V r c li i v
für Gl&Li/y/\£Js&M** £s+~
Kunde österreichischer Geschichte -Quellen.
Herausgegeben
von der
zur Pflege vaterländischer Geschichte aufgestellten Commission
kaiserlichen Akademie der Wissenschaften.
Neunter Band.
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Aus der kaiserlich-königlichen Hof- und Stantsdnicknvi.
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I.
Der Prozess
des Schässburger Bürgermeisters
Johann Schullcr von RoscnthaL
Von
Mkarl I ubrUtus.
Archiv IX.
Wollte man dem tröstenden Glauben Raum geben, das sächsische Volk
des 17. Jahrhundert! würde sich um so höher und gewaltiger aufgerichtet
haben, je schwerer der Druck der Verhältnisse auf ihm lastete : so ist zu
dieser Annahme weder durch die planmässig auf Untergrabung und Um-
stür/ung der altsächsischen Verfassung lossteuernden Handlungsweise der
lenfeinde, noch durch erhebende Thaten des sächsischen Volkes selbst
irende Veranlassung gegeben1). Die Geschichte unserer Väter in jenen
kummervollen Tagen erdrückenden Missgeschickes lässt uns nur zu oft
Kämpfe voll biltern Ingrimms mit den durch Stand, Volksthum, Sitte und
Glauben geschiedenen Gegnern erblicken. Wo es galt, einen Beschluss
gegen der Sachsen Rechte und Freiheiten zu fassen, da waren Unger und
Szekler jeder Zeit eines Herzens und eines Sinnes3). So geschah es denn,
dass der Landtag, während die Ungern auf ihren zahlreichen abgabenfreien
1 hinwiesen, die Szekler aber auf ihre Wehrhaftigkeit pochten, dem
kleinen Häuflein der gewerbthätigen Sachsen von der Pforten- und Landes-
er und den vielfachen Lieferungen den grössten Theil aufbürdete3),
1) Die Grundlage beider Bearbeitung dieses Prozesses bildeten die unter
/,. 1459 im SchSssburger Archiv aufbewahrten 65 Prozessactenstücke — wovon
tehlten — deren Benützung, eben so wie die der übrigen Beweisstücke
aus dem genannten Archiv und aus den Schässburger Kirchenprotokollen vom
H«rrn Bürgermeister K. v. Sternheim und Herrn Stadtpfarrer M. Schuller dem
asser mit dankenswerther Bereitwilligkeit gestattet wurde. Einige der unter
Z. i<*9 — 504 und 1495 benutzten Briefe sind von Prof. F. Müller in den Sitzungen
des Schässb. Zweigvereines für siebenb. Landesk. vom 15. Sept. und 7. Decemb.
1851 mitgetheilt worden.
2) Kur/ , für Gesch. Lit. und alle Denk- und Merkwürdigkeiten
übiirgens, Kronstadt 184 4 ff. II, 441 f. 452. Gr. Jos. Kemcny: Deutsche
Fundgruben der Gesch. Siebenbürgens. Klausenburg 1839 ff. I, 344 ff. u. a. a. 0.
3) Nach dem chlag von 1663 zählte das kleine Sachsenland 2400
Porten, deren jede 1667 mit 15 Thalern berechnet wurde (Vereinsarohiv IV, 97),
wahrend alle Gespansch.iftcn zusammen nur für 2821 Porten und 2 Hausväter
aahlten. Nur in besonders grosserNoth Hessen sich dieStände zur Nachgiebigkeit
bewegen, rAnno 1663 die 4. Septemhri.-" % erzählt unser Gewährsmann der
1 *
und wenn der Ehrgeiz mächtiger Grossen verheerende Bürgerkriege ent-
zündet hatte, das habgierige und raublustige Kriegsvolk auf die sächsischen
Slädte und Dörfer hetzte1). Und wie herrisch und hochmüthig verlangte
der Adel, wenn er im Sachsenlande herumzog, freien Vorspann und Unter-
halt für sich und sein freches Gefolge, oft sogar für seine Walachen und
Zigeuner!2) Das Alles hatte aber seinen wohlberechneten Grund. Man
musste den trotzigen Bürgern zuerst den Wohlstand rauben, wollte man sie
gefügiger und willfähriger zu selbstsüchtigen Neuerungen machen3).
Die dem Adel tief verschuldeten sächsischen Ortschaften wurden oft härter
als die unterthänigen Dörfer behandelt, und oft war, wie 1678 bei einem
Theil von Sächsisch Lasslen*), grosse Gefahr für sie da, vom Verbände des
Schässburger Königsrichter A. Göbb e 1 (f 1677) in seinem handschriftlichen Nach-
lasse, „Vassarhelyini celebratis in comitiis ex singulari instinctu divino et factarum
publice justarum quaerelarum nationis Saxonicae intuitu , sub solenni protes-
tatione, nisi velint Status reliqui duo regni Nobiles et Siculi, ut totum regnum
pessundetur, considerent, quaenam sub his rerum vicissiuidinibus et principatus
Transsilvanici mutationibus, populorum invasionibus exactionibus violcntis, suppor-
tarit onera, ad quam inopiam inhabitatoresfundi regii redacti sint etpenitus omni
nervo exuti, inidoneiredditi sufferendis et perferendis oneribus et contributionis in
posterum instantissime relaxationem portarum urgent. Quadringentae itaque
portae relaxantur, manentque 2000.''
1) So ausser vielen andern Fällen besonders in den verhängnissvollen Jahren
nach G. Rakoczi's II. Entfernung bis zur Festsetzung M. Apafi's I. auf dem
Fürstenstuhl.
2) „Item haben die arme Sachsen in Städten und Dörffern sie mit Weib undt
Kindt, ja Diener und leybeignen, wol auch ihre Walachen, Hirten und Zigeiner,
wenn sie in ihrer Herren geschäffts irgents wohin verreisset, müssen fretzen, zu
Post führen, und wenn dieErnd-Zeit herbey kommen, haben die armen Dorffsleuth
ihnen müssen ihre Feldfrüchte helffen einärdnen.'' Ungedruckte Krempes'sche
Chronik in der ersten Marktnachbarschaft Schässburgs.
3) Die Edelleuth aber im Lande, mit allen ihren Holluncken undt armen
Leuthschindern, die sein in der Üppigkeit undt Gottlosem übermuht, hoffart undt
Ungerechtigkeit dermassen vertieftet gewest (wie auch biss dato noch), dass
sie Tag und nacht dahin getrachtet: wie sie zuvörderst den armen Sachsen alle
ihre Privillegia mögten corumpiren undt invalidiren, darnach dahin gearbeitet,
wie sie mögten Städte und dörfer auf königes Boden unter ihr Tyrannisches Joch
zwingen , ihrem wolgefallen nach mit ihnen undt all ihrem Gutt zu leben.''
Krempes'sche Chronik. — Schlözer: Gesch. der Deutschen in Siebenbürgen.
Göttingen 1795, S. 107 f. 113 f.
4) Schässburger Archiv Z. 382. Auch später bedrohten einzelne Orte des
Sachsenlandes solche Eingriffe. Als der stark verschuldete Schässburger Stuhl
einem seiner Gläubiger, Th. Schmidt von Scharffenbach, dem statt der jähr-
lichen Interessen in Halvelagen ein Hof sammt einem Theil der Mühle und vielen
Grundstücken ,ur Betreibung einer eigenen Wirthschaft war abgetreten worden,
nicht in allen Anforderungen zu Diensten stand, so verlangte derselbe seine
| sriilan.U's tlu tili einen M.u !.K|»rurli losgetrennt zu werden. Zwar gabs
noch Männer, die von ochler Bin- erlu- nid beseelt, die Hechle ihrer Sladt
und ihres Volkes iiiamilialt verfochten, aber \ou dir kur/.siehligkeit oder
hersigkeil Ihrer Zeitgenossen im stich gelassen. bCtaten sie ihr Kühnes
\\ a-niss mit dem Tode <»tl*i dem Verlusl all ilncr (iiiter ') ; und den gleich-
nnten Vorkämpfern lür des Volkes alte Hechte war auf lang« Zeit der
kecke Muth -ebrochon.
Eben so traurig sah es auch inmitten des sächsischen Volkes aus. Eine
1 r | ^sung gab es nur noch dein Namen nach. Reiche Familien, durch
die vieltaehen Bande der Freundschaft mit einander verbunden, drängten
in den Hath um der Herrschaft und der Ehre Willen, und wenn auch die
Hathgesehwornen selbst zum Handwerksstande zählten, so hatten die Armen
und Mittellosen an ihnen dennoch Herrn, die nur zu oft mit unerbittlicher
Willkür und Härte verfuhren2). Mit Einquartierungen und Abgaben, die
Zahlung, und drohte im Weigerungsfälle seine Besitzungen in Halvelagen an einen
magyarischen Edelmann abzutreten. Daher schrieb der Schässburger Königs-
richter A. Göbbel an den Bürgermeister Hetzeldorfer am 29. Novemb. 1702:
„vors andere sind die Holdvilager nicht schuldig sich vor Stadt und Stuhl ver-
kauften zu lassen, wo sie ihr contingent, wass von der Schuld auff sie fällt, er-
legen, so sind sie i'rey, solle aber der Herr v. Scbarffenbach gar auff die Ge-
danken kommen, wie er schreibt, und den hoff einem Edelmann venvechselen, so
würden wir so fein umb ein Dorff auss dem Stuhl kommen, wie wenn wirs nie-
mahls gehabt hätten, und wer solte solches vertreten ?" Seh. A. Z. 499, t. 1.
1) üer Kronstädter Sladtrichter M. Weiss, Seivert: Nachrichten von
- nb. Gelehrten. Pressburg 1785, S. 489 f. Benign! und Neugeboren:
Transsilvania. Hermannstadt, 1833,11, 167 ff. Der Schässburger Bürgermeister
M. Eisenburger, Kurz: Magazin etc. II, 447 f. Misshandlung des Provinaial-
hüigermeisters J. Simonius, Sei vert: Nachrichten etc. 402 f. u. s. w.
2) „Wenn ich aber von uns Sachsen die Wahrheit schreiben solte, so sageie
tcli : dass wir nicht umb ein haar besser sind, als die Kinder Israel zun Zeiten
dess Propheten Jeremia wahren. Und welcher heutiges Tages den herren die
Wahrheit saget, der muss auch mit dem armen Jeremia in die scblamgruben hinein,
also, da.ss es izunder recht gesaget wird: Schweig muudt, so hastu freundt. . . .
sein heutiges Tages die armen sogar von herren verachtet! ach wie baldt
werden sie gar schlechter Ursachen halben für rebelten, Ungehorsamen und miss-
breücher gemeiner Freiheit angegeben, und wider alle barmherzigkeit hart ge-
straffet! Ingleichen thun die Untherthanen auch sehr unrecht, wenn sie ihrer
Obrigkeit (und oh .sie auch ichOB l'rsach dar/u hetten) fluchen, fürauss die hohe
Obrigkeit ; als »«ten, Konig und Fürsten, sollen von uns respecliret
geehret undt gefürchtet werden. Aber wie Gottcafiirchtig heutiges Tages die
Obrigkeit ist, also sein auch ihre unterlhanen. Wo ist ietzundtcr imandt zu finden,
der nicht mehr dass ans -hen der Perschon achtette , als die gerechtigkeit , die
Gunst grosser herren nicht mehr achtette, als Gottes Gunst? Hilft" lieber Gott,
! cutiges Tages Wahrheit, Treu, glauben, meMlgkeit,
wäre Frömmigkeit undt Demuth? Hat nicht der Eigen-Nutz, die unerbittlich«
theilweisc ungerecht aufgetheilt, nicht verrechnet oder zu Pivatzwecken
verwendet worden1), reichlich bedacht, durfte der Arme ;doch weder Klage
führen, noch widersprechen. Geschah es dennoch, so traf ihn den Unge-
horsamen, den Aufruhrer, alsbald harte Geld- oder Gefängnisstrafe. So war
denn der Arme auf die unehrenhaften Wege der List und des Betruges zur
Erlangung seines Rechts angewiesen. Man buhlte nun um die Gunst jener
Manner, deren öffentliches und Privatleben wenig Achtung gebietend war,
und überhäufte sie mit den schmeichelhaftesten Ehrenbezeugungen. Das
Recht ward nicht mehr um des Rechtes Willen gesucht, und echter Männ-
lichkeit ward das Grab bereitet.
Unter der verderblich en Rückwirkung solch trauriger Zustände litten
vor allen Dingen die Sitten. Umsonst versuchte man durch Gesetzeskraft
die alle Zucht und Ordnung bei Gastmählern , Zunft- und Nachbarschafts-
„ Wirtschaften" und in der Kleidung herzustellen ; je mehr der Gesetze,
desto grösser das Übel, zumal da die Gesetzgeber selbst nicht daran hielten8).
Die Kriege, die nun noch geführt wurden, waren nicht mehr eine Quelle zur
Erstarkung der Bürgerfreiheit und echten Bügersinnes, sondern vernich-
teten zugleich mit dem Land auch Treu und Glauben, erzeugten Neid und
Bestia, uns schier alles, wass mir gehabt, aussgesogen? sein wir nicht durch
unser unzeitige Gedult undt stillschweigen schier umb alle unsere Privilegia
kommen? Wo findet man anitzo eine Zeche, eine Nachbarschafft, eine Brüderschafft
undt Zusammenkunfft, da man sich nicht einsauffen muss ?" Krempes'sche Chronik.
1) S. die Landtagsinstruction für den Grafen Seeau von 1702 in Kemeny:
Fundgr. II, 294 ff. Unter welchem Vorwande bisweilen die ungerechte Auftheilung
der Steuer stattfand, geht aus einem Briefe des Pfarrers Wonner an den Schäss-
burger Bürgermeister Hetzeldorfer d. d. Sächsisch Lasslen, 25. März 1702 her-
vor. Einem armen Mann aus dem Dorfe „geschieht unfehlbar Unrecht, denn biss
dato, wie er noch in etwas besser gestanden, hat er von seinem hoff nicht mehr
verzinset, als ein halb loth und ietzo, da er gantz auff die Neige kommen, sölte er
ein halb loth, v. anderthalb froscher zinsen , welches gantz unbillig, massen der
arme Mann solches durchauss nicht verfechten kan, weiln er weder ochsen noch
kühe hatt, dadurch er etwas verdienen könte. Ist also ein Versehen geschehen,
dass man denen Reichen (so zu reden) von ihren hoffen abgenohmen v. hingegen
denen armen etwas zugesetzt, mit Vorwenden, die armen könten bey einquartierung
der teutschen wegen ihrer kleinen hoffe die teutschen nicht einnehmen, sondern
nur die, so grosse hoffe haben, v. ebendesswegen solt man ihnen abnehmen v.
hingegen den armen etwas auff ihre kleinen hoffe zu setzen, da sie doch dabey
nicht haben in betrachtnng nehmen wollen, dass die armen von ihren kleinen hoffen
nach möglichkeit ebenso gutt, als die grosse hoffe, bey die teutschen mit haber,
heu, Essengeben u. dergleichen haben dienen müssen v. also eben desswegeu keine
Ursache sein kan, weiln die kleine hoffe die teutschen auss ermanglung der Stal-
lung nicht herbergen können, so sollen sie desto mehr taxieret werden." Seh. A.
Z. 1495. p 1.
2) Im ganzen 17. Jahrhundert wurden von den Nachbarschaften, Zünften,
Städten und der Synode die strengen alten Gesetze bedeutend vermehrt, ohne Ab-
hilfe schaffen zu können.
cht und verpflaniten die rohen. Sitten einen nrttaten Lagerlebeea in
is.-uim'Ii Im .iseliiT l-'amilien ')• Selbst in unsern mtl.
Thilera hatten leichtfertige und das feeelleenaitliche Leben rerfifleneV
Sitten von oben her.ih rasehen Einging - oiun«l«-ii. und die Tilgend fand nur
Verehrer, da nie heinahn Ar eine onaertrennliehe Gefährtin der
iheaohrinktheil gehalten wurde--'), ßenehah <-s in* Kmporhaltung der
I i he in der ersten H&lftedei 17. Jahrhunderte aaee: noch n
hehrechef nach dem (iesetz sogar mit dem Tode bestraft nwrden1),
M war man da\on in der /weilen Hälfte, wo meist Habsucht und Familien-
rteheichien Bhea ichleaoen, ginntich angegangen, und seihst das alte Gesetz,
dass Leute von liederliehem Lebenswandel auf der Kirchcnsehwelle getraut
werden sollten, erntreckte sieh jetzt nur noeh auf die dienende Classe*).
be tief« Zerfahrenheit aller Verhaltnisse des bürgerliehen und häus-
liehen Lehens herrschte allerwärls innerhalb wie ausserhalb des Sachsen-
land.
Am Ende dieses Jahrhunderts war indess die Lage keiner andern Stadt
hilfloser und verlassener als die Schässburgs. Schon 1661, als Stadt und
Stuhl zur Befriedigung des mit den fürchterlichsten Todesstrafen drohenden
Ali l'asehah 37005 Thaler vorschussweise für das ganze Land zahlen musste,
war man genöthigt gewesen, nicht nur alle vorhandene klingende Münze in
ölYentliehen und Privatcassen, sondern sogar Hafteln und Gürtel herzu-
geben 5), Die Rückzahlung aber wurde trotz aller Bitten auf den Landtagen
der Folgezeit hartnäckig verweigert6). Noch drei Jahre später (1664) war
mgel an Geld in Schässburg so gross, dass man bei dem Kauf eines
Hauses für 30 Ufl. nur 7 Ufl. sogleich erlegte; die übrige Summe sollte erst
1) „Wiesen, auen undt Felder haben sich geferbet von dem blut dieser ein-
wonner. Viel schöne Stfidt, Marckt und Dorffer sein zu grundt verderbet worden.
Viel unzehlich menseben sindt mit alle dem, wass sie gehabt, in das Türkische
gelängnis jämmerlicher weiss.... geführet worden. Hunger, Theurung , ster-
ben, mordt, Todtschlag, misswachs, Rauberey, beschätzung der armen, Verre-
Uewalt, übermuth. schinderey, hat auch viel leuth verderbet, dass sie ihre
Dorffer haben müssen lassen, ja ihre heüser undt alles wass sie gehabt, undt
froh worden sein, dass sie mit dem leben sein davon kennen kommen." Krem-
pes'sche Chronik.
2) Über Hermannstadt sagt 1636 der Satyriker A. Graffins in seinem unge-
druckt- Transylvanicus Saxo'': „Est Civitate ille3Ietropolitana quaedam
vitiorum et peccatorum colluvies, quae Hercule aliquo divinitus adjuto perpurga-
bitur solum." Die guten Sitten waren allenthalben im Abnehmen. Wurde doch
sogar ein Kronstädter Rector für den Verfasser sehr frivoler Schrillen gehalten!
Seivert: Nachrichtens. 116.
3) In Schässburg z. B. 1625, 1626. Schässb. Kirchenprotokoll. — Statuten
4. Bach. 7. Tit.
4) Schfissb. Kirchenprotokoll und Seh. A. Z. 340.
Fur.dgr. IF, 128 f. Kurz: Magaz II, 456 f.
6) Selbst 1710 waren die Schässburger noch nicht befriedigt. Kemeny:
Paaiar. n
8
durch jährliche Einzahlung von 5Ufl, allmählich abgetragen werden 1). Noch
hatte sich die Stadt nicht so weit erholen können, dass sie die laufende Steuer
und die Interessen ihrer vielen Schulden regelmässig zahlen konnte, da brachte
sie eine verheerende Feuersbrunst 1676 an den Rand des Verderbens.
Ungeachtet der Verzweiflung, die anfangs sich der Gemüther zu bemäch-
tigen drohte , wurde die Stadt doch bald wieder aufgebaut und in Ver-
theidigungszustand gesetzt; aber die Schuldenlast mit allen Plackereien
von Seiten der adeligen Gläubiger blieben ihr und ihren Bürgern.
Die schon unter Apafi beinahe unerschwingliche Steuer (1684 zahlte
Stadt und Stuhl ohne die Naturallieferungen 3688 Thaler ordentliche
Steuer und 2838 Ufl. 70 Den. für Abgaben verschiedenen Namens3) wurde
noch drückender durch die oft gleichzeitige Forderung zahlreicher Mann-
schaft zum Heere des Fürsten. So wurde den Sachsen z. B. 1685 anbe-
fohlen, ausser den 500 Mann noch 3000 „Trabanten" gekleidet und gerüstet
zu stellen. 340 Mann entfielen davon auf den Schässburger Stuhl3). Als
darauf 1686 das siegreiche österreichische Heer, 12 bis 15 Regimenter stark,
das mit all seinen mannigfachen Bedürfnissen an das Land angewiesen
ward, in Siebenbürgen eingerückt war*) , wurden diese Abgaben nicht nur
nicht vermindert, sondern noch sehr bedeutend erhöht5). Der Schässburger
Stuhl allein zahlte für 1689/90 20400 Ufl. und lieferte 1650 Kübel Frucht,
606 Zentner Fleisch, 512 Fass Wein, 1770 Kübel Hafer, 606 Fuhren Heu6).
Als darauf während des Kampfes zwischen Emerich Tököly und dem kaiser-
lichen Heer um den Besitz des Landes auch die Ortschaften des Schäss-
burger Stuhls von Freund und Feind verheert und geplündert wurden7), als
1692 ein Aufschlag gemacht wurde, dem zufolge Schässburger Bürger 215
ja sogar über 600 Ufl. zahlen mussten 8) ; da war der verarmte Landmann
und der erwerblose Bürger gänzlich ausser Stande, die unerschwinglichen
Forderungeu zu befriedigen und nur scharfe Militärexecutionen vermochten
noch der Armuth den letzten Heller zu erpressen. Es darf uns daher nicht
Wunder nehmen, wenn sich 1694 der Schässburger Rathsgeschworne Henn-
rich noch flehentlich bitten liess, einen freien sächsischen Bauer mit Weib
und Kind tür 100 Ufl. als Hörige zu kaufen 9).
1) Seh, A. Z. 339.
2) Seh. A. Z. 411.
3) Seh. A. Z. 410.
4) Siebenbürg. Quartalschrii't. Hermannstadt 1790 ff. II, 327 ff. Kerne ny:
Fundgr. II, 238.
5) Mit einiger Bitterkeit klagt Halwelagen 1692: „Von der Zeit an, dass
diese fremde Völker in Unser Land sein angelanget, haben wir arme Leutt so
viel entpfangen von einem oder dem andren glitten H. (nemlich Gläubiger). . . .
also, dass sich ettlige Männer ins Elend haben müssen geben, wegen grosser
Schulden, Intres, v. sonst der grossen Presuren." Seh. A. Z. 1640. c.
6) Seh. A. Z. 431.
7) Seh. A. Z. 437, 439, 444, 775.
8) Seh. A. Z. 449.
9) Seh. A. Z. 783.
g
.-n.iiifii 1096 mI höher« taordnang «li«- imgeheare Sehnldenlael
n erhoben ond eraetlich auf Mittel und Wege bot it«-i-
tung dereelbea rer glnsliehem Verfallt gedacht warde: da irar dai
IrgeMü der Aufnahme fttr Schtaaborg eil «reuig erfreuliche« •), Die
BUdl mi: einer Bevfllkereag vom etwa 6000 Seelen*) hatte Schulden
, ;i(.|,i . 1688 17800 fl.
1(180 2000 „
1890 10900 „
1G01 1000 „
189t ?ooo „
1003 1000 „
1694 16410 „
1095 10548 „
1696 9500 „
1697 1900 „
In frühern Zeiten aus derKirehencasse 5000 „
Rückständige Beamtengehalte 9700 „
Ausserordentlicher Aufschlag auf die Bürger 23368 „
Ausserordentlicher Aufschlag auf Witwen und Waisengelder 717 „
Zusammen 116443 11.
Die übrigen Stuhlsortschaften besasseneineSchuldenlast von 47955 „ *)
Gesammtsumme . 1643138 tl.
Für diese Summen wurden mit Ausnahme jener, die als Zwangsanleihe
von den reichern Bürgern, den Zünften, Kirchen- und Waisencassen
ohne Interessen waren erhoben worden, mit vielen Plackereien verbundene
10 Procente in Geld oder in Naturalien an die Gläubiger (meist magyarische
Adelige) gezahlt oder statt der Interessen Arbeiter in die Weingärten, auf
Wiesen und Äcker geliefert oder aber die Nutzniessung bedeutender Hattert-
theile, die ihnen zum grössten Nachtheile für die betreifenden Orte verpfän-
det wurden 5) überlassen. Von einigen Dörfern wurde den Walachen, bei
1) Scb. A. Z. 1184, a.
2) Bei Keine ny: Fundgruben II, 90 klagt der Rath von Schässburg in
einem Bittgesuch an den Kaiser 1710, die Stadt habe ehemals mehr als 1000 Fami-
lien gezählt, .sei aber durch die Pest von 1709 auf 200 herabgekommen. Rechnet
man die Familie zu 5 Seelen, so erhält man etwa 5000 Seelen als Bevölkerung
Schässburgs vor der Pest von 1709.
I) Berechnetaus 1184, b — p.
4) Diese Hulterttheile trugen weit mehr als die gesetzliehen 10°/0. So hatte
Henndort dem Johann Haller 1(593 für die Interessen von 300 fl. die Nutzniessung
von bedeutenden Land, r.i.-i, überlassen. Die Wiesenerde sei so gross, das» sie jähr-
ü i auf dem Ackerland könne er all seine Schafe undllin-
Stepb. Haller halte von dem Dorf für 300 11. zum Pfand einen schönen
Wald erbalten, „welchen er so lassen verderben, dass wirs so hoch achten, lieg
auff vier Tausendt stammen holz." Seh. A. Z. 1641, g. Ähnliches war auch in
den schönen Waldungen Denndorfs geschehen.
10
denen man Anleihen gemacht hatte, statt der Interessen das Hecht des Auf-
enthalts im Dorfe und der Weide ihrer Viehherden auf dem Gebiete des-
selben zugestanden oder ein wüste stehender Hof zur Wohnung einge-
räumt f). Arkeden halle sogar von einem Zigeuner 10 fl. geborgt 2). Weit
UUtiger als diese alljährlich anwachsenden öffentlichen Schulden waren da-
gegen, weil der Privatmann selten einen Gläubiger fand, die Privatschulden.
Der Landmann war so tief verschuldet, dass er weder durch den Verkauf
seines, wenn auch zahlreichen, Viehstandes, ja nicht einmal durch Ver-
äusserung all seiner beweglichen Habe schuldenfrei werden konnte 3),
Da die Geldnoth fortwährend im Steigen war, so wuchs die Schuld-
summe für Stadt und Stuhl in gefahrdrohendem Masse an. Welche Höhe
dieselbe im ersten Viertel des Jahres 1702 erreicht und wie sie sich zur
steuerfähigen Bevölkerung von Stadt und Stuhl — 10% Fl. M. gross — ver-
halten habe, möge folgende Tabelle *) zeigen.
Namen
der
Stuhlsorte.
Öffentliche Privat-
Schulden.
4 Stück
2 Stück
ohne
fl.
den.
fl.
den.
Zugvieh.
Schässburg . . .
Keisd
Bodendorf
Radien
Meeburg
Arkeden
Schaas
Trapold
Denndorf
Henndorf
Neithausen . . .
Dunnersdorf . .
Lasslen
Halwelagen . . .
Prüden
Grossalisch . . .
32
28
27
9
29
6
7
13
12
15
4
8
6
6
10
60
22
14
18
21
12
21
11
11
20
4
6
9
4
3
39
25
15
20
28
18
19
25
16
15
12
24
12
9
18
129767
6336
9307
7442
7806
4702
2700
6047
6167
6824
6082
1000
2546
1620
1302
2095
13
56018
7992
5242
5141
3005
4025
7598
7589
3468
3129
2935
2493
5488
2519
489
5966
61
22
96
11
8
48
90
19
99
61
91
49
80
35
69
66
Zusammen ....
1) Seh. A. Z.
212
11fti. Ißi
236
295
201743
13
123106
5
2) Seh. A. Z. 1641. a.
3) Seh. A. Z. 1780, Vgl. Anmk. 5, S. 8.
4) Die Bevölkerungsangaben sind entnommen einer Erhebungstabelle vom
24. Jänner 1702 (Seh. A. Z. 1780). Der Angabe der öffentlichen und Privatschulden.
11
l.rend nun die RegierBfig je*N (Che Mittel, drin \\ 'üliistamlr
i wieder aufkahelfen, icheote, tbeili *< iiiit, iareh eine
mbi offenbart BerftokeiohtigaBg der ihr am treBeeten iBgetiMBenBewebner
SiebenbargeBt den Nel4 und d< ilgkeil der nichtigen SachoeBfeiBde
,ii. ih.ils weil sie in ilnvr daniali-rn hrdran- Ich LtgC
/..ihl ihrer Begaer in Ungern nicht auch deren die Mag
Biebenbttrgeni vermehret wollte1): s" bliebea die Stehsen retta
lltst überlassen, häuften Schulden auf Sidmldcn und sanken auch in
sittlicher BetieftBBg immer tiefer. Die l n/.utriedeiiheit. die dennoch oh der
iien Brpreunngen allenthalben im Lande herrschte, äusserte sich
unter den llbrigBB Nationen durch gewaltige Räuberbanden, die aller Orten
die Reisenden üherlielen und niisshandelten , ganze Dörfer plünderten und
oft in solcher Stärke auftraten, dass sie eine bedeutende Militärmacht in die
Flucht tehlageB ■) und allen CJuhernial- und Comitialverordnungen zu ihrer
gung und Ausrottung Trotz bieten konnten 3). Aus derselben Quelle
eatapraag auch unter den Sachsen das Streben nach einem Erwerb auf un-
erlaubtem Wege, und je mehr sie auf Selbsthilfe angewiesen wurden, desto
zügelloser grill in jenen Tagen allgemeiner Verwirrung und Unordnung die
Leidenschaft, desto massloser die Habsucht um sich.
In den letzten Jahren des 17. Jahrhunderts lebte in Schässburg Katha-
rina, die Witwe des am 13. December 1G92 *) gestorbenen Stadtschreibers
Johann Krempes, von dessen Gesinnungstüchtigkeit und Klarheit des Ver-
standes die vorurteilsfreie Schilderung der Kämpfe zur ZeitG. Rakozi's II.
in seiner noch ungedruckten Chronik das beredteste Zeugniss ablegt.
Katharina, eine Tochter des Manyerscher Einwohners Johann Barth, schön,
ndig. wahrscheinlich auch ein wenig wohlhabend, hatte gegen Ende
des Jahres 1659 den Schässburger Studenten Johann Krempes (Krembs)
Derselbe erhielt 1060 von der ersten Marktnachbarschaft den
Auftrag, ihre Chronik fortzusetzen und war, da er nie als Handwerker er-
scheint und zu dieser Nachbarschaft gehört, wahrscheinlich wie 1601 sein
Vorgänger in der Abfassung der Chronik, Michael Moses, Spitalsschul-
lehrer f>). Als Krempes 1664 Schreiber des Königsrichters (Secretär) und
dagegen liegt eine l'b. w-Mihtstabelle vom 28. April <l. J. (Seh. A. Z. 1639) zum
Grunde. An der öffentlichen Schuld derStadt von 129,767 fl. 13 den. hat nach der
cl. utabelle auch der Stuhl Antheil.
1) Des J. Zabanius Bericht aus Wien 1693 in Kerne ny: Fundgr. I. 3T ».
2) Keineny: Fundgruben. 11,279.
(iub. Verordnung von 1698 im Seh. A. Z. 789 und Verordnung des Sach-
•engraivn roi 17o2 ebenda Z. I I
l) Scbässb. Kirchenprotokoll.
I) 4 Johannes Krempe* Sebolasticus ül. Johannis
Krempes C. n. C. ducit v. C.itharinam f. Johannis Barth Incoläe Männyeroschen.''
npr.
fl) (KrempesM-l..-) Chronik der 1. M*cfejAachbar*chalt In
12
nach des G. Krauss Tode 1079 Stadtschreiber geworden war *), trat sie mit
den angesehensten Familien der Stadt in freundschaftliche Verbindung und
genoss überhaupt alle jene Ehrenbezeugungen und Vorzüge, die ihrem Gat-
ten vermöge seiner amtlichen Stellung gebührten. Nach dessen Tode änder-
ten sich plötzlich die Verhältnisse. Sie war nicht reich, fand die von ihrem
Gatten geführten Stadtrechnungen in grosser Unordnung 2), erhielt den noch
rückständigen Gehalt desselben nicht ausgezahlt 3) und hatte dazu noch
ein kaum zehnjähriges Töchterchen Anna Maria zu erziehen. Überdies
herrschte damals trotz der düstern Zeit und der strengen Kleiderordnungen 4)
unter den sächsischen Frauen und Jungfrauen eine ausserordentliche
Putz- und Gefallsucht. Katharina Krempes wurde von denselben Schwächen
wie viele wegen ihrer Schönheit hochgerühmte5) Zeitgenossinnen in Schäss-
burg gefangen gehalten ; denn ihre Reize waren noch nicht so welk geworden
dass sie durch die Anmuth und Jugendfrische ihrer aufblühenden Tochter
ganz wären in den Hintergrund gedrängt worden. Um ihren Hang zu sinn-
lichen Vergnügungen desto leichter befriedigen und ihren verdächtigen ver-
traulichen Umgang mit liederlichen Gesellen ungestört fortsetzen zu können,
brauchte sie Geld und sank dafür ganz in die Arme des Lasters. Ob aber Geld
oder vielleicht die eitle Hoffnung einer Heirath die unnatürliche Mutter be-
wogen habe, die Ehre ihrer kaum den Kinderjahren entwachsenen Tochter
einem bei ihr ei nquartirten Fähnrich Preis zu geben, kann nicht mit Be-
stimmtheit entschieden werden 6).
Eines Tages unterhielt sich mit ihr ein Vertrauter, der leichtsinnige
Kupferschmiedgeselle Christian Frank, in Gegenwart des Klausburgers Mi-
chael Deak, eines ihm wohlbekannten Falschmünzers, darüber, wie leicht
1) Schässb. Kirchenprotokoll.
2) Königsrichter Göbbel Hess dem abwesenden Bürgermeister Hetzeldorfer d.
d. Schässburg 10. Mai 1702 schreiben: „die Registrationes derer Debitorum,
wie selbige verlanget worden, ingleichen auch die Rationes Publicae, werden E. N.
F. W. ebenermassen überhändiget, ausser H. Krempesetiich Jährigen Rationibus,
welche nirgend zu finden sein, und aus seinigem alten Prothocollo, worinnen ville
Confusiones empfindlich, schwer einige Ration in eine legitimam formam redigiert
kan werden, wie solches E. N. F. W. und H. Polder schon vor Jahren, zur Zeit
des seel. (tit) Herren Comitis Frankenstein erfahren haben.'' Seh. A. Z. 502. q. I-
3) Erst 1703 wurden kleinere Summen ihrer Tochter Anna Maria und ihrem
Schwiegersohn Elgyes „an des Herrn Krempes Schuld" übergeben. Rechnung für
170% im Seh. A. Z. 1615.
4) Beschlüsse des Schässburger Raths über Kleiderordnungen von 1680 und
1694, aufgezeichnet in der 1. Marktnachbarschaft.
5) Tröster: Das Alt- und Neu-Teutsche Dacia. Nürnberg 1666. S. 406 f.
Ähnlich Kr eck witz: Totius Princip. Trans, aecurrata Descriptio. Nürnberg
1688 und der von Rector Teutsch mitgetheilte, um dieselbe Zeit verfasste ge-
heime Bericht des Vitez an den Wiener Hof.
6) Aussage Franks und Eingeständniss der Krempes im Gerichtsprotokoll
über den Falschmünzerprocess im Seh. A. Z. 1459. b. 1.
13
uiul wie schnell man ;uis der r.'il.sclunun/.ci'ci ^rossen .Nutzen ziehen
Knnnc SM dieses Getpraen auf Katharina Krempes ge-
macht hatte, reifte bald rar bOnei Thai Sic gewann allmählich die Ulf
Sophia West. Ihren Eidam, Sil Simon Bljgyea, <l«-n Sehn des Bir*
germeietere, Kapfereehmiea' Johann Schulter, den Bfdam des Kffnigriehteri,
Kupferschmied Georg Akeamans durch die lockende Hoffnung auf reichen
Gewinn für Ihre Pläne und gab im ^'i. April IÄ97 dem geschickten jungen
r Andr.as Birnhaumcr ihre I.'tjährige Tochter BOT Gattin unter
dingnng, sich beim Prigen brauchen ra laeoen -). Zur Anschaffung
forderlichen Pr&gewerksenge ■chiekte sie den Frank mit Geld an Deak
nach Klaosenburg; doch dov lustige Geselle verschwendete es und kehrte
un\ errichteter Dinge zurück. Auch zu einerzweiten Reise gab sie und die alte
leid her; doch auch jetzt war die mit Akesmann zugleich unternom-
Franks erfolglos. Da zog sie seihst mit Birnbaumer nach Klausen-
lehloec mit Deak einen förmlichen Vertrag und HTage später kam die-
ser auf des jungen Schallen Wagen im Schuller'schen Hause auf den Markt
dai Ximmermannisehe Nr. 107) an. Ik Tagelang wurde daselbst fal-
Geld treprägt und in Umlauf gesetzt. Darauf hezog Deak imElgyes'schen
Hause die Wohnung Birnbaumers. um diesen seine Kunst zu lehren und ver-
iburg eist, als Birnbaumer auch im Stämpelstechen vollkommen
geworden war. Nun waren die Theilnehmer des Complots: die
Frauen Krempes und West, ferner Birnbaumer, Schuller, Akesmann, Elgyes
und der neu hinzugekommene Kürschner Paul Nussbaumer, von deren Ge-
heimniss übrigem Frank seiner ärgerlichen Geschwätzigkeit wegen aus-
geachloaaen blieb, eifrig bemüht, Silber herbeizuschaffen — Elgyes gab
sogar seine Knüpfe her — und das falsche Geld nach allen Richtungen hin
breiten, Birnbaumer bediente sich zu Handarbeiten des frühern Be-
dienten des Prinzen Comic, Franz Weissenburger, der anfänglich von Birn-
baeiner mit falschem Gelde betrogen mit Zusicherung von 20°/0 zur Ver-
breitung <1 wbnrger Geldes" sich berbeiliess. Doch war Weissen-
der sich zurückzog, und nur aus Furcht, seine Anklage,
die sogar Gliedern aus des Bürgermeisters und Königsrichters Familie das
Lehen ketten konnte, vor so parteiischen Richtern durch Zeugen nicht er-
/.u können und dann Verfolgungen zu erleiden, unterliess er es, dem
Rath von der geheimen Gesellschaft die Anzeige zu machen3).
Im dies, Z.it war Bürgermeister von Schässburg Johann Schuller. In
.Jahren geboren, wurde er Schuster*) und ist wahrscheinlich
• ständnisse im Gerichtsprot. S. H ff. 11 f. 17 f. 32.
ril HJ97. Andreas Birnbäumer Juv. ein Rothgiesser fil. An-
drea Birnbäumer Civ. civ. nrae. ducit Virg. Annam Muriam fil. Circumspecti Do-
■k Crempes . qunndam Notarii ehr. nrae. publica bene meriti b. m
Kirchenpr. Die Bedingung im Geriet. t.-pr. S. fl.
itspr. S. 6 -9; 11 f.; 17 f.; 30; 32.
r l'rkmn! ^aburger Schusterzunft erscheint am 28. Mai
II. Johannes Schfiller Bathgeschworner vndt wohlberümter Stübls-Ricbter
derselbe, der im Mai 1661 die Witwe des Hundertbüchier Pfarrers Johann
Gunesch, Katharina geborne Geisel und Stieftochter des Martin Schäser,
der 1665 als Königsrichtcr starb, heirathete *). Von den ersten Tagen des
Jahres 1663 an erscheint Schuller auch unter dem Namen Hauptmann oder
Hadnagy, wie ihn die Magyaren am liebsten nannten. Sollte sich die Nach-
richt von seiner 20jährigen türkischen Gefangenschaft bestätigen 3) , so
kann sie nur vor seiner Verheirathung stattgefunden haben, denn Schuller
war ausser 1663 auch in den Jahren 1664,1666,1673, 1676, 1679 persönlich
in Schässburg anwesend3). Dass er in türkischer Gefangenschaft gewesen,
wird auch von der in der Familie erhaltenen mündlichen Überlieferung er-
zählt. Schuller, noch als Knabe von Hause in die Türkei geführt, erwarb
sich durch seine ausgezeichnete Verwendbarkeit als Dolmetscher, sowie
durch sein einnehmendes Äussere die Gunst seiner Herren in so hohem
Grade, dass er, von Stufe zu Stufe steigend, endlich in die Nähe des Sultans
gelangte*). Als Liebling desselben genoss er lange die Freuden seiner be-
deutsamen Stellung in Konstantinopel, bis ihn endlich die Sehnsucht nach
dem Vaterlande und seinen geliebten Eltern übermannte und mit tiefer
Wehmuth erfüllte. Die mit Schuller vorgegangene Veränderung konnte dem
Sultan nicht verborgen bleiben. Da gestattete der allgewaltige Gebieter
dem träumerischen jungen Mann eines Tages, sich etwas zu wünschen;
läge die Erfüllung des Wunsches in seiner Macht, so solle derselbe ihm
sicherlich gewährt werden. Schuller flehte zu des Sultans Füssen tief er-
griffen, mit beredten Worten um die Erlaubniss zur Rückkehr in seine
Heimath. Der Sultan war bewegt und gab sich viele Mühe, seinen Liebling
von dem thörichten Plane abzubringen: was wolle er denn in einer so klei-
nen Stadt wie Schässburg machen ? es werde ihm da nicht gefallen, und er
könne höchstens Bürgermeister werden; wolle er aber bei ihm bleiben, so
stünden ihm selbst die höchsten Stellen seines Reiches offen. Doch ver-
gebens; Schuller beharrte auf seinem Entschlüsse. Ungern, doch treu dem
gegebenen Worte entliess ihn der Sultan mit den ehrenvollsten Briefen nach
Siebenbürgen, „damit er sehe, wie lieb er ihn gehabt habe." Ebenfalls nach
mündlicher Erzählung führte Schuller später auf des Fürsten Apafi Befehl
die Landessteuer nach Konstantinopel und benützte diese Reise zu einem
dieser vnserer Königkliger Stadt Schässburg" in der Altschaft der Schusterzunft
Dasselbe bestätigen mehrere Stellen des Kirchenprotokolls.
1) „D. 22. Maj. 1661. Johann Schuler Sutor fil. Mich. Schulers C. n. C. p. r.
duc. CatharinamRelictam Reverendi Dornini Joh. Gunesch Past. olim Centum Coli.
p. r." Dieselbe Quelle, das Schässb. Kirchenpr., nennt Katharina bei ihrer Ver-
lobung mit Gunesch, damals Pfarrer in Rosein, „filiam Märtinj Geisels pro nunc
privignara Ampi. D. Martini SchäBers."
2) Seivert: Nachrichten etc. S. 508.
3) Schässb. Kirchenprotokoll.
4) Dass dergleichen Fälle nicht zu den Unmöglichkeiten gehörten, beweist
die Lebensskizze des Hermannstädters Marcus Scherer oder Oltard in Seivert:
Nachrichten, S. 316 f.
lug nach Palästina1), woher er fttf Apali auf heiliger Stätte tfopfliickte
d mitbrachte. OewlM i^t.-iass er noch renApafl den Brief- Adel erhiell
richten nennen als Prmdlcal ..von Reeenthal"*). Sein
Wappen, ein Arm mit drei Roeen in der Hand, triff den Wahlspruch: „Per
ipfaai ad nd rieht bii aof «Ion heutigen Tag über dem Thor« seines
a( dem Markt 1681 war derselbe Rathgeschworaer, 1689 Stadt-
hann. 1 69t Stahl richter, 169 irichter, 1694 vom 31. Juli an bis zum
l iii 1691 und dann vom 13. April 1699 an Bürgermeister *). In glänzend
Etaade, le berichte! die Sage, mit weiten offenen Ärmeln sass er
unter «lein anmuthken Schirmdaeh eines künstlich an der Wand seines
Hau-- n. n Aka/ionhauines auf einer Steinhank und hegte an den
schonen Tagen «1er milden Jahreszeit öffentlich das Gericht.
Mit hohen ii Anlagen vereinigte Schuller eine noch in seinem
Alter bedeutende Leibessttrke, besasi eine seltene Entschlossenheit und
Thalkraft, war aher mehr gefürchtet als geliebt, ungemein jähzornig, hab-
tig, prunkliebend und ..dcv Frauenliebc allzusehr ergeben." Sein Haus
war dal erste Schtasbnrgs. Er seihst, in sehr feine, reich mit Gold ge-
zierte Gewänder gekleidet*), legte grosses Gewicht auf den Glanz desselben,
iner waren mit damals seltenen Roccocomalereien und Abbildungen
von imposanten Kriegcrgestalten •), mit kunstreichen Möbeln und kostbaren
Teppichen geschmückt und in den Stunden derMusse lud ihn bald das Lust-
ichen in dem am Schulberg hinansteigenden Hausgarten zur Fernsicht
ins liebliche Thal, bald sein Meierhof auf der Siechenau zu ländlicher
Zurückgezogenheit ein. Als Bürgermeister setzte er sich auch in den Besitz
„Qvare denegarem De um meum, qui me per mare, per terra« mirifice
portavit?" fragte er den Lassler Pfarrer Wonner nach dessen Originalzeugniss
d. d. Lasslen 6. Juli 1703 im Seh. A. Z. 1459. u. 2.
.Johannes Ifadnagy habuit Armales Michaelis Apaffi Principis et suae
Leopold) heisst es in der Anklageschrift des Guberniums gegen
neck vom 26. Oclob. 1703, Seh. A. Z. 1469.
3) So die 1703 entworfene Schuldenliste von Stadt und Stuhl unter „Boden-
dort (Seh. A. 7. Uli.'i, a.) und eine, freilich erst in späterer Zeit verfasste Ge-
denktafel iür Minen 1 695 gestorbenen jugendlichen Sohn Michael (dort irrthüm-
lich Johann) und andere Familienglieder in der Bergkirche in Schässburg. Sein
;>en findet sich aus dem J. 1698 auch amSchullerschen Herrngestühl'' in der
Dreh« / i m> ■ i>urg.
Kirchenprotokoll und Actenstucken des Seh. A.
I i'.indel aus Leuterem gold gemachett, das auch kein tirst
■ fürt nicht gepranget hatt. Hein Sein KleiderSan nicht zu es&timir« n
das ru ehrachten die kleider vol auf toussen gülden auch mehr, vndt ein Solche
prailu nicht /.u beschreiben ist gewessen", schrieb der Bürgermeister Ilet/.eldorfer
•r folgenden ZeugenverL i , . Seh. A. Z. 1459, c. 2.
6) So behaupten alle Leute, welche diese lange unversehrt erhaltenen
Malereien gesehen haben.
16
einer Kalesche; schöne Pferde halte er sich schon früher zu verschaffen
gewuMft1)« Scin bedeutender Grundbesitz an Häusern, Meierhöfen, Gärten,
Weingärten, Wiesen, Äckern u. s. w. , sein zahlreicher Viehstand auf
seinen Höfen in Schässburg und Meeburg, die ihm verpfändeten einträg-
lichen fremden Hatlertthcile machten ihn zu einem der reichsten Bürger der
Stadt-). Seit 1693 waren allmählich die meisten Stuhlsortschaften seine
Schuldner geworden. Im Mai 1702 betrug die denselben ausgeliehene
Summe 2235 fl. , wofür ihm die landesüblichen 10% Interessen oder die
Nutzniessung ausgedehnter Hatterttheile zustanden3).
Als nun im Sommer 1698 ein Gerücht in der Stadt die Sophia West als
Urheberin des vielen im Umlauf befindlichen falschen Geldes bezeichnete,
weil sie so oft nach Kronstadt reise und Silber bringe : so erhielten der
Königsrichter Stephan Göldner und Stuhlrichter Georg Hirling vom Rath
den Auftrag, die Wohnung der West genau zu durchsuchen*). Es wurden
indess keine falschen Geldstücke, wohl aber einige verdächtige Gerät-
schaften vorgefunden und als die West sammt ihrer unzertrennlichen Ge-
fährtin Katharina Krempes einem strengen Verhöre unterzogen wurden,
verschworen sich beide hoch und theuer, von Falschmünzerei nichts zu
wissen. Sie wurdeu daher freigelassen. Doch schon nach einem halben
Jahre wiederholten sich die Klagen über falsches Geld. Desshalb traten
Bürgermeister Schuller und Königsrichter Göldner im Frühling 1699 zu
einer Berathung zusammen und geriethen auf den Gedanken, der ver-
schmitzte Birnbaumer könne wohl der Falschmünzer sein. Sobald dieser her-
beigeholt und ihm mit ernsten Worten zugeredet wurde, gestand er unter
Thränen den Besitz von Prägwerkzeugen ein und nach einiger Weigerung
auch, dass er Geld geschlageu habe. Die bei ihm vorgefundenen Gegen-
stände : 3 Winden, 2 Walzen, Messing u. s. w. Hess Göldner später zum
Theil verschmieden. Zu derselben Zeit entdeckte der Bürgermeister dem
Königsrichter, Birnbaumer habe ihm seinen Sohn J. Schuller und des Königs-
richters Eidam Akesmann als Mitschuldige angegeben ; sein Sohn beharre
jedoch auf der Behauptung , schuldlos zu sein. Göldner, ein Mann von
schwacher Gutmüthigkeit , glaubte dem festen Willen seines Vorgesetzten
nachgeben zu müssen und so wurde denn, nachdem Birnbaumer und seine
Schwiegermutter Krempes einen schweren Eid abgelegt hatten, der Falsch-
münzerei gänzlich und auf immer zu entsagen und bei Leib und Leben
Niemanden etwas davon mitzutheilen, die weitere Untersuchung unter-
schlagen, ohne dass Jemand etwas davon wusste.
1) Dies Alles aus Einzelheiten der Zeugenverhöre und Rechnungen.
2) Registratio bonorum Johannis Schuller facta A. 1703 die 30. Augusti im
Seh. A. Z. 1459. z. 2.
3) Bodendorf 145 fl. Radien 170 fl. Meeburg 250 fl. Arkeden 220 fl. Schaas
200 fl. Trapold 200 fl. Henndorf 200 fl. Neithausen 200 fl. Dunnesdorf 100 fl.
Lasslen 200 fl. Prüden 100 fl. Grossalisch 250 fl. Berechnet aus d. Seh. A. Z.
1184, 1641, 1643.
4) Geständnisse Schullers und Göldners im Gerichtsprotokoll, S. 1 — 6;
ferner S. 12 — 15.
17
st aber in der Tii;ii ichwer n glanben, Sehaller sei in das Geheim«
Falschmfinxerbande sieht teheii früher eingeweiht '^v
Wohnte doch iein Sohn mit Ihn In demselben Hause, last konnte man sa-
gen, nnter demselben Daehl Dort war der Falschmünzer Deal abgestiegen,
lerl «raren 14 Tage lang die Mitsehaldigen leines Sohnes »in- und ausge-
1 1 i <• hindnreh ein Gewerbe getrieben worden, wobei
denndoeh mit Blasebalg und Pi anderes Geräusch, als sonst
p Kspfersehmiedwerkstltte gemaehl wurde. Und von allen dem sollte
tter, i\^v BigenthAmer und Mitbewohner des Hauses nichts gewnset
halten? '» k. Krempel rersicherte, als ihr das Todosurtheil gesprochen
worden, sie brauche nur wenige Wort zu sagen, so wäre es um des Bttl
K >pf geschehen, und wenn er deren hundert hätte. Erst 1701, viel
i . um diese Aussagen hei der Aburtheilung der Verbrecher benutzen
II können, erfuhr man dass Schuller sammt seinem Sohn die von den Steuer-
einnehmern in die Bürgermeistercasse eingelieferten Gold- und Thaler-
ichen Siebenzehnern ausgewechselt, oder selbst dann, wenn
t gerade unumgänglich nothwendig war, Summen von 50, 100 oder
•00 II. vorgestreckt hatte, und zwar solch neue und so warme Geld-
stücke, dass man unwillkürlich fragte, woher denn das Geld herkomme? das
sehe ja aus als oh es erst vor einer Stunde geprägt worden! Falsches Geld
wurde von Schuller besonders auf die Dörfer in Menge ausgegeben. Noch
mehr, der Hurgermeister Schuller trug allen Steuereinnehmern auf, für ihn
Silber so viel sie bekommen könnten, zu kaufen, er werde es ihnen weit
besser als die Goldschmiede bezahlen. Wozu er es aber bedürfe und woher
ische Geld komme, durfte ihn, den zornigen Mann, bei Leihe Niemand
Merkte er, dass Jemand allzuviel von Falschmünzerei sprach, so
drohte er mit Zungenkürzen und Erschiessen, Hess sich aber durch ein Ge-
schenk leicht wieder besänftigen. Die Folgezeit erst brachte Alles an den
Schaller aber gerade die Haupttheilnehmer ergriff und zur Ein-
ng der Falschmünzerei durch einen Eidschwur verpflichten wollte,
it eher die durch die Klugheit gebotene Nothwendigkeit dem
üchen Spiel bei Zeiten ein Ende zu machen, damit es nicht Allen
pf koste, erfordern, als in der Hoffnung auf die Besserung des
ngendHeh leichtsinnigen Birnbaumer und im Zweifel an der Unschuld
seines Sohnes, wie er später im Verhöre aussagte, begründet sein.
los verübte Verbrechen schritt indess in frevelndem Über-
Birnbauner war bald wieder im Besitz von Prägewerk-
es wurde er von dem Goldschmied Johann Schuller,
sdorfer Pfarrers über der Arbeit ertappt. Als er ge-
fragt wurde,ob er denn nicht wisse, dass ihn dieselbe den Kopf kosten könne,
I >jon Stollen in den Gestandnissen der Theilnehraer, besonders
B. 14 und 3i. f. des Oerichtspr. ; ferner die Aussagen des 3. 16. 38. und 130.
Zeugen im !<ungsprotokoll vom 18. NoTSmbor 1700. Bei \. /,
i. I.
i) l stehen sie.
Archi a
18
o;il) «ff zur Antwort: „Wenn sie so gefährlich wäre, würden Bürgermeister
und künigsrichter sich nicht daran betheiligen; hängt man die, dann ists
mir nichts Neues." So Hess sich auch dieser verleiten, Silber gegen fal-
sches Geld einzutauschen. Ähnliches that der Goldschmiedlehrling Johann
1 lauer. Da geschah es, dass Sophia West auf einer ihrer Kronstädter Rei-
sen wegen Verbreitung von falscher Münze gefangen gesetzt wurde. Kaum
halte dies Bürgermeister Schuller erfahren, als er zu ihren Gunsten ausge-
stellte Zeugnisse und Empfehlungsschreiben an den Kronstädter Richter
abschickte und sie aus dem Gefängniss befreite. Bald darauf trat Birnbau-
mer aus unbekannten Ursachen in die Reihen des in Schässburg liegenden
Rabutinschen Dragonerregiments, setzte ohne seine Schwiegermutter, die
sich ganz zurückgezogen hatte, die Falschmünzerei fort und verführte im
November 1699 den Kürschner Stephan Schindler, einen Eidam des ver-
storbenen Superintendenten Baussner ebenso, wie früher den Goldschmied
Schuller, durch Vorspiegelungen von Protection mächtiger Theilnehmer.
Schon hatte er in tollkühner Verblendung in Reps, wohin er marschirt war,
den Organisten für ein Lehrgeld von 10 Ducaten in der Prägekunst zu unter-
richten versprochen, als im März 1700 die Bande entdeckt, Birnbaumer
sammt zwei andern Soldaten festgesetzt, ihres Verbrechens überwiesen und
zur Angabe der Theilnehmer gezwungen wurden 1). Als solche hatte
Birnbaumer unter Andern auch den Bürgermeister und Königsrichter von
Schässburg genannt. Vom Regiment aus wurden die Untersuchungsacten
dem Regimentsinhaber und Commandirenden von Siebenbürgen, Rabutin,
überschickt.
Rabutin liess dem Sachsengrafen Harteneck die Untersuchungsacten
durch seinen Adjutanten zustellen und denselben auffordern, unverzüglich
zur Vernehmung der Mitschuldigen sich persönlich nach Schässburg zu be-
geben. Am Ik. März erschien Harteneck unvermuthet daselbst, liess die
Schuldigen bis auf Sophia West, den Goldschmied Schuller, Nussbaumer,
einen deutschen Jäger aus Reps, der von Birnbaumer falsches Geld
eingekauft hatte, und Haner, die sich alle durch die Flucht gerettet hatten,
augenblicklich verhaften. Schindler wurde auf der Flucht ergritfen, des
Bürgermeisters Sohn aber entkam, wie man später erfuhr, auf seines Vaters
Veranstaltung aus dem Gefängniss, noch bevor er verhört werden konnte 2).
Die Untersuchung begann am 15. März mit dem Königsrichter Göldner. Als
demselben Harteneck mit ernsten Worten ans Herz legte, die Wahrheit ohne
Rückhalt zu gestehen , legte er mit zitternder, von Schluchzen und Thränen
begleiteten Worten das Bekenntniss seiner Schuld an der Loslassung Birnbau-
mers ab, doch sei er in keiner weitern Kenntniss von der Falschmünzerei
1) Ausser dem Gerichtsprotokoll S. 1 besonders die vom Schässburger Rath
unterm 1. September 1702 abgefasste „Genuina relatio eorum , quae in civitate
Schässburgensi tarn in inquisitione quam prosecutione falsatorum monetae caesa-
reae acta sunt" im Schässb. Arcb. Z. 1459. m. 1.
2) Gericbtsprotokoll etc. S. 10 f. und Aussage des 53. Zeugen im Untersu-
chungsprotokoll.
1!»
. r I Im rli ■ Isjilliclil einzig ii ml :il Irin du ich .Im
eitter, seinen Vorgeeetstefl ine! worden. Weil schwi
war ier Bürgermeister. Er schwor hoch und theuer, keil Itiitwiei
At'\u Geheimniei in sein, betheuerte, Birnhanavtr habe ihn bei der Un-
tersuchung s«'in Vergehen sieht eingeatanden und nöthigte den Sacbsen-
um AhsiMidun:;- der drei Dragoner zum Behüte dci' Gcgcniiherstel-
invilirn '). Knswiechefl Hess Sebnller in folg
Tage etwas roa seiner ^erMeektbeii ab und gestand, BindMMUMi und dee-
ar /.um Bidsehwur angehalten zu haben . weil er
lichtiieh aal dea jungen Menschen Künftige Besserung gehofft habe,
behauptete jedeeb beharrlich von der Mitschuld seines Sohnes nichts an
aeaal würde er desselben nicht geschont haben, ferner nichts zu
wissen davon, data die West falscher Münze wegen in Kronstadt eingesperrt
worden. Selbst die für die West nach Kronstadt geschriebenen Zeugnisse
ite er ab. Als er darauf an 17. März dem Königsrichter und dem von
Repa eben angelangten Birnbaumer gegenübergestellt wurde, da löste sich
seine bisherige Halstarrigkeit in einen Strom von Thränen auf, er bejahte
Alles, was Birnbaumer und der Königsrichter ausgesagt hatten a), bestätigte
auch die Befreiung der West aus dem Gewahrsam in Kronstadt und
führte als Beweggrund zu solch gesetzwidriger Handlungsweise die Liebe
zu seinem Sohne an, den er in die Netze der Bösewichte verstrickt gesehen.
Alle übrigen bestanden zwar anfangs auf trotzigem Leugnen, doch als sie
von den Geständnissen ihrer Genossenerfuhren, lag bald das ganze Gcheim-
uiss offen zu Tage. Ilarteneek übergab darauf die Schuldigen dem Rath
BW Aburtheilung und Verwahrung mit der ernstlichsten Ermahnung, als eine
sogar zur Heguag des Blutbanns befugte Behörde zu thun, was das Gesetz
Bevor das jedoch geschehen konnte, musste der Rath ein neues Ober-
haupt haben, denn Schuller und Göldner, die Majestäts Verbrecher, die so
schnöde ihren Amtseid gebrochen hatten, durften unmöglich an der Spitze
der obersten Behörde bleiben *). Sobald die beiden in der gemeinschaft-
lichen Sitzung des Raths und der Hundertmannschaft erschienen waren,
I ) Gerichtsprotokolletc. S. 1—6. Genuina relatio etc. S. 1 f. und der Bericht
des Raths vom 8. September 1702 an das Gubernium im Schässburger A. Z.
I». 1.
iller) inidün kerdesre fogot, sok eskiivesel es ätkozodäsal,
tagadta, mind adig, mig nem confrontältatot, mind a complicens Drägonvokkal.
nlitet Gelner Istvän Urammal, akkor osztän egeszen ki vallotta dolgät es
5r*li;i' Bericht des Raths an das Gubernium.
I M 1700 d. SO. Martij. Sind alle diese in casu cusionis falsae raonetae
... einem Schässburger löbl. Magistrat communicieivt «rordaa,
",il ■ri««uni U als Magistratus jus gladij habentes ihr Ampt lauen und
die DeUaureatea mi beatraffen." Gerichtsprot. S. 10.
ij ..SiMuntur coadunato eonsllio Senatus et Centumviratus collegio Johannes
Schuler Consul etStephanus Gftldasr Judex Regius; uterque palam in publico inter
copiosissimasUchrymaset singultus crimen atque ejus atrocitatem ultro confitetur,
2*
20
glaubten sie einen Gerichtshof zu erblicken, der zur Verkündigung ihres
Todesurtheils versammelt sei und baten in tiefster Zerknirschung als
reuige Sünder um Gnade. Da wurde ihnen aber bedeutet: den ßlulbann zu
hegen, stehe allein dem Rath , nicht auch der Hundertmannschaft zu;
EUtb und Hundertmannschaft seien erschienen, um an ihre Stellen würdi-
nVr, Oberbeamten sich zu erwählen. Nachdem beide ihrer Ämter entsetzt
worden, schieden sie gänzlieh vernichtet von ihren bisherigen Amtsge-
nossen und begaben sich in den Hausarrest, der über sie verhängt worden.
Die gleichzeitig vorgenommene Neuwahl erhob zum Bürgermeister Johann
Hetzeldorfer und zum Königsrichter Andreas Göbbel, beide Männer von
rechtlicher Gesinnung
Der Rath, der nicht eben grosses Vertrauen auf seine Gesetzeskennt-
niss hatte, und weil ein ähnlicher Prozess seit Menschengedenken nicht war
verhandelt worden, zog über die Behandlung desselben seine Amtsbrüder
in Hermannstadt, Kronstadt und Medwisch zu Rathe *) und wurde von
et nil nisi gratiam, gratiam flagitat. Senatus cum Centumviratu casum ultro ci-
troque pensitant, ruminant et unanimiter concludunt: quatenus uterque velut
perjurus et scandalosus homo, qui ipso facto criminali sese officio indignum
reddiderit et infainia facti a dignitate honorata degradarit, quem proinde plublica
Civitatis res officio diutius fungi permittere non posset, debito juris ordine ad
meritas poenas trahatur. Indicatur Schulero et Göldnero Senatus et Centumvi-
ratus Consultum et arestum denunciatur. Schuler et Göldner se gravissime pec-
casse et atroces poenas meruisse confitentur gratiamque capitibus iterato petunt,
quibus dicitur: Magistratum non sedere pro Tribunali, ut judicet super facto mo-
netario sed solum, ut, dum se officiis indignos reddiderint, dignas personas ad
officia gerenda per suffragia libera constituant, nee enim Centumviratum sed Se-
natum postestate gladii instruetum ; illumque de constitutione Magistratus sol-
licitum esse, hunc vero tandem facta criminalia seeundum jura traetare debere.
Schuler et Göldner itaque cum magnae devotionis lachrymis plena contestatione
coetui utriusque Senatus valedieunt et unusquisque ad suas se reeipit aedes."
Relatio genuina etc. S. 4 f.
1) «^Magistratus Schäsburgensis cum a memoria ejus Schäsburgi nemo sese
crimine falsationis raonetarum contaminaverit , caute procedere satagens, Magi-
stratus : Cibiniensem, Coronensem et Mediensem consulit, qui, utut consilia conferre
ob loci distantiam non potuerint, uno tarnen ore Magistrat™ Schäsburgensi consulendo
respondent: quatenus facilis sit in hoc passu processus, cum habearaus expressam
in legibus nostris munieipalibus legem, privilegialiter a Rege Stephano, nee non
diplomatice ab Augustissimo Imperatore non sane ad speculandum, sed seeundum,
illam legem judicandum confirmatam, quod präfatio et conclusio Statutorum aper-
tissime ostendat: cui suffragetur exemplorum uberius enumeratorum praxis. Con-
sultus superinde etiam Dominus Comes opinionibus Magistratuum : Cibiniensis,
Coronensis et Mediensis conscienter annuit et ut, qui jam officio inquisitionis
funetus erat, nee judicem agere volebat, sese domum, Inelyti Regiminis Rabuti-
niani Auditor vero cum delicti complieibus, confrontationis gratia Schässburgum
mandante Excellentissimo Domino Generali duetis , ad Regimen se reeipit."
Genuina relatio etc. S. 5 f.
,-iii.Mi ftbereinttimmend auf die Stelle in den Statut. -n (Bach '». Tit. t,
:,. «rO M lirissl: ..l>i," Mn: r. ;.ls die nemlicheii, so f;«ls.-h.-
Munt/ sehlagen iiinl machen, die w erden sampt allen denen, so ihnen dar/.u
gehollfen. »»der w issentlieh ihre Rehau.NUi.g dar/.u geliehen inil dem Feuer
lb«r mit Zusatz das Gold fl l.schel . oder ans falschem Silber
l: wer l.iU.-he Munt/, kanll'l oder veikaufl't. Leute zu betrügen, wcr-
I M-hheit verhalltet, niul werden darum ehrloss und aus
vertrieben.'' Der noch in Scbleebnrg anwesende Harteneei
inen die Ansieht jener drei Städte, lehnle übrigens jede
»weitere Lii.mischuug ab und reiste, da er in dem l'i-o/.esse. dessen l nter-
suchui >ilet. nicht zugleich Richter sein wollte, hald darauf nach
Hermannsladt zurück. Auch der Auditeur. der Birnbaumer und <'
beide Helfershelfer nach Schässburg gebracht hatte, begab sich mit den-
it KU seinen» Regiment.
Am 14. April wurde auf Grund eines vom Generaiauditeurlieutenant
Seit/er' \ im llerbersheim in Ilcrmannstadt abgegebenen Gutachtens 1) vom
Stadtrat!) der Katharina Krempes, dem Christian Frank und Franz Weissen-
das ( rtheil gesprochen und vollzogen2). Nach dem bereits er-
wähnten Paragrapbe sollte Krempes lebendig verbrannt werden, doch
wurde diese Strafe vom Rath „aus grosser Barmherzigkeit" und „in An-
sehung ihrer weiblichen Schwachheit" dahin abgeändert, dass sie mit dem
Schwert vom Leben zum Tode gerichtet und dann verbrannt wurde. Frank
ward mit Ruthen gestäupt und ewig des Landes verwiesen. Auch Weissen-
• traf ewige Landesverweisung. Kurz vorher war auch Birnbaumer
in Reps hingerichtet werden 3).
Warum traf nun aber die Strafe nur drei — bei Frank undWeissenburger
nicht eben die schuldbeladensten — Häupter? Die übrigen Angeklagten
geborten den ■teaerf&bigtten und vornehmsten Familien der Stadt an*),
zählten /.ahlreiche Freunde und nahe Anverwandte im Rath und in der Hun-
dertmannsehafl. Gründe genug, um den Rath zu bestimmen, den Eingeker-
kerten, dir ob ihres gleichen Verbrechens auch alle nach der Strenge
dei Gteeetsea die Todesstrafe treffen musste , den Weg der Gnade vor-
offen zu lassen und nicht die eigenen Familien in den Ab-
grund rbens zu stürzen. Ob auch die Besorgniss, den magyarischen
1) Seltzer benützte in grosser Ausführlichkeit das Römische Recht, die
Carolina und Carpzov. Gcrichtspr. S. 19 — 28.
2) Gerichtsprotokoll etc. S. 29 f.
.eralis Vi- 5 Nagvsäga a härom Drägony kozöt a prin-
eipilUl hulallal büntete azoi ' Bericht ans Gubernium.
0 '• ! ' ' !""'gbogj, ha mint a/.oknak. a kikv^tetek, erdemek szerint
kellen.« | Mtniok. nagy hijja esnek varosunkban az adozo es elökclü read«
nek, es mint hogj semi egjeb vetkek az penz veretesen esa/./ kivül . nein
vnlt. mi lAnrenyt reäjok n^m töttünk; hanem requirältuk Nalionalis I
Urt ö Kegyeluiet, mit kelletio-k teimünk." Bericht Uli Gubei nium.
22
Gegnern Gelegenheit zu nachteiligen Ausfällen auf die von Wien aus hoch-
gerühmten Sachsen, weil die Treue derselben nicht auch auf die Achtung
vor der kaiserlichen Münze sich erstrecke, zu geben, ob also auch Gründe
der Politik auf den Rath der Stadt und später auf Harteneck eingewirkt
haben : ist immerhin möglich, doch nicht erwiesen. Der Rath befragte Har-
teneck, was nun weiter in der Sache zu thun sei, und wurde von diesem,
da die Entscheidung nicht in seine Hände gelegt sei, an den Kaiser gewiesen.
Doch Harteneck selbst war, wenn auch nicht um Schullers Persönlichkeit
Willen, für die Schuldigen eingenommen, Hess durch seinen Agenten J. Hos-
mann von Rothenfels dem kaiserlichen Hof eine Denkschrift zu Gunsten der-
selben einreichen und beförderte ebenso wie der Rath Schässburgs, der
längere Zeit weder dem Gubernium, noch dem kaiserlichen Hof einen Be-
richt von dem Geschehenen erstattete, die später erfolgte Freilassung der
Falschmünzer1).
Doch während die übrigen Gefangenen in dankbarer Anerkennung der
Gnade, die der Rath geübt hatte, ruhig die drückende Schwüle des Gefäng-
nisses ertrugen, vermochte der Jähzorn dem Exbürgermeister nicht Still-
schweigen zu gebieten. Des schwankenden Bodens, auf den er seinen Fuss
gesetzt hatte, gänzlich vergessend, erlaubte er sich Reden, die seine noch
sehr bedenkliche Lage weit eher zu gefährden, als zu erleichtern geeignet
waren 2). Wollte er als Adeliger vor einen adeligen Gerichtshof gestellt
werden? drohte er aus seiner Haft zu entweichen? oder reitzte esseine
Habsucht, dass die neuen Beamten alles Stadteigenthum aus seinem Hause
davonschaffen Hessen und rechtmässige Forderungen rasch aus seinem
Säckel befriedigten? In den Mund Schullers, der selbst im Gefängniss sei-
nen lasterhaften Lebenswandel fortsetzte, passten keine Drohungen. War
es doch längst bekannt, dass seine Amtswaltung keine rühmenswerthe
und uneigennützige gewesen! Als Hetzeldorfer dieBürgermeistercasse über-
nahm, fand er darin grosse Unordnung und spürte ein bedeutendes Deficit.
„Wie der Schurke darf noch drohen? Wenn er um nichts anderes, als
darum, wie er das Publicum bestohlen hat, gestraft wird, so kann man
ihm sein Recht thun !" rief Harteneck, als man ihm von diesen Vorgängen
Bericht erstattete und er erfüllte als Sachsengraf nur seine Pflicht, indem
er den schläfrigen Rath Schässburgs zur Wachsamkeit und Rechnungs-
i) „Reliquis complicibus nullus est formatus processus , sed Magistrats
Schäsburgensis considerans ex una parte delicti paritatem , ex altera vero tot
familiarum, si de juris rigore procedendum esset, ruinam, scribit Nationis Comiti,
ut, quid facto opus sit, consulat. Iste non se, sed Augustissimum Imperatoren»
consulendura esse resci ibit , suoque Agenti intimat, quatenus medio memorialis
mandatum impetret, quid cum falsatoribus illis sit agendum, num plectendi, num
vero aggratiandi?'' Genuina relatio etc. S. 7. „Eö Kegyelme javalläsäbol aläzatos
memorialis ältal repräsentältatot az egesz dolog cum sua serie a felseges Deputa-
tionakv, melyre követte osztän az aggratiälas a Complicenseket kicsintul fogva
nagjiy." Bericht ans Gubernium.
2) Anhang 1.
u
ahlegung BthaU, damit die Stadt nicht zu Kur/. kmnme. falls auf Schul;
Vermögen auch \<>n anderer Seite inanrneh erbobeo werde.
G.»ldner w;tr indessen schon am 18. M;.i gegen Bftf einer
kürschncr/.unfl. ihn jederzeit zu stellen oder 1000 Thaler Strafe M zahlen.
letal worden1), weil man im Voraus auf die (inade des
rechnen y.n diirf cn glaubte. .Nach halbjährigem (iefii ngniss winde
auch Sehuller W Hall befreit fegen Hurgxchaft von zwölf ange-
,in. die 3000 Thaler erlegen tollten, falli sie ihn nicht .stellen
Muten, Zu derselben Zeil öffneten lieh gegen Bürgschaft auch die Kerker-
■ftrtea der übrigen Gefangenen, Ali dieeer Hoffnung erweckende Gnaden-
den Flüchtlingen bekannt und ihnen eine gleiche Behandlung /
sichert worden stellten sich i\vr Kupferschmied Schuller, i\^v sich hisher
in der (i rtteekJ gebalten, der Goldschmied Sehuller, Nussbaumer
und Haner und winden naeh kur/.ein Gewahrsam unter denselben Be-
dingungen wie ihre Mitschuldigen freigegeben2).
Hatte Sehuller schon im Gefängnisse seine Unzufriedenheit in den be-
leidigendsten Ausdrücken geäussert, so erreichte von dein Tage seiner
Fi -eilassiinir an die Amnassung desselben eine um so grössere Höhe, je mehr
. eheimen Einflüsterungen Gehör zu schenken und des Schutzes mäch-
G ner sieh zu versichern Gelegenheit hatte. Es wurde von seinem
Anhang ohne Rückhalt verkündet, dass er mit Hülfe des kaiserlichen Beicht-
i -s seinem Prozess am Hofe eine günstige Wendung gegeben habe; dass
er unter dem besondern Schutz einflussreicher magyarischer und deutscher
Herrn noeh hoch kommen, ja schon zu Weihnachten ins Bürgermeisteramt
wieder werde eingesetzt werden3). Nun konnte er dem Rath — in seinen
r nicht hessef als er selbst — seine Behandlung nicht verzeihen,
hekla-tc sich ühcr ungerechte Schädigung in seinem Eigenthum und drohte
ohne Scheu, an ihnen Bache nehmen zu wollen4). In den Augen der Bürger
aber setzte er jeden einzelnen Ilathgeschwornen durch die entehrendsten
Schimpfwoi te herab und forderte offen zu Widersetzlichkeiten auf. Dass
gerade diejenigen, denen er in den Rath geholfen habe (Göbbel , Helvig,
ine eifrigsten Gegner seien, verdross ihn am meisten5). Da traf
ihn eines Tages auf dem Siechhof der Bürgermeister Hetzeldorfer an und
befragte ihn wegen einer Geldsumme, die der Sachsengraf von ihm ersetzt
haben wolle. Sehuller, von der unbändigsten Leidenschaft hingerissen,
stiess im heftigen Wortwechsel die unbesonnensten und verfänglichsten
l> v' !i. \. /. T'M. b. rMagistratus Schäsburgensis gratia clementissimi
ratoris fretue , omnes et singulos delicti complices sub securitate fidejus-
■oria ex arreslo din.ittit." Genuina relatio etc. S. 7. Über Schuller Seh. A. Z.
791, c
tepretokoU | ff. Bürgschaften im Seh. A. Z. 791. d. e.
3) Uutersuchungsprntokoll vom IS. November 1700, 11. 45. 81.106. Zeuge.
%) Genuina relatio and Anhang «>. Untersuchungsprotocoll etc. 7, 04, 98.
Zeti^e.
5) Untersuchungsprotokoll etc. 53. end 127. Zeug.» u:.d Ai.hang 2.
24
Worte aus: ..Ehe er jene Geldsumme zu ersetzen genöthigt werde, drohte
er, solle im Lande ein anderer Zustand eingeführt sein; er habe von solchen
Mannern Beistand zu erwarten, dass er schon durchzukommen hoffe ; Har-
teneck kabe kein Recht, ihm das Leben zu nehmen und ehe das geschehe,
wolle er Dinge herbeiführen, dass alle Welt sich darüber wundern solle."
Nicht lange später fand ein ähnlicher heftiger Auftritt in Hetzeldorfers
eigener Wohnung statt. Es war nämlich nach althergebrachtem Recht auch
Schullers Haus besteuert worden , was denselben so sehr in Harnisch ge-
bracht hatte, dass er voll Trotz dem Bürgermeister zurief: „Ehe er von
seinem Haus Steuer zahle , wolle er es zwar nicht verkaufen , sondern , so
wahr ihm Gott helfe, solches damit anstiften, dass die Stadt sich darüber
entsetzen solle"1).
So hatte nun Schuller mit Jedermann gebrochen. Die Rathsgeschwornen,
an'ihren empfindlichsten Stellen verletzt, verhöhnt und von Schullers Rache-
plänen geschreckt ; der Sachsengraf selbst von Schullers Drohworten nicht
verschont; die Stadt mit Feuer, das Land mit Empörung bedroht: wer hätte
zu dem Allem schweigen dürfen? Konnte man denn, da man Schullers zu
allem fähigen Charakter so genau kannte, für leere Prahlerei halten, was
er so oft hören Hess: „Er wolle noch Manchem seiner Widersacher warm
machen, Manchem Kren in die Nase reiben, Manchem über den Kopf
wachsen2). Vergebens rügte seine Gattin die gegen den Bürgermeister aus-
gestossenen Drohworte ; wenn er auch zugab, sie in der Hitze des Zornes
gesprochen zu haben 3) : sein Verhängniss riss ihn unaufhaltsam mit sich
fort. Gerüstet mit den Waffen der Gewaltthat und des Betrugs , die ihm
eigen waren , wollte er der grossen Schaar seiner Feinde entgegen treten
und, wie er wohl einsah, um Ehre und Leben kämpfen. Dumpfe Gerüchte
von einer Reise Schullers bald nach Wien, bald in die Türkei durchkreuzten
die Stadt*).
Da befahl Harteneck unterm 16.November 1700 dem Rathe Schässburgs
gegen Schuller wegen dieser Drohworte eine Untersuchung einzuleiten,
und, da Schullers verbrecherischer Lebenswandel wenig Hoffnung auf einen
für denselben günstigen Ausgang übrig lasse, im Wege Rechtens mit dem-
selben zu verfahren, wie er es vor Gott und der Welt verantworten könne5).
Die nähere Anweisung, wie die Untersuchung erfolgreich einzuleiten sei,
theilte der gleichzeitig in denselben Angelegenheiten mit einem seiner Amts-
genossen in Hermannstadt anwesende Rathsgeschworne Hartw. Pancratius
mit: Der Ralh solle die Zeugen nur nach Ablegung eines Eides vernehmen,
damit man zur Betreibung des Prozesses eine unumstössliche Grundlage
erhalte. Habe er sich vorerst in der Stille jener Zeugen vergewissert, durch
deren Aussage die Anklage gegen Schuller erhärtet werden könne, dann
1) Untersuchungsprotokoll etc. 95. Zeuge und Genuina relatio etc. S. 8.
2) Untursuchungsprotokoll etc. 7. 64. 98. 127 Zeuge.
3) Untersuchungsprotokoll etc. 114. Zeuge.
4) Untersuchungsprotokoll etc. 12. und 31. Zeuge.
5) Anhang 2.
6) Anhang 3.
solle Sobuller vorgestellt und sur Verantwortung den. \\'<»iii*
i6 Drehungen leugnen and srerde er ren den Bens;
eines beliebigen Verbreeheni überwiesen. ie teil« nun demselben noch der
in peinlicbei ReehtsfUlei Ibttehen Gewohnheit keine Transmission«
stallen. sondei n denselben <j:m\/. nach dein Wurl laut der I Steril ml isehcn
te behendein.
M .im 17, November wurde Selmller vor den Malli geladen, geltend
die /.tun Bürgermeister gesprochenen Worte ein, trollte sieh sbev
. h dnrefa eine in guten sinne rersnchte Deutung derselben entsehnl«
i. Weil dcv llalh indess ans Seluillers Worten und Handlungen auf
■n könne, wurde demselben seine Verhaftung und für
Agenden Tsg die Eröffnung einer Untersuchung angekündigt, 131
städtische Zeugen — denn die Aussagen vom Lande erfolgten abgesondert
naeh den einzelnen Dörfern — wurden vom 18. November an mehrere Tage
hindurch zur Beantwortung von drei Fragen vernommen. Die Fragen lau-
teten : 1. Hat Schuller Drohungen gegen seine Obrigkeit oder das Gemein-
-estossen? 2. Hat er sich Übergriffe in fremdes, namentlich
Stadt- oder Stuhlseigenthum erlaubt? 3. Hat er sich fleischlicher Ver-
brechen schuldig gemacht?2).
In Betreff der ersten Frage erfuhren die Richter zwar nichts Neues,
dafür wurde eher das schonBekannte vollkommen bestätigt. Was die zweite
anlangte, so entdeckte man einen so bedeutenden Unterschleif, dass der
is. der über Schullers Erpressungen vor der Zeugenvernehmung war
angefertigt worden3), noch bei weitem vermehrt wurde. Dahatten sich von
der Zeit an. wo Schuller Stadthann gewesen, die Vorräthe an städtischem
Korn aus den Korngruhen, der Mühle . den Magazinen, dem Zehnten mas-
\acht verloren. Noch 1G9I, als Schässburg für das HeerLud-
ilen viele Fruchtvorräthe liefern musste, waren in einer einzigen
Nacht von Kl Kübeln Korn 41 zu hohem Staunender Bürger, die es wahrnah-
men, und zu noch Verwunderuug für den Bürgermeister Michael Deli,
der nicht das Geringste davon wusste, in Schullers Haus getragen worden.
dermsl halte er sich von dem Zehnten aus der Wüstung 76% Kübel
Korn heimlich zugeeignet, ebenso aus dem Fiscalzehnten der Stadt 129
Auf der Kürschnerlaube war einMagazin; von dort hatte er 50 Kübel
neu und den gerade im Gedränge befindlichen Trapoldern zu6fl. ver-
Ms Schuller noch während des Verhörs hierüber befragt wurde,
schützte er als Kechtfertigung vor, dieses kaiserliche Magazin sei aller-
er Leitung anvertraut gewesen und er habe seiner Zeft davon
uing gestellt. Einen Theil der Vorräthe nämlich habe er dem
n der Ofllciere gemäss gegen Mehl ausgetauscht, den andern hätten
l ) liitersuchungsprotokoll zu Anfang und Genuina relatio etc. S. 8.
nigsprotokoll etc. und die vom Kisder l'apitel veranstaltete
Untersuchung im Seh. \. Z,. r»:>9,e. 1.
I>ieae „Specitication" im B«lL A. /,. I '»:,«>, v. 1.
\) L ":it rsuchungsprolokoll etc. 1. i. 86. Zeuge und die ..Speeitication."
26
ihm die Oflieiore., willig zugegeben." Was er anderwärts genommen, sei auf
Rechnung seiner Forderungen, die er an die Stadt zu machen habe, ge-
schehen und zwar mit Vorwissen derer, die darüber Rechnung abzulegen
gehabt halten1).
Auch Wein, Heu, Hafer, Erbsen, Kukurutz waren theilweise in grosser
Menge für den Gebrauch seines Hauses verwendet worden; ferner waren
unter dem Namen von Stadtweinen mehrere seiner eigenen, einmal sogar ein
Fass ausdrücklich verbotenen walachischen Weines zu seinem Vortheil
ausgeschenkt worden2). Erhielt die leere Stadtcasse einen Geldzufluss, so
kam derselbe nicht immer in Rechnung, wie z. B. einmal 403 fl., welche die
Stadt durch den Baumwollhandel gewonnen hatte. Scbuller nahm aus der
Bürgermeistercasse nicht bloss schöne Gold- und Thalerstücke , ohne sie,
wie er versprochen, zu ersetzen , sondern noch häufiger grössere Geld-
summen, die er zu eignem Gebrauche bald zum Ankauf eines Hauses und
Umbau desselben, bald als Darlehen für die Stuhlsortschaften verwendete3).
Auf diese Weise und zumal dadurch, dass auch sonst aus der Casse, ohne
dass Jemand darum gewusst hatte, einige hundert Gulden verschwunden
waren, und dass die bei Verrechnungen übriggebliebenen kleinern Summen
nie wieder in Rechnung gebracht wurden, ward denn das Räthsel plötzlich
gelöst, dass Schuller, obgleich er oft betheuerte, nicht einen Heller baaren
Geldes zu besitzen, doch schon am folgenden Tage 200 — 300 fl. vorzu-
strecken vermochte. „Der Donner soll mich erschlagen, wenn ich einen
Heller habe!" beschied er Jemanden, der Geld von ihm haben wollte, und
doch zahlte er in der nämlichen Stunde den Trapoldern 100 fl. aus. Ja selbst
mit der Umlegung der Steuer erlaubte er sich masslose Willkür; nach
eigenem Gutdünken erliess er Einzelnen, die seine Gunst besassen, einen
Theil derselben, während er eine gleicheSumme Andern ungerechter Weise
aufbürdete. Sein Haus, das er sich unlängst auf der Burg gekauft hatte,
war allein an Fruchtlieferungen über 118 fl. schuldig geblieben^).
Am schamlosesten waren dagegen Schullers Erpressungen auf dem
Lande 5). In Keisd bemerkte er einmal einen schönen Hengst ; als er ihn
vom Besitzer für Geld forderte, zog der Markt vor, ihm damit ein Geschenk
zu machen. Ein andersmal besuchte er den dortigen Viehmarkt : es gefiel ihm
das Pferd eines Keisders, doch als ihm der Kaufschilling von 45 fl. zu hoch
war, kehrte er dem Verkäufer zornig den Rücken, mit den Worten; „Wartet
nur, Keisder, ich will euch lehren, dass euch nicht ein Hemd am Hals bleiben
soll!" Um seinen Zorn zu besänftigen, wurde ihm auch dieses Pferd um-
sonst gegeben. Auch in Bodendorf erhandelte er ein Pferd um 12 fl. Als
der Verkäufer die Zahlung verlangte, fragte Schuller in hohem Grade auf-
1) Untersuchungsprotokoll etc. zwischen dem 123. und 124. Zeugen.
2) Untersuchungsprotokoll etc. 5. 6. Zeuge und die „Specificatiou."
3) Untersuchungsprotokoll etc. 3. 21. 92. 95. 121. Zeuge.
4) Untersuchungsprotokoll etc. 7. 9. 23. 38. Zeuge und die „Specification."
5) Untersuchungsprotokoll etc. zwischen dem 82. und 83. Zeugen, ferner
eine genauere Erhebung vom 19. Mai 1703 im Seh. A. Z. 1459, c. 2.
27
1,1: ..Hahe ich denn nicht soviel um das Hort verdient. flftM 01 lt i,
Ar mich zahlen Kam»?" l'nd .1;is erschreckte Dorf Hfotf augenblicklich
hlnng auf LOS Kiihcl Korn ahcr, die Sclmllcr vor-
schlich fürs Maua/in. in der Thal jedoch für sich nach Sehässburg halle lie-
fern |M fielen nach letaer kbeettvag dem Dorf -zurückzahlen.
Inter demselben Verwände halle MF au« h aus Trapold 90 Kiihcl nach
|»«rg tut icn lassen. Ms er auch hier ein Herd kaufen wollte und
cht tel Verkinfer, die Zahlung würde unter irgend einem
l werden, nicht erhielt, hedeutete er drohend : die
Prudenor hatten ihm auch ein Pferd gebracht, dafür hätte er den Kaufpreis
ihm rechtschaffen bezahlen. Um die Gunst des
. der zu erlangen, sammelte die Altschaft unter sich die
geforderten 26 '/loten und schickte ihm das verlangte Pferd als Ehrung.
Auf dieselhe \\ ang er üherall, wohin er kam, Geschenke, und
baten ihn die Hauern unter Thränen um Erbarmen mit ihrer Armuth, so
fanden sie dennoch kein Gehör-). Jene Summen aber, die einige Dörfer
! uldelen. waren oft nur theilweise , oft gar nicht in die Hände der
Schuldner gekommen. Schuller versprach die betreffende Summeins Steuer-
buch als gezahlt einzuschreiben, ohne den Schuldnern immer die Über-
zeugung zu verschaffen, dass es aueb wirklich geschehen sei.
Ward Schuller schon durch die bisherigen Geständnisse in den Augen
seiner Richter wie seiner Zeitgenossen gebrandmarkt, so beleuchtete die
Beantwortung der dritten Frage die Riesengestalt des mit dem Fluch der
Armuth, der Witwen und Waisen beladenen Verbrechers mit noeb weit
schreckhafterem Lichte. Seine Gattin, die ehrsam waltende Hausfrau, die
ihrem Gatten mit so unendlicher Liehe zugethan war, empfand mit lief-
zerrissenem Herzen den Manuel ehelicher Treue. Mit hoher Schönheit aus-
i hafte Frauen waren die Glücklieben, denen ihr Gatte
sein Herz <reschenkt hatte1). 14 Jahre lang lebte er mit Sara , der Gattin
Johann Klops auf mehr als vertraulichem Fusse. Je höher
indess seine. Macht und sein Einfluss stieg, desto ungescheuter trat auch sein
Hang zu sinnlichen Genüssen zu Tage. Als die Klops schon etwas gealtert
warf er unter ihrer Mithülle um die schöne Gattin des Daniel Bttl-
S Illingen, ohne aber dem Umgange mit der Klops gänzlich zu
en. Da, als er Bürgermeister geworden, erreichte seine Schamlosig-
keit den höchsten Grad. Nun beschränkten sich seine Verfolgungen nicht
mehr auf seine weihliche Dienerschaft, der er manch geheimnissvollen
Trank von Hermann itadfl mitbrachte oder durch Zigeunerinen bereiten liess,
ii der „Teufel," wie ihn seine Mägde kurzweg nannten, hatte jetzt
1 ) In Wahrheit hatte auch hier das Dorf selbst zahlen müssen.
■ngapratakaH etc. 53. Zeuge.
rsuchunfroprotokoll etc. 11. 16. 21. 25. 30. 40. 48. 53. 56. 57. 58.
61. 63. 7 1. 7 5. 76. 82. 84. 90. 91. 93. 96. 98. 102. 103. H>4. Kis. 1 o«>. 1 1 0.
16. 117. 119. 120. 121. 122. 126. 128. 131 (\ o i ( apitel vernommener)
[Seh. A.Z, 1459, e. 1.] Zeuge.
28
auch die Gattin toi Panl Dei*;, die „Goldarbeiterin", die „Repserin" und
riek AndeM mit seinen Netzen umstrickt, und das Glück, das er so oft
bei teinen leichtsinnigen Zeitgenossinnen fand, [ermunterte ihn zu immer
iMiKMi Au«; rillen auf eheliche Treue und jungfräuliche Ehre. Zu denen, die
stol/. seinen Anträgen kein Gehör gehen wollten , gehörte auch die unge-
achtet ihrer Lasterhaftigkeit doch in ihrem Wollen entschiedene Katharina
Krempe«. Dass sie es verabscheute, in die Plane Schullers, der kein Mittel
unversucht Hess, ihre Tochter Anna Maria sich zu gewinnen, einzugehen,
hielt sie noch in ihren letzten Augenblicken für die Ursache seiner Rache
und ihres Todes. In einem Zimmer des obern Stocks, das er allein be-
wohnte, sah man nicht bloss jene Frauen, deren guten Ruf er schon längst
vernichtet hatte, die also auch nicht immer heimlich durch den Garten zu
ihm sich hinzustehlen Noth hatten, ein- und ausgehen, sondern oft traten
auch sonst sehr ehrbare Frauen und Jungfrauen über seine Schwelle und
weilten hinter verschlossenen Thüren unter den bedenklichsten Umständen
bei ihm allein. Bisweilen betrat Schuller persönlich ohne Furcht sogar die
eigene Wohnung seiner Opfer, deren er sich, wenn er bei Laune war,
prahlend rühmte, und durfte ungestraft von der erbärmlichen Schwäche
der Ehemänner seinen Fuss wieder über die Schwelle setzen. Noch häufiger
aber bargen ihn und seine Schandthat sein Meierhof und die Höhlen zahl-
reicher Kupplerinen und anderer, die in seinem Solde standen. Die weib-
liche Schwäche folgte mit Zuvorkommenheit den Befehlen des Bürger-
meisters. Ganze Nächte wurden im Sinnentaumel durchschwärmt und ausser
dem Hause zugebracht. Der gewöhnliche Begleiter, der verlässlichste Ver-
traute und Helfershelfer auf diesen Wegen des Lasters war Hans Moser, der
treue Diener seines Herrn.
Damals reifte eben in Schullers Hause Rebecca, eine arme verlassene
Waise, zur Jungfrau heran. Sie war nicht in dem Lande geboren, sondern
von türkischer Abkunft und wahrscheinlich wie viele andere Kinder in
jenem Jahrhundert als überflüssige Bürde im Lande zurückgelassen worden.
8 Jahre alt wurde sie am 14. Jänner 1692 *) durch die Taufe dem Christen-
tum gewonnen und wuchs in Schullers Hause gross. Doch kaum zu üppiger
Jungfrau gediehen, reizte die orientalische Schönheit und Lebhaftigkeit der
„Türkin" die Lüsternheit des Unmenschen. Ihr Ziehvater wurde ihr Ver-
führer. Auf alle Wege folgte sie willig, wohin ihr Herr gebot. Von den
Hausgenossen stand Rebecca bei Schuller in höchster Gunst und selbst als
ihr Verhältniss zu ihm kein Geheimniss mehr war, bot sie frech ihren übri-
gen Wohllhätern im Hause die kecke Stirne 2). Die unglückliche Hausfrau
aber versuchte vergeblich ihren Gatten auf bessere Wege zu bringen. Ver-
gebens empfing sie, sich einmal ermannend, im Gefühl tiefer Kränkung mit
1) „Ex Turcica Natione corpori Christi mystico inseritur d. 14. Jan. 1692
Rebecca annorum 8 filia curae Ampi. D. Jon. Schulers Sedis ludicis.'' Schässb.
Kirchenprotokoll.
2) Untersuchungsprotokoll etc. 50. 53. 69. 70. 83, 94. 106. 116. 122.
123. 130. Zeuge.
19
zürnenden Worten il.ivn Galten, der ehen sji.H nach Haust- Kam. „Ach. das«.
; i» Hin. klagt* li6i »*0U i<'l> denn immerfort in meinem Hause Dirnen
lekelen (hatschelen)l Di lott schelte I" Darob treibend tpra
los und ichlttg sie mit den \\* «. it »>n : .. Sollt Ihr den heulen die Man-
ier aullhun 7" /.n Hoden. I >.i l»al sie .inlich: ..Schlaft nur nicht ! ieli
will Bach nicht mehr hindern. " Endlich fand sieh für die •eehschnj ihrige
liehe, ,n. di-v aus Deutsch Kreuz gebftrtige arme Weher^esell (ie-
imoll. der im Fasching 1700 sie ehelichte ' ). Doch SOgar am Vor-
• iner eifersüchtigen Dienerin Zeuge von
in An- \ "erhor^enheit des K-Ilers statthabenden allzu zärtlichen Liebkosun-
gen /wisehen Sehuller und Pflegetochter. War's alter nach der Hochzeit
geworden? Die Heiligkeit der Ehe und die Entfernung aus dem
ii für Heide keine Hindernisse. Der Fiiter-schied zwischen ihr und
den übrigen Frauen von gleicher Gesinnung hestand darin, dass sie als frü-
lin nicht so oft den versteckten Weg durch den Garten ein-
hrauchtc. wenn ihrer Schuller begehrte. Sogar als er Haus-
hatte, ward er von Rebecca ebenso oft und traulich besucht, wie von
allen übrigen ihrer Genossinnen, und während die fromme Gattin in der
Predigt für dasWehl ihres Gattenbetele, wars Rebecca, die beim Gefangenen
erschien und erst dann sich entfernte, als das Glockenläuten die Been-
digung des Gottesdienstes verkündigte.
h dieser Richtung hin hatte auch ein guter Theil seines unrecht-
: Einkommens den Abfluss 2), „Du leichtes Weib, du kannst fressen,
bis du 700 Kübel frisst!" rief er einst einer seiner Buhlinen zu. Der Stumpf-
sinn der Minner wurde durch manche Begünstigung und theilweise Enthe-
bung von •.:■ S begnügt, die Eitelkeit der Frauen aber durch mannig-
«ehenkean schönen Kieidungstücken , an Geld und guten Bissen
B . irhheseUter Tafel kamen, geködert. Doch zur Einhal-
»preeaen«, für die Erziehung der gemeinschaftlichen Kinder
Sorg :i. war Schuller nicht immer zu bewegen.
Das Alles, trüher schon von Munde zu Mund gehend und zu Pasquillen
über den ..Schneeblind" und seine Frauen benützt, wurde jetzt durch glaub-
ffftrdige Zeugen erhärtet 3). Doch war die Wahrheit nicht ganz um ihrer
Willen gena rn ausser dem Gefühl tiefer Kränkung jener Frauen
und Jungfrauen, die durch empörende Angriffe auf ihren guten Namen sich
im innersten verlct/.t fühlten, trieben auch die unedlenBeweggründe der Ra-
che und die \ 'erz.veiflung gekränkter Liebe tum Geständnis!. Man begnügte
IS fi'u- Schallen Schuld so überaus viele sich fanden,
mit den freiwillig gemachten Aussagen, ohne Jemanden Daümschrauben an-
0 1 ■« 170« (..MMjrius Schnell Juv. Tcxtor, Joh. Schnell!, qimndaiu
incolae Offne. IL dum Yirginoii. lt.-!,,, Tau.. Nsttetfll turcicae, Inesrti patris tili-
Nuipi. Deaünl Jet. SehnUer! h. t. Oonsnlis fleaasb; kenn me-
•tareaeknagenretakell etc. hj. inj, zeuge.
I i -mchungsprotokoll etc. 129. 13. 39. Zeuge.
30
zulegen, ja man nahm nicht einmal Alle, die etwas wissen mussten, ins
Verhör. Mi t weuer \ orsicht blieben die Geständnisse auf den engen um
Nehuller und einige seiner Frauen gezogenen Kreis beschränkt und der für
manches Geheimniss der vornehmern Familien so wohlthätige Schleier
blieb ungeiüflet.
Am 9k* November war die Untersuchung geschlossen *). Als das ent-
setzliche Ergebniss Schuller vorgelesen und derselbe um seine Entgegnung
und zugleich um sein Urtheil gefragt wurde, was wohl ein solcher Verbre-
cher verdiene: da gestand er aller Möglichkeit zu leugnen beraubt ein,
viel und schwer gesündigt zu haben, vermied jedoch sorgfältig in Einzel-
heiten einzugehen und trat mit der Entsagung eines dem Henkerbeil verfal-
lenen Bösewichts zum letzten Male die Gnade Gottes und seiner Richter an-
flehend, den Rückweg ins Gefängniss an. In der That schwebte in diesem
Augenblick das Schwert über Schullers Haupt; doch seine und noch mehr
am folgenden Tage die nachdrücklichen Bitten von vier Freunden, welche
die Schmach einer entehrenden Todesstrafe von der Familie abwenden woll-
ten, bestimmten den mehr von menschlichen Gefühlen, als von richterlicher
Strenge geleiteten Rath zur Milde. Obgleich Recht und Gesetz sein Blut
verlangten, wollten ihm die Rathgeschwornen dennoch, weil er ihr Amts-
bruder, ja sogar Königsrichter und Bürgermeister gewesen 2), bedingungs-
weise Gnade widerfahren lassen. Sie schrieben daher in dieser Angelegen-
heit an Harteneck und erhielten aus Weissenburgd. 8.December 1700 dieEr-
laubniss 3), Schuller nach vierwöchenflichem Gefängniss gegen genügende
Bürgschaft frei zu lassen ; doch solle man ihm ja nicht sagen, man
habe Befehl erhalten, den Gewahrsam jetzt schon aufzuheben. Der Rath
that, wie ihm befohlen war und verglich sich, selber erbebend vor dem Ab-
grund, in den er sein schuldbeladenes Opfer stürzen sollte, bald darauf mit
Schuller unter folgenden Bedingungen *): 1. Schuller solle sich aller Dro-
hungen gegen das Gemeinwesen, wie gegen einzelne Bürger enthalten;
solle sich hüten, zu aufrührerischer Widersetzlichkeit gegen den Rath
aufzufordern und Uneinigkeit anzustiften ; am allerwenigsten aber solle er
die Rathgeschwornen mit ehrenrührigen Schimpfworten bezeichnen und we-
der selbst noch durch die Seinigen an ihnen sich jemals rächen wollen ;
2. er solle sich allen Ernstes beeilen, die gesetzlichen und rechtmässigen
Forderungen, welche das Gemeinwesen an ihn zu machen habe, in kürze-
ster Frist und vollständig zu befriedigen. Übrigens würden ihm, wurde
hinzugefügt, auch die Gebote des Christentums anbefehlen, künftighin ein
Gott wohlgefälliges, friedfertiges, ehrbares und keusches Leben zu führen.
Geschehe das nicht, so werde ihm ohne langwierigen Process zuerkannt
1) Untersuchungsprotokoll etc. S. 20 f. Genuina relatio etc. S. 9. f.
2) „Ob respectura fraternum, utpote qui antea non tantum ipsorum collega,
verum etiam officiatis superior, Iudex Regius et Consul fuerit." Genuina relatio
etc. S. 10.
3) Anhang 4.
4) Untersuchungsprotokoll etc. S. 22.
werden. «TM difl Strenge des <i<- Jebta nnlcr
Hetheuerur, .'fühlten Dankes |« Punrle sein Lehen lang
] handeln, gab jedem von drin ersten bis zum lot/ten Kai ligesrli wnrnon
Handschlag nid bekräftigt* den eingelegten Heren durch
seine eigenhändig* I nteisehri 1 1 und sein Sit
\\ OHM war denn minder .schwer errungene Sieg 7 Ktwa dessch wachen
>? An dar BpitM AM Ol— ilWMtm stand kein Mann, dessen I
keit dein (ian/en dir mangelnde Einheit und Krall gegeben hatte. Den 1 5 1 i i * -
germeister llet/.eldorler (eingentlich Häk . ans I lel zeldorf gebürtig) nennt
Sehuller einen „groemhirtigeii Bettler i so nichts gelemet" l). I nd trenn
iiieli Zweifel an Arr Wahrheit solch leidenschaftlicher Äusserungen
hegen könnte: die vielfachen, selbst mit Androhung von
nUetsnng \ erschürften Mahnungen an die Schässhurger zu grösserer
Kile und Pünetliehkeit lallen, sei es Neuheit des Geschäfts oder aus wirk-
lichem Mangel an den erforderlichen Kräften, zum grössten Thcil auf des
Rechnung ~). Selbst in verständiger Führung der Feder
j (iew andtheit ;J). Auch die übrigen Männer des Raths *):
\iulr. Göbbel, Stuhlsrichter Mich. Ilelvig, Stadthann Georg
Fabritius (oder Kannengiesser), die Rathgeschwornen Mich. Hennrich
(oder Balbierer), Simon Matthiä (oder Schindler) , Georg Hierling , Mich.
Schnabel, Georg Itausch (oder Weber), Mich. Schell (oder Drechsler), Bar-
tholomäus Barth« (oder Kleisch), Job. Gärtner (oder Seiler), Joh. Wald-
hütter (oder Thema), Hartwigius Pancratius, Joh. Paulinus, Georg Kelp,
Stadtschreiber Georg Polder — bezeichnet Schuller — nur die vier letzten
ausgenommen — mit den wenig ehrenden Namen: Verschwender, Geizhals,
Säufer, Lückenbüsser und mit dein anzüglichen „Kukuk." Bald nach der
1 I riitciMi» hungsprotokoll etc. 5.'3. Zeuge.
->* hässburger blieben beinahe mit allen ihren Eingaben im Rückstande.
.reibt z. B. der zur L "ni ver.sität abgeordnete Göbbel dem Bürgermeister
Hetzeldorfer aus ilermanustadt 17<)1 : „Wo auff den Montag biss vmb 8 Vhr früh
die schrifft so Ich verlanget . . (nicht eintrifft, so werden wir) . . . bekommen
ein Aussputzer, den die Vbrigen alles fertig haben, v. wir Lammen ein gantze
„Bitte. . .wass Ich geschrieben habe in aller Eyl zu vberschicken,
denn Ich mit B, N. F. W. Ein pudeat gekriegt hätten, denn von allen Ohrtcn ists
eingegeben nur wir allein hemmen die gantze Nation derer Donatariorum Fiscal
Zehenden halben. ..Alle die Transmissiones von vns stehen in keiner gutten
II. Secretarium mit herein zu schicken, denn es ist hier viel arbeit
mit schreiben, welches diese eejrdfl w. Herren werden referieren, auch vmb wass
die Trausnn nuckgeu iesen worden; H. Comes ist sehr gültig gegen
vns »onst wir etlichmahl schon ein padtel hätten gehabt, wass vor bey ist gegan-
•gen der Negligena dess Schreibens, man müste Tag v. nacht arbeiten."
§••. i. i ■ md t i.
3) Da« zeigen l*Ui die von ihm gerührten Stadtrechnungen.
II aus dem Scb&ssb. Kirchenprotokoll und Schriftstücken
im dasigeu Archiv.
32
Entlassung der Falschmünzer aus dem Gefängniss, am 18. September 1700,
ertheilte der EUth ein Sittengesetz i), ein düsteres Bild von der Tiefe silt-
licher Verfallenheit. Es sind nunmehr fast alle christlichen Tugenden,"
b«ffinn< er zu eifern, „in solches Abnehmen gekommen, dass zu befürchten
ist, es möchte Gott zu den Strafen , die allbereit auf uns liegen, das gänz-
liche Verderben thun." Fast wäre man versucht, den gesammten Ptath für
gänzlich frei von den groben Fehlern seiner Zeit zu halten bei seinem stren-
gen Eifer gegen das Fluchen, den schwachen Besuch der Kirchen, die Ent-
heiligung der Feierlage, nächtliches Herumschwärmen, lasterhaften Lebens-
wandel, unmässige Vergnügungssucht und übertriebene Kleiderpracht!
Spurlos verschollen solche Worte väterlichen Ernstes , da ihnen die Kraft
des Vollzugs und die Macht des guten Beispiels fehlte. Begab sieb doch
der Rathgeschworne Schell 1702 insgeheim nach Hermannstadt, um den
Rath anzuschwärzen *), und ein ärgerlicher Rechtsstreit wegen Ehrenkrän-
kung zwischen Schell und Pankratius wurde erst 1703 vor dem Sachsen-
grafen ausgetragen. Ja Waldhütter wurde später von Rabutin aus dem Rath
gestossen, „weil er die Stadt Schässburg schier um ihre Freiheit gebracht
habe" und erlangte erst nach jahrelanger Busse wieder Gnade. Und während
unter Hetzeldorfers Vorgänger im Amte die Rathssitzungen von Donner-,
Teufel- und andern Scheltworten verunehrt, Stadt und Stuhl mit Scorpionen
gezüchtigt worden : so konnte selbst durch die Entsetzung desselben der
früheren Unordnung, den alten Bedrückungen kein Ende gemacht werden.
Viele aus Stadt und Stuhl hatten ob der Lauheit und Willkür des Raths fle-
hend bei Harteneck Schutz gesucht ; der Rath aber hatte die Kläger
ergriffen, ins Gefängniss geworfen und nicht eher frei gegeben, als nach
schriftlicher Verpflichtung, nie mehr wider den Rath zu klagen Da gaben
die Thränen vieler Bedrängten Harteneck- Veranlassung, dem Rath jenen
merkwürdigen Brief vom 28. August 1701 3) zu schreiben und ihm nicht
als Sachsengraf, sondern als wahrer Freund den wohlgemeinten Rath zu er-
theilen: er möge im Angesichte der gefahrdrohenden Zeit um seiner selbst
Willen derlei unverantwortliche Thaten unterbleiben lassen und ernstlich auf
Erweckung von Liebe und Zuneigung bei seinen Untergebenen bedacht
sein. „Wenn E. V. W., auf die ich grosse Hoffnung gesetzt," schloss er,
„so treuen Warnungen kein Gehör schenken, so werden Ihre Feinde nicht
1) Anhang 5.
2) Göbbel schrieb d. d. Schässburg 26. November 1702 an den in Hermann-
stadt anwesenden Hetzeldorfer: „Weilen Ich Sonnabendt zu abendt vernohmen
habe, dass H. Drexler auff Hermanstadt verreiset ist, v. soll gesagt haben,
nun wolte Er sagen auch was Er biss dato verschwiegen hätte, wollte Er alles
sagen ; damit E. N. F. W. möge in die Zeit schicken, habe Ich E. N. F. W. wollen
berichten ; denn Er der Drexler alles sinistre wirdt aussiegen, denn Er will alle
Zeugen retrudieren ; so wollen E. N. F. W. hiebey thun wass recht Er
wirdt alles tentieren v. versuchen. » Seh. A. Z. 500. t. 1. Ferner Seh. A.
Z. 1461; 499. i. 5.
3) Anhang 6.
:t:t
j . als mich auslaehen. weil wir. da wir es besser zu maehen vit-
brwerh dee Gemeinwohl! noch w . in Verwirrung
gebra.lii bitten."
.ii.i sich Sehnller der Zaghal ttner gegenüber von
itteer Niederlage «rieder erhell hatte. lOeite ihn sein den frühen) Amis-
,it uberlc iel »uft Nene kecke Vermeeienheit und hoch*
mQthigetSelbttYertrmnenein. Mit der Ablegung derReeknimg hatte es Keine
l.il.v I ,-hle (iel)helans lleiinannslaiK am!». \jnilI701 ' ) auf Harten-
i.eister Hetseldorfer am geheime Zustellung der
Schriftstücke über das letsthin «regen Schaller vorgenommene Zeugenver-
ren dessen Sohn und vom Goldschmied Sehuller,
Bnde des vorigen Jahres wieder gestellt hatten. Indem
l schon nach 9 Tagen 2) seine frühere Bitte wiederholte, theilte er
h mit. dass ein von Sehässburg hingekommener kais. Büchsenmeister
rolle Nachrieht verbreitet habe, Schuller sei vom Kaiser auf
! gestellt worden. Die Universität werde sich der Schässburger
rnen, nur möge man in aller Eile, damit nicht Gefahr im Verzuge sei,
i.ttten. ob die Nachricht eich bestätige. Allem Anscheine nach
lieh Harteneck nicht nur bei der Nationsuniversität der Schässburger
angenommen, sondern er war auch in Wien selbst entschiedener aufge-
I Schuller bewog zur raschern Beendigung seiner Streitsache
ise nach Wien zu unternehmen. Als sein Entschluss bekannt gewor-
den, Hessen ihn am 15. August 1701 Rath und Hundertmannschaft, unge-
eehtet ihrer bisher in der uneigennützigen Verwaltung des öffentlichen Guts
lenen Lauheit 3), durch zwei Rathsgeschworne, Rausch und den bis-
1 \ „Dal Ixamea dess H. Schullers Sohn, v. dess Klossdorffer Johannis, nach-
.i<T kommen, wegen der falschen Müntzercy, wass sie bekennet
haben, muss mir vberschikken. Item die Inquisition des H. Schulers verlanget H.
Comes zu sehen, dieses sub rosa soll geschehen, dass es mit entsetzung seiner
F.hren soll geschehen, der es aussbringt.'' Seh. A. Z. 504. f. 1,
.dt vnser Keyss. Buchsen Meister hier etwas spargiert, als H.
von Ihro Keyserlichen Majestät auff freyen Fuess gestellet, welches
wo es wahr? mich zu berichten, damit wir nicht etwas mögen versehen, denn es
wirdt lieh Kin LöbL Universität vnser annehmen, nur vns in aller Eyl zu berichten,
damit nicht periculum in mora möge seyn, geldt vbersenden vns E. N. F.W. auch
lifften, so Ich in vorigen brieffen verlanget habe." Seh. A. Z. 1495. f. 1.
Spite. M""'1, schreibt derselbe: „Dess II. Schuleri species facti kompt
D der h.-yder ist mir vberschickt." Seh. A. Z.
D ti.l). 1701 schrieb Harteneck dem Schässb.
Hatb : Ich .l.r Herr D. TeAUeh : Er könne die adjustierung
»hschoa /.wi-v Jahr lollleilleret, nicht impe-
ifffl das Qef entheil haben will, so habe auch
.dum reeomnendieren sollen." Seh. a. '/.. (0%, b. I.
• cm Brief an Hetzeldorfcr d. d. Hermannstadt IS.
Arch 3
;*4
herigen Stadtschreiber Georg Polder, in den höflichsten Ausdrücken auf-
fordern, die Rechnung für 1G99/1700 zur öffentlichen Prüfung vorzulegen *).
Sie erhielten rar Antwort: er sei mit der Reise nach Wien beschäftigt und
habe Anderes zu thun.
Schullers Anwesenheit in der Residenz führte in kurzem den Falsch-
münzcrprozess zu Ende. Während er dem Kaiser für sich und seinen Sohn
ein Bittgesuch überreicht hatte, sparte auch Hosmann von Rothenfels 2)
zur Rettung der übrigen Mitschuldigen keine Mühe 3). Der Hof — unbe-
kannt mit den Einzelheiten des Prozesses, denn Schuller hatte nur die
Nichtanzeige entdeckter Falschmünzer als sein Vergehen angeführt und
sogar um Wiedereinsetzung in sein Amt nachgesucht — begnadigte Anfangs
Februar 1702 grossmüthig alle Theilnehmer an dem Majestätsverbrechen,
in Ansehung ihres Lebens wie ihres Vermögens. Sogar ihre Ehre wurde
für wiederhergestellt erklärt. Nur mit der Entscheidung wegen Schullers
besondern Begehrens, ihn auch ins frühere Amt einzusetzen, hielt man
noch zurück. Allen insgesammt war eine Strafe von 100 Ducaten, ferner
jedem inbesondere, mit Ausnahme Schullers und seines Sohns, Göldner
125 fl. , Schindler 150 fl., Akesmann, Elgyes, dem Goldschmied Schuller,
Ilaner, der West und wahrscheinlich auch Nussbaumer je 100 fl. zuerkannt
worden 4). Am 10. Februar verliess Schuller Wien. Ein von hier aus ver-
breitetes Gerücht bezeichnete als Ursache der Begnadigung seinen Über-
tritt zur katholischen Kirche. Dasselbe fand in Schässburg um so leichtern
Glauben, je weniger Schuller dazu bewogen werden konnte, das Abendmahl
zu nehmen. Als man sich 1703 viele Mühe gab, die Wahrheit zu erforschen,
versicherte Schuller den Stadtpfarrer Krauss, den Lassler Pfarrer Wonner,
den Siechhofsprediger Lang aufs Feierlichste, er sei niemals der Religion
in der er geboren und erzogen worden, nie seinem Gott, der ihn über Land
und Meer so wunderbar geführt habe, untreu geworden und sei blos des-
halb über zwei Jahre lang nicht zum Tisch des Herrn gegangen , weil er
sich mit seinen mächtigen Feinden nicht versöhnt habe 5).
April 1701 für nothwendig gehalten, „dass wir vigilieren, v. die rationes ein-
mahl zu ende führen, es hatt sich der H. Comes gewundert, dass wir von
H. Deli v. Schulers kein Paar hätten, machen wir die Hoffnung selbige her-
auss zu bekommen.'* Seh. A. Z. 1495. f. 1.
1) Genuina relatio eorum, quae in civitate Schesburgensi tempore po-
stulatae rationis publicae cum Domino Johanne Schuller acta sint. Signatum
Schesburgi anno 1703 die 4. mensis Octob. S. 1. im Seh. A. Z. 1459. h. 3.
2) Derselbe, ein Repser Pfarrerssohn, war Siebenbürgischer Hofrath in Wien
und später Bürgermeister von Hermannstadt. Siebenb. Quartalschr. II, 338.
3) Anhang 7.
4) Anhang 8.
5) Stadtpfarrer Krauss gesteht in einem am 24. Mai 1703 ausgestellten
Zeugniss, er habe Schuller im Gefängniss besucht : „requisitus et exquisitus sum
a magni nominis viris." Seh. A. Z. 1459. g. 2. Derselbe bezeugte später, am
14. August „perspectum facio , praefatum Dominum Schullerum reliquos inter-
Doch andere Hebel hatten hier gewirkt. Seil Harteneck an der Spitze
der siehsisehen Nation stand nn»l an der deotechen Elegierang eine m.i<-ii-
iden, sraren der aogesetzlicheo Eigenarten t Mit-
nationen u.-lxiln wiinlcn. Hei den rfelfachefl und
leaweren Kämpfen bald aber n iald aber oatiei
unter Ffarteneoka Paarung «o viel im sieht find Entschiedenheit,
wie kaum je auf den Landtagen der Vergangenheit. Desshalb richtete sich
BdgSWelsC gegen Hai hW Tücke und Hin -
.er in den Reihen de* magyarischen Adels
Blattei »einem Starte um se erwünschter, je anvertl
I eil de,- Heide nach der Entfernung des waehsamen Hirten
in das aHe Jech Arv l n!eru Orfig heit zu zwängen liollten. Hier, wo Sehuller,
eoher, ein willkommener Zuwachs war, fand er
lochten Beschatter. Weil man aber für nftthig erachtete, ilim wenig-
Sehein der Schuldlosigkeit zu geben, so sollte er als Adeliger
dent liehen Gericht entzogen werden.
Gabernium, ein Hauptherd feindseliger Bestrebungen, hatte noch
mber 1701, eben als llarteneck von einer schweren Anklage
hl wurde, dem Etath von Schiissburg den sirengsten Befehl zugestellt,
isführliehen Berieht über den Falschmünzerprozess einzusenden ^.Es
orzttglich Aufschluss haben über die Fragen: wer die Angeklagten, die
ger, die Richter gewesen seien, nach welcher Form, auf wessen Anstif-
ten und naeli welchem Geistl man Hecht gesprochen habe. Der Ilath schützte
hiit'tigui.g vor. verhiess jedoch, sobald er vollzähligzu-
•;>. sei, dem Befahl Folge zu leisten 2). Erst als am 89. Juli 1702 derselbe
mit scharfer Rüge ob der trotzigen Missachtung des Guberniums
rholt wurde, that der llath am 8. September in den demüthigsten
Ausdr langt wurde 3). Verwahrung gegen etwaige Eingriffe
ms occasionem praebente, hoc etiam l'assum esse, se religionem suam
priatlnam, in qua natus educatusque sit, sanete et constanter adhuc tenere, divul-
gatamque a religione sua pristina defectionem, nihil in recessu habere. Seh.
t, /• Aehnlich das Zeugniss Wonners vom 6. Juli 1703 im Scb. A.
Z. tl
1) „Enthalten im spätem Gubernialbefehl vom 29. Juli 1702. Seh. A. Z.
1*59. o. 1.
aast irvan, ollyan praetextus alatt, hogj az tanaesok nagjobb
resze ide 's tova akkor distractus, quasi oeconomiae vacaret , akkor el halaszta
mihelt pleno numero egjbegjül, mindgjät a Guberniuin pS<-
rancsolruu.it .-ITertuiiiba re«*I, mint SS SS akkori kegjelmelek levelebiil kitetezik:
De mind eddigis ketjelmek a/.on (Juborniuin parancsolattyät, inero Guherny man-
data contemnendi studio et temei iutis SOdacTa eflVclumba venni posthabealta."
3) 8cb. \. /. I%69. p. I. Der Rath entschuldigte sich: „Meldet, mint hogy
tavulvi» parancsolt volt Ngtok, mi pen -tractioktul impediältatvän, nem
effectuälhaltuk. I MsltOSafSI Rsfiuaa (iiihen.ium töllüiik valo contemptusära in-
^tok magyaragni : Mi penig tudvän hogy in omnibus legitimis , nec privile-
3 •
in seine Gerichtsbarkeit halte derselbe kurz zuvor, als es hiess, der Fiscal-
director werde ihn dieses Prozesses halber gerichtlich belangen, bei dem
(iiilierniiim eingelegt 1).
Kaum fühlte Schuller durch die kaiserliche Begnadigung wieder
festem Boden unter seinen Füssen, da ward sein Ehrgeiz mächtig gereizt
durch den sichern Schutz, den er bei dem Hofkanzler Graf Samuel Kalnoki
fand 2). Auf den Rath desselben entwarf er kurz vor seiner Abreise aus
Wien eine Beschwerdeschrift an den Kaiser 3), in welcher er mit uner-
hörten Aufwand von Lug und Trug den Rath und Harteneck verklagte.
Als Adeliger und bevorrechteter Bürger sei er wider Recht und Gesetz ohne
Vorladung von unbefugten Richtern gerichtet, ins Gefängniss geworfen und
erst auf Bürgschaft losgelassen worden. Bald durch den Sachsengrafen,
bald durch den Rath, von denen weder der Eine noch der Andere gesetzlich
sein Richter, sei ihm nach Willkür Schaden zugefügt worden. Als Har-
teneck nach Schassburg gekommen, sei er gezwungen worden, ihm 278 fl.
50 den. Tagegeld zu zahlen ; an 400 Gulden — rückständiger Gehalt aus der
Nationalkasse -~ würden ihm widerrechtlich vorenthalten. Der Platz zu
einer Mühle, den er von den Schaasern für 100 fl. gesetzlich an sich ge-
bracht, habe man ihm eigenmächtig verkauft, ohne ihm das Geld dafür ein-
zuhändigen. Ein Haus, das er von der Stadt für 700 fl. erhalten und mehrere
Jahre schon besessen habe, sei ihm vom Rath entrissen worden. Eine bedeu-
tende Anzahl von Kübeln Weizen habe ihm ebenderselbe wegführen lassen,
und was er früher bei eilig angesagten Lieferungen der Stadt auf künftige
Abrechnung vorgestreckt habe, an dessen Vergütung werde jetzt nicht
mehr gedacht. Eben so wie er selbst sei auch sein Sohn ohne Vorladung
giis et libertatibus nostris contrariantibus rebus a Meltosägos Regium Guberni-
umnak, minta mi kegyelmes ürunk ö felsege ez hazaban levö helytartojänak, böc-
sülletet es engedelmet tenni tartozunk, nein bogy Nagysägtoknac refraetarius-
kodni igyekeznenk, de söt inkab kiväntuk volna akkoris, mint szinte most, pro
scitu et informatione aläzatoson jelenteni." . . .
1) . . . .„bogy hallotuk, mintha Director fogna prosequälni bennünket. . . .
mi keszck vagyunk . . . azon Relationkat cum humilima protestatione, nekünk ne
präjudicallyon, be adni.'' Seh. A. Z. 1459, n. 1.
2) Göbbel an Hetzeldorfer d. d. Schässburg 20. Mai 1702: „Der Gombketteö
(ein Stadtdiener und bisher vertrauter Anhänger Schullers) will nicht mit H.
Schulern hinvnter gehen. Er hatt selben verlanget, aber Er sagt, Er hätte gnug
gethan. Er wolle seinetwegen seinen Dienst nicht Ihn die schantze setzen, wie Ich
von Ihm vernohmen habe, der Kalnoki instigieret Ihn zu allem, v. hatt Ihm befoh-
len wie Er weg ist, er soll das Memorial Ihm lassen, wass er verlanget, auch
wegen der Mühl zu Schass, Item wass Er gezahlt hätte dem H. Comitj v. anderer
Sachen wegen, welches E. N. P. W. erfahren werden v. vns auch berichten,
wenn Er solte ins Ampt gesetzet vber die helfte der burgerschafft wirdt
weichen. Ich sage hier gnug die bütte sollen schweigen es ist nicht noch so
weit kommen." Seh. A. Z. 1495. s. 1.
3) Anhang 9.
37
I worden; als derselbe ani der Haft entkommen, habe man
X1.„ ihm. dem \ I tl Straf« nliul.ru. \ m /ei! sei er mit
einem rlaberlechen Soldaten auf der 8 i€ In Streit gerathen and
sov dem im Qerfeht freigesprochen worden; «i<>«ii der Sachsengraf
habe die ahc Streitsache nieder euffcefHicht and er sei am 140 n. gestrsil
worden. Koletat, aaeh le frohen Misshandlnngen und gesetzwidrigen
Sehldigangen habe man ihm siebt einmal das fteehl an Idagen übrig ge-
idern trete der Bürgschaft Ihn aeaerdingi in schwere Banden
und so lange dnreh Drohungen geschreckt, bii man leine •chrift-
\ enichernng, das Geschehene zu vergessen, erpresst habe. Also ge-
I und beinahe in Tode gemartert, flehe er zum Kaiser, dem höchsten
Richter aof Erden, nicht etwa Mos um Schutz, sondern auch um Ahndung
ichehenen, am vollkommene Entschädigung und ehrenvolle Wieder-
einsetzumr ins Amt. Also die verläumderischen Klagen Schullers, der auf
dem freien linden des Sachsenlandes nicht vorhandene adelige Vorrechte
in Anspruch nahm, der gewaltthätiger Eingriffe in sein Recht jene Männer
Idigte, die schon zweimal über seine göttliche und menschliche
Satzungen höhnenden Verbrechen gnädig ein Auge zugedrückt hatten!
Tausende von Gulden fehlten aus jenen Jahren, von denen Schuller keine
Rechnung gelegt hatte; dieBedürfnisse der Stadt, die drängenden Gläubiger
wollten befriediget werden1). Mit einigem Recht, obschon nicht ohne
Kränkungen mochte man Schullers Vermögen angegriffen haben.
Vom Gnberninm war, noch bevor ihm vom Rathe Schässburgs über den
Falsehiuiin/.erprozess Bericht erstattet worden, eine Vorstellung an den
kaiserlichen Hof abgegangen, des Inhalts, dass Schuller ohne Befugniss
vom Sachsengrafen und vom Rathe Schässburgs vor Gericht sei ge-
stellt worden. Darauf gestützt, erwirkten Kalnoki's Einfluss und Ränke
April 1708 die kaiserliche Unterschrift einem Hofdecret 2),
in Gnberninm den gemessenen Befehl ertheilte, die Forderungen
SeJiullers genau zu untersuchen und falls sich dessen Klagen bewahrheiten
sollten , für vollständige Genugthuung und Schadloshaltung des Klägers
Sorge zu tragen und zugleich zu verhüten, dass demselben irgend ein Vor-
wand, dem Hof ferner mit seinen Bitten beschwerlich zu fallen, geboten
— Mit Entsetzen vernahm man in Schässburg diese Schreckensbot-
schaft und über die Hälfte der Bürger war fest entschlossen, Haus und Hof
lassen, wenn Schuller ins Bürgermeisteramt eingesetzt werde. Je
iber die Bürger von quälender Angst vor neuen Eingriffen in ihre
heiligsten Rechte gefoltert wurden, um so lauter die freudigen Kundge-
1 i Wie tief verschuldet Schässburg damals gewesen, hat die oben mitge-
theilteSchuMenliste gexeigt. Die Gläubiger forderten unaufhörlich Einzahlung des
Capitals oder regelmässige Ablieferung der Interessen und selbst die bei der
Nationaluniversität als Abgeordnete anwesenden Schässburger Ratbgeschwornen
wurden sehr oft mit Schuldarrest bedroht. Seh, A. Z. H95, c. 1.; f. 1. und viele
Andere.
2) Anbang 10.
38
bungcn Schullers über seinen Sieg. Am 26. Mai trat er mit der neuen
Errungenschaft seiner Nichtswürdigkeit eine Reise nach Decsfalva, dem
Wohnort seines Anwalts Georg Simon1) an und beabsichtigte auch nach
Weissenburg zu gehen aj. Ehrgeizige Pläne erfüllten seine Brust.
Verheerend halte indessen das Gift der Unzufriedenheit nach allen
Richtungen des Landes hin gewirkt. Der Steuerndruck , die verdächtige
Parteilichkeit der Regierung in religiösen Fragen, mannigfache Missgriffe
der deutschen Beamten, die ohnehin dem inländischen Adel von jeher ein
Dorn im Auge waren, hatten bei Hoch und Niedrig eine gewaltige Miss-
stimmung erzeugt3). Vorschläge, auf Kosten der bisherigen Verfassung
das von den wildesten Parteiungen zerrissene Land dauernder mit den deut-
schen Erbländern zu verbinden, blieben kühne Pläne der Regierung, bei
deren Verwirklichung die Kraft der Ausführung schmerzlich vermisst
wurde. Als nun gar im nördlichen Ungern der Fürst Franz Rakoczi die
Fahne des Aufstandes schwang und durch die Zauberworte „Gleichbe-
rechtigung der Religionen" und „Aufhebung der Hörigkeit" seine Lands-
leute „für die Freiheit des Vaterlands" zu den Waffen rief: da schlug plötz-
lich durch alle Fugen die empörte Fluth in das lecke Schifflein Sieben-
bürgens, alle Zweige der Verwaltung in grundloser Verwirrung, Rabutin
des Erbfolgekriegs wegen ohne Soldaten und ohne Geld, die Hörigen auf
der Flucht in die Wälder oder ins feindliche Lager, Räuberbanden aller
Orten, nirgends Treue, nirgends Gehorsam. „Das übelste ist, dass man den
übrigen, annoch sich treu zeigenden Siebenbürgern nicht trauen darf, denn
sie hassen alle Teutsche und redet man in geheim von nichts, als ihnen den
Hals brechen und das unerträgliche teutsche Joch vom Hals zu schütteln." So
schrieb der siebenbürgische Obercameraldirector Graf Ehrenreich Seeau
dem kaiserlichen Kabineissekretär im September 1703 *). Zu spät ertheilte
der weitblickende Mann dem Hof seine Rathschläge: „Man verspreche
nichts, was man nicht halten will; man verbessere das mit Schärfe von
Grund aus, was gefehlt worden ist; lasse sich nicht mehr blenden und furcht-
sam machen und thue das mit Gewalt, was man zu thun berechtigt. Mit
Furcht, nicht mit Liebe muss ein Volk regiert werden, dessen Neigung
immer bös und treulos ist und es trete erst dann wieder Milde ein, wenn
das Volk sich evident gebessert hat Man mache endlich Ernst ; bedenke
jedoch die Gewalt der Religionen auf die Gemüther, fange an die Sachen in
1) Nach der Aufschrift eines Briefes vom 13. Jänner 1703 im Seh. A. Z.
504. k. 2.
2) Göbbel an Hetzeldorfer d. d. Schässburg 20. Mai 1702: „Herr Schuler
machet sich, mit bey sich habendem neuen Decreto heute vor mittag auff, und
gehet erstens auff Desfalva , alldorther mögen sie beide nacher Weissemburg
gehen." Seh. A. Z. 1495. s. 1.
3) Mailäth: Geschichte des österreichischen Kaiserstaafes. Hamburg
1834 ff. 4. Band, S. 357 ff. Pessler: Geschichten der Ungern und ihrer Land-
sassen. Leipzig 1815 ff. IX, 477 ff. Kemeny: Fundgruben etc. II, 302 ff.
4) Bei Keine ny: Fundgruben II, 303 ff.
n n.u-li Ileeht II \erhessorn. ohne sirh solhsl || hesehränkon , und
Umc von ita ewigen Veraereehen ab. Fiaf feetUia, na Bereit nvod
In «lirscM- gewittenrollen Zeil itand feet und aaerechfttterlieh an der
Spii/.. ten Jon. Kabaniee Sache rea Harteneck , ein beehkegakfter,
wi'nn ain'li von .Ion diistorn Schalion soinor Zeil niolil freier Mann, in <l<^-
irker Brmst, ekgleien Um aieW das Sadisoniand gebaren, all die kref«
I ler der kühnen Attverdetta h neuen Leben erwacht waren '».
II Jahr ah. mir er Saefcaengraf eder Königariehler von Hertoajtaaiadt,
teste Mann »einen Volkea, beliebtem Hefe, bechgeehrtfenj Btrger
und Baeer, deren billigen Wünaehen er mit Wohlgefallen und Freuidlich-
keil entgegenkam, doch im Stillen gehaaal von den in ihrer etrlflicheo
Naeldaeeigkeil und Willkür beaehrinktea Beamten des Saeheenland«
wie von der .säehsisehen (ieislliehkeit, die — nur Wenige ausgenommen — mit
unt'ruehtharen theolonisehen Grübeleien die Zeit vergeudete 3), oder gleich
den weltliehen Herrn im zähen Klei stumpfer Gleichmütigkeit und niedriger
Habsucht versunken war *). Ohne der Anhänglichkeit an die herkömm-
1) Sehr ungenau und mangelhaft ist dessen biographische Skizze bei S e i-
rert: Nachrichten etc. 506 ff. Sieb. Quartalsch. II, 334. Bei D. Roth:
ti> von Harteneck, Hermannstadt 1847 ist der zahlreiche historische Stoff
hr in das Gewand des Romans gehüllt, um als solcher benützt werden zu
>en.
2) Von vielen Belegen nur einige. Unterm 18. April 1701 schrieb Göbbel
aus llermann.-tadt an Hetzeldorfer von einer Streitsache, die unter Hartenecks
Vorsitz zur Verhandlung gekommen sei. Da habe Harteneck als allgemein giltigen
Grundsatz ausgesprochen: „wie güttig er sey so böss wäre Er ex officio Peter-
i.indjak, de Pälis erthetti." Seh. A. Z. 1495. f. 1. Ebenso einer der
i tenecks an den Schässb. Rath d. d. Weissenburg 6. Octob. 1703 :
• n, dass wegen säumiger Liefferung derer nacher Herrmannstadt
zu lieffern d^ro Ktnigl. Stadt und Stuhl aufferlegten Naturalien E. F. VV. und mit
Ihnen die Nation (denn es heisst : die Sachssen wolten nicht ihre Schuldigkeit
thun) und Ich. als ob nicht schar ff genug die Verfügung thäte, in Discredit zu ge-
rathen begännen. Deine nun Ehre, Ambt, Reputation und Leben lieb, den warne
- und das letzte Mahl, die Getreyd, Haber und Heu-Restantien , nach
empfang dieses also nacht und Tag an Orth hin zu li»-ffern, damit des Com-
mendirenden Herrn Generalens Hochgräffl. Excellenz nicht gezwungen werden,
an das Gubernium. dieses folglich an mich, so dann ich an E. F. VV. zu vollziehn,
was sonsten gar ungewohnt, und durch die ohne deme schuldige That leichte evi-
tiert worden kann. Bitte umb Gottes Willen, die Sach nicht zu extremen Zwangs-
Mitteln gelangen zu lassen I'' Seh. A. Z. 499. m. |,
Beweise davon liefern die Disputationen und theilweise noch erhaltene
handschriftliche Aufzeichnungen mancher Pfarrer und die /.ahlreichen bei Eröff-
nung I l>itMlai>it/.ungen etc. gehaltenen Reden. Auch eine
hartnäckige Polemik war da gewesen. Vgl. Seivert: Nachrichten etc. S. 263.
f. 498 ff.
4) Was Andr. Gr.tffius 1636 in seinem Pastor Transylvanicus Saxo darüber
schrieb, galt auch für dl« jetsife Bett
40
liehen Einrichtungen Eintrag- zu thun, sollte sein eiserner und rück-
sichtslos durchgesetzter Wille das ganze Sachsenland vereinigen und den
ewigen Eifersüchteleien der Kreise ein Ende machen. Schon seit geraumer
Zeit hatte sein scharfer Blick an Wind und Wogen den nahenden Sturm
erkannt, und gerade das wars, was ihn zur schleunigsten Entfernung gefähr-
licher Bestandteile aus der Mitte der Nation am meisten bestimmte. Schul-
lers offener Bund mit den gehässigen Feinden seines Volks hatte Hartenecks
Abscheu in um "so bedenklicherem Grade gereizt, da Schuller dem Sach-
sengrafen zugleich als ein gefährliches Werkzeug und ein williger Die-
ner in den Händen seiner Gegner erschien, der ehrgeizigere Plane in seiner
Brust hegte, als die blosse Wiedereinsetzung ins Bürgermeisteramt von
Schässburg. Desshalb weihte Harteneck Schullers schuldbeladenes Haupt
dem Tode und der willenlose Rath von Schässburg gab dazu den Namen
des Richters her.
Ein ganzes Jahr hindurch hatte zwischen Schuller und dem Rath still-
schweigend Waffenruhe geherrscht. Da holte sich Schuller im März 1703
zwei magyarische Gubernialcanzellisten zur Untersuchung seines Prozesses
nach Schässburg und begann mit Hilfe dieser ein Zeugenverhör, ohne
Jemandem aus dem Rath als Beisitzer dabei den Zutritt zu gestatten *). Der
Rathgeschworne Kelp und der aus Hermannstadt gebürtige Advocat Sieg-
mund Armbruster — der unlängst in Schässburg die Secretärstelle
erhallen hatte — begaben sich zu dem auf dem Landtag in WTeissenburg an-
wesenden Harteneck und erwirkten auf den Rath desselben vom Gubernial-
rath Job. Särosi einen Befehl an die Canzellisten, den Landesgesetzen zu-
folge einen Beisitzer zuzulassen. Durch diese beiden Abgeordneten ertheilte
Harteneck dem Rath mündlich den Auftrag , sich von Schuller Rechnung
stellen zu lassen. Der Rath unlerliess, sogleich zu gehorchen. Acht Tage
darauf theilten dieselben Abgeordneten Harteneck die einzelnen Punkte des
Schuller'schen Zeugenverhörs mit. Harteneck rieth ihnen, dem comman-
direnden General eine Vorstellung einzureichen, worin über Schuller als
einen unruhigen Kopf, der Stadt und Stuhl viel zu schaffen mache , Klage
geführt werde2). Da aber Harteneck mit dem von Armbruster abgefassten
Concept nicht zufrieden war, nahm er keinen Anstand, es mit eigner Hand
zu verbessern. Eben waren die beiden Schässburger im Begriff, sich durch
den Kammerdiener Rabutins melden zu lassen, als Harteneck erschien,
ohne Anmeldung zum General ging und über eine Stunde drinnen blieb.
Bei seiner Zurückkunft theilte er den auf Audienz harrenden Schässburgern
mit, der General sei zu ihrem Empfange durch ihn vorbereitet worden und
habe gemeint: Hätten sie Schuller damals, als sie ihn der Falschmünzerei
wegen in Händen gehabt, verbrannt oder gehangen, so würden sie jetzt diese
1) Genuinae resolutiones contra dominum Johannem Schuller per Spectabilem
et Generosum Dominum Johannem ab Harteneck diversis vieibus faetae. Actum
CibiniiA. 1703 die 25. Octobr. Von Siegmund Armbruster. Seh. A. Z. 1459,
k. 3, S. 1.
2) Unvollendetes Memoriale Armbrusters im Seh. A. Z. 1459, p. 2.
41
l'nruhe nicht haben. Rabutin mochte in gerechten Forderungen der
eine Hindernisse in den V n, Ms darauf die beiden
\ rdnelen Harteneck vor ihrer Ruel teil, was er nach 9<
nreüer befehle, gebot derselbe den Raih und der Hundertmannsdiaft,
Ken Sehn! ch und allen Ernstes rar Ordnung seiner Papiere
.lern, «lamit er in 15 Tagen Reehnting »biegen kenne. Falls Ratfa und
i rtmanneohafl et nicht thateu oder Sehaller ilwu Daehlieeeen, 10
Sehadloshaltung der Stadt fordern, dem es stein- nicht in
Macht, von nll'cnll ichcin (leide etwas nachzusehen. Halte man dann
Schauer rar Beehnungsablegnng nnfgeferdert , so eolle man ihm naver-
\ntuoit mitlheilen, indem er ihre Angelegenheit heim
. .ndirenden beslens beeorgl liahe und Alles g&ni gut stehe
In Folge dessen forderten am M». Mär/ die beiden Rathgeeebnrornen
Schell und Waldhülter im \amen des lialhs Sehuller auf, innerhalh 15
sich /ur Anlegung «Um- Etechnong vorzubereiten*) ; erhielten jedoch
twmt: er sei jetzt mit andern Dingen beschäftigt; er könne nicht
Rechnung geben, bis er «eine Sacke, die er eben vor sich habe, nicht zu
. . fülnt. dann kenne er auch nicht auf die Art Rechnung geben, wie
/t verlange; übrigens wolle er auch nicht und solle die ganze
\ in. Man könne ihm bei der Rechnung leicht Händel machen,
Mgte er nach dem Zeugniss des zufällig bei ihm anwesenden Exkönigs-
richters (iöldner. Harteneck, durch, die beiden frühern Abgeordneten hievon
in Kenntnis* gesetzt, gab den Auftrag: wenn Schuller sich durchaus nicht
zur Rechnn j bequemen wolle, so solle ihm kundgethan werden,
man sei in dein Falle genöthigt, ihm gleich einem Widerspenstigen und
i. der den Strang verdient, den Prozess zu machen und ihn ins Ge-
ln/w Ischen war Schuller gegen Ende März ebenfalls
dort dein Sehassburger Stadihannen Fabritius achsel-
zockend dieselbe Antwort wie kurz vorher dessen übrigen Amtsgenossen2)
kt üifsttgl April seine Rückreise an, bevor noch den beiden Stuhls-
riehtern \ <>;i Medwiseh undReps, die denselben Auftrag an ihn hatten,
ein gleiches Schicksal w iderfahren konnte.
Die fünfzehn ist war schon längst verstrichen und dennoch
iller der drängenden Forderung des Raths erst, wenn er Bürger-
r geworden, Genüge leisten. Auf die Anfrage des Raths bei Harteneck:
1) Schriftliche Erklärung Schells und Waldhütters vom 30. Mai 1703 im
•Idners r. 1. Genuina relatio etc. 1703, S. 2.
..Ipse nobis hoc mandavit, quod ll Dominus Johannes Hadnagy plane se
.«•cinandum aecomodare non velit, nee ullo modo rationein adjustare queat,
ut eidem senatus sine omni respectu nunciaret, quod ipsi processum ut contumaci
i fermare . qui laqueum promeritus sit, eumque aresto subjicere velint."
Genuinae resolutiones
Schriftliche Erklärung des Medwischer Stuhlsrichters KirUcher d. d.
Meduiscb 21. Mai |f| / ,:,<), t. 1; Fabritius d. d. Schässburg
30. Mai 1703 im Sehassburger A. Z. U59, s. 1.
42
was nun weiter von seiner und von Seite der Hundertmannschaft zu thun
Mi, erfolgte aus Hermannstadt den 26. April die Antwort1): die kaiser-
Ih-Ih- Gna.l«, die Schuller erlangt habe, könne auf keine Weise als Grund
zu Miner Forderung von Wiedereinsetzung ins Amt angeführt werden, denn
M sei das nicht ein lebenslängliches Amt, sondern hänge von der alljähr-
lichen freien Wahl durch die Hundertmänner ab, was auch durch das kaiser-
liche Diplom bestätigt worden sei. Schullers unvernünftigem und wider-
rechtlichem Verlangen könne um so weniger willfahrt werden, da er vorher
über seine sehr verdächtige Haushaltung müsse zur Rechenschaft gezogen
werden und, falls er einen strangmässigen Diebstahl begangen, sich eher
vom Galgen als vom Bürgermeisteramt solle träumen lassen. „Sonst" fuhr
Harteneck fort, „scheint einem ehrlichen Gemüthe die Aufdrängung zum
Bürgermeisteramte weit eher ein Grund zur Übergehung als zur wirk-
lichen Wahl zu sein, zumal da ein ehrlicher Sachsenmann feierlich zu
schwören pflegt, sich in kein Amt zu drängen. Ich kann mir nicht einbilden,
wie viel Vertrauen auf einen Menschen gesetzt werden kann, welcher gleich
einem s. h. Schwein. ... in vielförmigen Unthaten und halsbrüchigem Un-
wesen Avie im tiefsten Unflath sich herumgewälzt hat. Was Schuller anzieht,
ein gewisser Herr habe gesagt: er müsse eher Bürgermeister sein, als
Rechnung thun, das ist wol auf keine Weise glaublich ; denn wer Vernunft
hat, wird sich eine so grosse Thorheit nicht einfallen lassen. Hätte aber
auch Jemand dergleichen aus Langeweile gesagt, so steht E. V. W. zu,
sagen zu lassen, was man will und geraden Weges zu thun, was recht und
billig ist. Wenn Sie in diesem Falle, was der Gerechtigkeit gemäss ist
thun, so werden Sie gewiss in der Verantwortung ohne Erröthen bestehen.
Da übrigens die obschwebende Summe unverschmerzlich ist, so mögen Sie
zusehen, wie Sie ihrem Amt bei der Schadloshaltung des Gemeinwesens also
entsprechen, dass die Last aus Nachlässigkeit nicht etwa E. V. W. Schultern
aufgebürdet werden möge."
Diese kräftigen Worte gössen neues Leben in die erschlafften Glieder
des Raths. Schell und Waldhütter wurden am 13. Mai nochmals zu Schuller
gesendet, um ihn aufzufordern, in der gemeinschaftlichen Sitzung des Raths
und der Hundertmannschaft zu erscheinen. Beide wollten vernehmen, wohin
die grosse während seines Bürgermeisteramts erhobene Steuerlast gekommen
sei2). ..Ich kann und will auch nicht!" lautete Schullers Bescheid. Doch der
Rath, fest entschlossen, nicht nachzugeben, wiederholte sogleich und zwar
durch eine Abordnung von zwei Rathgeschwornen (Schell und Waldhütter)
und zwei Hundertmännern (Jilkenius und Schuster) seine Forderung und
als Schuller sah, dass es Ernst mit der Mahnung sei , Hess er sich durch
viele Bitten bewegen, mit den Abgeordneten ins Rathhaus zu gehen. Hier
ehrenvoll empfangen und freundschaftlich ermahnt, nach hergebrachter
1) Anhang 11.
2) Schriftliche Erklärung Schells und Waldhütters. Die von Filkenius und
Schuster d. d. 30. Mai 1703 im Seh. A. Z. 1459 y. 1. Genuina relatio etc. 1703,
S. 2 ff.
M
sitt,. ,,. Einnahmen und Aufgaben Reebeneebafl n gebea, reroahai
,.lul ,|,.„ \ Ober di€ Aasgaben and
nahmen \on 1699 Mf «l«-n 30. Min I WO. Der l nlersrhicd /.u ischen l-'.iniiahmcn
im«! taagabeaei Mehreiaaahine von 8 den. 8 ob all er konnte
geblieh Ar deo Stetavilleeehe Elegimeal gemachte Am
durah keine Bmpfaagasebeiae belegen« Auf üe Präge, <>l> er
nicht noeb Etwaades ■Begaben beiaaftgea bebe, fand er in Minem Haus-
buch mehrere FroehtüeCermngeoi üe er Bura Beeten der Stadt aus seiaen
•oebeaaea hatte. Der Wer th dieser Vorritbe - 97€ fl. 03 den.
rde aJae abgereehnei; doch blich noch eia Best von 8609 il. 16 de*.
Darauf werde eine Liste jener Hinnahmen aus dem Leiatea und aus den
n Jahren seines Bürgermeisteramts entworfen, die Seheiler entweder
nichtig empfangen, oder nicht verrechnet und zu eignem Vortheil
tdef halte M. Bedeutende Verriebe an Wein, Heu, Hafer, Korn waren
veruntreut worden, ohne jene 60 Kübel von der Kürschnerlaube, welche,
Im Her sagte, »die Moser (Soldaten) ihm geschenkt hatten." Viele
I nkimfte der Stadt an Miethgeld von städtischen Wohnungen,
Geldstrafen, die nicht in des Bürgermeisters Säckel allein zu fliessen hatten,
Rückstände an Zins und andere Abgaben waren nicht verrechnet worden,
inem Hause auf der Burg anklebenden Rückstände, die auf den An-
kauf desselben verwendeten Summen waren der Bürgermeistercasse ebenso
wenig ersetzt worden , wie jenes, von abgetragenen Stadtgebäuden ge-
wonnene Baumaterial, das Schuller zum Umbau oder zur Ausbesserung
leiaer Bieeer und seines Meierhofs verbraucht hatte. Auch die ihm „von
uerngeschenkten" Pferde, Stiereetc. und die eigenmächtig erlassenen
S n eine beträchtliche Summe aus. Am Höchsten stiegen jedoch
die ausserordentlichen Ausgaben für das Militär. 1696 und 1G96 hatte er
auf eigne Faust den in Sehässburg liegenden Offizieren sehr häutige und
icnke gemacht, die weit über 1000 fl. betrugen. 1607 wurden
eeelbe Weise einem Obristlieutenant 420 fl. übergeben und dazu dessen
heen und Kühe den ganzen Winter hindurch mit städtischem
Heu und Hafer umsonst gefüttert. Unter den Ausgaben fanden sich ferner
! , \<>n denen man weder wusste, wem, noch wesshalb sie ge-
zahlt worden seien. Einige und zwar bedeutende Ausgaben waren von
Beballer angeführt worden, obgleich nicht er, sondern sein Nachfolger die
betragenden Schuldsummen berichtigt hatte. Kleinigkeiten, wie z. B. dass
Schuller aus den Gärten armer Bürger junge Obstbäume hatte ausgraben
ingen verpflanzen lassen, gar nicht mitgerechnet, so
betrug doeh die Beaamiatforderaag von Stadt und Stuhl an Sehaller jetzt
0 fl. Ausserdem erfuhr man fortwährend neue Erpressungen
und \ eruntreuungen und alles konnte durch viele Zeugen bewiesen werden.
Schuller bejahte stillschweigend am 16. Mai-) die meisten der .
Die „Specificationen" im Seh. A. Z. 1459. v. w. und /.. 1. a. 2, Genuina
relatio etc. 1703. S. 4.-8.
2) „Specification" Z. 1459. w. und». 1.
44
Posten, nur bei sehr wenigen versuchte er, durch unhaltbare Gründe seine
Handlungsweise zu bemänteln. Manches wollte er auf Abrechnungan seinem
noch nicht ausgezahlten Gehalt sich zugeeignet haben. Als Schuller auf
die Frage des Raths und der Hundertmannschaft, wohin die hohe Summe
(ü-ldos gekommen sei, am folgenden Tage ebenso ungenügend als an den
vorigen beantwortete oder lautlos und nur zuweilen mit den Achseln zuckend
dastand, so wurde er zufolge gemeinschaftlichen Beschlusses des Raths und
der Hundertmannschaft, weil er des Unterschleifs öffentlicher Gelder und
schamloser Erpressungen überführt und nicht im Stande sei, das Entwen-
dete zu ersetzen, ungeachtet vielfacher Fürbitten bis auf Weiteres in an-
ständige Haft gebracht1).
Was in Schässburg geschehen, sollte Armbruster dem Sachsengrafen
melden 2). Unerwartet trafen sich beide zwischen Frauendorf und Arbegen,
da Harteneck eben auf der Reise zu der nach Radnot ausgeschriebenen
Zusammenkunft des Guberniums begriffen war. Harteneck Hess Armbruster
in seine Kutsche einsteigen und seine erste Frage war: ob Schuller nicht
mit Berufung auf sein adeliges Vorrecht protestirt habe. Derselbe poche
jetzt auf den mächtigen Schutz, den er beim commandirenden General
gefunden zu haben versichere , erhielt er zur Antwort. Die Berathungen
wurden auch in Grosspropstdorf, wo sie übernachteten, fortgesetzt. Har-
teneck war der Ansicht, man solle sich nochmals in einer Denkschrift an
den Commandirenden wenden. Armbruster musste dieselbe 3) sogleich ab-
fassen und da sie Harteneck nicht ganz zusagte, so wurde sie von seinem
Begleiter Baussner verbessert. Diese Schrift sollte Armbruster am folgenden
Tage (18. Mai) dem Rath und der Hundertmannschaft vorlesen, sofort dem
Commandirenden überreichen und ihm dessen Antwort wieder hinterbringen.
Der Rath gesellte Armbruster noch den Rathgeschwornen Waldhütter und
den Hundertmann Daniel Schobel (Homius) bei und schickte sie nach
Radnot. Der General gab mündlich zur Antwort 4): „Ich mag mich in Eure
Gerichtsbarkeit nicht einmischen, da Se. kaiserliche Majestät dieselbe
bestätigt hat. Den Johann Schuller kenne ich nicht; ich habe blos ver-
nommen, dass er von Wien zurückgekehrt sei. Gegen die Gerechtigkeit
kann ich ihn nicht in Schutz nehmen. Ists ein peinlicher Prozess, so ver-
fahrt nach peinlichem Recht. Im Übrigen wendet Euch an Harteneck. Schrift-
lich kann ich Euch keine Anwort ertheilen, — Ihr seht, mein Schreiber hat
viel anders zu thun. Doch würde ich Euch auch schriftlich keine andere
Antwort ertheilen, als jetzt mündlich."
Harteneck hatte Radnot bereits verlassen ; doch gelang es den Abge-
ordneten, ihn noch in Medwisch, wo er im Hause Martin Klausenburgers
1) „Specification.'' Z. 1459. z. 1. Genuina relatio etc. 1703. S. 9. f.
2) Genuinae resolutiones etc. S. 2. f. und das kurze Memoriale Armbru-
sters im Seh. A. Z. 1459. b. 3.
3) Anhang 12.
4) Schriftliche Erklärungen Waldhütters und Schobeis d. d. Hermannstadt
24. Octob. 1703 im Seh. A, Z, 1459, d. e. f, 2,
45
|WtPi N , l), Indem sie demselben \ i.n ihrer Sendung
mtobaftabli leertensie isglelehihre Bedenken, weü «l«-i (
ral ihnen Keine .schriftliche Antu ort I D wollen, hoch I larteneek beru-
lie und \erspr.ieh. die wahre Meiimn.» Ilabutins zuverlässig tritt
zuweilen. Inter dem ''I erzählte er ihnen
i ion, im Namen des Gefangenen dem
Gubernium ein B lit hab. . Er seihst habe dagegen hin-
than. und aueli die Srhasslmr» er sollten, ohne sieh um diese
Kümmern und ohne die gelinget e Resorgniss 10 h
9eaoller ein Adeliger sei. den Proieei denselben beschleunigen. .Man
habe n.tmlieli in der Sitzung des (Juborniums auch davon gesprochen, obwohl
ein Adeliger, \\ enn er niehl Rechnung stellen Könne, gefangen gesetsl werden
S iller Nieolani BetMen habe geantwortet: Es sei ganz Recht;
I ehe deewegen leehgar nichts zu befürchten. Das Guhernium selbst
I i der Ansieht gewesen, Jedem, sei er auch ein Adeliger, könne we-
lehleif das Gefangnies als Strafe zuerkannt werden. Soviel war,
prie HaHeneek insgeheim mittheilte, im Gubernium in der Schullerschen
heil verhandelt worden. Armbruster und Schobel erhielten noch
den betendem Auftrag, der Ilundertmannschaft ans Herz zu legen, sie solle
ickzahlung der streitigen Summe ernstlich betreiben und nicht einen
Heller davon nachlassen . sonst würde sie das Fehlende ersetzen müssen;
rem öffentlichen Gute etwas zu verschenken, stehe ihnen durchaus
nicht zu.
In seiner höchsten Bedrängniss selbst nach dem letzten rettenden
Halme mit froher Zuversicht haschend, wandte sich Schuller schriftlich an
grossen Gegner, an Harteneck •), und bat, derselbe möge, da er
i'riv.itauf/.eiehnungen und Rechnungen nicht habe übersehen können
und im (ii •: im Naehtheil seiner selbst wie des Gemeinwesens
-leichung der an ihn gemachten Forderungen thun könne,
durch seine gnädige Fürsprache die Schässburger bestimmen, seine enge
i einen Hausarrest BS verwandeln. Würde ihm dies zugestanden, so
rerpfliehte er sich, seine Rechnungen vor welchem Gerichtshof immer, sogar
vor der Universität vollständig zu führen. Harteneck rieth dein Ralh in
einem Schreiben vom 7. Juni *) : auch die Rücksicht auf das öffentliche
gebiete, dass man demjenigen, von dem man die Ausgleichung seiner
I ng fordere, die dann milbigen Wege nach Thunlichkeit ollen lasse.
nne also ohne Weiters Schullers enge Haft in einen sichern Haus-
mdelt werden; ja sogar der Stadtschreiher und noch Jemand.
t*H» '1 he. kOime ihm dabei hilfreiche Hand leisten,
leibe sieh Künftig über unbillige Hindernisse in beklagen, um so
1 rannte habe. Hitten liejedoeh, bemerkte er in i\^r Nachschrift,
denken, dienen seinem Reih sn folgen, so wolle er mit seiner Meinung
'• ' VVahlhiittei . Qenuinae resolntioi
g 13.
I khanf t '» .
46
ihrem Recht zur Hegung des Blutbanns nicht im Geringsten vorgreifen.
Doch müsse er gestehen, dass ihm kein besonderes Bedenken einfalle und
ihm die Verwandlung der Gefängnissstrafe in einen acht- oder fünf-
/..'hntägigen Hausarrest unter gehöriger Bürgschaft sehr zusagen würde.
Der ilath fand für gut, dem Gesuche Schullers nicht zu willfahren.
Erdrückt von den erschütternden Ereignissen der letzten Tage und
gepeinigt von den Folterqualen banger Ahnung siechte der greise Mann im
Kerker dahin. Die Sorgen hatten ihn aufs Krankenlager geworfen. Mit der
schwindenden Kraft seines Leibes war auch sein herrischer Geist gebro-
chen. Sonst nie um einen Ausweg verlegen, weitblickend, jetzt aber von
seinen auswärtigen Freunden, auf deren Hilfe er so sicher gehofft, verlassen,
vielleicht ein Opfer zu ihren Zwecken, sah er nun seine auf menschliche
Leidenschaft gebauten stolzen Hoffnungen in Staub sinken. In Demuth
beugte er sein Haupt vor der Macht und Grösse seines Gegners. Flehend
rief er *), „der arme, von aller Welt verlassene Mann," der ausser von Gott
auf dieser Welt nur von Harteneck Hilfe zu erlangen hoffe, dessen vorige
grosse Barmherzigkeit an und bat, ihm ein Mittel zu zeigen, wie ihm
könne geholfen werden. „Ich bin so schwach," fuhr er fort, „dass ich
mich von meinem Krankenlager nicht aufrichten kann. Sollten ja einige
Fehltritte begangen sein, so rufe ich Gott den Allerhöchsten zum Zeugen,
dass sie nicht bösem Willen, sondern den damaligen unruhigen Zeiten
zuzuschreiben sind, weil jetzt ein Beamter bei dieser Stadt nicht den dritten
Theil soviel Mühe zu gewärtigen hat, als damals. Ich traue Gott, dem Aller-
höchsten, wie auch E. N. V. W. angeborner Güte, dass Sie mich armen
gefallenen Mann nicht weiter unterdrücken, sondern mir vielmehr durch
Ihre hilfreiche Mittlershand aufhelfen werden." Auch Schullers ältester
Sohn flehte für den gefangenen Vater a). Eben überreichte dieser sein und
seines Vaters Bittgesuch dem Sachsengrafen, da traten Pancratius und Arm-
bruster ein mit der Liste der veruntreuten Gelder, die noch bei Gelegen-
heit der Medwischer Unterredung von den Schässburger Abgeordneten
war verlangt worden 3). Harteneck las in des jungen Schullers Gegenwart
1) Anhang 15.
2) Abschriftlich im Seh. A. Z. 1459. s. 2.
3) Erat tunc praesens Domini Johannis Hadnagy filius natu major, in cujus
praesentia dum speeificationem Dominus Hartenek relegisset, noluit, ut indefalca-
tionem praetensionis salarium Domini Johannis Hadnagy aeeeptaretur. Instabat
supplex filius, ut pater ex aresto eliberaretur, cui Dominus Hartenek regerebat, en
speeificationem, ubi longe aliter se res habet, quam eandem tu mihi retulisti.
Uerato institit supplex, sinat ergo, per viam Appellationis ad Almam Universi-
täten! ut possint recurrere, qui respondet , desecandum ei esse prius caput,
appellet dehinc, quorsum velit, addito et hoc : talis homo est pater tuus, quod si
Judex Cibiniensis fieri posset, aperta arteria, suo sanguine Daemoni se subscri-
beret. Non destitit denique supplex gratiam flagitare, cui tandem Dominus Har-
tenek: die patri, ut vel solvat, si non suspendetur." Genuinae resolutiones etc.
S. i f.
kl
r.-li und wollt.« uieht Ittfftbt* d*M Schullrrs nnUt.i n.li-rr (i.--
l,an Mf \i,. derlei Samme ■■genommen nrerde. Der Solu»
l,;it ulll ; ten nue de De herrichte Hart«
..Sieh cia «l.is lliatt! da sieht M ganz an-! :. ziehen, als du mir ehen
gesagt hast !" Als dtf Sohn weiter Hellte, et mög« ihnen also wenigsten* die
mg an die Univeri tUen, unterbrach ihn mit Kirnender
Stimme der Saehac dem Sehaldigen der Kopi
en werden, dann mag er appelirea , wohin er will. Bim Ader würde
i.l mit »einem Herzblut den Teufel versehreiben, wenn er
nrichter iron Hermanimtedt werden könnte. Seiet ein Mann ist dein
Der Flehende Ueee nicht ab, ihn am Gnade anzurufen. Doch unwil-
lig Bcbloss Haiicneek: ..Sag deinem Vater: entweder er zahlt; wenn niebl,
so m ir
Unterm l. Juli rieth darauf der Sachsengraf schrittlieh 4) dem Rath-
rerde »ehr wohl thun, Sehoüer etwa aeht Tage unter guter Verwah-
ia Hans /.u lassen, mit allen zur Rechnung erforderlichen Schriften
uinl Sehreil I er deren verlange, zu versehen und ihm also Zeit und
Gelegenheit zu seiner Rechtfertigung zu geben, damit er künftig keine Verhin-
ichtttsen könne. Die — vielleicht auf Simons Eingabe in Radnot
(tritt habe aller Orten Beifall gefunden und „haben
sieh ES. V. W. im Geringsten nicht zu fürchten, wenn Sie, was Recht ist, thun;
(her Mussigung, dass dabei kein Privalhass oder Leidenschaft
"Mündlich erhielt etwas später Armbruster *.) an den Rath
\oflrag, eine gleichlautende Abschrift der Forderungen dem Gefan-
/uenthalten, sondern mit dem Bedeuten einhändigen zulassen,
Ut innerhalb acht Tagen entweder die Rechnung ausgleichen oder
zahlen, sonst werde man über ihn gleich einem Räuber am ölfentlichen Gut
lichten und noch engere llatt verhängen.
Den vielfachen Ritten von Schullers Anverwandten nachgebend und
iilagen Hai tenecks Folge leistend, fasste der Rath zu Anfang
Juli de Schullers Haft in sichern Hausarrest zu mildern, um
auch der strengen Form nach Alles zu versuchen, was die Ausgleichung der
mng ermöglichen könne. Auf die diesfällige schriftliche Anfrage des
wie er ferner verfahren solle, eröffnete ihm Harteneck in einem
Briefe vom 9. Juli 3), der, wie er wünschte, unabgeschrieben wieder zurück-
geschickt werden sollte, im Vertrauen: „Wie bisher die Hundertmannschaft,
:n-n der Bürger als Ankläger, der Rath als Richter aufgetreten, so
wird die Hundert mannschaft. der zweifelsohne an der Bürger sauermSch weiss
vielg» ;iheit eifrig an betreihen fortfahren, und
rfert geraden ' Lchteratelle vertreten. Um die acht
Tage ist es bald geschehen und der Vogel leicht wieder in den vorigen
Kälig zu versetzen und ernstlich anzuhalten, dass er entweder Rechnung
i ) Aahaaf
2) Genuinae resolutione*
3) Anhang 17.
48
thue oder bezahle. Geschieht beides nicht, so soll all sein Hab und Gut
eingezogen, dem Meistbietenden verkauft werden und falls das alles nicht
kleckte, mag der Dieb mit der Haut bezahlen. Dieser Ausgang könnte ihm
bald angedeutet werden, wenn man zuvor noch die Hundertmannschaft zu
Käthe gezogen. Es würde aber nicht von übler Wirkung sein, wenn E. V. W.
diesen Beschluss vorläufig in ergreifenden Worten an des commandirenden
Herrn Generalen Excellenz berichten und auseinandersetzen, wie Herr
Schuller Sie zu diesem Aeussersten recht mit Gewalt treibe. Im Übrigen
wird Gott und die Zeit E. V. W. schon belehren, was zu thun oder zu lassen
sei. In Wien sind unsere Vorkehrungen sehr wohl getroffen und haben wir
uns um wenig von dorther zu bekümmern."
Scheinbar — denn schon im Voraus war man von der Erfolglosigkeit
dieses Zugeständnisses überzeugt — wurden zum Behufe einer nochmaligen
Durchsicht und genauerer Besprechung der an Schuller gemachten Forde-
rungen am 16. Juli vier Männer aus dem Rath (Schell, Pancratius, Kelp und
der Stadtschreiber Stephan Hierling) und vier aus der Hundertmannschaft
(Matth. Deli, Armbruster, Schobel und Jüngling) zu Schullers Gehülfen
ernannt *). Diese sollten ihm aus seinem Labyrinth heraushelfen und alle
seine gerechten Einwendungen anhören. Schullers Rathlosigkeit und offe-
nes Geständniss erleichterte ihnen in hohem Grade das mühevolle Geschäft.
Die Liste der Forderungen selbst war indess seit der Rechnungsable-
gung im Mai sehr zum Nachtheil Schullers bis auf 10,418 fl. 48. den. ver-
vollständigt worden 2), Ausser jenen von der Rechnung für 1699/1700
rückständigen 2609 fl. 15 den. fanden sich darunter folgende höhere Posten:
403 fl. für Baumwolle, wofür man dem griechischen Gläubiger seit 5 Jahren
10% Interessen hatte zahlen müssen == 604 fl. 50. den.; Hafer, den Schuller
sich vom Stuhl unter dem Namen einer Lieferung hatte zuführen lassen
= 150 fl.; Summen, die derselbe aus der Casse herausgenommen und theil-
weise zum Ankauf eines Hauses verwendet hatte = 686 fl. 47 den. ; 100 ver-
kaufte Mehlfässer = 105 fl ; die Rechnung für 1695/6 war bemängelt wor-
den in runder Summe um 2000 fl. ; wovon Schuller mehr als 1450 fl. zu
eigenmächtigen Geschenken für Offiziere und zu nicht bewiesenen Liefe-
rungen verwendet hatte; 484 Eimer Zehentwein = 217 fl. 80 den. ; 471
Kübel von den Dörfern erpresstes Zehent- oderMagazinalkorn = 1884 fl. ;
106 Fuhren Heu = 381 fl.60den.; „geschenkte" Pferde und Stiere = 188 fl.
450 fl., die Schuller für Prüden, Lasslen, Neithausen und Dunnesdorf in die
Steuercasse zu entrichten versprochen und, obgleich er es nicht gethan,
seit vier Jahren Interessen dafür genommen hatte = 630 fl.; die von 1697 —
1703 auf ihn fallendeSteuer und die Lieferungen 389 fl. 24 den. — Von Schul-
lers Gegenforderungen wurden die meisten als unbegründet gestrichen 3).
1) Genuina relatio etc. 1703. S. 11. und das Concept derselben im Seh. A.
Z. 1459. g. 3. S. 10 f.
2) Genuina relatio etc. 1703. S. 4 — 8. Ausser den schon genannten „Spe-
eificationen" noch die unter Z. 1459. k. 1. n. 2. enthaltenen.
3) Schullers Forderungen im Seh. A.Z. 1459.0. 2. und in der „Specification"
Z. 1459, p. 2, S. 5,
4<)
| Ud abg.-ivchnet wurden bloss: 800 II. als Itürirermci.sf BTg «halt
tur La/%Jahr; 100 h\. welche « • l»-- 1 <• i •- li nie sein Eigen gewesen , «1 i i
VllM ,|,.n s erhoben halte j 661 I. hSden., weiche Schuller Doch i
dann für die sta.it Mitgegeben hatte. Wenngleich nun dieee 1061 n\
wurden, te blieb doch für Schuller «'in Bett von 'xurf fl.
rurdeeegarin Anreg echt, SehnUer zur
hi",, [ntereneen Ar die letzten vier Innre z« nötbigen, da die
ebenfalls mit erborgtem Gelde bebe ersetzen müssen 1),
der jedoch nicht durchging.
i.«t «les ingeBteheiBHcheten Betrüge und Üntereehleife , der
reifelhelteeten Brpreeeungen euehte Schuller dennoch durch die treu-
lose Macht falscher Eide, er wisse nicht, wo in der Rechnung der Fehler
rerborgen Bei, eiehzn helfen und Loslassung aus dem Gefangnisse zu erwir-
ken. Als Barteneck durch die beiden Abgeordneten Paulinus und Arm-
brueter hieron und dnea Schuller an der Liste der Forderungen nichts
■n fände, in Kenntniss gesetzt worden, genügte ihm die bloss münd-
lich abgegebene Erklärung noch nicht2); auf seinen Befehl sollte sich
Armhruster Mühe geben, dieselbe von Schuller schriftlich herauszulocken.
B sorgniss, seine Gegner könnten aus der häufigen Absendung
von mehreren Schässburgern Argwohn schöpfen, hatte Harteneck bei eben
dieser Gelegenheit Annbruster, der auch bisher wegen Schuller am häufig-
sten zu ihm gekommen, als den geeignetsten Vermittler und Botschafter
ieehen sich und dem llath von Schässburg bezeichnet3). Von Geburt
aus ein Hermannstädler , doch seit dem Sommer 1700 mit der Witwe des
aus Oberungern nach Schässburg eingewanderten Adeligen Ehler (Xadler)
lieh verbunden *) und seit 1702 im Dienste Schässburgs, gehörte Arm-
brust,! den vornehmen» sächsischen Kreisen an. Er vermochte allein weit
,Um. als. wie bisher, iniästiger Begleitung, ohne Aufsehen mit Harten-
Noch erfolgreicher war seine Wirksamkeit als dessen
i) „Specific et loa" z. l 4;>9. p. 2. S. 4.
I) Ooaulnae resoluliones etc. S. .">. Als die beiden Abgeordneten in Hermann-
stadt, wohin sie zuerst gereist waren, hörten, Harteneck hefinde sich in Weissen-
burg, •ehriebea sie d. d. Hermannstadt 7. August an den Bürgermeister Het/.el-
dorf«r: Titl. Herr Cornea vigiliert zu Weisenburg, werden derowegen benöthiget
dahi :.." Seh. A. Z. ft99, c. i.
I M veniam amplius cum socio, cum sufficiat delegatus unus, ne
quirqiam r.iu Intellifat," schrieb Armbruster in den „Genuinae resolutiones"
I m solle ihme nicht viellerley leöthe in hac materia schicken, denn mans
■eidren lieber nur Kr solle kommen, weilen Er auch anhero aller-
Laaen gebraucht sei worden,1' sprach Harteneck nach Annbrusters
^UI/ ■>. 3.
II. Juli 1700. Slglamundue Arnbrueter -rfdaue Advoeetoe Cib.
non Incola ibidem ducit Yiduaiii Annan U.-Iietam Georgv Ihlars aut Na4
irgensis b. m. Kirehenprot, I)ass Ihlar aus
Ungern gewesen, beweist sein Taufschein im Seh. A. Z. 362.
Arehh IX. ^
50
Günstling und Vertrauter. Geschah es doch bei einer seiner Botschafts-
reisen zu Harteneck, dass dieser ihn hinter einen schweren Fenstervorhang
treten Hess, als er die eben angemeldete Gattin Schullers mit Vorwürfen
über das unzüchtige Lehen ihres Gatten überhäufen wollte *)J Die Klug-
heit erheischte in dieser Angelegenheit grosse Vorsicht, um die schlauen
Gegner zu täuschen. Deshalb hatte er immerfort dem Rath durch Androhung
schwerer Ahndung und Amtsentsetzung die Geheimhaltung seines thätigen
Eingreifens ans Herz gelegt und aufs Sorgfältigste vermieden, als Urheber
der geheimen Rathschläge gegen Schuller zu erscheinen; denn der Gründe,
seine Aufträge lieber mündlich als schriftlich zu ertheilen, waren zu viele
und zu triftige.
Nachdem auf diese Weise der Versuch, Schuller zur Ausgleichung
der an ihn gestellten Forderungen zu veranlassen, wie voraus zu sehen ge-
wesen, gescheitert war, wurde derselbe neuerdings in enge Haft gebracht.
Dabei kamen weit schärfere Massregeln in Anwendung als früher; keine
seiner Freunde, ja nicht einmal seine Gattin und Kinder wurden zum Gefan-
genen gelassen. Fruchtlos nahm Schullers Sohn nochmals zu Harteneck
seine Zuflucht und bat, seines hartgefangenen Vaters gnädig sich zu erbar-
men und denselben auf seiner Mutter Bürgschaft, dass der Vater bis zum
Austrag seiner Streitsache sich nicht entfernen werde, aus dem engen Ge-
wahrsam zu entlassen 2). Alles ohne Erfolg. Schuller selbst suchte sehr
demüthig Hilfe beim Rath 3) „als bei jenen Christen, die nicht nur seine
Glaubensgenossen, sondern auch seine Verwandten und Bekannten seien"
und rief dessen Barmherzigkeit an, indem er ihn an die Worte der h.
Schrift erinnerte: Also wird Euch mein himmlischer Vater auch thun, so
Ihr nicht vergebet ein jeglicher seinem Bruder seine Fehler; „weil ich
Gott, den Allerhöchsten zum Zeugen rufe, dem Niemand lügen kann, dass
ich vorsätzlich dem öffentlichen Gut keinen Schaden gethan. Ist aber irgend
ein Fehler mit eingelaufen, so kann ich mit gutem Gewissen bezeugen, dass
ich kein Wissen davon habe. Ich will mich ja gern E. N. W. gnädigem
Willen und christlichem Gutdünken unterwerfen , nur dass ich nicht auf
mein höchstes Alter möge an den Bettelstab gerathen, weil ja weder dem
Einen noch dem Andern mit meinem Verderben gedient ist. Die hohe Gnade,
1) Kurzes Memoriale Armbrusters im Seh. A. Z. 1459. b. 3.
2) „Nachdeme negst verwichenen Donnerstag Ein Löbl. Magistrat von
Schässburg ineinen lieben Vatter widerumb auf ein Neues , vndt zwar schärffer
als vor disen geschehen in Arrest zu sezen lassen : Massen gar kein Mensch we-
der geist- noch weltlichen Standes so gar auch Meine Muetter, Meine geschwi-
sterte, noch ich zu ihme gelassen werden, vndt nicht aigentlich wüssen kann,
auss was Ursach dieses geschüht: Als gelangt an Euer Gnaden Mein Vnterthäniges
fuess fahlen, bitten dieselben geruhen gnädig sich Meines armmen hart gefan-
genen Vatters zu erbahrmmen, vndt selbigen auff Meiner Muetter guettsprechen,
dass er bis zu ausstrag der Sachen nicht weichen werde, des Arrestes gnä-
dig zu entlassen." Also die Bitte des Jüngern Schuller im Seh. A. Z. 1459. a. 3.
3) Anhang 18.
\s ,- 1 1- 1 . «• I.. V W . an mir armen von aller Welt verlassenen Mann Im/
ende vielfältig Thrinen werden bei dem
Richter Himmeii lad der Brdei reichliche Vergeltung
iewel hier seitlich wie Mich deri ewig erwirken helfen." i><t Rath halte
sieh indes* anleinen fMl andern Standpunkt gestellt, als dass Srlnillers
Berufungen an menschlichei Mitgefühl in seinen Richtern irgend eine
wehsnftthigt Erinnerungen die gefallene Grösse erweckt bitten. Derselbe
le dem Bittsteller unterm 89. Juli in aller Kürze: „er solle sieh auf
lit'iniilieii, die nunmehr anerkannten Forderungen der Stadt und
Ali m zahlt n : im Ihrigen würde man sehen, was mit ihm gut
Badlich war es gelungen, «las Eingeständniss Schullers, worin er die
Richtigkeil der Forderungen anerkannte, dem Wunsche Hartenccks gemäss
schriftlich zu erlangen. Kaum hatte der Sachsengraf diese Seihstanklage
Schollen fluchtig Überblickt, als er den Überbringer desselben Armbruster
sogleich wieder mit dem Befehl an Ilath und Hundertmannschaft zurück-
sehiekte '). ei solle SehuUer nochmals zur Ausgleichung der Rechnung oder
alung des Fehlenden angehalten werden und. er möge sich ja nicht
einbilden, es sei dies Verfahren blosser Scherz. Thue er nicht, was man
verlange, so werde man mit ihm wie mit einem Räuber und Dieben, der den
Strang verdient habe, vorgeben müssen. Das solle Armbruster dem Ge-
fangenen sogar ins Gesicht sagen und zwar ohne alle Bezugnahme auf seinen
Ehrentitel, w eil er einen solchen nie verdient habe. Mache Schuller inner-
halb lö Tagen nicht Richtigkeit, so solle man ihn in noch engern Gewahr-
sam (entsetzen und unaufhörlich zur Zahlung antreiben. Was weiter in der
geschehe, würde man wohl thun, ihm wieder zu melden. Mit zitternder
1 Iftigte darauf Sehaller durch seine Namensunterschrift am I4ten
i Wohnung*): „Wider die Forderungen habe er gar keine
ndung. Das wisse er, dass die Stadt keinen Schaden erlitten; er habe
ihen, könne und wolle also die Schuld nicht von sich weisen. Er bitte
nur. man möge ihn mit gnädigen Augen ansehen und Gnade für Recht er-
gehen lassen, damit er nicht in seinem Alter an den Bettelstab gerathe.
Id habe er zwar nicht, alle seine beweglichen und unbeweglichen
6 habe der Rath in Händen, dem er sieb ebenso wie der Hundert-
■ ■ ; te."
Barteaeeki onabltssige Forderung vollgültigen Ersatzes veranlasste
ih, Schallen Vermögen gerichtlich aufzunehmen und zu berechnen,
ob dasselbe zur Zahlung hinreiche oder nicht. Auf ausdrückliches Verlangen
ibruster dem Sachjengrafen diese Vermögensaufnahme nach
unit er sich selbst überzeugen könne, was
Sehaller loch betitle*). Aus dem ßefangniu* so lautete sein Wille, solle
Ichl einmal auf BirgsehaÜ herauslassen, ausser es fände
rge, der nicht nur für die Person, sondern auch für die Zahlung
1 ' ' ■ ■ S. :, i. and das kurze >1 oriale Armbrusters.
\uhang 19.
m resclattonei <tc. s. 6. f.
4«
52
einstehe. Als am 30. August die Vermögensaufnahme stattfand *), bestand
sein unbewegliches Vermögen noch in zwei Häusern, einem Meierhof, zwei
Gärten ohne die beiden zum einen Hause und zum Meierhof gehörigen,
zwei Weingärten, einem Bienengarten, fünf Wiesen, 22 V3 Joch Ackerland,
einem Hof in Meeburg, wo er ebenso wie auf seinem Meierhof starke Vieh-
zucht trieb B). Schullers bewegliches und unbewegliches Vermögen betrug
zusammen nach gerechter Schätzung 4895 fl. 50 den. 3). Sobald Har-
teneck dieses Verzeichniss durchgesehen hatte, Hess er durch Armbruster
Schadenersatz entweder mit Geld oder mit der Haut fordern.
Als darauf Schuller — die fünfzehntägige Frist war schon mehrmals
abgelaufen — in öffentlicher Rathssitzung mit der Strenge des Gerichts
bedroht wurde, wenn er nicht zahle, bat derselbe um Gnade und suchte die
ganze Schuld auf seinen ehemaligen Stadtschreiber, den jetzigen Rathsge-
schwornen Hartw. Pancratius zu schieben *). Da dieser jedoch bei der
Gegenüberstellung ohne Scheu Schuller vorwarf, wie er aus der Casse
Ducaten, Thaler und andere seltene Münzen herausgenommen und in die
Tasche gesteckt, wie er gesagt: „Sieh hier die Schlüssel, öffne die Casse
und sperre sie wieder zu; bring' die Säckchen her, bevor er kommt der
verfluchte Alte — so schmähte er seinen Vorgänger Mich. Deli — da
Schuller Solches hören musste : gab er im ßewusstsein seiner Schuld und
gänzlichen Niederlage nicht einen Laut von sich.
Armbruster vermochte also keine andere Antwort Schullers nach
Weissenburg zu überbringen, als sie früher gelautet hatte. Desshalb hiess
ihn Harteneck dem Gouverneur Grafen G. Banffi im Namen der Stadt ein
Gesuch einreichen, mit der Bitte: er möge in Erwägung dessen, dass sich
der Rath unzulänglich fühle, der rastlos drängenden IJundertmannschaft zu
entsprechen, geruhen, mit seinen weisen Rathschlägen ihrer Rechtsun-
kenntniss zu Hilfe zu kommen 5). Der aber war, wie er Armbrusler durch
1) Registratio bonorum Johannis Schuller facta A. 1703 die 30. Augusti.
Seh. A. Z. 1459. Z. 2.
2) Auf dem Meierhof hatte er 4 Pferde, 6 Kühe, 4 Joch Ochsen, 9 Rinder,
8 Schueine, 70 Milchschafe.
3) Genuina relatio etc. 1703. S. 14.
4) „Culpam in Notariura suura transferre conatur. Hie postquam in con-
spectu utriusque senatus confrontati essent, ut conscientiam liberet, Schullero in
faciem dicit, quomodo aureos, imperiales, aliudque, si quid rarae monetae in
adu.inistrando incassatum fuerit, in marsupium egerit, hisce formalibus: en
claves, resera et obsera cassam , adfer saeeos, antequam detestabundus senex
(quo nomine B. Dominum Deli voluit) advenerit. Ille, dum haec audiret, tacet,
nee mussitat et sie consentire et fateri videtur." Genuina relatio etc. 1703. S. 12.
f. und das Concept davon etc. S. 11. f.
5) „Kihez kepest Nagysägodnak aläzatosan könyorjünk, mint hogj ez
mostani bajos idöben kivältkeppen, elegtelenek vagjunk magunknak oly tanäesot
adnj, hogj ezen dolgot pro voto Centumviratus conscientiänk salvälasäval expe-
diallussuk, meltoztassek Nagysägod Böles Tanäcsäval tudatlansägunknak gratiose
succurälni.» Concept des Gesuchs im Seh. A Z. 1459. c. 3.
sa
, fabernlalbeaintea in 10. September sagen liest, gani derselben \n-
a>r eemmsndirende General -). Alse aaeh i Meter Seite kein
.his!,.,; keil derSehissbarger. i».«ss endlieh Sebnllet
nicht /.ur Kaiii.'iisrii.Mi Kirche (kbergetreten , gewährte den Reib gleichfalls
llcnihi-un
n.i nun Harteneei Alles, ins ser reHhemmenen Sicherstellung des
toth wendig war , gethan in beben meinte, so glaubte
dlich am lingetersehnten Ziel« nn stehen. Die ren aussen
un.l innen bedringte Leg« des Vaterlandes begünstigte sein Vorhaben.
nek, Debeka, Keine, Zar&nd und Kövir waren in den Hunden des
Feindes und das wehrlose Wrissenburg seihst war hart bedroht ;; ). H.ir-
II als«' \rmbriister mit dein taftrege heiin : (\^v Pialh solle ihm in
nächsten tunt'/.ehn Tegen Niemanden schicken, damit keine Seele von
fernem Gange des Prozesses etwas erfahre und er selbst in Verdacht
lea die fünfzehn Tage vorüber, so werde er dem Rath die
Menden Stellen des römischen Rechts einbändigen lassen, so dass der-
selbe, da Sehuller zahlungsunfähig sei, nach peinlichem Recht verfahren
Man solle den Prozess nicht in die Länge ziehen, sondern mit
Her ein Ende machen. Bei den jetzigen Kriegswirren werde man
Einrichtung nicht in Acht nehmen; auch nicht viel fragen, was mit
ihm geschehen sei. Niemanden werde deshalb ein Haar gekrümmt werden,
zumal da er den Tod nicht Mos einmal, sondern ob seiner vielfachen Laster-
1 ) Schriltliche Erklärung des Kisvardi Peter d. d. Weissenburg 20. Sep-
tember 1703 im Seh. A. Z. 1 '■r»9. d. und e. 3.
2) S. Anmerkung I
: Fundgruben II, 302 ff.
Mihi Domiaui Martenek imponebat, ut Magistratur indicarem , ne intra
quindenam queinpam mitteret, ne quisquam forte de hac re aliquid sciat, et sie
.nein vtniat, elapsa quindena Auctorem quendam dare vellet, An-
ton* , juxta cujus continentiam penes Corpus Juris Magistratus contra
.iniiin Johannein Hadnagv criminaliter procedere possit, cum non sit ad solven-
dum sufficiens ; causam vero non esse proerastinandam, cum nihil quiequam
sit tiincnduin. quod cuiquam vel capillus capitis sit deeidendus, quoniam mortem
non semel, aed multis scelerum coneursibus saepissime promeritus sit, gratia
quoque Caesarea non sit super momento rationis , sed solum super facto mone-
tär in Dominus Johannes lladnagv a Sua Majestate Sacratissima sit aggrationatus.
in banc Yiennae in piano et salvo esse, referebat Domi-
nus Johannes Sachs, nihil esse illinc timendum; imposito tarnen silentio super
• n suuin non sit divulgandum, quasi in materia hac aliquid nosset
Tel eliaiD sciat, qunm.tm tarn res de magna sit importantia. et ip>e in Gubernin a
- plura juvare possit, quam extra (Jubernium , quoniam Procurator interior plura
juvare semper possit. quam exteri multi Procuratoi es.'' Gcnuinae resolutiones etc.
"II«* mit II. Schülern ein ende machen, denn maus bev ieUigen Con-
juneturen nicht eUaahl m acht nehmen würde, und auch nicht viel hierumb
fragen, wie und wass mit ibme geschehen se-»e."' Kuiz.es Memoriale Aruibruslers.
54
thaten sehr oft verdient habe. Die kaiserliehe Gnade erstrecke sich Mos
auf Schullers Verbrechen als Falschmünzer, nicht aber auf den offenbar
gewordenen Unterschleif. Dazu seien, fügte er zur Aufmunterung des
Ruths noch bei, die Vorkehrungen in Wien sehr wohl getroffen und von
hier durchaus nichts zu besorgen. Alle aber sollten hierüber das tiefste
Stillschweigen bewahren und ihn ja nicht als Mitwisser nennen, da die
Hinrichtung von sehr hoher Bedeutung sei und er selbst ihnen nütz-
lichere Dienste leisten könne als Beisitzer des Guberniums, als wenn er
davon ausgeschlossen als ihr Sachwalter auftrete.
Man schritt nun dazu, Schuller förmlich den Prozess zu machen1).
Der Rath figurirte, wie Harteneck angegeben, als Richter, Schuller war
derAngeklagte und die Hundertmannschaft trat als Ankläger auf. Mit wel-
chem Bewusstsein mochte da Martin Schenker als Wortmann an der Spitze
der Ankläger stehen, da er ein Jahr vorher schnöder Übergriffe und kecken
Ungehorsams wegen ebenfalls in Untersuchung gestanden 3). Die im Sach-
senlande zu Recht bestehenden Statuten enthielten keine Strafe für den
Unterschleif öffentlicher Gelder und so griff man nach I, 1, 7 derselben 3)
zum römischen Recht. Die erste Frage, die zur Entscheidung vorlag, war,
ob der Rechtsspruch nach bürgerlichem oder peinlichem Recht erfolgen
müsse *). Nach dem römischen Gesetzbuch machte sich Jedermann, hei dem
öffentliches Geld liegen blieb oder der zu irgend einer Ausgabe empfan-
genes öffentliches Geld zurückbehielt, der Veruntreuung schuldig und
wurde nach bürgerlichem Recht zum Ersatz des vierfachen Betrags, nach
peinlichem aber, wenn der Übelthäter nicht zahlen konnte oder aber ein
Beamter war, zum Tode verurtheilt. Weil nun Schullers Vermögen kaum
zum Ersatz der Hälfte der unterschlagenen Gelder hinreichte, so wurde
vom Rath der Beschluss gefasst, sich an das peinliche Recht zu halten.
Zuvor jedoch Hess er Schuller durch zwei Rathsgeschworne nochmals
ernstlich auffordern, er möge baares Geld und Silbergeräth, falls er welches
zurückgehalten habe, hergeben und die obschwebende Summe zahlen. Da
aber Schuller blos die Gnade des Raths angerufen und betheuert hatte, er
besitze nicht einen Heller mehr, so wurde die Entscheidung den Parteien
verkündigt. Gestützt auf Stellen des justinianeischen Gesetzbuchs 5) und
1) Genuina relatio etc. 1703. S. 13. ff.
2) Seh. A. Z. 1458.
3) „Was nun insonderheit in diesem kurtzen Ausszug der Rechten nicht
aussdrücklich verfasset ist, soll auss den alten Kayserlichen Rechts-Regeln und
Satzungen, so fern sie unserer Landschafft gemäss, erholet werden." Reissen-
fels'sche Ausgabe der Statuten. Leipzig 1744.
4) „.. .quod hac lege damnatus civiliter in quadruplum , criminaliter vero,
si sit persona publica, ad poenam Ultimi supplicii convincatur . . .; concluditur
itaque, ut, antequam quaestio deeidatur, videndum sit, an Inculpatus tantum possi-
deat, ut civiliter, contra eum, ad quadruplum, agi possit.'' Genuina relatio etc.
1703. S. 14.
5) Digest. Lib. 48. tit. 13. 1. 4. §. 3. „Lege Julia de residuis tenetur is,
apud quem ex locatione, emptione, aliamentaria ratione, ex peeunia, quam aeeepit,
.uit' »l.ihin sfotehlagendc 1 1 «mimmK ti n LT»-n über peinliche Gerichtterdnnng
de« grossen ElechUgelehrten Carpaev '». «1 i «* tnf Tod lauteten, rerl
die Humlertmannsrh.itt in der Streits che «las Kndurtheil /.u vernehmen.
Von i1 '''• »;uvn dir Geeeiieutellen , nach denen
Bebuller gerichtet werden sollte, noeb ror Ablauf der fünfzehn Tage dem
rg -.'send.-! worden 8).
i»,m- im. II, Ibef dei jetzt der Ratfc in Gericht sass, vcr-
i.fe iliin Ire!/, der hilfreiehen Hand, die ihm von Hermannst.id I
reiebl wurde, rielei Nachdenken. Frii chen Math gab ihm, irie er
■st.nid. der vieldeutige Xiisxprueh des Keehlslchrers Tlpian,
vrfthnlichen Fallen die Strenge des Urtheili von der
• itigkeil des Riebten abhängig gemacht wird 3). Die Worte
Iber dieses Vergehen sprachen zu deutlieh, und gar
, Zweifel unterlagt iaea Sehaller sieh der Veruntreuung öffent-
Gelder schuldig gemacht hatte. Das römische Recht selbst *)
darauf die Todesstrafe. Aul' das Verbrechendes Unterschleifs fand
sieh dieselbe auch in neuern Gesetzgebungen. Die kurfürstlich säch-
I eriehttordaang gebot, derjenige Beamte, welcher während
Amtsführung Dinge im Werthe von über 100 Gulden Münze dem
von ihm geleisteten Eidschwur entgegen betrügerisch und zum eigenen
Gebrauche verwende, solle mit dem Strange vom Leben zum Tode gestraft
werden. Der Wortlaut dieses strengen Gesetzes war von dem damals für
rität geltenden Carpzov gutgeheissen worden, weil dadurch
nicht hlos für den begangenen Diebstahl, sondern auch für den Meineid
genommen werde. Was stand denn nun im Wege, um das römische
diesmal im Sachsenlande in Anwendung zu bringen, da dessen Satzun-
B tuten forderten, ganz „unserer Landschaft gemäss" waren?
aliave qua causa, peeunia publica resedit. §. 4. Sed et qui publicam peeuniam in
usus aliquos aeeeptam retinuerit, nee erogaverit, hac Lege tenetur $. 7.
Sed et si de re Civitatis aliquid subripiatur, Constitutionibus Principum Divorum
Trajani et Iladriani cavetur, peculatus crimen committi."
Cod. Lib. 9. tit. 28: „Judices, qui tempore administrationis publicas pecu-
nias aubtraxerunt, Lege Julia peculatus obnoxii sunt, et capitali animadversioni
eos subdi jubemus. . .''
1) Bened. Carpzov: Practica nova imperialis saxonica rerum crimina-
P [I v test. 85. 18 ff.
opinquantrt interea tempore, Dominus Hartenek fratrl suo Jacobo per-
scribebat, ut, viso in Antonio de Maracrimineresidui , totum textum Magistratui
Segesrariensi excerpat, quae excerpta in authenticis et adhuc Schesburgi apud
me mal ae resolutiones etc. S. 8.
Digiti Mb. %s. tit. 19. |. 13: Hodie licet ei, qui extra ordinem de cri-
mine cognoscit, quam vult sententiam ferre, vel graviorera, vel leviorem • ita
tarnen, ut in ulroque modo ralinnem non excedat.''
4) S. Ar
56
Ohne Zögerung erfolgte der Urtheilsspruch *). In Erwägung, dass
Schaller ungeachtet seines Amtes sein Leben durch jede Art verbreche-
rischen Wandels befleckt; in Erwägung, dass er nicht nur schamlose An-
griffe auf die Ehre sittsamer Frauen und Jungfrauen sich erlaubt habe, son-
dern auch des Ehebruchs selber überführt und gestandig sei; in Erwägung,
dass er des Unters chleit's und der Veruntreuung öffentlicher Gelder angeklagt
das begangene Verbrechen eingestehe, aber nicht im Stande sei, dafür Schaden-
ersatz zu leisten ; in Erwägung, dass ein so vielfacher Verbrecher die härteste
Todesstrafe verdient habe — wurde Schuller zum Tode durch das Schwert
verurtheilt 2). Am 28. September 1703 ward das Urtheil an dem „gewalt-
tätigen Räuber," wie ihn selbst der ehrenwerthe Stadtpfarrer Krauss, der
ihm sonst im Leben nahe stand, genannt hat 3), vollstreckt *). Noch jetzt
behauptet die Familiensage, den Todesstreich habe Schuller auf dem Mönchs-
hofe in einem stark mit Roth und Gold ausgeschlagenen Armsessel sitzend
erwartet. Zur Zeit, als sein greises Haupt habe fallen sollen, habe der Rath
die Thore der Burg sperren lassen und sich geweigert, den Eilboten, der
die Begnadigung gebracht, in die Burg einzulassen. Schullers Galtin habe
verzweifelnd die Mühlgasse durchlaufen und sei nur mit Mühe zurückge-
halten worden, ihrem Leben durch den Sprung in einen Brunnen ein Ende
zu machen. Die Beerdigung des Leichnams sei ohne Feierlichkeit in einem
Grabe, das während der Hinrichtung eiligst in dem untern Theile der
Schultreppe bereitet worden, erfolgt.
Grauses Verderben quoll aus dem blutigen Grab des Gerichteten.
Hundert Schlangenköpfe züngelten jetzt statt des einen abgeschlagenen
Harteneck an. Wild empört ob der Gewaltthat, ob des Hochverraths, wie
Hartenecks erbossste Gegner Schullers Tod nannten, riefen sie nach blu-
tiger Rache. Waren sie ergrimmt, dass sie überlistet worden, oder wenn
sie um den Vorgang wussten , freuten sie sich im Stillen, dass Harteneck
in ihre Schlinge gegangen: jetzt oder nie wähnten sie die Stunde zu sei-
nem Verderben gekommen. Der commandirende General Rabutin, ein braver
1) Genuina relatio etc. 1703. S. 16. f.
2) „. . .concluditur, ut ultore ferro puniatur." Genuina relatio etc. 1703
S. 17.
3) In einer Anmerkung zur Kirchenrechnung d. J. im Kirchenprotokoll sagt
derselbe: „Vendiderat ex arca Ecclesiae sine meo consensu argenterium pocu-
lura Johannes Schullerus, olim Oonsul, potentiosus raptor (tandem ob rapinas
multifarias similes decollatus) pro fl. 100, quod ex pio zelo Catharina, relicta
Amplissimi Domini Joh. Schweischers per testamentariam dispositionem Ecclesiae
donaverat."
4) „Quae sententia etiam die 28. Septembr. 1703 Anni praesentis in execu-
tionera ducta." Genuina relatio etc. 1703. S. 17. Bürgermeister Hetzeldorfer
schrieb in seiner Sinneseinfalt in die Stadtrecbnung (Z. 1629) : „d. 30. Sept. Dem
Müllo getzalet das er den Johannem Schuller enthauptet hat fl. 1." Stadtschreiber
Hirling aber strich mitleidig die Worte „den Johannem Schuller enthauptet
hat'' und setzte dafür: „eine Execution peragieret."
87
Staatsmann l), traf bald La Harnisch gebracht, die GhrtJ
;. iverneurs leichl (und nrplötzlich alle F&dea dM
dei hassei 'fällten Kanälen Bethlen Binden. Noch
• her hatte dar Elalb roa Scbisabnrg, rorl&aftg mit der Einziehung
Scbullerschen Venu ernd, nberdas Ende de» Rechtsstreits Be-
richt erstattet, ahne Hartanecke Theilnahme ia erwähnen »), Bald battea
Feinde dai oa I mlleri Familie seihst
nieht rabig geblieben ')• Hartenecb wind" nnrerhoft d genom-
men und in das | er SchlOM in liohem (iewalirsain gebracht
unender Schrecken bemächtigte eich aller ehnehin schlaffen Glieder
der Sachsen. Keine Körperschaft eragte in dam entscheidenden Augenblick
leiten Vorkämpfer ihrer Rechte einxnStehen ; kein mntbigea,
edles, für das Wohl seines Volkes allein schlafendes Herz unter allen
lern der Nation. Und in welcher Todesangst erwarteten die ihrer
beraubten Rathgeschwornen von Schässburg- ihr
DntermSO. Oetober hatte Bethlen eigenhändig-, ingrösster
einen (inhernial-IJefehl *k gegengezeichnet von Banffi, an Armbruster
und Schenker erst nachträglich wurden der Aufschrift noch die Namen
Waldhütteis und Sehobels hinzugefügt — ergehen lassen, mit der streng-
\ulVoi derung. ohne alle Saumniss nach Hermannstadt zu kommen. Der
Bürgermeister, Känigsrichter, Stuhlrichter, Pankratius und der Stadt-
reiber waren ebenfalls dort 3). Schon am 2b. erstatteten Waldhütter und
»bei daselbst schriftlich Bericht über ihre unbedeutende Sendung zu
1) Der Herausgeber (? Fürst Karl Liechtenstein) der „Memoires sur les
eignes faites en Hongrie au Service de l'Kmpereur par le Comte de Bussy-
I eitler d' Etat de 8. M., Chsmbellan, Marechal de ses armees, General-
mandant en TranSylvsne et Colonel d' un Regiment de Dragons 1795; ver-
ht in der Vorrede diesen mit einem in Frankreich lebenden Rabutin und sagt
i.t bien braves tous les deux, avoient autant d'esprit, ä ce que je
-. Tun que l'autre 5 nslfl le nötre etoit plus Soldat. L'un ecrivoit parfaitement,
SVtrs li mal, que j'ai ete au momenl de changer les fautes de francais, de
-truetion e( de style; il me semble qu' il faut laisser les Manuscrits de
is de cent an« tels qu' ils sont. Certafoi tours de phrase et les noms de
travers . . . me feroient presque croire, que l'education de mon Rabutin a ete
lins relatio eorum, quae in civitate Schesburgensi tempore postu-
latae r.tionis publicae cum Domino Johanne Schuller acta sint. Signatum
rgl anno 1703 die 4. mensis Octobr. im Seh. A. /-. 1 1 59 h. 3.
Die SeM sebnang (Z. 1620) fahrt unterm 11. Octob. an einen
It. io mit Herrn Schallen Sohn gekommen sampt 30 Reiteren. "
' i. I. und '/.. t%«5.
5) -!>. 1. Nun. Die Hermannstldter Strass, welcher Tit. Herr Consol,
l'ancratiu* et x [6 Tsg bei-,. wohnt kostet mit alle den
Meritii 66 tl.'*
58
Rabutin und ihr Gespräch mit Harfeneck 1). Weit ausführlicher und folgen-
reicher war die am folgenden Tage von Armbruster eingereichte Denk-
schritt über seine zahlreichen Botschaftsreisen 3), an deren Schluss einzig
und allein Harteneck als Urheber und Triebfeder des Prozesses angegeben
wurde.
Jetzt erst, am 26. October, war Bethlen in der erwünschten Lage, in
einem Rundschreiben 3) den sächsischen Kreisen die Verhaftung und Amts-
entsetzung Hartenecks Namens Guberniums amtlich anzuzeigen. Schullers
Hinrichtung, deren Gesetzmässigkeit offen geleugnet wurde, bildete den
Hauptanklagepunct. Harteneck wurde beschuldigt, Schullers Hinrichtung
aus Hass gegen denselben wegen dessen Klage am Hofe anbefohlen ; die
vom Kaiser eigenhändig unterzeichnete Begnadigung Schullers mit Füssen
getreten; die dem commandirenden General schuldige Hochachtung aus
den Augen gesetzt; die Abwesenheit desselben im Felde und die Verwir-
rung der jetzigen ungrischen Empörung für seine Zwecke benützt; die Be-
fehle des Guberniums, wie früher, so auch jetzt bei Gelegenheit des
Schullerschen Prozesses verächtlich behandelt; die geheimen Beschlüsse
desselben immer verrathen ; unter der Maske und im Namen des sächsischen
Volkes Berichte an den Hof geschickt ; zwischen den Nationen und Ständen
Spaltungen erzeugt und auf alle Weise den Landfrieden gestört; auf
den Schuller von Apafi und dem Kaiser ertheilten Briefadel keine Rück-
sicht genommen; die Freibriefe uud das Blutbannsrecht Schässburgs, da er
als Hermannstädter Königsrichter durch Einflüsterungen, Befehle und An-
gabe fremdartiger Gesetzesstellen des römischen Rechts und Carpzov's
insgeheim sich eingemischt, schnöde verletzt; und endlich die persön-
liche Sicherheit unter den Sachsen gefährdet zu haben, da jeder des Her-
mannstädter Königsrichters Zorn fürchten müsse, wenn ihm die Zuflucht zum
Könige und zum Gubernium zum Verderben gereiche. Schuller sei eben so
wie früher der adelige Klausenburger nicht von einem Gerichtshof verur-
theilt worden, der dazu rechtliche Befugniss gehabt habe. Das Gubernium
suchte die aufgeregten Gemüther noch insbesondere durch die Versiche-
rung zu beruhigen, dass man durchaus nichts Schlimmes gegen die säch-
sische Nation beabsichtige. Behaupte Jemand das Gegentheil, so möge man
solchen Reden ja keinen Glauben schenken; es solle vielmehr jeder Stuhl,
jede Stadt, jedes Dorf, jede Privatperson, die von Harteneck irgend
wie gekränkt worden sei, ohne Furcht und ohne alle Rücksicht die
Beschwerden vorbringen, damit das Gubernium ihm auf gehörige und
gesetzliche Weise zu seinem Rechte verhelfe.
1) Abschriftlich im Seh. A. Z. 1459. e. und f. 2.
2) »Ex praemissis jam ego aliud non dicere possura, quam quod in ista
causa solus Dominus. Hartenek sit author et instigator," sagen Armbrusters:
Genuinae resolutiones contra Dominum Johannem Schuller per Spectabilem
ac Generosum Dominum Johannem ab Hartenek diversis vieibus faetae. Actum
Cibinij A. 1703 die 25. Octobr. Im Seh. A. Z. U59. k. 3.
3) Anhang 20.
50
ii :',• ecJ WM indessen einem - Verhöre nnfemogen worden,
dacnl ml iinu leitete« an 4er Ermorden Bedienten
Ij n tan ten Ac ton in neinem Hanne mttrnthend Theü gmamnnon
ibenu Die tanehnldigani »riehtlieh nicht erwienen. In lohweren
Aon wurde et un aber dem Rathe von BermanniUdt ftber-
'. mit dem Bedeoten, dereelbe tolle aber Berteneci au Uürger von
Hrim.uiiiNU.lt n.'u'ii den Stetnten in Gericht titeen e/egen aller Ihm zur
i (eilenden peinliehen Verbrechen, nber iein Verbrennen des Hoehrer-
nihs m richten. 1» «* Ii ;i 1 1 1> uch dnn;en;en daa Gnberninm lanunri den stünden
\ lelbel ror. Deceeitdem 15. September in Herrn annetn dt
i eraehtnte ■oben nm S& für n&tbig, sieh in einen
ihof umzubilden , um die vom Fisealdiroctor gegen Harteneck
geschleuderte Anklage auf Hoehverrath nn vernehmen. Obenan fand sich
unter den Anklagojuinrton die den Befehlen des (iuherniunis zuwider auf
\ üNiiften an Sehuller vollzogene Todesstrafe. Die Vertheidigung
Miher durch seinen Anwalt Stephan Gidofalvi — er
lebien nicht persönlich — blieb erfolglos; denn über seinen Tod
betten sieh die Machthaber bereits geeinigt. Vergebens suchte Gidofalvi
nichtigen Anschuldigungen von Harteneck abzuwälzen, vergebens
Irtn er. sein Schützling könne wegen Schuller gar nicht angeklagt
den, de derselbe nicht von ihm und nicht der Falschmünzerei wegen,
tili er einen B'^nadigungsbrief erhalten habe. sondern durch den Rath
■ibnrg und das Gesetz wegen der Veruntreuung verurtbeilt worden
sei. Wiire also, liess sieh Harteneck vertheidigen, an Schuller ein Mord
beg ian seinen Richter, den Rath von Schässburg als den
der Inst raten, nicht Harteneck. Umsonst, die anwesenden Oberbeamlen
Betnoldorfev und Göhhel wiesen kleinmüthig die ihren
iltern infgebftrdete Anecbnldignng mit allen ihnen zu Gebote stehenden
Mitteln tarnen ' ). der willenlose und geblendete Landtag erklärte die
läge auf Hochverroth für erwiesen und verurtheilte Harteneck zum
und seiner Güter. Nicht einmal eine Berufung an
ml dem unglücklichen Schlachtopfer geheimer Ränke gestattet.
dl Hoch verrather, vom Hermannstädter Rath als Mörder ver-
urtli I Hartenecks Todesurtheil unterschrieben ohne dass er weder
A, noch des andern Verbrechen! wiire überführt worden. Des
abten, ^\or Hsi.'iTeieliischen Regierung bis in den Tod getreuen 3)
1) Anhang
til pibt in seinen „Memoires" etc. S. ISO. f. zu, er habe die Hin-
mgereux et tres-pernicioux'' betrieben.
.t aber im fot- , ■ -,1,1t. bombt auf einem froiiirtlgen Irrthum. Seine
Phonnenr d' Atre execotl, ii rlni de depechee
de la Cour. I.- Itabutin fit retarder rexlcntlon jasqa'ft ce que cette
l,>,lr l'on y troura, que la Cour donnoit pari au Comte
de Rabuti outretous los crime* rinnt il etolt convaineu, avoit
•ctuel!em«»nt une corresponri. i.'use avec RagoUy ; eile voulut que sa
»entence fusse executee aans ddlat."
60
Mannes Haupt fiel am 5. December 1703 durch das Henkerbeil und mit ihr
all die grossartigen Plane, die er an die Wiedererwerbung Siebenbürgens
durch das deutsche Kaiserhaus für das sächsische Volk geknüpft, für die
Sachsen, deren geistiger Wiederbelebung und Grösse er sein ganzes Leben
geweiht hatte t). Die wilden Wogen der Empörung schlugen brausend über
den Hauptern der Verlassenen zusammen.
Anhang.
Aplissimo Prudentj ac Circumspecto Domino Domino Johanni Etzelio Con-
suli Inclytae Reipublicae Civitatis Segesvariensis gravissimo etc. Domino
Fautori et Amico nobis aestimatissimo tradantur. Segesvar.
Amplissime Prudens ac Circumsp. Domine Fautor et Amice nobis plurimum
observande.
Salutem et servitia nostra paratissima etc.
E. N. F. W. an Vns abgelassenes haben wir zu recht erhalten, wolten
von hertzen ge wünschet haben, dass es nicht solle geschehen seyen, wass
geschehen ist, kan aber nichts wissen wass der gutte H. Schuler sich ein-
bildet, dass Er solche wort von sich halt lassen hören, welche Ihm als Einem
arrestanten nicht zuständig, denn Er nicht weiss wie die Sachen werden auss-
lauffen, denn man wirdt sie auss vnsrem recht nicht nehmen, vnd E. N. F. W.
lassen gutt auff sie sorgen vnd die wachten so bestellen, nicht dass ein
Amplissimus Senatus hinter dass Liecht möge geführet werden, denn alle
mit einander sein sie Eines Löbl. Magistrats arrestanten ; dem H. Comitj
habe Ich gleich das Schreiben abgegeben, wie Er vom H. Gubernatore ist
herausser kommen , vnd biss auff sein Quartier im gehen mit Ihm ge-
redet, vnd auch E. N. F. W. Vberschicktes hatt Er gelesen, vnd mir zu ant-
wort geben, wass der Schurck darff dreyen , wenn anders nicht wäre als
nur wie Er das publicum bestohlen hätte , so könte man Ihm sein Recht
thuen; der H. Comes wirdt an Einen Amlp. Senatum Ein starckes schreiben
ablassen gehen, darauss E. N. F.W. sehen werden seine Sachen wie sie
stehen, E. N F. W . maturieren mit deren Rechnungen, dass man auch mit
des H. Schulers rechnung durch könte gehen, dass man sie stelle v. wass
dem Publieo zu gehöret gar wohl v. genau ad notam nehme, nicht dass wir
1) Unterm 15. October 1702 schrieb er aus Mühlbach an den Rath von
Schässburg: „Urnb die mir zugesendte Contestation , dero V. W. zu der lieben
Billigkeit und Wahrheit tragenden Ehrlichen Eyffers, erstadte hiermit schuldigsten
Danck, mit auffrechter Versicherung, dass gleich wie umb bemäntelung dessen,
was unrecht wäre, niemahlen angehalten: also die confession der Wahrheit mir
zur stettigen Auffmunterung, meine Schuldigkeit zu der Löbl. Nation, auch dero
Königl. Stadt und Stuels Nutzen und Frommen unnachlässig zu thun, immerhinn
angedeüen werde.'" Scb. A. Z. 500. r. 1,
61
• mden werden, man irirdii mi gorjlhlig obei lallen, wo auia
dein ftO. Ma\ nicht s/m|1||, u i-nli-n wir vns nicht aull'hallcn,
eher iianss in- tbea, .inin der ii. Cemei will raeere Stehen
ier lis.-ai w.-in s<» lieb bei den H, Seholer be-
ii„den Böhmen, Br bitte ja lang
,n ei aoeh nicht gothaa belle, auch im i de« Pebli-
r lim ii Brileailerea belli denn das Publicum nicht kau »ehedei ley-
i \. p. W. wolle dieeeeeekrelben, wenn eeR.D P.W.habea
! in. -in Ampi. Senate Einem jeden bepfehlea bey VerHernag seines
.\in|»ts nid.: bringen, deen Gott weiss wie des H. Schnlere eaehon
* beinel als das sie mögten schlimm heraus* keauaen,
leb nach hauss Komme mit Gottes hilff, wolle Ich mehr E. \. V . W.
ken. In reliqno A. P. el Ciroomsp. Vestram Dominationem feliciter
i. Datum Albae laliae die I. Mira 1700.
IJiimIciii A. P. et C. Vestrae Dominatiunis benevoli et
ad len itia parat issimi
Andreas Göhbelius
et
Georgius Rausch.
8, Der II. Haller Istvän ist sehr böss, dass man seinen Präfectum
9 cfa halt lassen von vns abziehen, v. sagt vor den Magnaten
d Urem biszony ftszve fogunk veszszni, ha Kgldugy bannyik vellein.
B _»horschamst mit zu eertilieieren ob II. Job. Valdhütter vor mich etwas
geldt beben bekommen, nemlig die f. 800 vngr. B. N.P.W, wolle Ein achteis
Bin hall) Behielt Baaeb vor des II. Apor seinen sehreiher \ herschicken
»ollen geben, nicht geilaig v. mit waehss begossen. Der H. Comes
I die jag! liinauss gezogen, v. wirdt Morgen nacber bauss derowegen
ihen. wird also schreiben wenn Er Naeher bauss
Bf das pnhlictim zu prätendiren hatt an Herr Schüler sollen E. X.
r • W, Bar federn, der II. Comes sagt Er hatts ja bepfohlen; wie es mit den
Itehefl mit dem II. (iebhardt, berichten E. N. F. W. mich, auch
wegen des Weingarten, denn der II. Comes darüber lachte, v. fragte, wass
die Bau. in ron Trapold gesagt hätten, die da bey Ihm seyn gewesen. His
Ült.
Das Original im Schässburger Archiv, Z. 499. e. 1. Ganz von Göbbel
geschrieben.
idenlibm atqve Circnmspectis Dominis Conenll, Regio ac
iqaeSeamlorUHM Civitatis BC Sedis Sehäshurgensis
- mihi beaoTolc ebeerraadie. Schäsburgum.
Pradealet ae ('in- tp
'' mdi!
Salute Mtiurum meoruin oblationrm !
F. \\ . uu.-ntlallen. wir in Causa Cnsionis talsarum m«.ne(arum
KnaTdei II „ler abge- ,, , u|)er dieses
62
Halsbruchige Verbrechen aber auch in Seynem übl getragenen Officio Con-
sulatus, mit dem Publico ungewissenhafftig, und untreu umbgegangen, wess-
halb die liebe Justiz ohne bedencken Ihme ein peinliches Halsgericht hette
hä"-en, und was Rechtens, an Ihme vollziehen können, deme ohngeachtet, aus
Hoffnung, Er werde resipiscieren, das gerichte zugesehen, und unter Cau-
tion Ihn des arrests entlassen, auch seyn Thun und Lassen inzwischen ge-
pruffet. Da Er aber dadurch mehr Insolent als demüthig gemacht worden
seyn und dem Verlauten nach, nicht allein seyner schuldigen Zinsträchtig-
keit, auff eine solche manier, die kein ehrlicher Bidermann, sondern Hals-
starriger Auffruhrer und Magistrats Verächter anzunehmen gesinnet, Sich
wiedersetzt; sondern gar öffentlich dem Publico ein solches Vngluck, worüber
Sich die gantze Welt verwundern würde , anzurichten , öffentlich antrohen
solle, solches aber, naturlicher Muthmassung nach, durch nichts anders,
als eine etwan ansin- oder anspinnende Rebellion, Auffruhr und dergleichen
beschehen könte: Einem wachtsamen Magistrat entgegen, dergleichen Ihro
Kay. May. Unsers allergnädigsten Herrn Herrn Undienst, und Confusionen
antrohende Beginnen, vorsorglich zu verhindern Ambtshalber zustehet: So
habe hiemit E. V. W. erinnerlich sagen sollen : dass bedeutheten Herrn
Schulern, wie denselben nach geendigter Meinigen Ambts Inquisition in dehro
Obrigkeitlichen Macht und Gewalt allerdings gelassen habe, Sie also fleissig
und Unpartheyisch nach habender Autorität, tragender pflicht und Schul-
digkeit, Seine Johann Schulers Contumacien und Bedrohungen per accuratam
Inquisilionem untersuchen, und da Er etwannCrimina Criminibus gehauffet,
und keine Hoffnung zur Resipiscenz zu machen wäre, mit Ihm, wie die
Justiz erheischen thut, also procedieren, als Sie es vor Gott, und der Welt
zu verantworten sich getrauen werden: deme dann E. V.W. bestens werden
zu thun wissen. Quibus maneo Ampi. Prud. ac. Circumsp. Dominationum
Vestrarum.
Cibinii die 16. Novembris A. 1700. Servitor paratissimus
J. S. ab Harteneck.
Das Original im Schässb. Archiv, Z. 1459. c. 1.
3.
Amplissimis, Circumspectis et Consultissimis Dominis, Consuli, Regio
Iudicibusque Sedis , nee non Inclyto Senatui Civitatis Schässburgensis,
Spectatissimis, Dominis mihi Fautoribus, Patronis et Amicis debita obser-
vantia Colendis.
Amplissimi, Cireumspecti et Consultissimi Domini, mihi Fautores, Patroni,
partim Amici et Compatres debita observantia Colendi!
Salute praemissa, servitiorum meorum debitam oblationem!
Damit gegenwertiges E. N.F. W. sämpligen in erwinschten Vergnügung
antreffen möge, wintsche solchesmit f eder und hertzen. unsere bey (tit.) Herren
Comiteaussgeführete Verrichtung werdenE.N. F. W. sowohl auss relationdes
W. Herren Paulini, wie auch genuinem brieff Herren Comitis sathsam verneh-
men können, nur dieses principaliter zu observieren, dass daferne E.N. F. W.
dahinn gesonnen sein wieder H. Johannem Schulerum einige Inquisition zu
03
sti.-tvtiMi. aU sollen iicb r. \ i . \\ erstem mü §olchen beithen, prelcbe nur
Zeit der Inquisition »las .luram- B hU|I< gM wohl fnml ieren , anlf
dass selbige fatenten, so aaff begangene! Criminair DeKetnao II SehmJerB
examiniert BHLBBMI TTtrdW. ttHt gtTrltf f ITI fundainenl l'atieren mögen, d;iss
mm eder andere halabreehende Laastertaai foi H. Sehnlero begangen HJt
i. Bde. Wenn sieb EL Bf. P. W* nun so weit sul> taeitnrnitate con-
tinuenda. umb Beleb I einübet hallen, denen sie sich siehersl ver-
i kennen, itM sie alle diejenige, \\ oranff iie vrieder II. Sehnlerem be-
fraget Bellen irerden, mit gewiseenhaffti gern einbekantnQea mögen behaupten
- denn 3tio kaa II. Sehnlern« vorbestellet werden und! anhören,
dass einelnqniaitien wieder ihn« seile gestiefftet werden, welchen E.N. r. W,
als denn befragen werden, ob er derselben Worthe annoch gestehe, mit denen
Er sich ad freiem Aiuplissimi Domini Consulis sowohl zwischen denen
hoffen, wie auch in dess II. Consulis eigenen Behausung geredet habe?
undt daferne er derselben leugnen thele, als muss man diejenige Zeigen,
so ihme das Delietnm zu veriticier en. E. N. F. W. vorhero versichert haben
mit ihme confrontieren undt selbige alle ihme vorstellen vndt nachdeme Er
eines oder anderen eriminalen Delicti, es habenahmen, wie es immer wolle,
wie auch derer gegen (tit.) II. Consulem aussgestossenen Rebellischen
ien wirdt, kan II. Paulinus nach Information (tit.) II. Conütis
schon berieht thun wass dabey zu thun sein wirdt; nach überwiesenem
DetietO aber sollen Ewer V. F. W, W. keine Exmissiones erlauben, quia in
criminalibus Delictis nulla datur exmissio et Appellatio, sondren iuxta leges
i pre ineiito Delicti fort fahren, undt das dar kehren, wass die liebe
tierecl n fodreo u irdt
Ich te iie s\adente noch ein par taag allhier ausshalten,
bis« die DURenltit derer 8, 074 so extraordinarie auff uns angewiesen
wahren, vor dem Comissariat beygelegt wird. De reliqvo Ampi. Cir. et
isimai Dominatienee Veetraa Divinae protectioni recommendo.
iiMiliissiinarum Dominationum Vrar.
Datum Cibinii IG. Novembris A. 1700.
Servus obligatissimus
Das Original im Seh. A Z. 1459, d. 1. Hartvigius Pancratius.
Amplissimo Prudenti ac Cireumspecto Domino Johanni Ezeli Civitatis
sburgensis Consuli etc. Domino Amico mihi benevole observando.
issburg.
Biiane Prudens ac Circumspecte Domine Amice mihi benevole obser-
Mde.
iemm neemni oblatione!
1 * w l!" «*i erb alten, hin auch mit der richtigen
iehl Befrieden, arrimaer« ai.hey dass dieser Johann Schuler nach aus-
kweehigea I merCantiott, wie andere, kan
frey gelassen werden, ist ihme aber gleichwohl hievon nichts zu sagen, als
64
habe man schon ordre den Arest nach 4 Wochen auffzuheben. In reliquo
Ampi. Pr. ac Cir. Dominationem Vestram feliciter valere desidero maneoque
Ampi. Pr. ac Cir. Dominationis Vestrae
Amicus ad officia paratus
Albae d. 8. December A. 1700. J. S. ab Harteneck.
Das Original im Seh. A. Z. 504. c. 1. Nur die Unterschrift von Harteneck.
5.
Senatus Consultum.
Es sind nunmehro fast alle Christliche Tugenden in solches Abnehmen
kommen, dass zu befurchten es mögte Gott zu denen Straffen die allbereit
autf uns liegen, das ganzliche Verderben thun. Diesem schräcklichen Übel
nun bevorzukommen hatt ein Hohe Landes- so wohl Geist- als Weltliche
Obrigkeit drin gesehen und einen Löbl. Magistrat befohlen sich dahin zu
bemühen, dass solchen grausamen übel gestöhretund alles in eine Gott ge-
fällige Ordnung gebracht werde. Ist demnach ein löbl. Magistrat bewogen
worden, folgende Satzungen zu stellen sampt angehenkten Straffen. Wer
selbigen nicht nachkommen würde, mitt dem solle mann ohn einig Ansehn
der Perschon also verfahren :
1. Ist jedermann Gott ein Christlich Tugendhafftes Leben zu führen schul-
dig, besonders hatt ein jeder in acht zu nehmen, dass er sich des Flu-
chens enthalte, alle Sonn und Feyrtage mit fleissigem Kirchengehn zu-
bringe, an denselben alle arbeit, sie mag geheissen werden wie sie
wolle, meide, sonderlich das Fuhrwerk Feld v. Gartenfrüchte einzu-
samlen, wer darwieder handelt, soll am öffentlichen Pranger auch so
genanten Fedel abgestrafet werden.
2. Des Nachts Unit mann das meiste übel; Wer demnach nach 10 Uhr ohne
Laterne auff der gassen funden wird, dem soll dasNarrenhauss zu theil
werden, auch werden die thor nach 10 Uhr nicht auffgemacht werden,
wer was auff der Burg zu thun hatt der thue es in der Zeit damit er
nicht ein oder aussgeschlossen werde.
3. Huren und Buben Toppken und Spielen ist Gott ein greuel. Dessen un-
geacht gehet es bey uns sehr in Schwung, der in dergleichen Sünden
lebt nehme sich wohl in acht nicht dass er einmahl ertapt werde und
ihn die Sache ganz zu spät gereue.
4. Die sowohl auff dem Feld als in der Stadt ohne Schau übliche Täntze
und Rantzungen werden bei harter auffsieht ganzlich abgeschlagen.
5. Die Hoffart wird ohne einig ansehn des Standes sehr getrieben, mann
denke gar wohl wass einem und dem andern nicht anständig ist, es
wird mit Schimpf und Spott an den Pranger genagelt werden, zumahlen
sieht mann nun nichts als Perpet und Puszjo Ras Schürze, ohne einiger
Unterscheid , fast lauter edlische Franz Hembder, weisssternigte Hau-
ben, Silberne Drähte, Fuwigte Kirschnen mitt Gold und Silber durch-
wirkte pantlika auch wass sich sonst ein Ehrliebendes Gemüth wird
selber nicht anständig zu seyn wissen das lege mann ab in der Zeit ehe
es ihn mit Spot weggenohmen wird.
65
Miese«, >.n i i- « I \«mi einem 1 « • I > 1 . Ma-islral anje/.o wohl meinend inlinn
.tlicr an denen darw iodor haiull iiuU-i» mil hi.ehsten Linst vollzogen werden.
L& September A. i ;oo.
Senat iis Sehäsburgcnsis.
| der Lade der 9, Burjrnachl.arsehafl in Sehässburg.
0.
Wohl Edl Gestrenge Vorsichtig und Wohlweise
Hochgeehrt- und Geliebte Herrn! Wie zu E. V. W. Antecessoren Zei-
ten mit der Gemeinen Königlichen Stadt und Gesambten Stuel im Justiz-
und denen oeeonomisehen \ erwaltungen anverantwortliche Fehler
begangen und dieselbe theils inediis poenalibus, theils auch durch nutzbarer
Ordnungen Stiftung abgethan worden, ist unnöthig E. V. W. weiUhichtig
zu Sinne in fuhren, indeme Sie selbsten das Unwesen geahntet, emendiert,
und von Einer Löbl. CommnnitiU in sicherer Hoffnung in die Aembtcr ge-
setzt worden seymkes werde mit dero Antecessoren das unarthige Verfahren
sich gantzlieh enden, und unter deroselben Ambtsverwaltungen Gerechtig-
keit und Friede Sich küssen und darmit die ersterbende Lebens Geister
derer armen Bürgere und Stuels Leüthe sich in etwas erhohlen. Nun ist
zwar unlaugbar, dass eine gar zu grob- und grosse Unordnung so wenig
auff einmahl und in einem Jahr zu entschichten sey, als der Gewalligiste
Her Jesus die Juden Synagog in einem Jahr nicht reformiren können, und
mus man öffters mit denen blossen conatibus Sich begnügen, wann es an
aust uhrlichen Kräfften bis zur seynigen Zeit fehlet, zumahlen da die con-
juncturen der Zeit Uns nicht alles, was wir gerne wollten, thun lassen,
dann, in vielen Stucken, dass dem Elenden, der da schreiet, Seyne
liebe Obrigkeit nicht heißen kan, man es nicht zu verübeln hatt. Wie offte
fordert ein hungeriges Kind von Seinem lieben Vater einen Fisch, deme
doch kaumb eine Brod Rinde, Armuths halber, gereicht werden kan. Da
W. Antecessoren Ihren lamentierenden Unterhabenden an der
Fische Stelle Scorpionen angetragen und der hayl. Orth derer Raths Ses-
sionen mit Donner Teüffel etc. Worten verunehret worden, haben E. V. W
und henalimentlich der fromme H. Consul jetziger Zeit mir sehnlich ge-
klag <
tat ist, E. V. W. in aufrechter Gevatter- und recht brüder-
licher S t zu entdecken, dass seydt derer nützlichen Einrichtungen
sfehr einem kalben Jahr her viel Burgers Leüthe und Stuels
r. nicht zwar über derlei Excesse als in denen Antecessoribus exe-
eh aber darüber rielftrmig geklagt worden, dass man wohl in
il mehrere applieation zeugen konnte, und dass \iel geschehen
-Liehet etc. worauff Ich die arme Leüthe zur Geduld
und besserer Zeiten Erwartung gewiesen: dienen Sommer Ober leynd durch
die Interessen Arbeiten aus dem stuel diverpis rieibns unbeschreibliche
-hüllen, und haben viel Leüthe vor mir dei I hitterlieh
geweinet nicht aber eugentlich nach allen Umbstanden Ihre Notb und An-
liegen explicieren können, bis endlieh die Uncrträglichkeit Sie den Sachen
Archl :,
66
nachzusinnen und solche zu papier zu bringen gezwungen. Nun vernehme,
als ob dieseswegen Ihrer viel incarceriert, und einen Revers einzulegen
genöthiget werden wollen! Wann deme also wäre (so noch nicht glauben
will) so kan , als ein wahrer Freund E. V. W. versichern , dass solches
weder E. V. W. noch Ich mit Ihnen werden verantworten, und können
aus diesem Actu so gefährliche Cunsequentien erfolgen, die Sie viel-
leicht jetzo nicht combinieren , jedoch aber mit späther Reü beschmert-
zen dörfften. Wann ich mit E. V. W. mündlich zu sprechen occasion haben
werde, so werde die particularien sagen: inzwischen getreulich rathe,
die arrestenten zu Ihrer Feld Arbeit und eoconomien gehen zu lassen,
gestallten keine üblere Zeit, als die jetzige, ex respectibus Publicis et Pri-
vatis, hette gefunden werden können, Leüthe übel zu tractieren, deren Lieb
und Zuneigung auffalle Weise vernünfftig zu gewinnen wäre: indeme sich
Leüthe finden dörfften, ein solches procedere dergestalten zu exaggieren.
als ob dergleichen grosser Excess niemahlen geschehen noch erhört worden
wäre. Sapientibus pauca ! Ich schreibe jetzo nicht als Comes, sondern nur
als ein special Freund von E. V. W., auf welche Ich grosse Hoffnung ge-
setzt, und wann Sie Sich zum eügenen Fall wider so treue Warnungen
präcipitiereten, so wurden E. V. W. Feinde nicht weniger Sie, als mich aus-
lachen, als ob, da wir es besser zu machen vermeinet, noch weit ärger das
Uhrwerk des Boni Publici verruckt hätten! Nechst nochmahliger schlüss-
lichen Warnung verbleibe beständiglich
E. V. W.
auffrechter Freund und Diener
Hermannstadt d. 28. Aug. 1701. J. Sachss von Harteneck.
Das Original im Seh. A. Z. 502, i. 1.
7.
Amplissimis Prudentibus et Circumspectis Dominis Consuli Regio Sedisque
Judicibus Liberae Regiaeque Civitatis Schäsburgensis. Dominis mihi
colendissimis. Segesvar.
Amplissimi Prudentes et Circumspecti Domini, mihi colendissimi,
Salutem obsequiosorum meorum servitiorum commendationem etc.
Dass E. N. V. W. hochgeneigt- abgelassene brieffe, worinnen wegen
des Herrn Schulers ersucht worden, nicht ehender schuldigst beantwortet,
ist die Ursache, dass der Sachen völlige Endschafft erwarten, und so denn
meinen bericht abstatten wollen.
Demnach hiermit zu wissen füge, dass gedachter Herr Schuler und sein
Sohn auf ihr eingekommenes Memorial, Herr Göldner und die ührige Inter-
essirte in dem Müntz Wesen, in welcher Nahmen Ich eingekommen, wegen
ihres begangenen Übertrettens die Allergn. Kay. Gratiam pro capitibus et
bonis suis, tarn mobilibus quam immobilibus cum restitutione famae et hono-
ris impetriret und erhalten: In welchem Fall es allen gleich geschehen. Es
hatte zwar der Herr Schuler auch der Restitutionis in officium Meldung
gethan, worüber aber Ihme keine Resolution und expedition, so viel ich
erfahren können, geschehen. Vorgedachter ist gestern von hier abgereiset.
«7
,., j,-,i iiin | illliMT erst die CatboHscb« Pi
U ;,l,(.r wenig KD einem oder andern Ortli
S iten hat diejenige ln*4anee, bey welehei die Alli Besessene Schul-
den pritenaion eingegeben, eoea kein medium gefunden, wie ein oder an-
derer privaf Orth ohne eüe dergleichen priteadenter in eine Muu ■■
brin( iiuii. moderne statu rerum, assequirea kftnne. W i
Geduld von aöthen ist, damit etwa auf eine and<
nirel irerde. In reliqno Ampi. Prodentei <-t Cir-
D »minationei bene et feliciter valere desiderans permaneo.
I'r utitulalaniin Dominalionum Yestrarum Yiennae d. II. Fehl*. 1702.
Servus obsequiosus
J. Hosmann a Kothenfels.
Das Original im Seh. A. Z. U59. i. 1.
8.
Amplissimo Prndenti et Circumspecto Domino Johanni Eczeli Civitatis
Bsburgeneia Consuli meritissimo etc. Domino mihi Cumpatri debita
observantia Colendissimo.
Xahmhafft, Fürsichtig und W. W,
Sonders Hochgeehrtester Herr Compater! Habe E. N. F. W. durch
gegenwertiges zu berichten nicht unterlassen sollen, wass massen in puncto
unseriger armer Dclinqwenten so inCrimine falsationis monetae interessieret
wahren, die perdon von Ihro key. Mayestät vorgestren abend denie (tit.)
Barren Comiti .Nationali überbracht worden; und wenn nun allen und ieden,
bettelten Hauptbrechigen patrati bey uns empündtligen Complicibus solche
. i ed erfahren, dass sie ihres lebens, und Haabschafft hinführo sicher
tlso wird eines iedens derer vorgedachter Delinqwenten pflicht
nur abslrailung dess begangenen Delicti dieses erheischen, damit sich ein
i- in specie, vermöge aussweisung dieses aecludierten kleinen memorials,
von stund an allhier mit seinem speciiicirlen contingent eintinde, nam qui
dat, bis dal, und muss auch qvoqvo modo allerschleinichst efFectuiret
'den, damit sie wegen einiger saumbseelikeit nicht abermahl einige
enheit betrieben möge, welches mit höchsten flciss und ver-
iffung derer schon angesagten straafle priieaviert kan werden. No-
tanter: si> lallen aull' besagte arme delinqventeu ausser der in beruhr-
elueo auffgesatzten Specification in eommuni noch Hundert Dukaten,
proportionaliter unter sich aufflheilen, und ingleichen ohne
ebub der Zelt bey weege sollen verschaffet werden, undt auff
Hozmannum, weicher in der sache das Vornehmste gethan,
ingesampt auch eine danckbahrlige reflexion machen
srassen, damit Ihme wegen seiner vielfältigen mühe mit einem anstandigen
höfflieh ibgedancket werde. Mehr ist hier vor di<
■** dtea thre key. May. das .Moratorium von neyem auff
labr abermahl eonfirmiert, welehes unseren Herren Creditorihus
»ehr übel bekommen und sauer schmecken will; undt leben in gantzliger
68
Hoffnung, dass daferne uns Gott der Höchste nach allhieiger Verrichtungen
gesund nacher Hause verhilfft, E. N. F. W. wie auch dem höchst bedringten
armen Publico wass erfreyliges bringen werden. Wonach E. N. F.W. Göttl.
schutzwaltung empfehlen. Datum Albae 14. Februarii A. 1702.
E. N. F. W.
dienstwilligster Compater
Andreas Göbbelius.
P. S. Es ist der (tit.) H. Graaf Seau noch nicht ankommen, welcher
alle stunden erwartet wird , undt zur Consolation der höchst bedringeten
Saxischen Nation wass guttes bringt, dessen die Nation gewisslich ver-
sichert ist.
Auf einer Beilage steht:
Stephanus Göldner f. R. 125
Schindler... „ „ 150
Axmann „ » 100
Elgyes „ „ 100
Schuler juvenis. . . „ „ 100
Hauer „ „ 100
Westin „ „ 100
pro Nuszbaumer ego solvo.
Das Original im Seh. A. Z. 504. 1. 1. Ganz von H. Pancratius ge-
schrieben.
9.
Sacra Caesarea Regiaque Maiestas Domine
Domine Clementissime Benignissime.
Cum obtinuissem clementiam Sacratissimae Maiestatis Vestrae ratione
condonati erroris, qvi mihi propter non denunciationem actorumquorundam
hominum, qvi sese criminis adulterationis monetarum obnoxios et par-
tieipes reddiderant, imputari poterat: denuo ad pedes eiusdem supplex
provolutus redire cogor, urgent enim me necessitates praetextu prae-
tacti erroris per illegalem damnificationem et incompetentes in hoc passu
Judices ac Executores mihi causatae et injuriae, qua Nobili et Civi resi-
dentiato ac privilegiato illatae, cum, antequam citatus et per Judices vi
Decretorum Regalium et Constitutionum Regni ad id ordinatos judicia-
liter convictus extitissem, in Arestum conjeetus non secus nisi sub cau-
tione obsidiali sive fideiussoria post longam temporum moram eliberare me
potuerim. Cui accesserunt variae meae damniticationes eadem via illegalitatis
partim sub praesidio Judicis Regij Cibiniensis partim per Officiales moder-
nus et Senatum Schaesburgensem, quibus nee prosecutio causae nee desum-
tio poenae iure ineumbebat, eadem occasione causatae, ut pote: Cum titulo
Diurni ex ratione, quod idem Judex Regius Cibiniensis ea occasione Cibinio
Schaesburgumvenisset, 278 flor. Hung. et denar. 50 solvere coactus fuissem:
Debita restantia expensione annuali ab Universitate Nationis ordinata, mihi-
19
qoe rntiono oflTi.ij de iure prOT— IflaN .»<1 War. Hing WO so exlendens,
cndom praetcxtu tauquam eonliscala, mihi den istcrot: Locus unius
.Mnlendini ab h s.liensibus in terrilorio oonindi'iii ilor. Hiing, 100
mv Bit legitim« ooemptaa, abaqat deptaitftoM Sommac mlM adamptta esset,
sieque lau» Molemlinn quam peennia pri\ alus manerem : Ccrtam dumum in
mem debitoram, qvibu Owititty Sehaesbargemaii tawbatar, in
gl pro Sauna Plaetaaroai Hugar. 106 mihi data«, M legitime modo
.ilam perque r.M-los annos pacilice t.Milam et possessam, nnlla facta
B6 dictaa s.Miains iaeampetantar rcoccupasset: Non ^
minuMMis Cabalaram Tritici ma hifitt per gaademflcnaiam StbuabwFgauaam
eo hm ahlalns damna mea auxissot: Plurima insuper dcbita ex proprijs
>nis ei \ iclualihus sul) spe futurae rostitutionis in sublcvationem
(<ommtinium Civitatis expensarum ipsis postulantibus pro sese erogatis con-
\io|,Mit( i- denogata et tanquam confiscata et iam hodie insolutadetine-
rentur: Filius mens cum aequo nee citatus neque convictus aresto subiectus
exinde sc cripuissot. nulla legali pronunciata sententia 200 Flor. Hung. poe-
nam pro ipso tarnen exsolvere coactus suro: Idem ob certas rixas cum spo-
liatoro aliquo milito in via Regia habitaselapso iam a longo sat tempore, in,
competenti suo foro iudicialiter absolutus, hac naeta occasione in praesentia
dicti Judicis Rogij Cibiniensis refricata, iam sopita causa, 240 Flor. Ilung.
executione damniticalus existerem: Tandem post tot perpessas indignas
liniurias. ignominias et illegales damnificationes, nemihi easdem iure vindi-
candi via nedum conquerendi libertas superesset, non suffragante cautione
obiidiali rira tideiussoria qua iam obstrictus detinerer , denuo aresto
subiectus ac incarceratus in diram fui captivitatem positus, nee eo usque
oliboratinnem nactus, donec per varias minas, strictissimisque sub vineulis
MOrttBH relaxatione literas mihi extorsissent reversales: Qua-
rum vi vcl etiam hodie vineulo et obligationinecessario subiacerem, nee pro
libero reputari iure quirem. — Oro itaque Sacratissimam Vestram Maiesta-
tem (|uaiu hiiniilime dignetur ex benignitate Sua Caesareo - Regia, qua
Wams Justitiarius tantas iniuri«as et damnificationes meas, quibustot modis
■ pressus, iamque ceu semimortuus misere iaeeo, benigne cordi
Miniere ac vimlicare, dcque plenaria mei restitutione tarn ratione officij
quam pracreecnsitarum damniiieationum, ut et absolutionis et praetectionis
mediante suo Gubernio Regio Transilvanico clementissime providere, et
■eria d. super mandata ad idem dare. Gratiam Sacratissimae Vestrae
MaieataÜi ad extremum vitae meae humilimis et tidelibus meis Servitijs de-
mereri eonabor, perseverans.
atissimae Vestrae Maiestatis
Humilimus Subditus
Johannes Hadnagj Scbaesburgensis.
Gleichzeitige Abschrift im Seh. A. Z. 1459 h. 1.
10.
Leopoldus ete. III «tahiles etc. Ex accluso nobis per Fidelem
nostrum Ciraamapectam Johannen Hadnagj Civem Sihaespurgiensem de-
70
misse porrccto memoriali uberius intelligctis: Quid Illegalitatnm et injuri-
arum a Fideli nostro Egregio Prudente ac Circumspecto Joanne Sachs
8. II. I. Equite, Consiliario nostro ac Judice Cibiniensi Regio, universitatis-
que Nationis Comite, nee non Senatu Schaespurgiensi occasione vendica-
tionis Juris illius prosequendorum adulteratorum monetae, quod vos incom-
petenter ipsos fecisse non ita pridein nos informastis, illatum sibi praeten-
derel, restitutionemque sui instanter et demisse supplicaret; et quia ad
mentem omnium Legum et Universitatis justitiae praeter juris ordinem et
illegaliter damnificati et turbati quantocius et in integnum restitui et conso-
lari deberent. Vobis serio et Clementissime mandamus, ut vos beneindagata
praetensorum veritate rebusque sicut praefertur stantibus et se habentibus,
praefato supplicanti omnium eorum, quibus illegaliter et citra aequitatem
destitutus esse videbitur, restitutionem et satisfactionem eo quo par est in
casu hoc modo procurare, neque propterea amplius nos molestandi justam
ansam ei superrelinquere debeatis et teneamini. Quibus justitiae et benignae
voluntatinostrae satisfacturis Gratia nostra Caesareo-Regia semper propensi
manemus. Datum in Civitate nostra Vienna Austriae die 6. mensis April.
Anno Domini 1702. Regnorum nostrorum Romani kk, Hungar. kl. Bohemici
vero 46.
Leopoldus.
Comes Samuel Kalnoki
Ad mandatum Sacrae Caes. Reg. Majestatis proprium
Andreas Szentkeressti.
Gleichzeitige Abschrift im Seh. A. Z. U59. 1. 1.
11.
Denen Wohl Edl Gestrengen Vorsichtig- und Wohl Weisen Herrn II. N. N.
Burgermeistere, Königs- und Stuels Rieh tere, wie auch gesambten Ma-
gistrat der Königl. Freyen Stadt Schessburg. M. H. G. H. Schesburg.
Wohl Edl Gestrenge, Vorsichtig- und Wohl Weise,
Hoch und Vielgeehrt- auch Geliebte Herrn! Auff E. V. W. Anfrage:
Wie, nachdeme dem Herrn Johann Schullern, die geführte Consular Rech-
nungen zu adjustieren, der Terminus peremptorius gegeben worden, und
Er wider alle Vernunfft solches zu thun Sich weigert, vorgebende, Er solle
zuvorhero in das Bürger Meister- Ambt eingesetzt werden, so dann Rech-
nung thun wolle, man Sich von Seiten des Löbl. Magistrats und Hundert-
mannschafft verhalten solle? habe denenselben hiermit in Antwort freund-
lich bedeuten wollen: dass gleich wie die von Schulern impetrierte Kayser-
liche Gnade auff keine Weise zum fundament oder prätext des prätendi-
renden Consulats gezogen werden kan, indeme dieses kein perpetuierliches
Officium, und von der H. Hundertmänner alljährlichen freyen Wahl depen-
diert, welche auch ein allergnädigstes Kay. Diploma confirmiert und bestäd-
tiget: also des Schulers unvernünfftig- und widerrechtliches postulatum
umb so viel weniger stadt haben könne, als gewisser, dass Er von Seyniger
Haushaltung, und zwar, da Er suspect, gar scharff zur Rechnung gezogen
werden müsse, da dann, falls Er (so mir andato noch unerlaüttert) einen
71
Bliaagm lirigen T>lf>Ti tb mehr ▼om Galgen, alt Cenenlnl
•,,.Uu>. und niemanden die ebeolntion inerkanndl irerden
kann, der iial>«> dann zuvor Sieh luu it iinierl. SmiisIimi alirr schrinul einem
i;iirii, the eine priteneiea ia einen Bfirgermeieter Ammbt mehr
fmment einer priteritien, all Beroifung in iejrn, innuhlen ein Bhr-
edrperlieb h eebwerea pfleget; Sieh in kein Anunbl
■■ dringen: und mir niehtlieh einbilden ken, wi% riej Vertraten aufreinen
rden könne, ireleher gleieb einem e. h. Behwein (wann
i die hup ia waiir) in viel förmigen Unthaten und nalebrft-
Unweeen, gleieb als in tiefen Unflate Sieh unb und her gewUUet
Was Sehnler enaiehet, Bin gewieeer Herr helle gesagt: Er müsse eher
i -vn.als Rechnung thun, das ist wohl aulT keine weise
glanblieh: immassen, wer vernunlFt hatt, sich eine so grosse Thorheit nicht
einfallen lassen wird. Zu deine, ob gleich Jemand etwas dergleichen vor
dielen ..i-sagt babeneeUtea so stehet doch E. V. W. zu, sagen zu
man will, entgegen geraden wegs zu thun, was recht und billig
lohen Falls, wann Sie was der Justiz gemäss ist, thun, gewiss in der
Verantwortung unerrölhet bestehen werden. Übrigens, da die in difficultale
•tehende Summa unverschmertzlich, so mögen Sie zusehen, wie Sie Ihr
Ammht bey indemnisierung des Publici also thun, damit die Verstäumnüs
fiuldigkeit die Last nicht E. V. W. Selbst auff die Schultern bürden
möge. Wermit verbleibe
E. V. W.
dienstwilliger
Cibinii 26. Apr. 1703. J. S. v. Harteneck.
Das Original im Seh. A. Z. 1459. u. 1.
12.
Ihm in. Excellenz,
Ilnehgeborner Reichs Graff!
Gnädig Htxiigebietendester Herr Herr,
Werden biemil nemfteeiget Ew. Hochgräffl. Excellenz in unterthän-
nigster devotion zu rqiräsenlircn, wasgestalten der gewesene Unser Bur-
ger-Meieter II. Johann Schuller schon langst vorhin seines getragenen
Ambtei und geführter Burger Meister oeconomie Rechnung gewöhnlicher-
massen zu adjustiren undt ausszumachen von der gesambten Communität
undt Ratli efll undt vielmahl vermahnet worden, welcher aber immerhin mit
Einwendungen und Verschiebungen unss abgewissen, bis Er sich
letsliehftn e erlanten lassen, dass Er die Verlangte Rechnung vol-
necb weite: dass da also II. Schuller alle DJ
öfters geth inncrung zu keinem cfFect gelangen lassen, die Commu-
indt Ratli (iewissti lehmertzen ki'mnen. dass der
i Ihre Kay. Maj. Unssers All.
digstens Herrn Herrn Dientt-Beforderang rermuthet prletirel in halten,
onr errechneter , bey Ihme Herrn Julian Sehnllern
_-hen und si.ck.u ! !le; Alss hat jüngsthens abermalen dass
72
Publicum IhmePercmptorie admoniren lassen, das Er sich ohne weitere Ver-
schiebung zu seiner geführten Burger Meisters oeconomie Berechnung
beqwämen, und selbe abstatten wolle, widrigenfalls würde man mit Ihme
als mit einem Contumace et Diraptore Publici verfahren: worauff Er sich
endlich nach vielfältiger forderung in publicam nostram sessionem wohl
eingefunden, die prätendirte Rechnung aber so wenig hat stellen können,
dass Er viellmehr expresse vermeldet: Er wüste nicht wo ihm die und die
ihme augenscheinlich liquidirte Posten undt Summe so in Ung. f. 9000 be-
stehet, weren hingewendet worden, konte auch unmöglich drüber Rechnung
thun: hat demnach dass Publicum fernershin nichts änderst als dies präten-
diret, dass da Er die obgemeltete Summe auff keine weise berechnen wolte
oder könte, mögte Ers bonificiren, Worauff Er Sich insufficiant erklärete.
Wobey ihme denn ex superfluo iterato peramice vermeldet worden : dass
wo Er ia gar nicht wolte, oder solvendo nicht were, man gezwungen sein
würde mit ihm als einem raptore zu procediren und wan Er nicht caution
leistete die schuld baldt zu bezahlen ihm arrestierlich nehmen werden
müssen, welche alle unssere gethannene ermanung undt Ambt Befehl weillen
Er in Windt geschlagen, wir ihm arrestierlich eingezogen haben. Nun po-
chet Er auf Ihro Hochgräffl. Excellenz, als ob Er bey Selben seiner übel-
that protegirung erlangen würde: da Unss aber Ew. Hochgräffl. Excellenz
Justiz liebendes Hertz gar zu woll bekandt: Alss fliehen wir zu Ew. Hoch-
gräffl. Excellenz Schutz undt Schirm demutigst bittendt, Sie wollen geruhen
unss gnädigst zu protegiren, und da wir Ew. Hochgräffl. Excellenz auf dero
Befehl in authenticis Instrumentis darthun werden, wie höchst unrecht Er
H. Schuller mit der Armen Leüthe Contributionen gehandelt, die Maliz
dessen lossen Mannes zur Justiz bringen zu helffen, damit wir als ein be-
trängtes Armes Pobel zu den Unsserigten wider gelangen, und selbes wir
also fernerst realiter zu Ihro Kay. May. Dienste rechtmessich anwenden
können. Werden solche hohe Gnad Ewig wisen zu rühemen, mithin Gott
dem Allmächtigen anflehen, dass Er Ew. Hochgräffl. Excellenz sambt dem
hochansehl. Hausse hier zeitlich und tordt Ewig belohnen wolle ; in Ver-
bleibung
Ewer Hochgräffl. Excellenz
Datum Schässb. die 18. May A. 1703.
biss in Todt unterthännigste Knecht Magistrat und gesambte
Communität zu Schässburg.
Armbrusters Abschrift im Seh. A. Z. 1459. b. 2.
13.
Ad Illustrissimum Dominum Dominum Johannem Sachse S. R. I. Equitem
ab Harteneck, S. C. M. in Transylvania Consiliarium intimum, Nationis
Saxonicae Comitem confirmatum et Judicem Regium Cibiniensem meri-
tissimum etc. Dominum Dominum mihi gratiosissimum ; humilimum memo-
riale Johannis Schulers Schaesburgensis.
Habe in grosser Bestürtzung meinen hart und sehr bedrängten Zustand
E. H. G. W. W. zu repräsentiren, und mich zu beklagen, wie Ich wegen
73
'.•n ConsoJar Reebeongeti mit einen engen Ar<
I i i pedier- und BxpUeiernng dienet, liefet
illsiieluM) oder «la nun liirmil mir ein
IT Srhmeii/rn Mgeiftan; ja auch mir wir nicht wniigrr .Irin public»
Schaden geschiehel. in deine 1 i<- gWifi Meli privat Srhnfl'l
und Itc. huun-cn nicht übersehen und dannrnlirro aurli w e»-rn drr dillieul-
lf nirlil das geringst« nachsinnen und narhsurlirn kan; Gc-
i ii. (i. w. w. mein deuratbigee Bitten, Selbe gemben nmb
Barmbersigkeil will««!», dir Tit II. Schiebarger dahin tu rera
dug mein Qeftngnuse in einen eeleben Baue Areal verwandelt werde, in
em meinen Nehtnrfflen nachsuchen, und Mir auss dieeeem Labarinth
leltl'rn kennen möge: Mneeen ich micb obligiere, bey demnthig inpplieierl
und rrlialtrnrn Gondition .Meine Rechnungen es sey wo es sey, auch in facie
Almae l ni\ ersitat is /.u liquidiren : Erwarte eine gnadige Resolution und
b« B. II. (i. W. W.
Demuthigster Diener
Idem qui supra.
Das Original im Seh. A. Z. 1459. h. 2.
14.
Amplissimis Prudentibus ac Circumspectis Dominis Consuli Regio Sedisque
Judieibus totique Senatui Civitatis ac Setlis Schaesburgensis, Dominis et
Ainieis mihi henevole observandis. Scbaessburg.
Amnlissimi Prudentes ac Circumspecti Domini et Amici mihi benevole
observandi.
Wessen Sieb EL Schüler Supplicando bey mier beklaget, belieben E. V.
\V. aus belügenden leinem lihello supplici zu ersehen. leb meines ortbs
- wäre auch rx consideratione Q tili tat Li publicae nicht undienlich,
dass Bin denjenigen, von welchem entwederRechnung oder die bonification
nun liqvidirten Krsfrs lodert, die occasiones und modos solches desto
her thun zu können, viel mer an band geben als benehmen solle. Diesem
nach wäre nichts unbefugtes, wenn E. V. W. solchen seinen engen in einen
eh unter genügsamer Securität) verwandelten biss Er Sich
so beförderong des Calculi kante man Ihm auch den damal
notarium, auch noch einen andern, wann dieser nicht zulänglich,
an die Hand geben, damit Er Sich künfTtig dieser oder jener unbilligen
Hindrrnüsse desto weniger zu beklagen ursach habe. Wormit denn, wenns
ieht allein was billich ist thun, sondern auch mit solcher
beförderung dem Publico dienen werden. In reliquo Ampi. Prud. ac. Circ.
M fr Heiter valcre desidero maneoque.
Prnd. a I minationum Vestrarum.
.!,...> \. i :
Amicus ad ofilcia paratns
J. Sachss von Harteneck.
1'. V Heilen ahrr B. V. \\ . tbigee /u thun aus einer mir etwannunwis-
eenden Dreneb ein bedenken, so will deneeelben mit meiner diesenfaUseine
74
Poslestatem Gladii auff keine Weise obligieren wollenden Meinung nicht
präjudiciert haben. Gesthehen aber raus, dass mir kein sonderes bedencken
andato einfallet, und meines OrtKs die Verwandlung des Haus Arrests ad
certum et determinatum tempus, nehmblichen 8 oder 15 Tag, mit genüg-
samer präcaution placidieren wurde!
Das Original im Seh. A. Z. 1459. i. 2. Nur Unter- und Nachschrift sind
von Harteneck geschrieben.
15.
An den Hoch- und Wohlgebornen Herrn Herrn Johann Sachs, dess Heyl.
Römischen Reichs Ritter von Hartenek dess Königl. Gubernij in Sieben-
bürgen geheimen Rath, wie auch der Sächsischen Nation Confirmierten
Comiti, Meinem Gnädigst Hochgebiethenden Herrn Herrn. Mein Johann
Schullers Senioris von Schässburg Unterthänigstes Flehen und bitten
prout intus Gnädig zu vernehmen.
Hoch- und Wohlgebohrner Reichs Ritter
Gnädigst Hochgebietendester Herr Herr.
Meinen Elendesten Zustanden E. E. N. V. W. W. demüthigst und weh-
mütigst vorzustellen, worinnen mich das Göttliche Verhängniss auffs neue
versetzet, hat mich die höchste Noth gezwungen, weiln ich ausser Gott auff
dieser Welt keinen andern Mittler noch Helffer zu finden weiss ausser E. E.
N. V. W. W. Als gelanget mein unterthänigst fussfallendes Bitten und Fle-
heil Sie geruhen gantz Gnädig an mir Armen von aller Welt verlassenen
Mann einigen Funcken dero vorigen grossen Barmhertzigkeit zu erweisen,
und einiges Mittel zeigen, wie dass mir könnte geholffen werden , weil ich
von mir selber nicht so kräfftig bin, dass ich mich könte von meinem Bett
auffrichten. Solten ja einige exces begangen seyn ; So nehme ich Gott den
Allerhöchsten zum Zeugen, dass es keinem Muth willigen Übersehen, sondern
vielmehr dem dazumahln turbulenten Zustand zu zuschreiben ; Weiln ietzi-
ger Zeit ein Officialis nicht das dritte Theil bey hiesiger Stad der Strapace
zu gewarten hat, als dazumahl. Ich traue Gott dem Allerhöchsten wie auch
E. E. N. V. W. W. angebohrner Güttigkeit, dass Sie mich Armen gefallenen
Mann nicht weiter unterdrucken, sondern vielmehr durch Ihre Hülffreiehe
Mittlers Hand auffhelffen werden. Vor welche hohe an mir armen erzeigete
Gnade ich Gott den allerhöchsten zum reichen Belohner setze , als der ich
lebe und ersterbe
E. E. N. V. W. W. Meines Gnädigst Hochgebietendesten
Herrn Herrn
Unterthänigster
Johann Schuller Senior.
Gleichzeitige Abschrift im Seh. A. Z. l'*59. r. 2.
16.
Amplissimi Prudentes atque Circumspecti
Domini Amici mihi benevole observandi !
Salutem cum paratissima officiorum meorum oblatione!
Was die Schullerische abermahlen Memorials weiss bey Mir ange-
bracht, können E. V. W. aus den beylagen freundlichen ersehen; worauff
7.-»
. niul als ein »uUrr l'rouiu] 7- •' ra I Im- . dass E Vi W*
M thun. lindes auch ins Und!; I befinden niul erfahren « erden.
hier II. Si-ImiII.t .'Iwaiin acht Tage unter gulter \ er a I hrmig in
mi ( allen RaUenum Requititii and Schreibe!
»eben; and Unna dadurch Zeil and Occaaion ifeh
t»en werden tollte; damit Er kein« Verhinderung und
in Vorscheteen tftaaej Wornebtt auch die freundliche
\ iheilen habe, data djue bewaete Remonetration aller Orten
n applaueum habe; und hallen sieh E. V. W. im geringsten nicht
Ml Recht ist Ihuu; doch mit solcher Moderation.
• Mlium oder passion /u seyn scheine: Worvon mehrere
i werde, wann einige Oceasion vorkommen wird es mund-
11 /.u thun; Verbleibe anterdeae
B. \. w.
lulü A. 171
Dienstwilligster Diener
J. S. v. Harteneck.
Original im Seh. A. Z. 1459. t. 2.
17.
Wohl Edl Gestrenge Vorsichtige v. Wohl Weise,
Sonders Hoehgeehrtiste Herrn! Auss deroselben Beliebigen vom 6
dieses habe mit mehren vernohmen, wass mit Herrn Johann Schulleren ge-
than werde: welches alles nicht anders denn gutt heissen muss. Meine von
Ew. V.W. wissen wollende Meynung, wie fernershin zu procedieren sey?
i trauen: Gleichwie dato her die löhl. IIundcrtmannschafTt no-
ivium partes actorias, und der löhl. Magistrat partes judicis gehalten :
also erwehnte Hundcrlmannschafft, als welcher ZweifFels ohne an der Bur-
1 gelegen, das ihrige innständig zu suchen nicht
unterlassen, entgegen der löhl. Magistrat immerfort geraden Wegs einen
Lgieren wird ; Umh die 8 tag ist es bald geschehn und der Vogel
ige Kefficht zu versezen, so fort anzutrengen dass er ent-
Kechnung thue oder bezahle, oder wenn beydes nicht geschieht all
iah und galt eonfiseiert und plus danti verkauft!, und da solches nicht
i Dieb mit der haut bezahle und könte dieser ausschlag ihm bald
werden, nach dem mann die löhl. hundertmannschaffl vorheschei-
Lrd aber nicht übel geschehn wann Ew. V. W. sothanes conclu-
sum vorläufig mit beweglichen expressionen an des Commandierenden
i -ellence berichten und exponieren, wie Herr Schuller
diesen ext , recht forcieren thue! Weiter fort wird Gott und
ichen belehren, wass zu thun oder lassen sey? Zu Wien
wohl angelegt, und haben tranig uns andort-
' Wnrmit stehtshin verbleibe Cibin. d. II. July 1708.
W. dienstwilliger Diener .1 S. v. Harteneck
unabcopierter mir wiederuinb tu /.ustellen.
Das Original im Seh. A. Z. U.V.». \. g.
76
18.
An Einen Hochlöbligen Magistrat der Königlichen Freyen Stadt Schässburg,
Meine hochgebietende Herrn Herrn. Mein Johann Schüllers unterthä-
nigstes flehen und bitten, Pro ut intus Gnädigst zu vernehmen.
Edle Nahmhaffte Vorsichtige
Sonders Wohlweise Herrn Herrn,
Mein höchstes Elend und miserabel Zustandt in den mich das Göttlige
Verhängniss gesetzet mag Zweiffels ohne E. E. N. W. W. zur gnügebekandt
sein, weillen ich ausser Gott dem Allerhöchsten (dem alle Sachen am besten
bewust) nirgends anders meine Zuflucht zu nehmen weiss, als bey denen
Christen die da so wohl meine Glaubens genossen wie auch theils meine
Verwandten und bekandten sein. Als gelanget mein unterth«änigstes flehen
und bitten an E. E. N. W. W. sie geruhen gantz gnädig in betrachtung der
Göttligen Barmhertzigkeit, die da einem jeden verheissen wirdt laut dieser
Wort: Also wirdt euch mein Himmlischer Vatter auch thun, so ihr nicht
vergebet ein jeglicher seinem bruder seine Fehler. Weillen ich Gott den
Allerhöchsten zum Zeugen ruffe dem niemand lügen kan , dass ich vorset-
ziglich dem publico keinen Schaden gethan, ist aber einiger Fehler dazwi-
schen mit eigelauffen, kan ich mit guttem Gewissen bezeugen, dass
ich keinen Wissen darinnen hab, ich will mich ja gern E. E. N. W. W. gnä-
digem Willen und Christlichem guttdencken unterwerffen, nur dass ich nicht
auff mein höchstes Alter möge an den Elenden Bettelstab gerathen, weillen
ja weder einem noch dem andern mit meinem Verderben gedienet ist.
Welche hohe Gnad die E. E. N. W. W. an mir armen von aller Welt ver-
lassenem Mann bezeugen meine in meinem grösten Elendt vielfältig ver-
gossene Thränen, bey dem allergnädigsten Richter Himmels und der Erden
zu einer reichen Vergeltung so wohl hier zeitlich wie auch dort Ewig
werden ausswircken helffen ; als der ich lebe und Ersterbe E. E. N. W. W.
untertänigster gehorsamster
Johann Schüller senior.
Resolutio.
Es soll supplicant sich auff alle Wege bearbeiten dass er die nunmehro
liqvidierte Prätension zahle im übrigen würde mann sehen wass mit ihm gutt
gethan sey. Sign, in Curia Publica A. 1703 die 29. July.
Ex commissione Senatus
S. Hirling Notarius.
19.
Resolutio Johannis Schullers ad requisitionem Amplissimi Senatus Seges-
variensis et Communitatis in puncto praetensionum jamliqvidatarum facta
A. 1703 die 14. Augusti.
Wieder die Prätension habe er gar keine exception v. contradiction,
dieses wisse er dass die Stadt zwar keinen Schaden erlitten, sondern er
habe übersehen, und sehe dass die Sache auff ihn fiele, könte also undwolte
sich auch nicht drauss geben , hätte nur dass mann ihme mit gnädigen
Augen ansehn mögte, und Gnad vor Recht ergehn lassen, damit er nicht
77
in seinem AHMT an den n.U.Ktal» irerathe; Haares Gold hahe BT zwar
ni.l.t. sondern all.' seine Im. na mobilia und iminohilia wären ja alle in <
IUI i,l,;uirli-.M-n einem Lobl. Magistrat und Commu-
.ili'i- maehe. S. »bu rg in Aedibus spuradie li Juhanni s
d el dit 11 1 ,su|>
Dass dieses als.» in Wahrheit hesehelien. beschi fenhändig
Johannes Beballer.
Das Original im Soli. A. /. 1 '*.">!>. K. 1 Nur die liiterschrift ist von
Her.
20.
aequo Majestatis Domini Üomini NostriClementissimi
nie!
Pradenftei m rirrumspooii Vicini Nobis benevoli Salutem etc. Gratiae
iaeque Incrementuni. Nem kctelkedünk benne, hogy a Szasz
Jan. \r.staliaiasat az Hir eddig Kegyelmedtekhez is elvitte, es a
mim /nkasa, annak okairol s alkalmatossägarull sokfele gon-
dolkndäsok M Külömb kiilömbt'ele beszidek es hirek folyhatnak az emberek
között, Hogy azert ebben az Materiaban senkiis ne vakoskodgyek es maga-
nak erroneus coneeptusokat ne formalyon, szüksegesnek itiltük Kegyelmed
teknek es Kegyel melok altal minden Kegyelmedtek alatt valo Eö Felsege
hivoit genuine tudositani.
Halhata Kegyelmedtek Nehaj Segesvari Polgar Mester Hadnagy Jänos-
nak Fol \.t.l.t. melly casus dato erdeme szerint esset volna rajta (quod
tarnen negatur et suo tempori ac Loco judicandum relinquitur nunc) de
amaz helyes mondas szerin: Etiam bona causa male agendo fit pessima,
Quanto magis mala, ennek az embernek halälat (Mellynek Authora Szasz
Janos Vram) es annak praemissa ciroumstantiaitha ember jol meg gondollya
mind I. Islcnre 2. Gyüzüdelmes Csäsär es KoronäsKirallyKegyelmes Vrunk
jestasara, 3. Meltosagos Generalis commendans Vram respec-
tusara. 4. A mostani conjuneturakra. 5. A Regium Gubernium (quod Regis
>nam repraesentat ) Authoritasara. 6. A Nemesi Praerogativara. 7. A Szasz
Sgl törvenyei Pril ilegiumi es rend tartasara, 8. Kinek kinek az
i maga personalis securitasara; 9. Vegezetre az univer-
salis Justitia exomplum es consequentiakra nezve, ollyan nehez casusnak
lalallva. hogy nem Jvln'tett sem Meltosagos Generalis Urnak, sein nekünk
berniunmak be hunyott szemmel es siket füllelel mulnunk möllette ha-
l kellet! vennünk, es ugy talältuk, mind az eö Felseghe
szolgalattvara. mind m Hazanak es in particulari magoknak Kegyelmet-
^/.ts/. Xatinjnl Javära s meg maradäsara szüksegesnek, hogy M a
dolog ad iaeedem tvahatw et seeendosa Dein ei Jnstitiam deeidatar, ac
juxta illam .-v.Mni.lnm et nunc et ad soiam Posteritäten» utile staluatur. Enek
IgBÜ t-Wiink jn-reoii- i t..tl'i.ij inoumbonliain elmulatlattian dolog-
nak I -l iiidis|MM)sal)ilit.T eseket botet* magaval, l. ut I). Johannes
i« runsiliaratns et Regij Judioalus sus pendatur s quoad se ah
innoeente sanguine et similibus etiam ante hae efvJM vei attentatis
' ■« "ii.nihus S Miis Rcpartitionibus et c«»ntrihn-
78
tionibus ab Initio Consulatus ipsius usque hodie factis Rationes reddet.
2. Ut Hodiernarum Conjuncturarum intuilu usque ad praemissorum finem
(sie)! 3. Ut per Directorem Fiscalem. et etiam Privatos, si qui se ab ipso
injuriatos sentiunt, in jus legitime attrahatur et iiat unicuique et ipsi D.Joh.
Saebs Justitia. Mellyet Kegyelmedtek ex parte Directoris a jövö orszäg
Gyüiescn bovebben meg hall. Interim pro praegustu gondollya meg Kegyel-
medtek azzognak az oda fellyel brevibus punctisemlitett Circumstantiaknak
vilagositasat. 1. ßatione Dei nihil verius quam hoc: Si judex vel Homici-
dam occidens hoc non ideo facit, quod ille Homicida est, sed ideo quia illum
odit et illi irascitur, jam non judex sed ipse Homicida est ; quid vero certius
quam quod D. Johannes Sachs Johannem Hadnagy acerrimo odio tanquam
contra ipsum apud Suam Majestatem querulantem prosecutus est. 2. Ratione
Caesaris. Gratia Sacra Regis-Augusti manu signata est in persona Johannis
Hadnagy conculcata. 3. Ratione Generalis Commendantis. Respectus
illi debitus est neglectus. 4. Absentia illius in Bello et mala hodiernae
Rebellionis Hungaricae occasio videtur fuisse arrepta. 5. Ratione Gubernii
ut ante annos aliquot in Appellatione Davidis Kolosvari, in Vulneratione
Francisci Sz. Pali Gabrielis, Pallos«et ita hie etiam incasu Johannis Hadnagy
Mandata Gubernij per D. Johannem Sachs contempta fuerunt, ut qui solitus
semper fuit secreta consilii prodere, Nostra consilia sub larva et nomine
Nationis Saxonicae Delationes ad Aulam, ad Generalem usque ad fastidium
deferre, scissiones inter status et nationes et pacem publicam Omnibus modis
turbare. 6. Ratione Nobilitaris Praerogativae. Johannes Hadnagy habuit
Armales Michaelis Apaffi Principis et Suae Majestatis, sed nihil profuerunt.
7. Ratione Privilegiorum Nationis Saxonicae nomine unaquaeque libera R.
civitas habet suos Judices, Sua Privilegia, suum jus Gladii, quare miscuit se
ante duos Annos D. Johannes Sachs quam J. R. Cibiniensis Judicio Johannis
Hadnagy et aliorum civium Schespurgensium aperto et violenter nunc vero
occulte per Inspirationes, Mandata, Impulsiones Legum extrannearum cor-
poris juris Carpczovii et similium cum locis citatis obtrusiones, Et quid
Judicent sive juxta sive contra suam sive scientiam sive conscientiam Dic-
tationeset coactiones et mille artes? Isthinc sunt Judicis Regij Cibiniensis
et Nationis Saxonicae Comitis in Saxionica Natione Jurisdictio et officium?
8. Uniuscujusque Saxonis Securitas: quis vivet inter Saxones, si refugium
ad Regem et Gubernium exitio erit? et hoc exemplo approbato nemo his-
cere audebit et sie per impunitatem J. R. sibi omnia Heere putabit et
revera quod libebit licebit; ita periit Kolosvari in Foro non suo. Ita Jo-
hannes Hadnagy et quis erit tertius, quartus? 9. Ratione universalis
Justitiae etc. Exempla mala quia facta infeeta fieri nequeunt, legibus
malis per Legislatorem abrogabilibus pejora censent omnes sapientes.
Ezeket meg gondolvan Kegyelmetek a Szasz Janos Ur Arestumman es
Tisztei suspensiojanis ne turbalodgyek ne czudälkozek. Valami bal con-
ceptusokat ne tegyen maga Kegyelmedtek vagy a Natio eilen valo do-
lognak ne tareza es ha valaki talalkoznekis a ki Kegelmedteknek ezeket
mas keppen magyarazna hitelt az ollyanoknak semmi keppen ne adgyon
sott inkäbb ha Kegyelmedteknek vagy egesz Szekbol Varosul vagy Falujul,
n
vagy ftkär mely privala lVrs<m.iknak mi bäntmlasa \«»H • Sxtfll JftllOl Viani
Szenellyc iltal bitria mindea ftlelem «'lii) paaafo
kinek kinek uya val J al\ al suis modil et
limis orvaaaolhaaaali. Qeaa omnia Aothoritate Gobernil t flhia
clementiaaime attribvta latimaJunk raeretettel ei paraneaolonk,
quibus sie t.uluiis all. Mala siia Maji-slalis lemper benigne prnppiisa tnanil.
Datum C'ibinij «■• i .ms\ Ivauiac Giibrrnin Die 16. Oetobef A. 170.'}.
I 6 Band
N. ßelblen.
Lndoricui Nalaesi.
Dai Original im Srb. A. '/.. IW).
>\.
Nos Leopoldus Dci Gralia Electus Romanorum Imperator, Semper
Augustus. ae Germaniac llungariae Bohemiacquc etc. Rex etc. Daums pro
11 jicr praeaentea ugnificantea quibus expedit Universis, Quod Prn-
Cirenmepeeti Jobannes Eczeli Civitatis Nostrae Segesvariensis
I ti Qöbbel ejusdeiu Civitatis Judex Regius stante scilieet
et durante Generali universorum Statuum et Ordinum Trium Nationum Di-
rae Transilvaniae et Partium Regni Nostri Hungariae eidem anne-
xarum Diaeta ad Diem Decimum Quintum Mensis Novembr. Anni Domini
Mill.-siini septingentesimi tertij eisdem statibus et ordinibus Regni per In-
clytum Regien Nostrum Transilvaniae Gubernium, Nomine Nostro Regio
in Ciritatem Nostram Saxonicalem Cibiniens. indieta et celebrata, ad quam
videlicet Generalem Diactamrevisiones et discussiones certarum quarundein
Causarum. puta publieationum bonorum quorumeunque «ab bac luce sine
lum solatio decedentium ac juxta veterem et approbatam eorundem
.•t consuetudinem in Nos Fiseuinqne Nostrum Beginn rite et legitime
endorum. nee aen apellationum de sedibus Regni inl'erioribus niatu-
uüorisdiscussionis gratia in Tabulam Nostram Regiam
usilvania Judiciariam, tanquam sedem superiorem, transmissarum,
nt .t i-.'p.-titiunum et nun restitutionum Servorum, Jobbagionumque fugilivo-
■ niin etiain Causaruiu in Articulis Regni snperinde editis speeifi-
neraliler fnerant prorogatae una cum Fidelibus Nostris Illustris-
igio Dänti de Losoncz, dietae Dilionis Nostrae Transilva-
niae et Partium Regni llungariae eidem annexarum Gubernatore Nostro
Regio, ComitatumColosiens. et Dobociens. Comite, Ittem Civitatis Claudiopo-
Utana. lij ibidem Transilvaniei Capitaneo ubique Supremo, ac in
lidenle, Cenailiariji ittem Gubernij Noatri Traneil-
iatriaejae Noatri« Prothenotarija, ac Juratis Tabula«
ia Tranaüvania Jadieiariae Aeaeoaoribna , (Jnfrreraia deni-
iIhis Triam Nationen Transilvaniae et Partium .
llungariae eidem annexarum. in loco 601 »litfl pro m.ulerandis
i'ilionis Transilvaniae et Partium Regni llungariae eidem
irma eegotyi rian] eenatitetii et pro Tribunali ledentibne. peraoaa-
•unstitutj, primum quidem vivarum vocum suarum oraculo, 61 p it
80
vero talem huiusmodi sub tenore exhibuerunt protestationem : Mivel hogy
Szasz Janos Uram, in Sessione Regni Publica, midön Director Uram altal
ratione officij persequaltalnek, es az exhibitakat rendiben az mi fussioinkis
elö fordult anak az Böcsülletes Segesvari Tanacsot, ratione processus con-
tra Dominum Joannem Hadnagj quondam Consulem praedictae Civitatis,
peracti gyilkosok monda azert mü Eczeli Janos es Göbbel Andräs, fenn
emlitet Segesvar Varosanak Fötisztei ez mostani alkalmatossägal levö depu-
tatusi, solemniter prostestalunk az Nemes orszag elött, mint hogy eö Kegy-
elme az Böcsületes Tanacsot gyilkosok mondgya, alazatoson instalunk ezen
protestationk mellet az Nemes Orszagnak, ut propterhanc passam indebitam
difamationem et injuriam, illendö satisfactionk tetetenek, mivel mi Isten
oltalmaszon azok nein vagjunk. Super quaquid dictorum Joannis Eczeli et
Andreae Göbbel protestatione, Nosquoquepraesentes NostrasLiteras Testi-
moniales sub Sigillo Nostro Judiciali et Autbentico Transilvanico ijsdem
protestantibus jurium ut permissum est suorum uberiorum, futuram ad Cau-
telam necessarias extradandas duximus et concedendas comuni justitia et
aequitate svadente. Datum in Civitate Nostra Saxonicali Cibiniensi Die
Tertia Mensis Decembris, Anno Domini Millesimo Septingentesimo Tertio.
(L. S.) Lecta Corr.
Das Original im Seh. A. Z. 1471.
81
n.
Beiträge
/u finer
Chronik der arclucologischcn Funde
in der
österreichischen Monarchie.
Von
•Johann €* «briet Seidl.
| von Band II, Hefl 1 o, S des Jahrg . 1 S Ü» und Band F, Heft 3 u. 4
bin für Kund« Baterreichiscnei Getchiehtsquelleo.)
IX
86
\\ , : ortdaaer, ja mitunter sogar die be-
der mannigfachen, in Eingang« ntelner frflnerea
Miltheilungon u iodorholt crw ähnton (belständo. die der Zusainiuonstellung
einer halbwegs vollständigen vaterländischen Fundchronik im Wege stehen,
fei an direeten Quellen und daher die Schwierigkeit, rtr-
rirklieh Neaei oder wenigstens noch Unedirtes m geben, den
Sammler leleher Beiträge, wie die gegenwärtigen, seiner wenig dankbaren,
icheinbar zur mechanischen Compilation und zum dürftigen Excerpt
linkenden, Arbeit leicht könnte verdrossen machen : so ist es ander-
ehtl ermunternd, solche Anfänge, welche, mit der Zeit viel-
leicht von vereinten Kräften aufgenommen und mit reichlicheren Mitteln
dennoch zu einem genügenden Resultate fübren können, allent-
rom richtigen Standnuncte aus betrachtet und freundlich beachtet
abgesehen davon, data Archäologen von anerkannter Auctorität
iTetf. brieflich aafgefordert haben, seine Beiträge fortzusetzen, mag
I Beweis Ar ÜO Brauchbarkeit und Zweckmässigkeit derselben ins-
besondere auch darin finden, daai sie von den Belehrten diese* Fachet bereits
bin und irieder citirt irerden. D I Wal. v. II e fa er, G ai s b e r ge r, A r net h,
man n. Tb. Mo mm so n. ('. Zoll u. A. kommen in ihren Abbandlungen
und Monographien über arebäologische und numismatisebe Gegenstände
ftchanf diese Beiträge zurück und weisen ihnen dadurch diejenige Stelle
und nach einannehaien ihre ursprüngliche Bestimmung war,
nes möglichst reiehan und genauen Repertoriums der im Um-
reichisehen Monarchie von Zeit zu Zeit neu ans Licht kom-
r eral jetzt zur Öffentlichkeit gelangten Monumente des Alter-
m. etwas praktisch Brauebbares geliefert zuhaben,
nicht nur zur Beruhigung über manche Zweifel , die ihm
lichtlicfa der Art und Weise der Zusammenstellung, aufgefallen
londera macht es ihm ameh zur Pflicht, tlit? hier und da gegebenen
i und laut gewordenen Wünschen in Hinkunft zu
ungleich dasjenige, das von einem oder dem anderen ungern
dem Verl bisher sieht shne getan Grund beseitigt
»ri /. B. Herr Thood. Mommsen in seiner eben so
U belehrenden Abhandlang; „Über den Vorfall des römischen
i" (Bericht« der kftnigl. Sachs. Gesellschaft
ins: Claaae 1951
1 » Jahrg. X,
84
Mün/.l'unde , wie namentlich den von Gallarate in der Delegation Mailand,
nicht vollständiger beschrieben hat; in gleicherweise bemerkt das „Liter.
Centralblatt f. Deutschland" von Dr.Fr.Z arncke, 1851,, Nr. 39, S.645,
indem es meines Unternehmens mit freundlicher Anerkennung erwähnt,
dass grösseres Detail zu wünschen wäre, da z. B. Notizen über Münz-
funde erst durch detaillirte Angaben des ganzen Bestandes Werth er-
halten." — Eine so umständliche Aufzählung der einzelnen Münzen jedes
Fundes lag von vorneherein nicht in der Absicht des Vf's, theils weil es ihm
zunächst um Constatirung der Fundorte, als der nöthigen Anhaltspuncte bei
Ausfüllung einer längst projectirten archäologischen Karte von Österreich
zu thun war, theils weil er auf dem Platze, der ihm zur Veröffentlichung
seiner Beiträge angewiesen worden war, nicht über die Gebühr sich breit
machen wollte. Auch hatte er bei seinen Mittheilungen vorzugsweise dasEpi-
graphische im Auge, weil es vor allem seine Absieh t war, zur Zustandeb ringung
eines längst gewünschten Codex Inscriptionum Austriacarum nach Kräften
beizutragen. Wer jedoch Hrn. Mommsen's Abhandlung gelesen und aus der-
selben erkannt hat, welche wichtige Folgerungen der Kenner des alten
Münzwesens aus den unscheinbarsten Einzelnheiten eines Münzfundes zu
entwickeln im Stande ist, der wird <lem Verf. nicht nur es verzeihen, son-
dern sogar es ihm Dank wissen, wenn er die Münzfunde von nun an o
umständlich behandelt, als die vorliegenden Daten es ihm möglich machen,
und für einen Zweig der Alterthuniskunde, der an Minutien hängt, wie kaum
ein zweiter, einen verhältnissmässig grösseren Raum in Anspruch nimmt.
Ein ferneres Wort der Entschuldigung glaubt der Verf. noch einer an-
deren Nothwendigkeit widmen zu müssen, die ihm durch die ursprüngliche
Bestimmung seiner Beiträge auferlegt ist. Dieselben haben den Zweck,
alles, was auf archäologische und numismatische Funde Bezug hat, aus allen
Einzelquellen, die dem Verf. zugänglich werden, in diese Chronik, als in ein
gemeinschaftliches Becken, zusammenzuleiten. Es ist ein unabweisliches
Bedürfniss, dass diejenigen, welche mit diesem Zweige der historischen
Wissenschaft sich beschäftigen, den unentbehrlichen Stoff für die end-
liche Behandlung eines Zeitabschnittes der vaterländischen Geschichte, der
zum völligen Aulbaue noch lange der Bausteine nicht genug hat, wo mög-
lich an ein er Stelle aufgeschichtet oder wenigstens mit Hinweisung auf
die eigentlichen Fundgruben verzeichnet finden. Weit entfernt von dem an-
massenden Gedanken, diesem Bedürfnisse mit den geringen Mitteln, die mir
zu Gebote stehen, und mit meiner noch geringeren Kraft entsprechen zu kön-
nen, wollte ich nur, da doch irgend jemand den Anstoss hierzu einmal geben
muss, den ersten Schritt thun. und, nachdem dieser gethan war, so lange
auszuhalten versuchen, bis die Sache in einen geregelteren Gang gebracht
würde. Bis dahin scheint es übrigens noch ziemlich weit zu sein. Das Haupt-
hinderniss liegt in dem Mangel an einer gehörig eingeleiteten Con-
centrirung1). Die historischen Vereine und Gesellschaften der einzelnen
1) Treffend sagt Herr Klein aus Mainz in einer Besprechung der Jahr-
bücher des Vereins von Alterthum.s freunden im Rheinlande (S. Heidelberger
g mi,.r i,,h. dl« Resultat« II fälligen Forschungen und
,.,, ;,, ihren eigenen tbhandlongen, Schriften und Berichten, dl«
den Umkreii dei engeren Vaterlandei binam Verbreitung
iiml,.„ und im austausche gegen die Veröffentlichungen ähnlicher
r Institute in die Bücherschränke dieser letzteren übergehen, w<>
und \<»n noch wenigeren beachtet, derVergi
. ieles findet an si.di.-n leine Besprechung, uro man ei
,•11 auf den gemeiftschaftKehen Sammelplatz
äbertra eheinbarzn Überflüssiger Wiederholung herabsänke. IVer
tall zerstreut erscheint, auch
. Hiiniss all derjenigen gelange; denen dämm zu wissen Neth
tluii. I Beziehung, nun drängt die Präge eich auf, ob es erlaubt oder
irgend etwas, das schon anderswo, vielleicht sogar in
nen einer und derselben Ansiall, nur in einer anderen Ihrer
neu und unter einem anderen Gesichtspunkte, bekannt geworden ist,
,l in den Kreis der Besprechung zu ziehen, um eine Lücke zu ver-
I Fund»' von plastischen Monumenten und Anticaglien, von
i und Inschriftsteinen, mit deren Bekanntmachung eine Provinzial-
i in sich beeil! hat, oder ftber die bereits in den Sitzungsberichten oder
ichriften der kais. Akademie ausführlicher gesprochen worden ist. in
!i der letztern heransgegebenen Archiv Aviederholt Erwähnung ge-
sell» lim soll, insofern dies nöthig erscheint, um den Anforderungen an eine
Fundchronik zu entsprechen. Wenn diese Mittheüungen ein
bs( vollständiges Register, gewissennassen eine Conlrole, alles dessen
I hinnen einer bestimmten Frist im weilen Urnkreise
der Monarchie ans dem Schoose der Erde zu Tage gefordert oder wenigstens
\ .ssenlieil entzogen worden ist: so lässt sich an der
der Berufung auf Anderweitige Quellen und gelegentlicher
B ilben nicht zweifeln. Freilich hat diese manches Missliche.
Monumenten, welche leichter unter einem bestimmten Schlag-
mmenzufassen sind, das hinreicht, um sie für jeden Archäologen
»ar /.n charakterisiren, mag das einfache C'itat der Schrift, in welcher
1851, .Nr. '«ti, S. 7.').;): ..Wenn die Vereine überein kämen , alles,
Keil besiebt, su einem gemeinschaftlichen Werke all-
ind an Stoff hierzu fehlt es gewiss nieht — zu vereinigen, welche
' dann den Fortehern erspart, wie leicht die Obersten! des neu ge-
liert die Geschichte der römischen Pro-
r der einseinen Vereine mossten satflrlich von dem allge-
\bdrücke der Aufsätze erhalten, welche ihre
eigeue Geg.: Indem der Ref. dann in .«-einer II. iffnung, dass der Bonner
aller im Rheinland« eine solch
•cblie- I, getäuscht erklärt, bemüht er sich,
durch Herrn Prot Gerhard in
Übeln und an der obere Donau aufs
86
ausführlicheres darüber zu lesen ist, genügen. Bei Münzen aber und nament-
lich bei Inschriften, deren eigentliche Bedeutung nicht aus einem Schlag-
worte, sondern nur aus einer detaillirten Beschreibung und Copie zu er-
kennen ist, ja deren buchstabengetreue Abschrift selbst nur ein notdürf-
tiges Surrogat für genaue Abbildung darbietet, langt das dürftige Citat bei
weitem nicht zu; hier ist die wiederholte Aufnahme des Monumentes selbst
unerlässlich: Nie würden die reichen Inschriftensammlungen eines Gruter,
Mu rat ori, Maf fei, Kantancsich, Bock h,Osann, Steiner, Zell
u. A. in so handsamer Weise zu Stande gekommen sein, wenn die Verfasser
nur bisher Unedirtes hätten ausführlich und buchstäblich aufnehmen, bei
schon von früher her Bekanntem aber lediglich auf Citate sich beschränken
wollen. Österreich erwartet noch den Mann, der die ungeheueren, archäo-
logischen Schätze, die es aufzuweisen hat, in einer übersichtlichen Sammlung
vereinige; diesem in die Hand zu arbeiten und die dereinstige Mühe, wenig-
stens nach einer Seite hin, einigermassen ihm zu erleichtern, ist der Haupt-
zweck meiner Beiträge, die ich so rasch als möglich einander werde folgen
lassen, um mindestens für einen ersten Anfang ausreichendes Materiale
herbeizuschaffen.
Wien, am 11. März 1852.
87
I. Inkentgttai Osterreich.
\. Land unter der BUBB.
Wien (V.U. W. W.). 1851. — Orte, welche sowohl durch ihre phy-
Lage, als durch den Gang der historischen Ereignisse dazu berufen
•eheinen, der Sammelplatz einer zahlreichen Bevölkerung zu werden und
inet für die Lntwickelung sich reibender und drängender
Nationalitäten zu bilden, unterliegen so plötzlichen und vielfachen Umge-
stallun null wenigen Jahrhunderten jede Spur ihrer ursprüng-
lichen Phyuiognonüe verwischt ist. An solchen Orten gibt es für den
\ otogen nur geringe Ausbeute: denn der Boden, den das jetzige Ge-
schlecht um- und durchwühlt, um ihm das Gepräge seiner Zeit aufzudrücken,
lagert fern ah hoch über demjenigen, der das frühere Geschlecht mit seinen
l and Freuden, mit seinen Bestrebungen und Leistungen getragen hat;
gar \ ielc Schienten liegen zwischen einst und jetzt, und was hin und wieder
iiint hat seinen Durchgang durch diese Rinden nur einzeln und
ig gemacht, oder taucht nur hier und da, gleichsam wie durch Risse und
l der Tiefe empor, ohne Zusammenhang, ohne Stufenfolge,
!■■( nur eine augenblickliche Befriedigung gewährend, aber ihr
keinen Faden bietend, um mit einiger Wahrscheinlichkeit des Erfolges tiefer
byiinth der Vorzeil einzudringen. Diese Erfahrung findet der Alter-
i Tauch auf dem Buden der allen Vindohona bestätigt. Die Wogen
es, das jetzt über den Knolenjmnet des Strassennelzes sich
bea /ur Bunin-Zeil südlieh über Scarahanlia. Sabaria und
nach Poetoviom, mit dem Seitenarme nach Acincum.
parallel mit dem Donau-Limes, östlich über Villa Gai, Ala
Karnuutum. wesllieh über Aelium Celium. Comagene u. s. f. nach
. ^1 nicht mehr die Zinnen des alten römischen
rennkenea Viaeta, darehaehimmem, sondern nur
md das Gerolle, das die Starme der Völkern am lernng ange-
na, dnrehnuacht mii dem Schutt und Trümmerwerke des
linungen unserer Väter zur Grundlage gedient
haben. Je w die Unwahreeheintiehheii iai, ausgedehnteren
• mIi auf die
88
Spur zu kommen, desto willkommener muss uns jedes kleine Denkmal
sein, zumal wenn es mindestens irgend einen chronologischen Anhaltspunct
darbietet.
Ein paar solcher, an sich unbedeutender, aber hinsichtlich ihres Fund-
ortes Wien, aus den eben erwähnten Gründen, nicht ganz unwichtiger Fund-
objeete sind uns neuerdings zugekommen, a) Bei Erweiterung des Seiten-
einganges in den Garten des unteren ßelvedere und bei Versetzung des
Brunnens daselbst wurde folgende, aus dem Jahre 149 n. Chr. herrührende
Bronzemünze vom Kaiser Antoninus gefunden: ANTON1NÜS AUG PIUS
PP TR P XII. Der Kopf des Antoninus Pius mit der Strahlenkrone, fy.
COS HIT. Die Göttin der Billigkeit (Aequitas) stehend, in der Rechten die
Wage, in der Linken das Füllhorn. Unten S. C. M. II. — Neuerdings ein
Beweis, dass in dieser Gegend Wien's, die dem von Süden herauf gegen die
Donau sich erstreckenden Arme der alten Römerstrasse näher liegt, noch
häufiger etwas zu Tage kommt, als nach anderen Richtungen hin. Das k. k.
Münz- und Antiken-Cabinet bewahrt mehrere auf dem Rennwege, also in
der Nähe des Belvederes gefundene Legionsziegel mit den Zeichen Legio V.
Gemina Pia Fidelis (KE <^y:":F)und der Legio XI1II Gemina Martia Victrix
(LEG. X1I1I G M), so wie andere Ziegel mit den Aufschrifen: AKT. Tib.
VINDOB. -SA. SVB (innerhalb einer Vertiefung in Gestalt eines Schuhes)
— C. VL. CONST. KM (Karnunti). Von ganzen Töpfen voll römischer
Münzen (von der Republik bis auf die Flavischen Kaiser, ja noch von
Sever und Pescennius Niger), die im Frühlinge 1800, beim Baue des Canals
auf der Landstrasse sollen aufgespürt worden sein, spricht Baron Hor-
mayr in seiner „Geschichte von Wien" (I. Bd., S.95, Bd. L, 2. Hft. S. 159).
ebenso von der Auffindung des Fusses einer kolossalen Bronzestatue, der
noch gegenwärtig im k. k. Münz- und Antiken-Cabinete sich befindet (vgl.
Arneth, Beschr. d. M. u. A. C. S. 48. e. und meine Beitr. I, S. 3), und zu
dem im Jahre 1849, beim Baue der Verbindungslinie zwischen der Süd-
und Nordbahn am Wien -Neustädter Canale, auch ein bronzener Finger
mit einem Ringe, auf dem TR steht, nebst einem marmornen Torso, einer
Grablampe mit FORTIS, 5 römischen Münzen von Vespasian, Hadrian
C o m m o d u s und P h i 1 i p p u s dem Vater, einer alexandrinischen Bronze-
in ünze von Antoninus Pius und mehreren mittelalterlichen Münzen sich
hinzufand. Ausserdem sollen, theils in Folge der Bauten Eugens im oberen
und unteren Belvedere (um 1720), theils des Canalbaues am Rennwege und
auf der Landstrasse (1798, 1800), zahlreiche römische Ziegel, gläserne Ge-
fässe, Terracotten (vorzüglich Lampen), Waffen (darunter die vielbesproche-
nen Dietrich'schen Schwerter (vgl. Hormayr a. a. 0. S. 169 f.) und andere
Anticaglien zum Vorscheine gekommen sein. — b) Bei Abbrechung des
Wasserthurm.es auf dem Vorsprunge der Wasserkunstbastei , gegenüber
dem Palais Sr. Excell. des Grafen Kolowrat, im J. 1851, wurden im Schutte
nebst mittelalterlichen Münzen von Salzburg, Augsburg u. s. w., auch einige
antike, namentlich eine von Severus Alexander (221—235 n. Chr.) gefunden.
— c) Beim Abbrechen der alten Steinbrücke über den Wienfluss vor dem
Kärntnerthore wurden folgende zwei Bronzemünzen gefunden und von dem
89
I i.in k. U. nd Antiken Cabinete
cht: i | II. CAESAR, AYG. IMPFI5 \T. Unbed*
Unterhalb \. Ik. l'ovril I.\. TAIBVN. POTE8TATE,
i i . .1. 10 ... Chr. I) \.\To.\:\\s. PIYS.
.rberter Kopl dei Caracalla lk. POKTÜNAB. REDVCI. Die
Q ml Füllhorn. ( \nima niitni I DM Bl <>b-
i). Chr. 8) Bei Führung dee Bnnpt-
ie wurde feigende, gnt erl
,, lladrian aus dem J. I 17 n. Chr. gefottd« : IMP.
I TRAIAN. 1VO. F.TRAIAN. HADR1AN. OPT. \VG. GER.
Lbild det lladrian. Ik. I> AC. PARTHICO. IV M. TR. IV
Hin sitzend, in <lrr R. eine Opfeisel.nl". S. C. Im
nitte CONCORDIA. M. I. Sehr tebÖD rothlich patinirt.
Josefsdorf (V, ü. W. W). 1650. - Zu Josefsdorf auf dem Kahlen-
bei Wien, fand der Inhaber des Kehlenberges, Herr Finsterl. bei
eine« Platzes vor dem Schlosse einen wohlerhaltenen bronzenen
.1 mit rothliehcr Patina, der wahrscheinlich aus der Römerzeit
tarnt. Denelbe wurde von dem Finder dem k. k. Münz- und Antiken-
ete käuflich überlassen.
Mauer (V. U. W. W.). 1851. — Auf der Mauer nächst Wien, einem be-
liebten Sommeranfenthaltsorte der Residenzbewohner, wurde eine aus den
Jahren 118 1 13 n. Chr. herrührende Münze des Kaisers Trajan gefunden ;
IcM-ht erhalten und lässt nur mühsam folgenden Typus er-
IMP. CAES. NERVAE. THAI WO. AVG. GER. DAG PARTHICO.
\ 1. 1MV B Kopf des Kaisers. Ik. SIA A\ TS. POPYLVSQVE.
ROMANVS. Die Glücksgöttin sitzend, mit Rnder und Füllhorn. Im Ab-
i); unten 8. C. - iE. I.
und Anliken-Cahinol hat diese .Münze, ungeachtet
m gleichen Typus I. und eine 2. Grösse besitzt . ihrer Prove-
ingelöst.
Mödling (V. U. W. W). 1851. - Am 21. Oc tober d. J. wurde im
! i 1 1 e rotter des k. k. Anninger lleichsforstes, in dem von der
k. k. : direction an die Frau Katharina Ilauno Id verpachteten
unfern dorn Orte (laden, als man eben nach weissem
Grab entdeckt, in dem »-in wahrscheinlich männliches Ge-
uar in sandartigem Dolomit, in einer Tiefe von 3' auf
lue, in der Richtung von Osten gegen Süden, ausgehauen. Das Ge
- genau, wie das Gral» seihst. ;.' ,' und dürfte barhaupt beerdigt
ht der Leiche war gegen Süden gewendet, zur
• •inlieh in ihrer rechten Hand ruhend, ein an
irh verros! langes und %" — 3/%"
1 ig. ! ». eine n »ch erkennbare eiserne Lanaenspitae
Fig. 1.
i und ■^ffT^'rrir
list ^"^"^
90
einem Wetzsteine. Die übrigen Eisentheile, die noch gefunden wurden,
schienen theils einem Brustharnisch, theils einer Schere zum Schafscheren
(Fig. 2) anzugehören ; ausserdem fanden sich Fig. 2.
noch zwei messingene Ringe und eine schmale
Messingspange vor , die mittels feiner Stiften
irgendwo befestiget war. Di« Lage dieser Stücke
konnte nicht mehr mit Bestimmtheit ermittelt werden, da bei der Arbeit das
ganze Grab zu heftig erschüttert worden und ein Theil davon in Schutt ge-
rollt war. Von den Knochen, die grösstenteils in Brüche gegangen,
war am besten das Unterkiefer mit ganz vollzähligen starken Zähnen er-
halten, desgleichen die Hirnschale; das Oberkiefer, ebenfalls mit vollen
Zähnen, war auf mehrere Theile zerfallen. Sämmtliche Gebeine wurden,
auf Veranlassnng des k. k. Forstverwalters Franz Haunold, im Gadener
Friedhofe beigelegt, ein Verfahren, das dem frommen Sinne dieses Mannes
Ehre macht und in der That eine wahrhaft poetische Seite darbietet,
wenn man bedenkt, wie die kargen Reste eines ungenannten Bewohners
dieser Gegend, dem das Licht des Christenthums wohl kaum noch aufge-
gangen war, nunmehr, vielleicht nach anderthalb Jahrtausenden, in der ge-
weiheten Erde eines christlichen Gottesackers ihre friedliche Ruhestätte
gefunden haben.
Sämmtliche Gegenstände wurden , wie sie gefunden worden sind , der
k. k. Expositur (der Bezirkshauptmannschaft Hietzing) zu Mödling über-
geben und von dieser mit lobenswerther Bereitwilligkeit dem k. k. Münz-
und Antiken- Cabinet eingeliefert.
Gumpoldskirchen (V. U. W. W.). — Am Platze zu Gumpoldskir-
chen dient als Becken am Brunnen ein steinerner Trog aus der Römer-
zeit. Derselbe bildet ein Parallelogramm aus rothem Granit, das an den
Längeseiten 10' 2", an den Breiten 3' 10", in der Höhe 3' 6" und in der
Dicke 6" misst, und aus einem
Stück gehauen ist. Die linke
Seitenfläche (Fig. 3), die oben
links in der Ecke ein gebohr-
tes Loch hat, damit dasWasser
abfliessen könne, trägt neben-
stehende Inschrift:
Die entgegengesetzte Seiten-
fläche (Fig. k) hat einen Sprung
der durch eine eiserne Klam-
mer zusammengehalten wird,
und ebenfalls ein Loch zum
Abflüsse desWassers, das, wie
das gegenseitige, ursprüng-
lich gebohrt scheint, wäh-
rend alle übrigen Abflüsse
theils durch die Unbilden der Zeit
sind.
Fig. 3.
MaD^LXVa
HEL^T^LXXIIEM
Fig. 4.
theils durch Zusätze entstanden
<»l
VTOVI-
\ ^1
kitteter \\ 6,di« aber
nebenstehende Inschrift:
i li.tt »i< b
in eine rnnd lugehaaenc Bleie,
au* d iprudelt, Sie dient einem
/um Fueageatelle, der
und ohne Zweifel einem Springbrunnen na einer
entlebnl iei Nach rorn in hau ein itehen-
iterr. Wappenschild des habebnrfieehen Stammes. Auf der
•el ein Wappenschild mit reihern Quer-
dem halbverwischte SehriftzOge den Namen Perdinand ahnen
ile and Brunnen sind ans gleichen Material) am eretere läuft ein
ner Reif.
Herr Im-. Ferdinand Bdier \ Wolfarth, der mir zuerst eine Zeich-
^ Brunnens mitgetheill hat, las die Schrift auf dem Frontstücke :
M. \MIOM. SCQRHBL
Baden <\. L. W. \V.). 184? — Beim Baue des CureeJei nächst dem
ein dem bekannten Curorte Baden Fig. 6.
ichrere Bruchetflcke eines par-
Ihnlichen Estrichs aufgefunden
haben ungefähr neben-
nde Form (Fig. (»).
Ganz ähnliche Platten sind auch
auf dem Standorte des alten Xovio-
dunuin (Dernovo in Krain) gefunden
Isnngsberiekte der kais.
1861. vi Bd. 1 n. :*. Hfl.
Im J 1840 wurde am u. Septem-
ber bei Ausgrabung der Grundfesten
1 im Barten Ihrer Excellenz der Freiin von Villafranca
166), in einer Tiefe von %', ein menschliches Fig. 7.
Thrinenfl&achchen und einem unförmlichen
Brecciensteines gefunden. Das Skelet wurde von den
beim Weitergraben zerstört, nur Stücke des Schädels
(Hirnschale, Kiefer, Zinne) blieben erhalten ; ebenso wurde eines
ben Eerbrochen, das andere (Fig. 7) hat der
it J. V Trost, dem k. k. Miinz-
1 zugesendet. Der Stein
M an seine, . n Fliehe mit einem
■/.eichnel.
D»»H llen zu Baden schon
. . und dass Abthei-
■
gehabt, unterliegt ke n im J. 1790
y
Mg. 7.
1
92
waren, bei Erweiterung der Ursprungsbäder, mehrere römische Legionszie-
gel grösstentheiis 1' breit und 1' lang im Quadrate, mit den Bezeichnungen:
LEG XI1II M V (Legio XIV Martia Victrix) , LEG X G PF (Legio X
Gemina Pia Felix) und LEG. G. P. F. gefunden, und Muster davon an Ort
und Stelle am Eingange ins Badhaus eingemauert worden (vgl. Wiener
Jahrbücher d. Lit. Bd. LI. 1830. Anz. Bl. S. 48); ähnliche werden noch auf
dem Rathhause zu Baden aufbewahrt.
Auch das k. k. Münz- uud Antiken-Cabinet besitzt (namentlich durch
Vermittelung weil, des Herrn Hofrathes v. Schreibers) Bruchstücke
mehrerer römischer Ziegel, die in Baden gefunden worden sind, und zwar
mit dem Zeichen : LEG XIII1 G ...,— .. . GXIIII G M V - LEG MHIy.
Die Legio X Gemina scheint in dem Halbjahrhunderte zwischen Do-
mitians Regierung und Mark Aurel (9G— 140 n. Chr.) nach Oberpannonien
gekommen zu sein. Ptolemäus (L. V. c. 15) weist ihr, übereinstimmend mit
dem Itinerarium Antonini, als Standquartier Vindobona an. Einzelne Ab-
theilungen derselben waren ohne Zweifel auch weiter hin durch Ober-
pannonien dislocirt. Sie hiess Pia Fidelis ; später erhielt sie den Beinamen
Antoniniana, wahrscheinlich von Caracalla (196 — 217 n. Chr.). Aus dieser
Zeit rührt ein Römerstein zu Pettau (Apianus, CCCLXXX. Grut. XII. 9)
her mit der Inschrift :
I. 0. M
PRO. SALVTE. ET
INCOLVMITATE
P. VL. f IB. MARCIANI
IVNIOR. P. VAL
MARCIANVS. MIL
DVPL. LEG. X. GEM
ANTONINIANAE
Adjutricis Praetorianae et
Grecina Publii Filia
Priscilla Parentes
Votum solvunt.
(Die letzten vier Zeilen finden sich in späteren Abschriften nicht mehr
vor). Auf einem Steine von Pesaro (Orelli. 3143) heisst sie auch Gordiana.
Unter Philipp, dem Vater, (249 n. Chr.) lesen wir sie auf einem Monumente
(Grut. LXX1V. 6), das im Hause des Laz zu Wien aufbewahrt gewesen, mit
der Inschrift : FORTVNAE CONSER
GENIOQ. HVIVS. LOCI
IN. HONOREM. IVN
TIBERIAN1CI. TR
MIL. LEG. X. G. PP FEC
T CL. VALENT1NVS
CORNICVLARIVS
EX. VOTO VIC
V. KAL. IVN. AEMIL TT
ET. AQVILIN. COS
03
Raden wir sie Ruf einem Steine ron irezzo (Grat. M\ VIII.
3100), der «l«-in Conen! L. Petroniui Taorai Voiosii idmel
noeh unter Gallienui im I. 161 a. Chr. Die Notitia [raperü (448 160
i br.) bezeichne! ric ebenfalls noch als in Oberpnnnonien (zu Vindobona
und Anal». mm •) itationirt
Di( .i\ Qemlna hat wahrscheinlich treten «In- in Bril
lien von Uur bewiesenen Tapferkeit, wegen welcher Nero »;«• nie die vor-
,i seinem Zuge gegni die Albaner wählte, den Beinamen
\ ietrii erballen. Zur Zeit der daciaeben Kriege dee Kaiaeri Trajan
mit anderen Trappen nach Oberpnnnonien vernetzt, nahm aie ihr Stand-
quartier mn Karnunluin ( ltinerariuin Aiitonini. DlO Cass. L. LV. « .
ir den pnnnoniaehen Inschriften, welche dieser Legion erwähnen, rührt
die früheste vom J. 1!>."> n. (Mir. unter Sept. Severos her; sie stammt aus
Mintum und lautet ■ I. 0. M
PRO, SAL. ftfP
SERVILIVS. EM
IUTVS. MIL. LEG
XIIII. 6. Viro GA
LORVM D. D. A
RAM.SCAP. TEIIT
LO. TINEIO. CLEM. COS
i dem Sterbejahre des Sept Severos, Sil n.Chr., datirt eine zweite,
ebenfalls zu Karnuntum gefundene Steinschrift (Spon. Mise. p. 8k. XXVI..
Orelli. MO
SILVANAH. ET. QVADRinlS. AVG. SACRVM
C. ANTiiNiVS. VALENTINVS. VET. LEG. XIIII. G
M\ ll\ u. \. FVNDAMENTIS. CVM. SVO. INTROITO
POBTICVM. (V.M. ACCVB1TO. VETVSTATE
CONLABSVtt. 1MPENDIO. SVO. RESTITV1T
6ENTIAN0. ET. BASSO. COS
ler erscheinl sie, mit d^v Legio X.gepaart, auf dem obenerwähnten, dem
ins Tauius \ulusiaiiiis gewidmeten Steine vom J. 261 n. Chr.
I allen diesen Steinen jedoch fahrt sie den Heinamen Martia Victrix
ehr, mit dem sie doch auf früheren Inschriftsteinen unter Trajan
'K.lieriuann, Vigü, Nr. J4), Iladrian (Grut. CDXCVIIL 5), Antoninus Pius
II. 1) und seihst auf Minzen des Sept. Severos um 193 n. Chr.
chmacki erscheint . woraus der untrügliche Schluss sieh ziehen
,SsM ribnten Ziegel mit LJEG. XIIII. (;. M. V. etwa in das
Cbr.fiOl« iieint der Ziegel mit LEG. Ullis die
riana beizulegen, der zwei .Jahr/.ehende
Bhnlieh wurde.
Himberg (V. r. W. W.). 1861. Im October d. J. wurde am einem
ize rem Keiner Iladrian (nach 119 138, n.Chr.) a<
gegraben: BADRIANVS. IVG1 Belorberter Kopf dei Kaisers.
'*- raUCITATl a\i;v SebiffnU i: S C Unten COS m. IM».
— a:. i
— Himberg liegt bekanntlich unfern von Vösendorf und Maria Lan-
ze ii (I o r f, von welchen beiden Orten Ilömersteine bekannt geworden sind
(s. Beiträge zu einer archäol. Fundchronik im Archiv f. Kunde österr. Ge-
schichtsquellen. Jhrg. 1849, II. Bd., 1. u. 2. Hft. S. 164 u. 170).
Brück an der Leitha (V. ü. W. W.). 1851. — Laut Anzeige des
k. k. Bezirkshauptmannes zu Brück an der Leitha, Herrn Eduard Weidele,
wurden anfangs Mai 1851 im ungarischen Gebiete der Stadt, an der ganz
ii ;ilie an letzterer gelegenen Berglehne des Leithagebirges, als man dort Erdab-
grabungen vornahm, ungefähr 2—3' unter der Oberfläche mehrere theils un-
gemauerte, theils gemauerte Gräber (bis dahin 30) gefunden, von denen 5 aus
grossen, 5—0" dicken Steinplatten, andere aus unregelmässigen Steinen gebaut
waren. Aus der Lage der Gebeine konnte man schliessen, dass die Leich-
name in halbsitzender Stellung, (wie z. B. in den Gräbern bei Selzen in
llheinhessen (s. Gebrüder W u. L. Linde ns ch mit t, das germ. Todtenlager
bei Selzen. Mainz 1848. Taf. 9. Vgl. Arne th, über die Gräber bei Hallstatt
in dein Sitzungsberichte der kais. Akad. 1850, S. 318 iF.) waren begraben
worden. In den ungemauerten Gräbern fand man kleine irdene Krüge,
mehrere bronzene Schmuckgegenstände (Fibeln, Schnallen, Arm und Finger-
ringe, Spange u. s.w.), Instrumente und andere Anticaglien; ausserdem
auch römische Kaisermünzen von Gallienus (Weisskupfer III), Laelianus (?),
Constantinus M (2. St.), Constans, Constantinus (l.St. III, 1. St. IV.), Valens
(2. St.), Valentinianus, Gratianus (2. St.) aus der Zeit von 254— 383 n.Chr.,
nebst zwei Münzen früherer Zeit :
a) M. AGRIP. . . .COS. III. Kopf des Agrippa, n. links.
I]k Neptun stehend, auf der Rechten den Delphin, in der Linken den
Dreizack. S. C. — ■ JE. II. Aus dem Jahre 27 v. Chr.
b) CLAVDIVS. CAESAR. AVG. P. M. T. R. P. IMP. Kopf des Kaisers
Claudius mit der Stirnbinde.
9*. SPES. AVGVSTA. Die schreitende Hoffnungsgöttin, in der
Rechten eine Blume, mit der Linken das Kleid haltend. Unten
S. C. — JE. II. Aus dem Jahre 41 n. Chr.
Auf einem der Grabdeckel jener gemauerten Gräber, die schon einmal
scheinen aufgewühlt worden zu sein, waren folgende Fragmente einer In-
schrift zu lesen :
...PRILIS
EST. MA
IBVS SV
SSIPFF
Darüber der Untertheil einer stehenden Figur in langem Mantel.
Eine genauere Beschreibung dieses Fundes nebst getreuer Abbildung
der vorzüglicheren Fundobjecte hat im Juni-Hefte des Jahrganges 1851 der
Sitzungsberichte der kais. Akademie (philos. hist. Cl.), Herr Dr. Eduard
Freiherr von Sacken gegeben, der aus diesem Funde den wohlbegründeten
Schlusg auf eine kleine Römerniederlassung an der Stelle der heutigen
Stadt Brück, als eines natürlichen Ruhepunctes zwischen Scarabantia und
Karnuntum, zieht, indem Brück zu weit ab liegt, um dem Standorte der
»0
M.m.sio Mulenum M enUpTOCheOi tu r dir es \<»n Sin. Irr und BUobof gehalten
wird (rgh II 0 riu I v r. Geeoh. f, Wien. I. g. S. LSI). Naohtrigttefa hat
der borgerl. B&ckermeUter Hr. R Lee, der tir d ich tehr
interessirt. dem U. k. Münz- und \ntikcn-Cahinctc. liehst zu.-i Ziegdplat len
(die eine mit den erhöhten kanten I' •%", <>lnic diese 11%" breit und I
hoch, mit einer heibkreUformigen Vertiefung m unteren Knie und Bin»
drQoken wie rea Hendapfoten ; die andere |im ähnlich, aar etwae
twei Todtenieh&deJ eingesendet, die Herr Begieraageffttli Ar-
li der mathematisch - naturwissenschaftlichen ('lasse der knie. \
demie aar näheren Untersuchung übergab, In deren Sitzung am 2;{. Haftet
d .!. Hr. Prof. Dr. Jus. Ifyrll den einen all einen indo-germanischcn, deH
anderen elf einen Sc\ Ihenschädel bezeichnete und die gemeinschaftliche
Auflindung beider an einem und demselben Orte daraus zu erklären vn-
■nehte, dnee vielleicht unter den römischen Soldaten scythische Miethtrnppcn
sieh mochten befunden haben. — Nachträglich sind aus dem Fände zu Brück
dem k. k. Cabinete noch einige Sehmuckgegenstände (Goldring mit runder
blauer Paste, viereckige grüne Paste in Gold gefasst, eine mit Goldknöpfchen
besetzte Silber-Fibel) zugekommen.
Die Nachricht von einem anderen Funde zu Brück (an der Leitha),
welche die Hunde durch alle Zeitungsblätter machte, scheint eine müssige
Erfindung gewesen zu sein. Es hiess nämlich (vgl. Fremdenblatt v. 24. Dec.
1850), „man habe zu Brück, bei Sprengung eines Theiies der Stadtmauer
zum Behufe einer Erweiterung, ein vollständiges Gerippe eines römischen
Soldaten in voller Rüstung, auf dem Schilde liegend, gefunden; als man ei
aber aus dem Grabe heben wollte, sei alles zerfallen, nur das Schwert sei
unversehrt geblieben." Da der Fundorl Brück nicht näher bezeichnet war.
und daher eben so gut Brück an der Leitha, als Brück an der Mur sein
konnte, so wendete ich mich an zuverlässige Freunde an beiden Orten, und
erhielt fast gleichzeitig von beiden Seiten den Bescheid, dass von einem der-
artigen Funde durchaus nichts bekannt geworden sei. Im Monate daraufkam die
li rieht von einem ganz ähnlichen Funde zu Pe t roneil (s. dort) in Umlauf.
Petrunell (V. U. \V. \\\). 1851. — Von dem classischen Boden um
Petronell, der fast unausgesetzt neue Monumente aus der Römerzeit ans
Tageslicht sendet, auf die der eifrige Alterthumsfreund, Herr A. Widter
ein obachtsames Auge hat, wussten die Zeitblälter (vgl. Friedenszeitung
I. 10. Jänner, Nr. 9, S. 35 u. a.) eine interessante Fundgeschichte zu ei-
len. Man habe nämlich, hiess es, bei Aushebung eines tiefen Waaser-
bene nächst Petronell ein gemauertes Grab entdeckt, in dem die Reste
I erdegerippes samml Zügel und sonstigen metallenen Schnallen und
in das Skelel eines römischen Kriegers und einige Rü-
child, Helm mit Adler u. s. w, und einige Beile sieh bc-
\«ller und den Beilen (dergleichen in den Fasees staken.
wcl.l.e die Licteren trugen) wollte man den Schluss ziehen, dass der Todte
ein Feldherr gewesen sei. — Es war nicht möglich, die Wahrheit eines sol-
iheih diese Naehi -ichl aus -leich unlaul.
\\i.> die bei Brück an dei Leithe erwähnte.
96
Melk (V. O. \\ . W.) — Die Notwendigkeit einer allmählichen Grup-
pirong der allenthalben zerstreuten Notizen über die auf einzelnen Puncten
Ulteri grossen Vaterlandes zu verschiedenen Zeiten gemachten Funde wird
M nicht nur «Mitschuldigen, sondern sogar alsPflicht erscheinen lassen, Vor-
arbeiten hierzu, wo auch immer sie sich linden mögen, in den Kreis unserer
Besprechung ata ziehen und auszugsweise milzutheilen. Eine solche Vorar-
beit für die Gegend um Melk enthält die Geschichte des dortigen Bene-
dictinerstiftes von J. Fr. Keiblinger (Wien, Beck 1851. 1. Bd.) Sie
macht von folgenden, auf Melk und dessen Umgebung sich beziehenden,
Iheils noch vorhandenen, tbeils schon vorlängst wieder verschwundenen
Rümerdenkmalen Erwähnung.
A. Im Stifte Melk selbst:
1.
SVCCESSVS TS VRSINA CN VI VI
FEC. SIBI. ET. SVCCESSIANO. FIL
0. ROM. N. X. EX PONT
BEL NES. SER
Apian. CDV. u. CD VI. zweimal mit verschiedener Leseart. Laz, Reip.
Rom. L. XII. p. 1098. 1099. — Typ. chorogr* Austr. in Duellii Biga libr. rar.
p. 5. Nach Pechlarn versetzt. -—Hormayr. Geschichte v. Wien I. 2.
S. 137. — Keiblinger, S 10.
2.
TERCIVS. SENNONIS
MILES
COH. I. FL. BT
L. BAEBIVS
BVTTVS. H. ET
PARENES
VIVI. F.
Unter dem Presbyterium der damaligen Stiftskirche, an den Stufen
zu der Stiege zur Gruftcapelle. — Apian. p. CD VI. — Laz. R. R. XII. p.
1098. 1099. - Hormayr, G. v. W. I. 2. S. 137. - Keiblinger S. 11. —
Der Stein ist errichtet einem Soldaten der CoHors I. Flavia BriTtonum, die
auch auf anderen Monumenten vorkommt, wie z. B. auf einem Steine zu St.
Veit in Kärnten (Grut. CHI. 13), zu Pesaro (Murat. MCXIV, 5).
3.
IVLIVS. PRAESES. IVS. REDDEBAT
MELISSAE
Laz. 1. c. — Nr. 1 u. 3, in ein Monument zusammengewürfelt in :
ecfuXcw« sive comp, commemoratio Fundationis Lambertinae Abbatiae.
Studio et labore Georgii ülrici,Chemnicensis (Ludimagistri ad D. Petrum).
4. Salisburgi 1604. P. 112 - 113. - Und dann wieder Nr. 1 u. 2 nach
1 echlarn versetzt - Hormayr, G. v. W. I. 2. S. 139. -Keiblinger
h 13. - Eine höchst verdächtige Inschrift. Von diesen drei Steinen war
schon vor beinahe anderthalb Jahrhunderten keine Spur mehr vorhanden.
<>7
Im Saci hen an der Satliohen Mann-, hinter «l«-iu Hochaltar,
beAnden sieh rier röthliche Harmorataine mit Bgorirten Darttellangen.
a) Bin dreieckiger Stein, i lany, r 10" hoch, zeigt als Achtelsttck
ainan b&rtigen Mann, mit Tnnieaoder Lorica; /u beiden Seiten «'in Delpbin.
II ormaj r, G. v. w. I. ft. s. 189. - keil.li ager, s. 14 16, I
b) Bin Dreieck, 3 <i lang, H^'hoch. In der Mitte ein LUwenkopf(Meda-
lefehaupt? nach Philib. Haber, Austria ex arch. mellic. Ulnatrata 806 ;>(»<».
ein Menschenantlia), auf dem ein Vogel (Schwan? Phönix?) mit ausgebrei-
teten Flügeln ruht; aa beiden Seiten des Kopfes eine Taube: ausserhalb
an den Seitenetegen des Dreieckes beiderseits ein Delphin. — II o r in a y r,
abend. — Keiblinger, ebend. Fig. II.
c) Links zu unterst ein Basrelief 3' lang-, 1' 11" hoch, eine Wölfin
in einer Felsenhöhle darstellend, die den Romulus und Remus säugt; seit-
wärts zwei Stolen, darunter zwei Blenden und in dieser ein älterer belor-
berter Kopf (Hadrian? Septimius Severus?) und einjugendlicher, vielleicht
weil>lieher(Antinous? Julia Donina?), zwischen beiden zwei einander zuge-
kehrte Hippokampe (Seepferde). — Hormayr, ebend. — Keiblinger,
ebend. Fig. III. — Ein ähnliches Basrelief wurde auf dem Standpuncte des
alten Virununi in Kärnten gefunden. Die Wiederaufnahme dieser Darstel-
lung aus Roni's Wiegenzeit fand um das J. 140. n. Chr. unter dem Kaiser
Antoninus Pius statt, der sie auf der Rückseite seiner Münzen anbringen
Hess. (Eckhel, d. N. V. P. II. p. 31.)
d) D em Beschauer zur Rechten, ein Viereck, an 2' ü" lang, fast
2' hoch. Es stellt einen Krieger mit Lorica und Balteum dar, der auf dein
rechten Knie liegt und einen Drachen (Lindwurm) mit verschlungenem
.uze bekämpft; rechtsein Stab, umdensich eine Schlange windet. Wohl
nicht römisch. — Hormayr, ebend. — Keiblinger, ebend. Fig. IV.
e) An Münzen fand man nur im J. 1740 eine Goldmünze vom Kaiser Nero.
(54 - 68 n. Chr.) NERO. CAESAR. AVGVSTVS fy. SALVS. Die Göttin
des Heiles sitzend, in d. R. eine Schale; — ferner im Herbste 1819 im
Hofe des Hauses Nr. 24. eine Bronzemünze von Vespasian? (69 — 79 n.
Chr.) auf der Kehrseite die Abundantia.
B. Traismauer. — Im Schlosse zu Traismauer befindet sich ein unterhalb
des Dorfes Gern einleb am ausgegrabener Römers lein mit der Inschrift:
C. IVLIO
AGRICOLE
VET. EX. ARM
CVST. AL. I. AVG
AN. XXXXV
T. AELO. VARTIO
VET. At. EIVSI»
H. F
1 I liakl Linien zwei jugendliche Figuren in Mänteln mit phry-
m Miil/.i-n. dielieine versehränkt und das Kinn auf die Hand g<
! -nis und Plmsphnrus auf. Mühr; kleinen. (Ilor-
Archi
98
nayr, a. a. 0. — S. 138. chweickhardt, Darstell, des Erzherz.
ölterr. III. Bd. S. 262. — Keiblinger, S. 16. Fig. VI.) Es gab eine Alal.
Auguste Gemimt zu Hadrians Zeit (vgl. Journal des Savans. 1837, p. 658;
Chirac, Moeee de sculpt. Livr. 13. pl. LXXIX. 27. Jahn, Jahrbb. LI. 415.
Zell, L 190), eine Ala I. Augusta Thracum (Orelli, 2223), und eine Alal. Au-
rntta Ituraeorum, die auf einer Tabula honestae missionis von Marc Aurel
und Lucius Verus aus dem J. 167 n.Chr. (vgl. Cardinali, p XXXXIII.u. 239,
Arnelh, Militärdipl. S. 51. 52) undauf Inschriftsteinen (Grut. DXIX. 5 DXXXIII
9) vorkommt. Wahrscheinlich ist hier die letztere gemeint, da es nach den zu-
letzt angeführten Steinen von Leopoldsdorf in Ebersdorf (vgl. Archiv, Jhrg.
849. II. Bd. I. u. II. Hft. S. 166, 169) sich herauszustellen scheint, dass zur
Zeit, wo M. Aurel seine Sireitmassen zum Kriege gegen die Marcomannen
an der Donau zusammenzog (also um 167 — ■ 174. n. Chr. oder kurz vorher),
Fuss- und Reitervolk aus Ituräa in Unlerpannonien stationirt war.
Einer gütigen Mittheilung des Hrn. Drs. Adolf Haakh in Stuttgart ver-
danke ich die Nachricht, dass der Verf. der „Colonia Sumlocenne," Hr.
Domdecan Jaumann zu Rottenburg am Nekar, im „Schwab. Merkur," un-
ter den neu ausgegrabenen Steinen in dieser alten Römerstadt ein Grab-
relief mit Inschrift anführt, das, nach seiner Beschreibung, unserem, ihm
noch nicht bekannt gewordenen, Denkmahle vollkommen ähnlich ist. Das
Resultat der von Hrn. Haakh angestellten Forschung geht darauf hinaus
dass beide Grabreliefs das Bild des Geliebten der Cybele, Atys, vor Augen
stellen, dessen Cult mit dem der Mater Deüm Magna Idaea zur Zeit der
Kaiser so weite Verbreitung fand (vgl. Orelli, 1896 — 1907, 2320 — 2339)
und in mehrfacher Beziehung dem Mithrasdienste zur Seite steht (vgl. z.
B. Chaudr uc de Cr az annes, surlerapport qui existait entrele Taurobole
et quelques ceremonies du eulte de Mythra et de ses mysteres. Revue
archeologique. 1849. p. 435. f). — Durch die Beziehung dieses Inschrift-
steinesauf Dedicanten aus Syrien gewinnt die von Hrn. Ha a kh aufgestellte
Hypothese noch viel an Wahrscheinlichkeit. —
In scheinbarem Widerspruche mit der eben aufgestellten Vermuthung,
dass hier die Ala I. Augusta Ituraeorum gemeint sein dürfte, tritt ein anderer
(von Hormayr a. a. 0., S. 138, nach Duellius und Jorda aufgeführter, von
Keiblinger aber nicht erwähnter) Inschriftstein zu Traismauer, der
dem Kaiser Antoninus Pius (TR. POT. COS. III. PP) um das J. 140 n.
Chr. von der Ala I. Augusta Thracum gesetzt ist. Dass um das genannte Jahr
hracische Reiterei hier gelegen habe, begründet bei den fortwährenden Trup-
penversetzungen in der Kaiserzeit, gar kein Bedenken gegen die Annahme
das um 20 — 30 Jahre später die Ala I. Augusta Ituraeorum in diese Gegen-
den gekommen sei.
C) Mauer, unweit Melk. In der Kirche daselbst befindet sich folgen-
des Bruchstück eines Insehriftst eines:
CAM
AVI
t™
H...
09
n
M....
UV...
TB., . .
(K e i i» lin g e r tbend. Fij,
l>) Gossam in der Pfarre Emersderf, -- Daselbsl befinde! sich
ein Rftmeifetein mit der Inschrift:
AIVCCIONJ
NIGRIN1 r AN
xvi et ivcv.nhn ;.k
F. AN. VI. CVPITA
MATER. VIVA. FEC II
ET. SIBI
Auf der einen Seile steht ein Jüngling in langem Rocke, in der 11. einen
Apfel (Bulle); auf der anderen eine weibliche Gestalt auf einem Posta-
mente, in der II. einen Granatapfel, in der L. eine Rolle (Stab), walu-
seheinlieii die Bilder des sechzehnjährigen Sohnes und der sechsjäh-
l.iehter. denen ihre Mutter als Erbin das gemeinschaftliche Grab-
denkmal setzen Hess. — Keiblinger, a. a. 0. Fig. IX. — Der Name
AJVCCION klingt ganz celtisch, und der Name der Mutter: Capitis oder
Cupita kommt auf pannonischen und norischen Inschriftsteinen häufig vor.
I. Wr, Jahrb. d. Lit. CiL Anz. Bl. S. 4. S. 31.)
E) St. Leonhard am Forst: — An der Kirche daselbst findet man
ude zwei llömersteine:
a.
D. M.
IV...TVI...A
I.IPSA...B
. ..LIB....
Im Frontun ein Medusenhaupt, zwischen Delphinen ausserhalb der Sei-
_re, neben jedem eine fünfblättrige Rosette. — Ke ib ling e r, a. a. 0.
Fig. VII.
b.
M. SEXTIO
VETONlANO
AJBD. M. .i:l. cet
ANN. LXX. ET
VIND/E. TERTI. F
COM. AN. L. P. AEL
MARCIANO. [...,
M1L. ("OH. HU PRAE
AN V\. ST1P Hl
BT. AVIL. F. MAXSIM1
M. C AN. I
T
100
E. . . .
M SE S
MIL SEV. . .XXV
Im Fronton ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen, zwischen zwei
Delphinen ausserhalb der Seitenstege. Apian. CCCLVI. in Liburnia. —
Laz. R. R. p. 1185. — Grut. CCCCLXIX. 8. u. DXVII. 6. wo es heisst: In
ruinis Sisaci olim Sisciae. — F a b r e 1 1 i. p. 212. — Muratori. DCCCLIV.
in oppido Scli. Leonardi in Austria, ex Actis Lips. Erudit. mit der Vermu-
thung M. S. Vettonianus sei Aedil von ^ELia CEleia (?) gewesen. — Hor-
mayr, a. a. 0. S. 134. — Katancsich. J. A. I. 407. CCLI. — Keib-
linger, a. o. 0. Fig. VIII.
Dieser Inschriftstein führt uns auf das vielbesprochene Municipium
iELium CETium (Aelia Cetiensis, AeliaCetiensium, Citium), eine Schöpfung
des Kaisers Hadrian, das die Tabula Peuting., Cluver,Lambecius, Wesseling
u. a. vor Comagenä unmittelbar oberhalb Wien, (Kahlenbergerdörfel? Nach
Max. Fischer auf die Stelle von Klosterneuburg) M. P. VII, also noch in
Pannonien, andere, mit dem Itinerar hinter Comageuä, M. P. XXIV, etwa
auf die Stelle von Göttvveig, wie Simler und Abt Magnus, nach Mautern,
wie Kruse, oder wohl gar wie Schönwiesner, Schaukegl und in neuester
Zeit A. Pauly nach St. Polten an der Trasen(Traismauer ?), also nach Nori-
cum (ripense) versetzt wissen wollen, während andere, wie Fuhrmann, zwei
Städte dieses Namen, vielleicht ein unteres und ein oberes Cetium, annehmen.
Ausser diesem Inschriftsteine kennt man noch andere, die mehr oder
minder sicher auf Aelium Cetium bezogen werden können; nämlich:
1. Ein Stein, der, nach Lambecius, zu Lambach gefunden worden
ist, mit der Inschrift:
P. AELI. FLAVI. DEC. ET. 1IVIR
ET. FLAMIN1S. AEL. CETIENSIVM
ITEM. DEC. E. IIVIR "E
PONTIF. COLONIAE. AVRELIAE
ANTONIANAE. OVIL
TRIB. LEG. III. AVG. ET
AELIAE P. FILIAE. FLAVIANAE
FILIAE. EIVSDEM. ET. AEL*
MANSV3TI. PATRIS. EIVS. "E
ORGETIAE. SISAE, MATRIS
EX. PRAECEPTO. EIVS. ORGETIA
VRSA. PROPINQVA. IMPENDIO
HEREDIS. FIERI. INSTITVIT
Nach Lambecius zu Lamb ach gefunden. Laz. L. XII. c. 9. Avent. L. II.
Grut. CCCXLV. 8. Hormayr a. a. 0. I, S. 130. ~- Wr. Jahrb. d. L.
LXXXVI. Bd., S. 70—71.
2) Ein zur Zeit des Laz, beiZeiselmauer gefundener und an die
Wand des Klosters der Dominikanerinnen zu Tuln übersetzter Stein , mit
der Inschrift :
101
\i L GERMANO
\ BT i \ DEC. BT
CAS8IAE. \ \u.vn\i;
i;i\s. BT. PVB. u;l|S
SABINIANO. BT. GERMANO
DECC. I. l>. COLONIAE
AOMLI.IIASI A. MILITIIS
BT. P. VALENTINAE
SORORI. EQ. Rf. P
I\ AEL1VS. RYFI.WS
DEC. ET. II VIR. !. D. ABL
CETIEXS
PERFICI. CVRAVIT.
Gruter. nach La/. CCCXLV. 10. u. DXVII. I. — Hormayr, a. a. 0.
S. 13<>. 131.
3) Ein Stein von Pet roneil mit der Inschrift:
P. IVLIVS. MAXIMVS
VET. LEG. X. G. VI VIR AEL. CET
SIBI. ET. SECVNDINAE
SECVNDIM. F. VXORI
ET. M. RVFINO. SECVN
DINO. F. C
Laz, R. R. p. 670, aus diesem Grut. CCCCXXIH. 3. (der LEG. X
(i. A. C. ET liest, während Scaliger bemerkt , dassVE(teranus) nicht nach
LEG. X., sondern voraus stehen müsse). — Katancs. J. A. I. k'lö.
CCCLXXX.
4) Ein Stein zu Rom. mit der Inschrift:
M. VLPIO. VRSINO
VLPII. RESPECTI
FIL10. NATIOXE
NORICO. AELIO
CETIO. VIX1T
ANN. XVI. T. AVR
PRIMVS. LIBRARIVS
FRATRI. K. F. C
Fabretti, p. 211. — Katancs. J. A. I. 307. XXXI. Für die nähere Be-
stimmung der Lage von Cetium wohl am wichtigsten.
Die Auffindung eines römischen Miiit&rdiplomea ('S. Wr. Jahrbücher,
LXXXVI. Bd.Anz.Bl. S. 68 ff.Arneth, swölf römische MiliUrdipl. S. 39 fT.)
rem Kaiser Titna ans dem J. 80 n. Chr. zu Klosterneuhurg am 33. Ju!
-i wulil etwas für eine römische Niederlassung In diesei Gegend
Niemand gezweifelt halten dürfte, aber nichts für die Existena von Aelium
Cetium in dieser Nfthe ron Wien. Vielmehr seheint die /.ulei/t angeführte
Inschrift onwiderl 'gbar darauf hinzudeuten, dass diese Römerstadt nicht
auf pannonischem. sondern bereits auf norischem Boden tu inchf
Aelium Celium bald als Colonia , bald als Municipiuin auf den obigen
102
schriftsteinen bezeichnet erscheine, wie Hormayr (G. v. W. I. 2. S. 133,
134) ans denselben zu entnehmen glaubte weiss ich nicht herauszufinden.
Poisdorf (V. U. M. B.). 1851. — Der Wirthschaftsbesitzer Johann
S e hweyer von Poisdorf hat bei dem Umbaue seines Hauses Nr. 46 mehrere
Gold- und Silberstücke aufgefunden. Die dem k. k. Münz- und Antiken-
Cabinete von dem Finder zur Einsicht gefälligst zugemitlelten 12 Münzen
(6 Ducaten, 5 Thaler, 1 Gulden) fallen in den Zeitraum von 1606—1673.
Es sind folgende: 1 venetianischer Ducaten vom Dogen LeonhardDonatus IL
(1606 — 1612); 1 Ducaten der freien Stadt Frankfurt vom J. 1640; 1 Dort-
munder Ducaten von Ferdinand II. v. J. 1635; 1 pfälzischer Ducaten von
Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg, v. J. 1643 ; 1 Holländer Ducaten vom
J. 16f>0 und 1 Mainzer Ducaten von Joh. Phil. Grafen v. Schönborn. 1647
bis 11*73; ferner 1 Thaler von Job. Georg I. von Sachsen (1611 — 1650);
3 Thaler von Ferdinand II. (1619 — 1637); 1 venetianischer Scudo von dem
Dogen Joh. Cornaro (1624 — 1629) und 1 halber Scudo von ebendemselben.
Das k. k. Cabinet hat 2 Thaler vom Kaiser Ferdinand II. und den Ducaten
vom Dogen Leonh. Donatusll., gegen Ersatz mit Rücksicht auf den Affections-
werth, zurückbehalten.
Martinsdorf (V. U. M. B.). 1853. - Bei Gelegenheit des Baues
einer Küche sind im Hause des L orenz Mayer zu Martinsdorf, laut An-
zeige des dortigen Gemeindevorstehers, 30 Stück Ducaten und 40 Silber-
stücke in Thalergrösse gefunden worden. Die noch nach weisbaren Fundstücke
tragen die Jahreszahlen 1623, 1642 — 1671. Dein Finder wurde von der Be-
zirkshauptmannschaft die Weisung ertheilt, fernerhin, bis auf weiteren
Bescheid, nichts mehr davon zu verausgaben, so wie diejenigen zu nennen,
denen er bereits Münzen aus diesem Funde abgetreten hat. Übrigens hat er
den grössten Theil schon seinem Sohne Josep h M ayer zu Simmering
geschenkt. Demk. k. Münz- und Antiken-Cabinete ist der officielleBericht über
diesen Fund durch die h. Statthalterei(3. April 1852, Z. 10818) zugegangen.
Dümstein (V. 0. M. B.). 1841. — Bekanntlich erhebt sich hinter dem
am linken Donauufer liegenden Städtchen Dürnstein ein steiles Klippen-
gebirge, das theils aus Granit, theils aus Kreide besteht. Am schroffsten
steigt dasselbe gleich ausserhalb des Städtchens fast unmittelbar an dem
schmalen Fahrwege , beinahe senkrecht vom Donauspiegel, 30 Klafter und
mehr noch empor. Dieses Gebirge scheint ehedem noch höher gewesen zu
sein, da es für die aufmerksamen Beobachter sich deutlich zeigt, dass dieses
kleine Vorgebirge, an dem jetzt kärgliche Streifen von Weingärten sich hin-
ziehen, nur durch Verwitterung und Absturz des oben erwähnten Klippen-
gebirges entstanden sei, wesshalb auch im Gerolle daselbst nicht selten
Steine von 2, 3 und mehr Kubikklaftern vorkommen. Ungefähr 500 Schritte
ausser der sogenannten Schiffmühle Hess vor ungefähr anderthalb Jahr-
zehenden der Baumeister zu Dürnstein, Herr Adalbert Wohlschläger,
einen Steinbruch eröffnen. Der ehemalige Besitzer von Stet ten zu Haus-
lei then im V. U. M. B., Herr Franz Heninger machte den Baumeister,
mit dem er einen Lieferungscontractabschloss, so wie dessen Arbeiter darauf
aufmerksam, dass es wohl möglich wäre, unter dem Gerolle eines oder da
103
Mitdecken, was in archäologischer oder palflontologi icher Hl
von init'iTSM' wire< Obwohl fortwlhrend von 0 Mensehen gearbeitet
\\ urde, so war doch hinnen Jahresfrist niehls zum Vorscheine gekommen, bis
man plöt/lieb wieder auf ei Folsstttch gerieth, dss5- l» k h Im k Ma If er
Steine gab. [Jngeflhr6 Aber dem Do el, wo vormals von derjel
.•hinein i\\>v Hoden ehen ^cucsrn sein D in heiläulig .'{ Met/en
i- Kohlenhanfe. Von diesem etwa i Klarier entfern! in derselben
Richtung fand man 3—4 ziemlich gut erhaltene Menschengerippe, die Kno-
ehen petrificirl und, nach Aussage *\i-\- Arbeiter, mit einer Steinkniste Qber-
daneben ein Steinbeil (Hammer) von Nephrit (Heilstein), der in der
<\ nirgendi bricht; alles dies 6 7 Klafter tief unter den gr
st&cken. Beilinfig :$ Klafter von diesen noch weiter gegen di
birge zu stiess man auf das mächtige Gerippe eines Ilirsehes, das nicht so
pul erhalten war. ohne Zweifel, weil in dein hohlen Räume, der zwischen
den Felsstücken sieh gebildet hatte, Luft und Wasser auf das Skelet wirken
konnten. In dieser Tiefe fand man auch eine Pfeife von Hein, ein stark ver-
rostetes grosses Schwert. Griff und Klinge von Eisen und die unten be-
sehriehene Münze von Blei. Herr II e n i ng er hat diese Fundobjecte
sämmtlieh dem k. k. Münz- und Antiken-Cabinet zur Ansicht und Aus-
wahl mitgetheilt. Schon vor längeren Jahren hat derselbe von einem ge-
wissen Dominik M e i e r im ganzen 31 Stück Münzen, angeblich in dieser
Gegend gefunden, an sich gebracht, von denen er mehrere den Stiften
zn .M e 1 k und zu Gott we i g schenkte.
Ausserdem hat Herr Heninger in der Veste Dürnstein selbst
einiges gefunden, darunter im Mauersehutl ein zerbrochenes antikes Wasser-
krüglein. Auch wurden dort im J. 1805 von einem gewissen Jos. Siedler
zwei auf Bachenbolz gemalte Bilder 8" lang und 6" breit entdeckt. Siestellen
einen orientalischen Seehafen vor, wo man Kameele, Pferde und Menschen
sieht: auf einer nahen Anhöhe w eiden Ziegen. Schafe und Kühe, vonSchäl'er-
hnnden hewachl. Weiterhin auf dem Hügel bemerkt man halbverfallene
Städte und Ruinen. Hewundernswerlh ist die Feinheit, mit der eine so
Anzahl von Figuren — es sind ihrer gegen 50 — auf so kleinem
Räume, in Ölfarbe, deutlich und ausdrucksvoll ausgeführt erschein!. Da
aber die Bilder ohne Rahmen so lange Zeit im Schutte gelegen haben und
von dem Finder unter Steinen hervorgezogen wurden, so haben sie an
manchen Stellen bedeutend gelitten. Vielleicht rühren diese Bilder aus dem
Kloster her, das in früherer Zeil daselbst bestanden hat: uahrsehein-
lieh aus gleicher Quelle besitzt Herr Heninger auch 4 Stück Schlachten-
gemälde, jedes 5' lang, .'i breit, jedes mit mehr als 200 Figuren; einen
Christus und eine Madonna auf Leinwand gemalt, und D> Türkisse von un-
gewöhnlicher Grösse. Einen Theil derselben hat ein gewisser Herr Huf
im J. L808 unter dem Schutte einer eingestürzten alten .Mauer im Schlosse
Dürnstein gefunden. Der andere Theil rührt angehlieh aus einem
Funde her, der nach der /.weilen Belagerung Wiens dureli die Tirken im
Zelte des (i nacht worden ist. Von diesen Tflrkissen sind 16
mit vertieften, wam Theilfl noch mit Gold angefüllten, der urientui
io*
Schrift ähnlichen Zügen bezeichnet; 3 sehr schön blaue sind unbeschrieben.
Kenner des Orientalischen haben obige Züge auf den ersten Blick für eine
willkürliche Nachahmung türkischer Charaktere erklärt, die nicht einmal
schriflgereeht ist, 'noch weniger einen Sinn gibt, ein einziges Stück scheint
angestrengterer Forschung, die eben ihm gewidmet wird, ein Resultat in
Aussieht zu stellen; die Türkisse selbst sind, nach dem ürtheile kundiger
Mineralogen, echt, nur zum Theile durch Verwitterung angegriffen und
abf;irbig. Der grösste dieser Türkisse hat 33/4" im Durchmesser. Eine noch
bedeutendere Anzahl solcher Türkisse aus dem zweiten Funde ist in andere
Hände übergegangen.
Das Steinbeil, die Bleimünze, das Wasserkrüglein, so wie ein, von
ebendort herrührender, kleiner tragbarer Altar von Holz mit den Bild-
nissen der Materdolorosa, Johannes des Täufers und des heil.
Franz vonAssisi, sind im k. k.Münz- und Antiken-Cabinete aufbewahrt.
Die Münze ist wahrscheinlich eine Fälschung aus dem 16. Jahrhunderte;
sie. ist nämlich der Nachguss einer Silbermünze von Rhodus, von 6 Grösse,
statt wie das Original von 4V3oder 5, 147 Gran st. 88 — 91 wiegend, und hat
folgenden Typus :
Kopf des Sonnengottes von vorne, ohne Strahlen, mit herabhangenden
Haaren, innerhalb eines Randes.
9» . . . P. A ... Balaustiumblume. Unterhalb. HPUK1. Blei. Gr. 6.
Das zerbrochene Wasserkrüglein ist von grauem Thone Fig. 9.
mit knopfähnlichen Erhöhungen an der Ausbauchung, unge-
fähr wie in nebenstehender Zeichnung: (Fig. 9.)
B. Land ob der Enns.
^
Enns (Traunkreis). 1851. — Zwischen der Kirche St. Laurenz und
der Strasse nach Mauthhausen, ganz in der Nähe des fürstl. Auersperg'schen
Maierhofgartens, wurde im August d. J., durch Zufall, 4' unter der Erd-
oberfläche ein Gewölbe entdeckt, das von dem Hypokaustum eines weit-
läutigen Badegebäudes herrührt. Ein Raum von mehr als 80 Klaftern in der
Ausdehnung scheint aus 4' hohen und 2' von einander entfernten Säulen
zu bestehen, die aus Granit gehauen sind, wie er, in dieser Gegend, nur am
linken Donauufer bricht: Über diesen Pfeilern ruht ein Gewölbe von Ziegeln,
von denen viele die Schrift LEG. H. tragen. Auf diesem Ziegelgewölbe
selbst wieder liegt ein Estrich von gestossenen Ziegeln. Der gleich im ersten
Anlaufe zu Tage gelegte Raum von ungefähr 8 Klaftern hat bereits 24 sol-
cher Säulen zum Vorscheine gebracht. Herr Regierungsrath A rneth , der
zufällig dort anwesend war, nahm sich dieser Entdeckung mit ge-
wohntem Eifer an und empfahl die weitere Verfolgung derselben mit vieler
Wärme dem Herrn Statthalter, der ungesäumt Anstalt traf, das bisher Auf-
gefundene vor der absichtlichen Zerstörung, der es anfänglich anheimzu-
fallen drohte, zu schützen und die völlige Bloslegung dieses interessanten
Denkmales aus der Römerzeit, auf öffentliche Kosten und unter zweck-
mässiger und einsichtsvoller Leitung zu veranlassen. Herr Regierungsrath
LOS
A ,. | 0i i, i, , lehriohl ron diesem sei li der
Llnieneitn 8gebeB, mu '!«•'• ria i" die W
fL Lloyd, Abendblatt, rem tft.Sept* 1851, Nr.fttt o.a.) ftber-
; ifobrliche Schilderong dieter Beamte w*x noter der Auf-
lehrift: nEin rOmiaeber Ef jpokenatam in der Nähe von Ebb«,
hin/, den SO >i" in der Boilago inm Morgenblatte der Wiener Zei-
tung vom S5. Oel 1851, v. ;; ene der Linser Zeitung mitg etbeilL leh füge
dieoelbe hierin der Note bei #), da ii€ in den beiden Butlern, die sie ge-
•) Der Herr Statthalter dieses Kronlandes hat eine Commlssion von Kunst-
verständigen nach Enns entsendet . um im Intereste der Allerthum.skuride
und der Wissenschaft die Wichtigkeit der im September und October I. J.
daselbst veranstalteten Ausgrabungen von römischen Alterthümem zu er-
heben. Es ist uns gestattet worden , von dem Gutachten dieser Commission,
zusammengesetzt aus dem k. k. Kreisrathe Herrn Wenzel Brunner, dem k. k.
lor Harm Jos. G a i s b e r g er, dem Museal-Custos Herrn Karl Ehr-
lich, und dem k. k. Ingenieur-Assistenten Herrn Wenzel Kienhart, Ein-
sicht zu nehmen, und wirtheilen aus demselben Nachstehendes unsern Lesern
mit : ..Die nächste Umgebung von Enns", heisst es darin, „bietet in geognostischer
Beziehung die Ablagerungen des älteren Diluviums, dessen Bänke von Con-
glomerat sich zu einem massigen Hügel von 905 Fuss über der Fläche des Meeres
am St. Georgenberg erheben , worauf die Stadt gebaut ist ; vom Gewässer de«
gleichnamigen Flusses durchschnitten, finden sich auch diese Bildungen an dem Ufer
derselben blosgelegt. von Süden her in Form einer Terrasse, wird diese in nord-
östlicher Richtung gegen das Alluvial-Land niederer, und erscheint nur mit einem
Höhenunterschied von 23 Fuss über den jungen Anschwemmungen in einer ebenen
Fläche, dessen von Natur aus schon günstige Lage die Römer in ihrer norischen
Provinz bei dem Standquartier in Lauriacum zur Anlage eines Castrums wählten,
von welchem die Gräben zum Theil gegen die Stadt- und Donauseite noch er-
halten und sehr gut erkennbar sind.
Sind gleich in mehreren Orten dieser klassischen Gegend Überreste aus der
Hömei/..it aufgedeckt worden, wie z. B. auf dem südlichen Gehänge des nahen
Aichberges durch Herrn Cooperator Wies er in Enns bei 20 Gräber — im Haler-
hofe des Herrn V o r a u e r ein wohlerhaltenes Monument von Stein und noch
viele andere Gegenstände , die in einer eigenen Monographie : „Lauriacum und
Mterthümer 1846" bekannt gegeben wurden, so war doch immer der Platt
innerhalb des bezeichneten Castrums derjenige, worauf die meisten Funde, be-
sonders an Münzen, gemacht wurden.
Hier sank am 23. October 1850 auf einem zur Pfarrei gehörigen Acker ein
Pferd mit den Vordertüssen etwas ein, indem die Wölbung eines römischen
Grabes durchbrochen war. Im Juli des laufenden Jahres führte eine ähnliche
Veranlassung auf den benachbarten, mehr östlich gelegenen Feldern des Herrn
in von A u e r s p e r g zur Entdeckung einer anderen Interessantes I.
nung, nämlich eines römischen Hypnkaustums.
Die darauf vom Herrn Pursten eingeleiteten Aufgrabungen waren von den
folgenden Vorkommnissen begleitet:
106
bracht haben, gerade von denjenigen am leichtesten könnte übersehen wor-
den seilt, die für derlei Vorkommnisse das meiste Interesse hegen. — Jeden-
An der zuerst aufgedeckten Stelle in einem Umfange von vier Quadrat-
Uaftern kam man auf einen bloss aus Lehmmasse roh geformten Feuerherd,
worauf Asche und Geschirrtrümmer sich fanden; anstossend an den Herd zeigte
sich ein von Säulen getragenes Gewölbe, wovon die vorhandenen Ziegel S1/^'
lang, ö'/g" breit, der Länge nach auf einer Seite i%" auf der anderen l' dick sind.
Sie sind fest und aus einer gleichförmigen feinen Lehmmasse geformt, zum
Theil ohne Bezeichnung, tbeils auch mit dem Stämpel (LEG. II. I.) (Leg. Secund.
ital.") versehen.
Drei Stücke führen nebst diesen , noch mit. irgend einem sebarfen Instrument
in der noch weichen Masse nur flüchtig hingeschriebene, noch unentzifferte Auf-
schriften, andere Ziegel fanden sich in etwas grösseren quadratischen Platten, ein
einzelner schuberartig mit oben an jeder Seite angebrachten Ansätzen, während
unten entsprechende dreieckige Ausschnitte angebracht sind, wie zu irgend einer
Abschliessung vorgerichtet; ferner einzelne Fragmente von Wärme-Leitungs-
röhren aus gleicher Ziegelmasse, welche Trümmer sich unregelmässig in den ein-
gestürzten Massen vorgefunden haben.
Das auf Säulen ruhende Gewölbe war zum Theil eingestürzt, und durch die
veranstalteten Arbeiten gewann man 73 Säulen, sämmtlich aus Granit. Einige,
zumal aus der Nähe des erwähnten Herdes, haben sichtlich durch Einwirkung
des Feuers gelitten, die Glirnmertheilchen sind glänzender hervortretend, die
Farbe des Gesteins röthlich, beim Anklopfen dumpf tönend, bei andern ist das
Gestein noch fest, grau, nur wenig durch Zersetzung verändert.
Die wenigsten der Säulen (nur 24) bestehen aus einem Stücke, die meisten
aus zwei Theilen. Die Höbe der Säulen sammt den Kapitalem und Sockeln be-
trägt 8' k", der Durchmesser des Säulenschaftes 13".
Übrigens fand sich bei der Anwesenheit der Kunstverständigen am 8. Octo-
ber der ganze Platz bereits wieder geebnet, die Öffnung geschlossen, die Säulen,
Ziegel, die Stücke der Wärme-Leitungsröhren sorgfältig aufbewahrt.
Von dem Orte der ersten Aufgrabung etwa zwei Klafter entfernt fand die
Commission eine kleinere Aufdeckung von zwei Q. Klaftern im Ausmasse, übrigens
beinahe mit denselben Vorkommnissen, nur in minderer Ausdehnung; denn,
während bei der ersteren grösseren Öffnung gleichzeitig 3 — 4 Säulen in einer
Fronte sichtbar waren, sah man jetzf nur in östlicher Richtung die auf einander
folgenden, sich gegenüber stehenden Säulenpaare, die ein noch zum Theil gut er-
haltenes Gewölbe tragen, ein Theil ist aber eingestürzt, und hat durch die Last
des Kapitals eine noch sichtbare Säule gänzlich verrückt.
Nach veranstalteter sorgfältiger Untersuchung am 8. October stellten sich
diese Erscheinungen hervor: Der Untergrund ist Diluvial-Schotter und Sand,
darüber eine Art Estrich von 6" Dicke, und bestehend aus einer kalkigen Lage,
dann einer von groben Geschieben mit wenigen Ziegeltrümmern, über diesen
wieder eine Kalklage , die oberste Fläche darstellend, worauf der Sockel der
Säule ruht.
107
fallt rerdienl dieser Fund aal dem Hitttifthtwi Bo4ea <l<s allen Laar<
die vollste Beachtung von Seite der Archäologen, da dieoao Hypokanefom
den eingelaufenen Nachriehten tu. Folge, ;>n Ausdehnung and Erhaltung
\ielleiehl nur an dein am .1 I'eliniar I7vs entdeckten llömei l»ade zu All-
Die Bogeaaoba \<>m Betrieb: bis Kam Seheitel dei I
von Kapital zu Kapital, die Entfernung der hier nicht von dem Bfaflafi <ler Hitze
bemerkbar veränderten Säulen | I .
Kapital der Säule tragt eine 6" starke Wölbung aus Ziegeln, mit in-
iwischea liegendem ."Mörtel, gleich unserer jetzigen gewöhnlichen Mauerung, ver-
kittet, dieser anfliegend eine !> ' mächtige Lage eines aus Kalkmasse und vor-
herrschend kleinen Ziegelfragmenten nebst wenigen einzelnen Piollsteinen zu-
sammengesetzten künstlichen Conglomerals , das als obere Lage den Boden mit
einer rauben Fläche bildet.
Hin Stück, von der anderen verstürzlen Seile abgebrochen, besteht aus glei-
cher Haste des Estrichs, und hat, längs einer scharfen, ebenen Seite, einen fort-
laufenden Ansatz. Die Oberfläche der Platte erweiset sich fast gekletlet.
Abweichend von den Vorkommnissen bei der ersten Aufgrabung besteht hier,
vom Säulengange 8" entfernt, ein von unten auf mit Ziegeln gebauter Pfeiler,
dessen oberen Theil der gleiche conglomeratartige Estrich einnimmt. Die ebene
Wand dieses 4' dicken Mauerwerkes, muthmasslich einen Gang andeutend . iisst
auf eigene Räumlichkeit oder Abtheilung des Hypokaustums schliessen, das wohl
schwerlieh in die.- er Ausdehnung ununterbrochen gleichförmig fortgeführt worden
sein dürfte.
Über der Flieh« des Estrichs liegt %' mächtig die Dammerde, welche auch
an der Oberfläche des betreffenden Ackers sich durch eine sanfte Wölbung von
der gewöhnlichen Ebene anderer Äcker unterscheidet. Die Ausdehnung, wie sie
von dem fürstlichen Gärtner mittelst einer Stange erforscht wurde, und wobei
sieb nach Durchbohrung der Erde das darunter befindliche Gewölbe durch einen
hohlen Ton beim Aufstossen erkennen Hess , kann in der Länge von 80 Klaftern,
gegen den Wall der Stadtseite, von 18 Klaftern in der Breite, gegen den fürst-
lichen Garten, für jetzt angenommen Averden."
Kunstverständigen bemerken weiter, dass hier unverkennbare Beweise
IvpokauMums seien, dergleichen in solcher Ausdehnung- in Deutschland
nicht vorgekommen, und sprechen sich dahin aus, dass es das Beste der
Wissenschaft und die allgemeine, im In- und Auslande diesen Ausgrabungen ge-
schenkte Aufmerksamkeit erheische, dem interessanten Gegenstande die vollste
Aufmerksamkeit zuzuwenden, und unter geeigneter Leitung die systematische
Aufdeckung einer Strecke von 6 Quadrat-Klaftern , von der schon blossgelegten
Stelle angefangen, vorzunehmen, da ein solcher Versuch eine klare Einsicht und
deutliche Vorstellung von dem Baue des Hvpokaustums gewähren, und in den
Stand setzen würde, die Bauart und deren Abwechslungen zu sehen, und für die
Weitere Behandlung der Alterlhumer massgebend wäre. Der Herr Statthalter hat,
wie wir vernehmen, diesen Antrag der Kunstverständigen dem Indien Wall
für Handel, Gewerbe und öffentliche Hauten vorgelegt und um die Bewilligung
angesucht, die bezeichneten Ausgrabungen mit den gehörigen Vorsichten auf
öffentliche Kosten veranlassen zu dürfen«
HKS
ofen, das St. Schönwisner in seiner Monographie: „de Ruderibus Laconiei
CaUariique Ilomani etc. etc. Budae, 1788" ausführlich beschrieben hat, ein
würdiges Seilenstück findet , von dem das Gerücht ging, dass es vorlängst
v i«4er seinem Schicksale überlassen worden sei, wesshalb auch Herr Ar-
■ e 1 1» in seiner Verglcichung des Ennser Hypokaustums mit den übrigen
in der Monarchie noch vorfindigen dasselbe unerwähnt Hess. Neueren Er-
kundigungen zu Folge soll es jedoch ganz wohlerhalten noch bestehen ;
abermals ein Beweis für Columella's Ausspruch (I. 7.) : „Vel optima nomina
non appellando fiunt mala', und eine dringende Aufforderung, merkwürdige
Funde so schnell und so erschöpfend als möglich in den Kreis wissenschaft-
licher Erörterung zu ziehen, damit sie nicht unverdienter Vergessenheit
anheimfallen.
Einen neueren Bericht über die Ausgrabungen bei Enns brachte die
Linz er Zeitung 1852, Nr. 4 u. 5, der das Resultat sämmtlicher auf demjvom
Herrn Fürsten Aue rsp er g zu diesem Behufe gütigst bewilligten Terain
angestellten Untersuchungen im Detail enlhält und auch mehrerer Antica-
glien erwähnt, welche bei dieser Gelegenheit zum Vorscheine kamen. Diese
sind: Bruchstücke halbrunder Röhren mit der Bezeichnung LEG. II. ANto-
niniana (während die Mauer- und Gewölbeziegel daselbst den Stämpel LEG. II.
ITALica führen), Fragment einer bleiernen (Wasserleitungs-) Röhre, eiserne
Angeln, Mauerhaken, Klammern, Nägel, Bruchstück einer Kette, Beschläge,
Waffen (eiserne Lanzenspitze), Gerätschaften, Messer, Geschirrfragmente
von Bronce und von Thon, eine Öllampe, eine beinerne Haarnadel mit aus-
geschniztem Kopfe, sowie mehrere Münzen, worunter am erkennbarsten ein
Valentinian der ältere, ein Gallienus, ein Aurelianus, ein Numerianus (so-
mit aus dem Zeiträume von 254 — 284 n. Chr.) — „Nach vorgenommener
Aufdeckung" heisst es am angeführten Orte, „kann man annehmen, dass diese
Grundmauern das Ende wenigstens einer Abtheilung des Hypokaustums bil-
den, das Ganze aber, nach dem sich nach allen Richtungen hin fortziehenden
Estrich zu schliessen, noch mehr sich verzweige, und mit anderen Abthei-
lungen in Verbindung stehe, dass ferner der diesen Grundmauern sich an-
schliessende Säulenplatz seine weitere Ausdehnung entgegengesetzt der
Stadtseite habe, und dass das eigentliche Präfurnium oder die Heizstätte
erst im weiteren Verfolge zum Vorscheine kommen müsste." — Im Ganzen
stelle sich mit ziemlicher Gewissheit heraus, dass dieses Hypokaustum nicht
sowohl zur Beheizung eines römischen Luxusbades, als vielmehr eines Rei-
nigungsbades für den Truppenkörper gedient haben mochte , der in dieser
Gegend sein Standlager hatte. Überhaupt sei, bei Vergleichung des
Ennser Hypokaustums mit dem von Schönwisner beschriebenen zu Altofen,
die wesentliche Übereinstimmung beider in Zweck, Plan und Ausführung
nicht zu verkennen.
Dem k. k. Münz- und Antiken-Cabinet ist ausserdem auch von Enns
die Auffindung folgender Provincialmünze des römischen Kaisers Philipps I[.
(244-249 n. Chr.) bekannt gegeben worden:
ATTOK.K. M. 10TAF. OIAliHIOC. CEB. Berlorbeerter Kopf des jüngeren
Philippus.
109
lt. AllMU'V eioTClAC, ril\l(>. I Mr.,.-n.l.T Adler mit einem Kran/ im
baabeL Unterhalb \\rm\i\. s. c. Ar. I.
Diene Münze rührt von Aatiochio in Syrien (Seleiteii k Pierie) bar.
— ? (Hausruokkreis). 1861. baut rinn- NaohriebJ In Wiener
ibMttern (•. FreindenblaU r, LI. Juni 1861, Nr. 188 d ;i.i hat man in
Haasruckkreise einen Krug mit alten römieehen SUbernunsen wahr-
■eheinlich Seltenen (?), wie m dorl beieal gefunden. Näherei aber die-
nen angeblichen Fand le( uns nicht bekannt geworden.
Hallstatt (Traankreie). 1846 1861. Ober die im Herbei« dei
Jahres I8W anf dem Salsberge ob Hallstatt, etwa 800 Klafter westlich vom
sogenannten Etadolfsthurme zufällig aufgefundene und seither, von den k. k.
leister Herrn Joh. Georg- llamsauer mit unermüdi-l er Sorgfall »UO-
gebeutete Leicbenstätte bat Hr. Prot Fr» Simony in einer mit getreuen
Abbildungen des Fundortes und der Fundobjeete geschmückten Beilage
N den Sitzungsberichten der philos.-histor. Classe der kais. Akademie der
anchatten (Bd. IV, 1850, S. 338) ausführlichen Bericht erstattet.
Sämmtliche dort gefundene Anticaglien (mit Ausnahme weniger an das Lin-
■er Museum, an den historischen Verein zu Klagenfurt und das Stift Krems-
munster abgegebener Stücke) sind von Hrn. Rainsauer dem k. k. Mfinz-
und Antiken-Cabinete käuflich überlassen worden, und bilden nunmehr
einen der interessanten Bestandteile der kaiserlichen Sammlung, in der sie
in ungetrennter Aufstellung, die Blicke aller Alterthumsfreunde auf sich
ziehen. Sie bestehen aus einer so reichen Collection von Waffen, Werk-
zeugen, Schmuckgegensländen, Fragmenten von Gefässen, Gerippen,
Thierresten, ja sogar Kleiderstoffen und anderen Seltenheiten, wie man sie
nicht leicht anderswo in solcher Vollständigkeit und in so merkwürdiger
Wechselbeziehung zu einander linden mag. Sie gehören, allen Merkmalen
nach, der sogenannten celtischen Serie an, und umfassen, nach Hrn.
Simony's Angabc, zwei Perioden, nämlich die vorrömische d. i. die der
celtischen Ureinwohner und die römische, in welcher die ursprüngliche
Nationalität mit der römischen sich zu amalgamiren anfing. Eine höchst
interessante Monographie über diese Funde hat der gelehrte Hr. Prof.
Gaisberger in seinem Werkchen : „Die Gräber bei Hallstatt im
terr. Salzkammergute. Linz, 1848 geliefert.
Hr. Kam sauer hängt an dem Werke, das er so wirksam und eifrig
gefördert hat, mit solcher lohenswerther Liebe, dass er seine Nachfor-
schungen, mit wahrer Selbstaufopferung, noch weiter fortzusetzen beabsich-
tigt und desshalb die Vermittlung des k. k. Münz- und Antiken-Kabinetes in
Ansprach genommen hat. Seiner Angabe nach erreicht die in den Jahren
18^6 — 18Ö0 durchforschte Fläche nur auf einer Seite die Grenze des
aufgedeckten Leichenfeldes, während gegen Osten. Süden und Westen noch
manche Ausbeute zu erwarten steht. Hierfür sprechen auch die zu ei dort
befindlichen Schottergruben, die altere und die neuere, in denen schon vor
%0 — 5o Jahren, ohne dam nan ein besonderes Augenmerk darauf richtete,
iedene üiticaglien waren aufgefunden werden, die nicht unbedeutend
n sein mögen, da im J. 1830 ein Arbeiter lbe Stunde vom
110
Rudolfsthurme entfernt, nahe an der Soolenleitung, unter einer Felsenwand,
eine Quantität von beiläufig einem Centner Bronzegegenständen (Lanzen-
spitzen, Keile, sichelförmige Messer u. d. gl.) gefunden und gelegentlich zum
Transporte weiter herabgeschafft hat, an dem der Finder nur entweder
durch den Tod, oder durch Versetzung auf einen andern Posten gehindert
ward. Allen Angaben nach scheint die ältere Schottergrube eine reichere
Ausbeute geliefert zu haben, was zur successiven Annäherung an den
bezeichneten Punct, der auch nur beiläufig CO Klafter entfernt liegt, ra-
then dürfte. Von diesen Ansichten ausgehend hat der Hr. Bergmeister
zu Anfang des Monates März 1851 die Nachgrabung auf seinem eigenen
IK'putal-Wiesgrunde mittels Anschlusses an das bereits bekannte Leichen-
feld auf eigene Kosten wieder begonnen und abermals einige Skelete und
Antiken aufgefunden, was ihn in der Überzeugung bestärkt, dass nach die-
ser Richtung hin noch mehr zu gewinnen sei. Nach Durchsuchung dieser
Seite dürfte ein Anschluss an die zweite Schottergube und die westliche
Fläche zu bewerkstelligen, und dann erst das östliche Revier, wo ebenfalls
schon Spuren von der Ausdehnung des Leichenfeldes vorhanden sind, aus-
zubeuten sein. Zu diesen Arbeiten wäre, da nur in den Sommermonatengegra-
ben werden kann, ein jährlicher Beitrag von ungefähr 100. fl. ausreichend
und die Dauer der Untersuchung dieses Umkreises allenfalls auf 8—10
Jahre anzuschlagen.
Was die weitere Ausdehnung der beabsichtigten Nachgrabung in den
Reichsforst betrifft, so würde diese, die Durchforschung des Feldes vor-
ausgesetzt, ein Flächenmass von beiläufig einem halben Joche betragen.
Über die von Prof. Simony angeführten Bruchstücke römischer
Steinsculpturen bemerkt Hr. Ram sauer, dass dieselben vondemjubilirten
Bergarbeiter Josef Hö 11, Besitzer des Premlechnergutes im Echernthale,
vor ungefähr 30 — 40 Jahren, bei Grabung eines Brunnens vor seinem
Hause, in einer Tiefe von 15' gefunden worden seien. Es sind 3 Stücke
Granit; das erste (im Atlas des Hrn. Sim ony Taf. VI, Nr. 1, abgebildete)
misst 9" in der Höhe und 10" in der Breite. Das zweite (ebend. Nr. 2)
scheint ein Sokelstein, in dem eine Vertiefung eingehauen ist, die zur Befe-
stigung des Aufsatzes gedient haben mag; das dritte besitzt Höil noch
gegenwärtig, der auf dem Grunde des Brunnens noch mehrere solche
Fragmente bemerkt haben avüI und gar nicht abgeneigt wäre, zur
gelegentlichen Nachforschung und möglichen Zusammensetzung eines
vollständigen Monumentes, eine Vertiefung des Brunnens vornehmen zu
lassen.
An römischen Münzen sind bisher folgende zum Vorscheine gekommen :
a) Eine Silbermünze vom Kaiser Vespasian aus dem J. 70 n. Chr.
1MP. CAES. VESP. AVG. P. M. Belorberter Kopf des Vespasian.
9*. TR. POl (Vesta sitzend?) —Ar.
Im unteren Theiie des Hallberges schon nahe den Häusern gegen
die Lahn beim Laubkehren gefunden; Hrn. Simony 1847 zugekommen.
b) Eine Bronzemünze vom Kaiser Hadrian (?), 117 — 138. n. Chr.,
sehr schlecht erhalten, vielleicht folgender Typus :
III
imiv CAESAR, tiiaiaws. mmumaws. \V(i. BelorfceWer Kepl
llndrian.
li- PONT. MAX. TB. POT, cos in Itsend, auf der an
tekten Rechten eine Victoria. Unten B.C. K. I.
befanden ha Mai 1851 in der Lahn beim Wolfschen Gaathause.
e) Eine Broniemttnse rom Kaiier Co mm od na ana dem Jahre 183 n.
Chr. demaelben Jahre, in irelchem derselbe «regen einei tan bekannten
es denTitel Imp. VI. und dann nicht ohne Spotl den Beinamen PIVS
(Lamprid. c. 8) annahm und mit Mühe einer von seiner Schwe
Lncilla angebettelten Verschwörung entging, fttr die lie znersl durch \
bannung nach Caprel und bald darauf mit dem Lehen hassen musste.
. . ..MODUS. ANTOMW . . . Belorberter Kopf dea Commodas.
5k P. VIII. IMP. VI. COS. IUI.. Die Göttin des Heiles (Salus)
stehend vor einem Opferaltare, von dem eine Sehlange aufsteigt. S. C. —
K. I.
Vor ungefähr 40 Jahren von Josef Ho 11, im Walde, am Kusse der
südlichen Abdachung des Siegkogels, unter einein Steine gefunden, wo
später sein Sohn auch eine kleine abgenützte Hacke von Bronze fand.
d) Eine Bronzemünze vom Kaiser Constantius Chlorus aus dem
J. 292 — 306 n. Chr.
CONSTANTIVS. NOB. CAES. Belorberter Kopf des Constantius.
^. SACRA. MÜXETA. AVGG. ET. CAES. NOSTR. Die Münzgöttin,
mit Wage und Füllhorn stehend. Unterhalb AQK. M. II.
Gefunden bei den letzten Häusern des Marktes gegen die Lahn zu,
am Kusse des Salzberges auf einem Wiesengrunde.
Ferner wurden im J. 1850, unterhalb des Fundortes der Gräber, in der
Niederung bei Steeg, in der Dammerde unter einem Zaune, österreichi-
sche , salzburgische und bayerische Pfennige aus dem 15. Jahrhunderte
gefunden.
Salzburg (Salzachkreis) 1851. — Über mehrere , von den um Salz-
burgs Alterthümer hochverdienten Herrn Süss, Director des Museums
zu Salzburg, und Maler Pezolt theils neu aufgefundene, theils durch getreue
Abbildungen zur allgemeinen Kenntniss gebrachte Monumente aus der römi-
schen Vorzeit hat Hr. Regierungsrath Arneth im Juli-Hefte der Sitzungs-
berichte der kais. Akademie (philos. histor. Classe) Bericht erstattet Der
Vollständigkeit wegen, sind daraus folgende hier zu erwähnen:
a) Ein Sargdeckel mit zweiälteren und drei jugendliehen Brustbildern
en relief, und den Buchstaben: D. M. (Diis Manihus). — Ausgegraben in
der Kirche zu Niederalm, wo er umgestürzt als Ihürstufe einge-
setzt war.
h) Bin Grabstein, (vgl. Hacqaet, Heise durch d. nor. Alpen
oberhalb mit einem mannlichen Brustbilde an relief. Bs war im Sehloas
nterndorf eingemauert und erlitt in neuerer Zeil eine Veretfimmlt
J. K lei i. m :■ v rn, I chrifi lautet i
112
CONSTANTI
VOTTICI
PROVINCIALIS
ANNOR. XVIII
VOTTICIVS. CVPITVS
ET. VOTTICIA
ATEGENTA
PARENTES. V. F. ET. SIBI
Ich erlaube mir die über die Bedeutung des Wortes Provincialis und
über das häufige Vorkommen des Namens Cupitus (Cupitius, Cupita, Cupi-
tia) an anderem Orte von mir gemachte Zusammenstellung, deren Hr. Regie-
rungsrath Arneth in seinem Berichte so freundlich erwähnt, mit einigen
Zusätzen hier zu wiederholen. Die Bezeichnung Provincialis war mehr-
deutig. Vom rein römischen Standpuncte aus wurden xar's^o^v alle dieje-
nigen Völker Italiens, ausser den Römern, Lateinern und Italikern, die
zwischen dem adriatischen Meerbusen, dem Rubico, dem Arnus, dem Varus
und dein Formio wohnten, nämlich die Ligurer, die Gallier (Boier,Insubrer
Cenomanen, Veneter, Carner, Provinciales genannt, weil sie nach Art der
Provinzen regiert wurden. Im juridischen Sinne verstand man unterProvin-
ciales, sTrap^iwrat, schlechthin die Bewohner römischer Provinzen; vgl.
Ulpian. dig. X. 50. 16. 190. Provinciales eos accipere debemus, qui inprovincia
d o m i c i 1 i u m habent, non eos qui ex pro vincia o r i u n d i sunt. In Ländern
gemischter Bevölkerung wurden mit dem Namen Provinciales vorzugsweise
die eingebornen Abkömmlinge der uralten Landesbewohner im Gegensatze
zu den erst eingewanderten römischen Colonisten bezeichnet, eine Unter-
scheidung, die in Noricum noch bis ins achte und neunte Jahrhundert n.
Chr. fortdauert (vgl. Muchar, röm. Nor. I, S. 47). In diesem letzteren Sinne
scheint das Wort auch auf dem obigen Steine zu nehmen , wie etwa auf
folgenden: RESPECTVS
T. P. S. F. T. POSTVMIVS. P
L. PROVINCIALIS. V. F. SIB. ET. DOMESTICO
ET. I0N1CAE. PARENTIB.
Von Cilli (Murat. MCCLXXIV. 7. Hacquet, Reise durch die nor.
Alpen. S. 263.)
APOLLINI. GRANNO
SABINIVS. PRO VINCIALIS
EX. VOTO
L. L. M
Zu Lauingen in Bayern, (Apian. CDXXIX. Grut. XXXVII. 14. Sme-
tius. 148. 22. Raiser, Gun ti a 66. Orelli. 1999. Wal, Myth. septentr. p. 91.
n. CXXVII).
Die eingangs erwähnte Bedeutung scheint anzuwenden auf folgender
Inschrift: D. M
T. CLAVDIO
PRO VINCIALI
AVR. AVXESIS
113
CONTVGI. B. M
LOG DATVfl
r.v i.ii;i:it \ut\ti;
MVNATIAE, FELICIA
SORORIS. !l\l\s
Zu Rom (Fabretti |>. |«7. n. -.271).
Ans einem EUmertteine in st. Georgen bei Laufen (8alib
mit der Inschrift:
SEX. IVL. APTVS
VETERAN. EX PR
OB. AN. L
MAXIMILLA. MARITO
OPTIMO ET. SIBI
V. F
li.'st Hr. v. S eh um an (Juvavia. S. 247) einen EXPRovincialis heraus; ich
möchte lieber lesen: EX PRimipilis.
Was den Namen Cupilus betriff!, so bedünkt er mich werth , dass man
ihn etwas schärfer ins Auge fasse, da in der Epigraphik nicht bald ein
Name vorkommt, der, so slälig und unverkennbar selbst in seinen Abzwei-
gungen, auf heimischen Monumenten und in den Stammregistern der Lan-
dcsbe wohner durch anderthalb Jahrtausende dergestalt sich fortspinnt.
da ss man versucht ist. zu behaupten, er steige einerseits bis ins graue Cel-
tenthum hinauf, anderseits herab bis auf die jüngsten Tage der Gegen-
wart. Als CVPIT selbst celtisch klingend linden wir ihn mit cellischen
Namen gepaart auf Römersteinen des alten Noricums, die gewiss in die
ersten Zeilen römischer Ansiedelung in diesen Gegenden emporrei-
chen. So erseheint ein Cupilus B ura ni lilius zu 0 b erm ühlbaeh in
K I r nten (s. Carinthia 18*0. Nr. 27). ein Cupilus A\iti mit seiner Gattin
Bo n i at a zu I) o 1 bei T ü f f e r (g. unten) nächst C i 1 1 i, ein Carmius Cupi-
tus zu Sek kau bei Leibnitz (». Wr. Jhrb. LV. Bd. A. Bl. 22. n. 8S7),
Togionius Cupilus zu Salzburg (s. Apian CDIX. Grat. LIII. 6) und
auf unserem Steine selbst ist er den ccllisehen Namen V o l ti x und A legen t a
(Ategnata) gepaart. Als eingebenden Noriker (Celeianus) linden wir einen
Cupilus zu Cilli (s. Wr. Jhrb. XL VIII. Bd A. B. n. 286), einen T. Clau-
dius Cupilus wahrscheinlich aus der Zeit des Kaisers Claudius (41 - ~A u.
Chr.) auf dem Zolfcld in Kärnten (s. Mural. MMXXXI. 5. Katancs. J. A.
I; 319. CII). einen C. Yalcrius Cupilus. Caji lilius, aus Cilli gebürtig, zu
Kon, (Grut. DLXV. I. Muni DCCCLXII. 4. PairionedL p. 83), einen 8]
ling der Gens Valeria , aus der ein L. Valorius Cupilus zu Ncmausus
vorkommt (Grut. CCCCXCVI. 7). Ein Barbiuf Cupilus lindet sich zu St
Katharina bei l'rilail (s. unten) nächst Cilli. Zu Salzburg lesen
wir noch einen L. Cocceini Cupitus (Apian. CDIX), zu Lneg in Bayern
einen Cupitus Secundi (s. Heiher, nun. bair. Denkm. 1846 8. 79. n. XXXIV),
L. Calpnrnini Cupitus zu Padna (aus Ciltt nova in Istrien) und nrie-
derhnlt/.uA(|uilcja(s.Furlanetto, lap.Pat. p.22'». CCXX. Berloli. O < \\\\ !
f, 148. et Almei tntieo Illii en T.
tu
Kanins Cupitus ebendort (L' Istria. 1852. Nr. 23. 24. p. 99), einen L. Julius
Capital zu Rom (Fabretti. p. Tl. n. 48), einen C. Atilius Cupitus und eine
Atilia Cupita zu Nizza (s. Aldini, lap. Tic. p. 122), einen P. Primus Cupi-
tus zu Lyon (s. Mus. Veron. CLXV), eine Julia Cupila auf dem Wege von Mi-
rabeau nach Valladie (s. Miliin, Voyage dans les depart. du Midi de la France.
T. IV. part. I. p. 153. n. V.), einen Cupitus auf Römerziegeln zu Mainz
(s.S teine r, Cod. I. p. 265. n. 454), einen Cupitus alsTöpfernamen aufThon-
ivcliissen in den Niederlanden (s. Jahrbücher des Ver. v. Alterthumsfr.
in d. Rheinl. IX. S. 29), einen Orfius Cupitus als Zeugen auf einem Militär-
diplome des Domitian vom 12. Juli des Jahres 93. n. Chr. (s.Arneth, Militär-
diplome. S. 24. Cardinali. p. XXIX.) aus S alona u.a. a. 0. Hinüberspielend in
seine Abzweigung CVPIT1ANVS finden wir den Namen CVPITVS schon auf
einem stark ans Celtenthum erinnernden Steine zu Maria-Pfarr bei
TamswegimLungau (Kleinmayrn. Juvavia. I. 47. — Wr. Jhrb.LV. A.B1.
S. 3t; n. 362.) Einem Cetronius Cupitinianus begegnen wir auf einer Basis
für die Statue des Caracalla, aus Carnuntum, jetzt im k. k. Münz- und
Antiken-Cabinete befindlich (s. Arn eth, Beschr. d. Statuen u. s. w. S. 30.
n. 198), einem Atrectius Cupitianus zu Cassel (s. Annalen des Ver. f. nassaui-
sche A. K.Hft. 2. u. 3. S. 18. VIII); vor allem aber einem CVPitusCVPITI-
ANVS auf einem gaterhaltenen, wohl schon aus der späteren Kaiserzeit
herrührenden Grabsteine am St. Maximilianuskirchlein zu Cilli (s. Apian.
CCCLXXVI. Grut.DCCXXVII. 6. Duell, p. 12. XXIV. Montfaucon. Suppl. T.
V. p. 43. Wr. Jhrb. LV.Bd.A.Bl. S.27.n.343. Epigr. Exe. n. 7). Auf höchst
merkwürdige Weise, wie ich schon anderwärts bemerkt habe, schliessen an
diesen Grabstein zwei Grabschriften aus dem sechzehnten Jahrhunderte
sich an , die an der äusseren Hauptseite der Stadtpfarrkirche zum heil.
Daniel zu Cilli eingemauert sind. Die eine lautet:
H0D1E. MIHI. CRAS. TIBI
EXSPECTAMVS. DONEC. VE.NIAT. IMMVTATIO. NOSTRA
DANIEL. ET. MICHAEL. CVPITiANI. FRATRES
GERMAN1. PIISSIMIS. PARENTIBVS
SIBI. AC EORVM. GRATAE
POSTERITATI. VIVI. POSVERVNT. ANNO
HVMANAE. SALVTIS. 1583
TV. DOMINE. FORTITVDO. NOSTRA. ET
PORTIO. IN. TERRA. VIVENTIVM. AD
ADIVVANDVM. FESTINA. ET. MEMENTO
NOSTRI. PROPTER. B0N1TATEM. TVAM
DANIEL. CVPITIANVS. OBIIT. IN. DIE
SYLVESTRI. QVI. FINJS. FRAT. ANNI. LXXXXI.
Die zweite besteht aus folgenden Zeilen:
1592.
ALTERIVS. NON. SIT
QVI. SWS. ESSE. POTEST
MICHAEL. CVPITIANVS
VI YENS. SIBI. POS VIT
116
, \ \i lACBO. BT. NIGRA*, mihi. moks. w:\wn\T. imm;\m
t\ \r i;\ni;\\ri PACI8. 0U\ a. VBN1
Ein M i eh ae I l\ p p i t s e h . i IMarrer M Cilli, hat, laut Stifts*
briefet von I.J&aaer L81W eil Haadetipeadtais für Anverwandte im Cillier
die den Studien sich widmen, he-r.indel. »las mich gegeawirti
wird und. zu Folge der Aiis.schrcihnn^ im Ainlshlalte der Gratzrr
Beifang 1848, Nr. Vi in diesem Jahre 78 B.C. M. hcliu-. V r ungefähr zw.ui-
nron lebte IQ Cilli noch eine Familie, dir den .Wimen Ku p i tsc h
(Kupisb) führte.
c) Bin Basrelief, eine männliche Gestalt vorstellend, die in der gesenk-
ten Hechten eine Schleuder tragt und mit der gebogenen Linken in eine an
einem Riemen nm die rechte Schulter hangende Tasche greift. Im .Mai
K>1 \<>nSt. Martin, einer Filiale von St. Michael im Lungau. wo
es in der Mauer des Friedhofes für ungetaufle Kinder sich befand, ins Mu-
seum Cai t'Iino -Augusleum su Salzburg gebracht. (S. den nachfolgenden
Artikel.)
d) Ein Basrelief, eine Jagdscene darstellend, nämlich einen Jüngling,
der aufs linke Knie gestützt , den Lagobolus gegen ein am Schwänze
ergriffenes, unkenntliches Thier schwingt, während hinter ihm eine eben-
falls unkenntliche Thiergestalt auf einem Felse sitzt. An die Darstellungen
auf Mithrasinonumenten erinnernd. --Ebenfalls von St. Martin ins Mu-
leaei zu Salzburg geschallt.
Mehrere Antieaglien, die dem Museum zu Salz- Fit>- Co-
burg in jüngster Zeit zugekommen sind, nämlich: ein ^^tftT^-"^
eisen, ,, ein Ilandring, eine Statuette des Mars ,"'
einePfeilpitze. einStreitkolben, eine Fibula, eine Lanzen- (Vi P^ V Fj
■fiUe, samintlich von Bronze, und das Fragment einer V
Molallplatte mit der nebenstehenden Inschrift (Fig. 10), |^ A p \
deren ich, wiederholt, in meinen Beiträgen zu einer Chro-
nik der archäologischen Funde in der öster. Monarchie
erwähnt habe. (Archiv f. Kunde österr. Geschichtsquellen Jhrg. 1849, I. u. I!.
1. Koch-Sternfeld in den Münchner gel. Anz. 1840. Nr. ••>•■>*, S.800.
— Heiner, Denkschriften der kais. Akademie der Wissenschaften. Phil.
List, ("lasse. I. Bd. 1850. Abhandl. v. Niehtmitgüedern S. 13, n. XII. )
Wiener Tagesblätter (vgl. Fremdenblatt vom <J. August 1851. Nr. 188)
haben die Nachricht gegeben, dass der um die Aufiindung celtiseher und
römischer Alterthümer eifrigst bemühte Maler Pezolt ein romisches Bad
(Xymphaeum) bei Salzburg entdeckt habe. Näheres darüber ist seither
nicht bekannt geworden.
Dümberg (Salzachkreis > IKV2. b den Schachten des Dürnhei-
ges bei Salzburg wurde aus dem Salzgesteine ein interessanter Fund
ist, nämlich die Tasche eines celtischen Steinschleuderers. Dieselbe
ist. der Angabe nach, ganz wohl erhalten, aus Kindshaut, 1 lang und !»
breit; in ihrem Inneren fanden sich noch zwei Sehleudeisteine von I
tlt eiaee plattgedrückten Eies. Durch Vermittelung des k. k. Ilegie-
rungsrathes Hrn. All» Miller wurde dieses Fundobject dem Anliquarium
8 •
110
dei Saizburger Landesmuscums einverleibt (vgl. Presse v. G. Juni 1852,
Nr. 133. Fremdenblatt v. (>. Juni d. J. Nr. 135). — Wenn diese Angabe
sieh bestätigt, 10 liefert sie einen triftigen Beweis für die Richtigkeit der
Erklärung, welche llr. Kegierungsrath Arneth (s. Sitzungsberichte der
kais. Akad. d. W. phil. bist. Cl. Jhrg. 1851, Bd. VII, Hft. 2, 8. 237) von
einem zu St. Martin im Lungau gefundenen Relief (s. den voranstellenden
Artikel unter c) und von den Ledersäcken gegeben hat, die zu Hallstatt und
llallcin im Salzgestein eingeschlossen gefunden wurden, dergleichen einen
auch das k. k. Münz- undAntiken-Cabinet aus dem Funde amRudolfsthurme
besitzt.
Lungau (Salzburgerkreis). 1851.-- In Lungau wurde ein steiner-
nes Becken von kolossaler Grösse gefunden, oder vielmehr wieder auf-
gefunden, indem es schon vor beiläufig 30 und einigen Jahren ans Tages-
licht gekommen, aber ungekannt wieder in die Erde versenkt worden war.
— Die ganze Höhe des Steines beträgt 20". Sein Boden bildet (von aussen)
eine ebene Fläche; von da auf erheben sich die Seitenwände zirkelrund und
kesselförmig, also mit aufwärts zunehmender Peripherie, bis zur halben
Höhe, d. i. bis 10". In dieser Höhe zieht sich um den Bauch des Steines
herum eine mit sichtlicher Kunst gemeisselte Leiste (Rundstab). Sie ist l"
hoch und 2" breit. In der genannten Höhe, 10" vom Boden aufwärts von
dieser Leiste fängt der Stein an, ein neunseitiges Vieleck zu werden, und
erhebt sich, ebenfalls wieder 10" bis zu seinem oberen Rande. An jeder
Ecke, wo die Seiten des Vieleckes zusammentreffen, sind ebenfalls wieder
erhobene Leisten (Rippen) angemeisselt, von gleicher Dimension , wie die
erwähnte Leiste. Diese Eckleisten stehen auf der letzteren senkrecht auf,
so wie auch die Seiten des Vieleckes senkrecht bis zum oberen Rande auf-
steigen , der 5" dick, aber leider an zwei einander gegenüberstehenden
Stellen so beschädigt ist, dass er nicht durchaus eine obere Fläche darbietet.
Er ist an seiner Aussenseite neuneckig, aber in seiner inneren zirkelrund,
weil er hier die Wand einer in den Stein gehauenen, zirkelrunden Höhlung
zu bilden hat. Von einer Aussenwand zur anderen beträgt der Durchmesser
38"; der Durchmesser der inneren Weite 28", weil der Rand, wie gesagt,
5" misst. Die Tiefe beträgt IL*//'* — Einige wollten in diesem Becken ein
Taufbecken aus der ersten christlichen Zeit, und somit gewissermassen das
älteste christliche Denkmal im Lande Salzburg erblicken; andere sind der
Meinung, dass es ein aus dem 11 . oder 12. Jahrhunderte herrührender Be-
hälter für Weihwasser sei. (S l.aibacher Zeitung, 1852,'Nr. 93 vom 24. April
mit Be^ug auf die „Salzburger Post".)
St. Colomann (Salzburgerkreis). 1852. — Im Frühlinge dieses Jahres
wurde zu St. Colomann im Gerichtsbezirke Goiling ein Schatz aufge-
funden. Einer der Angehörigen des Tanglwirthes daselbst war im Heustadel
mit Futterschneiden beschäftigt, als ihn in den Händen gewaltig zu frieren
begann und er nach seinen Winterhandschuhen suchte, die er irgendwo
unter dem Dachboden aufgehängt hatte. Bei dieser Gelegenheit stiess er mit
dem Fusse an etwas, wobei er ein dem Niederfallen eines Deckels ähnliches
Geräusch hörte. Mit Hilfe eines Werkzeuges durchsuchte er nun diesen
117
ein Kärtchen, dann »ul eine I laiche, die mit
Silbergeld gefüllt war; bei nAherer Unterancl ten lieh Rronthaler,
Zehner und meistens Zwanziger aber IOOO Stück. Der ganne Senats i
101 H. i<» kr. Bei dem l metande, data dii dieser Rfttnsen die Jahre-
■ahl 1664, die jüngsten hingegen die reu 1808 tragen! liegt die Verranthong
nicht ferne, dass dieser Schati rar Zeit »In- feindlichen Invasion Km J. 1809
hier hinterlegl würde and seitdem rerborgen blieb. (S. Linier Zeitang.
in 26. .März.)
II. lenegtbim Steiermark.
\. Ober-Steiermark,
St. Dionysen (Bivekerkreis). In St. Dionysen nicht! Gdsi and
Leoben befinde! sieh ein Römerstein, r hoch. V 21 ./' breit] der, unter den
Brustbildern von Mann. Frau und zwei Kindern folgende Inschrift enthält:
IYMANO. BVRRANI F. AN. L
SVCELA. VCCONIS. F. MARITO. ET
terentNo. et. ivlian:. tertine. nep
(S. Mittheilungen des hist. Ver. f. Steiermark. I. v. Richard Knahl.) Die
Namen BYRRAN. SVCELA und VCCON deuten unabweislich auf celtischen
Ursprung hin. Ein Stein zuPettau (Grut. DCCCLXXXVII. 8) trug die
Inschrift:
C. SAMVCIONIVS
SECTATVS. ET
SAMUCA. BVRRANI. F
V. F. SIR. ET
RESPECTILLE
DEF. AN. XX
Ein BYRAWS erscheint desgleichen auf einem Steine an der Dreifaltigkeits-
capelle zu 0 1> e r m ü h I h ach in Kärnten (s. Carinthia I84v>, Nr. ftt) als
Vater eines CVPITVS, eine-, wie oben bemerkt, in Noricem vielvcrbreih'len
Namens.
Pols (Judenburgerkreis). 1850. — DemVernehmen nach wurden von .fuden-
burg mehrere höchst interessante Gegenstände aus einem im Pölserthale, nürd-
iich von Judenburg. gemachten Funde nach Gratz eingesendet. Der vorzüg-
lichere Theil derselben besteht aus kleinen Bronzeliguren. die man für (ii»l-
zenbilder hielt, mit deren näherer Beslimmung aber erst jetzt ein gelehrter
Fachmann beschäftigt ist. Nach fluchtiger Betrachtung beschrieb man sie
hr so: t> Paare nackter Bronzetigürchen, 3— V hoch, Mann und Weil'.
halten einen Hirsch am Geweihe; ferner sind zwei Reiter gleichfalls nackt
('.'). aber mit einem sehr hohen Helm oder einer anderen Kopfbedeckung
auf dem Haupt, der eine führt Schild und Lanze \\ ie jeder Reiter, derandere
aber den Schild am rechten Arme, die Lan/.r in der linken laust : von heideu
Stosswaffen sind nur kurze Bruchstücke zu sehen. Line
gleichfalll die anderen mit halbem Leihe : sie hl H
di< Hände über dem Haupte. ;ils oh sie einen Korh oder iliches
darauf /u tragen hätte.
118
Das ganze bisher beschriebene scheint auf einer Art von Wagen geruht zu
haben, von dem noch Hader sammt Achsen da sind; die Räder haben
Speichen und Hundeköpfe (?) als Verzierung. Ferner befand sich dabei ein
kesselartiges, sehr gut gearbeitetes Gefäss, ohne Spuren von Schrift, dann
ein sogenannter Streitmcissel, Griffe von Gefässen, und eine Unzahl von
Bruchstücken, darunter der untere Theil eines Helmes gleich den im Jahre
1812 zu Negau gefundenen, von denen 12 das k. k. Münz- und Antiken-
Cabinet, die übrigen das Joanneum zu Gratz bewahrt. Sollten die oben be-
zeichneten Figürchen wirklich als Götterbilder erkannt werden, so würde
das sehr an ähnliche Funde im Norden Deutschlands erinnern. (Vgl. Jahr-
bücher des Ver. f. meklenburg. Gesch. u. Alterth. Von G. F. Lisch, IX.
Jahrg. 1 844, Schwerin. S. 374, 375.) Auch sollen im Schlosse Freudenau*)
(im Marburger Kreise Steiermarks) Bruchstücke eines andern Exemplars
dieser Gattung, das in einem Tumulus nächst Radkersburg war ausgegraben
worden, sich befinden. Jedenfalls sehen wir mit gespannter Erwartung dem
nächsten Hefte der Mittheilungen des bist. Vereins für Steiermark entgegen,
in dem wir eine ausführliche Beschreibung dieses merkwürdigen Fundes aus
der Feder des verehrten Auschussmitgliedes jenes Vereines, des hochw.
Domherrn und Professors, Herrn Matthias Robitsch, zu erwarten haben.
St. Marein (Judenburgerkreis), — Aus der Schwelle des ehemaligen
Eingangsthores der im J. 1845 abgebrannten Filialkirche zu St. Marein bei
Neumarkt wurde folgender Inschriftstein ausgehoben:
D. N. FLAVIO. CO
ATSTANTINO
PI. INVICTO
AVG
M. P. XXII
(Ebend. S. 29.) Dieser Meilenstein aus der Regierungszeit des Kaisers Con-
stantin des Grossen ist höchst merkwürdig für die Bestimmung der Entfer-
nung Noreia's (Neumarkt) von Matucaium (Treibach) XIII und mit Hinzu-
zählung der Entfernung dieses letzteren von Virunum (Zolfeld) XIV,
zusammen XXVII, was von der Angabe der Entfernung Noreia's von Viru-
num mit M. P. XXII auf der Tabula Peuting. um die kaum nennenswerthe
Zahl von M. P. V (1% öster. Meilen) differirt.
Baierdorf (Judenburgerkreis). — In dem zur Pfarre St. Marein ge-
hörigen Baierdorf befand sich ein Stein, der nach Priesach in Kärnten
übertragen wurde, wo er jetzt im Propsteigarten sich befindet. Er ist 1' 3"
hoch und 1' 8%" breit und hat die Inschrift:
ATERO. FE
STI. ^ CATT
VN. MO^A
N. HE. F
*) Während des Druckes dieser Zeilen hat mir Hr. Prof. Dr. M. Robits ch
seinen interessanten Aufsatz, mit 6 Tafeln Abbildungen, in Aushängebogen bereits
mitzutheilen die Güte gehabt. Da die obigen flüchtigen Andeutungen keine Unrich-
tigkeit enthalten, so mögen sie vor der Hand genügen.
1,1 \ri.i; . ,i!s c \ n\ \ . der Iberdiei den fcnnamen
bcwobner ftthrl ) . charakterisiren lieh all celtiaebe Nantes. | Ebd, 8
\ du eben dorl kam nach st. Stephan in Kirnten ein Steinbild rea
einen Grabmale, «-ine weibliche Gestalt mit einen SalbengeflM in der
vorteilend Di
•Ihr IM-Iili.lrl
CLARV
/ßl-ET. P.VETVRt 0
IH10RAV0-IÜ71 V
ATRON 0 • KT
VETVR1AE PK
TERTVLLAEVXORI
Linken in iehr richtiger Zeichnen
in den Pfarrhofgarten.
Maria Hof (Jadenborgerkrcia). 1843.
Von dort kam ein Künu-rstem (Fig. 11» in's
Antiquarium des .loanneums mit neben-
stehender Inaehrifl :
An der luaeeren Oaiwand drv Pfarr-
kirche daeelbat befindel sich hoch oben der
Kopf des Jupiter Amnion, an der Südwand
ein Relief mit Ornilho-Delphineii.
Bin ans i\ov Umgebung des alten Schlos-
daaelbal in des Schloiagarten über-
aer und ale Steinbank dort verwendeter
Cippna von V 7" Hohe, I' l>%' Breite und
t' 4V'a " Tiefe trägt die Inschrift:
C
CILK)
</. S1U (et)
(ILIA\(us)
(f)RATRE(s)
(fe)Ci;ilV\(t).
St. Georgen (Judenburgerkreis). - In der linken Ecke des abge-
kommenen Allares der Katharina- Capelle EU St. Georgen (ob Murau)
ist ein Cippus eingemauert, «1er 1' 8" in der Höhe, h" in der Breite, 8" in der
Tiefe, und 11" an Sockelbreite miast und folgende Inschrift trägt:
D(iia). D(eal)us.|uey>. O(mnil)us)
CLAV
1)1 VS
V ALK II
IVS
\. S. L. M.
B, Unter-Steiermaifc
Geisthal (Gralzerkreis). - Im Inneren der Kreuzcapelle daselbst
dient als Altarstufe ein abgenützter, l' 7" hoher und 3' ' 4" breiter Römer-
stein mit der Inschrilt :
8ATVRNINVS
DVBNISSL F. V. V
SIBI. BT. SVADVa
\i;. \ w.M. c. . . .
Die Namen DV BIS SVADVCIA, VANN Ja romani
tennamen. (Eb< ndort, wie die \ oi berge]
120
Kaisdorf (Gratzerkreis). 1850. - Am 5. Juni d. J. wurde zu Kais-
dorf, zwei Stunden südlich von Gratz, von dem Bauer Peter Barth folgen-
der 3' 5" hohe, 2' 5" breite Römerslein gefunden und nachher dem Joanneum
käuflich überlassen: NAMMONIV 'S. MVSSA
^E. IALANDINA. 6NIW . 'E
SATVRNINVS. SATV
RIONIS. V. F
(S. Mittheil, des hist. Ver. f. Steierm., 2. Hft., S. 67.) Oberhalh der
Inschrift zeigen sich zwei Brustbilder. Das zur Rechten stellt ein weib-
liches Wesen vor, was aus der feineren Gestalt , der geringeren Schul-
ternhöhe und der Kleidung sich schliessen lässt; das zur Linken bezeichnet
einen Mann, der wahrscheinlich das Schmiedehandwerk trieb, da ihm in die
rechte Hand ein Hammer, in die linke eine Zange gegeben ist. Dass dieser
Grabstein einem Schmied angehört habe, scheint noch mehr durch den Um-
stand bestätigt, dass in der Nähe viele Hufeisen (für Maullhiere), wohl
60 — 70 Stücke, gefunden worden sind, von denen eines der ungemein thätige
Erforscher und sinnreiche Erklärer römischer Altherthümer, der hochw.
Herr Pfarrer Richard Knabl, dem k. k. Münz- und Antiken-Cabinet ein-
gesendet hat. Neben dem obigen Steine lag eine Urne, die der Bauer weg-
warf und eine Bronzemünze des Kaisers Claudius vom J. 41 n. Chr. Auch
führen durch den sogenannten „Schachenwald" in der Nähe Spuren von
Mauern, welche schliessen lassen, dass nördlich von Kaisdorf etwa 1400
Schritte in der Richtung gegen Gratz eine Ortschaft mag gestanden haben.
— Die auf dem erwähnten Inschriftsteine vorkommenden Namen deuten eben-
falls wieder auf celtischen Ursprung hin, und erinnern an manche andere
in dieser Peripherie gefundene. Überhaupt lässt sich , bei nur oberfläch-
licher Vergleichung einiger, mit celtischen Anklängen bezeichneter Inschrift-
steine aus dem norischen Lande, der innere Zusammenhang nicht verken-
nen, der unter den zerstreuten Familien der Landeseingeborenen nicht nur
durch die Bande der Nationalität, sondern auch durch Verwandtschaft und
Verschwägerung noch lange fort erhallen blieb. So finden wir , wie einen
NAMMONIVS auf dem Kalsdorfer Steine, auf einem vielfach erwähnten,
bald nach P e 1 1 a u (Apian. CCCLXXX1 IL, Gruter. DCXXV. 6. u. MXXXIII. 7.),
bald nach Str assgang (Grut. DLX. 10., Katancs. I. A. Lp. 313. LXI
u. 408. CCLV;Muchar, Gesch. d St. I. S. 404, Carinthia, 1846, Nr.51
u. a.) versetzten Steine (an den letzteren Ort gehörig, der aber nicht, wie
hin und wieder beigefügt ist, in der Nähe von Cilli liegt) folgende Inschrift :
NAMMONIAE. MA
TRI. V. F. SIBI. ET. SEM
PRONlO. SECVNDINO
MAR. D. SOL. ET. SEM
PRONIO. SECVNDINO
FIL. B. COS. AN. XVIII
Hier haben wir eine NAMMONIA (die einige MAMMONIA lesen) neben
einem Decurio derrälhselhaften Stadt Solva inNoricum. Einen NA AMONIVS
HEMVLL. M. F. und einen STAT. NAMONIVS macht Grut. (DLXXXI. 10,)
m
auf einem Mailänders ihaft, wihrend wir einem Ihnlichen Namen
auf einem Steine in Verona (Mailei. GXX.7. Z p. 11%. Orelli. 8076)
uen, <l«'r die Inschrift ffthrl :
I). M
M. COELIO
m. r. n,
HOMVLLO. SOLV.
mil. Fi;. LEG. \i. VIC
hm als,, hier einen M. COELIVS HOMVLLVfl aus Solvay in Mailand
einen NAAMONIVS HEMVLLVS and zu Strassgang eine NAMMONIA, die
zu einer Magistratsperson von Solva inBeziehung steht. Zu Geiethal leaei
wir einen SATYRNINVS DVBNISS1 F., auf unserem Kalsdorfersteine einen
SATVRNINVS SATVRION1S F.; dagegen trägt ein Stein den G
(DCCV. 6 aus Lax) anfuhrt, angeblich zu: ..In Prantlhof Sacello (Gut Pren-
delhofim Gratzerkreise), in ruinis Solvae" die Inschrift:
i). ML
s.\ TVRONIVS. SECVRVS
ET
HF SPEC TA. FF STA
V. F. SIBI. ET
8ENICIONI. SARTVRON
ET
\ ! N DVNAE. PAK. ET
SERTETERTANO. F1L
Sie nennt einen SAT\ IlOMVS und einen SATVRON. Beide sehr klang-
verwandt mit SATYRION; die RESPECTA erinnert an die RESPECTILLA
auf dem oben erwähnten Pettauer Steine, der zugleich <\rn BVRRANVS von
St. Dionysen UaBrucker-Kreii wieder erwähnt, während die FEST A an den
\ TER Vater, zu Baierdorf, mahnt, und die VINDVNA an
einer VINDONA zu St. Paul in Kärnten (Grut. LXXXVII. f.) eine Namens-
\ erwandte bei.
Löffelbach (Gralzerkreis). 184? — Herr Dr. M. Macher, k. k.
Distriktsphysiker zu Bartberg, ein Mann, der
sich um Alterthumsforschung in seinem Kreise
mit grossem Euer annimmt, besichtigte zu
Ldffelbach bei Hartberg die dort vor einigen
Jahren Ausgegrabenen Antiken (2 Steinreliefs,
das eine zwei Pferde, das andere einen rulien-
ren darstellend [s. unten]), Z&egelst&eke
mit Kreuz- und Bogen/eichen u. s. w. Eine
Ziegelplatte (Fig. I*.), 1'4" hoch. 1' 1 breit.
enthält nebenstehende Schritt/
Herr Planer R. Knabl, der gewandte
Entrithseler römischer Inschriften, liest dies«
Inschrift, er Einfachheit des Stof-
fes und derRohheitderSchriftzfl .lein Denkmal der Dl
122
C. VAL
OMNI
BVS. SVI
S. O(llas) V. D(edit).
Hartberg (Gratzerkreis) 1847-1850. — Seit dem Jahre 1847 hat
Herr Dr. H. Macher in dieser Gegend Ausgrabungen veranlasst und ge-
leitet und ganze Hügelgruppen blossgelegt. Die vorzüglichsten derselben,
über die wir hier (auf Grundlage des Aufsatzes : „Die Römergräber in der
Gegend um Hartberg": Mittheilungen des hist. Vereins f. Steiermark, 1. Hft.
1851, S. 107—126) kurz berichten , befinden sich : 1) auf der Penzen-
dorferhöhe (Penzendorfberg), am Rande des Föhrenwaldes, wo noch
vier Hügel sind. Die aufgedeckten Erdaufwürfe, 4 mittels Mauern getrennte
Gräber, enthielten Thonscherben, Knochenreste, Kohlen, Zwetschken-, Pfir-
sich- und Kirschenkerne, Schalen von Wallnüssen u. dgl. Der Hügel mass
<M) Schritte im Umfange, 9' Höhe und 14' im Durchmesser auf der oberen
Fläche. — 2) Im P en zen dorfer-G h ar t an der Strasse nach Gräfe n -
dorf. Vor ungefähr 25 Jahren befanden sich dort noch 50 Hügel. Im J.
1835 wurde ein Hügel aufgegraben, wobei man Ziegel, Steine mit Inschriften,
eine weibliche Figur mit einem Kruge, ein Männchen aus Blei, Münzen n.
s. w. fand, was alles verloren ging, bis auf eine (nunmehr in der Sammlung
des hist. Vereines befindliche) Sphinx aus weissem Marmor (ruhendes Thier
mit Widder- oder Kalbskopf, vorn am Halse einen wellenförmigen Kamm,
auf der rechten Schulter einen grossen ausgespannten Flügel). — Im Jahre
1847 wurden noch 26 Grabhügel entdeckt, 3-7' hoch, 20—60 Schritte im
Umkreise; davon wurden 13 untersucht, in denen man auf Steine, Knochen,
Scherben, Thränenfläschchen, Urnen, Schüsseln, Reifen, Fibeln und andere
Bronzegegenstände stiess. — 3) Im S chil d b ac hwa 1 d e (Grillenberg) ;
zwei grosse Hügel, der grössere fast 12' hoch und 90 Schritte im Umfange;
darinnen Thonscherben, grosse Steine von 1 — 3 Centner, Kohlen, Tuf-
steine in Schädelform, Petrefacten (Rebe), 3 Schneckenhäuschen, aber keine
Spur verbrannter Knochen. — 4) Im Walde nächst K lafen au , an der
Strasse nach St. Johann in der Heide. — 5) Im Steinriegelwäldchen
bei St. J oh an n, an der Strasse nach Rohr nächst der Teichwiese; 6 Hügel,
30- 80 Schritte im Umfange, 5 — 10' hoch, drei schon früher, drei im Octo-
ber 1850 aufgegraben, mit Knochenresten, Kohlen, Glas- und Thongegen-
stünden, unverbrannten Knochen von Spitzmäusen. — 6) Im Safenau-
w aide nächst der Strasse nach Buch. — 7) Im L af n i t z t h a I e , weiter
von Hartberg weg. bei Unter röhr. — 8) ImNcu dauwalde zwischen
NeudauundWörth.— 9) ZuLöf felbach; Fig. 13.
vor 80 Jahren war dort ein grosser Hügel ? f 7^~~^ÄT~~><-- <<_
grosse Steine jetzt am Hause des Bauers ^T^l f\ \
St ach el (s. oben), besonders ein 3" hohes, j Mf </
12" breites Marmorstück zwei nebenein- \ fP^\<S*Y /^WtS vi /
anderslehende Pferde vorstellend (Fig. 13), I J E\ \\ß < )/)/ i I
von denen das vordere den rechten Vorder- I. T^r^ g äp-dr
fuss erhebt , vor denselben steht ein kessel- 'fc '-
rig. i »
CS 1
1 83
! in den ein krammgebogenei Stab leimt Ferner befinde!
lieh dort rorm Rente »!.is Relief einet ratende! Löwen im
I Kopfhöhe, i1 . rfi ckwlrta hoeh, Aber i breit, bei offenem Uneben ind
r erhängender Zange einen Eberkopf hellend,
Gleichenberg (GreUerkreU). - Im Febratr 1868 imrdea dneelbsl
laut einer gütigen Mittheihmg dos dortigen Bmnnennrstef lfm. Dro. Prnm
i i i , mehrere Antieaglien gefunden, als Thou- Fig. r»
•eherben, Brnehotieke »im"- Armbandes, ein Beil von
Nephrit, eiförmige hohle Bronseeehfieeelehen , von
Vis" Breite, P- lt; ' Länge und T Tiefe, wie neben-
stehende Figur ete eeigl (Fig. 14). Kebwtdeni fand man
e römische Bronzemannen, von denen übrigens
nur eine als \ un Nero herrührend zu erkennen war.
Leibnitz (Marbnrgorkreie). 1848 1850. — Trotz der ungünstigen
Conjnnetnren, unter welchen in diesen Jahren die spärlichen Forschungen
auf dem klassischen Boden des Leibnitzerfeldes stattfinden konnten, wurden
dennoch (t. Alitth. d. biet. V. f. Steiermark I, S. 81— 83) folgende Münzen zu
Tage gefördert :
a) Griechische
1 ) Von Viminacium in Obermösien :
IMP. Bf. 1VL. PHIUPPVS. AVG. Belorberter Kopf Philipps d. Ac.
Hr. 1*. M. S. COL. \IM. Weibliche Gestalt zwischen einem Löwen und
einem Stier. Unterhalb AN. VIII. — A. I. - Vom h 2V7 n. Chr.
HER KTRVSCILLA. AVG. Kopf der Etruscilla des TrajanusDecius.
IV. Wie oben. Unterhall) AN. XI. - JB. II. — Vom J. 250. n. Chr.
'2 ) Von M a r c i o n o p o 1 i s in Untermösien :
ATT. K. H. ATPHAI. ANTON6IN0C. Belorberter Kopf des Elagabal.
IV. rn.IOTA.ANT/CEAETKOT KAPKIANOBOALTQN. Genius vor einem
Altar, in d. II. eine Opferschale, in d. L. einen Zweig. — St. II.
Aus d. J. 218 222. n. Chr.
3) Von I) M i en:
IMP. C. C. VIB. VOLVSIANVS. AVG. Belorberter Kopf des
Volusianus.
IV. PKOVINCIA. DAGIA. Weibliche Gestalt zwischen einem Adler.
der einen Kranz im Schnabel hält und einem Löwen, in der B. ...
in d. L. eine Standarte haltend. Unterhalb AN V. - AB. II. Vom
.1 n. Chr.
4) Von Nicie in Bithynien:
IOTAIA. MAICA. ATT. Kopf der Julia Mäsa.
r>. MKAICl.'N. Drei lYld/.eiehen. .11. II. Aus d. J. 218-22;$ n.Chr.
b) II ö mi sehe Faini 1 i e n in ü n I c n.
I) Julia. Vielgötterkopf(CapatPantheom)l mit Attributen desApoll.».
Mfi-cur und Neptun.
rjr. L. IVLI. BVRSIO. Mir S Hin :,uf rasehem Viergespann. Et
-uinios. M. S\Mi\l\l\S (> f. IIIV1I!. A. A. V i
In der Mitte 8. C
124
9?. AWiVSTYS. TIUBVNIC. POTEST. innerhalb eines Kranzes von
Eichenlaub. A\.
e) lt iim i s c h e K a i s e r m ü n z e n.
1) IMP. CAES. VESP. AVG. P. M. T. P. COS. V. CENS. Kopf des
Vespasian, mit der Sirahlenkrone.
Ijk FELICITAS. PVPLICA. S. C. Die Göttin der öffentlichen Wohl-
fahrt, in der R. den Mercurstab, in der L. das Füllhorn. — M. IL
Vom J. 74 n. Chr.
2) T. CAESAR. IMP. PONT. Belorberter Kopf des Titus.
I*. TR. POT. III. CENSOR. Doppeltes Füllhorn, in der Mitte der
Mercurstab. — M. II. — Vom J. 74 n. Chr.
3) ANTONINÜS. AVG. PIVS. P. P. TR. P. COS. III. Belorberter
Kopf des Antonin.
ty. AEQVITAS. AVG. Die Göttin der Billigkeit, in der R. die Wage,
in der L. den Speer. — M. - Vom J. 146 n. Chr.
4) AVREL. CAES. ANTON. AVG. PIT. F. Unbedeckter Kopf des
Marc Aurel.
9*. TR. POT. XI. COS. IL Die Göttin der öffentl. Wohlfahrt (Felicitas),
in der R. den Mercurstab, in der L. den Speer. — M. — Vom J. 157
n. Chr.
5) M. ANTONINVS. AVG. ARM. PARTH. MAX. Belorberter Kopf
des Marc Aurel.
#. TR. P. XXI. IMP. IUI. COS. III. Die Göttin der Billigkeit. -
M. Vom J. 167 n.Chr.
6) CRISPINA. AVGVSTA. Kopf der Crispina des Commodus.
Jk DIS. GENITALIBVS. Lohender Opferaltar. — iR.— Etwa 176-183
n. Chr. Vgl. Eckhel, D. N. V. VII. 139.
7) D. CLOD. SEPT. ALBIN. CAES. Unbedeckter Kopf des Albinus.
IV. FELICITAS. COS II. Die Göltin der öffentlichen Wohlfahrt, in der
R. den Mercurstab, in der L. den Speer. — M. I. — Aus den J.
194—195 n. Chr.
8) D. CLOD. SEPT. ALBIN. CAES. Unbedeckter Kopf des Albinus.
Ijk. MINER. PACIF COS. II. Minerva stehend, in der R. einen Zweig
in der L. Speer und Schild. — M. — Aus den J. 196—197.
9) P. SEPT. GETA. CAES. PONT. Unbedeckter Kopf des Geta.
fy SECVRITAS. IMPERII. - JE. IL - Aus den J. 198-204.
10) M. OTAC1L. SEVERA. AVG. Der Kopf der Otacilia des Phi-
lippus L, auf einem Halbmonde.
IV CONCORDIA. AVGG. Die Eintrachtsgöttin, in der R. eine Opfer-
schale, in der L. ein doppeltes Füllhorn. ~ M. — Aus den J. 244
bis 249.
11) IMP. C. M. Q. TRAIANVS. DECIVS. AVG. Kopf des Trajanus
Decius mit der Strahlenkrone.
I*. ABNNDANTIA. AVG. Die Göttin des Überüusses, ein Füllhorn
ausgiessend. — M. — Aus den J. 250 - 251.
125
IMIV NLMILIA.WS. P1VS, ML A\ (i. Kopl des Aemili.mus mit
der Strahlenkrone.
lt. DIANAS. \ i < i ' 1 ; I Diana tfehend, la der it. «Im Pfeil» in derb.
«Ion Bogen u. \ ' .1. iM M. Chr.
M. AVR. (AllIWS. NOB, ('. Kopf des Tai-inus mit der Strahlen-
krönt'.
lt. PIUXTIPI. IVVK.NT. l>or Kaiser im Im •i.-gei •n.ai.lrl siebend, in der
K. oin Feldseiehen, in der L. einen Speer. Unterhalb KAE. — i:. in
— Aus den J. t8l 284 n. Chr.
14) FL. MAX. TIIEODOKA. AVO. Kopf der Theodora des Constanlius
Chloraa.
9». PIETAS. ROMANA. Die Göttin dos Zartgefühles, mit einem Kind
auf dem Sehoose. — iE. II. - Aus den J. 292—304.
15) I). X. \ ALLXTIMAWS. P. F. AVG. Kopf des Valenlinian mit
einen IVrlondiademe.
It. VOT. X. MVLT. XX. Innerhall) eines Lorberkranzes. Unterhalb
SISC. P. — M. - Aus den J. 304 375.
Frauenberg (Marbargerkreie). 1848. — Zu Frauenberg ob Leibnilz
ist folgendes, 1' hohes, 1' 41/./' breites Fragment eines Grabsteines zum
Vorscheine gekommen :
...S. PIENTI
...EC E
..AN. XXVI.PVELLAE. I...
AVS
Leitring (Marbnrgerkreia). 1848. — Ein Keuschler (Kleinhäusler) aus
dorn Dorfe Leitring nächst Leibnitz fand im Mai d. J. auf seinem Acker, als
er nach Bausteinen grub, die er früher beim Pflügen wahrgenommen, die
Reste eines römischen Bades, bestehend in einer Hohlziegelbrücke und
einem Zimmerraume mit den Bruchstücken eines weiss- und schwarzge-
schachten Mosaikbodens innerhalb vier Hauptmauern, die durch eine, wahr-
scheinlich aus späterer Zeit herrührende, Mittelinauer in zwei ungleiche
Vierecke gelheilt waren. Die Hohlziegel waren 2' lang, 9" weit und i/-l'
dick; die Mauern hatten eine östliche und westliche Länge von 8° f>\ und
eine südliche und nördliche Breite von 4° 5'. Der Wandalismus der Nachbarn
hatte in Kürze alles Aufgefundene wieder durcheinander gewühlt (s. Mitth.
d. bist. V. f. St.. I, S. 94-1)5).
Hohenmauten (Marborgerkrei*). 1851. — Des Fundes, der bei
Hohenmauten gemacht werden ist schon Em Jahrg. 1861, (I.Band. 3. nnd
4. Heft, S. SSO) Erwähnung geschehen. Ich trage hier aus den -Mit-
theilungen des bist. Vor. I. Steierm. II. S. 182, einiges genauer darüber
nach. Ein Wolkenhrueh hat nämlich im unteren Markte, wo . Krücke
gebaut von rdreieh to sehr abgeschwemmt, data man deutlich die
Spur»!: •. die aU nichl
über die Anh. ihr ging. Diese wollte man in u
lb man im 8p bgrnb , wobei der schon
126
früher erwähnte Fund gemacht wurde. Ausser einem halbrunden Steine, an
dessen eonvexer Seite die Siglen L. S. (nach Kn ab 1 vielleicht Locus Sepul-
taree) standen, fand man, etwa 8' tief, eine bedeutende Anzahl sogenannter
Ptolemäer , von denen nur zwei ins Joanneum gelangten; zwei andere hat
Herr AI. Ko ttck dem k. k. Münz- und Antiken-Cabinete überlassen. Ähn-
liche Münzen hat man auch auf dem L eibni tz er und Pe ttaue r Felde ge-
funden; sie scheinen — wie Herr Knabl — von meiner a. a. 0. ausge-
sprochenen Ansicht nicht viel abweichend — sagt, von heimkehrenden
illvrisehen Kriegern ins Land gebracht worden zusein, die unter V e s-
pasian, Marc Aurel und Septimius Severus in Syrien gedient und in
dieser Münze ihren Sold erhalten hatten. Nachträglich hat der oben erwähnte
Herr A. Kottek die Gefälligkeit gehabt, dem k. k. Cabinete aus diesem
Funde noch die nachstehenden Münzen mitzutheilen:
1) DIVO. VESPASIANO. Kopf des Vespasian mit der Strahlenkrone.
\)e. C0NSECRAT10. Adler. - M. — Zu den späteren Consecrations-
niünzen unter Gallienus (254—268 n. Chr.) gehörig. Vgl. Eckhel,
D. N. V. VIII. p. 469 ff.
2) IMP. TRAIANO. AVG. GER. DAC. P. M. TR. P. COS. VI. P. P.
Belorberter Kopf des Trajan.
t>. S. P. 0- R- OPTIMO. PRINCIPE Die Glücksgöttin sitzend, in der
R. ein Ruder, in der L. ein Füllhorn. Unterhalb FORT. RED. -
M. — Vom J. 112 n. Chr.
3) ANTONIN. AVG. TR. P (XXIIII?). Belorberter Kopf des Marc
Aurel.
F>. FORT. RED. COS. III. Die Glücksgöttin sitzend mit Ruder und
Füllhorn. - M. — Vom J. 170 n. Chr.
4) Behelmter Männerkopf.
l)k. BPETTliJN. Minerva, schreitend mit Schild und Lanze. Unterhalb
das Monogramm $. — JE. 7. — Münze der Bruttier in Grossgriechen-
land.
Mahrenberg (Marburgerkreis). 1850. — Auch über einen zu Mahren-
berg gemachten Fund war im Jahrg. 1851 (a. a. 0.) schon die Rede. Schul-
kinder fanden nämlich am Fusse des Berges, auf dem einst ein Kloster der
Dominicanerinnen (errichtet 1251, abgebrannt 1780, aufgehoben 1781) stand,
in einem Topf eine bedeutende Anzahl Bracteaten , österreichische, salz-
burgische und baierische, von denen das Joanneum nur 1 E. erhielt. — Der
Angabe des Herrn A. Kottek zu Folge, betrug die Masse der gefundenen
Bracteaten, grösstentheils aus der Zeit des Interregnums, einige Pfunde; der-
selbe hatte die Gefälligkeit, auch dem k. k. Münz- und Antiken-Cabinete
einige mitzutheilen. Auch ein silbernes Jagdhorn soll gleichzeitig dort ge-
funden worden sein, das somit, wenn etwas Wahres an der Sache ist,
verschleppt wurde.
Pettau (Marburgerkreis). 1839. — In der Schlossergasse zu Pettau,
Nc. 61 , wurde ein fragmentirter 12" hoher und 1" breiter Votivstein im
Keller ausgegraben und sodann im Vorhause eingemauert (Mitth. d. hist.
Ver. f. St. II. S. 62), er trägt die Inschrift:
127
\u. i
t. cl, a>
pao. a\(
I \. VOTO
Herr Et Ruahl glaubt HereYLl Triumphaturi lesen ML miissru. Ich
nftchte, ohne den Stein geeehen in haben, hinter den Baehttebenreeien der
heulen Ketten bei neben:
Colon iac
VLPiac Trajanae
Zirkowitz (Marburgerkreis). 1850. — Da «1er Goldmünzfiifund /.u
/irkcwil/. von dem im Jahrg. 1851 (a. a. 0.) Berieht erstattet werde
«Mi <len bedeutendsten gehört, die im Umkreise der österreichischen Monar-
it Jahren gemacht worden sind, so dürfte es von Interesse sein, ausser
den früher angeführten und heschrichenen 25 Goldmünzen, die dem k. k.
Münz- und Antiken-Cahinete als Muster zugesendet worden sind, auch noch
die übrigen seil her hekannt gewordenen hier aufzuführen. In den „Mit-
theilungendes hist. Ver. f. Steierm." (II.Hft. 1851, S. 173 ff.) berichtet Herr
Knabl dass das Joanneuni zu Gratz 28 Stücke aus diesem Funde, das Stück
zu 15 11. C. M. angekauft habe. Das k.k. Münz-Cabinet hat nichl, wie es dort
heisst 1 1, sondern 25 Stücke zur Auswahl erhalten, die jedoch, da sämmtliche
Typen in der kaiserlichen Sammlung hinlänglich vertreten sind, und da auf den
angebotenen Preis für einige von den eingesendeten Exemplaren nicht konnte
eingegangen werden, alle wieder zurückgestellt wurden. Das Joanneum kaufte
dann neuerdings 23 Stücke, so dass es nunmehr aus diesem Funde im ganzen
51 Stücke besitzt. Unter den Goldmünzen, die dem k. k. Münz- und Antiken-
Cabinete waren eingesendet und von mir am angeführten Orte beschrieben
worden, kamen folgende Typen, die das Joanneum an sich brachte, nicht vor :
1) ANTOXIA. AVGVSTA. Kopf der Antonia des älteren Drusus, mit
einer Ährenkrone.
Hr. SACERDÜS. D1VI. AVGVSTI. Zwei Fackeln mit Kränzen. — A7.
Aus den letzten Jahren der vorchristlichen Zeitrechnung.
2) NERO. CAESAR. AVG. IMP. Unbedecktes Haupt des Nero.
Kr. POXTIF. MAX. TR. P. X. COS. IUI. P. P.EX. S. C. Die Tugend
stehend, mit beiden Händen einen Schild haltend, mit dem linken Fuss
auf einen Helm tretend; am Boden Köcher und Bogen. — A?. — Vom
J. 63 n. Chr.
3) NERO. CAESAR. AVGVSTVS. Belorberter Kopf des Nero.
Ifr. AVGVSTVS. AVGVSTA. Der Kaiser mit der Strahlenkrone stehend,
in der R. eine Opferschale, in der L. einen Speer, hinter ihm Li\i;i
mit verschleiertem Haupte, in der R. ebenfalls eine Opferschale, in
der L. ein doppeltes Füllhorn. — M. — Aus den J. 54 — 6s n. Chr.
k) IMP. CAESAR. VESPASIANVS. AVG. Belorberter Kopf def
Vespasian.
IV COS. ITEH. TR POT. Die FriedenegttÜn, litsend, in der K.
Zweig, in der L. den Mercurstab. — M. — Vom J. 70 n. Chr.
128
6) IMP. CAESAR. VESPASIANVS. AVG. Belorberter Kopf des Ves-
pasian.
ft. COS. VIII. Der Kaiser wird von der nebenstehenden Siegesgöttin
gekrönt. Ni. — Vom J. 77 n. Chr.
(i) Eine ähnliche.
7) IMP. CAES. VESPASIANVS. AVG. Belorberter Kopf des Ves-
pasian.
Y)e. TR. POT. X. COS. Villi. Eine weibliche Gestalt mit einer Thurm-
krone, stehend, in der R. eine Lanze, mit der L. Früchte im Schosse
des Gewandes haltend. — M. — Vom J. 79 n. Chr.
8) IMP. CAES. VESPASIANVS. AVG. Belorberter Kopf des Ves-
pasian.
9». PAX. AVGVST. Die Friedensgöttin, sitzend, in der R. ein Ruder,
in der L. einen Speer. — Ni. — Aus den J. 70—79 n. Chr.
9) T. CAESAR. IMP. VESPASIAN. Belorberter Kopf des Titus.
Ifc. COS. IUI. Ein stössiges Rind. — RH. — Vom J. 72 n. Chr.
10) IMP. TITVS. CAES. VESPASIAN. AVG. Belorberter Kopf des
Titus.
I>. TR. P. Villi (?). IMP. XV (?). COS. VII (?). P. P. Das Standbild
des Kaisers auf einer Schiffschnabelsäule, in der R. eine Lanze. —
Ni. — Wobei zu bemerken, dass entweder das Consulatsjahr, oder
die Ziffern des Tribunats und der Imperatorenwürde nicht genau an-
gegeben, indem das J. 79 n. Chr. nur auf TR. P. VIII. IMP. XIIII
COS. VII.: das J. 80 n. Chr. nur auf TR. P. Villi. IMP. XV. COS.
VIII. passt.
11) IMP. TITVS. CAES. VESPASIAN. AVG. P.M. Belorberter Kopf
des Titus.
Ijk TR. P. IX. IMP. XV. COS VIII. P. P. Ein Anker, um den ein
Delphin sich windet. — Ni. — Vom J. 80 n. Chr.
12) T. CAES. IMP. VESP. CEN Belorberter Kopf des Titus.
9». PAX. AVG. Die Friedensgöttin stehend, in der R. den Mercurstab,
über einem Dreifusse, in der L. einen Zweig, dabei auf eine Säule
gestützt. — Ni.
13) T. CAES. IMP. VESP. PON. TR. POT. CENS. Belorberter Kopf
des Titus.
9». PONTIF. TRI. POT. Der Kaiser in der Toga, sitzend, in der R.
eine Lanze, in der L. einen Zweig. — Ni. — Die Münzen 12 u. 13 im
Allgemeinen aus den J. 71— 81 n. Chr.
14) CAES. AVG. F. DOMiTI. COS. III. Belorberter Kopf des Donütian.
9». PRINCEPS. IVVENTVT. Die Hoffnung, schreitend. - M. - Vom
J. 74 n. Chr.
15) CAESAR. AVG. F. DOMITIANVS. COS. V. Belorberter Kopf des
Domilian.
Hr. PRINCEPS. IVVENTVTIS. Zwei verschränkte Hände. - M. -
Vom J. 79 n. Chr.
IG) Vorderseite wie oben.
li- PBINCEPS.IVVENTVTIS.Vc i.. sii,.,,ni. \; \ ■„,., .1. ;'»... Chr.
i?) CAESAR. i»i\l. F. DOMITIANVS. COS. Ml. Mortorttr k,pi
dtl Doiuihan.
Ik PRINCBPS. IWKYI'VTIS. Lohrmler Altar.— Äff. - Von. f. 90
n. Chr.
18) IMP. CAfia DOMITIANVS. AVG. I». M. BHurherler Kopf den
Doinitian.
IV. TR. POT. IMP. II. COS. Mll. DES. IX. P. I». Ilehelmter Pallas-
kopf, — Äff. ~ Von J. 8t d. Chr.
L9J IMP. CAES. DOMITIANVS. AVG. GERMAMCVS. Belorberter
Kopf des Domitianus.
9». P. M. Tit. POT. III. IMP. V. COS. X. P. P. Pallas, auf einem
Sehiflc stehend. — Äff - Vom J. 84 n. Chr.
80) IMP. CAES. DOMIT. AVG. GERM. P. M. Belorberter Kopf des
Domilian.
IV. P. M. TR, POT. 111. IMP. V. COS. X. P. P. Behelmter Pallas-
kopf. — Äff. — Vom J. 84 n. Chr.
81) IMP. CAES. DOMIT. AVG. GERM. P. M. TR. P. "V. Belorberter
Kopf des Domilian.
Q>. IMP. XL COS. XII. CENS. P. P. P. Eine weibliche Gestalt auf
rinem Schilde sitzend. — Äff. — Vom J. 86 n. Chr.
88) IMP. CAES. DOMIT. AVG. GERM. P. M. TR. P. VI. Belorberter
Kopf des Doinitian.
I*. IMP. XIIII. COS. XIII. CENS. P. P. P. Pallas stehend. -Äff — Vom
J. 87 n. Chr.
23) DOMITIA. AVGVSTA. IMP. DOMITIANI. Kopf der Domitia des
Domitian.
IV. COXCORDIA. AVGVSTA. Pfau. - A3 - Aus den J.82-96 n. Chr.
Ausser diesen Typen sind dem k. k. Münz- und Antiken-Cabinete noch
30 andere Exemplare aus diesem Funde bekannt geworden, die derbürg-erl.
Guidarbeiter zu Marburg, Herr Kun, demselben zur Ansicht mitzutheilen
die Güte hatte, nämlich:
l-(i) Tl. CAESAR. DIVI. AVG. F. AVGVSTVS. Belorberter Kopf
des Tiber.
IV. PONTIF. MAXIM. Tiber sitzend, in der R. die Lanze, in der L.
einen Zweig. — AS. — Aus den J. 14— 30 n. Chr.
7) Tl. CLAVD. CAESAR. AVG. P. M. TR. P. Belorberter Kopf des
Claudius.
ft. IMPERATOR. RECEPT. Der Kaiser, einem Soldaten die Hand
reichend. — Äff. — Vom J. 41 n. Chr.
8) Tl. CLAVD. CAESAR. AVG. P. M. TR. P. VI. IMP. XI. Be-
lorberter Kopf des Claudius.
9». Triumphbogen mit der Aufschrift: DB. BRITANN., oberhalb eine
Keih'i'stalue /wischen zwei Tropäen. — A/?. — Vom J. 40 n. Chr.
II. CLAVD. CAESAR. AVG. P, M. TR. P. VI. IMP. XI. Belor-
berter Kopf des Claudius
9
130
Rj. CONSTANTIAE. AVGVSTI. Die Göttin der Beständigkeit, sitzend. —
M. — Vom J. 46 n. Chr.
10—11) NERO. CAESAR. AVGVSTVS. Belorberter Kopf des Nero.
Ä, CONCORDIA. AVGVSTA. Die Eintrachtsgöttin; in der R. eine
Opt'erschale, in der L. ein Füllhorn. — M.
11 — 20) Vorderseite, wie oben.
ft. IVPPITER. CVSTOS. Jupiter sitzend, in der R. den Blitz, in der
L. den Speer. — M.
21) Vorderseite, wie oben.
ft. ROMA. Darüber Roma sitzend, auf der ausgestreckten R. eine Sieges-
göttin. — M.
22—29) Vorderseite, wie oben.
^». SALVS. Darüber die Göttin des Heiles sitzend; in der R. eine
Schale. —M.
30) Vorderseite, wie oben.
fy. VESTA. Darunter der Tempel der Vesta. — M.
Die Münzen 10 — 30 rühren im Allgemeinen aus den Jahren 5ö— 68
n. Chr. her.
Aus dieser Aufzählung geht hervor, dass dieser Münzschatz nicht vor
dem J. 87 n. Chr. in den Schoos der Erde konnte vergraben worden sein,
so wie, dass die von dem Finder ursprünglich namhaft gemachte Anzahl von
50 Stücken viel zu gering angegeben worden ist, indem bereits die Zahl
der angeführten Stücke sich auf mehr als 80 beläuft.
Cilli (Cillierkreis). 185? — Herr Rieh. Knabl hat dem k. k. Münz-
und Antiken-Cabinet einen in Cilli gefundenen Bernsteinring, wahrschein-
lich ein derartiges Schmuckstück, wie solche auch auf dem Gräberfelde zu
Hallstatt vorkommen, zum Geschenke gemacht.
Frasslau (Cillierkreis). 18—? — In der Gemeinde Ober-Gorce
nächst Frasslau wurden, wie es heisst, vor ungefähr 70 Jahren, beiläufig
500 Stück röm. Münzen gefunden, von denen einen Theil noch jetzt von dein
Inhaber des sogenannten Bärenhofes, Hrn. J. Klein, vorm. Privatsecretär
Sr. Durchlaucht des Fürsten Metlernich, aufbewahrt wird. Es sind Weiss-
kupferlinge von Valerianus, Gallienus Saloninus, Claudius
Gothicus, Aurelianus, Probus, Carus und Carinus, also vom
Jahre 254—283 (s. Mitth. d. hist. Ver. f. St. II. S. 155). — In eben dieser
Gegend soll, zwischen Fr ass lau und San eck, um das J. 1828, ein ähnli-
cher Fund gemacht worden sein, der aber weiter, nämlich bis Gordian III.
(239 — 245 n. Chr.) zurückreicht. Hr. J. Klein hatte diesfalls die Ge-
fälligkeit, dem k. k. Münz- und Antiken-Cabinete Exemplare von Gordia-
nus III. (Saeculi Felicitas), Treb. Gallus (Pietas Aug.), Gallienus, Salo-
nina, Posthumus (Victoria Aug.), Claudius Gothicus, Quintillus und Aure-
lianus, sämmtlich von Weisskupfer, zur Einsicht mitzutheilen , und demsel-
ben 50 Stücke von Valerian dem Altern (Felicitas Augg. — Conservat. Augg
— Jovi Conserv. - Oriens Aug.), von Gallienus und Salonina, von P. L.
Corn. Valerianus Saloninus (Princip. Juvent. — Spes publica. — Consecratio),
von Claud. Gothicus und von Quintillus als Geschenk zurückzulassen.
131
St. Johann (Cillierkreii). 1n'»^. Zu St. Johann swieehen Rieti
und Laufen wiinlcn im genannten .lalm- heim .Vulian der Kiiclic zwri
Che In.sehrifMeine gefanden (s Miltli. des liist. \ Cr. !'. St. II. S.
lind jetal in der Tiiurmmauer angebracht.
1.
METIL. maximiws. vm. E6B ...
OMMHVS MW I5IBYS. PVN
I . AftEL. VERA. CoMVX. ME
AL1ANVS. DVMVttL NV
LVCt, SIMI'UCIAYS. ME
V l( TORLYIVS. SE\£kA
LIE. SVS. POS. CV
.... TONICO. FRA
Der Stein ist 12" hoch, 15" breit und 12" tief eingelassen, auf der einge-
mauerten Seite sollen Figuren sich befunden haben. — Ein Metilius C. F.
Marcellinus erscheint auf einem Inschriftsteine zu Anghierra im Parke der
Boromeer (s. Labus, Notizie intorno alla vita del P. G. M. Racagni. Milano.
1822). 2.
D. I. M
SEX
MASCLI
• NVS
V. s
Ein Mithrasstein (Deo Invicto Mithrae), 10!/a" hoch, 7" breit, in Form eines
Cippus. — Der Name M a s c 1 i n u s , eine Ableitung von Masculus (das in
Noricum mehrfach vorkommt, z. B, am Dona ti berge, s. I. A. Caesar. I.
816; zuLeibnitz, s. Gruter. DCCCVII. 6, zuKumberg, ebend. 7, zu
Fe ist ritz, nächst Gratz, s. Muchar, Gesch. d. St. I, 377) findet auf
Römersteinen in Steiermark und Kärnten vielfache Namensverwandt-
schat't. Einen M ascl in i u s finden wir zu Cilli (s. Duell, p. 9, XIV. Mu-
ral DCCCXXXIV. I. Kfttancs.T. 316. LXXX. n. 344), einen M a s c ul i n i u s
ebendort ( s. L g z , p. 996. G r u t. CCCCXCVII. 7, 8. M us.Vero n. CCCCLII. I.
Donat. CCXL. 2), eine Masculinia Virini« zu St. Jakob im Bezirke
Längsee in Kärnten (Wr. Jahrb. XLVI. 1829, A. Bl. Nr. 40), einen M a s-
culinus zu S t. Veit in Kärnten (s. Apian CCCC), einen Ma sc illus
Mascill in us zu Cilli (K. May r. S. 40), einen Mascellus Mascellinus
auf dem Zoll leid in Kärnten (Grut. CXI, 2. Kalancs. 1.307. XXIX).
Auf einem Steine zu Z ü I p i c h . im ehemal. Herzogthume Jülich, kommt ein
Ma sei in ins Ma lern us und ein M asc I i n i u s L e o (s. O relli I. 110*,
Steiner. Codex. II.. 8. 195. n. 1220) und ein MasHinius (Masculinius)
Valen s zu Rom (Grut. XLII. 10) vor.
St. Katharina (Cillierkrei*.) ? Eine Stande nördlich von Tri-
fail, wo ebenfalls Homer steine an der Kirchthüre eingemauert sind, be-
iiinl.t sich n der Kii rlil i.iire zu St. Katharina, in der Gemeinde Zece
(Urwald. Mnns C W hohen, 17" breiten EUaMI
nter drei Brustbildern, f<
132
BARB1V
S. CVi ITV
AN IX
L NINASA
VX. AN. LI.
XX
(Mitth. des hist. Ver. f. St. II. S. 154.)
Kiempas (Cillierkreis). 1846-1849. -- Bei der Eisenbahnstation
Hrastni gg, im ersten Einschnitte, am steierischen (rechten) Save-Ufer,
fast der Stelle gegenüber, wo in Krain 1845 ein dem Savus und der Ad-
sulluta geweihter Altar (vgl. Österr. Blätter für Lit., Kunst u. s. w. 1847,
Nr. 243) gefunden worden ist, wurden zwei Altarsteine ausgegraben :
1.
NEP. AVG
SACR
C. CASTRIC
OPTATVS
S. L. M
Vrotivstcin von Alpenkalk, 18" hoch, 8" breit.
2.
i : . . . . i
.... VA
Votivstein von Dolomit, 16" hoch, 7" breit (s. a. a. 0. S. 57).
Hrastnigg (Cillierkreis). — ?— . An der Scarpemauer unterhalb des
Bahnwiichlerhäuschens daselbst ist folgender, 14" hohe und 13" breite In-
schriftstein aus Grobkalk verkehrt eingelassen:
CASSVS
OVINCIIV
VI SIBI
VAIA V
I. AN. I
(S. a. a. 0. S. 58.) Vielleicht der Grabstein eines PrOVINCIALIs.
Dol (Cillierkreis). 1848. — Zu S t. Jakob im Thale, 3 Stunden
westlich vom Römerbade Tu ff er, ist an der Brustwehr des Pfarrhausganges
folgendes, 11" hohe und 9" breite Bruchstück , das dort vor dem Gaslhause
gefunden wurde, eingemauert (s. a. a. 0. S. 58):
.ORTVNAE
Laschische (Cillierkreis). 184? — Zu Dol bei Laschische, 1%
Stunde östlich vom Römerbade bei Tuff er, lehnt an der Gartenmauer des
Matth. Gorischegg folgender, 26" hohe, 21" breite Grabstein aus sandigem
Grobkalk (s. a. a. 0. S. 59) :
i;n
CVIMTVS AVTI
BONIATAB, BBCVND
\\. i-w. FI. 8 i
ANTONIO, r. v \\
vivo. !(n)(f)R. P. n
(In Rgre IV» XXV
Tüffer (CilKerkreii), 1846 18*7, In dem sogenannten Rümerhadr
Teplitz bei TülVer, das seinen .Namen den inehrtaehen Spuren römischer
Ansiedelung in dieser Gegend verdankt, die darauf schliessen lassen, dass
die dortigen Heilquellen schon von den Römern benützt worden seien, sind
zu den bereits bekannten Homerdenkmälern (s. Wr. Jahrbücher d. Eit. CX VI.
W»ii. An/. Hl. S. 50). in der letzteren Zeit manehe neue Entdeckungen hin-
zugekommen, welche die eben ausgesprochene Muthmassung zu bestätigen
geeignet sind. Hei Erweiterung des Badegebäudes in den J. 1840— 1847 zeigte
es sieb nämlich, dass das einstige Römerbad südlicher, als das sogenannte
Fürstenbad, gelegen habe; denn als man das letztere gegen Süden erweitern
wollte, kamen, regelmässig aneinander gereiht, drei, ungefähr 18" tiefe, mul-
denförmige Becken zum Vorscheine. Sie bestanden aus einem Gemenge von
Gvps (hydraulischem Kalk) und Terra-Cotta, und waren so blank polirt, dass
sie wie weiss und roth gesprenkelter Marmor sich ausnahmen. Ausserhalb des
Zubaues zeigte sich eine zweite Reihe solcher Becken; auch deutet der noch
vorhandene römische Canal eine südlichere Lage an, indem er dort einmün-
det, wo der Zubau begonnen hat. (S. a. a. 0. S. 1G0, nach Angabe des dor-
tigen Badedirectors Herrn Karl TIen). (Fig. 15.)
Fig. lö.
Zu den oben erwähnten, allgemein bekannten Inschriftsteinen im Römer-
bade Tüffer kam seither noch ein 18" hoher, 10" breiter Cippus von weis-
sem Marmor mit der Widmung:
\ WEETVDO
St. Margarethen ^'iilierkr.is) _•>_ In «lern Berggraben Dielasse
nächst St. Margaretheu, \z Stunde westlich vom Bade Tüll'ei . neben dem
ta*
Eingang cinor Bergkeusche befindet sich ein 36'' hoher Römerstein von
Dolomit, mit 20" So ekel breite. Die Inschrift darauf ist 15" hoch und 12"
breit, oberhalb derselben zeigt sich ein Haupt mit herabhangenden Haaren
(Medusenhaupt): SEV BRINV
BI PROBA
V. F. ET
SVRATO. F. A. X
LL
II
(a. a. 0. S. 159). Die Namen BRINVB und SVRAT klingen wieder ganz
celtisch.
Gabernigg (Cillierkreis). 1847. — In der Pfarre St. Lorenzen , zwei
Stunden unterhalb Pettau. im Gabernigg. wurde vor einiger Zeit in einem
Weingarten ein Sarg mit Inschriften und plastischen Darstellungen aus-
gegraben, der dem Eigenthümer, einem Sehmiede, als Kühltrog dient. Er ist
aus weissem Marmor gehauen, 14" hoch, 33" breit. 14" tief und hat an der
vorderen ßreitenseite folgende 14" hohe, 21" breite Inschrift:
VAL. VALENS. V. F. S. ^
VIBININO. C0N1VG
CARTSSIMO. A. LXXV. fE
l. VALEflTlNO. F. rE
VALERIAtO. IVST1N0. N
Zu beiden Seiten der Schrift steht, rechts und links, unter einer bogen-
artigen Verzierung eine Figur en relief ; jene hält die Hände auf der Brust
gekreuzt, diese hat die rechte Hand in Brusthöhe gebogen, während sie in
der gesenkten Linken eine dolchähnliche Waffe hält. Auch die 14" breiten
Seitenstücke bilden Reliefs; das zur Rechten stellt einen geflügelten Genius
dar, der einem Pfau ein urnenähnliches Gefäss vorhält, das zur Linken zeigt
ein grosses Geschirr, aus dem eine Rebe mit Ranken, Blättern und Trau-
ben emporwächst (s. a. a. 0. S. 64— 66). Herr Rieh. K nah 1 liest den weib-
lichen Namen VALENSIA und erinnert an eine VALRSIA bei Gruter.
DCCCXXXV1II. 4.
III. Königreich HJyrien.
A, Laibacher Gouvernementsbezirk.
Laibach (Laibacherkreis). — Herr R. Knabl führt in den Mitth.
des hist. Ver. f. St. II, folgenden , am deutschen Hause zu Laibach befind-
lichen Inschriftstein an :
D. M. S
T. CAESERtfVS
IANVARJVS
Imil VIR
VIVS. FEC
SIBI. FT. SVIS
H. M. H. N. S
135
hoch, 8 ' . 1» 1-4- i i .nid im' lief; « 1 i * - Höhe <!<t Inschrift
I ■< I 7 ' , '. Ali der Seil»' des Denkmales /.nr l'.rchlcii
erblickt man einen herabschleisendetl Delphin der einen Fiich im Maule
hat. an der enl-. Im Seit«' ein \ aseuähnliehe - I I Bf »lein eine
Rebe, mit Früchten behänget), empon I l'Iitria, L851, Nr. 34, p. 150).
I e P n 1 ii ■ scheint wie in der ..Ist; ia*' trellend bemerkt wird
früher Sei« Ifl IV sein und in seiner neuen Wiinle (Se\iratus) die
Erinnerung an seinen ehemaligen Stand gescheut zu haben, wesshalb die
Beckitaben TL, die ihn alsFreigelaeieneii(Tlti Libertoi) bezeichnen. Gut
unmerklich klein, vielleicht sogar gegen seinen Willen auf höheren Anlass,
zwischen die /.weile und drille /eile eingeschoben wurden. Das Sevirat
seihst deutet auf eine Celonia oder ein Municijiium. Ein T. Caesernius
Maeedo Quinclianus erseheint auf einem Steine zu Aquileja, der sieh auf die
\ eraibeitung des norisehen Eisens besieht (vgl. Mur. CCCLVIII 4. —
L i n h a r t . \ 'ersuch n. Gesch. v. Krain. I. S. 288).
Treffen (Neuslädtlerkreis). 1845. ~ Seit sechs Jahren bewahrt die
Sammlung des historischen Vereines iu Laibach nachfolgende Inschrift-
steine von Treffen, die Herr Knabl a. a. 0. mittheilt:
1.
L 0. M
E. GENIO. LoCI
PRO. S. DN LVAL
FANKNTINVS
MIL. LEG. X. G. A[T (ANToninianae)
r. COS VSLM
FRAESE^E ET
EXTRICATO
COS
Die H Meines betragt 3(>", die Inschrifthöhe, 21%" die Sockel-
breite 18", die Inschriftbreite 12%", die Tiefe des Denkmales 11". — Der
Stein rührt her aus dem J. 217 n. Chr. unter Opelius Macrinus. (Vgl.
1 Istria, 1851, Nr. 3'*, p. 149.) 2.
I. O. M
TS. GrX. LOC
AVR. SECW
DIANVS. QV
E. ITRIVS. Bf'
COS. LEG. X. G
XV. K. IVN
V. S. L. M
Die Höhe d beträft 37", die Inschrifthöhe W*/.,", die Soekelhreite
. die Inschriftbreite 10%", die Tiefe 11 i/.i". — Das Monument wurde in
den Jahren 140 271. /wisehen Marc Aurel und Probus, am l& Mai er-
richtet — Aurelius führte, ausser dem Beinamen Secundianus. einen zwei-
Inüiefa Itrius, vielleicht von seiner Vaterstadt Itri. [VgL l'Utiii 1851,
Nr. $4, n. 149.)
136
3.
I. 0. M
CETERISQ. DIS. D
EABVSQ. T. G. L0
CN. BAEBIVS. MARCEL
LINVS. MIL. LEG.
X. G. BF COS. CV
M. C. BAEB. MAR
CELLO. IVNIORI
FILIO. V. S. X/M
FVSCO. ET. DEXTRO. COS
VI. IDV. APRILIS
Die Höhe des Steines beträgt 34", die Inschrifthöhe 14%", die Sockel-
breite 14", die Inschriftbreite 1073", die Tiefe 8"' Das Monument datirt vom
8. April 225 n. Chr. unter Severus Alexander. (Vgl. l'Istria, 1851, Nr. 34,
p. 149, wo Gnaeus Baebius Margellinus und Margellus gelesen wird.)
4.
I. 0. M. "E. G.
COL. CEfl\ MI
RAPVS. B. C
OS. V. LEG. XXX
C05T. MILES
ID. OCT. VA
LERIANO
IUI. ET. GALL
IENO. III. ATGG. COS
Die Höhe des Steines beträgt 31f/a"» die Inschrifthöhe 17", die Sockel-
breite 16", die Inschriftbreite ll3/4", die Tiefe 10". Der Tag, an dem der
Stein gesetzt worden, ist der 15. October des J. 257 n. Chr. unter Valerianus
dem Älteren. — In der Zeitschrift „Istria" (a. a. 0.) lautet die Inschrift:
I. 0. M. ^
GL. GNLIME
TRATVS. B C
OS LEG X
GO. V. M. L. S
ID. OCT. VA
LERIAN
IUI. ET. GALL
IENO 111 ATGG CO
Nach unserer Leseart ist der Stein dem Jupiter Optimus Maximus und dem
Genius des COLlegii CENTonariorum von einem Veteranus LEGionis XXX,
aus dem Corps der CONTarii (mit Picken bewaffnete Soldaten ; vgl. Gru-
ter. XL 2, 3), nach der Leseart in der Istria dem Jupiter und dem Genius
Loci von einem Krieger der LEG. X. GOrdiana gewidmet.
5.
I. 0. M. TE
GEN. LOC
137
ML \vn. VALA
nws. nr cos
LEG. Xllll. (i. M
\. s. L. M
k\i, \ov
DU Hohe des Steinet betriff i'.-i1 . . »lio [naehrifthöh« I.V. die Sockel"
breit.- 17 . die Insehriftbreite 13 '". die Tiefe 10". Das Munnment wurde am
ersten November, wahrsrlieinlieh nicht \<»r Mar«- Aurel und tiefet nach
Aurelian erriehtet. — In der Zeilschrift ..Islria' (a. a. ().) lautet die fünfte
Zeile LlAi X1IN. GAE*
6.
INVICTO
MITRHAE
P. AEL1VS
RESPECTVS
Ein Mithrasstein, der eine Höhe von 33 1/3//, eine Sockelbreite von IS"
und eine Tiefe von 10V3" hat; die Höhe der Inschrift beträgt 17,/2", deren
Breite 14". Der Stein gehört wahrscheinlich entweder in die letzte Hälfte
des zweiten, oder in die erste des dritten christlichen Jahrhundertes. (Vgl*
l'Istria, 1851, Nr. 3*, p. 150.)
Malence (Neustädtlerkreis). 1850. — Ungefähr •% Stunden westlich
vom südlichsten steiermarkischen Städtchen Rann wurden, in Unter-Krain,
am rechten Ufer der Gurk, auf dem Acker des Bauers Tonische Nr. 4 in
Gross- Malence (Pfarre Z li a t e z h), im J. 1850 zwei Steintrümmer aus-
gegraben die nachher an der Dreschtenne lehnten. Sie scheinen Deckel
eines Sarges zu bilden, der zerschlagen neben der Cisterne liegt, messen
zusammen 20" in der Höhe und 2V in der Breite, und stellen, aneinander-
gefügt, folgende Inschrift her :
(Fig. 160
T.EPPIO.T-r
qyir.latIno
fVIKO.lVR.DIO
MTOIO ATOBI
T
MP&. .AE2L
P. D . D
\litth. d. bist Ver. f. St.. II. litt.. S. 60, v..n II. K nahl. - Sitzungs-
berichte d. kais. Akad. d. W.. Jahrg. 1661, VI. Bd., 6. u 3. litt.. S. i
L Istria. 1*.">I. Nr. 34, p. 151.) — Augenscheinlich ist hier das BfunieipilUH
Lalobicorum geineint, der Haunlort unu-s. de:- /.wischen der
138
Save. der Gurk und Weiehsclburg sass, und zwei grössere Ortschaften
halt«- . nämlich .jenes Municipium Latobieorum (etwa Hasel bach) und
Praetorium (vielleicht Treffen).
Demovo (Neustädtlerkreis). 1850. — Zu Dernovo in der Pfarre
Haselbach, wo bereits mancherlei Reste des alten Municipiums Nevio-
dunum. als Quaderstücke, Wasserleitungsröhren, Ziegel, Dachplatten, ganz
rltiel den zu Baden bei Wien (s. d.) gefundenen, u. s. w. ausgegraben
und zum Theile wieder bei Bauten benutzt wurden, hat man auch römische
Münzen, und am 14. Juli 1850, an der Strasse nach G urkfeld, zwei läng-
liche Quadern, die Mittelmauer und das Fundament eines Gebäudes, ent-
deckt, das am Rande des noch erkennbaren alten Ufers der Save sland (vgl.
Sitzungsberichte 1851, VI. Bd., 2. und 3. Hft., S. 205). — Neviodunum
scheint seinen Standort am rechten Save-Ufer, zwischen Zhatezh und
Mokriz, südlich von der Mündung des Gurkflusses, gehabt zu haben.
Neudegg (Neustädtlerkreis). 1848. — Auf der Höhe des Terbinje
Vrh ob Neudegg, am nördlichen Waldabhange, wurde im Jahre 1848 von
einem Bauer ein römischer Inschriftstein ausgegraben , der, unfern von an-
deren Spuren römischer Mauern, noch dort liegt:
yRP
COH. IUI. AQV
GA1ANVS
\LVMNVS
V. S. L. M
CILONE. IT. COS
(Vgl. 1" Istria, 1851, Nr. 34, p. 151.) Aus dem J. 204 n. Chr. (unter Cara-
calla), wo der bekannte L. Fabius S e p t i minus Cilo zum zweiten Male
Consul war und den Flavius Libo zum Amtsgenossen hatte. Die COH IUI
AQVitanorum bestand aus römischen Bürgern. (COH. IV. AQV1T. mit
dem Beisatz EQuilum Civium Romanorum. Vgl. Grat. XIV. 9.)
Pulst. (Klagenfurterkreis.) 1848. — Auf der Hochebene vor der Mal-
theser-Ordenscominende Pulst im oberen Glanthale waren schon vor einigen
Jahren beim Baue des Schoppens der Meierei von Hohnstein behauene
Steine, Säulchen, Steinstatuetten u. dgl. -ausgegraben worden. Im J. 1848
entdeckte man ebendort, nebst Bausteinen, Ziegeln u. s. w. auch einen 2'
hohen Cippus von weissem Kalksteine, in dessen Besitz anfänglich der Bauer
Barth. S antner, insgemein Neubauer zu Pulst, sich befand, bis er dem
kämt. Geschichtsvereine für seine Sammlung zuging. Dieser Römerstein,
den das vom hist. Vereine für Kärnten herausgegebene „Archiv f. vaterl.
Gesch. und Topogr., 1. Jahrg., Klagenfurt, 1849, S. 95, veröffentlicht, trägt
die Inschrift:
CffiYSÄTlVS
CYPAERI
Tl. CLAVDT. CAES
AVG
SER. ViC
V. S
139
\nl der eheren Seile des g | eil) kleines rundes l'iedesl.il erkenn-
bar. M or.ml' eine Slalne ^eslainleii zusein srheinl, \ielleiehl ein Sl.indbihl
An- |ieiM>ni!ieii-|en \OHeia (Isis \ni,iai da man an dein (iestelle. nach \\rr
Inseliriltseite des Steines zu. die S\ I he \( Ml. * alirniiiiiiit. Der Sinn der
Inselirilt erklart sieh \ ollknmmcn ans lullenden Inschriften :
WDIKIN!
CVS. HSRMAE
Tl. CLAVD. CAE
SARIS. SEHM
VICARIVS
DIT(i) P(alri). V. S
U M
iS. Marini, trat, arv., p. 687); ferner:
VENVSTVS
PHILOXENI
Tl. CLAVDI. CAESARIS
SERV1
DISPENSATORIS
VICARIVS
B(onae). D(eae). V. S. L. M
(S. Fabretti. p. 3U3, n. 292.) Unsere Inschrift gilt also dem Stellvertreter
eines Sclaven des Kaisers Tiberius Claudius Drusus (41 — 54 n.Chr.). Servus
vicarius steht im Gegenatze, zum Servus Ordinarius, in dessen (als seines
Herrn) peculium er stand; daher bei l'lp. dig. 15. 1. 17 die Frage: „Si ser-
vus mens nrdinarins viearios habeat. id. quod vicarii mihi debent, an deducam
ex peculio servi ordinarii ? " Lhendort wurden 1849 zwei andere s. hr
vv unterhaltene Arae mi( auf die Isis \oreia bezüglichen Inschriften gefunden.
Dieselben sollen im 2. Jahrgange de* Archivs für vaterländische Geschichte
ihre Besprechung linden.
Diese .Monumente verdienen, wenn die Beziehungen auf Noreia mit Be-
stimmtheit naeh weisbar sind, hohe Beachtung, indem die Anzahl von Denk-
mälern, welche dieser einst berühmten, nunmehr bis zur Unnachweisbarkeit
ihres ehemaligen Standortes verschollenen Stadt der Noriker namentlich
Erwähnung thun, sehr gering ist. Ich stelle folgende hier zusammen:
1.
MARTI
HERCYLI
VICTOR]
AE
NOREIAE
Eine Ära, 3' 2" hoch, 1' 4" breit Zu Cilli (s.Laz,R.H. LXII, 997. Grit»
IAI. I. Duell, p. 7. VIII. Eichhorn, II. S. 39. Muehar, Noricum II, 7.
Katancsich J. A. 1.307. XXX. Wr. Jahrb. LV. Bd. 1831, A. Bl
n.34(). Wagen er, Handbuch der vorzüglichsten in Deutsehland entdeckten
Alterthümer, Weimar 1^4^. S. 1^4. d. u. a. a. 0.). Unbedingt in der Serie
der Monumente von Noreia das Lehrreichste und Wichtigste.
140
2.
NOREIAE. ISIDI
FECIT. A. TREBONIVS
Auf dem Ulrichsberge in Mi t telkärnfen (S. Eichhorn II. 37.
Muchar, Nor. I, 277. Orelli, I, 356, 2035. Wal. Myth. septemtr.
p. 183, n. CCVII. Zell, Delectus Inscript. n. 285).
3.
NOREIA. I . . .
AV
DE
AVG
P .
Zu Feistritz in Kärnten (Bezirksobrigkeit St. Georgen am Läng-
s e e im Klagehfurterkreis) in der Sensenschmiede (s. Eichhorn. 11.41.
Wal. 238. n. CCCXXVII). 4.
NOREIE
AVGVST. ET
HONOKI
STAT. ATRA_
BELLICVS. ET. EYTYCIIES. ). SC. STAT
EIVSDEM
EX. VOT
Aus Görz (apud comitem Sigismund. de Attems) jetzt im Museum zu La i-
bach (S. Donat. p. 53. 5.— Hagenbuch, Ep. Mss. 1753, 17. - Archiv
f. Geogr. u. Gesch., XII. Jahrg., S. 535. -Orelli, 2034). - Hr. P. Kan d-
ler liest (s. Esplorazioni di antichita nella citta ed agro Tergestino, Nr. 5)
diese Inschrift: Noreiae Augustae et Honori, stationis Atrantinae (Mansio
ad Adrantem, in finibus Italiae etNorici; jetzt St. Oswald am Dranberg;
vgl. 1' Istria, 1851, Nr.34, p. 145) Bellicus et Eutyches Curatores scripturae
stationis ejusdem ex voto. Mit etwas veränderter Leseart (nämlich :
BELLICVS. ET || EVTICHES || DSC. STAT u. s. w.) gibt die Zeitschrift
Istria. 1851, Nr.34, p. 145, diese Inschrift und interpretirt: contrascriptores,
statt curatores scripturae. — Man wollte aus dieser Inschrift schliessen,
dass die Stelle der alten Noreia das jetzige Görz (Noritia, woraus Goritia)
einnimmt, oder in der Nähe einmal eine andere Römerstadt Namens Noreia
stand; beides haltlose Hypothesen.
5.
NOREIAE. . . .
SACRVM ....
TIMIVS ....
DIANVS. CO . . .
BREVC. P. F
V. R. L. L.
Im Juli 1808 in der Kirche St. Martin zu W ei h mö r t nig in B ay er n
gefunden (s. R aiser. Drusomagus. — Hef ner. röm. Bayern. S. 26, n. 85.
Ebend.Rüm.Bayer.Denkm.S.77,n.XXXIII. DeWal. p. 239.n. CCCXXXV1II.)
141
ÜBTBLLVfl
r. OPTATVfl
...\s. m;c. S
NOR. Ml
kandier. Esplorazioni , 11.5, p. <i.) Gefunden in dein nordwärts von
St. Pelagio unfern Praprod gelegenen Thale, wo man "den Hauptweg nach
Norican und Pannonien lachen zu müssen glaubt. Wahrsrhoinlich. trota
im \<>K.. ohne Beziehung auf Noreia selbst, sondern vielmehr ein DECurio
Soll M anNuruin (L)XJI,
St. Peter im Holze (Villacherkreis). 1847. — Vor ungefähr vier Jah-
ren vereinigte sieh in und um Spital in Oberkärnten eine Gesellschaft,
den Herrn Fürsten Porcia an der Spitze, um auf dem Boden der allen
Teurnia Nachgrabungen zu veranstalten. Mehrere interessante Fundstücke
waren das Ergebniss dieses Unternehmens, dem es jedoch, um grössere
Resultate zu erzielen, an einem bestimmten Plane fehlte. Der herrschaft-
liche Verwalter zu Spital, Hr. Audi*. Men titsch, hat allein Notizen dar-
über gesammelt. Die Fundgegenstände wurden, insoweit dies anging, dem
Geschichtsvereine für Kärnten zum Geschenke gemacht. Die merkwürdige-
ren dieser Entdeckungen waren folgende :
1 ) Ein Hypokaustum, nämlich ein Gewölbe, an dessen Hauptwänden
thönerne Beheizungsröhren von 11" Höhe und 5" Durchmesser- mit runden
oder viereckigen ÖtFnungcn in den beiden schmalen Seilen, angebracht waren.
In diesem Gewölbe fand man über Gl) viereckige, mit jenen selbst in keiner
eigentlichen Verbindung stehende, sondern bloss an die Mauer fest angepassle
Pfeiler oder Säulen von beiläufig V Höhe, welche, oben abgesehweift, viele hin-
ter oder neben einander liegende Gewölbchen oder Arcaden von ungefähr V
■1 Breite und .V Tiefe bildeten. Die Wände waren mit einem hoch-
roth bemalten, polirlen Anwürfe bedeckt. (Spuren eines ähnlichen Hypokau-
stums waren schon vor vierzehn Jahren zuTö lisch ach in Kärnten gefunden
worden. Vgl. C arinthia, 1838, Nr. 23, 25, 26.) Die Übereinstimmung dieser
Baureste mit dem bei Enns gefundenen (s. d.) ist in die Augen springend.
— 2) Unterirdische Gänge von 5'— 1° Höhe, schon sehr verfallen — 3)
Verschiedene Bronzegegenstände, als a) das Brustbild eines Weibes mit
aufgebundenen Haaren, b) King, c) Nadel, d) Handhabe, e) radförmiges
Bruchstück. 4) Verschiedene Gegenstände von Eisen, als: a) Schlüssel,
b) Hufeisen, c) Lanzenspitse, d) Fragmente von Geschirren, e) Hüstungs-
bruchstücke, f) rohe Stüel.e. — 5) Mannen, und zwar:
i) IUP. CAES. \i;sp.\si\y wg. cos. in. Belorfcerter Kopf des
tu.
1*. VICTORIA. \\\ ALIS. .s. ('. DU Siegesgöttin auf den Vorderteile
ad. in dei- U. einen Lorber. in der L. »'ine Palme.
il. Von. J. 71 n. Chr.
IMP, I \lv \isr \\<; |». m. COS. HU. Belorberter Kopf des
\ -'-.pasian.
148
9». VICTORIA. AVGVST. Die Siegesgöttin, ein Feldzeichen bekrän-
zend. — A. - Aus den J. 72—73 n. Chr.
3) IVLIA. AVGVSTA. Kopf der Julia, der Tochter des Titus.
fy. H1LA1UTAS. S. C. Die Heiterkeit, in der R. eine Palme, in der
L. ein Füllhorn. — JE. IL — Aus den J. 72—81 n. Chr.
4) IMP. NERV A. CAES. AVG. P. M. TR. P. II. COS. III. Belorberter
Kopf des Nerva.
1*. FORTVNA. AVGVST. S. C. Die Glücksgöttin stehend, in der R.
ein Ruder, in der L. ein Füllhorn. — JE. II. — Aus dem J. 97 n. Chr.
5) GALL1ENVS. AVG. Kopf des Gallienus mit der Strahlenkrone,
Ijk. IOVIS. STATOR. Jupiter stehend, in der Linken den Speer. — M.
Aus den J. 254—268 n. Chr.
6) IMP. PROBVS. P. F. AVG. Kopf des Probus mit der Strahlen-
krone.
IJj. VICTORIA. AVG. Die Siegesgöttin schreitend, in der L. ein Tro-
päum, unterhalb zwischen den Buchstaben A L ein Biitz. — AI. —
Aus den J. 277-282.
7) CONSTANTINVS. AVG. Belorberter Kopf des Constantin.
I)fe, VOT. XX innerhalb eines Lorberkranzes, um denselben D. N. CON-
STANTINI. MAX. AVG. Unterhalb S T. — JE. III. - Aus den
J. 308-337.
8) D. N. GRATIANUS. P. F. AVG. Kopf des Gratian mit der Stirn- •
binde.
9?. REPARATIO. REIPVB. Der Kaiser im Mantel , auf der L. eine
Siegesgöttin, mit der R. die knieende Tellus aufhebend.
Unterhalb SMRT. — JE. IL - Aus den J. 367—383 n. Chr.
9) Belorberter Kopf.
I)k TsEIVET. Ein Reiter im Galopp, in der L. eine Lanze, barbarische
Münze. — AI. Gr. f>72- — Das k. k. Münz- und Antiken-Cabinet be-
sitzt eine gleiche Münze (cf. Duchalais, p. 397, n. 89).
Judendorf (Villacherkreis). — Ein von hier stammender, 1' 6" hoher,
1' 8%" breiter Römerstein befindet sich jetzt im Probsteigarten zu Fri e-
sach; er trägt die Inschrift:
D. M
PRIMITIVA
FECIT. VIVA
S1BI. ET. ACVS
TilNO. C. IVGI
fr. AN. LXX
(Mittheil, des bist. Ver. f. St. I. S. 39 u. Berichtigung am Schlüsse.)
B. Triester Gouvernementsgebiet.
Äquileja (Görzerkreis). 1851. — Auf dem Felde, Muro forato ge-
heissen, angeblich einst ein Springbrunnen , wahrscheinlicher ein Wasser-
behälter, wurde eine Tafel von Kalkstein, 6' lang, 3' 10" hoch, gefunden,
mit folgender Inschrift in schönen Uncialen:
148
\. cu.siun. \. r. VBL
\<WH\0. P. P
MUViaO. tVREDIC o. Q
m;n\ syae. ui.wtissimo
\i\ \k IIP, BT. KNCOL. i\ SOLACIVM
amissi. OPTIML ET. l>lL\i;sr\.\rissiMi. GIV
LOCV& DATVS. DECRETO. DKCVliinWM
Jet/t Inder reichen Sammlung dei Hrn. Vineense Znndennti, Verfasserg des
..Guida di Aquileja". zu Aquileja befindlich, aus der die Istria (I8ö2. Nr. 23
noch viele Widere schon früher aufgefundene epigraphische und pla-
stische Denkmäler milthcilt, auf die wir bei anderer Gelegenheit zurüek-
koiumon werden. - Ein Acastus, Augusti Libertus Procurator Provinciae
Mauretaniae kommt zu Formiae vor (Cirut. MXC. 10); bemerkenswert!! ist
die doppelte Bezeichnung Aquileja's mit Respublica und Municipium.
Fiumicellu (Görzerkreis). 1851. — Daselbst wurde im J. 1851 ein Cippus
gefunden, mit der Inschrift: Fig. 17.
STSfry
^IB • ARISTO «CLO
COR 2TEX JAE
"VZOitl-OPTiMAE
li'-VALERIVÄ
-AEL1STVS
VIR • V- F
Die oberhalb stehende Widmung unter D.M. S. scheint später eingemeisselt,
das ml in der letzten Zeile der Rest von Iuul (Sevir). Jetzt befindet sich
der Stein in der Sammlung des Hrn. Zandonati zu Aquileja (1' Istria 1. c.).
Pola (Istrianerkreis). 1851.— HerrL. Rizzi zu Pola theiltinder Zeit-
schrift Istria (VI, 1*51, n. 32, vom 9. August, p. 137) folgende Römersteine
mit. die aus dem Schutte vor der Porta Aurata, nächst dem Graben, gezogen
wurden, der die Mauer umgibt. 1.
D. M
P. ABU. I\ F. TAMIL
0CTAV1
\i:d. n. vm. i. i). i»ol
Bin Sarkophag von weissem Kalksteine, (>' 5" lang, 2' 8" breit, % <>
Di» Ti ibnsC\MILia(Camilla, Camilina» kommt mehr-
fach auf Inschriftn, w,r (Grut. Cl)\ [ .1. ., DWVIII. 4. IM'IAWII. fc W
Oliven (Mann. IMsaur. p. 99) zählt ? Pisaurenser und 1
auf. die dieser Tribni m enek Fnbretti, p. Mnffei
>,*., Oderic. p i<u 19, wrwihnem dereelhnn, Einig.-
Ufc
Boindin (vgl. Ilagenbuch, de Rom. Trib. Parerg. s. Orelli II. p. 28), halten
si,' für eine von den 8 (s. Vellej. 2.20) oder 10 (Appian. Bell Civ.I, 49) Tri-
bus die im Bürgerkriege zu den früher vorhandenen hinzugefügt, aber bald
wieder aufgelöst wurden. Dr. Tb.Mommsen dagegen, der obige Stellen einer
genauen Kritik unterzieht (s. die röm. Tribus, Altona, 1844, S. 11) und als
übel verstanden nachweist, zählt diese Tribus den 16 ältesten Landtribus bei
die aus der Eintheilung in die gentilicischen Gaue (pagi) hervorgingen,
wesshalb sie auch sämmtlich gentilicische Endungen zeigen und sich grössten-
tbeili auf patricische Geschlechter zurückführen lassen (s. ebend. S. 7).
2.
D. M
POLLEX
PROCESSAE
COL. POL. LIB
VALERIANVS
SVMMARVM
DISPENSAT
COLLIBERT.E
RARRISSIMiE
POSVIT
Ein Cippus, den ein Ökonomieverwalter, ein Freigelassener, seiner Mit-
freigelassenen, und zwar einer Freigelassenen derCOLonia Polensis (Pietas
Julia) setzen Hess , wesshalb sie auch den Vornamen Pollentia erhielt. Auf
Denkmälern kommen solche Freigelassene einer Colonie oder eines Muni-
cipiums, das ist Personen, welche früher in Diensten der Stadt gestanden,
alsdann aber, wahrscheinlich ihrer guten Verwendung wegen, freigelassen
wurden, häufig vor. Ich erinnere hier nur an Ti. Claudius Favor, Mun-
cipii Celeiae libertus (Grut. CXV. 5. DCI. 6), C. Publicius , Libertus
Virunensium (Murat. MMLII.2), C. Publicius Felix, Libertus reipublicae
Tergestinorum (Reines. Cl. XIX. 35), L. Publicius Eutyches, libertus Mu-
nicipii Tarvisiensis (Treviso ; Grut. LXXXIII. 1 3), Reatinus Sallustianus,
Libertus reipublicae Rea ti n ae (Rieti; Fabretti. p.435), an Freigelassene
von Augusta Taurinorum (Grut. XXXVII. 8), Pisaurum (Fabretti, p. 435),
Atina (Grut. MCI, 5), Colonia Lingonum (Langres, Grut. DCXVI. 1.) u. a.
IV. Geforstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg.
Kronburg (Oberinnthalerkreis). 1851. — Vor kurzem wurde im
Oberinntliale ein interessanter Fund gemacht. Dieser besteht in einem etrus-
kischen (?) Opfermesser aus Bronze, das mit dem Griffe beiläufig die Länge
von l*/4' hat. Die Klinge ist sichelförmig ausgeschweift, jedoch an der con-
vexen Seite geschliffen , spitzig und fast handbreit; der aus dem gleichen
Metalle gegossene massive Griff trägt am Ende einen Knopf von durch-
brochener Arbeit, welche auf eine ziemlich ausgebildete Technik im Erz-
gusse schliessen lässt. Griff und Klinge sind durch Bronzestifte an einander
genietet. Dieser Fund wurde von Bauern in der Nähe des alten Schlosses
Kronburg gemacht. Der häufige Regen hatte nämlich eine Erdschlippe
US
lachl und dadurch die Klinge blossgclegt. Die schöne grüne Patini riek
oder mit Sand and Kreide ;il». ireil er glaubte, dass dieses Werksesg
des GMterdienstei unaerer Ahnen werthroller ieio werde, wenn ea hellen
Ifetallglanz zeige (■. PnOnix, Zeitschrift für Literatur, Knust, Geschichte,
»landtkunde, L85S, Nr. I, rem 8. Itnner 186t, 8. 8).
Bregenz (Bregenserkreis). 1862. Der gefälligen Mittheilung
- verehrten Collegen , des k. Rathei J. Bergmann, verdanke ich
folgende Nachricht, die demselben aus seinem Vaterlande zugegangen ist :
„Bei der Vertiefung des Hafens im Bodensee zu Bregenz fand man un-
längst drei Schuh tief im Schlamme ein eichenes, durch das Alter gän7lich
verkohltes sogenanntes Platt- oder Segelschiff, zwischen 00—70 Fuss
lang. Die Eichen rühren aus einer Zeit her, die an Urstämme erinnert;
die gänzliche Verkohlung gibt einen Begriff von der Entstehung der Stein-
kohlen und lässt auf ein sehr hohes Alter schliessen, um so nuhr, als
das Schiff nicht mit eisernen, sondern durchgehends mit hölzernen Nägeln
oder Zapfen zusammengefügt war. Ausser dem Holze fand sich nichts vor,
was auch nur im entferntesten Aufschluss geben könnte."
V Königreich Böhmen.
Petersdorf (Königgrätzerkreis). 1851. — Beim Baue der Peters-
dorfer Fahrstrasse ist, laut einer Anzeige der k. k. Bezirkshauptmannschaft,
im Juli 1851 ein Schatz von 51 Stück Goldmünzen gefunden worden, dar-
unter 1 von Maximilian II. 1571, 2 von Rudolf IL 1588, 1 ung. von Matthias
1010, 1 von Gustav Adolf 1032, 3 von Ferdinand II. 1032, 1042 und eine
ung. von demselben Jahre, 1 von der Stadt Frankfurt 1039, 1 von Fer-
dinand III. 1048, 1 von Leopold dem I. 1071 ; die übrigen sind holländische
Ducaten aus den Jahren 1598 — 1050, nebst einer orientalischen Goldmünze.
Die k. k. Kreisregierung zu Jicin hat dieselben dem k. k. Münz- und An-
tiken-Cabinete zur Einsicht übermittelt.
Neuhof (Pilsnerkreis). 1850. — Bei Neuhof unweit Pisek wurden im
Jahre 1850 an 30 Stück bronzener Anticaglien, als: Messer, Pfeilspitzen,
Nadeln, Ringeln, Spangen und andere derartige Kleinigkeiten gefunden
(s. Wiener Zeitung vom 0. Juni 1851, Nr. 100, S. 1903).
Ginec (Beraunerkreis). 1820. — In der Sitzung der kön. höhmischen
Gesellschaft der Wissenschaften am 4. December 1850 hielt Herr Secretär
i asm. Wocel einen freien Vortrag über die Kampfringe der Celten
aus Anlass des Fundes zu Ginec (im J. 1820), wo ein grosser, ovaler,
er Bronzering zum Vorscheine kam. Geleitet durch das Studium der
celtischen Münzen . auf denen häufig Krieger abgebildet sind, die in der
einen Hand das Schwert oder die Lanze, in der anderen einen, zuweilen
offenen, King hallen, stellt Hr. Wocel die Vermulliung auf, dass dieser
Bing keineswegs ein Siegeszeichen , sondern ein den Celten eigenthiim-
licher Kampfring sei, der dem Krieger zugleich als Schild diente. Dass der
erwähnte Bronzering, das einzige bisher bekannte Exemplar dieser Art
ii angedeuteten Zwecke gedient haben mochte 'er näheren
10
Betrachtung desselben klar, indem sieh auf der einen Seite desselben unver-
kennbare Spuren vonHiebcn und Schlägen befinden, und überdies die in dem-
lelfon angebrachten Öflnungen und Löcher deutlieh nachweisen, aufweiche
Weise er an der Hand befestigt wurde. Dieser Kampfring- stelle sich somit
als ein das Celtenthum charakterisirendes Object dar, und berechtige zur
Sehlussfolgerung, das sowohl die Ginecer Bronzen, als auch denselben ähn-
liche Bronzegegenstände in den Hallstätter Gruben (s. d.), Überreste cel-
tischer Völker seien (s. Beilage zum Morgenblatte der Wiener Zeitung vom
1. Februar 1851, Nr. 9).
Muster der merkwürdigen Ringe, die Hr. Wocel zum Gegenstande des
erwähnten Vortrages gemacht hat, sind bereits in dessen „Grundzügen der
böhmischen Alterthumskunde" (Tafel I, n.
14, 16) abgebildet und (S. 9) beschrieben;
ich füge eine Copie derselben in verkleiner-
tem Massstabe hier bei (Fig. 18.):
Ähnliche Ringe, die ihrer Structur nach zu
dem erwähnten Zwecke vielleicht noch geeig-
neter sein dürften, besitzt das k. k. Münz- und
Anliken-Cabinet. Ich gebe hier (Fig. 19, 1.2.) zwei davon in verkleinertem
Massstabe. Beide sind von Bronze; der kleinere (1) wiegt 1 Pfund 6% Loth,
der grössere (2) 2 Pfund 10% Loth, jener hat im Durchmesser 6" (innere
Lichte b"), dieser 7"(innere Lichte 5%") Auffallend ist es, dass bei dem
letzteren (2) die einander gegenüber
angebrachten Zwischenräume zwi-
schen den erhöhten Ringen (a, b) ge-
nau Handbreite haben, während die
Zwischenräume zwischen den übri-
gen kaum vier Finger fassen. — Der-
artige Ringe kommen häufig vor ; sie
sind bei Dr. H. Schreiber, Ta-
schenb. für Gesch. und Alterth. II. Jhrg. 1840, S. 67 flgg. zusammengestellt;
desgleichen, und zwar in vielfachen Varietäten, in Dr. H. Grote's Blät-
tern für Münzkunde, IV. Bd., 1. u. 2. Hft., S. 42, Taf. X.
Dass unter den Alterthümern, die man mit vieler Wahrscheinlichkeit
den alten Celten zusehreibt, sich häufig Ringe von dieser Form vorfinden,
unterliegt keinem Zweifel, obwohl eben so wenig zu läugnen ist, dass unter
den fast in alien Antiquitätensammlungen vorfindigen Ringen von gleicher
und ähnlicher Gestalt es gar viele geben mag, die in keiner Beziehung zu den
Celten stehen. Das Bedürfniss der Völker in ihrem primitiven Zustande ist
allenthalben dasselbe; wie die Zeichnungen von Kinderhand alle einander
ähnlich sind, so tragen auch die Erzeugnisse der Naturmenschen unter jeder
Zone, ob Werkzeug, Waffe oder Schmuck, ein ähnliches Gepräge, und man
kann recht wohl in einemMuseum Stein- und Metallmonumente aus dem Lei-
chenfelde zu Hattstatt, wie aus den Wäldern der Rothhäute, aus dem Lande
der Rasenen wie von den Küsten der Krimm, aus den Steppen Sibiriens
wie aus den Schluchten des Maguragebirges in Ungarn, aus den Liven-
IM
i in von Badiboi in Croalien, aus den Ebei
dunnlna unweit Allbreisach n.s. w,
•o ttoff* und formverwandl neben einander gestellt lieh denken, dass der
11 «In- in: i Kluft der Entfernung, der
hiedenbeil und mitunter ancb des Zeitraum«! hal , welche die
nde von einander trennt. I'ass Qbrigem die Ringe ron
»prangt .seien. i>i mehr als wahrscheinlich, da ja
,i ihren Wanderungen (enden in vielfachen Nach-
tuen berührt, und einen ihrer Stimme, die Bojer, sogar für
/.«•ii bier abgesetzt haben. Schwerer zu bestimmen mag sein, zu
Ii.mii Qebrauehe derlei Ringe gedient haben. Bei den nordischen Völ-
iim! is. Leitfaden cur nordischen Alterthumskunde,
ii solche Hinge in der heidnischen Zeit bei der
unehlich und halten eine symbollache Bedeutung. Auch
ern itammenden Ringe werden als symbolische ( hei-
i Hinge gedeutet (s. J. K. Bahr, die Gräber der Liven, S. 12). Die
die Hrn. Wocel veranlassten, die Ringe von Ginec für Kampf-
ringe zu Balten, sind oben erwähnt. Von sogenannten celtischen Münzen,
Meinung ihn bestärkt haben mochten, besitzt das k. k. Münz-
tiken-Cabinet folgende:
20. Fig. 21.
10
148
(Fig. 20.) Eine rechts schreitende männliche Figur mit einer Kapuze
auf dem Kopfe (Bardocucullus. cf. Martial. XIV., 126), in der L. einen Stab,
der in eine Lanzenspitze auszulaufen scheint, in der R. einen offenen
Hing; alles in einem Kreise.
FJj. Rechts schreitendes Thier (Bär?), das ein am Boden liegendes
kleineres Thier (Hase?) verzehrt; oberhalb eine Schlangenwindung; alles in
einem Kreide. M. 5. — 6%4o L<>th.
(Fig. 21.) Ähnliche Figur mit geschlossenem Ringe.
Ffc. Wie oben. JE. 5. — 6V240 Loth-
Eine dritte ähnliche Münze JE. 4. — 46/240 Loth befindet sich ebenfalls
im k. k. Münz- und Antiken-Cabinete.
Schon Montfaucon theilt eine solche Münze mit. Lelewel (PI. IV,
34. V.G.vgl. PI. IX, n. 18) schreibt dieselbe den Veromanduern (Veromandui
cf. Caes. B. g. II, 4. Plin. IX, n. 18) einem Volksstamm in Gallia Belgica zu?
und setzt sie in den Zeitraum von 100 — 52 v. Chr. Man fand derlei Münzen
in grosser Anzahl in der Umgebung von St. Quintin en Vermandois, in den
Marais deFlins und in der Umgebung. R udi n g dagegen (Coinage of Britan.
PI. IV, n. 71. V. I, p. 266) vindicirt sie den Britannen und setzt sie in die
Periode nach Cäsars zweitem Einfalle, vor Cunobelinus, unter dem bereits
die Nachahmung römischer Münzen begann. Vielleicht war es aber doch nur
gallo-celtische Münze, die den Weg übers Meer zu einem Volke gefunden,
dem Cäsar eigenes Münzgeld noch abspricht. H. Schreiber (Taschenbuch f.
Gesch. u. Alterth. II, 1841, S. 403) erklärt sie für Kimri-Münzen ; derselbe
gibt (III, S. 44, Taf.il, 2, 3.) eine ähnliche Münze, aber mit anderem Revers.
(Fig. 22.) Brustbild eines Mannes, von vorn, in der R. einen Ring und
ein slabähnliches gewundenes Instrument, in der L. ein gleiches, beide
schräg gegen die Schläfe gerichtet; der Leib unverhältnissmässig dünn;
alles in einem Reifen.
9?. Borstiger Eber mit grossen Fangzähnen ; oberhalb eine Schlangen-
windung; alles in einem Reifen. JE (Potin). 41/,. — 5%40 Loth.
S. Caylus CIV. — Conbrouse, 259. - Schreiber III, S. 404, Taf. II, 1,
mit Abweichungen im Detail. — Lelewel. PI. IX, n. 17. Letzterer schreibt
diese Münze ebenfalls den Veromanduern zu und setzt sie in die Jahre 50
bis 27 v. Chr. — Duchalais (Revue numism. V. PI. XVIII, p. 257 weist sie,
mit ähnlichen, den Catalaunern (Catalauni) zu, da sie in grosser Anzahl in
der alten Champagne, in Lorraine (Lotharingen) und selbst in ganz Nord-
gallien gefunden wurden ; vorzugsweise scheint dieser Typus den nordöst-
lichen Provinzen anzugehören. Pierquin bringt sie mitlbruix (Aulerci Eburo-
vices) in Gallia Lugdunensis (vgl. Duchalais p. 122, n. 369) in Verbindung.
(Fig. 23.) Rechts sehender behelmter Kopf (Pallas?), nnierhalb eines
Kreises.
Ijk bRVLIMM. Rechtsschreitende behelmte männliche Gestalt, in
langem Gewände; in der R. einen grossen, offenen, an beiden Enden mit
oineni Knopfe versehenen Ring; innerhalb einesKreises .M. 3. — 36/a4o Loth.
S. EckheJ, Cat. Mus. Vind. p. 13. — Mionnet, Suppl. I, p. 156, n. 41,
(EbVLILIM. p,. Figure vetue de la stola). — Conbrouse. 355, 459, 460. -
149
Aken.. Lelewel i. p. M7, lehreibt dieee Mttnse den Ebnronen
i) in GaUia Belgiea ra. Ineefern er die Endeylbe ILIL fttr sine
,ti, .1. \ im 1 1 1. eriilrl «las Instrument,
., der H trumentum mutieae hettietu
s s. ; ... !■ IM i : II. n. 18).
ebb iahender, ichÄi t Kopf einee jungen
i t-in.in Belebende ren Perlen, Innerhalb eines gewundenen
lt. Unke eehreilende kahlköpfige minnli< ill, in langem Ge-
wände, in i otlenen, an beiden Enden mit einem Knopfe
versehenen l erhall» einer aus einzelnen Ringen bestellenden Ein-
fassung. A{ (vergoldet). 2%. - 2Va*o Loth-
i Vorderseite, wie Figur 24.
ft. Links laufende mlnnHehe Gestalt, auf dem Kahlkopf eine halbmond-
Ihnliche Verzierung, in der L. einen grossen, offenen, an beiden Enden mit
einem Knopf rertehenen Ring ; innerhalb einer Einfassung aus Laubwerk.
i ähnliche Silbermünzen, die eine M. 2\'z. Gew. 26/24o Loth, die
andere M. 2. Gew. 23/,40 Loth, befinden sich ebenfalls im k. k. Münz- und
Lelewel (PI. VI. 25) schreibt diese Münze den Völkern Mittelgalliens
zu; es wurden deren zu Treves gefunden. Ein grösseres Stück (vielleicht
ein solches wie Fig. 25 im k. k. Münz- und Antiken -Cabinete) befindet sich
in der Sammlung des M. Ducas. Sie stammt, nach Lelewel, aus den J.
50—40 v. Chr. (cf. Hevue archeolog. 1844. I, p. 123, wo die Bestimmung
ien Pannonien und Gallien schwankt). Schreiber (III, S. 405, Taf. II.
s Gepräge darin, und führt eine an, die im Hohen-
geftmden wurde (vgl. Leilzmann, num. Ztg., 1837, Nr. 9).
i Männlicher Kopf, gegen die L. mit Lorberdiadem zwischen
hen.
lt II MO. Reiter mit ungewöhnlicher Kopfbedeckung gegen die L. ;
in der In der L. die Zügel. M. 5Vs« — Gew.
im Loth.
(Fig. ••.'?.) Bergbauwerkseng (Anker?), 2 Puncte.
IV. Ring mit Ausbiegungen an beiden Enden , der eine muschelförmige
Schal - 78/iso Ducaten.
II. 8. 117. III, Taf. I. 10. Diese Münze erinnert schon
mehr an die Regenbogenschüsselehen (Scutellae v. patellae Iridis), die zu
Podmokl in Böhmen, zu Lemberg im Cillierkreise Steiermarks. in der Mar-
maroscher Gespannschaft Siebenbürgens u. a. O. gefunden worden sind
Da»* lue gen sie nun aus Gallien. Britannien oder
Pannonien ttaau \ Ikeraehaiten angehört haben können, ist
• itung der ( .Ihn und bei ihren mehrfälligen Wandi-r-
I denkbar. Das» aber die Aufnahme ein«
die besprochenen Ringe sind, in den Münztypus auf eine besondere Be-
ler natürlichen Neigung dieser
150
Völker zur Symbolik und zur Typisirung ihrer Neigungen und Gewohn-
heiten, nicht in Abrede stellen. Allerdings scheinen die Münzen (Fig. 20— 22),
auf denen die männliche Gestalt mit dorn Ring in der einen und mit einem
wall'enähnlichen Instrument in der andern Hand, oder wohl auch in beiden
Händen dargestellt ist, die Meinung des Hrn. Wocel zu unterstützen ; da-
gegen dürften die Münzen (Fig. 23—25), auf denen die Stellung der Figur
nichts Herausforderndes hat, eher für die symbolische Deutung der nor-
dischen Alterthumsforscher sprechen. Auffallend ist es, dass fast sämmtliche
Figuren in raschem Fortschreiten, ja im völligen Laufe begriffen dargestellt
sind, was unwillkürlich an ein noch gebräuchliches Spiel erinnert, das darin
besteht, Reifen im Bogen zu schleudern und sie, indem man dem Falle der-
selben, mitunterlaufend, zuvorkommt, mit dem Arme oder miteinem Stabe auf-
zufangen. Zu einer ähnlichen Vermuthung könnte sowohl die Münze Fig. 26,
als der grössere der beiden im k. k. Münz- und Antiken-Cabinete befind-
lichen Knopfringe Anlass geben, indem erstere den Reiter fast im Momente
des Ringwurfes darstellt, und an letzterem die beiden einander gegenüber
angebrachten, genau auf Handbreite berechneten Stellen den Gedanken nahe
legen, dass zwei Männer, Fuss an Fuss gestemmt und mit kräftiger Faust die
bezeichneten Einschnitte umklammernd, gar wohl ihre Kräfte dadurch
messen könnten, dass sie durch Zerren und Drehen einander aus dem Gleich-
gewichte zu drängen versuchen. Wie nämlich oft in dem unscheinbarsten
Beizeichen eine tiefe, kaum zu ahnende Bedeutung steckt, so ist hinwieder
nicht selten die natürlichste Deutung eines ganz räthselhaft scheinenden
Curiosums die richtigste.
Jicin (Bidschowerkreis). 18?? — Das k. k. Münz- und Antiken-
Cabinet hat in jüngster Zeit zwei irdene Gefässe an sich gebracht, die
ihrem Fundort und ihrer Form nach
der slavischen Vorzeit angehören. Das
eine derselben (Fig. 28), eine Art
Vase von grauem Thone , hat im gan-
zen eine Höhe von 10", bis zum Halse
von 8", an der Ausmündung einen
Durchmesser von 3%'', in der wei-
testen Ausbauchung von 10%" und
am Boden von 3%". Es wurde zu
Gross- Skal nächst Jicin, bei der
Grundlegung einerStrasse, in bedeuten-
der Tiefe gefundenund völlig unbeschädigt herausge-
hoben, undwar,wiedasnachfolgende, bisjetztEigen-
thum der Hochgebornen GräfinElise Schlick. Wocel
hat a. a. 0. (Taf. IV, U, vgl. S. 13) eine getreue Ab-
bildung davon mitgetheilt, deren Copie wir hier
wiedergeben, und es denjenigen Gefässen mit klei-
nem Henkel und enger Mündung beigezählt, die zur
Aufbewahrung der Getränke gedient haben mochten.
Das zweite Gefäss (Fig. 29), im ganzen VA",
ohne Röhre 7" hoch, an der Mündung *•/'', an der
Fig. 28.
Fig. 29.
151
I u»d ' '," diek,
von rölhlichero Thone. Bi wurde in der Stadt .li«' in selbst
(.1 iiimM.mii n.lrn. das auf Felsen;; r..n«lc ruht.
:..ud si.h. narh der lleselireilum.;- der Ar
| nitnlaftr. Ok« '.':{ (iefässe ftl allerlei Tonn wurden
aiiH I nimert. nur dieser ein/ durch einen 15«'-
ITOB besonderer Form.
I „, , ,1 ] .. ii 1 1 eine mit dem Henkel in Verbindung stehende
ifu.irts gerichtete und I horizontal wegslehcnde
f«D li.il : die dein Henkel f egeiiüherslcliriidr fehlt.
befindet liefe twieehen Linien eine dreifache Reihe
1 i li. r, in jedei -Heine 22. darunler ein Kreis rOl Tupfen
am unteren Aushübe eine Doppelreihe ähnlicher Vertiefung en.
Auch wurde, dem \ 'criichmen nach, auf derselben Stelle, wo der Krug
\ r«< ' • 'in. ein (21 in Kelchfurm gefunden; ein Bruch-
k il,i\cii. das stark u\\dirt isl und die schönsten Opalfarben spielt, wurde
den Kruge dem k. k. Münz- und Antil- en-Cabinete übergeben.
Schlan (Rekomserkrei Zu S t u dni o wes nächst Schlan
im v udi- dee Grafen Clam-Martiniz fanden die Arbeiter am 21.
'J. bei Planirung einer Mauer einen irdenen Topf, worin sich an
Stock alterlhümliche Münzen befanden. — Die Angabe, „dass dieselben
ie nach den alten Siehenzehnkreuzerslücken «ähnlich seien
und die Jahreszahl 1106 tragen"', beruht jedenfalls auf einem Irrtbume. Als
die Kezirksliauptmannschaft davon Kenntniss erhielt, halten die Arbeiter
m Fund bereits sich getheilt.
Raudnitz tHakonizerkreis). 1858. — Daselbst fand ein Landmann
1 last 6 Pfund schwere Keule, die unbezweifelt dem Alter-
thui D iinisehe Museum soll noch keine ähnliche besitzen
Neuern (Klatiauerkreis). 1852. — In der Nähe von Neuem wurde
ein mitSilbormünzon angefülltes Gcfäss gefunden. Die Münzen sind alle vor
den es scheint daher, dass sie im dreissigjährigen Kriege
d worden tind 's Presse, vom 11. April 1852, Nr. 85). — Es dürfte
dies der anderwärts (s. Lloyd, Abendausg. , Nr. 86 vom
IV April) als bei dem nahen Dürfe Deschenitz gemacht bezeichnet
wir Stück alter Silbermünzen bestand. Diebesseren
sollen vom Kaiser Rudolf II. herrühren, die übrigen fast unkenntlich sein.
irseheinlich wurden sie während des dreissigjährigen Krieges ver-
graben, wo ganz D eschen i t z auf einmal zum Lutherthume übei trat. Die
Brauen-: q Niederreisiung man obigen Fund jetzt t hat. war da;
"■•bloss des Grafen Kolowrat.
KaÜSCht (C/.aslaucrkreis). 1852 Daselbst fand die Dienstmagd
• .iif einer Wiese arbeitete, in einein Knlhaut-
nnK- : haltend, mit alten polnischen Münzen aus dem J. 1598,
also au* -lgismuinU Ol. (1W7- n»:>2). Leider wurden die Minies
152
ElbOgen (Elbognerkreis). 1852. — Am 22. Mai d. J. fanden mehrere
Arbeiter, welche bei der Planirung der von Elbogen nach Schlaggenwald
führenden Strasse beschäftigt waren, unter dem Wurzerwerke eines ungefähr
fünfzig Jahre alten Birnbaumes ein V/2' hohes Gefäss aus weisslichemThone
mit bräunlicher Glasur, das an 8000 kleine leichte Silbermünzen mit theil-
weise völlig unkenntlichem Gepräge enthielt. Der Punct, wo dieser Fund
npsehah, liegt über der Eger und gehörte daher immer zu Böhmen; eine
nahe liegende Bret- und Mahlmühle heisst im Munde des Volkes noch immer
die böhmische Mühle. Eine Partie der Münzen ist nach Prag gelangt, ob-
Avohl leider im schlechtesten Zustande, so dass eine Erklärung nur von ein-
zelnen Exemplaren zu geben war. Der grössere Theil sind Pfennige, welche
von den böhmischen Königen Karl I. (König von Böhmen 1346; Kaiser als
Karl I V. 1 347, gest. 1378) und seinem Sohne WenceslauslV. (König von
Böhmen 1363; Kaiser 1378, gest. 1419) nicht in einer der böhmischen Münz-
stätten zu Prag oder Kuttenberg, sondern in dem Landstriche geschlagen
worden sind , den König Karl I. unter dem Namen Neuböhmen auf eine
Zeit mit der Krone Böhmens vereinigt hatte, und dessen Hauptbestand-
teile aus der oberen Pfalz gebildet waren, wesshalb man diese Pfen-
nige „böhmisch-pfälzische" nennen könnte (s. Dr. Fr. Streber, zwei und
fünfzig bisher meist unbekannte böhmisch-pfälzische Silberpfennige, in den
Abhandl. derkön. baier. Akad. d. Wissensch., IV. Bd., Abth. II, S. 51—124).
Dieser Fund ist daher für die Numismatik, namentlich für Liebhaber böh-
mischer Münzen, eine interessante Erscheinung. — Nebstbei wurden auch
einige Bracteaten eingesendet, deren Deutung bis zur Erlangung besser er-
haltener Exemplare ausgesetzt bleiben muss. (Vgl. Fremdenblatt vom 28.
Mai 1852, Nr. 127. - Wiener Zeitung vom 29. Mai 1852, Nr. 129, S. 1485.)
VI. Mährisch-Schlesisches dioiiYemeinents-Clebiet.
Kloster-Bruck (Znaimerkreis). 1851. — Beim Umbau einer Mauer
daselbst soll ein Fässchen mit Goldmünzen von ziemlich hohem Alter ge-
funden worden sein (s. Lloyd, Abendblatt vom 6. August 1851, Nr. 184— B).
Näheres über diesen angeblichen Fund ist nicht bekannt geworden.
Mödritz (Brünnerkreis). 1852. — Am 18. Mai d. J. fand ein Bauer
am Ufer der Zittawa in einem irdenen Gefässe altböhmische Münzen grossen
Gepräges, zusammen ungefähr vier Pfund , von denen noch viele gerettet
wurden (s. Fremdenblatt vom 21. Mai 1852, Nr. 121. Presse Nr. 118).
Troppau (Troppauerkreis). 1851. — Daselbst ist eine Stampiglie aus
der Zeit des Königs Wenceslaus II. (1278—1305) aufgefunden worden, die
zur Prägung der damals gültigen böhmischen Groschen bestimmt gewesen
zu sein scheint. Die archäologische Gesellschaft zu Prag soll Schritte ge-
than haben, dieses Fundstück für das cechische Museum zu gewinnen
(s. Linzerzeitung, 1852, Nr. 65, S. 257).
Grossolbersdorf (Troppauerkreis). 1852. — Am 27. April d. J.
wurde in dem Garten des Grundbesitzers Anton Schindler zu Gross-
olbersdorf Nr. 61, beim Anlegen einer Grundmauer eine bedeutende Anzahl
153
irdenen Topf« verwahrt waren.
..■ihm ward« Lheili dnreb die beim Ben« verwendeten Ar-
derOHeel lirt« Husaren verschleppt.
Munieelf . nnttr Zuziehung eines Gendarmen
Mme Miin/en an »Irr F ;;()
(«erhallen. Brtendeie,di der
rfefende» fleiefa Kit, Ifl Exem-
plar, SiaUhalterei ein« weiche die Gute hatte,
i den k. k Mim/.- und Anttken-Cabinete zur
niUntheilen. Den G rin die Mftnaea
laden, ward« von den Arbeitern zerschlagen;
Icke davon sind beim Herrn Bezirks-
eenunieelr deponiri
\ en den an das k. k. Cabinet zur Ansicht gelang-
ten II Präger Grosehen rühren G vom König Wen-
ceslans III. (1306 1306), 1 von Johann von
ein bürg (1:510—1346) und 6 von Karl 1.(1346
MI. Königreich tializieo and Lodomerien, nebst
dem Urossherzogthume Krukau.
Horodnica (Tarnopolerkreis). 1848 Auf
1 rtes Horodnica sieht am Flusse
die Hütte eines Hegers, wo im J. 1848 bei
geringem Wasserstande des Flusses die nebenan
dargc.-t« 'lltf Bi! ig. 30) gefunden wurde.
ist aus einem Sandsleinblocke gemeisselt, 4
I tlen IkmIi, auf jeder der 4 Seiten 15' breit.
1 rtheil <\^v Bildsäule ist uneben und abge-
aeini auf einem Sockel geruht zu haben.
der mit der Btttle selbst ein einziges Stück bildete.
derselben endet in vier Häupter.
die n Kappe oder einem Hute bedeckt sind.
Ml und wieder die galizischen Landleute ihn
Zutage tragen. Längs der Ilaehen Seiten
l'igur sieb fort \uf der einen
s'e '» der l: '»halbmondförmig gebogenes
ibnrn; auf der andern einen Reif; auf den beiden
aa die Brust, während
lässig nach abwärts gebogen ruht. In der
rtels hängt iL rert, dar
befindet sich .in Boss mit | chgurte. Auf
allen vier Seiten erblickt man am Kusse der Säule
eine weibliche G unlertt kniee;
i
\t=^
154
Caryatulen, theils mi<, theils ohne Schnurbart, welche die ganze Bildsäule
zu I ragen scheinen. Nirgends ist eine Spur einer Aufschrift, noch sonst ein
Zeichen zu entdecken, mit Ausnahme eines kleinen gemeisselten Kreuz-
chens, das vielleicht aus späterer Zeit herrühren dürfte.
Die erste Nachricht von dieser Bildsäule erhielt die gelehrte Gesellschaft
zu Krakau, als sie eine besondere Abtheilung für Alterthumsforschung bil-
dete und dem zu Folge an alle Freunde der Alterthumskunde die Auffor-
derung ergehen Hess, sie möchten mit Eifer an den Bestrebungen des Ver-
eines sich betheiligen. Dieser Aufruf gab Hrn. Miecislaus Potocki
ausKocin bi riezyki amFlusseZbru cz nächst dem Grenzorte Husiatyn
Anlass, eine Zeichnung und umständliche Beschreibung dieser Bildsäule an
die gelehrte Gesellschaft zu Krakau einzusenden. Ein so unerwarteter und
höchst wichtiger Fund bestimmte den Verein, den Eigenthümer Potocki auf-
zufordern, er möchte damit das im Entstehen begriffene Museum für vater-
ländische Alterthumskunde zu Krakau bereichern. Derselbe erklärte sich
hierzu bereit, jedoch mit dem Vorbehalte, dass diese Bildsäule zwar nicht
als Eigenthum, aber doch in so lange dem Museum zur Verwahrung über-
geben werden solle, als dieses bestehe. Da aber der Transport eines so
massenhaften Gegenstandes einiger Vorsicht bedurfte und zugleich es
sich darum handelte, den Ort des Fundes, die den letzteren begleitenden
Umstände, wie auch die nächste Umgebung zu erforschen, so beschloss der
Verein zu diesem Behufe den Herrn Theophil Zebrawski, eines seiner
kenntnissreichsten und eifrigsten Mitglieder, dahin abzusenden, um dann auf
Grundlage dieser Forschungen in den vom Vereine herausgegebenen „Denk-
würdigkeiten" eine umständliche Abhandlung über diese Bildsäule nebst
einer getreuen Abbildung derselben zu veröffentlichen. Vorläufig mögen
die voranstehenden und die folgenden Andeutungen genügen, welche ich,
durch gütige Vermittelung des Freiherrn von Päumann, Conceptsadjuncten
beimk. k. Ministerium des Cultus und Unterrichtes, aus der Krakauer Zeit-
schrift „Czas" (v. 17. Mai 1851) im Auszuge mittheile.
Darüber, dass diese seltsame Bildsäule den slavischen Götzen Swia-
towit vorstellt, sind die Ausleger einig. Was die näheren Angaben über
den Fundort betrifft, so vereinigen sie sich darin, dass schon die Lage des-
selben für den Götzendienst ganz geeignet war. Längs des Ufers des Zbrucz
ziehen sich nämlich üppige Saatfelder mit felsigen Anhöhen abwechselnd
hin. Das Volk nennt diese Gebirge „Tautry", den Geographen sind sie unter
dem Namen der Miodoborskischen Berge bekannt. Auf einer dieser An-
höhen sieht man die Ruinen eines alten Schlosses (in der Ortssprache Horod
genannt). Zebrawski fand daselbst Überreste von Mauern, die aus zusammen-
gefügten Steinen ohne Mörtel bestehen und der Cyklopen- oder Heidenmauer
in den Vogesen gleichen. Diese Ruinen führen auf die Vermuthung, dass
hier einst eine Kontine (Kontyna) des Swiatowit sich befunden habe, die
jedoch weniger umfangreich und ansehnlich gewesen sein mag, als jene zu
Arkona. Die weiteren Nachforschungen führten zu einer zweiten Reihe von
Felsen, welche mit dem Zbrucz parallel längs des Weges nach Postolowka
sich hinziehen und am Fusse zwischen zwei steil abfallenden Felsen eine
/.ienili' die theils mit Wald bewachsen isl Uli iK all
\ ': I' benutzt wird, welehe B
ii sich lchOH darauf hinzudeuten sei;.
(dienst»' urwoilit war. Im Munde des Volkes lehl dif
inst aul' dieser weilen BbeiM soll gestanden
haben. Diese SUdl iel durch den im Mythenkreiae des roi Velkei
berüiii' leneo Sotodywy Bonio, und /war durch die Macht
werden. I dortig e malerische UMfebug bedecken
Spuren ron Brdhügeln (m< Nach den Schilderungen, die Zebrawtki
\ trfereehajtgea in dieeer Gegend macht, scheint das
gefunu bild nur ein sehr geringer Theil eines grossen archäologi-
.schen Schal /es zu sein, der dort theils unter der Erde, theils im Flussbettc
di -s Zbmcs noeh verborgen sein mag (vgl. Leipziger Illustr. Ztg. vom 16.
Krakau (Krakauer Regierungsgebiet). 1852. — Bei den Fortitications-
arbeiien zu K rakan werden, dem Vernehmen nach, häufig historische Anti-
«jui taten zu Tage gefordert, welche jedoch durch Sorglosigkeit wieder zu
(Strande gehen (s. Presse, 1852, Nr. 92).
VIII. 1 ngarn mit seinen Nebenländern.
\. Königretet) Ungarn,
Ofen (Peathereemitat), 1860. Mehrere Mögser Insassen fanden im
tirder Hotten im Frühjahr 1850. beim Ackern, unter dcrErde in einem
und in einer vergoldeten Silberbüchse einen Schatz. Der-
ad aus 3 Stück doppelten und 24 Stück einfachen Ducaten, dann
ilberthalern und 1 IG Stück Siebzehner. Ein Theil davon wurde
)■ k. k. Münz- und Anliken-Cabinet eingelieferte hatte einen
h von 319 fl. 8 kr.; die Silberdose wog 14% Loth. Von
numismatischen Interesse war dieser Fund
Ofen, 1861. Hei den auf dem Ofener Blocksberge vorgenommenen
rind, dem Vernehmen nach, Gegenstände von verschiedenen
Metallen. K in Mensehen und Thieren, dann alte türkische Spiesse,
In ans Tageslicht gekommen, von welchen Fundobjecten man
die voi tionalmuseum zur Aufbewahrung abliefern wollte.
M.endhlatt \om 25. üct. 1861, Nr. 252=B).
Ofen, 1- i der .Nahe der SchifTswerfte wurde in diesem Jahre.
snaehrichten. ein i Caldarium i Warmbad) ausge-
ichmen nach ist
/u industriellen Zwecken wieder ver-
Ofen, 1861 I logische l
Uert bei, mit gebührendem Loh erwähn-
rdiaand „ Wolfarlh verdanke ich die
156
nachfolgenden, einige zu Ofen und in dessen Nähe befindliche Römermonu-
mente betreffenden Notizen, die derselbe während seiner letzten Reise dahin
im Juni d. J. gesammelt hat.
1.
In dem kleinen Hofe des linken Flügels des Landesfinanzdirections-
Gebäudes (des ehemaligen Jesuitencollegiums) steht ein Sarkophag aus
Muschelkalk, 4' breit, %%' hoch und 7" dick. Die Inschrift, von einer
Laubverzierung umgeben, lautet, der mir vorliegenden Copie nach :
MEMORIAE & VAVRELI
MELLITI. LIB PARILEGIEG
HADI. VIX. AN XVIII STIR..
TVM. AVR. MARTIA EIS \ST
EX. SIGNFTE
Ich möchte aus diesen corrupten Zeilen entnehmen, dass sie dem Andenken
eines M. AVRELli MELLITI LIBRARli LEGati LEGionis II. ADIutricis.
VIX it ANnos XVffi (?) STIPendiorum CVM. AVRelia MARTIA conjuge
EIus von einem VETeranus EX SIGNIFEris, dessen Name fehlt, gewidmet
waren. — Der Name Marcus Aurelius Mellitus erscheint auf einem
römischen Grabsteine zu Rom (Murat. MDCCCXXXIX.). Der Name A u r el i a
Martia (Marcia) und Marciana scheint in Pannonien einheimisch gewesen
zu sein. Fabretti gibt folgende Inschrift (p. 164, n. 295, ex Villa Nobilium
de Bolognetis ad viam Nomentanam) :
D. M. S. AVRELIA. MARCIA
NA. CIVES. PANNON1A. QV
E. VIX1T. ANNIS.L. M. II. D. VII. A
VR. SERENIANVS. CONIVG
I. KARISSIME. CVM. QVA. VI
XIT. ANN. XXXIII. ET. AVRELI
A. MARCIA. F1LIA. B. N. M. F
ECERVNT. IN. PACE
Ferner begegnet uns auf einem Grabsteine zu Ofen (Schönwisner, lter. II,
p. 193, Budae in suburbano) eine Aurelia Martia, vielleicht die obige,
wieder :
D. M
MEMORIAE Q. AVRELIAE
MARTIAE. DOM. AQ
VIXIT. ANN. XLI. D. Illl.jll VLP
ASIANVS. VET. LEG. UAD
CONIVGI. KARISSIMAE
F C
auf welcher die zweifelhafte Leseart von DOM. AQ (cf. Murat. MMXX VIII. 6.)
mit vieler Wahrscheinlichkeit auf AQuincum, statt aufAQuileia oder gar
auf DOM. RAvenna, bezogen wird. — Die LegioII. Adjutrix lag bekanntlich
lange Zeit hindurch in Niederpannonien. — Ein Librarius legionis war ein
Secretär der Legion (cf. Veget. 2. Milit. 7. Librarii ab eo, quod in libros
157
reierni s ad railites pertinentee) , su bei Gmt L\\
ein Librarins nMaJpvhtrif, Reehnnngsfohrei
, is (Libnrini eohertie. Bell L IM. Librarins Prima»' deenrine. Ib.
I wäre somit der Seeretür des Le-
inmandanton. DlCSCS Monument dürfte H den Sammlungen der
ii.ut haben nnd wie ■• ▼feto arfti* aM Altofes herrühren. Nach
Aufhebung des Ordens wurde dasselbe all Rrunnentrog benutzt , und steht
I Mos in einem Winkel des Hot
2.
Im königlichen Schlosse wurde bei den gegenwärtig vorgenommenen
Baureparaturen, dureh Aufräumen des Schuttes, nachstehender 3' 1" broi-
(. hoher und k2' 2" dieker Inschriftstein aus Muschelkalk zu Tage
■ Um t. Die Copie lautet:
D M
SEPTIMIO CESIA
NO. DVPLARIO
LEG. IX. D. STIR X
VIXIT. AN. XI....
CAESERN. SABINI
AWS. SIC LEG....
S...MER...F...
Dieses Denkmal ist kein neues, sondern nur ein zum wiederholten Mal aus
dem Wüste der Zerstörung wieder gerettetes. Es rührt ursprünglich von
her und kam dann nach Ofen; Schünwisner (It. Pann. II. p. 269) gibt
die Inschrift so :
D. M
SEPTIMIO. C.ESER
NO. DVPLARIO
LEG. I. AD. ST1P. XX
VIXIT. AN. XL.
CAESERN. SABINI
AWS. SIG. LEG.
L AD... F. C
Das Denkmal war also einem dureh doppelte Löhnung ausgezeichneten Sol-
daten (duplarius, duplU ai ins) der Legio I. Adjutrix, die fast sämmtlich aus
und Dalmatern bestand und lange Zeit ihr Standquartier n
Bregetium (S/,,m\ i in Panuenieu batte« rei einem SIGnif er derselhe« Le-
icht seltene Verkommen dos Nama nun in
P ' ll SeheawlsmeT hin und fuhrt als Beltg Inschriften von
und Waisen an. i>as Denkmal seheint, trotz.
eicht riel gelitten an bähen; im Gegen-
I ir üe ewei letzten /eilen richtiger
SIC II Ohne und Un-
ion an Schrill ist ren rein
em itternng nndentl
158
3.
In einem anderen Vorwerke, das in letzterer Zeit zu den Treibhäusern
des Palatino« umgewandelt worden war, befindet sieh ein Sarkophag von
ähnlichem Umfrage und Materiaie, wie der oben beschriebene, der wahr-
scheinlich bei Gelegenheit der erwähnten Bauten zu Tage gefördert und
ala Wasserbecken benützt wurde. Die Inschrift ist ganz unleserlich.
4.
Zu Promontor (Promontorium), eine Stunde unterhalb Ofen , der Insel
Csepel gegenüber in der Richtung nach Ercsin, sind Spuren römischer
Schanzen und Hochäcker sichtbar.
5.
Zu Szaszholum, l1/* Station von Ofen nachHanzabeg (ung. Erd), in der
Richtung nach Stuhlweissenburg, sieht man grossartige Reste einer Römer-
strasse und viele noch unberührte Tumuli; auch befindet sich dort ein Cal-
darium.
Alt -Ofen, 1852. — Auf der Alt - Ofener Insel wurde unlängst beim
Graben einer Eisgrube abermals ein Caldarium entdeckt. Die einigermas-
sen erhaltenen Wände desselben sollen mit Frescomalereien geschmückt
sein, der Boden aus schöner Mosaikarbeit bestehen. Der k. k. Stadthaupt-
mann von Protmann Hess sogleich alle Anstalten treffen, um möglichen
Vandalismus zu verhüten, und setzte die Direction des Nationalmuseums
von diesem wissenschaftlichen Funde unverzüglich in Kenntniss. (S. Lloyd,
Abendblatt vom 17. Jänner 1852. Nr. 13-B. — Presse vom 18. Jänner, Nr. 14.)
Pesth, 1852. — Im Dianabade zu Pesth, der Kettenbrücke gegen-
über, befinden sich unter der Einfahrt folgende Alterthümer: 1) ein Löwe
in sitzender Stellung; 2) eine Ära; 3) ein Meilenstein des Caracalla
(der Name des Geta ist ausgemeisselt), sämmtlich aus Muschelkalk.
Csopäk (Szaladercomitat). 1849. — Zu Csopäk bei Füred wurde,
nach einer Mittheilung des dortigen Gutsbesitzers Herrn Johann Kösa,
im J. 1849 ebenfalls ein römisches Caldarium aufgefunden. (S. Presse vom
8. Nov. 1851, Nr. 39.)
CsurgÖ (Stuhlweissenburgercomitat). 1850. — Auch zu Csurgö
soll man im J. 1850 auf die Reste eines römischen Caldariums gestossen
sein. (S. ebend.)
Fünfkirchen (Baranyercomitat). 1850. - Unter dem Fünfkirchner
Dome stiess man während des Grabens, welches behufs einer unter der
Sacristei anzubringenden unterirdischen Heizung vorgenommen wurde, auf
eine klafterhohe und bei 40° lange Wasserleitung. Die Untersuchung konnte
nicht weiter fortgesetzt werden, weil ein Mauerwerk eingestürzt war. Auch
fand man mehrere römische Gräber, jedoch ohne Aufschriften und Münzen,
der Raum für die Leichname war sehr eng. Bekanntlich ist der Dom zu
Fünfkirchen eines der ältesten Gebäude Ungarns, und selbst auf dem ehe-
maligen Standplatze römischer Bauten errichtet. (S. Fremdenbl. vom 10. Aug.
1851, Nr. 194.)
Grosswardein (Biharercomitat). 1851. _ Auf dem grossen Platze
daselbst, wo, dem Volksglauben nach, das Grab des heiligen Ladislaus sich
159
befinden toll, wurde In Juli is>i bei Gelegenheil einer Planum
Goldmünze von Jahre 1598, loraii aus der Zeil Redelfi IL,
gefiinden, nämlich ein Ducalen (die beilige Mari.», unten ein riorfaehes
,i mit Mittelschild. IV. «l**i- beilige Ladislaus). Die Behörde war dee
Willens, genauere Nachsuchung treffen u lassen, is. Lloyd, Abendbl. vom
v 186-B.)
Laaz (Treetsinercomitat). 1831. Der Insasse Stephan Pe teils
i fand ia Aman- des Jähret is~>i eine Ansah] von t£9 Stiel Silber-
n aus der %, Hälfte des siebzehnten Jalirhundei tes (1077 n.
ahne numismatischen Belang, im Schitsnngawerthe von 121 (1. M kr. C. H.
Bogschan (Kraaaovereoniitat). L861. — Im Kraaaerer Regierungs-
bezirke tles Banatei wurden im Sommer 1851, beim Strasscnbaue, zwischen
Bogschan und llat'na 111) Stück römische Silbermünzen und ein dünner
'stein (Hornetein) gefunden und dem k. k. Fig. 31.
Münz- und Antiken-Cabinete zur Einsicht und
liefert. Letzterer hatte die neben-
rkte Geatall (Fig. 31):
Die römischen Münzen, durchgehends Kaisermünzen, von Vespasian
sjanus Decius (vom Jahre 70 — 251 n. Chr.). säinmtlich sehr gut er-
halten, wiesen folgende Reverse:
I. Vespaeiae.es.
I 1 COS. ITEK. Die Friedensgöttin, sitzend.
TB im » i iltsend.
Vom J. 70 n. Chr.
II. H a d r ianus.
I , 1>M TB P COS II. DiftGer« -htigkeit, sitzend; unterhalb IVSTITIA.
PM TU PCOS III. Die Eintracht, sitzend; unterhalb COXCORDIA.
SALVS \v<; Die Göttin dee Heiles, stehend.
Aus den J. 117—138.
III. L. A el i us Caesar. f
I ) TU POT COS IL Die Göttin des Heiles, stehend.
Vom J. 137—138.
IV. A n t 011 in us l'i us.
lill. Prunkbette, darauf ein Blitz.
I) t'OS. HU. Die Eintracht, stehend.
!i d. J. 1V> n. Chr.
kNTONINVS W (i. PIVS. P. P TR FXVI. Belorberter Kopf.
W. COS INI hend: in der Hechten die Opferkanne, in
der Link« .' Iladium.
Vem J. 163. n. Chr.
VG PIVS P. 1». TB P Will. Belorberter Kopf.
W. PACi AVti. cos iiii Die Ftiedensgöttin, stehend.
Von J. 161 n. Chr.
V. 1 le Alt r:
BTERNl i aifieirte Ewigkeil (Faustina?), stehend.
inem lohenden Altar.
100
4) CERES. Ceres, stehend.
VI. Marcus Aurelius.
1) COS. II. Die Ehre.
Vom J. 145 n. Chr.
2) TR. P XI. COS II. Roma, stehend.
Vom J. 157 n. Chr.
3) M ANTONINVS AVG TR P XXVII. Belorberter Kopf.
Ifc. IMP VI. COS III. Die Billigkeit.
4) IMP. VI. COS III. Die Siegesgöttin.
Vom J. 173 n. Chr.
VII. Faustina, die Jüngere.
1) AVG PII. FIL. Die Eintracht, stehend.
2) AVG PII FIL. Venus Victrix, stehend.
3) SAECVLI. FELICIT. Zwei Knaben auf einem Prachtbette (Lectis-
ternium).
Aus dem J. 140-180.
VIII. Commo dus.
1) TR P VI IMP IUI COS HI P P. Felicitas, stehend.
Vom J. 181 n. Chr.
2) TR P VIII IMP VI COS IUI P P. Pallas, sitzend.
Vom J. 183 n. Chr.
3) . . . IMP VIII COS VII P P Felicitas, stehend.
Vom J. 192 n. Chr.
IX. Septimius Severus.
1) L SEPT. SEVER AVG IMP VIII. Belorberter Kopf.
5k. P M TR P IUI COS II P P. Die Siegesgöttin, schreitend.
Vom J. 196 n. Chr.
X. Elagabalus.
1) VICTORIA. AVG. Die geflügelte Siegesgöttin schreitend zwischen
zwei Schildern, im Felde ein Stern.
Aus den J. 220—222 n. Chr.
XL Gordianus III.
1-3) P M TR P II COS P P. Der Kaiser, opfernd.
4) P M TR P II COS P P. Die Siegesgöttin, schreitend.
Vom J. 239 n. Chr.
5) P M TR P IUI. COS U P P. Der Kaiser, stehend, in der Rechten
den Speer, in der Linken die Erdkugel.
Vom J. 241 n. Chr.
6) FIDES MILITÜM. Die Soldatentreue zwischen zwei Feldzeichen.
7-11) FORT (FORTVNA) REDVX. Fortuna, sitzend.
12—15) IOVI STATORT. Jupiter, stehend.
16—19) LAETITIA AVG N. Lätitia.
20-21) LIBERALITAS AVG ÜI. Die Freigebigkeit, stehend.
22) MARTI. PACIFERO. Mars, schreitend.
S3) ORIEXSAVG. Der Sonnengott, stehend.
24) PROVID AVG. Die Fürsicht, stehend.
161
25- 16) 8 IRC\ i i i iL u i r \s. Der Kalter stehend, in dei Reehtea
den Speer, in der Linken »li.- Brdkofel.
27) VICTORIA AVG, Ditfi in, seareitend.
Ans d«B J. 838— 24'* n. Chr.
\n. M. J. Pailippao der Vater.
l_») P. M TR P Ol COS P IV FeliciU.s, slrlMMul.
Von J. 240 «i. Chr.
1* M TR P IUI COS II P P. I stehend.
Von .1. '247 n. Chr.
4 »i \l>\ i:\TVS AVGG. Der Kaiser zu Pferde.
B) AKOYITAS AVGG. Die Billigkeit, stehend.
9) ANNONA AVGG. Die Vorrathsgöttin, stehend.
10) FELICITAS TEMP. Felicitas, stehend.
11—12) FIDES. M1LIT. Die Soldatentreue, stehend zwischen zwei
Feldzeichen.
13) GEXIVS EXERC. ILLVRICIANI. Der Schutzgeist des illyri-
schen Heeres, stehend.
14) PAX AETERN. Der Friede, schreitend.
15—18) ROMAE AETERNAE. Roma sitzend, auf der Hand eine
Friedensgöttin haltend.
19) VICTORIA AVG. Die Siegesgöttin.
20) VICTORIA CAR PICA. Die Siegesgöttin.
21—22) VIRTVS AVG. Victus.
23—25) SAECVLARES. AVGG. Ein Löwe. — Ein Hirsch. — Eine
wilde Ziege.
Aus den J. 244—249 n. Chr.
XIII. Otacilia Severa, Philipp's l.
1—2) COXCORDIA AVGG. Die Eintrachtsgöttin, sitzend.
3) PVDICITIA AVG. Die Keuschheit, sitzend.
Aus den J. 244—249 n. Chr.
XIV. Philipp us. der Sohn.
1—2) IOVI.CONSERVAT. Jupiter, stehend.
:?) PAX AETERN. Die Friedensgöttin, stehend.
4) PRINCIPI IVVEXT. Der Kaiser, schreitend.
5—9) PRINCIPI 1VVENT. Der Kaiser, stehend.
10) AEOVITAS AVG. Die Billigkeit.
11 — 12) SAECVLARES. AVGG. Kine Ziege.
Aus den J. 244—249 n. Chr.
XV. Trajanus Decius.
1—2) ADVENTVS AVG. Der Kaiser, zu Pferde.
Vom J. 249 n. Chr.
3 ö) DACIA, Dacia, in der Rechten eine Stange, auf der ein I
köpf stockt.
)) GEN1VS BXERC ILLVRICIANL Der Schutzgeist des illyri-
schen Heeres, stehend.
10) PANN0N1 \l Die heiden P^nnonien, stehend.
Archiv IV 11
1 62
H_I3) VBERITAS AVG. Die Fülle, stehend.
14) VICTORIA AVG. Die Siegesgöttin, schreitend.
Aus den J. 249 -251 n. Chr.
XVI. Herennia Etruscilla, des Trajanus Decius.
1_4) PVDIC1TIA.AVG. Die Keuschheit, sitzend.
5—8) PVDICITIA.AVG. Die Keuschheit, stehend.
Aus den J. 249-251 n. Chr.
Da das k. k.Münz- und Antiken-Cabinet von diesen sämmtlichen Typen
eine hinreichende Anzahl Exemplare besitzt, so stellte es den ganzen rei-
chen Fund zurück.
Oedenburg (Oedenburger-Comitat), 1852. — Die vermehrte Baulust
in dieser Stadt dürfte vielleicht zu interessanten archäologischen Funden
Anlass geben, da, dem Vernehmen nach, beim Graben der Canäle man
schon mehrmals auf römische Särge stiess, in denen ausser Gerippen auch
Ringe, Ohrgehänge und andere Anticaglien aus der Römerzeit sich vorfan-
den. (S. Humorist v. 2. Juni 1852, Nr. 130.)
Losoncz (Neograder-Comitat) , 1851. — Laut eines Berichtes der
ungarischen Finanz-Landesdirection wurden bei Grabung der Fundamente
gelegenheitlich des Wiederaufbaues der im Jahre 1849 durch Brand zer-
störten reformirten Kirche zu Losoncz in einer alten Gruft verschiedene
Gold- und Silbergegenstände gefunden und mit einer von dem dortigen
Prediger Herrn Michael Töth verfassten Specification an das k. k.
Münz- und Antiken-Cabinet zur Auswahl eingesendet. Die Gruft war fest
vermauert; als man die Wölbung derselben aufriss, fand man einen Raum,
in dem ungefähr 5 Leichname mochten begraben gewesen sein. Die oben
erwähnten Pretiosen waren das erste, was man daselbst entdeckte; in Folge
einer weiteren Nachgrabung stiess man auf 150 Stück kleine Silbermünzen,
deren Jahreszahlen im Vergleiche mit der Arbeit und dem Charakter der
gefundenen Schmuckgegenstände einen ziemlich genauen Schluss über die
Zeit ziehen lassen, in welcher diese Gruft jene Leichen mag aufgenommen
haben. — Die gefundenen Pretiosen sind folgende: 1) Goldeffecten :
1 Goldring mit einem Türkiss, 1% Duc. schwer; 1 emaillirter Goldring mit
4 Tafelsteinen, 1V8 Duc; 2 ähnliche Goldringe mit viereckigen Tafelstei-
nen , jeder V3 Duc; 1 Goldring mit einem Smaragd, % Duc; 1 kettenför-
miger Goldring, % Duc; 21 Stück emaillirte Gehänge von Gold, theils mit
Granaten, theils mit Rubinen besetzt, zusammen 18 Duc; 8 Stück von einer
emaillirten goldenen Halskette , 4% Duc; 2 Stück einer feinen Goldkette
mit ovalen Glieden, 33/4 Duc; 19 Stück kleiner Goldgehänge, zum Theil
mit orientalischen Granaten, zusammen GV4 Duc; 2 Stück goldene Schlies-
sen und 2 Stück kettenförmige goldene Armbänder, zusammen 11% Duc;
1 Stück goldene Halskette, 8% Duc; 83 kleine Bruchstücke eines goldenen
Rosenkranzes, 2 Duc — 2) Silbereffecten : 5 Stück Bruchtheile von Silber-
gürteln, zusammen 36 Loth schwer; 1 breite silberne Kette in mehreren
Stücken, 3 Lth.; 1 silberner Halbmond, % Lth.; 9 Stück silberne Sterne,
2% Lth.; beiläufig dritthalb Ellen breiter Silberspitzen, 9 Lth.; 7 silberne
Ringel und l Fragmente einer Kette.% Lth.; über 300 Silbernägel zum Aus-
163
•eklAftt <lt*s Sari(i'N . Iheil.s inil runden. Iheils mit sl <-ru I «» rm i ^ t*n Kopien.
Lthuj reraebiedene kleiner« Sticke \<>n Spitsen, W/i Lth.; und
Perlen. I»i«- stminilichen S< hmuckgegen-
itiade geboren eageneekeinHeh swel reraehiedenen Knnetetnfen an. Die
eine Hilft e, durch massive Derbheil nnd tiarres Festhalten an altherkömm-
lichen binarren Pormen sich eaarakierisirend , dürfte Im Lande selbst
verfertig! worden sein; die andere Hallte dagegen .scheint vorzugsweise
tianiaeher Künstler und zeichnet sieh durch geschmack-
relle, neue Arbeit ans: gefallige Form, aartea Email, Beiaeige Pai
Lltige Ausführung des Filigrane erinnern an die Kunatperiode unter
Kudolf II.. wenigstens haben sie mit den aus jener Zeit herstammenden
Arbeiten im n. k. Münz- und Antiken-Cabinete viele Ähnlichkeit. — Die
Htanen, welche ebendort gefunden wurden, rühren her von Ludwig I.
1388), Sigismund (1387-1437), Matthias Corvinus (1458 -1490),
Ladislaus II. (141)0—1516) und Ludwig II (1516— 1526), die meisten von
den letaten. Sonderbarer Weise findet sich unter diesen Groschenstücken,
welche mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit auf eine Deponirung im 16. Jahr-
huuderle und daher wegen ihrer Übereinstimmung mit dem Charakter der
Kunstperiode, der die gefundenen Schmuckgegenstände angehören, auch
auf die Zeit der Benützung der eröffneten Gruft schliessen lassen, ein viel
neueres Münzchen, nämlich ein Silbergroschen von Christian Ernst von
Bayreuth (f 1712), mit der Jahreszahl 1707. das, wenn es nicht etwa zu-
fällig unter die übrigen Fundmünzen gerieth , die ganze obige Voraus-
setzung umstürzt. — Der Marktflecken Losoncz selbst gehörte ehevor
dem Losoncz'schen Geschlechte, das aber im Jahre 1552 erlosch. Später
besassen denselben die Familien Forgätsch, Balassa, Zichy, Szemere und
I unter einander. Sollte daher die Gruft aus dem 16. Jahrhunderte
daüren, s.» durften die gefundenen Schmucksachen einer Dame aus dem
Losom Geeehlechte angehört haben. — Das k. k. Münz- und An-
Cabinel behielt aus diesem Funde obigen Rosenkranz, ein paar
Sehliessen mit Email und einige silberne Sargnägel gegen Ersatz zurück.
Nagy • Mibily (l ngbvarer-Cemitat), 1852. - Im xMai d. J. wurde da-
selbst ein mit Edelsteinen besetzter, 90 Ducaten schwerer Goldschmuck
gefunden und an das dortige Steueramt abgeliefert. Derselbe besteht aus
Mplatte von 3" Höhe und 2" 10"' im Durchmesser. Den Mit-
telpuuel derselben nimmt ein mit Hyaeinthen besetztes Zehneck von 1"6"'
im Durchmesser und gleicher Höhe ein, das einem Onyx zur Fassung dient;
das obere Ende des Ovals ziert ein Onyx, mit einem Anhängsel von Ambra ;
ad desselben ist mit Smaragden und Rubinen, die innere Fläche mit
m untern Hände hangen drei Gliederkettehen
durch einen nns wechselnden Hyaeinthen und Amethysten ge*-
i zusainmengefasst, wieder in einzelne Enden
klagt l>i lea ganzen Schmuck-
stückes bei
164
IX. Das (irossfürstenthuin Siebenbürgen.
Hammersdorf, ung. Szent-Ersebet (Hunyader-Comitat), 1851. — Bis-
her zählte man zu den archäologischen Fundgruben den Ort selbst mit
seinen Hausgärten, die angrenzende Umgebung und die zwei nächsten nach
Osten sich erstreckenden Seitenthäler, die in's Hauptthal münden. In die-
sem letzteren, dem sogenannten Reben- und Formenthal, ist auch im Sommer
1851 eine Anzahl von Scherben mannigfaltig geformter Schalen, Urnen und
anderer Gefässe durch die Ueberschwemmungen herausgewaschen worden;
und zwar fand man die Bruchstücke jetzt im Hauptthale, was bisher nicht
der Fall gewesen, viel weiter hinauf verbreitet, wo dasselbe anfängt sich
zu schliessen. Es kamen Scherben von ungeheuer grossen Töpfen daselbst
zum Vorscheine, aus deren zolldicken Fragmenten man auf eine Höhe von
W und einem Umfang vom 40" schliessen kann. Auf verschiedenen Plätzen
längs des losgerissenen Ufers bemerkte man rothgebrannte Erde mit Kohlen
und Asche, was Feuerstellen vermuthen lässt} selbst an den Scherben der
Gefässe sieht man, dass diese gebraucht wurden, an Töpfen, Schüsseln,
Schalen, Tellern erkennt man selbst in ihren Bruchstücken die Seite, wo
sie dem Feuer ausgesetzt waren. Obgleich die Geschichte darüber schweigt,
so ist es doch möglich , dass hier einmal in alter Zeit ein feindliches Heer
im Lager campirt habe, oder eine Schlacht hier vorgefallen sei. Diese
Vermuthung gewinnt dadurch an Wahrscheinlichkeit, dass daselbst Pfeile,
Wurfspiess- und Lanzenspitzen von Eisen und Bronze , ferner die breite
Klinge eines eisernen Schwertes, völlig oxydirt, so wie auch häufig sub-
fossile Pferdezähne, zwar aus ferner, jedoch nicht vorweltlicher Zeit, und
ganz oxydirte Hufeisen gefunden und nach der letzten Flut gesammelt wor-
den sind. (S. Wiener Zeitung vom 31. August 1851, Nr. 208, S. 2526.)
Ohläh-Piän (Mühlenbacher-Stuhl), 1852. - Durch die Gefälligkeit
der siebenbürgischen Finanz-Landesdirection ist dem h. Finanz-Ministe-
rium ein Fund zugegangen, und letzteres hat die Fundgegenstände dem
k. k. Münz- und Antiken-Cabinete zur Prüfung und Auswahl mitgetheilt.
Dieselben bestehen aus 50 Stück antiker griechischer Silbermünzen, die
der Goldwäscher Lukas Marin Fribb zu Ohlah-Pian (Stuhl Mühlen-
bach, Ssasz-Sebes) aufgefunden hat. Diese Silbermünzen gehören theils
den illyrischen Städten Apollonia und Dyrrhachium, theils der Insel
Th as us bei Thracien an. Sie haben folgende Typen und Aufschriften:
I. Apollonia.
1—3) AHA2. Eine Kuh, die ein Kalb säugt.
$. AIIOA. Eni- KA-AOT. Zwei längliche Sterne innerhalb eines
Vierecks (von L. B e g e r und J. E c k h e 1 für den Grundriss der
Gärten des Alcinous erklärt). AI. 4. — 3 Stücke.
4-9) AP12TÖN. Wie oben. Im Abschnitte A> .
9*. AIIOA. AT - SH - N02. Wie oben. - 6 Stücke.
10-15) NIKANAPOS. Wie oben. Im Abschnitte M.
9*. AIIOA. ANAPI2 - KOT. Wie oben. — 6 Stücke.
16-18) NIKHN. Wie oben.
9». AIIOA. ATTO - BOT - AOT. Wie oben. - 3 Stücke.
165
10- . 08 ÜIS. w ic ehen.
IV \iK» \. \ \i - ph - NOZ. Wir oben. - 7 Stecke.
anliohei Stack, -an/ »lall gedruckt, mil völlig unkenntll-
ehem Gepräge.
II. Djrr li i e h i o rl
87— 19) MENIZKOI. Eine Knb , die ein Kalb •legt. Im Abschnitt.'
ein Kuder.
IV. ATP, (APXI11) HOT. Zwei ländliche Steine innerhalb eines
... |{. 4. — :J Stinl
;{0) BiftC barbarische Nachahmung dieses Typus.
IV.. IA. I.W -II »- NO. Wie oben.
39) MENI2K02. Wie oben; oberhalb ein Vogel.
IV. ATP. AlO - XV - 210T. Wie oben. — 9 Stücke.
IO--48) MENIXK02. Wie oben. Eine neben stehende weibliche
Gestalt, die auf besser erhaltenen Münzen von diesem Typus
vorkommt, ist liier nicht sichtbar.
Ffr. ATP. AT -KU -KOT. Wie oben. - k Stücke.
14, 4.V) MEKISKOZ, Wie oben. Unten ein laufender Hund.
IV. AVI». ftlAttTA. Wie oben. — 2 Stücke.
46) BBNÖN, Wie oben. Oberhalb ein Adler.
ffr. ATP. nTP- BM. Wie oben.
4?) SBNttN. Wie oben. Oberhalb ein Adler.
IV. AVP. (<J>lAO) AA -MTO. W7ie oben.
M ^<», «WAS2X. Wie oben. Oberhalb ein Haupt mit einer Strahlen-
krone.
H». AVP. M(ENIZ)KOT. Wie oben. - 2 Stücke.
III. Thasus.
ödi Bruchstück einer Silbermünze von dem bekannten Typus: Ju-
gendlicher Kopf des Bacchus mit Epheu und Beeren bekränzt.
R. HPAKAE 0T2 20THP02. Hercules nackt, stehend, die
Rechte auf die Keule gestützt, in der Linken die Löwenhaut ;
nebenan das Monogramm AI. Unterhalb 9AIIÖN. — A\. J).
M Münzen, obwohl an sich für das k. k. Cabinet, das sämmtliche
u Tage gekommene Typen in hinlänglicher Anzahl besitzt, von kei-
eaenderen Werlhe. bilden immerhin einen interessanten Zuwachs zu
der grossen Menge derartiger Münzen , welche schon in früherer Zeit in
diesen Gegenden gefunden worden sind, und noch jährlieh dort gefunden
i. Bin grosser Theil der Münzen von Apollonia, Dyrrhachium und
;. die das k. k. Cabinet bewahrt, rührt aus Funden her, welche in
ibürgen gemacht worden sind. Um nur einiger zu erwähnen, führe
Ken «1 inzen von Dyrrhachium an. die das Cabinet aus ^(»9 zu
Fels- in Siebenbürgen imJ. 18.35 gefundenen zurückbehalten hat.
In. Ja! unten zu Magyar Nadai in Siebenbürgen (Koloser-
I tat) ebenfalls 11 Silbermünzen ▼©» Dyrrhachium , mit den Magistrats
namen: MEN1ZKOZ.-41A0TA.-BENQN. u. a. gefunden < Vgl. Österr. Bl. f.
Ute.] Silbermünzen von Apollonia. 70 und
166
einige Stücke, wurden im Jahre 1850 zu Körösbanya (Altenburg,
wal. Bajukrisuluj) in Siebenbürgen (Zarander-Comitat) ausgegraben. (S.
Archiv für Kunde österr. Gescbichtsquellen, II. Bd., 1. und 2. Heft 1849,
S. i ,-)«)— 202). Eine namhafte Anzahl angeblich in Siebenbürgen gefundener
Silhennünzen von Thasus wurde erst kürzlich dem k. k. Münz- und An-
tiken-Cabinete zur Auswahl angeboten.
Dieses häufige Vorhandensein der Autonommünzen von Städten, die
schon im Jahre 229 vor Chr. in römische Botmässigkeit gerathen sind (vgl.
Polyb. II, 8—10, 11; Eutrop. III, 4; Zonar. VIII, 19; Oros. IV, 13; Flor. II.
5), in einem Lande, das erst im Jahre 106 n. Chr. zur römischen Provinz
wurde , scheint auf eine viel frühere Verbindung des letzteren Landes mit
dem illyrischen Küstenstriche hinzudeuten, zu der ohne Zweifel der Gold-
reichthum Daciens Anlass gab, dem die Handelsplätze von Scodra abwärts
allseitigen Abfluss gewähren mochten. Aus dem Herzen des alten Goldlan-
des (nämlich gerade aus der Gegend , wo die Flötze und Seifenwerke von
Ohlah-Piän und Sebeshely bis an die Sztrigy sich erstrecken)
gieng später über Sarmizegethusa an die Donau und dann von Vimi-
nacium am rechten Ufer über Naissus (Nissa), die Vaterstadt Constan-
stins des Grossen, und Th er an da (Trenonitza) nach Scodra, und von
da weiter abwärts nach Dyrrhachium und Apollonia eine Strasse,
die gewiss dem schon aus frühester Zeit her bestehenden Karawanenzuge
folgte; die Insel Thasus lag derjenigen Route nah, die als Via Egnatia
Apollonia mit dem Flusse Hebrus in Verbindung brachte.
Spuren der Römerherrschaft in der Ohlah-Pianer Gegend finden
sich noch allenthalben. Nach amtlichen Berichten stiess man im Goldein-
lösungsrevier daselbst auf deutliche Merkmale römischer Goldwäschereien,
zwischen Ohlah-Pian und Reho (wal. Rihu), zu Sebeshely auf Reste rö-
mischer Bauwerke. (S. Neigebauer, Dacien, S. 257 flg.)
X. Militärgränzland.
Balta Serata (Romanenbanater Gränzregiment) , 1851. — In der
Gegend von Balta Serata, nächst Bukin, sind von dem dortigen Stras-
seneinräumer Wenze Krumhanzel , dann drei Gränzern und drei Goldwä-
schern 24 Stück kleine und 3 Stück grössere türkische Goldmünzen im
Gesammtgewichte von 354 Gran auf einem dem Caranseber Gränzer Mitsu
Bajacich Nr. 187 gehörigen Grundstücke gefunden; ferner ist in der Hut-
weidegegend Piatra Kustuluj von zwei Gränzweibern aus Plugova der Me-
hadianer Compagnie ein aus der Erde hervorragender irdener Krug entdeckt
worden, in dem mehrere Silbermünzen und andere alte Schmuckgegenstände
von Silber sich befanden. Der ganze Inhalt des Kruges wog 20 Loth und
bestand aus 56 grösseren, theils polnischen, dann französischen, ungrischen
und deutschen aus dem 16. und 17. Jahrhunderte herrührenden, durchlö-
cherten Münzen, meistens 1-2 Groschen im Werthe, dann aus 125 kleinen,
beinahe unkenntlichen Münzen, grösstenteils türkische Para's , ferner
aus 2 silbernen Haarnadeln, 1 silbernem Ringe, 1 silbernen Kette, 4 sil-
bernen Ohrgehängen , mehreren silbernen Kugelknöpfen und noch an-
IC. 7
deren Kleinigkeiten, almmtlieh gering im Gewichte. Dia dem k. k. Munz-
imil \ntiken-Cabinete eingesendeten Prubcstiieko /.igten folgende T\ |i«-ii :
T ,m: Sigismund II Su-nst. 1 |, — Step h an It a-
Iherj . rei Polenla* mnnd in. 1687 162
V im l'ng;i ni : Fe rd i n a n il I. I
Von Siel», mi bürgen: Stephan It o t s 1 1 J . 1006. — Gabriel Bt-
thory. 1618. — Gabriel Hell. Ion. 1618 166
Panier: Ludwig IUI. 1<i43. und Ludwig XIV. 1668, rOB Frankreich;
Albert und Kl i s a b o I h von Flandern ; II o s p u b 1 i ea Ilagusana,
L6M (S. Hlasius); Ludwig 1. Grimaldi . Fürst von Monaco. IM»:?:
3 grössere und 3 kleinere türkische Gold- und 3 kleinereSilbermünzon .
\l. liOmbardisch-Tcnetianisches Königreich.
H) Yenetianisches Gubernialgebiet.
Verona (Delegation Verona), 1851. — Im September 1851 wurde bei
liuurabung der Grundlagen eines alten, in der Nähe der Arena befindlichen
Hauses ein sehr wohlerhaltener Votivstein gefunden. (S. Wiener Zeitung v.
tober 1851, Nr. 245, S. 2983.) Die Inschrift desselben wird ange-
geben wie folgt :
Tl. CLAVDIO.DRVSI. F
CAESAR1.AVG. GERMANICO
PONTIF. MAX. TRIR. POTEST
III. COS. III. DESIGNATO INI
IUP. PVDLICE. D. D
\\ eitere Ausgrabungen, heisst es, werden vielleicht Aufschluss über
das Gebäude geben, zu dem diese Votivtafel gehörte. — Wahrscheinlich ist
die Inschrift unrichtig eopirt. indem die einzelnen Ziffern des Tribunats und
Consulats nicht zusammenstimmen. Kaiser Tiberius Claudius Drusus war
im Jahre 44 n. Chr. wohl TR. POT. III. COS III, aber nicht COS III desi-
gnat. IUI; eben so wenig IMP.. sondern IMP. V. Als er COS III. design. IV
zählte er zugleich TU. POT. VI. VI.: ferner P. M. und IMP. X. XL,
d. i. im Jahre 4G n. Chr.
XII. Königreich Dalmatieu.
Zara (Kreis Zara), 1850. — Als man bei Gelegenheit des Raues der
1 as.-rne (lasolhsi . nächst den Mauern an der Südseite der
Stadt einige Ausgrabungen vorzunehmen hatte, stiess man auf folgende
denkmale von einheimischem weissen Kalkstein, 3' hoch 8* breit.
mit sei. Billig 8" hohen Lettern. Ich gebe hier die Inschriften, die
.i-rungsrath Arneth in den Sitzungsberichten (1861, VI.
ü - 110,811) mit der Bemerkung mitgetheilt hat. Bd*M
I \\.-itr> Feld zu einer Abhandlung über den jüdischen Krieg des
Vespasianns und Titos, über den daeischen Feldzug des Trajan und Über
die damals ausgefeilten Geschenke darhi'.t.-n," der Vollständigkeit •
168
0. RAECIO.Q. F
CL. RVFO
P. P. LEG. XII. FVLM
TRECENARIO
DONIS.DON. AB. IMP
VESPASIA.ET TITO IM
BELL. IVD. AB. IMP. TRAI
BELL. DAC. PRINC. PRAET
TREBIA.M. F. PROCVL
MARITO
T. P. I
Der Stein ist einem Q. Raecius Rufus, Sohn des Quintus, aus der Tribus
Claudia gesetzt, der, als Primipilus der Legio XII Fulminata, eine Löhnung
von 300SesterzienTrecenarius (Tercenarius) bezog, nachdem er im Kriege
gegen die Juden (Erstürmung Jerusalems am 2. Sept. des Jahres 70 n. Chr.)
von Vespasian und Titus, und im dacischen Feldzuge (105 n. Chr.) von
Trajan militärische Auszeichnungen erhalten, also in einem Zeiträume von
wenigstens 35 Jahren rühmlich gekämpft hatte, und zuletzt Princeps Prae-
torii war. Ein Princeps Praetorii LegionisXHI Geminae, Namens M.Vettius
Valens, erscheint auf einem Steine zu Rimini bei Grut. MCII. 4. Auf einem
Steine von Atina finden wir bei Doni. p. 230, Nr. 20, einen M. Tillius Ruf. cen-
turio legionis XX. Val. Victr. als Princeps Castrorüm unter L. Seplimus
Severus (M. Antonino [Caracalla] III et P. Sept. Getall coss) im Jahre 208
n. Chr. — Gewidmet ist dem obigen Q. Raecius Rufus der Stein von seiner
Gattin TrebiaProcula, der Tochter des Marcus Trebius Proculus, der, wie
die nachstehende Inschrift uns lehrt, ebenfalls ein durch Verleihung eines
Kriegspferdes (equo militari publico) ausgezeichneter Mann war, der die
ehrenvollen Aemter eines Haruspex, eines Priesters des Bacchus (Sacerdos
Liberi) und eines Duumvirs und Aedils der Stadt Arba bekleidete. Einen
Haruspex finden wir bei Murat. CLXX, 3 ; CLXXI, 9; DXXU. I; einen Sacer-
dos Liberi bei Murat. CXLV, I; CLX, 4. Arba war eine Stadt auf der dal-
matinischen Insel Scardona (Plin. III, 21; Ptolem. II, 16, 13; IV, 20). Die
Inschrift lautet: 2,
M. TREBIO
PROCVLO
EQVO.M. PVBL
HAR. SACER. LIB
II VIR. AEDIL, ARBA
TREBIA.M. FL
PROCVLA
PATRI.T. P. I
Jedenfalls ist es interessant, hier den Vater , die Tochter und deren
Gatten inschriftlich vereint zu finden , und des rein menschlichen Vergnü-
gens zu geniessen , das die Erinnerung an eine Familie gewährt, die uns in
engem häuslichen Rahmen das Bild forterbender Tüchtigkeit und patrioti-
scher Gesinnung darbietet.
1 69
III.
Zur Charakteristik
des
FREIIIERRX GEORG ERASMUS Vll\ TSCHERXE.tlßl
und zur
hichte Österreichs in den Jahren 1608 — 1610.
Von
•Modoh. Sliiiz.
171
<>rg E r asm u s Freiherr v. Tschernembl auf Windeck und
Schwert bersr war ein im Anfange des 17. Jahrhunderts in Österreich viel-
genannter Name. Sein Einfluss auf die Schicksale und Ereignisse des Landes
war gross aber nicht segensreich. Der eigentliche Mittelpunkt der Oppo-
sition gegen das Haus Österreich, war er zugleich auch das vorzüglichste
Mittelglied zwischen allen dem Herrscherhause feindlichen Elementen in
Österreich und der pfalzisch-calvinischen Union im Reiche, deren Streben
dahin gerichtet war, in Verbindung mit auswärtigen Mächten alle „katho-
lischen Stände des Reiches zu überwältigen" und sich mit ihren Bundes-
genossen in die Beute zu theilen1). Es lohnte sich allerdings wohl derMühe
und gewährte nicht geringes Interesse, die Persönlichkeit eines solchen
Mannes näher kennen zu lernen , welchen Khevenhiller einen „gelehrten,
in Historien- und Landsachen erfahrenen, auch arbeitsamen Herren" nennt2).
ftoafcali dürfte auch die Mittheilung seiner Schriften, sofern sie noch unge-
druckt sind, nicht unerwünscht sein. Sie sind namentlich bei Tschernembl
der getreue Ausdruck seiner Anschauungsart und seiner Grundsätze. Durch
den Druck bekannt sind hisher, soweit meine Kenntnisse reichen:
1) Antwort im Namen der österreichischen Stände zu Hörn auf die Er-
mahnungen der ungrischen Stände zur Vergleichung mit K. Matthias
am 10. Nov. 1608, in lateinischer Sprache gedruckt bei Kurz. Beiträge
IV, 3~yH, wo irrig gesagt wird, dass dieses die Rede sei, welche Tscher-
nembl am 81. October im ungrischen Landtage gehalten hatte3).
Mehrere Reden an K. Matthias im Anfange des Jahres 1609 während
der Verhandlungen zwischen ihm und den protestantischen Ständen
abgedruckt in „Relation der Vnter- vnd Oberösterreichischen Euan-
gelischen Stände Abgesandten nach Wien etc." Gedruckt im Jahr 1610,
i V" mit einem: Kurtzen Anhang, 1610 in 4to 6^. Diese
lation, deren Verfasser ebenfalls Tschernembl zu sein scheint, er-
zählt die vorberührten Verhandlungen bis zum Abschlüsse der soge-
nannten t'apitulalions-Resolution, der Anhang die weitern bis zur Ver-
gleichung mit den katholischen Ständen.
Ks kann kaum etwas \ tigeres gefunden werden, als das gemeine,
heuchlerische Intriguenspiel , welches die „Acta secreta, das ist: Der
f I Irf «■ Protestierenden Arcliii". uns enthüllt.
\ I. Hfl,
cf. Raupach, Kräng. Österreich !V. 108.
172
3) Gutachten an den Kaiser (Matthias), wie die böhmischen Unruhen zu
stillen seien; abgedruckt bei Khevenhiller IX, 294; Meusel, Beiträge
zur Erweiterung der Geschichtskunde I, 86; Hammer -Purgstall,
Khlesl's Leben IV, 874.
Die Gleichheit in Sprache, Darstellung und Anschauung lässt uns in
dem Gutachten der Stände o. d. Enns über den böhmischen Krieg, 1. c.
143, denselben Verfasser erkennen.
4) Gutachten an König Ferdinand, wie er allen seinen Verlegenheiten
enthoben werden könnte. Aus Linz, abgedruckt 1. c. 390.
5) Räthliches Bedenken eines vornehmen österreichischen Freiherrn o.
d. Enns, wassmassen die im Königreich Böhmen etc. entstandene Un-
ruhen zuaccomodiren. An ihre Majestät Ferdinand II. selbsten.1619. 4.
6) Gegründeter, nothwendiger Bericht, Was bishero nach Absterben des
K. Matthiä . . wegen der Land-Administration . . dem uralten öster-
reichischen Herkommen nach fürgenommen worden. Linz, bei Jobann
Blanken, 1619, 4tül), mit einer Fortsetzung.
7) Consultationes oder vnderschidlicheRathschläg dermalsten vnd wich-
tigsten sachen, welche von Anfang der Bohemischen vnd andern fol-
genden Aufstand fürgangen vnnd zu Werck gericht werden oder
werden sollen; Von wort zu wort auss dem Original Protocoll, so in
der Heidelbergischen Cantzley gefunden worden, gezogen. 1624, 4t0;
auch Act. publ. III. 183.
In der Vorrede heisst es: „. . . welches von einer meütmachischen be-
kandten Hand durchauss geschriben vnnd zwar durch denjenigen, wel-
cher erstlich in Österreich auss den fürnembsten Auffwiglern vnd Achi-
tophel, hernach in Böhmen Kriegsraht, Fac totum vnd Präsident gewesen.
Als aber Prag widerumb eingenommen vnd die Caluinisten die Stat ge-
raumbt, hat er also darvon geeylet, dass jhme nit allein der Staub in die
Augen sondern auch das Hertz kommen vnd darob erkranket, desshalben
dann auch die alte Churfürstin ein mitleyden mit jm getragen vnnd jhm
Schrifftlich haimbgesucht mit vermelden : Es sey jhr laid, dass jhr Herr
Sohn seiner so thewren Räht müsste manglen."
Dass die bezeichnete „meütmachischebekandteHand," Niemand anderer
als Tschernembl sei, erhellt aus: Neuwe Perspectiv vnd Brüllen D Ludovico
Camerario, 1626. 4\0, Vorrede 4— 5, wo ihm die Autorschaft aus drüc k-
lich zugeschrieben wird. Ich führe die betreffende Stelle wörtlich an, da
sie auch noch andere Lebensumstände Tschernembls angibt: Es ist dieser
Tschernembl vom Freiherrn-Stand in Oberösterreich geboren, von
scharfsinnigem Verstand aber an Gütern und Reichthum gering und mit der
calvinischen Secte eingenommen. Daher er dann unter dem Gegentheii seiner
Wolredenheit halber angenehm, seine Räth und Anschlag wider seinen
Obern allzeit gerichtet also, dass er auch in seinen Vorschlägen und spitzi-
gen Reden der kaiserl. Majestät keineswegs verschont und als ein allge-
meiner Vorsprech und Gewaltshaber der Stand sich ge-
1) S. meine Geschichte von Wilhering, 226.
178
I» r ■ u g h i u lassen. Bndliehen aber, eil die Beeil in Laado< »I. Bni n
Fall gerathea , lieh in Bflhnea aalrirt in Moiaaag dneolbeten
»UMnlM.il/-raifi. ebennieeig n dienen. Daran! er es Prag dem Ki
r.viii rergeeetat, alles in §olehen Amt (dnrai ex nieb rielleieh^ telbel i
n) mit eelebem Pleiee und Bifer \ errichtet, deee m wie »er Augen
an eofohem khea; wie er dann, enebdeee dia Anderen eieh in
die Flucht geetelleti ee lelebeea nit «it-r Letal sein wollen und ren daaaea
in die Obernfall entwichen, doeh deeelbeten den baierieebea Lull nicht
trauen ereilen und von dannen In das Hereogthen Wirtenberg lieb be-
gäbe* *) u\\i\ eaeh aaageetaadenfer Krankheit (wo die Malier dee Plalei
in einem i rnslhriefe an TschernembI beklagte, dass ihr Sohn seines Hathes
entbehren müsse) H Heidelberg angelangt, daselhslen er in seiner
letzten Piuebl sein Buch und Concept der Beratschlagungen oder Con-
ealtatieaea . . ." aarttekli«
ii Heidelberg war Teebemembl im Jahre 1022 gekommen, wohin
ihn der aus Holland zurückgekehrte Pfalzgraf mittels Schreibens ddu. Hei-
delberg am 20. April berufen halte'-), da er seiner Person benöthige. Der
leer sagt, dass derselbige auch in Österreich und Böhmen , ehe er
aa den Pfalzgrafen kommen, der „Uedlinsführer vnndoberste aller Rebellion
vnnd Verwirrung" gewesen, albereit unterm Kaiser Matthia dessen kais.
wenig gescheut, in anderen Namen oftmals sich gar frech ver-
nehmen lassen und also nicht allein dieses gegenwärtigen schrecklichen
• sondern auch anderen Rottirung, Inglücks und Aufrühren oberster
Anstifter . . ."
Seine genaue Verbindung mit der eigentlichen Seele der calvinisch-
ichen Union, dem Fürsten Christian v. Anhalt, erhellt mehrfach aus
/lei 1021, V , z. B. S. 10^ und Appendix ad Acta seei
- S. 36t.
Von sich selbst rühmt er, dass ihn Kaiser Ferdinand II. öfter mit
«grossen Offerten hinab (nach Wien) und seines Rathes begehrt habe
Ich will hier nur noch bemerken, dass die oft wiederholte Behauptung,
dass TschernembI durch die informatorischen Massregeln Ferdinands aus
seinem Stammlande Krain nach Österreich sei vertrieben worden, nicht auf
Wahrheit beruhe. I><m Vorfeier der „Neuwen Perspectiv und Brüllen'* hat
ihn richtig Oberftaterreieh all Gebarteland angewiesen. Der Groea
des Georg Erasmus Christian von TschernembI erwarb durch seine Ge-
mahlin irethe von Sc h e rfe n berg unter K. Ferdinand I.
«ch Vaihingen, wo er »toll unter dein Kanon tittM Freiherrn
Georg | verborgen hielt Palette! entdeckte er sich dem J. V. Andrea,
.it und Scharia Intel Baron
n.embl nennt, v der an jenen traurigen Auftritten (in Überreich) keinen
geringen Anih.-il hatte. 8e\bo|<t. Selbstbiographien berhhmter Hinjnr, \\
.lein von der besten Rhabarbara, 1626. V
In seinen Conaultationen.
174
Schwerdberg und Windeck und kam schon um 1535 in das Land, wie Hohen-
eck richtig angibt.
Die zuletzt angeführten Consultationen sind ein in vieler Beziehung
merkwürdiges Buch. Wir ersehen aus demselben, dass Tschernembl, um
mich eines viel gebrauchten und nicht selten sinnlosen Ausdruckes zu be-
dienen, seinerzeit um ein paar Jahrhunderte vorausgeeilt war, indem er alle
jene Grundsätze geltend macht und mit grösster Schärfe ausspricht, welche
unsere Umsturzmännerund Weltverbesserer noch gegenwärtig als die Summe
aller politischen Weisheit im Munde zu führen pflegen. Nach seiner An-
sicht hat seine Partei zu dem ein Recht, wozu sie die Macht hat. Er ver-
kündet Volkssouverainetät, nur ist bei ihm das Volk der ständische
Adel, oder vielmehr die Majorität desselben1). So heisst es z. B. IV, Coiv-
sultation, 57. und 58. Rath: „König Matthias Corvinus hat die Huldigung
aufgenommen von Österreich und Mähren, weil er mächtiger war . . Item,
Österreich , unter und ob der Ens , da Ferdinand wurd Andere vertreiben
und sich bemächtigen, so ist derLandsasse demselben zu huldigen schuldig."
„Das Homagium gebürt dem, der das Vaterland inn hat undpossedirtmit
Willen gemeiner Landschaft."
„W7er nit in der Huldigung ist, der ist vogelfrei . . Das Volk wäit sich
seinen Fürsten und kann ihn also auch wieder verwerfen."
„VII. Consult. 3. und 4. Rath : „Ein Land macht sich selbst zum Erbland
um seines eigenen Respects willen und obwohl Gott Länder austheilt, so
thut er doch solches nur durch das Volk des Landes. Wer nun
den Erbherrn macht, der kann auch den Erbherrn rejiciren."
Der König darf nicht regieren, er muss ein willenloses Werkzeug in
den Händen der herrschenden Partei sein : „Der Kaiser (Ferdinand) handlet
alle Sachen praemeditate, hört, liset alle Sachen selbst; drum ist keine Hoff-
nung nach Datum (?) auf Besserung zu machen, sondern wird nur ärger. ."
Es ist wohl zu verwundern, warum die Geschichtschreiber dieser Zeit
auf diese Consultationen und die äusserst merkwürdigen Documente der Acta
secreta so selten Rücksicht nehmen.
Nach Hohenecks Versicherung starb Tschernembl , der letzte seines
Namens, zu Genf.
Im Schlosse Ottensheim wird ein grosser Folioband aufbewahrt, wel-
cher die Verhandlungen zwischen dem Könige Matthias und den protestan-
tischen Ständen des Landes unter und ob der Enns enthält, die der Capitula-
tions-Resolution vom 19. März 1609 vorangingen und nachfolgten. Unter
diesen finden sich auch die Reden aufgezeichnet, welche Tschernembl als
1) „Am Adel liegt alles; wenn dieser zufrieden gestellt, so haben die Geist-
lichen und Prälaten nichts zu difficultiren. Diese haben mit dem rechten Auge
auf Rom, mif dem andern auf das Vaterland zu sehen. Der grösste Theil der
Städte ist auf unserer Seite (der protestantischen Stände) von den Adelichen über
300, wogegen kaum 80 katholisch. Da die Prälaten nicht zu berücksichtigen, die
Städte und der grösste Theil des Adels auf dieser Partei, so machen sie die Stände
aus." Tschernembl in einer Rede im Landhause zu Wien am 4. März 1609.
176
.•..rdncter UM den uiigriseheii Standen N Pffifdbvfg und
dann »Uta »•! ''«'» '" <Mmut/. \ | •r.s.uiuiif tlni Landn-chls-HeiNit/ «m ge-
halten hal . endlich «Irr Vortrag \i>rd. ttiai seilest. welcher
.n \ crhandliing bildete. Ich habe sie u Mitlieh abge-
iben und liefere .sie hier mit Beigibt \ <»n zwei kurzen Keilen des un-
btl IVilatins. des Gr.itcn Tur/o. \ erw andten Inhaltes.
Der <" ^eitstand, ihm den es sich handelt, isl /.w.tr durch die oben be-
zeichnete ..Kclaliun Arv \ nter vnd Ohei nstciTcichischcn Euangelischcn
ÜtMi und aus Raupach bekannt genug, da er aber doch
nicht jeden Leser hinlänglich gegenwärtig sein möchte, so möge mir
".cst.itt.t werden, in allgemeinen Umrissen den Quellen gemäss den Verlauf
che darzulegen und /war insbesondere mit Bezugnahme auf den
FoHanttW IQ Oltensheim.
\\ diu Erzherzog .Matthias sich jemals dem Wahne hingegeben hat, dass
die protestantischen Stände aus reiner Anhänglichkeit an seine Person ihn
in den Unternehmungen gegen den Kaiser so eifrig unterstützten oder dass
er naeh der verlangten Cession des Erzherzogthums eine ruhige, fried-
llerrsehaft über dasselbe werde besitzen können, so sollte er alsbald
enttäuseht werden. Was einsichtige Männer, wie der Lavanten-Bischof
Robäus 1) vorausgesehen hatten, traf nur zu bald ein, und Matthias sollte zu
seinem Kummer erfahren, dass die Stände nicht für ihn, sondern zum
eigenen Vortheile die Waffen geführt haben.
Kaum hatte K. Matthias am 14. Juli 1608 seinen Einzug in Wien ge-
halten, als ihm schon am 2k. d. M. die o. d. ennsischen Stände, indem sie ihm
zum glücklichen Ausgange seiner Unternehmung Glück wünschten, zu Ge-
müthe führten, dass der Grund der Regierungsveränderung in der Ver-
letzung der ständischen Freiheiten und in dem Gewissenszwange gelegen
I >iese Beschw erden müssen noch vor der Huldigung erledigt werden
ond zwar — was allem Herkommen widersprach — durch schriftliche Aus-
ng; die gesperrten Kirchen und Schulen sind zu öffnen und die Con-
ceasion K. Maximilians II. ist zu erneuern2).
Auf Betreiben der Stände o. d. Enns schliessen sich ihnen auch die zwei
|i<»lili.s( -hen Stände u. d. Enns, welche dem protestantischen Be-
kenntnisse anhingen, an. und vereinigt wird dem neuen Könige am 19. August
■ eh seiner eigenen Erklärung an
ci der /weck seines Zuges nach Böhmen
\) Bpiat. ad Diversoi cd. Venet. "2Ö.3 : Id vero, quod tu fioem esse belli
putaa, ego p i u o v c» r u m tumul tuiim occasionem dixero non ineptus ero . . .
ad hac |f (Matthias) faa - tigia quorum ope pervenit? Qom illis merces
N i h 1 1 «i,i in. n i si suacausafaciunt, omnia suo in e t i n n I u r com-
modo; motu» ne inier alla sit affeetata dudmn conscientiae überlas. Vgl. auch das
/ogf Max und Ferdinand vom Mi Mar/. Kius hei Hammer-
I
nipHch IV
im am 26. April 160b, bei Hammer, Knies!'» Leben II, II, 99.
176
die Wiederherstellung der unterdrückten Freiheit der Länder gewesen.
Di€ protestantischen Stände haben durch treue Mitwirkung nicht nur
Sicherstellung ihrer alten, sie hätten auch neue Freiheiten verdient. Die
erste Freiheit istdie der Religion, auch für die Städte und
Märkte; Gleichstellung mit den Katholischen in Besetzung der
Ämter und W i ederherstellung in Schule und Kirche , wie beim Ab-
leben des Kaisers Maximilian II.
Man bemerkte ihm noch, dass die Ileiehsfürsten ein aufmerksames Auge
auf ihn gerichtet haben und eine Verweigerung der Forderungen dem öster-
reichischen Hause wohl die Kaiserkrone kosten könnte. Übrigens werde
jedenfalls erst nach vorgängiger Bewilligung die Huldigung
geleistet werden1).
Tschernembl, welcher den Grundsatz aufgestellt und vertheidigt hatte,
dass dem Lande, obgleich Erbland, zurZeitderVacanz d i., bis zur
geleisteten Huldiguug, dasRecht zustehe, dieAdministra-
ti on zu führen und die Vormundschaft zu ordnen und dem Kaiser zwar
die Befugniss zugekommen, das Land zu cediren, ohne dass es darum un-
mittelbar in den Besitz desjenigen übergegangen , auf welchen die Cession
lautet2), konnte die Stände o. d.Enns leicht dazu bereden, von diesem Rechte
im vollsten Umfange Gebrauch zumachen. Die drei politischen Stände kamen
am 30. August 1608 überfolgendc Punkte mit einander überein : 1. Nur nach
Versicherung aller Rechte und Privilegien (versteht sich in dem Umfange,
wie sie selbst dieselben verstehen) und nachdem Alles und insbesondere die
Religion in den Zustand zurückversetzt sein wird, wie es sich beim Tode
K. Maximilians IL befunden hat, wird die Huldigung geleistet. Hiefür ver-
bürgt sich jeder Stand und jedes Glied desselben; die Beleidigungen und
Kränkungen, welche einem Einzelnen widerfahren, gehen Alle an. 2) Die
Katholischen werden in ihren Rechten ebenfalls geschützt an den Orten, wo
sie beimTode K. Maximilians IL die Religionsübung ruhig genossen baben 3).
Alle haben diesen Schluss zu unterschreiben. Wer sich dieses zu thun
weigert, verliert seine Freiheit und ist von den ständischen Versammlungen
ausgeschlossen k).
Als ob es keinen Landesfürsten gäbe, wurde ohne Bedenken am
30. August im ganzen Lande der protestantische Gottesdienst und die
protestantischen Schulen wieder eröffnet; die beiden oberen politischen
Stände zogen die Städte an sich und nahmen Linz und das landesfürst-
liche Schloss in Besitz. Nachdem sie ihr Kriegsvolk hineingelegt hatten,
nahmen sie den königlichen Beamten die Schlüssel der Stadt ab, entsetz-
ten sie nebst dem Landeshauptmann , befestigten das Schloss, und führten
1) Raupach 1. c. Beilagen S. 47.
2) In einer Rede am 4. Märst 1609 in der Relation und sonst öfter.
3) Aber die Jurisdiction der Bischöfe hört aui, die Bisthümer etc. werden
säcularisirt, sagt Tschernembl in den Consultationen. Schon der nächste Punct
macht diesen völlig illusorisch.
.%) Lünig, Reichs-Archiv V, 52, und Meyer-Londorp I, 42.
ITT
u landesfui »stliehen Zeughäusern Geschflts dahin nnd in «las Land-
haus. Ali nach einiger Zeil derEriherzog Maximilian dnreb Lina i
machte man Schwierigkeiten ihn sHhsi im Schlotte and sein»
Landhaaee auisunehmeni, Dberdiee warb man Kriegsvolk, rerleg
>en , hob die Landeteuer «'in and übte alle fürstlichen Rechte aue1).
ichon bemerkt, thaten dieeee auch die zwei protestantischen Stände
n. »i. Bnni nach dem Vorgänge der Ober osterreich er*). AU diese aber nicht
wie in Oberöeterreich, die unbeschrankte Religionsfreiheit ein-
eaffehren wagten, so anternahmen ile ror der Hand nur die früher geeperrte
Kirche in Inserttorf bei Wien an Offnen nnd in derselben den lutheri-
schen Gottesdienst an feiern. Der Besitzer von Inzerstorf, Hanns Adam
SO Octerburg, wurde verhaftet und die Kirche neuerdings gesperrt ,1).
:• «las Zeichen zum Ausbruche. Eine grosse Anzahl aus dem Herren-
und Ritterstande beider Linder, bei 180 Köpfe stark, überreichte dem
Könige eine ..ziemlich freimüthige" Schrift, worin unter anderm gesagt wird:
Wenn schon vor der Huldigung solche Dinge vorkommen (wie die Arretirung
^ und die Schliessung der Kirche zu Inzerstorf), was stände erst nach
der Huldigung zu erwarten? Was werden sich die Ungern, welche noch
gehuldigt haben, denken? Wer kann unter solchen Umständen am
Huldigungstage erscheinen? — Um so mehr ist geboten, sich vor der Hul-
digung der Freiheiten und vor allem der Freiheit der Religion zu versichern.
Ks wird ganz trocken erklärt, dass ohne vorgängige und sofortige Öffnung
ereperrten Kirche zu Inzerstorf und ohne Bewilligung der in der
Schrift vom 19. August gestellten Forderungen von der Huldigung nicht die
sein könne*).
Der K.inig erliess wirklich am 12. September eine Resolution auf die
Schrift vom 19. August, in welcher er sich erbietet, den protes-
Preiheiten, Privilegien, alt löblich Herkommen und
inheiten so eonfirmiren, an bestätigen, dabei handzuhaben und
i zu lassen. Darunter natürlich undselbst verständlich auch die vOnK.
ilian ihnen ertheilte Religionsfreiheit, nur nicht in sehr if 1 1 icher
Ausfertigung vor der Huldigung, was der Gewohnheit entgegen
ie sich denn auch die Stände bei der dem K. Rudolf II. geleisteten
Huldigung mit dem mündlichen Versprechen begnügt haben. Ferner wurde
in Gemuth geführt, dass es nicht in ihrem Belieben stehe, die Hul-
digung zu leisten «ul«r nicht, da der Kaiser das Land, welches ein Er b-
land ist, dessen Cnterthanen Erbunterthanen sind, an den König abge-
treten hat.
In Beantwortung der Schrift wegen Inzerstorf wurde erwiedert , dass
es »ich nichtgebührt habe, die aul de Befehl angelegte Sperre eigen-
1) Hammer-Furgstall l. c. II. 116.
»bitter vti. ||.
itombcr 1608.
jjen S. 60.
ix. 18
178
nichtig zu öffnen1). Es schien sich bisher in Bezug auf die beanspruchte
Religionsfreiheit nicht darum zu handeln, ob sie überhaupt ertheilt oder
vielmehr die schon von K.Maximilian ertheilte bestätigt werden soll, son-
dern darum, ob die schriftliche Ausfertigung nach dem Herkommen nach
dein Huldigungsacte ausgefolgt werden soll, oder vo r demselben. Indessen
rückten die protestantischen Stände sogleich mit ihren Absichten näher
heraus. ..Dergleichen fast scharpfe, dröhliche und ungnädige Deeret" (wie
das eben angeführte vom 12. September) haben die Stände unter den drei
letzten Regierungen nie erhalten; was ihnen in Ansehung ihrer „treu-
herzigen Zusetzung . . . fast fremd , schmerz- und entsetzlich fürkommen."
Die Cession des Landes erkennen sie an, — sieistdurchsiebewirkt,
— aber keineswegs in der Meinung, sich „dardurch in tiefere und mehrere
Dienstbarkeit einzustecken." Auch die Succession wollen sie nicht anfech-
ten, allein hätten sie davon „kein anderes Relevamen unserer Beschwerden
verhofft, auch vertröstet worden . . und desswegen uns voriger Gelübd zu
entledigen Ursach gehabt, so hätten wir uns füglich und verant-
wortlicher Weise derselben altern Gelübd nit entbun-
den." Sind aber die Landesbeschwerden zu diesem ge-
lungenen Anschlage erheblich genug gewesen, so muss nun
zur Beseitigung derselben geschritten werden2). Erbunter thanen sind
die Stände erst nach der Erbhuidigung, aber auch dann noch f r e i e
Stände, welche die Verträge mitfertigen müssen, wie (im Jahre 1606) die
ungrische Paciiication.
Durch frühere Erlebnisse gewitzigt, hat man gute Gründe, die Be-
seitigung der Beschwerden noch vor der Huldigung zu begehren. Man will
wissen, in welchem Verstände die Religion frei gegeben werden soll.
Endlich wird dem Könige zur Erwägung anheim gegeben, dass die Nicht-
bevvilligung der Forderungen zu Verwirrung und Blut v er gi es sen
führen werde.
Das Benehmen Geyers zu Inzerstorf wird damit gerechtfertigt, dass
mit Er lassung des Gelübdes durch den Kaiser auch sein Ver-
botaufgehört habe. Zu nehmen, wozu man ein Recht hat, ist aber nie
unerlaubt.
Zum Schlüsse erklären die Stände ihren Entschluss, Wien, wo sie sich
allerlei bedrohlichen Reden und „Comminationen" halber nicht mehr
sicher halten , verlassen zu wollen und ersuchen den König zur Sicher-
stellung der Authenticität alle Decrete eigenhändig zu unterschreiben. 3)
Die protestantischen Stände begaben sich sofort in das Städtlein Hörn,
warben Kriegsvolk und boten den 30., 10. und 5. Mann auf, nicht etwa, sagt
Tschernembl, als wollten sie die Waffen gegen den König gebrauchen, oder
1) Raupach IV, 179, und Beilage S. 63.
2) Die Folgerichtigkeit des (angedeuteten) Nachsatzes ist schlagend.
3) Raupach IV, Beilage S. 65.
17«
um mit (iewall untl Schimpfet WM MI erpressen, WOZU ihnen Kein Recht /.u-
ere bloss allein »um Sehn i Ihre Feinde«
Indessen WUrd€ d l Huldigung auf den 1. Oetober angesri/t,
i> r auf den w'. »l. M. reriefl :). Da rerauasueehen war, dasi «lio zu
lammelten Sünde nicht eraeheiuea werden, io seehte Erzherzog
imilian. welcher mittlerweile In Wien angekommen war ( sie durch
Vorstellungen dasn au vermögen. Sie antworten auch ihm mündlich und
schriftlich, dass sie vor einem (ihren Forderungen entsprechenden) Be-
BCheid nicht huldigen können.
In einem schriftlichen Beeeheide erkürte er ihnen am .SO. September,
- ihm die durch keine Gründe gerechtfertigte Trennung der Stände (der
protestantischen und katholischen) sehr missfalle, so wie die Weigerung
Huldigung wegen blosser I'rix atpi ätensionen , welche keineswegs
die gesainmten Stände angehen. Die ganz ungewöhnlichen Hui-
gnngebedingniase, welche aufgestellt worden seien, führen zu der
scheinbaren Yermuthung. dass sie einen andern Herren suchen. Sie
wollen sieh erinnern, dass Osten eich ein Erbland, sie Erbunter-
t ha neu und K. Matthias ihr Erbherr sei. Ihr Benehmen streite überdies
gegen die jüngsten Verträge, die sie anerkannt hätten, und führe zum Auf-
ruhr. Sie sollen also die Huldigung leisten , in welchem Falle er sich be-
mühen werde, sie hei allen ihren Freiheiten unbeschwert zu erhalten3).
In der Antwort wird gesagt, „dass sie vermöge dieses Schreibens beim
benege durch solche unruhige und jederzeit zu ihrer Verfolgung aus
nnaeitigem Liter Widerwärtige so ganz sinistre und unverschuldet einge-
orden, da ihre gestellten Bedingungen keineswegs neu, sondern
auch in früheren Zeiten, wie hei Maximilian und Rudolf, gemacht und be-
worden seien*). Erbherr und Erbland ist reeiproce und correlative
Brbunterthan" ist vor der Huldigung gar nie gebräuchlich
.sen : die Stände sind freie Stände, die sede vacante die Administration
u alten, ohne deren Zustimmung, Mitfertigung, Rath und Willen vom
Lau nichts alterirt zu werden vermag5).
Als dfi Tag der Huldigung gekommen war, leisteten aus den protestan-
degliedern dieselbe nur Karl von Teufel und Friedrich von
Windischgrätz, aus den katholischen aber alle Stände und alle Städte.
Widerrede'), ungeachtet die Stände zu Hörn ihnen beweglich vorge-
lt hatten, sieh nicht zu trennen, weil solches zur Confusion , Unord-
nung und Zerrüttung führen und doch keine vollständige Handlung sein
i de. „Was dergleichen Reparation und Trennung der Landstände jeder-
i) Ein t\.
i immer-I'tirgstall I. v.
Kaupach IV, 183 : cf. Haminer-Purgbtall 1. c. 118 u. ff.
ich die Sache bei der Huldigung Rudolf» II. verhalten habe, ist aus
Urgentem in u. VFUhering
6) Khevenhiller Sil
180
zeit vor verderbliche Fnangelegenheit und Unheil mit sich bracht, dessen
sind namhafte Kxempla in allen Welthistorien vorhanden''1).
Ebenso erfolglos, wie bisher, waren alle ferneren Bemühungen des Erz-
herzogs, eine Verständigung zu erzielen, und es musste sich bald auch dem
blödesten Auge die Wahrnehmung aufdringen, die Kiesel in einem Briefe
an den Erzherzog Ferdinand aussprach, dass sie nur Zeit zu gewinnen
suchen, um ihre Werbungen vollenden zu können; ein Vergleich sei nicht
zu hoffen. „Die Ös t erreich er wollen eine freie Rep üb lik sein"3}.
So standen die Sachen in Österreich , als Matthias sich am 20. October
zur Krönung nach Pressburg begab. Schon etwas früher hatten die
Stände zu Hörn eine Gesandtschaft dahin abgeordnet, an deren Spitze
T s c h e r n e m b 1 stand, welcher am Tage vor dem feierlichen Einzüge des
K. Matthias vor den ungrischen Ständen eine Rede hielt, in welcher er um
Aufschub der Krönung und im Nothfalle um bewaffnetes Einschrei-
ten der Ungern nachsuchte3).
Die Darstellung hatte ihre Wirkung nicht verfehlt und viele machten
die Meinung geltend, dass die Krönung nicht eher stattfinden dürfe, als die
Forderungen der Österreicher zugestanden sein würden4).
Als König Matthias von diesem Vorgange Nachricht erhalten, verlangte
er durch den Kanzler Kren berg Mittheilung des Tschernemblischen Vortra-
ges und liess den ungrischen Ständen mittheilen ; dass sie mit der Erklärung,
ihnen das Religions-Exercitium, wie unter K. Maximilian, zu belassen, nicht
zufrieden „ganz neue und ungewöhnliche Dinge, die ihnen vormals nie
erlaubt gewesen, gefordert," nach Hörn gegangen, Kriegsvolk geworben und
nichts Gutes im Sinne haben. Er ersucht die Ungern um ihre Verwendung,
damit dieses Kriegsfeuer noch vor seinem Ausbruche gelöscht werden möge.
Mit Genehmhaltung des Königs beschloss man endlich eine Deputation nach
Wien zusenden, mit dem Auftrage , eine Vereinigung zwischen dem Erz-
herzoge Maximilian, welchem der König seine Vollmacht übertragen hatte, und
den protestantischen Ständen herbeizuführen und wohl auch sich über die
wahre Sachlage zu unterrichten. Die Abgesandten waren der Graf Turzo
und Andreas Dozi. Allein da zur grossen Überraschung der Horner-Stände
die Ungern ihnen denRath ertheiiten, sich mit den gemachten Anerbietungen
zu begnügen, und wenig Lust bezeigten um ihrer Prätensionen willen einen
Krieg zu beginnen5), auch sich nicht hei beiliessen, die Krönung nach dem
Wunsche der Horner zu verschieben, so erfolgte jene Widerlegung, welche
Kurz am angeführten Orte als Tschernembrs Rede an die im Reichstage
zu Pressburg versammelten Ungern hat abdrucken lassen. Indessen mag
dieses Ereigniss aber doch die Wirkung gehabt haben, dass die Stände
wieder scheinbar wenigstens die Unterhandlungen mit dem Erzherzoge
Maximilian fortführten.
1) Raupach 1. c. Beilagen S. 70.
2) Hammer-Purgstall 1. c. II, II, 138.
3) Khevenhiller 1. c. 15. Schon früher war Ungern und Mähren um Beistand
ersucht worden. Hammer Purgstall, Khlesl's Leben II, II, 131, cf. 1. c. II, 125.
4) Hansiz, Germ. Sacr. I, 683.
5) Khevenhiller 1. c. cf. Hammer-Purgstall , Kh 1 e s 1 's Leben II, 125.
181
H,<\(ir w ;it diotelben ofther eingehen, motten wir noeh
g iben auf obren, welche in Ingelaafen waren, and den B
liefern, wohin es mit der farttliehen Macht in Otterreicb gediehen war.
Die protestantischen Stlnde hatten aieb kein« amit begnogt, ihren
i. teo nur bei den Ständen der nnirten Linder in rerhlagen and
iinn Gegner in erwecken, tendera ^ i «• i • mit ihren Klagen aneb aa die pro-
tiachen Reichtfttraten gewendet Der Chnrftlrti Christian ren Sachsen
glaubte sich nm rankten Glanbenagenotten annehmen an matten,
und ichrieb daher am 1 s. Oetober dem König Matthias einen Brief, in dem
er ihm n Gemttb fahrte, data des Hauses Österreich grbttte Feinde
mische Stahl und dio Jesuiten seien. Dieser Name wiederholt sieh
in dem karten Sehreiben neun Mal. — Belgiete habe auf Antrieb det
Papttet und der Jesuiten alle Siege des Kaisers verdorhen ; durch si.
Gran. Siebenbürgen, Ungern, die Moldau. Wallachei und Kanisclia \ei-
loren. und der letzte Koiehslag in Regensburg verdorben worden. Es wird
ferner das bis auf den heutigen Tag fortlebende Mährchen wiederholt, data
iligionteoncettion titulo oneroso erworben, daher von Rechtswegen be-
stätigt werden müsse. Sehr erbaulich klingt in dein Munde eines Fürsten,
er für sich das unbedingteste Reformationsrecht in Anspruch nahm
und mit unerbittlicher Strenge handhabte. derStossseufzer: „ ist ja schmerz-
lieh und von Herzen zu beklagen, dass er (der Unterthan) an seinen Seelen
gedrängt und in seinem Gewissen beschwert werden solle."
In einem ganz ähnlich lautenden Schreiben ermahnen den König Mat-
\uffordcrung der meuterischen Staude die Fürsten der Union,
denen Iisfürsten ein aufmerksames Auge zu haben gebühre", den
Ständen zu willfahren, da sie nichts Xeues. sondern vielmehr etwas E r k auf-
ind Hergebrachtes verlangen *)•
Im ! n Eüedecb hat siel» die Relation eines nach Stuttgart und
. abgefertigten Landmannes erhalten, der am 23. Oetober mit
drei politischen Stände Linz verliess. Am 31. kam er nach
art, am II. Nov. nach Heidelberg, wo das Schreiben an K. Matthias
sogleich expedirt und zur L'nterschrift nach Durlach geschickt wurde. Das-
I >iian Fürst v. Anhalt von Amberg aus durch einen vornehmen
adeligen Beamteten dem Könige zusenden. Der Chnrfnral hat sich gnädigst
D, die Briefe an die Charftrtten von Sachsen und Brandenburg, dann
Landgrafen ren Hessen zu bestellen, so dass eine eigene Gesandt-
schaft dahin nicht nftthig ist. Er wünscht aber, ,.alle Fürfallenheiten in
nl weder ihm seihst oder dem Fürsten f. Anhalt in Amberg
aken (von Limburg) in melden." Später fanden sich Ge-
r der unirten Pursten in Hörn seihst ein. wie wir boren werden.
Im | ember erschien ein Aosteboss von 80 Per-
sonen vor dem 1 • • in Wien, um die Verhandlangen wieder aufzu-
nehmen. Kiesel sagt in einem Briefe an den Ershersog Ferdinand, dass
\bgeordnete aus Mähren und Ungern erscheinen werden, um Christus
1) Raupacb, IV, Beilagen Ol und 05.
182
und Belial zu vergleichen, wobei, wie er meint, überall nur verloren, gar
nichts gewonnen sein werde, so dass am Ende ausser dem Namen
nichts mehr übrig bleibe *). In einer Audienz übergeben die Abgeordnelen
dem Erzherzoge ein Credenzschreiben der Stände ob und unter der Enns,
und ersuchen zugleich um Mittheilung der Vollmacht , welche Maximilian
von seinem Bruder dem Könige empfangen habe. Sie traten also gewisser-
massen als ebenbürtig ihrem Landesfürsten auch in der Verhandlung
gegenüber. Am folgenden Tage wurde den Herren und Landleuten
u. d. Enns, welche zu Hörn sind, ein Decret des Erzherzogs einge-
händigt, worin er sagt, dass gegen die Vorzeigung der Vollmacht kein
Bedenken obwalte und die Ausschüsse auffordert, ihre Begehren in
gewisse Artikel zu bringen.
Nachdem sich dieHorner Stände zunächst gegen die Titulatur verwahrt,
und den Namen „Stände" für sich in Anspruch genommen, auch erklärt
hatten, dass in den vorliegenden Angelegenheiten die ob und unter der Enns
einen Körper ausmachen, so beziehen sie sich rücksichtlich ihrer Forde-
rungen auf ihre Schrift vom 19. August, wollen dieselben aber doch neuer-
dings speeificiren. Sie wollen
1. Die freie Religionsübung, wie sie selbe unter K. Maximilian und
im Anfange der Regierung K. Rudolfs genossen haben, ohne Jemand davon
ausschliessen zu müssen, und an allen Orten, wo sie in Übung gewesen.
2. Unbeirrte Wahl der Verordneten, dann aber bei Besetzung
der geheimen Rathsstellen , anderer Ämter und Rathsstellen
vom ersten bis zum letzten gleiche Abtheilung (gleiche Anzahl), und dass
dazu nicht nur fremde, sondern eingeborne , wirkliche Landleute beför-
dert werden. Dasselbe gilt auch bei städtischen Ämtern.
3. Bestätigung aller Privilegien und Abstellung aller Anordnungen,
welche diesen entgegen sind. Dann insbesondere jener, welche den Herrn
Wolf von Hofkirchen 2) und Geyer von Osterburg betreffen.
k. Im Falle einer Verständigung eine „genügsame schriftliche gefer-
tigte Assecuration."
5. Eine ausnahmslose Amnestie 3).
Zur nämlichen Zeit ging auch an den König selbst eine Deputation ab,
welche theils dieselben, theils auch noch andere Zugeständnisse begehrte.
„In Betreff der Religionsconcession K. Maxmilians ist kein Streit, wohl
aber über die Auslegung derselben. K. Matthias wolle sich hierüber deut-
lich erklären, und alle widrigen Resolutionen des Kaisers aufheben, Die
Stände u. d. Enns wollen, wenn ihnen das Landhaus nicht gestattet werden
will, ausserhalb den Mauern Wien's Kirchen und Schulen errichten.
Den Städten ist die zugesicherte Connivenz — dem protestantischen
1) Hammer-Purgstall 1. c. 146.
2) Er war 1603 Abgesandter der protestantischen Stände an die Reichsfür-
sten. S. Kurz, Beiträge IV, X, und 373 u. ff. Raupach IV, 152. Kleine Nachlese 27.
Relation 120.
3) Raupach IV, 187 u. ff.
188
ii im Beiteln der mährischen and ongrischen
ii. Die \intiM' sind ohne Unterschied der Religion /.'i
in Hofrathe i^t gleiche Ansah] beider Religion, der Präsident
■elf '»; «ü«' Verordneten werden lediglieh dnreh Stimmenmehrheit
'i\. Die Stände o. d. Bnna behalten ihr Ezercitiom Im Landhai
hin/.. Mir Contraete, Schenkungen ond Pfandbriefe bleiben in Kraft ond
werden bekräftigt dnreh »Ii«' Zeugenschafl der Ungern und Mihrer. Dankt
tthiai §ein Voll .:i> 00 Ural deegleiehen auch die Landaehaft. Im
lall«' eines Streiten in der Huldigung- v e rmittell d e r i\ 1 i 1 e r." J ) — Aus
diesen Forderungen, mit den im 10. Ai teilten zusammengehalten,
geht unbestreitbar hervor, daee es den Standen tu Hom durchaus nicht am
•inen friedlichen Vergleich zu thun war, sondern um gänzliche Vernichtung
der fürstlichen Macht und um völlige Unterordnung der katholischen Mit-
stande. Indessen mochte den rebellirenden Ständen immer noch bange
sein, dass man von Seite des Hofes in ihre Forderungen eingehen könnte,
l'n sie s.lbe immer mit neuen vermehrten und die früheren schärften.
Als der Erzherzog am 11. November in sehr gemässigten Ausdrücken das
Ansinnen an sie stellte: die Waffen niederzulegen, was auch der König
thun werde, und abzulassen von ihrer der österreichischen Erbgerechtigkeit
präjudieirenden Forderung einer schriftlichen Privilegienbestätigung vor
der Huldigung, wogegen er sich für den genauen Vollzug des mündlich
Versprochenen und die buchstäbliche Erfüllung des Inhaltes der Religions-
ision verbürgte — konnte er damit eben so wenig als früher erzielen.
Er hatte sieh beikommen lassen, ihnen zu sagen, dass sie die Städte gar
nichts angingen und dass bei Verleihung der Ämter auch bisher die Religion
nicht sei berücksichtiget worden. Die dem Erzherzoge ertheilte Antwort
ermala in vieler Beziehung merkwürdig genug. Zuerst wird ihm vor-
- in icinem V rschlage gar nichts Neues enthalten sei,
dann wird m i t Gotl bez. den Ständen nie in den Sinn gekommen,
ffen gegen den König zu führen, sondern nur zum Schutze gegen
sacher 3). Indessen wird man bis zur Entscheidung dieselben
nicht niederlegen wie das auch in Böhmen der Fall war. Wenn
mg der Hauptsache der Gegentheil das Volk abdankt, so
wird man sein Möglichstes thun. Die bedingte Huldigung wird durch
allerlei Heispiele aus dw Osterreichischen Geschichte zu rechtfertigen ge-
sucht, euration der Religion ist zwar klar, aber vielfach missdeu-
wurde sogar die Behauptung aufgestellt, dass der K.
liiian nicht .Macht gehabt habe, sie zu ertheilen. Doch wird man sich
gen, wenn landen wird, wie sie ipso usu et observan-
s genommen wurde und wenn jene bestraft
1 die dem frommen Kaiser solchen Despect erweisen. Der Städte
I ) Später wurde noch beigejetzt . dass bei Erledigungen der König aus
"eiche ihm die Stände benennen, /,u wählen habe.
chive xu Hiedeck.
I | Dies« Diatinction ist Tschernembls würdig.
184
und Märkte nimmt man sich aus christlicher Liebe an. Ihre Trennung
von den andern Ständen hat K. Maximilian nie und in keiner Sache zugeben
wollen l). Eine Trennung der Länder unter und ob der Enns ist in dem
vorliegenden Falle nicht zulässig. Diese Forderung kommt auch nicht aus
des Erzherzogs treuem G e m ü t h e , sondern ist einer hitzigen Person
(Kiesel) zuzuschreiben 2). Am Schlüsse steht noch angefügt, dass im Falle
eines Vergleichs die Assecuration vom Könige, dem Erzherzog und den
unirten und protestirendenFürsten des Reichs unterschrie-
ben werden müsse3).
Der Umstand, dass man dem Könige solches bieten durfte, beweist eines
Theils die rücksichtsloseste Frechheit der übermüthigen Partei , anderen
Theils aber auch die rathlose Ohnmacht des Hofes.
Die Unterhandlungen schleppten sich dessungeachtet noch bis zum
Schlüsse des Jahres fort. Die ferneren Schriften sind nur in soferne be-
merkenswerth, als sie den Beweis liefern, wie sich die Forderungen der
Stände von Monat zu Monat steigerten.
In einer Schrift vom 14. December sagen die Stände zu Hörn dem Erz-
herzoge, dass die einzige Ursache, warum sie „die gethane Pflichts-
er lassung aeeeptirt" von Seite des Kaisers die gewesen, dass er „nit
zwar für sich selbsten, dann derselben deutsch heroisch österreichisches
Herz lässt uns in keinen solchen Gedanken gerathen, sondern aus Bewegung
etlicher, dero Räthen" gegen die bei der Huldigung den drei politischen Stän-
den gegebenen Versicherungen im Geistlichen und Weltlichen alles in statu
quo zu belassen , den statum religionis von Jahr zu Jahr „verengert" hat,
woraus Verfolgung vieler unschuldigen Leute , Verödung und Verarmung
dieser Lande, Brechung der alten Possess, wie auch Brief und Siegel er-
folgte. Es ist zuletzt dahin gekommen, dass man weder in den Städten noch
auf dem Lande, und am wenigsten bei Hof zu einem Ämtlein gekommen ist.
wenn man nicht katholischer Religion gewesen, wodurch geschehen, dass
ihnen der Lande und der Landesfreiheiten unerfahrene Leute vorgesetzt
wurden, welche aus Unwissenheit der alten Gebräuche, worin eben die
Landesfreiheiten bestehen, deren Handhabung der Landesfürst versprochen,
alle Landesherkommen und folglich auch „die Justitiam selbsten confundirt
haben." Ohne genügsame Versicherung der erzählten Beschwerden entho-
ben zu werden, die Huldigung zu leisten, sind sie demnach sieher nicht
schuldig, wie einige des österreichischen Herkommens, der
Gebräuche und Gewohnheiten unerfahrene Leute vorgeben möch-
ten*). Man zählt darunter nicht bloss die Religionsbewilligung, sondern
auch die ohservantia prsecedens und subsequens über den Sinn derselben.
Man verlangt ferner zu gestatten , dass auf Erfordern ihre Pfarrer nach
Wien kommen dürfen, um Copulationen im Landhause zu verrichten. Der
1) Bekanntlich durchaus unwahr.
2) Camarilla!
3) Rtupach 1. c. 198, coli. 192.
4) Zu denen auch der Erzherzog selbst gehörte.
1 86
un.l Wirkte nehmen lieh die Stände an • weil lie Ihre Glanb«
lind, als ihrer Mitatände, welche die Presoborger Union i
haben; \\<u'l sie i;><»s die nämliche Coneeteion erlangt, vorzüglich
der Bnm '). nnd den fünften Theil an der übernommenen f}chalden-
Isst ron 860,00011. bezahlt haben. Die SUdte unter der Bnm haben zwar
die Huldigung icbon geleiatet, ohne die Religionsfreiheit beanaprnchi so
haben, was nm io weniger beweist, alt ei nicht ohne Gefahr bitte nnter-
nommen werden können. Walt die schriftliche Bewilligung einer
Connivena ttkr die Städte enter der Enni and fttr <lie Gestattang der Reli-
gionsfreiheil der Stidte ob der Kims ein Bedenken ob, ee möge «lie Z
mindlich in Gegenwart der nngriachen und mährisehen Abgeord-
net en statl linden.
In den Ämtern soll durchgängige Parität beobachtet werden, nament-
lich im HotYathe; der Präsident soll abwechselnd katholisch oder evangelisch
sein. Diese Behörde soll ,,i n allen Justitien und geistlichen
Sachen.. .die höchste Justitiam und Revisionssachen zu decidiren Macht
haben" — nur muss in Entscheidung einer geistlichen Sache, wofern der
zeitweilige Präsident katholisch ist. noch ein evangelischer, und im umge-
kekrten Falle ein katholischer Beisitzer zugezogen werden 2). Bei Strei-
tigkeiten in Beireff des Rechtes auf die Kirche wird das Gericht des Landes
die erste, der Hofrath die letzte Instanz bilden. In Ermangelung von Ur-
kunden gilt eine Verjährung von 40 Jahren. Endlich wird noch sehr bedeu-
tungsvoll hinzugefügt: S Ute kein Vergleich zu erzielen sein, so wird man
. enfithigt sehen, die Sache an den Kaiser und an die Fürsten
des Reiches zubringen.
Von der Mitfertigung der Reichsfürsten erbieten sich die Homer
Stände Umgang zu nehmen, wenn nur die Ungern und Mährer als Zeugen
mit unterschreiben. Zur Verkleinerung des Königs kann dieses nicht ge-
D, weil sie auch die jüngste Cession unterfertigt haben. Sollte
B werde obwalten, so bedingen sie sich aus ..uf den Fall,
_ hierwider beschwert und perturbirt würden — wir und
nnsor Nachkommen aneh unserer Gelübd und Pflicht frei, ledig
und entbunden sein w o 1 len." Entwaffnen werden sie nach gnädigst
erfol lisfaction in dem Masse, als der König.
„Und weil uns auch des andern Theils Kriegsvolk je länger je mehr
tnmen, auch die Vortheil und Pässe allerseits sammt dem Wasser-
nigliche Kriegsvolk sass in Stein und Krems) ,,entzogen
n und gleichsam verlauten will, als wenn man uns umbri
w o 11 1 •-. . . beiuebens auch vernommen, dass die königl. Majestät uf der
beider Land Namen und Bezalung umschlagen und werben lassen,
ir . .nit allein dem Gegen theil solches nit /.u gestatten. ..'"•)
1 | Nur bei diesen ist es der Fall und nur in ß»»/.ug auf die 7 landssftrttL Bl
Damit hat die Jurisdiction des Fürsten und des Bischnfes ein Ende —
and jede BnUchsMong ist unmöglich.
B njpach 1. < igen.
186
In diesen Verhandlungen hatte sich dem Erzherzoge endlich die Über-
zeugung aufgedrungen , dass auf diesem Wege die Erreichung eines er-
sehnten Endes unmöglich sei. Wenn entschiedene Sachen immer wieder
und ganz neue Artikel, von denen früher gar keine Rede war, vorgebracht
werden, so sei jede Unterhandlung nur Zeitverlust, sagte er unmuthig am
27. December 1608. Er zog sich von nun an ganz zurück t).
Der eigentliche Grund aber , wesshalb gegen die nichts weniger als
einer bedeutenden Kraftentwicklung fähigen Rebellen nicht grösserer Ernst
konnte gezeigt werden, und wesshalb sie mit solcher Hartnäckigkeit gegen
den Rath der verbündeten Ungern und Mährer, von denen sogleich die
Rede sein wird, jedes billige Anerbieten von sich weisen konnten, war das
traurige Verhältnis« zwischen den Brüdern Rudolf und Matthias. Nur un-
willig und durch die Gewalt der Umstände gezwungen, hatte jener die
Länder Österreich, Ungern und Mähren abgetreten; von einer Versöhnung
der Gemüt her war keine Rede. Durch Hass und Erbitterung verblendet,
sann der unglückliche Kaiser nur auf Rache gegen einen Bruder, in wel-
chem er seinen Todfeind erkannte; jedes Mittel, sie zu befriedigen, war ihm
willkommen, mochte auch darüber das Interesse seines Hauses zu Grunde
gehen. Kaum war das Verhältniss der protestantischen Stände zum neuen
Herrn in Prag bekannt geworden , als man sich auch derselben zu bedie-
nen suchte, um demRachedurst Befriedigung zu verschaffen 2). Der Kaiser
machte den Horner Ständen die glänzendsten Anerbietungen , wenn sie
wieder zu seinem Gehorsam zurückkehren wollten. Die Furcht, dass dieses
geschehen möchte, führte jene Zaghaftigkeit herbei , die wir in dem bis-
herigen Gange der Regierung den widerspenstigen Ständen gegenüber
beobachtet haben; gab diesen die kecke Zuversicht, jede Vergleichung von
sich zu weisen.
Die Stände von Mähren , an welche sich die Horner Stände ebenfalls
um Beistand gewendet hatten, waren wegen des Schriftenwechsels dersel-
ben mit dem Hofe zu Prag in grosser Besorgniss. Während sie einerseits
den Ständen Nachgiebigkeit empfahlen, sandten sie den Grafen Hieronymus
Wenzel von Thurn und den obersten Landschreiber Hanns Tscheyka an den
König, um ihm vorzustellen, was aus einer Verbindung der Stände mit dem
Kaiser entstehen könnte , wie beschwerlich und gefährlich wegen der auf
eine günstige Gelegenheit lauernden Türken ein Krieg sein würde, wie sehr
sowohl Ungern als Mähren wünschen , dass der König dem Begehren der
protestantischen Stände willfahren möchte. Dieser erklärte auch wirklich
1) Raupach I. c, 89.
2) Dass sich übrigens Matthias in den Ländern des Kaisers ähnliche Dinge
erlaubte, ist ebenfalls gewiss. S. Abhandlungen der böhm. Gesellschaft d. Wis-
senschaften IV.
3) S. die merkwürdige Instruction der königl. Gesandten nach Prag bei
Hammcr-Piirgstall. 1. c. 211 und Klesel's Brief an Erzherzog Ferdinand 1. c. 138.
„wie auch mit Ir Maj. noch den missverstandt (.welcher vnss sehr in diser sach
sebadt) nit gar. . .
1X7
farel i 9. Deceraber iH Im ■* halten, fretu eicl
Maximilian froher herbeigelaeeea baue1). Zugleich aber hatten
sowohl <!.>r Koni- als s.'in Urinier den Landeshauptmann \on Mähren
in der Religion eahriniech , In der PMehl and Schul-
leinem Land-Ffiretei ahn- in a nml ehrbar, und an Verstand,
Erfahrenheit, ßeipeetund AnteriUM allen andern Stinten überlegen." zu
sieh entboten nml seines Rtthei begehrt. Sein (lutaehlcn ging dabin, dass
mlsehalt von Mähren unter dem Vorwande der R In* an (\*'V
6 AUch&fl naeh Hera ■ehicken and mm Qeherfam und
Frieden erinahnen soll, welche dann vermitteln werde, womit
K Matthias einverstanden erklärte -). Um die Mitte dei Jänners l<><>!)
kamen die Abgeordneten von Mähren, an ihrer Spitze Karl von Zierotin.
naeh Wien, wohin der König auch einen Ausschuss der Homer Stände
berief 3).
her hatte indessen König Matthias noch einen letzten Versuch ge-
macht , auf einem anderen Wege zum Ziele zu gelangen Durch Decret
vom 7. Jänner 1609 bestimmte er den 21. d. tt. als letzten Huldigungstermin.
Alle Vergebungen werden in demselben neuerdings aufgezählt: dass sie
naeh Ilorn entwichen, sich verbündet und Kriegsvolk geworben, Mähren
und Unfern zu verhetzen und die ungrische Krönung zu hintertreiben ge-
trachtet, Patente (dem Landesfürsten gleich) von der Kanzel haben verkün-
den lassen und verleumderische Schriften gegen den König und das
österreichische Haus verbreitet, das gemeine Volk zu erbittern versucht
und die Landesgefälle eingehohen haben. Bei den eingeleiteten Verband-
i welche durch den Erzherzog Maximilian, durch ungrische und
mährische Abgesandte ihrer Religion geführt worden seien, haben sie
durch ung neuer Forderungen den klaren Beweis gelie-
fert, dass es ihnen nicht um Frieden und Einigkeit , sondern um einen
ro forma zu thun sei*).
in nämlichen Tage erging auch ein Patent an alle Obristen,
Rittmeister, II nptleute und das gemeine Kriegsvolk, worin alle (den Slän-
iteten Eide ungiltig erklärt und bemerkt wird, dass nach dem
Laute der Reichsgesetze jeder in die Acht gefallen sei, welcher gegen den
n des Landesfürsten in seinem Lande Volk wirbt. Zugleich werden
!i beim Hofkriegsrath zu melden, wo sie Anstellung
finden werden. Gegen die Ungehorsamen wird nach Recht verfahren
E9 lässt sich nicht wohl absehen, wesshalb der König diesen Schritt,
dessen Erfolglosigkeit vorauszusehen war, unternahm. Auch Erzherzog
Maximilian sandte wieder seinen Kämmerer nachHorn, welcher am 12. März
1) Raupach IV, 202.
i l.evenhiller VII. 162.
Raupach I. c. 202.
I i I. c. Beilagen S. 98.
5) 1. c. 102.
188
mit dem Bescheide zurückkehrte , dass wegen der geringen Anzahl anwe-
sender Mitglieder erst in acht Tagen Antwort erfolgen könne. Ferner be-
klagen sich die Anwesenden über den Obristen von Pucheim , welcher auf
ihre Güter Kricgsvolk gelegt, Mautern, Stein und Krems besetzt und die
dortigen IMsse gesperrt habe. Sollte er auch gegen das ständische Kriegs-
volk etwas unternehmen, so wollen sie für die Folgen nicht gut stehen.
Laut einer Nachricht aus dem Anfange des Jahres 1609 zeichneten sich
durch Heftigkeit und Derbheit vorzüglich die Oberösterreicher aus.
Die frühere Stellung des Königs Matthias dem Kaiser und den Ständen
gegenüber musste ihn bei allen schriftlichen Verhandlungen mit diesen
stets in Nachtheil bringen. Auch jenes königliche Decret vom 7. Jänner
Hess man nicht lange unbeantwortet und erwiederte es in einer Weise,
welche den König Matthias schwer kränken musste: In den jüngsten Ereig-
nissen haben die protestantischen Stände treulich zu ihm gestanden , und
desshalb sich der verheissenen Erkenntlichkeit vertröstet, aber das Gegen-
theil erfahren. Unschuldig an der Ehre verletzt, müssen sie sich vertheidi-
gen und Berufung einlegen von dem übel unterrichteten Könige an den
besser zu unterrichtenden.
Sie verlangen nichts Neues, sondern nur Wiedererstattung der Frei-
heiten , deren Verletzung er selbst in seinem Manifeste aus
Znaim als Grund seines Zuges nach Böhmen angegeben habe.
Sie haben in jener Angelegenheit mehr als die Katholischen, welche
sich eher widerspenstig gezeigt, geleistet, daher ihre Prätensionen,
zumal gegenwärtig während des Interregnums nicht unbillig genannt wer-
den können. Da auch der König noch nicht geleistet, was er versprochen,
und was er vor der Huldigung schuldig , so könne von Ungehorsam — da
die Huldigung ein gegenseitiger Act — keine Rede sein. Zur Entfer-
nung von Wien haben sie gewisse Drohungen veranlasst, da Leute von der
Seite des Königs geäussert, dass sie im Blute der Lutherischen
ihre Hände waschen wollen. Ihre Rüstungen aber sind ebenso wenig
gegen König Matthias gerichtet, als dieser früher gegen
den Kaiser gerüstet hat, sondern nur gegen die Widersacher , wel-
che die Regierung in den Händen haben und zur Huldigung
nöthigen wollen. Allerdings hat man in das Reich Mittheilungen gemacht,
doch nur zur Widerlegung ausgestreuter Verleumdungen. Bei den Ungern
verwendete man sich zur Erlangung einer Interposition ; um bewaffnete
Hülfe nur in eventum und gegen die Gegner, und bat nur um einen
kleinen Aufschub der Krönung zur Unterstützung der zu leisten-
den Verwendung. Die Verbreitung „famoser Libelle" wird ganz in Abrede
gestellt; das Kriegsvolk, welches im Dienste der Stände steht, soll nur zur
Vertheidigung dienen; die „Conservation und Schutz" des Königs und sei-
ner Königreiche und Landen ist das Ziel alles ihres Strebens. Der Vorwurf
aber, als wäre ihnen bloss um einen König pro forma zu thun, schmerzt sie
um so mehr, dasiesoviel für den König Ma tthias gewagt habenC?)1).
1) Raupach 1. c. 108.
186
in Hin- uml Herreden, wovon ums nih<
n mangeln, den Bemühungen der mahriiehen Abgesandten, die
beabsichtigte Confereni in Stande n bringen. DieHorner bevollmächtigten
einen Ausi b 16 Ihrer Mitglieder, unter welch«
Tachernembl befand, an ihrer Statl und in ihren Namen in nnter handeln
und in ichliessen am IT. Februar. Ihre Vollmachl te eich nur
auf 10 Tage und war ganz, im Tone ehe, D l> e r Dd ü t li i g t D fl I 6 % B H aus-
geetellt. Zur Verstärkung mutete noeh überdies! der Befehlahaber der ob
gemacht, Gotthart von Stahrembei Land unter
ini einrücken. Die Abgeordneten selbst trafen an 81. Februar in
Wien ein. und legten ihre Instruction durch die Abgeordneten von Mähren
den königlichen Käthen vor. Gegen dieselbe wurden sogleich bedeutende
Einwendungen gemacht; allein statt sich auf Verhandlungen und Erläute-
rungen einzulassen, wurden alle Bedenken mit der Erklärung abgeschnitten,
- bei der Instruction sein Verbleiben habe. Erst am 4. Märe, als der
Termin von 10 Tagen schon zu Ende gelaufen war , der alter um 5 Tage
verlängert wurde, konnte zur Haupthandlung geschritten werden, und
zwar mit einer Hede Tschernembl's an die Abgeordneten aus Mähren, worin
er die Ansprüche der Stände auseinander setzte, und selbe als vollkommen
berechtigt darzulegen suchte. Von da verschwinden die Collegen Tscher-
nembl'i beinahe ganz , und dieser tritt fast ausschliesslich in den Verhand-
lungen hervor.
Da die Verhandlungen selbst in der oben citirten Relation in Gestalt
Uuches umständlich erzählt werden, so beschränke ich mich nur
auf weni-e Bemerkungen.
^enschaft zeichnet Tschernembl vortheilhaft aus vor der gros-
sen Masse seiner Confessionsgenossen, eine gewisse Offenheit und Aufrich-
tigkeit, während die immer wiederkehrenden ekelhaften Versicherungen
von Treue und Anhinglichkeil seiner Meinungsgenossen bei offenbarer
Rebellion nicht selten Entrüstung über die elende Heuchelei herausfordert.
Statt dessen erklärt Tschernembl in einer offenen Audienz dem König Mat-
thias ohne I ife: Bisher haben wir uns noch mit keinem andern
isen, in der Hoffnung, dass der König unsere Forderungen
bewillige und dem androhenden Verluste der schönen österreichischen
1 er zuvorkommen werde. Noch stärker spricht er sieh am 12. März
aus. Der König verliert seine Reputation nicht durch die Bewilligung der
ten Forderungen, sondern durch seine Absendungen in das Reich..
welche Euer Majestät AlFeetion und Reputation nit «renig
ringern, weil Kurfürsten. . .allbereit durch uns aller Beschaffenheit sind
grindlichen informirt worden, wie uns dann nit nnbewuesft, Was CtastaU
ben E. M. Abgesandten nunmehr verabschiedet sind.'- In der Hede an
ii von Mähren auf dem Landhause kommt folgendes Ge-
Kaisei hat der Refoi mation willen seine Länder verlo-
I II ige kOnnte dasselbe widerfahren. Je länger man
I ergieiehung. Tscherneinbl sagte gerade
heraus: Wir suchen Inioncs, C o rr es p on den ze n mit der
190
g;i uzen Weit, haben überall Abgesandte. Was diese indessen
sohl i essen, ist nicht mehr zu ändern. Kommt es zum Kriege,
so werden die Prälaten und Geistlichen unsere ersten Leute sein, und es
wi <1 mit Ausrottung des ganzen geistlichen Standes enden.
Ja selbst nach dem Abschlüsse der Verhandlung erklärt er dem Könige un-
umwunden, dass die Stände mit den unirten Chur- und Fürsten
bereits in Correspondenz stehen und bleiben werden. Diese
Dinge alle sagt er desshalb, dass, wenn sich in Zukunft „etwas Widerwär-
tig zuträgt, uns Niemand beschuldigen möge, dass wir Euer Majestät etwas
verhalten hätten."
Am 12. März erstatten die Stände in Hörn Bericht über den Stand der
Verhandlungen an Sachsen, Brandenburg, Pfalz und Württemberg, und
ersuchen auch diese wieder um Intercession, da sie aus den eingeschickten
Acten sich ohnehin schon genügend haben unterrichten können. — Sie
hätten noch beifügen können, dass sie ohnehin schon durch ihre Gesand-
ten in Hörn Kenntniss von allen Vorgängen haben werden i). Endlich
traf man ein Übereinkommen , welches in der bekannten Resolution vom
19. März 1609 unter der Benennung: „Capitulations-liesolution'' a) bekannt,
enthalten ist, gegen welche die Bischöfe von Passau und Wien, so wie auch
die katholischen Stände, sofern ihre Rechte und Jurisdictionen dadurch
verletzt würden, feierlich Verwahrung eingelegt hatten 3). Der König
musste in der Hauptsache überall nachgeben, nur in Nebendingen, welche
seihst den vermittelnden Mährern zu hart schienen, hatten die Stände auf
ihre Forderungen verzichtet. Es war ein fauler Frieden , und kein Theil
meinte es aufrichtig.
Sehr merkwürdig zur Geschichte dieses Vertrages ist die Äusserung
des Bischofes Kiesel: Der König hat der Religion viel vergeben, was nicht
zu entschuldigen ist. Er ist kleinmüthig gemacht worden , weil Mähren,
Ungern und Österreich sich gegen ihn verbündet haben, und hinter diesen
alle Seelischen im Reiche, Böhmen *) unruhig und der Kaiser gegen ihn
war, statt Hülfe (um welche man sich bei Salzburg , Passau, Baiern be-
warb) habe man ihm nur gute Worte oder Ablehnung zukommen lassen. Die
Katholischen im Lande seien verzagt, kleinmüthig und getrennt gewesen,
1) In Hörn warten Gesandte auswärtiger Fürsten auf den Abschluss -
schreiben die ob der Ennsischen Abgesandten aus Wien am 36. Febr. 1609. Im
Archive zu Riedeck.
2) Der Ausdruck „C apitulation'* wird zum ersten Male gebraucht in einer
stand. Schrift vom 19. Mai 1609. Der König bemerkte dagegen am 17. Sept.
„es wundere ihn der Ausdruck, als wäre zwischen Gleichen
geschlossen." Das meinten wohl auch die Stände.
3) Hansiz l. c. 685 ; Hammer-Purgstall 1. c. 135, 166 der Urkunden.
4) Die Gesandten der drei politischen Stände ob der Enns sagen in ihrer an-
geführten Relation: Die Hussiten und Lutherischen in Böhmen haben sich ver-
einigt, und ermuntern die Österreicher. An den Grafen Thurn haben die (die
Abgesandten) schon geschrieben.
191
wohl gerottet, überlegen, haben gedringt % dem Konige keine
Ruhe gegönnt, und ihn übereilt, ie mir anvertraut} selbst
«rissen, ^i<- ihr geschehen Ist, unterschrieben*' Kiesel
werde, da die königliehen EUthe, der Fortl Liebtenttein, 1 Karl
von Herrsch, Hanns reo Molart, Meggae und Krenberg g«g«n ibn excipir-
ten and neben ihm nichl litten wollten, entfernt, Matthias allein
stand, war innerhalb acht Xtgen die Sache irergli(
Der Vertrag war ein erswangenee, unredlichea 'j Machwerk, d<
Ausführung ohne gewaltsame EUchteverletsnng nicht möglich war* Di«4
Katholitcben waren durchaas nichl gesonnen, sich einen völlig einseitigen
Vertrag, in «l^n sie nicht beigetogen worden waren, mit freiwilliger Hin-
opferong ihres eben so guten oder wohl besseren Rechtes gefallen tu i
Was winden im umgekehrten Falle die Hornerst&nde gethan haben"? Aul
dieses Verhältnis! stützte »ich Kiesel, als er dem Könige wieder zur eite
Der wesentliche Inhalt aber der Resolution '-) bestand in folgenden
Artikeln:
1. Die Ileligionsconcession Maximilians II. bleibt in ihrer Geltung und
erstreckt eich auf die Schlösser, Häuser, Mühlen, Possessionen und Woh-
D auf dem Laude, welche mit Eigenlhum den protestantischen Ständen
ören, nichl aber auf die zinsbaren Gründe.
2. Die Übung des lutherischen Gottesdienstes ist freigegeben für Wei-
ber, Kinder und Brodgenossen der ständischen Mitglieder, für ihre und
aller ihrer Glaubensgenossen l nterthanen, welcher Pfarre sie auch ange-
n mögen.
;i. Die Streitfragen wej en der Filial- und Spitalkircben und Capellen,
auch der bei Städten belegenen Kirchen wird das unparteiische Ge-
riehl entweder anl die Vorlage von beweisenden Documenlen oder nach
UJahrigem Besitzstande entscheiden.
Die Stollgebühr für Verstorbene ist an die katholischen Pfarrer
lern alten Herkommen tu entrichten. Nach Erlag derselben steht es
die Leiche an jedem beliebigen Orte zu bestatten, oder auch in eige-
Leiehenhfifen, deren Errichtung unverwehrt ist.
Die protestantischen Stände sind nicht verhalten Jemand von ihrem
lienste auszusehliessen. Unterthanen, welche in der Religion be-
: i sind, kennen bei der ordentlichen Instanz ihres Eierren oder heim
e selbst Hilfe suchen; auch ist ihnen erlaubt binnen Jahr und Tag die
Ziustiftung zu thun. (Ihr ßesitzthum zu verkaufen. '•>)
1) Jeder Theil schloss Ihn mit Vorbehalt ab ; der König wollte damit den
D d.-r katholischen Kirche und Stände nichts vergeben haben, die Blind«
ii die Interpretation jiir sich in Anspruch.
lebssrehlvVl IsUoo 1*9. fUupaefa I. tl [a deo Beilagen ,
-laotischen Stände s< werde solches
thanen tstkeliseber Obrigkeiten nie tageben,
lies 121.
192
<i. Sogleich nach Beendigung des nächsten Landtags treten von jeder
Religionspartei zwei Herren und z.wei Ritter zusammen, welche mit Zu-
ziehung eines Ilechtsgelehrten von jeder Partei innerhalb zehn Tagen ein
Gutachten über die Zusammensetzung des un p ar the iische n Judi-
ciums verfassen sollen, wobei es der König verbleiben lässt. Die Gerichts-
personen bestellen die Stände aus beiderlei Religionsverwandten.
7. Dieses Judicium entscheidet auch wegen der Kirchen zu Inzerstorf
und Hernals.
8. Der Städte und Märkte wegen bleibt es bei der Erklärung, welche
der König den mährischen Abgeordneten mündlich gegeben hat 1).
In Betreff des Landhauses in Linz und der Städte ob der Enns, so
viel die Religionsübung und die beanspruchten Kirchen und Gerechtig-
keiten betrifft, wird man den Ständen und Städten lassen , was sie be-
weisen können ; vor der Hand sollen sie nicht beunruhigt werden. Wollte
sie der König ansprechen, so werden Zierotin, die Grafen von Thurn und
Iloditz und drei königliche Räthe den Ausspruch thun ~).
9. Wegen der Stadtämter und der Bürgeraufnahme bleibt es bei den
alten Freiheiten, dem alten Herkommen, den Gewohnheiten und Gerechtig-
keiten der Städte.
10. Der König bewilligt die Bestellung eines Hofrathes. Der nächste
Landtag bestimmt , wie er einzurichten und zu besolden. In der Wahl
der Räthe wird der König auf taugliche, angesessene Landleute Bedacht
nehmen.
11. Auf dem nächsten Landtage soll man sich auch über die Ersetzung
der Verordneten verständigen. Der König wird sich keiner Partei an-
nehmen.
12. Vollständige Amnestie und Abdankung des Kriegsvolkes.
Gewöhnlich wird auch noch als hiezu gehörig angeführt, was bei Khe-
venhiller VII, 163, steht und von 21. März 1609 datirt ist. Es lautet auf die
Stände unter der Enns. Bei näherer Ansicht stellt sich leicht heraus, dass
diese „Friedensbedingnisse" nur ein Entwurf sein können, der nie ausge-
gefertigt worden. Einmal ist höchst unwahrscheinlich, dass die Stände
unter der Enns sich nun urplötzlich von denen ob der Enns hätten trennen
wollen ; dann kommt in den weitläufigen, genauen Erzählungen keine Spur
einer hierauf bezüglichen Versammlung vor. Dieser Vertrag steht sogar im
Widerspruche mit der Resolution selbst, danach dieser erst das unparteiische
Gericht über Inzerstorf und Hernals entscheiden soll, hier aber diese Kirchen
ohne weiteres zurückgegeben werden. Dass aber noch am 2. Mai 1609 die
1) „Sie (die k. Majestät) wollten die Stadt, .in allem so gnädigst tractiren
und halten, dass sie sich in keiner Sachen zu beschweren und keiner Unbilligkeit
und Bedrängniss bei ihrer Majestäts Regierung zu beklagen und zu befahren ha-
ben werden." Mündlich versprach der König noch: Niemand im Gewissen zu
bedrängen und nicht zu reformiren.
2) Die Stände nehmen diesen Satz unter der Voraussetzung an, dass es nie
dazu kommen werde.
193
Kirchen nich( rarfickgesteM waren, beweiset ein Beeret d< worin
. ix) der in ticr Resolution enthaltenen BeetJeimeng den Ständen iic
. ■in. -s Prldieanten am i. Mai verwiesen wird ').
i widersprechend eilen vorausgegangenen \ Verhandlungen ist die Con-
i. dass die Borger in dee Stldten sich selbst ihre Prediger
wihlen; gern unglaublich und offenbar unrichtig, wenn gesagt wird, dass
die |H ichen Stande allen Unionen und ConfBdereÜonen entsa-
ine ntt wiederholte Erfahrung , dass »lic Oppositionsparteien,
welche im Erstreben ihres Zielet mit der anerkennungswerthesten Beharr-
lichkeit, Geschicklichkeit und Consequenz vorgegangen sind, nach dein ent-
schiedensten Gelingen ihres l'nternehmens sich durch die unruhige Hast
und die stürmische Gewaltthiitigkeit, mit der sie alle Früchte ihres Werkes
auf einmal pflücken wollten, schnell um dieselben gebracht haben. Statt
ruhig die naturgemässe Entwicklung des zum Siege gekommenen Princips
abzuwarten, welches seine Consequenzen unfehlbar entfaltet haben würde,
wollen die wühlerischen Parteien Alle» im Sprunge erhaschen und miss-
trauen durch ihr böses Gewissen getrieben, der natürlichen Entwicklung
der Dinge. Die österreichischen Stände zu Hörn hatten alles erreicht, was
sie wünschten, und wohl mehr als sie anfangs beabsichtigt haben. Wären
sie auf dem. was man ihnen zugestanden, fest beharrt und wären sie nicht
mehr ausser die Schranken strenger Gesetzlichkeit hinausgetreten, so wür-
den ihnen nach und nach die reifen Früchte von selbst in den Schooss gefal-
len sein. Dieser langsam und sicher zum Ziele führende Weg wollte ihnen
nicht behagen \ sie ergaben sich ganz und unbedingt der Richtung hin,
auf welcher ihnen Männer, wie Tschernembl voranschritten, und die
sie zur offenbarsten Empörung gegen ihren Fürsten und zum Untergange
fahrte.
■'.••Solution roni 10. März; angekündigte Landtag begann in
temher. Da hier mehrere der wichtigsten Puncle erst ihre
ive Erledigung linden sollten, so vergassen auch die Stände ob der
Enns nicht ihre thäiigsteu Mitglieder, und vor allen Tschernembl, Helm-
hart v. Jörger, Ortolf v. Geimann dahin zu senden. Da man sich protestan-
il vorstellen konnte, dass die Katholischen nicht unbedingt
alles sich würden gefallen lassen, was ohne ihre Mitwirkung geschlossen
worden war und was man dem Könige mit dem Messer an der Kehle abge-
drungtn hatte, so entschlossen sich die protestantischen Stände, statt sich
des langweiligen und unsichern Weges zu bedienen, der allerdings auch
der gesetzliche gewesen wäre, auch hier mit Gewalt zu erlangen, was iie
bten. \l> daher der LendesmarschaU Bernhart von Drschenbeel am
?. zur Versammlung einladen Hess, erschienen diese nicht, hielten Bera-
thungen für sieh und legten dann am !>. den Katholischen di<
nie sich so der Capitniatione-Resolotion bekennen wollen oder nies
I) Rennest l\ IM der Beilagen. Rl wurde noch dazu ausserhalb der
Kepictligt.
13
194
sie zur Bestellung des Hofrathes und des unparteiischen Gerichtes erböthig
seien oder nicht?
Als diese am Ik. die Erklärung abgaben, dass sie zwar den Frieden
wünschen, aber von keiner Capitulation zwischen ihnen wussten; dass
die Resolution des Königs kein gemeines Werk sei, welches auch die
Katholischen verbinden könne; dass ihnen die Sache als res inter alios acta
nicht bekannt, sie sich, weil man sie übergangen, zur Resolution auch
nicht bekennen können; vom Hofrathe und dem unparteiischen Gerichte
nicht handeln können, weil in den Landtagspropositionen ihrer nicht er-
wähnt — so beschlossen die protestantischen Stände sich in keine weiteren
Verhandlungen einzulassen , sondern den Ungern und Mährern die Lage
der Dinge bekannt zu geben.
Um dieselbe Zeit, am 24. September, hatte Kiesel , dem Könige in
einem Gutachten den Rath ertheilt, zur Beseitigung der schlimmen Folgen
seiner Resolution vom 19. März, sich vorzüglich der Städte zu versichern.
Nur, indem er sich auf selbe stützen könne, bleibe ihm noch so viel Macht,
um nicht ganz und unbedingt sich den politischen Ständen der augsburgi-
schen Confession fügen zu müssen. Zugleich setzte er auch die Mittel aus-
einander, wie dieses bewerkstelliget werden könne 1). Aber eben so gut
als Kiesel sahen es diese ein, dass die landesfürstlichen Städte und Märkte
ihre verwundbarste Stelle seien und von nun an drehte sich der Kampf nur
noch grösstentheils um die Frage, ob diese, wie es bisher Herkommens war,
unmittelbar unter dem Einflüsse des Landesfürsten stehen, oder ob sie als
der vierte Stand ganz den Verfügungen der ständischen Beschlüsse
hingegeben sein sollten, besonders in den Angelegenheiten der Religion a).
Der König behauptete, dass der Bürgerstand in Particular- und Religions-
sachen von seinem Gross vater, Vater und Bruder niemals zugleich mit
den zwei politischen Ständen sei vorgelassen worden. Die Städte und
Märkte seien Kammergüter, bei welchen der Landesfürst in jenen Angele-
genheiten zu disponiren habe. Wenn die Stände ihm etwas anderes zu-
muthen, so habe es den Anschein, als wolle man ihm selbe entziehen 3).
Die Stände behaupteten, dass man dem Könige „eingebildet" habe, dass die
Städte und Märkte Kammergut seien und suchten zu beweisen, dass sie
einen wirklichen und wahren Stand gleich den übrigen ausgemacht haben
und noch ausmachen.
Der unangenehmste Umstand für die Prätension der beiden politischen
Stände der augsburgischen Confession war, dass die Städte und Märkte
selbst mit geringer Ausnahme keine Lust bezeigten, sich unter die schützen-
den Fittige ihrer nicht gebetenen Vertheidiger zu begeben . Als durch De-
cret an denBürgermeisteramts-Verwaiter in Wien, Daniel Moser, die Städte
1) Hainmer-Purgstall 1. c. II. II. 173.
2) Eigentlich ob dem Landesfürsten in Religionsangelegenheiten in densel-
ben dasselbe Recht zustehe, wie jedem Landmanne in seinen Städten und in
den ihm unterthänigen Märkten ?
3) Raupach, IV, 248.
l »5
am 10. Oclober 1660 nm I Uhr nach Mittag hei Bof
zu erscheinen, fanden sieh vuii W'iiMi All«». Mi auf vier Individuen ein. von
d Städten and MlrkUn w.u-.-n nur ll»s und Zwetel nicht vertre-
ten ')• Auf «lou Vorhalt des Kanzlers Krenherg: Essollen einige Städte
mit ü\'n zwei poliiiM-luMi Standen Lallen ; welehe sind diese und aus wessen
Vollmacht 1 antworteten sie einstimmig: Sie erinnern sich ihres
Gelfil hl u n «1 wollen treu zum Könige stehen, habe
inand etwas /.u Sehulden kommen lassen, so wolle man ihn selbst
fragen: woraut 'dann Sämmtliehe das Gelübde ablegten, bei keiner Versamm-
lung der politischen Stände zugegen zu sein; nie etwas gegen den Kon ig
oder zur Verhinderung des Landtages zu unternehmen ~).
Dieser war indessen vertagt worden. Die zwei politischen Stände und
jene aus den Städten, welche sich ihnen angeschlossen hatten, erklärten
standhaft, dass sie vor Erledigung ihrer Beschwerden, d. h. vor der unbe-
dingten Bewilligung ihrer Forderungen zu den Landtagspropositionen nicht
schreiten werden und Hessen sich hievon auch durch die kräftigsten De-
crete nicht abbringen , vielmehr baten sie am 26. September um Prolongi-
rung des Landtages bis nach der Weinlese, weil ihnen auf ihre Schriften
noch keine entsprechenden Erledigungen zugekommen, die Kosten uner-
schwinglich geworden und da Manche Wien schon verlassen haben, keine
genügende Anzahl mehr vorhanden sei. Der König antwortete, dass er ihnen
nicht willfahren könne; der Landtag ist zum Besten des Landes berufen
und es sind dringende Bedürfnisse , welche Abhilfe verlangen. Oft schon
hat er die zwei evangelischen Stände väterlich ermahnt mit Hintan-
setzung ihrer eigenen und absonderlichen Sachen, die allerdings auch im
Landtage hätten abgethan werden können, zur Berathung der Propositionen
zu greifen. Die grosse Zehrung und die lange Zögerung ist also auch kei-
neswegs seine Schuld. Den Grund ihres Verlangens, den Landtag zu verta-
ermag er nicht einzusehen, da die Katholischen die Proposition vor-
zunehmen bereit sind, die Anzahl der Stände noch gross genug ist und
A einlese erst später anfängt.
Diese Resolution wurde abschriftlich auch dem Landmarsehall zuge-
stellt mit dem Auftrage auf den folgenden Tag die protestantischen Stände
ins Landhaus zu erfordern, um mit den Katholischen vereint, die Vorlagen
in Berathung zu ziehen. Sie ertheilten aber auch diesmal den Bescheid,
als sie der Landtagsmarsehall einladen Hess, dass sie beim Könige selbst
ihre Entschuldigung anbringen wollen.
1) König Matthias kam mit vier Wagen und zwei Trompetern von Eberstorf.
Der Obriste Kämmerer Helfericb von Meggau führte die Abgeordneten in das
dritte Zimmer, wo der König an einem mit rotben Sammt bedeckten Tische lehnte:
neben ihm Graf TrauUon sitzend, Meggau and ein Herr Popl aus Mahren, hinter
ihnen Kreoberir und der Secretär Christoph Grapler.
vbgesandte von Krems sagte: Die Katholischen halten es Alle mit
dem Könige; doch seien die Evangelischen in Hörn gewesen und verkehren mit
den Ständen.
13»
106
Diese wurde dann auch sogleich verfasst. Nach einer sehr kräftigen
Versicherung, dass die Stände dein Könige allez eit treu gewe-
sen und es Ins zum Tode bleiben wollen, wiederholen sie nun, dass
vor der Puhlication der Resolution und Tractation , vor Remedirung aller
Beschwerden, keine Berathung der Landlagspropositionen Statt finden könne.
Sie prolestiren gegen alle Verantwortlichkeit wegen Hinausschiebung des
Landtags. „Es steht Alles in der Hand des Königs." Die Schrift
sollte von den Ständen in corpore überreicht werden. Zuvor aber musste sich
der Obriste Wolf v. Hofkirchen beim Oberstkämmerer erkundigen , und als
auf dessen Frage: ob um Audienz der zwei Stände gebeten werde? die
Antwort erfolgt: für die gesammten drei evangelischen Stände, so wurde
Hofkirchen mit dem Bescheide abgefertigt, dass morgen Resolution erfol-
gen werde. Am folgenden Tage, 1. October, kamen die Stände im Land-
hause zusammen; Martin v. Starhemberg, welcher an den Oberstkämmerer
geschickt wurde, brachte den Bescheid zurück: dem Könige sei ein Aus-
schluss lieber. Es wurden aus jedem der drei Stände drei Personen gewählt.
Allein als der von Starhemberg sich wieder erkundigen musste, ob die Au-
dienz auf alle drei Stände zu verstehen sei und die Antwort zurückbrachte,
der dritte Stand sei nicht verslanden, weil die Städte und Märkte
unter der Enns in der Capitulation und Resolution nicht genannt, sondern
nur die ob der Enns, sondern Kammergüter seien — so unterblieb auch
diesmal die Audienz wiederum. Der Obrist von Hofkirchen überreichte die
Schrift allein dem Könige am 2. October und stellte mündlich vor, dass den
Städten und Märkten in der Tractation ihr Recht gewahrt und anerkannt
worden sei und fügte bei, dass des Königs Weigerung grosses Auf-
sehen machen werde. Er wurde auf den 5. zur Entgegennahme der
Resolution berufen. König Matthias setzte ihm mündlich auseinander, dass
in Privat- und Religionssachen der Bürgerstand nie mit den übrigen Stän-
den gemeinschaftlich sei vorgelassen worden. Man möge nicht weiter auf
ihn eindringen, da er nicht gerne weniger als die Stände sein
möchte. Auch er müsse an seinen Privilegien fest halten.
Mittlerweile war, da auch die katholischen Stände um Prolongirung
des Landtages nachsuchten, die Bewilligung dazu erfolgt und selbe am
6. October durch den Landmarschall vorgelesen worden. Aber auch schon
waren die Stände mit einem neuen Memorial bei der Hand , welches dem
Könige am 7. zu Eberstorf durch Wolf von Hofkirchen und Helmhart von
Jörger überreicht wurde. Nebst Wiederholung des schon oft Gehörten, wird
ein besonderer Nachdruck darauf gelegt, dass das römische Reich auf
diesen Landtag sehe, und der König, in dessen Hand Alles liege, sich
bei allen benachbarten „Suspicion" zuziehe.
Der König Matthias beantwortete dieses Memorial am 12. October, und
verwahrte sich diesmal besonders kräftig der Städte und Märkte wegen,
deren Abgeordnete einstimmig erklärt, dass sie Niemand bevollmächtigt,
haben, ausser wegen den Landesbewilligungen, mit den beiden Ständen zu
verhandeln ; diese sollen sich wegen der Bürgerschaften künftig nichts mehr
anraassen und Schriften, welche im Namen der drei Stände ausgefertigt
197
nach der \\ iederaufnahme dei Lan
Die St&nde Hessen am I.Novembei Memorial
.. [M'l lanIVn . in welchen IIa ihnen gern
die Reehl nlorungcn
(lar/ntiiim. Vorzuglich wurde herausgehoben, dl
Mim \riil<«>ln der Capitulation-Resolntion beschwer!
seien
Konig Matthias war nicht gewillt, jetzt hierauf Antwort zu geben. Im
Begriffe sum Landtage nach Preeebnrg zu gehen, vertröstete er die Stände
nftndlich auf die Wiederberofung des 5sterreichisehen Landtages und ge-
lohte. < inerSeits alles Versprochene erfüllen werde *). Allein
Lnde Hessen ihm keine Rahe. Schon am Tage nach dieser Erklärung,
am 13. November, übergaben sie ein neues Memorial, das er ebenfall
der mündlich beantwortete und durch welches er sich die Äusserung ab-
trotzen liesa, dass er die Stände beider Länder nie habe separiren,
sondern seine Erklärungen auf beide habe beziehen wollen *).
Selbst nachdem er Wien verlassen, wurde ihm noch eine Schrift nach-
gesebickt, welche ihn zu Haimburg erreichte, in der ihm für seine obige
Erklärung mit der Bemerkung gedankt wurde, dass „doch solche von erster
Schritt an unserer jetzigen Zusammenkunft über öfters unterthänigstes Ahn-
den . . . nie zu erlangen gewest."
Mich wird ihm die alte Drohung nochmal vorgehalten, dass er
treue welche Gedanken es bei den unirten Landen und
• hon werde, wenn er ohne Resolution das Land verlasse
. halten es die protestantischen Stände keineswegs bloss hei
,m Konig Matthias allhier bewenden lassen, sondern wie
ngedrohi, sich an die verbündeten Länder Tngern und Mäh-
lich der zusammentretende ungrische Reichs-
i Hilfe man den schwachen König zwingen zu können hoffte,
\ozii sie auch der einflussreiche Graf Turzo cr-
innnt'! i hrieb an ,,die evangelischen Stände Österreichs" am 16.
ihnen in Wien mündlich erklärt, dass ein Privat-
nichts thun könne: so müsse er auch gegenwärtig wie-
sieh durch Abgeordnete an die versammelten
wenden, die thun werden, was sich für Confuderirto gezieme.
r am M*. d. M.. dass die ungrischen Stände sich der
annehmen werden.
i ) Dies« Darstella tafselehnung in dem Manuseripts 7.u Ottens-
beim
.hang der R n. fT.
198
Überhaupt war der Verkehr zwischen dem Grafen und den Ständen
äusserst lebhaft. Ein Brief vom 14. November an Turzo ist bei Raupach
abgedruckt *), am 17. schreiben sie schon wieder, dass er ihren Brief von
Vorgestern werde erhalten haben mit der angeführten Bitte , sich des
bedrängten Vaterlandes anzunehmen a).
Zugleich wurde auch ein ständisches Mitglied, Hieronymns Gienger
mit Briefen an die ungrischen Gespanschaften, an die königlichen Freistädte
und den Reichstag abgeschickt mit Beischliessung des Memorials vom
1. November, welches auch ungeachtet des Wiederspruches des „persona-
lis Präsentia" Lippai in der vollen Versammlung der ungrischen Stände
abgelesen wurde.
Durch Gienger Hess Graf Turzo die Stände ermahnen, sich dem Könige
nach Möglichkeit zu accomodiren, da sowohl Trautson als der König selbst
sich gegen ihn erklärt haben, das Versprochene „sancte et illibate" zu hal-
ten. Zur Betreibung der Verhandlungen sollte eine Gesandtschaft nach
Pressburg kommen 3).
Da die Stände erst am letzten November in grösserer Anzahl zusammen
kommen wollten, um über die Absendung zu rathschlagen, wurde indessen
schon am 24. d. M. Dr. Zacharias Starzer mit Schreiben an die Stände Un-
gerns, den Grafen Turzo und die Stadt Pressburg abgeschickt*). Die Stadt
wurde ersucht, das Anliegen der Österreicher an die übrigen Städte zu
bringen und die Beschwerdeschrift der Stände in das Ungrische über-
setzen zu lassen.
Starzer soll seiner Instruction zufolge eine Erledigung der ständischen
Schriften, insbesondere der vom 1. November und einer [andern vom 24.,
welche ihm mitgegeben wurde 5) betreiben, dieselbe öffnen, und den Inhalt
nach Gestalt der Sachen den Verbündeten zu Pressburg mittheilen; er soll
dem Grafen Turzo das an ihn gerichtete Schreiben übergeben, ihm für
seine Bemühungen danken und ihm die Angelegenheit empfehlen 6).
Die Erscheinung Starzers war dem königlichen Hofe im hohen Grade
unangenehm, wesshalb man sich bemühte, ihn so schnell als möglich zu
verabschieden. Schon am Tage nach seiner Ankunft wurde ihm die könig-
liche Antwort mit dem Auftrage, sich zu entfernen, eingehändigt 7). Statt
zu gehorchen, forderte er am folgenden Tage, den 29. November, vor einer
ständischen Versammlung von beiläufig 70 Personen, dieselben auf, zu
1) 1. c. 169.
2) Ottensheim . . . pro sua prudentia singulari . . proque ea, quam erga
confessionem Augustanam habet, affectione et nuuquam satis laudato zelo . .
3) Giengers Relation zu Ottensheim.
4) An die Stände: . . . cum ea sit etiamnum Pontificiorum in hac Austria
affrenis (sie) licentia, ut impune contra . . regiam capitulationem delinquere . .
satagunt.
5) Kurzer Anhang 53.
6) Ottensheim.
7) Kurzer Anhang 64.
199
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Land lic Beschwerden <i •• i- After reicher »• t -i ••
.1 »Ml.
i iIomi Kontier Krenberg rar H
rerpiiohteter Diener bu niner •elehen Getandtaehafl habe können »erwen-
tnriederte tri Sein Geschäft *><-i nicht gegen den König, son-
ietn in dessen und «los Vaterlandei Infhehraen. Die Ungern seien als Ver-
bündete lediglich nur um Vermittlung angegangen worden and in s<
kein „Pin c tief ir* zur Verhinderung «Jos Land-
tags1).
Da sich aber auch der Graf TuriO für Starter verwendete , erhielt er
zuletzt die Bewilligung noch langer zu bleiben. Nebst Turzo's Verwendung
scheint Starten Drohung, dass seine Fortschaffung nichts nützen, sondern
die Schwierigkeit nur vermehren werde, Eindruck gemacht zu haben.
Zwar hatte Koni«; Matthias, sobald er Nachricht erhalten, von der durch
Patente ausgeschriebenen Versammlung der protestantischen Stände nach
Wien, die Zusammenkunft verboten, weil es sich nichl gebühre, derglei-
chen ohne sein Vorwissen zu thun; allein man kehrte sich nicht bloss nicht
daran, sondern beantwortete das Decret noch überdies in einer nicht eben
sehr höflichen Weise a).
Als Abgesandte wurden gewählt vier Personen aus jedem der drei
Stünde , je die Hälfte aus dem Lande unter der Enns und ob der Enns :
der unentbehrliche Tschernembl war ebenfalls unter ihnen. Die Gesandt-
schaft traf am 8. December in Pressburg ein. In ihrer Instruction vom 5. De-
cember war sie angewiesen : 1. Die Publication der Capitulations-Resolution
zu erwirken; 2. keine Audienz ohne Beisein des Bürgerstandes anzuneh-
men und 3. die Vermittlung der ungrischen Stände zu bewerkstelligen,
nebst noch einigen wenigen erheblichen Dingen. In einem mitgebrachten
Memoriale an den König hiess es: Bisher sei noch keine der Beschwerden
abgethan. woraus erhelle, dass man sie dem Könige entweder ganz verhal-
len (!) oder falsch vorgebildet habe. Offenbar wolle man die Stände nur er-
müden, um die Capitulations-Resolution dann ganz aufzuheben. Der König
möge doch einmal des Zögerns ein Ende machen, da es sich um Dinge
handle, die einer Berathung gar nicht mehr bedürfen 8).
Zu einer Audienz nach ihrem Wunsche konnten die Abgesandten unge-
achtet mehrerer Versuche und der Bemühungen des auf diesem Landtage
zum Palatin gewählten Grafen Turzo nicht gelangen, wohl aber bei den
Ständen Ungerns, vor welchen am 14. December Tschernembl die im An-
hange abgedruckte Rede hielt *). Die Ungern ermangelten auch nicht bei
König Matthias im Sinne der Österreicher sich zu verwenden, wurden aber
mit dem Bescheide abgewiesen, dass die Angelegenheiten der Österreicher
1) Ottensheim.
2) Kurzer Anhang 62 und 57.
3) Raupten IV, 261.
D N. I.
200
hierher nicht gehören1). Doch versprach König Matth'as dem Palatin. den
österreichischen Landtag auf den 3. Februar I6I0 wieder zu berufen, den
Streit der Städte und Märkte, wegen der Entscheidung desselben an-
lueim zu geben und das Kriegsvolk nach Bewilligung der nöthigen Gel-
der sofort abzudanken. Allein diese Anerbieten genügten nicht und Tscher-
nembl erklärte, dass jene Beschwerden, welche durch den König noch vor
dem Landtage behoben werden können, beseitigt werden müssten. Geschieht
dieses nicht, so werden die Propositionen nimmermehr in Angriff genommen;
die Trennung des Bürgerstandes wird nie zugegeben werden; die Stände
der Augsburger Confession haben ihr Kriegs volk aus eigenem Säckel (!)
bezahlt, wesshalb der Billigkeit gemäss die Katholischen dasselbe thun mö-
gen 2). König Matthias wiederholte seine Anerbietung noch einmal und
fügte bei : die Städte sind ein Stand, doch mit Condition und
Unterschied. Die gesammten Stände werden hierüber entscheiden, ihr
Ausspruch soll ratificirt werden.
Am 2. Jänner luden die ungrischen Stände die Österreicher ein, in der
Versammlung zu erscheinen, worauf man ihnen den Beschluss des Landtages
bekannt machte, dass die Conföderation der Landtafel einverleibt werden
soll. Bei diesem Anlasse sprach TschernembI die Abschiedsrede 3). Hierauf
kehrte die Gesandtschaft nach Wien zurück.
TschernembI hatte die ungrischen Stände aber auch noch um eine
„Specification der fructus confoederationis" angegangen, auf den Fall,
dass eine Vergleichung im kommenden Landtage nicht erzielt werden könnte.
Er wollte seiner Sache gewiss sein; allein die Gefragten entsprachen sicher
seinen Wünschen nicht, als sie ihm antworteten: Sie könnten solche dieser
Zeit nicht specificiren, weil sie in gar keinen Zweifel setzen, dass Sr. Ma-
jestät alles dasjenige, was sie den österreichischen Ständen zugesagt,
halten werden. Im Falle der Noth werden sie ihrer Schuldigkeit nach-
kommen *).
Auf den Rath des Palatins Turzo , welcher den Österreichern verheis-
sen hatte, sich beim Beginn des Landtages in Wien einzufinden, beschloss
man auch Mähren um die Abordnung einer Gesandtschaft anzugehen, wess-
halb TschernembI nebst Helmhart von Friedesheim aus dem Stande der Rit-
ter, und Hans Wolfart aus Wien, aus dem der Bürger, nach Olmütz geschickt
wurden, wo sie am 16. Jänner 1610 ankamen und am 19. d. M. vor dem
1) Raupach 1. c.
2) Mit unerbittlicher Consequenz schreibt auch hier TschernembI : civium
separatio . . . maximum fuit eorum gravaminum, quae sub Caes. Maj. regimine perpessi
suraus; jam vero si ideo a Caes. Maj. ad regimen suae Maj. regia; confugimus, ut
medelam gravaminum (prout id S. R. Maj. publico impressoque scripto polli-
cita est) sentiamus, cives autem etiamnum . . segregari pateremur, consequens
foret, Caes. Maj. inique a nobis . . fuisse incusatam.
3) Nr. II.
4) Ottensheim.
201
te ihre Werbui
nembli en ' i.
il M. erfolgte (In- Bescheid: Die inH <I<t l nion
wolii eingedenk und werden im Bitten roi der Hand
eine Deputation nach W Md in \ orlilleiiilen
L 11 1 enheiten sogleich Msssregeln tu ergreifen Ist nnnothig, da
die Landoffici* des erforderlichen Auf tri eben sind. \\
sieh Abgeordnet« ans Steiermark <-i iflnden, so wird man sie zu ihrer Zu-
friedenheit bescheiden.
Die Wahl in der bevorstehenden Sendung fiel auf den Grafen Tharn,
Friedrich von Teufenbach, Johann lvter Zwaleky und Sigmund Wolf
Jank ine und auf Slalinio. Landburggraf). Ihre vom Car-
dinal Dietrichstein unterfertigte Instruction war eine Wiederholung der Red«
TschernembTs und trug ihnen auf, auf Publicirung der Resolution hinzu-
wirken, da es doch sonderbar wäre, wenn es in des Gegentbeils Will-
k ü h r stände, königliche II e s o 1 u t i o n e n , Siegel und Unter-
schrift anzuerkennen oder zu verwerfen. Blieben alle Dinge,
wie früher, so würde man sich ja selbst als gegen die kaiserliche Majestät
meineidig anklagen. Ebenso sollen sie antragen auf die Entfernung des
Bischofs Kiesel, der „ein unfriedsamer und guter politischer Regierung
schädlicher Mensch'*: auf Gleichstellung der Bürgerschaft.
Aber auch um andere Fürsprache hatten sich die protestantischen
tehen, um ihren Landesfürsten zu zwingen, die erlassene Re-
solution in ihrem Sinne zu verstehen und zu bewilligen, von Seite der
ten der Union. Ihr Schreiben vom Jänner 1610 an Konig Matthias ist
ein wahrer Anabund von Insolenz gegen einen König und Fürsten: ..Fried-
ige Leute wollen die Städte von den Standen trennen und dieselben mit
ihren päpstlichen Lehren und vermeinten Rechten vertilgen und ausrotten.
Dergleichen plpat He he Practiken haben in Siebenbürgen, Ungern,
reu. Böhmen und Schlesien viel Unglück gestiftet und würden auch dem
latthias, der der Reichatande Reistand wohl bedürfen möchte, Scha-
den bringen. Er möge Rathgebern. welche die Capitulations-Resolulion
d u reimlosen -) und durch verkehrte Deutelei beschneiden wollen, nicht
Weiter nachhängen. Es ist schon ganz Deutschland voll und kündig; dass
mit dem Bxerciüo Religionis, mit Kindstaufen, Ersetzung «1er Ämter . . .
oftgedachter Capitulaüon nicht vollkommen nachgesetzt a. S. IT." Das macht
im Reiche wenig Vertrauen, wenig guter Anectiou
brend Tachernembl in Mähren war, fanden die Stände neuerdings
DOthwendig, den König zu versichern, dass vor Bewilligung ihrer Forde«
rungeo Keine Landtagshandlung stattfinden kenne, um so weniger, da auch
srerden vorgekommen seien, t nter diesen wird auch die
t ) Im Anhange Nr. III.
Mbf kl.inliche Anspielung auf Kiesel
schrieb.
!. IV, 272.
202
angeführt, das» „bei hiesiger Stadt Wien diss Jahr, welches bei Menschen
Gedenken nie beschehen, keiner der augsburgischen Confession
zugethan, weder in dem innern und äussern Rath, noch auf
die Seh rannen, sondern Ausländer, Handwerksleut genommen wor-
den". . . . Ferner werde gehört, dass man damit umgehe, das Dampierre-
und Dornische Kriegsvolk um Wien herum zu quartieren und es sei zu ver-
muthen, das es zur Effectuirung desjenigen E. M. furnemen Raths Gutach-
ten angesehen sei , welcher, als er zu solcher Quartierung auch gerathen,
sich ohne allen Scheu vernehmen lassen, E. M. sollten dasjenige, was sie
in Willen haben, vollziehen" 1). Drei Tage nach der Übergabe dieser Schrift
wurden die drei Rürger , die sich bei der Gesandtschaft in Pressburg be-
funden hatten, auf königlichen Befehl vor den Stadtrath in Wien berufen
und befragt: auf wessen Befehl und in wessen Auftrag, auf wessen Unkosten
sie in Pressburg gewesen? Sie gaben den Matthäus Beck und Michael Glue-
knecht und diese einige Zunft- und Zechmeister an 3). Offenbar war die
Blüthezeit des Protestantismus in Wien vorüber.
Indessen war die Zeit der Wiederaufnahme des österreichischen Land-
tages herangekommen, die mährische Deputation und der Palatin in Wien
angelangt.
Dieser führte gleich Anfangs eine drohende Sprache. Als nämlich am
5. Februar die königlichen Räthe zu ihm kamen , um sich wegen des Zer-
würfnisses mit den protestantischen Ständen zu besprechen, äusserte er,
dass es zu einem „Generalkriege" in allen unirten Ländern kommen
würde, wenn die Stände nicht befriedigt werden. Die Ungern haben den
Matthias vorzüglich aus dem Grunde zum Könige gewählt, weil ihm Mähren
und Österreich zugehörte; sonst hätten sie wohl einen Unger ge-
wählt und komme es zum Kriege, so seien sie gezwungen,
ein Haupt zu wählen, das stark zuSchutz undBeistand sei
damit auf Polen gedeutet"3).
Bei diesem Anlasse hatte man sich auch über das bei den Verhandlun-
gen einzuhaltende Verfahren geeinigt. Der König sollte am 6. Februar die
gesammten Stände berufen und die Propositionen vortragen ; dann sollen die
Stände beider Religionen vor den Vermittelnden aus Ungern und Mähren
ihre Nothdurften vortragen. Allein die protestantischen Stände wollten nicht
unterhandeln, sondern einfach die Gewährung aller ihrer For-
dler ungen. Der Palatin musste nachgeben, weil auch die mährischen De-
putaten den Ständen zustimmten. Diese hatten auch schon wieder ein Me-
morial bei der Hand, das sie dem Könige, der am Podagra zu Bette lag,
unverzüglich übergeben wollten. Als sie dennoch mit Ungestüm Audienz
verlangten, brach endlich auch dem geduldigen Grafen Trautson die Geduld,
dass er in die Worte ausbrach: Die evangelischen Stände würden doch ihro
1) Raupach IV, 171 der Beilagen.
2) 1. c. 280.
3) Ottensheim.
-I aut
dennoeh ♦ l»is dulden und iln ' i.
[Ke II. •Solution auf di€ Itegehren der |Mol('s[aiilisc|,rn B
de winde ihnen endlich am 1<>. Kehruar durch den königlichen See
('iirisio,)ii Qrtpler ftberfebea. Sie Ifl juf
eben \s ie toi- t : her konig ist BIIkMmNI, lest und st.«l /.u hallen. R
am 10. Mar/. h»»><> versprochen I al. auch die mündliche F.rkl
der Städte und Markte. Allein die zwei politisch.
sehen Confessiou wollen <liese \om Könige ah und zu sich ziehen. Der
Landtag wurde zusanuuenberut'en. um Einigkeit zwischen den Ständen bei-
der Religionen zu stiften und sieh zu vergleichen. ■ .so\ iel. . .unverletzt bei-
der Theiie Ehren und Gewissen sein können." Er hat sich der Hoffnung hin-
gegeben, die Stände werden zufrieden sein und ihrem Erbieten nach zu den
Propositionen greifen. Allein der Konig hat die Erfahrung gemacht, dass
die protestantischen Stände nicht achtend, was er „auch mit sonderer Offen-
sion aller katholischen Potentaten und Fürsten" vermeint, kein Verspre-
chen halten und ihr früheres Betragen noch „mit etlich ehrenrühri-
gen Anzügen vermehren." Es geht daraus klar hervor, dass ihnen
ara Frieden nichts gelegen , sondern ihr Streben nur dahin gerichtet ist,
ihrem Könige Verdruss zu machen. Nicht um sich mit seinen Unterthanen in
Streit einzulassen, sondern nur um besserer Erläuterung wegen, will er Eini-
ges beisetzen.
1. In Landtagssachen sind die Länder unter und ob der Enns getrennt;
in Sachen der Resolution vom 19. März wird man stets beide zusammenneh-
men. Als bei Gelegenheit der Cessio» der österreichischen Länder nur ein
Diplom ausgefertigt worden, haben die ob der Ennser protestirt und ein
eigenes, auf sie allein lautendes verlangt und erhalten. Mit Unrecht mischen
sie sich nun in den Landtag von unter der Enns in einer Weise, dass auf
ihr Einschreiten die Vornahme der Propositionen hinter-
s teilig gemacht worden ist.
2. Die Städte und Märkte sind Kammergut , dieses ist so sonnenklar,
dass die Stände es nimmermehr in Abrede stellen würden, wenn sie nicht
fürehteten, das Religionsprivilegium gehe damit zu Grund. Hiefür werden
weitläufige Beweise angeführt, und dabei die Unredlichkeit der Stände
strenge gerügt, durch die das Gegentheil „in alle Länder hinaus spargirt
wird
3. Ebenso unwahr ist das Vorgeben, den resolvirten Artikeln sei kein
Genügen geschehen. Das unparteiische Judicium ist erst nach dem Land-
tage, dessen Prolongirung die protestantischen Stände zuerst nachgesucht.
zu bestellen, und dieses erst hat wegen Inzerstorf und Hernais zu be-
stimmen.
^. Wegen seines Benehmens gegen die Bürger wird der König nicht
den Ständen Hede stehen. Was ohne sein Vorwissen gethan worden sein
I) Raupach 1. c. 283.
204
soll, (las wird abgestellt werden; der Recnrs an ihn bleibt ihnen bei allen
Beschwerden ohnehin offen.
Was ausser diesen Fällen noch auf Erledigung harrt, kann nur in und
nach dem Landtage , den sie immer hinausschieben, geschlichtet werden.
Die Stände tasten ihren gesalbten König und seine Räthe
mit ehrenrührigen Vorwürfen an, verleumden ihn in allen
Ländern, machen aus ihrer Privatsache eine allgemeine,
und massen sich supremum Judicium an. Selbst in Wien scheut
man sich nicht in die fürstliche Gerichtsbarkeit einzugreifen. Die Sache
sieht mehr einer Nöthigung, als eine r Nothd urf t gleich.
Der König hat gethan, was kein anderer Fürst im Reiche; sich den Unwil-
len aller katholischen Fürsten und manchen Kränkungen ausgesetzt; dafür
findet er bei den protestantischen Ständen statt Mitleid Misshan dlung.
Nachträglich wurde noch unter dem 19. Februar wiederholt das Ver-
sprechen beigefügt, dass der König die Städte, wie das unter seinen Vor-
eltern geschehen, als den vierten Stand ansehen wolle 1).
Auch die katholischen Stände fanden sich veranlasst, sich gegen den
ihnen gemachten Vorwurf zu vertheidigen, als ob sie den Fortgang des
Landtages im Herbste des vergangenen Jahres verhindert haben, und zwar
bloss durch die einfache Erzählung des Verlaufes ; sie widersprechen der
Behauptung, dass nur fünf Mitglieder des Herren- und eben so viele des
Ritterstandes um Vertagung gebeten haben. Dieses geschah von den ge-
sammten vier katholischen Ständen. Den Vorwurf, dass bei der Sitzung
der katholischen Stände am 5. October 1609, Kiesel dem alten Herkommen
zuwieder den Vorsitz geführt habe3), wird damit begegnet, es sei geschehen,
weil er der Vornehmste im Ausschusse gewesen und ihn der Landmarschall
selbst wiederholt dazu aufgefordert habe. Übrigens gehe die protestanti-
schen Stände die Sache, ob der Bischof, welchem sie den Titel „Herr" zur
Beschimpfung versagen, oder ein anderer die Umfrage gehalten, nichts an 3).
Bei den bisherigen Verhandlungen waren sich die Parteien um keinen
Schritt näher gekommen. So wahr und begründet auch die königliche Re-
solution vom 16. Februar an allen ihren Theilen Avar, und so sicher sie aut
Erfolg hätte rechnen dürfen , wenn die Verhandlung vor einem unparteii-
schen Gerichtshofe hätte entschieden werden können, so erfolglos war sie
einer Partei gegenüber, welche gar keinen Zweifel an der Rechtmässig-
keit ihrer Forderungen Raum geben wollte und die sich noch überdies
ihrer Stärke wohl bewusst war und einem Führer gehorchte, der unver-
rückten Ganges auf sein Ziel lossteuerte. Eben um diese Zeit ging Kaiser
Rudolf sehr ernstlich mit dem Plane um, seinem Bruder wieder zu entreis-
sen, was er ihm 1608 gezwungen abgetreten hatte, vor allem andern aber
Osterreich. Schon seit längerer Zeit stand er mit den protestantischen Stän-
den in Verbindung und Hess es an den lockendsten Anerbietungen nicht
1) Ottensheim,
2) S. Kurzer Anhang, S. 11.
3) Ottensheim.
205
ermangeln. In Passen ward« inr Ausführung dieser Absichten Volk
ben Diese Gefahren erwogen «1 i «*■ katholischen Stände und boten «I nr<-li
•Ich Palatin die Hände Bur Einigung. Zögernd iiimI an willig gingen die
r auf den Vorschlag des Paletini ein, mit denselben <■ i in- /iUHammcn-
konfl zu halten.
Dies.» fand denn auch am :>0. Ecbruar Stall, bei wvlcher di-r Palatin
eine lateinische, rar Einigkeit mahnende Rede hielt ' i. Bs kam diesmal
noch ku keinem Vergleich« Die königlichen Käthe ersachten endiieh den
Palatin reihst. Vergloichongsartikel sa entwerfen, was eraaehthat.
K Maiiiiias üess sich selbe gefallen *), nnd sarh jfinr ins den prsiostsa
! änden, welchen er sie mittheilte. Bei einer Zusammenkunft am
8t, trug er dieselben anormal ror und fragte die katholischen Stände i
:l seien, dieselben anzunehmen und die der augsburgischen Con-
i in der Religion nicht so beschweren?8)
In ihrem Namen bejahte Graf Traulson beide Fragen, die protestanti-
schen aber nur unter so vielen Vorbehalten, dass die Zusage beinahe illuso-
risch geworden wiire. Die angenommenen Artikel sind folgende:
I, Alle Zusagen, welche in der Resolution vom 19. März sind gemacht
worden, werden erfallt; was noch unausgeführt ist , soll bald vollzogen
werden. Heide Theile werden bei ihrer Religion gehandhabt.
k2. Eine fernere Publication des königlieben Decrets (der sogenannten
Capitulations-Resolution) ist unnothig, weil es der Palatin den gesammten
Ständen öffentlich vorgelesen bat.
Die .Städte und Märkte werden als der vierte Stand anerkannt, das
ihnen in Religionssachen mündlich Zugesagte wird gehalten; sie werden
ii Freiheiten und Vorzügen gehandhabt, welche sie bei des Königs
ihren genossen haben.
Kein Theil wird den andern beunruhigen; im Politischen werden
meinsehaftlich handeln und sich alles dieses gegenseitig zusagen4).
••e gegenseitigen feierlichen Zusagen erfolgten endlich am 1. März
auf dem Landhau. e in Wien für die Stände unter der Enns. Zum Schlüsse
i die Protestanten auch noch die gemeinsame Audienz mit den
rn heim Könige und die Zulassung derselben" bei den Zusammenkünf-
der evangelischen Stände."
l»ie lange peinliche Streitigkeit endete für diesmal am 3. März HilO
mit einer Audienz, der protestantischen Stände-Ausschüsse, wo abermals
Tscbernemhl Wortführer war'-).
n Palatin. welcher sogleich abreiste, folgte Tschernembl mit andern,
um eine VttestaHen des Erlangten zu erhalten. Sie fiel nicht ganz
i ) im anhange Nr. iv.
Itei diesem Anlasse sagte er zum Palatin . SfaefSUsel
•in Kind hielt, i
1 I ' \ .
» i Klievenhill.T VII. .
I. der Zugaben.
206
Wunsch aus, da man sie gerne weitläufiger gehabt hätte, insbesondere in
Bezugnahme auf die ausgesprochenen Bedenken der protestantischen Stände
und die mündlichen Erklärungen des Königs. Doch war jede Bemühung
umsonst *), An dem Präsente eines Freihauses in Wien im Werthe von
Ü — 10 T. Gulden für den Palatin Turzo, mussten die Katholischen eben-
falls mitzahlen.
Auf die Weise war denn nach unendlich langen und peinlichen Streitigkei-
ten und Verhandlungen abermals ein Waffenstillstand geschlossen, wiederum
zum grössten Nachtheile des landesfürstlichen Ansehens, denn auch diesmal
wie früher war der König in allen Puncten, welche zu einer Entscheidung
gediehen waren, unterlegen und zur Nachgiebigkeit gezwungen worden,
die Folgen würden noch auffallender und die Herabwürdigung des landes-
herrlichen Ansehens würde noch augenfälliger geworden sein, wenn nicht
Umstände dazwischen getreten wären, welche es einem kräftigen und mit
überwiegender Geistesschärfe ausgerüsteten Manne, wie Bischof Kiesel
unstreitig war, möglich gemacht hätten, dem gänzlichen Zerfalle zu steuern
und die Keime einer künftigen Wiederherstellung zu pflegen. Wir haben
oben schon bemerkt, dass die Blüthezeit des Protestantismus schon vorüber
war. In das eigentliche Volk war er nirgends tiefer eingedrungen ; man
hatte es zum Abfalle entweder gezwungen oder es um seinen alten Glauben
betrogen. In den Städten unter der Enns war seit dem Regierungsantritte
Kaiser Rudolfs eine grosse Veränderung vorgegangen und in den meisten
derselben herrschte der Katholicismus wieder ausschliesslich oder hatte
doch das Übergewicht. Überhaupt hatte sich der Katholicismus wieder zu-
sammengenommen; an der Spitze der Klöster walteten wieder Prälaten, die
sich ihres Glaubens und ihrer Stellung bewusst waren. Tschernembl und seine
Genossen fanden für ihre undeutschen Bestrebungen keinen rechten
Boden mehr, wie sich später deutlich zeigte, als sie endlich ihre letzte
Karte ausspielen wollten. Wenn auch 1609 viele Tausende aus Wien zu den
Predigten nach Hernais hinaus liefen, so war es sicher nicht bloss Begeiste-
rung für den Protestantismus. Wäre dieses der Fall gewesen, wie hätten
dann einige Cürrassiere hingereicht, eine Stadt wie Wien, vor dessen Tho-
ren die böhmische Armee stand, so einzuschüchtern, dass sie nicht bloss
ruhig geblieben, sondern noch überdies für den schwer bedrängten Fürsten
bewaffnet und ihn gerettet hätte.
Ferner wenn uns die protestantischen Stände in ihren Forderungen
als eine fest verbündete, unzertrennliche Masse gegenüber zn stehen
scheinen, so ist dieses doch nicht so ganz der Fall. Viele aus dem Adel
wie das immer und überall zu geschehen pflegt, wo man unter einem ener-
gischen Führer einem schwachen Feind gegenüber steht, folgten der Par-
teisache keineswegs freudig, ja nicht einmal ganz freiwillig, sondern
mehr bewusstlos oder mit innerm Wiederstreben. Dann aber auch herrschte
eine tiefe Spaltung unter den Mitgliedern und den Verwandten der augs-
burgischen Co nfession, wie sie sich zwar in den öffentlichen Schriften
i) Die Attestation bei Raupach, 1. c. S. 181 der Beilagen.
>07
ii. \ icle. namentlich auch Tschcrneinbl und i i )m* i'li a u j» t die Führer.
Lehre Cal\ ins, w esshalb man sich auch so tief mit iln
I il\ inisehen l'nion cinliess. Dans sich aber diese beiden C<
tüdtlieh hassten. ist bekannt genug. Eben lim diese Zeit schrieb De. Ilaten-
retl'er aus Tübingen einem Prediger in < Kterreich warnend /.n: \\ 'aeliet in
den österreichischen Kirchen, dass nicht durch die Hinterpl'urle der noch
hl u t du rs t i £o r c calvinische Teulel eindriii- ••. wahrend der Esauisrhc
eder Edomitische (der Katholieismus) sich durch eine Öffnung zu entfernen
scheint ')• Sehen 1677 erklärte der älteste Sohn des Freiherrn von Hofkir-
chen, dass er von seinen calvinischen Meinungen nicht weichen wolle, wenn
es ihm auch das Lehen kosten sollte8). Einer der eintlussreichsten Herren,
hart von Starhemberg. war ebenfalls sehr calvinisch und eifrig8).
Sehr merkwürdig ist in dieser Beziehung, was I. V. Andrea in seiner
Selbstbiographie hierüber berichtet. Er reiste 1619 unter den Auspicien
des Herzogs von Württemberg nach Österreich, um zu wirken für die Be-
festigung des Luthertliums, dem Calvinismus gegenüber. In Linz klagte ihn
der aus Kcpplers Leben bekannte M. Daniel Hitzler: „es fehle nicht an Leu-
ten, und zwar seihst von den Vornehmsten , die entweder öffentlich dem
vermeinten Scharfsinne der anders Glaubenden Beifall geben, oder sich ihm
n erfen, oder es auch nicht wagen, sich Männern von solcher Feinheit
und Gelehrsamkeit zu widersetzen . . . Wollte ihnen, die schon lange an der
Finsternis» sich ergötzen, jemand öffentlich widersprechen, so werde eine
unangenehme Sache zur Unzeit aufgerüttelt und so erliege endlich — was
sie wünschen — die Religion unter der Masse der politischen Bewegungen.
Doch e« seien noch einige treue Anhänger der unverfälschten Augsbur-
ntessiun übrig, die sich durch Geburt, Talent und Frömmigkeit aus-
zeichnen. Durch ihren Eiter, ihr Ansehen und ihre Wachsamkeit seie jene
umherschleichende Religion bisher in Schranken gehalten
iilte ihm der eifrig lutherische Ludwig von Hohen-
feld: . . ..einige, die entweder menschliche Gründe oder Irrthum dahin
reisse. denken nicht so" (wie er); ja es stehen sogar diejenigen im Wege,
die in den vornehmsten Ämtern stehen und durch Talent und Beredsamkeit
sieh auszeichnen. Doeh seien die augsburgischen Confessions-Verwandten
stärker und unter ihnen zeichnen sich einige aus, die den heimlichen Ver-
tuhrern furchtbar seien."
Bartholomä von Dietrichstein äusserte: er verabscheue die Grübeleien
Ivinisten sehr und suche die Simplicität der Lutheraner gegen die
Hinterlistigen zu vertheidigen . . . Er habe ihren verfänglichen Anträgen
muthig widerstanden. Karl von Jörger sagte, dass die Calvinisten sich so
hoch erheben und den Mund weit öffnen *).
1) Raupach 1. c. 302.
2) Uaupach, Presbvterolog. k9.
3) Kiesel, bei lUmmer-Purgalall II, II. 363.
%) Seybold 1. c. 89 und 369.
208
Dass sich aber beide Parteien mit Misstrauen bewachten, und ungeach-
tet des lästeren Anscheines von Einigkeit innerlich gespalten waren, kam
der Regierung, an deren Spitze ein Kiesel stand, zum Vortheile.
Nr. I.
Rede, welche Tschernembl am 14. December 1009 vor den ungrischen Reichsständen
gehalten.
Illustrissinie , inclyti Hungarise regni domine Palatine ; illustrissimi,
speclabiles, magnilici, generosi, nobiles, egregii ac prudentes, inclytse co-
ronse proceres, magnates atque ordines , amplissimi domini vicini ac uti
fratres observandissimi!
Ordines archiducatus Austrise inferioris superiorisque baronum nobi-
lium atque civitatum evangelici duabus de causis nos ablegarunt, primum
ut a serenissimo rege, archiduce et domino nostro clementissimo earum
rerum impetraremus expeditionem, quse nuper cum in transactione Vien-
nensi, tum vero etiam post regiae majestatis nomine ordinibus nostris optima
fide promissa conclusaque fuere. Deinde, quo id commodius succederet, ut
inclyti hujus regni dominis magnatibus et ordinibus prsestantissimis denun-
ciata prius nomine prwdictorum Austriacorum statuum faustissima saluta-
tione atque ofFiciorum servitiorumque debita promptitudine, benevolentia
perpetua observantiaque singulari, bis insuper redditis. Credentialibus om-
nem non modo rerum nostrarum statum fideliter communicaremus sed etiam
ab illis maxima diligentia contenderemus, ut constantissima eorum interces-
sione, consilio assistentiaque fidissima adesse huic causae nostrae pro summo
mutuae confoederationis jure vellent. His itaque inhärentes ea, qua ad rem
maxime videbuntur necessaria, paucis exponemus. Est enim obscurum ne-
mini tanta nos superiori tempore pacis public* concordiaeque cupiditate
atque studio flagrasse, sicque belli civilis nomen suspicionemque abhorruissc,
ut etiam de jure nostro , quo tarnen divo Ferdinando divoque Maximiliano
imperatoribus libere potiti , post modum vero per vim regiminis atque inju-
riam dejecti fuimus, concedere plurimum regiasque suae majestati, quse nos
tum saepius paterne monuit, sibi ut non diffideremus , sese re prsestituram
amplius quam non polliceatur verbis aut scriptura, morem gerere satius
duxerimus , quam nimium cavendo nobis (ut tum videbatur nonnemini) ex-
tremse diffidentise crimen invidiamque in nos omnium concitare. Fuere
itaque tum temporis capita qusedam mandata literis, quaedam vero saltem
asseverata, cum per ipsum dominum regem dominum nostrum clementissi-
mum, tum voluntate hujus atque jussu per consiliarios intimos, exquibus
pauca admodum effectui data, ut nisi sanctius hsec observentur deinceps,
promissis reliquis non aegre possimus carere. Communicata procul dubio
legerunt illustrissiniEe , generosse, spectabiles et magnificae dominationes
vestrse exemplar resolutionis regia! attestatorum dominorum Moravorum J)
1) Londorp, Meyer IX, 431—447.
qui tum ae iaterpuauernat ; item relatio&ii Legatorom Auatriacoruai optima
tiil.« conacripte , videlieel «1«' rite coaatitueade cOBailio aaliao, de adaaisi-
•Iratione jadicioram legitima; de diatributiooe officiorano omniaa sim- dif-
iVrt'ntia reu- innis iiloiicis . ,|in»s nrdines prnunciaruin csst-nt pn.posituri ;
dt dimitteadii quanaprimam eqaitoaa pedllamqac <«»i»üs; »l»' liberc
dii i-iv ums in oivitatea, da Libero relifienia oa« eivioai exira divitalaa et
tjuae sunt atia« Sed quid opea ee( dm reeeaaefel \ ix nliiis aal arlieotai U>U
reeolntiooe comprehensoa , vij aliquod IraBaaeÜoaia meaabreai perexiguo
hoc paucarttfli Ia aalten mensiuin intervalla iategre aervatnm. Servalen?
Ai etiam cumulantur superiora gravaauna u<>
Id \ »'1 ex hoc mm liquet, quod nunc civitatum ordinam ecteria ordini-
l»us perpetuo qaodara ac aeeeaeaiio quidem vineulo conjunetissimum a aebia
(livellere conantur neque ferri posse palam ostenditur, ut hujus ordinis gytr
v amina Beatria adjungantur aut sinuil oft'erantur. Neque enim reticeri debet,
quod ab eo tempore, quo buc aeeessimus, sexies petita audientia impetrari,
eoaditioBe non potait, ut legati civium disjungerentur. Id cum esset
ab inslructionc nostra alienum. perinde i'uil alque esset denegata audientia
adee, ut a coramaai prineipis aoatri aditu nunc civitatum ordo arceatur atque
exeludatur. Id vero quam sit indignum , quam praeter inorem majorum.
quanla etiam cum civium calamitate atque praejudieio caeterorum ordinum
conjuiictum, eo imprimis scripto ostensum est, quod regiae suae majestati
kalendis Novembiis ordinal evangelici exhibuere '). Hoc inquam atque in
sequentibus libellis, quos poslea buc transmisimus supplices, alia, quoque
gravamina recentiora comnniuorantur. Equidem pollicetur regia majestas
qu«e ejus est dementia . virlus, iides et ad incolumitatein publicam minime
dubitanda propensio , sauclissimam promissorum omnium Observationen»,
cujus rei sane t« i sunius et alii. At quis promissoi um finis est aut
frueiaa, n i -. i aliquando res ipsa respondeat? Promittuittur salutaria, at
iiniis; überlas asseveratur, servitulis c< mmoda experimur :
itur. concordia, tranquillitas , eonjunetio ordinum, at seinina
iiiiiiiieiliarum. diaaidioraB), contentionum versantur ob oculos; non tolluntur
8 medio, accumulantur. Nunquam ego persuaderi mihi paliar. ut ejus nie
fundi firmen ac ■labilen esse peaaeaaoren profitear, undc me per vim ejee-
tum ab hoste rapilalissimo sentiam. Non secus ac de tide et officio verae
amicitiae deque t'ruelu reclissimae cont'ouderationis gloriari nemo debet, nisi
(|iii bajoi subsidio >e sublevalum esse insigni aliqua adversitate vere testari
polest; sie in speeiem tautum ac fruslra promittuntur, quae re non praestan-
tur. Quanquam regiam suam majeslatem nemo certe ex noslris est, quin
habcat probe exeusatam , quando cognita ejus palerna voluntas lam erga
noslros (jiiain arga t'alboiicos Romanos nmnibus et perspecla est, namque
omnium quendas admittit . ne(jue exiguam dementia* su.'e beiti^nitatisque
higniticatinii.in drelarat mniiilms: sed quid laeias? Noa ut hie in Hungaria
sua majestas. sie ftpad ata in AuatrU lifii i-elinquilur sua serenilas: obrui-
1) I Innig M 0V1 Kclatiuii «t.-r uiiUm - -nnl • b ■ r«> - 1 •■ r i .' i < tt i >ch»n
evang«*ILs< I
Areah i\ U
210
tur, obtunditur importunitate eorum , quibus dignitas nisi in corruptela
patri« esse nulla potest. Neque tarnen est , cur propterea spem hujus
emendationis mali abjiciamus omnem, hoc pr»sertim prudentissitno domino-
rum procerum atque ordinum consilio , hac causae sequitate, hac animorum
nostrorum conjunctione neque adhuc dissolutis comitiis ; quse si peracta
jam et soluta essent, nunquatn tarnen cessabit unio rite munere suo fungi.
Vereor saepenumero illustrissimi domini proceres atque ordines dignissimi,
ne grave cuiquam videatur occupari ex hac unionis lege rebus externis,
dum pacatä patriä commode gaudere liceat.
Ut si hasc suspicio de aliis, non ita certe de tanta virtute tantaque nobi-
litate , viris heroibus, quibus vel ipse testis sum, gratissimum aliquando
fuisse Austriacorum evangeiicorum incredibile desiderium atque Studium in
restituendo rerum Hungaricarum valde tum periclitantium statu, in san-
ciendo foedere atque unione pro salute communi, qua sine res Hungarorum
consistere diutius non videbantur, ni recuperanda, atque in patriam redu-
cenda vetustissima hujus regni corona. Satis tum sopila multis videbatur
Austria, non defuere illecebrse promissorum, qua* animos spe varia delinitos
multorum reddere studerent alienos. Neque etiam neminem hsec movebant,
negotium suscipi gravissimi momenti, rem rarissimi exempli , magnse difti-
cultatis, multi temporis magnorum sumptuum neque sine periculo ; verum
praavaluit sequitatis consideratio jusque confoederalionis sanctissimum, ut
salutem inclyti hujus regni omnibus rationibus nostris anteponeremus.
Itaque feiiciter res suecessit et regno et regi et provinciis unitis sie propi-
ciante deo rerum omnium duce; successura etiam proeul dubio post haec si
vicissim Austriam varia forluna nunc jaetatam domini proceres atque ordi-
nes censuerint pari voluntate opitulandam ; firmissimum enim ac certissimum
rebus in adversis praBsidium cuique salus est confoederatorum vere amico-
rum eorumque vicinorum.
Plura lubens hie prsetereo, ne quidquam videainur submonere atque iis
ut satis l'aciamus , qui forte expeetant avide quam tandem assistentiam ab
magnificis dominis proceribus et ordinibus pr»3stantissimis exigere videan-
tur Austriaci :
Nimirum unice hi contendunt et rogant, ut illustrissima? , magnificae,
generös» ac prudentes dominationes vestr« antequam comitia dissolvantur,
confoederationem nostram albo seu regio iilsro inseri haud gravate jubeant ;
Deinde ut a sua regia majestate sive intercedendo sive qua videbitur
aliä commoda ralione impeti are studeant planam resolutionem ad scriptum
ordinum evangeiicorum regia? sua majestati kalendis Novembris submisse
exhibitum, cujus inter alia piacipue capita fuere:
1. Primo ut S. R. Mas civium ordinem evangeiicorum disjungi a nobis
imposterum non pateretur.
2. Deinde ut tota transactio Viennensis jussu regio per Austriam quam
primum promulgaretur.
3. Tum utofFicia, dignitates, munia nulla habita religionis differentia
viris idoneis distribuerentnr , quos tarnen ordines provinciarum essent s. r.
M" denominaturi.
gl I
.1 ni uitinibus gravaininibut atque in <[ u .«- hacl
contra transaclionem Yiennensem eontigerunt, quam primui NM
iiquo inulctaionlur qui tcmcrilalc aliqua iinp
Dcnique, n( equitum. pcdilumque copi.c (|iiaiii|iriiniiiii dimilterentur.
Consullu DOM ila brcvilcr in capila dislinviimis . <|iio possci.l lacilius a
- eomprehondi.
QaasamOi illuslrissiu, ,;,*. prudenles dominationes
vostras. cum tieri non possil. quin rebus bis cxlcrnis aliquid dohii dnmi-
natiouibus vestris suborialur. ul si «juiil «li t'tieti 1 tat ih hie scnserint. ralioiuin
a nobis exposcere non graveulur. Dabimus enim operam, ul experiantur,
nihil a eea rem Maj' per uns expeti, nisi oplimo jure BOOtre. (um <;eleris
Catholicis Homanis quoque paeem , enneordiam excepta tarnen
tiaruin reli«; i*»nis<j ut* ratione, qua- soli deo debetur - studio««' colemus.
Erit idipsum quoque cum seinpiterna inelylae hujus nationis laude conjunc-
tum, quse niniirum hac ratione erexeril et coniirmarit animos eorum , cpii
ab eo tempore, quo nuper suseepta coronatio fuit, de utilitate fruetuque
sanetissim» nostrse unionis subdubitare saepius coeperunt. Recte praeterea
sapienterque consuluerit R. s. Majestatis ulililalibus atque commodis, con-
suluerit Austria», consuluerit paci publica? otio et tranquillitati vicinarum
provinciarum nosque gratissimaaeternaque aeeepti beneücii memoria sibi de-
vinxerit, cujus addueti spe indubitata illustrissimis speetabilibus, magn'1',
generosis dominationibus vestris debitamstudiorumofficiorumque promptitu-
dinem nomine triam Austriae utriusque ordinum evangelicorum perpetuam-
que observantiam etiam atque etiam deferimus.
Aus einem Folianten im Scblosse Oltensbeim.
Nr. II.
Rede, welche Tscbernembl an» 2. .liimier 1610 vor l>fl iiNjrrisrhen hVhhssfänden
trehalteii.
(Aus einem Folianten im Schlosse Ottensheim.)
Illustrissime domine Palatine, domini illuslrissimi, speetabil«
tiei, genoroei, egregii ot prudenles. domini et amici observandissimi !
Fuimus haelenus summa in oxpeclationo equiduam contra pelitiones
trium evangelicoruiii ordinum Austria- inferioria et supcrmi is allen i posset.
Paratea enim eaoe publica eetendimaa aive voce aive iciiplara ex boc
(raejaeaftiaeimo Leee ratieaem reddere Qua de causa eam ab eo tempore
nihil hueusque sil rcmniliatum nobis pra'h'rqoam polliccri S. 15. M (qu«d
promissormu omnium obser\ atinnem atque - n.in proxi-
mis comitiis expe«'laud;H -dinibo- diulurnum BOC pra-slanl iao£-
iiKiniiu regaiaolaram eilaatinm perp omente futuruai <si<) pre-
B causam imstram judicio illorum .i quam et lc^ ilim.n; \S B
s. M releataa in dakieai i/ocare rideiar eo, oaod ae nunc qaidam legatos
'Mvium evangelicorum ad communeni nobiscum andientUra adroitl
im-, aaa kaaaaadive I exelaai nunquam
i | r.'liqi
\\ *
m
religionis ordinibus etiam num minime separentur, ut nostrae quoque con-
fessionis civibus par ratio idemque jus constet. Eorum causam si jam negli-
gamus, de universo cer(e civitatum atque oppidorum in Austria ordine, qui
niaxima parte ex civibus evangelicis eonstitutus est, actum erit haud gra-
viore praejudicio Austriae quam Hungarise. Hie enim civium ordo cum caele-
rii Austriae ordinibus conservandis inclyli hujus regni Continus non exiguam
peeuniarum vim conferre hactenus consuevit; hie civium ordo cum caeteris
Amtria ordinibus unioni tantopere a regnicolis desideratae atque expeditae
subscripsit; pro conservatione pacis, juris et libertatis Hungarise cum caeteris
Austriae ordinibus spopondit; huic non minus quam caeteris Austriae ordini-
bus status et ordines Hungariae de conservando eorum jure et libertate cum
hie, tum Eubosicii (Eibenschütz) mutua obligatione caverunt, in causa justa
et legitima vitam mortemque se oppetituros esse declararunt: ex hac sola
sanetione communibus unitorum ordinum suppeliis sese status et ordines
Hungarise pristinam in libertatem vindieaverunt. Ilaque hujus avulsione or-
dinisinclyti hujus regni commodis et utilitatibus pessime consuli unionemque
et confoederationem nostram mirum in modum labefaetari nemo non videt,
ejus oppressione de ferendis invicem auxiliis, si qua forte vis et necessitas
ingruat, sive regi domino nostro clementissimo sive regno, sive provineiis
vicinis decedere plurimum apparet.
Satis est pro angustia temporis unico hoc propositionum nostrarum arli-
culo (namque eseteris peraeque? facile esset) dubiae voluntatis regiae in causa
justa et legitima signiticationem ostendisse edoeuisseque minime alienum esse
a negotiis hujus dietae publicis, si ante solutionem ejus supplices R. S. MUm
commoneant magnificae dominationes vestrae, ut in Omnibus nostrisaequissimis
postulationibus faetae earum intercessionis rationem quamprimum habeat se-
que resolvat super scripto, quodfirmissimis argumentis ac minime refutandis
munitum prima Novembris die submisse exhibuimus, — nihil opus esse resolu-
tionem differri in causa liquida etiam ab ipsa R. Mtecomprobafa, nihil remit-
tere judicio pontiticiorum ordinum, qui sive assentiantur sive repugnent, om-
nino tarnen sunt praestanda regia promissa, idque uniee a S. R. M,e contendi-
mus, Verum referemus tarnen ordinibus Austriacis evangeiieis, quae illustris-
siina dominatio vestra de ditferenda resolutione usque ad comitia Viennensia
modo nobis exposuit neque non referemus etiam ea quas nomine ordinum
Sclavoniae ibidem illustrissima dominatio vestra proposuit. Satius tarnen
judicamus, ut hasc eorum pelilio scripto potius quam alloquio exigatur.
Superest, ut quoniam confoederationem inelyti hujus regni cum vicinis
provineiis ac regionibus initam in articulos regni esse relatam aeeepimus,
exemplum ejus facta? insinuationis ab illustrissimis,* magnris, genersis et
egregiis dominationibus vestris petamus atque sie pelamus, ut si forte con-
tingat, nihil nos in proximis comitiis Viennensibus possc aequilatis obti-
nere, simul etiam intelligamus, quem tandem fruetum sanetissimae hujus
confoederationis capere nobis liceat? Tum nimirum nomine triuin statuum
evangelicorum Austriae inferioris superiorisque contestamur nos vicissim su-
pradietae confoederationis nostrae pari animorum affectione, memoria, bene-
volentia, studio, afficio, fide optima ratiouem nullo non tempore habituros esse.
i i a
lau üimiN maximal in.iu ' dominationibi
babemna pro attaeepta nootri <;msa oaoleoftia, qvaai boo laeiliva pro eereai in
mevolentia i. qaod ••um oommani tan inclytl r< d c»lc-
raram regionnra ricinarum otilitate eonjuneta est
Preearaar i deo <>. \i. ai haK freaiientieaiina comitii enaa ad ejna di
noiuiiiis gloriam t n m eliain dnminu t • •_;- i noairO elemcn tissini" . impli
hnic regno, ricinia qneqne prorineüi fataete felioiterqne inecedanl <'t pera-
gantur. Sicqao illusir"", magn " generosis, nobilibus prudenti-
bus dominationiboa reatrii deaainia amioia, ricinii
rvandiaaimia noa causanujue noatram dil le eommendanai
Der wegen «Um- Confftderation der nngriaehen Landtafel eingerückte
Artikel lautete: Confoederationea enaa atraque Aoatria et Moravia ei
sensu S. M"* regia» facta, de quihus «'Itain liter.-e authentica? ab utram- parte
babentur, maneant in aao rigore et perpetao inviolabiliter nitro eitroejne
obaerventnr.
Nr. III.
lalle, adele facaeraeaaM am 19. Jänner ItilO zu (Marita vor dem Cardinal lletrlea-
stein, den Landotllricreii und Landrerlits-Beisitzein geaattea hat.
(Foliant im Schlosse Oltensheim.)
Rochwftrdigiater Fürst, wolgeborne Herrn, vnnd Gestrenge, Ritter des
lobliehen Marggraflhumbs Mähren; Herr Landshauptman, Herrn Obris-
ten, Land Officim vnnd Landrechtens Beysitzer, auch Andern anwesende
Herrn Landstende, Gnädige, günstige, freundliche liebe Herrn, Freunde
vnnd Nachpern! Denenselben entbieten die drey Ruangelieehea Stendte von
. Ritterschaft und Stetle des Erzherzogthumbs Össteneich vndter vnd
öl» der Ennss jer gehorsambe beflissne vnd freundwillige Dienst neben wün-
seliunif von dem Almeehtigen alles glüekhseligen, beÜsainen Pfolataadta,
onder zweifei alss danbestendigelicb zu uerlioffen. wan ihre vmbligende
vnnd mit pündnus verwante Land glcichea Fridens vnd glükbs init vnd neben
jhne i wirklichen genieeaen mögen. Herowegen dan diese Commiaaien vnnd
Creditiv, so wier hiemil anhendigen allaio dahin gehen, das wier naeh eref-
haflenheil Ener hoehfa' rötlichen Gnaden, Beer Gnaden gunst
und frenndachaffll eraprieaaliehen ra'hs vnd wireklieben Beyatandta
Namen ohlx-meltcr Osstei -reichischen EuangePschen Stendt krallt n
od freundlich erholen aelle i. Dana i
Wolza erw< taera gegen jer Khönigl. Maye«UU vndtertheni
trauens vnnd lieb ra.fl liuin!
iter atatlicber, ( bau vnd danekJ somit
vnnd neben vnss auf die . mhe vnd Arid Bteig \nnd allain ange-
eb aaekhtttflUger vnserer so viel leicht«
Inetifi« legaaaablieh erwiaenea fang ^ n«l wiseeat-
.-il bis aa WO»! Jahrs
ergangnen reoolation miI v\a. loaetea bej der gajaaea traetalion mündlich
2U
vi -ispioeluMi worden, auf vorgehende fet»«r Majestät deputirter Käthe viel-
mals wiederholten Beleurungen, das solches alles ohne falsch, erhar vnnd
aufrecht, in mehrers alss sich nicht reden noch schreihen lasse, soll vol-
zogen rnd baideReligionsverwante Stendl zu aufriehtunggueten Vertrauens
hinfüro in gleichen rechten bestendig erhalten werden, guetwillig gewi-
chen, ist doch dein, was so sehrifft- so mündlich so wol durch jer Mayestät
alss durch dero Häth zuegesagt worden, seilhero khein beniegen geschechen,
ia es ist auch schlechte remedirung zu hoffen, vielmehr allen unirten Landen
gefährliche erweitterung zu hefaren , wo sie nicht gesambt oder doch auf
andern weag alss Msshero hesehechen vnnd zwar zeitlich vmh die üssterrei-
chische Sachen sich annemen. Damit es aber nit ein anseehen fürsezlicher
zuenötigung wä Jer Mayestät alss vnsern gnedigisten Herrn vnd Lands-
fürsten gewinne, gleichsam!) begunten wier dieselben bey ihren getreuen
Landen ohne gegebne vrsach zu uervnglimpfen, (welches weder vor Gott
noch der Welt zu uerantwortten stünde) so wired Euer hochfürstliche Gna-
den, Euer Gnaden, gunst vnd freundsehafl nicht zugegen sein dessen spe-
cificirung vnbeschwärt zuuernemen, gehorsamblich dienst- und freundlich zu
bittendt, da dieselben etwo erleütterung bedürlfen (wie dan solches in auss-
lendischen Sachen sich leichtlich begeben mag) vnserer dieses ortts nicht
zu uerschonen. die wier berait seind, was schritt- oder mündlich in disen
sachen fürkhombt, genuegsambe erleütterung zu thuen.
So viel nun die schriftliche Zuesagung, das ist die durch jer Mayestät
vnterschriben vnd gefertigte resolution betrifft so halt nuer nach beschlos-
sener Wienerischen tractation das Religionis exereitium in vnsern Schlös-
sern zu hernalss und Inzersdorff wider erhebt war, hat manss durch zway
scharffe Decreta mit dem fürgeben einzustellen vndtersfanden. alss sei vor-
her des vnpartheyischen Judieii zuerwartten, welchen Decreten, ob gleich-
wol nit stat gethan worden, so ist doch die Zuemuethung schon dem ersten
Articl der resolution vnd der deputirten Häth so vielfältige Vertröstungen,
das alles wahrhatftig, erhar vnd aufrecht gemaiue! sey, vnd also bestendig
gehalten werden soll, strackhs zuwider, vmb so viel desto beschwerlicher,
das man noch nicht aufhöret vrsach zu suechen, wie wier denen exercitien
möchten entsetzt werden. Vngeacht auch obherierte resolution lauter ver-
mag, das niemand seiner ersessenen inhabung ausser ordentlicher erkand-
nus khünfftiger vnpartheyischen Judieii soll ersezt (sie) werden, ist doch
etlichen darwider seithero gwalt geschechen. Bemelte resolution suspendirt
alle strittigkaiten vnd irrungen, so zwischen beeden Religions Verwandten
Landleüthen sich erhalten, biss auf das Neutrale Judicium. Darwider haben
jer Mayestät vnlangst im Land ob der Ennss beschwerliche vnd präiudicier-
liche Verordnungen vnerindert vnd vngehört der interessirten Partheyen
exequiren lassen. Die Beschwärungen wegen der Pfärrlichen Recht hat seit
der resolution ie lenger ie mehr zuegenomben. So verwehret man denen
vnserigen ihre abgestorbene liebe Eltern vnd Befreundte in jere erbbegreb-
nussen zu bestettigen ; Vnsere glaubensgenossen , so vndter den Catholi-
schen sonderlich vndter geistlichen im Land wohnen, werden der Religion
halber seit der ergangnen Resolution zuwider derselben an ettlichen Ortten
MS
soliw erlirh beirangt, \\«'l von den II«- riben. I>i>' EuanfeKuche
r su Cr« »raba, Stain \ nd Yppa sein derjenigen straff, darein
<;..ii.'s.ii.'iisu (wtUhta ihnen <lo»-h «1 i ♦• Resolution i
P'iaten sein, nneh niehl entlieht, ungeaehl jrr Mt. ain.s .in.l.'in Iii.tiiiii v.t-
vihI berichtet haben. Mu hindert d .«hl In Am
Stetion vndter \ ml <>1> der BWMi ■<£• »'<"> '» dir vor etlicl. Wim
üVener Richter- vnd Ralhswahi vndter so \i.| \ ,i< i irml.ii st.-llm nicht
langelisch ersetzt woi -den. Der Slatl Weiss wil man .-in weeif
aiulcrn t'iiu'M CailitilisflitMi. jnen \ nancmhlici. ohreiber aufdri
So besehn-eht auch dein Artieul «It-r Resolution wegen «Im rbflraeoabflnea
khavserlichen Schulden khein völlig bcnii'^cii, indt'in jri .-Hiebe
Versehreibungen zweil'elich vnd disputirlieh machen. Dir einslellu :,
gerichtlichen execation nid proceeeeni ist zwar in des Resolution aal
geaiti terminirt vrsach, weil man daselbst hin den Landtag für .
• •Hon vertröste! hat, alda dann die baidcr religion gesamblrn S
hesteilungen der iuslitien sich mit einander bereden vnd alssdan die
notturtll anjriNH. hellen sollen gehorsambist gelangen lassen. So es sich
ahoi nun mit dem Landtag verzogen, so beschiecht auch in disem punet der
intention khein beniogen, das man die hochbeschvverliehen proeess nicht
einstellet, sondern dieselbe mit höchster vnbilligkeil vnd vnglciehait (wie
vviors jerer Mayest. seihst haben gehorsambist angedeut) täglich henll'et
vniid mehret. Oh die Ämbter vnd dienst der Resolution gemäss ohne an-
sehung der Religion vnd dabey die tauglichkeit auch die alten geschlechter
in acht zu nemen. ersezt. bringt der augenschein mit sich. So können wier
tfl die Abdanckhung des Conte Tampiers beyJerMayt. nicht erhalten.
Vnnd oh wol türgehen wierd. es ermangle am gelt, khönnen doch die dopu-
lläth nicht in Abred sein, das sie bey der Wienerischen traetation
■Seitlich vermelt. man seye damit schon got'ast. vmb so viel desto mehr
wegen abkürzung des termins zu ahdanekung vnsers Yolokhs in vnss ge-
n vnd ist wissentlich, das man seilhero das gell andeiw erls \er\\ en-
det hat. Dar anss ist zu schlicssen. das mau zu solcher ahdanekung wenig
genaigl. Zu «lern ist hillig. weil wier Euangelische das Volckh. so zu \ ihr-
rer Defension angesehen, ohne entgell jerer khönigl. Meyest. vnd iler Calho-
q Stendt anss aignem seckl he/alt vnd abgedanckl, das hinwiderumh
ige Volekh, so zu delension di-v Catholische:i Slciidi aui'^en ••uiheii.
von jnr 'ivr .\Ia\l. vnd der Euangelisehen Stendt entgell abgedanekt
Weil nun discr piincl lauter in der resolulion cinkhon.:
es hilliges nachdrnel en, l'rcmbdes l ilanrktrs Volekh im Lantl /.u
i Land damit zu beschwüren und gleiehaamb die vi -"'" bei di<--
•er wehrenden differenz damit zu belroen*
Diese gross«' brifftüehcn zuesag, das UM
dei- dnrefa |er May. vndterechribnen [ten reeolution ganz
zuwider rnd all iien. das sie verlengal betten sollen
kh«»ndt«n alle stund remedirt werden. Raher khciu vi -a«li ist. u
klnrung I M ••»'•In ingen bis» I
tag v.
216
Zwar seind in obbemeldter resolution zween punct einkhomben. so vor
dem Landtag nicht wol khönnen erörtert werden. Nemblich die bestellung
des Hoffraths vnd des vnpartheyischen Judicü. Was aber von dieser Voll-
ziehung zu halten, scheinet auss der Räth fürgeben, das Nemblich solch
unparlheyisch Judicium nicht auf die alberait anhengig gemachten Proces-
sen, sondern allein auf die khünfftige sich erstrecke. Daraus wuerde vol-
gen, weil vndter des Khaysers beschwärlichen Regirung in grosser Anzahl
vnsere Kirchen ansprüchig gemacht, deren etlich gewaltätig gespert, etlich
eingezogen vnd wier mit vnbilligen resolutionen vnd vnordnungen heuffig
beschwert worden, das solche vnordentliche, unleidentliche processen noch
lenger continuiren vnd dieKhays. resolutiones, welche doch durch dieCapi-
tulation aufgehebt worden, in esse verbleiben müessen. Dardurch wehre
alssdan die ganze resolution zu nicht gemacht.
Mit der bey der Wienerischen tractation thailss durch jer Mayt. selbst,
thailssin derselben Namen durch dero deputirte Räth gethanen mündlichen
Zuesagungen vnd Vertröstungen helt es sich ebenfalss wie mit denen schrift-
lichen. Denen von Ste-tten war zuegesagt. Sy also zu tractiren vnd zu halten,
das sie sich in kheiner sachen zu bescbwären haben. Darwider handlet man
in dem. das denen Euangelischen Burgern in kheiner Sach. wie billig auch
die sey, wider die Catholischen aussrichtung beschiecht; das man die
Euangelisch Burgerschatft von den Euangelischen Stendten will getrennet
haben; hergegen der andern Religions-Verwante Bürgerschafft bey ihren
Stendten vnuerhindert gelassen werde; das man die Freyhait der Wahlen
jhnen nit lest, vndter andern auftringen thuet Landsfürstliche Beisa'z com-
missarien zu begeren, welche ihren Burgermeister- Richter- vnd Rathswahlen
beywohnen sollen; das man vngewehnliche absonderliche pflichten ausser
der ordentlichen gemainen Landshuldigung von jhnen begert vnd aufnimbt;
das man die bestetigung jrer Freyhailen mit allerhand neuerungen aufzihet.
solche nit, wie bishero gebreüchig, von der Regierung sondern von hoff auss
wil confirmirn, allain dahin angesechen, das man den vierten Standt ganz
vnd ghar von hoff dependirend vnd also zu aigenthumb vnd zu Camer Güet-
tern mache, dem man sie dan seit der resolution her also intitulirt vnd jerer
Mayt. alss billig vnd recht, man führe das widerspiel auss, wie man wil,
einbildet, so doch in Össterreich die Camer Güetter kheinen Landstandt
haben, sondern mit jhren aigenschafften alss contraria unterschieden sein,
vnd khündten jer Mayt. wider Jer bey der Landshuldigung gethanen Zuesag
nichts widerwertigs (sie) nichts wider die Freyheiten den Stendten nichts
gefährlichers, nichts schedlichers in gemain dem ganzen Land zuefügen, alss
da jer Mayt. auf diser der Stendten trennung wolte verharren. Daher die an-
dern Stendt solches prseiudicium, so heut mit dem vierten Standt, morgen mit
denen Prälaten gesucht wird, nicht zuegeben khönnen. Vnter andern haben
die Räth, so in jer Mayt. Namen mit vnns tractirt, zuegesagt, das hinfüro
zu allen vnd ieden Ämbtern, ratstellen vnd diensten ohne vndterschaid der
Religion angesessen, qualilicirte Landleüth sollen gezogen werden, derge-
stalt, das anfangs die Land fürzuschlagen haben vnd durch jer Mayt. nach
dero gefallen die erkiesung geschehen, volgents aber soll iedes Collegium
Dai tt id
hoben mhI andere Amhter, U'unlcn lierirhlrn. Ü.illi \ ntl Olli.-irn "In..- vor-
gehende orindernng der Stendl ereeet rad «war die heefcei OffI<
mit Römischen Catholiscsen. Desdie Qeistlichen nicht iollei in die rath Mmm-
hen. hat man ila/umal \ nss allerdim: I nicht ;in^s vrikliciHTiin^
ben Standts, welcher bey vnss «ein gezimende stell erol behell sondern
weil die Catholiechen Rith seihst anclt ilarfi'ir gabelten, ,|;is 0s ,|,.r ,, .
eben Profession nicht §ej sieh der ireltlichkeil 11 radtorftboa. vnd. da
gen dürffle, die langwierig« erfahr«nh«il mit riellea eaesanesa iae
•prichwortl erdachl vml w aar gemacht: wo di« Geistliche« Land vml bsjjtb
regirn, sej selten be«t«ndige rohe rod einigfceil «« spfkhrenu fcbei
«Am zuwider ist Niemand mehr in Käthen «Im f er BUchea? i« Wien
vnd die von jm dependirn. Niemand bat weniger gehör, als di.
Bmehoffnit mit geneigtem radl ItterKehem Aug anschauet. Aase üeeer eeaeh-
leren vnd dergleichen documenten wier an der Hand hahen, scheinet
Claar Vnd offenbar «las rasa an allem dem so dareb die resolution vnnd
mündlich zuegesagl vnd versprochen worden, vast durch vnd durch niehls
gehalten ist
Warum» wier aher khein hnfnung der remedirung bey ieziger heschat-
fenheit hahen anfangs verstell , sein volgende vrsacheiv weil jer Mayt.
vnser gnedigister Hon mit deren resolutionen von des Bmcbeffl zu Wien
Rath vnd guelaehten dependirt. welcher stracks von anfang sich wider die
eapitulalion gese/.t vnd dessen vnruhewige Anschleg alle Österreichische
Land leider nner ghar zu viel empfunden hahen; Weillen man auch alles,
was hissher wider die eapitulalion fürgenomhen vnd gehandlet, nicht dar-
für wil halten, alss sev der resolution dardurch ainicher ahhruch heschechen.
sondern man gihl mennigelichen inn- und ausser Lands schrifft- vnd mündlich
stehen, alss wehre derselben gemäss bisher alles volzogen worden. Ja
man wilss auch mi( allerley Interpretationen verlangen, khönnen wier nicht
soeben, wie man auf die remedirung gedenckhe. Dann so diese geringe Zeit
■it des IM. Marty vast alle Articln seind durehlüchert worden, mües-
sen wier darfür halten, das man vollends auf annullirung vnd aufhehung aller
chenen Zuesagungen zihlet. Desswegen wierd vielleicht auch die
Puhlieation dilFieultirl. damit es an denen, so wider die resolution VW
lieb handien, nie vermengte md also dieselbe in kheine ruhige gewonheit
und pr&scription gebracht werde. Jesl sein gleicbwol noch in frischer ge-
dechtnus die aus den Händen neülieh gelegte arma. Briet vnd Sigl, i
liehe beteornngen, Ziiesegvngen, Vertröstungen, diejc
die eapitulalion tractirt, lein noch im leben, viel gefährlicl
seind i n, die nicht« änderst wOntscl K
>t Allen derselben Vnirtea Landen r vnd nofh
rzen. I ► I *^ remittirang enf die ption des Landtags giht
.iss kheine« trost; dann weil all vns.-r begOf lauter, t'lar. hillig.
i nd siirl nd, so be-
darfs khein«
h \i.-i weniger nemea la**en, was vn«s
218
versprochen. Vnd wie solten Jer Mayt. auf khüniTtige remedirung geden-
khen, weil sie denen täglichen beschwärten immer fort zusechen, nicht das
wenigiste abstellen vnd ihrer selbslen dabey mit behelligung anlauften vnnd
molestien, deren sie dieser gestalt nit .khönnen vberhoben sein, nicht ver-
schonen; mit höchster jrer vnglegenheit der Euangelischen Stendt contri-
bution entrathen, sich bei jren Landen vnd bei dem ganzen Römischen Reich
ein schweres Concept, unwiderbringlichen nachtheil einführen, welchen sie
(wo es lenger ansteht) khünfftig mit kheiner gnad noch wilfärigkeit wider
zu erstatten haben. So khan man auch nicht fürwenden, das man jer Mayt.
ichtes verhalten, sintemal solches schrifft- vnnd mündlich vielmals ausführli-
cher beschechen. Vnd da wier in die 14 Wochen lang zu Wien mit schwärer
Zehrung vnd allem fürgewendten vleiss nichts erlangen khönnen, seind wier
jer Mayt. biss ghen Prespurg nachgeraist, haben durch vnss selbst vnd der
Hungr. Stendten starcke intercession mit beweglichen aussführungen jer
Mayt. resolution vndterthenigist sollicitirt, aber auch nicht so viel erhalten
mögen, das dieselbige vnnss gesambte von den drey Stendten gehört hotte.
Auss welchem wier schliessen, das khein Wendung zu hoffen, sondern noch
vielmehr vndterdruckhung zu befahren sey, wo man sich nicht änderst der
sachen annehmen wierdet. Wer nun an diesem allem die maiste schult trage,
das hat der anfang des iezigen Landtags aussgewisen. Dann alss wier vber
die vieJfeltigen aussgestandenen Beschwerten damallen von denen Catholi-
schen Stendten zu wissen begert, ob sie der resolution gemäss sowol alss
wier geleben wollen? jst vnss zur antworlt eruolgt, das sie von der Resolu-
tion nichts wissen, khöndten sich darzue nit bekhennen, viel weniger pinden
lassen. Sie sey in prseiudicium Tertii gegeben worden vnd was des dings
mehr ist. Zu diser Antwortt haben sich vndter andern auch diejenigen depu-
tirte Räth bekhennet, welche selbst mit vnss lange Zeit vber tractation ge-
halten, welche vnss beweglichen persuadirt, das wier vns mit der resolu-
tion vnd was mündlich zuegesagt worden, solten contentirn lassen, welche
bey jhren ehren vnd bey ihrer seel sich verschworen, es soll alles aufrecht
vnd verstendigclich gehalten werden; sey zuuor vrsach zu Misstrauen gege-
ben worden, so soll es hinfüro nit weiter beschechen; Welche das concept
der resolution selber vndterschriben vnnd wier deren Handschrift! noch bey
Hendig haben etc. Dieselben Räth sag jch haben in vnser gegenwart ohne
scheuch sagen dürften. Sie wüsten nichts von vnserer resolution.
Darauss ist nun leichtlieh zu spühren, woher all vnsere Beschwärten
wider die ganze Capitulation entstehen vnnd wer jer Mayt. von dero gene-
digisten vnd schuldigen wilfahrung abhalte vnd was sich in künfftig vernen
bej denselben Räthen zuuersehen. Solches meiden wier zu undterthenigisler
vnnd notwendigen entschuldigung jerer Khönigl. Mayt. vnsers gnedigisten
Herrn und Landsfürsten, dessen will vnd meinung wier vielmals angehört
vnd nunmehr gerne glauben geben, das sie zu abhaltung vnd volziehung
alles dessen, was vnss zuegesagt worden, für jer Person genaigt vnd
gerichtet sey. Daher wier nit vrsach haben (wie wier bei etlichen in ver-
dacht sein möchten) wider zuruckh nach Ägypten zu sechen, sondern haben
vielmehr vrsach bey disem unserm genedigisten Herrn bestendi-clich
unterbleiben d< epotation, im hochhaM vnd < ifnemen
durch alle erdenkliehe mitl \ und wpcg /,n sueehen \ 1 1 «1 /.u w linlsehen, da»
i\t. n i t allain in disen unirten Khnnigreiehen lud Landen, »on-
dern bis mss EMhnleCfa Keieh. so 8t (iolles will ist. gUtoktnlig vnd Löblich
n sechen. Damit nun die effeetaining telcbee \\ uniseh durah die ( Ksi.r-
rcnchischeDifferena nicht hinternjur/empfache, ireil wieri« artlvnaerii s.dii-
eitirn auss rerareachnng widerwärtiger Leuth nichta khttnnen ei
bitte! wierl.nr Morbilli s(l. (inadcn, Bar gnad. gunsl \ im I freundsehaft.
die weiten noch in dieser neennibenhbannl Abgesandte an jer Mayt unbe-
schwirl depntirn, «reiche dieselbe tu rnaerangiger genedigieter will
lli-s(»i ut iiui f her die den 1 1. Nouember verschienea jari \ ml relgente ein-
gebrachten Schriften vndterthenigist bewegen, welche schrillten lurnemb-
lieh aul diesen punelen brühen: Neinblich das jer Mayt. dero rcsolulion
vnd was miimllieh raegesagt worden. genddigist puhliciren wollen, das man
langelisehen IJurgerstandt von vnnss vngetrennet lasse; das man die-
jenigen Arlieul der eapitulation, so vorlengst betten sollen volzogen werden,
nit auf den Landtag verschiebe; das man die Räth. Dienst und Ofiicia der
ebenen zucsagnach erseze; das Conte Tampier alspalt abgedanckt vnd
dardiircb aller Handl beschwerlich nachdencken verbietet werden.
Zum andern, «feilten die EuangelisehenStendt nicht eigentlich wissen-
scballt gehabt, wie es mit denen hieigen Zusambenkunfften ausser der or-
dentlichen Landtag vnd Landrechten beschallen, So haben sie gebeten bey
aasehentiiehea /ut sambenkunfft ainen Aussschuss vnbeschwärt an
deputirn . welcher in khiinft'tig mit volmaeht alles dasjenige bey dienet
tfesterreichisehea Sachen handle und fürneme, was zu glückseliger Re-
giemng'jerer Mayt. selbst vnd au besten diger wolfarl vnd ruhe aller unirten
Landen, vnser« snesamben habende Union vnd Berednus auf jeden zuetra-
geuden lall erfordern vnd mit sich bringen möchte. Welches wier verhotTen
der machen leiehtliehen zu erlangen; dann so bey jer Maj. nichts zur billig-
keitsoltf ausgerichtet werden, wuerde solches nit allain zu vnserm schwe-
ren aaehteil, sondern auch diesem löblichen Marggrafenthumb, wegen ein-
gewendter. ireü gemeinter inlerposition zu nicht geringer Verschimpfung
wie d n die Herrn Obristen Land Officier vnnss bey der weh-
renden traetation zur Anemung der resolution vnd eapitulation mit dieser
Vertrustung persuadirl haben, das wier khünfftig zum fall der nithaltung
. iel leichter vnser prätension werden legitimirn vnd derunir-
üden assislen/ gewisslieh erlangen khönnen. denn so man vnns Brief
gl nit halt, M sein andere unirte Lande des jrigen aueh niebt versi-
wier vndtergedrnckbt werden, ie leichter wuerde dieser
LandsehalTt bey ■■ klioinben sein vnnd die union dardureb für sieb selbsten
fallen. Zu dem ermahnet vnnss aueh samentlirh vnser aller Pllieht vnd
digkheit imi ten Herrn md Landefnratca beständigen autnemen.
id Hochheil so ntseehen vnd dessen eehaden, so viel hu lieh m
den.
\\ -il dan hei s.» beschaffener jer nger ie mehr gehin-
dert hefftfl Feinde; md anlaitung gemacht wienlt jef
220
Khimigl. Mnyt. mit.jeren getreuen Landen desto eher in spott vnd vnwider-
bringl'iehcn naehtheil zu steckhen. So werden demnach die unirten Land
Namentlich jnen diese Össterreichische sachen vmb soviel desto eyffriger
lassen angelegen sein, damit wier nicht vnserer posteritet ein maculam vnnd
ewige nachredt durch vnser saumsal bey der ganzen weit hinterlassen :
Summa wier bitten und begern nichts mehrers, alss das sich Eur Hochfürstl.
Gnaden. Eur gnad, gunst vnd freundschafft Crafft vnserer zuesamben haben-
den Vnion sich dieser Össterreichischen sachen, weil sie iusta et legitima,
wie ji er aigen annemen vnd solche nit änderst tractirn, als wie sie sich ver-
hielten auf den Fall, man jhnen jre Freyhaiten, Mündt- vnd sehrifftliche
zuesagungen wolte infringirn vnd zu Wasser machen, dan wier gleichfals
Crafft der union vnd fiirgangnen Berednusüen Sie in keinerlei nö>hen, so
causam iustam et legitimam auf sich tragen, auf vorhergehende ersuchung
mit darsezung leih, Guett vnnd Bluets kheines weeg verlassen werden.
Fürs dritte so gehen vnss bey der Wienerischen Iractation etlicher
Herrn, so der interposition beygewohnt, Altestata ab, alss des Herrn Land
Cammerers Herrn von Kauniz vnd des Herrn Landschreibers. Dieselben
bitten wier dienst- vnd freundlich, sie wolten (sie) vnnss alhie vnbeschwärt
gefertigt zuestellen, damit wier auch in diesem punct vnsern principaln ein
gnuegen laislen.
Zum Vierten sollen wier Eur Hochf. Gn., Eur (in. Gunst vnd Freund-
schafft vnerindert nit lassen, das die Euangelischen Ständt auss den dreyen
Landen Steyr, Kärndten vnd Crain zu jerer Mayt. vnlengst abgesandte ge-
schickht die selbige vmb inlercession an Erzherzog Ferdinand gehorsamb-
lich anzulangen, vndter andern auch bey vnss angehalten, das wier dieselben
an Eur Hochf. Gn. Euer G. G. vnd freundschafft, bey den sie sich eheist
werden einstellen, wegen erlangung derselben Intercession an obbemelle
jer Furstl. Durchlaucht, von deren sie in Religion vnd gewissens.sachen
nun viel Jahr vnd ie lenger ie mehr betrangt werden, recommendirn wolten,
Ob wier nun gleichwol vergwissert. das Eur Hochfürstl. G. Eur G. G. vnd
Fr. nach vernombener jerer der Steyrerischen Landen beschwernussen den'
seihen wolmainende Christliche inlercession Sie nicht werden verzeihen.
Haben wier doch solch vnser Schuldigkeit zu erweisen nicht vmhgehen
wollen jn sonderlichem hedenckhen, dieselben Land sonderlich Steyr nun
vor viel hundert Jahren ia von Natur vnd Bluetsfreundschafft wegen mit
beeden Össterreichischen Landen verainigt also, das vast khein vornems
Geschlecht in denselben Landen ist, welches nicht in vnserm Vatterland
wol befreundt, auch vor Jahren in aines vnd des andern nöthen jederzeit
einander assistenz geleistet habe, Derwegen dann dasjenige, so jnen durch
dise löbliche Landschaßt gewilfart wieid, wier darfür halten, vnd zu sol-
chem danckh also obs vnnss selbsten widerfahren vnd gemainet sey , auf-
nemen wollen.
Thuen also Eur Hochf. G. Eur G. vnd Fr. im Namen vielbemelter dreyer
Euangel. Stendt Össterreichs vnter vnd ob der Ennss derselben ganze sach
vnd vnnss sambt vnnd sonders zu gewerlicherantwortt gehorsamblich dienst
und freundlich beuelchen.
fyach erhaltenem Bescheide, hiell Tseberaessbl folgende Ann-,
Jänner KilO.
Dm Ear HoehfllniU. G. Bar G.G. red IV. denselben treeadliebei gl
Miau die drej Baaageliaebe Öisierreieh. Landetendl hibm naijgebea, die
\ KI** BeschalVenheil TOMM Lands mit lOndern mitleiden angenoniben \nd
das dieselben auf raten üb nrelbemelter Euaagel. Stendl Namen besebebe-
»tbwendigee Anbringen tonderlieh toi die ersten eweea paaej , daran
raaee im meist« genedig, freandlieh vnd «i ch erclAren,
Minen nrier raae eaetat rneerer Principaln wie naeb für raaer aigen
i geaornamb- dienst- vaad freundlich bedanckhen, wollen deaeatbote-
nengrutvs Bebea, was vns sonsten zu ehren vnd freundschafft vriderfabrea, in
raeerer aieaaaakbnaffl mit vleiss referirn, rühmen vnd zu Rkralleader gle-
genbeil dienst- vnd freundlich widerumh verdienen aueh der tröstlichen
belbaag geleben, M werden die ansehenl liehe Herrn Abgesandten mit zu
sieh siehung der Herrn l'alatini (so letzt in Wien verhoffentlich anzutref-
sein wierd vnd wier demnach höchlich bitten, dieses der Instruction wolge-
daebter Herrn Abgesandten zu inserirn nicht vergessen) jerer Khönigl.
Mayt. \ nserin genedigisten Herrn vnd Landsfursten zu einem thail die an-
treeade algemaine Beschwernus vnd das vnhail, anders thailss das ge-
wünschte aufnemen, frid vnd wolstandt also vndterthenigist vnd beweglich
zu gmüeth führen, das wier einer erfreylichen, gewerlichen vnd genedigisten
resolution werden verhoffentlich erwarten khönnen oderdoeb zum fall solche
fürgewendte vielfeltige vnlerdthenigiste ersuechung so wenig alss hissher
beschechen wider alles verhoffen verfahren (sie) solte, das wier dises löbli-
chen Marggrafthamb vnumbgengclicher Assistenz in so gerechter vnd hilli-
ger sach C rafft \ nscrer zuesamhen habenden Vnion vnnss wireklichen zuege-
trösten haben, wie dan wier hinwiderumb herierte Vnion auch vnsers thailss in
solche obacht zu halten gedenckhen, das das löbliche Marggrafthumb in khei-
nerlei nöthen aufs wenigist so viel an vnss gelegen, solle von vnnss verlassen
sein alles zu dem ende, damit bey dieser der Landen Verainigung jer Khönigl.
Mayt. vnser genedigister Herr vnd Landsfürst glüekhselig vnd bestendig möge
regirn; Vnser algemaines Vatterland aber in gewünschtem wolstaud ohne be-
trangnussen, deren wier bey vorigen beschwerlichen Regierung sein nun-
mehr vberdrüssig gemacht worden, nach dem Willen Gottes erhalten werde.
Des Herrn Land Cammerers erbielung seine Altestata betreffend nemen
wier zu freundlichen danckh vnd solle demselbigen in khüer/.e desi
zuegeschrihen werden. Hitleu allain es wolle gedachter Herr Land Cammerer
hiezwiselifii dieselben rnbesebwaii zu weeg richten, damit wier rase
nnsebeatlieben g< ien in deaentägliebea Arlalieabeiteasnrstearder
wahrheil i meben mögen.
Also bitte • wier aueh noeh \mh ein Original des Beim LeadsebreibeW
erreiek radter vnd sb der Baase ein ab-
mmderliehes Original bedarf vnd wollen tolcbe bemabaag freaadJicJ
wider besehaldea«
Laade Herrn tbgesaadt« ■ thailss
gerae i sben magea. DieweiUn sie aber dergest
222
G. Eur G. G. vnd Fr. vngezweifelt schon bewust, sein aufgehalten worden^
so wollen wier doch ain weeg alss den andern Eur Hochf. G. Eur G. G. vnd
Fr. dieselben hiemit alles vleiss recommendirt vnd gebeten haben, Sie wollen
aufs wenigist in khünfftig ihrem beschechnen erbieten nach derselben nicht
vergessen. Solches wollen wier neben jhnen dienst- vnd freundlich wider-
umb verdienen l).
Weiter haben wier dieser Zeit nichts fürzubringen, ohne das wier vnss
nochmals der erzaigten ehr, freundschaft vnd wilfärigkheit höchlichen bedan-
ckhen vnd wüntschen diesem Löbl. Marggrafthumb bestendiges aufnemen,
damit solches allen vmbligendenKhönigreichen, Furstenthumben vnd Landen
möge zu einem nachvolgigen exempel vnnd Beispiel dienen, darauss abzune-
men sey, das die glückhseligkeit vnd macht eines Landes nicht an der
grosse vnd weitte noch intitulirung desselben sondern an dem gelegen, das
vndter allen Stendten guetes vertrauen vnd gleiches Recht mit allem vleiss
gepflanzt vnd mit allem eyfer mantinirt werde.
Wollen also hiemit die drey Euangel. Stendt auch vnss selbsten Eur
Hochf. Gn. Eur G. G. vnd Fr. gehorsamb, dienst- vnd freundlich beuolhen
vnd zugleich freundlich vrlaub genomben haben.
Nr. IV.
Oratio doiiiini Palatini in pleno Ausiriacoruiii eonventu (20. Febr. 1610) proposita.
(Foliant im Schlosse Ottensheim.)
Quantas miserias et quantas calamilates intestinum bellum et domesti-
cum dissidium semper excitaverit, multis exemplis compertum extitit. Ro-
manum imperium prse eseteris excellentissimum nequaquam alia ratione de-
vinci et devastari potuisse quam hello intestino et doinestico dissidio palam
est, Longius autem non opus est exemplis, cum habeamus in patria nostra
1 ) Erzherzog Ferdinand erhielt Nachricht von diesen Umtrieben. Daher be-
rief er am 12. Jänner 1610 um 8 Uhr früh in die Kriegsstube: den Präsidenten
von Teufenbach, Ludwig von Dietrichstein, Georg von Kapfenberg, Brasmus von
Dietrichstein, Georg von Stubenberg den älteren, Hanns von Stadel, den Landes-
obristen Andreas von Rindtscheidt, Herrn Kauber, Beschowitz und Friedrich von
Herberstein. Als sie erschienen wurde die Kammer gesperrt, worauf der Kanzler
eröffnete: Sr. Durchlaucht habe erfahren, dass sie eine Gesandtschaft mit einem
Schreiben voll ungerechter Beschuldigungen nach Pressburg geschickt haben.
Hierauf äusserte Ferdinand selbst : Er habe die überreichte Schrift abgelesen und
aus ihr zehn Puncte ausgehoben, welche crimen laesae majestaüs begründen. Er
fragte: Ob die Anwesenden Wissenschaft von ihr gehabt haben? Sie bekennen die-
ses, entschuldigen sich aber, dass sie nichts Arges gemeint haben. Ferdinand
versprach endlich Verzeihung unter der Bedingung, das der Verfasser genannt
und die drei Gesandten aus Österreich sogleich abgerufen werden. Jenes geschah
anfangs nicht; dieses wurde unter dem Vorgeben, dass es beschwerlich sei, ab-
gelehnt, worauf der Erzherzog hitzig entgegnete: Ihr habt mich gehört, das will
ich haben und kein anders. Die Gesandten waren: Christoph von Scherfenberg,
Karl von Egg und Dietrich von Auers&erg,
reguu Nun s.siiim», multiM iluiiis (•( iiiuneri liu.s ampl
domeeticia diaeidiia t>i bello inteslino in tan las ealami elatum,
ut \i\ ireaaigia pro exeaiplo habere poitti— ■, quidnam - 1 1 i i — ■ •&
K( lieet ex mala MIM hnnus ell'eeti: Ins sil. nemihi id. qn.tm den
O. M. tribuendn Nim exillo .lissi.li«. et inteslino hello cf ti i <l
secutuin, eonstat. Sodalitium (t'ortalilium, in der deuisehen l lewjaiioag
die \ erwehr) totius Christianitaiis Strigonium amissum est; qua>que ineom-
inoda \ ieinis pro\ ineiis siihseeula sunl. sat siijierque ennslaf. Inier caetera
innuinera Chrislianoruni inillia in caplh ilatem addurla, aices. oppida. pagl
uillagrali «'I diruti Bf ad oxtremam ealamitatem omnia dedueta. Si re-
coi-dtM- ejus r.'i. est (|uo(l doleam, lamentcr et lugeam. Com i taipio eogi
in Arehidueatu int'erioris et superioris Austria* eiindem esse statum, < 1 11 <> < J .
regia iaa .Majestät*' noe opitulanle et mediam aliqued invenienie, breriparia
si Bau majore aeeidere peeeemi irtcoamode. Video enim animorum dia-
i on ein Laier Catholicos et \)\ angelicos. Ee est anine-
r « in alienatio et diffideniia, qua> extremam pereieieai el mala qoev
que Arehiduoalui tani inferioris (|iiain superioris Austriae apportet. Nolui
lue« pVaHerire, ne quid ea*eis ocnlis videre accuser, cum Arehiducatus
Austria» conl'oederati pro\ onientibus inalis opitnlari interinittere non pos>im.
sed promoverc opus, intei eedere et consulere. Nee duhium est, nisi domi-
nationum vestrarum ope negotium sil eompositum , generale bellum inde
oxorire. Singuli lihertatem conscienliarum tueri et defendere eonahuntur :
Catholici insistent suis libcrlatihus, Evangeliei suam religionem dotemlenl,
Interea ex istis dissonantiis |mille calamitates experabunt, <|uihus et malo
subsecuturo lt. S. Majeslas opitulari volens medium invenit tale; quod con-
stal. pi aderiti anni mensis Marin li) die, cum satis superque traetatuin hoc
negotium induxil, ut libera religionis facla sit concessio. Cum animadver-
teram Austriae status evangelicos ante comitium re(|uirere super eandein re-
solutionem. R. S. M1"" aeeessi et rogavi, ut sua M'" ex eo amore, quo erga
- Christianos niaxime erga status et ordines Arehiducatus Austri* tarn
interioris quam superioris atl'ieitur, non gravetur tandem dement i>sime sc
ere et prsedictis statihus et ordinihus satisl'acere. Quod S. M' nun in-
termisit ex paterna dementia el eura ita. ut existimem etalihus el nnlinihus
satisfactum et
Quoad Coneessionem religionis R. S. M i ipitulationem suam. quam
nia '1nt<-nei*e ei delendere nititur.
\<l puhliealinnem quod atlinel , hie per me tarn quam servitorem humil-
limnm i <-\ ereitdis. illuslrihus. strenuis el prudentihus dnminationihus ve»-
trai per deeretem roiuntatem suam superinde signifieavit, ei qua« aah
i|ii»ulati(me conscripla N manulenere et ennsrrvare \ 'eile prowiati.
Quoad civita M nun intermittere , quin ipsaa in numei um
um numei • ;■■ .pia n,
eolefea badet.
Ca?lero> .11 tie kOMeM el i lin.-.tni li 0 M '
sperat, eos
224
Et quam conservaüonem finitimorum et potissimum Archiducatus infe-
rioris et superioris Austriam speelant, sperat sua M'as status non gravate ad
manus sumturos, ut ex propositione S. Mtis uberius percipere licet. Ego ita-
que et präsentes legati ex Marchionatu Moraviam monemus, rogamus et ob-
secramus, ut dominationes vestram dissonantiam animorum jam tandera conci-
liare, diflidentiam totam ex corde ejicere, mutuam animorum benevolentiam
conservare et sanctam concordiam sartam tectam habere velint. Alioquin
nihil, quam interitum et extremum malum expectandum esse, satis constare
potest.
Ut tandem concludam rev. illustr. stren. et prud. dominationibus vestris
decretum exhibeo meque legatosque Marchionatus Moraviam ipsorum gratiam
et benevolentiam commendamus cunctaque felicia et prospera precamur.
Nr. V.
Oratio Palatini Hungariae in pleno Austriacoruin statumu conventu Vlemiae 22. Febr.
1610 proposita.
Taceo hac in die, quam et qualia statibus et ordinibus Archiducatus
Austriam per nie proposita et dicta sunt, non opus est pluribus enumerare.
Sat enim superque dictum est, qua? commoda et utilitates subsequentur, si
status et ordines Austriam mutuam inter se benevolentiam, concordiam et
unanimitatem habebunt. Econtra quam mala et incommoda nascitura, si tale
quid acciderit, ut concordia et mutua benevolentia non observetur. Cum
autem eo tempore, quo Heg. S. Mlas mihi demandavit proponenda, ab aliqui-
bus bene interpretari intelligerem, alii aliud me dixisse, quam in scripto de-
creto contentum affirmarent, nolui pramtermittere hac in parte lionori meo
consulere sicque apud lt. Mlel" interveni et rogavi, in id condescendere dig-
netur et illa quam locutus sum, scripto comprehendi et Reg. M" exhibui, ut
quod ita concessum scripto et comprehensurum exhibeatur. (In der Über-
setzung: das, was also verwilligt, in schrillten verlast denen Slenden über-
raicht wurde) Regia S. M,a? cum sincere a me descripta et proposita ani-
madverteret, lt. S. Mlem nihil aliud cogitare, quam quam per nie prolata et
dicta sunt, etiamprocurare et in decretum annotare primo germanice, deinde
in latinum vertere curare dignata est, ut hac ratione apud evangelicos sta-
tus et ordines innotescat, nihil aliud eandem capere velle et in aniino habere,
quam (ut) concordia sancta inter status et ordines conservelur, ne ex ista
alienatione animorum incommoda, mala, pericula tarn Archiducatui Austriam
quam vicinis provinciis interveniaut. Cum autem bene adverterint illustres,
vestram dominationes, quod nihil in aniino suo habeat MtaB quam (ut) concor-
dia et pax restauretur.
Ego et adjuncti Marchionatus JVloraviam domini legati. eosdem amice
rogo, peto, obtestor, ut tandem habila ratione S. Mlis benignam declarationis
quamprimum se resolvant et contraria omnia ex aniino ejiciant. Si qui essent
qui aliquam speui vellent habere ex auxiliis vicinis, cogitent, quid utilitatis
percipient et quid externis in Ungaria profectum sit, sat superque Constal
Sic aufferat deus. ne idem accidat inclyto huie Archiducatui. Milites nostri
panim diecrirainie, partim religionia In bebnnl . (Vmern Kriegsleuth wurden
tranig vndtereeheid «I<m- Religion haben) nen parcerenl rabai
param indncerent, nolta eferreat Eloge itaqac imitati
aoeoainiodara ei aefotlojaoeneindaat, neii.s. w tnrbetar tamqae rei lange
elementiaeiinni aat qua eonceeeit, noiena rolenf revoeet. Quantum ad ne
nihil aliud \idere et ohservare possinu. qoil sanele stabil prnmis-
enaervare aollet, tone tandem 'juatam conqoareadi ei apud alioe ordinal
iuli caaaam häberenl neque dum qaod offert, qua» nrenueit, ebeanmie
vciii et taiufacere omnibue, in dubiam voeent (Damit sie mit eh frü«
freu ihr Ni.ijot.it, wessen tie sich bewillig oad rerheioeea, ballen n
jedermaa eia geniegend leisten, in Zw eile! ziehen.)
Inlerea eopiam deereli germanica conseriplam evliiheo. in quo quid
decernere velit, status ot ordines accipienl. Haben in manihus latinnm et
artienlum de arliculo perlegendo possum intelligere, consentiant nee aal
rgeieaen die Resolution vom 31. Febr. 1G101). Dann fuhr der l'ala-
tin fort: An status et ordines Catholici sicut et evangelici velintesse contenti
hac R. S. Mli* oblatione nee ne?
An velint coinpromittere Status Catholici-Romani evangelicis statibus
Augustanae confessioni addictis, quod nolint turbare ipsos in religione sed
omni benevolentia et ainicitia prosequi? Econtra etiam?
Secundum Intellexero (sie) voluntatem cujuslibet partis, decretum S.
Majestatis sigillo majore confirmatum exhibere possum, alias R. S. M" refero.
Nr. VI.
Tscherneiubls Rede an den König Matthias in einer stand. Audienz, 3. Hfl 1010.
(Foliant im Schlosse Ottensheim).
Gnedigister König vnd Herr!
Wie Euher Königl. Mal. in allen Mündlichen vnd schriftlichen anbrin-
gen wier mit solchen behelligungen, welche entweder vnnothwendig oder
zur sach nit dienlich oder darzu wier nit fueg noch recht haben, vilweni-
gur zu geniegen darthun vnd beweisen inechten , bissher alles vlei-
schonnt, also dient hinwiderumb zu Ahschneidung vielfältiger behelligung,
das dasjenige, was gehandlt wierdt einen lautern, klaren vnd vndisputirli-
chen verstandt von sich gebe. Weill dann Euer Königl. Mal. \ her der drever
Euangelischen Stendt von Herrn Rilterschafft vnd Stellen vnder vnd ob der
Knnss auf deroselb den £3. .Martij (Februar) ergangenes Decretgehorsambiste
erleülerung jezt durch den Herrn Palatinum sieh gnedigist resoluiern, haben
in des Herrn l'alatini fürbringen so weit Eingenommen, das \einblieh
Bor KftnigL Ml dasjenige, was dieselben in der Wienerischen Capil
sehrilft- vnd Miindtlieh versprochen. gnedigUl IQ halten vnd tierderlieli ins
vserekh u riehten gesünet sein; das aueli K. Ml. die Buaagelieeae
8tett. M, rel hl vnd Borgeriehafl U
i ) KnevenfcUler vm
Z) c. f. Baaaaah H
*26
wenig vndcr als ob der Ennss von allen vnd jeden Zus am en-
khonfften der zweyer Obern Euangelischen Stendt noch
von denen Audienzen hinfür ausszuschliessen gnedigist
gesünet sein vnd solches zwar der vrsach, dieweil wir genuegsamblich
dociert, das solches auch bej Kayser Ferdinandj vnd Maximilianj zeitenalso
gehalten worden. Da nun E. Mt. mainung diese ist oder aber wo sie etwa be-
denckben darwider baben, Bitten wir gehorsambist Vnss solliches dissmal
vnbescbwärt gnedigist zu uerstehen zu geben, damit nit dasjenige, was wir
iezt für lauter angenommen haben, hernacher disputierlich gemacht werde;
Vnd zum fahl, darwider kein bedenckhen, Thun wir gegen Eur Mt. vnss
vnterthenigist bedanckhen, das sie bei deme, das bei E. Mt. Löblichen Vor-
eltern wir in ruehiger vbung vnd gebrauch gewesen, vnss auch hinfür Vät-
terlich schuzen vnd handthaben wollen.
Souil die ersezung der Ämbter, Räth vnd diensten betrifft, helt sich die
sach also vnd khönnen vnss die Herrn gehaimen, gegenwertige vnd andere
E. Mt. Räth, wie auch die Herren Mährer alss interpositores nit vernainnen,
sondern es mit warheit bezeugen, das sie in Namen E. Mt. vnss vergwist,
es sollen die Landt taugliche subjecta auss jeren mitln fürschlagen, darauss
E. Mt. allsdann jeres gefallens ohne massgebung die wähl haben wollen, vnd
zweiflen nit, sie werdens E. Mt. also bona tide referirt haben, wie es dan
vnder andern Arlicln nicht allein hie zum beschluss der tractation sondern
auch zu Prespurg mit allern vleiss ist E. Königl. Mt. durch vns fürgebracht
vnd von derselben mit kheinem wort nie widersprochen worden. Es geraicht
auch im wenigsten zu kheiner verklainerung derselben hochhait sondern viel-
mehr zu vilfeltiger derselben verschonung vnd zu erbauung guetes regiments
in disen Landen. Wie aber deme, dieweil E.Mt. sich iezt gnediglich ercklärt,
sie wollen ohne vnndterschaidt der religionen die qualificirten Landleüth
zu denen fürnembsten vnd andern Ämtern, Räthen vnd diensten ziehen vnd
(daran vnss viel gelegen, sintemal bei wehrender coniusion diese Landt nit
aufnemen khönnen) solches ohne verzug in das werckh sezen, so vertrauen
E. Mt. wir gehorsambist vnd bitten dieselbigen vndterthänigist nunmehr in
gnaden darauf bedacht zu sein. Im vbrigen getrösten wir vnss vnterthenigist,
es werden E. Mt. die bissher widertdie Capitulation ye lenger ye mehr wach-
sende grauamina jerm iezt beschehenen Välterlichen erbieten gemäss ohne
aufzug erörtern, darunter nit die wenigst beschwärte dise, das derTampier
vnd anders Volckh noch biss dato nit abgedanckbt ist. Die Publication be-
treffend weillen E. Mt. sich gnedigist erckhlären, die Gericht dahin zu hal-
ten, damit sie dass, was iezt geschlossen wirdt, in acht nemen vnd die er-
khantnussen dahin richten, so bleibts auch vnsers thails dabei.
Erwarten hierauf E. Mt., wie vormals gemeldt, gnedigiste ercklärung
darnach sich die drey Euangelische Stendt, so nun mehr vber das halbe Jar
alhie mit scbwärem vnkosten ligen, richten mögen.
* IV.
Über den angeblichen
Herzog Gottfried von Kärnten.
Von
JFreiherrn von Anhershofen.
229
Herr ProfeMor Di. Karlmann Ttngl hat uns in der streiten Abtheilnng
seiner Monographie aber die Grafen und Hereoge aus den Geeebleehl
Bppeneteiner (Archiv für Bot Geeebiebuquelleii VI, S. 327 — 384) die
deekung eines bisher unbekannten Herzogs Gottfried von Kärnten mitge-
tbeilt. Er glaubt diesen neuen Herzog in einer Trkunde gefunden so beben,
welche Hormayr im Jahrgange 1828, S. 98 seines Archiven für Geschichte
v., dem ganzen Inhalte nach mittheilte. Dieser Urkunde zufolge über-
gab am 8. November (Data VI. Id. Novembris) zu Niwenburch K.Heinrich III.
ob intervintum et petitionem Gebehardi Radasponensis aecclesiae praesulis
uenerandi, necnon et Gotifredi ducis einem seiner Getreuen, Gotifredo
marchioni II. regales mansos in Loco Gestnic et in comitatu Hengest prae-
dicti marchionis sitos. Wenn es auch manchen scheinen dürfte, es sei die
Entdeckung eines Herzoges, von dein man als solchem nichts anderes
als, dass er in einer Schenkungsurkunde als Fürsprecher erscheine, eben
kein grosser Gewinn für die Geschichte Kärntens, so wäre damit, selbst
abgesehen von der Berühmtheit, welche der aufgefundene Herzog späterhin
nachdem er nicht mehr Herzog in Kärnten war, erlangt haben konnte, doch
jedenfalls für die Geschichte Deutschlands unter K. Heinrich III. etwas ge-
wonnen, da in dem Falle, als Kärnten im Jahre 1042 einen Herzog gehabt
hätte, für die bisherige Behauptung über die Regierungsgrundsätze des
deutschen K. Heinrich III. der auch der bisherigen Annahme, dass in dein
Zeiträume vom Jahre 1039 bis 1047 Kärnten keinen Herzog gehabt habe.
genommene Beleg wegfallen würde. Es dürfte daher nicht nutzlos sein, die
Richtigkeit der mitgetheilten Entdeckung nochmals zu prüfen.
Herr Dr. Tangl begründet seine Vennuthung. dass der in obiger Schen-
urkunde des K. Heinrich III. vom 8. November \Ohft als Fürsprecher
erscheinende Herzog Gotifred oder Gottfried ein Herzu»- von kämt.
wesen sei, vor Allem mit dem Grundsätze, dass in ähnlichen Schenkungs-
urkunden uiier dem fttrbittenden Heraogeoder Grafen immer derB
Hernogthumei oder derjenigen Gramebef) zu rersteben
I vom Kaiser oder Könige geschenkte Gut gelegen war. Da nun
c, das heutige I Granebnfl Hengest lag.
inen Theil der ktrntnerieeaen Ostmark an der Mar ausmachte, und
daher zum Herxogtbume K miete der ii
als Pftrbitter erscheinende Beraeg Gottfirie«
gewesen sein; und akte Merkgrot (
Markt Patten and in der kirntneritchen Ottmark wvr% ■€
230
dadurch, dass diesem beschenkten Markgrafen in der kärntnerischen Ost-
mark gegenüber ein Herzog Gottfried als Fürbitler erscheine, die Thatsache,
dass es neben diesem Markgrafen Gottfried, damals auch einen Herzog von
Kärnten Namens Gottfried gegeben habe, über jeden Zweifel erhoben.
Was nun den Hauptgrund der Tangl'schen Vermuthung , nämlich den
von ihm aufgestellten, bereits oben aufgeführten Grundsatz betrifft, so ist
es richtig, dass sehr häufig, man könnte vielleicht sogar sagen gewöhn-
lich der in den kaiserlichen und königlichen Schenkungsurkunden als Für-
sprecher aufgeführte Herzog derjenige Herzog gewesen sei, der in dem Ge-
biete, in welchem das geschenkte Gut gelegen, die Herzogsgewalt ausübte.
Nichts destominder glaube ich, dass es denn doch etwas zu voreilig wäre,
einzig und allein auf dem Grunde dieser Beobachtung und ohne weitere
Stütze und jederzeit die Thatsache, dass der fürsprechende Herzog auch
der Herzog in dem Gebiete , in welchem das geschenkte Gut gelegen , ge-
wesen sei, über allen Zweifel erhoben zu halten. Wenigstens dürfte in sol-
chen Fällen, wenn der fürsprechende Herzog ausserdem nirgends, weder
in Urkunden noch in andern Geschichtsquellen als Herzog des Gebietes,
in welchem das geschenkte Gut gelegen, aufgeführt wird, angezeigt sein,
mit dem Endurtheile noch etwas inne zu halten, und lieber noch weiter zu
forschen, ob unter dem fürsprechenden Herzoge nicht denn doch ein anderer
Landesherzog, als gerade nur der verstanden werden könne, in dessen
Gebiete das geschenkte Gut gelegen war. Ganz besonders dürfte aber
dann ein fortgesetztes Forschen gerathen sein, wenn sogar Gründe vorhan-
den sind, welche den Umstand, dass für jene Periode, in keiner Geschichts-
quelle eines Herzogs desjenigen Gebietes, in welchem das geschenkte Gut
gelegen, erwähnt wird, nicht durch einen blossen Zufall oder die Nach-
lässigkeit der Geschichtschreiber, sondern nur durch den weitern Umstand,
dass in jener Periode dem fraglichen Gebiete wirklich ein Herzog (vorge-
standen, erklärbar machen.
Ich darf bei meinen Lesern als bekannt voraussetzen, dass bei keinem
der bisher aufgefundenen Geschichtschreiber und in keiner andern be-
kannten Geschichtsquelle ein Herzog aufgeführt werde, welcher Kärnten in
der Periode seit dem Tode desK. Konrad II. bis auf Herzog Weif, somit seit
dem 20. August 1039 bis in das Jahr 1047, somit auch in dem Jahre, in
welchem die henricianische Urkunde vom 8. November 1042 ausgefertiget
wurde, vorgestanden hätte. Den Grund dieses Schweigens sucht man nicht
in der Nachlässigkeit der Chronisten oder in dem Mangel an Urkunden aus
jener Periode, sondern man glaubt, dass die Geschichtsquellen für jene Pe-
riode eines Herzogs von Kärnten desshalb nicht erwähnen, weil in jener
Periode Kärnten wirklich keinen Herzog hatte, die Geschichtsquellen sonach
auch keines Herzogs von Kärnten erwähnen konnten. Den Grund endlich,
wesshalb Kärnten durch beinahe acht Jahre ohne Herzog gewesen sein könne,
sucht man in einer auch anderwärts beobachteten Regierungsmaxime der
beiden deutschen Könige Konrad II. (f Juni 1039) und seines Sohnes
Heinrich III. (f 5. October 1056), der Maxime nämlich, die der königlichen
Gewalt gefährliche Macht der Herzoge möglichst zu schwächen, die Natur
m-i) all «Irr einer blossen AmtKmachl miitflichsl anl 'rcrht. iiml «li
leihung tliM-sflbcii \ on dem Gutachten <!< >|,rrliaupl«'s abhan
erhalten. Desshalh konnte K. Heinrich IM. i'ln'iisu wie sein VftUf R
rad II. «las ller/.ogthum NcIim abcn s.-it <!ein .lalnv 103^ unbesel /.t licsffund
er. K. Heinrich III.. erst im Jahre I O i . » li.s.-l/l, dem T«»dr des
:if.ul II. d. ll. sril dem •„><>. Aii-iisl L099 crlrdi. .;lhum
Kimtea bis in (las Jahr 1 0 '♦ 7 unbesel /.t und dir torftOglioh« Gewalt mit der
königlichen in seiner Person vereint betaeten, bin er in demeehwlbi
Grafen Weif den Mann gefunden n halten erachtete, weh-hem ef
Amt eines Herzogs \«>u Kärnten anvertrauen /u können glaubte.
Die T'älle. für welche ieh die Anwendung «Irr üben mitgeHn
geln de t angerathen, sind sonach bei dem Gebrauch«' der hearieie-
D Urkunde vom 8. November 1041 vorhanden, und so wollen wir in
der Geschichte Deutschlands nachforschen, ob sich denn nicht doch ein an
«lerer Herzog Gottfried auflinden lasse, welcher, ohne Herzog von Kärnten
ien zu sein, dennoch der bedeutungsvolle Fürbitter in der henriciani-
schen Urkunde vom 8. November 1042 gewesen sein konnte?
Hermannus contractus erzählt zum Jahre 1 044 Gozzilo dux Lotharingorum
mnriens, Gozziloni Filio, quamvis ignavo, ducatum suum a rege Heinrico
promissum relinquere disposuit ; sed alter Filius Gotefridus, iam du dum
(1 u i . cum ducatum fratri debitum, contra fas a rege sibi obtinere nequi-
visset, iusiurandum fidemque postponens, rebellare pio regi praesumit. —
Da diese Stelle ausdrücklich besagt, dass Gottfried, der Sohn des im Jahre
1044 gestorbenen Gozilo von Lothringen schon lange vor dem Tode seines
Vaters, also lange vor dem Jahre 1044 und somit wohl auch schon im Jahre
1048 Herzog war, so musste selbst der, welcher die Ausgabe der Chronik
Hermanns in Ussermanns T. I. Prodromi Germaniae Sacrae nicht kannte,
sich zu weiteren Forschungen aufgefordert fühlen und mit einiger Geduld
würde auch der, welcher den Fingerzeig in der neuesten Ausgabe jenes
Chronikons. im T. VII. (Script. V.) der von Perz herausgegebenen Mon.
genu. bist, nicht benützen konnte, Stenzels Geschichte Deutschlands unter
den fränkischen Kaisern und Königen, kennen gelernt und hierin die ge-
wünschten Aufschlüsse gefunden haben.
h den gelehrten Untersuchungen des Herrn Slenzel (II. S. 11*» u. ff.)
wurde nämlich Gottfried, der Sohn des Herzogs Gozelo I. von Lothringen,
schon im Jahre 1040 neben seinem Vater Gozelo oder Gotbelo von dem K.
Heinrich III. Herzog genannt (interventu ducem gothelonis et godefi ««li i.
weil er Oberlothringen verwaltete. Da nun nach dem Zeugnisse des ll.nu.
cont. Gottfried, der Sohn des Herzogs (> Ifricd I.) von Loth
bei den Tode seines Vaters im Jahre 1044 Herzog war, so dürr
l so viel erwiesen sein, dass im Zeiträume vom Jahre 1040 bis I1
bloss einen Herzog Gottfried, sondern IW#I Bersogfl g. 'geben habe,
welche I n haben, un«l da endlieh «reiten der Zusammen-
hang ii ihlung Hermanns, selbst abgesehen von den
Menzels, besonders bei der Erläuterung durch Siegebert von
Gemhlour zum Jahre 1044 deutlich zu verstehen gibt, dass nur von loth-
232
ringischen H erzogth ümern die Rede sei, und daher das jam dudum
dux bei Herrn, cont. auf kein anderes, als auf ein lothringisches Herzog-
tum bezogen werden könne, so fällt wenigstens die Behauptung weg, dass
der in der henricianischen Urkunde vom 8. November 1042 als Fürsprecher
erscheinende Herzog Gottfried entweder Gottfried I. von Lothringen, oder
ein bisher unbekannter Herzog Gottfried von Kärnten gewesen sein müsse.
Mit dem Zerfalle dieser Behauptung fällt aber die eine Stütze, welche bei
der Erklärung der Urkunde vom 8. November 1042 ermuthigen könnte, die
Beobachtung, dass die in den kaiserlichen und königlichen Schenkungsur-
kunden als Fürsprecher erscheinenden Herzoge gewöhnlich die Herzoge des
Gebietes gewesen seien , in welcher das geschenkte Gut gelegen, zu einem
für immer geltenden Grundsatze, zu einem durch kein Bedenken antastba-
ren Imperativ auszudehnen und in Folge dieses Grundsatzes die Thatsache,
dass der in der Urkunde vom 8. November 1042 als Fürsprecher erschei-
nende nicht näher bezeichnete Herzog Gottfried ein Herzog von Kärnten
gewesen sei, über allen Zweifel erhoben zu erklären.
Dass einer der beiden Gottfriede zugleich Herzog in Lothringen und in
Kärnten gewesen sei, ist wohl kaum denkbar. Wozu hätte der alte Gozelo
oder Gottfried von Niederlothringen dem fernen Kärnten, diesem wichtigen
Gränzlande, dessen Schutz eines kräftigen Mannes bedurfte, nützen können?
Aber auch Gozelos Sohn Gottfried, Herzog von Oberlothringen hatte nicht
Ursache, sich um Kärnten, als ein zweites Herzogthum zu bewerben; und
zwar um so minder als, wie die Folge zeigte, sein Streben ganz dahin ge-
richtet war, nach dem Tode seines Vaters Gozelo zu dem von ihm bereits
verwalteten Herzogthume Oberlothringen auch das von Niederlothringen zu
erlangen. Seine Absicht ging offenbar dahin, beide Lothringen in sich zu
vereinen und bei solcher Absicht konnteer auch unmöglich geneigt sein, sich
für das eine oder andere der lothringischen Herzogthümer mit dem fernen
Herzogthume Kärnten abfinden zu lassen.
Es handelt sich sonach nur noch um die Frage, was wohl den einen
oder andern der beiden Herzoge Gottfried von Lothringen bewogen haben
konnte, als Gönner des Markgrafen Gottfried von Putten aufzutreten, wenn
sie nicht Herzoge von Kärnten waren? Herr Dr. Tangl schickt zwar jedem,
der sich gegen den von ihm aufgefundenen Herzog Gottfried sträuben wollte,
die Warnung entgegen, wohl zu bedenken, dass der Sträubende nachweisen
müsse, welche Veranlassung oder welcher Grund der Fürbitte des fernen
Herzogs Gottfried I. (Gozelo) von Lothringen für den Markgrafen der kärnt-
nerischen Ostmark sich auffinden oder auch nur annehmen Hesse? Allein
diesfalls wäre leicht zu helfen. Man dürfte nur die von dem Herrn Tangl fünf
Seiten später aufgestellte genealogische Tafel unterschreiben und der War-
nende hätte den Sträubenden selbst aus der Schlinge gezogen. Ich glaube
aber, dass es weder des Unterschreibens noch einer Revision aller mögli-
chen Arten, wodurch man sich Gönner erwerben könne, bedürfe. Die Lö-
sung jener Frage scheint mir viel näher zu liegen, wenn wir uns an den
jungen Gottfried, den Herzog von Oberlothringen, welcher auch schon in
dem Zeiträume von 1040 bis 1044 und somit wohl auch schon im Jahre 1042
htlrii und Ihn ßhen iueb< I Im irobl i
auffallenden Schrille. für den Markgmftl ' I von Pulten l > . i K
Heinrich III. als Fürsprecher aufzutreten. \ermorhl haben k«»nne?
Wer kennt nichl den Austausch der 8nat( I den eil kl
am tieb selbe »einer Zeit dnrefa grl Qegenge-
fkUigkeiten bezahlen m lassen. Henog Ctottfriei von Oberleibriiigi
nicht bloss ein tapferer, sondern auch ein klag berechnender Mann, diu Tic
-ein ier Weltklegkeit sehr wohl gekannt und die Itegel von <i.
aipreniW der Gönnerschaften den Markgrafen Gottfried ron Putten gegen-
überin Anwcmlun^ gebrannt haben. Heneg Gottfried von Oberlothringen
war ein tapfrer Degen und schon desshalb dem K. Heinrich III.
tige Person. Er mag auch bei Lebzeiten seines Vaters Gozelo das
des K. Heinrich III. genossen haben, weil ihm dieser Oberlolhringen noch
bei Lebzeiten des Vaters Gozelo zur herzoglichen Verwaltung verlieh.
ihm K. Heinrich III. nach dem Tode Gozelos im Jahre 1044 zu dem
Herzogthume Oberlothringen nicht auch das von Niederlothringen verlieh,
so war dieser Fürgang noch kein Beweis persönlicher Ungunst, sondern
nur ein Zeichen der die Grenzen des Vertrauens und der Gunst wohlbe-
rechnenden Herrscherklugheit des K. Heinrich 111., welcher sich nicht ge-
neigt finden konnte, die Macht des kräftigen Herzogs von Oberlothringen
durch die Verleihung des Herzogthumes Niederlothringen auf einen gefähr-
lichen Punct zu steigern.
Auch Markgraf Gottfried von Putten war für den deutschen König ein
bedeutender Mann ; denn er hütete jedenfalls einen bedeutenden Theil der
Ottmarken des deutschen Reiches und es war voraus zu sehen, dass er durch
das Zerwürfniss des K. Heinrich III. mit den Ungern, denen gegenüber von
dem Markgrafen Gottfried so vieles abhing, bei dem deutschen Könige auch
ein einflussreicher Mann sein werde-
Beide Gottfriede, der Herzog von Oberlothringen und der Markgraf
von Putten mögen sich auf dem Heereszuge K. Heinrich III. gegen die Un-
gern im Herbste des Jahres 1042 kennen gelernt und bald gefunden haben,
wozu sie sich nützen können. Herzog Gottfried von Oberlothringen wünschte,
nach dem Tode seines Valers Gozelo auch das Herzogthum Niederlothrin-
gen zu erlangen. Hierzu brauchte er die Gunst des deutschen Königes,
Beinrieb IN. und um diesen für die Erfüllung seines Wunsches zu gewinnen,
bedurfte er um so mehr einflussreicher Gönner, als er K. Heinrich III. zu
gel kannte, als dass er nicht sollte geargwöhnt haben, dass K. Heinrieh III.
wenig geneigt sein dürfte, einer Vereinigung der beiden lothringi
Herzogtümer in der Person Gottfrieds zu willfahren. Warum bitte daher
nicht Herzog Gottfried von Oberlothringen die weit bescheideneren Wün-
sche des Markgrafen Gottfried \<m Putten bei K. Heinrich IN. Bl
und ihm die verbiltniMmiMig klein« irkeil einer Fürsprai
Qeo da er doch dadurch einen eintliissreichen guten Freund gl
nen konnte, der dem K. Heinrich III. dahin zu stimmen vermochte, damit
dieser i| den Herzoge Gottfried von Oberlothringen auch das ge-
wünschte Herzogthum Niederlothringen reric
23*
Da es bei dem Vorausgeschickten nach meinem Dafürhalten, sehr wohl
denkbar ist, dass der in derhenricianischen Urkunde vom 8. November 1042
als Fürsprecher erscheinende Herzog Gottfried ein anderer Herzog als durch-
aus nur ein Herzog von Kärnten gewesen sein könne, und zwar Herzog Gott-
fried von Oberlothringen, so lasse ich es dahin gestellt sein, ob der vom Herrn
Dr.Tangl so oft verunglimpfte Fröhlich das ihm gerade in diesem Falle wieder
zu Theil gewordene Vertrauen gerechtfertiget und, wenn ihm auch die oft-
erwähnte henricianische Urkunde bekannt gewesen wäre, in dem Gotifredus
dux vom Jahre 1042 keinen andern, als nur einen früher unbekannten, in
keiner andern Geschichtsquelle erwähnten Herzog von Kärnten ersehen
hätte. Auch der Grund, wesshalb nicht schon Hormayr, welcher die Urkunde
vom 2. November 1042 zuerst edirte, auf den Fund des neuen Herzoges Gott-
fried von Kärnten verfallen ist, dürfte wohl noch in etwas Anderem, als in
einem bei Hormayer sonst eben nicht bemerkbaren Mangel an Scharfsinn zu
suchen sein. Ich für meinen Theil würde mich nicht getrauen, auf dem
Grunde der vereinzelten Urkunde vom 8. November 1042, welche überdies
nach vielen Gründen der Wahrscheinlichkeit eine ganz andere Interpretation,
als die des Herrn Dr. Tangl, zulässt, die den Zeitraum von 1039 bis 1047
umfassende Lücke in der Reihe der Herzoge von Kärnten mit dem angeblich
neu entdeckten Herzoge Gottfried auszufüllen und glaube vielmehr, dass der
in jener Urkunde als Fürsprecher erscheinende Gotifredus dux der Herzog
Gottfried von Oberlothringen war, welcher dieses neben seinen Vater Gozelo
schon vor dem Jahre 1044 verwaltete, schon im Jahre 1040 neben seinem
Vater Gothelo oder Gozelo Herzog genannt wird, und von dem Herrn, cont.
ausdrücklich sagt, dass er schon lange vor dem Jahre 1044 Herzog war
von dem ich mich aber nicht zu behaupten getraue, dass er im Jahre 1042.
auch dem Herzogthume Kärnten vorgesetzt gewesen sei oder auch nur
einen Grund gehabt hätte, nach dem fernen Herzogthume Kärnten zu
geitzen. Ich bin weit entfernt, meinem geehrten Landsmanne es zum Vor-
wurfe zu machen, dass er von den gelehrten Erörterungen Stenzels keine
Kenntniss genommen hat, um selbe entweder zu widerlegen, oder zu be-
nützen. Ich weiss zu wohl, mit welchem Mangel an historischen Hülfsmitteln
er bisher zu kämpfen hatte. Desshalb freue ich mich mit ihm, dass er nun
in eine seinen Forschungen günstigere Lage gekommen ist. Er wird nicht
bloss dem Lande seiner Neigung, sondern auch seinem Geburtslande unge-
mein viel nützen können, besonders wenn er nach den Mühen einer andau-
ernden Geschichtforschung etwas ruhiger im Urtheilen und auch gegen sich
in so weit misstrauischer geworden sein wird, um das, was ihm ein Irrthum
oder eine offenbare Unrichtigkeit zu sein scheint, etwas genauer in das
Auge zu fassen und mit mehr Umsicht zu prüfen, bevor er über den vermeint-
lich Irrenden den Stab bricht. Ausserdem kann es sehr leicht geschehen,
dass, während gegen die Fortpflanzung vermeintlicher alier Irrthümer in
der Landesgeschichte von Kärnten und Steiermark zu Felde gezogen wird,
neue Irrthümer in die eine wie in die andere Landesgeschichte hineinge-
pflanzt werden.
V.
Die ältesten Urkunden
des
Kanonikatstiftes Saint Georgen
in Unterösterreich.
Von 1112 bis 1244.
Mitgetheilt und mit Erläuterungen begleitet
IVUhelm BteUhy,
Chorherrn von Herzogenburg und Pfarrer zu Tirnstein.
Non liber ut fieret, sed ut sua cuique daretur
Litera, propositum curaque nostra fuit.
Ovid de Ponto L. III. S
V o r I) e p i c li
Mh (!<m* Herausgabe der ältesten Urkunden des Stiftes 8t Geor-
gen von 1112 bis 1244, welche die altehrwfirdigen und einsigen
Überbleibsel des einst auf einer Donauinsel bestandenen Denkmales
altdeutscher christlicher Andacht bilden, hoffe ich den Freunden der
vaterländischen Geschichte eine angenehme Gabe darzureichen. Diese
Urkunden gehören ja in den Zeitraum der babenbergischen Herrschaft
in Österreich, welchen ein wackerer Forscher unserer Zeit „die
Blüthe und den reinsten Ausdruck mittelalterlicher Zustände" genannt
hat. Mehre Urkunden sind mit Anmerkungen begleitet, die zwar oft
dem vorgesteckten Ziele der Zeit weit vorgreifen, aber dennoch von
Interesse sein dürften, und viele leicht jetzt schon, bevor eine weitere
Fortsetzung des Begonnenen möglich wird , hie und da Licht oder
Bestätigung gewonnener Forschungen verbreiten können. Wo die
Citate mangeln, ist alles aus dem Archive des Stiftes entnommen;
bei den übrigen Anführungen, die, weil ausser der Tendenz dieser
Herausgabe, nicht häufig sind, ist die Quelle jedesmal angegeben.
Tirnstein den 18. October 1852.
Der Herausgeber.
23 u
i.
V
In nomine sancte et indiuidue Trinitatis. Odalricus gratia Dei Patauien-
8is Episcopus cunctis successoribus suis et omnibus inposti'mm Mflibttl
salulem in perpeluum. Quia duo minnta uidue deuote oblationibus diuitum
pluriina jactantium ab eo qui cordis est inspector et plene uoluntatis remune-
ralor ruangclio u.stc preterri cognouimus.nos quoque oblationem aliquain
quamuis tenuem (|nanmis minutam. bonorum omnium largitori et remunera-
tori.et doflüno ao patrono nostro sancto Stephano protomartyri oflerre pre-
sumiinus. Ecclesiam ergo beali inartyris GEORGII sitam in continio ubi treis-
ina fluuius intluit Danubiuin. que nobis iure hereditario maiorum sueeessione
prouenit . tradidimus super altare domini et patroni noslri protomartyris
Stepbani patauie pro anime ac parentum nostrorum redemptione cum omni-
bus que nostri iuris ibidem erant. Scilicet piscationibus.uineisagris.pratis.
pascuis . siluis . cultis, et incultis . quesitis . et non quesitis . exitibus . et reditibus.
Addidimus etiam de proprio unum predium in loeo qui dicitur Seuuarin. He-
rum mansum unum in eadem uilla . unum ad persnikkhe . dimidium mansum
ad pezelinisdorf . dimidium ad cbamba . unum ad engilmarisprunnen . unum
ad guntpotingin. Item vineam unam ad Chovfarin . unam ad egilse . duas ad
irazinestorf. De possessionibus uero episcopii cui Domino ordinante presi-
demus . non ex bis que ad manum et mensam episcopi seruiebant.sed extrin-
secus acquisita . per manum aduocati odalrici tradidimus tres uineas in loco
qui dicitur buntisheim.cum beneh'cio quod a uuerigando pecunia redemimus.
in uilla mutarin beneh'cium cuiusdam engildeis . iterum uineam unam ad steine .
unam ad uuinzurlin . unam ad plecchingin . Dedimus etiam parrochiam her-
zoginburhe cum dimidia parte decimarum . item parrochiam treisinpurhe
cum dimidia parte decimarum . De decimis quoque bernnekke . et ratgoz
quas felicis memorie Altmannus episcopus habuit.et que postea ibidem culte
•eu coltMitur . et de teraz . et de merzleisuuerde tertiam partcm eidem eccle-
iiamus et confirinamus Donamus et confirmamus etiam prefate ecclesie
iiillam qiu- vocatur Strihthouin cum omnibus appendicis suis . et mansum
td uuerdai Q hiqpafli «*t quecunque alia prenominata ecclesia
• I quoi iiinlilH't tidelium liberalitate iuste et canonice
D i. not tri precepti LuitioM h sigilli
impre* ftnMUBU ♦•! eorrabarUMU.eo scilicet tenore et conditione . ul
>ura fratrum ibidem l.niiulantiuiii proliciant . «'I OMUMUlUl
regulariterque C M millus Neu inpresentiarum seu in crastinum de
boni« ecclesie proprio uel priuato usui quidquam presumat usurpare . Sed
240
iuxta apostolice inslitutionis normatn prout cuique opus erit a prelatis dis-
tribuatur. Ut igitur hec omnia firma et illibata permaneant.iudicio Dei pa-
tris omnipotentis etfilii et Spiritus sancti.et auctoritate beati PETRI apo-
stoli . eiusque uicarii pascalis pape . et tiducia et consolatione preciosorum
inartyrum sancti Stephani et beati Georgii . interdicimus et prohiberaus . ut
nullus successomm nostrorum. seu aliqua secularis seu ecciesiastica perso-
na de nominatis prefate ecclesie prediis.et si adhuc aliqua bona siue nos
siue aliquis fidelium conferemus . inuadere aut diminuere . ut usui fratrum
apostolica inibi uestigia seruantium subtrahere presumat. Si quis uero quod
Deus auertat ausu nefario hec transgressus fuerit.si tertio commonitus con-
grua satisfactione non emendauerit.anathematis laqueo se irretitum et cum
iuda pessimo mercatore partem habiturura indubitanter agnoscat.conseruan«
tibus autem pax et misericordia in presenti et futuro seculo seruetur.amen.
Acta sunt hec eodem in loco Anno Millesimo Centesimo XII0 Indictione
Va XV" Kalendas Septembris . feria Ja ordinationis autem sue Anno XXJJJ0
regnante Imperatore Henrico Quinto Imperii uero anno JJ°.
Aufgedrücktes wohlerhaltenes Siegel.
L ^ — R
Seuuarin, Seebarn in der Pfarre Grafenwörth, getheilt in Ober- und Un-
ter-Seebarn, deren Letzteres das im Stiftbriefe bezeichnete ist, und worüber
das Stift Herzogenburg bis 1848 Grund- und Ortsobrigkeit war. — DieVeste
Ober-Seebarn besass im Jahre 1560 Johann Baptist Sibenbürger, 1580
Raymund Straub Herr zu Thürnthal, 1591 Johann Freiherr zu Auersperg
auf Purgstall, 1624 Georg Jakob Freiherr zu Auersperg, 1649 Wolf Mat-
thäus Freiherr zu Auersperg, welcher dieselbe im Jahre 1664 (laut Archiv
zu Grafenegg) an den 16. Besitzer der Herrschaft Grafenegg verkaufte,
nämlich an Ferdinand Grafen von Verdenberg und Namiest, Freiherrn zu
Peyrbach, Kreuz, Oberstein und Flednig, seit welcher Zeit Ober-Seebarn
immer bei dieser Herrschaft verblieben ist.
Persnikkhe, Perschling, erste Poststation unter St. Polten.
Pezelinisdorf, Pötzleinsdorf in der Umgebung von Wien. Zu dieser
ersten Besitzung in jener Gegend fügte das Stift in der Folgezeit manche
andere hinzu. So z. B. schenkte im Jahre 1283 „Fridericus Burcravius de
Nuernberch . . . Vineam in Duerrenwerich1) scilicet quatuor Jugera"etc.
„Testes sunt Rudigerus Notarius . Pincerna de Velsperch . Wernhardus
Magister montis et alii quam plures. Acta et data sunt Wienne Anno Domini
M.CCLXXXIII.post dominicam Letare Jerusalem." — Von diesen vier Joch
Weingarten war es vielleicht jenes halbe Joch, wovon im 14. Jahrhunderte
„Hierz der Gläsel vnd Pericht sein hausvrow" alljährlieh vier Eimer Wein
1) Heut zu Tage Währing.
t> V 1
• Irin Stillt» all bei) hallen, und iro uml
Dicnstharkcit dieselben im .1. [366 heUeniien. dass 61 gelegen der
ducrenw erikh zwischen Jörgen Weingarten des hausner v nd Clmnral*
Weingarten «les I lekchleins de man mich fOl dem egeiiaiilen \nserm halben
jeneli Weingarten all«' jar dient der cdeln vrnun \mwn Annen Hein .lausen
seligen Witiben \on Chucni ring von Sevelde drilhalb \ierlail weins zu
Perchreeht u. s. w. So geben wir In den briet' mit des \ orgeuannlen !*•
Bafel ' Jansen des uo||slains ze IVI /.leinstoi I' vnd mit hern Hern.
[neige! roi Bisam »arger ea Wienne. .. Drewtsehen hundert darnach in
dem acht \n.l secht/.gisten jar an dorn AuHart abent TOSen Herren.'* —
[ai Jahre 1^1?, als „Erhart Choetel tu Petaleinaterf an den Keilen Ambt-
mann dos Edln hern hern llannsen vrni Neydtperg" zu Gerichte sas>. er-
schien vor ihm ein Uevollmäehtigler des Propstes von Herzogenburg als
Kl ige* wegen ..frawen Margreten der wirsingin Xiclas der Dawcher hl
fraw ae Wienn Weingarten gelegen an der dürren wering" und zwar eigent-
lich wegen einer schon lange an das Stift unterlassenen Leistung des Bai
rechtes von acht Eimern. Das Urtheil üherwies den ganzen Weingarten an
das Stift.
Chamba, das Dorf Kamp in der Pfarre Haizendorf.
Engilmarisprunnen, Engelmannsbrunn in der Pfarre Kirchberg am Wa-
gram V. U. Bf. B.
Guntpotingin, Chumperding in der Pfarre Murstetten.
Chovfarin, Kuffern in der Plärre Statzendorf, unweit der Meidlingthaler-
strasse, wovon einst die Nachkommen Azzos von Chohatshurg den Namen
führten. Sie nannten sich zwar später Chunringer, doch führte eine Linie
den Namen Kuffarn. Hadamar vonKuopharn, der Stiller der Zisterzienser
Abtei Zw eil. mag liier seine meisten Tage verlebt haben.
Egilse, wahrscheinlich Eglsee in der Pfarre Würmla.
Imzinestorf, Inzersdorf ob der Traisen unweit Ilerzogenburg.
Huntisheim, Hundsheim in der Pfarre Mautern, mularin.
Uuinzurlin, Weinzierl hei Krems.
Plecchingin, unbekannt. Vielleicht ein verschollener Orl in der l
hiing von Krems. Das Concept hat plecchen, und eine etwas spätere Ah-
it plechlingen.
Treisinpurhe, Traisenburg, ein nicht mehr vorhandenes Pfarrdorf am
rechten l 1er der Traisen unweit der Mündung derselben in die Donau. Aus
nfolgenden Documenten geht hervor, dass heiläulig um das Jahr 1 180
wegen der Verheerungen der Donau für die Bewohner v<m Traisen!
und ihre Pfarrkirche Keine bleibende Stätte mehr war. weswegen man
landeinwärts, heiläulig in der Mitte zwischen dem ehemaligen Traisenbnrg
lügen StoUhofen einen zur Ühersiedlung geeigneten 1'
suchte und fand, und daselbst eine neue Kirche erhaute. welche in Diplo-
men, Zehendregistern u. s. w. nie einen andern Namen hatte, ab Plan Kir-
che eh nicht nur die Kirch. nlern auch das neu ent-
ü Der! beaeiehnel wurde m4 es in einem Zehendvc iiter
nt) hei dem Jahre IJ'l't; ..Item de vi . .leinst. ,rl dominus pleba-
l«>
242
de pharrehirehen" d. h. Pächter des Zehends zu Fräuleinsdorf (jetzt nur mehr
die Fräulemühl genannt) ist der Pfarrer zu Pfarrkirchen. Eben dort heisst es
hei dem Jahre 1328 : „Anno eodem locauimus Ecclesiam nostram Pfarrkirchen
discreto viro dominoVlrico de Wilhalmspurgaindie sancti Georii per spacium
quinque Annorum hys peractis prefata Ecclesia ad nos libere remeabit." — Und
als i. J. 1334 Wolfart, Verwalter aller erzbischöfiichen Salzburgisehen Güter
in Österreich dem Stifte St. Andrä an der Traisen (laut Archiv daselbst)
einen jährlichen Gelddienst zum Geschenke gab, so kommtin derdiessfälligen
Urkunde auch der Ausdruck vor: „Daz Ott der Johanser ze Plan chirchen
gechauft hat" — und „Vlreich der Zechmaisler datz Pfarrchirchen." —
Endlich in dem fünften Decennium des 14. Jahrhunderts nöthigte der räube-
rische Donaustrom die Bewohner von Pfarrkirchen jenes Loos zu theilen,
welches ihre Vorältern im 12. und das Stift St. Georgen im 13. Jahrhunderte
getroffen hatte. Die Todten wurden ohnehin schon seit dem Jahre 1318 an-
derswo begraben, nämlich die am rechten Traisenufer Verstorbenen mussten
laut Urkunde vom Passauer Domcapitel ddo. Passau 27. Juli 1318 nach
Reidling, und die am linken Ufer Gestorbenen nach Nussdorf zur Beerdi-
gung gebracht werden. Im Jahre 1343 war alle bisher angewandte Hülfe
erschöpft; man musste neuerdings wandern, und landeinwärts, in Stollho-
fen, eine Wohnstätte suchen, und eine Kirche bauen. Ein vorzüglicher
Wohlthäter hierzu war Graf Chunrat von Schawenberch, der jenen Platz,
worauf die Kirche zu Stollhofen jetzt gebaut ist, ohne Entgeld dazu gege-
ben, und auf jeden Lehens- und Eigenthums-Anspruch für ewige Zeiten
verzichtet hat. Der Schluss dieses Schenkungs-Instrumentes ist: .... „ver-
sigelt mit vnsermlnsigil vnd mit vnsers Oheims Insigils Stephans von Meys-
saw obristen Marschalich in oesterreich vnd mit vnsers Swagers Insigil
hern Leutolds von Chunringen die diser Sach gezeuge sind mit iren Insi-
giln. diser brief ist geben ze Wienne nach Chrisles geburde dreuzehen
hundert jar darnach in dem dreu vnd viertzigisten jar an sand Cholmans
tag." — Diese hier etwas ausführlich gehaltene Auseinandersetzung möge
ihre Entschuldigung in dem Bestreben eines Beitrages zum Atlas über
^lt-Osterreich finden. — Über Traisenburg sehe man auch Fontes Her.
Austriac. IV. Bd. S. 203, wo die noch i. J. 1244 vorkommende Benennung
Traisenburg nicht beirren kann, theils weil der Name Traisenburg auch
der neuen Kirche gebührte, theils weil der Name Pfarrkirchen nur erst dem
gewöhnlichen, nicht aber dem ämtlichen Style angehörte.
Bemnekke et ratgOZ, Pernegg und Rabs in der ehedem so genannten
Waldmarch oder V. 0. M. B.
Teraz, Theras im Decanate Eggenburg, dessen Pfarre seit dem 14.
Jahrhunderte dem Cistercienserstifte Wilhering in Oberösterreich inkor-
porirt ist.
Merzlaisuuerde, unbekannt.
Strihthouin, Streithofen, an der Reichsstrasse in der Pfarre Michaelhau-
sen, worüber das Stift Herzogenburg bis 1848 Grund- und Ortsobrigkeit war.
Uuerdarin, Wördern, in der Pfarre St. Andrä vor dem Hagenthaie.
Zu diesem mansus erhielt das Stift in der Folgezeit jenen Hof zu Wördern,
T i'ftHlAUlM i.il M.U(|U.ll(l , islnr!
Bischöfe ReginbeH (a. unten) sich el ht hatte« i
■tpflichtigen Hof beeaja im J. 1311 Joannea von Mokki
:tt.' Ihn P ilaai einem lieberen Merl Selto
HaojfraQ.
II.
Mj.tiim •rigiaalis II renal patrii et »I Ini Vlriei fun-
itri Bannte memoria ad ttngram naternan per noetrum conflratreni
in Iranslalmn.
In do in name der lieyligen \ ml füge lallten Driualtiehail Wir Vli
ichoff in Pasta w allen rnaern nach cnomen md allen
i der nach rnaern gros ewichleich . vinb daz wir nach der
schrift sag erehennon da/- vor den äugen Gotes zway chlayne ding
n gotgedechtigen witihen wenn vil opher der vherburtigen
ir etlaich dünne md ehlayn opher dem Loner vmi Muten
aller guten ding vnd vnserm haupthei ren Sand Stephan dem
Martere r »li Chirichen aand Georgy marterer gelegen auf der marchen do
«ii Trayeme influzzetdi Tunaw di vns mit eriblcichen rechten in
.ehroKgung ädern zu choraen ist auf den alter rnaera hanpt-
■and Stephan bq Passen rmb rnser rnd rnaern vadern sei erleeung
mit allen rnaern rechten di wir do hetten an riachwayd w
repaut vnd vngepaut gestift rnd Bngeetiftrnttutsrnd nutz
wir geben auch der in von aygener hab a\ d hüben zu Sebarn vnd ayn wanang
P i ik, ayn halbes supetsleinetorf, ayn halbea
n Chunpoting auch aynen Wein-
garten zu rtuifTarn, aynen in d< aynen an Jmzeimatorf, von der be-
i bisehtnra die m Ir ron getei willen verwesen nicht von den gutem
di zu der bände vnd Tische dez iiisehou gedinet haben, nur di auswendig
mit der bände vogt vlreich haben wir geben drey wein-
en hunlzhaym mit dem geaesse do selbs da/ wir von wenjuanden
\mb rnaer gelt ab gelost haben , vnd zu Mao tarn Engildeshol . aynen Wein-
garten zu Stayn , aynen so weyurzurlin , aynen an pleching , Wir haben
di pharr zu bertsogenbnrg mit hallten tayl aller zechen!
dt pharr Traysinpurg mit halben zechenten . vnd von Bedienten EU per-
li der s.lig Bischoff Altman gehabt hat vnd di nach im
gepaud oder gestill werden do selbs , vnd ren Terra/ . md \«>n Rferalay-
i Chirichen zu land Gee en wir vnd
4*1 dorff | boten mit aller seiner /i g . md
aynge- rn I»i Guter dl von vnsern wegen di I ('In-
hal \ ml her n . teern getrewe« leblefeher mil-
tichait redleich mit gunst golz gewinnen mag . all inander -
genant sein mit der schirmung vnsers gepeta md mit i
ten alae beachaideleich dai ii an dem genuya nnti
der brilder di g , |, ;n den geböl
nftigen gutern sol nicht aygens haben , aber !er aol
10 •
244
haben nach der pabslleichen lere swaz im natt ist von seinem prelaten , vnd
da/ di stet vnd vnuerhaltzt beleiben mit dem gericht goles vaters vnd dez
Sunez vnd dez heyligen Geysts vnd mit dem gwalt sand peters (mit späterer
Hand: eiusque vicarii paschalis pape) vnd mitde^hoftnung vnd der erfrewung
der heyligen Marterer Stephani vnd Georgii verpieten wir vnd weren daz
khayn vnser nach chomen oder khayn ander weltleich oder Geystleich per-
san di vorgenanten Chirichen guter swie si genant sein di wir ir geben
haben oder her nach auch wir oder ander gotgen trew in verleichen , an-
greyff der Chirichen zu schaden oder minner oder den brudern di do selbs
gotes dinst volbringen ichtz abziehen oder nemen Wer aber der war daz
got wend der mit einer schemleichen torstichait di vnsern gepott vberfuer
vnd ob der selb nach dem vnd er zu dreyn molen dorvmb gemanet wurd
nicht genueg do wider tett der sey mit dez grosen banne sayl bestricht vnd
mit Juda dem pössten chaufman an zweyfel nympt er seinen tayl der ewigen
verdampnizze Aber allen di di vorgenanten Chirichen vnd ire guter vnd
recht inni haben trewleich vnd beschirmen . der werd geben der frid vnd
di parmhertzichait gotes in der gegenburtigen vnd chuniftigen weit amen
Geschechen vnd getan ander Selben stat do man zalt von Christs gepurd
Tausend Jar hundert vnd zwelif jar Indicion seeunda xij kln September feria
prima Ordinacionis autem sue anno xxnj regnante Imperatore henrico quinto
Imperii vero anno seeundo.
Der Übersetzer sah bei der Indiction das U für zwei II anstatt für V,
und eben so bei den Kaienden XII statt XU an.
III.
Entnommen aus dem Büchlein „Prima Fundacio," welches sieben Per-
gamentblätter in Octav enthält, und nach den Charakteren der Buchstaben
der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts anzugehören scheint. Ein Beitrag
zum Atlas über Alt-Österreich.
Nota Iste deeime Subscripte Attinent Monasterio Sancti georgy de
prima fundaccione 1112.
In Officio pruck.
Item de quinque mansis et quinque areis deeima totalis cedit cenobio.
In Villa nidem Edlitz De octo mansis et de duabus Areis totalis deeima
pertinet cenobio.
In Villa Jarolten de octo mansis totalis deeima Et de quatuor Areis ter-
cia pars attinet Cenobio.
In Villa Natichn de vna Area totalis deeima Et de vno Allodio Et duabus
Areis Et de vna Curti tercia pars cedit cenobio.
In Villa Stoyssen Duo Allodia deeimam totalem Soluunt Cenobio.
In Villa Hollnpach Vndecim Allodia et dimidius mansus Et septem Aree
totalem decirnam Soluunt Cenobio.
In Villa Pirach De quatuor mansis deeima totalis cedit cenobio.
In Vfia Puech de duobus mansis deeima totalis Et de vna curti tercia
pars Et de duabus eulturis tercia pars Et de quinque Areis totalis deeima
r.t de r.t de «'iirii peyfartea e( in) m cortim de croodam
« 1 1 1 1 » t oenobio.
In vilhi Netraz de qoadam eartl tereii pari eedil cenobio.
In villa Hard De tribai maaiii deeima totalii El de rno mamo b
pars e bio.
Ad minorem villam Hard lereli pari oedil cenobio.
In Olli« io Kaln/.
In foro Qaedara carta totalem deeiman Solonnl eenobio . El de manso
ii MaetUeia 1 1 1 de n fridi Habeniteiner lereia pars i;i lereia
iniit eenebio.
In Pruell De orte oomitii ßeberhardi El de qoadam enrti tercia pari Et
i pars eaieornm eoluitnr cenobio.
Item Aul* den taylln bey dein OberndorlThab wir drittel zehent vnd taylt
sieh der zehent Ant* dem markchtsteyg dem weg nach auff weingartpüchl.
De curia laurency Magietri Coqaine tercia pars attinet cenobio.
Ragts in monte De curla Conrad] Marschalcy Et de curta comitis de-
eima totalis Bf iuxta tyam videlicet teya de Agro Conradi tercia pars cedit
In villa Widersperkch Tercia pars cedit cenobio.
In Villa Newndorff Tercia pars cedit cenobio.
In Villa minori Grassaw De vno manso Et de vna Area totalis deeima
quadam curti tercia pars cedunt cenobio.
In Maiori Grassaw Quatuor Allodia totalem deeimam reddunt cenobio
vno All die tercia pars cedit cenobio.
In Villa Zemerndorff Sex Allodia totalem deeimam reddunt cenobio
ü vieissiin cenobio parciali subicitur.
In villa Kachenreyt de quatuor mansis deeima totalis Et de tribus Allo-
- eompotit cenobio. (Von später Hand steht am Rande ge-
schrieben: Iam dicitur auff dem Hassengraben.)
In Villa Mut Sidel de quatuor Mansis deeima totalis Et de quadam curti
Et de medio Allodio Et de vno Allodio Item de medio Allodio Et de duabus
Areis Et de curti eoinmitisse tercia pars cedit cenobio.
In Villa Chawdenpach De quadam curti deeima totalis Et de vno manso
lio Allodio Et de qualuor Areis lereia pars cedit cenobio.
In Villa Cholmuntz De vndeeim Ailodiis Et de vna Area tercia pars
cenobio.
In Villa Chlepach de Sex mansis tercia pars cedit cenobio.
In Villa Sawkaren De dooboi Ailodiis Et de duabus Areis Et de qua-
dam talis El de vna Area tercia pars cedit cenobio.
In villa Linthaw de quatuor mansis et de duabus Areis tercia pars
In Villa Redel de nouem Ailodiis El de tribus Areis deeima totalis solui-
tur « •
In Villa TrebingS de quatuor mansis El vna Area deeima totalis cedit
cenob
246
In Villa Aygen de duobus Allodiis decima totalis et de duobus Allodiis
Et duabus curtibus tercia pars cedit cenobio.
In Villa phaffen Slag de tribus mansis El. vna Area decima totalis
cedit cenobio.
In Villa Tyemslag de Septem Allodiis decima totalis soluitur cenobio.
In Villa Weinharen De vndecim mansis Et de vna Area decima totalis
compelit cenobio.
In Villa Mospach de tribus Mansis Et de quatuor Areis decima totalis
Et de duobus Allodiis Et de vna Area tercia pars cedit cenobio.
In Villa Lyebenberch De decima Hugonis tercia pars cedit cenobio.
In Villa Wilhalmstorff De tribus Mansis decima totalis soluitur cenobio.
In Villa pamelstorff De duobus Allodiis decima totalis Et de vno Allodio
tercia pars cedit cenobio.
In Villa Chuberndorff de curti pigartare decima totalis cedit cenobio.
In Villa Lymbtz De curti Conradi Et de vno Allodio decima totalis Et de
curti clerici tercia pars cedit cenobio.
Item Puchenstain Ex suposito lymbtz tercia pars attinet cenobio.
In Villa Cheydlaren Tercia pars attinet cenobio.
Ad interins Cheydlaren Tercia pars, cedit cenobio.
In Villa Oekkernsdorff Tercia pars Et de nouo Agro Conradi carnificis
3a pars Et de Agro Guntheri quem Hodmarstorff (seil, emit) tercia pars
cedit cenobio.
In Villa Hadmensdorff De Manso deeimatoris decima totalis Et de tribus
curiis Et de vna area tercia pars cedit cenobio.
Item Sultce Ratzare veld Tercia pars cedit cenobio.
Item Trebtzedelze veld Tercia pars cedit cenobio.
(Mit späterer Hand: Item In dem Heymad Zwischen pamelstorff vnd
Chomdorff3a pars attinet Monasterio nostro.)
In Officio Sighartz.
Item in Sighartz de decem Allodiis decima totalis Et de duabus curtibus
Et de decem areis tercia pars cedit cenobio.
In Villa Vistritz De Septem Mansis decima totalis Et de vno Manso ter-
cia pars cedit cenobio.
Ad Villam minorem Sighartz (am Rande von späterer Hand: Iam nun-
cupatur Sighartleins) De quatuor Allodiis Et de medio Manso decima totalis
et de vna Area media pars cedit cenobio.
In Villa WueningS de Sex Mansis decima totalis Et de duobus Allodiis
Et de decem Areis tercia pars Soluitur cenobio.
In Villa Maussen Tercia pars cedit cenobio.
Item Hidelhoff Soluit terciam partem cenobio.
In Villa LewbUSCh de duobus Mansis et de quatuor Areis decima totalis
Et de duobus Allodiis Et de quadam curti tercia pars cedit cenobio.
In Villa Sitmars de quatuor Mansis decima totalis attinet cenobio.
In Villa minus Muenyngs Tercia pars debetur cenobio.
In villa Chaltenpach <lf ii-ilms M.m iaEl de doabui kreii deefane tota-
le i;i .i<- \ik> afaaaa tereia pari eedÜ eeaobio.
In villa Altenwayhoffen Dednoo da hm aMlodie El daebaa
i tereia pari Soiaitar eenobie.
In villa Maetzleins. D<* Sei Manaia El dedaabai Areia deeiaae totale» Et
de no kUodie tereia pari <-<'dit eenobio.
In villa Vlreich Slag De Oeto Maaeia deeiaaa totalia Selaiter eenobio.
In villa Seyfridts Da duobus M.msis deeim« totalis eedil eenobio.
In villa Hadmars De qaataor Maneii decima ietalie eedil eenobio.
In villa Dyetmars De Sei Maneii dee&aaa totalis eedil oenebio.
In villa Waltreichs De quinqae Manaia deeimn totalis eedil eenebie.
In Officio Gotfridt Sing.
Item Ibidem de decem Mansis et vna Area decima totalis cedit eenobio.
In Villa Munichreytt De quinque Manaia et de duabus Areis decima
totalis eedil eenobio.
In Villa Chadelstain Tereia pars cedit eenobio
In Villa Gossenreytt De quatuor Mansis Et de curti tereia pars Et de
iure fratris Willicii tereia pars cedit eenobio.
In Villa Sletaer Tereia pars competit eenobio.
In Villa pangrates (von späterer Hand am Rande: lam dicitur Auf den
Hotl'marieben) De duobus Mansis decima totalis cedit eenobio.
In Villa Siegleins De duobus Allodiis Et de duabus Areis decima totalis
Et de Iure Willaci tereia pars cedit eenobio.
In Villa Clupans De tribus Mansis Et de vno Allodio VA de medio Manso
tereia pars cedit eenobio.
In Villa Griespach Tereia pars atlinet eenobio.
In Villa Greuenslag De quatuor Mansis Et de vna Area decima totalis
El de eultura Gerdrudis et Ottonis tereia pars cedit eenobio.
In Villa Erkengers De quatuor Mansis Et de vna Area decima totalis
et de quinque Mansis El duabus Areis tereia pars cedit eenobio.
In Villa Chunrates Tereia pars cedit eenobio.
In Villa Ruegers De Sex Mansis Et duabus Areis decima totalis Et de
t omnibus Agris GundolH'i veberlent 3" pars cedit eenobio.
In Villa Schuechperichtoltz De quinque Allodiis decima totalis Et de
curti pericbtoldis tereia pars Soluitur eenobio.
In Villa Hachenbart Tereia pars cedit eenobio.
In Villa Irhawbe De Sex Mansis tereia pars Soluiter eenobio.
In Villa Lechsnitz De quinque Mansis decima totalis cedit eenobio.
In Villa Vlreichs De quatuor Mansis decima totalis cedit eenobio.
In Villa Hachenaych De Septem Mansis Et de duabus Areis decima to-
talis Et de vno Allodio t^rci\ pars cedit eenobio,
In Villa Eschenaw De quatuor Mansis Nundingii decima totalis cedit
eenobio.
In Villa Dobroesperig Tereia pars atlinet eenobio.
248
In Villa Nyder Harmars De Sex Mansis decime totales attinent cenobio.
In Villa Schelungs De Sex Mansis Et de curti lucum iuxta pruel Et de
omnibus Agris Vlrici fullonis iuxta pruel Et de curti Herrandi iuxta pruel
decime totales soluuntur cenobio.
In Officio Waldkirichen.
Item de Nouem Allodiis Ibidem decime totales Soluuntur cenobio.
In Villa Gotschalchs de quatuor Mansis decime totale 3 Et de duobus
Mansis tercia pars cedit cenobio.
In Villa Prunne De quatuor Mansis decima totalis attinet cenobio.
In Villa Reybeins De decem Allodiis decime totales competunt cenobio.
In Villa Reyüultz De quatuor Mansis decime totales Soluuntur cenobio.
In Villa Ruedulffs De Septem Mansis decime totales Et de tribus Allo-
diis tercia pars attinet cenobio.
Ad Montem Egidü De quinque Allodiis decima totalis competit cenobio.
In Villa Milwans De quatuor Mansis decima totalis Et de vno Manso
tercia pars cedit cenobio.
In Villa Haniftal De quatuor Mansis decima totalis cedit cenobio.
In Villa Walthers De Sex Mansis decima totalis Soluitur cenobio.
In Villa Hard De tribus Mansis decima totalis Et de vno Manso Et de
tribus Allodiis Chadoldi Et de duobus Mansis Martlyebi Et de tribus Mansis
Chunradi iudicis tercia pars competit cenobio.
In Villa podlaren De tribus Allodiis decime totales Et de Septem Mansis
Et de medio Manso tercia pars cedit cenobio.
In Officio Gerstnaren.
Item de quinque Mansis Ibidem Et de tribus Areis decima totalis atti-
net cenobio.
In Villa Weyssenpach De quatuor Allodiis decima totalis Et de Sex Areis
tercia pars att:net cenobio.
In Villa Otten De tribus Mansis Et duabus Areis decima totalis Et de
vna Area tercia pars cedit cenobio.
In Villa Ruedulffs De quinque Mansis Et de duabus Areis decima totalis
attinet cenobio.
In Villa Hadmars In Reinperig Tercia pars cedit cenobio.
In Officio Zwetlarn.
Item de Sex Mansis Ibidem Et de vna Area decima totalis attinet cenobio.
In Villa yemslag De duobus Mansis et de quatuor Areis decime totales
competunt cenobio.
In v411a Goetfridts De decem Mansis decima totalis Et de Nouali agro
tercia pars attinet cenobio.
In Villa Arnoltz De Septem Mansis decima totalis debetur cenobio.
In Villa maiori Eberhartzs De Septem Mansis Et duabus Areis decima
totalis Et de vno Manso tercia pars attinet cenobio.
In Villa Phaffenslag De quatuor Mansis decime totales attinent cenobio,
2k\)
In villa Mulwach Tercii pars ittinet eenobio.
In Eysenreichs Tercii pari eedM eenobio.
In Officio Tnjn.
Item rigisti Iura videHcet puerkehreehl reddnntnr eenobio«
In villa Nyder Eberhartzs De SrpiciM Manila El doobui Agrk deeiau
totalis eodlt eenobio.
In villa Mospach De tribus Allodiis El dnobni Agrii El de duabni Areii
deeime totales Et de enrti ArtoMR El de enrti Mfanegoldi in waydhoti
Herum de quadum enrti tercia pars soluitur eenobio.
In Villa SawrlingS De tribus Mansis tercia pars cedit eenobio. (Mit
spaterer Hand am Hände: Hoc perlinet ad nyder Ebcrhart/.).
In Villa Tubeniche De tribus Allodiis deeime totales cedunt eenobio.
(Am Rande mit späterer Hand: Hoc pertinet ad Mospach).
In viUa Gerharts De decem Mansis Et duabus Areis deeime totales ce-
dunt eenobio.
In Villa Schirneis De Sex Mansis Et vna Area deeime totales Et de vno
Allodio tercia pars cedit eenobio.
In Villa Haniftall De duobus Allodiis Et vna Area decirne totales Et de
vna Area tercia pars cedit eenobio.
In Villa Rentzleins De tribus Mansis Et vna Area deeime totales cedunt
eenobio.
In Villa Frubretz De tribus Allodiis Et duabus Areis deeime totales Et
de curti Hanrici (sie) tercia pars.
In Villa Negwans De quinque Mansis deeime totales Et de curti Heber-
gerii tercia pars debetur eenobio.
In Villa Ober Edlitz De decem Mansis deeime totales cedunt eenobio.
In Meyishoff de quadam curti Et de Omnibus Agris que adiacent Silue
deeima totalis cedit eenobio.
In Villa Geberhartzs Tercia pars cedit eenobio.
In Officio Plesperg.
Item de quinque Allodiis Ibidem Et de vna Area deeime totales cedunt
eenobio.
In villa Frubretzs De Sex Mansis deeime totales cedunt eenobio.
In Villa Dachksen De tribus Mansis Et quatuor Areis deeima totalis
Soluitur eenobio.
In Villa Tewffenpach De quatuor Mansis Et Cultura Timonis Et de tri-
bus Areis deeime totales attinent eenobio.
Item Dewbaschhoff Tercia pars attinet eenobio.
In villa Minori Tewffenpach De duobus Allodiis deeime totales cedunt
eenobio.
In villa Oberen Harmars De vno Allodio Et de tribus Areis deeime to-
tales attinent eenobio.
In Villa Gossenreyt !>c Sex Allodiis Et duabus Areis deeime tot
attinent eenobio.
250
In Villa Gorolten De Septem Mansis decime totales cedunt cenobio.
In Villa Englprechs De quatuor Allodiis Et duabus Areis decima totalis
eedit cenobio.
In Villa Chawtzen De Sex Mansis Et de tribus Areis decime totales atti-
nent cenobio.
In Officio Alberndorff.
Item de tribus Mansis Et vna Area decime totales cedunt cenobio.
In Villa Pirach De quadam curti decima totalis cedit cenobio.
In Villa Speyssendurff De predio petrisse Et de predio Chunradi Dentis
Et de cultura lluberti decime totales Et de Manso Marquardii forsterii Et de
Manso Cbunradi Sneur tercia pars cedit cenobio.
In Villa Ekkrensdorff De quatuor Mansis totalis decima Et Omnibus Areis
tercia pars cedit cenobio.
In Villa Trebtz De quinque Mansis Et Omnibus Areis tercia pars attinet
cenobio.
In Villa Gerharsdorff Tercia pars attinet cenobio.
In Villa Tures De xvij Mansis tercia pars attinet cenobio.
Ad minus Tures Tercia pars cedit cenobio.
In Villa Raspach De quinque Mansis decime totales cedunt cenobio.
In Villa Chrottenhofstat De vno M-tnso decima totalis et de quinque (?)
Et de Agro Cbunradi molendinarii tercia pars cedit cenobio.
In Villa Zunkendorff De duobus (sie) Curiis Et de vna Area decime to-
tales Et de vna Curia tercia pars cedit cenobio.
In Villa Tumen De quadam curti Et vij Mansis decima totalis Et de duo-
bus Allodiis tercia pars cedit cenobio.
De Zemhuffen decima totalis cedit cenobio.
In Villa Gruenpach De Septem Mansis decime totales Et de curia Got-
fridii Et de vno Manso Artsalmi Et de vna Area Ortulani Et de Area Almarii
tercia pars cedit cenobio.
In Villa Grates De ix Mansis decime cedunt cenobio.
He ville et decime prescriple Sunt de prima fundacione Patris Vdalrici
Episcopi patauiensis fundatoris nostri Monasterii.
An dieses älteste Verzeichniss reiht sich das nächste vom Jahre 1596
an, welches die Überschrift hat: „Vermerkcht den Trayt Zechent In den
hernach verschribn Dörffern der do gehört dem Gotzhaws zw Hertzogenb.
von der Ersten Stiff." Nur die hierin vorkommende Übersetzung obiger
lateinischer Gattungsnamen möge eine Erwähnung finden.
Officium, Ambt.
Mansus, lechen.
Area, Hoffstett.
Allodium, Mairhoff.
Curtis, Hueb.
Villa, Dorff.
Forum, Markcht u. s. w.
16 1
iolcher Entfernung and taidehnw bt€n Zehende m
vrohl \«"i Keil in Zeit manchen feindlichen Andrang und eumehe Modiien-
tion erlitten haben, doeb fehlen die tfeeefMIifea Docnmeetc bierlber I » i ^
/um Jahre rj?>'*. ire „Liepbart \<>n Li den ihavMehernnr Ein-
bringung lberlaeeen*a Behend iu obiTiiiüi nau in der Pfarre Dreec
i'yrn.i \ n«l auch an den andern Dörfern" den Stift« Heraeyenburg
16 Pf. Pfennige inrAekeiellt Im Jahre 1806 paehtel Haidenreien
te prnkfc . ee Bdell >tnthsen , ze
Hotnpaei . ■« pneefa . te eiriefctci , deti ireinbnrden . ne Netrai rnd ze
Lerch . die dee Qoishnnt dei beyiigen Herren iant borgen ze Hertzogen-
hnreh sind." — Im Jahre 1324 icheakl Hainreich i\i'v Uotenderfer ') und
seine Gattin Osanne ..den hol' der do haizzet dntl dem nidern zehend hof,"
dem Stille ll.'izogenburg. — Im Jahre 1338 den II. Jänner erklärt „Peter
zu den ■eilen Phnrrer te Ilaidenreichsfain" dass er wegen eines in seiner
Pfarre gelegenen und nach Herzogenburg gehörigen Zehends einen Prozess
begonnen habe, nun aber das Recht dem Stifte zuerkennen müsse. Als
Zeugen nennt er ...Maister (liunrat zu den zeiten schaffer der Pbarre datz
sand Stephan ze Wienne , Maister Syman zu den zeiten Chormaister daeel«
bens vnd hern Chunrat den Schönenaycher zu den zeiten Hertzog Otten
Speizmaister in Österreich." — Im Jahre 13^5 macht ..Hans Johanns Sun
von Waydhofen" die Verfügung, dass der in früherer Zeit vom Stifte Her-
zogenburg erkaufte „hof ze Plesberch 2) mit allen den zehenten di von
alter dor in gehörent" nach seinem Tode demselben Stifte zufallen solle
..mir vnd meinen Vodern vmb den vorgenanten hof vnd zehent ain ewigen
Jartag wegen" u. s. w. — Im Jahre 1351 den 18. Februar verkauft ..Lcutolt
von Tya " an das Stift Herzogenburg „den halben zehenthof ze Tya vnd alle
zehent halbe di von alter dar in gehörent die mein prüder Haidenreich von
Tya von sant Jörgen Gotzhaus ze Hertzogenburch biet." Und einige Monate
später (k. Juli 1351) kauft das Stift die andere Hälfte des Hofes und Ze-
hends von „Weygel von Teyau." In beiden Urkunden sind dieselben Zeugen
mit ihren Siegeln: „hern Albers von PuechaymObrester Truchsezze in Öster-
reich . . . vnd mit hern Eberhartes Insigel des Hauser vnd mit hern An-
dres Insigel des fuchs zu den zeiten Purchgrafe ze Litschawe vnd mit hern
Ölten des Pokchffues zu den zeiten Richter ze Tya." — Und von demselben
Jahre „des Samstags vor milter vasten" ist eine Verzichtleistung von „Perg-
I leugs Sun von drosendorf" vorhanden über den derKanonie angehöri-
I hof zu Hart ..nachrat vnd Weisung vnser genedigen Herren hern
Eberhartz vnd hern Hainreichs von Waise zu den zeiten Ilauptleut ze dro-
'• — In dem nächst folgenden Jahre 1352 erneuerte derselbe Perg-
ner seine Ansprüche auf den Hof zu Hart, und erlangte wirklich laut
Schiedsgerichts-Instrument ddo. Geras 29. Juli 1352 für die Dauer seiner
Lebenszeit einige Vortheile. Nebst den vier Schiedsrichtern, welche Bürger
von Drosendorf waren, erschienen als Zeugen „der erber geystleich Herr
1) Autendorf in der Pfarre Drosendorf.
2) Plesberg in der Pfarre Kautzen.
252
her Wilhalm ze den zeiten Abt ze Jeruz vnd der erber beschaiden man her
Wernhart der Stereiner." — Im Jahre 1355 kaufen „Ulreich der Flescha-
eher" und „Götz der Fleschacher purger ze drozendorf" einen „halben hof
zu tzistt'stiu 1* wider Niclin de Richterin van Drosendarf mit dez erbern He-
ren willen hern Scyfritz Probst ze Hertzogenwurch vnd der Samnung dez
selben Gotzhaus mit alle den zehenden halben di van alter dar In gehört
habent, daz ist zu tzistestarf , Vingendarf , tzedlitz , Wolfainstarf , Chalsen-
reut , prosmareut , phaffendarf , Lenstain hie dishalb der They." — Im Jahre
1407 erleiden die Zehende zu Drosendorf einen zweifachen feindlichen An-
drang, zuerst von Chachr eisen dem Hadrer, und dann von Leupolt und
Chunrat den Kreygern. Gegen beide liegt die Verurtheilung durch Herzog
Leopold vor. — Im Jahre 1416 verpachtet Propst Johann die Zehende zu
Reicharts (in der Pfarre Nonndorf unter der Wild) einem sicheren „Lewtel
die tzeit des edeln meines genedigen Herren Hern Otten von MeissawObri-
stem Marsalich vnd Obristen Schenkchen in Österreich Richter zu dem
Reicharts." — Im Jahre 1435 finden wir eine abermalige Verpachtung über
„den tzehenthoff halben der gelegen ist ze Ragtz in dem OberdorfF." dass
derselbe Zehend zu Raabs im Jahre 1450 an Ulrich Eizinger von Eizing auf
drei Jahre in Bestand verlassen wurde, ist nicht aus dem Archive des Stif-
tes, wohl aber aus dem von der kais. Akademie herausgegebenen Archive
für Kunde österreichischer Geschichtsquellen 2. Heft, S. 66, bekannt.
Es erübrigt noch, aus den ältesten mit dem Jahre 1299 beginnenden,
auf Pergament geschriebenen einjährigen Zehendverlass-Registern, locatio-
nes decimarum betitelt, einige bemerkenswerthe Zehendpächter auszuziehen,
um vielleicht durch eine oder die andere Angabe die österreichischen Ex-
cerpta Genealogica zu vermehren.
Vom Klerus:
Prepositus de pernek pachtet den Zehend zu Heinrichsdorf 1351.
Petrus plebanus de Eybenstain pachtet im Jahre 1300 den Zehend von
Auttendorf.
Chunradus plebanus de Phaphenslag pachtet den Zehend von Ga-
stern 1308.
1342 pe decima lechsnitz Plebanus de Dobrechsperg xv met. frum.
xv metr. auene. In obstagium Plebanus de puech.
1352 de decima Mosbach Plebanus de Waidhouen .... Plebanus de
Teya in Obstagium.
Von adelichen u. a. Pächtern:
Alberndorf. Albertus et Otto de Alberndorf 1308.
Otto et Meinhardus fraters 1313.
Otto et pernhardus 1316.
Hainricus et Otto 1321.
Wernhardus et Heinricus 1347.
Auttendorf. Elblinus 1322.
Plesberg. Ortlibus de plesperch 1306.
253
nhardui 1335. Dominua Johannen I
Thaya. Chtnradna d<> tya 1806*
rteldui de Tya I86T i:;:
ll.rni.mniis <lr Tya 1883.
KelioU I ItMinanii i efl .loliamns I
HaJdenriena d<- T, pachtet Iftera *1 <* n Zeliend in Break (in dar Pfarra
\\ ralkenatein), and 13*j0 beieat aal LaataMaa lilins la abttagiam
Teaalinaa i« T. 136t.
OberThumritz. Vtrieaa s.m.ll, 1380.
UnterThumritz. Rmielfaa 8anel< 330.
Thuma. Damiaaa Brneatoa de Tnaaea. 1353.
Dobersberg. Chunradus. 1848.
Trabenreit. Ilermannus de Trabenrevth. 1300.
Chunradus 1303.
Rclicta Chvnradi de Traibenrevt. 1.305.
Herman de Traivenrovt. 1307. Hainricus 1318.
Eberharts. Otto pochfuez 1351.
Eisarn (in der Pfarre Droscndorf). Czinczendorfer 1351.
Gastern. Levtoldus de Gestnern. 1306.
Leutoldus 1323. Chunradus lilius suus de Tya ad obstagium.
Chvnradus iunior.1338. Petrus 1342.
Garolten (in der Pf. Gastern). Heinricus Truglinger 1348.
Göpfritzschlag. Weichardus de Gotfridslag 1346.
Eberhardus et frater suus Vlricus 1348.
Goslarn. Cholbo 1335. Jacobus Cholb. 1340.
Hart. Sifridus de Hard 1305. Eberhardus 1312. Perngcrus 1335.
Hötzelsdorf (in der Pf. Hart). Wernhardus de Heslesdorf 1351.
Hohenwart (in d. Pf. MQnehreU). Weychardaa de Hohen wort 1343.
Hohenau (in der Pfarre Dobersberg) Orlolfus 1340. Artlihus 1347.
Japons. Chunradus 1300. Vidua Chvnradi 1302.
Chvnradus 1306. Johannes Celerarius 1886. Johannes Sweuus 1340.
Wenjapons. Albertus Chyener 1335.
RHicta Alherti chiener 1345. Fridericus Chyener 1352.
Immenschlag. Johannes Weizzenpech Miles. 1351.
Raabs. Albero de Ragtz 1300. Otto 1311.
Albero et Otto 1316.
Dominus Jordanus et Otto de Ragtz 1322.
Albero et Ilelicta Ottonis 1337.
Reicharts. Hermaanni et fvego 1305.
Riegers. W+bkarim longus de Hugers. 1343.
Sabatenreith. beoafaldaa da SeybetenrenJ 1333.
Siegharts. Vidua t* L366i
A'-.mm r,. WaiiiuTus et Baiariaaa 1815.
Leutoh! rtinus ot Relicta ihidmi. In nbstagium
rana <-t in ebttaginm lilü pater Lentaldi
Waldkirchen. Hainrieae 1303.
254
Ylianus de Waltchirichen 1317. Chunradus 1328.
Relicta Chvnradi 1337. Domina de Waldchirichen 1338.
Hendlinus 1339. Gallus 1340. Galliculus 1341. Relicta Galli 1344.
Zettenreit. Chunradus Zobel 1336.
Zissersdorf. Chvnradus de cistendorf 1303. Wolfhardus 1306. Joh. 1336.
Pyhca. Thomas de Holnpach 1352.
Schweinburg. Siman de Sweinbort 1335.
Decima Dagsen. Heinricus Dagsner 1347.
Officialis de Ludweigchs 1320.
Vetzo Castellanus de Litschawe 1346.
1328. Alii omnes non eonuenerunt decimas propter gwerram patrie
generalem.
1336. Eodem anno Chvnradus de Walchirichen non convenit decimam.
Johannes de Czistestorf non convenit decimam. Wernhardus de Plezperch
non conuenit decimam. Levtoldus de gestnern non conuenit decimam. Ea de
causa quia Rex Bohemie eodem anno terram occupauit et potenter desolabat.
IV.
Notum sit omnibus ecclesie tidelibus tarn futuris quam presentibus qua-
liter concanbium inter duos pontifices uidelicet frisingensem ponlificem
heinricum et patauienssem pontificem OVdalricum factum sit per aduocatum
frisingenssis ecclesie Otacharum marchionem et aduocatum patauiensis
ecclesie adalbertum leupoldi marchionis tilium. Patauiensis pontifex in
concambio frisinensi (sie) pontitici tradidit predium qnoddam uidelicet duos
mansus in loco ardachari et uineam cum deeimatione in uilla mecilinisdorf
et mansum in loco qui dicitur Gric pro uilla sewarin et eandem uillam ec-
clesie saneti georgii per manum hertwici cuiusdam nobilis potestatiua manu
delegauit. Huius rei testes sunt Purchardus de mosburc . Hertwic de rud-
niche . Gotefrit de rota . Sigebote . Wallchuon . Sigefrit . Tiemo . Durinc .
Heinrich . Pernoh . Werimuot . Rudeger . Cum eisdem tostibus et eadem
hora tradidit eidem ecclesie quatuor uineas in uilla que dicitur steine sub
eisdem testibus.
(Mecilinisdorf, Matzleinsdorf bei Melk, in dessen Nähe nämlich in den
nachMatzleinsdorf eingepfarrten Dörfern Maierhofen und Bergern die vormals
Freisingsche Herrschaft Ulmerfeld bis in unsere Tage Orts- und Grund-
obrigkeit gewesen ist).
Nouerit tarn successura posteritas quam presens etas . quod quidam
nobilis meginhardus predium quod habuit in loco priblice altari S. Georgii
potenti manu sine omni contradietione delegauit excepta curte una priuata
et tantum sepe circumdata quam fratri suo starefrido tradidit . Quod idem
predium patauiensis episcopus OV. ita traditum suseepit sub his testibus
Starfrido . HartwicoWerimundo . Purchardo . Gotefrido . Adalberto . Sige-
botone . Waltchuno . Timone . Pernoldo . sigifrido . rudigero . purchart.
hardieb . frobreht . wicichint.
Priblice, Preuwitz unweit der Donau in der Pfarre Ponsee, avo das Stift
noch bis jetzt einen Grundbesitz hat.
NotuiM sil OtMGÜl Christi tidelihus <|imd nullius ((uidam rall'oldus |
biter et teeleii lt i i prepoaitni, \i. maaeipia s. Georgio potenU
manu hadidil ■ uidelirel gisilain cum duobus iiliis . willi Dg am eumlilio.
methildaiu «mihi fiüo , et tutelinum . eppmiein . harUieuin . cot lonein.
: i . 1 1 1 sii chriatiania ßdeübna qued pataoienaia epiacopui OUdalricna
rji« Uli maneipia putenli mann tradidit . seilieet adalmaaum . f erol-
dum cum duabus sororibus . Imius rei testes sunt predieli.
:;tiu pnttl '!<• fulura posterilas quod quidam clcricua
nomine tdloldua arehipresbiter et parroehianus d(B «l*-iu et fainilia s. Sle-
pliani prrdiuni suum uineas seilieet duas et ex beneiicio suo alias duas et
totuin quidquid sui iuris erat in loco qui dicitur Chunihohinstetin . eonce-
dente doniBO cpiscopo ÜV. a quo idein bcneficium habuit . ipaoqati pi
■ ■ipiente super altere S. Georgii polenti manu sine ulla contradictionc
.mit . Hui us rei testes sunt . Hartwic nobilis de rudnicha . Purchart
nubilis lilius purchardi de niusabureb . Sigipolo . Rovdprelit . Waltcovn.
Egino . Meinfrit . Perhtolt . Wolfeher . Ovdalrie.
Noueril tarn successura posterius quam presens etas quod Ovdalricus
pattauiensis episcopus abbati Engilscalco medilicensi per manum aduocati
sui adalberti et manum aduocati abbatis Leupoldi marchionis in concambio
tradidit terciam partem deeimationis uini tantum in duabus barroebiis dres-
chirichen et medeliche . et terciam partem deeimationis wichendorf quem-
admodum sui iuris erat pro VI. uineis . quarum una sila est Waltprechles-
dorf . due nuzdorf . quarta checelinesdorf quinta Rihpotenpab cum agris
sui iuris . sexta hunlesheim cum curtifero . et tribus tantum prati iugeribus.
et pro predio tali quäle abbas se Immenprucke habere fatebatur et pro pre-
dio uolvihesmure VI. habi'atoribus distributo . Huius concambii testes sunt.
Hartwic de Rudeniche . et frater eins Adalrammus . Purchardus de mose-
purch . Gotetrit . Waltehun . Wecel . Poto . Marchwart . Ascwin . Werin-
hart . Gerunc. Inuestilure autem testes sunt . Harlnicus . Adalrammus.
Folgende Auf/eiehnungen auf Pergament, welche auf der Aussenseite
die Aufschrift Reseriptum litere haben, sind von gleichzeitiger Hand, zur
/»•it. als der Stifter der Kanonie bischöfliche Functionen in Unter-Öster-
reich zu verrichten hatte, und bei solcher Gelegenheit jedesmal seine ge-
liebte neue Pflanzung zu St. Georgen besuchte, wahrscheinlich aufsein
Geheiss geschrieben worden. Die Erklärung der Ortsnamen ist theils in des
gelehrten Herrn J. F. Keiblinger Geschichte von Melk S. 263 und 264 zu
ersehen, theila gewärtigen wir noch manchen Aufschluss in der daselbst
versprochenen Rtittheilung der Original-Urkunden im II. Bande.
! eainatiuuis .Mill. C. XX. Indict. XII. VIII. Idus Jan. Dedi-
cata est Aecclesia parroebie Draachirchen . A uenerabili patauiensis eccle-
Drdalrico . in nomine, aaaete et indinidne Trinitatia . et in bö-
dmete dei genitrieis Marie omnivinque beatnrum spirituum et um-
ditei (juu ",m Reliquie recondite sunt ibi . videlieel Marga-
is et inartiris . et s. Ualentini episco|>i et confessoria. Jacobi
Apostoli . Maurieii martiiia . Georgii inartiris . Erhardi episcopi et confes-
ii et inartiris. In dextro vero Ailari eontinentur Reliquie
256
sanctorum Ualentini episcopi et confessoria . Crisogoni martiris . Iuliani
martiris . Adriani martiris. Felicilatis martiris . Sequenli die proximo con-
dite sunt in sinistro Altari Reliquie sanctorum Wenezlay martiris . Andree
apostoli . Cypriani episcopi et martiris . CIIOLOMANNI martiris . Adalberti
episcopi et martiris . Agathe uirginis et martiris . Vocauit deinde dominus
episcopus ipsa die prudentiores et Seniores ciues et quesiuit ab eis terminos
decimationis ipsivs parrochie . Responsumque est ab eis . A steininentiske
procedit terminus usque Liesnikhe et sicut liesnikhe defluit ad Hadvvartes-
dorf et Iberrichesderf et Ruozinesdorf.et Scranewat . et Brunnen . et Tezen-
niusidelen . et Uelwen . sicut terminationes istarum villarum que hie nomi-
nale sunt finiuntur . Decimationum bis terminis inclusarum vero due partes
ad ecclesiam^ parrochie Draschirchen . tercia pars pertinet ad dumini epi-
scopi seruitivm.excepto vino eiusdem tercie partis ad episcopum pertinentis.
videlicet in duabus parrochiis Draschirchen . et proxima ei medelikh . quas
commutauimus erga eundem episcopum Ovdalricum per manum aduocati sui
Adelberti manv Engilscalchi Abbatis et sui aduocati domini Liutpaldi Mar-
chionis . et Ruodolti aduocati eiusdem Liutpaldi marchionis . cvm vno pre-
dio Volrichesmure in duobus locis sito . quod predium continet VI beneficia
et cum VI uineis quarum vna sita et Chazilinesdorf cum agro suo integro .
altera sita est in Rihepotenbahe cvm dimidio manso . in Walbretisdorf cvm
integro suo agro . quarta et quinta site sunt in Nuzdorf cum suis pertinen-
ciis . VIta in Huntisheim cvm curtifero sine agro . Istius pacti sunt hi testes
ibi facti . Hartwicvs de Röudeniche . Burchart de Moseburc . Adelram de
Eppensteine . Hartwic et frater eius Heinrihe de Lengenbahe . Gerunc de
Tulhingen . Huc. Pernhart . Huc. Gozuuin . Piligrim . Penzo . Werhart .
Selpger . Walcovn . Gebehart . Huno.
Anno ab Incarnatione Domini Still. C. XX. Indicl. XIP IUI. Id. Febr.
dedicata est Ecclesia Parrochie Wikendorf A uenerabili patauiensis sedis
episcopo Ovdalrico in nomine sanete et indiuidue Trinitatis et in honore(m)
sanetc dei genitricis Marie et omnium sanctorum specialiter illorum quorum
Reliquie ibi recondite sunt . Petri Apostoli . Stephani protomartiris . Ste_
phani pape et martiris . Mauricii martiris . Cholomanni martiris . Pancratii
martiris . Nycolai episcopi et confessoris. Hylarii episcopi et confessoris.
Benedicti Abbatis . Margarete virginis et martiris . Clementie virginis . Palla-
die virginis. Terminus decimationis eiusdem ecclesie iste. Incipit Richeresdorf
et campo adiacente . et Rüste . et Crotlechendorf . et Tovleiesbrunnen . et
Wisunwinchil . usque in Maraha et sie per descensum Marahe in Zeuueren-
dorf . et Chuonendorf . et finitur Chressenbrunnen. Ex altera parte finitidem
terminus in confinio Sibinbrunnen . Megenhardi . Terciam vero partem deci-
mationis eiusdem parrochie que ad episcopum pertinuit commutauimus erga
episcopum per manvm aduocati sui Adalberti . manu domini Engilschalchi
Abbatis et sui aduocati Livtpaldi marchionis cvm uno predio in Grizansteten.
et altero Immenbrukke quod duo beneficia continet . Testes addicti (sie) sunt
hie ex ordine scripti . Ditderihe in Grizansteten . Ekkebret de Futine . Gebe-
hart de Bivgen . Manegolt de Aschbahe.
257
tunde um die Mitte i n Jahrhundei is noch im Orl-
le .ml i'.T-un.-nt \ erbenden, Kann aber dermalen nur aai einer g
Copie hier mitgetheill nrerden.
In noiniti. : in<li\ idue trinitatis . patris seilieet cl filii et Spiritus
go (> \ < dalricua) dignatione de! patai lensii «•jtisc.piis . com eoneilio
um et aliornm ftdelinm neetreran eonelitnimui parroebiam in loeo qni
»li.ii n- EUtoldeadorf in eeeleaia inb hoaore eancti Silveetri een de-
dieata . ijna ii qaidan nobilii rir nomine Rovdolfcw el axor eins aeqne nobilii
remina Riehisa perpetao inre eontradidil ecclesie laneti Stepbani protomar-
tenore quatenus im bnbeal ibidem baptisma ce-
iebrandi . •epnltoram • eeteraqne officia qoe ad parrochialera eeciesiam iure
pertinent . proinde ea rationc traditio hee consilio prndentinm rirornm ac
noslro eoneeaen facta est nt idem Rovdolt'us ibidem advocatus et defensor et
tilü eine poeteritasqne eins permanent eo iure ut edificium iuxta eeciesiam
habeal et intrandi exenndiqne ins et peteatatem habeat. inanperetiam omnes
qui eontigai sunt eidem ecclesie illic lerminavimus suas elemosinasque obla-
tiones illuc deferant . utpote ad parroehialem eeciesiam . aueturitate nostra
precipimoi et confirmamas . et ut hee Charta illibata et ineonvulsapermaneat
et peraiatat . sigilli nostri impressione corroboramus . buius traditionis tes-
iant per anrea traeti . Adalram . Rovdolf . Eekirich . Adala . Arnolt .
Wiehart . Rgilolf . Arbo . Wulean . Perbart . Ilatolt.
Wo dieses „Ratoldestorf" zu sueben sei, dürfte niebt leicht zu ermitteln
i. Gegen die Meinung, dass die an der Meidlin^thalerstrasse zwischen
den Pfarrdörfern Hain und Slatzendoif gelegene, und zur Pfarre Statzendorf
gehörige Filialkirche lloltersdorf hierzu verstehen sei, will ich nur bemer-
ken, daaaeben dieselbe in der nächsten Folgezeit immer nur als Kapelle (Rote-
nimt, deren Schutzheiliger überdies nie der hl. Silvester, son-
ae \ iel bekannt, allzeit bis zum heutigen Ta^e der hl. Matthäus war.
V.
lorum prineipum est miniaterialea ecclesie sue bonorare . et res eo-
rum ab iniusta bominum impugnaeione defensare . et amoris et honoris pri-
i eris et in dandis beneficiis exaltare . Per hoc enim honor eorum
etor in terria atqne ipsorom gloria et retribucio cumulatur in celis . No-
lum crg>> sit Omnibus christi iidelibus tarn futuris (juam presenlibus quod
ego Reginbertus dei gracia patauiensis eeclesie episcopus rogatu üdelium
nosii eonmiani eonailio legitimum concambium feci cum ministeriali
lesie nostre Marqaardo . Bi bis que idem in benefieio ab eeeleaia pata-
»rat . eurlim unain . et dimidium man-
sum . et in loeo qni dieitnr werde curtim in qua habilat . sicut fossatis eir-
Ireamdedit . illi in proprium per manus aduocati du-
filii liupoldi marehioaia Iradidimaa . [pae nero e conuerso pre-
dimu quuddit! im umiiiliiis suis adpeudieiis . eultis et inenltis.
• aiilitatü i uineaaianam. »ine omni eontradi« ti
adneeaü dedil itiam nn nobia deleganit . Hoc eon*
rdi et uxoris
i;
258
sue Perhte • pro peccatorum suorum remissione eadem predia hoc modo ac-
quisita et prenonünala . et omnia iuste ab ecclesia patauiensi de more mini-
sterialium sibi in beneficiata ad usus cuiuslibet cenobii infra terminos pata-
uiensis eeclesie libere possit delegare . absque molesüa et sine omni recla-
macione .Huius rei hü sunttesles conscripti . Chovnraduscomes de pilstein.
Liutoldus comes de pleien . Adalramus de perge . et frater eius Adalbertus.
Walchun de machlaut . Chadold de Movrberge . Adelbero de purchartstorf .
Tiemo de houesteten . Wichart de staneistorf . Adelbero de chovnringen .
Pernolt de haselbach.Harthmovt de Hage . Roedeger de Aheim . Adelbertus
de hoheneke, Timo de gusene . Reginbertus de Leweraren . Waltherus de
treisema . Diethrich de smidahe. Hartmovth de werdaren . Reginhart de isans-
torf . Ut hec autem rata et inconfulsa permaneant . presentis pagine scripto
confirmamus et inpressione sigilli nostri in perpetuum signamus.
Diese Urkunde auf Pergament ist nur ein rescriptum, daher kein Siegel
angehängt war. Die Zeugen von „Adelbertus de hoheneke" bis zu den Wor-
ten „Ut hec autem" sind erst nach den letzten Worten ergänzend angeführt.
Die Schriftzüge entsprechen der Mitte des 12. Jahrhunderts. Bei der Zeit-
bestimmung (1143— 1147) berücksichtigte ich wegen 1143 die Ansicht in
Meiller's Regesten S. 220. n. 181, und wegen 1147 in Stülz's Geschichte von
St. Florian S. 249 nun». XXV; das Datum 2G. December 1148, nach unserer
jetzigen Zeilrechnung 1147, als wahrscheinlich der letzten Urkunde vom
Bischöfe Reginbert.
Der Ministerial Marquard dürfte identisch sein mit dem in der näch-
sten Urkunde als Zeugen angeführten Marquard von Wesen,
Über Issanstorf sehe man das Archiv für Kunde österreichischer Ge-
schichtsquellen. Jahrgang 1849, 1. Heft S. 133.
Über Wördern s. oben bei der letzten Anmerkung zum Stiftungsbriefe.
Die Worte: „ad usus cuiuslibet cenobii infra terminos patauiensis eeclesie"
erklären die Ursache, Art und Weise dieser später erfolgten Schenkung an
das Stift Herzogenburg.
Fronehouen, Frauenhofen in der Pfarre Tulln.
Charcharen, Chorherrn, ein Pfarrdorf im Decanate Tulln.
VI.
Covnradus caelesti gracia patauiensis episcopus cunctis aecclesiae
suae Christique fidelibus Salutem in perpetuum.
Adiuuante domino deo pastore piissimo id quod proprium est pastoris
officium diligenter exsequi cupientes . et congregata seruando et de congre-
gatis pascendo pauperes christi uolumus et nos si quid poterimus in ajccle-
siasticos et felices usus aggregare. Unde locum beati Georigii (sie) marty-
ris . in nostra orientali aecclesia situm . quanto inchoationis studio . quon-
dam ab antecessore nostro felicissime recordationis . OVdalrico . uenerabili
episcopo ceterisque fidelibus . per sua eiusdem pontificis priuilegia . agris .
aediüciis . eultibus . et colonis . canonica . et canonicis regularibus fundatum
congnouimus . tanto illum impensiori deuotionijs studio . temporalibus simul
et spiritualibus bonis per nos adiuuandum» utili quadam . quae infra scripta
159
liucutur dispens.iti"iie loblf plaeuil in in. -lins i-iuemlaiv . B( quiilem cum
e( prins et nnstri tcnipni«« p.nil ili.it u.s eaennbiiim illud . rrrnn. -nie
■timrii • ftntrei tdnodan paums %\ert ui\ wntt*9kmn Bilden pmeii
miilios H.T r\ Mutigst palndi MrrvptiMUun fli ■•rbc in Morbm . deaifM
et in mortem lYequenter B| olra\ isset , olilala landein nubis per ^ratiam dei
et l.n-i penuriam et tl l«»en nmllis ..Ihm las inlinnitates sul>-
IptO iimmIu temperauiiniis . Siquidem uir quidam l Valtlierus noinim
iis nobiliUte ingenaat . com Btn babens liberos.
I iiiptorein nostrum M beatum illius aposlnlum Andream . *pe t'terne re-
muneiatinnis bonorum simrum seripsissel beredos , rngauit in aecelesia
prelati apostoli . quotquot i 1 » i reeipi possent . secunduni Augustinum regula-
institui . Loeo qnidem cum omnibus attinenliis suis sub übe-
dientiam l'atauiensis aecelesie et episeopi . ubi cum reliquiis beati Yalentini
confessoris etiamrcliquieStephani prcciosi prothomartyris habcnlur legitime
maneipato.Cum interim ductu diuinc uoluntatis . dominus Salzpurgensis me-
tropolitanus Ebcrbardus cum domino Komano Gurcensi episcopo . nee non
et ego. in predictis partibus cum ali(|ua lidelium nostrorum irequenlia conue-
nimus . eommunicatoque religiosorum consilio . complacuit nobis haec duo
prememorata beati Georigii et Andree apostoli cenobia cum omnibus utrius-
que fratribus et pertinentiis in unam quasi massam componere . quatenus
canonicis Ulis inde buc de domo saneti Georigii in aecclesiam Andreae
apostoli . a loci feditate et aeris inclementia translatis ex utrisque canoni-
cis . et canonieorum possessionibus . tanquam geminatis iuribus . in loco
nmlinri domino placitum exbiberetur obsequium . Quod et factum est
ita . Cuius rei peraetionem eunetis qui aderant clero et popuio concorditer
approbatam priuilegio . testibus . sigillo nostro . sicut euidens est commu-
niri preeepimus . ut qua tradila et reeepta est auetoritate illa predieta loco-
rum eonglutinatioeadem quoque nostris ])laceat inuiolabiliter tenenda succes-
soribus . Denique predictis omnibus quasi nodum contirmationis imponentes .
utriusque loci possessiones . siue primitiuas . siue postmodum collatas . aut
n adhuc cidein lucu eonl'erendas . sub dexlram omnipotentis dei . sub
prulectioucm apostolorum pelri et pauli . omniumque sanetorum patrocinio
tuendas supposuimus . ut quisquis eas. uel earum iura . canonicos . colonos .
ausu temerario . vel arte nefaria scienter atque pertinaciter diripere . ab-
alienare . minuere . molestare . presumserit . in nouissimis suis cum iniquis
reputatus penitencie confessionem corpus et sanguinem domini non merea-
tur . et e contra qui ore corde . quibuseunque seruieiis et opere . reliquias
sanetorum ibi recomlitas venerari . et canonieorum illic atque bonorum aec-
clesi u tt aiiirin«Mitiiin alloetauerit bic et in terra uiueneivm . gaudere
IperaH »ere&ftw . Testes buius negotii quoniam non umnes
pagina caperet ex paucis plurimos inteliigerc imstra debebit posteritas . qui-
bus nee tunc necesse est. mm od t'ama rem diuulgante et intra vi extra pm-
uinciarn ore et noticia oiuniiim tdwbtrtit. est uei itas . El ininistorialibus
: -quardus de wesen . Rovdigerus et frater
porno . ceteriquo iimuu. nant de eboro dominus Cliadolhohus ;
posit Stipulationen!
260
unanimiter adhibuerunt . Acta sunt hec anno post Incarnationem domini
Mill0 Cu L° Anno autem pontificatus domini Chovradi III0.
Ein aufgedrücktes Wachssiegel, dessen oberer Theil bis zur Brust der
sitzenden bischöflichen Figur abgebrochen und verloren wurde.
Durch diese Urkunde allein fallen des Prälaten Augustin Erath Fig-
mente über die angebliche erste Stiftung von St. Andrä durch Kaiser Otto III.
in J. 998 in ihr Nichts zurück.
Dass aber diese ganze Unions-Angelegenheit nur unter die Beschlüsse
des Bischofes Conrad gehörte, jedoch niemals zur Verwirklichung kam,
werden die hier unten nachfolgenden Documente über das abgesonderte
Fortbestehen von St. Georgen bis zum J. 1244 genügend erweisen. Als an-
derweitige hierher gehörige Beweise führe ich an: 1. Die deutliche für den
Wohnsilz zu St. Georgen zeugende Unterschrift des Propstes Wisinto vom
J. t202 Mon. Boic. T. IV, p. 314. „Wisinto Prepositus ia domo S. Georgii."
2. Die Anwesenheit so vieler Zeugen am 1. Juli 1210 im Stifte zu St. Georgen
in Österreich Mon. Boic. Vol. XXVIII, P. II, p. 288 et 289. „Acta sunt hec
in Austria aput S- Georium." wobei auch die Zeugenschaft des diesem Hause
vorstehenden Propstes Albert zu berücksichtigen ist.
Welche aber die Hindernisse waren, die jene in obiger Urkunde so
eifrig verfoehtene und als alleiniges Rettungsmittel gepriesene Vereinigung
nicht zur Ausführung kommen Hessen, dürfte "nicht leicht mit Gewissheit zu
bestimmen sein. Einen grossen Antheil mögen Walters Erben, die Herren
von Rechberg und Lengenbach gehabt haben, durch deren Gegenwirken die
definitive Errichtung der Canonie St. Andrä bis zum Jahre 1160 verschoben
wurde. Nämlich in der Urkunde (Archiv von St Andrä) desselben Bischofes
Conrad ddo. St. Polten 30. December 1160 (wörtlich: Millesimo C 1 x 1°
Indictione vmi . in . Kai. Januar.), worin die vollendete Zustandebringung
der Walterischen Stiftung und die Anstellung des ersten Propstes Gottschalk
aus dem Orden der regulirten Chorherren ausgesprochen wird, sind folgende
Worte nicht zu übersehen: „Postquam Waltherus jam sepius prenominatus
uiam uniuerse carnis ingressus est Ottonem de Rechpereh patrem Ottonis et
Perchtoldi ammonendo conuenimus ut de capella sancti Andree cum
suis pertinentiis et cum uniuersis prefatis prediis promoueret sicut a manu
Waltheri susceperat."
Endlich können die oben vorkommenden Worte: Quod et factum est
ita! diese Angaben nicht in Zweifel ziehen, und müssen, ohne dem Texte
Gewalt anzuthun, als gleichbedeutend erkannt werden mit: Etconclusum —
et decretum est ita.
Von dieser Urkunde ist auch ein Transsumtum vorhanden folgenden
Inhaltes :
Oswaldus dei gracia Prepositus Monasterii Sancti Yppoliti ad Sanctum
Yppolitum ordinis Sancti Augustini Canonicorum Regularium patauien(sis)
dioec(esis)] Vniuersis et singulis ad quos presentes litere peruenerint Salu-
tem in domino et subscriptorum notitiam indubitatam atque diligentiam debitam
adhibere Noueritis Nos pridem veras pie memorie Reuerendissimi in christo
patris et domini domini Cunradi quondam Episcopi Ecclesie patauien(sis) literas
1,1
Uli rotoadl Impreeeione manitaa itaa« illeeaa ei
■pielonii Beta oarente« ema ea qua deeei( Beaereatia
bamiliter reeepisae el matere oonspexisse foaraaittfftor de rerbe ad rerban
•eejaitar et »-st i.tüs. (Cearadas oalaatj graeia a. a, ar. wie obea.) Qaia igitur
ad aian instaatian Benereadi La Christa patria et domiai donini <;•
•rii S.uicli I i llt-rl SOgbarga pal' .\ inisis ) (lin.-ic.sis |
haMta per Nea eellatieae diligenter compositum est bec preeeas traaasnmp-
tum eaai ariginalibas litarii par aaanla et ia emnibaa eana »rdare el ipram in
oo afcail depeeitam appoaitoaa aea traasaanaptuai fall aeajneeet fuod lanaiiia
earundem lileraruin variaret in aliquo I«l *'<> in Ilobur el lest imonium premi--
sonim preeentea lilaraa baloemedi aeatroai trantiauiptaan in ae ceaüaeatee
Sigilli tiost ri appeaeioae fecimai eommBBiri . Datum in Menaeterie aeetre
Sancti Yppoliti vieesima prima die Mensis Nouembril Anno Domini Mille-
simo quadrinirentesimo nona^osimo seeundo.
Bio trut erhaltenes hängendes Wachssiegel des Propstes Oswald.
VII.
Eugenius Episcopus Servvs Servorum Dei . Dilecto Filio Hartvvico
Prapaalta Sancti Georg-ii Salutem Et Apostolicam Benedictionem.
Sicat ininsta poscentibus nullus est tribuendus effectus . ita legitima de-
siderantium non estdeneganda petitio. Ex relatione uenerabilis fratris nostri
C(unradi) Patauiensis Episcopi ad nostram presentiam ucni>ntis aeeepimus .
<|iiml ((uidani nobilis parroehyanus . VVallherus de Trahisme capellam Sancti
Andrer cum oninihus ad eam pertinentibus liberam et bac conditione dimisit.
ut eanonicoruin seciindum beati Augustini regulain uiuentium ibi religionem
statueret. Oui uotuin eiusdem nobilis uiri eupiens adimplere . prefatam Sancti
Andree ecclesiam tibi ut dictum est ordinandarn commisit.Nos itaque quorum
inlerior est hene acta conlirmare . eiusdem fratris nostri preeibusinclinati . tra-
ii (|u;un ipse tibi de eadem feeit eeelesia contirmamus . Statuentes ut
Secunduni beati Augustini regulam ibidem luturis temporibus
obseruetur . Quecunque etiam eadem eeelesia in presentiarum juste et cano-
nt in futurum rationabilibus modis prestante domino poterit
adipisci . tirma tibi luisque successoribus et illibata permaneant . Si quis
autem contra hai.e nestre conlirmationis paginam temere uenire temptauerit.
omnipotentis dei et beatorum apostolorum Petri et Pauli indignationem in-
curret . Datum Laterani VIII. Kalendas May.
Eine gewöhnliehe bleierne Balle bangt an der Urkunde.
eae Jahres/ahl 1153 scheint darum die richtige zu
gaa III. darch die demagogisch-republikanischen l'n-
der Arnoidistrn mehre Jahre von Ilom fern gehalten, erst kurz vor
»einem Tode (8. Juli 1158), nachdem /.wischen ihm und den Körnern ein
krag erriehtet war d wieder in die ewige Stadt eingelassen wurde.
ralgaadafl awai Deeameate enthalten die Art und Weise, wie der
Wohlthätcr Mischof Conrad den von ihm be/.eieh-
I.) abgeholfen: 1. 1168 durch den
erwirkten /.utlnss des süssen Wasncrs \ on Wagram bei llollenburg i.
262
hüthung der aus dem Pfützenwasser entspringenden Krankheiten; 2. 1160
durch die Incorporirung der gut dotirten Pfarre Marquardsufer zur Erhö-
hung der bisher ungenügenden Renten.
VIII.
Contra obliuionis incursum salubriter labili hominvm memorie consu-
lendo . scripture que reruin iudex est absentivin suffragandum monimentis .
veneranda et prudens patrum censuit antiquitas . Horum igitur suadente
auctoritate concambium inter Ottonem frisingensis ecclesie episcopum et
fratres sancti Georgii legittime factum . presentis pagine corroborari testi-
monio . et prefati episcopi muniri sigillo perutile uisum fuit . Factum est
itaque dum chuonradus pataviensis episcopus cum Henrico fratre suo duce
austric . et memoratus frisingensis episcopus Otakaro et marchione de stir-
hae accersito in loco qui Stiersdorf dicitur . essent congregati .frisingensis
episcopus per interuentum chunradi episcopi aquam a uilla que chagrana
nominatur . per predium ecclesie sue ad usus supradictorum fratrum deduci
permisit : et ex utraque parte terram latitudine trium mensurarum que uulgo
rahen nuncupantur . sex mansis in uilla sewarn adiectis . potenter et iure
perpetuo eisdem assignauit . Ipse uero ratione commutationis duo beneficia
in ardacher et uineam inNuzdorf cum agris ad culturam uinee pertinentibus .
cum decima que de predio holenburch persolui debuerat a prescriptis fratri-
bus accepit . Sane his ita perspicue patratis . Pataviensis episcopus in raa-
nns aduocati sui Henrici ducis austrie que usibus quos permisimus fratrum
cesserant . tuenda deposuit . frisingensis uero episcopus aduocati sui mar-
chionis de Stirhae que in concambio ut prelibatum est acceperat . defen-
sioni subiecit. Et ad huius inuiolabilem rei confirmationem inducti sunt
testes. Vdalricus prepositus de moseburch . Rahwinus et volmarus frisin-
gensis ecclesie canonici . De numero laicorum Hadern arus de chupharn .
Waldmannus de pahsberch . Albertus pincerna frisingensis episcopi . Hart-
wicus saligehchint . Vdalricus de Asparn. Albertus de perge. Otto senex de
lengebach. Albero de chunringen. Henricus de Zebingen. Acta sunt autem
hec ANNO M. C. L. I. indict. IUI. feria V. Adriano uiro anglico . apostolice
sedi presidente . chunrado imperii gubernacula tenente.
Diese Urkunde, die im Auszuge im Notizenblatte vom J. 1851, S. 79,
mitgetheilt wurde, hat in ihrer Datirung grelle Widersprüche, wie sie von
dem gelehrten Herrn Verfasser der Babenberger Regesten in eben demsel-
ben Notizenblatte S. 130 und 140 besprochen wurden. — Nach dem Urtheile
kenntnissvoller und geübter Geschichtsforscher, die von dieser Urkunde
Einsicht nahmen, lösen sich die diessfälligen Bedenken durch folgende Er-
klärung : Die Urkunde selbst ist echt, eben so das daranhängende in zwei
Theile zerbrochene Wachssiegel des Bischofes Otto. Aber das Pergament-
band, welches das Siegel mit der Urkunde verbindet, ist aus einem andern
Pergamente, als jenem der Urkunde. Ferner zeigt die letzte Zeile: Acta
sunt autem hec u. s. w. eine andere und spätere, vielleicht nur ein oder zwei
Deeennien, aber doch sicher eine spätere Handschrift. Endlich ist der oberste
Theil der Urkunde dergestalt mit der ersten Zeile beengt, dass man anneh-
263
. lelbc lei in der nächeten Folgeieil eur Beweisführung des
u irklioh und reohtml men Qüterteneohei ftai einem Saelbnebo
ohnitten, und inii dem Siegel rereeben »nnlcn, irebel es »ich
leicht ereignen konntet ,,;iss der angefahrte Schreiber dieser leisten Zeile
sieh /nr Neth mit einer nach seiner Meinung w ahrsoheinl i chon Dalirung
aushalf, und somit Jahr. Indiclion. Papst und Kaiser in Widersprüche
Die .lahrrs/alil. die. weil Markgraf lleinri<h erst seil ||.")(i alsdux
AusUi.i- gellen Kann, und Bieehof Ott« am 8*. September I I 68 «las Lehen
mit dem Tode vertauscht hatte, zwischen 1166 1168 schwankt, dürfte,
wenn m;m die durch längere Zeit dauernden feindseligen Verhältnisse des
Heinrich II. mit seinen Brfldern Conrad und Ott«», und die mit Otto,
esaen Tode geschehene Aussöhnung in Brwigong zieht, am füg-
lichsien auf das Jahr 1 158, und mit Rücksicht auf die ohen angegebene fc-
ria quinta, seil, in Coena Domini. auf den 17. April anzusetzen sein (salvo
meliori). Hei dieser Annahme erscheint des Bischofs Conrad thätige Hülfe
für St. Georgen in die zwei nahen Jahre 1158 und 1 160 conci'ntrirt, so wie es
auch folgerecht wird, dass er nach Zuweisung der Pfarre Marquardsufer am
1 6. November 1 1 60 alsogleich im nächsten Monate, den 30. December 1 160 mit
Kunde für St. Andri (s. oben) die Stiftung als vollbracht erklären konnte.
IX.
In Nomine Sancte Et Indiuidue Trinitatis . Chonradus Dei Gratia Pata-
}>iis Omnibus Christi Fidelibus Salutem Inperpetuum.
El quo liquide patet . quod queeunque homo seminauerit hec et metet .
propensensiori (sie) et sollerti cura inuigilandum est . ut nostra que tempo-
mliter possidemus • pauperihus christi et indigentibus cum festinatione
erogemus . Sicut enim deus iusto examine nihil impunitum . sie nee alliquid
dimiltit inremuncrat .Hec apud noi altentius reuoluentes.ecclesiam quan-
dam Marehuuartesuruar et quoddam eurtile quod dicitur suaichbof iuxta Zai-
re in hairenhoic . düectis fratribus nostris de s. Georio consilio et
preeibus Ilartuuici ciusdem loci propnsiti beate memorie tradidimus . ut pe-
nuria eoriiin nostris in temporibus aliquantulum imminuatur . et seruitus
christi exinde acerescat et adaugeatur . nostrique memoria ibidem iugiter in
orationibus habeatur. Curtile uero superius preuominatum cum omnibus suis
dieiii . eultis . et incultis . pratis . paseuis . siluis . aquis . aquarumue
decarsibus . et in omni genere utilitalis . preposito et fratribus de monaste-
tüti loci . sub regula beati augustini uiuentibus imperpetuum ex dona-
tione i ientes ut presentis nostre pagine traditio . rata et
:ulsa infuturum permaneat . et nulli sueeessorum nostrorum disturpare.
imraut iliqna occasione aeeepta infringere eam liceat . Siquis autem
hoc fa Miim altemptaiierit transfundere . aut retraetare. sciat se
t Indignationen oronipotentie dei inenrrere . Hec acta sunt anno ab
M d.iinini nosti i iesu christi Millesimo. C. Ix. Indictione oetaua .
XVI! ris.
j;n chonra< is SS (subscribo)..
Ego almpuuinus prepositus s. castuli S
2()4
Ego Sighardus pat. canonicus SS.
Ego odalricus prepositus de ardacher SS.
Ego Otto notarius et pat. canonicus SS.
Ego Octauianus SS.
Ego Ilainricus pat. canonicus SS.
Das aufgedrückte Wachssiegel des Bischöfe« Conrad ist gut erhalten ;
nur ein kleines Stück zur linken Seite ist mit der Umschrift weggebrochen.
Von besonderem Interesse sind die hier vorkommenden Zeugen, welche
alle eigenhändig ihre Namensunterschrift gezeichnet haben.
Marquardsufer, ein nicht mehr vorhandenes, von der Donau um das
Jahr 1337 zerstörtes Dorf, am linken Ufer dieses Stromes, unterhalb Krems,
in der nächsten Umgebung des heutigen Dörfchens Donaudorf, in dessen
Burgfrieden, und zwar hinter dem ersten Hause von der Ostseite, eine nie
vertrocknende Wassergrube vorhanden ist, welche von den Anwohnern die
Kirchenlacke genannt wird. — Das bairische Benedictinerstift Mallerstorf
besass hier seit dem J. 1 1134 fünf Weingärten. Mon. Boic. T. XV, p. 258 et
270. In der diesfälligen Bestätigungsbulle ddo. 13. Jänner 1139 nennt
Papst Innocenz II. unter den Besitzungen von Mallerstorf: „In Episcopatu
pataviensi quinque Uineas apud transitum Marc w ardi, apud Sickin-
dorf unam uineam. Trazinsdorf. Slichinsdorf, Grimidorf cum suis pertinen-
ciis" u. s. w. wodurch die in jener Gegend noch bestehenden Ortschaften er-
kennbarsind, als: Sitlendorf, Stratzdorf, Schlickendorf und Grunddorf. —
Anderweitige Erwähnungen von Marquardsufer werden unten besprochen
werden.
Propst Hart wich, der hier am 15. November 1 160 a1s„beate memorie"
angeführt wird, erscheint kurz vorher, den 27. August 1160 (Mon. Boic. Vol.
XXVIII. P. II, p. 242) zu St. Polten als Zeuge; somit fällt sein Sterbetag in
diese Zwischenzeit. Das Todtenbuch von Klosterneuburg nennt als sol-
chen den 5. September.
Hagenhoie, das Hagenthal.
X.
Alexander episcopus seruus seruorum dei . V enerabili fratri Patauiensi
episcopo . salutem et apostolicam benedictionem . Relatum est auribus nostris .
quodnobilis uir Otto de Reperc aduocatiainiure hereditario usurpauit eccle-
sie saneti Andree . quam bone memorie Conradus quondam Patauiensis
episcopus monasterio saneti Georgii contulit . et sanete recordationis pater
et predecessor noster Eugenius papa priuilegii sui munimine roborauit . ve-
rum quoniam iura religiosorum uirorum a personis secularibus minui no-
lumus uel turbari . que auetoritate iniuneti nobis officii manutenere propen-
sius et conseruare debemus . fraternitati tue per apostolica scripta preci-
piendo mandamus . quatinus predictum 0. instanter moneas et horteris . ut
in prescripta ecclesia nullam sibi iurisdictionem uendicet . et eam preposito
et fratribus libere et quiete dimittat . sicut eis a iam dicto Conrado collata
est . et prefati predecessoris nostri priuilegio confirmata . Quod si facere
noluerit . eum auetoritate nostra fretus uincuio exeommunicationis astringas .
865
(|m<> ipsuin uM|ut' ad etionem teneaa Innodatom . Datnm a pud
iihmii. in II Hon Febr.
Mit den an Schnüren herabhängenden, auf Blei abgedruckten Si
;«>n.
Zur Bestimmung der Jahres/ahl nlasste «In' \ Sgl he des Barn -
Papel AicxamliT III. rer der Oberfabrl nach Venedig in? An-
kniipTu Mir '!'•«• bekannten Friedeneverbandlnnfen mit Kaiser Friedrieh I.
taf dieser Reiee aoeb den Berg Gargaao im Monate Pebroar 1177 berührt
D| Im,;,! I'cel. Ten, MI. ... A. p. 99& n. 13 et I.V f. 7<>:}.
XI.
Vninertitati tau presentium quam fatorernra ebristi fideliom signilican-
(lmn et leriptnre dnxunns üradendam tnoniaientii . (|no<l Lapoldas illtwtrii
dux austrie . duo maneipia . uidclieet Hainrieum et Hcinbertum . cum dua-
hus eaoriboi suis . omnique prolis successione . deum sibi Uli moDifieeneie
repropiciare cupiens . OO iure quo ea possedil . scilicet ad censum quinque
denariorum annualiin persoluendorum beato Georgio et fratribus ibidem deo
militaiitihns potestatioa manu contradidit . Hanc autein legittime faetam lar-
gicionem . ae (|i:a inposterum usurpata infringere aut debilitare contractio
posset.subscripti accesserunt testes. Ortlibus camerariua . Albero Marscal-
OtM . kaihoch us dapiter . De familia ecelesie Cbunradus miles . Stepbanus
. Prionen. Hainricus . Gottt'ridus . VValtherus . Hainricus . Eberge-
rus . Herbordus . Meingodos . Hubertus . Vdalricus . Ueinbertus.
Mit dem hangenden Waebssiegel des Herzogs von ziemlicher Grösse,
auf welchem ausser dem reitenden Herzoge alles übrige beinahe ver-
XII.
bo< »pus seruus seruorum dei . Dilectis filiis . preposito et
lratribus saneti Georgii Salutem et apostolicam benedictionem. Querela di-
let ti lilii nostri It. plebani saneti Martini de Traisenmure . ad audientiam
apostolatus nostri peruenit . qood aoi deeimas ecelesie saneti Martini anti-
riuilegiis eoniinnatas • et aliud ius parrochiale quod solet pereipere.
pootpooita usurpastis . que presunülis ut dicitur . contra iuris or-
i ftinere . Verum quoniam non decet nos equanimiter ferre ut eccle-
sia saneti Martini suo iure fraudelur . qui sumus omnibus de suseepto mi-
tasan ipeajn dilectis tiliis eostrii . . abbatl lanete Crn-
i de Niwenehirchera . coaunittimni aadieodam . et tine
•inaadani per epostoliea leripta etandaatei . quatenos cum ab
eis fueritih rum presenliam adeatis . et (|uod ipsi inler uos statue-
rint . sus. :is.
Mit der gewöhnlichen bleiernen rein ausgedrückten Bulle.
Hie Jahreszahl dieser Urkunde dürfte kaum mit einiger (iewissheit SO
Lucius in. diesen Beoebeid von Rom, oder von Velle-
hri (/ uern S. 7öl). oder anders woher
erlassen? also im Jahre 11811 oder 1 l
206
Der hier mit R. bezeichnete Kläger gegen das Stift St. Georgen hiess,
wie es die folgenden Urkunden beweisen, Magister Rudiger, war Domherr
von Passau und Beneficiat zu Traismauer , wo er sich den Namen eines
Pfarrers anmasste. Aus ebendenselben Documenten und insbesondere aus
der Relation des Bischofs Wolfger von Passau an das Oberhaupt der Kirche
geht der unruhige und hartnäckige Charakter dieses Rudigers hervor, der
mehre schiedsrichterliche Commissionen veranlasste, von denen einige im
Hcrzogenburger Archive zu mangeln scheinen, und die vorhandenen fol-
gende delegirte Schiedsrichter erkennen lassen: 1. Der Abt zu Heiligen-
kreuz und der Erzdiakon zu Neu- oder Neunkirchen; 2. der Abt von Heili-
genkreuz, der Abt von St. Peter in Salzburg und der Propst von Kloster-
neuburg; 3. der Abt von Windberg, der Dompropst von Regensburg und
der Propst von Spalato; 4. Der Abt von Heiligenkreuz, der Abt von Gött-
weig und die Pröpste von Passau und Klosterneuburg; und 5. der Abt von
Zwetl, der Propst von St. Polten und Poppo von Rusbach.
XIII.
Lucius episcopus seruus seruorum dei . Dilectis filiis Abbati de
Windeberg . et h. preposito maioris ecclesie Ratisbonensis . et v. pre-
posito de spalato . Salutem et apostolicam benedictionem . Suscepta iam
pridem querela Dilecti filii nostri Magistri R. canonici Pataviensis . quod
dilecti filii nostri canonici sancti Georgii decimam ad beati Martini
traisme . ecclesiam pertinentem . ius eciam parrochiale quod habere so-
lebat conuentum et oblationes que in festo beati martini consueuerant of-
ferri occassione nove ecclesie quam infra terminos ipsius construxerant . et
fecerant beati Martini nomine dedicari irrationabiliter auferebant . causam
ipsam Dilectis filiis nostris Sancte Crucis et Sancti Petri Salzburgensis ab-
batibus et preposito Niwenburgensi meminimus comisisse . Verum abbate
Sancti Petri . interesse questionis examini non ualente . alii duo partibus
cunuocatis audierunt que fuerunt hinc inde proposita . cum ad sentenciam
uellent procedere . quibusdam emergentibus causis finem litigium non acce-
pit . propter quod tarn predictus R. quam dileetus filius noster prep<situs
prefate ecclesie ad nostram presenciam accesserunt . Cumque apud nos ali-
quamdiu litigassent . nee ipsorum potuerit controuersia terminari . nos cau-
sam ipsam de assensu partium uestre duximus sollicitudini committendam .
Ideoque discrecioni uestre per apustolica scripta mandamus atque preeipi-
mus . quatinus partibus ante uestram presenciam conuocatis . audiatis hinc
inde proposita. et causam ipsam reeeptis duntaxat iuratis testibus et attesta-
cionibus eorum diligenter inspectis . consideratio eciam priuilegiis utri-
usque partis appellacione et contradiccione cessante . concordia uel iudicio
terminetis . retraetatis que coram prioribus iudieibus sunt traetata . Quod
omnes his exequendis nequiueritis interesse. ea duo uestrutn nichilominus
exequantur . Datum Verone V. Idus Octobris.
Die gewöhnliche bleierne Bulle hängt an der Urkunde.
Wie hier oben, so gewinnt der Nume Traisma, der als Bezeichnung
eines Ortes so unbestimmt klingt, durch Beisatz eine sichere Bedeutung,
und ich will. Iiis an. Irrr . aterl.iiidi.sehc QetChiehUfortoher noch l.rllnrs
Licht \crhrcilen. rin dreifaches Tra i MM au I 7 iimV 1 Ich u.i^n:
I. I'i.nsma Saudi Andreae. Sl. An.lra an der Traiscn.
8. Traisma Saudi .Marl mauer. So auch in k Icinmeycr'g Nach-
richtc; i. und Anbau- S. II.', ..Traisi:i.a cisitas et er.|r-
iia S. Martini cum deeima ' etc.
;{. i s. Hippoliti, Sl. Polten. BoiMagtl'l (i. 'schichte fol WkT-
stenth B. I. IM. S. Ilft, Mon. Uni. •. WVIII. II. S S7 und 2\)<).
XIV.
l'rhanus cpi-.copus senilis serunruni dei . Dilectis liliis Canonicis saneti
Georgii . Salulctn et apostolieani henedielionem, Suscepta iain prid.ni a fe-
licis incinnrie . pp. Lucio predecessoro noslro ((uerela dileeti filii nostri
ri II. canonici Patauiensis . quod uns deeimam ad ecclesiam heati
Martini Treiinensem pertinontem . ins etiam parrochiale . quod habere sole-
uentus et oblationes que in festo heati Martini offerri consueuerunt
occasione noue eeelesie . quam intra ipsius terminos construxistis . et fece-
ratis heati Martini nomine dedicari . irrationabililer abstulistis . causam
lileetis tiliis nostris sanete Crucis et saneti Petri Salzburgensi abba-
tibus et preposito Nunguenburch fine commisit can »nico terminandam . Verum
saneti Petri interesse questionis examini non ualente . alii duo parti-
nuocatis audierunt que fuerunt hinc inde proposita . et cum ad sen-
tentiam uellent proeedere . quibusdam einer^entibus causis finem litigium
non aeeepit . propter <|uod tarn predietus K. quam prepositus eeelesie uestre
ad iam dicti predecessoris nostri presentiam accesserunt . Cumque apud
aliquandiu liti«rassent . nee suh ipsius examine potuisset controuersia
terminal i . i.lein predecessor noster causam ipsam dilectis tiliis nostris Ab-
bati de Windeher^ . et h. maioris eeelesie Katisponensis et v. de Spalato
prepositis de assensu partium delegauit . sed commissio ipsa sicut aeeepimus
ad iudieium non peruenit . Ideoque presentiuiu uobis auetoritate preeipiendo
mandamus.qiiatiiuis cum propter hoc fueritis requisiti in locoin quo predietus
11. per alieuius potentiam non graudur . ad corum presentiam accedatis . et
(|uu.l iuxta formam commissionis decreuerint suseipiatis firmiter et seruetis .
Kt quia pendente lite eidem R.quandam deeimam abstulistis ipso apudsedem
tente quod graue tulimus et molestum . nichilominus presen-
tiuiu auetoritate mandamus . ut si res ita se habet . ei deeimam ipsam resti-
tuere non tardetis . Heimle si in ea credideritis uos aliquid iuris habere
s qu..d iustitia didauerit exequamini . Datum Verone XII.
•rne Bulle ist nicht mehr vorhanden.
XV.
seruorum dei . Dilectis tiliis R. Abbati de
1 ■ •< H Ij.oüti salutein et aposlolicam benedie-
I . Conquestin .lilc.torum tiliorum nostrorum Prcpositi saneti (Jeorgii
et fratrum nohis pr.posila pal. ,1 eun; olim <|iicstinne inler
268
II. patauiensem canonicum fuit super quibusdam decimis . et iure p.irrochiali
mola et diutius uentilata . litere commissionis a felicis recordationis Lucio
papa predecessore nostro ad II. sancte Crucis . et R. Cotowicensem Abbates .
0. Patauiensem et G. Niwenburgensem Prepositos processerunt . qui ius
utriusque partis discussione legilima perquirentes . post plenariam Cogni-
tionen» sententiam canonice pro eodemMonaslerio protulerunt . Verum post-
(luam venerabili fratri nostro Salzburgensi Archiepiscopo de (ali sententia
innotuit . monasterium ipsum super quo miramur a diuinis officiis suspendit .
et sententiam excommunicationis nichilominus in fratres protulit pro sue
arbitrio uoluntatis . contra debitum episcopalis auctoritatis improba instantia
cogens eos iuri suo cedere . et abrenuntiare his que sibi per legitimam sen-
tentiam adiudicata noscuntur . Quoniam igitur tantum conquerentium graua-
men nolumus sicut nee debemus sub dissimulatione transire . eidem Archie-
piscopo dedimus in mandatis . ut utramque sententiam in prefatos conque-
rentes latam non differal sicut iustum fuerit relaxare . nee eos in aliquo
molestet indebite . quousque suus episcopus a Jerosolimitano itinere reuer-
tatur . cum tempore arrepti itineris omnia sua debeant sedis apostolice
protectione gaudere . Ideoque discrelioni uestre per apostolica scripta man-
damus , quatinus memoratum Archiepiscopum ad hoc moneatis et attentius
inducatis . Quod si monitis uestris acquiescere forte noluerit . uos nostra
freti auetoritate utramquo sententiam sicut iustum fuerit sublatoappellationis
obstaculo relaxetis . Datum Laterani XV. Kai. Martii Ponlificatus nostri
Anno Tertio.
Eine hängende bleierne Bulle.
Diese Urkunde ist auf Pergament und mit der bleiernen Bulle zweimal
vorhanden; die zweite wörtlich gleichlautend mit der ersten bier angeführ-
ten, bis auf den Schlusssatz: Ideoque , wo das Wort iterato eingeschaltet
ist (ideoque discretioni uestre per apostolica scripta iterato mandamus).
und die Datirung, welche heisst: Datum Laterani XIII. Kai. Martii. Pon-
tificatus nostri Anno Quarto.
Der Bischof von Passau, von dessen Wallfahrtsreise nach Jerusalem
hier die Rede ist, war Bischof Dietpold oder Theobald, welcher den dritten
grossen Kreuzzug nach Palästina mit K. Friedrich I. u. a. mitgemacht, und
dort im J. 1190 seinen Tod gefunden hat. „Cum variis magnatibus et sex
Canonicis suis sub vexillo crucis in palaestinam profectus, praeter Imperato-
rem cum aliis millenis Christianis pestifera lue et ipse confectus est
3. Novemb. 1190 Accarone sepultus. Successor Walterus s. Wolfgerus ex
nobili Bavarorum familia de Ellenbrechtskirchen oriundus, Prepositus in
Cellis et Can. Pat. eligitur 11. Mart. 1191." Ex MSC. auctoris incerti.
XVI.
Reuerentissimo domino ac patri . C (oelestino) summo sancte Romane
ecclesie pontifici . W(olfgerus) humiliis pataviensis ecclesie minister .
debitum cum obedientia et orationibus famulatum . Quidquid apud parui-
tatem nostram in negoeiis ecclesiastcis ad debitum nequit perduci finem.
sub tali ueritatis custodia uestre celsitudini transmittendum iudicamus exa-
mini . ut nullius unquam fl
tur . Rapropter aeatro Bdeliter ligaifleaaMi ümiUti faod gratii deeideftdi
- «j im> toter fratrti iiiteti I lie noitri
nimm pro quihusdam dreimis iaiu diu prelenditur. türm sinil M
nobli iniungere \ oiuit aoetoritai ooodizinoi . ai iaaitalii eoden Um eoeleei-
Sil i|iia in s.M-ul.ti ilu II priidenlihus ulique «-t diseretis quo farilius
ueritato: NM . ulriiis(|Mc parti.s priuiliv ■ ia dum BCgKgenter
anitnadu.'rl.'udo ausrultauimus . Itaquo testimonio prrseri ptinnis eorundem
_ .nario mHi perspieue elaruit quod pil reeordationis oda!i
qu<>ndam pata\ ieniil cpiscopus pret'ato s. (irorigii monastciio utpnle lumlator
ein*. Parroealaai que dicitar Traiaimpareh cum dimidia parte Atfimarnanifnf
poluit cum MI iuris esseut condonauil . PeiTO prel'atus H. oeeasione priui-
ril Aiiiolli quo cum omni suo predio quod IQ Auslria halniit . quan-
dam eapellan crae dicitor Traisimmure . infri terminos menoratc parrockialii
litan . Salxpargenei epiieope conlirmauit . decimas il las de qataae
eaalroaai eribere ril eeaatai . Ad quod euicendum hoc tantum gaudet
inuniminc quod memoralus res in priuilegio suo ad Traismain ciuitatem et
: sancti Martini idcm prefatam capellam cum decima Salzburgensi
ecclesie se donasse testatur . Scd ut rei ueritas serenitali uestre pater sanc-
tae plenius innotescat. utriusque partis priuilegiorum rescripta sanctitali
■aatre tranimiiiraoi . Ouippe sicut nobis et prudentioribus qui nobiscum
sunt ex priuilegiorum consideratione uidetur . sepc diclus II. per descriptio-
nem prediorum (jue prefatus rex iuuauiensi contulit ecclesie decimas quoque
pariter illoruin collatas indebite contendit . cum haue ipsam cappellam suam
quam cum suis possidet deeimis . a parrochiali jure nostro rationabiliter
exemptain non possit ostendere . Est preterea quod paternitati vestre mani-
festamus . quod nos ex consilio prelatorum nostrorum licet predictorum fra-
trum justitiam non ignoremus pro bono pacis et coaeordie memoratvm II.
ut li' sessionibus eorundem fratrum et BOltril sicut sapien-
tioribus placuit infeudare decreueramus . eo pacto ut et successoribus utrius-
que partis eadem eoaapoeieio in perpetuum rata permaaerel . Ia quo tarnen
I pertiaaetter obslitit . et usque adhuc obsistit . Quoniam autem
in bac ipsa lifo uostra quoque res agilur eo quod deeime et palronatus eius-
dern collegii nobis attinet . Juri nostro cedere non possumus . Oramus itaquo
et in domino monemus sanetitalen uestram. uteandem causam quomodolibet ab
bmieil liciatam . nobis liceat in jus reaoear« . Non enim patamaa quod ea que
juris nostii sunt a potestate nostra possint alienari . aisi prius requisiti per
'llsl1 fuerimus . Interim aut«'m optime pater obsecramus . pre-
fctaa llegiaai iaa umbra toieieaii vestre quieeeai . donec
arum partium uidelicet inter nos .«( Lpaap habere justieiam liquido cla-
■it . Quant tio reiquo ueritas euidentius habeatur . ex
paternitati uestre preseiiliuui lator exhibebit . aueto-
ritas simiil et elem.ntia ue>tra jprocurare dignetur . Ad lioe uero plurimum
expediet . si beaigaitaai ilar doariaaai eadeai eripU pil omnidonaji
fcar intu.-ri . Tone enim depivhendi paaM non dubitan,
quod memorati ,n saneto Georgio nihil usibus suis tretet legitimam
270
donationem sui fundatoris usurpauerunt . Sed et hoc manifestum erit . quod
sepe dietus R. irrationabiliter in hac parte Juuauiensis ecclesie priuilegiis
innititur . ipsosque fratres contra jvs stipendiis suis exhereditare conatur .
presertim cum descriptio prediorum quam ex priuilegio Salzpurgensi pre-
U'ndit . decimas ipsorum sicut dictum est capelle sue nullatenus asscribat .
Eapropter iterum iterumque preces humilitalis nostre auribus benignitatis
uestre suppliciter effundimus . vt eorundem fratrum iniurias et ecclesie sue
dampna misericorditer animaduertatis . nee aduersario suo R. jam sepe dicto
facilem contra ipsos interpellandi locum . non datis super eadem causa tarn
nobis quam et ipsi cognitoribus amodo permittatis.
Mit dem hängenden Wachssiegel des Bischofes Wolfger.
XVII.
Celestinus episcopus seruus seruorum Dei . Venerabili fratri . . Pataui-
ensi episcopo salutem et apostolicam benedictionem . Sicut ex tua insinua-
tione cognouimus cum ex sedis apostolice commissione super questione qua-
dam deeimarum que inter dilectos filios Magistrum R. patauiensem canoni-
cum et fratres saneti Georgii uertitur iustitia mediante cognosceres . et
uelles inter eos sicut pater prudens amicabili conuentione componere . trac-
tatus pacis efficacem exitum non aeeepit nee ea tunc potuit discordia prout
ipse desiderabas paeifice terminari . Quia uero paci eorum intendere opus
est pietatis . cum beati dicantur pedes euangelizantium pacem . nos de pru-
dentia et discretione tua confisi ut saltem modo . per studium tuum effici
ualeat quod tunc non potuit adimpleri . fraternitati tue per apostolica
scripta mandamus et hortamur in domino . ut ad reformandum inter eos pacis
et concordie bonum . diligentiam oportunam et operam efficacem impendas .
Quodsi alterutra partium tibi acquiescere contradixerit . sciat se ad iustitie
plenitudinem exhibendam per dilectos filios R. Cwetelensem Abbatem . et S.
prepositum saneti ypoliti . et Poponem de ruspach auctoriiate sedis apostolice
coinpellendam . lta quod usque ad litis terminum neutri partium ab alterutra
molestia uel iniuria irrogetur . sed ordine iudiciario congredientes . et ab
omni iniuria et uiolentia penitus abstinentes seruent humiliter quod inter eas
fuerit iustitia preuia constitutum . Datum Rome apud Sanctum Petrum . III .
Idus Januarii . Pontificatus nostri Anno primo.
Die gewöhnliche bleierne Bulle.
XVIII.
Celestinus episcopus seruus servorum Dei . Dilectis filiis . Cwetelensi
Abbati . . et . . preposito saneti ypoliti . et Poponi de ruspach Salutem et
apostolicam benedictionem . Super quibusdam deeimis inter dilectos filios .
R . patauiensem canonicum et fratres saneti Georgii questio noscitur agitari .
cuius cognitio et decisio uenerabili fratri nostro . . Patauiensi episcopo a sede
fuit apostolica delegata . Cumque ipse sicut uir discretus et prudens eos ad
amicabilemcompositionemducerelaboraret . et instantia oportunainsisteret .
non meruit idem iurgium paeifica transactione deeidi . Nolentes igitur pre-
scriptos sub hac materia liturgii diutius esse discordes . controuersiam
27 1
ipsain diaerelioni nettre ndan «-t deeidendfta eomniitiomi . ,
scripta mandaotei . al pariibai in neitrt preeentia eeaetitalle;
(JH.- liine inde propotiU faerinl diligenter uidirc ean mala utriqu«-
parti institia cool rouersiam ijisam eaiiuiiiee n-mnlo appcllat ionil ohslamlo
lerminetis . prooidenlei attenlius M Interim al i<| ua partium altcri super ipM-.
decimis uiolentiam *ea üuarUm irrogAft preeamaJ • Nallia litterii BerfttetJ et
iusiitic preiadiciam fteieBtibai m que fcpparaerint i pedc ipoetetiea in
tf.it»> . Qaod ti omnilMis lui.s exeqaendij Bequiaeritii Lntereeee . dao neutral
r,i nihilominus c\iM|uantnr . Datum Rinne apud Saneluni IVlruin Il.Idus Janu-
arii . I'onlilicatus no.slri Anno primo .
Mit deg gewöhnliches bleiernen Bulle.
XIX.
Yniuersis Christi tidolibus . bis presentibus scriptis palefaeiinus . qua-
liter lis de deeimis eeclesie in treisenmure iniciata per magistrum Rudogerum
pata\ ii-nsis eeclesie eanunicum . et prepositum sancti Georii in austria . pre-
fata ecelesia fratribus salzburgensis chori tradita . inter utramque eccle-
siam fuit decisa . PRepusitus liquidem sancti Georii. cunsiliu et conniuentia
fratrum suorum. utomnis pretaxate litis eontrouersia . in posterum perpetua-
liter sopiretur . tradidit preposito et fratribus salzburgensis chori uineam et
areain juxta doinuin ipsorum in chremese . et predium unum in slikhendorf
cum totali decima eiusdem . et aliorum trium allodiorum . fuerat autem pre-
pta. lis de noualibus eiusdem eeclesie exorta . que sah tali forma decisa
est . ut decime omnium noualium supra stratam que uulgo uihestrift dicitur
sitorum ad ecclesiam treismure pertineant . preter agros eeclesie sancti
Georii . quorum decime baptismali eeclesie cedant . Item decime eorum noua-
lium que inlra iam dictum stratam sita sunt baptismalis eeclesie jurisditioni
subiaecant preter agros sepe diete eeclesie . quorum decime etden proueni-
ant . Porro prepotitns sancti Georii . ne qua neue litis qvestio super quibus-
eunque causis ibidem posset ohoriri . sepe nominatam ecclesiam . ad annualem
Pensionen. .X . lalentorum. et unius husonis . et II. metretarum auene . ehre-
•nsis mensure . a choro tenendam suseepit . ita tarnen ut si quondam
utrique parti ista displieet conuentio . l'ratres de choro ecclesiam suam libere
euieunque possent commiltere . supra taxate tarnen litis decisione rata et
inconuulsa in perpetuum permanente . Huius rei testes sunt . Sigehardus
prepositus sancti ypoliti . Marchus plebanus de chremese . frater Gotschal-
cus de perbthersgade . frater fridericus de Salzburga . Rudolf . Wolfker .
Sigehart de mure . Wolfker . Otto . Olricus de slalhouen . BfO Perhlaldus
"sis prepoiitw BenatMü neeustu SS. Bgo Alhardui
ESÜ AU" Wcrhardus SS. Ego Chunradus SS. Ego Sifridus n,a-
£18ler S(" fthernj theeunrariiui SS. Ego timo SS. Ego Hai t-
fridus SS I .,,, ll.inricuscanierai •; i SS.
diet.narus SS.E-o Yolehmarus SS. Ego Willehaimus SS. Ego Gotschal-
Ein grosses blngendei Weehteiegel, vorstellend den beil. Rupert in
sitzender Stellung, mit der Uiuschi itt : S . < . S lüdberti Aeeelesie
Salzbvrch.
272
Slikhendorf, Schlickendorf in der Pfarre Theiss und im Decanate Krems,
Link macht in seinen Annalen I, G37, von diesem Orte Erwähnung zum
J. 1316. — Im Jahre 1384 besitzt Hanns der Egendorfer einen Hof zu „Sli-
kindorf" und dient davon in das Kloster Mallerstorfer'sche Gut zu Stratz-
dorf (Pfarre Brunn im Felde) 20 Pf. Pfennige u. s. w. — Im Jahre 1410 ver-
kaufen die Hälfte dieses Hofes die Gebrüder Inpruker (nämlich: „Ich Got-
schalich, Ich wentzla, vnd Ich wulfgang geprüder die Inprucker Ab dem
Hawtzing") an Jakob Grabmer, Besitzer des Herrschaft Rechberg, wo unter
den Zeugen auch der Vetter der Verkäufer vorkommt „Wolfhart der Inpru-
ker die zeyt des Hochgeborn Fürstenn denHertzogen zu Österreich Anwaldt
In dem Ratt der Statt ze Wien." AlsBurgherr des Hofes wird derPropst ven
Herzogenburg genannt *) — Im Jahre 1419 verkaufen drei Verwandte der Fa-
milie Hülber von Krems drei Viertl Weingärten zu Rechberg an den Priester
Georg Leb „mit Purckhern hanten des edeln weysen Jacoben des Grabmer
die zeit gesessen zu Schlickhendorff." Archiv der Pfarre Krems. — Im J.
1447 erklärt „Jörig der Grabmer zu Slikendorf," dass zwar zwischen ihm
und dem Edlen Thomas Veirtager wegen des halben Zehends im Donaudor-
fer Felde einProcess obgewaltet, und durch Urtheilsspruch derselbe Zehend
ihm zuerkannt sei, dass aber solches Urtheil den Besitzer der andern Ze-
hendhälfte, Propst und Kapitel von Herzogenburg, nicht beeinträchtigen
könne, ddo. Spitz 12. Juli 1447. — In dem Herzogenburger Grundbuche
über Siratzdorf vom Jahre 1471 heisst es auf dem 19. Blatte: „Jörg vnd
hanns vnd Mert gepruder dy fronnacher von dem Sitz zw Siikchensdorif mit
samt dem grünt do Nikieins des pukel hofstat varzeytten auff gelegen ist"
u. s w. — Christoph Maminger, Besitzer der Herrschaft Nussdorf ob der
Traisen, verweigert dem Stifte Herzogenburg den jährlichen Burgrechts-
dienst von seinem Hofe zu Schlickendorf, und wird sachfällig laut Urtheils-
spruch ddo. 3. Jänner 1513.
Stalhouen, Stollhofen bei Traismauer, wohin im J. 1343 das neue Pfarr-
gotteshaus von Pfarrkirchen verlegt wurde. S. oben.
Durch obige Urkunde wurde also der vielleicht über 12 Jahre dauernde
Hader zu Ende gebracht, nicht ohne grosse Opfer von Seite der Canonie
St. Georgen. Unerklärlich scheint die Langmuth des römischen Stuhles ge-
gen einen so störrischen und unbeugsamen Mann, wie der Domherr Rudiger
war, dessen Begehren vier nach einander folgende Päpste nicht genügen
konnten, so wie im Gegentheile das Stift Herzogenburg in dem Bischöfe
Wolfger einen Mann erkennt, der nebst dem schönen Rechtsgefühle eine
anerkennungswerthe Liehe zu jenem Ordenshause hat, welchem die
Bischöfe von Passau die Entstehung und die Möglichkeit des Fortbestandes
so grossmülhig gegeben haben.
XX.
In nomine sanete et indiuidue trinitatis. Wisinto prepositus eunclis
successoribus perpetuum in domino gaudium . Cum uniuersi traetatus par-
1) Inbruck, ein Dorf in der Nähe von Neulengbach.
uas oertitadinia eoleanl habere flrroiUtei itiam aatipulatione conflr-
mentar cnnotorura memorie daximua aignittcandom . qood domina Mehthildio
de Iludeniche iuatmna DObiül cum Uli«» 100 tlomiiu» Meinbardo . iusle uolun-
timulati religione . nl eottidiannm deo leraitatii exbiberent obaeojninm .
preeam penei aoi el nnineream alionem noatram hoc obtinoemol in-
stantia . ui eccletiam noatram Radenicfa litam . dato predio pro remedio anime
Mic el In memoriam facti in ortweinadorf eito . Uli daremue eonceeaioni .
Dl iam diele eapellc peticio aibi el non incceaaoriboi suis hoc atlinerette-
al laeerdoi <|<"i tibi oideretar ydonena el nobii per uns ea debeat in-
neatiri . Sin nere alterntri non phteeal eom amooendi niai per mos non habeat
item . Sacerdoa etiam huinamodi debel honorem el renerenliam ple-
bano matricia eccleaie eihibere quud in eadem capella qnandocnnqne cum
plebe sua traetatna loacipil eccleaiaaticoa . plebanum celebrare non aetabit.
nee lepnUoram habebil • niai eorum Bolnmmodo qui de familia eins fuerint.
Xullain etiam euram parrochialibus nostris nisi precibni nostris exoratus
i<l faeial . Vena aacrifioioron) qui noatri iuris erant aacerdoti condonamus .
(jui etiam diele capelle debel deseruire . VI antem talis concessio nobis et
iam dielia nobilibus ürmior habeatur . uniuersorum * qui inlererant id con-
iirmamus teslimonio . Inprimis sacerdotum nostroruu . Rudigeri . Albero-
nia . Baeinrici . Elarinrici . Marqnardi . Haeinrici . Waltheri , Alberti . Chun-
radi . Wolfgeri • Arnnldi Pitrolfl . fratres etiam conuersi aderant . Haeinri-
cus , Chalochus . Haeinricus. De familia ecclesie Cbunradus . iudex . Reim-
. miles . Ebergerus . Rubertus . Wilandus . fratres . Reinbertus .
cbunradus . Rudolfna . Haeinricus de Werd . preterea dominus Meinbardus
euin suis Ebergero de Radenich . Vlrico de basendorf . Erbone de pirbaum .
Haertnil . Sterfril • Reimarna . peringer de Egendorf.
Das ganze Doeument, ein reaeriptnm ohne Siegel, bat alle Kennzeichen
der gleichzeitigen Anfertigung mit dem Originale. In Bezug auf die Dati-
rung bemerke ich, dass es urkundlich erwiesen ist, dass Propst Wisintho
im J. 1192 (Duellii Excerpt. 33) und im J. 1202 (Mon. Boic. IV, 314) dem
St. Georgen vorgestanden ist.
Rudenich, Rndnich, Reudnich, Reidnik, Reyding, Reydninlc, Ried-
lieut zu Tage Reidling, ein Pfarrdorf unter dem Patronate des Stiftes
Herzogenburg, eine Stunde unter Traismauer, und !/8 Stunde von Sitzen-
ntfernt gelegen, bewahrt die Erinnerung, dass der berühmte Hartwich
von Traisma, der Bruder des Stifters der Canonie St. Andrä, hier seinen
Wuhnsitz gehabt und hievon seinem Geschlechte den Namen der nobiles de
ich gegeben habe. In welchem Theile des Dorfes oder der nächsten
Umgebung dieaer adeliebe Wohnaitz war, liissl sich nicht bestimmen: \i-l-
leiebl unweit der Kirche auf den waldichten Anhöhen gegen Südost, wo noch
bis jelzt eine Ried den Namen .in der Reidling" führt. Nachdem
iecht ausgestorben, und in der Folgezeit die Beeitser der Herrschaft
(lutenbrunn in i\en Besitz der Herrschaft Reidling gekommen, verfiel das
Rndenieb dem Untergange, und nur ein herrschaft-
B idling bis in die sechziger Jahre d<
Jahrhunde. | (J„tenbrunn zum Fonde
n. 18
274
des bischöflichen Seminars daselbst den Verkauf dieses Maierhofes sammt
dem geräumigen Weinkeller, den Äckern und Weingärten mit sich brachte.
Der Name der Herr seh aft Reid ling erhielt sich nach der Vereinigung
mit Gutenbrunn fortwährend, z. B. Buchinger Geschichte des Fürstenthums
Passau II, 463, und in den literis formatis über ertheilte heil. Weihen
schrieb sich der Passauer Weihbischof Franz Ant. v. Marxer circa 1770 in
seinen Titulaturen auch als Dominus in Gutenbrunn et Reidling.
Hartwich von Iludenich, dessen öftere Zeugenschaftsleistung vom
Jahre 1108 bis 1149 (in Meilers Regesten — Filz Gesch. von Michael-
beuern — Fischer Gesch. von Klosterneuburg — Fröhlich Diplom. Sacra Du-
catus Styriae etc.) sich erweisen lässt, hatte einen Sohn oder Enkel Eberhard
von Iludenich, den muthmasslichen Ehegeinahl der ohen genannten Stifte-
rin Mathilde, und eine Tochter Hazeche, wie es aus dem Bestätigungs-
Decrete des Bischofes Conrad vom Jahre ! 160 (s. oben Nr. VI. Anmerk.) zu
erkennen ist, indem es dort heisst: „Prefatus Waltherus predia sua trahis-
me ad capellam saneti Andree eulta et inculta" etc. „et totam familiam po-
tenti manu et sine omni contradictione delegauit . exseptis duobus uiris . et
totidem feminis . UValchono . Marchwardo . Juditta . Gerdrude . et uinea in
Paumgarten . quam cum prefatis maneipiis . filie fratris sui Hartwici in Ro-
deniche . Hazeche tradidit." Archiv von St. Andrä. (Hazeche, vielleicht
Hesychia.) Diese und andere angeführte Güter werden vom Bischöfe Conrad
zur traditio prior gezählt, folglich nach Erath's Angabe zu deren Beurthei-
lung uns vielleicht die Documente seiner Zeit mangeln, zum Jahre 1148.
Noch sei es bemerkt, dass unter den zahlreichen österreichischen Dörfern
mit Namen Baumgarten hier jenes zu verstehen ist, welches */* Stunde von
Reidling entfernt liegt.
Drei Söhne des Meinhard von Iludenich werden uns in obiger Ur-
kunde kund gegeben:
1. Ebergerus de Rudenich, der nächste Erbe des väterlichen
Namens und Ansehens. Der unten bei dem J. 1240 als Zeuge erscheinende
Chunradus de Reudenik kann füglich als Ebergers Sohn gelten. Fernere
Namensträger der Herren von Rudenich oder Reudnich liest man in dem
Buche locationes deeimarum, die aber eben desswegen, weil sie sich nur in
trockenen registrirten Aufzählungen vorfinden, bei dem Mangel eines Sie-
gels und anderer Abstammungsbeweise nicht so ungezweifelt den obigen
angereiht werden können, dass man für ihre Deseendenz von den nobil. de
Rudenich einstehen kann. Aber im Interresse künftiger Forschungen muss
es liegen, einige genealogische Auszüge für Freunde der vaterländischen
Geschichte, denen mehrere Quellen zu Gebote stehen, aus denselben Registern
zu verzeichnen. Folgende Namen nennen uns die Pächter irgend eines dem
Stifte Herzogenburg angehörigen Zehends:
Pabo de Reudnich . Pächter des Zehends zu Reidling 1399—1314.
Relicta Pabonis 1315—1334.
Otto frater Pabonis de deeima Talarn 1307—1320. Ob etwa dieser Otto
der Gutsbesitzer von Thalern bei Sitzenberg war, dürfte nicht unbeachtet
bleiben.
875
Reliefe Ottonia 1391. - Haidenricai de Keodnich d<- deeima Talarn
Seheini also ein Urinier oder Sohn tlcs (Mto \on llruduirh
SU sein.
Hainrieai Ptbe <ic Readnieh peehtel «l«'ti Sehend in Reidling von
Albertus de lUeudnirh de derima Preiblitz ( Proiu itz in der Pfarre
De deeira» Talarn Haidesrievi de Raadniefc 1840. Obrecht frater suus
in ol»>ta:;inm.
!>«• deeima Bgendorf Laar entiaa de Heitnik 1346.
Meinhafdui de Keudnik . Piehter des Sehende zu Ueidling von
m.
Dominus Jeuchardus de decinia Hendnik 1861«
Der zweite Sohn Meinhards war Ulricus de Hasendorf, einem
zur Pfarre Ueidling: eingepfarrten Dorfe unter dem Bezirksgerichte Atzen-
brngg. (Von dem östlichen Theile dieses Dorfes, welcher durch einige Zeit
ein abgesonderte« Dort' unter dem Nauien Hausleiten gebildet hat, wird hei
dem J. 1240 die Hede sein.) Als Papst Lucius III. im Jahre 1185 laut Archiv
roa St. Andrä die Besitzungen der Canonie St. Andrä an der Traisen be-
igte, so nannte er hierunter auch „Villam que dicitur Hasendorf cum
perlinentiis suis." Mit ebendenselben Worten bestätigte auch Papst Hono-
rius III. im Jahre 1224 die Besitzungen zu Hasendorf durch eine Urkunde,
welche zu Erath's Zeiten t698— 1719 im Originale vorhanden war, aber der-
malen ausser einer Copie desselben Erath's vermisst wird. — Obiger Ulrich
von Hasendorf ist Zeuge im Jahre 1233, und Pabo von Hasendorf im J. 1240,
wie unten bei diesen angegebenen Jahren zu ersehen ist. — Mit dem J. 1307
mnt die erste Erwähnung der Herren von Hasendorf bei Wissgrill's
anplati IV. 19."», über welche im Stiftsarchive keine weiteren Aufzeich-
nungen für jene Zeit sich vortinden. — Im J. 1402 den 12. Juli verkaufte
(laut Archiv von St. Andrä) „Hainreich Abbt datz Czwetel vnd der gantz
ient" an „Probst Larentzen vnd dem Conuent gemain desGotshaws datz
sand Andre bey der Treysen — zehen Schilling gelts wienner muntzz dy da
gelegen sind auf dem lehen vnd auf zwayn hofsteten datz Öd bey Hasendorf
da der zeit auf gesessen ist Nicki von Öd." Noch heut zu Tage hat im Burg-
frieden von Hasendorf eine Feldried den Namen ..in den Ödgütern;"
daher denn bei Anfertigung eines Atlasses über Alt-Österreich die Lage des
einstmaligen Edelaitzea Od dort festzustellen ist, wo die Mappe des stabilen
Ried -in den Ödgütern" zeiget. Die Besitzungen von Öd sind
rrschaft Hasendorf ■) übergegangen, daher letztere in denselben
1 ) Vorausgesetzt, dass das im Vergleichs-Instruinente zwischen Adam Propst
zu Klo.sten.euburg und Georg Sigmund Freiherrn von Prösing ddo. 10. August 1678
besprochene „oede I' tsendorf , so auf Az/enbrugg genossen
wirdM mit den. » • ! identisch sei, so erfolgte die Vereinigung von Oed
dorf erst 1991 roaa Stifte Ktoaternenbn'g käuflich er-
n wurde.
18#
2?<>
Ödgülern den alleinigen Zehentgenuss hatte, während in den übrigen Feld-
rieden der Zehcnt unter mehrere Zehentherren getheilt war. Im Jahre 1786
musste das Stift Klosterneuburg als Herrschaft Ilasendorf nebst vielen an-
dern auch 53 Joch Dominikal-Äcker in den Ödgütern durch den a. h. an-
befohlenen Erbpacht in das unwiderrufliche emphyteutische Eigenthum den
Unterthanen daselbst überlassen, von denselben Äckern keinen Zehen t
abnehmen, auf das Laudemium verzichten, die 1. f. Steuern hiefür bezahlen,
und sich mit dem jährliehen Pachte von 2 fl. 51 kr. per Joch begnügen.
(Archiv der Dorfgemeinde Hasendorf.) — Im Jahre 1480 den 12. October
vertauschte nach Erath's Erzählung (Annales Andreani MSC.) Wolfgang
Propst von St. Andrä die zwei Dörfer Hasendorf und PenzingsammtZugehör
gegen ein dem obersten Erbthürhüther Leopold von Wehing eigentümli-
ches Haus zu Wien „gelegen bey der Renngassen vnd hinab gehet in den
tieffen graben am eck des gässleins durch welches man herauf in die Renn-
gassen gehet zu negst frawen Elsbethen herrn Taman von Stubenberg wit-
tib so etwan Catolds von Wehinen wohnung gewesen ist." Zu diesem Tau-
sche gab Alexander Bischof von Friaul und päpstlicher Legat in Germanien
die nöthige Genehmigung. — Vom 23. October 1601 lesen wir einen Ver-
gleich zwischen Propst Paul von Herzogenburg und dem Herrschaflsbesitzer
von Hasendorf Georg Saxenlander. Die durch diesen Vergleich beendigle
Irrung entstand durch den vorigen Besitzer von Hasendorf, Stephan Edlen
von Feirtager, welcher wegen vermeintlich vorenthaltener Grunddienste
über den der Capelle St. Margarethen eigenthümlichen Wald das Recht dort
Holz zu fällen sich anmasste. — Bestrittene Wald-Abgrenzungen waren es
auch, welche laut einer Copieddo. Hasendorf 19. Juni 1623 durch eine Ausglei-
chung zwischen Propst Martin von Herzogenburg und „Maria Magdalena
Lasottin gebohrne von Lasberg Fraw auff Hassendorf vndt Tallern" ihre
Erledigung fanden. — Im J. 1672 den 12. November finden wir einen Güter-
tausch zwischen dem Stifte Herzogenburg und Georg Sigmund von Prösing,
Besitzer von Hasendorf, und 1678 den 17. November einen gütlichen Ver-
gleich zwischen ebendenselben über Zehent, Viehweide, Jagdgerecht-
same u. a. m.
Der 3. Sohn Meinhards war Erbo de pirbaum . Unentschieden
dürfte es bleiben, welches von den zwei in der Umgebung von Reidling be-
findlichen Ortschaften mit Namen Bierbaum das hier in Rede stehende sei,
ob Bierbaum in der Pfarre Ponsee, circa 1421 Ober -Bierbaum genannt
(Kirchliche Topographie 15. Bd., S. 178), oder Bierbaum in der Pfarre
Heiligeneich, Nieder-Bierbaum, heut zu Tage Moosbierbaum . Meine Mei-
nung erklärt sich für das erstgenannte. — Sparsam sind die vorkommenden
Erwähnungen von Bierbaum. Im Jahre 1329 den 13. December schenkte
„Seyffreit von Neydowe" und seine Söhne „vier wienner phenninggelts ewiges
Purehreehtes auff vnser vrowen Alter ze Panse ze ainem ewigen Sei gerete
die da ligent auff ainem halben lehen ze Chrotendorff vnd daz wir Hadmarn
von Pirbaum weiln verchoufft haben."
Peringer de Egendorf. Egendorf, ein nach Reidling eingepfarrtes
Dorf, ist der Stammsitz der Herren von Egendorf, die bei Philibert Huber,
277
Knenkl. Duelli u. a. vorkommen. Jedoch allen von Ltoreil vcivich-
neten Brendorfern gehl dieser Peria Uter v«»r. Am öftesten bei Zeu-
iiin! selhsllhälig durch Ausstellung von Ur-
kunden ist Herbord re« Rgendorf Nach Ausweis i\n- loeationea fle-
eimarum pachte! er beinahe alljährlich den S! ills/ehend I« Egendorf vom
Jahre 1999 his I und Brird einlach mit ..dominus Her-
wor.lns." |3li aber mit „donünui Rerwordui Bgendorfer de ieeimi I
iiut. Seine Gemahlin hieaaEupbenia Lautdereelbea Verpachtunge-
denn dort beiaal «'s bei dem J. 1893 „Ofmia de deeima Bfendorf' —
•iidort "" L348 „Relicta Bgendorfarii" und 1343 Egen-
iorffrerinna. Nach Ausweis einzelner Pergament-Urkunden isi Ilerbord
von Egendorf Zeuge den 95. Juli 1807, daai „Hartunch von Gevell"dem
Stifte Heraogenburg das Bergrech I von vier Weingärten zu Diendorf bei
dem Kamp verkauft. Derselbe ist Zeuge den 10. März 1311, dass Walther
Pharrer in den Entzeapach" (Ansbach) Reverealen ausstellt, künftig allen
Feudal-Leistungen an das Stift wegen seines Hofes zu Grafenwörth zu genü-
Deraelbe tal Zeuge den 15. Juni 1316, dass „llueger von Ezleinsperg"
seinen Hof zu Adletzberg (bei Reidling) auf die Oblay zu Herzogenburg
schenckt. Derselbe ist Zeuge den 22. Juli 1321, wie Leutolt von Schaun-
werch Probst ze Mätse Chorherre ze Pazzawe Pharrär ze den zeiten ze
Gra\ enwerd" die von den beiderseits erkiesten acht Schiedsrichtern dem
Stifte zuerkannten Zehentgerechtsame in Grafenwörth auch anerkennt, und
wie derselbe Leutolt nebst seinem Siegel auch jenes seines „vettern Graf
Chunrats insigel von Schaunwerch der diser Pharr ze gravenwerd rechter
lehenherr vnd vogt ist" beifügt. — Derselbe Herbord von Egendorf
stellt am 24. April 1319 darüber eine Urkunde aus, dass er an dem nach
genbarg zuständigen ..Cehenl datz Egendorf" kein Recht hat, und dass
in ..mim l>ietreichen dhain recht an erbet." — Zwei Jahre sp«äter
•efecnkl er laut Urkunde ddo. Heraogenburg 16. Mai 1314 mit seines „heren
n GraflT Perchtholtz von Hardeke vnd mit seiner gunst" sein Gut zu
Egelsee hei Wi'irmla ..auf Reutechern an cehen viertzehen Schilling geltes"
iler/.ogenburg. — Herbords Bruder Cunrat von Egendorf
und seine Gattin Sophie schenken diesem Stifte am 28. Mai 1321 ein „leben
datz Reizir. ig in der Pfarre Kapelle O.W. W.), und zum Beschir-
men der Schenkung wird sein „Vetter herr Ditrichen von Egendorf" und
|.aid siin dietrichen vnd Andren" genannt. — Dietrich von Egen-
dorf der dem Stifte Herzogenburg am 3. Mai 1327 gemachten
kung einei Leheni m Oberndorf bei Herzogenburg durch „Ott von
und seine Gattin Adelheid. - Hein rieh der Egendorfer
s hrember 1834 Zeuge der ron Peter Leupoltz gemachten Stiftung
berge SU Krems. (Archiv der Pfarre Krems.) — Die zwei
zu Kr. ballen Priester Heinrich der Bgendorffer und Mert kaufen
arten am Pfundberg von den Eheleuten
in und Katharina von Goznich, d. i. ßöaing unweit Kirchberg am
Wagram (Archi S I Im Monate Juni RIO verkaufen die
Brüder Gottschalk. Wenzel und Wolfgang Inprucker an Propst Johann zu
278
Herzogenburg ihren halben Hof zu Schlickendorf sammt Zugehör .,alle die
gütler als die mit alter Ilerkomen sind on all Auszug die vns von vnserm
lieben vetter Hansen dem Egendorffer säligen anerstorben vnd An-
geerbtt sind."
Zu welcher Zeit der Edelsitz Egendorf mit der Herrschaft Gutenbrunn
vereiniget wurde, ist dem Herausgeber dieser Urkunden unbekannt.
Über Ortweinsdorf s. unt. XXXVI.
XXI.
Qvicquid inuiolabili observatione custodiri necesse est . Scriptis com-
mendari pro facti memoria perenniter retexenda iustum comprobatur. Quo
circa uniuersitati tarn presentium quam futurorum innotescat . quod domina
PETRISSA de Gnannendorf . post obitum mariti sui domini IRENFRIDI
pro remedio anime ipsius . et augmento proprie salutis parentumque suorum.
decem libras fratribus Sancti GEORII tali pacto contulit . vt singulis annis
in festo sancti BARTHOLOMEI uigiliam et missam defunctorum campanis
sicut inagendis mortuorum fieri consuetum est sonantibus . prefati fratres
indefesse ob memoriam iam dicti IRENFRIDI . nee non ipsius quando ipsa
decesserit . pariter decantent . et eodem die cellerarius fratrum quinque ur-
nas vini . et unum Modium tritici . et porcum ualentem lx denarios . si dies
carnium est . vel si carnes edende non sunt . Ix . denar . uice porci . et pre-
terea XXX denar . in supplementum aliorum eibariorum . tarn fratribus quam
sororibus omni remota excusatione amministret . Sed ne aliqua occasione
huiuscemodi beneficium fratribus subtrahatur . dominus WISINTO eiusdem
loci prepositus communicato fratrum consilio , tres mansos in Staeinbach
prefate PETRISSE et legitimis eius successoribus tali conditione assig-
nauit . ut si statuta consolatio cuiusquam negligentia pretermittatur . ipsa
vel heres eius potestatem habeat omni alio iure remoto . tantum aeeipiendi
de pensione eorundem mansorum . vnde eandem consolationem possit exhi-
bere fratribus ibidem seruientibus . Vt autem hec inconuulsa et fratrum usi-
bus conseruentur illesa . sigilli S. GEORII inpressione . et canonicorum sub-
scriptione sunt corroborata . Acta sunt hec anno ab incarnatione domini M°
CC° J° indictione IUI. mense apriii . feria Va VI. Kai. Mai . Ego Heinricus
Decanus SS. Ego Albero SS. Ego Heinricus S. S. Ego Arnoldus S. S. Ego
Wolfkerus SS. Ego Pittrolfus SS. Ego Waltherus SS. Ego Chunradus SS.
Ego Albertus SS. Ego heinricus SS.
Ein hängendes Wachssiegel, dessen untere Hälfte abgebrochen und
verloren ist, vorstellend eine stehende menschliche Figur mit der Marter-
palme in der rechten Hand.
Gnannendorf soll nach der Ansicht der Haus-Annalisten des Stiftes Non-
nersdorf in der Pfarre Salapulka 0. M. B. sein, zu dessen Annahme keine
Beweise angegeben sind. Vielleicht bestimmte sie hiezu der Verkauf eines
Gelddienstes, der„do leitdatz gnandestorf auf sibenlehen," welchen im Jahre
1359 den 24. Februar Stephan von Mizzingdorf „ze chauffen geben zu vnser
Vrawn Gotzhaus in datz Pirichech" d. i. Maria im Gebirge zu Salapulka.
879
Steinbach »ehren- in VnU leb, \aei. meinem haf.irhaitei,
ist hier jenes Steinhaeh. welches in «I.m- l'farre Ernslhriinn. I . Bf, B. ließt,
darum anzunehmen . weil laut eines Gülortausches <l. d. Herzoireiihurg
\isehen IVnpst Hcrlib und ..( nerhart dem Cheneu/ von
Liitslprun eb«l dieses Sleinhach dem genannten Genen/, ü hergehen, und
dafür dem Stifte das viel naher p|tg«M Pftüfag in der IMarre Kapclln ein-
tet M ii- 1
XXII.
[nnocencias epiacopus seruof •eraorum l>»i. Venerabili fratri . . Bpiaeopo
Tatauiensi et Dileetis liliis . . sanete crucis et . . ChoteWiccnsi Abbatibus
'attauiensis dioeesis . Salutem et apostolicam benedictionem . Ex parte . .
urepoaiti et Canonicornm Ecclesie saneti Georii fuit propositum corain no-
b.a qaod . . Prepositas Ecclesie saneti Andree et 0. miles in Anzinberc
liensis dioeesis . quandam partem plebis dicte ecclesie saneti Georii
contra iusticiain oceupantes . super deeimis et rebus aliis iniuriantur eisdem.
Idtoque discrecioni uestre per apostolica scripta mandamus . quatinus par-
tibis conuocatis et auditis hinc inde propositis quod canonicum fuerit appel-
latione postposita statuatis . facientes quod statueritis per censuram eccle-
siaitieam tirmiter obseruari. Testes autem qui fuerint nominati si se gracia
odio uel timore subtraxerint . per censuram eandem appellacione cessante
cogatis ueritati testimonium perbibere . Quod si non omnes hiis exequendis
potueritis interesse . tufrater episcope cum eorum altero ea nihilominus exe-
quaris . Vos denique frater episcope et filii abbates super uobis ipsis et
credito uobis grege taliter uigilare euretis extirpando uicia et plantando
uirtutes ut in nouissimo districti examinis die coram tremendo iudice qui
reddet unieuique seeundum opera sua dignam possitis reddere racionem .
Datum Laterani V. Idus Aprilia pontiticatus nostri anno Sextodecimo.
\ ersehen mit der bleiernen Bulle.
Anzenberg, in der Pfarre Inzersdorf an der Traisen. — Hier besass
auch Rudolph von Liechtenstein einen Hof, welchen er d. d. Zeiselmauer
17. Jänner 1334 dem Bischöfe Albert von Passau als ein Anerkennungsge-
schenk bei Gelegenheit des von diesem Bischöfe genehmigten Gütertausches
»eben dem Stifte Herzogenburg und dem besagten Rudolph vonLiechten-
stein überleben hat.
XXIII.
Ego heiiirieus dei gratia arehipresbyter patt(auiensis) et eiusdem chori
• nicus et Otto scriba et canonicus patt(auiensis) Vlricus decanus sanete
Agathe . et Heinrieus decanus saneti Georii . et Magister Sigelhochus saneti
Georii C vniuersis Christi tidelihus in domino salutem . filiis qui
M- et exattrgenl ad memoriam redueimus . quod cum lis inter Chun-
radum deeanum et plehanum ereim-sensem e\ una parte . et Heinrieum pre-
ii (foorii et eius conuentum ev altera parle super parrochia
Manjii ii tesvi nar et eins terminis uerteretur . nos ab utraque parte arbitri
280
clecti fideque uice sacramenti recepta litem tali modo terminauimus . Habito
siquidem consilio prudentum uirorum wezelonis abbatis de cbotwico . et
Gotsealci prcpositi sancü Andree . et Dietmari plebani de harroz . arbitrati
sumus ut eenobium sancti Georii gauderet perpetua quiete possessionis supra
diele eeclesie Marquartesvruar cum suis terminis sicut ex legitima donatione
felicis memorieChunradi episeopi patt(auiensis)suscepit. et usque in hodier-
num quiete possedit . ne iam dictus plebanus uel eius successores super pre-
dicta ecclesia de cetero mouere possent questionem ante dictus prepositus
et eius conuentus daret eeclesie sancti Viti in Chremis domum quam habue-
runt eidem eeclesie conterminam in qua Riehardus sacerdos habitabat . et
per dies uite sue babere debebat . Arbitrati sumus eciam vt usque ad mor-
tem prefati Ricbardi prepositus sancti Georii annuatim solueret decano
ebremesensi lalentvn unum in die sancti Micbahelis. Quod si negligenter
pretor mitteret . ipse in curia eorum que uicina est salzpurgensium curi«
potestatem haberet de rebus ibidem locatis tantum aeeipere vnde talentvn
posset habere. Post obitum uero predicti Ricbardi vicarii solutio talenti
cessaret . et domus prefata in proprietatem chremesensis eeclesie sancti viti
scilicet proconcambio inperpetuum deserviret . Et vttale arbitriuminconual-
sum permaneat . nostris et partium sigillis muniuimus. Huius rei testes sunt.
Der Raum in der Urkunde zwischen der letzten Zeile und den Siegeln
zeigt die Vorrichtung zu einer zahlreichen Zeugenschaft, die jedoch unter-
blieb. Eben so mangeln bei demselben Instrumente, welches als ein gleich-
zeitiges und ganz gleichlautendes im Pfarr-Archive zu Krems aufbewahrt
wird, die Zeugen und der Schluss ist dort wie hier: „Huius rei testes sunt "
ohne weitere Angabe. An dem zu Krems befindlichen Documente sind nur
vier Siegel, zwei verloren, und zwei erbalten. An der im Stifts- Archive
liegenden Urkunde sind acht hängende Wachssiegel in folgender Ordnung:
1. Eine stehende Figur in priesterlicher Kleidung. Umschrift: Dec
(anus) Chon(radus) in Chremis.
2. Zerbrochen und dadurch unleserlich.
3. Brustbild einer geistlichen Person. Umschrift Henr(icus) Patav(ien-
sis) Canon(icus) Archipbr.
4. Eine sitzende, bischöflich gekleidete Figur. Umschrift: Vlricus Dei
Gracia Pataviensis Eeclesie Episcopus.
5. Eine Gemse im Sprunge. Umschrift: Sigill(um) H(?) Patav. Decani.
6. und 7. verloren.
8. Eine bei einem Tische sitzende und schreibende Figur. Umschrift:
Sigill(um) M(agistri) Dietmari in Harros.
Das vierte Siegel ermöglicht die obige Zeitbestimmung von 1215 bis
1221, aufweiche Jahre sich die Diöcesan-Verwaltung des Passauer Bischo-
fes Ulrich II. beschränkt. Die hier handelnden Personen sind überdies
auch in folgenden Hilfsquellen erkennbar, welche jedoch eine so annähernde
Zeitbestimmung wie die obige nicht gestalten würden, im Falle die Siegel
verloren oder unleserlich geworden wären.
a) Kurz, Beiträge IV, 446, wo Propst Gottschalk von St. Andrä am
22. April 1204 Zeuge ist von der dem Stifte Waldhausen durch II. Leo-
281
,,„ld\ll M .■••slaii.l.Mirii Bollbefreiung zu Stein. Dtl il.Tm;ili<r«- Ard.is von
intbehrl jeder Netii ftber dienen Propet Betischalk !F.
|,) | i GftttWOlg, n.trli .Irssr, AI»! Wrnzclo
oder Wm/.elin \on ttM IÄ3I Votlt«h«f
e) i'il/.. GeeehiehM ren Miehaelbeuern, s. jfcT, iro Im flaulkuche »wi-
1211 „Magister Dietmare! de Harre»" < Groseharrai l . M. B. )
mint.
di M.unim. Beie. IV. x>. wo im Jahre L2ft3Dechan< Cbunrad ron Kreme
und \ ioar EUehard all Zeuge erschein«
b (K'in llteateo Grundbuch« ier Pfarre Kreme (circa 1860) n er-
th,.-,' der Anspruch dee Dechants reo Kremi auf die Pfarre Mar-
rdenfer als einen integrirenden Theil seiner Pfarre mm Verwende dee
Streites gedient heben, and als eine AT das Stift St. Georgen ungünstige
Nachwirkung dieses Vergleiches ist die jährliche Leistung von ein Pfund
IM. ansneehen, die In demselben Grundbuchs verzeichnet, und wahrschein"
lieh nach «lein Tode des Vicars Riehard ins Leben getreten ist. Bebe!
nimlieh daselbst: nPrepeeitne de bertzogenburg pr o exempeione eccle-
»ic in Marchartzuruar que ecclesia translata est in haifzendorf de Curia sita
sursum curiain Saltzburgensem quam nunc tenet pro tempore nomine Simon-
toerl sed fuit diu destrueta seruit I Ib. den." Und in dem Visitations-Proto-
kolle über den Zustand der Pfarre und der Beneficien in Krems vom Jahre
I heisst es: ..Von der Kirchen zu Markharts Vrfar ist die Pension aus-
kauft, vnd der Probst zu Herzogburg soll Jahrlichen geben t Ib. den." (Ar-
chii der Pfarre Kreme. i
s sont noch Geschichtliches über Marquardsufcr im Stiftsarchive
sieh vorfindet, möge hier zusammengestellt und verzeichnet werden.
Propst Kngelschalk von St. Georgen bekräftigt laut Urkunde ddo. Krems
i. Juli 1258 die Zehentverpachtung von Diendorf am Kamp anGozzo. Kich-
l, und beginnt die Xamhaftmachung der Zehentholden mit den
Werten: ..Kst autem hec deeima . uinea una plebani de Marquartsurvar." —
sehall von Landenberg spricht zwei Inseln ,.a p u d M archarls
l rv a r", deren Besitz eine gewisse Walch enbergarina streitig gemacht,
laut Urkunde d. d. Wien 10. Mai 1300 dem Stifte Herzogenburg zu. — In
t Jahre den 3. Juni decretirt Gottfried, Richter zu Krems, die Zo-
ll «rerdedatz Marcharts Urvar di der Walchenberger hat
l>t" durch Auftrag des Marschalls von Landenberg an das Stift
lli-rzogenburg. — Im Jahre 1340 d. d. St. Polten 8. April verleiht Bisehof
Alb Indulgenien allen jenen Gläubigen im Deeunate St. 8
erelebe snr Vollendung des begonnenen Kirebenbnnee eu
henken würden, und nennt als Veranlassung die-
irrkirche von Mnrqnerdenfer: „Com igitur
i Martini in Mareliartsuruar nostre diocesis per
inu dnnnbii aeuarum inpete penitna sit destrueta et plebeeani eiua-
UU in hait/.i'inbtrf de nouo reeditieare inchoarunt." Der Sehlussist:
lemaned sanetom Ypeütum anno demini Milleeimo CCCXL sexte ydas
Aj.: inalisten 1, sich itOUend auf die Da-
282
tirung dieses Ablassbriefes, dal Jahr 1340 als die präcise Zeit der Über-
tragung der Pfarrkirche von Marquardsufer nach Haizendorf festhielten,
einer sogar das zu „ydus Aprilis" gehörige „sexto" zur Jahreszahl hinzog,
und somit 1346 herausbrachte, so muss man diese Verirrungen dem Umstände
zuschreiben, dass dieselben für andere Hilfsquellen keine Achtsamkeit
hatten. Die schon mehrmal angezogenen locationes deeimarum berichten
standhaft die alljährlichen Zehendverpachtungen in jener Gegend von 1299
bis 1336 inclus. mit der Überschrift: De Barrochia Marquarsvrvar" oder
„In Barrochia Marcharzuruar" — und vom J. 1337 angefangen mit der Über-
schrift: „In Barrochia Haizendorf" so dass man das Jahr 1337 als die Zeit
der erfolgten Übertragung als sichergestellt anerkennen muss, womit die
Worte des Indulgenzbriefes leicht in Einklang zu bringen sind: et plebe-
zani eiusdem ipsam in haitzendorf de nouo reedificare inchoarunt (1337,
1338 und 1339 waren sie mit dem Beginne des neuen Baues beschäftigt) nee
absque Christi fidelium auxilio eandem valeant aliquatenus consummare .
Überdies erliess am 18. October desselben Jahres 1340 der Dechant Chunrad
von Krems an alle geistlichen Vorsteher seines Decanats die Bekanntma-
chung der obigen bischöflichen Indulgenzen, und sagt hiebei: „Cum igitur
ecclesia parrochialis saneti Martini in Marchartsvruar Patav. dioc. ex aqua-
rura danubii vehementiinpetu funditus sit destrueta et eiusdem prefate eccle-
sie plebasani ipsam in Haitzendorf tanquam inloco habili de nouo construere
ineeperint nee eandem strueturam absque christi fidelium subsidio finaliter
ualeant consummare . quare conuicinitatem uestram rogamus" etc.
Der Name Marquardsufer war nach dessen Untergange noch län-
gere Zeit als Bezeichnung für Besitztitel verblieben. So haben den 15. Au-
gust 1430 die Eheleute Ulrich und Cäcilie Missendorfer ihrem Sohne „WolfF-
gangen Charherrn zu Hertzogburg" gegeben alle „paumstet aw waid vnd
wasser was das ist das da gehört zu Maricharz Urfar." Und zur
Kenntniss der Bestandtheile dieser Schenkung dient die Aufzählung im Ur-
bar über Stratzdorf vom Jahre 1471 Blatt 103, dessen Aufschrift lautet :
„Vermerkht den dienst von den güettern von Markchartsvrfar dew uns von
herrn wolfgangen Missendorfer füer seine Eribtayl sind zuegestanden." —
Ein Urbar über Sittendorf vom Jahre 1501 hat auf dem 87. Blatte beinahe
wörtlich dieselbe Überschrift.
pav.
Innocentiusepiscopus seruus seruorum dei. Dilectis filiis . . AbbatiKotu-
uicensi . . saneti Ipoliti et . . saneti Andree Prepositis Patauiensis dioecesis
Salutem et apostolicam benedictionem . Exposita nobis dilecti filii . . Pre-
positi saneti Georii in Austria petitio continebat . quod H(enricus) presbiter
ecclesie in traismur dioc. patauiensis infra limites parochie sue diuina cele-
brare presumit in ipsius et ecclesie sue non modicum preiudicium et graua-
men . Ideoque discretioni uestre per apostolica scripta mandamus quatinus
partibus conuocatis . audiatis causam et appellatione remota fine canonico
terminetis . facientes quod decreueretis per censuram ecclesiasticam firmi-
ter obseruari . Testes autein qui fuerint nominati si se gratia odio uel timore
283
avfeeftraxe int per diitrictionera eandem appellatione remota eogatia nerltaM
Mium pcrhihere . Q«0d si n..n omncs hiis e\equendis p.ifueritis inle-
m ea niehilominna axeqaantnr . Daten Lateran! EU«
ii-ü pontificatm noatri Amin Oetanodecimo*
Dia bleiern« Balle hlagi an der Erkunde.
aussen niil »| i .T Handschrift: .. Henrieiis de nnrpresdorf."
Mit d.mIi ipiteren Sohriftaeicben: „IanocenÜai super eeeleeia Mawer."
pol, ins» dal |Tatia du Aaetrie et Stirie . emaibna m Christo fideli-
item in domino . Xotum faeimus tarn presentibiis quam futuris . qnoil
Iis qne Katar prepoaitnai al eonaentam lancti Georii . ex aaa parte . et Ca-
deldnra dapiferaro de relepercb ex alia parte nertebatar . pro predio qaodaai
in tjmeadorf . talitar aal deeiaa . quod dao lilü dapiferi uidelicet Cadoldus
et Otto quamdiu uixerint . tria iugera uinearum et dimidium ingeri . cum la-
pidea domo in prefata uilla ad eensuin lxxv. denariorum debeant possidere .
et cum defuneti fuerint eedem unice ad communes usus fratrum sine contra-
dietione debeant redire Reliqaa uero predia uidelicet mansum unum . quin-
(jue eurtes et molendinum . fratres inposterum debeant quiete et libere pos-
sidere . Et ut hoc ratum permaneat Sigilli nostri munimine confirmamns .
testibus subnotatis. Testes Hainricus plebanus de Mistelbach. Dietricus ple-
hanus de Gobatsburch . Pertholdus plebanus de Ebenfurt . Ilewinus pleba-
nus de ymzinstorf . Chunradus miles de Merkenstain . Gotfridus miles de
barroa . Actum anno domini M VC XVIIII0 III. nonas septembris.
Ein hängendes verlornes Siegel.
Ymzinsdorf, Inzersdorf ob der Traisen.
Tymendorf, Diendorf in der Pfarre Iladersdorf am Kamp. Den Zebend
t. ein Ei-renthum des Stiftes Herzogenburg, besass durch Pachtver-
berer Ebergerus, nacb ihm Albcro Sartor, und vom J. 1258 an
Gozzo von Krems. — Über denselben Zebent stellt ..Irnfrit Hern Gezzen Sun
. Krems 10. August 1293 einen Revers an das Stift aus ..vinb
Iben Celmten bat mein her brobst Wolfker vnd aller seiner Samenung
mir vnd inaynen zwayn Sunen Christ ann vnd Gozzen denselben Cehnten
gegeben allein zu vnsern tagen". ~ Im Jahre 1307 verkauft dem Stifte Har-
tunch 1 sein Bergrecht „von vier Weingarten die gelegen sind ze
Tiemendorff bei dem Champ". — In ebendem Jahre 1307 bezeugt Eberhart
von daelispn-.il und dessen Bruder Wolfker, dass ihnen ..der Erbermann
. mndorf versalz hat ze Ehentewer seinen Weingarten der do leit
Im Jahre 1315 pachten den Zebend von Grunddorf und
da Tyemdorf et Hainricus lilius Hainriei offieialis de
I. - Im Jahre 1380 den 13. Octobcr verspricht Abt Friedrich
II. daaa ar ..de curia nostra aita in Tyemdorf' alljährlich
i. dem still»- Heraogenbnrg verabreichen wolle, „doaee LX
ioraai reditna in alia loee ipsis eompetenti oportnaini aaeiajaeaai
Im J. 133.") i\rn lli. Au^'isl macht Wulfing. Abt von Göth\eig einen I
i mit dem Stil II.-. zogcnburg , kraft dessen dal Bannte Stift
284
..beneficium quondam Strellonis situm Hertzogenburch" empfangt, und dafür
an Göttweig abiritt „ex alia parte danubii quinque solidis et quinque dena-
rioruni reditibus .... videlicet in Tyemdorf de dimidio beneficio quo
uluntur oiri religiosi Abbas et Conuentus de Engelharts Celle LX denario-
ruin reditus in festo beati Martini iure civili porrigendos" u. s. w. — Im
Jahre 1375 den 25. März kauft die Gemeinde „ze Tyemdorf" von der Cano-
nie Herzogenburg „iren bof gelegen tze Teuffental." — Im Jahre 144« den
10. April verkaufen „Peter Kyeneisen Capplan sand Niklas Altar zu He-
derstorff vnd Jörig Kyeneisen gesessen zu Sitendorff vnd Katrey Micheln
des Waldner Weylent Burger zu Hederstorff seligen Witib der vorgenan-
ten Kyeneisen Swester" ihr eigentümliches „lechen gelegen zuTyemdorff."
XXVI.
Honorius episcopus seruusseruorum dei . dilectis filiis . . Abbati de Kot-
Wico et . . sancti Ypoliti et . . sancti Andree prepositis patauiensis diocesis
Salutem et apostolicam benedictionem. Significauitnobis . .Prepositus ecclesie
sancti Georii . quod cum plebanus et homines in Treisinmure patauiensis dioce- '
sis in quibusdam sollempnitatibus processionaliter cum cruce accedere ad
dictam ecclesiam teneantur . iidem id efficere contradicunt . Alias iniuriosi
eidem plurimum existentes. Ideoque discretioni uestre per apostolica scripta
mandamus . quatinus partibus conuocatis . audiatis causam . et appellatione
remota fine debito terminetis . facientes quod decreueritis per censuram
ecclesiasticam firmiter obseruari. Testes autem qui fuerint nominati si se
gratia odio uel timore subtraxerint . censura simili appellatione cessante
cogatis ueritati testimonium perhibere. Quod si non omnes hiis exequendis
potueritis interesse. Duo vestrum ea nichilominus exequantur. Datum Viter-
bii XIIII Kai. Junii Pontiticatus nostri Anno Quarto.
Mit der bleiernen Bulle versehen.
XXVII.
Hec sunt iniurie illate .'Preposito sancti Georii et Capitulo . eiusdem
ecclesie . Heinricus sacerdos nuper id est infra biennivm transgressus ter-
minos . quos antiqui patres posuerunt . invasit plebem ecclesie nostre in-
tendendo falcem in messem alienam . jus Parrochiale nobis in Holenburch
minuendo et subtrahendo . Cum termini Parrochie nostre usque ad villam
que dicitur Chlebidorf . et fines Parrochie Mutarn . episcopali diffinitione
et antiqua limitatione procedat . Cum ergo iamdictus sacerdos propteriniu-
rias nobis illatas tanquam violentus invasor excommunicatus asininam merue-
rit sepulturam . contra fas et iura canonica in iustitiam eidem collata est in
cimiterio ecclesiastica sepultura . Petimus ergo suppliciter . vt quod factum
est in preiudicium iuris nostri . retractetur . et idem temerarius invasor
extra cimiterium proiciatur . et Successor suus . quem ex imitatione mali-
tie auctoris culpa comitatur . a nostra invasione per censuram ecclesiasti-
cam repellatur.
Ein Rescriptum ohne Siegel mit den Schriftzügen aus dem Umfange des
13. Jahrhunderts.
Chlebidorf e ird auch imSUftabrief der Abtei Göttn eig als der lue*
• nrn'i der Pfarre Meutern ei 8. Hormayr, Gesch. ^ Wien,
I. Bd. :t. Heft, S. VIII, im Urkondenbnebe. I>i<- dort rorkommendc Benenn eng
viiiui.i wird m.mi Boie. XXVIII. II. 87, mit loceliua und dieeet
Dörfchen als ein Beetandtheil dea Selsburgiaeben Beaitsthumea in Trete-
meuer erkennt: »ueque enlepadorf seisburgeneis eeeeli lam."
wvin.
In nomine petrii ei filü e( ipiritoj aeneti . ego H(einricue) prepc
G i . miaereii henc cedalam Enspeeturta . teleten in ee
sine quo nichil ■elnbriter poaaidetur. Notnm foeimua lam preaentibua Quam
tuturis quoil eominuni consilio conucnlus noslri contulimus titulo permuta-
lionis . Hanaus daoe in Teberneeiedorf silos . domino Iluberto eererio de
PnreHndorf . pro quibus recompeneetia idem Elnbertm eontulit domoi nostre
titulo pennutationis ut diximus . curiam quandam in Welkindorf silam . de-
nariorum libris qualuor insuper erogatis. Ne autem talis pennutationis con-
traetus . possit propter diuturnitalein temporis ab aliquibus in dubium re-
uoeari . ipsum prescriplum tanquain lidelem rei geste memoriam eurauimus
perennare . Doinini nostri dueis . nostrique conuentus sigillis appositis .
testibusque qui presentes fuerant subnotatis. Vlricus marschalcus . Vlricus
de Wolkersdorf . Chunradus dapit'er . Heinricus de Helphanst . Poto et
freter suus de purstindorf . Gebolfus et hartrat de lize . Perhtoldus de erns-
prunne . Albertus de Gebeniis . et frater suus Rapoto . Vlricus de Gebe-
nis . Acta sunt hec anno incarnationis doinini M" CC° XXI0.
D dein hängenden Wachssiegel des Stiftes ist das Pergaraentband
der Urkunde weggerissen, das Siegel selbst in der Umschrift ausser den
Worten: S. GEO. stark beschädigt und zeigt dieselbe Gestalt eines heil.
Märtyrers, wie oben XXI. angemerkt wurde. Ein /weites Siegel war nie an
der Urkunde befindlich.
Tobernaeisdorf, Dobermannsdorf U. Bf. B.
Purstindorf, jetzt Pflretendorf, und Helphanst, jetzt Ilelfens, beide in
der Pfarre Niederleis, Lize.
Gebenis, Gebmanns in der Pfarre Ernstbrunn.
XXIX.
Hunorius episcopus seruus seruorum dei. Dilectis tiliis . . Abbati de
Ceuetel eisterciensis ordinis . . Preposito de Neunbnrch et . . Deenno de
be Patauiensis diocesis Salutem.et apostolicam benedictionem .
D liiii . . Prepoeitne et Conuentus ecclesie saneti Georgii nobis con-
rarunt quod Meinhardus leicui et . . tilia eins petnnieneii
diocesis ipi | de Iliiriuich contra iustitiam apoliarunt . Cum igitur
spoliatis in i benefleio auecurrendum dieeretioni neetre
per apostolica scrijita mand.uinis ijiKitinus eis lieul iustum fueril restitutio
audiatis eaueam . et eppelletione remote fine eenonico terminetia . ffcci
quod deereoeriti laticam firmiter obserueri. V
286
totem qui fuerint nominali si se gratia odio uel timore subtraxeiint per
censuram eandem appellatione ccssante cogatis ueritati lestimonium perhi-
bere . Quod si non omnes hys exequendis potueritis intcresse duo uestrum
ea nichilominus exequantur / Datum Laterani III. Nonas Januarii Pontifieatus
nostri Anno Sexto.
Die gewöhnliche bleierne Bulle.
XXX.
M. dei gratia abbas in Zewelel . et Uv. prepositus sanete Marie in newen-
burc . V. quoque decanus sanete agathe delegati sedis apostolice . Dilecto in
Christo fratri M. venerabili preposito saneti ypoliti . perpetuum in domino
gaudium et sinceram dilectionem . Cum ex mandato sedis apostolice causam
que inter prepositum saneti g. et eius conuentum ex una parte . et M .
ministerialem de Imzeneisdorf et eius liliam G. ex altera . super capellam
rvdniche et eius dotem uertebatur . suseepissemus terminandam partibus
legitime citatis . tempore et loco competentibus assignatis . altera partium
prepositi videlicet et eius eonuentus comparente . altera vero M. videlicet
et eius filie P. nee per se nee per responsalem ueniente . in eadem causa
iuris ordine seruato processimus partem absentem tanquam contumacem
exeommunicationis sententie innodantes presentem vero partem spoliationem
intentantem . testibus ydoneis comprobantem restituimus . et in possessionem
rerum petitarum inducendam iudicauimus . Auctoritate ergo eius cuius uice
fungimus . districte uobis mandamus . quatenus prefatum prepositum in
possessionem rei sibi adiudicate inducatis . calculum nostre sententie ex-
sequentes . et sententiam exeommunicationis in iam dictos M. et G. filiam
eius eorumque complices racionabiliter latam in ecclesia Traisenburc et
Herzogenburc eoruin capellis publice denuncietis.
Drei hängende Wachssiegel, deren drittes verloren ging.
XXXI.
Lupoldus dei gracia dux Austrie atque Stirie. Vniuersis Christi fidelibus.
Salutem in domino . Insinuamus eunetis Christi fidelibus . presentibus et
futuris . quod lis que inter dominum prepositum et conuentum Saneti Georii
ex una parte . et Vdalricum de Chirchlinge et fratres eius Heinricum uide-
licet et Rudolfum ex alia parte . pro aduocatia predii in wilratiz uertebatur.
taliter est decisa , quod dominus prepositus octo libris Vlrico et fratribus
suis datis . ab ipsis iam dietam aduocatiam redemit . Vdalricus uero cum
prefatis fratribus suis intuitu diuine retributionis eandem aduocatiam liberam
dimittens in manus nostras resignauit sub tali condicione . ut sicut raeino-
ratus Vdalricus cum fratribus suis sepedietam aduocatiam liberam ab omni
iure aduocati et quietam ab omni exaetione remisit . sie et nos ipsam sub
eadem libertate salutis nostre causa reeiperemus . posterisque nostris sub
eodem pacto tenendam relinqueremus . Quod ut ratum perpetuo habeatur.
sigilli nostri inpressione eonfirmari feeimus . sub testimonio uirorum qui
ibidem aderant . ubi talis controuersia finem aeeepit . Quorum hee sunt
uocabula . Rapoto comes de Ortenberch . Rudolfus de Potendorf . Menhardus
281
,1- HiMlfiiicIi . M.'inhardus de '/in/.iin'sd.irJ" . Otto de An/.inhrrr . Marrh-
i Ar Biaperg ■ <-i Uiai tini Irnfridoi . Oti Otto de Perh-
xdoldai Dapifer . Lirtoldai de bohenstofe . el tnter «-ins
.ins . Albero de Arrensteinc . «•! freier eiai Cvarsdas . ItemWiehardei
Ine . Iladcmams rt frat.r .'ins llciiiritus de Cli\'nnn <;<■ . Iltin-
ie Zebinge . Chrnradne Zinke . el ;iiü quam plarei , Helnwieni de
. Perwinai de Mvkendorf.
Da» gel erhaltene Siegel d.-s Eleraoge, denselben darstellend auf einem
gallopirenden Pferde, mit der Umsehrifl : \ Liopoldai ■ » * • I Gratis Dax 8tirie.
Super redempeiene edaoeaeie ii Wilratz. Mit sp;ii
Hand: pro VIII. lil). »Im. M CCXXI. Mit noch späterer Hand: Circit.-r 19*0.
In der Zeitbestimmung stehe ich von meiner früheren Ansicht flr 1919
lim Notisenblatte reu 1861i S. 80) ab, und pflichte den Gründen bei, welche
ebead., S. 14$, der verehrte Herr Verfasser der Babenberger Regesten für
ihr L2M dargethas bat.
Was unter \V i I ratz zu verstehen sei, lässt sich nicht mit Gewissheit
iu'ii. Die früheren Hans-Annalisten des Stiftes sprachen ihre Mulh-
üi,r für Wilfersdorf im Tuilncrboden , einem Bestandtheile des Herzo-
genborger Besitzthomee ans, und et dürfte hiefür einige Wahrscheinlichkeit
entstehen, «renn wir Font. Herum Austr. IV, 47, Villa Wilradi und Wilralis-
dorf lesen, und es mit Wilratz für identisch nehmen dürfen, wovon der
Übergang auf die Benennung Wilfersdorf sehr leicht sich ergibt. — Nur
Einmal geschieht in den Stiftsurkunden von dem noch unveränderten
i Wilratz eine Erwähnung, welche um so merkwürdiger ist, weil
gerade aal i\vn obigen Bescheid des Herzogs Leopold VII. die Berufung
eht. I1n lohnt sich der Mühe, jene Urkunde hier wörtlich als Anmer-
in/.uschalten. „Ego Chunradus maxister Hubarum per Austriam notum
fore cupio vniversis quibus oblatum fuerit presens scriptum . quod discordia
suscitata . inter Illustrem l'rincipem et dominum nostrum dominum Iludolfum
I ri«- ei vna et dominum wolfgerum l'repositum nee non Conuentum
Monasterii in Herczogenburch ex parte Altera pro quibusdam seruieiis seu
numiperceplionibus . que wlgariter voitrecht dieuntur sitis in willrat
ialiter et sedata . videlicet quod ipsi domini de Herczogenburch
iuiisdiciioncin snam in prenominatis bonis per Lileras et Priuilegia jllustris
domini Leupoldi quondam Ducis Austrie pie memorie docuerint Continentes
quod eadem bona memoratis dominis proprietatis titulo pertinuerint quibus
ipse prefaioa dnx Leupoldus in eitdem bonis ab omni moleetatione seu ininria
• dübaeril defensorem . Quibus rissig Literis pre-
iter ab omni iure ef impedimento que sibi in eisdom bonis
lere ridebantnr omnimode dessistebat." Bin Rescriptum ohne
• -l. inper «rildrsii quod dnx eesseral liti. I>i
treekl sieb ron L29Ü 1306.
\\\II.
In nomine laaetc »-t indinidoe trinüatis . Bberhardn dei Salx-
burgensia Archi Lee sedis legatm . in perpeiavm , Netam
288
sit vnivcrsis . quod nos ad peticionem . dilecti in Christo fratris . Haeinrici
preposili in sancto Georgio et ob reuerentiam Conuentus eiusdem ecclesie
hominibus nostris aput traisinmvr . in predio salzburgensis ecclesie commo-
rantibus . hanc permissionem fecimus . Quod si aliquis possessiones suas .
illarum quas a nobis sub certa pensione . census . iure quod vulgariter dicitur
pvrchreht . possident . pro salnte anime sue . predicto loco et sanctis quorum
reliquie ibi continenlur . legare uoluerit . hoc eis facere liceat . Ita tarnen
quod idem predium cum omni onere iuris quod dicitur bürchreht . ad mona-
sterium prefatum transeat . Et debita Et antiqua pensio censvs . in signum
proprietatis et adtinencie aput ecclesiam Salzburgensem permaneat . Vt
autcm hec nostra permissio in remedium anime nostre et successorvm nostro-
rura illibata permaneat . presentem cartam super hoc conscribi fecimvs . et
sigilli nostri munimine roborari . Data aput traisinmur anno ab incarnacione
domini M° CC° XX0 VIP indictione XV0. Testes autem huius facti sunt . Vlri-
cus episcopuslauentinus . pernhardus prepositus frisacensis . Magister Hart-
mannus . plebanus de vanestorf . Eckhardus de Tanne . Fridaricus de pet-
tauwe . Haeinricus vice dominus Salzburgensis . Gerhochus . Chunradus de
Marchpurch . Wülvingus degech (gurch?) . Reimbertus plebanus de asparn.
Verlornes Siegel.
Von aussen mit späterer Handschrift: Episcopus Eberhardus Vt liceat
hominibus in Mawer et stalhoven possessiones suas dare pro remedio sancti
g (eorii).
XXXIII.
Innotescat presentibus et sciant posteri . qui presentem cartulam inspe-
xerint . quod Ego Tvta de Zebingen . duabus sororibus meis videlicet Chv-
nigundi et Erndrudi que sunt in claustro monialium in sancto Georio . cum
assensu domini , Karoli de Gvtrat et Margarete vxoris eius . contradidi duo
beneficia in norcindorf que soluunt annuatim X. solidos et IUI in cholenstorf
unum Modium tritici annuatim . tali condieione ut quamdiu uixerint . ista
quiete possideant . et post illarum obitum cedant in usain ecclesie sancti
Georii perpetuo possidenda. Ne igitur in posterum super hoc dono meo
aliqua possit oriri calumnia . feci presentem cartulam sigillo domini Karoli
de Gvtrat recipere firmamentum . subarratis eorum nominibus qui predicte
donacioni cum fieret affuerunt . videlicet dominus livpoldus capellanus de
senftinbereh . Chonradus de Albretsperge . fridricus pinevzil . herbordus
ludevs cumfilio suo Herbordo . Vlricus de Ibs . Albertus Goglo . otto notarius
domini Karoli de Gvtrat . Otto balistarius . Siboto . Gotfridus camararius .
Dittricus Goglo cum fratre suo alberto cellerario . fridricus de Eisarn . et
ceteri quam plures.
Ein hängendes dreieckiges Wachssiegel des Karl von Gutrat.
Norcindorf, Nodendorf in der Pfarre Niederleis.
Cholenstorf, Kollersdorf in der Pfarre Altenwörth.
Karl von Gutrat und dessen Grossschwiegermulter Tuta von Zebingen
finden sieh auch Mon. Boic. IV, kkO, in einer Urkunde d. d. Senftenberg
12. Februar 1233. Vielleicht gehört unsere Urkunde in die zunächst vorher-
269
gebendes »der Bachfolgenden Jahre. Bise liebere Tola tot Zebingen
irlic im J. r.2T7 bewirkte data Inbaeh (unweit Senflenberg)
n einer lelbetstiadigen Harre erbeben ward« der Dechani Irnfried
[rem ieine Einwilligung gab, and wc die Kirche xa Krems
jährlich l Pfund Pf. von einem Bat n Senftenberg tu empfangen
hatte. Areliiv der IMarre Krems.
lisCOpUt senilis seriKirum <lei . Dileetis tiliis . . Abbat! de
CheteWiee . Prepoelto saneti fleriani ei . . Decano de Heregemburch pataui-
tis. Saluten et tpoetoliean benedictionen . . Prepositus et Capi-
tulum e neii Georii nobis conquerendo monstrarunt . qnod Erchen-
geraa «lo Landaere . Heinricui de Chyu . et W. uxor eius . ac quidara alii
burgensii et Patauieneis dioeesis capellam in Ilusluten ad dietam
re ■peetantem contra iustitiam detinent et eis reddere con-
tradieunfl . Edeeque diacretioni uestre per apostolica scripta mandamus .
quatinua partibus conuocatis audiatii causam et appellatione remota line
debile terminetis . läcientes qnod decreueritis per censuram ecclesiasticam
firmiter obaeruari . Testes autem qui fuerint nominati si se gratia odio uel
timore subtraxerint . per censuram eandem appellatione cessante cogatis
uerilati testimonium perhibere . Quod si non omnes hys exequendis potueritis
inleresse . duo uestrum ca nichilominus exequantur. Datum Laterani V. Kai.
Aprilis . Pontificatus nostri Anno Quarto.
bleierne Bulle hängt an der Urkunde.
t, dass die Erzählung der Geschichtsschreiber über den
: aeriu III. am 18. März lt*7, und die Wahl Gregor IX. am 1<>. .März
hre Richtigkeit habe, so gehört diese Urkunde zu dem vom 19. März
Eangenea vierten Pontilicatsjahre Gregor IX., also zu obigem
t& M
r HausleiteD •. unten bei dem Jahre 12^0.
XXXV.
Livtoldus dei gralia . comes de Pleien . et Heilwirgis soror ipsius .
omnibns presentem paginam inspecturis . salutem in vero salutari. Notum
sit Miiinilnis tan presentibus quam fuluris, quod Wernhardus cognomine
h . et perhta vxor ipsius . de voluntate et consensu . et per nanun .
ibilii Patarienaii . Episcopi . Gebehardi . patrni nostri . et de noslro
antäte . prediun quoddam in Cbanbe situm . ecclesie Sancti
il . iure perpetuo poeeidendam . Uli conditione inter-
posita . \t predi rxori nie a predieta ecclesia annuatin
assignentur . tanii raleria . quanti ualorii est prediun quod ipsi ec
contuleruni rptee beredei habere contigerif . ipsis heredibus nieftf]
de predicto predio persoluetur . Vt taten falis donatio di
et inconvulsa permaneat presentem paginam sigillo domini Episcopi . et
nostro . decrevimus reberare . Hui i es sunt . Albertus de I'ossen-
nnnsi, cus . et Arcidus . I deeanus sanetc
Arcl.
2<H)
Agathe . Orlolfus plebanus de Ilardekke . Rugerus plebanus . de Teraz .
Ortolfus Canonieus . Sancti Georgii . Wernhardus deSchonliten . Ramvngus.
Chunradus de Hvsekke . Albero de Vrivntsperch . Rvgerus nasel . Heinricus
de Oberndori' . Heinricus de Wehsen . Engelmarus de Werde . Albertus
frater suus . Acta sunt hec apud Hardekke . Anno domini M° CCmo XXX"1" 1°
Pridie Idus Julii Indictione quarta.
Zwei hängende Wachssiegel.
XXXVI.
Notum sit Omnibus tarn posteris quam presentibus . quod nos dei gracia
H. prepositus . et Herbordus decanus domus sancti Georii . cum uniuerso
fratrum nostrorum collegio . predium nostrum quod habuimus in egendorf
soluens singulis annis . quinque solidos denariorum . in concambio dedimus
nobili uiro de Gvtenprunne . Dietmar o nomine . pro predio suo quod habuit
in ortwinstorf soluens medium talentum denariorum . et tribus iugeribus in
rvedenieh . que soluunt XXXIII. den. Vt autem future occurreremus tempes-
tati contra uersutos et calumpniantes . presenti scripto cum sigillorum nostro-
rum appensione decreuimus premuniri . Facta est hec commutatio IUI. Nonas
Februarii Anno domini M" CC" XXX0 III0 Indictione VI. Huius rei testes
sunt . Petrus sacerdos . Hadmarus subdiaconus . Vlricus de Hasendorf. Mar-
quardus de Newenhofen . Hainricus de tvrsendorf milites . Alhalmus de
parschalich . Rvdolfus de Chrotendorf . et alii quam plures.
Zwei verlorne Siegel.
Die Lage von Ortweinsdorf, welches oben XX. als Bedeckungs-Realität
bei einer Stiftung der Mathilde vonRudenich vorkommt, wird uns durch eine
andere Urkunde ddo. Wien 23. Mai 1387 sicher gestellt, nach welche»„Jörig
von Zuntgraben zu den zeitten Pharrer datz sand Veit pei Wienn" nnt Ein-
willigung seines Patrons „Jörigen von liechtenstain Probst allerheiligen
Tumchirichen datz sand Stephan ze Wienn" den seiner Pfarre angehörigen
Gelddienst „gelegen ze Rewdnich auf einer hofstat gegen der Pharchirichen
daselbs vber" eingetauscht hat gegen einen anderen Gelddienst „gelegen ze
Orlweinstorf auf dem Tullnerfeld auf vberlent." Unbekannt sind die weiteren
Geschicke von Ortweinsdorf, insbesondere die Art und Zeit seines Unter-
ganges. — Hanthaler führt einen „Leupold von Ortweinsdorf" an, der am
12. März 1317 Zeugenschaft leistet. Recens. IL 139.
Vor dem obigen Dietmar von Gutenbrunn erscheint schon 1148
unter den Zeugen „prioris traditionis Waltheri" zur Stiftung der Canonie
St. Andrä ein sicherer „Hermannus de Gvtenprunnen."(Archiv von St. Andrä).
— Im Jahre 1260 bezeugt „Vlricus de Guetenprunne"mit seinem Siegel die
vom Propste Engelschalk bewerkstelligte Verpachtung eines Hofes zu Adletz-
berg. — Vielleicht ist es derselbe „Ulreich von guetenprunn" welcher als
Zeuge zu Herzogenburg am 6. Jänner 1303 jenen Vertrag seines Neffen
Weigant Eysnpeutl von Chogel bekräftigt, durch welchen Letzterer sein
Gut zu Chueffarn , das ihm von seinem Oheim „hern Hertneit dem Pischolf
von Churka . . . anerstarben ist" dem Wernhard von Gotzinsdorf mit der
Last verkauft habe, dass Letzterer jährlich 10 Pfennige Burgrecht zum
201
8t Nikolaus-Altar in Herst iu entrichte! bebe. Derselbe \\
Bisenpetit] von dem Chogel rerkanfl den 1308 ein Leben zu Unter«
winden bei der Trauen an Pridrelch den Fitnlinger, and mV nrti
Lebenrechl den Stifte Elenogenbarg, ire unter «Im fielen Zeugen nneh
..Ihm- lircioii der Kerenberger von guetenprunne" in lesen tot. In Jahre
1818 den ii. Jon [einrieb derPanpruker von EÜnemteten" in leiner
Erklärung der Lehensabha'ngigkeil von Hersogenburj well Drittel
Hofei sn Gunpoltinge (Gnmperding in der Pfarre Uurstetten)i dass
er diesen 1 1 • > r ron „Chunraten res guetenprunn" und dessen Genihlin
gekauft halte. — [n den leeal . deeinarnn ist in Jahre 18M auch ^Andreis
Gtaetenprunne" anter den Zehentpächtern.
Newenhofen. Die Bitter von Nenhofen waren in der Umhegend von
Herzogenbarg und St. Andre* durah längere Zeit begütert, und leheinen
ihren damaligen eigentlichen Wohnsitz in Thalern bei Sitzenberg- gehabt
zu haben, so dass selbst dieses Thalern durch einige Zeit den Namen \<-u-
bofen geführt hat; z.B. den 18. December 1366 kaufte Propst Nikolaus
von dem Paynn verschiedene Zehente zu Guetenprunn — zu Newnhoffen —
ndorll" — zu Rendnikch. In Kürze möge noch Folgendes über die
Ritter von Nenhofen berichtet werden: Im Jahre 1324 den 24. April ist
„Hainrieh von Neunhoven" Zeuge , dass Eberhart von Chatzenperig den
Gelddienst von einem halben Hofe ..datz Mord pei alten lempach" und den
Geld- und körnerdienst von einer halben Hofstatt ,.datz Asperig*' auf die
Oblay zu Herzogenburg geschenkt. — „Hainreich der newnhofer vnd Alber
sein prueder" sind Zeugen zu St. Andre* am 24. Mai 1333, dass lluedolf der
igel und dessen Sohn Rucdolf an dieses Stift einen Gelddienst zu
linenaw (Manan bei St. Polten) verkauft haben (Archiv von St. Andrä). —
Im Jahre 1343 den 2t. December kauft Propst Hugo von St. Andrä zwei
angen zu Hart in der Pfarre Kilb von Albert von Neuhofen, und als
n erseheinen Dietmar von Neuhofen , Heinrich von Neubofen und
>n Neuhofen. Leider ist das Original nicht mehr vorhanden, und
die die« fällige Kenntnis«, geschöpft aus Erath's Annalen (im MSC), bleibt
elhaft, weil der Grad der verwandtschaftlichen Beziehung der Zeugen
und mit dem Verkäufer bierdurch sich nicht darthun lässt. —
Heinrica« de Nevnhouen ist von 1347—1369 alljährlich der Pächter des
Herzogenburger Zehentes z\i Thalern. — Jakob der Neunhofer ist Zeuge
den 1. Mai 1343 einer Schenkung auf die Oblay zu Herzogenburg. — Alb-
Ber Neunhofer bezeugt am 13. August 1360 den Kauf eines für das
Stift II arg erworbenen Gelddienstes in der Pfarre Sl. Gotlhard. —
<'|»h;»n Pokch von Chuflarn und die damit verbundene
Gabe zur 0 November 1370 bestätigt als Zeuge
«Irr Newnhofer ron Talarn riehter zu den sehten zu Chuffsrn." —
von Talarn vnd Pernhart der Newnhofer sein brueder"
verkaufen am 11. April 1894 ihren halben Wein/.ehent zu iJaumgarten in
Eleidlingaa das Stift Herzogenbarg. — Dieselben zwei Brüder
I einher 13!)7 ihr Weidereelit zw isehen PonSOO und der
D .dlieh ist ..Hanns an dem
19 *
292
Newnhoff den 8. Jänner 1414 Zeuge eines Hauskaufes zu Nussdorf ob der
Traisen. In den locat. decimarum heisst der Pächter des Zehents zu
Thalern im J. 1377 Joannes miles, und im J. 1400 Dominus Johannes Newn-
h oller.
Alhalmus de Parschalich, d. i. Pottschall, einem aus zwei Häusern be-
stehenden Dörfchen in der Pfarre Gutenbrunn 0. W. W. Die Lage, Bestif-
tung und sonstigen ehemaligen Patrimunial- Verhältnisse lassen den aufmerk-
samen Beobachter vermuthen , dass das Besitzthum dieser beiden Häuser
einst ein Gütchen möge gewesen sein, und die Archivs-Documente erheben
die Vermuthung zur Gewissheit. So hat im Jahre 1310 Virich der Tern-
werger an Chunrat den Holtzer und seine Gattin Euphemia verschiedene
Güter zu Lehen gegeben, und darunter auch „das virtail des zehnts des hofs
ze Parschalich." — Ditricus de Parschalich ist Zehentpächter von
Herzogenburg von 1331—1335. — Im Jahre 1403 war der Dominikalhof zu
Pottschall durch Erbschaft in sieben Eigenthümer getheilt, welche denselben
laut Urkunde ddo. 6. October 1403 an das Stift Herzogenburg verkaufen,
und von allen Entitäten wird nur der dazu gehörige Viertlzehent zu Burg-
recht genannt von dem „Erwirdigen geistleichen Herren dem Apt des Gotz-
haws ze sannd Marein zelle." Weil aber obige sieben Erben einen andern
Erbschafts-Berechtigten (Niclas der Dristell genannt) nicht zum Verkaufe
beizogen, und dadurch eine gerichtliche Procedur gegen den Käufer her-
beiführten, so bezahlte Propst Johann noch eine Summe Geldes dem Niclas
Dristell, und es wurde laut Urkunde ddo. 24. Juni 1413 der Verkauf vom
Letzteren bestätigt. — In der Folge der Zeit war dieser Hof auch auf
Leibgeding verlassen, wie das Document der Einlösung hievon ddo. 10. Juni
1436 beweist, dessen Anfang lautet: „Ich Jacob der Chayser dye tzeit ze
Potschalich gesessen auf meiner genedigen Herren hof des Brobst vnd seines
Convents zu Hertzogenburg der mein leib geding ist gewesen."
RudolfüS de Chrutendorf. Krottendorf ist ein nicht mehr vorhandenes
Dorf auf dem Tullnerfelde, wahrscheinlich zwischen Zwentendorf und Bärn-
dorf an jener erhöhten Stelle der Au gelegen, welche jetzt den Namen
„Krottenthurm" führt.
XXXVII.
In Nomine sanete et indiuidue trinilatis . amen. Notum sit uniuersis
christi fidelibus tarn presenti etati . quam et future posteritati quod nos Dir-
micius dei gracia Abbas Sanete Marie Scotorum in Wienna cum consensu et
bona voluntale tocius nostri conuentus Preposito Sancti Georgii et ipsius
conuentus per interuentum et instanciam sui Celerarii Engelschalci . aream
quandam iuxta dimidiam aream . quam martinus Scriba nuper a nobis obtinuit
contuliinus . ad ius emphyteoticum . tali pacto ut admanus . VI. talenta nobis
persoluant . et in festo Sancti Michahelis . annuatim . XII. solidos nobis
soluant . et si neglexerint soluant duplicatam pensionem . adhibita et tali
condicione . ut priusquam aliquid edificent in area dieta . murum inter uineam
et aream edificent ad altitudinem muri . protensi a scutario usque ad aream .
Zeleubi in uinea dieta . excipimus eciam ut non , audeant eandem aream .
Z9d
nee ti.-mliMi- MO obHgare ni^i nnslr.i primilus uoliinlas requisila fm-rit . et
| i aulem BOC scriptum . nullo faUilalis srrupulo possil dchilitari .
eedulam preeentem ri . nee ton Capiteli noetri . mnniminc
ums roborari . Etalai rei . I I . kbbae . felii preposftns felis na
oineamm et total oonnentoa Zeleubas Jaoobas filias \\ idonis Martinas icriba .
Cbvnradns noapea . Meinbardns officialis noster • Hermannns leraoi notier.
Otto prevv. Ditrieas el Wernhardas et Chvnradas (ratres de Nvadorf.
Cbvnradai et Kalbobae i Wiainto . ei alii quam plorea.
Uni beo Anno dominiee In Carnacionii . \l. < V. \\\ III.
Ditrieas e1 Werabardai et Cbvnradai (ratres de Nvzdorf. Ob hier
Noaadorf an der Donau bei Wien, oder Naaodorf ob der Traiaea so ver*
eteben sei, ist nicht zo bestimmen. Jedoch gehören die in den später«
künden des Stiftes b&efig vorkommenden Herren von Nassdorf dem Letz-
teren an. Aus diesen ist theils durch Ausstellung von Urkunden, theils durch
Zeugensehaftsleislung am öftesten vorfindig Wernhard von Xuzdorf,
der Stifter der Pfarre Noaadorf oh der Traisen im J. 1324, welcher in der
betreffenden Ordinariats-IJestätigung des Bischofes Albert von Passau ddo.
St. Polten 21. Jänner 1394 „Wernhardus Miles de Nuzdorf" genannt wird.
XXXV1H.
Quoniasn qae agnntor in tempore . continuo momentorum et antiquo
isa . Labuntur cum tempore . Iccirco ne gestarum rerum noticia . no-
i •tustate temporum ah hominum cuanescat memoria . hinc memori
seriptnramm eontirmatione decrevimus perennare . Nouerit ergo omnis tarn
oram quam presentiuin . scripta* presentihus perspectis etas . nee non
exsurgens progenies futura . suis enarret filiis . ut sciant . quod Nobilis
i domina nomine VVihvirgis . iilia domini Minhardi de Inzensdorf .
iitcm domini Chunradi de lloslevten per salutifera commemoratione
nominati mariti sui . et etiam suiipsius salute . tempore venerabilis prepositi
ii . Herbordi . cuidam Liti multo tempore uersate . inter
memoratum cenobium et dietam dominam super iure patronatus ecclesie in
ten . cessit resignando iam memorato cenobio . dictum ius patronatus
eideiu liberum relinquens arbitrium . constituendi et destituendi clericum
quandoeunque voluerit et quemeunque . Hac tarnen forma . ut sepememorati
eenohii conuentus clericum deineeps in altera sibi nominandarum ecclesia-
rum . videlieet Hosleulen . et Reudenick residentem . prouidentem tarnen
itndeal ydoneum procurare . clerico non habente respectum
tpra dietam dominam . quantum est de iure patronatus . nee
ad dominum Dietmarum de Lihtenstain sub eadem forma . qui quondam uide-
batur succ< iuris huiusmodi . sed eo tantum subiacente
•tioni supramemorati conuentus. Huius determinate litis festes sunt
quam seeulares persone . quarum nomina subse([uenter
rann aätem spiritaalian ridelieet Herberdni
hilis prepu.situs . supramemorati eenohii et Albertus eiusdein capi-
tuli lh ii Loci confratribus . Laycalium autera
294
porsonarum nomina hec subscribimus . Dominus Dietmarus de Lihtenstain.
supra memoralo castello . Ministerialis. Livpoldus de Draesdorf . Pabo de
Hasendorf . Minhardus de Sancto Nyeolai . Milites . Chunradus de Reude-
nick . Hainrieus de Aezelinsperge . et frater eius Chunradus . nee non alii
quam plures. Et ne ab aliquibus inposterum per obliuiose antiquitatis iniu-
riam . Et alterius articuli euiuseunque ♦ deffinitio sepe nominate litis in-
fringi . Et cassari valeat. Appensione sigillorum domini reuerendi Patauien-
sis Episcopi Rudigeri . nee non venerabilis prepositi Herbordi. singulariter
et totius capituli munimus et roboramus . paginam hanc presentem . Deffini-
tum huiusmodi in Pago Georiensi . Sanctissimo patre Gregorio papa presi-
dente apostolice sedi Rome. Fridrico autem Imperatore Romanorum et sem-
per Augusto regnante . Metropolytane autem sedi in Salzpurga presidente .
Reuerentissimo Archyepiseopo Eberhardo . Venerabili autem patre et domi-
no in Patauiensi dyocesi pontifficante Rudigero Episcopo. Illustri autem et
Strenuissimo Duce Friderico in Avstria et Styrya Regnante nee non Carnyola
dominante ANNO M°. CG0. XL0.
Zwei hängende Wachssiegel.
Hösleuten. Die Unkenntniss über die eigentliche Lage von Hausleiten
und das Bestreben, Aufschlusszu erhalten, hat die Hausannalisten des Stiftes
zu manchen Hypothesen verleitet; denn bald suchten es Einige unweit Pon-
see an der Donau, und Hessen es von derselben zerstört werden, oder mach-
ten Ponsee selber zu Hausleiten mit der Angabe der Namens-Veränderung ;
bald glaubten Andere wegen der in den Weingärten unweit Gemeinlebarn vor-
gefundenen Grundfesten von Gebäuden es dahin versetzen zu müssen. Mies,
Hist. Can. Ducumburg I, 14. Hätten selbe nur die auf der Aussenseite un-
serer vorstehenden Urkunde einst befindlichen, jetzt freilich von unerfahr-
ner Hand durchstrichenen Worte: „Sacellum S. Margarete concernens*'
ernstlicher beachtet, so hätten sie vermuthen müssen, dass die einst bestan-
dene St. Margarethencapelle zu Hasendorf einen Anhaltspunct über die
Lage von Hausleiten geben könne. Vollständige Gewissheit gibt ein
Urbar über Reidling vom Jahre 1492, in welchem auf dem 21. Blatte (dort
aber mit fol. 1 bezeichnet) Folgendes zu lesen: „Nota seruicium capelle
sanete margarethe in Hawsleyten in die saneti michahclis Anno 1892." Also
da, wo einst diese Capelle stand, ist die Ortschaft Hausleiten zu suchen.
Jene stand am nordöstlichen Ende des jetzigen Dorfes Hasendorf bis zum
Jahre 1803, wo selbe abgebrochen und das Baumateriale zum neuen Kir-
chenbau in Reidling verwendet wurde. Noch lebt dort im Volke die Sage,
dass bei dieser Capelle einst ein Schlossgebäude war, dessen letzte Inha-
berinnen zwei adelige unverehelichte Schwestern waren, jedoch in solcher
gegenseitiger Abneigung verharrend, dass jede einen eigenen Eingang zum
Besuche des dortigen Gottesdienstes haben musste. — Als Bestätigung
dieser Topographie von Hausleiten mag noch das eigenthümliche der Situa-
tion von dem dermaligen Hasendorf dienen, dass nämlich der südwestliche
Theil dieses Dorfes bis zur jetzigen Capelle (die im J. 1811 erbaut wurde)
zusammenhängend in den Gebäuden sich darstellt, während die von der Ca-
pelle nordöstlich gelegenen Häuser von dem übrigen Dorfe durch Äcker
•95
und \\ beiaen, und gleiehsam <-in i ben ta
bilden aoaeiaea. Der Name HansIeUen gehör! dem 13. und 14. Jahr«
i. and die in obiger Urkunde rerti timmte Altenuu
Mag im 14. J.ihrh. für llausloilen an*, indem mir ilorl ein IV
residirte und siel« Plenen annale. Naeh den loeat, decimaram war im Jahre
ler Pleban von Haasleiten Pächter dei Herzogenbnrger Zehente eh
Sitaeaberg, dem ebanna de Hans-
[1 iuis) II anene . Cuppam salii IIainriea§ Nfennbewer in
1861 beiaates: ..l>e decima baeendorf Philippm pi ebanna
;;'f: „Decima Hasendorf Stephaaaa rice capeliaaua in
; . and 1876: „Decima Haeendorf Thomas plebanne de Sana«
leiten. " 1378: »Decima Haseaderf Stephanue plebanne de Handelten . .
Beoriua freier eins in obataginm." - Und in der Verfassangs-Urknade dee
Stillos rom 97. Pebrnar 1378 ist einer der Zengen: Georins plebanne in
Haasieaten preseiter patanieneis dioeeesie. Nolizenblatt V* J. 1881, s. 160. -
me Haasleiten war im l!>. und 17. Jahrb. verschwunden, und der
unter dieser ehemaligen Benennung- begriffene Theil der Hauser hiess St.
i reihen, wie wir z. B. im Jahre 1623 lesen, dass ein Vergleich
■wischen Propst Martin Müller und Maria Magdalena Lasottin geborne
von Lei w au 11' Ilassendorff vndt Tallern gemacht wurde über die
n/.ung der Waldungen an der Sehlossloiten und Brandleiten „bey Has-
seniloilV vndt St Margaretben ligent." — Wenn die Urkunden des
einstmaligen Kaaonieainnenklcetere bei St. Jakob in Wien noch vorbanden
sind, so konnte in denselben vielleicht d^v Name Ilausleiten zu lesen
sein, weil bei den im oben angezogenen Urbar von 1402 auf dem 37. Blatte
(im Original fei. 1 T t unter der Aufschrift: ..lingna pertinencia adS(anctam)
ireiham) I iage .'führten Waldungen auch der angrenzende
derJakober-K erwtbat wird, nämlich: ..IUI Jeuch holtz
n *\vr l'rawen holt/, ren sand Jacob zw Wienn."
Livpoldus de Draesdorf, d. i. Trastorf, einem Filialdorfe der Pfarre
Heiligeneich. Im Jahre 1331 den 4. Juli beurkundet ..Hainreich von
v prnkke" und „M&ehtild seine Hauarrowe" daz Chadolt von At-
■eaprekke end seine Hansrrewe dienint vnd ir erben" von jenen „zu rech-
ten leben laben an sehen phening . . . daz alles mit ein ander leut auf
fünf hefsteten die da ligent data trastorf . . haben wir mit willen vnd
snne Vlreiehs vnd Hainreiehs . . geben auf den Aller sand Jor-
tzhawa data Hertzogenburcb." — Den 12. März 1337 beur-
kunden „Perhart vnd Albern die prueder von dres torf" dass sie dem Stifte
rg gaben ihr „rechte« eigene am raeerm hef datz Atzenbruk
SUifl m Bergrecht geben soll „dem erwern
man friedi i Retten um dreatorf vnd Vrann Alheitea.'' Bor Ge-
zwei BrQder sieh selbst und ihren Vetter
Minhardns de saneto lfycolao. Die Lage des Edelaitaea St. Nicola ist
\ndrä an der Traisen
i in i\rv An zwischen dem Mühlbache
296
und dein Traisenflusse gelegen ist, weil der Weg vom Dorfe bis dahin
noch heut zu Tage der „Nikolai-Weg" genannt wird. — Die locationes de-
cimarum melden als Zehentpächter bei dem Jahre 1320: Leupoldus . Tri-
slramus cum fratre. Otto. Siboto de decimis . de sancto Nycolao . de sancto
Andrea , de Anger . de tribus Winden . de duabus villis haevmaden et
Gvetenprunn . . locacio modica ex grandine." — Am 12. März 1420 ver-
kaufen Heinrichs des Ruschen Kinder: Valentin, Heinrich und Elisabeth,
ein halbes Lehen gelegen „datz Sand Nicla dienstbar dem Stifte St. Andrä,
an den „beschaidenfridreichen datz Sand Nicla kathrein seiner hausfrauen.''
(Archiv von St. Andrä). — Am 26. September 1560 ertheilt das Passauer
Officialat zu Wien dem Propste Benedict zu St. Andrä (laut Archiv von
Herzogenburg, nicht St. Andrä) die Erlaubniss, „Ecclesiam filialem S. Nico-
lai in eodem flumine (Traisen) existentem iam dudum ex innundatione aqua-
rum (corrutam) cuius vix aliqua in presentiarum pars et reliquie extant, re-
parationis tarnen spes neque ex loci qualitate nequc temporis conditione ulla
appareat .... (eius) reliquias et lapides vel destructos vel destruendos ex
parte vel in toto, in alios iustos usus permutare."
HainriCUS de Aezelinsperge, d. i. Adletzberg in der Pfarre Gutenbrunn
0. W. W. — Im Jahre 1260 belehnt Propst Engelschalk mit dem Hofe zu
Aczileinsperg einen sicheren Wolf hard. — Dieselbe Belehnung ertheilt Propst
Wolfker am 24. April 1291 Wolfhards Schwiegersohne, Pilgrim mit
Namen. — Wolfhard von Etzleinsperg ist den 6. December 1296 Zeuge des
Kaufes zweier Äcker zu Adletzberg durch Virich von Ternberch. — Den
Stiftszehend daselbst pachtet von 1299 bis 1314 alljährlich Dominus Wolf-
hardus, von 1315 — 1317 Ruegerus, und von 1318 — 1320 Relicta Rue-
geri. — „Hertneit von Sachsengange vnd Margret sein Hausvrowe hern
Gundackers tochter von Terenberch" verkaufen laut Urkunde ddo. Wien
26. Jänner 1303 ihren Hof zu Adletzberg an Ulrich von Ternberch. Nach
Ulrichs Tode kam jener Theil desselben Hofes, welchen die Tochter der
Witwe, nämlich Margaret die Gemahlin des Alber von Maynberch zu erben
hatte, durch Verkauf ddo. Mainburg 24. April ! 345 an Heinrich von Hülz,
Bruder der Witwe Ternberg. — Ruger von Etzleinsperige ist den 25. März
1308 Zeuge, als Wigand Eisenpeutl von Chogel sein Lehensrecht über ein
Haus zu Unterwindten dem Stifte Herzogenburg überlässt. — Derselbe
Rueger und seine Gattin Gertraud schenken ihren Hof zu Adletzberg auf
die Oblay zu Herzogenburg am 15. Juni 1316. — Von 1321 bis 1329 ist Ze-
hentpächter Ruegerus Ohleiter de decimis Etzleinsperg Hasendorf parscha-
lich Guetenprunn et Reutckern apud Aynoed." — Ruger der Olachter und
seine Gattin Adelheid verkaufen ibren nach Herzogenburg dienstbaren Hof
zu Adletzberg an dasselbe Stift laut Urkunde ddo. Herzogenburg 24. April
1331, und den Antheil dieses Hofes, welcher Heinrich dem Olachter und
seiner Gemahlin Dietmut zugehörte, verkaufen letztere abgesondert eben-
dahin laut Urkunde ddo. Herzogenburg 30. Mai 1331. — Auch ein sicherer
„Dyetel der Sybenhierter" wollte sein Recht an den Hof zu Adletzberg gel-
tend machen, steht aber davon ab den 5. Februar 1349. — Am 24. October
1364 verkaufen „Fridreich, Rüger, Alold die prüder die Olachter" ihre
nach 1! dienstbaren llraliläti-n BD Adb-I/I. n »Ich
• i. itionei decimaram bieten an i noch folgend
nien von Adletsberg der;
1331. \\ ilhaiuius d€ ixleipei
.'. Otto de Aesleepei
1347, Tanehwardai de Etzlei
■ i. Stepbanui tilius Dancbwirdi
• >. Wolfe] 1 1 1 i u ^ Ottonii de etzeoperg.
. Meinbardua de oetzeep*
de etzlesperg.
Vlricaa e( Meinhardai.
XXXIX.
Rogertai dei greoift Palauiensis EeclesieEpiscopus . Omnibus presentes
Lnspeeturii salutem in eo qai est salus omnium. Cum ex officio pasto-
• llieitudinis teneamur necessitatibus subditorum suecurrere . et qui-
baiqae iaxta singulorum merita- uiseeribus pielatis subuenire . eo amplius
uolumus et debemus preceo lamiliarium nostrorumadmittere . quanto cogno-
■eimna eos in amore nostro fernere deuocius . et nostris fidelius otiHtatibai
insudare . Hinc est quod ad noticiam eunetorum peruenire uolumus tarn pre-
sencium quam futurorum . quod rios inspectis necessitatibus fidelis nostri
domini Engelscbalci Prepooiti et conuentus saneti Georii insuper considera-
tis seruieiis qne nobis tani diligenter quam fideliter exhibent pro modulo
tue parnilalia remnnerare uolentes affectum laudabilem quem erga nos ha-
bent . et babuerunt hacten ni . qnoddam ius uinearum quod uulgo perkreht
dieilur quod singulis annis nobis de uineis suis in Clitinalsteten existentibus
persoluerunt , condonacione libera ipsis indulsimus . et auetoritate qua fun-
gimur perpetuo concessimus possidendum . preeipientes oilicialibus nostris
ut . et postbac esse poterunt auetoritate presencium ut nullus eos in
ncessione uel p,*ssit uel debeat . aliquatenus molestare. Igitur ne per
nos factum miscricorditer . uel iniquorum calumpnia . uel processu pertur-
betur temporifl minus laudabiliter . dedimus in testimonium rei geste presen-
tes literas sigilli nostri munimine roboratas. Datum in Neumburch per ma-
nmu Rfagiatri Ottonil notarii nostri . anno gracie M. CC. XL, III. XV. Kai.
ibrii presentibus uiris venerabilibus . Hertwico de Chotvvicb . Ditrico
\bbatibus . Domino vlrico arebydiacono de Memminge .
Magi*tro Pilgrimo decano saneti ypoliti . Capellano domini de Zayzperck
Chunrado capellano . Domino Hainrie ü deMenwancb . Hainrico nano . Iteim-
H .-irtmudo officiali de Cbanalgen . et aliis quam ploriboi
qnernm nomine [gnorano
hangende* beecbfdigtei Wachssiegel mit der Uraachrift: Hvdegervs
Dei (i Kpiscopua.
298
XL.
Rvdegerus Dei gracia Patauiensis Episcopus. Pastoralem decet sollici-
tudinem ita singulorum necessitatibus prouidere. ut tarnen suisdeuocioribus
et iidelibus exbibeat beneficiorum graciam largiorem . quos suis obsequiis
et mandätis prompciores in omnibus recognoscit . Scire igitur cupimus tarn
presencium noticiam quam futurorum . quod cum locus Cenobii nostri in
Sancto Georio de uisceribus ecclesie patauiensis creati per alluuium Danu-
bii in tantum fuerit interceptus . ut prepositus et fratres totumque Collegi-
um nimia necessitate compulsi locum alium firmiorem in quo sui Cenobii
collocarent menia . mendicarent . nos inspicientes deuocionem et fidelitatem
ipsorum quam hactenus nobis et Ecclesie nostre inuiolabililer seruauerunt .
considerantes eciam quod a gremio nostro a primis suis fundatoribus pro-
cesserunt . tanquam nostris specialibus facientes graciam specialem . iura
parrochialia et omne ius quod habuimus in Ecclesiam Herzogenburch ipsis
in integrum contulimus de uoluntate nostri Capituli et consensu . ad collo-
cacionem et translacionem sui Cenobii perpetuo possidenda . Et ut talis
nostra donacio robur optineat tirmitatis . necprocessu temporis perturbetur.
presentes literas conscribi fecimus et Sigillo nostro et Capituli nostri robo-
rari iussimus in testimonium et cautelam . Datum Patauie Anno domini Mi-
lesimo . CC. XLIIII. XIIII. Kalend. Aprilis . Indictione Secunda . Pontifica-
tus Nostri Anno XL
Ego chunradus decanus Pataviensis
subscribo.
Ego Cotfridus Can. Patavien, sub-
scribo.
Ego cbunradusarchidiaconus ettvm-
plebanus patavien. subscribo.
Ego Meingotuo de waldeke Archidia-
conus Can. patavien. subscribo.
Ego MagistroDiezoCano(nicus) Pa-
taviensis subscribo.
Ego Gerhohus Can. Pat. subscribo.
Ego heinricus Can. Pat. et Archid.
subscribo.
Ego Einvicus Can. Patau. Thesaura-
rius subscribo.
Ego Rudegerus Canon. Patavien. sub-
scribo.
Ego Magister Jobannes. Can. Patt.
subscribo.
Ego Magister Vlricus Can. Patau.
. subscribo.
Ego Otto Can. Patav. subscribo.
Zwei hängende Wachssiegel, deren erstes verloren, und das zweite
beschädigt ist.
Ego Vlricus Arcidiaconus et Canon,
patav. subscribo.
299
WA.
tlotii Prej Mratntai laiwtitWorii • Omnibus vpi Hdeii-
>( um inepeotnrii . lalaten In nnre ealnUri Vnin<
i.i haut nr ein tempore literamm te»Hmenlo foberantur . Hin« est qaod
ad notioiam Uni preteneinm quam futarornn) perttentre aolamm qnod all<>-
i|ihmI ex parle noetre pe
ra4 h,i : \ hi.-us de Hardeke pro diebui uite Rtfe lanium . abielutam
; natani in manua noslrai . oentoHtfüi dileete
I i|i e.ulrm iure libeiv possidendum.
Preterea ortnra quendain in nilla Werde quem I nnbia eimiliter poaeederat
hus piebaaaa aille eiatdem nobis resignatum ab ipso . eodem inre pro
dieruin suorum liberaliter conlulimus eitlem Kugero . ita Unten qnOd
abaque eontradietione p<>st «lies snoa ad Eccleaiam noatram singula r
Unter. Igitur ut Ulis coilacio sine peraonarnn altercacio robnr tirmitatis
;t . nee proeessu temporis iniquorum perlnrbetur ealumpnia . dedimus
in lestimonium rei genta presentes literas sigilli nostri munimine roboratas.
i.it iiee Anno domini III. CC. XL. IUI. !I. Kai. Junii . Nycolao Deeano.
Alberone eani:irario. Orlolfo de Werde . et aliis fratribus uniuersis nostris
conseneientibns de bona uoluntate.
Bin bangendes etwas beschädigtes Wachssiegel.
Litern abusa. Mit späterer Hand : Leibgeding In Khamp.
!.1I.
In 11 poa sernns seruorum dei. Dilectis filiis . . Preposito
tili" ecclesie sancti Georgii in Herzogenburc ordinis Augustini Pafa-
. Salutein et apostolieam benedictionem . Cum a nobis peti-
tur qnod iustiiiu est et bonestum tarn uigor eijuitatis quam ordo exigit ratio-
nis ut id per sollieitudinem offieii nostri ad debitum perducatur effeetum.
dilecti in domino tilii uestris iustis postulationibus grato concur-
peraonaa uestras et locnra in quo diuino estis obsequio manci-
iii oinnibus bonis qae inpresentiarum rationabiliter possidetis . aut in
futurum iustis modis prestante domino poterilis adipisci sub beati Petri et
nostra proleetione anacipimna. Speeialiter autem domos uestras possessiones
bona uestra sicut ea omnia iuste ac pacilice possidetis uobis et per
ie uestre auctoritate apostolica confirmamus et presentis scripti
iinie conunanimua. Nolli ergo omnino bominum liceat hanc paginam
nostre contirmationis inlringere uel ei ausu temerario contraire. Si quis au-
• inptare presumpserit indignationem omnipotentis dei . et beato-
ili apostolorum eins se nouerit incursurum. Datum Lug-
duni VII l iücatus noatri Anno Sexto.
• bleierne Hülle hängt an der Urkunde.
Ruinen des einstmaligen Stiftes geschehen . und wo der-
"Hien, liegt ausser dem Bereiche
unserer Kenntniss. b, laekden die Donau seit Jahrhunderten g
iifgenddas h in ihr Stromreich /.u rieben
steht wohl u aer ein Dorf mit v^
300
St. Georgen; ist es jenes, das einst unsere Vorfahren zu seinen Mitbewoh-
nern zählen konnte, oder ist ein neues gleichnamiges landeinwärts im
Laufe der Zeiten entstanden, wer vermag uns verlässliehe Kunde davon
zu geben ? — Der Name St. Georgen kommt sonst noch ein paarmal in den
Stiftsurkunden vor, und die Verzeichnung der Auszüge hierüber soll zum
Beschluss dieser historischen Miltheilungen dienen.
Es war am 21. December 1334, als „Ruedolf von Liechtenstain Chame-
rer in Steyer" mit dem Stifte Herzogenburg einen Gütertausch vollbracht
hat, wodurch er gegeben „zwelif phunt geltes vnd der ligent zehen phunt
geltes auf einen zehent ze Hertzogenburch . vnd vier vnd zwainzich phe-
ning gült auf einen Holden datz Walprestorf vnd datz Wetzmanstal zwelif
Schilling" u. s. w. und entgegen empfangen den „Marcht, Markrecht
vnd Vrfar ze sand Görgen datz gelegen ist pei der Tuenaw.'' — Der
Rückkauf von St. Georgen an das Stift erfolgte den 12. März 1353, dessen
Urkunde mit folgenden Worten beginnt: „Ich Andre vnd Ich Fridreich vnd
Ich Jans vnd Ich Rudolf der Junger di prüder von Liechtenstayn vnd vnser
erben .... verchauft haben vnsers rechten vreyn aigens vnsern Markt
der da haizt datz sand Jörgen pei der Tunaw vnd daz marktrecht mit gericht
vnd Zolin vnd daz Urfar daselbest vnd allez daz, daz wier vnd vnser vodern
gehabt haben nyederthalb Chagran gegen der Tunaw vnd zwischen der Hoch-
wierdigen Fürsten guet des Pischolfs von Saltzpurg an eym ort vnd des Pi-
scholfs von Freysingen an dem andern ort."
:u)i
I n li a I t.
Seite
I. Bischof Ulrich I. von l'a.-san stillet hei der Kirche zu St. Georgen
unweit der Kinmiindung der Trai.sen in die Donau eine Versammlung
regulirter Chorherren. St. Georgen 12. August 1112 239
II. Die älteste von den vorhandenen Übersetzungen des Stiftungs-
hriefes 243
III. Verzeichniss der in der Waldmarch von der ersten Stiftung her-
rührenden Zehent-Gerechtsame 24%
IV. Bruchstücke eines Codex Traditionuin. Zwischen 1112 — 1121 . . 85t
V. Bischof Heginhert von l'assau macht einen Gütertausch mit seinem
Ministerialen Maiquard. Zwischen 1143 — 1147 257
VI. Conrad, Bischof von l'assau, beschliesst in Gemeinschaft mit dem
h rhard von Sal/.burg und dem Bischöfe Roman von
Gurk die Canonie St. Georgen wegen der Unzulänglichkeit der
gestifteten Renten und der vielen Krkrankungs- und Sterhefälle der
dortig»- ii Chorherren mit der neuen Stillung zu St. Andiä, welche
Walter von Traisma daselbst fürregulirte Chorherren bestimmt hat,
/.u vereinigen. 1 150
VII i ii III. bekräftigt den an den Propst Hartwich zu St.
•inem Ordinarius erlassenen Auftrag, bei der Ca-
pelle zu St. Andrä die Etablimng eines Augustiner-Chorherren-
stiftes zu veranstalten. Korn 24. April 115 3 261
VIII. Giitertausch zwischen Bischof Otto von Freising und den Chor-
li.n vi- von St. Georgen. Steierdorf 1 7. April 1158 262
l\. Bischof Conrad von l'assau beschenkt das Stift St. Georgen mit
der l'larrc Marquardsufer und dem Schwaighofe bei Zei>elmauer.
II «0 263
\. i'ap -t Alexander III. beauftragt den Bischof um l'a>»au, das Stift
i..Mirgen in dem rechtlichen Besit/.e der Ohervogtei über das
\ndia gegen die Eingriff« des Otto von Kechberg zu
I .■:■!'- bruar 1177 264
\l. H-i/.og Leopold nci-
i.en und Ihren Naclikon i |< lien
1177 1101
;u)2
Seite
XII. Papst Lucius III. macht dein Propste und den Chorherren von St.
Georgen bekannt, dass der Abt von Heiligenkreuz und der Erzdia-
kon von Neukirchen von ihm beauftragt seien, über die bei ihm
anhängig gemachte Klage des Plebans Rudiger von Traismauer we-
gen der demselben von St. Georgen widerfahrenen Eingriffe und Ver-
kürzung seiner Gerechtsame das schiedsrichterliche Amt zu üben. 265
XIII. Papst Lucius III. ernennt nach fruchtlosen Einigungs-Versuchen
der streitenden Parteien: des Propstes von St. Georgen und des
Beneficiaten von Traismauer, und nach der denselben fruchtlos
ertheilten Audienz zu Verona, zu weiteren Schiedsrichtern den
Abt von Windberg und die Pröpste von Regensburg und Spalato.
Verona 11. October 1184 266
XIV. Papst Urban III. bestätiget in derselben Streitsache die von sei-
nem Vorfahrer zuletzt bestellten Schiedsrichter, und missbilliget
die vor Austrag des Streites Statt gefundene Zehent-Abnahme.
Verona 21. März 1186 267
XV. PapstClemens III. missbilliget die von demErzbischofe zu Salzburg
über das Stift St. Georgen ungerecht und unbefugt verhängte
Suspension und Excommunication, und delegirt zu dessen Zu-
rechtweisung und zur Zurücknahme der Strafe den Abt Rudiger von
Zwettel und den Propst Haymo von St. Polten. Rom 15. Februar
1190 267
XVI. Ausführliche Bericht-Erstattung des Bischofes Wolfger von Passau
an Papst Cölestin III, über die wahre Sachlage der zwischen
dem Stifte St. Georgen und dem Beneficiaten zu Traismauer
obwaltenden Streitsache. Passau 1191 268
XVII. Papst Cölestin III. beauftragt den Bischof von Passau , einen
abermaligen und letzten Versuch zum gütlichen Vergleiche zwischen
dem Stifte St. Georgen und dem Beneficiaten von Traismauer
zu machen, und zeigt ihm im Falle des Fehlschlagens die Schieds-
richter in letzter Instanz an. Rom 11. Jänner 1192 270
XVIII. Papst Cölestin III. ernennt in der Traismauerschen Streitsache
den Abt Rudiger von Zwettel, den Propst Sieghard von St. Pol-
ten und Popo von Russbach zu Schiedsrichtern in letzter Instanz.
Rom 12. Jänner 1192 270
XIX. Schlüsslicher Vergleich zwischen der erzbischöflichen Curie von
Salzburg und dem Stifte St. Georgen. 1192 oder 1193 271
XX. Mathilde von Rudenich und ihr Sohn Meinhard stiften einen Be-
neficiaten zu Reidling. Propst Wisintho von St. Georgen ratifi-
cirt diese Stiftung und setzt die beiderseits eingegangenen Be-
dingungen auseinander. St. Georgen zwischen 1192 — 1202 272
XXI. Die Witwe Petiissa von Gnonendorf macht zu St. Georgen eine
Jahrtagssüi'tung mit gewissen Vergünstigungen für die dortigen
Kanoniker und Kanonissinnen, zu deren Erfüllung Propst Wisintho
ihr und ihren Erben drei Mansen zu Steinbach verpfändet. St.
Georgen 26. April 1201 278
xxn icb Rom gegen den
Propst rön St. Ahdrl and Otto Ritter *on Anxenberg. I'
(nnocem 1 1 1 Qbertragl das Sobtedsrichteraml den BItehofe von
ji und den Ibten von HeMgenkreui und GOttwelg. Rom
kprfl i.'ii
Win. i>.i- SÜfl Bt. Georgen and der Dechant von Krems geraihen
rnardstifer in Zwist. Be-
ofcledsrichter bewirken «-in.- Vereinigung. Des Stift mos s
darcb dio tllatsngebung • es x« Krems ein abermaliges
Friedensopfer bringen Zwischen 1315 1221
WIV. Ihr Abt von QÖttwelg und die Propre von St. Polten und St.
Andrl werden vom Papste InnocenzIH.als Schiedsrichter zur Bei-
ing der Klage des Propstes von St. Georgen wider den Bene-
ticiaten Heinrieb zu Traisinau.-r wegen der vom Letzteren ver-
übten Kingriffe in die pfarrlieben Rechte des Stiftes ernannt.
Rom IM 1210 282
\\V. Herzog Leopold VII. entscheidet eine Streitigkeit zwischen dem
Propste von St. Georgen und dem Truchsess Cadold von Feldsberg
über einige Bestandteile des Gutes Diendorf. 3. Septemb. 1219 283
XXVI. Abermalige Colllslonen mit Traismauer und Plaekereien nötbigen
t von St. Georgen zu;n Becurs nach Born. Papst Hono-
rius HI. betraut den Abt von Göttweig und die Pröpste von
St. Polten und St. Andrl mit dem Schiedsrichteramte. Vilerbo
19. Mai 1220 284
werden des Propstes von St. Georgen über die Ver-
itg dar seiner Stiftskirche anstehenden pfarrlichen Gerecht-
sa-;. chen 1200—1220
XWlil. Qatertauech twlscben Propst Heinrich von St. Georgen und Bu-
I von P&rstendorf. 1221 285
dorf ob der Traisen und dessen Tochter legen
gewaltsame Hand an den Besitz der Kirche zu Bcidling. Papst
tfonoriu* HI. bevollmächtigt nach dem an ihn ergangenen Becurs
beeinträchtigten Propstes von St. Georgen zum schiedsrich-
;i L'itheile den Abt von Zwettel, den Propst von Klosterneu-
burg und den üechaut von St. Agatha oder Hausleiten. Born
285
XXX lard von Zvettel, Propst Walther von Klosterneuburg
und Dechaat Ulrich von st. Agatha abertragen dem Propste Mar-
St PI .die Vollstreckung und Publieirung d
• ii und seine Tochter rerbingten Kirchen-
bannes, so »vie die W igen
in «i I tos dar Capolie an Reldliai 286
.lichtet einen Streit twitebeo i
um Kirlis Oberrogtei
.
304
Seite
XXXII. Erzbischof Eberhard von Salzburg ertheilt seinen Unterthanen zu
Traismauer die Erlaubniss zu frommen Vermächtnissen von den
ihm dienstbaren Realitäten an das Stift St. Georgen. Traismauer
1227 | 287
XXXIH. Tuta von Zebing übergibt ihren Schwestern Kunegund und Ehren-
traud als Kanonissinnen zu St. Georgen zwei Lehen zu Nodendorf
und vier Lehen zu Kollersdorf mit dem Einstandsrechte des Stiftes
nach deren Ableben. Um das Jahr 1230 288
XXXIV. Erchinger von Landsere, Heinrich von Chyu und dessen Gemah-
lin Wilwirg setzen sich in den Besitz der Capelle zu Hauslei-
ten. Propst und Capitel von St. Georgen suchen gegen diese
gewaltthätige Anmassung Hülfe beim Papste Gregor IX., welcher
hierzu den Abt von Göttweig, den Propst von St. Florian und
den Landdechant von Herzogenburg delegirt. Rom 28. März 1230 289
XXXV. Graf Leutold V- von Pleien und Hardegg bezeugt die an das
Stift St. Georgen geschehene Übergabe eines Hofes zu Kamp
und die damit eingegangenen Bedingungen. Hardegg 14. Juli 1231 289
XXXVI. Gütertausch zwischen dem Stifte St. Georgen und Dietmar von
Gutenbrunn. (St. Georgen) 2. Februar 1233 290
XXXVH. Dirmicius, Abt des Schottenklosters zu Wien, übergibt den Chor-
herren zu St. Georgen eine Baustelle zu Wien, als Erblehen 1233 292
XXXVIII. Das Stift St. Georgen erlangt die Wiedereinsetzung in das Pa-
Mronatsrecht von Hausleiten. St. Georgen 1240 293
XXXIX. Bischof Rudiger von Passau befreit die Weingärten des Stiftes
St. Georgen zu Königstetten vom Bergrechte. Klosterneuburg
17. November 1243 297
XL. Das Stift St. Georgen wird vom Bischöfe Rudiger zu Passau
nach Herzogenburg übertragen. Passau 19. März 1244 298
XLI. Propst Engelschalk von St. Georgen übergibt seinem Chorherrn
Rueger den lebenslänglichen Fruchtgenuss eines Allodiums zu
Kamp und eines Gartens zu Grafenwörth. St. Georgen 31. Mai 1244 299
XLH. Schluss. Papst Innocenz IV. nimmt die von St. Georgen nach
Herzogenburg übersiedelten Chorherren in seinen Schutz und be-
stätiget ihre Besitzungen. Lyon 24. April 1249 299
305
VI.
Geschichte des aufgelassenen Stiftes
der
regnlirten Chorherren des heil. Angnstin
zu Waldhausen im Lande ob der Enns.
Von
F. X. Prltz,
k.k. P zu Lina und correspondirendem Mitgliede der kaiserlichen
Akademie der Wissenschaften zu Wien.
Archiv l\. 20
30?
rdlicb von der Donau, unterhalb der Enns, im einstigen Maehland-
\ierlel. welehes schon in früher Zeit bewohnt und sehr belebt war, prangen
viele Kirchen, Schlösser, Burgen und Ruinen derselben oder einzelne alte
Thünne auf den Bergen oder näher dem Thale der Donau und an •!
Strome selbst. Zuerst ist die Gegend noch eben, nur nordwärts erheben
sieh Berge. Unter Mauthausen und Perg gelangt man zu dem einstigen
ier-Klo§ter Baumgartenberg, südlicb von demselben liegt
die Pfarre M itt er k i r che n , nordöstlich das Schloss Klamm mit einem
Tluile der Burg aus alter Zeit, östlich gelangt man zur Pfarre Saxen;
dann führt die Strasse nach der Greinburg und der Stadt Grein, nörd-
lich davon liegt die Ortschaft und Pfarre Kreuzen, wo auch eine alte
Burg stand, noch weiter hinauf ist die Pfarre St. Thomas am Blasensteine,
unweit derselben liegen die Pfarrkirche Pabneukirchen und die alte
verfallene Burg Klingenberg. Aber an der Donau selbst abwärts wird
gend immer enger und romantischer; von weitem hört man schon das
Sausen des Strudels, wo die Wogen über die Felsen wüthend fortrollen ;
in der Nähe derselben ist die Insel Wörth und auf derselben ein Felsen, auf
Spitze ein hohes Kreuz emporragt. Rechts davon ist der Hössgang,
wo bei höherem Stande der Donau die Schiffe durchfahren und so den
Strudel vermeiden können. Dann kommt man in einer Entfernung von bei-
■ Ircivierlel Stunden von Grein am linken Ufer des Flusses zu dem
Markte Struden, an dessen Seite sieh die lluine zeigt, welche jene in
den l ikunden von Waldhausen so oft vorkommende Burg Werfenstein
war. Nach einer Viertelstunde Weges erscheint der Markt St. Nicola (in
sehr alter Zeit kommt diese Ortschaft unter dem Manien Pahin vor), wo
ein Spital ganz nahe an der Donau sich beiindet, in einer kleinen Entfernung
auf einem Hügel sind die Kirche St. Nicola und der Pfarrhof. Ein Schiff-
chen, das mit Geläute sich ankündigte, fuhr in früherer Zeit gewöhnlich
den hinabfahrenden Flössen und Schiffen zu und sammelte Almosen für das
Spital, naeh sehr allem Hechte, von jenen, welche glücklich den gefährli-
• Virbel zur hatten, der in der Donau bei St. Nicola im ewi-
i eise sich dreht und alles in seinen Schlund zu ziehen droht. Die
Sammlung geschieht selbst jetzt noch, aber seltener.
An ief linken Bett« des Wirbell steht eine lluine auf einem Felsen in
der Donau, der Ha« steil (Holstein in den Urkunden) genannt, aber auf
i]w laden Seite llbe dcmLTer ist noch ein verwitterter Thurm zu schauen,
der Teufel st hurm geheissen, wo der Sage nach einst der Satan in
80 •
308
Gestalt eines schwarzen Mönches dem auf der Donau vorbeifahrenden Kaiser
Heinrich III. den nahen Untergang verkündigte. Dieser zog öfters, und
auch im Jahre 1045, zum Kampfe gegen die Ungern und wurde damals in
dem beiläufig drei Stunden entfernten Schlosse Persenbeug von
Riehlinde, Witwe Adalbero's, Grafen von Semt und Ebersberg, bewirthet ;
da stürzte der grosse Saal ein, die Gräfin und Andere gingen an den Folgen
des Sturzes zu Grunde, viele wurden schwer verletzt, Kaiser Heinrich aber
entging ohne Schaden der grösslen Gefahr und setzte seinen Zug weiter
fort i). Zwischen den Häusern des Marktes St. Nicola fliesst von Norden
herab der Dimbach und ergiesst sich in die Donau. Eine halbe Stunde
von diesem Orte entfernt liegt am nämlichen Ufer der Donau der Markt
Sarmingstein (die alte Ortschaft Sebnich, Sabinich), durch dessen Mitte
der Bach Sarming von Norden herabeilt und zur Donau strömt. Oberhalb
des Marktes steht noch ein alter Wartthurm, aber auf dem Gipfel des Ber-
ges sind die Ruinen einer festen Burg, es ist das alte Sabenikke
oder Sebnich. Eine halbe Stunde weiter hinab ist die kleine Ortschaft
Hirschenau, einst ein Amt von Waldhausen und gegenüber am rechten
Ufer der Donau die Burgruine Freienstein; unweit jenes Ortes ist die
Grenze zwischen dem Lande ob und unter der Enns.
Östlich vom Bache Sarming und an demselben in nordwestlicher Rich-
tung zieht sich eine Strasse fort, die nach Waldhausen führt, welches
aber westlich vom Bache liegt, der Markt dieses Namens ist Eine Stunde,
das Stift fünfviertel Stunden von Sarmingstein entfernt. Beide befinden sich
in einem schönen Thale mit Avaldigen Höhen umgeben ; auf einem sanften
Hügel in der Nähe des Baches steht das einstige regulirte Chorherrnstift
Waldhausen, von dessen Gründung und fernerer Geschichte wir nun
handeln wollen.
In der bisher besprochenen Gegend hauste in alter Zeit die edle Fa-
milie der Herren von Machland ; ihr Ursprung ist unbekannt, sehr wahr-
scheinlich ist dieselbe auch, wie so viele andere, von Baiern nach Öster-
reich gezogen, hat Grund und Boden, Zehent und Lehen sich erworben;
vielleicht stammt sie, wie manche glauben, von der berühmten Familie der
Semt-Ebersberge ab.
Die Herren von Machland waren schon im elften Jahrhunderte bekannt
und in dieser Gegend ansässig; ein älterer Otto stiftete zwischen 1045
und 1065 Erlakloster im Lande unter der Enns am rechten Ufer der Donau3).
Diese Familie gründete sich Burgen und erbaute Kirchen auf dem
1) Man sehe darüber: Hermani Aug. Chronicon bei Pertz Monum. gernianic.
VII, S. 125, ad annum 1045. Daselbst ist das Schloss nicht genannt, aber die
bairischen Schriftsteller nennen es Pösenbeug.
Weitläufiger enthalten ist diese Geschichte im Chronico Ebersberg, bei Oefele:
Scriptores rerum boicarum.Bd.il, S. 1 1, da heisst auch die Burg Po s en be u g.
2) Der Stiftsbrief befindet sich bei Pez. Codex, diplom. epistol. I, 333, aber
die daselbst angegebene Jahreszahl 1042 ist nicht richtig.
sog
enthOmlichen Boden . n den 01
t en l> er»- '). und Sl 1» 6 ni h U e oder Se b n i c h -) auf dem Gipfel d«
gee bei der Ortschaft Sarmingiteinj Pfarren aber waren jene
benik (nanSarraingstein); Kreoien, Pabneokirchen, Königs?
Dimbaeb ua rgenaraW*l<3 beeteben noch a 1 1 r in Jenen
den, nur ist S;iimirh j.-t/.i eine Piliale ronSt, Nicola«
oh., der lünj 'i'>i lefeon im Jabre t ri.~> als Zenge in einer Ur-
kunde dee Stiftet 8t.Plorian*). Er hatte aneb Beeil nngen in Baiern und im
i i Brsteree gebt aus folgender Urkande hervor: Supradictno Ernietni
i adidü predinm, qnod ■ cognato i no Otto n e d t Mi eh-
land per roneambiuin acceptuin (J i s e n h a u I e n ( (ieisenhausen, Land*
Cforioht Yilsbiburg) niansum Schulungen, elc. Testes: Otto de Machland,
Brebinger de Waltendorf. (Ohne Jahreszahl, doch vor II 49 dem Sterhejahr
Otfte'i
Ott.» war also ein Bluts\ erwandter jenes Ernst von Zaisering, dieses
i Inn hei Hosenheini und ist jene Slavencolonie mons Zlusina-
gora, welche im Jahre 99B der reiche Gutsbesitzer, Chorbischof Gotabert,
für andere Ländercien hinter dem Chiemsee hingegeben6). Die Filialkirche
lering, zur Pfarre Prutting gehörig, ist auch dem Slavenpatron, dem
heil. Vital geweiht.
Auch erscheint: nobilis mulier Adclheit de Machland, qua tradidit in
enstal locum tomlar; Grimold dedit predium suum in enstal apud d o-
melarcn post obitum uxoris suae (Adelheit de Machland) ; vielleicht war
ine Schwester Otto des Jüngern. Domelar ist wohl gleich mit Doma-
thal im Lungau) ' ).
>s Otto Besitzungen in L u ngau hatte, geht aus seinen Schenkun-
gen hervor: er besass sogar dort einige Zeit Zehenten, aber mit Unrecht ;
so schenkte der Ei zhisehof Konrad I. von Salzburg dem Kloster Admont
Zchefiten in Langen, welche Otto von Machland unrechtmässiger Wei
l ) Kurz's Beiträge zur Geschichte des Landes ob der Enns. Bd. III, S. 382
u.s.w. Urkunde Nr. 1. Predictus liomo über castrum tuum Pongantinberch
dictum — obtulit.
2) L. c. Bd. IV. Urkunde von Waldhausen, S. 427. Tradiditque (Otto de Mach-
land) castrum suum in Sebnich cum omnibus ei attinentibus.
3) Original von Waldhausen 11*7, vom Bischöfe Regimbert von Passau.
Im quoque, quas tarn ipse (Otto) quam Patres sui in territorio patrimonii
int donavit ; parroebiam scilicet in Sebnich et chrucin, Xiunchirchon.
Chunigeswisen, Dunninpach et ecclesiam St. Georii. Auch bei Kurz. Bd. IV,
*27 — 430.
Miilz'» Geschichte von n, S. 239.
rage zur deutschen Länder-, Vi.lker-, Sitten-
Dritter Hand. "München IMS. Bei George Jaquet, S. 53.
■»ustissimo libello berchtesgadensi,
310
sich gezogen, denen er aber zu Straswalclien entsagt hatte1). Otto hatte
zur Gemahlin Jeuta (Jutta), eine geborne Gräfin von Peilstein, welche im
Lungau sehr begütert war, aber er besass keine Kinder. Es lebte auch um
jene Zeit sein Bruder Walchun, dessen Gattin Beatrix hiess, welche
öfters in den Urkunden erscheint und dann das Hospitium zu Pah in (jetzt
das Spital zu St. Nicola) stiftete. Sie war eine fromme, wohlthätige Frau
und baute auf ihrem Besitzthume zu Pahin das Hospitium zur Aufnahme
und Beherbergung von Reisenden und Vorüberziehenden und auch eine
Kirche dabei mit Einwilligung ihrer Tochter Adelheit, ihres Gatten des
Grafen von Velburg und Otto's des Sohnes dieser beiden. Sie übergab dazu
viele Güter, theils in der Nähe, theils in der Ferne, einen Weingarten zu
Krems und anderswo, zwölf Mansus im Ennsthale im Dorfe Obelach, welche
ihr und ihrem Gemahle Walchun gehörten. Auf Bitten der Beatrix nahm
es der Papst Lucius III. in seinen besonderen Schutz, bestätigte die Stif-
tung und stellte darüber eine Bulle aus an Reginbot dem Vorsteher des
Hospitiums 2).
Otto von Machland fasste zuerst denEntschluss, sein Schloss zu Baum-
gartenberg in ein Kloster zu verwandeln, dasselbe Mönchen des Cister-
zienser-Ordens zu übergeben und reichlich auszustatten, welches auch im
Jahre 1 141 geschah. H. Leopold V. von Baiern und Markgraf von Österreich
bestätigte diese Stiftung, nahm sie in seinen Schutz und stellte darüber eine
Urkunde aus3).
Da aber Otto noch einige Güter hesass, so beschloss er ein zweites
Kloster zu stiften und zwar von regulirten Chorherren des heil. Augustin.
Der damalige Bischof Regimbert von Passau, welcher selbst zu diesem Or-
den gehört hatte , unterstützte ihn freudig bei dem edlen Werke und trug
selbst sehr vieles zur Gründung bei. Otto errichtete nun mit Einwilligung
seiner Gattin Jutta und seines Bruders Walchun ein Stift zu Ehren des heil.
Johannes des Evangelisten*), auf seinem Besilzthum in der Pfarre St. Jobann
an dem Bache Sabenikhe5) (jetzt Sarmingbach). Er gab 100 Mansus Äker,
1) Pez annecdot III. III. pag. 687. Ex codice diplom. Admontensi. Urkunde
Erzbischofs Konrad I. von Salzburg.
2) Kurz, Beiträge, B.IV. S. 478, N. 29. Datum Velletri. III. Idus Aprilis (Ohne
weitere Bestimmung). Aber welcher Lucius war es, der zweite oder der dritte?
Kurz stimmt für jenen, welcher den 12. März 1144 gekrönt wurde und am
25. Februar 1145 starb; wahrscheinlicher ist es aber Lucius III. (1181 — 1185);
denn der Enkel Walchuns und der Beatrix, Graf Otto von Velburg kommt
schon in der Urkunde als Mann vor, auch bald in andern Urkunden, auch war
die Begierung des Lucius II. sehr kurz.
3) Kurz 1. c. B. III. S. 382. Urkunde N. 1.
4) L. c. B. IV. S. 427 Urkunde IV. In honore Johannis Apostoli et Evange-
liste — fundavit.
5) L. c. B. IV. S. 419. Nr. 1. Quidam nobilis homo Otto de Machelant —
ecclesiarn in pr«dio suo in loco, qui dicitur Sancti Johannis juxtarivum Sabenicke
811
Wieseln, die Fischerei u.-s w. dem h. Stephan n Pesstn durch die Hand
des i; nbeH und Heinrichs II. Herzoges ron Baiern und Mai K-
stch, des irübcr. Der Bisen »ehenkte
Stift« slle Lehen, welche Ott« von dein Bbthnmc Pnasaa hesas» ta
Zehenten und liefen, das Schloss Greifenstein tnegsjaesmeii, auch jesjsji
iit. den 11. Heinrich ilnn s^geben, um denselben dem Stifte na verleihen
und wehhen Ottd früher von ihm BS liehen halle. Zugleich übergab Aor
BOf dem Kloster das Patronatsreeht über die Pfarren Miinzbaeh, Pab-
nenkireben, Königswiesen, St. Georgen am Wald. Dimb&ch, Kreuzen, (irein,
!i und Mitterkirchen, dann auch einen Theil des Zelienles. den Ollo
in der Pfarre Fallhaeh im Lande unler i\vv Bnns an der mährischen Grenze
halle, und die Kirehe Simnnrelden (in Unterösterreich) sammt den dazu
i Zehenten ')• Ferner gab er dem Stifte eine andere neu errichtete
Kirehe am Herire Henirisl hei Ardacker in jenem Lande, am rechten l'fcr
der Donau, welche dann unter dem Namen Neu s tad 1 erwähnt wird, oder
iitlich das Patronatsreeht darüber'-).
h genauer bestimmte der Bischof Reginbert in einer Urkunde vom
Jahre 1 147 die Schenkungen an das Stift; Otto nämlich übergab diesem seine
Burg inSebnich sammt dem. was dazu gehörte, das Urfahrrecht (jus littoris,
quod Stegreeht vulgo dieitnr) mit der Fischerei in der Donau und einen Theil
des Beinwaldes ;;). welchen Otto von Heinrich dem Domvogte von Regens-
bt&Tg mit Bewilligung H. Heinrichs II. und des Markgrafen Konrad gekauft
hatte; feiner übergab er den Hof in Schatterle (an der mährischen
Grenze), im Limgau die Kirche St. Michael*) und sein Eigenthum alldort
S.hloss Lehenslein ausgenommen, dann in Friaul die Hälfte des Gutes,
welches Trischenk heisst, mit den Wiesen, Weinbergen und Ölbäumen,
Grundvermögen und Patronal über die Pfarren Kreuzen, Pabneukirchen,
Kon Dimhach und St. Georgen. Die Gemalin Otto's gab dazu mit
Einwilligung ihres Bruders Grafen Konrad von Peilstein das Patronat über
Simonfelden und den Zehenl von zwei Gütern in dieser Pfarre. Der Bischof
le bei das Patronatsreeht über die Pfarren Münzbach, Mitterkirchen,
• n. Grein. Xeustadl bei Ardacker und St. Thomas am Blasensteine
sammt dem Drittelzehente in den Pfarren Statz, Fallbach und Gaubitsch an
der mährischen Grenze. Die Pfarre S e b n i c h (Sarmingstein) wurde aber dem
/-lieh einverleibt, so dass Einer der Chorherren daselbst Pfarrer sein
sollte, der sich aber täglich in das Refectorium und Dormitoriumdes Stiftes
fundavit eo tenore, ut ibidem pataviensis episcopus D'atres reguläres canonicos
seeundum regulam St. Augustini instituat.
1) Original-Urkunde des Bischofes Reginbert; auch bei Kurz, B. IV, S. 419,
actum 1 t '*»;. Nr. 1 .
-M I.. B. I. M-. IL
3) i iClt ferne vom Stifte und heisst jetzt noch der Banwald.
» i EHsBJS besteht noch und der wackere Topograph Winkelhofer war längere
Zeit dort Pfarrer.
312
begeben müsse. Otto's Bruder Walchun und seine Nacbkommen wurden als
Vögte aufgestellt 1).
Dieser Walchun kommt zwar auch unter dem Beisatze „von M a c h 1 a n d"
vor, später aber nannten er und seine Nachkommen sich gewöhnlich von
ihrer Burg Klamm (nicht weit von Baumgartenberg) de Chlamma.
Da der in der Schenkung erwähnte Beinwald dem deutschen Könige
Konrad zur Nutzniessung gehörte, so bat ihn Otto um Bestätigung dieses
Kaufes und seiner Stiftung überhaupt, welches auch Konrad durch Ausstel-
lung einer eigenen Urkunde that2). Zum Zeichen, dass die Kirchen Sebnich,
Kreuzen, Pabneukirchen, Königswiesen, Dimbach, Münzbach, Mitterkirchen,
Saxen und Grein dem Stifte gehören und Niemand sich darüber das Patro-
natsrecht anmassen könne oder dürfe, musste von demselben ein jährlicher
Zins an das Bisthum Passau abgegeben werden3). Dieses von Otto errich-
tete Stift hiess zuerst von dem Namen des Ortes und der Pfarre, wo es ge-
gründet Avurde, St. Johann in Sebnich oder Sabenikke (ecclesia Sancti Jo-
hannis in Sabenikke4).
Die Chorherrn wohnten aber nicht im Orte selbst an der Donau, sondern
oben in der Burg Sabenikke, welche Otto ihnen übergeben hatte, auf dem
Gipfel des Berges oberhalb Sarmingstein, wo noch Ruinen eines grossen
Gebäudes zu sehen sind. Es wurde ja auch dem jeweiligen Pfarrer von Seb-
nich, einem regulirten Chorherrn, aufgetragen, sich von der Wohnung sei-
ner Pfarre täglich zum Speisen und Schlafen in das Stift zu verfügen5),
wie schon kurz angeführt wurde; jedoch kann dieses auch bloss von seiner
Wohnung ausserhalb der Clausur verstanden werden.
Nicht lange überlebte Otto seine Stiftung; er besass nun sehr weniges
mehr, wollte sich ganz von der Welt zurückziehen, nur Gott leben, im Klo-
ster Baumgartenberg sein Leben beschliessen, sogar seiner Gattin, jedoch
mit ihrer Übereinstimmung, entsagen und als Mönch unter dem Abte nach
seiner Anordnung leben. Es überfiel ihn aber eine schwere Krankheit und
er machte sein Testament in Gegenwart seines Bruders Walchun, des Abtes
Friedrich von Baumgartenberg und anderer Edlen. Er bestimmte sein gan-
zes bewegliches Gut für jenes Kloster und für Sebnich, der Abt des Erste-
ren solle die Theilung vornehmen; wenn aber der jetzige Bischof von Passau
1) Original. Auch bei Kurz, B. IV, S. 427—435. Acta sunt hec Patavie VI
idus Mai. Data Wienne 1147, XVII. Cal. Junii. Nos (Reginbertus) una cum Ottone
dominum Walchunum fratrem Ottonis et heredes ipsius post ipsum aduocatos
super memorato monasterio constituimus.
2) L. c. Kurz, IV, S. 424, Nr. III. Ex autographo. Data secundo Nonas Ju-
nii, anno 1147.
3) L. c. S. 436. Ex autographo 1147.
4) L. c. S. 427 — 431. Urkunde IV. Ex autographo. Parrochiam scilicet in
Sebnich, in qua monasterium fundatum est.
5) L. c. In der nämlichen Urkunde IV heisst es: Qui (Canonicus) et plebem
in divinis cum omni diligencia procuret et tarnen singulis diebus et ad refectorium
et ad dormitorium suum redire non negligat.
ii a
den Chorherren i - Ihnen der Dischef Reginberl
en halte, dann gehöre Vlies, iowob] das unbewegliche alt bewe
Gut dem Kloeter Baumgarten] le auch nein Schwert and
■eine Roetong am der Burg Greiffenstein, \\<> er damals wmt, nach Baom-
gartenberg, um dieselben dorl < i « » 1 1 darzubringen and als Opfer ig widmen;
•lies Mies geschah im Jahre UM ')•
Ottos Tod erfolgte aber sehr bald, nachdem es seinen letzten Willen
bekannt gemacht hatte, wie es der \l»t Friedrich \<>n Baumgar tenberg in
Relation erwähn! urde wahrscheinlich in diesem Stifte begraben, wo
ihm die dankbaren M.mebe ein Denkmal eiriehteten, welches lange bestand,
eher nach der AuflOSOBg des Stilles zur Zeit K. Jose! 11. bald EU Grunde
.i.i/i ist noch ein Grabstein vorbanden, welcher im Innern der Kirche
an der rechten Seite der Mauer befestigt ist und in aller Schrift l-'<»lgendes
enthält: Anno Doni MC. XL. VIII am w< ihnaehts Abent ist wegrabe der
epörfi hr. Graf Ott \ö machlat, Stifter des Gots-hans.
Dieses Datum stimmt übrigens eicht zu der im Teslamente angegebenen
Jahreszahl 1 14!>.
Nach Olto's Tode entspann sich ein heftiger Streit des Abtes Friedrich
gegen den Bischof Konrad von Passau und die Chorherren zu Sabenike we-
gen des Nachlasses desselben, denn als Otto gestorben war, verwendete der
»f die Güter der Chorherren zu seinem Gebrauche und verlangte noch,
er Abt die hinterlassenen Sachen zwischen seinem Kloster und denen
von Sabcnik theilen seilte"); dieser aber wollte vermöge der Klausel im
1 j Kur/, üjd. III, S. 385. Testamentum Oüonis de Machland 1 149. Ex codice
traditionum anno 1511 conscripto. Ego Ottode Machland gravi egritudine op-
o pro anima mea dispensars presente fratre meo Walchuno etc. Trado
igitur et jubeo, ut dentur omnia mobilia mea abbati de Bomgartenberge, qui pre-
sena est, inter utraque cenobia dividenda; scilicet S. Marie de Pawmgartenberg
Sabenich ; sub ea (amen cautione, ut, si episcopus Patavien>is
»liquid eorum dempserit, que a suo predecessore concessa sunt ecclesie S. Jo-
et sigillo communita ipsiu.s, omnia tarn predia quam mobilia pertineant ad
domum S. Marie de Pau mgartenberge. Renuncio hodie omnibus proprietatibus
atque uxori mee, ipsa annuente atque consentiente, victurus abhinc seeundum
jussionem abbatis, qui adest. Mittoque gladium racura per vos offerendum deo et
Marie cum reliquis armis meis ah isto loco, qui dicitur GriffenMain. acta
sunt hec anno ab incarnacione domini 1 149.
2) L. c. ßd. III, S. 386, 387. Nos vero e contra testamentum morte testato-
ri» confirinatiim, et nobilium personarum testimonium de illa donacione, que ab
ipso donatore novissimum spir i tum trahente iuerat dietata, ad confirman-
daro assercionis nostre partem parati fuin.us exhibere.
icto igitur Ottone viam universe carnis ingresso episcopus
Pataviensis bona per antecessorem preiato cenobio regulariom tradita u s i b u s
suis maneipavil. Kt ut res sub predieta conditione nobis oommissas cum re-
gularibus divideromus, a ooblfl ii itanter exigere coepit.
314
Testamente nun Alles an sich ziehen. Um den Streit zu schlichten, kam der
Abt von Eborach, Cistercienser-Ordens1), nach Baumgartenberg; der Bi-
schof suchte zu beweisen, dass jene Klausel nicht richtig wäre und wollte
dieses durch Zeugen beschwören lassen. Der Abt von Baumgartenberg war
bereit das Testament vorzuweisen, aber die Zeugen legten den Eid ab, wel-
chen er übrigens, in seinem Berichte über diesen Streit, für falsch erklärte.
Er begab sich nun persönlich zum Papste und legte ihm die ganze Sache
auseinander, welcher ihm auch ein Schreiben an den Erzbischof von Salz-
burg mitgab, worin er demselben auftrug, beide Theile vor sich zu berufen,
die Sache genau zu untersuchen und Zeugen, welche bei dem Testamente
gegenwärtig waren, zu befragen und Alles zur Entscheidung zu bringen.
Ein anderes päpstliches Schreiben sollte der Abt dem Bischöfe von Passau
übergeben, worin er bedauerte, dass dieser die Chorherren belästige und
ihm auftrug, die Sachen, welche ihnen gebühren, auch zu lassen oder dass
er sich dem Ausspruche des Erzbischofes fügen möchte. Dieser berief auch
ihn und die Zeugen vor sich, aber die Chorherren von Waldhausen appel-
lirten auf Anrathen und Befehl des Bischofes an den Papst, um den Ausspruch
des Erzbischofes zu verhindern und die Sache zu verzögern. Dieser wies
nun beide Parteien an den Papst und machte an ihn einen genauen Bericht.
Da nun die Sache so stand und der Bischof an dem guten Ausgange des
Streites für sich verzweifelte, so jagte er die Chorherren von ih-
ren Sitzen weg3) und übergab das Stift mit den Besitzungen einem Abte
seiner Diöcese und verhinderte so die gemachte Appellation3).
Diese ganze Sache ist übrigens dunkel, der Abt von Baumgartenberg
schildert den Bischof von Passau sehr arg, aber wohl nicht ganz mit Recht ;
er erwies ja den Chorherrn manche Wohlthaten, war bei diesem Streite
nicht ihr Gegner, sondern mehr für sie; es scheint fast, dass der Abt zu sehr
für sein Stift sorgen und Alles an sich ziehen wollte; wenn er ganz recht
gehabt hätte, so würde er sich schwerlich so leicht und bald in einen Ver-
gleich mit dem Bischöfe eingelassen haben, wodurch er den Chorherren zu
St. Johann einen Hof in Königswiesen und drei Weingär len bei Krems ab-
trat. Dieser Vergleich, welcher den Streit endigte, wurde im Jahre 1154
abgeschlossen4). Daraus geht zugleich hervor, dass der Bischof die Chor-
1) Ebrach in Oberfranken, Landgericht Burgebrach, im Steigerwald, Abt
Adam regierte von 1126 bis 1161, in welchem Jahre er am 23. November starb.
Ussermann, Episcopatus Wirceburgensis s. 337 und 338. Anmerkung der Redaction.
2) Dies bedeutet hier wahrscheinlich so viel als: Er nahm ihnen die Güter
weg, auf welche er Anspruch zu haben glaubte.
3) L. c. In jener Relation sagt nämlich der Abt ferner: Cumque hec neces-
sitas urgeret, utrosque examen apostolici moderaminis expetere, episcopus de
sua causa diffidens jam prefatos reguläres e suis sedibus ejeeit, ipsum
cenobium cum suis pertineneiis Abbati cuidem sue diocesis disponendum curavit,
sieque appellationem faetam impedivit.
4) Kurz, Beiträge. B. Hl, S. 396. Nr. V. 1154. Ex autographo. Hec facta
sunt 1154. Data ebelesberc. X. Kai. Julii.
318
is nicht um ihrem Stift« habe, de
ml waren auch später 1168 und I 1 *» I noch IQ Sebniei
si.iit .Muh keinen Grand ein. warum er sie soiii heben hab
nter den ('horbern i. dass
ii Thell derselben in einen unteren OH verneinte nnd ihnen nnen ei-
ih. Aher e mehrerer Cherherren er
nm diene Seil sehr wahrscheinlich, den n Ctrund davon tax«
ist nieht möglich, aher wir nieinen, dass wohl Manchen der Aufenthalt in
hohen, rauhen Gegend auf dem Her-e. welche den Stürmen sehr aus-
war, nicht sehr behauen m. chte und sie sieh in einer wärmeren an-
zusiedeln wünschten. Sie erhaueten sich daher, ungefähr eine Stunde davon
entfernt, ein neues Kloster in dem freundlichen und zugleich fruchtbaren
Thalo. von Waldern umschlossen und nannten es \V a I d ha u s e n. Nieht
alle Chorherren konnten gleich dahin ziehen, und manche blieben unter
einem eigenen Vorsteher in dein alten Sabenik, wie es noch 1161 der Fall
denn da erscheint in einer Urkunde Selker als Prepositus cenobii
S. Johannis in Sehnich und unter den Zeugen Berchtoldus prepositus in
Waldhausen (wo also dieser Name zum ersten Male vorkommt). Bischof
k-.nrad entscheidet in derselben einen Streit, welcher über die Grenzen der
Kirche am Berge Hengist bei Ardacker (die in einer Urkunde Bischof Re-
giabertl vom Jahre 1147 Niwnslat genannt wird und dann immer Xeusladl
-landen war, auf Bitten Selkers des Propstes und seiner Brüder
\.»m Kloster St. Johann in Sebnik *).
:on Kurz hat darüber seine Bemerkungen gemacht und glaubte, dass,
wenn es nicht ein Kehler des Verfassers des Urkundenbueh.es ist. damals
\htheilnngen der rcgulirlen Chorherren, nämlich Eine im alten Seb-
nich unter Selker, die andere unter Berthold im neuen Waldhausen
den haben isleher eines Stiftes gab es öfters, einen Pracpo-
situm primuin et seeundum '). Wir haben diese Urkunde auch unter den
vidimirten Abschriften gefunden15); der Inhalt ist der nämliche,
• r und Bert hold kommen vor. Wir können zwar über die Richtig-
er Angabe Kein Urtheil fällen, glauben aber, dass eine solche Tren-
nung aus der oben angeführten Ursache stattgefunden habe.
I i Kur/. B. IV. S. *40. Ex codice traditionum. N. VII. Urkunde des Bi-
II Konrad von Passau, da heisst es: Quod nos indueti preeibus dilecti
Fratri> \kcn pivpo.>iti et fratrum suorum de cenobio Sancti Johanna in
b etc. Intcr totes: Berchtoldus prepositus in Wald ha
Acta sunt hec in Khel.-perch 11 Gl, 1. .Mai (Datum eodem die et loco).
16, »i r.
Diese Abschriften, (reiche uns er.-t vor kur/.er Zeit durch die Güte eines
i. rur Hinsieht und Benützung überlassen wurden, sind in zwei Heften ent-
luden »ich solche Urkunden, welche auch noch als Originale
vorhanden sind, oder im UritaadeaaaelM oder im TraneetuaU dei Bfeeaonni
ri> roa Paatan IMv ron 1 1 * r Ua
1*9*. Dat. et act. Wienn«- ( 't * ' * (welehei Im Manna* zu Linz liegt)
316
Dass dieselbe nur einige Zeit dauerte und dann nicht mehr zwei Klö-
ster bestanden, sondern nur jenes neue Waldh aus en genannte, geht aus
der folgenden Geschichte, wo nur dieses mehr urkundlich erscheint, offen-
bar hervor. Es ist aber auch dieses Waldhau s en nicht ein ganz neues
Kloster, sondern nur die Fortsetzung von Sebnich, denn die Besitzungen
waren die nämlichen, welche früher die Chorherren daselbst hatten und es
war auch jenes, wie dieses, dem h. Johann dem Evangelisten geweiht.
Zu bemerken ist noch aus jener Zeit, dass der Bischof Konrad von
Passau dem Stifte Sebnich im J. 1158 das Pfarrecht und den Zehent inner-
halb des demselben von Otto gegebenen unkultivirten Landes (wenn es be-
wohnt und bearbeitet sein würde) bewilligte1).
Der «älteste Propst mochte Selker gewesen sein, dem Berthold
folgte. Nachher, in einer Urkunde, ohne Datum, aber zwischen 1172 und
1 190 ausgestellt von Diepold, Bischof zu Passau, der in dieser Zeit-regierte,
erscheint ein Heinrich als Propst des Klosters St. Johann zu Waldhau-
sen (welchen Hoheneck als den Ersten aufführt); der Bischof bezeugt in
derselben, dass der Propst dem Rudiger von Minebach die Besitzungen des
Stiftes in Königswiesen nur auf dessen Lebenszeit gegen einen jährlichen
Zins überlassen habe. Nach dessen Tode soll Alles wieder in den vollen
Genuss des Stiftes zurückkommen2).
Im Jahre 1189 verkaufte das Stift Waldhausen an das Domcapitel von
Salzburg seine Güter im Lungau mit allem Zugehör um 133 Mark Friesa-
cher Münze und einen silbernen Becher.
Es sind darüber zwei Urkunden vorhanden, die sehr interessant sind
und diesen Gegenstand näher auseinander setzen. In der ersten vom Jahre
1189 bezeugt Bischof Theobald von Passau, dass Gottschalk, Propst von
Waldhausen mit Übereinstimmung seiner Brüder (der Chorherren) die
Besitzungen im Lungau, welche dem Stifte Waldhausen von Alters her ge-
hörten, dem Propste Gundacher von Salzburg und dem Domcapitel um 110
Mark Friesacher Münze verkauft habe, um sich dafür näher gelegene Be-
sitzungen anzukaufen. Ohne Erlaubniss des Bischofes von Passau durfte
das Stift nichts von seinem Besitzthume veräussern, er bewilligte aber den
Verkauf und bekräftigte denselben mit Einstimmung des Vogtes von Wald-
hausen, des Grafen Otto von Velburg. Diese Verhandlung war nun geschlos-
sen und gültig, allein einige Mitglieder des Stiftes zugleich mit einigen
vorkommen, aber auch viele andere, welche in allen jenen Sammlungen
nicht erscheinen, und von denselben werden die meisten im Verlaufe dieser Ge-
schichte angeführt werden. Die Vidimirung geschah zu Linz am 1. December 1661.
Die Unterschrift am Ende eines jeden Heftes lautet: Collationirt gegen denen mit
uralten Literis auf Pergament Productis und seynd diese Copien mit selben glei-
chen Inhalts. — Winterfeld, qui act. in causis piis.
1) Kurz, Bd. IV, S. 438, Nr. VI. Ex authographo. Acta auf der Synode zu
Mautern.
2) L. c. S. 443, Urkunde VIII. Ex codice traditionum. Zwischen 1173
und 1190.
81*3
Schwestern war die Bezahlung in ind lie baten 5ften
| ,|,.n Kant für nnlr er niehl mehr. aber
er rerwendete ^i»- 1» beim Propete Gnndaker, »ich noch an einem
ig« heriuliess. Dieter geJi Italien noch 16 Mark Frieeacher-Mttnse
sammt einen lilhernen Becher und ie wurde dann der Kaaf darcii
Zustimmung der C h q rii i rre b . de r L al e n b r ü de r o nd No b nea
von Waldhaasea engeecn fe neaerdingi bekräftigt, und
die Urkunde ron \i< Lbten, ausgefertigt und dann
Dieee Verhandlang geeehah zu Krems im Juli ').
Diese Urkunde nrnrde rom Bischöfe sehr wahrscheinlich dem Propste
und dem Convente ron Waldhanaen ausgestellt, aber der Propat Gondaker
und das Capitel von Salzburg bedurften auch einer solehen Bestätigung des
I und lie erhielten eine eigene Urkunde darüber, jedoch erst im fei-
genden Jahre 1190. In dieser ist noch vieles mit den nämlichen Worten
enthalten, wie in «1er vorhergehenden vom J. 1189, aber manche andere in-
Umettnde werden noch erwähnt, die sich etwas später zutrugen
und welche Iheili zur Geschichte des Kaufes gehören, theils die Folge
zweier Propste von Waldhausen nach einander in jener Zeit erwähnen, die
nirgends vorkommen. Zuerst werden nämlich jene verkauften Guter
genannt, im Lungau, zu Ke telenb r ukke und Junah, der Verkauf
1 | Original im k. k. geheimen Hausarchive zu Wien. Abschrift im Museum
zu Linz. Auch im Salzhurger-Kammerbuche im Hausarchive.
Wir heben das Wichtigste davon aus.
Theo bald us. — Eapropter innotescere uolumus, quomodo Gotescalcus
Wallh'.i »positos BBS cum con sensu fratrum suorum possessiones
queeunque in Lungov ecclesie Walthuscnsi attinebant — cum omni integritate
quo e ad ein predia sie ex antiquo pertinebant ecclesie, Gundacbero Salzbur-
, reposito et eiusdem ecclesie choro — pro centura et decem marcis
monete uendiderit atque tradiderit, salubri super hoc babita
deliberatione, ut ex eodera precio uiciniora et comodiora predia sue conquirerent
ecclesie. — Ilis sane tain congruo racionis raoderamine peractis, contigit quosdam
walthusensis ecclesie fratressimul cum sororibus cassa plenitudinis mo-
bilitate (sie) super uendicione eorundem prediorura intensius turbari, a sepe nu-
mero dietara conuencionem in irritum a nobis reuocare instantes postulare. Illo-
rum itaque inconsiderati ausus importunitati quamquam usus et equitatis eeBSBrs
is esset contraria, nostri tarnen interuentu consilii prememoratus Salzbur-
gensis prepositus suorum assensu fratrum uoluntati nostrae eeasneiai >;itisfacere
marca UMCSBSis monete Walthusensi preposito et ecclesie sue collegio
uoa cum ejphs argentco superaddidit ac domum totiui e o n g r e gac i <> n i s
tarn cleriocor um quam fratrum conuersorum et sanetimonialium
WaltBBSSBSil ecclesie oblento in predieta uendicione i
ipsura roborari nostroque iure ;ic beneuolencia petiit consummari (was er auch
bewilligte). Acta «unt bec anno incarnacionis domini M. C. L. XXXV1III inense
Julio in capilulo celebrato <
318
geschah mit Übereinstimmung mehrerer und höherer Brüder (wahrschein-
lich der Priester), nicht aller; der abgeschlossene Kauf missfiel dann eini-
gen Brüdern und Schwestern, weil ihnen der Preis zu gering erschien und
sie verlangten eine Daraufgabe. Der Bischof rieft dieses endlich auch dem
Propste Gundaker an und er gab noch zu dem bestimmten Preise 15 Mark
Friesacher Münze, und aus eigener Freigebigkeit noch acht Mark, drei
nämlich für die Schwestern oder Nonnen und fünf für den übrigen Convent,
und einen silbernen B e eher im Werthe von acht Talenten. Darnach
wurde der Contract vom ganzen Convente, den Brüdern und Schwestern,
unterschrieben und an den Bischof geschickt, welcher denselben besiegelte
und von vielen Zeugen unterschreiben Hess. Aber nun resignirte der Propst
Gottschalk seine Würde, (wahrscheinlich hatte er grossen Verdruss im
Stifte wegen jenes Verkaufes) und Sigehard wurde an seine Stelle erwählt
(was also zwischen 1189 und 1190 geschah); da bezahlte nun der Propst
Gundaker in der Versammlung zu Krems in der Mittfasten (media quadra-
gesima) das noch rückständige Geld, was er dem Stifte Waldhausen ver-
sprochen hatte, aber dem Propste Gottschalk noch schuldig geblieben war,
dem Propste Siegehard vollständig, und so erhielt er wieder die Zu-
stimmung desselben und der Chorherren in Gegenwart des Bischofes und
des Capitels, der alte Contract wurde neuerdings bestätiget. Man suchte
dabei auch die Einwilligung des Grafen Otto von Valburg als Vogtes des
Stiftes Waldhausen nach, welcher dann die Delegation jener Güter in die
Hände Heinrich'sdes Grafen von Piain (Plagin) in feierlicher Versammlung
des H. Leopold's von Österreich zu Mautern legte, um die Güter auf den
Altar des heiligen Rupert in Salzburg zu legen. Otto resignirte zugleich
auf seine Vogtei um den Preis von 24 Talenten, welche er von Gundaker
erhielt.
Nun werden in der Urkunde die Zeugen dieser Delegation und der
Entsagung der Vogtei angeführt. Dann heisst es weiter: Nachdem nun das
Geld an Waldhausen und Otto Von Velburg ganz ausbezahlt war, hat Hein-
rich von Piain jene Güter dem Propste und dem Capitei von Salzburg mit
seiner Vollmacht übergeben. Nun kommen die Zeugen auch darüber. End-
lich schloss der Bischof Theobald die Relation, siegelte dieselbe und Hess
sie neuerdings von Zeugen unterschreiben, worunter Otto, Bischof von
Bamberg und Otto, Bischof von Freising die merkwürdigsten sind1).
1) Nach dem Originale im k. k. geheimen Hausarchive (Abschrift im Museum
zu Linz). Sine loco 1190.
Theobaldus Gundachero Salaburgensi preposito et eiusdem ecclesie choro in
perpetuum. — Eapropter innotescere uolumus, quomodo Gotescalcus Walthu-
sensis prepositus una cum consensu fratrum suorum plurium et me-
liorum predia, queeunque in Lungowe et Ketelenbrukke et Junah ecclesie Walt-
kusensi attinebant — uendiderit atque tradiderit. Dann wie in der vorhergehenden
Urkunde, nun folgt weiter : Hiis ita peractis contigit quibusdam fratribus et so-
roribus Walthusensibus predietam uendicionem displicere, quia asserebant predia
illa precio minus iusto uendita fuisse addique sibi aliquid debere. — Preposito
;; i g
Diese* Yerhaules, aller zum Jahre 1 D.IO. erwähnt auch knch-Slernleld
■ehr kuri und nicht gani deutlich, und erkllrl Ketelenbrakkc (ralgc
delhraek) durch L agerh c B e u e und .in nach durch Aaanaa h1). 0hi
■ehcn wir aus diesen Urkunden, dass damals auch ein Nonn eil- K logter
in Waldhaoaen beatand, nrai auch bei anderen iüdetera ron Chorherren der
l'all war.
Zwischen I l'H und IS04 entschied der Bischof \\ (.liier von V
einen Streit /wischen Waldhauscn und Radiger von Senftenbcrg üln
liarkl iesen, dahin, data Radiger dafür dem Stute jährlich zwölf
Schillinge am St MichaeUtagC zahlen solle; wenn er Letzteres vernachläs-
sige, so Leinte er im ersten Jahre darnach einen Schadenersatz von zwei
uten-).
Sal/.burgensi Gundakero persuasiinus, marcas XV monete friesacensis suporad-
dere, quod et feeit, et insuper, ut omnis sopiretur controaersia, addidit ex sua
iiberalitate inarcas octo, tres sororibus, quinque conuentui reliquo, nee non et
cvphum argenteum octo talenta ualentem. Der Vertrag wieder vom Bischöfe be-
t. dann heiaat es : Post bec uero cum Gotescalcus Walthusensem
resig nässet preposituram eique Sigebardus ad illam canonice electus
substitutus fuisset — Gundakcrus, ut factum suum ex omni parte firmuin et immo-
bile pennaneret, in capitulo nostro in media quadragesima Chremse habito resi-
duum peeunie Walthusensi ecelesie promisse, quod Gotescalco priori preposito
minus dederai, Sigebardo successori suo et fratribus Waltbusensibus pleniter per-
soluit, et sie iterura consensum eiusdem Sigehardi et fratrum suorum (reeepit),
icneta nostri et capituli contraclus superior confirmatus est. Adhuc autein,
ne alieuius, ad quem res ista aliquomodo speetabat, fauor deesse uideretur, que-
situs est assensus Ottonis comitis de Velburch. Walthusensis ecelesie aduocati,
qui delegacionem prediorum predictorum bona sua uoluntate in manus nobilis uiri
Heinrici comitis de ptagin in solempni Liupoldi ducis Austrie placito apud Mutarn
ut et ipse Cornea Heinricus uice comitis Ottonis ipsa predia super altare
saneti Houdberti Salzburch delegarel. Juri quoque suo, quod in aduocacia corun-
dem prediorum idem Otto comes habebat, reeeptis super hoc a preposito Sal/.bur-
dundakero XXIIII talentis penitus renunciauit. Nun folgen wieder Zeugen
über die Delegation und Renunciation ; endlich heisst es noeb: Postmodum uero
Heinricus de plagin peeunia Waltbusensibus et aduocato ad plenum soluta de
fide delegacionis commonitus predia suprascripta, sicut ei a comite Ottone fuerat
-sura, super altare saneti liodberti Sal/.burch manu potestatiua delegauit,
ut*nlil Itibva (dfe nun aufgeführt werden). Acta sunt bec anno incarna-
doiuini 1 1
1 ) l B aar deutschen Länder-, Völker-, Sitten-
und Staatenkuml.-. I;. III, S. ,|. Mümhen |
I Chorfaerrn Kur/, von Florian, aber in dessen Werken
I.endelbruck liegt am Kiole des Lungaues
an der Grenze v.
l'.x codice traditionum. Nr. IV..
320
1204 befreite H. Leopold VII. von Österreich das Stift Waldhausen von
aller bisherigen Mauth des Getreides und dessen Sachen in der Stadt Stein
und auf der Donau hinab und herauf für die Schiffe desselben, wegen der
Armuth und rauhen Lage des Stiftes1).
1213 nahm Kaiser Friedrich II. das Stift Waldhausen in seinen beson-
deren Schutz und stellte darüber eine Urkunde aus 2).
Im Jahre 1227 am 4. Juni entschied H. Leopold VII. als erwählter
Schiedsrichter einen Streit zwischen dem Propste Herrand von Wald-
hausen und Ulrich von Saxen über drei Höfe, welche gewöhnlich Lehen
hiessen ; es sollte nämlich der bessere Hof von diesen dreien alsogleich an
das Stift kommen, aber die übrigen zwei soll jener Ulrich bis an sein Le-
bensende besitzen, dann müssen auch diese an das Stift kommen zum ewigen
Besitze 3).
In einer Urkunde, zwischen 1227 und 1232 ausgestellt, wodurch Bi-
schof Gebhard von Passau einen Streit entscheidet zwischen dem Pfarrer
von Saxen und Heinrich von Ernsteg über die Filiale Hofkirchen, ihre
Rechte und Grenzen, kommt unter den Zeugen auch Herrand, Propst von
Waldhausen vor*) ; er soll diese Stelle von 1227 bis 1232 bekleidet haben5).
Um diese Zeit, nach 1230, entspann sich ein heftiger Streit zwischen
dem Stifte Waldhausen und der Gräfin von Peilstein wegen des Zehentes
zu Simonfelden; er kam sogar vor den Papst Gregor IX., welcher den Abt
von Baumgartenberg und die Dechante vom Stifte St. Florian und von Enns
als Richter in dieser Sache aufstellte. 1230 kamen sie zu Enns in der St.
Georgenkirche (welche einst auf dem Berge ausserhalb des Schlosses Enseck
stand) am 15. Juli zusammen und hörten die Klage des Propstes und des
Chorherrn Marquard von Waldhausen. Dieser hatte ein Citationsschreiben
an Albero von Arnstein überbracht, welcher ihn sehr schlecht behandelte,
ja umgebracht hätte, wenn ihm nicht ein Ritter zu Hülfe gekommen wäre.
Marquard klagte nun über diese Behandlung und verlangte Gerechtigkeit
\
1) L. c. S. 445. Ex autographo. Acta in cena domini apud niwenburch
(Klosterneuburg) 1204.
2) L. c. S. 446, Nr. XI. Ex autographo. Data apud Augustam XI. Calend.
Aprilis. Anno regni nostri Romani primo (1213).
3) Meine Geschichte des Landes ob der Enns. Linz 1846. Erster Band,
S. 278. Nach dem Originale im Museum zu Linz. Actum in augea Renninge.
II. Nonas Junii. In den vidimirten Abschriften heisst es : Augea Benninge.
Ist zu lesen: 'Actum in augea Remnige', wie aus von Meiller's Regesten
S. 157, Nr. 42 vom 31. Mai 1237 zu lernen war, und zwar aus folgender Stelle
der dort aus dem k. k. geheimen Hausarchive aufgeführten Urkunde: 'in quadam
insula Danuhii, que uocatur Raemnich.' Zu vergleichen mit Regestum Nr. 217 auf
S. 140 desselben Werkes. Zusatz der Redaction.
4) Kurz, Bd. IV, S. 448, Nr. XII. Ex codice traditionum. Ohne Datum.
Bischof Gebhard trat 1232 ab. Hofkirchen war einst eine Filiale von Saxen, besteht
aber jetzt nicht mehr.
5) Nach Hoheneck.
321
u ii ti beeidete seine Vassage. Der Propst meldete, dasi Ihm jener Zehen!
\ »o Shnanfelden ein«! von den dichtem, n&ralich dem A l>t «* \ <>n Bautngarten-
and den Pröpsten von si. Nikol* and si. Ploriao, ^gesprochen wor-
den, »lass er abi Jahre deMelben beraub! gewesen sei; die G
rt* Peilstein habe sieh denselben i I und durch si.- Überkam jeuer
Alben» «im Bebest; Öftere trollte ein Chorberrdes Stiftes denselben ein-
sammeln, er wurde aber inuner ron Albero und seinen Leuten daran mit
'i \ erbindert.
Die päpstlichen EUchter su Enns sprachen mm <\vn Rann über ihn und
seine Leute aus, nur die Taufe der Kinder und das li. Sarrainenl ii'ir die
D erlaubt, und sie verurlheillen ihn auch zum Ersatte des
durch seehs Jahre zurückgehaltenen Zohentes. Sie thaten ferner in Bann
die Gräfin von Peilstein wegen ihrer Hartnäckigkeit und weil auf ihrem
Antriebe (auctoritate ejus) Albero dieses gethan halte; sie warteten jedoch
bei ihr eine bestimmte Zeit auf Besserung1). Da aber diese nicht eintrat
er Frist, su war der Bann giltig. Nun ergriff sie die Furcht und sie
bat um Lossprechang vom Banne; sie musste vor den Richtern, dem De-
ch.mte von St. Florian und jenem von Enns (der Abt war dabei zu sein
verhindert), erseheinen und schwören den Richtern zu gehorchen und die
Zehente dem Stifte ruhig zu überlassen, was sie auch that2). Sie berich-
dem von Arnstein, und trug ihm auf, nicht weiter in ihrem Namen das
Stift in Einsammlung des Sehentee an hindern3).
1*31 bestätigte K. Friedrieh II. dem Stifte Waldhausen die obenge-
ii Pril ih-uicn II. Leopold'« VII. von Österreich vom J. 1204 *), und in
dieser Urkunde erseheint der Propst Hartwig. 1240 befreite II. Frie-
drieh II. von Österreich alle Güter des Stiftes von der Gerichtsbarkeit der
im Machland und in der Stadt Laa von allen Forderungen derselben
iütern in der Nahe derselben, derjenige, welcher zur Zeit Richter
oderPrtfecl dieser Stadt sein wird, sei auch der Vogt für diese Besitzungen 5).
I ) Km/ IV. S. 'i"»(i. I]\ aatSfrapbo, Nr. Xllf. Data 1230. In divisione Apo-
- Juli) apud Anesum in ecclesia Sancti Georii.
i. \'.\ codice tradilionum 1233. Sententia lata de decimis per
Km/, drückt den Tag nicht aus. aber in den vidimirten Abschriften heisst
Idibus Aprilis.
I. V'.x BUtograpbO. Kpistola comitisscde Peilstein ad Alberonem
:. !li.
. Nr. I'i. l.x aulographo. Actum et datum apud Wiennam 1234
iv bemerktoi iasa <t <• i- Kaiser erst nach Weihnachten
DB, stae «lie Urkunde erst im Jahre i*87 daselbst
ausgcstell ms,
i r.-ichische Gochiclite und Literstar 1813, Hit. II.
RegeM hi, \b\>>. I geheimen Efanssrehires ex codice
trnditi . — Ut nullus unqnam judicum aut pivf.ctnrum BOStrorom
täte nostra Ls aliqr.am sil)i Jurisdictionen) aut proventuum rec^ptionem aut
quamcuufpie exactionem debeat in prediis ecclesie dicte, civitat i metuorate adja-
. I\. >l
322
Aber noch im nämlichen Jahre zu Krems dehnte er diese Befreiung
auf alle Güter des Stiftes aus und setzte die Richter im Machland und in
Laa als Beschützer oder Vögte ein *). Eine andere Urkunde findet sich nur
in den vidimirten Abschriften vor, ebenfalls von H. Friedrich II., worin er
dem Stifte auf dessen Gütern das Futter, welches sonst ihm gehörte, für
sich selbst zu benützen erlaubte. Die Schlussformel ist die nämliche, wie in
der früheren Urkunde; sie ist ohne näheres Datum vom J. 1240, höchst
wahrscheinlich aber aus der Zeit, wie die vorige 2).
Als Kaiser Friedrich II. nach dem Tode H. Friedrich's II. im Jahre 1 246 den
Grafen Otto von Eberstein zum Statthalter in Österreich ernannt hatte, bestä-
tigte dieser dem Stifte Waldhausen die vorhergehende Urkunde H. Fried-
rich's II. von 1240 wegen Befreiung der Güter von den Richtern im Machland
in Ansehung der Jurisdiction und der Forderungen von Abgaben 3).
Nachdem Ottokar von Böhmen Herzog von Österreich geworden war,
erwies er auch dem Stifte Waldhausen einige Wohlthaten; er bewilligte,
dass es das Marchfutter (Futter für Pferde) von seinen Besitzungen nicht
mehr an ihn abliefern müsste, sondern für sich verwenden könnte *), 16. Fe-
bruar 1252. Auch bestätigte er am nämlichen Tage das Privilegium H.
Friedrich's vom J. 1240 wegen Befreiung von der Jurisdiction von den
Richtern im Machland 5).
centibus vindicare, sed eum, qui pro tempore ejusdem civitatis judex fuerit aut
prefectus, possessionibus denominatis constituimus defensorem. (Ist auch in den
vidimirten Abschriften so enthalten.)
1) Kurz IV, S. 458, Nr. 15. Ex autographo. Der Anfang ist, wie in der vor-
hergehenden Urkunde aus dem Notizenblatte, nur das „civitati (La) predicte ad-
jacentibus" bleibt aus, aber dann heisst es: Sed eos, qui pro tempore in memo-
ratis locis judices fuerint aut prefecti possessionibus denominatis constituimus
defensores. In hac forma, ut nihil racione aduocacie nostre aut pretextu tui-
cionis sue a sepedictis prediis debeant aut audeant usurpare. Dann kommen die
Zeugen und endlich heisst es: plures equidem aderant huic donacioni nostre so-
lempniter facte, quorum omnium nomina exprimere non oportet. Die Urkunde ist
ausgestellt vom 31. Jänner 1240 in Krems. (In den vidimirten Abschriften lautet
es auch so.)
2) Diese Urkunde lautet vollständig, wie folgt : Friedericus, dei gracia dux
Austrie etc. paupertati siquidem dicte ecclesie consulentes intuitu divine remune-
racionis fratribus ibidem deo famulantibus hanc graciam indulgere uolumus et
conferre, ut proventus illos in prediis ipsorum, qui ad nos racione fodri spec-
tare uidentur, in subsidiura prebende sue usibus propriis perpetuo debeant vindi-
care. Die Zeugen sind fast die nämlichen, wie in den vorhergehenden.
3) Kurz IV, S. 460, Nr. 16. Ex codice trad. Datum apud Cremis 1247,
X. Cal. Novembris.
4) L. c. S. 460, Nr. 17. Ex autographo Datum apud Heimburch 1252,
14. Cal. Marcii.
5) L. c. S. 462. Ex autographo Nr. 18, 1252, 14. Cal. Marcii. Apud
Heimburch.
823
Im .1. 18M verlieh der BieehefOtte \<>n Paeaan auf Bitten iei Prep
Prieeriei den Stifte die Einkünfte der Pfarre Mitterkirehen, irorabev M
das Patronatsivehl hesass, damit es einigen NotieB habe, weil ftg dureh
ibranst, Rlnhereien und bftae MeBseheo iehr herobgekemmeii war ').
Per Papst Alexander be i m Stifte diese Einverleibung ewi
|*M und i2tii
Im lehre IM9 ertheiltc König Ottokar von Bahnen und Herzog von
Osterreieheeinem Richter im Maeniand den Befth], ilas Still bei den vorigen
Reehten und Privilegien an beeehfktsen, erelehc demselben die Herzoge
Leopold und Friedrich ertheilfl hatten :1). Er befreiete auch am nimliehen
das Stii't ren Haoth und Zoll bd Stein und Vhlis. nie eeeehon Mher jene
ige gethen hatten 4).
1879 rertanachte Waldhanaen an Ulrich von Capellen Renten zu K.»-
nigswiesen 5).
1M0 geh \delheid. \V itwe Kriedrich's von Winnberg, dem Stifte Wald-
l ein laut in (iutenbach im Orte Prandstatt und einen Grund zu Khaln-
berg zur jahrliehen Bezahlung eines Pfundes Pfennige am St. Miehaelstage
für ihn und ihres Gatten Seelenheil 6).
t bestätigte Herzog Albrecht I., aus dem Hause Habsburg, dem
Propste Friedrich und dem Convente von Waldhausen die alten Privile-
gien Leopold's und Friedrichs und stellte darüber eine Urkunde aus 7).
L88i \ ertauschte Ulrich von Haus seine zwei Güter bei Dimbach an
Waldhausen gegen zwei andere bei Klamm8).
128? erklärte Ulrich von Krotenthal mit seiner Gattin und seinen Kin-
dern, dass er dem Priester (sie) Ru ge r und dem Convente von Waldhausen
unter der Form eines Tausches für immer angewiesen habe in dem Märthofe
s<hillinge Pfennige zum Fruchtgenuss (usibus fruetuariis), Ruger
der Propst des Stiftes und der Convent überliessen dagegen Einkünfte,
ier Schillingen in Elmbach an dem Lehen, wovon er jedoch jährlich
dem Stiit am 1. September dienen solle 9).
1204 verkaufte Propst Pcrthold von Waldhausen mit Einstimmung sei-
nes Capitels ein Talent jährlicher Einkünfte, welches auf zwei Lehen im
1) Km/ IV. S. ifi .!, Nr. 19. Ex codice traditionum. Datum Patavie 1256, Nonis
Aprilis. — Auch das Original ist im Museum vorhanden.
Nur in den vidimirten Abschriften, aber ohne Angabe des Jahres und Ortes.
Kur/. IV, - .<<). Ex autographo. Datum Präge 1269, .'!. Nrn.. Marcii.
%) L. c. S. %65, Nr. 21. Ex Autographo. Datum Präge 1269, T. Nun. .Marcii.
5) Orlg. im k. k. geh. Archiv.
6) In den vidimirten Abschriften. Datum in Waldhausen 1280, Pridie N'onaa
Mai. — Original im Mu.mmhii u Linz, 6. Mai.
7) K;;/IV. ix autographo. Datum in castri> apud Weruen-
Stein |S8%, I MI. M . Juli). Weinstein.
8) Original von Waldbausen im Museum zu Lii./.. I38S, «tut. Waldhausen.
9) Nur in den rMintrtea Ahaebriftao, Unter den Zeugen: Hugerus pre-
positus de Waldhausen, Otto Decanuö etc. | Junii.
324
Dorfe Vransen das Stift besass, an Ebro den Abt von Zwetel um acht Ta-
lente gewöhnlicher Pfennige, die auch bezahlt worden sind, für ewige
Zeiten 1).
1295 verkaufte der Propst Berthold ein halbes Talent jährlicher Ein-
künfte, weniger 13 Pfennige, welches das Stift besass auf einem Hause zu
Stein, vulgo in der Reinsperre, dem Abte Ebro von Zwetel um vier Talente
Pfennige, welche richtig bezahlt wurden a).
1299 kaufte das Stift Waldhausen einen Weingarten zu Stein um 12
Pfund Wiener Pfennige 3) und im Jahre 1300 den Drozzenhof *).
Gegen Ende dieses Jahrhundertes (vielleicht aber auch schon viel
früher) hatte Ulrich Graf von Vellburg, weil er nach Jerusalem zu reisen
im Begriffe stand, sein Testament aufgesetzt und er vermachte dem Stifte,
wenn er sterben sollte, vier Lehen in Stranzendorf auf ewige Zeiten; es
sollen den Chorherren Fische gegeben werden im Advente und in der Fa-
sten, der Propst soll die Einkünfte davon immer dazu verwenden 5).
Nun wollen wir noch die Pröpste anführen, welche seit der Gründung
des Stiftes 1146 demselben nach dem Verzeichnisse bei Hoheneck vorge-
standen sein sollen, und jene, welche urkundlich erscheinen.
Nach Hoheneck: Heinrich I. bis 1151. Selker bis 1162. Fried-
rich I. bis 1167. Albert bis 1179. Hartandus 1180— 1196. Mangold
bis 1200. Berthold I. bis 1206. Marsilius bis 1224. Sighard bis 1227.
Her ran d bis 1232. Dietmar bis 1236. Erticus bis 1242. Otto, wel-
cher ertrank 1254. Embicus bis 1256. Friedrich II. ohne nähere Be-
stimmung. Paulus (von Ybbs gebürtig) bis 1260. Friedri eh III. bis 1286.
Rudiger bis 1287. Johann (von der Weyden) bis 1291. Berthold II.
bis 1307.
Urkundlich erscheinen nur folgende Pröpste :
Selker und Berthold I. 1161. Heinrich zwischen 1172 und 1180.
Gottschalk 1189. Sighard 1190. Herrand zwischen 1227 und 1232.
Hartwick 1237. Friedrich 1256, derselbe oder ein anderer Fried rieh
1281, 1284. Ruger 1287. B er t hold II., dessen Regierung des Stiftes sich
jedoch in das folgende Jahrhundert hinüber erstreckte.
Im 14. Jahrhunderte wird die Geschichte des Stiftes reichhaltiger und
es erscheinen auch mehrere Pröpste in den vielen Urkunden aus dieser Zeit.
1306 erklärte Ruger der Propst von Klosterneuburg, dass Leopold der
Messerer und seine Hausfrau Kunegunde ihrenWeingarten in der Kollgrueb
ein halbes Joch begreifend, verkauft haben an Berthold, Propst von
1) Fontes rerum austr. Herausgegeben von der historischen Coramission
der k. Akademie der Wissenschaften in Wien. Zweite Abtheilung, B. III, 1851.
Liber fundationum monast. Zwetlensis. Ad annum 1294 et 1295. Acta sunt hec
in Zwetel 1294, XI. Cal. Maij.
2) L. c. Actum et datum in Walthausen anno 1295.
3) Copie eines Kaufbriefes.
4) Auch nach einer Copie.
5) Kurz IV, S. 468. Ex codice trad. sine nota anni
828
n, hui || Pfand Wiener Pfennige vor «t.ni K&mmerer Hern»
Bertholden and mil leiner Hand, ireil er deeielben Weingarteni rechter
aeiater lel '). i^<>; beetitigte der Bioehof Bernhard roa Paaean einen
Kaaf den Stiftee ; atmlieh Konrad von Spannberg verkaufte den ihn
rigen Weinberg i»«-i Kollngrueb in <I<t IVeidnieh an <1<-ii Propel Bertheld
und an die Chorherren in Waldhaasen am 81 Pfand gewöhnlich« Mflnze -"».
Berthold der Propel ron Neabargerklirte bald darnach, data er diesen
Wein! lieh ledig mach«
Im nämlichen Jahre bekrftftigten Seifried von Haaelan und Sophia seine
llaustVau. dass Hartneid von Nenendorf, ivelchei liegt '»«•i Statx, mit ihrem
Willen verkauft habe dem Propate Berthold und dem Stifte Waldhausen
Lehen, die er von ihnen halte, bei Nenendorf; und ein halbes Lehen zu Feld
um 16 Pfund und 60 Pfennige Wiener Münze und Haaelan erklärte zugleich
jene Lehen als freies Bigenthom *).
Der Propst Berthold muss bald darnach gestorben sein, denn im Jahre
finden wir schon Heinrich als Propst zu Waldhausen in einer Ur-
kunde, worin Berthold der Propst von Neuenburg den Kaufeines Weinber-
it&tigte, welchen Heinrich Propst um 40 Pfund Wiener Pfennige
lorena Pfarrer zu Münzbach erkaufte und worüber das Stift Neuburg
•rgrecht besass •'').
Er starb aber schon im Jahre 1310, und 1311 finden wir urkundlich
Gcrung als Propst des Stiftes; denn am 18, März 1311 erklärten Meinhard
von Österburg und seine Hausfrau Sophie, ihr Sohn Ulrich und ihre Toch-
lie ihr eigenes Gut, gelegen im Utenthal, dem Propste G e-
rung und dem Stifte verkauft haben um 70 Pfund W. Pf. 6).
Am 1. November d. J. verkaufte Getraud von Smidah an das Stift
Waldhaasen einen Weingarten zu Stein ").
ISIS verkaufte Katharina von Wunnberg ihr eigenes Gut zu Dross an
den Propst Qerong um 110 Pfund W.Pf., wovon er schon 60 Pfund bezahlt
habe; für die übrigen 60 Pfund soll das Stift ihr bis an ihren Tod eine
i -Pfründe gänzlich alle Jahre geben, aber ohne Essen und Trinken8).
ISIS bewilligte Bischof Bernhard von Passau den Verkauf einiger Be-
il,irrers Laurenz von .Münzbach an den Propst Gerung 9). An
diesem verkauften im nämlichen Jahre Herbort der Lemperger und Agnes
1) Nur in den vidimirten Abschriften. Geben zu Neuenburg 1306 an uuser
len Abend /.u Lichtmess.
D»tam Wi e 1307, 6. Id. Januarii.
nburgae 1307. Am Tage St. Erhard.
Il den vid. Ab-cl. ritten l.;o7. Fn die Mord Kuangeliste.
Nur la len vidimirten AI.M-hrilten. Datum Neuuburgae 1308, in die un-
millia virginum (31. October).
6) Original von Waldhau».-,,. Datum Waldhausen 12. Min 1311.
7) Original. Datum \S ,1. Nov. 13 1 1 .
8) Original von Waidhaii>en. Winnie 181*, :»{). September.
9) Original. Datum Wienne 1313, 2. Januar.
326
seine Hausfrau die ganze Eigenschaft des Hofes zu Innerfeld im Machland
um 40 Pfund W. Pf. *>.
1314 lhat Friedrich der Harlunch kund, dass er dem Propste Gerung
von Waldhausen eine Hube verkauft habe, welche auf dem Ludwigsberge liegt,
um 38 Pfund W. Pf. 2). Und Heinrich der Fleischer verkaufte dem Propste
Gerung die Mühle an der Sebnich bei Waldhausen um 14 Pfund W. Pf. 3).
1315 erklärte Johann von Chapell, dass er das Gut, welches Meinhard
der Burger von Dimbach und seine Erben von ihm zu Lehen hatten, das in
der Pfarre Waldhausen liegt und heisst „in der Steinach", als freies Eigen
gegeben habe dem Propste Gerung und dem Stifte Waldhausen 4).
Noch in diesem Jahre scheint Gerung resignirt zu haben oder ge-
storben zu sein, denn wir finden schon den Marquard als Propst von
Waldhausen (welcher übrigens bei Hoheneck gar nicht vorkommt) in einer
Urkunde, wo von Beendigung eines Streites die Rede ist, welcher zwischen
jenem Marquard und dem Propste Hartmann von Ardacker über die Pfarre
Neustadl in der Nähe statt hatte und welcher dahin entschieden wurde, dass
Waldhausen wie bisher das Patronatsrecht darüber mit einem jährlichen
Zinse besitze, aber der Propst von Ardacker könne aus seinem Convente
einen Priester dem Propste von Waldhausen vorschlagen, der ihn dem Bi-
schöfe von Passau als Pfarrer präsentiren müsse 5).
1317 versetzte Heinrich der Fleischsetz dem Stifte Waldhausen die
Mühle zu Hohenrinne nahe demselben um 14 Pfund Pfennige 6), und es
kaufte von Ulrich Harlunger die sogenannte Krämelmühle 7).
Auf Marquard folgte, unbekannt in welchem Jahre, vielleicht 1318,
Ulrich (Pernauer) als Propst von W'aldhausen.
1319 übergaben Hermann der Grazer und Adelheit seine Hausfrau dem
Stifte zu einem Seelgeräth für sich zwei freie Hüben in vollen Besitz. Eine lag
in der Pfarre Münzbach und hiess „auf der Oed", die andere in der Pfarre
St. Georgen am Wald und hiess Pruck. Die Urkunde war versehen mit den
Siegeln Hannsens von Chapell, Albrechts und Hadamars von Volkenstorf 8).
1320 heisst es in einer Urkunde: Hanns von Chapell thut kund, dass er
das Gut, welches Heinrich der Payr von Werfenstein und seine Erben von
ihm zu Lehen hatten, frei gemacht habe dem Propste Ulrich von Wald-
hausen. Zeugen: Haug von Reichenstein, Albrecht von Volkenstorf, Heinrich
von Oedt u. s. w. 9).
1) In den vidimirten Abschriften 1313. Am Feste St. Thomas des Apostels.
2) L. c. 1314. In die Paschae.
3) L. c. 1314. In purificatione Marie.
4) Original von Waldhausen. Datum Steiereck 25. Nov. 1315.
5) In den vidimirten Abschriften. Acta sunt hec anno 1315 apud Grinam
(Grein) in domo judicis.
6) Original von Waldhausen. 1317, 2. Februar. Sine loco,
7) Original. 1317, 25. März. Sine loco.
8) Original 1319, 26. Mai. Sine loco. Auch in den vidimirten Abschriften.
9) Nur in den vidimirten Abschriften. 1320, 1. Januar.
1390 bei ich Friedrich der Schone rdmUchei dem
Stifte W.ildhauscn eine Betitl batterle an der mährischen G
•reiche m foa Merqnard Acute gekanft bette ')•
Im folfeftdcik Jahre 18)1 krittschon Wisento als Propst VOn Wald-
hausen auf (sein Zuname war Stoll c imI u r l'c r ), er wurde vom Stifte Klo-
iterneobmrg hierher postnliH und leitete dti Kloster trefflich durch dreissig
Jahre eowohl in geistlicher all anderer Beziehen
l&tl noch bestätigte König Friedrich der Schöne dem Propste Wisent.»
und dem Stifte Waldhausen das Privilegium Herzog Albrecht*i I. vom
Jahre 1884
\\V2'2 kaufte sieh Hanns von Chapell los von dem Bergrechte jährlicher
80 Pfennige bei «lein Stifte Waldhausen gegen Aufgabe einer Hube in der
Pfarre Königs* i
1886 bekannten Laiiren/. Pfarrei1 in Münzbach und Dietrich von Perg-
kirehen. dass Konrad der Abt von Baumgarlenberg und Wisento Propst
von Waldhausen einen Streit hatten über einen Drittelzehent vom Gute
Hofstatt und dass sie von beiden Seiten als Schiedsrichter aufgestellt wur-
ne sprachen aus, dass Wisenlo, wie bisher, diesen Zehent geniessen
Mute; das Compromissum geschah zu Baumgartenberg*).
Im Museum zu Linz ist auch vorhanden die Verbrüderungsurkunde des
Stiftes St. Polten für Waldhansen :>).
1386 am 2^. Juni verkauften Eberhard der Gneuss und Sophie seine
•au dem Propste Wisento ein Lehen zu Hagendorf, welches diente
Kin Pfund \V. Pf., um kO Pfund •).
1331 erklärte Pernger der Friedheimstorfer mit seiner Hausfrau Agnes,
dass er verkauft habe seinem Bruder Friedrich, Pfarrer zu Weissenbach,
einen Weingarten zu Neuburg im Voglgraben um CO Pfund W. Pf.; densel-
ben gab nun Friedrich dem Stifte Waldhausen zu einem ewigen Seelgerätbe
für sich 7).
Damals war das Kloster überhaupt und besonders das Stiftsgebäude in
einem sehr traurigen Zustande, es drohte den Einsturz und die Chorherren
konnten weder bequem noch sicher in demselben wohnen, noch weniger nach
alter Sitte Fremde beherbergen. Der Propst wandte sich daher an den
Papst Johann XXII. um Bestätigung der Einverleibung von der Pfarre
Münzbach, welche durch den Bischof Albert von Passau erfolgt war. Der
Papst trug den Prälaten Engelschalk von Gleink, Heinrich von St. Florian
1) Kur/. Beit. IV, S. 469, Nr. 24. Ex autographo. Datum in Chremsa 1320,
16. Kai. Augusti (17. Juli).
Kur/;, Heit. IV, s. »;i, Nr. 25. Ex autographo. Datum Wienne 1321,
17. Kai. Decembris (15. November).
original von Waldhausen. Sine loco. 1322, 3. Juni.
4) Nor in «ton vidimirten Abschrift, n. 1.12.",. feria tercia Fascalium.
: . 10. Juni
6) Im Transsumpte. 1325, 24. Juni.
I" den vidi |D vig DJs 8. Johannis BspUste,
328
und Wolfart von St. Nikola (bei Passau) auf, zu untersuchen, ob die Klagen
des Propstes gegründet seien oder nicht 1). Sie thaten es, fanden dieselben
richtig und übergaben nun aus päpstlicher Vollmacht gänzlich diese Pfarre
sammt der dazu gehörigen Filiale St. Thomas (am Blasensteine) •).
Am 14. September machte dann der Propst Wisento dem Convente diese
Einverleibung und zugleich die Anordnung bekannt, dass der Pfarrer von
Münzbach jährlich dem Stifte Waldhausen zehn Pfunde W. Pf. zahlen solle
zur Kleidung der Chorherren, das übrige gehöre dem Propste zum Baue und
zu den Bedürfnissen des Stiftes, dem Pfarrer verbleibe die Congrua 3).
1332 bestätigte der Bischof Albrecht von Passau alle Stiftungen und
Freiheiten von Waldhausen *).
1333 bekannten Heinrich der Oeder von Kriechbaum und Heinrich der
Oeder von Schwerlberg, Otto der Perkhammer. Marquard der Kerschbau-
mer, Marquard der Schweinbeck und Wenzel von Arbing, dass sie gegeben
haben dem Stifte Waldhausen zu einem ewigen Seelgeräthe ein Lehengut
in der Pfarre Närden (Naarn unterhalb Mauthhausen) und heisset zu Wa-
grein; man soll davon dem Stifte dienen alle Jahre an Maria Geburtsfeste
sieben Schillinge Pfennige und drei Tage darnach soll der Jahrestag mit
Messen und Vigil gehalten werden. Zeugen: Freytel von Windhaag, Otto
der Harlunch, Karl von Luftenberg und Andere5).
1334 bezeugte Heinrich von Einzendorf, dass er dem Stifte Waldhausen
zum Seelengeräthe für sich und die Seinigen gegeben habe einen Viertelhof,
welcher bei St. Leonhard in dem Forst liegt, und ein Lehen in der Burgstal-
lerpfarre, ein anderes in der Pfarre Stainerkirchen, das ihm eigen war ;
die Chorherren sollen in ihrem Capitel zwei Messen lesen, die Eine auf St.
Augustins Altar am Mittwoch, die andere auf St. Nikolaus Altar am Samstag
und welcher Priester die Messe liest, dem soll man gehen von der Messe
vier Pfennige; auch ein Jahrtag soll gehalten werden für seine Familie
und Vorfahren, und es soll an diesem Tage der Herr, welcher des Gutes der-
zeit Pfleger ist, einem jeden Chorherrn geben eine Rieht von Fischen oder
von Fleisch und eine ganze Mass Wein. Er selbst wolle Vogt sein über das
Gut, nach ihm seien es seine Nachkommen6).
Im nämlichen Jahre 1334 machten die Herzoge Albrecht II. und Otto
von Österreich mit zwei Lehen und sechs Hofstätten zu Schätterle gelegen,
welche sie von dem damaligen Besitzer gekauft und gelediget hatten, eine
1) Kurz, B. IV, S. 473, Nr. 26. Datum Avinione, VII. Cal. Marcii (23. Fe-
bruar), Pontificatus nostri anno XIV.
2) L. c. Acta et gesta sunt hec anno 1331, XV. Cal. Junii (17. Mai).
3) In den vidimirten Abschriften : In quorum testimonium et firmitatem per-
petuum predietam nostram ordinationem conscribi feeimus nostrorumque prepo-
siture et conventus sigillorum appensione firmiter roborari. 1331, 18. Cal. Oct.
(14. September).
4) Original von Waldhausen. Datum Ebelsperch. 13. Jänner 1332.
5) Nur in den vidimirten Abschriften. 1333, 1. September.
6) L. c. Datum 1334. Am Feste Pancratii des Märtyrers (12. Mai).
S2g
Stiftung in Waldhaasen ia ihrem Heile und jenem ihrei Brnderi K. I
d.is Kloster s<>ll immer «•inen Priester mehr ia feinem Capitel halten.
areloher tlglieh eine Seelenmette für die Herzoge loten soll und «l.is^ die
Chorherren K. Friedriche Sterbetag jährlich begehen mit Metten, AI
ii. s. w . her Propal teil auch an diesem i I Pfand Pfennige unter die
Chorherren in einer betonderen Trottnng fnr s i «■ rertheilen ').
1886 gaben Chanrad der Mitterberger und Leopold sein Bruder dem
Stifte Waldhanaen «-in halbes Pfand Gull Wiener Pfennige auf der Hofstaty
an dem Anger in der Arbinger Pfarre, welches jährlich demselben sollge-
dienel werden am LdehtflM
1338 ien die Herzoge Ubrecht ii. und Otto dem Propete von
Waldhaoten sein Recht anf denZehenl in der Pfarre St. Georgen (am Wald)
und heiahlen. dass Niemand das Still desswogen heschweren sollt' ').
1348 verkauften Chunrad der Gotenreuter und Gertrud seine Hausfrau
dem Propste Wisente ein freies Aigen, gelegen in der Pfarre St. (Je rgen*).
1343 entscheidet Lndolf, Deehant von Krems, als Commissär des BitchO-
fea Albert von Pattan den Streit zwischen dem Propste Wisento und Wiil-
fing, dem Pfarrer von Stets, welche vor ihn geladen waren, über einige
Zehenten. in den Dörfern Enzeinsdorf und .Klaudendorf. dahin, dass der
Propst den halben Zehent und der Pfarrer auch den halben besitzen solle.
her die Äcker betrifft, welche vulgariter Überländäcker genannt
so sollen dieselben ganz dem Pfarrer gehören5).
15 bekräftigten Ulrich von Chadan, Agnes seine Gattin und ihre Er-
kauft haben an Wisento, Propst zu Waldhausen, drei freie
ten zu Schatterle und einen Weingarten an dein Aichberg um
84 Pfand W. Pf.«-).
- eben diesem Jahre ist folgende Urkunde vorhanden: Wiir Albrecht
von Gottes Gnaden Herzog zu Österreich, zu Steyer und zu Kärnthen thun
kund öffentlich mit diesem Brief um die Vogtei und Recht, so die Ehrbaren
«etlichen Lenth der Propst und der Convent zu Wraldhausen auf etli-
chen ihren Gütern von unsrem getreuen Chunrad von Tiernstain gekaufft
haben, dass er ihnen darüber seinen Brief gegeben bat, dass uns derselbe
itainer dieselbe Vogtey und Recht, so er darauf gehabt hat, lediglicher
»en hat mit seinen Briefen. Und seynd Wiir fürbas der Ehegenannten
geistlichen Leuth und des Gotteshaus* zu Waldhausen über die Güter recht
Vogt mit Urkhund diss briefs"). Endlich können wir noch von diesem
Jahre einen Gerichtsbrief des Landrichters in Machland Lorenz von Oed
V.limus im Museum /.u Linz. Datum Wien 1334, 4. April.
\bschriften. 1335, Invocavit.
1338, proxima feria sexta post Margaret!»
4) ' (ten. 1342, feria V. proxima post cpipliauiam
c. actum et datum Chremeae 1 3 '»3. 18. Deeti
\prll.
Original von Wtldlia l. Juni 1345.
330
anführen, in dem es heisst: Vor der öffentlichen Schranne zu Rueprezhofen
(Ruprechtshofen an der Donau unterhalb Naarn) sei erschienen der An-
walt des Stiftes Waldhausen und der Unterthan des Klosters Leb in dem
Pircheh. Auf diesen Tag- sei auch vorgeladen gewesen Freitlein der Junge
von Windhaag mit seinen Unterthanen Ulrich und Simon, welche früher
wegen Überfang einer Weide geklagt hatten. Letztere seien aber nicht er-
schienen und auf Befragen was Rechtens? haben die Ritter und Knechte
gesprochen, Leb sei aller Ansprache ledig 1).
1347 stiftete H. Albrecht II. eine Frühmesse in der Kirche zuSt. Thomas
(welche dem Kloster Waldhausen gehörte); sie sollte täglich dort gelesen
werden und zwar von einem Chorherrn, der daselbst seinen Sitz auf-
schlagen solle 3).
In diesem Jahre bezeugten auch Stephan von Meissau , Oberster Mar-
schall in Österreich, Heidenreich und Ulrich sein Sohn, dass der Propst
und der Convent von Waldhausen geklagt haben, dass der Burggraf zu
Stätz das Stift an den Zehenten zu Neuendorf irre und ein Muth Hafer von
dem Zehente fordere: sie erklären nun, das sei unrecht und soll nicht
mehr geschehen3).
1348 am Georgitage stellte der Propst Wisento eine Urkunde aus, über
Messen, welche Heinrich von Königswiesen, Pfarrer von Mühldorf, Gene-
ralvicar von Freising, mit 30 Pfund gestiftet hatte und versprach die Ver-
pflichtung treu zu halten4).
Am 11. April d. J. verkauften Albert Praunstorfer und Pilgrein sein
Sohn dem Propste Wisento ein halbes Lehen bei Laa um 18 Pfund W. Pf. 5)
Am 28. October beurkundete Propst Wisento, dass er aus der Oblai 70 Pfd.
Pfennige genommen habe, wofür sechs Jahrtäge, welche er auch anführt,
gehalten werden sollen. Die Oblai werde als Entschädigung bis zur Wieder-
erstattung den Zins von den Kirchen Saxen, Grein und Kreuzen geniessen.
Der Propst habe vom Herzoge Otto Geld erhalten, wofür zwei Pfunde ewigen
Geldes zu beziehen seien von drei Gütern zu Schatterle, erkauft von dem
Chadaner, hierfür werde ein ewiger Jahrtag. Auf einen Jahrtag für Frau
Kunegunde von Capellen liegt ein Pfund Geld auf drei Gütern zu Naglarn,
18 Schillinge Geld liegen auf einem Weingarten zum Jahrestag für Hanns
von Wulpesperch.
Auch habe der Propst Paramenten angeschafft und Bauten besorgt.
Dieses alles wurde gemacht mit Zustimmung des Dechantes Heinrich 6).
Nach Ilüheneck soll Propst Wisento am 6. October dieses Jahres ge-
storben und ihm noch 1348 Johann (Redlprunner), vorher Dechant des
Stiftes, als Propst von Waldhausen nachgefolgt sein; dass beides unrichtig
1) Original von Waldhausen. 1345, 30. October.
2) Kurz, B. IV, S. 474. Aus dem Original. Wien den 10. Mai 1347.
3) In den vidimirten Abschriften und im Transsumpte. 1347, 26. December.
4) In den vidimirten Abschriften. 1348, Georgitag.
5) In den vidimirten Abschriften. 1348, 11. April.
6) Original von Waldhausen. 1348, 28. October.
881
ist. erhellt am d< gehendes Urkunde* Wieente mag noch I348diesee
beben rerlasaen haben^ aber an eeiae Stelle kam Beinrieb, frfcher De«
ebant; er erscheint all PropeJ rea Waldhaneca in mehreren Urkunden d«-s
Jabrei L&49, aber ip&fter aichl mehr, irie uir bald ieben werden«
ebrnar verlieh Hersog AJbreehl einen Hefe in der Pi
Mtaabaeh, welchen dae Stift rea Hermann dem Gl mii hatte, dar
Mi Lehen des Renegat war. die Befreiung und übergab denselben
dam Stiiic Wsldhaeses glnalieh all eigen ')•
In diesem Jahre baten aaeh die Chorherren den Cardinal Guide, ap<i-
etoUechen Legaten, welcher eich damals in Znaim aufhielt, ihnen wegen
. iemlieh schlechten Einkommens die Plärre St. (ieorgen im Waid,
worüber das Stift das Patronatsiveht hatte, gänzlich ein/.uverleihen. Kr
trug die Untersuchung dieser Sache dem Ahle von .Melk auf11), welcher
einen dem Stifte günstigen Bericht erstattete, daher auch der Cardinal jene
Pfarre demselben am 4. September gänslich übergab. Die Chorherren
könnten sie naeh dem Tode des jetzigen Pfarrers antreten, oder wenn sie
auf andere Weise erlediget ist3).
Der Bischof Gottfried von Passau bestätigte diese Einverleibung und
bestimmte, was der jeweilige Pfarrer an das Stift jährlich zu bezahlen
habe *).
1349 am 1*2. Juli verkauften Hanns der Gannser und seine Hausfrau
Elisabeth dem Propste Heinrich von Waldhausen ein halbes Lehen,
ii im aigen zu Hanifthal, davon man dienet alle Jahre Ein Pfund
W. Pf., ein halbes am St. Ueorgitag, das andere am Michaelitag, um i:i
Pfund W. Pf.5).
Am nämlichen Tage erklärten Heinrich der Hauseher und sein Sohn
Stephan, dass sie sich verbindlieh gemacht haben, Heinrich dem Propste
von Waldhausen für ein Pfund Geldes zu schirmen, welches gelegen ist
ad Hanifthal auf einem halber» Lehen und das jener Gannser verkauft hatte6).
1849 gab der Propst Heinrich den Brüdern wegen iMangel an Klei»
MtOckea sechs Pfund Pfennige Kinkünfte auf die neu einverleibte Kir-
che St. Georgen angewiesen; der jeweilige Pfarrer allda solle jährlich diese
Abgabe an die Brider leisten 7).
1 i Original von Waldhausen. Datum Wien. 1349, 5. Februar.
2) Original von Waldhausen (auch in den Abschriften). Datum Znaim
Bi Kai. Sept. Pontificatus Domini Clementis Pape sexti anno oetauo (1 149,
3) Original ron Waldhausen. Datum apud Znaym 2 Non. Septembris Pon-
tificatus Clementis VI. anno oetauo (2. Sept. 1349).
ll den rldtmirtea Abschriften. Sine nota anni uel loci, doch wahr-
scheinlich auch vom Jahre 13 49.
mpte oder Vidimus. 1 3 41», 12. Juli.
6) L. c. 1349. 12. Juli.
In den tidimirten Abschriften. 1349. Datum et actum in die saneti
i o l i 8 in domo bsbiUtionii nostre in Wahldhauaen.
332
In diesem Jahre that auch Mathes der Pfarrer von Kreuzen kund, dass
er gegeben habe seinem Herrn Heinrich dem S t a i n r e u t e r , Pro pst zu
Waldhausen, und dem Convente in die Oblai einen Weingarten zu Rüstorf,
den er gekauft hat um ^0 Pfund W. Pf., gegen Haltung eines eigenen Jahr-
tages1).
Im Jahre 1350 erscheint nun schon urkundlich der Propst Johann
(Redlprunner) von Waldhausen; nämlich Heinrich der Khemnater that mit
Einwilligung seiner Hausfrau Margareth kund, dass er dem Propste Johann
und dem Stifte Waldhausen versetzt habe ein Gut, genannt „zu dem Langen",
gelegen in der Pfarre Münzbach, um 32 Pfund W. Pf. a). Zeugen: Ritter
Wenzel von Arbing und Ritter Lorenz der Oeder, damals Landrichter im
Machland.
Um 1350 reversirte Propst Johann, dass Wernhart Pfarrer zu Berg-
kirchen mit 16 Pfund Pfenningen, wofür man ein Pfund Gült auf dem Lehen
Okran zu Münzbach kaufte, einen Jahrtag gestiftet habe 3).
1351 stiftete Herzog Albrecht II. eine eigene Messe zu St. Nicola und
erlaubte den Chorherren unentgeltlich um sechs Pfund W. Pf. Salz jährlich
von Linz herabzuführen, diese Pfunde soll der Mauthner zu Linz als Aus-
gabe in seine Rechnung bringen *).
Eine weitläufigere und bestimmtere Urkunde stellte aber hierüber der
Herzog Albrecht II. am 11. Februar d. J. aus. Nach derselben stiftete er
eine tägliche Messe in der Kirche des Hospitiums dem h. Nicolaus geweiht
(jetzt Spital und Kirche St. Nikola beim Wirbel), welche ein Priester des
Stiftes Waldhausen lesen solle, dieser habe einen Gehilfen, einen weltli-
chen oder Ordenspriester, beide sollen immer ihren Sitz dort haben. Er gab
dazu 200 Pfund W. Pf., für welche die Chorherren von ihm Lehengüter
kaufen sollen, die er ihnen jedoch eigenthümlich übergeben wolle. Sie
dürfen aber zu keiner Messe auf der naheliegenden Burg Werfenstein
verbindlich gemacht werden. Er bestätigte auch das alte Recht dieses Ho-
spitiums von den hinabfahrenden Schiffen Almosen zu sammeln, ober- und
unterhalb des Strudels, welches man jetzt demselben entrissen hatte. Sie
sollen aber davon bestimmte Wege herhalten, vom Haustein bis Prentlein
an der Wand u. s. w. Was dann übrig bleibt, sollen der Pfarrer zu Spital
(St. Nikola) und sein Geselle zur Verbesserung ihrer Pfründe benützen.
Sollte der Burggraf von Werfenstein sie am Sammeln des Almosens verhin-
dern, so mögen sie sich an den Herzog oder an seine Erben wenden, wo
ihnen dann ihr Recht wiederfahren würde 5). Der Bischof von Passau
1) In den vidimirten Abschriften. Proxima dominica post Michaelis.
2) Original von Waldhausen. 1350, 18. Februar.
3) Original von Waldhausen. Circa 1S50.
4) Original von Waldhausen. 1351, 22. Januar. Auch bei Kurz, IV, S. 478.
Dat. Wienne Vincentü Martyris.
5) Kurz, Beiträge IV, S. 475, Nr. 28. Aus dem Urkundenbuche. Auch im
Transsumpte im Museum zu Linz. Datum Vienne Feria sexta post scolastice
virginis (11. Februar 1351).
bestätigte bald darnach «liest« Stiftung*), and das Kloster Waldhniisei stellte
einen Revers aus. dieselbe immer genau erftülen n trollen
Am :i. Mai erlieai anen der Hersog einen eigenen Befehl aa den B
grafrn ron Werfenstein, dasi er und seine Leute den Sammlungspfennig
dem Pfarrer se Spital geben und geben lassen lollen ohne allei Elinderni
1351 rersetsten Wulflng der Steiner und oil'mev (Enphemia) e<
MausiVau ihr freies Gu1 in der Pfarre Dimbaeh um 80 Pfand W. Pf. dem
Propste Jobann und dem Conrente \<»u Waldhausen V
Der PrOpsf seihst stiflele in seiner k Inslerk irelie eine grOSSOM I
des Festes der anbefleckten Empf&ngniss Marions und des Frohnleichnases
an den Donnerstagen *). Auch hatten der Propst Johann und der Convent
einen Revers ausgestellt, in dem sie versprachen, dass sie die Todten, welche
durch die Donau zu Grunde gehen oder auf andere Weise sterhen. welche
inifinden, /wischen dem Strudel und der St. Kilianskirche zu Sehnich
(Sarmingstein), bestatten wollen nach christlichem Gebrauche bei einer
ihrer Kirchen, entweder zu Schnich oder zu Spital (St. Nikola), weil ihnen
der Herzog Albrecht das Almosen des Sammeins von der Schiffung aufwärts
durch den Struden mit Urkunden bestätiget hat. Es soll jedoch Niemand
gezwungen werden dem Sammler etwas zu geben, es geschehe freiwillig6).
i:i.~>4 bestätigte Propst Johann die Stiftung eines ewigen Lichtes vor
dem HochwQrdigeten, welche der Conventuale Ulrich mit fünf Schillingen
auf dem Langengute in der Pfarre Münzbach gemacht7).
1358 am 2^. April verkaufte Heinrich der Vrei dem Pfarrer zu St.
Themas und dem Propste von Waldhausen zwei ein halbes Pfund Herren-
auf drei Lehen3).
1358 am |%. August verkaufte Ortolf der Heutaler zwei Lehen der Her-
zoge ron Österreich zu Heutal bei Laa gelegen dem Hitler Hurchard dem
Chneszscr*). Und am 7. November d. J. bewilligte Herzog Rudolf IV. von
Österreich, dass dieser Hurchard jene zwei Lehen, die er nun besass. für
lenheil geben möge, wem er wolle, als freies Eigenlhum. Barchard
hat dafür seinen freien Hof zu Payrhof, gelegen in der Pfarre St. Thomas,
Herzoge für sich und seine Nachkommen zum Lehen genommen1").
1) Original von Waldhausen zu Linz. 15. Februar 1951.
2) Original im k. k. geheimen Hausarchiv. Abschrift im Museum zu Lins.
Datum Wien 1851, n. Februar. Auch bei Kurz IV. S. 175.
3) Kur/. B. IV, S. 477. Datum in VVitra. In invencione sanete crucis
4) Original von W;ildliausen im Museum zu Linz. 1351, '*. Mai.
5) Original von Wahlhausen. 1361, 21. December.
vidimirten Abschriften. Datum Waldhausen 1351, Am St . Veitstag.
7) Original von Waldhausen. Datum Waldhausen 1.334, 25. Juli.
Original von Waldl.ausei.. 1358, -' '» . April.
9) Original von Waldhausen. I |58, |%, August
10) Original von Waldhau.sen. Auch im Transsumpte. Datum Wien I
334
Dieses gehört zwar nicht zunächst zur Geschichte des Stiftes Waldhausen,
aber die Urkunden befanden sich dort und dasselbe erhielt bald darnach
jene Güter vom Chneusser.
1359 am 24. März erklärte der Herzog Rudolf IV. von Österreich, dass
er dem Propste und Convente zu Waldhausen von besonderen Gnaden erlaubt
habe, dass sie oder ihre Amtleute in dem Markte daselbst zu Waldhausen
um alle Unzucht, Frevel und Aufläufe, die da geschehen, gerichten mögen
und sollen, ohne allein den Todte (also die niedere Gerichtsbarkeit) und
sollen sie dies thun in der Weise, wie andere unsere Herrn Prälaten
geistlich und weltlich diess thun in unserm Land zu Oesterreich unzt an uns1).
Am 28. März verordnete Herzog Rudolf, dass die von seinem Vater
nach St.Nikola gestifteten sechs Pfunde von dem Mautner in Linz in barem
Gelde ausbezahlt werden sollten2).
Am 30. März stellte Eberhard von Capellen, Hauptmann zu Enns, einen
Revers aus, das Stift Waldhausen bei der vom Herzog Rudolf ertheilten
niederen Gerichtsbarkeit schirmen zu wollen3).
In eben diesem Jahre 1359 unter dem Propste Johann von Waldhausen
war eine Verhandlung zwischen ihm und dem Ritter Burchard dem Chneus-
ser im Namen der Pfarre St. Thomas (nomine parochie) über die Dotation
der Capelle in der Burg Saxeneck in jener Pfarre gelegen und über die
Einsetzung eines Caplans für ewige Zeiten in derselben; sie kamen nun
überein, dass das Stift seine Einwilligung gab, dass Chneusser einen Caplan
halten könne, welcher für die Leute des Schlosses, jedoch nicht für die aus-
wärtigen, Messe lesen, auch für jene an Sonntagen und anderen Festtagen
Salz und Wasser weihen dürfe. Doch sei dort kein Begräbniss, noch Aus-
spendung der Sacramente ohne ausdrückliche Erlaubniss des Propstes oder
des Pfarrers von St. Thomas; Chneusser gab nun für diese Bewilligung dem
Stifte Waldhausen jene zwei oben angeführten und schon befreiten Lehen
zu Heutal bei Laa.
Dieser Vergleich wurde vom Bischöfe Gottfried von Passau ratificirt,
welcher darüber die Urkunde ausstellte 4). 1359 bestätigte auch Herzog Ru-
dolf IV. die Schenkung Herzogs Albrecht's II. von 1351, wegen sechs Pfund
Salzes aus Linz 5). Um diese Zeit war der Chorherr von Waldhausen Kon-
rad sehr berühmt als Kanzelredner und strenger Sittenrichter zu Prag,
wohin denselben K. Karl IV. selbst im Jahre 1360 berief. Er bewirkte grosse
Änderung zum Besseren, gcrielh jedoch in manchen Streit mit einigen Or-
den, die ihn verklagten und verketzerten; er ging aber siegreich aus diesen
1) Original von Waldbausen. 1359, 24. März.
2) Original von Waldhausen. 1359, 28. März.
3) Aus dem Transsumpte oder Vidimus von Waldhausen. Datum Enns,
30. März 1359.
4) Original von Waldhausen. Datum Wienne, dominica. qua cantatur
oculi (24. März 1359).
5) Nach dem Originale zu Linz. 1359, 28. März.
kämpfen hervor, h. '.sonders unter dcni Sehul/.e K. Karls. I',r starb endlich
als Pfarrer in der Te\ nki rehe zu Prag im fehlt 1869 ').
I.itin führte der Proptl .Johann einen Streit gegen Hanns den llairwal-
»ler wegen Entwerthang ron leeheein halb Pfand w . IM. mit GewaM darea
leisten rde ftr den Propel enteehieden; wir trollen dieee
(Jrknnde wörtlich bereetaen, ei. d dee damaligen Gerichten erfahrene
nicht uninteressant sein dürfte j leh l'ertlmld vnn l'ergnue, E I «• 1"r iehter in
reiehi rergiea, daae für mieh können in die Bofthaiding, da leheaeee
an einem Kochten, der Khrwürdig Herr l'rnbsl Johannes von Waldhausen
nnd klag! mit Yorspreeh hinzu Hansen den Hagwalder, dass er ihn an
ain halhets Pfand Wiener Pfennige (ioldes enttwert lielle mit (i»-\\alt,
des Er enigeltea hett um riemig Pfand W. Pf. Der Hagwalder neonate nun
seinen Hof IQ Klongrub zum Pfände setzen. Darnach in der neehsten Hof-
thaidung kamen der obgenannt Probst für Hecht und tliäle fragen, was nun
recht war. da ertliailten die landherren und gefiel ihn auch mit Frag und
Urthail. seit der ehegenannt banne der Bagwalder, noch sein Anwald, noch
niemand! von seinetwegen nicht antwort war und die obgenannten Güter
naeli der Vron nicht verantwort hett, alss er zu Recht solt, man soll den
ehgenanntefi Probst Johannsen der vorgeschriebenen Güter gewaltig machen
und an die Gewer setzen, innen zu haben und allen seinen Frommen damit
zu schaffen, so lang unzt er der vorgenannten Vierzig Pfund Pfenning gar
nn/.lieh davon verriebt und gewehrt werde, und soll ihn auch mein
_ darauf schirmen oder wer an seiner Statt Gewalt hat in
dem Land zu Oesterreich. Mit Urkhund dess briefs geben zu Wienn am
Brehtag nach Keminiscere2).
1360 thun Chunrad der Perner und seine Hausfrau Anna kund, dass
sie den Propste Johann von Waldhausen verkauft haben sechs Pfund und
31 Pfennige Wiener Münze, gelegen auf mehreren Gütern, um 71 Pfund
Wiener Münze 3),
Im Jahre 1363 starb der Propst Johann und erhielt zum Nachfolger
Friedrich, welcher neunzehn Jahre dem Stifte vorstand.
13Gä erklarten Peter der Zellhofer und seine Hausfrau Kathrey, dass sie
Streit hatten mit Friedrich dem Propste zu Waldhausen wegen des Zehen-
tee in der Pfarre St. Georgen (am Wald), sie haben sich aber nun verglichen,
gestehen dem Stifte denselben gänzlich zu und wollen keinen Anspruch
mehr darauf machen
eftltfgte Herzog Albrecht III. die Schenkung EL Albreeht II.
vom Jahre 1351 in Betreff des Salzes von Linz an das Stift, eigentlich an
die Kirche zu St. \ikola ■'■).
1) Palacky's Geschichte von Böhmen, Dritter Band, I. Abtheilung, Seite
161 — 16*.
2) -Original von Waldhaugen. 1360, 4. ."Mär/..
3) Original. 1360, 10. Juli.
*) In den vidimirten Abschriften. An» Mittwoch nach St. Rorianstag.
Original. 1366, Datum Wien in. Juli.
336
Von 1372 ist eine Urkunde vorhanden, welche wieder Berthold von
Pergau, Hofrichter in Österreich, ausstellte und worin er bekannt macht,
dass zu seiner Hofthaiding nach Wien gekommen sei. Georg, Pfarrer von
Waldhausen, anstatt des Propstes Friedrich und gegen Heinrich von Hacken-
berg geklagt habe, wegen eines Getreidezehentes zu Baumgartenberg, wel-
chen vom Felde zu führen Heinrich ihn gehindert habe ; er verlange dafür
GO Pfund W. Pf. Entschädigung. Auf einer zweiten Hofthaiding fragte
der Kläger um die Entscheidung und erhielt die Antwort, weil Hacken-
berg nicht zur Vertheidigung seiner Sache kam, so sei das Stift im Rechte
und es soll ein von diesem angezeigtes Freigut oder ein fahrendes Gut so
lange benützen, bis es die 60 Pfund W. Pf. erhalten hätte; der Herzog soll
das Stift dabei schirmen *).
1376 vermachte Chunrat der Chesselberger nach Waldhausen eine
Wiese. Sein Stiefsohn machte desshalb Forderungen an das Stift. Zufolge
des Schiedspruches Rumharts von Rana zu Weiteneck zahlte ihm der Propst
3 Pfund Pfennige2).
1379 stiftete Otto Rultinger, Laienbruder von Waldhausen, ein Seel-
geräth mit dem Hofe Ulkerhofen in der Pfarre Münzbach mit Einwilligung
seines Propstes Friedrich 3).
1382 bezeugte der Rath der Stadt Laa, dass Hanns, Vicar zu Gabatsch,
dem Stifte Waldhausen vermacht habe: fünf Tagewerk Wiesen bei Plau-
stauden, welche Lehen sind des Spitales zu Laa *).
In diesem Jahre 1382 starb der Propst Friedrich und an seine Stelle
wurde erwählt Raimund (Stainer), welchen Urkunden auch Ranungus
nennen.
1384 war ein Streit zwischen Waldhausen und dem Stifte zum heiligen
Geiste inYbbs wegen des Burgrechtes auf den Hof oberhalb des Klosters da-
selbst zu Ybbs ; es wurden Schiedsrichter von beiden Seiten erwählt, welche
den Ausspruch machten, dass das Kloster zu Ybbs, dem Stifte Waldhausen
jährlich am Michaelstage 50 Pfund W. Pf. dienen solle, welches auch von
den Parteien angenommen wurde. Die Äbtissin und der Convent stellten
darüber eine Urkunde aus, welche wörtlich so lautet, wie folgt: Wür Wan-
dala Äbtissin und der Convent gemain des Klosters da zu dem heiligen Geist
zu Ybbs vergehen öffentlich mit dem Brief und thuen khundt allen denen,
die ihn sehen oder lösen hören, dass Wür mit rechten Willen und Willkhür
um Stöss und Krieg, so wür gehabt haben gegen den Ehrwürdigen geistli-
chen Herrn dem Propst und den Convent zu Waldhausen Von des pürechtes
(sie) wegen, dass sie haben auf den Hof ob dem Kloster, derselben Stöss seyn
wür gegangen auf unsern thail hinter den Ehrwürdigen geistlichen Herrn
Abbt Johannsen zu Baumgartenberg und Jakoben den aigner, die Zeit
Burggrafen zu Freinstein, so seynd die vorgenannten Herren zu Waldhausen
1) Aus dem Transsumpte, Datum Wien 1372.
2) Original von Waldhausen. 1376, 29. September.
3) Original von Waldhausen, 1379, 9. Januar.
4) Aus dem Transsumpte. Datum Laa. 1382, 23. Mai.
auch ihrer SKueapruch und b von dem
abl haben die Ehrbaren Leuth
Herrn Hermann Kaplan da ZU Sand Calhrein tu Kr etil I um! n den
Steiner, was die Vier darum erfunden, du 10JJ ea Carbi h bey blei-
\ m haben sie auageaprochen, daea Wordenen obgenanntea Herren in
Wahlliansen von ■••< an nie n Hol fori kl Michaela
afsif Wiener Pfenning dienen und reichen tollen in ihi Kleaier
ejhne all ihre Mtthe nnd verbinden nni anch des mit dem
briet, dass wüi- ihnen dem eile Jahr an Sankt Michaeli leg dienen wollen
rorgeaohrieben ist. thetten uiir ahn- deaa nteht, so
seyn wür ihnen verfallen alle der Fühl und Wandel, die auf \
Bercbreohl gehören nach landee Recht in Oeaterreieh; wäre eher
- von ihnen oder ihren Nachkommen ihta hriel* herfnr kämen, die um
das Bnrgreohi mehrer oder minder diensles saglen, die sollen todt seyn and
kain Krallt haben, wo sie fürkommen ; Mit Urkhund dos hriefs, beniglet
mit unnern beiden anhangenden Insiglen. Der Brief ist geben naeh Cliristi
(ieburth drey/ehenhundert Jahr, darnaeh in den Vier und aehtzigisten Jahr
an dem heiligen auffahrtajtag l).
In eben diesem Jahre überliess H. Albrecht III. dein Stille Waldhausen
einen Hof au Sehatterle und die zwölf Hofstätten daselbst, die dazu gebor-
ten, und z . rechte, Eines zu Wendischan, das Andere zu Ebern;
Malte Herten der \ ollbacher als Satz besessen für 90 Pfund W. Pf ;
er bat nämlich den Herzog, diesen Satz dem Stifte zu übergeben, welche;
er auch that, um die 90 Pfände. Dasselbe soll also allen Nutzen von diesem
liehen, jedoch gegen einen Jahrtag im Stifte, so lange es im Besitze
dieses v . innerhalb acht Tagen nach dein Feste Allerheiligen und
M lange, bis er oder seine Nachkommen diesen Satz mit 90 Pfund ein-
sürden; einem andern soll aber eine solche Lösung nicht bewilliget
werde.
1388 that .Margareth, Witwe Heinrichs des Pernauer, kund, dass sie
verkauft habe dem Propste Baimund und dem Stifte Waldhausen drei
Guter auf der Ilaid in der Pfarre Königswiesen, auch die Cberlände. das
Sehallenreut genannt, in der Pfarre St. Thomas. Zeugen: Rudolf von Wal-
see, dermalen Marsehall in Osterreich und Eberhard von Kapelln;;).
38. IT. März verkaufte Leupolt ein Bürger von Grein dem Propste
Bannug von Waldhausen den Merthof in der Pfarre Kreuzen*).
Im Jahre 1800 starb der Propst Raimund; ihm folgle als solcher
'ler edlen Familie der Schweinbeke zu Haus im Machlande,
(nach Boheucck) A3 Jahre dem Stifte ruhmlieh vorstand.
I) •' ,. Audi in den vidimirten Ab-
schritt
I am heiligen l'aln \piil). \uch im l
sumpte.
Ij l r.eorgitag.
»i ( • i i
338
1391 stiftete H. Albrecht III. in seiner Feste Werfenstein (bei Struden
an der Donau), welche seine Vorfahren sammt einer Capelle erbauet hatten,
wo aber bisher keine Messe gehalten worden war, eine ewige tägliche Messe
und traf eine Übereinkunft mit dem Propste Heinrich und dem Convente;
er wolle nämlich zur Pfarrkirche zu St. Nikola in dem Struden, genannt zu
Spital, die dem Stifte gehört, 16 Pfund W. Pf. Geldes geben für eine ewige
Messe, welche von dieser Pfarrkirche aus in der Burgcapelle gelesen wer-
den soll. Diese Rente sei von den Einkünften der Burg Werfenstein zu ver-
abfolgen, an jedem Quartale vier Pfund; das Stift aber verpflichte sich zu
sorgen, dass die Messe immer gelesen werde in jener Burg. Messgewänder,
Kelche u. s. w. werde der Herzog auf seine Kosten anschaffen, alles daselbst
dargebrachte Opfer gehöre jedoch dem Pfarrer von St. Nikola *). Der
Propst Heinrich und der Convent stellten einen Revers aus, dass sie gegen
Empfang von 16 Pfund Geldes eine -ewige Messe in jener Capelle besorgen
wollen 3).
1393 verkauften Lorenz der Spermaiss Bürger zu Enns und Dorothea
seine Hausfrau dem Propste Heinrich ihre freien Güter in der Pfarre
St. Georgen und eines in der Pfarre St. Thomas 3).
1398 verkaufte Aibrecht der Volkenstorfer zu Kreuzen an den Propst
Heinrich die Mann- und Lehenschaft auf einigen Gütern in verschiedenen
Pfarren *). Um diese Zeit wurden vom Papste Bonifacius IX. (der von 1389
bis 1404 regierte) dem Stifte Waldhausen die Pfarren Königswiesen, Kreu-
zen und Saxen, worüber es das Patronatsrecht hatte, gänzlich einverleibt,
dasselbe könne von jetzt an diese Pfarren mit seinen Chorherren besetzen 5).
Als nun die damaligen drei Pfarrer auch alsogleich gegen eine lehensläng-
liche Congrua vom Stifte resigniren wollten, bewilligte der Papst auch
dieses und stellte darüber eine eigene Urkunde aus; sobald sie ihre vollgilti-
gen Cessionen ausgestellt haben würden, sollen die Pfarren gänzlich an das
Stift kommen 6).
1399 gab Eberhard von Kapellen wegen seines Seelenheiles dem Propste
Heinrich von Waldhausen die Mannschaft, die Aigenschaft und die Rechte
auf mehreren Gütern in der Pfarre Waldhausen, die er früher besass 7).
1) Nach dem Original; auch in den vidimirten Abschriften. Im Jahre 1391
des nächsten Freitags vor dem Sonntag Juhilate (14. April).
2) Lichnowsky's Geschichte des Hauses Habsburg. ß. IV. Reg. 2246 Ur-
kunde aus dem k. k. geheimen Archive 1391. 14. April 1391.
3) Original. 20. Mai. In den vidimirten Abschriften. 1391. Am heiligen
Auffahrtstage.
4) L. c. 1398. Am nächsten Sonntag nach unsrer Frauen tag in der Dienst-
zeit (sie).
5) L. c. Romae 6. Cal. Februarii. Pontificatus nostri anno deeimo (1399).
6) L. c. Datum Rome 3. Cal. Februarii. Pontificatus nostri anno undeeimo
(1400).
7) Original im Museum zu Linz. 19. Februar 1399.
SS0
1 101 i trkenfte Gilg ( Bgj »lins) der Sehneider, Borger iu Bnae, sehrerc
ter in den Landgerichte M.trhi.imi dem Bei&rieh Prejrat md dein
Stifte gegen eine beetiauaAe Sunune. l > i « * Urkude U( rereehen mit den
Siegeln leinei gnädigen Bern Bberbard rea Kapellen, Niklas des Paum-
gartneri nnd Sighardi des Penhahn ').
1408 verkaufte Henna der Oeder ren Sehwertberg i ter in der
Dimbaeher Pfarre den Prepetc Heinrich*).
14(>,1 bewilligten die Herzoge Wilhelm und Mhrrchl «lern Stille WaWl-
hausen 60 Fader dürres Salz, welche demselben von ihren Amtleuten zu
Gmunden und Hallstatt jährlich verabfolgt werden sollten, zu den T;i
bei anderen Klöstern der Fall ist und wie es einst die römische
tigin Elisabeth, welche das ehegenannte Salzsieden zuerst erhebt hat,
mit ihren Briefen angeordnet hat; auch soll das Saiz überall mauthfrei pas-
siren, im Stifte dagegen müsse dafür zu ihrem Seelenheile jährlich ein
Jahrtag abgehalten werden 3).
1405 belehnte H. Wilhelm Ulrich den Schweinbecken mit Gütern auf dem
obern und niedern Krimperg in der Pfarre Waldhausen, auf dem Eiseinpühel,
in der Grub und zu Ober- und Niderkren in der Pfarre Dimbach, welche
Hertneid der Steinreuter vom H. Albrecht zu Lehen hatte, und aufsendete *).
Um 1406 übergab H.Wilhelm für sich und als Gerhab des H. Albrecht V.
die Feste Werfenstein pflegweise an Hanns den Greusnicher für geliehene
1000 Pfund W. Pf. 5).
1408 verkauften Wolfgang der Wurmtaller und Katharina seine Haus-
frau dem Propste Heinrich ihr Gut zu Schiltorf, das er von ihnen zu Lehen
hatte 6).
1409 verlieh H. Leopold dein Propste Heinrich, seinem Rathe, wegen
seiner vielen Verdienste, zwei Theile Zehent zu Gitzendorf in der Pfarre
Saxen gelegen und einen Zehent auf dem Painberg in der Pfarre Wald-
hausen 7). In diesem Jahre erneuerten auch die Brüder Herzoge Leopold
und Ernst dem Stifte Waldhausen und d$m Propste Heinrich das Fischrecht
auf dem Dimbache und 28 Pfennige Geldes von der Fischweide an der
Donau unter dem Burgstall; diese Rechte hatte das Stift schon lange beses-
sen, aber Hanns von Liechtenstein, während er die Herrschaft Werfenstein
inne hatte, zog Alles ohne Recht und mit Gewalt zu derselben. Nun aber
wurde von beiden Herzogen Hanns der Greifinger, Pfleger daselbst, aufge-
ln den vidimirten Abschriften. 1401. Am St. Augustin Tag.
2) L. c. 1402. Am Veitstag.
3) Original von Waldhausen. Wien den 28. März 1403.
ehichte des Hauses Habshurg. B. V. Regest. 721. Gratz.
tember 1405. Aus dem k. k. geheimen Archiv.
Meine Geschichte des Landes ob der Enns. B. 2. S. 7 10. Regest. 298,
aas der Sammlung von Oedt. Wien den 6. Februar.
6) In den vidimirten Abschriften. 1408. Mittich nach St. Veits Tag.
\j. c. Gegeben Bl Wim am Mitiichen vor 8t. Michaelstag. 140».
(25. Sept.) Auch im Tran*sumpt»-
340
fordert, die Sache zu untersuchen, und er berichtete, dass die Amtleute und
Insassen eidlich aussagten, dass Waldhausen von Alters her das Recht auf
die Fischerei im Dimbache und auf die 28 Pfennige Geldes gehabt habe.
Den Dimbach bis an die Wiesmahd, wo die Hofwiese liegt, haben von jeher
die Pfleger gefischet, aber nicht ferner. Die Herzoge bestimmten nun, es
sollte Alles nach dem alten Rechte dem Stifte verbleiben und Niemand das-
selbe daran hindern *).
1410 eignete Bischof Georg von Passau dem Propste Heinrich und dem
Stifte einen Zehent, der ein Lehen von ihm war, gegen Abhaltung einer
ewigen Messe in der Dorotheencapelle des Klosters 2).
1411 stifteten Heinrich der Propst von Waldhausen und seine Brüder
Hanns und Niklas die Schweinbecke einen ewigen Gottesdienst, für sich,
ihre Vorfahren, und Nachkommen, in dem Stifte; sie haben daselbst ganz
neu erbauet eine Capelle zu Ehren Mariens und der h. Dorothea, wo sie
auch wollen begraben werden, und sie bestimmen zur Stiftung eine Summe
Geldes, welche mehrere Güter zu leisten haben jährlich am St. Michaelstag3).
In diesem Jahre 1411 verkaufte auch Hertl der Kramer an den Propst Hein-
rich und das Stift zwei Drittel eines Zehentes in der Pfarre Saxen *). 1412
verkaufte Hanns der Auer dem Propste Heinrich mehrere Güter 5).
1413 bezeugte Helmhard der Schiessenberger, dass er verkauft habe
anstatt seines .Vetters Georg dem Propste Heinrich einen Drittel Zehent in
der Pfarre St. Georgen, zu Chur und an andern Orten, gegen ein genanntes
Geld 6).
In diesem Jahre am 28. September starb der edle Propst Heinrich, ein
sehr thätiger, ausgezeichneter Mann, der so vieles zum Wohle des Stif-
tes geleistet hatte. Nach ihm wurde Johann es (Nürnberger) zum Propste
erwählt, welcher aber schon 1414 starb und noch in diesem Jahre ward
Otto II. aus dem edlen Geschlechte der Schweinbecke Propst zu Waldhau-
sen. Ihm verlieh H. Albrecht V. die Pfarren Leibmannsdorf und Grulschen-
stein auf Lebenslang, am 13. Decenaber 1414 r). Erkaufte 1415 einige Gü-
ter von Leupold einem Bürger zu Grein8).
1415 am 30. September stellte H. Albrecht eine Urkunde aus, wodurch
er dem Stifte Waldhausen 10 Pfunde Geldes zukommen liess, welche ihm
jährlich von dem Ungeld im Machland zufallen, und zwar bis auf seinen
Widerruf 9).
1) In den vidimirten Abschriften. Geben zu Wien am Samstage vor unser
Frauentag conceptionis. (7. Decemb.) Auch im Transsumpte.
2) In den vidimirten Abschriften. Wien am St. Sebastianstag 1410.
3) L. c. Gegeben am St. Michaelstag 14 fl.
4) L. c. Am Pfingsttag nach unserer Frauen Tag als sie empfangen ist. 1411.
5) L. c. 1413. Mittich nach Gottleichnamstag.
6) L. c. 1413. Am St. Georgi Tag.
7) Hoheneck III. 664. Lichnowsky ß. V. Reg. 1498.
8) Lu c. 1415. Am St. Andreastag.
9) Im Transsumpte. 1415. 30. September.
3 1 1
kaufte Gilch (Egyd) der Wolfsttiaer de« Pf< und
«lern Stifte Waldhansen mehrere Guter and Otiten am ein 6eld
nügt hat (sie) and besahll üil ' >.
i't:; Ipril bestätigte H. Vlbrecht V dem Propste Otto und dem
Stifte alle Privilegien der Her pold und Friedrich (Welche wieder
ihr! werden) J). Auch eignete er demStiftt den Zehenl tu Gtitzendorf
in der Plane Saxen und jenen auf dem l'ainlu'rjje in der Pfarre Wald-
i Im nämlichen Jahre ertheilte II. \tbreeht V. den Chortterrn das
Keehl der niederen « welches iihri»vn-, dem Stille schon
\<>n II. Rudolf IV. i:).">!> verliehen worden r
iVis war ein Streit zwischen dem Propata Otie ron Waldbauses und
Johann dem Vorsteher der Capelle im Schioase l'-i'neshninn ober
gaben im Dorfe Naglarn, das Stift gewann den Ppososs. Der Kiehte
Johann Gwerleich, Doctor decretorum officialis curiae paU h Da*
lehr traurige Zeit fitr das ganze Österreich am linken Ufer
der Donau und insbesondere nie Waldhausen; die Hussiten machten Ein-
fälle daselbst um\ zerstörten das Stift gänzlich im Jahre I4$8a Kaum wai
es ein wenig- hergestellt. SO wurde es sainmt der Kirche im November 1432
neuerdings verwüste! •).
['■i'.V.i entschied II. Alhreelit V. einen Streit /.wischen dem Propste Otto
und Hanns dem Schenken von Seharn wegen eines \on diesem nicht bezahl-
ten Beatandgeldes und verhinderter '/(diente, grösstenteils za Gunsten des
Stiftes
Im Jahre Ui Ut<» seine Würde nieder, lebie aber noch im
r bis l'+V.t. wo er starb und in der von seinen Voreltern, den Sehwein-
gestifteten Kapelle begraben wurde. Noch 1443 wurde .Martin
infreund) /.um Propste von Waldhausen erwählt. Er war Doctor
eistlichen Rechtes, erhob das Kloster wieder, baute es herrlich auf
\n\<\ zierte dasselbe mit einer schönen Bibliothek8). Vom Jahre 1447 ist eine
Waldhauser Urkunde vorhanden, welche die Bestätigung (\i'i' Echtheit und
ll In (ton vidimii teu Abschriften. 1416. Am Pfingsttag nach St. Mer-
tentag.
e. datum Vienne, die vicesima septima mensis Aprilis 1417.
den vidimirten Abschriften. 1417. 28. April, dat. Wien.
» ) b. e. Wien am .Mittichen nach St. Georgentag. 1417.
•')» L. c. Wien l%38. 10. heccinber.
|C 15. IV. S. is> nach einer alten Aufzeichnung : Sub cujus (Otto-
BSl prima de*t inetio mnna.sterii per !lus>itas anno 1
Anno l iit destrustie lecunda et profanata es) apatra ecclesia
sl lots ii'im per bsniquos sshssaos et Hussitai. Meine Geschieht« des
B. ii. s. 10*— in:».
7) In dsfl vidimii -ten Ab>. in il ten und im Tran »Vien am St. Veitstag
8) N ^ck.
342
eine Abschrift der Original-Urkunde des Bischofes Reginbert von Passau.
datirt vom 16. Mai 1147, enthält1).
WkS bestätigte K. Friedrich IV. dem Stifte Waldhausen mehrere alte
Privilegien, wegen der Mauth zu Stein, des Marchfutters und derBefreiung
von der Gerichtsbarkeit der Richter im Machland8).
1449 machte Heinrich der Schweinheck einen Tausch mit dem Propste
Martin, gab ihm zwei Theile Zehent auf verschiedenen Gütern in der Pfarre
Dimbach gelegen und auch das Haus bei dem Stifte, genannt aut der Weg-
schaid, welches 00 Pfennige diente; das Kloster hingegen übergab ihm
mehrere Güter und Gülten in der Pfarre Herzogburg gelegen 3).
1451 erklärte K. Friedrich IV. dass er die Pfarre Leobendorf mit päpst-
licher Bewilligung dem Stifte Waldhausen einverleibt habe, worin er zu-
gleich anführt, dass dasselbe mit Raub, Brand und andern Beschädigungen
belästiget worden sei, auch an Einkommen Schaden gelitten habe. Das
Stift hingegen habe ihm und seinen Vetter König Ladislaus die Lehenschaf-
ten der Pfarrkirchen zu Grein, Kreuzen und Simonfelden abgetreten *).
Dieser schlechte Zustand des Stiftes war eine Folge der schon erwähnten
Einfälle und Verwüstungen der Hussiten.
1455 fand zwischen dem Propste und den Leuten des Marktes Wald-
hausen vor dem Obristen Hauptmann in Österreich Wolfgang von Walsee
und den Räthen am Tage Pauli Bekehrung eine Verabredung statt; der
Propst bat den König Ladislaus, Herzog zu Österreich, ihm darüber eine
Urkunde auszustellen, was er auch that; es betraf nämlich jene Verabre-
dung, das alte Gerichtsrecht des Stiftes über den Markt Waldhausen bei
Unzucht, Frevel und Aufläufen daselbst, dann das Recht des Weinverkaufes
von Seite des Stiftes an denselben zur bestimmten Zeil zwischen der Fast-
nacht und St. Michael; später konnte der Markt auch anderswo Wein ein-
kaufen5).
Diese Urkunde erbat sich der Propst höchst wahrscheinlich, weil die
Bürger des Marktes Waldhausen jene Verabredung durchaus nicht beobach-
ten wollten, worüber er Klage führte; dies geht aus einer andern Urkunde
hervor, welche Ladislaus am nämlichen Tage ausstellte und worin er dem
Amtmanne, den Bürgern und Leuten zu Waldhausen sein Befremden darüber
äusserte, ihnen Gehorsam gegen den Propst einschärfte und die Befolgung
der Verabredung aufträgt, sonst werde sie Strafe treffen 6).
1) Original im Museum zu Linz. Datum Wien 20. Juli 1447.
2) Kurz B. IV. S. 483. Aus dem Original. Neustadt 10. August 1448.
3) In den vidimirten Abschriften. 1449. Am Pfingstag vor St. Thomastag
des h. Zvvelfpotten.
4) Kurz B. IV. S. 484, Urkunde 1451.
5) Original von Waldhausen. Melk. 19. Juni, auch in den vidimirten Ab-
schriften.
6) L. c. Nämliches Datum.
.143
-Luis den Verkauf de g den Singen-
irin der Pfarre in Mitterkirchen verkauften Zehente ')•
i 1» der Propst Martin und nach i hm bekleidet« <li"-s.' \\
Heinrich, reicher jedoch 1460 reei raf Um folgte im Jahre r*<ü als
Propst Paulus II. Dieeer gab dem Keiner Friedrich IV. fttr die Lehen-
•chafl der Pfarrkirche in Leebendorf unter dem Greyaenei en die
Lefcenscfcaitei der drei Pfarrkirchen m Grein. Kroaten und Simons-
fehlen-).
I4(i^» wurde ein Hol/, verkauft zu St. Xikola an den Chorherren Augustin,
Verweeer der Kirche St. Nikola; Propst Paulus besiegelte die Urkunde*).
1466 starb Paohw and nun wurde Erhard I. (M eydbart) /.um Vorsteher
fies erwählt. Unter ihm, und /.war im Jahre 14Ö6 wurden von Wil-
helm von Pueheim dal Kloster Waldhausen und die Barg Sarmingstein
belagert '*); dieser war ein gewaltiger Raubritter und Bundesgenosse des
berechtigten Georg von Stein, welcher längere Zeit in der Burg zu Steier
hauste und mil dem K. Friedrich in Fehde stand.
1478 starb der Propst Erhard derl., ihm folgte als solcher Er hart II.
(Saumarkter mit Zunamen), gebürtig von Waldhausen. Ihm verkauften im
Jahre 147G Thoman auf dem Erib und seine drei Schwestern ihre Zehente
in Stainach, und na Achleuthen, alle in der Pfarre Dimbach gelegen5). Die
Urkunde wurde besiegelt von Kaspar Pannaker derzeit Pfleger auf dem hin-
tern Geschloss in Kreuzen und Ulrich Sinzinger, damals Diener des Gottes-
hauses zu Waldhausen.
1477 wurden dem Stifte Waldhausen die Pfarren Mitterkirchen, Königs-
wiesen. Sazen, St. Georgen am Wald und Münzbach von dem päpstlichen
Legalen. Bisehot von Forli einverleibt 6). Bei Münzbach und Mitterkirchen
> nur eine Erneuerung, sie gehörten schon früher dem Stifte;
.lies.- Einverleibung auch vom Papste Sixtus bestätigt7). Das
jährliche Erträgniss derselben belief sieh auf '20 Mark, die Pfarre St. Geor-
■t in der Urkunde: ecclesia Sancti Georii in foresto.
1478 verkaufte der Propst Erhart, und Michael, Dechant zu Waldhau-
• Rotin ").
Von diesem Jahre ist auch ein Xotariatsinstrument vorhanden, aus wel-
chem hervorgeht, dass der Propst Erhart und Dechant Michael einen
1) Original von Waldhausen. 1456. 21. Januar. Wien.
2) Original im k. k. Hausarchiv. Abschrift im Museum zu Linz. Datum Wald-
hausen. 1461. 24. Juni. Man vergleiche die Urkunde von 1451 mit dieser.
0 i,al von Waldhausen. 1464. 16. August.
B. IV. S. 482 nach einer alten Notiz: Paulus seeundus regnavit
quatuor annia. Ohiit. ! pore illo fuit obsessum monasterium nostrum et
arx in Sedmingstein (Sarmin->t.iii ) per dominum Wilhelmum de Puechaim.
Ia den vidimirten .Urschriften.
6) Original von Waldhausen. Wien 20. Juli 1477.
7) Original von Waldhausen. Rom 1483. 14. Mai.
8) Original von WaMhausen. 1478. IT. Februar.
344
Streit halten mit dem Pfarrer in Saxen, wegen einer Abgabe des letzteren
an das Stift in Getreide, die er jährlich entrichten sollte. Der päpstliche
Legal Alexander, Bischof von Forli, überlies« die Führung des Prozesses dem
Leopold Prantz, welcher Doctor an der Universität zu Wien war und dieser
verglich die Parteien auch im gütlichen Wege i). Es ist darüber auch noch
ein anderes Vertragsinstrument vorhanden3).
1480 bestätigte K. Friedrich IV. dem Stifte Waldhausen die alten Pri-
vilegien und Rechte, welche demselben seine Vorfahren ertheilt haben 3).
In dem nämlichen Jahre wurde von Alexander, Bischof zu Forli, päpst-
lichen Legaten ein Vergleich bestätiget, welcher zwischen den Klöstern
Waldhausen und Ardacker in Betreff" der Pfarre Neustadt abgeschlossen
worden Avar, und er bewirkte zugleich die Einverleibung derselben mit
Waldhausen *).
Wegen der Pfarre Saxen muss es bald neuen Streit gegeben haben ;
denn es ist vom Jahre 1482 eine Notariatsurkunde vorhanden über den
Schiedspruch des Passauer Domherrn Ulrich von Alben zwischen dem
Propste Erhart und dem Geistlichen Stephan Zeyler über den Besitz von
Saxen; dieser resignirte auf alle Rechte in Betreff von Saxen und Mitter-
kirchen, der Propst aber präsentirte ihn als vicarium perpetuum von
Saxen5).
1486 wird die Herrschaft Struden erwähnt; es standen nämlich in
Verhandlung, Christof von Zelking, Besitzer von Mitterberg und Kaspar
von Rogendorf von der Herrschaft Struden 6). Diese kann aber keine andere
sein, als das alte Werfenstein bei der Ortschaft Struden.
1488 legte der Propst Erhart freiwillig seine Würde nieder, er starb
dann 1493 ; aber noch im Jahre 1488 wurde Johann (Welser) zum Propste
erwählt, welcher 1490 dieses Zeitliche verliess und zum Nachfolger Mar-
tin II.. gebürtig von Prag, erhielt; er war ein kränklicher Mann , der je-
doch zehn Jahre dem Stifte vorstand.
1491 lagen in Waldhausen viele feindliche böhmische Freibeuter, die
gewiss arg hausten, bis am 7. November d. J. der Friede mit Ungarn abge-
schlossen wurde und sie wieder abzogen oder verjagt wurden7).
1494 erbat sich der Propst Martin vom Bischöfe Christoph von Passau
ein Transsumpt über die Freibriefe des Stiftes Waldhausen von 1 147 bis
1494 und erhielt es auch 8).
1) Original von Watdhausen. 1478. 18. Juni.
2) Original. .Actum Wien. 1478. 18. Juni.
3) Original. Datum Neustadt. 1480. 8. Februar.
4) Original. Datum Wien. 12. Juli 1480.
5) Original im Museum zu Linz 1482. 15. Juli. Datum Enns.
6) Copie von Grein. Linz den 14. October 1486. Meine Geschichte ob der
Enns. B. II. S. 723. Regest. 493.
7) Aus dem Archive zu Riedeck, Chmel's Regesten 8699.
8) Original im Museum zu Linz. Dat. et actum Wien 5. Sept. 1494.
1496 erliefet K Maximilian I. einen Befehl an den Amtmann iti Omna-
iea, d n den Reatea, arelehe er einnimmt, dem Stifte Waldhi
iwöhnliohe Ansah! Sali Qottseil isi<-( immerfoH jährlich verabfolge
samiui dem laaotaade rom Jahre ik/9h den ee noch um hal ')
!n eben dieeem Jahre ertbeilte it noch den Maathnern tu Barne, Vbbi imd
Stein den Befehl, das dem Stifte Waldhansen von Gmnndc leeenc
Sali au ihrer Manthttitte ohne Menth und enderei Hinderniei aal «1 «* •• Bö-
hm vorbeiführen zu taeeen; eie tollen ei Bbrigent in ihre üechhong
bringen - )
1498 erneuerte und beetitigte K. ftffaxmilian auf* Bitten deo Stiftet ftem-
telbea alle Hechte, Freiheiten und Privilegien wegen d«-s täglichen G
dieaetet, d^v dort für teiae Verfahren tbgehalten wird und wie er hofft,
einst auch für ihn wird gefeiert werden*).
Im Jahr*' L5O0 slarh der Propst Martin und diese Würde erhielt Konrad
(Schratt Bdier \on Streitwiesen), welcher dem Stifte dreissig Jahre rühm-
lieh \ erstand.
Von IiOl ist ein Spruchbrief K. Maximilians I. vorhanden, zwischen
dem Stifte Waldhausen und dem Grafen Heinrich zu Ilardek (auf Grein-
barg) wegen Ungeldes, Landgerichtes, der Wildbahn, wegen Holz- und
itachen4).
!.")();{ vidimirte der Abt Johann von Baumgarlenberg dem Propste Kon-
i Waldhausen den Freiheilsbrief K. Maximilians I. vom 0. September
1610 vidimirte Propst Konrad einige Urkunden der Brüder Wolf,
Wilhelm und Georg von Rogendorf0).
1613 berichtete K. Max I. dem Propste von Waldhaiisen. dass er Ilann-
sen. Grafen zu Hardeek und in Machland seinem Obristen Hofsehenken den
Befehl erlheilt habe, das Sehloss Sarmingstein (die alte Burg Sebnich,
welche ohnehin früher «lern Stifte gehört hatte) dem Kloster abzutreten und
zu übergeben. Der Propst soll über das Sehloss einen seiner treuen Diener,
der jedoch ein Landmann sein muss. setzen, dasselbe zu bewahren und inne
zu haben, es sollen auch dem Propste jährlich 100 Gulden Rheinisch Barg«
hal von dem Vixedomamt in Österreich ob d^v Knns bezahlet werden7).
1513 erschien auch ein Urteilsspruch K. Maximilians wegen Ver-
letzung des verpönten Vertrages, geschlossen zu Linz den 10. März 1501
zwischen dem Stifte Waldhausen und dem Grafen Hardeek, welchen der
re nicht beobachtet hatte; dann aber auch wegen einer Gegenklage
t) alf. gft. October 1490. — Auch in den vidimirten Ab-
iea vi.iimiii.-h ahefehrlflen, auch am •»!>. October. l%96\
■im /n Life* Sin»« loco. 1'»!)^. ti. September.
at i.ii./.. Hat. blna i ti. Min 1 501«
.'>) It l.rilt.'n im Museum. Dat. Haum-.uteiihcrg 27. Juni I
MBbtetl ler k. Akademie der Rfteeeetea*II
7) K B. IV - |Q Landau :>(». Mr. I
346
«her die Verhaftung des Hardeckisehen Landrichters im Machland 1). Aber
erst in Jahre 151 7 wurde der Streit ganz ausgeglichen und es ist ein Ver-
trags- und Spruchbrief zwischen dem Propste Konrad und dem Grafen Johann
von Hardeck und seinen Brüdern vorhanden 2). Am nämlichen Tage stellten
die kaiserlichen Hausräthe und die Special-Commissäre einen ähnlichen
Brief aus, worin aber auch in Betreff dor Filiale St. "Nikola etwas festge-
setzt wurde 3).
1516 vidimirte der Propst Konrad das Testament Margarethens . der
Gemahlin Georgs von Rogendorf *).
1522 bestätigte der Erzherzog Ferdinand die alten Rechte und Privile-
gien des Stiftes Waldhausen5); 1529 erlaubte er, dass von den Stiftsgütern,
so viel als nothwendig ist, zur Tilgung der Kriegskosten veräussert werden
dürfe 6) und 1530 bestätigte er einen Kauf und Tauschbrief zwischen dem
Propste Konrad einerseits und zwischen Anna, Witwe des Lassla von Prag,
andererseits, um mehrere Güter7). In diesem Jahre starb der Propst Kon-
rad I., sein Nachfolger war Konrad II. (Weger) geboren zu Sarmingstein.
Dieser bat im Jahre 1531 den päpstlichen Legaten um Bestätigung des mit
Anna, Witwe des Lassla von Prag eingegangenen Kaufes und Tausches be-
sonders um die Vogtei und die Vogtholden zu Münzbach 8).
1534 ward der Propst Konrad Verordneter der löblichen Landschaft
des Erzherzogthumes ob der Enns. Er bat im Jahre 1538 das öde Schloss
Sarmingstein in bessern Zustand bringen zu dürfen, damit im Falle einer
Kriegesnoth die Unterthanen eine Zuflucht hätten und die Donau selbst
beschützet würde. Es lag fast alles in Ruinen, die Mauern und der Thurm
waren eingestürzt. Der Kaiser erlaubte auch dem Propste Konrad die
Basteien und den Thurm wiederherzustellen und zu benützen, doch soll der
Thurm für kaiserliche Truppen stets offen gehalten, ohne seine Erlaubniss
aus demselben keine Fehde begonnen oder ein Angriff gemacht werden, in
Kriegeszeiten, wenn kaiserliches oder landständisches Kriegsvolk in der
Gegend vorhanden wäre, soll das Stift das Schloss durch selbes besetzen
lassen und sorgen, dass es nicht in die Hände des Feindes falle; das Stift
verpflichtete sich auch dazu9)
1) Original von Waldhausen. 1513. 9. üecember.
2) Original. Linz den 31. März 1517.
3) Original. Linz den 31. März 1517.
4) Notitzenblatt der k. Akademie 1851. S. 108. N. 50.
5) Original von Waldhausen. Neustadt am 2. October 1522.
6) Original. 1529. 23. Januar.
7) Original. Augsburg 1530 den 19. November. Diese Urkunde ist wohl
schon dem Propste Konrad II. gegeben worden.
S) Original von Windhaag. 1531. 30. September.
9) Kurz B. IV. S. 486. N. 3 4. Aus dem Original. Wien 20. November 1538.
Das Schloss ist jetzt wieder ganz verfallen, nur ein alter Thurm ragt noch ober-
halb Sarmingstein empor.
im I i> derPropel Koi 11 i I II Ue V
Sonnlei t hner. gaborOS M Sarniagstoill j er IWUrd laitor blind, legi
Würde nieder und rerlil | [»0001 []
ii eeiner Resignation erhielt die Würde eiaes Propetee \ I «• \ g n d e p
(Pfireaer), areloher jeaaeh aaoa anderthalb «Jahren den Stifte durch den
Tod entriateo wurde' ». Nun ward l Paa-
neukirehen. Pr.ipst um Waldbaus. -n.
löao eraaaeita K. Maximilian ii. den Stifte Waldaaaaea alle Privile-
gien and Hechte, welche seine Vorfahren denselben ertaailt harten*). Am
i Jahres machte Mathias Wertwein. Donpropsi so Wien,
einen Sehiedsprueh zwisehen dem Propste Johann von Waldhause;i und
Andre Weinberger, Dechaat m Ardaaker, wegen einer jährlichen 1*.
\ | is Gulden, welche der Propal diesem wegen der Pfarre Xoustadl (bei
Ardaeker) zahlen sollte. Es trat ein Vergleich ein und der Propst zahlte
jährlich neun Gulden3). 1572 erlaubte K. Maximilian II. dem Stifte Wald-
haaaoa Klostergüter zu verpfänden *).
1671 ward der Propst Johann Verordneter der Landschaft ob der
Enns. stürzte aber in diesem Jahre vom Pferde und blieb todt. Auf ihn
folgte damals als Propst Hermann (Parthenreuther), geboren im Markte
Dimbach: der Bischof Urban von Passau bestätigte am k. December 1577
seine Erwählung ä). Hermann regierte lange und löblich, war 1694 und
1900 Verordneter der Landschaft ob der Enns.
\r,\\ bewilligte K. Rudolf II. dem Stifte Waldhausen 2000 Gulden Bot-
in zu dürfen"). 1680 bestätigte er demselben die Privilegien seiner
;)-
looo bestätigte K. Mathias < firmier K. Rudolfs IL) dem Propste
nn die Privilegien leiaer Vorfahren, welche sie dem Stifte ertheilt
haben -)
Der Propst Hermann starb im Jahre 1612, die Wahl tiel nun auf
T h 0 in as ( Parstorfor), der jedoch nur ein halbes Jahr dem Stifte vorstand
und schon 1613 dieses Leben verliess. Nun folgte als Propst Maximilian
(Rathgeb). geboren zu Sarmingstein. ein sehr thätiger und um das Stift
wohlverdienter Mann.
M»i7 inkorporirte K. Ferdinand II. die Filiale zu Hofkirchen (bei Sa-
den Stifte Waldhausen; 1630 kaufte es die Herrschaft Klingenberg
und den dazu gehörigen Markt Münzbach von der Familie Schütter.
1 ) Nach Hoheneck.
2) Original von Waldhausen. Wien 19. März 1565.
3) Original. 1565. %. Aup<:
\) Nach eint'in alten Urkunden-Verzeichnisse.
I) Original von Waldhausen. Ifi
6) Im alten 1'rkunden-Verzeiclinisse.
7) Original von Waldhausen. Prag den 22. Januar 15S0.
8) Original. Datum Wien 1609. 13. November.
348
163« bestätigte K. Ferdinand HI. dem Stifte die von seinen Vorfahren
gegebenen und 1632 von seinem Vater erneuerten Privilegien 1).
1639 am 1. September vertauschte das Stift Waldhausen den ihm zu
weit entlegenen Markt Münzbach sammt dem neuen Schulhause und dem
Spitale an Joachim Enzenmüller, Besitzer von Windhaag, gegen seine Gü-
ter, wozu auch das Amt Hirschenau unterhalb Sarmingstein gehörte. K. Fer-
dinand III. bestätigte in einer eigenen Urkunde (worin auch der Kauf der
Herrschaft Klingenberg von Seite des Stiftes Waldhausen im Jahre 1630
angeführt wird) diesen Tausch vom Markte Münzbach gegen andere Güter
von dem Stifte an den Joachim Enzenmüller im Jahre 1640 z), und dieser
zeigte dem Kloster Waldhausen die kaiserliche Bestätigung in einer Ab-
schrift derselben an3).
Vom Jahre 16^5 ist ein Lehenbrief des Erzherzoges Leopold Wilhelm,
Bischofes von Passau, vorhanden für das Stift Waidhausen und dessen Hof.
Maximilian Eisenhuet, als Lehensträger einiger riüerlehenbarer Zehente*).
In diesem Jahre wurde auch eine Vertheidigungslinie gegen die Schweden
längs der Isper über Waldhausen und Königswiesen bis nach Liebenau
gezogen; der Commandant des Aufgebothes hatte sein Quartier in Sar-
mingstein aufgeschlagen. Die Schweden waren schon in Persenbeug,
kamen aber glücklicher Weise nicht weiter herauf5).
1647 rief der Tod den Propst Maximilian nach einer glorwürdigen Re-
gierung von 33 Jahren ab und noch in diesem Jahre wurde Laurentius
(Voss), geboren zu Waldhausen, zum Vorsteher des Stiftes erwählt. Er
bauete das Kloster vom. Grunde aus neu und schön, verschaffte demselben
mehrere Einkünfte und bekleidete zweimal die Stelle eines Verordneten der
Landschaft ob der Enns, nämlich 1657 und 1667.
1) Original. Laxenburg 20. Mai 1638.
2) Original von Windhaag. Datum Regensburg 1640. 22. August.
3) Original-Dokument. Windhaag. 31. August 1641.
Das Schloss Klinge nberg liegt in der Pfarre Pabneukirchen auf einem
hohen Felsen und ist fast ganz Ruine. Die Herrschaft gehörte den Herzogen von
Österreich. 1395. 23. März verheissen Wenzel und Ernst die Preuhafen dem
Herzoge Albrecht III. Gehorsam und den Rückfall der ihnen als Leibgeding über-
gebenen Feste Klingenberg im Machland. Lichnowsky R. IV. Reg. 2471.
k. k. geheimes Archiv. - 1 397. Wien 13. October. Die H.Wilhelm und Albrecht IV.
bestätigen das Leibgeding der Feste Klingenberg auch für den Sohn des Ernst
Preuhafen. Meine Geschichte des Landes ob der Enns. R. II. S. 707. Reg. 251.
Oedt'sche Sammlung. — 1588. 11. März Prag. Kaufbrief K.Rudolfs II. für den
Erzh. Max, erwählten König von Polen, um die Herrschaft Klingenberg zu
12,204 fl. 6 Schillingen und 20 Pfenninge, Original von Waldhausen. -- 1588
10. August. Krasinstow. Erz. Max übergibt die Herrschaft Klingenberg an den
Diener des Erzh. Ernst, Lorenz Schütter. Oberdreissiger zu Üngarisch-Al-
tenburg. Original von Waldhausen.
4) Original von Waldhausen. Datum Passau 1645. 16. November.
5) Kurz's Geschichte der Landwehre, B. I. S, 173.
keilte K. Ferdinand III. dem8tifte Waldhausea «-inen Btadea-
brief U| Betreff der Fisehweide na der Donau1)! Der Propst Laarentiae
st.nl» 1680 und noefa im selben Jahre erbiell diene Würde Msreellia (mll
«Irin /tinanuMi Wilhelm) von Linz gebürtig,. aber sfli-m 166 cbselte
er daa Zeitliehe mit dem Ewigen. An seiner stelle Kam Augustin, ge-
borner Freiherr Orhs ven Senau.
1699 ertheiite auch Kaiser Leopold I. «lein Säfte einen Gnedenbriei
des l'is. iii.in_es auf der Donau*) und 1707 gab K. .leset i. einen
Ihnliehee
Der Prepei starb den 83. Febrnar 1721 nnd nun wurde Josef (Nägele)
/mn Vorsteher des Stiftes erwählt, nreleher dasselbe 27 Jahre hindurch
leitete. .Nach ihm war längere Zeit kein Propst zu Waldhauson. sundern
Ifl wurde von Karl Wemeking dnroh acht Jahre verwaltet: 1766
lirte er, und Floridas F r u in w a l d führte die Administration wider
durch 11 Jahre, er war Dechanl des Stiftes und erhielt als solcher im Jahre
ein Sehreihen vom Cardinal und Fürstbischöfe von Passau, Josef Do-
minik. Grafen von Lamberg, die Manthkapelle zu Struden betreffend *).
Im Jahre 1708 wurde Florida! zum Propste von Waldhausen er-
wählt; er sorgte aber nicht gut für das Stift, war verschwenderisch und
seihst seine Lebensweise gerechtem Tadel ausgesetzt.
Zur Zeit des Kaisers Josef IL wurden viele Kloster in Österreich auf-
gelötet, alle aber unter Administration gesetzt, die Anzahl der Mitglieder
rde bestimmt and jedem ein Gehalt von 300 Gulden ange-
nss der Einnahmen musste an den Religionsfond abge-
liefert werden.
Was Waldhausen betrifft, so waren die Vermögensumstände dieses
Stiftes damals so schlecht beschaffen, dass der Propst Floridus sich nicht
mehr zu helfen wusste und im Jahre 17N"> freiwillig seine Würde resignirte.
K. Josef IL nahm den '27. September d. J. die Resignation desselben an und
bewilligte ihm eine jährliche Pension von 500 Gulden. Die Spirilualien wur-
den dem Dechante von Waldhausen, die Temporalien aber dem Stifte St.
Florian (eigentlich dem Propste desselben Leopold IL) zur Verwallung
übertragen •''). Dieser wurde jedoch aufsein Ansuchen vom Kaiser Leopold IL
ist 1700 derselben wieder enthoben6). Das Stift selbst wurde
aufgelöset und die Herrschaft Waldhausen am 24. Juni 1792 nebst
aar Dotation für das Domkapitel zu Linz bestimmt, welches noch im
Besitze derselben ist.
1) Aus dem alten Verzeichnisse einiger Urkunden des Stiftes Wald-
hausen, ohne nähere Angabe.
2) Au» dein nämlichen Ver/.eiclmi
Ulis aus demselben. Diese Urkunden selbst sind, wenigstens in
Oberösterreich, auch nicht einmal in Abschriften mehr vorhanden.
*) Auch nach jenem Verzeichnisse.
krenhre iee i,m. latimatiea von :>. October 1786.
6) L. c. Intimation vorn 29. August 1790.
350
Der Propst Floridus lebte dann einige Zeit in Saxen, später zu Schwert-
berg, wo er auch gestorben ist. Von dem Stiftsgebäude wurde vieles schon
im Jahre 1800 niedergerissen, manches Schöne und Werthvolle nach Laxen-
burg gebracht, die schöne Kirche besteht noch, wie auch die Pfarre
Waldhausen.
Im Stifte bestand einst auch ein Seminarium von zwei bis sechs Knaben,
welche dort Kost und Kleidung erhielten, in der Musik und in der lateini-
schen Sprache unterrichtet, und dann gewöhnlich nach Krumau in Böhmen
zur weiteren Ausbildung in den Studien geschickt wurden.
Das Wappen des Stiftes war ein gespaltener, mit einer Inful bedeckter
und mit einem Pastorale gezierter Schild, in dessen erstem, silbernen Felde
das Bild des heiligen Johannes des Evangelisten (dem zu Ehren dasselbe
eingeweiht worden war), in der Hand den Kelch hallend, zu sehen ist; im
zweiten Felde ist ein goldener Adler mit ausgebreiteten Flügeln, ausge-
schlagener rother Zunge im schwarzen Felde, mit zwei rothen Pfählen im
silbernen Grunde. (Nach Hoheneck.)
351
VII.
Beiträge
/.IM-
österreichischen Geschichte
ans dein
Klosterneuburgcr Archive.
Von
Dr. H. a. Zeibig,
Cooperator in Nussdorf.
V o r b e r i c h t.
I. Die Babenberger Chronik.
Schon Duellius (Vogel, Bibl. Austr. P. II, V. I, p. 34) beabsichtigte
ihre Herausgabe aus einer Handschrift der Wurmbrandischen Samm-
lungen, wurde jedoch durch die ungünstigen Zeitverhältnisse daran
verhindert.
II. Der Streit von Mühldorf.
Hier vollständiger als bei Hier. Pez SS. RR. AA. I, 1000. Eine
Vergleichong mit der Handschrift Nr. 8223. olim Salish. 422, des
17. Jahrhunderts in der k. k. Hofbibliothek ergab, dass der Inhalt
wesentlich der gleiche, dagegen die Schreibweise der letzteren der
Z<it. in welcher sie gemacht wurde, sich anbequemte.
III. Kleine Chronik von Österreich,
die Jahre 1368 bis 1458 umfassend, nach einer gleichzeitigen
Handschrift im Klustcrneuburger Archive.
IV. Ordtnung der teitseaei Landtskhnecht in Hispanien.
Als ein Beitrag zur Geschichte des osterr. Kriegswesens unter
rl V. Aus der im Notizenblatte II,' k2t;.'i. angezeigten Handschrift
Nr. 1235 der Klosterneoburger Stiftsbibliothek, derselben, ans wel-
cher die kleine K Chronik stammt.
Archiv l\.
354
Y. Ein Gespräch im Reiche der Todten.
Als Instruction für den neugewählten König Ferdinand I. zur
Aufhellung der gleichzeitigen Verhältnisse, wie Darstellung und
Sprache, so wie die genaue Kenntniss der Verhältnisse anzudeuten
scheinen, von einem gebornen Ungar. Vielleicht dürfte von einem mit
der ungr. Geschichte mehr Vertrauten aus den einzeln sich vorfin-
denden Hindeutungen auch der Verfasser erforscht werden können.
Nussdorf, den 28. April 1852.
Dr. H. J. Zeibig,
Cooperator.
I.
Chronik von Österreich.
(Bibflntager Chronik, 1025 — 1283.)
Da von Christes gepurd ergangen waren tawsent jar, darnach in dem
fünft" und zwainczigisten jar, Chunich Ch unrad macht seinen sun ze chu-
nich und er kom gen rom und ward kayser und regniret nahen funfczehen
iar. und chunig steffan von ungern ward betwungen und undertänig
und lobt ierleichen zins ze geben . derselb chunich stifft dy stat ze speyr.
A. D. 1039 starb chayser ch unrad, da ward sein sun hainreich nach im
chayser und regniret achczehen jar, derselb starb in dem sybenten iar
seines reichs ze pomeyn und uberchom dy auch mit streyt.
A. D. 1040 herczog ad y lab von pehaym mit der payrn hilff strait mit
margrafen lewpolten beynewnperg und überwandt in mit streytt.
\. I). 1063 starb margraf lewpolt.
A. D. 1098 lewpolt der gütig ward margraf nach (seinem) vater.
A. I>. 1099 le wpolt der gütig ward begurt mit dem swert und (nam) chay-
ser ha in reichs tochter des vierden frawen agnesen ze ainer chon.
A. D. 1100 sand pernhartt mit magen und mit frewnten selb dreissigister
fuer in den graben orden.
A. D. 1106 der gütig le wpolt begundt stifften dew zway chloster newn-
burgk und das heylig chrewcz der gewan bey seiner hawsfrawen
frawen agnesen achczehen chinder, der stürben sibenew in der chind-
hait und sech sun und funff tochter dy chomen all zu iren wirden . Al-
brecht sein erster sun, der was vogt und herr aller chloster und chir-
chen . des margrafen ander sun hainreich lebt lenger, won der all . und
seinem vatter was er allermynnest lieb und behabt doch dew grossist
er under inen allen . lewpolt sein dritter sun ward herczog in payrn,
ernst sein virder sun was albeg bey im, Ott sein fünfter sun lernt
und studirt in den sybenten chunsten und wardt zu ainem munich, und
ward darnach pischollT ze freyssing.
A. D. 1113 melch das chloster wardt geweicht von pabst calixto, der auch
etUeieh weil so pretbnreB was.
A. D. 1122 staril) chayser hain reich und herczog lotharius von Sach-
sen ward c well /»* cliunich, und der legi rieb fuer speyr und gwan
dew und fuer darnach gen Italia und regnirt drewezehen iar, auch in
23*
356
demselben iar al brecht m arg raf lewpolt sun ward in osterreich
ze ritler und seiner genossen zwainezik mit.
A. D. 1125 ward newnburch das chloster geweicht und sein stiffter
margraff lewpol d starb und ward daselbs pegraben, nach demselben
ward sein sun lewpolt ze margraf.
A. D. 1126 starib chayser lotharius.
A. D. 1137 starib margraf lewpolt und sein prüder hainreich, der
herczog was ze payrn, und macht aus osterreich ein herczogthum . der-
selb nam chayser lotthari tochter fraun getrawden, derselben
dinstherrn und auch dy margraff ottachers von steyr ver wüchsten
gar osterreich mit prennen und mit rawben.
A. D. 1142 stifftet herczog hain reich der schotten chloster ze wienn.
A. D. 1155 ward steffan fraw geyseln sun des chunigreichs in un-
gern wider gewaltig, von dem er Verstössen was, derselb chunich
steffan nam fraun agnesen herczog hainreichs tochter von
osterreich.
A. D. 1162 starb herczog hainreich in osterreich und sein sun lewpolt
ward nach im herczog.
A.D. 1167 starib emanuel der chriechen chayser und chunig ludbeyg
von franken der starb auch . nach demselben ward sein sun philipus
chunig . in demselben iar starb auch herczog herman von kernden.
A. D. 1181 fuer der ander herczog lewpolt von osterreich gen ierusalem
und cham her wider und pracht mit im ain tayl des heyligen crewcz in
der gross wol als ains mannes arm . in dem selben iar starb sein mutter
t h e o d r a , die ain wittib was gewesen.
A. D. 1182 fuer der ander herczog lewpolt von Österreich und der chunich
von franchreich und der chunig von engellant genant reichart und
ander edel von flandern über mer an dem andern iar herczog lewpolt
und der chunich von frankreich, die gesiglen und chomen her wider.
In dem selben iar starb herczog ottaccher von steyr und desselben
erib enphie herczog lewpolt von dem chayser.
A. D. 1190 chunich hainreich, chayser fridereichs sun ward nach im
chayser und regnirt 6 iar . derselb betwang ampullam, und pey des-
selben chaysers zeytten in seinem ersten iar chunig reichart von
engellant durch der smach willen, dew im enpotten was enhalben des
mers von herczog lewp ölten von oesterreich, fuer und chom in das
lant gen oesterreich in ains pilgrayms weys also das er sehen und auch
schawen wolt das lant osterreich und die macht des hochgeporen fürsten
herczog lewpolt 's und da er cham gen wienn, und sich in herczog
lewpolts chuchen macht und legt ains chochs diener gweys da cham
ainer an demselben hoff, der in emalen gesehen het und meldet in, dar
nach ze mitt purckh (?) ward er gevangen, und wart herczog lewpolt
geantwurt, awer an dem andern iar mit geyseln und mit silber und mit
golt und auch mit grossem schacz und auch mit chayser hainreichs pett
ward er geledigt und mit demselben silber und golt wurden dew stett
wyenn, enns, hainwurch, dew newstat umbmawrtt.
.\. D. iio-..» bersog lewpoll roa osterreiob pey der purch dy da h
aei riel er ah den» roM und praeb ein pain ab, I tlben
starb er and ward pegraben ic den hej ligen chrevi i
A. D. 1193 berciog lewpolta tun, fridreieb and lewpell waren an
des raten stal .fridreieb ward heresog In otterreich, lewpoll in il
\ I>. UM beresog fridreieb ren Ofterreicfa und viel forsten in dewUehen
landen Damen »las ehre wa an lieb . in dem andern iar starb er in dem
eilend . nach desselben ward sein prnder lewpolt berezog in oester-
reieb und se steyr.
A. 1). 1107 der lobsam herezog lewpoll in oesterreieb and in iteyr ward
ae ritter mit grosser zier und mit grosser Schönheit . in demselben iar
starb constancia dew chayserin und die lye hinder ir einen chlainen
sun. der biet fridreieb, <\ov ward chanig daez sicily, und da in
ans he linus prachl in einer cisteln von zusting, da ward er erledigt
von seinen veinlen.
A. D. 1200 der lobsam herezog lewpolt von osterreich nam theodoram
zu einer chon, dew was des ebunichs von ebrichen.
A. D. 1203 stiftet berezog- lewpolt von osterreieb das ebloster daez ly-
1 i en veld t.
A. I). 1*06 der lobsam berezog lewpolt von osterreich und von steyr, da
sein erster sun pegraben ward, von rew und von andacht nam er das
chrewez an sieb mit vil edeln Jierrn auf dem lande ze newburch.
A. 1). 1212 Damen dewebinder das chrewz an sich und fueren in den heili-
gen steten.
A. 1). 1212 ebunigin gedrawt von ungern dy ward tott auf dem velt under
ainer zeit des nagsten tag vor sand symon und judas tag, darumb das
iren fleiscbleicben prueder den patriarchen von aquieley bet er Wor-
ten baniezi bawsfrawn, der dewtsch prenger ist genant.
A. I). 1218 berezog lewpolt wider chert erleichen von ierusalem und dew
stat darmata ward von den Christen enpbangen.
A. D. 1219 cbayser fridreieb ward daez rom geebront und geweicht.
A. D. 1221 fraw margrelb dew romisch ebunigin herezog lewpolts tochter
mit achtper samnung der fürsten ward geebront daez ach; awer in
dem andern iar bet sy hoehzcyt mit cbaysers sun hainreichen pey
newenpurch und da ward e n g e 1 p r e c h t der p i s c h o 1 f f von
choln ermortt.
A. 1). 1226 cbayser fridreieb ward in den pan getan vonpabst gregorio
und der fuer über nier und ward von ebunig soldan unwirdichleieh en-
pfangen und macht da zechen iar frid.
A. i). 1227 herezog fridreieb von osterreieb schied sich von seiner
bawsfrawn, des ehonigi mnem von ungern und tett das mit iri rattera
willen lewpolts. und darnach nam er des herezogs tochter von
mar ehern.
A. D. 1220 berezog lewpolt von osterreich und von iteyr und all forsten
von dewl eben landen fueren gen appnllen und herezog lewpoll
rer fner cbayser frid reichen und pabsl irregorium, und an der wi-
3S8
dervert starb herczog lewpolt und sein leichnam ward versoten, das
fleisch ward pegraben auf sant benedicten per ig das paynech ward
heraus gefuertt und wart pegraben dacz lylyenvelt und in demsel-
ben iar starb chunich ottaeher von pehaym, und desselben iars ward
die teyfer so gros, das sy ze rora zu sand peters stieg gye.
A.D. 1230 war herczog lewpolts sun fridreich gewaltig nach seinem
vatter über osterreich und über steyr und über chrayn, wider densel-
ben seczten dew chinringer und teten im in dem lande grossen
schaden, chrembs und stain verprantens und das urfar bey newn-
burch, da der herczog ubergefaren wolt seyn, das behielten sy. und
so starib hadmar der churinger . in demselben iar ward herczog
ludweyg von payrn bey c helhaym von ainem zogstecher derstoch-
ten mit chayser fridreichs geschupht.
A. D. 1231 ward! herczog fridreich von osterreich ze ritter selb zweyhun-
dertister ze wienn dacz den schotten, in demselben iar ward wey-
chard von zebing derslagen. ze wienn in des smelczer haws von
seyfrieden dem waysen.
A. D. 1232 herczog fridreich gewan vettau . in dem selben iar ward
er auch angegriffen von den ungern und da besampt er sich bey der
ley ta und wolt mit den von ungern haben gestritten, wider den macht
sich auf der chunig selb von ungern, da ward der selb streyt versuntt
von etleichen fürsten . in dem selben iar tet sand elisabet dew lant-
graven von duringen grossew zaichen.
A. D. 1233 herczog fridreich hat grossew hochczeyt mit seiner swester
constancie, da sey der margraff von meychsen nam zu ainer chon
bey ringleinse, da chomen auch viel fursten zesam.
A. D. 1234 chayser fridreich chom gen osterreich und ze wien ward er
gar wirdichleychen enphangen mit vil fürsten, dew mit im chomen ze
neyd herczog fridreich, der sehr torieich sein dinch geschafft
het, wan er neydig was . fliecher und dewpper hett er gar lieb . chlo-
stern und goczhewsern den tet er gar übel, und darumb cherten sich von
im stett und dinstherrn, und habbten sich an den chayser . also must
herczog fridreich fluchtig sein wol drew iar und sechs moneid . das
er chaum in dem lande pelayb, und het nit mer, wan die ain purch
starhenberch und die newnstat . in demselben iar chayser frid-
reich zoch wider aus dem lande, und seczt dacz wien den purgrafen
von nurenberch zu ainem phleger . den selben von nurenberg
vertrayb herczog fridreich mit sambt dem pischolff von fr ey ss ing
und von p a s s a w aus dem lande und enphie wider wien pey der newn-
stat, die wart im wider geantwurtt.
A. D. 1237. Osterreich mit sambt der stat wien chert sich wider zu irem
herren herczog fridreichen.
A. D. 1239 des negsten suntags nach sand michels tag umb mitten tag da
ward di sun vinster und dew stern erschynen an dem hymel . in dem
selben iar fueren die tattrer gen ungern und des chunigs brueder von
ungern, der da hies c h o 1 m a n ward derslagen.
359
■\. D. IMI hereacg fridreieh reu ich rea
hau siv.iw rii. <i\ <it-s hereacgen tochtor >\as von narehern«
\. l). IMI bereaeg (Hdrcieli aam ainea lebeamea lig rea den chaaij
pel'a\ml da \n ;irt! Iifif/i»^ ii I r i- i <■ h \ o n k itimIi'H und au
der adel beim gevangefe
A. I). ifM ebanig bela rea angera faergaa Mterreieh ni( ainem gn
ber und \\o\l nxlerreieh vcrn iielist lialun . wider denselben ebunig
mariii lieh anff hereaog fridreieh aad ebeaaea aaaaaiaa p<iy dar
le\ !a au sind \eyls tag, daf was an ainem freytag, und slriien mit
eisender, und raiM dw chanig von angera arider aus dam laut, awer
daaelbi ward bereaeg fridreieh deralagen, und Österreich arerd aller-
ding ariblea . an dem aehtea tag ■tarb sein maeter vor laid . in deai
selben jar saut ebanig baaslab von aahayn seinen sun gen osterreich,
der nain irawn ge r d ra \v t I e n herczog h ai n r ei ch s tochter von me-
I i e b und ward herCBOg. in demselben iar starb er und ward pegrahen
in seinem laut . auch in dem selben jar margaretha dy romisch chu-
nigin chom wider gen osterreich und chayser frid reich sand graff
otten von eberstain gen osterreich zu ainem phleger, und schyr-
mer über das laut, und der mocht des nit peschyrmen, wan der chunig
von ungern und von pehaym und der herczog von payrn tetten dem lant
grossen schaden und auch dew dinstherrn \ erwüchsen das lant gar mit
rawben und mit {»rennen.
A.D. IM6 margraff herman von paden mit herczog otten hilff von
payrn tu er gen osterreich und nain irawn gerdrawtten des vadern
bereaeg baarafrawea und ward herczog in osterreich und gewan pey
ir ainen sun, der hiez fridreich und ain tochter, dy hiess maria .
in den andern jar seins herezogthumhs ward im vergeben und ward
pegraben daez newn b u r c h.
A. 1). 1849 BUUrgns? o tt acher von narbern saezt sich wider seinen vatter,
und der vatter mit der von Österreich hilff uberwant seinen sun.
A. D. 1250 chunig ha cz I a von pchaim sand seinen andern sun o ttac h e r n
gen osterreich, der nam irawn margarethen, dew romisch chunigin
gewesen was, zu ainer chon, derselb behabt osterreich, steyr und
chrain und ward herczog.
A. D. 1252 starb herzog ott von payrn des gehen endes.
A. D. 1253 verdürben alle Weingarten in osterreich von reyffen also das in
hundert jeucharten nicht ward ain fueder wein.
A. D. 1254 herczog ottacher in osterreich und herr zu pehaym fuer gen
prewssen und straylt . mit den hayden und gesigt und vil hayden wuer-
den getawfft . in demselben iar e b r a n und der eenar l s a w t r wurden
ze wienn enthaubt.
A.D. 1868 bareseg ol (acher von osterreich und herr daez pehaym het
ainen grossen streyt mit chunig bela von ungern, aber herczog ott 1-
cher mit der margraffen hilff von prandenwureb und mit den
aatretefa etentag und vil angera und auch
rewssen und nralbea wurden da erslatren. aber miehelins ertrunchen in
360
der march und in dem wag, da der chunig von ungern fliehen beguntt,
und sein sun steffan ertranch . in dem selben streyt macht herezog
ottacher hundert ritter und er selb wart ze ritter den ungern ze gesicht.
A. D. 1260 was dew puess da, dy layen in gotesdinst giengen von aim gocz-
haws zu dem andern, slugen sich mit geyseln und sungen den sanch :
Ir slacht eweh sere . in christes here . durch got und lad dew sunde
mere . und die frawn die dahaym pelieben, dy slugen sich auch nachket
und sungen von unsers herren marter.
A. D. 1261 herezog ottacher schied sich von seiner frawn margarethen
und in dem selben iar ward er gechront ze chunig.
A. D. 1262 cham prueder perchtold von regenspurch und predigt das
gotteswort in osterreich und in märchern.
A. D. 1264 chunig ott a eher vye den von meyssaw und wenneschen
daez wienn und wurden gefuert zu dem aichers in den turen und stür-
ben darinne.
A. D. 1267 gw ido der Cardinal chom gen wienn und het da ain concilii mit
sechezehen pischolffen.
A. D. 1268 chunig ottacher stifft dew statt marchekk und fuer zu dem
andern mal genprawsen.
A. D. 1269 chunig bela von ungern und chunigin maria dew stariben.
nach dem ward ir sun steffan gewaltig . in dem selben iar chunig
ottacher vonpehaymund chunig steffan von ungern ehusten sich und
wurden ze frewnt, aber chunig s tef fan prach den frid und wolt chunig
ottacher gevangen haben, da er rait gen ch ernten . des ward
chunig ottacher gewarnt und Hoch, entran chawm unez gen wienn,
awer dew ungern und dew walhen vingen ir vit und fürten dew mit in.
in dem selben iar seyfried der we hinger da der pey der nacht
selb dreyhundertister wold sein entweichen gen unfern, und pey der
march, da sy über ainen se der uberfroren was, wolten gegangen sein,
und da sy mitten auf dem se chomen, da prasten sy in und ertrunchen
all miteinander . in dem selben iar starb herezog ulreich von kern-
den und chunig ottacher betwang das landt under sich.
A. D. 1272 rudolf von habelspurch ward »e romischen chunig er weit
in der stat ze fr an eben fuer t und ward zu ach sambt seiner frawn
annen gechront.
A. D. 1273 bapst gregorius der zehent hett ain concilii daz lugdin mit
tawsent zwayhundert vir und zwainezig erezpischolfen und geweichten
prelaten an sand philipps und sand Jacobs tag und gepot der pfaffhayt,
das chayner ein frombden haben schold und das sy nicht giengen in dew
lewthäwser noch hurhawser und ir iegleich sold nur ain chirchen
haben und welcher mer hat dan aynew, der sold dew aufgeben ainem
andern armen priester . daselb ward auch verpotten all munich und allen
nwnneyen und den die chainen orden tragen noch dy darezue geweicht
sind, die da zapphynnen hayssen.
A. D. 1276 chunig rudolff der romisch mit herezog ludbeigs hilffen von
payrn und auch mit vil margraffen, pischolfen, grafen, landtherrn hilf,
861
ii I r ei o •> e n den RargrafeB \ ob p i d 6 n und aneh ander ril «•<! ! i n ir von
«-U ;iImmi \ ea franefaen, dya des reichf gae( Innhetea, <ii<- t ie er nnd > • l * • - ■ - —
wandts . darnach fuer er gen r e g« D I pu i'f Ii und herCZOg Ii I i n r e i C Ii
\ (» B |> I y r n. ddff mit dem chunig von pehaym was. und im geia OreB hetf,
nberehom er auch und ehanig rndolfi toehter ward hercsog ii t i b re 1 1 h i
Mm von payrn eoipfenfenl <!> und ua von ohsnig radolfen ieia lauf /.<•
payrn aafse leben . darnach der ehanig radelf | a eham und all
durchzogen aiochl vordem in und aach vor peaea wegen hercaog hain-
roieh von pa\ r:i weit im ahlrunig sein worden, a ,\ er ergab im das I tut oh
der ens und seehs tawsont pt'unl phennig . das v ard also gela\dinv
BT im das see/.l. wan er anders Dicht BlOchl dorchczOgen also liier chu-
nig m d o 1 ff über das i n über das tra wn gen Österreich, da ward er
übleich und erberleieh enphangen von den dinstherrcn. und dew lyes-
sen iren aygen lierrn chunig ottachern, der sechs und zwainczig
jar ir herr was gewesen, und dew im geaworen hotten und irew ohind
ze geyaela hellen gescczt, und hahten zu chanig rudolffe n . in dem
seihen iar wurden im dew stett aufgehen von chunraten sumeraw
und von andern dinstherren enns, ybs, tuln, mit andern guten ve-
sten und die fuerenner umb vesperzeit gewunnen newnburch chlo-
ster halben, dy mit pehaymen beseczt was. darnach fuer chunig ru-
dolff für wyenn. und lag davor funff wochen. da hesamht sich chunig
atta e h er mit den pehaymen und mit ettleichen Österreichern auf dem
mareh veld und wold sieh und die sein beschirmt haben . da mochten
s nicht zu einander chomen von der tunaw wegen . aber chunig m-
dolff iecztweder halben der tunaw verwuchst das land mitrawhen. da
das chunig ottaeher sach. das er im des nicht erwern mocht, des wur-
den* also hetay dingt von herczog ludweigen und von margraffo tte n
v o n h r a n d h u r e h und von andern pischoltTen, das chunig r u d o l ff chu-
nig ottachern seinew landtscholdim lassen aufgehen und erscholdsew
wider nemmen von imzelehen .da das also betaydingt wardt. da fuer chu-
nig ottaeher über dew tunaw und chomb fuerehunig rudolffen vor
wyenn und chniet nider fwr in und swuer im des ze dienen vor menigem
fiirsten und loht auch den dinslherrn und den purgern in Österreich irew
chinder, die er von in ze geyseln het genommen, wider antwurten mit
sechs und dre vssigfreyn. chunig o I tae her der fuer für chunig r u dol f-
fen und chniet nider vor in und enphie seine lant ze lehen von im . also
behabt chunig rudolfl' lohleich das iandt osterreich sleyr, kernden.
A. D. 1277 geriwe chunig ottachern. das er seinew landt het aull
chunig rudolffen und prach seinew glub und aridereagi im . da
beseczt chunig rudolff Österreich und swas sein der chunig von
pehaym iahet stet und purg gewan ehanig in dolff mit stürm und
mit antw eichen und mit chaezen gewalliehleiohen. inen gan-
czen winter urlewg zwischen in. dew Österreicher prannlen und rawhten
in marchern, also teten die pehaym hinwider gen osterreich . item dem
selben iar was in kernten und in ateyr eo gr< prang, dai
menach dai inder ass.
362
A. D. 1278 da chunig ottacher das sach, das er chunig rudolffen nicht ge-
schaden mocht, da gab er den Österreichern all ir geysel wider, die er in
vor nicht wider het gegeben, und schraib dem romischen chunig gar
frewntleichen an seinem brieff, und doch mit untrawn und mit seinem
guet macht er hainreichen von payrn und ander fürsten bey dem
rein geystleich und weltleich trewlos an chunig rudolf fen, das dy
vonimcherten . also besamt chunig ottacher ain gross her und gewaltich-
leich in osterreich mit antwerchen mit chaczen und legt sich fuer drosen-
d o rf . da dew selb stat nicht hilff gehaben mocht, dew ergab sich . da
fuer er fuer la, dew mocht er nicht gewinnen, da macht sich chunig ru-
dolff, der so vast veruntrewnt was, auff wider in mit seinem her,
und er dochnuer ain vechten het gegen zwainund dritthalb grossen ros-
sen wider tawsent . dar nach an dem nagsten freytag nach sand partholo-
mes tag schichten dew payd chunig den streit wol umb tercz zeit pey
der march auf dem feldt, das da haysset ydungspewgt und striten
mit einander . da gesigt chunig rudolff und chunig ottacher ward
erslagen und vil pehaym ermortt und ertrunchen, und darnach fuer
chunig rudolff gen inarchern und behabt das lant alles . darnach wolt
er gen präg sein gefaren, da was margraff ott von brandburch,
chunig ottachers ohaym und beseczt purg und stett und nam auch seinen
hart, den er lassen het, und wolt sich geseczt haben wider chunig ru-
dolffen . da chomen dew fürsten zw einander bey der weyzza, und
wart getaydingt, das chunig ottachers sun scholt nemmen rudolf fs
tochter als ez emalen getaydingt was, dieweyl er lebt, und des margraffen
prüder von branden burch scholt nemmen die ander tochter chunig
rudolff s . das geschach also alles nach tayding, also dem margraffen
pehaym landt mit sambt dem jungen chuniglein enpholen und chunig
rudolff het selben machern innen funff iar . also zoch er erleich und
lobleich wider gen wien mit grossen eren.
A. D. 1283 chunig rudolff macht seinen sun albrechten und rudol ffen
herczogen in osterreich, in steyr und in chrayn.
IL
Der Streit von Mühldorf.
Hy hebt sich an der streit von kunig fridereich von osterreich als er gevangen wart und
ist geschehen anno doraini MCCCXVIII. (1322.)
In derselben zeit wart chunich fridereich , chunig albrecht sun von
rom in chrieg erweit ze romischen kunig an ainem tail, und gegen im an
dem andern tail sein oham herczog lud weich von payern, und des
macht vil der ungetrew pischolff von maincz davon grozz menig verdarbe
in obern landen. Do für kunig fridereich manich grozz raizz von oster-
reich gen payern und gen swaben zu dem rein umb das chunigreich, und
wert das wol sechs iar, das sy offt und dikk grozzew herschafft auf das velde
prachten, und doch herczog ludweig von payern und sein helffer chunig
johan von pehem von luczelburch, der sein helffer was ze allen
Zeiten, daz velde fluchtig rawmen musten, des warn sy paydenhalb so lang
In ehn edcrman nnlei in pa\den ehnnir; wolt sein nur/ des
das gut des »in endt WOli gehen, da man /all nach knslrs -r|.ui i
domiai M* CCC* XXII* in ■an! miohaela ahmt wart rinn- |mmmmi
/.wischen in |>;ii(lrn mnh «las reich in pairrn ohrrlhalhrn in n 1 (1 o r I t anl »I r r
gikeleehen a laeat ehlaJnen praeter haitael die emphing
konig friderich ron oeterreich hinkommen mü dm laatherren rea •
reich, tob iteyr oadaaeh mü beiden und mit aagern, die im ieia abaai ehaaig
eharel von I Bg r r n geliehen Int«. Br hell auch Irost aull' seines hrnder
helff herezog Ion pol des. der rin gro/./.ou niarlit \mi snalirn iiml von dem
rein auf da/, veld praeht. der wart geirret, da/ dir bruder /.neinander nicht
mochten davon, da* sich die laatherren von Österreich so langeametendoreh
rauhes willen, das sy nicht ent/.eit zu dem chunig komen. nnd aurli der
ehaaig bieder im die pesten lantherren lassen het in Österreich und in
stevr. da man dazu zusach des nachtes, do man des morgens vechten solt,
do het herezog ludwikh von paiern und chunig iohan von pehain sein
helffer von allen landen zueinander pracht, und auch die durch ewentewr
und der haiden willen dar chomen warn, und des was ein grozz her und
hies das zeainzigen likung, da chom da ze einander chawm in vier tagen,
Do sy sich da nach einander zu dem wasser gelaiden, das die her an ein-
ander wohl gesehen mochten, prüften das die weisen herrn von osterreich,
überladen wern mit herezchrafft, die giengen do zu dem pischolf
friderich von salczpurch und namen den mit in und gaben chunig
fridrich manichen weisen rat dietrich der marschalch von py-
lichdorff, u Ire ich und hain reich prüder von walse, den wolt
er nicht volgen, und wolt nur streiten, und iach, er het so vil witiben und
waisen gemacht, das er der kristenhait des ein endt wolt machen, wie es im
ergienge. Desselben nachts rait konig friderich nnd ditreich von
piliehdorff unter sein her von hutten zu hulten zu allen seinen herrn,
und mont se an ir trew und iach ; ir herren, ich traw euch wohl, daz ieder-
man margen mit den seinen ein piderman sey. als ich und mein prüder her-
ezog hainreich des getrawn. und ir uns des gepunden seit; dy iahen
alle, sy wolten es alle gern tuen, des leider nicht geschach. des morgens fru
an sand michels abent machten sy sich auf gen dem von payern und warn
berait mit rier roten, die erst rot u 1 r ei c h und hain reich die bro-
der von walse under dem pannyr von s eyr, die ander kunig fri de-
reich under des reichs panyr, die dritte herezog hain reich von oster-
reich sein prüder under der panyr von osterreich, die der mars chalc h
von pilichdorff fürt, dy vierd under der panyr von salczpurch des
werden pischolff fridereich, do het sich der w erder von oster-
reich mit den ungern und mit den haiden an einen perch besunder gelait,
do die her ze einander prachen, do hob sich iamer und not, do voehlen die
herrn etleirh v..n Österreich nicnleieh , und strayt auch chunig fride-
reich so ritterlich, das man im gab den preiz, daz in allem dem streit nye
pesser ritter gewesen wer. aadherrhaaaa reo e beer iaga peiria.de
was gen im gezogen chunig iohan von pcham mit de/, panyr von payern.
wann der von payr in den §\rtü nyc kein, M hiell da pey auf einen lauffcr
304
in einen ploben waffenroch, do striten sy vestichlich , do behabt chunig
fridreich den streit aller dinge unez auff cssenzeit, das sy wol fünf hundert
der pesien auff die erde seezten, die alle gesichert hetten, und was auch
kunigk iohan von peham auff die erde pracht, das er lag dez mar-
schalchs ros von pilichdorf under den fussen, dem ward aufgeholffen
von ainem namlosen herrn in osterreich den man doch wol erkennet, wo
man in nennet, davon der streit verlarn wart, do daz alles ergie, do kam
der purgraff von nurnberch mit einem grozzen her guter ritterschaft
geraster leut über daz wazzer gezogt, das man want, es wer herezog 1 e u-
pold von swaben, und ritten die das her an, und alle die gesichert
beten, die prachen alle gleich, do fluhen die ungern und die hai-
den alle, die chunig friderich dar pracht het auf den pergk, und wart
der streit auch domit verlarn, also das chunig friderich gevangen wart
und die herrn von osterreich all, und daz wert unez auf die vesperzeit, do
fürt man den kunig fridrichen zu dem von payern under ainen pawm, do
enphie er in und sprach: „herr oham, ich sach über euch nye so ungern",
domit enphetten sy in und fürten in und den marschalch von pilic h d o rf
auf die vest gen dornberch, des morgens gen ottingen, do wart der
von payern ze rat mit seinen herrn, das er in fürt durch regen spure h
auff die vest gen trausenicht die da leyt auf dem wasser, haisset die
nab, do antwurt er in vieztum weiglein, daz er in in huet solt
haben erleich, als er tat, doch het in der von payrn gesichert von dem streit,
do er gevangen wart, er solt leibs und guts aller dinge sicher sein, do lag
er gevangen drev iar und drey tag. In derselben zeit do er gevangen läge,
het sich herezog leupod sein prüder gesampt mit grozzer ritterschafft'
und wolt den prüder gerochen haben. Do let sich der von payern für daz
hause zu purgaw und lag do vor wol ain virtail iars, das er sein nicht
gewinnen mocht, wann in dem hausz was der erber herr, herr purchhart
von elerbach und seiner sun zwen auserwelter degen, und hetten darinne
wol drevhundert heim piderleut, die tegleichen abprachen dem her roz und
hengst an zal. Do hub sich herezog albrecht auff mit erbern herren zu
seinen prüder herezog leupolden, die besampten sich mit einander mit einer
grozzen macht, und zogten für purgaw, und wolten das retten, und verlob-
ten sich mit clem von payern paydenthalben eines gemessen Streites. Do
man dez morgen gestriten solt haben , do entran der von payern pey der
nacht gen lawbing in die stat mit allem seinem volkh und her und
rawmpt daz veld wal lesterleich, und alle ir herwegen belieben da. do kom
herezog leupold an die selben stat und nam alles das, das er vant, und
wolt mit derselben macht in das lande gen payern gezogt haben, do bedacht
sich der von payern und rait zu dem kunig gen trausenicht. und ver-
tedigt sich mit im also das der kunig mit dem von payern aus den vengnuzze
gen münehen kom, und vertaidigt sich mit einander aller sache nach ir
paider peichtiger rat, des prior von mawrbach der des chunigs peich-
tiger was, und eines prior augustiner orden, der des von payern peichtiger
was, also das sie paidenthaiben allen irn rat varn liezzen, und gingen ped
zu einander zu den mynnernp rudern daez m u neben, und verainten
si>ii gencaliofa mit einander, und gingen «I« her for und iwnrn ror
menleioh aaff gocJeicnnani le einander, de aai
berrn leichnam von dem prior ron mawrpaeb. donül wartebanigfrleV
h tedien.
1 *<> entpai er telnen prader bereaog lenpolden die mar, daa et ledieb
wer, der loch da niii eeinem bei aus den lande von pa/era de aal de
payern »'in hoff gen aaepa roh. de alle berra and furetea le einander ka-
men, dq wiut geoffent, das ee obnnig tridrich ledieb wer, and gab bn daa
gewall vor allen (nrsten, daa er lieb gewaltige! chunig schreiben aalt, also
dem von payern »las reieb inanlwariea aolt, dai er ee mne bat, und
n payern Kaiser sein seil, und loll im des gebolffen sein, dai
etleicnen berrn and E&rat« eralaoledi in. and etmder-
leieli ebnnig iohan von p ehe in. der rait da von in /oin. wai
bereaog bninre ich von Österreich in dem streit wartgevangen und in-
geantwui t wart und den er lurt mit im gen peham auil'die vest gein aicharns,
den man von im ledigt uml) XVI tausent mark silbers. do die richtunge do
geschach. do hub sich chunig fride rieh auff und für zetal gen Österreich
und iinm den burgraven von nnrnbereb mit im, und ander erher herrn.
do enpbie man in schon und erleieh, und gie mit dem ehrewe/- gen im. do
enpat ers dem von n um her eh gar erleid», und sand gen t r aus e nicht
v i r z l u in weiglein seinem will XV. t'uder weinz. do bolaib er in dem
lande ae Österreich, and halff Offtendea dem chaiser mit seiner macht, das
er über das partenbirge chom gewaltikleich gen rom.
Hier hat der etreil ein ende«
III.
nlefhe Chronik von Österreich. (130S — 1458.)
- natus est rex Sigisinundus imperator in die s. Valentini.
A. 1). 1388 prefalus Hex coronatus est in regem [Jagarie in alba regali in
die palmarum.
A. D. 1396, Interierunt francigene et anglici et magna pars christianorum
et inlerempti sunt a Ccsare turcorum.
A. 1). 1408. Fuit magna conlroversia inter clientes milites et barones in
Austria.
A. D. 1415. In oetava sanetorum apostolorum pelri et pauli eombnei
.Magister iohannes liuss heretieus in civitate Constancia in Swewia du-
rante ibidem concilio.
A.D. 1421. Combusti sunt in tota Austria Judei in t'eslo s. Gregorii sub
duce Alberto.
A. I). 1^;>:{ in die s. Marci wnil magna nix et in statiiti de MM
\enit tantum gelu, fand destnixil omiu- riam
Ungariam, itiriam et morawam.
Anno eodem in die s. Trinitalis dominus Meinbardoe de
aliis baronibus prope oi'.if.tlem Ijurein neu remOte I sanelo prob
fecit magmm stragem in thaborilas. irpbl lico»
3Gt>
sie nominatos numero decem milium regnante tunc imperatore Sigis-
mundo et durante concilio in Basilea.
A. D. 1473. In crastino coneepeionis B. Marie virginis venit invictissimus
romanorum Imperator Sigismundus ungarie dalmacie croacie bohemie-
que rex in — Znay ma marchionalus moravie, qui et in eodem anno
laudabiliter paeifieavit terram bohemie ex parte hussitarum hereti-
corum.
Anno eodem tandem directe in die oetavo proxime sequenti in pusonio
electus est gener suus in regem Ungarie, dalmacie croacie illustrissi-
mus prineeps albertus austrie stirie , karinthie dux et moravie
marchio.
A. D. 1438 in die circumeisionis dtri coronalus est idem Serenissimus prin-
eeps alb er tus in regem ungarie in alba r e gali.
Anno eodem doininica Reminiscere electus est prefatus rex Albertus in
regem romanorum ab electoribus in frank vurdia et tandem infra
pasca et ascensionem domini miserunt electores imperii sollennem am-
bassiatam ad prefatum alber tum, ut dignaretur assummere Imperium,
ipse tarnen diu rennuens tandem induetus a multis assumpsit onus pre-
fatum in ecclesia saneti Stepbani in Wienna.
Anno eodem in festo sanetorum apostolorum petri et pauli coronatus est idem
rex Albertus imperator in regem bohemie sollenniter.
A. D. 1439 in vigilia Symonis et Jude hora 8. mortuus est serenissimus
romanorum, ungarie, bohemie rex in ungariazum langendorf et
sepultus in alba regali.
A. D. 1440 in festo kathedre saneti petri natus est in quodam castro dicto
Gummarn in ungaria Ladislaus filius regis alberti.
Anno eodem feria quarta post Quasimodogeniti assumpsit regnum romano-
rum a legatis electorum serenissimus prineeps dominus Fridericus
dux austrie.
Anno eodem in ipso die penthecostes coronatus et unetus est in regem un-
garie filius alberti serenissimus dominus Ladislaus adhuc existens
infans tredeeim hebdomadarum portatus a nobilibus portatoribus in
eunabulis, descendendo in Weissen bürg et ascendendo in austriam.
A. D. 1442 feria 4ta ante festum s. thorne apostoli mortua est Elizabeth
uxor regis alberti felicis recordationis et sepulta in Jaurino id est
Raab mater illustrissimi regis Ladislay.
A. D. 1445 hab ich geheyrat in die s. Blasii ze Ravelspach.
A. D. 1448 in vigilia penthecostes et in die et feria 2da et 3 venerunt pruine,
que destruxerunt omnes vineas in austria preter montanas et erat
festum hoc in die s. Pancracii.
Anno eodem commissum est magnum prelium a Johanne de Hunyad Guber-
natore regni ungarie et a cesare turcorum.
A. D. 1449 zoch man für nider weiden für den orberger das gab er der
landtschaft und ward dasselb iar wider verlorn, und das het diselb zeit
Tibolt Sebeckh inn und die veint wurden gar starkh darauf, und
beten das nahcnl i |.m- imi und kl .11 sehad.
gung, Valien. law I»«mi und prruneii hinderlialh uml eiihalh .I.r l.iriaw.
A. I». I'i.iO /.wischen OtttTl und phiu^slrn /.nrh man lur | i .1 . ||
.las - :i 1» man dein von e i I i , der was des liiml.-s hauptmann . It.-m dar-
nach wanl \eiin ueuuncn. »Ia\«»r ward bei w i I Im- I m <1 «• i l.baer
erschossen, und darnach /.nch man I ii i (ialic/, das gab I
\. D. 1461 starb heresog hainreich von i.i\m.
Anno eodem vonit Wiennam <|uidam rdi -niiic Johl I
«träne radiale ninorom el hie fecit fciagaUe dieims warmmmm %4
rum et hahuit roliquias sancli Her nliardi in <| rura\il mutlos lang
tes graoiam hahenlibus (!)
Anno I). 1452 zoch man für ort dar in worden |WM mitterndor
die gaben das gschloss und darnach von stunden /och man Inr im
ser zu der newn stadt von wegen kunig lasslaws, den gab der kaiser
der landtschaft von Osterreich.
A. D. 1453 zog kunig lasslaw zum ersten mal gen behem.
Anno eodem kamen in zvvielrecht herr ulreicb der eyzinger und graf
ulreich von cili, und der von cili ward ze VVienn von dem 1
gedrungen.
A. D. 1456 an sant vincencentag zoch kunig lassla ze Wienn ans mit
dein von cili und lagen die erst nacht ze I a \v f l e . darnacli M p l
bürg und zugen gen ungern.
Anno eodem starb der alt hunyadyanuscb gubernator des hungrischen i
Anno eodem ward der wolgeborn edel fürst, graf u 1 r e i c h von cili er-
schlagen oder ermordet von dem weydam lassla des alten gul <
sun und von Canisi lassla vom sprinczenmarkht und andern irm mil-
helfern zukrichischen Weissenburg im gschloss an saud inerten tag.
Anno eodem zugen all die, die das kreuz wider die lurkken genom.
ten ab gen ungern, und worden auch diselb zeit, als der von
mordet ward, zu weissenburk.
A. D. 1457 ward waydem lassla der jung gubernator gevangcn und dar-
nach enthaupt ze ofen und sein prüder mathias ward gefurt gen
Wienn, als der kunig zwischen ostern und piingsien herauf /.och gen
wien.
Anno eodem feria quinta de nocte in cena domini que erat — venit tantum
gelu, quod destruxit omnes vineas in austria plus, quam olim in die
s. marci.
Anno eodem zoch der durchleuchtigist fürst und herr herr lassla
ze pehem kunig gen pehem und erhucb lieh M WTi«
Anno eodem ist gestorben der durchl. fürst lassla an »and dementen tag ze
p rag und ist daselbs begraben in dem tum.
Anno eodem. Ee und der kunig starb. was ein •
ausgangeu von hungern pehem ostercich und un-rhern uml) junckh-
frauen magdalenam. de* allerkrist.-uh-i.-hist.-n fürsten BJ
von frai.kr.-ici. toehter, ,ii,- ,!••,,, benaaten harn Uni«« ff »■
l prochen was.
368
Anno eodem an sand tiburcen tag als der gestanden ist an dem heiligen ant-
los tag darnach in der nacht sein all Weingarten in Ostreich erfrorn
also das mynner wein ward, dan vor zeiten als perg und tal an sand
marx tag erfroren waren.
A. D. 1458 ist mathias des hunyadyenusch sun in ungern von etlichen
bischofen und landtherren erweit zu einem kunig.
Anno eodem ist der Girzigk uon potibrat in behem erwellt zu ainem
kunig.
Anne dni eodem ward ulreich eyczinger von dem loblichen fiirsten
herczog albrechten von osterreich des durchleuchtigisten fursten herrn
fridreichs romischen kaiser bruder gevangen ze wien und gehalten in
dem präg haws.
A. D. 1482 dominica vocem Jucunditatis in die s. pancracii ist gestorben
albrecht metzena wer und ligt begraben zu krembs zu unser lieben
frawen im freythoff (spätere Hand).
IV.
Ordtnung der tcutschen landtsknecht in hyspamen. (1552.)
(Aus der Klosterneuburger Handschrift Nr. 1235.)
Verzaychnuss und Abredt der bestallung, so der durchleuchtige hochgeborne herr herr
Ferdinandus Herczog zu Alba, Rom. kheys. Maet. Rath, obrister hofl'mayster und feld-
hauptman mit dem wohlgebornen herrn N. zu N. hochgedachter Khays. Maet. Rath und
Obristen über ihr teutsch Khriegsvolckh in Ilispanien gemacht und aufgericht hat.
Erstlichen sollen die 12 fendlein, die in seinem regiment sein, in 8 fend-
lein, darunter 300 personen, eingetaylt und in solicher anzall das khriegs-
volckh, so in Sardinien ist ankhumen, begriffen werden, aber die an-
dern 4 fendlein in zue gestellt und abseyn und in disem die ordtnung gehal-
len werden, wie in dergleichen fällen under dem teutschen khriegsvolkh
der gebrauch ist und herkhumen, das sie dann iezo oder baldt sich mit ein-
ander vergleichen sollen und die fendlein, die in Sardinien sein, alle oder
zum thayl, weliche das glüekh betrifft, abgethan . aber gleichwol deren, so
also abgefertigt, ihre verdiente besoltung, so vill sich der in der rayttung
befindt, entricht und bezallt werden, und dabey fürsehung besehenen, da-
mit sie wiederumben in Italiam gefuert und zu landt geseezt, alda man ihnen
einen halben monat soll für ihren abzug bezallen wirdt, so vor die Khays.
Mäet. ihr nottürftig sein, oder so under dem Margrafen de Quasti nit ge-
braucht wurden.
Item die khays. Mäet. hat verordnet, dass die rayttung mit dem khriegs-
volkh bis zu endt des monats N. nechst verschinen beschlossen, und alles
das inen in solicher rayttung hinderstöllig ist, so vill sich das in der muste-
rung, so iezo alsbaldt geschehen solt darzue bewilligt Ihr khays.
Mäet. das in auff ihr khunfftige besoltung von dem ersten tag diss monats N.
zu rechnen . iezo alsbaldt ein monatsold in thuech und seyden gewandt ge-
richt, und der halb thayl soliches tuechs und seydengewandts auff disen
monat N. und der ander thayl auff den nechst khunftigen monat N. ange-
schlagen and Ihnen an II
.1 roh mi a i) ge i ii n.i i I Iteng
n i i \ «« rn rsa e h t w <> pd 0 n . u n «> r «l i n
•«»ii aber 80 oder 35 lag nii s,
Item Ihnen soll In «iisn- rayttang, die n
rtli. <li<> 1600 Cronen, m
streeht, desgleichen die pmfan.lt. die
Ihrer ankhnnfftigen PaJameaa
damit seliehes khainen newen einging g<
khaii iaet si,« In anderweg mil g ..•■!. de ikhea an , I t» ge-
en lasten.
Item die beiaUnng ihrer erdient« mg, m \iii Ihm
endt <l«-s inonats N. hinderst »»II i^, ist. sol! anffdie mustcriin ;
allein »die vorhanden sein, sollen be/.allt werden, oh aber dl
wenden das sie naeh der heaallong des letzten monals. den si.- in I
empfangen haben, den verstorbnen khnechten Cargestreckhl betten,
sollen sie anzaygen Urnen, wie vill und welichen personen fftr gc-
■treekht haben, daraoff werdent Ihr khays. Maet. genedigklieh
das ihnen solieh fürgestrekhte gelt so vill sie das !»»•> ihr. 'in a dt erhalten,
widernmben erstattet werden solle; dan ihre Maet. ist der
nnng, das die bezallung umb der verschinen nit änderst, dann auf «Ii
musterung, die man iezo nennen wird!, geschehen solle. Die K
bewilligt auch in ansehung das sie sich Ihrer Maet. nndertn stellen
in Ihrer Maet. dienst in diso land hegeben haben, das ainem ieden U
3 cronen. unangesehen das man sunst nit mer dan zwey. und /
zu bezallen pflegt, für einen ieden einfachen monat soll bezalll m
so lang sie in diesen hispanischen khunigreichen und landten in Ihr
(linst und besoltung seint; ob aber sie wiederumb in Italia gefaert irn<
als dan soll es ihnen gehalten werden, wie vor aller herkhumen isl ai
gebrauch ist, nemblich für einen jeden monat soll 4 tl. w<> liebes am«
2 cronen und 2 drittl laufft, zu entrichten.
Item ob sich hinfüro zutruege, dass sich die b« il ettliche tag
naeh ausgang des monats verziechen wuerde leben), di>
gelt, so des merern thayle ans Castilien bracht n mes»
nit ailweg eben zu bestimbter zeyt ankhumen mag, in disen Fall soll Ihr
Mäet. Obristen Felthauptmann verpllieht sein, daran zu seil und
stellen, dass ihnen profandt oder zerung in ihren Ic
bergen nuff kherbholz gerieht werden soll, und s<>ll d
also damit zufrieden sein, und der bezallu ankhunü
mit geduld warten, und khainen muethwillen anfallen, innder <!•
und andern ihren hauptle und sich in Ihr Maet. v
und »linsten nichts desto weniger gebraiwhen lassen, und I
annimmt soll «las khricgsvolkh. ein leder su -
und dieprofandf. so vill sie dan gehabt, «lar
i ) Palamoi
Archiv l\. -'*
370
nen man in den Fleckhen, darin also ihr undterhaltung gehabt, bezalt
werden, und soll auch in solicher zeyt oder in anderer khaynerley anlauff,
rottung oder meuderey, noch einige neuerung in der musterung machen,
welche aber soliches übertretten, der oder dieselbigen anfengen, wo sie des
bewisen, soll er am leben gestrafft werden, und soll ietlicher hauptmann in
sunderhayt schultig sein, solliche meytlerey nacher anzuzaygen.
Item es soll das khriegsvolkh in den losamenten darinen sie beherbergt
sein, zufrieden sein mit hausgeschirr, petten und feuerstat nach ziemlicher
notturfft, und wie die wierte, darbey sie beherhergt sein, in ihren heusern
haben, und sollen sich des feurs also mit den wierten zugleich in gemain
gebrauchen, und den wierten sunst khain Übertretung oder beschwärung
thuen, noch öl, salz, kerczen, hew, strew von inen erfordern anders dan
gegen gebürlicher bezallung, und in abschlag ihrer besoltung, die weyl
man soliches in hispania mindert pflegt zu geben, und sunderlichen in di-
sem fürstenthumb Catalonien, dan wie wol vormals auch teutsch khriegs-
volkh in der khays. Maet. dinst und besoltung in disem fürstenthumb gele-
gen ist so hat doch dasselb khriegsvolkh desgleichen vorthayl nit gehabt,
und soll dan iezo nuerung mit dergleichen beschwerung
fürgenomen werden, so wer Ihr Maet verpflichtet, solli-
ches beschwerung den un der thonen auff nechst khunfftig
landtag widerumb erstatten und entrichten zu lassen, wel-
ches Ihr Maet. ainen nachtheyligen eingang emperen wuerde, aus welicher
ursach inen dan in gemelten disen landten ainen ieden jedes Monats ain
drittthayl von ainer cronen gegeben wirdt.
Item es sollen die hackhenschüczen, so lang sie nit zu velt ligen,
noch gegen den feinden in handlung steen, schultig sein, sich mit khraut
und loth umb ihren aigen pfenning zu versehen, und gfast zu machen, die
weyl man ainem ieden hackhenschüczen 1 fl. zu übersolt gibt, ob sie aber
gebraucht wuerden, oder einige handlung fürzunemen hetten, zu sollichem
fall bewilligt die Khays. Maet. hierin fürsehen zu thuen, in massen, wie in
Italien gewönlich under dem khriegsvolkh der gebrauch ist.
Item die khays. Maet. bewilligt auf die fendlein, so in Ihr Maet. dinsten
bleiben, damit diselben widerumb erneurt werden, ainem ieden hauptman
10 cronen oder so vill daffet, als zu ainem fendlein von nötten ist, zustellen
zu lassen, doch sollen die fendlein von färben nach Ihr Maet. befelch ge-
macht werden.
Item das khriegsvolkh soll in den fleckhen, da sie ihr gelöger haben,
mit holcz zue der wacht, die sie zu thuen haben, fürsichtigklich fürsehen
werden, und soll der Comissary, der inen zuegeben wird, hierinnen ordt-
nung und einsehens zu thuen haben damit schadt und nachthayl mit besche-
digung und Verwüstung der gepew und paumb auf dem feit auch an andern
gehülcz, das man zu andern sachen gehrauchet, nit mag fürkhumen.
Item es soll das khriegsvolkh hochgedachter Khays. Maet. die gewönlich
pflicht und aydt thuen, die von alter herkhumen und allenthalben der ge-
brauch ist, und von derselben zeytt hinfüro, und so oft Ihr Maet, obrister
felthauptmann soliches begeren wirdt, mustern lassen, damit man zu ieder
/.e>lt wissen BUf, wie v i 1 1 volkhs , ..rhumlci. wer. un-l
zu der naaterong kbamea and niemandte «roytter I
l 'ud 10 die Kh. M.iit. ihrer ml wexii.
ihr beaoltaog besellen and lie nil selüaTei Ml Du
chenn.it profandl l»is in Italien aeaTrajUang und.,
lürsehen. und in dar/.ue ein halben mihi ..h/n- von «hin ort an, da
sie in Italien zu lam i werden rOl MOMfl
rechnen vermüg ihrer vorigen beeUllunf die. Uli
dern puneten l'uer beslcttigl haben will. antrieb!
Aetuin in Pnrselona den 8 Noi I
Dei Römischen Khay, May* irtwkhl briet.
Anfenkhlich Bellet ihr Mai. unsorn ■Htryaetdlfiaten hei in aueh ihr
Maj. verordneten obriaten, nemblieb dem wolgebernea becri kern x-
N. auch seiner genaden Leydenainbt Bf« /.u V I reuliehen M iifAi
schwüren, ihren Schaden wenden, und fronen fftrdei ben haupt-
lenten fendrichen, und ander befelchaleutten, ao von eneers obi
ordnet, gehorsam sein, was sie mit eueh schallen und gebteUen, «las U
leutlen zuesteht, es sev klilain oder gross haims edel "der unedl OBl alle
widerrett und auszug zu thuen und khain meültercy machen, aondei
gebrauchen lassen, es sei zu den feinden oder von den feinden, aufl" zug oder
wachten, wie es sich begab, bey tag oder nacht, nach dem sie die notturflt
erfordert es sey auff wasser oder landt, wie es dan kha\. Mnet von
sein wierdt. wo aber ainer oder mer dahin ungehorsam erschin. «1er oder
dieselben sollen nach erkhantniss des ohristen gesli all! werden, als
nachgeschribnen artikheln clärlicb begriffen ist.
1. Item es soll sich ein jedlichs l'endlein khnecht saiuent od*!
liehen rotten weyss, wie es sich begeb, oder die notturlll erraeht. gel
chen oderschickhen lassen, und ob sich begäbe, dass air. hautl'i mit des an-
dern hauplmann fendrich, wähl und khnechten zu thuen schnell, i
notturll't erfordert, was khriegsleulten zu thuen müglich ist. das* iine gehor-
sam geschehe, gleich als ob soliches sein hauptman selb* schnell.
Item ihr sollent 30 tag für ain inonat zu dienen BCbnldig -
dan der gebrauch ist und soll ainein ieden au IV ieden Bell ^ h\ in inüntz ge-
raicht und gegeben werden, und alle monat bezallen. und so das gel
verzieh, und nit gleich von stund an da wäre. M Beut ihr ainen tag k oder
5 gedult tragen, nichts desto weniger cur wacht \eisehen und k!
absehlagen, wie dan khriegsleullen zuesteht und der -.Im.. ud aoll
der inonat N. heut angehen.
3. Item wo ainer oder mehr gelt .•mphangen und dannnben auch nn
dig zu dienen weren und darüber an erlaubn^ lf äfften lea al
oder hauptleutten weeckh H gebll, ITtJ aher dis.-lbcn ain.-r "der |
ten wurden, sollen sie an leyfa und lehen gentiafl
4. Item es soll khain khnerhtam /.iechenauaa der ordtnong geben ohn me-
nigkhliche Ursachen. ITC aher ainer oder mer in BOl ■■horaanib wären
sollen die hauptleutt, feltwäbl und gemaine khnecht den oder dieselbigen,
so nil in der ordtnung bleiben wollen mit gewalt in die ordtnung treyben.
5. Item die khindlbötterin, schAvangern frawen und junckhfrawen, alt
leut, briester und ander geystlich leut, auch ob man mit dem läger liegen
wuerde oder ain zug thete, da khirchen weren, das sie alsdan niemants in
kbirchen lügen noch losiern sollen noch sunst auffbrechen und nit endern,
sundern sie beschirmen, wie es sich gebürt und in khainem weg belaydigen,
undt christliche ordtnung halten, wie vor alter herkhumen ist, bey leybstraff.
6. Item es soll sich auch ain jedlicher massen, gott und seinheylligen zu
lestern, wo aber ainer oder mer gott und sein heylligen fräfflicher weyss
lestern wuerde, sollen am leyb gestrafft werden.
7. Item ob es sich begäbe, dass durch den obristen khay. Maet. ain
schlacht oder sturmb an gemaurten geschlossen, geschlössern oder stötten
oder fleckhen geschehe und mit gottes hilff erobert, so soll alsdann ainen
iedlichen khnecht, wie sich dann das monats seines dienst begreyfft, ausgezalt
werden, und soll der herr auch weytter nichts schultig sein, und ob sich
begäbe, das auf soliches das gelt nit gleich von stunt an da were, und den
feindten ein abpruch geschehen möchte, so sollt ihr euch nach der thatnach
zu druckhen, wie eur obrister mit euch schafft, und gebeuth zu schickhen
das müglich ist, nicht widern zuvor ann khäinen zug den feinden zu abzug
abgeschlagen. Und ob sach wäre, dass durch Khay. Maet derselben gemein-
ten obristen oder hauptleutten fendl oder rotten weyss in ain besaczung ge-
schickht wurden, es war in stött oder Schlosser, märckhten oder fleckhen,
wie es sich zuetruege. und dieselbigen in solicher Besaczung weren, durch
die feindt ersuecht wuerden, es wer durch ain oder mer sturmb, so soll
ihnen der herr darummen zu thuen weytter dan ihre besoltung raycht, nichts
schuldig seyn, und ob stött. Schlösser oder ander besaczung mit thaidigung
aufgenumen wuerden , so soll ihr khainer nit darein faln oder plindern,
auch darein nit gehen oder stehen, auch nichts weytter darüber thuen ohn
wissen und erlaubnuss des felthauptmans oder wer von seinetwegen befelch
hat, bey leybstraff und die gesicherten und gehuldigen bey der Sicherung
und hultigung beleyben lassen. Wo man an schlachten oder stürmen erobe-
rung thete, wie das wäre, so soll sich niemand! umb das guet annemen, noch
plindern, ee dan vor die walstat und placz erobert, sunder im guetter ordt-
nung bleyben bey leybstraff.
8. Item wo ainer in schlachten, sturmb oder sunst den feinden abge-
wänne, soll ainem ieden nach khriegsrecht bleyben, sunder gschücz, pulffer
und anders, so zu der Arcolarey und zu erhaltung desselben fleckhen ge-
hört, damit soll der obrist felthauptman zu handeln haben, und wo viech,
oder andere profant den feinten abgewunen wuer'de, der oder diselben sollen
solich profant oder viech nit aus dem glöger füren, sunder in dem glöger
umb ainen zitnblichen phenning verkhauffen, den gemainen khnechten zu
guetten,
9. Item es soll khainer mit dem andern nach besöczter wacht, wöder
auff der gassen, noch in den losamenten nit balgen, desgleichen auff den lag
wachen, bey leybstraff.
10. Item pro feiner oder mer »nvn, dl« ila Baehl
oder mii.si. lo 10U der neehel in In iteehen and oehlngea, i
flueht mannen nrolde, und daraber m tod ge*
nimand an im«- veru islcn. miimI
dner entlieffe, ie s..ii derseih dem
i soll Ime aladan am leyb itraffen oder n linea ie1
M. Item ob einer oder mer die m Hnokl
treyben, der oder dieeelben lollen den prefo
soll aladan mit ihnen handele nach befeleb dei obrialen.
IS. Item m soll auch khainer khainen lernen ■unken, den »•-
nötten, bey leybetraJT; und s., ein llrn imerde, s.» teil «'in M
placs, dahin er beochaideu ist, baffen, und khainer an aterkkll
iu den ioeamenten bleyben, bey rorliernng dei leybe.
13. Item es soll khainer an besonder befeleb ■< l prants. ■>.
[»rennen oder im flöger anzünden bey leybstraff.
14. Item es soll khainer, er sey wer er w.'.ll. die niüln oder mulu enkli
bey leybstraff zu verderben oder zu rerwieten nndereteken«
I"). Heines soll khainer auff penthen oder änderst wohin ohn seine»
hauptmans wissen und willen nil ziechen bey leybstrafT.
I(>. Item es soll auch khainer mit den feinden, es sey iin glöger oder
zug, auch besaezung spracb halten, ohn befeleb und erlaubnuss des ol>
bey leybstraff.
17. Hein essoll bey eurem aydt khain gemein on wissen und will, n
obristen gehalten werden, welche aber soliebes obertretften werden,
den all mainättig gehalten werden und an leyb und leben ohn alle gnadt ge-
strafft werden.
18. Item es soll auch khainer dem andern ein wöhr oder hämisch dar-
leihen auff den musterplatz bey verlierung des leybs.
19. Item es soll auch khain hauplman dem andern sein bei
so sich von ihrem fendlein stellen, annemen ohn wissen und will
obristen.
80. Item es soll sich auch khainer under zwen hauptleut oder
zweymal mustern lassen, und khainer auff den andern anwarlieb \<
eben, welcher aber soliebes thuet, der soll an leyb gestrafft
21. Item ob ainer oder mer auff die wacht beeehaydea wuerden. und eil
erschine oder kheme, der soll nach erkhantnnso dei "Im i ^t •
den, ob auch ainer auff der wacht werc der abginge, der >"!l an all.
gestrafft werden. Es soll auch khainer khain wacht an teil
seines hauptmans wissen und willen.
22. Item es soll auch khainer den freunden, odef d
ireundt lanndt, oder ennet auff dem rag >ger niemand! etil gewalt
oder unbezalt abnemen, wer darüber was näme und i
am leyb gestrafft werden.
23. Item und so dem feltglöger profant zug. "d in da*
löger herkhumht. soll khainer daru
vorhin geschäezt. Es soll auch kkeil r,*u» l»ufl>n, profant
374
oder anders für zu khauffen, sunder soll darauff den platz fieren und brin-
gen lassen und wartten, biss es geschäczt wirdt, bey leybstrafF.
24. Item dieweil Kay. Maet. andere nationes auch hat so soll
eur khainer mit dem andern khain anspriche noch unwillen anfahen, auch
mit inen nit spülen, damit grosser unwillen verhuet, bey leybstraff.
25. Item wo Raysig und fuesskhnecht bey ein ander in ainem glöger
ligen, so sollen die fuesskhnecht zimlicher massen weychen, damit die
Raysigen die pferdt underbringen mögen, und sich mit ein ander leyden.
26. Item es soll sich ein ieder, wie er (von) Quartirmayster foriert
oder rottmayster glosiert wird, desselben orts benügen lassen und sich des
güttigckhlich und freundtlich betragen.
27. Item es soll sich auch niemandt rotten, wo zwen oder mer anainander
schluegen oder zertriegen, die nechsten darbey sollen treulich ungeferlich
frid nemen zum 1. 2. 3. welicher nit frit halten wolt, er in alsdan zu tod
schlüge oder schlegt, der soll damit gebuesst haben, aber welicher den an-
dern über den gelobten fridt schlecht, der soll an leyb und leben ohn alle
gnadt gestrafft werden. Es solJ auch khainer dem andern seine jungen oder
diener ohn ihrer herrn vorwissen nit abstellen oder annemen.
28. Item es soll auch khainer stechen oder schiessen seinen nechsten
bey leybstraff. Und ob ainer ain alten neydt oder hass zu dem andern hefte,
so soll derselbig das regiment in allweg meyden und nit rechen mit worten
noch mit den werckhen, es sei dan mit recht; wo aber ainer oder mer soli-
cher ubertrette und nit helffen wuerde, der oder dieselben sollen an leyb
und leben gestrafft sein.
29. Item es soll sich auch ain ieder das zuetrinckhen massen, den wo
ainer in der vollen weyss von den freunden geschlagen wuerdt, oder der
ainen in der vollen weyss schlueg, oder sunst was verhandlet, der solt eben
als wenn er nuechtern gewesen war, gestrafft werden.
30. Item wo der profos oder seine khnecht ainen oder mer so ungehor-
sam weren und misshandleten annemen wollten, so soll sie niemandt daran
hindern oder wider sie rotten, oder sich des misshandlers annemen sunder
darbey handhaben, und ob ainer oder mer dem profosen oder seine khnecht
verhinderten, und der misshandler dardurch hin weckh khäme, so solle der
misshandler allermassen wie der thäter gestrafft werden.
31. Item es soll auch khainer dem andern nichts auff dem spill auff-
schlagen oder weytter dan an par gelt mit dem andern nit spülen, wo aber
ainer dem andern wenig oder vill auff die khreyden oder porg abgewunne,
so soll ihm der verspült nichts schultig sein.
32. Item ob ainer oder mer aus dem glöger und velt zugan einpostporten
weckhzueg, denen soll man nemen, was sie haben, darczue weydergestrafft
werden.
33. Item ob Khay. Maet. eur ieden nit lenger zu dienen bedürffte, und
dem hauffen Urlaub geben wuerde, soll euch ein halber monatsold für den
abzug gereycht und gegeben werden, auch nach gelegenheit des landts und
stött, wie dan vorhin der gebrauch ist.
"ii -t 1 1 . i. .mh lato den eeehriehU
beleybee leeeen, welle* des Dil thnet, ieU u I
Item ob einer oder mar die rorbeeehribn<
•o ioU der oder dieselbigen »einlieh eli eydtf
des obrioten erkhentnnee,
Itea ob einer oder mer nreres die der ertiehhl eil bei
und! mi reretnnien, der oder dieeelbee lellee rieb n des oehnll
fnegen, «rierdl Ihnen dereelbig einen befiehl geben end tnue/]
Uemwoetwes in den rorgenwlten ertiekblo rergee«
eiell wer. das khriegeleuUen ee beltee sneetehi, m m osheneleng
zum Christen slohn und gestrafft werden.
S(i ain Obrister einem schuhlthaiss den gerichtwUb Bbert&twert
Wann ain Komischer Khayser, Khunig oder fürst ainen hauffen lanU-
khneehten annimbt. 90 muess er «iiieh sehen, das er das r«|
damit er in ehren handeln möge, auch den armen reich-
weyder damit das Ubl gestreift werde: darumh so der obliei felthauptman
den gewalt von seinem obgemelten lierrn. deei er mag ainen oehnltheyes
seezen und machen, der der sachen ein verstaut heb, und ermandt den
hauffen landtskhneeht, damit er in forcht geezogen werde, darum wan er
nun einen schultheyss hat ausserkhorn, so nimbt er den stab. der genant
ist die gcrechligkheit und überliefert in dem oehnltheyeo und spricht zu im
nein lieber Brennt N. ich hab dich auff dieeeul erkhorn mit ■
getreuen zu ainem sehultess, als ich hoff du hast ein verstant darzue. So
befllch ich dir ieezt den stab der gerechtigkhe\ dt. darauff du mir dasmal
ainen aydt thuen sollest mit den 12 die du dir hast ausserwült. dass du mit
inen richten und urthayllen auff unser artickhl dem armen als dem n
und nit gedenckhen freuntschafft, sibschafft, gunsl. geh oder wenlt. sonder
sollest einen iedlichen sprechen und erkhennen lassen mit den 1 1
dass du und sie wollest, dass dir got auch iprecb mit seinen /.\s .•IHp. "
deinem und ihren letzten end, wann sieh leyb uml sei von einender eehejde.
Der aydt, so der Schulthes den richten) und den rnhtsiirrrhi'in \
gweitfl zu M'istfhcn gibt
Xambliehen hat der schulthess geweH und recht, dass er BOg nemen
12 verstandige männer, die ihme helfen die saeh erkhleren. im
darauff besolt wierden. Denselben soll er zu verstehen geben, was gewalt
er heb und sprechen also: Ihr lieben riebier ondrechUpi
mich nun unsers allergnedigisten herrn N. obrietee lellliauplman in »einer
Maet. oder N. verordnet, dass ich soll mit euch und ihr mit mir nrl
len über alles ubl, es sey ehr leyb. und gnot, darumben so bilU
es wolle ain ieder in sein \erstandt gen und eil
auff dass wir handlet las got und der weit ein ehr eejTi darumh so
heb ain iedlicher zwen tinger auff, unnd last uns ainen aydt Ihnen zu goü
und dem In-rren, dass wir solichcm wellen QQCihhhoSM
urthaylen, soll ein jeglicher seh . ev^n I
376
Was die richter dem schulthess schultig sein.
Ersllichcn sein die richter schuldig, dem schulthess in allen dingen
gehorsam zu sein.
Zum andern sint die richter schultig, ainen aydt zu thuen, alles was
sie richten und urthailen, zu verschwaygen bis in ihr grueb.
Zum 3. wan ain richter oder khundschaft zu langsam kheme, dass man
mit dem rechten auf sie warten inuess, die seint schultig I fl.
Zum 4. wan das recht verpant ist, so soll khain richter oder recht-
sprecher nit mer auffsten ohn erlaubnuss des schulthess bei straff 1 fl.
Zum 5. soll khain richter auss dem löger ziehen ohn erlaubnuss des
schulthess, er hab dan ainen an sein stat mit willen des schulthess.
Zum 6. soll khain richter dem andern in die redt fallen mit clag oder
antwort bey straff 1 fl.
Wann das Khay. Hecht beseczt ist
mit den 12 richtern, so ist der schulthess schultig 5 umbfragen zu thuen, die
zu dem khay. recht dienen.
Zum 1. ob es nit zu frue, zu spat oder der tag nit zu heyllig sey, dass
er müg den stab fueren und das khay. recht besiezen.
Zum andern, ob ainer oder mehr am rechte sessen, die nit geschickht
oder tauglich darezue wären, dass man dieselben anzeyge, damit das recht
beseczt sey nach khay, rechten.
Zum 3. ob man das hochwürdige sacrament fuertruege ainem khrankhen
damit zu helffen, ob er möcht auffstehn und dem h. sacrament zucht und ehr
erpieten, und darnach wiederumb seezen möcht und den stab fueren zu
rechten.
Zum k. ob prunst, wasser, lärmen oder auffruer ausskheme, ober möcht
auffsteen, und soliche ursach helffeu zu retten, und wan sie geredt wuerdt,
bey guetter tagzeyt, ob er wider siezen möcht und den stab fueren zum rech-
ten, es war umb sylber golt leyb, ehr und guet.
Zum 5. ob der Obrist nach ihm schickhen wuerdt, ob er gewalt hette
ainem andern den stab zu geben dass er vollkhumen an seiner stat wäre,
und er dem obristen zu willen wuerde, und wann er beschaidt und antwort
von dem obristen emphangen biet* und noch bey guetter tagzeit wer, ob er
den Stab wieder emphangen möcht und ihn wieder fueren zum rechten.
Zum 6. ob er macht hab, auff dise umbfrag das recht zu verneinen.
Antworten, so auf die 6 fragen zu den khay. rechten dienen.
Zum ersten dieweil ihr mich fragt, herr schultess bey aydt den ich Khay.
Maet. geschworen hab, so gel) ich euch die aussweysung, dass der tag nit
zu heyllig, zu frue oder zue spat ist, sundern allain ihr mögt den stab auff-
heben, und richten über leyb, ehr und guet, über fleisch und bluet, auch
über sylber und golt, auch über alles das, so euch fürbracht wird und durch
den geschwornen gerichtswäbel nach Ordnung recht uns verpoten ist.
Zum andern, herr schulthess, dieweyl ihr mich fragt bey dem aydt,
den ich khay. Maet. geschworen hab, so gib ich euch die aussweyssung, dass
ihr «mii- recht habt besetal naen ihr mdgl i
heben und richten ober alles flu Bach d ;.t«wi-
bei rerpotten i>>i.
'/um dritten, herr sehmlthe Ihr mleh I
ich kli. Mari, gesehworen heb, so gib Ich euch di
luflsten mit sambl euren riehtern, and den i
du- erpieten, als vil euch möglich Ist, nad * i mögt
ihr aiedersfeaea and den itab aeiheben aad rlebten ober
nach ordtnong durch den gerichtsw&bel rerpottea.
Zum vierlcn. herr schultheiss, die ue\l ihr mich h
oh ei lieb auetruege, dass braust, nasser, i. r leffraef
so taugt ihr mit samht euren riehtern aofsteen and leliebe nnrueh
rotton. nachmals wan das erlegt ist worden, und noch so \il |
sollt ihr mit samht euren riehtern nideisie/.cn und euren itab sofl
richten aber alles, das nach ordnung durch den gerichtswlbel
Zum fünften fragt ihr mich, (wie vormals) also ob euch Lr"H Ball
unvorsehei. liehen khrankheit angriffe, (da geti vor sein troll) oder der tb-
.aoh euch schickhen wuerde. demnach sollt ihr einen li und
dem rechten teugHch wer, den steh uherantwortten, und irai Ihr TOS dem
Obristen hesehaydt und antwort enphangen habt, und noeh so rlel bey guet-
ter tagzeyt ist, so sollt ihr mit euren riehtern nidersieaen und den stah auft*-
heben, und richten über alles, das nach ordtnung rechteri» durch den ge-
sehwornen gerichtswäbel verpotten ist, nachmals so ihr ai< on seit
11 euch das, was die weyl ihr bey dem obristei
worden, und in die födern khomen ist, lassen verhorn, wie dan der
brauch ist.
Zum 0. herr schulthess die weyl ihr mich fragt bey dem a\d(.
kh, Maet. geschworen hab, so gib ich euch die SUi ng, das» ihr ge-
walt und macht habt, das recht zu pannen bey straff.
Wrpannung des khays. Rechten.
Zum ersten verpann ich das recht von wegen gen,
da\on alle recht ein Ursprung haben.
Zum andern verpann ich das recht durch den allerdurehlei:
grossmechtigislen Carolus, Hhömischer Khayser und mehrer •!.
Zum dritten verpann ich das recht durch den durchleuchtigen und
hochgebornen ferdinandum herezog zu Alba der Hörn. Khays. M
lelthauptman über ihr Maet. teatseh und wälseh khriegSl olkh.
Zum vierten verpann ich das recht durch den srolgeborm
X. der Rom. Khays. Maet. ohrister über ihr dootsebes kbriegSTeUdk
Zum fünften verpann ich 's und »Üb.
der mir von der fOf
mandl wolle einreden in dem rechten ade
wordten . sunder durch seine angcdinirlen »uch
khainer meine beysicaer überstehe bej straff, wi
hat, der stehe ftkr di( baaekb und \.-i
378
Was der schullhess seinen richtern und rechtsprechern auch umbstenden nach
verpannung des khays. rechten zu verstehen gibt.
Ihr lieben lichter und rechtsprecher! hie siezen wir aus befelch unsers
allergenedigisten herrn. dass wir sollen das göttlich recht fueren und ur-
thaylen, dem armen als dem reichen, nit um sylber, noch umb golt, sunder
nach unser seien hayl. Es sollen mir die umbstender die richter nit über-
stehen bey straff 1 fl.
Wer mit dem andern zu schaffen hat, der fahe an, er soll den geriehts-
wäbel befragen, ob in sey verpotten nach ordtnung des khays. rechten.
Spiessordnung, so ainer durch die spiess zu jagen verurthaylt wird.
Erstlichen hält der oberst selbst, oder lässt fürhalten dem ganezen
hellen hauffen, wie er inen das regiment auch mit bewill(ig)ung des fürsten
oder herrn, welichem sie dienen, zuefueren der gerechtigkbeyt nach zu
brauchen vergin, das unbild ubl zu straffen, über das, so ainer das gebot
wie dan fürgehalten, ubertrette und in ungebuehrlicher handlung begriffen,
ist der profoss verphlicht und schuldtig, den oder dieselben gefengkhlich
auszunehmen und zu verwaren, wie er wayss, der obrigkheit soliche miss-
handlung zu entdeckhen, damit guet regiment nach der straff des thälers
gehalten, und das regiment gesterekht und nit geschwöcht werde, begert
darauff ein gemain, wierdt ihme noch khainem in gebürlichen Sachen ab-
schlagen. So soliches vollendt und beschlossen last er dem thäter vermag
seiner misshandlung, wie er wayss, gemain halten und durch den gerichts-
wäbl anzaygen, der profos wolle ime für den gemainen stellen, wiss er sich
mit khundtschafft zu bewerben oder der geniesses (sey guet) desgleichen
der profos, damit das recht oder gemain morgen ein fürgang und austrag
gewingen lassen darauff peede parlheyen khundschafft auff morgen, so der
hauff sich versamblet, mag der oberst oder ainer an sein stat, den khnech-
ten, wie den am anfang wieder anczaygen und entdeckhen lassen, über das
alles fuert man den gevangen in den ring . Hebt der profoss an : Lieben
landtskhnechl, es ist ainem iedlichen zum thayl wol wissent, auch euch
anfengkhlich durch die obrigkhaid guet regiment zu halten empildet und
angezaygt, ihr ainhellig darein bewilligt, wollet ihr demselben nachkhu-
men? Antwort. Warumb nit. Profoss. Nun, lieben brueder, die weyl wir
nun guet regiment halten und fueren wollen, damit das übl gestrafft und
unser regiment gesterkht werde, so begehr ich ein fürsprecher, mein clag
und notturfft anzuzaygen. — Sey dir erlaubt. — Begert darauff eines guet-
ten gesellen.
Der fuersprecher redt: hie hegert profoss mein, so ver ihr mich wollet
hörren, sein wordt zu thuen, thuet man alles was im recht und brauch ist.
Nun begert der thäter auch sein fürsprecher, darnach begert der pro-
fos sein fürsprecher sampt den räthen, hält ihnen die handlung ausserhalb
des rings vor, was er auff ihn clag hat, wie dan der brauch im recht ist.
Desgleichen thuet der thäter sambt seinem fürsprecher und räthen,
sieh mm der profdf berathee h.-.i. Iiet .
iehen *i i «- rerentwertanf dei kältere, lellebea p
mal. begert daranff der profoi »ein khenteel
der gnett feeeil auch, auiv iedee eydt, (wie
hobt ein \ eldta fcnel an zu reden, m nee die khandtachaften
vorhört hal. or/ollt inon der haullen die khuudts.hall'.n aull baidm il
Wan nun «las beschechen. geht der »rofee \*j,.,|.
tortprecher an. «rie der profeea leiner eleggar in kneynerler weg anet
und hohilll't sioh mil soinor khundtschall I. \eihntll /.um hellen hl
: damit ainon rath auszuschiessen, das dl« > strag jjp«
Darnach antwurt lieh der gcgenlhail auf das aller |
zum roehton.
Der profos fuert sein clag mer. wenn nun die dritt . i,f ft0
kherei die Fendrieh Ihre fendlein muh. und redt einer
lieben landskhnecht, dastanden die landskhnecht. und die feedrieh mit Uuree
umgekhorlen tauen, wöllou sie weylter DU liieren las. ig und \ill
das ubl gestrafft Werde, damit anaer regiment go.sterkht, und nit ff eh
werde, wo demselben voll genuegen geschieoht. wollen sie ihre femllcin in
aller maae und gstalt wie vor fliegen lassen. Und darnach fragt ein 1 aldf
einen guetten gesellen heyin aydl umh ein rath oder ai
dem profosen untlgueften gesellen, damit dem »netten gesellen nit zu kln ,
scheche, und unser regiment nit geschwöcht werde. Ks besehiehl in aller
wiedander brauch ist, bisauffden dritten rath; nun mögen die so umh
umbgefragt sein, selb erzellen, urthayllen und sagen, dieweyl der profoss hat
mit khlarer khundtschaft darbraebt, und dieser so frevenlich henih— Ottig,
auch mit gvvalt gebandlt, der halben so soll ihm der profoss ein peiel •
(so fer es begert) zuegeben, hienach ein gasson gegen dem auflgang der
sunnen machen und vom profosen durch die langen spies gc de*.
Dan man (mag) des thäters fürsprecher weiter reden, dem thaler sein
sach glimpflich darbringen . Tnib den andern rath fragt man wie rW
der thäter weider reden lassen . weyter umh den drillen rath. mag der
thäter noch mehr reden lassen.
Hinach spricht ein wähl, ob ein ieder die dre> ridl Bit \ erstunden, so
wöll ers noch einmall erzellen.
Darnach mehr man die redt (?) weyder mag derthätter eil redt um- ;
gnedig besebaydt Ihnen.
Hinach fragt ein voll wähl die /.wen fürsprerher. des prof«
aydt umh ein urthl, alsdan SO die urlhl eröffnet werden, hedankht sieh pro-
foss des guetten regiments gegen gantzen haullen warnet hi
die fendrich oder einer von ihrentwegen
h dorn allen geht der profos mit «lein M >crurtha>lt ist. dreymall
umb den ring innerhalb, bit den gam / haullen rei
guetten gesellen umb Vergebung, ob einer > <m ihm I
dar nach macht man ein gassen. wie bemell. gehl die "» das ober
ort der gassen, mit ihren fliegen lauen, und d
schlecht man umh. dass khainer khain alten
380
allergestalt gestrafft werden. Darnach gehn alle spill, heben die fendlein an,
da muess er lauffen, nach dem fuert man den schüczen umh den todten drey-
mall zu schiessen.
Es mügen auch die fendrich den 3 mall trösten, das heylig leyden für-
bilden mit tröstlichen worten, damit er nit zweyffl, sunder ein guett hercz
hab und gesterckht und auch getrost sey, sie wollen ihm mit dem fendlein,
so ver es möglich sein mag, entgegenkhumen und soll sich gott befelchen.
Gerichtsordnung, wie es bey den khays. rechten des khriegs gehalten soll werden.
Anfenklich soll der Schulthes mit sambt den gerichtsleutten und ver-
ordneten zum rechten, ainen aydt schwören zu gott und allen seinen heylli-
gen, zu richten nach khays. rechten nach laut des artikhlbrieff, dem armen
als dem reichen treulich als ver ihr verstandt reicht und ausweyst, und als
sie wollen, dass gott der allmechtig am jüngsten tag über ihr arme seel rich-
ten soll, Sie sollen auch dem schulthesen gericht und rechten gehorsam
schultig und gewertig sein, auch khainer ohn erlaubnuss des schulthesen
aus dem löger zischen, sondern des obristen befelch haben.
Item der gerichtsschreyber sol gleichförmig mit schreyben, das er umb
sein gebuerlichen tax schreyben wolte in und ausserhalb rechten dem armen
als dem reichen, dem reichen als dem armen.
Item desgleichen der gerichtswäbel, dass er umb sein thaill oder ge-
wöhnlich tax umbarthaysch verbietten wolle, wie ob steht.
Item wo einer zu dem rechten verordnet ist und khumbt nach verpan-
nung des rechtens oder bleybt gar auss, der ist dem schulthes verfallen 1 fl.
Item ob sach wäre, dass ainer bey ainem oder ainer zum rechten sess,
die nit ehrlich weren und soliches verschwig, und dasselbig khurz oder
lang aussfuerig wurdte, es wer in offnen zöchen, oder an der stiern, so
soll derselbig als der misshandtler geacht und gehalten werden.
Item welicher im rechten ohn sunder erlaubnuss des schulthes auffbe-
stimbte, der ist dem schulthes verfallen 1 fl.
Item wo sach wäre, dass ainer dem schulthes unrechten einredt sunder
durch sein erlaubten fürsprecher, der ist dem schulthes verfallen 1 fl.
Item wo ainer auff die gerichtsbankh sess oder die rechtspre-cher uber-
stundt, die sein dem schulthes verfallen 1 fl.
Item dem schulthes von den partheyen so sich versprechen 2 patzen.
Und dem gerichtswäbl von jeder person fürzupieten 2 patzen.
Umb jeder khundtschafft zu verhörn dem schulthess, gerichtsschrey-
ber und gerichtswäbl, jedem thayl 2 patzen.
Von ainer malefiz urtl von bed thayln 1 fl. und von ander hendel
wegen 2 ß dl.
Wo gastrecht, das nit unter unsern regiment ist, soll doppelt bezalt
werden.
Item was brieff under das insigl begert werden, zu schrayben, dem
schulthes von iedem insigl siglgelt 1 fl.
Dem gerichtschrayber, was auff ainen pogen papir mag geschriben
werden hß dl.
Wo oreyder, nach piligkhavdt und a n II
Wellen* parthey doreb dee ribl gai kbnndttefc
t.Mi wirdt. und fOf dem sclmltli.'s nil
eebnlthei verfallen i B.
Item was undor den sfhiillhcs rrli.»l uirdl /u |.. III,,.,
ist. den partbeyea in verwarea, 10I Km« v..M »eHeber I
sein gereehtigkbaydl zu liehen and erlögt werdei illwtf <i.m. iv i<> dt
(fad was doren den ecbaltbeo rerwarloet »4tr rarl
er denselben partbeyea ea erlögen eebnltig nni ea baanllei t »ach
Am «l oni lehalthei tollich erlögt nnd bebeiteii
teindten abgewannen wnerde. «las soll lehnlthee onentgoltei and den par-
Iheyen in beseiten nicht achnltig sein.
Item wo etwai in lolicher gerichisordnang rergeoiea I eil gt li
wer worden, was khriegeordtnung betreffent, das soll dem abritten and de«
schulthes vorbehalten sein.
»
Schiffordnung, vm w aull'dem norr und aafej n htm mit den tenjeebea. knie
soll gehalten werden.
Dieweyl wir samentlichen der Rom. Khays. Macf. unsern all« i-nedi-
gisten herrn geschworen haben auff den artikhlbrieft" und in halt nflfTT !».•-
stallung uns zu brauchen lassen, es sey zu wasser oder landt und \\i;
und fOrnemena sein zu hilff zagen,- verordnet die notturfFt. «las wir lebinT-
Ordnung dem alten gebrauch nach halden. dos vermöge also laut:
Anfenkhlieb, so das wort gottes verkbttndt oder die CanÜea
i» wirdt. so soll mennigeklieh darzue gen. geU den ollroeel
elften und löblichen gebrauch umb glueckh windt und gneftl Wolter zu bitten,
wolieher aber das ohn ursach thäte, oder das voi -achtet, der »oll na<
khanntnuss des hauptmanns und manistermans gestrail't werden.
r/um andern. Weliche person, es sey hoch oder niedere stant.
oder seine heylligen lästern wuerden, es sey wenig oder vill, der edtff dir-
selben sollen nach erkhanntnuss des obristen hauptiuanns und manistermanH
ohn alle gnadt gestrall't werden.
Zum dritten. Welicher ein WÖhr, doch bey massen fegen ainen brau. 1,1
der soll nach erkhantnuss des obristen am leyb geetralH word.-n.
Zorn vierten. So zwen mit t'eusten an ainander schlagen, oder -
sieh freventlicher weyss zuetrueg. die soll der manisierman str.iH'en.
V.
Ein Gespräch im Reiche der Tndtcn.
Eine für K. Ferdinand I. i Danrteltanf d<
Uni her, periegerit, seiet raUeumeo tacere illi doj
Alexander Magnus, ciim de quil dobül pei gra-
\ il.us rebus eonsullaret. <|uid;im pauper borftoj
et sportulain tructilms plenam
liuni dedit; qui licet in erbi tunr prinripum prineep- • ill«u*
382
paupertatem et vilem condicionem non spernens, consilium eius acceptavit,
laudavit et aliorum suasionibus pretulit, estque eo usus, admiratus, tantam
in obscura creatura prudenciam, munusculumque eius exiguum grato animo
accepit . Sic faciet (ut spero) Serenissimus quoque princeps Ferdinandus,
et non aspernabitur, has literas perlegi facere, quia si Maiestas sua cum
Serenissima ac excellentissima Cesarea et catholica Maiestati scirent, qua-
les rixe, altercacionesque et controversie habite sunt de negociis suarum
Maiestatum presentibus inter principes quosdam iam defunctos, ita, quod
parum abfuit, quod res ista inter eos ad duellum sive gladiatoriam dimica-
cionem non devenit, tunc non obiiceret in ignem has literas.
Interlocutores.
Wladislaus rex. Stephanus Zapoleus. Cesar Maxitnilianus. Philippus rex. Thomas*) Car-
dinalis Strigoniensis. Petrus groff.
Wladislaus. Heus, Stephane! audi accede hue propius, ut loquamur
quia non pauca tecum negocia tractare et agere habeo . Conveniencius autem
est, ut servus dominum, quam dominus servum accedat.
Stephanus. Eu! assum. Jubeat tua maiestas ea, que placent.
Wladislaus. Bene scis, frater, quod postquam ego in regnum olim
meutn hungarie fui inductus, te semper post ine in primo loco tenui, et reg-
num hungarie mei regiminis tempore eque l'uit in tuis, sicuti in meis mani-
bus, quicquid a me postulare et petere scivisti, nulla res possibilis per rae
tibi negata fuit, obtinuisti et accepisti, que voluisti, et michijsaltem gollerium
mee vestis reliqueras, omnia pene bona mea et proventus de meis manibus
extricaveras; et tot bona atque caslra tibi dedi, tantis honoribus et bene-
ficiis tuam domum cumulavi, ut filii tui pene plus possident meo herede. Et
postquam e vivis sublatus fueras, mox primum contra me recalcitrareince-
perant; me vero huc accersito post obitum nostrum maiori frequencia maio-
rique et furiosiori impetu contra natum meum (quem in regno sibi imperare
invident, et eius fortunam sustinere ipsis durum est) superbiunt.
Stephanus. Verum quidem est ita, ut Maiestas tua dicit . Multabona
et benefacta a tua Maiestate accepi; sed et ego non fui malus servitor tue
Maiestatis, quia si ego non preordinassem apud hungaros, et non effecissem
cum meis amicis et fratribus nescio, si Maiestas tua in regem hungarie fuis-
set tarn faeile assumptus, electus et inductus in regnum. Quantis vero ex-
pensis meis id effeci, et quantis pecuniis Maiestatem tuam tempore sui
ingressus in regnum pro gentibus in sui auxilium levandis iuvi, Maiestas tua
bene memineri potest.
Wladislaus. Laus sit Deo, sed tibi nulla graciarum actio, quod me
pecuniis tuis iuvisti, quia egregias duas civitates meas et multa tricesimalia
loca manibus tuis applicasti, quas civitates tui filii totaliter pene exhause-
runt. desolaverunt, et ex tricesimis eisdemque civitatibus triplum, imo qua-
druplum exsuxerunt, atque eas filio meo nunquam remittere, restituereque
*) Bakacz.
Voluerilllt. et Us<|l|C |,,m«' .llCI
■ i llwa bi iinnia siimiiu' MTW I
Stephan ■ i, Dom lacium. qptf ioi r*4ta( ■
s.-iMvit. quam ipsi tilii iini. ,t uemmi h
siorqiie. \,| stalill. ,11, •.•!•.■ au. !,•! ■.-!,,, ,:;;,, ,.,,- gy| i()s
suo. (|uani ipsis liberis iuris.
W lad isla US. Ou'ul dicis. in-:
innralissiini C redehainus lili.is hms ft«Mf \,-ra all
hostilitale pueius sunt contra nos H omni iniiniria ,
aperli hool
Ma \ i in i lianus. QoO conlcncin Ml isla'.' Sa).
\V lad isla us. De preleritis vetuslis rebus sermueinamus.
Philip pus. Quid boni (facialis? Si sceretuin est eollomdoo«, MI
pcdiam vos. abibo.
Step hau us. Maneat Maiestas tot, quin pocius intersit, cl se in causa
nostra cum paterna Maieslatc iudices preheant : .lieat Maiestas tua, MM
hoslilitas est illa?
Wladislaus. Jmo non soluin hostilitas. sed cl maximum in I
tradiinentiun factum, si sie est, vt audio . Nuper, quando ipsi tilii im
bona et easlra de gutture tilii mei et eius coniugis ( i|u i et alioquin in suffi-
eicnti paupcrtati vivnnt. quia paueos habent proventus, otrogni nccccssi-
lates innumere sunt) vi cxtrahere voluissent, idomrex Lud«» . nisisse
fertur omnibus suis subditis, ut in unuin locum con\ eniant, qui quidcm
mens cum vidisset non esse neeessarias gentes exlerorum regnorum m
eisque genlibus commisisset, ne veniant, banc Ol
hostes Uli habuerunt bominem ipsorum apud Cesarem Tburcortim cum tali
legacione et informacione: Maxime Cesar! hol cquns l
parvulos cum aliis aureis et argenteis rebus atquo insiruiu.
cquos hungaria lerraque transilvania pariter et bohemia gcnuit alque nutri-
vit post eorum salutem et servicia illi offerunt et mittunt tue M i.\stati hü et
bii etc. qui tue .Maiestatis bonorem et famam noiuinisquc eiusdein gloriam
per totum orbem terrarum augere, honestare et magnilieare cup;
regni bungarie maiorem et meliorem partem in manibus habent. Egregia et
admiranda tue Maiestatis facta et preclara faeinora bellicaque gesta, que
iam saltem boc paueo sui regiminis tempore tua M
et potentissime peregit, nullis priorum Cesarnm gestis sunt comparanda.
aut coequanda. Alii namque Cesares, licet fuerint potentissimi. tan,
gnaeionibus duarnm municionuin et loeorOJü in toi
iiiiii t'ainaque percelebrium Khodii et Noadorott
runl. potenciam et vires eorum cum maxima et n..'
serunt . Tu, potentissime Cesai I n '• humanii
viribus pene, (si bene defensarentur) inexpognobilia
per quod tua Maiestas magnuiu honorem el laudem in ktrrii »uo nomini com-
paravit. Age igilur, Cesar invicte! tggr
non ut perticere vel attentare et Kaeipert iT600JipoiooOO)< |m i.-reo COOOTOO,
s,-ii aeooe eogitorc iciverari ■rtdecoooowo tooMoiooiolio itperol
384
tarnen Maiestas id sine magna difficultate, si voluerit, efficere poterit, prepa-
ret se ad bellum navali et equestri prelio, expugnabit primum duas aut tres
arces in Sirmio, quibus captis, dirutis et expugnatis nulla erunt obstacula
et impedimenta municionum per ascensum usque Badam. Terrestres exerci-
tus ubique per campi planiciem penes Danubium libere ascendere poterunt,
solummodo vires lue Maiestatis Nazadine danubiales cumgaleisaterrestribus
eopiis ne longe separentur vel segregentur. Et si rex hungarie occurret Ine
Maiestati in campo alieubi, cum paucis gentibus erit, et Uli, qui cum eo erunt,
aliquieorumsunt podagrosi, aliqui cyragrosi, nonnulli octo,nonnulliduodecim
pedes babebunt promciores ad currendum, quam congladiandum, ingeniosiores
ad tuendam sanitatem et caput eliberandum, quam manus sanguine thurcali
conmaeulandum . Maior vero pars eorum erunt Thalismani Uli ecclesiastici
viri imbelles, qui nunquam gladio victum quesiverunt, quibus bellum et
milicia eque est secundum naturam sicuti vulpecule inclusio et captura in
cavea seu domicilio ferreo. Capitaneus vero eorum supremus is et is (G.)
erit, cujus gentes in una stabunt acie, qui non multis guttis thurcalium cruo-
rum effusis minime disgladiabuntur, fugere incipient. et alios quoque ad
fugam concitabunl, qui fugientes cum insecuti fuerint, cumque per tburcos
fugabuntur, mixtim cum eis currant, et diciores illos tbalismanos episcopos
et alios dominos insigniores capitaliores querant et capiant. Non sunt
feriendi bellicis tormentis, sit ea macbinarum a terra mensura, ut globuli
supra exercitum christianum vadant, sagittature vacue abeant, ne eos tan-
gant, perterreat saltem ipsos tua Maiestas, statim terga verteilt, a frequen-
tibus corruscacionibus et tonitruis bombardorum illico lugiunt, timidisunt,
mollia, non leonina sed leporina corda babent. Ne existimet autem Maiestas
tua, quod regem hungarie nunc fratres sui cesarea et catbolica Maiestas cum
principe Ferdinando iuvare possent, quorum unus in regno suo hispaniarum
nunc est, alter in partibus germanie superioribus agit, gerunt ambo gravia
modo bella contra regem francie, venetos et pontificem, multos et magnos
hostes Uli babent, cum quibus modo bellingerare coguntur . Satis cum Ulis
babent nunc agere et non quod regem hungarie gentibus auxiliariis nunc Uli
iuvarent, sed neque ipsi vix sufficere sibi ipsis possunt contra tot et (am
potente« hostes; de gentibus autem bohemicalibus, moravis. slesitis, lusa-
tinis nullam curam tua Maiestas habeat, commissum est Ulis, ut remaneant
domi et ne veniant, transilvane vero gentes erunt in manibus nostris, que se
neque movebunt contra vires tue Maiestatis. Et si mitterentur eciam exter-
norum regnorum auxilia, quousque aduentarent, saltem tua Maiestas nicbil
moretur, sed mox debellatis fugatis et captis regiis exercitibus atque castris
ascendat Budam, quam facile obtinebit eamque una cum Pesth, Strigonio
Zegedino aliisque villis et oppidis quas et que mei homines cum tburcis cur-
sitantes vobis ostendent, diripiant, incendant; castrum Budense illesum
michi relinguant cum aliislocis etc. donec Uli advenirent, qui sunt omnes
gravis armature et fugare thurcos nequeunt. Interim gentes tue Maiestatis
cum inestimabili spolio et lucro rapinisque infinitis redire poterunt . Ego (J.)
liberum lucrum, liberas incursiones et predas premittam tue Maiestati, ex
capitivorum redempcionibus huius suscept» expedicionis expensas cum bono
iVnmv <>[ qundruplici hum n-haln-hii S.>lummnd.. ut hUlOOUl ,,
tempore Beeeaaario me com i"i .1 ko( ftaflbai iarel m
tiones el inslruetionos illnruiu liostiuin lilii |
quam traditoria rOi Ml litt, furrunt tili., BOStrO HU B«
regno i »rone eonaimiliter in iuiviur.iu.i.. i indam
tidolilatoin obligati. BOB solum refBt luin^an
illud regnum acutum est, el propugnaculum. sunt peri
Met facti.
M a \ i uii I ianus. Et hec omnia, ut Maiestas tua nai »o tandem
« •untiü-erunt aut in effectu sie facta sunt?
Wladislaus. Ego ita audivi, illi dchcrent melius
flictu eum tilio ineo fuerunt.
Philippus. Nonne audiveiunt Maiestates vestiv BOper BM BB1
pauperum clamores. fletus, miserabiles eiulatus? Nonne eeiam alaeiofl calo-
res tanti ignis et incendii usque nonum celum empircum hur penetrantes
senseruut?
Petrus groff. Qui fuerunt huius scelestissimi eonailii it ex
quorum pharetra deprompte sunt hec venenose sagitte?
Thomas. Vix si non illi duo fuerunt exeogitatores huius teelt
factionis, videlicet Werbewtzii et Zobii, qui prius qnoqne ut audio,
in hathwan e^onspiraverunt contra regem et patrinalem filiuiu in» mui inmni
mea coronatum, qui priori eorum subdola practica viderunt nichil posse
efficere, hac maligna et perversa practica rursus procedere volunt.
Groff. Ah scelerati regni et patrie proditores! quid nn\i illi in. i
volunt?
Philippus Cuiusmodi sunt viri illi, de qua nacionel
Thomas. Hungari, sedicione pleni, unus eorum senex oannv diornus
malorum inveteratus, alter audax, lingua pronus. malte loqnencie iC pr -
cacitatis, sapiencie modice. Verum rex ille, palrinalis tilius meei
in suis rebus maiorem errorem fecit, quam, ut cum priinum aperte cognovit,
qaod tociens per illos duos tot divisiones, tot censpiraeionei in Kakos fue-
runt facte, et quod tarn multociens negocia sua et regni i tl per Mos int» r-
turbate, item presertim, quod in congregacione hathwan ieosl illi fuerunt
sediciosorum duces et capitanei: non debchat illi re\ ita levlter
et tollerare. Legem Scytharum sua Maiestas riolar« BOB debebei B
gentis lex est, ut quoseunque quis in hoc mundo oeeidil rel int
onmes illi in alter.) seoulo sui debebunl esse servil. »n ML M
longe, ut illi servivissent regi hungarie. quam BUS MaiesUi serrlrel Ulli
ahiectis et spernendis ribaldis homialbas. Meo tempore lairuBeall Dl
audebant, novas res ineipere, qaia sotebant, ■€ n
pitii duos oculos hebere; iciebant, quod rulpes enadam pUesaa am,
oculos abscondere non pnssunt. nun ignorabaut. BBI nie» habere
et setosiora supercilia, quam ipsi l.al.ent, sed obs.
et minime a rege negligcnda prool Ipea Cesarea et Cetholiea Mair«ta»
cum Sereniaaimo principe Perdinando fratre iao . BMlfM
iptoram el i egnoram laorom otütl ••' ra lege usi M
Arch
380
Philippus. Si anima iunioris filii mei, saltem usque unicam horam,
in corpore illius regis hungarie esse, et in illud intrare potuisset, illius
unius Zobii caput supra nodum turris Isthvanwe thornya in arce
Budensi, alterius vero pinnaculo turris ecclesie parochialis Beate Vir-
ginis Bude afiig-i fecisset, ut eoram capillos ventus hine inde agitando dif-
flasset, que capita, cum Cesar thurcorum a Nandoralba prospexisset,
nunquam ausus fuisset versus profluentem Danubii aquam tarn late sursura
venire et remigari facere.
Petrus Gr off. Utinam uel saltem Spiritus illorum dominorum ad ali-
quorum brutorum animalium cadavera inmisisset, ut pocius illinc huc extra
spirassent, quam in oppressionem Christiane gentis et illius miserandi regis
ac suorum interitum talia excogitassent.
Thomas. Si tociens contra meain dumtaxat personam, nedum contra
statum et vilam regiam illi duo hostes conspirassent, mox post dissolucionem
conventus hathwaniensis utrumque eorum aut de maiori bombardo ante
castrum habito fecissem extra sagittari, ant vacuo et excavato eneo hercu-
lis imagine eos inclusos, atque recenti igni admotos erugiri, seu rugitus
leoninos, ursinos vel pocius bovinos emittere, sie nulla spiramina habuissent
contra me spirancia, sie thurci illos bombardos non abduxissent, piramidum
et imaginum illorum egregie effigies vivis similes et pro maiestati fastu effi-
giati exformati starent in priori loco eorum.
Wladislaus. Vadant iam illa preterita. Verum amantissimi fratres
prineipes! sciuntur Maiestates vestre, quo devenit et ubi periclitatus est
filius et unicus heres meus . . ? Ego iam non sine magno animi dolore, sine
continuo fletu et lachrimis ubique animam ipsius tarn in paradiso quam
aliis omnibus celorum regni angulis et latebris perquisivi, ubique interro-
gavi, omniaque loca hie superius oeculta et abscondita investigare feci,
presenciam tarnen ipsius nullibi habere possum . Cuius dessiderio et aspec-
tus carencia tanto merore afficior et animi anxietate, ut oculorum quoque
lumina ex tot lacrimis cruoris rubedine respersa esse visuntur, et hec gra-
vida debilisque senectus ita lassatum, ita viribus hoc corpus exhaustum est,
ut vix in lectica sedere valeo. Jam vero feci querere et scrutinium de ea
habui an esset in purgatorio, sed neque illic ipsum esse dieunt forsan in
captivitate dura tenetur apud Cesarem thurcorum.
Thomas. Illi pessimi homines volebant ipsum vivum sepelire, et non
quieverunt, quousque eum prodiderunt. deglucierunt, absorbuerunt, iamreg-
nent, triumphent in regno. Sororio fratri, sorori et ipsius defuneti regis
coniugi nichil aliud, quam luclum et merorem vestesque lugubres relique-
runt. Et tu, Stephane! quid ad hoc dicis?
Stephanus. Audio, quam multas faciunt Maiestates vestre querelas
contra filios meos, sed nescio, si ita sunt omnia.
Thomas. Immo verissima sunt hec omnia, que hie audivisti, et sie
facta fuisse certissime constat.
Stephanus. Mei quoque filii sufficientes haberent conquerendi causas
atque materias. Merebar ego cum ipsis. Serenissime domine et compater rex
Wiadislae! a tua Maiestate pro meis inultiplicibus eorumque servieiis
Mait'sl.th \csliv rej^nequo • KDIDltll nl seil i
milam, tiliam Maie
jset, cl nun deilissH a<l (.vi,i a i
qoicqoid infortunii ei inbeaatra s MaimU-
D causa tueiunl. (|uia illnrum tuit suhurdin.iein. I.i ut I
modo de hii.s rccunlaliis par pari cum dop |» 1 1 < i lall n-i..,
Philippus. Quid, si forsan Ülii mci «j u ntl imi pli <
e peoiteat, Stephane dileetel noleeUnqM UM MM MB deh.-t. quod
illius coningaliiaÜi aftlnitai et matruaeniornai illi mntui i j»e-
tuaque unio et eonfederaeio nun ipsis 8 •*-
quo tuit. et ([iiod principe! Uli chrUüani ita Craterne ie c «-JC-
naque christiana eoncalenaverunt. Laie »mcjM iam »lue Uli Maiestatcs do-
minantur inter christianos. et quia liü I» on i prudenles prin( nea
patres eonsiderarunt regnuni him^a ri «• exiguum babtTC '«m
potenüaaimani, quo maior et potencior in mundo n#n < s| q"' :i rrI'
annil rognum illud sibi gladio vendicare contendil. sei\ erunlquc <t ptail
ter eogilarunt, hungaros per se a tanto hoste deteml.iv , -ie,
hinc illius regni regimen aliorum regnorum principatihu.s emmml
incorporarunt.
Wladislaus. Bene dicit, bene sapit, optimo intclliuit Mai es tat tua.
Philippus. Ego possem mox coram Maiestatibu> dis-
cordie corum causam dicere. Bene scis, frater Stephane! quod quamlo tu
ita iuvenis fuisti, sicuti modo sunt tilii tui, ut ego audivi. tat g»»
Mathie continue adhesisti, suis servieiis diu noetuque insu, lasii. in uno
cubiculo secum dormivisti, una fuit tibi secum mensa. pn»pu-r quod M
magno amore et honore supra omnes alios proseeutus fuit. Si tui tilii regi
Ludovico hoc fecissent, et plenum, ut decet, MMDMI «'-1 fr§MBrM(
dissent, scio ego, quod talis est ille rex et talis fuisset ipi
Mathias tuit, et si possibile fuisset, anime qunque sue MJ
partitus fuisset. Sed semper uereeundati sunt ti il curia sua man
.per ei sese pocius displicibiles prestiterunt . quai
illorum duorum Werweczii et Zobii semper sua negoci mnl
pocius. quam promoverunt.
Maximilian». Pretereamus illa, loquamur de h...-: QMM rex Imn-
garie non fecit prius pacem cum thurcis, quam illi
et ligam inierunt?
Thomas. Quis seivit futura ! Si illi preeipucrmit. »t • <*£»oa
consilarios, quia non multo post ohitum iMM l.iai.". iMaMff •(
primum se exclusos esse de bonis et castris illius \i.i
nionem hu ins hominis, q u i hec s <• r i h i t illi
Johannem Bodo ad CiMTMl thurcrum ■
runt, cum Cesare medio illius pi.
illi ita videtur quod quando rex hun-rarie p*i pMt MH I
apud regem Polonie egit medio sui ml -»»«e aeem
,ti fuerunt et confederati. et pn thureun cum »ua MaieoUte
fedus inire noluit.
388
Philippus. Cuiusmodi sunt illi duo fratres. Reverendissime Pater!
describat michi tua paternitas naturam, formam, staturam et animum ipso-
rura, si quid elicere potero ex vestra descripcione.
T-homas. Maior natu, vir licet mitis ingenii, ambicione tarnen nimia,
flagranti honoris cupiditate et dominandi libidine, semper palidus, occultis in-
vidiis infeliciter remordicatus, agitatus, inquietatus, opum splendore, castro-
rum pluralitate elatus, voce gallinacea, vultus subnigri pusillitatem et parvita-
tem (ut apparencior laciorque facies esset) paulullum dilatante, naso aquilino,
capite exiguo, quod aureus adornat reticulus. Alter iunior statu est alciori,
animo audaciori, apris ursibus, lupis quantumvis mordacibus et ferocioribus
in silvis solus assistens eos virili animositate impavidustraiicit, necat, capit,
innate audacie nimio haustu et potu ac calore vinitemeritatem addit.
Maximilianus. Ey, que puerilis audacia illa! si nepotes mei volunt
una cum nepte Maria sorore eorum, tot inimicos contra illos, tarn in hunga-
ria quam bohemia et germania concitabünt, et consurgere facient, quod nee
plantam pedis deponere ad talem locumpoterunt, unde hostes eos non feriant.
Sed qui nimium parcit hosti, supra dorsum suum baculos harum palcza parat.
Si contra iuniorem nepotem raeura talia egissent illi, qualia contra regem
hungarie, seivisset ipse tempestive de remedio providere, quod Cesar thur-
corum non possetnunc dicere: Ego sedi in solio regis hungarie, quod nullus
cesarum potuit facere. Et neque waywodo gloriosus ille rex ranarum coaxa-
cionibus et luporum ululatibus in regem proclamatus gloriari posset. Me
gladiumcoegerunt extraherepro meo officio Transit vaniensi, sed ipsi quoque
non dicent, quod non debuerunt pugnare pro vino Sirimicali.
Philippus. Fecit autem omnino se coronari?
Groff. Nisi forte si cum aliqua corona argentea aut cuprea vitreis
lapidibus rubintinis saphireis, smaragdinisque nigris et diamantis viridibus
ornata se coronari fecisset.
Thomas. Coranori facere se faeiie potuit, quia sacrum diadema in
suis manibus habuit, verum unetio vera et legilima es<se nequivit, nam reeta
unetio datur de apoteca regni celestis ex armario et pixide saneti Stephani
regis et patroni hungarie, sed, ego ut audio, unetus est illo sueco asse
fetide, de cuius fetore omnes fere hungari currunt et vomitare coguntur.
Groff. Hey, hey, mirabilis pater es tu!
Stephanus. Tu, calve ! nequieiis ac iniquitatibus plene ! tu in dolo-
sis et perversis cogitacionibus consenuisti, et semper domui nostre atque
familie contrariatus es.
Philippus. Ehey! planius, modestius, honestius, oro, confabulemini.
Stephanus. Ego vadam, abibo, tractetis, quiequid vultis. Nolo audire
illum calvum murmurantem.
Thomas. Bonum est, quod discessit; iam liberius possomus de Omnibus
negoeiis traetare. Et primum videamus, quales practicas seit et vidit
illorum hostium ishomo, quihec scribit. Unam eorum practicam
vidit, quod otficia regni hungarie militaria omnia paulatim ad talium hominum
hungarorum manus darentur, qui partem waywodalem tenent, et in hunc
finem ipse waywoda ad servicium regis Stephanum quemdam Bardii,
III
F ran 0 ItC u m Bod I
bNM tin.Mii ociain »fielt al.., in |, | | i, v ., |
Mronarl fecit, ieitB( bapetUHi - -i l(ll,.i . |
unduiu. >i Wt\ <• M BÜfJ Mite»! et pf m ref**
I« .»iiiiu (|n.M)<lain regit; Md ,.,,< bd
oquo pro maximo cl capilali bMM .11, ' ,.,,,,,,1 1 :
i tgendun, ticnilqee dt belli
minor natu maiora larnv allrntahit. Aha |,i ,l# quam
v i »l i t ii p i a p e r h • m o , qai I. ec itrielt, jatd ImJ iii,,,,, \\ ,
■Ül palaliiiiiin tacianl , regem dt rtgM •■ \«-lu.l.,i, i Iffl it— rl
Tranaailraau Siculorumquo utanttr, m <l ■um w wien-
tii H Tranaalpinenaii . tl ob hoc perpetee tfleieti wtjwtdtlM DI
eonferri per regem postulabat One vires, si nun nflletfftal, tl Wnywada
cum Cesare (Imrooruin pactum l'aceret . scque IWntltlf M tt il>'
ivddcrcl. et Fcsaris viribus sc munircl; sed is homo. f uiln-c m-riliii.
Doocit dieere, in qnol railibus floren. centoaKt CtttH otaei, od mied ilem
milia thurcorum ah illo habiturus esset in auxilium.
Ma \ i in i 1 i a n u s. Pretermiltamus isla, diseneianiu > hec et di
de hoc, si siahilis tri! i II ins coronacio.
Philip pa 8. MichJ videtur in hoc quoque nslensinn MM, «| n •> «1 reg
suum firnium non erit, quia Barbara regina in hunc fincni fuit rtfi
nie data, ut si prole masculo ex illa gauderent, poloniee qunqiic Maiestatis
auxilio hoc regnum consequerentur, et ins corone atque suceessionis illi
polonico heredi faterentur et inseriherent ; sed euin plert mala •
pauperumque oppressiones exhinc secutura essent. quod bona Barbarae
\i\is sublata est, nulloque berede legitiini sexus provisa: item cum illi duo
fratres Zapoley tempore quoque rusticone sedien-nis pro inani gttrit in
pauperes plus iusto seviti fuissent, multorumque innocentum san<:
sent, una eorum nepte maiori ex Barbara nata ipoei dtM
cum siculos profligavit, multosque ex eis vi contra ipsum insurgere coactos
et innocentes occidere fecit, matrem eis abstulit. mcoque iudicin tarn dura-
bilis erit eins principatus et dominacio, quemadmodum dominium georgi i
Zekel per ipsum debellali, et ignito ferreo diadetttlt coronati.
coronacio equaliter prenoslicat ipsius waywodt haue illegitimem eerei
nem, siculi Joseph, sive Josippi vendicio ehrilti tradiciontm ; manu» igilur
illorum sanguine plenus est.
Thomas. Jam videnda sunt ea quoque. quantum illi cum thnrcin nocere
possint. aut si ad multum facultates et \ ii ■ MM 01 >*«ent.
Mea sentencia est, quod panim facere possunt. • thurcorum viri-
bus solummodo prohibeatur ubique in Transsilvania, Croacia. B
hungaria, ut sub eius voxillum nemo pi ndium illorum Mal
levare, pulveres, sanitrum. piaidea tüaqat belltet nece»»aria nullua ab
exteris regnis in hungariam ducere audeat. teq -oMMll
ipsi propriis eorum facultatibus all un conflare exercilum, el
hos quoque cum auxilio dominorum B vi. c / e n s k i i UMl nulluni raaiu«
robur ipsi habebunt viribus thurcorum. li -ar thurc
390
tormenta bellica, quibus contra regem hungarie usus est, sibiaccommodaret,
quorum non parvus fuit numerus, sine quibus ipse ex Omnibus castris suis
non potest facere quadringentas machinas parvas et magnas, demptis pixi-
dibus, aut ad summum quingentas. Si Transsilvani cum Siculis per singula
capita consurgent et in armis erunt, illinc thurcos ipsi inducere nequeunt,
et nee videtur, quod illinc intrarent, propter itineris longinguitatem. Si dice-
remus, quod de partibus regni hungarie inferioribus ascendent, Nandor-
alba aBuda terrestriitinerequadraginta miliaribus , danubiali fere quin-
quaginta distat . Cum Nazadis et galeis thurcos woywoda rursus michi non
videtur quod sursum ducat, quia partes ille inferiores victualibus omnibus,
tarn ad humanum, quamanimaliumusum necessariis adeo sunt depaste et deso-
late, ut multitudo gencium, non nisi secum victum ferat, ascendere potest,
thurci vero victualia non nisi per naves, camelos, et equos ponderarios ferre
solent. Michi autem nulliunde videtur cicius thurcos irrumpere, ineursare
posse, quam per confinia Carynthie et Croacie, ad que non dubito quin Sere-
nissimus prineeps Ferdinandus gencium presidia locabit valida, quia illinc
sue Maiestatis regnis maiora inferri possint pericula et incommoda.
Item thurci etfugereet fugaresunt agiliores, etincendere etvastare cele-
riores gentibus bohemis, aut germanicis armigeris. Itaque necessarium est, ut
huzaronum bonorum celeritafe , quos hungaria, Sclavonia, Croacia, Trans-
silvania bonos in copia dabit , utantur. Nee esset inutile, ut in omnibus
regnorum confinibus fideles essent exploratores, qui tempestive, et in bono
temporis precursu predicerent, de qua parte eruptiones thurci facient, ut
in tempore illuc gentes possint in eorum obstaculum, que eos arcerent, lo-
cari; si ex Sclavonia, Transsilvania, Croacia, Bohemia, Silesia, Moravia
gentes habere non poterunt, libenter videbo, unde ordinabunt. Ex Silesia
forsan dux Thesinensis eos iuvabit, sed cum duobus illis waywodis prius
diffiniendum et concludendum esset, ut ab eis hostes ne possint aliquos
auxiliarios walachorum gentes habere. Et si domini Perztenzkii bohemi
ipsos gentibus iuvarent, universe tocius regni bohemie gentes per bona illo-
rum descendere et omnia victualia rodere, consumere, et tamquam locuste
depasci possent, quibus in tempore per regnum mine imponende essent, eos
non auxiliandi.
Item michi videtur, quod woywoda pacem pocius amplecteretur, quam
bellum inchoaret, quia videt, quod iam regnum hungarie intelligit , ipsum esse
preteriti periculi autorem et thurcorum eduetorem, propter quod in hungaris
minorem spem locat, et fortasse, si nondum est coronatus, obhoecoronacionem
distulit. Nam nonnulli dieunt, quod sit saltem electus et proclamatus . Meo
iudicio, sive sit coronatus, sive non, eque contra eum agendum, et nichil de
belli actione intermittendum, nulleque hostilitates contra ipsum remissius
exercende, quia si nunc illorum cornua ereeta non deeucientur, in futurum
quoque maiori rebellione insurgent et novis practicis regnum et eius princi-
pem inquietabunt, nullusque regum hungarie per eos libere regnare poterit.
Itaque si pie recordationis quondam genitor Serenissimi prineipis Fer-
dinaadi non fuisset, seque non interposuisset, Thomas Cardinalis cum Ste-
phano Zapoleyo patre woywode duelli certamine concertasset ante tribunal
MUHOte trinit »lis. sr,| - iotV p.-t.-r lnit in.,'
post suam ni.ii.'st.it.-iii. [• T6T0 Ikhiwi q u i I..
ihm- iiifiioiM de aaa eapeella »xtradere patoit, <| g I
Ml ii.» plenai eoneiliia, lienti vetai eaeerbiU granii anl •
lemel In eampo lemel damtaxal profiifari p<
ab eil hieran, minima tandem Hcctindarin ii
possint. Imiuo eomploxa «j\ suis ematria in plasia Ii
Lonem ab ipsis Gacile occnparl possint. tanqaaa p
bombardiique avacuata, ut sunt Baymota, papa, wg >kay.
w \ u ;ir; si vcro tburci illa tonncnta sil.i *< ,l. Ipg] x
ea intercipere e( anffere, ut in aliqnod benc ataaitoai eaetnum,
klyos imponi el loeari possint. nc illis \alnvnt Beetee llftij lSf«lt hUM
nmnioiones ille atque arcea danubialee, qoe in manibna rej ieetatie
sunt, ut Cornaron, Tb ata, Strigoni u m . Wy Biegrad, DJtde tl
per aquam ascendentibus magna noeummta et perictüOM impedim<
possent poditibus, pixidiariis, boinbardisque premanienda et teeap
videnda essent.
VIII.
Nnlxlmrgischc Marktordnungen.
Beiträge zur Kennlniss der initlelalterliclieii GflMtiteblif
und
der früheren Zustände überhaupt.
Aus einem dem XVI. Jahrhunderte angehörigen salzburgischen Copialliurhr
mitgetheilt
A. G. Pichler.
Unverkennbar hatte man bei diesen Verordnungen zwei II
Ewecke im Auge, nämlich einerseits den Allenthalben befnrcn
Wacher zu unterdrücken, andererseits, für die Angehörigen der Com-
mune auf jegliche Art dahin zu sorgen, das« sie und besondei
Armen darunter ja so fiel ;tls möglich wohlfeil kaufen könntei
diese Zwecke erreicht wurden-, ist mehr all lhaft, Er
waren alle diese so vielfältigen, ja lahlloseo und bis ins Ängstliche
getriebenen Vorsichtsmassregeln, Bescbj^nkungen und Klaeeea zum
grossen Theil unausführbar, besonders l>ei der früher d An-
sahides Amtspersonals, und zweitens ward durch jene i
Beschrftnkuhgen dieOoncurreni gewiss nicht gefördert. I Gärtner,
Landleute und andere Produzenten hatte unter solch« luden
ein damaliger Markt gewiss nichts Anlockendes und es ist kaum tu
glauben, dass man sich dahin drängte und an fand W
die Concurrenz fehlt, da wird der Preis troti aller obrigkeitlichen
Kunstgriffe sich nichl niederhalten lassen, und mehr oder \\<
das Monopol zum Vorschein kommen. Aber selbst in dem Fall«
sich irgend eine Waare, ein KauisartikeJ suflllig reichlieh int
Markte einfand und als dadurch eine rorflbergehende Wohlfeilheit
eintrat, nützte diese auch nichts, denn man durfte j;< not
Baases Nothdurft, und iwar mar l»is n einem g<
Gewichte einkaufen. Dabei iraren wiche Bmlich
unpolitisch und hemmten den Fleisj und Untej
396
somit die Förderung und Verbreitung des Wohlstandes; zugleich
waren sie aber auch offenbar ungerecht, da das Land auf seine
Kosten und nur zum Besten der Städter arbeiten und produciren sollte.
Vorschriften, wie die obigen, können daher weder billig, uneigen-
nützig, klug, zweckmässig, aufmunternd und den Wohlstand fördernd
genannt werden. Sie waren zwar wohlgemeint, aber eben nicht
scharfsinnig und klug ausgedacht.
Ifl
I.
Yermerkht die Ordnung antreffend den Pürkaeff.
Fol. 6. Item. Es soll kain gl von wann W will Krau §4« man
an den Markht zu Salzburg kainerley pliPimhcrl kaullen wenig noch als vill
die weil der Kann stekht.
It. Derselb Kann sol an den Markhtagn vmb die Sechst stund ainet
yglichen morgens frue aufgestekht sein vn.l wann es zu Mittag aindliffn ge-
shlagen hat abgenommen werdn.
It. Es sol kain Burger noch gast fraw oder mau knecht oder diern vor
den Torenn bey der Stat vnder den Turenn in dm gassen n<
Häusern nichts kauften sonnder alle phennbert klain vnd gros vngev
solln an offnen Markht bracht daselben vnd an kainen Andern enndn verkauft
vnd kauft werden.
It. Es sollen auch alle phennlu tri die also an offen Markht bracht ver-
kauft vnd kauft werden das gewegen phennbert luvssen vnd sein all.!
der Fronnwag vnd sunst nyndertan kainen gewicht gewogn werden.
It. EinBurger mag gewegne phennbert in seinem Haus das sein hanndl
vnd ainerley gattung ist wegen vnd hingeben an IC
über ein Virtail aus ainem Zenntnor nicht. Vnd was vber ain \
kauffn vnd verkauffn weiset, das sol alles zu ler frunnwag bracht vnd
daselbn gewegn werden.
It. Dann ein yglicher gasst sol dieselbn vnd all aodergewegee |» 1 1 *- : 1 1» t* 1 t
bringen zu der fronwag vnd daselbe vnd and.rsw o n\ ndei t gl
It. Ein yglicher burger vnd burgerin mögn an ollen Markht all.
leinbet Es sey Ilupfn oder Zwilieh kautfn . dieweil dei PeaeeteU
Hausnotdurft vnd nicht mein- hbtt nach dein lann Keg yglicher Berger
gasst denselben tag der obgemclten ding kaulln nach seinen wii ..
an den drein tagn daran der lann nicht itekhl Ml itr geeet iffn.
It. Es mag auch ain yglicher b&rgcr oder klrgeria kauffn all« i
tugliche phenhert, Als bar, garn. suialt/.. kas S
ner, gensvogel, Hahn, ayr. übst vnd e/ee eeebeH iein yngevi
die an offem .Markht bracht weiden n seine, hawsnotd icht mehr.
It. Es ist auch verpotn alln bürgern, burgerin lnnwonern allen knechte
vnd diern das gy solher ytzgemelter efceaherl ".er dann »y in iren
M ftlg >ein ai ! wideriin.bn zu maikhl
398
tragen oder schikhcn oder aber in iren heusern oder ladn haymlich oder
offenlieh veilhaben vnd verkauffn.
It. Es solln auch weder gasst noch bürg fraw oder man genns vnd
hüner kappaun noch kaynerley geschlecht der vögel an den markht tod oder
plas vailhaben noch verkauffn.
It. Es sulln auch weder fragner noch fragnerinn ir phenbert sy seien
gros oder klein in was Werdt sy sein vnd wie sy namen mugn haben in der
Stat hie zu Salzburg an offen Markht noch in den heusern die weil der fann
stekht noch auch in zwain meyln wegs vmb die Stat noch geuerlich kauff
abredn oder verdingen.
It. Es solln auch all fragner vnd fragnerin alle phenbert Es sey Smaltz
smer kas schottn hertzn vnslid obst oder was solher phenbert sein in irn ver-
dingten heusern gemachn oder ladn vailhaben vnd nicht mer an offen Markht
damit sten vnd verkauffn.
Es solln auch all kramer vnd kramerin, fragner vnd fragnerin an
Suntagn, zwelfpotentagn noch an andern namhaften heilign Veyrtagn ir ladn
auftun noch offenlich vailhaben.
Ob aber ein kramer oder landfarer aines oder mer im jar herkamen zu
offem kram oder markht, sein vnd ire phennbert vailhabn vnd hingeben wolln
das mügn sy tun drey tag nacheinander ungeuerlich vnd nicht lennger vnd
solln mit irn kram steen an enndn das sy damit gemainen Markht nicht
verirren.
Desgleichen all die so veil trankh habn solln ire setzstet oder gemach
an den obgemelten tagen nicht offen haben vor der Wandlung des fron ambts
zu sand Ruprechts Münster noch Trinkher darin sitzen lassen vngeuer.
Es sullen auch all burger vnd burgerin dy Trankh oder vaile phenbert
nichts ausgenomen haben, dieselben Trankh vnd phenbert allein an aim
end in der Stat es sey in den heusern in iren verdingten gemächn oder ladn
vnd nicht an zwain oder mer ennden vaylhabn vnd hingeben.
Von des Wein vnd pierschenken wegen, So geschehen in dem gnigl *)
zu pirgla zwischen baid klausen vor dem Spital desgleichen zu Müln vnd in
dem Nuntal. Ist geordnet worden, das in den dreyen enndenn : pirgla gnigl
vnd zwischen den Klausen solln keinerley trankh pier noch wein ge-
schenkht werden. In der Müln, in dem Dorf und zu dem Nuntal sol es ge-
halten werden wie vor altem.
Es sol auch kein fleishaker der purger zu Saltzburg ist noch ir knecht
kainerley heutt vell desgleichen Rebhüner, Haslhüner, hasn, vögl aychorn
vnd was solcher ding sein dy an offen markht bracht werden noch dem gay
haymlich noch offenlich kauffen v. widerumb veylhaben desgleichen lämper
oder kitz die an offen markht bracht werden.
Ain yglich bürger oder bürgerinn mögn zu ires haus notdurft allerley
swäre träyd kauffn vnd nicht mer, das an offen markht vnd zu dem Stein 2)
kombt vnd sunst an keinem ende in der Stat. Indem sind die pekhn dy purger
1) Gnigl: Dorf bei Salzburg.
2) Vorstadt Stein.
siinl euagenomen, die nuigen kauffi .• vor-
her \un in betehehen tat Ob eher ain nekh ain w
kaufl!. will ain hurgrr «-in sehatI «mI. r iwag il l«MflkM KMl U
traydi beben md itemen, "las soll im ,i,r pekb I
Ihm) ist.
Desgleichen solln bvrger vnd bargtrin «I ealfarknJ
bracht w irdd an dem lial), i mal kht \ : u k.uin m
siat kauft werden \ ageuer.
Mut die Wirt vi, p so offen gai all dy ao
habern an dem Met/.on oder an dem kleinen eiftflltlfl iuiidmih'1
\orbi)U>ii das sy den habern »Irr Hl jl|IB blbwilbbl »dtf ll i#f Siat zu
verkaufen bracht wirdet. was hindter einen schall ist. k.mll.n die weil
der Tann stekht vngeuer, Aber \ Ihm- ain schall' mag aincr kanlln.
Desgleichen ist verpoten das kain borger aoeb bargerini des jcahal
kainerlay traid bey dein Stain noch sunst in der Stat kanlln 'I> verguneo
oder gestatten solin oinzuset/.n viip-ucr.
Es sulln auch weder borg noch bürgeren biaai der Stat bei dem B
noch sunst Irayd kanlln 1. p Irayd oder habern vnd den wider hin-
geben oder geuer darinn halten, haymlieh noch offenlieh . durch lieb felbs
oder annder ausgenomen den vordem artigkl ausgesclwu
Wolle aber ainer oder mer mit traid handeln des M«g*l I] tun.
dass er oder dieselben den traid in .drein mcyl wegs vmb *\\ Stat nicht kauf-
fen vnd mit dem aid bestatten mugen das in dcnselhen kaut ' \\ iil.-r _
Nutz der Stat kainerley geuerd gehalten wird.
Es solin auch weder burger noch bargeria dhein gast kaiaerlejf fhitm
berl dy sy zu uerkauffn an offen niarkht bringen von aineiu markhlag auf
den andern Markhlag einsetzn lassen.
Es solin auch burger vnd burgerin allerley rieeh Sj teil lebendig'
tod, gesaltzn vnd vngesaltzn kainerley gesiecht der web iiagtl
allain in den verdingten heusern, ladn oder gemachn \eilhahen oder aber an
offem vischmarkht bei den prun vnd sonst nynderl in der v
Es solle auch all gesst, frawen vnd man von Wann d\ berkOBMI vnd
visch vai (haben oder verkauffn welln, dii
nannten ennden an offen Vischmarkht vnd sonst nyndrrst
damit sten vngeuerlich.
Desgleichen soll all visch, vnd vischerin Sy sein \
von andern ennden weder bei tag noch nacht heimlich noefa otlcnlieh kai-
geslecht der visch in dy heuscr nuch in die Slal vmtrage!. n..ch ver-
kauffen. Sonder an denen ubgciuelton Yischmarkhl bringen md iu
vailbaben vnd verkaufen ongeeerlieb.
In den vorgemelten Arlikln auch in den artigkln Ihm -nach be|
vnser genediger her von Salzburg -) aus.
1) Dorf an der Münchnerstraase, eine Stunde von Sa
2) D«f Laiidfalür.-t.
400
vber seiner genadn hoff einkauffen lassen alle noldurft wor vnd wie seiner
genadn gefallen will.
II.
Wie sich der (iasst in yerkauffen halten sol.
Vorerst sol ain gasst dem Anndern vnndter fünf ganze Tuechn nicht
verkauffn noch gebn. Aber ainem burger mag ain gasst ain tuech gebn vnd
darbindter nicht, noch ellenweis, ausschneiden.
Harras, allerley parchant, Suebisch leynbat, klareund, schatter und
was phenbert sein, die nach der Elln verkaufft oder gemessen werden, sol
ain gasst dem andern hindter fünf stukhn nicht geben vnd ainem Burger ain
stukh vnd nicht darhindter.
Desgleichen lachs, hering, hechten vnd was gesaltztn visch sein, dy in
Tunen herbracht werden fünf Tunen dem Gasst, ain Tunen dem Burger
darhindter nicht.
Stokvisch ain gasst dem anndern zway stükh vnd ainem burger ain
stükh vnd nicht darhinter.
Hawsen ain gasst dem andern fünf zentner vnd ainem burger ainen
zentner auch nicht mynder.
Wachs, Zynn, pley, kupfer, vnslid, smer, alaun, Spangrün, kreydn
vnd was solch phenbert sein soll ain gasst dem andern hindter fünf zentner
nicht geben vnd dem burger hindter ainen Zenter nicht.
Mit dem pfeffer, Seyffn, Manndl, weinpier, veign, Keys, Innwer, nä-
gel vnd was solh phenbert oder guter sind, sol es auch gehalten werden von
burger vnd gast wie in den vordem Artikl begriffen ist ongeuer.
SafFran sol ein gast dem anndern hindter ain vierteil aus einem Zentner
nicht mer gebn noch verkauffen vnd dem burger hindter acht phunden nicht.
Es sol kain gasst dem andern hindter Sechs Kirschguant nicht ver-
kauffen Desgleichen hindter hundert veln oder palign auch nicht vnd was
der gast also kauft oder verkauft das sol Er in seiner herberg offenlich tun
mit ainem vnderkeuffl.
Es sol auch kein burger dem gasst sein Kürschwerch für sein aign gut
verkauffn.
Es sol auch kain hingeberin1) kainerlay newe noch kunst veilhaben Sy
sei dann zu halbs gemacht ausgenomen was phand sein.
Was Wein herbracht werden auf Samen Es sei Malmassir, Ruminir,
Vaysal, Muskatel, Rosterer, Bassaner, Trolliner, Terrant vnd allerley
Etschwein sol ain gasst dem andern hindter fünf Samen nicht gebn. Aber
ainem burger mag er geben ainen Sam oder ain lagel wie der burger wil.
Item Osterwein, Marchwein, Frankenwein, ellsasser vnd was solh
wein sind dy an offen Markht bracht werden sol ain gast dem andern kauffen
noch zu kauffn geben.
1) Beeidete Verschleisserin verpfändeter Gegenstände.
401
Es sol auch kain hurger wein einlegen n
nicht sein sind ongener.
I.n sol auch Kein Innrer noch Inn-crin in
Markhl kantl'en denselben von stund an widet nml». •
sondern ST SOl in i.i s.-in II. ms oder Kell,
wenn .los !>osoliohon is|. So mag ST disselbefl Wein P
dein vcrkaulln norli generlich rersS
Wer der artigkl üni oder hmt rberflerl rnd dswid« das
gnl das or kauft oder einlegen bei lassen rerlorn vn.i sol .1
mor rerutyden woli dsrneabes gestraft irerden.
Wer hoehseit oder Indsehnf) haben will der Rang in boehaerl i
freundl oderAnnder aa awain fcisehn rnd nicht mehr rnd s.d rber fanl
nicht geben. Dnranier mag ein eosn Viacb sein rnd sol aaf den ho<
nymsnd nichts sehenkhn noch ireyan.
HI.
Stet wid platz wo die phenbert verkanftt solln werden.
Iicm. Hey, nllerley Bein, tehintl, Isdn, ssnnholi rnd was io)h ■
sind sollen auf dem Aschhoff vnd sunst an keinem ennde rnil gehsJt
werden.
Hüben, gruen vnd alle anndorn krewter Ks aey In Kcrlm. aekhei auf
Rossn oder Wagn solln bei dem Hindholz1) vnd an denaelbeo enden vnd
nynderl rnil gehalten werden.
Wer Hasn rnil hat, er sey barger oder gast Es aey auf
oder sunst der oder die selbe solle daselbn von dem EtfnderholtS auf of
platz zwischen der Dachauer vnd Hansn Mayr H Ihsben.
Hirs, Hanif, Haidn, pon, arbeis. kleinen nolfj phenbeii
solln am eykh zwischen des Howter. pritsl, klaner vnd Andre itrobU I
•er rnil gehalten werden rngeneiiieh.
Die Milichgasse von dein Bgkh des prät/.l haus hinauf in di'V Milieh-
gasse an beyden seytten bis zu dem Oswald Krämer vn.euerlich.
!i. smalz. bnner, eyr, has. genssrogel Unser, Aiehere vnd
sölh phenbert sind die in den gcmelten artigkln nicht begriffen sind, die
enUen an dem gemein plati \on wie aor rnil gehalten rnd rerknnfl
Wer prennhols In den g«assen vor iren bessern oder nnf de
ylzund ligend hat . oder noch fürbas zu notdurft kssJh oder bestelle, wird
i\*'\- soll dnsselbd holt/, albeg In sehen tagn hinderbringen rnd dnrnher ni
lennger lign lassen.
Deaagleieh.es solln all vnd yglich Borger vnd B inn-
wonner vnd Innwonnerin dy mist vor iren bensers hsl
hcü denselhes mist >i/. rnd nach ftr tat;
nicht lign lassen. Es soll nymand I
noch dinstpotn keinerley vnlnst mist oder ssmders t ding bei tag
1 1 Bta Tiu-ii dar Residens.
Archiv l\. M
402
noch Nacht heymlich noch offenlich noch auf dem platz noch für dy heuser
oder in dy wink! schütten, wer das vberfurt, den wil man swerlich
straffen.
Welch Ausgüs oder Ausgeng aus iren Heusern, kuchen oder derglei-
chen gemachen haben dy offenlichen Vnlust bringen oder machn Es sey
zwischen iren Haus aber sunst das solln sy wennden bey der straff.
Es soll auch ain yglich ytz vnd füran vor seinem haus oder heusern
pflastern nach notdurft.
IV-
Vermerkt die Ordnung die wir Johannes *) von gotes genaden Ertz-
bischoue zu Saltzburg mit etlichen vnnsern prelaten, Reten, auch
etlichen von vnsern stetten, markten vnd Landlewten von der Keuf
wegen der leibnarung vnd Speysen vnd annderer notdurft wegen in
vnsern Landen zu halten fürgenomen vnd gemacht haben.
Von erst das bey vnsern Stetten vnd markten vor dem gepirg Ainem
yeden frei vnd verlaubt sey phenbert der leibnarung vnd Speisen täglich zu
bringen vnd da zu verkaufen, das auch ain yeder Er sey Burger oder Land-
man in vnsern Herrschaften vnnd Lannden vreund oder ein auswendiger vnd
gast die an vnser herrschaft vnnd Lande zenegst stossend, zu seinsleibsna-
rung vnd Speisn kaufe aber in sein haus vnd nicht verer daz auch den fleisha-
kern in ir fleischpennkh zu notdurft der stet vnd markt in vnsern Landen
oder zunegst an vnser lannd rürend, vnd auch nicht verrer, frey vnd wol
gekaufen muge. Doch so orden, setzen vnd wellen wir, ernstlich dz nymand
er sey burger Lanndtmann oder Gasst weder in Stettn, Merkten noch auf dem
Lande dheinerley fürkauf darin nicht treyben sol fürbass zu verkaufen oder
zu uerfürn in dhain weys getreulich vnd vngeuerlich.
Item wir setzen, orden vnd wellen auch dass bei allen vnsern stetten
vnd markten innerhalb der gepirg, enhalb vnd her dishalb der Tawern, die
Wochenmarkt werden gehalten an den tagen, als dann bei denselben vnsern
stetten vnd markten herkömen, vnd gewendlich ist, dy auch ain yeder seine
phenbert. Es sey vich, vaist oder mager, oder anndre phennbert, die er
verkaufen wil . zu denselben Wochenmärkten bringen sol, dz auch bey den
selbn Wochenmarkten, ein yder Er sey burger oder Lanndtman, in vnnsern
herrschaften vnd landen wonnend oder ein Auswendiger vnd gast die an
vnser herrschaft vnd lande zunagst stossend, zu seines leybsnarung vnd
Speysn oder in sein haws vnd nicht verrer, dass auch den fleischakhern in
ir fleischpennkh zu notdurft der stet vnd merktn in vnsern landn oder zu-
negst an vnser lannd rürend vnd auch nicht verer, frey vnd wol bei densel-
ben Wochenmarkten vnd nicht anderswo kaufen mugen, doch so orden
setzen vnd welln wir ernstlich, dz nyemand, Es sey burger, Landtman
oder gast, weder in Steten noch markten noch auf dem lande, kainerley
1) Reg. von 1482 — 89.
t'ürkaut' darin nicht lre\ben s..||. i,
dhain \\f\s -.ireulieh \ ml \ nu.'iin .Ir.
Item wir sH/en ordnen vnd w.-ll.n au.h, «1/. ..II HMtf )§•§•# \ nd |
l**r iiunr \ n ornnl-
lieh vnd mit vl.'is. darob tete, ,1.»/ all.s rieft vnd h sry. »u ;.
Alben ^i'lrilm u irdcl . ai-. -unlieb \ ,.|\sehi iben v ml daran1
gepirg .vis dein lanndt Somidrr N iiliTiim li«*n
hon vnd daselbs \erkauU
lieh vnd \ ■feierlich.
Auch set/en. nrden \ nd bellen wir, ob die i
vnnd merkten icht pkennberl bieten, die n Leybenaranf wmi ipeyf g<
len. vnd üe sy verkaufen wollen, dl IJ di« fcueh Bflet
oder in iren heusern vailhaben. vnd ainem yeden gleichen !
dann baandleyfig ist, vnd darin keinen fiirkanll* hanndeln. MCI thun. nit
fnrbaeaer m rerfnra als abgemalt iel rlieh.
Item auch aetaen wir, d/. in all meern Sietee vnd Merkten h
vor den gepirgen, Bnfcalb vnd berdiekalh der Teweri die Haandtwerc
kainerley MUaang haben, üe man nennet Zechn,
salz Ir arbait darin tluin. machen oder tu meinen Bf sey d<
•der seia Anwald oder awea geewen karger der bemalten meei .
merkt dabey, auch sy suln der Hehler vnd borge ••!( darofa
damit in sollten Aufsetzen arid« i mit/ vnd an \ unser W'illn VI
■an m beeehlieeeee nicht ftrgenomen neeh geauekl in
vnd vngenerlicn«
Item. Auch letaen, erdee red nrellea wir. da la allen rneera geri
Innern vnd vor dem geptrg, enhalb vnd herdi.shalh *\rv Tau ein L
ding, die man an etlichen runden Eehaft »TOneg nennet nach d.
serer gerican notdurft, herlicheit vnd herkoine
werden. Alsdann hei sulhen Lanndteyding (»der Eehafltav diagea gen endlich
vnd vor herkommen ist. ragenertiek.
Item. Auch setzen, ordon vnd welln wir. da all vnser pkl
ter in den gerichtet! so sy von vnns innehahn. jener \nd
cnhalh vnd herdishalh der Tau ei n /.wie all j nh sand <■
vnd umh sand Micheletag die g erickteleal autjrerWi »1 be-
schawn vnd daroh mit vlcis vnd einstlieh sein. da/, eil
Weere hah. Alsdann lolhi aotdurfl vnd von Alter kerkemea ist.
It. Wir setzen, erden vnd wellen auek da* all alt Taten, will
•:i vnd die Newen Talern, die ni.
komen sind, in allenn vi ichten /.<■ Gmünd in nnl hl
Loengew kein tafern auf dem lanndt, der rer AJtier »
hat. iner pier prewen, Wenn er ia §eia I
auch nymand auf dem Lannd.«. in den seihen i
verkaufen. 5 ''n ^tr
.gte,
N
404
bemelten gericht geprawn vnd verkauft als von alter herkomen ist . auch
ongeuer.
Item. Wir wellen, setzen vnd orden auch, daz sich vnnser burger zu
Kadstat vnd die gerichtslewt daselbs solher Ordnung geneinander haben Als
wir in denn vormaln aufgesetzt vnd in geschrift vnter vnserm Secret (Sie-
gel) bezeichnet gegeben habn. Auch vngeuerl . vor alter vber dieselb ir
Ordnung in der gegenburtigen vnser Ordnung mer begriffen ist, denselben
sullen die burger vnd Lanndtleut zu Radstat auch verre nachgen.
Item. Wir setzen orden vnd wellen daz nu fürbas zu Dachsenpach in
der Rauris, auch zu sannd peter in dem Katztal hiefür auch Wochenmarkht
gehalten werdn auf solh teg, die den andern Wochenmarkhtn nicht Irrung
noch schaden bringen. Es sulln auch bei denselben dreien merkhtn die
kauf vnd all sach gehandlt vnd gehaltn werdn in aller mass Als oben be-
griffen ist.
Item wir setzenn, orden vnd welln auch ernstlich daz all vnsre pfleger
vnd richter vnd Ambtlewt, von vnserm wegen, darob sein, damit in den
pflegenn gerichten vndAmbtern, So sy von vnns innhaben der obgemeltn vn-
ser Ordnung ordenlich vnd mit vleis ausganngen, vnd dawider nicht gehan-
delt, noch gethan werden in Dhain weis. Weiher aber darin vngehorsam
funden wurde, den sullen sy vnd jr yeder in der herrschaft solh verhannd-
lung beschicht zu seinen banden nemen, vnd in dabey als lanng halten, vntz
er mit gewisshait auf Widerstelin thut. Sy sollen auch vnns oder vnserm
hauptman solh jr misshandlung on verziehung verkünden. So wellen wir sy
darumb straffen swärlich lassen, Erfunden sich aber, dz die bemelten vnser
pfleger richter vnd Ambtlewt ain oder mer selb dawider theten oder nicht
mit vleis darob wem, damit die bemelt vnser Ordnung gehalten wurde, den
oder die wollen wir auch darumb swärlich straffen lassen, als darzu ge-
hört etc. Wir behalten vns auch vor, dass wir oder vnser nackomen, die
gegenburtigen Ordnung geenden oder dauon setzen, der ganz abgenemen,
oder ain ander Ordnung setzen, oder gemachen mugen, als oft das vnser vnd
vnsers gotzhaws auch vnser lanndt vnd lewt vnd gemeines nutzes not dürft
eruordert vnd ist besehenen zu Saltzburg vnd mit vnser fürgedrucktem
Secret, bezaichnet An Sontag nach sannd veytstag Anno domini etc.
V.
Vermerckht der Ettlich artigkl von meines genedigen Herrn von Gran *)
etc. Reten vnd anwalden yetz zn Saltzburg des fürkanfs vnd anderer
notdurft halben, in den gepirgen fürgenomen.
Zum ersten setzen vnd wellen wir von des bemelten vnsers genedigen
herrn wegen, dass alle phennbert wochenlich auf ainen tag, in ainem yden
markt sunderlichen von alter vnd zu den Jarmerkten, so auch in dem Jar
benennt sein, bracht werden.
1) Erzbischof Johann, früher Erzbischof von Gran.
lt. \\ ir weilen aueii, 1 1 / ;i 1 1 ii werden, %i« n
auch nymendl eoeeerliaih der i
oder einen dergleichen henndl rnd gewerb u treiben.
lt. -m dai auf den Lannde die I karte eilen I
ellnhalbn \ erboten, ebtan vnd ver ichl
meieter, die Bugen ein pei
i 11. daran sy im hult/.kneehtn vnd mmisI ii ii
auf die Arbeil geben mögen. Doeh
cht sein.
Item den in einem reden merkt ein fronweg rnd i fronweg
Innehat, dei rn eey, die phenhert eoi
keufer vnd .\as oder wie mit desselben Ii
:• dann von vnsers genedigen herrn Anwold der«!
soll werden. Wo sy aber in der Weg vnd ml biete oder errun-
gen, eledenn sulln dieselben weg rnd masa neeh i in furstl. gen
vml meee hie in sein geneden Ceiner gefacht werden.
Item den in eimyeden markt ein oder ed nicht
oder die allerley phenhert für den Arm gemeinen man, der nicht riel 10
kaufen hat, bestellt vnd geornt, doch dl die gemein durch den oder die-
selben fragner mit kaufen vnd verkaufen niel 'den.
Item es Bieg .'nich ein Handtwerchaman od* von aim ge-
richts vnd vrbar man an sein arbait vnd Lon. auch speis rnd Leibsnerung
nemen docli de dheinerley geuerde derjnn genreuebl wer,1
Item so man auf i\t}n Wochen- vnd Jarmarkt die phenhert bringt, »ol
man ainen Scbawb von stro gemacht, an den Brennger stekhn \ntz auf die
aindlift stund vormittags. In \\^v zeit sol nymandt kaufen, damit
bert alle an den markt vngeuerlich bracht werden vml eech der
stund sol man andieschawbstangain fandl oder panner zwo etund
das ist auf die stund Ains nach mittags. Darinnen mögen meine gnd.
Stetn vnd merkten zu jrs Hawss notdurft kaufen vnd i itond so es
Ains schlecht, mugen gast, Innwonner oder ben in
jrs Hausnotdurft vnd nicht mer. vnd hindert denselben tag kaut,
dieselbn geest sieh dem bemeltea Anwalt anl efl ij dem-
selben tag kaufen wellen. Weiden aber die so phenhert .ml den markt brin-
gen auch die käufer mit geuar gefunden vnd sy deshalb vorhin haimblieh
abred gemacht vnd die versprochen bieten vnd darauf mit den ,
vntz nach mittags Verzügen, wie sich daz geuerlich begeh, die f
straffen jnnhalt meine genedigen Hin. ordnoi
Item welcher aber vmb die ainlefl stund zu dem markt BU
bert nit komt, derselb sol alsdann denselben bert niel
kaufen Sonnder auf einen ann dem Mar! t/n.
Item vber die beim-lt Ordnung ist den Sc
Herrn von Grane Stete vnd merktn gerrleobt, \
zu notdurft derselbe ee kaufen vnd das,
dhainerlay fürkauf gepraucht werde.
406
Item vnser genediger Herr von Gran etc. hat Richter Burgermeister
vnd Rete hie zu Salzburg geschriben. dass sein gnad ainen lanndtag für-
genomen vnd ausgeschriben hab vnd daz wir aus vns furnemen vnd mit
gwalt auf den Montag vor sand Jörgen tag komen sollten, darauf sey fürge-
nomen Hanns Ellsenhaimer die Zeit verweser des Burgermeisterambts.
Hanns Knoll Spitalmeister vnd Kaspar Laubinger die sein zu Hof auf dem-
selben Lanndtag erschinen vnd beyden hernachgeschriben sachen gewesen.
Den Anfang hat vnnser genediger herr von Gran fürbracht. Wie seinen
genad . täglich trefflich warnung kernen daz die veint vermein, das pirg ze
vberziehn vnd besonnderlich daz drew hundert phärd geornndt sein die
tawrn einzenemen. Aus solhen furnemen dem gepirglannd vnd Leuttn gross
schaden ergeen möchte vnd dem fürzekemen hat sein gnad begert Rat hilf
vnd beystand. Was Er mit seinem Leib vrbar vnd andern gütern darzu
thun solle sey sein gnad willig.
Zum anndern hat Er fürbracht. Wie Er die bestettung mit grosser
Ristung erlangt vnd bergert ime darinnen mit ainer weichsteur zu hilff ze
komen alsdann anndern bescheen sey.
Auf vnsers genedigen herrn fürbringen vnd begern ist seinen genadn
geantwort. Im Anfang zu des hillf in das gepirg. Wie wol die armen Leut
ainen anslag gemacht haben, das sey kainen gewalt von der Lanndschaft
noch der Herschaft gehabt, yedoch welle man des diser zeitn nachgeben
vnd irn anslag auf ainen hof vierzehn Schilling, auf ainen halben syben
Schilling, auf ain viertl vierthalb Schilling leiden vnd vergunen. Auch
darzu wer gellt in dem pirg habe daz der von fünfzehn phunttsgellts ain
phunt phening gebe, dass solher anslag furan der Lanndschaft herkomen on
schaden sein solle.
Auch dass sein gnad der Lanndschaft ir brief vnd Sigl vnd altts heer-
komen bestatte. Mer solhe ausgab vnd einzug mechlen lanng werden das
sein g. weg fürneme wie solhs vnderkemen wurd damit man zu frid kommen
mochte was Sy zu solhem frid zimlichen thun sollten, wuren Sy willig.
Dann der Weichstewer halbn. wie wol Sy verhoffen daz Sy der diser
Zeit ze geben nicht schuldig vnd trefflich vrsach vorhandn würen, die Sy
wol fürbringen mochten doch so hat sich der merer tail darin sein genadn
gehorsam ze thun erpotn. Sonnder lassn Sy sein gn. wissen daz die zwo
pürd . hüllf in das gepirg vnd die Weichstewr ze geben den armen Leuttn
mit einander zu gebn swär sein vnd die nicht vermugn vnd sein gnad ze-
gebn der weichsteyr halbs geduld zu haben.
Vnnser genediger herr hat darauf geanntwort. Er sei nicht dawider der
Lanndschafft ir brief vnd Sigl auch das allt herkomen, so Sy habn zebestet-
ten, doch daz Sy im herwider thun was Sy im zethun schuldig seyen.
Denn frid zesuechen vnd ze erlangen was Er darzu hellfn kund oder
mechte wer Er mit seinem leib vnd gut willig denn ze furchten ist, daz der
kunig J) der Slösser nicht abtrete, die weil er mit der k. M. in vnfrid stee.
soltt man sonst ain fried machn der wurd hart gehaltn, der kunig habe
1) Von Ungarn.
allenthalben vi I volkh vnd mag iclb* nichi vborall
ereil &r dai gern verenehea, aoa eieai den aMea i .» eea aflfi
Bi aar! gcceii mnj
Dann der Hill halbn In
redt dai die beraoeaifea dea in des in allll I
in den n"*P*rf ,1,'n '" ' u ideniiubii So M
Br dai bej den fernene.
Dann der Weichsten r halbn. .Nachdem er |
auf ain Keif m iwir iey, wolle er damit geduld hai>n.
17. VI.
lin artikl die vier abmesser betreffend.
Am Sambatag vor Yincentj Anno qninti ') ist im Kai flarg< m ain
abmeaaer krankfa wird So sol ainer aufgenommen irerdea mad so §y das
gelt fallen denselben krankhen sein fünften tail daraus gebe*. Artum.
Die Abneaaer aallen nicht traid kaoffea auf «riderhingeben, irar am
vbennass hinder einen netaea vnd niehl ain mirflB noch nur vnd sullen
nemen \ 11 von dem Schall' ain phening von dem In 9B dea bargern
nichts- vnd sullen den gestenjr gellt vmbringen md •■inni •ih.mi.
Fol. 17. aid.
Ich Swer tlass ich 8a keinem weis kainen kauf nicht machen sol
kain vbermässl das ainen ganntzen Met/n bringt nicht kanffen. Aber I
ainen Metzn mag ich kanffen, dar/u kainen traid in «1er \asthen aoel
in der Stat nicht vayl tragen . Auch selber kainen traid nicht kautl-
widerhingeben vnd in die fuerlewt vngeuerliehn selber bej dem
lassen hingeben. Ich soll auch thun dem armen als «lern Reichen ti
vnd an aller geuar. Des pil mir geil hellfcn vnd all hevligen.
Ordnung, aid, Ion vnd gewicht dei
Vermerkt den Ion bey der trag den »In- Weger rOB
burger gast oder Inwonner nemen.
Item von allen phenherten, bis in fünfzig phund die BW der «rag B
vnd gewogen werden, gibt der verkauffer einen haller. rnd der I
auch ain Haller vnd nicht mer. tut von aim halben /..nntner ain phenning
vnd was dahinter ist auch also nid ■€ uil.
Item von fünfzig phonten in hundert phunt Oder von dem hall- I
bis in den ganntsen Cennten der rerkanffer ain phening md der i
auch ain phenning.
Item wer im selb» wegen lal oder fberalacht kauft nicht wrkaulVl
gibt halbs waglon.
Item, mit den Hol, r alttcr gchalL
f) 1505.
408
Der aid des wegers.
Ich Swör ainen aid, dass ich die fronwag von gemainer Statwegen ge-
trewlichen jnnhaben vnd der aufwarten wiJ, von ainem yeden Er sey burger
Gast oder Innwonner zuwegerlon jnnhalt der Tafel So mir von meinen herrn
Burgermeister vnd Rat vbergantwort vnd nicht mer nemen sol. Vnd das
gellt So davon gefalit, Alles getrewlichen bey klain vnd gros in die püeh-
sen legen . Auch all kaufmannshandl mit vleis ein scbreyben. Vnd das ich
des also thun wil. Das hellf mir got vnd all heyligen.
(Folgt ein Verzeichniss der damals vorhandenen Gewichte.)
Foi.no. vii.
Yermerkt die Ordnung, der vnndterkewffel, wie sie sich in irem Ambte
halten sullen.
Zum ersten sollen ain yglicher vnndterkewffl ain Tauel bei in tragen,
all Kaufftag, Suma vnd zeit darin anfennklich bezaichen.
Zum anndern sullen ain yglicher vnndterkewffl sein puch haben So er
heym kumbt, die kewff aigentlich einschreiben. Ob es küftiglich not thun
worde, daraus zu wissen warheit, des handls, zu berichten, sich dermas-
sen mit dem Einschreiben halten, damit irer Sag vnd dem puch mug ge-
glaubt werden.
Zum dritten so sollen sich die vnndterkewffl bei dem Reichen als dem
Armen gegen dem Burger als dem gast in kauffen oder verkauffen, gleich
vnd vngeuerlich halten ainen wider den anndern, noch sich selbs für ainen
anndern vortail nicht furdern, damit sich deshalben ob in nymant vnpillicher
ding beclagen muge.
Zum vierden so sollen die vnndterkewffel in irm hanndl mit dem Lon,
annders dann ir Ordnung innhalt vnd hie jnn gesatzt ist nymant beswären,
wer noch annders vodern oder nemen ongeuer.
Item, Ob ain kauffer oder der hingeber des vnndterkewffel, ainen oder
sy bayd bitten, Wein oder annder waar zu uerkauffen oder zu kauffen jst
ainer vmb dieselben war, vor im kauff, den sullen die vnndterkewffel gar
verfaren lassen vnd kainen in den kauf steen.
Item Ob sich zu Zeiten begibt Alsdann menigfalticlich beschicht, daz
ainer für den andern Wein oder waar in kauffweise eylent an platz, kaufft
höher dann sunst, aus vrsachen daz er die tag oder Zeit der Begabung
nicht für äugen nympt dardurch denn anndern Beswärd vnd schaden
komen. in solhen Handl ob der verkauffer ainen vndterkewffl vmb des kauff's
wesen vnd zalung fragt, So sol in der yndterkeuffel bei seinen gewissen
treulich bescheiden. Gibt der Vorkauffer darüber etwen sein waar, So ist
der vndterkeuffel enntschuldiget.
Item Es sullen auch all wein, di zu uerkauffen in Sam weise herkomen
vnd gefürt werden in der Lötschen niedergesollagen, daselbs beleiben vnd
nyndert annderswo dann in der Lötschen verkauft werden, vnnd ain Gast
dem anndern hindter funff Samen nicht verkauften, doch wil ein Gast sein
wein s,, hie fbenuehl (hs.-li.cn gelegen mm.I iQren.
du nif er tun. Doch du
Item Ob »'in fUl "ein In.
dann mit des Borgeraeieieri willen* md die vndterkeoffcl
Clasi ror iae tagen rund dem Bürgermeister ain \
licin Befallen auch die rnndterkewffel du B
i vnd all annder tresalt/.en \ isch treulich \nd rf— UMU h^chawen
rnd nviuannt nieh nichts in lolher Biel
ltcu\ Wann die llüring nicht recht Ufeo m\,-\- die Tl.un: gnug
vol «raren, so ■allen die radlerkeaffl dieselben Timnen tollen.
Item sullen auch den buing teuf gnug Im
mag werden ob der hüring gul vnd gerecht se\. reell n i t.
Itcin was \nd wie uil ain gast dem anndern oder ain g.i-' irger
geben oder rerkaoffen sol oder mag sol gehalten werden ueb alt-
komen. auch nach jnnhalt der Ordnung so heriirter taebefl -
Item Es sullen auch die vnndtcrkewll'el eigentlich aufsehen haben, wo
Gast mit gast hanndlt da/, hemelt sat/.unir vnd Ordnung nicht \ hergriffen
werden WO alter sulhs vennerkht wurde, da/, sullen die \ ■nndlerhe n It •• 1 U
bürgermaister vnd rate bringen.
Gleicherweise ob von den Burgern. den Gesten ire pienihert w<
verkaull't oder vertrihen werden.
Item sy sullen auch in sundei heil ainen kaufman für den anndern m
in kauften noch verkauften, fördern noch allain vor anndern zuschieben.
Item Sy sullen auch kainen gast in kainerlay
gestatten sunder anbringen wie oben vermelt ist.
Item ob ainer oder zwen zu zeiten die Suessen w.-in. Wachs oder ann-
der kauffmansgut allain in ir gewalt keren wollen, daz sollen di(
keuffel mit nichte gestatten. Es weren dann sachen da/, annder soll» waar
nicht kauffen wollten oder zu kaufte vermochten.
Item was den vnndterkewlleln hcuolhen uirdt hI.t gesehiekht
den, Irs ambts vnd Handlshalben auszurichten dem treulichen
nachgeen.
Item so ainer ainen kauf machen vnd hesliessen uil, so sol im
keuffl denselben kauf nit vnndtersteen, irren, noch tm
anndern.
Item sich sullen auch die vndlerUcutVel vor dem Kathaus vinden laaien
oder bey jrn hawsfrawen enhalten, oder herrpergen verlassen, wo man ay
vinden mag.
Item Es sullen auch die pinter so zu zeiten N ring
vnd annderr gesaltzen visch aufgenomen vnd geornt sc
in abwesen der gesworen vnndterkeu II. l Sffea a*
sol sölh aufslahen vnd bschaw von in miteinander
pinter sölhs zu tun als wol als die vnderkeuiTel hey j.m
Item auswenndig sölher beschaw mugen die g.
chen häring Lachs vnd annder gesalzen visch, ao daz ay bergert
Lakhen vnd pinten zu jrer notdurft.
Archiv l\.
410
Ayd der vnndterkewffel.
Ich swer ainen ayd, daz ich mich in allem vnd ydem artikeln .in massen
mir die ylzund verlesen vnd fürgehalten sein, in bschaw, wechsln, kauffen
vnd verkauffen in dem kleinen als in dem grossen . gegen dem reichen als
gegen den Armen . Er sey fremd t, Burger, gast oder jnwonner trewlichen
halten, dem nachgeen vnd ausrichten wil . Als mir dann in den Artikeln auf-
geladen ist. Aigennutz vnd kainerley geuerde, dar innen suechen noch be-
trachten.
Lon der vnndterkewffel.
Item von ainem Zent ten piper, jngwer, Negel, Muscat, Mus-
catblii vnd dergleichen phenbert 2 phening
Item von einem Zentten Zyn 2 „
» n « n Pley 1 n
» n n n Kupfer 1 „
» n n n wo11 2 „
„ „ „ „ weinper oder Man dl allbeg 2 „
„ „ „ „ SaifFen , Allawn , Swebl, kuntl, veygen,
ßeys allbeg 1 „
ii ii ii ii wax 2 „
ii ii ii ii Smer 1 „
„ „ der Truhen Glas 2 „
n „ einem Zent. Hawsen 2 .,
„ „ dem Sam wein 2 „
„ „ „ fueder wein 2 „
„ „ „ Dreyling 12 „
„ „ „ Marchnas 8 „
„ „ „ Steretin , 4 „
„ „ der Anleg vnd anndern klainen vasslein auch dem Sam Öl 4 „
„ „ aim Stuckh Tuch 3 „
„ „ ainem Stuckh allerley Tuch 2 „
„ „ der Thun haring 3 „
„ „ dem Stuckh Stokvisch 8 „
„ „ der Thun Lax 3 „
„ „ Hechten 3 „
„ „ von der Thunn Honig 4 „
„ „ ainem Schokh vnser fraven visch 1 „
„ „ dem Zentner anndern 2 „
„ „ 1 parchant '. 4 Haller
„ „ Zentten Kupferwasser » 1 phenin
ii ii ii Gallos 1 „
„ „ hundert heutten 12 „
Item von allerley Leder. Es sei Kastleder oder annderes v. hundert 2 „
Item von hundert Dukaten zu wechsl machen in lon 20 „
Item Leynbat von Sand Gallenn, Kempten etc. von einem Stukh ain phen.
vnd von ainem stuckh Schater zwen phening.
411
Item allerlev Leder M iej k.istleder n.l,
phcm
Fol. 116, \|||
Vermerkt die Ordnung de* Imhlmnn*.
Item Wann ain burger mit aincm aumlcrn b wag
.las rrst P.eehl haimlich in der S.lnann im n-.l,t.-ti .i
sit/t nemen vn»l dem Ambtman /.u gedeenniet 1 'II. gefc
Item Das annder \ nd drit Heeht . jn der St.a aincm burger zu ver-
künden iol im dereelbig burger gebn ij dl. (I pi i
Item Wann der Ambtmann pielcn winl.t s..| Bf .L-sselbem t.i^-
stab nach mitten tag 10 die banndl iinncn . vnd sich v<-r drin llathaus vnd
ani-b an dorn Markt enthalten, das man in mag vindrn W9t teil h
sach das er demselben, dem er bieten sol nicht t'unde . den mag er des mor-
I vor der t'ruemess das recht /.um Hawsc verkünden.
Item Wann ain gast einen burger zu recht fordern wirdel den sol er
embstlichen biegen zwei oder drev stund vnnd sol im der gast gelten iiij dl.
Item Was gefangen in des Ambtmans »wall körnen, die sol er mit
bewarn damit ers widerumb antwurten mag. Er sol auch nymands an willen
vnd wissen burgermeisters zu den gefanngen in das Ambthaws lassen.
Item Wer vmb Erber tat in.Vanknüss kumbt der sol dem Aml>
hinein geben xij dl. heraus xij. dl.
Item Es sol auch der Ambtman kainen gefanngn zufragen lassen. Es
sein dann die Bürgermeister dabei. Er sol auch die lew taeWMF V» mit trin-
ken meiden. Sunder sich in vnd bey den Ambthaws enthalten vnd vindn
lassen. Er sol auch vnd die seinen vleissig aufsehen das die alten abgebro-
chen ofen, Stain oder ander grob ding vor dem Trennktor-) nit in die Salz-
ach geschütt werden.
Item Wann der Ambtman einem Vischer der ein gast ist, ain tisch
leihet, davon sol er nemen ij dl.
Item. Massel sol der Ambtmann leihen zu Gerstn, IYcin. ■§*, hanif,
himeltaw. arbessen vnd mel vnd davon sol er nemen ain gauflen vol oder so
man gar verkauft! i dl.
It. in Vom Messlein zu den Clozen ij. dl.
Item von den Arbaissn, so der viel sein, gibt man ain massl oder vj dl.
an ir aber wenig sein, ain oder ij dl. vom messlein.
Item Opfel vom Messlein ij dl. oder 1 massl.
Mel ain Menleia es sei lang oder kurz 1 mcssl |
It. von einem Met/n Salti 1 dl.
Item 1 flieh, -r die \ iseh hereintregt ij dl.
irt iij dl.
Item von der elln wann ainer daran ausmist bei xx oder xxiiij ein 1 dl.
1 1 i. i. \\ 1 1 Hut
412
Item Von Lx eilen oder dabei 1 dl.
Item Wann er ain elln in den dult ausleiht den tuchlern di gest sein ij dl.
Item, wen der tuchler dj elln behelt gibt er iiij dl.
Item Wann ain gast brot herfürt sol er nemen von ainem kam ain
zwayling wekh vnd von dem Wagen ainen Vierer wegkh.
It. Wann ain schiff mit brot herkumbt sol er nemen zwen wegk vnd
nicht mer.
lt. Er sol auflugen das kain paur noch päurin kainerley nach dem
phenbert verkauft sonnder mit dem hauffen.
It. Er sol auch Niemand verlegen an des Richters wissen.
Item So ain Raittung durch vorcht erkannt vnd gepeten wirdet, dabei
sol der Ambtman sein vnd von yedem tail zu gedechtniss nemen xij dl.
Item Vmb wem ain Ambtman im rechtn sagn sol, das sol er auf sein ge-
wissen tun vnd solhs weder umb lieb, laid, gab, veintschaft, vreuntschaft
noch kainerley sachen willen vnterwegn lassen.
Item Es sol auch der Ambtmann auf dem Markt vberal aufschawn vnd
die fürkauf, wo er die vindet an Richter vnd Burgermeister bringen.
Item. Der Ambtmann sol auch zu Morgens frueh das fendl bei dem
prunen am Markt aufstekn vnd dasselb von Stunden nachmittetag wider ab-
nemen.
Item. Wann er einem ain Burkrechtshaus vnd hofstat ein antwurt sol
im gegeben werden xij dl.
I n li a I I.
MM
I. Dar lVozess des Sehä.»hurger Bürgermeister« Johann Schuller von
Rosenthal. Von K a r 1 1' a h r i l i u s I
II. Beiträge zu einer Chronik der trdMMlogUehW lui.de in d.-r |
reirhisehen Monarchie. \ 'im .1 <• h a n n Gabriel Seidl 81
III. Zur Charakteristik des liviln-rrii GftOTf Kimmihis v.u. Tschernembl und
zur Geschichte Österreichs in den Jahren 1608 — 1610. I
Jodok Stülz 169
IV. l'ber den angeblichen Herzog Gottfried von Kärnten. Von Freiherrn
von Ankershofe n 227
V. Die ältesten Urkunden des Kanonikatstiftcs Sanct Georgen I
Österreich. Von 1112 bis 1244. Mitgetheilt und mit Krläuterungen
begleitet von Wilhelm Bielsky- MI
VI. Geschichte des aufgelassenen Stiftes der regulirten Chorherren des
heil. Augustin zu Waldhausen im Lande ob d I M F. X.
Pritz . 305
VII. Beiträge zur österreichischen Geschichte aus dem Klosterneuburger
Archive. Von Dr. H. J. Z ei big 351
VIII. Salzburgische Marktordnungen. Beiträge zur Kenntnis» der mittelal-
terlichen Gesetzgebung und der früheren Zustände Oberhaupt. Au«
einem dem XVI. Jahrhunderte angehörigen salzburgiscben Copial-
buche mitgetheilt von A. G. Pichler Ifl
A73
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