet in der Mitte des runden Schwanzendes 
nach außen. Die Hauptlängsnervenstämme sind weit nach innen 
gerückt und liegen >*/,od des QnerdnrchmesBerB vom Rande entfernt. 
Die ovalen Kalkkörperchen sind 0,021 mm lang und 0,013 mm breit. 
Die SubcuticularzeUenschicht ist stark entwickät. Die Gruppen der 
Geschlechtsorgane liegen durchschnitthch 0,38, hinten 0,25 mm von 
einander entfernt; ihre Entwickelang steht hinten im Kön)er genau 
auf derselben Stufe wie vom, wie man es ebenso bei Diplocolyle 
findet. Die Geschlechtsöffnangen liegen ventral in der Mittellinie, 
vom der Cirrns und dahinter Vagina und Uterus mit gemeinschaft- 
lichem ^ns; die GirmsmQndung ist von der Fläche gesehen kreis- 
rund, die von Vf^nus und Uterus länglich rund, der größere 
Dnrobmesser quei^sstoUt. Der Cirrosbentel, welcher bis zur Mitte 
des dorsoventralen Durchmessers reicht, ist bimformig und wird 
von radiär gestellten, kolbenförmigen DrQsen umgeben; die Hoden 
li^^n in 2 Querreihen rechts und links vom Keimstock in der 
Marksubstanz. Der Keimstock bildet eine zusammenhängende Masse, 
welche etwa das mittlere Drittel des Querdurchmessers m der Mark- 
snbstanz ausftült; die Dotterstöcke li^^ in der Rindenschicht, 
lassen aber dorsal und ventral </< — Vt ^^ Qnerdurchmessers in 
in der Mittellinie irei; der Dtems liegt in der hüttellinie und nimmt 
etwa V& des Querdnrchmessers ein. An die dorsale Seite des 
Cirmsbeutels legt sich eine Samenblase. 

Das Genus Bothrimonus lebt in Adpenser; Bothrimonus Stnrionis 
Dav.=:Di8ymphtobothrinm paradoxum Dies, in Acipenser o^rbynchos 
in Nordamerika und Bothrimonus fallax Luhe aas Acipenser rutbenos 
sind die früher bekannten Arten. Von der letzteren Art haben 



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All NemaUMJen nnd CestrHlen. 309 

wir Docb keine Beschreibung; eine Notiz') bespricht die Längs- 
geföJäe, welche ganz anders angeordnet sind als bei unserer Art. 
Den Herren Dr. Dr. und Prof Prof.Collin, Lönnberg, Shiptey, 
Skorikow, Stiles, Stossich uadVöltzkow, welche mich durch 
Zusendungen und Zuschriften erfreuten, sage ich an dieser Stelle 
nochmals meinen verbindlichsten Dank. 



Erklämng der Abbildungen. 

Fig. 1—6 Cfatopsia Acipenseria. I. HUnnchen, ä Darmgack; 2. dtlnnes Kopf- 
ende des Weibchens, n Nerrenring, ö ösoplmgns, v Vagina; 3. Schwani- 
ende des UänncheuB, b Uoden, p Penis; 4 d. 6. Qnerscbnitte des 
H&uacbens, c Onticnla, m Unskalatur. h Hoden, Q ösophagns, d Dann- 
sack; 6. ein £i. 

Fig. 7. Spiroptera abdominalia, Kopfende, 

Fig. B. Filona caelnn, Kopfende. 

Fig. 9. Oxjnris tnbercnlata, männliches Schwansende von links. 

In den folgenden Fignreu bedeutet Im lAngsmaskelo, rm Bing- 
moskeln, c Cirruabentel, h Hoden, r Receptacnlom seminie, k Keim- 
Btotk. d Dotteretock g GefilsB, n Nerv, s Sameiibliise. 

Fig. 10, 15, 17, 21, 24. 26 sind schematische <JneTscbnitte von Oliedem, welche 
die relative OrSsee and Lage der Organe zeigen sollen, 13, 18, 23 
ebennolcbe Längsschnitte, 11, 12, 14, 16, 20, 22, 26 Haken des Boatelinm. 

Fig. 10-11. H^menolepis decipiens. 

Fig. 12. Hfmenolepis acuta. 

Fig. 13 — 14. H^meDotcpia scalaria. 

Fig. 15—16. Hymenolepis bacillaria. 

Fig. 17—30. Drepatudotaenia pachfcephala; 19 Qnerscbnitl durch den Cirma- 
bentel. 

Fig. 21—22. Aploparaksis Fringillanim. 

Fig. 23— 25. Diorcbis parviceps. 

Fig. 26— 29. Bothrimonns pachycephatus; Fig. 27— 29 Querachnitte dnrch den 
Scolez, 27 vom, 28 in der Uitte, 29 hinten. 



■) U. Luhe, Oentralbl. für Bakt., Paiaak. q. Infkr. 1. Abt. Bd. XXVDI, 
Jena 1900, No. 6, p. 257-268. 



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