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Full text of "Archiv für österreichische Geschichte"

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V  r  c  li  i  v 


für     Gl&Li/y/\£Js&M**  £s+~ 
Kunde  österreichischer  Geschichte  -Quellen. 


Herausgegeben 


von  der 


zur  Pflege  vaterländischer  Geschichte  aufgestellten  Commission 


kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften. 


Neunter  Band. 


»'73> 


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wubWo 

Aus  der  kaiserlich-königlichen  Hof-  und  Stantsdnicknvi. 

18;;:; 


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I. 

Der  Prozess 

des  Schässburger  Bürgermeisters 

Johann   Schullcr   von   RoscnthaL 


Von 


Mkarl  I  ubrUtus. 


Archiv  IX. 


Wollte  man  dem  tröstenden  Glauben  Raum  geben,  das  sächsische  Volk 
des  17.  Jahrhundert!  würde  sich  um  so  höher  und  gewaltiger  aufgerichtet 
haben,  je  schwerer  der  Druck  der  Verhältnisse  auf  ihm  lastete :  so  ist  zu 
dieser  Annahme  weder  durch  die  planmässig  auf  Untergrabung  und  Um- 
stür/ung  der  altsächsischen  Verfassung  lossteuernden  Handlungsweise  der 

lenfeinde,  noch  durch  erhebende  Thaten  des  sächsischen  Volkes  selbst 

irende  Veranlassung  gegeben1).  Die  Geschichte  unserer  Väter  in  jenen 
kummervollen  Tagen  erdrückenden  Missgeschickes  lässt  uns  nur  zu  oft 
Kämpfe  voll  biltern  Ingrimms  mit  den  durch  Stand,  Volksthum,  Sitte  und 
Glauben  geschiedenen  Gegnern  erblicken.  Wo  es  galt,  einen  Beschluss 
gegen  der  Sachsen  Rechte  und  Freiheiten  zu  fassen,  da  waren  Unger  und 
Szekler  jeder  Zeit  eines  Herzens  und  eines  Sinnes3).  So  geschah  es  denn, 
dass  der  Landtag,  während  die  Ungern  auf  ihren  zahlreichen  abgabenfreien 

1  hinwiesen,  die  Szekler  aber  auf  ihre  Wehrhaftigkeit  pochten,  dem 
kleinen  Häuflein  der  gewerbthätigen  Sachsen  von  der  Pforten-  und  Landes- 

er  und  den   vielfachen  Lieferungen  den  grössten  Theil   aufbürdete3), 

1)  Die  Grundlage  beider  Bearbeitung  dieses  Prozesses  bildeten  die  unter 
/,.  1459  im  SchSssburger  Archiv  aufbewahrten   65  Prozessactenstücke  —  wovon 

tehlten  —  deren  Benützung,  eben  so  wie  die  der  übrigen  Beweisstücke 
aus  dem  genannten  Archiv  und  aus  den  Schässburger  Kirchenprotokollen  vom 
H«rrn  Bürgermeister  K.  v.  Sternheim  und  Herrn  Stadtpfarrer  M.  Schuller  dem 
asser  mit  dankenswerther  Bereitwilligkeit  gestattet  wurde.  Einige  der  unter 
Z.  i<*9  — 504  und  1495  benutzten  Briefe  sind  von  Prof.  F.  Müller  in  den  Sitzungen 
des  Schässb.  Zweigvereines  für  siebenb.  Landesk.  vom  15.  Sept.  und  7.  Decemb. 
1851  mitgetheilt  worden. 

2)  Kur/  ,    für  Gesch.   Lit.  und  alle  Denk-   und  Merkwürdigkeiten 
übiirgens,  Kronstadt  184  4  ff.  II,  441  f.  452.   Gr.  Jos.  Kemcny:  Deutsche 

Fundgruben  der  Gesch.  Siebenbürgens.   Klausenburg  1839  ff.  I,  344  ff.  u.  a.  a.  0. 

3)  Nach  dem  chlag  von  1663  zählte  das  kleine  Sachsenland  2400 
Porten,  deren  jede  1667  mit  15  Thalern  berechnet  wurde  (Vereinsarohiv  IV,  97), 
wahrend  alle  Gespansch.iftcn  zusammen  nur  für  2821  Porten  und  2  Hausväter 
aahlten.  Nur  in  besonders  grosserNoth  Hessen  sich  dieStände  zur  Nachgiebigkeit 
bewegen,    rAnno    1663   die    4.   Septemhri.-" %    erzählt    unser  Gewährsmann   der 

1  * 


und  wenn  der  Ehrgeiz  mächtiger  Grossen  verheerende  Bürgerkriege  ent- 
zündet hatte,  das  habgierige  und  raublustige  Kriegsvolk  auf  die  sächsischen 
Slädte  und  Dörfer  hetzte1).  Und  wie  herrisch  und  hochmüthig  verlangte 
der  Adel,  wenn  er  im  Sachsenlande  herumzog,  freien  Vorspann  und  Unter- 
halt für  sich  und  sein  freches  Gefolge,  oft  sogar  für  seine  Walachen  und 
Zigeuner!2)  Das  Alles  hatte  aber  seinen  wohlberechneten  Grund.  Man 
musste  den  trotzigen  Bürgern  zuerst  den  Wohlstand  rauben,  wollte  man  sie 
gefügiger  und  willfähriger  zu  selbstsüchtigen  Neuerungen  machen3). 
Die  dem  Adel  tief  verschuldeten  sächsischen  Ortschaften  wurden  oft  härter 
als  die  unterthänigen  Dörfer  behandelt,  und  oft  war,  wie  1678  bei  einem 
Theil  von  Sächsisch  Lasslen*),  grosse  Gefahr  für  sie  da,  vom  Verbände  des 

Schässburger  Königsrichter  A.  Göbb  e  1  (f  1677)  in  seinem  handschriftlichen  Nach- 
lasse, „Vassarhelyini  celebratis  in  comitiis  ex  singulari  instinctu  divino  et  factarum 
publice  justarum  quaerelarum  nationis  Saxonicae  intuitu ,  sub  solenni  protes- 
tatione,  nisi  velint  Status  reliqui  duo  regni  Nobiles  et  Siculi,  ut  totum  regnum 
pessundetur,  considerent,  quaenam  sub  his  rerum  vicissiuidinibus  et  principatus 
Transsilvanici  mutationibus,  populorum  invasionibus  exactionibus  violcntis,  suppor- 
tarit  onera,  ad  quam  inopiam  inhabitatoresfundi  regii  redacti  sint  etpenitus  omni 
nervo  exuti,  inidoneiredditi  sufferendis  et  perferendis  oneribus  et  contributionis  in 
posterum  instantissime  relaxationem  portarum  urgent.  Quadringentae  itaque 
portae  relaxantur,  manentque  2000.'' 

1)  So  ausser  vielen  andern  Fällen  besonders  in  den  verhängnissvollen  Jahren 
nach  G.  Rakoczi's  II.  Entfernung  bis  zur  Festsetzung  M.  Apafi's  I.  auf  dem 
Fürstenstuhl. 

2)  „Item  haben  die  arme  Sachsen  in  Städten  und  Dörffern  sie  mit  Weib  undt 
Kindt,  ja  Diener  und  leybeignen,  wol  auch  ihre  Walachen,  Hirten  und  Zigeiner, 
wenn  sie  in  ihrer  Herren  geschäffts  irgents  wohin  verreisset,  müssen  fretzen,  zu 
Post  führen,  und  wenn  dieErnd-Zeit  herbey  kommen,  haben  die  armen  Dorffsleuth 
ihnen  müssen  ihre  Feldfrüchte  helffen  einärdnen.''  Ungedruckte  Krempes'sche 
Chronik  in  der  ersten  Marktnachbarschaft  Schässburgs. 

3)  Die  Edelleuth  aber  im  Lande,  mit  allen  ihren  Holluncken  undt  armen 
Leuthschindern,  die  sein  in  der  Üppigkeit  undt  Gottlosem  übermuht,  hoffart  undt 
Ungerechtigkeit  dermassen  vertieftet  gewest  (wie  auch  biss  dato  noch),  dass 
sie  Tag  und  nacht  dahin  getrachtet:  wie  sie  zuvörderst  den  armen  Sachsen  alle 
ihre  Privillegia  mögten  corumpiren  undt  invalidiren,  darnach  dahin  gearbeitet, 
wie  sie  mögten  Städte  und  dörfer  auf  königes  Boden  unter  ihr  Tyrannisches  Joch 
zwingen ,  ihrem  wolgefallen  nach  mit  ihnen  undt  all  ihrem  Gutt  zu  leben.'' 
Krempes'sche  Chronik.  —  Schlözer:  Gesch.  der  Deutschen  in  Siebenbürgen. 
Göttingen  1795,  S.  107  f.  113  f. 

4)  Schässburger  Archiv  Z.  382.  Auch  später  bedrohten  einzelne  Orte  des 
Sachsenlandes  solche  Eingriffe.  Als  der  stark  verschuldete  Schässburger  Stuhl 
einem  seiner  Gläubiger,  Th.  Schmidt  von  Scharffenbach,  dem  statt  der  jähr- 
lichen Interessen  in  Halvelagen  ein  Hof  sammt  einem  Theil  der  Mühle  und  vielen 
Grundstücken  ,ur  Betreibung  einer  eigenen  Wirthschaft  war  abgetreten  worden, 
nicht  in  allen  Anforderungen  zu  Diensten  stand,    so  verlangte   derselbe    seine 


|  sriilan.U's  tlu tili  einen  M.u  !.K|»rurli  losgetrennt  zu  werden.  Zwar  gabs 
noch  Männer,  die  von  ochler  Bin- erlu- nid  beseelt,  die  Hechle  ihrer  Sladt 
und  ihres  Volkes   iiiamilialt   verfochten,  aber  \ou   dir  kur/.siehligkeit    oder 

hersigkeil  Ihrer  Zeitgenossen  im  stich  gelassen.  bCtaten  sie  ihr  Kühnes 

\\  a-niss  mit  dem  Tode  <»tl*i   dem  Verlusl  all  ilncr  (iiiter  ')  ;  und  den  gleich- 
nnten  Vorkämpfern   lür  des  Volkes  alte  Hechte    war  auf  lang«  Zeit  der 
kecke  Muth  -ebrochon. 

Eben  so  traurig  sah  es  auch  inmitten  des  sächsischen  Volkes  aus.   Eine 
1  r  |  ^sung  gab  es  nur  noch  dein  Namen  nach.  Reiche  Familien,  durch 

die  vieltaehen  Bande  der  Freundschaft  mit  einander  verbunden,  drängten 
in  den  Hath  um  der  Herrschaft  und  der  Ehre  Willen,  und  wenn  auch  die 
Hathgesehwornen  selbst  zum  Handwerksstande  zählten,  so  hatten  die  Armen 
und  Mittellosen  an  ihnen  dennoch  Herrn,  die  nur  zu  oft  mit  unerbittlicher 
Willkür  und  Härte  verfuhren2).    Mit  Einquartierungen  und  Abgaben,   die 

Zahlung,  und  drohte  im  Weigerungsfälle  seine  Besitzungen  in  Halvelagen  an  einen 
magyarischen  Edelmann  abzutreten.  Daher  schrieb  der  Schässburger  Königs- 
richter  A.  Göbbel  an  den  Bürgermeister  Hetzeldorfer  am  29.  Novemb.  1702: 
„vors  andere  sind  die  Holdvilager  nicht  schuldig  sich  vor  Stadt  und  Stuhl  ver- 
kauften zu  lassen,  wo  sie  ihr  contingent,  wass  von  der  Schuld  auff  sie  fällt,  er- 
legen, so  sind  sie  i'rey,  solle  aber  der  Herr  v.  Scbarffenbach  gar  auff  die  Ge- 
danken kommen,  wie  er  schreibt,  und  den  hoff  einem  Edelmann  venvechselen,  so 
würden  wir  so  fein  umb  ein  Dorff  auss  dem  Stuhl  kommen,  wie  wenn  wirs  nie- 
mahls  gehabt  hätten,  und  wer  solte  solches  vertreten  ?"  Seh.  A.  Z.  499,  t.  1. 

1)  üer  Kronstädter   Sladtrichter   M.  Weiss,    Seivert:   Nachrichten    von 
-  nb.  Gelehrten.  Pressburg  1785,  S.  489  f.      Benign!  und  Neugeboren: 

Transsilvania.  Hermannstadt,  1833,11,  167  ff.  Der  Schässburger  Bürgermeister 
M.  Eisenburger,  Kurz:  Magazin  etc.  II,  447  f.  Misshandlung  des  Provinaial- 
hüigermeisters  J.  Simonius,  Sei  vert:   Nachrichten  etc.  402  f.  u.  s.  w. 

2)  „Wenn  ich  aber  von  uns  Sachsen  die  Wahrheit  schreiben  solte,  so  sageie 
tcli :  dass  wir  nicht  umb  ein  haar  besser  sind,  als  die  Kinder  Israel  zun  Zeiten 
dess  Propheten  Jeremia  wahren.  Und  welcher  heutiges  Tages  den  herren  die 
Wahrheit  saget,  der  muss  auch  mit  dem  armen  Jeremia  in  die  scblamgruben  hinein, 
also,  da.ss  es  izunder  recht  gesaget  wird:  Schweig  muudt,  so  hastu  freundt.  .  .  . 

sein  heutiges  Tages  die  armen  sogar  von  herren  verachtet!  ach  wie  baldt 
werden  sie  gar  schlechter  Ursachen  halben  für  rebelten,  Ungehorsamen  und  miss- 
breücher  gemeiner  Freiheit  angegeben,  und  wider  alle  barmherzigkeit  hart  ge- 
straffet! Ingleichen  thun  die  Untherthanen  auch  sehr  unrecht,  wenn  sie  ihrer 
Obrigkeit  (und  oh  .sie  auch  ichOB  l'rsach  dar/u  hetten)  fluchen,  fürauss  die  hohe 
Obrigkeit ;  als  »«ten,   Konig  und   Fürsten,  sollen  von    uns  respecliret 

geehret  undt  gefürchtet  werden.  Aber  wie  Gottcafiirchtig  heutiges  Tages  die 
Obrigkeit  ist,  also  sein  auch  ihre  unterlhanen.  Wo  ist  ietzundtcr  imandt  zu  finden, 
der  nicht  mehr  dass  ans -hen  der  Perschon  achtette  ,  als  die  gerechtigkeit ,  die 
Gunst  grosser  herren  nicht  mehr  achtette,  als  Gottes  Gunst?  Hilft"  lieber  Gott, 
!  cutiges  Tages  Wahrheit,  Treu,  glauben,  meMlgkeit, 
wäre   Frömmigkeit   undt  Demuth?     Hat   nicht   der   Eigen-Nutz,    die    unerbittlich« 


theilweisc  ungerecht  aufgetheilt,  nicht  verrechnet  oder  zu  Pivatzwecken 
verwendet  worden1),  reichlich  bedacht,  durfte  der  Arme  ;doch  weder  Klage 
führen,  noch  widersprechen.  Geschah  es  dennoch,  so  traf  ihn  den  Unge- 
horsamen, den  Aufruhrer,  alsbald  harte  Geld-  oder  Gefängnisstrafe.  So  war 
denn  der  Arme  auf  die  unehrenhaften  Wege  der  List  und  des  Betruges  zur 
Erlangung  seines  Rechts  angewiesen.  Man  buhlte  nun  um  die  Gunst  jener 
Manner,  deren  öffentliches  und  Privatleben  wenig  Achtung  gebietend  war, 
und  überhäufte  sie  mit  den  schmeichelhaftesten  Ehrenbezeugungen.  Das 
Recht  ward  nicht  mehr  um  des  Rechtes  Willen  gesucht,  und  echter  Männ- 
lichkeit ward  das  Grab  bereitet. 

Unter  der  verderblich  en  Rückwirkung  solch  trauriger  Zustände  litten 
vor  allen  Dingen  die  Sitten.  Umsonst  versuchte  man  durch  Gesetzeskraft 
die  alle  Zucht  und  Ordnung  bei  Gastmählern ,  Zunft-  und  Nachbarschafts- 
„  Wirtschaften"  und  in  der  Kleidung  herzustellen ;  je  mehr  der  Gesetze, 
desto  grösser  das  Übel,  zumal  da  die  Gesetzgeber  selbst  nicht  daran  hielten8). 
Die  Kriege,  die  nun  noch  geführt  wurden,  waren  nicht  mehr  eine  Quelle  zur 
Erstarkung  der  Bürgerfreiheit  und  echten  Bügersinnes,  sondern  vernich- 
teten zugleich  mit  dem  Land  auch  Treu  und  Glauben,  erzeugten  Neid  und 

Bestia,  uns  schier  alles,  wass  mir  gehabt,  aussgesogen?  sein  wir  nicht  durch 
unser  unzeitige  Gedult  undt  stillschweigen  schier  umb  alle  unsere  Privilegia 
kommen?  Wo  findet  man  anitzo  eine  Zeche,  eine  Nachbarschafft,  eine  Brüderschafft 
undt  Zusammenkunfft,  da  man  sich  nicht  einsauffen  muss  ?"  Krempes'sche  Chronik. 

1)  S.  die  Landtagsinstruction  für  den  Grafen  Seeau  von  1702  in  Kemeny: 
Fundgr.  II,  294  ff.  Unter  welchem  Vorwande  bisweilen  die  ungerechte  Auftheilung 
der  Steuer  stattfand,  geht  aus  einem  Briefe  des  Pfarrers  Wonner  an  den  Schäss- 
burger  Bürgermeister  Hetzeldorfer  d.  d.  Sächsisch  Lasslen,  25.  März  1702  her- 
vor. Einem  armen  Mann  aus  dem  Dorfe  „geschieht  unfehlbar  Unrecht,  denn  biss 
dato,  wie  er  noch  in  etwas  besser  gestanden,  hat  er  von  seinem  hoff  nicht  mehr 
verzinset,  als  ein  halb  loth  und  ietzo,  da  er  gantz  auff  die  Neige  kommen,  sölte  er 
ein  halb  loth,  v.  anderthalb  froscher  zinsen ,  welches  gantz  unbillig,  massen  der 
arme  Mann  solches  durchauss  nicht  verfechten  kan,  weiln  er  weder  ochsen  noch 
kühe  hatt,  dadurch  er  etwas  verdienen  könte.  Ist  also  ein  Versehen  geschehen, 
dass  man  denen  Reichen  (so  zu  reden)  von  ihren  hoffen  abgenohmen  v.  hingegen 
denen  armen  etwas  zugesetzt,  mit  Vorwenden,  die  armen  könten  bey  einquartierung 
der  teutschen  wegen  ihrer  kleinen  hoffe  die  teutschen  nicht  einnehmen,  sondern 
nur  die,  so  grosse  hoffe  haben,  v.  ebendesswegen  solt  man  ihnen  abnehmen  v. 
hingegen  den  armen  etwas  auff  ihre  kleinen  hoffe  zu  setzen,  da  sie  doch  dabey 
nicht  haben  in  betrachtnng  nehmen  wollen,  dass  die  armen  von  ihren  kleinen  hoffen 
nach  möglichkeit  ebenso  gutt,  als  die  grosse  hoffe,  bey  die  teutschen  mit  haber, 
heu,  Essengeben  u.  dergleichen  haben  dienen  müssen  v.  also  eben  desswegeu  keine 
Ursache  sein  kan,  weiln  die  kleine  hoffe  die  teutschen  auss  ermanglung  der  Stal- 
lung nicht  herbergen  können,  so  sollen  sie  desto  mehr  taxieret  werden."  Seh.  A. 
Z.  1495.  p    1. 

2)  Im  ganzen  17.  Jahrhundert  wurden  von  den  Nachbarschaften,  Zünften, 
Städten  und  der  Synode  die  strengen  alten  Gesetze  bedeutend  vermehrt,  ohne  Ab- 
hilfe schaffen  zu  können. 


cht  und  verpflaniten  die  rohen. Sitten   einen  nrttaten  Lagerlebeea  in 

is.-uim'Ii  Im  .iseliiT   l-'amilien ')•    Selbst   in    unsern    mtl. 

Thilera  hatten  leichtfertige  und   das  feeelleenaitliche  Leben  rerfifleneV 

Sitten  von  oben  her.ih  rasehen  Einging  - oiun«l«-ii.  und  die  Tilgend  fand  nur 

Verehrer,  da  nie  heinahn  Ar  eine  onaertrennliehe  Gefährtin  der 
iheaohrinktheil  gehalten  wurde--'),  ßenehah  <-s  in*  Kmporhaltung  der 
I  i  he  in  der  ersten  H&lftedei  17.  Jahrhunderte  aaee:  noch  n 

hehrechef  nach  dem  (iesetz  sogar  mit  dem  Tode  bestraft  nwrden1), 

M  war  man  da\on  in  der  /weilen  Hälfte,    wo   meist  Habsucht   und  Familien- 

rteheichien  Bhea  ichleaoen,  ginntich  angegangen,  und  seihst  das  alte  Gesetz, 
dass  Leute  von  liederliehem  Lebenswandel  auf  der  Kirchcnsehwelle  getraut 
werden  sollten,  erntreckte  sieh  jetzt  nur  noeh  auf  die  dienende  Classe*). 
be  tief«  Zerfahrenheit  aller  Verhaltnisse  des  bürgerliehen  und  häus- 
liehen  Lehens  herrschte  allerwärls  innerhalb  wie  ausserhalb  des  Sachsen- 
land. 

Am  Ende  dieses  Jahrhunderts  war  indess  die  Lage  keiner  andern  Stadt 
hilfloser  und  verlassener  als  die  Schässburgs.  Schon  1661,  als  Stadt  und 
Stuhl  zur  Befriedigung  des  mit  den  fürchterlichsten  Todesstrafen  drohenden 
Ali  l'asehah  37005  Thaler  vorschussweise  für  das  ganze  Land  zahlen  musste, 
war  man  genöthigt  gewesen,  nicht  nur  alle  vorhandene  klingende  Münze  in 
ölYentliehen  und  Privatcassen,  sondern  sogar  Hafteln  und  Gürtel  herzu- 
geben 5),  Die  Rückzahlung  aber  wurde  trotz  aller  Bitten  auf  den  Landtagen 
der  Folgezeit  hartnäckig  verweigert6).  Noch  drei  Jahre  später  (1664)  war 
mgel  an  Geld  in  Schässburg  so  gross,  dass  man  bei  dem  Kauf  eines 
Hauses  für  30  Ufl.  nur  7  Ufl.  sogleich  erlegte;  die  übrige  Summe  sollte  erst 

1)  „Wiesen,  auen  undt  Felder  haben  sich  geferbet  von  dem  blut  dieser  ein- 
wonner.  Viel  schöne  Stfidt,  Marckt  und  Dorffer  sein  zu  grundt  verderbet  worden. 
Viel  unzehlich  menseben  sindt  mit  alle  dem,  wass  sie  gehabt,  in  das  Türkische 
gelängnis  jämmerlicher  weiss....  geführet  worden.  Hunger,  Theurung ,  ster- 
ben,  mordt,   Todtschlag,  misswachs,  Rauberey,  beschätzung  der   armen,   Verre- 

Uewalt,  übermuth.  schinderey,  hat  auch  viel  leuth  verderbet,  dass  sie  ihre 
Dorffer  haben  müssen  lassen,  ja  ihre  heüser  undt  alles  wass  sie  gehabt,  undt 
froh  worden  sein,  dass  sie  mit  dem  leben  sein  davon  kennen  kommen."  Krem- 
pes'sche  Chronik. 

2)  Über  Hermannstadt  sagt  1636  der  Satyriker  A.  Graffins  in  seinem  unge- 
druckt- Transylvanicus  Saxo'':  „Est  Civitate  ille3Ietropolitana  quaedam 
vitiorum  et  peccatorum  colluvies,  quae  Hercule  aliquo  divinitus  adjuto  perpurga- 
bitur  solum."  Die  guten  Sitten  waren  allenthalben  im  Abnehmen.  Wurde  doch 
sogar  ein  Kronstädter  Rector  für  den  Verfasser  sehr  frivoler  Schrillen  gehalten! 
Seivert:   Nachrichtens.  116. 

3)  In  Schässburg  z.  B.  1625,  1626.  Schässb.  Kirchenprotokoll.  —  Statuten 
4.  Bach.  7.  Tit. 

4)  Schfissb.  Kirchenprotokoll  und  Seh.  A.  Z.  340. 

Fur.dgr.  IF,  128  f.  Kurz:  Magaz   II,  456  f. 
6)  Selbst    1710  waren  die  Schässburger  noch  nicht  befriedigt.  Kemeny: 
Paaiar.  n 


8 

durch  jährliche  Einzahlung  von  5Ufl,  allmählich  abgetragen  werden  1).  Noch 
hatte  sich  die  Stadt  nicht  so  weit  erholen  können,  dass  sie  die  laufende  Steuer 
und  die  Interessen  ihrer  vielen  Schulden  regelmässig  zahlen  konnte,  da  brachte 
sie  eine  verheerende  Feuersbrunst  1676  an  den  Rand  des  Verderbens. 
Ungeachtet  der  Verzweiflung,  die  anfangs  sich  der  Gemüther  zu  bemäch- 
tigen drohte  ,  wurde  die  Stadt  doch  bald  wieder  aufgebaut  und  in  Ver- 
theidigungszustand  gesetzt;  aber  die  Schuldenlast  mit  allen  Plackereien 
von  Seiten  der  adeligen  Gläubiger  blieben  ihr  und  ihren  Bürgern. 

Die  schon  unter  Apafi  beinahe  unerschwingliche  Steuer  (1684  zahlte 
Stadt  und  Stuhl  ohne  die  Naturallieferungen  3688  Thaler  ordentliche 
Steuer  und  2838  Ufl.  70  Den.  für  Abgaben  verschiedenen  Namens3)  wurde 
noch  drückender  durch  die  oft  gleichzeitige  Forderung  zahlreicher  Mann- 
schaft zum  Heere  des  Fürsten.  So  wurde  den  Sachsen  z.  B.  1685  anbe- 
fohlen, ausser  den  500  Mann  noch  3000  „Trabanten"  gekleidet  und  gerüstet 
zu  stellen.  340  Mann  entfielen  davon  auf  den  Schässburger  Stuhl3).  Als 
darauf  1686  das  siegreiche  österreichische  Heer,  12  bis  15  Regimenter  stark, 
das  mit  all  seinen  mannigfachen  Bedürfnissen  an  das  Land  angewiesen 
ward,  in  Siebenbürgen  eingerückt  war*)  ,  wurden  diese  Abgaben  nicht  nur 
nicht  vermindert,  sondern  noch  sehr  bedeutend  erhöht5).  Der  Schässburger 
Stuhl  allein  zahlte  für  1689/90  20400  Ufl.  und  lieferte  1650  Kübel  Frucht, 
606  Zentner  Fleisch,  512  Fass  Wein,  1770  Kübel  Hafer,  606  Fuhren  Heu6). 
Als  darauf  während  des  Kampfes  zwischen  Emerich  Tököly  und  dem  kaiser- 
lichen Heer  um  den  Besitz  des  Landes  auch  die  Ortschaften  des  Schäss- 
burger Stuhls  von  Freund  und  Feind  verheert  und  geplündert  wurden7),  als 
1692  ein  Aufschlag  gemacht  wurde,  dem  zufolge  Schässburger  Bürger  215 
ja  sogar  über  600  Ufl.  zahlen  mussten  8) ;  da  war  der  verarmte  Landmann 
und  der  erwerblose  Bürger  gänzlich  ausser  Stande,  die  unerschwinglichen 
Forderungeu  zu  befriedigen  und  nur  scharfe  Militärexecutionen  vermochten 
noch  der  Armuth  den  letzten  Heller  zu  erpressen.  Es  darf  uns  daher  nicht 
Wunder  nehmen,  wenn  sich  1694  der  Schässburger  Rathsgeschworne  Henn- 
rich  noch  flehentlich  bitten  liess,  einen  freien  sächsischen  Bauer  mit  Weib 
und  Kind  tür  100  Ufl.  als  Hörige  zu  kaufen 9). 

1)  Seh,  A.  Z.  339. 

2)  Seh.  A.  Z.  411. 

3)  Seh.  A.  Z.  410. 

4)  Siebenbürg.  Quartalschrii't.  Hermannstadt  1790  ff.  II,  327  ff.  Kerne  ny: 
Fundgr.  II,  238. 

5)  Mit  einiger  Bitterkeit  klagt  Halwelagen  1692:  „Von  der  Zeit  an,  dass 
diese  fremde  Völker  in  Unser  Land  sein  angelanget,  haben  wir  arme  Leutt  so 
viel  entpfangen  von  einem  oder  dem  andren  glitten  H.  (nemlich  Gläubiger).  .  .  . 
also,  dass  sich  ettlige  Männer  ins  Elend  haben  müssen  geben,  wegen  grosser 
Schulden,  Intres,  v.  sonst  der  grossen  Presuren."   Seh.  A.  Z.  1640.  c. 

6)  Seh.  A.  Z.  431. 

7)  Seh.  A.  Z.  437,  439,  444,  775. 

8)  Seh.  A.  Z.  449. 

9)  Seh.  A.  Z.  783. 


g 

.-n.iiifii   1096  mI  höher«  taordnang  «li«-  imgeheare  Sehnldenlael 

n  erhoben  ond  eraetlich  auf  Mittel  und  Wege  bot  it«-i- 

tung   dereelbea   rer   glnsliehem    Verfallt   gedacht  warde:     da   irar  dai 

IrgeMü  der  Aufnahme  fttr  Schtaaborg  eil   «reuig  erfreuliche«  •),    Die 

BUdl    mi:    einer  Bevfllkereag   vom  etwa  6000  Seelen*)   hatte  Schulden 

, ;i(.|,i  .  1688     17800  fl. 

1(180  2000  „ 
1890  10900  „ 
1G01         1000  „ 

189t      ?ooo  „ 

1003  1000  „ 

1694  16410  „ 

1095  10548  „ 

1696  9500  „ 

1697  1900  „ 

In  frühern  Zeiten  aus  derKirehencasse 5000  „ 

Rückständige  Beamtengehalte  9700  „ 

Ausserordentlicher  Aufschlag  auf  die  Bürger 23368  „ 

Ausserordentlicher  Aufschlag  auf  Witwen  und  Waisengelder 717  „ 

Zusammen 116443  11. 

Die  übrigen  Stuhlsortschaften  besasseneineSchuldenlast  von  47955  „  *) 

Gesammtsumme  .  1643138  tl. 

Für  diese  Summen  wurden  mit  Ausnahme  jener,  die  als  Zwangsanleihe 
von  den  reichern  Bürgern,  den  Zünften,  Kirchen-  und  Waisencassen 
ohne  Interessen  waren  erhoben  worden,  mit  vielen  Plackereien  verbundene 
10  Procente  in  Geld  oder  in  Naturalien  an  die  Gläubiger  (meist  magyarische 
Adelige)  gezahlt  oder  statt  der  Interessen  Arbeiter  in  die  Weingärten,  auf 
Wiesen  und  Äcker  geliefert  oder  aber  die  Nutzniessung  bedeutender  Hattert- 
theile,  die  ihnen  zum  grössten  Nachtheile  für  die  betreifenden  Orte  verpfän- 
det wurden  5)  überlassen.  Von  einigen  Dörfern  wurde  den  Walachen,  bei 


1)  Scb.  A.  Z.  1184,  a. 

2)  Bei  Keine  ny:  Fundgruben  II,  90  klagt  der  Rath  von  Schässburg  in 
einem  Bittgesuch  an  den  Kaiser  1710,  die  Stadt  habe  ehemals  mehr  als  1000  Fami- 
lien gezählt,  .sei  aber  durch  die  Pest  von  1709  auf  200  herabgekommen.  Rechnet 
man  die  Familie  zu  5  Seelen,  so  erhält  man  etwa  5000  Seelen  als  Bevölkerung 
Schässburgs  vor  der  Pest  von  1709. 

I)    Berechnetaus  1184,  b  — p. 

4)   Diese  Hulterttheile  trugen  weit  mehr  als  die  gesetzliehen  10°/0.   So  hatte 
Henndort  dem  Johann  Haller  1(593  für  die  Interessen  von  300  fl.  die  Nutzniessung 
von  bedeutenden  Land,  r.i.-i,  überlassen.  Die  Wiesenerde  sei  so  gross,  das»  sie  jähr- 
ü  i  auf  dem  Ackerland  könne  er  all  seine  Schafe  undllin- 

Stepb.  Haller  halte  von  dem  Dorf  für  300  11.  zum  Pfand  einen  schönen 
Wald  erbalten,  „welchen  er  so  lassen  verderben,  dass  wirs  so  hoch  achten,  lieg 
auff  vier  Tausendt  stammen  holz."  Seh.  A.  Z.  1641,  g.  Ähnliches  war  auch  in 
den  schönen  Waldungen  Denndorfs  geschehen. 


10 


denen  man  Anleihen  gemacht  hatte,  statt  der  Interessen  das  Hecht  des  Auf- 
enthalts im  Dorfe  und  der  Weide  ihrer  Viehherden  auf  dem  Gebiete  des- 
selben zugestanden  oder  ein  wüste  stehender  Hof  zur  Wohnung  einge- 
räumt f).  Arkeden  halle  sogar  von  einem  Zigeuner  10  fl.  geborgt  2).  Weit 
UUtiger  als  diese  alljährlich  anwachsenden  öffentlichen  Schulden  waren  da- 
gegen, weil  der  Privatmann  selten  einen  Gläubiger  fand,  die  Privatschulden. 
Der  Landmann  war  so  tief  verschuldet,  dass  er  weder  durch  den  Verkauf 
seines,  wenn  auch  zahlreichen,  Viehstandes,  ja  nicht  einmal  durch  Ver- 
äusserung  all  seiner  beweglichen  Habe  schuldenfrei  werden  konnte  3), 

Da  die  Geldnoth  fortwährend  im  Steigen  war,  so  wuchs  die  Schuld- 
summe für  Stadt  und  Stuhl  in  gefahrdrohendem  Masse  an.  Welche  Höhe 
dieselbe  im  ersten  Viertel  des  Jahres  1702  erreicht  und  wie  sie  sich  zur 
steuerfähigen  Bevölkerung  von  Stadt  und  Stuhl  —  10%  Fl.  M.  gross  —  ver- 
halten habe,  möge  folgende  Tabelle  *)  zeigen. 


Namen 
der 

Stuhlsorte. 

Öffentliche             Privat- 

Schulden. 

4  Stück 

2  Stück 

ohne 

fl. 

den. 

fl. 

den. 

Zugvieh. 

Schässburg  .  .  . 

Keisd 

Bodendorf 

Radien 

Meeburg  

Arkeden  

Schaas  

Trapold 

Denndorf 

Henndorf 

Neithausen  . . . 
Dunnersdorf  . . 

Lasslen 

Halwelagen  . .  . 

Prüden 

Grossalisch . . . 

32 

28 

27 

9 

29 

6 

7 

13 

12 

15 

4 

8 

6 

6 

10 

60 

22 

14 

18 

21 

12 

21 

11 

11 

20 

4 

6 

9 

4 

3 

39 
25 
15 
20 
28 
18 
19 
25 
16 
15 
12 
24 
12 
9 
18 

129767 
6336 
9307 
7442 
7806 
4702 
2700 
6047 
6167 
6824 
6082 
1000 
2546 
1620 
1302 
2095 

13 

56018 
7992 
5242 
5141 
3005 
4025 
7598 
7589 
3468 
3129 
2935 
2493 
5488 
2519 
489 
5966 

61 
22 
96 
11 
8 
48 
90 
19 
99 
61 
91 
49 
80 
35 
69 
66 

Zusammen  .... 
1)  Seh.  A.  Z. 

212 

11fti.  Ißi 

236 

295 

201743 

13 

123106 

5 

2)  Seh.  A.  Z.  1641.    a. 

3)  Seh.  A.  Z.  1780,  Vgl.  Anmk.  5,  S.  8. 

4)  Die  Bevölkerungsangaben  sind  entnommen  einer  Erhebungstabelle  vom 
24.  Jänner  1702  (Seh.  A.  Z.  1780).  Der  Angabe  der  öffentlichen  und  Privatschulden. 


11 

l.rend  nun   die   RegierBfig  je*N  (Che    Mittel,    drin    \\ 'üliistamlr 

i  wieder  aufkahelfen,  icheote,  tbeili  *<  iiiit,  iareh  eine 

mbi  offenbart  BerftokeiohtigaBg  der  ihr  am  treBeeten  iBgetiMBenBewebner 
SiebenbargeBt den  Nel4  und  d<  ilgkeil  der  nichtigen  SachoeBfeiBde 

,ii.  ih.ils  weil  sie  in  ilnvr   daniali-rn    hrdran- Ich  LtgC 

/..ihl  ihrer  Begaer  in  Ungern  nicht  auch  deren   die  Mag 
Biebenbttrgeni  vermehret    wollte1):  s"   bliebea  die  Stehsen  retta 

lltst  überlassen,  häuften  Schulden  auf  Sidmldcn    und  sanken  auch   in 
sittlicher  BetieftBBg  immer  tiefer.    Die  l  n/.utriedeiiheit.  die   dennoch  oh   der 

iien  Brpreunngen  allenthalben   im  Lande    herrschte,  äusserte  sich 

unter  den  llbrigBB  Nationen  durch  gewaltige  Räuberbanden,  die  aller  Orten 
die  Reisenden  üherlielen  und  niisshandelten ,  ganze  Dörfer  plünderten  und 
oft  in  solcher  Stärke  auftraten,  dass  sie  eine  bedeutende  Militärmacht  in  die 
Flucht  tehlageB  ■)  und  allen  CJuhernial-  und  Comitialverordnungen  zu  ihrer 
gung  und  Ausrottung  Trotz  bieten  konnten  3).  Aus  derselben  Quelle 
eatapraag  auch  unter  den  Sachsen  das  Streben  nach  einem  Erwerb  auf  un- 
erlaubtem Wege,  und  je  mehr  sie  auf  Selbsthilfe  angewiesen  wurden,  desto 
zügelloser  grill  in  jenen  Tagen  allgemeiner  Verwirrung  und  Unordnung  die 
Leidenschaft,  desto  massloser  die  Habsucht  um  sich. 

In  den  letzten  Jahren  des  17.  Jahrhunderts  lebte  in  Schässburg  Katha- 
rina, die  Witwe  des  am  13.  December  1G92  *)  gestorbenen  Stadtschreibers 
Johann  Krempes,  von  dessen  Gesinnungstüchtigkeit  und  Klarheit  des  Ver- 
standes die  vorurteilsfreie  Schilderung  der  Kämpfe  zur  ZeitG.  Rakozi's  II. 
in  seiner  noch  ungedruckten  Chronik  das  beredteste  Zeugniss  ablegt. 
Katharina,  eine  Tochter  des  Manyerscher  Einwohners  Johann  Barth,  schön, 
ndig.  wahrscheinlich  auch  ein  wenig  wohlhabend,  hatte  gegen  Ende 
des  Jahres  1659  den  Schässburger  Studenten  Johann  Krempes  (Krembs) 
Derselbe  erhielt  1060  von  der  ersten  Marktnachbarschaft  den 
Auftrag,  ihre  Chronik  fortzusetzen  und  war,  da  er  nie  als  Handwerker  er- 
scheint und  zu  dieser  Nachbarschaft  gehört,  wahrscheinlich  wie  1601  sein 
Vorgänger  in  der  Abfassung  der  Chronik,  Michael  Moses,  Spitalsschul- 
lehrer f>).    Als  Krempes  1664  Schreiber  des  Königsrichters  (Secretär)  und 


dagegen  liegt  eine  l'b. w-Mihtstabelle  vom  28.  April  <l.    J.    (Seh.  A.  Z.   1639)    zum 
Grunde.  An  der  öffentlichen  Schuld  derStadt  von  129,767  fl.  13  den.  hat  nach  der 
cl. utabelle  auch  der  Stuhl  Antheil. 

1)  Des  J.  Zabanius  Bericht  aus  Wien  1693   in  Kerne  ny:   Fundgr.  I.  3T  ». 

2)  Keineny:   Fundgruben.   11,279. 

(iub.  Verordnung  von  1698  im  Seh.  A.  Z.  789  und  Verordnung  des  Sach- 
•engraivn    roi   17o2  ebenda  Z.  I  I 
l)  Scbässb.   Kirchenprotokoll. 

I)  4  Johannes   Krempe*   Sebolasticus   ül.   Johannis 

Krempes  C.  n.  C.  ducit  v.  C.itharinam  f.  Johannis  Barth   Incoläe  Männyeroschen.'' 
npr. 
fl)  (KrempesM-l..-)  Chronik  der  1.  M*cfejAachbar*chalt  In 


12 

nach  des  G.  Krauss  Tode  1079  Stadtschreiber  geworden  war  *),  trat  sie  mit 
den  angesehensten  Familien  der  Stadt  in  freundschaftliche  Verbindung  und 
genoss  überhaupt  alle  jene  Ehrenbezeugungen  und  Vorzüge,  die  ihrem  Gat- 
ten vermöge  seiner  amtlichen  Stellung  gebührten.  Nach  dessen  Tode  änder- 
ten sich  plötzlich  die  Verhältnisse.  Sie  war  nicht  reich,  fand  die  von  ihrem 
Gatten  geführten  Stadtrechnungen  in  grosser  Unordnung  2),  erhielt  den  noch 
rückständigen  Gehalt  desselben  nicht  ausgezahlt  3)  und  hatte  dazu  noch 
ein  kaum  zehnjähriges  Töchterchen  Anna  Maria  zu  erziehen.  Überdies 
herrschte  damals  trotz  der  düstern  Zeit  und  der  strengen  Kleiderordnungen  4) 
unter  den  sächsischen  Frauen  und  Jungfrauen  eine  ausserordentliche 
Putz-  und  Gefallsucht.  Katharina  Krempes  wurde  von  denselben  Schwächen 
wie  viele  wegen  ihrer  Schönheit  hochgerühmte5)  Zeitgenossinnen  in  Schäss- 
burg  gefangen  gehalten  ;  denn  ihre  Reize  waren  noch  nicht  so  welk  geworden 
dass  sie  durch  die  Anmuth  und  Jugendfrische  ihrer  aufblühenden  Tochter 
ganz  wären  in  den  Hintergrund  gedrängt  worden.  Um  ihren  Hang  zu  sinn- 
lichen Vergnügungen  desto  leichter  befriedigen  und  ihren  verdächtigen  ver- 
traulichen Umgang  mit  liederlichen  Gesellen  ungestört  fortsetzen  zu  können, 
brauchte  sie  Geld  und  sank  dafür  ganz  in  die  Arme  des  Lasters.  Ob  aber  Geld 
oder  vielleicht  die  eitle  Hoffnung  einer  Heirath  die  unnatürliche  Mutter  be- 
wogen habe,  die  Ehre  ihrer  kaum  den  Kinderjahren  entwachsenen  Tochter 
einem  bei  ihr  ei nquartirten  Fähnrich  Preis  zu  geben,  kann  nicht  mit  Be- 
stimmtheit entschieden  werden  6). 

Eines  Tages  unterhielt  sich  mit  ihr  ein  Vertrauter,  der  leichtsinnige 
Kupferschmiedgeselle  Christian  Frank,  in  Gegenwart  des  Klausburgers  Mi- 
chael  Deak,   eines  ihm  wohlbekannten  Falschmünzers,  darüber,  wie  leicht 


1)  Schässb.   Kirchenprotokoll. 

2)  Königsrichter  Göbbel  Hess  dem  abwesenden  Bürgermeister  Hetzeldorfer  d. 
d.  Schässburg  10.  Mai  1702  schreiben:  „die  Registrationes  derer  Debitorum, 
wie  selbige  verlanget  worden,  ingleichen  auch  die  Rationes  Publicae,  werden  E.  N. 
F.  W.  ebenermassen  überhändiget,  ausser  H.  Krempesetiich  Jährigen  Rationibus, 
welche  nirgend  zu  finden  sein,  und  aus  seinigem  alten  Prothocollo,  worinnen  ville 
Confusiones  empfindlich,  schwer  einige  Ration  in  eine  legitimam  formam  redigiert 
kan  werden,  wie  solches  E.  N.  F.  W.  und  H.  Polder  schon  vor  Jahren,  zur  Zeit 
des  seel.  (tit)  Herren  Comitis  Frankenstein  erfahren  haben.''  Seh.  A.  Z.  502.  q.  I- 

3)  Erst  1703  wurden  kleinere  Summen  ihrer  Tochter  Anna  Maria  und  ihrem 
Schwiegersohn  Elgyes  „an  des  Herrn  Krempes  Schuld"  übergeben.  Rechnung  für 
170%  im  Seh.  A.  Z.  1615. 

4)  Beschlüsse  des  Schässburger  Raths  über  Kleiderordnungen  von  1680  und 
1694,  aufgezeichnet  in  der  1.  Marktnachbarschaft. 

5)  Tröster:  Das  Alt-  und  Neu-Teutsche  Dacia.  Nürnberg  1666.  S.  406  f. 
Ähnlich  Kr  eck  witz:  Totius  Princip.  Trans,  aecurrata  Descriptio.  Nürnberg 
1688  und  der  von  Rector  Teutsch  mitgetheilte,  um  dieselbe  Zeit  verfasste  ge- 
heime Bericht  des  Vitez  an  den  Wiener  Hof. 

6)  Aussage  Franks  und  Eingeständniss  der  Krempes  im  Gerichtsprotokoll 
über  den  Falschmünzerprocess  im  Seh.  A.  Z.  1459.  b.  1. 


13 

uiul  wie  schnell  man  ;uis  der  r.'il.sclunun/.ci'ci  ^rossen  .Nutzen  ziehen 
Knnnc  SM   dieses  Getpraen  auf  Katharina  Krempes  ge- 

macht hatte,  reifte  bald  rar  bOnei  Thai  Sic  gewann  allmählich  die  Ulf 
Sophia  West.  Ihren  Eidam,  Sil  Simon  Bljgyea,  <l«-n  Sehn  des  Bir* 

germeietere,  Kapfereehmiea'  Johann  Schulter,  den  Bfdam  des  Kffnigriehteri, 
Kupferschmied  Georg  Akeamans  durch  die  lockende  Hoffnung  auf  reichen 
Gewinn  für  Ihre  Pläne  und  gab  im  ^'i.  April  IÄ97  dem  geschickten  jungen 

r  Andr.as  Birnhaumcr  ihre   I.'tjährige  Tochter    BOT  Gattin    unter 

dingnng,  sich  beim  Prigen  brauchen  ra  laeoen  -).  Zur  Anschaffung 
forderlichen  Pr&gewerksenge  ■chiekte  sie  den  Frank  mit  Geld  an  Deak 
nach  Klaosenburg;  doch  dov  lustige  Geselle  verschwendete  es  und  kehrte 
un\  errichteter  Dinge  zurück.  Auch  zu  einerzweiten  Reise  gab  sie  und  die  alte 
leid  her;  doch  auch  jetzt  war  die  mit  Akesmann  zugleich  unternom- 
Franks  erfolglos.  Da  zog  sie  seihst  mit  Birnbaumer  nach  Klausen- 
lehloec  mit  Deak  einen  förmlichen  Vertrag  und  HTage  später  kam  die- 
ser auf  des  jungen  Schallen  Wagen  im  Schuller'schen  Hause  auf  den  Markt 
dai  Ximmermannisehe  Nr.  107)  an.   Ik  Tagelang  wurde  daselbst  fal- 
Geld  treprägt  und  in  Umlauf  gesetzt.  Darauf  hezog  Deak  imElgyes'schen 
Hause  die  Wohnung  Birnbaumers.  um  diesen  seine  Kunst  zu  lehren  und  ver- 
iburg  eist,  als  Birnbaumer  auch  im  Stämpelstechen  vollkommen 
geworden  war.    Nun  waren    die  Theilnehmer  des   Complots:    die 
Frauen  Krempes  und  West,  ferner  Birnbaumer,  Schuller,  Akesmann,  Elgyes 
und  der  neu  hinzugekommene  Kürschner  Paul  Nussbaumer,  von   deren  Ge- 
heimniss  übrigem   Frank  seiner  ärgerlichen  Geschwätzigkeit   wegen  aus- 
geachloaaen   blieb,  eifrig  bemüht,   Silber  herbeizuschaffen  —  Elgyes  gab 
sogar  seine  Knüpfe  her  —  und  das  falsche  Geld  nach  allen  Richtungen  hin 
breiten,   Birnbaumer  bediente  sich  zu  Handarbeiten  des  frühern  Be- 
dienten des  Prinzen  Comic,  Franz  Weissenburger,  der  anfänglich  von  Birn- 
baeiner  mit   falschem  Gelde  betrogen  mit  Zusicherung  von   20°/0  zur  Ver- 
breitung <1  wbnrger  Geldes"  sich  berbeiliess.  Doch  war  Weissen- 
der sich  zurückzog,  und  nur  aus  Furcht,  seine  Anklage, 
die  sogar  Gliedern   aus  des  Bürgermeisters  und  Königsrichters  Familie  das 
Lehen  ketten  konnte,   vor  so  parteiischen  Richtern  durch  Zeugen  nicht  er- 
/.u  können  und  dann  Verfolgungen  zu  erleiden,  unterliess  er  es,  dem 
Rath  von  der  geheimen  Gesellschaft  die  Anzeige  zu  machen3). 

Im  dies,   Z.it  war  Bürgermeister  von  Schässburg  Johann  Schuller.    In 
.Jahren   geboren,  wurde  er  Schuster*)    und  ist  wahrscheinlich 

•  ständnisse  im  Gerichtsprot.  S.  H  ff.  11  f.  17  f.  32. 

ril    HJ97.   Andreas  Birnbäumer  Juv.  ein    Rothgiesser  fil.  An- 
drea Birnbäumer  Civ.  civ.  nrae.  ducit  Virg.  Annam  Muriam  fil.  Circumspecti    Do- 

■k  Crempes  .    qunndam    Notarii  ehr.  nrae.    publica   bene   meriti  b.  m 
Kirchenpr.         Die  Bedingung  im  Geriet. t.-pr.  S.  fl. 
itspr.  S.  6  -9;  11  f.;  17  f.;  30;  32. 

r  l'rkmn!  ^aburger   Schusterzunft  erscheint  am  28.  Mai 

II.  Johannes  Schfiller  Bathgeschworner  vndt  wohlberümter  Stübls-Ricbter 


derselbe,  der  im  Mai  1661  die  Witwe  des  Hundertbüchier  Pfarrers  Johann 
Gunesch,  Katharina  geborne  Geisel  und  Stieftochter  des  Martin  Schäser, 
der  1665  als  Königsrichtcr  starb,  heirathete *).  Von  den  ersten  Tagen  des 
Jahres  1663  an  erscheint  Schuller  auch  unter  dem  Namen  Hauptmann  oder 
Hadnagy,  wie  ihn  die  Magyaren  am  liebsten  nannten.  Sollte  sich  die  Nach- 
richt von  seiner  20jährigen  türkischen  Gefangenschaft  bestätigen 3) ,  so 
kann  sie  nur  vor  seiner  Verheirathung  stattgefunden  haben,  denn  Schuller 
war  ausser  1663  auch  in  den  Jahren  1664,1666,1673,  1676,  1679  persönlich 
in  Schässburg  anwesend3).  Dass  er  in  türkischer  Gefangenschaft  gewesen, 
wird  auch  von  der  in  der  Familie  erhaltenen  mündlichen  Überlieferung  er- 
zählt. Schuller,  noch  als  Knabe  von  Hause  in  die  Türkei  geführt,  erwarb 
sich  durch  seine  ausgezeichnete  Verwendbarkeit  als  Dolmetscher,  sowie 
durch  sein  einnehmendes  Äussere  die  Gunst  seiner  Herren  in  so  hohem 
Grade,  dass  er,  von  Stufe  zu  Stufe  steigend,  endlich  in  die  Nähe  des  Sultans 
gelangte*).  Als  Liebling  desselben  genoss  er  lange  die  Freuden  seiner  be- 
deutsamen Stellung  in  Konstantinopel,  bis  ihn  endlich  die  Sehnsucht  nach 
dem  Vaterlande  und  seinen  geliebten  Eltern  übermannte  und  mit  tiefer 
Wehmuth  erfüllte.  Die  mit  Schuller  vorgegangene  Veränderung  konnte  dem 
Sultan  nicht  verborgen  bleiben.  Da  gestattete  der  allgewaltige  Gebieter 
dem  träumerischen  jungen  Mann  eines  Tages,  sich  etwas  zu  wünschen; 
läge  die  Erfüllung  des  Wunsches  in  seiner  Macht,  so  solle  derselbe  ihm 
sicherlich  gewährt  werden.  Schuller  flehte  zu  des  Sultans  Füssen  tief  er- 
griffen, mit  beredten  Worten  um  die  Erlaubniss  zur  Rückkehr  in  seine 
Heimath.  Der  Sultan  war  bewegt  und  gab  sich  viele  Mühe,  seinen  Liebling 
von  dem  thörichten  Plane  abzubringen:  was  wolle  er  denn  in  einer  so  klei- 
nen Stadt  wie  Schässburg  machen  ?  es  werde  ihm  da  nicht  gefallen,  und  er 
könne  höchstens  Bürgermeister  werden;  wolle  er  aber  bei  ihm  bleiben,  so 
stünden  ihm  selbst  die  höchsten  Stellen  seines  Reiches  offen.  Doch  ver- 
gebens; Schuller  beharrte  auf  seinem  Entschlüsse.  Ungern,  doch  treu  dem 
gegebenen  Worte  entliess  ihn  der  Sultan  mit  den  ehrenvollsten  Briefen  nach 
Siebenbürgen,  „damit  er  sehe,  wie  lieb  er  ihn  gehabt  habe."  Ebenfalls  nach 
mündlicher  Erzählung  führte  Schuller  später  auf  des  Fürsten  Apafi  Befehl 
die  Landessteuer  nach  Konstantinopel  und  benützte  diese  Reise  zu    einem 

dieser  vnserer  Königkliger  Stadt  Schässburg"  in  der  Altschaft  der  Schusterzunft 
Dasselbe  bestätigen  mehrere  Stellen  des  Kirchenprotokolls. 

1)  „D.  22.  Maj.  1661.  Johann  Schuler  Sutor  fil.  Mich.  Schulers  C.  n.  C.  p.  r. 
duc.  CatharinamRelictam  Reverendi  Dornini  Joh.  Gunesch  Past.  olim  Centum  Coli. 
p.  r."  Dieselbe  Quelle,  das  Schässb.  Kirchenpr.,  nennt  Katharina  bei  ihrer  Ver- 
lobung mit  Gunesch,  damals  Pfarrer  in  Rosein,  „filiam  Märtinj  Geisels  pro  nunc 
privignara  Ampi.  D.  Martini  SchäBers." 

2)  Seivert:   Nachrichten  etc.  S.  508. 

3)  Schässb.  Kirchenprotokoll. 

4)  Dass  dergleichen  Fälle  nicht  zu  den  Unmöglichkeiten  gehörten,  beweist 
die  Lebensskizze  des  Hermannstädters  Marcus  Scherer  oder  Oltard  in  Seivert: 
Nachrichten,  S.  316  f. 


lug  nach   Palästina1),    woher  er  fttf  Apali  auf  heiliger  Stätte  tfopfliickte 

d  mitbrachte.  OewlM  i^t.-iass  er  noch  renApafl  den  Brief- Adel erhiell 

richten  nennen  als  Prmdlcal  ..von  Reeenthal"*).    Sein 

Wappen,  ein  Arm  mit  drei  Roeen  in  der  Hand,  triff  den  Wahlspruch:  „Per 

ipfaai  ad  nd  rieht  bii  aof  «Ion  heutigen  Tag  über  dem  Thor«  seines 

a(  dem  Markt   1681  war  derselbe  Rathgeschworaer,  1689  Stadt- 

hann.   1 69t  Stahl  richter,    169  irichter,  1694  vom  31.  Juli  an  bis  zum 

l    iii  1691  und  dann  vom  13.  April  1699  an  Bürgermeister  *).  In  glänzend 

Etaade,  le  berichte!  die  Sage,  mit  weiten  offenen  Ärmeln  sass  er 

unter   «lein   anmuthken    Schirmdaeh    eines   künstlich    an    der  Wand  seines 

Hau--  n.  n   Aka/ionhauines  auf  einer  Steinhank  und  hegte  an  den 

schonen  Tagen  «1er  milden  Jahreszeit  öffentlich  das  Gericht. 

Mit  hohen  ii  Anlagen  vereinigte  Schuller  eine   noch  in  seinem 

Alter  bedeutende  Leibessttrke,  besasi   eine  seltene  Entschlossenheit  und 
Thalkraft,  war  aher  mehr  gefürchtet  als  geliebt,  ungemein  jähzornig,  hab- 

tig,  prunkliebend  und  ..dcv  Frauenliebc  allzusehr  ergeben."  Sein  Haus 
war  dal  erste  Schtasbnrgs.  Er  seihst,  in  sehr  feine,  reich  mit  Gold  ge- 
zierte Gewänder  gekleidet*),  legte  grosses  Gewicht  auf  den  Glanz  desselben, 
iner  waren  mit  damals  seltenen  Roccocomalereien  und  Abbildungen 
von  imposanten  Kriegcrgestalten  •),  mit  kunstreichen  Möbeln  und  kostbaren 
Teppichen  geschmückt  und  in  den  Stunden  derMusse  lud  ihn  bald  das  Lust- 

ichen  in  dem  am  Schulberg  hinansteigenden  Hausgarten  zur  Fernsicht 
ins  liebliche  Thal,  bald  sein  Meierhof  auf  der  Siechenau  zu  ländlicher 
Zurückgezogenheit  ein.  Als  Bürgermeister  setzte  er  sich  auch  in  den  Besitz 

„Qvare  denegarem  De  um  meum,  qui  me  per  mare,  per  terra«  mirifice 
portavit?"  fragte  er  den  Lassler  Pfarrer  Wonner  nach  dessen  Originalzeugniss 
d.  d.  Lasslen  6.  Juli  1703  im  Seh.  A.  Z.  1459.  u.  2. 

.Johannes   Ifadnagy   habuit  Armales  Michaelis   Apaffi   Principis   et  suae 
Leopold)   heisst    es    in   der  Anklageschrift   des   Guberniums    gegen 
neck  vom  26.  Oclob.  1703,   Seh.  A.  Z.  1469. 
3)   So  die  1703  entworfene  Schuldenliste  von  Stadt  und  Stuhl   unter  „Boden- 
dort     (Seh.  A.  7.    Uli.'i,  a.)  und  eine,  freilich  erst   in  späterer  Zeit  verfasste  Ge- 
denktafel iür  Minen  1 695  gestorbenen  jugendlichen  Sohn  Michael  (dort  irrthüm- 
lich  Johann)  und  andere  Familienglieder  in  der  Bergkirche  in  Schässburg.    Sein 
;>en  findet  sich  aus  dem  J.  1698  auch  amSchullerschen  Herrngestühl''   in  der 
Dreh«  /  i  m>  ■  i>urg. 

Kirchenprotokoll  und  Actenstucken  des  Seh.  A. 
I  i'.indel    aus   Leuterem  gold  gemachett,  das   auch  kein   tirst 

■  fürt  nicht  gepranget  hatt.   Hein  Sein  KleiderSan  nicht  zu  es&timir«  n 
das  ru  ehrachten  die  kleider  vol   auf  toussen  gülden  auch  mehr,  vndt  ein  Solche 
prailu  nicht  /.u  beschreiben  ist  gewessen",  schrieb  der  Bürgermeister  Ilet/.eldorfer 
•r  folgenden  ZeugenverL   i ,  .  Seh.  A.  Z.  1459,  c.  2. 
6)   So   behaupten    alle   Leute,    welche    diese    lange    unversehrt    erhaltenen 
Malereien  gesehen  haben. 


16 

einer  Kalesche;  schöne  Pferde  halte  er  sich  schon  früher  zu  verschaffen 
gewuMft1)«  Scin  bedeutender  Grundbesitz  an  Häusern,  Meierhöfen,  Gärten, 
Weingärten,  Wiesen,  Äckern  u.  s.  w.  ,  sein  zahlreicher  Viehstand  auf 
seinen  Höfen  in  Schässburg  und  Meeburg,  die  ihm  verpfändeten  einträg- 
lichen fremden  Hatlertthcile  machten  ihn  zu  einem  der  reichsten  Bürger  der 
Stadt-).  Seit  1693  waren  allmählich  die  meisten  Stuhlsortschaften  seine 
Schuldner  geworden.  Im  Mai  1702  betrug  die  denselben  ausgeliehene 
Summe  2235  fl. ,  wofür  ihm  die  landesüblichen  10%  Interessen  oder  die 
Nutzniessung  ausgedehnter  Hatterttheile  zustanden3). 

Als  nun  im  Sommer  1698  ein  Gerücht  in  der  Stadt  die  Sophia  West  als 
Urheberin  des  vielen  im  Umlauf  befindlichen  falschen  Geldes  bezeichnete, 
weil  sie  so  oft  nach  Kronstadt  reise  und  Silber  bringe :  so  erhielten  der 
Königsrichter  Stephan  Göldner  und  Stuhlrichter  Georg  Hirling  vom  Rath 
den  Auftrag,  die  Wohnung  der  West  genau  zu  durchsuchen*).  Es  wurden 
indess  keine  falschen  Geldstücke,  wohl  aber  einige  verdächtige  Gerät- 
schaften vorgefunden  und  als  die  West  sammt  ihrer  unzertrennlichen  Ge- 
fährtin Katharina  Krempes  einem  strengen  Verhöre  unterzogen  wurden, 
verschworen  sich  beide  hoch  und  theuer,  von  Falschmünzerei  nichts  zu 
wissen.  Sie  wurdeu  daher  freigelassen.  Doch  schon  nach  einem  halben 
Jahre  wiederholten  sich  die  Klagen  über  falsches  Geld.  Desshalb  traten 
Bürgermeister  Schuller  und  Königsrichter  Göldner  im  Frühling  1699  zu 
einer  Berathung  zusammen  und  geriethen  auf  den  Gedanken,  der  ver- 
schmitzte Birnbaumer  könne  wohl  der  Falschmünzer  sein.  Sobald  dieser  her- 
beigeholt und  ihm  mit  ernsten  Worten  zugeredet  wurde,  gestand  er  unter 
Thränen  den  Besitz  von  Prägwerkzeugen  ein  und  nach  einiger  Weigerung 
auch,  dass  er  Geld  geschlageu  habe.  Die  bei  ihm  vorgefundenen  Gegen- 
stände :  3  Winden,  2  Walzen,  Messing  u.  s.  w.  Hess  Göldner  später  zum 
Theil  verschmieden.  Zu  derselben  Zeit  entdeckte  der  Bürgermeister  dem 
Königsrichter,  Birnbaumer  habe  ihm  seinen  Sohn  J.  Schuller  und  des  Königs- 
richters Eidam  Akesmann  als  Mitschuldige  angegeben ;  sein  Sohn  beharre 
jedoch  auf  der  Behauptung ,  schuldlos  zu  sein.  Göldner,  ein  Mann  von 
schwacher  Gutmüthigkeit ,  glaubte  dem  festen  Willen  seines  Vorgesetzten 
nachgeben  zu  müssen  und  so  wurde  denn,  nachdem  Birnbaumer  und  seine 
Schwiegermutter  Krempes  einen  schweren  Eid  abgelegt  hatten,  der  Falsch- 
münzerei gänzlich  und  auf  immer  zu  entsagen  und  bei  Leib  und  Leben 
Niemanden  etwas  davon  mitzutheilen,  die  weitere  Untersuchung  unter- 
schlagen, ohne  dass  Jemand  etwas  davon  wusste. 

1)  Dies  Alles  aus  Einzelheiten  der  Zeugenverhöre  und  Rechnungen. 

2)  Registratio  bonorum  Johannis  Schuller  facta  A.  1703  die  30.  Augusti  im 
Seh.  A.  Z.  1459.  z.  2. 

3)  Bodendorf  145  fl.  Radien  170  fl.  Meeburg  250  fl.  Arkeden  220  fl.  Schaas 
200  fl.  Trapold  200  fl.  Henndorf  200  fl.  Neithausen  200  fl.  Dunnesdorf  100  fl. 
Lasslen  200  fl.  Prüden  100  fl.  Grossalisch  250  fl.  Berechnet  aus  d.  Seh.  A.  Z. 
1184,  1641,  1643. 

4)  Geständnisse  Schullers  und  Göldners  im  Gerichtsprotokoll,  S.  1  —  6; 
ferner  S.  12  —  15. 


17 

st  aber  in  der  Tii;ii  ichwer  n  glanben,  Sehaller  sei  in  das  Geheim« 
Falschmfinxerbande  sieht  teheii  früher  eingeweiht  '^v 
Wohnte  doch  iein  Sohn  mit  Ihn  In  demselben  Hause,  last  konnte  man  sa- 
gen, nnter  demselben  Daehl  Dort  war  der  Falschmünzer  Deal  abgestiegen, 
lerl  «raren  14  Tage  lang  die  Mitsehaldigen  leines  Sohnes  »in-  und  ausge- 
1 1  i  <•  hindnreh  ein  Gewerbe  getrieben  worden,  wobei 
denndoeh  mit  Blasebalg  und  Pi  anderes  Geräusch,  als  sonst 

p  Kspfersehmiedwerkstltte  gemaehl  wurde.  Und  von  allen  dem  sollte 
tter,  i\^v  BigenthAmer  und  Mitbewohner  des  Hauses  nichts  gewnset 

halten?    '»   k.    Krempel   rersicherte,   als    ihr    das  Todosurtheil    gesprochen 
worden,  sie  brauche  nur  wenige  Wort  zu  sagen,  so  wäre  es  um  des  Bttl 

K  >pf  geschehen,  und  wenn  er  deren  hundert  hätte.  Erst  1701,  viel 
i  .   um  diese  Aussagen  hei  der  Aburtheilung  der  Verbrecher  benutzen 
II  können,  erfuhr  man  dass  Schuller  sammt  seinem  Sohn  die  von  den  Steuer- 
einnehmern   in    die  Bürgermeistercasse    eingelieferten  Gold-  und  Thaler- 
ichen  Siebenzehnern  ausgewechselt,  oder  selbst  dann,  wenn 
t  gerade  unumgänglich  nothwendig  war,  Summen  von  50,  100  oder 
•00   II.   vorgestreckt    hatte,   und    zwar   solch    neue  und    so    warme    Geld- 
stücke, dass  man  unwillkürlich  fragte,  woher  denn  das  Geld  herkomme?  das 
sehe  ja  aus  als  oh  es  erst  vor  einer  Stunde  geprägt  worden!  Falsches  Geld 
wurde  von  Schuller  besonders  auf  die  Dörfer  in  Menge  ausgegeben.  Noch 
mehr,  der  Hurgermeister  Schuller  trug  allen  Steuereinnehmern  auf,  für  ihn 
Silber  so  viel  sie  bekommen   könnten,  zu  kaufen,  er  werde  es  ihnen  weit 
besser  als  die  Goldschmiede  bezahlen.  Wozu  er  es  aber  bedürfe  und  woher 
ische  Geld  komme,  durfte  ihn,  den  zornigen  Mann,  bei  Leihe  Niemand 
Merkte  er,  dass  Jemand  allzuviel  von  Falschmünzerei    sprach,  so 
drohte  er  mit  Zungenkürzen  und  Erschiessen,  Hess  sich  aber  durch  ein  Ge- 
schenk leicht  wieder  besänftigen.  Die  Folgezeit  erst  brachte  Alles  an  den 
Schaller  aber  gerade  die  Haupttheilnehmer  ergriff  und  zur  Ein- 
ng   der  Falschmünzerei   durch    einen  Eidschwur  verpflichten  wollte, 
it  eher    die   durch    die  Klugheit  gebotene  Nothwendigkeit  dem 
üchen  Spiel  bei  Zeiten  ein  Ende  zu   machen,   damit  es    nicht    Allen 
pf  koste,  erfordern,  als  in    der   Hoffnung   auf   die    Besserung    des 
ngendHeh  leichtsinnigen  Birnbaumer  und  im  Zweifel  an  der  Unschuld 
seines  Sohnes,  wie  er  später  im  Verhöre  aussagte,  begründet  sein. 

los  verübte  Verbrechen  schritt  indess  in  frevelndem  Über- 
Birnbauner   war   bald    wieder  im   Besitz    von   Prägewerk- 
es wurde  er  von  dem  Goldschmied  Johann  Schuller, 
sdorfer  Pfarrers  über  der  Arbeit  ertappt.  Als  er  ge- 
fragt wurde,ob  er  denn  nicht  wisse,  dass  ihn  dieselbe  den  Kopf  kosten  könne, 

I >jon  Stollen  in  den  Gestandnissen  der  Theilnehraer,  besonders 
B.  14  und  3i.  f.  des  Oerichtspr. ;  ferner  die  Aussagen  des  3.  16.  38.  und  130. 
Zeugen    im  !<ungsprotokoll     vom     18.     NoTSmbor     1700.     Bei      \.    /, 

i.   I. 

i)  l  stehen  sie. 

Archi  a 


18 

o;il)  «ff  zur  Antwort:  „Wenn  sie  so  gefährlich  wäre,  würden  Bürgermeister 
und  künigsrichter  sich  nicht  daran  betheiligen;  hängt  man  die,  dann  ists 
mir  nichts  Neues."  So  Hess  sich  auch  dieser  verleiten,  Silber  gegen  fal- 
sches Geld  einzutauschen.  Ähnliches  that  der  Goldschmiedlehrling  Johann 
1  lauer.  Da  geschah  es,  dass  Sophia  West  auf  einer  ihrer  Kronstädter  Rei- 
sen wegen  Verbreitung  von  falscher  Münze  gefangen  gesetzt  wurde.  Kaum 
halte  dies  Bürgermeister  Schuller  erfahren,  als  er  zu  ihren  Gunsten  ausge- 
stellte Zeugnisse  und  Empfehlungsschreiben  an  den  Kronstädter  Richter 
abschickte  und  sie  aus  dem  Gefängniss  befreite.  Bald  darauf  trat  Birnbau- 
mer  aus  unbekannten  Ursachen  in  die  Reihen  des  in  Schässburg  liegenden 
Rabutinschen  Dragonerregiments,  setzte  ohne  seine  Schwiegermutter,  die 
sich  ganz  zurückgezogen  hatte,  die  Falschmünzerei  fort  und  verführte  im 
November  1699  den  Kürschner  Stephan  Schindler,  einen  Eidam  des  ver- 
storbenen Superintendenten  Baussner  ebenso,  wie  früher  den  Goldschmied 
Schuller,  durch  Vorspiegelungen  von  Protection  mächtiger  Theilnehmer. 
Schon  hatte  er  in  tollkühner  Verblendung  in  Reps,  wohin  er  marschirt  war, 
den  Organisten  für  ein  Lehrgeld  von  10  Ducaten  in  der  Prägekunst  zu  unter- 
richten versprochen,  als  im  März  1700  die  Bande  entdeckt,  Birnbaumer 
sammt  zwei  andern  Soldaten  festgesetzt,  ihres  Verbrechens  überwiesen  und 
zur  Angabe  der  Theilnehmer  gezwungen  wurden  1).  Als  solche  hatte 
Birnbaumer  unter  Andern  auch  den  Bürgermeister  und  Königsrichter  von 
Schässburg  genannt.  Vom  Regiment  aus  wurden  die  Untersuchungsacten 
dem  Regimentsinhaber  und  Commandirenden  von  Siebenbürgen,  Rabutin, 
überschickt. 

Rabutin  liess  dem  Sachsengrafen  Harteneck  die  Untersuchungsacten 
durch  seinen  Adjutanten  zustellen  und  denselben  auffordern,  unverzüglich 
zur  Vernehmung  der  Mitschuldigen  sich  persönlich  nach  Schässburg  zu  be- 
geben. Am  Ik.  März  erschien  Harteneck  unvermuthet  daselbst,  liess  die 
Schuldigen  bis  auf  Sophia  West,  den  Goldschmied  Schuller,  Nussbaumer, 
einen  deutschen  Jäger  aus  Reps,  der  von  Birnbaumer  falsches  Geld 
eingekauft  hatte,  und  Haner,  die  sich  alle  durch  die  Flucht  gerettet  hatten, 
augenblicklich  verhaften.  Schindler  wurde  auf  der  Flucht  ergritfen,  des 
Bürgermeisters  Sohn  aber  entkam,  wie  man  später  erfuhr,  auf  seines  Vaters 
Veranstaltung  aus  dem  Gefängniss,  noch  bevor  er  verhört  werden  konnte  2). 
Die  Untersuchung  begann  am  15.  März  mit  dem  Königsrichter  Göldner.  Als 
demselben  Harteneck  mit  ernsten  Worten  ans  Herz  legte,  die  Wahrheit  ohne 
Rückhalt  zu  gestehen ,  legte  er  mit  zitternder,  von  Schluchzen  und  Thränen 
begleiteten  Worten  das  Bekenntniss  seiner  Schuld  an  der  Loslassung  Birnbau- 
mers ab,  doch  sei  er  in  keiner  weitern  Kenntniss  von  der  Falschmünzerei 

1)  Ausser  dem  Gerichtsprotokoll  S.  1  besonders  die  vom  Schässburger  Rath 
unterm  1.  September  1702  abgefasste  „Genuina  relatio  eorum  ,  quae  in  civitate 
Schässburgensi  tarn  in  inquisitione  quam  prosecutione  falsatorum  monetae  caesa- 
reae  acta  sunt"  im  Schässb.  Arcb.  Z.  1459.  m.  1. 

2)  Gericbtsprotokoll  etc.  S.  10  f.  und  Aussage  des  53. Zeugen  im  Untersu- 
chungsprotokoll. 


1!» 

.  r  I  Im  rli  ■  Isjilliclil  einzig  ii  ml  :il  Irin  du  ich  .Im 

eitter,  seinen  Vorgeeetstefl  ine!  worden.  Weil  schwi 

war  ier  Bürgermeister.   Er  schwor  hoch  und  theuer,  keil  Itiitwiei 
At'\u  Geheimniei   in  sein,  betheuerte,   Birnhanavtr  habe  ihn  bei  der  Un- 
tersuchung s«'in  Vergehen  sieht  eingeatanden  und  nöthigte  den  Sacbsen- 

um   AhsiMidun:;-    der    drei    Dragoner  zum  Behüte  dci'  Gcgcniiherstel- 

invilirn  ').   Knswiechefl    Hess  Sebnller  in  folg 
Tage  etwas  roa  seiner  ^erMeektbeii ab  und  gestand,  BindMMUMi  und  dee- 
ar  /.um  Bidsehwur  angehalten  zu  haben .  weil  er 

lichtiieh  aal  dea  jungen  Menschen  Künftige  Besserung  gehofft  habe, 

behauptete  jedeeb   beharrlich  von  der  Mitschuld  seines  Sohnes  nichts  an 

aeaal    würde   er   desselben  nicht  geschont  haben,  ferner  nichts  zu 

wissen  davon,  data  die  West  falscher  Münze  wegen  in  Kronstadt  eingesperrt 

worden.   Selbst  die    für  die  West  nach  Kronstadt  geschriebenen  Zeugnisse 

ite  er  ab.  Als  er  darauf  an  17.  März  dem  Königsrichter  und  dem  von 
Repa  eben  angelangten  Birnbaumer  gegenübergestellt  wurde,  da  löste  sich 
seine  bisherige  Halstarrigkeit  in  einen  Strom  von  Thränen  auf,  er  bejahte 
Alles,  was  Birnbaumer  und  der  Königsrichter  ausgesagt  hatten  a),  bestätigte 
auch  die  Befreiung  der  West  aus  dem  Gewahrsam  in  Kronstadt  und 
führte  als  Beweggrund  zu  solch  gesetzwidriger  Handlungsweise  die  Liebe 
zu  seinem  Sohne  an,  den  er  in  die  Netze  der  Bösewichte  verstrickt  gesehen. 
Alle  übrigen  bestanden  zwar  anfangs  auf  trotzigem  Leugnen,  doch  als  sie 
von  den  Geständnissen  ihrer  Genossenerfuhren,  lag  bald  das  ganze Gcheim- 
uiss  offen  zu  Tage.  Ilarteneek  übergab  darauf  die  Schuldigen  dem  Rath 
BW  Aburtheilung  und  Verwahrung  mit  der  ernstlichsten  Ermahnung,  als  eine 
sogar  zur  Heguag  des  Blutbanns  befugte  Behörde  zu  thun,  was  das  Gesetz 

Bevor  das  jedoch  geschehen  konnte,  musste  der  Rath  ein  neues  Ober- 
haupt haben,  denn  Schuller  und  Göldner,  die  Majestäts  Verbrecher,  die  so 
schnöde  ihren  Amtseid  gebrochen  hatten,  durften  unmöglich  an  der  Spitze 
der  obersten  Behörde  bleiben  *).  Sobald  die  beiden  in  der  gemeinschaft- 
lichen Sitzung   des  Raths  und    der  Hundertmannschaft   erschienen    waren, 

I  )  Gerichtsprotokolletc.  S.  1—6.  Genuina  relatio  etc.  S.  1  f.  und  der  Bericht 
des  Raths  vom  8.  September    1702  an    das   Gubernium    im    Schässburger  A.  Z. 
I».    1. 

iller)   inidün    kerdesre  fogot,   sok  eskiivesel  es   ätkozodäsal, 
tagadta,    mind  adig,   mig  nem  confrontältatot,  mind  a  complicens  Drägonvokkal. 
nlitet   Gelner   Istvän   Urammal,  akkor  osztän  egeszen  ki  vallotta  dolgät  es 
5r*li;i'  Bericht  des  Raths  an  das  Gubernium. 

I    M  1700  d.  SO.  Martij.   Sind  alle  diese  in  casu  cusionis  falsae  raonetae 
...  einem  Schässburger  löbl.  Magistrat  communicieivt  «rordaa, 
",il  ■ri««uni  U  als  Magistratus  jus  gladij  habentes  ihr  Ampt   lauen    und 

die  DeUaureatea  mi  beatraffen."  Gerichtsprot.  S.  10. 

ij  ..SiMuntur  coadunato  eonsllio  Senatus  et  Centumviratus  collegio  Johannes 
Schuler  Consul  etStephanus  Gftldasr  Judex Regius;  uterque  palam  in  publico  inter 
copiosissimasUchrymaset  singultus  crimen  atque  ejus  atrocitatem  ultro  confitetur, 

2* 


20 

glaubten  sie  einen  Gerichtshof  zu  erblicken,  der  zur  Verkündigung  ihres 
Todesurtheils  versammelt  sei  und  baten  in  tiefster  Zerknirschung  als 
reuige  Sünder  um  Gnade.  Da  wurde  ihnen  aber  bedeutet:  den  ßlulbann  zu 
hegen,  stehe  allein  dem  Rath ,  nicht  auch  der  Hundertmannschaft  zu; 
EUtb  und  Hundertmannschaft  seien  erschienen,  um  an  ihre  Stellen  würdi- 
nVr,  Oberbeamten  sich  zu  erwählen.  Nachdem  beide  ihrer  Ämter  entsetzt 
worden,  schieden  sie  gänzlieh  vernichtet  von  ihren  bisherigen  Amtsge- 
nossen und  begaben  sich  in  den  Hausarrest,  der  über  sie  verhängt  worden. 
Die  gleichzeitig  vorgenommene  Neuwahl  erhob  zum  Bürgermeister  Johann 
Hetzeldorfer  und  zum  Königsrichter  Andreas  Göbbel,  beide  Männer  von 
rechtlicher  Gesinnung 

Der  Rath,  der  nicht  eben  grosses  Vertrauen  auf  seine  Gesetzeskennt- 
niss  hatte,  und  weil  ein  ähnlicher  Prozess  seit  Menschengedenken  nicht  war 
verhandelt  worden,  zog  über  die  Behandlung  desselben  seine  Amtsbrüder 
in   Hermannstadt,  Kronstadt  und  Medwisch  zu  Rathe  *)  und  wurde  von 

et  nil  nisi  gratiam,  gratiam  flagitat.  Senatus  cum  Centumviratu  casum  ultro  ci- 
troque  pensitant,  ruminant  et  unanimiter  concludunt:  quatenus  uterque  velut 
perjurus  et  scandalosus  homo,  qui  ipso  facto  criminali  sese  officio  indignum 
reddiderit  et  infainia  facti  a  dignitate  honorata  degradarit,  quem  proinde  plublica 
Civitatis  res  officio  diutius  fungi  permittere  non  posset,  debito  juris  ordine  ad 
meritas  poenas  trahatur.  Indicatur  Schulero  et  Göldnero  Senatus  et  Centumvi- 
ratus  Consultum  et  arestum  denunciatur.  Schuler  et  Göldner  se  gravissime  pec- 
casse  et  atroces  poenas  meruisse  confitentur  gratiamque  capitibus  iterato  petunt, 
quibus  dicitur:  Magistratum  non  sedere  pro  Tribunali,  ut  judicet  super  facto  mo- 
netario  sed  solum,  ut,  dum  se  officiis  indignos  reddiderint,  dignas  personas  ad 
officia  gerenda  per  suffragia  libera  constituant,  nee  enim  Centumviratum  sed  Se- 
natum postestate  gladii  instruetum  ;  illumque  de  constitutione  Magistratus  sol- 
licitum  esse,  hunc  vero  tandem  facta  criminalia  seeundum  jura  traetare  debere. 
Schuler  et  Göldner  itaque  cum  magnae  devotionis  lachrymis  plena  contestatione 
coetui  utriusque  Senatus  valedieunt  et  unusquisque  ad  suas  se  reeipit  aedes." 
Relatio  genuina  etc.  S.  4  f. 

1)  «^Magistratus  Schäsburgensis  cum  a  memoria  ejus  Schäsburgi  nemo  sese 
crimine  falsationis  raonetarum  contaminaverit ,  caute  procedere  satagens,  Magi- 
stratus :  Cibiniensem,  Coronensem  et  Mediensem  consulit,  qui,  utut  consilia  conferre 
ob  loci  distantiam  non  potuerint,  uno  tarnen  ore  Magistrat™  Schäsburgensi  consulendo 
respondent:  quatenus  facilis  sit  in  hoc  passu  processus,  cum  habearaus  expressam 
in  legibus  nostris  munieipalibus  legem,  privilegialiter  a  Rege  Stephano,  nee  non 
diplomatice  ab  Augustissimo  Imperatore  non  sane  ad  speculandum,  sed  seeundum, 
illam  legem  judicandum  confirmatam,  quod  präfatio  et  conclusio  Statutorum  aper- 
tissime  ostendat:  cui  suffragetur  exemplorum  uberius  enumeratorum  praxis.  Con- 
sultus  superinde  etiam  Dominus  Comes  opinionibus  Magistratuum :  Cibiniensis, 
Coronensis  et  Mediensis  conscienter  annuit  et  ut,  qui  jam  officio  inquisitionis 
funetus  erat,  nee  judicem  agere  volebat,  sese  domum,  Inelyti  Regiminis  Rabuti- 
niani  Auditor  vero  cum  delicti  complieibus,  confrontationis  gratia  Schässburgum 
mandante  Excellentissimo  Domino  Generali  duetis  ,  ad  Regimen  se  reeipit." 
Genuina  relatio  etc.  S.  5  f. 


,-iii.Mi  ftbereinttimmend  auf  die  Stelle  in  den  Statut. -n  (Bach  '».  Tit.  t, 

:,.   «rO   M   lirissl:    ..l>i,"  Mn:  r.  ;.ls  die   nemlicheii,   so   f;«ls.-h.- 

Munt/   sehlagen   iiinl  machen,    die  w  erden  sampt  allen    denen,  so  ihnen    dar/.u 

gehollfen.  »»der  w  issentlieh    ihre  Rehau.NUi.g  dar/.u    geliehen    inil    dem  Feuer 

lb«r  mit  Zusatz  das  Gold  fl  l.schel  .     oder  ans  falschem  Silber 

l:    wer  l.iU.-he  Munt/,  kanll'l  oder  veikaufl't.    Leute  zu  betrügen,    wcr- 

I       M-hheit  verhalltet,  niul    werden    darum    ehrloss  und  aus 

vertrieben.''    Der  noch    in  Scbleebnrg  anwesende  Harteneei 

inen  die  Ansieht  jener  drei  Städte,  lehnle  übrigens  jede 
»weitere  Lii.mischuug  ab  und  reiste,  da  er  in  dem  l'i-o/.esse.  dessen  l  nter- 
suchui  >ilet.    nicht    zugleich  Richter    sein  wollte,    hald   darauf  nach 

Hermannsladt    zurück.      Auch    der  Auditeur.    der  Birnbaumer    und    <' 
beide  Helfershelfer  nach  Schässburg  gebracht  hatte,  begab  sich  mit  den- 
it  KU  seinen»  Regiment. 

Am  14.  April  wurde  auf  Grund  eines  vom  Generaiauditeurlieutenant 
Seit/er'  \  im  llerbersheim  in  Ilcrmannstadt  abgegebenen  Gutachtens  1)  vom 
Stadtrat!)  der  Katharina  Krempes,  dem  Christian  Frank  und  Franz  Weissen- 
das  (  rtheil  gesprochen  und  vollzogen2).  Nach  dem  bereits  er- 
wähnten Paragrapbe  sollte  Krempes  lebendig  verbrannt  werden,  doch 
wurde  diese  Strafe  vom  Rath  „aus  grosser  Barmherzigkeit"  und  „in  An- 
sehung ihrer  weiblichen  Schwachheit"  dahin  abgeändert,  dass  sie  mit  dem 
Schwert  vom  Leben  zum  Tode  gerichtet  und  dann  verbrannt  wurde.  Frank 
ward  mit  Ruthen  gestäupt  und  ewig  des  Landes  verwiesen.  Auch  Weissen- 
•  traf  ewige  Landesverweisung.  Kurz  vorher  war  auch  Birnbaumer 
in  Reps  hingerichtet  werden  3). 

Warum  traf  nun  aber  die  Strafe  nur  drei  — bei  Frank  undWeissenburger 
nicht  eben  die  schuldbeladensten  —  Häupter?  Die  übrigen  Angeklagten 
geborten  den  ■teaerf&bigtten  und  vornehmsten  Familien  der  Stadt  an*), 
zählten  /.ahlreiche  Freunde  und  nahe  Anverwandte  im  Rath  und  in  der  Hun- 
dertmannsehafl.  Gründe  genug,  um  den  Rath  zu  bestimmen,  den  Eingeker- 
kerten, dir  ob  ihres  gleichen  Verbrechens  auch  alle  nach  der  Strenge 
dei  Gteeetsea  die  Todesstrafe  treffen  musste  ,  den  Weg  der  Gnade  vor- 
offen zu  lassen  und  nicht  die  eigenen  Familien  in  den  Ab- 
grund rbens  zu  stürzen.  Ob  auch  die  Besorgniss,  den  magyarischen 

1)  Seltzer  benützte  in   grosser   Ausführlichkeit    das    Römische   Recht,    die 
Carolina  und  Carpzov.  Gcrichtspr.  S.  19  —  28. 

2)  Gerichtsprotokoll  etc.  S.  29  f. 

.eralis    Vi-  5  Nagvsäga   a  härom  Drägony   kozöt  a  prin- 
eipilUl  hulallal  büntete  azoi  '   Bericht  ans  Gubernium. 

0    '•    !    '  '    !""'gbogj,    ha  mint   a/.oknak.   a    kikv^tetek,    erdemek   szerint 
kellen.«  |  Mtniok.  nagy  hijja  esnek  varosunkban  az  adozo  es  elökclü  read« 

nek,  es  mint  hogj  semi  egjeb  vetkek  az  penz  veretesen  esa/./  kivül  .   nein 

vnlt.    mi    lAnrenyt   reäjok    n^m    töttünk;    hanem    requirältuk    Nalionalis   I 
Urt  ö  Kegyeluiet,  mit  kelletio-k  teimünk."  Bericht  Uli  Gubei  nium. 


22 

Gegnern  Gelegenheit  zu  nachteiligen  Ausfällen  auf  die  von  Wien  aus  hoch- 
gerühmten  Sachsen,  weil  die  Treue  derselben  nicht  auch  auf  die  Achtung 
vor  der  kaiserlichen  Münze  sich  erstrecke,  zu  geben,  ob  also  auch  Gründe 
der  Politik  auf  den  Rath  der  Stadt  und  später  auf  Harteneck  eingewirkt 
haben :  ist  immerhin  möglich,  doch  nicht  erwiesen.  Der  Rath  befragte  Har- 
teneck, was  nun  weiter  in  der  Sache  zu  thun  sei,  und  wurde  von  diesem, 
da  die  Entscheidung  nicht  in  seine  Hände  gelegt  sei,  an  den  Kaiser  gewiesen. 
Doch  Harteneck  selbst  war,  wenn  auch  nicht  um  Schullers  Persönlichkeit 
Willen,  für  die  Schuldigen  eingenommen,  Hess  durch  seinen  Agenten  J.  Hos- 
mann von  Rothenfels  dem  kaiserlichen  Hof  eine  Denkschrift  zu  Gunsten  der- 
selben einreichen  und  beförderte  ebenso  wie  der  Rath  Schässburgs,  der 
längere  Zeit  weder  dem  Gubernium,  noch  dem  kaiserlichen  Hof  einen  Be- 
richt von  dem  Geschehenen  erstattete,  die  später  erfolgte  Freilassung  der 
Falschmünzer1). 

Doch  während  die  übrigen  Gefangenen  in  dankbarer  Anerkennung  der 
Gnade,  die  der  Rath  geübt  hatte,  ruhig  die  drückende  Schwüle  des  Gefäng- 
nisses ertrugen,  vermochte  der  Jähzorn  dem  Exbürgermeister  nicht  Still- 
schweigen zu  gebieten.  Des  schwankenden  Bodens,  auf  den  er  seinen  Fuss 
gesetzt  hatte,  gänzlich  vergessend,  erlaubte  er  sich  Reden,  die  seine  noch 
sehr  bedenkliche  Lage  weit  eher  zu  gefährden,  als  zu  erleichtern  geeignet 
waren  2).  Wollte  er  als  Adeliger  vor  einen  adeligen  Gerichtshof  gestellt 
werden?  drohte  er  aus  seiner  Haft  zu  entweichen?  oder  reitzte  esseine 
Habsucht,  dass  die  neuen  Beamten  alles  Stadteigenthum  aus  seinem  Hause 
davonschaffen  Hessen  und  rechtmässige  Forderungen  rasch  aus  seinem 
Säckel  befriedigten?  In  den  Mund  Schullers,  der  selbst  im  Gefängniss  sei- 
nen lasterhaften  Lebenswandel  fortsetzte,  passten  keine  Drohungen.  War 
es  doch  längst  bekannt,  dass  seine  Amtswaltung  keine  rühmenswerthe 
und  uneigennützige  gewesen!  Als  Hetzeldorfer  dieBürgermeistercasse  über- 
nahm, fand  er  darin  grosse  Unordnung  und  spürte  ein  bedeutendes  Deficit. 
„Wie  der  Schurke  darf  noch  drohen?  Wenn  er  um  nichts  anderes,  als 
darum,  wie  er  das  Publicum  bestohlen  hat,  gestraft  wird,  so  kann  man 
ihm  sein  Recht  thun !"  rief  Harteneck,  als  man  ihm  von  diesen  Vorgängen 
Bericht  erstattete  und  er  erfüllte  als  Sachsengraf  nur  seine  Pflicht,  indem 
er   den   schläfrigen  Rath  Schässburgs    zur  Wachsamkeit  und  Rechnungs- 

i)  „Reliquis  complicibus  nullus  est  formatus  processus ,  sed  Magistrats 
Schäsburgensis  considerans  ex  una  parte  delicti  paritatem  ,  ex  altera  vero  tot 
familiarum,  si  de  juris  rigore  procedendum  esset,  ruinam,  scribit  Nationis  Comiti, 
ut,  quid  facto  opus  sit,  consulat.  Iste  non  se,  sed  Augustissimum  Imperatoren» 
consulendura  esse  resci  ibit ,  suoque  Agenti  intimat,  quatenus  medio  memorialis 
mandatum  impetret,  quid  cum  falsatoribus  illis  sit  agendum,  num  plectendi,  num 
vero  aggratiandi?''  Genuina  relatio  etc.  S.  7.  „Eö  Kegyelme  javalläsäbol  aläzatos 
memorialis  ältal  repräsentältatot  az  egesz  dolog  cum  sua  serie  a  felseges  Deputa- 
tionakv,  melyre  követte  osztän  az  aggratiälas  a  Complicenseket  kicsintul  fogva 
nagjiy."   Bericht  ans  Gubernium. 

2)  Anhang  1. 


u 

ahlegung  BthaU,   damit  die  Stadt  nicht  zu  Kur/.  kmnme.  falls  auf  Schul; 

Vermögen  auch  \<>n  anderer  Seite  inanrneh  erbobeo  werde. 

G.»ldner     w;tr     indessen     schon     am     18.    M;.i    gegen     Bftf  einer 

kürschncr/.unfl.  ihn  jederzeit  zu  stellen  oder  1000   Thaler  Strafe  M  zahlen. 

letal   worden1),    weil    man    im    Voraus   auf  die  (inade    des 

rechnen    y.n  diirf cn    glaubte.     .Nach    halbjährigem    (iefii  ngniss    winde 

auch  Sehuller  W   Hall    befreit    fegen    Hurgxchaft    von   zwölf   ange- 

,in.  die  3000  Thaler  erlegen  tollten,  falli  sie  ihn  nicht  .stellen 
Muten,  Zu  derselben  Zeil  öffneten  lieh  gegen  Bürgschaft  auch  die  Kerker- 
■ftrtea  der  übrigen  Gefangenen,   Ali  dieeer  Hoffnung  erweckende  Gnaden- 
den   Flüchtlingen    bekannt  und   ihnen    eine   gleiche    Behandlung    / 

sichert  worden    stellten    sich  i\vr  Kupferschmied  Schuller,    i\^v   sich    hisher 
in  der  (i  rtteekJ  gebalten,    der  Goldschmied  Sehuller,    Nussbaumer 

und    Haner    und    winden    naeh    kur/.ein     Gewahrsam  unter    denselben    Be- 
dingungen wie  ihre  Mitschuldigen  freigegeben2). 

Hatte  Sehuller  schon  im  Gefängnisse  seine  Unzufriedenheit  in  den  be- 
leidigendsten Ausdrücken  geäussert,    so  erreichte   von    dein  Tage  seiner 
Fi -eilassiinir  an  die  Amnassung  desselben  eine  um  so  grössere  Höhe,  je  mehr 
.  eheimen  Einflüsterungen  Gehör  zu  schenken  und  des   Schutzes  mäch- 
G      ner  sieh  zu  versichern  Gelegenheit  hatte.    Es  wurde   von   seinem 
Anhang  ohne  Rückhalt  verkündet,  dass  er  mit  Hülfe  des  kaiserlichen  Beicht- 
i -s  seinem  Prozess  am  Hofe  eine  günstige  Wendung  gegeben  habe;  dass 
er  unter  dem  besondern  Schutz  einflussreicher  magyarischer  und  deutscher 
Herrn  noeh  hoch  kommen,  ja  schon  zu  Weihnachten  ins  Bürgermeisteramt 
wieder  werde  eingesetzt  werden3).    Nun  konnte  er   dem  Rath  —   in  seinen 
r  nicht  hessef  als  er  selbst  —  seine  Behandlung  nicht  verzeihen, 
hekla-tc  sich  ühcr  ungerechte  Schädigung  in  seinem  Eigenthum  und  drohte 
ohne  Scheu,  an  ihnen  Bache  nehmen  zu  wollen4).  In  den  Augen  der  Bürger 
aber  setzte  er  jeden  einzelnen  Ilathgeschwornen  durch  die  entehrendsten 
Schimpfwoi  te  herab  und  forderte  offen  zu  Widersetzlichkeiten  auf.    Dass 
gerade  diejenigen,  denen  er  in   den  Rath  geholfen  habe  (Göbbel ,  Helvig, 
ine  eifrigsten  Gegner  seien,  verdross   ihn  am  meisten5).    Da  traf 
ihn  eines  Tages  auf  dem  Siechhof  der  Bürgermeister  Hetzeldorfer  an  und 
befragte  ihn  wegen  einer  Geldsumme,  die  der  Sachsengraf  von  ihm  ersetzt 
haben    wolle.    Sehuller,    von    der    unbändigsten   Leidenschaft  hingerissen, 
stiess   im  heftigen   Wortwechsel    die  unbesonnensten    und   verfänglichsten 

l>    v'  !i.    \.    /.     T'M.    b.    rMagistratus   Schäsburgensis   gratia   clementissimi 

ratoris  fretue ,  omnes  et  singulos  delicti  complices  sub  securitate  fidejus- 
■oria  ex  arreslo  din.ittit."  Genuina  relatio  etc.  S.  7.  Über  Schuller  Seh.  A.  Z. 
791,  c 

tepretokoU  |  ff.   Bürgschaften  im  Seh.  A.  Z.  791.  d.  e. 

3)   Uutersuchungsprntokoll  vom  IS.  November  1700,  11.  45.  81.106.   Zeuge. 

%)  Genuina  relatio  and  Anhang  «>.  Untersuchungsprotocoll  etc.  7,  04,  98. 
Zeti^e. 

5)   Untersuchungsprotokoll  etc.  53.  end  127.  Zeug.»  u:.d  Ai.hang  2. 


24 

Worte  aus:  ..Ehe  er  jene  Geldsumme  zu  ersetzen  genöthigt  werde,  drohte 
er,  solle  im  Lande  ein  anderer  Zustand  eingeführt  sein;  er  habe  von  solchen 
Mannern  Beistand  zu  erwarten,  dass  er  schon  durchzukommen  hoffe ;  Har- 
teneck  kabe  kein  Recht,  ihm  das  Leben  zu  nehmen  und  ehe  das  geschehe, 
wolle  er  Dinge  herbeiführen,  dass  alle  Welt  sich  darüber  wundern  solle." 
Nicht  lange  später  fand  ein  ähnlicher  heftiger  Auftritt  in  Hetzeldorfers 
eigener  Wohnung  statt.  Es  war  nämlich  nach  althergebrachtem  Recht  auch 
Schullers  Haus  besteuert  worden ,  was  denselben  so  sehr  in  Harnisch  ge- 
bracht hatte,  dass  er  voll  Trotz  dem  Bürgermeister  zurief:  „Ehe  er  von 
seinem  Haus  Steuer  zahle ,  wolle  er  es  zwar  nicht  verkaufen ,  sondern ,  so 
wahr  ihm  Gott  helfe,  solches  damit  anstiften,  dass  die  Stadt  sich  darüber 
entsetzen  solle"1). 

So  hatte  nun  Schuller  mit  Jedermann  gebrochen.  Die  Rathsgeschwornen, 
an'ihren  empfindlichsten  Stellen  verletzt,  verhöhnt  und  von  Schullers  Rache- 
plänen geschreckt ;  der  Sachsengraf  selbst  von  Schullers  Drohworten  nicht 
verschont;  die  Stadt  mit  Feuer,  das  Land  mit  Empörung  bedroht:  wer  hätte 
zu  dem  Allem  schweigen  dürfen?  Konnte  man  denn,  da  man  Schullers  zu 
allem  fähigen  Charakter  so  genau  kannte,  für  leere  Prahlerei  halten,  was 
er  so  oft  hören  Hess:  „Er  wolle  noch  Manchem  seiner  Widersacher  warm 
machen,  Manchem  Kren  in  die  Nase  reiben,  Manchem  über  den  Kopf 
wachsen2).  Vergebens  rügte  seine  Gattin  die  gegen  den  Bürgermeister  aus- 
gestossenen  Drohworte ;  wenn  er  auch  zugab,  sie  in  der  Hitze  des  Zornes 
gesprochen  zu  haben 3) :  sein  Verhängniss  riss  ihn  unaufhaltsam  mit  sich 
fort.  Gerüstet  mit  den  Waffen  der  Gewaltthat  und  des  Betrugs ,  die  ihm 
eigen  waren ,  wollte  er  der  grossen  Schaar  seiner  Feinde  entgegen  treten 
und,  wie  er  wohl  einsah,  um  Ehre  und  Leben  kämpfen.  Dumpfe  Gerüchte 
von  einer  Reise  Schullers  bald  nach  Wien,  bald  in  die  Türkei  durchkreuzten 
die  Stadt*). 

Da  befahl  Harteneck  unterm  16.November  1700  dem  Rathe  Schässburgs 
gegen  Schuller  wegen  dieser  Drohworte  eine  Untersuchung  einzuleiten, 
und,  da  Schullers  verbrecherischer  Lebenswandel  wenig  Hoffnung  auf  einen 
für  denselben  günstigen  Ausgang  übrig  lasse,  im  Wege  Rechtens  mit  dem- 
selben zu  verfahren,  wie  er  es  vor  Gott  und  der  Welt  verantworten  könne5). 
Die  nähere  Anweisung,  wie  die  Untersuchung  erfolgreich  einzuleiten  sei, 
theilte  der  gleichzeitig  in  denselben  Angelegenheiten  mit  einem  seiner  Amts- 
genossen in  Hermannstadt  anwesende  Rathsgeschworne  Hartw.  Pancratius 
mit:  Der  Ralh  solle  die  Zeugen  nur  nach  Ablegung  eines  Eides  vernehmen, 
damit  man  zur  Betreibung  des  Prozesses  eine  unumstössliche  Grundlage 
erhalte.  Habe  er  sich  vorerst  in  der  Stille  jener  Zeugen  vergewissert,  durch 
deren  Aussage  die  Anklage  gegen  Schuller  erhärtet  werden  könne,  dann 

1)  Untersuchungsprotokoll  etc.  95.  Zeuge  und  Genuina  relatio  etc.  S.  8. 

2)  Untursuchungsprotokoll  etc.  7.  64.  98.  127  Zeuge. 

3)  Untersuchungsprotokoll  etc.  114.  Zeuge. 

4)  Untersuchungsprotokoll  etc.  12.  und  31.  Zeuge. 

5)  Anhang  2. 

6)  Anhang  3. 


solle  Sobuller  vorgestellt  und  sur  Verantwortung  den.  \\'<»iii* 

i6  Drehungen  leugnen  and  srerde  er  ren  den  Bens; 
eines  beliebigen  Verbreeheni  überwiesen.  ie  teil«  nun  demselben  noch  der 
in  peinlicbei  ReehtsfUlei  Ibttehen  Gewohnheit  keine  Transmission« 

stallen.    sondei  n    denselben    <j:m\/.    nach    dein    Wurl  laut    der    I  Steril  ml  isehcn 

te  behendein. 

M  .im  17,  November  wurde  Selmller  vor  den  Malli  geladen,   geltend 

die  /.tun  Bürgermeister  gesprochenen  Worte  ein,   trollte  sieh  sbev 
.  h  dnrefa  eine  in  guten  sinne  rersnchte  Deutung  derselben  entsehnl« 

i.    Weil  dcv  llalh  indess  ans  Seluillers  Worten   und   Handlungen  auf 
■n  könne,   wurde  demselben  seine  Verhaftung  und  für 
Agenden  Tsg  die  Eröffnung   einer  Untersuchung  angekündigt,     131 
städtische  Zeugen  —  denn  die  Aussagen  vom  Lande  erfolgten  abgesondert 
naeh  den  einzelnen  Dörfern  —  wurden  vom  18.  November  an  mehrere  Tage 
hindurch  zur  Beantwortung  von  drei  Fragen  vernommen.    Die  Fragen  lau- 
teten :    1.  Hat  Schuller  Drohungen  gegen  seine  Obrigkeit  oder  das  Gemein- 
-estossen?    2.  Hat   er  sich  Übergriffe  in  fremdes,    namentlich 
Stadt-  oder  Stuhlseigenthum  erlaubt?    3.  Hat    er  sich   fleischlicher  Ver- 
brechen schuldig  gemacht?2). 

In  Betreff  der  ersten  Frage  erfuhren  die  Richter  zwar  nichts  Neues, 
dafür  wurde  eher  das  schonBekannte  vollkommen  bestätigt.  Was  die  zweite 
anlangte,  so  entdeckte  man  einen  so  bedeutenden  Unterschleif,    dass  der 
is.  der  über  Schullers  Erpressungen  vor  der  Zeugenvernehmung  war 
angefertigt  worden3),  noch  bei  weitem  vermehrt  wurde.   Dahatten  sich  von 
der  Zeit  an.  wo  Schuller  Stadthann  gewesen,  die  Vorräthe   an   städtischem 
Korn  aus  den  Korngruhen,  der  Mühle .  den   Magazinen,  dem    Zehnten   mas- 
\acht  verloren.  Noch  1G9I,  als  Schässburg  für  das  HeerLud- 
ilen  viele  Fruchtvorräthe liefern  musste,  waren  in  einer  einzigen 
Nacht  von  Kl  Kübeln  Korn  41  zu  hohem  Staunender  Bürger,  die  es  wahrnah- 
men, und  zu  noch  Verwunderuug  für  den  Bürgermeister  Michael Deli, 
der  nicht  das  Geringste  davon  wusste,  in  Schullers  Haus  getragen  worden. 
dermsl  halte  er  sich  von  dem  Zehnten  aus  der  Wüstung  76%  Kübel 
Korn  heimlich   zugeeignet,    ebenso    aus  dem  Fiscalzehnten   der  Stadt  129 
Auf  der  Kürschnerlaube  war  einMagazin;  von  dort  hatte  er  50  Kübel 
neu  und  den  gerade  im  Gedränge  befindlichen  Trapoldern  zu6fl.  ver- 
Ms  Schuller  noch  während  des  Verhörs  hierüber  befragt  wurde, 
schützte  er  als  Kechtfertigung  vor,    dieses  kaiserliche  Magazin  sei  aller- 
er Leitung  anvertraut   gewesen  und  er  habe  seiner   Zeft  davon 
uing  gestellt.    Einen  Theil  der  Vorräthe   nämlich   habe  er  dem 
n  der  Ofllciere  gemäss  gegen  Mehl  ausgetauscht,  den   andern  hätten 

l  )   liitersuchungsprotokoll  zu  Anfang  und  Genuina  relatio  etc.  S.  8. 

nigsprotokoll  etc.   und    die   vom  Kisder  l'apitel    veranstaltete 
Untersuchung  im  Seh.   \.  Z,.  r»:>9,e.  1. 

I>ieae  „Specitication"  im  B«lL  A.  /,.   I  '»:,«>,  v.   1. 
\)   L ":it  rsuchungsprolokoll  etc.    1.    i.   86.  Zeuge   und  die  ..Speeitication." 


26 

ihm  die  Oflieiore.,  willig  zugegeben."  Was  er  anderwärts  genommen,  sei  auf 
Rechnung  seiner  Forderungen,  die  er  an  die  Stadt  zu  machen  habe,  ge- 
schehen und  zwar  mit  Vorwissen  derer,  die  darüber  Rechnung  abzulegen 
gehabt  halten1). 

Auch  Wein,  Heu,  Hafer,  Erbsen,  Kukurutz  waren  theilweise  in  grosser 
Menge  für  den  Gebrauch  seines  Hauses  verwendet  worden;  ferner  waren 
unter  dem  Namen  von  Stadtweinen  mehrere  seiner  eigenen,  einmal  sogar  ein 
Fass  ausdrücklich  verbotenen  walachischen  Weines  zu  seinem  Vortheil 
ausgeschenkt  worden2).  Erhielt  die  leere  Stadtcasse  einen  Geldzufluss,  so 
kam  derselbe  nicht  immer  in  Rechnung,  wie  z.  B.  einmal  403  fl.,  welche  die 
Stadt  durch  den  Baumwollhandel  gewonnen  hatte.  Scbuller  nahm  aus  der 
Bürgermeistercasse  nicht  bloss  schöne  Gold-  und  Thalerstücke  ,  ohne  sie, 
wie  er  versprochen,  zu  ersetzen  ,  sondern  noch  häufiger  grössere  Geld- 
summen, die  er  zu  eignem  Gebrauche  bald  zum  Ankauf  eines  Hauses  und 
Umbau  desselben,  bald  als  Darlehen  für  die  Stuhlsortschaften  verwendete3). 
Auf  diese  Weise  und  zumal  dadurch,  dass  auch  sonst  aus  der  Casse,  ohne 
dass  Jemand  darum  gewusst  hatte,  einige  hundert  Gulden  verschwunden 
waren,  und  dass  die  bei  Verrechnungen  übriggebliebenen  kleinern  Summen 
nie  wieder  in  Rechnung  gebracht  wurden,  ward  denn  das  Räthsel  plötzlich 
gelöst,  dass  Schuller,  obgleich  er  oft  betheuerte,  nicht  einen  Heller  baaren 
Geldes  zu  besitzen,  doch  schon  am  folgenden  Tage  200  —  300  fl.  vorzu- 
strecken vermochte.  „Der  Donner  soll  mich  erschlagen,  wenn  ich  einen 
Heller  habe!"  beschied  er  Jemanden,  der  Geld  von  ihm  haben  wollte,  und 
doch  zahlte  er  in  der  nämlichen  Stunde  den  Trapoldern  100  fl.  aus.  Ja  selbst 
mit  der  Umlegung  der  Steuer  erlaubte  er  sich  masslose  Willkür;  nach 
eigenem  Gutdünken  erliess  er  Einzelnen,  die  seine  Gunst  besassen,  einen 
Theil  derselben,  während  er  eine  gleicheSumme  Andern  ungerechter  Weise 
aufbürdete.  Sein  Haus,  das  er  sich  unlängst  auf  der  Burg  gekauft  hatte, 
war  allein  an  Fruchtlieferungen  über  118  fl.  schuldig  geblieben^). 

Am  schamlosesten  waren  dagegen  Schullers  Erpressungen  auf  dem 
Lande  5).  In  Keisd  bemerkte  er  einmal  einen  schönen  Hengst ;  als  er  ihn 
vom  Besitzer  für  Geld  forderte,  zog  der  Markt  vor,  ihm  damit  ein  Geschenk 
zu  machen.  Ein  andersmal  besuchte  er  den  dortigen  Viehmarkt :  es  gefiel  ihm 
das  Pferd  eines  Keisders,  doch  als  ihm  der  Kaufschilling  von  45  fl.  zu  hoch 
war,  kehrte  er  dem  Verkäufer  zornig  den  Rücken,  mit  den  Worten;  „Wartet 
nur,  Keisder,  ich  will  euch  lehren,  dass  euch  nicht  ein  Hemd  am  Hals  bleiben 
soll!"  Um  seinen  Zorn  zu  besänftigen,  wurde  ihm  auch  dieses  Pferd  um- 
sonst gegeben.  Auch  in  Bodendorf  erhandelte  er  ein  Pferd  um  12  fl.  Als 
der  Verkäufer  die  Zahlung  verlangte,  fragte  Schuller  in  hohem  Grade  auf- 

1)  Untersuchungsprotokoll  etc.  zwischen  dem  123.  und  124.  Zeugen. 

2)  Untersuchungsprotokoll  etc.  5.  6.  Zeuge  und  die  „Specificatiou." 

3)  Untersuchungsprotokoll  etc.  3.  21.  92.  95.  121.  Zeuge. 

4)  Untersuchungsprotokoll  etc.   7.  9.  23.  38.  Zeuge  und  die  „Specification." 

5)  Untersuchungsprotokoll  etc.  zwischen  dem  82.  und  83.  Zeugen,  ferner 
eine  genauere  Erhebung  vom  19.  Mai  1703  im  Seh.  A.  Z.  1459,  c.  2. 


27 

1,1:  ..Hahe  ich  denn  nicht  soviel  um  das  Hort  verdient.  flftM  01  lt  i, 
Ar   mich  zahlen    Kam»?"     l'nd    .1;is  erschreckte    Dorf  Hfotf    augenblicklich 

hlnng  auf  LOS  Kiihcl  Korn    ahcr,    die  Sclmllcr  vor- 

schlich fürs  Maua/in.  in  der  Thal  jedoch  für  sich  nach  Sehässburg  halle  lie- 
fern |M  fielen  nach  letaer  kbeettvag  dem  Dorf  -zurückzahlen. 

Inter    demselben   Verwände    halle    MF    au«  h     aus    Trapold    90   Kiihcl    nach 
|»«rg    tut  icn    lassen.     Ms    er   auch    hier   ein  Herd    kaufen    wollte   und 
cht  tel  Verkinfer,   die  Zahlung  würde  unter  irgend   einem 
l     werden,     nicht    erhielt,   hedeutete    er    drohend  :    die 
Prudenor  hatten  ihm  auch  ein  Pferd  gebracht,   dafür  hätte  er  den  Kaufpreis 
ihm   rechtschaffen   bezahlen.     Um    die   Gunst    des 
. der  zu  erlangen,  sammelte  die  Altschaft  unter  sich  die 
geforderten  26  '/loten  und  schickte    ihm  das  verlangte  Pferd  als  Ehrung. 
Auf  dieselhe   \\  ang  er  üherall,  wohin  er  kam,   Geschenke,  und 

baten  ihn  die  Hauern  unter  Thränen  um  Erbarmen  mit  ihrer  Armuth,  so 
fanden  sie  dennoch  kein  Gehör-).  Jene  Summen  aber,  die  einige  Dörfer 
!  uldelen.  waren  oft  nur  theilweise  ,  oft  gar  nicht  in  die  Hände  der 
Schuldner  gekommen.  Schuller  versprach  die  betreffende  Summeins  Steuer- 
buch als  gezahlt  einzuschreiben,  ohne  den  Schuldnern  immer  die  Über- 
zeugung zu  verschaffen,  dass  es  aueb  wirklich  geschehen  sei. 

Ward  Schuller  schon  durch  die  bisherigen  Geständnisse  in  den  Augen 
seiner  Richter  wie  seiner  Zeitgenossen   gebrandmarkt,  so  beleuchtete  die 
Beantwortung  der  dritten  Frage  die  Riesengestalt  des  mit  dem  Fluch  der 
Armuth,  der  Witwen    und   Waisen   beladenen  Verbrechers  mit  noeb  weit 
schreckhafterem  Lichte.    Seine  Gattin,  die  ehrsam  waltende  Hausfrau,  die 
ihrem  Gatten   mit  so  unendlicher  Liehe  zugethan  war,    empfand  mit   lief- 
zerrissenem Herzen  den  Manuel  ehelicher  Treue.  Mit  hoher  Schönheit  aus- 
i  hafte  Frauen  waren  die  Glücklieben,  denen  ihr  Gatte 
sein  Herz  <reschenkt  hatte1).    14  Jahre   lang  lebte  er  mit  Sara  ,  der  Gattin 
Johann  Klops  auf  mehr  als  vertraulichem  Fusse.   Je  höher 
indess  seine. Macht  und  sein  Einfluss  stieg,  desto  ungescheuter  trat  auch  sein 
Hang  zu  sinnlichen  Genüssen  zu  Tage.  Als  die  Klops  schon  etwas  gealtert 
warf  er  unter  ihrer  Mithülle  um   die  schöne  Gattin   des  Daniel  Bttl- 
S    Illingen,  ohne  aber  dem  Umgange  mit  der  Klops  gänzlich  zu 
en.    Da,  als  er  Bürgermeister  geworden,  erreichte  seine  Schamlosig- 
keit den  höchsten  Grad.    Nun  beschränkten   sich  seine  Verfolgungen   nicht 
mehr    auf   seine    weihliche  Dienerschaft,   der   er  manch   geheimnissvollen 
Trank  von  Hermann  itadfl  mitbrachte  oder  durch  Zigeunerinen  bereiten  liess, 
ii   der  „Teufel,"  wie  ihn  seine  Mägde  kurzweg  nannten,  hatte  jetzt 

1  )    In  Wahrheit  hatte  auch  hier  das  Dorf  selbst  zahlen  müssen. 

■ngapratakaH  etc.  53.  Zeuge. 

rsuchunfroprotokoll   etc.   11.    16.    21.  25.  30.  40.  48.  53.  56.  57.  58. 
61.  63.  7  1.  7  5.  76.  82.  84.  90.  91.  93.   96.  98.    102.    103.    H>4.    Kis.    1  o«>.  1  1  0. 
16.  117.  119.  120.    121.  122.    126.   128.  131    (\  o  i   (  apitel   vernommener) 
[Seh.  A.Z,  1459,  e.  1.]  Zeuge. 


28 

auch  die  Gattin  toi  Panl  Dei*;,  die  „Goldarbeiterin",  die  „Repserin"  und 
riek  AndeM  mit  seinen  Netzen  umstrickt,  und  das  Glück,  das  er  so  oft 
bei  teinen  leichtsinnigen  Zeitgenossinnen  fand,  [ermunterte  ihn  zu  immer 
iMiKMi  Au«; rillen  auf  eheliche  Treue  und  jungfräuliche  Ehre.  Zu  denen,  die 
stol/.  seinen  Anträgen  kein  Gehör  gehen  wollten  ,  gehörte  auch  die  unge- 
achtet ihrer  Lasterhaftigkeit  doch  in  ihrem  Wollen  entschiedene  Katharina 
Krempe«.  Dass  sie  es  verabscheute,  in  die  Plane  Schullers,  der  kein  Mittel 
unversucht  Hess,  ihre  Tochter  Anna  Maria  sich  zu  gewinnen,  einzugehen, 
hielt  sie  noch  in  ihren  letzten  Augenblicken  für  die  Ursache  seiner  Rache 
und  ihres  Todes.  In  einem  Zimmer  des  obern  Stocks,  das  er  allein  be- 
wohnte, sah  man  nicht  bloss  jene  Frauen,  deren  guten  Ruf  er  schon  längst 
vernichtet  hatte,  die  also  auch  nicht  immer  heimlich  durch  den  Garten  zu 
ihm  sich  hinzustehlen  Noth  hatten,  ein-  und  ausgehen,  sondern  oft  traten 
auch  sonst  sehr  ehrbare  Frauen  und  Jungfrauen  über  seine  Schwelle  und 
weilten  hinter  verschlossenen  Thüren  unter  den  bedenklichsten  Umständen 
bei  ihm  allein.  Bisweilen  betrat  Schuller  persönlich  ohne  Furcht  sogar  die 
eigene  Wohnung  seiner  Opfer,  deren  er  sich,  wenn  er  bei  Laune  war, 
prahlend  rühmte,  und  durfte  ungestraft  von  der  erbärmlichen  Schwäche 
der  Ehemänner  seinen  Fuss  wieder  über  die  Schwelle  setzen.  Noch  häufiger 
aber  bargen  ihn  und  seine  Schandthat  sein  Meierhof  und  die  Höhlen  zahl- 
reicher Kupplerinen  und  anderer,  die  in  seinem  Solde  standen.  Die  weib- 
liche Schwäche  folgte  mit  Zuvorkommenheit  den  Befehlen  des  Bürger- 
meisters. Ganze  Nächte  wurden  im  Sinnentaumel  durchschwärmt  und  ausser 
dem  Hause  zugebracht.  Der  gewöhnliche  Begleiter,  der  verlässlichste  Ver- 
traute und  Helfershelfer  auf  diesen  Wegen  des  Lasters  war  Hans  Moser,  der 
treue  Diener  seines  Herrn. 

Damals  reifte  eben  in  Schullers  Hause  Rebecca,  eine  arme  verlassene 
Waise,  zur  Jungfrau  heran.  Sie  war  nicht  in  dem  Lande  geboren,  sondern 
von  türkischer  Abkunft  und  wahrscheinlich  wie  viele  andere  Kinder  in 
jenem  Jahrhundert  als  überflüssige  Bürde  im  Lande  zurückgelassen  worden. 
8  Jahre  alt  wurde  sie  am  14.  Jänner  1692  *)  durch  die  Taufe  dem  Christen- 
tum gewonnen  und  wuchs  in  Schullers  Hause  gross.  Doch  kaum  zu  üppiger 
Jungfrau  gediehen,  reizte  die  orientalische  Schönheit  und  Lebhaftigkeit  der 
„Türkin"  die  Lüsternheit  des  Unmenschen.  Ihr  Ziehvater  wurde  ihr  Ver- 
führer. Auf  alle  Wege  folgte  sie  willig,  wohin  ihr  Herr  gebot.  Von  den 
Hausgenossen  stand  Rebecca  bei  Schuller  in  höchster  Gunst  und  selbst  als 
ihr  Verhältniss  zu  ihm  kein  Geheimniss  mehr  war,  bot  sie  frech  ihren  übri- 
gen Wohllhätern  im  Hause  die  kecke  Stirne  2).  Die  unglückliche  Hausfrau 
aber  versuchte  vergeblich  ihren  Gatten  auf  bessere  Wege  zu  bringen.  Ver- 
gebens empfing  sie,  sich  einmal  ermannend,  im  Gefühl  tiefer  Kränkung  mit 

1)  „Ex  Turcica  Natione  corpori  Christi  mystico  inseritur  d.  14.  Jan.  1692 
Rebecca  annorum  8  filia  curae  Ampi.  D.  Jon.  Schulers  Sedis  ludicis.''  Schässb. 
Kirchenprotokoll. 

2)  Untersuchungsprotokoll  etc.  50.  53.  69.  70.  83,  94.  106.  116.  122. 
123.   130.   Zeuge. 


19 

zürnenden  Worten  il.ivn   Galten,  der  ehen   sji.H   nach   Haust-  Kam.   „Ach.   das«. 
;  i»  Hin.     klagt*  li6i  »*0U  i<'l>  denn  immerfort   in  meinem  Hause    Dirnen 

lekelen  (hatschelen)l  Di  lott  schelte  I"  Darob  treibend  tpra 

los  und  ichlttg  sie  mit  den     \\* «.  it  »>n  :    .. Sollt    Ihr  den   heulen    die   Man- 
ier aullhun  7"  /.n  Hoden.  I >.i  l»al  sie  .inlich:  ..Schlaft  nur  nicht  !    ieli 
will  Bach  nicht  mehr  hindern. "    Endlich    fand  sieh    für    die   •eehschnj  ihrige 
liehe,                         ,n.  di-v  aus  Deutsch  Kreuz    gebftrtige  arme  Weher^esell  (ie- 
imoll.  der  im  Fasching     1700    sie     ehelichte    '  ).    Doch    SOgar    am    Vor- 
•  iner   eifersüchtigen  Dienerin    Zeuge  von 
in  An-  \ "erhor^enheit  des  K-Ilers  statthabenden  allzu  zärtlichen    Liebkosun- 
gen /wisehen  Sehuller  und  Pflegetochter.    War's    alter    nach    der    Hochzeit 
geworden?    Die   Heiligkeit   der  Ehe  und  die    Entfernung  aus  dem 
ii  für  Heide  keine  Hindernisse.  Der  Fiiter-schied  zwischen  ihr  und 
den  übrigen  Frauen  von  gleicher  Gesinnung  hestand  darin,  dass  sie  als  frü- 
lin  nicht  so  oft  den  versteckten  Weg  durch  den  Garten  ein- 
hrauchtc.  wenn   ihrer   Schuller    begehrte.   Sogar  als  er  Haus- 
hatte, ward  er  von  Rebecca  ebenso  oft  und  traulich  besucht,  wie  von 
allen  übrigen   ihrer  Genossinnen,    und  während  die  fromme  Gattin  in  der 
Predigt  für  dasWehl  ihres  Gattenbetele,  wars  Rebecca,  die  beim  Gefangenen 
erschien  und   erst    dann    sich  entfernte,   als    das  Glockenläuten  die  Been- 
digung des  Gottesdienstes  verkündigte. 

h  dieser  Richtung  hin  hatte  auch  ein   guter    Theil  seines  unrecht- 
:  Einkommens  den  Abfluss  2),  „Du  leichtes  Weib,  du  kannst  fressen, 
bis  du  700  Kübel  frisst!"  rief  er  einst  einer  seiner  Buhlinen  zu.  Der  Stumpf- 
sinn der  Minner  wurde  durch  manche  Begünstigung  und  theilweise  Enthe- 
bung von   •.:■      S  begnügt,  die  Eitelkeit  der  Frauen  aber  durch  mannig- 
«ehenkean  schönen  Kieidungstücken ,  an  Geld  und  guten  Bissen 
B            .  irhheseUter  Tafel  kamen,  geködert.    Doch  zur  Einhal- 
»preeaen«,  für  die  Erziehung  der  gemeinschaftlichen  Kinder 
Sorg                    :i.  war  Schuller  nicht  immer  zu  bewegen. 

Das  Alles,  trüher  schon  von  Munde  zu  Mund  gehend  und  zu  Pasquillen 
über  den  ..Schneeblind"  und  seine  Frauen  benützt,  wurde  jetzt  durch  glaub- 
ffftrdige  Zeugen  erhärtet  3).  Doch  war  die  Wahrheit  nicht  ganz  um  ihrer 
Willen  gena  rn  ausser  dem  Gefühl   tiefer  Kränkung  jener  Frauen 

und  Jungfrauen,  die  durch  empörende  Angriffe  auf  ihren  guten  Namen  sich 
im  innersten  verlct/.t  fühlten,  trieben  auch  die  unedlenBeweggründe  der  Ra- 
che und  die  \  'erz.veiflung  gekränkter  Liebe  tum  Geständnis!.  Man  begnügte 
IS  fi'u-  Schallen  Schuld  so  überaus  viele  sich  fanden, 
mit  den  freiwillig  gemachten  Aussagen,  ohne  Jemanden  Daümschrauben  an- 

0  1  ■«   170«  (..MMjrius  Schnell  Juv.  Tcxtor,  Joh.  Schnell!,  qimndaiu 

incolae  Offne.  IL  dum  Yirginoii.  lt.-!,,, Tau..  Nsttetfll  turcicae,    Inesrti   patris   tili- 

Nuipi.  Deaünl  Jet.  SehnUer!  h.  t. Oonsnlis  fleaasb;  kenn  me- 

•tareaeknagenretakell  etc.  hj.  inj,  zeuge. 

I        i -mchungsprotokoll  etc.    129.   13.   39.  Zeuge. 


30 

zulegen,  ja  man  nahm  nicht  einmal  Alle,  die  etwas  wissen  mussten,  ins 
Verhör.  Mi t  weuer  \ orsicht  blieben  die  Geständnisse  auf  den  engen  um 
Nehuller  und  einige  seiner  Frauen  gezogenen  Kreis  beschränkt  und  der  für 
manches  Geheimniss  der  vornehmern  Familien  so  wohlthätige  Schleier 
blieb  ungeiüflet. 

Am  9k*  November  war  die  Untersuchung  geschlossen  *).  Als  das  ent- 
setzliche Ergebniss  Schuller  vorgelesen  und  derselbe  um  seine  Entgegnung 
und  zugleich  um  sein  Urtheil  gefragt  wurde,  was  wohl  ein  solcher  Verbre- 
cher verdiene:  da  gestand  er  aller  Möglichkeit  zu  leugnen  beraubt  ein, 
viel  und  schwer  gesündigt  zu  haben,  vermied  jedoch  sorgfältig  in  Einzel- 
heiten einzugehen  und  trat  mit  der  Entsagung  eines  dem  Henkerbeil  verfal- 
lenen Bösewichts  zum  letzten  Male  die  Gnade  Gottes  und  seiner  Richter  an- 
flehend, den  Rückweg  ins  Gefängniss  an.  In  der  That  schwebte  in  diesem 
Augenblick  das  Schwert  über  Schullers  Haupt;  doch  seine  und  noch  mehr 
am  folgenden  Tage  die  nachdrücklichen  Bitten  von  vier  Freunden,  welche 
die  Schmach  einer  entehrenden  Todesstrafe  von  der  Familie  abwenden  woll- 
ten, bestimmten  den  mehr  von  menschlichen  Gefühlen,  als  von  richterlicher 
Strenge  geleiteten  Rath  zur  Milde.  Obgleich  Recht  und  Gesetz  sein  Blut 
verlangten,  wollten  ihm  die  Rathgeschwornen  dennoch,  weil  er  ihr  Amts- 
bruder, ja  sogar  Königsrichter  und  Bürgermeister  gewesen  2),  bedingungs- 
weise Gnade  widerfahren  lassen.  Sie  schrieben  daher  in  dieser  Angelegen- 
heit an  Harteneck  und  erhielten  aus  Weissenburgd.  8.December  1700  dieEr- 
laubniss  3),  Schuller  nach  vierwöchenflichem  Gefängniss  gegen  genügende 
Bürgschaft  frei  zu  lassen ;  doch  solle  man  ihm  ja  nicht  sagen,  man 
habe  Befehl  erhalten,  den  Gewahrsam  jetzt  schon  aufzuheben.  Der  Rath 
that,  wie  ihm  befohlen  war  und  verglich  sich,  selber  erbebend  vor  dem  Ab- 
grund, in  den  er  sein  schuldbeladenes  Opfer  stürzen  sollte,  bald  darauf  mit 
Schuller  unter  folgenden  Bedingungen  *):  1.  Schuller  solle  sich  aller  Dro- 
hungen gegen  das  Gemeinwesen,  wie  gegen  einzelne  Bürger  enthalten; 
solle  sich  hüten,  zu  aufrührerischer  Widersetzlichkeit  gegen  den  Rath 
aufzufordern  und  Uneinigkeit  anzustiften ;  am  allerwenigsten  aber  solle  er 
die  Rathgeschwornen  mit  ehrenrührigen  Schimpfworten  bezeichnen  und  we- 
der selbst  noch  durch  die  Seinigen  an  ihnen  sich  jemals  rächen  wollen ; 
2.  er  solle  sich  allen  Ernstes  beeilen,  die  gesetzlichen  und  rechtmässigen 
Forderungen,  welche  das  Gemeinwesen  an  ihn  zu  machen  habe,  in  kürze- 
ster Frist  und  vollständig  zu  befriedigen.  Übrigens  würden  ihm,  wurde 
hinzugefügt,  auch  die  Gebote  des  Christentums  anbefehlen,  künftighin  ein 
Gott  wohlgefälliges,  friedfertiges,  ehrbares  und  keusches  Leben  zu  führen. 
Geschehe  das  nicht,   so  werde  ihm  ohne  langwierigen    Process  zuerkannt 

1)  Untersuchungsprotokoll  etc.  S.  20  f.   Genuina  relatio  etc.  S.   9.  f. 

2)  „Ob  respectura  fraternum,  utpote  qui  antea  non  tantum  ipsorum  collega, 
verum  etiam  officiatis  superior,  Iudex  Regius  et  Consul  fuerit."  Genuina  relatio 
etc.  S.    10. 

3)  Anhang  4. 

4)  Untersuchungsprotokoll  etc.  S.  22. 


werden.  «TM  difl  Strenge  des  <i<-  Jebta  nnlcr 

Hetheuerur,  .'fühlten    Dankes   |«  Punrle   sein    Lehen    lang 

]   handeln,  gab    jedem  von  drin  ersten  bis  zum  lot/ten  Kai  ligesrli  wnrnon 

Handschlag  nid  bekräftigt*  den  eingelegten  Heren  durch 

seine  eigenhändig*   I   nteisehri  1 1  und   sein  Sit 

\\  OHM  war  denn  minder  .schwer  errungene  Sieg  7  Ktwa  dessch  wachen 
>?   An  dar  BpitM  AM  Ol— ilWMtm  stand  kein  Mann,   dessen  I 
keit  dein  (ian/en  dir  mangelnde  Einheit  und  Krall  gegeben  hatte.    Den  1 5 1  i  i  *  - 
germeister  llet/.eldorler  (eingentlich  Häk  .   ans   I  lel  zeldorf   gebürtig)  nennt 
Sehuller  einen    „groemhirtigeii  Bettler i  so  nichts  gelemet"  l).   I  nd  trenn 
iiieli  Zweifel   an    Arr  Wahrheit  solch  leidenschaftlicher  Äusserungen 
hegen  könnte:   die    vielfachen,    selbst    mit   Androhung   von 
nUetsnng  \  erschürften  Mahnungen  an   die  Schässhurger  zu  grösserer 
Kile  und    Pünetliehkeit  lallen,  sei  es  Neuheit  des  Geschäfts  oder  aus  wirk- 
lichem Mangel  an  den  erforderlichen  Kräften,    zum  grössten  Thcil  auf  des 
Rechnung  ~).  Selbst  in   verständiger  Führung  der  Feder 
j    (iew  andtheit  ;J).   Auch  die  übrigen  Männer  des  Raths  *): 
\iulr.  Göbbel,  Stuhlsrichter  Mich.  Ilelvig,  Stadthann  Georg 
Fabritius  (oder  Kannengiesser),    die    Rathgeschwornen   Mich.    Hennrich 
(oder  Balbierer),    Simon  Matthiä  (oder  Schindler) ,    Georg  Hierling ,  Mich. 
Schnabel,  Georg  Itausch  (oder  Weber),  Mich.  Schell  (oder  Drechsler), Bar- 
tholomäus Barth«  (oder  Kleisch),  Job.  Gärtner  (oder  Seiler),  Joh.  Wald- 
hütter  (oder  Thema),  Hartwigius  Pancratius,  Joh.  Paulinus,  Georg  Kelp, 
Stadtschreiber  Georg  Polder  — bezeichnet  Schuller  —  nur  die  vier  letzten 
ausgenommen  —  mit  den  wenig  ehrenden  Namen:   Verschwender,  Geizhals, 
Säufer,  Lückenbüsser  und   mit  dein  anzüglichen  „Kukuk."    Bald  nach  der 

1  I   riitciMi»  hungsprotokoll  etc.  5.'3.  Zeuge. 

->*  hässburger  blieben  beinahe  mit  allen  ihren  Eingaben  im  Rückstande. 

.reibt  z.  B.   der    zur   L "ni ver.sität  abgeordnete  Göbbel  dem    Bürgermeister 

Hetzeldorfer  aus   ilermanustadt  17<)1  :  „Wo  auff  den  Montag  biss  vmb  8  Vhr  früh 

die  schrifft   so    Ich  verlanget  .  .   (nicht  eintrifft,   so   werden  wir)  .  .  .  bekommen 

ein  Aussputzer,    den   die    Vbrigen    alles   fertig  haben,    v.  wir  Lammen  ein  gantze 

„Bitte.  .  .wass    Ich  geschrieben  habe  in  aller  Eyl  zu  vberschicken, 

denn  Ich  mit  B,  N.  F.  W.   Ein  pudeat  gekriegt  hätten,  denn  von  allen  Ohrtcn   ists 

eingegeben  nur  wir  allein  hemmen  die  gantze   Nation   derer  Donatariorum  Fiscal 

Zehenden  halben.      ..Alle  die  Transmissiones  von   vns  stehen    in     keiner  gutten 

II.  Secretarium  mit  herein  zu  schicken,  denn  es  ist  hier  viel  arbeit 

mit  schreiben,   welches  diese  eejrdfl  w.  Herren  werden  referieren,  auch  vmb  wass 

die  Trausnn  nuckgeu  iesen   worden;    H.    Comes   ist    sehr  gültig  gegen 

vns  »onst  wir  etlichmahl  schon  ein  padtel  hätten  gehabt,  wass  vor  bey  ist  gegan- 

•gen  der  Negligena  dess  Schreibens,   man  müste  Tag  v.  nacht  arbeiten." 

§••.  i.  i  ■  md  t  i. 

3)   Da«  zeigen  l*Ui  die    von   ihm   gerührten  Stadtrechnungen. 

II  aus  dem  Scb&ssb.  Kirchenprotokoll  und  Schriftstücken 
im  dasigeu  Archiv. 


32 

Entlassung  der  Falschmünzer  aus  dem  Gefängniss,  am  18.  September  1700, 
ertheilte  der  EUth  ein  Sittengesetz  i),  ein  düsteres  Bild  von  der  Tiefe  silt- 
licher  Verfallenheit.  Es  sind  nunmehr  fast  alle  christlichen  Tugenden," 
b«ffinn<  er  zu  eifern,  „in  solches  Abnehmen  gekommen,  dass  zu  befürchten 
ist,  es  möchte  Gott  zu  den  Strafen ,  die  allbereit  auf  uns  liegen,  das  gänz- 
liche Verderben  thun."  Fast  wäre  man  versucht,  den  gesammten  Ptath  für 
gänzlich  frei  von  den  groben  Fehlern  seiner  Zeit  zu  halten  bei  seinem  stren- 
gen Eifer  gegen  das  Fluchen,  den  schwachen  Besuch  der  Kirchen,  die  Ent- 
heiligung der  Feierlage,  nächtliches  Herumschwärmen,  lasterhaften  Lebens- 
wandel,  unmässige  Vergnügungssucht  und  übertriebene  Kleiderpracht! 
Spurlos  verschollen  solche  Worte  väterlichen  Ernstes ,  da  ihnen  die  Kraft 
des  Vollzugs  und  die  Macht  des  guten  Beispiels  fehlte.  Begab  sieb  doch 
der  Rathgeschworne  Schell  1702  insgeheim  nach  Hermannstadt,  um  den 
Rath  anzuschwärzen  *),  und  ein  ärgerlicher  Rechtsstreit  wegen  Ehrenkrän- 
kung zwischen  Schell  und  Pankratius  wurde  erst  1703  vor  dem  Sachsen- 
grafen ausgetragen.  Ja  Waldhütter  wurde  später  von  Rabutin  aus  dem  Rath 
gestossen,  „weil  er  die  Stadt  Schässburg  schier  um  ihre  Freiheit  gebracht 
habe"  und  erlangte  erst  nach  jahrelanger  Busse  wieder  Gnade.  Und  während 
unter  Hetzeldorfers  Vorgänger  im  Amte  die  Rathssitzungen  von  Donner-, 
Teufel-  und  andern  Scheltworten  verunehrt,  Stadt  und  Stuhl  mit  Scorpionen 
gezüchtigt  worden :  so  konnte  selbst  durch  die  Entsetzung  desselben  der 
früheren  Unordnung,  den  alten  Bedrückungen  kein  Ende  gemacht  werden. 
Viele  aus  Stadt  und  Stuhl  hatten  ob  der  Lauheit  und  Willkür  des  Raths  fle- 
hend bei  Harteneck  Schutz  gesucht ;  der  Rath  aber  hatte  die  Kläger 
ergriffen,  ins  Gefängniss  geworfen  und  nicht  eher  frei  gegeben,  als  nach 
schriftlicher  Verpflichtung,  nie  mehr  wider  den  Rath  zu  klagen  Da  gaben 
die  Thränen  vieler  Bedrängten  Harteneck- Veranlassung,  dem  Rath  jenen 
merkwürdigen  Brief  vom  28.  August  1701  3)  zu  schreiben  und  ihm  nicht 
als  Sachsengraf,  sondern  als  wahrer  Freund  den  wohlgemeinten  Rath  zu  er- 
theilen:  er  möge  im  Angesichte  der  gefahrdrohenden  Zeit  um  seiner  selbst 
Willen  derlei  unverantwortliche  Thaten  unterbleiben  lassen  und  ernstlich  auf 
Erweckung  von  Liebe  und  Zuneigung  bei  seinen  Untergebenen  bedacht 
sein.  „Wenn  E.  V.  W.,  auf  die  ich  grosse  Hoffnung  gesetzt,"  schloss  er, 
„so  treuen  Warnungen  kein  Gehör  schenken,  so  werden  Ihre  Feinde  nicht 

1)  Anhang  5. 

2)  Göbbel  schrieb  d.  d.  Schässburg  26.  November  1702  an  den  in  Hermann- 
stadt anwesenden  Hetzeldorfer:  „Weilen  Ich  Sonnabendt  zu  abendt  vernohmen 
habe,  dass  H.  Drexler  auff  Hermanstadt  verreiset  ist,  v.  soll  gesagt  haben, 
nun  wolte  Er  sagen  auch  was  Er  biss  dato  verschwiegen  hätte,  wollte  Er  alles 
sagen ;  damit  E.  N.  F.  W.  möge  in  die  Zeit  schicken,  habe  Ich  E.  N.  F.  W.  wollen 
berichten  ;  denn  Er  der  Drexler  alles  sinistre  wirdt  aussiegen,  denn  Er  will  alle 

Zeugen   retrudieren ;  so  wollen  E.  N.  F.  W.  hiebey  thun  wass  recht Er 

wirdt  alles  tentieren  v.  versuchen. »  Seh.  A.  Z.  500.  t.    1.  Ferner  Seh.    A. 

Z.   1461;   499.  i.   5. 

3)  Anhang  6. 


:t:t 

j    .    als  mich  auslaehen.  weil   wir.   da  wir  es  besser  zu  maehen  vit- 

brwerh  dee  Gemeinwohl!  noch   w .  in  Verwirrung 

gebra.lii  bitten." 

.ii.i  sich  Sehnller  der  Zaghal  ttner  gegenüber  von 

itteer  Niederlage  «rieder  erhell  hatte.  lOeite  ihn   sein  den  frühen)  Amis- 

,it  uberlc  iel  »uft  Nene  kecke  Vermeeienheit  und  hoch* 

mQthigetSelbttYertrmnenein.  Mit  der  Ablegung  derReeknimg  hatte  es  Keine 

l.il.v  I  ,-hle  (iel)helans  lleiinannslaiK  am!».    \jnilI701   ' )  auf  Harten- 

i.eister  Hetseldorfer  am  geheime  Zustellung  der 
Schriftstücke  über  das  letsthin  «regen  Schaller  vorgenommene  Zeugenver- 

ren  dessen  Sohn  und  vom  Goldschmied  Sehuller, 
Bnde    des   vorigen    Jahres  wieder   gestellt   hatten.    Indem 
l  schon  nach  9  Tagen  2)  seine  frühere  Bitte  wiederholte,  theilte  er 
h  mit.  dass  ein  von  Sehässburg  hingekommener  kais.  Büchsenmeister 
rolle  Nachrieht  verbreitet  habe,  Schuller  sei  vom  Kaiser  auf 
!         gestellt  worden.  Die  Universität  werde  sich  der  Schässburger 
rnen,   nur  möge  man  in  aller  Eile,  damit  nicht  Gefahr  im  Verzuge  sei, 
i.ttten.  ob  die  Nachricht  eich  bestätige.  Allem  Anscheine  nach 
lieh  Harteneck  nicht  nur  bei  der  Nationsuniversität  der  Schässburger 
angenommen,  sondern  er  war  auch  in  Wien  selbst    entschiedener  aufge- 
I  Schuller  bewog  zur  raschern  Beendigung  seiner  Streitsache 
ise  nach  Wien  zu  unternehmen.  Als  sein  Entschluss  bekannt  gewor- 
den, Hessen  ihn  am  15.  August   1701  Rath  und   Hundertmannschaft,  unge- 
eehtet  ihrer  bisher  in  der  uneigennützigen  Verwaltung  des  öffentlichen  Guts 
lenen  Lauheit  3),  durch  zwei  Rathsgeschworne,  Rausch  und  den  bis- 

1  \  „Dal  Ixamea  dess  H.  Schullers  Sohn,  v.  dess  Klossdorffer  Johannis,  nach- 

.i<T    kommen,   wegen  der  falschen    Müntzercy,   wass    sie    bekennet 

haben,  muss  mir  vberschikken.   Item  die  Inquisition  des  H.  Schulers   verlanget  H. 

Comes  zu  sehen,  dieses  sub  rosa  soll  geschehen,  dass  es  mit  entsetzung   seiner 

F.hren  soll  geschehen,  der  es  aussbringt.''  Seh.  A.  Z.  504.  f.  1, 

.dt  vnser  Keyss.  Buchsen  Meister  hier  etwas  spargiert,  als  H. 
von  Ihro  Keyserlichen  Majestät  auff  freyen  Fuess  gestellet,  welches 
wo  es  wahr?  mich  zu  berichten,  damit  wir  nicht  etwas  mögen  versehen,  denn  es 
wirdt  lieh  Kin  LöbL  Universität  vnser  annehmen,  nur  vns  in  aller  Eyl  zu  berichten, 
damit  nicht  periculum  in  mora  möge  seyn,  geldt  vbersenden  vns  E.  N.  F.W.  auch 
lifften,  so  Ich  in  vorigen  brieffen  verlanget  habe."  Seh.  A.  Z.  1495.  f.  1. 
Spite.  M""'1,  schreibt  derselbe:   „Dess  II.   Schuleri  species  facti  kompt 

D   der   h.-yder  ist   mir  vberschickt."   Seh.  A.   Z. 

D  ti.l).    1701    schrieb    Harteneck    dem    Schässb. 

Hatb  :  Ich    .l.r    Herr  D.  TeAUeh :    Er  könne  die  adjustierung 

»hschoa  /.wi-v  Jahr  lollleilleret,    nicht  impe- 

ifffl   das    Qef entheil    haben  will,  so    habe    auch 

.dum  reeomnendieren  sollen."  Seh.  a.  '/..  (0%,  b.  I. 

•  cm    Brief   an     Hetzeldorfcr  d.    d.   Hermannstadt     IS. 

Arch  3 


;*4 

herigen  Stadtschreiber  Georg  Polder,  in  den  höflichsten  Ausdrücken  auf- 
fordern, die  Rechnung  für  1G99/1700  zur  öffentlichen  Prüfung  vorzulegen  *). 
Sie  erhielten  rar  Antwort:  er  sei  mit  der  Reise  nach  Wien  beschäftigt  und 
habe  Anderes  zu  thun. 

Schullers  Anwesenheit  in  der  Residenz  führte  in  kurzem  den  Falsch- 
münzcrprozess  zu  Ende.  Während  er  dem  Kaiser  für  sich  und  seinen  Sohn 
ein  Bittgesuch  überreicht  hatte,  sparte  auch  Hosmann  von  Rothenfels  2) 
zur  Rettung  der  übrigen  Mitschuldigen  keine  Mühe  3).  Der  Hof  —  unbe- 
kannt mit  den  Einzelheiten  des  Prozesses,  denn  Schuller  hatte  nur  die 
Nichtanzeige  entdeckter  Falschmünzer  als  sein  Vergehen  angeführt  und 
sogar  um  Wiedereinsetzung  in  sein  Amt  nachgesucht  —  begnadigte  Anfangs 
Februar  1702  grossmüthig  alle  Theilnehmer  an  dem  Majestätsverbrechen, 
in  Ansehung  ihres  Lebens  wie  ihres  Vermögens.  Sogar  ihre  Ehre  wurde 
für  wiederhergestellt  erklärt.  Nur  mit  der  Entscheidung  wegen  Schullers 
besondern  Begehrens,  ihn  auch  ins  frühere  Amt  einzusetzen,  hielt  man 
noch  zurück.  Allen  insgesammt  war  eine  Strafe  von  100  Ducaten,  ferner 
jedem  inbesondere,  mit  Ausnahme  Schullers  und  seines  Sohns,  Göldner 
125  fl. ,  Schindler  150  fl.,  Akesmann,  Elgyes,  dem  Goldschmied  Schuller, 
Ilaner,  der  West  und  wahrscheinlich  auch  Nussbaumer  je  100  fl.  zuerkannt 
worden  4).  Am  10.  Februar  verliess  Schuller  Wien.  Ein  von  hier  aus  ver- 
breitetes Gerücht  bezeichnete  als  Ursache  der  Begnadigung  seinen  Über- 
tritt zur  katholischen  Kirche.  Dasselbe  fand  in  Schässburg  um  so  leichtern 
Glauben,  je  weniger  Schuller  dazu  bewogen  werden  konnte,  das  Abendmahl 
zu  nehmen.  Als  man  sich  1703  viele  Mühe  gab,  die  Wahrheit  zu  erforschen, 
versicherte  Schuller  den  Stadtpfarrer  Krauss,  den  Lassler  Pfarrer  Wonner, 
den  Siechhofsprediger  Lang  aufs  Feierlichste,  er  sei  niemals  der  Religion 
in  der  er  geboren  und  erzogen  worden,  nie  seinem  Gott,  der  ihn  über  Land 
und  Meer  so  wunderbar  geführt  habe,  untreu  geworden  und  sei  blos  des- 
halb über  zwei  Jahre  lang  nicht  zum  Tisch  des  Herrn  gegangen ,  weil  er 
sich  mit  seinen  mächtigen  Feinden  nicht  versöhnt  habe  5). 

April  1701  für  nothwendig  gehalten,  „dass  wir  vigilieren,  v.  die  rationes  ein- 
mahl zu  ende  führen,  es  hatt  sich  der  H.  Comes  gewundert,  dass  wir  von 
H.  Deli  v.  Schulers  kein  Paar  hätten,  machen  wir  die  Hoffnung  selbige  her- 
auss  zu    bekommen.'*  Seh.  A.   Z.   1495.  f.   1. 

1)  Genuina  relatio  eorum,  quae  in  civitate  Schesburgensi  tempore  po- 
stulatae  rationis  publicae  cum  Domino  Johanne  Schuller  acta  sint.  Signatum 
Schesburgi  anno   1703   die   4.   mensis   Octob.  S.   1.  im  Seh.  A.   Z.   1459.  h.  3. 

2)  Derselbe,  ein  Repser  Pfarrerssohn,  war  Siebenbürgischer  Hofrath  in  Wien 
und  später  Bürgermeister  von  Hermannstadt.  Siebenb.  Quartalschr.  II,  338. 

3)  Anhang  7. 

4)  Anhang  8. 

5)  Stadtpfarrer  Krauss  gesteht  in  einem  am  24.  Mai  1703  ausgestellten 
Zeugniss,  er  habe  Schuller  im  Gefängniss  besucht :  „requisitus  et  exquisitus  sum 
a  magni  nominis  viris."  Seh.  A.  Z.  1459.  g.  2.  Derselbe  bezeugte  später,  am 
14.  August  „perspectum  facio  ,  praefatum  Dominum  Schullerum  reliquos  inter- 


Doch  andere  Hebel  hatten  hier  gewirkt.  Seil  Harteneck  an  der  Spitze 

der  siehsisehen   Nation  stand  nn»l  an  der  deotechen  Elegierang  eine  m.i<-ii- 

iden,  sraren  der  aogesetzlicheo  Eigenarten  t  Mit- 

nationen  u.-lxiln  wiinlcn.     Hei     den    rfelfachefl    und 

leaweren  Kämpfen  bald  aber  n  iald  aber  oatiei 

unter  Ffarteneoka  Paarung  «o  viel  im  sieht  find  Entschiedenheit, 
wie  kaum  je  auf  den  Landtagen  der  Vergangenheit.  Desshalb  richtete   sich 

BdgSWelsC  gegen  Hai  hW  Tücke  und   Hin  - 

.er  in  den   Reihen  de*  magyarischen  Adels 
Blattei       »einem  Starte  um  se  erwünschter,  je  anvertl 

I  eil    de,-    Heide    nach    der   Entfernung  des  waehsamen  Hirten 

in  das  aHe  Jech  Arv  l  n!eru  Orfig heit  zu  zwängen  liollten.  Hier,  wo  Sehuller, 

eoher,   ein    willkommener  Zuwachs  war,  fand  er 
lochten  Beschatter.   Weil  man  aber  für  nftthig  erachtete,  ilim  wenig- 
Sehein  der  Schuldlosigkeit  zu  geben,  so  sollte  er  als  Adeliger 
dent liehen  Gericht  entzogen  werden. 

Gabernium,  ein  Hauptherd  feindseliger  Bestrebungen,   hatte  noch 
mber  1701,  eben  als  llarteneck  von  einer  schweren  Anklage 
hl  wurde,  dem  Etath  von  Schiissburg  den  sirengsten  Befehl  zugestellt, 
isführliehen  Berieht  über  den  Falschmünzerprozess  einzusenden  ^.Es 
orzttglich  Aufschluss  haben  über  die  Fragen:  wer  die  Angeklagten,  die 
ger,  die  Richter  gewesen  seien,  nach  welcher  Form,  auf  wessen  Anstif- 
ten und  naeli  welchem  Geistl  man  Hecht  gesprochen  habe.  Der  Ilath  schützte 
hiit'tigui.g  vor.  verhiess jedoch,  sobald  er  vollzähligzu- 
•;>.  sei,  dem  Befahl  Folge  zu  leisten  2).  Erst  als  am  89.  Juli  1702  derselbe 
mit  scharfer  Rüge  ob  der   trotzigen   Missachtung  des    Guberniums 
rholt  wurde,    that  der    llath    am   8.  September  in  den    demüthigsten 
Ausdr  langt  wurde  3).  Verwahrung  gegen  etwaige  Eingriffe 

ms  occasionem  praebente,  hoc  etiam  l'assum  esse,  se  religionem  suam 
priatlnam,  in  qua  natus  educatusque  sit,  sanete  et  constanter  adhuc  tenere,  divul- 
gatamque  a  religione  sua  pristina  defectionem,  nihil  in  recessu  habere.  Seh. 
t,   /•  Aehnlich  das  Zeugniss  Wonners  vom  6.  Juli   1703   im  Scb.  A. 

Z.   tl 

1)   „Enthalten   im  spätem  Gubernialbefehl    vom  29.  Juli  1702.  Seh.  A.  Z. 
1*59.  o.   1. 

aast  irvan,  ollyan  praetextus  alatt,  hogj  az  tanaesok  nagjobb 
resze  ide  's  tova  akkor  distractus,  quasi  oeconomiae  vacaret ,  akkor  el  halaszta 
mihelt  pleno  numero  egjbegjül,  mindgjät  a  Guberniuin  pS<- 
rancsolruu.it  .-ITertuiiiba  re«*I,  mint  SS  SS  akkori  kegjelmelek  levelebiil  kitetezik: 
De  mind  eddigis  ketjelmek  a/.on  (Juborniuin  parancsolattyät,  inero  Guherny  man- 
data  contemnendi  studio  et  temei  iutis  SOdacTa  eflVclumba  venni  posthabealta." 

3)   8cb.   \.  /.  I%69.  p.  I.    Der  Rath   entschuldigte  sich:    „Meldet,  mint  hogy 

tavulvi»  parancsolt  volt  Ngtok,  mi  pen  -tractioktul    impediältatvän,    nem 

effectuälhaltuk.  I  MsltOSafSI  Rsfiuaa  (iiihen.ium  töllüiik    valo   contemptusära    in- 

^tok  magyaragni :   Mi  penig  tudvän  hogy  in  omnibus  legitimis ,  nec  privile- 

3  • 


in  seine  Gerichtsbarkeit  halte  derselbe  kurz  zuvor,  als  es  hiess,  der  Fiscal- 
director  werde  ihn  dieses  Prozesses  halber  gerichtlich  belangen,  bei  dem 
(iiilierniiim  eingelegt  1). 

Kaum  fühlte  Schuller  durch  die  kaiserliche  Begnadigung  wieder 
festem  Boden  unter  seinen  Füssen,  da  ward  sein  Ehrgeiz  mächtig  gereizt 
durch  den  sichern  Schutz,  den  er  bei  dem  Hofkanzler  Graf  Samuel  Kalnoki 
fand  2).  Auf  den  Rath  desselben  entwarf  er  kurz  vor  seiner  Abreise  aus 
Wien  eine  Beschwerdeschrift  an  den  Kaiser  3),  in  welcher  er  mit  uner- 
hörten Aufwand  von  Lug  und  Trug  den  Rath  und  Harteneck  verklagte. 
Als  Adeliger  und  bevorrechteter  Bürger  sei  er  wider  Recht  und  Gesetz  ohne 
Vorladung  von  unbefugten  Richtern  gerichtet,  ins  Gefängniss  geworfen  und 
erst  auf  Bürgschaft  losgelassen  worden.  Bald  durch  den  Sachsengrafen, 
bald  durch  den  Rath,  von  denen  weder  der  Eine  noch  der  Andere  gesetzlich 
sein  Richter,  sei  ihm  nach  Willkür  Schaden  zugefügt  worden.  Als  Har- 
teneck nach  Schassburg  gekommen,  sei  er  gezwungen  worden,  ihm  278  fl. 
50  den.  Tagegeld  zu  zahlen  ;  an  400  Gulden  —  rückständiger  Gehalt  aus  der 
Nationalkasse  -~  würden  ihm  widerrechtlich  vorenthalten.  Der  Platz  zu 
einer  Mühle,  den  er  von  den  Schaasern  für  100  fl.  gesetzlich  an  sich  ge- 
bracht, habe  man  ihm  eigenmächtig  verkauft,  ohne  ihm  das  Geld  dafür  ein- 
zuhändigen. Ein  Haus,  das  er  von  der  Stadt  für  700  fl.  erhalten  und  mehrere 
Jahre  schon  besessen  habe,  sei  ihm  vom  Rath  entrissen  worden.  Eine  bedeu- 
tende Anzahl  von  Kübeln  Weizen  habe  ihm  ebenderselbe  wegführen  lassen, 
und  was  er  früher  bei  eilig  angesagten  Lieferungen  der  Stadt  auf  künftige 
Abrechnung  vorgestreckt  habe,  an  dessen  Vergütung  werde  jetzt  nicht 
mehr  gedacht.   Eben  so  wie  er  selbst  sei  auch  sein  Sohn  ohne  Vorladung 

giis  et  libertatibus  nostris  contrariantibus  rebus  a  Meltosägos  Regium  Guberni- 
umnak,  minta  mi  kegyelmes  ürunk  ö  felsege  ez  hazaban  levö  helytartojänak,  böc- 
sülletet  es  engedelmet  tenni  tartozunk,  nein  bogy  Nagysägtoknac  refraetarius- 
kodni  igyekeznenk,  de  söt  inkab  kiväntuk  volna  akkoris,  mint  szinte  most,  pro 
scitu  et  informatione  aläzatoson  jelenteni." . . . 

1)  .  .  .  .„bogy  hallotuk,  mintha  Director  fogna  prosequälni  bennünket. . .  . 
mi  keszck  vagyunk  .  .  .  azon  Relationkat  cum  humilima  protestatione,  nekünk  ne 
präjudicallyon,  be  adni.''   Seh.  A.  Z.  1459,   n.  1. 

2)  Göbbel  an  Hetzeldorfer  d.  d.  Schässburg  20.  Mai  1702:  „Der  Gombketteö 
(ein  Stadtdiener  und  bisher  vertrauter  Anhänger  Schullers)  will  nicht  mit  H. 
Schulern  hinvnter  gehen.  Er  hatt  selben  verlanget,  aber  Er  sagt,  Er  hätte  gnug 
gethan.  Er  wolle  seinetwegen  seinen  Dienst  nicht  Ihn  die  schantze  setzen,  wie  Ich 
von  Ihm  vernohmen  habe,  der  Kalnoki  instigieret  Ihn  zu  allem,  v.  hatt  Ihm  befoh- 
len wie  Er  weg  ist,  er  soll  das  Memorial  Ihm  lassen,  wass  er  verlanget,  auch 
wegen  der  Mühl  zu  Schass,  Item  wass  Er  gezahlt  hätte  dem  H.  Comitj  v.  anderer 
Sachen  wegen,  welches  E.  N.  P.  W.  erfahren  werden  v.  vns  auch  berichten, 
wenn  Er  solte  ins  Ampt  gesetzet  vber  die  helfte  der  burgerschafft  wirdt 
weichen.  Ich  sage  hier  gnug  die  bütte  sollen  schweigen  es  ist  nicht  noch  so 
weit  kommen."  Seh.  A.  Z.   1495.  s.   1. 

3)  Anhang  9. 


37 
I  worden;  als  derselbe  ani  der  Haft  entkommen,  habe  man 

X1.„    ihm.    dem   \  I  tl    Straf«    nliul.ru.     \  m  /ei!    sei    er    mit 

einem  rlaberlechen  Soldaten  auf  der  8  i€  In  Streit  gerathen  and 

sov  dem  im  Qerfeht  freigesprochen  worden;  «i<>«ii  der  Sachsengraf 

habe  die  ahc  Streitsache  nieder  euffcefHicht  and  er  sei  am  140  n.  gestrsil 

worden.    Koletat,    aaeh   le   frohen   Misshandlnngen    und  gesetzwidrigen 

Sehldigangen  habe  man  ihm  siebt  einmal  das  fteehl  an  Idagen  übrig  ge- 

idern  trete  der  Bürgschaft  Ihn  aeaerdingi  in  schwere  Banden 

und  so  lange  dnreh  Drohungen  geschreckt,  bii  man  leine •chrift- 

\  enichernng,  das  Geschehene  zu  vergessen,  erpresst  habe.   Also  ge- 

I  und  beinahe  in  Tode  gemartert,  flehe  er  zum  Kaiser,  dem  höchsten 
Richter  aof  Erden,  nicht  etwa  Mos  um  Schutz,   sondern  auch  um  Ahndung 

ichehenen,  am  vollkommene  Entschädigung  und  ehrenvolle  Wieder- 
einsetzumr  ins  Amt.  Also  die  verläumderischen  Klagen  Schullers,  der  auf 
dem  freien  linden  des  Sachsenlandes  nicht  vorhandene  adelige  Vorrechte 
in  Anspruch  nahm,  der  gewaltthätiger  Eingriffe  in  sein  Recht  jene  Männer 

Idigte,  die  schon  zweimal  über  seine  göttliche  und  menschliche 
Satzungen  höhnenden  Verbrechen  gnädig  ein  Auge  zugedrückt  hatten! 
Tausende  von  Gulden  fehlten  aus  jenen  Jahren,  von  denen  Schuller  keine 
Rechnung  gelegt  hatte;  dieBedürfnisse  der  Stadt,  die  drängenden  Gläubiger 
wollten  befriediget  werden1).  Mit  einigem  Recht,  obschon  nicht  ohne 
Kränkungen  mochte  man  Schullers  Vermögen  angegriffen  haben. 

Vom  Gnberninm  war,  noch  bevor  ihm  vom  Rathe  Schässburgs  über  den 
Falsehiuiin/.erprozess  Bericht  erstattet  worden,  eine  Vorstellung  an  den 
kaiserlichen  Hof  abgegangen,  des  Inhalts,  dass  Schuller  ohne  Befugniss 
vom  Sachsengrafen  und  vom  Rathe  Schässburgs  vor  Gericht  sei  ge- 
stellt worden.  Darauf  gestützt,  erwirkten  Kalnoki's  Einfluss  und  Ränke 
April     1708    die    kaiserliche    Unterschrift    einem    Hofdecret   2), 

in  Gnberninm  den  gemessenen  Befehl  ertheilte,  die  Forderungen 
SeJiullers  genau  zu  untersuchen  und  falls  sich  dessen  Klagen  bewahrheiten 
sollten ,  für  vollständige  Genugthuung  und  Schadloshaltung  des  Klägers 
Sorge  zu  tragen  und  zugleich  zu  verhüten,  dass  demselben  irgend  ein  Vor- 
wand, dem  Hof  ferner  mit   seinen  Bitten  beschwerlich  zu  fallen,   geboten 

—  Mit  Entsetzen  vernahm  man  in  Schässburg  diese  Schreckensbot- 
schaft und  über  die  Hälfte  der  Bürger  war  fest  entschlossen,  Haus  und  Hof 

lassen,  wenn  Schuller  ins  Bürgermeisteramt  eingesetzt  werde.    Je 

iber  die  Bürger  von  quälender  Angst  vor  neuen  Eingriffen  in  ihre 

heiligsten  Rechte  gefoltert  wurden,  um  so  lauter  die  freudigen  Kundge- 

1  i  Wie  tief  verschuldet  Schässburg  damals  gewesen,  hat  die  oben  mitge- 
theilteSchuMenliste  gexeigt.  Die  Gläubiger  forderten  unaufhörlich  Einzahlung  des 
Capitals  oder  regelmässige  Ablieferung  der  Interessen  und  selbst  die  bei  der 
Nationaluniversität  als  Abgeordnete  anwesenden  Schässburger  Ratbgeschwornen 
wurden  sehr  oft  mit  Schuldarrest  bedroht.  Seh,  A.  Z.  H95,  c.  1.;  f.  1.  und  viele 
Andere. 

2)  Anbang  10. 


38 

bungcn  Schullers  über  seinen  Sieg.  Am  26.  Mai  trat  er  mit  der  neuen 
Errungenschaft  seiner  Nichtswürdigkeit  eine  Reise  nach  Decsfalva,  dem 
Wohnort  seines  Anwalts  Georg  Simon1)  an  und  beabsichtigte  auch  nach 
Weissenburg  zu  gehen  aj.  Ehrgeizige  Pläne  erfüllten  seine  Brust. 

Verheerend  halte  indessen  das  Gift  der  Unzufriedenheit  nach  allen 
Richtungen  des  Landes  hin  gewirkt.  Der  Steuerndruck ,  die  verdächtige 
Parteilichkeit  der  Regierung  in  religiösen  Fragen,  mannigfache  Missgriffe 
der  deutschen  Beamten,  die  ohnehin  dem  inländischen  Adel  von  jeher  ein 
Dorn  im  Auge  waren,  hatten  bei  Hoch  und  Niedrig  eine  gewaltige  Miss- 
stimmung erzeugt3).  Vorschläge,  auf  Kosten  der  bisherigen  Verfassung 
das  von  den  wildesten  Parteiungen  zerrissene  Land  dauernder  mit  den  deut- 
schen Erbländern  zu  verbinden,  blieben  kühne  Pläne  der  Regierung,  bei 
deren  Verwirklichung  die  Kraft  der  Ausführung  schmerzlich  vermisst 
wurde.  Als  nun  gar  im  nördlichen  Ungern  der  Fürst  Franz  Rakoczi  die 
Fahne  des  Aufstandes  schwang  und  durch  die  Zauberworte  „Gleichbe- 
rechtigung der  Religionen"  und  „Aufhebung  der  Hörigkeit"  seine  Lands- 
leute „für  die  Freiheit  des  Vaterlands"  zu  den  Waffen  rief:  da  schlug  plötz- 
lich durch  alle  Fugen  die  empörte  Fluth  in  das  lecke  Schifflein  Sieben- 
bürgens, alle  Zweige  der  Verwaltung  in  grundloser  Verwirrung,  Rabutin 
des  Erbfolgekriegs  wegen  ohne  Soldaten  und  ohne  Geld,  die  Hörigen  auf 
der  Flucht  in  die  Wälder  oder  ins  feindliche  Lager,  Räuberbanden  aller 
Orten,  nirgends  Treue,  nirgends  Gehorsam.  „Das  übelste  ist,  dass  man  den 
übrigen,  annoch  sich  treu  zeigenden  Siebenbürgern  nicht  trauen  darf,  denn 
sie  hassen  alle  Teutsche  und  redet  man  in  geheim  von  nichts,  als  ihnen  den 
Hals  brechen  und  das  unerträgliche  teutsche  Joch  vom  Hals  zu  schütteln."  So 
schrieb  der  siebenbürgische  Obercameraldirector  Graf  Ehrenreich  Seeau 
dem  kaiserlichen  Kabineissekretär  im  September  1703  *).  Zu  spät  ertheilte 
der  weitblickende  Mann  dem  Hof  seine  Rathschläge:  „Man  verspreche 
nichts,  was  man  nicht  halten  will;  man  verbessere  das  mit  Schärfe  von 
Grund  aus,  was  gefehlt  worden  ist;  lasse  sich  nicht  mehr  blenden  und  furcht- 
sam machen  und  thue  das  mit  Gewalt,  was  man  zu  thun  berechtigt.  Mit 
Furcht,  nicht  mit  Liebe  muss  ein  Volk  regiert  werden,  dessen  Neigung 
immer  bös  und  treulos  ist  und  es  trete  erst  dann  wieder  Milde  ein,  wenn 

das  Volk  sich  evident  gebessert  hat Man  mache  endlich  Ernst ;  bedenke 

jedoch  die  Gewalt  der  Religionen  auf  die  Gemüther,  fange  an  die  Sachen  in 

1)  Nach  der  Aufschrift  eines  Briefes  vom  13.  Jänner  1703  im  Seh.  A.  Z. 
504.  k.  2. 

2)  Göbbel  an  Hetzeldorfer  d.  d.  Schässburg  20.  Mai  1702:  „Herr  Schuler 
machet  sich,  mit  bey  sich  habendem  neuen  Decreto  heute  vor  mittag  auff,  und 
gehet  erstens  auff  Desfalva ,  alldorther  mögen  sie  beide  nacher  Weissemburg 
gehen."  Seh.  A.  Z.  1495.  s.  1. 

3)  Mailäth:  Geschichte  des  österreichischen  Kaiserstaafes.  Hamburg 
1834  ff.  4.  Band,  S.  357  ff.  Pessler:  Geschichten  der  Ungern  und  ihrer  Land- 
sassen. Leipzig  1815  ff.  IX,  477  ff.  Kemeny:  Fundgruben  etc.  II,  302  ff. 

4)  Bei  Keine ny:  Fundgruben  II,  303  ff. 


n  n.u-li  Ileeht  II  \erhessorn.    ohne    sirh    solhsl    ||     hesehränkon ,     und 

Umc  von  ita  ewigen  Veraereehen  ab.  Fiaf  feetUia,  na  Bereit  nvod 

In  «lirscM-  gewittenrollen  Zeil  itand  feet  und  aaerechfttterlieh  an  der 
Spii/..  ten  Jon.  Kabaniee  Sache  rea  Harteneck ,  ein  beehkegakfter, 

wi'nn  ain'li   von  .Ion  diistorn  Schalion  soinor  Zeil  niolil  freier  Mann,    in    <l<^- 

irker  Brmst,  ekgleien  Um  aieW  das  Sadisoniand  gebaren,  all  die  kref« 

I  ler  der  kühnen  Attverdetta  h  neuen  Leben  erwacht  waren  '». 

II  Jahr  ah.  mir  er  Saefcaengraf  eder  Königariehler  von  Hertoajtaaiadt, 

teste  Mann  »einen  Volkea,  beliebtem  Hefe,  bechgeehrtfenj  Btrger 
und  Baeer,  deren  billigen  Wünaehen  er  mit  Wohlgefallen  und  Freuidlich- 
keil  entgegenkam,  doch  im  Stillen  gehaaal  von  den  in  ihrer  etrlflicheo 
Naeldaeeigkeil  und  Willkür  beaehrinktea  Beamten  des  Saeheenland« 

wie  von  der  .säehsisehen  (ieislliehkeit,  die  —  nur  Wenige  ausgenommen  —  mit 
unt'ruehtharen  theolonisehen  Grübeleien  die  Zeit  vergeudete  3),  oder  gleich 
den  weltliehen  Herrn  im  zähen  Klei  stumpfer  Gleichmütigkeit  und  niedriger 
Habsucht    versunken  war  *).    Ohne   der  Anhänglichkeit  an  die  herkömm- 

1)  Sehr  ungenau  und  mangelhaft  ist  dessen  biographische  Skizze  bei  S  e  i- 
rert:    Nachrichten   etc.   506   ff.  Sieb.   Quartalsch.  II,   334.   Bei    D.   Roth: 

ti>  von  Harteneck,    Hermannstadt  1847  ist  der  zahlreiche  historische   Stoff 
hr  in  das  Gewand  des  Romans  gehüllt,  um  als  solcher  benützt  werden  zu 
>en. 

2)  Von  vielen  Belegen  nur  einige.  Unterm  18.  April  1701  schrieb  Göbbel 
aus  llermann.-tadt  an  Hetzeldorfer  von  einer  Streitsache,  die  unter  Hartenecks 
Vorsitz  zur  Verhandlung  gekommen  sei.  Da  habe  Harteneck  als  allgemein  giltigen 
Grundsatz  ausgesprochen:   „wie  güttig  er  sey  so  böss   wäre  Er  ex  officio    Peter- 

i.indjak,   de  Pälis  erthetti."    Seh.  A.   Z.    1495.    f.    1.    Ebenso    einer    der 
i       tenecks  an  den  Schässb.  Rath  d.  d.  Weissenburg  6.  Octob.  1703  : 
•  n,  dass  wegen  säumiger  Liefferung  derer  nacher  Herrmannstadt 
zu  lieffern  d^ro  Ktnigl.  Stadt  und  Stuhl  aufferlegten  Naturalien   E.  F.  VV.    und  mit 
Ihnen    die    Nation   (denn   es  heisst :   die  Sachssen  wolten   nicht   ihre  Schuldigkeit 
thun)  und  Ich.  als  ob  nicht  schar  ff  genug  die  Verfügung  thäte,  in  Discredit  zu  ge- 
rathen  begännen.   Deine  nun  Ehre,  Ambt,  Reputation  und   Leben  lieb,  den   warne 
-  und  das  letzte  Mahl,  die  Getreyd,  Haber  und  Heu-Restantien  ,  nach 
empfang  dieses   also   nacht  und  Tag  an   Orth  hin  zu   li»-ffern,    damit  des   Com- 
mendirenden  Herrn  Generalens   Hochgräffl.   Excellenz    nicht   gezwungen   werden, 
an  das  Gubernium.  dieses  folglich  an  mich,  so  dann  ich  an  E.  F.  VV.   zu  vollziehn, 
was  sonsten  gar  ungewohnt,  und  durch  die  ohne  deme  schuldige  That  leichte  evi- 
tiert  worden  kann.   Bitte  umb  Gottes  Willen,  die  Sach  nicht  zu  extremen  Zwangs- 
Mitteln  gelangen  zu  lassen  I''  Seh.  A.  Z.  499.  m.  |, 

Beweise  davon  liefern  die  Disputationen  und  theilweise  noch  erhaltene 
handschriftliche  Aufzeichnungen  mancher  Pfarrer  und  die  /.ahlreichen  bei  Eröff- 
nung I  l>itMlai>it/.ungen  etc.  gehaltenen  Reden.  Auch  eine 
hartnäckige  Polemik  war  da  gewesen.  Vgl.  Seivert:  Nachrichten  etc.  S.  263. 
f.  498  ff. 

4)  Was  Andr.  Gr.tffius  1636  in  seinem  Pastor  Transylvanicus  Saxo  darüber 
schrieb,  galt  auch  für  dl«  jetsife  Bett 


40 

liehen  Einrichtungen  Eintrag-  zu  thun,  sollte  sein  eiserner  und  rück- 
sichtslos durchgesetzter  Wille  das  ganze  Sachsenland  vereinigen  und  den 
ewigen  Eifersüchteleien  der  Kreise  ein  Ende  machen.  Schon  seit  geraumer 
Zeit  hatte  sein  scharfer  Blick  an  Wind  und  Wogen  den  nahenden  Sturm 
erkannt,  und  gerade  das  wars,  was  ihn  zur  schleunigsten  Entfernung  gefähr- 
licher Bestandteile  aus  der  Mitte  der  Nation  am  meisten  bestimmte.  Schul- 
lers offener  Bund  mit  den  gehässigen  Feinden  seines  Volks  hatte  Hartenecks 
Abscheu  in  um  "so  bedenklicherem  Grade  gereizt,  da  Schuller  dem  Sach- 
sengrafen zugleich  als  ein  gefährliches  Werkzeug  und  ein  williger  Die- 
ner in  den  Händen  seiner  Gegner  erschien,  der  ehrgeizigere  Plane  in  seiner 
Brust  hegte,  als  die  blosse  Wiedereinsetzung  ins  Bürgermeisteramt  von 
Schässburg.  Desshalb  weihte  Harteneck  Schullers  schuldbeladenes  Haupt 
dem  Tode  und  der  willenlose  Rath  von  Schässburg  gab  dazu  den  Namen 
des  Richters  her. 

Ein  ganzes  Jahr  hindurch  hatte  zwischen  Schuller  und  dem  Rath  still- 
schweigend Waffenruhe  geherrscht.  Da  holte  sich  Schuller  im  März  1703 
zwei  magyarische  Gubernialcanzellisten  zur  Untersuchung  seines  Prozesses 
nach  Schässburg  und  begann  mit  Hilfe  dieser  ein  Zeugenverhör,  ohne 
Jemandem  aus  dem  Rath  als  Beisitzer  dabei  den  Zutritt  zu  gestatten  *).  Der 
Rathgeschworne  Kelp  und  der  aus  Hermannstadt  gebürtige  Advocat  Sieg- 
mund Armbruster  —  der  unlängst  in  Schässburg  die  Secretärstelle 
erhallen  hatte  —  begaben  sich  zu  dem  auf  dem  Landtag  in  WTeissenburg  an- 
wesenden Harteneck  und  erwirkten  auf  den  Rath  desselben  vom  Gubernial- 
rath  Job.  Särosi  einen  Befehl  an  die  Canzellisten,  den  Landesgesetzen  zu- 
folge einen  Beisitzer  zuzulassen.  Durch  diese  beiden  Abgeordneten  ertheilte 
Harteneck  dem  Rath  mündlich  den  Auftrag ,  sich  von  Schuller  Rechnung 
stellen  zu  lassen.  Der  Rath  unlerliess,  sogleich  zu  gehorchen.  Acht  Tage 
darauf  theilten  dieselben  Abgeordneten  Harteneck  die  einzelnen  Punkte  des 
Schuller'schen  Zeugenverhörs  mit.  Harteneck  rieth  ihnen,  dem  comman- 
direnden  General  eine  Vorstellung  einzureichen,  worin  über  Schuller  als 
einen  unruhigen  Kopf,  der  Stadt  und  Stuhl  viel  zu  schaffen  mache  ,  Klage 
geführt  werde2).  Da  aber  Harteneck  mit  dem  von  Armbruster  abgefassten 
Concept  nicht  zufrieden  war,  nahm  er  keinen  Anstand,  es  mit  eigner  Hand 
zu  verbessern.  Eben  waren  die  beiden  Schässburger  im  Begriff,  sich  durch 
den  Kammerdiener  Rabutins  melden  zu  lassen,  als  Harteneck  erschien, 
ohne  Anmeldung  zum  General  ging  und  über  eine  Stunde  drinnen  blieb. 
Bei  seiner  Zurückkunft  theilte  er  den  auf  Audienz  harrenden  Schässburgern 
mit,  der  General  sei  zu  ihrem  Empfange  durch  ihn  vorbereitet  worden  und 
habe  gemeint:  Hätten  sie  Schuller  damals,  als  sie  ihn  der  Falschmünzerei 
wegen  in  Händen  gehabt,  verbrannt  oder  gehangen,  so  würden  sie  jetzt  diese 

1)  Genuinae  resolutiones  contra  dominum  Johannem  Schuller  per  Spectabilem 
et  Generosum  Dominum  Johannem  ab  Harteneck  diversis  vieibus  faetae.  Actum 
CibiniiA.  1703  die  25.  Octobr.  Von  Siegmund  Armbruster.  Seh.  A.  Z.  1459, 
k.  3,  S.  1. 

2)  Unvollendetes  Memoriale  Armbrusters  im  Seh.  A.  Z.  1459,  p.  2. 


41 

l'nruhe    nicht    haben.     Rabutin     mochte    in    gerechten    Forderungen    der 

eine  Hindernisse  in  den  V  n,     Ms  darauf  die  beiden 

\         rdnelen  Harteneck  vor  ihrer  Ruel  teil,  was  er  nach  9< 

nreüer  befehle,  gebot  derselbe  den  Raih  und  der  Hundertmannsdiaft, 
Ken  Sehn!  ch  und  allen  Ernstes  rar  Ordnung  seiner  Papiere 

.lern,  «lamit  er  in  15  Tagen  Reehnting  »biegen  kenne.    Falls  Ratfa  und 
i  rtmanneohafl  et  nicht  thateu  oder  Sehaller  ilwu  Daehlieeeen,  10 

Sehadloshaltung  der  Stadt  fordern,  dem  es  stein-  nicht  in 

Macht,    von    nll'cnll  ichcin    (leide    etwas    nachzusehen.     Halte    man    dann 

Schauer  rar  Beehnungsablegnng  nnfgeferdert ,   so  eolle  man  ihm  naver- 

\ntuoit    mitlheilen,     indem     er    ihre    Angelegenheit     heim 

.  .ndirenden   beslens  beeorgl   liahe  und  Alles  g&ni  gut  stehe 

In  Folge  dessen  forderten   am  M».  Mär/  die  beiden  Rathgeeebnrornen 

Schell    und   Waldhülter    im    \amen    des   lialhs  Sehuller    auf,    innerhalh    15 
sich  /ur  Anlegung  «Um-  Etechnong  vorzubereiten*)  ;  erhielten  jedoch 
twmt:   er  sei    jetzt   mit  andern   Dingen   beschäftigt;  er  könne   nicht 
Rechnung  geben,  bis  er  «eine  Sacke,  die  er  eben  vor  sich  habe,  nicht  zu 
.  .  fülnt.  dann  kenne  er  auch    nicht   auf  die  Art  Rechnung  geben,   wie 
/t    verlange;   übrigens  wolle  er  auch  nicht  und  solle  die  ganze 
\  in.    Man   könne  ihm  bei  der  Rechnung  leicht  Händel   machen, 

Mgte  er  nach  dem  Zeugniss  des  zufällig  bei  ihm  anwesenden  Exkönigs- 
richters (iöldner.  Harteneck,  durch,  die  beiden  frühern  Abgeordneten  hievon 
in  Kenntnis*  gesetzt,  gab  den  Auftrag:  wenn  Schuller  sich  durchaus  nicht 
zur  Rechnn  j    bequemen  wolle,  so  solle  ihm  kundgethan  werden, 

man  sei  in    dein  Falle  genöthigt,  ihm   gleich  einem  Widerspenstigen  und 
i.  der   den  Strang  verdient,  den  Prozess  zu  machen  und  ihn  ins  Ge- 
ln/w  Ischen  war  Schuller  gegen  Ende  März  ebenfalls 
dort  dein  Sehassburger  Stadihannen  Fabritius  achsel- 
zockend dieselbe  Antwort  wie  kurz  vorher  dessen  übrigen  Amtsgenossen2) 
kt   üifsttgl  April  seine  Rückreise  an,  bevor  noch  den  beiden  Stuhls- 
riehtern    \  <>;i   Medwiseh    undReps,  die  denselben  Auftrag    an  ihn  hatten, 
ein  gleiches  Schicksal  w  iderfahren  konnte. 

Die    fünfzehn  ist  war   schon  längst  verstrichen  und  dennoch 

iller  der  drängenden  Forderung  des  Raths  erst,  wenn  er  Bürger- 

r  geworden,  Genüge  leisten.  Auf  die  Anfrage  des  Raths  bei  Harteneck: 

1)   Schriftliche  Erklärung    Schells   und   Waldhütters   vom   30.   Mai  1703   im 

•Idners  r.   1.    Genuina  relatio  etc.  1703,  S.  2. 

..Ipse  nobis  hoc  mandavit,  quod   ll    Dominus  Johannes  Hadnagy   plane   se 

.«•cinandum  aecomodare  non  velit,  nee  ullo   modo   rationein  adjustare  queat, 

ut  eidem  senatus  sine  omni  respectu  nunciaret,  quod  ipsi  processum  ut  contumaci 

i    fermare  .    qui  laqueum    promeritus    sit,    eumque    aresto  subjicere  velint." 

Genuinae  resolutiones 

Schriftliche   Erklärung   des   Medwischer    Stuhlsrichters   KirUcher   d.    d. 
Meduiscb   21.  Mai    |f|  /        ,:,<),    t.  1;    Fabritius  d.  d.   Schässburg 

30.  Mai  1703  im  Sehassburger  A.  Z.  U59,  s.  1. 


42 

was  nun  weiter  von  seiner  und  von  Seite  der  Hundertmannschaft  zu  thun 
Mi,  erfolgte  aus  Hermannstadt  den  26.  April  die  Antwort1):  die  kaiser- 
Ih-Ih-  Gna.l«,  die  Schuller  erlangt  habe,  könne  auf  keine  Weise  als  Grund 
zu  Miner  Forderung  von  Wiedereinsetzung  ins  Amt  angeführt  werden,  denn 
M  sei  das  nicht  ein  lebenslängliches  Amt,  sondern  hänge  von  der  alljähr- 
lichen freien  Wahl  durch  die  Hundertmänner  ab,  was  auch  durch  das  kaiser- 
liche Diplom  bestätigt  worden  sei.  Schullers  unvernünftigem  und  wider- 
rechtlichem Verlangen  könne  um  so  weniger  willfahrt  werden,  da  er  vorher 
über  seine  sehr  verdächtige  Haushaltung  müsse  zur  Rechenschaft  gezogen 
werden  und,  falls  er  einen  strangmässigen  Diebstahl  begangen,  sich  eher 
vom  Galgen  als  vom  Bürgermeisteramt  solle  träumen  lassen.  „Sonst"  fuhr 
Harteneck  fort,  „scheint  einem  ehrlichen  Gemüthe  die  Aufdrängung  zum 
Bürgermeisteramte  weit  eher  ein  Grund  zur  Übergehung  als  zur  wirk- 
lichen Wahl  zu  sein,  zumal  da  ein  ehrlicher  Sachsenmann  feierlich  zu 
schwören  pflegt,  sich  in  kein  Amt  zu  drängen.  Ich  kann  mir  nicht  einbilden, 
wie  viel  Vertrauen  auf  einen  Menschen  gesetzt  werden  kann,  welcher  gleich 
einem  s.  h.  Schwein. ...  in  vielförmigen  Unthaten  und  halsbrüchigem  Un- 
wesen Avie  im  tiefsten  Unflath  sich  herumgewälzt  hat.  Was  Schuller  anzieht, 
ein  gewisser  Herr  habe  gesagt:  er  müsse  eher  Bürgermeister  sein,  als 
Rechnung  thun,  das  ist  wol  auf  keine  Weise  glaublich ;  denn  wer  Vernunft 
hat,  wird  sich  eine  so  grosse  Thorheit  nicht  einfallen  lassen.  Hätte  aber 
auch  Jemand  dergleichen  aus  Langeweile  gesagt,  so  steht  E.  V.  W.  zu, 
sagen  zu  lassen,  was  man  will  und  geraden  Weges  zu  thun,  was  recht  und 
billig  ist.  Wenn  Sie  in  diesem  Falle,  was  der  Gerechtigkeit  gemäss  ist 
thun,  so  werden  Sie  gewiss  in  der  Verantwortung  ohne  Erröthen  bestehen. 
Da  übrigens  die  obschwebende  Summe  unverschmerzlich  ist,  so  mögen  Sie 
zusehen,  wie  Sie  ihrem  Amt  bei  der  Schadloshaltung  des  Gemeinwesens  also 
entsprechen,  dass  die  Last  aus  Nachlässigkeit  nicht  etwa  E.  V.  W.  Schultern 
aufgebürdet  werden  möge." 

Diese  kräftigen  Worte  gössen  neues  Leben  in  die  erschlafften  Glieder 
des  Raths.  Schell  und  Waldhütter  wurden  am  13.  Mai  nochmals  zu  Schuller 
gesendet,  um  ihn  aufzufordern,  in  der  gemeinschaftlichen  Sitzung  des  Raths 
und  der  Hundertmannschaft  zu  erscheinen.  Beide  wollten  vernehmen,  wohin 
die  grosse  während  seines  Bürgermeisteramts  erhobene  Steuerlast  gekommen 
sei2).  ..Ich  kann  und  will  auch  nicht!"  lautete  Schullers  Bescheid.  Doch  der 
Rath,  fest  entschlossen,  nicht  nachzugeben,  wiederholte  sogleich  und  zwar 
durch  eine  Abordnung  von  zwei  Rathgeschwornen  (Schell  und  Waldhütter) 
und  zwei  Hundertmännern  (Jilkenius  und  Schuster)  seine  Forderung  und 
als  Schuller  sah,  dass  es  Ernst  mit  der  Mahnung  sei ,  Hess  er  sich  durch 
viele  Bitten  bewegen,  mit  den  Abgeordneten  ins  Rathhaus  zu  gehen.  Hier 
ehrenvoll  empfangen  und  freundschaftlich  ermahnt,    nach  hergebrachter 

1)  Anhang  11. 

2)  Schriftliche  Erklärung  Schells  und  Waldhütters.  Die  von  Filkenius  und 
Schuster  d.  d.  30.  Mai  1703  im  Seh.  A.  Z.  1459  y.  1.  Genuina  relatio  etc.  1703, 
S.  2  ff. 


M 

sitt,.  ,,.  Einnahmen  und  Aufgaben  Reebeneebafl  n  gebea,  reroahai 

,.lul    ,|,.„  \  Ober  di€  Aasgaben  and 

nahmen  \on  1699  Mf  «l«-n  30.  Min  I  WO.   Der  l  nlersrhicd  /.u  ischen  l-'.iniiahmcn 

im«!  taagabeaei  Mehreiaaahine  von  8  den.  8  ob  all  er  konnte 

geblieh  Ar  deo  Stetavilleeehe  Elegimeal  gemachte  Am 
durah  keine  Bmpfaagasebeiae  belegen«   Auf  üe  Präge,  <>l>  er 
nicht  noeb  Etwaades  ■Begaben  beiaaftgea  bebe,  fand  er  in  Minem  Haus- 
buch mehrere  FroehtüeCermngeoi  üe  er  Bura  Beeten  der  Stadt  aus  seiaen 
•oebeaaea  hatte.  Der  Wer  th  dieser  Vorritbe    -  97€  fl.  03  den. 
rde  aJae  abgereehnei;  doch  blich  noch  eia  Best  von  8609  il.  16  de*. 
Darauf  werde  eine  Liste  jener  Hinnahmen  aus  dem  Leiatea  und  aus  den 
n  Jahren  seines  Bürgermeisteramts  entworfen,  die  Seheiler  entweder 
nichtig  empfangen,    oder    nicht  verrechnet  und  zu  eignem  Vortheil 

tdef  halte  M.  Bedeutende  Verriebe  an  Wein,  Heu,  Hafer,  Korn  waren 

veruntreut  worden,  ohne  jene  60  Kübel    von   der  Kürschnerlaube,    welche, 
Im  Her  sagte,   »die  Moser  (Soldaten)  ihm  geschenkt  hatten."    Viele 
I    nkimfte    der  Stadt  an  Miethgeld  von    städtischen  Wohnungen, 
Geldstrafen,  die  nicht  in  des  Bürgermeisters  Säckel  allein  zu  fliessen  hatten, 
Rückstände  an  Zins  und  andere  Abgaben   waren  nicht  verrechnet  worden, 
inem  Hause  auf  der  Burg  anklebenden  Rückstände,   die  auf  den  An- 
kauf desselben  verwendeten  Summen  waren  der  Bürgermeistercasse  ebenso 
wenig  ersetzt  worden  ,    wie   jenes,  von   abgetragenen   Stadtgebäuden  ge- 
wonnene Baumaterial,   das  Schuller  zum  Umbau  oder  zur  Ausbesserung 
leiaer  Bieeer  und  seines  Meierhofs  verbraucht  hatte.    Auch   die  ihm  „von 
uerngeschenkten"  Pferde,  Stiereetc.  und  die  eigenmächtig  erlassenen 
S  n  eine  beträchtliche  Summe  aus.  Am  Höchsten  stiegen  jedoch 

die  ausserordentlichen  Ausgaben  für  das  Militär.     1696    und   1G96  hatte  er 
auf  eigne  Faust   den    in  Sehässburg  liegenden  Offizieren  sehr   häutige  und 
icnke  gemacht,  die  weit  über  1000  fl.  betrugen.   1607  wurden 
eeelbe  Weise  einem  Obristlieutenant  420  fl.  übergeben  und  dazu  dessen 
heen  und  Kühe  den  ganzen  Winter  hindurch  mit  städtischem 
Heu  und  Hafer  umsonst  gefüttert.     Unter  den  Ausgaben  fanden   sich  ferner 
!  ,  \<>n  denen  man  weder  wusste,  wem,  noch  wesshalb  sie  ge- 

zahlt worden  seien.  Einige  und  zwar  bedeutende  Ausgaben  waren  von 
Beballer  angeführt  worden,  obgleich  nicht  er,  sondern  sein  Nachfolger  die 
betragenden  Schuldsummen  berichtigt  hatte.  Kleinigkeiten,  wie  z.  B.  dass 
Schuller  aus  den  Gärten  armer  Bürger  junge  Obstbäume  hatte  ausgraben 
ingen  verpflanzen  lassen,  gar  nicht  mitgerechnet,  so 
betrug  doeh  die  Beaamiatforderaag  von  Stadt  und  Stuhl  an  Sehaller  jetzt 
0  fl.  Ausserdem  erfuhr  man  fortwährend  neue  Erpressungen 
und  \  eruntreuungen  und  alles  konnte  durch  viele  Zeugen  bewiesen  werden. 
Schuller  bejahte  stillschweigend  am  16.  Mai-)    die   meisten  der  . 

Die  „Specificationen"  im  Seh.  A.  Z.  1459.  v.  w.  und  /..    1.  a.  2,    Genuina 
relatio  etc.  1703.  S.  4.-8. 

2)   „Specification"  Z.  1459.  w.  und».  1. 


44 

Posten,  nur  bei  sehr  wenigen  versuchte  er,  durch  unhaltbare  Gründe  seine 
Handlungsweise  zu  bemänteln.  Manches  wollte  er  auf  Abrechnungan  seinem 
noch  nicht  ausgezahlten  Gehalt  sich  zugeeignet  haben.  Als  Schuller  auf 
die  Frage  des  Raths  und  der  Hundertmannschaft,  wohin  die  hohe  Summe 
(ü-ldos  gekommen  sei,  am  folgenden  Tage  ebenso  ungenügend  als  an  den 
vorigen  beantwortete  oder  lautlos  und  nur  zuweilen  mit  den  Achseln  zuckend 
dastand,  so  wurde  er  zufolge  gemeinschaftlichen  Beschlusses  des  Raths  und 
der  Hundertmannschaft,  weil  er  des  Unterschleifs  öffentlicher  Gelder  und 
schamloser  Erpressungen  überführt  und  nicht  im  Stande  sei,  das  Entwen- 
dete zu  ersetzen,  ungeachtet  vielfacher  Fürbitten  bis  auf  Weiteres  in  an- 
ständige Haft  gebracht1). 

Was  in  Schässburg  geschehen,  sollte  Armbruster  dem  Sachsengrafen 
melden  2).  Unerwartet  trafen  sich  beide  zwischen  Frauendorf  und  Arbegen, 
da  Harteneck  eben  auf  der  Reise  zu  der  nach  Radnot  ausgeschriebenen 
Zusammenkunft  des  Guberniums  begriffen  war.  Harteneck  Hess  Armbruster 
in  seine  Kutsche  einsteigen  und  seine  erste  Frage  war:  ob  Schuller  nicht 
mit  Berufung  auf  sein  adeliges  Vorrecht  protestirt  habe.  Derselbe  poche 
jetzt  auf  den  mächtigen  Schutz,  den  er  beim  commandirenden  General 
gefunden  zu  haben  versichere ,  erhielt  er  zur  Antwort.  Die  Berathungen 
wurden  auch  in  Grosspropstdorf,  wo  sie  übernachteten,  fortgesetzt.  Har- 
teneck war  der  Ansicht,  man  solle  sich  nochmals  in  einer  Denkschrift  an 
den  Commandirenden  wenden.  Armbruster  musste  dieselbe  3)  sogleich  ab- 
fassen und  da  sie  Harteneck  nicht  ganz  zusagte,  so  wurde  sie  von  seinem 
Begleiter  Baussner  verbessert.  Diese  Schrift  sollte  Armbruster  am  folgenden 
Tage  (18.  Mai)  dem  Rath  und  der  Hundertmannschaft  vorlesen,  sofort  dem 
Commandirenden  überreichen  und  ihm  dessen  Antwort  wieder  hinterbringen. 
Der  Rath  gesellte  Armbruster  noch  den  Rathgeschwornen  Waldhütter  und 
den  Hundertmann  Daniel  Schobel  (Homius)  bei  und  schickte  sie  nach 
Radnot.  Der  General  gab  mündlich  zur  Antwort  4):  „Ich  mag  mich  in  Eure 
Gerichtsbarkeit  nicht  einmischen,  da  Se.  kaiserliche  Majestät  dieselbe 
bestätigt  hat.  Den  Johann  Schuller  kenne  ich  nicht;  ich  habe  blos  ver- 
nommen, dass  er  von  Wien  zurückgekehrt  sei.  Gegen  die  Gerechtigkeit 
kann  ich  ihn  nicht  in  Schutz  nehmen.  Ists  ein  peinlicher  Prozess,  so  ver- 
fahrt nach  peinlichem  Recht.  Im  Übrigen  wendet  Euch  an  Harteneck.  Schrift- 
lich kann  ich  Euch  keine  Anwort  ertheilen,  —  Ihr  seht,  mein  Schreiber  hat 
viel  anders  zu  thun.  Doch  würde  ich  Euch  auch  schriftlich  keine  andere 
Antwort  ertheilen,  als  jetzt  mündlich." 

Harteneck  hatte  Radnot  bereits  verlassen  ;  doch  gelang  es  den  Abge- 
ordneten,  ihn   noch   in  Medwisch,   wo  er  im  Hause  Martin  Klausenburgers 

1)  „Specification.''  Z.  1459.  z.  1.   Genuina  relatio  etc.  1703.  S.  9.  f. 

2)  Genuinae  resolutiones  etc.  S.  2.  f.  und  das  kurze  Memoriale  Armbru- 
sters im  Seh.  A.  Z.   1459.  b.   3. 

3)  Anhang   12. 

4)  Schriftliche  Erklärungen  Waldhütters  und  Schobeis  d.  d.  Hermannstadt 
24.  Octob.   1703  im  Seh.  A,  Z,  1459,  d.  e.  f,  2, 


45 

|WtPi    N  ,  l),    Indem  sie    demselben    \  i.n  ihrer  Sendung 

mtobaftabli  leertensie  isglelehihre  Bedenken,  weü  «l«-i  ( 

ral  ihnen  Keine  .schriftliche  Antu  ort  I  D  wollen,  hoch  I  larteneek  beru- 

lie  und  \erspr.ieh.  die  wahre  Meiimn.» Ilabutins  zuverlässig tritt 
zuweilen.    Inter  dem  ''I  erzählte  er  ihnen 

i  ion,  im  Namen  des  Gefangenen  dem 

Gubernium  ein  B  lit  hab.  .     Er    seihst    habe   dagegen    hin- 

than.     und  aueli  die   Srhasslmr» er    sollten,    ohne    sieh    um    diese 
Kümmern  und  ohne  die  gelinget  e    Resorgniss  10    h 

9eaoller  ein  Adeliger  sei.  den  Proieei  denselben  beschleunigen.  .Man 

habe  n.tmlieli  in  der  Sitzung  des  (Juborniums  auch  davon  gesprochen,    obwohl 

ein  Adeliger,  \\ enn  er  niehl  Rechnung  stellen  Könne,  gefangen  gesetsl  werden 

S     iller  Nieolani  BetMen  habe  geantwortet:  Es  sei  ganz  Recht; 

I  ehe  deewegen  leehgar  nichts   zu  befürchten.  Das  Guhernium  selbst 

I  i  der  Ansieht  gewesen,  Jedem,  sei  er  auch  ein  Adeliger,  könne  we- 

lehleif  das  Gefangnies  als  Strafe  zuerkannt  werden.  Soviel  war, 

prie  HaHeneek  insgeheim  mittheilte,  im  Gubernium  in  der  Schullerschen 

heil   verhandelt  worden.  Armbruster  und  Schobel  erhielten  noch 

den  betendem  Auftrag,  der  Ilundertmannschaft  ans  Herz  zu  legen,  sie  solle 

ickzahlung  der  streitigen  Summe  ernstlich  betreiben  und  nicht  einen 

Heller  davon  nachlassen  .  sonst  würde  sie  das  Fehlende  ersetzen  müssen; 

rem   öffentlichen    Gute  etwas  zu  verschenken,  stehe  ihnen  durchaus 

nicht  zu. 

In   seiner  höchsten    Bedrängniss   selbst  nach    dem  letzten    rettenden 

Halme  mit  froher  Zuversicht  haschend,  wandte  sich  Schuller  schriftlich  an 

grossen  Gegner,    an  Harteneck  •),  und  bat,  derselbe  möge,    da  er 

i'riv.itauf/.eiehnungen  und   Rechnungen  nicht  habe  übersehen  können 

und  im   (ii •:  im    Naehtheil   seiner  selbst    wie    des    Gemeinwesens 

-leichung  der  an  ihn  gemachten  Forderungen  thun  könne, 

durch  seine  gnädige    Fürsprache   die  Schässburger  bestimmen,  seine  enge 

i  einen  Hausarrest  BS  verwandeln.    Würde  ihm  dies   zugestanden,  so 

rerpfliehte  er  sich,  seine  Rechnungen  vor  welchem  Gerichtshof  immer,  sogar 

vor  der   Universität  vollständig  zu    führen.  Harteneck  rieth    dein    Ralh  in 

einem  Schreiben  vom  7.    Juni  *) :    auch  die   Rücksicht  auf  das    öffentliche 

gebiete,  dass  man  demjenigen,  von  dem  man  die  Ausgleichung  seiner 

I  ng  fordere,  die  dann  milbigen  Wege  nach  Thunlichkeit  ollen  lasse. 

nne  also   ohne  Weiters  Schullers  enge  Haft  in  einen  sichern  Haus- 

mdelt  werden;  ja  sogar  der  Stadtschreiher  und  noch  Jemand. 

t*H»  '1  he.  kOime    ihm  dabei  hilfreiche  Hand  leisten, 

leibe  sieh  Künftig  über  unbillige  Hindernisse  in  beklagen,   um    so 

1  rannte  habe.  Hitten  liejedoeh,  bemerkte  er  in  i\^r  Nachschrift, 
denken,  dienen  seinem  Reih  sn  folgen,  so  wolle  er  mit  seiner  Meinung 

'•    '  VVahlhiittei  .  Qenuinae  resolntioi 

g   13. 
I  khanf   t  '» . 


46 

ihrem  Recht  zur  Hegung  des  Blutbanns  nicht  im  Geringsten  vorgreifen. 
Doch  müsse  er  gestehen,  dass  ihm  kein  besonderes  Bedenken  einfalle  und 
ihm  die  Verwandlung  der  Gefängnissstrafe  in  einen  acht-  oder  fünf- 
/..'hntägigen  Hausarrest  unter  gehöriger  Bürgschaft  sehr  zusagen  würde. 
Der  ilath  fand  für  gut,  dem  Gesuche  Schullers  nicht  zu  willfahren. 

Erdrückt  von  den  erschütternden  Ereignissen  der  letzten  Tage  und 
gepeinigt  von  den  Folterqualen  banger  Ahnung  siechte  der  greise  Mann  im 
Kerker  dahin.  Die  Sorgen  hatten  ihn  aufs  Krankenlager  geworfen.  Mit  der 
schwindenden  Kraft  seines  Leibes  war  auch  sein  herrischer  Geist  gebro- 
chen. Sonst  nie  um  einen  Ausweg  verlegen,  weitblickend,  jetzt  aber  von 
seinen  auswärtigen  Freunden,  auf  deren  Hilfe  er  so  sicher  gehofft,  verlassen, 
vielleicht  ein  Opfer  zu  ihren  Zwecken,  sah  er  nun  seine  auf  menschliche 
Leidenschaft  gebauten  stolzen  Hoffnungen  in  Staub  sinken.  In  Demuth 
beugte  er  sein  Haupt  vor  der  Macht  und  Grösse  seines  Gegners.  Flehend 
rief  er  *),  „der  arme,  von  aller  Welt  verlassene  Mann,"  der  ausser  von  Gott 
auf  dieser  Welt  nur  von  Harteneck  Hilfe  zu  erlangen  hoffe,  dessen  vorige 
grosse  Barmherzigkeit  an  und  bat,  ihm  ein  Mittel  zu  zeigen,  wie  ihm 
könne  geholfen  werden.  „Ich  bin  so  schwach,"  fuhr  er  fort,  „dass  ich 
mich  von  meinem  Krankenlager  nicht  aufrichten  kann.  Sollten  ja  einige 
Fehltritte  begangen  sein,  so  rufe  ich  Gott  den  Allerhöchsten  zum  Zeugen, 
dass  sie  nicht  bösem  Willen,  sondern  den  damaligen  unruhigen  Zeiten 
zuzuschreiben  sind,  weil  jetzt  ein  Beamter  bei  dieser  Stadt  nicht  den  dritten 
Theil  soviel  Mühe  zu  gewärtigen  hat,  als  damals.  Ich  traue  Gott,  dem  Aller- 
höchsten, wie  auch  E.  N.  V.  W.  angeborner  Güte,  dass  Sie  mich  armen 
gefallenen  Mann  nicht  weiter  unterdrücken,  sondern  mir  vielmehr  durch 
Ihre  hilfreiche  Mittlershand  aufhelfen  werden."  Auch  Schullers  ältester 
Sohn  flehte  für  den  gefangenen  Vater  a).  Eben  überreichte  dieser  sein  und 
seines  Vaters  Bittgesuch  dem  Sachsengrafen,  da  traten  Pancratius  und  Arm- 
bruster ein  mit  der  Liste  der  veruntreuten  Gelder,  die  noch  bei  Gelegen- 
heit der  Medwischer  Unterredung  von  den  Schässburger  Abgeordneten 
war  verlangt  worden  3).   Harteneck  las  in  des  jungen  Schullers  Gegenwart 

1)  Anhang  15. 

2)  Abschriftlich  im  Seh.  A.  Z.  1459.  s.  2. 

3)  Erat  tunc  praesens  Domini  Johannis  Hadnagy  filius  natu  major,  in  cujus 
praesentia  dum  speeificationem  Dominus  Hartenek  relegisset,  noluit,  ut  indefalca- 
tionem  praetensionis  salarium  Domini  Johannis  Hadnagy  aeeeptaretur.  Instabat 
supplex  filius,  ut  pater  ex  aresto  eliberaretur,  cui  Dominus  Hartenek  regerebat,  en 
speeificationem,  ubi  longe  aliter  se  res  habet,  quam  eandem  tu  mihi  retulisti. 
Uerato  institit  supplex,  sinat  ergo,  per  viam  Appellationis  ad  Almam  Universi- 
täten! ut  possint  recurrere,  qui  respondet ,  desecandum  ei  esse  prius  caput, 
appellet  dehinc,  quorsum  velit,  addito  et  hoc :  talis  homo  est  pater  tuus,  quod  si 
Judex  Cibiniensis  fieri  posset,  aperta  arteria,  suo  sanguine  Daemoni  se  subscri- 
beret.  Non  destitit  denique  supplex  gratiam  flagitare,  cui  tandem  Dominus  Har- 
tenek: die  patri,  ut  vel  solvat,  si  non  suspendetur."  Genuinae  resolutiones  etc. 
S.   i  f. 


kl 

r.-li  und  wollt.«  uieht   Ittfftbt*  d*M  Schullrrs  nnUt.i  n.li-rr  (i.-- 

l,an  Mf  \i,.  derlei  Samme  ■■genommen  nrerde.  Der  Solu» 

l,;it  ulll  ;  ten  nue  de  De  herrichte  Hart« 

..Sieh  cia  «l.is  lliatt!    da    sieht    M  ganz  an-!  :. ziehen,    als  du    mir    ehen 

gesagt  hast  !"    Als  dtf  Sohn  weiter  Hellte,  et  mög«  ihnen  also  wenigsten*  die 

mg  an   die   Univeri  tUen,    unterbrach    ihn   mit   Kirnender 

Stimme   der   Saehac  dem   Sehaldigen   der   Kopi 

en  werden,  dann  mag  er  appelirea ,  wohin  er  will.  Bim  Ader  würde 

i.l  mit  »einem  Herzblut  den  Teufel  versehreiben,  wenn  er 
nrichter  iron  Hermanimtedt  werden  könnte.   Seiet  ein  Mann  ist  dein 

Der  Flehende  Ueee  nicht  ab,  ihn  am  Gnade  anzurufen.  Doch  unwil- 
lig Bcbloss  Haiicneek:  ..Sag  deinem  Vater:  entweder  er  zahlt;  wenn  niebl, 
so  m  ir 

Unterm  l.  Juli  rieth  darauf  der  Sachsengraf  schrittlieh  4)  dem  Rath- 

rerde  »ehr  wohl  thun,  Sehoüer  etwa  aeht  Tage  unter  guter  Verwah- 

ia  Hans  /.u  lassen,  mit  allen  zur  Rechnung  erforderlichen  Schriften 

uinl  Sehreil  I  er  deren  verlange,  zu  versehen  und  ihm  also  Zeit  und 

Gelegenheit  zu  seiner  Rechtfertigung  zu  geben,  damit  er  künftig  keine  Verhin- 

ichtttsen  könne.    Die  —  vielleicht  auf  Simons  Eingabe  in  Radnot 

(tritt   habe   aller   Orten   Beifall  gefunden  und  „haben 

sieh  ES.  V.  W.  im  Geringsten  nicht  zu  fürchten,  wenn  Sie,  was  Recht  ist,  thun; 

(her  Mussigung,  dass  dabei  kein  Privalhass  oder  Leidenschaft 

"Mündlich  erhielt  etwas  später  Armbruster  *.)  an  den  Rath 

\oflrag,   eine  gleichlautende  Abschrift  der  Forderungen  dem  Gefan- 

/uenthalten,  sondern  mit  dem  Bedeuten  einhändigen  zulassen, 

Ut  innerhalb  acht  Tagen  entweder   die    Rechnung    ausgleichen   oder 

zahlen,  sonst  werde  man  über  ihn  gleich  einem  Räuber  am  ölfentlichen  Gut 

lichten  und  noch  engere  llatt  verhängen. 

Den   vielfachen    Ritten  von  Schullers  Anverwandten  nachgebend  und 
iilagen  Hai  tenecks  Folge  leistend,   fasste  der  Rath   zu   Anfang 
Juli  de  Schullers  Haft   in  sichern  Hausarrest  zu  mildern,  um 

auch  der  strengen  Form  nach  Alles  zu  versuchen,  was  die  Ausgleichung  der 
mng  ermöglichen  könne.    Auf  die  diesfällige  schriftliche  Anfrage  des 
wie   er  ferner  verfahren  solle,  eröffnete   ihm  Harteneck  in    einem 
Briefe  vom  9.  Juli  3),  der,  wie  er  wünschte,  unabgeschrieben  wieder  zurück- 
geschickt werden  sollte,  im  Vertrauen:  „Wie  bisher  die  Hundertmannschaft, 
:n-n  der  Bürger  als  Ankläger,    der   Rath  als   Richter  aufgetreten,    so 
wird  die  Hundert mannschaft.  der  zweifelsohne  an  der  Bürger  sauermSch  weiss 
vielg»  ;iheit  eifrig  an  betreihen  fortfahren,  und 

rfert  geraden  '  Lchteratelle  vertreten.  Um  die  acht 

Tage  ist  es  bald  geschehen  und   der  Vogel    leicht  wieder  in  den  vorigen 
Kälig  zu  versetzen  und  ernstlich  anzuhalten,  dass  er  entweder  Rechnung 

i )  Aahaaf 

2)  Genuinae  resolutione* 

3)  Anhang  17. 


48 

thue  oder  bezahle.  Geschieht  beides  nicht,  so  soll  all  sein  Hab  und  Gut 
eingezogen,  dem  Meistbietenden  verkauft  werden  und  falls  das  alles  nicht 
kleckte,  mag  der  Dieb  mit  der  Haut  bezahlen.  Dieser  Ausgang  könnte  ihm 
bald  angedeutet  werden,  wenn  man  zuvor  noch  die  Hundertmannschaft  zu 
Käthe  gezogen.  Es  würde  aber  nicht  von  übler  Wirkung  sein,  wenn  E.  V.  W. 
diesen  Beschluss  vorläufig  in  ergreifenden  Worten  an  des  commandirenden 
Herrn  Generalen  Excellenz  berichten  und  auseinandersetzen,  wie  Herr 
Schuller  Sie  zu  diesem  Aeussersten  recht  mit  Gewalt  treibe.  Im  Übrigen 
wird  Gott  und  die  Zeit  E.  V.  W.  schon  belehren,  was  zu  thun  oder  zu  lassen 
sei.  In  Wien  sind  unsere  Vorkehrungen  sehr  wohl  getroffen  und  haben  wir 
uns  um  wenig  von  dorther  zu  bekümmern." 

Scheinbar  —  denn  schon  im  Voraus  war  man  von  der  Erfolglosigkeit 
dieses  Zugeständnisses  überzeugt  —  wurden  zum  Behufe  einer  nochmaligen 
Durchsicht  und  genauerer  Besprechung  der  an  Schuller  gemachten  Forde- 
rungen am  16.  Juli  vier  Männer  aus  dem  Rath  (Schell,  Pancratius,  Kelp  und 
der  Stadtschreiber  Stephan  Hierling)  und  vier  aus  der  Hundertmannschaft 
(Matth.  Deli,  Armbruster,  Schobel  und  Jüngling)  zu  Schullers  Gehülfen 
ernannt  *).  Diese  sollten  ihm  aus  seinem  Labyrinth  heraushelfen  und  alle 
seine  gerechten  Einwendungen  anhören.  Schullers  Rathlosigkeit  und  offe- 
nes Geständniss  erleichterte  ihnen  in  hohem  Grade  das  mühevolle  Geschäft. 

Die  Liste  der  Forderungen  selbst  war  indess  seit  der  Rechnungsable- 
gung  im  Mai  sehr  zum  Nachtheil  Schullers  bis  auf  10,418  fl.  48.  den.  ver- 
vollständigt worden  2),  Ausser  jenen  von  der  Rechnung  für  1699/1700 
rückständigen  2609  fl.  15  den.  fanden  sich  darunter  folgende  höhere  Posten: 
403  fl.  für  Baumwolle,  wofür  man  dem  griechischen  Gläubiger  seit  5  Jahren 
10%  Interessen  hatte  zahlen  müssen  ==  604  fl.  50.  den.;  Hafer,  den  Schuller 
sich  vom  Stuhl  unter  dem  Namen  einer  Lieferung  hatte  zuführen  lassen 
=  150  fl.;  Summen,  die  derselbe  aus  der  Casse  herausgenommen  und  theil- 
weise  zum  Ankauf  eines  Hauses  verwendet  hatte  =  686  fl.  47  den. ;  100  ver- 
kaufte Mehlfässer  =  105  fl  ;  die  Rechnung  für  1695/6  war  bemängelt  wor- 
den in  runder  Summe  um  2000  fl. ;  wovon  Schuller  mehr  als  1450  fl.  zu 
eigenmächtigen  Geschenken  für  Offiziere  und  zu  nicht  bewiesenen  Liefe- 
rungen verwendet  hatte;  484  Eimer  Zehentwein  =  217  fl.  80  den. ;  471 
Kübel  von  den  Dörfern  erpresstes  Zehent-  oderMagazinalkorn  =  1884  fl. ; 
106  Fuhren  Heu  =  381  fl.60den.;  „geschenkte"  Pferde  und  Stiere  =  188 fl. 
450  fl.,  die  Schuller  für  Prüden,  Lasslen,  Neithausen  und  Dunnesdorf  in  die 
Steuercasse  zu  entrichten  versprochen  und,  obgleich  er  es  nicht  gethan, 
seit  vier  Jahren  Interessen  dafür  genommen  hatte  =  630  fl.;  die  von  1697  — 
1703  auf  ihn  fallendeSteuer  und  die  Lieferungen  389  fl.  24  den.  —  Von  Schul- 
lers Gegenforderungen  wurden  die  meisten  als  unbegründet  gestrichen  3). 

1)  Genuina  relatio  etc.  1703.  S.  11.  und  das  Concept  derselben  im  Seh.  A. 
Z.  1459.  g.  3.  S.  10  f. 

2)  Genuina  relatio  etc.  1703.  S.  4  —  8.  Ausser  den  schon  genannten  „Spe- 
eificationen"  noch  die  unter  Z.  1459.  k.  1.  n.  2.  enthaltenen. 

3)  Schullers  Forderungen  im  Seh.  A.Z.  1459.0.  2. und  in  der „Specification" 
Z.  1459,  p.  2,  S.  5, 


4<) 

|    Ud    abg.-ivchnet    wurden  bloss:    800   II.  als    Itürirermci.sf  BTg  «halt 

tur  La/%Jahr;   100   h\.  welche  « •  l»-- 1  <•  i  •- li  nie  sein  Eigen   gewesen ,  «1  i  i 
VllM  ,|,.n  s  erhoben  halte  j 661  I.  hSden.,  weiche Schuller  Doch  i 

dann  für  die  sta.it  Mitgegeben  hatte.  Wenngleich  nun  dieee  1061  n\ 
wurden,  te  blieb  doch  für  Schuller  «'in  Bett  von  'xurf  fl. 
rurdeeegarin  Anreg  echt,  SehnUer  zur 

hi",,  [ntereneen  Ar  die  letzten  vier  Innre  z«  nötbigen,  da  die 
ebenfalls  mit  erborgtem  Gelde  bebe  ersetzen  müssen  1), 
der  jedoch  nicht  durchging. 
i.«t   «les  ingeBteheiBHcheten    Betrüge  und  Üntereehleife ,  der 
reifelhelteeten  Brpreeeungen  euehte  Schuller  dennoch  durch  die  treu- 
lose  Macht   falscher  Eide,   er  wisse  nicht,  wo  in  der  Rechnung  der  Fehler 
rerborgen  Bei,  eiehzn  helfen  und  Loslassung  aus  dem  Gefangnisse  zu  erwir- 
ken. Als   Barteneck    durch    die   beiden  Abgeordneten   Paulinus  und  Arm- 
brueter   hieron  und  dnea  Schuller  an   der  Liste  der  Forderungen  nichts 
■n  fände,  in  Kenntniss  gesetzt  worden,  genügte  ihm  die  bloss  münd- 
lich abgegebene  Erklärung   noch   nicht2);  auf    seinen  Befehl   sollte  sich 
Armhruster  Mühe  geben,  dieselbe  von  Schuller  schriftlich  herauszulocken. 
B   sorgniss,   seine  Gegner   könnten   aus   der  häufigen  Absendung 
von  mehreren  Schässburgern  Argwohn  schöpfen,  hatte  Harteneck  bei  eben 
dieser  Gelegenheit  Annbruster,  der  auch  bisher  wegen  Schuller  am  häufig- 
sten zu  ihm  gekommen,   als    den  geeignetsten  Vermittler  und   Botschafter 
ieehen  sich  und  dem  llath   von   Schässburg   bezeichnet3).  Von  Geburt 
aus  ein   Hermannstädler ,   doch  seit  dem  Sommer  1700  mit  der  Witwe  des 
aus  Oberungern  nach  Schässburg  eingewanderten  Adeligen  Ehler  (Xadler) 
lieh  verbunden  *)  und  seit  1702  im  Dienste  Schässburgs,  gehörte  Arm- 
brust,! den  vornehmen»  sächsischen  Kreisen  an.  Er   vermochte  allein  weit 
,Um.  als.  wie  bisher,  iniästiger  Begleitung,  ohne  Aufsehen  mit  Harten- 
Noch    erfolgreicher  war  seine  Wirksamkeit  als  dessen 

i)  „Specific  et  loa"  z.  l 4;>9.  p.  2.  S.  4. 

I)  Ooaulnae  resoluliones  etc.  S.  .">.  Als  die  beiden  Abgeordneten  in  Hermann- 
stadt, wohin  sie  zuerst  gereist  waren,  hörten,  Harteneck  hefinde  sich  in  Weissen- 
burg,  •ehriebea  sie  d.  d.  Hermannstadt  7.  August  an  den  Bürgermeister  Het/.el- 
dorf«r:  Titl.  Herr  Cornea  vigiliert  zu  Weisenburg,  werden  derowegen  benöthiget 
dahi  :.."    Seh.  A.  Z.  ft99,  c.  i. 

I    M    veniam   amplius   cum  socio,    cum  sufficiat   delegatus  unus,   ne 

quirqiam   r.iu    Intellifat,"  schrieb  Armbruster  in   den  „Genuinae  resolutiones" 

I m  solle  ihme  nicht  viellerley  leöthe  in  hac  materia  schicken,   denn  mans 

■eidren  lieber  nur  Kr  solle  kommen,  weilen  Er  auch  anhero  aller- 

Laaen  gebraucht  sei  worden,1'  sprach  Harteneck   nach    Annbrusters 

^UI/  ■>.  3. 

II.   Juli   1700.  Slglamundue  Arnbrueter -rfdaue  Advoeetoe  Cib. 

non    Incola    ibidem   ducit    Yiduaiii    Annan    U.-Iietam   Georgv    Ihlars    aut    Na4 

irgensis  b.   m.  Kirehenprot,    I)ass    Ihlar  aus 

Ungern  gewesen,  beweist  sein  Taufschein  im  Seh.  A.  Z.  362. 
Arehh  IX.  ^ 


50 

Günstling  und  Vertrauter.  Geschah  es  doch  bei  einer  seiner  Botschafts- 
reisen zu  Harteneck,  dass  dieser  ihn  hinter  einen  schweren  Fenstervorhang 
treten  Hess,  als  er  die  eben  angemeldete  Gattin  Schullers  mit  Vorwürfen 
über  das  unzüchtige  Lehen  ihres  Gatten  überhäufen  wollte  *)J  Die  Klug- 
heit erheischte  in  dieser  Angelegenheit  grosse  Vorsicht,  um  die  schlauen 
Gegner  zu  täuschen.  Deshalb  hatte  er  immerfort  dem  Rath  durch  Androhung 
schwerer  Ahndung  und  Amtsentsetzung  die  Geheimhaltung  seines  thätigen 
Eingreifens  ans  Herz  gelegt  und  aufs  Sorgfältigste  vermieden,  als  Urheber 
der  geheimen  Rathschläge  gegen  Schuller  zu  erscheinen;  denn  der  Gründe, 
seine  Aufträge  lieber  mündlich  als  schriftlich  zu  ertheilen,  waren  zu  viele 
und  zu  triftige. 

Nachdem  auf  diese  Weise  der  Versuch,  Schuller  zur  Ausgleichung 
der  an  ihn  gestellten  Forderungen  zu  veranlassen,  wie  voraus  zu  sehen  ge- 
wesen, gescheitert  war,  wurde  derselbe  neuerdings  in  enge  Haft  gebracht. 
Dabei  kamen  weit  schärfere  Massregeln  in  Anwendung  als  früher;  keine 
seiner  Freunde,  ja  nicht  einmal  seine  Gattin  und  Kinder  wurden  zum  Gefan- 
genen gelassen.  Fruchtlos  nahm  Schullers  Sohn  nochmals  zu  Harteneck 
seine  Zuflucht  und  bat,  seines  hartgefangenen  Vaters  gnädig  sich  zu  erbar- 
men und  denselben  auf  seiner  Mutter  Bürgschaft,  dass  der  Vater  bis  zum 
Austrag  seiner  Streitsache  sich  nicht  entfernen  werde,  aus  dem  engen  Ge- 
wahrsam zu  entlassen  2).  Alles  ohne  Erfolg.  Schuller  selbst  suchte  sehr 
demüthig  Hilfe  beim  Rath  3)  „als  bei  jenen  Christen,  die  nicht  nur  seine 
Glaubensgenossen,  sondern  auch  seine  Verwandten  und  Bekannten  seien" 
und  rief  dessen  Barmherzigkeit  an,  indem  er  ihn  an  die  Worte  der  h. 
Schrift  erinnerte:  Also  wird  Euch  mein  himmlischer  Vater  auch  thun,  so 
Ihr  nicht  vergebet  ein  jeglicher  seinem  Bruder  seine  Fehler;  „weil  ich 
Gott,  den  Allerhöchsten  zum  Zeugen  rufe,  dem  Niemand  lügen  kann,  dass 
ich  vorsätzlich  dem  öffentlichen  Gut  keinen  Schaden  gethan.  Ist  aber  irgend 
ein  Fehler  mit  eingelaufen,  so  kann  ich  mit  gutem  Gewissen  bezeugen,  dass 
ich  kein  Wissen  davon  habe.  Ich  will  mich  ja  gern  E.  N.  W.  gnädigem 
Willen  und  christlichem  Gutdünken  unterwerfen ,  nur  dass  ich  nicht  auf 
mein  höchstes  Alter  möge  an  den  Bettelstab  gerathen,  weil  ja  weder  dem 
Einen  noch  dem  Andern  mit  meinem  Verderben  gedient  ist.  Die  hohe  Gnade, 

1)  Kurzes  Memoriale  Armbrusters  im  Seh.  A.  Z.  1459.  b.  3. 

2)  „Nachdeme  negst  verwichenen  Donnerstag  Ein  Löbl.  Magistrat  von 
Schässburg  ineinen  lieben  Vatter  widerumb  auf  ein  Neues  ,  vndt  zwar  schärffer 
als  vor  disen  geschehen  in  Arrest  zu  sezen  lassen :  Massen  gar  kein  Mensch  we- 
der geist-  noch  weltlichen  Standes  so  gar  auch  Meine  Muetter,  Meine  geschwi- 
sterte,  noch  ich  zu  ihme  gelassen  werden,  vndt  nicht  aigentlich  wüssen  kann, 
auss  was  Ursach  dieses  geschüht:  Als  gelangt  an  Euer  Gnaden  Mein  Vnterthäniges 
fuess  fahlen,  bitten  dieselben  geruhen  gnädig  sich  Meines  armmen  hart  gefan- 
genen Vatters  zu  erbahrmmen,  vndt  selbigen  auff  Meiner  Muetter  guettsprechen, 
dass  er  bis  zu  ausstrag  der  Sachen  nicht  weichen  werde,  des  Arrestes  gnä- 
dig zu  entlassen."  Also  die  Bitte  des  Jüngern  Schuller  im  Seh.  A.  Z.  1459.  a.  3. 

3)  Anhang  18. 


\s ,- 1 1- 1 .  «•  I..   V  W  .  an  mir  armen  von  aller  Welt  verlassenen  Mann    Im/ 

ende  vielfältig  Thrinen  werden  bei  dem 

Richter   Himmeii   lad   der  Brdei  reichliche  Vergeltung 

iewel  hier  seitlich  wie  Mich  deri  ewig  erwirken  helfen."  i><t  Rath  halte 

sieh    indes*    anleinen    fMl   andern   Standpunkt  gestellt,    als  dass  Srlnillers 

Berufungen  an  menschlichei  Mitgefühl  in  seinen  Richtern  irgend  eine 
wehsnftthigt  Erinnerungen  die  gefallene  Grösse  erweckt  bitten.    Derselbe 

le  dem  Bittsteller  unterm  89.  Juli  in  aller  Kürze:  „er  solle  sieh  auf 
lit'iniilieii,  die  nunmehr  anerkannten  Forderungen  der  Stadt   und 

Ali    m  zahlt  n :  im    Ihrigen  würde  man   sehen,   was   mit    ihm   gut 

Badlich  war  es  gelungen,  «las  Eingeständniss  Schullers,  worin  er  die 
Richtigkeil  der  Forderungen  anerkannte,  dem  Wunsche  Hartenccks  gemäss 
schriftlich  zu  erlangen.  Kaum  hatte  der  Sachsengraf  diese  Seihstanklage 
Schollen  fluchtig  Überblickt,  als  er  den  Überbringer  desselben  Armbruster 
sogleich  wieder  mit  dem  Befehl  an  Ilath  und  Hundertmannschaft  zurück- 
sehiekte  ').  ei  solle  SehuUer  nochmals  zur  Ausgleichung  der  Rechnung  oder 
alung  des  Fehlenden  angehalten  werden  und.  er  möge  sich  ja  nicht 
einbilden,  es  sei  dies  Verfahren  blosser  Scherz.  Thue  er  nicht,  was  man 
verlange,  so  werde  man  mit  ihm  wie  mit  einem  Räuber  und  Dieben,  der  den 
Strang  verdient  habe,  vorgeben  müssen.  Das  solle  Armbruster  dem  Ge- 
fangenen sogar  ins  Gesicht  sagen  und  zwar  ohne  alle  Bezugnahme  auf  seinen 
Ehrentitel,  w  eil  er  einen  solchen  nie  verdient  habe.  Mache  Schuller  inner- 
halb lö  Tagen  nicht  Richtigkeit,  so  solle  man  ihn  in  noch  engern  Gewahr- 
sam (entsetzen  und  unaufhörlich  zur  Zahlung  antreiben.  Was  weiter  in  der 
geschehe,  würde  man  wohl  thun,  ihm  wieder  zu  melden.  Mit  zitternder 
1  Iftigte  darauf  Sehaller  durch  seine  Namensunterschrift  am  I4ten 

i   Wohnung*):    „Wider  die  Forderungen  habe  er  gar  keine 
ndung.  Das  wisse  er,  dass  die  Stadt  keinen  Schaden  erlitten;  er  habe 
ihen,  könne  und  wolle  also  die  Schuld  nicht  von  sich  weisen.  Er   bitte 
nur.  man  möge  ihn  mit  gnädigen  Augen  ansehen  und  Gnade  für  Recht  er- 
gehen lassen,  damit  er  nicht   in  seinem  Alter  an  den  Bettelstab  gerathe. 
Id  habe  er  zwar  nicht,  alle  seine  beweglichen  und  unbeweglichen 
6  habe  der  Rath  in  Händen,  dem  er  sieb  ebenso  wie  der  Hundert- 

■  ■  ;  te." 
Barteaeeki    onabltssige    Forderung  vollgültigen    Ersatzes  veranlasste 
ih,  Schallen  Vermögen  gerichtlich  aufzunehmen  und  zu  berechnen, 
ob  dasselbe  zur  Zahlung  hinreiche  oder  nicht.  Auf  ausdrückliches  Verlangen 
ibruster   dem    Sachjengrafen    diese    Vermögensaufnahme  nach 
unit  er   sich   selbst  überzeugen  könne,  was 
Sehaller  loch  betitle*).  Aus  dem  ßefangniu*  so  lautete  sein  Wille,  solle 

Ichl   einmal    auf  BirgsehaÜ    herauslassen,    ausser   es   fände 
rge,  der  nicht  nur  für  die  Person,  sondern  auch  für  die  Zahlung 

1  '    '  ■      ■    S.  :,  i.  and  das  kurze  >1 oriale  Armbrusters. 

\uhang  19. 

m  resclattonei  <tc.  s.  6.  f. 

4« 


52 

einstehe.  Als  am  30.  August  die  Vermögensaufnahme  stattfand  *),  bestand 
sein  unbewegliches  Vermögen  noch  in  zwei  Häusern,  einem  Meierhof,  zwei 
Gärten  ohne  die  beiden  zum  einen  Hause  und  zum  Meierhof  gehörigen, 
zwei  Weingärten,  einem  Bienengarten,  fünf  Wiesen,  22 V3  Joch  Ackerland, 
einem  Hof  in  Meeburg,  wo  er  ebenso  wie  auf  seinem  Meierhof  starke  Vieh- 
zucht trieb  B).  Schullers  bewegliches  und  unbewegliches  Vermögen  betrug 
zusammen  nach  gerechter  Schätzung  4895  fl.  50  den.  3).  Sobald  Har- 
teneck  dieses  Verzeichniss  durchgesehen  hatte,  Hess  er  durch  Armbruster 
Schadenersatz  entweder  mit  Geld  oder  mit  der  Haut  fordern. 

Als  darauf  Schuller  —  die  fünfzehntägige  Frist  war  schon  mehrmals 
abgelaufen  —  in  öffentlicher  Rathssitzung  mit  der  Strenge  des  Gerichts 
bedroht  wurde,  wenn  er  nicht  zahle,  bat  derselbe  um  Gnade  und  suchte  die 
ganze  Schuld  auf  seinen  ehemaligen  Stadtschreiber,  den  jetzigen  Rathsge- 
schwornen  Hartw.  Pancratius  zu  schieben  *).  Da  dieser  jedoch  bei  der 
Gegenüberstellung  ohne  Scheu  Schuller  vorwarf,  wie  er  aus  der  Casse 
Ducaten,  Thaler  und  andere  seltene  Münzen  herausgenommen  und  in  die 
Tasche  gesteckt,  wie  er  gesagt:  „Sieh  hier  die  Schlüssel,  öffne  die  Casse 
und  sperre  sie  wieder  zu;  bring'  die  Säckchen  her,  bevor  er  kommt  der 
verfluchte  Alte  —  so  schmähte  er  seinen  Vorgänger  Mich.  Deli  —  da 
Schuller  Solches  hören  musste  :  gab  er  im  ßewusstsein  seiner  Schuld  und 
gänzlichen  Niederlage  nicht  einen  Laut  von  sich. 

Armbruster  vermochte  also  keine  andere  Antwort  Schullers  nach 
Weissenburg  zu  überbringen,  als  sie  früher  gelautet  hatte.  Desshalb  hiess 
ihn  Harteneck  dem  Gouverneur  Grafen  G.  Banffi  im  Namen  der  Stadt  ein 
Gesuch  einreichen,  mit  der  Bitte:  er  möge  in  Erwägung  dessen,  dass  sich 
der  Rath  unzulänglich  fühle,  der  rastlos  drängenden  IJundertmannschaft  zu 
entsprechen,  geruhen,  mit  seinen  weisen  Rathschlägen  ihrer  Rechtsun- 
kenntniss  zu  Hilfe  zu  kommen  5).  Der  aber  war,  wie  er  Armbrusler  durch 

1)  Registratio  bonorum  Johannis  Schuller  facta  A.  1703  die  30.  Augusti. 
Seh.   A.  Z.   1459.   Z.  2. 

2)  Auf  dem  Meierhof  hatte  er  4  Pferde,  6  Kühe,  4  Joch  Ochsen,  9  Rinder, 
8  Schueine,  70  Milchschafe. 

3)  Genuina  relatio  etc.  1703.  S.  14. 

4)  „Culpam  in  Notariura  suura  transferre  conatur.  Hie  postquam  in  con- 
spectu  utriusque  senatus  confrontati  essent,  ut  conscientiam  liberet,  Schullero  in 
faciem  dicit,  quomodo  aureos,  imperiales,  aliudque,  si  quid  rarae  monetae  in 
adu.inistrando  incassatum  fuerit,  in  marsupium  egerit,  hisce  formalibus:  en 
claves,  resera  et  obsera  cassam  ,  adfer  saeeos,  antequam  detestabundus  senex 
(quo  nomine  B.  Dominum  Deli  voluit)  advenerit.  Ille,  dum  haec  audiret,  tacet, 
nee  mussitat  et  sie  consentire  et  fateri  videtur."  Genuina  relatio  etc.  1703.  S.  12. 
f.  und  das  Concept  davon  etc.   S.  11.  f. 

5)  „Kihez  kepest  Nagysägodnak  aläzatosan  könyorjünk,  mint  hogj  ez 
mostani  bajos  idöben  kivältkeppen,  elegtelenek  vagjunk  magunknak  oly  tanäesot 
adnj,  hogj  ezen  dolgot  pro  voto  Centumviratus  conscientiänk  salvälasäval  expe- 
diallussuk,  meltoztassek  Nagysägod  Böles  Tanäcsäval  tudatlansägunknak  gratiose 
succurälni.»  Concept  des  Gesuchs  im  Seh.  A    Z.  1459.  c.  3. 


sa 

,  fabernlalbeaintea  in  10.  September  sagen  liest,  gani  derselben  \n- 

a>r  eemmsndirende  General  -).  Alse  aaeh  i Meter  Seite  kein 

.his!,.,;  keil  derSehissbarger.  i».«ss  endlieh  Sebnllet 
nicht  /.ur  Kaiii.'iisrii.Mi  Kirche  (kbergetreten ,  gewährte  den  Reib  gleichfalls 

llcnihi-un 

n.i  nun  Harteneei   Alles,  ins  ser  reHhemmenen  Sicherstellung  des 

toth wendig  war ,  gethan  in  beben  meinte,  so  glaubte 

dlich  am  lingetersehnten  Ziel«  nn  stehen.  Die  ren  aussen 

un.l   innen   bedringte  Leg«   des   Vaterlandes  begünstigte  sein    Vorhaben. 

nek,  Debeka,  Keine,  Zar&nd  und  Kövir  waren  in   den  Hunden  des 

Feindes    und    das    wehrlose  Wrissenburg   seihst     war  hart  bedroht  ;; ).    H.ir- 
II  als«'    \rmbriister  mit  dein  taftrege  heiin  :  (\^v  Pialh  solle  ihm  in 
nächsten  tunt'/.ehn  Tegen  Niemanden  schicken,   damit  keine   Seele  von 
fernem  Gange  des  Prozesses  etwas  erfahre  und  er  selbst  in  Verdacht 
lea  die  fünfzehn  Tage  vorüber,  so  werde  er   dem  Rath  die 
Menden  Stellen  des  römischen  Rechts  einbändigen  lassen,  so  dass  der- 
selbe, da  Sehuller  zahlungsunfähig  sei,  nach  peinlichem  Recht  verfahren 
Man    solle    den   Prozess    nicht  in   die  Länge  ziehen,  sondern  mit 
Her  ein    Ende  machen.    Bei  den  jetzigen  Kriegswirren    werde    man 
Einrichtung  nicht  in  Acht  nehmen;  auch  nicht  viel   fragen,  was  mit 
ihm  geschehen  sei.   Niemanden  werde  deshalb  ein  Haar  gekrümmt  werden, 
zumal  da  er  den  Tod  nicht  Mos  einmal,  sondern  ob  seiner  vielfachen  Laster- 

1  )   Schriltliche   Erklärung  des  Kisvardi  Peter  d.   d.   Weissenburg  20.  Sep- 
tember 1703  im  Seh.  A.  Z.  1  '■r»9.  d.  und  e.  3. 
2)   S.   Anmerkung  I 

:    Fundgruben  II,  302  ff. 
Mihi  Domiaui  Martenek  imponebat,  ut  Magistratur   indicarem  ,  ne   intra 
quindenam  queinpam  mitteret,  ne   quisquam  forte  de  hac  re  aliquid  sciat,    et  sie 
.nein  vtniat,  elapsa  quindena  Auctorem  quendam  dare   vellet,  An- 
ton* ,  juxta  cujus  continentiam   penes  Corpus  Juris   Magistratus   contra 
.iniiin  Johannein  Hadnagv  criminaliter  procedere  possit,  cum  non  sit  ad  solven- 
dum   sufficiens ;    causam    vero    non   esse   proerastinandam,    cum   nihil   quiequam 
sit  tiincnduin.  quod  cuiquam  vel  capillus  capitis  sit   deeidendus,  quoniam  mortem 
non  semel,  aed   multis   scelerum  coneursibus    saepissime    promeritus   sit,   gratia 
quoque  Caesarea  non  sit  super  momento  rationis  ,    sed  solum   super  facto  mone- 
tär in  Dominus  Johannes   lladnagv  a  Sua  Majestate  Sacratissima  sit  aggrationatus. 
in  banc  Yiennae  in  piano  et  salvo  esse,  referebat  Domi- 
nus Johannes  Sachs,  nihil  esse    illinc  timendum;   imposito  tarnen    silentio    super 
•  n  suuin   non   sit  divulgandum,   quasi  in  materia  hac  aliquid  nosset 
Tel  eliaiD  sciat,  qunm.tm  tarn  res  de  magna  sit  importantia.  et  ip>e  in  Gubernin  a 

-  plura  juvare  possit,  quam  extra  (Jubernium  ,  quoniam  Procurator  interior  plura 

juvare  semper  possit.  quam  exteri  multi  Procuratoi  es.''  Gcnuinae  resolutiones  etc. 

"II«*  mit  II.  Schülern  ein  ende  machen,  denn  maus  bev  ieUigen  Con- 

juneturen  nicht   eUaahl    m   acht   nehmen  würde,   und  auch   nicht   viel    hierumb 

fragen,  wie  und  wass  mit  ibme  geschehen  se-»e."'  Kuiz.es  Memoriale  Aruibruslers. 


54 

thaten  sehr  oft  verdient  habe.  Die  kaiserliehe  Gnade  erstrecke  sich  Mos 
auf  Schullers  Verbrechen  als  Falschmünzer,  nicht  aber  auf  den  offenbar 
gewordenen  Unterschleif.  Dazu  seien,  fügte  er  zur  Aufmunterung  des 
Ruths  noch  bei,  die  Vorkehrungen  in  Wien  sehr  wohl  getroffen  und  von 
hier  durchaus  nichts  zu  besorgen.  Alle  aber  sollten  hierüber  das  tiefste 
Stillschweigen  bewahren  und  ihn  ja  nicht  als  Mitwisser  nennen,  da  die 
Hinrichtung  von  sehr  hoher  Bedeutung  sei  und  er  selbst  ihnen  nütz- 
lichere Dienste  leisten  könne  als  Beisitzer  des  Guberniums,  als  wenn  er 
davon  ausgeschlossen  als  ihr  Sachwalter  auftrete. 

Man  schritt  nun  dazu,  Schuller  förmlich  den  Prozess  zu  machen1). 
Der  Rath  figurirte,  wie  Harteneck  angegeben,  als  Richter,  Schuller  war 
derAngeklagte  und  die  Hundertmannschaft  trat  als  Ankläger  auf.  Mit  wel- 
chem Bewusstsein  mochte  da  Martin  Schenker  als  Wortmann  an  der  Spitze 
der  Ankläger  stehen,  da  er  ein  Jahr  vorher  schnöder  Übergriffe  und  kecken 
Ungehorsams  wegen  ebenfalls  in  Untersuchung  gestanden  3).  Die  im  Sach- 
senlande zu  Recht  bestehenden  Statuten  enthielten  keine  Strafe  für  den 
Unterschleif  öffentlicher  Gelder  und  so  griff  man  nach  I,  1,  7  derselben  3) 
zum  römischen  Recht.  Die  erste  Frage,  die  zur  Entscheidung  vorlag,  war, 
ob  der  Rechtsspruch  nach  bürgerlichem  oder  peinlichem  Recht  erfolgen 
müsse  *).  Nach  dem  römischen  Gesetzbuch  machte  sich  Jedermann,  hei  dem 
öffentliches  Geld  liegen  blieb  oder  der  zu  irgend  einer  Ausgabe  empfan- 
genes öffentliches  Geld  zurückbehielt,  der  Veruntreuung  schuldig  und 
wurde  nach  bürgerlichem  Recht  zum  Ersatz  des  vierfachen  Betrags,  nach 
peinlichem  aber,  wenn  der  Übelthäter  nicht  zahlen  konnte  oder  aber  ein 
Beamter  war,  zum  Tode  verurtheilt.  Weil  nun  Schullers  Vermögen  kaum 
zum  Ersatz  der  Hälfte  der  unterschlagenen  Gelder  hinreichte,  so  wurde 
vom  Rath  der  Beschluss  gefasst,  sich  an  das  peinliche  Recht  zu  halten. 
Zuvor  jedoch  Hess  er  Schuller  durch  zwei  Rathsgeschworne  nochmals 
ernstlich  auffordern,  er  möge  baares  Geld  und  Silbergeräth,  falls  er  welches 
zurückgehalten  habe,  hergeben  und  die  obschwebende  Summe  zahlen.  Da 
aber  Schuller  blos  die  Gnade  des  Raths  angerufen  und  betheuert  hatte,  er 
besitze  nicht  einen  Heller  mehr,  so  wurde  die  Entscheidung  den  Parteien 
verkündigt.    Gestützt  auf  Stellen  des  justinianeischen  Gesetzbuchs  5)  und 

1)  Genuina  relatio  etc.  1703.  S.  13.  ff. 

2)  Seh.  A.  Z.  1458. 

3)  „Was  nun  insonderheit  in  diesem  kurtzen  Ausszug  der  Rechten  nicht 
aussdrücklich  verfasset  ist,  soll  auss  den  alten  Kayserlichen  Rechts-Regeln  und 
Satzungen,  so  fern  sie  unserer  Landschafft  gemäss,  erholet  werden."  Reissen- 
fels'sche  Ausgabe  der  Statuten.  Leipzig  1744. 

4)  „..  .quod  hac  lege  damnatus  civiliter  in  quadruplum ,  criminaliter  vero, 
si  sit  persona  publica,  ad  poenam  Ultimi  supplicii  convincatur  . .  .;  concluditur 
itaque,  ut,  antequam  quaestio  deeidatur,  videndum  sit,  an  Inculpatus  tantum  possi- 
deat,  ut  civiliter,  contra  eum,  ad  quadruplum,  agi  possit.''  Genuina  relatio  etc. 
1703.  S.  14. 

5)  Digest.  Lib.  48.  tit.  13.  1.  4.  §.  3.  „Lege  Julia  de  residuis  tenetur  is, 
apud  quem  ex  locatione,  emptione,  aliamentaria  ratione,  ex  peeunia,   quam  aeeepit, 


.uit'  »l.ihin   sfotehlagendc   1 1 «mimmK ti n LT»-n   über   peinliche    Gerichtterdnnng 
de«  grossen  ElechUgelehrten  Carpaev  '».  «1  i  «*  tnf  Tod  lauteten,  rerl 

die    Humlertmannsrh.itt    in    der   Streits   che    «las   Kndurtheil     /.u     vernehmen. 

Von    i1  '''•    »;uvn   dir  Geeeiieutellen ,  nach  denen 

Bebuller  gerichtet  werden  sollte,  noeb  ror  Ablauf  der  fünfzehn  Tage  dem 

rg  -.'send.-!  worden  8). 

i»,m-  im.  II,  Ibef  dei  jetzt  der  Ratfc  in  Gericht  sass,   vcr- 

i.fe    iliin     Ire!/,    der     hilfreiehen      Hand,    die    ihm   von    Hermannst.id  I 

reiebl  wurde,  rielei  Nachdenken.   Frii chen  Math  gab  ihm,  irie  er 

■st.nid.  der  vieldeutige    Xiisxprueh  des  Keehlslchrers Tlpian, 

vrfthnlichen  Fallen  die  Strenge  des  Urtheili  von  der 

•  itigkeil  des   Riebten   abhängig  gemacht    wird   3).    Die  Worte 

Iber    dieses    Vergehen    sprachen    zu    deutlieh,    und    gar 

,    Zweifel  unterlagt    iaea  Sehaller  sieh  der  Veruntreuung    öffent- 

Gelder    schuldig    gemacht    hatte.    Das    römische    Recht   selbst    *) 

darauf  die  Todesstrafe.  Aul' das  Verbrechendes  Unterschleifs   fand 

sieh    dieselbe    auch    in    neuern    Gesetzgebungen.    Die  kurfürstlich  säch- 

I  eriehttordaang    gebot,    derjenige     Beamte,    welcher    während 

Amtsführung   Dinge  im  Werthe  von  über  100  Gulden  Münze  dem 

von  ihm    geleisteten  Eidschwur  entgegen  betrügerisch  und   zum    eigenen 

Gebrauche  verwende,  solle  mit  dem  Strange  vom  Leben  zum  Tode  gestraft 

werden.  Der  Wortlaut  dieses  strengen  Gesetzes  war  von  dem  damals  für 

rität  geltenden  Carpzov  gutgeheissen  worden,  weil  dadurch 

nicht  hlos  für   den  begangenen   Diebstahl,    sondern   auch  für  den    Meineid 

genommen  werde.  Was  stand  denn  nun  im  Wege,  um  das   römische 

diesmal  im  Sachsenlande  in  Anwendung  zu  bringen,  da  dessen  Satzun- 

B    tuten  forderten,  ganz  „unserer  Landschaft  gemäss"  waren? 

aliave  qua  causa,  peeunia  publica  resedit.  §.  4.    Sed  et  qui  publicam   peeuniam  in 

usus  aliquos  aeeeptam  retinuerit,  nee  erogaverit,    hac    Lege    tenetur $.  7. 

Sed  et  si  de  re  Civitatis  aliquid  subripiatur,  Constitutionibus  Principum  Divorum 
Trajani  et  Iladriani  cavetur,  peculatus  crimen  committi." 

Cod.  Lib.  9.  tit.  28:  „Judices,  qui  tempore  administrationis  publicas  pecu- 
nias  aubtraxerunt,  Lege  Julia  peculatus  obnoxii  sunt,  et  capitali  animadversioni 
eos  subdi  jubemus. .  .'' 

1)   Bened.    Carpzov:  Practica  nova  imperialis  saxonica  rerum  crimina- 

P     [I    v    test.  85.  18  ff. 

opinquantrt  interea  tempore,  Dominus  Hartenek  fratrl  suo  Jacobo  per- 
scribebat,  ut,  viso  in  Antonio  de  Maracrimineresidui ,  totum  textum  Magistratui 
Segesrariensi  excerpat,  quae  excerpta  in  authenticis  et  adhuc  Schesburgi  apud 
me  mal  ae  resolutiones  etc.   S.  8. 

Digiti  Mb.  %s.  tit.  19.  |.  13:  Hodie  licet  ei,  qui  extra  ordinem  de  cri- 
mine  cognoscit,  quam  vult  sententiam  ferre,  vel  graviorera,  vel  leviorem  •  ita 
tarnen,  ut  in  ulroque  modo  ralinnem  non  excedat.'' 

4)   S.   Ar 


56 

Ohne  Zögerung  erfolgte  der  Urtheilsspruch  *).  In  Erwägung,  dass 
Schaller  ungeachtet  seines  Amtes  sein  Leben  durch  jede  Art  verbreche- 
rischen Wandels  befleckt;  in  Erwägung,  dass  er  nicht  nur  schamlose  An- 
griffe auf  die  Ehre  sittsamer  Frauen  und  Jungfrauen  sich  erlaubt  habe,  son- 
dern auch  des  Ehebruchs  selber  überführt  und  gestandig  sei;  in  Erwägung, 
dass  er  des  Unters chleit's  und  der  Veruntreuung  öffentlicher  Gelder  angeklagt 
das  begangene  Verbrechen  eingestehe,  aber  nicht  im  Stande  sei,  dafür  Schaden- 
ersatz zu  leisten  ;  in  Erwägung,  dass  ein  so  vielfacher  Verbrecher  die  härteste 
Todesstrafe  verdient  habe  —  wurde  Schuller  zum  Tode  durch  das  Schwert 
verurtheilt  2).  Am  28.  September  1703  ward  das  Urtheil  an  dem  „gewalt- 
tätigen Räuber,"  wie  ihn  selbst  der  ehrenwerthe  Stadtpfarrer  Krauss,  der 
ihm  sonst  im  Leben  nahe  stand,  genannt  hat  3),  vollstreckt  *).  Noch  jetzt 
behauptet  die  Familiensage,  den  Todesstreich  habe  Schuller  auf  dem  Mönchs- 
hofe in  einem  stark  mit  Roth  und  Gold  ausgeschlagenen  Armsessel  sitzend 
erwartet.  Zur  Zeit,  als  sein  greises  Haupt  habe  fallen  sollen,  habe  der  Rath 
die  Thore  der  Burg  sperren  lassen  und  sich  geweigert,  den  Eilboten,  der 
die  Begnadigung  gebracht,  in  die  Burg  einzulassen.  Schullers  Galtin  habe 
verzweifelnd  die  Mühlgasse  durchlaufen  und  sei  nur  mit  Mühe  zurückge- 
halten worden,  ihrem  Leben  durch  den  Sprung  in  einen  Brunnen  ein  Ende 
zu  machen.  Die  Beerdigung  des  Leichnams  sei  ohne  Feierlichkeit  in  einem 
Grabe,  das  während  der  Hinrichtung  eiligst  in  dem  untern  Theile  der 
Schultreppe  bereitet  worden,  erfolgt. 

Grauses  Verderben  quoll  aus  dem  blutigen  Grab  des  Gerichteten. 
Hundert  Schlangenköpfe  züngelten  jetzt  statt  des  einen  abgeschlagenen 
Harteneck  an.  Wild  empört  ob  der  Gewaltthat,  ob  des  Hochverraths,  wie 
Hartenecks  erbossste  Gegner  Schullers  Tod  nannten,  riefen  sie  nach  blu- 
tiger Rache.  Waren  sie  ergrimmt,  dass  sie  überlistet  worden,  oder  wenn 
sie  um  den  Vorgang  wussten ,  freuten  sie  sich  im  Stillen,  dass  Harteneck 
in  ihre  Schlinge  gegangen:  jetzt  oder  nie  wähnten  sie  die  Stunde  zu  sei- 
nem Verderben  gekommen.  Der  commandirende  General  Rabutin,  ein  braver 


1)  Genuina  relatio  etc.    1703.  S.   16.  f. 

2)  „.  .  .concluditur,  ut  ultore  ferro  puniatur."  Genuina  relatio  etc.  1703 
S.   17. 

3)  In  einer  Anmerkung  zur  Kirchenrechnung  d.  J.  im  Kirchenprotokoll  sagt 
derselbe:  „Vendiderat  ex  arca  Ecclesiae  sine  meo  consensu  argenterium  pocu- 
lura  Johannes  Schullerus,  olim  Oonsul,  potentiosus  raptor  (tandem  ob  rapinas 
multifarias  similes  decollatus)  pro  fl.  100,  quod  ex  pio  zelo  Catharina,  relicta 
Amplissimi  Domini  Joh.  Schweischers  per  testamentariam  dispositionem  Ecclesiae 
donaverat." 

4)  „Quae  sententia  etiam  die  28.  Septembr.  1703  Anni  praesentis  in  execu- 
tionera  ducta."  Genuina  relatio  etc.  1703.  S.  17.  Bürgermeister  Hetzeldorfer 
schrieb  in  seiner  Sinneseinfalt  in  die  Stadtrecbnung  (Z.  1629)  :  „d.  30.  Sept.  Dem 
Müllo  getzalet  das  er  den  Johannem  Schuller  enthauptet  hat  fl.  1."  Stadtschreiber 
Hirling  aber  strich  mitleidig  die  Worte  „den  Johannem  Schuller  enthauptet 
hat''  und   setzte  dafür:   „eine  Execution  peragieret." 


87 

Staatsmann  l),  traf  bald  La  Harnisch  gebracht,  die  GhrtJ 
;.    iverneurs leichl  (und  nrplötzlich  alle  F&dea  dM 

dei  hassei 'fällten  Kanälen  Bethlen  Binden.  Noch 
•  her  hatte  dar  Elalb  roa  Scbisabnrg,  rorl&aftg  mit  der  Einziehung 
Scbullerschen  Venu  ernd,  nberdas  Ende  de»  Rechtsstreits  Be- 

richt erstattet,  ahne  Hartanecke  Theilnahme  ia  erwähnen  »),  Bald  battea 
Feinde  dai oa  I  mlleri  Familie  seihst 

nieht  rabig  geblieben  ')•  Hartenecb  wind"  nnrerhoft  d  genom- 

men und  in  das   |  er  SchlOM  in  liohem  (iewalirsain  gebracht 

unender  Schrecken  bemächtigte  eich  aller  ehnehin  schlaffen  Glieder 

der  Sachsen.  Keine  Körperschaft  eragte  in  dam  entscheidenden  Augenblick 

leiten  Vorkämpfer  ihrer  Rechte  einxnStehen ;   kein  mntbigea, 

edles,  für    das    Wohl    seines    Volkes    allein    schlafendes    Herz  unter  allen 

lern    der    Nation.   Und  in    welcher   Todesangst    erwarteten    die    ihrer 

beraubten    Rathgeschwornen    von   Schässburg-  ihr 

DntermSO.  Oetober  hatte  Bethlen  eigenhändig-,  ingrösster 

einen  (inhernial-IJefehl  *k  gegengezeichnet  von  Banffi,  an  Armbruster 

und  Schenker        erst  nachträglich  wurden  der  Aufschrift  noch   die  Namen 

Waldhütteis  und  Sehobels  hinzugefügt  —  ergehen  lassen,  mit  der    streng- 

\ulVoi  derung.  ohne  alle  Saumniss  nach  Hermannstadt  zu  kommen.    Der 

Bürgermeister,    Känigsrichter,  Stuhlrichter,  Pankratius  und  der  Stadt- 

reiber  waren  ebenfalls  dort  3).  Schon  am  2b.  erstatteten  Waldhütter  und 

»bei   daselbst  schriftlich  Bericht  über  ihre  unbedeutende  Sendung  zu 

1)  Der  Herausgeber  (?   Fürst  Karl    Liechtenstein)   der    „Memoires   sur  les 

eignes  faites  en  Hongrie  au  Service  de   l'Kmpereur   par   le  Comte  de    Bussy- 

I         eitler  d' Etat  de  8.  M., Chsmbellan,  Marechal de  ses  armees,  General- 

mandant  en  TranSylvsne  et  Colonel  d' un  Regiment    de   Dragons    1795;   ver- 

ht  in  der  Vorrede  diesen  mit  einem  in  Frankreich  lebenden  Rabutin  und   sagt 

i.t    bien  braves  tous  les  deux,  avoient  autant  d'esprit,  ä  ce  que  je 

-.  Tun  que  l'autre  5  nslfl  le  nötre  etoit  plus  Soldat.  L'un  ecrivoit  parfaitement, 

SVtrs  li    mal,  que  j'ai   ete  au  momenl  de  changer    les  fautes   de  francais,   de 

-truetion    e(     de   style;   il   me    semble    qu'  il    faut    laisser  les   Manuscrits    de 

is   de  cent  an«  tels  qu' ils    sont.  Certafoi   tours   de  phrase    et    les    noms    de 

travers  .  .  .  me  feroient  presque  croire,   que  l'education   de   mon  Rabutin  a   ete 

lins  relatio  eorum,  quae  in   civitate  Schesburgensi  tempore  postu- 

latae    r.tionis    publicae    cum    Domino     Johanne    Schuller    acta    sint.     Signatum 

rgl  anno   1703   die   4.  mensis   Octobr.   im   Seh.   A.   /-.    1  1 59   h.   3. 

Die  SeM  sebnang  (Z.   1620)  fahrt  unterm  11.  Octob.  an  einen 

It.  io  mit  Herrn  Schallen  Sohn  gekommen  sampt  30  Reiteren. " 

'     i.    I.    und    '/..    t%«5. 

5)  -!>.    1.    Nun.    Die  Hermannstldter  Strass,    welcher    Tit.    Herr  Consol, 
l'ancratiu*   et    x  [6   Tsg     bei-,. wohnt    kostet     mit    alle    den 

Meritii  66  tl.'* 


58 

Rabutin  und  ihr  Gespräch  mit  Harfeneck  1).  Weit  ausführlicher  und  folgen- 
reicher war  die  am  folgenden  Tage  von  Armbruster  eingereichte  Denk- 
schritt über  seine  zahlreichen  Botschaftsreisen  3),  an  deren  Schluss  einzig 
und  allein  Harteneck  als  Urheber  und  Triebfeder  des  Prozesses  angegeben 
wurde. 

Jetzt  erst,  am  26.  October,  war  Bethlen  in  der  erwünschten  Lage,  in 
einem  Rundschreiben  3)  den  sächsischen  Kreisen  die  Verhaftung  und  Amts- 
entsetzung Hartenecks  Namens  Guberniums  amtlich  anzuzeigen.  Schullers 
Hinrichtung,  deren  Gesetzmässigkeit  offen  geleugnet  wurde,  bildete  den 
Hauptanklagepunct.  Harteneck  wurde  beschuldigt,  Schullers  Hinrichtung 
aus  Hass  gegen  denselben  wegen  dessen  Klage  am  Hofe  anbefohlen ;  die 
vom  Kaiser  eigenhändig  unterzeichnete  Begnadigung  Schullers  mit  Füssen 
getreten;  die  dem  commandirenden  General  schuldige  Hochachtung  aus 
den  Augen  gesetzt;  die  Abwesenheit  desselben  im  Felde  und  die  Verwir- 
rung der  jetzigen  ungrischen  Empörung  für  seine  Zwecke  benützt;  die  Be- 
fehle des  Guberniums,  wie  früher,  so  auch  jetzt  bei  Gelegenheit  des 
Schullerschen  Prozesses  verächtlich  behandelt;  die  geheimen  Beschlüsse 
desselben  immer  verrathen  ;  unter  der  Maske  und  im  Namen  des  sächsischen 
Volkes  Berichte  an  den  Hof  geschickt ;  zwischen  den  Nationen  und  Ständen 
Spaltungen  erzeugt  und  auf  alle  Weise  den  Landfrieden  gestört;  auf 
den  Schuller  von  Apafi  und  dem  Kaiser  ertheilten  Briefadel  keine  Rück- 
sicht genommen;  die  Freibriefe  uud  das  Blutbannsrecht  Schässburgs,  da  er 
als  Hermannstädter  Königsrichter  durch  Einflüsterungen,  Befehle  und  An- 
gabe fremdartiger  Gesetzesstellen  des  römischen  Rechts  und  Carpzov's 
insgeheim  sich  eingemischt,  schnöde  verletzt;  und  endlich  die  persön- 
liche Sicherheit  unter  den  Sachsen  gefährdet  zu  haben,  da  jeder  des  Her- 
mannstädter Königsrichters  Zorn  fürchten  müsse,  wenn  ihm  die  Zuflucht  zum 
Könige  und  zum  Gubernium  zum  Verderben  gereiche.  Schuller  sei  eben  so 
wie  früher  der  adelige  Klausenburger  nicht  von  einem  Gerichtshof  verur- 
theilt  worden,  der  dazu  rechtliche  Befugniss  gehabt  habe.  Das  Gubernium 
suchte  die  aufgeregten  Gemüther  noch  insbesondere  durch  die  Versiche- 
rung zu  beruhigen,  dass  man  durchaus  nichts  Schlimmes  gegen  die  säch- 
sische Nation  beabsichtige.  Behaupte  Jemand  das  Gegentheil,  so  möge  man 
solchen  Reden  ja  keinen  Glauben  schenken;  es  solle  vielmehr  jeder  Stuhl, 
jede  Stadt,  jedes  Dorf,  jede  Privatperson,  die  von  Harteneck  irgend 
wie  gekränkt  worden  sei,  ohne  Furcht  und  ohne  alle  Rücksicht  die 
Beschwerden  vorbringen,  damit  das  Gubernium  ihm  auf  gehörige  und 
gesetzliche  Weise  zu  seinem  Rechte  verhelfe. 

1)  Abschriftlich   im  Seh.  A.  Z.    1459.   e.  und  f.  2. 

2)  »Ex  praemissis  jam  ego  aliud  non  dicere  possura,  quam  quod  in  ista 
causa  solus  Dominus.  Hartenek  sit  author  et  instigator,"  sagen  Armbrusters: 
Genuinae  resolutiones  contra  Dominum  Johannem  Schuller  per  Spectabilem 
ac  Generosum  Dominum  Johannem  ab  Hartenek  diversis  vieibus  faetae.  Actum 
Cibinij  A.   1703   die  25.  Octobr.  Im  Seh.  A.  Z.   U59.  k.  3. 

3)  Anhang   20. 


50 

ii  :',•  ecJ  WM  indessen  einem  -  Verhöre  nnfemogen  worden, 

dacnl  ml  iinu  leitete«  an  4er  Ermorden  Bedienten 

Ij  n tan ten  Ac ton  in  neinem  Hanne  mttrnthend  Theü    gmamnnon 

ibenu  Die  tanehnldigani  »riehtlieh  nicht  erwienen.  In  lohweren 

Aon  wurde  et  un  aber  dem  Rathe  von  BermanniUdt  ftber- 

'.  mit  dem  Bedeoten,  dereelbe  tolle  aber  Berteneci  au  Uürger  von 

Hrim.uiiiNU.lt  n.'u'ii  den  Stetnten   in  Gericht  titeen  e/egen  aller  Ihm  zur 

i  (eilenden  peinliehen  Verbrechen,  nber  iein  Verbrennen  des  Hoehrer- 

nihs  m  richten.  1» «* Ii ;i  1 1 1>  uch  dnn;en;en  daa  Gnberninm  lanunri   den  stünden 

\  lelbel  ror.  Deceeitdem  15.  September  in  Herrn  annetn  dt 

i  eraehtnte  ■oben  nm  S&  für  n&tbig,   sieh   in  einen 

ihof   umzubilden  ,     um    die     vom    Fisealdiroctor    gegen    Harteneck 

geschleuderte   Anklage  auf  Hoehverrath  nn  vernehmen.   Obenan  fand    sich 

unter  den    Anklagojuinrton    die    den    Befehlen    des  (iuherniunis  zuwider  auf 

\  üNiiften  an  Sehuller  vollzogene  Todesstrafe.  Die  Vertheidigung 

Miher  durch  seinen   Anwalt  Stephan  Gidofalvi  —  er 

lebien  nicht  persönlich  —  blieb  erfolglos;   denn   über  seinen  Tod 

betten  sieh   die  Machthaber  bereits  geeinigt.   Vergebens  suchte  Gidofalvi 

nichtigen   Anschuldigungen   von    Harteneck   abzuwälzen,    vergebens 

Irtn    er.    sein    Schützling  könne  wegen   Schuller  gar  nicht  angeklagt 

den,  de  derselbe  nicht  von  ihm  und  nicht  der  Falschmünzerei  wegen, 

tili  er  einen  B'^nadigungsbrief  erhalten  habe. sondern  durch  den  Rath 

■ibnrg  und  das  Gesetz  wegen  der  Veruntreuung  verurtbeilt  worden 

sei.  Wiire   also,   liess  sieh    Harteneck  vertheidigen,   an  Schuller  ein  Mord 

beg  ian  seinen  Richter,   den  Rath  von  Schässburg  als  den 

der  Inst  raten,  nicht  Harteneck.    Umsonst,  die  anwesenden  Oberbeamlen 

Betnoldorfev    und  Göhhel  wiesen    kleinmüthig   die  ihren 

iltern  infgebftrdete  Anecbnldignng  mit  allen  ihnen  zu  Gebote  stehenden 

Mitteln   tarnen    ' ).    der    willenlose    und  geblendete   Landtag  erklärte  die 

läge   auf    Hochverroth    für   erwiesen  und  verurtheilte  Harteneck  zum 

und  seiner   Güter.    Nicht  einmal  eine  Berufung  an 

ml  dem  unglücklichen  Schlachtopfer  geheimer  Ränke  gestattet. 

dl  Hoch verrather,  vom  Hermannstädter  Rath  als  Mörder  ver- 

urtli  I  Hartenecks  Todesurtheil  unterschrieben  ohne  dass  er  weder 

A,  noch    des  andern    Verbrechen!    wiire   überführt  worden.   Des 

abten,  ^\or  Hsi.'iTeieliischen  Regierung  bis  in  den   Tod  getreuen  3) 

1)  Anhang 

til  pibt  in  seinen  „Memoires"  etc.   S.    ISO.   f.  zu,   er   habe  die    Hin- 

mgereux   et  tres-pernicioux''  betrieben. 

.t  aber  im   fot-  , ■ -,1,1t.  bombt  auf  einem    froiiirtlgen   Irrthum.   Seine 

Phonnenr  d'  Atre  execotl,  ii  rlni  de  depechee 

de  la  Cour.     I.-  Itabutin    fit    retarder   rexlcntlon  jasqa'ft  ce  que  cette 

l,>,lr  l'on  y  troura,  que  la  Cour  donnoit  pari  au  Comte 

de  Rabuti  outretous  los  crime*  rinnt  il  etolt  convaineu,  avoit 

•ctuel!em«»nt    une    corresponri.  i.'use   avec  RagoUy ;  eile   voulut  que   sa 

»entence  fusse  executee  aans  ddlat." 


60 

Mannes  Haupt  fiel  am  5.  December  1703  durch  das  Henkerbeil  und  mit  ihr 
all  die  grossartigen  Plane,  die  er  an  die  Wiedererwerbung  Siebenbürgens 
durch  das  deutsche  Kaiserhaus  für  das  sächsische  Volk  geknüpft,  für  die 
Sachsen,  deren  geistiger  Wiederbelebung  und  Grösse  er  sein  ganzes  Leben 
geweiht  hatte  t).  Die  wilden  Wogen  der  Empörung  schlugen  brausend  über 
den  Hauptern  der  Verlassenen  zusammen. 


Anhang. 


Aplissimo  Prudentj   ac  Circumspecto  Domino  Domino  Johanni  Etzelio  Con- 
suli  Inclytae  Reipublicae  Civitatis  Segesvariensis  gravissimo  etc.  Domino 
Fautori  et  Amico  nobis  aestimatissimo  tradantur.  Segesvar. 
Amplissime  Prudens  ac  Circumsp.  Domine  Fautor  et  Amice  nobis  plurimum 

observande. 
Salutem  et  servitia  nostra  paratissima  etc. 

E.  N.  F.  W.  an  Vns  abgelassenes  haben  wir  zu  recht  erhalten,  wolten 
von  hertzen  ge wünschet  haben,  dass  es  nicht  solle  geschehen  seyen,  wass 
geschehen  ist,  kan  aber  nichts  wissen  wass  der  gutte  H.  Schuler  sich  ein- 
bildet, dass  Er  solche  wort  von  sich  halt  lassen  hören,  welche  Ihm  als  Einem 
arrestanten  nicht  zuständig,  denn  Er  nicht  weiss  wie  die  Sachen  werden  auss- 
lauffen,  denn  man  wirdt  sie  auss  vnsrem  recht  nicht  nehmen,  vnd  E.  N.  F.  W. 
lassen  gutt  auff  sie  sorgen  vnd  die  wachten  so  bestellen,  nicht  dass  ein 
Amplissimus  Senatus  hinter  dass  Liecht  möge  geführet  werden,  denn  alle 
mit  einander  sein  sie  Eines  Löbl.  Magistrats  arrestanten  ;  dem  H.  Comitj 
habe  Ich  gleich  das  Schreiben  abgegeben,  wie  Er  vom  H.  Gubernatore  ist 
herausser  kommen  ,  vnd  biss  auff  sein  Quartier  im  gehen  mit  Ihm  ge- 
redet, vnd  auch  E.  N.  F.  W.  Vberschicktes  hatt  Er  gelesen,  vnd  mir  zu  ant- 
wort  geben,  wass  der  Schurck  darff  dreyen  ,  wenn  anders  nicht  wäre  als 
nur  wie  Er  das  publicum  bestohlen  hätte ,  so  könte  man  Ihm  sein  Recht 
thuen;  der  H.  Comes  wirdt  an  Einen  Amlp.  Senatum  Ein  starckes  schreiben 
ablassen  gehen,  darauss  E.  N.  F.W.  sehen  werden  seine  Sachen  wie  sie 
stehen,  E.  N  F.  W .  maturieren  mit  deren  Rechnungen,  dass  man  auch  mit 
des  H.  Schulers  rechnung  durch  könte  gehen,  dass  man  sie  stelle  v.  wass 
dem  Publieo  zu  gehöret  gar  wohl  v.  genau  ad  notam  nehme,  nicht  dass  wir 

1)  Unterm  15.  October  1702  schrieb  er  aus  Mühlbach  an  den  Rath  von 
Schässburg:  „Urnb  die  mir  zugesendte  Contestation  ,  dero  V.  W.  zu  der  lieben 
Billigkeit  und  Wahrheit  tragenden  Ehrlichen  Eyffers,  erstadte  hiermit  schuldigsten 
Danck,  mit  auffrechter  Versicherung,  dass  gleich  wie  umb  bemäntelung  dessen, 
was  unrecht  wäre,  niemahlen  angehalten:  also  die  confession  der  Wahrheit  mir 
zur  stettigen  Auffmunterung,  meine  Schuldigkeit  zu  der  Löbl.  Nation,  auch  dero 
Königl.  Stadt  und  Stuels  Nutzen  und  Frommen  unnachlässig  zu  thun,  immerhinn 
angedeüen  werde.'"  Scb.  A.  Z.  500.  r.  1, 


61 

•  mden  werden,  man  irirdii  mi  gorjlhlig  obei  lallen,  wo  auia 

dein  ftO.  Ma\   nicht    s/m|1||,    u  i-nli-n  wir    vns    nicht  aull'hallcn, 

eher  iianss  in- tbea,  .inin  der  ii.  Cemei  will  raeere  Stehen 

ier  lis.-ai  w.-in  s<»  lieb  bei  den  H,  Seholer  be- 

ii„den  Böhmen,  Br  bitte  ja  lang 

,n  ei  aoeh  nicht  gothaa  belle,  auch  im  i  de«  Pebli- 

r  lim  ii  Brileailerea  belli  denn  das  Publicum  nicht  kau  »ehedei  ley- 

i    \.  p. W. wolle dieeeeeekrelben,  wenn  eeR.D  P.W.habea 

!  in. -in  Ampi.  Senate  Einem  jeden  bepfehlea  bey  VerHernag  seines 

.\in|»ts  nid.:  bringen,  deen  Gott  weiss  wie  des  H.  Schnlere  eaehon 

*  beinel  als  das  sie  mögten  schlimm  heraus*  keauaen, 

leb   nach    hauss    Komme    mit  Gottes  hilff,  wolle   Ich    mehr  E.  \.  V .  W. 

ken.   In  reliqno  A.  P.  el  Ciroomsp.  Vestram  Dominationem  feliciter 
i.  Datum  Albae  laliae  die  I.  Mira  1700. 

IJiimIciii   A.  P.  et  C.  Vestrae  Dominatiunis  benevoli  et 
ad  len  itia  parat  issimi 

Andreas  Göhbelius 

et 

Georgius  Rausch. 

8,     Der   II.   Haller  Istvän  ist   sehr  böss,  dass  man  seinen  Präfectum 

9  cfa  halt  lassen  von  vns  abziehen,  v.  sagt  vor  den  Magnaten 

d  Urem  biszony  ftszve  fogunk  veszszni,  ha  Kgldugy  bannyik  vellein. 

B         _»horschamst  mit  zu  eertilieieren  ob  II.  Job.  Valdhütter  vor  mich  etwas 

geldt  beben  bekommen,  nemlig  die  f.  800  vngr.  B.  N.P.W,  wolle  Ein  achteis 

Bin  hall)  Behielt  Baaeb  vor  des  II.  Apor  seinen  sehreiher  \  herschicken 

»ollen  geben,  nicht  geilaig  v.  mit  waehss  begossen.    Der  H.  Comes 

I  die  jag!  liinauss  gezogen,  v.  wirdt  Morgen  nacber  bauss   derowegen 

ihen.   wird   also  schreiben  wenn  Er  Naeher  bauss 

Bf  das  pnhlictim  zu  prätendiren  hatt  an  Herr  Schüler  sollen  E.  X. 

r •  W,  Bar  federn,  der  II.  Comes  sagt  Er  hatts  ja  bepfohlen;   wie  es  mit  den 

Itehefl  mit  dem   II.  (iebhardt,  berichten  E.   N.  F.  W.  mich,  auch 

wegen  des  Weingarten,   denn  der  II.  Comes  darüber  lachte,  v.  fragte,  wass 

die  Bau.  in    ron  Trapold  gesagt  hätten,  die  da  bey  Ihm  seyn  gewesen.   His 

Ült. 

Das  Original    im  Schässburger  Archiv,   Z.  499.  e.  1.    Ganz  von  Göbbel 
geschrieben. 


idenlibm   atqve  Circnmspectis  Dominis  Conenll,  Regio   ac 
iqaeSeamlorUHM  Civitatis  BC  Sedis  Sehäshurgensis 
-  mihi  beaoTolc  ebeerraadie.  Schäsburgum. 
Pradealet  ae  ('in- tp 

''  mdi! 

Salute  Mtiurum  meoruin  oblationrm  ! 

F.  \\  .  uu.-ntlallen.    wir   in  Causa  Cnsionis  talsarum  m«.ne(arum 

KnaTdei  II  „ler  abge-                                           ,,  ,  u|)er  dieses 


62 

Halsbruchige  Verbrechen  aber  auch  in  Seynem  übl  getragenen  Officio  Con- 
sulatus,  mit  dem  Publico  ungewissenhafftig,  und  untreu  umbgegangen,  wess- 
halb  die  liebe  Justiz  ohne  bedencken  Ihme  ein  peinliches  Halsgericht  hette 
hä"-en,  und  was  Rechtens,  an  Ihme  vollziehen  können,  deme  ohngeachtet,  aus 
Hoffnung,  Er  werde  resipiscieren,  das  gerichte  zugesehen,  und  unter  Cau- 
tion  Ihn  des  arrests  entlassen,  auch  seyn  Thun  und  Lassen  inzwischen  ge- 
pruffet.  Da  Er  aber  dadurch  mehr  Insolent  als  demüthig  gemacht  worden 
seyn  und  dem  Verlauten  nach,  nicht  allein  seyner  schuldigen  Zinsträchtig- 
keit,  auff  eine  solche  manier,  die  kein  ehrlicher  Bidermann,  sondern  Hals- 
starriger Auffruhrer  und  Magistrats  Verächter  anzunehmen  gesinnet,  Sich 
wiedersetzt;  sondern  gar  öffentlich  dem  Publico  ein  solches  Vngluck,  worüber 
Sich  die  gantze  Welt  verwundern  würde ,  anzurichten  ,  öffentlich  antrohen 
solle,  solches  aber,  naturlicher  Muthmassung  nach,  durch  nichts  anders, 
als  eine  etwan  ansin-  oder  anspinnende  Rebellion,  Auffruhr  und  dergleichen 
beschehen  könte:  Einem  wachtsamen  Magistrat  entgegen,  dergleichen  Ihro 
Kay.  May.  Unsers  allergnädigsten  Herrn  Herrn  Undienst,  und  Confusionen 
antrohende  Beginnen,  vorsorglich  zu  verhindern  Ambtshalber  zustehet:  So 
habe  hiemit  E.  V.  W.  erinnerlich  sagen  sollen  :  dass  bedeutheten  Herrn 
Schulern,  wie  denselben  nach  geendigter  Meinigen  Ambts  Inquisition  in  dehro 
Obrigkeitlichen  Macht  und  Gewalt  allerdings  gelassen  habe,  Sie  also  fleissig 
und  Unpartheyisch  nach  habender  Autorität,  tragender  pflicht  und  Schul- 
digkeit, Seine  Johann  Schulers  Contumacien  und  Bedrohungen  per  accuratam 
Inquisilionem  untersuchen,  und  da  Er  etwannCrimina  Criminibus  gehauffet, 
und  keine  Hoffnung  zur  Resipiscenz  zu  machen  wäre,  mit  Ihm,  wie  die 
Justiz  erheischen  thut,  also  procedieren,  als  Sie  es  vor  Gott,  und  der  Welt 
zu  verantworten  sich  getrauen  werden:  deme  dann  E.  V.W.  bestens  werden 
zu  thun  wissen.  Quibus  maneo  Ampi.  Prud.  ac.  Circumsp.  Dominationum 
Vestrarum. 

Cibinii  die  16.  Novembris  A.  1700.  Servitor  paratissimus 

J.  S.  ab  Harteneck. 

Das  Original  im  Schässb.  Archiv,  Z.  1459.  c.  1. 

3. 

Amplissimis,   Circumspectis    et   Consultissimis    Dominis,    Consuli,    Regio 

Iudicibusque  Sedis  ,  nee  non  Inclyto  Senatui   Civitatis  Schässburgensis, 

Spectatissimis,  Dominis  mihi  Fautoribus,  Patronis  et  Amicis  debita  obser- 

vantia  Colendis. 

Amplissimi,  Cireumspecti  et  Consultissimi  Domini,  mihi  Fautores,  Patroni, 

partim  Amici  et  Compatres  debita  observantia  Colendi! 
Salute  praemissa,  servitiorum  meorum  debitam  oblationem! 

Damit  gegenwertiges  E.  N.F.  W.  sämpligen  in  erwinschten  Vergnügung 
antreffen  möge,  wintsche  solchesmit  f  eder  und  hertzen.  unsere  bey  (tit.)  Herren 
Comiteaussgeführete  Verrichtung  werdenE.N.  F.  W.  sowohl  auss  relationdes 
W.  Herren  Paulini,  wie  auch  genuinem  brieff  Herren  Comitis  sathsam  verneh- 
men können,  nur  dieses  principaliter  zu  observieren,  dass  daferne  E.N.  F.  W. 
dahinn  gesonnen  sein  wieder  H.  Johannem  Schulerum  einige  Inquisition  zu 


03 

sti.-tvtiMi.  aU  sollen  iicb  r.  \  i  .  \\    erstem  mü  §olchen  beithen,  prelcbe  nur 

Zeit  der  Inquisition  »las  .luram-  B   hU|I<    gM  wohl    fnml  ieren  ,    anlf 

dass  selbige  fatenten,  so  aaff  begangene!  Criminair  DeKetnao  II    SehmJerB 

examiniert    BHLBBMI  TTtrdW.  ttHt  gtTrltf  f ITI    fundainenl  l'atieren    mögen,    d;iss 

mm  eder  andere  halabreehende  Laastertaai  foi  H.  Sehnlero  begangen  HJt 
i.   Bde.  Wenn  sieb  EL  Bf.  P.  W*  nun  so  weit  sul>  taeitnrnitate  con- 

tinuenda.    umb  Beleb  I  einübet  hallen,   denen    sie  sich   siehersl    ver- 

i  kennen,  itM  sie  alle  diejenige,  \\  oranff  iie  vrieder  II.  Sehnlerem  be- 
fraget Bellen  irerden,  mit  gewiseenhaffti  gern  einbekantnQea  mögen  behaupten 
-  denn  3tio  kaa  II.  Sehnlern«  vorbestellet  werden  und!  anhören, 
dass  einelnqniaitien  wieder  ihn«  seile  gestiefftet  werden,  welchen  E.N.  r.  W, 

als  denn  befragen  werden,  ob  er  derselben  Worthe  annoch  gestehe,  mit  denen 

Er   sich   ad   freiem   Aiuplissimi    Domini  Consulis  sowohl    zwischen  denen 

hoffen,  wie  auch  in  dess  II. Consulis  eigenen  Behausung  geredet  habe? 

undt  daferne  er  derselben   leugnen   thele,  als  muss  man  diejenige  Zeigen, 

so  ihme  das  Delietnm  zu  veriticier  en.  E.  N.  F.  W.  vorhero  versichert  haben 

mit  ihme  confrontieren  undt  selbige  alle  ihme  vorstellen  vndt  nachdeme  Er 

eines  oder  anderen  eriminalen  Delicti,  es  habenahmen,  wie  es  immer  wolle, 

wie   auch    derer    gegen   (tit.)    II.    Consulem    aussgestossenen  Rebellischen 

ien  wirdt,  kan  II.  Paulinus  nach  Information  (tit.)  II.  Conütis 

schon   berieht  thun    wass  dabey   zu   thun  sein   wirdt;   nach  überwiesenem 

DetietO  aber  sollen  Ewer  V.  F.  W,  W.  keine  Exmissiones  erlauben,   quia  in 

criminalibus  Delictis  nulla  datur  exmissio  et  Appellatio,  sondren  iuxta  leges 

i  pre  ineiito  Delicti  fort  fahren,  undt  das  dar  kehren,  wass  die  liebe 

tierecl  n  fodreo  u  irdt 

Ich  te  iie  s\adente  noch  ein  par  taag  allhier  ausshalten, 

bis«    die   DURenltit   derer   8,  074  so  extraordinarie    auff  uns    angewiesen 
wahren,    vor  dem   Comissariat  beygelegt  wird.     De  reliqvo  Ampi.  Cir.  et 
isimai  Dominatienee  Veetraa  Divinae  protectioni  recommendo. 
iiMiliissiinarum  Dominationum  Vrar. 
Datum  Cibinii  IG.  Novembris  A.  1700. 

Servus  obligatissimus 
Das  Original  im  Seh.  A  Z.  1459,  d.  1.  Hartvigius  Pancratius. 


Amplissimo  Prudenti  ac  Cireumspecto  Domino  Johanni  Ezeli  Civitatis 
sburgensis  Consuli  etc.  Domino  Amico  mihi  benevole  observando. 
issburg. 

Biiane  Prudens  ac  Circumspecte  Domine  Amice  mihi  benevole  obser- 

Mde. 

iemm  neemni  oblatione! 

1     *     w    l!"  «*i  erb  alten,  hin  auch  mit  der  richtigen 

iehl  Befrieden,  arrimaer«  ai.hey  dass  dieser  Johann  Schuler  nach  aus- 

kweehigea  I  merCantiott,  wie  andere,  kan 

frey  gelassen  werden,  ist  ihme  aber  gleichwohl  hievon  nichts  zu  sagen,   als 


64 

habe  man  schon  ordre  den  Arest  nach  4  Wochen  auffzuheben.  In  reliquo 
Ampi.  Pr.  ac  Cir.  Dominationem  Vestram  feliciter  valere  desidero  maneoque 
Ampi.  Pr.  ac  Cir.  Dominationis  Vestrae 

Amicus  ad  officia  paratus 
Albae  d.  8.  December  A.  1700.  J.  S.  ab  Harteneck. 

Das  Original  im  Seh.  A.  Z.  504.  c.  1.  Nur  die  Unterschrift  von  Harteneck. 

5. 

Senatus  Consultum. 
Es  sind  nunmehro  fast  alle  Christliche  Tugenden  in  solches  Abnehmen 
kommen,  dass  zu  befurchten  es  mögte  Gott  zu  denen  Straffen  die  allbereit 
autf  uns  liegen,  das  ganzliche  Verderben  thun.  Diesem  schräcklichen  Übel 
nun  bevorzukommen  hatt  ein  Hohe  Landes-  so  wohl  Geist-  als  Weltliche 
Obrigkeit  drin  gesehen  und  einen  Löbl.  Magistrat  befohlen  sich  dahin  zu 
bemühen,  dass  solchen  grausamen  übel  gestöhretund  alles  in  eine  Gott  ge- 
fällige Ordnung  gebracht  werde.  Ist  demnach  ein  löbl.  Magistrat  bewogen 
worden,  folgende  Satzungen  zu  stellen  sampt  angehenkten  Straffen.  Wer 
selbigen  nicht  nachkommen  würde,  mitt  dem  solle  mann  ohn  einig  Ansehn 
der  Perschon  also  verfahren : 

1.  Ist  jedermann  Gott  ein  Christlich  Tugendhafftes  Leben  zu  führen  schul- 
dig, besonders  hatt  ein  jeder  in  acht  zu  nehmen,  dass  er  sich  des  Flu- 
chens enthalte,  alle  Sonn  und  Feyrtage  mit  fleissigem  Kirchengehn  zu- 
bringe, an  denselben  alle  arbeit,  sie  mag  geheissen  werden  wie  sie 
wolle,  meide,  sonderlich  das  Fuhrwerk  Feld  v.  Gartenfrüchte  einzu- 
samlen,  wer  darwieder  handelt,  soll  am  öffentlichen  Pranger  auch  so 
genanten  Fedel  abgestrafet  werden. 

2.  Des  Nachts  Unit  mann  das  meiste  übel;  Wer  demnach  nach  10  Uhr  ohne 
Laterne  auff  der  gassen  funden  wird,  dem  soll  dasNarrenhauss  zu  theil 
werden,  auch  werden  die  thor  nach  10  Uhr  nicht  auffgemacht  werden, 
wer  was  auff  der  Burg  zu  thun  hatt  der  thue  es  in  der  Zeit  damit  er 
nicht  ein  oder  aussgeschlossen  werde. 

3.  Huren  und  Buben  Toppken  und  Spielen  ist  Gott  ein  greuel.  Dessen  un- 
geacht  gehet  es  bey  uns  sehr  in  Schwung,  der  in  dergleichen  Sünden 
lebt  nehme  sich  wohl  in  acht  nicht  dass  er  einmahl  ertapt  werde  und 
ihn  die  Sache  ganz  zu  spät  gereue. 

4.  Die  sowohl  auff  dem  Feld  als  in  der  Stadt  ohne  Schau  übliche  Täntze 
und  Rantzungen  werden  bei  harter  auffsieht  ganzlich  abgeschlagen. 

5.  Die  Hoffart  wird  ohne  einig  ansehn  des  Standes  sehr  getrieben,  mann 
denke  gar  wohl  wass  einem  und  dem  andern  nicht  anständig  ist,  es 
wird  mit  Schimpf  und  Spott  an  den  Pranger  genagelt  werden,  zumahlen 
sieht  mann  nun  nichts  als  Perpet  und  Puszjo  Ras  Schürze,  ohne  einiger 
Unterscheid  ,  fast  lauter  edlische  Franz  Hembder,  weisssternigte  Hau- 
ben, Silberne  Drähte,  Fuwigte  Kirschnen  mitt  Gold  und  Silber  durch- 
wirkte pantlika  auch  wass  sich  sonst  ein  Ehrliebendes  Gemüth  wird 
selber  nicht  anständig  zu  seyn  wissen  das  lege  mann  ab  in  der  Zeit  ehe 
es  ihn  mit  Spot  weggenohmen  wird. 


65 

Miese«,  >.n  i i- « I  \«mi  einem  1 « •  I >  1 .  Ma-islral  anje/.o    wohl  meinend  inlinn 
.tlicr  an  denen  darw  iodor  haiull  iiuU-i»    mil  hi.ehsten  Linst  vollzogen  werden. 

L&  September  A.  i  ;oo. 

Senat iis  Sehäsburgcnsis. 
|  der  Lade  der  9,  Burjrnachl.arsehafl  in  Sehässburg. 

0. 

Wohl  Edl  Gestrenge  Vorsichtig  und  Wohlweise 
Hochgeehrt-  und  Geliebte  Herrn!    Wie  zu  E.  V.  W.  Antecessoren  Zei- 
ten mit  der  Gemeinen  Königlichen  Stadt  und  Gesambten  Stuel  im  Justiz- 

und  denen  oeeonomisehen  \  erwaltungen  anverantwortliche  Fehler 
begangen  und  dieselbe  theils  inediis  poenalibus,  theils  auch  durch  nutzbarer 
Ordnungen  Stiftung  abgethan  worden,  ist  unnöthig  E.  V.  W.  weiUhichtig 
zu  Sinne  in  fuhren,  indeme  Sie  selbsten  das  Unwesen  geahntet,  emendiert, 
und  von  Einer  Löbl.  CommnnitiU  in  sicherer  Hoffnung  in  die  Aembtcr  ge- 
setzt worden  seymkes  werde  mit  dero  Antecessoren  das  unarthige  Verfahren 
sich  gantzlieh  enden,  und  unter  deroselben  Ambtsverwaltungen  Gerechtig- 
keit und  Friede  Sich  küssen  und  darmit  die  ersterbende  Lebens  Geister 
derer  armen  Bürgere  und  Stuels  Leüthe  sich  in  etwas  erhohlen.  Nun  ist 
zwar  unlaugbar,  dass  eine  gar  zu  grob-  und  grosse  Unordnung  so  wenig 
auff  einmahl  und  in  einem  Jahr  zu  entschichten  sey,  als  der  Gewalligiste 
Her  Jesus  die  Juden  Synagog  in  einem  Jahr  nicht  reformiren  können,  und 
mus  man  öffters  mit  denen  blossen  conatibus  Sich  begnügen,  wann  es  an 
aust uhrlichen  Kräfften  bis  zur  seynigen  Zeit  fehlet,  zumahlen  da  die  con- 
juncturen  der  Zeit  Uns  nicht  alles,  was  wir  gerne  wollten,   thun  lassen, 

dann,  in  vielen  Stucken,  dass  dem  Elenden,  der  da  schreiet,  Seyne 
liebe  Obrigkeit  nicht  heißen  kan,  man  es  nicht  zu  verübeln  hatt.  Wie  offte 
fordert  ein  hungeriges  Kind  von  Seinem  lieben  Vater  einen  Fisch,  deme 
doch  kaumb  eine  Brod  Rinde,  Armuths  halber,  gereicht  werden  kan.  Da 
W.  Antecessoren  Ihren  lamentierenden  Unterhabenden  an  der 
Fische  Stelle  Scorpionen  angetragen  und  der  hayl.  Orth  derer  Raths  Ses- 
sionen mit  Donner  Teüffel  etc.  Worten  verunehret  worden,  haben  E.  V.  W 
und  henalimentlich  der  fromme  H.  Consul  jetziger  Zeit  mir  sehnlich  ge- 
klag < 

tat  ist,  E.  V.  W.  in  aufrechter  Gevatter-  und  recht  brüder- 

licher S  t   zu  entdecken,  dass  seydt  derer  nützlichen  Einrichtungen 

sfehr   einem   kalben  Jahr  her   viel  Burgers  Leüthe    und   Stuels 
r.  nicht  zwar  über  derlei  Excesse  als  in  denen  Antecessoribus  exe- 
eh  aber  darüber  rielftrmig  geklagt  worden,  dass  man  wohl  in 

il  mehrere  applieation   zeugen    konnte,    und    dass   \iel   geschehen 

-Liehet  etc.  worauff  Ich    die  arme  Leüthe  zur  Geduld 

und  besserer  Zeiten  Erwartung  gewiesen:  dienen  Sommer  Ober  leynd  durch 

die  Interessen  Arbeiten   aus  dem  stuel  diverpis  rieibns  unbeschreibliche 

-hüllen,  und  haben    viel  Leüthe    vor   mir   dei  I    hitterlieh 

geweinet  nicht  aber  eugentlich  nach  allen  Umbstanden  Ihre  Notb  und  An- 
liegen explicieren  können,  bis  endlieh  die  Uncrträglichkeit  Sie  den  Sachen 
Archl  :, 


66 

nachzusinnen  und  solche  zu  papier  zu  bringen  gezwungen.  Nun  vernehme, 
als  ob  dieseswegen  Ihrer  viel  incarceriert,  und  einen  Revers  einzulegen 
genöthiget  werden  wollen!  Wann  deme  also  wäre  (so  noch  nicht  glauben 
will)  so  kan ,  als  ein  wahrer  Freund  E.  V.  W.  versichern ,  dass  solches 
weder  E.  V.  W.  noch  Ich  mit  Ihnen  werden  verantworten,  und  können 
aus  diesem  Actu  so  gefährliche  Cunsequentien  erfolgen,  die  Sie  viel- 
leicht jetzo  nicht  combinieren ,  jedoch  aber  mit  späther  Reü  beschmert- 
zen  dörfften.  Wann  ich  mit  E.  V.  W.  mündlich  zu  sprechen  occasion  haben 
werde,  so  werde  die  particularien  sagen:  inzwischen  getreulich  rathe, 
die  arrestenten  zu  Ihrer  Feld  Arbeit  und  eoconomien  gehen  zu  lassen, 
gestallten  keine  üblere  Zeit,  als  die  jetzige,  ex  respectibus  Publicis  et  Pri- 
vatis,  hette  gefunden  werden  können,  Leüthe  übel  zu  tractieren,  deren  Lieb 
und  Zuneigung  auffalle  Weise  vernünfftig  zu  gewinnen  wäre:  indeme  sich 
Leüthe  finden  dörfften,  ein  solches  procedere  dergestalten  zu  exaggieren. 
als  ob  dergleichen  grosser  Excess  niemahlen  geschehen  noch  erhört  worden 
wäre.  Sapientibus  pauca  !  Ich  schreibe  jetzo  nicht  als  Comes,  sondern  nur 
als  ein  special  Freund  von  E.  V.  W.,  auf  welche  Ich  grosse  Hoffnung  ge- 
setzt, und  wann  Sie  Sich  zum  eügenen  Fall  wider  so  treue  Warnungen 
präcipitiereten,  so  wurden  E.  V.  W.  Feinde  nicht  weniger  Sie,  als  mich  aus- 
lachen, als  ob,  da  wir  es  besser  zu  machen  vermeinet,  noch  weit  ärger  das 
Uhrwerk  des  Boni  Publici  verruckt  hätten!  Nechst  nochmahliger  schlüss- 
lichen Warnung  verbleibe  beständiglich 
E.  V.  W. 

auffrechter  Freund  und  Diener 

Hermannstadt  d.  28.  Aug.  1701.  J.  Sachss  von  Harteneck. 

Das  Original  im  Seh.  A.  Z.  502,  i.  1. 

7. 
Amplissimis  Prudentibus  et  Circumspectis  Dominis  Consuli  Regio  Sedisque 

Judicibus    Liberae  Regiaeque    Civitatis  Schäsburgensis.   Dominis    mihi 

colendissimis.  Segesvar. 
Amplissimi  Prudentes  et  Circumspecti  Domini,  mihi  colendissimi, 
Salutem  obsequiosorum  meorum  servitiorum  commendationem  etc. 

Dass  E.  N.  V.  W.  hochgeneigt-  abgelassene  brieffe,  worinnen  wegen 
des  Herrn  Schulers  ersucht  worden,  nicht  ehender  schuldigst  beantwortet, 
ist  die  Ursache,  dass  der  Sachen  völlige  Endschafft  erwarten,  und  so  denn 
meinen  bericht  abstatten  wollen. 

Demnach  hiermit  zu  wissen  füge,  dass  gedachter  Herr  Schuler  und  sein 
Sohn  auf  ihr  eingekommenes  Memorial,  Herr  Göldner  und  die  ührige  Inter- 
essirte  in  dem  Müntz  Wesen,  in  welcher  Nahmen  Ich  eingekommen,  wegen 
ihres  begangenen  Übertrettens  die  Allergn.  Kay.  Gratiam  pro  capitibus  et 
bonis  suis,  tarn  mobilibus  quam  immobilibus  cum  restitutione  famae  et  hono- 
ris impetriret  und  erhalten:  In  welchem  Fall  es  allen  gleich  geschehen.  Es 
hatte  zwar  der  Herr  Schuler  auch  der  Restitutionis  in  officium  Meldung 
gethan,  worüber  aber  Ihme  keine  Resolution  und  expedition,  so  viel  ich 
erfahren  können,  geschehen.  Vorgedachter  ist  gestern  von  hier  abgereiset. 


«7 

,.,  j,-,i  iiin  |  illliMT  erst  die  CatboHscb«  Pi 

U  ;,l,(.r   wenig  KD    einem   oder  andern  Ortli 

S  iten  hat  diejenige  ln*4anee,  bey  welehei  die  Alli  Besessene  Schul- 
den pritenaion  eingegeben,  eoea  kein  medium  gefunden,  wie  ein  oder  an- 
derer privaf  Orth  ohne  eüe  dergleichen  priteadenter  in  eine  Muu  ■■ 
brin(  iiuii.  moderne  statu  rerum,  assequirea  kftnne.  W  i 

Geduld  von  aöthen  ist,  damit  etwa  auf  eine  and< 

nirel  irerde.  In  reliqno  Ampi.  Prodentei  <-t  Cir- 

D  »minationei  bene  et  feliciter  valere  desiderans  permaneo. 

I'r  utitulalaniin  Dominalionum  Yestrarum  Yiennae  d.  II.  Fehl*.  1702. 

Servus  obsequiosus 
J.  Hosmann  a  Kothenfels. 
Das  Original  im  Seh.  A.  Z.  U59.  i.  1. 

8. 
Amplissimo    Prndenti    et   Circumspecto   Domino   Johanni   Eczeli  Civitatis 
Bsburgeneia  Consuli  meritissimo  etc.    Domino  mihi  Cumpatri  debita 
observantia  Colendissimo. 

Xahmhafft,  Fürsichtig  und  W.  W, 

Sonders  Hochgeehrtester  Herr  Compater!   Habe  E.  N.  F.  W.  durch 

gegenwertiges  zu  berichten  nicht  unterlassen  sollen,  wass  massen  in  puncto 

unseriger  armer  Dclinqwenten  so  inCrimine  falsationis  monetae  interessieret 

wahren,  die  perdon  von  Ihro  key.  Mayestät  vorgestren  abend  denie   (tit.) 

Barren  Comiti  .Nationali  überbracht  worden;  und  wenn  nun  allen  und  ieden, 

bettelten  Hauptbrechigen  patrati  bey  uns  empündtligen  Complicibus  solche 

.  i ed erfahren,  dass  sie  ihres  lebens,  und  Haabschafft  hinführo  sicher 

tlso  wird  eines  iedens  derer  vorgedachter  Delinqwenten  pflicht 

nur  abslrailung  dess  begangenen  Delicti  dieses  erheischen,  damit  sich  ein 

i-  in  specie,  vermöge  aussweisung  dieses  aecludierten  kleinen memorials, 

von  stund  an  allhier  mit  seinem  speciiicirlen  contingent  eintinde,  nam   qui 

dat,   bis  dal,   und  muss  auch  qvoqvo  modo  allerschleinichst  efFectuiret 

'den,  damit  sie  wegen    einiger    saumbseelikeit    nicht    abermahl    einige 

enheit    betrieben    möge,    welches    mit   höchsten   flciss   und   ver- 

iffung  derer    schon    angesagten   straafle  priieaviert  kan   werden.  No- 

tanter:  si>  lallen    aull'  besagte  arme  delinqventeu    ausser  der  in  beruhr- 

elueo  auffgesatzten  Specification  in  eommuni  noch  Hundert  Dukaten, 

proportionaliter  unter  sich   aufflheilen,   und  ingleichen   ohne 

ebub  der  Zelt  bey  weege  sollen  verschaffet  werden,  undt  auff 

Hozmannum,   weicher  in  der  sache  das  Vornehmste  gethan, 

ingesampt  auch  eine  danckbahrlige  reflexion  machen 

srassen,  damit  Ihme  wegen  seiner  vielfältigen  mühe  mit  einem  anstandigen 

höfflieh  ibgedancket  werde.  Mehr  ist  hier  vor  di< 
■**  dtea  thre  key.  May.   das  .Moratorium    von   neyem  auff 

labr  abermahl  eonfirmiert,  welehes  unseren  Herren Creditorihus 
»ehr  übel  bekommen   und  sauer  schmecken  will;  undt  leben  in  gantzliger 


68 

Hoffnung,  dass  daferne  uns  Gott  der  Höchste  nach  allhieiger  Verrichtungen 
gesund  nacher  Hause  verhilfft,  E.  N.  F.  W.  wie  auch  dem  höchst  bedringten 
armen  Publico  wass  erfreyliges  bringen  werden.  Wonach  E.  N.  F.W.  Göttl. 
schutzwaltung  empfehlen.  Datum  Albae  14.  Februarii  A.  1702. 
E.  N.  F.  W. 

dienstwilligster  Compater 

Andreas  Göbbelius. 

P.  S.  Es  ist  der  (tit.)  H.  Graaf  Seau  noch  nicht  ankommen,  welcher 
alle  stunden  erwartet  wird ,  undt  zur  Consolation  der  höchst  bedringeten 
Saxischen  Nation  wass  guttes  bringt,  dessen  die  Nation  gewisslich  ver- 
sichert ist. 

Auf  einer  Beilage  steht: 

Stephanus  Göldner  f.  R.  125 

Schindler... „  „    150 

Axmann  „  »    100 

Elgyes „  „    100 

Schuler  juvenis. . .  „  „    100 

Hauer „  „    100 

Westin „  „     100 

pro  Nuszbaumer  ego  solvo. 
Das  Original  im  Seh.  A.  Z.  504.  1.  1.    Ganz  von  H.  Pancratius  ge- 
schrieben. 


9. 

Sacra  Caesarea  Regiaque  Maiestas  Domine 
Domine  Clementissime  Benignissime. 

Cum  obtinuissem  clementiam  Sacratissimae  Maiestatis  Vestrae  ratione 
condonati  erroris,  qvi  mihi  propter  non  denunciationem  actorumquorundam 
hominum,  qvi  sese  criminis  adulterationis  monetarum  obnoxios  et  par- 
tieipes  reddiderant,  imputari  poterat:  denuo  ad  pedes  eiusdem  supplex 
provolutus  redire  cogor,  urgent  enim  me  necessitates  praetextu  prae- 
tacti  erroris  per  illegalem  damnificationem  et  incompetentes  in  hoc  passu 
Judices  ac  Executores  mihi  causatae  et  injuriae,  qua  Nobili  et  Civi  resi- 
dentiato  ac  privilegiato  illatae,  cum,  antequam  citatus  et  per  Judices  vi 
Decretorum  Regalium  et  Constitutionum  Regni  ad  id  ordinatos  judicia- 
liter  convictus  extitissem,  in  Arestum  conjeetus  non  secus  nisi  sub  cau- 
tione  obsidiali  sive  fideiussoria  post  longam  temporum  moram  eliberare  me 
potuerim.  Cui  accesserunt  variae  meae  damniticationes  eadem  via  illegalitatis 
partim  sub  praesidio  Judicis  Regij  Cibiniensis  partim  per  Officiales  moder- 
nus et  Senatum  Schaesburgensem,  quibus  nee  prosecutio  causae  nee  desum- 
tio  poenae  iure  ineumbebat,  eadem  occasione  causatae,  ut  pote:  Cum  titulo 
Diurni  ex  ratione,  quod  idem  Judex  Regius  Cibiniensis  ea  occasione  Cibinio 
Schaesburgumvenisset,  278  flor.  Hung.  et  denar.  50  solvere  coactus  fuissem: 
Debita  restantia  expensione  annuali  ab  Universitate  Nationis  ordinata,  mihi- 


19 

qoe   rntiono   oflTi.ij  de  iure   prOT— IflaN  .»<1   War.    Hing  WO  so  exlendens, 

cndom  praetcxtu  tauquam  eonliscala,   mihi  den  istcrot:    Locus   unius 

.Mnlendini    ab   h  s.liensibus  in  terrilorio  oonindi'iii  ilor.  Hiing,  100 

mv  Bit  legitim«  ooemptaa,  abaqat  deptaitftoM  Sommac  mlM  adamptta  esset, 

sieque    lau»    Molemlinn   quam    peennia    pri\  alus  manerem :    Ccrtam  dumum  in 

mem  debitoram,  qvibu  Owititty  Sehaesbargemaii    tawbatar,   in 
gl  pro  Sauna  Plaetaaroai  Hugar.    106  mihi  data«,    M  legitime  modo 

.ilam  perque  r.M-los    annos    pacilice   t.Milam    et    possessam,  nnlla  facta 
B6 dictaa  s.Miains  iaeampetantar  rcoccupasset:  Non  ^ 
minuMMis  Cabalaram  Tritici  ma  hifitt per gaademflcnaiam StbuabwFgauaam 

eo  hm  ahlalns  damna  mea  auxissot:  Plurima  insuper  dcbita  ex  proprijs 
>nis  ei  \  iclualihus  sul)  spe  futurae  rostitutionis  in  sublcvationem 
(<ommtinium  Civitatis  expensarum  ipsis  postulantibus  pro  sese  erogatis  con- 
\io|,Mit(  i-  denogata  et  tanquam  confiscata  et  iam  hodie  insolutadetine- 
rentur:  Filius  mens  cum  aequo  nee  citatus  neque  convictus  aresto  subiectus 
exinde  sc  cripuissot.  nulla  legali  pronunciata  sententia  200  Flor.  Hung.  poe- 
nam  pro  ipso  tarnen  exsolvere  coactus  suro:  Idem  ob  certas  rixas  cum  spo- 
liatoro  aliquo  milito  in  via  Regia  habitaselapso  iam  a  longo  sat  tempore,  in, 
competenti  suo  foro  iudicialiter  absolutus,  hac  naeta  occasione  in  praesentia 
dicti  Judicis  Rogij  Cibiniensis  refricata,  iam  sopita  causa,  240  Flor.  Ilung. 
executione  damniticalus  existerem:  Tandem  post  tot  perpessas  indignas 
liniurias.  ignominias  et  illegales  damnificationes,  nemihi  easdem  iure  vindi- 
candi  via  nedum  conquerendi  libertas  superesset,  non  suffragante  cautione 
obiidiali  rira  tideiussoria  qua  iam  obstrictus  detinerer ,  denuo  aresto 
subiectus  ac  incarceratus  in  diram  fui  captivitatem  positus,  nee  eo  usque 
oliboratinnem  nactus,  donec  per  varias  minas,  strictissimisque  sub  vineulis 
MOrttBH  relaxatione  literas  mihi  extorsissent  reversales:  Qua- 
rum  vi  vcl  etiam  hodie  vineulo  et  obligationinecessario  subiacerem,  nee  pro 
libero  reputari  iure  quirem.  —  Oro  itaque  Sacratissimam  Vestram  Maiesta- 
tem  (|uaiu  hiiniilime  dignetur  ex  benignitate  Sua  Caesareo  -  Regia,  qua 
Wams  Justitiarius  tantas  iniuri«as  et  damnificationes  meas,  quibustot  modis 
■  pressus,  iamque  ceu  semimortuus  misere  iaeeo,  benigne  cordi 
Miniere  ac  vimlicare,  dcque  plenaria  mei  restitutione  tarn  ratione  officij 
quam  pracreecnsitarum  damniiieationum,  ut  et  absolutionis  et  praetectionis 
mediante  suo  Gubernio  Regio  Transilvanico  clementissime  providere,  et 
■eria  d. super  mandata  ad  idem  dare.  Gratiam  Sacratissimae  Vestrae 
MaieataÜi  ad  extremum  vitae  meae  humilimis  et  tidelibus  meis  Servitijs  de- 
mereri  eonabor,  perseverans. 

atissimae  Vestrae  Maiestatis 

Humilimus  Subditus 
Johannes  Hadnagj  Scbaesburgensis. 
Gleichzeitige  Abschrift  im  Seh.  A.  Z.  1459  h.  1. 

10. 

Leopoldus  ete.  III  «tahiles  etc.  Ex  accluso  nobis  per  Fidelem 

nostrum   Ciraamapectam  Johannen  Hadnagj  Civem   Sihaespurgiensem  de- 


70 

misse  porrccto  memoriali  uberius  intelligctis:  Quid  Illegalitatnm  et  injuri- 
arum  a  Fideli  nostro  Egregio  Prudente  ac  Circumspecto  Joanne  Sachs 
8.  II.  I.  Equite,  Consiliario  nostro  ac  Judice  Cibiniensi  Regio,  universitatis- 
que  Nationis  Comite,  nee  non  Senatu  Schaespurgiensi  occasione  vendica- 
tionis  Juris  illius  prosequendorum  adulteratorum  monetae,  quod  vos  incom- 
petenter  ipsos  fecisse  non  ita  pridein  nos  informastis,  illatum  sibi  praeten- 
derel,  restitutionemque  sui  instanter  et  demisse  supplicaret;  et  quia  ad 
mentem  omnium  Legum  et  Universitatis  justitiae  praeter  juris  ordinem  et 
illegaliter  damnificati  et  turbati  quantocius  et  in  integnum  restitui  et  conso- 
lari  deberent.  Vobis  serio  et  Clementissime  mandamus,  ut  vos  beneindagata 
praetensorum  veritate  rebusque  sicut  praefertur  stantibus  et  se  habentibus, 
praefato  supplicanti  omnium  eorum,  quibus  illegaliter  et  citra  aequitatem 
destitutus  esse  videbitur,  restitutionem  et  satisfactionem  eo  quo  par  est  in 
casu  hoc  modo  procurare,  neque  propterea  amplius  nos  molestandi  justam 
ansam  ei  superrelinquere  debeatis  et  teneamini.  Quibus  justitiae  et  benignae 
voluntatinostrae  satisfacturis  Gratia  nostra  Caesareo-Regia  semper  propensi 
manemus.  Datum  in  Civitate  nostra  Vienna  Austriae  die  6.  mensis  April. 
Anno  Domini  1702.  Regnorum  nostrorum  Romani  kk,  Hungar.  kl.  Bohemici 
vero  46. 

Leopoldus. 

Comes  Samuel  Kalnoki 
Ad  mandatum  Sacrae  Caes.  Reg.  Majestatis  proprium 
Andreas  Szentkeressti. 

Gleichzeitige  Abschrift  im  Seh.  A.  Z.  U59.  1.  1. 

11. 
Denen  Wohl  Edl  Gestrengen  Vorsichtig-  und  Wohl  Weisen  Herrn  II.  N.  N. 
Burgermeistere,  Königs-  und  Stuels  Rieh tere,  wie  auch  gesambten  Ma- 
gistrat der  Königl.  Freyen  Stadt  Schessburg.  M.  H.  G.  H.  Schesburg. 
Wohl  Edl  Gestrenge,  Vorsichtig-  und  Wohl  Weise, 
Hoch  und  Vielgeehrt- auch  Geliebte  Herrn!  Auff  E.  V.  W.  Anfrage: 
Wie,  nachdeme  dem  Herrn  Johann  Schullern,  die  geführte  Consular  Rech- 
nungen zu  adjustieren,  der  Terminus  peremptorius  gegeben  worden,  und 
Er  wider  alle  Vernunfft  solches  zu  thun  Sich  weigert,  vorgebende,  Er  solle 
zuvorhero  in  das  Bürger  Meister- Ambt  eingesetzt  werden,  so  dann  Rech- 
nung thun  wolle,  man  Sich  von  Seiten  des  Löbl.  Magistrats  und  Hundert- 
mannschafft  verhalten  solle?  habe  denenselben  hiermit  in  Antwort  freund- 
lich bedeuten  wollen:  dass  gleich  wie  die  von  Schulern  impetrierte  Kayser- 
liche  Gnade  auff  keine  Weise  zum  fundament  oder  prätext  des  prätendi- 
renden  Consulats  gezogen  werden  kan,  indeme  dieses  kein  perpetuierliches 
Officium,  und  von  der  H.  Hundertmänner  alljährlichen  freyen  Wahl  depen- 
diert,  welche  auch  ein  allergnädigstes  Kay.  Diploma  confirmiert  und  bestäd- 
tiget:  also  des  Schulers  unvernünfftig-  und  widerrechtliches  postulatum 
umb  so  viel  weniger  stadt  haben  könne,  als  gewisser,  dass  Er  von  Seyniger 
Haushaltung,  und  zwar,  da  Er  suspect,  gar  scharff  zur  Rechnung  gezogen 
werden  müsse,  da  dann,  falls  Er  (so  mir   andato  noch  unerlaüttert)    einen 


71 

Bliaagm  lirigen  T>lf>Ti  tb  mehr  ▼om  Galgen,  alt  Cenenlnl 

•,,.Uu>.  und    niemanden  die  ebeolntion  inerkanndl   irerden 

kann,  der   iial>«>   dann    zuvor  Sieh    luu  it  iinierl.   SmiisIimi    alirr   schrinul    einem 

i;iirii,  the  eine  priteneiea  ia  einen  Bfirgermeieter  Ammbt  mehr 

fmment  einer  priteritien,  all  Beroifung  in  iejrn,  innuhlen  ein  Bhr- 

edrperlieb  h  eebwerea  pfleget;  Sieh  in  kein  Anunbl 

■■  dringen:  und  mir  niehtlieh  einbilden  ken,  wi%  riej  Vertraten  aufreinen 

rden  könne,  ireleher  gleieb  einem  e.  h.  Behwein  (wann 

i  die  hup  ia  waiir)  in  viel  förmigen  Unthaten  und  nalebrft- 

Unweeen,  gleieb  als  in  tiefen  Unflate  Sieh  unb  und  her  gewUUet 

Was  Sehnler  enaiehet,  Bin  gewieeer  Herr  helle  gesagt:  Er  müsse  eher 

i  -vn.als  Rechnung  thun,    das  ist    wohl   aulT  keine    weise 

glanblieh:  immassen,  wer  vernunlFt  hatt,  sich  eine  so  grosse  Thorheit  nicht 

einfallen  lassen  wird.    Zu  deine,  ob  gleich  Jemand    etwas    dergleichen  vor 

dielen  ..i-sagt  babeneeUtea  so  stehet  doch  E.  V.  W.  zu,  sagen  zu 

man  will,  entgegen  geraden  wegs  zu thun,  was  recht  und  billig 

lohen  Falls,  wann  Sie  was  der  Justiz  gemäss  ist,  thun,  gewiss  in  der 

Verantwortung  unerrölhet  bestehen  werden.  Übrigens,  da  die  in  difficultale 

•tehende  Summa  unverschmertzlich,  so    mögen  Sie  zusehen,    wie  Sie  Ihr 

Ammht  bey  indemnisierung  des   Publici  also  thun,  damit  die  Verstäumnüs 

fiuldigkeit  die  Last  nicht  E.  V.  W.  Selbst  auff  die  Schultern  bürden 

möge.   Wermit  verbleibe 

E.  V.  W. 

dienstwilliger 
Cibinii  26.  Apr.  1703.  J.  S.  v.  Harteneck. 

Das  Original  im  Seh.  A.  Z.  1459.  u.  1. 

12. 

Ihm  in.  Excellenz, 

Ilnehgeborner  Reichs  Graff! 

Gnädig  Htxiigebietendester  Herr  Herr, 
Werden  biemil  nemfteeiget  Ew.  Hochgräffl.  Excellenz  in  unterthän- 
nigster  devotion  zu  rqiräsenlircn,  wasgestalten  der  gewesene  Unser  Bur- 
ger-Meieter  II.  Johann  Schuller  schon  langst  vorhin  seines  getragenen 
Ambtei  und  geführter  Burger  Meister  oeconomie Rechnung  gewöhnlicher- 
massen  zu  adjustiren  undt  ausszumachen  von  der  gesambten  Communität 
undt  Ratli  efll  undt  vielmahl  vermahnet  worden,  welcher  aber  immerhin  mit 
Einwendungen  und  Verschiebungen  unss  abgewissen,  bis  Er  sich 
letsliehftn  e  erlanten  lassen,  dass  Er  die  Verlangte  Rechnung  vol- 

necb    weite:     dass  da  also  II.   Schuller  alle  DJ 
öfters  geth  inncrung  zu  keinem  cfFect  gelangen  lassen,  die  Commu- 

indt    Ratli  (iewissti  lehmertzen    ki'mnen.    dass   der 

i  Ihre  Kay.  Maj.  Unssers   All. 
digstens   Herrn  Herrn  Dientt-Beforderang  rermuthet  prletirel  in   halten, 
onr  errechneter ,  bey  Ihme   Herrn  Julian  Sehnllern 
_-hen  und  si.ck.u   !  !le;  Alss  hat  jüngsthens  abermalen  dass 


72 

Publicum  IhmePercmptorie  admoniren  lassen,  das  Er  sich  ohne  weitere  Ver- 
schiebung zu  seiner  geführten  Burger  Meisters  oeconomie  Berechnung 
beqwämen,  und  selbe  abstatten  wolle,  widrigenfalls  würde  man  mit  Ihme 
als  mit  einem  Contumace  et  Diraptore  Publici  verfahren:  worauff  Er  sich 
endlich  nach  vielfältiger  forderung  in  publicam  nostram  sessionem  wohl 
eingefunden,  die  prätendirte  Rechnung  aber  so  wenig  hat  stellen  können, 
dass  Er  viellmehr  expresse  vermeldet:  Er  wüste  nicht  wo  ihm  die  und  die 
ihme  augenscheinlich  liquidirte  Posten  undt  Summe  so  in  Ung.  f.  9000  be- 
stehet, weren  hingewendet  worden,  konte  auch  unmöglich  drüber  Rechnung 
thun:  hat  demnach  dass  Publicum  fernershin  nichts  änderst  als  dies  präten- 
diret,  dass  da  Er  die  obgemeltete  Summe  auff  keine  weise  berechnen  wolte 
oder  könte,  mögte  Ers  bonificiren,  Worauff  Er  Sich  insufficiant  erklärete. 
Wobey  ihme  denn  ex  superfluo  iterato  peramice  vermeldet  worden :  dass 
wo  Er  ia  gar  nicht  wolte,  oder  solvendo  nicht  were,  man  gezwungen  sein 
würde  mit  ihm  als  einem  raptore  zu  procediren  und  wan  Er  nicht  caution 
leistete  die  schuld  baldt  zu  bezahlen  ihm  arrestierlich  nehmen  werden 
müssen,  welche  alle  unssere  gethannene  ermanung  undt  Ambt  Befehl  weillen 
Er  in  Windt  geschlagen,  wir  ihm  arrestierlich  eingezogen  haben.  Nun  po- 
chet Er  auf  Ihro  Hochgräffl.  Excellenz,  als  ob  Er  bey  Selben  seiner  übel- 
that  protegirung  erlangen  würde:  da  Unss  aber  Ew.  Hochgräffl.  Excellenz 
Justiz  liebendes  Hertz  gar  zu  woll  bekandt:  Alss  fliehen  wir  zu  Ew.  Hoch- 
gräffl. Excellenz  Schutz  undt  Schirm  demutigst  bittendt,  Sie  wollen  geruhen 
unss  gnädigst  zu  protegiren,  und  da  wir  Ew.  Hochgräffl.  Excellenz  auf  dero 
Befehl  in  authenticis  Instrumentis  darthun  werden,  wie  höchst  unrecht  Er 
H.  Schuller  mit  der  Armen  Leüthe  Contributionen  gehandelt,  die  Maliz 
dessen  lossen  Mannes  zur  Justiz  bringen  zu  helffen,  damit  wir  als  ein  be- 
trängtes  Armes  Pobel  zu  den  Unsserigten  wider  gelangen,  und  selbes  wir 
also  fernerst  realiter  zu  Ihro  Kay.  May.  Dienste  rechtmessich  anwenden 
können.  Werden  solche  hohe  Gnad  Ewig  wisen  zu  rühemen,  mithin  Gott 
dem  Allmächtigen  anflehen,  dass  Er  Ew.  Hochgräffl.  Excellenz  sambt  dem 
hochansehl.  Hausse  hier  zeitlich  und  tordt  Ewig  belohnen  wolle ;  in  Ver- 
bleibung 

Ewer  Hochgräffl.  Excellenz 

Datum  Schässb.  die  18.  May  A.  1703. 

biss  in  Todt  unterthännigste  Knecht  Magistrat  und  gesambte 
Communität  zu  Schässburg. 

Armbrusters  Abschrift  im  Seh.  A.  Z.  1459.  b.  2. 

13. 
Ad  Illustrissimum  Dominum  Dominum  Johannem  Sachse  S.  R.  I.  Equitem 
ab  Harteneck,  S.  C.  M.  in  Transylvania  Consiliarium  intimum,  Nationis 
Saxonicae  Comitem  confirmatum  et  Judicem  Regium  Cibiniensem  meri- 
tissimum  etc.  Dominum  Dominum  mihi  gratiosissimum ;  humilimum  memo- 
riale  Johannis  Schulers  Schaesburgensis. 

Habe  in  grosser  Bestürtzung  meinen  hart  und  sehr  bedrängten  Zustand 
E.  H.  G.  W.  W.    zu  repräsentiren,  und  mich  zu  beklagen,  wie  Ich  wegen 


73 

'.•n  ConsoJar  Reebeongeti   mit  einen  engen  Ar< 
I  i  i  pedier-  und  BxpUeiernng  dienet,  liefet 

illsiieluM)  oder  «la    nun     liirmil     mir     ein 

IT  Srhmeii/rn  Mgeiftan;  ja  auch  mir  wir    nicht   wniigrr   .Irin    public» 

Schaden  geschiehel.    in   deine    1  i<-    gWifi    Meli    privat    Srhnfl'l 

und   Itc.  huun-cn  nicht  übersehen  und  dannrnlirro  aurli  w  e»-rn    drr   dillieul- 

lf  nirlil  das  geringst«  nachsinnen  und  narhsurlirn  kan;    Gc- 

i    ii.  (i.  w.  w.  mein  deuratbigee  Bitten,  Selbe  gemben  nmb 

Barmbersigkeil  will««!»,  dir  Tit  II.  Schiebarger  dahin  tu  rera 

dug  mein  Qeftngnuse  in  einen  eeleben  Baue  Areal  verwandelt  werde,  in 

em  meinen  Nehtnrfflen  nachsuchen,  und  Mir  auss  dieeeem  Labarinth 

leltl'rn  kennen  möge:   Mneeen  ich  micb  obligiere,  bey  demnthig  inpplieierl 

und  rrlialtrnrn  Gondition  .Meine  Rechnungen  es  sey  wo  es  sey,  auch  in  facie 
Almae  l  ni\  ersitat is   /.u   liquidiren  :  Erwarte  eine  gnadige  Resolution   und 
b«  B.  II.  (i.  W.  W. 

Demuthigster  Diener 
Idem  qui  supra. 
Das  Original  im  Seh.  A.  Z.  1459.  h.  2. 

14. 
Amplissimis  Prudentibus  ac  Circumspectis  Dominis  Consuli  Regio  Sedisque 
Judieibus  totique  Senatui  Civitatis  ac  Setlis  Schaesburgensis,  Dominis  et 
Ainieis  mihi  henevole  observandis.  Scbaessburg. 
Amnlissimi    Prudentes    ac    Circumspecti   Domini  et   Amici   mihi    benevole 
observandi. 

Wessen  Sieb  EL  Schüler  Supplicando  bey  mier  beklaget,  belieben  E.  V. 

\V.  aus  belügenden  leinem  lihello   supplici  zu  ersehen.  leb  meines  ortbs 

-  wäre  auch  rx  consideratione  Q  tili  tat  Li  publicae  nicht  undienlich, 

dass  Bin  denjenigen,  von  welchem  entwederRechnung  oder  die  bonification 

nun  liqvidirten  Krsfrs  lodert,  die  occasiones  und  modos  solches  desto 

her  thun  zu  können,  viel  mer  an  band  geben  als  benehmen  solle.  Diesem 

nach  wäre  nichts  unbefugtes,  wenn  E.  V.  W.  solchen  seinen  engen  in  einen 

eh  unter  genügsamer  Securität)  verwandelten  biss  Er  Sich 

so    beförderong  des  Calculi  kante  man  Ihm    auch  den   damal 

notarium,  auch  noch  einen  andern,  wann  dieser  nicht  zulänglich, 

an  die  Hand  geben,  damit    Er  Sich  künfTtig  dieser  oder  jener  unbilligen 

Hindrrnüsse  desto  weniger  zu  beklagen  ursach  habe.    Wormit  denn,  wenns 

ieht  allein  was  billich  ist  thun,  sondern  auch  mit  solcher 

beförderung  dem  Publico  dienen  werden.    In  reliquo  Ampi.  Prud.  ac.  Circ. 

M  fr  Heiter  valcre  desidero  maneoque. 

Prnd.  a  I   minationum  Vestrarum. 

.!,...>    \.  i  : 

Amicus  ad  ofilcia  paratns 
J.  Sachss  von  Harteneck. 
1'.  V  Heilen  ahrr  B.  V.  \\  .  tbigee  /u  thun  aus  einer  mir  etwannunwis- 

eenden  Dreneb  ein  bedenken,  so  will  deneeelben  mit  meiner  diesenfaUseine 


74 

Poslestatem  Gladii  auff  keine  Weise  obligieren  wollenden  Meinung  nicht 
präjudiciert  haben.  Gesthehen  aber  raus,  dass  mir  kein  sonderes  bedencken 
andato  einfallet,  und  meines  OrtKs  die  Verwandlung  des  Haus  Arrests  ad 
certum  et  determinatum  tempus,  nehmblichen  8  oder  15  Tag,  mit  genüg- 
samer präcaution  placidieren  wurde! 

Das  Original  im  Seh.  A.  Z.  1459.  i.  2.  Nur  Unter-  und  Nachschrift  sind 
von  Harteneck  geschrieben. 

15. 
An  den  Hoch-  und  Wohlgebornen  Herrn  Herrn  Johann  Sachs,  dess  Heyl. 
Römischen  Reichs  Ritter  von  Hartenek  dess  Königl.  Gubernij  in  Sieben- 
bürgen geheimen  Rath,  wie  auch  der  Sächsischen  Nation  Confirmierten 
Comiti,  Meinem  Gnädigst  Hochgebiethenden  Herrn  Herrn.  Mein  Johann 
Schullers  Senioris  von  Schässburg  Unterthänigstes  Flehen  und  bitten 
prout  intus  Gnädig  zu  vernehmen. 

Hoch-  und  Wohlgebohrner  Reichs  Ritter 
Gnädigst  Hochgebietendester  Herr  Herr. 
Meinen  Elendesten  Zustanden  E.  E.  N.  V.  W.  W.  demüthigst  und  weh- 
mütigst vorzustellen,  worinnen  mich  das  Göttliche  Verhängniss  auffs  neue 
versetzet,  hat  mich  die  höchste  Noth  gezwungen,  weiln  ich  ausser  Gott  auff 
dieser  Welt  keinen  andern  Mittler  noch  Helffer  zu  finden  weiss  ausser  E.  E. 
N.  V.  W.  W.  Als  gelanget  mein  unterthänigst  fussfallendes  Bitten  und  Fle- 
heil Sie  geruhen  gantz  Gnädig  an  mir  Armen  von  aller  Welt  verlassenen 
Mann  einigen  Funcken  dero  vorigen  grossen  Barmhertzigkeit  zu  erweisen, 
und  einiges  Mittel  zeigen,  wie  dass  mir  könnte  geholffen  werden  ,  weil  ich 
von  mir  selber  nicht  so  kräfftig  bin,  dass  ich  mich  könte  von  meinem  Bett 
auffrichten.  Solten  ja  einige  exces  begangen  seyn ;  So  nehme  ich  Gott  den 
Allerhöchsten  zum  Zeugen,  dass  es  keinem  Muth willigen  Übersehen,  sondern 
vielmehr  dem  dazumahln  turbulenten  Zustand  zu  zuschreiben ;  Weiln  ietzi- 
ger  Zeit  ein  Officialis  nicht  das  dritte  Theil  bey  hiesiger  Stad  der  Strapace 
zu  gewarten  hat,  als  dazumahl.  Ich  traue  Gott  dem  Allerhöchsten  wie  auch 
E.  E.  N.  V.  W.  W.  angebohrner  Güttigkeit,  dass  Sie  mich  Armen  gefallenen 
Mann  nicht  weiter  unterdrucken,  sondern  vielmehr  durch  Ihre  Hülffreiehe 
Mittlers  Hand  auffhelffen  werden.  Vor  welche  hohe  an  mir  armen  erzeigete 
Gnade  ich  Gott  den  allerhöchsten  zum  reichen  Belohner  setze ,  als  der  ich 
lebe  und  ersterbe 

E.  E.  N.  V.  W.  W.  Meines  Gnädigst  Hochgebietendesten 

Herrn  Herrn 
Unterthänigster 

Johann  Schuller  Senior. 
Gleichzeitige  Abschrift   im  Seh.  A.  Z.  l'*59.  r.  2. 

16. 
Amplissimi  Prudentes  atque  Circumspecti 

Domini  Amici  mihi  benevole  observandi ! 
Salutem  cum  paratissima  officiorum  meorum  oblatione! 

Was  die  Schullerische  abermahlen  Memorials    weiss  bey   Mir  ange- 
bracht, können  E.  V.  W.  aus  den  beylagen  freundlichen  ersehen;   worauff 


7.-» 

.    niul  als  ein    »uUrr     l'rouiu]   7- •' ra  I  Im- .    dass    E    Vi   W* 

M  thun.  lindes  auch  ins  Und!;  I  befinden  niul  erfahren  «  erden. 

hier  II.  Si-ImiII.t  .'Iwaiin  acht  Tage  unter  gulter    \  er  a  I  hrmig    in 

mi (   allen    RaUenum  Requititii  and  Schreibe! 

»eben;  and  Unna  dadurch  Zeil  and  Occaaion  ifeh 

t»en  werden  tollte;  damit  Er  kein«  Verhinderung  und 

in   Vorscheteen   tftaaej  Wornebtt    auch  die    freundliche 

\  iheilen  habe,  data   djue   bewaete  Remonetration  aller  Orten 

n  applaueum  habe;  und  hallen  sieh  E.  V.  W.  im  geringsten  nicht 

Ml    Recht    ist    Ihuu;   doch    mit    solcher    Moderation. 

•  Mlium  oder  passion  /u  seyn   scheine:    Worvon   mehrere 

i  werde,   wann  einige  Oceasion  vorkommen    wird  es  mund- 

11  /.u  thun;  Verbleibe  anterdeae 
B.  \.  w. 

lulü  A.  171 

Dienstwilligster  Diener 

J.  S.  v.  Harteneck. 
Original  im  Seh.  A.  Z.  1459.  t.  2. 

17. 
Wohl  Edl  Gestrenge  Vorsichtige  v.  Wohl  Weise, 

Sonders  Hoehgeehrtiste   Herrn!   Auss   deroselben  Beliebigen   vom   6 

dieses  habe  mit  mehren  vernohmen,  wass  mit  Herrn  Johann  Schulleren  ge- 

than  werde:  welches  alles  nicht  anders  denn  gutt  heissen  muss.  Meine  von 

Ew.  V.W.  wissen  wollende  Meynung,  wie  fernershin  zu  procedieren  sey? 

i  trauen:  Gleichwie   dato   her  die  löhl.  IIundcrtmannschafTt  no- 

ivium  partes  actorias,  und  der  löhl.  Magistrat  partes  judicis  gehalten  : 

also  erwehnte  Hundcrlmannschafft,  als  welcher  ZweifFels  ohne  an  der  Bur- 

1  gelegen,  das  ihrige  innständig  zu  suchen  nicht 

unterlassen,  entgegen  der   löhl.  Magistrat   immerfort  geraden   Wegs  einen 

Lgieren  wird  ;  Umh  die  8  tag  ist  es  bald  geschehn  und  der  Vogel 

ige  Kefficht  zu  versezen,  so  fort  anzutrengen  dass  er  ent- 

Kechnung  thue  oder  bezahle,  oder  wenn  beydes  nicht    geschieht  all 

iah  und  galt  eonfiseiert  und  plus  danti  verkauft!,  und  da  solches  nicht 

i  Dieb  mit  der  haut  bezahle  und  könte  dieser  ausschlag  ihm  bald 

werden,  nach  dem  mann  die  löhl.  hundertmannschaffl  vorheschei- 

Lrd  aber  nicht  übel  geschehn  wann  Ew.  V.  W.  sothanes  conclu- 

sum    vorläufig  mit   beweglichen  expressionen   an    des    Commandierenden 

i  -ellence  berichten  und  exponieren,  wie  Herr  Schuller 

diesen  ext  ,  recht  forcieren  thue!  Weiter  fort  wird  Gott   und 

ichen  belehren,  wass  zu  thun  oder  lassen  sey?  Zu  Wien 

wohl  angelegt,  und  haben  tranig  uns  andort- 

'    Wnrmit    stehtshin    verbleibe     Cibin.    d.  II.  July  1708. 

W.  dienstwilliger  Diener  .1    S.  v.    Harteneck 

unabcopierter  mir  wiederuinb  tu  /.ustellen. 

Das  Original  im  Seh.  A.  Z.  U.V.».  \.   g. 


76 

18. 
An  Einen  Hochlöbligen  Magistrat  der  Königlichen  Freyen  Stadt  Schässburg, 
Meine  hochgebietende  Herrn  Herrn.  Mein   Johann  Schüllers  unterthä- 
nigstes  flehen  und  bitten,  Pro  ut  intus  Gnädigst  zu  vernehmen. 
Edle  Nahmhaffte  Vorsichtige 
Sonders  Wohlweise  Herrn  Herrn, 
Mein  höchstes  Elend  und  miserabel  Zustandt  in  den  mich  das  Göttlige 
Verhängniss  gesetzet  mag  Zweiffels  ohne  E.  E.  N.  W.  W.  zur  gnügebekandt 
sein,  weillen  ich  ausser  Gott  dem  Allerhöchsten  (dem  alle  Sachen  am  besten 
bewust)  nirgends   anders  meine  Zuflucht  zu  nehmen  weiss,  als  bey  denen 
Christen  die  da   so  wohl  meine  Glaubens  genossen  wie  auch  theils  meine 
Verwandten  und  bekandten  sein.  Als  gelanget  mein  unterth«änigstes  flehen 
und  bitten  an  E.  E.  N.  W.  W.  sie  geruhen  gantz  gnädig  in  betrachtung  der 
Göttligen  Barmhertzigkeit,  die  da  einem  jeden  verheissen  wirdt  laut  dieser 
Wort:  Also  wirdt  euch  mein  Himmlischer  Vatter  auch  thun,   so  ihr  nicht 
vergebet  ein  jeglicher  seinem  bruder  seine  Fehler.    Weillen  ich  Gott  den 
Allerhöchsten  zum  Zeugen  ruffe  dem  niemand  lügen  kan ,  dass  ich  vorset- 
ziglich  dem  publico  keinen  Schaden  gethan,  ist  aber  einiger  Fehler  dazwi- 
schen mit  eigelauffen,    kan   ich    mit    guttem     Gewissen    bezeugen,  dass 
ich  keinen  Wissen  darinnen  hab,  ich  will  mich  ja  gern  E.  E.  N.  W.  W.  gnä- 
digem Willen  und  Christlichem  guttdencken  unterwerffen,  nur  dass  ich  nicht 
auff  mein  höchstes  Alter  möge  an  den  Elenden  Bettelstab  gerathen,  weillen 
ja  weder   einem   noch   dem   andern   mit   meinem   Verderben  gedienet  ist. 
Welche  hohe  Gnad  die  E.  E.  N.  W.  W.  an  mir  armen  von   aller  Welt  ver- 
lassenem Mann  bezeugen  meine  in  meinem  grösten  Elendt  vielfältig  ver- 
gossene Thränen,  bey  dem  allergnädigsten  Richter  Himmels  und  der  Erden 
zu  einer  reichen  Vergeltung  so  wohl   hier  zeitlich  wie  auch  dort  Ewig 
werden  ausswircken  helffen ;  als  der  ich  lebe  und  Ersterbe  E.  E.  N.  W.  W. 
untertänigster  gehorsamster 

Johann  Schüller  senior. 
Resolutio. 
Es  soll  supplicant  sich  auff  alle  Wege  bearbeiten  dass  er  die  nunmehro 
liqvidierte  Prätension  zahle  im  übrigen  würde  mann  sehen  wass  mit  ihm  gutt 
gethan  sey.  Sign,  in  Curia  Publica  A.  1703  die  29.  July. 

Ex    commissione   Senatus 
S.  Hirling  Notarius. 

19. 

Resolutio  Johannis  Schullers  ad  requisitionem  Amplissimi  Senatus  Seges- 

variensis  et  Communitatis  in  puncto  praetensionum  jamliqvidatarum  facta 

A.    1703  die  14.  Augusti. 

Wieder  die  Prätension  habe  er  gar  keine  exception   v.  contradiction, 

dieses  wisse  er  dass  die  Stadt  zwar  keinen  Schaden   erlitten,    sondern   er 

habe  übersehen,  und  sehe  dass  die  Sache  auff  ihn  fiele,  könte  also  undwolte 

sich  auch  nicht   drauss  geben ,  hätte    nur  dass  mann  ihme  mit   gnädigen 

Augen  ansehn  mögte,  und  Gnad  vor  Recht  ergehn  lassen,   damit  er  nicht 


77 

in   seinem    AHMT    an    den    n.U.Ktal»    irerathe;     Haares    Gold   hahe   BT  zwar 
ni.l.t.  sondern   all.'  seine  Im. na  mobilia  und  iminohilia  wären  ja   alle    in    < 
IUI  i,l,;uirli-.M-n  einem  Lobl.  Magistrat  und  Commu- 

.ili'i-    maehe.  S.  »bu  rg  in  Aedibus  spuradie  li  Juhanni  s 

d  el  dit  11 1  ,su|> 
Dass  dieses  als.»  in  Wahrheit  hesehelien.  beschi  fenhändig 

Johannes  Beballer. 

Das  Original   im  Soli.  A.   /.    1  '*.">!>.    K.  1  Nur  die    liiterschrift  ist  von 

Her. 

20. 

aequo  Majestatis  Domini  Üomini  NostriClementissimi 

nie! 

Pradenftei  m  rirrumspooii  Vicini  Nobis  benevoli  Salutem  etc.  Gratiae 

iaeque  Incrementuni.  Nem   kctelkedünk  benne,  hogy  a  Szasz 

Jan.  \r.staliaiasat    az  Hir  eddig  Kegyelmedtekhez  is  elvitte,  es  a 

mim  /nkasa,  annak  okairol  s  alkalmatossägarull  sokfele  gon- 

dolkndäsok  M  Külömb  kiilömbt'ele  beszidek  es  hirek  folyhatnak  az  emberek 

között,  Hogy  azert  ebben  az  Materiaban  senkiis  ne  vakoskodgyek  es  maga- 

nak  erroneus  coneeptusokat  ne  formalyon,  szüksegesnek  itiltük  Kegyelmed 

teknek  es  Kegyel  melok  altal  minden  Kegyelmedtek  alatt  valo   Eö  Felsege 

hivoit  genuine  tudositani. 

Halhata  Kegyelmedtek  Nehaj  Segesvari  Polgar  Mester  Hadnagy  Jänos- 
nak  Fol  \.t.l.t.   melly  casus    dato   erdeme  szerint  esset  volna  rajta  (quod 
tarnen  negatur  et  suo  tempori  ac  Loco  judicandum   relinquitur  nunc)    de 
amaz   helyes  mondas  szerin:  Etiam  bona  causa   male  agendo  fit  pessima, 
Quanto  magis  mala,  ennek   az  embernek  halälat  (Mellynek  Authora  Szasz 
Janos  Vram)  es  annak  praemissa  ciroumstantiaitha  ember  jol  meg  gondollya 
mind  I.  Islcnre  2.  Gyüzüdelmes  Csäsär  es  KoronäsKirallyKegyelmes  Vrunk 
jestasara,  3.  Meltosagos  Generalis  commendans  Vram  respec- 
tusara.  4.  A  mostani  conjuneturakra.  5.  A  Regium  Gubernium  (quod  Regis 
>nam  repraesentat )  Authoritasara. 6.  A Nemesi Praerogativara. 7.  A  Szasz 
Sgl  törvenyei  Pril  ilegiumi  es  rend  tartasara,   8.  Kinek  kinek  az 
i  maga  personalis  securitasara;  9.  Vegezetre  az  univer- 
salis Justitia  exomplum  es  consequentiakra  nezve,  ollyan  nehez  casusnak 
lalallva.  hogy  nem  Jvln'tett  sem  Meltosagos  Generalis   Urnak,  sein   nekünk 
berniunmak  be  hunyott  szemmel  es  siket    füllelel  mulnunk  möllette  ha- 
l    kellet!  vennünk,  es  ugy  talältuk,  mind  az  eö  Felseghe 
szolgalattvara.  mind  m   Hazanak   es  in   particulari    magoknak  Kegyelmet- 
^/.ts/.  Xatinjnl  Javära  s  meg  maradäsara  szüksegesnek,    hogy  M  a 
dolog  ad  iaeedem  tvahatw  et  seeendosa   Dein  ei  Jnstitiam  deeidatar,  ac 
juxta  illam  .-v.Mni.lnm  et  nunc  et  ad  soiam  Posteritäten»  utile  staluatur.  Enek 
IgBÜ  t-Wiink  jn-reoii-  i  t..tl'i.ij  inoumbonliain  elmulatlattian dolog- 

nak  I  -l  iiidis|MM)sal)ilit.T  eseket  botet*  magaval,  l.  ut  I).  Johannes 

i«  runsiliaratns   et  Regij  Judioalus  sus pendatur  s   quoad  se  ah 
innoeente   sanguine  et  similibus   etiam  ante   hae  efvJM  vei   attentatis 
'  ■«  "ii.nihus  S  Miis  Rcpartitionibus  et  c«»ntrihn- 


78 

tionibus  ab  Initio  Consulatus  ipsius  usque  hodie  factis  Rationes  reddet. 
2.  Ut  Hodiernarum  Conjuncturarum  intuilu  usque  ad  praemissorum  finem 
(sie)!  3.  Ut  per  Directorem  Fiscalem.  et  etiam  Privatos,  si  qui  se  ab  ipso 
injuriatos  sentiunt,  in  jus  legitime  attrahatur  et  iiat  unicuique  et  ipsi  D.Joh. 
Saebs  Justitia.  Mellyet  Kegyelmedtek  ex  parte  Directoris  a  jövö  orszäg 
Gyüiescn  bovebben  meg  hall.  Interim  pro  praegustu  gondollya  meg  Kegyel- 
medtek  azzognak  az  oda  fellyel  brevibus  punctisemlitett  Circumstantiaknak 
vilagositasat.  1.  ßatione  Dei  nihil  verius  quam  hoc:  Si  judex  vel  Homici- 
dam  occidens  hoc  non  ideo  facit,  quod  ille  Homicida  est,  sed  ideo  quia  illum 
odit  et  illi  irascitur,  jam  non  judex  sed  ipse  Homicida  est ;  quid  vero  certius 
quam  quod  D.  Johannes  Sachs  Johannem  Hadnagy  acerrimo  odio  tanquam 
contra  ipsum  apud  Suam  Majestatem  querulantem  prosecutus  est.  2.  Ratione 
Caesaris.  Gratia  Sacra  Regis-Augusti  manu  signata  est  in  persona  Johannis 

Hadnagy  conculcata.  3.  Ratione  Generalis  Commendantis.  Respectus 

illi  debitus  est  neglectus.  4.  Absentia  illius  in  Bello  et  mala  hodiernae 
Rebellionis  Hungaricae  occasio  videtur  fuisse  arrepta.  5.  Ratione  Gubernii 
ut  ante  annos  aliquot  in  Appellatione  Davidis  Kolosvari,  in  Vulneratione 
Francisci  Sz.  Pali  Gabrielis,  Pallos«et  ita  hie  etiam  incasu  Johannis  Hadnagy 
Mandata  Gubernij  per  D.  Johannem  Sachs  contempta  fuerunt,  ut  qui  solitus 
semper  fuit  secreta  consilii  prodere,  Nostra  consilia  sub  larva  et  nomine 
Nationis  Saxonicae  Delationes  ad  Aulam,  ad  Generalem  usque  ad  fastidium 
deferre,  scissiones  inter  status  et  nationes  et  pacem  publicam  Omnibus  modis 
turbare.  6.  Ratione  Nobilitaris  Praerogativae.  Johannes  Hadnagy  habuit 
Armales  Michaelis  Apaffi  Principis  et  Suae  Majestatis,  sed  nihil  profuerunt. 

7.  Ratione  Privilegiorum  Nationis  Saxonicae  nomine  unaquaeque  libera  R. 
civitas  habet  suos  Judices,  Sua  Privilegia,  suum  jus  Gladii,  quare  miscuit  se 
ante  duos  Annos  D.  Johannes  Sachs  quam  J.  R.  Cibiniensis  Judicio  Johannis 
Hadnagy  et  aliorum  civium  Schespurgensium  aperto  et  violenter  nunc  vero 
occulte  per  Inspirationes,  Mandata,  Impulsiones  Legum  extrannearum  cor- 
poris juris  Carpczovii  et  similium  cum  locis  citatis  obtrusiones,  Et  quid 
Judicent  sive  juxta  sive  contra  suam  sive  scientiam  sive  conscientiam  Dic- 
tationeset  coactiones  et  mille  artes?  Isthinc  sunt  Judicis  Regij  Cibiniensis 
et  Nationis  Saxonicae  Comitis  in  Saxionica  Natione  Jurisdictio  et  officium? 

8.  Uniuscujusque  Saxonis  Securitas:  quis  vivet  inter  Saxones,  si  refugium 
ad  Regem  et  Gubernium  exitio  erit?  et  hoc  exemplo  approbato  nemo  his- 
cere  audebit  et  sie  per  impunitatem  J.  R.  sibi  omnia  Heere  putabit  et 
revera  quod  libebit  licebit;  ita  periit  Kolosvari  in  Foro  non  suo.  Ita  Jo- 
hannes Hadnagy  et  quis  erit  tertius,  quartus?  9.  Ratione  universalis 
Justitiae  etc.  Exempla  mala  quia  facta  infeeta  fieri  nequeunt,  legibus 
malis  per  Legislatorem  abrogabilibus  pejora  censent  omnes  sapientes. 

Ezeket  meg  gondolvan  Kegyelmetek  a  Szasz  Janos  Ur  Arestumman  es 
Tisztei  suspensiojanis  ne  turbalodgyek  ne  czudälkozek.  Valami  bal  con- 
ceptusokat  ne  tegyen  maga  Kegyelmedtek  vagy  a  Natio  eilen  valo  do- 
lognak  ne  tareza  es  ha  valaki  talalkoznekis  a  ki  Kegelmedteknek  ezeket 
mas  keppen  magyarazna  hitelt  az  ollyanoknak  semmi  keppen  ne  adgyon 
sott  inkäbb  ha  Kegyelmedteknek  vagy  egesz  Szekbol  Varosul  vagy  Falujul, 


n 

vagy  ftkär  mely  privala  lVrs<m.iknak  mi  bäntmlasa  \«»H  •  Sxtfll  JftllOl  Viani 

Szenellyc  iltal  bitria  mindea  ftlelem  «'lii)  paaafo 

kinek   kinek  uya   val  J  al\  al  suis   modil  et 

limis  orvaaaolhaaaali.  Qeaa  omnia  Aothoritate  Gobernil   t  flhia 
clementiaaime  attribvta  latimaJunk  raeretettel  ei   paraneaolonk, 

quibus  sie  t.uluiis  all. Mala    siia    Maji-slalis  lemper  benigne  prnppiisa  tnanil. 
Datum  C'ibinij  «■•  i  .ms\  Ivauiac  Giibrrnin  Die    16.    Oetobef    A.    170.'}. 

I    6   Band 

N.  ßelblen. 
Lndoricui  Nalaesi. 

Dai  Original  im  Srb.  A.  '/..  IW). 

>\. 
Nos  Leopoldus  Dci    Gralia  Electus    Romanorum    Imperator,    Semper 
Augustus.  ae  Germaniac  llungariae  Bohemiacquc  etc.  Rex  etc.  Daums  pro 
11  jicr  praeaentea  ugnificantea  quibus  expedit  Universis,  Quod  Prn- 
Cirenmepeeti  Jobannes  Eczeli  Civitatis  Nostrae  Segesvariensis 
I  ti   Qöbbel  ejusdeiu  Civitatis  Judex  Regius  stante  scilieet 

et  durante  Generali  universorum  Statuum  et  Ordinum  Trium   Nationum  Di- 
rae  Transilvaniae  et  Partium  Regni  Nostri  Hungariae  eidem  anne- 
xarum  Diaeta  ad  Diem  Decimum   Quintum  Mensis  Novembr.  Anni  Domini 
Mill.-siini  septingentesimi  tertij  eisdem  statibus  et  ordinibus  Regni  per  In- 
clytum  Regien  Nostrum  Transilvaniae  Gubernium,   Nomine  Nostro   Regio 
in  Ciritatem  Nostram  Saxonicalem  Cibiniens.  indieta  et  celebrata,  ad  quam 
videlicet  Generalem  Diactamrevisiones  et  discussiones  certarum  quarundein 
Causarum.    puta  publieationum  bonorum  quorumeunque  «ab  bac  luce  sine 
lum  solatio    decedentium    ac  juxta  veterem  et  approbatam  eorundem 
.•t  consuetudinem  in  Nos  Fiseuinqne  Nostrum  Beginn  rite  et  legitime 
endorum.  nee  aen  apellationum  de  sedibus  Regni   inl'erioribus  niatu- 
uüorisdiscussionis  gratia  in  Tabulam  Nostram  Regiam 
usilvania  Judiciariam,  tanquam   sedem  superiorem,   transmissarum, 
nt  .t  i-.'p.-titiunum  et  nun  restitutionum  Servorum, Jobbagionumque  fugilivo- 
■  niin  etiain  Causaruiu  in  Articulis  Regni  snperinde  editis  speeifi- 
neraliler  fnerant  prorogatae  una  cum  Fidelibus  Nostris  Illustris- 
igio  Dänti  de  Losoncz,  dietae  Dilionis  Nostrae  Transilva- 
niae et  Partium  Regni  llungariae    eidem    annexarum    Gubernatore  Nostro 
Regio,  ComitatumColosiens.  et  Dobociens.  Comite,  Ittem  Civitatis  Claudiopo- 
Utana.  lij  ibidem  Transilvaniei  Capitaneo  ubique  Supremo,  ac  in 

lidenle,   Cenailiariji  ittem   Gubernij   Noatri  Traneil- 
iatriaejae    Noatri«  Prothenotarija,  ac  Juratis  Tabula« 
ia  Tranaüvania  Jadieiariae  Aeaeoaoribna ,  (Jnfrreraia  deni- 

iIhis  Triam  Nationen  Transilvaniae  et   Partium    . 
llungariae  eidem  annexarum.  in  loco   601  »litfl  pro  m.ulerandis 

i'ilionis  Transilvaniae   et    Partium    Regni    llungariae    eidem 

irma  eegotyi  rian]  eenatitetii  et  pro  Tribunali  ledentibne.  peraoaa- 

•unstitutj,    primum   quidem   vivarum    vocum  suarum  oraculo,  61   p   it 


80 

vero  talem  huiusmodi  sub  tenore  exhibuerunt  protestationem :  Mivel  hogy 
Szasz  Janos  Uram,  in  Sessione  Regni  Publica,  midön  Director  Uram  altal 
ratione  officij  persequaltalnek,  es  az  exhibitakat  rendiben  az  mi  fussioinkis 
elö  fordult  anak  az  Böcsülletes  Segesvari  Tanacsot,  ratione  processus  con- 
tra Dominum  Joannem  Hadnagj  quondam  Consulem  praedictae  Civitatis, 
peracti  gyilkosok  monda  azert  mü  Eczeli  Janos  es  Göbbel  Andräs,  fenn 
emlitet  Segesvar  Varosanak  Fötisztei  ez  mostani  alkalmatossägal  levö  depu- 
tatusi,  solemniter  prostestalunk  az  Nemes  orszag  elött,  mint  hogy  eö  Kegy- 
elme  az  Böcsületes  Tanacsot  gyilkosok  mondgya,  alazatoson  instalunk  ezen 
protestationk  mellet  az  Nemes  Orszagnak,  ut  propterhanc  passam  indebitam 
difamationem  et  injuriam,  illendö  satisfactionk  tetetenek,  mivel  mi  Isten 
oltalmaszon  azok  nein  vagjunk.  Super  quaquid  dictorum  Joannis  Eczeli  et 
Andreae  Göbbel  protestatione,  Nosquoquepraesentes  NostrasLiteras  Testi- 
moniales  sub  Sigillo  Nostro  Judiciali  et  Autbentico  Transilvanico  ijsdem 
protestantibus  jurium  ut  permissum  est  suorum  uberiorum,  futuram  ad  Cau- 
telam  necessarias  extradandas  duximus  et  concedendas  comuni  justitia  et 
aequitate  svadente.  Datum  in  Civitate  Nostra  Saxonicali  Cibiniensi  Die 
Tertia  Mensis  Decembris,  Anno  Domini  Millesimo  Septingentesimo  Tertio. 
(L.  S.)  Lecta  Corr. 

Das  Original  im  Seh.  A.  Z.  1471. 


81 


n. 

Beiträge 

/u  finer 

Chronik  der  arclucologischcn  Funde 

in  der 

österreichischen  Monarchie. 


Von 

•Johann  €* «briet  Seidl. 


|    von  Band   II,   Hefl   1   o,  S   des  Jahrg .   1 S Ü»   und   Band  F,   Heft  3  u.    4 
bin  für  Kund«  Baterreichiscnei  Getchiehtsquelleo.) 


IX 


86 


\\  ,  :  ortdaaer,  ja  mitunter  sogar  die  be- 

der  mannigfachen,  in  Eingang«  ntelner  frflnerea 

Miltheilungon  u  iodorholt  crw  ähnton  (belständo.  die   der  Zusainiuonstellung 

einer  halbwegs  vollständigen  vaterländischen  Fundchronik  im  Wege  stehen, 
fei  an  direeten  Quellen  und  daher  die  Schwierigkeit,  rtr- 
rirklieh  Neaei  oder   wenigstens  noch  Unedirtes  m  geben,  den 
Sammler  leleher  Beiträge,  wie  die  gegenwärtigen,  seiner  wenig  dankbaren, 
icheinbar  zur  mechanischen  Compilation  und  zum  dürftigen  Excerpt 
linkenden,  Arbeit  leicht  könnte  verdrossen  machen  :  so  ist  es  ander- 
ehtl  ermunternd,  solche  Anfänge,  welche,  mit  der  Zeit  viel- 
leicht  von   vereinten  Kräften  aufgenommen    und  mit  reichlicheren   Mitteln 
dennoch  zu  einem  genügenden  Resultate  fübren  können,   allent- 
rom  richtigen  Standnuncte  aus  betrachtet  und  freundlich  beachtet 
abgesehen  davon,  data  Archäologen  von  anerkannter  Auctorität 
iTetf.  brieflich  aafgefordert  haben,  seine  Beiträge  fortzusetzen,  mag 
I  Beweis  Ar  ÜO  Brauchbarkeit  und  Zweckmässigkeit  derselben  ins- 
besondere auch  darin  finden,  daai  sie  von  den  Belehrten  diese* Fachet  bereits 
bin  und  irieder  citirt  irerden.  D  I  Wal.  v.  II  e  fa  er,  G  ai  s  b  e  r  ge  r,  A  r  net  h, 
man  n.  Tb.  Mo  mm  so  n.  ('.  Zoll  u.  A.  kommen  in  ihren  Abbandlungen 
und   Monographien    über    arebäologische    und    numismatisebe  Gegenstände 
ftchanf  diese  Beiträge  zurück  und  weisen  ihnen  dadurch  diejenige  Stelle 
und  nach  einannehaien  ihre  ursprüngliche  Bestimmung  war, 
nes  möglichst  reiehan  und  genauen  Repertoriums  der  im  Um- 
reichisehen  Monarchie  von  Zeit  zu  Zeit  neu   ans  Licht  kom- 
r  eral  jetzt   zur  Öffentlichkeit  gelangten   Monumente  des  Alter- 
m.  etwas  praktisch  Brauebbares  geliefert  zuhaben, 
nicht   nur  zur  Beruhigung  über  manche  Zweifel ,  die  ihm 
lichtlicfa   der  Art    und  Weise  der  Zusammenstellung,   aufgefallen 
londera  macht  es  ihm  ameh  zur  Pflicht,  tlit?  hier  und  da  gegebenen 
i  und  laut  gewordenen  Wünschen   in  Hinkunft  zu 
ungleich  dasjenige,  das  von  einem  oder  dem  anderen  ungern 
dem  Verl  bisher  sieht   shne  getan  Grund  beseitigt 
»ri  /.  B.  Herr  Thood.  Mommsen  in  seiner  eben  so 
U  belehrenden  Abhandlang;  „Über  den  Vorfall  des  römischen 
i"   (Bericht«    der  kftnigl.    Sachs.  Gesellschaft 
ins:    Claaae  1951 

1  »  Jahrg.  X, 


84 

Mün/.l'unde  ,  wie  namentlich  den  von  Gallarate  in  der  Delegation  Mailand, 
nicht  vollständiger  beschrieben  hat;  in  gleicherweise  bemerkt  das  „Liter. 
Centralblatt  f.  Deutschland"  von  Dr.Fr.Z  arncke,  1851,,  Nr. 39,  S.645, 
indem  es  meines  Unternehmens  mit  freundlicher  Anerkennung  erwähnt, 
dass  grösseres  Detail  zu  wünschen  wäre,  da  z.  B.  Notizen  über  Münz- 
funde erst  durch  detaillirte  Angaben  des  ganzen  Bestandes  Werth  er- 
halten." —  Eine  so  umständliche  Aufzählung  der  einzelnen  Münzen  jedes 
Fundes  lag  von  vorneherein  nicht  in  der  Absicht  des  Vf's,  theils  weil  es  ihm 
zunächst  um  Constatirung  der  Fundorte,  als  der  nöthigen  Anhaltspuncte  bei 
Ausfüllung  einer  längst  projectirten  archäologischen  Karte  von  Österreich 
zu  thun  war,  theils  weil  er  auf  dem  Platze,  der  ihm  zur  Veröffentlichung 
seiner  Beiträge  angewiesen  worden  war,  nicht  über  die  Gebühr  sich  breit 
machen  wollte.  Auch  hatte  er  bei  seinen  Mittheilungen  vorzugsweise  dasEpi- 
graphische  im  Auge,  weil  es  vor  allem  seine  Absieh  t  war,  zur  Zustandeb  ringung 
eines  längst  gewünschten  Codex  Inscriptionum  Austriacarum  nach  Kräften 
beizutragen.  Wer  jedoch  Hrn.  Mommsen's  Abhandlung  gelesen  und  aus  der- 
selben erkannt  hat,  welche  wichtige  Folgerungen  der  Kenner  des  alten 
Münzwesens  aus  den  unscheinbarsten  Einzelnheiten  eines  Münzfundes  zu 
entwickeln  im  Stande  ist,  der  wird  <lem  Verf.  nicht  nur  es  verzeihen,  son- 
dern sogar  es  ihm  Dank  wissen,  wenn  er  die  Münzfunde  von  nun  an  o 
umständlich  behandelt,  als  die  vorliegenden  Daten  es  ihm  möglich  machen, 
und  für  einen  Zweig  der  Alterthuniskunde,  der  an  Minutien  hängt,  wie  kaum 
ein  zweiter,  einen  verhältnissmässig  grösseren  Raum  in  Anspruch  nimmt. 

Ein  ferneres  Wort  der  Entschuldigung  glaubt  der  Verf.  noch  einer  an- 
deren Nothwendigkeit  widmen  zu  müssen,  die  ihm  durch  die  ursprüngliche 
Bestimmung  seiner  Beiträge  auferlegt  ist.  Dieselben  haben  den  Zweck, 
alles,  was  auf  archäologische  und  numismatische  Funde  Bezug  hat,  aus  allen 
Einzelquellen,  die  dem  Verf.  zugänglich  werden,  in  diese  Chronik,  als  in  ein 
gemeinschaftliches  Becken,  zusammenzuleiten.  Es  ist  ein  unabweisliches 
Bedürfniss,  dass  diejenigen,  welche  mit  diesem  Zweige  der  historischen 
Wissenschaft  sich  beschäftigen,  den  unentbehrlichen  Stoff  für  die  end- 
liche Behandlung  eines  Zeitabschnittes  der  vaterländischen  Geschichte,  der 
zum  völligen  Aulbaue  noch  lange  der  Bausteine  nicht  genug  hat,  wo  mög- 
lich an  ein  er  Stelle  aufgeschichtet  oder  wenigstens  mit  Hinweisung  auf 
die  eigentlichen  Fundgruben  verzeichnet  finden.  Weit  entfernt  von  dem  an- 
massenden  Gedanken,  diesem  Bedürfnisse  mit  den  geringen  Mitteln,  die  mir 
zu  Gebote  stehen,  und  mit  meiner  noch  geringeren  Kraft  entsprechen  zu  kön- 
nen, wollte  ich  nur,  da  doch  irgend  jemand  den  Anstoss  hierzu  einmal  geben 
muss,  den  ersten  Schritt  thun.  und,  nachdem  dieser  gethan  war,  so  lange 
auszuhalten  versuchen,  bis  die  Sache  in  einen  geregelteren  Gang  gebracht 
würde.  Bis  dahin  scheint  es  übrigens  noch  ziemlich  weit  zu  sein.  Das  Haupt- 
hinderniss  liegt  in  dem  Mangel  an  einer  gehörig  eingeleiteten  Con- 
centrirung1).    Die  historischen  Vereine  und  Gesellschaften  der  einzelnen 

1)  Treffend  sagt  Herr  Klein  aus  Mainz  in  einer  Besprechung  der  Jahr- 
bücher des   Vereins    von   Alterthum.s  freunden    im    Rheinlande    (S.    Heidelberger 


g         mi,.r  i,,h.  dl«  Resultat«  II  fälligen  Forschungen  und 

,.,,  ;,,  ihren  eigenen  tbhandlongen,  Schriften  und  Berichten,  dl« 

den  Umkreii  dei  engeren  Vaterlandei  binam  Verbreitung 

iiml,.„  und  im  austausche  gegen  die  Veröffentlichungen  ähnlicher 

r  Institute  in  die  Bücherschränke  dieser  letzteren  übergehen,  w<> 

und  \<»n  noch  wenigeren  beachtet,  derVergi 

.  ieles  findet  an  si.di.-n  leine  Besprechung,   uro  man  ei 

,•11   auf  den   gemeiftschaftKehen  Sammelplatz 

äbertra  eheinbarzn  Überflüssiger  Wiederholung  herabsänke.    IVer 

tall  zerstreut  erscheint,  auch 
.    Hiiniss  all  derjenigen  gelange;  denen  dämm  zu  wissen  Neth 
tluii.  I  Beziehung,  nun  drängt  die  Präge  eich  auf,  ob  es  erlaubt  oder 

irgend  etwas,  das  schon  anderswo,  vielleicht  sogar  in 
nen  einer  und  derselben  Ansiall,  nur  in  einer  anderen  Ihrer 
neu  und  unter  einem  anderen  Gesichtspunkte,  bekannt  geworden  ist, 
,l  in  den  Kreis  der  Besprechung  zu  ziehen,  um  eine  Lücke  zu  ver- 
I    Fund»'   von  plastischen  Monumenten   und  Anticaglien,  von 
i   und  Inschriftsteinen,  mit  deren  Bekanntmachung  eine  Provinzial- 
i  in  sich  beeil!  hat,  oder  ftber  die  bereits  in  den  Sitzungsberichten  oder 
ichriften  der  kais.  Akademie  ausführlicher  gesprochen  worden  ist.  in 
!i  der  letztern  heransgegebenen  Archiv  Aviederholt  Erwähnung  ge- 
sell» lim  soll,  insofern  dies  nöthig  erscheint,  um  den  Anforderungen  an  eine 
Fundchronik    zu  entsprechen.    Wenn  diese  Mittheüungen  ein 
bs(  vollständiges  Register,  gewissennassen  eine  Conlrole,  alles  dessen 
I   hinnen   einer  bestimmten    Frist    im   weilen  Urnkreise 
der  Monarchie  ans  dem  Schoose  der  Erde  zu  Tage  gefordert  oder  wenigstens 
\        .ssenlieil  entzogen   worden  ist:   so    lässt  sich   an  der 
der  Berufung  auf  Anderweitige  Quellen  und  gelegentlicher 
B  ilben  nicht  zweifeln.  Freilich  hat  diese  manches  Missliche. 

Monumenten,  welche  leichter  unter  einem  bestimmten  Schlag- 
mmenzufassen  sind,  das  hinreicht,  um  sie  für  jeden  Archäologen 
»ar  /.n  charakterisiren,  mag  das  einfache  C'itat  der  Schrift,  in  welcher 

1851,    .Nr.   '«ti,    S.    7.').;):    ..Wenn    die    Vereine  überein  kämen  ,    alles, 

Keil  besiebt,   su  einem  gemeinschaftlichen  Werke  all- 
ind  an  Stoff  hierzu   fehlt    es    gewiss   nieht  —  zu  vereinigen,   welche 
'    dann  den  Fortehern   erspart,  wie  leicht  die  Obersten!  des  neu  ge- 
liert  die  Geschichte   der    römischen  Pro- 
r  der  einseinen  Vereine   mossten  satflrlich  von  dem  allge- 

\bdrücke  der  Aufsätze  erhalten,  welche  ihre 
eigeue  Geg.:  Indem  der  Ref.  dann  in  .«-einer  II.  iffnung,  dass  der  Bonner 

aller  im  Rheinland«  eine  solch 
•cblie-  I,  getäuscht  erklärt,    bemüht  er   sich, 

durch   Herrn   Prot   Gerhard  in 
Übeln   und    an  der  obere   Donau    aufs 


86 

ausführlicheres  darüber  zu  lesen  ist,  genügen.  Bei  Münzen  aber  und  nament- 
lich bei  Inschriften,  deren  eigentliche  Bedeutung  nicht  aus  einem  Schlag- 
worte, sondern  nur  aus  einer  detaillirten  Beschreibung  und  Copie  zu  er- 
kennen ist,  ja  deren  buchstabengetreue  Abschrift  selbst  nur  ein  notdürf- 
tiges Surrogat  für  genaue  Abbildung  darbietet,  langt  das  dürftige  Citat  bei 
weitem  nicht  zu;  hier  ist  die  wiederholte  Aufnahme  des  Monumentes  selbst 
unerlässlich:  Nie  würden  die  reichen  Inschriftensammlungen  eines  Gruter, 
Mu  rat  ori,  Maf  fei,  Kantancsich,  Bock  h,Osann,  Steiner,  Zell 
u.  A.  in  so  handsamer  Weise  zu  Stande  gekommen  sein,  wenn  die  Verfasser 
nur  bisher  Unedirtes  hätten  ausführlich  und  buchstäblich  aufnehmen,  bei 
schon  von  früher  her  Bekanntem  aber  lediglich  auf  Citate  sich  beschränken 
wollen.  Österreich  erwartet  noch  den  Mann,  der  die  ungeheueren,  archäo- 
logischen Schätze,  die  es  aufzuweisen  hat,  in  einer  übersichtlichen  Sammlung 
vereinige;  diesem  in  die  Hand  zu  arbeiten  und  die  dereinstige  Mühe,  wenig- 
stens nach  einer  Seite  hin,  einigermassen  ihm  zu  erleichtern,  ist  der  Haupt- 
zweck meiner  Beiträge,  die  ich  so  rasch  als  möglich  einander  werde  folgen 
lassen,  um  mindestens  für  einen  ersten  Anfang  ausreichendes  Materiale 
herbeizuschaffen. 

Wien,  am  11.  März  1852. 


87 


I.  Inkentgttai  Osterreich. 

\.   Land  unter  der  BUBB. 

Wien  (V.U.  W.  W.).   1851.  —  Orte,   welche  sowohl   durch  ihre  phy- 
Lage,  als  durch  den  Gang  der  historischen  Ereignisse  dazu  berufen 
•eheinen,  der  Sammelplatz  einer  zahlreichen  Bevölkerung  zu  werden   und 
inet    für  die  Lntwickelung  sich   reibender  und  drängender 
Nationalitäten  zu  bilden,   unterliegen  so  plötzlichen  und  vielfachen  Umge- 
stallun  null  wenigen  Jahrhunderten  jede  Spur  ihrer  ursprüng- 

lichen Phyuiognonüe  verwischt  ist.  An  solchen  Orten  gibt  es  für  den 
\  otogen  nur  geringe  Ausbeute:  denn  der  Boden,  den  das  jetzige  Ge- 
schlecht um-  und  durchwühlt,  um  ihm  das  Gepräge  seiner  Zeit  aufzudrücken, 
lagert  fern  ah  hoch  über  demjenigen,  der  das  frühere  Geschlecht  mit  seinen 
l  and  Freuden,  mit  seinen  Bestrebungen  und  Leistungen  getragen  hat; 

gar  \  ielc  Schienten  liegen  zwischen  einst  und  jetzt,  und  was  hin  und  wieder 
iiint    hat  seinen  Durchgang  durch  diese  Rinden  nur  einzeln  und 
ig  gemacht,  oder  taucht  nur  hier  und  da,  gleichsam  wie  durch  Risse  und 
l  der  Tiefe  empor,    ohne  Zusammenhang,  ohne  Stufenfolge, 
!■■(  nur  eine  augenblickliche  Befriedigung  gewährend,  aber  ihr 
keinen  Faden  bietend,  um  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  des  Erfolges  tiefer 
byiinth  der  Vorzeil  einzudringen.    Diese  Erfahrung  findet  der  Alter- 
i  Tauch  auf  dem  Buden  der  allen  Vindohona  bestätigt.  Die  Wogen 
es,  das  jetzt  über  den  Knolenjmnet  des  Strassennelzes   sich 
bea  /ur  Bunin-Zeil    südlieh    über  Scarahanlia.  Sabaria   und 
nach  Poetoviom,   mit   dem  Seitenarme   nach   Acincum. 
parallel  mit  dem  Donau-Limes,   östlich  über  Villa  Gai,  Ala 
Karnuutum.  wesllieh  über  Aelium  Celium.  Comagene  u.  s.  f.  nach 
.  ^1  nicht  mehr  die  Zinnen  des  alten  römischen 
rennkenea  Viaeta,  darehaehimmem,  sondern  nur 
md  das  Gerolle,  das  die  Starme  der  Völkern  am lernng  ange- 
na,  dnrehnuacht    mii  dem  Schutt  und  Trümmerwerke  des 
linungen   unserer  Väter   zur   Grundlage    gedient 
haben.    Je  w  die  Unwahreeheintiehheii  iai,   ausgedehnteren 

•  mIi   auf  die 


88 

Spur  zu  kommen,  desto  willkommener  muss  uns  jedes  kleine  Denkmal 
sein,  zumal  wenn  es  mindestens  irgend  einen  chronologischen  Anhaltspunct 
darbietet. 

Ein  paar  solcher,  an  sich  unbedeutender,  aber  hinsichtlich  ihres  Fund- 
ortes Wien,  aus  den  eben  erwähnten  Gründen,  nicht  ganz  unwichtiger  Fund- 
objeete  sind  uns  neuerdings  zugekommen,  a)  Bei  Erweiterung  des  Seiten- 
einganges in  den  Garten  des  unteren  ßelvedere  und  bei  Versetzung  des 
Brunnens  daselbst  wurde  folgende,  aus  dem  Jahre  149  n.  Chr.  herrührende 
Bronzemünze  vom  Kaiser  Antoninus  gefunden:  ANTON1NÜS  AUG  PIUS 
PP  TR  P  XII.  Der  Kopf  des  Antoninus  Pius  mit  der  Strahlenkrone,  fy. 
COS  HIT.  Die  Göttin  der  Billigkeit  (Aequitas)  stehend,  in  der  Rechten  die 
Wage,  in  der  Linken  das  Füllhorn.  Unten  S.  C.  M.  II.  —  Neuerdings  ein 
Beweis,  dass  in  dieser  Gegend  Wien's,  die  dem  von  Süden  herauf  gegen  die 
Donau  sich  erstreckenden  Arme  der  alten  Römerstrasse  näher  liegt,  noch 
häufiger  etwas  zu  Tage  kommt,  als  nach  anderen  Richtungen  hin.  Das  k.  k. 
Münz-  und  Antiken-Cabinet  bewahrt  mehrere  auf  dem  Rennwege,  also  in 
der  Nähe  des  Belvederes  gefundene  Legionsziegel  mit  den  Zeichen  Legio  V. 
Gemina  Pia  Fidelis  (KE  <^y:":F)und  der  Legio  XI1II  Gemina  Martia  Victrix 
(LEG.  X1I1I  G  M),  so  wie  andere  Ziegel  mit  den  Aufschrifen:  AKT.  Tib. 
VINDOB.  -SA.  SVB  (innerhalb  einer  Vertiefung  in  Gestalt  eines  Schuhes) 

—  C.  VL.  CONST.  KM  (Karnunti).  Von  ganzen  Töpfen  voll  römischer 
Münzen  (von  der  Republik  bis  auf  die  Flavischen  Kaiser,  ja  noch  von 
Sever  und  Pescennius  Niger),  die  im  Frühlinge  1800,  beim  Baue  des  Canals 
auf  der  Landstrasse  sollen  aufgespürt  worden  sein,  spricht  Baron  Hor- 
mayr  in  seiner  „Geschichte  von  Wien"  (I.  Bd.,  S.95,  Bd.  L,  2.  Hft.  S.  159). 
ebenso  von  der  Auffindung  des  Fusses  einer  kolossalen  Bronzestatue,  der 
noch  gegenwärtig  im  k.  k.  Münz-  und  Antiken-Cabinete  sich  befindet  (vgl. 
Arneth,  Beschr.  d.  M.  u.  A.  C.  S.  48.  e.  und  meine  Beitr.  I,  S.  3),  und  zu 
dem  im  Jahre  1849,  beim  Baue  der  Verbindungslinie  zwischen  der  Süd- 
und  Nordbahn  am  Wien -Neustädter  Canale,  auch  ein  bronzener  Finger 
mit  einem  Ringe,  auf  dem  TR  steht,  nebst  einem  marmornen  Torso,  einer 
Grablampe  mit  FORTIS,  5  römischen  Münzen  von  Vespasian,  Hadrian 
C  o  m  m  o  d  u  s  und  P  h  i  1  i  p  p  u  s  dem  Vater,  einer  alexandrinischen  Bronze- 
in ünze  von  Antoninus  Pius  und  mehreren  mittelalterlichen  Münzen  sich 
hinzufand.  Ausserdem  sollen,  theils  in  Folge  der  Bauten  Eugens  im  oberen 
und  unteren  Belvedere  (um  1720),  theils  des  Canalbaues  am  Rennwege  und 
auf  der  Landstrasse  (1798,  1800),  zahlreiche  römische  Ziegel,  gläserne  Ge- 
fässe,  Terracotten  (vorzüglich  Lampen),  Waffen  (darunter  die  vielbesproche- 
nen Dietrich'schen  Schwerter  (vgl.  Hormayr  a.  a.  0.  S.  169  f.)  und  andere 
Anticaglien  zum  Vorscheine  gekommen  sein.  —  b)  Bei  Abbrechung  des 
Wasserthurm.es  auf  dem  Vorsprunge  der  Wasserkunstbastei ,  gegenüber 
dem  Palais  Sr.  Excell.  des  Grafen  Kolowrat,  im  J.  1851,  wurden  im  Schutte 
nebst  mittelalterlichen  Münzen  von  Salzburg,  Augsburg  u.  s.  w.,  auch  einige 
antike,  namentlich  eine  von  Severus  Alexander  (221—235  n.  Chr.)  gefunden. 

—  c)  Beim  Abbrechen  der  alten  Steinbrücke  über  den  Wienfluss  vor  dem 
Kärntnerthore  wurden  folgende  zwei  Bronzemünzen  gefunden  und  von  dem 


89 

I  i.in  k.  U.  nd  Antiken  Cabinete 

cht:   i  |    II.  CAESAR,  AYG.  IMPFI5  \T.  Unbed* 

Unterhalb  \.  Ik.  l'ovril  I.\.  TAIBVN.  POTE8TATE, 

i  i      .  .1.  10  ...  Chr.     I)     \.\To.\:\\s.  PIYS. 

.rberter  Kopl    dei  Caracalla     lk.  POKTÜNAB.  REDVCI.    Die 

Q  ml    Füllhorn.     (  \nima    niitni     I    DM  Bl    <>b- 

i).  Chr.    8)  Bei  Führung  dee  Bnnpt- 
ie  wurde   feigende,  gnt  erl 

,,  lladrian   aus   dem  J.  I  17  n.  Chr.  gefottd«  :    IMP. 

I    TRAIAN.    1VO.  F.TRAIAN.  HADR1AN.  OPT.    \VG.   GER. 

Lbild  det  lladrian.     Ik.   I>  AC.  PARTHICO.  IV   M.  TR.  IV 

Hin  sitzend,  in  <lrr  R.  eine  Opfeisel.nl".   S.    C.    Im 

nitte  CONCORDIA.        M.  I.  Sehr  tebÖD  rothlich  patinirt. 

Josefsdorf  (V,  ü.  W.  W).   1650.   -   Zu   Josefsdorf   auf  dem    Kahlen- 

bei  Wien,  fand  der  Inhaber  des  Kehlenberges,  Herr  Finsterl.  bei 

eine«  Platzes  vor  dem  Schlosse  einen   wohlerhaltenen  bronzenen 

.1  mit  rothliehcr  Patina,  der  wahrscheinlich   aus  der  Römerzeit 

tarnt.   Denelbe  wurde  von   dem  Finder  dem  k.  k.  Münz-  und  Antiken- 

ete  käuflich  überlassen. 

Mauer  (V.  U.  W.  W.).  1851.  —  Auf  der  Mauer  nächst  Wien,  einem  be- 

liebten  Sommeranfenthaltsorte  der  Residenzbewohner,  wurde  eine  aus  den 

Jahren  118      1 13  n.  Chr.  herrührende  Münze  des  Kaisers  Trajan  gefunden  ; 

IcM-ht  erhalten  und    lässt  nur  mühsam  folgenden  Typus  er- 

IMP.  CAES.  NERVAE.  THAI  WO.  AVG.  GER.  DAG  PARTHICO. 

\  1.  1MV    B  Kopf  des  Kaisers.  Ik.  SIA  A\  TS.  POPYLVSQVE. 

ROMANVS.    Die  Glücksgöttin  sitzend,  mit  Rnder  und   Füllhorn.   Im  Ab- 

i);  unten  8.  C.  -  iE.  I. 

und    Anliken-Cahinol    hat    diese    .Münze,   ungeachtet 

m  gleichen  Typus    I.  und   eine  2.  Grösse  besitzt .  ihrer  Prove- 

ingelöst. 

Mödling   (V.   U.  W.    W).    1851.  -  Am  21.   Oc  tober    d.    J.    wurde   im 

!  i  1 1  e  rotter  des  k.  k.  Anninger  lleichsforstes,  in  dem  von  der 

k.  k.  :  direction  an  die  Frau  Katharina  Ilauno  Id  verpachteten 

unfern  dorn   Orte   (laden,  als  man  eben  nach  weissem 

Grab  entdeckt,   in    dem  »-in   wahrscheinlich  männliches  Ge- 

uar  in  sandartigem  Dolomit,  in  einer  Tiefe  von  3'  auf 

lue,  in  der  Richtung    von  Osten  gegen  Süden,  ausgehauen.    Das  Ge 

-  genau,   wie  das  Gral»  seihst.  ;.'  ,'  und  dürfte  barhaupt  beerdigt 

ht    der  Leiche   war  gegen  Süden  gewendet,   zur 

•  •inlieh  in  ihrer  rechten  Hand  ruhend,   ein  an 

irh  verros!  langes  und  %" — 3/%" 

1  ig.  !  ».  eine  n  »ch  erkennbare  eiserne  Lanaenspitae 
Fig.  1. 

i    und  ■^ffT^'rrir 

list  ^"^"^ 


90 


einem  Wetzsteine.  Die  übrigen  Eisentheile,  die  noch  gefunden  wurden, 
schienen  theils  einem  Brustharnisch,  theils  einer  Schere  zum  Schafscheren 
(Fig.    2)    anzugehören ;     ausserdem    fanden    sich  Fig.  2. 

noch  zwei  messingene  Ringe  und  eine  schmale 
Messingspange  vor ,  die  mittels  feiner  Stiften 
irgendwo  befestiget  war.  Di«  Lage  dieser  Stücke 
konnte  nicht  mehr  mit  Bestimmtheit  ermittelt  werden,  da  bei  der  Arbeit  das 
ganze  Grab  zu  heftig  erschüttert  worden  und  ein  Theil  davon  in  Schutt  ge- 
rollt war.  Von  den  Knochen,  die  grösstenteils  in  Brüche  gegangen, 
war  am  besten  das  Unterkiefer  mit  ganz  vollzähligen  starken  Zähnen  er- 
halten, desgleichen  die  Hirnschale;  das  Oberkiefer,  ebenfalls  mit  vollen 
Zähnen,  war  auf  mehrere  Theile  zerfallen.  Sämmtliche  Gebeine  wurden, 
auf  Veranlassnng  des  k.  k.  Forstverwalters  Franz  Haunold,  im  Gadener 
Friedhofe  beigelegt,  ein  Verfahren,  das  dem  frommen  Sinne  dieses  Mannes 
Ehre  macht  und  in  der  That  eine  wahrhaft  poetische  Seite  darbietet, 
wenn  man  bedenkt,  wie  die  kargen  Reste  eines  ungenannten  Bewohners 
dieser  Gegend,  dem  das  Licht  des  Christenthums  wohl  kaum  noch  aufge- 
gangen war,  nunmehr,  vielleicht  nach  anderthalb  Jahrtausenden,  in  der  ge- 
weiheten  Erde  eines  christlichen  Gottesackers  ihre  friedliche  Ruhestätte 
gefunden  haben. 

Sämmtliche  Gegenstände  wurden ,  wie  sie  gefunden  worden  sind ,  der 
k.  k.  Expositur  (der  Bezirkshauptmannschaft  Hietzing)  zu  Mödling  über- 
geben und  von  dieser  mit  lobenswerther  Bereitwilligkeit  dem  k.  k.  Münz- 
und  Antiken- Cabinet  eingeliefert. 

Gumpoldskirchen  (V.  U.  W.  W.).  —  Am  Platze  zu  Gumpoldskir- 
chen  dient  als  Becken  am  Brunnen  ein  steinerner  Trog  aus  der  Römer- 
zeit. Derselbe  bildet  ein  Parallelogramm  aus  rothem  Granit,  das  an  den 
Längeseiten  10'  2",  an  den  Breiten  3'  10",  in  der  Höhe  3'  6"  und  in  der 
Dicke  6"  misst,  und  aus  einem 


Stück  gehauen  ist.  Die  linke 
Seitenfläche  (Fig.  3),  die  oben 
links  in  der  Ecke  ein  gebohr- 
tes Loch  hat,  damit  dasWasser 
abfliessen  könne,  trägt  neben- 
stehende Inschrift: 

Die  entgegengesetzte  Seiten- 
fläche (Fig.  k)  hat  einen  Sprung 
der  durch  eine  eiserne  Klam- 
mer zusammengehalten  wird, 
und  ebenfalls  ein  Loch  zum 
Abflüsse  desWassers,  das,  wie 
das  gegenseitige,  ursprüng- 
lich gebohrt  scheint,  wäh- 
rend alle  übrigen  Abflüsse 
theils  durch  die  Unbilden  der  Zeit 
sind. 


Fig.  3. 

MaD^LXVa 
HEL^T^LXXIIEM 

Fig.  4. 


theils    durch    Zusätze    entstanden 


<»l 


VTOVI- 
\        ^1 


kitteter  \\  6,di«  aber 

nebenstehende  Inschrift: 

i  li.tt  »i<  b 

in  eine  rnnd   lugehaaenc  Bleie, 

au*  d  iprudelt,  Sie  dient  einem 

/um  Fueageatelle,  der 

und  ohne  Zweifel  einem  Springbrunnen  na  einer 

entlebnl  iei   Nach  rorn  in  hau  ein  itehen- 

iterr.  Wappenschild  des  habebnrfieehen  Stammes.  Auf  der 

•el  ein  Wappenschild  mit  reihern  Quer- 

dem  halbverwischte  SehriftzOge  den  Namen  Perdinand   ahnen 

ile  and  Brunnen  sind  ans  gleichen  Material)  am  eretere  läuft  ein 

ner  Reif. 

Herr  Im-.  Ferdinand  Bdier  \     Wolfarth,   der  mir  zuerst  eine  Zeich- 
^  Brunnens  mitgetheill  hat,   las  die  Schrift  auf  dem  Frontstücke : 
M.   \MIOM.  SCQRHBL 
Baden  <\.  L.  W.  \V.).  184?  —    Beim  Baue  des  CureeJei  nächst  dem 
ein  dem  bekannten  Curorte  Baden  Fig.  6. 

ichrere  Bruchetflcke  eines  par- 
Ihnlichen      Estrichs     aufgefunden 
haben  ungefähr  neben- 
nde  Form  (Fig.  (»). 
Ganz  ähnliche  Platten  sind   auch 
auf  dem   Standorte   des  alten   Xovio- 
dunuin   (Dernovo    in  Krain)  gefunden 

Isnngsberiekte  der  kais. 
1861.  vi   Bd.  1  n.  :*.  Hfl. 

Im  J   1840  wurde  am  u.  Septem- 
ber bei  Ausgrabung  der  Grundfesten 

1  im  Barten  Ihrer  Excellenz  der  Freiin   von  Villafranca 

166),  in  einer  Tiefe  von  %',  ein  menschliches       Fig.  7. 
Thrinenfl&achchen  und  einem  unförmlichen 
Brecciensteines  gefunden.    Das  Skelet  wurde  von  den 
beim  Weitergraben  zerstört,  nur  Stücke  des  Schädels 
(Hirnschale,  Kiefer,  Zinne)  blieben  erhalten ;  ebenso  wurde  eines 
ben  Eerbrochen,  das  andere  (Fig.  7)  hat  der 
it  J.  V  Trost,    dem  k.  k.  Miinz- 
1  zugesendet.    Der   Stein 

M  an  seine,  .  n  Fliehe  mit   einem 

■/.eichnel. 
D»»H  llen  zu  Baden  schon 

. .  und   dass  Abthei- 
■ 
gehabt,  unterliegt  ke  n  im  J.  1790 


y 


Mg.  7. 

1 


92 

waren,  bei  Erweiterung  der  Ursprungsbäder,  mehrere  römische  Legionszie- 
gel grösstentheiis  1'  breit  und  1'  lang  im  Quadrate,  mit  den  Bezeichnungen: 
LEG  XI1II  M  V  (Legio  XIV  Martia  Victrix) ,  LEG  X  G  PF  (Legio  X 
Gemina  Pia  Felix)  und  LEG.  G.  P.  F.  gefunden,  und  Muster  davon  an  Ort 
und  Stelle  am  Eingange  ins  Badhaus  eingemauert  worden  (vgl.  Wiener 
Jahrbücher  d.  Lit.  Bd.  LI.  1830.  Anz.  Bl.  S.  48);  ähnliche  werden  noch  auf 
dem  Rathhause  zu  Baden  aufbewahrt. 

Auch  das  k.  k.  Münz-  uud  Antiken-Cabinet  besitzt  (namentlich  durch 
Vermittelung  weil,  des  Herrn  Hofrathes  v.  Schreibers)  Bruchstücke 
mehrerer  römischer  Ziegel,  die  in  Baden  gefunden  worden  sind,  und  zwar 
mit  dem  Zeichen  :  LEG  XIII1  G  ...,—  ..  .  GXIIII  G  M  V  -  LEG  MHIy. 
Die  Legio  X  Gemina  scheint  in  dem  Halbjahrhunderte  zwischen  Do- 
mitians  Regierung  und  Mark  Aurel  (9G— 140  n.  Chr.)  nach  Oberpannonien 
gekommen  zu  sein.  Ptolemäus  (L.  V.  c.  15)  weist  ihr,  übereinstimmend  mit 
dem  Itinerarium  Antonini,  als  Standquartier  Vindobona  an.  Einzelne  Ab- 
theilungen derselben  waren  ohne  Zweifel  auch  weiter  hin  durch  Ober- 
pannonien dislocirt.  Sie  hiess  Pia  Fidelis  ;  später  erhielt  sie  den  Beinamen 
Antoniniana,  wahrscheinlich  von  Caracalla  (196 — 217  n.  Chr.).  Aus  dieser 
Zeit  rührt  ein  Römerstein  zu  Pettau  (Apianus,  CCCLXXX.  Grut.  XII.  9) 
her  mit  der  Inschrift : 

I.  0.  M 

PRO.  SALVTE.  ET 

INCOLVMITATE 

P.  VL.  f  IB.  MARCIANI 

IVNIOR.  P.  VAL 

MARCIANVS.  MIL 

DVPL.  LEG.  X.  GEM 

ANTONINIANAE 

Adjutricis  Praetorianae  et 

Grecina  Publii  Filia 

Priscilla  Parentes 

Votum  solvunt. 

(Die  letzten  vier  Zeilen  finden  sich  in  späteren  Abschriften  nicht  mehr 

vor).  Auf  einem  Steine  von  Pesaro  (Orelli.  3143)  heisst  sie  auch  Gordiana. 

Unter  Philipp,  dem  Vater,  (249  n.  Chr.)  lesen  wir  sie  auf  einem  Monumente 

(Grut.  LXX1V.  6),  das  im  Hause  des  Laz  zu  Wien  aufbewahrt  gewesen,  mit 

der  Inschrift :  FORTVNAE  CONSER 

GENIOQ.  HVIVS.  LOCI 

IN.  HONOREM.  IVN 

TIBERIAN1CI.  TR 

MIL.  LEG.  X.  G.  PP  FEC 

T    CL.  VALENT1NVS 

CORNICVLARIVS 

EX.  VOTO VIC 

V.  KAL.  IVN.  AEMIL  TT 
ET.  AQVILIN.  COS 


03 

Raden  wir  sie  Ruf  einem  Steine  ron    irezzo  (Grat.  M\    VIII. 

3100),  der  «l«-in  Conen!  L.  Petroniui  Taorai  Voiosii  idmel 

noeh  unter  Gallienui  im  I.  161  a.  Chr.    Die  Notitia  [raperü  (448     160 

i  br.)  bezeichne!  ric  ebenfalls  noch  als  in  Oberpnnnonien  (zu  Vindobona 

und  Anal». mm •)  itationirt 

Di(  .i\    Qemlna   hat   wahrscheinlich   treten    «In-  in   Bril 

lien  von  Uur  bewiesenen  Tapferkeit,  wegen  welcher  Nero  »;«•  nie  die  vor- 
,i  seinem   Zuge  gegni   die   Albaner  wählte,    den  Beinamen 
\  ietrii  erballen.  Zur  Zeit  der daciaeben  Kriege  dee  Kaiaeri  Trajan 
mit  anderen  Trappen  nach  Oberpnnnonien  vernetzt,  nahm  aie  ihr  Stand- 
quartier   mn  Karnunluin    ( ltinerariuin  Aiitonini.    DlO    Cass.    L.   LV.  «  . 

ir  den  pnnnoniaehen  Inschriften,  welche  dieser  Legion  erwähnen,  rührt 
die  früheste  vom  J.   1!>.">  n.  (Mir.  unter  Sept.   Severos   her;  sie  stammt  aus 
Mintum  und  lautet  ■  I.  0.  M 

PRO,  SAL.  ftfP 
SERVILIVS.  EM 

IUTVS.  MIL.  LEG 

XIIII.  6.  Viro  GA 

LORVM  D.  D.  A 

RAM.SCAP.  TEIIT 

LO.  TINEIO.  CLEM.  COS 

i  dem  Sterbejahre  des  Sept  Severos,  Sil   n.Chr.,  datirt  eine  zweite, 

ebenfalls  zu  Karnuntum  gefundene  Steinschrift  (Spon.  Mise.  p.  8k.  XXVI.. 

Orelli.  MO 

SILVANAH.  ET.  QVADRinlS.  AVG.  SACRVM 
C.  ANTiiNiVS.  VALENTINVS.  VET.  LEG.  XIIII.  G 
M\  ll\  u.    \.  FVNDAMENTIS.  CVM.  SVO.  INTROITO 
POBTICVM.  (V.M.  ACCVB1TO.  VETVSTATE 
CONLABSVtt.  1MPENDIO.  SVO.  RESTITV1T 
6ENTIAN0.  ET.  BASSO.  COS 
ler  erscheinl  sie,  mit  d^v  Legio  X.gepaart,  auf  dem  obenerwähnten,  dem 
ins  Tauius  \ulusiaiiiis  gewidmeten  Steine  vom  J.  261  n.  Chr. 
I  allen  diesen  Steinen  jedoch  fahrt  sie  den  Heinamen  Martia  Victrix 
ehr,   mit   dem  sie   doch   auf  früheren  Inschriftsteinen   unter  Trajan 
'K.lieriuann,  Vigü,    Nr.   J4),  Iladrian  (Grut.  CDXCVIIL   5),  Antoninus  Pius 
II.  1)  und  seihst  auf  Minzen  des  Sept.  Severos  um  193  n.  Chr. 
chmacki  erscheint  .  woraus  der  untrügliche  Schluss  sieh  ziehen 

,SsM  ribnten    Ziegel    mit    LJEG.    XIIII.   (;.    M.   V.    etwa    in    das 

Cbr.fiOl«  iieint  der  Ziegel  mit  LEG.   Ullis  die 

riana    beizulegen,   der   zwei  .Jahr/.ehende 

Bhnlieh  wurde. 
Himberg   (V.  r.  W.  W.).    1861.        Im  October  d.  J.  wurde  am  einem 
ize  rem  Keiner  Iladrian  (nach  119     138, n.Chr.)  a< 
gegraben:    BADRIANVS.     IVG1  Belorberter   Kopf  dei    Kaisers. 

'*-    raUCITATl    a\i;v    SebiffnU  i:  S   C    Unten  COS   m.  IM». 

—  a:.  i 


—  Himberg  liegt  bekanntlich  unfern  von  Vösendorf  und  Maria  Lan- 
ze ii  (I  o  r  f,  von  welchen  beiden  Orten  Ilömersteine  bekannt  geworden  sind 
(s.  Beiträge  zu  einer  archäol.  Fundchronik  im  Archiv  f.  Kunde  österr.  Ge- 
schichtsquellen. Jhrg.  1849,  II.  Bd.,  1.  u.  2.  Hft.  S.  164  u.  170). 

Brück  an  der  Leitha  (V.  ü.  W.  W.).  1851.  —  Laut  Anzeige  des 
k.  k.  Bezirkshauptmannes  zu  Brück  an  der  Leitha,  Herrn  Eduard  Weidele, 
wurden  anfangs  Mai  1851  im  ungarischen  Gebiete  der  Stadt,  an  der  ganz 
ii  ;ilie  an  letzterer  gelegenen  Berglehne  des  Leithagebirges,  als  man  dort  Erdab- 
grabungen  vornahm,  ungefähr  2—3'  unter  der  Oberfläche  mehrere  theils  un- 
gemauerte, theils  gemauerte  Gräber  (bis  dahin  30)  gefunden,  von  denen  5  aus 
grossen,  5—0"  dicken  Steinplatten,  andere  aus  unregelmässigen  Steinen  gebaut 
waren.  Aus  der  Lage  der  Gebeine  konnte  man  schliessen,  dass  die  Leich- 
name in  halbsitzender  Stellung,  (wie  z.  B.  in  den  Gräbern  bei  Selzen  in 
llheinhessen  (s.  Gebrüder  W  u.  L.  Linde ns  ch  mit t,  das  germ.  Todtenlager 
bei  Selzen.  Mainz  1848.  Taf.  9.  Vgl.  Arne  th,  über  die  Gräber  bei  Hallstatt 
in  dein  Sitzungsberichte  der  kais.  Akad.  1850,  S.  318  iF.)  waren  begraben 
worden.  In  den  ungemauerten  Gräbern  fand  man  kleine  irdene  Krüge, 
mehrere  bronzene  Schmuckgegenstände  (Fibeln,  Schnallen,  Arm  und  Finger- 
ringe, Spange  u.  s.w.),  Instrumente  und  andere  Anticaglien;  ausserdem 
auch  römische  Kaisermünzen  von  Gallienus  (Weisskupfer  III),  Laelianus  (?), 
Constantinus  M  (2.  St.),  Constans,  Constantinus  (l.St.  III,  1.  St.  IV.),  Valens 
(2.  St.),  Valentinianus,  Gratianus  (2.  St.)  aus  der  Zeit  von  254— 383  n.Chr., 
nebst  zwei  Münzen  früherer  Zeit : 

a)  M.  AGRIP. . .  .COS.  III.  Kopf  des  Agrippa,  n.  links. 

I]k  Neptun  stehend,  auf  der  Rechten  den  Delphin,  in  der  Linken  den 
Dreizack.  S.  C.  — ■  JE.  II.  Aus  dem  Jahre  27  v.  Chr. 

b)  CLAVDIVS.  CAESAR.  AVG.  P.  M.  T.  R.  P.  IMP.  Kopf  des  Kaisers 

Claudius  mit  der  Stirnbinde. 
9*.  SPES.  AVGVSTA.      Die    schreitende  Hoffnungsgöttin,    in   der 
Rechten  eine  Blume,  mit  der  Linken  das  Kleid  haltend.   Unten 
S.  C.  —  JE.  II.  Aus  dem  Jahre  41  n.  Chr. 
Auf  einem  der  Grabdeckel  jener  gemauerten  Gräber,   die  schon  einmal 
scheinen  aufgewühlt  worden  zu  sein,   waren  folgende  Fragmente  einer  In- 
schrift zu  lesen : 

...PRILIS 

EST.  MA 

IBVS  SV 

SSIPFF 

Darüber  der  Untertheil  einer  stehenden  Figur  in  langem  Mantel. 

Eine  genauere  Beschreibung  dieses  Fundes  nebst  getreuer  Abbildung 
der  vorzüglicheren  Fundobjecte  hat  im  Juni-Hefte  des  Jahrganges  1851  der 
Sitzungsberichte  der  kais.  Akademie  (philos.  hist.  Cl.),  Herr  Dr.  Eduard 
Freiherr  von  Sacken  gegeben,  der  aus  diesem  Funde  den  wohlbegründeten 
Schlusg  auf  eine  kleine  Römerniederlassung  an  der  Stelle  der  heutigen 
Stadt  Brück,  als  eines  natürlichen  Ruhepunctes  zwischen  Scarabantia  und 
Karnuntum,  zieht,  indem  Brück  zu  weit  ab  liegt,  um  dem  Standorte  der 


»0 

M.m.sio  Mulenum  M  enUpTOCheOi  tu r  dir  es  \<»n  Sin. Irr  und  BUobof  gehalten 
wird    (rgh  II  0  riu  I  v  r.    Geeoh.    f,  Wien.    I.  g.  S.   LSI).  Naohtrigttefa   hat 

der  borgerl.  B&ckermeUter  Hr.  R  Lee,  der  tir  d  ich  tehr 

interessirt.  dem  U.  k.  Münz-  und  \ntikcn-Cahinctc.  liehst  zu.-i  Ziegdplat len 
(die    eine  mit  den  erhöhten  kanten  I'  •%",  <>lnic  diese  11%"  breit  und   I 

hoch,  mit  einer  heibkreUformigen  Vertiefung  m  unteren  Knie  und  Bin» 

drQoken    wie   rea    Hendapfoten ;    die  andere  |im    ähnlich,    aar  etwae 

twei  Todtenieh&deJ  eingesendet,  die  Herr  Begieraageffttli   Ar- 

li   der    mathematisch  -  naturwissenschaftlichen    ('lasse   der     knie.     \ 

demie  aar  näheren  Untersuchung  übergab,  In  deren  Sitzung  am  2;{.  Haftet 

d  .!.  Hr.  Prof.  Dr.  Jus.  Ifyrll  den  einen  all  einen  indo-germanischcn,  deH 
anderen  elf  einen  Sc\  Ihenschädel  bezeichnete  und  die  gemeinschaftliche 
Auflindung  beider  an  einem  und  demselben  Orte  daraus  zu  erklären  vn- 
■nehte,  dnee  vielleicht  unter  den  römischen  Soldaten  scythische  Miethtrnppcn 
sieh  mochten  befunden  haben. —  Nachträglich  sind  aus  dem  Fände  zu  Brück 
dem  k.  k.  Cabinete  noch  einige  Sehmuckgegenstände  (Goldring  mit  runder 
blauer  Paste,  viereckige  grüne  Paste  in  Gold  gefasst,  eine  mit  Goldknöpfchen 
besetzte  Silber-Fibel)  zugekommen. 

Die  Nachricht  von   einem  anderen  Funde  zu  Brück   (an    der   Leitha), 
welche  die  Hunde  durch  alle  Zeitungsblätter  machte,   scheint  eine  müssige 
Erfindung  gewesen  zu  sein.  Es  hiess  nämlich  (vgl. Fremdenblatt  v.  24.  Dec. 
1850),  „man  habe  zu  Brück,  bei  Sprengung  eines  Theiies  der  Stadtmauer 
zum  Behufe  einer  Erweiterung,  ein  vollständiges  Gerippe  eines  römischen 
Soldaten  in  voller  Rüstung,  auf  dem  Schilde  liegend,  gefunden;  als  man  ei 
aber  aus   dem  Grabe  heben  wollte,  sei   alles  zerfallen,  nur  das  Schwert  sei 
unversehrt   geblieben."  Da  der  Fundorl  Brück  nicht  näher  bezeichnet  war. 
und  daher  eben  so  gut  Brück   an  der  Leitha,  als  Brück  an  der  Mur  sein 
konnte,  so  wendete  ich  mich  an  zuverlässige  Freunde  an  beiden  Orten,   und 
erhielt  fast  gleichzeitig  von  beiden  Seiten  den  Bescheid,  dass  von  einem  der- 
artigen Funde  durchaus  nichts  bekannt  geworden  sei.  Im  Monate  daraufkam  die 
li  rieht  von  einem  ganz  ähnlichen  Funde  zu  Pe  t  roneil  (s.  dort)  in  Umlauf. 
Petrunell  (V.   U.  \V.  \\\).    1851.    —    Von  dem  classischen  Boden  um 
Petronell,  der  fast  unausgesetzt  neue  Monumente  aus  der  Römerzeit  ans 
Tageslicht  sendet,  auf  die   der  eifrige  Alterthumsfreund,  Herr  A.  Widter 
ein  obachtsames  Auge  hat,   wussten  die  Zeitblälter  (vgl.  Friedenszeitung 
I.  10.  Jänner,  Nr.  9,  S.  35  u.  a.)  eine  interessante  Fundgeschichte  zu  ei- 
len. Man  habe  nämlich,  hiess  es,  bei  Aushebung  eines   tiefen  Waaser- 
bene  nächst  Petronell  ein   gemauertes  Grab  entdeckt,  in  dem  die  Reste 
I    erdegerippes  samml  Zügel  und   sonstigen  metallenen  Schnallen  und 
in  das  Skelel  eines  römischen  Kriegers    und    einige  Rü- 
child,  Helm  mit  Adler  u.  s.  w,  und   einige  Beile  sieh  bc- 
\«ller  und  den  Beilen  (dergleichen  in  den   Fasees  staken. 
wcl.l.e  die  Licteren  trugen)  wollte  man  den  Schluss  ziehen,  dass  der  Todte 
ein  Feldherr  gewesen  sei.  —  Es  war  nicht  möglich,  die  Wahrheit  eines  sol- 

iheih  diese  Naehi -ichl  aus  -leich  unlaul. 

\\i.>  die  bei  Brück  an  dei  Leithe  erwähnte. 


96 

Melk  (V.  O.  \\  .  W.)  —  Die  Notwendigkeit  einer  allmählichen  Grup- 
pirong  der  allenthalben  zerstreuten  Notizen  über  die  auf  einzelnen  Puncten 
Ulteri  grossen  Vaterlandes  zu  verschiedenen  Zeiten  gemachten  Funde  wird 
M  nicht  nur  «Mitschuldigen,  sondern  sogar  alsPflicht  erscheinen  lassen,  Vor- 
arbeiten hierzu,  wo  auch  immer  sie  sich  linden  mögen,  in  den  Kreis  unserer 
Besprechung  ata  ziehen  und  auszugsweise  milzutheilen.  Eine  solche  Vorar- 
beit für  die  Gegend  um  Melk  enthält  die  Geschichte  des  dortigen  Bene- 
dictinerstiftes  von  J.  Fr.  Keiblinger  (Wien,  Beck  1851.  1.  Bd.)  Sie 
macht  von  folgenden,  auf  Melk  und  dessen  Umgebung  sich  beziehenden, 
Iheils  noch  vorhandenen,  tbeils  schon  vorlängst  wieder  verschwundenen 
Rümerdenkmalen  Erwähnung. 
A.  Im  Stifte  Melk  selbst: 

1. 
SVCCESSVS  TS  VRSINA  CN  VI  VI 
FEC.  SIBI.  ET.  SVCCESSIANO.  FIL 
0.  ROM.  N.  X.  EX  PONT 

BEL NES.  SER 

Apian.  CDV.  u.  CD  VI.  zweimal  mit  verschiedener  Leseart.  Laz,  Reip. 
Rom.  L.  XII.  p.  1098.  1099.  —  Typ.  chorogr*  Austr.  in  Duellii  Biga  libr.  rar. 
p.  5.  Nach  Pechlarn  versetzt.  -—Hormayr.  Geschichte  v.  Wien  I.  2. 
S.  137.  —  Keiblinger,  S  10. 

2. 

TERCIVS.  SENNONIS 

MILES 

COH.  I.  FL.  BT 

L.  BAEBIVS 

BVTTVS.  H.  ET 

PARENES 

VIVI.  F. 

Unter  dem  Presbyterium  der  damaligen  Stiftskirche,  an    den  Stufen 

zu  der  Stiege  zur  Gruftcapelle.  —    Apian.  p.  CD  VI.  —  Laz.  R.  R.  XII.  p. 

1098.  1099.  -  Hormayr,  G.  v.  W.  I.  2.  S.  137.  -  Keiblinger  S.  11.  — 

Der  Stein  ist  errichtet  einem  Soldaten  der  CoHors  I.  Flavia  BriTtonum,  die 

auch  auf  anderen  Monumenten  vorkommt,  wie  z.  B.  auf  einem  Steine  zu  St. 

Veit  in  Kärnten  (Grut.  CHI.  13),  zu  Pesaro  (Murat.  MCXIV,  5). 

3. 
IVLIVS.  PRAESES.  IVS.  REDDEBAT 
MELISSAE 
Laz.   1.  c.  —    Nr.  1  u.  3,  in  ein  Monument  zusammengewürfelt  in : 
ecfuXcw«  sive   comp,  commemoratio  Fundationis  Lambertinae   Abbatiae. 
Studio  et  labore  Georgii  ülrici,Chemnicensis  (Ludimagistri  ad  D.  Petrum). 
4.  Salisburgi   1604.  P.    112  -  113.  -  Und  dann  wieder  Nr.  1  u.  2  nach 
1  echlarn  versetzt  -  Hormayr,  G.  v.  W.  I.  2.  S.  139.  -Keiblinger 
h  13.  -  Eine  höchst  verdächtige  Inschrift.  Von  diesen  drei  Steinen  war 
schon  vor  beinahe  anderthalb  Jahrhunderten  keine  Spur  mehr  vorhanden. 


<>7 

Im  Saci  hen  an   der  Satliohen  Mann-,   hinter  «l«-iu  Hochaltar, 

beAnden  sieh  rier  röthliche  Harmorataine  mit  Bgorirten  Darttellangen. 

a)  Bin  dreieckiger  Stein,  i  lany,  r  10"  hoch,  zeigt  als  Achtelsttck 
ainan  b&rtigen  Mann,  mit  Tnnieaoder  Lorica;  /u  beiden  Seiten  «'in  Delpbin. 

II  ormaj  r,  G.  v.  w.  I.  ft.  s.  189.  -  keil.li  ager,  s.  14      16,  I 

b)  Bin  Dreieck,  3  <i  lang,  H^'hoch.  In  der  Mitte  ein  LUwenkopf(Meda- 
lefehaupt?  nach  Philib.  Haber,  Austria  ex  arch.  mellic.  Ulnatrata  806  ;>(»<». 
ein  Menschenantlia),  auf  dem  ein  Vogel  (Schwan?  Phönix?)  mit  ausgebrei- 
teten Flügeln  ruht;  aa  beiden  Seiten  des  Kopfes  eine  Taube:  ausserhalb 
an  den  Seitenetegen  des  Dreieckes  beiderseits  ein  Delphin.  —  II  o  r  in  a  y  r, 
abend.  —  Keiblinger,  ebend.  Fig.  II. 

c)  Links  zu  unterst  ein  Basrelief  3'  lang-,  1'  11"  hoch,  eine  Wölfin 
in  einer  Felsenhöhle  darstellend,  die  den  Romulus  und  Remus  säugt;  seit- 
wärts zwei  Stolen,  darunter  zwei  Blenden  und  in  dieser  ein  älterer  belor- 
berter  Kopf  (Hadrian?  Septimius  Severus?)  und  einjugendlicher,  vielleicht 
weil>lieher(Antinous?  Julia  Donina?),  zwischen  beiden  zwei  einander  zuge- 
kehrte Hippokampe  (Seepferde).  —  Hormayr,  ebend.  —  Keiblinger, 
ebend.  Fig.  III.  —  Ein  ähnliches  Basrelief  wurde  auf  dem  Standpuncte  des 
alten  Virununi  in  Kärnten  gefunden.  Die  Wiederaufnahme  dieser  Darstel- 
lung aus  Roni's  Wiegenzeit  fand  um  das  J.  140.  n.  Chr.  unter  dem  Kaiser 
Antoninus  Pius  statt,  der  sie  auf  der  Rückseite  seiner  Münzen  anbringen 
Hess.  (Eckhel,  d.  N.  V.  P.  II.  p.  31.) 

d)  D  em  Beschauer  zur  Rechten,  ein  Viereck,  an  2'  ü"  lang,  fast 
2'  hoch.  Es  stellt  einen  Krieger  mit  Lorica  und  Balteum  dar,  der  auf  dein 
rechten  Knie  liegt   und    einen  Drachen   (Lindwurm)    mit  verschlungenem 

.uze  bekämpft;  rechtsein  Stab,  umdensich  eine  Schlange  windet.  Wohl 
nicht    römisch.   —  Hormayr,    ebend.   —  Keiblinger,  ebend.  Fig.  IV. 

e)  An  Münzen  fand  man  nur  im  J.  1740  eine  Goldmünze  vom  Kaiser  Nero. 
(54  -  68  n.  Chr.)  NERO.  CAESAR.  AVGVSTVS  fy.  SALVS.  Die  Göttin 
des  Heiles  sitzend,  in  d.  R.  eine  Schale;  —  ferner  im  Herbste  1819  im 
Hofe  des  Hauses  Nr.  24.  eine  Bronzemünze  von  Vespasian?  (69  —  79  n. 
Chr.)  auf  der  Kehrseite  die  Abundantia. 

B.  Traismauer.  —  Im  Schlosse  zu  Traismauer  befindet  sich  ein  unterhalb 
des  Dorfes  Gern  einleb  am  ausgegrabener  Römers  lein  mit  der  Inschrift: 

C.  IVLIO 

AGRICOLE 

VET.  EX.  ARM 

CVST.  AL.  I.  AVG 

AN.  XXXXV 
T.   AELO.  VARTIO 
VET.  At.  EIVSI» 
H.  F 
1  I    liakl   Linien   zwei  jugendliche  Figuren  in  Mänteln  mit   phry- 

m  Miil/.i-n.  dielieine  versehränkt  und  das  Kinn  auf  die  Hand  g< 
!  -nis  und  Plmsphnrus  auf. Mühr;  kleinen.  (Ilor- 

Archi 


98 

nayr,  a.  a.  0.  —  S.  138.  chweickhardt,  Darstell,  des  Erzherz. 
ölterr.  III.  Bd.  S.  262.  —  Keiblinger,  S.  16.  Fig.  VI.)  Es  gab  eine  Alal. 
Auguste  Gemimt  zu  Hadrians  Zeit  (vgl.  Journal  des  Savans.  1837,  p.  658; 
Chirac,  Moeee  de  sculpt.  Livr.  13.  pl.  LXXIX.  27.  Jahn,  Jahrbb.  LI.  415. 
Zell,  L  190),  eine  Ala  I.  Augusta  Thracum  (Orelli,  2223),  und  eine  Alal.  Au- 
rntta  Ituraeorum,  die  auf  einer  Tabula  honestae  missionis  von  Marc  Aurel 
und  Lucius  Verus  aus  dem  J.  167  n.Chr.  (vgl.  Cardinali,  p  XXXXIII.u.  239, 
Arnelh, Militärdipl.  S. 51. 52)  undauf Inschriftsteinen (Grut.  DXIX. 5  DXXXIII 
9)  vorkommt.  Wahrscheinlich  ist  hier  die  letztere  gemeint,  da  es  nach  den  zu- 
letzt angeführten  Steinen  von  Leopoldsdorf  in  Ebersdorf  (vgl.  Archiv,  Jhrg. 
849.  II.  Bd.  I.  u.  II.  Hft.  S.  166,  169)  sich  herauszustellen  scheint,  dass  zur 
Zeit,  wo  M.  Aurel  seine  Sireitmassen  zum  Kriege  gegen  die  Marcomannen 
an  der  Donau  zusammenzog  (also  um  167  — ■  174.  n.  Chr.  oder  kurz  vorher), 
Fuss-  und  Reitervolk  aus  Ituräa  in  Unlerpannonien  stationirt  war. 

Einer  gütigen  Mittheilung  des  Hrn.  Drs.  Adolf  Haakh  in  Stuttgart  ver- 
danke ich  die  Nachricht,  dass  der  Verf.  der  „Colonia  Sumlocenne,"  Hr. 
Domdecan  Jaumann  zu  Rottenburg  am  Nekar,  im  „Schwab.  Merkur,"  un- 
ter den  neu  ausgegrabenen  Steinen  in  dieser  alten  Römerstadt  ein  Grab- 
relief mit  Inschrift  anführt,  das,  nach  seiner  Beschreibung,  unserem,  ihm 
noch  nicht  bekannt  gewordenen,  Denkmahle  vollkommen  ähnlich  ist.  Das 
Resultat  der  von  Hrn.  Haakh  angestellten  Forschung  geht  darauf  hinaus 
dass  beide  Grabreliefs  das  Bild  des  Geliebten  der  Cybele,  Atys,  vor  Augen 
stellen,  dessen  Cult  mit  dem  der  Mater  Deüm  Magna  Idaea  zur  Zeit  der 
Kaiser  so  weite  Verbreitung  fand  (vgl.  Orelli,  1896  —  1907,  2320  —  2339) 
und  in  mehrfacher  Beziehung  dem  Mithrasdienste  zur  Seite  steht  (vgl.  z. 
B.  Chaudr  uc  de  Cr  az  annes,  surlerapport  qui  existait  entrele Taurobole 
et  quelques  ceremonies  du  eulte  de  Mythra  et  de  ses  mysteres.  Revue 
archeologique.  1849.  p.  435.  f).  —  Durch  die  Beziehung  dieses  Inschrift- 
steinesauf Dedicanten  aus  Syrien  gewinnt  die  von  Hrn.  Ha  a  kh  aufgestellte 
Hypothese  noch  viel  an  Wahrscheinlichkeit.  — 

In  scheinbarem  Widerspruche  mit  der  eben  aufgestellten  Vermuthung, 
dass  hier  die  Ala  I.  Augusta  Ituraeorum  gemeint  sein  dürfte,  tritt  ein  anderer 
(von  Hormayr  a.  a.  0.,  S.  138,  nach  Duellius  und  Jorda  aufgeführter,  von 
Keiblinger  aber  nicht  erwähnter)  Inschriftstein  zu  Traismauer,  der 
dem  Kaiser  Antoninus  Pius  (TR.  POT.  COS.  III.  PP)  um  das  J.  140  n. 
Chr.  von  der  Ala  I.  Augusta  Thracum  gesetzt  ist.  Dass  um  das  genannte  Jahr 
hracische  Reiterei  hier  gelegen  habe,  begründet  bei  den  fortwährenden  Trup- 
penversetzungen in  der  Kaiserzeit,  gar  kein  Bedenken  gegen  die  Annahme 
das  um  20  —  30  Jahre  später  die  Ala  I.  Augusta  Ituraeorum  in  diese  Gegen- 
den gekommen  sei. 

C)  Mauer,    unweit  Melk.    In  der  Kirche  daselbst  befindet  sich  folgen- 
des Bruchstück  eines  Insehriftst  eines: 

CAM 
AVI 

t™ 

H... 


09 

n 

M.... 
UV... 
TB.,  .  . 
(K  e  i  i»  lin  g  e  r    tbend.  Fij, 

l>)    Gossam   in    der  Pfarre  Emersderf,  --  Daselbsl    befinde!    sich 
ein  Rftmeifetein  mit  der  Inschrift: 

AIVCCIONJ 

NIGRIN1  r  AN 

xvi  et  ivcv.nhn ;.k 

F.  AN.  VI.  CVPITA 

MATER.  VIVA.  FEC  II 

ET.  SIBI 

Auf  der  einen  Seile  steht  ein  Jüngling  in  langem  Rocke,  in  der  11.  einen 
Apfel  (Bulle);  auf  der  anderen  eine  weibliche  Gestalt  auf  einem  Posta- 
mente, in  der  II.  einen  Granatapfel,  in  der  L.  eine  Rolle  (Stab),  walu- 
seheinlieii  die  Bilder  des  sechzehnjährigen  Sohnes  und  der  sechsjäh- 
l.iehter.  denen  ihre  Mutter  als  Erbin  das  gemeinschaftliche  Grab- 
denkmal setzen  Hess.  —  Keiblinger,  a.  a.  0.  Fig.  IX.  — Der  Name 
AJVCCION  klingt  ganz  celtisch,  und  der  Name  der  Mutter:  Capitis  oder 
Cupita  kommt  auf  pannonischen  und  norischen  Inschriftsteinen  häufig  vor. 
I.  Wr,  Jahrb.  d.  Lit.  CiL  Anz.  Bl.  S.  4.  S.  31.) 

E)  St.  Leonhard  am   Forst:    —   An    der   Kirche    daselbst   findet    man 
ude  zwei  llömersteine: 

a. 

D.     M. 

IV...TVI...A 

I.IPSA...B 

.    ..LIB.... 


Im  Frontun  ein  Medusenhaupt,  zwischen  Delphinen  ausserhalb  der  Sei- 
_re,  neben  jedem  eine  fünfblättrige  Rosette.  —  Ke  ib  ling  e  r,  a.  a.  0. 
Fig.  VII. 

b. 

M.  SEXTIO 

VETONlANO 

AJBD.  M.  .i:l.  cet 

ANN.   LXX.  ET 

VIND/E.  TERTI.  F 

COM.  AN.  L.  P.  AEL 

MARCIANO.  [..., 

M1L.  ("OH.   HU  PRAE 

AN     V\.   ST1P  Hl 
BT.   AVIL.    F.   MAXSIM1 

M.   C AN.    I 

T 


100 

E.  .  .  . 

M SE S 

MIL SEV.  .  .XXV 

Im  Fronton  ein  Adler  mit  ausgebreiteten  Schwingen,  zwischen  zwei 
Delphinen  ausserhalb  der  Seitenstege.  Apian.  CCCLVI.  in  Liburnia.  — 
Laz.  R.  R.  p.  1185.  —  Grut.  CCCCLXIX.  8.  u.  DXVII.  6.  wo  es  heisst:  In 
ruinis  Sisaci  olim  Sisciae.  —  F  a b  r e 1 1 i.  p.  212.  — Muratori.  DCCCLIV. 
in  oppido  Scli.  Leonardi  in  Austria,  ex  Actis  Lips.  Erudit.  mit  der  Vermu- 
thung  M.  S.  Vettonianus  sei  Aedil  von  ^ELia  CEleia  (?)  gewesen.  —  Hor- 
mayr,  a.  a.  0.  S.  134.  —  Katancsich.  J.  A.  I.  407.  CCLI.  —  Keib- 
linger,  a.  o.  0.  Fig.  VIII. 

Dieser  Inschriftstein  führt  uns  auf  das  vielbesprochene  Municipium 
iELium  CETium  (Aelia  Cetiensis,  AeliaCetiensium,  Citium),  eine  Schöpfung 
des  Kaisers  Hadrian,  das  die  Tabula  Peuting.,  Cluver,Lambecius,  Wesseling 
u.  a.  vor  Comagenä  unmittelbar  oberhalb  Wien,  (Kahlenbergerdörfel?  Nach 
Max.  Fischer  auf  die  Stelle  von  Klosterneuburg)  M.  P.  VII,  also  noch  in 
Pannonien,  andere,  mit  dem  Itinerar  hinter  Comageuä,  M.  P.  XXIV,  etwa 
auf  die  Stelle  von  Göttvveig,  wie  Simler  und  Abt  Magnus,  nach  Mautern, 
wie  Kruse,  oder  wohl  gar  wie  Schönwiesner,  Schaukegl  und  in  neuester 
Zeit  A.  Pauly  nach  St.  Polten  an  der  Trasen(Traismauer  ?),  also  nach  Nori- 
cum  (ripense)  versetzt  wissen  wollen,  während  andere,  wie  Fuhrmann,  zwei 
Städte  dieses  Namen,  vielleicht  ein  unteres  und  ein  oberes  Cetium,  annehmen. 
Ausser  diesem  Inschriftsteine  kennt  man  noch  andere,  die  mehr  oder 
minder  sicher  auf  Aelium  Cetium  bezogen  werden  können;  nämlich: 

1.  Ein  Stein,  der,  nach  Lambecius,  zu  Lambach  gefunden  worden 
ist,  mit  der  Inschrift: 

P.  AELI.  FLAVI.  DEC.  ET.  1IVIR 

ET.  FLAMIN1S.  AEL.  CETIENSIVM 

ITEM.  DEC.  E.  IIVIR  "E 

PONTIF.  COLONIAE.  AVRELIAE 

ANTONIANAE.  OVIL 

TRIB.  LEG.  III.  AVG.  ET 

AELIAE  P.  FILIAE.  FLAVIANAE 

FILIAE.  EIVSDEM.  ET.  AEL* 

MANSV3TI.  PATRIS.  EIVS.    "E 

ORGETIAE.  SISAE,  MATRIS 

EX.  PRAECEPTO.  EIVS.  ORGETIA 

VRSA.  PROPINQVA.  IMPENDIO 

HEREDIS.  FIERI.  INSTITVIT 


Nach  Lambecius  zu  Lamb  ach  gefunden.  Laz.  L.  XII.  c.  9.  Avent.  L.  II. 
Grut.  CCCXLV.  8.  Hormayr  a.  a.  0.  I,  S.  130.  ~- Wr.  Jahrb.  d.  L. 
LXXXVI.  Bd.,  S.  70—71. 

2)  Ein  zur  Zeit  des  Laz,  beiZeiselmauer  gefundener  und  an  die 
Wand  des  Klosters  der  Dominikanerinnen  zu  Tuln  übersetzter  Stein  ,  mit 
der  Inschrift : 


101 

\i  L   GERMANO 
\  BT    i  \    DEC.  BT 

CAS8IAE.  \  \u.vn\i; 
i;i\s.  BT.  PVB.   u;l|S 
SABINIANO.  BT.  GERMANO 
DECC.  I.  l>.  COLONIAE 

AOMLI.IIASI     A.   MILITIIS 
BT.  P.  VALENTINAE 
SORORI.  EQ.  Rf.  P 

I\  AEL1VS.  RYFI.WS 

DEC.  ET.  II  VIR.  !.  D.  ABL 

CETIEXS 

PERFICI.  CVRAVIT. 

Gruter.  nach  La/.  CCCXLV.  10.  u.  DXVII.   I.  —   Hormayr,    a.  a.  0. 

S.  13<>.  131. 

3)  Ein  Stein  von  Pet  roneil  mit  der  Inschrift: 

P.  IVLIVS.  MAXIMVS 
VET.  LEG.  X.  G.  VI  VIR  AEL.  CET 
SIBI.  ET.  SECVNDINAE 
SECVNDIM.  F.  VXORI 
ET.  M.  RVFINO.  SECVN 
DINO.  F.  C 
Laz,  R.  R.  p.  670,  aus  diesem  Grut.  CCCCXXIH.    3.    (der    LEG.  X 
(i.  A.  C.  ET  liest,  während  Scaliger  bemerkt  ,  dassVE(teranus)  nicht  nach 
LEG.  X.,    sondern   voraus   stehen    müsse).    —    Katancs.    J.    A.    I.    k'lö. 
CCCLXXX. 

4)  Ein  Stein  zu  Rom.  mit  der  Inschrift: 

M.  VLPIO.  VRSINO 
VLPII.  RESPECTI 
FIL10.  NATIOXE 
NORICO.  AELIO 
CETIO.  VIX1T 
ANN.  XVI.  T.  AVR 
PRIMVS.  LIBRARIVS 
FRATRI.  K.  F.  C 
Fabretti,  p.  211.    —  Katancs.  J.  A.  I.  307.  XXXI.    Für  die  nähere  Be- 
stimmung der  Lage  von  Cetium  wohl  am  wichtigsten. 

Die  Auffindung  eines  römischen  Miiit&rdiplomea  ('S.  Wr.  Jahrbücher, 
LXXXVI.  Bd.Anz.Bl.  S.  68  ff.Arneth,  swölf  römische  MiliUrdipl.  S.  39  fT.) 
rem  Kaiser  Titna  ans  dem  J.  80  n.  Chr.  zu  Klosterneuhurg  am  33.  Ju! 

-i  wulil  etwas  für  eine  römische  Niederlassung  In  diesei  Gegend 
Niemand  gezweifelt  halten  dürfte,   aber  nichts  für  die  Existena  von  Aelium 
Cetium  in  dieser  Nfthe  ron  Wien.    Vielmehr  seheint  die  /.ulei/t  angeführte 
Inschrift  onwiderl  'gbar  darauf  hinzudeuten,   dass  diese  Römerstadt  nicht 
auf  pannonischem.  sondern  bereits  auf  norischem Boden  tu  inchf 
Aelium    Celium    bald    als    Colonia ,    bald    als   Municipiuin    auf  den  obigen 


102 

schriftsteinen    bezeichnet   erscheine,  wie  Hormayr  (G.  v.  W.  I.  2.  S.  133, 
134)  ans  denselben  zu  entnehmen  glaubte  weiss  ich  nicht  herauszufinden. 

Poisdorf  (V.  U.  M.  B.).  1851.  —  Der  Wirthschaftsbesitzer  Johann 
S  e  hweyer  von  Poisdorf  hat  bei  dem  Umbaue  seines  Hauses  Nr.  46  mehrere 
Gold-  und  Silberstücke  aufgefunden.  Die  dem  k.  k.  Münz-  und  Antiken- 
Cabinete  von  dem  Finder  zur  Einsicht  gefälligst  zugemitlelten  12  Münzen 
(6  Ducaten,  5  Thaler,  1  Gulden)  fallen  in  den  Zeitraum  von  1606—1673. 
Es  sind  folgende:  1  venetianischer Ducaten  vom  Dogen  LeonhardDonatus  IL 
(1606  —  1612);  1  Ducaten  der  freien  Stadt  Frankfurt  vom  J.  1640;  1  Dort- 
munder Ducaten  von  Ferdinand  II.  v.  J.  1635;  1  pfälzischer  Ducaten  von 
Wolfgang  Wilhelm  von  Pfalz-Neuburg,  v.  J.  1643  ;  1  Holländer  Ducaten  vom 
J.  16f>0  und  1  Mainzer  Ducaten  von  Joh.  Phil.  Grafen  v.  Schönborn.  1647 
bis  11*73;  ferner  1  Thaler  von  Job.  Georg  I.  von  Sachsen  (1611  —  1650); 
3  Thaler  von  Ferdinand  II.  (1619 — 1637);  1  venetianischer  Scudo  von  dem 
Dogen  Joh.  Cornaro  (1624  —  1629)  und  1  halber  Scudo  von  ebendemselben. 
Das  k.  k.  Cabinet  hat  2  Thaler  vom  Kaiser  Ferdinand  II.  und  den  Ducaten 
vom  Dogen  Leonh.  Donatusll.,  gegen  Ersatz  mit  Rücksicht  auf  den  Affections- 
werth,  zurückbehalten. 

Martinsdorf  (V.  U.  M.  B.).  1853.  -  Bei  Gelegenheit  des  Baues 
einer  Küche  sind  im  Hause  des  L  orenz  Mayer  zu  Martinsdorf,  laut  An- 
zeige des  dortigen  Gemeindevorstehers,  30  Stück  Ducaten  und  40  Silber- 
stücke in  Thalergrösse  gefunden  worden.  Die  noch  nach  weisbaren  Fundstücke 
tragen  die  Jahreszahlen  1623,  1642 — 1671.  Dein  Finder  wurde  von  der  Be- 
zirkshauptmannschaft die  Weisung  ertheilt,  fernerhin,  bis  auf  weiteren 
Bescheid,  nichts  mehr  davon  zu  verausgaben,  so  wie  diejenigen  zu  nennen, 
denen  er  bereits  Münzen  aus  diesem  Funde  abgetreten  hat.  Übrigens  hat  er 
den  grössten  Theil  schon  seinem  Sohne  Josep  h  M  ayer  zu  Simmering 
geschenkt.  Demk.  k.  Münz-  und  Antiken-Cabinete  ist  der  officielleBericht  über 
diesen  Fund  durch  die  h.  Statthalterei(3.  April  1852,  Z.  10818)  zugegangen. 
Dümstein  (V.  0.  M.  B.).  1841.  —  Bekanntlich  erhebt  sich  hinter  dem 
am  linken  Donauufer  liegenden  Städtchen  Dürnstein  ein  steiles  Klippen- 
gebirge, das  theils  aus  Granit,  theils  aus  Kreide  besteht.  Am  schroffsten 
steigt  dasselbe  gleich  ausserhalb  des  Städtchens  fast  unmittelbar  an  dem 
schmalen  Fahrwege ,  beinahe  senkrecht  vom  Donauspiegel,  30  Klafter  und 
mehr  noch  empor.  Dieses  Gebirge  scheint  ehedem  noch  höher  gewesen  zu 
sein,  da  es  für  die  aufmerksamen  Beobachter  sich  deutlich  zeigt,  dass  dieses 
kleine  Vorgebirge,  an  dem  jetzt  kärgliche  Streifen  von  Weingärten  sich  hin- 
ziehen, nur  durch  Verwitterung  und  Absturz  des  oben  erwähnten  Klippen- 
gebirges entstanden  sei,  wesshalb  auch  im  Gerolle  daselbst  nicht  selten 
Steine  von  2,  3  und  mehr  Kubikklaftern  vorkommen.  Ungefähr  500  Schritte 
ausser  der  sogenannten  Schiffmühle  Hess  vor  ungefähr  anderthalb  Jahr- 
zehenden der  Baumeister  zu  Dürnstein,  Herr  Adalbert  Wohlschläger, 
einen  Steinbruch  eröffnen.  Der  ehemalige  Besitzer  von  Stet  ten  zu  Haus- 
lei then  im  V.  U.  M.  B.,  Herr  Franz  Heninger  machte  den  Baumeister, 
mit  dem  er  einen  Lieferungscontractabschloss,  so  wie  dessen  Arbeiter  darauf 
aufmerksam,  dass  es  wohl  möglich  wäre,  unter  dem  Gerolle  eines  oder  da 


103 

Mitdecken,  was  in  archäologischer  oder  palflontologi  icher  Hl 

von  init'iTSM'  wire<  Obwohl  fortwlhrend  von  0  Mensehen  gearbeitet 

\\  urde,  so  war  doch  hinnen  Jahresfrist   niehls  zum  Vorscheine  gekommen,  bis 
man  plöt/lieb  wieder  auf  ei  Folsstttch  gerieth,  dss5-    l»  k  h  Im  k  Ma  If  er 

Steine  gab.  [Jngeflhr6  Aber  dem  Do  el,  wo  vormals  von  derjel 

.•hinein  i\\>v  Hoden  ehen  ^cucsrn  sein  D  in  heiläulig  .'{  Met/en 

i-  Kohlenhanfe.  Von  diesem  etwa  i  Klarier  entfern!  in  derselben 
Richtung  fand  man  3—4  ziemlich  gut  erhaltene  Menschengerippe,  die  Kno- 
ehen  petrificirl  und,  nach  Aussage  *\i-\-  Arbeiter,  mit  einer  Steinkniste  Qber- 
daneben  ein  Steinbeil  (Hammer)  von  Nephrit  (Heilstein),  der  in  der 
<\  nirgendi  bricht;  alles  dies  6  7  Klafter  tief  unter  den  gr 
st&cken.  Beilinfig  :$  Klafter  von  diesen  noch  weiter  gegen  di 
birge  zu  stiess  man  auf  das  mächtige  Gerippe  eines  Ilirsehes,  das  nicht  so 
pul  erhalten  war.  ohne  Zweifel,  weil  in  dein  hohlen  Räume,  der  zwischen 
den  Felsstücken  sieh  gebildet  hatte,  Luft  und  Wasser  auf  das  Skelet  wirken 
konnten.  In  dieser  Tiefe  fand  man  auch  eine  Pfeife  von  Hein,  ein  stark  ver- 
rostetes grosses  Schwert.  Griff  und  Klinge  von  Eisen  und  die  unten  be- 
sehriehene  Münze  von  Blei.  Herr  II  e  n  i  ng  er  hat  diese  Fundobjecte 
sämmtlieh  dem  k.  k.  Münz-  und  Antiken-Cabinet  zur  Ansicht  und  Aus- 
wahl mitgetheilt.  Schon  vor  längeren  Jahren  hat  derselbe  von  einem  ge- 
wissen Dominik  M  e  i  e  r  im  ganzen  31  Stück  Münzen,  angeblich  in  dieser 
Gegend  gefunden,  an  sich  gebracht,  von  denen  er  mehrere  den  Stiften 
zn  .M  e  1  k  und  zu  Gott  we  i  g    schenkte. 

Ausserdem  hat  Herr  Heninger  in  der  Veste  Dürnstein  selbst 
einiges  gefunden,  darunter  im  Mauersehutl  ein  zerbrochenes  antikes  Wasser- 
krüglein. Auch  wurden  dort  im  J.  1805  von  einem  gewissen  Jos.  Siedler 
zwei  auf  Bachenbolz  gemalte  Bilder  8"  lang  und  6"  breit  entdeckt.  Siestellen 
einen  orientalischen  Seehafen  vor,  wo  man  Kameele,  Pferde  und  Menschen 
sieht:  auf  einer  nahen  Anhöhe  w  eiden  Ziegen.  Schafe  und  Kühe,  vonSchäl'er- 
hnnden  hewachl.  Weiterhin  auf  dem  Hügel  bemerkt  man  halbverfallene 
Städte  und  Ruinen.  Hewundernswerlh  ist  die  Feinheit,  mit  der  eine  so 
Anzahl  von  Figuren  —  es  sind  ihrer  gegen  50  —  auf  so  kleinem 
Räume,  in  Ölfarbe,  deutlich  und  ausdrucksvoll  ausgeführt  erschein!.  Da 
aber  die  Bilder  ohne  Rahmen  so  lange  Zeit  im  Schutte  gelegen  haben  und 
von  dem  Finder  unter  Steinen  hervorgezogen  wurden,  so  haben  sie  an 
manchen  Stellen  bedeutend  gelitten.  Vielleicht  rühren  diese  Bilder  aus  dem 
Kloster  her,  das  in  früherer  Zeil  daselbst  bestanden  hat:  uahrsehein- 
lieh  aus  gleicher  Quelle  besitzt  Herr  Heninger  auch  4  Stück  Schlachten- 
gemälde,  jedes  5' lang,  .'i  breit,  jedes  mit  mehr  als  200  Figuren;  einen 
Christus  und  eine  Madonna  auf  Leinwand  gemalt,  und  D>  Türkisse  von  un- 
gewöhnlicher Grösse.  Einen  Theil  derselben  hat  ein  gewisser  Herr  Huf 
im  J.  L808  unter  dem  Schutte  einer  eingestürzten  alten  .Mauer  im  Schlosse 
Dürnstein  gefunden.  Der  andere  Theil  rührt  angehlieh  aus  einem 
Funde  her,  der  nach  der  /.weilen  Belagerung  Wiens  dureli  die  Tirken  im 
Zelte  des  (i  nacht  worden  ist.    Von  diesen  Tflrkissen  sind  16 

mit  vertieften,    wam  Theilfl   noch  mit  Gold  angefüllten,  der  urientui 


io* 

Schrift  ähnlichen  Zügen  bezeichnet;  3  sehr  schön  blaue  sind  unbeschrieben. 
Kenner  des  Orientalischen  haben  obige  Züge  auf  den  ersten  Blick  für  eine 
willkürliche  Nachahmung  türkischer  Charaktere  erklärt,  die  nicht  einmal 
schriflgereeht  ist, 'noch  weniger  einen  Sinn  gibt,  ein  einziges  Stück  scheint 
angestrengterer  Forschung,  die  eben  ihm  gewidmet  wird,  ein  Resultat  in 
Aussieht  zu  stellen;  die  Türkisse  selbst  sind,  nach  dem  ürtheile  kundiger 
Mineralogen,  echt,  nur  zum  Theile  durch  Verwitterung  angegriffen  und 
abf;irbig.  Der  grösste  dieser  Türkisse  hat  33/4"  im  Durchmesser.  Eine  noch 
bedeutendere  Anzahl  solcher  Türkisse  aus  dem  zweiten  Funde  ist  in  andere 
Hände  übergegangen. 

Das  Steinbeil,  die  Bleimünze,  das  Wasserkrüglein,  so  wie  ein,  von 
ebendort  herrührender,  kleiner  tragbarer  Altar  von  Holz  mit  den  Bild- 
nissen der  Materdolorosa,  Johannes  des  Täufers  und  des  heil. 
Franz  vonAssisi,  sind  im  k.  k.Münz-  und  Antiken-Cabinete  aufbewahrt. 

Die  Münze  ist  wahrscheinlich  eine  Fälschung  aus  dem  16.  Jahrhunderte; 
sie. ist  nämlich  der  Nachguss  einer  Silbermünze  von  Rhodus,  von  6  Grösse, 
statt  wie  das  Original  von  4V3oder  5,  147  Gran  st.  88  —  91  wiegend,  und  hat 
folgenden  Typus : 

Kopf  des  Sonnengottes  von  vorne,  ohne  Strahlen,  mit  herabhangenden 
Haaren,  innerhalb  eines  Randes. 

9»  . . .  P.  A  ...  Balaustiumblume.  Unterhalb.  HPUK1.  Blei.  Gr.  6. 

Das  zerbrochene  Wasserkrüglein  ist  von  grauem  Thone  Fig.  9. 

mit  knopfähnlichen  Erhöhungen  an  der  Ausbauchung,   unge- 
fähr wie  in  nebenstehender  Zeichnung:    (Fig.  9.) 


B.  Land  ob  der  Enns. 


^ 


Enns  (Traunkreis).  1851.  —  Zwischen  der  Kirche  St.  Laurenz  und 
der  Strasse  nach  Mauthhausen,  ganz  in  der  Nähe  des  fürstl.  Auersperg'schen 
Maierhofgartens,  wurde  im  August  d.  J.,  durch  Zufall,  4'  unter  der  Erd- 
oberfläche ein  Gewölbe  entdeckt,  das  von  dem  Hypokaustum  eines  weit- 
läutigen  Badegebäudes  herrührt.  Ein  Raum  von  mehr  als  80  Klaftern  in  der 
Ausdehnung  scheint  aus  4'  hohen  und  2'  von  einander  entfernten  Säulen 
zu  bestehen,  die  aus  Granit  gehauen  sind,  wie  er,  in  dieser  Gegend,  nur  am 
linken  Donauufer  bricht:  Über  diesen  Pfeilern  ruht  ein  Gewölbe  von  Ziegeln, 
von  denen  viele  die  Schrift  LEG.  H.  tragen.  Auf  diesem  Ziegelgewölbe 
selbst  wieder  liegt  ein  Estrich  von  gestossenen  Ziegeln.  Der  gleich  im  ersten 
Anlaufe  zu  Tage  gelegte  Raum  von  ungefähr  8  Klaftern  hat  bereits  24  sol- 
cher Säulen  zum  Vorscheine  gebracht.  Herr  Regierungsrath  A  rneth  ,  der 
zufällig  dort  anwesend  war,  nahm  sich  dieser  Entdeckung  mit  ge- 
wohntem Eifer  an  und  empfahl  die  weitere  Verfolgung  derselben  mit  vieler 
Wärme  dem  Herrn  Statthalter,  der  ungesäumt  Anstalt  traf,  das  bisher  Auf- 
gefundene vor  der  absichtlichen  Zerstörung,  der  es  anfänglich  anheimzu- 
fallen drohte,  zu  schützen  und  die  völlige  Bloslegung  dieses  interessanten 
Denkmales  aus  der  Römerzeit,  auf  öffentliche  Kosten  und  unter  zweck- 
mässiger und  einsichtsvoller  Leitung  zu  veranlassen.   Herr  Regierungsrath 


LOS 

A  ,.  |  0i  i,  i,  ,  lehriohl  ron  diesem  sei  li  der 

Llnieneitn  8gebeB,  mu  '!«•'•  ria  i"  die  W 

fL  Lloyd,  Abendblatt,  rem  tft.Sept*  1851,  Nr.fttt  o.a.)  ftber- 
;  ifobrliche  Schilderong  dieter  Beamte  w*x  noter  der  Auf- 

lehrift:  nEin  rOmiaeber  Ef  jpokenatam  in  der  Nähe  von  Ebb«, 
hin/,  den  SO  >i"  in  der  Boilago  inm  Morgenblatte  der  Wiener  Zei- 

tung  vom  S5.  Oel    1851,  v.  ;;  ene  der  Linser  Zeitung  mitg etbeilL  leh  füge 
dieoelbe  hierin  der  Note  bei #),  da  ii€  in  den  beiden  Butlern,  die  sie  ge- 

•)  Der  Herr  Statthalter  dieses  Kronlandes  hat  eine  Commlssion  von  Kunst- 
verständigen nach  Enns  entsendet  .  um  im  Intereste  der  Allerthum.skuride 
und  der  Wissenschaft  die  Wichtigkeit  der  im  September  und  October  I.  J. 
daselbst  veranstalteten  Ausgrabungen  von  römischen  Alterthümem  zu  er- 
heben. Es  ist  uns  gestattet  worden  ,  von  dem  Gutachten  dieser  Commission, 
zusammengesetzt  aus  dem  k.  k.  Kreisrathe  Herrn  Wenzel  Brunner,  dem  k.  k. 
lor  Harm  Jos.  G  a  i  s  b  e  r  g  er,  dem  Museal-Custos  Herrn  Karl  Ehr- 
lich, und  dem  k.  k.  Ingenieur-Assistenten  Herrn  Wenzel  Kienhart,  Ein- 
sicht zu  nehmen,  und  wirtheilen  aus  demselben  Nachstehendes  unsern  Lesern 
mit :  ..Die  nächste  Umgebung  von  Enns",  heisst  es  darin,  „bietet  in  geognostischer 
Beziehung  die  Ablagerungen  des  älteren  Diluviums,  dessen  Bänke  von  Con- 
glomerat  sich  zu  einem  massigen  Hügel  von  905  Fuss  über  der  Fläche  des  Meeres 
am  St.  Georgenberg  erheben  ,  worauf  die  Stadt  gebaut  ist ;  vom  Gewässer  de« 
gleichnamigen  Flusses  durchschnitten,  finden  sich  auch  diese  Bildungen  an  dem  Ufer 
derselben  blosgelegt.  von  Süden  her  in  Form  einer  Terrasse,  wird  diese  in  nord- 
östlicher Richtung  gegen  das  Alluvial-Land  niederer,  und  erscheint  nur  mit  einem 
Höhenunterschied  von  23  Fuss  über  den  jungen  Anschwemmungen  in  einer  ebenen 
Fläche,  dessen  von  Natur  aus  schon  günstige  Lage  die  Römer  in  ihrer  norischen 
Provinz  bei  dem  Standquartier  in  Lauriacum  zur  Anlage  eines  Castrums  wählten, 
von  welchem  die  Gräben  zum  Theil  gegen  die  Stadt-  und  Donauseite  noch  er- 
halten und  sehr  gut  erkennbar  sind. 

Sind  gleich  in  mehreren  Orten  dieser  klassischen  Gegend  Überreste  aus  der 
Hömei/..it  aufgedeckt  worden,  wie  z.  B.  auf  dem  südlichen  Gehänge  des  nahen 
Aichberges  durch  Herrn  Cooperator  Wies  er  in  Enns  bei  20  Gräber  —  im  Haler- 
hofe  des  Herrn  V  o  r  a  u  e  r  ein  wohlerhaltenes  Monument  von  Stein  und  noch 
viele  andere  Gegenstände ,  die  in  einer  eigenen  Monographie  :  „Lauriacum  und 
Mterthümer  1846"  bekannt  gegeben  wurden,  so  war  doch  immer  der  Platt 
innerhalb  des  bezeichneten  Castrums  derjenige,  worauf  die  meisten  Funde,  be- 
sonders an  Münzen,  gemacht  wurden. 

Hier  sank  am  23.  October  1850  auf  einem  zur  Pfarrei  gehörigen  Acker  ein 
Pferd  mit  den  Vordertüssen  etwas  ein,  indem  die  Wölbung  eines  römischen 
Grabes  durchbrochen  war.  Im  Juli  des  laufenden  Jahres  führte  eine  ähnliche 
Veranlassung  auf  den  benachbarten,    mehr  östlich   gelegenen  Feldern  des  Herrn 

in  von  A  u  e  r  s  p  e  r  g  zur  Entdeckung  einer  anderen  Interessantes  I. 
nung,  nämlich  eines  römischen  Hypnkaustums. 

Die  darauf  vom  Herrn  Pursten  eingeleiteten  Aufgrabungen  waren  von  den 
folgenden  Vorkommnissen  begleitet: 


106 

bracht  haben,  gerade  von  denjenigen  am  leichtesten  könnte  übersehen  wor- 
den seilt,  die  für  derlei  Vorkommnisse  das  meiste  Interesse  hegen.  —  Jeden- 


An  der  zuerst  aufgedeckten  Stelle  in  einem  Umfange  von  vier  Quadrat- 
Uaftern  kam  man  auf  einen  bloss  aus  Lehmmasse  roh  geformten  Feuerherd, 
worauf  Asche  und  Geschirrtrümmer  sich  fanden;  anstossend  an  den  Herd  zeigte 
sich  ein  von  Säulen  getragenes  Gewölbe,  wovon  die  vorhandenen  Ziegel  S1/^' 
lang,  ö'/g"  breit,  der  Länge  nach  auf  einer  Seite  i%"  auf  der  anderen  l'  dick  sind. 
Sie  sind  fest  und  aus  einer  gleichförmigen  feinen  Lehmmasse  geformt,  zum 
Theil  ohne  Bezeichnung,  tbeils  auch  mit  dem  Stämpel  (LEG.  II.  I.)  (Leg.  Secund. 
ital.")  versehen. 

Drei  Stücke  führen  nebst  diesen  ,  noch  mit.  irgend  einem  sebarfen  Instrument 
in  der  noch  weichen  Masse  nur  flüchtig  hingeschriebene,  noch  unentzifferte  Auf- 
schriften, andere  Ziegel  fanden  sich  in  etwas  grösseren  quadratischen  Platten,  ein 
einzelner  schuberartig  mit  oben  an  jeder  Seite  angebrachten  Ansätzen,  während 
unten  entsprechende  dreieckige  Ausschnitte  angebracht  sind,  wie  zu  irgend  einer 
Abschliessung  vorgerichtet;  ferner  einzelne  Fragmente  von  Wärme-Leitungs- 
röhren aus  gleicher  Ziegelmasse,  welche  Trümmer  sich  unregelmässig  in  den  ein- 
gestürzten Massen  vorgefunden  haben. 

Das  auf  Säulen  ruhende  Gewölbe  war  zum  Theil  eingestürzt,  und  durch  die 
veranstalteten  Arbeiten  gewann  man  73  Säulen,  sämmtlich  aus  Granit.  Einige, 
zumal  aus  der  Nähe  des  erwähnten  Herdes,  haben  sichtlich  durch  Einwirkung 
des  Feuers  gelitten,  die  Glirnmertheilchen  sind  glänzender  hervortretend,  die 
Farbe  des  Gesteins  röthlich,  beim  Anklopfen  dumpf  tönend,  bei  andern  ist  das 
Gestein  noch  fest,  grau,  nur  wenig  durch  Zersetzung  verändert. 

Die  wenigsten  der  Säulen  (nur  24)  bestehen  aus  einem  Stücke,  die  meisten 
aus  zwei  Theilen.  Die  Höbe  der  Säulen  sammt  den  Kapitalem  und  Sockeln  be- 
trägt 8'  k",  der  Durchmesser  des  Säulenschaftes  13". 

Übrigens  fand  sich  bei  der  Anwesenheit  der  Kunstverständigen  am  8.  Octo- 
ber  der  ganze  Platz  bereits  wieder  geebnet,  die  Öffnung  geschlossen,  die  Säulen, 
Ziegel,  die  Stücke  der  Wärme-Leitungsröhren  sorgfältig  aufbewahrt. 

Von  dem  Orte  der  ersten  Aufgrabung  etwa  zwei  Klafter  entfernt  fand  die 
Commission  eine  kleinere  Aufdeckung  von  zwei  Q.  Klaftern  im  Ausmasse,  übrigens 
beinahe  mit  denselben  Vorkommnissen,  nur  in  minderer  Ausdehnung;  denn, 
während  bei  der  ersteren  grösseren  Öffnung  gleichzeitig  3  —  4  Säulen  in  einer 
Fronte  sichtbar  waren,  sah  man  jetzf  nur  in  östlicher  Richtung  die  auf  einander 
folgenden,  sich  gegenüber  stehenden  Säulenpaare,  die  ein  noch  zum  Theil  gut  er- 
haltenes Gewölbe  tragen,  ein  Theil  ist  aber  eingestürzt,  und  hat  durch  die  Last 
des  Kapitals  eine  noch  sichtbare  Säule  gänzlich  verrückt. 

Nach  veranstalteter  sorgfältiger  Untersuchung  am  8.  October  stellten  sich 
diese  Erscheinungen  hervor:  Der  Untergrund  ist  Diluvial-Schotter  und  Sand, 
darüber  eine  Art  Estrich  von  6"  Dicke,  und  bestehend  aus  einer  kalkigen  Lage, 
dann  einer  von  groben  Geschieben  mit  wenigen  Ziegeltrümmern,  über  diesen 
wieder  eine  Kalklage ,  die  oberste  Fläche  darstellend,  worauf  der  Sockel  der 
Säule  ruht. 


107 

fallt  rerdienl  dieser  Fund  aal  dem  Hitttifthtwi  Bo4ea  <l<s  allen  Laar< 

die  vollste  Beachtung  von  Seite  der  Archäologen,  da  dieoao  Hypokanefom 

den  eingelaufenen  Nachriehten  tu.  Folge,  ;>n  Ausdehnung  and  Erhaltung 

\ielleiehl   nur  an  dein  am    .1    I'eliniar    I7vs   entdeckten  llömei  l»ade    zu   All- 

Die  Bogeaaoba  \<>m  Betrieb:  bis  Kam  Seheitel  dei  I 

von  Kapital  zu  Kapital,  die  Entfernung  der  hier  nicht   von   dem  Bfaflafi  <ler  Hitze 

bemerkbar  veränderten   Säulen  |     I     . 

Kapital  der  Säule  tragt  eine  6"  starke  Wölbung  aus  Ziegeln,  mit  in- 
iwischea  liegendem  ."Mörtel,  gleich  unserer  jetzigen  gewöhnlichen  Mauerung,  ver- 
kittet, dieser  anfliegend  eine  !>  '  mächtige  Lage  eines  aus  Kalkmasse  und  vor- 
herrschend kleinen  Ziegelfragmenten  nebst  wenigen  einzelnen  Piollsteinen  zu- 
sammengesetzten künstlichen  Conglomerals  ,  das  als  obere  Lage  den  Boden  mit 
einer  rauben  Fläche  bildet. 

Hin  Stück,  von  der  anderen  verstürzlen  Seile  abgebrochen,  besteht  aus  glei- 
cher Haste  des  Estrichs,  und  hat,  längs  einer  scharfen,  ebenen  Seite,  einen  fort- 
laufenden Ansatz.   Die  Oberfläche  der  Platte  erweiset  sich  fast  gekletlet. 

Abweichend  von  den  Vorkommnissen  bei  der  ersten  Aufgrabung  besteht  hier, 
vom  Säulengange  8"  entfernt,  ein  von  unten  auf  mit  Ziegeln  gebauter  Pfeiler, 
dessen  oberen  Theil  der  gleiche  conglomeratartige  Estrich  einnimmt.  Die  ebene 
Wand  dieses  4'  dicken  Mauerwerkes,  muthmasslich  einen  Gang  andeutend  .  iisst 
auf  eigene  Räumlichkeit  oder  Abtheilung  des  Hypokaustums  schliessen,  das  wohl 
schwerlieh  in  die.-  er  Ausdehnung  ununterbrochen  gleichförmig  fortgeführt  worden 
sein  dürfte. 

Über  der  Flieh«  des  Estrichs  liegt  %'  mächtig  die  Dammerde,  welche  auch 
an  der  Oberfläche  des  betreffenden  Ackers  sich  durch  eine  sanfte  Wölbung  von 
der  gewöhnlichen  Ebene  anderer  Äcker  unterscheidet.  Die  Ausdehnung,  wie  sie 
von  dem  fürstlichen  Gärtner  mittelst  einer  Stange  erforscht  wurde,  und  wobei 
sieb  nach  Durchbohrung  der  Erde  das  darunter  befindliche  Gewölbe  durch  einen 
hohlen  Ton  beim  Aufstossen  erkennen  Hess  ,  kann  in  der  Länge  von  80  Klaftern, 
gegen  den  Wall  der  Stadtseite,  von  18  Klaftern  in  der  Breite,  gegen  den  fürst- 
lichen Garten,  für  jetzt  angenommen  Averden." 

Kunstverständigen  bemerken  weiter,  dass  hier  unverkennbare  Beweise 
IvpokauMums  seien,  dergleichen  in  solcher  Ausdehnung-  in  Deutschland 
nicht  vorgekommen,  und  sprechen  sich  dahin  aus,  dass  es  das  Beste  der 
Wissenschaft  und  die  allgemeine,  im  In-  und  Auslande  diesen  Ausgrabungen  ge- 
schenkte Aufmerksamkeit  erheische,  dem  interessanten  Gegenstande  die  vollste 
Aufmerksamkeit  zuzuwenden,  und  unter  geeigneter  Leitung  die  systematische 
Aufdeckung  einer  Strecke  von  6  Quadrat-Klaftern ,  von  der  schon  blossgelegten 
Stelle  angefangen,  vorzunehmen,  da  ein  solcher  Versuch  eine  klare  Einsicht  und 
deutliche  Vorstellung  von  dem  Baue  des  Hvpokaustums  gewähren,  und  in  den 
Stand  setzen  würde,  die  Bauart  und  deren  Abwechslungen  zu  sehen,  und  für  die 
Weitere  Behandlung  der  Alterlhumer  massgebend  wäre.  Der  Herr  Statthalter  hat, 
wie  wir  vernehmen,  diesen  Antrag  der  Kunstverständigen  dem  Indien  Wall 
für  Handel,  Gewerbe  und  öffentliche  Hauten  vorgelegt  und  um  die  Bewilligung 
angesucht,  die  bezeichneten  Ausgrabungen  mit  den  gehörigen  Vorsichten  auf 
öffentliche  Kosten  veranlassen  zu  dürfen« 


HKS 

ofen,  das  St.  Schönwisner  in  seiner  Monographie:  „de  Ruderibus  Laconiei 
CaUariique  Ilomani  etc.  etc.  Budae,  1788"  ausführlich  beschrieben  hat,  ein 
würdiges  Seilenstück  findet  ,  von  dem  das  Gerücht  ging,  dass  es  vorlängst 
v  i«4er  seinem  Schicksale  überlassen  worden  sei,  wesshalb  auch  Herr  Ar- 
■  e  1 1»  in  seiner  Verglcichung  des  Ennser  Hypokaustums  mit  den  übrigen 
in  der  Monarchie  noch  vorfindigen  dasselbe  unerwähnt  Hess.  Neueren  Er- 
kundigungen zu  Folge  soll  es  jedoch  ganz  wohlerhalten  noch  bestehen  ; 
abermals  ein  Beweis  für  Columella's  Ausspruch  (I.  7.) :  „Vel  optima  nomina 
non  appellando  fiunt  mala',  und  eine  dringende  Aufforderung,  merkwürdige 
Funde  so  schnell  und  so  erschöpfend  als  möglich  in  den  Kreis  wissenschaft- 
licher Erörterung  zu  ziehen,  damit  sie  nicht  unverdienter  Vergessenheit 
anheimfallen. 

Einen  neueren  Bericht  über  die  Ausgrabungen  bei  Enns  brachte  die 
Linz  er  Zeitung  1852,  Nr.  4  u.  5,  der  das  Resultat  sämmtlicher  auf  demjvom 
Herrn  Fürsten  Aue rsp er  g  zu  diesem  Behufe  gütigst  bewilligten  Terain 
angestellten  Untersuchungen  im  Detail  enlhält  und  auch  mehrerer  Antica- 
glien  erwähnt,  welche  bei  dieser  Gelegenheit  zum  Vorscheine  kamen.  Diese 
sind:  Bruchstücke  halbrunder  Röhren  mit  der  Bezeichnung  LEG.  II.  ANto- 
niniana  (während  die  Mauer-  und  Gewölbeziegel  daselbst  den  Stämpel  LEG.  II. 
ITALica  führen),  Fragment  einer  bleiernen  (Wasserleitungs-) Röhre, eiserne 
Angeln,  Mauerhaken,  Klammern,  Nägel,  Bruchstück  einer  Kette,  Beschläge, 
Waffen  (eiserne  Lanzenspitze),  Gerätschaften,  Messer,  Geschirrfragmente 
von  Bronce  und  von  Thon,  eine  Öllampe,  eine  beinerne  Haarnadel  mit  aus- 
geschniztem  Kopfe,  sowie  mehrere  Münzen,  worunter  am  erkennbarsten  ein 
Valentinian  der  ältere,  ein  Gallienus,  ein  Aurelianus,  ein  Numerianus  (so- 
mit aus  dem  Zeiträume  von  254  — 284  n.  Chr.)  —  „Nach  vorgenommener 
Aufdeckung"  heisst  es  am  angeführten  Orte,  „kann  man  annehmen,  dass  diese 
Grundmauern  das  Ende  wenigstens  einer  Abtheilung  des  Hypokaustums  bil- 
den, das  Ganze  aber,  nach  dem  sich  nach  allen  Richtungen  hin  fortziehenden 
Estrich  zu  schliessen,  noch  mehr  sich  verzweige,  und  mit  anderen  Abthei- 
lungen in  Verbindung  stehe,  dass  ferner  der  diesen  Grundmauern  sich  an- 
schliessende Säulenplatz  seine  weitere  Ausdehnung  entgegengesetzt  der 
Stadtseite  habe,  und  dass  das  eigentliche  Präfurnium  oder  die  Heizstätte 
erst  im  weiteren  Verfolge  zum  Vorscheine  kommen  müsste."  —  Im  Ganzen 
stelle  sich  mit  ziemlicher  Gewissheit  heraus,  dass  dieses  Hypokaustum  nicht 
sowohl  zur  Beheizung  eines  römischen  Luxusbades,  als  vielmehr  eines  Rei- 
nigungsbades für  den  Truppenkörper  gedient  haben  mochte  ,  der  in  dieser 
Gegend  sein  Standlager  hatte.  Überhaupt  sei,  bei  Vergleichung  des 
Ennser  Hypokaustums  mit  dem  von  Schönwisner  beschriebenen  zu  Altofen, 
die  wesentliche  Übereinstimmung  beider  in  Zweck,  Plan  und  Ausführung 
nicht  zu  verkennen. 

Dem  k.  k.  Münz-   und  Antiken-Cabinet  ist  ausserdem   auch  von  Enns 
die  Auffindung  folgender  Provincialmünze  des  römischen  Kaisers  Philipps  I[. 
(244-249  n.  Chr.)  bekannt  gegeben  worden: 
ATTOK.K.  M.  10TAF.  OIAliHIOC.  CEB.    Berlorbeerter  Kopf  des  jüngeren 

Philippus. 


109 

lt.   AllMU'V    eioTClAC,    ril\l(>.    I      Mr.,.-n.l.T  Adler  mit  einem  Kran/  im 

baabeL  Unterhalb  \\rm\i\.  s.  c.        Ar.  I. 

Diene  Münze  rührt  von  Aatiochio  in  Syrien  (Seleiteii  k  Pierie)  bar. 

—  ?        (Hausruokkreis).  1861.         baut  rinn-  NaohriebJ  In  Wiener 

ibMttern  (•.  FreindenblaU  r,  LI.  Juni  1861,  Nr.  188  d  ;i.i  hat  man  in 
Haasruckkreise  einen  Krug  mit  alten  römieehen  SUbernunsen  wahr- 
■eheinlich  Seltenen  (?),  wie  m  dorl  beieal  gefunden.  Näherei  aber  die- 
nen angeblichen  Fand  le(  uns  nicht  bekannt  geworden. 

Hallstatt  (Traankreie).  1846  1861.  Ober  die  im  Herbei«  dei 
Jahres  I8W  anf  dem  Salsberge  ob  Hallstatt,  etwa  800  Klafter  westlich  vom 
sogenannten  Etadolfsthurme  zufällig  aufgefundene  und  seither,  von  den  k.  k. 
leister  Herrn  Joh.  Georg-  llamsauer  mit  unermüdi-l er  Sorgfall  »UO- 
gebeutete  Leicbenstätte  bat  Hr.  Prot  Fr»  Simony  in  einer  mit  getreuen 
Abbildungen  des  Fundortes  und  der  Fundobjeete  geschmückten  Beilage 
N  den  Sitzungsberichten  der  philos.-histor.  Classe  der  kais.  Akademie  der 
anchatten  (Bd.  IV,  1850,  S.  338)  ausführlichen  Bericht  erstattet. 
Sämmtliche  dort  gefundene  Anticaglien  (mit  Ausnahme  weniger  an  das  Lin- 
■er  Museum,  an  den  historischen  Verein  zu  Klagenfurt  und  das  Stift  Krems- 
munster abgegebener  Stücke)  sind  von  Hrn.  Rainsauer  dem  k.  k.  Mfinz- 
und  Antiken-Cabinete  käuflich  überlassen  worden,  und  bilden  nunmehr 
einen  der  interessanten  Bestandteile  der  kaiserlichen  Sammlung,  in  der  sie 
in  ungetrennter  Aufstellung,  die  Blicke  aller  Alterthumsfreunde  auf  sich 
ziehen.  Sie  bestehen  aus  einer  so  reichen  Collection  von  Waffen,  Werk- 
zeugen, Schmuckgegensländen,  Fragmenten  von  Gefässen,  Gerippen, 
Thierresten,  ja  sogar  Kleiderstoffen  und  anderen  Seltenheiten,  wie  man  sie 
nicht  leicht  anderswo  in  solcher  Vollständigkeit  und  in  so  merkwürdiger 
Wechselbeziehung  zu  einander  linden  mag.  Sie  gehören,  allen  Merkmalen 
nach,  der  sogenannten  celtischen  Serie  an,  und  umfassen,  nach  Hrn. 
Simony's  Angabc,  zwei  Perioden,  nämlich  die  vorrömische  d.  i.  die  der 
celtischen  Ureinwohner  und  die  römische,  in  welcher  die  ursprüngliche 
Nationalität  mit  der  römischen  sich  zu  amalgamiren  anfing.  Eine  höchst 
interessante  Monographie  über  diese  Funde  hat  der  gelehrte  Hr.  Prof. 
Gaisberger  in  seinem  Werkchen :  „Die  Gräber  bei  Hallstatt  im 
terr.  Salzkammergute.  Linz,  1848  geliefert. 

Hr.  Kam  sauer  hängt  an  dem  Werke,  das  er  so  wirksam  und  eifrig 
gefördert  hat,  mit  solcher  lohenswerther  Liebe,  dass  er  seine  Nachfor- 
schungen, mit  wahrer  Selbstaufopferung,  noch  weiter  fortzusetzen  beabsich- 
tigt und  desshalb  die  Vermittlung  des  k.  k.  Münz-  und  Antiken-Kabinetes  in 
Ansprach  genommen  hat.  Seiner  Angabe  nach  erreicht  die  in  den  Jahren 
18^6  —  18Ö0  durchforschte  Fläche  nur  auf  einer  Seite  die  Grenze  des 
aufgedeckten  Leichenfeldes,  während  gegen  Osten.  Süden  und  Westen  noch 
manche  Ausbeute  zu  erwarten  steht.  Hierfür  sprechen  auch  die  zu  ei  dort 
befindlichen  Schottergruben,  die  altere  und  die  neuere,  in  denen  schon  vor 
%0 —  5o  Jahren,  ohne  dam  nan  ein  besonderes  Augenmerk  darauf  richtete, 
iedene  üiticaglien  waren  aufgefunden  werden,  die  nicht  unbedeutend 
n  sein   mögen,  da  im  J.   1830  ein  Arbeiter  lbe  Stunde  vom 


110 

Rudolfsthurme  entfernt,  nahe  an  der  Soolenleitung,  unter  einer  Felsenwand, 
eine  Quantität  von  beiläufig  einem  Centner  Bronzegegenständen  (Lanzen- 
spitzen,  Keile,  sichelförmige  Messer  u.  d.  gl.)  gefunden  und  gelegentlich  zum 
Transporte  weiter  herabgeschafft  hat,  an  dem  der  Finder  nur  entweder 
durch  den  Tod,  oder  durch  Versetzung  auf  einen  andern  Posten  gehindert 
ward.  Allen  Angaben  nach  scheint  die  ältere  Schottergrube  eine  reichere 
Ausbeute  geliefert  zu  haben,  was  zur  successiven  Annäherung  an  den 
bezeichneten  Punct,  der  auch  nur  beiläufig  CO  Klafter  entfernt  liegt,  ra- 
then  dürfte.  Von  diesen  Ansichten  ausgehend  hat  der  Hr.  Bergmeister 
zu  Anfang  des  Monates  März  1851  die  Nachgrabung  auf  seinem  eigenen 
IK'putal-Wiesgrunde  mittels  Anschlusses  an  das  bereits  bekannte  Leichen- 
feld auf  eigene  Kosten  wieder  begonnen  und  abermals  einige  Skelete  und 
Antiken  aufgefunden,  was  ihn  in  der  Überzeugung  bestärkt,  dass  nach  die- 
ser Richtung  hin  noch  mehr  zu  gewinnen  sei.  Nach  Durchsuchung  dieser 
Seite  dürfte  ein  Anschluss  an  die  zweite  Schottergube  und  die  westliche 
Fläche  zu  bewerkstelligen,  und  dann  erst  das  östliche  Revier,  wo  ebenfalls 
schon  Spuren  von  der  Ausdehnung  des  Leichenfeldes  vorhanden  sind,  aus- 
zubeuten sein.  Zu  diesen  Arbeiten  wäre,  da  nur  in  den  Sommermonatengegra- 
ben werden  kann,  ein  jährlicher  Beitrag  von  ungefähr  100.  fl.  ausreichend 
und  die  Dauer  der  Untersuchung  dieses  Umkreises  allenfalls  auf  8—10 
Jahre  anzuschlagen. 

Was  die  weitere  Ausdehnung  der  beabsichtigten  Nachgrabung  in  den 
Reichsforst  betrifft,  so  würde  diese,  die  Durchforschung  des  Feldes  vor- 
ausgesetzt, ein  Flächenmass  von  beiläufig  einem  halben  Joche  betragen. 

Über  die  von  Prof.  Simony  angeführten  Bruchstücke  römischer 
Steinsculpturen  bemerkt  Hr.  Ram  sauer,  dass  dieselben  vondemjubilirten 
Bergarbeiter  Josef  Hö  11,  Besitzer  des  Premlechnergutes  im  Echernthale, 
vor  ungefähr  30  —  40  Jahren,  bei  Grabung  eines  Brunnens  vor  seinem 
Hause,  in  einer  Tiefe  von  15'  gefunden  worden  seien.  Es  sind  3  Stücke 
Granit;  das  erste  (im  Atlas  des  Hrn.  Sim  ony  Taf.  VI,  Nr.  1,  abgebildete) 
misst  9"  in  der  Höhe  und  10"  in  der  Breite.  Das  zweite  (ebend.  Nr.  2) 
scheint  ein  Sokelstein,  in  dem  eine  Vertiefung  eingehauen  ist,  die  zur  Befe- 
stigung des  Aufsatzes  gedient  haben  mag;  das  dritte  besitzt  Höil  noch 
gegenwärtig,  der  auf  dem  Grunde  des  Brunnens  noch  mehrere  solche 
Fragmente  bemerkt  haben  avüI  und  gar  nicht  abgeneigt  wäre,  zur 
gelegentlichen  Nachforschung  und  möglichen  Zusammensetzung  eines 
vollständigen  Monumentes,  eine  Vertiefung  des  Brunnens  vornehmen  zu 
lassen. 

An  römischen  Münzen  sind  bisher  folgende  zum  Vorscheine  gekommen  : 

a)  Eine  Silbermünze  vom  Kaiser  Vespasian  aus  dem  J.  70  n.  Chr. 
1MP.  CAES.  VESP.  AVG.  P.  M.  Belorberter  Kopf  des  Vespasian. 
9*.  TR.  POl    (Vesta  sitzend?)  —Ar. 

Im  unteren  Theiie  des  Hallberges  schon  nahe  den  Häusern    gegen 
die  Lahn  beim  Laubkehren  gefunden;  Hrn.  Simony  1847  zugekommen. 

b)  Eine  Bronzemünze  vom  Kaiser  Hadrian  (?),  117  —  138.  n.  Chr., 
sehr  schlecht  erhalten,  vielleicht  folgender  Typus  : 


III 

imiv  CAESAR,  tiiaiaws.  mmumaws.   \V(i.  BelorfceWer  Kepl 

llndrian. 

li-  PONT.  MAX.  TB.  POT,  cos  in  Itsend,    auf  der  an 

tekten  Rechten  eine  Victoria.  Unten  B.C.       K.  I. 
befanden  ha  Mai  1851  in  der  Lahn  beim  Wolfschen  Gaathause. 
e)  Eine  Broniemttnse  rom  Kaiier  Co  mm  od  na  ana  dem  Jahre  183  n. 
Chr.  demaelben  Jahre,  in  irelchem  derselbe  «regen  einei  tan  bekannten 

es  denTitel  Imp.  VI.  und  dann  nicht  ohne  Spotl   den   Beinamen  PIVS 

(Lamprid.    c.    8)    annahm     und    mit    Mühe    einer     von      seiner     Schwe 

Lncilla  angebettelten  Verschwörung  entging,  fttr  die  lie  znersl  durch  \ 
bannung  nach  Caprel  und  bald  darauf  mit  dem  Lehen  hassen  musste. 

. .  ..MODUS.  ANTOMW  . . .  Belorberter  Kopf  dea  Commodas. 

5k P.  VIII.  IMP.  VI.  COS.  IUI..   Die    Göttin    des    Heiles   (Salus) 

stehend  vor  einem  Opferaltare,  von  dem  eine    Sehlange  aufsteigt.  S.  C.  — 
K.  I. 

Vor  ungefähr  40  Jahren  von  Josef  Ho  11,  im  Walde,  am  Kusse  der 
südlichen  Abdachung  des  Siegkogels,  unter  einein  Steine  gefunden,  wo 
später  sein  Sohn  auch  eine  kleine  abgenützte  Hacke  von  Bronze  fand. 

d)  Eine  Bronzemünze  vom  Kaiser  Constantius  Chlorus  aus  dem 
J.  292  —  306  n.  Chr. 

CONSTANTIVS.  NOB.  CAES.  Belorberter  Kopf  des  Constantius. 

^.  SACRA.  MÜXETA.  AVGG.  ET.  CAES.  NOSTR.  Die  Münzgöttin, 
mit  Wage  und  Füllhorn  stehend.  Unterhalb  AQK.  M.  II. 

Gefunden  bei  den  letzten  Häusern  des  Marktes  gegen  die  Lahn  zu, 
am  Kusse  des  Salzberges  auf  einem  Wiesengrunde. 

Ferner  wurden  im  J.  1850,  unterhalb  des  Fundortes  der  Gräber,  in  der 
Niederung  bei  Steeg,  in  der  Dammerde  unter  einem  Zaune,  österreichi- 
sche ,  salzburgische  und  bayerische  Pfennige  aus  dem  15.  Jahrhunderte 
gefunden. 

Salzburg  (Salzachkreis)  1851.  —  Über  mehrere  ,  von  den  um  Salz- 
burgs Alterthümer  hochverdienten  Herrn  Süss,  Director  des  Museums 
zu  Salzburg,  und  Maler  Pezolt  theils  neu  aufgefundene,  theils  durch  getreue 
Abbildungen  zur  allgemeinen  Kenntniss  gebrachte  Monumente  aus  der  römi- 
schen Vorzeit  hat  Hr.  Regierungsrath  Arneth  im  Juli-Hefte  der  Sitzungs- 
berichte der  kais.  Akademie  (philos.  histor.  Classe)  Bericht  erstattet  Der 
Vollständigkeit  wegen,  sind  daraus  folgende  hier  zu  erwähnen: 

a)  Ein  Sargdeckel  mit  zweiälteren  und  drei  jugendliehen  Brustbildern 
en  relief,  und  den  Buchstaben:  D.  M.  (Diis  Manihus).  —  Ausgegraben  in 
der  Kirche  zu  Niederalm,  wo  er  umgestürzt  als  Ihürstufe  einge- 
setzt war. 

h)  Bin  Grabstein,  (vgl.  Hacqaet,  Heise  durch  d.  nor.  Alpen 
oberhalb  mit  einem  mannlichen  Brustbilde  an  relief.    Bs  war  im  Sehloas 

nterndorf  eingemauert  und  erlitt  in  neuerer  Zeil  eine  Veretfimmlt 
J.  K  lei  i.  m  :■  v  rn,    I  chrifi  lautet  i 


112 

CONSTANTI 
VOTTICI 
PROVINCIALIS 
ANNOR.  XVIII 
VOTTICIVS.  CVPITVS 
ET.  VOTTICIA 
ATEGENTA 
PARENTES.  V.   F.  ET.  SIBI 
Ich  erlaube  mir  die  über  die  Bedeutung  des  Wortes  Provincialis  und 
über  das  häufige  Vorkommen  des  Namens  Cupitus  (Cupitius,  Cupita,   Cupi- 
tia)  an  anderem  Orte  von  mir  gemachte  Zusammenstellung,  deren  Hr.  Regie- 
rungsrath  Arneth  in  seinem  Berichte  so  freundlich  erwähnt,  mit  einigen 
Zusätzen    hier  zu   wiederholen.  Die  Bezeichnung  Provincialis  war  mehr- 
deutig. Vom  rein  römischen  Standpuncte  aus  wurden  xar's^o^v  alle  dieje- 
nigen Völker  Italiens,  ausser   den  Römern,  Lateinern  und    Italikern,    die 
zwischen  dem  adriatischen  Meerbusen,  dem  Rubico,  dem  Arnus,  dem  Varus 
und  dein  Formio  wohnten,  nämlich  die  Ligurer,  die  Gallier  (Boier,Insubrer 
Cenomanen,  Veneter,  Carner,  Provinciales  genannt,  weil   sie  nach  Art  der 
Provinzen  regiert  wurden.  Im  juridischen  Sinne  verstand  man  unterProvin- 
ciales,  sTrap^iwrat,  schlechthin  die  Bewohner  römischer  Provinzen;  vgl. 
Ulpian.  dig.  X.  50.  16. 190.  Provinciales  eos  accipere  debemus,  qui inprovincia 
d  o  m  i  c  i  1  i  u  m  habent,  non  eos  qui  ex  pro vincia  o  r  i  u  n  d  i  sunt.  In  Ländern 
gemischter  Bevölkerung  wurden  mit  dem  Namen  Provinciales  vorzugsweise 
die  eingebornen  Abkömmlinge  der  uralten  Landesbewohner  im  Gegensatze 
zu  den  erst  eingewanderten  römischen  Colonisten  bezeichnet,  eine  Unter- 
scheidung, die  in  Noricum  noch  bis  ins  achte  und   neunte  Jahrhundert  n. 
Chr.  fortdauert  (vgl.  Muchar,  röm.  Nor.  I,  S.  47).  In  diesem  letzteren  Sinne 
scheint  das  Wort  auch  auf  dem  obigen  Steine  zu  nehmen  ,  wie  etwa  auf 
folgenden:  RESPECTVS 

T.  P.  S.  F.  T.  POSTVMIVS.  P 
L.  PROVINCIALIS.  V.  F.  SIB.  ET.  DOMESTICO 
ET.  I0N1CAE.  PARENTIB. 
Von  Cilli  (Murat.   MCCLXXIV.  7.  Hacquet,   Reise    durch  die    nor. 
Alpen.  S.  263.) 

APOLLINI.  GRANNO 

SABINIVS.  PRO  VINCIALIS 

EX.  VOTO 

L.  L.  M 

Zu  Lauingen  in  Bayern,  (Apian.  CDXXIX.  Grut.  XXXVII.  14.  Sme- 

tius.  148.  22.  Raiser,  Gun  ti  a  66.  Orelli.  1999.  Wal,  Myth.  septentr.  p.  91. 

n.  CXXVII). 

Die  eingangs  erwähnte  Bedeutung  scheint  anzuwenden  auf  folgender 
Inschrift:  D.  M 

T.  CLAVDIO 

PRO  VINCIALI 

AVR.  AVXESIS 


113 

CONTVGI.   B.  M 
LOG  DATVfl 

r.v  i.ii;i:it  \ut\ti; 
MVNATIAE,  FELICIA 
SORORIS.  !l\l\s 
Zu   Rom  (Fabretti  |>.  |«7.  n.  -.271). 

Ans  einem  EUmertteine  in  st.   Georgen  bei  Laufen   (8alib 
mit  der  Inschrift: 

SEX.  IVL.  APTVS 

VETERAN.  EX  PR 

OB.  AN.  L 

MAXIMILLA.  MARITO 

OPTIMO  ET.  SIBI 

V.  F 

li.'st  Hr.  v.  S  eh  um  an  (Juvavia.  S.  247)  einen  EXPRovincialis  heraus;  ich 

möchte  lieber  lesen:  EX  PRimipilis. 

Was  den  Namen  Cupilus  betriff!,  so  bedünkt  er  mich  werth ,  dass  man 
ihn  etwas  schärfer  ins  Auge  fasse,  da  in  der  Epigraphik  nicht  bald  ein 
Name  vorkommt,  der,  so  slälig  und  unverkennbar  selbst  in  seinen  Abzwei- 
gungen, auf  heimischen  Monumenten  und  in  den  Stammregistern  der  Lan- 
dcsbe  wohner  durch  anderthalb  Jahrtausende  dergestalt  sich  fortspinnt. 
da ss  man  versucht  ist.  zu  behaupten,  er  steige  einerseits  bis  ins  graue  Cel- 
tenthum  hinauf,  anderseits  herab  bis  auf  die  jüngsten  Tage  der  Gegen- 
wart. Als  CVPIT  selbst  celtisch  klingend  linden  wir  ihn  mit  cellischen 
Namen  gepaart  auf  Römersteinen  des  alten  Noricums,  die  gewiss  in  die 
ersten  Zeilen  römischer  Ansiedelung  in  diesen  Gegenden  emporrei- 
chen. So  erseheint  ein  Cupilus  B  ura  ni  lilius  zu  0  b  erm  ühlbaeh  in 
K  I  r  nten  (s.  Carinthia  18*0.  Nr.  27).  ein  Cupilus  A\iti  mit  seiner  Gattin 
Bo n i at  a  zu  I)  o  1  bei  T  ü  f  f e r  (g.  unten)  nächst  C i  1 1  i,  ein  Carmius Cupi- 
tus  zu  Sek  kau  bei  Leibnitz  (».  Wr.  Jhrb.  LV.  Bd.  A.  Bl.  22.  n.  8S7), 
Togionius  Cupilus  zu  Salzburg  (s.  Apian  CDIX.  Grat.  LIII.  6)  und 
auf  unserem  Steine  selbst  ist  er  den  ccllisehen  Namen  V  o  l  ti  x  und  A  legen  t  a 
(Ategnata)  gepaart.  Als  eingebenden  Noriker  (Celeianus)  linden  wir  einen 
Cupilus  zu  Cilli  (s.  Wr.  Jhrb.  XL VIII.  Bd  A.  B.  n.  286),  einen  T.  Clau- 
dius Cupilus  wahrscheinlich  aus  der  Zeit  des  Kaisers  Claudius  (41  -  ~A  u. 
Chr.)  auf  dem  Zolfcld  in  Kärnten  (s.  Mural.  MMXXXI.  5.  Katancs.  J.  A. 
I;  319.  CII).  einen  C.  Yalcrius  Cupilus.  Caji  lilius,  aus  Cilli  gebürtig,  zu 
Kon,  (Grut.  DLXV.  I.  Muni  DCCCLXII.  4.  PairionedL  p.  83),  einen  8] 
ling  der  Gens  Valeria  ,  aus  der  ein  L.  Valorius  Cupilus  zu  Ncmausus 
vorkommt  (Grut.  CCCCXCVI.  7).  Ein  Barbiuf  Cupilus  lindet  sich  zu  St 
Katharina   bei    l'rilail   (s.  unten)    nächst    Cilli.    Zu    Salzburg    lesen 

wir  noch  einen  L.  Cocceini  Cupitus  (Apian.  CDIX),  zu  Lneg  in  Bayern 

einen  Cupitus  Secundi  (s.  Heiher,  nun.  bair.  Denkm.  1846  8. 79. n. XXXIV), 

L.  Calpnrnini  Cupitus  zu  Padna  (aus  Ciltt  nova  in  Istrien)  und  nrie- 

derhnlt/.uA(|uilcja(s.Furlanetto,  lap.Pat.  p.22'».  CCXX.  Berloli.  O  <  \\\\  ! 
f,  148.  et  Almei  tntieo  Illii  en  T. 


tu 

Kanins  Cupitus  ebendort  (L'  Istria.  1852.  Nr.  23.  24.  p.  99),  einen  L.  Julius 
Capital  zu  Rom  (Fabretti.  p.  Tl.  n.  48),  einen  C.  Atilius  Cupitus  und  eine 
Atilia  Cupita  zu  Nizza  (s.  Aldini,  lap.  Tic.  p.  122),  einen  P.  Primus  Cupi- 
tus zu  Lyon  (s.  Mus.  Veron.  CLXV),  eine  Julia  Cupila  auf  dem  Wege  von  Mi- 
rabeau  nach  Valladie  (s.  Miliin,  Voyage  dans  les  depart.  du  Midi  de  la  France. 
T.  IV.  part.  I.  p.   153.   n.    V.),  einen  Cupitus  auf  Römerziegeln  zu  Mainz 
(s.S  teine  r,  Cod.  I.  p.  265.  n.  454),  einen  Cupitus alsTöpfernamen  aufThon- 
ivcliissen  in  den  Niederlanden   (s.  Jahrbücher  des  Ver.  v.  Alterthumsfr. 
in  d.  Rheinl.  IX.  S.  29),  einen  Orfius  Cupitus  als  Zeugen  auf  einem  Militär- 
diplome des  Domitian  vom  12.  Juli  des  Jahres  93.  n.  Chr.  (s.Arneth,  Militär- 
diplome. S. 24. Cardinali. p. XXIX.) aus  S  alona  u.a.  a. 0.  Hinüberspielend  in 
seine  Abzweigung  CVPIT1ANVS  finden  wir  den  Namen  CVPITVS  schon  auf 
einem    stark   ans    Celtenthum   erinnernden  Steine   zu  Maria-Pfarr  bei 
TamswegimLungau  (Kleinmayrn.  Juvavia.  I.  47. —  Wr.  Jhrb.LV.  A.B1. 
S.  3t;  n.  362.)  Einem  Cetronius  Cupitinianus  begegnen  wir  auf  einer  Basis 
für  die  Statue  des  Caracalla,  aus  Carnuntum,  jetzt  im  k.  k.  Münz-  und 
Antiken-Cabinete  befindlich  (s.  Arn  eth,  Beschr.  d.  Statuen  u.  s.  w.  S.  30. 
n.  198),  einem  Atrectius  Cupitianus  zu  Cassel  (s.  Annalen  des  Ver.  f.  nassaui- 
sche A.  K.Hft.  2.  u.  3.  S.  18.  VIII);  vor  allem  aber  einem  CVPitusCVPITI- 
ANVS  auf  einem  gaterhaltenen,  wohl  schon    aus  der  späteren    Kaiserzeit 
herrührenden  Grabsteine  am  St.  Maximilianuskirchlein  zu  Cilli  (s.  Apian. 
CCCLXXVI.  Grut.DCCXXVII.  6.  Duell,  p.  12.  XXIV.  Montfaucon.  Suppl.  T. 
V.  p.  43.  Wr.  Jhrb.  LV.Bd.A.Bl.  S.27.n.343.  Epigr.  Exe.  n.  7).  Auf  höchst 
merkwürdige  Weise,  wie  ich  schon  anderwärts  bemerkt  habe,  schliessen  an 
diesen   Grabstein  zwei  Grabschriften  aus  dem  sechzehnten  Jahrhunderte 
sich  an  ,  die  an  der  äusseren  Hauptseite  der    Stadtpfarrkirche  zum  heil. 
Daniel  zu  Cilli  eingemauert  sind.  Die  eine  lautet: 
H0D1E.  MIHI.  CRAS.  TIBI 
EXSPECTAMVS.  DONEC.  VE.NIAT.  IMMVTATIO.  NOSTRA 
DANIEL.  ET.  MICHAEL.  CVPITiANI.  FRATRES 
GERMAN1.  PIISSIMIS.  PARENTIBVS 
SIBI.  AC  EORVM.  GRATAE 
POSTERITATI.  VIVI.  POSVERVNT.  ANNO 

HVMANAE.  SALVTIS.  1583 
TV.  DOMINE.  FORTITVDO.  NOSTRA.  ET 

PORTIO.  IN.  TERRA.  VIVENTIVM.  AD 

ADIVVANDVM.  FESTINA.  ET.  MEMENTO 

NOSTRI.  PROPTER.  B0N1TATEM.  TVAM 

DANIEL.  CVPITIANVS.  OBIIT.  IN.  DIE 

SYLVESTRI.  QVI.  FINJS.  FRAT.  ANNI.  LXXXXI. 

Die  zweite  besteht  aus  folgenden  Zeilen: 

1592. 

ALTERIVS.  NON.  SIT 

QVI.  SWS.  ESSE.  POTEST 

MICHAEL.  CVPITIANVS 

VI  YENS.  SIBI.  POS  VIT 


116 

,  \  \i    lACBO.  BT.  NIGRA*,  mihi.  moks.  w:\wn\T.  imm;\m 
t\  \r   i;\ni;\\ri    PACI8.  0U\  a.  VBN1 

Ein  M  i  eh  ae  I  l\  p  p  i  t  s  e  h  .  i    IMarrer  M  Cilli,  hat,  laut  Stifts* 

briefet  von  I.J&aaer  L81W  eil  Haadetipeadtais  für  Anverwandte  im  Cillier 

die  den  Studien  sich  widmen,  he-r.indel.    »las  mich  gegeawirti 
wird  und.    zu   Folge   der  Aiis.schrcihnn^   im   Ainlshlalte   der  Gratzrr 

Beifang  1848,  Nr.  Vi    in  diesem  Jahre  78  B.C.  M.  hcliu-.  V    r  ungefähr  zw.ui- 
nron    lebte   IQ    Cilli    noch    eine  Familie,   dir   den    .Wimen  Ku  p  i  tsc  h 

(Kupisb)   führte. 

c)  Bin  Basrelief,  eine  männliche  Gestalt  vorstellend,  die  in  der  gesenk- 
ten Hechten  eine  Schleuder  tragt  und  mit  der  gebogenen  Linken  in  eine  an 
einem  Riemen  nm  die  rechte  Schulter  hangende  Tasche  greift.  Im  .Mai 
K>1  \<>nSt.  Martin,  einer  Filiale  von  St.  Michael  im  Lungau.  wo 
es  in  der  Mauer  des  Friedhofes  für  ungetaufle  Kinder  sich  befand,  ins  Mu- 
seum Cai  t'Iino -Augusleum  su  Salzburg  gebracht.  (S.  den  nachfolgenden 
Artikel.) 

d)  Ein  Basrelief,  eine  Jagdscene  darstellend,  nämlich  einen  Jüngling, 
der  aufs  linke  Knie  gestützt ,  den  Lagobolus  gegen  ein  am  Schwänze 
ergriffenes,  unkenntliches  Thier  schwingt,  während  hinter  ihm  eine  eben- 
falls unkenntliche  Thiergestalt  auf  einem  Felse  sitzt.  An  die  Darstellungen 
auf  Mithrasinonumenten  erinnernd.  --Ebenfalls  von  St.  Martin  ins  Mu- 
leaei  zu  Salzburg  geschallt. 

Mehrere  Antieaglien,  die  dem  Museum  zu  Salz-  Fit>-  Co- 

burg in  jüngster  Zeit  zugekommen  sind,  nämlich:   ein        ^^tftT^-"^ 
eisen,  ,,  ein  Ilandring,  eine  Statuette  des  Mars   ,"' 

einePfeilpitze.  einStreitkolben,  eine  Fibula,  eine  Lanzen-  (Vi  P^  V  Fj 
■fiUe,  samintlich  von  Bronze,  und  das  Fragment  einer  V 
Molallplatte  mit  der  nebenstehenden  Inschrift  (Fig.  10),  |^  A  p  \ 
deren  ich,  wiederholt,  in  meinen  Beiträgen  zu  einer  Chro- 
nik der  archäologischen  Funde  in  der  öster.  Monarchie 
erwähnt  habe.  (Archiv  f.  Kunde  österr.  Geschichtsquellen  Jhrg.  1849,  I.  u.  I!. 
1.  Koch-Sternfeld  in  den  Münchner  gel.  Anz.  1840.  Nr.  ••>•■>*,  S.800. 
—  Heiner,  Denkschriften  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften.  Phil. 
List,  ("lasse.  I.  Bd.  1850.  Abhandl.  v.  Niehtmitgüedern  S.  13,  n.  XII. ) 

Wiener  Tagesblätter  (vgl.  Fremdenblatt  vom  <J.  August  1851.  Nr.  188) 
haben  die  Nachricht  gegeben,  dass  der  um  die  Aufiindung  celtiseher  und 
römischer  Alterthümer  eifrigst  bemühte  Maler  Pezolt  ein  romisches  Bad 
(Xymphaeum)  bei  Salzburg  entdeckt  habe.  Näheres  darüber  ist  seither 
nicht  bekannt  geworden. 

Dümberg   (Salzachkreis  >    IKV2.  b    den   Schachten    des   Dürnhei- 

ges  bei    Salzburg    wurde    aus  dem    Salzgesteine    ein   interessanter    Fund 
ist,  nämlich  die  Tasche  eines  celtischen  Steinschleuderers.   Dieselbe 
ist.    der  Angabe  nach,   ganz   wohl   erhalten,   aus   Kindshaut,    1     lang  und  !» 
breit;   in   ihrem  Inneren  fanden  sich  noch  zwei    Sehleudeisteine  von    I 

tlt  eiaee  plattgedrückten  Eies.  Durch  Vermittelung  des  k.  k.  Ilegie- 
rungsrathes  Hrn.  All»    Miller  wurde   dieses    Fundobject  dem    Anliquarium 

8  • 


110 

dei  Saizburger  Landesmuscums  einverleibt  (vgl.  Presse  v.  G.  Juni  1852, 
Nr.  133.  Fremdenblatt  v.  (>.  Juni  d.  J.  Nr.  135).  —  Wenn  diese  Angabe 
sieh  bestätigt,  10  liefert  sie  einen  triftigen  Beweis  für  die  Richtigkeit  der 
Erklärung,  welche  llr.  Kegierungsrath  Arneth  (s.  Sitzungsberichte  der 
kais.  Akad.  d.  W.  phil.  bist.  Cl.  Jhrg.  1851,  Bd.  VII,  Hft.  2,  8.  237)  von 
einem  zu  St.  Martin  im  Lungau  gefundenen  Relief  (s.  den  voranstellenden 
Artikel  unter  c)  und  von  den  Ledersäcken  gegeben  hat,  die  zu  Hallstatt  und 
llallcin  im  Salzgestein  eingeschlossen  gefunden  wurden,  dergleichen  einen 
auch  das  k.  k.  Münz-  undAntiken-Cabinet  aus  dem  Funde  amRudolfsthurme 
besitzt. 

Lungau  (Salzburgerkreis).  1851.-- In  Lungau  wurde  ein  steiner- 
nes Becken  von  kolossaler  Grösse  gefunden,  oder  vielmehr  wieder  auf- 
gefunden, indem  es  schon  vor  beiläufig  30  und  einigen  Jahren  ans  Tages- 
licht gekommen,  aber  ungekannt  wieder  in  die  Erde  versenkt  worden  war. 
—  Die  ganze  Höhe  des  Steines  beträgt  20".  Sein  Boden  bildet  (von  aussen) 
eine  ebene  Fläche;  von  da  auf  erheben  sich  die  Seitenwände  zirkelrund  und 
kesselförmig,  also  mit  aufwärts  zunehmender  Peripherie,  bis  zur  halben 
Höhe,  d.  i.  bis  10".  In  dieser  Höhe  zieht  sich  um  den  Bauch  des  Steines 
herum  eine  mit  sichtlicher  Kunst  gemeisselte  Leiste  (Rundstab).  Sie  ist  l" 
hoch  und  2"  breit.  In  der  genannten  Höhe,  10"  vom  Boden  aufwärts  von 
dieser  Leiste  fängt  der  Stein  an,  ein  neunseitiges  Vieleck  zu  werden,  und 
erhebt  sich,  ebenfalls  wieder  10"  bis  zu  seinem  oberen  Rande.  An  jeder 
Ecke,  wo  die  Seiten  des  Vieleckes  zusammentreffen,  sind  ebenfalls  wieder 
erhobene  Leisten  (Rippen)  angemeisselt,  von  gleicher  Dimension  ,  wie  die 
erwähnte  Leiste.  Diese  Eckleisten  stehen  auf  der  letzteren  senkrecht  auf, 
so  wie  auch  die  Seiten  des  Vieleckes  senkrecht  bis  zum  oberen  Rande  auf- 
steigen ,  der  5"  dick,  aber  leider  an  zwei  einander  gegenüberstehenden 
Stellen  so  beschädigt  ist,  dass  er  nicht  durchaus  eine  obere  Fläche  darbietet. 
Er  ist  an  seiner  Aussenseite  neuneckig,  aber  in  seiner  inneren  zirkelrund, 
weil  er  hier  die  Wand  einer  in  den  Stein  gehauenen,  zirkelrunden  Höhlung 
zu  bilden  hat.  Von  einer  Aussenwand  zur  anderen  beträgt  der  Durchmesser 
38";  der  Durchmesser  der  inneren  Weite  28",  weil  der  Rand,  wie  gesagt, 
5"  misst.  Die  Tiefe  beträgt  IL*//'*  —  Einige  wollten  in  diesem  Becken  ein 
Taufbecken  aus  der  ersten  christlichen  Zeit,  und  somit  gewissermassen  das 
älteste  christliche  Denkmal  im  Lande  Salzburg  erblicken;  andere  sind  der 
Meinung,  dass  es  ein  aus  dem  11 .  oder  12.  Jahrhunderte  herrührender  Be- 
hälter für  Weihwasser  sei.  (S  l.aibacher  Zeitung,  1852,'Nr.  93  vom  24.  April 
mit  Be^ug  auf  die  „Salzburger  Post".) 

St.  Colomann  (Salzburgerkreis).  1852.  —  Im  Frühlinge  dieses  Jahres 
wurde  zu  St.  Colomann  im  Gerichtsbezirke  Goiling  ein  Schatz  aufge- 
funden. Einer  der  Angehörigen  des  Tanglwirthes  daselbst  war  im  Heustadel 
mit  Futterschneiden  beschäftigt,  als  ihn  in  den  Händen  gewaltig  zu  frieren 
begann  und  er  nach  seinen  Winterhandschuhen  suchte,  die  er  irgendwo 
unter  dem  Dachboden  aufgehängt  hatte.  Bei  dieser  Gelegenheit  stiess  er  mit 
dem  Fusse  an  etwas,  wobei  er  ein  dem  Niederfallen  eines  Deckels  ähnliches 
Geräusch  hörte.    Mit  Hilfe  eines  Werkzeuges  durchsuchte  er  nun  diesen 


117 

ein  Kärtchen,  dann  »ul  eine  I  laiche,  die  mit 
Silbergeld  gefüllt  war;  bei  nAherer  Unterancl  ten  lieh  Rronthaler, 

Zehner  und  meistens  Zwanziger  aber  IOOO  Stück.  Der  ganne  Senats  i 
101  H.  i<»  kr.  Bei  dem  l  metande,  data  dii  dieser  Rfttnsen  die  Jahre- 

■ahl  1664,  die  jüngsten  hingegen  die  reu  1808  tragen!  liegt  die  Verranthong 
nicht  ferne,  dass  dieser  Schati  rar  Zeit  »In-  feindlichen  Invasion  Km  J.  1809 
hier  hinterlegl  würde  and  seitdem  rerborgen  blieb.    (S.  Linier  Zeitang. 

in  26.  .März.) 

II.  lenegtbim  Steiermark. 
\.  Ober-Steiermark, 

St.  Dionysen  (Bivekerkreis).         In  St.  Dionysen    nicht!    Gdsi   and 

Leoben  befinde!  sieh  ein  Römerstein,  r  hoch.  V  21  ./'  breit]  der,  unter  den 

Brustbildern  von  Mann.  Frau  und  zwei  Kindern  folgende  Inschrift  enthält: 

IYMANO.  BVRRANI  F.  AN.  L 

SVCELA.  VCCONIS.  F.  MARITO.  ET 

terentNo.  et.  ivlian:.  tertine.  nep 

(S.  Mittheilungen  des  hist.  Ver.  f.  Steiermark.  I.  v.  Richard  Knahl.)  Die 
Namen  BYRRAN.  SVCELA  und  VCCON  deuten  unabweislich  auf  celtischen 
Ursprung  hin.  Ein  Stein  zuPettau  (Grut.  DCCCLXXXVII.  8)  trug  die 
Inschrift: 

C.  SAMVCIONIVS 

SECTATVS.  ET 

SAMUCA.  BVRRANI.  F 

V.  F.  SIR.  ET 

RESPECTILLE 

DEF.  AN.  XX 

Ein  BYRAWS  erscheint  desgleichen  auf  einem  Steine  an  der  Dreifaltigkeits- 

capelle   zu    0  1>  e  r  m  ü  h  I  h  ach    in    Kärnten   (s.  Carinthia    I84v>,   Nr.  ftt)  als 

Vater  eines  CVPITVS,  eine-,  wie  oben  bemerkt,  in Noricem  vielvcrbreih'len 

Namens. 

Pols  (Judenburgerkreis).  1850. — DemVernehmen  nach  wurden  von  .fuden- 
burg  mehrere  höchst  interessante  Gegenstände  aus  einem  im  Pölserthale,  nürd- 
iich  von  Judenburg.  gemachten  Funde  nach  Gratz  eingesendet.  Der  vorzüg- 
lichere Theil  derselben  besteht  aus  kleinen  Bronzeliguren.  die  man  für  (ii»l- 
zenbilder  hielt,  mit  deren  näherer  Beslimmung  aber  erst  jetzt  ein  gelehrter 
Fachmann  beschäftigt  ist.  Nach  fluchtiger  Betrachtung  beschrieb  man  sie 
hr  so:  t>  Paare  nackter  Bronzetigürchen,  3— V  hoch,  Mann  und  Weil'. 
halten  einen  Hirsch  am  Geweihe;  ferner  sind  zwei  Reiter  gleichfalls  nackt 
('.').  aber  mit  einem  sehr  hohen  Helm  oder  einer  anderen  Kopfbedeckung 
auf  dem  Haupt,  der  eine  führt  Schild  und  Lanze  \\  ie  jeder  Reiter,  derandere 
aber  den  Schild  am  rechten  Arme,  die  Lan/.r  in  der  linken  laust  :  von  heideu 
Stosswaffen  sind  nur  kurze  Bruchstücke  zu  sehen.  Line 
gleichfalll  die  anderen   mit  halbem  Leihe  :    sie  hl  H 

di<    Hände    über    dem  Haupte.     ;ils    oh   sie  einen  Korh  oder  iliches 

darauf  /u    tragen   hätte. 


118 

Das  ganze  bisher  beschriebene  scheint  auf  einer  Art  von  Wagen  geruht  zu 
haben,  von  dem  noch  Hader  sammt  Achsen  da  sind;  die  Räder  haben 
Speichen  und  Hundeköpfe  (?)  als  Verzierung.  Ferner  befand  sich  dabei  ein 
kesselartiges,  sehr  gut  gearbeitetes  Gefäss,  ohne  Spuren  von  Schrift,  dann 
ein  sogenannter  Streitmcissel,  Griffe  von  Gefässen,  und  eine  Unzahl  von 
Bruchstücken,  darunter  der  untere  Theil  eines  Helmes  gleich  den  im  Jahre 
1812  zu  Negau  gefundenen,  von  denen  12  das  k.  k.  Münz-  und  Antiken- 
Cabinet,  die  übrigen  das  Joanneum  zu  Gratz  bewahrt.  Sollten  die  oben  be- 
zeichneten Figürchen  wirklich  als  Götterbilder  erkannt  werden,  so  würde 
das  sehr  an  ähnliche  Funde  im  Norden  Deutschlands  erinnern.  (Vgl.  Jahr- 
bücher des  Ver.  f.  meklenburg.  Gesch.  u.  Alterth.  Von  G.  F.  Lisch,  IX. 
Jahrg.  1 844,  Schwerin.  S.  374, 375.)  Auch  sollen  im  Schlosse  Freudenau*) 
(im  Marburger  Kreise  Steiermarks)  Bruchstücke  eines  andern  Exemplars 
dieser  Gattung,  das  in  einem  Tumulus  nächst  Radkersburg  war  ausgegraben 
worden,  sich  befinden.  Jedenfalls  sehen  wir  mit  gespannter  Erwartung  dem 
nächsten  Hefte  der  Mittheilungen  des  bist.  Vereins  für  Steiermark  entgegen, 
in  dem  wir  eine  ausführliche  Beschreibung  dieses  merkwürdigen  Fundes  aus 
der  Feder  des  verehrten  Auschussmitgliedes  jenes  Vereines,  des  hochw. 
Domherrn  und  Professors,  Herrn  Matthias  Robitsch,  zu  erwarten  haben. 

St.  Marein  (Judenburgerkreis),  —  Aus  der  Schwelle   des  ehemaligen 
Eingangsthores  der  im  J.  1845  abgebrannten  Filialkirche  zu  St.  Marein  bei 
Neumarkt  wurde  folgender  Inschriftstein  ausgehoben: 
D.  N.  FLAVIO.  CO 
ATSTANTINO 
PI.   INVICTO 
AVG 
M.  P.  XXII 
(Ebend.  S.  29.)  Dieser  Meilenstein  aus  der  Regierungszeit  des  Kaisers  Con- 
stantin  des  Grossen  ist  höchst  merkwürdig  für  die  Bestimmung  der  Entfer- 
nung Noreia's  (Neumarkt)  von  Matucaium  (Treibach)  XIII  und  mit  Hinzu- 
zählung   der  Entfernung  dieses    letzteren   von    Virunum    (Zolfeld)     XIV, 
zusammen  XXVII,  was  von  der  Angabe  der  Entfernung  Noreia's  von  Viru- 
num mit  M.  P.  XXII  auf  der  Tabula  Peuting.  um  die  kaum  nennenswerthe 
Zahl  von  M.  P.  V  (1%  öster.  Meilen)  differirt. 

Baierdorf  (Judenburgerkreis).  —  In  dem  zur  Pfarre  St.  Marein  ge- 
hörigen Baierdorf  befand  sich  ein  Stein,  der  nach  Priesach  in  Kärnten 
übertragen  wurde,  wo  er  jetzt  im  Propsteigarten  sich  befindet.  Er  ist  1'  3" 
hoch  und  1'  8%"  breit  und  hat  die  Inschrift: 

ATERO.  FE 

STI.  ^    CATT 

VN.  MO^A 

N.  HE.  F 

*)  Während  des  Druckes  dieser  Zeilen  hat  mir  Hr.  Prof.  Dr.  M.  Robits  ch 
seinen  interessanten  Aufsatz,  mit  6  Tafeln  Abbildungen,  in  Aushängebogen  bereits 
mitzutheilen  die  Güte  gehabt.  Da  die  obigen  flüchtigen  Andeutungen  keine  Unrich- 
tigkeit enthalten,  so  mögen  sie  vor  der  Hand  genügen. 


1,1    \ri.i; .  ,i!s  c  \  n\  \  .  der  Iberdiei  den  fcnnamen 
bcwobner  ftthrl ) .  charakterisiren  lieh  all  celtiaebe  Nantes.  |  Ebd,  8 
\  du  eben  dorl  kam  nach  st.  Stephan   in  Kirnten  ein  Steinbild  rea 
einen  Grabmale,   «-ine  weibliche  Gestalt  mit    einen  SalbengeflM  in   der 


vorteilend      Di 


•Ihr    IM-Iili.lrl 


CLARV 

/ßl-ET.  P.VETVRt  0 
IH10RAV0-IÜ71     V 
ATRON  0     •     KT 
VETVR1AE    PK 
TERTVLLAEVXORI 


Linken  in  iehr  richtiger  Zeichnen 
in  den  Pfarrhofgarten. 
Maria  Hof  (Jadenborgerkrcia).  1843. 

Von    dort    kam   ein    Künu-rstem  (Fig.  11»  in's 
Antiquarium     des     .loanneums      mit      neben- 

stehender  Inaehrifl : 

An   der  luaeeren   Oaiwand   drv  Pfarr- 
kirche daeelbat   befindel  sich  hoch  oben  der 

Kopf  des    Jupiter  Amnion,   an  der   Südwand 
ein  Relief  mit  Ornilho-Delphineii. 

Bin  ans   i\ov  Umgebung  des  alten  Schlos- 

daaelbal    in    des    Schloiagarten     über- 

aer  und  ale  Steinbank  dort  verwendeter 

Cippna   von  V  7"  Hohe,  I'   l>%'    Breite  und 

t'  4V'a "  Tiefe  trägt  die  Inschrift: 

C 
CILK) 
</.   S1U   (et) 
(ILIA\(us) 
(f)RATRE(s) 
(fe)Ci;ilV\(t). 
St.   Georgen    (Judenburgerkreis).       -    In    der  linken  Ecke    des   abge- 
kommenen   Allares    der  Katharina-  Capelle    EU  St.     Georgen     (ob    Murau) 
ist  ein  Cippus  eingemauert,  «1er  1'  8"  in  der  Höhe,  h"  in  der  Breite,  8"  in  der 
Tiefe,  und  11" an  Sockelbreite  miast  und  folgende  Inschrift  trägt: 
D(iia).   D(eal)us.|uey>.  O(mnil)us) 
CLAV 
1)1  VS 
V  ALK  II 
IVS 
\.  S.   L.  M. 

B,  Unter-Steiermaifc 

Geisthal  (Gralzerkreis).    -     Im    Inneren    der   Kreuzcapelle    daselbst 
dient  als  Altarstufe  ein  abgenützter,  l'  7"  hoher  und  3'  '  4"  breiter  Römer- 

stein  mit  der  Inschrilt : 

8ATVRNINVS 
DVBNISSL  F.  V.  V 
SIBI.  BT.  SVADVa 

\i;.  \ w.M.  c.  .  .   . 


Die  Namen  DV BIS  SVADVCIA,  VANN  Ja  romani 

tennamen.  (Eb<  ndort,  wie  die  \  oi  berge] 


120 

Kaisdorf  (Gratzerkreis).  1850.  -  Am  5.  Juni  d.  J.  wurde  zu  Kais- 
dorf, zwei  Stunden  südlich  von  Gratz,  von  dem  Bauer  Peter  Barth  folgen- 
der 3'  5"  hohe,  2'  5"  breite  Römerslein  gefunden  und  nachher  dem  Joanneum 
käuflich  überlassen:  NAMMONIV 'S.  MVSSA 

^E.  IALANDINA.  6NIW .  'E 
SATVRNINVS.  SATV 
RIONIS.  V.  F 
(S.  Mittheil,  des  hist.  Ver.  f.  Steierm.,  2.  Hft.,  S.  67.)  Oberhalh  der 
Inschrift  zeigen  sich  zwei  Brustbilder.  Das  zur  Rechten  stellt  ein  weib- 
liches Wesen  vor,  was  aus  der  feineren  Gestalt ,  der  geringeren  Schul- 
ternhöhe  und  der  Kleidung  sich  schliessen  lässt;  das  zur  Linken  bezeichnet 
einen  Mann,  der  wahrscheinlich  das  Schmiedehandwerk  trieb,  da  ihm  in  die 
rechte  Hand  ein  Hammer,  in  die  linke  eine  Zange  gegeben  ist.  Dass  dieser 
Grabstein  einem  Schmied  angehört  habe,  scheint  noch  mehr  durch  den  Um- 
stand bestätigt,  dass  in  der  Nähe  viele  Hufeisen  (für  Maullhiere),  wohl 
60 — 70  Stücke,  gefunden  worden  sind,  von  denen  eines  der  ungemein  thätige 
Erforscher  und  sinnreiche  Erklärer  römischer  Altherthümer,  der  hochw. 
Herr  Pfarrer  Richard  Knabl,  dem  k.  k.  Münz-  und  Antiken-Cabinet  ein- 
gesendet hat.  Neben  dem  obigen  Steine  lag  eine  Urne,  die  der  Bauer  weg- 
warf und  eine  Bronzemünze  des  Kaisers  Claudius  vom  J.  41  n.  Chr.  Auch 
führen  durch  den  sogenannten  „Schachenwald"  in  der  Nähe  Spuren  von 
Mauern,  welche  schliessen  lassen,  dass  nördlich  von  Kaisdorf  etwa  1400 
Schritte  in  der  Richtung  gegen  Gratz  eine  Ortschaft  mag  gestanden  haben. 
—  Die  auf  dem  erwähnten  Inschriftsteine  vorkommenden  Namen  deuten  eben- 
falls wieder  auf  celtischen  Ursprung  hin,  und  erinnern  an  manche  andere 
in  dieser  Peripherie  gefundene.  Überhaupt  lässt  sich  ,  bei  nur  oberfläch- 
licher Vergleichung  einiger,  mit  celtischen  Anklängen  bezeichneter  Inschrift- 
steine aus  dem  norischen  Lande,  der  innere  Zusammenhang  nicht  verken- 
nen, der  unter  den  zerstreuten  Familien  der  Landeseingeborenen  nicht  nur 
durch  die  Bande  der  Nationalität,  sondern  auch  durch  Verwandtschaft  und 
Verschwägerung  noch  lange  fort  erhallen  blieb.  So  finden  wir ,  wie  einen 
NAMMONIVS  auf  dem  Kalsdorfer  Steine,  auf  einem  vielfach  erwähnten, 
bald  nach  P  e  1 1  a  u  (Apian.  CCCLXXX1  IL,  Gruter.  DCXXV.  6.  u.  MXXXIII.  7.), 
bald  nach  Str  assgang  (Grut.  DLX.  10.,  Katancs.  I.  A.  Lp.  313.  LXI 
u.  408.  CCLV;Muchar,  Gesch.  d  St.  I.  S.  404,  Carinthia,  1846,  Nr.51 
u.  a.)  versetzten  Steine  (an  den  letzteren  Ort  gehörig,  der  aber  nicht,  wie 
hin  und  wieder  beigefügt  ist,  in  der  Nähe  von  Cilli  liegt)  folgende  Inschrift : 
NAMMONIAE.  MA 
TRI.  V.  F.  SIBI.  ET.  SEM 

PRONlO.  SECVNDINO 

MAR.  D.  SOL.  ET.  SEM 

PRONIO.  SECVNDINO 

FIL.  B.  COS.  AN.  XVIII 

Hier  haben   wir  eine  NAMMONIA  (die  einige  MAMMONIA   lesen)   neben 

einem  Decurio  derrälhselhaften  Stadt  Solva  inNoricum.  Einen  NA AMONIVS 

HEMVLL.  M.  F.  und  einen  STAT.  NAMONIVS  macht  Grut.  (DLXXXI.  10,) 


m 


auf  einem  Mailänders  ihaft,  wihrend  wir  einem  Ihnlichen   Namen 

auf  einem  Steine  in  Verona  (Mailei.  GXX.7.  Z  p.  11%.  Orelli.  8076) 

uen,  <l«'r  die  Inschrift  ffthrl : 

I).         M 
M.  COELIO 
m.  r.  n, 
HOMVLLO.  SOLV. 
mil.  Fi;.  LEG.  \i.  VIC 
hm  als,,  hier  einen  M.  COELIVS  HOMVLLVfl  aus  Solvay  in  Mailand 
einen  NAAMONIVS  HEMVLLVS  and  zu  Strassgang  eine  NAMMONIA,  die 
zu  einer Magistratsperson von Solva  inBeziehung  steht.  Zu  Geiethal  leaei 
wir  einen  SATYRNINVS  DVBNISS1  F.,  auf  unserem  Kalsdorfersteine  einen 
SATVRNINVS    SATVRION1S     F.;    dagegen    trägt   ein   Stein    den    G 
(DCCV.  6  aus  Lax)  anfuhrt,  angeblich  zu:    ..In Prantlhof Sacello (Gut Pren- 
delhofim  Gratzerkreise),  in  ruinis  Solvae"  die  Inschrift: 

i).  ML 

s.\  TVRONIVS.   SECVRVS 

ET 

HF  SPEC  TA.    FF  STA 

V.  F.  SIBI.  ET 

8ENICIONI.   SARTVRON 

ET 

\  !  N  DVNAE.  PAK.  ET 

SERTETERTANO.  F1L 

Sie   nennt   einen  SAT\  IlOMVS  und  einen  SATVRON.    Beide   sehr  klang- 

verwandt  mit  SATYRION;  die  RESPECTA  erinnert  an  die  RESPECTILLA 

auf  dem  oben  erwähnten  Pettauer  Steine,  der  zugleich  <\rn  BVRRANVS  von 

St.  Dionysen  UaBrucker-Kreii  wieder  erwähnt,  während  die  FEST  A  an  den 

\  TER  Vater,  zu  Baierdorf,  mahnt,  und   die  VINDVNA  an 

einer  VINDONA  zu  St.  Paul  in  Kärnten  (Grut.  LXXXVII.  f.)    eine  Namens- 

\  erwandte  bei. 

Löffelbach  (Gralzerkreis).  184?  —  Herr  Dr.  M.  Macher,  k.  k. 
Distriktsphysiker  zu  Bartberg,  ein  Mann,  der 
sich  um  Alterthumsforschung  in  seinem  Kreise 
mit  grossem  Euer  annimmt,  besichtigte  zu 
Ldffelbach  bei  Hartberg  die  dort  vor  einigen 
Jahren  Ausgegrabenen  Antiken  (2  Steinreliefs, 
das  eine  zwei  Pferde,  das  andere  einen  rulien- 
ren  darstellend  [s.  unten]),  Z&egelst&eke 
mit  Kreuz-  und  Bogen/eichen  u.  s.  w.  Eine 
Ziegelplatte  (Fig.  I*.),  1'4"  hoch.  1'  1  breit. 
enthält  nebenstehende  Schritt/ 

Herr  Planer  R.  Knabl,  der  gewandte 
Entrithseler  römischer  Inschriften,  liest  dies« 
Inschrift,  er  Einfachheit  des  Stof- 

fes und  derRohheitderSchriftzfl  .lein  Denkmal  der  Dl 


122 

C.  VAL 

OMNI 

BVS.  SVI 

S.  O(llas)  V.  D(edit). 
Hartberg  (Gratzerkreis)  1847-1850.  —  Seit  dem  Jahre  1847  hat 
Herr  Dr.  H.  Macher  in  dieser  Gegend  Ausgrabungen  veranlasst  und  ge- 
leitet und  ganze  Hügelgruppen  blossgelegt.  Die  vorzüglichsten  derselben, 
über  die  wir  hier  (auf  Grundlage  des  Aufsatzes :  „Die  Römergräber  in  der 
Gegend  um  Hartberg":  Mittheilungen  des  hist.  Vereins  f.  Steiermark,  1.  Hft. 
1851,  S.  107—126)  kurz  berichten  ,  befinden  sich :  1)  auf  der  Penzen- 
dorferhöhe  (Penzendorfberg),  am  Rande  des  Föhrenwaldes,  wo  noch 
vier  Hügel  sind.  Die  aufgedeckten  Erdaufwürfe,  4  mittels  Mauern  getrennte 
Gräber,  enthielten  Thonscherben,  Knochenreste, Kohlen,  Zwetschken-,  Pfir- 
sich- und  Kirschenkerne,  Schalen  von  Wallnüssen  u.  dgl.  Der  Hügel  mass 
<M)  Schritte  im  Umfange,  9'  Höhe  und  14'  im  Durchmesser  auf  der  oberen 
Fläche.  —  2)  Im  P  en  zen  dorfer-G  h  ar  t  an  der  Strasse  nach  Gräfe  n  - 
dorf.  Vor  ungefähr  25  Jahren  befanden  sich  dort  noch  50  Hügel.  Im  J. 
1835  wurde  ein  Hügel  aufgegraben,  wobei  man  Ziegel,  Steine  mit  Inschriften, 
eine  weibliche  Figur  mit  einem  Kruge,  ein  Männchen  aus  Blei,  Münzen  n. 
s.  w.  fand,  was  alles  verloren  ging,  bis  auf  eine  (nunmehr  in  der  Sammlung 
des  hist.  Vereines  befindliche)  Sphinx  aus  weissem  Marmor  (ruhendes  Thier 
mit  Widder-  oder  Kalbskopf,  vorn  am  Halse  einen  wellenförmigen  Kamm, 
auf  der  rechten  Schulter  einen  grossen  ausgespannten  Flügel).  —  Im  Jahre 
1847  wurden  noch  26  Grabhügel  entdeckt,  3-7'  hoch,  20—60  Schritte  im 
Umkreise;  davon  wurden  13  untersucht,  in  denen  man  auf  Steine,  Knochen, 
Scherben,  Thränenfläschchen,  Urnen,  Schüsseln,  Reifen,  Fibeln  und  andere 
Bronzegegenstände  stiess.  —  3)  Im  S  chil  d  b  ac  hwa  1  d  e  (Grillenberg)  ; 
zwei  grosse  Hügel,  der  grössere  fast  12'  hoch  und  90  Schritte  im  Umfange; 
darinnen  Thonscherben,  grosse  Steine  von  1  —  3  Centner,  Kohlen,  Tuf- 
steine  in  Schädelform,  Petrefacten  (Rebe),  3  Schneckenhäuschen,  aber  keine 
Spur  verbrannter  Knochen.  —  4)  Im  Walde  nächst  K  lafen  au ,  an  der 
Strasse  nach  St.  Johann  in  der  Heide.  —  5)  Im  Steinriegelwäldchen 
bei  St.  J  oh  an  n,  an  der  Strasse  nach  Rohr  nächst  der  Teichwiese;  6  Hügel, 
30-  80  Schritte  im  Umfange,  5 — 10'  hoch,  drei  schon  früher,  drei  im  Octo- 
ber  1850  aufgegraben,  mit  Knochenresten,  Kohlen,  Glas-  und  Thongegen- 
stünden,  unverbrannten  Knochen  von  Spitzmäusen.  —  6)  Im  Safenau- 
w  aide  nächst  der  Strasse  nach  Buch.  —  7)  Im  L  af  n  i  t  z  t  h a  I  e  ,  weiter 
von  Hartberg  weg.  bei  Unter  röhr.  —  8)  ImNcu  dauwalde  zwischen 
NeudauundWörth.—  9)  ZuLöf  felbach;  Fig.  13. 

vor  80  Jahren   war  dort  ein  grosser  Hügel  ?    f         7^~~^ÄT~~><-- <<_ 

grosse   Steine   jetzt  am  Hause  des  Bauers  ^T^l f\  \ 

St  ach  el  (s.  oben),  besonders  ein  3"  hohes,    j  Mf       </ 

12"    breites   Marmorstück    zwei     nebenein-    \  fP^\<S*Y /^WtS vi   / 
anderslehende  Pferde  vorstellend  (Fig.   13),     I  J     E\      \\ß   <  )/)/  i   I 
von  denen  das  vordere  den   rechten  Vorder-    I.  T^r^ g         äp-dr 
fuss  erhebt ,   vor  denselben  steht  ein  kessel-    'fc '- 


rig.  i  » 

CS  1 


1 83 

!  in  den  ein  krammgebogenei  Stab  leimt        Ferner  befinde! 

lieh  dort  rorm  Rente  »!.is  Relief  einet  ratende!  Löwen  im 
I  Kopfhöhe,  i1  .  rfi  ckwlrta  hoeh,  Aber  i    breit,  bei  offenem  Uneben  ind 
r  erhängender  Zange  einen  Eberkopf  hellend, 

Gleichenberg  (GreUerkreU).     -  Im  Febratr   1868    imrdea    dneelbsl 
laut  einer  gütigen  Mittheihmg  dos  dortigen  Bmnnennrstef  lfm.  Dro.  Prnm 

i  i  i ,   mehrere  Antieaglien  gefunden,  als  Thou-  Fig.  r» 

•eherben,  Brnehotieke  »im"-  Armbandes,  ein  Beil  von 
Nephrit,  eiförmige  hohle  Bronseeehfieeelehen ,  von 
Vis"  Breite,  P-  lt;  '  Länge  und  T  Tiefe,  wie  neben- 
stehende Figur  ete  eeigl  (Fig.  14).  Kebwtdeni  fand  man 
e  römische  Bronzemannen,  von  denen  übrigens 
nur  eine  als  \  un  Nero  herrührend  zu  erkennen  war. 

Leibnitz  (Marbnrgorkreie).  1848  1850.  —  Trotz  der  ungünstigen 
Conjnnetnren,  unter  welchen  in  diesen  Jahren  die  spärlichen  Forschungen 
auf  dem  klassischen  Boden  des  Leibnitzerfeldes  stattfinden  konnten,  wurden 
dennoch  (t.  Alitth.  d.  biet.  V.  f.  Steiermark  I,  S.  81— 83)  folgende  Münzen  zu 
Tage  gefördert : 

a)  Griechische 
1 )  Von  Viminacium  in  Obermösien  : 
IMP.  Bf.  1VL.  PHIUPPVS.  AVG.  Belorberter  Kopf  Philipps  d.  Ac. 
Hr.  1*.  M.  S.  COL.  \IM.    Weibliche  Gestalt  zwischen  einem  Löwen  und 
einem  Stier.  Unterhalb  AN.  VIII.  —  A.  I.  -     Vom  h  2V7  n.  Chr. 
HER  KTRVSCILLA.  AVG.  Kopf  der  Etruscilla  des  TrajanusDecius. 
IV.   Wie  oben.  Unterhall)  AN.  XI.  -  JB.  II.  —  Vom  J.  250.  n.  Chr. 
'2 )  Von  M  a  r  c  i  o  n  o  p  o  1  i  s  in  Untermösien  : 

ATT.  K.  H.  ATPHAI.  ANTON6IN0C.  Belorberter  Kopf  des  Elagabal. 
IV.  rn.IOTA.ANT/CEAETKOT  KAPKIANOBOALTQN.  Genius  vor  einem 
Altar,    in    d.  II.   eine  Opferschale,    in  d.  L.  einen  Zweig.  —  St.  II. 
Aus  d.  J.  218     222.  n.  Chr. 

3)  Von  I)  M  i  en: 

IMP.    C.    C.    VIB.    VOLVSIANVS.    AVG.      Belorberter    Kopf  des 

Volusianus. 

IV.    PKOVINCIA.    DAGIA.     Weibliche  Gestalt  zwischen   einem  Adler. 

der  einen  Kranz  im  Schnabel  hält  und  einem  Löwen,  in  der  B. ... 

in  d.  L.  eine  Standarte  haltend.  Unterhalb  AN  V.    -  AB.  II.       Vom 

.1   n.  Chr. 

4)  Von  Nicie  in  Bithynien: 

IOTAIA.  MAICA.  ATT.     Kopf  der  Julia  Mäsa. 
r>.  MKAICl.'N.    Drei  lYld/.eiehen.        .11.  II.        Aus  d.  J.  218-22;$  n.Chr. 
b)   II  ö  mi  sehe  Faini  1  i  e  n  in  ü  n  I  c  n. 
I)  Julia.  Vielgötterkopf(CapatPantheom)l  mit  Attributen   desApoll.». 
Mfi-cur  und  Neptun. 
rjr.   L.    IVLI.    BVRSIO.     Mir  S  Hin  :,uf  rasehem  Viergespann.      Et 

-uinios.     M.   S\Mi\l\l\S     (>      f.     IIIV1I!.   A.    A.    V    i 
In  der  Mitte  8.  C 


124 


9?.  AWiVSTYS.  TIUBVNIC.  POTEST.  innerhalb  eines  Kranzes  von 
Eichenlaub.   A\. 

e)  lt  iim  i  s  c  h  e  K  a  i  s  e  r  m  ü  n  z  e  n. 

1)  IMP.  CAES.  VESP.  AVG.  P.  M.  T.  P.  COS.  V.  CENS.  Kopf  des 
Vespasian,  mit  der  Sirahlenkrone. 

Ijk  FELICITAS.  PVPLICA.  S.  C.  Die  Göttin  der  öffentlichen  Wohl- 
fahrt, in  der  R.  den  Mercurstab,  in  der  L.  das  Füllhorn.  —  M.  IL 
Vom  J.  74  n.  Chr. 

2)  T.  CAESAR.  IMP.  PONT.     Belorberter  Kopf  des  Titus. 

I*.  TR.  POT.  III.  CENSOR.  Doppeltes  Füllhorn,  in  der  Mitte  der 
Mercurstab.  —  M.  II.  —  Vom  J.  74  n.  Chr. 

3)  ANTONINÜS.  AVG.  PIVS.  P.  P.  TR.  P.  COS.  III.  Belorberter 
Kopf  des  Antonin. 

ty.  AEQVITAS.  AVG.  Die  Göttin  der  Billigkeit,  in  der  R.  die  Wage, 
in  der  L.  den  Speer.  —  M.     -  Vom  J.  146  n.  Chr. 

4)  AVREL.  CAES.  ANTON.  AVG.  PIT.  F.  Unbedeckter  Kopf  des 
Marc  Aurel. 

9*.  TR.  POT.  XI.  COS.  IL  Die  Göttin  der  öffentl.  Wohlfahrt  (Felicitas), 
in  der  R.  den  Mercurstab,  in  der  L.  den  Speer.  —  M.  —  Vom  J.  157 
n.  Chr. 

5)  M.  ANTONINVS.  AVG.  ARM.  PARTH.  MAX.  Belorberter  Kopf 
des  Marc  Aurel. 

#.  TR.  P.  XXI.  IMP.  IUI.  COS.  III.  Die  Göttin  der  Billigkeit.  - 
M.  Vom  J.  167  n.Chr. 

6)  CRISPINA.  AVGVSTA.     Kopf  der  Crispina  des  Commodus. 

Jk  DIS.  GENITALIBVS.  Lohender  Opferaltar.  —  iR.—  Etwa  176-183 
n.  Chr.  Vgl.  Eckhel,  D.  N.  V.  VII.  139. 

7)  D.  CLOD.  SEPT.  ALBIN.  CAES.     Unbedeckter  Kopf  des  Albinus. 
IV.  FELICITAS.  COS  II.    Die  Göltin  der  öffentlichen  Wohlfahrt,  in  der 

R.  den  Mercurstab,  in  der  L.  den  Speer.   —    M.  I.  —  Aus  den  J. 
194—195  n.  Chr. 

8)  D.  CLOD.  SEPT.  ALBIN.  CAES.     Unbedeckter  Kopf  des  Albinus. 
Ijk.  MINER.  PACIF    COS.  II.     Minerva  stehend,  in  der  R.  einen  Zweig 

in  der  L.  Speer  und  Schild.  —  M.  —  Aus  den  J.  196—197. 

9)  P.  SEPT.  GETA.  CAES.  PONT.     Unbedeckter  Kopf  des  Geta. 
fy    SECVRITAS.  IMPERII.  -  JE.  IL  -  Aus  den  J.  198-204. 

10)  M.  OTAC1L.  SEVERA.  AVG.  Der  Kopf  der  Otacilia  des  Phi- 
lippus  L,  auf  einem  Halbmonde. 

IV  CONCORDIA.  AVGG.  Die  Eintrachtsgöttin,  in  der  R.  eine  Opfer- 
schale, in  der  L.  ein  doppeltes  Füllhorn.  ~  M.  —  Aus  den  J.  244 
bis  249. 

11)  IMP.  C.  M.  Q.  TRAIANVS.  DECIVS.  AVG.  Kopf  des  Trajanus 
Decius  mit  der  Strahlenkrone. 

I*.  ABNNDANTIA.  AVG.  Die  Göttin  des  Überüusses,  ein  Füllhorn 
ausgiessend.  —  M.  —  Aus  den  J.  250  -  251. 


125 

IMIV    NLMILIA.WS.   P1VS,    ML     A\  (i.      Kopl    des   Aemili.mus  mit 

der  Strahlenkrone. 
lt.  DIANAS.  \  i <  i '  1 ; I     Diana  tfehend,  la  der  it.  «Im  Pfeil»  in  derb. 
«Ion  Bogen        u.      \ ' .1.  iM  M.  Chr. 

M.    AVR.   (AllIWS.    NOB,    ('.      Kopf  des  Tai-inus  mit  der  Strahlen- 
krönt'. 
lt.    PIUXTIPI.   IVVK.NT.      l>or  Kaiser  im  Im •i.-gei •n.ai.lrl  siebend,  in  der 

K.  oin  Feldseiehen,  in  der  L.  einen  Speer.  Unterhalb  KAE.  —  i:.  in 

—  Aus  den  J.  t8l     284  n.  Chr. 

14)  FL.  MAX.  TIIEODOKA.  AVO.    Kopf  der  Theodora  des  Constanlius 
Chloraa. 

9».  PIETAS.  ROMANA.     Die  Göttin  dos  Zartgefühles,  mit  einem  Kind 
auf  dem  Sehoose.  —  iE.  II.  -  Aus  den  J.  292—304. 

15)  I).    X.    \  ALLXTIMAWS.    P.    F.  AVG.     Kopf  des  Valenlinian  mit 
einen  IVrlondiademe. 

It.  VOT.  X.  MVLT.  XX.     Innerhall)    eines  Lorberkranzes.    Unterhalb 
SISC.  P.  —  M.  -  Aus  den  J.  304     375. 
Frauenberg  (Marbargerkreie).  1848.  —    Zu   Frauenberg  ob   Leibnilz 
ist  folgendes,    1'  hohes,    1'  41/./'  breites  Fragment  eines   Grabsteines    zum 
Vorscheine  gekommen : 

...S.  PIENTI 

...EC   E 

..AN.  XXVI.PVELLAE.  I... 

AVS 

Leitring  (Marbnrgerkreia).  1848.  —  Ein  Keuschler  (Kleinhäusler)  aus 
dorn  Dorfe  Leitring  nächst  Leibnitz  fand  im  Mai  d.  J.  auf  seinem  Acker,  als 
er  nach  Bausteinen  grub,  die  er  früher  beim  Pflügen  wahrgenommen,  die 
Reste  eines  römischen  Bades,  bestehend  in  einer  Hohlziegelbrücke  und 
einem  Zimmerraume  mit  den  Bruchstücken  eines  weiss-  und  schwarzge- 
schachten  Mosaikbodens  innerhalb  vier  Hauptmauern,  die  durch  eine,  wahr- 
scheinlich aus  späterer  Zeit  herrührende,  Mittelinauer  in  zwei  ungleiche 
Vierecke  gelheilt  waren.  Die  Hohlziegel  waren  2'  lang,  9"  weit  und  i/-l' 
dick;  die  Mauern  hatten  eine  östliche  und  westliche  Länge  von  8°  f>\  und 
eine  südliche  und  nördliche  Breite  von  4°  5'.  Der  Wandalismus  der  Nachbarn 
hatte  in  Kürze  alles  Aufgefundene  wieder  durcheinander  gewühlt  (s.  Mitth. 
d.  bist.  V.  f.  St..  I,  S.  94-1)5). 

Hohenmauten  (Marborgerkrei*).  1851.  —  Des  Fundes,  der  bei 
Hohenmauten  gemacht  werden  ist  schon  Em  Jahrg.  1861,  (I.Band.  3.  nnd 
4.  Heft,  S.  SSO)  Erwähnung  geschehen.  Ich  trage  hier  aus  den  -Mit- 
theilungen des  bist.  Vor.  I.  Steierm.  II.  S.  182,  einiges  genauer  darüber 
nach.   Ein  Wolkenhrueh  hat  nämlich  im  unteren  Markte,  wo  .  Krücke 

gebaut  von  rdreieh  to  sehr  abgeschwemmt,  data  man  deutlich  die 

Spur»!:  •.  die  aU  nichl 

über  die  Anh. ihr  ging.    Diese  wollte  man  in  u 

lb  man  im  8p  bgrnb ,  wobei  der  schon 


126 

früher  erwähnte  Fund  gemacht  wurde.  Ausser  einem  halbrunden  Steine,  an 
dessen  eonvexer  Seite  die  Siglen  L.  S.  (nach  Kn  ab  1  vielleicht  Locus  Sepul- 
taree)  standen,  fand  man,  etwa  8'  tief,  eine  bedeutende  Anzahl  sogenannter 
Ptolemäer  ,  von  denen  nur  zwei  ins  Joanneum  gelangten;  zwei  andere  hat 
Herr  AI.  Ko  ttck  dem  k.  k.  Münz- und  Antiken-Cabinete  überlassen.  Ähn- 
liche Münzen  hat  man  auch  auf  dem  L  eibni  tz  er  und  Pe  ttaue  r  Felde  ge- 
funden; sie  scheinen  —  wie  Herr  Knabl  —  von  meiner  a.  a.  0.  ausge- 
sprochenen Ansicht  nicht  viel  abweichend  —  sagt,  von  heimkehrenden 
illvrisehen  Kriegern  ins  Land  gebracht  worden  zusein,  die  unter  V  e  s- 
pasian,  Marc  Aurel  und  Septimius  Severus  in  Syrien  gedient  und  in 
dieser  Münze  ihren  Sold  erhalten  hatten.  Nachträglich  hat  der  oben  erwähnte 
Herr  A.  Kottek  die  Gefälligkeit  gehabt,  dem  k.  k.  Cabinete  aus  diesem 
Funde  noch  die  nachstehenden  Münzen  mitzutheilen: 

1)  DIVO.  VESPASIANO.     Kopf  des  Vespasian  mit  der  Strahlenkrone. 
\)e.  C0NSECRAT10.   Adler.  -  M.  —  Zu  den  späteren  Consecrations- 

niünzen  unter  Gallienus   (254—268  n.  Chr.)   gehörig.    Vgl.  Eckhel, 
D.  N.  V.  VIII.  p.  469  ff. 

2)  IMP.  TRAIANO.  AVG.  GER.  DAC.  P.  M.  TR.  P.  COS.  VI.  P.  P. 
Belorberter  Kopf  des  Trajan. 

t>.  S.  P.  0-  R-  OPTIMO.  PRINCIPE  Die  Glücksgöttin  sitzend,  in  der 
R.  ein  Ruder,  in  der  L.  ein  Füllhorn.  Unterhalb  FORT.  RED.  - 
M.  —  Vom  J.  112  n.  Chr. 

3)  ANTONIN.  AVG.  TR.  P  (XXIIII?).  Belorberter  Kopf  des  Marc 
Aurel. 

F>.  FORT.  RED.  COS.  III.  Die  Glücksgöttin  sitzend  mit  Ruder  und 
Füllhorn.  -  M.  —  Vom  J.  170  n.  Chr. 

4)  Behelmter  Männerkopf. 

l)k.  BPETTliJN.  Minerva,  schreitend  mit  Schild   und  Lanze.  Unterhalb 
das  Monogramm  $.  —  JE.  7.  —  Münze  der  Bruttier  in  Grossgriechen- 
land. 
Mahrenberg  (Marburgerkreis).    1850.  —  Auch  über  einen  zu  Mahren- 
berg gemachten  Fund  war  im  Jahrg.  1851  (a.  a.  0.)  schon  die  Rede.    Schul- 
kinder fanden  nämlich  am  Fusse  des  Berges,  auf  dem  einst  ein  Kloster  der 
Dominicanerinnen  (errichtet  1251,  abgebrannt  1780,  aufgehoben  1781)  stand, 
in  einem  Topf  eine  bedeutende  Anzahl  Bracteaten ,  österreichische,   salz- 
burgische und  baierische,  von  denen  das  Joanneum  nur  1  E.  erhielt.  —  Der 
Angabe  des  Herrn  A.  Kottek  zu  Folge,  betrug  die  Masse  der  gefundenen 
Bracteaten,  grösstentheils  aus  der  Zeit  des  Interregnums,  einige  Pfunde;  der- 
selbe hatte  die  Gefälligkeit,  auch  dem  k.  k.  Münz-  und  Antiken-Cabinete 
einige  mitzutheilen.    Auch  ein  silbernes  Jagdhorn  soll  gleichzeitig  dort  ge- 
funden worden  sein,    das  somit,   wenn  etwas  Wahres  an  der  Sache  ist, 
verschleppt  wurde. 

Pettau  (Marburgerkreis).  1839.  —  In  der  Schlossergasse  zu  Pettau, 
Nc.  61  ,  wurde  ein  fragmentirter  12"  hoher  und  1"  breiter  Votivstein  im 
Keller  ausgegraben  und  sodann  im  Vorhause  eingemauert  (Mitth.  d.  hist. 
Ver.  f.  St.  II.  S.  62),  er  trägt  die  Inschrift: 


127 


\u.  i 

t.  cl,  a> 

pao.  a\( 

I  \.  VOTO 
Herr   Et   Ruahl    glaubt    HereYLl   Triumphaturi   lesen  ML  miissru.  Ich 

nftchte,  ohne  den  Stein  geeehen  in  haben,  hinter  den  Baehttebenreeien  der 
heulen  Ketten  bei  neben: 

Colon  iac 

VLPiac  Trajanae 
Zirkowitz  (Marburgerkreis).  1850.  —  Da  «1er  Goldmünzfiifund  /.u 
/irkcwil/.  von  dem  im  Jahrg.  1851  (a.  a.  0.)  Berieht  erstattet  werde 
«Mi  <len  bedeutendsten  gehört,  die  im  Umkreise  der  österreichischen  Monar- 
it  Jahren  gemacht  worden  sind,  so  dürfte  es  von  Interesse  sein,  ausser 
den  früher  angeführten  und  heschrichenen  25  Goldmünzen,  die  dem  k.  k. 
Münz-  und  Antiken-Cahinete  als  Muster  zugesendet  worden  sind,  auch  noch 
die  übrigen  seil  her  hekannt  gewordenen  hier  aufzuführen.  In  den  „Mit- 
theilungendes hist.  Ver.  f.  Steierm."  (II.Hft.  1851,  S.  173  ff.)  berichtet  Herr 
Knabl  dass  das  Joanneuni  zu  Gratz  28  Stücke  aus  diesem  Funde,  das  Stück 
zu  15  11.  C.  M.  angekauft  habe.  Das  k.k.  Münz-Cabinet  hat  nichl,  wie  es  dort 
heisst  1 1,  sondern  25  Stücke  zur  Auswahl  erhalten,  die  jedoch,  da  sämmtliche 
Typen  in  der  kaiserlichen  Sammlung  hinlänglich  vertreten  sind,  und  da  auf  den 
angebotenen  Preis  für  einige  von  den  eingesendeten  Exemplaren  nicht  konnte 
eingegangen  werden,  alle  wieder  zurückgestellt  wurden.  Das  Joanneum  kaufte 
dann  neuerdings  23  Stücke,  so  dass  es  nunmehr  aus  diesem  Funde  im  ganzen 
51  Stücke  besitzt.  Unter  den  Goldmünzen,  die  dem  k.  k.  Münz-  und  Antiken- 
Cabinete  waren  eingesendet  und  von  mir  am  angeführten  Orte  beschrieben 
worden,  kamen  folgende  Typen,  die  das  Joanneum  an  sich  brachte,  nicht  vor : 

1)  ANTOXIA.  AVGVSTA.  Kopf  der  Antonia  des  älteren  Drusus,  mit 
einer  Ährenkrone. 

Hr.  SACERDÜS.  D1VI.  AVGVSTI.  Zwei  Fackeln  mit  Kränzen.  —  A7. 
Aus  den  letzten  Jahren  der  vorchristlichen  Zeitrechnung. 

2)  NERO.  CAESAR.  AVG.  IMP.  Unbedecktes  Haupt  des  Nero. 

Kr.  POXTIF.  MAX.  TR.  P.  X.  COS.  IUI.  P.  P.EX.  S.  C.  Die  Tugend 
stehend,  mit  beiden  Händen  einen  Schild  haltend,  mit  dem  linken  Fuss 
auf  einen  Helm  tretend;  am  Boden  Köcher  und  Bogen.  —  A?.  —  Vom 
J.  63  n.  Chr. 

3)  NERO.  CAESAR.  AVGVSTVS.  Belorberter  Kopf  des  Nero. 

Ifr.  AVGVSTVS.  AVGVSTA.  Der  Kaiser  mit  der  Strahlenkrone  stehend, 
in  der  R.  eine  Opferschale,  in  der  L.  einen  Speer,  hinter  ihm  Li\i;i 
mit  verschleiertem  Haupte,  in  der  R.  ebenfalls  eine  Opferschale,  in 
der  L.  ein  doppeltes  Füllhorn.  —  M.  —  Aus  den  J.  54 — 6s  n.  Chr. 

k)  IMP.  CAESAR.  VESPASIANVS.  AVG.  Belorberter  Kopf  def 
Vespasian. 

IV  COS.  ITEH.  TR  POT.  Die  FriedenegttÜn,  litsend,  in  der  K. 
Zweig,  in  der  L.  den  Mercurstab.  —  M.  —  Vom  J.  70  n.  Chr. 


128 

6)  IMP.  CAESAR.  VESPASIANVS.  AVG.  Belorberter  Kopf  des  Ves- 
pasian. 

ft.  COS.  VIII.     Der  Kaiser  wird  von  der  nebenstehenden  Siegesgöttin 

gekrönt.  Ni.  —  Vom  J.  77  n.  Chr. 
(i)   Eine  ähnliche. 

7)  IMP.  CAES.  VESPASIANVS.  AVG.  Belorberter  Kopf  des  Ves- 
pasian. 

Y)e.  TR.  POT.  X.  COS.  Villi.  Eine  weibliche  Gestalt  mit  einer  Thurm- 
krone,  stehend,  in  der  R.  eine  Lanze,  mit  der  L.  Früchte  im  Schosse 
des  Gewandes  haltend.  —  M.  —  Vom  J.  79  n.  Chr. 

8)  IMP.  CAES.  VESPASIANVS.  AVG.  Belorberter  Kopf  des  Ves- 
pasian. 

9».  PAX.  AVGVST.  Die  Friedensgöttin,  sitzend,  in  der  R.  ein  Ruder, 
in  der  L.  einen  Speer.  —  Ni.  —  Aus  den  J.  70—79  n.  Chr. 

9)  T.  CAESAR.  IMP.  VESPASIAN.     Belorberter  Kopf  des  Titus. 
Ifc.  COS.  IUI.     Ein  stössiges  Rind.  —  RH.  —  Vom  J.  72  n.  Chr. 

10)  IMP.    TITVS.    CAES.    VESPASIAN.   AVG.     Belorberter  Kopf  des 
Titus. 

I>.  TR.  P.  Villi  (?).  IMP.  XV  (?).  COS.  VII  (?).  P.  P.  Das  Standbild 
des  Kaisers  auf  einer  Schiffschnabelsäule,  in  der  R.  eine  Lanze.  — 
Ni.  —  Wobei  zu  bemerken,  dass  entweder  das  Consulatsjahr,  oder 
die  Ziffern  des  Tribunats  und  der  Imperatorenwürde  nicht  genau  an- 
gegeben, indem  das  J.  79  n.  Chr.  nur  auf  TR.  P.  VIII.  IMP.  XIIII 
COS.  VII.:  das  J.  80  n.  Chr.  nur  auf  TR.  P.  Villi.  IMP.  XV.  COS. 
VIII.  passt. 

11)  IMP.  TITVS.  CAES.  VESPASIAN.  AVG.  P.M.  Belorberter   Kopf 
des  Titus. 

Ijk  TR.  P.  IX.  IMP.  XV.  COS  VIII.  P.  P.  Ein  Anker,  um  den  ein 
Delphin  sich  windet.  —  Ni.  —  Vom  J.  80  n.  Chr. 

12)  T.  CAES.  IMP.  VESP.  CEN     Belorberter  Kopf  des  Titus. 

9».  PAX.  AVG.  Die  Friedensgöttin  stehend,  in  der  R.  den  Mercurstab, 
über  einem  Dreifusse,  in  der  L.  einen  Zweig,  dabei  auf  eine  Säule 
gestützt.  —  Ni. 

13)  T.  CAES.  IMP.  VESP.  PON.  TR.  POT.  CENS.    Belorberter  Kopf 
des  Titus. 

9».  PONTIF.  TRI.  POT.  Der  Kaiser  in  der  Toga,  sitzend,  in  der  R. 
eine  Lanze,  in  der  L.  einen  Zweig.  —  Ni.  —  Die  Münzen  12  u.  13  im 
Allgemeinen  aus  den  J.  71— 81  n.  Chr. 

14)  CAES.  AVG.  F.  DOMiTI.  COS.  III.    Belorberter  Kopf  des  Donütian. 
9».  PRINCEPS.  IVVENTVT.     Die  Hoffnung,  schreitend.  -  M.  -  Vom 

J.  74  n.  Chr. 

15)  CAESAR.  AVG.  F.  DOMITIANVS.  COS.  V.   Belorberter  Kopf  des 
Domilian. 

Hr.  PRINCEPS.  IVVENTVTIS.     Zwei  verschränkte  Hände.  -  M.  - 

Vom  J.  79  n.  Chr. 
IG)  Vorderseite  wie  oben. 


li-   PBINCEPS.IVVENTVTIS.Vc  i..  sii,.,,ni.      \;       \ ■„,.,  .1.  ;'»...  Chr. 
i?)  CAESAR.    i»i\l.   F.   DOMITIANVS.    COS.   Ml.   Mortorttr  k,pi 

dtl  Doiuihan. 
Ik   PRINCBPS.   IWKYI'VTIS.     Lohrmler  Altar.—  Äff.   -  Von.  f.  90 
n.  Chr. 
18)   IMP.    CAfia    DOMITIANVS.    AVG.    I».    M.     BHurherler   Kopf  den 
Doinitian. 
IV.  TR.    POT.  IMP.   II.   COS.   Mll.  DES.   IX.   P.  I».     Ilehelmter  Pallas- 

kopf,  —  Äff.  ~  Von  J.  8t  d.  Chr. 
L9J  IMP.   CAES.    DOMITIANVS.    AVG.    GERMAMCVS.     Belorberter 

Kopf  des  Domitianus. 
9».  P.  M.  Tit.  POT.   III.    IMP.    V.   COS.   X.   P.  P.    Pallas,   auf  einem 
Sehiflc  stehend.  —  Äff   -  Vom  J.  84  n.  Chr. 

80)  IMP.  CAES.  DOMIT.  AVG.    GERM.   P.  M.   Belorberter   Kopf  des 
Domilian. 

IV.  P.  M.  TR,  POT.   111.    IMP.  V.  COS.  X.  P.   P.      Behelmter  Pallas- 
kopf. —  Äff.  —  Vom  J.  84  n.  Chr. 

81)  IMP.  CAES.  DOMIT.  AVG.  GERM.  P.  M.  TR.   P.  "V.    Belorberter 
Kopf  des  Domilian. 

Q>.   IMP.   XL   COS.   XII.  CENS.    P.  P.   P.     Eine  weibliche  Gestalt  auf 
rinem  Schilde  sitzend.    —  Äff.   —  Vom  J.  86  n.  Chr. 
88)  IMP.  CAES.  DOMIT.  AVG.   GERM.  P.  M.  TR.  P.  VI.    Belorberter 
Kopf  des  Doinitian. 
I*.  IMP.  XIIII.  COS.  XIII.  CENS.  P.  P.  P.  Pallas  stehend.  -Äff  —  Vom 
J.  87  n.  Chr. 
23)  DOMITIA.  AVGVSTA.   IMP.  DOMITIANI.     Kopf  der  Domitia  des 
Domitian. 
IV.  COXCORDIA.  AVGVSTA.  Pfau.  -  A3  -  Aus  den  J.82-96  n.  Chr. 
Ausser  diesen  Typen  sind  dem  k.  k.  Münz-  und  Antiken-Cabinete  noch 
30  andere  Exemplare  aus  diesem  Funde  bekannt  geworden,  die  derbürg-erl. 
Guidarbeiter  zu  Marburg,  Herr  Kun,  demselben  zur  Ansicht  mitzutheilen 
die  Güte  hatte,  nämlich: 

l-(i)  Tl.  CAESAR.  DIVI.    AVG.  F.    AVGVSTVS.     Belorberter  Kopf 

des  Tiber. 
IV.  PONTIF.  MAXIM.     Tiber  sitzend,  in  der  R.  die  Lanze,  in  der  L. 
einen  Zweig.  —  AS.  —  Aus  den  J.  14— 30  n.  Chr. 

7)  Tl.  CLAVD.  CAESAR.  AVG.  P.  M.  TR.  P.  Belorberter  Kopf  des 
Claudius. 

ft.  IMPERATOR.  RECEPT.  Der  Kaiser,  einem  Soldaten  die  Hand 
reichend.   —   Äff.  —  Vom  J.  41  n.  Chr. 

8)  Tl.  CLAVD.  CAESAR.  AVG.  P.  M.  TR.  P.  VI.  IMP.  XI.  Be- 
lorberter Kopf  des  Claudius. 

9».  Triumphbogen  mit  der  Aufschrift:  DB.  BRITANN.,  oberhalb  eine 
Keih'i'stalue  /wischen  zwei  Tropäen.  —  A/?.  —  Vom  J.  40  n.  Chr. 
II.  CLAVD.  CAESAR.  AVG.  P,  M.  TR.  P.  VI.  IMP.  XI.  Belor- 
berter Kopf  des  Claudius 

9 


130 

Rj.  CONSTANTIAE.  AVGVSTI.  Die  Göttin  der  Beständigkeit,  sitzend.  — 

M.  —  Vom  J.  46  n.  Chr. 
10—11)  NERO.  CAESAR.  AVGVSTVS.     Belorberter  Kopf  des  Nero. 
Ä,  CONCORDIA.  AVGVSTA.    Die  Eintrachtsgöttin;    in    der    R.    eine 
Opt'erschale,  in  der  L.  ein  Füllhorn.  —  M. 
11  —  20)  Vorderseite,  wie  oben. 

ft.  IVPPITER.  CVSTOS.     Jupiter  sitzend,  in  der  R.  den  Blitz,  in  der 
L.  den  Speer.  —  M. 
21)  Vorderseite,  wie  oben. 

ft.  ROMA.  Darüber  Roma  sitzend,  auf  der  ausgestreckten  R.  eine  Sieges- 
göttin. —  M. 
22—29)  Vorderseite,  wie  oben. 

^».  SALVS.    Darüber   die  Göttin   des  Heiles  sitzend;    in   der  R.    eine 
Schale.  —M. 
30)  Vorderseite,  wie  oben. 
fy.  VESTA.  Darunter  der  Tempel  der  Vesta.  —  M. 
Die  Münzen  10 — 30  rühren   im   Allgemeinen  aus  den  Jahren  5ö— 68 

n.  Chr.  her. 
Aus  dieser  Aufzählung  geht  hervor,  dass  dieser  Münzschatz  nicht  vor 
dem  J.  87  n.  Chr.  in  den  Schoos  der  Erde  konnte  vergraben  worden  sein, 
so  wie,  dass  die  von  dem  Finder  ursprünglich  namhaft  gemachte  Anzahl  von 
50  Stücken  viel  zu  gering  angegeben  worden  ist,  indem  bereits  die  Zahl 
der  angeführten  Stücke  sich  auf  mehr  als  80  beläuft. 

Cilli  (Cillierkreis).  185?  —  Herr  Rieh.  Knabl  hat  dem  k.  k.  Münz- 
und  Antiken-Cabinet  einen  in  Cilli  gefundenen  Bernsteinring,  wahrschein- 
lich ein  derartiges  Schmuckstück,  wie  solche  auch  auf  dem  Gräberfelde  zu 
Hallstatt  vorkommen,  zum  Geschenke  gemacht. 

Frasslau  (Cillierkreis).  18—?  —  In  der  Gemeinde  Ober-Gorce 
nächst  Frasslau  wurden,  wie  es  heisst,  vor  ungefähr  70  Jahren,  beiläufig 
500  Stück  röm.  Münzen  gefunden,  von  denen  einen  Theil  noch  jetzt  von  dein 
Inhaber  des  sogenannten  Bärenhofes,  Hrn.  J.  Klein,  vorm.  Privatsecretär 
Sr.  Durchlaucht  des  Fürsten  Metlernich,  aufbewahrt  wird.  Es  sind  Weiss- 
kupferlinge  von  Valerianus,  Gallienus  Saloninus,  Claudius 
Gothicus,  Aurelianus,  Probus,  Carus  und  Carinus,  also  vom 
Jahre  254—283  (s.  Mitth.  d.  hist.  Ver.  f.  St.  II.  S.  155).  —  In  eben  dieser 
Gegend  soll,  zwischen  Fr  ass  lau  und  San  eck,  um  das  J.  1828,  ein  ähnli- 
cher Fund  gemacht  worden  sein,  der  aber  weiter,  nämlich  bis  Gordian  III. 
(239  —  245  n.  Chr.)  zurückreicht.  Hr.  J.  Klein  hatte  diesfalls  die  Ge- 
fälligkeit, dem  k.  k.  Münz-  und  Antiken-Cabinete  Exemplare  von  Gordia- 
nus  III.  (Saeculi  Felicitas),  Treb.  Gallus  (Pietas  Aug.),  Gallienus,  Salo- 
nina, Posthumus  (Victoria  Aug.),  Claudius  Gothicus,  Quintillus  und  Aure- 
lianus, sämmtlich  von  Weisskupfer,  zur  Einsicht  mitzutheilen  ,  und  demsel- 
ben 50  Stücke  von  Valerian  dem  Altern  (Felicitas  Augg.  —  Conservat.  Augg 
—  Jovi  Conserv.  -  Oriens  Aug.),  von  Gallienus  und  Salonina,  von  P.  L. 
Corn.  Valerianus  Saloninus  (Princip.  Juvent.  —  Spes  publica.  —  Consecratio), 
von  Claud.  Gothicus  und  von  Quintillus  als  Geschenk  zurückzulassen. 


131 

St.  Johann    (Cillierkreii).    1n'»^.        Zu  St.  Johann  swieehen  Rieti 

und    Laufen    wiinlcn    im    genannten   .lalm-    heim  .Vulian    der   Kiiclic   zwri 
Che   In.sehrifMeine   gefanden  (s    Miltli.  des  liist.  \ Cr.    !'.  St.  II.  S. 

lind  jetal  in  der  Tiiurmmauer  angebracht. 

1. 
METIL.  maximiws.  vm.  E6B  ... 

OMMHVS     MW  I5IBYS.   PVN 

I  .  AftEL.  VERA.  CoMVX.  ME 

AL1ANVS.  DVMVttL  NV 

LVCt,   SIMI'UCIAYS.    ME 

V l(  TORLYIVS.  SE\£kA 

LIE.  SVS.  POS.  CV 

....   TONICO.  FRA 

Der  Stein  ist  12"  hoch,  15"  breit  und  12"  tief  eingelassen,  auf  der  einge- 
mauerten Seite  sollen  Figuren  sich  befunden  haben.  —  Ein  Metilius  C.  F. 
Marcellinus  erscheint  auf  einem  Inschriftsteine  zu  Anghierra  im  Parke  der 
Boromeer  (s.  Labus,  Notizie  intorno  alla  vita  del  P.  G.  M.  Racagni.  Milano. 
1822).  2. 

D.     I.     M 

SEX 
MASCLI 
•  NVS 
V.  s 
Ein  Mithrasstein  (Deo  Invicto  Mithrae),  10!/a"  hoch,  7"  breit,  in  Form  eines 
Cippus.  —  Der  Name  M a s  c  1  i n u s  ,  eine  Ableitung  von  Masculus  (das  in 
Noricum  mehrfach  vorkommt,  z.  B,  am  Dona  ti  berge,  s.  I.  A.  Caesar.  I. 
816;  zuLeibnitz,  s.  Gruter.  DCCCVII.  6,  zuKumberg,  ebend.  7,  zu 
Fe  ist  ritz,  nächst  Gratz,  s.  Muchar,  Gesch.  d.  St.  I,  377)  findet  auf 
Römersteinen  in  Steiermark  und  Kärnten  vielfache  Namensverwandt- 
schat't.  Einen  M  ascl  in  i  u  s  finden  wir  zu  Cilli  (s.  Duell,  p.  9,  XIV.  Mu- 
ral DCCCXXXIV.  I.  Kfttancs.T.  316.  LXXX.  n.  344),  einen  M  a s  c  ul  i n i  u  s 
ebendort  ( s.  L  g  z ,  p.  996.  G  r  u  t.  CCCCXCVII.  7,  8.  M  us.Vero  n.  CCCCLII.  I. 
Donat.  CCXL.  2),  eine  Masculinia  Virini«  zu  St.  Jakob  im  Bezirke 
Längsee  in  Kärnten  (Wr.  Jahrb.  XLVI.  1829,  A.  Bl.  Nr.  40),  einen  M  a  s- 
culinus  zu  S  t.  Veit  in  Kärnten  (s.  Apian  CCCC),  einen  Ma  sc  illus 
Mascill  in  us  zu  Cilli  (K.  May  r.  S.  40),  einen  Mascellus  Mascellinus 
auf  dem  Zoll  leid  in  Kärnten  (Grut.  CXI,  2.  Kalancs.  1.307.  XXIX). 
Auf  einem  Steine  zu  Z  ü  I  p  i  c  h  .  im  ehemal.  Herzogthume  Jülich,  kommt  ein 
Ma  sei  in  ins  Ma  lern  us  und  ein  M  asc  I  i  n  i  u  s  L  e  o  (s.  O  relli  I.  110*, 
Steiner.  Codex.  II..  8.  195.  n.  1220)  und  ein  MasHinius  (Masculinius) 
Valen  s  zu  Rom  (Grut.  XLII.  10)  vor. 

St.  Katharina  (Cillierkrei*.)  ?  Eine  Stande  nördlich  von  Tri- 
fail,  wo  ebenfalls  Homer  steine  an  der  Kirchthüre  eingemauert  sind,  be- 
iiinl.t  sich  n  der  Kii  rlil  i.iire  zu  St.  Katharina,  in  der  Gemeinde  Zece 

(Urwald.  Mnns  C  W     hohen,  17"  breiten    EUaMI 

nter  drei  Brustbildern,  f< 


132 


BARB1V 

S.  CVi  ITV 
AN  IX 

L  NINASA 
VX.  AN.  LI. 


XX 

(Mitth.  des  hist.  Ver.  f.  St.  II.  S.  154.) 

Kiempas  (Cillierkreis).  1846-1849.  --  Bei  der  Eisenbahnstation 
Hrastni  gg,  im  ersten  Einschnitte,  am  steierischen  (rechten)  Save-Ufer, 
fast  der  Stelle  gegenüber,  wo  in  Krain  1845  ein  dem  Savus  und  der  Ad- 
sulluta  geweihter  Altar  (vgl.  Österr.  Blätter  für  Lit.,  Kunst  u.  s.  w.  1847, 
Nr.  243)  gefunden  worden  ist,  wurden  zwei  Altarsteine  ausgegraben  : 

1. 
NEP.  AVG 

SACR 

C.  CASTRIC 

OPTATVS 

S.  L.  M 

Vrotivstcin  von  Alpenkalk,  18"  hoch,  8"  breit. 

2. 

i :    .  .  .  .    i 


....   VA 

Votivstein  von  Dolomit,  16"  hoch,  7"  breit  (s.  a.  a.  0.  S.  57). 

Hrastnigg  (Cillierkreis).  — ?— .  An  der  Scarpemauer  unterhalb  des 
Bahnwiichlerhäuschens  daselbst  ist  folgender,  14"  hohe  und  13"  breite  In- 
schriftstein aus  Grobkalk  verkehrt  eingelassen: 

CASSVS 

OVINCIIV 

VI  SIBI 

VAIA  V 

I.  AN.  I 

(S.  a.  a.  0.  S.  58.)  Vielleicht  der  Grabstein  eines  PrOVINCIALIs. 

Dol  (Cillierkreis).  1848.  —  Zu  S  t.  Jakob  im  Thale,  3  Stunden 
westlich  vom  Römerbade  Tu  ff  er,  ist  an  der  Brustwehr  des  Pfarrhausganges 
folgendes,  11"  hohe  und  9"  breite  Bruchstück ,  das  dort  vor  dem  Gaslhause 
gefunden  wurde,  eingemauert  (s.  a.  a.  0.  S.  58): 

.ORTVNAE 

Laschische  (Cillierkreis).  184?  —  Zu  Dol  bei  Laschische,  1% 
Stunde  östlich  vom  Römerbade  bei  Tuff  er,  lehnt  an  der  Gartenmauer  des 
Matth.  Gorischegg  folgender,  26"  hohe,  21"  breite  Grabstein  aus  sandigem 
Grobkalk  (s.  a.  a.  0.  S.  59) : 


i;n 


CVIMTVS    AVTI 

BONIATAB,  BBCVND 

\\.  i-w.  FI.  8    i 

ANTONIO,  r.    v    \\ 

vivo.  !(n)(f)R.  P.  n 

(In  Rgre  IV»  XXV 
Tüffer  (CilKerkreii),  1846  18*7,  In  dem  sogenannten  Rümerhadr 
Teplitz  bei  TülVer,  das  seinen  .Namen  den  inehrtaehen  Spuren  römischer 
Ansiedelung  in  dieser  Gegend  verdankt,  die  darauf  schliessen  lassen,  dass 
die  dortigen  Heilquellen  schon  von  den  Römern  benützt  worden  seien,  sind 
zu  den  bereits  bekannten  Homerdenkmälern  (s.  Wr.  Jahrbücher  d.  Eit.  CX  VI. 
W»ii.  An/.  Hl.  S.  50).  in  der  letzteren  Zeit  manehe  neue  Entdeckungen  hin- 
zugekommen, welche  die  eben  ausgesprochene  Muthmassung  zu  bestätigen 
geeignet  sind.  Hei  Erweiterung  des  Badegebäudes  in  den  J.  1840— 1847  zeigte 
es  sieb  nämlich,  dass  das  einstige  Römerbad  südlicher,  als  das  sogenannte 
Fürstenbad,  gelegen  habe;  denn  als  man  das  letztere  gegen  Süden  erweitern 
wollte,  kamen,  regelmässig  aneinander  gereiht,  drei,  ungefähr  18"  tiefe,  mul- 
denförmige Becken  zum  Vorscheine.  Sie  bestanden  aus  einem  Gemenge  von 
Gvps  (hydraulischem  Kalk)  und  Terra-Cotta,  und  waren  so  blank  polirt,  dass 
sie  wie  weiss  und  roth  gesprenkelter  Marmor  sich  ausnahmen.  Ausserhalb  des 
Zubaues  zeigte  sich  eine  zweite  Reihe  solcher  Becken;  auch  deutet  der  noch 
vorhandene  römische  Canal  eine  südlichere  Lage  an,  indem  er  dort  einmün- 
det, wo  der  Zubau  begonnen  hat.  (S.  a.  a.  0.  S.  1G0,  nach  Angabe  des  dor- 
tigen Badedirectors  Herrn  Karl  TIen).   (Fig.  15.) 

Fig.  lö. 


Zu  den  oben  erwähnten,  allgemein  bekannten  Inschriftsteinen  im  Römer- 
bade Tüffer  kam  seither  noch  ein  18"  hoher,  10"  breiter  Cippus  von  weis- 
sem Marmor  mit  der  Widmung: 

\  WEETVDO 

St.  Margarethen  ^'iilierkr.is)  _•>_  In  «lern  Berggraben  Dielasse 
nächst  St.  Margaretheu,    \z  Stunde  westlich  vom  Bade  Tüll'ei .    neben   dem 


ta* 

Eingang  cinor  Bergkeusche  befindet  sich  ein  36''  hoher  Römerstein  von 
Dolomit,  mit  20"  So  ekel  breite.  Die  Inschrift  darauf  ist  15"  hoch  und  12" 
breit,  oberhalb  derselben  zeigt  sich  ein  Haupt  mit  herabhangenden  Haaren 
(Medusenhaupt):  SEV  BRINV 

BI  PROBA 

V.  F.  ET 

SVRATO.  F.  A.  X 

LL 

II 

(a.  a.  0.  S.  159).  Die  Namen  BRINVB  und  SVRAT  klingen  wieder  ganz 
celtisch. 

Gabernigg  (Cillierkreis).  1847.  —  In  der  Pfarre  St.  Lorenzen ,  zwei 
Stunden  unterhalb  Pettau.  im  Gabernigg.  wurde  vor  einiger  Zeit  in  einem 
Weingarten  ein  Sarg  mit  Inschriften  und  plastischen  Darstellungen  aus- 
gegraben, der  dem  Eigenthümer,  einem  Sehmiede,  als  Kühltrog  dient.  Er  ist 
aus  weissem  Marmor  gehauen,  14"  hoch,  33"  breit.  14"  tief  und  hat  an  der 
vorderen  ßreitenseite  folgende  14"  hohe,  21"  breite  Inschrift: 
VAL.  VALENS.   V.  F.  S.  ^ 

VIBININO.  C0N1VG 
CARTSSIMO.  A.  LXXV.  fE 

l.  VALEflTlNO.  F.  rE 
VALERIAtO.  IVST1N0.  N 
Zu  beiden  Seiten  der  Schrift  steht,  rechts  und  links,  unter  einer  bogen- 
artigen  Verzierung  eine  Figur  en  relief ;  jene  hält  die  Hände  auf  der  Brust 
gekreuzt,  diese  hat  die  rechte  Hand  in  Brusthöhe  gebogen,  während  sie  in 
der  gesenkten  Linken  eine  dolchähnliche  Waffe  hält.  Auch  die  14"  breiten 
Seitenstücke  bilden  Reliefs;  das  zur  Rechten  stellt  einen  geflügelten  Genius 
dar,  der  einem  Pfau  ein  urnenähnliches  Gefäss  vorhält,  das  zur  Linken  zeigt 
ein  grosses  Geschirr,  aus  dem  eine  Rebe  mit  Ranken,  Blättern  und  Trau- 
ben emporwächst  (s.  a.  a.  0.  S.  64— 66).  Herr  Rieh.  K nah  1  liest  den  weib- 
lichen Namen  VALENSIA  und  erinnert  an  eine  VALRSIA  bei  Gruter. 
DCCCXXXV1II.  4. 

III.    Königreich  HJyrien. 
A,  Laibacher  Gouvernementsbezirk. 

Laibach  (Laibacherkreis).  —  Herr  R.  Knabl  führt  in  den  Mitth. 
des  hist.  Ver.  f.  St.  II,  folgenden  ,  am  deutschen  Hause  zu  Laibach  befind- 
lichen Inschriftstein  an : 

D.  M.  S 
T.  CAESERtfVS 

IANVARJVS 

Imil  VIR 

VIVS.  FEC 

SIBI.  FT.  SVIS 

H.  M.  H.  N.  S 


135 

hoch,  8   '  .     1»  1-4-  i  i  .nid  im'  lief;   « 1  i  *  -  Höhe  <!<t  Inschrift 

I  ■<     I  7  '    ,  '.    Ali   der  Seil»'  des   Denkmales  /.nr  l'.rchlcii 

erblickt  man  einen  herabschleisendetl    Delphin    der  einen  Fiich  im  Maule 

hat.  an  der  enl-.  Im  Seit«'  ein   \  aseuähnliehe  -  I  I  Bf  »lein  eine 

Rebe,  mit  Früchten  behänget),  empon  I   l'Iitria,  L851,  Nr.  34,  p.  150). 

I  e  P  n  1  ii  ■  scheint  wie    in    der  ..Ist;  ia*'    trellend    bemerkt     wird 

früher  Sei«  Ifl  IV  sein   und    in  seiner   neuen  Wiinle  (Se\iratus)    die 

Erinnerung  an  seinen  ehemaligen  Stand    gescheut    zu    haben,    wesshalb    die 

Beckitaben  TL,  die  ihn  alsFreigelaeieneii(Tlti  Libertoi)  bezeichnen.  Gut 

unmerklich  klein,  vielleicht  sogar  gegen  seinen  Willen  auf  höheren  Anlass, 
zwischen  die  /.weile  und  drille  /eile  eingeschoben  wurden.  Das  Sevirat 
seihst  deutet   auf  eine  Celonia  oder  ein  Municijiium.  Ein  T.   Caesernius 

Maeedo  Quinclianus  erseheint  auf  einem  Steine  zu  Aquileja,  der  sieh  auf  die 
\  eraibeitung  des  norisehen  Eisens  besieht  (vgl.  Mur.  CCCLVIII  4.  — 
L  i  n  h  a  r  t .  \ 'ersuch  n.  Gesch.  v.  Krain.  I.  S.  288). 

Treffen  (Neuslädtlerkreis).  1845.  ~  Seit  sechs  Jahren  bewahrt  die 
Sammlung  des  historischen  Vereines  iu  Laibach  nachfolgende  Inschrift- 
steine von  Treffen,  die  Herr  Knabl  a.  a.  0.  mittheilt: 

1. 

L  0.  M 

E.  GENIO.  LoCI 

PRO.  S.  DN  LVAL 

FANKNTINVS 
MIL.  LEG.  X.  G.  A[T  (ANToninianae) 
r.  COS  VSLM 
FRAESE^E  ET 
EXTRICATO 
COS 
Die  H  Meines  betragt  3(>",  die  Inschrifthöhe,  21%"  die  Sockel- 

breite  18",  die  Inschriftbreite  12%",  die  Tiefe  des  Denkmales  11".  —  Der 
Stein  rührt  her  aus  dem  J.  217  n.  Chr.  unter  Opelius  Macrinus.  (Vgl. 
1  Istria,  1851,  Nr.  3'*,  p.  149.)  2. 

I.  O.  M 
TS.  GrX.   LOC 
AVR.  SECW 
DIANVS.  QV 
E.  ITRIVS.  Bf' 
COS.  LEG.  X.  G 
XV.  K.  IVN 
V.  S.  L.  M 
Die  Höhe  d  beträft 37",  die  Inschrifthöhe  W*/.,",  die  Soekelhreite 

.  die  Inschriftbreite  10%",  die  Tiefe  11  i/.i".  —  Das  Monument  wurde  in 
den  Jahren   140     271.   /wisehen   Marc  Aurel   und  Probus,   am   l&   Mai    er- 
richtet —  Aurelius  führte,  ausser  dem  Beinamen  Secundianus.  einen  zwei- 
Inüiefa  Itrius,  vielleicht  von  seiner  Vaterstadt  Itri.  [VgL  l'Utiii  1851, 
Nr.  $4,  n.  149.) 


136 

3. 

I.  0.  M 
CETERISQ.  DIS.  D 
EABVSQ.  T.  G.  L0 
CN.  BAEBIVS.  MARCEL 
LINVS.  MIL.  LEG. 
X.  G.  BF  COS.  CV 
M.  C.  BAEB.  MAR 
CELLO.  IVNIORI 
FILIO.  V.  S.   X/M 
FVSCO.  ET.  DEXTRO.  COS 
VI.  IDV.  APRILIS 
Die  Höhe  des  Steines  beträgt  34",  die  Inschrifthöhe  14%",  die  Sockel- 
breite 14",  die  Inschriftbreite  1073",  die  Tiefe  8"'  Das  Monument  datirt  vom 
8.  April  225  n.  Chr.  unter  Severus  Alexander.    (Vgl.  l'Istria,  1851,  Nr.  34, 
p.  149,  wo  Gnaeus  Baebius  Margellinus  und  Margellus  gelesen  wird.) 

4. 
I.  0.  M.  "E.   G. 
COL.  CEfl\  MI 
RAPVS.  B.  C 
OS.  V.  LEG.  XXX 
C05T.  MILES 
ID.  OCT.  VA 
LERIANO 
IUI.  ET.  GALL 
IENO.  III.  ATGG.  COS 
Die  Höhe  des  Steines  beträgt  31f/a"»  die  Inschrifthöhe  17",  die  Sockel- 
breite 16",  die  Inschriftbreite  ll3/4",  die  Tiefe  10".  Der  Tag,  an  dem  der 
Stein  gesetzt  worden,  ist  der  15.  October  des  J.  257  n.  Chr.  unter  Valerianus 
dem  Älteren.  —  In  der  Zeitschrift  „Istria"  (a.  a.  0.)  lautet  die  Inschrift: 

I.  0.  M.  ^ 
GL.  GNLIME 
TRATVS.  B  C 

OS  LEG  X 

GO.  V.  M.  L.  S 

ID.  OCT.  VA 

LERIAN 

IUI.  ET.  GALL 

IENO  111  ATGG  CO 

Nach  unserer  Leseart  ist  der  Stein  dem  Jupiter  Optimus  Maximus  und  dem 

Genius  des  COLlegii  CENTonariorum  von  einem  Veteranus  LEGionis  XXX, 

aus  dem  Corps  der  CONTarii  (mit  Picken  bewaffnete  Soldaten ;  vgl.  Gru- 

ter.  XL  2,  3),  nach  der  Leseart  in  der  Istria  dem  Jupiter  und  dem  Genius 

Loci  von  einem  Krieger  der  LEG.  X.  GOrdiana  gewidmet. 

5. 
I.  0.  M.  TE 
GEN.  LOC 


137 


ML  \vn.  VALA 
nws.  nr  cos 

LEG.  Xllll.  (i.   M 

\.  s.  L.  M 
k\i,    \ov 
DU  Hohe  des  Steinet  betriff  i'.-i1  .  .  »lio  [naehrifthöh«  I.V.  die  Sockel" 

breit.-  17  .  die  Insehriftbreite  13 '".  die  Tiefe  10".  Das  Munnment  wurde  am 
ersten  November,  wahrsrlieinlieh  nicht  \<»r  Mar«-  Aurel  und  tiefet  nach 
Aurelian  erriehtet.  —  In  der  Zeilschrift  ..Islria'  (a.  a.  ().)  lautet  die  fünfte 
Zeile  LlAi   X1IN.  GAE* 

6. 

INVICTO 

MITRHAE 

P.  AEL1VS 

RESPECTVS 

Ein  Mithrasstein,  der  eine  Höhe  von  33 1/3//,  eine  Sockelbreite  von   IS" 

und  eine  Tiefe  von  10V3"  hat;  die  Höhe  der  Inschrift  beträgt  17,/2",   deren 

Breite  14".   Der  Stein  gehört  wahrscheinlich    entweder  in  die  letzte  Hälfte 

des  zweiten,  oder  in  die  erste  des  dritten  christlichen  Jahrhundertes.  (Vgl* 

l'Istria,  1851,  Nr.  3*,  p.  150.) 

Malence  (Neustädtlerkreis).  1850.  —  Ungefähr  •%  Stunden  westlich 
vom  südlichsten  steiermarkischen  Städtchen  Rann  wurden,  in  Unter-Krain, 
am  rechten  Ufer  der  Gurk,  auf  dem  Acker  des  Bauers  Tonische  Nr.  4  in 
Gross- Malence  (Pfarre  Z  li  a  t  e  z  h),  im  J.  1850  zwei  Steintrümmer  aus- 
gegraben die  nachher  an  der  Dreschtenne  lehnten.  Sie  scheinen  Deckel 
eines  Sarges  zu  bilden,  der  zerschlagen  neben  der  Cisterne  liegt,  messen 
zusammen  20"  in  der  Höhe  und  2V  in  der  Breite,  und  stellen,  aneinander- 
gefügt, folgende  Inschrift  her  : 

(Fig.  160 


T.EPPIO.T-r 

qyir.latIno 

fVIKO.lVR.DIO 
MTOIO     ATOBI 

T 

MP&.  .AE2L 
P.  D  .  D 


\litth.   d.  bist  Ver.  f.  St..  II.  litt..  S.  60,   v..n  II.  K  nahl.   -  Sitzungs- 
berichte d.  kais.  Akad.  d.  W..  Jahrg.  1661,  VI.  Bd.,  6.  u   3.  litt..  S.  i 
L  Istria.   1*.">I.  Nr.  34,  p.  151.)  —  Augenscheinlich    ist  hier   das  BfunieipilUH 

Lalobicorum  geineint,  der  Haunlort  unu-s.    de:-   /.wischen   der 


138 

Save.  der  Gurk  und  Weiehsclburg  sass,  und  zwei  grössere  Ortschaften 
halt«- .  nämlich  .jenes  Municipium  Latobieorum  (etwa  Hasel  bach)  und 
Praetorium  (vielleicht  Treffen). 

Demovo  (Neustädtlerkreis).  1850.  —  Zu  Dernovo  in  der  Pfarre 
Haselbach,  wo  bereits  mancherlei  Reste  des  alten  Municipiums  Nevio- 
dunum.  als  Quaderstücke,  Wasserleitungsröhren,  Ziegel,  Dachplatten,  ganz 
rltiel  den  zu  Baden  bei  Wien  (s.  d.)  gefundenen,  u.  s.  w.  ausgegraben 
und  zum  Theile  wieder  bei  Bauten  benutzt  wurden,  hat  man  auch  römische 
Münzen,  und  am  14.  Juli  1850,  an  der  Strasse  nach  G  urkfeld,  zwei  läng- 
liche Quadern,  die  Mittelmauer  und  das  Fundament  eines  Gebäudes,  ent- 
deckt, das  am  Rande  des  noch  erkennbaren  alten  Ufers  der  Save  sland  (vgl. 
Sitzungsberichte  1851,  VI.  Bd.,  2.  und  3.  Hft.,  S.  205).  —  Neviodunum 
scheint  seinen  Standort  am  rechten  Save-Ufer,  zwischen  Zhatezh  und 
Mokriz,  südlich  von  der  Mündung  des  Gurkflusses,  gehabt  zu  haben. 

Neudegg  (Neustädtlerkreis).  1848.  —  Auf  der  Höhe  des  Terbinje 
Vrh  ob  Neudegg,  am  nördlichen  Waldabhange,  wurde  im  Jahre  1848  von 
einem  Bauer  ein  römischer  Inschriftstein  ausgegraben ,  der,  unfern  von  an- 
deren Spuren  römischer  Mauern,  noch  dort  liegt: 

yRP 

COH.  IUI.  AQV 

GA1ANVS 

\LVMNVS 

V.  S.  L.  M 

CILONE.  IT.  COS 

(Vgl.  1"  Istria,  1851,  Nr.  34,  p.  151.)   Aus  dem  J.  204   n.  Chr.   (unter  Cara- 

calla),  wo  der  bekannte  L.  Fabius  S  e  p  t  i  minus  Cilo  zum  zweiten  Male 

Consul  war  und  den  Flavius  Libo  zum  Amtsgenossen  hatte.   Die  COH  IUI 

AQVitanorum  bestand  aus  römischen  Bürgern.  (COH.  IV.  AQV1T.  mit 

dem  Beisatz  EQuilum  Civium  Romanorum.  Vgl.  Grat.  XIV.  9.) 

Pulst.  (Klagenfurterkreis.)  1848.  —  Auf  der  Hochebene  vor  der  Mal- 
theser-Ordenscominende  Pulst  im  oberen  Glanthale  waren  schon  vor  einigen 
Jahren  beim  Baue  des  Schoppens  der  Meierei  von  Hohnstein  behauene 
Steine,  Säulchen,  Steinstatuetten  u.  dgl. -ausgegraben  worden.  Im  J.  1848 
entdeckte  man  ebendort,  nebst  Bausteinen,  Ziegeln  u.  s.  w.  auch  einen  2' 
hohen  Cippus  von  weissem  Kalksteine,  in  dessen  Besitz  anfänglich  der  Bauer 
Barth.  S  antner,  insgemein  Neubauer  zu  Pulst,  sich  befand,  bis  er  dem 
kämt.  Geschichtsvereine  für  seine  Sammlung  zuging.  Dieser  Römerstein, 
den  das  vom  hist.  Vereine  für  Kärnten  herausgegebene  „Archiv  f.  vaterl. 
Gesch.  und  Topogr.,  1.  Jahrg.,  Klagenfurt,  1849,  S.  95,  veröffentlicht,  trägt 
die  Inschrift: 

CffiYSÄTlVS 

CYPAERI 

Tl.  CLAVDT.  CAES 

AVG 

SER.  ViC 

V.  S 


139 

\nl   der  eheren  Seile    des   g  |     eil)   kleines      rundes  l'iedesl.il  erkenn- 

bar. M  or.ml'  eine  Slalne  ^eslainleii  zusein  srheinl,  \ielleiehl  ein  Sl.indbihl 
An-  |ieiM>ni!ieii-|en  \OHeia  (Isis  \ni,iai  da  man  an  dein  (iestelle.  nach  \\rr 
Inseliriltseite   des  Steines   zu.   die  S\  I he  \( Ml.  * alirniiiiiiit.  Der  Sinn    der 

Inselirilt  erklart  sieh  \  ollknmmcn  ans  lullenden  Inschriften  : 

WDIKIN! 

CVS.  HSRMAE 

Tl.  CLAVD.  CAE 

SARIS.  SEHM 

VICARIVS 

DIT(i)  P(alri).  V.  S 

U   M 

iS.  Marini,  trat,  arv.,  p.  687);  ferner: 

VENVSTVS 
PHILOXENI 
Tl.  CLAVDI.  CAESARIS 
SERV1 
DISPENSATORIS 
VICARIVS 
B(onae).  D(eae).  V.  S.  L.   M 
(S.  Fabretti.  p.  3U3,  n.  292.)    Unsere  Inschrift  gilt  also  dem  Stellvertreter 
eines  Sclaven  des  Kaisers  Tiberius  Claudius  Drusus  (41 — 54  n.Chr.).  Servus 
vicarius  steht  im  Gegenatze,  zum  Servus  Ordinarius,  in  dessen  (als  seines 
Herrn)  peculium  er  stand;  daher  bei  l'lp.  dig.  15.  1.  17  die  Frage:    „Si  ser- 
vus mens  nrdinarins  viearios  habeat.  id.  quod  vicarii  mihi  debent,  an  deducam 
ex  peculio  servi  ordinarii  ? "         Lhendort  wurden    1849  zwei  andere  s.  hr 
vv unterhaltene  Arae  mi(  auf  die  Isis  \oreia  bezüglichen  Inschriften  gefunden. 
Dieselben  sollen  im  2.  Jahrgange  de*  Archivs  für  vaterländische  Geschichte 
ihre  Besprechung  linden. 

Diese  .Monumente  verdienen,  wenn  die  Beziehungen  auf  Noreia  mit  Be- 
stimmtheit naeh weisbar  sind,  hohe  Beachtung,  indem  die  Anzahl  von  Denk- 
mälern, welche  dieser  einst  berühmten,  nunmehr  bis  zur  Unnachweisbarkeit 
ihres  ehemaligen  Standortes  verschollenen  Stadt  der  Noriker  namentlich 
Erwähnung  thun,  sehr  gering  ist.  Ich  stelle  folgende  hier  zusammen: 

1. 

MARTI 

HERCYLI 

VICTOR] 

AE 
NOREIAE 
Eine  Ära,  3'  2"  hoch,  1'  4"  breit  Zu  Cilli  (s.Laz,R.H.  LXII,  997.  Grit» 
IAI.  I.  Duell,  p.  7.  VIII.  Eichhorn,   II.  S.  39.  Muehar,  Noricum  II,  7. 
Katancsich  J.  A.  1.307.  XXX.  Wr.  Jahrb.  LV.  Bd.  1831,  A.  Bl 
n.34().  Wagen  er,  Handbuch  der  vorzüglichsten  in  Deutsehland  entdeckten 
Alterthümer,  Weimar  1^4^.  S.  1^4.  d.  u.  a.  a.  0.).    Unbedingt  in  der  Serie 
der  Monumente  von  Noreia  das  Lehrreichste  und  Wichtigste. 


140 

2. 

NOREIAE.  ISIDI 

FECIT.  A.  TREBONIVS 

Auf  dem  Ulrichsberge   in  Mi  t  telkärnfen    (S.  Eichhorn  II.   37. 

Muchar,    Nor.   I,  277.  Orelli,  I,    356,   2035.   Wal.    Myth.    septemtr. 

p.  183,  n.  CCVII.  Zell,  Delectus  Inscript.  n.  285). 

3. 
NOREIA.   I  .    .    . 

AV 

DE 

AVG 

P . 

Zu  Feistritz  in  Kärnten  (Bezirksobrigkeit  St.  Georgen  am  Läng- 
s  e  e  im  Klagehfurterkreis)  in  der  Sensenschmiede  (s.  Eichhorn.  11.41. 
Wal.  238.  n.  CCCXXVII).  4. 

NOREIE 
AVGVST.  ET 

HONOKI 

STAT.  ATRA_ 

BELLICVS.  ET.  EYTYCIIES.  ).  SC.  STAT 

EIVSDEM 

EX.  VOT 

Aus  Görz  (apud  comitem  Sigismund.  de  Attems)  jetzt  im  Museum  zu  La  i- 

bach  (S.  Donat.  p.  53.  5.—  Hagenbuch,  Ep.  Mss.  1753,  17.  -  Archiv 

f.  Geogr.  u.  Gesch.,  XII.  Jahrg.,  S.  535.  -Orelli,  2034).  -  Hr.  P.  Kan  d- 

ler  liest  (s.  Esplorazioni  di  antichita  nella  citta  ed  agro  Tergestino,  Nr.  5) 

diese  Inschrift:    Noreiae  Augustae  et  Honori,    stationis  Atrantinae  (Mansio 

ad  Adrantem,  in  finibus  Italiae  etNorici;  jetzt  St.  Oswald  am  Dranberg; 

vgl.  1' Istria,  1851,  Nr.34,  p.  145)  Bellicus  et  Eutyches  Curatores  scripturae 

stationis     ejusdem   ex   voto.     Mit   etwas    veränderter    Leseart    (nämlich : 

BELLICVS.  ET  ||  EVTICHES  ||  DSC.  STAT  u.  s.  w.)  gibt  die  Zeitschrift 

Istria.  1851,  Nr.34,  p.  145,  diese  Inschrift  und  interpretirt:  contrascriptores, 

statt   curatores  scripturae.  —  Man  wollte  aus   dieser  Inschrift  schliessen, 

dass  die  Stelle  der  alten  Noreia  das  jetzige  Görz  (Noritia,  woraus  Goritia) 

einnimmt,  oder  in  der  Nähe  einmal  eine  andere  Römerstadt  Namens  Noreia 

stand;  beides  haltlose  Hypothesen. 

5. 

NOREIAE.    .    .   . 

SACRVM  .... 

TIMIVS     .... 

DIANVS.  CO  .  .  . 

BREVC.  P.  F 

V.  R.  L.  L. 

Im  Juli  1808  in  der  Kirche  St.  Martin  zu  W  ei  h  mö  r  t  nig  in  B  ay  er  n 

gefunden  (s.  R aiser.  Drusomagus.  —  Hef  ner.  röm.  Bayern.  S.  26,  n.  85. 

Ebend.Rüm.Bayer.Denkm.S.77,n.XXXIII.  DeWal.  p.  239.n.  CCCXXXV1II.) 


141 

ÜBTBLLVfl 
r.  OPTATVfl 

...\s.  m;c.  S 
NOR.  Ml 

kandier.  Esplorazioni ,  11.5,  p.  <i.)  Gefunden  in  dein  nordwärts  von 
St.  Pelagio  unfern  Praprod  gelegenen  Thale,  wo  man  "den  Hauptweg  nach 
Norican  und  Pannonien  lachen  zu  müssen  glaubt.  Wahrsrhoinlich.  trota 
im  \<>K..  ohne  Beziehung  auf  Noreia  selbst,  sondern  vielmehr  ein  DECurio 
Soll  M  anNuruin  (L)XJI, 

St.  Peter  im  Holze  (Villacherkreis).  1847.  —  Vor  ungefähr  vier  Jah- 
ren vereinigte  sieh  in  und  um  Spital  in  Oberkärnten  eine  Gesellschaft, 
den  Herrn  Fürsten  Porcia  an  der  Spitze,  um  auf  dem  Boden  der  allen 
Teurnia  Nachgrabungen  zu  veranstalten.  Mehrere  interessante  Fundstücke 
waren  das  Ergebniss  dieses  Unternehmens,  dem  es  jedoch,  um  grössere 
Resultate  zu  erzielen,  an  einem  bestimmten  Plane  fehlte.  Der  herrschaft- 
liche Verwalter  zu  Spital,  Hr.  Audi*.  Men titsch,  hat  allein  Notizen  dar- 
über gesammelt.  Die  Fundgegenstände  wurden,  insoweit  dies  anging,  dem 
Geschichtsvereine  für  Kärnten  zum  Geschenke  gemacht.  Die  merkwürdige- 
ren dieser  Entdeckungen  waren  folgende  : 

1  )  Ein  Hypokaustum,  nämlich  ein  Gewölbe,  an  dessen  Hauptwänden 
thönerne  Beheizungsröhren  von  11"  Höhe  und  5"  Durchmesser-  mit  runden 
oder  viereckigen  ÖtFnungcn  in  den  beiden  schmalen  Seilen,  angebracht  waren. 
In  diesem  Gewölbe  fand  man  über  Gl)  viereckige,  mit  jenen  selbst  in  keiner 
eigentlichen  Verbindung  stehende,  sondern  bloss  an  die  Mauer  fest  angepassle 
Pfeiler  oder  Säulen  von  beiläufig  V  Höhe,  welche,  oben  abgesehweift,  viele  hin- 
ter oder  neben  einander  liegende  Gewölbchen  oder  Arcaden  von  ungefähr  V 
■1  Breite  und  .V  Tiefe  bildeten.  Die  Wände  waren  mit  einem  hoch- 
roth  bemalten,  polirlen  Anwürfe  bedeckt.  (Spuren  eines  ähnlichen  Hypokau- 
stums  waren  schon  vor  vierzehn  Jahren  zuTö  lisch  ach  in  Kärnten  gefunden 
worden.  Vgl.  C  arinthia,  1838,  Nr. 23, 25, 26.)  Die  Übereinstimmung  dieser 
Baureste  mit  dem  bei  Enns  gefundenen  (s.  d.)  ist  in  die  Augen  springend. 
—  2)  Unterirdische  Gänge  von  5'— 1°  Höhe,  schon  sehr  verfallen  —  3) 
Verschiedene  Bronzegegenstände,  als  a)  das  Brustbild  eines  Weibes  mit 
aufgebundenen  Haaren,  b)  King,  c)  Nadel,  d)  Handhabe,  e)  radförmiges 
Bruchstück.  4)  Verschiedene  Gegenstände  von  Eisen,  als:  a)  Schlüssel, 
b)  Hufeisen,  c)  Lanzenspitse,  d)  Fragmente  von  Geschirren,  e)  Hüstungs- 
bruchstücke,  f)  rohe  Stüel.e.  —   5)  Mannen,  und  zwar: 

i)  IUP.  CAES.  \i;sp.\si\y  wg.  cos.  in.     Belorfcerter  Kopf  des 

tu. 
1*.   VICTORIA.    \\\  ALIS.  .s.  ('.  DU  Siegesgöttin  auf  den  Vorderteile 
ad.  in  dei-  U.  einen  Lorber.  in  der  L.  »'ine  Palme. 
il.         Von.  J.  71  n.  Chr. 
IMP,  I   \lv   \isr     \\<;    |».   m.  COS.  HU.     Belorberter  Kopf  des 
\  -'-.pasian. 


148 

9».  VICTORIA.  AVGVST.  Die  Siegesgöttin,  ein  Feldzeichen  bekrän- 
zend. —  A.  -  Aus  den  J.  72—73  n.  Chr. 

3)  IVLIA.  AVGVSTA.     Kopf  der  Julia,  der  Tochter  des  Titus. 

fy.  H1LA1UTAS.  S.  C.  Die  Heiterkeit,  in  der  R.  eine  Palme,  in  der 
L.  ein  Füllhorn.  —  JE.  IL  —  Aus  den  J.  72—81  n.  Chr. 

4)  IMP.  NERV  A.  CAES.  AVG.  P.  M.  TR.  P.  II.  COS.  III.  Belorberter 
Kopf  des  Nerva. 

1*.  FORTVNA.  AVGVST.  S.  C.  Die  Glücksgöttin  stehend,  in  der  R. 
ein  Ruder,  in  der  L.  ein  Füllhorn.  —  JE.  II.  —  Aus  dem  J.  97  n.  Chr. 

5)  GALL1ENVS.  AVG.     Kopf  des  Gallienus  mit  der  Strahlenkrone, 

Ijk.  IOVIS.  STATOR.  Jupiter  stehend,  in  der  Linken  den  Speer.  —  M. 
Aus  den  J.  254—268  n.  Chr. 

6)  IMP.  PROBVS.  P.  F.  AVG.  Kopf  des  Probus  mit  der  Strahlen- 
krone. 

IJj.  VICTORIA.  AVG.  Die  Siegesgöttin  schreitend,  in  der  L.  ein  Tro- 
päum,  unterhalb  zwischen  den  Buchstaben  A  L  ein  Biitz.  —  AI.  — 
Aus  den  J.  277-282. 

7)  CONSTANTINVS.  AVG.    Belorberter  Kopf  des  Constantin. 

I)fe,  VOT.  XX  innerhalb  eines  Lorberkranzes,  um  denselben  D.  N.  CON- 
STANTINI.  MAX.  AVG.  Unterhalb  S  T.  —  JE.  III.  -  Aus  den 
J.  308-337. 

8)  D.  N.  GRATIANUS.  P.  F.  AVG.  Kopf  des  Gratian  mit  der  Stirn-  • 
binde. 

9?.  REPARATIO.  REIPVB.  Der  Kaiser  im  Mantel ,  auf  der  L.  eine 
Siegesgöttin,  mit  der  R.  die  knieende  Tellus  aufhebend. 

Unterhalb  SMRT.  —  JE.  IL  -  Aus  den  J.  367—383  n.  Chr. 

9)  Belorberter  Kopf. 

I)k  TsEIVET.  Ein  Reiter  im  Galopp,  in  der  L.  eine  Lanze,  barbarische 
Münze.  —  AI.  Gr.  f>72-  —  Das  k.  k.  Münz-  und  Antiken-Cabinet  be- 
sitzt eine  gleiche  Münze  (cf.  Duchalais,  p.  397,  n.  89). 
Judendorf  (Villacherkreis).  —  Ein  von  hier  stammender,   1'  6"  hoher, 
1'  8%"  breiter  Römerstein  befindet  sich  jetzt  im  Probsteigarten  zu  Fri  e- 
sach;  er  trägt  die  Inschrift: 

D.     M 

PRIMITIVA 

FECIT.  VIVA 

S1BI.  ET.  ACVS 

TilNO.    C.  IVGI 

fr.  AN.  LXX 

(Mittheil,  des  bist.  Ver.  f.  St.  I.  S.  39  u.  Berichtigung  am  Schlüsse.) 

B.  Triester  Gouvernementsgebiet. 

Äquileja  (Görzerkreis).  1851.  —  Auf  dem  Felde,  Muro  forato  ge- 
heissen,  angeblich  einst  ein  Springbrunnen  ,  wahrscheinlicher  ein  Wasser- 
behälter, wurde  eine  Tafel  von  Kalkstein,  6'  lang,  3'  10"  hoch,  gefunden, 
mit  folgender  Inschrift  in  schönen  Uncialen: 


148 

\.  cu.siun.   \.  r.  VBL 

\<WH\0.    P.    P 

MUViaO.  tVREDIC  o.  Q 

m;n\  syae.  ui.wtissimo 

\i\  \k IIP,  BT.  KNCOL.  i\    SOLACIVM 

amissi.  OPTIML  ET.  l>lL\i;sr\.\rissiMi.  GIV 

LOCV&  DATVS.  DECRETO.  DKCVliinWM 

Jet/t  Inder  reichen  Sammlung  dei  Hrn.  Vineense  Znndennti,  Verfasserg  des 

..Guida  di  Aquileja".  zu  Aquileja  befindlich,  aus  der  die  Istria  (I8ö2.  Nr.  23 
noch  viele  Widere  schon  früher  aufgefundene  epigraphische  und  pla- 
stische Denkmäler  milthcilt,  auf  die  wir  bei  anderer  Gelegenheit  zurüek- 
koiumon  werden.  -  Ein  Acastus,  Augusti  Libertus  Procurator  Provinciae 
Mauretaniae  kommt  zu  Formiae  vor  (Cirut.  MXC.  10);  bemerkenswert!!  ist 
die  doppelte  Bezeichnung  Aquileja's  mit  Respublica  und  Municipium. 

Fiumicellu  (Görzerkreis).  1851.  —  Daselbst  wurde  im  J.  1851  ein  Cippus 
gefunden,  mit  der  Inschrift:  Fig.  17. 

STSfry 

^IB  •  ARISTO  «CLO 


COR  2TEX  JAE 

"VZOitl-OPTiMAE 
li'-VALERIVÄ 

-AEL1STVS 
VIR  •     V-  F 


Die  oberhalb  stehende  Widmung  unter  D.M.  S.  scheint  später  eingemeisselt, 
das  ml  in  der  letzten  Zeile  der  Rest  von  Iuul  (Sevir).  Jetzt  befindet  sich 
der  Stein  in  der  Sammlung  des  Hrn.  Zandonati  zu  Aquileja  (1'  Istria  1.  c.). 

Pola  (Istrianerkreis).  1851.—  HerrL.  Rizzi  zu  Pola  theiltinder Zeit- 
schrift Istria  (VI,  1*51,  n.  32,  vom  9.  August,  p.  137)  folgende  Römersteine 
mit.  die  aus  dem  Schutte  vor  der  Porta  Aurata,  nächst  dem  Graben,  gezogen 
wurden,  der  die  Mauer  umgibt.  1. 

D.      M 
P.  ABU.  I\  F.  TAMIL 

0CTAV1 
\i:d.  n.  vm.  i.  i).  i»ol 

Bin  Sarkophag   von  weissem   Kalksteine,  (>'   5"  lang,   2'  8"  breit,  %    <> 
Di»  Ti  ibnsC\MILia(Camilla,  Camilina»  kommt  mehr- 
fach auf  Inschriftn,  w,r  (Grut.  Cl)\  [   .1.     .,  DWVIII.    4.  IM'IAWII.  fc  W 
Oliven    (Mann.   IMsaur.  p.  99)   zählt  ?  Pisaurenser    und  1 

auf.  die  dieser  Tribni  m  enek  Fnbretti,  p.  Mnffei 

>,*.,  Oderic.  p  i<u   19,  wrwihnem dereelhnn,  Einig.- 


Ufc 

Boindin  (vgl.  Ilagenbuch,  de  Rom.  Trib.  Parerg.  s.  Orelli  II.  p.  28),  halten 
si,'  für  eine  von  den  8  (s.  Vellej.  2.20)  oder  10  (Appian.  Bell  Civ.I,  49)  Tri- 
bus  die  im  Bürgerkriege  zu  den  früher  vorhandenen  hinzugefügt,  aber  bald 
wieder  aufgelöst  wurden.  Dr.  Tb.Mommsen  dagegen,  der  obige  Stellen  einer 
genauen  Kritik  unterzieht  (s.  die  röm.  Tribus,  Altona,  1844,  S.  11)  und  als 
übel  verstanden  nachweist,  zählt  diese  Tribus  den  16  ältesten  Landtribus  bei 
die  aus  der  Eintheilung  in  die  gentilicischen  Gaue  (pagi)  hervorgingen, 
wesshalb  sie  auch  sämmtlich  gentilicische  Endungen  zeigen  und  sich  grössten- 
tbeili  auf  patricische   Geschlechter  zurückführen  lassen  (s.  ebend.  S.  7). 

2. 
D.     M 
POLLEX 
PROCESSAE 
COL.  POL.  LIB 
VALERIANVS 
SVMMARVM 
DISPENSAT 
COLLIBERT.E 
RARRISSIMiE 
POSVIT 
Ein  Cippus,   den  ein  Ökonomieverwalter,   ein  Freigelassener,  seiner  Mit- 
freigelassenen, und  zwar  einer  Freigelassenen  derCOLonia  Polensis  (Pietas 
Julia)  setzen  Hess ,  wesshalb  sie  auch  den  Vornamen  Pollentia  erhielt.  Auf 
Denkmälern  kommen  solche  Freigelassene  einer   Colonie  oder  eines  Muni- 
cipiums,  das  ist  Personen,  welche  früher  in  Diensten  der  Stadt  gestanden, 
alsdann  aber,  wahrscheinlich  ihrer  guten  Verwendung  wegen,  freigelassen 
wurden,  häufig  vor.   Ich  erinnere  hier  nur  an  Ti.  Claudius  Favor,  Mun- 
cipii    Celeiae  libertus  (Grut.  CXV.  5.  DCI.  6),    C.  Publicius ,   Libertus 
Virunensium  (Murat.  MMLII.2),  C.  Publicius  Felix,  Libertus  reipublicae 
Tergestinorum  (Reines.  Cl.  XIX.  35),  L.  Publicius Eutyches,  libertus  Mu- 
nicipii  Tarvisiensis (Treviso  ;  Grut.  LXXXIII.  1 3),  Reatinus Sallustianus, 
Libertus  reipublicae  Rea  ti  n  ae  (Rieti;  Fabretti.  p.435),  an  Freigelassene 
von  Augusta  Taurinorum  (Grut.  XXXVII.  8),  Pisaurum  (Fabretti,  p.  435), 
Atina  (Grut.  MCI,  5),  Colonia Lingonum  (Langres,  Grut.  DCXVI.  1.)  u.  a. 

IV.  Geforstete  Grafschaft  Tirol  und  Vorarlberg. 

Kronburg  (Oberinnthalerkreis).  1851.  —  Vor  kurzem  wurde  im 
Oberinntliale  ein  interessanter  Fund  gemacht.  Dieser  besteht  in  einem  etrus- 
kischen  (?)  Opfermesser  aus  Bronze,  das  mit  dem  Griffe  beiläufig  die  Länge 
von  l*/4'  hat.  Die  Klinge  ist  sichelförmig  ausgeschweift,  jedoch  an  der  con- 
vexen  Seite  geschliffen ,  spitzig  und  fast  handbreit;  der  aus  dem  gleichen 
Metalle  gegossene  massive  Griff  trägt  am  Ende  einen  Knopf  von  durch- 
brochener Arbeit,  welche  auf  eine  ziemlich  ausgebildete  Technik  im  Erz- 
gusse schliessen  lässt.  Griff  und  Klinge  sind  durch  Bronzestifte  an  einander 
genietet.  Dieser  Fund  wurde  von  Bauern  in  der  Nähe  des  alten  Schlosses 
Kronburg  gemacht.   Der  häufige  Regen  hatte  nämlich  eine  Erdschlippe 


US 

lachl  und  dadurch  die  Klinge  blossgclegt.  Die  schöne  grüne  Patini  riek 
oder  mit  Sand  and  Kreide  ;il».  ireil  er  glaubte,  dass  dieses  Werksesg 
des  GMterdienstei  unaerer  Ahnen  werthroller  ieio  werde,  wenn  ea  hellen 
Ifetallglanz  zeige  (■.  PnOnix,  Zeitschrift  für  Literatur,  Knust,  Geschichte, 
»landtkunde,  L85S,  Nr.  I,  rem  8.  Itnner  186t,  8.  8). 
Bregenz     (Bregenserkreis).     1862.  Der   gefälligen    Mittheilung 

-  verehrten  Collegen ,  des  k.  Rathei  J.  Bergmann,  verdanke  ich 
folgende  Nachricht,  die  demselben  aus  seinem  Vaterlande  zugegangen  ist : 
„Bei  der  Vertiefung  des  Hafens  im  Bodensee  zu  Bregenz  fand  man  un- 
längst drei  Schuh  tief  im  Schlamme  ein  eichenes,  durch  das  Alter  gän7lich 
verkohltes  sogenanntes  Platt-  oder  Segelschiff,  zwischen  00—70  Fuss 
lang.  Die  Eichen  rühren  aus  einer  Zeit  her,  die  an  Urstämme  erinnert; 
die  gänzliche  Verkohlung  gibt  einen  Begriff  von  der  Entstehung  der  Stein- 
kohlen und  lässt  auf  ein  sehr  hohes  Alter  schliessen,  um  so  nuhr,  als 
das  Schiff  nicht  mit  eisernen,  sondern  durchgehends  mit  hölzernen  Nägeln 
oder  Zapfen  zusammengefügt  war.  Ausser  dem  Holze  fand  sich  nichts  vor, 
was  auch  nur  im  entferntesten  Aufschluss  geben  könnte." 

V    Königreich  Böhmen. 

Petersdorf  (Königgrätzerkreis).  1851.  —  Beim  Baue  der  Peters- 
dorfer  Fahrstrasse  ist,  laut  einer  Anzeige  der  k.  k.  Bezirkshauptmannschaft, 
im  Juli  1851  ein  Schatz  von  51  Stück  Goldmünzen  gefunden  worden,  dar- 
unter 1  von  Maximilian  II.  1571,  2  von  Rudolf  IL  1588,  1  ung.  von  Matthias 
1010,  1  von  Gustav  Adolf  1032,  3  von  Ferdinand  II.  1032,  1042  und  eine 
ung.  von  demselben  Jahre,  1  von  der  Stadt  Frankfurt  1039,  1  von  Fer- 
dinand III.  1048,  1  von  Leopold  dem  I.  1071 ;  die  übrigen  sind  holländische 
Ducaten  aus  den  Jahren  1598  —  1050,  nebst  einer  orientalischen  Goldmünze. 
Die  k.  k.  Kreisregierung  zu  Jicin  hat  dieselben  dem  k.  k.  Münz-  und  An- 
tiken-Cabinete  zur  Einsicht  übermittelt. 

Neuhof  (Pilsnerkreis).  1850.  —  Bei  Neuhof  unweit  Pisek  wurden  im 
Jahre  1850  an  30  Stück  bronzener  Anticaglien,  als:  Messer,  Pfeilspitzen, 
Nadeln,  Ringeln,  Spangen  und  andere  derartige  Kleinigkeiten  gefunden 
(s.  Wiener  Zeitung  vom  0.  Juni  1851,  Nr.  100,  S.  1903). 

Ginec    (Beraunerkreis).   1820.   —  In  der  Sitzung  der  kön.  höhmischen 

Gesellschaft  der  Wissenschaften  am  4.  December  1850  hielt  Herr  Secretär 

i  asm.  Wocel  einen  freien  Vortrag  über  die  Kampfringe  der  Celten 

aus  Anlass   des  Fundes    zu  Ginec    (im  J.    1820),   wo  ein   grosser,   ovaler, 

er  Bronzering  zum  Vorscheine  kam.  Geleitet  durch  das  Studium  der 

celtischen  Münzen  .  auf  denen    häufig  Krieger  abgebildet  sind,  die   in  der 

einen  Hand  das  Schwert  oder  die  Lanze,  in  der  anderen  einen,  zuweilen 

offenen,  King  hallen,   stellt  Hr.    Wocel  die   Vermulliung  auf,  dass  dieser 

Bing  keineswegs   ein  Siegeszeichen ,   sondern    ein  den  Celten   eigenthiim- 

licher  Kampfring  sei,  der  dem  Krieger  zugleich  als  Schild  diente.    Dass  der 

erwähnte  Bronzering,  das  einzige  bisher  bekannte   Exemplar   dieser  Art 

ii  angedeuteten  Zwecke  gedient  haben  mochte  'er  näheren 

10 


Betrachtung  desselben  klar,  indem  sieh  auf  der  einen  Seite  desselben  unver- 
kennbare Spuren  vonHiebcn  und  Schlägen  befinden,  und  überdies  die  in  dem- 
lelfon  angebrachten  Öflnungen  und  Löcher  deutlieh  nachweisen,  aufweiche 
Weise  er  an  der  Hand  befestigt  wurde.  Dieser  Kampfring-  stelle  sich  somit 
als  ein  das  Celtenthum  charakterisirendes  Object  dar,  und  berechtige  zur 
Sehlussfolgerung,  das  sowohl  die  Ginecer  Bronzen,  als  auch  denselben  ähn- 
liche Bronzegegenstände  in  den  Hallstätter  Gruben  (s.  d.),  Überreste  cel- 
tischer  Völker  seien  (s.  Beilage  zum  Morgenblatte  der  Wiener  Zeitung  vom 
1.  Februar  1851,  Nr.  9). 

Muster  der  merkwürdigen  Ringe,  die  Hr.  Wocel  zum  Gegenstande  des 
erwähnten  Vortrages  gemacht  hat,  sind  bereits  in  dessen  „Grundzügen  der 
böhmischen  Alterthumskunde"  (Tafel  I,  n. 
14,  16)  abgebildet  und  (S.  9)  beschrieben; 
ich  füge  eine  Copie  derselben  in  verkleiner- 
tem Massstabe  hier  bei  (Fig.  18.): 

Ähnliche  Ringe,  die  ihrer  Structur  nach  zu 
dem  erwähnten  Zwecke  vielleicht  noch  geeig- 
neter sein  dürften,  besitzt  das  k.  k.  Münz-  und 
Anliken-Cabinet.  Ich  gebe  hier  (Fig.  19,  1.2.)  zwei  davon  in  verkleinertem 
Massstabe.  Beide  sind  von  Bronze;  der  kleinere  (1)  wiegt  1  Pfund  6%  Loth, 
der  grössere  (2)  2  Pfund  10%  Loth,  jener  hat  im  Durchmesser  6"  (innere 
Lichte  b"),  dieser  7"(innere  Lichte  5%")  Auffallend  ist  es,  dass  bei  dem 
letzteren  (2)  die  einander  gegenüber 
angebrachten  Zwischenräume  zwi- 
schen den  erhöhten  Ringen  (a,  b)  ge- 
nau Handbreite  haben,  während  die 
Zwischenräume  zwischen  den  übri- 
gen kaum  vier  Finger  fassen.  —  Der- 
artige Ringe  kommen  häufig  vor  ;  sie 
sind  bei  Dr.  H.  Schreiber,  Ta- 
schenb.  für  Gesch.  und  Alterth.  II.  Jhrg.  1840,  S.  67  flgg.  zusammengestellt; 
desgleichen,  und  zwar  in  vielfachen  Varietäten,  in  Dr.  H.  Grote's  Blät- 
tern für  Münzkunde,  IV.  Bd.,  1.  u.  2.  Hft.,  S.  42,  Taf.  X. 

Dass  unter  den  Alterthümern,  die  man  mit  vieler  Wahrscheinlichkeit 
den  alten  Celten  zusehreibt,  sich  häufig  Ringe  von  dieser  Form  vorfinden, 
unterliegt  keinem  Zweifel,  obwohl  eben  so  wenig  zu  läugnen  ist,  dass  unter 
den  fast  in  alien  Antiquitätensammlungen  vorfindigen  Ringen  von  gleicher 
und  ähnlicher  Gestalt  es  gar  viele  geben  mag,  die  in  keiner  Beziehung  zu  den 
Celten  stehen.  Das  Bedürfniss  der  Völker  in  ihrem  primitiven  Zustande  ist 
allenthalben  dasselbe;  wie  die  Zeichnungen  von  Kinderhand  alle  einander 
ähnlich  sind,  so  tragen  auch  die  Erzeugnisse  der  Naturmenschen  unter  jeder 
Zone,  ob  Werkzeug,  Waffe  oder  Schmuck,  ein  ähnliches  Gepräge,  und  man 
kann  recht  wohl  in  einemMuseum  Stein-  und  Metallmonumente  aus  dem  Lei- 
chenfelde zu  Hattstatt,  wie  aus  den  Wäldern  der  Rothhäute,  aus  dem  Lande 
der  Rasenen  wie  von  den  Küsten  der  Krimm,  aus  den  Steppen  Sibiriens 
wie  aus  den  Schluchten  des  Maguragebirges  in  Ungarn,  aus  den  Liven- 


IM 


i  in  von  Badiboi  in  Croalien,  aus  den  Ebei 

dunnlna  unweit  Allbreisach  n.s.  w, 
•o  ttoff*  und  formverwandl  neben  einander  gestellt  lieh  denken,  dass  der 

11  «In-  in:  i  Kluft  der  Entfernung,  der 

hiedenbeil  und  mitunter  ancb  des  Zeitraum«!  hal ,  welche  die 
nde  von  einander  trennt.    I'ass  Qbrigem  die  Ringe  ron 
»prangt  .seien.    i>i   mehr  als  wahrscheinlich,  da  ja 
,i   ihren  Wanderungen  (enden    in   vielfachen  Nach- 

tuen berührt,   und  einen  ihrer  Stimme,  die  Bojer,  sogar  für 
/.«•ii  bier  abgesetzt  haben.       Schwerer  zu  bestimmen  mag  sein,  zu 
Ii.mii  Qebrauehe  derlei  Ringe  gedient  haben.    Bei  den  nordischen  Völ- 
iim!    is.   Leitfaden  cur  nordischen  Alterthumskunde, 
ii   solche  Hinge  in  der  heidnischen  Zeit  bei  der 
unehlich   und   halten    eine   symbollache  Bedeutung.  Auch 
ern  itammenden  Ringe  werden  als  symbolische  ( hei- 
i  Hinge  gedeutet  (s.  J.   K.  Bahr,    die  Gräber   der  Liven,  S.  12).     Die 
die  Hrn.  Wocel  veranlassten,  die  Ringe  von  Ginec   für  Kampf- 
ringe zu  Balten,    sind  oben  erwähnt.     Von  sogenannten  celtischen  Münzen, 
Meinung  ihn  bestärkt  haben  mochten,  besitzt  das  k.  k.  Münz- 
tiken-Cabinet  folgende: 

20.  Fig.  21. 


10 


148 

(Fig.  20.)  Eine  rechts  schreitende  männliche  Figur  mit  einer  Kapuze 
auf  dem  Kopfe  (Bardocucullus.  cf.  Martial.  XIV.,  126),  in  der  L.  einen  Stab, 
der  in  eine  Lanzenspitze  auszulaufen  scheint,  in  der  R.  einen  offenen 
Hing;  alles  in  einem  Kreise. 

FJj.  Rechts  schreitendes  Thier  (Bär?),  das  ein  am  Boden  liegendes 
kleineres Thier  (Hase?)  verzehrt;  oberhalb  eine  Schlangenwindung;  alles  in 
einem  Kreide.  M.  5.  —  6%4o  L<>th. 

(Fig.  21.)  Ähnliche  Figur  mit  geschlossenem  Ringe. 

Ffc.  Wie  oben.  JE.  5.  —  6V240  Loth- 

Eine  dritte  ähnliche  Münze  JE.  4.  —  46/240  Loth  befindet  sich  ebenfalls 
im  k.  k.  Münz-  und  Antiken-Cabinete. 

Schon  Montfaucon  theilt  eine  solche  Münze  mit.  Lelewel  (PI.  IV, 
34.  V.G.vgl.  PI.  IX,  n.  18)  schreibt  dieselbe  den  Veromanduern  (Veromandui 
cf.  Caes.  B.  g.  II,  4.  Plin.  IX,  n.  18)  einem  Volksstamm  in  Gallia  Belgica  zu? 
und  setzt  sie  in  den  Zeitraum  von  100 — 52  v.  Chr.  Man  fand  derlei  Münzen 
in  grosser  Anzahl  in  der  Umgebung  von  St.  Quintin  en  Vermandois,  in  den 
Marais  deFlins  und  in  der  Umgebung.  R  udi  n  g  dagegen  (Coinage  of  Britan. 
PI.  IV,  n.  71.  V.  I,  p.  266)  vindicirt  sie  den  Britannen  und  setzt  sie  in  die 
Periode  nach  Cäsars  zweitem  Einfalle,  vor  Cunobelinus,  unter  dem  bereits 
die  Nachahmung  römischer  Münzen  begann.  Vielleicht  war  es  aber  doch  nur 
gallo-celtische  Münze,  die  den  Weg  übers  Meer  zu  einem  Volke  gefunden, 
dem  Cäsar  eigenes  Münzgeld  noch  abspricht.  H.  Schreiber  (Taschenbuch  f. 
Gesch.  u.  Alterth.  II,  1841,  S.  403)  erklärt  sie  für  Kimri-Münzen  ;  derselbe 
gibt  (III,  S.  44,  Taf.il,  2,  3.)  eine  ähnliche  Münze,  aber  mit  anderem  Revers. 

(Fig.  22.)  Brustbild  eines  Mannes,  von  vorn,  in  der  R.  einen  Ring  und 
ein  slabähnliches  gewundenes  Instrument,  in  der  L.  ein  gleiches,  beide 
schräg  gegen  die  Schläfe  gerichtet;  der  Leib  unverhältnissmässig  dünn; 
alles  in  einem  Reifen. 

9?.  Borstiger  Eber  mit  grossen  Fangzähnen  ;  oberhalb  eine  Schlangen- 
windung; alles  in  einem  Reifen.  JE  (Potin).  41/,. —  5%40  Loth. 

S.  Caylus  CIV.  —  Conbrouse,  259.  -  Schreiber  III,  S.  404,  Taf.  II,  1, 
mit  Abweichungen  im  Detail.  —  Lelewel.  PI.  IX,  n.  17.  Letzterer  schreibt 
diese  Münze  ebenfalls  den  Veromanduern  zu  und  setzt  sie  in  die  Jahre  50 
bis  27  v.  Chr.  —  Duchalais  (Revue  numism.  V.  PI.  XVIII,  p.  257  weist  sie, 
mit  ähnlichen,  den  Catalaunern  (Catalauni)  zu,  da  sie  in  grosser  Anzahl  in 
der  alten  Champagne,  in  Lorraine  (Lotharingen)  und  selbst  in  ganz  Nord- 
gallien gefunden  wurden ;  vorzugsweise  scheint  dieser  Typus  den  nordöst- 
lichen Provinzen  anzugehören.  Pierquin  bringt  sie  mitlbruix  (Aulerci  Eburo- 
vices)  in  Gallia  Lugdunensis  (vgl.  Duchalais  p.  122,  n.  369)  in  Verbindung. 

(Fig.  23.)  Rechts  sehender  behelmter  Kopf  (Pallas?),  nnierhalb  eines 
Kreises. 

Ijk  bRVLIMM.  Rechtsschreitende  behelmte  männliche  Gestalt,  in 
langem  Gewände;  in  der  R.  einen  grossen,  offenen,  an  beiden  Enden  mit 
oineni  Knopfe  versehenen  Ring;  innerhalb  einesKreises  .M.  3.  —  36/a4o  Loth. 

S.  EckheJ,  Cat.  Mus.  Vind.  p.  13.  —  Mionnet,  Suppl.  I,  p.  156,  n.  41, 
(EbVLILIM.  p,.  Figure  vetue  de  la  stola).  —  Conbrouse.  355,  459,  460.  - 


149 

Aken..  Lelewel  i.  p.  M7,  lehreibt  dieee  Mttnse  den    Ebnronen 

i)  in  GaUia  Belgiea  ra.  Ineefern  er   die  Endeylbe  ILIL  fttr  sine 

,ti,  .1.  \  im  1 1 1.  eriilrl   «las  Instrument, 
.,  der  H  trumentum   mutieae   hettietu 

s      s.  ;  ...  !■         IM     i     :      II.    n.    18). 

ebb  iahender,  ichÄi  t  Kopf  einee  jungen 

i   t-in.in   Belebende  ren   Perlen,   Innerhalb  eines   gewundenen 

lt.   Unke  eehreilende  kahlköpfige  minnli<  ill,  in  langem  Ge- 

wände, in  i  otlenen,  an  beiden  Enden  mit  einem  Knopfe 

versehenen  l  erhall»  einer   aus  einzelnen  Ringen  bestellenden  Ein- 

fassung.    A{  (vergoldet).  2%.  -  2Va*o  Loth- 
i  Vorderseite,  wie  Figur  24. 

ft.  Links  laufende  mlnnHehe  Gestalt,  auf  dem  Kahlkopf  eine  halbmond- 
Ihnliche  Verzierung,  in  der  L.  einen  grossen,  offenen,  an  beiden  Enden  mit 
einem  Knopf  rertehenen  Ring ;   innerhalb  einer  Einfassung  aus  Laubwerk. 

i  ähnliche  Silbermünzen,  die  eine  M.  2\'z.    Gew.  26/24o  Loth,  die 
andere  M.  2.  Gew.  23/,40  Loth,  befinden  sich  ebenfalls  im  k.  k.  Münz-  und 

Lelewel  (PI.  VI.  25)  schreibt  diese  Münze  den  Völkern   Mittelgalliens 
zu;  es  wurden  deren  zu  Treves  gefunden.    Ein  grösseres  Stück   (vielleicht 
ein  solches  wie  Fig.  25  im  k.  k.  Münz-  und  Antiken -Cabinete)  befindet  sich 
in  der  Sammlung   des   M.   Ducas.    Sie   stammt,   nach   Lelewel,   aus  den  J. 
50—40   v.  Chr.  (cf.  Hevue  archeolog.   1844.  I,  p.    123,  wo  die  Bestimmung 
ien  Pannonien  und  Gallien  schwankt).  Schreiber  (III,  S.  405,  Taf.  II. 
s  Gepräge  darin,   und   führt  eine  an,  die  im  Hohen- 
geftmden  wurde  (vgl.  Leilzmann,  num.  Ztg.,  1837,  Nr.  9). 
i  Männlicher  Kopf,  gegen  die  L.  mit  Lorberdiadem  zwischen 
hen. 
lt     II  MO.  Reiter  mit  ungewöhnlicher  Kopfbedeckung  gegen  die  L. ; 
in  der  In  der  L.  die  Zügel.  M.  5Vs«   —  Gew. 

im  Loth. 

(Fig.  ••.'?.)  Bergbauwerkseng  (Anker?),  2  Puncte. 

IV.  Ring  mit  Ausbiegungen  an  beiden  Enden  ,  der  eine  muschelförmige 
Schal  -  78/iso  Ducaten. 

II.  8.  117.  III,  Taf.  I.  10.  Diese  Münze  erinnert  schon 
mehr  an  die  Regenbogenschüsselehen  (Scutellae  v.  patellae  Iridis),  die  zu 
Podmokl  in  Böhmen,  zu  Lemberg  im  Cillierkreise  Steiermarks.  in  der  Mar- 
maroscher  Gespannschaft  Siebenbürgens  u.  a.  O.  gefunden  worden  sind 

Da»*  lue  gen   sie  nun  aus  Gallien.    Britannien  oder 

Pannonien  ttaau  \     Ikeraehaiten  angehört  haben  können,  ist 

•  itung  der  (  .Ihn    und  bei  ihren  mehrfälligen  Wandi-r- 

I  denkbar.  Das»  aber  die  Aufnahme  ein« 

die  besprochenen   Ringe  sind,  in  den  Münztypus  auf  eine    besondere   Be- 

ler  natürlichen  Neigung  dieser 


150 


Völker  zur  Symbolik  und  zur  Typisirung  ihrer  Neigungen  und  Gewohn- 
heiten, nicht  in  Abrede  stellen.  Allerdings  scheinen  die  Münzen  (Fig.  20— 22), 
auf  denen  die  männliche  Gestalt  mit  dorn  Ring  in  der  einen  und  mit  einem 
wall'enähnlichen  Instrument  in  der  andern  Hand,  oder  wohl  auch  in  beiden 
Händen  dargestellt  ist,  die  Meinung  des  Hrn.  Wocel  zu  unterstützen  ;  da- 
gegen dürften  die  Münzen  (Fig.  23—25),  auf  denen  die  Stellung  der  Figur 
nichts  Herausforderndes  hat,  eher  für  die  symbolische  Deutung  der  nor- 
dischen Alterthumsforscher  sprechen.  Auffallend  ist  es,  dass  fast  sämmtliche 
Figuren  in  raschem  Fortschreiten,  ja  im  völligen  Laufe  begriffen  dargestellt 
sind,  was  unwillkürlich  an  ein  noch  gebräuchliches  Spiel  erinnert,  das  darin 
besteht,  Reifen  im  Bogen  zu  schleudern  und  sie,  indem  man  dem  Falle  der- 
selben, mitunterlaufend,  zuvorkommt,  mit  dem  Arme  oder  miteinem  Stabe  auf- 
zufangen. Zu  einer  ähnlichen  Vermuthung  könnte  sowohl  die  Münze  Fig.  26, 
als  der  grössere  der  beiden  im  k.  k.  Münz-  und  Antiken-Cabinete  befind- 
lichen Knopfringe  Anlass  geben,  indem  erstere  den  Reiter  fast  im  Momente 
des  Ringwurfes  darstellt,  und  an  letzterem  die  beiden  einander  gegenüber 
angebrachten,  genau  auf  Handbreite  berechneten  Stellen  den  Gedanken  nahe 
legen,  dass  zwei  Männer,  Fuss  an  Fuss  gestemmt  und  mit  kräftiger  Faust  die 
bezeichneten  Einschnitte  umklammernd,  gar  wohl  ihre  Kräfte  dadurch 
messen  könnten,  dass  sie  durch  Zerren  und  Drehen  einander  aus  dem  Gleich- 
gewichte zu  drängen  versuchen.  Wie  nämlich  oft  in  dem  unscheinbarsten 
Beizeichen  eine  tiefe,  kaum  zu  ahnende  Bedeutung  steckt,  so  ist  hinwieder 
nicht  selten  die  natürlichste  Deutung  eines  ganz  räthselhaft  scheinenden 
Curiosums  die  richtigste. 

Jicin   (Bidschowerkreis).     18??    —    Das  k.   k.    Münz-  und    Antiken- 
Cabinet  hat  in  jüngster  Zeit  zwei  irdene  Gefässe  an   sich  gebracht,  die 


ihrem  Fundort  und  ihrer  Form  nach 
der  slavischen  Vorzeit  angehören.  Das 
eine  derselben  (Fig.  28),  eine  Art 
Vase  von  grauem  Thone ,  hat  im  gan- 
zen eine  Höhe  von  10",  bis  zum  Halse 
von  8",  an  der  Ausmündung  einen 
Durchmesser  von  3%'',  in  der  wei- 
testen Ausbauchung  von  10%"  und 
am  Boden  von  3%".  Es  wurde  zu 
Gross- Skal  nächst  Jicin,  bei  der 
Grundlegung  einerStrasse,  in  bedeuten- 
der Tiefe gefundenund  völlig  unbeschädigt  herausge- 
hoben, undwar,wiedasnachfolgende,  bisjetztEigen- 
thum  der Hochgebornen GräfinElise  Schlick.  Wocel 
hat  a.  a.  0.  (Taf.  IV,  U,  vgl.  S.  13)  eine  getreue  Ab- 
bildung davon  mitgetheilt,  deren  Copie  wir  hier 
wiedergeben,  und  es  denjenigen  Gefässen  mit  klei- 
nem Henkel  und  enger  Mündung  beigezählt,  die  zur 
Aufbewahrung  der  Getränke  gedient  haben  mochten. 
Das  zweite  Gefäss  (Fig.  29),  im  ganzen  VA", 
ohne  Röhre  7"  hoch,  an  der  Mündung  *•/'',  an  der 


Fig.  28. 


Fig.  29. 


151 

I  u»d  ' ',"  diek, 

von  rölhlichero  Thone.  Bi  wurde  in  der  Stadt  .li«'  in  selbst 

(.1  iiimM.mii  n.lrn.  das  auf  Felsen;;  r..n«lc  ruht. 

:..ud  si.h.    narh    der  lleselireilum.;-  der  Ar 
|  nitnlaftr.     Ok«    '.':{  (iefässe  ftl   allerlei  Tonn  wurden 
aiiH  I  nimert.    nur    dieser   ein/  durch    einen  15«'- 

ITOB   besonderer  Form. 
I  „,  ,  ,1    ] .. ii  1 1    eine    mit    dem  Henkel    in    Verbindung    stehende 

ifu.irts  gerichtete  und  I  horizontal  wegslehcnde 
f«D     li.il :    die    dein    Henkel    f  egeiiüherslcliriidr    fehlt. 

befindet  liefe  twieehen  Linien  eine  dreifache  Reihe 

1     i  li.  r,  in  jedei  -Heine  22.  darunler  ein  Kreis  rOl  Tupfen 
am  unteren  Aushübe  eine  Doppelreihe  ähnlicher  Vertiefung en. 

Auch  wurde,  dem  \ 'criichmen  nach,   auf  derselben  Stelle,    wo   der  Krug 

\     r«<       '    •       'in.    ein   (21  in  Kelchfurm     gefunden;    ein   Bruch- 

k  il,i\cii.  das  stark  u\\dirt  isl  und  die  schönsten  Opalfarben  spielt,  wurde 

den  Kruge  dem  k.  k.  Münz-  und  Antil- en-Cabinete  übergeben. 

Schlan  (Rekomserkrei  Zu  S  t  u  dni  o  wes  nächst  Schlan 

im    v  udi-    dee Grafen  Clam-Martiniz    fanden   die  Arbeiter   am  21. 

'J.  bei  Planirung   einer  Mauer  einen  irdenen  Topf,  worin  sich   an 

Stock  alterlhümliche  Münzen  befanden.  —  Die  Angabe,  „dass  dieselben 

ie  nach  den  alten Siehenzehnkreuzerslücken  «ähnlich  seien 

und  die  Jahreszahl  1106  tragen"',  beruht  jedenfalls  auf  einem  Irrtbume.    Als 

die  Kezirksliauptmannschaft    davon    Kenntniss    erhielt,   halten  die  Arbeiter 

m  Fund  bereits  sich  getheilt. 

Raudnitz    tHakonizerkreis).     1858.      —    Daselbst  fand  ein   Landmann 

1  last  6  Pfund  schwere  Keule,  die  unbezweifelt  dem  Alter- 

thui  D  iinisehe  Museum  soll  noch  keine  ähnliche  besitzen 

Neuern  (Klatiauerkreis).  1852.  —  In  der  Nähe  von  Neuem  wurde 
ein  mitSilbormünzon  angefülltes  Gcfäss  gefunden.  Die  Münzen  sind  alle  vor 
den  es  scheint  daher,  dass  sie  im  dreissigjährigen  Kriege 

d  worden  tind  's   Presse,  vom  11.  April  1852,  Nr.  85).  —  Es  dürfte 
dies  der  anderwärts  (s.  Lloyd,  Abendausg. ,  Nr.  86  vom 

IV    April)  als   bei    dem  nahen   Dürfe  Deschenitz  gemacht  bezeichnet 
wir  Stück  alter  Silbermünzen  bestand.    Diebesseren 

sollen  vom  Kaiser  Rudolf  II.  herrühren,  die  übrigen  fast  unkenntlich  sein. 

irseheinlich  wurden  sie  während  des  dreissigjährigen  Krieges  ver- 
graben, wo  ganz  D  eschen  i  t  z  auf  einmal  zum  Lutherthume  übei  trat.  Die 
Brauen-:  q  Niederreisiung  man  obigen  Fund  jetzt  t hat.    war  da; 

"■•bloss  des  Grafen  Kolowrat. 

KaÜSCht    (C/.aslaucrkreis).     1852  Daselbst    fand    die  Dienstmagd 

•  .iif  einer  Wiese  arbeitete,  in  einein  Knlhaut- 
nnK-  :    haltend,  mit  alten  polnischen  Münzen    aus  dem  J.  1598, 

also  au*  -lgismuinU  Ol.  (1W7-    n»:>2).  Leider  wurden  die  Minies 


152 

ElbOgen  (Elbognerkreis).  1852.  —  Am  22.  Mai  d.  J.  fanden  mehrere 
Arbeiter,  welche  bei  der  Planirung  der  von  Elbogen  nach  Schlaggenwald 
führenden  Strasse  beschäftigt  waren,  unter  dem  Wurzerwerke  eines  ungefähr 
fünfzig  Jahre  alten  Birnbaumes  ein  V/2'  hohes  Gefäss  aus  weisslichemThone 
mit  bräunlicher  Glasur,  das  an  8000  kleine  leichte  Silbermünzen  mit  theil- 
weise  völlig  unkenntlichem  Gepräge  enthielt.  Der  Punct,  wo  dieser  Fund 
npsehah,  liegt  über  der  Eger  und  gehörte  daher  immer  zu  Böhmen;  eine 
nahe  liegende  Bret-  und  Mahlmühle  heisst  im  Munde  des  Volkes  noch  immer 
die  böhmische  Mühle.  Eine  Partie  der  Münzen  ist  nach  Prag  gelangt,  ob- 
Avohl  leider  im  schlechtesten  Zustande,  so  dass  eine  Erklärung  nur  von  ein- 
zelnen Exemplaren  zu  geben  war.  Der  grössere  Theil  sind  Pfennige,  welche 
von  den  böhmischen  Königen  Karl  I.  (König  von  Böhmen  1346;  Kaiser  als 
Karl  I V.  1 347,  gest.  1378)  und  seinem  Sohne  WenceslauslV.  (König  von 
Böhmen  1363;  Kaiser  1378,  gest.  1419)  nicht  in  einer  der  böhmischen  Münz- 
stätten zu  Prag  oder  Kuttenberg,  sondern  in  dem  Landstriche  geschlagen 
worden  sind ,  den  König  Karl  I.  unter  dem  Namen  Neuböhmen  auf  eine 
Zeit  mit  der  Krone  Böhmens  vereinigt  hatte,  und  dessen  Hauptbestand- 
teile aus  der  oberen  Pfalz  gebildet  waren,  wesshalb  man  diese  Pfen- 
nige „böhmisch-pfälzische"  nennen  könnte  (s.  Dr.  Fr.  Streber,  zwei  und 
fünfzig  bisher  meist  unbekannte  böhmisch-pfälzische  Silberpfennige,  in  den 
Abhandl.  derkön.  baier.  Akad.  d.  Wissensch.,  IV.  Bd.,  Abth.  II,  S.  51—124). 
Dieser  Fund  ist  daher  für  die  Numismatik,  namentlich  für  Liebhaber  böh- 
mischer Münzen,  eine  interessante  Erscheinung.  —  Nebstbei  wurden  auch 
einige  Bracteaten  eingesendet,  deren  Deutung  bis  zur  Erlangung  besser  er- 
haltener Exemplare  ausgesetzt  bleiben  muss.  (Vgl.  Fremdenblatt  vom  28. 
Mai  1852,  Nr.  127.  -  Wiener  Zeitung  vom  29.  Mai  1852,  Nr.  129,  S.  1485.) 

VI.  Mährisch-Schlesisches  dioiiYemeinents-Clebiet. 

Kloster-Bruck  (Znaimerkreis).  1851.  —  Beim  Umbau  einer  Mauer 
daselbst  soll  ein  Fässchen  mit  Goldmünzen  von  ziemlich  hohem  Alter  ge- 
funden worden  sein  (s.  Lloyd,  Abendblatt  vom  6.  August  1851,  Nr.  184— B). 
Näheres  über  diesen  angeblichen  Fund  ist  nicht  bekannt  geworden. 

Mödritz  (Brünnerkreis).  1852.  —  Am  18.  Mai  d.  J.  fand  ein  Bauer 
am  Ufer  der  Zittawa  in  einem  irdenen  Gefässe  altböhmische Münzen  grossen 
Gepräges,  zusammen  ungefähr  vier  Pfund ,  von  denen  noch  viele  gerettet 
wurden  (s.  Fremdenblatt  vom  21.  Mai  1852,  Nr.  121.    Presse  Nr.  118). 

Troppau  (Troppauerkreis).  1851.  —  Daselbst  ist  eine  Stampiglie  aus 
der  Zeit  des  Königs  Wenceslaus  II.  (1278—1305)  aufgefunden  worden,  die 
zur  Prägung  der  damals  gültigen  böhmischen  Groschen  bestimmt  gewesen 
zu  sein  scheint.  Die  archäologische  Gesellschaft  zu  Prag  soll  Schritte  ge- 
than  haben,  dieses  Fundstück  für  das  cechische  Museum  zu  gewinnen 
(s.  Linzerzeitung,  1852,  Nr.  65,  S.  257). 

Grossolbersdorf  (Troppauerkreis).  1852.  —  Am  27.  April  d.  J. 
wurde  in  dem  Garten  des  Grundbesitzers  Anton  Schindler  zu  Gross- 
olbersdorf Nr.  61,  beim  Anlegen  einer  Grundmauer  eine  bedeutende  Anzahl 


153 


irdenen  Topf«  verwahrt  waren. 
..■ihm  ward«  Lheili  dnreb  die  beim  Ben«  verwendeten  Ar- 

derOHeel  lirt«  Husaren  verschleppt. 

Munieelf  .  nnttr  Zuziehung  eines  Gendarmen 

Mme  Miin/en  an    »Irr  F        ;;() 

(«erhallen.  Brtendeie,di  der 
rfefende»  fleiefa  Kit,  Ifl  Exem- 

plar, SiaUhalterei ein«  weiche  die  Gute  hatte, 

i  den  k.  k  Mim/.-  und  Anttken-Cabinete  zur 
niUntheilen.   Den  G  rin  die  Mftnaea 

laden,  ward«  von  den  Arbeitern  zerschlagen; 
Icke  davon  sind  beim  Herrn  Bezirks- 
eenunieelr  deponiri 

\  en  den  an  das  k.  k.  Cabinet  zur  Ansicht  gelang- 
ten II  Präger  Grosehen  rühren  G  vom  König  Wen- 
ceslans    III.    (1306      1306),    1    von    Johann    von 
ein  bürg  (1:510—1346)  und  6  von  Karl  1.(1346 


MI.     Königreich  tializieo   and  Lodomerien,  nebst 
dem  Urossherzogthume   Krukau. 

Horodnica     (Tarnopolerkreis).     1848  Auf 

1  rtes  Horodnica  sieht  am  Flusse 

die  Hütte  eines  Hegers,  wo  im  J.   1848  bei 

geringem   Wasserstande    des    Flusses    die    nebenan 

dargc.-t« 'lltf  Bi!  ig.  30)  gefunden  wurde. 

ist  aus  einem  Sandsleinblocke  gemeisselt,  4 

I  tlen  IkmIi,  auf  jeder  der  4  Seiten  15'    breit. 

1         rtheil    <\^v    Bildsäule  ist  uneben   und  abge- 

aeini  auf  einem  Sockel  geruht  zu  haben. 

der  mit  der  Btttle  selbst  ein  einziges  Stück  bildete. 

derselben  endet  in    vier  Häupter. 

die  n  Kappe  oder  einem  Hute  bedeckt  sind. 

Ml   und   wieder    die  galizischen  Landleute    ihn 

Zutage  tragen.    Längs  der   Ilaehen   Seiten 

l'igur  sieb  fort    \uf  der  einen 

s'e  '»  der  l:  '»halbmondförmig  gebogenes 

ibnrn;  auf  der  andern  einen  Reif;  auf  den  beiden 

aa  die  Brust,   während 

lässig  nach  abwärts  gebogen  ruht.    In  der 

rtels  hängt    iL  rert,    dar 

befindet  sich   .in   Boss   mit  |  chgurte.     Auf 

allen  vier  Seiten   erblickt    man  am   Kusse   der  Säule 

eine  weibliche  G  unlertt  kniee; 


i 


\t=^ 


154 

Caryatulen,  theils  mi<,  theils  ohne  Schnurbart,  welche  die  ganze  Bildsäule 
zu  I  ragen  scheinen.  Nirgends  ist  eine  Spur  einer  Aufschrift,  noch  sonst  ein 
Zeichen  zu  entdecken,  mit  Ausnahme  eines  kleinen  gemeisselten  Kreuz- 
chens, das  vielleicht  aus  späterer  Zeit  herrühren  dürfte. 

Die  erste  Nachricht  von  dieser  Bildsäule  erhielt  die  gelehrte  Gesellschaft 
zu  Krakau,  als  sie  eine  besondere  Abtheilung  für  Alterthumsforschung  bil- 
dete und  dem  zu  Folge  an  alle  Freunde  der  Alterthumskunde  die  Auffor- 
derung ergehen  Hess,  sie  möchten  mit  Eifer  an  den  Bestrebungen  des  Ver- 
eines sich  betheiligen.  Dieser  Aufruf  gab  Hrn.  Miecislaus  Potocki 
ausKocin  bi  riezyki  amFlusseZbru  cz  nächst  dem  Grenzorte  Husiatyn 
Anlass,  eine  Zeichnung  und  umständliche  Beschreibung  dieser  Bildsäule  an 
die  gelehrte  Gesellschaft  zu  Krakau  einzusenden.  Ein  so  unerwarteter  und 
höchst  wichtiger  Fund  bestimmte  den  Verein,  den  Eigenthümer Potocki  auf- 
zufordern, er  möchte  damit  das  im  Entstehen  begriffene  Museum  für  vater- 
ländische Alterthumskunde  zu  Krakau  bereichern.  Derselbe  erklärte  sich 
hierzu  bereit,  jedoch  mit  dem  Vorbehalte,  dass  diese  Bildsäule  zwar  nicht 
als  Eigenthum,  aber  doch  in  so  lange  dem  Museum  zur  Verwahrung  über- 
geben werden  solle,  als  dieses  bestehe.  Da  aber  der  Transport  eines  so 
massenhaften  Gegenstandes  einiger  Vorsicht  bedurfte  und  zugleich  es 
sich  darum  handelte,  den  Ort  des  Fundes,  die  den  letzteren  begleitenden 
Umstände,  wie  auch  die  nächste  Umgebung  zu  erforschen,  so  beschloss  der 
Verein  zu  diesem  Behufe  den  Herrn  Theophil  Zebrawski,  eines  seiner 
kenntnissreichsten  und  eifrigsten  Mitglieder,  dahin  abzusenden,  um  dann  auf 
Grundlage  dieser  Forschungen  in  den  vom  Vereine  herausgegebenen  „Denk- 
würdigkeiten" eine  umständliche  Abhandlung  über  diese  Bildsäule  nebst 
einer  getreuen  Abbildung  derselben  zu  veröffentlichen.  Vorläufig  mögen 
die  voranstehenden  und  die  folgenden  Andeutungen  genügen,  welche  ich, 
durch  gütige  Vermittelung  des  Freiherrn  von  Päumann,  Conceptsadjuncten 
beimk.  k.  Ministerium  des  Cultus  und  Unterrichtes,  aus  der  Krakauer  Zeit- 
schrift „Czas"  (v.  17.  Mai  1851)  im  Auszuge  mittheile. 

Darüber,  dass  diese  seltsame  Bildsäule  den  slavischen  Götzen  Swia- 
towit  vorstellt,  sind  die  Ausleger  einig.  Was  die  näheren  Angaben  über 
den  Fundort  betrifft,  so  vereinigen  sie  sich  darin,  dass  schon  die  Lage  des- 
selben für  den  Götzendienst  ganz  geeignet  war.  Längs  des  Ufers  des  Zbrucz 
ziehen  sich  nämlich  üppige  Saatfelder  mit  felsigen  Anhöhen  abwechselnd 
hin.  Das  Volk  nennt  diese  Gebirge  „Tautry",  den  Geographen  sind  sie  unter 
dem  Namen  der  Miodoborskischen  Berge  bekannt.  Auf  einer  dieser  An- 
höhen sieht  man  die  Ruinen  eines  alten  Schlosses  (in  der  Ortssprache  Horod 
genannt).  Zebrawski  fand  daselbst  Überreste  von  Mauern,  die  aus  zusammen- 
gefügten Steinen  ohne  Mörtel  bestehen  und  der  Cyklopen-  oder  Heidenmauer 
in  den  Vogesen  gleichen.  Diese  Ruinen  führen  auf  die  Vermuthung,  dass 
hier  einst  eine  Kontine  (Kontyna)  des  Swiatowit  sich  befunden  habe,  die 
jedoch  weniger  umfangreich  und  ansehnlich  gewesen  sein  mag,  als  jene  zu 
Arkona.  Die  weiteren  Nachforschungen  führten  zu  einer  zweiten  Reihe  von 
Felsen,  welche  mit  dem  Zbrucz  parallel  längs  des  Weges  nach  Postolowka 
sich  hinziehen  und  am  Fusse  zwischen  zwei  steil  abfallenden  Felsen  eine 


/.ienili'  die  theils  mit   Wald    bewachsen  isl     Uli  iK    all 

\  ':  I'  benutzt  wird,  welehe  B 

ii    sich    lchOH    darauf   hinzudeuten    sei;. 

(dienst»'  urwoilit  war.     Im    Munde   des  Volkes    lehl   dif 

inst   aul'  dieser    weilen    BbeiM    soll    gestanden 

haben.  Diese  SUdl  iel  durch  den  im  Mythenkreiae  des  roi  Velkei 

berüiii'  leneo  Sotodywy  Bonio,  und  /war  durch  die  Macht 

werden.    I  dortig e  malerische  UMfebug  bedecken 

Spuren  ron  Brdhügeln  (m<  Nach  den  Schilderungen,  die  Zebrawtki 

\     trfereehajtgea  in  dieeer  Gegend  macht,  scheint  das 
gefunu  bild  nur  ein  sehr  geringer  Theil  eines  grossen  archäologi- 

.schen  Schal /es  zu  sein,  der  dort  theils  unter  der  Erde,    theils  im  Flussbettc 
di -s  Zbmcs  noeh  verborgen  sein  mag   (vgl.  Leipziger  Illustr.  Ztg.  vom  16. 

Krakau  (Krakauer  Regierungsgebiet).  1852.  —  Bei  den  Fortitications- 
arbeiien  zu  K  rakan  werden,  dem  Vernehmen  nach,  häufig  historische  Anti- 
«jui taten  zu  Tage  gefordert,  welche  jedoch  durch  Sorglosigkeit  wieder  zu 
(Strande  gehen  (s.  Presse,  1852,  Nr.  92). 

VIII.  1  ngarn  mit  seinen  Nebenländern. 

\.  Königretet)  Ungarn, 

Ofen  (Peathereemitat),   1860.  Mehrere  Mögser  Insassen  fanden  im 

tirder  Hotten  im  Frühjahr  1850.  beim  Ackern,  unter  dcrErde  in  einem 

und  in  einer  vergoldeten  Silberbüchse  einen  Schatz.    Der- 

ad  aus  3  Stück  doppelten  und  24  Stück  einfachen  Ducaten,  dann 

ilberthalern  und  1  IG  Stück  Siebzehner.    Ein  Theil  davon  wurde 

)■  k.  k.  Münz-  und  Anliken-Cabinet  eingelieferte  hatte  einen 

h  von    319  fl.  8  kr.;   die  Silberdose  wog  14%  Loth.    Von 

numismatischen  Interesse  war  dieser  Fund 

Ofen,   1861.  Hei  den  auf  dem  Ofener  Blocksberge  vorgenommenen 

rind,  dem  Vernehmen  nach,   Gegenstände  von  verschiedenen 

Metallen.  K  in  Mensehen  und  Thieren,  dann  alte  türkische  Spiesse, 

In  ans  Tageslicht  gekommen,  von  welchen Fundobjecten  man 

die  voi  tionalmuseum  zur  Aufbewahrung  abliefern  wollte. 

M.endhlatt  \om  25.  üct.  1861,  Nr.  252=B). 

Ofen,    1-  i  der  .Nahe  der  SchifTswerfte  wurde  in  diesem  Jahre. 

snaehrichten.  ein  i  Caldarium  i  Warmbad)  ausge- 

ichmen  nach  ist 
/u   industriellen   Zwecken   wieder   ver- 
Ofen,   1861  I  logische   l 

Uert  bei,  mit  gebührendem  Loh  erwähn- 

rdiaand  „    Wolfarlh    verdanke   ich  die 


156 

nachfolgenden,  einige  zu  Ofen  und  in  dessen  Nähe  befindliche  Römermonu- 
mente betreffenden  Notizen,  die  derselbe  während  seiner  letzten  Reise  dahin 
im  Juni  d.  J.  gesammelt  hat. 

1. 

In  dem  kleinen  Hofe  des  linken  Flügels   des  Landesfinanzdirections- 

Gebäudes  (des  ehemaligen  Jesuitencollegiums)   steht  ein  Sarkophag  aus 

Muschelkalk,  4'  breit,  %%'  hoch  und    7"  dick.    Die  Inschrift,  von   einer 

Laubverzierung  umgeben,  lautet,  der  mir  vorliegenden  Copie  nach : 

MEMORIAE  &  VAVRELI 

MELLITI.  LIB  PARILEGIEG 

HADI.  VIX.  AN  XVIII  STIR.. 

TVM.  AVR.  MARTIA  EIS  \ST 

EX.  SIGNFTE 


Ich  möchte  aus  diesen  corrupten  Zeilen  entnehmen,  dass  sie  dem  Andenken 
eines  M.  AVRELli  MELLITI  LIBRARli  LEGati  LEGionis  II.  ADIutricis. 
VIX  it  ANnos  XVffi  (?)  STIPendiorum  CVM.  AVRelia  MARTIA  conjuge 
EIus  von  einem  VETeranus  EX  SIGNIFEris,  dessen  Name  fehlt,  gewidmet 
waren. —  Der  Name  Marcus  Aurelius  Mellitus  erscheint  auf  einem 
römischen  Grabsteine  zu  Rom  (Murat.  MDCCCXXXIX.).  Der  Name  A  u  r  el  i  a 
Martia  (Marcia)  und  Marciana  scheint  in  Pannonien  einheimisch  gewesen 
zu  sein.  Fabretti  gibt  folgende  Inschrift  (p.  164,  n.  295,  ex  Villa  Nobilium 
de  Bolognetis  ad  viam  Nomentanam)  : 

D.  M.  S.  AVRELIA.  MARCIA 

NA.  CIVES.  PANNON1A.  QV 

E.  VIX1T.  ANNIS.L.  M.  II.  D.  VII.  A 

VR.  SERENIANVS.  CONIVG 

I.  KARISSIME.  CVM.  QVA.  VI 

XIT.  ANN.  XXXIII.  ET.  AVRELI 

A.  MARCIA.  F1LIA.  B.  N.  M.  F 

ECERVNT.  IN.  PACE 

Ferner  begegnet  uns  auf  einem  Grabsteine  zu  Ofen  (Schönwisner,  lter.  II, 

p.  193,  Budae  in  suburbano)  eine  Aurelia  Martia,  vielleicht  die  obige, 

wieder  : 

D.   M 

MEMORIAE  Q.  AVRELIAE 

MARTIAE.  DOM.  AQ 

VIXIT.  ANN.  XLI.  D.  Illl.jll  VLP 

ASIANVS.  VET.  LEG.  UAD 

CONIVGI.  KARISSIMAE 

F  C 

auf  welcher  die  zweifelhafte  Leseart  von  DOM.  AQ  (cf.  Murat.  MMXX  VIII.  6.) 

mit  vieler  Wahrscheinlichkeit  auf  AQuincum,  statt  aufAQuileia  oder  gar 

auf  DOM.  RAvenna,  bezogen  wird.  —  Die  LegioII.  Adjutrix  lag  bekanntlich 

lange  Zeit  hindurch  in  Niederpannonien.  —  Ein  Librarius  legionis  war  ein 

Secretär  der  Legion  (cf.  Veget.  2.  Milit.  7.  Librarii  ab  eo,  quod  in  libros 


157 

reierni  s   ad   railites   pertinentee) ,    su   bei  Gmt   L\\ 

ein  Librarins  nMaJpvhtrif,   Reehnnngsfohrei 
,  is  (Libnrini  eohertie.  Bell  L  IM.  Librarins  Prima»'  deenrine.  Ib. 

I  wäre  somit   der  Seeretür  des  Le- 
inmandanton.  DlCSCS    Monument    dürfte   H    den  Sammlungen   der 

ii.ut  haben  nnd  wie  ■•  ▼feto  arfti*  aM  Altofes  herrühren.  Nach 

Aufhebung   des  Ordens  wurde  dasselbe  all  Rrunnentrog  benutzt ,    und   steht 
I  Mos  in  einem  Winkel  des  Hot 
2. 
Im  königlichen  Schlosse  wurde  bei  den  gegenwärtig  vorgenommenen 
Baureparaturen,  dureh  Aufräumen  des  Schuttes,   nachstehender   3'  1"  broi- 
(.     hoher  und  k2'  2"  dieker  Inschriftstein  aus  Muschelkalk  zu  Tage 
■  Um t.   Die  Copie  lautet: 

D  M 

SEPTIMIO  CESIA 

NO.  DVPLARIO 

LEG.  IX.  D.  STIR  X 

VIXIT.  AN.  XI.... 

CAESERN.  SABINI 

AWS.  SIC  LEG.... 

S...MER...F... 


Dieses  Denkmal  ist  kein  neues,  sondern  nur  ein   zum  wiederholten  Mal  aus 
dem  Wüste  der  Zerstörung  wieder  gerettetes.    Es  rührt  ursprünglich   von 
her  und  kam  dann  nach  Ofen;  Schünwisner  (It.  Pann.  II.  p.  269)  gibt 
die  Inschrift  so  : 

D.  M 

SEPTIMIO.  C.ESER 
NO.  DVPLARIO 
LEG.  I.  AD.  ST1P.  XX 
VIXIT.  AN.  XL. 
CAESERN.  SABINI 
AWS.  SIG.  LEG. 
L  AD...  F.  C 
Das  Denkmal  war  also  einem  dureh  doppelte  Löhnung  ausgezeichneten  Sol- 
daten (duplarius,   duplU  ai  ins)  der  Legio  I.  Adjutrix,   die  fast  sämmtlich  aus 

und   Dalmatern   bestand  und  lange  Zeit  ihr  Standquartier  n 
Bregetium  (S/,,m\  i  in  Panuenieu  batte«  rei  einem  SIGnif er  derselhe«  Le- 
icht seltene  Verkommen  dos  Nama  nun  in 

P  '      ll    SeheawlsmeT    hin    und    fuhrt    als    Beltg    Inschriften   von 

und  Waisen  an.  i>as  Denkmal  seheint,  trotz. 
eicht  riel  gelitten  an  bähen;  im  Gegen- 
I      ir  üe  ewei  letzten  /eilen  richtiger 

SIC     II  Ohne  und  Un- 

ion an  Schrill  ist  ren  rein 

em  itternng  nndentl 


158 

3. 

In  einem  anderen  Vorwerke,  das  in  letzterer  Zeit  zu  den  Treibhäusern 
des  Palatino«  umgewandelt  worden  war,  befindet  sieh  ein  Sarkophag  von 
ähnlichem  Umfrage  und  Materiaie,  wie  der  oben  beschriebene,  der  wahr- 
scheinlich bei  Gelegenheit  der  erwähnten  Bauten  zu  Tage  gefördert  und 
ala  Wasserbecken  benützt  wurde.  Die  Inschrift  ist  ganz  unleserlich. 

4. 

Zu  Promontor  (Promontorium),  eine  Stunde  unterhalb  Ofen  ,  der  Insel 
Csepel  gegenüber  in  der  Richtung  nach  Ercsin,  sind  Spuren  römischer 
Schanzen  und  Hochäcker  sichtbar. 

5. 

Zu  Szaszholum,  l1/*  Station  von  Ofen  nachHanzabeg  (ung.  Erd),  in  der 
Richtung  nach  Stuhlweissenburg,  sieht  man  grossartige  Reste  einer  Römer- 
strasse und  viele  noch  unberührte  Tumuli;  auch  befindet  sich  dort  ein  Cal- 
darium.  

Alt -Ofen,  1852.  —  Auf  der  Alt  -  Ofener  Insel  wurde  unlängst  beim 
Graben  einer  Eisgrube  abermals  ein  Caldarium  entdeckt.  Die  einigermas- 
sen  erhaltenen  Wände  desselben  sollen  mit  Frescomalereien  geschmückt 
sein,  der  Boden  aus  schöner  Mosaikarbeit  bestehen.  Der  k.  k.  Stadthaupt- 
mann  von  Protmann  Hess  sogleich  alle  Anstalten  treffen,  um  möglichen 
Vandalismus  zu  verhüten,  und  setzte  die  Direction  des  Nationalmuseums 
von  diesem  wissenschaftlichen  Funde  unverzüglich  in  Kenntniss.  (S.  Lloyd, 
Abendblatt  vom  17.  Jänner  1852.  Nr.  13-B.  —  Presse  vom  18.  Jänner,  Nr.  14.) 

Pesth,  1852.  —  Im  Dianabade  zu  Pesth,  der  Kettenbrücke  gegen- 
über, befinden  sich  unter  der  Einfahrt  folgende  Alterthümer:  1)  ein  Löwe 
in  sitzender  Stellung;  2)  eine  Ära;  3)  ein  Meilenstein  des  Caracalla 
(der  Name  des  Geta  ist  ausgemeisselt),  sämmtlich  aus  Muschelkalk. 

Csopäk  (Szaladercomitat).  1849.  —  Zu  Csopäk  bei  Füred  wurde, 
nach  einer  Mittheilung  des  dortigen  Gutsbesitzers  Herrn  Johann  Kösa, 
im  J.  1849  ebenfalls  ein  römisches  Caldarium  aufgefunden.  (S.  Presse  vom 
8.  Nov.  1851,  Nr.  39.) 

CsurgÖ  (Stuhlweissenburgercomitat).  1850.  —  Auch  zu  Csurgö 
soll  man  im  J.  1850  auf  die  Reste  eines  römischen  Caldariums  gestossen 
sein.  (S.  ebend.) 

Fünfkirchen  (Baranyercomitat).  1850.  -  Unter  dem  Fünfkirchner 
Dome  stiess  man  während  des  Grabens,  welches  behufs  einer  unter  der 
Sacristei  anzubringenden  unterirdischen  Heizung  vorgenommen  wurde,  auf 
eine  klafterhohe  und  bei  40°  lange  Wasserleitung.  Die  Untersuchung  konnte 
nicht  weiter  fortgesetzt  werden,  weil  ein  Mauerwerk  eingestürzt  war.  Auch 
fand  man  mehrere  römische  Gräber,  jedoch  ohne  Aufschriften  und  Münzen, 
der  Raum  für  die  Leichname  war  sehr  eng.  Bekanntlich  ist  der  Dom  zu 
Fünfkirchen  eines  der  ältesten  Gebäude  Ungarns,  und  selbst  auf  dem  ehe- 
maligen Standplatze  römischer  Bauten  errichtet.  (S.  Fremdenbl.  vom  10.  Aug. 
1851,  Nr.  194.) 

Grosswardein  (Biharercomitat).  1851.  _  Auf  dem  grossen  Platze 
daselbst,  wo,  dem  Volksglauben  nach,  das  Grab  des  heiligen  Ladislaus  sich 


159 

befinden  toll,  wurde  In  Juli  is>i     bei  Gelegenheil  einer  Planum 

Goldmünze  von  Jahre  1598,  loraii  aus  der  Zeil  Redelfi  IL, 

gefiinden,  nämlich  ein  Ducalen  (die  beilige  Mari.»,  unten  ein  riorfaehes 

,i  mit  Mittelschild.  IV.  «l**i-  beilige  Ladislaus).   Die  Behörde  war  dee 

Willens,  genauere  Nachsuchung  treffen  u  lassen,  is.  Lloyd,  Abendbl.  vom 

v     186-B.) 

Laaz  (Treetsinercomitat).  1831.         Der  Insasse  Stephan  Pe  teils 

i  fand  ia  Aman-  des  Jähret  is~>i  eine  Ansah]  von  t£9  Stiel  Silber- 

n    aus    der  %,    Hälfte    des    siebzehnten  Jalirhundei  tes   (1077   n. 

ahne  numismatischen  Belang,  im  Schitsnngawerthe  von  121  (1.  M  kr.  C.  H. 
Bogschan   (Kraaaovereoniitat).    L861.    —    Im  Kraaaerer  Regierungs- 
bezirke tles  Banatei  wurden  im  Sommer  1851,  beim  Strasscnbaue,  zwischen 
Bogschan   und   llat'na  111)  Stück  römische  Silbermünzen  und  ein  dünner 

'stein  (Hornetein)  gefunden  und  dem  k.  k.  Fig.  31. 

Münz-   und  Antiken-Cabinete   zur  Einsicht  und 
liefert.  Letzterer  hatte  die  neben- 
rkte  Geatall  (Fig.  31): 
Die  römischen  Münzen,  durchgehends  Kaisermünzen,  von  Vespasian 
sjanus  Decius  (vom  Jahre  70 — 251  n.  Chr.).  säinmtlich   sehr  gut  er- 
halten, wiesen  folgende  Reverse: 

I.  Vespaeiae.es. 

I  1  COS.  ITEK.       Die  Friedensgöttin,  sitzend. 
TB    im » i  iltsend. 

Vom  J.  70  n.  Chr. 

II.  H a d r ianus. 

I  ,  1>M  TB  P  COS  II.  DiftGer« -htigkeit,  sitzend;  unterhalb IVSTITIA. 
PM  TU  PCOS  III.  Die  Eintracht,  sitzend;  unterhalb  COXCORDIA. 
SALVS    \v<;    Die  Göttin  dee  Heiles,  stehend. 
Aus  den  J.  117—138. 

III.  L.  A  el  i  us  Caesar.  f 

I )  TU  POT  COS  IL  Die  Göttin  des  Heiles,  stehend. 
Vom  J.  137—138. 

IV.  A  n  t  011  in  us  l'i  us. 

lill.  Prunkbette,  darauf  ein  Blitz. 
I)  t'OS.  HU.  Die  Eintracht,  stehend. 

!i  d.  J.  1V>  n.  Chr. 
kNTONINVS  W  (i.  PIVS.  P.  P  TR  FXVI.  Belorberter  Kopf. 
W.  COS  INI  hend:   in   der  Hechten   die  Opferkanne,  in 

der  Link«  .'   Iladium. 

Vem  J.  163.  n.  Chr. 
VG  PIVS  P.  1».  TB  P  Will.  Belorberter  Kopf. 
W.  PACi  AVti.  cos  iiii  Die  Ftiedensgöttin,  stehend. 
Von  J.  161  n.  Chr. 

V.  1  le     Alt   r: 

BTERNl  i  aifieirte  Ewigkeil  (Faustina?),  stehend. 

inem  lohenden  Altar. 


100 


4)  CERES.  Ceres,  stehend. 

VI.  Marcus  Aurelius. 

1)  COS.  II.  Die  Ehre. 

Vom  J.  145  n.  Chr. 

2)  TR.  P  XI.  COS  II.  Roma,  stehend. 

Vom  J.  157  n.  Chr. 

3)  M  ANTONINVS  AVG  TR  P  XXVII.  Belorberter  Kopf. 
Ifc.  IMP  VI.  COS  III.  Die  Billigkeit. 

4)  IMP.  VI.  COS  III.  Die  Siegesgöttin. 

Vom  J.  173  n.  Chr. 

VII.  Faustina,  die  Jüngere. 

1)  AVG  PII.  FIL.  Die  Eintracht,  stehend. 

2)  AVG  PII  FIL.  Venus  Victrix,  stehend. 

3)  SAECVLI.  FELICIT.  Zwei  Knaben  auf  einem  Prachtbette  (Lectis- 

ternium). 

Aus  dem  J.  140-180. 

VIII.  Commo  dus. 

1)  TR  P  VI  IMP  IUI  COS  HI  P  P.  Felicitas,  stehend. 

Vom  J.  181  n.  Chr. 

2)  TR  P  VIII  IMP  VI  COS  IUI  P  P.  Pallas,  sitzend. 

Vom  J.  183  n.  Chr. 

3)  . . .  IMP  VIII  COS  VII  P  P  Felicitas,  stehend. 

Vom  J.  192  n.  Chr. 

IX.  Septimius  Severus. 

1)  L  SEPT.  SEVER  AVG  IMP  VIII.  Belorberter  Kopf. 

5k.  P  M  TR  P  IUI  COS  II  P  P.  Die  Siegesgöttin,  schreitend. 
Vom  J.  196  n.  Chr. 

X.  Elagabalus. 

1)  VICTORIA.  AVG.  Die  geflügelte  Siegesgöttin  schreitend  zwischen 
zwei  Schildern,  im  Felde  ein  Stern. 

Aus  den  J.  220—222  n.  Chr. 
XL  Gordianus  III. 

1-3)  P  M  TR  P  II  COS  P  P.  Der  Kaiser,  opfernd. 

4)  P  M  TR  P  II  COS  P  P.  Die  Siegesgöttin,  schreitend. 

Vom  J.  239  n.  Chr. 

5)  P  M  TR  P  IUI.  COS  U  P  P.  Der  Kaiser,  stehend,  in  der  Rechten 

den  Speer,  in  der  Linken  die  Erdkugel. 
Vom  J.  241  n.  Chr. 

6)  FIDES  MILITÜM.  Die  Soldatentreue  zwischen  zwei  Feldzeichen. 
7-11)  FORT  (FORTVNA)  REDVX.  Fortuna,  sitzend. 

12—15)  IOVI  STATORT.  Jupiter,  stehend. 

16—19)  LAETITIA  AVG  N.  Lätitia. 

20-21)  LIBERALITAS  AVG  ÜI.  Die  Freigebigkeit,  stehend. 

22)  MARTI.  PACIFERO.  Mars,  schreitend. 

S3)  ORIEXSAVG.  Der  Sonnengott,  stehend. 

24)  PROVID  AVG.  Die  Fürsicht,  stehend. 


161 

25- 16)  8  IRC\  i  i  i  iL u  i  r  \s.  Der  Kalter  stehend,  in  dei  Reehtea 

den  Speer,  in  der  Linken  »li.-  Brdkofel. 
27)  VICTORIA  AVG,  Ditfi  in,  seareitend. 

Ans  d«B  J.  838— 24'*  n.  Chr. 

\n.  M.  J.  Pailippao  der  Vater. 

l_»)   P.  M  TR  P  Ol   COS  P  IV   FeliciU.s,  slrlMMul. 
Von  J.  240  «i.  Chr. 
1*  M  TR  P  IUI  COS  II  P  P.  I  stehend. 

Von  .1.  '247  n.  Chr. 
4      »i    \l>\  i:\TVS  AVGG.  Der  Kaiser  zu  Pferde. 
B)  AKOYITAS  AVGG.  Die  Billigkeit,  stehend. 

9)  ANNONA  AVGG.  Die  Vorrathsgöttin,  stehend. 

10)  FELICITAS  TEMP.  Felicitas,  stehend. 

11—12)  FIDES. M1LIT.   Die  Soldatentreue,  stehend  zwischen  zwei 
Feldzeichen. 

13)  GEXIVS  EXERC.  ILLVRICIANI.    Der  Schutzgeist  des  illyri- 

schen Heeres,  stehend. 

14)  PAX  AETERN.  Der  Friede,  schreitend. 

15—18)  ROMAE  AETERNAE.   Roma  sitzend,   auf  der  Hand  eine 
Friedensgöttin  haltend. 

19)  VICTORIA  AVG.  Die  Siegesgöttin. 

20)  VICTORIA  CAR  PICA.  Die  Siegesgöttin. 
21—22)  VIRTVS  AVG.  Victus. 

23—25)  SAECVLARES.  AVGG.   Ein  Löwe.  —  Ein  Hirsch.  —  Eine 
wilde  Ziege. 

Aus  den  J.  244—249  n.  Chr. 

XIII.  Otacilia  Severa,  Philipp's  l. 

1—2)  COXCORDIA  AVGG.  Die  Eintrachtsgöttin,  sitzend. 

3)  PVDICITIA  AVG.  Die  Keuschheit,  sitzend. 

Aus  den  J.  244—249  n.  Chr. 

XIV.  Philipp  us.  der  Sohn. 

1—2)  IOVI.CONSERVAT.  Jupiter,  stehend. 
:?)  PAX  AETERN.  Die  Friedensgöttin,  stehend. 

4)  PRINCIPI  IVVEXT.  Der  Kaiser,  schreitend. 
5—9)  PRINCIPI  1VVENT.  Der  Kaiser,  stehend. 
10)  AEOVITAS  AVG.  Die  Billigkeit. 

11  —  12)  SAECVLARES.  AVGG.  Kine  Ziege. 
Aus  den  J.  244—249  n.  Chr. 

XV.  Trajanus  Decius. 

1—2)  ADVENTVS  AVG.  Der  Kaiser,  zu  Pferde. 

Vom  J.  249  n.  Chr. 
3     ö)   DACIA,  Dacia,  in  der  Rechten  eine  Stange,  auf  der  ein  I 
köpf  stockt. 

))  GEN1VS  BXERC  ILLVRICIANL  Der  Schutzgeist  des  illyri- 
schen Heeres,  stehend. 
10)  PANN0N1  \l      Die  heiden  P^nnonien,  stehend. 
Archiv  IV  11 


1 62 

H_I3)  VBERITAS  AVG.  Die  Fülle,  stehend. 
14)  VICTORIA  AVG.  Die  Siegesgöttin,  schreitend. 
Aus  den  J.  249  -251  n.  Chr. 

XVI.  Herennia  Etruscilla,  des  Trajanus  Decius. 
1_4)  PVDIC1TIA.AVG.  Die  Keuschheit,  sitzend. 
5—8)  PVDICITIA.AVG.  Die  Keuschheit,  stehend. 
Aus  den  J.  249-251  n.  Chr. 

Da  das  k.  k.Münz-  und  Antiken-Cabinet  von  diesen  sämmtlichen  Typen 
eine  hinreichende  Anzahl  Exemplare  besitzt,  so  stellte  es  den  ganzen  rei- 
chen Fund  zurück. 

Oedenburg  (Oedenburger-Comitat),  1852.  —  Die  vermehrte  Baulust 
in  dieser  Stadt  dürfte  vielleicht  zu  interessanten  archäologischen  Funden 
Anlass  geben,  da,  dem  Vernehmen  nach,  beim  Graben  der  Canäle  man 
schon  mehrmals  auf  römische  Särge  stiess,  in  denen  ausser  Gerippen  auch 
Ringe,  Ohrgehänge  und  andere  Anticaglien  aus  der  Römerzeit  sich  vorfan- 
den. (S.  Humorist  v.  2.  Juni  1852,  Nr.  130.) 

Losoncz  (Neograder-Comitat) ,  1851.  —  Laut  eines  Berichtes  der 
ungarischen  Finanz-Landesdirection  wurden  bei  Grabung  der  Fundamente 
gelegenheitlich  des  Wiederaufbaues  der  im  Jahre  1849  durch  Brand  zer- 
störten reformirten  Kirche  zu  Losoncz  in  einer  alten  Gruft  verschiedene 
Gold-  und  Silbergegenstände  gefunden  und  mit  einer  von  dem  dortigen 
Prediger  Herrn  Michael  Töth  verfassten  Specification  an  das  k.  k. 
Münz-  und  Antiken-Cabinet  zur  Auswahl  eingesendet.  Die  Gruft  war  fest 
vermauert;  als  man  die  Wölbung  derselben  aufriss,  fand  man  einen  Raum, 
in  dem  ungefähr  5  Leichname  mochten  begraben  gewesen  sein.  Die  oben 
erwähnten  Pretiosen  waren  das  erste,  was  man  daselbst  entdeckte;  in  Folge 
einer  weiteren  Nachgrabung  stiess  man  auf  150  Stück  kleine  Silbermünzen, 
deren  Jahreszahlen  im  Vergleiche  mit  der  Arbeit  und  dem  Charakter  der 
gefundenen  Schmuckgegenstände  einen  ziemlich  genauen  Schluss  über  die 
Zeit  ziehen  lassen,  in  welcher  diese  Gruft  jene  Leichen  mag  aufgenommen 
haben.  —  Die  gefundenen  Pretiosen  sind  folgende:  1)  Goldeffecten : 
1  Goldring  mit  einem  Türkiss,  1%  Duc.  schwer;  1  emaillirter  Goldring  mit 
4  Tafelsteinen,  1V8  Duc;  2  ähnliche  Goldringe  mit  viereckigen  Tafelstei- 
nen ,  jeder  V3  Duc;  1  Goldring  mit  einem  Smaragd,  %  Duc;  1  kettenför- 
miger Goldring,  %  Duc;  21  Stück  emaillirte  Gehänge  von  Gold,  theils  mit 
Granaten,  theils  mit  Rubinen  besetzt,  zusammen  18  Duc;  8  Stück  von  einer 
emaillirten  goldenen  Halskette ,  4%  Duc;  2  Stück  einer  feinen  Goldkette 
mit  ovalen  Glieden,  33/4  Duc;  19  Stück  kleiner  Goldgehänge,  zum  Theil 
mit  orientalischen  Granaten,  zusammen  GV4  Duc;  2  Stück  goldene  Schlies- 
sen  und  2  Stück  kettenförmige  goldene  Armbänder,  zusammen  11%  Duc; 
1  Stück  goldene  Halskette,  8%  Duc;  83  kleine  Bruchstücke  eines  goldenen 
Rosenkranzes,  2  Duc  — 2)  Silbereffecten :  5  Stück  Bruchtheile  von  Silber- 
gürteln, zusammen  36  Loth  schwer;  1  breite  silberne  Kette  in  mehreren 
Stücken,  3  Lth.;  1  silberner  Halbmond,  %  Lth.;  9  Stück  silberne  Sterne, 
2%  Lth.;  beiläufig  dritthalb  Ellen  breiter  Silberspitzen,  9  Lth.;  7  silberne 
Ringel  und  l  Fragmente  einer  Kette.%  Lth.;  über  300  Silbernägel  zum  Aus- 


163 

•eklAftt    <lt*s  Sari(i'N  .    Iheil.s    inil    runden.    Iheils   mit   sl <-ru I «» rm i ^ t*n  Kopien. 

Lthuj    reraebiedene  kleiner«  Sticke  \<>n  Spitsen,   W/i  Lth.;    und 
Perlen.  I»i«-  stminilichen  S<  hmuckgegen- 

itiade  geboren  eageneekeinHeh  swel  reraehiedenen  Knnetetnfen  an.  Die 
eine  Hilft e,  durch  massive  Derbheil  nnd  tiarres  Festhalten  an  altherkömm- 
lichen binarren  Pormen  sich  eaarakierisirend ,  dürfte  Im  Lande  selbst 
verfertig!  worden  sein;  die  andere  Hallte  dagegen  .scheint  vorzugsweise 
tianiaeher  Künstler  und  zeichnet  sieh  durch  geschmack- 
relle,  neue  Arbeit  ans:  gefallige  Form,  aartea  Email,  Beiaeige  Pai 

Lltige  Ausführung  des  Filigrane  erinnern  an  die  Kunatperiode  unter 
Kudolf  II..  wenigstens  haben  sie  mit  den  aus  jener  Zeit  herstammenden 
Arbeiten  im  n.  k.  Münz-  und  Antiken-Cabinete  viele  Ähnlichkeit.  —  Die 
Htanen,  welche  ebendort  gefunden  wurden,  rühren  her  von  Ludwig  I. 
1388),  Sigismund  (1387-1437),  Matthias  Corvinus  (1458  -1490), 
Ladislaus  II.  (141)0—1516)  und  Ludwig  II  (1516— 1526),  die  meisten  von 
den  letaten.  Sonderbarer  Weise  findet  sich  unter  diesen  Groschenstücken, 
welche  mit  ziemlicher  Wahrscheinlichkeit  auf  eine  Deponirung  im  16.  Jahr- 
huuderle  und  daher  wegen  ihrer  Übereinstimmung  mit  dem  Charakter  der 
Kunstperiode,  der  die  gefundenen  Schmuckgegenstände  angehören,  auch 
auf  die  Zeit  der  Benützung  der  eröffneten  Gruft  schliessen  lassen,  ein  viel 
neueres  Münzchen,  nämlich  ein  Silbergroschen  von  Christian  Ernst  von 
Bayreuth  (f  1712),  mit  der  Jahreszahl  1707.  das,  wenn  es  nicht  etwa  zu- 
fällig unter  die  übrigen  Fundmünzen  gerieth ,  die  ganze  obige  Voraus- 
setzung umstürzt.  —  Der  Marktflecken  Losoncz  selbst  gehörte  ehevor 
dem  Losoncz'schen  Geschlechte,  das  aber  im  Jahre  1552  erlosch.  Später 
besassen  denselben  die  Familien  Forgätsch,  Balassa,  Zichy,  Szemere  und 
I  unter  einander.     Sollte  daher  die  Gruft  aus  dem   16.  Jahrhunderte 

daüren,    s.»  durften  die  gefundenen  Schmucksachen  einer  Dame  aus  dem 
Losom  Geeehlechte  angehört  haben.   —   Das  k.  k.  Münz-  und  An- 

Cabinel    behielt   aus   diesem   Funde    obigen   Rosenkranz,    ein   paar 
Sehliessen  mit  Email  und  einige  silberne  Sargnägel  gegen  Ersatz  zurück. 

Nagy  •  Mibily  (l  ngbvarer-Cemitat),  1852.  -    Im  xMai  d.  J.  wurde  da- 
selbst ein   mit   Edelsteinen   besetzter,    90  Ducaten  schwerer   Goldschmuck 
gefunden   und  an  das  dortige  Steueramt  abgeliefert.     Derselbe  besteht  aus 
Mplatte  von  3"  Höhe  und  2"  10"'  im  Durchmesser.  Den  Mit- 
telpuuel  derselben  nimmt  ein  mit  Hyaeinthen  besetztes   Zehneck  von    1"6"' 
im  Durchmesser  und  gleicher  Höhe  ein,  das  einem  Onyx  zur  Fassung  dient; 
das  obere  Ende  des  Ovals  ziert  ein  Onyx,  mit  einem  Anhängsel  von  Ambra  ; 
ad  desselben  ist  mit  Smaragden  und  Rubinen,  die  innere  Fläche  mit 
m    untern   Hände   hangen   drei  Gliederkettehen 
durch  einen  nns  wechselnden  Hyaeinthen  und  Amethysten  ge*- 
i    zusainmengefasst,    wieder  in   einzelne  Enden 
klagt    l>i  lea  ganzen  Schmuck- 

stückes bei 


164 

IX.  Das  (irossfürstenthuin  Siebenbürgen. 

Hammersdorf,  ung.  Szent-Ersebet  (Hunyader-Comitat),  1851.  —  Bis- 
her zählte  man  zu  den  archäologischen  Fundgruben  den  Ort  selbst  mit 
seinen  Hausgärten,  die  angrenzende  Umgebung  und  die  zwei  nächsten  nach 
Osten  sich  erstreckenden  Seitenthäler,  die  in's  Hauptthal  münden.  In  die- 
sem letzteren,  dem  sogenannten  Reben-  und  Formenthal,  ist  auch  im  Sommer 
1851  eine  Anzahl  von  Scherben  mannigfaltig  geformter  Schalen,  Urnen  und 
anderer  Gefässe  durch  die  Ueberschwemmungen  herausgewaschen  worden; 
und  zwar  fand  man  die  Bruchstücke  jetzt  im  Hauptthale,  was  bisher  nicht 
der  Fall  gewesen,  viel  weiter  hinauf  verbreitet,  wo  dasselbe  anfängt  sich 
zu  schliessen.  Es  kamen  Scherben  von  ungeheuer  grossen  Töpfen  daselbst 
zum  Vorscheine,  aus  deren  zolldicken  Fragmenten  man  auf  eine  Höhe  von 
W  und  einem  Umfang  vom  40"  schliessen  kann.  Auf  verschiedenen  Plätzen 
längs  des  losgerissenen  Ufers  bemerkte  man  rothgebrannte  Erde  mit  Kohlen 
und  Asche,  was  Feuerstellen  vermuthen  lässt}  selbst  an  den  Scherben  der 
Gefässe  sieht  man,  dass  diese  gebraucht  wurden,  an  Töpfen,  Schüsseln, 
Schalen,  Tellern  erkennt  man  selbst  in  ihren  Bruchstücken  die  Seite,  wo 
sie  dem  Feuer  ausgesetzt  waren.  Obgleich  die  Geschichte  darüber  schweigt, 
so  ist  es  doch  möglich ,  dass  hier  einmal  in  alter  Zeit  ein  feindliches  Heer 
im  Lager  campirt  habe,  oder  eine  Schlacht  hier  vorgefallen  sei.  Diese 
Vermuthung  gewinnt  dadurch  an  Wahrscheinlichkeit,  dass  daselbst  Pfeile, 
Wurfspiess-  und  Lanzenspitzen  von  Eisen  und  Bronze ,  ferner  die  breite 
Klinge  eines  eisernen  Schwertes,  völlig  oxydirt,  so  wie  auch  häufig  sub- 
fossile Pferdezähne,  zwar  aus  ferner,  jedoch  nicht  vorweltlicher  Zeit,  und 
ganz  oxydirte  Hufeisen  gefunden  und  nach  der  letzten  Flut  gesammelt  wor- 
den sind.  (S.  Wiener  Zeitung  vom  31.  August  1851,  Nr.  208,  S.  2526.) 

Ohläh-Piän  (Mühlenbacher-Stuhl),  1852.  -  Durch  die  Gefälligkeit 
der  siebenbürgischen  Finanz-Landesdirection  ist  dem  h.  Finanz-Ministe- 
rium ein  Fund  zugegangen,  und  letzteres  hat  die  Fundgegenstände  dem 
k.  k.  Münz-  und  Antiken-Cabinete  zur  Prüfung  und  Auswahl  mitgetheilt. 
Dieselben  bestehen  aus  50  Stück  antiker  griechischer  Silbermünzen,  die 
der  Goldwäscher  Lukas  Marin  Fribb  zu  Ohlah-Pian  (Stuhl  Mühlen- 
bach, Ssasz-Sebes)  aufgefunden  hat.  Diese  Silbermünzen  gehören  theils 
den  illyrischen  Städten  Apollonia  und  Dyrrhachium,  theils  der  Insel 
Th  as  us  bei  Thracien  an.  Sie  haben  folgende  Typen  und  Aufschriften: 
I.  Apollonia. 

1—3)  AHA2.  Eine  Kuh,  die  ein  Kalb  säugt. 

$.  AIIOA.  Eni-  KA-AOT.  Zwei  längliche  Sterne  innerhalb  eines 
Vierecks  (von  L.  B  e  g  e  r  und  J.  E  c  k  h  e  1  für  den  Grundriss  der 
Gärten  des  Alcinous  erklärt).  AI.  4.  —  3  Stücke. 
4-9)  AP12TÖN.  Wie  oben.  Im  Abschnitte  A> . 

9*.  AIIOA.  AT  -  SH  -  N02.  Wie  oben.  -  6  Stücke. 
10-15)  NIKANAPOS.  Wie  oben.  Im  Abschnitte  M. 

9*.  AIIOA.  ANAPI2  -  KOT.  Wie  oben.  —  6  Stücke. 
16-18)  NIKHN.  Wie  oben. 

9».  AIIOA.  ATTO  -  BOT  -  AOT.  Wie  oben.  -  3  Stücke. 


165 

10-  .  08  ÜIS.  w  ic  ehen. 

IV    \iK»  \.  \  \i  -  ph  -  NOZ.  Wir  oben.  -  7  Stecke. 

anliohei  Stack,  -an/  »lall  gedruckt,  mil  völlig  unkenntll- 
ehem  Gepräge. 

II.  Djrr  li  i  e  h  i  o  rl 

87— 19)  MENIZKOI.    Eine  Knb ,  die  ein  Kalb  •legt.   Im  Abschnitt.' 

ein  Kuder. 
IV.  ATP,   (APXI11)  HOT.      Zwei   ländliche  Steine    innerhalb   eines 
...     |{.  4.  —  :J  Stinl 
;{0)  BiftC  barbarische  Nachahmung  dieses  Typus. 
IV..  IA.  I.W -II  »-  NO.  Wie  oben. 

39)  MENI2K02.  Wie  oben;  oberhalb  ein  Vogel. 
IV.  ATP.  AlO  -  XV  -  210T.  Wie  oben.  —  9  Stücke. 
IO--48)  MENIXK02.     Wie   oben.    Eine    neben   stehende   weibliche 
Gestalt,   die  auf  besser  erhaltenen  Münzen  von  diesem  Typus 
vorkommt,  ist  liier  nicht  sichtbar. 
Ffr.  ATP.  AT -KU -KOT.  Wie  oben.  -  k  Stücke. 
14,  4.V)   MEKISKOZ,  Wie  oben.  Unten  ein  laufender  Hund. 

IV.  AVI».  ftlAttTA.  Wie  oben.  —  2  Stücke. 
46)  BBNÖN,   Wie  oben.  Oberhalb  ein  Adler. 

ffr.  ATP.  nTP-  BM.  Wie  oben. 
4?)  SBNttN.  Wie  oben.  Oberhalb  ein  Adler. 

IV.  AVP.  (<J>lAO)  AA  -MTO.  W7ie  oben. 
M     ^<»,  «WAS2X.  Wie  oben.  Oberhalb  ein  Haupt  mit  einer  Strahlen- 
krone. 
H».  AVP.  M(ENIZ)KOT.  Wie  oben.  -  2  Stücke. 

III.  Thasus. 

ödi   Bruchstück  einer  Silbermünze  von  dem  bekannten  Typus:    Ju- 
gendlicher Kopf  des  Bacchus  mit  Epheu  und  Beeren  bekränzt. 
R.  HPAKAE    0T2    20THP02.     Hercules    nackt,    stehend,    die 
Rechte  auf  die  Keule  gestützt,  in  der  Linken  die  Löwenhaut ; 
nebenan  das  Monogramm  AI.  Unterhalb  9AIIÖN.  —  A\.  J). 
M  Münzen,  obwohl   an  sich  für  das  k.  k.  Cabinet,  das  sämmtliche 
u  Tage  gekommene  Typen  in  hinlänglicher  Anzahl  besitzt,  von  kei- 
eaenderen  Werlhe.  bilden  immerhin  einen  interessanten  Zuwachs  zu 
der  grossen  Menge  derartiger  Münzen ,  welche  schon  in  früherer  Zeit  in 
diesen  Gegenden  gefunden  worden  sind,    und  noch  jährlieh  dort  gefunden 
i.    Bin  grosser  Theil  der  Münzen  von  Apollonia,  Dyrrhachium   und 
;.  die  das  k.  k.  Cabinet  bewahrt,   rührt    aus  Funden  her,  welche  in 
ibürgen  gemacht  worden  sind.    Um  nur  einiger  zu   erwähnen,  führe 
Ken  «1  inzen  von  Dyrrhachium  an.  die  das  Cabinet  aus  ^(»9  zu 

Fels-  in  Siebenbürgen  imJ.  18.35  gefundenen  zurückbehalten  hat. 

In.  Ja!  unten    zu    Magyar    Nadai    in  Siebenbürgen  (Koloser- 

I  tat)  ebenfalls  11  Silbermünzen  ▼©»  Dyrrhachium ,  mit  den  Magistrats 
namen:  MEN1ZKOZ.-41A0TA.-BENQN.  u.  a.  gefunden  < Vgl.  Österr.  Bl.  f. 
Ute.]  Silbermünzen  von  Apollonia.  70  und 


166 

einige  Stücke,  wurden  im  Jahre  1850  zu  Körösbanya  (Altenburg, 
wal.  Bajukrisuluj)  in  Siebenbürgen  (Zarander-Comitat)  ausgegraben.  (S. 
Archiv  für  Kunde  österr.  Gescbichtsquellen,  II.  Bd.,  1.  und  2.  Heft  1849, 
S.  i ,-)«)— 202).  Eine  namhafte  Anzahl  angeblich  in  Siebenbürgen  gefundener 
Silhennünzen  von  Thasus  wurde  erst  kürzlich  dem  k.  k.  Münz- und  An- 
tiken-Cabinete  zur  Auswahl  angeboten. 

Dieses  häufige  Vorhandensein  der  Autonommünzen  von  Städten,  die 
schon  im  Jahre  229  vor  Chr.  in  römische  Botmässigkeit  gerathen  sind  (vgl. 
Polyb.  II,  8—10,  11;  Eutrop.  III,  4;  Zonar.  VIII,  19;  Oros.  IV,  13;  Flor.  II. 
5),  in  einem  Lande,  das  erst  im  Jahre  106  n.  Chr.  zur  römischen  Provinz 
wurde ,  scheint  auf  eine  viel  frühere  Verbindung  des  letzteren  Landes  mit 
dem  illyrischen  Küstenstriche  hinzudeuten,  zu  der  ohne  Zweifel  der  Gold- 
reichthum  Daciens  Anlass  gab,  dem  die  Handelsplätze  von  Scodra  abwärts 
allseitigen  Abfluss  gewähren  mochten.  Aus  dem  Herzen  des  alten  Goldlan- 
des (nämlich  gerade  aus  der  Gegend  ,  wo  die  Flötze  und  Seifenwerke  von 
Ohlah-Piän  und  Sebeshely  bis  an  die  Sztrigy  sich  erstrecken) 
gieng  später  über  Sarmizegethusa  an  die  Donau  und  dann  von  Vimi- 
nacium  am  rechten  Ufer  über  Naissus  (Nissa),  die  Vaterstadt  Constan- 
stins  des  Grossen,  und  Th  er  an  da  (Trenonitza)  nach  Scodra,  und  von 
da  weiter  abwärts  nach  Dyrrhachium  und  Apollonia  eine  Strasse, 
die  gewiss  dem  schon  aus  frühester  Zeit  her  bestehenden  Karawanenzuge 
folgte;  die  Insel  Thasus  lag  derjenigen  Route  nah,  die  als  Via  Egnatia 
Apollonia  mit  dem  Flusse  Hebrus  in  Verbindung  brachte. 

Spuren  der  Römerherrschaft  in  der  Ohlah-Pianer  Gegend  finden 
sich  noch  allenthalben.  Nach  amtlichen  Berichten  stiess  man  im  Goldein- 
lösungsrevier daselbst  auf  deutliche  Merkmale  römischer  Goldwäschereien, 
zwischen  Ohlah-Pian  und  Reho  (wal.  Rihu),  zu  Sebeshely  auf  Reste  rö- 
mischer Bauwerke.  (S.  Neigebauer,  Dacien,  S.  257  flg.) 

X.  Militärgränzland. 

Balta  Serata  (Romanenbanater  Gränzregiment) ,  1851.  —  In  der 
Gegend  von  Balta  Serata,  nächst  Bukin,  sind  von  dem  dortigen  Stras- 
seneinräumer  Wenze  Krumhanzel ,  dann  drei  Gränzern  und  drei  Goldwä- 
schern 24  Stück  kleine  und  3  Stück  grössere  türkische  Goldmünzen  im 
Gesammtgewichte  von  354  Gran  auf  einem  dem  Caranseber  Gränzer  Mitsu 
Bajacich  Nr.  187  gehörigen  Grundstücke  gefunden;  ferner  ist  in  der  Hut- 
weidegegend Piatra  Kustuluj  von  zwei  Gränzweibern  aus  Plugova  der  Me- 
hadianer  Compagnie  ein  aus  der  Erde  hervorragender  irdener  Krug  entdeckt 
worden,  in  dem  mehrere  Silbermünzen  und  andere  alte  Schmuckgegenstände 
von  Silber  sich  befanden.  Der  ganze  Inhalt  des  Kruges  wog  20  Loth  und 
bestand  aus  56  grösseren,  theils  polnischen,  dann  französischen,  ungrischen 
und  deutschen  aus  dem  16.  und  17.  Jahrhunderte  herrührenden,  durchlö- 
cherten Münzen,  meistens  1-2  Groschen  im  Werthe,  dann  aus  125  kleinen, 
beinahe  unkenntlichen  Münzen,  grösstenteils  türkische  Para's ,  ferner 
aus  2  silbernen  Haarnadeln,  1  silbernem  Ringe,  1  silbernen  Kette,  4  sil- 
bernen Ohrgehängen  ,    mehreren   silbernen  Kugelknöpfen  und  noch   an- 


IC.  7 
deren  Kleinigkeiten,  almmtlieh  gering  im  Gewichte.    Dia  dem  k.  k.  Munz- 

imil    \ntiken-Cabinete    eingesendeten  Prubcstiieko    /.igten    folgende  T\  |i«-ii  : 
T       ,m:    Sigismund    II       Su-nst.     1  |,  —    Step  h  an    It  a- 

Iherj  .  rei  Polenla*  mnnd  in.  1687     162 

V  im   l'ng;i  ni  :     Fe  rd  i  n  a  n  il    I.    I 

Von  Siel», mi  bürgen:  Stephan  It  o  t  s  1 1  J  .  1006.  —  Gabriel  Bt- 
thory.    1618.   —    Gabriel   Hell.  Ion.    1618      166 

Panier:  Ludwig  IUI.  1<i43.  und  Ludwig  XIV.  1668,  rOB  Frankreich; 
Albert  und  Kl  i  s  a  b  o  I  h  von  Flandern  ;  II  o  s  p  u  b  1  i  ea  Ilagusana, 
L6M  (S.  Hlasius);  Ludwig  1.  Grimaldi  .  Fürst  von  Monaco.  IM»:?: 
3  grössere  und  3  kleinere  türkische  Gold-  und  3  kleinereSilbermünzon . 

\l.  liOmbardisch-Tcnetianisches  Königreich. 

H)  Yenetianisches  Gubernialgebiet. 

Verona  (Delegation  Verona),   1851.   —  Im  September  1851   wurde  bei 
liuurabung  der  Grundlagen  eines  alten,  in  der  Nähe  der  Arena  befindlichen 
Hauses  ein  sehr  wohlerhaltener  Votivstein  gefunden.  (S.  Wiener  Zeitung  v. 
tober  1851,  Nr.  245,  S.  2983.)    Die  Inschrift  desselben  wird  ange- 
geben wie  folgt : 

Tl.  CLAVDIO.DRVSI.  F 
CAESAR1.AVG.  GERMANICO 
PONTIF.  MAX.  TRIR.  POTEST 
III.  COS.  III.  DESIGNATO  INI 
IUP.  PVDLICE.  D.  D 
\\  eitere  Ausgrabungen,  heisst  es,   werden  vielleicht  Aufschluss  über 
das  Gebäude  geben,  zu  dem  diese  Votivtafel  gehörte.  —  Wahrscheinlich  ist 
die  Inschrift  unrichtig  eopirt.  indem  die  einzelnen  Ziffern  des  Tribunats  und 
Consulats  nicht    zusammenstimmen.    Kaiser  Tiberius  Claudius  Drusus  war 
im  Jahre  44  n.  Chr.  wohl  TR.  POT.  III.  COS  III,  aber   nicht   COS  III  desi- 
gnat.  IUI;  eben  so  wenig  IMP..  sondern  IMP.  V.    Als  er  COS  III.  design.  IV 
zählte  er  zugleich  TU.  POT.  VI.  VI.:   ferner  P.  M.  und  IMP.  X.  XL, 
d.  i.  im  Jahre  4G  n.  Chr. 

XII.   Königreich  Dalmatieu. 

Zara  (Kreis  Zara),   1850.  —   Als  man  bei  Gelegenheit  des  Raues  der 

1  as.-rne  (lasolhsi  .    nächst    den  Mauern   an   der  Südseite  der 

Stadt   einige  Ausgrabungen  vorzunehmen   hatte,    stiess  man  auf  folgende 

denkmale  von  einheimischem  weissen  Kalkstein,  3'  hoch  8*  breit. 

mit  sei.  Billig  8"  hohen  Lettern.    Ich  gebe  hier  die  Inschriften,  die 

.i-rungsrath   Arneth  in  den  Sitzungsberichten   (1861,  VI. 

ü       -   110,811)  mit  der  Bemerkung  mitgetheilt  hat.   Bd*M 

I  \\.-itr>  Feld  zu  einer  Abhandlung  über  den  jüdischen  Krieg  des 
Vespasianns  und  Titos,  über  den  daeischen  Feldzug  des  Trajan  und  Über 
die  damals  ausgefeilten  Geschenke  darhi'.t.-n,"  der  Vollständigkeit     • 


168 

0.  RAECIO.Q.  F 

CL.  RVFO 

P.  P.  LEG.  XII.  FVLM 

TRECENARIO 
DONIS.DON.  AB.  IMP 
VESPASIA.ET  TITO  IM 
BELL.  IVD.  AB.  IMP.  TRAI 
BELL.  DAC.  PRINC.  PRAET 
TREBIA.M.  F.  PROCVL 
MARITO 
T.    P.    I 
Der  Stein  ist  einem  Q.  Raecius  Rufus,   Sohn  des  Quintus,   aus  der  Tribus 
Claudia  gesetzt,  der,  als  Primipilus  der  Legio  XII  Fulminata,  eine  Löhnung 
von  300SesterzienTrecenarius  (Tercenarius)  bezog,  nachdem  er  im  Kriege 
gegen  die  Juden  (Erstürmung  Jerusalems  am  2.  Sept.  des  Jahres  70  n.  Chr.) 
von  Vespasian  und  Titus,    und  im  dacischen  Feldzuge   (105  n.  Chr.)  von 
Trajan  militärische  Auszeichnungen  erhalten,  also  in  einem  Zeiträume  von 
wenigstens  35  Jahren  rühmlich  gekämpft  hatte,  und  zuletzt  Princeps  Prae- 
torii  war.  Ein  Princeps  Praetorii  LegionisXHI  Geminae,  Namens M.Vettius 
Valens,  erscheint  auf  einem  Steine  zu  Rimini  bei  Grut.  MCII.  4.    Auf  einem 
Steine  von  Atina  finden  wir  bei  Doni.  p.  230,  Nr.  20,  einen M.  Tillius  Ruf.  cen- 
turio  legionis  XX.  Val.  Victr.  als  Princeps  Castrorüm  unter  L.  Seplimus 
Severus  (M.  Antonino  [Caracalla]  III  et  P.  Sept.  Getall  coss)  im  Jahre  208 
n.  Chr.  —  Gewidmet  ist  dem  obigen  Q.  Raecius  Rufus  der  Stein  von  seiner 
Gattin  TrebiaProcula,  der  Tochter  des  Marcus  Trebius  Proculus,  der,  wie 
die  nachstehende  Inschrift  uns  lehrt,  ebenfalls  ein  durch  Verleihung  eines 
Kriegspferdes  (equo  militari  publico)  ausgezeichneter  Mann  war,  der  die 
ehrenvollen  Aemter  eines  Haruspex,  eines  Priesters  des  Bacchus  (Sacerdos 
Liberi)  und  eines  Duumvirs  und  Aedils  der  Stadt  Arba  bekleidete.  Einen 
Haruspex  finden  wir  bei  Murat.  CLXX,  3  ;  CLXXI,  9;  DXXU.  I;  einen  Sacer- 
dos Liberi  bei  Murat.  CXLV,  I;  CLX,  4.    Arba  war  eine  Stadt  auf  der  dal- 
matinischen Insel  Scardona  (Plin.  III,  21;  Ptolem.  II,  16,  13;  IV,  20).    Die 
Inschrift  lautet:  2, 

M.  TREBIO 

PROCVLO 

EQVO.M.  PVBL 

HAR.  SACER.  LIB 

II  VIR.  AEDIL,  ARBA 

TREBIA.M.  FL 

PROCVLA 
PATRI.T.  P.  I 
Jedenfalls  ist  es  interessant,  hier  den  Vater ,  die  Tochter  und  deren 
Gatten  inschriftlich  vereint  zu  finden ,  und  des  rein  menschlichen  Vergnü- 
gens zu  geniessen ,  das  die  Erinnerung  an  eine  Familie  gewährt,  die  uns  in 
engem  häuslichen  Rahmen  das  Bild  forterbender  Tüchtigkeit  und  patrioti- 
scher Gesinnung  darbietet. 


1 69 


III. 

Zur  Charakteristik 


des 


FREIIIERRX  GEORG  ERASMUS  Vll\  TSCHERXE.tlßl 


und  zur 


hichte  Österreichs  in  den  Jahren  1608 — 1610. 


Von 


•Modoh.  Sliiiz. 


171 


<>rg  E  r  asm  u  s  Freiherr  v.  Tschernembl  auf  Windeck  und 
Schwert  bersr  war  ein  im  Anfange  des  17.  Jahrhunderts  in  Österreich  viel- 
genannter Name.  Sein  Einfluss  auf  die  Schicksale  und  Ereignisse  des  Landes 
war  gross  aber  nicht  segensreich.  Der  eigentliche  Mittelpunkt  der  Oppo- 
sition gegen  das  Haus  Österreich,  war  er  zugleich  auch  das  vorzüglichste 
Mittelglied  zwischen  allen  dem  Herrscherhause  feindlichen  Elementen  in 
Österreich  und  der  pfalzisch-calvinischen  Union  im  Reiche,  deren  Streben 
dahin  gerichtet  war,  in  Verbindung  mit  auswärtigen  Mächten  alle  „katho- 
lischen Stände  des  Reiches  zu  überwältigen"  und  sich  mit  ihren  Bundes- 
genossen in  die  Beute  zu  theilen1).  Es  lohnte  sich  allerdings  wohl  derMühe 
und  gewährte  nicht  geringes  Interesse,  die  Persönlichkeit  eines  solchen 
Mannes  näher  kennen  zu  lernen  ,  welchen  Khevenhiller  einen  „gelehrten, 
in  Historien-  und  Landsachen  erfahrenen,  auch  arbeitsamen  Herren"  nennt2). 
ftoafcali  dürfte  auch  die  Mittheilung  seiner  Schriften,  sofern  sie  noch  unge- 
druckt  sind,  nicht  unerwünscht  sein.  Sie  sind  namentlich  bei  Tschernembl 
der  getreue  Ausdruck  seiner  Anschauungsart  und  seiner  Grundsätze.  Durch 
den  Druck  bekannt  sind  hisher,  soweit  meine  Kenntnisse  reichen: 

1)  Antwort  im  Namen  der  österreichischen  Stände  zu  Hörn  auf  die  Er- 
mahnungen der  ungrischen  Stände  zur  Vergleichung  mit  K.  Matthias 
am  10.  Nov.  1608,  in  lateinischer  Sprache  gedruckt  bei  Kurz.  Beiträge 
IV,  3~yH,  wo  irrig  gesagt  wird,  dass  dieses  die  Rede  sei,  welche  Tscher- 
nembl am  81.  October  im  ungrischen  Landtage  gehalten  hatte3). 
Mehrere  Reden  an  K.  Matthias  im  Anfange  des  Jahres  1609  während 
der  Verhandlungen  zwischen  ihm  und  den  protestantischen  Ständen 
abgedruckt  in  „Relation  der  Vnter-  vnd  Oberösterreichischen  Euan- 
gelischen  Stände  Abgesandten  nach  Wien  etc."  Gedruckt  im  Jahr  1610, 
i  V"  mit  einem:  Kurtzen  Anhang,  1610  in  4to  6^.  Diese 
lation,  deren  Verfasser  ebenfalls  Tschernembl  zu  sein  scheint,  er- 
zählt die  vorberührten  Verhandlungen  bis  zum  Abschlüsse  der  soge- 
nannten t'apitulalions-Resolution,  der  Anhang  die  weitern  bis  zur  Ver- 
gleichung mit  den  katholischen  Ständen. 

Ks  kann  kaum  etwas  \  tigeres  gefunden  werden,  als  das  gemeine, 

heuchlerische    Intriguenspiel  ,    welches   die    „Acta   secreta,    das  ist:     Der 
f  I  Irf  «■   Protestierenden  Arcliii".   uns   enthüllt. 
\  I.  Hfl, 

cf.  Raupach,  Kräng.  Österreich  !V.  108. 


172 

3)  Gutachten  an  den  Kaiser  (Matthias),  wie  die  böhmischen  Unruhen  zu 
stillen  seien;  abgedruckt  bei  Khevenhiller  IX,  294;  Meusel,  Beiträge 
zur  Erweiterung  der  Geschichtskunde  I,  86;  Hammer -Purgstall, 
Khlesl's  Leben  IV,  874. 

Die  Gleichheit  in  Sprache,  Darstellung  und  Anschauung  lässt  uns  in 
dem  Gutachten  der  Stände  o.  d.  Enns  über  den  böhmischen  Krieg,  1.  c. 
143,  denselben  Verfasser  erkennen. 

4)  Gutachten  an  König  Ferdinand,  wie  er  allen  seinen  Verlegenheiten 
enthoben  werden  könnte.  Aus  Linz,  abgedruckt  1.  c.  390. 

5)  Räthliches  Bedenken  eines  vornehmen  österreichischen  Freiherrn  o. 
d.  Enns,  wassmassen  die  im  Königreich  Böhmen  etc.  entstandene  Un- 
ruhen zuaccomodiren.  An  ihre  Majestät  Ferdinand  II.  selbsten.1619. 4. 

6)  Gegründeter,  nothwendiger  Bericht,  Was  bishero  nach  Absterben  des 
K.  Matthiä  . .  wegen  der  Land-Administration  . .  dem  uralten  öster- 
reichischen Herkommen  nach  fürgenommen  worden.  Linz,  bei  Jobann 
Blanken,  1619,  4tül),  mit  einer  Fortsetzung. 

7)  Consultationes  oder  vnderschidlicheRathschläg  dermalsten  vnd  wich- 
tigsten sachen,  welche  von  Anfang  der  Bohemischen  vnd  andern  fol- 
genden Aufstand  fürgangen  vnnd  zu  Werck  gericht  werden  oder 
werden  sollen;  Von  wort  zu  wort  auss  dem  Original  Protocoll,  so  in 
der  Heidelbergischen  Cantzley  gefunden  worden,  gezogen.  1624,  4t0; 
auch  Act.  publ.  III.  183. 

In  der  Vorrede  heisst  es:  „. .  .  welches  von  einer  meütmachischen  be- 
kandten  Hand  durchauss  geschriben  vnnd  zwar  durch  denjenigen,  wel- 
cher erstlich  in  Österreich  auss  den  fürnembsten  Auffwiglern  vnd  Achi- 
tophel,  hernach  in  Böhmen  Kriegsraht,  Fac  totum  vnd  Präsident  gewesen. 
Als  aber  Prag  widerumb  eingenommen  vnd  die  Caluinisten  die  Stat  ge- 
raumbt,  hat  er  also  darvon  geeylet,  dass  jhme  nit  allein  der  Staub  in  die 
Augen  sondern  auch  das  Hertz  kommen  vnd  darob  erkranket,  desshalben 
dann  auch  die  alte  Churfürstin  ein  mitleyden  mit  jm  getragen  vnnd  jhm 
Schrifftlich  haimbgesucht  mit  vermelden  :  Es  sey  jhr  laid,  dass  jhr  Herr 
Sohn  seiner  so  thewren  Räht  müsste  manglen." 

Dass  die  bezeichnete  „meütmachischebekandteHand,"  Niemand  anderer 
als  Tschernembl  sei,  erhellt  aus:  Neuwe  Perspectiv  vnd  Brüllen  D  Ludovico 
Camerario,  1626.  4\0,  Vorrede  4— 5,  wo  ihm  die  Autorschaft  aus  drüc  k- 
lich  zugeschrieben  wird.  Ich  führe  die  betreffende  Stelle  wörtlich  an,  da 
sie  auch  noch  andere  Lebensumstände  Tschernembls  angibt:  Es  ist  dieser 
Tschernembl  vom  Freiherrn-Stand  in  Oberösterreich  geboren,  von 
scharfsinnigem  Verstand  aber  an  Gütern  und  Reichthum  gering  und  mit  der 
calvinischen Secte  eingenommen.  Daher  er  dann  unter  dem  Gegentheii  seiner 
Wolredenheit  halber  angenehm,  seine  Räth  und  Anschlag  wider  seinen 
Obern  allzeit  gerichtet  also,  dass  er  auch  in  seinen  Vorschlägen  und  spitzi- 
gen Reden  der  kaiserl.  Majestät  keineswegs  verschont  und  als  ein  allge- 
meiner  Vorsprech    und   Gewaltshaber   der   Stand   sich   ge- 

1)   S.  meine  Geschichte  von  Wilhering,  226. 


178 

I»  r  ■  u  g  h  i  u  lassen.  Bndliehen  aber,   eil  die  Beeil   in  Laado<  »I.   Bni  n 
Fall  gerathea ,  lieh  in  Bflhnea  aalrirt  in  Moiaaag  dneolbeten 
»UMnlM.il/-raifi.  ebennieeig  n  dienen.     Daran!  er  es  Prag  dem  Ki 
r.viii  rergeeetat,  alles  in  §olehen  Amt  (dnrai  ex  nieb  rielleieh^  telbel  i 

n)  mit  eelebem  Pleiee  und  Bifer  \  errichtet,  deee  m  wie   »er  Augen 
an  eofohem  khea;  wie  er  dann,    enebdeee  dia  Anderen  eieh  in 

die  Flucht  geetelleti  ee  lelebeea  nit  «it-r  Letal  sein  wollen  und  ren  daaaea 
in  die  Obernfall  entwichen,  doeh  deeelbeten  den  baierieebea  Lull  nicht 
trauen  ereilen  und  von  dannen  In  das  Hereogthen  Wirtenberg  lieb  be- 
gäbe* *)  u\\i\  eaeh  aaageetaadenfer  Krankheit  (wo  die  Malier  dee  Plalei 

in  einem  i  rnslhriefe  an  TschernembI  beklagte,  dass  ihr  Sohn  seines  Hathes 
entbehren  müsse)  H  Heidelberg  angelangt,  daselhslen  er  in  seiner 
letzten  Piuebl  sein  Buch  und  Concept  der  Beratschlagungen  oder  Con- 
ealtatieaea  .  .  ."  aarttekli« 

ii  Heidelberg  war  Teebemembl  im  Jahre  1022  gekommen,  wohin 
ihn  der  aus  Holland  zurückgekehrte  Pfalzgraf  mittels  Schreibens  ddu.  Hei- 
delberg  am  20.  April  berufen  halte'-),   da  er  seiner  Person  benöthige.    Der 
leer  sagt,  dass  derselbige  auch  in  Österreich  und  Böhmen  ,  ehe  er 
aa  den  Pfalzgrafen  kommen,  der  „Uedlinsführer  vnndoberste  aller  Rebellion 
vnnd  Verwirrung"  gewesen,  albereit    unterm  Kaiser  Matthia  dessen  kais. 
wenig  gescheut,  in  anderen  Namen  oftmals   sich  gar  frech  ver- 
nehmen lassen  und   also  nicht  allein   dieses  gegenwärtigen  schrecklichen 
•  sondern  auch  anderen  Rottirung,  Inglücks  und  Aufrühren  oberster 
Anstifter  .  .  ." 

Seine  genaue  Verbindung  mit  der  eigentlichen  Seele  der  calvinisch- 
ichen  Union,   dem  Fürsten  Christian  v.  Anhalt,  erhellt  mehrfach  aus 
/lei  1021,  V    ,  z.  B.  S.  10^  und  Appendix  ad  Acta  seei 
-   S.  36t. 
Von    sich    selbst   rühmt   er,   dass   ihn    Kaiser  Ferdinand  II.  öfter  mit 
«grossen  Offerten  hinab  (nach  Wien)  und  seines  Rathes  begehrt  habe 

Ich  will  hier  nur  noch  bemerken,  dass  die  oft  wiederholte  Behauptung, 
dass  TschernembI  durch  die  informatorischen  Massregeln  Ferdinands  aus 
seinem  Stammlande  Krain  nach  Österreich  sei  vertrieben  worden,  nicht  auf 
Wahrheit  beruhe.  I><m  Vorfeier  der  „Neuwen  Perspectiv  und  Brüllen'*  hat 
ihn  richtig  Oberftaterreieh  all  Gebarteland  angewiesen.  Der  Groea 
des  Georg  Erasmus  Christian  von  TschernembI  erwarb  durch  seine  Ge- 
mahlin irethe    von    Sc  h  e  rfe  n  berg     unter     K.    Ferdinand    I. 

«ch  Vaihingen,  wo   er   »toll   unter  dein  Kanon    tittM  Freiherrn 
Georg  |  verborgen  hielt      Palette!    entdeckte  er  sich  dem  J.  V.  Andrea, 

.it   und   Scharia  Intel  Baron 

n.embl    nennt, v    der   an  jenen    traurigen   Auftritten    (in    Überreich)    keinen 
geringen   Anih.-il   hatte.    8e\bo|<t.   Selbstbiographien  berhhmter   Hinjnr,    \\ 

.lein  von  der  besten  Rhabarbara,   1626.  V 
In  seinen  Conaultationen. 


174 

Schwerdberg  und  Windeck  und  kam  schon  um  1535  in  das  Land,  wie  Hohen- 
eck  richtig  angibt. 

Die  zuletzt  angeführten  Consultationen  sind  ein  in  vieler  Beziehung 
merkwürdiges  Buch.  Wir  ersehen  aus  demselben,  dass  Tschernembl,  um 
mich  eines  viel  gebrauchten  und  nicht  selten  sinnlosen  Ausdruckes  zu  be- 
dienen, seinerzeit  um  ein  paar  Jahrhunderte  vorausgeeilt  war,  indem  er  alle 
jene  Grundsätze  geltend  macht  und  mit  grösster  Schärfe  ausspricht,  welche 
unsere  Umsturzmännerund  Weltverbesserer  noch  gegenwärtig  als  die  Summe 
aller  politischen  Weisheit  im  Munde  zu  führen  pflegen.  Nach  seiner  An- 
sicht hat  seine  Partei  zu  dem  ein  Recht,  wozu  sie  die  Macht  hat.  Er  ver- 
kündet Volkssouverainetät,  nur  ist  bei  ihm  das  Volk  der  ständische 
Adel,  oder  vielmehr  die  Majorität  desselben1).  So  heisst  es  z.  B.  IV,  Coiv- 
sultation,  57.  und  58.  Rath:  „König  Matthias  Corvinus  hat  die  Huldigung 
aufgenommen  von  Österreich  und  Mähren,  weil  er  mächtiger  war  .  .  Item, 
Österreich ,  unter  und  ob  der  Ens  ,  da  Ferdinand  wurd  Andere  vertreiben 
und  sich  bemächtigen,  so  ist  derLandsasse  demselben  zu  huldigen  schuldig." 

„Das  Homagium  gebürt  dem,  der  das  Vaterland  inn  hat  undpossedirtmit 
Willen  gemeiner  Landschaft." 

„W7er  nit  in  der  Huldigung  ist,  der  ist  vogelfrei  .  .  Das  Volk  wäit  sich 
seinen  Fürsten  und  kann  ihn   also  auch  wieder  verwerfen." 

„VII.  Consult.  3.  und  4.  Rath  :  „Ein  Land  macht  sich  selbst  zum  Erbland 
um  seines  eigenen  Respects  willen  und  obwohl  Gott  Länder  austheilt,  so 
thut  er  doch  solches  nur  durch  das  Volk  des  Landes.  Wer  nun 
den  Erbherrn  macht,  der  kann  auch  den  Erbherrn  rejiciren." 

Der  König  darf  nicht  regieren,  er  muss  ein  willenloses  Werkzeug  in 
den  Händen  der  herrschenden  Partei  sein :  „Der  Kaiser  (Ferdinand)  handlet 
alle  Sachen  praemeditate,  hört,  liset  alle  Sachen  selbst;  drum  ist  keine  Hoff- 
nung nach  Datum  (?)  auf  Besserung  zu  machen,  sondern  wird  nur  ärger. ." 

Es  ist  wohl  zu  verwundern,  warum  die  Geschichtschreiber  dieser  Zeit 
auf  diese  Consultationen  und  die  äusserst  merkwürdigen  Documente  der  Acta 
secreta  so  selten  Rücksicht  nehmen. 

Nach  Hohenecks  Versicherung  starb  Tschernembl ,  der  letzte  seines 
Namens,  zu  Genf. 

Im  Schlosse  Ottensheim  wird  ein  grosser  Folioband  aufbewahrt,  wel- 
cher die  Verhandlungen  zwischen  dem  Könige  Matthias  und  den  protestan- 
tischen Ständen  des  Landes  unter  und  ob  der  Enns  enthält,  die  der  Capitula- 
tions-Resolution  vom  19.  März  1609  vorangingen  und  nachfolgten.  Unter 
diesen   finden  sich  auch  die  Reden  aufgezeichnet,  welche  Tschernembl  als 

1)  „Am  Adel  liegt  alles;  wenn  dieser  zufrieden  gestellt,  so  haben  die  Geist- 
lichen und  Prälaten  nichts  zu  difficultiren.  Diese  haben  mit  dem  rechten  Auge 
auf  Rom,  mif  dem  andern  auf  das  Vaterland  zu  sehen.  Der  grösste  Theil  der 
Städte  ist  auf  unserer  Seite  (der  protestantischen  Stände)  von  den  Adelichen  über 
300,  wogegen  kaum  80  katholisch.  Da  die  Prälaten  nicht  zu  berücksichtigen,  die 
Städte  und  der  grösste  Theil  des  Adels  auf  dieser  Partei,  so  machen  sie  die  Stände 
aus."  Tschernembl  in  einer  Rede  im  Landhause  zu  Wien  am  4.  März  1609. 


176 

.•..rdncter    UM    den    uiigriseheii    Standen    N    Pffifdbvfg    und 
dann    »Uta   »•!    ''«'»   '"   <Mmut/.    \  |  •r.s.uiuiif  tlni    Landn-chls-HeiNit/  «m   ge- 
halten  hal  .    endlich    «Irr  Vortrag    \i>rd.  ttiai    seilest.    welcher 
.n  \  crhandliing   bildete.     Ich    habe    sie  u  Mitlieh  abge- 
iben  und  liefere  .sie  hier    mit  Beigibt    \  <»n  zwei    kurzen  Keilen  des  un- 
btl  IVilatins.  des  Gr.itcn  Tur/o.  \  erw  andten  Inhaltes. 

Der  <" ^eitstand,  ihm  den  es  sich  handelt,  isl  /.w.tr  durch  die  oben  be- 
zeichnete ..Kclaliun  Arv  \  nter  vnd  Ohei nstciTcichischcn  Euangelischcn 
ÜtMi  und  aus  Raupach  bekannt  genug,  da  er  aber  doch 
nicht  jeden  Leser  hinlänglich  gegenwärtig  sein  möchte,  so  möge  mir 
".cst.itt.t  werden,  in  allgemeinen  Umrissen  den  Quellen  gemäss  den  Verlauf 
che  darzulegen  und  /war  insbesondere  mit  Bezugnahme  auf  den 
FoHanttW  IQ  Oltensheim. 

\\ diu  Erzherzog  .Matthias  sich  jemals  dem  Wahne  hingegeben  hat,  dass 
die  protestantischen  Stände  aus  reiner  Anhänglichkeit  an  seine  Person  ihn 
in  den  Unternehmungen  gegen  den  Kaiser  so  eifrig  unterstützten  oder  dass 
er  naeh  der  verlangten  Cession  des  Erzherzogthums  eine  ruhige,  fried- 
llerrsehaft  über  dasselbe  werde  besitzen  können,  so  sollte  er  alsbald 
enttäuseht  werden.  Was  einsichtige  Männer,  wie  der  Lavanten-Bischof 
Robäus  1)  vorausgesehen  hatten,  traf  nur  zu  bald  ein,  und  Matthias  sollte  zu 
seinem  Kummer  erfahren,  dass  die  Stände  nicht  für  ihn,  sondern  zum 
eigenen  Vortheile  die  Waffen  geführt  haben. 

Kaum  hatte  K.  Matthias  am  14.  Juli  1608  seinen  Einzug  in  Wien  ge- 
halten, als  ihm  schon  am  2k.  d.  M.  die  o.  d.  ennsischen  Stände,  indem  sie  ihm 
zum  glücklichen  Ausgange  seiner  Unternehmung  Glück  wünschten,  zu  Ge- 
müthe  führten,  dass  der  Grund  der  Regierungsveränderung  in  der  Ver- 
letzung der  ständischen  Freiheiten  und  in  dem  Gewissenszwange  gelegen 
I  >iese  Beschw  erden  müssen  noch  vor  der  Huldigung  erledigt  werden 
ond  zwar  —  was  allem  Herkommen  widersprach  —  durch  schriftliche  Aus- 
ng;  die  gesperrten  Kirchen  und  Schulen  sind  zu  öffnen  und  die  Con- 
ceasion  K.  Maximilians  II.  ist  zu  erneuern2). 

Auf  Betreiben  der  Stände  o.  d.  Enns  schliessen  sich  ihnen  auch  die  zwei 
|i<»lili.s( -hen   Stände  u.  d.  Enns,    welche  dem    protestantischen  Be- 
kenntnisse anhingen,  an.  und  vereinigt  wird  dem  neuen  Könige  am  19.  August 

■  eh  seiner  eigenen  Erklärung  an 
ci  der    /weck    seines    Zuges  nach   Böhmen 

\)   Bpiat.   ad   Diversoi    cd.    Venet.    "2Ö.3 :    Id   vero,   quod  tu    fioem   esse   belli 

putaa,  ego   p  i  u  o  v  c»  r  u  m   tumul  tuiim    occasionem  dixero    non  ineptus  ero  .  .  . 

ad  hac  |f   (Matthias)  faa  -  tigia  quorum  ope  pervenit?   Qom  illis  merces 

N  i  h  1 1  «i,i  in.  n  i  si  suacausafaciunt,  omnia  suo  in  e  t  i  n  n  I  u  r  com- 

modo;  motu»  ne  inier  alla  sit  affeetata  dudmn  conscientiae  überlas.   Vgl.  auch  das 

/ogf  Max   und  Ferdinand  vom  Mi  Mar/.  Kius  hei  Hammer- 

I 

nipHch    IV 

im  am    26.  April  160b,  bei  Hammer,  Knies!'»  Leben  II,  II,  99. 


176 

die  Wiederherstellung  der  unterdrückten  Freiheit  der  Länder  gewesen. 
Di€  protestantischen  Stände  haben  durch  treue  Mitwirkung  nicht  nur 
Sicherstellung  ihrer  alten,  sie  hätten  auch  neue  Freiheiten  verdient.  Die 
erste  Freiheit  istdie  der  Religion,  auch  für  die  Städte  und 
Märkte;  Gleichstellung  mit  den  Katholischen  in  Besetzung  der 
Ämter  und  W i ederherstellung  in  Schule  und  Kirche ,  wie  beim  Ab- 
leben des  Kaisers  Maximilian  II. 

Man  bemerkte  ihm  noch,  dass  die  Ileiehsfürsten  ein  aufmerksames  Auge 
auf  ihn  gerichtet  haben  und  eine  Verweigerung  der  Forderungen  dem  öster- 
reichischen Hause  wohl  die  Kaiserkrone  kosten  könnte.  Übrigens  werde 
jedenfalls  erst  nach  vorgängiger  Bewilligung  die  Huldigung 
geleistet  werden1). 

Tschernembl,  welcher  den  Grundsatz  aufgestellt  und  vertheidigt  hatte, 
dass  dem  Lande,  obgleich  Erbland,  zurZeitderVacanz  d  i.,  bis  zur 
geleisteten  Huldiguug,  dasRecht  zustehe,  dieAdministra- 
ti  on  zu  führen  und  die  Vormundschaft  zu  ordnen  und  dem  Kaiser  zwar 
die  Befugniss  zugekommen,  das  Land  zu  cediren,  ohne  dass  es  darum  un- 
mittelbar in  den  Besitz  desjenigen  übergegangen  ,  auf  welchen  die  Cession 
lautet2),  konnte  die  Stände  o.  d.Enns  leicht  dazu  bereden,  von  diesem  Rechte 
im  vollsten  Umfange  Gebrauch  zumachen.  Die  drei  politischen  Stände  kamen 
am  30.  August  1608  überfolgendc  Punkte  mit  einander  überein  :  1.  Nur  nach 
Versicherung  aller  Rechte  und  Privilegien  (versteht  sich  in  dem  Umfange, 
wie  sie  selbst  dieselben  verstehen)  und  nachdem  Alles  und  insbesondere  die 
Religion  in  den  Zustand  zurückversetzt  sein  wird,  wie  es  sich  beim  Tode 
K.  Maximilians  IL  befunden  hat,  wird  die  Huldigung  geleistet.  Hiefür  ver- 
bürgt sich  jeder  Stand  und  jedes  Glied  desselben;  die  Beleidigungen  und 
Kränkungen,  welche  einem  Einzelnen  widerfahren,  gehen  Alle  an.  2)  Die 
Katholischen  werden  in  ihren  Rechten  ebenfalls  geschützt  an  den  Orten,  wo 
sie  beimTode  K.  Maximilians  IL  die  Religionsübung  ruhig  genossen  baben  3). 
Alle  haben  diesen  Schluss  zu  unterschreiben.  Wer  sich  dieses  zu  thun 
weigert,  verliert  seine  Freiheit  und  ist  von  den  ständischen  Versammlungen 
ausgeschlossen  k). 

Als  ob  es  keinen  Landesfürsten  gäbe,  wurde  ohne  Bedenken  am 
30.  August  im  ganzen  Lande  der  protestantische  Gottesdienst  und  die 
protestantischen  Schulen  wieder  eröffnet;  die  beiden  oberen  politischen 
Stände  zogen  die  Städte  an  sich  und  nahmen  Linz  und  das  landesfürst- 
liche Schloss  in  Besitz.  Nachdem  sie  ihr  Kriegsvolk  hineingelegt  hatten, 
nahmen  sie  den  königlichen  Beamten  die  Schlüssel  der  Stadt  ab,  entsetz- 
ten sie  nebst  dem  Landeshauptmann ,  befestigten  das  Schloss,  und  führten 

1)  Raupach  1.  c.  Beilagen  S.  47. 

2)  In  einer  Rede  am  4.  Märst  1609  in  der  Relation  und  sonst  öfter. 

3)  Aber  die  Jurisdiction  der  Bischöfe  hört  aui,  die  Bisthümer  etc.  werden 
säcularisirt,  sagt  Tschernembl  in  den  Consultationen.  Schon  der  nächste  Punct 
macht  diesen  völlig  illusorisch. 

.%)  Lünig,  Reichs-Archiv  V,  52,  und  Meyer-Londorp  I,  42. 


ITT 

u  landesfui »stliehen  Zeughäusern  Geschflts  dahin  nnd  in  «las  Land- 
haus. Ali  nach  einiger  Zeil   derEriherzog  Maximilian  dnreb  Lina   i 
machte    man  Schwierigkeiten  ihn  sHhsi  im  Schlotte  and  sein» 
Landhaaee  auisunehmeni,  Dberdiee  warb  man  Kriegsvolk,  rerleg 

>en ,  hob  die  Landeteuer  «'in  and  übte  alle  fürstlichen  Rechte  aue1). 
ichon  bemerkt,  thaten  dieeee  auch  die  zwei  protestantischen  Stände 
n.  »i.  Bnni  nach  dem  Vorgänge  der  Ober  osterreich  er*).    AU  diese  aber  nicht 
wie  in  Oberöeterreich,  die  unbeschrankte  Religionsfreiheit  ein- 
eaffehren  wagten,  so  anternahmen  ile  ror  der  Hand  nur  die  früher  geeperrte 
Kirche  in  Inserttorf  bei  Wien  an  Offnen  nnd  in  derselben  den  lutheri- 
schen Gottesdienst  an  feiern.    Der  Besitzer   von  Inzerstorf,  Hanns  Adam 
SO  Octerburg,  wurde  verhaftet  und  die  Kirche  neuerdings  gesperrt ,1). 
:•  «las  Zeichen  zum  Ausbruche.    Eine  grosse  Anzahl  aus  dem  Herren- 
und  Ritterstande   beider  Linder,    bei    180  Köpfe  stark,   überreichte    dem 
Könige  eine  ..ziemlich  freimüthige" Schrift,  worin  unter  anderm  gesagt  wird: 
Wenn  schon  vor  der  Huldigung  solche  Dinge  vorkommen  (wie  die  Arretirung 
^  und  die  Schliessung  der  Kirche  zu  Inzerstorf),  was  stände  erst  nach 
der  Huldigung  zu  erwarten?  Was  werden  sich  die  Ungern,  welche  noch 
gehuldigt  haben,   denken?    Wer  kann   unter  solchen  Umständen  am 
Huldigungstage  erscheinen?  —  Um  so  mehr  ist  geboten,  sich  vor  der  Hul- 
digung der  Freiheiten  und  vor  allem  der  Freiheit  der  Religion  zu  versichern. 
Ks  wird  ganz  trocken  erklärt,  dass  ohne  vorgängige  und  sofortige  Öffnung 
ereperrten  Kirche    zu  Inzerstorf   und  ohne  Bewilligung  der  in  der 
Schrift  vom  19.  August  gestellten  Forderungen  von  der  Huldigung  nicht  die 
sein  könne*). 

Der  K.inig  erliess  wirklich  am   12.  September  eine  Resolution  auf  die 
Schrift  vom  19.  August,  in  welcher  er  sich  erbietet,  den  protes- 
Preiheiten,  Privilegien,  alt  löblich  Herkommen  und 
inheiten  so  eonfirmiren,  an  bestätigen,  dabei  handzuhaben  und 
i  zu  lassen.     Darunter  natürlich  undselbst  verständlich  auch  die  vOnK. 
ilian  ihnen  ertheilte  Religionsfreiheit,  nur  nicht  in  sehr  if  1 1  icher 
Ausfertigung  vor  der   Huldigung,  was  der  Gewohnheit  entgegen 
ie  sich  denn  auch  die  Stände  bei   der  dem  K.  Rudolf  II.  geleisteten 
Huldigung  mit  dem  mündlichen  Versprechen  begnügt  haben.    Ferner  wurde 
in  Gemuth  geführt,  dass  es  nicht  in  ihrem  Belieben  stehe,   die  Hul- 
digung zu   leisten  «ul«r  nicht,  da  der  Kaiser  das  Land,    welches  ein  Er b- 
land   ist,  dessen  Cnterthanen  Erbunterthanen   sind,    an   den  König  abge- 
treten hat. 

In  Beantwortung  der  Schrift  wegen  Inzerstorf  wurde  erwiedert ,   dass 
es  »ich  nichtgebührt  habe,  die  aul  de  Befehl  angelegte  Sperre  eigen- 


1)    Hammer-Furgstall  l.  c.  II.   116. 

»bitter  vti.  ||. 
itombcr  1608. 

jjen  S.  60. 
ix.  18 


178 

nichtig  zu  öffnen1).  Es  schien  sich  bisher  in  Bezug  auf  die  beanspruchte 
Religionsfreiheit  nicht  darum  zu  handeln,  ob  sie  überhaupt  ertheilt  oder 
vielmehr  die  schon  von  K.Maximilian  ertheilte  bestätigt  werden  soll,  son- 
dern darum,  ob  die  schriftliche  Ausfertigung  nach  dem  Herkommen  nach 
dein  Huldigungsacte  ausgefolgt  werden  soll,  oder  vo  r  demselben.  Indessen 
rückten  die  protestantischen  Stände  sogleich  mit  ihren  Absichten  näher 
heraus.  ..Dergleichen  fast  scharpfe,  dröhliche  und  ungnädige  Deeret"  (wie 
das  eben  angeführte  vom  12.  September)  haben  die  Stände  unter  den  drei 
letzten  Regierungen  nie  erhalten;  was  ihnen  in  Ansehung  ihrer  „treu- 
herzigen Zusetzung  .  .  .  fast  fremd ,  schmerz-  und  entsetzlich  fürkommen." 
Die  Cession  des  Landes  erkennen  sie  an,  —  sieistdurchsiebewirkt, 
—  aber  keineswegs  in  der  Meinung,  sich  „dardurch  in  tiefere  und  mehrere 
Dienstbarkeit  einzustecken."  Auch  die  Succession  wollen  sie  nicht  anfech- 
ten, allein  hätten  sie  davon  „kein  anderes  Relevamen  unserer  Beschwerden 
verhofft,  auch  vertröstet  worden  .  .  und  desswegen  uns  voriger  Gelübd  zu 
entledigen  Ursach  gehabt,  so  hätten  wir  uns  füglich  und  verant- 
wortlicher Weise  derselben  altern  Gelübd  nit  entbun- 
den." Sind  aber  die  Landesbeschwerden  zu  diesem  ge- 
lungenen Anschlage  erheblich  genug  gewesen,  so  muss  nun 
zur  Beseitigung  derselben  geschritten  werden2).  Erbunter  thanen  sind 
die  Stände  erst  nach  der  Erbhuidigung,  aber  auch  dann  noch  f r e i e 
Stände,  welche  die  Verträge  mitfertigen  müssen,  wie  (im  Jahre  1606)  die 
ungrische  Paciiication. 

Durch  frühere  Erlebnisse  gewitzigt,  hat  man  gute  Gründe,  die  Be- 
seitigung der  Beschwerden  noch  vor  der  Huldigung  zu  begehren.  Man  will 
wissen,  in  welchem  Verstände  die  Religion  frei  gegeben  werden  soll. 
Endlich  wird  dem  Könige  zur  Erwägung  anheim  gegeben,  dass  die  Nicht- 
bevvilligung  der  Forderungen  zu  Verwirrung  und  Blut  v  er  gi  es  sen 
führen  werde. 

Das  Benehmen  Geyers  zu  Inzerstorf  wird  damit  gerechtfertigt,  dass 
mit  Er  lassung  des  Gelübdes  durch  den  Kaiser  auch  sein  Ver- 
botaufgehört habe.  Zu  nehmen,  wozu  man  ein  Recht  hat,  ist  aber  nie 
unerlaubt. 

Zum  Schlüsse  erklären  die  Stände  ihren  Entschluss,  Wien,  wo  sie  sich 
allerlei  bedrohlichen  Reden  und  „Comminationen"  halber  nicht  mehr 
sicher  halten  ,  verlassen  zu  wollen  und  ersuchen  den  König  zur  Sicher- 
stellung der  Authenticität  alle  Decrete  eigenhändig  zu  unterschreiben.  3) 

Die  protestantischen  Stände  begaben  sich  sofort  in  das  Städtlein  Hörn, 
warben  Kriegsvolk  und  boten  den  30.,  10.  und  5.  Mann  auf,  nicht  etwa,  sagt 
Tschernembl,  als  wollten  sie  die  Waffen  gegen  den  König  gebrauchen,  oder 

1)  Raupach  IV,  179,  und  Beilage  S.  63. 

2)  Die  Folgerichtigkeit  des  (angedeuteten)  Nachsatzes  ist  schlagend. 

3)  Raupach  IV,  Beilage  S.  65. 


17« 

um  mit  (iewall  untl  Schimpfet  WM  MI  erpressen,  WOZU    ihnen  Kein  Recht  /.u- 

ere  bloss  allein  »um  Sehn  i  Ihre  Feinde« 

Indessen    WUrd€  d  l  Huldigung  auf  den    1.  Oetober  angesri/t, 

i>  r  auf  den  w'.  »l.  M.  reriefl  :).   Da  rerauasueehen  war,  dasi  «lio  zu 

lammelten  Sünde  nicht  eraeheiuea  werden,  io  seehte  Erzherzog 

imilian.  welcher  mittlerweile  In  Wien  angekommen  war (  sie  durch 

Vorstellungen  dasn  au  vermögen.    Sie  antworten  auch  ihm  mündlich  und 

schriftlich,    dass  sie  vor  einem  (ihren  Forderungen  entsprechenden)  Be- 

BCheid  nicht  huldigen  können. 

In  einem  schriftlichen  Beeeheide  erkürte  er  ihnen  am  .SO.  September, 
-  ihm  die  durch  keine  Gründe  gerechtfertigte  Trennung  der  Stände  (der 
protestantischen  und  katholischen)  sehr  missfalle,  so  wie  die  Weigerung 
Huldigung  wegen  blosser  I'rix  atpi  ätensionen ,  welche  keineswegs 
die  gesainmten  Stände  angehen.  Die  ganz  ungewöhnlichen  Hui- 
gnngebedingniase,  welche  aufgestellt  worden  seien,  führen  zu  der 
scheinbaren  Yermuthung.  dass  sie  einen  andern  Herren  suchen.  Sie 
wollen  sieh  erinnern,  dass  Osten  eich  ein  Erbland,  sie  Erbunter- 
t  ha  neu  und  K.  Matthias  ihr  Erbherr  sei.  Ihr  Benehmen  streite  überdies 
gegen  die  jüngsten  Verträge,  die  sie  anerkannt  hätten,  und  führe  zum  Auf- 
ruhr. Sie  sollen  also  die  Huldigung  leisten  ,  in  welchem  Falle  er  sich  be- 
mühen werde,  sie  hei  allen  ihren  Freiheiten  unbeschwert  zu  erhalten3). 

In  der  Antwort  wird  gesagt,  „dass  sie  vermöge  dieses  Schreibens   beim 

benege    durch  solche  unruhige   und  jederzeit  zu   ihrer  Verfolgung   aus 

nnaeitigem  Liter  Widerwärtige   so  ganz  sinistre  und  unverschuldet  einge- 

orden,  da   ihre  gestellten  Bedingungen  keineswegs  neu,  sondern 

auch  in  früheren  Zeiten,  wie  hei  Maximilian  und  Rudolf,  gemacht   und  be- 

worden  seien*).  Erbherr  und  Erbland  ist  reeiproce  und  correlative 

Brbunterthan"  ist   vor  der  Huldigung  gar  nie  gebräuchlich 

.sen  :  die  Stände  sind  freie  Stände,  die  sede  vacante  die  Administration 

u  alten,    ohne    deren    Zustimmung,  Mitfertigung,    Rath    und    Willen    vom 

Lau  nichts  alterirt  zu  werden  vermag5). 

Als  dfi  Tag  der  Huldigung  gekommen  war,  leisteten  aus  den  protestan- 
degliedern    dieselbe   nur  Karl  von  Teufel   und  Friedrich  von 
Windischgrätz,  aus  den  katholischen  aber  alle  Stände   und  alle   Städte. 
Widerrede'),  ungeachtet  die  Stände  zu  Hörn  ihnen  beweglich  vorge- 
lt hatten,  sieh  nicht  zu  trennen,    weil  solches   zur  Confusion ,    Unord- 
nung und  Zerrüttung   führen  und  doch   keine   vollständige  Handlung  sein 
i  de.  „Was  dergleichen  Reparation  und  Trennung  der  Landstände  jeder- 

i)  Ein  t\. 

i  immer-I'tirgstall  I.  v. 
Kaupach  IV,  183  :    cf.  Haminer-Purgbtall  1.  c.  118  u.  ff. 

ich  die  Sache  bei   der  Huldigung  Rudolf»   II.  verhalten  habe,  ist  aus 
Urgentem  in  u.  VFUhering 

6)   Khevenhiller  Sil 


180 

zeit  vor  verderbliche  Fnangelegenheit  und  Unheil  mit  sich  bracht,  dessen 
sind  namhafte  Kxempla  in  allen  Welthistorien  vorhanden''1). 

Ebenso  erfolglos,  wie  bisher,  waren  alle  ferneren  Bemühungen  des  Erz- 
herzogs, eine  Verständigung  zu  erzielen,  und  es  musste  sich  bald  auch  dem 
blödesten  Auge  die  Wahrnehmung  aufdringen,  die  Kiesel  in  einem  Briefe 
an  den  Erzherzog  Ferdinand  aussprach,  dass  sie  nur  Zeit  zu  gewinnen 
suchen,  um  ihre  Werbungen  vollenden  zu  können;  ein  Vergleich  sei  nicht 
zu  hoffen.  „Die  Ös  t  erreich  er  wollen  eine  freie  Rep  üb  lik  sein"3}. 

So  standen  die  Sachen  in  Österreich  ,  als  Matthias  sich  am  20.  October 
zur  Krönung  nach  Pressburg  begab.  Schon  etwas  früher  hatten  die 
Stände  zu  Hörn  eine  Gesandtschaft  dahin  abgeordnet,  an  deren  Spitze 
T  s  c  h  e  r  n  e  m  b  1  stand,  welcher  am  Tage  vor  dem  feierlichen  Einzüge  des 
K.  Matthias  vor  den  ungrischen  Ständen  eine  Rede  hielt,  in  welcher  er  um 
Aufschub  der  Krönung  und  im  Nothfalle  um  bewaffnetes  Einschrei- 
ten der  Ungern  nachsuchte3). 

Die  Darstellung  hatte  ihre  Wirkung  nicht  verfehlt  und  viele  machten 
die  Meinung  geltend,  dass  die  Krönung  nicht  eher  stattfinden  dürfe,  als  die 
Forderungen  der  Österreicher  zugestanden  sein  würden4). 

Als  König  Matthias  von  diesem  Vorgange  Nachricht  erhalten,  verlangte 
er  durch  den  Kanzler  Kren  berg  Mittheilung  des  Tschernemblischen  Vortra- 
ges und  liess  den  ungrischen  Ständen  mittheilen  ;  dass  sie  mit  der  Erklärung, 
ihnen  das  Religions-Exercitium,  wie  unter  K.  Maximilian,  zu  belassen,  nicht 
zufrieden  „ganz  neue  und  ungewöhnliche  Dinge,  die  ihnen  vormals  nie 
erlaubt  gewesen,  gefordert,"  nach  Hörn  gegangen,  Kriegsvolk  geworben  und 
nichts  Gutes  im  Sinne  haben.  Er  ersucht  die  Ungern  um  ihre  Verwendung, 
damit  dieses  Kriegsfeuer  noch  vor  seinem  Ausbruche  gelöscht  werden  möge. 
Mit  Genehmhaltung  des  Königs  beschloss  man  endlich  eine  Deputation  nach 
Wien  zusenden,  mit  dem  Auftrage ,  eine  Vereinigung  zwischen  dem  Erz- 
herzoge Maximilian,  welchem  der  König  seine  Vollmacht  übertragen  hatte,  und 
den  protestantischen  Ständen  herbeizuführen  und  wohl  auch  sich  über  die 
wahre  Sachlage  zu  unterrichten.  Die  Abgesandten  waren  der  Graf  Turzo 
und  Andreas  Dozi.  Allein  da  zur  grossen  Überraschung  der  Horner-Stände 
die  Ungern  ihnen  denRath  ertheiiten,  sich  mit  den  gemachten  Anerbietungen 
zu  begnügen,  und  wenig  Lust  bezeigten  um  ihrer  Prätensionen  willen  einen 
Krieg  zu  beginnen5),  auch  sich  nicht  hei beiliessen,  die  Krönung  nach  dem 
Wunsche  der  Horner  zu  verschieben,  so  erfolgte  jene  Widerlegung,  welche 
Kurz  am  angeführten  Orte  als  Tschernembrs  Rede  an  die  im  Reichstage 
zu  Pressburg  versammelten  Ungern  hat  abdrucken  lassen.  Indessen  mag 
dieses  Ereigniss  aber  doch  die  Wirkung  gehabt  haben,  dass  die  Stände 
wieder  scheinbar  wenigstens  die  Unterhandlungen  mit  dem  Erzherzoge 
Maximilian  fortführten. 

1)  Raupach  1.  c.  Beilagen  S.  70. 

2)  Hammer-Purgstall  1.  c.  II,  II,  138. 

3)  Khevenhiller  1.  c.  15.  Schon  früher  war  Ungern  und  Mähren  um  Beistand 
ersucht  worden.  Hammer  Purgstall,  Khlesl's  Leben  II,  II,  131,   cf.  1.  c.  II,  125. 

4)  Hansiz,  Germ.  Sacr.  I,  683. 

5)  Khevenhiller  1.  c.  cf.  Hammer-Purgstall ,  Kh  1  e  s  1  's  Leben  II,  125. 


181 

H,<\(ir  w  ;it  diotelben  ofther  eingehen,  motten  wir  noeh 

g        iben  auf  obren,  welche  in  Ingelaafen  waren,  and  den  B 

liefern,    wohin  es  mit  der  farttliehen  Macht  in  Otterreicb  gediehen   war. 
Die  protestantischen  Stlnde  hatten  aieb  kein«  amit  begnogt,  ihren 

i.  teo  nur  bei  den  Ständen  der  nnirten  Linder  in  rerhlagen  and 

iinn  Gegner  in  erwecken,  tendera  ^ i «•  i •  mit  ihren  Klagen  aneb  aa  die  pro- 
tiachen  Reichtfttraten  gewendet  Der  Chnrftlrti  Christian  ren  Sachsen 
glaubte  sich  nm  rankten  Glanbenagenotten  annehmen  an  matten, 

und  ichrieb  daher  am   1  s.  Oetober  dem  König  Matthias  einen  Brief,   in   dem 

er  ihm   n  Gemttb   fahrte,    data  des  Hauses   Österreich   grbttte   Feinde 

mische  Stahl   und   dio  Jesuiten  seien.     Dieser   Name   wiederholt   sieh 

in  dem  karten  Sehreiben  neun  Mal.  —  Belgiete  habe  auf  Antrieb  det 

Papttet  und  der  Jesuiten  alle  Siege  des  Kaisers  verdorhen  ;  durch  si. 
Gran.  Siebenbürgen,  Ungern,  die  Moldau.  Wallachei  und  Kanisclia  \ei- 
loren.  und  der  letzte  Koiehslag  in  Regensburg  verdorben  worden.  Es  wird 
ferner  das  bis  auf  den  heutigen  Tag  fortlebende  Mährchen  wiederholt,  data 
iligionteoncettion  titulo  oneroso  erworben,  daher  von  Rechtswegen  be- 
stätigt werden  müsse.  Sehr  erbaulich  klingt  in  dein  Munde  eines  Fürsten, 
er  für  sich  das  unbedingteste  Reformationsrecht  in  Anspruch  nahm 
und  mit  unerbittlicher  Strenge  handhabte.  derStossseufzer:  „  ist  ja  schmerz- 
lieh und  von  Herzen  zu  beklagen,  dass  er  (der  Unterthan)  an  seinen  Seelen 
gedrängt  und  in  seinem  Gewissen  beschwert  werden  solle." 

In  einem  ganz  ähnlich  lautenden  Schreiben  ermahnen  den  König  Mat- 

\uffordcrung  der  meuterischen  Staude  die  Fürsten  der  Union, 

denen  Iisfürsten  ein  aufmerksames  Auge  zu  haben  gebühre",    den 

Ständen  zu  willfahren,  da  sie  nichts  Xeues.  sondern  vielmehr  etwas  E  r  k  auf- 

ind  Hergebrachtes  verlangen  *)• 

Im   !  n  Eüedecb  hat  siel»   die  Relation  eines  nach  Stuttgart  und 

.    abgefertigten  Landmannes  erhalten,    der  am   23.  Oetober   mit 
drei  politischen  Stände  Linz  verliess.    Am  31.  kam  er  nach 
art,  am   II. Nov.  nach  Heidelberg,   wo  das  Schreiben  an  K.  Matthias 
sogleich  expedirt  und  zur  L'nterschrift  nach  Durlach  geschickt  wurde.  Das- 
I        >iian  Fürst  v.  Anhalt  von  Amberg  aus  durch  einen  vornehmen 
adeligen  Beamteten  dem  Könige  zusenden.   Der  Chnrfnral  hat  sich  gnädigst 
D,  die  Briefe  an  die  Charftrtten  von  Sachsen  und  Brandenburg,  dann 
Landgrafen  ren  Hessen  zu  bestellen,  so  dass  eine  eigene  Gesandt- 
schaft dahin  nicht  nftthig  ist.     Er  wünscht  aber,   ,.alle  Fürfallenheiten  in 
nl  weder  ihm  seihst  oder  dem  Fürsten  f.  Anhalt   in  Amberg 
aken    (von  Limburg)    in    melden."    Später    fanden   sich   Ge- 
r  der  unirten  Pursten  in  Hörn  seihst  ein.  wie  wir  boren  werden. 
Im    |  ember  erschien   ein  Aosteboss  von  80  Per- 

sonen vor  dem  1  •  •  in  Wien,  um  die  Verhandlangen  wieder  aufzu- 

nehmen.   Kiesel  sagt  in  einem  Briefe  an  den   Ershersog   Ferdinand,   dass 
\bgeordnete  aus  Mähren  und  Ungern  erscheinen  werden,  um  Christus 

1)   Raupacb,  IV,  Beilagen  Ol  und  05. 


182 

und  Belial  zu  vergleichen,  wobei,  wie  er  meint,  überall  nur  verloren,  gar 
nichts  gewonnen  sein  werde,  so  dass  am  Ende  ausser  dem  Namen 
nichts  mehr  übrig  bleibe  *).  In  einer  Audienz  übergeben  die  Abgeordnelen 
dem  Erzherzoge  ein  Credenzschreiben  der  Stände  ob  und  unter  der  Enns, 
und  ersuchen  zugleich  um  Mittheilung  der  Vollmacht ,  welche  Maximilian 
von  seinem  Bruder  dem  Könige  empfangen  habe.  Sie  traten  also  gewisser- 
massen  als  ebenbürtig  ihrem  Landesfürsten  auch  in  der  Verhandlung 
gegenüber.  Am  folgenden  Tage  wurde  den  Herren  und  Landleuten 
u.  d.  Enns,  welche  zu  Hörn  sind,  ein  Decret  des  Erzherzogs  einge- 
händigt, worin  er  sagt,  dass  gegen  die  Vorzeigung  der  Vollmacht  kein 
Bedenken  obwalte  und  die  Ausschüsse  auffordert,  ihre  Begehren  in 
gewisse  Artikel  zu  bringen. 

Nachdem  sich  dieHorner  Stände  zunächst  gegen  die  Titulatur  verwahrt, 
und  den  Namen  „Stände"  für  sich  in  Anspruch  genommen,  auch  erklärt 
hatten,  dass  in  den  vorliegenden  Angelegenheiten  die  ob  und  unter  der  Enns 
einen  Körper  ausmachen,  so  beziehen  sie  sich  rücksichtlich  ihrer  Forde- 
rungen auf  ihre  Schrift  vom  19.  August,  wollen  dieselben  aber  doch  neuer- 
dings speeificiren.  Sie  wollen 

1.  Die  freie  Religionsübung,  wie  sie  selbe  unter  K.  Maximilian  und 
im  Anfange  der  Regierung  K.  Rudolfs  genossen  haben,  ohne  Jemand  davon 
ausschliessen  zu  müssen,  und  an  allen  Orten,  wo  sie  in  Übung  gewesen. 

2.  Unbeirrte  Wahl  der  Verordneten,  dann  aber  bei  Besetzung 
der  geheimen  Rathsstellen ,  anderer  Ämter  und  Rathsstellen 
vom  ersten  bis  zum  letzten  gleiche  Abtheilung  (gleiche  Anzahl),  und  dass 
dazu  nicht  nur  fremde,  sondern  eingeborne ,  wirkliche  Landleute  beför- 
dert werden.    Dasselbe  gilt  auch  bei  städtischen  Ämtern. 

3.  Bestätigung  aller  Privilegien  und  Abstellung  aller  Anordnungen, 
welche  diesen  entgegen  sind.  Dann  insbesondere  jener,  welche  den  Herrn 
Wolf  von  Hofkirchen  2)  und  Geyer  von  Osterburg  betreffen. 

k.  Im  Falle  einer  Verständigung  eine  „genügsame  schriftliche  gefer- 
tigte Assecuration." 

5.  Eine  ausnahmslose  Amnestie  3). 

Zur  nämlichen  Zeit  ging  auch  an  den  König  selbst  eine  Deputation  ab, 
welche  theils  dieselben,  theils  auch  noch  andere  Zugeständnisse  begehrte. 
„In  Betreff  der  Religionsconcession  K.  Maxmilians  ist  kein  Streit,  wohl 
aber  über  die  Auslegung  derselben.  K.  Matthias  wolle  sich  hierüber  deut- 
lich erklären,  und  alle  widrigen  Resolutionen  des  Kaisers  aufheben,  Die 
Stände  u.  d.  Enns  wollen,  wenn  ihnen  das  Landhaus  nicht  gestattet  werden 
will,  ausserhalb  den  Mauern  Wien's  Kirchen  und  Schulen  errichten. 
Den  Städten  ist  die   zugesicherte    Connivenz  —  dem   protestantischen 

1)  Hammer-Purgstall  1.  c.  146. 

2)  Er  war  1603  Abgesandter  der  protestantischen  Stände  an  die  Reichsfür- 
sten. S.  Kurz,  Beiträge  IV,  X,  und  373  u.  ff.  Raupach  IV,  152.  Kleine  Nachlese  27. 
Relation  120. 

3)  Raupach  IV,  187  u.  ff. 


188 

ii       im  Beiteln  der  mährischen  and  ongrischen 

ii.   Die  \intiM'  sind  ohne  Unterschied  der  Religion  /.'i 

in  Hofrathe  i^t  gleiche  Ansah]  beider  Religion,  der  Präsident 

■elf  '»;    «ü«'  Verordneten   werden  lediglieh  dnreh  Stimmenmehrheit 

'i\.  Die  Stände  o.  d.  Bnna  behalten  ihr  Ezercitiom  Im  Landhai 

hin/..   Mir  Contraete,  Schenkungen  ond  Pfandbriefe  bleiben  in  Kraft  ond 

werden  bekräftigt  dnreh  »Ii«'  Zeugenschafl  der  Ungern  und  Mihrer.    Dankt 

tthiai  §ein  Voll  .:i>    00  Ural  deegleiehen  auch  die  Landaehaft.    Im 

lall«'  eines  Streiten  in  der  Huldigung-  v  e  rmittell  d  e  r  i\  1  i  1  e  r."  J )  —  Aus 

diesen  Forderungen,  mit  den  im  10.  Ai  teilten  zusammengehalten, 

geht  unbestreitbar  hervor,  daee  es  den  Standen  tu  Hom  durchaus  nicht  am 

•inen  friedlichen  Vergleich  zu  thun  war,  sondern  um  gänzliche  Vernichtung 
der  fürstlichen  Macht   und  um   völlige  Unterordnung  der  katholischen  Mit- 
stande.    Indessen   mochte   den   rebellirenden  Ständen   immer    noch    bange 
sein,  dass  man  von  Seite  des  Hofes  in  ihre  Forderungen  eingehen  könnte, 
l'n  sie  s.lbe  immer  mit  neuen  vermehrten  und  die  früheren  schärften. 
Als  der  Erzherzog  am  11.  November  in  sehr  gemässigten  Ausdrücken  das 
Ansinnen  an  sie  stellte:  die  Waffen  niederzulegen,  was  auch  der  König 
thun  werde,  und  abzulassen  von  ihrer  der  österreichischen  Erbgerechtigkeit 
präjudieirenden   Forderung  einer  schriftlichen  Privilegienbestätigung  vor 
der  Huldigung,    wogegen  er   sich   für   den  genauen  Vollzug  des  mündlich 
Versprochenen  und  die  buchstäbliche  Erfüllung  des  Inhaltes  der  Religions- 
ision  verbürgte  —  konnte  er  damit  eben  so  wenig  als  früher  erzielen. 
Er  hatte  sieh  beikommen  lassen,  ihnen  zu  sagen,  dass  sie  die  Städte  gar 
nichts  angingen  und  dass  bei  Verleihung  der  Ämter  auch  bisher  die  Religion 
nicht  sei  berücksichtiget  worden.        Die  dem  Erzherzoge  ertheilte  Antwort 
ermala  in  vieler  Beziehung  merkwürdig  genug.   Zuerst  wird  ihm  vor- 
-   in  icinem  V   rschlage  gar  nichts  Neues  enthalten  sei, 
dann  wird  m  i  t  Gotl  bez.  den  Ständen  nie  in  den  Sinn  gekommen, 

ffen  gegen  den  König  zu  führen,   sondern   nur  zum  Schutze  gegen 
sacher  3).    Indessen   wird  man  bis  zur  Entscheidung  dieselben 
nicht  niederlegen     wie  das  auch   in   Böhmen  der  Fall  war.   Wenn 
mg  der  Hauptsache  der  Gegentheil  das  Volk  abdankt,    so 
wird  man  sein   Möglichstes  thun.    Die  bedingte  Huldigung  wird  durch 
allerlei  Heispiele  aus  dw  Osterreichischen  Geschichte  zu  rechtfertigen  ge- 
sucht, euration  der  Religion  ist  zwar  klar,  aber  vielfach  missdeu- 
wurde   sogar    die   Behauptung   aufgestellt,    dass    der  K. 
liiian  nicht  .Macht  gehabt  habe,  sie  zu  ertheilen.    Doch  wird  man  sich 
gen,  wenn  landen  wird,  wie  sie  ipso  usu   et  observan- 
s  genommen  wurde  und  wenn  jene  bestraft 
1     die   dem    frommen  Kaiser  solchen  Despect  erweisen.     Der  Städte 

I )  Später  wurde  noch   beigejetzt  .    dass  bei  Erledigungen    der  König  aus 
"eiche  ihm  die  Stände  benennen,  /,u  wählen  habe. 
chive  xu  Hiedeck. 
I  |   Dies«  Diatinction  ist  Tschernembls  würdig. 


184 

und  Märkte  nimmt  man  sich  aus  christlicher  Liebe  an.  Ihre  Trennung 
von  den  andern  Ständen  hat  K.  Maximilian  nie  und  in  keiner  Sache  zugeben 
wollen  l).  Eine  Trennung  der  Länder  unter  und  ob  der  Enns  ist  in  dem 
vorliegenden  Falle  nicht  zulässig.  Diese  Forderung  kommt  auch  nicht  aus 
des  Erzherzogs  treuem  G  e  m  ü  t  h  e ,  sondern  ist  einer  hitzigen  Person 
(Kiesel)  zuzuschreiben  2).  Am  Schlüsse  steht  noch  angefügt,  dass  im  Falle 
eines  Vergleichs  die  Assecuration  vom  Könige,  dem  Erzherzog  und  den 
unirten  und  protestirendenFürsten  des  Reichs  unterschrie- 
ben werden  müsse3). 

Der  Umstand,  dass  man  dem  Könige  solches  bieten  durfte,  beweist  eines 
Theils  die  rücksichtsloseste  Frechheit  der  übermüthigen  Partei ,  anderen 
Theils  aber  auch  die  rathlose  Ohnmacht  des  Hofes. 

Die  Unterhandlungen  schleppten  sich  dessungeachtet  noch  bis  zum 
Schlüsse  des  Jahres  fort.  Die  ferneren  Schriften  sind  nur  in  soferne  be- 
merkenswerth,  als  sie  den  Beweis  liefern,  wie  sich  die  Forderungen  der 
Stände  von  Monat  zu  Monat  steigerten. 

In  einer  Schrift  vom  14.  December  sagen  die  Stände  zu  Hörn  dem  Erz- 
herzoge, dass  die  einzige  Ursache,  warum  sie  „die  gethane  Pflichts- 
er  lassung  aeeeptirt"  von  Seite  des  Kaisers  die  gewesen,  dass  er  „nit 
zwar  für  sich  selbsten,  dann  derselben  deutsch  heroisch  österreichisches 
Herz  lässt  uns  in  keinen  solchen  Gedanken  gerathen,  sondern  aus  Bewegung 
etlicher,  dero  Räthen"  gegen  die  bei  der  Huldigung  den  drei  politischen  Stän- 
den gegebenen  Versicherungen  im  Geistlichen  und  Weltlichen  alles  in  statu 
quo  zu  belassen  ,  den  statum  religionis  von  Jahr  zu  Jahr  „verengert"  hat, 
woraus  Verfolgung  vieler  unschuldigen  Leute ,  Verödung  und  Verarmung 
dieser  Lande,  Brechung  der  alten  Possess,  wie  auch  Brief  und  Siegel  er- 
folgte. Es  ist  zuletzt  dahin  gekommen,  dass  man  weder  in  den  Städten  noch 
auf  dem  Lande,  und  am  wenigsten  bei  Hof  zu  einem  Ämtlein  gekommen  ist. 
wenn  man  nicht  katholischer  Religion  gewesen,  wodurch  geschehen,  dass 
ihnen  der  Lande  und  der  Landesfreiheiten  unerfahrene  Leute  vorgesetzt 
wurden,  welche  aus  Unwissenheit  der  alten  Gebräuche,  worin  eben  die 
Landesfreiheiten  bestehen,  deren  Handhabung  der  Landesfürst  versprochen, 
alle  Landesherkommen  und  folglich  auch  „die  Justitiam  selbsten  confundirt 
haben."  Ohne  genügsame  Versicherung  der  erzählten  Beschwerden  entho- 
ben zu  werden,  die  Huldigung  zu  leisten,  sind  sie  demnach  sieher  nicht 
schuldig,  wie  einige  des  österreichischen  Herkommens,  der 
Gebräuche  und  Gewohnheiten  unerfahrene  Leute  vorgeben  möch- 
ten*). Man  zählt  darunter  nicht  bloss  die  Religionsbewilligung,  sondern 
auch  die  ohservantia  prsecedens  und  subsequens  über  den  Sinn  derselben. 
Man  verlangt  ferner  zu  gestatten ,  dass  auf  Erfordern  ihre  Pfarrer  nach 
Wien  kommen  dürfen,  um  Copulationen  im  Landhause  zu  verrichten.     Der 

1)  Bekanntlich  durchaus  unwahr. 

2)  Camarilla! 

3)  Rtupach  1.  c.  198,  coli.  192. 

4)  Zu  denen  auch  der  Erzherzog  selbst  gehörte. 


1 86 

un.l  Wirkte  nehmen  lieh  die  Stände  an  •  weil  lie  Ihre  Glanb« 
lind,  als  ihrer   Mitatände,  welche  die  Presoborger  Union  i 
haben;  \\<u'l  sie  i;><»s  die  nämliche  Coneeteion  erlangt,    vorzüglich 
der  Bnm  ').  nnd  den  fünften  Theil  an  der  übernommenen  f}chalden- 
Isst  ron  860,00011.  bezahlt  haben.    Die  SUdte  unter  der  Bnm  haben  zwar 
die  Huldigung  icbon  geleiatet,  ohne  die  Religionsfreiheit  beanaprnchi  so 
haben,  was  nm  io  weniger  beweist,  alt  ei  nicht  ohne  Gefahr  bitte  nnter- 
nommen  werden  können.    Walt  die  schriftliche  Bewilligung  einer 

Connivena  ttkr  die  Städte  enter  der  Enni  and  fttr  <lie  Gestattang  der  Reli- 
gionsfreiheil  der  Stidte  ob  der  Kims  ein  Bedenken  ob,  ee  möge  «lie  Z 
mindlich  in  Gegenwart  der  nngriachen  und  mährisehen  Abgeord- 
net en  statl linden. 

In  den  Ämtern  soll  durchgängige  Parität  beobachtet  werden,  nament- 
lich im  HotYathe;  der  Präsident  soll  abwechselnd  katholisch  oder  evangelisch 
sein.  Diese  Behörde  soll  ,,i  n  allen  Justitien  und  geistlichen 
Sachen..  .die  höchste  Justitiam  und  Revisionssachen  zu  decidiren  Macht 
haben"  —  nur  muss  in  Entscheidung  einer  geistlichen  Sache,  wofern  der 
zeitweilige  Präsident  katholisch  ist.  noch  ein  evangelischer,  und  im  umge- 
kekrten  Falle  ein  katholischer  Beisitzer  zugezogen  werden  2).  Bei  Strei- 
tigkeiten in  Beireff  des  Rechtes  auf  die  Kirche  wird  das  Gericht  des  Landes 
die  erste,  der  Hofrath  die  letzte  Instanz  bilden.  In  Ermangelung  von  Ur- 
kunden gilt  eine  Verjährung  von  40  Jahren.  Endlich  wird  noch  sehr  bedeu- 
tungsvoll hinzugefügt:  S  Ute  kein  Vergleich  zu  erzielen  sein,  so  wird  man 
.  enfithigt  sehen,  die  Sache  an  den  Kaiser  und  an  die  Fürsten 
des  Reiches  zubringen. 

Von  der  Mitfertigung  der  Reichsfürsten  erbieten  sich  die  Homer 

Stände  Umgang  zu  nehmen,  wenn  nur  die  Ungern  und  Mährer  als  Zeugen 

mit  unterschreiben.     Zur  Verkleinerung  des  Königs  kann  dieses  nicht  ge- 

D,   weil  sie  auch   die  jüngste  Cession  unterfertigt  haben.    Sollte 

B         werde  obwalten,  so  bedingen  sie  sich  aus  ..uf  den  Fall, 

_    hierwider  beschwert   und   perturbirt   würden  —  wir  und 

nnsor  Nachkommen  aneh  unserer  Gelübd  und  Pflicht  frei,  ledig 

und  entbunden  sein  w  o  1  len."  Entwaffnen  werden  sie  nach  gnädigst 

erfol  lisfaction  in  dem  Masse,   als  der  König. 

„Und  weil  uns  auch  des  andern  Theils  Kriegsvolk  je  länger  je  mehr 

tnmen,    auch    die   Vortheil   und  Pässe  allerseits  sammt  dem  Wasser- 

nigliche  Kriegsvolk  sass    in  Stein  und  Krems)    ,,entzogen 

n  und  gleichsam  verlauten  will,  als  wenn  man  uns  umbri 

w  o  11 1  •-.  .  .  beiuebens  auch    vernommen,   dass    die  königl.  Majestät    uf  der 

beider   Land  Namen  und   Bezalung  umschlagen  und  werben  lassen, 

ir    .  .nit  allein  dem  Gegen  theil  solches  nit  /.u  gestatten.  ..'"•) 

1  |    Nur  bei  diesen  ist  es  der  Fall  und  nur  in  ß»»/.ug  auf  die  7  landssftrttL  Bl 

Damit  hat  die  Jurisdiction   des  Fürsten   und   des  Bischnfes   ein  Ende  — 
and  jede  BnUchsMong  ist  unmöglich. 

B  njpach  1.  <  igen. 


186 

In  diesen  Verhandlungen  hatte  sich  dem  Erzherzoge  endlich  die  Über- 
zeugung aufgedrungen ,  dass  auf  diesem  Wege  die  Erreichung  eines  er- 
sehnten Endes  unmöglich  sei.  Wenn  entschiedene  Sachen  immer  wieder 
und  ganz  neue  Artikel,  von  denen  früher  gar  keine  Rede  war,  vorgebracht 
werden,  so  sei  jede  Unterhandlung  nur  Zeitverlust,  sagte  er  unmuthig  am 
27.  December  1608.    Er  zog  sich  von  nun  an  ganz  zurück  t). 

Der  eigentliche  Grund  aber ,  wesshalb  gegen  die  nichts  weniger  als 
einer  bedeutenden  Kraftentwicklung  fähigen  Rebellen  nicht  grösserer  Ernst 
konnte  gezeigt  werden,  und  wesshalb  sie  mit  solcher  Hartnäckigkeit  gegen 
den  Rath  der  verbündeten  Ungern  und  Mährer,  von  denen  sogleich  die 
Rede  sein  wird,  jedes  billige  Anerbieten  von  sich  weisen  konnten,  war  das 
traurige  Verhältnis«  zwischen  den  Brüdern  Rudolf  und  Matthias.  Nur  un- 
willig und  durch  die  Gewalt  der  Umstände  gezwungen,  hatte  jener  die 
Länder  Österreich,  Ungern  und  Mähren  abgetreten;  von  einer  Versöhnung 
der  Gemüt  her  war  keine  Rede.  Durch  Hass  und  Erbitterung  verblendet, 
sann  der  unglückliche  Kaiser  nur  auf  Rache  gegen  einen  Bruder,  in  wel- 
chem er  seinen  Todfeind  erkannte;  jedes  Mittel,  sie  zu  befriedigen,  war  ihm 
willkommen,  mochte  auch  darüber  das  Interesse  seines  Hauses  zu  Grunde 
gehen.  Kaum  war  das  Verhältniss  der  protestantischen  Stände  zum  neuen 
Herrn  in  Prag  bekannt  geworden  ,  als  man  sich  auch  derselben  zu  bedie- 
nen suchte,  um  demRachedurst  Befriedigung  zu  verschaffen  2).  Der  Kaiser 
machte  den  Horner  Ständen  die  glänzendsten  Anerbietungen  ,  wenn  sie 
wieder  zu  seinem  Gehorsam  zurückkehren  wollten.  Die  Furcht,  dass  dieses 
geschehen  möchte,  führte  jene  Zaghaftigkeit  herbei ,  die  wir  in  dem  bis- 
herigen Gange  der  Regierung  den  widerspenstigen  Ständen  gegenüber 
beobachtet  haben;  gab  diesen  die  kecke  Zuversicht,  jede  Vergleichung  von 
sich  zu  weisen. 

Die  Stände  von  Mähren ,  an  welche  sich  die  Horner  Stände  ebenfalls 
um  Beistand  gewendet  hatten,  waren  wegen  des  Schriftenwechsels  dersel- 
ben mit  dem  Hofe  zu  Prag  in  grosser  Besorgniss.  Während  sie  einerseits 
den  Ständen  Nachgiebigkeit  empfahlen,  sandten  sie  den  Grafen  Hieronymus 
Wenzel  von  Thurn  und  den  obersten  Landschreiber  Hanns  Tscheyka  an  den 
König,  um  ihm  vorzustellen,  was  aus  einer  Verbindung  der  Stände  mit  dem 
Kaiser  entstehen  könnte ,  wie  beschwerlich  und  gefährlich  wegen  der  auf 
eine  günstige  Gelegenheit  lauernden  Türken  ein  Krieg  sein  würde,  wie  sehr 
sowohl  Ungern  als  Mähren  wünschen ,  dass  der  König  dem  Begehren  der 
protestantischen  Stände  willfahren  möchte.     Dieser  erklärte  auch  wirklich 

1)  Raupach  I.  c,  89. 

2)  Dass  sich  übrigens  Matthias  in  den  Ländern  des  Kaisers  ähnliche  Dinge 
erlaubte,  ist  ebenfalls  gewiss.  S.  Abhandlungen  der  böhm.  Gesellschaft  d.  Wis- 
senschaften IV. 

3)  S.  die  merkwürdige  Instruction  der  königl.  Gesandten  nach  Prag  bei 
Hammcr-Piirgstall.  1.  c.  211  und  Klesel's  Brief  an  Erzherzog  Ferdinand  1.  c.  138. 
„wie  auch  mit  Ir  Maj.  noch  den  missverstandt  (.welcher  vnss  sehr  in  diser  sach 
sebadt)  nit  gar.  . . 


1X7 

farel  i  9.  Deceraber  iH  Im  ■*  halten,  fretu  eicl 

Maximilian  froher  herbeigelaeeea  baue1).    Zugleich  aber  hatten 

sowohl  <!.>r  Koni-   als  s.'in  Urinier  den  Landeshauptmann  \on  Mähren 

in  der  Religion  eahriniech ,  In  der  PMehl  and  Schul- 

leinem  Land-Ffiretei  ahn-  in  a  nml  ehrbar,  und  an  Verstand, 

Erfahrenheit,  ßeipeetund  AnteriUM  allen  andern  Stinten  überlegen."  zu 

sieh  entboten  nml  seines  Rtthei  begehrt.      Sein  (lutaehlcn  ging  dabin,   dass 
mlsehalt    von  Mähren    unter  dem  Vorwande  der  R  In*   an    (\*'V 

6  AUch&fl  naeh  Hera  ■ehicken  and  mm  Qeherfam  und 

Frieden  erinahnen  soll,    welche   dann    vermitteln    werde,    womit 
K  Matthias  einverstanden   erklärte  -).    Um   die    Mitte   dei  Jänners    l<><>!) 

kamen  die  Abgeordneten  von  Mähren,  an  ihrer  Spitze  Karl  von  Zierotin. 
naeh  Wien,  wohin  der  König  auch  einen  Ausschuss  der  Homer  Stände 
berief  3). 

her  hatte  indessen  König  Matthias  noch  einen  letzten  Versuch  ge- 
macht ,  auf  einem  anderen  Wege  zum  Ziele  zu  gelangen  Durch  Decret 
vom  7.  Jänner  1609  bestimmte  er  den  21.  d.  tt.  als  letzten  Huldigungstermin. 
Alle  Vergebungen  werden  in  demselben  neuerdings  aufgezählt:  dass  sie 
naeh  Ilorn  entwichen,  sich  verbündet  und  Kriegsvolk  geworben,  Mähren 
und  Unfern  zu  verhetzen  und  die  ungrische  Krönung  zu  hintertreiben  ge- 
trachtet, Patente  (dem  Landesfürsten  gleich)  von  der  Kanzel  haben  verkün- 
den lassen  und  verleumderische  Schriften  gegen  den  König  und  das 
österreichische  Haus  verbreitet,  das  gemeine  Volk  zu  erbittern  versucht 
und  die  Landesgefälle  eingehohen  haben.     Bei  den  eingeleiteten  Verband- 

i  welche  durch  den  Erzherzog  Maximilian,  durch  ungrische  und 
mährische  Abgesandte  ihrer  Religion  geführt  worden  seien,  haben  sie 
durch  ung    neuer    Forderungen    den   klaren    Beweis    gelie- 

fert,   dass  es  ihnen  nicht  um  Frieden  und  Einigkeit ,    sondern  um  einen 
ro  forma  zu  thun  sei*). 

in  nämlichen  Tage  erging  auch  ein  Patent  an  alle  Obristen, 

Rittmeister,    II   nptleute  und  das  gemeine  Kriegsvolk,  worin  alle  (den  Slän- 

iteten  Eide  ungiltig  erklärt  und  bemerkt  wird,    dass  nach  dem 

Laute  der  Reichsgesetze  jeder  in  die  Acht  gefallen  sei,   welcher  gegen  den 

n  des  Landesfürsten  in  seinem  Lande  Volk  wirbt.     Zugleich  werden 

!i  beim  Hofkriegsrath  zu  melden,    wo  sie  Anstellung 

finden    werden.     Gegen    die    Ungehorsamen    wird    nach    Recht  verfahren 

E9  lässt  sich  nicht  wohl  absehen,  wesshalb  der  König  diesen  Schritt, 
dessen  Erfolglosigkeit  vorauszusehen  war,  unternahm.  Auch  Erzherzog 
Maximilian  sandte  wieder  seinen  Kämmerer  nachHorn,  welcher  am  12.  März 

1)  Raupach  IV,  202. 

i  l.evenhiller  VII.  162. 

Raupach  I.  c.  202. 
I  i   I.  c.  Beilagen   S.  98. 
5)   1.  c.  102. 


188 

mit  dem  Bescheide  zurückkehrte  ,  dass  wegen  der  geringen  Anzahl  anwe- 
sender Mitglieder  erst  in  acht  Tagen  Antwort  erfolgen  könne.  Ferner  be- 
klagen sich  die  Anwesenden  über  den  Obristen  von  Pucheim  ,  welcher  auf 
ihre  Güter  Kricgsvolk  gelegt,  Mautern,  Stein  und  Krems  besetzt  und  die 
dortigen  IMsse  gesperrt  habe.  Sollte  er  auch  gegen  das  ständische  Kriegs- 
volk etwas  unternehmen,  so  wollen  sie  für  die  Folgen  nicht  gut  stehen. 
Laut  einer  Nachricht  aus  dem  Anfange  des  Jahres  1609  zeichneten  sich 
durch  Heftigkeit  und  Derbheit  vorzüglich  die  Oberösterreicher  aus. 

Die  frühere  Stellung  des  Königs  Matthias  dem  Kaiser  und  den  Ständen 
gegenüber  musste  ihn  bei  allen  schriftlichen  Verhandlungen  mit  diesen 
stets  in  Nachtheil  bringen.  Auch  jenes  königliche  Decret  vom  7.  Jänner 
Hess  man  nicht  lange  unbeantwortet  und  erwiederte  es  in  einer  Weise, 
welche  den  König  Matthias  schwer  kränken  musste:  In  den  jüngsten  Ereig- 
nissen haben  die  protestantischen  Stände  treulich  zu  ihm  gestanden ,  und 
desshalb  sich  der  verheissenen  Erkenntlichkeit  vertröstet,  aber  das  Gegen- 
theil  erfahren.  Unschuldig  an  der  Ehre  verletzt,  müssen  sie  sich  vertheidi- 
gen  und  Berufung  einlegen  von  dem  übel  unterrichteten  Könige  an  den 
besser  zu  unterrichtenden. 

Sie  verlangen  nichts  Neues,  sondern  nur  Wiedererstattung  der  Frei- 
heiten ,  deren  Verletzung  er  selbst  in  seinem  Manifeste  aus 
Znaim  als  Grund  seines  Zuges  nach  Böhmen  angegeben  habe. 
Sie  haben  in  jener  Angelegenheit  mehr  als  die  Katholischen,  welche 
sich  eher  widerspenstig  gezeigt,  geleistet,  daher  ihre  Prätensionen, 
zumal  gegenwärtig  während  des  Interregnums  nicht  unbillig  genannt  wer- 
den können.  Da  auch  der  König  noch  nicht  geleistet,  was  er  versprochen, 
und  was  er  vor  der  Huldigung  schuldig ,  so  könne  von  Ungehorsam  —  da 
die  Huldigung  ein  gegenseitiger  Act  —  keine  Rede  sein.  Zur  Entfer- 
nung von  Wien  haben  sie  gewisse  Drohungen  veranlasst,  da  Leute  von  der 
Seite  des  Königs  geäussert,  dass  sie  im  Blute  der  Lutherischen 
ihre  Hände  waschen  wollen.  Ihre  Rüstungen  aber  sind  ebenso  wenig 
gegen  König  Matthias  gerichtet,  als  dieser  früher  gegen 
den  Kaiser  gerüstet  hat,  sondern  nur  gegen  die  Widersacher ,  wel- 
che die  Regierung  in  den  Händen  haben  und  zur  Huldigung 
nöthigen  wollen.  Allerdings  hat  man  in  das  Reich  Mittheilungen  gemacht, 
doch  nur  zur  Widerlegung  ausgestreuter  Verleumdungen.  Bei  den  Ungern 
verwendete  man  sich  zur  Erlangung  einer  Interposition  ;  um  bewaffnete 
Hülfe  nur  in  eventum  und  gegen  die  Gegner,  und  bat  nur  um  einen 
kleinen  Aufschub  der  Krönung  zur  Unterstützung  der  zu  leisten- 
den Verwendung.  Die  Verbreitung  „famoser  Libelle"  wird  ganz  in  Abrede 
gestellt;  das  Kriegsvolk,  welches  im  Dienste  der  Stände  steht,  soll  nur  zur 
Vertheidigung  dienen;  die  „Conservation  und  Schutz"  des  Königs  und  sei- 
ner Königreiche  und  Landen  ist  das  Ziel  alles  ihres  Strebens.  Der  Vorwurf 
aber,  als  wäre  ihnen  bloss  um  einen  König  pro  forma  zu  thun,  schmerzt  sie 
um  so  mehr,  dasiesoviel  für  den  König  Ma  tthias  gewagt  habenC?)1). 

1)  Raupach  1.  c.  108. 


186 

in  Hin-  uml  Herreden,  wovon  ums  nih< 
n  mangeln,  den  Bemühungen  der  mahriiehen  Abgesandten,  die 

beabsichtigte  Confereni  in  Stande  n  bringen.  DieHorner  bevollmächtigten 

einen  Ausi  b  16  Ihrer  Mitglieder,    unter  welch« 

Tachernembl  befand,  an  ihrer  Statl  und  in  ihren  Namen  in  nnter handeln 
und  in  ichliessen       am  IT.  Februar.     Ihre  Vollmachl  te  eich  nur 

auf  10  Tage  und  war  ganz,  im  Tone  ehe,  D  l>  e  r  Dd  ü  t  li  i  g  t  D   fl  I  6  %  B  H   aus- 

geetellt.   Zur  Verstärkung  mutete  noeh  überdies!  der  Befehlahaber  der  ob 

gemacht,  Gotthart  von  Stahrembei  Land  unter 

ini  einrücken.   Die  Abgeordneten  selbst  trafen  an  81.  Februar  in 

Wien  ein.  und  legten  ihre  Instruction  durch  die  Abgeordneten  von  Mähren 

den  königlichen  Käthen  vor.  Gegen  dieselbe  wurden  sogleich  bedeutende 
Einwendungen  gemacht;  allein  statt  sich  auf  Verhandlungen  und  Erläute- 
rungen einzulassen,  wurden  alle  Bedenken  mit  der  Erklärung  abgeschnitten, 
-  bei  der  Instruction  sein  Verbleiben  habe.  Erst  am  4.  Märe,  als  der 
Termin  von  10  Tagen  schon  zu  Ende  gelaufen  war ,  der  alter  um  5  Tage 
verlängert  wurde,  konnte  zur  Haupthandlung  geschritten  werden,  und 
zwar  mit  einer  Hede  Tschernembl's  an  die  Abgeordneten  aus  Mähren,  worin 
er  die  Ansprüche  der  Stände  auseinander  setzte,  und  selbe  als  vollkommen 
berechtigt  darzulegen  suchte.  Von  da  verschwinden  die  Collegen  Tscher- 
nembl'i  beinahe  ganz ,  und  dieser  tritt  fast  ausschliesslich  in  den  Verhand- 
lungen hervor. 

Da  die  Verhandlungen  selbst  in  der  oben  citirten  Relation  in  Gestalt 
Uuches  umständlich  erzählt  werden,  so  beschränke  ich  mich  nur 
auf  weni-e  Bemerkungen. 

^enschaft  zeichnet  Tschernembl  vortheilhaft  aus  vor  der  gros- 
sen Masse  seiner  Confessionsgenossen,  eine  gewisse  Offenheit  und  Aufrich- 
tigkeit,  während   die    immer  wiederkehrenden   ekelhaften  Versicherungen 
von    Treue   und    Anhinglichkeil    seiner    Meinungsgenossen   bei    offenbarer 
Rebellion  nicht  selten  Entrüstung  über  die  elende  Heuchelei  herausfordert. 
Statt  dessen  erklärt  Tschernembl  in  einer  offenen  Audienz  dem  König  Mat- 
thias  ohne   I  ife:    Bisher   haben   wir  uns  noch  mit  keinem  andern 
isen,  in  der  Hoffnung,  dass  der  König  unsere  Forderungen 
bewillige   und   dem   androhenden    Verluste   der   schönen    österreichischen 
1          er  zuvorkommen   werde.     Noch   stärker   spricht   er  sieh  am    12.   März 
aus.   Der  König  verliert  seine  Reputation  nicht  durch  die  Bewilligung  der 
ten  Forderungen,  sondern  durch  seine  Absendungen  in  das  Reich.. 
welche  Euer  Majestät   AlFeetion    und  Reputation    nit  «renig 
ringern,    weil  Kurfürsten.  .  .allbereit   durch  uns   aller  Beschaffenheit  sind 
grindlichen  informirt  worden,   wie  uns  dann  nit  nnbewuesft,  Was  CtastaU 
ben  E.  M.  Abgesandten  nunmehr  verabschiedet  sind.'-   In  der  Hede  an 
ii    von  Mähren    auf  dem   Landhause    kommt    folgendes  Ge- 
Kaisei   hat  der  Refoi  mation  willen  seine  Länder  verlo- 
I      II ige    kOnnte    dasselbe    widerfahren.     Je    länger  man 
I  ergieiehung.  Tscherneinbl  sagte  gerade 
heraus:     Wir     suchen     Inioncs,     C  o  rr  es  p  on  den  ze  n    mit    der 


190 

g;i  uzen  Weit,  haben  überall  Abgesandte.  Was  diese  indessen 
sohl  i essen,  ist  nicht  mehr  zu  ändern.  Kommt  es  zum  Kriege, 
so  werden  die  Prälaten  und  Geistlichen  unsere  ersten  Leute  sein,  und  es 
wi  <1  mit  Ausrottung  des  ganzen  geistlichen  Standes  enden. 
Ja  selbst  nach  dem  Abschlüsse  der  Verhandlung  erklärt  er  dem  Könige  un- 
umwunden, dass  die  Stände  mit  den  unirten  Chur-  und  Fürsten 
bereits  in  Correspondenz  stehen  und  bleiben  werden.  Diese 
Dinge  alle  sagt  er  desshalb,  dass,  wenn  sich  in  Zukunft  „etwas  Widerwär- 
tig zuträgt,  uns  Niemand  beschuldigen  möge,  dass  wir  Euer  Majestät  etwas 
verhalten  hätten." 

Am  12.  März  erstatten  die  Stände  in  Hörn  Bericht  über  den  Stand  der 
Verhandlungen  an  Sachsen,  Brandenburg,  Pfalz  und  Württemberg,  und 
ersuchen  auch  diese  wieder  um  Intercession,  da  sie  aus  den  eingeschickten 
Acten  sich  ohnehin  schon  genügend  haben  unterrichten  können.  —  Sie 
hätten  noch  beifügen  können,  dass  sie  ohnehin  schon  durch  ihre  Gesand- 
ten in  Hörn  Kenntniss  von  allen  Vorgängen  haben  werden  i).  Endlich 
traf  man  ein  Übereinkommen ,  welches  in  der  bekannten  Resolution  vom 
19.  März  1609  unter  der  Benennung:  „Capitulations-liesolution''  a)  bekannt, 
enthalten  ist,  gegen  welche  die  Bischöfe  von  Passau  und  Wien,  so  wie  auch 
die  katholischen  Stände,  sofern  ihre  Rechte  und  Jurisdictionen  dadurch 
verletzt  würden,  feierlich  Verwahrung  eingelegt  hatten  3).  Der  König 
musste  in  der  Hauptsache  überall  nachgeben,  nur  in  Nebendingen,  welche 
seihst  den  vermittelnden  Mährern  zu  hart  schienen,  hatten  die  Stände  auf 
ihre  Forderungen  verzichtet.  Es  war  ein  fauler  Frieden ,  und  kein  Theil 
meinte  es  aufrichtig. 

Sehr  merkwürdig  zur  Geschichte  dieses  Vertrages  ist  die  Äusserung 
des  Bischofes  Kiesel:  Der  König  hat  der  Religion  viel  vergeben,  was  nicht 
zu  entschuldigen  ist.  Er  ist  kleinmüthig  gemacht  worden ,  weil  Mähren, 
Ungern  und  Österreich  sich  gegen  ihn  verbündet  haben,  und  hinter  diesen 
alle  Seelischen  im  Reiche,  Böhmen  *)  unruhig  und  der  Kaiser  gegen  ihn 
war,  statt  Hülfe  (um  welche  man  sich  bei  Salzburg ,  Passau,  Baiern  be- 
warb) habe  man  ihm  nur  gute  Worte  oder  Ablehnung  zukommen  lassen.  Die 
Katholischen  im  Lande  seien  verzagt,  kleinmüthig  und  getrennt  gewesen, 

1)  In  Hörn  warten  Gesandte  auswärtiger  Fürsten  auf  den  Abschluss  - 
schreiben  die  ob  der  Ennsischen  Abgesandten  aus  Wien  am  36.  Febr.  1609.  Im 
Archive  zu  Riedeck. 

2)  Der  Ausdruck  „C  apitulation'*  wird  zum  ersten  Male  gebraucht  in  einer 
stand.  Schrift  vom  19.  Mai  1609.  Der  König  bemerkte  dagegen  am  17.  Sept. 
„es  wundere  ihn  der  Ausdruck,  als  wäre  zwischen  Gleichen 
geschlossen."    Das  meinten  wohl  auch  die  Stände. 

3)  Hansiz  l.  c.  685  ;  Hammer-Purgstall  1.  c.  135,   166  der  Urkunden. 

4)  Die  Gesandten  der  drei  politischen  Stände  ob  der  Enns  sagen  in  ihrer  an- 
geführten Relation:  Die  Hussiten  und  Lutherischen  in  Böhmen  haben  sich  ver- 
einigt, und  ermuntern  die  Österreicher.  An  den  Grafen  Thurn  haben  die  (die 
Abgesandten)  schon  geschrieben. 


191 

wohl  gerottet,  überlegen,  haben  gedringt  %  dem  Konige  keine 
Ruhe  gegönnt,   und  ihn  übereilt,  ie  mir  anvertraut}  selbst 

«rissen,   ^i<-  ihr  geschehen   Ist,  unterschrieben*'     Kiesel 

werde,  da  die  königliehen  EUthe,  der  Fortl  Liebtenttein,   1  Karl 

von  Herrsch,  Hanns  reo  Molart,  Meggae  und  Krenberg  g«g«n  ibn  excipir- 
ten  and  neben  ihm  nichl  litten  wollten,  entfernt,  Matthias  allein 

stand,  war  innerhalb  acht  Xtgen  die  Sache  irergli( 

Der  Vertrag  war  ein  erswangenee,  unredlichea  'j  Machwerk,  d< 
Ausführung  ohne  gewaltsame  EUchteverletsnng  nicht  möglich  war*  Di«4 
Katholitcben  waren  durchaas  nichl  gesonnen,  sich  einen  völlig  einseitigen 
Vertrag,  in  «l^n  sie  nicht  beigetogen  worden  waren,  mit  freiwilliger  Hin- 
opferong  ihres  eben  so  guten  oder  wohl  besseren  Rechtes  gefallen  tu  i 
Was  winden  im  umgekehrten  Falle  die  Hornerst&nde  gethan  haben"?  Aul 
dieses  Verhältnis!  stützte  »ich  Kiesel,  als  er  dem  Könige  wieder  zur    eite 

Der  wesentliche  Inhalt  aber  der  Resolution  '-)    bestand  in  folgenden 

Artikeln: 

1.  Die  Ileligionsconcession  Maximilians II.  bleibt  in  ihrer  Geltung  und 
erstreckt  eich  auf  die  Schlösser,   Häuser,  Mühlen,  Possessionen  und  Woh- 

D  auf  dem  Laude,  welche  mit  Eigenlhum  den  protestantischen  Ständen 
ören,   nichl  aber  auf  die  zinsbaren  Gründe. 

2.  Die  Übung  des  lutherischen  Gottesdienstes  ist  freigegeben  für  Wei- 
ber, Kinder  und  Brodgenossen  der  ständischen  Mitglieder,  für  ihre  und 
aller  ihrer  Glaubensgenossen  l  nterthanen,   welcher  Pfarre  sie  auch  ange- 

n  mögen. 

;i.  Die  Streitfragen  wej  en  der  Filial-  und  Spitalkircben  und  Capellen, 
auch  der  bei  Städten  belegenen  Kirchen  wird  das  unparteiische  Ge- 
riehl  entweder  anl  die  Vorlage  von  beweisenden  Documenlen  oder  nach 
UJahrigem  Besitzstande  entscheiden. 

Die  Stollgebühr   für    Verstorbene   ist    an   die   katholischen  Pfarrer 
lern  alten  Herkommen  tu  entrichten.     Nach  Erlag  derselben  steht  es 
die  Leiche  an  jedem  beliebigen  Orte  zu  bestatten,   oder  auch  in  eige- 
Leiehenhfifen,  deren  Errichtung  unverwehrt  ist. 

Die  protestantischen  Stände  sind  nicht  verhalten  Jemand  von  ihrem 

lienste   auszusehliessen.     Unterthanen,    welche   in   der  Religion   be- 

:  i  sind,   kennen  bei  der  ordentlichen  Instanz  ihres  Eierren  oder  heim 

e  selbst  Hilfe  suchen;  auch  ist  ihnen  erlaubt  binnen  Jahr  und  Tag  die 

Ziustiftung  zu  thun.  (Ihr  ßesitzthum  zu  verkaufen.  '•>) 

1)  Jeder  Theil  schloss  Ihn  mit  Vorbehalt  ab  ;  der  König  wollte  damit  den 
D  d.-r  katholischen  Kirche  und  Stände  nichts  vergeben  haben,  die  Blind« 
ii  die  Interpretation  jiir  sich   in  Anspruch. 

lebssrehlvVl  IsUoo  1*9.  fUupaefa  I.  tl  [a  deo  Beilagen , 

-laotischen  Stände  s<  werde   solches 

thanen  tstkeliseber  Obrigkeiten   nie  tageben, 
lies  121. 


192 

<i.  Sogleich  nach  Beendigung  des  nächsten  Landtags  treten  von  jeder 
Religionspartei  zwei  Herren  und  z.wei  Ritter  zusammen,  welche  mit  Zu- 
ziehung eines  Ilechtsgelehrten  von  jeder  Partei  innerhalb  zehn  Tagen  ein 
Gutachten  über  die  Zusammensetzung  des  un  p  ar  the  iische  n  Judi- 
ciums verfassen  sollen,  wobei  es  der  König  verbleiben  lässt.  Die  Gerichts- 
personen bestellen  die  Stände  aus  beiderlei  Religionsverwandten. 

7.  Dieses  Judicium  entscheidet  auch  wegen  der  Kirchen  zu  Inzerstorf 
und  Hernals. 

8.  Der  Städte  und  Märkte  wegen  bleibt  es  bei  der  Erklärung,  welche 
der  König  den  mährischen  Abgeordneten  mündlich  gegeben  hat  1). 

In  Betreff  des  Landhauses  in  Linz  und  der  Städte  ob  der  Enns,  so 
viel  die  Religionsübung  und  die  beanspruchten  Kirchen  und  Gerechtig- 
keiten betrifft,  wird  man  den  Ständen  und  Städten  lassen  ,  was  sie  be- 
weisen können  ;  vor  der  Hand  sollen  sie  nicht  beunruhigt  werden.  Wollte 
sie  der  König  ansprechen,  so  werden  Zierotin,  die  Grafen  von  Thurn  und 
Iloditz  und  drei  königliche  Räthe  den  Ausspruch  thun  ~). 

9.  Wegen  der  Stadtämter  und  der  Bürgeraufnahme  bleibt  es  bei  den 
alten  Freiheiten,  dem  alten  Herkommen,  den  Gewohnheiten  und  Gerechtig- 
keiten der  Städte. 

10.  Der  König  bewilligt  die  Bestellung  eines  Hofrathes.  Der  nächste 
Landtag  bestimmt ,  wie  er  einzurichten  und  zu  besolden.  In  der  Wahl 
der  Räthe  wird  der  König  auf  taugliche,  angesessene  Landleute  Bedacht 
nehmen. 

11.  Auf  dem  nächsten  Landtage  soll  man  sich  auch  über  die  Ersetzung 
der  Verordneten  verständigen.  Der  König  wird  sich  keiner  Partei  an- 
nehmen. 

12.  Vollständige  Amnestie  und  Abdankung  des  Kriegsvolkes. 
Gewöhnlich  wird  auch  noch  als  hiezu  gehörig  angeführt,  was  bei  Khe- 

venhiller  VII,  163,  steht  und  von  21.  März  1609  datirt  ist.  Es  lautet  auf  die 
Stände  unter  der  Enns.  Bei  näherer  Ansicht  stellt  sich  leicht  heraus,  dass 
diese  „Friedensbedingnisse"  nur  ein  Entwurf  sein  können,  der  nie  ausge- 
gefertigt  worden.  Einmal  ist  höchst  unwahrscheinlich,  dass  die  Stände 
unter  der  Enns  sich  nun  urplötzlich  von  denen  ob  der  Enns  hätten  trennen 
wollen ;  dann  kommt  in  den  weitläufigen,  genauen  Erzählungen  keine  Spur 
einer  hierauf  bezüglichen  Versammlung  vor.  Dieser  Vertrag  steht  sogar  im 
Widerspruche  mit  der  Resolution  selbst,  danach  dieser  erst  das  unparteiische 
Gericht  über  Inzerstorf  und  Hernals  entscheiden  soll,  hier  aber  diese  Kirchen 
ohne  weiteres  zurückgegeben  werden.   Dass  aber  noch  am  2.  Mai  1609  die 

1)  „Sie  (die  k.  Majestät)  wollten  die  Stadt,  .in  allem  so  gnädigst  tractiren 
und  halten,  dass  sie  sich  in  keiner  Sachen  zu  beschweren  und  keiner  Unbilligkeit 
und  Bedrängniss  bei  ihrer  Majestäts  Regierung  zu  beklagen  und  zu  befahren  ha- 
ben werden."  Mündlich  versprach  der  König  noch:  Niemand  im  Gewissen  zu 
bedrängen  und  nicht  zu  reformiren. 

2)  Die  Stände  nehmen  diesen  Satz  unter  der  Voraussetzung  an,  dass  es  nie 
dazu  kommen  werde. 


193 

Kirchen  nich(  rarfickgesteM  waren,  beweiset  ein  Beeret  d<  worin 

. ix)  der  in  ticr  Resolution  enthaltenen  BeetJeimeng  den  Ständen  iic 

. ■in. -s  Prldieanten  am  i.  Mai  verwiesen  wird  '). 

i  widersprechend  eilen  vorausgegangenen  \ Verhandlungen  ist  die  Con- 

i.   dass  die   Borger  in  dee  Stldten   sich  selbst  ihre  Prediger 

wihlen;  gern  unglaublich  und  offenbar  unrichtig,   wenn  gesagt  wird,  dass 

die   |H  ichen  Stande  allen   Unionen   und    ConfBdereÜonen   entsa- 

ine  ntt  wiederholte  Erfahrung ,  dass  »lic  Oppositionsparteien, 
welche  im  Erstreben  ihres  Zielet  mit  der  anerkennungswerthesten  Beharr- 
lichkeit, Geschicklichkeit  und  Consequenz  vorgegangen  sind,  nach  dein  ent- 
schiedensten Gelingen  ihres  l'nternehmens  sich  durch  die  unruhige  Hast 
und  die  stürmische  Gewaltthiitigkeit,  mit  der  sie  alle  Früchte  ihres  Werkes 
auf  einmal  pflücken  wollten,  schnell  um  dieselben  gebracht  haben.  Statt 
ruhig  die  naturgemässe  Entwicklung  des  zum  Siege  gekommenen  Princips 
abzuwarten,  welches  seine  Consequenzen  unfehlbar  entfaltet  haben  würde, 
wollen  die  wühlerischen  Parteien  Alle»  im  Sprunge  erhaschen  und  miss- 
trauen durch  ihr  böses  Gewissen  getrieben,  der  natürlichen  Entwicklung 
der  Dinge.  Die  österreichischen  Stände  zu  Hörn  hatten  alles  erreicht,  was 
sie  wünschten,  und  wohl  mehr  als  sie  anfangs  beabsichtigt  haben.  Wären 
sie  auf  dem.  was  man  ihnen  zugestanden,  fest  beharrt  und  wären  sie  nicht 
mehr  ausser  die  Schranken  strenger  Gesetzlichkeit  hinausgetreten,  so  wür- 
den ihnen  nach  und  nach  die  reifen  Früchte  von  selbst  in  den  Schooss  gefal- 
len sein.  Dieser  langsam  und  sicher  zum  Ziele  führende  Weg  wollte  ihnen 
nicht  behagen \  sie  ergaben  sich  ganz  und  unbedingt  der  Richtung  hin, 
auf  welcher  ihnen  Männer,  wie  Tschernembl  voranschritten,  und  die 
sie  zur  offenbarsten  Empörung  gegen  ihren  Fürsten  und  zum  Untergange 
fahrte. 

■'.••Solution  roni    10.  März;  angekündigte  Landtag  begann  in 
temher.  Da  hier  mehrere  der  wichtigsten  Puncle    erst  ihre 
ive  Erledigung  linden  sollten,  so  vergassen  auch  die  Stände  ob   der 
Enns  nicht  ihre  thäiigsteu Mitglieder,  und  vor  allen  Tschernembl,  Helm- 
hart  v.  Jörger,  Ortolf  v.  Geimann  dahin  zu  senden.  Da  man  sich  protestan- 
il  vorstellen  konnte,  dass  die  Katholischen  nicht  unbedingt 
alles  sich    würden  gefallen  lassen,  was   ohne  ihre  Mitwirkung  geschlossen 
worden  war  und  was  man   dem  Könige  mit  dem  Messer  an  der  Kehle  abge- 
drungtn  hatte,  so  entschlossen  sich  die  protestantischen  Stände,  statt   sich 
des  langweiligen  und  unsichern  Weges  zu  bedienen,  der  allerdings  auch 
der  gesetzliche  gewesen  wäre,   auch  hier  mit  Gewalt  zu  erlangen,  was  iie 
bten.    \l>  daher  der  LendesmarschaU  Bernhart  von  Drschenbeel  am 
?.  zur  Versammlung  einladen  Hess,   erschienen  diese   nicht,    hielten   Bera- 
thungen  für  sieh  und  legten  dann  am  !>.  den  Katholischen  di< 
nie  sich  so  der  Capitniatione-Resolotion  bekennen  wollen  oder  nies 

I)   Rennest    l\      IM  der  Beilagen.    Rl    wurde    noch    dazu  ausserhalb    der 

Kepictligt. 

13 


194 

sie  zur  Bestellung  des  Hofrathes  und  des  unparteiischen  Gerichtes  erböthig 
seien  oder  nicht? 

Als  diese  am  Ik.  die  Erklärung  abgaben,  dass  sie  zwar  den  Frieden 
wünschen,  aber  von  keiner  Capitulation  zwischen  ihnen  wussten;  dass 
die  Resolution  des  Königs  kein  gemeines  Werk  sei,  welches  auch  die 
Katholischen  verbinden  könne;  dass  ihnen  die  Sache  als  res  inter  alios  acta 
nicht  bekannt,  sie  sich,  weil  man  sie  übergangen,  zur  Resolution  auch 
nicht  bekennen  können;  vom  Hofrathe  und  dem  unparteiischen  Gerichte 
nicht  handeln  können,  weil  in  den  Landtagspropositionen  ihrer  nicht  er- 
wähnt —  so  beschlossen  die  protestantischen  Stände  sich  in  keine  weiteren 
Verhandlungen  einzulassen ,  sondern  den  Ungern  und  Mährern  die  Lage 
der  Dinge  bekannt  zu  geben. 

Um  dieselbe  Zeit,  am  24.  September,  hatte  Kiesel ,  dem  Könige  in 
einem  Gutachten  den  Rath  ertheilt,  zur  Beseitigung  der  schlimmen  Folgen 
seiner  Resolution  vom  19.  März,  sich  vorzüglich  der  Städte  zu  versichern. 
Nur,  indem  er  sich  auf  selbe  stützen  könne,  bleibe  ihm  noch  so  viel  Macht, 
um  nicht  ganz  und  unbedingt  sich  den  politischen  Ständen  der  augsburgi- 
schen Confession  fügen  zu  müssen.  Zugleich  setzte  er  auch  die  Mittel  aus- 
einander, wie  dieses  bewerkstelliget  werden  könne 1).  Aber  eben  so  gut 
als  Kiesel  sahen  es  diese  ein,  dass  die  landesfürstlichen  Städte  und  Märkte 
ihre  verwundbarste  Stelle  seien  und  von  nun  an  drehte  sich  der  Kampf  nur 
noch  grösstentheils  um  die  Frage,  ob  diese,  wie  es  bisher  Herkommens  war, 
unmittelbar  unter  dem  Einflüsse  des  Landesfürsten  stehen,  oder  ob  sie  als 
der  vierte  Stand  ganz  den  Verfügungen  der  ständischen  Beschlüsse 
hingegeben  sein  sollten,  besonders  in  den  Angelegenheiten  der  Religion  a). 
Der  König  behauptete,  dass  der  Bürgerstand  in  Particular-  und  Religions- 
sachen von  seinem  Gross  vater,  Vater  und  Bruder  niemals  zugleich  mit 
den  zwei  politischen  Ständen  sei  vorgelassen  worden.  Die  Städte  und 
Märkte  seien  Kammergüter,  bei  welchen  der  Landesfürst  in  jenen  Angele- 
genheiten zu  disponiren  habe.  Wenn  die  Stände  ihm  etwas  anderes  zu- 
muthen,  so  habe  es  den  Anschein,  als  wolle  man  ihm  selbe  entziehen  3). 
Die  Stände  behaupteten,  dass  man  dem  Könige  „eingebildet"  habe,  dass  die 
Städte  und  Märkte  Kammergut  seien  und  suchten  zu  beweisen,  dass  sie 
einen  wirklichen  und  wahren  Stand  gleich  den  übrigen  ausgemacht  haben 
und  noch  ausmachen. 

Der  unangenehmste  Umstand  für  die  Prätension  der  beiden  politischen 
Stände  der  augsburgischen  Confession  war,  dass  die  Städte  und  Märkte 
selbst  mit  geringer  Ausnahme  keine  Lust  bezeigten,  sich  unter  die  schützen- 
den Fittige  ihrer  nicht  gebetenen  Vertheidiger  zu  begeben  .  Als  durch  De- 
cret  an  denBürgermeisteramts-Verwaiter  in  Wien,  Daniel  Moser,  die  Städte 

1)  Hainmer-Purgstall  1.  c.  II.  II.  173. 

2)  Eigentlich  ob  dem  Landesfürsten  in  Religionsangelegenheiten  in  densel- 
ben dasselbe  Recht  zustehe,  wie  jedem  Landmanne  in  seinen  Städten  und  in 
den  ihm  unterthänigen  Märkten  ? 

3)  Raupach,  IV,  248. 


l  »5 

am  10.  Oclober  1660   nm  I  Uhr   nach   Mittag  hei    Bof 

zu  erscheinen,   fanden  sieh  vuii  W'iiMi  All«».    Mi  auf  vier  Individuen  ein.    von 

d  Städten  and  MlrkUn  w.u-.-n  nur  ll»s  und  Zwetel  nicht  vertre- 
ten ')•  Auf  «lou  Vorhalt  des  Kanzlers  Krenherg:  Essollen  einige  Städte 
mit  ü\'n  zwei  poliiiM-luMi  Standen  Lallen  ;  welehe  sind  diese  und  aus  wessen 
Vollmacht 1  antworteten  sie  einstimmig:  Sie  erinnern  sich  ihres 
Gelfil  hl    u  n «1    wollen    treu    zum    Könige    stehen,    habe 

inand  etwas  /.u  Sehulden  kommen  lassen,  so  wolle  man  ihn  selbst 
fragen:  woraut 'dann  Sämmtliehe  das  Gelübde  ablegten,  bei  keiner  Versamm- 
lung der  politischen  Stände  zugegen  zu  sein;  nie  etwas  gegen  den  Kon  ig 
oder  zur  Verhinderung  des  Landtages  zu  unternehmen  ~). 

Dieser  war  indessen  vertagt  worden.  Die  zwei  politischen  Stände  und 
jene  aus  den  Städten,  welche  sich  ihnen  angeschlossen  hatten,  erklärten 
standhaft,  dass  sie  vor  Erledigung  ihrer  Beschwerden,  d.  h.  vor  der  unbe- 
dingten Bewilligung  ihrer  Forderungen  zu  den  Landtagspropositionen  nicht 
schreiten  werden  und  Hessen  sich  hievon  auch  durch  die  kräftigsten  De- 
crete  nicht  abbringen ,  vielmehr  baten  sie  am  26.  September  um  Prolongi- 
rung  des  Landtages  bis  nach  der  Weinlese,  weil  ihnen  auf  ihre  Schriften 
noch  keine  entsprechenden  Erledigungen  zugekommen,  die  Kosten  uner- 
schwinglich geworden  und  da  Manche  Wien  schon  verlassen  haben,  keine 
genügende  Anzahl  mehr  vorhanden  sei.  Der  König  antwortete,  dass  er  ihnen 
nicht  willfahren  könne;  der  Landtag  ist  zum  Besten  des  Landes  berufen 
und  es  sind  dringende  Bedürfnisse  ,  welche  Abhilfe  verlangen.  Oft  schon 
hat  er  die  zwei  evangelischen  Stände  väterlich  ermahnt  mit  Hintan- 
setzung ihrer  eigenen  und  absonderlichen  Sachen,  die  allerdings  auch  im 
Landtage  hätten  abgethan  werden  können,  zur  Berathung  der  Propositionen 
zu  greifen.  Die  grosse  Zehrung  und  die  lange  Zögerung  ist  also  auch  kei- 
neswegs seine  Schuld.  Den  Grund  ihres  Verlangens,  den  Landtag  zu  verta- 
ermag  er  nicht  einzusehen,  da  die  Katholischen  die  Proposition  vor- 
zunehmen bereit  sind,    die  Anzahl  der  Stände  noch  gross   genug   ist  und 

A  einlese  erst  später  anfängt. 

Diese  Resolution  wurde  abschriftlich  auch  dem  Landmarsehall  zuge- 
stellt mit  dem  Auftrage  auf  den  folgenden  Tag  die  protestantischen  Stände 
ins  Landhaus  zu  erfordern,  um  mit  den  Katholischen  vereint,  die  Vorlagen 
in  Berathung  zu  ziehen.  Sie  ertheilten  aber  auch  diesmal  den  Bescheid, 
als  sie  der  Landtagsmarsehall  einladen  Hess,  dass  sie  beim  Könige  selbst 
ihre  Entschuldigung  anbringen  wollen. 

1)  König  Matthias  kam  mit  vier  Wagen  und  zwei  Trompetern  von  Eberstorf. 
Der  Obriste  Kämmerer  Helfericb  von  Meggau  führte  die  Abgeordneten  in  das 
dritte  Zimmer,  wo  der  König  an  einem  mit  rotben  Sammt  bedeckten  Tische  lehnte: 
neben  ihm  Graf  TrauUon  sitzend,  Meggau  and  ein  Herr  Popl  aus  Mahren,  hinter 
ihnen  Kreoberir  und  der  Secretär  Christoph  Grapler. 

vbgesandte  von  Krems  sagte:  Die  Katholischen  halten  es  Alle  mit 
dem  Könige;  doch  seien  die  Evangelischen  in  Hörn  gewesen  und  verkehren  mit 
den  Ständen. 

13» 


106 

Diese  wurde  dann  auch  sogleich  verfasst.  Nach  einer  sehr  kräftigen 
Versicherung,  dass  die  Stände  dein  Könige  allez  eit  treu  gewe- 
sen und  es  Ins  zum  Tode  bleiben  wollen,  wiederholen  sie  nun,  dass 
vor  der  Puhlication  der  Resolution  und  Tractation ,  vor  Remedirung  aller 
Beschwerden,  keine  Berathung  der  Landlagspropositionen  Statt  finden  könne. 
Sie  prolestiren  gegen  alle  Verantwortlichkeit  wegen  Hinausschiebung  des 
Landtags.  „Es  steht  Alles  in  der  Hand  des  Königs."  Die  Schrift 
sollte  von  den  Ständen  in  corpore  überreicht  werden.  Zuvor  aber  musste  sich 
der  Obriste  Wolf  v.  Hofkirchen  beim  Oberstkämmerer  erkundigen  ,  und  als 
auf  dessen  Frage:  ob  um  Audienz  der  zwei  Stände  gebeten  werde?  die 
Antwort  erfolgt:  für  die  gesammten  drei  evangelischen  Stände,  so  wurde 
Hofkirchen  mit  dem  Bescheide  abgefertigt,  dass  morgen  Resolution  erfol- 
gen werde.  Am  folgenden  Tage,  1.  October,  kamen  die  Stände  im  Land- 
hause zusammen;  Martin  v.  Starhemberg,  welcher  an  den  Oberstkämmerer 
geschickt  wurde,  brachte  den  Bescheid  zurück:  dem  Könige  sei  ein  Aus- 
schluss lieber.  Es  wurden  aus  jedem  der  drei  Stände  drei  Personen  gewählt. 
Allein  als  der  von  Starhemberg  sich  wieder  erkundigen  musste,  ob  die  Au- 
dienz auf  alle  drei  Stände  zu  verstehen  sei  und  die  Antwort  zurückbrachte, 
der  dritte  Stand  sei  nicht  verslanden,  weil  die  Städte  und  Märkte 
unter  der  Enns  in  der  Capitulation  und  Resolution  nicht  genannt,  sondern 
nur  die  ob  der  Enns,  sondern  Kammergüter  seien  —  so  unterblieb  auch 
diesmal  die  Audienz  wiederum.  Der  Obrist  von  Hofkirchen  überreichte  die 
Schrift  allein  dem  Könige  am  2.  October  und  stellte  mündlich  vor,  dass  den 
Städten  und  Märkten  in  der  Tractation  ihr  Recht  gewahrt  und  anerkannt 
worden  sei  und  fügte  bei,  dass  des  Königs  Weigerung  grosses  Auf- 
sehen machen  werde.  Er  wurde  auf  den  5.  zur  Entgegennahme  der 
Resolution  berufen.  König  Matthias  setzte  ihm  mündlich  auseinander,  dass 
in  Privat-  und  Religionssachen  der  Bürgerstand  nie  mit  den  übrigen  Stän- 
den gemeinschaftlich  sei  vorgelassen  worden.  Man  möge  nicht  weiter  auf 
ihn  eindringen,  da  er  nicht  gerne  weniger  als  die  Stände  sein 
möchte.  Auch  er  müsse  an  seinen  Privilegien  fest  halten. 

Mittlerweile  war,  da  auch  die  katholischen  Stände  um  Prolongirung 
des  Landtages  nachsuchten,  die  Bewilligung  dazu  erfolgt  und  selbe  am 
6.  October  durch  den  Landmarschall  vorgelesen  worden.  Aber  auch  schon 
waren  die  Stände  mit  einem  neuen  Memorial  bei  der  Hand  ,  welches  dem 
Könige  am  7.  zu  Eberstorf  durch  Wolf  von  Hofkirchen  und  Helmhart  von 
Jörger  überreicht  wurde.  Nebst  Wiederholung  des  schon  oft  Gehörten,  wird 
ein  besonderer  Nachdruck  darauf  gelegt,  dass  das  römische  Reich  auf 
diesen  Landtag  sehe,  und  der  König,  in  dessen  Hand  Alles  liege,  sich 
bei  allen  benachbarten  „Suspicion"  zuziehe. 

Der  König  Matthias  beantwortete  dieses  Memorial  am  12.  October,  und 
verwahrte  sich  diesmal  besonders  kräftig  der  Städte  und  Märkte  wegen, 
deren  Abgeordnete  einstimmig  erklärt,  dass  sie  Niemand  bevollmächtigt, 
haben,  ausser  wegen  den  Landesbewilligungen,  mit  den  beiden  Ständen  zu 
verhandeln ;  diese  sollen  sich  wegen  der  Bürgerschaften  künftig  nichts  mehr 
anraassen  und  Schriften,   welche  im  Namen  der  drei  Stände  ausgefertigt 


197 

nach  der  \\  iederaufnahme  dei  Lan 

Die  St&nde  Hessen  am  I.Novembei  Memorial 

.. [M'l  lanIVn  .    in  welchen  IIa  ihnen   gern 

die  Reehl  nlorungcn 

(lar/ntiiim.   Vorzuglich  wurde  herausgehoben,   dl 

Mim    \riil<«>ln  der  Capitulation-Resolntion  beschwer! 

seien 

Konig  Matthias  war  nicht  gewillt,  jetzt  hierauf  Antwort  zu  geben.  Im 
Begriffe  sum  Landtage  nach  Preeebnrg  zu  gehen,  vertröstete  er  die  Stände 
nftndlich  auf  die  Wiederberofung  des  5sterreichisehen  Landtages  und  ge- 
lohte. <  inerSeits  alles  Versprochene  erfüllen  werde  *).  Allein 
Lnde  Hessen  ihm  keine  Rahe.  Schon  am  Tage  nach  dieser  Erklärung, 
am  13.  November,  übergaben  sie  ein  neues  Memorial,  das  er  ebenfall 
der  mündlich  beantwortete  und  durch  welches  er  sich  die  Äusserung  ab- 
trotzen liesa,  dass  er  die  Stände  beider  Länder  nie  habe  separiren, 
sondern  seine  Erklärungen  auf  beide  habe  beziehen  wollen  *). 

Selbst  nachdem  er  Wien  verlassen,  wurde  ihm  noch  eine  Schrift  nach- 
gesebickt,  welche  ihn  zu  Haimburg  erreichte,  in  der  ihm  für  seine  obige 
Erklärung  mit  der  Bemerkung  gedankt  wurde,  dass  „doch  solche  von  erster 
Schritt  an  unserer  jetzigen  Zusammenkunft  über  öfters  unterthänigstes  Ahn- 
den .    .   .  nie  zu  erlangen  gewest." 

Mich    wird    ihm  die  alte  Drohung  nochmal    vorgehalten,    dass    er 

treue    welche    Gedanken  es    bei   den     unirten    Landen    und 

•  hon    werde,    wenn  er  ohne  Resolution  das  Land  verlasse 

.  halten  es   die  protestantischen  Stände  keineswegs  bloss  hei 
,m  Konig  Matthias  allhier  bewenden  lassen,  sondern  wie 
ngedrohi,    sich  an  die  verbündeten  Länder  Tngern  und  Mäh- 
lich der  zusammentretende  ungrische  Reichs- 
i  Hilfe  man  den  schwachen  König  zwingen  zu  können  hoffte, 
\ozii  sie  auch  der  einflussreiche  Graf  Turzo  cr- 
innnt'!  i  hrieb  an  ,,die  evangelischen    Stände  Österreichs"   am   16. 

ihnen  in  Wien  mündlich  erklärt,  dass  ein  Privat- 
nichts thun  könne:  so  müsse  er  auch  gegenwärtig  wie- 
sieh durch  Abgeordnete  an  die  versammelten 
wenden,  die  thun  werden,  was  sich  für  Confuderirto  gezieme. 
r  am    M*.  d.   M..  dass   die  ungrischen  Stände  sich  der 
annehmen  werden. 

i  )  Dies«  Darstella  tafselehnung  in  dem  Manuseripts  7.u  Ottens- 

beim 

.hang  der  R  n.  fT. 


198 

Überhaupt  war  der  Verkehr  zwischen  dem  Grafen  und  den  Ständen 
äusserst  lebhaft.  Ein  Brief  vom  14.  November  an  Turzo  ist  bei  Raupach 
abgedruckt  *),  am  17.  schreiben  sie  schon  wieder,  dass  er  ihren  Brief  von 
Vorgestern  werde  erhalten  haben  mit  der  angeführten  Bitte ,  sich  des 
bedrängten  Vaterlandes  anzunehmen  a). 

Zugleich  wurde  auch  ein  ständisches  Mitglied,  Hieronymns  Gienger 
mit  Briefen  an  die  ungrischen  Gespanschaften,  an  die  königlichen  Freistädte 
und  den  Reichstag  abgeschickt  mit  Beischliessung  des  Memorials  vom 
1.  November,  welches  auch  ungeachtet  des  Wiederspruches  des  „persona- 
lis  Präsentia"  Lippai  in  der  vollen  Versammlung  der  ungrischen  Stände 
abgelesen  wurde. 

Durch  Gienger  Hess  Graf  Turzo  die  Stände  ermahnen,  sich  dem  Könige 
nach  Möglichkeit  zu  accomodiren,  da  sowohl  Trautson  als  der  König  selbst 
sich  gegen  ihn  erklärt  haben,  das  Versprochene  „sancte  et  illibate"  zu  hal- 
ten. Zur  Betreibung  der  Verhandlungen  sollte  eine  Gesandtschaft  nach 
Pressburg  kommen  3). 

Da  die  Stände  erst  am  letzten  November  in  grösserer  Anzahl  zusammen 
kommen  wollten,  um  über  die  Absendung  zu  rathschlagen,  wurde  indessen 
schon  am  24.  d.  M.  Dr.  Zacharias  Starzer  mit  Schreiben  an  die  Stände  Un- 
gerns,  den  Grafen  Turzo  und  die  Stadt  Pressburg  abgeschickt*).  Die  Stadt 
wurde  ersucht,  das  Anliegen  der  Österreicher  an  die  übrigen  Städte  zu 
bringen  und  die  Beschwerdeschrift  der  Stände  in  das  Ungrische  über- 
setzen zu  lassen. 

Starzer  soll  seiner  Instruction  zufolge  eine  Erledigung  der  ständischen 
Schriften,  insbesondere  der  vom  1.  November  und  einer  [andern  vom  24., 
welche  ihm  mitgegeben  wurde  5)  betreiben,  dieselbe  öffnen,  und  den  Inhalt 
nach  Gestalt  der  Sachen  den  Verbündeten  zu  Pressburg  mittheilen;  er  soll 
dem  Grafen  Turzo  das  an  ihn  gerichtete  Schreiben  übergeben,  ihm  für 
seine  Bemühungen  danken  und  ihm  die  Angelegenheit  empfehlen  6). 

Die  Erscheinung  Starzers  war  dem  königlichen  Hofe  im  hohen  Grade 
unangenehm,  wesshalb  man  sich  bemühte,  ihn  so  schnell  als  möglich  zu 
verabschieden.  Schon  am  Tage  nach  seiner  Ankunft  wurde  ihm  die  könig- 
liche Antwort  mit  dem  Auftrage,  sich  zu  entfernen,  eingehändigt  7).  Statt 
zu  gehorchen,  forderte  er  am  folgenden  Tage,  den  29.  November,  vor  einer 
ständischen  Versammlung  von    beiläufig  70  Personen,   dieselben   auf,    zu 

1)  1.  c.  169. 

2)  Ottensheim  .  .  .  pro  sua  prudentia  singulari  .  .  proque  ea,  quam  erga 
confessionem  Augustanam  habet,  affectione  et  nuuquam  satis  laudato  zelo  .   . 

3)  Giengers  Relation  zu  Ottensheim. 

4)  An  die  Stände:  .  .  .  cum  ea  sit  etiamnum  Pontificiorum  in  hac  Austria 
affrenis  (sie)  licentia,  ut  impune  contra  .  .  regiam  capitulationem  delinquere  .  . 
satagunt. 

5)  Kurzer  Anhang  53. 

6)  Ottensheim. 

7)  Kurzer  Anhang  64. 


199 

i,»>w  Irtan     «i  i  •>  i  n<» 0  !i    v  1 1    .1  .•  in   B  c    i  ii  i s. 

Land  lic    Beschwerden    <i  ••  i-   After  reicher    »•  t  -i  •• 

.1  »Ml. 

i  iIomi  Kontier  Krenberg  rar  H 
rerpiiohteter  Diener  bu  niner  •elehen  Getandtaehafl  habe  können  »erwen- 
tnriederte  tri    Sein  Geschäft  *><-i  nicht  gegen  den  König,   son- 
ietn  in  dessen  und  «los  Vaterlandei  Infhehraen.  Die  Ungern  seien  als  Ver- 
bündete lediglich  nur  um  Vermittlung  angegangen  worden  and  in  s< 

kein    „Pin  c  tief  ir*  zur  Verhinderung  «Jos  Land- 
tags1). 

Da  sich  aber  auch  der  Graf  TuriO  für  Starter  verwendete  ,  erhielt  er 
zuletzt  die  Bewilligung  noch  langer  zu  bleiben.  Nebst  Turzo's  Verwendung 
scheint  Starten  Drohung,  dass  seine  Fortschaffung  nichts  nützen,  sondern 
die  Schwierigkeit  nur  vermehren  werde,  Eindruck  gemacht  zu  haben. 

Zwar  hatte  Koni«;  Matthias,  sobald  er  Nachricht  erhalten,  von  der  durch 
Patente  ausgeschriebenen  Versammlung  der  protestantischen  Stände  nach 
Wien,  die  Zusammenkunft  verboten,  weil  es  sich  nichl  gebühre,  derglei- 
chen ohne  sein  Vorwissen  zu  thun;  allein  man  kehrte  sich  nicht  bloss  nicht 
daran,  sondern  beantwortete  das  Decret  noch  überdies  in  einer  nicht  eben 
sehr  höflichen  Weise  a). 

Als  Abgesandte  wurden  gewählt  vier  Personen  aus  jedem  der  drei 
Stünde ,  je  die  Hälfte  aus  dem  Lande  unter  der  Enns  und  ob  der  Enns : 
der  unentbehrliche  Tschernembl  war  ebenfalls  unter  ihnen.  Die  Gesandt- 
schaft traf  am  8.  December  in  Pressburg  ein.  In  ihrer  Instruction  vom  5.  De- 
cember  war  sie  angewiesen  :  1.  Die  Publication  der  Capitulations-Resolution 
zu  erwirken;  2.  keine  Audienz  ohne  Beisein  des  Bürgerstandes  anzuneh- 
men und  3.  die  Vermittlung  der  ungrischen  Stände  zu  bewerkstelligen, 
nebst  noch  einigen  wenigen  erheblichen  Dingen.  In  einem  mitgebrachten 
Memoriale  an  den  König  hiess  es:  Bisher  sei  noch  keine  der  Beschwerden 
abgethan.  woraus  erhelle,  dass  man  sie  dem  Könige  entweder  ganz  verhal- 
len  (!)  oder  falsch  vorgebildet  habe.  Offenbar  wolle  man  die  Stände  nur  er- 
müden, um  die  Capitulations-Resolution  dann  ganz  aufzuheben.  Der  König 
möge  doch  einmal  des  Zögerns  ein  Ende  machen,  da  es  sich  um  Dinge 
handle,  die  einer  Berathung  gar  nicht  mehr  bedürfen  8). 

Zu  einer  Audienz  nach  ihrem  Wunsche  konnten  die  Abgesandten  unge- 
achtet mehrerer  Versuche  und  der  Bemühungen  des  auf  diesem  Landtage 
zum  Palatin  gewählten  Grafen  Turzo  nicht  gelangen,  wohl  aber  bei  den 
Ständen  Ungerns,  vor  welchen  am  14.  December  Tschernembl  die  im  An- 
hange abgedruckte  Rede  hielt  *).  Die  Ungern  ermangelten  auch  nicht  bei 
König  Matthias  im  Sinne  der  Österreicher  sich  zu  verwenden,  wurden  aber 
mit  dem  Bescheide  abgewiesen,  dass  die  Angelegenheiten  der  Österreicher 

1)  Ottensheim. 

2)  Kurzer  Anhang  62  und  57. 

3)  Raupten  IV,   261. 
D     N.  I. 


200 

hierher  nicht  gehören1).  Doch  versprach  König  Matth'as  dem  Palatin.  den 
österreichischen  Landtag  auf  den  3.  Februar  I6I0  wieder  zu  berufen,  den 
Streit  der  Städte  und  Märkte,  wegen  der  Entscheidung  desselben  an- 
lueim  zu  geben  und  das  Kriegsvolk  nach  Bewilligung  der  nöthigen  Gel- 
der sofort  abzudanken.  Allein  diese  Anerbieten  genügten  nicht  und  Tscher- 
nembl  erklärte,  dass  jene  Beschwerden,  welche  durch  den  König  noch  vor 
dem  Landtage  behoben  werden  können,  beseitigt  werden  müssten.  Geschieht 
dieses  nicht,  so  werden  die  Propositionen  nimmermehr  in  Angriff  genommen; 
die  Trennung  des  Bürgerstandes  wird  nie  zugegeben  werden;  die  Stände 
der  Augsburger  Confession  haben  ihr  Kriegs  volk  aus  eigenem  Säckel  (!) 
bezahlt,  wesshalb  der  Billigkeit  gemäss  die  Katholischen  dasselbe  thun  mö- 
gen 2).  König  Matthias  wiederholte  seine  Anerbietung  noch  einmal  und 
fügte  bei :  die  Städte  sind  ein  Stand,  doch  mit  Condition  und 
Unterschied.  Die  gesammten  Stände  werden  hierüber  entscheiden,  ihr 
Ausspruch  soll  ratificirt  werden. 

Am  2.  Jänner  luden  die  ungrischen  Stände  die  Österreicher  ein,  in  der 
Versammlung  zu  erscheinen,  worauf  man  ihnen  den  Beschluss  des  Landtages 
bekannt  machte,  dass  die  Conföderation  der  Landtafel  einverleibt  werden 
soll.  Bei  diesem  Anlasse  sprach  TschernembI  die  Abschiedsrede  3).  Hierauf 
kehrte  die  Gesandtschaft  nach  Wien  zurück. 

TschernembI  hatte  die  ungrischen  Stände  aber  auch  noch  um  eine 
„Specification  der  fructus  confoederationis"  angegangen,  auf  den  Fall, 
dass  eine  Vergleichung  im  kommenden  Landtage  nicht  erzielt  werden  könnte. 
Er  wollte  seiner  Sache  gewiss  sein;  allein  die  Gefragten  entsprachen  sicher 
seinen  Wünschen  nicht,  als  sie  ihm  antworteten:  Sie  könnten  solche  dieser 
Zeit  nicht  specificiren,  weil  sie  in  gar  keinen  Zweifel  setzen,  dass  Sr.  Ma- 
jestät alles  dasjenige,  was  sie  den  österreichischen  Ständen  zugesagt, 
halten  werden.  Im  Falle  der  Noth  werden  sie  ihrer  Schuldigkeit  nach- 
kommen *). 

Auf  den  Rath  des  Palatins  Turzo ,  welcher  den  Österreichern  verheis- 
sen  hatte,  sich  beim  Beginn  des  Landtages  in  Wien  einzufinden,  beschloss 
man  auch  Mähren  um  die  Abordnung  einer  Gesandtschaft  anzugehen,  wess- 
halb TschernembI  nebst  Helmhart  von  Friedesheim  aus  dem  Stande  der  Rit- 
ter, und  Hans  Wolfart  aus  Wien,  aus  dem  der  Bürger,  nach  Olmütz  geschickt 
wurden,    wo  sie  am  16.  Jänner   1610  ankamen  und  am  19.  d.  M.  vor  dem 

1)  Raupach  1.  c. 

2)  Mit  unerbittlicher  Consequenz  schreibt  auch  hier  TschernembI :  civium 
separatio .  .  .  maximum  fuit  eorum  gravaminum,  quae  sub  Caes.  Maj.  regimine  perpessi 
suraus;  jam  vero  si  ideo  a  Caes.  Maj.  ad  regimen  suae  Maj.  regia;  confugimus,  ut 
medelam  gravaminum  (prout  id  S.  R.  Maj.  publico  impressoque  scripto  polli- 
cita  est)  sentiamus,  cives  autem  etiamnum  .  .  segregari  pateremur,  consequens 
foret,  Caes.  Maj.  inique  a  nobis  .    .  fuisse  incusatam. 

3)  Nr.  II. 

4)  Ottensheim. 


201 

te  ihre  Werbui 
nembli  en  '  i. 

il    M.  erfolgte  (In-  Bescheid:  Die  inH  <I<t  l  nion 

wolii  eingedenk  und  werden  im  Bitten      roi   der  Hand 

eine  Deputation  nach  W  Md  in  \  orlilleiiilen 

L  11 1  enheiten  sogleich  Msssregeln  tu  ergreifen     Ist  nnnothig,  da 

die   Landoffici*  des  erforderlichen  Auf  tri  eben  sind.    \\ 

sieh  Abgeordnet«  ans  Steiermark  <-i  iflnden,  so  wird  man  sie  zu  ihrer  Zu- 
friedenheit bescheiden. 

Die  Wahl  in  der  bevorstehenden  Sendung  fiel  auf  den  Grafen  Tharn, 
Friedrich  von  Teufenbach,  Johann  lvter  Zwaleky  und  Sigmund  Wolf 
Jank  ine  und  auf  Slalinio.   Landburggraf).    Ihre  vom  Car- 

dinal Dietrichstein  unterfertigte  Instruction  war  eine  Wiederholung  der  Red« 
TschernembTs  und  trug  ihnen  auf,  auf  Publicirung  der  Resolution  hinzu- 
wirken, da  es  doch  sonderbar  wäre,  wenn  es  in  des  Gegentbeils  Will- 
k  ü  h  r  stände,  königliche  II e s o  1  u  t i o n e n ,  Siegel  und  Unter- 
schrift anzuerkennen  oder  zu  verwerfen.  Blieben  alle  Dinge, 
wie  früher,  so  würde  man  sich  ja  selbst  als  gegen  die  kaiserliche  Majestät 
meineidig  anklagen.  Ebenso  sollen  sie  antragen  auf  die  Entfernung  des 
Bischofs  Kiesel,  der  „ein  unfriedsamer  und  guter  politischer  Regierung 
schädlicher  Mensch'*:  auf  Gleichstellung  der  Bürgerschaft. 

Aber  auch   um  andere   Fürsprache   hatten    sich   die    protestantischen 
tehen,  um  ihren  Landesfürsten  zu  zwingen,    die  erlassene  Re- 
solution in   ihrem  Sinne  zu  verstehen  und  zu    bewilligen,    von  Seite  der 
ten  der  Union.   Ihr  Schreiben   vom  Jänner  1610  an  Konig  Matthias  ist 
ein  wahrer  Anabund  von  Insolenz  gegen  einen  König  und  Fürsten:   ..Fried- 
ige Leute  wollen  die  Städte  von  den  Standen  trennen  und  dieselben  mit 
ihren  päpstlichen  Lehren  und  vermeinten  Rechten    vertilgen  und  ausrotten. 
Dergleichen  plpat  He  he    Practiken  haben   in  Siebenbürgen,    Ungern, 
reu.   Böhmen  und  Schlesien  viel  Unglück  gestiftet  und  würden  auch  dem 
latthias,  der  der  Reichatande  Reistand  wohl  bedürfen  möchte,  Scha- 
den   bringen.     Er   möge   Rathgebern.  welche   die  Capitulations-Resolulion 
d  u  reimlosen  -)  und  durch  verkehrte  Deutelei  beschneiden  wollen,  nicht 
Weiter  nachhängen.    Es  ist  schon   ganz  Deutschland    voll   und   kündig;    dass 
mit  dem  Bxerciüo  Religionis,   mit  Kindstaufen,   Ersetzung  «1er  Ämter  .  .  . 
oftgedachter  Capitulaüon  nicht  vollkommen  nachgesetzt  a.  S.  IT."  Das  macht 
im  Reiche  wenig  Vertrauen,  wenig  guter  Anectiou 

brend Tachernembl in  Mähren  war,   fanden  die  Stände  neuerdings 

DOthwendig,    den  König  zu  versichern,    dass  vor  Bewilligung    ihrer   Forde« 

rungeo  Keine  Landtagshandlung  stattfinden  kenne,  um  so  weniger,  da  auch 
srerden  vorgekommen  seien,  t  nter  diesen  wird  auch  die 

t )   Im  Anhange  Nr.  III. 

Mbf   kl.inliche    Anspielung   auf  Kiesel 
schrieb. 

!.  IV,  272. 


202 

angeführt,  das»  „bei  hiesiger  Stadt  Wien  diss  Jahr,  welches  bei  Menschen 
Gedenken  nie  beschehen,  keiner  der  augsburgischen  Confession 
zugethan,  weder  in  dem  innern  und  äussern  Rath,  noch  auf 
die  Seh  rannen,  sondern  Ausländer,  Handwerksleut  genommen  wor- 
den". .  .  .  Ferner  werde  gehört,  dass  man  damit  umgehe,  das  Dampierre- 
und  Dornische  Kriegsvolk  um  Wien  herum  zu  quartieren  und  es  sei  zu  ver- 
muthen,  das  es  zur  Effectuirung  desjenigen  E.  M.  furnemen  Raths  Gutach- 
ten angesehen  sei ,  welcher,  als  er  zu  solcher  Quartierung  auch  gerathen, 
sich  ohne  allen  Scheu  vernehmen  lassen,  E.  M.  sollten  dasjenige,  was  sie 
in  Willen  haben,  vollziehen"  1).  Drei  Tage  nach  der  Übergabe  dieser  Schrift 
wurden  die  drei  Rürger ,  die  sich  bei  der  Gesandtschaft  in  Pressburg  be- 
funden hatten,  auf  königlichen  Befehl  vor  den  Stadtrath  in  Wien  berufen 
und  befragt:  auf  wessen  Befehl  und  in  wessen  Auftrag,  auf  wessen  Unkosten 
sie  in  Pressburg  gewesen?  Sie  gaben  den  Matthäus  Beck  und  Michael  Glue- 
knecht  und  diese  einige  Zunft-  und  Zechmeister  an  3).  Offenbar  war  die 
Blüthezeit  des  Protestantismus  in  Wien  vorüber. 

Indessen  war  die  Zeit  der  Wiederaufnahme  des  österreichischen  Land- 
tages herangekommen,  die  mährische  Deputation  und  der  Palatin  in  Wien 
angelangt. 

Dieser  führte  gleich  Anfangs  eine  drohende  Sprache.  Als  nämlich  am 
5.  Februar  die  königlichen  Räthe  zu  ihm  kamen ,  um  sich  wegen  des  Zer- 
würfnisses mit  den  protestantischen  Ständen  zu  besprechen,  äusserte  er, 
dass  es  zu  einem  „Generalkriege"  in  allen  unirten  Ländern  kommen 
würde,  wenn  die  Stände  nicht  befriedigt  werden.  Die  Ungern  haben  den 
Matthias  vorzüglich  aus  dem  Grunde  zum  Könige  gewählt,  weil  ihm  Mähren 
und  Österreich  zugehörte;  sonst  hätten  sie  wohl  einen  Unger  ge- 
wählt und  komme  es  zum  Kriege,  so  seien  sie  gezwungen, 
ein  Haupt  zu  wählen,  das  stark  zuSchutz  undBeistand  sei 
damit  auf  Polen  gedeutet"3). 

Bei  diesem  Anlasse  hatte  man  sich  auch  über  das  bei  den  Verhandlun- 
gen einzuhaltende  Verfahren  geeinigt.  Der  König  sollte  am  6.  Februar  die 
gesammten  Stände  berufen  und  die  Propositionen  vortragen ;  dann  sollen  die 
Stände  beider  Religionen  vor  den  Vermittelnden  aus  Ungern  und  Mähren 
ihre  Nothdurften  vortragen.  Allein  die  protestantischen  Stände  wollten  nicht 
unterhandeln,  sondern  einfach  die  Gewährung  aller  ihrer  For- 
dler ungen.  Der  Palatin  musste  nachgeben,  weil  auch  die  mährischen  De- 
putaten den  Ständen  zustimmten.  Diese  hatten  auch  schon  wieder  ein  Me- 
morial bei  der  Hand,  das  sie  dem  Könige,  der  am  Podagra  zu  Bette  lag, 
unverzüglich  übergeben  wollten.  Als  sie  dennoch  mit  Ungestüm  Audienz 
verlangten,  brach  endlich  auch  dem  geduldigen  Grafen  Trautson  die  Geduld, 
dass  er  in  die  Worte  ausbrach:  Die  evangelischen  Stände  würden  doch  ihro 

1)  Raupach  IV,  171  der  Beilagen. 

2)  1.  c.  280. 

3)  Ottensheim. 


-I    aut 
dennoeh    ♦  l»is  dulden  und  iln  '  i. 

[Ke  II. •Solution  auf  di€  Itegehren    der  |Mol('s[aiilisc|,rn  B 

de    winde    ihnen   endlich    am  1<>.  Kehruar    durch   den  königlichen   See 

('iirisio,)ii  Qrtpler  ftberfebea.  Sie  Ifl  juf 

eben  \s  ie  toi- t  :    her  konig  ist  BIIkMmNI,     lest   und  st.«l  /.u  hallen.    R 
am  10.  Mar/.  h»»><>  versprochen  I  al.  auch  die  mündliche  F.rkl 
der  Städte  und  Markte.    Allein  die  zwei    politisch. 

sehen  Confessiou  wollen  <liese  \om  Könige  ah  und  zu  sich  ziehen.  Der 
Landtag  wurde  zusanuuenberut'en.  um  Einigkeit  zwischen  den  Ständen  bei- 
der Religionen  zu  stiften  und  sieh  zu  vergleichen.  ■  .so\  iel.  .  .unverletzt  bei- 
der Theiie  Ehren  und  Gewissen  sein  können."  Er  hat  sich  der  Hoffnung  hin- 
gegeben, die  Stände  werden  zufrieden  sein  und  ihrem  Erbieten  nach  zu  den 
Propositionen  greifen.  Allein  der  Konig  hat  die  Erfahrung  gemacht,  dass 
die  protestantischen  Stände  nicht  achtend,  was  er  „auch  mit  sonderer  Offen- 
sion  aller  katholischen  Potentaten  und  Fürsten"  vermeint,  kein  Verspre- 
chen halten  und  ihr  früheres  Betragen  noch  „mit  etlich  ehrenrühri- 
gen Anzügen  vermehren."  Es  geht  daraus  klar  hervor,  dass  ihnen 
ara  Frieden  nichts  gelegen ,  sondern  ihr  Streben  nur  dahin  gerichtet  ist, 
ihrem  Könige  Verdruss  zu  machen.  Nicht  um  sich  mit  seinen  Unterthanen  in 
Streit  einzulassen,  sondern  nur  um  besserer  Erläuterung  wegen,  will  er  Eini- 
ges beisetzen. 

1.  In  Landtagssachen  sind  die  Länder  unter  und  ob  der  Enns  getrennt; 
in  Sachen  der  Resolution  vom  19.  März  wird  man  stets  beide  zusammenneh- 
men. Als  bei  Gelegenheit  der  Cessio»  der  österreichischen  Länder  nur  ein 
Diplom  ausgefertigt  worden,  haben  die  ob  der  Ennser  protestirt  und  ein 
eigenes,  auf  sie  allein  lautendes  verlangt  und  erhalten.  Mit  Unrecht  mischen 
sie  sich  nun  in  den  Landtag  von  unter  der  Enns  in  einer  Weise,  dass  auf 
ihr  Einschreiten  die  Vornahme  der  Propositionen  hinter- 
s  teilig   gemacht   worden    ist. 

2.  Die  Städte  und  Märkte  sind  Kammergut ,  dieses  ist  so  sonnenklar, 
dass  die  Stände  es  nimmermehr  in  Abrede  stellen  würden,  wenn  sie  nicht 
fürehteten,  das  Religionsprivilegium  gehe  damit  zu  Grund.  Hiefür  werden 
weitläufige  Beweise  angeführt,  und  dabei  die  Unredlichkeit  der  Stände 
strenge  gerügt,  durch  die  das  Gegentheil  „in  alle  Länder  hinaus  spargirt 
wird 

3.  Ebenso  unwahr  ist  das  Vorgeben,  den  resolvirten  Artikeln  sei  kein 
Genügen  geschehen.  Das  unparteiische  Judicium  ist  erst  nach  dem  Land- 
tage, dessen  Prolongirung  die  protestantischen  Stände  zuerst  nachgesucht. 
zu  bestellen,  und  dieses  erst  hat  wegen  Inzerstorf  und  Hernais  zu  be- 
stimmen. 

^.  Wegen  seines  Benehmens  gegen  die  Bürger  wird  der  König  nicht 
den  Ständen  Hede  stehen.   Was  ohne  sein  Vorwissen  gethan  worden  sein 

I)   Raupach  1.  c.  283. 


204 

soll,  (las  wird  abgestellt  werden;  der  Recnrs  an  ihn  bleibt  ihnen  bei  allen 
Beschwerden  ohnehin  offen. 

Was  ausser  diesen  Fällen  noch  auf  Erledigung  harrt,  kann  nur  in  und 
nach  dem  Landtage  ,    den   sie  immer  hinausschieben,  geschlichtet  werden. 

Die  Stände  tasten  ihren  gesalbten  König  und  seine  Räthe 
mit  ehrenrührigen  Vorwürfen  an,  verleumden  ihn  in  allen 
Ländern,  machen  aus  ihrer  Privatsache  eine  allgemeine, 
und  massen  sich  supremum  Judicium  an.  Selbst  in  Wien  scheut 
man  sich  nicht  in  die  fürstliche  Gerichtsbarkeit  einzugreifen.  Die  Sache 
sieht  mehr  einer  Nöthigung,  als  eine  r  Nothd  urf  t  gleich. 
Der  König  hat  gethan,  was  kein  anderer  Fürst  im  Reiche;  sich  den  Unwil- 
len aller  katholischen  Fürsten  und  manchen  Kränkungen  ausgesetzt;  dafür 
findet  er  bei  den  protestantischen  Ständen  statt  Mitleid  Misshan  dlung. 

Nachträglich  wurde  noch  unter  dem  19.  Februar  wiederholt  das  Ver- 
sprechen beigefügt,  dass  der  König  die  Städte,  wie  das  unter  seinen  Vor- 
eltern geschehen,    als  den  vierten  Stand  ansehen  wolle  1). 

Auch  die  katholischen  Stände  fanden  sich  veranlasst,  sich  gegen  den 
ihnen  gemachten  Vorwurf  zu  vertheidigen,  als  ob  sie  den  Fortgang  des 
Landtages  im  Herbste  des  vergangenen  Jahres  verhindert  haben,  und  zwar 
bloss  durch  die  einfache  Erzählung  des  Verlaufes ;  sie  widersprechen  der 
Behauptung,  dass  nur  fünf  Mitglieder  des  Herren-  und  eben  so  viele  des 
Ritterstandes  um  Vertagung  gebeten  haben.  Dieses  geschah  von  den  ge- 
sammten  vier  katholischen  Ständen.  Den  Vorwurf,  dass  bei  der  Sitzung 
der  katholischen  Stände  am  5.  October  1609,  Kiesel  dem  alten  Herkommen 
zuwieder  den  Vorsitz  geführt  habe3),  wird  damit  begegnet,  es  sei  geschehen, 
weil  er  der  Vornehmste  im  Ausschusse  gewesen  und  ihn  der  Landmarschall 
selbst  wiederholt  dazu  aufgefordert  habe.  Übrigens  gehe  die  protestanti- 
schen Stände  die  Sache,  ob  der  Bischof,  welchem  sie  den  Titel  „Herr"  zur 
Beschimpfung  versagen,  oder  ein  anderer  die  Umfrage  gehalten,  nichts  an  3). 

Bei  den  bisherigen  Verhandlungen  waren  sich  die  Parteien  um  keinen 
Schritt  näher  gekommen.  So  wahr  und  begründet  auch  die  königliche  Re- 
solution vom  16.  Februar  an  allen  ihren  Theilen  Avar,  und  so  sicher  sie  aut 
Erfolg  hätte  rechnen  dürfen ,  wenn  die  Verhandlung  vor  einem  unparteii- 
schen Gerichtshofe  hätte  entschieden  werden  können,  so  erfolglos  war  sie 
einer  Partei  gegenüber,  welche  gar  keinen  Zweifel  an  der  Rechtmässig- 
keit ihrer  Forderungen  Raum  geben  wollte  und  die  sich  noch  überdies 
ihrer  Stärke  wohl  bewusst  war  und  einem  Führer  gehorchte,  der  unver- 
rückten Ganges  auf  sein  Ziel  lossteuerte.  Eben  um  diese  Zeit  ging  Kaiser 
Rudolf  sehr  ernstlich  mit  dem  Plane  um,  seinem  Bruder  wieder  zu  entreis- 
sen,  was  er  ihm  1608  gezwungen  abgetreten  hatte,  vor  allem  andern  aber 
Osterreich.  Schon  seit  längerer  Zeit  stand  er  mit  den  protestantischen  Stän- 
den in  Verbindung  und  Hess  es  an  den  lockendsten  Anerbietungen  nicht 

1)  Ottensheim, 

2)  S.  Kurzer  Anhang,  S.  11. 

3)  Ottensheim. 


205 

ermangeln.  In  Passen  ward«  inr  Ausführung  dieser  Absichten  Volk 
ben   Diese  Gefahren  erwogen  «1  i  «*■  katholischen  Stände  und  boten  «I  nr<-li 

•Ich  Palatin  die  Hände  Bur  Einigung.  Zögernd  iiimI  an  willig  gingen  die 
r  auf  den  Vorschlag  des  Paletini  ein,   mit  denselben  <■  i  in-  /iUHammcn- 

konfl  zu  halten. 

Dies.»   fand    denn   auch   am  :>0.    Ecbruar   Stall,   bei  wvlcher  di-r  Palatin 

eine  lateinische,  rar  Einigkeit  mahnende  Rede  hielt  '  i.  Bs  kam  diesmal 
noch  ku  keinem  Vergleich«  Die  königlichen  Käthe  ersachten  endiieh  den 
Palatin  reihst.  Vergloichongsartikel  sa  entwerfen,  was  eraaehthat. 
K  Maiiiiias  üess  sich  selbe  gefallen *),  nnd  sarh jfinr  ins  den  prsiostsa 
!  änden,  welchen  er  sie  mittheilte.  Bei  einer  Zusammenkunft  am 
8t,  trug  er  dieselben  anormal  ror  und  fragte  die  katholischen  Stände  i 

:l  seien,  dieselben  anzunehmen  und  die  der  augsburgischen  Con- 
i  in  der  Religion  nicht   so  beschweren?8) 
In  ihrem  Namen  bejahte  Graf  Traulson  beide  Fragen,    die  protestanti- 
schen aber  nur  unter  so  vielen  Vorbehalten,   dass  die  Zusage  beinahe  illuso- 
risch geworden  wiire.  Die  angenommenen  Artikel  sind  folgende: 

I,  Alle  Zusagen,  welche  in  der  Resolution  vom  19.  März  sind  gemacht 
worden,  werden  erfallt;  was  noch  unausgeführt  ist ,  soll  bald  vollzogen 
werden.    Heide  Theile  werden  bei  ihrer  Religion  gehandhabt. 

k2.  Eine  fernere  Publication  des  königlieben  Decrets  (der  sogenannten 
Capitulations-Resolution)  ist  unnothig,  weil  es  der  Palatin  den  gesammten 
Ständen  öffentlich  vorgelesen  bat. 

Die  .Städte  und  Märkte  werden  als  der  vierte  Stand  anerkannt,    das 
ihnen  in  Religionssachen   mündlich  Zugesagte   wird   gehalten;    sie  werden 
ii   Freiheiten  und  Vorzügen  gehandhabt,    welche  sie  bei  des  Königs 
ihren  genossen  haben. 

Kein  Theil  wird  den  andern   beunruhigen;    im  Politischen  werden 

meinsehaftlich  handeln  und  sich  alles  dieses  gegenseitig  zusagen4). 

••e  gegenseitigen   feierlichen  Zusagen  erfolgten  endlich  am  1.  März 

auf  dem  Landhau. e  in  Wien  für  die  Stände  unter  der  Enns.    Zum   Schlüsse 

i   die  Protestanten  auch  noch   die  gemeinsame  Audienz   mit  den 

rn  heim  Könige  und  die  Zulassung  derselben"  bei  den  Zusammenkünf- 

der  evangelischen  Stände." 

l»ie  lange  peinliche  Streitigkeit  endete  für  diesmal  am  3.  März  HilO 
mit  einer  Audienz,  der  protestantischen  Stände-Ausschüsse,  wo  abermals 
Tscbernemhl  Wortführer  war'-). 

n  Palatin.  welcher  sogleich  abreiste,  folgte  Tschernembl  mit  andern, 
um    eine   VttestaHen    des  Erlangten  zu  erhalten.    Sie   fiel  nicht  ganz 

i  )  im  anhange  Nr.  iv. 

Itei  diesem  Anlasse  sagte  er  zum  Palatin  .  SfaefSUsel 

•in  Kind  hielt,  i 
1        I  '        \  . 

»  i    Klievenhill.T  VII.    . 

I.   der  Zugaben. 


206 

Wunsch  aus,  da  man  sie  gerne  weitläufiger  gehabt  hätte,  insbesondere  in 
Bezugnahme  auf  die  ausgesprochenen  Bedenken  der  protestantischen  Stände 
und  die  mündlichen  Erklärungen  des  Königs.  Doch  war  jede  Bemühung 
umsonst  *),  An  dem  Präsente  eines  Freihauses  in  Wien  im  Werthe  von 
Ü  —  10  T.  Gulden  für  den  Palatin  Turzo,  mussten  die  Katholischen  eben- 
falls mitzahlen. 

Auf  die  Weise  war  denn  nach  unendlich  langen  und  peinlichen  Streitigkei- 
ten und  Verhandlungen  abermals  ein  Waffenstillstand  geschlossen,  wiederum 
zum  grössten  Nachtheile  des  landesfürstlichen  Ansehens,  denn  auch  diesmal 
wie  früher  war  der  König  in  allen  Puncten,  welche  zu  einer  Entscheidung 
gediehen  waren,  unterlegen  und  zur  Nachgiebigkeit  gezwungen  worden, 
die  Folgen  würden  noch  auffallender  und  die  Herabwürdigung  des  landes- 
herrlichen Ansehens  würde  noch  augenfälliger  geworden  sein,  wenn  nicht 
Umstände  dazwischen  getreten  wären,  welche  es  einem  kräftigen  und  mit 
überwiegender  Geistesschärfe  ausgerüsteten  Manne,  wie  Bischof  Kiesel 
unstreitig  war,  möglich  gemacht  hätten,  dem  gänzlichen  Zerfalle  zu  steuern 
und  die  Keime  einer  künftigen  Wiederherstellung  zu  pflegen.  Wir  haben 
oben  schon  bemerkt,  dass  die  Blüthezeit  des  Protestantismus  schon  vorüber 
war.  In  das  eigentliche  Volk  war  er  nirgends  tiefer  eingedrungen ;  man 
hatte  es  zum  Abfalle  entweder  gezwungen  oder  es  um  seinen  alten  Glauben 
betrogen.  In  den  Städten  unter  der  Enns  war  seit  dem  Regierungsantritte 
Kaiser  Rudolfs  eine  grosse  Veränderung  vorgegangen  und  in  den  meisten 
derselben  herrschte  der  Katholicismus  wieder  ausschliesslich  oder  hatte 
doch  das  Übergewicht.  Überhaupt  hatte  sich  der  Katholicismus  wieder  zu- 
sammengenommen; an  der  Spitze  der  Klöster  walteten  wieder  Prälaten,  die 
sich  ihres  Glaubens  und  ihrer  Stellung  bewusst  waren.  Tschernembl  und  seine 
Genossen  fanden  für  ihre  undeutschen  Bestrebungen  keinen  rechten 
Boden  mehr,  wie  sich  später  deutlich  zeigte,  als  sie  endlich  ihre  letzte 
Karte  ausspielen  wollten.  Wenn  auch  1609  viele  Tausende  aus  Wien  zu  den 
Predigten  nach  Hernais  hinaus  liefen,  so  war  es  sicher  nicht  bloss  Begeiste- 
rung für  den  Protestantismus.  Wäre  dieses  der  Fall  gewesen,  wie  hätten 
dann  einige  Cürrassiere  hingereicht,  eine  Stadt  wie  Wien,  vor  dessen  Tho- 
ren  die  böhmische  Armee  stand,  so  einzuschüchtern,  dass  sie  nicht  bloss 
ruhig  geblieben,  sondern  noch  überdies  für  den  schwer  bedrängten  Fürsten 
bewaffnet  und  ihn  gerettet  hätte. 

Ferner  wenn  uns  die  protestantischen  Stände  in  ihren  Forderungen 
als  eine  fest  verbündete,  unzertrennliche  Masse  gegenüber  zn  stehen 
scheinen,  so  ist  dieses  doch  nicht  so  ganz  der  Fall.  Viele  aus  dem  Adel 
wie  das  immer  und  überall  zu  geschehen  pflegt,  wo  man  unter  einem  ener- 
gischen Führer  einem  schwachen  Feind  gegenüber  steht,  folgten  der  Par- 
teisache keineswegs  freudig,  ja  nicht  einmal  ganz  freiwillig,  sondern 
mehr  bewusstlos  oder  mit  innerm  Wiederstreben.  Dann  aber  auch  herrschte 
eine  tiefe  Spaltung  unter  den  Mitgliedern  und  den  Verwandten  der  augs- 
burgischen Co  nfession,  wie  sie  sich  zwar  in  den  öffentlichen  Schriften 

i)  Die  Attestation  bei  Raupach,  1.  c.  S.  181  der  Beilagen. 


>07 

ii.    \  icle.     namentlich    auch  Tschcrneinbl    und    i  i  )m*  i'li  a  u  j»  t    die    Führer. 

Lehre  Cal\  ins,  w  esshalb  man  sich  auch  so  tief  mit  iln 
I  il\  inisehen  l'nion  cinliess.  Dans  sich  aber  diese  beiden  C< 
tüdtlieh  hassten.  ist  bekannt  genug.  Eben  lim  diese  Zeit  schrieb  De.  Ilaten- 
retl'er  aus  Tübingen  einem  Prediger  in  <  Kterreich  warnend  /.n:  \\ 'aeliet  in 
den  österreichischen  Kirchen,  dass  nicht  durch  die  Hinterpl'urle  der  noch 
hl  u  t  du  rs  t  i  £o  r  c  calvinische  Teulel  eindriii-  ••.  wahrend  der  Esauisrhc 
eder  Edomitische  (der  Katholieismus)  sich  durch  eine  Öffnung  zu  entfernen 
scheint  ')•  Sehen  1677  erklärte  der  älteste  Sohn  des  Freiherrn  von  Hofkir- 
chen, dass  er  von  seinen  calvinischen  Meinungen  nicht  weichen  wolle,  wenn 
es  ihm  auch  das  Lehen  kosten  sollte8).    Einer  der  eintlussreichsten  Herren, 

hart  von  Starhemberg.   war  ebenfalls  sehr  calvinisch  und  eifrig8). 

Sehr  merkwürdig  ist  in  dieser  Beziehung,  was  I.  V.  Andrea  in  seiner 
Selbstbiographie  hierüber  berichtet.  Er  reiste  1619  unter  den  Auspicien 
des  Herzogs  von  Württemberg  nach  Österreich,  um  zu  wirken  für  die  Be- 
festigung des  Luthertliums,  dem  Calvinismus  gegenüber.  In  Linz  klagte  ihn 
der  aus  Kcpplers  Leben  bekannte  M.  Daniel  Hitzler:  „es  fehle  nicht  an  Leu- 
ten, und  zwar  seihst  von  den  Vornehmsten  ,  die  entweder  öffentlich  dem 
vermeinten  Scharfsinne  der  anders  Glaubenden  Beifall  geben,  oder  sich  ihm 
n  erfen,  oder  es  auch  nicht  wagen,  sich  Männern  von  solcher  Feinheit 
und  Gelehrsamkeit  zu  widersetzen  .  .  .  Wollte  ihnen,  die  schon  lange  an  der 
Finsternis»  sich  ergötzen,  jemand  öffentlich  widersprechen,  so  werde  eine 
unangenehme  Sache  zur  Unzeit  aufgerüttelt  und  so  erliege  endlich  —  was 
sie  wünschen  —  die  Religion  unter  der  Masse  der  politischen  Bewegungen. 

Doch  e«  seien  noch  einige  treue  Anhänger  der  unverfälschten  Augsbur- 
ntessiun  übrig,  die  sich  durch  Geburt,  Talent  und  Frömmigkeit  aus- 
zeichnen. Durch  ihren  Eiter,  ihr  Ansehen  und  ihre  Wachsamkeit  seie  jene 
umherschleichende  Religion  bisher  in  Schranken  gehalten 
iilte  ihm  der  eifrig  lutherische  Ludwig  von  Hohen- 
feld:  .  .  ..einige,  die  entweder  menschliche  Gründe  oder  Irrthum  dahin 
reisse.  denken  nicht  so"  (wie  er);  ja  es  stehen  sogar  diejenigen  im  Wege, 
die  in  den  vornehmsten  Ämtern  stehen  und  durch  Talent  und  Beredsamkeit 
sieh  auszeichnen.  Doeh  seien  die  augsburgischen  Confessions-Verwandten 
stärker  und  unter  ihnen  zeichnen  sich  einige  aus,  die  den  heimlichen  Ver- 
tuhrern  furchtbar  seien." 

Bartholomä  von  Dietrichstein  äusserte:  er  verabscheue  die  Grübeleien 

Ivinisten  sehr  und  suche  die  Simplicität  der  Lutheraner   gegen   die 

Hinterlistigen  zu  vertheidigen .  .  .  Er  habe   ihren  verfänglichen  Anträgen 

muthig  widerstanden.    Karl  von  Jörger  sagte,   dass  die  Calvinisten  sich  so 

hoch  erheben  und  den  Mund  weit  öffnen  *). 


1)  Raupach  1.  c.  302. 

2)  Uaupach,  Presbvterolog.  k9. 

3)  Kiesel,  bei  lUmmer-Purgalall  II,  II.  363. 
%)  Seybold  1.  c.  89  und  369. 


208 

Dass  sich  aber  beide  Parteien  mit  Misstrauen  bewachten,  und  ungeach- 
tet des  lästeren  Anscheines  von  Einigkeit  innerlich  gespalten  waren,  kam 
der  Regierung,  an  deren  Spitze  ein  Kiesel  stand,  zum  Vortheile. 


Nr.  I. 
Rede,  welche  Tschernembl  am  14.  December  1009  vor  den  ungrischen  Reichsständen 

gehalten. 

Illustrissinie  ,  inclyti  Hungarise  regni  domine  Palatine  ;  illustrissimi, 
speclabiles,  magnilici,  generosi,  nobiles,  egregii  ac  prudentes,  inclytse  co- 
ronse  proceres,  magnates  atque  ordines  ,  amplissimi  domini  vicini  ac  uti 
fratres  observandissimi! 

Ordines  archiducatus  Austrise  inferioris  superiorisque  baronum  nobi- 
lium  atque  civitatum  evangelici  duabus  de  causis  nos  ablegarunt,  primum 
ut  a  serenissimo  rege,  archiduce  et  domino  nostro  clementissimo  earum 
rerum  impetraremus  expeditionem,  quse  nuper  cum  in  transactione  Vien- 
nensi,  tum  vero  etiam  post  regiae  majestatis  nomine  ordinibus  nostris  optima 
fide  promissa  conclusaque  fuere.  Deinde,  quo  id  commodius  succederet,  ut 
inclyti  hujus  regni  dominis  magnatibus  et  ordinibus  prsestantissimis  denun- 
ciata  prius  nomine  prwdictorum  Austriacorum  statuum  faustissima  saluta- 
tione  atque  ofFiciorum  servitiorumque  debita  promptitudine,  benevolentia 
perpetua  observantiaque  singulari,  bis  insuper  redditis.  Credentialibus  om- 
nem  non  modo  rerum  nostrarum  statum  fideliter  communicaremus  sed  etiam 
ab  illis  maxima  diligentia  contenderemus,  ut  constantissima  eorum  interces- 
sione,  consilio  assistentiaque  fidissima  adesse  huic  causae  nostrae  pro  summo 
mutuae  confoederationis  jure  vellent.  His  itaque  inhärentes  ea,  qua  ad  rem 
maxime  videbuntur  necessaria,  paucis  exponemus.  Est  enim  obscurum  ne- 
mini  tanta  nos  superiori  tempore  pacis  public*  concordiaeque  cupiditate 
atque  studio  flagrasse,  sicque  belli  civilis  nomen  suspicionemque  abhorruissc, 
ut  etiam  de  jure  nostro ,  quo  tarnen  divo  Ferdinando  divoque  Maximiliano 
imperatoribus  libere  potiti ,  post  modum  vero  per  vim  regiminis  atque  inju- 
riam  dejecti  fuimus,  concedere  plurimum  regiasque  suae  majestati,  quse  nos 
tum  saepius  paterne  monuit,  sibi  ut  non  diffideremus ,  sese  re  prsestituram 
amplius  quam  non  polliceatur  verbis  aut  scriptura,  morem  gerere  satius 
duxerimus ,  quam  nimium  cavendo  nobis  (ut  tum  videbatur  nonnemini)  ex- 
tremse  diffidentise  crimen  invidiamque  in  nos  omnium  concitare.  Fuere 
itaque  tum  temporis  capita  qusedam  mandata  literis,  quaedam  vero  saltem 
asseverata,  cum  per  ipsum  dominum  regem  dominum  nostrum  clementissi- 
mum,  tum  voluntate  hujus  atque  jussu  per  consiliarios  intimos,  exquibus 
pauca  admodum  effectui  data,  ut  nisi  sanctius  hsec  observentur  deinceps, 
promissis  reliquis  non  aegre  possimus  carere.  Communicata  procul  dubio 
legerunt  illustrissiniEe ,  generosse,  spectabiles  et  magnificae  dominationes 
vestrse  exemplar  resolutionis  regia!  attestatorum  dominorum  Moravorum  J) 

1)  Londorp,  Meyer  IX,  431—447. 


qui  tum  ae  iaterpuauernat ;  item  relatio&ii  Legatorom  Auatriacoruai  optima 
tiil.«  conacripte ,  videlieel  «1«'  rite  coaatitueade  cOBailio  aaliao,  de  adaaisi- 
•Iratione  jadicioram  legitima;   de  diatributiooe  officiorano  omniaa  sim-  dif- 

iVrt'ntia  reu- innis  iiloiicis  .    ,|in»s  nrdines    prnunciaruin   csst-nt    pn.posituri  ; 

dt  dimitteadii  quanaprimam  eqaitoaa  pedllamqac  <«»i»üs;  »l»'  liberc 
dii  i-iv  ums  in  oivitatea,  da  Libero  relifienia  oa«  eivioai  exira  divitalaa  et 
tjuae  sunt  atia«  Sed  quid  opea  ee(  dm  reeeaaefel  \  ix  nliiis  aal  arlieotai  U>U 
reeolntiooe  comprehensoa ,  vij  aliquod  IraBaaeÜoaia  meaabreai  perexiguo 
hoc  paucarttfli  Ia  aalten  mensiuin  intervalla  iategre  aervatnm.  Servalen? 
Ai  etiam  cumulantur  superiora  gravaauna  u<> 

Id  \  »'1  ex  hoc  mm  liquet,  quod  nunc  civitatum  ordinam  ecteria  ordini- 
l»us  perpetuo  qaodara  ac  aeeeaeaiio  quidem  vineulo  conjunetissimum  a  aebia 
(livellere  conantur  neque  ferri  posse  palam  ostenditur,  ut  hujus  ordinis  gytr 
v  amina  Beatria  adjungantur  aut  sinuil  oft'erantur.  Neque  enim  reticeri  debet, 
quod  ab  eo  tempore,  quo  buc  aeeessimus,  sexies  petita  audientia  impetrari, 
eoaditioBe  non  potait,  ut  legati  civium  disjungerentur.  Id  cum  esset 
ab  inslructionc  nostra  alienum.  perinde  i'uil  alque  esset  denegata  audientia 
adee,  ut  a  coramaai  prineipis  aoatri  aditu  nunc  civitatum  ordo  arceatur  atque 
exeludatur.  Id  vero  quam  sit  indignum  ,  quam  praeter  inorem  majorum. 
quanla  etiam  cum  civium  calamitate  atque  praejudieio  caeterorum  ordinum 
conjuiictum,  eo  imprimis  scripto  ostensum  est,  quod  regiae  suae  majestati 
kalendis  Novembiis  ordinal  evangelici  exhibuere  ').  Hoc  inquam  atque  in 
sequentibus  libellis,  quos  poslea  buc  transmisimus  supplices,  alia,  quoque 
gravamina  recentiora  comnniuorantur.  Equidem  pollicetur  regia  majestas 
qu«e  ejus  est  dementia  .  virlus,  iides  et  ad  incolumitatein  publicam  minime 
dubitanda  propensio  ,  sauclissimam  promissorum  omnium  Observationen», 
cujus  rei  sane  t«  i  sunius  et  alii.    At  quis  promissoi  um  finis  est  aut 

frueiaa,  n i -. i  aliquando  res  ipsa  respondeat?  Promittuittur  salutaria,  at 
iiniis;  überlas  asseveratur,  servitulis  c<  mmoda  experimur  : 
itur.  concordia,  tranquillitas ,  eonjunetio  ordinum,  at  seinina 
iiiiiiiieiliarum.  diaaidioraB),  contentionum  versantur  ob  oculos;  non  tolluntur 
8  medio,  accumulantur.  Nunquam  ego  persuaderi  mihi  paliar.  ut  ejus  nie 
fundi  firmen  ac  ■labilen  esse  peaaeaaoren  profitear,  undc  me  per  vim  ejee- 
tum  ab  hoste  rapilalissimo  sentiam.  Non  secus  ac  de  tide  et  officio  verae 
amicitiae  deque  t'ruelu  reclissimae  cont'ouderationis  gloriari  nemo  debet,  nisi 
(|iii  bajoi  subsidio  >e  sublevalum  esse  insigni  aliqua  adversitate  vere  testari 
polest;  sie  in  speeiem  tautum  ac  fruslra  promittuntur,  quae  re  non  praestan- 
tur.  Quanquam  regiam  suam  majeslatem  nemo  certe  ex  noslris  est,  quin 
habcat  probe  exeusatam ,  quando  cognita  ejus  palerna  voluntas  lam  erga 
noslros  (jiiain  arga  t'alboiicos  Romanos  nmnibus  et  perspecla  est,  namque 
omnium  quendas  admittit .  ne(jue  exiguam  dementia*  su.'e  beiti^nitatisque 
higniticatinii.in  drelarat  mniiilms:  sed  quid  laeias?  Noa  ut  hie  in  Hungaria 
sua  majestas.  sie  ftpad  ata  in  AuatrU  lifii  i-elinquilur  sua  serenilas:    obrui- 

1)    I  Innig     M     0V1     Kclatiuii    «t.-r    uiiUm  -     -nnl      •  b  ■  r«>  - 1  •■  r  i  .' i  <  tt  i  >ch»n 

evang«*ILs<  I 

Areah  i\  U 


210 

tur,  obtunditur  importunitate  eorum ,  quibus  dignitas  nisi  in  corruptela 
patri«  esse  nulla  potest.  Neque  tarnen  est  ,  cur  propterea  spem  hujus 
emendationis  mali  abjiciamus  omnem,  hoc  pr»sertim  prudentissitno  domino- 
rum  procerum  atque  ordinum  consilio ,  hac  causae  sequitate,  hac  animorum 
nostrorum  conjunctione  neque  adhuc  dissolutis  comitiis  ;  quse  si  peracta 
jam  et  soluta  essent,  nunquatn  tarnen  cessabit  unio  rite  munere  suo  fungi. 
Vereor  saepenumero  illustrissimi  domini  proceres  atque  ordines  dignissimi, 
ne  grave  cuiquam  videatur  occupari  ex  hac  unionis  lege  rebus  externis, 
dum  pacatä  patriä  commode  gaudere  liceat. 

Ut  si  hasc  suspicio  de  aliis,  non  ita  certe  de  tanta  virtute  tantaque  nobi- 
litate ,  viris  heroibus,  quibus  vel  ipse  testis  sum,  gratissimum  aliquando 
fuisse  Austriacorum  evangeiicorum  incredibile  desiderium  atque  Studium  in 
restituendo  rerum  Hungaricarum  valde  tum  periclitantium  statu,  in  san- 
ciendo  foedere  atque  unione  pro  salute  communi,  qua  sine  res  Hungarorum 
consistere  diutius  non  videbantur,  ni  recuperanda,  atque  in  patriam  redu- 
cenda  vetustissima  hujus  regni  corona.  Satis  tum  sopila  multis  videbatur 
Austria,  non  defuere  illecebrse  promissorum,  qua*  animos  spe  varia  delinitos 
multorum  reddere  studerent  alienos.  Neque  etiam  neminem  hsec  movebant, 
negotium  suscipi  gravissimi  momenti,  rem  rarissimi  exempli ,  magnse  difti- 
cultatis,  multi  temporis  magnorum  sumptuum  neque  sine  periculo ;  verum 
praavaluit  sequitatis  consideratio  jusque  confoederalionis  sanctissimum,  ut 
salutem  inclyti  hujus  regni  omnibus  rationibus  nostris  anteponeremus. 
Itaque  feiiciter  res  suecessit  et  regno  et  regi  et  provinciis  unitis  sie  propi- 
ciante  deo  rerum  omnium  duce;  successura  etiam  proeul  dubio  post  haec  si 
vicissim  Austriam  varia  forluna  nunc  jaetatam  domini  proceres  atque  ordi- 
nes censuerint  pari  voluntate  opitulandam ;  firmissimum  enim  ac  certissimum 
rebus  in  adversis  praBsidium  cuique  salus  est  confoederatorum  vere  amico- 
rum  eorumque  vicinorum. 

Plura  lubens  hie  prsetereo,  ne  quidquam  videainur  submonere  atque  iis 
ut  satis  l'aciamus ,  qui  forte  expeetant  avide  quam  tandem  assistentiam  ab 
magnificis  dominis  proceribus  et  ordinibus  pr»3stantissimis  exigere  videan- 
tur  Austriaci : 

Nimirum  unice  hi  contendunt  et  rogant,  ut  illustrissima? ,  magnificae, 
generös»  ac  prudentes  dominationes  vestr«  antequam  comitia  dissolvantur, 
confoederationem  nostram  albo  seu  regio  iilsro  inseri  haud  gravate  jubeant ; 

Deinde  ut  a  sua  regia  majestate  sive  intercedendo  sive  qua  videbitur 
aliä  commoda  ralione  impeti  are  studeant  planam  resolutionem  ad  scriptum 
ordinum  evangeiicorum  regia?  sua  majestati  kalendis  Novembris  submisse 
exhibitum,  cujus  inter  alia  piacipue  capita  fuere: 

1.  Primo  ut  S.  R.  Mas  civium  ordinem  evangeiicorum  disjungi  a  nobis 
imposterum  non  pateretur. 

2.  Deinde  ut  tota  transactio  Viennensis  jussu  regio  per  Austriam  quam 
primum  promulgaretur. 

3.  Tum  utofFicia,  dignitates,  munia  nulla  habita  religionis  differentia 
viris  idoneis  distribuerentnr ,  quos  tarnen  ordines  provinciarum  essent  s.  r. 
M"  denominaturi. 


gl  I 

.1    ni    uitinibus    gravaininibut    atque    in  <[ u .«-    hacl 

contra  transaclionem  Yiennensem   eontigerunt,  quam   primui  NM 

iiquo  inulctaionlur    qui  tcmcrilalc  aliqua  iinp 

Dcnique,    n(  equitum.    pcdilumque  copi.c  (|iiaiii|iriiniiiii  dimilterentur. 

Consullu    DOM    ila  brcvilcr  in  capila  dislinviimis  .    <|iio  possci.l  lacilius  a 
-   eomprehondi. 

QaasamOi   illuslrissiu,  ,;,*.     prudenles   dominationes 

vostras.  cum  tieri  non  possil.  quin  rebus  bis  cxlcrnis  aliquid  dohii  dnmi- 
natiouibus  vestris  suborialur.  ul  si  «juiil  «li t'tieti  1  tat ih  hie  scnserint.  ralioiuin 
a  nobis  exposcere  non  graveulur.  Dabimus  enim  operam,  ul  experiantur, 
nihil  a  eea  rem  Maj'  per  uns  expeti,  nisi  oplimo  jure  BOOtre.  (um  <;eleris 
Catholicis  Homanis  quoque  paeem ,  enneordiam  excepta  tarnen 
tiaruin  reli«; i*»nis<j ut*  ratione,  qua-  soli  deo  debetur  -  studio««'  colemus. 
Erit  idipsum  quoque  cum  seinpiterna  inelylae  hujus  nationis  laude  conjunc- 
tum,  quse  niniirum  hac  ratione  erexeril  et  coniirmarit  animos  eorum  ,  cpii 
ab  eo  tempore,  quo  nuper  suseepta  coronatio  fuit,  de  utilitate  fruetuque 
sanetissim»  nostrse  unionis  subdubitare  saepius  coeperunt.  Recte  praeterea 
sapienterque  consuluerit  R.  s.  Majestatis  ulililalibus  atque  commodis,  con- 
suluerit  Austria»,  consuluerit  paci  publica?  otio  et  tranquillitati  vicinarum 
provinciarum  nosque  gratissimaaeternaque  aeeepti  beneücii  memoria  sibi  de- 
vinxerit,  cujus  addueti  spe  indubitata  illustrissimis  speetabilibus,  magn'1', 
generosis  dominationibus  vestris  debitamstudiorumofficiorumque  promptitu- 
dinem  nomine  triam  Austriae  utriusque  ordinum  evangelicorum  perpetuam- 
que  observantiam  etiam  atque  etiam  deferimus. 

Aus  einem  Folianten  im  Scblosse  Oltensbeim. 

Nr.  II. 

Rede,  welche  Tscbernembl  an»  2.  .liimier  1610  vor  l>fl  iiNjrrisrhen  hVhhssfänden 

trehalteii. 

(Aus  einem  Folianten  im  Schlosse  Ottensheim.) 
Illustrissime  domine  Palatine,    domini  illuslrissimi,  speetabil« 

tiei,   genoroei,   egregii  ot  prudenles.  domini  et  amici  observandissimi ! 

Fuimus    haelenus    summa    in    oxpeclationo    equiduam    contra    pelitiones 

trium  evangelicoruiii  ordinum  Austria-  inferioria  et  supcrmi  is  allen  i  posset. 

Paratea  enim   eaoe  publica  eetendimaa   aive    voce   aive    iciiplara   ex  boc 
(raejaeaftiaeimo  Leee  ratieaem  reddere    Qua  de  causa  eam  ab  eo  tempore 

nihil  hueusque  sil  rcmniliatum  nobis  pra'h'rqoam  polliccri   S.   15.  M        (qu«d 

promissormu  omnium  obser\  atinnem  atque  -  n.in  proxi- 

mis  comitiis  expe«'laud;H -dinibo-  diulurnum    BOC    pra-slanl  iao£- 

iiKiniiu  regaiaolaram  eilaatinm  perp  omente  futuruai  <si<)  pre- 

B  causam  imstram   judicio  illorum  .i  quam  et   lc^ ilim.n;  \S   B 

s.  M     releataa  in  dakieai  i/ocare  rideiar  eo,  oaod  ae  nunc  qaidam  legatos 
'Mvium  evangelicorum  ad  communeni  nobiscum  andientUra  adroitl 
im-,  aaa  kaaaaadive  I  exelaai   nunquam 

i    |    r.'liqi 
\\  * 


m 

religionis  ordinibus  etiam  num  minime  separentur,  ut  nostrae  quoque  con- 
fessionis  civibus  par  ratio  idemque  jus  constet.  Eorum  causam  si  jam  negli- 
gamus,  de  universo  cer(e  civitatum  atque  oppidorum  in  Austria  ordine,  qui 
niaxima  parte  ex  civibus  evangelicis  eonstitutus  est,  actum  erit  haud  gra- 
viore praejudicio  Austriae  quam  Hungarise.  Hie  enim  civium  ordo  cum  caele- 
rii  Austriae  ordinibus  conservandis  inclyli  hujus  regni  Continus  non  exiguam 
peeuniarum  vim  conferre  hactenus  consuevit;  hie  civium  ordo  cum  caeteris 
Amtria  ordinibus  unioni  tantopere  a  regnicolis  desideratae  atque  expeditae 
subscripsit;  pro  conservatione  pacis,  juris  et  libertatis  Hungarise  cum  caeteris 
Austriae  ordinibus  spopondit;  huic  non  minus  quam  caeteris  Austriae  ordini- 
bus status  et  ordines  Hungariae  de  conservando  eorum  jure  et  libertate  cum 
hie,  tum  Eubosicii  (Eibenschütz)  mutua  obligatione  caverunt,  in  causa  justa 
et  legitima  vitam  mortemque  se  oppetituros  esse  declararunt:  ex  hac  sola 
sanetione  communibus  unitorum  ordinum  suppeliis  sese  status  et  ordines 
Hungarise  pristinam  in  libertatem  vindieaverunt.  Ilaque  hujus  avulsione  or- 
dinisinclyti  hujus  regni  commodis  et  utilitatibus  pessime  consuli  unionemque 
et  confoederationem  nostram  mirum  in  modum  labefaetari  nemo  non  videt, 
ejus  oppressione  de  ferendis  invicem  auxiliis,  si  qua  forte  vis  et  necessitas 
ingruat,  sive  regi  domino  nostro  clementissimo  sive  regno,  sive  provineiis 
vicinis  decedere  plurimum  apparet. 

Satis  est  pro  angustia  temporis  unico  hoc  propositionum  nostrarum  arli- 
culo  (namque  eseteris  peraeque?  facile  esset)  dubiae  voluntatis  regiae  in  causa 
justa  et  legitima  signiticationem  ostendisse  edoeuisseque  minime  alienum  esse 
a  negotiis  hujus  dietae  publicis,  si  ante  solutionem  ejus  supplices  R.  S.  MUm 
commoneant  magnificae  dominationes  vestrae,  ut  in  Omnibus  nostrisaequissimis 
postulationibus  faetae  earum  intercessionis  rationem  quamprimum  habeat  se- 
que  resolvat  super  scripto,  quodfirmissimis  argumentis  ac  minime  refutandis 
munitum  prima  Novembris  die  submisse  exhibuimus,  —  nihil  opus  esse  resolu- 
tionem  differri  in  causa  liquida  etiam  ab  ipsa  R.  Mtecomprobafa,  nihil  remit- 
tere  judicio  pontiticiorum  ordinum,  qui  sive  assentiantur  sive  repugnent,  om- 
nino  tarnen  sunt  praestanda  regia  promissa,  idque  uniee  a  S.  R.  M,e  contendi- 
mus,  Verum  referemus  tarnen  ordinibus  Austriacis  evangeiieis,  quae  illustris- 
siina  dominatio  vestra  de  ditferenda  resolutione  usque  ad  comitia  Viennensia 
modo  nobis  exposuit  neque  non  referemus  etiam  ea  quas  nomine  ordinum 
Sclavoniae  ibidem  illustrissima  dominatio  vestra  proposuit.  Satius  tarnen 
judicamus,  ut  hasc  eorum  pelilio  scripto  potius  quam  alloquio  exigatur. 

Superest,  ut  quoniam  confoederationem  inelyti  hujus  regni  cum  vicinis 
provineiis  ac  regionibus  initam  in  articulos  regni  esse  relatam  aeeepimus, 
exemplum  ejus  facta?  insinuationis  ab  illustrissimis,*  magnris,  genersis  et 
egregiis  dominationibus  vestris  petamus  atque  sie  pelamus,  ut  si  forte  con- 
tingat,  nihil  nos  in  proximis  comitiis  Viennensibus  possc  aequilatis  obti- 
nere,  simul  etiam  intelligamus,  quem  tandem  fruetum  sanetissimae  hujus 
confoederationis  capere  nobis  liceat?  Tum  nimirum  nomine  triuin  statuum 
evangelicorum  Austriae  inferioris  superiorisque  contestamur  nos  vicissim  su- 
pradietae  confoederationis  nostrae  pari  animorum  affectione,  memoria,  bene- 
volentia,  studio,  afficio,  fide  optima  ratiouem  nullo  non  tempore  habituros  esse. 


i  i  a 

lau  üimiN  maximal  in.iu  '  dominationibi 

babemna  pro  attaeepta  nootri  <;msa  oaoleoftia,  qvaai  boo  laeiliva  pro  eereai  in 
mevolentia  i.  qaod  ••um  oommani  tan  inclytl  r<  d  c»lc- 

raram  regionnra  ricinarum  otilitate  eonjuneta  est 

Preearaar  i  deo  <>.  \i.  ai  haK  freaiientieaiina  comitii  enaa  ad  ejna  di 

noiuiiiis   gloriam    t  n  m    eliain  dnminu     t  •  •_;-  i    noairO    elemcn tissini"  .     impli 

hnic  regno,  ricinia  qneqne  prorineüi  fataete  felioiterqne  inecedanl  <'t  pera- 
gantur.   Sicqao  illusir"",  magn  "  generosis,    nobilibus  prudenti- 

bus  dominationiboa  reatrii  deaainia  amioia,   ricinii 

rvandiaaimia  noa  causanujue  noatram  dil  le  eommendanai 

Der  wegen  «Um-  Confftderation  der  nngriaehen  Landtafel  eingerückte 
Artikel  lautete:  Confoederationea  enaa  atraque  Aoatria  et  Moravia  ei 
sensu  S.  M"*  regia»  facta,   de  quihus  «'Itain  liter.-e  authentica?  ab  utram-  parte 

babentur,  maneant  in  aao  rigore  et  perpetao  inviolabiliter  nitro  eitroejne 
obaerventnr. 


Nr.  III. 

lalle,  adele  facaeraeaaM  am  19.  Jänner  ItilO  zu  (Marita  vor  dem  Cardinal  lletrlea- 

stein,  den  Landotllricreii  und  Landrerlits-Beisitzein  geaattea  hat. 

(Foliant  im  Schlosse  Oltensheim.) 
Rochwftrdigiater  Fürst,  wolgeborne  Herrn,  vnnd  Gestrenge,  Ritter  des 
lobliehen  Marggraflhumbs  Mähren;  Herr  Landshauptman,  Herrn  Obris- 
ten,  Land  Officim  vnnd  Landrechtens  Beysitzer,  auch  Andern  anwesende 
Herrn  Landstende,  Gnädige,  günstige,  freundliche  liebe  Herrn,  Freunde 
vnnd  Nachpern!  Denenselben  entbieten  die  drey  Ruangelieehea  Stendte  von 
.  Ritterschaft  und  Stetle  des  Erzherzogthumbs  Össteneich  vndter  vnd 
öl»  der  Ennss  jer  gehorsambe  beflissne  vnd  freundwillige  Dienst  neben  wün- 
seliunif  von  dem  Almeehtigen  alles  glüekhseligen,  beÜsainen  Pfolataadta, 

onder  zweifei  alss  danbestendigelicb  zu  uerlioffen.  wan  ihre  vmbligende 
vnnd  mit  pündnus  verwante  Land  glcichea  Fridens  vnd  glükbs  init  vnd  neben 
jhne  i  wirklichen  genieeaen  mögen.  Herowegen  dan  diese  Commiaaien  vnnd 
Creditiv,  so  wier  hiemil  anhendigen  allaio  dahin  gehen,  das  wier  naeh  eref- 
haflenheil  Ener  hoehfa' rötlichen  Gnaden,  Beer  Gnaden  gunst 
und  frenndachaffll  eraprieaaliehen  ra'hs  vnd  wireklieben  Beyatandta 
Namen  ohlx-meltcr  Osstei -reichischen  EuangePschen  Stendt    krallt   n 

od  freundlich  erholen  aelle  i.  Dana  i 
Wolza  erw<  taera  gegen  jer  Khönigl.  Maye«UU  vndtertheni 

trauens  vnnd  lieb  ra.fl  liuin! 

iter  atatlicber,  (  bau  vnd  danekJ  somit 

vnnd  neben  vnss   auf  die   .  mhe  vnd    Arid   Bteig   \nnd   allain   ange- 

eb  aaekhtttflUger  vnserer  so  viel  leicht« 
Inetifi«  legaaaablieh  erwiaenea  fang  ^  n«l  wiseeat- 

.-il  bis  aa  WO»!  Jahrs 

ergangnen  reoolation  miI  v\a.  loaetea  bej  der  gajaaea  traetalion  mündlich 


2U 

vi -ispioeluMi  worden,  auf  vorgehende  fet»«r  Majestät  deputirter  Käthe  viel- 
mals wiederholten  Beleurungen,  das  solches  alles  ohne  falsch,  erhar  vnnd 
aufrecht,  in  mehrers  alss  sich  nicht  reden  noch  schreihen  lasse,  soll  vol- 
zogen  rnd  baideReligionsverwante  Stendl  zu  aufriehtunggueten  Vertrauens 
hinfüro  in  gleichen  rechten  bestendig  erhalten  werden,  guetwillig  gewi- 
chen, ist  doch  dein,  was  so  sehrifft-  so  mündlich  so  wol  durch  jer  Mayestät 
alss  durch  dero  Häth  zuegesagt  worden,  seilhero  khein  beniegen  geschechen, 
ia  es  ist  auch  schlechte  remedirung  zu  hoffen,  vielmehr  allen  unirten  Landen 
gefährliche  erweitterung  zu  hefaren ,  wo  sie  nicht  gesambt  oder  doch  auf 
andern  weag  alss  Msshero  hesehechen  vnnd  zwar  zeitlich  vmh  die  üssterrei- 
chische  Sachen  sich  annemen.  Damit  es  aber  nit  ein  anseehen  fürsezlicher 
zuenötigung  wä  Jer  Mayestät  alss  vnsern  gnedigisten  Herrn  vnd  Lands- 
fürsten  gewinne,  gleichsam!)  begunten  wier  dieselben  bey  ihren  getreuen 
Landen  ohne  gegebne  vrsach  zu  uervnglimpfen,  (welches  weder  vor  Gott 
noch  der  Welt  zu  uerantwortten  stünde)  so  wired  Euer  hochfürstliche  Gna- 
den, Euer  Gnaden,  gunst  vnd  freundsehafl  nicht  zugegen  sein  dessen  spe- 
cificirung  vnbeschwärt  zuuernemen,  gehorsamblich  dienst-  und  freundlich  zu 
bittendt,  da  dieselben  etwo  erleütterung  bedürlfen  (wie  dan  solches  in  auss- 
lendischen  Sachen  sich  leichtlich  begeben  mag)  vnserer  dieses  ortts  nicht 
zu  uerschonen.  die  wier  berait  seind,  was  schritt-  oder  mündlich  in  disen 
sachen  fürkhombt,   genuegsambe  erleütterung  zu  thuen. 

So  viel  nun  die  schriftliche  Zuesagung,  das  ist  die  durch  jer  Mayestät 
vnterschriben  vnd  gefertigte  resolution  betrifft  so  halt  nuer  nach  beschlos- 
sener Wienerischen  tractation  das  Religionis  exereitium  in  vnsern  Schlös- 
sern zu  hernalss  und  Inzersdorff  wider  erhebt  war,  hat  manss  durch  zway 
scharffe  Decreta  mit  dem  fürgeben  einzustellen  vndtersfanden.  alss  sei  vor- 
her des  vnpartheyischen  Judieii  zuerwartten,  welchen  Decreten,  ob  gleich- 
wol  nit  stat  gethan  worden,  so  ist  doch  die  Zuemuethung  schon  dem  ersten 
Articl  der  resolution  vnd  der  deputirten  Häth  so  vielfältige  Vertröstungen, 
das  alles  wahrhatftig,  erhar  vnd  aufrecht  gemaiue!  sey,  vnd  also  bestendig 
gehalten  werden  soll,  strackhs  zuwider,  vmb  so  viel  desto  beschwerlicher, 
das  man  noch  nicht  aufhöret  vrsach  zu  suechen,  wie  wier  denen  exercitien 
möchten  entsetzt  werden.  Vngeacht  auch  obherierte  resolution  lauter  ver- 
mag, das  niemand  seiner  ersessenen  inhabung  ausser  ordentlicher  erkand- 
nus  khünfftiger  vnpartheyischen  Judieii  soll  ersezt  (sie)  werden,  ist  doch 
etlichen  darwider  seithero  gwalt  geschechen.  Bemelte  resolution  suspendirt 
alle  strittigkaiten  vnd  irrungen,  so  zwischen  beeden  Religions  Verwandten 
Landleüthen  sich  erhalten,  biss  auf  das  Neutrale  Judicium.  Darwider  haben 
jer  Mayestät  vnlangst  im  Land  ob  der  Ennss  beschwerliche  vnd  präiudicier- 
liche  Verordnungen  vnerindert  vnd  vngehört  der  interessirten  Partheyen 
exequiren  lassen.  Die  Beschwärungen  wegen  der  Pfärrlichen  Recht  hat  seit 
der  resolution  ie  lenger  ie  mehr  zuegenomben.  So  verwehret  man  denen 
vnserigen  ihre  abgestorbene  liebe  Eltern  vnd  Befreundte  in  jere  erbbegreb- 
nussen  zu  bestettigen ;  Vnsere  glaubensgenossen ,  so  vndter  den  Catholi- 
schen  sonderlich  vndter  geistlichen  im  Land  wohnen,  werden  der  Religion 
halber  seit  der  ergangnen  Resolution  zuwider  derselben  an  ettlichen  Ortten 


MS 

soliw erlirh    beirangt,    \\«'l    von    den   II«-  riben.     I>i>'    EuanfeKuche 

r  su  Cr« »raba,  Stain  \  nd  Yppa  sein  derjenigen  straff,  darein 

<;..ii.'s.ii.'iisu  (wtUhta  ihnen  <lo»-h  «1  i ♦•  Resolution  i 

P'iaten  sein,  nneh  niehl  entlieht,  ungeaehl  jrr  Mt.  ain.s  .in.l.'in  Iii.tiiiii  v.t- 

vihI   berichtet  haben.    Mu  hindert  d  .«hl  In  Am 

Stetion  vndter  \  ml    <>1>  der    BWMi    ■<£•  »'<">  '»  dir  vor  etlicl.  Wim 

üVener  Richter-  vnd  Ralhswahi  vndter  so  \i.|  \  ,i<  i  irml.ii  st.-llm  nicht 
langelisch  ersetzt  woi  -den.    Der  Slatl  Weiss  wil  man  .-in  weeif 

aiulcrn  t'iiu'M  CailitilisflitMi.  jnen  \  nancmhlici.  ohreiber  aufdri 

So  besehn-eht  auch  dein  Artieul   «It-r   Resolution    wegen    «Im  rbflraeoabflnea 

khavserlichen  Schulden  khein    völlig   bcnii'^cii,     indt'in   jri  .-Hiebe 

Versehreibungen  zweil'elich  vnd   disputirlieh    machen.    Dir    einslellu :, 

gerichtlichen  execation  nid  proceeeeni  ist  zwar  in  des  Resolution  aal 

geaiti  terminirt  vrsach,   weil  man  daselbst   hin  den  Landtag  für  . 

•  •Hon    vertröste!  hat,    alda  dann  die  baidcr  religion  gesamblrn  S 

hesteilungen  der  iuslitien  sich  mit  einander  bereden  vnd  alssdan  die 
notturtll  anjriNH.  hellen  sollen  gehorsambist  gelangen  lassen.  So  es  sich 
ahoi  nun  mit  dem  Landtag  verzogen,  so  beschiecht  auch  in  disem  punet  der 
intention  khein  beniogen,  das  man  die  hochbeschvverliehen  proeess  nicht 
einstellet,  sondern  dieselbe  mit  höchster  vnbilligkeil  vnd  vnglciehait  (wie 
vviors  jerer  Mayest.  seihst  haben  gehorsambist  angedeut)  täglich  henll'et 
vniid  mehret.  Oh  die  Ämbter  vnd  dienst  der  Resolution  gemäss  ohne  an- 
sehung  der  Religion  vnd  dabey  die  tauglichkeit  auch  die  alten  geschlechter 
in  acht  zu  nemen.  ersezt.  bringt  der  augenschein  mit  sich.  So  können  wier 

tfl  die  Abdanckhung  des  Conte  Tampiers  beyJerMayt.  nicht  erhalten. 
Vnnd  oh  wol  türgehen  wierd.  es  ermangle  am  gelt,   khönnen  doch  die  dopu- 

lläth  nicht  in  Abred  sein,  das  sie  bey  der  Wienerischen  traetation 
■Seitlich  vermelt.  man  seye  damit  schon  got'ast.  vmb  so  viel  desto  mehr 
wegen  abkürzung  des  termins   zu   ahdanekung  vnsers   Yolokhs  in   vnss  ge- 

n  vnd  ist  wissentlich,   das  man  seilhero  das  gell  andeiw  erls  \er\\  en- 
det hat.   Dar  anss  ist  zu  schlicssen.    das  mau  zu  solcher  ahdanekung   wenig 
genaigl.   Zu  «lern  ist  hillig.  weil  wier  Euangelische  das  Volckh.    so  zu  \  ihr- 
rer  Defension  angesehen,  ohne  entgell  jerer  khönigl.  Meyest.  vnd  iler  Calho- 
q  Stendt  anss  aignem  seckl  he/alt  vnd  abgedanckl,    das    hinwiderumh 

ige  Volekh,  so  zu  delension  di-v  Catholische:i  Slciidi  aui'^en ••uiheii. 
von  jnr  'ivr  .\Ia\l.  vnd  der  Euangelisehen  Stendt  entgell  abgedanekt 

Weil  nun  discr  piincl  lauter   in   der   resolulion   cinkhon.: 
es   hilliges    nachdrnel en,     l'rcmbdes  l  ilanrktrs    Volekh    im    Lantl    /.u 

i  Land  damit  zu  beschwüren  und  gleiehaamb  die  vi  -"'"  bei  di<-- 
•er  wehrenden  differenz  damit  zu  belroen* 

Diese   gross«'  brifftüehcn  zuesag,    das    UM 

dei-   dnrefa    |er   May.    vndterechribnen  [ten    reeolution   ganz 

zuwider  rnd   all  iien.    das  sie  verlengal  betten  sollen 

kh«»ndt«n   alle   stund  remedirt    werden.     Raher    khciu    vi  -a«li    ist.      u 

klnrung  I  M   ••»'•In  ingen  bis»    I 

tag  v. 


216 

Zwar  seind  in  obbemeldter  resolution  zween  punct  einkhomben.  so  vor 
dem  Landtag  nicht  wol  khönnen  erörtert  werden.  Nemblich  die  bestellung 
des  Hoffraths  vnd  des  vnpartheyischen  Judicü.  Was  aber  von  dieser  Voll- 
ziehung zu  halten,  scheinet  auss  der  Räth  fürgeben,  das  Nemblich  solch 
unparlheyisch  Judicium  nicht  auf  die  alberait  anhengig  gemachten  Proces- 
sen, sondern  allein  auf  die  khünfftige  sich  erstrecke.  Daraus  wuerde  vol- 
gen,  weil  vndter  des  Khaysers  beschwärlichen  Regirung  in  grosser  Anzahl 
vnsere  Kirchen  ansprüchig  gemacht,  deren  etlich  gewaltätig  gespert,  etlich 
eingezogen  vnd  wier  mit  vnbilligen  resolutionen  vnd  vnordnungen  heuffig 
beschwert  worden,  das  solche  vnordentliche,  unleidentliche  processen  noch 
lenger  continuiren  vnd  dieKhays.  resolutiones,  welche  doch  durch  dieCapi- 
tulation  aufgehebt  worden,  in  esse  verbleiben  müessen.  Dardurch  wehre 
alssdan  die  ganze  resolution  zu  nicht  gemacht. 

Mit  der  bey  der  Wienerischen  tractation  thailss  durch  jer  Mayt.  selbst, 
thailssin  derselben  Namen  durch  dero  deputirte  Räth  gethanen  mündlichen 
Zuesagungen  vnd  Vertröstungen  helt  es  sich  ebenfalss  wie  mit  denen  schrift- 
lichen. Denen  von  Ste-tten  war  zuegesagt.  Sy  also  zu  tractiren  vnd  zu  halten, 
das  sie  sich  in  kheiner  sachen  zu  bescbwären  haben.  Darwider  handlet  man 
in  dem.  das  denen  Euangelischen  Burgern  in  kheiner  Sach.  wie  billig  auch 
die  sey,  wider  die  Catholischen  aussrichtung  beschiecht;  das  man  die 
Euangelisch  Burgerschatft  von  den  Euangelischen  Stendten  will  getrennet 
haben;  hergegen  der  andern  Religions-Verwante  Bürgerschafft  bey  ihren 
Stendten  vnuerhindert  gelassen  werde;  das  man  die  Freyhait  der  Wahlen 
jhnen  nit  lest,  vndter  andern  auftringen  thuet  Landsfürstliche  Beisa'z  com- 
missarien  zu  begeren,  welche  ihren  Burgermeister-  Richter-  vnd  Rathswahlen 
beywohnen  sollen;  das  man  vngewehnliche  absonderliche  pflichten  ausser 
der  ordentlichen  gemainen  Landshuldigung  von  jhnen  begert  vnd  aufnimbt; 
das  man  die  bestetigung  jrer  Freyhailen  mit  allerhand  neuerungen  aufzihet. 
solche  nit,  wie  bishero  gebreüchig,  von  der  Regierung  sondern  von  hoff  auss 
wil  confirmirn,  allain  dahin  angesechen,  das  man  den  vierten  Standt  ganz 
vnd  ghar  von  hoff  dependirend  vnd  also  zu  aigenthumb  vnd  zu  Camer  Güet- 
tern  mache,  dem  man  sie  dan  seit  der  resolution  her  also  intitulirt  vnd  jerer 
Mayt.  alss  billig  vnd  recht,  man  führe  das  widerspiel  auss,  wie  man  wil, 
einbildet,  so  doch  in  Össterreich  die  Camer  Güetter  kheinen  Landstandt 
haben,  sondern  mit  jhren  aigenschafften  alss  contraria  unterschieden  sein, 
vnd  khündten  jer  Mayt.  wider  Jer  bey  der  Landshuldigung  gethanen  Zuesag 
nichts  widerwertigs  (sie)  nichts  wider  die  Freyheiten  den  Stendten  nichts 
gefährlichers,  nichts  schedlichers  in  gemain  dem  ganzen  Land  zuefügen,  alss 
da  jer  Mayt.  auf  diser  der  Stendten  trennung  wolte  verharren.  Daher  die  an- 
dern Stendt  solches  prseiudicium,  so  heut  mit  dem  vierten  Standt,  morgen  mit 
denen  Prälaten  gesucht  wird,  nicht  zuegeben  khönnen.  Vnter  andern  haben 
die  Räth,  so  in  jer  Mayt.  Namen  mit  vnns  tractirt,  zuegesagt,  das  hinfüro 
zu  allen  vnd  ieden  Ämbtern,  ratstellen  vnd  diensten  ohne  vndterschaid  der 
Religion  angesessen,  qualilicirte  Landleüth  sollen  gezogen  werden,  derge- 
stalt, das  anfangs  die  Land  fürzuschlagen  haben  vnd  durch  jer  Mayt.  nach 
dero  gefallen  die  erkiesung  geschehen,  volgents  aber  soll  iedes  Collegium 


Dai  tt  id 
hoben  mhI  andere  Amhter,    U'unlcn  lierirhlrn.    Ü.illi  \  ntl  Olli.-irn  "In..-  vor- 
gehende orindernng  der  Stendl  ereeet  rad  «war  die  heefcei  OffI< 
mit  Römischen  Catholiscsen.  Desdie  Qeistlichen  nicht  iollei  in  die  rath  Mmm- 

hen.    hat  man  ila/umal  \  nss  allerdim:  I   nicht  ;in^s  vrikliciHTiin^ 

ben  Standts,  welcher  bey  vnss  «ein  gezimende  stell  erol  behell  sondern 

weil  die  Catholiechen  Rith  seihst  anclt  ilarfi'ir  gabelten,    ,|;is   0s  ,|,.r  ,, . 

eben  Profession  nicht  §ej  sieh  der  ireltlichkeil   11  radtorftboa.  vnd.    da 

gen  dürffle,   die  langwierig«  erfahr«nh«il  mit  riellea  eaesanesa  iae 
•prichwortl  erdachl  vml  w  aar  gemacht:  wo  di«  Geistliche«  Land  vml  bsjjtb 
regirn,  sej   selten  be«t«ndige  rohe  rod  einigfceil  ««  spfkhrenu     fcbei 
«Am  zuwider  ist  Niemand  mehr  in  Käthen     «Im  f  er  BUchea?  i«  Wien 
vnd  die  von  jm  dependirn.    Niemand  bat  weniger  gehör,    als   di. 
Bmehoffnit  mit  geneigtem  radl  ItterKehem  Aug  anschauet.  Aase  üeeer eeaeh- 

leren  vnd  dergleichen  documenten  wier  an  der  Hand  hahen,  scheinet 
Claar  Vnd  offenbar  «las  rasa  an  allem  dem  so  dareb  die  resolution  vnnd 
mündlich  zuegesagl  vnd  versprochen  worden,  vast  durch  vnd  durch  niehls 
gehalten  ist 

Warum»  wier  aher  khein  hnfnung  der  remedirung  bey  ieziger  heschat- 
fenheit  hahen  anfangs  verstell  ,  sein  volgende  vrsacheiv  weil  jer  Mayt. 
vnser  gnedigister  Hon  mit  deren  resolutionen  von  des  Bmcbeffl  zu  Wien 
Rath  vnd  guelaehten  dependirt.  welcher  stracks  von  anfang  sich  wider  die 
eapitulalion  gese/.t  vnd  dessen  vnruhewige  Anschleg  alle  Österreichische 
Land  leider  nner  ghar  zu  viel  empfunden  hahen;  Weillen  man  auch  alles, 
was  hissher  wider  die  eapitulalion  fürgenomhen  vnd  gehandlet,  nicht  dar- 
für  wil  halten,  alss  sev  der  resolution  dardurch  ainicher  ahhruch  heschechen. 
sondern  man  gihl  mennigelichen  inn-  und  ausser  Lands  schrifft- vnd  mündlich 
stehen,  alss  wehre  derselben  gemäss  bisher  alles  volzogen  worden.  Ja 
man  wilss  auch  mi(  allerley  Interpretationen  verlangen,  khönnen  wier  nicht 
soeben,  wie  man  auf  die  remedirung  gedenckhe.  Dann  so  diese  geringe  Zeit 

■it  des  IM.  Marty  vast  alle  Articln  seind  durehlüchert  worden,  mües- 
sen  wier  darfür  halten,  das  man  vollends  auf  annullirung  vnd  aufhehung  aller 

chenen  Zuesagungen   zihlet.    Desswegen  wierd  vielleicht   auch    die 
Puhlieation  dilFieultirl.  damit  es  an  denen,  so  wider  die  resolution   VW 
lieb  handien,  nie  vermengte  md  also  dieselbe  in  kheine  ruhige  gewonheit 
und  pr&scription  gebracht  werde.  Jesl  sein   gleicbwol   noch  in  frischer  ge- 
dechtnus  die  aus  den  Händen  neülieh  gelegte  arma.    Briet  vnd    Sigl,    i 

liehe  beteornngen,  Ziiesegvngen,  Vertröstungen,  diejc 

die  eapitulalion   tractirt,   lein  noch  im  leben,    viel  gefährlicl 

seind  i  n,  die  nicht«  änderst  wOntscl  K 

>t  Allen  derselben  Vnirtea  Landen  r  vnd  nofh 

rzen.    I ►  I *^  remittirang  enf  die  ption  des  Landtags  giht 

.iss    kheine«  trost;    dann  weil  all    vns.-r  begOf    lauter,     t'lar.    hillig. 
i  nd  siirl  nd,    so  be- 

darfs  khein« 

h  \i.-i  weniger  nemea  la**en,   was  vn«s 


218 

versprochen.  Vnd  wie  solten  Jer  Mayt.  auf  khüniTtige  remedirung  geden- 
khen,  weil  sie  denen  täglichen  beschwärten  immer  fort  zusechen,  nicht  das 
wenigiste  abstellen  vnd  ihrer  selbslen  dabey  mit  behelligung  anlauften  vnnd 
molestien,  deren  sie  dieser  gestalt  nit  .khönnen  vberhoben  sein,  nicht  ver- 
schonen;  mit  höchster  jrer  vnglegenheit  der  Euangelischen  Stendt  contri- 
bution  entrathen,  sich  bei  jren Landen  vnd  bei  dem  ganzen  Römischen  Reich 
ein  schweres  Concept,  unwiderbringlichen  nachtheil  einführen,  welchen  sie 
(wo  es  lenger  ansteht)  khünfftig  mit  kheiner  gnad  noch  wilfärigkeit  wider 
zu  erstatten  haben.  So  khan  man  auch  nicht  fürwenden,  das  man  jer  Mayt. 
ichtes  verhalten,  sintemal  solches  schrifft-  vnnd  mündlich  vielmals  ausführli- 
cher beschechen.  Vnd  da  wier  in  die  14  Wochen  lang  zu  Wien  mit  schwärer 
Zehrung  vnd  allem  fürgewendten  vleiss  nichts  erlangen  khönnen,  seind  wier 
jer  Mayt.  biss  ghen  Prespurg  nachgeraist,  haben  durch  vnss  selbst  vnd  der 
Hungr.  Stendten  starcke  intercession  mit  beweglichen  aussführungen  jer 
Mayt.  resolution  vndterthenigist  sollicitirt,  aber  auch  nicht  so  viel  erhalten 
mögen,  das  dieselbige  vnnss  gesambte  von  den  drey  Stendten  gehört  hotte. 
Auss  welchem  wier  schliessen,  das  khein  Wendung  zu  hoffen,  sondern  noch 
vielmehr  vndterdruckhung  zu  befahren  sey,  wo  man  sich  nicht  änderst  der 
sachen  annehmen  wierdet.  Wer  nun  an  diesem  allem  die  maiste  schult  trage, 
das  hat  der  anfang  des  iezigen  Landtags  aussgewisen.  Dann  alss  wier  vber 
die  vieJfeltigen  aussgestandenen  Beschwerten  damallen  von  denen  Catholi- 
schen  Stendten  zu  wissen  begert,  ob  sie  der  resolution  gemäss  sowol  alss 
wier  geleben  wollen?  jst  vnss  zur  antworlt  eruolgt,  das  sie  von  der  Resolu- 
tion nichts  wissen,  khöndten  sich  darzue  nit  bekhennen,  viel  weniger  pinden 
lassen.  Sie  sey  in  prseiudicium  Tertii  gegeben  worden  vnd  was  des  dings 
mehr  ist.  Zu  diser  Antwortt  haben  sich  vndter  andern  auch  diejenigen  depu- 
tirte  Räth  bekhennet,  welche  selbst  mit  vnss  lange  Zeit  vber  tractation  ge- 
halten, welche  vnss  beweglichen  persuadirt,  das  wier  vns  mit  der  resolu- 
tion vnd  was  mündlich  zuegesagt  worden,  solten  contentirn  lassen,  welche 
bey  jhren  ehren  vnd  bey  ihrer  seel  sich  verschworen,  es  soll  alles  aufrecht 
vnd  verstendigclich  gehalten  werden;  sey  zuuor  vrsach  zu  Misstrauen  gege- 
ben worden,  so  soll  es  hinfüro  nit  weiter  beschechen;  Welche  das  concept 
der  resolution  selber  vndterschriben  vnnd  wier  deren  Handschrift!  noch  bey 
Hendig  haben  etc.  Dieselben  Räth  sag  jch  haben  in  vnser  gegenwart  ohne 
scheuch  sagen  dürften.  Sie  wüsten  nichts  von  vnserer  resolution. 

Darauss  ist  nun  leichtlieh  zu  spühren,  woher  all  vnsere  Beschwärten 
wider  die  ganze  Capitulation  entstehen  vnnd  wer  jer  Mayt.  von  dero  gene- 
digisten  vnd  schuldigen  wilfahrung  abhalte  vnd  was  sich  in  künfftig  vernen 
bej  denselben  Räthen  zuuersehen.  Solches  meiden  wier  zu  undterthenigisler 
vnnd  notwendigen  entschuldigung  jerer  Khönigl.  Mayt.  vnsers  gnedigisten 
Herrn  und  Landsfürsten,  dessen  will  vnd  meinung  wier  vielmals  angehört 
vnd  nunmehr  gerne  glauben  geben,  das  sie  zu  abhaltung  vnd  volziehung 
alles  dessen,  was  vnss  zuegesagt  worden,  für  jer  Person  genaigt  vnd 
gerichtet  sey.  Daher  wier  nit  vrsach  haben  (wie  wier  bei  etlichen  in  ver- 
dacht sein  möchten)  wider  zuruckh  nach  Ägypten  zu  sechen,  sondern  haben 
vielmehr   vrsach  bey   disem    unserm   genedigisten   Herrn    bestendi-clich 


unterbleiben    d<  epotation,   im    hochhaM   vnd    <  ifnemen 

durch  alle  erdenkliehe  mitl  \  und   wpcg   /,n   sueehen    \  1 1 «1    /.u    w  linlsehen,  da» 

i\t.  n i t  allain    in  disen  unirten  Khnnigreiehen    lud  Landen,    »on- 

dern   bis    mss  EMhnleCfa  Keieh.   so   8t  (iolles  will    ist.  gUtoktnlig    vnd    Löblich 

n  sechen.  Damit  nun  die  effeetaining  telcbee  \\  uniseh  durah  die  ( Ksi.r- 
rcnchischeDifferena  nicht  hinternjur/empfache,  ireil  wieri«  artlvnaerii  s.dii- 
eitirn  auss  rerareachnng  widerwärtiger  Leuth  nichta  khttnnen  ei 

bitte!    wierl.nr   Morbilli  s(l.    (inadcn,     Bar    gnad.    gunsl  \  im  I   freundsehaft. 

die  weiten  noch  in  dieser  neennibenhbannl  Abgesandte  an  jer  Mayt  unbe- 
schwirl  depntirn,  «reiche  dieselbe  tu  rnaerangiger  genedigieter  will 
lli-s(»i ut iiui  f her  die  den  1 1.  Nouember  verschienea  jari  \  ml  relgente  ein- 
gebrachten  Schriften  vndterthenigist  bewegen,  welche  schrillten  lurnemb- 
lieh  aul  diesen  punelen  brühen:  Neinblich  das  jer  Mayt.  dero  rcsolulion 
vnd  was  miimllieh  raegesagt  worden.  genddigist  puhliciren  wollen,  das  man 

langelisehen  IJurgerstandt  von  vnnss  vngetrennet  lasse;  das  man  die- 
jenigen Arlieul  der  eapitulation,  so  vorlengst  betten  sollen  volzogen  werden, 
nit  auf  den  Landtag  verschiebe;   das  man  die  Räth.    Dienst  und  Ofiicia  der 

ebenen  zucsagnach  erseze;  das  Conte  Tampier  alspalt  abgedanckt  vnd 
dardiircb  aller  Handl  beschwerlich  nachdencken  verbietet  werden. 

Zum  andern,  «feilten  die  EuangelisehenStendt  nicht  eigentlich  wissen- 
scballt  gehabt,  wie  es  mit  denen  hieigen  Zusambenkunfften  ausser  der  or- 
dentlichen Landtag  vnd  Landrechten  beschallen,  So  haben  sie  gebeten  bey 

aasehentiiehea  /ut sambenkunfft  ainen  Aussschuss  vnbeschwärt  an 
deputirn  .  welcher  in  khiinft'tig  mit  volmaeht  alles  dasjenige  bey  dienet 
tfesterreichisehea  Sachen  handle  und  fürneme,  was  zu  glückseliger  Re- 
giemng'jerer  Mayt.  selbst  vnd  au  besten  diger  wolfarl  vnd  ruhe  aller  unirten 
Landen,  vnser«  snesamben  habende  Union  vnd  Berednus  auf  jeden  zuetra- 
geuden  lall  erfordern  vnd  mit  sich  bringen  möchte.  Welches  wier  verhotTen 
der  machen  leiehtliehen  zu  erlangen;  dann  so  bey  jer  Maj.  nichts  zur  billig- 
keitsoltf  ausgerichtet  werden,  wuerde  solches  nit  allain  zu  vnserm  schwe- 
ren aaehteil,  sondern  auch  diesem  löblichen  Marggrafenthumb,  wegen  ein- 
gewendter.  ireü  gemeinter  inlerposition  zu  nicht  geringer  Verschimpfung 
wie  d  n  die  Herrn  Obristen  Land  Officier  vnnss  bey  der  weh- 
renden traetation  zur  Anemung  der  resolution  vnd  eapitulation  mit  dieser 
Vertrustung  persuadirl  haben,  das  wier  khünfftig  zum  fall  der  nithaltung 
.  iel  leichter  vnser  prätension  werden legitimirn  vnd  derunir- 

üden  assislen/  gewisslieh  erlangen  khönnen.   denn  so  man  vnns  Brief 

gl  nit  halt,    M   sein  andere  unirte  Lande  des  jrigen  aueh  niebt  versi- 
wier  vndtergedrnckbt  werden,   ie  leichter  wuerde  dieser 

LandsehalTt  bey  ■■  klioinben  sein  vnnd  die  union  dardureb  für  sieb  selbsten 
fallen.  Zu  dem  ermahnet  vnnss  aueh  samentlirh  vnser  aller  Pllieht  vnd 

digkheit  imi  ten  Herrn  md  Landefnratca  beständigen  autnemen. 

id  Hochheil  so  ntseehen  vnd  dessen  eehaden,  so  viel  hu  lieh  m 

den. 

\\  -il  dan  hei  s.»  beschaffener  jer  nger  ie  mehr  gehin- 

dert hefftfl  Feinde;  md    anlaitung   gemacht   wienlt    jef 


220 

Khimigl.  Mnyt.  mit.jeren  getreuen  Landen  desto  eher  in  spott  vnd  vnwider- 
bringl'iehcn  naehtheil  zu  steckhen.  So  werden  demnach  die  unirten  Land 
Namentlich  jnen  diese  Össterreichische  sachen  vmb  soviel  desto  eyffriger 
lassen  angelegen  sein,  damit  wier  nicht  vnserer  posteritet  ein  maculam  vnnd 
ewige  nachredt  durch  vnser  saumsal  bey  der  ganzen  weit  hinterlassen  : 
Summa  wier  bitten  und  begern  nichts  mehrers,  alss  das  sich  Eur  Hochfürstl. 
Gnaden.  Eur  gnad,  gunst  vnd  freundschafft  Crafft  vnserer  zuesamben  haben- 
den Vnion  sich  dieser  Össterreichischen  sachen,  weil  sie  iusta  et  legitima, 
wie  ji  er  aigen  annemen  vnd  solche  nit  änderst  tractirn,  als  wie  sie  sich  ver- 
hielten auf  den  Fall,  man  jhnen  jre  Freyhaiten,  Mündt-  vnd  sehrifftliche 
zuesagungen  wolte  infringirn  vnd  zu  Wasser  machen,  dan  wier  gleichfals 
Crafft  der  union  vnd  fiirgangnen  Berednusüen  Sie  in  keinerlei  nö>hen,  so 
causam  iustam  et  legitimam  auf  sich  tragen,  auf  vorhergehende  ersuchung 
mit  darsezung  leih,  Guett  vnnd  Bluets  kheines  weeg  verlassen  werden. 

Fürs  dritte  so  gehen  vnss  bey  der  Wienerischen  Iractation  etlicher 
Herrn,  so  der  interposition  beygewohnt,  Altestata  ab,  alss  des  Herrn  Land 
Cammerers  Herrn  von  Kauniz  vnd  des  Herrn  Landschreibers.  Dieselben 
bitten  wier  dienst-  vnd  freundlich,  sie  wolten  (sie)  vnnss  alhie  vnbeschwärt 
gefertigt  zuestellen,  damit  wier  auch  in  diesem  punct  vnsern  principaln  ein 
gnuegen  laislen. 

Zum  Vierten  sollen  wier  Eur  Hochf.  Gn.,  Eur  (in.  Gunst  vnd  Freund- 
schafft vnerindert  nit  lassen,  das  die  Euangelischen  Ständt  auss  den  dreyen 
Landen  Steyr,  Kärndten  vnd  Crain  zu  jerer  Mayt.  vnlengst  abgesandte  ge- 
schickht  die  selbige  vmb  inlercession  an  Erzherzog  Ferdinand  gehorsamb- 
lich  anzulangen,  vndter  andern  auch  bey  vnss  angehalten,  das  wier  dieselben 
an  Eur  Hochf.  Gn.  Euer  G.  G.  vnd  freundschafft,  bey  den  sie  sich  eheist 
werden  einstellen,  wegen  erlangung  derselben  Intercession  an  obbemelle 
jer  Furstl.  Durchlaucht,  von  deren  sie  in  Religion  vnd  gewissens.sachen 
nun  viel  Jahr  vnd  ie  lenger  ie  mehr  betrangt  werden,  recommendirn  wolten, 
Ob  wier  nun  gleichwol  vergwissert.  das  Eur  Hochfürstl.  G.  Eur  G.  G.  vnd 
Fr.  nach  vernombener  jerer  der  Steyrerischen  Landen  beschwernussen  den' 
seihen  wolmainende  Christliche  inlercession  Sie  nicht  werden  verzeihen. 
Haben  wier  doch  solch  vnser  Schuldigkeit  zu  erweisen  nicht  vmhgehen 
wollen  jn  sonderlichem  hedenckhen,  dieselben  Land  sonderlich  Steyr  nun 
vor  viel  hundert  Jahren  ia  von  Natur  vnd  Bluetsfreundschafft  wegen  mit 
beeden  Össterreichischen  Landen  verainigt  also,  das  vast  khein  vornems 
Geschlecht  in  denselben  Landen  ist,  welches  nicht  in  vnserm  Vatterland 
wol  befreundt,  auch  vor  Jahren  in  aines  vnd  des  andern  nöthen  jederzeit 
einander  assistenz  geleistet  habe,  Derwegen  dann  dasjenige,  so  jnen  durch 
dise  löbliche  Landschaßt  gewilfart  wieid,  wier  darfür  halten,  vnd  zu  sol- 
chem danckh  also  obs  vnnss  selbsten  widerfahren  vnd  gemainet  sey  ,  auf- 
nemen  wollen. 

Thuen  also  Eur  Hochf.  G.  Eur  G.  vnd  Fr.  im  Namen  vielbemelter  dreyer 
Euangel.  Stendt  Össterreichs  vnter  vnd  ob  der  Ennss  derselben  ganze  sach 
vnd  vnnss sambt  vnnd  sonders  zu  gewerlicherantwortt  gehorsamblich  dienst 
und  freundlich  beuelchen. 


fyach   erhaltenem  Bescheide,    hiell    Tseberaessbl    folgende  Ann-, 
Jänner  KilO. 

Dm  Ear  HoehfllniU.  G.  Bar  G.G.  red  IV.  denselben  treeadliebei  gl 
Miau  die  drej    Baaageliaebe  Öisierreieh.  Landetendl  hibm  naijgebea,  die 

\  KI**    BeschalVenheil    TOMM    Lands    mit  lOndern    mitleiden  angenoniben  \nd 

das  dieselben  auf  raten  üb  nrelbemelter  Euaagel.  Stendl  Namen  besebebe- 
»tbwendigee  Anbringen  tonderlieh  toi  die  ersten  eweea  paaej ,    daran 
raaee  im  meist«  genedig,  freandlieh  vnd  «i  ch  erclAren, 

Minen  nrier  raae  eaetat  rneerer  Principaln  wie  naeb  für  raaer  aigen 
i  geaornamb-  dienst-  vaad  freundlich  bedanckhen,  wollen  deaeatbote- 
nengrutvs  Bebea,  was  vns  sonsten  zu  ehren  vnd freundschafft  vriderfabrea,  in 
raeerer  aieaaaakbnaffl  mit  vleiss  referirn,  rühmen  vnd  zu  Rkralleader  gle- 
genbeil  dienst-  vnd  freundlich  widerumh  verdienen  aueh  der  tröstlichen 
belbaag  geleben,  M  werden  die  ansehenl liehe  Herrn  Abgesandten  mit  zu 
sieh  siehung  der  Herrn  l'alatini  (so  letzt  in  Wien  verhoffentlich  anzutref- 
sein  wierd  vnd  wier  demnach  höchlich  bitten,  dieses  der  Instruction  wolge- 
daebter  Herrn  Abgesandten  zu  inserirn  nicht  vergessen)  jerer  Khönigl. 
Mayt.  \ nserin  genedigisten  Herrn  vnd  Landsfursten  zu  einem  thail  die  an- 
treeade  algemaine  Beschwernus  vnd  das  vnhail,  anders  thailss  das  ge- 
wünschte aufnemen,  frid  vnd  wolstandt  also  vndterthenigist  vnd  beweglich 
zu  gmüeth  führen,  das  wier  einer  erfreylichen,  gewerlichen  vnd  genedigisten 
resolution  werden  verhoffentlich  erwarten  khönnen  oderdoeb  zum  fall  solche 
fürgewendte  vielfeltige  vnlerdthenigiste  ersuechung  so  wenig  alss  hissher 
beschechen  wider  alles  verhoffen  verfahren  (sie)  solte,  das  wier  dises  löbli- 
chen Marggrafthamb  vnumbgengclicher  Assistenz  in  so  gerechter  vnd  hilli- 
ger sach  C  rafft  \  nscrer  zuesamhen  habenden  Vnion  vnnss  wireklichen  zuege- 
trösten  haben,  wie  dan  wier  hinwiderumb  herierte  Vnion  auch  vnsers  thailss  in 
solche  obacht  zu  halten  gedenckhen,  das  das  löbliche  Marggrafthumb  in  khei- 
nerlei  nöthen  aufs  wenigist  so  viel  an  vnss  gelegen,  solle  von  vnnss  verlassen 
sein  alles  zu  dem  ende,  damit  bey  dieser  der  Landen  Verainigung  jer  Khönigl. 
Mayt.  vnser  genedigister  Herr  vnd  Landsfürst  glüekhselig  vnd  bestendig  möge 
regirn;  Vnser  algemaines  Vatterland  aber  in  gewünschtem  wolstaud  ohne  be- 
trangnussen,  deren  wier  bey  vorigen  beschwerlichen  Regierung  sein  nun- 
mehr vberdrüssig  gemacht  worden,  nach  dem  Willen  Gottes  erhalten  werde. 
Des  Herrn  Land  Cammerers  erbielung  seine  Altestata  betreffend  nemen 
wier  zu  freundlichen  danckh  vnd  solle  demselbigen  in  khüer/.e  desi 
zuegeschrihen  werden.  Hitleu  allain  es  wolle  gedachter  Herr  Land  Cammerer 
hiezwiselifii  dieselben  rnbesebwaii  zu  weeg  richten,  damit  wier  rase 
nnsebeatlieben  g<  ien  in  deaentägliebea  Arlalieabeiteasnrstearder 

wahrheil  i  meben  mögen. 

Also  bitte  •  wier  aueh  noeh  \mh  ein  Original  des  Beim  LeadsebreibeW 

erreiek  radter  vnd  sb  der  Baase  ein  ab- 
mmderliehes  Original  bedarf  vnd  wollen  tolcbe  bemabaag  freaadJicJ 
wider  besehaldea« 

Laade  Herrn  tbgesaadt«  ■  thailss 

gerae  i  sben  magea.  DieweiUn  sie  aber  dergest 


222 

G.  Eur  G.  G.  vnd  Fr.  vngezweifelt  schon  bewust,  sein  aufgehalten  worden^ 
so  wollen  wier  doch  ain  weeg  alss  den  andern  Eur  Hochf.  G.  Eur  G.  G.  vnd 
Fr.  dieselben  hiemit  alles  vleiss  recommendirt  vnd  gebeten  haben,  Sie  wollen 
aufs  wenigist  in  khünfftig  ihrem  beschechnen  erbieten  nach  derselben  nicht 
vergessen.  Solches  wollen  wier  neben  jhnen  dienst-  vnd  freundlich  wider- 
umb  verdienen  l). 

Weiter  haben  wier  dieser  Zeit  nichts  fürzubringen,  ohne  das  wier  vnss 
nochmals  der  erzaigten  ehr,  freundschaft  vnd  wilfärigkheit  höchlichen  bedan- 
ckhen  vnd  wüntschen  diesem  Löbl.  Marggrafthumb  bestendiges  aufnemen, 
damit  solches  allen  vmbligendenKhönigreichen,  Furstenthumben  vnd  Landen 
möge  zu  einem  nachvolgigen  exempel  vnnd  Beispiel  dienen,  darauss  abzune- 
men  sey,  das  die  glückhseligkeit  vnd  macht  eines  Landes  nicht  an  der 
grosse  vnd  weitte  noch  intitulirung  desselben  sondern  an  dem  gelegen,  das 
vndter  allen  Stendten  guetes  vertrauen  vnd  gleiches  Recht  mit  allem  vleiss 
gepflanzt  vnd  mit  allem  eyfer  mantinirt  werde. 

Wollen  also  hiemit  die  drey  Euangel.  Stendt  auch  vnss  selbsten  Eur 
Hochf.  Gn.  Eur  G.  G.  vnd  Fr.  gehorsamb,  dienst-  vnd  freundlich  beuolhen 
vnd  zugleich  freundlich  vrlaub  genomben  haben. 

Nr.  IV. 

Oratio  doiiiini  Palatini  in  pleno  Ausiriacoruiii  eonventu  (20.  Febr.  1610)  proposita. 

(Foliant  im  Schlosse  Ottensheim.) 

Quantas  miserias  et  quantas  calamilates  intestinum  bellum  et  domesti- 

cum  dissidium  semper  excitaverit,  multis  exemplis  compertum  extitit.    Ro- 

manum  imperium  prse  eseteris  excellentissimum  nequaquam  alia  ratione  de- 

vinci  et  devastari  potuisse  quam  hello  intestino  et  doinestico  dissidio  palam 

est,  Longius  autem  non  opus  est  exemplis,  cum  habeamus  in  patria  nostra 

1 )  Erzherzog  Ferdinand  erhielt  Nachricht  von  diesen  Umtrieben.  Daher  be- 
rief er  am  12.  Jänner  1610  um  8  Uhr  früh  in  die  Kriegsstube:  den  Präsidenten 
von  Teufenbach,  Ludwig  von  Dietrichstein,  Georg  von  Kapfenberg,  Brasmus  von 
Dietrichstein,  Georg  von  Stubenberg  den  älteren,  Hanns  von  Stadel,  den  Landes- 
obristen  Andreas  von  Rindtscheidt,  Herrn  Kauber,  Beschowitz  und  Friedrich  von 
Herberstein.  Als  sie  erschienen  wurde  die  Kammer  gesperrt,  worauf  der  Kanzler 
eröffnete:  Sr.  Durchlaucht  habe  erfahren,  dass  sie  eine  Gesandtschaft  mit  einem 
Schreiben  voll  ungerechter  Beschuldigungen  nach  Pressburg  geschickt  haben. 
Hierauf  äusserte  Ferdinand  selbst :  Er  habe  die  überreichte  Schrift  abgelesen  und 
aus  ihr  zehn  Puncte  ausgehoben,  welche  crimen  laesae  majestaüs  begründen.  Er 
fragte:  Ob  die  Anwesenden  Wissenschaft  von  ihr  gehabt  haben?  Sie  bekennen  die- 
ses, entschuldigen  sich  aber,  dass  sie  nichts  Arges  gemeint  haben.  Ferdinand 
versprach  endlich  Verzeihung  unter  der  Bedingung,  das  der  Verfasser  genannt 
und  die  drei  Gesandten  aus  Österreich  sogleich  abgerufen  werden.  Jenes  geschah 
anfangs  nicht;  dieses  wurde  unter  dem  Vorgeben,  dass  es  beschwerlich  sei,  ab- 
gelehnt, worauf  der  Erzherzog  hitzig  entgegnete:  Ihr  habt  mich  gehört,  das  will 
ich  haben  und  kein  anders.  Die  Gesandten  waren:  Christoph  von  Scherfenberg, 
Karl  von  Egg  und  Dietrich  von  Auers&erg, 


reguu    Nun  s.siiim»,    multiM    iluiiis  (•(    iiiuneri liu.s    ampl 

domeeticia  diaeidiia  t>i  bello  inteslino  in  tan  las  ealami  elatum, 

ut  \i\  ireaaigia  pro  exeaiplo  habere  poitti— ■,   quidnam  - 1 1 i i  —  ■  •& 

K(   lieet  ex  mala  MIM   hnnus    ell'eeti:  Ins    sil.     nemihi    id.    qn.tm    den 

O.  M.  tribuendn  Nim  exillo  .lissi.li«.  et  inteslino  hello  cf ti i <l 

secutuin,  eonstat.  Sodalitium  (t'ortalilium,  in  der  deuisehen  l  lewjaiioag 
die  \  erwehr)  totius  Christianitaiis  Strigonium  amissum  est;  qua>que  ineom- 
inoda  \  ieinis  pro\  ineiis  siihseeula  sunl.  sat  siijierque  ennslaf.  Inier  caetera 
innuinera  Chrislianoruni  inillia  in  caplh  ilatem  addurla,  aices.  oppida.  pagl 
uillagrali  «'I  diruti  Bf  ad  oxtremam  ealamitatem  omnia  dedueta.  Si  re- 
coi-dtM-  ejus  r.'i.  est  (|uo(l  doleam,  lamentcr  et  lugeam.  Com  i taipio  eogi 
in  Arehidueatu  int'erioris  et  superioris  Austria*  eiindem  esse  statum,    < 1 11  <> < J . 

regia  iaa  .Majestät*'  noe  opitulanle  et  mediam aliqued  invenienie,  breriparia 
si   Bau  majore  aeeidere  peeeemi  irtcoamode.    Video  enim   animorum  dia- 

i  on  ein  Laier  Catholicos  et  \)\  angelicos.  Ee  est  anine- 
r  « in  alienatio  et  diffideniia,  qua>  extremam  pereieieai  el  mala  qoev 
que  Arehiduoalui  tani  inferioris  (|iiain  superioris  Austriae  apportet.  Nolui 
lue«  pVaHerire,  ne  quid  ea*eis  ocnlis  videre  accuser,  cum  Arehiducatus 
Austria»  conl'oederati  pro\  onientibus  inalis  opitnlari  interinittere  non  pos>im. 
sed  promoverc  opus,  intei eedere  et  consulere.  Nee  duhium  est,  nisi  domi- 
nationum  vestrarum  ope  negotium  sil  eompositum ,  generale  bellum  inde 
oxorire.  Singuli  lihertatem  conscienliarum  tueri  et  defendere  eonahuntur : 
Catholici  insistent  suis  libcrlatihus,  Evangeliei  suam  religionem  dotemlenl, 
Interea  ex  istis  dissonantiis  |mille  calamitates  experabunt,  <|uihus  et  malo 
subsecuturo  lt.  S.  Majeslas  opitulari  volens  medium  invenit  tale;  quod  con- 
stal.  pi  aderiti  anni  mensis  Marin  li)  die,  cum  satis  superque  traetatuin  hoc 
negotium  induxil,  ut  libera  religionis  facla  sit  concessio.  Cum  animadver- 
teram  Austriae  status  evangelicos  ante  comitium  re(|uirere  super  eandein  re- 
solutionem.  R.  S.  M1""  aeeessi  et  rogavi,  ut  sua  M'"  ex  eo  amore,  quo  erga 
-  Christianos  niaxime  erga  status  et  ordines  Arehiducatus  Austri*  tarn 
interioris  quam  superioris  atl'ieitur,    non  gravetur  tandem  dement  i>sime  sc 

ere  et  prsedictis  statihus  et  ordinihus  satisl'acere.  Quod  S.  M'  nun  in- 
termisit  ex  paterna  dementia  el  eura  ita.  ut  existimem  etalihus  el  nnlinihus 
satisfactum  et 

Quoad  Coneessionem  religionis   R.   S.   M       i  ipitulationem  suam.    quam 

nia '1nt<-nei*e  ei  delendere  nititur. 
\<l  puhliealinnem  quod  atlinel  ,   hie  per  me  tarn  quam  servitorem  humil- 
limnm  i  <-\ ereitdis.    illuslrihus.    strenuis  el  prudentihus  dnminationihus  ve»- 
trai  per  deeretem  roiuntatem  suam  superinde  signifieavit,  ei  qua«  aah 

i|ii»ulati(me  conscripla  N  manulenere  et  ennsrrvare  \ 'eile  prowiati. 
Quoad   civita  M      nun    intermittere ,    quin   ipsaa   in    numei  um 

um  numei  •  ;■■      .pia    n, 

eolefea  badet. 

Ca?lero>  .11  tie  kOMeM  el   i  lin.-.tni    li    0     M  ' 

sperat,  eos 


224 

Et  quam  conservaüonem  finitimorum  et  potissimum  Archiducatus  infe- 
rioris  et  superioris  Austriam  speelant,  sperat  sua  M'as  status  non  gravate  ad 
manus  sumturos,  ut  ex  propositione  S.  Mtis  uberius  percipere  licet.  Ego  ita- 
que  et  präsentes  legati  ex  Marchionatu  Moraviam  monemus,  rogamus  et  ob- 
secramus,  ut  dominationes  vestram  dissonantiam  animorum  jam  tandera  conci- 
liare, diflidentiam  totam  ex  corde  ejicere,  mutuam  animorum  benevolentiam 
conservare  et  sanctam  concordiam  sartam  tectam  habere  velint.  Alioquin 
nihil,  quam  interitum  et  extremum  malum  expectandum  esse,  satis  constare 
potest. 

Ut  tandem  concludam  rev.  illustr.  stren.  et  prud.  dominationibus  vestris 
decretum  exhibeo  meque  legatosque  Marchionatus  Moraviam  ipsorum  gratiam 
et  benevolentiam  commendamus  cunctaque  felicia  et  prospera  precamur. 

Nr.  V. 

Oratio  Palatini  Hungariae  in  pleno  Austriacoruin  statumu  conventu  Vlemiae  22.  Febr. 

1610  proposita. 

Taceo  hac  in  die,  quam  et  qualia  statibus  et  ordinibus  Archiducatus 
Austriam  per  nie  proposita  et  dicta  sunt,  non  opus  est  pluribus  enumerare. 
Sat  enim  superque  dictum  est,  qua?  commoda  et  utilitates  subsequentur,  si 
status  et  ordines  Austriam  mutuam  inter  se  benevolentiam,  concordiam  et 
unanimitatem  habebunt.  Econtra  quam  mala  et  incommoda  nascitura,  si  tale 
quid  acciderit,  ut  concordia  et  mutua  benevolentia  non  observetur.  Cum 
autem  eo  tempore,  quo  Heg.  S.  Mlas  mihi  demandavit  proponenda,  ab  aliqui- 
bus  bene  interpretari  intelligerem,  alii  aliud  me  dixisse,  quam  in  scripto  de- 
creto  contentum  affirmarent,  nolui  pramtermittere  hac  in  parte  lionori  meo 
consulere  sicque  apud  lt.  Mlel"  interveni  et  rogavi,  in  id  condescendere  dig- 
netur  et  illa  quam  locutus  sum,  scripto  comprehendi  et  Reg.  M"  exhibui,  ut 
quod  ita  concessum  scripto  et  comprehensurum  exhibeatur.  (In  der  Über- 
setzung: das,  was  also  verwilligt,  in  schrillten  verlast  denen  Slenden  über- 
raicht  wurde)  Regia  S.  M,a?  cum  sincere  a  me  descripta  et  proposita  ani- 
madverteret,  lt.  S.  Mlem  nihil  aliud  cogitare,  quam  quam  per  nie  prolata  et 
dicta  sunt,  etiamprocurare  et  in  decretum  annotare  primo  germanice,  deinde 
in  latinum  vertere  curare  dignata  est,  ut  hac  ratione  apud  evangelicos  sta- 
tus et  ordines  innotescat,  nihil  aliud  eandem  capere  velle  et  in  aniino  habere, 
quam  (ut)  concordia  sancta  inter  status  et  ordines  conservelur,  ne  ex  ista 
alienatione  animorum  incommoda,  mala,  pericula  tarn  Archiducatui  Austriam 
quam  vicinis  provinciis  interveniaut.  Cum  autem  bene  adverterint  illustres, 
vestram  dominationes,  quod  nihil  in  aniino  suo  habeat  MtaB  quam  (ut)  concor- 
dia et  pax  restauretur. 

Ego  et  adjuncti  Marchionatus  JVloraviam  domini  legati.  eosdem  amice 
rogo,  peto,  obtestor,  ut  tandem  habila  ratione  S.  Mlis  benignam  declarationis 
quamprimum  se  resolvant  et  contraria  omnia  ex  aniino  ejiciant.  Si  qui  essent 
qui  aliquam  speui  vellent  habere  ex  auxiliis  vicinis,  cogitent,  quid  utilitatis 
percipient  et  quid  externis  in  Ungaria  profectum  sit,  sat  superque  Constal 
Sic  aufferat  deus.  ne  idem  accidat  inclyto  huie  Archiducatui.  Milites  nostri 


panim  diecrirainie,  partim  religionia  In  bebnnl .  (Vmern  Kriegsleuth  wurden 
tranig  vndtereeheid  «I<m-  Religion  haben)  nen  parcerenl  rabai 

param  indncerent,   nolta  eferreat  Eloge  itaqac  imitati 

aoeoainiodara ei aefotlojaoeneindaat,  neii.s.  w  tnrbetar  tamqae  rei  lange 
elementiaeiinni  aat  qua  eonceeeit,   noiena  rolenf  revoeet.    Quantum  ad  ne 

nihil   aliud  \idere  et   ohservare   possinu.    qoil    sanele   stabil    prnmis- 

enaervare  aollet,    tone  tandem 'juatam  conqoareadi  ei  apud  alioe  ordinal 
iuli  caaaam  häberenl  neque  dum  qaod  offert,  qua»  nrenueit,  ebeanmie 
vciii  et  taiufacere  omnibue,  in  dubiam  voeent  (Damit  sie  mit  eh  frü« 
freu  ihr  Ni.ijot.it,  wessen  tie  sich  bewillig  oad  rerheioeea,   ballen  n 
jedermaa  eia  geniegend  leisten,  in  Zw  eile!  ziehen.) 

Inlerea  eopiam  deereli  germanica  conseriplam  evliiheo.  in  quo  quid 
decernere  velit,  status  ot  ordines  accipienl.    Haben  in  manihus  latinnm   et 
artienlum  de  arliculo  perlegendo  possum  intelligere,  consentiant  nee  aal 

rgeieaen  die  Resolution  vom  31.  Febr.  1G101).  Dann  fuhr  der  l'ala- 
tin  fort:  An  status  et  ordines  Catholici  sicut  et  evangelici  velintesse  contenti 
hac  R.  S.  Mli*  oblatione  nee  ne? 

An  velint  coinpromittere  Status  Catholici-Romani  evangelicis  statibus 
Augustanae  confessioni  addictis,  quod  nolint  turbare  ipsos  in  religione  sed 
omni  benevolentia  et  ainicitia  prosequi?  Econtra  etiam? 

Secundum  Intellexero  (sie)  voluntatem  cujuslibet  partis,  decretum  S. 
Majestatis  sigillo  majore  confirmatum  exhibere  possum,  alias  R.  S.  M"  refero. 

Nr.  VI. 
Tscherneiubls  Rede  an  den  König  Matthias  in  einer  stand.  Audienz,  3.  Hfl  1010. 
(Foliant  im  Schlosse  Ottensheim). 
Gnedigister  König  vnd  Herr! 
Wie  Euher  Königl.  Mal.  in  allen  Mündlichen  vnd  schriftlichen  anbrin- 
gen wier  mit  solchen  behelligungen,    welche  entweder  vnnothwendig  oder 
zur  sach  nit  dienlich  oder  darzu  wier  nit  fueg  noch  recht  haben,  vilweni- 
gur  zu  geniegen  darthun  vnd  beweisen  inechten ,   bissher  alles  vlei- 
schonnt,  also  dient  hinwiderumb  zu  Ahschneidung  vielfältiger  behelligung, 
das  dasjenige,  was  gehandlt  wierdt  einen  lautern,  klaren  vnd  vndisputirli- 
chen  verstandt  von  sich  gebe.  Weill  dann  Euer  Königl.  Mal.  \  her  der  drever 
Euangelischen  Stendt  von  Herrn  Rilterschafft  vnd  Stellen  vnder  vnd  ob  der 
Knnss  auf  deroselb  den  £3.  .Martij  (Februar)  ergangenes  Decretgehorsambiste 
erleülerung  jezt  durch  den  Herrn  Palatinum  sieh  gnedigist  resoluiern,  haben 
in  des  Herrn  l'alatini  fürbringen  so  weit  Eingenommen,  das  \einblieh 

Bor  KftnigL  Ml  dasjenige,  was  dieselben  in  der  Wienerischen  Capil 

sehrilft-  vnd  Miindtlieh  versprochen.  gnedigUl  IQ  halten  vnd  tierderlieli  ins 
vserekh  u  riehten  gesünet  sein;  das  aueli  K.  Ml.  die  Buaagelieeae 
8tett.    M,  rel  hl  vnd  Borgeriehafl  U 

i )  KnevenfcUler  vm 
Z)  c.  f.  Baaaaah  H 


*26 

wenig  vndcr  als  ob  der  Ennss  von  allen  vnd  jeden  Zus am en- 
khonfften  der  zweyer  Obern  Euangelischen  Stendt  noch 
von  denen  Audienzen  hinfür  ausszuschliessen  gnedigist 
gesünet  sein  vnd  solches  zwar  der  vrsach,  dieweil  wir  genuegsamblich 
dociert,  das  solches  auch  bej  Kayser  Ferdinandj  vnd  Maximilianj  zeitenalso 
gehalten  worden.  Da  nun  E.  Mt.  mainung  diese  ist  oder  aber  wo  sie  etwa  be- 
denckben  darwider  baben,  Bitten  wir  gehorsambist  Vnss  solliches  dissmal 
vnbescbwärt  gnedigist  zu  uerstehen  zu  geben,  damit  nit  dasjenige,  was  wir 
iezt  für  lauter  angenommen  haben,  hernacher  disputierlich  gemacht  werde; 
Vnd  zum  fahl,  darwider  kein  bedenckhen,  Thun  wir  gegen  Eur  Mt.  vnss 
vnterthenigist  bedanckhen,  das  sie  bei  deme,  das  bei  E.  Mt.  Löblichen  Vor- 
eltern wir  in  ruehiger  vbung  vnd  gebrauch  gewesen,  vnss  auch  hinfür  Vät- 
terlich  schuzen  vnd  handthaben  wollen. 

Souil  die  ersezung  der  Ämbter,  Räth  vnd  diensten  betrifft,  helt  sich  die 
sach  also  vnd  khönnen  vnss  die  Herrn  gehaimen,  gegenwertige  vnd  andere 
E.  Mt.  Räth,  wie  auch  die  Herren  Mährer  alss  interpositores  nit  vernainnen, 
sondern  es  mit  warheit  bezeugen,  das  sie  in  Namen  E.  Mt.  vnss  vergwist, 
es  sollen  die  Landt  taugliche  subjecta  auss  jeren  mitln  fürschlagen,  darauss 
E.  Mt.  allsdann  jeres  gefallens  ohne  massgebung  die  wähl  haben  wollen,  vnd 
zweiflen  nit,  sie  werdens  E.  Mt.  also  bona  tide  referirt  haben,  wie  es  dan 
vnder  andern  Arlicln  nicht  allein  hie  zum  beschluss  der  tractation  sondern 
auch  zu  Prespurg  mit  allern  vleiss  ist  E.  Königl.  Mt.  durch  vns  fürgebracht 
vnd  von  derselben  mit  kheinem  wort  nie  widersprochen  worden.  Es  geraicht 
auch  im  wenigsten  zu  kheiner  verklainerung  derselben  hochhait  sondern  viel- 
mehr zu  vilfeltiger  derselben  verschonung  vnd  zu  erbauung  guetes  regiments 
in  disen  Landen.  Wie  aber  deme,  dieweil E.Mt.  sich  iezt  gnediglich  ercklärt, 
sie  wollen  ohne  vnndterschaidt  der  religionen  die  qualificirten  Landleüth 
zu  denen  fürnembsten  vnd  andern  Ämtern,  Räthen  vnd  diensten  ziehen  vnd 
(daran  vnss  viel  gelegen,  sintemal  bei  wehrender  coniusion  diese  Landt  nit 
aufnemen  khönnen)  solches  ohne  verzug  in  das  werckh  sezen,  so  vertrauen 
E.  Mt.  wir  gehorsambist  vnd  bitten  dieselbigen  vndterthänigist  nunmehr  in 
gnaden  darauf  bedacht  zu  sein.  Im  vbrigen  getrösten  wir  vnss  vnterthenigist, 
es  werden  E.  Mt.  die  bissher  widertdie  Capitulation  ye  lenger  ye  mehr  wach- 
sende grauamina  jerm  iezt  beschehenen  Välterlichen  erbieten  gemäss  ohne 
aufzug  erörtern,  darunter  nit  die  wenigst  beschwärte  dise,  das  derTampier 
vnd  anders  Volckh  noch  biss  dato  nit  abgedanckbt  ist.  Die  Publication  be- 
treffend weillen  E.  Mt.  sich  gnedigist  erckhlären,  die  Gericht  dahin  zu  hal- 
ten, damit  sie  dass,  was  iezt  geschlossen  wirdt,  in  acht  nemen  vnd  die  er- 
khantnussen  dahin  richten,  so  bleibts  auch  vnsers  thails  dabei. 

Erwarten  hierauf  E.  Mt.,  wie  vormals  gemeldt,  gnedigiste  ercklärung 
darnach  sich  die  drey  Euangelische  Stendt,  so  nun  mehr  vber  das  halbe  Jar 
alhie  mit  scbwärem  vnkosten  ligen,  richten  mögen. 


*  IV. 


Über  den  angeblichen 


Herzog   Gottfried  von  Kärnten. 


Von 


JFreiherrn  von  Anhershofen. 


229 


Herr  ProfeMor  Di.  Karlmann  Ttngl  hat  uns  in  der  streiten  Abtheilnng 
seiner  Monographie  aber  die  Grafen  und  Hereoge  aus  den  Geeebleehl 
Bppeneteiner  (Archiv  für  Bot  Geeebiebuquelleii  VI,  S.  327 — 384)  die 

deekung  eines  bisher  unbekannten  Herzogs  Gottfried  von  Kärnten  mitge- 
tbeilt.  Er  glaubt  diesen  neuen  Herzog  in  einer  Trkunde  gefunden  so  beben, 
welche  Hormayr  im  Jahrgange  1828,  S.  98  seines  Archiven  für  Geschichte 
v.,  dem  ganzen  Inhalte  nach  mittheilte.  Dieser  Urkunde  zufolge  über- 
gab am  8.  November  (Data  VI. Id.  Novembris)  zu  Niwenburch  K.Heinrich  III. 
ob  intervintum  et  petitionem  Gebehardi  Radasponensis  aecclesiae  praesulis 
uenerandi,  necnon  et  Gotifredi  ducis  einem  seiner  Getreuen,  Gotifredo 
marchioni  II.  regales  mansos  in  Loco  Gestnic  et  in  comitatu  Hengest  prae- 
dicti  marchionis  sitos.  Wenn  es  auch  manchen  scheinen  dürfte,  es  sei  die 
Entdeckung  eines  Herzoges,  von  dein  man  als  solchem  nichts  anderes 
als,  dass  er  in  einer  Schenkungsurkunde  als  Fürsprecher  erscheine,  eben 
kein  grosser  Gewinn  für  die  Geschichte  Kärntens,  so  wäre  damit,  selbst 
abgesehen  von  der  Berühmtheit,  welche  der  aufgefundene  Herzog  späterhin 
nachdem  er  nicht  mehr  Herzog  in  Kärnten  war,  erlangt  haben  konnte,  doch 
jedenfalls  für  die  Geschichte  Deutschlands  unter  K.  Heinrich  III.  etwas  ge- 
wonnen, da  in  dem  Falle,  als  Kärnten  im  Jahre  1042  einen  Herzog  gehabt 
hätte,  für  die  bisherige  Behauptung  über  die  Regierungsgrundsätze  des 
deutschen  K.  Heinrich  III.  der  auch  der  bisherigen  Annahme,  dass  in  dein 
Zeiträume  vom  Jahre  1039  bis  1047  Kärnten  keinen  Herzog  gehabt  habe. 
genommene  Beleg  wegfallen  würde.  Es  dürfte  daher  nicht  nutzlos  sein,  die 
Richtigkeit  der  mitgetheilten  Entdeckung  nochmals  zu  prüfen. 

Herr  Dr.  Tangl  begründet  seine  Vennuthung.  dass  der  in  obiger  Schen- 
urkunde  des  K.  Heinrich  III.  vom  8.  November  \Ohft  als  Fürsprecher 
erscheinende  Herzog  Gotifred  oder  Gottfried   ein  Herzu»-  von  kämt. 
wesen  sei,   vor  Allem  mit   dem  Grundsätze,    dass   in    ähnlichen  Schenkungs- 
urkunden uiier  dem  fttrbittenden  Heraogeoder  Grafen  immer  derB 

Hernogthumei  oder  derjenigen  Gramebef)  zu  rersteben 

I  vom  Kaiser  oder  Könige  geschenkte  Gut   gelegen    war.    Da  nun 
c,  das  heutige  I  Granebnfl  Hengest  lag. 

inen  Theil  der  ktrntnerieeaen  Ostmark  an  der  Mar  ausmachte,   und 
daher  zum  Herxogtbume  K  miete  der  ii 

als  Pftrbitter  erscheinende  Beraeg  Gottfirie« 

gewesen  sein;    und  akte    Merkgrot    ( 

Markt  Patten  and  in  der  kirntneritchen  Ottmark  wvr%    ■€ 


230 

dadurch,  dass  diesem  beschenkten  Markgrafen  in  der  kärntnerischen  Ost- 
mark gegenüber  ein  Herzog  Gottfried  als  Fürbitler  erscheine,  die  Thatsache, 
dass  es  neben  diesem  Markgrafen  Gottfried,  damals  auch  einen  Herzog  von 
Kärnten  Namens  Gottfried  gegeben  habe,  über  jeden  Zweifel  erhoben. 

Was  nun  den  Hauptgrund  der  Tangl'schen  Vermuthung ,  nämlich  den 
von  ihm  aufgestellten,  bereits  oben  aufgeführten  Grundsatz  betrifft,  so  ist 
es  richtig,  dass  sehr  häufig,  man  könnte  vielleicht  sogar  sagen  gewöhn- 
lich der  in  den  kaiserlichen  und  königlichen  Schenkungsurkunden  als  Für- 
sprecher aufgeführte  Herzog  derjenige  Herzog  gewesen  sei,  der  in  dem  Ge- 
biete, in  welchem  das  geschenkte  Gut  gelegen,  die  Herzogsgewalt  ausübte. 
Nichts  destominder  glaube  ich,  dass  es  denn  doch  etwas  zu  voreilig  wäre, 
einzig  und  allein  auf  dem  Grunde  dieser  Beobachtung  und  ohne  weitere 
Stütze  und  jederzeit  die  Thatsache,  dass  der  fürsprechende  Herzog  auch 
der  Herzog  in  dem  Gebiete ,  in  welchem  das  geschenkte  Gut  gelegen ,  ge- 
wesen sei,  über  allen  Zweifel  erhoben  zu  halten.  Wenigstens  dürfte  in  sol- 
chen Fällen,  wenn  der  fürsprechende  Herzog  ausserdem  nirgends,  weder 
in  Urkunden  noch  in  andern  Geschichtsquellen  als  Herzog  des  Gebietes, 
in  welchem  das  geschenkte  Gut  gelegen,  aufgeführt  wird,  angezeigt  sein, 
mit  dem  Endurtheile  noch  etwas  inne  zu  halten,  und  lieber  noch  weiter  zu 
forschen,  ob  unter  dem  fürsprechenden  Herzoge  nicht  denn  doch  ein  anderer 
Landesherzog,  als  gerade  nur  der  verstanden  werden  könne,  in  dessen 
Gebiete  das  geschenkte  Gut  gelegen  war.  Ganz  besonders  dürfte  aber 
dann  ein  fortgesetztes  Forschen  gerathen  sein,  wenn  sogar  Gründe  vorhan- 
den sind,  welche  den  Umstand,  dass  für  jene  Periode,  in  keiner  Geschichts- 
quelle eines  Herzogs  desjenigen  Gebietes,  in  welchem  das  geschenkte  Gut 
gelegen,  erwähnt  wird,  nicht  durch  einen  blossen  Zufall  oder  die  Nach- 
lässigkeit der  Geschichtschreiber,  sondern  nur  durch  den  weitern  Umstand, 
dass  in  jener  Periode  dem  fraglichen  Gebiete  wirklich  ein  Herzog  (vorge- 
standen, erklärbar  machen. 

Ich  darf  bei  meinen  Lesern  als  bekannt  voraussetzen,  dass  bei  keinem 
der  bisher  aufgefundenen  Geschichtschreiber  und  in  keiner  andern  be- 
kannten Geschichtsquelle  ein  Herzog  aufgeführt  werde,  welcher  Kärnten  in 
der  Periode  seit  dem  Tode  desK.  Konrad  II.  bis  auf  Herzog  Weif,  somit  seit 
dem  20.  August  1039  bis  in  das  Jahr  1047,  somit  auch  in  dem  Jahre,  in 
welchem  die  henricianische  Urkunde  vom  8.  November  1042  ausgefertiget 
wurde,  vorgestanden  hätte.  Den  Grund  dieses  Schweigens  sucht  man  nicht 
in  der  Nachlässigkeit  der  Chronisten  oder  in  dem  Mangel  an  Urkunden  aus 
jener  Periode,  sondern  man  glaubt,  dass  die  Geschichtsquellen  für  jene  Pe- 
riode eines  Herzogs  von  Kärnten  desshalb  nicht  erwähnen,  weil  in  jener 
Periode  Kärnten  wirklich  keinen  Herzog  hatte,  die  Geschichtsquellen  sonach 
auch  keines  Herzogs  von  Kärnten  erwähnen  konnten.  Den  Grund  endlich, 
wesshalb  Kärnten  durch  beinahe  acht  Jahre  ohne  Herzog  gewesen  sein  könne, 
sucht  man  in  einer  auch  anderwärts  beobachteten  Regierungsmaxime  der 
beiden  deutschen  Könige  Konrad  II.  (f  Juni  1039)  und  seines  Sohnes 
Heinrich  III.  (f  5.  October  1056),  der  Maxime  nämlich,  die  der  königlichen 
Gewalt  gefährliche  Macht  der  Herzoge  möglichst  zu  schwächen,   die  Natur 


m-i)  all  «Irr  einer  blossen  AmtKmachl   miitflichsl   anl  'rcrht.  iiml  «li 
leihung    tliM-sflbcii    \  on  dem   Gutachten  <!<  >|,rrliaupl«'s    abhan 

erhalten.    Desshalh  konnte  K.  Heinrich  IM.  i'ln'iisu    wie   sein  VftUf  R 
rad   II.    «las  ller/.ogthum   NcIim  abcn   s.-it  <!ein  .lalnv  103^  unbesel  /.t  licsffund 
er.    K.    Heinrich    III..   erst    im  Jahre   I O  i . »    li.s.-l/l,  dem    T«»dr    des 

:if.ul   II.    d.   ll.  sril    dem    •„><>.     Aii-iisl     L099    crlrdi.  .;lhum 

Kimtea  bis  in  (las  Jahr  1 0 '♦  7  unbesel  /.t  und  dir  torftOglioh«  Gewalt  mit  der 

königlichen  in  seiner  Person  vereint  betaeten,    bin  er  in  demeehwlbi 
Grafen  Weif  den  Mann  gefunden  n  halten  erachtete,  weh-hem  ef 

Amt  eines  Herzogs  \«>u  Kärnten  anvertrauen  /u  können  glaubte. 
Die  T'älle.   für  welche  ieh  die   Anwendung   «Irr    üben    mitgeHn 

geln  de  t  angerathen,  sind  sonach  bei  dem  Gebrauch«'  der hearieie- 

D  Urkunde  vom  8.  November   1041  vorhanden,   und  so  wollen  wir   in 
der  Geschichte  Deutschlands  nachforschen,  ob  sich  denn  nicht  doch  ein  an 
«lerer  Herzog  Gottfried  auflinden  lasse,  welcher,   ohne  Herzog  von  Kärnten 
ien  zu  sein,  dennoch  der  bedeutungsvolle  Fürbitter  in  der  henriciani- 
schen  Urkunde  vom  8.  November  1042  gewesen  sein  konnte? 

Hermannus  contractus  erzählt  zum  Jahre  1 044  Gozzilo  dux  Lotharingorum 
mnriens,  Gozziloni  Filio,  quamvis  ignavo,  ducatum  suum  a  rege  Heinrico 
promissum  relinquere  disposuit ;  sed  alter  Filius  Gotefridus,  iam  du  dum 
(1  u  i .  cum  ducatum  fratri  debitum,  contra  fas  a  rege  sibi  obtinere  nequi- 
visset,  iusiurandum  fidemque  postponens,  rebellare  pio  regi  praesumit.  — 
Da  diese  Stelle  ausdrücklich  besagt,  dass  Gottfried,  der  Sohn  des  im  Jahre 
1044  gestorbenen  Gozilo  von  Lothringen  schon  lange  vor  dem  Tode  seines 
Vaters,  also  lange  vor  dem  Jahre  1044  und  somit  wohl  auch  schon  im  Jahre 
1048  Herzog  war,  so  musste  selbst  der,  welcher  die  Ausgabe  der  Chronik 
Hermanns  in  Ussermanns  T.  I.  Prodromi  Germaniae  Sacrae  nicht  kannte, 
sich  zu  weiteren  Forschungen  aufgefordert  fühlen  und  mit  einiger  Geduld 
würde  auch  der,  welcher  den  Fingerzeig  in  der  neuesten  Ausgabe  jenes 
Chronikons.  im  T.  VII.  (Script.  V.)  der  von  Perz  herausgegebenen  Mon. 
genu.  bist,  nicht  benützen  konnte,  Stenzels  Geschichte  Deutschlands  unter 
den  fränkischen  Kaisern  und  Königen,  kennen  gelernt  und  hierin  die  ge- 
wünschten Aufschlüsse  gefunden  haben. 

h  den  gelehrten  Untersuchungen  des  Herrn  Slenzel  (II.  S.  11*»  u.  ff.) 
wurde  nämlich  Gottfried,  der  Sohn  des  Herzogs  Gozelo  I.  von  Lothringen, 
schon  im  Jahre  1040  neben  seinem  Vater  Gozelo  oder  Gotbelo  von  dem  K. 
Heinrich  III.  Herzog  genannt  (interventu  ducem  gothelonis  et  godefi  ««li  i. 
weil  er  Oberlothringen  verwaltete.  Da  nun  nach  dem  Zeugnisse  des  ll.nu. 
cont.   Gottfried,   der  Sohn  des  Herzogs  (>  Ifricd  I.)  von  Loth 

bei  den   Tode  seines  Vaters  im  Jahre  1044  Herzog  war,    so  dürr 
l  so  viel  erwiesen  sein,  dass  im  Zeiträume  vom  Jahre  1040  bis  I1 
bloss  einen  Herzog  Gottfried,    sondern  IW#I  Bersogfl   g. 'geben  habe, 
welche  I  n  haben,  un«l  da   endlieh   «reiten   der  Zusammen- 

hang ii  ihlung  Hermanns,  selbst  abgesehen  von  den 

Menzels,     besonders   bei  der  Erläuterung  durch   Siegebert  von 
Gemhlour  zum  Jahre  1044  deutlich  zu  verstehen  gibt,  dass  nur   von   loth- 


232 

ringischen  H erzogth ümern  die  Rede  sei,  und  daher  das  jam  dudum 
dux  bei  Herrn,  cont.  auf  kein  anderes,  als  auf  ein  lothringisches  Herzog- 
tum bezogen  werden  könne,  so  fällt  wenigstens  die  Behauptung  weg,  dass 
der  in  der  henricianischen  Urkunde  vom  8.  November  1042  als  Fürsprecher 
erscheinende  Herzog  Gottfried  entweder  Gottfried  I.  von  Lothringen,  oder 
ein  bisher  unbekannter  Herzog  Gottfried  von  Kärnten  gewesen  sein  müsse. 
Mit  dem  Zerfalle  dieser  Behauptung  fällt  aber  die  eine  Stütze,  welche  bei 
der  Erklärung  der  Urkunde  vom  8.  November  1042  ermuthigen  könnte,  die 
Beobachtung,  dass  die  in  den  kaiserlichen  und  königlichen  Schenkungsur- 
kunden als  Fürsprecher  erscheinenden  Herzoge  gewöhnlich  die  Herzoge  des 
Gebietes  gewesen  seien ,  in  welcher  das  geschenkte  Gut  gelegen,  zu  einem 
für  immer  geltenden  Grundsatze,  zu  einem  durch  kein  Bedenken  antastba- 
ren Imperativ  auszudehnen  und  in  Folge  dieses  Grundsatzes  die  Thatsache, 
dass  der  in  der  Urkunde  vom  8.  November  1042  als  Fürsprecher  erschei- 
nende nicht  näher  bezeichnete  Herzog  Gottfried  ein  Herzog  von  Kärnten 
gewesen  sei,  über  allen  Zweifel  erhoben  zu  erklären. 

Dass  einer  der  beiden  Gottfriede  zugleich  Herzog  in  Lothringen  und  in 
Kärnten  gewesen  sei,  ist  wohl  kaum  denkbar.  Wozu  hätte  der  alte  Gozelo 
oder  Gottfried  von  Niederlothringen  dem  fernen  Kärnten,  diesem  wichtigen 
Gränzlande,  dessen  Schutz  eines  kräftigen  Mannes  bedurfte,  nützen  können? 
Aber  auch  Gozelos  Sohn  Gottfried,  Herzog  von  Oberlothringen  hatte  nicht 
Ursache,  sich  um  Kärnten,  als  ein  zweites  Herzogthum  zu  bewerben;  und 
zwar  um  so  minder  als,  wie  die  Folge  zeigte,  sein  Streben  ganz  dahin  ge- 
richtet war,  nach  dem  Tode  seines  Vaters  Gozelo  zu  dem  von  ihm  bereits 
verwalteten  Herzogthume  Oberlothringen  auch  das  von  Niederlothringen  zu 
erlangen.  Seine  Absicht  ging  offenbar  dahin,  beide  Lothringen  in  sich  zu 
vereinen  und  bei  solcher  Absicht  konnteer  auch  unmöglich  geneigt  sein,  sich 
für  das  eine  oder  andere  der  lothringischen  Herzogthümer  mit  dem  fernen 
Herzogthume  Kärnten  abfinden  zu  lassen. 

Es  handelt  sich  sonach  nur  noch  um  die  Frage,  was  wohl  den  einen 
oder  andern  der  beiden  Herzoge  Gottfried  von  Lothringen  bewogen  haben 
konnte,  als  Gönner  des  Markgrafen  Gottfried  von  Putten  aufzutreten,  wenn 
sie  nicht  Herzoge  von  Kärnten  waren?  Herr  Dr.  Tangl  schickt  zwar  jedem, 
der  sich  gegen  den  von  ihm  aufgefundenen  Herzog  Gottfried  sträuben  wollte, 
die  Warnung  entgegen,  wohl  zu  bedenken,  dass  der  Sträubende  nachweisen 
müsse,  welche  Veranlassung  oder  welcher  Grund  der  Fürbitte  des  fernen 
Herzogs  Gottfried  I.  (Gozelo)  von  Lothringen  für  den  Markgrafen  der  kärnt- 
nerischen Ostmark  sich  auffinden  oder  auch  nur  annehmen  Hesse?  Allein 
diesfalls  wäre  leicht  zu  helfen.  Man  dürfte  nur  die  von  dem  Herrn  Tangl  fünf 
Seiten  später  aufgestellte  genealogische  Tafel  unterschreiben  und  der  War- 
nende hätte  den  Sträubenden  selbst  aus  der  Schlinge  gezogen.  Ich  glaube 
aber,  dass  es  weder  des  Unterschreibens  noch  einer  Revision  aller  mögli- 
chen Arten,  wodurch  man  sich  Gönner  erwerben  könne,  bedürfe.  Die  Lö- 
sung jener  Frage  scheint  mir  viel  näher  zu  liegen,  wenn  wir  uns  an  den 
jungen  Gottfried,  den  Herzog  von  Oberlothringen,  welcher  auch  schon  in 
dem  Zeiträume  von  1040  bis  1044  und  somit  wohl  auch  schon  im  Jahre  1042 


htlrii  und  Ihn  ßhen  iueb<  I Im  irobl  i 

auffallenden    Schrille.     für    den    Markgmftl    '  I    von    Pulten    l > .  i    K 

Heinrich  III.   als  Fürsprecher  aufzutreten.   \ermorhl  haben  k«»nne? 

Wer  kennt  nichl  den  Austausch  der  8nat(  I  den  eil  kl 

am  tieb  selbe  »einer  Zeit  dnrefa  grl  Qegenge- 

fkUigkeiten  bezahlen  m  lassen.  Henog  Ctottfriei  von  Oberleibriiigi 

nicht  bloss  ein  tapferer,    sondern  auch  ein  klag  berechnender  Mann,   diu  Tic 

-ein  ier  Weltklegkeit  sehr  wohl  gekannt  und  die  Itegel  von  <i. 
aipreniW  der  Gönnerschaften  den  Markgrafen  Gottfried  ron  Putten  gegen- 
überin Anwcmlun^  gebrannt  haben.     Heneg  Gottfried   von  Oberlothringen 
war  ein  tapfrer  Degen  und  schon  desshalb  dem  K.  Heinrich   III. 
tige  Person.  Er  mag  auch  bei  Lebzeiten  seines  Vaters  Gozelo  das 
des  K.  Heinrich  III.  genossen  haben,    weil  ihm   dieser  Oberlolhringen  noch 
bei  Lebzeiten   des    Vaters   Gozelo  zur    herzoglichen   Verwaltung    verlieh. 

ihm  K.  Heinrich  III.  nach  dem  Tode  Gozelos  im  Jahre  1044  zu  dem 
Herzogthume  Oberlothringen  nicht  auch  das  von  Niederlothringen  verlieh, 
so  war  dieser  Fürgang  noch  kein  Beweis  persönlicher  Ungunst,  sondern 
nur  ein  Zeichen  der  die  Grenzen  des  Vertrauens  und  der  Gunst  wohlbe- 
rechnenden Herrscherklugheit  des  K.  Heinrich  111.,  welcher  sich  nicht  ge- 
neigt finden  konnte,  die  Macht  des  kräftigen  Herzogs  von  Oberlothringen 
durch  die  Verleihung  des  Herzogthumes  Niederlothringen  auf  einen  gefähr- 
lichen Punct  zu  steigern. 

Auch  Markgraf  Gottfried  von  Putten  war  für  den  deutschen  König  ein 
bedeutender  Mann ;  denn  er  hütete  jedenfalls  einen  bedeutenden  Theil  der 
Ottmarken  des  deutschen  Reiches  und  es  war  voraus  zu  sehen,  dass  er  durch 
das  Zerwürfniss  des  K.  Heinrich  III.  mit  den  Ungern,  denen  gegenüber  von 
dem  Markgrafen  Gottfried  so  vieles  abhing,  bei  dem  deutschen  Könige  auch 
ein  einflussreicher  Mann  sein  werde- 

Beide  Gottfriede,  der  Herzog  von  Oberlothringen  und  der  Markgraf 
von  Putten  mögen  sich  auf  dem  Heereszuge  K.  Heinrich  III.  gegen  die  Un- 
gern im  Herbste  des  Jahres  1042  kennen  gelernt  und  bald  gefunden  haben, 
wozu  sie  sich  nützen  können.  Herzog  Gottfried  von  Oberlothringen  wünschte, 
nach  dem  Tode  seines  Valers  Gozelo  auch  das  Herzogthum  Niederlothrin- 
gen zu  erlangen.  Hierzu  brauchte  er  die  Gunst  des  deutschen  Königes, 
Beinrieb  IN.  und  um  diesen  für  die  Erfüllung  seines  Wunsches  zu  gewinnen, 
bedurfte  er  um  so  mehr  einflussreicher  Gönner,  als  er  K.  Heinrich  III.  zu 
gel  kannte,  als  dass  er  nicht  sollte  geargwöhnt  haben,  dass  K.  Heinrieh  III. 
wenig  geneigt  sein  dürfte,  einer  Vereinigung  der  beiden  lothringi 
Herzogtümer  in  der  Person  Gottfrieds  zu  willfahren.  Warum  bitte  daher 
nicht  Herzog  Gottfried  von  Oberlothringen  die  weit  bescheideneren  Wün- 
sche des  Markgrafen  Gottfried  \<m  Putten  bei  K.  Heinrich  IN.  Bl 
und  ihm  die  verbiltniMmiMig  klein«  irkeil  einer  Fürsprai 

Qeo     da  er  doch  dadurch  einen  eintliissreichen   guten    Freund    gl 
nen  konnte,    der  dem  K.  Heinrich  III.  dahin  zu  stimmen    vermochte,    damit 
dieser  i|  den  Herzoge  Gottfried  von  Oberlothringen  auch  das  ge- 

wünschte Herzogthum  Niederlothringen  reric 


23* 

Da  es  bei  dem  Vorausgeschickten  nach  meinem  Dafürhalten,  sehr  wohl 
denkbar  ist,  dass  der  in  derhenricianischen  Urkunde  vom  8.  November  1042 
als  Fürsprecher  erscheinende  Herzog  Gottfried  ein  anderer  Herzog  als  durch- 
aus nur  ein  Herzog  von  Kärnten  gewesen  sein  könne,  und  zwar  Herzog  Gott- 
fried von  Oberlothringen,  so  lasse  ich  es  dahin  gestellt  sein,  ob  der  vom  Herrn 
Dr.Tangl  so  oft  verunglimpfte  Fröhlich  das  ihm  gerade  in  diesem  Falle  wieder 
zu  Theil  gewordene  Vertrauen  gerechtfertiget  und,  wenn  ihm  auch  die  oft- 
erwähnte henricianische  Urkunde  bekannt  gewesen  wäre,  in  dem  Gotifredus 
dux  vom  Jahre  1042  keinen  andern,  als  nur  einen  früher  unbekannten,  in 
keiner  andern  Geschichtsquelle  erwähnten  Herzog  von  Kärnten  ersehen 
hätte.  Auch  der  Grund,  wesshalb  nicht  schon Hormayr,  welcher  die  Urkunde 
vom  2.  November  1042  zuerst  edirte,  auf  den  Fund  des  neuen  Herzoges  Gott- 
fried von  Kärnten  verfallen  ist,  dürfte  wohl  noch  in  etwas  Anderem,  als  in 
einem  bei  Hormayer  sonst  eben  nicht  bemerkbaren  Mangel  an  Scharfsinn  zu 
suchen  sein.  Ich  für  meinen  Theil  würde  mich  nicht  getrauen,  auf  dem 
Grunde  der  vereinzelten  Urkunde  vom  8.  November  1042,  welche  überdies 
nach  vielen  Gründen  der  Wahrscheinlichkeit  eine  ganz  andere  Interpretation, 
als  die  des  Herrn  Dr.  Tangl,  zulässt,  die  den  Zeitraum  von  1039  bis  1047 
umfassende  Lücke  in  der  Reihe  der  Herzoge  von  Kärnten  mit  dem  angeblich 
neu  entdeckten  Herzoge  Gottfried  auszufüllen  und  glaube  vielmehr,  dass  der 
in  jener  Urkunde  als  Fürsprecher  erscheinende  Gotifredus  dux  der  Herzog 
Gottfried  von  Oberlothringen  war,  welcher  dieses  neben  seinen  Vater  Gozelo 
schon  vor  dem  Jahre  1044  verwaltete,  schon  im  Jahre  1040  neben  seinem 
Vater  Gothelo  oder  Gozelo  Herzog  genannt  wird,  und  von  dem  Herrn,  cont. 
ausdrücklich  sagt,  dass  er  schon  lange  vor  dem  Jahre  1044  Herzog  war 
von  dem  ich  mich  aber  nicht  zu  behaupten  getraue,  dass  er  im  Jahre  1042. 
auch  dem  Herzogthume  Kärnten  vorgesetzt  gewesen  sei  oder  auch  nur 
einen  Grund  gehabt  hätte,  nach  dem  fernen  Herzogthume  Kärnten  zu 
geitzen.  Ich  bin  weit  entfernt,  meinem  geehrten  Landsmanne  es  zum  Vor- 
wurfe zu  machen,  dass  er  von  den  gelehrten  Erörterungen  Stenzels  keine 
Kenntniss  genommen  hat,  um  selbe  entweder  zu  widerlegen,  oder  zu  be- 
nützen. Ich  weiss  zu  wohl,  mit  welchem  Mangel  an  historischen  Hülfsmitteln 
er  bisher  zu  kämpfen  hatte.  Desshalb  freue  ich  mich  mit  ihm,  dass  er  nun 
in  eine  seinen  Forschungen  günstigere  Lage  gekommen  ist.  Er  wird  nicht 
bloss  dem  Lande  seiner  Neigung,  sondern  auch  seinem  Geburtslande  unge- 
mein viel  nützen  können,  besonders  wenn  er  nach  den  Mühen  einer  andau- 
ernden Geschichtforschung  etwas  ruhiger  im  Urtheilen  und  auch  gegen  sich 
in  so  weit  misstrauischer  geworden  sein  wird,  um  das,  was  ihm  ein  Irrthum 
oder  eine  offenbare  Unrichtigkeit  zu  sein  scheint,  etwas  genauer  in  das 
Auge  zu  fassen  und  mit  mehr  Umsicht  zu  prüfen,  bevor  er  über  den  vermeint- 
lich Irrenden  den  Stab  bricht.  Ausserdem  kann  es  sehr  leicht  geschehen, 
dass,  während  gegen  die  Fortpflanzung  vermeintlicher  alier  Irrthümer  in 
der  Landesgeschichte  von  Kärnten  und  Steiermark  zu  Felde  gezogen  wird, 
neue  Irrthümer  in  die  eine  wie  in  die  andere  Landesgeschichte  hineinge- 
pflanzt werden. 


V. 

Die  ältesten  Urkunden 


des 


Kanonikatstiftes   Saint   Georgen 

in  Unterösterreich. 
Von   1112   bis   1244. 


Mitgetheilt  und  mit  Erläuterungen  begleitet 


IVUhelm  BteUhy, 

Chorherrn  von  Herzogenburg  und  Pfarrer  zu  Tirnstein. 


Non  liber  ut  fieret,  sed  ut  sua  cuique  daretur 
Litera,  propositum  curaque  nostra  fuit. 

Ovid  de  Ponto  L.  III.  S 


V  o  r  I)  e  p  i  c  li 


Mh  (!<m*  Herausgabe  der  ältesten  Urkunden  des  Stiftes  8t Geor- 
gen von  1112  bis  1244,  welche  die  altehrwfirdigen  und  einsigen 
Überbleibsel  des  einst  auf  einer  Donauinsel  bestandenen  Denkmales 
altdeutscher  christlicher  Andacht  bilden,  hoffe  ich  den  Freunden  der 
vaterländischen  Geschichte  eine  angenehme  Gabe  darzureichen.  Diese 
Urkunden  gehören  ja  in  den  Zeitraum  der  babenbergischen  Herrschaft 
in  Österreich,  welchen  ein  wackerer  Forscher  unserer  Zeit  „die 
Blüthe  und  den  reinsten  Ausdruck  mittelalterlicher  Zustände"  genannt 
hat.  Mehre  Urkunden  sind  mit  Anmerkungen  begleitet,  die  zwar  oft 
dem  vorgesteckten  Ziele  der  Zeit  weit  vorgreifen,  aber  dennoch  von 
Interesse  sein  dürften,  und  viele  leicht  jetzt  schon,  bevor  eine  weitere 
Fortsetzung  des  Begonnenen  möglich  wird ,  hie  und  da  Licht  oder 
Bestätigung  gewonnener  Forschungen  verbreiten  können.  Wo  die 
Citate  mangeln,  ist  alles  aus  dem  Archive  des  Stiftes  entnommen; 
bei  den  übrigen  Anführungen,  die,  weil  ausser  der  Tendenz  dieser 
Herausgabe,  nicht  häufig  sind,  ist  die  Quelle  jedesmal  angegeben. 


Tirnstein  den  18.  October  1852. 


Der  Herausgeber. 


23  u 


i. 

V 

In  nomine  sancte  et  indiuidue  Trinitatis.  Odalricus  gratia  Dei  Patauien- 
8is  Episcopus  cunctis  successoribus  suis  et  omnibus  inposti'mm  Mflibttl 
salulem  in  perpeluum.  Quia  duo  minnta  uidue  deuote  oblationibus  diuitum 
pluriina  jactantium  ab  eo  qui  cordis  est  inspector  et  plene  uoluntatis  remune- 
ralor  ruangclio  u.stc  preterri  cognouimus.nos  quoque  oblationem  aliquain 
quamuis  tenuem  (|nanmis  minutam. bonorum  omnium  largitori  et  remunera- 
tori.et  doflüno  ao  patrono  nostro  sancto  Stephano  protomartyri  oflerre  pre- 
sumiinus.  Ecclesiam  ergo  beali  inartyris  GEORGII  sitam  in  continio  ubi  treis- 
ina  fluuius  intluit  Danubiuin.  que  nobis  iure  hereditario  maiorum  sueeessione 
prouenit  .  tradidimus  super  altare  domini  et  patroni  noslri  protomartyris 
Stepbani  patauie  pro  anime  ac  parentum  nostrorum  redemptione  cum  omni- 
bus que  nostri  iuris  ibidem  erant.  Scilicet  piscationibus.uineisagris.pratis. 
pascuis .  siluis .  cultis,  et  incultis .  quesitis .  et  non  quesitis .  exitibus .  et  reditibus. 
Addidimus  etiam  de  proprio  unum  predium  in  loeo  qui  dicitur  Seuuarin.  He- 
rum mansum  unum  in  eadem  uilla  .  unum  ad  persnikkhe  .  dimidium  mansum 
ad  pezelinisdorf .  dimidium  ad  cbamba  .  unum  ad  engilmarisprunnen  .  unum 
ad  guntpotingin.  Item  vineam  unam  ad  Chovfarin  .  unam  ad  egilse  .  duas  ad 
irazinestorf.  De  possessionibus  uero  episcopii  cui  Domino  ordinante  presi- 
demus  .  non  ex  bis  que  ad  manum  et  mensam  episcopi  seruiebant.sed  extrin- 
secus  acquisita  .  per  manum  aduocati  odalrici  tradidimus  tres  uineas  in  loco 
qui  dicitur  buntisheim.cum  beneh'cio  quod  a  uuerigando  pecunia  redemimus. 
in  uilla  mutarin  beneh'cium  cuiusdam  engildeis .  iterum  uineam  unam  ad  steine . 
unam  ad  uuinzurlin  .  unam  ad  plecchingin .  Dedimus  etiam  parrochiam  her- 
zoginburhe  cum  dimidia  parte  decimarum  .  item  parrochiam  treisinpurhe 
cum  dimidia  parte  decimarum  .  De  decimis  quoque  bernnekke  .  et  ratgoz 
quas  felicis  memorie  Altmannus  episcopus  habuit.et  que  postea  ibidem  culte 
•eu  coltMitur  .  et  de  teraz  .  et  de  merzleisuuerde  tertiam  partcm  eidem  eccle- 
iiamus  et  confirinamus  Donamus  et  confirmamus  etiam  prefate  ecclesie 
iiillam  qiu-  vocatur  Strihthouin  cum  omnibus  appendicis  suis  .  et  mansum 
td  uuerdai  Q  hiqpafli  «*t  quecunque  alia  prenominata  ecclesia 
•  I  quoi  iiinlilH't  tidelium  liberalitate  iuste  et  canonice 
D  i.  not  tri  precepti  LuitioM  h  sigilli 

impre*  ftnMUBU  ♦•!  eorrabarUMU.eo  scilicet  tenore  et  conditione  .  ul 

>ura  fratrum    ibidem    l.niiulantiuiii    proliciant .  «'I    OMUMUlUl 
regulariterque  C  M  millus  Neu  inpresentiarum  seu  in  crastinum   de 

boni«  ecclesie  proprio  uel  priuato  usui  quidquam  presumat  usurpare  .  Sed 


240 

iuxta  apostolice  inslitutionis  normatn  prout  cuique  opus  erit  a  prelatis  dis- 
tribuatur.  Ut  igitur  hec  omnia  firma  et  illibata  permaneant.iudicio  Dei  pa- 
tris  omnipotentis  etfilii  et  Spiritus  sancti.et  auctoritate  beati  PETRI  apo- 
stoli  .  eiusque  uicarii  pascalis  pape  .  et  tiducia  et  consolatione  preciosorum 
inartyrum  sancti  Stephani  et  beati  Georgii .  interdicimus  et  prohiberaus  .  ut 
nullus  successomm  nostrorum.  seu  aliqua  secularis  seu  ecciesiastica  perso- 
na de  nominatis  prefate  ecclesie  prediis.et  si  adhuc  aliqua  bona  siue  nos 
siue  aliquis  fidelium  conferemus  .  inuadere  aut  diminuere  .  ut  usui  fratrum 
apostolica  inibi  uestigia  seruantium  subtrahere  presumat.  Si  quis  uero  quod 
Deus  auertat  ausu  nefario  hec  transgressus  fuerit.si  tertio  commonitus  con- 
grua  satisfactione  non  emendauerit.anathematis  laqueo  se  irretitum  et  cum 
iuda  pessimo  mercatore  partem  habiturura  indubitanter  agnoscat.conseruan« 
tibus  autem  pax  et  misericordia  in  presenti  et  futuro  seculo  seruetur.amen. 
Acta  sunt  hec  eodem  in  loco  Anno  Millesimo  Centesimo  XII0  Indictione 
Va  XV"  Kalendas  Septembris  .  feria  Ja  ordinationis  autem  sue  Anno  XXJJJ0 
regnante  Imperatore  Henrico  Quinto  Imperii  uero  anno  JJ°. 


Aufgedrücktes  wohlerhaltenes  Siegel. 


L  ^ —     R 

Seuuarin,  Seebarn  in  der  Pfarre  Grafenwörth,  getheilt  in  Ober-  und  Un- 
ter-Seebarn, deren  Letzteres  das  im  Stiftbriefe  bezeichnete  ist,  und  worüber 
das  Stift  Herzogenburg  bis  1848  Grund- und  Ortsobrigkeit  war.  —  DieVeste 
Ober-Seebarn  besass  im  Jahre  1560  Johann  Baptist  Sibenbürger,  1580 
Raymund  Straub  Herr  zu  Thürnthal,  1591  Johann  Freiherr  zu  Auersperg 
auf  Purgstall,  1624  Georg  Jakob  Freiherr  zu  Auersperg,  1649  Wolf  Mat- 
thäus Freiherr  zu  Auersperg,  welcher  dieselbe  im  Jahre  1664  (laut  Archiv 
zu  Grafenegg)  an  den  16.  Besitzer  der  Herrschaft  Grafenegg  verkaufte, 
nämlich  an  Ferdinand  Grafen  von  Verdenberg  und  Namiest,  Freiherrn  zu 
Peyrbach,  Kreuz,  Oberstein  und  Flednig,  seit  welcher  Zeit  Ober-Seebarn 
immer  bei  dieser  Herrschaft  verblieben  ist. 

Persnikkhe,  Perschling,  erste  Poststation  unter  St.  Polten. 

Pezelinisdorf,  Pötzleinsdorf  in  der  Umgebung  von  Wien.  Zu  dieser 
ersten  Besitzung  in  jener  Gegend  fügte  das  Stift  in  der  Folgezeit  manche 
andere  hinzu.  So  z.  B.  schenkte  im  Jahre  1283  „Fridericus  Burcravius  de 
Nuernberch  .  .  .  Vineam  in  Duerrenwerich1)  scilicet  quatuor  Jugera"etc. 
„Testes  sunt  Rudigerus  Notarius  .  Pincerna  de  Velsperch  .  Wernhardus 
Magister  montis  et  alii  quam  plures.  Acta  et  data  sunt  Wienne  Anno  Domini 
M.CCLXXXIII.post  dominicam  Letare  Jerusalem."  —  Von  diesen  vier  Joch 
Weingarten  war  es  vielleicht  jenes  halbe  Joch,  wovon  im  14.  Jahrhunderte 
„Hierz  der  Gläsel  vnd  Pericht  sein  hausvrow"  alljährlieh  vier  Eimer  Wein 

1)  Heut  zu  Tage  Währing. 


t>  V  1 

•  Irin  Stillt»  all  bei)  hallen,    und  iro  uml 

Dicnstharkcit  dieselben  im  .1.     [366  heUeniien.     dass  61  gelegen  der 

ducrenw  erikh  zwischen  Jörgen  Weingarten  des  hausner  v  nd  Clmnral* 
Weingarten  «les  I  lekchleins  de  man  mich  fOl  dem  egeiiaiilen  \nserm  halben 
jeneli  Weingarten  all«'  jar  dient  der  cdeln  vrnun  \mwn  Annen  Hein  .lausen 
seligen  Witiben  \on  Chucni  ring  von  Sevelde  drilhalb  \ierlail  weins  zu 
Perchreeht  u.  s.  w.  So  geben  wir  In  den  briet' mit  des  \  orgeuannlen  !*• 
Bafel  '  Jansen  des  uo||slains  ze  IVI  /.leinstoi  I'  vnd  mit   hern  Hern. 

[neige!  roi  Bisam  »arger  ea  Wienne. ..  Drewtsehen  hundert  darnach  in 

dem   acht    \n.l    secht/.gisten  jar   an    dorn    AuHart    abent   TOSen    Herren.'* — 

[ai  Jahre  1^1?,  als  „Erhart  Choetel  tu  Petaleinaterf  an  den  Keilen  Ambt- 

mann  dos  Edln  hern  hern  llannsen  vrni  Neydtperg"  zu  Gerichte  sas>.  er- 
schien vor  ihm  ein  Uevollmäehtigler  des  Propstes  von  Herzogenburg  als 
Kl  ige*  wegen  ..frawen  Margreten  der  wirsingin  Xiclas  der  Dawcher  hl 
fraw  ae  Wienn  Weingarten  gelegen  an  der  dürren  wering"  und  zwar  eigent- 
lich wegen  einer  schon  lange  an  das  Stift  unterlassenen  Leistung  des  Bai 
rechtes  von  acht  Eimern.  Das  Urtheil  üherwies  den  ganzen  Weingarten  an 
das  Stift. 

Chamba,  das  Dorf  Kamp  in  der  Pfarre  Haizendorf. 
Engilmarisprunnen,  Engelmannsbrunn  in  der  Pfarre  Kirchberg  am  Wa- 
gram V.  U.  Bf.  B. 

Guntpotingin,  Chumperding  in  der  Pfarre  Murstetten. 
Chovfarin,  Kuffern  in  der  Plärre  Statzendorf,  unweit  der  Meidlingthaler- 
strasse,  wovon  einst  die  Nachkommen  Azzos  von  Chohatshurg   den  Namen 
führten.    Sie  nannten  sich  zwar  später  Chunringer,    doch  führte  eine  Linie 
den  Namen  Kuffarn.    Hadamar  vonKuopharn,    der  Stiller  der  Zisterzienser 
Abtei  Zw  eil.  mag  liier  seine  meisten  Tage  verlebt  haben. 
Egilse,  wahrscheinlich  Eglsee  in  der  Pfarre  Würmla. 
Imzinestorf,  Inzersdorf  ob  der  Traisen  unweit  Ilerzogenburg. 
Huntisheim,  Hundsheim  in  der  Pfarre  Mautern,  mularin. 
Uuinzurlin,  Weinzierl  hei  Krems. 

Plecchingin,  unbekannt.  Vielleicht  ein  verschollener  Orl  in  der  l 
hiing  von  Krems.    Das  Concept  hat  plecchen,   und  eine  etwas  spätere  Ah- 
it  plechlingen. 

Treisinpurhe,  Traisenburg,  ein  nicht  mehr  vorhandenes  Pfarrdorf  am 
rechten  l  1er  der  Traisen  unweit  der  Mündung  derselben  in  die  Donau.  Aus 
nfolgenden  Documenten  geht  hervor,  dass  heiläulig  um  das  Jahr  1  180 
wegen  der  Verheerungen  der  Donau  für  die  Bewohner  v<m  Traisen! 
und  ihre  Pfarrkirche  Keine  bleibende  Stätte  mehr  war.  weswegen  man 
landeinwärts,  heiläulig  in  der  Mitte  zwischen  dem  ehemaligen  Traisenbnrg 

lügen     StoUhofen    einen    zur    Ühersiedlung    geeigneten    1' 
suchte  und  fand,   und  daselbst  eine  neue   Kirche  erhaute.     welche  in   Diplo- 
men,   Zehendregistern  u.  s.  w.  nie  einen  andern  Namen   hatte,    ab  Plan  Kir- 
che eh  nicht   nur  die  Kirch.  nlern  auch   das    neu   ent- 

ü  Der!  beaeiehnel  wurde  m4  es  in  einem  Zehendvc  iiter 

nt)    hei  dem  Jahre   IJ'l't;    ..Item  de  vi  . .leinst. ,rl  dominus  pleba- 

l«> 


242 

de  pharrehirehen"  d.  h.  Pächter  des  Zehends  zu  Fräuleinsdorf  (jetzt  nur  mehr 
die  Fräulemühl  genannt)  ist  der  Pfarrer  zu  Pfarrkirchen.  Eben  dort  heisst  es 
hei  dem  Jahre  1328  :  „Anno  eodem  locauimus  Ecclesiam  nostram  Pfarrkirchen 
discreto  viro  dominoVlrico  de  Wilhalmspurgaindie  sancti  Georii  per  spacium 
quinque  Annorum  hys  peractis prefata  Ecclesia  ad nos  libere  remeabit."  —  Und 
als  i.  J.  1334  Wolfart,  Verwalter  aller  erzbischöfiichen  Salzburgisehen  Güter 
in  Österreich  dem  Stifte  St.  Andrä  an  der  Traisen  (laut  Archiv  daselbst) 
einen  jährlichen  Gelddienst  zum  Geschenke  gab,  so  kommtin  derdiessfälligen 
Urkunde  auch  der  Ausdruck  vor:  „Daz  Ott  der  Johanser  ze  Plan  chirchen 
gechauft  hat"  —  und  „Vlreich  der  Zechmaisler  datz  Pfarrchirchen."  — 
Endlich  in  dem  fünften  Decennium  des  14.  Jahrhunderts  nöthigte  der  räube- 
rische Donaustrom  die  Bewohner  von  Pfarrkirchen  jenes  Loos  zu  theilen, 
welches  ihre  Vorältern  im  12.  und  das  Stift  St.  Georgen  im  13.  Jahrhunderte 
getroffen  hatte.  Die  Todten  wurden  ohnehin  schon  seit  dem  Jahre  1318  an- 
derswo begraben,  nämlich  die  am  rechten  Traisenufer  Verstorbenen  mussten 
laut  Urkunde  vom  Passauer  Domcapitel  ddo.  Passau  27.  Juli  1318  nach 
Reidling,  und  die  am  linken  Ufer  Gestorbenen  nach  Nussdorf  zur  Beerdi- 
gung gebracht  werden.  Im  Jahre  1343  war  alle  bisher  angewandte  Hülfe 
erschöpft;  man  musste  neuerdings  wandern,  und  landeinwärts,  in  Stollho- 
fen,  eine  Wohnstätte  suchen,  und  eine  Kirche  bauen.  Ein  vorzüglicher 
Wohlthäter  hierzu  war  Graf  Chunrat  von  Schawenberch,  der  jenen  Platz, 
worauf  die  Kirche  zu  Stollhofen  jetzt  gebaut  ist,  ohne  Entgeld  dazu  gege- 
ben, und  auf  jeden  Lehens-  und  Eigenthums-Anspruch  für  ewige  Zeiten 
verzichtet  hat.  Der  Schluss  dieses  Schenkungs-Instrumentes  ist:  ....  „ver- 
sigelt mit  vnsermlnsigil  vnd  mit  vnsers  Oheims  Insigils  Stephans  von  Meys- 
saw  obristen  Marschalich  in  oesterreich  vnd  mit  vnsers  Swagers  Insigil 
hern  Leutolds  von  Chunringen  die  diser  Sach  gezeuge  sind  mit  iren  Insi- 
giln.  diser  brief  ist  geben  ze  Wienne  nach  Chrisles  geburde  dreuzehen 
hundert  jar  darnach  in  dem  dreu  vnd  viertzigisten  jar  an  sand  Cholmans 
tag."  —  Diese  hier  etwas  ausführlich  gehaltene  Auseinandersetzung  möge 
ihre  Entschuldigung  in  dem  Bestreben  eines  Beitrages  zum  Atlas  über 
^lt-Osterreich  finden.  —  Über  Traisenburg  sehe  man  auch  Fontes  Her. 
Austriac.  IV.  Bd.  S.  203,  wo  die  noch  i.  J.  1244  vorkommende  Benennung 
Traisenburg  nicht  beirren  kann,  theils  weil  der  Name  Traisenburg  auch 
der  neuen  Kirche  gebührte,  theils  weil  der  Name  Pfarrkirchen  nur  erst  dem 
gewöhnlichen,  nicht  aber  dem  ämtlichen  Style  angehörte. 

Bemnekke  et  ratgOZ,  Pernegg  und  Rabs  in  der  ehedem  so  genannten 
Waldmarch  oder  V.  0.  M.  B. 

Teraz,  Theras  im  Decanate  Eggenburg,  dessen  Pfarre  seit  dem  14. 
Jahrhunderte  dem  Cistercienserstifte  Wilhering  in  Oberösterreich  inkor- 
porirt  ist. 

Merzlaisuuerde,  unbekannt. 

Strihthouin,  Streithofen,  an  der  Reichsstrasse  in  der  Pfarre  Michaelhau- 
sen, worüber  das  Stift  Herzogenburg  bis  1848  Grund-  und  Ortsobrigkeit  war. 

Uuerdarin,  Wördern,  in  der  Pfarre  St.  Andrä  vor  dem  Hagenthaie. 
Zu  diesem  mansus  erhielt  das  Stift  in  der  Folgezeit  jenen  Hof  zu  Wördern, 


T   i'ftHlAUlM  i.il    M.U(|U.ll(l     ,  islnr! 

Bischöfe  ReginbeH   (a.  unten)  sich  el  ht  hatte«  i 

■tpflichtigen  Hof  beeaja  im  J.  1311  Joannea  von  Mokki 
:tt.'  Ihn  P  ilaai  einem  lieberen  Merl  Selto 

HaojfraQ. 

II. 

Mj.tiim  •rigiaalis  II  renal  patrii  et  »I Ini  Vlriei  fun- 

itri  Bannte  memoria  ad  ttngram  naternan  per  noetrum  conflratreni 

in  Iranslalmn. 
In  do  in  name   der  lieyligen    \  ml    füge  lallten    Driualtiehail   Wir   Vli 

ichoff  in  Pasta w  allen  rnaern  nach  cnomen  md  allen 

i  der  nach  rnaern  gros  ewichleich  .  vinb  daz  wir  nach  der 

schrift  sag  erehennon  da/-  vor  den  äugen   Gotes  zway  chlayne  ding 

n  gotgedechtigen  witihen  wenn  vil  opher  der  vherburtigen 

ir  etlaich  dünne   md  ehlayn  opher  dem  Loner  vmi  Muten 

aller  guten  ding  vnd  vnserm  haupthei  ren  Sand  Stephan   dem 

Martere r  »li  Chirichen  aand  Georgy  marterer  gelegen  auf  der  marchen  do 

«ii  Trayeme  influzzetdi  Tunaw  di  vns  mit  eriblcichen  rechten  in 

.ehroKgung  ädern  zu  choraen  ist  auf  den  alter  rnaera  hanpt- 

■and  Stephan  bq  Passen  rmb  rnser  rnd  rnaern  vadern  sei  erleeung 

mit  allen  rnaern  rechten  di  wir  do  hetten  an  riachwayd  w 

repaut  vnd  vngepaut  gestift  rnd  Bngeetiftrnttutsrnd  nutz 
wir  geben  auch  der  in  von  aygener  hab  a\  d  hüben  zu  Sebarn  vnd  ayn  wanang 

P     i   ik,  ayn  halbes  supetsleinetorf,  ayn  halbea 
n  Chunpoting  auch  aynen  Wein- 
garten zu  rtuifTarn,  aynen  in  d<  aynen  an  Jmzeimatorf,  von  der  be- 
i  bisehtnra  die  m  Ir  ron  getei  willen  verwesen  nicht  von  den  gutem 
di  zu  der  bände  vnd  Tische  dez  iiisehou  gedinet  haben,    nur  di  auswendig 
mit   der  bände  vogt  vlreich  haben   wir  geben  drey  wein- 
en hunlzhaym   mit    dem    geaesse   do   selbs   da/   wir  von    wenjuanden 
\mb  rnaer  gelt  ab  gelost  haben  ,  vnd  zu  Mao  tarn  Engildeshol  .  aynen  Wein- 
garten zu  Stayn  ,  aynen  so  weyurzurlin  ,  aynen  an  pleching ,  Wir  haben 

di  pharr  zu    bertsogenbnrg  mit  hallten  tayl  aller  zechen! 
dt  pharr    Traysinpurg  mit  halben  zechenten   .   vnd    von  Bedienten   EU  per- 
li  der  s.lig  Bischoff  Altman  gehabt  hat  vnd  di   nach  im 
gepaud  oder  gestill    werden  do  selbs  ,  vnd    ren    Terra/  .  md    \«>n   Rferalay- 

i  Chirichen  zu  land  Gee  en  wir  vnd 

4*1    dorff  |  boten    mit   aller  seiner  /i  g  .  md 

aynge-  rn      I»i  Guter   dl  von  vnsern  wegen   di  I   ('In- 

hal \  ml  her  n  .  teern  getrewe«  leblefeher  mil- 

tichait  redleich  mit  gunst  golz  gewinnen  mag  .  all  inander   - 

genant  sein  mit  der  schirmung  vnsers  gepeta  md  mit   i 

ten  alae beachaideleich  dai  ii  an  dem  genuya  nnti 
der  brilder  di  g  ,  |,  ;n  den  geböl 

nftigen  gutern  sol  nicht  aygens  haben  ,  aber  !er  aol 

10  • 


244 

haben  nach  der  pabslleichen  lere  swaz  im  natt  ist  von  seinem  prelaten  ,  vnd 
da/  di  stet  vnd  vnuerhaltzt  beleiben  mit  dem  gericht  goles  vaters  vnd  dez 
Sunez  vnd  dez  heyligen  Geysts  vnd  mit  dem  gwalt  sand  peters  (mit  späterer 
Hand:  eiusque  vicarii  paschalis  pape)  vnd  mitde^hoftnung  vnd  der  erfrewung 
der  heyligen  Marterer  Stephani  vnd  Georgii  verpieten  wir  vnd  weren  daz 
khayn  vnser  nach  chomen  oder  khayn  ander  weltleich  oder  Geystleich  per- 
san  di  vorgenanten  Chirichen  guter  swie  si  genant  sein  di  wir  ir  geben 
haben  oder  her  nach  auch  wir  oder  ander  gotgen  trew  in  verleichen  ,  an- 
greyff  der  Chirichen  zu  schaden  oder  minner  oder  den  brudern  di  do  selbs 
gotes  dinst  volbringen  ichtz  abziehen  oder  nemen  Wer  aber  der  war  daz 
got  wend  der  mit  einer  schemleichen  torstichait  di  vnsern  gepott  vberfuer 
vnd  ob  der  selb  nach  dem  vnd  er  zu  dreyn  molen  dorvmb  gemanet  wurd 
nicht  genueg  do  wider  tett  der  sey  mit  dez  grosen  banne  sayl  bestricht  vnd 
mit  Juda  dem  pössten  chaufman  an  zweyfel  nympt  er  seinen  tayl  der  ewigen 
verdampnizze  Aber  allen  di  di  vorgenanten  Chirichen  vnd  ire  guter  vnd 
recht  inni  haben  trewleich  vnd  beschirmen  .  der  werd  geben  der  frid  vnd 
di  parmhertzichait  gotes  in  der  gegenburtigen  vnd  chuniftigen  weit  amen 
Geschechen  vnd  getan  ander  Selben  stat  do  man  zalt  von  Christs  gepurd 
Tausend  Jar  hundert  vnd  zwelif  jar  Indicion  seeunda  xij  kln  September  feria 
prima  Ordinacionis  autem  sue  anno  xxnj  regnante  Imperatore  henrico  quinto 
Imperii  vero  anno  seeundo. 

Der  Übersetzer  sah  bei  der  Indiction  das  U  für  zwei  II  anstatt  für  V, 
und  eben  so  bei  den  Kaienden  XII  statt  XU  an. 

III. 

Entnommen  aus  dem  Büchlein  „Prima  Fundacio,"  welches  sieben  Per- 
gamentblätter in  Octav  enthält,  und  nach  den  Charakteren  der  Buchstaben 
der  ersten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  anzugehören  scheint.  Ein  Beitrag 
zum  Atlas  über  Alt-Österreich. 

Nota  Iste  deeime  Subscripte  Attinent  Monasterio  Sancti  georgy  de 
prima  fundaccione  1112. 

In   Officio    pruck. 

Item  de  quinque  mansis  et  quinque  areis  deeima  totalis  cedit  cenobio. 

In  Villa  nidem  Edlitz  De  octo  mansis  et  de  duabus  Areis  totalis  deeima 
pertinet  cenobio. 

In  Villa  Jarolten  de  octo  mansis  totalis  deeima  Et  de  quatuor  Areis  ter- 
cia  pars  attinet  Cenobio. 

In  Villa  Natichn  de  vna  Area  totalis  deeima  Et  de  vno  Allodio  Et  duabus 
Areis  Et  de  vna  Curti  tercia  pars  cedit  cenobio. 

In  Villa  Stoyssen  Duo  Allodia  deeimam  totalem  Soluunt  Cenobio. 

In  Villa  Hollnpach  Vndecim  Allodia  et  dimidius  mansus  Et  septem  Aree 
totalem  decirnam  Soluunt  Cenobio. 

In  Villa  Pirach  De  quatuor  mansis  deeima  totalis  cedit  cenobio. 

In  Vfia  Puech  de  duobus  mansis  deeima  totalis  Et  de  vna  curti  tercia 
pars  Et  de  duabus  eulturis  tercia  pars  Et  de  quinque  Areis  totalis  deeima 


r.t  de  r.t  de  «'iirii  peyfartea  e(  in)  m  cortim  de  croodam 

« 1 1 1 1 » t  oenobio. 

In  vilhi  Netraz  de  qoadam  eartl  tereii  pari  eedil  cenobio. 

In  villa  Hard  De  tribai  maaiii  deeima  totalii  El  de  rno  mamo  b 
pars  e  bio. 

Ad  minorem  villam  Hard  lereli  pari  oedil  cenobio. 

In    Olli«  io    Kaln/. 

In  foro  Qaedara  carta  totalem  deeiman  Solonnl  eenobio  .  El  de  manso 
ii  MaetUeia  1 1 1  de  n  fridi  Habeniteiner  lereia  pars  i;i  lereia 

iniit  eenebio. 
In  Pruell  De  orte  oomitii  ßeberhardi  El  de  qoadam  enrti  tercia  pari  Et 
i  pars  eaieornm  eoluitnr  cenobio. 

Item  Aul*  den  taylln  bey  dein  OberndorlThab  wir  drittel  zehent  vnd  taylt 
sieh  der  zehent  Ant*  dem  markchtsteyg  dem  weg  nach  auff  weingartpüchl. 

De  curia  laurency  Magietri  Coqaine  tercia  pars  attinet  cenobio. 

Ragts  in  monte  De  curla  Conrad]  Marschalcy  Et  de  curta  comitis  de- 
eima totalis  Bf  iuxta  tyam  videlicet   teya  de  Agro  Conradi  tercia  pars  cedit 

In  villa  Widersperkch  Tercia  pars  cedit  cenobio. 

In  Villa  Newndorff  Tercia  pars  cedit  cenobio. 

In  Villa  minori  Grassaw  De  vno  manso  Et  de  vna  Area  totalis  deeima 

quadam  curti  tercia  pars  cedunt  cenobio. 
In  Maiori  Grassaw  Quatuor  Allodia  totalem  deeimam  reddunt  cenobio 

vno  All  die  tercia  pars  cedit  cenobio. 
In  Villa   Zemerndorff  Sex  Allodia  totalem    deeimam    reddunt  cenobio 

ü  vieissiin  cenobio  parciali  subicitur. 
In  villa  Kachenreyt  de  quatuor  mansis  deeima  totalis  Et  de  tribus  Allo- 
-  eompotit  cenobio.  (Von  später  Hand  steht  am  Rande  ge- 
schrieben: Iam  dicitur  auff  dem  Hassengraben.) 

In  Villa  Mut  Sidel  de  quatuor  Mansis  deeima  totalis  Et  de  quadam  curti 
Et  de  medio  Allodio  Et  de  vno  Allodio  Item  de  medio  Allodio  Et  de  duabus 
Areis  Et  de  curti  eoinmitisse  tercia  pars  cedit  cenobio. 

In  Villa  Chawdenpach  De  quadam  curti  deeima  totalis  Et  de  vno  manso 

lio  Allodio  Et  de  qualuor  Areis  lereia  pars  cedit  cenobio. 
In  Villa  Cholmuntz  De  vndeeim  Ailodiis  Et  de  vna  Area  tercia  pars 

cenobio. 

In  Villa  Chlepach  de  Sex  mansis  tercia  pars  cedit  cenobio. 
In  Villa  Sawkaren  De  dooboi  Ailodiis  Et  de  duabus  Areis  Et   de  qua- 
dam talis  El  de  vna  Area  tercia  pars  cedit  cenobio. 

In  villa  Linthaw   de  quatuor  mansis  et  de  duabus  Areis  tercia  pars 

In  Villa  Redel  de  nouem  Ailodiis  El  de  tribus  Areis  deeima  totalis  solui- 
tur  « • 

In  Villa  TrebingS  de  quatuor  mansis  El  vna  Area  deeima  totalis  cedit 
cenob 


246 

In  Villa  Aygen  de  duobus  Allodiis  decima  totalis  et  de  duobus  Allodiis 
Et  duabus  curtibus  tercia  pars  cedit  cenobio. 

In  Villa  phaffen  Slag  de  tribus  mansis  El.  vna  Area  decima  totalis 
cedit  cenobio. 

In  Villa  Tyemslag  de  Septem  Allodiis  decima  totalis  soluitur  cenobio. 

In  Villa  Weinharen  De  vndecim  mansis  Et  de  vna  Area  decima  totalis 
compelit  cenobio. 

In  Villa  Mospach  de  tribus  Mansis  Et  de  quatuor  Areis  decima  totalis 
Et  de  duobus  Allodiis  Et  de  vna  Area  tercia  pars  cedit  cenobio. 

In  Villa  Lyebenberch  De  decima  Hugonis  tercia  pars  cedit  cenobio. 

In  Villa  Wilhalmstorff  De  tribus  Mansis  decima  totalis  soluitur  cenobio. 

In  Villa  pamelstorff  De  duobus  Allodiis  decima  totalis  Et  de  vno  Allodio 
tercia  pars  cedit  cenobio. 

In  Villa  Chuberndorff  de  curti  pigartare  decima  totalis  cedit  cenobio. 

In  Villa  Lymbtz  De  curti  Conradi  Et  de  vno  Allodio  decima  totalis  Et  de 
curti  clerici  tercia  pars  cedit  cenobio. 

Item  Puchenstain  Ex  suposito  lymbtz  tercia  pars  attinet  cenobio. 

In  Villa  Cheydlaren  Tercia  pars  attinet  cenobio. 

Ad  interins  Cheydlaren  Tercia  pars,  cedit  cenobio. 

In  Villa  Oekkernsdorff  Tercia  pars  Et  de  nouo  Agro  Conradi  carnificis 
3a  pars  Et  de  Agro  Guntheri  quem  Hodmarstorff  (seil,  emit)  tercia  pars 
cedit  cenobio. 

In  Villa  Hadmensdorff  De  Manso  deeimatoris  decima  totalis  Et  de  tribus 
curiis  Et  de  vna  area  tercia  pars  cedit  cenobio. 

Item  Sultce  Ratzare  veld  Tercia  pars  cedit  cenobio. 

Item  Trebtzedelze  veld  Tercia  pars  cedit  cenobio. 

(Mit  späterer  Hand:  Item  In  dem  Heymad  Zwischen  pamelstorff  vnd 
Chomdorff3a  pars  attinet  Monasterio  nostro.) 

In  Officio  Sighartz. 

Item  in  Sighartz  de  decem  Allodiis  decima  totalis  Et  de  duabus  curtibus 
Et  de  decem  areis  tercia  pars  cedit  cenobio. 

In  Villa  Vistritz  De  Septem  Mansis  decima  totalis  Et  de  vno  Manso  ter- 
cia pars  cedit  cenobio. 

Ad  Villam  minorem  Sighartz  (am  Rande  von  späterer  Hand:  Iam  nun- 
cupatur  Sighartleins)  De  quatuor  Allodiis  Et  de  medio  Manso  decima  totalis 
et  de  vna  Area  media  pars  cedit  cenobio. 

In  Villa  WueningS  de  Sex  Mansis  decima  totalis  Et  de  duobus  Allodiis 
Et  de  decem  Areis  tercia  pars  Soluitur  cenobio. 

In  Villa  Maussen  Tercia  pars  cedit  cenobio. 

Item  Hidelhoff  Soluit  terciam  partem  cenobio. 

In  Villa  LewbUSCh  de  duobus  Mansis  et  de  quatuor  Areis  decima  totalis 
Et  de  duobus  Allodiis  Et  de  quadam  curti  tercia  pars  cedit  cenobio. 

In  Villa  Sitmars  de  quatuor  Mansis  decima  totalis  attinet  cenobio. 

In  Villa  minus  Muenyngs  Tercia  pars  debetur  cenobio. 


In  villa  Chaltenpach  <lf  ii-ilms  M.m  iaEl  de  doabui  kreii  deefane  tota- 
le i;i  .i<-  \ik>  afaaaa  tereia  pari  eedÜ  eeaobio. 

In  villa  Altenwayhoffen  Dednoo  da  hm  aMlodie  El  daebaa 

i  tereia  pari  Soiaitar  eenobie. 

In  villa  Maetzleins.  D<*  Sei  Manaia  El  dedaabai  Areia  deeiaae  totale»  Et 
de  no  kUodie  tereia  pari  <-<'dit  eenobio. 

In  villa  Vlreich  Slag  De  Oeto  Maaeia  deeiaaa  totalia  Selaiter  eenobio. 

In  villa  Seyfridts  Da  duobus  M.msis  deeim«  totalis  eedil  eenobio. 

In  villa  Hadmars  De  qaataor  Maneii  decima  ietalie  eedil  eenobio. 

In  villa  Dyetmars  De  Sei  Maneii  dee&aaa  totalis  eedil  oenebio. 

In  villa  Waltreichs  De  quinqae  Manaia  deeimn  totalis  eedil  eenebie. 

In  Officio  Gotfridt  Sing. 

Item  Ibidem  de  decem  Mansis  et  vna  Area  decima  totalis  cedit  eenobio. 

In  Villa  Munichreytt  De  quinque  Manaia  et  de  duabus  Areis  decima 
totalis  eedil  eenobio. 

In  Villa  Chadelstain  Tereia  pars  cedit  eenobio 

In  Villa  Gossenreytt  De  quatuor  Mansis  Et  de  curti  tereia  pars  Et  de 
iure  fratris  Willicii  tereia  pars  cedit  eenobio. 

In  Villa  Sletaer  Tereia  pars  competit  eenobio. 

In  Villa  pangrates  (von  späterer  Hand  am  Rande:  lam  dicitur  Auf  den 
Hotl'marieben)  De  duobus  Mansis  decima  totalis  cedit  eenobio. 

In  Villa  Siegleins  De  duobus  Allodiis  Et  de  duabus  Areis  decima  totalis 
Et  de  Iure  Willaci  tereia  pars  cedit  eenobio. 

In  Villa  Clupans  De  tribus  Mansis  Et  de  vno  Allodio  VA  de  medio  Manso 
tereia  pars  cedit  eenobio. 

In  Villa  Griespach  Tereia  pars  atlinet  eenobio. 

In  Villa  Greuenslag  De  quatuor  Mansis  Et  de  vna  Area  decima  totalis 
El  de  eultura  Gerdrudis  et  Ottonis  tereia  pars  cedit  eenobio. 

In  Villa  Erkengers  De  quatuor  Mansis  Et  de  vna  Area  decima  totalis 
et  de  quinque  Mansis  El  duabus  Areis  tereia  pars  cedit  eenobio. 

In  Villa  Chunrates  Tereia  pars  cedit  eenobio. 

In  Villa  Ruegers  De  Sex  Mansis  Et  duabus  Areis  decima  totalis  Et  de 
t  omnibus  Agris  GundolH'i  veberlent  3"  pars  cedit  eenobio. 

In  Villa  Schuechperichtoltz  De  quinque  Allodiis  decima  totalis  Et  de 
curti  pericbtoldis  tereia  pars  Soluitur  eenobio. 

In  Villa  Hachenbart  Tereia  pars  cedit  eenobio. 

In  Villa  Irhawbe  De  Sex  Mansis  tereia  pars  Soluiter  eenobio. 

In  Villa  Lechsnitz  De  quinque  Mansis  decima  totalis  cedit  eenobio. 

In  Villa  Vlreichs  De  quatuor  Mansis  decima  totalis  cedit  eenobio. 

In  Villa  Hachenaych  De  Septem  Mansis  Et  de  duabus  Areis  decima  to- 
talis Et  de  vno  Allodio  t^rci\  pars  cedit  eenobio, 

In  Villa  Eschenaw  De  quatuor  Mansis  Nundingii  decima  totalis  cedit 
eenobio. 

In  Villa  Dobroesperig  Tereia  pars  atlinet  eenobio. 


248 

In  Villa  Nyder  Harmars  De  Sex  Mansis  decime  totales  attinent  cenobio. 

In  Villa  Schelungs  De  Sex  Mansis  Et  de  curti  lucum  iuxta  pruel  Et  de 
omnibus  Agris  Vlrici  fullonis  iuxta  pruel  Et  de  curti  Herrandi  iuxta  pruel 
decime  totales  soluuntur  cenobio. 

In  Officio  Waldkirichen. 

Item  de  Nouem  Allodiis  Ibidem  decime  totales  Soluuntur  cenobio. 

In  Villa  Gotschalchs  de  quatuor  Mansis  decime  totale 3  Et  de  duobus 
Mansis  tercia  pars  cedit  cenobio. 

In  Villa  Prunne  De  quatuor  Mansis  decima  totalis  attinet  cenobio. 

In  Villa  Reybeins  De  decem  Allodiis  decime  totales  competunt  cenobio. 

In  Villa  Reyüultz  De  quatuor  Mansis  decime  totales  Soluuntur  cenobio. 

In  Villa  Ruedulffs  De  Septem  Mansis  decime  totales  Et  de  tribus  Allo- 
diis tercia  pars  attinet  cenobio. 

Ad  Montem  Egidü  De  quinque  Allodiis  decima  totalis  competit  cenobio. 

In  Villa  Milwans  De  quatuor  Mansis  decima  totalis  Et  de  vno  Manso 
tercia  pars  cedit  cenobio. 

In  Villa  Haniftal  De  quatuor  Mansis  decima  totalis  cedit  cenobio. 

In  Villa  Walthers  De  Sex  Mansis  decima  totalis  Soluitur  cenobio. 

In  Villa  Hard  De  tribus  Mansis  decima  totalis  Et  de  vno  Manso  Et  de 
tribus  Allodiis  Chadoldi  Et  de  duobus  Mansis  Martlyebi  Et  de  tribus  Mansis 
Chunradi  iudicis  tercia  pars  competit  cenobio. 

In  Villa  podlaren  De  tribus  Allodiis  decime  totales  Et  de  Septem  Mansis 
Et  de  medio  Manso  tercia  pars  cedit  cenobio. 

In  Officio  Gerstnaren. 

Item  de  quinque  Mansis  Ibidem  Et  de  tribus  Areis  decima  totalis  atti- 
net cenobio. 

In  Villa  Weyssenpach  De  quatuor  Allodiis  decima  totalis  Et  de  Sex  Areis 
tercia  pars  att:net  cenobio. 

In  Villa  Otten  De  tribus  Mansis  Et  duabus  Areis  decima  totalis  Et  de 
vna  Area  tercia  pars  cedit  cenobio. 

In  Villa  Ruedulffs  De  quinque  Mansis  Et  de  duabus  Areis  decima  totalis 
attinet  cenobio. 

In  Villa  Hadmars  In  Reinperig  Tercia  pars  cedit  cenobio. 

In  Officio  Zwetlarn. 

Item  de  Sex  Mansis  Ibidem  Et  de  vna  Area  decima  totalis  attinet  cenobio. 

In  Villa  yemslag  De  duobus  Mansis  et  de  quatuor  Areis  decime  totales 
competunt  cenobio. 

In  v411a  Goetfridts  De  decem  Mansis  decima  totalis  Et  de  Nouali  agro 
tercia  pars  attinet  cenobio. 

In  Villa  Arnoltz  De  Septem  Mansis  decima  totalis  debetur  cenobio. 

In  Villa  maiori  Eberhartzs  De  Septem  Mansis  Et  duabus  Areis  decima 
totalis  Et  de  vno  Manso  tercia  pars  attinet  cenobio. 

In  Villa  Phaffenslag  De  quatuor  Mansis  decime  totales  attinent  cenobio, 


2k\) 


In  villa  Mulwach  Tercii  pars  ittinet  eenobio. 
In  Eysenreichs  Tercii  pari  eedM  eenobio. 


In  Officio  Tnjn. 

Item  rigisti  Iura  videHcet  puerkehreehl  reddnntnr  eenobio« 

In  villa  Nyder  Eberhartzs  De  SrpiciM  Manila  El  doobui  Agrk  deeiau 
totalis  eodlt  eenobio. 

In  villa  Mospach  De  tribus  Allodiis  El  dnobni  Agrii  El  de  duabni  Areii 
deeime  totales  Et  de  enrti  ArtoMR  El  de  enrti  Mfanegoldi  in  waydhoti 
Herum  de  quadum  enrti  tercia  pars  soluitur  eenobio. 

In  Villa  SawrlingS  De  tribus  Mansis  tercia  pars  cedit  eenobio.  (Mit 
spaterer  Hand  am  Hände:  Hoc  perlinet  ad  nyder  Ebcrhart/.). 

In  Villa  Tubeniche  De  tribus  Allodiis  deeime  totales  cedunt  eenobio. 
(Am  Rande  mit  späterer  Hand:  Hoc  pertinet  ad  Mospach). 

In  viUa  Gerharts  De  decem  Mansis  Et  duabus  Areis  deeime  totales  ce- 
dunt eenobio. 

In  Villa  Schirneis  De  Sex  Mansis  Et  vna  Area  deeime  totales  Et  de  vno 
Allodio  tercia  pars  cedit  eenobio. 

In  Villa  Haniftall  De  duobus  Allodiis  Et  vna  Area  decirne  totales  Et  de 
vna  Area  tercia  pars  cedit  eenobio. 

In  Villa  Rentzleins  De  tribus  Mansis  Et  vna  Area  deeime  totales  cedunt 
eenobio. 

In  Villa  Frubretz  De  tribus  Allodiis  Et  duabus  Areis  deeime  totales  Et 
de  curti  Hanrici  (sie)  tercia  pars. 

In  Villa  Negwans  De  quinque  Mansis  deeime  totales  Et  de  curti  Heber- 
gerii  tercia  pars  debetur  eenobio. 

In  Villa  Ober  Edlitz  De  decem  Mansis  deeime  totales  cedunt  eenobio. 

In  Meyishoff  de  quadam  curti  Et  de  Omnibus  Agris  que  adiacent  Silue 
deeima  totalis  cedit  eenobio. 

In  Villa  Geberhartzs  Tercia  pars  cedit  eenobio. 

In  Officio  Plesperg. 

Item  de  quinque  Allodiis  Ibidem  Et  de  vna  Area  deeime  totales  cedunt 
eenobio. 

In  villa  Frubretzs  De  Sex  Mansis  deeime  totales  cedunt  eenobio. 

In  Villa  Dachksen  De  tribus  Mansis  Et  quatuor  Areis  deeima  totalis 
Soluitur  eenobio. 

In  Villa  Tewffenpach  De  quatuor  Mansis  Et  Cultura  Timonis  Et  de  tri- 
bus Areis  deeime  totales  attinent  eenobio. 

Item  Dewbaschhoff  Tercia  pars  attinet  eenobio. 

In  villa  Minori  Tewffenpach  De  duobus  Allodiis  deeime  totales  cedunt 
eenobio. 

In  villa  Oberen  Harmars  De  vno  Allodio  Et  de  tribus  Areis  deeime  to- 
tales attinent  eenobio. 

In  Villa  Gossenreyt  !>c  Sex  Allodiis  Et  duabus  Areis  deeime   tot 
attinent  eenobio. 


250 

In  Villa  Gorolten  De  Septem  Mansis  decime  totales  cedunt  cenobio. 

In  Villa  Englprechs  De  quatuor  Allodiis  Et  duabus  Areis  decima  totalis 
eedit  cenobio. 

In  Villa  Chawtzen  De  Sex  Mansis  Et  de  tribus  Areis  decime  totales  atti- 
nent  cenobio. 

In  Officio  Alberndorff. 

Item  de  tribus  Mansis  Et  vna  Area  decime  totales  cedunt  cenobio. 

In  Villa  Pirach  De  quadam  curti  decima  totalis  cedit  cenobio. 

In  Villa  Speyssendurff  De  predio  petrisse  Et  de  predio  Chunradi  Dentis 
Et  de  cultura  lluberti  decime  totales  Et  de  Manso  Marquardii  forsterii  Et  de 
Manso  Cbunradi  Sneur  tercia  pars  cedit  cenobio. 

In  Villa  Ekkrensdorff  De  quatuor  Mansis  totalis  decima  Et  Omnibus  Areis 
tercia  pars  cedit  cenobio. 

In  Villa  Trebtz  De  quinque  Mansis  Et  Omnibus  Areis  tercia  pars  attinet 
cenobio. 

In  Villa  Gerharsdorff  Tercia  pars  attinet  cenobio. 

In  Villa  Tures  De  xvij  Mansis  tercia  pars  attinet  cenobio. 

Ad  minus  Tures  Tercia  pars  cedit  cenobio. 

In  Villa  Raspach  De  quinque  Mansis  decime  totales  cedunt  cenobio. 

In  Villa  Chrottenhofstat  De  vno  M-tnso  decima  totalis  et  de  quinque  (?) 
Et  de  Agro  Cbunradi  molendinarii  tercia  pars  cedit  cenobio. 

In  Villa  Zunkendorff  De  duobus  (sie)  Curiis  Et  de  vna  Area  decime  to- 
tales Et  de  vna  Curia  tercia  pars  cedit  cenobio. 

In  Villa  Tumen  De  quadam  curti  Et  vij  Mansis  decima  totalis  Et  de  duo- 
bus Allodiis  tercia  pars  cedit  cenobio. 

De  Zemhuffen  decima  totalis  cedit  cenobio. 

In  Villa  Gruenpach  De  Septem  Mansis  decime  totales  Et  de  curia  Got- 
fridii  Et  de  vno  Manso  Artsalmi  Et  de  vna  Area  Ortulani  Et  de  Area  Almarii 
tercia  pars  cedit  cenobio. 

In  Villa  Grates  De  ix  Mansis  decime  cedunt  cenobio. 

He  ville  et  decime  prescriple  Sunt  de  prima  fundacione  Patris  Vdalrici 
Episcopi  patauiensis  fundatoris  nostri  Monasterii. 

An  dieses  älteste  Verzeichniss  reiht  sich  das  nächste  vom  Jahre  1596 
an,  welches  die  Überschrift  hat:  „Vermerkcht  den  Trayt  Zechent  In  den 
hernach  verschribn  Dörffern  der  do  gehört  dem  Gotzhaws  zw  Hertzogenb. 
von  der  Ersten  Stiff."  Nur  die  hierin  vorkommende  Übersetzung  obiger 
lateinischer  Gattungsnamen  möge  eine  Erwähnung  finden. 

Officium,  Ambt. 

Mansus,  lechen. 

Area,  Hoffstett. 

Allodium,  Mairhoff. 

Curtis,  Hueb. 

Villa,  Dorff. 

Forum,  Markcht  u.  s.  w. 


16 1 

iolcher  Entfernung  and  taidehnw  bt€n  Zehende  m 

vrohl  \«"i  Keil  in  Zeit  manchen  feindlichen  Andrang  und  eumehe  Modiien- 
tion  erlitten  haben,  doeb  fehlen  die  tfeeefMIifea  Docnmeetc  bierlber  I » i ^ 
/um  Jahre  rj?>'*.   ire  „Liepbart  \<>n  Li  den  ihavMehernnr  Ein- 

bringung lberlaeeen*a  Behend  iu  obiTiiiüi nau  in  der  Pfarre  Dreec 

i'yrn.i  \  n«l  auch  an  den  andern   Dörfern"  den  Stift«  Heraeyenburg 

16  Pf.  Pfennige  inrAekeiellt        Im  Jahre  1806  paehtel  Haidenreien 

te  prnkfc  .  ee  Bdell  >tnthsen  ,  ze 

Hotnpaei  .  ■«  pneefa  .  te  eiriefctci  ,  deti  ireinbnrden  .  ne  Netrai  rnd  ze 

Lerch  .  die  dee  Qoishnnt  dei  beyiigen  Herren  iant  borgen  ze  Hertzogen- 

hnreh  sind."  —  Im  Jahre  1324  icheakl  Hainreich  i\i'v  Uotenderfer  ')  und 

seine  Gattin  Osanne  ..den  hol' der  do  haizzet  dntl  dem  nidern  zehend  hof," 
dem  Stille  ll.'izogenburg.  —  Im  Jahre  1338  den  II.  Jänner  erklärt  „Peter 
zu  den  ■eilen  Phnrrer  te  Ilaidenreichsfain"  dass  er  wegen  eines  in  seiner 
Pfarre  gelegenen  und  nach  Herzogenburg  gehörigen  Zehends  einen  Prozess 
begonnen  habe,  nun  aber  das  Recht  dem  Stifte  zuerkennen  müsse.  Als 
Zeugen  nennt  er  ...Maister  (liunrat  zu  den  zeiten  schaffer  der  Pbarre  datz 
sand  Stephan  ze  Wienne  ,  Maister  Syman  zu  den  zeiten  Chormaister  daeel« 
bens  vnd  hern  Chunrat  den  Schönenaycher  zu  den  zeiten  Hertzog  Otten 
Speizmaister  in  Österreich."  —  Im  Jahre  13^5  macht  ..Hans  Johanns  Sun 
von  Waydhofen"  die  Verfügung,  dass  der  in  früherer  Zeit  vom  Stifte  Her- 
zogenburg erkaufte  „hof  ze  Plesberch  2)  mit  allen  den  zehenten  di  von 
alter  dor  in  gehörent"  nach  seinem  Tode  demselben  Stifte  zufallen  solle 
..mir  vnd  meinen  Vodern  vmb  den  vorgenanten  hof  vnd  zehent  ain  ewigen 
Jartag  wegen"  u.  s.  w.  —  Im  Jahre  1351  den  18.  Februar  verkauft  ..Lcutolt 
von  Tya  "  an  das  Stift  Herzogenburg  „den  halben  zehenthof  ze  Tya  vnd  alle 
zehent  halbe  di  von  alter  dar  in  gehörent  die  mein  prüder  Haidenreich  von 
Tya  von  sant  Jörgen  Gotzhaus  ze  Hertzogenburch  biet."  Und  einige  Monate 
später  (k.  Juli  1351)  kauft  das  Stift  die  andere  Hälfte  des  Hofes  und  Ze- 
hends von  „Weygel  von  Teyau."  In  beiden  Urkunden  sind  dieselben  Zeugen 
mit  ihren  Siegeln:  „hern  Albers  von  PuechaymObrester  Truchsezze  in  Öster- 
reich .  .  .  vnd  mit  hern  Eberhartes  Insigel  des  Hauser  vnd  mit  hern  An- 
dres Insigel  des  fuchs  zu  den  zeiten  Purchgrafe  ze  Litschawe  vnd  mit  hern 
Ölten  des  Pokchffues  zu  den  zeiten  Richter  ze  Tya."  —  Und  von  demselben 
Jahre  „des  Samstags  vor  milter  vasten"  ist  eine  Verzichtleistung  von  „Perg- 
I  leugs  Sun  von  drosendorf"  vorhanden  über  den  derKanonie  angehöri- 
I hof  zu  Hart  ..nachrat  vnd  Weisung  vnser  genedigen  Herren  hern 
Eberhartz  vnd  hern  Hainreichs  von  Waise  zu  den  zeiten  Ilauptleut  ze  dro- 
'•  —  In  dem  nächst  folgenden  Jahre  1352  erneuerte  derselbe  Perg- 
ner  seine  Ansprüche  auf  den  Hof  zu  Hart,  und  erlangte  wirklich  laut 
Schiedsgerichts-Instrument  ddo.  Geras  29.  Juli  1352  für  die  Dauer  seiner 
Lebenszeit  einige  Vortheile.  Nebst  den  vier  Schiedsrichtern,  welche  Bürger 
von  Drosendorf  waren,  erschienen  als  Zeugen  „der  erber  geystleich  Herr 

1)  Autendorf  in  der  Pfarre  Drosendorf. 

2)  Plesberg  in  der  Pfarre   Kautzen. 


252 

her  Wilhalm  ze  den  zeiten  Abt  ze  Jeruz  vnd  der  erber  beschaiden  man  her 
Wernhart  der  Stereiner."  —  Im  Jahre  1355  kaufen  „Ulreich  der  Flescha- 
eher"  und  „Götz  der  Fleschacher  purger  ze  drozendorf"  einen  „halben  hof 
zu  tzistt'stiu  1*  wider  Niclin  de  Richterin  van  Drosendarf  mit  dez  erbern  He- 
ren willen  hern  Scyfritz  Probst  ze  Hertzogenwurch  vnd  der  Samnung  dez 
selben  Gotzhaus  mit  alle  den  zehenden  halben  di  van  alter  dar  In  gehört 
habent,  daz  ist  zu  tzistestarf ,  Vingendarf ,  tzedlitz  ,  Wolfainstarf ,  Chalsen- 
reut  ,  prosmareut ,  phaffendarf ,  Lenstain  hie  dishalb  der  They."  —  Im  Jahre 
1407  erleiden  die  Zehende  zu  Drosendorf  einen  zweifachen  feindlichen  An- 
drang, zuerst  von  Chachr eisen  dem  Hadrer,  und  dann  von  Leupolt  und 
Chunrat  den  Kreygern.  Gegen  beide  liegt  die  Verurtheilung  durch  Herzog 
Leopold  vor.  —  Im  Jahre  1416  verpachtet  Propst  Johann  die  Zehende  zu 
Reicharts  (in  der  Pfarre  Nonndorf  unter  der  Wild)  einem  sicheren  „Lewtel 
die  tzeit  des  edeln  meines  genedigen  Herren  Hern  Otten  von  MeissawObri- 
stem  Marsalich  vnd  Obristen  Schenkchen  in  Österreich  Richter  zu  dem 
Reicharts."  —  Im  Jahre  1435  finden  wir  eine  abermalige  Verpachtung  über 
„den  tzehenthoff  halben  der  gelegen  ist  ze  Ragtz  in  dem  OberdorfF."  dass 
derselbe  Zehend  zu  Raabs  im  Jahre  1450  an  Ulrich  Eizinger  von  Eizing  auf 
drei  Jahre  in  Bestand  verlassen  wurde,  ist  nicht  aus  dem  Archive  des  Stif- 
tes, wohl  aber  aus  dem  von  der  kais.  Akademie  herausgegebenen  Archive 
für  Kunde  österreichischer  Geschichtsquellen  2.  Heft,  S.  66,  bekannt. 

Es  erübrigt  noch,  aus  den  ältesten  mit  dem  Jahre  1299  beginnenden, 
auf  Pergament  geschriebenen  einjährigen  Zehendverlass-Registern,  locatio- 
nes  decimarum  betitelt,  einige  bemerkenswerthe  Zehendpächter  auszuziehen, 
um  vielleicht  durch  eine  oder  die  andere  Angabe  die  österreichischen  Ex- 
cerpta  Genealogica  zu  vermehren. 

Vom  Klerus: 

Prepositus  de  pernek  pachtet  den  Zehend  zu  Heinrichsdorf  1351. 

Petrus  plebanus  de  Eybenstain  pachtet  im  Jahre  1300  den  Zehend  von 
Auttendorf. 

Chunradus  plebanus  de  Phaphenslag  pachtet  den  Zehend  von  Ga- 
stern 1308. 

1342  pe  decima  lechsnitz  Plebanus  de  Dobrechsperg  xv  met.  frum. 
xv  metr.  auene.  In  obstagium  Plebanus  de  puech. 

1352  de  decima  Mosbach  Plebanus  de  Waidhouen  ....  Plebanus  de 
Teya  in  Obstagium. 

Von  adelichen  u.  a.  Pächtern: 

Alberndorf.  Albertus  et  Otto  de  Alberndorf  1308. 

Otto  et  Meinhardus  fraters  1313. 

Otto  et  pernhardus  1316. 

Hainricus  et  Otto  1321. 

Wernhardus  et  Heinricus  1347. 

Auttendorf.  Elblinus  1322. 

Plesberg.  Ortlibus  de  plesperch  1306. 


253 

nhardui  1335.  Dominua  Johannen  I 
Thaya.  Chtnradna  d<>  tya  1806* 
rteldui  de  Tya  I86T  i:;: 

ll.rni.mniis  <lr  Tya    1883. 
KelioU  I ItMinanii i  efl  .loliamns    I 

HaJdenriena  d<-  T,  pachtet  Iftera  *1  <* n  Zeliend  in  Break  (in  dar  Pfarra 
\\ ralkenatein),  and  13*j0  beieat  aal  LaataMaa  lilins  la  abttagiam 
Teaalinaa  i«  T.  136t. 

OberThumritz.  Vtrieaa  s.m.ll,  1380. 
UnterThumritz.  Rmielfaa  8anel<  330. 
Thuma.  Damiaaa  Brneatoa  de  Tnaaea.  1353. 

Dobersberg.  Chunradus.  1848. 

Trabenreit.  Ilermannus  de  Trabenrevth.    1300. 

Chunradus 1303. 

Rclicta  Chvnradi  de  Traibenrevt.  1.305. 

Herman  de  Traivenrovt.  1307.  Hainricus  1318. 

Eberharts.  Otto  pochfuez  1351. 

Eisarn  (in  der  Pfarre  Droscndorf).  Czinczendorfer  1351. 

Gastern.  Levtoldus  de  Gestnern.  1306. 

Leutoldus  1323.  Chunradus  lilius  suus  de  Tya  ad  obstagium. 

Chvnradus  iunior.1338.  Petrus  1342. 

Garolten  (in  der  Pf.  Gastern).  Heinricus  Truglinger  1348. 

Göpfritzschlag.  Weichardus  de  Gotfridslag  1346. 

Eberhardus  et  frater  suus  Vlricus  1348. 

Goslarn.  Cholbo  1335.  Jacobus  Cholb.  1340. 

Hart.  Sifridus  de  Hard  1305.  Eberhardus  1312.  Perngcrus  1335. 

Hötzelsdorf  (in  der  Pf.  Hart).  Wernhardus  de  Heslesdorf  1351. 

Hohenwart  (in  d.  Pf.  MQnehreU).  Weychardaa  de  Hohen  wort  1343. 

Hohenau  (in  der  Pfarre  Dobersberg)  Orlolfus  1340.  Artlihus  1347. 

Japons.  Chunradus  1300.  Vidua  Chvnradi  1302. 

Chvnradus  1306.  Johannes  Celerarius  1886.  Johannes  Sweuus  1340. 

Wenjapons.  Albertus  Chyener  1335. 

RHicta  Alherti  chiener  1345.  Fridericus  Chyener  1352. 

Immenschlag.  Johannes  Weizzenpech  Miles.   1351. 

Raabs.  Albero  de  Ragtz  1300.  Otto  1311. 

Albero  et  Otto  1316. 

Dominus  Jordanus  et  Otto  de  Ragtz  1322. 

Albero  et  Ilelicta  Ottonis  1337. 

Reicharts.  Hermaanni  et  fvego  1305. 

Riegers.  W+bkarim  longus  de  Hugers.  1343. 

Sabatenreith.  beoafaldaa  da  SeybetenrenJ  1333. 

Siegharts.  Vidua  t*  L366i 

A'-.mm  r,.  WaiiiuTus  et  Baiariaaa  1815. 

Leutoh!  rtinus  ot  Relicta  ihidmi.   In  nbstagium 

rana  <-t  in  ebttaginm  lilü  pater  Lentaldi 
Waldkirchen.  Hainrieae  1303. 


254 

Ylianus  de  Waltchirichen  1317.  Chunradus  1328. 

Relicta  Chvnradi  1337.   Domina  de  Waldchirichen  1338. 

Hendlinus  1339.  Gallus  1340.  Galliculus  1341.  Relicta  Galli  1344. 

Zettenreit.  Chunradus  Zobel  1336. 

Zissersdorf.  Chvnradus  de  cistendorf  1303.  Wolfhardus  1306.  Joh.  1336. 

Pyhca.  Thomas  de  Holnpach  1352. 

Schweinburg.  Siman  de  Sweinbort  1335. 

Decima  Dagsen.  Heinricus  Dagsner  1347. 

Officialis  de  Ludweigchs  1320. 

Vetzo  Castellanus  de  Litschawe  1346. 

1328.  Alii  omnes  non  eonuenerunt  decimas  propter  gwerram  patrie 
generalem. 

1336.  Eodem  anno  Chvnradus  de  Walchirichen  non  convenit  decimam. 
Johannes  de  Czistestorf  non  convenit  decimam.  Wernhardus  de  Plezperch 
non  conuenit  decimam.  Levtoldus  de  gestnern  non  conuenit  decimam.  Ea  de 
causa  quia  Rex  Bohemie  eodem  anno  terram  occupauit  et  potenter  desolabat. 

IV. 

Notum  sit  omnibus  ecclesie  tidelibus  tarn  futuris  quam  presentibus  qua- 
liter  concanbium  inter  duos  pontifices  uidelicet  frisingensem  ponlificem 
heinricum  et  patauienssem  pontificem  OVdalricum  factum  sit  per  aduocatum 
frisingenssis  ecclesie  Otacharum  marchionem  et  aduocatum  patauiensis 
ecclesie  adalbertum  leupoldi  marchionis  tilium.  Patauiensis  pontifex  in 
concambio  frisinensi  (sie)  pontitici  tradidit  predium  qnoddam  uidelicet  duos 
mansus  in  loco  ardachari  et  uineam  cum  deeimatione  in  uilla  mecilinisdorf 
et  mansum  in  loco  qui  dicitur  Gric  pro  uilla  sewarin  et  eandem  uillam  ec- 
clesie saneti  georgii  per  manum  hertwici  cuiusdam  nobilis  potestatiua  manu 
delegauit.  Huius  rei  testes  sunt  Purchardus  de  mosburc  .  Hertwic  de  rud- 
niche .  Gotefrit  de  rota  .  Sigebote  .  Wallchuon  .  Sigefrit  .  Tiemo  .  Durinc  . 
Heinrich  .  Pernoh  .  Werimuot  .  Rudeger  .  Cum  eisdem  tostibus  et  eadem 
hora  tradidit  eidem  ecclesie  quatuor  uineas  in  uilla  que  dicitur  steine  sub 
eisdem  testibus. 

(Mecilinisdorf,  Matzleinsdorf  bei  Melk,  in  dessen  Nähe  nämlich  in  den 
nachMatzleinsdorf  eingepfarrten  Dörfern  Maierhofen  und  Bergern  die  vormals 
Freisingsche  Herrschaft  Ulmerfeld  bis  in  unsere  Tage  Orts-  und  Grund- 
obrigkeit gewesen  ist). 

Nouerit  tarn  successura  posteritas  quam  presens  etas  .  quod  quidam 
nobilis  meginhardus  predium  quod  habuit  in  loco  priblice  altari  S.  Georgii 
potenti  manu  sine  omni  contradietione  delegauit  excepta  curte  una  priuata 
et  tantum  sepe  circumdata  quam  fratri  suo  starefrido  tradidit  .  Quod  idem 
predium  patauiensis  episcopus  OV.  ita  traditum  suseepit  sub  his  testibus 
Starfrido  .  HartwicoWerimundo  .  Purchardo  .  Gotefrido  .  Adalberto  .  Sige- 
botone  .  Waltchuno  .  Timone  .  Pernoldo  .  sigifrido  .  rudigero  .  purchart. 
hardieb  .  frobreht  .  wicichint. 

Priblice,  Preuwitz  unweit  der  Donau  in  der  Pfarre  Ponsee,  avo  das  Stift 
noch  bis  jetzt  einen  Grundbesitz  hat. 


NotuiM  sil  OtMGÜl  Christi  tidelihus  <|imd  nullius    ((uidam    rall'oldus    | 

biter  et  teeleii  lt i i  prepoaitni,  \i.    maaeipia  s.  Georgio  potenU 

manu  hadidil  ■  uidelirel  gisilain  cum  duobus  iiliis  .  willi  Dg am  eumlilio. 
methildaiu  «mihi  fiüo  ,  et  tutelinum  .  eppmiein  .  harUieuin  .  cot  lonein. 

: i . 1 1 1  sii  chriatiania  ßdeübna  qued  pataoienaia  epiacopui  OUdalricna 

rji«  Uli     maneipia  putenli  mann  tradidit  .  seilieet  adalmaaum .  f erol- 
dum  cum  duabus  sororibus  .  Imius  rei  testes  sunt  predieli. 

:;tiu  pnttl  '!<•  fulura  posterilas   quod  quidam   clcricua 

nomine  tdloldua  arehipresbiter  et  parroehianus  d(B  «l*-iu  et  fainilia  s.  Sle- 
pliani  prrdiuni  suum  uineas  seilieet  duas  et  ex  beneiicio  suo  alias  duas  et 
totuin  quidquid  sui  iuris  erat  in  loco  qui  dicitur  Chunihohinstetin  .  eonce- 
dente  doniBO  cpiscopo  ÜV.  a  quo  idein  bcneficium  habuit  .  ipaoqati  pi 

■  ■ipiente  super  altere  S.  Georgii  polenti  manu  sine  ulla  contradictionc 
.mit  .  Hui us  rei   testes  sunt  .   Hartwic   nobilis  de  rudnicha  .   Purchart 
nubilis  lilius  purchardi  de  niusabureb   .  Sigipolo   .  Rovdprelit  .  Waltcovn. 
Egino  .  Meinfrit  .  Perhtolt  .  Wolfeher  .  Ovdalrie. 

Noueril  tarn  successura  posterius  quam  presens  etas  quod  Ovdalricus 
pattauiensis  episcopus  abbati  Engilscalco  medilicensi  per  manum  aduocati 
sui  adalberti  et  manum  aduocati  abbatis  Leupoldi  marchionis  in  concambio 
tradidit  terciam  partem  deeimationis  uini  tantum  in  duabus  barroebiis  dres- 
chirichen  et  medeliche  .  et  terciam  partem  deeimationis  wichendorf  quem- 
admodum  sui  iuris  erat  pro  VI.  uineis  .  quarum  una  sila  est  Waltprechles- 
dorf .  due  nuzdorf  .  quarta  checelinesdorf  quinta  Rihpotenpab  cum  agris 
sui  iuris  .  sexta  hunlesheim  cum  curtifero  .  et  tribus  tantum  prati  iugeribus. 
et  pro  predio  tali  quäle  abbas  se  Immenprucke  habere  fatebatur  et  pro  pre- 
dio  uolvihesmure  VI.  habi'atoribus  distributo  .  Huius  concambii  testes  sunt. 
Hartwic  de  Rudeniche  .  et  frater  eins  Adalrammus  .  Purchardus  de  mose- 
purch  .  Gotetrit  .  Waltehun  .  Wecel  .  Poto  .  Marchwart  .  Ascwin  .  Werin- 
hart  .  Gerunc.  Inuestilure  autem  testes  sunt  .  Harlnicus  .  Adalrammus. 

Folgende  Auf/eiehnungen  auf  Pergament,  welche  auf  der  Aussenseite 
die  Aufschrift  Reseriptum  litere  haben,  sind  von  gleichzeitiger  Hand,  zur 
/»•it.  als  der  Stifter  der  Kanonie  bischöfliche  Functionen  in  Unter-Öster- 
reich zu  verrichten  hatte,  und  bei  solcher  Gelegenheit  jedesmal  seine  ge- 
liebte neue  Pflanzung  zu  St.  Georgen  besuchte,  wahrscheinlich  aufsein 
Geheiss  geschrieben  worden.  Die  Erklärung  der  Ortsnamen  ist  theils  in  des 
gelehrten  Herrn  J.  F.  Keiblinger  Geschichte  von  Melk  S.  263  und  264  zu 
ersehen,  theila  gewärtigen  wir  noch  manchen  Aufschluss  in  der  daselbst 
versprochenen  Rtittheilung  der  Original-Urkunden  im  II.  Bande. 

!    eainatiuuis  .Mill.  C.   XX.  Indict.  XII.  VIII.  Idus  Jan.  Dedi- 
cata  est  Aecclesia  parroebie  Draachirchen  .  A  uenerabili  patauiensis  eccle- 
Drdalrico  .  in  nomine,  aaaete  et  indinidne  Trinitatia  .  et  in  bö- 
dmete dei  genitrieis  Marie  omnivinque  beatnrum  spirituum  et  um- 
ditei  (juu  ",m  Reliquie  recondite  sunt  ibi  .  videlieel  Marga- 
is et    inartiris    .  et  s.  Ualentini  episco|>i   et  confessoria.  Jacobi 
Apostoli  .  Maurieii  martiiia  .  Georgii  inartiris  .  Erhardi  episcopi  et  confes- 
ii  et  inartiris.  In  dextro  vero  Ailari  eontinentur  Reliquie 


256 

sanctorum  Ualentini  episcopi  et  confessoria  .  Crisogoni  martiris  .  Iuliani 
martiris  .  Adriani  martiris.  Felicilatis  martiris  .  Sequenli  die  proximo  con- 
dite  sunt  in  sinistro  Altari  Reliquie  sanctorum  Wenezlay  martiris  .  Andree 
apostoli  .  Cypriani  episcopi  et  martiris  .  CIIOLOMANNI  martiris  .  Adalberti 
episcopi  et  martiris  .  Agathe  uirginis  et  martiris  .  Vocauit  deinde  dominus 
episcopus  ipsa  die  prudentiores  et  Seniores  ciues  et  quesiuit  ab  eis  terminos 
decimationis  ipsivs  parrochie  .  Responsumque  est  ab  eis  .  A  steininentiske 
procedit  terminus  usque  Liesnikhe  et  sicut  liesnikhe  defluit  ad  Hadvvartes- 
dorf  et  Iberrichesderf  et  Ruozinesdorf.et  Scranewat .  et  Brunnen  .  et  Tezen- 
niusidelen  .  et  Uelwen  .  sicut  terminationes  istarum  villarum  que  hie  nomi- 
nale sunt  finiuntur  .  Decimationum  bis  terminis  inclusarum  vero  due  partes 
ad  ecclesiam^  parrochie  Draschirchen  .  tercia  pars  pertinet  ad  dumini  epi- 
scopi seruitivm.excepto  vino  eiusdem  tercie  partis  ad  episcopum  pertinentis. 
videlicet  in  duabus  parrochiis  Draschirchen  .  et  proxima  ei  medelikh  .  quas 
commutauimus  erga  eundem  episcopum  Ovdalricum  per  manum  aduocati  sui 
Adelberti  manv  Engilscalchi  Abbatis  et  sui  aduocati  domini  Liutpaldi  Mar- 
chionis  .  et  Ruodolti  aduocati  eiusdem  Liutpaldi  marchionis  .  cvm  vno  pre- 
dio  Volrichesmure  in  duobus  locis  sito  .  quod  predium  continet  VI  beneficia 
et  cum  VI  uineis  quarum  vna  sita  et  Chazilinesdorf  cum  agro  suo  integro  . 
altera  sita  est  in  Rihepotenbahe  cvm  dimidio  manso  .  in  Walbretisdorf  cvm 
integro  suo  agro  .  quarta  et  quinta  site  sunt  in  Nuzdorf  cum  suis  pertinen- 
ciis  .  VIta  in  Huntisheim  cvm  curtifero  sine  agro  .  Istius  pacti  sunt  hi  testes 
ibi  facti  .  Hartwicvs  de  Röudeniche  .  Burchart  de  Moseburc  .  Adelram  de 
Eppensteine  .  Hartwic  et  frater  eius  Heinrihe  de  Lengenbahe  .  Gerunc  de 
Tulhingen  .  Huc.  Pernhart  .  Huc.  Gozuuin  .  Piligrim  .  Penzo  .  Werhart . 
Selpger  .  Walcovn  .  Gebehart  .  Huno. 

Anno  ab  Incarnatione  Domini  Still.  C.  XX.  Indicl.  XIP  IUI.  Id.  Febr. 
dedicata  est  Ecclesia  Parrochie  Wikendorf  A  uenerabili  patauiensis  sedis 
episcopo  Ovdalrico  in  nomine  sanete  et  indiuidue  Trinitatis  et  in  honore(m) 
sanetc  dei  genitricis  Marie  et  omnium  sanctorum  specialiter  illorum  quorum 
Reliquie  ibi  recondite  sunt  .  Petri  Apostoli  .  Stephani  protomartiris  .  Ste_ 
phani  pape  et  martiris  .  Mauricii  martiris  .  Cholomanni  martiris  .  Pancratii 
martiris  .  Nycolai  episcopi  et  confessoris.  Hylarii  episcopi  et  confessoris. 
Benedicti  Abbatis .  Margarete  virginis  et  martiris .  Clementie  virginis  .  Palla- 
die  virginis.  Terminus  decimationis  eiusdem  ecclesie  iste.  Incipit  Richeresdorf 
et  campo  adiacente  .  et  Rüste  .  et  Crotlechendorf  .  et  Tovleiesbrunnen  .  et 
Wisunwinchil .  usque  in  Maraha  et  sie  per  descensum  Marahe  in  Zeuueren- 
dorf  .  et  Chuonendorf .  et  finitur  Chressenbrunnen.  Ex  altera  parte  finitidem 
terminus  in  confinio  Sibinbrunnen  .  Megenhardi .  Terciam  vero  partem  deci- 
mationis eiusdem  parrochie  que  ad  episcopum  pertinuit  commutauimus  erga 
episcopum  per  manvm  aduocati  sui  Adalberti  .  manu  domini  Engilschalchi 
Abbatis  et  sui  aduocati  Livtpaldi  marchionis  cvm  uno  predio  in  Grizansteten. 
et  altero  Immenbrukke  quod  duo  beneficia  continet  .  Testes  addicti  (sie)  sunt 
hie  ex  ordine  scripti  .  Ditderihe  in  Grizansteten  .  Ekkebret  de  Futine  .  Gebe- 
hart de  Bivgen  .  Manegolt  de  Aschbahe. 


257 

tunde  um  die  Mitte  i  n  Jahrhundei  is  noch  im  Orl- 

le  .ml  i'.T-un.-nt  \  erbenden,  Kann  aber  dermalen  nur  aai  einer  g 
Copie  hier  mitgetheill  nrerden. 

In  noiniti.  :  in<li\  idue  trinitatis  .  patris  seilieet  cl  filii  et  Spiritus 

go  (>  \  <  dalricua)  dignatione  de!  patai  lensii  «•jtisc.piis  .  com  eoneilio 
um  et  aliornm  ftdelinm  neetreran  eonelitnimui  parroebiam  in  loeo  qni 
»li.ii  n-  EUtoldeadorf  in  eeeleaia  inb  hoaore  eancti  Silveetri  een  de- 

dieata  .  ijna  ii  qaidan  nobilii  rir  nomine  Rovdolfcw  el  axor  eins  aeqne  nobilii 
remina  Riehisa  perpetao  inre  eontradidil  ecclesie  laneti  Stepbani  protomar- 
tenore  quatenus  im  bnbeal  ibidem  baptisma  ce- 
iebrandi  .  •epnltoram  •  eeteraqne  officia  qoe  ad  parrochialera  eeciesiam  iure 
pertinent  .  proinde  ea  rationc  traditio  hee  consilio  prndentinm  rirornm  ac 
noslro  eoneeaen  facta  est  nt  idem  Rovdolt'us  ibidem  advocatus  et  defensor  et 
tilü  eine  poeteritasqne  eins  permanent  eo  iure  ut  edificium  iuxta  eeciesiam 
habeal  et  intrandi  exenndiqne  ins  et  peteatatem  habeat.  inanperetiam  omnes 
qui  eontigai  sunt  eidem  ecclesie  illic  lerminavimus  suas  elemosinasque  obla- 
tiones  illuc  deferant  .  utpote  ad  parroehialem  eeciesiam  .  aueturitate  nostra 
precipimoi  et  confirmamas  .  et  ut  hee  Charta  illibata  et  ineonvulsapermaneat 
et  peraiatat  .  sigilli  nostri  impressione  corroboramus  .  buius  traditionis  tes- 
iant  per  anrea  traeti  .  Adalram  .  Rovdolf  .  Eekirich  .  Adala  .  Arnolt . 
Wiehart  .  Rgilolf  .  Arbo  .  Wulean  .  Perbart  .  Ilatolt. 

Wo  dieses  „Ratoldestorf"  zu  sueben  sei,  dürfte  niebt  leicht  zu  ermitteln 
i.  Gegen  die  Meinung,  dass  die  an  der  Meidlin^thalerstrasse  zwischen 
den  Pfarrdörfern  Hain  und  Slatzendoif  gelegene,  und  zur  Pfarre  Statzendorf 
gehörige  Filialkirche  lloltersdorf  hierzu  verstehen  sei,  will  ich  nur  bemer- 
ken, daaaeben  dieselbe  in  der  nächsten  Folgezeit  immer  nur  als  Kapelle  (Rote- 
nimt,  deren  Schutzheiliger  überdies  nie  der  hl.  Silvester,  son- 
ae  \  iel  bekannt,  allzeit  bis  zum  heutigen  Ta^e  der  hl.  Matthäus  war. 

V. 

lorum  prineipum  est  miniaterialea  ecclesie  sue  bonorare  .  et  res  eo- 

rum  ab  iniusta  bominum  impugnaeione  defensare  .  et  amoris  et  honoris  pri- 

i  eris  et  in  dandis  beneficiis  exaltare  .  Per  hoc  enim  honor  eorum 

etor  in  terria  atqne  ipsorom  gloria  et  retribucio  cumulatur  in  celis  .  No- 

lum  crg>>   sit   Omnibus  christi   iidelibus  tarn   futuris  (juam  presenlibus  quod 

ego  Reginbertus  dei  gracia  patauiensis  eeclesie  episcopus  rogatu  üdelium 

nosii  eonmiani  eonailio  legitimum  concambium  feci  cum  ministeriali 

lesie  nostre  Marqaardo  .  Bi  bis  que  idem  in  benefieio  ab  eeeleaia  pata- 

»rat  .  eurlim   unain  .  et   dimidium   man- 

sum  .  et  in  loeo  qni  dieitnr  werde  curtim  in  qua  habilat  .  sicut  fossatis   eir- 

Ireamdedit  .  illi  in  proprium  per   manus  aduocati  du- 

filii  liupoldi  marehioaia  Iradidimaa  .  [pae  nero  e  conuerso  pre- 

dimu   quuddit!  im  umiiiliiis  suis  adpeudieiis  .  eultis  et    inenltis. 

•  aiilitatü  i  uineaaianam.  »ine  omni  eontradi«  ti 

adneeaü  dedil  itiam  nn  nobia  deleganit .  Hoc  eon* 

rdi  et  uxoris 
i; 


258 

sue  Perhte  •  pro  peccatorum  suorum  remissione  eadem  predia  hoc  modo  ac- 
quisita  et  prenonünala  .  et  omnia  iuste  ab  ecclesia  patauiensi  de  more  mini- 
sterialium  sibi  in  beneficiata  ad  usus  cuiuslibet  cenobii  infra  terminos  pata- 
uiensis eeclesie  libere  possit  delegare  .  absque  molesüa  et  sine  omni  recla- 
macione  .Huius  rei  hü  sunttesles  conscripti .  Chovnraduscomes  de  pilstein. 
Liutoldus  comes  de  pleien  .  Adalramus  de  perge  .  et  frater  eius  Adalbertus. 
Walchun  de  machlaut  .  Chadold  de  Movrberge  .  Adelbero  de  purchartstorf . 
Tiemo  de  houesteten  .  Wichart  de  staneistorf  .  Adelbero  de  chovnringen  . 
Pernolt  de  haselbach.Harthmovt  de  Hage  .  Roedeger  de  Aheim  .  Adelbertus 
de  hoheneke,  Timo  de  gusene  .  Reginbertus  de  Leweraren  .  Waltherus  de 
treisema .  Diethrich  de  smidahe.  Hartmovth  de  werdaren  .  Reginhart  de  isans- 
torf  .  Ut  hec  autem  rata  et  inconfulsa  permaneant  .  presentis  pagine  scripto 
confirmamus  et  inpressione  sigilli  nostri  in  perpetuum  signamus. 

Diese  Urkunde  auf  Pergament  ist  nur  ein  rescriptum,  daher  kein  Siegel 
angehängt  war.  Die  Zeugen  von  „Adelbertus  de  hoheneke"  bis  zu  den  Wor- 
ten „Ut  hec  autem"  sind  erst  nach  den  letzten  Worten  ergänzend  angeführt. 
Die  Schriftzüge  entsprechen  der  Mitte  des  12.  Jahrhunderts.  Bei  der  Zeit- 
bestimmung (1143— 1147)  berücksichtigte  ich  wegen  1143  die  Ansicht  in 
Meiller's  Regesten  S.  220.  n.  181,  und  wegen  1147  in  Stülz's  Geschichte  von 
St.  Florian  S.  249  nun».  XXV;  das  Datum  2G.  December  1148,  nach  unserer 
jetzigen  Zeilrechnung  1147,  als  wahrscheinlich  der  letzten  Urkunde  vom 
Bischöfe  Reginbert. 

Der  Ministerial  Marquard  dürfte  identisch  sein  mit  dem  in  der  näch- 
sten Urkunde  als  Zeugen  angeführten  Marquard  von  Wesen, 

Über  Issanstorf  sehe  man  das  Archiv  für  Kunde  österreichischer  Ge- 
schichtsquellen. Jahrgang  1849,   1.  Heft  S.  133. 

Über  Wördern  s.  oben  bei  der  letzten  Anmerkung  zum  Stiftungsbriefe. 
Die  Worte:  „ad  usus  cuiuslibet  cenobii  infra  terminos  patauiensis  eeclesie" 
erklären  die  Ursache,  Art  und  Weise  dieser  später  erfolgten  Schenkung  an 
das  Stift  Herzogenburg. 

Fronehouen,  Frauenhofen  in  der  Pfarre  Tulln. 

Charcharen,  Chorherrn,  ein  Pfarrdorf  im  Decanate  Tulln. 

VI. 

Covnradus  caelesti  gracia  patauiensis  episcopus  cunctis  aecclesiae 
suae  Christique  fidelibus  Salutem  in  perpetuum. 

Adiuuante  domino  deo  pastore  piissimo  id  quod  proprium  est  pastoris 
officium  diligenter  exsequi  cupientes  .  et  congregata  seruando  et  de  congre- 
gatis  pascendo  pauperes  christi  uolumus  et  nos  si  quid  poterimus  in  ajccle- 
siasticos  et  felices  usus  aggregare.  Unde  locum  beati  Georigii  (sie)  marty- 
ris  .  in  nostra  orientali  aecclesia  situm  .  quanto  inchoationis  studio  .  quon- 
dam  ab  antecessore  nostro  felicissime  recordationis  .  OVdalrico  .  uenerabili 
episcopo  ceterisque  fidelibus  .  per  sua  eiusdem  pontificis  priuilegia  .  agris  . 
aediüciis  .  eultibus  .  et  colonis  .  canonica  .  et  canonicis  regularibus  fundatum 
congnouimus  .  tanto  illum  impensiori  deuotionijs  studio  .  temporalibus  simul 
et  spiritualibus  bonis  per  nos  adiuuandum»  utili  quadam  .  quae  infra  scripta 


159 

liucutur  dispens.iti"iie  loblf   plaeuil   in  in. -lins  i-iuemlaiv  .  B(   quiilem  cum 
e(  prins  et  nnstri  tcnipni««  p.nil  ili.it  u.s  eaennbiiim  illud   .  rrrnn.  -nie 

■timrii  •  ftntrei  tdnodan  paums  %\ert  ui\  wntt*9kmn  Bilden  pmeii 

miilios  H.T  r\  Mutigst  palndi  MrrvptiMUun  fli  ■•rbc  in  Morbm  .  deaifM 

et  in  mortem  lYequenter  B|  olra\  isset  ,  olilala  landein  nubis    per   ^ratiam    dei 
et  l.n-i    penuriam  et  tl    l«»en    nmllis    ..Ihm  las    inlinnitates    sul>- 
IptO    iimmIu  temperauiiniis   .   Siquidem   uir   quidam  l Valtlierus  noinim 

iis  nobiliUte  ingenaat . com  Btn  babens  liberos. 

I  iiiptorein  nostrum  M  beatum  illius  aposlnlum  Andream  .   *pe  t'terne  re- 

muneiatinnis    bonorum    simrum    seripsissel    beredos   ,   rngauit   in    aecelesia 

prelati  apostoli  .  quotquot  i  1 » i  reeipi  possent .  secunduni  Augustinum  regula- 

institui  .  Loeo  qnidem  cum  omnibus  attinenliis  suis  sub  übe- 
dientiam  l'atauiensis  aecelesie  et  episeopi .  ubi  cum  reliquiis  beati  Yalentini 
confessoris  etiamrcliquieStephani  prcciosi  prothomartyris  habcnlur  legitime 
maneipato.Cum  interim  ductu  diuinc  uoluntatis  .  dominus  Salzpurgensis  me- 
tropolitanus  Ebcrbardus  cum  domino  Komano  Gurcensi  episcopo  .  nee  non 
et  ego.  in  predictis  partibus  cum  ali(|ua  lidelium  nostrorum  irequenlia  conue- 
nimus  .  eommunicatoque  religiosorum  consilio  .  complacuit  nobis  haec  duo 
prememorata  beati  Georigii  et  Andree  apostoli  cenobia  cum  omnibus  utrius- 
que  fratribus  et  pertinentiis  in  unam  quasi  massam  componere  .  quatenus 
canonicis  Ulis  inde  buc  de  domo  saneti  Georigii  in  aecclesiam  Andreae 
apostoli  .  a  loci  feditate  et  aeris  inclementia  translatis  ex  utrisque  canoni- 
cis .  et  canonieorum  possessionibus  .  tanquam  geminatis  iuribus  .  in  loco 
nmlinri  domino  placitum  exbiberetur  obsequium  .  Quod  et  factum  est 
ita  .  Cuius  rei  peraetionem  eunetis  qui  aderant  clero  et  popuio  concorditer 
approbatam  priuilegio  .  testibus  .  sigillo  nostro  .  sicut  euidens  est  commu- 
niri  preeepimus  .  ut  qua  tradila  et  reeepta  est  auetoritate  illa  predieta  loco- 
rum  eonglutinatioeadem  quoque  nostris  ])laceat  inuiolabiliter  tenenda  succes- 
soribus  .  Denique  predictis  omnibus  quasi  nodum  contirmationis  imponentes  . 
utriusque  loci  possessiones  .  siue  primitiuas  .  siue  postmodum  collatas  .  aut 
n  adhuc  cidein  lucu  eonl'erendas  .  sub  dexlram  omnipotentis  dei  .  sub 
prulectioucm  apostolorum  pelri  et  pauli  .  omniumque  sanetorum  patrocinio 
tuendas  supposuimus  .  ut  quisquis  eas.  uel  earum  iura  .  canonicos  .  colonos  . 
ausu  temerario  .  vel  arte  nefaria  scienter  atque  pertinaciter  diripere  .  ab- 
alienare  .  minuere  .  molestare  .  presumserit  .  in  nouissimis  suis  cum  iniquis 
reputatus  penitencie  confessionem  corpus  et  sanguinem  domini  non  merea- 
tur  .  et  e  contra  qui  ore  corde  .  quibuseunque  seruieiis  et  opere  .  reliquias 
sanetorum  ibi  recomlitas  venerari  .  et  canonieorum  illic  atque  bonorum  aec- 
clesi  u  tt  aiiirin«Mitiiin  alloetauerit  bic  et  in  terra  uiueneivm  .  gaudere 

IperaH  »ere&ftw  .  Testes  buius  negotii  quoniam  non  umnes 
pagina  caperet  ex  paucis  plurimos  inteliigerc  imstra  debebit  posteritas .  qui- 
bus  nee  tunc  necesse  est.  mm  od  t'ama  rem  diuulgante  et  intra  vi  extra  pm- 
uinciarn  ore  et  noticia  oiuniiim    tdwbtrtit.   est  uei  itas  .  El    ininistorialibus 

: -quardus  de   wesen  .  Rovdigerus   et    frater 
porno   .  ceteriquo  iimuu.  nant  de  eboro  dominus   Cliadolhohus   ; 

posit  Stipulationen! 


260 

unanimiter  adhibuerunt  .  Acta  sunt  hec  anno  post  Incarnationem  domini 
Mill0  Cu  L°  Anno  autem  pontificatus  domini  Chovradi  III0. 

Ein  aufgedrücktes  Wachssiegel,  dessen  oberer  Theil  bis  zur  Brust  der 
sitzenden  bischöflichen  Figur  abgebrochen  und  verloren  wurde. 

Durch  diese  Urkunde  allein  fallen  des  Prälaten  Augustin  Erath  Fig- 
mente  über  die  angebliche  erste  Stiftung  von  St.  Andrä  durch  Kaiser  Otto  III. 
in  J.  998  in  ihr  Nichts  zurück. 

Dass  aber  diese  ganze  Unions-Angelegenheit  nur  unter  die  Beschlüsse 
des  Bischofes  Conrad  gehörte,  jedoch  niemals  zur  Verwirklichung  kam, 
werden  die  hier  unten  nachfolgenden  Documente  über  das  abgesonderte 
Fortbestehen  von  St.  Georgen  bis  zum  J.  1244  genügend  erweisen.  Als  an- 
derweitige hierher  gehörige  Beweise  führe  ich  an:  1.  Die  deutliche  für  den 
Wohnsilz  zu  St.  Georgen  zeugende  Unterschrift  des  Propstes  Wisinto  vom 
J.  t202  Mon.  Boic.  T.  IV,  p.  314.  „Wisinto  Prepositus  ia  domo  S.  Georgii." 
2.  Die  Anwesenheit  so  vieler  Zeugen  am  1.  Juli  1210  im  Stifte  zu  St.  Georgen 
in  Österreich  Mon.  Boic.  Vol.  XXVIII,  P.  II,  p.  288  et  289.  „Acta  sunt  hec 
in  Austria  aput  S-  Georium."  wobei  auch  die  Zeugenschaft  des  diesem  Hause 
vorstehenden  Propstes  Albert  zu  berücksichtigen  ist. 

Welche  aber  die  Hindernisse  waren,  die  jene  in  obiger  Urkunde  so 
eifrig  verfoehtene  und  als  alleiniges  Rettungsmittel  gepriesene  Vereinigung 
nicht  zur  Ausführung  kommen  Hessen,  dürfte  "nicht  leicht  mit  Gewissheit  zu 
bestimmen  sein.  Einen  grossen  Antheil  mögen  Walters  Erben,  die  Herren 
von  Rechberg  und  Lengenbach  gehabt  haben,  durch  deren  Gegenwirken  die 
definitive  Errichtung  der  Canonie  St.  Andrä  bis  zum  Jahre  1160  verschoben 
wurde.  Nämlich  in  der  Urkunde  (Archiv  von  St  Andrä)  desselben  Bischofes 
Conrad  ddo.  St.  Polten  30.  December  1160  (wörtlich:  Millesimo  C  1  x  1° 
Indictione  vmi .  in  .  Kai.  Januar.),  worin  die  vollendete  Zustandebringung 
der  Walterischen  Stiftung  und  die  Anstellung  des  ersten  Propstes  Gottschalk 
aus  dem  Orden  der  regulirten  Chorherren  ausgesprochen  wird,  sind  folgende 
Worte  nicht  zu  übersehen:  „Postquam  Waltherus  jam  sepius  prenominatus 
uiam  uniuerse  carnis  ingressus  est  Ottonem  de  Rechpereh  patrem  Ottonis  et 
Perchtoldi  ammonendo  conuenimus  ut  de  capella  sancti  Andree  cum 
suis  pertinentiis  et  cum  uniuersis  prefatis  prediis  promoueret  sicut  a  manu 
Waltheri  susceperat." 

Endlich  können  die  oben  vorkommenden  Worte:  Quod  et  factum  est 
ita!  diese  Angaben  nicht  in  Zweifel  ziehen,  und  müssen,  ohne  dem  Texte 
Gewalt  anzuthun,  als  gleichbedeutend  erkannt  werden  mit:  Etconclusum  — 
et  decretum  est  ita. 

Von  dieser  Urkunde  ist  auch  ein  Transsumtum  vorhanden  folgenden 
Inhaltes : 

Oswaldus  dei  gracia  Prepositus  Monasterii  Sancti  Yppoliti  ad  Sanctum 
Yppolitum  ordinis  Sancti  Augustini  Canonicorum  Regularium  patauien(sis) 
dioec(esis)]  Vniuersis  et  singulis  ad  quos  presentes  litere  peruenerint  Salu- 
tem  in  domino  et  subscriptorum  notitiam indubitatam  atque  diligentiam  debitam 
adhibere  Noueritis  Nos  pridem  veras  pie  memorie  Reuerendissimi  in  christo 
patris  et  domini  domini  Cunradi  quondam  Episcopi  Ecclesie  patauien(sis)  literas 


1,1 

Uli  rotoadl  Impreeeione  manitaa  itaa«  illeeaa  ei 

■pielonii  Beta  oarente«  ema  ea  qua  deeei(  Beaereatia 

bamiliter  reeepisae  el  matere  oonspexisse  foaraaittfftor  de  rerbe  ad  rerban 

•eejaitar  et  »-st  i.tüs.  (Cearadas  oalaatj  graeia  a.  a,  ar. wie  obea.)  Qaia  igitur 

ad  aian  instaatian  Benereadi  La  Christa  patria  et  domiai  donini  <;• 

•rii  S.uicli  I  i  llt-rl  SOgbarga  pal'  .\  inisis  )  (lin.-ic.sis  | 

haMta  per  Nea  eellatieae  diligenter  compositum  est  bec  preeeas  traaasnmp- 
tum  eaai  ariginalibas  litarii  par  aaanla  et  ia  emnibaa  eana  »rdare  el  ipram  in 
oo  afcail  depeeitam  appoaitoaa  aea  traasaanaptuai  fall  aeajneeet  fuod  lanaiiia 

earundem  lileraruin  variaret  in  aliquo  I«l *'<>  in  Ilobur  el  lest  imonium  premi-- 

sonim  preeentea  lilaraa  baloemedi  aeatroai  trantiauiptaan  in  ae  ceaüaeatee 
Sigilli  tiost ri  appeaeioae  fecimai  eommBBiri  .  Datum  in   Menaeterie  aeetre 

Sancti  Yppoliti  vieesima  prima  die  Mensis  Nouembril  Anno  Domini  Mille- 
simo  quadrinirentesimo  nona^osimo  seeundo. 

Bio  trut  erhaltenes  hängendes  Wachssiegel  des  Propstes  Oswald. 

VII. 

Eugenius  Episcopus  Servvs  Servorum  Dei  .   Dilecto  Filio  Hartvvico 
Prapaalta  Sancti  Georg-ii  Salutem  Et  Apostolicam  Benedictionem. 

Sicat  ininsta  poscentibus  nullus  est  tribuendus  effectus  .  ita  legitima  de- 
siderantium  non  estdeneganda  petitio.  Ex  relatione  uenerabilis  fratris  nostri 
C(unradi)  Patauiensis  Episcopi  ad  nostram  presentiam  ucni>ntis  aeeepimus  . 
<|iiml  ((uidani  nobilis  parroehyanus  .  VVallherus  de  Trahisme  capellam  Sancti 
Andrer  cum  oninihus  ad  eam  pertinentibus  liberam  et  bac  conditione  dimisit. 
ut  eanonicoruin  seciindum  beati  Augustini  regulain  uiuentium  ibi  religionem 
statueret.  Oui  uotuin  eiusdem  nobilis  uiri  eupiens  adimplere  .  prefatam  Sancti 
Andree  ecclesiam  tibi  ut  dictum  est  ordinandarn  commisit.Nos  itaque  quorum 
inlerior  est  hene  acta  conlirmare  .  eiusdem  fratris  nostri  preeibusinclinati .  tra- 
ii  (|u;un  ipse  tibi  de  eadem  feeit  eeelesia  contirmamus  .  Statuentes  ut 
Secunduni  beati  Augustini  regulam  ibidem  luturis  temporibus 
obseruetur  .  Quecunque  etiam  eadem  eeelesia  in  presentiarum  juste  et  cano- 
nt  in  futurum  rationabilibus  modis  prestante  domino  poterit 
adipisci  .  tirma  tibi  luisque  successoribus  et  illibata  permaneant  .  Si  quis 
autem  contra  hai.e  nestre  conlirmationis  paginam  temere  uenire  temptauerit. 
omnipotentis  dei  et  beatorum  apostolorum  Petri  et  Pauli  indignationem  in- 
curret  .  Datum  Laterani  VIII.  Kalendas  May. 

Eine  gewöhnliehe  bleierne  Balle  bangt  an  der  Urkunde. 

eae  Jahres/ahl    1153   scheint  darum  die  richtige  zu 

gaa  III.  darch  die  demagogisch-republikanischen  l'n- 

der  Arnoidistrn  mehre  Jahre  von  Ilom  fern  gehalten,  erst  kurz  vor 

»einem  Tode  (8.  Juli    1158),    nachdem  /.wischen   ihm  und  den  Körnern  ein 

krag erriehtet  war d  wieder  in  die  ewige  Stadt  eingelassen  wurde. 

ralgaadafl  awai  Deeameate  enthalten  die  Art  und  Weise,  wie  der 

Wohlthätcr  Mischof  Conrad  den   von   ihm  be/.eieh- 
I.)   abgeholfen:     1.    1168    durch  den 
erwirkten  /.utlnss  des  süssen  Wasncrs  \  on  Wagram  bei  llollenburg  i. 


262 

hüthung  der  aus  dem  Pfützenwasser  entspringenden  Krankheiten;  2.  1160 
durch  die  Incorporirung  der  gut  dotirten  Pfarre  Marquardsufer  zur  Erhö- 
hung der  bisher  ungenügenden  Renten. 

VIII. 

Contra  obliuionis  incursum  salubriter  labili  hominvm  memorie  consu- 
lendo  .  scripture  que  reruin  iudex  est  absentivin  suffragandum  monimentis  . 
veneranda  et  prudens  patrum  censuit  antiquitas  .  Horum  igitur  suadente 
auctoritate  concambium  inter  Ottonem  frisingensis  ecclesie  episcopum  et 
fratres  sancti  Georgii  legittime  factum  .  presentis  pagine  corroborari  testi- 
monio  .  et  prefati  episcopi  muniri  sigillo  perutile  uisum  fuit  .  Factum  est 
itaque  dum  chuonradus  pataviensis  episcopus  cum  Henrico  fratre  suo  duce 
austric  .  et  memoratus  frisingensis  episcopus  Otakaro  et  marchione  de  stir- 
hae  accersito  in  loco  qui  Stiersdorf  dicitur  .  essent  congregati  .frisingensis 
episcopus  per  interuentum  chunradi  episcopi  aquam  a  uilla  que  chagrana 
nominatur  .  per  predium  ecclesie  sue  ad  usus  supradictorum  fratrum  deduci 
permisit :  et  ex  utraque  parte  terram  latitudine  trium  mensurarum  que  uulgo 
rahen  nuncupantur  .  sex  mansis  in  uilla  sewarn  adiectis  .  potenter  et  iure 
perpetuo  eisdem  assignauit  .  Ipse  uero  ratione  commutationis  duo  beneficia 
in  ardacher  et  uineam  inNuzdorf  cum  agris  ad  culturam  uinee  pertinentibus  . 
cum  decima  que  de  predio  holenburch  persolui  debuerat  a  prescriptis  fratri- 
bus  accepit  .  Sane  his  ita  perspicue  patratis  .  Pataviensis  episcopus  in  raa- 
nns  aduocati  sui  Henrici  ducis  austrie  que  usibus  quos  permisimus  fratrum 
cesserant  .  tuenda  deposuit  .  frisingensis  uero  episcopus  aduocati  sui  mar- 
chionis  de  Stirhae  que  in  concambio  ut  prelibatum  est  acceperat  .  defen- 
sioni  subiecit.  Et  ad  huius  inuiolabilem  rei  confirmationem  inducti  sunt 
testes.  Vdalricus  prepositus  de  moseburch  .  Rahwinus  et  volmarus  frisin- 
gensis ecclesie  canonici  .  De  numero  laicorum  Hadern arus  de  chupharn  . 
Waldmannus  de  pahsberch  .  Albertus  pincerna  frisingensis  episcopi  .  Hart- 
wicus  saligehchint  .  Vdalricus  de  Asparn.  Albertus  de  perge.  Otto  senex  de 
lengebach.  Albero  de  chunringen.  Henricus  de  Zebingen.  Acta  sunt  autem 
hec  ANNO  M.  C.  L.  I.  indict.  IUI.  feria  V.  Adriano  uiro  anglico  .  apostolice 
sedi  presidente  .  chunrado  imperii  gubernacula  tenente. 

Diese  Urkunde,  die  im  Auszuge  im  Notizenblatte  vom  J.  1851,  S.  79, 
mitgetheilt  wurde,  hat  in  ihrer  Datirung  grelle  Widersprüche,  wie  sie  von 
dem  gelehrten  Herrn  Verfasser  der  Babenberger  Regesten  in  eben  demsel- 
ben Notizenblatte  S.  130  und  140  besprochen  wurden.  —  Nach  dem  Urtheile 
kenntnissvoller  und  geübter  Geschichtsforscher,  die  von  dieser  Urkunde 
Einsicht  nahmen,  lösen  sich  die  diessfälligen  Bedenken  durch  folgende  Er- 
klärung :  Die  Urkunde  selbst  ist  echt,  eben  so  das  daranhängende  in  zwei 
Theile  zerbrochene  Wachssiegel  des  Bischofes  Otto.  Aber  das  Pergament- 
band, welches  das  Siegel  mit  der  Urkunde  verbindet,  ist  aus  einem  andern 
Pergamente,  als  jenem  der  Urkunde.  Ferner  zeigt  die  letzte  Zeile:  Acta 
sunt  autem  hec  u.  s.  w.  eine  andere  und  spätere,  vielleicht  nur  ein  oder  zwei 
Deeennien,  aber  doch  sicher  eine  spätere  Handschrift.  Endlich  ist  der  oberste 
Theil  der  Urkunde  dergestalt  mit  der  ersten  Zeile  beengt,  dass  man  anneh- 


263 

.  lelbc  lei  in  der  nächeten  Folgeieil  eur  Beweisführung  des 
u  irklioh  und  reohtml  men  Qüterteneohei  ftai  einem  Saelbnebo 

ohnitten,  und  inii  dem  Siegel  rereeben  »nnlcn,  irebel  es  »ich 
leicht  ereignen  konntet  ,,;iss  der  angefahrte  Schreiber  dieser  leisten  Zeile 

sieh  /nr  Neth  mit  einer  nach  seiner  Meinung  w  ahrsoheinl  i  chon  Dalirung 
aushalf,  und  somit  Jahr.  Indiclion.  Papst  und  Kaiser  in  Widersprüche 
Die  .lahrrs/alil.  die.  weil  Markgraf  lleinri<h  erst  seil  ||.")(i  alsdux 
AusUi.i-  gellen  Kann,  und  Bieehof  Ott«  am  8*.  September  I  I  68  «las  Lehen 
mit  dem  Tode  vertauscht  hatte,  zwischen  1166  1168  schwankt,  dürfte, 
wenn  m;m  die  durch  längere  Zeit  dauernden  feindseligen  Verhältnisse  des 
Heinrich  II.  mit  seinen  Brfldern  Conrad  und  Ott«»,  und  die  mit  Otto, 

esaen  Tode  geschehene  Aussöhnung  in  Brwigong  zieht,  am  füg- 

lichsien  auf  das  Jahr  1  158,  und  mit  Rücksicht  auf  die  ohen  angegebene  fc- 
ria  quinta,  seil,  in  Coena  Domini.  auf  den  17.  April  anzusetzen  sein  (salvo 
meliori).  Hei  dieser  Annahme  erscheint  des  Bischofs  Conrad  thätige  Hülfe 
für  St.  Georgen  in  die  zwei  nahen  Jahre  1158  und  1 160 conci'ntrirt,  so  wie  es 
auch  folgerecht  wird,  dass  er  nach  Zuweisung  der  Pfarre  Marquardsufer  am 
1 6.  November  1 1 60  alsogleich  im  nächsten  Monate,  den  30.  December  1 160  mit 
Kunde  für  St.  Andri  (s.  oben)  die  Stiftung  als  vollbracht  erklären  konnte. 

IX. 

In  Nomine  Sancte  Et  Indiuidue  Trinitatis  .  Chonradus  Dei  Gratia  Pata- 

}>iis  Omnibus  Christi  Fidelibus  Salutem  Inperpetuum. 

El  quo  liquide  patet  .  quod  queeunque  homo  seminauerit  hec  et  metet  . 

propensensiori  (sie)  et  sollerti  cura  inuigilandum  est  .  ut  nostra  que  tempo- 

mliter    possidemus  •  pauperihus    christi    et   indigentibus    cum    festinatione 

erogemus  .  Sicut  enim  deus  iusto  examine  nihil  impunitum  .  sie  nee  alliquid 

dimiltit  inremuncrat .Hec  apud  noi  altentius  reuoluentes.ecclesiam  quan- 

dam  Marehuuartesuruar  et  quoddam  eurtile  quod  dicitur  suaichbof  iuxta  Zai- 
re   in   hairenhoic  .  düectis  fratribus   nostris  de  s.  Georio   consilio   et 
preeibus  Ilartuuici  ciusdem  loci  propnsiti  beate  memorie  tradidimus  .  ut  pe- 
nuria  eoriiin  nostris  in  temporibus  aliquantulum   imminuatur  .  et   seruitus 
christi  exinde  acerescat  et  adaugeatur  .  nostrique  memoria  ibidem  iugiter  in 
orationibus  habeatur.  Curtile  uero  superius  preuominatum  cum  omnibus  suis 
dieiii  .  eultis  .  et  incultis  .  pratis  .  paseuis  .  siluis  .  aquis  .  aquarumue 
decarsibus  .  et  in  omni  genere  utilitalis  .  preposito  et  fratribus  de  monaste- 
tüti  loci  .  sub  regula  beati  augustini  uiuentibus  imperpetuum  ex  dona- 
tione i  ientes  ut  presentis  nostre  pagine  traditio  .  rata  et 
:ulsa  infuturum  permaneat  .  et  nulli  sueeessorum  nostrorum  disturpare. 
imraut                   iliqna  occasione  aeeepta  infringere  eam  liceat  .  Siquis  autem 
hoc  fa                   Miim   altemptaiierit    transfundere   .  aut    retraetare.    sciat  se 
t  Indignationen  oronipotentie  dei  inenrrere  .  Hec  acta  sunt  anno  ab 
M  d.iinini  nosti  i  iesu  christi  Millesimo.   C.  Ix.  Indictione  oetaua  . 
XVI!                             ris. 

j;n  chonra<  is  SS  (subscribo).. 

Ego  almpuuinus  prepositus  s.  castuli  S 


2()4 

Ego  Sighardus  pat.  canonicus  SS. 

Ego  odalricus  prepositus  de  ardacher  SS. 

Ego  Otto  notarius  et  pat.  canonicus  SS. 

Ego  Octauianus  SS. 

Ego  Ilainricus  pat.  canonicus  SS. 

Das  aufgedrückte  Wachssiegel  des  Bischöfe«  Conrad  ist  gut  erhalten ; 
nur  ein  kleines  Stück  zur  linken  Seite  ist  mit  der  Umschrift  weggebrochen. 

Von  besonderem  Interesse  sind  die  hier  vorkommenden  Zeugen,  welche 
alle  eigenhändig  ihre  Namensunterschrift  gezeichnet  haben. 

Marquardsufer,  ein  nicht  mehr  vorhandenes,  von  der  Donau  um  das 
Jahr  1337  zerstörtes  Dorf,  am  linken  Ufer  dieses  Stromes,  unterhalb  Krems, 
in  der  nächsten  Umgebung  des  heutigen  Dörfchens  Donaudorf,  in  dessen 
Burgfrieden,  und  zwar  hinter  dem  ersten  Hause  von  der  Ostseite,  eine  nie 
vertrocknende  Wassergrube  vorhanden  ist,  welche  von  den  Anwohnern  die 
Kirchenlacke  genannt  wird.  —  Das  bairische  Benedictinerstift  Mallerstorf 
besass  hier  seit  dem  J.  1 1134  fünf  Weingärten.  Mon.  Boic.  T.  XV,  p.  258  et 
270.  In  der  diesfälligen  Bestätigungsbulle  ddo.  13.  Jänner  1139  nennt 
Papst  Innocenz  II.  unter  den  Besitzungen  von  Mallerstorf:  „In  Episcopatu 
pataviensi  quinque  Uineas  apud  transitum  Marc  w  ardi,  apud  Sickin- 
dorf  unam  uineam.  Trazinsdorf.  Slichinsdorf,  Grimidorf  cum  suis  pertinen- 
ciis"  u.  s.  w.  wodurch  die  in  jener  Gegend  noch  bestehenden  Ortschaften  er- 
kennbarsind, als:  Sitlendorf,  Stratzdorf,  Schlickendorf  und  Grunddorf. — 
Anderweitige  Erwähnungen  von  Marquardsufer  werden  unten  besprochen 
werden. 

Propst  Hart  wich,  der  hier  am  15.  November  1 160  a1s„beate  memorie" 
angeführt  wird,  erscheint  kurz  vorher,  den  27.  August  1160  (Mon.  Boic.  Vol. 
XXVIII.  P.  II,  p.  242)  zu  St.  Polten  als  Zeuge;  somit  fällt  sein  Sterbetag  in 
diese  Zwischenzeit.  Das  Todtenbuch  von  Klosterneuburg  nennt  als  sol- 
chen den  5.  September. 

Hagenhoie,  das  Hagenthal. 

X. 

Alexander  episcopus  seruus  seruorum  dei  .  V  enerabili  fratri  Patauiensi 
episcopo  .  salutem  et  apostolicam  benedictionem  .  Relatum  est  auribus  nostris  . 
quodnobilis  uir  Otto  de  Reperc  aduocatiainiure  hereditario  usurpauit  eccle- 
sie  saneti  Andree  .  quam  bone  memorie  Conradus  quondam  Patauiensis 
episcopus  monasterio  saneti  Georgii  contulit  .  et  sanete  recordationis  pater 
et  predecessor  noster  Eugenius  papa  priuilegii  sui  munimine  roborauit .  ve- 
rum quoniam  iura  religiosorum  uirorum  a  personis  secularibus  minui  no- 
lumus  uel  turbari  .  que  auetoritate  iniuneti  nobis  officii  manutenere  propen- 
sius  et  conseruare  debemus  .  fraternitati  tue  per  apostolica  scripta  preci- 
piendo  mandamus  .  quatinus  predictum  0.  instanter  moneas  et  horteris  .  ut 
in  prescripta  ecclesia  nullam  sibi  iurisdictionem  uendicet  .  et  eam  preposito 
et  fratribus  libere  et  quiete  dimittat  .  sicut  eis  a  iam  dicto  Conrado  collata 
est  .  et  prefati  predecessoris  nostri  priuilegio  confirmata  .  Quod  si  facere 
noluerit .  eum  auetoritate  nostra  fretus  uincuio  exeommunicationis  astringas  . 


865 

(|m<>  ipsuin  uM|ut'  ad  etionem  teneaa  Innodatom  .  Datnm  a pud 

iihmii.  in  II    Hon   Febr. 

Mit    den    an   Schnüren    herabhängenden,    auf  Blei   abgedruckten  Si 
;«>n. 
Zur  Bestimmung  der Jahres/ahl  nlasste  «In'    \  Sgl  he  des  Barn  - 

Papel  AicxamliT  III.  rer  der  Oberfabrl  nach  Venedig  in?  An- 
kniipTu Mir  '!'•«•  bekannten  Friedeneverbandlnnfen  mit  Kaiser  Friedrieh  I. 
taf  dieser  Reiee  aoeb  den  Berg  Gargaao  im  Monate  Pebroar  1177  berührt 

D|     Im,;,!    I'cel.  Ten,  MI.  ...  A.  p.  99&  n.  13  et  I.V  f.  7<>:}. 

XI. 
Vninertitati  tau  presentium  quam  fatorernra  ebristi  fideliom  signilican- 
(lmn  et  leriptnre  dnxunns  üradendam  tnoniaientii  .  (|no<l  Lapoldas  illtwtrii 

dux  austrie  .  duo  maneipia  .  uidclieet  Hainrieum  et  Hcinbertum  .  cum  dua- 
hus  eaoriboi  suis  .  omnique  prolis  successione  .  deum  sibi  Uli  moDifieeneie 
repropiciare  cupiens  .  OO  iure  quo  ea  possedil  .  scilicet  ad  censum  quinque 
denariorum  annualiin  persoluendorum  beato  Georgio  et  fratribus  ibidem  deo 
militaiitihns  potestatioa  manu  contradidit  .  Hanc  autein  legittime  faetam  lar- 
gicionem  .  ae  (|i:a  inposterum  usurpata  infringere  aut  debilitare  contractio 
posset.subscripti  accesserunt  testes.  Ortlibus  camerariua  .  Albero  Marscal- 
OtM  .  kaihoch us  dapiter  .  De  familia  ecelesie  Cbunradus  miles  .  Stepbanus 
.  Prionen.  Hainricus  .  Gottt'ridus  .  VValtherus  .  Hainricus  .  Eberge- 
rus  .  Herbordus  .  Meingodos  .  Hubertus  .  Vdalricus  .  Ueinbertus. 

Mit  dem  hangenden  Waebssiegel  des  Herzogs  von   ziemlicher  Grösse, 
auf   welchem  ausser  dem    reitenden    Herzoge    alles    übrige    beinahe    ver- 


XII. 

bo<  »pus  seruus  seruorum    dei  .  Dilectis  filiis  .  preposito   et 

lratribus  saneti  Georgii  Salutem  et  apostolicam  benedictionem.  Querela  di- 

let  ti  lilii  nostri  It.  plebani  saneti  Martini  de   Traisenmure  .  ad   audientiam 

apostolatus  nostri  peruenit  .  qood  aoi  deeimas  ecelesie  saneti  Martini  anti- 

riuilegiis  eoniinnatas  •  et  aliud  ius  parrochiale  quod  solet  pereipere. 

pootpooita  usurpastis  .  que  presunülis  ut  dicitur  .  contra  iuris  or- 

i ftinere  .  Verum  quoniam    non  decet  nos  equanimiter  ferre  ut  eccle- 

sia  saneti  Martini  suo  iure  fraudelur  .  qui  sumus  omnibus  de   suseepto  mi- 

tasan  ipeajn  dilectis  tiliis  eostrii  .  .  abbatl  lanete  Crn- 

i  de  Niwenehirchera  .  coaunittimni  aadieodam  .  et    tine 

•inaadani     per  epostoliea  leripta  etandaatei  .  quatenos  cum  ab 

eis  fueritih  rum  presenliam  adeatis  .  et  (|uod  ipsi  inler  uos  statue- 

rint  .  sus.  :is. 

Mit  der  gewöhnlichen  bleiernen  rein  ausgedrückten  Bulle. 

Hie  Jahreszahl  dieser  Urkunde  dürfte    kaum   mit   einiger  (iewissheit   SO 

Lucius  in.  diesen  Beoebeid  von  Rom,  oder  von  Velle- 
hri  (/  uern  S.  7öl).    oder  anders  woher 

erlassen?  also  im  Jahre  11811   oder  1  l 


206 

Der  hier  mit  R.  bezeichnete  Kläger  gegen  das  Stift  St.  Georgen  hiess, 
wie  es  die  folgenden  Urkunden  beweisen,  Magister  Rudiger,  war  Domherr 
von  Passau  und  Beneficiat  zu  Traismauer ,  wo  er  sich  den  Namen  eines 
Pfarrers  anmasste.  Aus  ebendenselben  Documenten  und  insbesondere  aus 
der  Relation  des  Bischofs  Wolfger  von  Passau  an  das  Oberhaupt  der  Kirche 
geht  der  unruhige  und  hartnäckige  Charakter  dieses  Rudigers  hervor,  der 
mehre  schiedsrichterliche  Commissionen  veranlasste,  von  denen  einige  im 
Hcrzogenburger  Archive  zu  mangeln  scheinen,  und  die  vorhandenen  fol- 
gende delegirte  Schiedsrichter  erkennen  lassen:  1.  Der  Abt  zu  Heiligen- 
kreuz und  der  Erzdiakon  zu  Neu-  oder  Neunkirchen;  2.  der  Abt  von  Heili- 
genkreuz, der  Abt  von  St.  Peter  in  Salzburg  und  der  Propst  von  Kloster- 
neuburg; 3.  der  Abt  von  Windberg,  der  Dompropst  von  Regensburg  und 
der  Propst  von  Spalato;  4.  Der  Abt  von  Heiligenkreuz,  der  Abt  von  Gött- 
weig  und  die  Pröpste  von  Passau  und  Klosterneuburg;  und  5.  der  Abt  von 
Zwetl,    der  Propst  von  St.  Polten  und  Poppo  von  Rusbach. 

XIII. 

Lucius  episcopus  seruus  seruorum  dei  .  Dilectis  filiis  Abbati  de 
Windeberg  .  et  h.  preposito  maioris  ecclesie  Ratisbonensis  .  et  v.  pre- 
posito  de  spalato  .  Salutem  et  apostolicam  benedictionem  .  Suscepta  iam 
pridem  querela  Dilecti  filii  nostri  Magistri  R.  canonici  Pataviensis  .  quod 
dilecti  filii  nostri  canonici  sancti  Georgii  decimam  ad  beati  Martini 
traisme  .  ecclesiam  pertinentem  .  ius  eciam  parrochiale  quod  habere  so- 
lebat conuentum  et  oblationes  que  in  festo  beati  martini  consueuerant  of- 
ferri  occassione  nove  ecclesie  quam  infra  terminos  ipsius  construxerant  .  et 
fecerant  beati  Martini  nomine  dedicari  irrationabiliter  auferebant  .  causam 
ipsam  Dilectis  filiis  nostris  Sancte  Crucis  et  Sancti  Petri  Salzburgensis  ab- 
batibus  et  preposito  Niwenburgensi  meminimus  comisisse  .  Verum  abbate 
Sancti  Petri  .  interesse  questionis  examini  non  ualente  .  alii  duo  partibus 
cunuocatis  audierunt  que  fuerunt  hinc  inde  proposita  .  cum  ad  sentenciam 
uellent  procedere  .  quibusdam  emergentibus  causis  finem  litigium  non  acce- 
pit  .  propter  quod  tarn  predictus  R.  quam  dileetus  filius  noster  prep<situs 
prefate  ecclesie  ad  nostram  presenciam  accesserunt  .  Cumque  apud  nos  ali- 
quamdiu  litigassent  .  nee  ipsorum  potuerit  controuersia  terminari  .  nos  cau- 
sam ipsam  de  assensu  partium  uestre  duximus  sollicitudini  committendam  . 
Ideoque  discrecioni  uestre  per  apustolica  scripta  mandamus  atque  preeipi- 
mus  .  quatinus  partibus  ante  uestram  presenciam  conuocatis  .  audiatis  hinc 
inde  proposita.  et  causam  ipsam  reeeptis  duntaxat  iuratis  testibus  et  attesta- 
cionibus  eorum  diligenter  inspectis  .  consideratio  eciam  priuilegiis  utri- 
usque  partis  appellacione  et  contradiccione  cessante  .  concordia  uel  iudicio 
terminetis  .  retraetatis  que  coram  prioribus  iudieibus  sunt  traetata  .  Quod 
omnes  his  exequendis  nequiueritis  interesse.  ea  duo  uestrutn  nichilominus 
exequantur  .  Datum  Verone  V.  Idus  Octobris. 

Die  gewöhnliche  bleierne  Bulle  hängt  an  der  Urkunde. 

Wie  hier  oben,  so  gewinnt  der  Nume  Traisma,  der  als  Bezeichnung 
eines  Ortes  so  unbestimmt  klingt,  durch  Beisatz  eine  sichere  Bedeutung, 


und  ich  will.  Iiis  an. Irrr  .  aterl.iiidi.sehc  QetChiehUfortoher  noch  l.rllnrs 
Licht  \crhrcilen.    rin  dreifaches  Tra  i  MM  au  I  7  iimV  1  Ich   u.i^n: 

I.     I'i.nsma  Saudi  Andreae.    Sl.  An.lra  an  der  Traiscn. 

8.   Traisma  Saudi  .Marl  mauer.  So  auch  in  k  Icinmeycr'g  Nach- 

richtc;  i.   und  Anbau-  S.    II.',    ..Traisi:i.a  cisitas  et  er.|r- 

iia  S.  Martini  cum  deeima  '    etc. 

;{.    i  s.  Hippoliti,   Sl.  Polten.  BoiMagtl'l   (i. 'schichte  fol    WkT- 

stenth  B.  I.  IM.  S.  Ilft,  Mon.   Uni. •.    WVIII.  II.   S    S7  und  2\)<). 

XIV. 
l'rhanus  cpi-.copus  senilis  serunruni  dei  .  Dilectis  liliis  Canonicis  saneti 
Georgii  .  Salulctn  et  apostolieani  henedielionem,  Suscepta  iain  prid.ni   a  fe- 
licis    incinnrie  .  pp.   Lucio    predecessoro    noslro    ((uerela    dileeti   filii  nostri 
ri   II.   canonici   Patauiensis  .  quod  uns    deeimam   ad  ecclesiam    heati 
Martini  Treiinensem  pertinontem  .  ins  etiam  parrochiale  .  quod  habere  sole- 
uentus  et  oblationes  que  in    festo  heati  Martini  offerri  consueuerunt 
occasione  noue  eeelesie  .  quam  intra  ipsius  terminos  construxistis  .  et  fece- 
ratis    heati   Martini  nomine  dedicari   .  irrationabililer  abstulistis  .   causam 
lileetis  tiliis  nostris  sanete  Crucis  et  saneti  Petri  Salzburgensi  abba- 
tibus  et  preposito  Nunguenburch  fine  commisit  can  »nico  terminandam  .  Verum 
saneti  Petri  interesse  questionis  examini  non  ualente  .  alii  duo  parti- 
nuocatis  audierunt  que  fuerunt  hinc  inde  proposita  .  et  cum  ad  sen- 
tentiam  uellent  proeedere  .  quibusdam  einer^entibus    causis  finem  litigium 
non  aeeepit  .  propter  <|uod  tarn  predietus  K.  quam  prepositus  eeelesie  uestre 
ad  iam   dicti    predecessoris  nostri  presentiam  accesserunt  .  Cumque  apud 
aliquandiu  liti«rassent  .  nee  suh  ipsius  examine  potuisset  controuersia 
terminal  i  .  i.lein  predecessor  noster  causam  ipsam  dilectis  tiliis  nostris  Ab- 
bati  de  Windeher^  .  et  h.   maioris   eeelesie  Katisponensis  et  v.    de  Spalato 
prepositis  de  assensu  partium  delegauit  .  sed  commissio  ipsa  sicut  aeeepimus 
ad  iudieium  non  peruenit .  Ideoque  presentiuiu  uobis  auetoritate  preeipiendo 
mandamus.qiiatiiuis  cum  propter  hoc  fueritis  requisiti  in  locoin  quo  predietus 
11.  per  alieuius  potentiam  non  graudur  .  ad  corum  presentiam  accedatis  .  et 
(|uu.l  iuxta  formam  commissionis  decreuerint  suseipiatis  firmiter  et  seruetis  . 
Kt  quia  pendente  lite  eidem  R.quandam  deeimam  abstulistis  ipso  apudsedem 
tente  quod  graue  tulimus  et  molestum  .  nichilominus presen- 
tiuiu auetoritate  mandamus  .  ut  si  res  ita  se  habet  .  ei  deeimam  ipsam  resti- 
tuere  non  tardetis  .  Heimle  si  in  ea  credideritis  uos  aliquid  iuris  habere 

s  qu..d  iustitia  didauerit  exequamini  .  Datum  Verone    XII. 

•rne  Bulle  ist  nicht  mehr  vorhanden. 

XV. 

seruorum  dei    .  Dilectis   tiliis  R.  Abbati  de 
1  ■  •<     H  Ij.oüti    salutein    et    aposlolicam    benedie- 

I  .   Conquestin  .lilc.torum  tiliorum  nostrorum  Prcpositi  saneti  (Jeorgii 
et  fratrum  nohis  pr.posila  pal.  ,1   eun;   olim   <|iicstinne   inler 


268 

II.  patauiensem  canonicum  fuit  super  quibusdam  decimis  .  et  iure  p.irrochiali 
mola  et  diutius  uentilata  .  litere  commissionis  a  felicis  recordationis  Lucio 
papa  predecessore  nostro  ad  II.  sancte  Crucis  .  et  R.  Cotowicensem  Abbates  . 
0.  Patauiensem  et  G.  Niwenburgensem  Prepositos  processerunt  .  qui  ius 
utriusque  partis  discussione  legilima  perquirentes  .  post  plenariam  Cogni- 
tionen» sententiam  canonice  pro  eodemMonaslerio  protulerunt  .  Verum  post- 
(luam  venerabili  fratri  nostro  Salzburgensi  Archiepiscopo  de  (ali  sententia 
innotuit  .  monasterium  ipsum  super  quo  miramur  a  diuinis  officiis  suspendit  . 
et  sententiam  excommunicationis  nichilominus  in  fratres  protulit  pro  sue 
arbitrio  uoluntatis  .  contra  debitum  episcopalis  auctoritatis  improba  instantia 
cogens  eos  iuri  suo  cedere  .  et  abrenuntiare  his  que  sibi  per  legitimam  sen- 
tentiam adiudicata  noscuntur  .  Quoniam  igitur  tantum  conquerentium  graua- 
men  nolumus  sicut  nee  debemus  sub  dissimulatione  transire  .  eidem  Archie- 
piscopo dedimus  in  mandatis  .  ut  utramque  sententiam  in  prefatos  conque- 
rentes  latam  non  differal  sicut  iustum  fuerit  relaxare  .  nee  eos  in  aliquo 
molestet  indebite  .  quousque  suus  episcopus  a  Jerosolimitano  itinere  reuer- 
tatur  .  cum  tempore  arrepti  itineris  omnia  sua  debeant  sedis  apostolice 
protectione  gaudere  .  Ideoque  discrelioni  uestre  per  apostolica  scripta  man- 
damus  ,  quatinus  memoratum  Archiepiscopum  ad  hoc  moneatis  et  attentius 
inducatis  .  Quod  si  monitis  uestris  acquiescere  forte  noluerit  .  uos  nostra 
freti  auetoritate  utramquo  sententiam  sicut  iustum  fuerit sublatoappellationis 
obstaculo  relaxetis  .  Datum  Laterani  XV.  Kai.  Martii  Ponlificatus  nostri 
Anno  Tertio. 

Eine  hängende  bleierne  Bulle. 

Diese  Urkunde  ist  auf  Pergament  und  mit  der  bleiernen  Bulle  zweimal 
vorhanden;  die  zweite  wörtlich  gleichlautend  mit  der  ersten  bier  angeführ- 
ten, bis  auf  den  Schlusssatz:  Ideoque  ,  wo  das  Wort  iterato  eingeschaltet 
ist  (ideoque  discretioni  uestre  per  apostolica  scripta  iterato  mandamus). 
und  die  Datirung,  welche  heisst:  Datum  Laterani  XIII.  Kai.  Martii.  Pon- 
tificatus  nostri  Anno  Quarto. 

Der  Bischof  von  Passau,  von  dessen  Wallfahrtsreise  nach  Jerusalem 
hier  die  Rede  ist,  war  Bischof  Dietpold  oder  Theobald,  welcher  den  dritten 
grossen  Kreuzzug  nach  Palästina  mit  K.  Friedrich  I.  u.  a.  mitgemacht,  und 
dort  im  J.  1190  seinen  Tod  gefunden  hat.  „Cum  variis  magnatibus  et  sex 
Canonicis  suis  sub  vexillo  crucis  in  palaestinam  profectus,  praeter  Imperato- 
rem  cum  aliis  millenis  Christianis  pestifera  lue  et  ipse  confectus  est 
3.  Novemb.  1190  Accarone  sepultus.  Successor  Walterus  s.  Wolfgerus  ex 
nobili  Bavarorum  familia  de  Ellenbrechtskirchen  oriundus,  Prepositus  in 
Cellis  et  Can.  Pat.  eligitur  11.  Mart.  1191."  Ex  MSC.  auctoris  incerti. 

XVI. 

Reuerentissimo  domino  ac  patri  .  C  (oelestino)  summo  sancte  Romane 
ecclesie  pontifici  .  W(olfgerus)  humiliis  pataviensis  ecclesie  minister  . 
debitum  cum  obedientia  et  orationibus  famulatum  .  Quidquid  apud  parui- 
tatem  nostram  in  negoeiis  ecclesiastcis  ad  debitum  nequit  perduci  finem. 
sub  tali  ueritatis  custodia  uestre  celsitudini  transmittendum  iudicamus  exa- 


mini  .  ut   nullius   unquam    fl 

tur  .  Rapropter  aeatro  Bdeliter  ligaifleaaMi  ümiUti  faod  gratii  deeideftdi 
-  «j im>  toter  fratrti  iiiteti  I  lie  noitri 

nimm    pro    quihusdam    dreimis    iaiu    diu    prelenditur.    türm    sinil    M 

nobli  iniungere  \  oiuit  aoetoritai  ooodizinoi .  ai  iaaitalii  eoden  Um  eoeleei- 

Sil  i|iia in  s.M-ul.ti  ilu II  priidenlihus  ulique  «-t  diseretis  quo  farilius 

ueritato:  NM  .  ulriiis(|Mc    parti.s  priuiliv  ■  ia  dum  BCgKgenter 

anitnadu.'rl.'udo    ausrultauimus  .  Itaquo    testimonio    prrseri  ptinnis   eorundem 

_  .nario  mHi  perspieue  elaruit  quod  pil  reeordationis  oda!i 
qu<>ndam  pata\  ieniil  cpiscopus  pret'ato  s.  (irorigii  monastciio  utpnle  lumlator 

ein*.  Parroealaai  que  dicitar  Traiaimpareh  cum  dimidia  parte  Atfimarnanifnf 

poluit  cum   MI    iuris   esseut    condonauil  .  PeiTO  prel'atus   H.  oeeasione  priui- 

ril  Aiiiolli  quo  cum  omni  suo  predio   quod   IQ  Auslria  halniit  .  quan- 

dam  eapellan  crae  dicitor  Traisimmure  .  infri  terminos  menoratc  parrockialii 

litan  .  Salxpargenei  epiieope  conlirmauit .  decimas  il las  de  qataae 

eaalroaai  eribere  ril  eeaatai .  Ad  quod  euicendum  hoc  tantum  gaudet 

inuniminc  quod  memoralus  res  in  priuilegio  suo  ad  Traismain  ciuitatem  et 

:  sancti  Martini  idcm   prefatam  capellam  cum  decima  Salzburgensi 

ecclesie  se  donasse  testatur .  Scd  ut  rei  ueritas  serenitali  uestre  pater  sanc- 

tae  plenius  innotescat.  utriusque  partis  priuilegiorum  rescripta  sanctitali 
■aatre  tranimiiiraoi  .  Ouippe  sicut  nobis  et  prudentioribus  qui  nobiscum 
sunt  ex  priuilegiorum  consideratione  uidetur  .  sepc  diclus  II.  per  descriptio- 
nem  prediorum  (jue  prefatus  rex  iuuauiensi  contulit  ecclesie  decimas  quoque 
pariter  illoruin  collatas  indebite  contendit  .  cum  haue  ipsam  cappellam  suam 
quam  cum  suis  possidet  deeimis  .  a  parrochiali  jure  nostro  rationabiliter 
exemptain  non  possit  ostendere  .  Est  preterea  quod  paternitati  vestre  mani- 
festamus  .  quod  nos  ex  consilio  prelatorum  nostrorum  licet  predictorum  fra- 
trum  justitiam  non  ignoremus  pro  bono  pacis  et  coaeordie  memoratvm  II. 
ut  li'  sessionibus  eorundem  fratrum  et  BOltril  sicut  sapien- 

tioribus  placuit  infeudare  decreueramus  .  eo  pacto  ut  et  successoribus  utrius- 
que partis  eadem  eoaapoeieio  in  perpetuum  rata  permaaerel  .  Ia  quo  tarnen 
I  pertiaaetter  obslitit  .  et  usque  adhuc  obsistit  .  Quoniam  autem 
in  bac  ipsa  lifo  uostra  quoque  res  agilur  eo  quod  deeime  et  palronatus  eius- 
dern  collegii  nobis  attinet  .  Juri  nostro  cedere  non  possumus  .  Oramus  itaquo 
et  in  domino  monemus  sanetitalen  uestram.  uteandem  causam  quomodolibet  ab 
bmieil  liciatam  .  nobis  liceat  in  jus  reaoear«  .  Non  enim  patamaa  quod  ea  que 
juris  nostii  sunt  a  potestate  nostra  possint  alienari  .  aisi  prius  requisiti  per 
'llsl1  fuerimus  .  Interim  aut«'m  optime  pater  obsecramus  .  pre- 

fctaa  llegiaai  iaa  umbra  toieieaii  vestre  quieeeai  .  donec 

arum  partium  uidelicet  inter  nos  .«(  Lpaap  habere  justieiam    liquido  cla- 

■it  .  Quant  tio   reiquo    ueritas  euidentius  habeatur  .  ex 

paternitati  uestre  preseiiliuui  lator  exhibebit .  aueto- 

ritas  simiil   et   elem.ntia    ue>tra  jprocurare  dignetur  .  Ad  lioe  uero  plurimum 

expediet .  si  beaigaitaai  ilar doariaaai eadeai    eripU  pil  omnidonaji 

fcar  intu.-ri  .  Tone  enim  depivhendi  paaM  non  dubitan, 
quod  memorati  ,n  saneto  Georgio  nihil  usibus  suis   tretet   legitimam 


270 

donationem  sui  fundatoris  usurpauerunt  .  Sed  et  hoc  manifestum  erit  .  quod 
sepe  dietus  R.  irrationabiliter  in  hac  parte  Juuauiensis  ecclesie  priuilegiis 
innititur  .  ipsosque  fratres  contra  jvs  stipendiis  suis  exhereditare  conatur  . 
presertim  cum  descriptio  prediorum  quam  ex  priuilegio  Salzpurgensi  pre- 
U'ndit  .  decimas  ipsorum  sicut  dictum  est  capelle  sue  nullatenus  asscribat  . 
Eapropter  iterum  iterumque  preces  humilitalis  nostre  auribus  benignitatis 
uestre  suppliciter  effundimus  .  vt  eorundem  fratrum  iniurias  et  ecclesie  sue 
dampna  misericorditer  animaduertatis  .  nee  aduersario  suo  R.  jam  sepe  dicto 
facilem  contra  ipsos  interpellandi  locum  .  non  datis  super  eadem  causa  tarn 
nobis  quam  et  ipsi  cognitoribus  amodo  permittatis. 

Mit  dem  hängenden  Wachssiegel  des  Bischofes  Wolfger. 

XVII. 

Celestinus  episcopus  seruus  seruorum  Dei  .  Venerabili  fratri  .  .  Pataui- 
ensi  episcopo  salutem  et  apostolicam  benedictionem  .  Sicut  ex  tua  insinua- 
tione  cognouimus  cum  ex  sedis  apostolice  commissione  super  questione  qua- 
dam  deeimarum  que  inter  dilectos  filios  Magistrum  R.  patauiensem  canoni- 
cum et  fratres  saneti  Georgii  uertitur  iustitia  mediante  cognosceres  .  et 
uelles  inter  eos  sicut  pater  prudens  amicabili  conuentione  componere  .  trac- 
tatus  pacis  efficacem  exitum  non  aeeepit  nee  ea  tunc  potuit  discordia  prout 
ipse  desiderabas  paeifice  terminari  .  Quia  uero  paci  eorum  intendere  opus 
est  pietatis  .  cum  beati  dicantur  pedes  euangelizantium  pacem  .  nos  de  pru- 
dentia  et  discretione  tua  confisi  ut  saltem  modo  .  per  studium  tuum  effici 
ualeat  quod  tunc  non  potuit  adimpleri  .  fraternitati  tue  per  apostolica 
scripta  mandamus  et  hortamur  in  domino  .  ut  ad  reformandum  inter  eos  pacis 
et  concordie  bonum  .  diligentiam  oportunam  et  operam  efficacem  impendas  . 
Quodsi  alterutra  partium  tibi  acquiescere  contradixerit  .  sciat  se  ad  iustitie 
plenitudinem  exhibendam  per  dilectos  filios  R.  Cwetelensem  Abbatem  .  et  S. 
prepositum  saneti  ypoliti  .  et  Poponem  de  ruspach  auctoriiate  sedis  apostolice 
coinpellendam  .  lta  quod  usque  ad  litis  terminum  neutri  partium  ab  alterutra 
molestia  uel  iniuria  irrogetur  .  sed  ordine  iudiciario  congredientes  .  et  ab 
omni  iniuria  et  uiolentia  penitus  abstinentes  seruent  humiliter  quod  inter  eas 
fuerit  iustitia  preuia  constitutum  .  Datum  Rome  apud  Sanctum  Petrum  .  III  . 
Idus  Januarii  .  Pontificatus  nostri  Anno  primo. 

Die  gewöhnliche  bleierne  Bulle. 

XVIII. 

Celestinus  episcopus  seruus  servorum  Dei  .  Dilectis  filiis  .  Cwetelensi 
Abbati  .  .  et  .  .  preposito  saneti  ypoliti  .  et  Poponi  de  ruspach  Salutem  et 
apostolicam  benedictionem  .  Super  quibusdam  deeimis  inter  dilectos  filios  . 
R  .  patauiensem  canonicum  et  fratres  saneti  Georgii  questio  noscitur  agitari . 
cuius  cognitio  et  decisio  uenerabili  fratri  nostro  .  .  Patauiensi  episcopo  a  sede 
fuit  apostolica  delegata  .  Cumque  ipse  sicut  uir  discretus  et  prudens  eos  ad 
amicabilemcompositionemducerelaboraret  .  et  instantia  oportunainsisteret . 
non  meruit  idem  iurgium  paeifica  transactione  deeidi  .  Nolentes  igitur  pre- 
scriptos    sub  hac  materia  liturgii  diutius   esse  discordes  .  controuersiam 


27  1 

ipsain  diaerelioni  nettre  ndan  «-t  deeidendfta  eomniitiomi  .  , 

scripta  mandaotei  .  al  pariibai  in  neitrt  preeentia  eeaetitalle; 
(JH.-  liine  inde  propotiU  faerinl  diligenter  uidirc  ean  mala  utriqu«- 

parti  institia    cool  rouersiam    ijisam   eaiiuiiiee    n-mnlo   appcllat  ionil    ohslamlo 
lerminetis  .  prooidenlei  attenlius  M  Interim  al i<| ua  partium  altcri  super  ipM-. 

decimis  uiolentiam  *ea  üuarUm  irrogAft  preeamaJ  •  Nallia  litterii  BerfttetJ  et 
iusiitic  preiadiciam  fteieBtibai  m  que  fcpparaerint  i  pedc  ipoetetiea  in 
tf.it»>  .  Qaod  ti  omnilMis  lui.s  exeqaendij  Bequiaeritii  Lntereeee  .  dao  neutral 

r,i  nihilominus  c\iM|uantnr  .  Datum  Rinne  apud  Saneluni  IVlruin  Il.Idus  Janu- 
arii  .  I'onlilicatus  no.slri  Anno  primo  . 

Mit  deg  gewöhnliches  bleiernen  Bulle. 

XIX. 

Yniuersis  Christi  tidolibus  .  bis  presentibus  scriptis  palefaeiinus  .  qua- 
liter  lis  de  deeimis  eeclesie  in  treisenmure  iniciata  per  magistrum  Rudogerum 
pata\  ii-nsis  eeclesie  eanunicum  .  et  prepositum  sancti  Georii  in  austria  .  pre- 
fata  ecelesia  fratribus  salzburgensis  chori  tradita  .  inter  utramque  eccle- 
siam fuit  decisa  .  PRepusitus  liquidem  sancti  Georii.  cunsiliu  et  conniuentia 
fratrum  suorum.  utomnis  pretaxate  litis  eontrouersia  .  in  posterum  perpetua- 
liter  sopiretur  .  tradidit  preposito  et  fratribus  salzburgensis  chori  uineam  et 
areain  juxta  doinuin  ipsorum  in  chremese  .  et  predium  unum  in  slikhendorf 
cum  totali  decima  eiusdem  .  et  aliorum  trium  allodiorum  .  fuerat  autem  pre- 

pta.  lis  de  noualibus  eiusdem  eeclesie  exorta  .  que  sah  tali  forma  decisa 
est  .  ut  decime  omnium  noualium  supra  stratam  que  uulgo  uihestrift  dicitur 
sitorum  ad  ecclesiam  treismure  pertineant  .  preter  agros  eeclesie  sancti 
Georii .  quorum  decime  baptismali  eeclesie  cedant .  Item  decime  eorum  noua- 
lium que  inlra  iam  dictum  stratam  sita  sunt  baptismalis  eeclesie  jurisditioni 
subiaecant  preter  agros  sepe  diete  eeclesie  .  quorum  decime  etden  proueni- 
ant  .  Porro  prepotitns  sancti  Georii  .  ne  qua  neue  litis  qvestio  super  quibus- 
eunque  causis  ibidem  posset  ohoriri  .  sepe  nominatam  ecclesiam  .  ad  annualem 
Pensionen.  .X  .  lalentorum.  et  unius  husonis  .  et  II.  metretarum  auene  .  ehre- 

•nsis  mensure  .  a  choro  tenendam  suseepit  .  ita  tarnen  ut  si  quondam 
utrique  parti  ista  displieet  conuentio  .  l'ratres  de  choro  ecclesiam  suam  libere 
euieunque  possent  commiltere  .  supra  taxate  tarnen  litis  decisione  rata  et 
inconuulsa  in  perpetuum  permanente  .  Huius  rei  testes  sunt  .  Sigehardus 
prepositus  sancti  ypoliti  .  Marchus  plebanus  de  chremese  .  frater  Gotschal- 
cus  de  perbthersgade  .  frater  fridericus  de  Salzburga  .  Rudolf  .  Wolfker  . 
Sigehart  de  mure  .  Wolfker  .  Otto  .  Olricus  de  slalhouen  .  BfO  Perhlaldus 

"sis  prepoiitw  BenatMü  neeustu  SS.  Bgo  Alhardui 

ESÜ  AU"  Wcrhardus  SS.  Ego  Chunradus  SS.  Ego  Sifridus  n,a- 

£18ler  S("  fthernj  theeunrariiui  SS.  Ego  timo  SS.  Ego  Hai  t- 

fridus  SS  I .,,,  ll.inricuscanierai •;  i  SS. 

diet.narus  SS.E-o  Yolehmarus  SS.  Ego  Willehaimus  SS.  Ego  Gotschal- 

Ein  grosses  blngendei  Weehteiegel,  vorstellend  den  beil.   Rupert  in 

sitzender  Stellung,    mit   der   Uiuschi  itt :   S  .  <    .  S      lüdberti   Aeeelesie 

Salzbvrch. 


272 

Slikhendorf,  Schlickendorf  in  der  Pfarre  Theiss  und  im  Decanate  Krems, 
Link  macht  in  seinen  Annalen  I,  G37,  von  diesem  Orte  Erwähnung  zum 
J.  1316.  —  Im  Jahre  1384  besitzt  Hanns  der  Egendorfer  einen  Hof  zu  „Sli- 
kindorf"  und  dient  davon  in  das  Kloster  Mallerstorfer'sche  Gut  zu  Stratz- 
dorf  (Pfarre  Brunn  im  Felde)  20  Pf.  Pfennige  u.  s.  w.  —  Im  Jahre  1410  ver- 
kaufen die  Hälfte  dieses  Hofes  die  Gebrüder  Inpruker  (nämlich:  „Ich  Got- 
schalich,  Ich  wentzla,  vnd  Ich  wulfgang  geprüder  die  Inprucker  Ab  dem 
Hawtzing")  an  Jakob  Grabmer,  Besitzer  des  Herrschaft  Rechberg,  wo  unter 
den  Zeugen  auch  der  Vetter  der  Verkäufer  vorkommt  „Wolfhart  der  Inpru- 
ker die  zeyt  des  Hochgeborn  Fürstenn  denHertzogen  zu  Österreich  Anwaldt 
In  dem  Ratt  der  Statt  ze  Wien."  AlsBurgherr  des  Hofes  wird  derPropst  ven 
Herzogenburg  genannt *)  —  Im  Jahre  1419  verkaufen  drei  Verwandte  der  Fa- 
milie Hülber  von  Krems  drei  Viertl  Weingärten  zu  Rechberg  an  den  Priester 
Georg  Leb  „mit  Purckhern  hanten  des  edeln  weysen  Jacoben  des  Grabmer 
die  zeit  gesessen  zu  Schlickhendorff."  Archiv  der  Pfarre  Krems.  —  Im  J. 
1447  erklärt  „Jörig  der  Grabmer  zu  Slikendorf,"  dass  zwar  zwischen  ihm 
und  dem  Edlen  Thomas  Veirtager  wegen  des  halben  Zehends  im  Donaudor- 
fer  Felde  einProcess  obgewaltet,  und  durch  Urtheilsspruch derselbe  Zehend 
ihm  zuerkannt  sei,  dass  aber  solches  Urtheil  den  Besitzer  der  andern  Ze- 
hendhälfte, Propst  und  Kapitel  von  Herzogenburg,  nicht  beeinträchtigen 
könne,  ddo.  Spitz  12.  Juli  1447.  —  In  dem  Herzogenburger  Grundbuche 
über  Siratzdorf  vom  Jahre  1471  heisst  es  auf  dem  19.  Blatte:  „Jörg  vnd 
hanns  vnd  Mert  gepruder  dy  fronnacher  von  dem  Sitz  zw  Siikchensdorif  mit 
samt  dem  grünt  do  Nikieins  des  pukel  hofstat  varzeytten  auff  gelegen  ist" 
u.  s  w.  —  Christoph  Maminger,  Besitzer  der  Herrschaft  Nussdorf  ob  der 
Traisen,  verweigert  dem  Stifte  Herzogenburg  den  jährlichen  Burgrechts- 
dienst von  seinem  Hofe  zu  Schlickendorf,  und  wird  sachfällig  laut  Urtheils- 
spruch ddo.  3.  Jänner  1513. 

Stalhouen,  Stollhofen  bei  Traismauer,  wohin  im  J.  1343  das  neue  Pfarr- 
gotteshaus von  Pfarrkirchen  verlegt  wurde.  S.  oben. 

Durch  obige  Urkunde  wurde  also  der  vielleicht  über  12  Jahre  dauernde 
Hader  zu  Ende  gebracht,  nicht  ohne  grosse  Opfer  von  Seite  der  Canonie 
St.  Georgen.  Unerklärlich  scheint  die  Langmuth  des  römischen  Stuhles  ge- 
gen einen  so  störrischen  und  unbeugsamen  Mann,  wie  der  Domherr  Rudiger 
war,  dessen  Begehren  vier  nach  einander  folgende  Päpste  nicht  genügen 
konnten,  so  wie  im  Gegentheile  das  Stift  Herzogenburg  in  dem  Bischöfe 
Wolfger  einen  Mann  erkennt,  der  nebst  dem  schönen  Rechtsgefühle  eine 
anerkennungswerthe  Liehe  zu  jenem  Ordenshause  hat,  welchem  die 
Bischöfe  von  Passau  die  Entstehung  und  die  Möglichkeit  des  Fortbestandes 
so  grossmülhig  gegeben  haben. 

XX. 

In  nomine  sanete  et  indiuidue  trinitatis.  Wisinto  prepositus  eunclis 
successoribus  perpetuum  in  domino  gaudium  .  Cum  uniuersi  traetatus  par- 

1)  Inbruck,  ein  Dorf  in  der  Nähe  von  Neulengbach. 


uas  oertitadinia  eoleanl  habere  flrroiUtei  itiam  aatipulatione  conflr- 

mentar  cnnotorura  memorie  daximua  aignittcandom  .  qood  domina  Mehthildio 

de  Iludeniche  iuatmna  DObiül  cum  Uli«»  100  tlomiiu»  Meinbardo  .  iusle  uolun- 

timulati  religione  .  nl  eottidiannm  deo  leraitatii  exbiberent  obaeojninm . 
preeam  penei  aoi  el  nnineream  alionem  noatram  hoc  obtinoemol  in- 

stantia .  ui  eccletiam  noatram  Radenicfa  litam  .  dato  predio  pro  remedio  anime 
Mic  el  In  memoriam  facti  in  ortweinadorf  eito  .  Uli  daremue  eonceeaioni . 
Dl  iam  diele  eapellc  peticio  aibi  el  non  incceaaoriboi  suis  hoc  atlinerette- 

al  laeerdoi  <|<"i  tibi  oideretar  ydonena  el  nobii  per  uns  ea  debeat  in- 
neatiri  .  Sin  nere  alterntri  non  phteeal  eom  amooendi  niai  per  mos  non  habeat 

item  .  Sacerdoa  etiam  huinamodi  debel  honorem  el  renerenliam  ple- 
bano  matricia  eccleaie  eihibere  quud  in  eadem  capella  qnandocnnqne  cum 
plebe  sua  traetatna  loacipil  eccleaiaaticoa  .  plebanum  celebrare  non  aetabit. 
nee  lepnUoram  habebil  •  niai  eorum  Bolnmmodo  qui  de  familia  eins  fuerint. 
Xullain  etiam  euram  parrochialibus  nostris  nisi  precibni  nostris  exoratus 
i<l  faeial  .  Vena  aacrifioioron)  qui  noatri  iuris  erant  aacerdoti  condonamus  . 
(jui  etiam  diele  capelle  debel  deseruire  .  VI  antem  talis  concessio  nobis  et 
iam  dielia  nobilibus  ürmior  habeatur  .  uniuersorum *  qui  inlererant  id  con- 
iirmamus  teslimonio  .  Inprimis  sacerdotum  nostroruu  .  Rudigeri  .  Albero- 
nia  .  Baeinrici  .  Elarinrici  .  Marqnardi .  Haeinrici  .  Waltheri ,  Alberti .  Chun- 
radi  .  Wolfgeri  •  Arnnldi  Pitrolfl  .  fratres  etiam  conuersi  aderant  .  Haeinri- 
cus  ,  Chalochus  .  Haeinricus.  De  familia  ecclesie  Cbunradus  .  iudex  .  Reim- 
.  miles  .  Ebergerus  .  Rubertus  .  Wilandus  .  fratres  .  Reinbertus  . 
cbunradus  .  Rudolfna  .  Haeinricus  de  Werd  .  preterea  dominus  Meinbardus 
euin  suis  Ebergero  de  Radenich  .  Vlrico  de  basendorf  .  Erbone  de  pirbaum  . 
Haertnil  .  Sterfril  •  Reimarna  .  peringer  de  Egendorf. 

Das  ganze  Doeument,  ein  reaeriptnm  ohne  Siegel,  bat  alle  Kennzeichen 
der  gleichzeitigen  Anfertigung  mit  dem  Originale.  In  Bezug  auf  die  Dati- 
rung  bemerke  ich,  dass  es  urkundlich  erwiesen  ist,  dass  Propst  Wisintho 
im  J.  1192  (Duellii  Excerpt.  33)  und  im  J.  1202  (Mon.  Boic.  IV,   314)  dem 

St.  Georgen  vorgestanden  ist. 
Rudenich,  Rndnich,  Reudnich,  Reidnik,  Reyding,  Reydninlc,    Ried- 

lieut  zu  Tage  Reidling,  ein  Pfarrdorf  unter  dem  Patronate  des  Stiftes 
Herzogenburg,  eine  Stunde  unter  Traismauer,   und  !/8  Stunde  von  Sitzen- 

ntfernt  gelegen,  bewahrt  die  Erinnerung,  dass  der  berühmte  Hartwich 
von  Traisma,  der  Bruder  des  Stifters  der  Canonie  St.  Andrä,  hier  seinen 
Wuhnsitz  gehabt  und  hievon  seinem  Geschlechte  den  Namen  der  nobiles  de 

ich  gegeben  habe.  In  welchem  Theile  des  Dorfes  oder  der  nächsten 
Umgebung  dieaer  adeliebe  Wohnaitz  war,  liissl  sich  nicht  bestimmen:  \i-l- 
leiebl  unweit  der  Kirche  auf  den  waldichten  Anhöhen  gegen  Südost,  wo  noch 
bis jelzt  eine  Ried  den  Namen  .in  der  Reidling"  führt.  Nachdem 

iecht  ausgestorben,  und  in  der  Folgezeit  die  Beeitser   der  Herrschaft 

(lutenbrunn  in   i\en  Besitz  der  Herrschaft   Reidling   gekommen,    verfiel   das 

Rndenieb  dem  Untergange,  und  nur  ein  herrschaft- 

B  idling  bis  in  die  sechziger  Jahre  d< 

Jahrhunde.  |    (J„tenbrunn  zum  Fonde 

n.  18 


274 

des  bischöflichen  Seminars  daselbst  den  Verkauf  dieses  Maierhofes  sammt 
dem  geräumigen  Weinkeller,  den  Äckern  und  Weingärten  mit  sich  brachte. 
Der  Name  der  Herr  seh  aft  Reid  ling  erhielt  sich  nach  der  Vereinigung 
mit  Gutenbrunn  fortwährend,  z.  B.  Buchinger  Geschichte  des  Fürstenthums 
Passau  II,  463,  und  in  den  literis  formatis  über  ertheilte  heil.  Weihen 
schrieb  sich  der  Passauer  Weihbischof  Franz  Ant.  v.  Marxer  circa  1770  in 
seinen  Titulaturen  auch  als  Dominus  in  Gutenbrunn  et  Reidling. 

Hartwich  von  Iludenich,  dessen  öftere  Zeugenschaftsleistung  vom 
Jahre  1108  bis  1149  (in  Meilers  Regesten  —  Filz  Gesch.  von  Michael- 
beuern — Fischer  Gesch.  von  Klosterneuburg  —  Fröhlich  Diplom.  Sacra  Du- 
catus  Styriae  etc.)  sich  erweisen  lässt,  hatte  einen  Sohn  oder  Enkel  Eberhard 
von  Iludenich,  den  muthmasslichen  Ehegeinahl  der  ohen  genannten  Stifte- 
rin Mathilde,  und  eine  Tochter  Hazeche,  wie  es  aus  dem  Bestätigungs- 
Decrete  des  Bischofes  Conrad  vom  Jahre  !  160  (s.  oben  Nr.  VI.  Anmerk.)  zu 
erkennen  ist,  indem  es  dort  heisst:  „Prefatus  Waltherus  predia  sua  trahis- 
me  ad  capellam  saneti  Andree  eulta  et  inculta"  etc.  „et  totam  familiam  po- 
tenti  manu  et  sine  omni  contradictione  delegauit  .  exseptis  duobus  uiris  .  et 
totidem  feminis  .  UValchono  .  Marchwardo  .  Juditta  .  Gerdrude  .  et  uinea  in 
Paumgarten  .  quam  cum  prefatis  maneipiis  .  filie  fratris  sui  Hartwici  in  Ro- 
deniche  .  Hazeche  tradidit."  Archiv  von  St.  Andrä.  (Hazeche,  vielleicht 
Hesychia.)  Diese  und  andere  angeführte  Güter  werden  vom  Bischöfe  Conrad 
zur  traditio  prior  gezählt,  folglich  nach  Erath's  Angabe  zu  deren  Beurthei- 
lung  uns  vielleicht  die  Documente  seiner  Zeit  mangeln,  zum  Jahre  1148. 
Noch  sei  es  bemerkt,  dass  unter  den  zahlreichen  österreichischen  Dörfern 
mit  Namen  Baumgarten  hier  jenes  zu  verstehen  ist,  welches  */*  Stunde  von 
Reidling  entfernt  liegt. 

Drei  Söhne  des  Meinhard  von  Iludenich  werden  uns  in  obiger  Ur- 
kunde kund  gegeben: 

1.  Ebergerus  de  Rudenich,  der  nächste  Erbe  des  väterlichen 
Namens  und  Ansehens.  Der  unten  bei  dem  J.  1240  als  Zeuge  erscheinende 
Chunradus  de  Reudenik  kann  füglich  als  Ebergers  Sohn  gelten.  Fernere 
Namensträger  der  Herren  von  Rudenich  oder  Reudnich  liest  man  in  dem 
Buche  locationes  deeimarum,  die  aber  eben  desswegen,  weil  sie  sich  nur  in 
trockenen  registrirten  Aufzählungen  vorfinden,  bei  dem  Mangel  eines  Sie- 
gels und  anderer  Abstammungsbeweise  nicht  so  ungezweifelt  den  obigen 
angereiht  werden  können,  dass  man  für  ihre  Deseendenz  von  den  nobil.  de 
Rudenich  einstehen  kann.  Aber  im  Interresse  künftiger  Forschungen  muss 
es  liegen,  einige  genealogische  Auszüge  für  Freunde  der  vaterländischen 
Geschichte,  denen  mehrere  Quellen  zu  Gebote  stehen,  aus  denselben  Registern 
zu  verzeichnen.  Folgende  Namen  nennen  uns  die  Pächter  irgend  eines  dem 
Stifte  Herzogenburg  angehörigen  Zehends: 

Pabo  de  Reudnich  .  Pächter  des  Zehends  zu  Reidling  1399—1314. 

Relicta  Pabonis  1315—1334. 

Otto  frater  Pabonis  de  deeima  Talarn  1307—1320.  Ob  etwa  dieser  Otto 
der  Gutsbesitzer  von  Thalern  bei  Sitzenberg  war,  dürfte  nicht  unbeachtet 
bleiben. 


875 

Reliefe  Ottonia  1391.   -  Haidenricai  de  Keodnich  d<-  deeima  Talarn 

Seheini    also    ein    Urinier   oder   Sohn    tlcs   (Mto    \on    llruduirh 
SU  sein. 

Hainrieai   Ptbe   <ic   Readnieh   peehtel   «l«'ti  Sehend  in  Reidling  von 

Albertus  de  lUeudnirh  de   derima  Preiblitz   ( Proiu  itz  in    der   Pfarre 

De  deeira»  Talarn  Haidesrievi  de  Raadniefc  1840.  Obrecht  frater  suus 

in  ol»>ta:;inm. 

!>«•  deeima  Bgendorf  Laar  entiaa  de  Heitnik  1346. 

Meinhafdui   de   Keudnik    .   Piehter    des  Sehende   zu   Ueidling   von 

m. 

Dominus  Jeuchardus  de  decinia  Hendnik  1861« 

Der  zweite  Sohn  Meinhards  war    Ulricus   de   Hasendorf,    einem 
zur  Pfarre  Ueidling:  eingepfarrten  Dorfe  unter  dem  Bezirksgerichte  Atzen- 
brngg.  (Von  dem  östlichen  Theile  dieses  Dorfes,  welcher  durch  einige  Zeit 
ein  abgesonderte«  Dort'  unter  dem  Nauien  Hausleiten  gebildet  hat,    wird  hei 
dem  J.  1240  die  Hede  sein.)  Als  Papst  Lucius  III.  im  Jahre  1185  laut  Archiv 
roa  St.  Andrä  die  Besitzungen  der  Canonie  St.  Andrä  an  der  Traisen  be- 
igte,  so  nannte  er  hierunter  auch  „Villam  que  dicitur  Hasendorf  cum 
perlinentiis  suis."  Mit  ebendenselben  Worten  bestätigte  auch  Papst  Hono- 
rius  III.  im  Jahre  1224  die  Besitzungen  zu  Hasendorf  durch  eine  Urkunde, 
welche  zu  Erath's  Zeiten  t698— 1719  im  Originale  vorhanden  war,  aber  der- 
malen ausser  einer  Copie  desselben  Erath's  vermisst  wird.  —  Obiger  Ulrich 
von  Hasendorf  ist  Zeuge  im  Jahre  1233,  und  Pabo  von  Hasendorf  im  J.  1240, 
wie  unten  bei  diesen  angegebenen  Jahren  zu  ersehen  ist.  —  Mit  dem  J.  1307 
mnt  die  erste  Erwähnung  der  Herren  von  Hasendorf  bei  Wissgrill's 
anplati  IV.  19."»,  über  welche  im  Stiftsarchive  keine  weiteren  Aufzeich- 
nungen für  jene  Zeit  sich  vortinden.  —  Im  J.  1402  den  12.  Juli  verkaufte 
(laut  Archiv  von  St.  Andrä)   „Hainreich  Abbt  datz  Czwetel  vnd  der  gantz 
ient"  an  „Probst  Larentzen  vnd  dem  Conuent  gemain  desGotshaws  datz 
sand  Andre  bey  der  Treysen  —  zehen  Schilling  gelts  wienner  muntzz  dy  da 
gelegen  sind  auf  dem  lehen  vnd  auf  zwayn  hofsteten  datz  Öd  bey  Hasendorf 
da  der  zeit  auf  gesessen  ist  Nicki  von  Öd."  Noch  heut  zu  Tage  hat  im  Burg- 
frieden  von  Hasendorf  eine  Feldried  den  Namen    ..in  den  Ödgütern;" 
daher  denn  bei  Anfertigung  eines  Atlasses  über  Alt-Österreich  die  Lage  des 
einstmaligen  Edelaitzea  Od  dort  festzustellen  ist,  wo  die  Mappe  des  stabilen 
Ried  -in  den  Ödgütern"  zeiget.  Die  Besitzungen  von  Öd  sind 
rrschaft  Hasendorf  ■)  übergegangen,  daher  letztere  in  denselben 

1  )  Vorausgesetzt,  dass  das  im  Vergleichs-Instruinente  zwischen  Adam  Propst 
zu  Klo.sten.euburg  und  Georg  Sigmund  Freiherrn  von  Prösing  ddo.  10.  August  1678 
besprochene  „oede  I'  tsendorf  ,  so  auf  Az/enbrugg   genossen 

wirdM   mit   den.  »  •  !    identisch   sei,    so  erfolgte  die  Vereinigung  von  Oed 

dorf  erst  1991  roaa  Stifte  Ktoaternenbn'g  käuflich  er- 

n  wurde. 

18# 


2?<> 

Ödgülern  den  alleinigen  Zehentgenuss  hatte,  während  in  den  übrigen  Feld- 
rieden der  Zehcnt  unter  mehrere  Zehentherren  getheilt  war.  Im  Jahre  1786 
musste  das  Stift  Klosterneuburg  als  Herrschaft  Ilasendorf  nebst  vielen  an- 
dern auch  53  Joch  Dominikal-Äcker  in  den  Ödgütern  durch  den  a.  h.  an- 
befohlenen Erbpacht  in  das  unwiderrufliche  emphyteutische  Eigenthum  den 
Unterthanen  daselbst  überlassen,  von  denselben  Äckern  keinen  Zehen t 
abnehmen,  auf  das  Laudemium  verzichten,  die  1.  f.  Steuern  hiefür  bezahlen, 
und  sich  mit  dem  jährliehen  Pachte  von  2  fl.  51  kr.  per  Joch  begnügen. 
(Archiv  der  Dorfgemeinde  Hasendorf.)  —  Im  Jahre  1480  den  12.  October 
vertauschte  nach  Erath's  Erzählung  (Annales  Andreani  MSC.)  Wolfgang 
Propst  von  St.  Andrä  die  zwei  Dörfer  Hasendorf  und  PenzingsammtZugehör 
gegen  ein  dem  obersten  Erbthürhüther  Leopold  von  Wehing  eigentümli- 
ches Haus  zu  Wien  „gelegen  bey  der  Renngassen  vnd  hinab  gehet  in  den 
tieffen  graben  am  eck  des  gässleins  durch  welches  man  herauf  in  die  Renn- 
gassen gehet  zu  negst  frawen  Elsbethen  herrn  Taman  von  Stubenberg  wit- 
tib  so  etwan  Catolds  von  Wehinen  wohnung  gewesen  ist."  Zu  diesem  Tau- 
sche gab  Alexander  Bischof  von  Friaul  und  päpstlicher  Legat  in  Germanien 
die  nöthige  Genehmigung.  —  Vom  23.  October  1601  lesen  wir  einen  Ver- 
gleich zwischen  Propst  Paul  von  Herzogenburg  und  dem  Herrschaflsbesitzer 
von  Hasendorf  Georg  Saxenlander.  Die  durch  diesen  Vergleich  beendigle 
Irrung  entstand  durch  den  vorigen  Besitzer  von  Hasendorf,  Stephan  Edlen 
von  Feirtager,  welcher  wegen  vermeintlich  vorenthaltener  Grunddienste 
über  den  der  Capelle  St.  Margarethen  eigenthümlichen  Wald  das  Recht  dort 
Holz  zu  fällen  sich  anmasste.  —  Bestrittene  Wald-Abgrenzungen  waren  es 
auch,  welche  laut  einer  Copieddo.  Hasendorf  19.  Juni  1623  durch  eine  Ausglei- 
chung zwischen  Propst  Martin  von  Herzogenburg  und  „Maria  Magdalena 
Lasottin  gebohrne  von  Lasberg  Fraw  auff  Hassendorf  vndt  Tallern"  ihre 
Erledigung  fanden.  —  Im  J.  1672  den  12.  November  finden  wir  einen  Güter- 
tausch zwischen  dem  Stifte  Herzogenburg  und  Georg  Sigmund  von  Prösing, 
Besitzer  von  Hasendorf,  und  1678  den  17.  November  einen  gütlichen  Ver- 
gleich zwischen  ebendenselben  über  Zehent,  Viehweide,  Jagdgerecht- 
same u.  a.  m. 

Der  3.  Sohn  Meinhards  war  Erbo  de  pirbaum  .  Unentschieden 
dürfte  es  bleiben,  welches  von  den  zwei  in  der  Umgebung  von  Reidling  be- 
findlichen Ortschaften  mit  Namen  Bierbaum  das  hier  in  Rede  stehende  sei, 
ob  Bierbaum  in  der  Pfarre  Ponsee,  circa  1421  Ober -Bierbaum  genannt 
(Kirchliche  Topographie  15.  Bd.,  S.  178),  oder  Bierbaum  in  der  Pfarre 
Heiligeneich,  Nieder-Bierbaum,  heut  zu  Tage  Moosbierbaum  .  Meine  Mei- 
nung erklärt  sich  für  das  erstgenannte.  —  Sparsam  sind  die  vorkommenden 
Erwähnungen  von  Bierbaum.  Im  Jahre  1329  den  13.  December  schenkte 
„Seyffreit  von  Neydowe"  und  seine  Söhne  „vier  wienner  phenninggelts  ewiges 
Purehreehtes  auff  vnser  vrowen  Alter  ze  Panse  ze  ainem  ewigen  Sei  gerete 
die  da  ligent  auff  ainem  halben  lehen  ze  Chrotendorff  vnd  daz  wir  Hadmarn 
von  Pirbaum  weiln  verchoufft  haben." 

Peringer  de  Egendorf.  Egendorf,  ein  nach  Reidling  eingepfarrtes 
Dorf,  ist  der  Stammsitz  der  Herren  von  Egendorf,  die  bei  Philibert  Huber, 


277 

Knenkl.    Duelli  u.  a.  vorkommen.   Jedoch  allen  von  Ltoreil  vcivich- 

neten  Brendorfern  gehl  dieser  Peria  Uter  v«»r.  Am  öftesten  bei  Zeu- 

iiin!   selhsllhälig  durch  Ausstellung  von  Ur- 
kunden ist  Herbord  re«  Rgendorf  Nach  Ausweis  i\n-  loeationea  fle- 

eimarum  pachte!  er  beinahe  alljährlich   den  S!  ills/ehend    I«    Egendorf  vom 
Jahre   1999  his   I  und    Brird    einlach    mit    ..dominus    Her- 

wor.lns."  |3li  aber  mit  „donünui  Rerwordui  Bgendorfer  de  ieeimi  I 

iiut.  Seine  Gemahlin  hieaaEupbenia  Lautdereelbea  Verpachtunge- 
denn  dort  beiaal  «'s  bei  dem  J.  1893  „Ofmia  de  deeima  Bfendorf'  — 

•iidort ""      L348  „Relicta  Bgendorfarii"  und  1343  Egen- 
iorffrerinna.   Nach  Ausweis  einzelner  Pergament-Urkunden  isi  Ilerbord 
von  Egendorf  Zeuge  den  95.  Juli  1807,  daai  „Hartunch  von  Gevell"dem 
Stifte  Heraogenburg  das  Bergrech I  von  vier  Weingärten  zu  Diendorf  bei 
dem  Kamp  verkauft.    Derselbe  ist  Zeuge  den  10.  März  1311,    dass  Walther 
Pharrer  in  den  Entzeapach"  (Ansbach)  Reverealen  ausstellt,  künftig  allen 
Feudal-Leistungen  an  das  Stift  wegen  seines  Hofes  zu  Grafenwörth  zu  genü- 
Deraelbe  tal  Zeuge  den  15.  Juni  1316,   dass  „llueger  von  Ezleinsperg" 
seinen  Hof  zu  Adletzberg  (bei  Reidling)  auf  die  Oblay  zu  Herzogenburg 
schenckt.  Derselbe  ist  Zeuge  den  22.  Juli  1321,    wie  Leutolt   von  Schaun- 
werch  Probst  ze  Mätse  Chorherre  ze  Pazzawe  Pharrär  ze  den  zeiten  ze 
Gra\  enwerd"  die  von  den  beiderseits  erkiesten  acht  Schiedsrichtern  dem 
Stifte  zuerkannten  Zehentgerechtsame  in  Grafenwörth  auch  anerkennt,  und 
wie  derselbe  Leutolt  nebst  seinem  Siegel  auch  jenes  seines  „vettern  Graf 
Chunrats  insigel  von  Schaunwerch  der  diser  Pharr  ze  gravenwerd  rechter 
lehenherr  vnd  vogt  ist"  beifügt.  —  Derselbe  Herbord  von  Egendorf 
stellt  am  24.  April  1319  darüber  eine  Urkunde  aus,    dass  er  an  dem  nach 
genbarg  zuständigen  ..Cehenl  datz  Egendorf"  kein  Recht  hat,  und  dass 
in  ..mim  l>ietreichen  dhain  recht  an  erbet."  —  Zwei  Jahre  sp«äter 
•efecnkl  er  laut  Urkunde  ddo.  Heraogenburg  16.  Mai  1314  mit  seines  „heren 
n  GraflT  Perchtholtz  von  Hardeke  vnd   mit  seiner  gunst"  sein  Gut  zu 
Egelsee   hei  Wi'irmla  ..auf  Reutechern  an  cehen  viertzehen  Schilling  geltes" 
iler/.ogenburg.  —  Herbords  Bruder  Cunrat  von  Egendorf 
und  seine  Gattin  Sophie  schenken  diesem  Stifte  am  28.  Mai  1321  ein  „leben 
datz  Reizir.  ig  in  der  Pfarre  Kapelle  O.W.  W.),  und  zum  Beschir- 

men der  Schenkung  wird  sein  „Vetter  herr  Ditrichen  von  Egendorf"  und 
|.aid  siin  dietrichen  vnd  Andren"  genannt.  —  Dietrich  von  Egen- 
dorf der  dem  Stifte  Herzogenburg  am  3.  Mai    1327  gemachten 
kung  einei  Leheni  m  Oberndorf  bei  Herzogenburg  durch  „Ott  von 
und  seine  Gattin  Adelheid.     -  Hein  rieh   der  Egendorfer 
s  hrember  1834  Zeuge  der  ron  Peter  Leupoltz  gemachten  Stiftung 
berge  SU  Krems.    (Archiv  der  Pfarre   Krems.)    —   Die  zwei 
zu  Kr.                   ballen  Priester   Heinrich  der  Bgendorffer   und   Mert  kaufen 

arten  am  Pfundberg  von  den  Eheleuten 

in   und   Katharina   von   Goznich,   d.  i.   ßöaing  unweit   Kirchberg  am 

Wagram   (Archi  S       I  Im    Monate  Juni  RIO  verkaufen  die 

Brüder  Gottschalk.   Wenzel  und  Wolfgang  Inprucker  an  Propst  Johann  zu 


278 

Herzogenburg  ihren  halben  Hof  zu  Schlickendorf  sammt  Zugehör  .,alle  die 
gütler  als  die  mit  alter  Ilerkomen  sind  on  all  Auszug  die  vns  von  vnserm 
lieben  vetter  Hansen  dem  Egendorffer  säligen  anerstorben  vnd  An- 
geerbtt  sind." 

Zu  welcher  Zeit  der  Edelsitz  Egendorf  mit  der  Herrschaft  Gutenbrunn 
vereiniget  wurde,  ist  dem  Herausgeber  dieser  Urkunden  unbekannt. 

Über  Ortweinsdorf  s.  unt.  XXXVI. 


XXI. 

Qvicquid  inuiolabili  observatione  custodiri  necesse  est  .  Scriptis  com- 
mendari  pro  facti  memoria  perenniter  retexenda  iustum  comprobatur.  Quo 
circa  uniuersitati  tarn  presentium  quam  futurorum  innotescat  .  quod  domina 
PETRISSA  de  Gnannendorf  .  post  obitum  mariti  sui  domini  IRENFRIDI 
pro  remedio  anime  ipsius  .  et  augmento  proprie  salutis  parentumque  suorum. 
decem  libras  fratribus  Sancti  GEORII  tali  pacto  contulit  .  vt  singulis  annis 
in  festo  sancti  BARTHOLOMEI  uigiliam  et  missam  defunctorum  campanis 
sicut  inagendis  mortuorum  fieri  consuetum  est  sonantibus  .  prefati  fratres 
indefesse  ob  memoriam  iam  dicti  IRENFRIDI  .  nee  non  ipsius  quando  ipsa 
decesserit  .  pariter  decantent  .  et  eodem  die  cellerarius  fratrum  quinque  ur- 
nas  vini  .  et  unum  Modium  tritici  .  et  porcum  ualentem  lx  denarios  .  si  dies 
carnium  est  .  vel  si  carnes  edende  non  sunt  .  Ix  .  denar  .  uice  porci  .  et  pre- 
terea  XXX  denar  .  in  supplementum  aliorum  eibariorum  .  tarn  fratribus  quam 
sororibus  omni  remota  excusatione  amministret  .  Sed  ne  aliqua  occasione 
huiuscemodi  beneficium  fratribus  subtrahatur  .  dominus  WISINTO  eiusdem 
loci  prepositus  communicato  fratrum  consilio  ,  tres  mansos  in  Staeinbach 
prefate  PETRISSE  et  legitimis  eius  successoribus  tali  conditione  assig- 
nauit  .  ut  si  statuta  consolatio  cuiusquam  negligentia  pretermittatur  .  ipsa 
vel  heres  eius  potestatem  habeat  omni  alio  iure  remoto  .  tantum  aeeipiendi 
de  pensione  eorundem  mansorum  .  vnde  eandem  consolationem  possit  exhi- 
bere  fratribus  ibidem  seruientibus  .  Vt  autem  hec  inconuulsa  et  fratrum  usi- 
bus  conseruentur  illesa  .  sigilli  S.  GEORII  inpressione  .  et  canonicorum  sub- 
scriptione  sunt  corroborata  .  Acta  sunt  hec  anno  ab  incarnatione  domini  M° 
CC°  J°  indictione  IUI.  mense  apriii  .  feria  Va  VI.  Kai.  Mai  .  Ego  Heinricus 
Decanus  SS.  Ego  Albero  SS.  Ego  Heinricus  S.  S.  Ego  Arnoldus  S.  S.  Ego 
Wolfkerus  SS.  Ego  Pittrolfus  SS.  Ego  Waltherus  SS.  Ego  Chunradus  SS. 
Ego  Albertus  SS.  Ego  heinricus  SS. 

Ein  hängendes  Wachssiegel,  dessen  untere  Hälfte  abgebrochen  und 
verloren  ist,  vorstellend  eine  stehende  menschliche  Figur  mit  der  Marter- 
palme in  der  rechten  Hand. 

Gnannendorf  soll  nach  der  Ansicht  der  Haus-Annalisten  des  Stiftes  Non- 
nersdorf  in  der  Pfarre  Salapulka  0.  M.  B.  sein,  zu  dessen  Annahme  keine 
Beweise  angegeben  sind.  Vielleicht  bestimmte  sie  hiezu  der  Verkauf  eines 
Gelddienstes,  der„do  leitdatz  gnandestorf  auf  sibenlehen,"  welchen  im  Jahre 
1359  den  24.  Februar  Stephan  von  Mizzingdorf  „ze  chauffen  geben  zu  vnser 
Vrawn  Gotzhaus  in  datz  Pirichech"  d.  i.  Maria  im  Gebirge  zu  Salapulka. 


879 

Steinbach  »ehren-  in  VnU  leb,  \aei.  meinem  haf.irhaitei, 

ist  hier  jenes  Steinhaeh.  welches  in  «I.m-  l'farre  Ernslhriinn.  I  .  Bf,  B.  ließt, 
darum  anzunehmen  .  weil  laut  eines  Gülortausches  <l.  d.  Herzoireiihurg 
\isehen  IVnpst  Hcrlib  und  ..(  nerhart  dem  Cheneu/  von 
Liitslprun  eb«l  dieses  Sleinhach  dem  genannten  Genen/,  ü hergehen,  und 
dafür  dem  Stifte  das  viel  naher  p|tg«M  Pftüfag  in  der  IMarre  Kapclln  ein- 
tet M  ii- 1 

XXII. 
[nnocencias  epiacopus  seruof  •eraorum  l>»i.  Venerabili  fratri  . .  Bpiaeopo 

Tatauiensi  et  Dileetis  liliis  .  .  sanete  crucis  et  .  .  ChoteWiccnsi  Abbatibus 
'attauiensis  dioeesis  .  Salutem  et  apostolicam  benedictionem  .  Ex  parte  .  . 
urepoaiti  et  Canonicornm  Ecclesie  saneti  Georii  fuit  propositum  corain  no- 
b.a  qaod  .  .  Prepositas  Ecclesie  saneti  Andree  et  0.  miles  in  Anzinberc 
liensis  dioeesis  .  quandam  partem  plebis  dicte  ecclesie  saneti  Georii 
contra  iusticiain  oceupantes  .  super  deeimis  et  rebus  aliis  iniuriantur  eisdem. 
Idtoque  discrecioni  uestre  per  apostolica  scripta  mandamus  .  quatinus  par- 
tibis  conuocatis  et  auditis  hinc  inde  propositis  quod  canonicum  fuerit  appel- 
latione  postposita  statuatis  .  facientes  quod  statueritis  per  censuram  eccle- 
siaitieam  tirmiter  obseruari.  Testes  autem  qui  fuerint  nominati  si  se  gracia 
odio  uel  timore  subtraxerint  .  per  censuram  eandem  appellacione  cessante 
cogatis  ueritati  testimonium  perbibere  .  Quod  si  non  omnes  hiis  exequendis 
potueritis  interesse  .  tufrater  episcope  cum  eorum  altero  ea  nihilominus  exe- 
quaris  .  Vos  denique  frater  episcope  et  filii  abbates  super  uobis  ipsis  et 
credito  uobis  grege  taliter  uigilare  euretis  extirpando  uicia  et  plantando 
uirtutes  ut  in  nouissimo  districti  examinis  die  coram  tremendo  iudice  qui 
reddet  unieuique  seeundum  opera  sua  dignam  possitis  reddere  racionem  . 
Datum  Laterani  V.  Idus  Aprilia  pontiticatus  nostri  anno  Sextodecimo. 
\  ersehen  mit  der  bleiernen  Bulle. 

Anzenberg,  in  der  Pfarre  Inzersdorf  an  der  Traisen.  —  Hier  besass 
auch  Rudolph  von  Liechtenstein  einen  Hof,  welchen  er  d.  d.  Zeiselmauer 
17.  Jänner  1334  dem  Bischöfe  Albert  von  Passau  als  ein  Anerkennungsge- 
schenk bei  Gelegenheit  des  von  diesem  Bischöfe  genehmigten  Gütertausches 
»eben  dem  Stifte  Herzogenburg  und  dem  besagten  Rudolph  vonLiechten- 
stein  überleben  hat. 

XXIII. 

Ego  heiiirieus  dei  gratia  arehipresbyter  patt(auiensis)  et  eiusdem  chori 

•  nicus  et  Otto  scriba  et  canonicus  patt(auiensis)  Vlricus  decanus  sanete 

Agathe  .  et  Heinrieus  decanus  saneti  Georii  .  et  Magister  Sigelhochus  saneti 

Georii    C  vniuersis    Christi   tidelihus  in  domino    salutem  .  filiis    qui 

M-  et  exattrgenl  ad  memoriam  redueimus  .  quod  cum  lis  inter  Chun- 

radum  deeanum  et  plehanum  ereim-sensem  e\  una  parte  .  et  Heinrieum    pre- 

ii    (foorii  et  eius  conuentum   ev   altera  parle  super  parrochia 

Manjii  ii  tesvi nar  et  eins  terminis  uerteretur  .  nos   ab  utraque  parte   arbitri 


280 

clecti  fideque  uice  sacramenti  recepta  litem  tali  modo  terminauimus  .  Habito 
siquidem  consilio  prudentum  uirorum  wezelonis  abbatis  de  cbotwico  .  et 
Gotsealci  prcpositi  sancü  Andree  .  et  Dietmari  plebani  de  harroz  .  arbitrati 
sumus  ut  eenobium  sancti  Georii  gauderet  perpetua  quiete  possessionis  supra 
diele  eeclesie  Marquartesvruar  cum  suis  terminis  sicut  ex  legitima  donatione 
felicis  memorieChunradi  episeopi  patt(auiensis)suscepit.  et  usque  in  hodier- 
num  quiete  possedit .  ne  iam  dictus  plebanus  uel  eius  successores  super  pre- 
dicta  ecclesia  de  cetero  mouere  possent  questionem  ante  dictus  prepositus 
et  eius  conuentus  daret  eeclesie  sancti  Viti  in  Chremis  domum  quam  habue- 
runt  eidem  eeclesie  conterminam  in  qua  Riehardus  sacerdos  habitabat  .  et 
per  dies  uite  sue  babere  debebat  .  Arbitrati  sumus  eciam  vt  usque  ad  mor- 
tem prefati  Ricbardi  prepositus  sancti  Georii  annuatim  solueret  decano 
ebremesensi  lalentvn  unum  in  die  sancti  Micbahelis.  Quod  si  negligenter 
pretor  mitteret  .  ipse  in  curia  eorum  que  uicina  est  salzpurgensium  curi« 
potestatem  haberet  de  rebus  ibidem  locatis  tantum  aeeipere  vnde  talentvn 
posset  habere.  Post  obitum  uero  predicti  Ricbardi  vicarii  solutio  talenti 
cessaret  .  et  domus  prefata  in  proprietatem  chremesensis  eeclesie  sancti  viti 
scilicet  proconcambio  inperpetuum  deserviret .  Et  vttale  arbitriuminconual- 
sum  permaneat  .  nostris  et  partium  sigillis  muniuimus.  Huius  rei  testes  sunt. 
Der  Raum  in  der  Urkunde  zwischen  der  letzten  Zeile  und  den  Siegeln 
zeigt  die  Vorrichtung  zu  einer  zahlreichen  Zeugenschaft,  die  jedoch  unter- 
blieb. Eben  so  mangeln  bei  demselben  Instrumente,  welches  als  ein  gleich- 
zeitiges und  ganz  gleichlautendes  im  Pfarr-Archive  zu  Krems  aufbewahrt 
wird,  die  Zeugen  und  der  Schluss  ist  dort  wie  hier:  „Huius  rei  testes  sunt  " 
ohne  weitere  Angabe.  An  dem  zu  Krems  befindlichen  Documente  sind  nur 
vier  Siegel,  zwei  verloren,  und  zwei  erbalten.  An  der  im  Stifts- Archive 
liegenden  Urkunde  sind  acht  hängende  Wachssiegel  in  folgender  Ordnung: 

1.  Eine  stehende  Figur  in  priesterlicher  Kleidung.  Umschrift:  Dec 
(anus)  Chon(radus)  in  Chremis. 

2.  Zerbrochen  und  dadurch  unleserlich. 

3.  Brustbild  einer  geistlichen  Person.  Umschrift  Henr(icus)  Patav(ien- 
sis)  Canon(icus)  Archipbr. 

4.  Eine  sitzende,  bischöflich  gekleidete  Figur.  Umschrift:  Vlricus  Dei 
Gracia  Pataviensis  Eeclesie  Episcopus. 

5.  Eine  Gemse  im  Sprunge.  Umschrift:  Sigill(um)  H(?)  Patav.  Decani. 

6.  und  7.  verloren. 

8.  Eine  bei  einem  Tische  sitzende  und  schreibende  Figur.  Umschrift: 
Sigill(um)  M(agistri)  Dietmari  in  Harros. 

Das  vierte  Siegel  ermöglicht  die  obige  Zeitbestimmung  von  1215  bis 
1221,  aufweiche  Jahre  sich  die  Diöcesan-Verwaltung  des  Passauer  Bischo- 
fes  Ulrich  II.  beschränkt.  Die  hier  handelnden  Personen  sind  überdies 
auch  in  folgenden  Hilfsquellen  erkennbar,  welche  jedoch  eine  so  annähernde 
Zeitbestimmung  wie  die  obige  nicht  gestalten  würden,  im  Falle  die  Siegel 
verloren  oder  unleserlich  geworden  wären. 

a)  Kurz,  Beiträge  IV,  446,  wo  Propst  Gottschalk  von  St.  Andrä  am 
22.  April  1204  Zeuge  ist  von  der  dem  Stifte  Waldhausen  durch  II.  Leo- 


281 

,,„ld\ll     M  .■••slaii.l.Mirii  Bollbefreiung  zu  Stein.    Dtl  il.Tm;ili<r«-    Ard.is    von 

intbehrl  jeder  Netii  ftber  dienen  Propet  Betischalk  !F. 

|,)     |  i    GftttWOlg,    n.trli     .Irssr,  AI»!     Wrnzclo 

oder  Wm/.elin  \on  ttM         IÄ3I  Votlt«h«f 

e)  i'il/..  GeeehiehM  ren  Miehaelbeuern,  s.  jfcT,  iro  Im  flaulkuche  »wi- 
1211  „Magister  Dietmare!  de  Harre»"  <  Groseharrai  l  .  M.  B. ) 
mint. 

di  M.unim.  Beie.  IV.  x>.  wo  im  Jahre  L2ft3Dechan<  Cbunrad  ron  Kreme 
und  \  ioar  EUehard  all  Zeuge  erschein« 

b  (K'in  llteateo  Grundbuch«  ier  Pfarre  Kreme  (circa  1860)  n  er- 
th,.-,'  der  Anspruch  dee  Dechants  reo  Kremi  auf  die  Pfarre  Mar- 

rdenfer  als  einen integrirenden  Theil  seiner  Pfarre  mm  Verwende  dee 
Streites  gedient  heben,  and  als  eine  AT  das  Stift  St.  Georgen  ungünstige 
Nachwirkung  dieses  Vergleiches  ist  die  jährliche  Leistung  von  ein  Pfund 
IM.  ansneehen,  die  In  demselben  Grundbuchs  verzeichnet,  und  wahrschein" 
lieh  nach  «lein  Tode  des  Vicars  Riehard  ins  Leben  getreten  ist.  Bebe! 
nimlieh  daselbst:  nPrepeeitne  de  bertzogenburg  pr  o  exempeione  eccle- 
»ic  in  Marchartzuruar  que  ecclesia  translata  est  in  haifzendorf  de  Curia  sita 
sursum  curiain  Saltzburgensem  quam  nunc  tenet  pro  tempore  nomine  Simon- 
toerl  sed  fuit  diu  destrueta  seruit  I  Ib.  den."  Und  in  dem  Visitations-Proto- 
kolle über  den  Zustand  der  Pfarre  und  der  Beneficien  in  Krems  vom  Jahre 
I  heisst  es:  ..Von  der  Kirchen  zu  Markharts  Vrfar  ist  die  Pension  aus- 
kauft, vnd  der  Probst  zu  Herzogburg  soll  Jahrlichen  geben  t  Ib.  den."  (Ar- 
chii  der  Pfarre  Kreme.  i 

s  sont  noch  Geschichtliches  über  Marquardsufcr  im  Stiftsarchive 
sieh  vorfindet,  möge  hier  zusammengestellt  und  verzeichnet  werden. 

Propst  Kngelschalk  von  St.  Georgen  bekräftigt  laut  Urkunde  ddo.  Krems 
i.  Juli  1258  die  Zehentverpachtung  von  Diendorf  am  Kamp  anGozzo.  Kich- 
l,   und  beginnt  die  Xamhaftmachung   der  Zehentholden  mit   den 
Werten:   ..Kst  autem  hec  deeima  .  uinea  una  plebani  de  Marquartsurvar." — 
sehall  von  Landenberg  spricht  zwei  Inseln  ,.a  p  u  d  M  archarls 
l  rv  a  r",  deren  Besitz  eine  gewisse  Walch  enbergarina  streitig  gemacht, 
laut  Urkunde  d.  d.  Wien   10.  Mai  1300  dem  Stifte  Herzogenburg  zu.  —  In 
t  Jahre  den  3.  Juni  decretirt  Gottfried,  Richter  zu  Krems,  die  Zo- 
ll «rerdedatz  Marcharts  Urvar  di  der  Walchenberger  hat 
l>t"    durch  Auftrag  des  Marschalls  von  Landenberg  an  das  Stift 
lli-rzogenburg.  —  Im  Jahre  1340  d.  d.  St.  Polten  8.  April    verleiht   Bisehof 
Alb  Indulgenien  allen  jenen  Gläubigen  im  Deeunate  St.   8 

erelebe  snr  Vollendung  des  begonnenen Kirebenbnnee  eu 

henken  würden,  und  nennt  als  Veranlassung  die- 

irrkirche  von  Mnrqnerdenfer:   „Com  igitur 

i  Martini    in  Mareliartsuruar  nostre  diocesis  per 

inu  dnnnbii  aeuarum  inpete  penitna  sit  destrueta  et  plebeeani  eiua- 

UU  in  hait/.i'inbtrf  de  nouo  reeditieare  inchoarunt."     Der  Sehlussist: 

lemaned  sanetom  Ypeütum  anno  demini  Milleeimo  CCCXL  sexte  ydas 

Aj.:  inalisten  1,   sich   itOUend   auf  die  Da- 


282 

tirung  dieses  Ablassbriefes,  dal  Jahr  1340  als  die  präcise  Zeit  der  Über- 
tragung der  Pfarrkirche  von  Marquardsufer  nach  Haizendorf  festhielten, 
einer  sogar  das  zu  „ydus  Aprilis"  gehörige  „sexto"  zur  Jahreszahl  hinzog, 
und  somit  1346  herausbrachte,  so  muss  man  diese  Verirrungen  dem  Umstände 
zuschreiben,  dass  dieselben  für  andere  Hilfsquellen  keine  Achtsamkeit 
hatten.  Die  schon  mehrmal  angezogenen  locationes  deeimarum  berichten 
standhaft  die  alljährlichen  Zehendverpachtungen  in  jener  Gegend  von  1299 
bis  1336  inclus.  mit  der  Überschrift:  De  Barrochia  Marquarsvrvar"  oder 
„In  Barrochia  Marcharzuruar"  —  und  vom  J.  1337  angefangen  mit  der  Über- 
schrift: „In  Barrochia  Haizendorf"  so  dass  man  das  Jahr  1337  als  die  Zeit 
der  erfolgten  Übertragung  als  sichergestellt  anerkennen  muss,  womit  die 
Worte  des  Indulgenzbriefes  leicht  in  Einklang  zu  bringen  sind:  et  plebe- 
zani  eiusdem  ipsam  in  haitzendorf  de  nouo  reedificare  inchoarunt  (1337, 
1338  und  1339  waren  sie  mit  dem  Beginne  des  neuen  Baues  beschäftigt)  nee 
absque  Christi  fidelium  auxilio  eandem  valeant  aliquatenus  consummare  . 
Überdies  erliess  am  18.  October  desselben  Jahres  1340  der  Dechant  Chunrad 
von  Krems  an  alle  geistlichen  Vorsteher  seines  Decanats  die  Bekanntma- 
chung der  obigen  bischöflichen  Indulgenzen,  und  sagt  hiebei:  „Cum  igitur 
ecclesia  parrochialis  saneti  Martini  in  Marchartsvruar  Patav.  dioc.  ex  aqua- 
rura  danubii  vehementiinpetu  funditus  sit  destrueta  et  eiusdem  prefate  eccle- 
sie  plebasani  ipsam  in  Haitzendorf  tanquam  inloco  habili  de  nouo  construere 
ineeperint  nee  eandem  strueturam  absque  christi  fidelium  subsidio  finaliter 
ualeant  consummare  .  quare  conuicinitatem  uestram  rogamus"  etc. 

Der  Name  Marquardsufer  war  nach  dessen  Untergange  noch  län- 
gere Zeit  als  Bezeichnung  für  Besitztitel  verblieben.  So  haben  den  15.  Au- 
gust 1430  die  Eheleute  Ulrich  und  Cäcilie  Missendorfer  ihrem  Sohne  „WolfF- 
gangen  Charherrn  zu  Hertzogburg"  gegeben  alle  „paumstet  aw  waid  vnd 
wasser  was  das  ist  das  da  gehört  zu  Maricharz  Urfar."  Und  zur 
Kenntniss  der  Bestandtheile  dieser  Schenkung  dient  die  Aufzählung  im  Ur- 
bar über  Stratzdorf  vom  Jahre  1471  Blatt  103,  dessen  Aufschrift  lautet  : 
„Vermerkht  den  dienst  von  den  güettern  von  Markchartsvrfar  dew  uns  von 
herrn  wolfgangen  Missendorfer  füer  seine  Eribtayl  sind  zuegestanden."  — 
Ein  Urbar  über  Sittendorf  vom  Jahre  1501  hat  auf  dem  87.  Blatte  beinahe 
wörtlich  dieselbe  Überschrift. 

pav. 

Innocentiusepiscopus  seruus  seruorum  dei.  Dilectis  filiis  . .  AbbatiKotu- 
uicensi  .  .  saneti  Ipoliti  et  .  .  saneti  Andree  Prepositis  Patauiensis  dioecesis 
Salutem  et  apostolicam  benedictionem  .  Exposita  nobis  dilecti  filii  .  .  Pre- 
positi  saneti  Georii  in  Austria  petitio  continebat .  quod  H(enricus)  presbiter 
ecclesie  in  traismur  dioc.  patauiensis  infra  limites  parochie  sue  diuina  cele- 
brare  presumit  in  ipsius  et  ecclesie  sue  non  modicum  preiudicium  et  graua- 
men  .  Ideoque  discretioni  uestre  per  apostolica  scripta  mandamus  quatinus 
partibus  conuocatis  .  audiatis  causam  et  appellatione  remota  fine  canonico 
terminetis  .  facientes  quod  decreueretis  per  censuram  ecclesiasticam  firmi- 
ter  obseruari  .  Testes  autein  qui  fuerint  nominati  si  se  gratia  odio  uel  timore 


283 

avfeeftraxe  int  per  diitrictionera  eandem  appellatione  remota  eogatia  nerltaM 

Mium  pcrhihere  .  Q«0d  si  n..n  omncs  hiis   e\equendis    p.ifueritis   inle- 

m  ea  niehilominna  axeqaantnr  .  Daten  Lateran!  EU« 
ii-ü  pontificatm  noatri  Amin  Oetanodecimo* 
Dia  bleiern«  Balle  hlagi  an  der  Erkunde. 

aussen  niil  »|  i  .T  Handschrift:  ..  Henrieiis  de  nnrpresdorf." 

Mit  d.mIi  ipiteren  Sohriftaeicben:  „IanocenÜai  super  eeeleeia  Mawer." 

pol, ins»  dal  |Tatia  du  Aaetrie  et  Stirie  .  emaibna  m  Christo  fideli- 

item  in  domino  .  Xotum  faeimus  tarn  presentibiis  quam  futuris  .  qnoil 

Iis  qne  Katar  prepoaitnai  al  eonaentam  lancti  Georii  .  ex  aaa  parte  .  et  Ca- 
deldnra  dapiferaro  de  relepercb  ex  alia  parte  nertebatar . pro predio qaodaai 

in  tjmeadorf  .  talitar  aal  deeiaa  .  quod  dao  lilü  dapiferi  uidelicet  Cadoldus 
et  Otto  quamdiu  uixerint  .  tria  iugera  uinearum  et  dimidium  ingeri  .  cum  la- 
pidea  domo  in  prefata  uilla  ad  eensuin  lxxv.  denariorum  debeant  possidere  . 
et  cum  defuneti  fuerint  eedem  unice  ad  communes  usus  fratrum  sine  contra- 
dietione  debeant  redire  Reliqaa  uero  predia  uidelicet  mansum  unum  .  quin- 
(jue  eurtes  et  molendinum  .  fratres  inposterum  debeant  quiete  et  libere  pos- 
sidere .  Et  ut  hoc  ratum  permaneat  Sigilli  nostri  munimine  confirmamns  . 
testibus  subnotatis.  Testes  Hainricus  plebanus  de  Mistelbach.  Dietricus  ple- 
hanus  de  Gobatsburch  .  Pertholdus  plebanus  de  Ebenfurt  .  Ilewinus  pleba- 
nus de  ymzinstorf  .  Chunradus  miles  de  Merkenstain  .  Gotfridus  miles  de 
barroa  .  Actum  anno  domini  M  VC  XVIIII0  III.  nonas  septembris. 
Ein  hängendes  verlornes  Siegel. 
Ymzinsdorf,  Inzersdorf  ob  der  Traisen. 

Tymendorf,  Diendorf  in  der  Pfarre  Iladersdorf  am  Kamp.   Den  Zebend 

t.  ein  Ei-renthum  des  Stiftes  Herzogenburg,  besass  durch  Pachtver- 

berer  Ebergerus,    nacb  ihm  Albcro  Sartor,    und  vom  J.  1258  an 

Gozzo  von  Krems.  —  Über  denselben  Zebent  stellt  ..Irnfrit  Hern  Gezzen  Sun 

.  Krems  10.  August  1293  einen  Revers  an  das  Stift  aus  ..vinb 

Iben  Celmten  bat  mein  her  brobst  Wolfker  vnd  aller  seiner Samenung 

mir  vnd   inaynen  zwayn   Sunen   Christ ann   vnd   Gozzen   denselben  Cehnten 

gegeben  allein  zu  vnsern  tagen".  ~  Im  Jahre  1307  verkauft  dem  Stifte  Har- 

tunch  1  sein  Bergrecht  „von  vier  Weingarten  die  gelegen  sind  ze 

Tiemendorff  bei  dem  Champ".   —  In  ebendem  Jahre  1307  bezeugt  Eberhart 

von  daelispn-.il  und  dessen  Bruder  Wolfker,    dass  ihnen  ..der  Erbermann 

.  mndorf  versalz  hat  ze  Ehentewer  seinen  Weingarten   der  do    leit 

Im  Jahre  1315  pachten  den  Zebend  von  Grunddorf  und 

da   Tyemdorf   et  Hainricus   lilius  Hainriei   offieialis  de 

I.      -   Im  Jahre  1380    den    13.   Octobcr   verspricht  Abt    Friedrich 

II.   daaa  ar  ..de  curia  nostra  aita  in  Tyemdorf'  alljährlich 

i.  dem  still»-  Heraogenbnrg  verabreichen  wolle,  „doaee  LX 
ioraai  reditna  in  alia  loee  ipsis  eompetenti  oportnaini  aaeiajaeaai 

Im   J.    133.")    i\rn  lli.  Au^'isl  macht  Wulfing.    Abt  von  Göth\eig  einen   I 

i  mit  dem  Stil      II.-.  zogcnburg ,     kraft  dessen    dal  Bannte  Stift 


284 

..beneficium  quondam  Strellonis  situm  Hertzogenburch"  empfangt,  und  dafür 
an  Göttweig  abiritt  „ex  alia  parte  danubii  quinque  solidis  et  quinque  dena- 
rioruni  reditibus  ....  videlicet  in  Tyemdorf  de  dimidio  beneficio  quo 
uluntur  oiri  religiosi  Abbas  et  Conuentus  de  Engelharts  Celle  LX  denario- 
ruin  reditus  in  festo  beati  Martini  iure  civili  porrigendos"  u.  s.  w.  —  Im 
Jahre  1375  den  25.  März  kauft  die  Gemeinde  „ze  Tyemdorf"  von  der  Cano- 
nie  Herzogenburg  „iren  bof  gelegen  tze  Teuffental."  —  Im  Jahre  144«  den 
10.  April  verkaufen  „Peter  Kyeneisen  Capplan  sand  Niklas  Altar  zu  He- 
derstorff  vnd  Jörig  Kyeneisen  gesessen  zu  Sitendorff  vnd  Katrey  Micheln 
des  Waldner  Weylent  Burger  zu  Hederstorff  seligen  Witib  der  vorgenan- 
ten Kyeneisen  Swester"  ihr  eigentümliches  „lechen  gelegen  zuTyemdorff." 

XXVI. 

Honorius  episcopus  seruusseruorum  dei .  dilectis  filiis  .  .  Abbati  de  Kot- 
Wico  et  .  .  sancti  Ypoliti  et  . .  sancti  Andree  prepositis  patauiensis  diocesis 
Salutem  et  apostolicam  benedictionem.  Significauitnobis .  .Prepositus  ecclesie 
sancti  Georii .  quod cum  plebanus  et homines  in Treisinmure  patauiensis  dioce-  ' 
sis  in  quibusdam  sollempnitatibus  processionaliter  cum  cruce  accedere  ad 
dictam  ecclesiam  teneantur  .  iidem  id  efficere  contradicunt  .  Alias  iniuriosi 
eidem  plurimum  existentes.  Ideoque  discretioni  uestre  per  apostolica  scripta 
mandamus  .  quatinus  partibus  conuocatis  .  audiatis  causam  .  et  appellatione 
remota  fine  debito  terminetis  .  facientes  quod  decreueritis  per  censuram 
ecclesiasticam  firmiter  obseruari.  Testes  autem  qui  fuerint  nominati  si  se 
gratia  odio  uel  timore  subtraxerint  .  censura  simili  appellatione  cessante 
cogatis  ueritati  testimonium  perhibere.  Quod  si  non  omnes  hiis  exequendis 
potueritis  interesse.  Duo  vestrum  ea  nichilominus  exequantur.  Datum  Viter- 
bii  XIIII  Kai.  Junii  Pontiticatus  nostri  Anno  Quarto. 

Mit  der  bleiernen  Bulle  versehen. 

XXVII. 

Hec  sunt  iniurie  illate  .'Preposito  sancti  Georii  et  Capitulo  .  eiusdem 
ecclesie  .  Heinricus  sacerdos  nuper  id  est  infra  biennivm  transgressus  ter- 
minos  .  quos  antiqui  patres  posuerunt  .  invasit  plebem  ecclesie  nostre  in- 
tendendo  falcem  in  messem  alienam  .  jus  Parrochiale  nobis  in  Holenburch 
minuendo  et  subtrahendo  .  Cum  termini  Parrochie  nostre  usque  ad  villam 
que  dicitur  Chlebidorf  .  et  fines  Parrochie  Mutarn  .  episcopali  diffinitione 
et  antiqua  limitatione  procedat  .  Cum  ergo  iamdictus  sacerdos  propteriniu- 
rias  nobis  illatas  tanquam  violentus  invasor  excommunicatus  asininam  merue- 
rit  sepulturam  .  contra  fas  et  iura  canonica  in  iustitiam  eidem  collata  est  in 
cimiterio  ecclesiastica  sepultura  .  Petimus  ergo  suppliciter  .  vt  quod  factum 
est  in  preiudicium  iuris  nostri  .  retractetur  .  et  idem  temerarius  invasor 
extra  cimiterium  proiciatur  .  et  Successor  suus  .  quem  ex  imitatione  mali- 
tie  auctoris  culpa  comitatur  .  a  nostra  invasione  per  censuram  ecclesiasti- 
cam repellatur. 

Ein  Rescriptum  ohne  Siegel  mit  den  Schriftzügen  aus  dem  Umfange  des 
13.  Jahrhunderts. 


Chlebidorf  e  ird  auch  imSUftabrief  der  Abtei  Göttn  eig  als  der  lue* 
•  nrn'i  der  Pfarre  Meutern  ei  8.  Hormayr,  Gesch.  ^    Wien, 

I.  Bd.  :t.  Heft,  S.  VIII,  im  Urkondenbnebe.  I>i<-  dort  rorkommendc  Benenn  eng 
viiiui.i  wird  m.mi    Boie.  XXVIII.  II.  87,  mit  loceliua  und  dieeet 

Dörfchen  als  ein  Beetandtheil  dea  Selsburgiaeben  Beaitsthumea  in  Trete- 
meuer  erkennt:  »ueque  enlepadorf  seisburgeneis  eeeeli  lam." 

wvin. 
In  nomine  petrii  ei  filü  e(  ipiritoj  aeneti  .  ego  H(einricue)  prepc 

G       i  .  miaereii  henc  cedalam  Enspeeturta  .  teleten  in  ee 
sine  quo  nichil  ■elnbriter  poaaidetur.  Notnm  foeimua  lam  preaentibua  Quam 

tuturis  quoil  eominuni  consilio  conucnlus  noslri  contulimus  titulo  permuta- 
lionis  .  Hanaus  daoe  in  Teberneeiedorf  silos  .  domino  Iluberto  eererio  de 
PnreHndorf  .  pro  quibus  recompeneetia  idem  Elnbertm  eontulit  domoi  nostre 

titulo  pennutationis  ut  diximus  .  curiam  quandam  in  Welkindorf  silam  .  de- 
nariorum  libris  qualuor  insuper  erogatis.  Ne  autem  talis  pennutationis  con- 
traetus  .  possit  propter  diuturnitalein  temporis  ab  aliquibus  in  dubium  re- 
uoeari  .  ipsum  prescriplum  tanquain  lidelem  rei  geste  memoriam  eurauimus 
perennare  .  Doinini  nostri  dueis  .  nostrique  conuentus  sigillis  appositis  . 
testibusque  qui  presentes  fuerant  subnotatis.  Vlricus  marschalcus  .  Vlricus 
de  Wolkersdorf  .  Chunradus  dapit'er  .  Heinricus  de  Helphanst  .  Poto  et 
freter  suus  de  purstindorf  .  Gebolfus  et  hartrat  de  lize  .  Perhtoldus  de  erns- 
prunne  .  Albertus  de  Gebeniis  .  et  frater  suus  Rapoto  .  Vlricus  de  Gebe- 
nis  .  Acta  sunt  hec  anno  incarnationis  doinini  M"  CC°  XXI0. 

D  dein  hängenden  Wachssiegel  des  Stiftes  ist  das  Pergaraentband 
der  Urkunde  weggerissen,  das  Siegel  selbst  in  der  Umschrift  ausser  den 
Worten:  S.  GEO.  stark  beschädigt  und  zeigt  dieselbe  Gestalt  eines  heil. 
Märtyrers,  wie  oben  XXI.  angemerkt  wurde.  Ein  /weites  Siegel  war  nie  an 
der  Urkunde  befindlich. 

Tobernaeisdorf,  Dobermannsdorf  U.  Bf.  B. 

Purstindorf,  jetzt  Pflretendorf,  und  Helphanst,  jetzt  Ilelfens,  beide  in 
der  Pfarre  Niederleis,  Lize. 

Gebenis,  Gebmanns  in  der  Pfarre  Ernstbrunn. 

XXIX. 

Hunorius  episcopus  seruus  seruorum  dei.  Dilectis  tiliis  .  .    Abbati   de 

Ceuetel  eisterciensis  ordinis  .  .  Preposito  de  Neunbnrch  et  .  .  Deenno  de 

be  Patauiensis  diocesis  Salutem.et  apostolicam  benedictionem  . 

D  liiii  .  .  Prepoeitne  et  Conuentus  ecclesie  saneti  Georgii  nobis  con- 

rarunt  quod  Meinhardus  leicui  et  .  .  tilia  eins  petnnieneii 

diocesis  ipi  |  de  Iliiriuich  contra  iustitiam  apoliarunt  .    Cum   igitur 

spoliatis  in  i  benefleio  auecurrendum  dieeretioni  neetre 

per  apostolica  scrijita  mand.uinis  ijiKitinus  eis  lieul  iustum  fueril  restitutio 
audiatis  eaueam  .  et  eppelletione  remote  fine  eenonico  terminetia  .  ffcci 
quod  deereoeriti  laticam  firmiter  obserueri.    V 


286 

totem  qui  fuerint  nominali  si  se  gratia  odio  uel  timore  subtraxeiint  per 
censuram  eandem  appellatione  ccssante  cogatis  ueritati  lestimonium  perhi- 
bere  .  Quod  si  non  omnes  hys  exequendis  potueritis  intcresse  duo  uestrum 
ea  nichilominus  exequantur  /  Datum  Laterani  III.  Nonas  Januarii  Pontifieatus 
nostri  Anno  Sexto. 

Die  gewöhnliche  bleierne  Bulle. 

XXX. 

M.  dei  gratia  abbas  in  Zewelel .  et  Uv.  prepositus  sanete  Marie  in  newen- 
burc  .  V.  quoque  decanus  sanete  agathe  delegati  sedis  apostolice  .  Dilecto  in 
Christo  fratri  M.  venerabili  preposito  saneti  ypoliti  .  perpetuum  in  domino 
gaudium  et  sinceram  dilectionem  .  Cum  ex  mandato  sedis  apostolice  causam 
que  inter  prepositum  saneti  g.  et  eius  conuentum  ex  una  parte  .  et  M  . 
ministerialem  de  Imzeneisdorf  et  eius  liliam  G.  ex  altera  .  super  capellam 
rvdniche  et  eius  dotem  uertebatur  .  suseepissemus  terminandam  partibus 
legitime  citatis  .  tempore  et  loco  competentibus  assignatis  .  altera  partium 
prepositi  videlicet  et  eius  eonuentus  comparente  .  altera  vero  M.  videlicet 
et  eius  filie  P.  nee  per  se  nee  per  responsalem  ueniente  .  in  eadem  causa 
iuris  ordine  seruato  processimus  partem  absentem  tanquam  contumacem 
exeommunicationis  sententie  innodantes  presentem  vero  partem  spoliationem 
intentantem  .  testibus  ydoneis  comprobantem  restituimus  .  et  in  possessionem 
rerum  petitarum  inducendam  iudicauimus  .  Auctoritate  ergo  eius  cuius  uice 
fungimus  .  districte  uobis  mandamus  .  quatenus  prefatum  prepositum  in 
possessionem  rei  sibi  adiudicate  inducatis  .  calculum  nostre  sententie  ex- 
sequentes  .  et  sententiam  exeommunicationis  in  iam  dictos  M.  et  G.  filiam 
eius  eorumque  complices  racionabiliter  latam  in  ecclesia  Traisenburc  et 
Herzogenburc  eoruin  capellis  publice  denuncietis. 

Drei  hängende  Wachssiegel,  deren  drittes  verloren  ging. 

XXXI. 

Lupoldus  dei  gracia  dux  Austrie  atque  Stirie.  Vniuersis  Christi  fidelibus. 
Salutem  in  domino  .  Insinuamus  eunetis  Christi  fidelibus  .  presentibus  et 
futuris  .  quod  lis  que  inter  dominum  prepositum  et  conuentum  Saneti  Georii 
ex  una  parte  .  et  Vdalricum  de  Chirchlinge  et  fratres  eius  Heinricum  uide- 
licet  et  Rudolfum  ex  alia  parte  .  pro  aduocatia  predii  in  wilratiz  uertebatur. 
taliter  est  decisa  ,  quod  dominus  prepositus  octo  libris  Vlrico  et  fratribus 
suis  datis  .  ab  ipsis  iam  dietam  aduocatiam  redemit  .  Vdalricus  uero  cum 
prefatis  fratribus  suis  intuitu  diuine  retributionis  eandem  aduocatiam  liberam 
dimittens  in  manus  nostras  resignauit  sub  tali  condicione  .  ut  sicut  raeino- 
ratus  Vdalricus  cum  fratribus  suis  sepedietam  aduocatiam  liberam  ab  omni 
iure  aduocati  et  quietam  ab  omni  exaetione  remisit  .  sie  et  nos  ipsam  sub 
eadem  libertate  salutis  nostre  causa  reeiperemus  .  posterisque  nostris  sub 
eodem  pacto  tenendam  relinqueremus  .  Quod  ut  ratum  perpetuo  habeatur. 
sigilli  nostri  inpressione  eonfirmari  feeimus  .  sub  testimonio  uirorum  qui 
ibidem  aderant  .  ubi  talis  controuersia  finem  aeeepit  .  Quorum  hee  sunt 
uocabula .  Rapoto  comes  de  Ortenberch  .  Rudolfus  de  Potendorf .  Menhardus 


281 

,1-    HiMlfiiicIi  .  M.'inhardus   de   '/in/.iin'sd.irJ" .  Otto   de   An/.inhrrr  .  Marrh- 

i  Ar  Biaperg  ■  <-i  Uiai  tini  Irnfridoi  .  Oti  Otto  de  Perh- 

xdoldai  Dapifer  .  Lirtoldai  de  bohenstofe  .  el  tnter  «-ins 

.ins .  Albero  de  Arrensteinc  .  «•!  freier  eiai  Cvarsdas .  ItemWiehardei 

Ine  .  Iladcmams    rt  frat.r   .'ins    llciiiritus   de  Cli\'nnn  <;<■  .  Iltin- 

ie  Zebinge  .  Chrnradne  Zinke  .  el  ;iiü  quam  plarei  ,  Helnwieni  de 
.  Perwinai  de  Mvkendorf. 
Da»  gel  erhaltene  Siegel  d.-s  Eleraoge,  denselben  darstellend  auf  einem 
gallopirenden  Pferde,  mit  der  Umsehrifl  :  \  Liopoldai  ■ » * •  I  Gratis  Dax  8tirie. 
Super  redempeiene  edaoeaeie  ii   Wilratz.    Mit  sp;ii 

Hand:  pro  VIII.  lil).  »Im.  M  CCXXI.   Mit  noch  späterer  Hand:  Circit.-r   19*0. 

In  der  Zeitbestimmung  stehe  ich  von  meiner  früheren  Ansicht  flr  1919 
lim  Notisenblatte  reu  1861i  S.  80)  ab,  und  pflichte  den  Gründen  bei,  welche 
ebead.,  S.  14$,  der  verehrte  Herr  Verfasser  der  Babenberger  Regesten  für 
ihr  L2M  dargethas  bat. 

Was  unter  \V  i  I  ratz  zu  verstehen  sei,  lässt  sich  nicht  mit  Gewissheit 

iu'ii.    Die  früheren  Hans-Annalisten  des  Stiftes  sprachen  ihre  Mulh- 

üi,r  für  Wilfersdorf  im  Tuilncrboden  ,  einem  Bestandtheile  des  Herzo- 

genborger  Besitzthomee  ans,  und  et  dürfte  hiefür  einige  Wahrscheinlichkeit 

entstehen,  «renn  wir  Font.  Herum  Austr.  IV,  47,  Villa  Wilradi  und  Wilralis- 

dorf  lesen,  und  es  mit  Wilratz  für  identisch  nehmen  dürfen,  wovon  der 

Übergang  auf  die  Benennung  Wilfersdorf  sehr  leicht  sich  ergibt.  —    Nur 

Einmal  geschieht  in  den  Stiftsurkunden  von  dem  noch  unveränderten 

i  Wilratz  eine  Erwähnung,  welche  um  so  merkwürdiger  ist,  weil 

gerade  aal  i\vn  obigen   Bescheid    des  Herzogs  Leopold  VII.  die  Berufung 

eht.    I1n  lohnt  sich  der  Mühe,  jene  Urkunde  hier  wörtlich  als  Anmer- 

in/.uschalten.   „Ego  Chunradus  maxister  Hubarum  per  Austriam  notum 

fore  cupio  vniversis  quibus  oblatum  fuerit  presens  scriptum  .  quod  discordia 

suscitata  .  inter  Illustrem  l'rincipem  et  dominum  nostrum  dominum  Iludolfum 

I        ri«-  ei  vna  et  dominum  wolfgerum  l'repositum  nee  non  Conuentum 

Monasterii  in  Herczogenburch  ex  parte  Altera  pro  quibusdam  seruieiis  seu 

numiperceplionibus  .  que   wlgariter   voitrecht  dieuntur   sitis   in    willrat 

ialiter  et  sedata  .  videlicet  quod  ipsi  domini  de  Herczogenburch 

iuiisdiciioncin  snam  in  prenominatis  bonis  per  Lileras  et Priuilegia  jllustris 

domini  Leupoldi  quondam  Ducis  Austrie  pie  memorie  docuerint  Continentes 

quod  eadem  bona  memoratis  dominis  proprietatis  titulo  pertinuerint  quibus 

ipse  prefaioa  dnx  Leupoldus  in  eitdem  bonis  ab  omni  moleetatione  seu  ininria 

•  dübaeril  defensorem  .  Quibus  rissig  Literis  pre- 

iter  ab  omni  iure  ef  impedimento   que  sibi  in  eisdom  bonis 

lere    ridebantnr   omnimode    dessistebat."  Bin   Rescriptum  ohne 

•  -l.  inper  «rildrsii  quod  dnx  eesseral  liti.        I>i 

treekl  sieb  ron  L29Ü     1306. 

\\\II. 
In  nomine  laaetc  »-t  indinidoe  trinüatis  .  Bberhardn  dei  Salx- 

burgensia  Archi  Lee  sedis  legatm  .  in  perpeiavm  ,  Netam 


288 

sit  vnivcrsis  .  quod  nos  ad  peticionem  .  dilecti  in  Christo  fratris  .  Haeinrici 
preposili  in  sancto  Georgio  et  ob  reuerentiam  Conuentus  eiusdem  ecclesie 
hominibus  nostris  aput  traisinmvr  .  in  predio  salzburgensis  ecclesie  commo- 
rantibus  .  hanc  permissionem  fecimus  .  Quod  si  aliquis  possessiones  suas  . 
illarum  quas  a  nobis  sub  certa  pensione  .  census  .  iure  quod  vulgariter  dicitur 
pvrchreht  .  possident .  pro  salnte  anime  sue  .  predicto  loco  et  sanctis  quorum 
reliquie  ibi  continenlur  .  legare  uoluerit  .  hoc  eis  facere  liceat  .  Ita  tarnen 
quod  idem  predium  cum  omni  onere  iuris  quod  dicitur  bürchreht .  ad  mona- 
sterium  prefatum  transeat  .  Et  debita  Et  antiqua  pensio  censvs  .  in  signum 
proprietatis  et  adtinencie  aput  ecclesiam  Salzburgensem  permaneat  .  Vt 
autcm  hec  nostra  permissio  in  remedium  anime  nostre  et  successorvm  nostro- 
rura  illibata  permaneat  .  presentem  cartam  super  hoc  conscribi  fecimvs  .  et 
sigilli  nostri  munimine  roborari  .  Data  aput  traisinmur  anno  ab  incarnacione 
domini  M°  CC°  XX0  VIP  indictione  XV0.  Testes  autem  huius  facti  sunt  .  Vlri- 
cus  episcopuslauentinus  .  pernhardus  prepositus  frisacensis  .  Magister  Hart- 
mannus  .  plebanus  de  vanestorf .  Eckhardus  de  Tanne  .  Fridaricus  de  pet- 
tauwe  .  Haeinricus  vice  dominus  Salzburgensis  .  Gerhochus  .  Chunradus  de 
Marchpurch  .  Wülvingus  degech  (gurch?)  .  Reimbertus  plebanus  de  asparn. 

Verlornes  Siegel. 

Von  aussen  mit  späterer  Handschrift:  Episcopus  Eberhardus  Vt  liceat 
hominibus  in  Mawer  et  stalhoven  possessiones  suas  dare  pro  remedio  sancti 
g  (eorii). 

XXXIII. 

Innotescat  presentibus  et  sciant  posteri  .  qui  presentem  cartulam  inspe- 
xerint  .  quod  Ego  Tvta  de  Zebingen  .  duabus  sororibus  meis  videlicet  Chv- 
nigundi  et  Erndrudi  que  sunt  in  claustro  monialium  in  sancto  Georio  .  cum 
assensu  domini  ,  Karoli  de  Gvtrat  et  Margarete  vxoris  eius  .  contradidi  duo 
beneficia  in  norcindorf  que  soluunt  annuatim  X.  solidos  et  IUI  in  cholenstorf 
unum  Modium  tritici  annuatim  .  tali  condieione  ut  quamdiu  uixerint  .  ista 
quiete  possideant  .  et  post  illarum  obitum  cedant  in  usain  ecclesie  sancti 
Georii  perpetuo  possidenda.  Ne  igitur  in  posterum  super  hoc  dono  meo 
aliqua  possit  oriri  calumnia  .  feci  presentem  cartulam  sigillo  domini  Karoli 
de  Gvtrat  recipere  firmamentum  .  subarratis  eorum  nominibus  qui  predicte 
donacioni  cum  fieret  affuerunt  .  videlicet  dominus  livpoldus  capellanus  de 
senftinbereh  .  Chonradus  de  Albretsperge  .  fridricus  pinevzil  .  herbordus 
ludevs  cumfilio  suo  Herbordo  .  Vlricus  de  Ibs  .  Albertus  Goglo  .  otto  notarius 
domini  Karoli  de  Gvtrat  .  Otto  balistarius  .  Siboto  .  Gotfridus  camararius  . 
Dittricus  Goglo  cum  fratre  suo  alberto  cellerario  .  fridricus  de  Eisarn  .  et 
ceteri  quam  plures. 

Ein  hängendes  dreieckiges  Wachssiegel  des  Karl  von  Gutrat. 

Norcindorf,  Nodendorf  in  der  Pfarre  Niederleis. 

Cholenstorf,  Kollersdorf  in  der  Pfarre  Altenwörth. 

Karl  von  Gutrat  und  dessen  Grossschwiegermulter  Tuta  von  Zebingen 
finden  sieh  auch  Mon.  Boic.  IV,  kkO,  in  einer  Urkunde  d.  d.  Senftenberg 
12.  Februar  1233.  Vielleicht  gehört  unsere  Urkunde  in  die  zunächst  vorher- 


269 

gebendes  »der  Bachfolgenden  Jahre.        Bise  liebere  Tola   tot  Zebingen 

irlic  im  J.  r.2T7  bewirkte  data Inbaeh  (unweit Senflenberg) 

n  einer  lelbetstiadigen  Harre  erbeben  ward«  der  Dechani  Irnfried 

[rem  ieine  Einwilligung  gab,  and  wc  die  Kirche xa  Krems 

jährlich  l  Pfund  Pf.  von  einem  Bat  n  Senftenberg  tu  empfangen 

hatte.   Areliiv  der  IMarre  Krems. 

lisCOpUt  senilis   seriKirum  <lei  .  Dileetis   tiliis  .  .  Abbat!  de 

CheteWiee  .    Prepoelto  saneti  fleriani ei  . .  Decano  de  Heregemburch  pataui- 

tis.  Saluten  et  tpoetoliean  benedictionen  .  .  Prepositus  et  Capi- 

tulum  e  neii  Georii  nobis  conquerendo  monstrarunt  .  qnod  Erchen- 

geraa  «lo  Landaere  .  Heinricui  de  Chyu  .  et  W.  uxor  eius  .  ac  quidara  alii 

burgensii  et  Patauieneis  dioeesis  capellam  in  Ilusluten  ad  dietam 
re  ■peetantem  contra  iustitiam  detinent  et  eis  reddere  con- 
tradieunfl  .  Edeeque  diacretioni  uestre  per  apostolica  scripta  mandamus  . 
quatinua  partibus  conuocatis  audiatii  causam  et  appellatione  remota  line 
debile  terminetis  .  läcientes  qnod  decreueritis  per  censuram  ecclesiasticam 
firmiter  obaeruari  .  Testes  autem  qui  fuerint  nominati  si  se  gratia  odio  uel 
timore  subtraxerint  .  per  censuram  eandem  appellatione  cessante  cogatis 
uerilati  testimonium  perhibere  .  Quod  si  non  omnes  hys  exequendis  potueritis 
inleresse  .  duo  uestrum  ca  nichilominus  exequantur.  Datum  Laterani  V.  Kai. 
Aprilis  .  Pontificatus  nostri  Anno  Quarto. 

bleierne  Bulle  hängt  an  der  Urkunde. 

t,  dass  die  Erzählung  der  Geschichtsschreiber  über  den 

:    aeriu  III.  am  18.  März  lt*7,   und  die  Wahl  Gregor  IX.  am  1<>.  .März 

hre  Richtigkeit  habe,  so  gehört  diese  Urkunde  zu  dem  vom  19.  März 

Eangenea  vierten  Pontilicatsjahre    Gregor  IX.,  also  zu  obigem 

t&  M 

r  HausleiteD  •.  unten  bei  dem  Jahre  12^0. 

XXXV. 

Livtoldus  dei  gralia  .  comes  de  Pleien  .  et  Heilwirgis   soror  ipsius  . 

omnibns  presentem   paginam  inspecturis  .  salutem  in  vero  salutari.    Notum 

sit  Miiinilnis  tan  presentibus   quam   fuluris,    quod  Wernhardus  cognomine 

h  .  et  perhta  vxor  ipsius  .  de  voluntate  et  consensu  .  et  per  nanun  . 

ibilii  Patarienaii  .  Episcopi  .  Gebehardi .  patrni  nostri  .  et  de  noslro 

antäte  .  prediun  quoddam  in  Cbanbe  situm  .  ecclesie  Sancti 

il  .  iure  perpetuo  poeeidendam  .  Uli  conditione  inter- 

posita  .  \t  predi  rxori  nie  a  predieta  ecclesia  annuatin 

assignentur  .  tanii  raleria .  quanti  ualorii  est  prediun  quod  ipsi  ec 

contuleruni  rptee  beredei  habere  contigerif  .  ipsis  heredibus  nieftf] 

de  predicto  predio   persoluetur  .  Vt  taten   falis  donatio  di 

et  inconvulsa    permaneat    presentem    paginam   sigillo    domini   Episcopi   .   et 

nostro  .  decrevimus  reberare  .  Hui  i  es  sunt  .  Albertus  de  I'ossen- 

nnnsi,  cus  .  et  Arcidus  .   I  deeanus  sanetc 

Arcl. 


2<H) 

Agathe  .  Orlolfus  plebanus  de  Ilardekke  .  Rugerus  plebanus  .  de  Teraz  . 
Ortolfus  Canonieus  .  Sancti  Georgii .  Wernhardus  deSchonliten  .  Ramvngus. 
Chunradus  de  Hvsekke  .  Albero  de  Vrivntsperch  .  Rvgerus  nasel  .  Heinricus 
de  Oberndori'  .  Heinricus  de  Wehsen  .  Engelmarus  de  Werde  .  Albertus 
frater  suus  .  Acta  sunt  hec  apud  Hardekke  .  Anno  domini  M°  CCmo  XXX"1"  1° 
Pridie  Idus  Julii  Indictione  quarta. 
Zwei  hängende  Wachssiegel. 

XXXVI. 

Notum  sit  Omnibus  tarn  posteris  quam  presentibus  .  quod  nos  dei  gracia 
H.  prepositus  .  et  Herbordus  decanus  domus  sancti  Georii  .  cum  uniuerso 
fratrum  nostrorum  collegio  .  predium  nostrum  quod  habuimus  in  egendorf 
soluens  singulis  annis  .  quinque  solidos  denariorum  .  in  concambio  dedimus 
nobili  uiro  de  Gvtenprunne  .  Dietmar o  nomine  .  pro  predio  suo  quod  habuit 
in  ortwinstorf  soluens  medium  talentum  denariorum  .  et  tribus  iugeribus  in 
rvedenieh  .  que  soluunt  XXXIII.  den.  Vt  autem  future  occurreremus  tempes- 
tati  contra  uersutos  et  calumpniantes .  presenti  scripto  cum  sigillorum  nostro- 
rum appensione  decreuimus  premuniri .  Facta  est  hec  commutatio  IUI.  Nonas 
Februarii  Anno  domini  M"  CC"  XXX0  III0  Indictione  VI.  Huius  rei  testes 
sunt  .  Petrus  sacerdos  .  Hadmarus  subdiaconus  .  Vlricus  de  Hasendorf.  Mar- 
quardus  de  Newenhofen  .  Hainricus  de  tvrsendorf  milites  .  Alhalmus  de 
parschalich  .  Rvdolfus  de  Chrotendorf  .  et  alii  quam  plures. 

Zwei  verlorne  Siegel. 

Die  Lage  von  Ortweinsdorf,  welches  oben  XX.  als  Bedeckungs-Realität 
bei  einer  Stiftung  der  Mathilde  vonRudenich  vorkommt,  wird  uns  durch  eine 
andere  Urkunde  ddo.  Wien  23.  Mai  1387  sicher  gestellt,  nach  welche»„Jörig 
von  Zuntgraben  zu  den  zeitten  Pharrer  datz  sand  Veit  pei  Wienn"  nnt  Ein- 
willigung seines  Patrons  „Jörigen  von  liechtenstain  Probst  allerheiligen 
Tumchirichen  datz  sand  Stephan  ze  Wienn"  den  seiner  Pfarre  angehörigen 
Gelddienst  „gelegen  ze  Rewdnich  auf  einer  hofstat  gegen  der  Pharchirichen 
daselbs  vber"  eingetauscht  hat  gegen  einen  anderen  Gelddienst  „gelegen  ze 
Orlweinstorf  auf  dem  Tullnerfeld  auf  vberlent."  Unbekannt  sind  die  weiteren 
Geschicke  von  Ortweinsdorf,  insbesondere  die  Art  und  Zeit  seines  Unter- 
ganges. —  Hanthaler  führt  einen  „Leupold  von  Ortweinsdorf"  an,  der  am 
12.  März  1317  Zeugenschaft  leistet.  Recens.  IL  139. 

Vor  dem  obigen  Dietmar  von  Gutenbrunn  erscheint  schon  1148 
unter  den  Zeugen  „prioris  traditionis  Waltheri"  zur  Stiftung  der  Canonie 
St.  Andrä  ein  sicherer  „Hermannus  de  Gvtenprunnen."(Archiv  von  St.  Andrä). 
—  Im  Jahre  1260  bezeugt  „Vlricus  de  Guetenprunne"mit  seinem  Siegel  die 
vom  Propste  Engelschalk  bewerkstelligte  Verpachtung  eines  Hofes  zu  Adletz- 
berg.  —  Vielleicht  ist  es  derselbe  „Ulreich  von  guetenprunn"  welcher  als 
Zeuge  zu  Herzogenburg  am  6.  Jänner  1303  jenen  Vertrag  seines  Neffen 
Weigant  Eysnpeutl  von  Chogel  bekräftigt,  durch  welchen  Letzterer  sein 
Gut  zu  Chueffarn  ,  das  ihm  von  seinem  Oheim  „hern  Hertneit  dem  Pischolf 
von  Churka  .  .  .  anerstarben  ist"  dem  Wernhard  von  Gotzinsdorf  mit  der 
Last  verkauft  habe,  dass  Letzterer  jährlich   10  Pfennige  Burgrecht  zum 


201 

8t  Nikolaus-Altar  in  Herst  iu  entrichte!  bebe.      Derselbe  \\ 

Bisenpetit]  von  dem  Chogel  rerkanfl  den  1308  ein  Leben  zu  Unter« 

winden  bei  der  Trauen  an  Pridrelch  den  Fitnlinger,  and  mV nrti 
Lebenrechl  den  Stifte  Elenogenbarg,  ire  unter  «Im  fielen  Zeugen  nneh 

..Ihm-  lircioii  der  Kerenberger  von  guetenprunne"  in  lesen  tot.       In  Jahre 
1818  den  ii.  Jon  [einrieb  derPanpruker  von  EÜnemteten"  in  leiner 

Erklärung  der  Lehensabha'ngigkeil  von  Hersogenburj  well  Drittel 

Hofei  sn  Gunpoltinge  (Gnmperding  in  der  Pfarre  Uurstetten)i  dass 
er  diesen  1 1 •  > r  ron  „Chunraten  res   guetenprunn"  und  dessen  Genihlin 
gekauft  halte.  —  [n  den  leeal  .  deeinarnn  ist  in  Jahre  18M  auch  ^Andreis 
Gtaetenprunne"  anter  den  Zehentpächtern. 

Newenhofen.   Die  Bitter  von  Nenhofen  waren  in  der  Umhegend  von 

Herzogenbarg  und  St.  Andre*  durah  längere  Zeit  begütert,  und  leheinen 

ihren   damaligen  eigentlichen  Wohnsitz  in  Thalern  bei  Sitzenberg-  gehabt 

zu  haben,   so  dass  selbst  dieses  Thalern  durch  einige  Zeit  den  Namen  \<-u- 

bofen    geführt  hat;  z.B.  den  18.  December  1366  kaufte  Propst  Nikolaus 

von  dem  Paynn  verschiedene  Zehente   zu  Guetenprunn  —  zu  Newnhoffen  — 

ndorll" —  zu  Rendnikch.    In  Kürze  möge  noch  Folgendes  über   die 

Ritter   von  Nenhofen   berichtet  werden:  Im  Jahre  1324   den  24.  April  ist 

„Hainrieh  von  Neunhoven"  Zeuge  ,    dass  Eberhart   von    Chatzenperig  den 

Gelddienst  von   einem  halben  Hofe  ..datz  Mord  pei  alten  lempach"  und  den 

Geld-   und  körnerdienst  von  einer  halben  Hofstatt  ,.datz  Asperig*'  auf  die 

Oblay  zu  Herzogenburg  geschenkt.  —  „Hainreich  der  newnhofer  vnd  Alber 

sein  prueder"  sind  Zeugen  zu  St.  Andre*  am  24.  Mai  1333,  dass  lluedolf  der 

igel  und  dessen  Sohn  Rucdolf  an  dieses  Stift  einen  Gelddienst   zu 

linenaw  (Manan  bei  St.  Polten)  verkauft  haben  (Archiv  von  St.  Andrä). — 

Im  Jahre   1343  den  2t.  December  kauft  Propst  Hugo  von  St.  Andrä  zwei 

angen  zu  Hart  in  der  Pfarre  Kilb  von  Albert  von  Neuhofen,  und  als 

n    erseheinen  Dietmar   von   Neuhofen  ,    Heinrich  von  Neubofen  und 

>n  Neuhofen.  Leider  ist  das  Original  nicht  mehr  vorhanden,  und 

die  die« fällige  Kenntnis«,  geschöpft  aus  Erath's  Annalen  (im  MSC),  bleibt 

elhaft,  weil  der  Grad  der  verwandtschaftlichen  Beziehung  der  Zeugen 

und   mit   dem  Verkäufer  bierdurch  sich  nicht  darthun  lässt.  — 

Heinrica«   de  Nevnhouen  ist  von   1347—1369    alljährlich  der  Pächter  des 

Herzogenburger  Zehentes  z\i  Thalern.  —   Jakob  der  Neunhofer  ist  Zeuge 

den  1.  Mai  1343  einer  Schenkung  auf  die  Oblay  zu  Herzogenburg.  —    Alb- 

Ber  Neunhofer  bezeugt  am  13.  August  1360  den  Kauf  eines  für  das 

Stift  II  arg  erworbenen  Gelddienstes  in  der  Pfarre  Sl.  Gotlhard.  — 

<'|»h;»n  Pokch   von  Chuflarn   und  die   damit  verbundene 

Gabe  zur  0  November  1370  bestätigt   als  Zeuge 

«Irr   Newnhofer  ron  Talarn  riehter  zu  den  sehten  zu  Chuffsrn."  — 

von  Talarn  vnd  Pernhart  der  Newnhofer  sein  brueder" 

verkaufen   am    11.  April  1894  ihren   halben    Wein/.ehent   zu    iJaumgarten    in 

Eleidlingaa  das  Stift  Herzogenbarg.  —  Dieselben  zwei  Brüder 

I  einher  13!)7  ihr  Weidereelit  zw  isehen  PonSOO  und  der 
D  .dlieh    ist    ..Hanns  an  dem 

19  * 


292 

Newnhoff  den  8.  Jänner  1414  Zeuge  eines  Hauskaufes  zu  Nussdorf  ob  der 

Traisen. In  den   locat.  decimarum  heisst   der  Pächter  des  Zehents  zu 

Thalern  im  J.  1377  Joannes  miles,  und  im  J.  1400  Dominus  Johannes  Newn- 
h  oller. 

Alhalmus  de  Parschalich,  d.  i.  Pottschall,  einem  aus  zwei  Häusern  be- 
stehenden Dörfchen  in  der  Pfarre  Gutenbrunn  0.  W.  W.  Die  Lage,  Bestif- 
tung  und  sonstigen  ehemaligen  Patrimunial- Verhältnisse  lassen  den  aufmerk- 
samen Beobachter  vermuthen  ,  dass  das  Besitzthum  dieser  beiden  Häuser 
einst  ein  Gütchen  möge  gewesen  sein,  und  die  Archivs-Documente  erheben 
die  Vermuthung  zur  Gewissheit.  So  hat  im  Jahre  1310  Virich  der  Tern- 
werger  an  Chunrat  den  Holtzer  und  seine  Gattin  Euphemia  verschiedene 
Güter  zu  Lehen  gegeben,  und  darunter  auch  „das  virtail  des  zehnts  des  hofs 
ze  Parschalich."  —  Ditricus  de  Parschalich  ist  Zehentpächter  von 
Herzogenburg  von  1331—1335.  —  Im  Jahre  1403  war  der  Dominikalhof  zu 
Pottschall  durch  Erbschaft  in  sieben  Eigenthümer  getheilt,  welche  denselben 
laut  Urkunde  ddo.  6.  October  1403  an  das  Stift  Herzogenburg  verkaufen, 
und  von  allen  Entitäten  wird  nur  der  dazu  gehörige  Viertlzehent  zu  Burg- 
recht genannt  von  dem  „Erwirdigen  geistleichen  Herren  dem  Apt  des  Gotz- 
haws  ze  sannd  Marein  zelle."  Weil  aber  obige  sieben  Erben  einen  andern 
Erbschafts-Berechtigten  (Niclas  der  Dristell  genannt)  nicht  zum  Verkaufe 
beizogen,  und  dadurch  eine  gerichtliche  Procedur  gegen  den  Käufer  her- 
beiführten, so  bezahlte  Propst  Johann  noch  eine  Summe  Geldes  dem  Niclas 
Dristell,  und  es  wurde  laut  Urkunde  ddo.  24.  Juni  1413  der  Verkauf  vom 
Letzteren  bestätigt.  —  In  der  Folge  der  Zeit  war  dieser  Hof  auch  auf 
Leibgeding  verlassen,  wie  das  Document  der  Einlösung  hievon  ddo.  10.  Juni 
1436  beweist,  dessen  Anfang  lautet:  „Ich  Jacob  der  Chayser  dye  tzeit  ze 
Potschalich  gesessen  auf  meiner  genedigen  Herren  hof  des  Brobst  vnd  seines 
Convents  zu  Hertzogenburg  der  mein  leib  geding  ist  gewesen." 

RudolfüS  de  Chrutendorf.  Krottendorf  ist  ein  nicht  mehr  vorhandenes 
Dorf  auf  dem  Tullnerfelde,  wahrscheinlich  zwischen  Zwentendorf  und  Bärn- 
dorf  an  jener  erhöhten  Stelle  der  Au  gelegen,  welche  jetzt  den  Namen 
„Krottenthurm"  führt. 

XXXVII. 

In  Nomine  sanete  et  indiuidue  trinilatis  .  amen.  Notum  sit  uniuersis 
christi  fidelibus  tarn  presenti  etati  .  quam  et  future  posteritati  quod  nos  Dir- 
micius  dei  gracia  Abbas  Sanete  Marie  Scotorum  in  Wienna  cum  consensu  et 
bona  voluntale  tocius  nostri  conuentus  Preposito  Sancti  Georgii  et  ipsius 
conuentus  per  interuentum  et  instanciam  sui  Celerarii  Engelschalci  .  aream 
quandam  iuxta  dimidiam  aream  .  quam  martinus  Scriba  nuper  a  nobis  obtinuit 
contuliinus  .  ad  ius  emphyteoticum  .  tali  pacto  ut  admanus  .  VI.  talenta  nobis 
persoluant  .  et  in  festo  Sancti  Michahelis  .  annuatim  .  XII.  solidos  nobis 
soluant  .  et  si  neglexerint  soluant  duplicatam  pensionem  .  adhibita  et  tali 
condicione  .  ut  priusquam  aliquid  edificent  in  area  dieta  .  murum  inter  uineam 
et  aream  edificent  ad  altitudinem  muri  .  protensi  a  scutario  usque  ad  aream . 
Zeleubi  in  uinea  dieta  .  excipimus    eciam  ut  non  ,  audeant  eandem  aream  . 


Z9d 

nee  ti.-mliMi-  MO  obHgare  ni^i  nnslr.i  primilus    uoliinlas    requisila    fm-rit  .  et 
|  i  aulem  BOC  scriptum  .  nullo  faUilalis  srrupulo  possil   dchilitari  . 

eedulam  preeentem  ri  .  nee  ton  Capiteli  noetri  .  mnniminc 

ums  roborari .  Etalai  rei  .  I  I  .  kbbae .  felii  preposftns   felis  na 

oineamm  et  total  oonnentoa  Zeleubas  Jaoobas  filias  \\  idonis  Martinas  icriba  . 
Cbvnradns  noapea  .  Meinbardns  officialis  noster  •  Hermannns  leraoi  notier. 
Otto  prevv.  Ditrieas  el  Wernhardas  et  Chvnradas  (ratres  de  Nvadorf. 
Cbvnradai  et  Kalbobae  i  Wiainto .  ei  alii  quam  plorea. 

Uni  beo  Anno  dominiee  In  Carnacionii  .  \l.  < V.  \\\  III. 

Ditrieas  e1  Werabardai  et  Cbvnradai  (ratres  de  Nvzdorf.  Ob  hier 
Noaadorf  an  der  Donau  bei  Wien,  oder  Naaodorf  ob  der  Traiaea  so  ver* 
eteben  sei,  ist  nicht  zo  bestimmen.  Jedoch  gehören  die  in  den  später« 
künden  des  Stiftes  b&efig  vorkommenden  Herren  von  Nassdorf  dem  Letz- 
teren an.  Aus  diesen  ist  theils  durch  Ausstellung  von  Urkunden,  theils  durch 
Zeugensehaftsleislung  am  öftesten  vorfindig  Wernhard  von  Xuzdorf, 
der  Stifter  der  Pfarre  Noaadorf  oh  der  Traisen  im  J.  1324,  welcher  in  der 
betreffenden  Ordinariats-IJestätigung  des  Bischofes  Albert  von  Passau  ddo. 
St.  Polten  21.  Jänner  1394  „Wernhardus  Miles  de  Nuzdorf"  genannt  wird. 

XXXV1H. 

Quoniasn  qae  agnntor   in   tempore  .  continuo   momentorum  et  antiquo 

isa  .  Labuntur  cum  tempore  .  Iccirco  ne  gestarum  rerum  noticia  .  no- 

i •tustate    temporum   ah   hominum   cuanescat  memoria  .  hinc   memori 

seriptnramm  eontirmatione  decrevimus  perennare  .  Nouerit  ergo  omnis  tarn 

oram  quam  presentiuin  .  scripta*  presentihus  perspectis  etas  .  nee  non 

exsurgens  progenies  futura  .  suis  enarret  filiis  .  ut  sciant  .  quod  Nobilis 

i    domina  nomine  VVihvirgis  .  iilia   domini  Minhardi  de  Inzensdorf  . 

iitcm   domini  Chunradi  de  lloslevten  per  salutifera  commemoratione 

nominati  mariti  sui  .  et  etiam  suiipsius  salute  .  tempore  venerabilis  prepositi 

ii  .  Herbordi  .  cuidam  Liti  multo  tempore  uersate  .  inter 

memoratum  cenobium  et  dietam  dominam  super  iure  patronatus  ecclesie  in 

ten  .  cessit  resignando  iam  memorato  cenobio  .  dictum  ius  patronatus 

eideiu  liberum  relinquens  arbitrium  .  constituendi  et  destituendi  clericum 

quandoeunque  voluerit  et  quemeunque  .  Hac  tarnen  forma  .  ut  sepememorati 

eenohii  conuentus  clericum  deineeps  in  altera  sibi  nominandarum  ecclesia- 

rum  .  videlieet  Hosleulen  .  et  Reudenick  residentem  .  prouidentem  tarnen 

itndeal  ydoneum  procurare  .  clerico  non  habente  respectum 

tpra  dietam  dominam  .  quantum  est  de  iure  patronatus  .  nee 

ad  dominum  Dietmarum  de  Lihtenstain  sub  eadem  forma  .  qui  quondam  uide- 

batur  succ<  iuris  huiusmodi   .  sed  eo  tantum  subiacente 

•tioni  supramemorati  conuentus.    Huius  determinate  litis  festes  sunt 

quam   seeulares   persone  .  quarum   nomina    subse([uenter 

rann  aätem  spiritaalian  ridelieet  Herberdni 

hilis   prepu.situs  .  supramemorati   eenohii   et    Albertus    eiusdein   capi- 
tuli   lh  ii   Loci   confratribus  .  Laycalium  autera 


294 

porsonarum  nomina  hec  subscribimus  .  Dominus  Dietmarus  de  Lihtenstain. 
supra  memoralo  castello  .  Ministerialis.  Livpoldus  de  Draesdorf  .  Pabo  de 
Hasendorf  .  Minhardus  de  Sancto  Nyeolai  .  Milites  .  Chunradus  de  Reude- 
nick  .  Hainrieus  de  Aezelinsperge  .  et  frater  eius  Chunradus  .  nee  non  alii 
quam  plures.  Et  ne  ab  aliquibus  inposterum  per  obliuiose  antiquitatis  iniu- 
riam  .  Et  alterius  articuli  euiuseunque  ♦  deffinitio  sepe  nominate  litis  in- 
fringi .  Et  cassari  valeat.  Appensione  sigillorum  domini  reuerendi  Patauien- 
sis  Episcopi  Rudigeri  .  nee  non  venerabilis  prepositi  Herbordi.  singulariter 
et  totius  capituli  munimus  et  roboramus  .  paginam  hanc  presentem  .  Deffini- 
tum  huiusmodi  in  Pago  Georiensi  .  Sanctissimo  patre  Gregorio  papa  presi- 
dente  apostolice  sedi  Rome.  Fridrico  autem  Imperatore  Romanorum  et  sem- 
per  Augusto  regnante  .  Metropolytane  autem  sedi  in  Salzpurga  presidente  . 
Reuerentissimo  Archyepiseopo  Eberhardo  .  Venerabili  autem  patre  et  domi- 
no  in  Patauiensi  dyocesi  pontifficante  Rudigero  Episcopo.  Illustri  autem  et 
Strenuissimo  Duce  Friderico  in  Avstria  et  Styrya  Regnante  nee  non  Carnyola 
dominante  ANNO  M°.  CG0.  XL0. 

Zwei  hängende  Wachssiegel. 

Hösleuten.  Die  Unkenntniss  über  die  eigentliche  Lage  von  Hausleiten 
und  das  Bestreben,  Aufschlusszu  erhalten,  hat  die  Hausannalisten  des  Stiftes 
zu  manchen  Hypothesen  verleitet;  denn  bald  suchten  es  Einige  unweit  Pon- 
see  an  der  Donau,  und  Hessen  es  von  derselben  zerstört  werden,  oder  mach- 
ten Ponsee  selber  zu  Hausleiten  mit  der  Angabe  der  Namens-Veränderung  ; 
bald  glaubten  Andere  wegen  der  in  den  Weingärten  unweit  Gemeinlebarn  vor- 
gefundenen Grundfesten  von  Gebäuden  es  dahin  versetzen  zu  müssen.  Mies, 
Hist.  Can.  Ducumburg  I,  14.  Hätten  selbe  nur  die  auf  der  Aussenseite  un- 
serer vorstehenden  Urkunde  einst  befindlichen,  jetzt  freilich  von  unerfahr- 
ner Hand  durchstrichenen  Worte:  „Sacellum  S.  Margarete  concernens*' 
ernstlicher  beachtet,  so  hätten  sie  vermuthen  müssen,  dass  die  einst  bestan- 
dene St.  Margarethencapelle  zu  Hasendorf  einen  Anhaltspunct  über  die 
Lage  von  Hausleiten  geben  könne.  Vollständige  Gewissheit  gibt  ein 
Urbar  über  Reidling  vom  Jahre  1492,  in  welchem  auf  dem  21.  Blatte  (dort 
aber  mit  fol.  1  bezeichnet)  Folgendes  zu  lesen:  „Nota  seruicium  capelle 
sanete  margarethe  in  Hawsleyten  in  die  saneti  michahclis  Anno  1892."  Also 
da,  wo  einst  diese  Capelle  stand,  ist  die  Ortschaft  Hausleiten  zu  suchen. 
Jene  stand  am  nordöstlichen  Ende  des  jetzigen  Dorfes  Hasendorf  bis  zum 
Jahre  1803,  wo  selbe  abgebrochen  und  das  Baumateriale  zum  neuen  Kir- 
chenbau in  Reidling  verwendet  wurde.  Noch  lebt  dort  im  Volke  die  Sage, 
dass  bei  dieser  Capelle  einst  ein  Schlossgebäude  war,  dessen  letzte  Inha- 
berinnen zwei  adelige  unverehelichte  Schwestern  waren,  jedoch  in  solcher 
gegenseitiger  Abneigung  verharrend,  dass  jede  einen  eigenen  Eingang  zum 
Besuche  des  dortigen  Gottesdienstes  haben  musste.  —  Als  Bestätigung 
dieser  Topographie  von  Hausleiten  mag  noch  das  eigenthümliche  der  Situa- 
tion von  dem  dermaligen  Hasendorf  dienen,  dass  nämlich  der  südwestliche 
Theil  dieses  Dorfes  bis  zur  jetzigen  Capelle  (die  im  J.  1811  erbaut  wurde) 
zusammenhängend  in  den  Gebäuden  sich  darstellt,  während  die  von  der  Ca- 
pelle nordöstlich  gelegenen  Häuser  von  dem  übrigen  Dorfe  durch  Äcker 


•95 

und  \\  beiaen,    und  gleiehsam  <-in  i  ben  ta 

bilden  aoaeiaea.       Der  Name  HansIeUen  gehör!   dem  13.  und   14.  Jahr« 

i.  and  die  in  obiger  Urkunde  rerti  timmte  Altenuu 

Mag  im  14.  J.ihrh.  für  llausloilen  an*,  indem    mir   ilorl   ein  IV 

residirte  und  siel«  Plenen  annale.  Naeh  den  loeat,  decimaram  war  im  Jahre 

ler  Pleban  von  Haasleiten  Pächter  dei  Herzogenbnrger  Zehente  eh 

Sitaeaberg,  dem  ebanna  de  Hans- 

[1  iuis)  II  anene  .  Cuppam  salii  IIainriea§  Nfennbewer  in 

1861   beiaates:    ..l>e  decima  baeendorf  Philippm  pi  ebanna 

;;'f:  „Decima  Hasendorf  Stephaaaa  rice  capeliaaua  in 

;  .  and  1876:  „Decima  Haeendorf  Thomas  plebanne  de  Sana« 

leiten. "        1378:  »Decima  Haseaderf  Stephanue  plebanne  de  Handelten  .  . 

Beoriua  freier  eins  in  obataginm."    -  Und  in  der  Verfassangs-Urknade  dee 

Stillos  rom  97.  Pebrnar  1378  ist  einer  der  Zengen:  Georins  plebanne  in 

Haasieaten  preseiter  patanieneis  dioeeesie.  Nolizenblatt  V*  J.  1881,  s.  160.   - 

me  Haasleiten  war  im  l!>.  und  17.  Jahrb.  verschwunden,  und  der 
unter  dieser  ehemaligen  Benennung-  begriffene  Theil  der  Hauser   hiess  St. 

i  reihen,  wie  wir  z.  B.  im  Jahre  1623  lesen,  dass  ein  Vergleich 
■wischen  Propst  Martin  Müller  und  Maria  Magdalena  Lasottin  geborne 
von  Lei  w  au  11'  Ilassendorff  vndt  Tallern  gemacht  wurde  über  die 

n/.ung  der  Waldungen  an  der  Sehlossloiten  und  Brandleiten  „bey  Has- 
seniloilV  vndt  St  Margaretben  ligent."  —  Wenn  die  Urkunden  des 
einstmaligen  Kaaonieainnenklcetere  bei  St.  Jakob  in  Wien  noch  vorbanden 
sind,  so  konnte  in  denselben  vielleicht  d^v  Name  Ilausleiten  zu  lesen 
sein,  weil  bei  den  im  oben  angezogenen  Urbar  von  1402  auf  dem  37.  Blatte 
(im  Original  fei.  1 T t  unter  der  Aufschrift:  ..lingna  pertinencia  adS(anctam) 

ireiham)   I  iage  .'führten  Waldungen    auch  der  angrenzende 

derJakober-K  erwtbat  wird,  nämlich:  ..IUI  Jeuch  holtz 

n  *\vr  l'rawen  holt/,  ren  sand  Jacob  zw  Wienn." 

Livpoldus  de  Draesdorf,  d.  i.  Trastorf,  einem  Filialdorfe  der  Pfarre 

Heiligeneich.  Im    Jahre     1331    den    4.  Juli    beurkundet   ..Hainreich  von 

v        prnkke"  und  „M&ehtild  seine  Hauarrowe" daz  Chadolt  von  At- 

■eaprekke  end  seine  Hansrrewe  dienint  vnd  ir  erben"  von  jenen  „zu  rech- 
ten leben  laben  an  sehen  phening  .  .  .  daz  alles  mit  ein  ander  leut  auf 
fünf  hefsteten  die  da  ligent  data  trastorf  .  .  haben  wir  mit  willen  vnd 
snne  Vlreiehs  vnd  Hainreiehs  .  .  geben  auf  den  Aller  sand  Jor- 
tzhawa  data  Hertzogenburcb."  —  Den  12.  März  1337  beur- 
kunden „Perhart  vnd  Albern  die  prueder  von  dres  torf"  dass  sie  dem  Stifte 

rg  gaben  ihr  „rechte«  eigene  am  raeerm  hef  datz  Atzenbruk 

SUifl  m  Bergrecht  geben  soll  „dem  erwern 

man  friedi  i  Retten  um  dreatorf  vnd  Vrann  Alheitea.''    Bor  Ge- 

zwei  BrQder    sieh    selbst    und  ihren   Vetter 

Minhardns  de  saneto  lfycolao.    Die  Lage  des  Edelaitaea  St.  Nicola  ist 

\ndrä  an  der  Traisen 
i  in   i\rv  An    zwischen  dem    Mühlbache 


296 

und  dein  Traisenflusse  gelegen  ist,  weil  der  Weg  vom  Dorfe  bis  dahin 
noch  heut  zu  Tage  der  „Nikolai-Weg"  genannt  wird.  —  Die  locationes  de- 
cimarum  melden  als  Zehentpächter  bei  dem  Jahre  1320:  Leupoldus  .  Tri- 
slramus  cum  fratre.  Otto.  Siboto  de  decimis  .  de  sancto  Nycolao  .  de  sancto 
Andrea  ,  de  Anger  .  de  tribus  Winden  .  de  duabus  villis  haevmaden  et 
Gvetenprunn  .  .  locacio  modica  ex  grandine."  —  Am  12.  März  1420  ver- 
kaufen Heinrichs  des  Ruschen  Kinder:  Valentin,  Heinrich  und  Elisabeth, 
ein  halbes  Lehen  gelegen  „datz  Sand  Nicla  dienstbar  dem  Stifte  St.  Andrä, 
an  den  „beschaidenfridreichen  datz  Sand  Nicla  kathrein  seiner  hausfrauen.'' 
(Archiv  von  St.  Andrä).  —  Am  26.  September  1560  ertheilt  das  Passauer 
Officialat  zu  Wien  dem  Propste  Benedict  zu  St.  Andrä  (laut  Archiv  von 
Herzogenburg,  nicht  St.  Andrä)  die  Erlaubniss,  „Ecclesiam  filialem  S.  Nico- 
lai in  eodem  flumine  (Traisen)  existentem  iam  dudum  ex  innundatione  aqua- 
rum  (corrutam)  cuius  vix  aliqua  in  presentiarum  pars  et  reliquie  extant,  re- 
parationis  tarnen  spes  neque  ex  loci  qualitate  nequc  temporis  conditione  ulla 
appareat  ....  (eius)  reliquias  et  lapides  vel  destructos  vel  destruendos  ex 
parte  vel  in  toto,  in  alios  iustos  usus  permutare." 

HainriCUS  de  Aezelinsperge,  d.  i.  Adletzberg  in  der  Pfarre  Gutenbrunn 
0.  W.  W.  —  Im  Jahre  1260  belehnt  Propst  Engelschalk  mit  dem  Hofe  zu 
Aczileinsperg  einen  sicheren  Wolf hard.  — Dieselbe  Belehnung  ertheilt  Propst 
Wolfker    am    24.   April  1291    Wolfhards    Schwiegersohne,     Pilgrim    mit 
Namen.  —  Wolfhard  von  Etzleinsperg  ist  den  6.  December  1296  Zeuge  des 
Kaufes  zweier  Äcker  zu  Adletzberg  durch  Virich  von  Ternberch.  —  Den 
Stiftszehend  daselbst  pachtet  von  1299  bis  1314  alljährlich  Dominus  Wolf- 
hardus,   von  1315  —  1317  Ruegerus,   und  von  1318  —  1320  Relicta  Rue- 
geri.  —  „Hertneit   von   Sachsengange  vnd   Margret   sein   Hausvrowe  hern 
Gundackers  tochter  von  Terenberch"   verkaufen  laut  Urkunde  ddo.  Wien 
26.  Jänner  1303  ihren  Hof  zu  Adletzberg  an  Ulrich   von  Ternberch.    Nach 
Ulrichs  Tode  kam  jener  Theil  desselben  Hofes,    welchen  die  Tochter  der 
Witwe,   nämlich  Margaret  die  Gemahlin  des  Alber  von  Maynberch  zu  erben 
hatte,  durch  Verkauf  ddo.  Mainburg  24.  April   !  345  an  Heinrich  von  Hülz, 
Bruder  der  Witwe  Ternberg.  —  Ruger  von  Etzleinsperige  ist  den  25.  März 
1308  Zeuge,   als   Wigand  Eisenpeutl  von  Chogel  sein  Lehensrecht  über  ein 
Haus   zu  Unterwindten   dem  Stifte  Herzogenburg   überlässt.  —  Derselbe 
Rueger  und  seine  Gattin  Gertraud  schenken  ihren  Hof  zu  Adletzberg  auf 
die  Oblay  zu  Herzogenburg  am  15.  Juni  1316.  —  Von  1321  bis  1329  ist  Ze- 
hentpächter Ruegerus  Ohleiter  de  decimis  Etzleinsperg  Hasendorf  parscha- 
lich  Guetenprunn  et  Reutckern  apud  Aynoed."  —  Ruger  der  Olachter  und 
seine  Gattin  Adelheid  verkaufen  ibren  nach  Herzogenburg  dienstbaren  Hof 
zu  Adletzberg  an  dasselbe  Stift  laut  Urkunde   ddo.  Herzogenburg  24.  April 
1331,  und  den  Antheil  dieses  Hofes,   welcher  Heinrich  dem  Olachter  und 
seiner  Gemahlin  Dietmut  zugehörte,    verkaufen  letztere  abgesondert  eben- 
dahin laut  Urkunde  ddo.  Herzogenburg  30.  Mai  1331.  —  Auch  ein  sicherer 
„Dyetel  der  Sybenhierter"  wollte  sein  Recht  an  den  Hof  zu  Adletzberg  gel- 
tend machen,  steht  aber  davon  ab  den  5.  Februar  1349.  —  Am  24.  October 
1364  verkaufen  „Fridreich,   Rüger,   Alold  die  prüder  die  Olachter"  ihre 


nach   1!  dienstbaren    llraliläti-n   BD  Adb-I/I.  n    »Ich 

•     i.     itionei  decimaram  bieten  an i  noch  folgend 
nien  von  Adletsberg  der; 

1331.  \\  ilhaiuius  d€  ixleipei 

.'.  Otto  de  Aesleepei 
1347,  Tanehwardai  de  Etzlei 
■  i.  Stepbanui  tilius  Dancbwirdi 
•  >.  Wolfe]  1 1 1  i u ^  Ottonii  de  etzeoperg. 
.  Meinbardua  de  oetzeep* 
de  etzlesperg. 
Vlricaa  e(  Meinhardai. 


XXXIX. 

Rogertai  dei  greoift  Palauiensis  EeclesieEpiscopus  .  Omnibus  presentes 
Lnspeeturii  salutem  in  eo  qai  est  salus  omnium.  Cum  ex  officio  pasto- 
•  llieitudinis  teneamur  necessitatibus  subditorum  suecurrere  .  et  qui- 
baiqae  iaxta  singulorum  merita-  uiseeribus  pielatis  subuenire  .   eo  amplius 
uolumus  et  debemus  preceo  lamiliarium  nostrorumadmittere  .  quanto  cogno- 
■eimna  eos  in  amore  nostro  fernere  deuocius  .  et  nostris  fidelius  otiHtatibai 
insudare  .  Hinc  est  quod  ad  noticiam  eunetorum  peruenire  uolumus  tarn  pre- 
sencium  quam  futurorum    .   quod  rios  inspectis  necessitatibus  fidelis   nostri 
domini  Engelscbalci  Prepooiti  et  conuentus  saneti  Georii  insuper  considera- 
tis  seruieiis  qne  nobis   tani  diligenter  quam   fideliter  exhibent  pro  modulo 
tue  parnilalia  remnnerare  uolentes  affectum  laudabilem  quem  erga  nos  ha- 
bent  .  et  babuerunt  hacten  ni  .  qnoddam  ius  uinearum  quod  uulgo  perkreht 
dieilur  quod  singulis  annis  nobis  de  uineis  suis  in  Clitinalsteten  existentibus 
persoluerunt  ,  condonacione  libera  ipsis  indulsimus  .  et  auetoritate  qua  fun- 
gimur  perpetuo  concessimus  possidendum  .  preeipientes  oilicialibus  nostris 
ut   .  et  postbac  esse  poterunt  auetoritate  presencium  ut  nullus  eos  in 
ncessione  uel  p,*ssit  uel  debeat  .  aliquatenus   molestare.  Igitur  ne  per 
nos  factum  miscricorditer  .  uel  iniquorum  calumpnia  .  uel  processu   pertur- 
betur  temporifl  minus  laudabiliter  .  dedimus  in  testimonium  rei  geste  presen- 
tes literas  sigilli  nostri  munimine  roboratas.  Datum  in  Neumburch   per  ma- 
nmu  Rfagiatri  Ottonil  notarii  nostri  .  anno  gracie  M.  CC.  XL,  III.  XV.  Kai. 
ibrii  presentibus  uiris  venerabilibus  .  Hertwico  de  Chotvvicb  .  Ditrico 
\bbatibus  .  Domino    vlrico   arebydiacono    de    Memminge  . 
Magi*tro  Pilgrimo  decano   saneti  ypoliti  .  Capellano  domini  de  Zayzperck 
Chunrado  capellano  .  Domino  Hainrie  ü  deMenwancb  .  Hainrico  nano .  Iteim- 
H .-irtmudo  officiali  de  Cbanalgen  .  et  aliis  quam  ploriboi 
qnernm  nomine  [gnorano 

hangende*  beecbfdigtei  Wachssiegel  mit  der  Uraachrift:  Hvdegervs 
Dei  (i Kpiscopua. 


298 


XL. 

Rvdegerus  Dei  gracia  Patauiensis  Episcopus.  Pastoralem  decet  sollici- 
tudinem  ita  singulorum  necessitatibus  prouidere.  ut  tarnen  suisdeuocioribus 
et  iidelibus  exbibeat  beneficiorum  graciam  largiorem  .  quos  suis  obsequiis 
et  mandätis  prompciores  in  omnibus  recognoscit  .  Scire  igitur  cupimus  tarn 
presencium  noticiam  quam  futurorum  .  quod  cum  locus  Cenobii  nostri  in 
Sancto  Georio  de  uisceribus  ecclesie  patauiensis  creati  per  alluuium  Danu- 
bii  in  tantum  fuerit  interceptus  .  ut  prepositus  et  fratres  totumque  Collegi- 
um  nimia  necessitate  compulsi  locum  alium  firmiorem  in  quo  sui  Cenobii 
collocarent  menia  .  mendicarent  .  nos  inspicientes  deuocionem  et  fidelitatem 
ipsorum  quam  hactenus  nobis  et  Ecclesie  nostre  inuiolabililer  seruauerunt  . 
considerantes  eciam  quod  a  gremio  nostro  a  primis  suis  fundatoribus  pro- 
cesserunt  .  tanquam  nostris  specialibus  facientes  graciam  specialem  .  iura 
parrochialia  et  omne  ius  quod  habuimus  in  Ecclesiam  Herzogenburch  ipsis 
in  integrum  contulimus  de  uoluntate  nostri  Capituli  et  consensu  .  ad  collo- 
cacionem  et  translacionem  sui  Cenobii  perpetuo  possidenda  .  Et  ut  talis 
nostra  donacio  robur  optineat  tirmitatis  .  necprocessu  temporis  perturbetur. 
presentes  literas  conscribi  fecimus  et  Sigillo  nostro  et  Capituli  nostri  robo- 
rari  iussimus  in  testimonium  et  cautelam  .  Datum  Patauie  Anno  domini  Mi- 
lesimo  .  CC.  XLIIII.  XIIII.  Kalend.  Aprilis  .  Indictione  Secunda  .  Pontifica- 
tus  Nostri  Anno  XL 
Ego  chunradus  decanus  Pataviensis 

subscribo. 
Ego  Cotfridus    Can.   Patavien,  sub- 
scribo. 
Ego  cbunradusarchidiaconus  ettvm- 

plebanus  patavien.  subscribo. 
Ego  Meingotuo  de  waldeke  Archidia- 

conus  Can.  patavien.  subscribo. 
Ego  MagistroDiezoCano(nicus)  Pa- 
taviensis subscribo. 
Ego  Gerhohus  Can.  Pat.  subscribo. 
Ego   heinricus  Can.  Pat.  et  Archid. 

subscribo. 

Ego  Einvicus  Can.  Patau.  Thesaura- 

rius  subscribo. 
Ego  Rudegerus  Canon.  Patavien.  sub- 
scribo. 
Ego  Magister  Jobannes.  Can.  Patt. 

subscribo. 
Ego   Magister  Vlricus    Can.   Patau. 
.  subscribo. 

Ego  Otto  Can.  Patav.  subscribo. 
Zwei  hängende  Wachssiegel,  deren  erstes  verloren,  und  das  zweite 
beschädigt  ist. 


Ego  Vlricus  Arcidiaconus  et  Canon, 
patav.  subscribo. 


299 

WA. 
tlotii  Prej  Mratntai  laiwtitWorii  •  Omnibus  vpi  Hdeii- 

>( um  inepeotnrii  .  lalaten  In  nnre  ealnUri  Vnin< 
i.i haut nr  ein  tempore  literamm  te»Hmenlo  foberantur  .  Hin«  est  qaod 
ad  notioiam  Uni  preteneinm  quam  futarornn)  perttentre  aolamm  qnod  all<>- 

i|ihmI  ex  parle  noetre  pe 

ra4  h,i  :  \  hi.-us  de  Hardeke  pro  diebui  uite  Rtfe  lanium  .  abielutam 

;   natani  in  manua  noslrai  .  oentoHtfüi  dileete 

I  i|i  e.ulrm  iure  libeiv  possidendum. 

Preterea  ortnra  quendain  in  nilla  Werde  quem  I  nnbia  eimiliter  poaeederat 
hus  piebaaaa  aille  eiatdem  nobis  resignatum  ab  ipso  .  eodem  inre  pro 

dieruin  suorum  liberaliter  conlulimus  eitlem  Kugero  .  ita  Unten  qnOd 

abaque  eontradietione  p<>st  «lies  snoa  ad  Eccleaiam  noatram  singula  r 
Unter.  Igitur  ut  Ulis  coilacio  sine  peraonarnn  altercacio  robnr  tirmitatis 
;t  .  nee  proeessu  temporis  iniquorum  perlnrbetur  ealumpnia  .  dedimus 
in  lestimonium  rei  genta  presentes  literas  sigilli  nostri  munimine  roboratas. 
i.it  iiee  Anno  domini  III.  CC.  XL.  IUI.  !I.  Kai.  Junii  .  Nycolao  Deeano. 
Alberone  eani:irario.  Orlolfo  de  Werde  .  et  aliis  fratribus  uniuersis  nostris 
conseneientibns  de  bona  uoluntate. 

Bin  bangendes  etwas  beschädigtes  Wachssiegel. 

Litern  abusa.   Mit  späterer  Hand :    Leibgeding  In  Khamp. 

!.1I. 

In  11  poa  sernns  seruorum  dei.  Dilectis  filiis  .  .  Preposito 

tili"  ecclesie  sancti  Georgii  in  Herzogenburc  ordinis  Augustini  Pafa- 

.  Salutein  et  apostolieam  benedictionem  .  Cum  a   nobis  peti- 

tur  qnod  iustiiiu  est  et  bonestum  tarn  uigor  eijuitatis  quam  ordo  exigit  ratio- 

nis  ut  id  per  sollieitudinem  offieii   nostri  ad  debitum    perducatur   effeetum. 

dilecti  in  domino  tilii  uestris  iustis  postulationibus  grato  concur- 

peraonaa  uestras  et  locnra  in  quo  diuino  estis  obsequio  manci- 

iii  oinnibus  bonis  qae  inpresentiarum  rationabiliter   possidetis  .  aut  in 

futurum  iustis  modis  prestante  domino  poterilis  adipisci  sub  beati  Petri   et 

nostra  proleetione  anacipimna.  Speeialiter  autem  domos  uestras  possessiones 

bona  uestra  sicut  ea  omnia  iuste  ac  pacilice  possidetis  uobis  et  per 

ie  uestre  auctoritate  apostolica  confirmamus  et  presentis  scripti 

iinie  conunanimua.  Nolli  ergo  omnino  bominum  liceat  hanc  paginam 

nostre  contirmationis  inlringere  uel  ei  ausu  temerario  contraire.  Si  quis  au- 

•  inptare  presumpserit  indignationem  omnipotentis  dei  .  et  beato- 

ili  apostolorum  eins  se   nouerit    incursurum.    Datum  Lug- 

duni  VII  l  iücatus  noatri  Anno  Sexto. 

•  bleierne  Hülle  hängt  an  der  Urkunde. 

Ruinen  des  einstmaligen  Stiftes  geschehen  .    und  wo  der- 
"Hien,    liegt  ausser  dem  Bereiche 
unserer  Kenntniss.  b,  laekden  die  Donau  seit  Jahrhunderten  g 

iifgenddas  h  in  ihr  Stromreich  /.u  rieben 

steht  wohl   u  aer  ein  Dorf   mit   v^ 


300 

St.  Georgen;  ist  es  jenes,  das  einst  unsere  Vorfahren  zu  seinen  Mitbewoh- 
nern zählen  konnte,  oder  ist  ein  neues  gleichnamiges  landeinwärts  im 
Laufe  der  Zeiten  entstanden,  wer  vermag  uns  verlässliehe  Kunde  davon 
zu  geben  ?  —  Der  Name  St.  Georgen  kommt  sonst  noch  ein  paarmal  in  den 
Stiftsurkunden  vor,  und  die  Verzeichnung  der  Auszüge  hierüber  soll  zum 
Beschluss  dieser  historischen  Miltheilungen  dienen. 

Es  war  am  21.  December  1334,  als  „Ruedolf  von  Liechtenstain  Chame- 
rer  in  Steyer"  mit  dem  Stifte  Herzogenburg  einen  Gütertausch  vollbracht 
hat,  wodurch  er  gegeben  „zwelif  phunt  geltes  vnd  der  ligent  zehen  phunt 
geltes  auf  einen  zehent  ze  Hertzogenburch  .  vnd  vier  vnd  zwainzich  phe- 
ning  gült  auf  einen  Holden  datz  Walprestorf  vnd  datz  Wetzmanstal  zwelif 
Schilling"  u.  s.  w.  und  entgegen  empfangen  den  „Marcht,  Markrecht 
vnd  Vrfar  ze  sand  Görgen  datz  gelegen  ist  pei  der  Tuenaw.''  —  Der 
Rückkauf  von  St.  Georgen  an  das  Stift  erfolgte  den  12.  März  1353,  dessen 
Urkunde  mit  folgenden  Worten  beginnt:  „Ich  Andre  vnd  Ich  Fridreich  vnd 
Ich  Jans  vnd  Ich  Rudolf  der  Junger  di  prüder  von  Liechtenstayn  vnd  vnser 
erben  ....  verchauft  haben  vnsers  rechten  vreyn  aigens  vnsern  Markt 
der  da  haizt  datz  sand  Jörgen  pei  der  Tunaw  vnd  daz  marktrecht  mit  gericht 
vnd  Zolin  vnd  daz  Urfar  daselbest  vnd  allez  daz,  daz  wier  vnd  vnser  vodern 
gehabt  haben  nyederthalb  Chagran  gegen  der  Tunaw  vnd  zwischen  der  Hoch- 
wierdigen  Fürsten  guet  des  Pischolfs  von  Saltzpurg  an  eym  ort  vnd  des  Pi- 
scholfs  von  Freysingen  an  dem  andern  ort." 


:u)i 


I  n  li  a  I  t. 


Seite 
I.    Bischof  Ulrich  I.  von    l'a.-san    stillet  hei  der  Kirche  zu  St.  Georgen 
unweit  der  Kinmiindung  der  Trai.sen  in  die  Donau  eine  Versammlung 

regulirter  Chorherren.    St.  Georgen   12.  August  1112 239 

II.   Die   älteste   von    den   vorhandenen   Übersetzungen    des   Stiftungs- 

hriefes 243 

III.  Verzeichniss   der   in   der  Waldmarch   von   der   ersten  Stiftung  her- 
rührenden Zehent-Gerechtsame 24% 

IV.  Bruchstücke  eines  Codex  Traditionuin.  Zwischen  1112  —  1121    .  .    85t 
V.    Bischof  Heginhert  von  l'assau  macht  einen  Gütertausch  mit  seinem 

Ministerialen  Maiquard.    Zwischen  1143  —  1147 257 

VI.  Conrad,  Bischof  von  l'assau,  beschliesst  in  Gemeinschaft  mit  dem 
h  rhard  von  Sal/.burg  und  dem  Bischöfe  Roman  von 
Gurk  die  Canonie  St.  Georgen  wegen  der  Unzulänglichkeit  der 
gestifteten  Renten  und  der  vielen  Krkrankungs-  und  Sterhefälle  der 
dortig»- ii  Chorherren  mit  der  neuen  Stillung  zu  St.  Andiä,  welche 
Walter  von  Traisma  daselbst  fürregulirte  Chorherren  bestimmt  hat, 

/.u    vereinigen.    1  150 

VII     i                      ii    III.   bekräftigt  den   an   den   Propst  Hartwich   zu   St. 
•inem   Ordinarius   erlassenen  Auftrag,   bei   der   Ca- 
pelle   zu  St.   Andrä  die   Etablimng  eines   Augustiner-Chorherren- 
stiftes zu  veranstalten.    Korn  24.  April  115  3 261 

VIII.    Giitertausch   zwischen   Bischof  Otto   von  Freising   und  den   Chor- 

li.n vi-  von  St.  Georgen.   Steierdorf  1  7.  April  1158 262 

l\.   Bischof  Conrad  von   l'assau   beschenkt  das   Stift  St.  Georgen   mit 
der  l'larrc  Marquardsufer   und   dem  Schwaighofe  bei  Zei>elmauer. 

II «0 263 

\.    i'ap -t  Alexander  III.  beauftragt  den  Bischof  um  l'a>»au,   das    Stift 

i..Mirgen  in  dem    rechtlichen    Besit/.e    der    Ohervogtei   über    das 

\ndia    gegen    die    Eingriff«    des    Otto    von    Kechberg    zu 

I  .■:■!'-  bruar  1177   264 

\l.    H-i/.og  Leopold  nci- 

i.en     und    Ihren    Naclikon  i  |<  lien 

1177        1101  


;u)2 

Seite 
XII.  Papst  Lucius  III.  macht  dein  Propste  und  den  Chorherren  von  St. 
Georgen  bekannt,  dass  der  Abt  von  Heiligenkreuz  und  der  Erzdia- 
kon von  Neukirchen  von  ihm  beauftragt  seien,  über  die  bei  ihm 
anhängig  gemachte  Klage  des  Plebans  Rudiger  von  Traismauer  we- 
gen der  demselben  von  St.  Georgen  widerfahrenen  Eingriffe  und  Ver- 
kürzung seiner  Gerechtsame  das  schiedsrichterliche  Amt  zu  üben.    265 

XIII.  Papst  Lucius  III.  ernennt  nach  fruchtlosen  Einigungs-Versuchen 
der  streitenden  Parteien:  des  Propstes  von  St.  Georgen  und  des 
Beneficiaten  von  Traismauer,  und  nach  der  denselben  fruchtlos 
ertheilten  Audienz  zu  Verona,  zu  weiteren  Schiedsrichtern  den 
Abt  von  Windberg  und  die  Pröpste  von  Regensburg  und  Spalato. 
Verona   11.  October   1184 266 

XIV.  Papst  Urban  III.  bestätiget  in  derselben  Streitsache  die  von  sei- 
nem Vorfahrer  zuletzt  bestellten  Schiedsrichter,  und  missbilliget 
die  vor  Austrag  des  Streites  Statt  gefundene  Zehent-Abnahme. 
Verona  21.   März   1186 267 

XV.  PapstClemens  III.  missbilliget  die  von  demErzbischofe  zu  Salzburg 
über  das  Stift  St.  Georgen  ungerecht  und  unbefugt  verhängte 
Suspension  und  Excommunication,  und  delegirt  zu  dessen  Zu- 
rechtweisung und  zur  Zurücknahme  der  Strafe  den  Abt  Rudiger  von 
Zwettel  und  den  Propst  Haymo  von  St.  Polten.  Rom  15.  Februar 
1190 267 

XVI.  Ausführliche  Bericht-Erstattung  des  Bischofes  Wolfger  von  Passau 
an  Papst  Cölestin  III,  über  die  wahre  Sachlage  der  zwischen 
dem  Stifte  St.  Georgen  und  dem  Beneficiaten  zu  Traismauer 
obwaltenden  Streitsache.   Passau   1191 268 

XVII.  Papst  Cölestin  III.  beauftragt  den  Bischof  von  Passau  ,  einen 
abermaligen  und  letzten  Versuch  zum  gütlichen  Vergleiche  zwischen 
dem  Stifte  St.  Georgen  und  dem  Beneficiaten  von  Traismauer 
zu  machen,  und  zeigt  ihm  im  Falle  des  Fehlschlagens  die  Schieds- 
richter in  letzter  Instanz  an.  Rom   11.   Jänner    1192 270 

XVIII.  Papst  Cölestin  III.  ernennt  in  der  Traismauerschen  Streitsache 
den  Abt  Rudiger  von  Zwettel,  den  Propst  Sieghard  von  St.  Pol- 
ten und  Popo  von  Russbach  zu  Schiedsrichtern  in  letzter  Instanz. 

Rom   12.  Jänner   1192 270 

XIX.  Schlüsslicher   Vergleich  zwischen  der  erzbischöflichen   Curie  von 

Salzburg   und  dem  Stifte   St.   Georgen.   1192   oder   1193 271 

XX.  Mathilde  von  Rudenich  und  ihr  Sohn  Meinhard  stiften  einen  Be- 
neficiaten zu  Reidling.  Propst  Wisintho  von  St.  Georgen  ratifi- 
cirt  diese  Stiftung  und  setzt  die  beiderseits  eingegangenen  Be- 
dingungen auseinander.  St.  Georgen  zwischen    1192  — 1202 272 

XXI.  Die  Witwe  Petiissa  von  Gnonendorf  macht  zu  St.  Georgen  eine 
Jahrtagssüi'tung  mit  gewissen  Vergünstigungen  für  die  dortigen 
Kanoniker  und  Kanonissinnen,  zu  deren  Erfüllung  Propst  Wisintho 
ihr  und  ihren  Erben  drei  Mansen  zu  Steinbach  verpfändet.  St. 
Georgen   26.  April    1201 278 


xxn  icb  Rom  gegen  den 

Propst    rön    St.  Ahdrl    and  Otto  Ritter    *on    Anxenberg.    I' 
(nnocem   1 1 1    Qbertragl  das  Sobtedsrichteraml  den  BItehofe  von 
ji    und    den    Ibten    von  HeMgenkreui    und  GOttwelg.     Rom 

kprfl   i.'ii 

Win.  i>.i-    SÜfl   Bt.   Georgen    and   der    Dechant   von  Krems   geraihen 

rnardstifer  in  Zwist.  Be- 

ofcledsrichter  bewirken  «-in.-  Vereinigung.  Des  Stift  mos s 

darcb  dio  tllatsngebung  •  es  x«  Krems  ein  abermaliges 

Friedensopfer  bringen    Zwischen   1315     1221 

WIV.  Ihr    Abt    von    QÖttwelg    und    die    Propre    von   St.    Polten    und    St. 

Andrl  werden  vom  Papste  InnocenzIH.als  Schiedsrichter  zur  Bei- 
ing   der  Klage   des   Propstes   von  St.  Georgen  wider  den  Bene- 
ticiaten    Heinrieb   zu   Traisinau.-r    wegen   der    vom   Letzteren    ver- 
übten   Kingriffe    in   die    pfarrlieben     Rechte   des    Stiftes     ernannt. 

Rom  IM    1210 282 

\\V.  Herzog  Leopold  VII.  entscheidet  eine  Streitigkeit  zwischen  dem 
Propste  von  St. Georgen  und  dem  Truchsess  Cadold  von  Feldsberg 
über  einige  Bestandteile  des  Gutes  Diendorf.  3.  Septemb.  1219  283 
XXVI.  Abermalige  Colllslonen  mit  Traismauer  und  Plaekereien  nötbigen 
t  von  St.  Georgen  zu;n  Becurs  nach  Born.  Papst  Hono- 
rius  HI.  betraut  den  Abt  von  Göttweig  und  die  Pröpste  von 
St.   Polten   und   St.  Andrl  mit  dem    Schiedsrichteramte.     Vilerbo 

19.   Mai    1220 284 

werden   des    Propstes    von   St.   Georgen    über    die   Ver- 
itg  dar  seiner  Stiftskirche  anstehenden  pfarrlichen  Gerecht- 

sa-;.  chen    1200—1220 

XWlil.  Qatertauech  twlscben  Propst  Heinrich  von  St.  Georgen  und  Bu- 

I   von  P&rstendorf.   1221 285 

dorf  ob  der  Traisen  und  dessen  Tochter  legen 
gewaltsame    Hand   an   den    Besitz   der   Kirche   zu   Bcidling.     Papst 
tfonoriu*  HI.  bevollmächtigt   nach    dem    an    ihn  ergangenen  Becurs 
beeinträchtigten   Propstes   von   St.   Georgen  zum  schiedsrich- 
;i  L'itheile  den  Abt  von  Zwettel,   den  Propst  von  Klosterneu- 
burg  und    den   üechaut   von    St.    Agatha    oder    Hausleiten.      Born 

285 

XXX  lard   von   Zvettel,    Propst   Walther    von    Klosterneuburg 

und  Dechaat  Ulrich  von  st.  Agatha  abertragen  dem  Propste  Mar- 

St  PI        .die  Vollstreckung  und  Publieirung  d 

•  ii  und  seine  Tochter  rerbingten  Kirchen- 
bannes, so  »vie  die  W  igen 

in  «i  I     tos  dar  Capolie  an  Reldliai  286 

.lichtet  einen  Streit  twitebeo  i 

um  Kirlis  Oberrogtei 

. 


304 

Seite 
XXXII.  Erzbischof  Eberhard  von  Salzburg  ertheilt  seinen  Unterthanen  zu 
Traismauer  die  Erlaubniss  zu  frommen   Vermächtnissen  von   den 
ihm  dienstbaren  Realitäten  an  das   Stift  St.   Georgen.  Traismauer 

1227 | 287 

XXXIH.  Tuta  von  Zebing  übergibt  ihren  Schwestern  Kunegund  und  Ehren- 
traud  als  Kanonissinnen  zu  St.  Georgen  zwei  Lehen  zu  Nodendorf 
und  vier  Lehen  zu  Kollersdorf  mit  dem  Einstandsrechte  des  Stiftes 

nach  deren  Ableben.  Um  das  Jahr  1230    288 

XXXIV.  Erchinger  von  Landsere,  Heinrich  von  Chyu  und  dessen  Gemah- 
lin Wilwirg  setzen  sich  in  den  Besitz  der  Capelle  zu  Hauslei- 
ten. Propst  und  Capitel  von  St.  Georgen  suchen  gegen  diese 
gewaltthätige  Anmassung  Hülfe  beim  Papste  Gregor  IX.,  welcher 
hierzu  den  Abt  von  Göttweig,  den  Propst  von  St.  Florian  und 
den  Landdechant  von  Herzogenburg  delegirt.  Rom  28.  März  1230  289 
XXXV.  Graf  Leutold  V-  von  Pleien  und  Hardegg  bezeugt  die  an  das 
Stift  St.  Georgen  geschehene  Übergabe  eines  Hofes  zu  Kamp 
und  die  damit  eingegangenen  Bedingungen.  Hardegg  14.  Juli  1231  289 
XXXVI.  Gütertausch  zwischen   dem   Stifte   St.   Georgen    und  Dietmar  von 

Gutenbrunn.   (St.  Georgen)  2.  Februar  1233 290 

XXXVH.  Dirmicius,  Abt  des  Schottenklosters  zu  Wien,  übergibt  den  Chor- 
herren  zu  St.  Georgen   eine  Baustelle  zu  Wien,  als  Erblehen  1233   292 
XXXVIII.  Das    Stift  St.   Georgen    erlangt    die  Wiedereinsetzung  in   das  Pa- 

Mronatsrecht  von  Hausleiten.  St.   Georgen    1240 293 

XXXIX.  Bischof  Rudiger  von  Passau  befreit  die  Weingärten  des  Stiftes 
St.   Georgen    zu  Königstetten    vom    Bergrechte.     Klosterneuburg 

17.   November    1243 297 

XL.  Das    Stift    St.    Georgen    wird    vom  Bischöfe    Rudiger  zu  Passau 

nach  Herzogenburg  übertragen.   Passau    19.   März    1244 298 

XLI.  Propst  Engelschalk  von  St.  Georgen  übergibt  seinem  Chorherrn 
Rueger  den  lebenslänglichen  Fruchtgenuss  eines  Allodiums  zu 
Kamp  und  eines  Gartens  zu  Grafenwörth.  St.  Georgen  31.  Mai  1244  299 
XLH.  Schluss.  Papst  Innocenz  IV.  nimmt  die  von  St.  Georgen  nach 
Herzogenburg  übersiedelten  Chorherren  in  seinen  Schutz  und  be- 
stätiget ihre  Besitzungen.  Lyon   24.   April    1249 299 


305 


VI. 


Geschichte  des  aufgelassenen  Stiftes 


der 


regnlirten  Chorherren  des  heil.  Angnstin 


zu  Waldhausen  im  Lande  ob  der  Enns. 


Von 


F.  X.  Prltz, 

k.k.  P  zu  Lina  und  correspondirendem  Mitgliede  der  kaiserlichen 

Akademie  der  Wissenschaften  zu  Wien. 


Archiv  l\.  20 


30? 


rdlicb  von  der  Donau,  unterhalb  der  Enns,  im  einstigen  Maehland- 
\ierlel.  welehes  schon  in  früher  Zeit  bewohnt  und  sehr  belebt  war,  prangen 
viele  Kirchen,  Schlösser,  Burgen  und  Ruinen  derselben  oder  einzelne  alte 
Thünne  auf  den  Bergen  oder  näher  dem  Thale  der  Donau  und  an  •! 
Strome  selbst.  Zuerst  ist  die  Gegend  noch  eben,  nur  nordwärts  erheben 
sieh  Berge.  Unter  Mauthausen  und  Perg  gelangt  man  zu  dem  einstigen 
ier-Klo§ter  Baumgartenberg,  südlicb  von  demselben  liegt 
die  Pfarre  M itt er  k  i  r  che  n  ,  nordöstlich  das  Schloss  Klamm  mit  einem 
Tluile  der  Burg  aus  alter  Zeit,  östlich  gelangt  man  zur  Pfarre  Saxen; 
dann  führt  die  Strasse  nach  der  Greinburg  und  der  Stadt  Grein,  nörd- 
lich davon  liegt  die  Ortschaft  und  Pfarre  Kreuzen,  wo  auch  eine  alte 
Burg  stand,  noch  weiter  hinauf  ist  die  Pfarre  St.  Thomas  am  Blasensteine, 
unweit  derselben  liegen  die  Pfarrkirche  Pabneukirchen  und  die  alte 
verfallene  Burg  Klingenberg.    Aber  an  der  Donau  selbst   abwärts  wird 

gend  immer  enger  und  romantischer;  von  weitem  hört  man  schon  das 
Sausen  des  Strudels,  wo  die  Wogen  über  die  Felsen  wüthend  fortrollen  ; 
in  der  Nähe  derselben  ist  die  Insel  Wörth  und  auf  derselben  ein  Felsen,  auf 
Spitze  ein  hohes  Kreuz  emporragt.  Rechts  davon  ist  der  Hössgang, 
wo  bei  höherem  Stande  der  Donau  die  Schiffe  durchfahren  und  so  den 
Strudel  vermeiden  können.    Dann  kommt  man  in  einer  Entfernung  von  bei- 

■  Ircivierlel  Stunden  von  Grein  am  linken  Ufer  des  Flusses  zu  dem 
Markte  Struden,  an  dessen  Seite  sieh  die  lluine  zeigt,  welche  jene  in 
den  l  ikunden  von  Waldhausen  so  oft  vorkommende  Burg  Werfenstein 
war.  Nach  einer  Viertelstunde  Weges  erscheint  der  Markt  St.  Nicola  (in 
sehr  alter  Zeit  kommt  diese  Ortschaft  unter  dem  Manien  Pahin  vor),  wo 
ein  Spital  ganz  nahe  an  der  Donau  sich  beiindet,  in  einer  kleinen  Entfernung 
auf  einem  Hügel  sind  die  Kirche  St.  Nicola  und  der  Pfarrhof.  Ein  Schiff- 
chen,  das  mit  Geläute  sich  ankündigte,  fuhr  in  früherer  Zeit  gewöhnlich 
den  hinabfahrenden  Flössen  und  Schiffen  zu  und  sammelte  Almosen  für  das 
Spital,  naeh  sehr  allem  Hechte,  von  jenen,    welche   glücklich  den  gefährli- 

•  Virbel  zur  hatten,  der  in  der  Donau  bei  St.  Nicola  im  ewi- 

i  eise  sich  dreht  und  alles  in  seinen  Schlund  zu  ziehen  droht.  Die 
Sammlung  geschieht  selbst  jetzt  noch,  aber  seltener. 

An  ief  linken  Bett«  des  Wirbell  steht  eine  lluine  auf  einem  Felsen  in 
der  Donau,  der  Ha« steil  (Holstein  in  den  Urkunden)  genannt,  aber  auf 
i]w  laden  Seite llbe  dcmLTer  ist  noch  ein  verwitterter  Thurm  zu  schauen, 
der   Teufel  st  hurm  geheissen,    wo  der  Sage    nach  einst  der  Satan   in 

80  • 


308 

Gestalt  eines  schwarzen  Mönches  dem  auf  der  Donau  vorbeifahrenden  Kaiser 
Heinrich  III.  den  nahen  Untergang  verkündigte.  Dieser  zog  öfters,  und 
auch  im  Jahre  1045,  zum  Kampfe  gegen  die  Ungern  und  wurde  damals  in 
dem  beiläufig  drei  Stunden  entfernten  Schlosse  Persenbeug  von 
Riehlinde,  Witwe  Adalbero's,  Grafen  von  Semt  und  Ebersberg,  bewirthet ; 
da  stürzte  der  grosse  Saal  ein,  die  Gräfin  und  Andere  gingen  an  den  Folgen 
des  Sturzes  zu  Grunde,  viele  wurden  schwer  verletzt,  Kaiser  Heinrich  aber 
entging  ohne  Schaden  der  grösslen  Gefahr  und  setzte  seinen  Zug  weiter 
fort  i).  Zwischen  den  Häusern  des  Marktes  St.  Nicola  fliesst  von  Norden 
herab  der  Dimbach  und  ergiesst  sich  in  die  Donau.  Eine  halbe  Stunde 
von  diesem  Orte  entfernt  liegt  am  nämlichen  Ufer  der  Donau  der  Markt 
Sarmingstein  (die alte  Ortschaft  Sebnich,  Sabinich),  durch  dessen  Mitte 
der  Bach  Sarming  von  Norden  herabeilt  und  zur  Donau  strömt.  Oberhalb 
des  Marktes  steht  noch  ein  alter  Wartthurm,  aber  auf  dem  Gipfel  des  Ber- 
ges sind  die  Ruinen  einer  festen  Burg,  es  ist  das  alte  Sabenikke 
oder  Sebnich.  Eine  halbe  Stunde  weiter  hinab  ist  die  kleine  Ortschaft 
Hirschenau,  einst  ein  Amt  von  Waldhausen  und  gegenüber  am  rechten 
Ufer  der  Donau  die  Burgruine  Freienstein;  unweit  jenes  Ortes  ist  die 
Grenze  zwischen  dem  Lande  ob  und  unter  der  Enns. 

Östlich  vom  Bache  Sarming  und  an  demselben  in  nordwestlicher  Rich- 
tung zieht  sich  eine  Strasse  fort,  die  nach  Waldhausen  führt,  welches 
aber  westlich  vom  Bache  liegt,  der  Markt  dieses  Namens  ist  Eine  Stunde, 
das  Stift  fünfviertel  Stunden  von  Sarmingstein  entfernt.  Beide  befinden  sich 
in  einem  schönen  Thale  mit  Avaldigen  Höhen  umgeben ;  auf  einem  sanften 
Hügel  in  der  Nähe  des  Baches  steht  das  einstige  regulirte  Chorherrnstift 
Waldhausen,  von  dessen  Gründung  und  fernerer  Geschichte  wir  nun 
handeln  wollen. 

In  der  bisher  besprochenen  Gegend  hauste  in  alter  Zeit  die  edle  Fa- 
milie der  Herren  von  Machland ;  ihr  Ursprung  ist  unbekannt,  sehr  wahr- 
scheinlich ist  dieselbe  auch,  wie  so  viele  andere,  von  Baiern  nach  Öster- 
reich gezogen,  hat  Grund  und  Boden,  Zehent  und  Lehen  sich  erworben; 
vielleicht  stammt  sie,  wie  manche  glauben,  von  der  berühmten  Familie  der 
Semt-Ebersberge  ab. 

Die  Herren  von  Machland  waren  schon  im  elften  Jahrhunderte  bekannt 
und  in  dieser  Gegend  ansässig;  ein  älterer  Otto  stiftete  zwischen  1045 
und  1065  Erlakloster  im  Lande  unter  der  Enns  am  rechten  Ufer  der  Donau3). 
Diese  Familie   gründete  sich    Burgen    und  erbaute  Kirchen  auf  dem 


1)  Man  sehe  darüber:  Hermani  Aug.  Chronicon  bei  Pertz  Monum.  gernianic. 
VII,  S.  125,  ad  annum  1045.  Daselbst  ist  das  Schloss  nicht  genannt,  aber  die 
bairischen  Schriftsteller  nennen  es  Pösenbeug. 

Weitläufiger  enthalten  ist  diese  Geschichte  im  Chronico  Ebersberg,  bei  Oefele: 
Scriptores  rerum  boicarum.Bd.il,  S.  1 1,  da  heisst  auch  die  Burg  Po  s  en  be  u  g. 

2)  Der  Stiftsbrief  befindet  sich  bei  Pez.  Codex,  diplom.  epistol.  I,  333,  aber 
die  daselbst  angegebene  Jahreszahl  1042  ist  nicht  richtig. 


sog 

enthOmlichen   Boden .    n  den  01 

t  en  l>  er»-  ').    und  Sl  1»  6  ni  h  U  e  oder  Se  b  n  i  c  h  -)  auf  dem  Gipfel    d« 

gee  bei  der  Ortschaft  Sarmingiteinj  Pfarren  aber  waren  jene 

benik  (nanSarraingstein);  Kreoien,  Pabneokirchen,  Königs? 
Dimbaeb  ua  rgenaraW*l<3  beeteben  noch  a 1 1 r  in  Jenen 

den,  nur  ist  S;iimirh  j.-t/.i  eine  Piliale  ronSt,  Nicola« 
oh.,  der  lünj  'i'>i  lefeon  im  Jabre  t  ri.~>  als  Zenge  in  einer  Ur- 

kunde dee  Stiftet  8t.Plorian*).  Er  hatte  aneb  Beeil  nngen  in  Baiern  und  im 
i  i    Brsteree  gebt  aus  folgender Urkande  hervor:  Supradictno Ernietni 

i  adidü  predinm,  qnod  ■  cognato  i  no  Otto  n  e  d  t  Mi  eh- 

land  per  roneambiuin  acceptuin  (J  i  s  e  n  h a  u  I  e  n  ( (ieisenhausen,  Land* 
Cforioht  Yilsbiburg)  niansum  Schulungen,  elc.  Testes:  Otto  de  Machland, 
Brebinger  de  Waltendorf.  (Ohne  Jahreszahl,  doch  vor  II 49 dem  Sterhejahr 
Otfte'i 

Ott.»  war  also  ein  Bluts\  erwandter  jenes  Ernst  von  Zaisering,  dieses 

i    Inn    hei    Hosenheini    und     ist  jene    Slavencolonie    mons    Zlusina- 

gora,  welche  im  Jahre  99B  der  reiche  Gutsbesitzer,  Chorbischof  Gotabert, 

für  andere  Ländercien  hinter  dem  Chiemsee  hingegeben6).  Die  Filialkirche 

lering,  zur  Pfarre  Prutting  gehörig,  ist  auch  dem  Slavenpatron,  dem 

heil.  Vital  geweiht. 

Auch  erscheint:    nobilis    mulier  Adclheit  de  Machland,  qua  tradidit  in 

enstal    locum    tomlar;    Grimold   dedit  predium  suum  in    enstal  apud  d  o- 

melarcn  post  obitum  uxoris  suae  (Adelheit  de  Machland)  ;    vielleicht  war 

ine  Schwester  Otto  des  Jüngern.  Domelar  ist  wohl  gleich  mit  Doma- 

thal  im  Lungau)  ' ). 

>s  Otto  Besitzungen  in  L  u  ngau  hatte,  geht  aus  seinen  Schenkun- 
gen hervor:  er  besass  sogar  dort  einige  Zeit  Zehenten,  aber  mit  Unrecht  ; 
so  schenkte  der  Ei  zhisehof  Konrad  I.  von  Salzburg  dem  Kloster  Admont 
Zchefiten   in  Langen,  welche  Otto  von  Machland  unrechtmässiger  Wei 


l  )  Kurz's  Beiträge  zur  Geschichte  des  Landes  ob  der  Enns.  Bd.  III,  S.  382 
u.s.w.  Urkunde  Nr.  1.  Predictus  liomo  über  castrum  tuum  Pongantinberch 
dictum  —  obtulit. 

2)  L.  c.  Bd.  IV.  Urkunde  von  Waldhausen,  S.  427.  Tradiditque  (Otto  de  Mach- 
land) castrum  suum  in  Sebnich  cum  omnibus  ei  attinentibus. 

3)  Original   von  Waldhausen   11*7,    vom   Bischöfe   Regimbert  von  Passau. 
Im  quoque,  quas  tarn  ipse  (Otto)  quam  Patres  sui  in  territorio  patrimonii 

int  donavit ;  parroebiam  scilicet  in  Sebnich  et  chrucin,  Xiunchirchon. 
Chunigeswisen,  Dunninpach  et  ecclesiam  St.  Georii.  Auch  bei  Kurz.  Bd.  IV, 
*27  —  430. 

Miilz'»   Geschichte  von  n,  S.  239. 

rage   zur  deutschen    Länder-,  Vi.lker-,   Sitten- 
Dritter  Hand.   "München  IMS.  Bei  George  Jaquet,  S.  53. 

■»ustissimo  libello  berchtesgadensi, 


310 

sich  gezogen,  denen  er  aber  zu  Straswalclien  entsagt  hatte1).  Otto  hatte 
zur  Gemahlin  Jeuta  (Jutta),  eine  geborne  Gräfin  von  Peilstein,  welche  im 
Lungau  sehr  begütert  war,  aber  er  besass  keine  Kinder.  Es  lebte  auch  um 
jene  Zeit  sein  Bruder  Walchun,  dessen  Gattin  Beatrix  hiess,  welche 
öfters  in  den  Urkunden  erscheint  und  dann  das  Hospitium  zu  Pah  in  (jetzt 
das  Spital  zu  St.  Nicola)  stiftete.  Sie  war  eine  fromme,  wohlthätige  Frau 
und  baute  auf  ihrem  Besitzthume  zu  Pahin  das  Hospitium  zur  Aufnahme 
und  Beherbergung  von  Reisenden  und  Vorüberziehenden  und  auch  eine 
Kirche  dabei  mit  Einwilligung  ihrer  Tochter  Adelheit,  ihres  Gatten  des 
Grafen  von  Velburg  und  Otto's  des  Sohnes  dieser  beiden.  Sie  übergab  dazu 
viele  Güter,  theils  in  der  Nähe,  theils  in  der  Ferne,  einen  Weingarten  zu 
Krems  und  anderswo,  zwölf  Mansus  im  Ennsthale  im  Dorfe  Obelach,  welche 
ihr  und  ihrem  Gemahle  Walchun  gehörten.  Auf  Bitten  der  Beatrix  nahm 
es  der  Papst  Lucius  III.  in  seinen  besonderen  Schutz,  bestätigte  die  Stif- 
tung und  stellte  darüber  eine  Bulle  aus  an  Reginbot  dem  Vorsteher  des 
Hospitiums  2). 

Otto  von  Machland  fasste  zuerst  denEntschluss,  sein  Schloss  zu  Baum- 
gartenberg in  ein  Kloster  zu  verwandeln,  dasselbe  Mönchen  des  Cister- 
zienser-Ordens  zu  übergeben  und  reichlich  auszustatten,  welches  auch  im 
Jahre  1 141  geschah.  H.  Leopold  V.  von  Baiern  und  Markgraf  von  Österreich 
bestätigte  diese  Stiftung,  nahm  sie  in  seinen  Schutz  und  stellte  darüber  eine 
Urkunde  aus3). 

Da  aber  Otto  noch  einige  Güter  hesass,  so  beschloss  er  ein  zweites 
Kloster  zu  stiften  und  zwar  von  regulirten  Chorherren  des  heil.  Augustin. 
Der  damalige  Bischof  Regimbert  von  Passau,  welcher  selbst  zu  diesem  Or- 
den gehört  hatte ,  unterstützte  ihn  freudig  bei  dem  edlen  Werke  und  trug 
selbst  sehr  vieles  zur  Gründung  bei.  Otto  errichtete  nun  mit  Einwilligung 
seiner  Gattin  Jutta  und  seines  Bruders  Walchun  ein  Stift  zu  Ehren  des  heil. 
Johannes  des  Evangelisten*),  auf  seinem  Besilzthum  in  der  Pfarre  St.  Jobann 
an  dem  Bache  Sabenikhe5)  (jetzt  Sarmingbach).    Er  gab  100  Mansus  Äker, 


1)  Pez  annecdot  III.  III.  pag.  687.  Ex  codice  diplom.  Admontensi.  Urkunde 
Erzbischofs  Konrad  I.  von  Salzburg. 

2)  Kurz,  Beiträge,  B.IV.  S.  478,  N.  29.  Datum  Velletri.  III.  Idus  Aprilis  (Ohne 
weitere  Bestimmung).  Aber  welcher  Lucius  war  es,  der  zweite  oder  der  dritte? 
Kurz  stimmt  für  jenen,  welcher  den  12.  März  1144  gekrönt  wurde  und  am 
25.  Februar  1145  starb;  wahrscheinlicher  ist  es  aber  Lucius  III.  (1181  —  1185); 
denn  der  Enkel  Walchuns  und  der  Beatrix,  Graf  Otto  von  Velburg  kommt 
schon  in  der  Urkunde  als  Mann  vor,  auch  bald  in  andern  Urkunden,  auch  war 
die  Begierung  des  Lucius  II.  sehr  kurz. 

3)  Kurz  1.  c.  B.  III.  S.  382.  Urkunde  N.  1. 

4)  L.  c.  B.  IV.  S.  427  Urkunde  IV.  In  honore  Johannis  Apostoli  et  Evange- 
liste  —  fundavit. 

5)  L.  c.  B.  IV.  S.  419.  Nr.  1.  Quidam  nobilis  homo  Otto  de  Machelant  — 
ecclesiarn  in  pr«dio  suo  in  loco,  qui  dicitur  Sancti  Johannis  juxtarivum  Sabenicke 


811 

Wieseln,  die  Fischerei  u.-s   w.  dem  h.  Stephan  n   Pesstn  durch  die  Hand 

des  i;  nbeH  und  Heinrichs  II.  Herzoges  ron  Baiern  und  Mai  K- 

stch,  des  irübcr.    Der  Bisen  »ehenkte 

Stift«  slle  Lehen,  welche  Ott«  von  dein  Bbthnmc  Pnasaa  hesas»  ta 
Zehenten  und  liefen,  das  Schloss  Greifenstein  tnegsjaesmeii,  auch  jesjsji 

iit.  den  11.  Heinrich  ilnn  s^geben,  um  denselben  dem  Stifte  na  verleihen 

und  wehhen   Ottd    früher   von    ihm   BS    liehen   halle.    Zugleich    übergab   Aor 

BOf  dem  Kloster  das  Patronatsreeht   über  die   Pfarren   Miinzbaeh,  Pab- 

nenkireben,  Königswiesen,  St. Georgen  am  Wald.  Dimb&ch,  Kreuzen,  (irein, 

!i  und  Mitterkirchen,  dann  auch  einen  Theil  des  Zelienles.  den  Ollo 
in  der  Pfarre  Fallhaeh  im  Lande  unler  i\vv  Bnns  an  der  mährischen  Grenze 
halle,  und  die  Kirehe  Simnnrelden  (in  Unterösterreich)  sammt  den  dazu 
i  Zehenten  ')•  Ferner  gab  er  dem  Stifte  eine  andere  neu  errichtete 
Kirehe  am  Herire  Henirisl  hei  Ardacker  in  jenem  Lande,  am  rechten  l'fcr 
der  Donau,  welche  dann  unter  dem  Namen  Neu  s  tad  1  erwähnt  wird,  oder 

iitlich  das  Patronatsreeht  darüber'-). 

h  genauer  bestimmte  der  Bischof  Reginbert  in  einer  Urkunde  vom 
Jahre  1 147  die  Schenkungen  an  das  Stift;  Otto  nämlich  übergab  diesem  seine 
Burg  inSebnich  sammt  dem.  was  dazu  gehörte,  das  Urfahrrecht  (jus  littoris, 
quod  Stegreeht  vulgo  dieitnr)  mit  der  Fischerei  in  der  Donau  und  einen  Theil 
des  Beinwaldes  ;;).  welchen  Otto  von  Heinrich  dem  Domvogte  von  Regens- 
bt&Tg  mit  Bewilligung  H.  Heinrichs  II.  und  des  Markgrafen  Konrad  gekauft 
hatte;  feiner  übergab  er  den  Hof  in  Schatterle  (an  der  mährischen 
Grenze),   im  Limgau  die  Kirche  St.  Michael*)  und  sein  Eigenthum  alldort 

S.hloss  Lehenslein  ausgenommen,  dann  in  Friaul  die  Hälfte  des  Gutes, 
welches  Trischenk  heisst,  mit  den  Wiesen,  Weinbergen  und  Ölbäumen, 

Grundvermögen  und  Patronal  über  die  Pfarren  Kreuzen,  Pabneukirchen, 

Kon  Dimhach  und  St.  Georgen.    Die  Gemalin  Otto's  gab  dazu  mit 

Einwilligung  ihres  Bruders  Grafen  Konrad  von  Peilstein  das  Patronat  über 

Simonfelden  und  den  Zehenl  von  zwei  Gütern  in  dieser  Pfarre.  Der  Bischof 

le   bei  das  Patronatsreeht  über  die  Pfarren  Münzbach,    Mitterkirchen, 

•  n.  Grein.   Xeustadl  bei  Ardacker  und    St.  Thomas  am  Blasensteine 

sammt  dem  Drittelzehente  in  den  Pfarren  Statz,  Fallbach  und  Gaubitsch  an 

der  mährischen  Grenze.  Die  Pfarre  S  e  b  n  i  c  h  (Sarmingstein)  wurde  aber  dem 

/-lieh  einverleibt,  so  dass  Einer  der  Chorherren  daselbst  Pfarrer  sein 

sollte,  der  sich  aber  täglich  in  das  Refectorium  und  Dormitoriumdes  Stiftes 


fundavit  eo  tenore,  ut  ibidem  pataviensis  episcopus  D'atres  reguläres  canonicos 
seeundum  regulam  St.  Augustini  instituat. 

1)  Original-Urkunde  des  Bischofes  Reginbert;  auch  bei  Kurz,  B.  IV,  S.  419, 
actum  1  t  '*»;.  Nr.   1  . 

-M    I..  B.  I.  M-.  IL 

3)    i  iClt  ferne  vom  Stifte  und  heisst  jetzt  noch  der  Banwald. 

» i  EHsBJS  besteht  noch  und  der  wackere  Topograph  Winkelhofer  war  längere 
Zeit  dort  Pfarrer. 


312 

begeben  müsse.  Otto's  Bruder  Walchun  und  seine  Nacbkommen  wurden  als 
Vögte  aufgestellt 1). 

Dieser  Walchun  kommt  zwar  auch  unter  dem  Beisatze  „von  M  a  c  h  1  a  n  d" 
vor,  später  aber  nannten  er  und  seine  Nachkommen  sich  gewöhnlich  von 
ihrer  Burg  Klamm  (nicht  weit  von  Baumgartenberg)  de  Chlamma. 

Da  der  in  der  Schenkung  erwähnte  Beinwald  dem  deutschen  Könige 
Konrad  zur  Nutzniessung  gehörte,  so  bat  ihn  Otto  um  Bestätigung  dieses 
Kaufes  und  seiner  Stiftung  überhaupt,  welches  auch  Konrad  durch  Ausstel- 
lung einer  eigenen  Urkunde  that2).  Zum  Zeichen,  dass  die  Kirchen  Sebnich, 
Kreuzen,  Pabneukirchen,  Königswiesen,  Dimbach,  Münzbach,  Mitterkirchen, 
Saxen  und  Grein  dem  Stifte  gehören  und  Niemand  sich  darüber  das  Patro- 
natsrecht  anmassen  könne  oder  dürfe,  musste  von  demselben  ein  jährlicher 
Zins  an  das  Bisthum  Passau  abgegeben  werden3).  Dieses  von  Otto  errich- 
tete Stift  hiess  zuerst  von  dem  Namen  des  Ortes  und  der  Pfarre,  wo  es  ge- 
gründet Avurde,  St.  Johann  in  Sebnich  oder  Sabenikke  (ecclesia  Sancti  Jo- 
hannis  in  Sabenikke4). 

Die  Chorherrn  wohnten  aber  nicht  im  Orte  selbst  an  der  Donau,  sondern 
oben  in  der  Burg  Sabenikke,  welche  Otto  ihnen  übergeben  hatte,  auf  dem 
Gipfel  des  Berges  oberhalb  Sarmingstein,  wo  noch  Ruinen  eines  grossen 
Gebäudes  zu  sehen  sind.  Es  wurde  ja  auch  dem  jeweiligen  Pfarrer  von  Seb- 
nich, einem  regulirten  Chorherrn,  aufgetragen,  sich  von  der  Wohnung  sei- 
ner Pfarre  täglich  zum  Speisen  und  Schlafen  in  das  Stift  zu  verfügen5), 
wie  schon  kurz  angeführt  wurde;  jedoch  kann  dieses  auch  bloss  von  seiner 
Wohnung  ausserhalb  der  Clausur  verstanden  werden. 

Nicht  lange  überlebte  Otto  seine  Stiftung;  er  besass  nun  sehr  weniges 
mehr,  wollte  sich  ganz  von  der  Welt  zurückziehen,  nur  Gott  leben,  im  Klo- 
ster Baumgartenberg  sein  Leben  beschliessen,  sogar  seiner  Gattin,  jedoch 
mit  ihrer  Übereinstimmung,  entsagen  und  als  Mönch  unter  dem  Abte  nach 
seiner  Anordnung  leben.  Es  überfiel  ihn  aber  eine  schwere  Krankheit  und 
er  machte  sein  Testament  in  Gegenwart  seines  Bruders  Walchun,  des  Abtes 
Friedrich  von  Baumgartenberg  und  anderer  Edlen.  Er  bestimmte  sein  gan- 
zes bewegliches  Gut  für  jenes  Kloster  und  für  Sebnich,  der  Abt  des  Erste- 
ren  solle  die  Theilung  vornehmen;  wenn  aber  der  jetzige  Bischof  von  Passau 

1)  Original.  Auch  bei  Kurz,  B.  IV,  S.  427—435.  Acta  sunt  hec  Patavie  VI 
idus  Mai.  Data  Wienne  1147,  XVII.  Cal.  Junii.  Nos  (Reginbertus)  una  cum  Ottone 
dominum  Walchunum  fratrem  Ottonis  et  heredes  ipsius  post  ipsum  aduocatos 
super  memorato  monasterio  constituimus. 

2)  L.  c.  Kurz,  IV,  S.  424,  Nr.  III.  Ex  autographo.  Data  secundo  Nonas  Ju- 
nii, anno  1147. 

3)  L.  c.  S.  436.   Ex  autographo  1147. 

4)  L.  c.  S.  427  —  431.  Urkunde  IV.  Ex  autographo.  Parrochiam  scilicet  in 
Sebnich,   in  qua  monasterium  fundatum  est. 

5)  L.  c.  In  der  nämlichen  Urkunde  IV  heisst  es:  Qui  (Canonicus)  et  plebem 
in  divinis  cum  omni  diligencia  procuret  et  tarnen  singulis  diebus  et  ad  refectorium 
et  ad  dormitorium  suum  redire  non  negligat. 


ii  a 

den  Chorherren  i  -  Ihnen  der  Dischef  Reginberl 

en  halte,  dann  gehöre  Vlies,  iowob]  das  unbewegliche  alt  bewe 
Gut  dem  Kloeter  Baumgarten]  le  auch  nein  Schwert  and 

■eine  Roetong  am  der  Burg  Greiffenstein,  \\<>  er  damals  wmt,  nach  Baom- 
gartenberg,  um  dieselben  dorl  < i « » 1 1  darzubringen  and  als  Opfer  ig  widmen; 
•lies  Mies  geschah  im  Jahre  UM  ')• 

Ottos  Tod  erfolgte  aber  sehr  bald,  nachdem  es  seinen  letzten  Willen 
bekannt  gemacht  hatte,  wie  es  der  \l»t  Friedrich  \<>n  Baumgar  tenberg  in 
Relation  erwähn!  urde  wahrscheinlich  in  diesem  Stifte  begraben,  wo 

ihm  die  dankbaren  M.mebe  ein  Denkmal  eiriehteten,  welches  lange  bestand, 
eher  nach   der    AuflOSOBg  des    Stilles    zur    Zeit    K.  Jose!    11.    bald    EU   Grunde 

.i.i/i  ist  noch  ein  Grabstein  vorbanden,  welcher  im  Innern  der  Kirche 
an  der  rechten  Seite  der  Mauer  befestigt  ist  und  in  aller  Schrift  l-'<»lgendes 
enthält:    Anno  Doni    MC.  XL.  VIII  am   w<  ihnaehts  Abent   ist  wegrabe  der 
epörfi  hr.  Graf  Ott  \ö  machlat,  Stifter  des  Gots-hans. 

Dieses  Datum  stimmt  übrigens  eicht  zu  der  im  Teslamente  angegebenen 
Jahreszahl  1  14!>. 

Nach  Olto's  Tode  entspann  sich  ein  heftiger  Streit  des  Abtes  Friedrich 
gegen  den  Bischof  Konrad  von  Passau  und  die  Chorherren  zu  Sabenike  we- 
gen des  Nachlasses  desselben,  denn  als  Otto  gestorben  war,  verwendete  der 
»f  die  Güter  der  Chorherren  zu  seinem  Gebrauche  und  verlangte  noch, 
er  Abt  die  hinterlassenen  Sachen  zwischen  seinem  Kloster  und  denen 
von  Sabcnik    theilen  seilte");  dieser  aber  wollte  vermöge  der  Klausel  im 


1  j   Kur/,  üjd.  III,  S.  385.  Testamentum  Oüonis  de  Machland  1 149.   Ex  codice 

traditionum  anno  1511  conscripto.     Ego   Ottode   Machland  gravi  egritudine  op- 

o  pro  anima  mea  dispensars  presente  fratre  meo  Walchuno  etc.  Trado 

igitur  et  jubeo,   ut  dentur  omnia  mobilia  mea  abbati  de  Bomgartenberge,  qui  pre- 

sena  est,   inter  utraque  cenobia  dividenda;  scilicet  S.  Marie  de  Pawmgartenberg 

Sabenich  ;   sub  ea  (amen  cautione,  ut,  si  episcopus  Patavien>is 

»liquid  eorum  dempserit,  que  a  suo   predecessore  concessa  sunt  ecclesie  S.  Jo- 

et  sigillo  communita  ipsiu.s,    omnia  tarn  predia  quam   mobilia   pertineant  ad 

domum    S.  Marie    de   Pau  mgartenberge.    Renuncio  hodie  omnibus  proprietatibus 

atque  uxori  mee,    ipsa  annuente  atque  consentiente,   victurus  abhinc   seeundum 

jussionem  abbatis,  qui  adest.   Mittoque  gladium  racura    per  vos   offerendum  deo  et 

Marie  cum  reliquis  armis   meis  ah   isto  loco,   qui   dicitur  GriffenMain.  acta 

sunt  hec  anno  ab  incarnacione  domini  1  149. 

2)  L.  c.  ßd.  III,  S.  386,  387.  Nos  vero  e  contra  testamentum  morte  testato- 
ri»  confirinatiim,  et  nobilium  personarum  testimonium  de  illa  donacione,  que  ab 
ipso  donatore  novissimum  spir i  tum  trahente  iuerat  dietata,  ad  confirman- 
daro  assercionis  nostre  partem  parati  fuin.us  exhibere. 

icto  igitur  Ottone  viam  universe  carnis  ingresso  episcopus 
Pataviensis  bona  per  antecessorem  preiato  cenobio  regulariom  tradita  u  s  i  b  u  s 
suis  maneipavil.  Kt  ut  res  sub  predieta  conditione  nobis  oommissas  cum  re- 
gularibus  divideromus,  a  ooblfl  ii  itanter  exigere  coepit. 


314 

Testamente  nun  Alles  an  sich  ziehen.  Um  den  Streit  zu  schlichten,  kam  der 
Abt  von  Eborach,  Cistercienser-Ordens1),  nach  Baumgartenberg;  der  Bi- 
schof suchte  zu  beweisen,  dass  jene  Klausel  nicht  richtig  wäre  und  wollte 
dieses  durch  Zeugen  beschwören  lassen.  Der  Abt  von  Baumgartenberg  war 
bereit  das  Testament  vorzuweisen,  aber  die  Zeugen  legten  den  Eid  ab,  wel- 
chen er  übrigens,  in  seinem  Berichte  über  diesen  Streit,  für  falsch  erklärte. 
Er  begab  sich  nun  persönlich  zum  Papste  und  legte  ihm  die  ganze  Sache 
auseinander,  welcher  ihm  auch  ein  Schreiben  an  den  Erzbischof  von  Salz- 
burg mitgab,  worin  er  demselben  auftrug,  beide  Theile  vor  sich  zu  berufen, 
die  Sache  genau  zu  untersuchen  und  Zeugen,  welche  bei  dem  Testamente 
gegenwärtig  waren,  zu  befragen  und  Alles  zur  Entscheidung  zu  bringen. 
Ein  anderes  päpstliches  Schreiben  sollte  der  Abt  dem  Bischöfe  von  Passau 
übergeben,  worin  er  bedauerte,  dass  dieser  die  Chorherren  belästige  und 
ihm  auftrug,  die  Sachen,  welche  ihnen  gebühren,  auch  zu  lassen  oder  dass 
er  sich  dem  Ausspruche  des  Erzbischofes  fügen  möchte.  Dieser  berief  auch 
ihn  und  die  Zeugen  vor  sich,  aber  die  Chorherren  von  Waldhausen  appel- 
lirten  auf  Anrathen  und  Befehl  des  Bischofes  an  den  Papst,  um  den  Ausspruch 
des  Erzbischofes  zu  verhindern  und  die  Sache  zu  verzögern.  Dieser  wies 
nun  beide  Parteien  an  den  Papst  und  machte  an  ihn  einen  genauen  Bericht. 
Da  nun  die  Sache  so  stand  und  der  Bischof  an  dem  guten  Ausgange  des 
Streites  für  sich  verzweifelte,  so  jagte  er  die  Chorherren  von  ih- 
ren Sitzen  weg3)  und  übergab  das  Stift  mit  den  Besitzungen  einem  Abte 
seiner  Diöcese  und  verhinderte  so  die  gemachte  Appellation3). 

Diese  ganze  Sache  ist  übrigens  dunkel,  der  Abt  von  Baumgartenberg 
schildert  den  Bischof  von  Passau  sehr  arg,  aber  wohl  nicht  ganz  mit  Recht ; 
er  erwies  ja  den  Chorherrn  manche  Wohlthaten,  war  bei  diesem  Streite 
nicht  ihr  Gegner,  sondern  mehr  für  sie;  es  scheint  fast,  dass  der  Abt  zu  sehr 
für  sein  Stift  sorgen  und  Alles  an  sich  ziehen  wollte;  wenn  er  ganz  recht 
gehabt  hätte,  so  würde  er  sich  schwerlich  so  leicht  und  bald  in  einen  Ver- 
gleich mit  dem  Bischöfe  eingelassen  haben,  wodurch  er  den  Chorherren  zu 
St.  Johann  einen  Hof  in  Königswiesen  und  drei  Weingär len  bei  Krems  ab- 
trat. Dieser  Vergleich,  welcher  den  Streit  endigte,  wurde  im  Jahre  1154 
abgeschlossen4).   Daraus  geht  zugleich  hervor,  dass  der  Bischof  die  Chor- 

1)  Ebrach  in  Oberfranken,  Landgericht  Burgebrach,  im  Steigerwald,  Abt 
Adam  regierte  von  1126  bis  1161,  in  welchem  Jahre  er  am  23.  November  starb. 
Ussermann,  Episcopatus  Wirceburgensis  s.  337  und  338.  Anmerkung  der Redaction. 

2)  Dies  bedeutet  hier  wahrscheinlich  so  viel  als:  Er  nahm  ihnen  die  Güter 
weg,  auf  welche  er  Anspruch  zu  haben  glaubte. 

3)  L.  c.  In  jener  Relation  sagt  nämlich  der  Abt  ferner:  Cumque  hec  neces- 
sitas  urgeret,  utrosque  examen  apostolici  moderaminis  expetere,  episcopus  de 
sua  causa  diffidens  jam  prefatos  reguläres  e  suis  sedibus  ejeeit,  ipsum 
cenobium  cum  suis  pertineneiis  Abbati  cuidem  sue  diocesis  disponendum  curavit, 
sieque  appellationem  faetam  impedivit. 

4)  Kurz,  Beiträge.  B.  Hl,  S.  396.  Nr.  V.  1154.  Ex  autographo.  Hec  facta 
sunt  1154.  Data  ebelesberc.  X.  Kai.  Julii. 


318 

is  nicht  um  ihrem  Stift«  habe,    de 

ml   waren  auch  später   1168  und   I  1  *»  I   noch  IQ  Sebniei 

si.iit  .Muh  keinen  Grand  ein.  warum  er  sie  soiii  heben  hab 

nter  den  ('horbern  i.  dass 

ii  Thell  derselben  in  einen  unteren  OH  verneinte  nnd  ihnen  nnen  ei- 
ih.  Aher  e  mehrerer  Cherherren  er 

nm  diene  Seil  sehr  wahrscheinlich,  den  n  Ctrund  davon  tax« 

ist  nieht  möglich,    aher  wir   nieinen,   dass  wohl    Manchen    der  Aufenthalt  in 
hohen,   rauhen  Gegend  auf  dem  Her-e.  welche  den  Stürmen  sehr  aus- 
war, nicht  sehr  behauen  m.  chte   und  sie  sieh  in  einer  wärmeren  an- 
zusiedeln wünschten.  Sie  erhaueten  sich  daher,  ungefähr  eine  Stunde  davon 
entfernt,  ein  neues  Kloster  in  dem  freundlichen  und  zugleich  fruchtbaren 
Thalo.  von   Waldern  umschlossen    und   nannten   es    \V  a  I  d  ha  u  s  e  n.   Nieht 
alle   Chorherren   konnten  gleich    dahin   ziehen,  und  manche  blieben  unter 
einem  eigenen  Vorsteher  in  dein  alten  Sabenik,  wie  es  noch  1161   der  Fall 
denn  da  erscheint  in  einer  Urkunde  Selker  als  Prepositus  cenobii 
S.  Johannis  in  Sehnich   und  unter  den  Zeugen  Berchtoldus    prepositus  in 
Waldhausen  (wo  also  dieser    Name  zum  ersten  Male  vorkommt).    Bischof 
k-.nrad  entscheidet  in  derselben  einen  Streit,  welcher  über  die  Grenzen  der 
Kirche  am  Berge  Hengist  bei  Ardacker  (die  in  einer  Urkunde  Bischof  Re- 
giabertl  vom  Jahre  1147  Niwnslat  genannt  wird  und  dann  immer  Xeusladl 
-landen  war,  auf  Bitten  Selkers  des  Propstes  und  seiner  Brüder 
\.»m  Kloster  St.  Johann  in  Sebnik  *). 

:on  Kurz  hat  darüber  seine  Bemerkungen  gemacht  und  glaubte,  dass, 
wenn  es  nicht  ein    Kehler  des  Verfassers  des  Urkundenbueh.es  ist.  damals 
\htheilnngen  der  rcgulirlen  Chorherren,  nämlich  Eine  im  alten  Seb- 
nich  unter  Selker,  die  andere   unter  Berthold  im  neuen  Waldhausen 
den  haben  isleher  eines  Stiftes  gab  es  öfters,   einen  Pracpo- 

situm  primuin  et  seeundum  ').    Wir  haben  diese   Urkunde  auch  unter  den 
vidimirten    Abschriften  gefunden15);    der    Inhalt  ist   der  nämliche, 
•  r  und  Bert  hold  kommen  vor.  Wir  können  zwar  über  die  Richtig- 
er Angabe  Kein  Urtheil  fällen,  glauben  aber,  dass  eine  solche  Tren- 
nung aus  der  oben  angeführten  Ursache  stattgefunden  habe. 

I  i   Kur/.  B.  IV.    S.  *40.  Ex   codice    traditionum.   N.  VII.   Urkunde   des    Bi- 

II  Konrad  von  Passau,    da    heisst    es:     Quod   nos    indueti    preeibus  dilecti 
Fratri>  \kcn  pivpo.>iti  et  fratrum  suorum  de  cenobio  Sancti  Johanna  in 

b    etc.     Intcr    totes:    Berchtoldus    prepositus    in    Wald  ha 
Acta  sunt  hec  in  Khel.-perch  11  Gl,  1.  .Mai    (Datum  eodem  die  et  loco). 

16,  »i r. 

Diese  Abschriften,    (reiche  uns  er.-t  vor  kur/.er  Zeit  durch  die  Güte  eines 
i.  rur  Hinsieht  und  Benützung  überlassen  wurden,  sind  in  zwei  Heften  ent- 
luden »ich   solche   Urkunden,    welche   auch   noch   als    Originale 

vorhanden  sind,    oder  im   UritaadeaaaelM  oder  im   TraneetuaU  dei  Bfeeaonni 

ri>  roa  Paatan  IMv  ron  1 1  *  r  Ua 

1*9*.   Dat.   et  act.   Wienn«-  ( 't * '  *    (welehei    Im   Manna*  zu   Linz  liegt) 


316 

Dass  dieselbe  nur  einige  Zeit  dauerte  und  dann  nicht  mehr  zwei  Klö- 
ster bestanden,  sondern  nur  jenes  neue  Waldh  aus  en  genannte,  geht  aus 
der  folgenden  Geschichte,  wo  nur  dieses  mehr  urkundlich  erscheint,  offen- 
bar hervor.  Es  ist  aber  auch  dieses  Waldhau  s  en  nicht  ein  ganz  neues 
Kloster,  sondern  nur  die  Fortsetzung  von  Sebnich,  denn  die  Besitzungen 
waren  die  nämlichen,  welche  früher  die  Chorherren  daselbst  hatten  und  es 
war  auch  jenes,  wie  dieses,  dem  h.  Johann  dem  Evangelisten  geweiht. 

Zu  bemerken  ist  noch  aus  jener  Zeit,  dass  der  Bischof  Konrad  von 
Passau  dem  Stifte  Sebnich  im  J.  1158  das  Pfarrecht  und  den  Zehent  inner- 
halb des  demselben  von  Otto  gegebenen  unkultivirten  Landes  (wenn  es  be- 
wohnt und  bearbeitet  sein  würde)  bewilligte1). 

Der  «älteste  Propst  mochte  Selker  gewesen  sein,  dem  Berthold 
folgte.  Nachher,  in  einer  Urkunde,  ohne  Datum,  aber  zwischen  1172  und 
1 190  ausgestellt  von  Diepold,  Bischof  zu  Passau,  der  in  dieser  Zeit-regierte, 
erscheint  ein  Heinrich  als  Propst  des  Klosters  St.  Johann  zu  Waldhau- 
sen (welchen  Hoheneck  als  den  Ersten  aufführt);  der  Bischof  bezeugt  in 
derselben,  dass  der  Propst  dem  Rudiger  von  Minebach  die  Besitzungen  des 
Stiftes  in  Königswiesen  nur  auf  dessen  Lebenszeit  gegen  einen  jährlichen 
Zins  überlassen  habe.  Nach  dessen  Tode  soll  Alles  wieder  in  den  vollen 
Genuss  des  Stiftes  zurückkommen2). 

Im  Jahre  1189  verkaufte  das  Stift  Waldhausen  an  das  Domcapitel  von 
Salzburg  seine  Güter  im  Lungau  mit  allem  Zugehör  um  133  Mark  Friesa- 
cher  Münze  und  einen  silbernen  Becher. 

Es  sind  darüber  zwei  Urkunden  vorhanden,  die  sehr  interessant  sind 
und  diesen  Gegenstand  näher  auseinander  setzen.  In  der  ersten  vom  Jahre 
1189  bezeugt  Bischof  Theobald  von  Passau,  dass  Gottschalk,  Propst  von 
Waldhausen  mit  Übereinstimmung  seiner  Brüder  (der  Chorherren)  die 
Besitzungen  im  Lungau,  welche  dem  Stifte  Waldhausen  von  Alters  her  ge- 
hörten, dem  Propste  Gundacher  von  Salzburg  und  dem  Domcapitel  um  110 
Mark  Friesacher  Münze  verkauft  habe,  um  sich  dafür  näher  gelegene  Be- 
sitzungen anzukaufen.  Ohne  Erlaubniss  des  Bischofes  von  Passau  durfte 
das  Stift  nichts  von  seinem  Besitzthume  veräussern,  er  bewilligte  aber  den 
Verkauf  und  bekräftigte  denselben  mit  Einstimmung  des  Vogtes  von  Wald- 
hausen, des  Grafen  Otto  von  Velburg.  Diese  Verhandlung  war  nun  geschlos- 
sen und  gültig,  allein  einige  Mitglieder  des  Stiftes  zugleich  mit  einigen 

vorkommen,  aber  auch  viele  andere,  welche  in  allen  jenen  Sammlungen 
nicht  erscheinen,  und  von  denselben  werden  die  meisten  im  Verlaufe  dieser  Ge- 
schichte angeführt  werden.  Die  Vidimirung  geschah  zu  Linz  am  1.  December  1661. 
Die  Unterschrift  am  Ende  eines  jeden  Heftes  lautet:  Collationirt  gegen  denen  mit 
uralten  Literis  auf  Pergament  Productis  und  seynd  diese  Copien  mit  selben  glei- 
chen Inhalts.  —  Winterfeld,  qui  act.  in  causis  piis. 

1)  Kurz,  Bd.  IV,  S.  438,  Nr.  VI.  Ex  authographo.  Acta  auf  der  Synode  zu 
Mautern. 

2)  L.  c.  S.  443,  Urkunde  VIII.  Ex  codice  traditionum.  Zwischen  1173 
und  1190. 


81*3 

Schwestern   war  die  Bezahlung  in  ind  lie  baten  5ften 

|  ,|,.n  Kant   für  nnlr  er  niehl  mehr.  aber 

er  rerwendete  ^i»- 1»  beim  Propete  Gnndaker,  »ich  noch  an  einem 

ig«  heriuliess.  Dieter  geJi  Italien  noch   16  Mark  Frieeacher-Mttnse 
sammt  einen  lilhernen  Becher  und  ie  wurde  dann  der  Kaaf  darcii 

Zustimmung  der  C  h  q  rii  i  rre  b  .  de  r  L  al  e  n  b  r  ü  de  r  o  nd  No  b  nea 
von  Waldhaasea  engeecn  fe  neaerdingi  bekräftigt,  und 

die  Urkunde  ron  \i<  Lbten,  ausgefertigt  und  dann 

Dieee  Verhandlang  geeehah  zu  Krems  im  Juli  '). 
Diese  Urkunde  nrnrde  rom  Bischöfe  sehr  wahrscheinlich  dem  Propste 
und  dem  Convente  ron  Waldhanaen  ausgestellt,  aber  der  Propat  Gondaker 

und  das  Capitel  von  Salzburg  bedurften  auch  einer  solehen  Bestätigung  des 
I  und  lie  erhielten  eine  eigene  Urkunde  darüber,  jedoch  erst  im  fei- 
genden Jahre   1190.    In    dieser  ist  noch  vieles  mit  den  nämlichen  Worten 
enthalten,  wie  in  «1er  vorhergehenden  vom  J.  1189,  aber  manche  andere  in- 
Umettnde  werden  noch  erwähnt,  die  sich  etwas  später  zutrugen 
und  welche  Iheili  zur  Geschichte  des   Kaufes  gehören,  theils   die  Folge 
zweier  Propste  von  Waldhausen  nach  einander  in  jener  Zeit  erwähnen,  die 
nirgends  vorkommen.  Zuerst  werden  nämlich  jene  verkauften  Guter 
genannt,  im  Lungau,   zu  Ke  telenb  r  ukke  und  Junah,  der  Verkauf 

1  |   Original  im  k.  k.  geheimen  Hausarchive  zu  Wien.  Abschrift  im  Museum 
zu  Linz.  Auch  im  Salzhurger-Kammerbuche  im  Hausarchive. 
Wir  heben   das   Wichtigste   davon  aus. 

Theo  bald  us.  —  Eapropter   innotescere  uolumus,  quomodo  Gotescalcus 
Wallh'.i  »positos  BBS  cum  con  sensu  fratrum  suorum  possessiones 

queeunque    in   Lungov  ecclesie  Walthuscnsi   attinebant —  cum  omni  integritate 
quo  e  ad  ein  predia  sie  ex  antiquo  pertinebant  ecclesie,  Gundacbero  Salzbur- 
,  reposito  et  eiusdem  ecclesie  choro  —  pro    centura    et    decem  marcis 
monete    uendiderit  atque  tradiderit,   salubri  super  hoc  babita 
deliberatione,  ut  ex  eodera  precio  uiciniora  et  comodiora  predia  sue  conquirerent 
ecclesie.  —  Ilis  sane  tain  congruo  racionis  raoderamine  peractis,  contigit  quosdam 
walthusensis  ecclesie  fratressimul  cum  sororibus  cassa  plenitudinis  mo- 
bilitate  (sie)  super  uendicione  eorundem  prediorura  intensius  turbari,   a  sepe  nu- 
mero  dietara  conuencionem  in  irritum  a  nobis  reuocare  instantes  postulare.   Illo- 
rum  itaque  inconsiderati  ausus  importunitati  quamquam  usus  et  equitatis  eeBSBrs 
is  esset  contraria,  nostri  tarnen  interuentu  consilii  prememoratus  Salzbur- 
gensis  prepositus  suorum  assensu  fratrum  uoluntati  nostrae  eeasneiai  >;itisfacere 
marca  UMCSBSis   monete  Walthusensi   preposito  et  ecclesie  sue  collegio 

uoa  cum  ejphs  argentco  superaddidit  ac  domum  totiui  e  o  n  g  r  e  gac  i  <>  n  i  s 
tarn  cleriocor  um  quam  fratrum  conuersorum  et  sanetimonialium 
WaltBBSSBSil  ecclesie  oblento  in  predieta  uendicione  i 
ipsura  roborari  nostroque  iure  ;ic  beneuolencia  petiit  consummari  (was  er  auch 
bewilligte).  Acta  «unt  bec  anno  incarnacionis  domini  M.  C.  L.  XXXV1III  inense 
Julio  in  capilulo  celebrato  < 


318 

geschah  mit  Übereinstimmung  mehrerer  und  höherer  Brüder  (wahrschein- 
lich der  Priester),  nicht  aller;  der  abgeschlossene  Kauf  missfiel  dann  eini- 
gen Brüdern  und  Schwestern,  weil  ihnen  der  Preis  zu  gering  erschien  und 
sie  verlangten  eine  Daraufgabe.  Der  Bischof  rieft  dieses  endlich  auch  dem 
Propste  Gundaker  an  und  er  gab  noch  zu  dem  bestimmten  Preise  15  Mark 
Friesacher  Münze,  und  aus  eigener  Freigebigkeit  noch  acht  Mark,  drei 
nämlich  für  die  Schwestern  oder  Nonnen  und  fünf  für  den  übrigen  Convent, 
und  einen  silbernen  B  e  eher  im  Werthe  von  acht  Talenten.  Darnach 
wurde  der  Contract  vom  ganzen  Convente,  den  Brüdern  und  Schwestern, 
unterschrieben  und  an  den  Bischof  geschickt,  welcher  denselben  besiegelte 
und  von  vielen  Zeugen  unterschreiben  Hess.  Aber  nun  resignirte  der  Propst 
Gottschalk  seine  Würde,  (wahrscheinlich  hatte  er  grossen  Verdruss  im 
Stifte  wegen  jenes  Verkaufes)  und  Sigehard  wurde  an  seine  Stelle  erwählt 
(was  also  zwischen  1189  und  1190  geschah);  da  bezahlte  nun  der  Propst 
Gundaker  in  der  Versammlung  zu  Krems  in  der  Mittfasten  (media  quadra- 
gesima)  das  noch  rückständige  Geld,  was  er  dem  Stifte  Waldhausen  ver- 
sprochen hatte,  aber  dem  Propste  Gottschalk  noch  schuldig  geblieben  war, 
dem  Propste  Siegehard  vollständig,  und  so  erhielt  er  wieder  die  Zu- 
stimmung desselben  und  der  Chorherren  in  Gegenwart  des  Bischofes  und 
des  Capitels,  der  alte  Contract  wurde  neuerdings  bestätiget.  Man  suchte 
dabei  auch  die  Einwilligung  des  Grafen  Otto  von  Valburg  als  Vogtes  des 
Stiftes  Waldhausen  nach,  welcher  dann  die  Delegation  jener  Güter  in  die 
Hände  Heinrich'sdes  Grafen  von  Piain  (Plagin)  in  feierlicher  Versammlung 
des  H.  Leopold's  von  Österreich  zu  Mautern  legte,  um  die  Güter  auf  den 
Altar  des  heiligen  Rupert  in  Salzburg  zu  legen.  Otto  resignirte  zugleich 
auf  seine  Vogtei  um  den  Preis  von  24  Talenten,  welche  er  von  Gundaker 
erhielt. 

Nun  werden  in  der  Urkunde  die  Zeugen  dieser  Delegation  und  der 
Entsagung  der  Vogtei  angeführt.  Dann  heisst  es  weiter:  Nachdem  nun  das 
Geld  an  Waldhausen  und  Otto  Von  Velburg  ganz  ausbezahlt  war,  hat  Hein- 
rich von  Piain  jene  Güter  dem  Propste  und  dem  Capitei  von  Salzburg  mit 
seiner  Vollmacht  übergeben.  Nun  kommen  die  Zeugen  auch  darüber.  End- 
lich schloss  der  Bischof  Theobald  die  Relation,  siegelte  dieselbe  und  Hess 
sie  neuerdings  von  Zeugen  unterschreiben,  worunter  Otto,  Bischof  von 
Bamberg  und  Otto,  Bischof  von  Freising  die  merkwürdigsten  sind1). 

1)  Nach  dem  Originale  im  k.  k.  geheimen  Hausarchive  (Abschrift  im  Museum 
zu  Linz).   Sine  loco  1190. 

Theobaldus  Gundachero  Salaburgensi  preposito  et  eiusdem  ecclesie  choro  in 
perpetuum. —  Eapropter  innotescere  uolumus,  quomodo  Gotescalcus  Walthu- 
sensis  prepositus  una  cum  consensu  fratrum  suorum  plurium  et  me- 
liorum  predia,  queeunque  in  Lungowe  et  Ketelenbrukke  et  Junah  ecclesie  Walt- 
kusensi  attinebant —  uendiderit  atque  tradiderit.  Dann  wie  in  der  vorhergehenden 
Urkunde,  nun  folgt  weiter  :  Hiis  ita  peractis  contigit  quibusdam  fratribus  et  so- 
roribus  Walthusensibus  predietam  uendicionem  displicere,  quia  asserebant  predia 
illa  precio  minus  iusto  uendita  fuisse  addique  sibi  aliquid  debere.  —  Preposito 


;;  i  g 

Diese*  Yerhaules,  aller  zum  Jahre   1  D.IO.  erwähnt   auch     knch-Slernleld 

■ehr  kuri  und  nicht  gani  deutlich,  und  erkllrl  Ketelenbrakkc  (ralgc 
delhraek)  durch  L  agerh  c  B  e  u  e  und  .in nach  durch  Aaanaa  h1).  0hi 

■ehcn  wir  aus  diesen  Urkunden,  dass  damals  auch    ein   Nonn  eil-  K  logter 

in  Waldhaoaen  beatand,  nrai  auch  bei  anderen  iüdetera  ron  Chorherren  der 

l'all  war. 

Zwischen  I  l'H  und  IS04  entschied  der  Bischof  \\  (.liier  von  V 
einen  Streit  /wischen  Waldhauscn  und  Radiger  von  Senftenbcrg  üln 
liarkl  iesen,  dahin,  data  Radiger  dafür  dem  Stute  jährlich  zwölf 

Schillinge  am  St  MichaeUtagC  zahlen  solle;  wenn  er  Letzteres  vernachläs- 
sige, so   Leinte  er  im  ersten  Jahre   darnach  einen  Schadenersatz  von  zwei 

uten-). 


Sal/.burgensi  Gundakero  persuasiinus,  marcas  XV  monete  friesacensis  suporad- 
dere,  quod  et  feeit,  et  insuper,  ut  omnis  sopiretur  controaersia,  addidit  ex  sua 
iiberalitate  inarcas  octo,  tres  sororibus,  quinque  conuentui  reliquo,  nee  non  et 
cvphum  argenteum  octo  talenta  ualentem.  Der  Vertrag  wieder  vom  Bischöfe  be- 
t.  dann  heiaat  es :  Post  bec  uero  cum  Gotescalcus  Walthusensem 
resig nässet  preposituram  eique  Sigebardus  ad  illam  canonice  electus 
substitutus  fuisset —  Gundakcrus,  ut  factum  suum  ex  omni  parte  firmuin  et  immo- 
bile  pennaneret,  in  capitulo  nostro  in  media  quadragesima  Chremse  habito  resi- 
duum  peeunie  Walthusensi  ecelesie  promisse,  quod  Gotescalco  priori  preposito 
minus  dederai,  Sigebardo  successori  suo  et  fratribus  Waltbusensibus  pleniter  per- 
soluit,  et  sie  iterura  consensum  eiusdem  Sigehardi  et  fratrum  suorum  (reeepit), 

icneta  nostri  et  capituli  contraclus  superior  confirmatus  est.  Adhuc  autein, 
ne  alieuius,  ad  quem  res  ista  aliquomodo  speetabat,  fauor  deesse  uideretur,  que- 
situs  est  assensus  Ottonis  comitis  de  Velburch.  Walthusensis  ecelesie  aduocati, 
qui  delegacionem  prediorum  predictorum  bona  sua  uoluntate  in  manus  nobilis  uiri 
Heinrici  comitis  de  ptagin  in  solempni  Liupoldi  ducis  Austrie  placito  apud  Mutarn 
ut  et  ipse  Cornea  Heinricus  uice  comitis  Ottonis  ipsa  predia  super  altare 
saneti  Houdberti  Salzburch  delegarel.  Juri  quoque  suo,  quod  in  aduocacia  corun- 
dem  prediorum  idem  Otto  comes  habebat,  reeeptis  super  hoc  a  preposito  Sal/.bur- 

dundakero  XXIIII  talentis  penitus  renunciauit.  Nun  folgen  wieder  Zeugen 
über  die  Delegation  und  Renunciation ;  endlich  heisst  es  noeb:  Postmodum  uero 
Heinricus  de  plagin  peeunia  Waltbusensibus  et  aduocato  ad  plenum  soluta  de 
fide  delegacionis  commonitus  predia  suprascripta,   sicut  ei  a  comite  Ottone  fuerat 

-sura,  super  altare  saneti  liodberti  Sal/.burch  manu  potestatiua  delegauit, 
ut*nlil  Itibva  (dfe  nun  aufgeführt  werden).    Acta  sunt  bec  anno  incarna- 

doiuini  1  1 
1 )    l  B   aar  deutschen  Länder-,  Völker-,  Sitten- 

und  Staatenkuml.-.  I;.  III,  S.    ,|.    Mümhen   | 

I   Chorfaerrn    Kur/,   von  Florian,    aber  in  dessen  Werken 
I.endelbruck  liegt  am  Kiole  des   Lungaues 
an  der  Grenze  v. 

l'.x  codice  traditionum.  Nr.  IV.. 


320 

1204  befreite  H.  Leopold  VII.  von  Österreich  das  Stift  Waldhausen  von 
aller  bisherigen  Mauth  des  Getreides  und  dessen  Sachen  in  der  Stadt  Stein 
und  auf  der  Donau  hinab  und  herauf  für  die  Schiffe  desselben,  wegen  der 
Armuth  und  rauhen  Lage  des  Stiftes1). 

1213  nahm  Kaiser  Friedrich  II.  das  Stift  Waldhausen  in  seinen  beson- 
deren Schutz  und  stellte  darüber  eine  Urkunde  aus  2). 

Im  Jahre  1227  am  4.  Juni  entschied  H.  Leopold  VII.  als  erwählter 
Schiedsrichter  einen  Streit  zwischen  dem  Propste  Herrand  von  Wald- 
hausen und  Ulrich  von  Saxen  über  drei  Höfe,  welche  gewöhnlich  Lehen 
hiessen ;  es  sollte  nämlich  der  bessere  Hof  von  diesen  dreien  alsogleich  an 
das  Stift  kommen,  aber  die  übrigen  zwei  soll  jener  Ulrich  bis  an  sein  Le- 
bensende besitzen,  dann  müssen  auch  diese  an  das  Stift  kommen  zum  ewigen 
Besitze  3). 

In  einer  Urkunde,  zwischen  1227  und  1232  ausgestellt,  wodurch  Bi- 
schof Gebhard  von  Passau  einen  Streit  entscheidet  zwischen  dem  Pfarrer 
von  Saxen  und  Heinrich  von  Ernsteg  über  die  Filiale  Hofkirchen,  ihre 
Rechte  und  Grenzen,  kommt  unter  den  Zeugen  auch  Herrand,  Propst  von 
Waldhausen  vor*)  ;  er  soll  diese  Stelle  von  1227  bis  1232  bekleidet  haben5). 

Um  diese  Zeit,  nach  1230,  entspann  sich  ein  heftiger  Streit  zwischen 
dem  Stifte  Waldhausen  und  der  Gräfin  von  Peilstein  wegen  des  Zehentes 
zu  Simonfelden;  er  kam  sogar  vor  den  Papst  Gregor  IX.,  welcher  den  Abt 
von  Baumgartenberg  und  die  Dechante  vom  Stifte  St.  Florian  und  von  Enns 
als  Richter  in  dieser  Sache  aufstellte.  1230  kamen  sie  zu  Enns  in  der  St. 
Georgenkirche  (welche  einst  auf  dem  Berge  ausserhalb  des  Schlosses  Enseck 
stand)  am  15.  Juli  zusammen  und  hörten  die  Klage  des  Propstes  und  des 
Chorherrn  Marquard  von  Waldhausen.  Dieser  hatte  ein  Citationsschreiben 
an  Albero  von  Arnstein  überbracht,  welcher  ihn  sehr  schlecht  behandelte, 
ja  umgebracht  hätte,  wenn  ihm  nicht  ein  Ritter  zu  Hülfe  gekommen  wäre. 
Marquard  klagte  nun  über  diese  Behandlung  und  verlangte  Gerechtigkeit 

\ 

1)  L.  c.  S.  445.  Ex  autographo.  Acta  in  cena  domini  apud  niwenburch 
(Klosterneuburg)  1204. 

2)  L.  c.  S.  446,  Nr.  XI.  Ex  autographo.  Data  apud  Augustam  XI.  Calend. 
Aprilis.   Anno  regni  nostri  Romani  primo  (1213). 

3)  Meine  Geschichte  des  Landes  ob  der  Enns.  Linz  1846.  Erster  Band, 
S.  278.  Nach  dem  Originale  im  Museum  zu  Linz.  Actum  in  augea  Renninge. 
II.  Nonas  Junii.   In  den  vidimirten  Abschriften  heisst  es  :  Augea  Benninge. 

Ist  zu  lesen:  'Actum  in  augea  Remnige',  wie  aus  von  Meiller's  Regesten 
S.  157,  Nr.  42  vom  31.  Mai  1237  zu  lernen  war,  und  zwar  aus  folgender  Stelle 
der  dort  aus  dem  k.  k.  geheimen  Hausarchive  aufgeführten  Urkunde:  'in  quadam 
insula  Danuhii,  que  uocatur  Raemnich.'  Zu  vergleichen  mit  Regestum  Nr.  217  auf 
S.  140  desselben  Werkes.   Zusatz  der  Redaction. 

4)  Kurz,  Bd.  IV,  S.  448,  Nr.  XII.  Ex  codice  traditionum.  Ohne  Datum. 
Bischof  Gebhard  trat  1232  ab.  Hofkirchen  war  einst  eine  Filiale  von  Saxen,  besteht 
aber  jetzt  nicht  mehr. 

5)  Nach  Hoheneck. 


321 

u ii ti  beeidete  seine   Vassage.  Der  Propst  meldete,  dasi  Ihm  jener  Zehen! 
\  »o  Shnanfelden  ein«!  von  den  dichtem,  n&ralich  dem  A l>t «*  \  <>n  Bautngarten- 
and  den  Pröpsten  von  si.  Nikol*  and  si.  Ploriao,  ^gesprochen  wor- 
den, »lass  er  abi  Jahre  deMelben  beraub!  gewesen  sei;  die  G 
rt*  Peilstein  habe  sieh  denselben  i  I  und  durch  si.-  Überkam  jeuer 
Alben»  «im  Bebest;  Öftere  trollte  ein  Chorberrdes  Stiftes  denselben  ein- 
sammeln, er  wurde  aber  inuner  ron  Albero  und  seinen  Leuten  daran  mit 
'i  \ erbindert. 
Die  päpstlichen  EUchter  su  Enns  sprachen  mm  <\vn  Rann  über  ihn  und 

seine   Leute  aus,   nur  die   Taufe   der  Kinder   und    das    li.  Sarrainenl  ii'ir  die 

D  erlaubt,  und  sie  verurlheillen   ihn   auch   zum    Ersatte  des 

durch  seehs  Jahre  zurückgehaltenen   Zohentes.  Sie  thaten  ferner  in  Bann 

die  Gräfin  von  Peilstein  wegen  ihrer  Hartnäckigkeit  und  weil  auf  ihrem 

Antriebe  (auctoritate  ejus)  Albero  dieses  gethan  halte;  sie  warteten  jedoch 

bei  ihr  eine  bestimmte  Zeit  auf  Besserung1).  Da  aber  diese  nicht  eintrat 

er  Frist,  su  war  der  Bann  giltig.  Nun  ergriff  sie  die  Furcht  und  sie 

bat  um  Lossprechang  vom  Banne;  sie  musste  vor  den  Richtern,  dem  De- 

ch.mte  von  St.  Florian  und  jenem  von  Enns  (der  Abt  war  dabei  zu   sein 

verhindert),  erseheinen  und  schwören  den  Richtern  zu  gehorchen  und  die 

Zehente  dem  Stifte  ruhig  zu  überlassen,  was  sie  auch  that2).     Sie  berich- 

dem  von  Arnstein,  und  trug  ihm  auf,  nicht  weiter  in  ihrem  Namen  das 

Stift  in  Einsammlung  des  Sehentee  an  hindern3). 

1*31   bestätigte  K.  Friedrieh  II.  dem  Stifte  Waldhausen   die  obenge- 
ii  Pril  ih-uicn  II.  Leopold'«  VII.  von  Österreich  vom  J.  1204  *),  und  in 
dieser  Urkunde  erseheint  der  Propst  Hartwig.    1240  befreite  II.  Frie- 
drieh II.  von  Österreich  alle  Güter  des  Stiftes  von  der  Gerichtsbarkeit  der 
im  Machland  und  in  der  Stadt  Laa  von  allen  Forderungen  derselben 
iütern   in  der   Nahe   derselben,   derjenige,    welcher  zur  Zeit    Richter 
oderPrtfecl  dieser  Stadt  sein  wird,  sei  auch  der  Vogt  für  diese  Besitzungen  5). 

I  )    Km/  IV.  S.  'i"»(i.    I]\  aatSfrapbo,  Nr.  Xllf.    Data  1230.    In  divisione  Apo- 
-    Juli)  apud  Anesum  in  ecclesia  Sancti  Georii. 

i.   \'.\  codice  tradilionum  1233.  Sententia  lata  de  decimis  per 
Km/,  drückt  den  Tag  nicht  aus.  aber  in  den  vidimirten  Abschriften  heisst 
Idibus  Aprilis. 

I.   V'.x  BUtograpbO.    Kpistola  comitisscde  Peilstein  ad  Alberonem 

:.  !li. 

.  Nr.  I'i.    l.x  aulographo.    Actum  et  datum  apud  Wiennam  1234 

iv  bemerktoi  iasa  <t <•  i-  Kaiser  erst  nach  Weihnachten 
DB,    stae  «lie  Urkunde  erst  im  Jahre  i*87  daselbst 
ausgcstell  ms, 

i  r.-ichische   Gochiclite   und    Literstar  1813,    Hit.  II. 
RegeM  hi,  \b\>>.    I  geheimen  Efanssrehires  ex  codice 

trnditi  .  —  Ut  nullus  unqnam  judicum    aut  pivf.ctnrum  BOStrorom 

täte  nostra  Ls  aliqr.am  sil)i  Jurisdictionen)  aut  proventuum  rec^ptionem    aut 
quamcuufpie  exactionem  debeat  in  prediis   ecclesie  dicte,  civitat i  metuorate  adja- 
.   I\.  >l 


322 

Aber  noch  im  nämlichen  Jahre  zu  Krems  dehnte  er  diese  Befreiung 
auf  alle  Güter  des  Stiftes  aus  und  setzte  die  Richter  im  Machland  und  in 
Laa  als  Beschützer  oder  Vögte  ein  *).  Eine  andere  Urkunde  findet  sich  nur 
in  den  vidimirten  Abschriften  vor,  ebenfalls  von  H.  Friedrich  II.,  worin  er 
dem  Stifte  auf  dessen  Gütern  das  Futter,  welches  sonst  ihm  gehörte,  für 
sich  selbst  zu  benützen  erlaubte.  Die  Schlussformel  ist  die  nämliche,  wie  in 
der  früheren  Urkunde;  sie  ist  ohne  näheres  Datum  vom  J.  1240,  höchst 
wahrscheinlich  aber  aus  der  Zeit,  wie  die  vorige  2). 

Als  Kaiser  Friedrich  II.  nach  dem  Tode  H.  Friedrich's  II.  im  Jahre  1 246  den 
Grafen  Otto  von  Eberstein  zum  Statthalter  in  Österreich  ernannt  hatte,  bestä- 
tigte dieser  dem  Stifte  Waldhausen  die  vorhergehende  Urkunde  H.  Fried- 
rich's II.  von  1240  wegen  Befreiung  der  Güter  von  den  Richtern  im  Machland 
in  Ansehung  der  Jurisdiction  und  der  Forderungen  von  Abgaben  3). 

Nachdem  Ottokar  von  Böhmen  Herzog  von  Österreich  geworden  war, 
erwies  er  auch  dem  Stifte  Waldhausen  einige  Wohlthaten;  er  bewilligte, 
dass  es  das  Marchfutter  (Futter  für  Pferde)  von  seinen  Besitzungen  nicht 
mehr  an  ihn  abliefern  müsste,  sondern  für  sich  verwenden  könnte  *),  16.  Fe- 
bruar 1252.  Auch  bestätigte  er  am  nämlichen  Tage  das  Privilegium  H. 
Friedrich's  vom  J.  1240  wegen  Befreiung  von  der  Jurisdiction  von  den 
Richtern  im  Machland  5). 

centibus  vindicare,  sed  eum,  qui  pro  tempore  ejusdem  civitatis  judex  fuerit  aut 
prefectus,  possessionibus  denominatis  constituimus  defensorem.  (Ist  auch  in  den 
vidimirten  Abschriften  so  enthalten.) 

1)  Kurz  IV,  S.  458,  Nr.  15.  Ex  autographo.  Der  Anfang  ist,  wie  in  der  vor- 
hergehenden Urkunde  aus  dem  Notizenblatte,  nur  das  „civitati  (La)  predicte  ad- 
jacentibus"  bleibt  aus,  aber  dann  heisst  es:  Sed  eos,  qui  pro  tempore  in  memo- 
ratis  locis  judices  fuerint  aut  prefecti  possessionibus  denominatis  constituimus 
defensores.  In  hac  forma,  ut  nihil  racione  aduocacie  nostre  aut  pretextu  tui- 
cionis  sue  a  sepedictis  prediis  debeant  aut  audeant  usurpare.  Dann  kommen  die 
Zeugen  und  endlich  heisst  es:  plures  equidem  aderant  huic  donacioni  nostre  so- 
lempniter  facte,  quorum  omnium  nomina  exprimere  non  oportet.  Die  Urkunde  ist 
ausgestellt  vom  31.  Jänner  1240  in  Krems.  (In  den  vidimirten  Abschriften  lautet 
es  auch  so.) 

2)  Diese  Urkunde  lautet  vollständig,  wie  folgt  :  Friedericus,  dei  gracia  dux 
Austrie  etc.  paupertati  siquidem  dicte  ecclesie  consulentes  intuitu  divine  remune- 
racionis  fratribus  ibidem  deo  famulantibus  hanc  graciam  indulgere  uolumus  et 
conferre,  ut  proventus  illos  in  prediis  ipsorum,  qui  ad  nos  racione  fodri  spec- 
tare  uidentur,  in  subsidiura  prebende  sue  usibus  propriis  perpetuo  debeant  vindi- 
care. Die  Zeugen  sind  fast  die  nämlichen,  wie  in  den  vorhergehenden. 

3)  Kurz  IV,  S.  460,  Nr.  16.  Ex  codice  trad.  Datum  apud  Cremis  1247, 
X.  Cal.  Novembris. 

4)  L.  c.  S.  460,  Nr.  17.  Ex  autographo  Datum  apud  Heimburch  1252, 
14.  Cal.  Marcii. 

5)  L.  c.  S.  462.  Ex  autographo  Nr.  18,  1252,  14.  Cal.  Marcii.  Apud 
Heimburch. 


823 

Im  .1.  18M  verlieh  der  BieehefOtte  \<>n  Paeaan  auf  Bitten  iei  Prep 
Prieeriei  den  Stifte  die  Einkünfte  der  Pfarre  Mitterkirehen,  irorabev  M 

das   Patronatsivehl    hesass,    damit    es    einigen    NotieB    habe,    weil  ftg  dureh 

ibranst,  Rlnhereien  und  bftae  MeBseheo  iehr  herobgekemmeii  war  '). 
Per  Papst  Alexander  be  i  m  Stifte  diese  Einverleibung  ewi 

|*M  und  i2tii 

Im  lehre  IM9  ertheiltc  König  Ottokar  von  Bahnen  und  Herzog  von 
Osterreieheeinem  Richter  im  Maeniand  den  Befth],  ilas  Still  bei  den  vorigen 
Reehten  und  Privilegien  an  beeehfktsen,  erelehc  demselben  die   Herzoge 
Leopold  und  Friedrich  ertheilfl  hatten  :1).  Er  befreiete  auch  am  nimliehen 
das  Stii't  ren  Haoth  und  Zoll  bd  Stein  und  Vhlis.  nie  eeeehon  Mher  jene 

ige  gethen  hatten  4). 

1879  rertanachte  Waldhanaen  an  Ulrich  von  Capellen  Renten  zu  K.»- 
nigswiesen  5). 

1M0  geh   \delheid.  \V  itwe  Kriedrich's  von  Winnberg,  dem  Stifte  Wald- 
l  ein  laut  in  (iutenbach  im  Orte  Prandstatt  und  einen  Grund  zu  Khaln- 
berg  zur  jahrliehen  Bezahlung  eines  Pfundes  Pfennige  am  St.  Miehaelstage 
für  ihn  und  ihres  Gatten  Seelenheil  6). 

t  bestätigte  Herzog  Albrecht  I.,  aus  dem  Hause  Habsburg,  dem 
Propste  Friedrich  und  dem  Convente  von  Waldhausen  die  alten  Privile- 
gien Leopold's  und  Friedrichs  und  stellte  darüber  eine  Urkunde  aus  7). 

L88i  \  ertauschte  Ulrich  von  Haus  seine  zwei  Güter  bei  Dimbach  an 
Waldhausen  gegen  zwei  andere  bei  Klamm8). 

128?  erklärte  Ulrich  von  Krotenthal  mit  seiner  Gattin  und  seinen  Kin- 
dern, dass  er  dem  Priester  (sie)  Ru  ge  r  und  dem  Convente  von  Waldhausen 
unter  der  Form  eines  Tausches  für  immer  angewiesen  habe  in  dem  Märthofe 

s<hillinge  Pfennige  zum  Fruchtgenuss  (usibus  fruetuariis),  Ruger 
der  Propst  des  Stiftes  und  der  Convent  überliessen  dagegen  Einkünfte, 
ier  Schillingen  in  Elmbach  an  dem  Lehen,  wovon  er  jedoch  jährlich 
dem  Stiit  am  1.  September  dienen  solle  9). 

1204  verkaufte  Propst  Pcrthold  von  Waldhausen  mit  Einstimmung  sei- 
nes Capitels  ein  Talent  jährlicher  Einkünfte,  welches  auf  zwei  Lehen  im 

1)  Km/  IV.  S.  ifi .!,  Nr.  19.  Ex  codice  traditionum.  Datum  Patavie  1256,  Nonis 
Aprilis.  —  Auch  das  Original  ist  im  Museum  vorhanden. 

Nur  in  den  vidimirten  Abschriften,  aber  ohne  Angabe  des  Jahres  und  Ortes. 

Kur/.  IV,  -  .<<).  Ex  autographo.  Datum  Präge  1269,  .'!.  Nrn..  Marcii. 

%)  L.  c.  S.  %65,  Nr.  21.   Ex  Autographo.  Datum  Präge  1269,  T.  Nun.  .Marcii. 

5)  Orlg.  im   k.  k.  geh.  Archiv. 

6)  In  den  vidimirten  Abschriften.  Datum  in  Waldhausen  1280,  Pridie  N'onaa 
Mai.  —    Original  im  Mu.mmhii  u  Linz,  6.  Mai. 

7)  K;;/IV.  ix  autographo.  Datum  in  castri>  apud  Weruen- 
Stein   |S8%,  I  MI.    M                       .  Juli).    Weinstein. 

8)  Original  von  Waldbausen  im  Museum  zu  Lii./..    I38S,    «tut.  Waldhausen. 

9)  Nur  in  den  rMintrtea  Ahaebriftao,  Unter  den  Zeugen:  Hugerus  pre- 
positus  de  Waldhausen,  Otto  Decanuö  etc.    |  Junii. 


324 

Dorfe  Vransen  das  Stift  besass,  an  Ebro  den  Abt  von  Zwetel  um  acht  Ta- 
lente gewöhnlicher  Pfennige,  die  auch  bezahlt  worden  sind,  für  ewige 
Zeiten  1). 

1295  verkaufte  der  Propst  Berthold  ein  halbes  Talent  jährlicher  Ein- 
künfte, weniger  13  Pfennige,  welches  das  Stift  besass  auf  einem  Hause  zu 
Stein,  vulgo  in  der  Reinsperre,  dem  Abte  Ebro  von  Zwetel  um  vier  Talente 
Pfennige,  welche  richtig  bezahlt  wurden  a). 

1299  kaufte  das  Stift  Waldhausen  einen  Weingarten  zu  Stein  um  12 
Pfund  Wiener  Pfennige  3)  und  im  Jahre  1300  den  Drozzenhof  *). 

Gegen  Ende  dieses  Jahrhundertes  (vielleicht  aber  auch  schon  viel 
früher)  hatte  Ulrich  Graf  von  Vellburg,  weil  er  nach  Jerusalem  zu  reisen 
im  Begriffe  stand,  sein  Testament  aufgesetzt  und  er  vermachte  dem  Stifte, 
wenn  er  sterben  sollte,  vier  Lehen  in  Stranzendorf  auf  ewige  Zeiten;  es 
sollen  den  Chorherren  Fische  gegeben  werden  im  Advente  und  in  der  Fa- 
sten, der  Propst  soll  die  Einkünfte  davon  immer  dazu  verwenden  5). 

Nun  wollen  wir  noch  die  Pröpste  anführen,  welche  seit  der  Gründung 
des  Stiftes  1146  demselben  nach  dem  Verzeichnisse  bei  Hoheneck  vorge- 
standen sein  sollen,  und  jene,  welche  urkundlich  erscheinen. 

Nach  Hoheneck:  Heinrich  I.  bis  1151.  Selker  bis  1162.  Fried- 
rich I.  bis  1167.  Albert  bis  1179.  Hartandus  1180— 1196.  Mangold 
bis  1200.  Berthold  I.  bis  1206.  Marsilius  bis  1224.  Sighard  bis  1227. 
Her  ran  d  bis  1232.  Dietmar  bis  1236.  Erticus  bis  1242.  Otto,  wel- 
cher ertrank  1254.  Embicus  bis  1256.  Friedrich  II.  ohne  nähere  Be- 
stimmung. Paulus  (von  Ybbs gebürtig) bis  1260.  Friedri  eh  III.  bis  1286. 
Rudiger  bis  1287.  Johann  (von  der  Weyden)  bis  1291.  Berthold  II. 
bis  1307. 

Urkundlich  erscheinen  nur  folgende  Pröpste : 

Selker  und  Berthold  I.  1161.  Heinrich  zwischen  1172  und  1180. 
Gottschalk  1189.  Sighard  1190.  Herrand  zwischen  1227  und  1232. 
Hartwick  1237.  Friedrich  1256,  derselbe  oder  ein  anderer  Fried  rieh 
1281,  1284.  Ruger  1287.  B  er t  hold  II.,  dessen  Regierung  des  Stiftes  sich 
jedoch  in  das  folgende  Jahrhundert  hinüber  erstreckte. 

Im  14.  Jahrhunderte  wird  die  Geschichte  des  Stiftes  reichhaltiger  und 
es  erscheinen  auch  mehrere  Pröpste  in  den  vielen  Urkunden  aus  dieser  Zeit. 

1306  erklärte  Ruger  der  Propst  von  Klosterneuburg,  dass  Leopold  der 
Messerer  und  seine  Hausfrau  Kunegunde  ihrenWeingarten  in  der  Kollgrueb 
ein  halbes  Joch  begreifend,  verkauft   haben  an  Berthold,  Propst  von 

1)  Fontes  rerum  austr.  Herausgegeben  von  der  historischen  Coramission 
der  k.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien.  Zweite  Abtheilung,  B.  III,  1851. 
Liber  fundationum  monast.  Zwetlensis.  Ad  annum  1294  et  1295.  Acta  sunt  hec 
in  Zwetel  1294,  XI.  Cal.  Maij. 

2)  L.  c.  Actum  et  datum  in  Walthausen  anno  1295. 

3)  Copie  eines  Kaufbriefes. 

4)  Auch  nach  einer  Copie. 

5)  Kurz  IV,  S.  468.  Ex  codice  trad.  sine  nota  anni 


828 

n,  hui  ||  Pfand  Wiener  Pfennige  vor  «t.ni  K&mmerer  Hern» 
Bertholden  and  mil  leiner  Hand,  ireil  er  deeielben  Weingarteni  rechter 
aeiater  lel  ').  i^<>;  beetitigte  der  Bioehof  Bernhard  roa  Paaean  einen 
Kaaf  den  Stiftee ;  atmlieh  Konrad  von  Spannberg  verkaufte  den  ihn 
rigen  Weinberg  i»«-i  Kollngrueb  in  <I<t  IVeidnieh  an  <1<-ii  Propel  Bertheld 
und  an  die  Chorherren  in  Waldhaasen  am  81  Pfand  gewöhnlich«  Mflnze  -"». 
Berthold  der  Propel  ron  Neabargerklirte  bald  darnach,  data  er  diesen 
Wein!  lieh  ledig  mach« 

Im  nämlichen  Jahre  bekrftftigten  Seifried  von  Haaelan  und  Sophia  seine 
llaustVau.  dass  Hartneid  von  Nenendorf,  ivelchei  liegt  '»«•i  Statx,  mit  ihrem 
Willen  verkauft  habe  dem  Propate  Berthold  und  dem  Stifte  Waldhausen 
Lehen,  die  er  von  ihnen  halte,  bei  Nenendorf;  und  ein  halbes  Lehen  zu  Feld 
um  16  Pfund  und  60  Pfennige  Wiener  Münze  und  Haaelan  erklärte  zugleich 
jene  Lehen  als  freies  Bigenthom  *). 

Der   Propst  Berthold  muss  bald  darnach  gestorben  sein,  denn  im  Jahre 
finden  wir  schon  Heinrich  als  Propst  zu  Waldhausen  in  einer  Ur- 
kunde, worin  Berthold  der  Propst  von  Neuenburg  den  Kaufeines  Weinber- 
it&tigte,   welchen   Heinrich   Propst  um  40  Pfund  Wiener  Pfennige 
lorena  Pfarrer  zu  Münzbach  erkaufte  und  worüber  das  Stift  Neuburg 
•rgrecht  besass  •''). 
Er  starb  aber  schon  im  Jahre  1310,  und  1311  finden  wir  urkundlich 
Gcrung  als  Propst  des  Stiftes;  denn  am  18,  März  1311  erklärten  Meinhard 
von  Österburg  und  seine  Hausfrau  Sophie,  ihr  Sohn  Ulrich  und  ihre  Toch- 
lie  ihr  eigenes  Gut,  gelegen  im  Utenthal,  dem  Propste  G  e- 
rung  und  dem  Stifte  verkauft  haben  um  70  Pfund  W.  Pf.  6). 

Am  1.  November  d.  J.  verkaufte  Getraud  von  Smidah  an  das  Stift 
Waldhaasen  einen  Weingarten  zu  Stein  "). 

ISIS  verkaufte  Katharina  von  Wunnberg  ihr  eigenes  Gut  zu  Dross  an 
den  Propst  Qerong  um  110  Pfund  W.Pf.,  wovon  er  schon  60  Pfund  bezahlt 
habe;    für  die  übrigen  60  Pfund  soll   das  Stift  ihr  bis  an  ihren  Tod  eine 
i -Pfründe  gänzlich  alle  Jahre  geben,  aber  ohne  Essen  und  Trinken8). 
ISIS  bewilligte  Bischof  Bernhard  von  Passau  den  Verkauf  einiger  Be- 
il,irrers  Laurenz  von  .Münzbach  an  den  Propst  Gerung  9).  An 
diesem  verkauften  im  nämlichen  Jahre  Herbort  der  Lemperger  und  Agnes 

1)   Nur  in  den   vidimirten  Abschriften.   Geben  zu  Neuenburg  1306  an  uuser 
len  Abend  /.u  Lichtmess. 

D»tam  Wi e  1307,  6.  Id.  Januarii. 

nburgae  1307.  Am  Tage  St.  Erhard. 
Il  den  vid.  Ab-cl. ritten  l.;o7.    Fn  die  Mord  Kuangeliste. 
Nur   la  len  vidimirten    AI.M-hrilten.    Datum  Neuuburgae  1308,   in  die  un- 
millia  virginum  (31.  October). 

6)  Original  von  Waldhau».-,,.    Datum  Waldhausen  12.  Min  1311. 

7)  Original.    Datum   \S  ,1.   Nov.    13  1  1  . 

8)  Original  von  Waidhaii>en.  Winnie  181*,  :»{).  September. 

9)  Original.    Datum  Wienne  1313,  2.  Januar. 


326 

seine  Hausfrau  die  ganze  Eigenschaft  des  Hofes  zu  Innerfeld  im  Machland 
um  40  Pfund  W.  Pf.  *>. 

1314  lhat  Friedrich  der  Harlunch  kund,  dass  er  dem  Propste  Gerung 
von  Waldhausen  eine  Hube  verkauft  habe,  welche  auf  dem  Ludwigsberge  liegt, 
um  38  Pfund  W.  Pf.  2).  Und  Heinrich  der  Fleischer  verkaufte  dem  Propste 
Gerung  die  Mühle  an  der  Sebnich  bei  Waldhausen  um  14  Pfund  W.  Pf.  3). 

1315  erklärte  Johann  von  Chapell,  dass  er  das  Gut,  welches  Meinhard 
der  Burger  von  Dimbach  und  seine  Erben  von  ihm  zu  Lehen  hatten,  das  in 
der  Pfarre  Waldhausen  liegt  und  heisst  „in  der  Steinach",  als  freies  Eigen 
gegeben  habe  dem  Propste  Gerung  und  dem  Stifte  Waldhausen  4). 

Noch  in  diesem  Jahre  scheint  Gerung  resignirt  zu  haben  oder  ge- 
storben zu  sein,  denn  wir  finden  schon  den  Marquard  als  Propst  von 
Waldhausen  (welcher  übrigens  bei  Hoheneck  gar  nicht  vorkommt)  in  einer 
Urkunde,  wo  von  Beendigung  eines  Streites  die  Rede  ist,  welcher  zwischen 
jenem  Marquard  und  dem  Propste  Hartmann  von  Ardacker  über  die  Pfarre 
Neustadl  in  der  Nähe  statt  hatte  und  welcher  dahin  entschieden  wurde,  dass 
Waldhausen  wie  bisher  das  Patronatsrecht  darüber  mit  einem  jährlichen 
Zinse  besitze,  aber  der  Propst  von  Ardacker  könne  aus  seinem  Convente 
einen  Priester  dem  Propste  von  Waldhausen  vorschlagen,  der  ihn  dem  Bi- 
schöfe von  Passau  als  Pfarrer  präsentiren  müsse  5). 

1317  versetzte  Heinrich  der  Fleischsetz  dem  Stifte  Waldhausen  die 
Mühle  zu  Hohenrinne  nahe  demselben  um  14  Pfund  Pfennige  6),  und  es 
kaufte  von  Ulrich  Harlunger  die  sogenannte  Krämelmühle  7). 

Auf  Marquard  folgte,  unbekannt  in  welchem  Jahre,  vielleicht  1318, 
Ulrich  (Pernauer)  als  Propst  von  W'aldhausen. 

1319  übergaben  Hermann  der  Grazer  und  Adelheit  seine  Hausfrau  dem 
Stifte  zu  einem  Seelgeräth  für  sich  zwei  freie  Hüben  in  vollen  Besitz.  Eine  lag 
in  der  Pfarre  Münzbach  und  hiess  „auf  der  Oed",  die  andere  in  der  Pfarre 
St.  Georgen  am  Wald  und  hiess  Pruck.  Die  Urkunde  war  versehen  mit  den 
Siegeln  Hannsens  von  Chapell,  Albrechts  und  Hadamars  von  Volkenstorf  8). 

1320  heisst  es  in  einer  Urkunde:  Hanns  von  Chapell  thut  kund,  dass  er 
das  Gut,  welches  Heinrich  der  Payr  von  Werfenstein  und  seine  Erben  von 
ihm  zu  Lehen  hatten,  frei  gemacht  habe  dem  Propste  Ulrich  von  Wald- 
hausen. Zeugen:  Haug  von  Reichenstein,  Albrecht  von  Volkenstorf,  Heinrich 
von  Oedt  u.  s.  w.  9). 

1)  In  den  vidimirten  Abschriften  1313.  Am  Feste  St.  Thomas   des  Apostels. 

2)  L.  c.  1314.  In  die  Paschae. 

3)  L.  c.  1314.  In  purificatione  Marie. 

4)  Original  von  Waldhausen.  Datum  Steiereck  25.  Nov.  1315. 

5)  In  den  vidimirten  Abschriften.  Acta  sunt  hec  anno  1315  apud  Grinam 
(Grein)  in  domo  judicis. 

6)  Original  von  Waldhausen.  1317,  2.  Februar.  Sine  loco, 

7)  Original.  1317,  25.  März.  Sine  loco. 

8)  Original  1319,  26.  Mai.  Sine  loco.  Auch  in  den  vidimirten  Abschriften. 

9)  Nur  in  den  vidimirten  Abschriften.  1320,  1.  Januar. 


1390  bei  ich   Friedrich    der  Schone    rdmUchei  dem 

Stifte   W.ildhauscn  eine  Betitl  batterle  an  der  mährischen  G 

•reiche  m  foa  Merqnard  Acute  gekanft  bette  ')• 

Im  folfeftdcik  Jahre  18)1  krittschon  Wisento  als  Propst  VOn  Wald- 
hausen auf  (sein   Zuname  war  Stoll  c  imI  u  r  l'c  r  ),   er  wurde  vom  Stifte  Klo- 

iterneobmrg  hierher  postnliH  und  leitete  dti  Kloster  trefflich  durch  dreissig 
Jahre  eowohl  in  geistlicher  all  anderer  Beziehen 

l&tl  noch  bestätigte  König  Friedrich  der  Schöne  dem  Propste  Wisent.» 
und  dem  Stifte  Waldhausen  das  Privilegium  Herzog  Albrecht*i  I.  vom 
Jahre  1884 

\\V2'2  kaufte  sieh  Hanns  von  Chapell  los  von  dem  Bergrechte  jährlicher 
80  Pfennige  bei  «lein  Stifte  Waldhausen  gegen  Aufgabe  einer  Hube  in  der 
Pfarre  Königs*  i 

1886  bekannten  Laiiren/.  Pfarrei1  in  Münzbach  und  Dietrich  von  Perg- 
kirehen.  dass  Konrad  der  Abt  von  Baumgarlenberg  und  Wisento  Propst 
von  Waldhausen  einen  Streit  hatten  über  einen  Drittelzehent  vom  Gute 
Hofstatt  und  dass  sie  von  beiden  Seiten  als  Schiedsrichter  aufgestellt  wur- 
ne  sprachen  aus,  dass  Wisenlo,  wie  bisher,  diesen  Zehent  geniessen 
Mute;  das  Compromissum  geschah  zu  Baumgartenberg*). 

Im  Museum  zu  Linz  ist  auch  vorhanden  die  Verbrüderungsurkunde  des 
Stiftes  St.  Polten  für  Waldhansen  :>). 

1386  am  2^.  Juni  verkauften  Eberhard  der  Gneuss  und  Sophie  seine 
•au  dem  Propste  Wisento  ein  Lehen  zu  Hagendorf,  welches  diente 
Kin  Pfund  \V.  Pf.,  um  kO  Pfund  •). 

1331  erklärte  Pernger  der  Friedheimstorfer  mit  seiner  Hausfrau  Agnes, 
dass  er  verkauft  habe  seinem  Bruder  Friedrich,  Pfarrer  zu  Weissenbach, 
einen  Weingarten  zu  Neuburg  im  Voglgraben  um  CO  Pfund  W.  Pf.;  densel- 
ben gab  nun  Friedrich  dem  Stifte  Waldhausen  zu  einem  ewigen  Seelgerätbe 
für  sich  7). 

Damals  war  das  Kloster  überhaupt  und  besonders  das  Stiftsgebäude  in 
einem  sehr  traurigen  Zustande,  es  drohte  den  Einsturz  und  die  Chorherren 
konnten  weder  bequem  noch  sicher  in  demselben  wohnen,  noch  weniger  nach 
alter  Sitte  Fremde  beherbergen.  Der  Propst  wandte  sich  daher  an  den 
Papst  Johann  XXII.  um  Bestätigung  der  Einverleibung  von  der  Pfarre 
Münzbach,  welche  durch  den  Bischof  Albert  von  Passau  erfolgt  war.  Der 
Papst  trug  den  Prälaten  Engelschalk  von  Gleink,  Heinrich  von  St.  Florian 

1)   Kur/.  Beit.  IV,  S.  469,  Nr.  24.   Ex  autographo.   Datum  in  Chremsa  1320, 

16.  Kai.  Augusti   (17.  Juli). 

Kur/;,  Heit.  IV,    s.   »;i,  Nr.    25.     Ex   autographo.   Datum    Wienne  1321, 

17.  Kai.  Decembris   (15.  November). 

original  von  Waldhausen.   Sine  loco.    1322,  3.  Juni. 
4)   Nor  in  «ton  vidimirten  Abschrift,  n.    1.12.",.   feria  tercia  Fascalium. 

:  .  10.  Juni 
6)   Im  Transsumpte.  1325,  24.  Juni. 

I"  den  vidi  |D  vig DJs  8.  Johannis  BspUste, 


328 

und  Wolfart  von  St.  Nikola  (bei  Passau)  auf,  zu  untersuchen,  ob  die  Klagen 
des  Propstes  gegründet  seien  oder  nicht  1).  Sie  thaten  es,  fanden  dieselben 
richtig  und  übergaben  nun  aus  päpstlicher  Vollmacht  gänzlich  diese  Pfarre 
sammt  der  dazu  gehörigen  Filiale  St.  Thomas  (am  Blasensteine)  •). 

Am  14.  September  machte  dann  der  Propst  Wisento  dem  Convente  diese 
Einverleibung  und  zugleich  die  Anordnung  bekannt,  dass  der  Pfarrer  von 
Münzbach  jährlich  dem  Stifte  Waldhausen  zehn  Pfunde  W.  Pf.  zahlen  solle 
zur  Kleidung  der  Chorherren,  das  übrige  gehöre  dem  Propste  zum  Baue  und 
zu  den  Bedürfnissen  des  Stiftes,  dem  Pfarrer  verbleibe  die  Congrua  3). 

1332  bestätigte  der  Bischof  Albrecht  von  Passau  alle  Stiftungen  und 
Freiheiten  von  Waldhausen  *). 

1333  bekannten  Heinrich  der  Oeder  von  Kriechbaum  und  Heinrich  der 
Oeder  von  Schwerlberg,  Otto  der  Perkhammer.  Marquard  der  Kerschbau- 
mer,  Marquard  der  Schweinbeck  und  Wenzel  von  Arbing,  dass  sie  gegeben 
haben  dem  Stifte  Waldhausen  zu  einem  ewigen  Seelgeräthe  ein  Lehengut 
in  der  Pfarre  Närden  (Naarn  unterhalb  Mauthhausen)  und  heisset  zu  Wa- 
grein; man  soll  davon  dem  Stifte  dienen  alle  Jahre  an  Maria  Geburtsfeste 
sieben  Schillinge  Pfennige  und  drei  Tage  darnach  soll  der  Jahrestag  mit 
Messen  und  Vigil  gehalten  werden.  Zeugen:  Freytel  von  Windhaag,  Otto 
der  Harlunch,  Karl  von  Luftenberg  und  Andere5). 

1334  bezeugte  Heinrich  von  Einzendorf,  dass  er  dem  Stifte  Waldhausen 
zum  Seelengeräthe  für  sich  und  die  Seinigen  gegeben  habe  einen  Viertelhof, 
welcher  bei  St.  Leonhard  in  dem  Forst  liegt,  und  ein  Lehen  in  der  Burgstal- 
lerpfarre,  ein  anderes  in  der  Pfarre  Stainerkirchen,  das  ihm  eigen  war ; 
die  Chorherren  sollen  in  ihrem  Capitel  zwei  Messen  lesen,  die  Eine  auf  St. 
Augustins  Altar  am  Mittwoch,  die  andere  auf  St.  Nikolaus  Altar  am  Samstag 
und  welcher  Priester  die  Messe  liest,  dem  soll  man  gehen  von  der  Messe 
vier  Pfennige;  auch  ein  Jahrtag  soll  gehalten  werden  für  seine  Familie 
und  Vorfahren,  und  es  soll  an  diesem  Tage  der  Herr,  welcher  des  Gutes  der- 
zeit Pfleger  ist,  einem  jeden  Chorherrn  geben  eine  Rieht  von  Fischen  oder 
von  Fleisch  und  eine  ganze  Mass  Wein.  Er  selbst  wolle  Vogt  sein  über  das 
Gut,  nach  ihm  seien  es  seine  Nachkommen6). 

Im  nämlichen  Jahre  1334  machten  die  Herzoge  Albrecht  II.  und  Otto 
von  Österreich  mit  zwei  Lehen  und  sechs  Hofstätten  zu  Schätterle  gelegen, 
welche  sie  von  dem  damaligen  Besitzer  gekauft  und  gelediget  hatten,   eine 

1)  Kurz,  B.  IV,  S.  473,  Nr.  26.  Datum  Avinione,  VII.  Cal.  Marcii  (23.  Fe- 
bruar), Pontificatus  nostri  anno  XIV. 

2)  L.  c.  Acta  et  gesta  sunt  hec  anno  1331,  XV.  Cal.  Junii  (17.  Mai). 

3)  In  den  vidimirten  Abschriften  :  In  quorum  testimonium  et  firmitatem  per- 
petuum  predietam  nostram  ordinationem  conscribi  feeimus  nostrorumque  prepo- 
siture  et  conventus  sigillorum  appensione  firmiter  roborari.  1331,  18.  Cal.  Oct. 
(14.  September). 

4)  Original  von  Waldhausen.   Datum  Ebelsperch.   13.  Jänner  1332. 

5)  Nur  in  den  vidimirten  Abschriften.   1333,    1.   September. 

6)  L.  c.  Datum  1334.  Am  Feste  Pancratii  des  Märtyrers   (12.  Mai). 


S2g 

Stiftung  in  Waldhaasen  ia  ihrem  Heile  und  jenem  ihrei  Brnderi  K.  I 

d.is  Kloster  s<>ll  immer  «•inen  Priester  mehr  ia  feinem  Capitel  halten. 
areloher  tlglieh  eine  Seelenmette  für  die  Herzoge  loten  soll  und  «l.is^  die 
Chorherren  K.  Friedriche  Sterbetag jährlich  begehen  mit  Metten,  AI 
ii.  s.  w  .  her  Propal  teil  auch  an  diesem  i  I  Pfand  Pfennige  unter  die 

Chorherren  in  einer  betonderen  Trottnng  fnr  s i «■  rertheilen  '). 

1886  gaben  Chanrad  der  Mitterberger  und  Leopold  sein  Bruder  dem 
Stifte  Waldhanaen  «-in  halbes  Pfand  Gull  Wiener  Pfennige  auf  der  Hofstaty 
an  dem  Anger  in  der  Arbinger  Pfarre,  welches  jährlich  demselben  sollge- 
dienel  werden  am  LdehtflM 

1338  ien  die  Herzoge  Ubrecht  ii.  und  Otto  dem  Propete  von 

Waldhaoten  sein  Recht  anf  denZehenl  in  der  Pfarre  St.  Georgen  (am  Wald) 

und  heiahlen.   dass  Niemand  das  Still  desswogen  heschweren  sollt'  '). 

1348  verkauften  Chunrad  der  Gotenreuter  und  Gertrud  seine  Hausfrau 
dem  Propste  Wisente  ein  freies  Aigen,  gelegen  in  der  Pfarre  St.  (Je  rgen*). 
1343  entscheidet  Lndolf,  Deehant  von  Krems,  als  Commissär  des  BitchO- 
fea  Albert  von  Pattan  den  Streit  zwischen  dem  Propste  Wisento  und  Wiil- 
fing,  dem  Pfarrer  von  Stets,  welche  vor  ihn  geladen  waren,  über  einige 
Zehenten.  in  den  Dörfern  Enzeinsdorf  und  .Klaudendorf.  dahin,  dass  der 
Propst  den  halben  Zehent  und  der  Pfarrer  auch  den  halben  besitzen  solle. 
her   die  Äcker    betrifft,    welche  vulgariter  Überländäcker  genannt 

so  sollen  dieselben  ganz  dem  Pfarrer  gehören5). 
15  bekräftigten  Ulrich  von  Chadan,  Agnes  seine  Gattin  und  ihre  Er- 
kauft haben  an  Wisento,  Propst  zu  Waldhausen,  drei  freie 
ten    zu    Schatterle    und    einen    Weingarten    an    dein    Aichberg    um 
84  Pfand  W.  Pf.«-). 

-  eben  diesem  Jahre  ist  folgende  Urkunde  vorhanden:  Wiir  Albrecht 
von  Gottes  Gnaden  Herzog  zu  Österreich,    zu  Steyer  und  zu  Kärnthen  thun 
kund  öffentlich  mit  diesem  Brief  um  die  Vogtei  und  Recht,  so  die  Ehrbaren 
«etlichen  Lenth  der  Propst  und  der  Convent  zu  Wraldhausen  auf  etli- 
chen ihren  Gütern  von  unsrem  getreuen    Chunrad   von  Tiernstain  gekaufft 
haben,  dass  er  ihnen  darüber  seinen  Brief  gegeben  bat,    dass  uns  derselbe 
itainer  dieselbe  Vogtey  und  Recht,  so  er  darauf  gehabt  hat,  lediglicher 
»en  hat  mit  seinen  Briefen.  Und  seynd  Wiir  fürbas  der  Ehegenannten 
geistlichen  Leuth  und  des  Gotteshaus*  zu  Waldhausen  über  die  Güter  recht 
Vogt  mit  Urkhund  diss   briefs").     Endlich    können   wir  noch  von    diesem 
Jahre  einen  Gerichtsbrief  des  Landrichters  in  Machland  Lorenz  von  Oed 

V.limus  im  Museum  /.u  Linz.   Datum  Wien  1334,   4.  April. 
\bschriften.    1335,    Invocavit. 
1338,   proxima  feria  sexta  post  Margaret!» 
4)    '  (ten.     1342,    feria  V.    proxima  post   cpipliauiam 

c.  actum  et  datum  Chremeae    1  3 '»3.    18.  Deeti 
\prll. 
Original  von   Wtldlia  l.  Juni    1345. 


330 

anführen,  in  dem  es  heisst:  Vor  der  öffentlichen  Schranne  zu  Rueprezhofen 
(Ruprechtshofen  an  der  Donau  unterhalb  Naarn)  sei  erschienen  der  An- 
walt des  Stiftes  Waldhausen  und  der  Unterthan  des  Klosters  Leb  in  dem 
Pircheh.  Auf  diesen  Tag-  sei  auch  vorgeladen  gewesen  Freitlein  der  Junge 
von  Windhaag  mit  seinen  Unterthanen  Ulrich  und  Simon,  welche  früher 
wegen  Überfang  einer  Weide  geklagt  hatten.  Letztere  seien  aber  nicht  er- 
schienen und  auf  Befragen  was  Rechtens?  haben  die  Ritter  und  Knechte 
gesprochen,  Leb  sei  aller  Ansprache  ledig 1). 

1347  stiftete  H.  Albrecht  II.  eine  Frühmesse  in  der  Kirche  zuSt.  Thomas 
(welche  dem  Kloster  Waldhausen  gehörte);  sie  sollte  täglich  dort  gelesen 
werden  und  zwar  von  einem  Chorherrn,  der  daselbst  seinen  Sitz  auf- 
schlagen solle  3). 

In  diesem  Jahre  bezeugten  auch  Stephan  von  Meissau ,  Oberster  Mar- 
schall in  Österreich,  Heidenreich  und  Ulrich  sein  Sohn,  dass  der  Propst 
und  der  Convent  von  Waldhausen  geklagt  haben,  dass  der  Burggraf  zu 
Stätz  das  Stift  an  den  Zehenten  zu  Neuendorf  irre  und  ein  Muth  Hafer  von 
dem  Zehente  fordere:  sie  erklären  nun,  das  sei  unrecht  und  soll  nicht 
mehr  geschehen3). 

1348  am  Georgitage  stellte  der  Propst  Wisento  eine  Urkunde  aus,  über 
Messen,  welche  Heinrich  von  Königswiesen,  Pfarrer  von  Mühldorf,  Gene- 
ralvicar  von  Freising,  mit  30  Pfund  gestiftet  hatte  und  versprach  die  Ver- 
pflichtung treu  zu  halten4). 

Am  11.  April  d.  J.  verkauften  Albert  Praunstorfer  und  Pilgrein  sein 
Sohn  dem  Propste  Wisento  ein  halbes  Lehen  bei  Laa  um  18  Pfund  W.  Pf. 5) 
Am  28.  October  beurkundete  Propst  Wisento,  dass  er  aus  der  Oblai  70  Pfd. 
Pfennige  genommen  habe,  wofür  sechs  Jahrtäge,  welche  er  auch  anführt, 
gehalten  werden  sollen.  Die  Oblai  werde  als  Entschädigung  bis  zur  Wieder- 
erstattung den  Zins  von  den  Kirchen  Saxen,  Grein  und  Kreuzen  geniessen. 
Der  Propst  habe  vom  Herzoge  Otto  Geld  erhalten,  wofür  zwei  Pfunde  ewigen 
Geldes  zu  beziehen  seien  von  drei  Gütern  zu  Schatterle,  erkauft  von  dem 
Chadaner,  hierfür  werde  ein  ewiger  Jahrtag.  Auf  einen  Jahrtag  für  Frau 
Kunegunde  von  Capellen  liegt  ein  Pfund  Geld  auf  drei  Gütern  zu  Naglarn, 
18  Schillinge  Geld  liegen  auf  einem  Weingarten  zum  Jahrestag  für  Hanns 
von  Wulpesperch. 

Auch  habe  der  Propst  Paramenten  angeschafft  und  Bauten  besorgt. 
Dieses  alles  wurde  gemacht  mit  Zustimmung  des  Dechantes  Heinrich  6). 

Nach  Ilüheneck  soll  Propst  Wisento  am  6.  October  dieses  Jahres  ge- 
storben und  ihm  noch  1348  Johann  (Redlprunner),  vorher  Dechant  des 
Stiftes,  als  Propst  von  Waldhausen  nachgefolgt  sein;  dass  beides  unrichtig 

1)  Original  von  Waldhausen.    1345,  30.   October. 

2)  Kurz,  B.  IV,   S.  474.  Aus  dem  Original.  Wien  den   10.  Mai   1347. 

3)  In  den  vidimirten  Abschriften  und  im  Transsumpte.    1347,  26.  December. 

4)  In  den  vidimirten  Abschriften.   1348,   Georgitag. 

5)  In  den  vidimirten  Abschriften.   1348,    11.  April. 

6)  Original  von  Waldhausen.   1348,  28.  October. 


881 

ist.  erhellt  am  d<  gehendes  Urkunde*  Wieente  mag  noch  I348diesee 

beben  rerlasaen  haben^  aber  an  eeiae  Stelle  kam  Beinrieb,  frfcher  De« 
ebant;  er  erscheint  all  PropeJ  rea  Waldhaneca  in  mehreren  Urkunden  d«-s 
Jabrei  L&49,  aber  ip&fter  aichl  mehr,  irie  uir  bald  ieben  werden« 

ebrnar  verlieh  Hersog  AJbreehl  einen  Hefe  in  der  Pi 
Mtaabaeh,  welchen  dae  Stift  rea  Hermann  dem  Gl  mii  hatte,    dar 

Mi  Lehen  des  Renegat  war.  die  Befreiung  und  übergab  denselben 
dam  Stiiic  Wsldhaeses  glnalieh  all  eigen  ')• 

In  diesem  Jahre  baten  aaeh  die  Chorherren  den  Cardinal  Guide,  ap<i- 
etoUechen  Legaten,    welcher  eich  damals  in  Znaim  aufhielt,  ihnen  wegen 

.  iemlieh  schlechten  Einkommens  die  Plärre  St.  (ieorgen  im  Waid, 
worüber  das  Stift  das  Patronatsiveht  hatte,  gänzlich  ein/.uverleihen.  Kr 
trug  die  Untersuchung  dieser  Sache  dem  Ahle  von  .Melk  auf11),  welcher 
einen  dem  Stifte  günstigen  Bericht  erstattete,  daher  auch  der  Cardinal  jene 
Pfarre  demselben  am  4.  September  gänslich  übergab.  Die  Chorherren 
könnten  sie  naeh  dem  Tode  des  jetzigen  Pfarrers  antreten,  oder  wenn  sie 
auf  andere  Weise  erlediget  ist3). 

Der  Bischof  Gottfried  von  Passau  bestätigte  diese  Einverleibung  und 
bestimmte,  was  der  jeweilige  Pfarrer  an  das  Stift  jährlich  zu  bezahlen 
habe  *). 

1349  am   1*2.  Juli    verkauften  Hanns  der  Gannser  und  seine  Hausfrau 

Elisabeth  dem  Propste  Heinrich  von  Waldhausen  ein  halbes  Lehen, 

ii  im   aigen    zu    Hanifthal,    davon  man  dienet   alle  Jahre  Ein  Pfund 

W.  Pf.,    ein   halbes  am  St.    Ueorgitag,    das  andere  am  Michaelitag,    um  i:i 

Pfund  W.  Pf.5). 

Am  nämlichen  Tage  erklärten  Heinrich  der  Hauseher  und  sein  Sohn 
Stephan,  dass  sie  sich  verbindlieh  gemacht  haben,  Heinrich  dem  Propste 
von  Waldhausen  für  ein  Pfund  Geldes  zu  schirmen,  welches  gelegen  ist 
ad  Hanifthal  auf  einem  halber»  Lehen  und  das  jener  Gannser  verkauft  hatte6). 
1849  gab  der  Propst  Heinrich  den  Brüdern  wegen  iMangel  an  Klei» 
MtOckea  sechs  Pfund  Pfennige  Kinkünfte  auf  die  neu  einverleibte  Kir- 
che St.  Georgen  angewiesen;  der  jeweilige  Pfarrer  allda  solle  jährlich  diese 
Abgabe  an  die  Brider  leisten  7). 

1  i   Original   von  Waldhausen.  Datum  Wien.   1349,   5.   Februar. 

2)  Original  von  Waldhausen  (auch  in  den  Abschriften).  Datum  Znaim 
Bi  Kai.  Sept.    Pontificatus    Domini  Clementis    Pape    sexti    anno    oetauo    (1 149, 

3)  Original  ron  Waldhausen.  Datum  apud  Znaym  2  Non.  Septembris  Pon- 
tificatus   Clementis  VI.   anno   oetauo   (2.    Sept.    1349). 

ll   den  rldtmirtea  Abschriften.    Sine  nota  anni  uel  loci,   doch  wahr- 
scheinlich  auch   vom   Jahre    13  49. 

mpte   oder   Vidimus.    1 3  41»,    12.   Juli. 
6)  L.  c.    1349.    12.   Juli. 

In  den    tidimirten    Abschriften.    1349.    Datum   et  actum    in    die    saneti 
i o l i 8   in  domo  bsbiUtionii   nostre   in   Wahldhauaen. 


332 

In  diesem  Jahre  that  auch  Mathes  der  Pfarrer  von  Kreuzen  kund,  dass 
er  gegeben  habe  seinem  Herrn  Heinrich  dem  S  t  a  i  n  r  e  u  t  e  r ,  Pro  pst  zu 
Waldhausen,  und  dem  Convente  in  die  Oblai  einen  Weingarten  zu  Rüstorf, 
den  er  gekauft  hat  um  ^0  Pfund  W.  Pf.,  gegen  Haltung  eines  eigenen  Jahr- 
tages1). 

Im  Jahre  1350  erscheint  nun  schon  urkundlich  der  Propst  Johann 
(Redlprunner)  von  Waldhausen;  nämlich  Heinrich  der  Khemnater  that  mit 
Einwilligung  seiner  Hausfrau  Margareth  kund,  dass  er  dem  Propste  Johann 
und  dem  Stifte  Waldhausen  versetzt  habe  ein  Gut,  genannt  „zu  dem  Langen", 
gelegen  in  der  Pfarre  Münzbach,  um  32  Pfund  W.  Pf.  a).  Zeugen:  Ritter 
Wenzel  von  Arbing  und  Ritter  Lorenz  der  Oeder,  damals  Landrichter  im 
Machland. 

Um  1350  reversirte  Propst  Johann,  dass  Wernhart  Pfarrer  zu  Berg- 
kirchen mit  16  Pfund  Pfenningen,  wofür  man  ein  Pfund  Gült  auf  dem  Lehen 
Okran  zu  Münzbach  kaufte,  einen  Jahrtag  gestiftet  habe  3). 

1351  stiftete  Herzog  Albrecht  II.  eine  eigene  Messe  zu  St.  Nicola  und 
erlaubte  den  Chorherren  unentgeltlich  um  sechs  Pfund  W.  Pf.  Salz  jährlich 
von  Linz  herabzuführen,  diese  Pfunde  soll  der  Mauthner  zu  Linz  als  Aus- 
gabe in  seine  Rechnung  bringen  *). 

Eine  weitläufigere  und  bestimmtere  Urkunde  stellte  aber  hierüber  der 
Herzog  Albrecht  II.  am  11.  Februar  d.  J.  aus.  Nach  derselben  stiftete  er 
eine  tägliche  Messe  in  der  Kirche  des  Hospitiums  dem  h.  Nicolaus  geweiht 
(jetzt  Spital  und  Kirche  St.  Nikola  beim  Wirbel),  welche  ein  Priester  des 
Stiftes  Waldhausen  lesen  solle,  dieser  habe  einen  Gehilfen,  einen  weltli- 
chen oder  Ordenspriester,  beide  sollen  immer  ihren  Sitz  dort  haben.  Er  gab 
dazu  200  Pfund  W.  Pf.,  für  welche  die  Chorherren  von  ihm  Lehengüter 
kaufen  sollen,  die  er  ihnen  jedoch  eigenthümlich  übergeben  wolle.  Sie 
dürfen  aber  zu  keiner  Messe  auf  der  naheliegenden  Burg  Werfenstein 
verbindlich  gemacht  werden.  Er  bestätigte  auch  das  alte  Recht  dieses  Ho- 
spitiums von  den  hinabfahrenden  Schiffen  Almosen  zu  sammeln,  ober-  und 
unterhalb  des  Strudels,  welches  man  jetzt  demselben  entrissen  hatte.  Sie 
sollen  aber  davon  bestimmte  Wege  herhalten,  vom  Haustein  bis  Prentlein 
an  der  Wand  u.  s.  w.  Was  dann  übrig  bleibt,  sollen  der  Pfarrer  zu  Spital 
(St.  Nikola)  und  sein  Geselle  zur  Verbesserung  ihrer  Pfründe  benützen. 
Sollte  der  Burggraf  von  Werfenstein  sie  am  Sammeln  des  Almosens  verhin- 
dern, so  mögen  sie  sich  an  den  Herzog  oder  an  seine  Erben  wenden,  wo 
ihnen    dann   ihr  Recht  wiederfahren    würde  5).    Der  Bischof  von  Passau 

1)  In  den  vidimirten  Abschriften.  Proxima  dominica  post  Michaelis. 

2)  Original  von   Waldhausen.   1350,    18.  Februar. 

3)  Original   von   Waldhausen.   Circa   1S50. 

4)  Original  von  Waldhausen.  1351,  22.  Januar.  Auch  bei  Kurz,  IV,  S.  478. 
Dat.  Wienne   Vincentü  Martyris. 

5)  Kurz,  Beiträge  IV,  S.  475,  Nr.  28.  Aus  dem  Urkundenbuche.  Auch  im 
Transsumpte  im  Museum  zu  Linz.  Datum  Vienne  Feria  sexta  post  scolastice 
virginis   (11.  Februar   1351). 


bestätigte  bald  darnach  «liest«  Stiftung*),  and  das  Kloster  Waldhniisei  stellte 
einen  Revers  aus.  dieselbe  immer  genau  erftülen  n  trollen 

Am  :i.  Mai  erlieai  anen  der  Hersog  einen  eigenen  Befehl  aa  den  B 
grafrn  ron  Werfenstein,   dasi  er  und  seine  Leute   den  Sammlungspfennig 
dem  Pfarrer  se  Spital  geben  und  geben  lassen  lollen  ohne  allei  Elinderni 

1351    rersetsten  Wulflng  der  Steiner   und  oil'mev  (Enphemia)  e< 
MausiVau  ihr  freies  Gu1  in  der  Pfarre  Dimbaeh  um  80  Pfand  W.   Pf.  dem 
Propste  Jobann  und  dem  Conrente  \<»u  Waldhausen  V 

Der  PrOpsf    seihst  stiflele    in    seiner  k  Inslerk  irelie    eine   grOSSOM    I 

des  Festes  der  anbefleckten  Empf&ngniss  Marions  und  des  Frohnleichnases 
an  den  Donnerstagen  *).  Auch   hatten  der  Propst  Johann  und  der  Convent 

einen  Revers  ausgestellt,  in  dem  sie  versprachen,  dass  sie  die  Todten,  welche 
durch  die  Donau  zu  Grunde  gehen  oder  auf  andere  Weise  sterhen.  welche 
inifinden,  /wischen  dem  Strudel  und  der  St.  Kilianskirche  zu  Sehnich 
(Sarmingstein),  bestatten  wollen  nach  christlichem  Gebrauche  bei  einer 
ihrer  Kirchen,  entweder  zu  Schnich  oder  zu  Spital  (St.  Nikola),  weil  ihnen 
der  Herzog  Albrecht  das  Almosen  des  Sammeins  von  der  Schiffung  aufwärts 
durch  den  Struden  mit  Urkunden  bestätiget  hat.  Es  soll  jedoch  Niemand 
gezwungen  werden  dem  Sammler  etwas  zu  geben,  es  geschehe  freiwillig6). 

i:i.~>4  bestätigte  Propst  Johann  die  Stiftung  eines  ewigen  Lichtes  vor 
dem  HochwQrdigeten,  welche  der  Conventuale  Ulrich  mit  fünf  Schillingen 
auf  dem  Langengute  in  der  Pfarre  Münzbach  gemacht7). 

1358  am  2^.  April  verkaufte  Heinrich  der  Vrei  dem  Pfarrer  zu  St. 
Themas  und  dem  Propste  von  Waldhausen  zwei  ein  halbes  Pfund  Herren- 
auf drei  Lehen3). 

1358  am  |%.  August  verkaufte  Ortolf  der  Heutaler  zwei  Lehen  der  Her- 
zoge ron  Österreich  zu  Heutal  bei  Laa  gelegen  dem  Hitler  Hurchard  dem 
Chneszscr*).  Und  am  7.  November  d.  J.  bewilligte  Herzog  Rudolf  IV.  von 
Österreich,  dass  dieser  Hurchard  jene  zwei  Lehen,  die  er  nun  besass.  für 
lenheil  geben  möge,  wem  er  wolle,  als  freies  Eigenlhum.  Barchard 
hat  dafür  seinen  freien  Hof  zu  Payrhof,  gelegen  in  der  Pfarre  St.  Thomas, 

Herzoge   für  sich  und  seine  Nachkommen  zum   Lehen   genommen1"). 

1)  Original  von  Waldhausen  zu  Linz.  15.  Februar  1951. 

2)  Original  im  k.  k.  geheimen  Hausarchiv.  Abschrift  im  Museum  zu  Lins. 
Datum   Wien    1851,    n.   Februar.  Auch  bei  Kurz  IV.  S.   175. 

3)  Kur/.    B.   IV,    S.   477.    Datum     in  VVitra.     In    invencione    sanete    crucis 

4)  Original  von   W;ildliausen   im   Museum   zu   Linz.    1351,    '*.   Mai. 

5)  Original   von   Wahlhausen.    1361,  21.    December. 

vidimirten  Abschriften.    Datum  Waldhausen  1351,    Am  St .  Veitstag. 
7)   Original  von   Waldhausen.   Datum    Waldhausen    1.334,    25.   Juli. 

Original   von   Waldl.ausei..    1358,    -' '» .    April. 
9)  Original  von  Waldhausen.    I  |58,    |%,   August 
10)   Original   von   Waldhau.sen.     Auch   im  Transsumpte.     Datum   Wien    I 


334 

Dieses  gehört  zwar  nicht  zunächst  zur  Geschichte  des  Stiftes  Waldhausen, 
aber  die  Urkunden  befanden  sich  dort  und  dasselbe  erhielt  bald  darnach 
jene  Güter  vom  Chneusser. 

1359  am  24.  März  erklärte  der  Herzog  Rudolf  IV.  von  Österreich,  dass 
er  dem  Propste  und  Convente  zu  Waldhausen  von  besonderen  Gnaden  erlaubt 
habe,  dass  sie  oder  ihre  Amtleute  in  dem  Markte  daselbst  zu  Waldhausen 
um  alle  Unzucht,  Frevel  und  Aufläufe,  die  da  geschehen,  gerichten  mögen 
und  sollen,  ohne  allein  den  Todte  (also  die  niedere  Gerichtsbarkeit)  und 
sollen  sie  dies  thun  in  der  Weise,  wie  andere  unsere  Herrn  Prälaten 
geistlich  und  weltlich  diess  thun  in  unserm  Land  zu  Oesterreich  unzt  an  uns1). 

Am  28.  März  verordnete  Herzog  Rudolf,  dass  die  von  seinem  Vater 
nach  St.Nikola  gestifteten  sechs  Pfunde  von  dem  Mautner  in  Linz  in  barem 
Gelde  ausbezahlt  werden  sollten2). 

Am  30.  März  stellte  Eberhard  von  Capellen,  Hauptmann  zu  Enns,  einen 
Revers  aus,  das  Stift  Waldhausen  bei  der  vom  Herzog  Rudolf  ertheilten 
niederen  Gerichtsbarkeit  schirmen  zu  wollen3). 

In  eben  diesem  Jahre  1359  unter  dem  Propste  Johann  von  Waldhausen 
war  eine  Verhandlung  zwischen  ihm  und  dem  Ritter  Burchard  dem  Chneus- 
ser im  Namen  der  Pfarre  St.  Thomas  (nomine  parochie)  über  die  Dotation 
der  Capelle  in  der  Burg  Saxeneck  in  jener  Pfarre  gelegen  und  über  die 
Einsetzung  eines  Caplans  für  ewige  Zeiten  in  derselben;  sie  kamen  nun 
überein,  dass  das  Stift  seine  Einwilligung  gab,  dass  Chneusser  einen  Caplan 
halten  könne,  welcher  für  die  Leute  des  Schlosses,  jedoch  nicht  für  die  aus- 
wärtigen, Messe  lesen,  auch  für  jene  an  Sonntagen  und  anderen  Festtagen 
Salz  und  Wasser  weihen  dürfe.  Doch  sei  dort  kein  Begräbniss,  noch  Aus- 
spendung der  Sacramente  ohne  ausdrückliche  Erlaubniss  des  Propstes  oder 
des  Pfarrers  von  St.  Thomas;  Chneusser  gab  nun  für  diese  Bewilligung  dem 
Stifte  Waldhausen  jene  zwei  oben  angeführten  und  schon  befreiten  Lehen 
zu  Heutal  bei  Laa. 

Dieser  Vergleich  wurde  vom  Bischöfe  Gottfried  von  Passau  ratificirt, 
welcher  darüber  die  Urkunde  ausstellte  4).  1359  bestätigte  auch  Herzog  Ru- 
dolf IV.  die  Schenkung  Herzogs  Albrecht's  II.  von  1351,  wegen  sechs  Pfund 
Salzes  aus  Linz  5).  Um  diese  Zeit  war  der  Chorherr  von  Waldhausen  Kon- 
rad sehr  berühmt  als  Kanzelredner  und  strenger  Sittenrichter  zu  Prag, 
wohin  denselben  K.  Karl  IV.  selbst  im  Jahre  1360  berief.  Er  bewirkte  grosse 
Änderung  zum  Besseren,  gcrielh  jedoch  in  manchen  Streit  mit  einigen  Or- 
den, die  ihn  verklagten  und  verketzerten;  er  ging  aber  siegreich  aus  diesen 


1)  Original  von  Waldbausen.    1359,  24.  März. 

2)  Original  von   Waldhausen.   1359,  28.  März. 

3)  Aus    dem    Transsumpte    oder  Vidimus    von  Waldhausen.    Datum  Enns, 
30.  März   1359. 

4)  Original    von    Waldhausen.     Datum    Wienne,     dominica.    qua    cantatur 
oculi  (24.  März   1359). 

5)  Nach  dem  Originale  zu  Linz.   1359,  28.   März. 


kämpfen  hervor,    h. '.sonders  unter  dcni  Sehul/.e  K.  Karls.     I',r  starb   endlich 
als  Pfarrer  in  der  Te\  nki  rehe  zu   Prag  im  fehlt   1869  '). 

I.itin  führte  der  Proptl  .Johann  einen  Streit    gegen  Hanns    den    llairwal- 

»ler  wegen  Entwerthang  ron  leeheein  halb  Pfand  w .  IM.  mit  GewaM  darea 
leisten  rde  ftr  den  Propel  enteehieden;    wir  trollen  dieee 

(Jrknnde  wörtlich  bereetaen,  ei.  d  dee  damaligen  Gerichten  erfahrene 

nicht  uninteressant  sein  dürfte  j    leh    l'ertlmld    vnn    l'ergnue,     E I «•  1"r  iehter    in 

reiehi  rergiea,  daae  für  mieh  können  in  die  Bofthaiding,  da  leheaeee 

an  einem  Kochten,   der  Khrwürdig  Herr   l'rnbsl   Johannes    von  Waldhausen 

nnd    klag!    mit    Yorspreeh    hinzu    Hansen    den   Hagwalder,     dass    er    ihn  an 

ain  halhets  Pfand  Wiener  Pfennige  (ioldes  enttwert  lielle  mit  (i»-\\alt, 

des  Er  enigeltea  hett  um  riemig  Pfand  W.  Pf.  Der  Hagwalder  neonate  nun 

seinen  Hof  IQ  Klongrub  zum  Pfände  setzen.  Darnach  in  der  neehsten  Hof- 
thaidung kamen  der  obgenannt  Probst  für  Hecht  und  tliäle  fragen,  was  nun 
recht  war.  da  ertliailten  die  landherren  und  gefiel  ihn  auch  mit  Frag  und 
Urthail.  seit  der  ehegenannt  banne  der  Bagwalder,  noch  sein  Anwald,  noch 
niemand!  von  seinetwegen  nicht  antwort  war  und  die  obgenannten  Güter 
naeli  der  Vron  nicht  verantwort  hett,  alss  er  zu  Recht  solt,  man  soll  den 
ehgenanntefi  Probst  Johannsen  der  vorgeschriebenen  Güter  gewaltig  machen 
und  an  die  Gewer  setzen,  innen  zu  haben  und  allen  seinen  Frommen  damit 
zu  schaffen,  so  lang  unzt  er  der  vorgenannten  Vierzig  Pfund  Pfenning  gar 
nn/.lieh  davon  verriebt  und  gewehrt  werde,  und  soll  ihn  auch  mein 
_  darauf  schirmen  oder  wer  an  seiner  Statt  Gewalt  hat  in 
dem  Land  zu  Oesterreich.  Mit  Urkhund  dess  briefs  geben  zu  Wienn  am 
Brehtag  nach  Keminiscere2). 

1360  thun  Chunrad  der  Perner  und  seine  Hausfrau  Anna  kund,  dass 
sie  den  Propste  Johann  von  Waldhausen  verkauft  haben  sechs  Pfund  und 
31  Pfennige  Wiener  Münze,  gelegen  auf  mehreren  Gütern,  um  71  Pfund 
Wiener  Münze  3), 

Im  Jahre  1363  starb  der  Propst  Johann  und  erhielt  zum  Nachfolger 
Friedrich,  welcher  neunzehn  Jahre  dem  Stifte  vorstand. 

13Gä  erklarten  Peter  der  Zellhofer  und  seine  Hausfrau  Kathrey,  dass  sie 
Streit  hatten  mit  Friedrich  dem  Propste  zu  Waldhausen  wegen  des  Zehen- 
tee in  der  Pfarre  St.  Georgen  (am  Wald),  sie  haben  sich  aber  nun  verglichen, 
gestehen  dem  Stifte  denselben  gänzlich  zu  und  wollen  keinen  Anspruch 
mehr  darauf  machen 

eftltfgte  Herzog  Albrecht  III.  die  Schenkung  EL  Albreeht  II. 
vom  Jahre  1351  in  Betreff  des  Salzes  von  Linz  an  das  Stift,  eigentlich  an 
die  Kirche  zu  St.  \ikola  ■'■). 

1)  Palacky's  Geschichte  von  Böhmen,  Dritter  Band,  I.  Abtheilung,  Seite 
161    —    16*. 

2) -Original  von   Waldhaugen.   1360,   4.   ."Mär/.. 
3)   Original.    1360,    10.  Juli. 

*)  In  den  vidimirten  Abschriften.   An»  Mittwoch   nach  St.   Rorianstag. 
Original.    1366,   Datum   Wien    in.  Juli. 


336 

Von  1372  ist  eine  Urkunde  vorhanden,  welche  wieder  Berthold  von 
Pergau,  Hofrichter  in  Österreich,  ausstellte  und  worin  er  bekannt  macht, 
dass  zu  seiner  Hofthaiding  nach  Wien  gekommen  sei.  Georg,  Pfarrer  von 
Waldhausen,  anstatt  des  Propstes  Friedrich  und  gegen  Heinrich  von  Hacken- 
berg geklagt  habe,  wegen  eines  Getreidezehentes  zu  Baumgartenberg,  wel- 
chen vom  Felde  zu  führen  Heinrich  ihn  gehindert  habe ;  er  verlange  dafür 
GO  Pfund  W.  Pf.  Entschädigung.  Auf  einer  zweiten  Hofthaiding  fragte 
der  Kläger  um  die  Entscheidung  und  erhielt  die  Antwort,  weil  Hacken- 
berg nicht  zur  Vertheidigung  seiner  Sache  kam,  so  sei  das  Stift  im  Rechte 
und  es  soll  ein  von  diesem  angezeigtes  Freigut  oder  ein  fahrendes  Gut  so 
lange  benützen,  bis  es  die  60  Pfund  W.  Pf.  erhalten  hätte;  der  Herzog  soll 
das  Stift  dabei  schirmen  *). 

1376  vermachte  Chunrat  der  Chesselberger  nach  Waldhausen  eine 
Wiese.  Sein  Stiefsohn  machte  desshalb  Forderungen  an  das  Stift.  Zufolge 
des  Schiedspruches  Rumharts  von  Rana  zu  Weiteneck  zahlte  ihm  der  Propst 
3  Pfund  Pfennige2). 

1379  stiftete  Otto  Rultinger,  Laienbruder  von  Waldhausen,  ein  Seel- 
geräth  mit  dem  Hofe  Ulkerhofen  in  der  Pfarre  Münzbach  mit  Einwilligung 
seines  Propstes  Friedrich  3). 

1382  bezeugte  der  Rath  der  Stadt  Laa,  dass  Hanns,  Vicar  zu  Gabatsch, 
dem  Stifte  Waldhausen  vermacht  habe:  fünf  Tagewerk  Wiesen  bei  Plau- 
stauden,  welche  Lehen  sind  des  Spitales  zu  Laa  *). 

In  diesem  Jahre  1382  starb  der  Propst  Friedrich  und  an  seine  Stelle 
wurde  erwählt  Raimund  (Stainer),  welchen  Urkunden  auch  Ranungus 
nennen. 

1384  war  ein  Streit  zwischen  Waldhausen  und  dem  Stifte  zum  heiligen 
Geiste  inYbbs  wegen  des  Burgrechtes  auf  den  Hof  oberhalb  des  Klosters  da- 
selbst zu  Ybbs  ;  es  wurden  Schiedsrichter  von  beiden  Seiten  erwählt,  welche 
den  Ausspruch  machten,  dass  das  Kloster  zu  Ybbs,  dem  Stifte  Waldhausen 
jährlich  am  Michaelstage  50  Pfund  W.  Pf.  dienen  solle,  welches  auch  von 
den  Parteien  angenommen  wurde.  Die  Äbtissin  und  der  Convent  stellten 
darüber  eine  Urkunde  aus,  welche  wörtlich  so  lautet,  wie  folgt:  Wür  Wan- 
dala  Äbtissin  und  der  Convent  gemain  des  Klosters  da  zu  dem  heiligen  Geist 
zu  Ybbs  vergehen  öffentlich  mit  dem  Brief  und  thuen  khundt  allen  denen, 
die  ihn  sehen  oder  lösen  hören,  dass  Wür  mit  rechten  Willen  und  Willkhür 
um  Stöss  und  Krieg,  so  wür  gehabt  haben  gegen  den  Ehrwürdigen  geistli- 
chen Herrn  dem  Propst  und  den  Convent  zu  Waldhausen  Von  des  pürechtes 
(sie)  wegen,  dass  sie  haben  auf  den  Hof  ob  dem  Kloster,  derselben  Stöss  seyn 
wür  gegangen  auf  unsern  thail  hinter  den  Ehrwürdigen  geistlichen  Herrn 
Abbt  Johannsen  zu  Baumgartenberg  und  Jakoben  den  aigner,  die  Zeit 
Burggrafen  zu  Freinstein,  so  seynd  die  vorgenannten  Herren  zu  Waldhausen 

1)  Aus  dem  Transsumpte,  Datum   Wien  1372. 

2)  Original  von  Waldhausen.   1376,  29.   September. 

3)  Original  von  Waldhausen,  1379,  9.  Januar. 

4)  Aus  dem  Transsumpte.  Datum  Laa.   1382,  23.  Mai. 


auch  ihrer  SKueapruch  und  b  von  dem 

abl  haben  die  Ehrbaren  Leuth 

Herrn  Hermann  Kaplan  da  ZU  Sand  Calhrein  tu   Kr  etil  I  um!  n  den 

Steiner,  was  die  Vier  darum  erfunden,  du  10JJ  ea  Carbi  h  bey  blei- 

\ m  haben  sie  auageaprochen,  daea  Wordenen  obgenanntea  Herren  in 

Wahlliansen  von  ■••<  an  nie  n  Hol  fori  kl  Michaela 

afsif    Wiener  Pfenning  dienen  und  reichen  tollen  in  ihi  Kleaier 

ejhne  all  ihre  Mtthe   nnd  verbinden  nni  anch  des  mit  dem 

briet,  dass  wüi-  ihnen  dem  eile  Jahr  an  Sankt  Michaeli  leg  dienen  wollen 

rorgeaohrieben   ist.    thetten  uiir  ahn-  deaa  nteht,  so 

seyn   wür   ihnen    verfallen   alle   der  Fühl   und  Wandel,     die   auf  \ 

Bercbreohl  gehören  nach   landee  Recht  in  Oeaterreieh;   wäre  eher 

-  von  ihnen  oder  ihren  Nachkommen  ihta  hriel*  herfnr  kämen,   die  um 

das  Bnrgreohi  mehrer  oder  minder  diensles  saglen,  die  sollen  todt  seyn  and 
kain  Krallt  haben,  wo  sie  fürkommen  ;  Mit  Urkhund  dos  hriefs,  beniglet 
mit  unnern  beiden  anhangenden  Insiglen.  Der  Brief  ist  geben  naeh  Cliristi 
(ieburth  drey/ehenhundert  Jahr,  darnaeh  in  den  Vier  und  aehtzigisten  Jahr 
an  dem  heiligen  auffahrtajtag  l). 

In  eben  diesem  Jahre  überliess  H.  Albrecht  III.  dein  Stille  Waldhausen 
einen  Hof  au  Sehatterle  und  die  zwölf  Hofstätten  daselbst,    die  dazu  gebor- 
ten,   und  z .  rechte,    Eines  zu  Wendischan,   das  Andere  zu  Ebern; 
Malte   Herten  der  \  ollbacher  als  Satz  besessen  für  90  Pfund  W.  Pf  ; 
er  bat  nämlich  den  Herzog,    diesen  Satz  dem  Stifte   zu    übergeben,    welche; 
er  auch  that,  um  die  90  Pfände.    Dasselbe  soll  also  allen  Nutzen  von  diesem 
liehen,  jedoch  gegen  einen  Jahrtag  im  Stifte,   so  lange  es  im   Besitze 
dieses  v                .    innerhalb  acht  Tagen  nach  dein  Feste  Allerheiligen  und 
M  lange,  bis  er  oder  seine  Nachkommen  diesen  Satz  mit  90  Pfund  ein- 
sürden;    einem  andern  soll  aber  eine  solche  Lösung  nicht  bewilliget 
werde. 

1388  that  .Margareth,  Witwe  Heinrichs  des  Pernauer,  kund,  dass  sie 
verkauft  habe  dem  Propste  Baimund  und  dem  Stifte  Waldhausen  drei 
Guter  auf  der  Ilaid  in  der  Pfarre  Königswiesen,  auch  die  Cberlände.  das 
Sehallenreut  genannt,  in  der  Pfarre  St.  Thomas.  Zeugen:  Rudolf  von  Wal- 
see, dermalen  Marsehall  in  Osterreich  und  Eberhard  von  Kapelln;;). 

38.   IT.  März  verkaufte  Leupolt  ein  Bürger  von  Grein   dem  Propste 
Bannug  von  Waldhausen  den  Merthof  in  der  Pfarre  Kreuzen*). 

Im  Jahre   1800  starb    der  Propst  Raimund;    ihm  folgle  als   solcher 
'ler  edlen  Familie  der  Schweinbeke  zu  Haus  im  Machlande, 

(nach  Boheucck)  A3  Jahre  dem  Stifte  ruhmlieh  vorstand. 

I)   •'  ,.    Audi   in   den   vidimirten   Ab- 

schritt 

I     am    heiligen     l'aln  \piil).      \uch     im     l 

sumpte. 

Ij  l  r.eorgitag. 

»i   ( •  i  i 


338 

1391  stiftete  H.  Albrecht  III.  in  seiner  Feste  Werfenstein  (bei  Struden 
an  der  Donau),  welche  seine  Vorfahren  sammt  einer  Capelle  erbauet  hatten, 
wo  aber  bisher  keine  Messe  gehalten  worden  war,  eine  ewige  tägliche  Messe 
und  traf  eine  Übereinkunft  mit  dem  Propste  Heinrich  und  dem  Convente; 
er  wolle  nämlich  zur  Pfarrkirche  zu  St.  Nikola  in  dem  Struden,  genannt  zu 
Spital,  die  dem  Stifte  gehört,  16  Pfund  W.  Pf.  Geldes  geben  für  eine  ewige 
Messe,  welche  von  dieser  Pfarrkirche  aus  in  der  Burgcapelle  gelesen  wer- 
den soll.  Diese  Rente  sei  von  den  Einkünften  der  Burg  Werfenstein  zu  ver- 
abfolgen, an  jedem  Quartale  vier  Pfund;  das  Stift  aber  verpflichte  sich  zu 
sorgen,  dass  die  Messe  immer  gelesen  werde  in  jener  Burg.  Messgewänder, 
Kelche  u.  s.  w.  werde  der  Herzog  auf  seine  Kosten  anschaffen,  alles  daselbst 
dargebrachte  Opfer  gehöre  jedoch  dem  Pfarrer  von  St.  Nikola  *).  Der 
Propst  Heinrich  und  der  Convent  stellten  einen  Revers  aus,  dass  sie  gegen 
Empfang  von  16  Pfund  Geldes  eine  -ewige  Messe  in  jener  Capelle  besorgen 
wollen  3). 

1393  verkauften  Lorenz  der  Spermaiss  Bürger  zu  Enns  und  Dorothea 
seine  Hausfrau  dem  Propste  Heinrich  ihre  freien  Güter  in  der  Pfarre 
St.  Georgen  und  eines  in  der  Pfarre  St.  Thomas  3). 

1398  verkaufte  Aibrecht  der  Volkenstorfer  zu  Kreuzen  an  den  Propst 
Heinrich  die  Mann-  und  Lehenschaft  auf  einigen  Gütern  in  verschiedenen 
Pfarren  *).  Um  diese  Zeit  wurden  vom  Papste  Bonifacius  IX.  (der  von  1389 
bis  1404  regierte)  dem  Stifte  Waldhausen  die  Pfarren  Königswiesen,  Kreu- 
zen und  Saxen,  worüber  es  das  Patronatsrecht  hatte,  gänzlich  einverleibt, 
dasselbe  könne  von  jetzt  an  diese  Pfarren  mit  seinen  Chorherren  besetzen  5). 
Als  nun  die  damaligen  drei  Pfarrer  auch  alsogleich  gegen  eine  lehensläng- 
liche Congrua  vom  Stifte  resigniren  wollten,  bewilligte  der  Papst  auch 
dieses  und  stellte  darüber  eine  eigene  Urkunde  aus;  sobald  sie  ihre  vollgilti- 
gen  Cessionen  ausgestellt  haben  würden,  sollen  die  Pfarren  gänzlich  an  das 
Stift  kommen  6). 

1399  gab  Eberhard  von  Kapellen  wegen  seines  Seelenheiles  dem  Propste 
Heinrich  von  Waldhausen  die  Mannschaft,  die  Aigenschaft  und  die  Rechte 
auf  mehreren  Gütern  in  der  Pfarre  Waldhausen,  die  er  früher  besass  7). 


1)  Nach  dem  Original;    auch  in  den  vidimirten  Abschriften.    Im  Jahre  1391 
des  nächsten  Freitags  vor  dem  Sonntag  Juhilate  (14.  April). 

2)  Lichnowsky's   Geschichte  des   Hauses   Habsburg.  ß.  IV.  Reg.   2246   Ur- 
kunde aus  dem  k.  k.  geheimen  Archive  1391.    14.  April  1391. 

3)  Original.  20.  Mai.    In  den  vidimirten   Abschriften.     1391.     Am    heiligen 
Auffahrtstage. 

4)  L.  c.  1398.  Am  nächsten  Sonntag  nach  unsrer  Frauen  tag  in  der  Dienst- 
zeit (sie). 

5)  L.  c.  Romae  6.  Cal.  Februarii.  Pontificatus  nostri  anno  deeimo  (1399). 

6)  L.  c.  Datum  Rome  3.  Cal.  Februarii.    Pontificatus  nostri   anno   undeeimo 
(1400). 

7)  Original  im  Museum  zu  Linz.  19.  Februar  1399. 


SS0 

1 101  i  trkenfte  Gilg  ( Bgj  »lins)  der  Sehneider,  Borger  iu  Bnae,  sehrerc 

ter  in  den  Landgerichte  M.trhi.imi  dem  Bei&rieh  Prejrat  md  dein 

Stifte  gegen  eine  beetiauaAe  Sunune.    l > i « *  Urkude  U(   rereehen  mit  den 

Siegeln  leinei  gnädigen  Bern  Bberbard  rea  Kapellen,  Niklas  des  Paum- 

gartneri  nnd  Sighardi  des  Penhahn  '). 

1408  verkaufte  Henna  der  Oeder  ren  Sehwertberg  i  ter  in  der 

Dimbaeher  Pfarre  den  Prepetc  Heinrich*). 

14(>,1  bewilligten  die  Herzoge  Wilhelm  und  Mhrrchl  «lern  Stille  WaWl- 
hausen  60  Fader  dürres  Salz,  welche  demselben  von  ihren  Amtleuten  zu 
Gmunden  und   Hallstatt  jährlich  verabfolgt  werden   sollten,  zu  den  T;i 

bei  anderen  Klöstern  der  Fall  ist   und  wie  es  einst   die   römische 

tigin  Elisabeth,  welche  das  ehegenannte  Salzsieden  zuerst  erhebt   hat, 

mit  ihren  Briefen  angeordnet  hat;  auch  soll  das  Saiz  überall  mauthfrei  pas- 

siren,  im  Stifte  dagegen  müsse   dafür   zu  ihrem   Seelenheile  jährlich  ein 

Jahrtag  abgehalten  werden  3). 

1405  belehnte  H.  Wilhelm  Ulrich  den  Schweinbecken  mit  Gütern  auf  dem 
obern  und  niedern  Krimperg  in  der  Pfarre  Waldhausen,  auf  dem  Eiseinpühel, 
in  der  Grub  und  zu  Ober-  und  Niderkren  in  der  Pfarre  Dimbach,  welche 
Hertneid  der  Steinreuter  vom  H.  Albrecht  zu  Lehen  hatte,  und  aufsendete  *). 

Um  1406  übergab  H.Wilhelm  für  sich  und  als  Gerhab  des  H.  Albrecht  V. 
die  Feste  Werfenstein  pflegweise  an  Hanns  den  Greusnicher  für  geliehene 
1000  Pfund  W.  Pf.  5). 

1408  verkauften  Wolfgang  der  Wurmtaller  und  Katharina  seine  Haus- 
frau dem  Propste  Heinrich  ihr  Gut  zu  Schiltorf,  das  er  von  ihnen  zu  Lehen 
hatte  6). 

1409  verlieh  H.  Leopold  dein  Propste  Heinrich,  seinem  Rathe,  wegen 
seiner  vielen  Verdienste,  zwei  Theile  Zehent  zu  Gitzendorf  in  der  Pfarre 
Saxen  gelegen  und  einen  Zehent  auf  dem  Painberg  in  der  Pfarre  Wald- 
hausen 7).  In  diesem  Jahre  erneuerten  auch  die  Brüder  Herzoge  Leopold 
und  Ernst  dem  Stifte  Waldhausen  und  d$m  Propste  Heinrich  das  Fischrecht 
auf  dem  Dimbache  und  28  Pfennige  Geldes  von  der  Fischweide  an  der 
Donau  unter  dem  Burgstall;  diese  Rechte  hatte  das  Stift  schon  lange  beses- 
sen, aber  Hanns  von  Liechtenstein,  während  er  die  Herrschaft  Werfenstein 
inne  hatte,  zog  Alles  ohne  Recht  und  mit  Gewalt  zu  derselben.  Nun  aber 
wurde  von  beiden  Herzogen  Hanns  der  Greifinger,  Pfleger  daselbst,  aufge- 

ln  den  vidimirten  Abschriften.    1401.   Am  St.  Augustin  Tag. 

2)  L.  c.  1402.  Am  Veitstag. 

3)  Original  von  Waldhausen.   Wien  den  28.  März  1403. 

ehichte  des  Hauses  Habshurg.   B.  V.  Regest.  721.  Gratz. 
tember  1405.   Aus  dem  k.  k.  geheimen  Archiv. 
Meine  Geschichte  des  Landes  ob  der  Enns.    B.  2.   S.  7  10.   Regest.  298, 
aas  der  Sammlung  von  Oedt.        Wien  den  6.  Februar. 

6)   In  den  vidimirten  Abschriften.    1408.   Mittich  nach  St.  Veits  Tag. 

\j.    c.     Gegeben    Bl    Wim    am     Mitiichen     vor     8t.    Michaelstag.     140». 
(25.  Sept.)  Auch  im  Tran*sumpt»- 


340 

fordert,  die  Sache  zu  untersuchen,  und  er  berichtete,  dass  die  Amtleute  und 
Insassen  eidlich  aussagten,  dass  Waldhausen  von  Alters  her  das  Recht  auf 
die  Fischerei  im  Dimbache  und  auf  die  28  Pfennige  Geldes  gehabt  habe. 
Den  Dimbach  bis  an  die  Wiesmahd,  wo  die  Hofwiese  liegt,  haben  von  jeher 
die  Pfleger  gefischet,  aber  nicht  ferner.  Die  Herzoge  bestimmten  nun,  es 
sollte  Alles  nach  dem  alten  Rechte  dem  Stifte  verbleiben  und  Niemand  das- 
selbe daran  hindern  *). 

1410  eignete  Bischof  Georg  von  Passau  dem  Propste  Heinrich  und  dem 
Stifte  einen  Zehent,  der  ein  Lehen  von  ihm  war,  gegen  Abhaltung  einer 
ewigen  Messe  in  der  Dorotheencapelle  des  Klosters  2). 

1411  stifteten  Heinrich  der  Propst  von  Waldhausen  und  seine  Brüder 
Hanns  und  Niklas  die  Schweinbecke  einen  ewigen  Gottesdienst,  für  sich, 
ihre  Vorfahren,  und  Nachkommen,  in  dem  Stifte;  sie  haben  daselbst  ganz 
neu  erbauet  eine  Capelle  zu  Ehren  Mariens  und  der  h.  Dorothea,  wo  sie 
auch  wollen  begraben  werden,  und  sie  bestimmen  zur  Stiftung  eine  Summe 
Geldes,  welche  mehrere  Güter  zu  leisten  haben  jährlich  am  St.  Michaelstag3). 
In  diesem  Jahre  1411  verkaufte  auch  Hertl  der  Kramer  an  den  Propst  Hein- 
rich und  das  Stift  zwei  Drittel  eines  Zehentes  in  der  Pfarre  Saxen  *).  1412 
verkaufte  Hanns  der  Auer  dem  Propste  Heinrich  mehrere  Güter  5). 

1413  bezeugte  Helmhard  der  Schiessenberger,  dass  er  verkauft  habe 
anstatt  seines  .Vetters  Georg  dem  Propste  Heinrich  einen  Drittel  Zehent  in 
der  Pfarre  St.  Georgen,  zu  Chur  und  an  andern  Orten,  gegen  ein  genanntes 
Geld  6). 

In  diesem  Jahre  am  28.  September  starb  der  edle  Propst  Heinrich,  ein 
sehr  thätiger,  ausgezeichneter  Mann,  der  so  vieles  zum  Wohle  des  Stif- 
tes geleistet  hatte.  Nach  ihm  wurde  Johann  es  (Nürnberger)  zum  Propste 
erwählt,  welcher  aber  schon  1414  starb  und  noch  in  diesem  Jahre  ward 
Otto  II.  aus  dem  edlen  Geschlechte  der  Schweinbecke  Propst  zu  Waldhau- 
sen. Ihm  verlieh  H.  Albrecht  V.  die  Pfarren  Leibmannsdorf  und  Grulschen- 
stein  auf  Lebenslang,  am  13.  Decenaber  1414  r).  Erkaufte  1415  einige  Gü- 
ter von  Leupold  einem  Bürger  zu  Grein8). 

1415  am  30.  September  stellte  H.  Albrecht  eine  Urkunde  aus,  wodurch 
er  dem  Stifte  Waldhausen  10  Pfunde  Geldes  zukommen  liess,  welche  ihm 
jährlich  von  dem  Ungeld  im  Machland  zufallen,  und  zwar  bis  auf  seinen 
Widerruf  9). 

1)  In  den  vidimirten  Abschriften.  Geben  zu  Wien  am  Samstage  vor  unser 
Frauentag  conceptionis.   (7.  Decemb.)  Auch  im  Transsumpte. 

2)  In  den  vidimirten  Abschriften.  Wien  am  St.  Sebastianstag  1410. 

3)  L.  c.  Gegeben  am  St.  Michaelstag  14 fl. 

4)  L.  c.  Am  Pfingsttag  nach  unserer  Frauen  Tag  als  sie  empfangen  ist.  1411. 

5)  L.  c.  1413.  Mittich  nach  Gottleichnamstag. 

6)  L.  c.  1413.  Am  St.  Georgi  Tag. 

7)  Hoheneck  III.  664.  Lichnowsky  ß.  V.  Reg.  1498. 

8)  Lu  c.  1415.  Am  St.  Andreastag. 

9)  Im  Transsumpte.   1415.  30.  September. 


3 1 1 

kaufte  Gilch  (Egyd)  der  Wolfsttiaer  de«   Pf<  und 

«lern  Stifte  Waldhansen  mehrere  Guter  and  Otiten  am  ein  6eld 
nügt  hat  (sie)  and  besahll  üil  '  >. 

i't:;  Ipril  bestätigte  H.  Vlbrecht  V  dem  Propste  Otto  und  dem 

Stifte  alle  Privilegien  der  Her  pold  und  Friedrich  (Welche  wieder 

ihr!  werden)  J).  Auch  eignete  er  demStiftt  den  Zehenl  tu  Gtitzendorf 

in    der   Plane  Saxen    und  jenen   auf  dem    l'ainlu'rjje   in   der    Pfarre    Wald- 

i    Im  nämlichen  Jahre  ertheilte  II.  \tbreeht  V.  den  Chortterrn  das 

Keehl  der    niederen  «  welches  iihri»vn-,   dem  Stille    schon 

\<>n  II.  Rudolf  IV.  i:).">!>  verliehen  worden  r 

iVis  war  ein  Streit  zwischen  dem  Propata  Otie  ron  Waldbauses  und 
Johann  dem  Vorsteher  der  Capelle  im  Schioase  l'-i'neshninn  ober 
gaben  im  Dorfe  Naglarn,   das  Stift  gewann  den  Ppososs.    Der  Kiehte 
Johann  Gwerleich,    Doctor  decretorum  officialis  curiae  paU  h    Da* 

lehr  traurige  Zeit  fitr  das  ganze  Österreich  am  linken  Ufer 
der  Donau  und  insbesondere  nie  Waldhausen;  die  Hussiten  machten  Ein- 
fälle daselbst  um\  zerstörten  das  Stift  gänzlich  im  Jahre  I4$8a  Kaum  wai 
es  ein  wenig-  hergestellt.  SO  wurde  es  sainmt  der  Kirche  im  November  1432 
neuerdings  verwüste!  •). 

['■i'.V.i  entschied  II.  Alhreelit  V.  einen  Streit  /.wischen  dem  Propste  Otto 
und  Hanns  dem  Schenken  von  Seharn  wegen  eines  \on  diesem  nicht  bezahl- 
ten Beatandgeldes  und  verhinderter  '/(diente,  grösstenteils  za  Gunsten  des 
Stiftes 

Im  Jahre    Ui  Ut<»   seine    Würde  nieder,    lebie   aber  noch   im 

r  bis  l'+V.t.  wo  er  starb  und  in  der  von  seinen  Voreltern,  den  Sehwein- 

gestifteten   Kapelle  begraben    wurde.    Noch   1443  wurde    .Martin 

infreund)   /.um  Propste    von    Waldhausen  erwählt.     Er    war  Doctor 

eistlichen   Rechtes,    erhob  das   Kloster  wieder,    baute  es  herrlich  auf 

\n\<\  zierte  dasselbe  mit  einer  schönen  Bibliothek8).  Vom  Jahre  1447  ist  eine 

Waldhauser  Urkunde  vorhanden,   welche  die  Bestätigung  (\i'i'  Echtheit  und 


ll    In    (ton    vidimii  teu    Abschriften.     1416.     Am    Pfingsttag    nach    St.    Mer- 
tentag. 

e.   datum  Vienne,   die  vicesima  septima  mensis  Aprilis  1417. 
den  vidimirten  Abschriften.    1417.   28.  April,  dat.  Wien. 
»  )    b.  e.  Wien  am  .Mittichen  nach  St.  Georgentag.    1417. 
•')»    L.  c.  Wien    l%38.    10.   heccinber. 

|C  15.  IV.  S.  is>  nach  einer  alten  Aufzeichnung  :  Sub  cujus  (Otto- 
BSl    prima    de*t  inetio    mnna.sterii    per  !lus>itas  anno    1 
Anno  l  iit  destrustie  lecunda  et  profanata  es)  apatra  ecclesia 

sl  lots  ii'im  per  bsniquos  sshssaos  et  Hussitai.    Meine  Geschieht«  des 

B.  ii.  s.  10*—  in:». 

7)  In  dsfl  vidimii -ten  Ab>. in  il ten  und  im  Tran  »Vien  am    St.  Veitstag 

8)  N  ^ck. 


342 

eine  Abschrift  der  Original-Urkunde  des  Bischofes  Reginbert  von  Passau. 
datirt  vom  16.  Mai  1147,  enthält1). 

WkS  bestätigte  K.  Friedrich  IV.  dem  Stifte  Waldhausen  mehrere  alte 
Privilegien,  wegen  der  Mauth  zu  Stein,  des  Marchfutters  und  derBefreiung 
von  der  Gerichtsbarkeit  der  Richter  im  Machland8). 

1449  machte  Heinrich  der  Schweinheck  einen  Tausch  mit  dem  Propste 
Martin,  gab  ihm  zwei  Theile  Zehent  auf  verschiedenen  Gütern  in  der  Pfarre 
Dimbach  gelegen  und  auch  das  Haus  bei  dem  Stifte,  genannt  aut  der  Weg- 
schaid,  welches  00  Pfennige  diente;  das  Kloster  hingegen  übergab  ihm 
mehrere  Güter  und  Gülten  in  der  Pfarre  Herzogburg  gelegen  3). 

1451  erklärte  K.  Friedrich  IV.  dass  er  die  Pfarre  Leobendorf  mit  päpst- 
licher Bewilligung  dem  Stifte  Waldhausen  einverleibt  habe,  worin  er  zu- 
gleich anführt,  dass  dasselbe  mit  Raub,  Brand  und  andern  Beschädigungen 
belästiget  worden  sei,  auch  an  Einkommen  Schaden  gelitten  habe.  Das 
Stift  hingegen  habe  ihm  und  seinen  Vetter  König  Ladislaus  die  Lehenschaf- 
ten der  Pfarrkirchen  zu  Grein,  Kreuzen  und  Simonfelden  abgetreten  *). 
Dieser  schlechte  Zustand  des  Stiftes  war  eine  Folge  der  schon  erwähnten 
Einfälle  und  Verwüstungen  der  Hussiten. 

1455  fand  zwischen  dem  Propste  und  den  Leuten  des  Marktes  Wald- 
hausen vor  dem  Obristen  Hauptmann  in  Österreich  Wolfgang  von  Walsee 
und  den  Räthen  am  Tage  Pauli  Bekehrung  eine  Verabredung  statt;  der 
Propst  bat  den  König  Ladislaus,  Herzog  zu  Österreich,  ihm  darüber  eine 
Urkunde  auszustellen,  was  er  auch  that;  es  betraf  nämlich  jene  Verabre- 
dung, das  alte  Gerichtsrecht  des  Stiftes  über  den  Markt  Waldhausen  bei 
Unzucht,  Frevel  und  Aufläufen  daselbst,  dann  das  Recht  des  Weinverkaufes 
von  Seite  des  Stiftes  an  denselben  zur  bestimmten  Zeil  zwischen  der  Fast- 
nacht und  St.  Michael;  später  konnte  der  Markt  auch  anderswo  Wein  ein- 
kaufen5). 

Diese  Urkunde  erbat  sich  der  Propst  höchst  wahrscheinlich,  weil  die 
Bürger  des  Marktes  Waldhausen  jene  Verabredung  durchaus  nicht  beobach- 
ten wollten,  worüber  er  Klage  führte;  dies  geht  aus  einer  andern  Urkunde 
hervor,  welche  Ladislaus  am  nämlichen  Tage  ausstellte  und  worin  er  dem 
Amtmanne,  den  Bürgern  und  Leuten  zu  Waldhausen  sein  Befremden  darüber 
äusserte,  ihnen  Gehorsam  gegen  den  Propst  einschärfte  und  die  Befolgung 
der  Verabredung  aufträgt,  sonst  werde  sie  Strafe  treffen  6). 


1)  Original  im  Museum  zu  Linz.   Datum  Wien  20.  Juli  1447. 

2)  Kurz  B.  IV.  S.  483.  Aus  dem  Original.  Neustadt  10.  August  1448. 

3)  In  den   vidimirten  Abschriften.   1449.    Am  Pfingstag   vor   St.  Thomastag 
des  h.  Zvvelfpotten. 

4)  Kurz  B.  IV.  S.  484,  Urkunde  1451. 

5)  Original  von  Waldhausen.     Melk.    19.  Juni,     auch  in  den  vidimirten  Ab- 
schriften. 

6)  L.  c.  Nämliches  Datum. 


.143 

-Luis  den  Verkauf  de  g  den  Singen- 

irin  der  Pfarre  in  Mitterkirchen  verkauften  Zehente  ')• 

i  1»  der  Propst   Martin   und    nach    i hm   bekleidet«  <li"-s.'    \\ 

Heinrich,    reicher  jedoch  1460  reei  raf  Um  folgte  im  Jahre  r*<ü  als 

Propst  Paulus  II.  Dieeer gab  dem  Keiner  Friedrich  IV.   fttr  die  Lehen- 
•chafl  der  Pfarrkirche  in  Leebendorf  unter  dem  Greyaenei  en  die 

Lefcenscfcaitei  der  drei  Pfarrkirchen  m  Grein.    Kroaten   und   Simons- 

fehlen-). 

I4(i^»  wurde  ein  Hol/,  verkauft  zu  St.  Xikola  an  den  Chorherren  Augustin, 

Verweeer  der  Kirche  St.  Nikola;  Propst  Paulus  besiegelte  die  Urkunde*). 
1466  starb Paohw and  nun  wurde  Erhard  I.  (M eydbart)  /.um  Vorsteher 

fies  erwählt.  Unter  ihm,  und  /.war  im  Jahre  14Ö6  wurden  von  Wil- 
helm von  Pueheim  dal  Kloster  Waldhausen  und  die  Barg  Sarmingstein 
belagert  '*);  dieser  war  ein  gewaltiger  Raubritter  und  Bundesgenosse  des 
berechtigten  Georg  von  Stein,  welcher  längere  Zeit  in  der  Burg  zu  Steier 
hauste  und  mil  dem  K.  Friedrich  in  Fehde  stand. 

1478  starb  der  Propst  Erhard  derl.,  ihm  folgte  als  solcher  Er  hart  II. 
(Saumarkter  mit  Zunamen),  gebürtig  von  Waldhausen.  Ihm  verkauften  im 
Jahre  147G  Thoman  auf  dem  Erib  und  seine  drei  Schwestern  ihre  Zehente 
in  Stainach,  und  na  Achleuthen,  alle  in  der  Pfarre  Dimbach  gelegen5).  Die 
Urkunde  wurde  besiegelt  von  Kaspar  Pannaker  derzeit  Pfleger  auf  dem  hin- 
tern Geschloss  in  Kreuzen  und  Ulrich  Sinzinger,  damals  Diener  des  Gottes- 
hauses zu  Waldhausen. 

1477  wurden  dem  Stifte  Waldhausen  die  Pfarren  Mitterkirchen,  Königs- 
wiesen. Sazen,  St.  Georgen  am  Wald  und  Münzbach  von  dem  päpstlichen 
Legalen.   Bisehot  von  Forli  einverleibt 6).  Bei  Münzbach  und  Mitterkirchen 

>  nur  eine  Erneuerung,  sie  gehörten  schon  früher  dem  Stifte; 
.lies.-  Einverleibung  auch  vom  Papste  Sixtus  bestätigt7).    Das 
jährliche  Erträgniss  derselben  belief  sieh  auf '20  Mark,  die  Pfarre  St.  Geor- 
■t  in  der  Urkunde:  ecclesia  Sancti  Georii  in  foresto. 

1478  verkaufte  der  Propst  Erhart,  und  Michael,  Dechant  zu  Waldhau- 

•  Rotin "). 
Von  diesem  Jahre  ist  auch  ein  Xotariatsinstrument  vorhanden,  aus  wel- 
chem hervorgeht,  dass    der    Propst   Erhart    und  Dechant  Michael    einen 

1)  Original  von  Waldhausen.    1456.  21.  Januar.  Wien. 

2)  Original  im  k.  k.  Hausarchiv.  Abschrift  im  Museum  zu  Linz.  Datum  Wald- 
hausen.    1461.  24.  Juni.  Man  vergleiche  die  Urkunde  von  1451  mit  dieser. 

0        i,al  von  Waldhausen.    1464.    16.  August. 

B.  IV.  S.  482    nach  einer  alten  Notiz:    Paulus    seeundus  regnavit 
quatuor  annia.  Ohiit.  !  pore  illo  fuit   obsessum  monasterium  nostrum  et 

arx  in  Sedmingstein  (Sarmin->t.iii )  per  dominum  Wilhelmum  de  Puechaim. 

Ia  den  vidimirten  .Urschriften. 

6)  Original  von   Waldhausen.  Wien  20.  Juli  1477. 

7)  Original  von  Waldhausen.   Rom  1483.    14.  Mai. 

8)  Original  von  WaMhausen.    1478.    IT.  Februar. 


344 

Streit  halten  mit  dem  Pfarrer  in  Saxen,  wegen  einer  Abgabe  des  letzteren 
an  das  Stift  in  Getreide,  die  er  jährlich  entrichten  sollte.  Der  päpstliche 
Legal  Alexander,  Bischof  von  Forli,  überlies«  die  Führung  des  Prozesses  dem 
Leopold  Prantz,  welcher  Doctor  an  der  Universität  zu  Wien  war  und  dieser 
verglich  die  Parteien  auch  im  gütlichen  Wege  i).  Es  ist  darüber  auch  noch 
ein  anderes  Vertragsinstrument  vorhanden3). 

1480  bestätigte  K.  Friedrich  IV.  dem  Stifte  Waldhausen  die  alten  Pri- 
vilegien und  Rechte,  welche  demselben  seine  Vorfahren  ertheilt  haben  3). 

In  dem  nämlichen  Jahre  wurde  von  Alexander,  Bischof  zu  Forli,  päpst- 
lichen Legaten  ein  Vergleich  bestätiget,  welcher  zwischen  den  Klöstern 
Waldhausen  und  Ardacker  in  Betreff"  der  Pfarre  Neustadt  abgeschlossen 
worden  Avar,  und  er  bewirkte  zugleich  die  Einverleibung  derselben  mit 
Waldhausen  *). 

Wegen  der  Pfarre  Saxen  muss  es  bald  neuen  Streit  gegeben  haben ; 
denn  es  ist  vom  Jahre  1482  eine  Notariatsurkunde  vorhanden  über  den 
Schiedspruch  des  Passauer  Domherrn  Ulrich  von  Alben  zwischen  dem 
Propste  Erhart  und  dem  Geistlichen  Stephan  Zeyler  über  den  Besitz  von 
Saxen;  dieser  resignirte  auf  alle  Rechte  in  Betreff  von  Saxen  und  Mitter- 
kirchen, der  Propst  aber  präsentirte  ihn  als  vicarium  perpetuum  von 
Saxen5). 

1486  wird  die  Herrschaft  Struden  erwähnt;  es  standen  nämlich  in 
Verhandlung,  Christof  von  Zelking,  Besitzer  von  Mitterberg  und  Kaspar 
von  Rogendorf  von  der  Herrschaft  Struden  6).  Diese  kann  aber  keine  andere 
sein,  als  das  alte  Werfenstein  bei  der  Ortschaft  Struden. 

1488  legte  der  Propst  Erhart  freiwillig  seine  Würde  nieder,  er  starb 
dann  1493  ;  aber  noch  im  Jahre  1488  wurde  Johann  (Welser)  zum  Propste 
erwählt,  welcher  1490  dieses  Zeitliche  verliess  und  zum  Nachfolger  Mar- 
tin II..  gebürtig  von  Prag,  erhielt;  er  war  ein  kränklicher  Mann  ,  der  je- 
doch zehn  Jahre  dem  Stifte  vorstand. 

1491  lagen  in  Waldhausen  viele  feindliche  böhmische  Freibeuter,  die 
gewiss  arg  hausten,  bis  am  7.  November  d.  J.  der  Friede  mit  Ungarn  abge- 
schlossen wurde  und  sie  wieder  abzogen  oder  verjagt  wurden7). 

1494  erbat  sich  der  Propst  Martin  vom  Bischöfe  Christoph  von  Passau 
ein  Transsumpt  über  die  Freibriefe  des  Stiftes  Waldhausen  von  1 147  bis 
1494  und  erhielt  es  auch  8). 


1)  Original  von  Watdhausen.    1478.   18.  Juni. 

2)  Original.  .Actum  Wien.   1478.   18.  Juni. 

3)  Original.  Datum  Neustadt.   1480.  8.  Februar. 

4)  Original.  Datum  Wien.   12.  Juli  1480. 

5)  Original  im  Museum  zu  Linz  1482.   15.  Juli.  Datum  Enns. 

6)  Copie  von  Grein.  Linz  den  14.   October  1486.  Meine  Geschichte   ob  der 
Enns.  B.  II.  S.  723.  Regest.  493. 

7)  Aus  dem  Archive  zu  Riedeck,   Chmel's  Regesten  8699. 

8)  Original  im  Museum  zu  Linz.   Dat.  et  actum  Wien  5.  Sept.  1494. 


1496  erliefet  K  Maximilian  I.  einen  Befehl  an  den  Amtmann  iti  Omna- 
iea,   d  n  den  Reatea,   arelehe  er  einnimmt,   dem  Stifte  Waldhi 

iwöhnliohe  Ansah!  Sali  Qottseil  isi<-(  immerfoH  jährlich  verabfolge 
samiui  dem  laaotaade  rom  Jahre  ik/9h    den  ee  noch  um  hal  ') 

!n  eben  dieeem  Jahre  ertbeilte  it  noch  den  Maathnern  tu  Barne,  Vbbi  imd 
Stein  den  Befehl,   das  dem  Stifte  Waldhansen   von  Gmnndc  leeenc 

Sali  au  ihrer  Manthttitte  ohne  Menth  und  enderei  Hinderniei  aal  «1  «* ••  Bö- 
hm vorbeiführen  zu  taeeen;  eie  tollen  ei  Bbrigent  in  ihre  üechhong 
bringen  - ) 

1498  erneuerte  und  beetitigte  K.  ftffaxmilian  auf*  Bitten  deo  Stiftet  ftem- 
telbea  alle  Hechte,  Freiheiten  und  Privilegien  wegen  d«-s  täglichen  G 
dieaetet,    d^v  dort  für  teiae  Verfahren  tbgehalten  wird  und  wie  er  hofft, 
einst  auch  für  ihn  wird  gefeiert  werden*). 

Im  Jahr*'  L5O0  slarh  der  Propst  Martin  und  diese  Würde  erhielt  Konrad 
(Schratt  Bdier  \on  Streitwiesen),  welcher  dem  Stifte  dreissig  Jahre  rühm- 
lieh \  erstand. 

Von    IiOl    ist  ein   Spruchbrief  K.  Maximilians  I.  vorhanden,  zwischen 
dem  Stifte  Waldhausen   und  dem  Grafen  Heinrich  zu  Ilardek    (auf  Grein- 
barg)    wegen  Ungeldes,    Landgerichtes,    der  Wildbahn,    wegen  Holz-  und 
itachen4). 

!.")();{  vidimirte  der  Abt  Johann  von  Baumgarlenberg  dem  Propste  Kon- 
i  Waldhausen  den  Freiheilsbrief  K.  Maximilians  I.  vom  0.  September 

1610  vidimirte  Propst  Konrad  einige  Urkunden  der  Brüder  Wolf, 
Wilhelm  und  Georg  von  Rogendorf0). 

1613  berichtete  K.  Max  I.  dem  Propste  von  Waldhaiisen.  dass  er  Ilann- 
sen.  Grafen  zu  Hardeek  und  in  Machland  seinem  Obristen  Hofsehenken  den 
Befehl  erlheilt  habe,  das  Sehloss  Sarmingstein  (die  alte  Burg  Sebnich, 
welche  ohnehin  früher  «lern  Stifte  gehört  hatte)  dem  Kloster  abzutreten  und 
zu  übergeben.  Der  Propst  soll  über  das  Sehloss  einen  seiner  treuen  Diener, 
der  jedoch  ein  Landmann  sein  muss.  setzen,  dasselbe  zu  bewahren  und  inne 
zu  haben,  es  sollen  auch  dem  Propste  jährlich  100  Gulden  Rheinisch  Barg« 
hal  von  dem  Vixedomamt  in  Österreich  ob  d^v  Knns  bezahlet  werden7). 

1513  erschien  auch  ein  Urteilsspruch  K.  Maximilians  wegen  Ver- 
letzung des  verpönten  Vertrages,  geschlossen  zu  Linz  den  10.  März  1501 
zwischen  dem  Stifte  Waldhausen  und  dem  Grafen  Hardeek,  welchen  der 
re  nicht  beobachtet  hatte;    dann  aber  auch  wegen  einer  Gegenklage 

t)  alf.    gft.  October    1490.  —  Auch  in    den    vidimirten    Ab- 

iea  vi.iimiii.-h  ahefehrlflen,  auch  am  •»!>.  October.  l%96\ 

■im  /n  Life*   Sin»«  loco.    1'»!)^.    ti.  September. 

at  i.ii./..  Hat.  blna  i ti.  Min  1 501« 

.'>)    It  l.rilt.'n  im  Museum.  Dat.  Haum-.uteiihcrg  27.  Juni    I 

MBbtetl  ler  k.  Akademie  der  Rfteeeetea*II 

7)    K  B.  IV     -  |Q  Landau  :>(».  Mr.   I 


346 

«her  die  Verhaftung  des  Hardeckisehen  Landrichters  im  Machland  1).  Aber 
erst  in  Jahre  151 7  wurde  der  Streit  ganz  ausgeglichen  und  es  ist  ein  Ver- 
trags- und  Spruchbrief  zwischen  dem  Propste  Konrad  und  dem  Grafen  Johann 
von  Hardeck  und  seinen  Brüdern  vorhanden  2).  Am  nämlichen  Tage  stellten 
die  kaiserlichen  Hausräthe  und  die  Special-Commissäre  einen  ähnlichen 
Brief  aus,  worin  aber  auch  in  Betreff  dor  Filiale  St.  "Nikola  etwas  festge- 
setzt wurde  3). 

1516  vidimirte  der  Propst  Konrad  das  Testament  Margarethens .  der 
Gemahlin  Georgs  von  Rogendorf  *). 

1522  bestätigte  der  Erzherzog  Ferdinand  die  alten  Rechte  und  Privile- 
gien des  Stiftes  Waldhausen5);  1529  erlaubte  er,  dass  von  den  Stiftsgütern, 
so  viel  als  nothwendig  ist,  zur  Tilgung  der  Kriegskosten  veräussert  werden 
dürfe  6)  und  1530  bestätigte  er  einen  Kauf  und  Tauschbrief  zwischen  dem 
Propste  Konrad  einerseits  und  zwischen  Anna,  Witwe  des  Lassla  von  Prag, 
andererseits,  um  mehrere  Güter7).  In  diesem  Jahre  starb  der  Propst  Kon- 
rad I.,  sein  Nachfolger  war  Konrad  II.  (Weger)  geboren  zu  Sarmingstein. 
Dieser  bat  im  Jahre  1531  den  päpstlichen  Legaten  um  Bestätigung  des  mit 
Anna,  Witwe  des  Lassla  von  Prag  eingegangenen  Kaufes  und  Tausches  be- 
sonders um  die  Vogtei  und  die  Vogtholden  zu  Münzbach  8). 

1534  ward  der  Propst  Konrad  Verordneter  der  löblichen  Landschaft 
des  Erzherzogthumes  ob  der  Enns.  Er  bat  im  Jahre  1538  das  öde  Schloss 
Sarmingstein  in  bessern  Zustand  bringen  zu  dürfen,  damit  im  Falle  einer 
Kriegesnoth  die  Unterthanen  eine  Zuflucht  hätten  und  die  Donau  selbst 
beschützet  würde.  Es  lag  fast  alles  in  Ruinen,  die  Mauern  und  der  Thurm 
waren  eingestürzt.  Der  Kaiser  erlaubte  auch  dem  Propste  Konrad  die 
Basteien  und  den  Thurm  wiederherzustellen  und  zu  benützen,  doch  soll  der 
Thurm  für  kaiserliche  Truppen  stets  offen  gehalten,  ohne  seine  Erlaubniss 
aus  demselben  keine  Fehde  begonnen  oder  ein  Angriff  gemacht  werden,  in 
Kriegeszeiten,  wenn  kaiserliches  oder  landständisches  Kriegsvolk  in  der 
Gegend  vorhanden  wäre,  soll  das  Stift  das  Schloss  durch  selbes  besetzen 
lassen  und  sorgen,  dass  es  nicht  in  die  Hände  des  Feindes  falle;  das  Stift 
verpflichtete  sich  auch  dazu9) 


1)  Original  von  Waldhausen.    1513.   9.  üecember. 

2)  Original.  Linz  den  31.  März  1517. 

3)  Original.  Linz  den  31.  März  1517. 

4)  Notitzenblatt  der  k.  Akademie  1851.  S.  108.  N.  50. 

5)  Original  von  Waldhausen.   Neustadt  am  2.  October  1522. 

6)  Original.   1529.  23.  Januar. 

7)  Original.  Augsburg  1530  den  19.  November.  Diese  Urkunde  ist  wohl 
schon  dem  Propste  Konrad  II.  gegeben  worden. 

S)   Original  von  Windhaag.   1531.   30.  September. 

9)  Kurz  B.  IV.  S.  486.  N.  3  4.  Aus  dem  Original.  Wien  20.  November  1538. 
Das  Schloss  ist  jetzt  wieder  ganz  verfallen,  nur  ein  alter  Thurm  ragt  noch  ober- 
halb Sarmingstein  empor. 


im  I  i>  derPropel  Koi 11  i  I II    Ue  V 

Sonnlei  t  hner.   gaborOS  M  Sarniagstoill j    er  IWUrd  laitor  blind,  legi 
Würde  nieder  und  rerlil  |   [»0001  [] 

ii  eeiner  Resignation  erhielt  die  Würde  eiaes  Propetee  \  I  «•  \  g  n  d  e  p 
(Pfireaer),  areloher  jeaaeh  aaoa  anderthalb  «Jahren  den  Stifte  durch  den 
Tod  entriateo  wurde' ».  Nun  ward  l  Paa- 

neukirehen.   Pr.ipst  um  Waldbaus. -n. 

löao  eraaaeita  K.  Maximilian  ii.  den  Stifte  Waldaaaaea  alle  Privile- 
gien and  Hechte,  welche  seine  Vorfahren  denselben  ertaailt  harten*).  Am 

i  Jahres  machte  Mathias  Wertwein.    Donpropsi  so  Wien, 

einen   Sehiedsprueh    zwisehen    dem    Propste  Johann    von  Waldhause;i    und 

Andre  Weinberger,  Dechaat  m  Ardaaker,  wegen  einer  jährlichen  1*. 
\    |  is  Gulden,   welche  der  Propal  diesem  wegen   der  Pfarre  Xoustadl   (bei 
Ardaeker)  zahlen  sollte.    Es  trat  ein  Vergleich  ein  und   der  Propst  zahlte 
jährlich  neun  Gulden3).    1572  erlaubte  K.  Maximilian  II.  dem  Stifte  Wald- 
haaaoa  Klostergüter  zu  verpfänden  *). 

1671  ward  der  Propst  Johann  Verordneter  der  Landschaft  ob  der 
Enns.  stürzte  aber  in  diesem  Jahre  vom  Pferde  und  blieb  todt.  Auf  ihn 
folgte  damals  als  Propst  Hermann  (Parthenreuther),  geboren  im  Markte 
Dimbach:  der  Bischof  Urban  von  Passau  bestätigte  am  k.  December  1577 
seine  Erwählung ä).  Hermann  regierte  lange  und  löblich,  war  1694  und 
1900  Verordneter  der  Landschaft  ob  der  Enns. 

\r,\\  bewilligte  K.  Rudolf  II.  dem  Stifte  Waldhausen  2000  Gulden  Bot- 
in zu    dürfen").     1680  bestätigte  er  demselben  die  Privilegien  seiner 
;)- 

looo  bestätigte   K.  Mathias  <  firmier  K.   Rudolfs  IL)    dem   Propste 
nn  die  Privilegien  leiaer  Vorfahren,    welche  sie  dem  Stifte  ertheilt 
haben  -) 

Der  Propst  Hermann  starb  im  Jahre  1612,  die  Wahl  tiel  nun  auf 
T  h  0  in  as  (  Parstorfor),  der  jedoch  nur  ein  halbes  Jahr  dem  Stifte  vorstand 
und  schon  1613  dieses  Leben  verliess.  Nun  folgte  als  Propst  Maximilian 
(Rathgeb).  geboren  zu  Sarmingstein.  ein  sehr  thätiger  und  um  das  Stift 
wohlverdienter  Mann. 

M»i7  inkorporirte   K.  Ferdinand  II.  die  Filiale  zu  Hofkirchen  (bei  Sa- 
den  Stifte  Waldhausen;     1630  kaufte  es  die  Herrschaft  Klingenberg 
und  den  dazu  gehörigen  Markt  Münzbach  von  der  Familie  Schütter. 


1  )   Nach  Hoheneck. 

2)  Original  von  Waldhausen.   Wien  19.  März  1565. 

3)  Original.    1565.   %.  Aup<: 

\)    Nach  eint'in  alten  Urkunden-Verzeichnisse. 
I)   Original  von  Waldhausen.    Ifi 

6)  Im  alten  1'rkunden-Verzeiclinisse. 

7)  Original  von  Waldhausen.   Prag  den  22.  Januar   15S0. 

8)  Original.   Datum  Wien  1609.    13.  November. 


348 

163«  bestätigte  K.  Ferdinand  HI.  dem  Stifte  die  von  seinen  Vorfahren 
gegebenen  und  1632  von  seinem  Vater  erneuerten  Privilegien  1). 

1639  am  1.  September  vertauschte  das  Stift  Waldhausen  den  ihm  zu 
weit  entlegenen  Markt  Münzbach  sammt  dem  neuen  Schulhause  und  dem 
Spitale  an  Joachim  Enzenmüller,  Besitzer  von  Windhaag,  gegen  seine  Gü- 
ter, wozu  auch  das  Amt  Hirschenau  unterhalb  Sarmingstein  gehörte.  K.  Fer- 
dinand III.  bestätigte  in  einer  eigenen  Urkunde  (worin  auch  der  Kauf  der 
Herrschaft  Klingenberg  von  Seite  des  Stiftes  Waldhausen  im  Jahre  1630 
angeführt  wird)  diesen  Tausch  vom  Markte  Münzbach  gegen  andere  Güter 
von  dem  Stifte  an  den  Joachim  Enzenmüller  im  Jahre  1640  z),  und  dieser 
zeigte  dem  Kloster  Waldhausen  die  kaiserliche  Bestätigung  in  einer  Ab- 
schrift derselben  an3). 

Vom  Jahre  16^5  ist  ein  Lehenbrief  des  Erzherzoges  Leopold  Wilhelm, 
Bischofes  von  Passau,  vorhanden  für  das  Stift  Waidhausen  und  dessen  Hof. 
Maximilian  Eisenhuet,  als  Lehensträger  einiger  riüerlehenbarer  Zehente*). 
In  diesem  Jahre  wurde  auch  eine  Vertheidigungslinie  gegen  die  Schweden 
längs  der  Isper  über  Waldhausen  und  Königswiesen  bis  nach  Liebenau 
gezogen;  der  Commandant  des  Aufgebothes  hatte  sein  Quartier  in  Sar- 
mingstein aufgeschlagen.  Die  Schweden  waren  schon  in  Persenbeug, 
kamen  aber  glücklicher  Weise  nicht  weiter  herauf5). 

1647  rief  der  Tod  den  Propst  Maximilian  nach  einer  glorwürdigen  Re- 
gierung von  33  Jahren  ab  und  noch  in  diesem  Jahre  wurde  Laurentius 
(Voss),  geboren  zu  Waldhausen,  zum  Vorsteher  des  Stiftes  erwählt.  Er 
bauete  das  Kloster  vom. Grunde  aus  neu  und  schön,  verschaffte  demselben 
mehrere  Einkünfte  und  bekleidete  zweimal  die  Stelle  eines  Verordneten  der 
Landschaft  ob  der  Enns,  nämlich  1657  und  1667. 

1)  Original.   Laxenburg  20.  Mai  1638. 

2)  Original  von  Windhaag.   Datum  Regensburg  1640.   22.  August. 

3)  Original-Dokument.  Windhaag.  31.  August  1641. 

Das  Schloss  Klinge  nberg  liegt  in  der  Pfarre  Pabneukirchen  auf  einem 
hohen  Felsen  und  ist  fast  ganz  Ruine.  Die  Herrschaft  gehörte  den  Herzogen  von 
Österreich.  1395.  23.  März  verheissen  Wenzel  und  Ernst  die  Preuhafen  dem 
Herzoge  Albrecht  III.  Gehorsam  und  den  Rückfall  der  ihnen  als  Leibgeding  über- 
gebenen  Feste  Klingenberg  im  Machland.  Lichnowsky  R.  IV.  Reg.  2471. 
k.  k.  geheimes  Archiv.  -  1  397.  Wien  13.  October.  Die  H.Wilhelm  und  Albrecht  IV. 
bestätigen  das  Leibgeding  der  Feste  Klingenberg  auch  für  den  Sohn  des  Ernst 
Preuhafen.  Meine  Geschichte  des  Landes  ob  der  Enns.  R.  II.  S.  707.  Reg.  251. 
Oedt'sche  Sammlung.  —  1588.  11.  März  Prag.  Kaufbrief  K.Rudolfs  II.  für  den 
Erzh.  Max,  erwählten  König  von  Polen,  um  die  Herrschaft  Klingenberg  zu 
12,204  fl.  6  Schillingen  und  20  Pfenninge,  Original  von  Waldhausen.  --  1588 
10.  August.  Krasinstow.  Erz.  Max  übergibt  die  Herrschaft  Klingenberg  an  den 
Diener  des  Erzh.  Ernst,  Lorenz  Schütter.  Oberdreissiger  zu  Üngarisch-Al- 
tenburg.  Original  von  Waldhausen. 

4)  Original  von  Waldhausen.  Datum  Passau  1645.    16.  November. 

5)  Kurz's  Geschichte  der  Landwehre,  B.  I.  S,  173. 


keilte  K.  Ferdinand  III.  dem8tifte  Waldhausea  «-inen  Btadea- 
brief  U|  Betreff  der  Fisehweide  na  der  Donau1)!  Der  Propst  Laarentiae 
st.nl»  1680  und  noefa  im  selben  Jahre  erbiell  diene  Würde  Msreellia  (mll 
«Irin /tinanuMi  Wilhelm)  von  Linz  gebürtig,. aber  sfli-m  166  cbselte 

er  daa  Zeitliehe  mit  dem  Ewigen.  An  seiner  stelle  Kam  Augustin,  ge- 
borner  Freiherr  Orhs  ven  Senau. 

1699  ertheiite  auch  Kaiser  Leopold  I.  «lein  Säfte  einen  Gnedenbriei 
des  l'is.  iii.in_es  auf  der  Donau*)  und  1707  gab  K.  .leset  i.  einen 
Ihnliehee 

Der  Prepei  starb  den  83.  Febrnar  1721  nnd  nun  wurde  Josef  (Nägele) 
/mn  Vorsteher  des  Stiftes  erwählt,   nreleher  dasselbe  27  Jahre  hindurch 

leitete.    .Nach  ihm  war  längere   Zeit    kein  Propst  zu    Waldhauson.    sundern 
Ifl  wurde   von   Karl    Wemeking  dnroh  acht   Jahre    verwaltet:     1766 
lirte  er,   und  Floridas   F  r  u  in  w  a  l  d  führte  die  Administration  wider 
durch  11  Jahre,  er  war  Dechanl  des  Stiftes  und  erhielt  als  solcher  im  Jahre 
ein  Sehreihen   vom  Cardinal  und  Fürstbischöfe  von  Passau,  Josef  Do- 
minik. Grafen  von  Lamberg,  die  Manthkapelle  zu  Struden  betreffend  *). 

Im  Jahre  1708  wurde  Florida!  zum  Propste  von  Waldhausen  er- 
wählt; er  sorgte  aber  nicht  gut  für  das  Stift,  war  verschwenderisch  und 
seihst  seine  Lebensweise  gerechtem  Tadel  ausgesetzt. 

Zur  Zeit  des  Kaisers  Josef  IL  wurden  viele  Kloster  in  Österreich  auf- 
gelötet, alle  aber  unter  Administration  gesetzt,    die  Anzahl   der  Mitglieder 
rde  bestimmt  and  jedem  ein  Gehalt  von  300  Gulden  ange- 
nss  der  Einnahmen  musste  an  den  Religionsfond  abge- 
liefert werden. 

Was  Waldhausen  betrifft,  so  waren  die  Vermögensumstände  dieses 
Stiftes  damals  so  schlecht  beschaffen,  dass  der  Propst  Floridus  sich  nicht 
mehr  zu  helfen  wusste  und  im  Jahre  17N">  freiwillig  seine  Würde  resignirte. 
K.  Josef  IL  nahm  den  '27.  September  d.  J.  die  Resignation  desselben  an  und 
bewilligte  ihm  eine  jährliche  Pension  von  500  Gulden.  Die  Spirilualien  wur- 
den dem  Dechante  von  Waldhausen,  die  Temporalien  aber  dem  Stifte  St. 
Florian  (eigentlich  dem  Propste  desselben  Leopold  IL)  zur  Verwallung 
übertragen  •'').  Dieser  wurde  jedoch  aufsein  Ansuchen  vom  Kaiser  Leopold  IL 
ist  1700  derselben  wieder  enthoben6).  Das  Stift  selbst  wurde 
aufgelöset  und  die  Herrschaft  Waldhausen  am  24.  Juni  1792  nebst 
aar  Dotation  für  das  Domkapitel  zu  Linz  bestimmt,  welches  noch  im 
Besitze  derselben  ist. 

1)  Aus  dem  alten  Verzeichnisse  einiger  Urkunden  des  Stiftes  Wald- 
hausen,  ohne  nähere  Angabe. 

2)  Au»  dein  nämlichen  Ver/.eiclmi 

Ulis    aus    demselben.    Diese    Urkunden    selbst  sind,    wenigstens   in 
Oberösterreich,  auch  nicht  einmal  in  Abschriften  mehr  vorhanden. 
*)   Auch  nach  jenem  Verzeichnisse. 

krenhre  iee  i,m.  latimatiea  von  :>.  October  1786. 

6)   L.  c.  Intimation  vorn  29.  August  1790. 


350 

Der  Propst  Floridus  lebte  dann  einige  Zeit  in  Saxen,  später  zu  Schwert- 
berg, wo  er  auch  gestorben  ist.  Von  dem  Stiftsgebäude  wurde  vieles  schon 
im  Jahre  1800  niedergerissen,  manches  Schöne  und  Werthvolle  nach  Laxen- 
burg  gebracht,  die  schöne  Kirche  besteht  noch,  wie  auch  die  Pfarre 
Waldhausen. 

Im  Stifte  bestand  einst  auch  ein  Seminarium  von  zwei  bis  sechs  Knaben, 
welche  dort  Kost  und  Kleidung  erhielten,  in  der  Musik  und  in  der  lateini- 
schen Sprache  unterrichtet,  und  dann  gewöhnlich  nach  Krumau  in  Böhmen 
zur  weiteren  Ausbildung  in  den  Studien  geschickt  wurden. 

Das  Wappen  des  Stiftes  war  ein  gespaltener,  mit  einer  Inful  bedeckter 
und  mit  einem  Pastorale  gezierter  Schild,  in  dessen  erstem,  silbernen  Felde 
das  Bild  des  heiligen  Johannes  des  Evangelisten  (dem  zu  Ehren  dasselbe 
eingeweiht  worden  war),  in  der  Hand  den  Kelch  hallend,  zu  sehen  ist;  im 
zweiten  Felde  ist  ein  goldener  Adler  mit  ausgebreiteten  Flügeln,  ausge- 
schlagener rother  Zunge  im  schwarzen  Felde,  mit  zwei  rothen  Pfählen  im 
silbernen  Grunde.  (Nach  Hoheneck.) 


351 


VII. 

Beiträge 

/.IM- 

österreichischen  Geschichte 

ans    dein 

Klosterneuburgcr  Archive. 


Von 

Dr.  H.  a.  Zeibig, 

Cooperator  in  Nussdorf. 


V  o  r  b  e  r  i  c  h  t. 


I.  Die  Babenberger  Chronik. 


Schon  Duellius  (Vogel,  Bibl.  Austr.  P.  II,  V.  I,  p.  34)  beabsichtigte 

ihre  Herausgabe  aus  einer  Handschrift  der  Wurmbrandischen  Samm- 
lungen,  wurde  jedoch   durch  die  ungünstigen  Zeitverhältnisse  daran 

verhindert. 


II.  Der  Streit  von  Mühldorf. 

Hier  vollständiger  als  bei  Hier.  Pez  SS.  RR.  AA.  I,  1000.  Eine 
Vergleichong  mit  der  Handschrift  Nr.  8223.  olim  Salish.  422,  des 
17.  Jahrhunderts  in  der  k.  k.  Hofbibliothek  ergab,  dass  der  Inhalt 
wesentlich  der  gleiche,  dagegen  die  Schreibweise  der  letzteren  der 
Z<it.   in  welcher  sie  gemacht  wurde,  sich  anbequemte. 

III.  Kleine  Chronik  von  Österreich, 

die   Jahre    1368   bis    1458   umfassend,    nach   einer    gleichzeitigen 
Handschrift  im  Klustcrneuburger  Archive. 

IV.  Ordtnung  der  teitseaei  Landtskhnecht  in  Hispanien. 

Als  ein  Beitrag  zur  Geschichte  des  osterr.  Kriegswesens  unter 
rl  V.  Aus  der  im  Notizenblatte  II,'  k2t;.'i.  angezeigten  Handschrift 
Nr.  1235  der  Klosterneoburger  Stiftsbibliothek,  derselben,  ans  wel- 
cher die  kleine   K  Chronik  stammt. 

Archiv   l\. 


354 


Y.  Ein  Gespräch  im  Reiche  der  Todten. 


Als  Instruction  für  den  neugewählten  König  Ferdinand  I.  zur 
Aufhellung  der  gleichzeitigen  Verhältnisse,  wie  Darstellung  und 
Sprache,  so  wie  die  genaue  Kenntniss  der  Verhältnisse  anzudeuten 
scheinen,  von  einem  gebornen  Ungar.  Vielleicht  dürfte  von  einem  mit 
der  ungr.  Geschichte  mehr  Vertrauten  aus  den  einzeln  sich  vorfin- 
denden Hindeutungen  auch  der  Verfasser  erforscht  werden  können. 


Nussdorf,  den  28.  April  1852. 


Dr.  H.  J.  Zeibig, 

Cooperator. 


I. 

Chronik  von  Österreich. 

(Bibflntager  Chronik,  1025  —  1283.) 
Da  von  Christes  gepurd  ergangen  waren  tawsent  jar,  darnach  in  dem 

fünft"  und  zwainczigisten  jar,  Chunich  Ch  unrad  macht  seinen  sun  ze  chu- 

nich  und  er  kom  gen  rom  und  ward  kayser  und  regniret  nahen  funfczehen 

iar.    und   chunig  steffan  von  ungern  ward  betwungen  und  undertänig 

und  lobt  ierleichen  zins  ze  geben  .  derselb  chunich  stifft  dy  stat  ze  speyr. 

A.  D.  1039  starb  chayser  ch  unrad,  da  ward  sein  sun  hainreich  nach  im 
chayser  und  regniret  achczehen  jar,  derselb  starb  in  dem  sybenten  iar 
seines  reichs  ze  pomeyn  und  uberchom  dy  auch  mit  streyt. 

A.  D.  1040    herczog    ad y lab  von  pehaym  mit  der   payrn   hilff   strait  mit 
margrafen  lewpolten  beynewnperg  und  überwandt  in  mit  streytt. 
\.  I).  1063  starb  margraf  lewpolt. 

A.  D.  1098  lewpolt  der  gütig  ward  margraf  nach  (seinem)  vater. 

A.  I>.  1099  le  wpolt  der  gütig  ward  begurt  mit  dem  swert  und  (nam)  chay- 
ser ha  in  reichs  tochter  des  vierden  frawen  agnesen  ze  ainer  chon. 

A.  D.  1100  sand  pernhartt  mit  magen  und  mit  frewnten  selb  dreissigister 
fuer  in  den  graben  orden. 

A.  D.  1106  der  gütig  le  wpolt  begundt  stifften  dew  zway  chloster  newn- 
burgk  und  das  heylig  chrewcz  der  gewan  bey  seiner  hawsfrawen 
frawen  agnesen  achczehen  chinder,  der  stürben  sibenew  in  der  chind- 
hait  und  sech  sun  und  funff  tochter  dy  chomen  all  zu  iren  wirden  .  Al- 
brecht sein  erster  sun,  der  was  vogt  und  herr  aller  chloster  und  chir- 
chen  .  des  margrafen  ander  sun  hainreich  lebt  lenger,  won  der  all .  und 
seinem  vatter  was  er  allermynnest  lieb  und  behabt  doch  dew  grossist 
er  under  inen  allen  .  lewpolt  sein  dritter  sun  ward  herczog  in  payrn, 
ernst  sein  virder  sun  was  albeg  bey  im,  Ott  sein  fünfter  sun  lernt 
und  studirt  in  den  sybenten  chunsten  und  wardt  zu  ainem  munich,  und 
ward  darnach  pischollT  ze  freyssing. 

A.  D.  1113  melch   das  chloster  wardt  geweicht  von  pabst  calixto,  der  auch 

etUeieh  weil  so  pretbnreB  was. 
A.  D.  1122  staril)  chayser  hain  reich  und  herczog  lotharius  von  Sach- 
sen ward  c   well  /»*  cliunich,    und  der  legi  rieb  fuer   speyr    und   gwan 
dew  und  fuer  darnach  gen  Italia  und  regnirt  drewezehen  iar,  auch  in 

23* 


356 

demselben  iar  al brecht  m arg raf  lewpolt  sun  ward  in  osterreich 
ze  ritler  und  seiner  genossen  zwainezik  mit. 

A.  D.  1125  ward  newnburch  das  chloster  geweicht  und  sein  stiffter 
margraff  lewpol  d  starb  und  ward  daselbs  pegraben,  nach  demselben 
ward  sein  sun  lewpolt  ze  margraf. 

A.  D.  1126  starib  chayser  lotharius. 

A.  D.  1137  starib  margraf  lewpolt  und  sein  prüder  hainreich,  der 
herczog  was  ze  payrn,  und  macht  aus  osterreich  ein  herczogthum .  der- 
selb  nam  chayser  lotthari  tochter  fraun  getrawden,  derselben 
dinstherrn  und  auch  dy  margraff  ottachers  von  steyr  ver wüchsten 
gar  osterreich  mit  prennen  und  mit  rawben. 

A.  D.  1142  stifftet  herczog  hain reich  der  schotten  chloster  ze  wienn. 

A.  D.  1155  ward  steffan  fraw  geyseln  sun  des  chunigreichs  in  un- 
gern wider  gewaltig,  von  dem  er  Verstössen  was,  derselb  chunich 
steffan  nam  fraun  agnesen  herczog  hainreichs  tochter  von 
osterreich. 

A.  D.  1162  starb  herczog  hainreich  in  osterreich  und  sein  sun  lewpolt 
ward  nach  im  herczog. 

A.D.  1167  starib  emanuel  der  chriechen  chayser  und  chunig  ludbeyg 
von  franken  der  starb  auch  .  nach  demselben  ward  sein  sun  philipus 
chunig  .  in  demselben  iar  starb  auch  herczog  herman  von  kernden. 

A.  D.  1181  fuer  der  ander  herczog  lewpolt  von  osterreich  gen  ierusalem 
und  cham  her  wider  und  pracht  mit  im  ain  tayl  des  heyligen  crewcz  in 
der  gross  wol  als  ains  mannes  arm  .  in  dem  selben  iar  starb  sein  mutter 
t  h  e  o  d  r  a ,  die  ain  wittib  was  gewesen. 

A.  D.  1182  fuer  der  ander  herczog  lewpolt  von  Österreich  und  der  chunich 
von  franchreich  und  der  chunig  von  engellant  genant  reichart  und 
ander  edel  von  flandern  über  mer  an  dem  andern  iar  herczog  lewpolt 
und  der  chunich  von  frankreich,  die  gesiglen  und  chomen  her  wider. 
In  dem  selben  iar  starb  herczog  ottaccher  von  steyr  und  desselben 
erib  enphie  herczog  lewpolt  von  dem  chayser. 

A.  D.  1190  chunich  hainreich,  chayser  fridereichs  sun  ward  nach  im 
chayser  und  regnirt  6  iar  .  derselb  betwang  ampullam,  und  pey  des- 
selben chaysers  zeytten  in  seinem  ersten  iar  chunig  reichart  von 
engellant  durch  der  smach  willen,  dew  im  enpotten  was  enhalben  des 
mers  von  herczog  lewp  ölten  von  oesterreich,  fuer  und  chom  in  das 
lant  gen  oesterreich  in  ains  pilgrayms  weys  also  das  er  sehen  und  auch 
schawen  wolt  das  lant  osterreich  und  die  macht  des  hochgeporen  fürsten 
herczog  lewpolt 's  und  da  er  cham  gen  wienn,  und  sich  in  herczog 
lewpolts  chuchen  macht  und  legt  ains  chochs  diener  gweys  da  cham 
ainer  an  demselben  hoff,  der  in  emalen  gesehen  het  und  meldet  in,  dar 
nach  ze  mitt  purckh  (?)  ward  er  gevangen,  und  wart  herczog  lewpolt 
geantwurt,  awer  an  dem  andern  iar  mit  geyseln  und  mit  silber  und  mit 
golt  und  auch  mit  grossem  schacz  und  auch  mit  chayser  hainreichs  pett 
ward  er  geledigt  und  mit  demselben  silber  und  golt  wurden  dew  stett 
wyenn,  enns,  hainwurch,  dew  newstat  umbmawrtt. 


.\.  D.  iio-..»  bersog  lewpoll  roa  osterreiob  pey  der  purch  dy  da  h 

aei  riel  er  ah  den»  roM  und  praeb  ein  pain  ab,  I  tlben 

starb  er  and  ward  pegraben  ic  den  hej  ligen  chrevi  i 

A.  D.  1193  berciog  lewpolta  tun,  fridreieb  and  lewpell  waren  an 
des  raten  stal  .fridreieb  ward  heresog  In  otterreich,  lewpoll  in  il 

\  I>.  UM  beresog  fridreieb  ren  Ofterreicfa  und  viel  forsten  in  dewUehen 
landen  Damen  »las  ehre wa  an  lieb  .  in  dem  andern  iar  starb  er  in  dem 
eilend  .  nach  desselben  ward  sein  prnder  lewpolt  berezog  in  oester- 
reieb  und  se  steyr. 

A.  1).  1107  der  lobsam  herezog  lewpoll  in  oesterreieb  and  in  iteyr  ward 
ae  ritter  mit  grosser  zier  und  mit  grosser  Schönheit  .  in  demselben  iar 
starb  constancia  dew  chayserin  und  die  lye  hinder  ir  einen  chlainen 
sun.  der  biet  fridreieb,  <\ov  ward  chanig  daez  sicily,  und  da  in 
ans  he  linus  prachl  in  einer  cisteln  von  zusting,  da  ward  er  erledigt 
von  seinen  veinlen. 

A.  D.  1200  der  lobsam  herezog  lewpolt  von  osterreich  nam  theodoram 
zu  einer  chon,  dew  was  des  ebunichs  von  ebrichen. 

A.  D.  1203  stiftet  berezog-  lewpolt  von  osterreieb  das  ebloster  daez  ly- 
1  i  en  veld  t. 

A.  I).  1*06  der  lobsam  berezog  lewpolt  von  osterreich  und  von  steyr,  da 
sein  erster  sun  pegraben  ward,  von  rew  und  von  andacht  nam  er  das 
chrewez  an  sieb  mit  vil  edeln  Jierrn  auf  dem  lande  ze  newburch. 

A.  1).  1212  Damen  dewebinder  das  chrewz  an  sich  und  fueren  in  den  heili- 
gen steten. 

A.  1).  1212  ebunigin  gedrawt  von  ungern  dy  ward  tott  auf  dem  velt  under 
ainer  zeit  des  nagsten  tag  vor  sand  symon  und  judas  tag,  darumb  das 
iren  fleiscbleicben  prueder  den  patriarchen  von  aquieley  bet  er  Wor- 
ten baniezi  bawsfrawn,  der  dewtsch  prenger  ist  genant. 

A.  I).  1218  berezog  lewpolt  wider  chert  erleichen  von  ierusalem  und  dew 
stat  darmata  ward  von  den  Christen  enpbangen. 

A.  D.  1219  cbayser  fridreieb  ward  daez  rom  geebront  und  geweicht. 

A.  D.  1221  fraw  margrelb  dew  romisch  ebunigin  herezog  lewpolts  tochter 
mit  achtper  samnung  der  fürsten  ward  geebront  daez  ach;  awer  in 
dem  andern  iar  bet  sy  hoehzcyt  mit  cbaysers  sun  hainreichen  pey 
newenpurch  und  da  ward  e  n  g  e  1  p  r  e  c  h  t  der  p  i  s  c  h  o  1  f  f  von 
choln   ermortt. 

A.  1).  1226 cbayser  fridreieb  ward  in  den  pan  getan  vonpabst  gregorio 
und  der  fuer  über  nier  und  ward  von  ebunig  soldan  unwirdichleieh  en- 
pfangen  und  macht  da  zechen  iar  frid. 

A.  i).  1227  herezog  fridreieb  von  osterreieb  schied  sich  von  seiner 
bawsfrawn,  des  ehonigi  mnem  von  ungern  und  tett  das  mit  iri  rattera 

willen    lewpolts.     und    darnach    nam  er   des    herezogs    tochter    von 
mar  ehern. 
A.  D.  1220  berezog  lewpolt  von  osterreich  und  von  iteyr  und  all  forsten 
von  dewl  eben  landen  fueren  gen    appnllen    und    herezog   lewpoll 
rer  fner  cbayser  frid  reichen  und  pabsl  irregorium,  und  an  der  wi- 


3S8 

dervert  starb  herczog  lewpolt  und  sein  leichnam  ward  versoten,  das 
fleisch  ward  pegraben  auf  sant  benedicten  per  ig  das  paynech  ward 
heraus  gefuertt  und  wart  pegraben  dacz  lylyenvelt  und  in  demsel- 
ben iar  starb  chunich  ottaeher  von  pehaym,  und  desselben  iars  ward 
die  teyfer  so  gros,  das  sy  ze  rora  zu  sand  peters  stieg  gye. 

A.D.  1230  war  herczog  lewpolts  sun  fridreich  gewaltig  nach  seinem 
vatter  über  osterreich  und  über  steyr  und  über  chrayn,  wider  densel- 
ben seczten  dew  chinringer  und  teten  im  in  dem  lande  grossen 
schaden,  chrembs  und  stain  verprantens  und  das  urfar  bey  newn- 
burch,  da  der  herczog  ubergefaren  wolt  seyn,  das  behielten  sy.  und 
so  starib  hadmar  der  churinger  .  in  demselben  iar  ward  herczog 
ludweyg  von  payrn  bey  c  helhaym  von  ainem  zogstecher  derstoch- 
ten  mit  chayser  fridreichs  geschupht. 

A.  D.  1231  ward!  herczog  fridreich  von  osterreich  ze  ritter  selb  zweyhun- 
dertister  ze  wienn  dacz  den  schotten,  in  demselben  iar  ward  wey- 
chard  von  zebing  derslagen.  ze  wienn  in  des  smelczer  haws  von 
seyfrieden  dem  waysen. 

A.  D.  1232  herczog  fridreich  gewan  vettau  .  in  dem  selben  iar  ward 
er  auch  angegriffen  von  den  ungern  und  da  besampt  er  sich  bey  der 
ley  ta  und  wolt  mit  den  von  ungern  haben  gestritten,  wider  den  macht 
sich  auf  der  chunig  selb  von  ungern,  da  ward  der  selb  streyt  versuntt 
von  etleichen  fürsten  .  in  dem  selben  iar  tet  sand  elisabet  dew  lant- 
graven  von  duringen  grossew  zaichen. 

A.  D.  1233  herczog  fridreich  hat  grossew  hochczeyt  mit  seiner  swester 
constancie,  da  sey  der  margraff  von  meychsen  nam  zu  ainer  chon 
bey  ringleinse,  da  chomen  auch  viel  fursten  zesam. 

A.  D.  1234  chayser  fridreich  chom  gen  osterreich  und  ze  wien  ward  er 
gar  wirdichleychen  enphangen  mit  vil  fürsten,  dew  mit  im  chomen  ze 
neyd  herczog  fridreich,  der  sehr  torieich  sein  dinch  geschafft 
het,  wan  er  neydig  was  .  fliecher  und  dewpper  hett  er  gar  lieb  .  chlo- 
stern  und  goczhewsern  den  tet  er  gar  übel,  und  darumb  cherten  sich  von 
im  stett  und  dinstherrn,  und  habbten  sich  an  den  chayser  .  also  must 
herczog  fridreich  fluchtig  sein  wol  drew  iar  und  sechs  moneid  .  das 
er  chaum  in  dem  lande  pelayb,  und  het  nit  mer,  wan  die  ain  purch 
starhenberch  und  die  newnstat  .  in  demselben  iar  chayser  frid- 
reich zoch  wider  aus  dem  lande,  und  seczt  dacz  wien  den  purgrafen 
von  nurenberch  zu  ainem  phleger  .  den  selben  von  nurenberg 
vertrayb  herczog  fridreich  mit  sambt  dem  pischolff  von  fr  ey  ss  ing 
und  von  p  a  s  s  a  w  aus  dem  lande  und  enphie  wider  wien  pey  der  newn- 
stat, die  wart  im  wider  geantwurtt. 

A.  D.  1237.  Osterreich  mit  sambt  der  stat  wien  chert  sich  wider  zu  irem 
herren  herczog  fridreichen. 

A.  D.  1239  des  negsten  suntags  nach  sand  michels  tag  umb  mitten  tag  da 
ward  di  sun  vinster  und  dew  stern  erschynen  an  dem  hymel  .  in  dem 
selben  iar  fueren  die  tattrer  gen  ungern  und  des  chunigs  brueder  von 
ungern,  der  da  hies  c  h  o  1  m  a  n  ward  derslagen. 


359 

■\.  D.  IMI  hereacg    fridreieh   reu  ich  rea 

hau siv.iw rii.  <i\  <it-s  hereacgen  tochtor  >\as  von  narehern« 
\.  l).  IMI  bereaeg  (Hdrcieli  aam  ainea  lebeamea  lig  rea  den  chaaij 

pel'a\ml  da  \n  ;irt!  Iifif/i»^  ii  I  r  i- i  <■  h    \  o  n    k  itimIi'H  und  au 

der  adel  beim  gevangefe 
A.  I).  ifM  ebanig  bela  rea  angera  faergaa  Mterreieh  ni(  ainem  gn 

ber    und    \\o\l    nxlerreieh    vcrn  iielist    lialun    .    wider    denselben    ebunig 

mariii  lieh  anff  hereaog  fridreieh  aad  ebeaaea   aaaaaiaa   p<iy  dar 

le\  !a    au  sind  \eyls  tag,     daf  was  an   ainem    freytag,     und    slriien    mit 

eisender,  und  raiM  dw  chanig  von  angera  arider  aus  dam  laut,  awer 
daaelbi  ward  bereaeg  fridreieh  deralagen,  und  Österreich  arerd  aller- 
ding  ariblea  .  an  dem   aehtea  tag  ■tarb  sein  maeter  vor  laid  .  in  deai 

selben  jar  saut  ebanig  baaslab  von  aahayn  seinen  sun  gen  osterreich, 
der  nain  irawn  ge  r  d  ra  \v  t  I  e  n  herczog  h  ai  n  r  ei  ch  s  tochter  von  me- 
I  i  e  b  und  ward  herCBOg.  in  demselben  iar  starb  er  und  ward  pegrahen 
in  seinem  laut  .  auch  in  dem  selben  jar  margaretha  dy  romisch  chu- 
nigin  chom  wider  gen  osterreich  und  chayser  frid reich  sand  graff 
otten  von  eberstain  gen  osterreich  zu  ainem  phleger,  und  schyr- 
mer  über  das  laut,  und  der  mocht  des  nit  peschyrmen,  wan  der  chunig 
von  ungern  und  von  pehaym  und  der  herczog  von  payrn  tetten  dem  lant 
grossen  schaden  und  auch  dew  dinstherrn  \  erwüchsen  das  lant  gar  mit 
rawben  und  mit  {»rennen. 

A.D.  IM6  margraff  herman  von  paden  mit  herczog  otten  hilff  von 
payrn  tu  er  gen  osterreich  und  nain  irawn  gerdrawtten  des  vadern 
bereaeg  baarafrawea  und  ward  herczog  in  osterreich  und  gewan  pey 
ir  ainen  sun,  der  hiez  fridreich  und  ain  tochter,  dy  hiess  maria  . 
in  den  andern  jar  seins  herezogthumhs  ward  im  vergeben  und  ward 
pegraben  daez  newn  b u  r c  h. 

A.  1).  1849  BUUrgns?  o  tt acher  von  narbern  saezt  sich  wider  seinen  vatter, 
und  der  vatter  mit  der  von  Österreich  hilff  uberwant  seinen  sun. 

A.  D.  1250  chunig  ha  cz  I  a  von  pchaim  sand  seinen  andern  sun  o  ttac  h  e  r  n 
gen  osterreich,  der  nam  irawn  margarethen,  dew  romisch  chunigin 
gewesen  was,  zu  ainer  chon,  derselb  behabt  osterreich,  steyr  und 
chrain  und  ward  herczog. 

A.  D.  1252  starb  herzog  ott  von  payrn  des  gehen  endes. 

A.  D.  1253  verdürben  alle  Weingarten  in  osterreich  von  reyffen  also  das  in 
hundert  jeucharten  nicht  ward  ain  fueder  wein. 

A.  D.  1254  herczog  ottacher  in  osterreich  und  herr  zu  pehaym  fuer  gen 
prewssen  und  straylt  .  mit  den  hayden  und  gesigt  und  vil  hayden  wuer- 
den  getawfft .  in  demselben  iar  e  b  r  a  n  und  der  eenar  l  s  a  w  t  r  wurden 
ze  wienn  enthaubt. 

A.D.  1868  bareseg  ol  (acher  von  osterreich  und  herr  daez  pehaym  het 
ainen  grossen  streyt  mit  chunig  bela  von  ungern,  aber  herczog  ott  1- 
cher  mit  der  margraffen  hilff  von  prandenwureb  und  mit  den 
aatretefa  etentag  und  vil  angera  und  auch 

rewssen  und  nralbea  wurden  da  erslatren.   aber  miehelins  ertrunchen  in 


360 

der  march  und  in  dem  wag,  da  der  chunig  von  ungern  fliehen  beguntt, 
und  sein  sun  steffan  ertranch  .  in  dem  selben  streyt  macht  herezog 
ottacher  hundert  ritter  und  er  selb  wart  ze  ritter  den  ungern  ze  gesicht. 

A.  D.  1260  was  dew  puess  da,  dy  layen  in  gotesdinst  giengen  von  aim  gocz- 
haws  zu  dem  andern,  slugen  sich  mit  geyseln  und  sungen  den  sanch : 
Ir  slacht  eweh  sere  .  in  christes  here  .  durch  got  und  lad  dew  sunde 
mere  .  und  die  frawn  die  dahaym  pelieben,  dy  slugen  sich  auch  nachket 
und  sungen  von  unsers  herren  marter. 

A.  D.  1261  herezog  ottacher  schied  sich  von  seiner  frawn  margarethen 
und  in  dem  selben  iar  ward  er  gechront  ze  chunig. 

A.  D.  1262  cham  prueder  perchtold  von  regenspurch  und  predigt  das 
gotteswort  in  osterreich  und  in  märchern. 

A.  D.  1264  chunig  ott a  eher  vye  den  von  meyssaw  und  wenneschen 
daez  wienn  und  wurden  gefuert  zu  dem  aichers  in  den  turen  und  stür- 
ben darinne. 

A.  D.  1267  gw ido  der  Cardinal  chom  gen  wienn  und  het  da  ain  concilii  mit 
sechezehen  pischolffen. 

A.  D.  1268  chunig  ottacher  stifft  dew  statt  marchekk  und  fuer  zu  dem 
andern  mal  genprawsen. 

A.  D.  1269  chunig  bela  von  ungern  und  chunigin  maria  dew  stariben. 
nach  dem  ward  ir  sun  steffan  gewaltig  .  in  dem  selben  iar  chunig 
ottacher  vonpehaymund  chunig  steffan  von  ungern  ehusten  sich  und 
wurden  ze  frewnt,  aber  chunig  s  tef  fan  prach  den  frid  und  wolt  chunig 
ottacher  gevangen  haben,  da  er  rait  gen  ch ernten  .  des  ward 
chunig  ottacher  gewarnt  und  Hoch,  entran  chawm  unez  gen  wienn, 
awer  dew  ungern  und  dew  walhen  vingen  ir  vit  und  fürten  dew  mit  in. 
in  dem  selben  iar  seyfried  der  we  hinger  da  der  pey  der  nacht 
selb  dreyhundertister  wold  sein  entweichen  gen  unfern,  und  pey  der 
march,  da  sy  über  ainen  se  der  uberfroren  was,  wolten  gegangen  sein, 
und  da  sy  mitten  auf  dem  se  chomen,  da  prasten  sy  in  und  ertrunchen 
all  miteinander  .  in  dem  selben  iar  starb  herezog  ulreich  von  kern- 
den  und  chunig  ottacher  betwang  das  landt  under  sich. 

A.  D.  1272  rudolf  von  habelspurch  ward  »e  romischen  chunig  er  weit 
in  der  stat  ze  fr  an  eben  fuer  t  und  ward  zu  ach  sambt  seiner  frawn 
annen  gechront. 

A.  D.  1273  bapst  gregorius  der  zehent  hett  ain  concilii  daz  lugdin  mit 
tawsent  zwayhundert  vir  und  zwainezig  erezpischolfen  und  geweichten 
prelaten  an  sand  philipps  und  sand  Jacobs  tag  und  gepot  der  pfaffhayt, 
das  chayner  ein  frombden  haben  schold  und  das  sy  nicht  giengen  in  dew 
lewthäwser  noch  hurhawser  und  ir  iegleich  sold  nur  ain  chirchen 
haben  und  welcher  mer  hat  dan  aynew,  der  sold  dew  aufgeben  ainem 
andern  armen  priester .  daselb  ward  auch  verpotten  all  munich  und  allen 
nwnneyen  und  den  die  chainen  orden  tragen  noch  dy  darezue  geweicht 
sind,  die  da  zapphynnen  hayssen. 

A.  D.  1276  chunig  rudolff  der  romisch  mit  herezog  ludbeigs  hilffen  von 
payrn  und  auch  mit  vil  margraffen,  pischolfen,  grafen,  landtherrn  hilf, 


861 

ii  I r ei  o  •>  e  n  den  RargrafeB  \  ob  p  i  d  6  n  und  aneh  ander  ril  «•<! ! i n ir  von 
«-U  ;iImmi  \  ea  franefaen,  dya  des  reichf  gae(  Innhetea,  <ii<-  t  ie  er  nnd  > •  l * •  - ■  - — 

wandts  .  darnach  fuer  er  gen  r  e  g«  D  I  pu  i'f  Ii  und  herCZOg  Ii  I  i  n  r  e  i  C  Ii 
\  (»  B  |> I y  r  n.  ddff  mit  dem  chunig  von  pehaym  was.  und  im  geia  OreB  hetf, 

nberehom  er  auch  und  ehanig  rndolfi  toehter  ward  hercsog  ii  t  i  b  re  1 1  h  i 
Mm  von  payrn  eoipfenfenl  <!>  und  ua  von  ohsnig  radolfen  ieia  lauf  /.<• 
payrn  aafse  leben . darnach  der  ehanig  radelf  |  a  eham  und  all 

durchzogen  aiochl  vordem  in  und  aach  vor  peaea  wegen  hercaog  hain- 

roieh  von  pa\  r:i  weit  im  ahlrunig  sein  worden,  a  ,\  er  ergab  im  das  I  tut  oh 
der  ens  und  seehs  tawsont  pt'unl  phennig .  das  v  ard  also  gela\dinv 
BT  im  das  see/.l.  wan  er  anders  Dicht  BlOchl  dorchczOgen  also  liier  chu- 
nig m  d  o  1  ff  über  das  i  n  über  das  tra  wn  gen  Österreich,  da  ward  er 
übleich  und  erberleieh  enphangen  von  den  dinstherrcn.  und  dew  lyes- 
sen  iren  aygen  lierrn  chunig  ottachern,  der  sechs  und  zwainczig 
jar  ir  herr  was  gewesen,  und  dew  im  geaworen  hotten  und  irew  ohind 
ze  geyaela  hellen  gescczt,  und  hahten  zu  chanig  rudolffe  n  .  in  dem 
seihen  iar  wurden  im  dew  stett  aufgehen  von  chunraten  sumeraw 
und  von  andern  dinstherren  enns,  ybs,  tuln,  mit  andern  guten  ve- 
sten  und  die  fuerenner  umb  vesperzeit  gewunnen  newnburch  chlo- 
ster  halben,  dy  mit  pehaymen  beseczt  was.  darnach  fuer  chunig  ru- 
dolff  für  wyenn.  und  lag  davor  funff  wochen.  da  hesamht  sich  chunig 
atta  e  h  er  mit  den  pehaymen  und  mit  ettleichen  Österreichern  auf  dem 
mareh  veld  und  wold  sieh  und  die  sein  beschirmt  haben  .  da  mochten 
s  nicht  zu  einander  chomen  von  der  tunaw  wegen  .  aber  chunig  m- 
dolff  iecztweder  halben  der  tunaw  verwuchst  das  land  mitrawhen.  da 
das  chunig  ottaeher  sach.  das  er  im  des  nicht  erwern  mocht,  des  wur- 
den* also  hetay  dingt  von  herczog  ludweigen  und  von  margraffo  tte  n 
v  o  n  h  r  a  n  d  h  u  r  e  h  und  von  andern  pischoltTen,  das  chunig  r  u  d  o  l  ff  chu- 
nig ottachern  seinew  landtscholdim  lassen  aufgehen  und  erscholdsew 
wider  nemmen  von  imzelehen  .da  das  also  betaydingt  wardt.  da  fuer  chu- 
nig ottaeher  über  dew  tunaw  und  chomb  fuerehunig  rudolffen  vor 
wyenn  und  chniet  nider  fwr  in  und  swuer  im  des  ze  dienen  vor  menigem 
fiirsten  und  loht  auch  den  dinslherrn  und  den  purgern  in  Österreich  irew 
chinder,  die  er  von  in  ze  geyseln  het  genommen,  wider  antwurten  mit 
sechs  und  dre  vssigfreyn.  chunig  o  I  tae  her  der  fuer  für  chunig  r  u  dol  f- 
fen  und  chniet  nider  vor  in  und  enphie  seine  lant  ze  lehen  von  im  .  also 
behabt  chunig  rudolfl' lohleich  das  iandt  osterreich  sleyr,  kernden. 
A.  D.    1277  geriwe  chunig  ottachern.    das  er  seinew  landt  het  aull 

chunig  rudolffen  und  prach  seinew  glub  und  aridereagi  im  .  da 
beseczt  chunig  rudolff  Österreich  und  swas  sein  der  chunig  von 
pehaym  iahet  stet  und  purg  gewan  ehanig  in  dolff  mit  stürm  und 
mit  antw  eichen  und  mit  chaezen  gewalliehleiohen.  inen  gan- 

czen  winter  urlewg  zwischen  in.  dew  Österreicher  prannlen  und  rawhten 
in  marchern,  also  teten  die  pehaym  hinwider  gen  osterreich  .  item  dem 
selben  iar  was  in  kernten  und  in  ateyr  eo  gr<  prang,    dai 

menach  dai  inder  ass. 


362 

A.  D.  1278  da  chunig  ottacher  das  sach,  das  er  chunig  rudolffen  nicht  ge- 
schaden  mocht,  da  gab  er  den  Österreichern  all  ir  geysel  wider,  die  er  in 
vor  nicht  wider  het  gegeben,  und  schraib  dem  romischen  chunig  gar 
frewntleichen  an  seinem  brieff,  und  doch  mit  untrawn  und  mit  seinem 
guet  macht  er  hainreichen  von  payrn  und  ander  fürsten  bey  dem 
rein  geystleich  und  weltleich  trewlos  an  chunig  rudolf  fen,  das  dy 
vonimcherten  .  also  besamt  chunig  ottacher  ain  gross  her  und  gewaltich- 
leich  in  osterreich  mit  antwerchen  mit  chaczen  und  legt  sich  fuer  drosen- 
d  o  rf  .  da  dew  selb  stat  nicht  hilff  gehaben  mocht,  dew  ergab  sich  .  da 
fuer  er  fuer  la,  dew  mocht  er  nicht  gewinnen,  da  macht  sich  chunig  ru- 
dolff,  der  so  vast  veruntrewnt  was,  auff  wider  in  mit  seinem  her, 
und  er  dochnuer  ain  vechten  het  gegen  zwainund  dritthalb  grossen  ros- 
sen wider  tawsent .  dar  nach  an  dem  nagsten  freytag  nach  sand  partholo- 
mes  tag  schichten  dew  payd  chunig  den  streit  wol  umb  tercz  zeit  pey 
der  march  auf  dem  feldt,  das  da  haysset  ydungspewgt  und  striten 
mit  einander  .  da  gesigt  chunig  rudolff  und  chunig  ottacher  ward 
erslagen  und  vil  pehaym  ermortt  und  ertrunchen,  und  darnach  fuer 
chunig  rudolff  gen  inarchern  und  behabt  das  lant  alles  .  darnach  wolt 
er  gen  präg  sein  gefaren,  da  was  margraff  ott  von  brandburch, 
chunig  ottachers  ohaym  und  beseczt  purg  und  stett  und  nam  auch  seinen 
hart,  den  er  lassen  het,  und  wolt  sich  geseczt  haben  wider  chunig  ru- 
dolffen  .  da  chomen  dew  fürsten  zw  einander  bey  der  weyzza,  und 
wart  getaydingt,  das  chunig  ottachers  sun  scholt  nemmen  rudolf fs 
tochter  als  ez  emalen  getaydingt  was,  dieweyl  er  lebt,  und  des  margraffen 
prüder  von  branden  burch  scholt  nemmen  die  ander  tochter  chunig 
rudolff s  .  das  geschach  also  alles  nach  tayding,  also  dem  margraffen 
pehaym  landt  mit  sambt  dem  jungen  chuniglein  enpholen  und  chunig 
rudolff  het  selben  machern  innen  funff  iar  .  also  zoch  er  erleich  und 
lobleich  wider  gen  wien  mit  grossen  eren. 

A.  D.  1283  chunig  rudolff  macht  seinen  sun  albrechten  und  rudol  ffen 
herczogen  in  osterreich,  in  steyr  und  in  chrayn. 

IL 
Der  Streit  von  Mühldorf. 

Hy  hebt  sich  an  der  streit  von  kunig  fridereich  von  osterreich  als  er  gevangen  wart  und 
ist  geschehen  anno  doraini  MCCCXVIII.  (1322.) 
In  derselben  zeit  wart  chunich  fridereich  ,  chunig  albrecht  sun  von 
rom  in  chrieg  erweit  ze  romischen  kunig  an  ainem  tail,  und  gegen  im  an 
dem  andern  tail  sein  oham  herczog  lud  weich  von  payern,  und  des 
macht  vil  der  ungetrew  pischolff  von  maincz  davon  grozz  menig  verdarbe 
in  obern  landen.  Do  für  kunig  fridereich  manich  grozz  raizz  von  oster- 
reich gen  payern  und  gen  swaben  zu  dem  rein  umb  das  chunigreich,  und 
wert  das  wol  sechs  iar,  das  sy  offt  und  dikk  grozzew  herschafft  auf  das  velde 
prachten,  und  doch  herczog  ludweig  von  payern  und  sein  helffer  chunig 
johan  von  pehem  von  luczelburch,  der  sein  helffer  was  ze  allen 
Zeiten,  daz  velde  fluchtig  rawmen  musten,  des  warn  sy  paydenhalb  so  lang 


In  ehn  edcrman    nnlei     in    pa\den   ehnnir;  wolt    sein  nur/  des 

das   gut    des    »in    endt    WOli    gehen,    da   man    /all    nach  knslrs  -r|.ui  i 

domiai  M* CCC* XXII*  in  ■an!  miohaela  ahmt  wart  rinn-  |mmmmi 

/.wischen  in  |>;ii(lrn  mnh  «las  reich  in  pairrn  ohrrlhalhrn  in  n  1  (1  o  r  I  t  anl  »I  r  r 

gikeleehen  a  laeat  ehlaJnen  praeter  haitael  die  emphing 

konig  friderich  ron  oeterreich  hinkommen  mü  dm  laatherren  rea  • 
reich, tob  iteyr  oadaaeh  mü  beiden  und  mit  aagern,  die  im  ieia  abaai  ehaaig 

eharel  von  I  Bg  r  r  n  geliehen  Int«.  Br  hell  auch  Irost  aull' seines  hrnder 
helff  herezog  Ion  pol  des.  der  rin  gro/./.ou  niarlit  \mi  snalirn  iiml  von  dem 
rein  auf  da/,  veld  praeht.  der  wart  geirret,   da/  dir  bruder  /.neinander  nicht 

mochten  davon,  da* sich  die  laatherren  von  Österreich  so  langeametendoreh 

rauhes  willen,  das  sy  nicht  ent/.eit  zu  dem  chunig  komen.  nnd  aurli  der 
ehaaig  bieder  im  die  pesten  lantherren  lassen  het  in  Österreich  und  in 
stevr.  da  man  dazu  zusach  des  nachtes,  do  man  des  morgens  vechten  solt, 
do  het  herezog  ludwikh  von  paiern  und  chunig  iohan  von  pehain  sein 
helffer  von  allen  landen  zueinander  pracht,  und  auch  die  durch  ewentewr 
und  der  haiden  willen  dar  chomen  warn,  und  des  was  ein  grozz  her  und 
hies  das  zeainzigen  likung,  da  chom  da  ze  einander  chawm  in  vier  tagen, 
Do  sy  sich  da  nach  einander  zu  dem  wasser  gelaiden,  das  die  her  an  ein- 
ander wohl  gesehen  mochten,  prüften  das  die  weisen  herrn  von  osterreich, 
überladen  wern  mit  herezchrafft,  die  giengen  do  zu  dem  pischolf 
friderich  von  salczpurch  und  namen  den  mit  in  und  gaben  chunig 
fridrich  manichen  weisen  rat  dietrich  der  marschalch  von  py- 
lichdorff,  u  Ire  ich  und  hain  reich  prüder  von  walse,  den  wolt 
er  nicht  volgen,  und  wolt  nur  streiten,  und  iach,  er  het  so  vil  witiben  und 
waisen  gemacht,  das  er  der  kristenhait  des  ein  endt  wolt  machen,  wie  es  im 
ergienge.  Desselben  nachts  rait  konig  friderich  nnd  ditreich  von 
piliehdorff  unter  sein  her  von  hutten  zu  hulten  zu  allen  seinen  herrn, 
und  mont  se  an  ir  trew  und  iach  ;  ir  herren,  ich  traw  euch  wohl,  daz  ieder- 
man  margen  mit  den  seinen  ein  piderman  sey.  als  ich  und  mein  prüder  her- 
ezog hainreich  des  getrawn.  und  ir  uns  des  gepunden  seit;  dy  iahen 
alle,  sy  wolten  es  alle  gern  tuen,  des  leider  nicht  geschach.  des  morgens  fru 
an  sand  michels  abent  machten  sy  sich  auf  gen  dem  von  payern  und  warn 
berait  mit  rier  roten,  die  erst  rot  u  1  r  ei  c  h  und  hain  reich  die  bro- 
der von  walse  under  dem  pannyr  von  s  eyr,  die  ander  kunig  fri  de- 
reich under  des  reichs  panyr,  die  dritte  herezog  hain  reich  von  oster- 
reich sein  prüder  under  der  panyr  von  osterreich,  die  der  mars  chalc  h 
von  pilichdorff  fürt,  dy  vierd  under  der  panyr  von  salczpurch  des 
werden  pischolff  fridereich,  do  het  sich  der  w  erder  von  oster- 
reich mit  den  ungern  und  mit  den  haiden  an  einen  perch  besunder  gelait, 
do  die  her  ze  einander  prachen,  do  hob  sich  iamer  und  not,  do  voehlen  die 
herrn  etleirh  v..n  Österreich  nicnleieh ,  und  strayt  auch  chunig  fride- 
reich so  ritterlich,   das  man    im  gab  den  preiz,  daz  in  allem  dem  streit  nye 

pesser  ritter  gewesen  wer.  aadherrhaaaa  reo  e  beer iaga  peiria.de 

was  gen  im  gezogen  chunig  iohan  von  pcham  mit  de/,  panyr  von  payern. 
wann  der  von  payr    in   den  §\rtü    nyc  kein,   M  hiell  da   pey  auf  einen  lauffcr 


304 

in  einen  ploben  waffenroch,  do  striten  sy  vestichlich ,  do  behabt  chunig 
fridreich  den  streit  aller  dinge  unez  auff  cssenzeit,  das  sy  wol  fünf  hundert 
der  pesien  auff  die  erde  seezten,  die  alle  gesichert  hetten,  und  was  auch 
kunigk  iohan  von  peham  auff  die  erde  pracht,  das  er  lag  dez  mar- 
schalchs  ros  von  pilichdorf  under  den  fussen,  dem  ward  aufgeholffen 
von  ainem  namlosen  herrn  in  osterreich  den  man  doch  wol  erkennet,  wo 
man  in  nennet,  davon  der  streit  verlarn  wart,  do  daz  alles  ergie,  do  kam 
der  purgraff  von  nurnberch  mit  einem  grozzen  her  guter  ritterschaft 
geraster  leut  über  daz  wazzer  gezogt,  das  man  want,  es  wer  herezog  1  e  u- 
pold  von  swaben,  und  ritten  die  das  her  an,  und  alle  die  gesichert 
beten,  die  prachen  alle  gleich,  do  fluhen  die  ungern  und  die  hai- 
den  alle,  die  chunig  friderich  dar  pracht  het  auf  den  pergk,  und  wart 
der  streit  auch  domit  verlarn,  also  das  chunig  friderich  gevangen  wart 
und  die  herrn  von  osterreich  all,  und  daz  wert  unez  auf  die  vesperzeit,  do 
fürt  man  den  kunig  fridrichen  zu  dem  von  payern  under  ainen  pawm,  do 
enphie  er  in  und  sprach:  „herr  oham,  ich  sach  über  euch  nye  so  ungern", 
domit  enphetten  sy  in  und  fürten  in  und  den  marschalch  von  pilic  h  d  o  rf 
auf  die  vest  gen  dornberch,  des  morgens  gen  ottingen,  do  wart  der 
von  payern  ze  rat  mit  seinen  herrn,  das  er  in  fürt  durch  regen  spure h 
auff  die  vest  gen  trausenicht  die  da  leyt  auf  dem  wasser,  haisset  die 
nab,  do  antwurt  er  in  vieztum  weiglein,  daz  er  in  in  huet  solt 
haben  erleich,  als  er  tat,  doch  het  in  der  von  payrn  gesichert  von  dem  streit, 
do  er  gevangen  wart,  er  solt  leibs  und  guts  aller  dinge  sicher  sein,  do  lag 
er  gevangen  drev  iar  und  drey  tag.  In  derselben  zeit  do  er  gevangen  läge, 
het  sich  herezog  leupod  sein  prüder  gesampt  mit  grozzer  ritterschafft' 
und  wolt  den  prüder  gerochen  haben.  Do  let  sich  der  von  payern  für  daz 
hause  zu  purgaw  und  lag  do  vor  wol  ain  virtail  iars,  das  er  sein  nicht 
gewinnen  mocht,  wann  in  dem  hausz  was  der  erber  herr,  herr  purchhart 
von  elerbach  und  seiner  sun  zwen  auserwelter  degen,  und  hetten  darinne 
wol  drevhundert  heim  piderleut,  die  tegleichen  abprachen  dem  her  roz  und 
hengst  an  zal.  Do  hub  sich  herezog  albrecht  auff  mit  erbern  herren  zu 
seinen  prüder  herezog  leupolden,  die  besampten  sich  mit  einander  mit  einer 
grozzen  macht,  und  zogten  für  purgaw,  und  wolten  das  retten,  und  verlob- 
ten sich  mit  clem  von  payern  paydenthalben  eines  gemessen  Streites.  Do 
man  dez  morgen  gestriten  solt  haben ,  do  entran  der  von  payern  pey  der 
nacht  gen  lawbing  in  die  stat  mit  allem  seinem  volkh  und  her  und 
rawmpt  daz  veld  wal  lesterleich,  und  alle  ir  herwegen  belieben  da.  do  kom 
herezog  leupold  an  die  selben  stat  und  nam  alles  das,  das  er  vant,  und 
wolt  mit  derselben  macht  in  das  lande  gen  payern  gezogt  haben,  do  bedacht 
sich  der  von  payern  und  rait  zu  dem  kunig  gen  trausenicht.  und  ver- 
tedigt  sich  mit  im  also  das  der  kunig  mit  dem  von  payern  aus  den  vengnuzze 
gen  münehen  kom,  und  vertaidigt  sich  mit  einander  aller  sache  nach  ir 
paider  peichtiger  rat,  des  prior  von  mawrbach  der  des  chunigs  peich- 
tiger  was,  und  eines  prior  augustiner  orden,  der  des  von  payern  peichtiger 
was,  also  das  sie  paidenthaiben  allen  irn  rat  varn  liezzen,  und  gingen  ped 
zu  einander  zu  den  mynnernp rudern  daez  m u neben,  und  verainten 


si>ii  gencaliofa  mit  einander,  und  gingen  «I«  her  for  und  iwnrn  ror 
menleioh  aaff  gocJeicnnani  le  einander,  de  aai 

berrn  leichnam  von  dem  prior  ron  mawrpaeb.  donül  wartebanigfrleV 
h  tedien. 

1  *<>  entpai  er  telnen  prader  bereaog  lenpolden  die  mar,  daa  et  ledieb 
wer,  der  loch  da  niii  eeinem  bei  aus  den  lande  von  pa/era  de  aal  de 
payern  »'in  hoff  gen  aaepa  roh.  de  alle  berra  and  furetea  le  einander  ka- 
men, dq  wiut  geoffent,  das  ee  obnnig  tridrich  ledieb  wer,  and  gab  bn  daa 
gewall  vor  allen  (nrsten,  daa  er  lieb  gewaltige!  chunig  schreiben  aalt,  also 
dem  von  payern  »las  reieb  inanlwariea  aolt,  dai  er  ee  mne  bat,  und 

n   payern    Kaiser  sein  seil,    und  loll    im    des  gebolffen    sein,   dai 

etleicnen  berrn  and  E&rat«  eralaoledi  in.  and  etmder- 

leieli  ebnnig  iohan  von  p  ehe  in.  der  rait  da  von  in  /oin.  wai 
bereaog  bninre  ich  von  Österreich  in  dem  streit  wartgevangen  und  in- 
geantwui  t  wart  und  den  er  lurt  mit  im  gen  peham  auil'die  vest  gein  aicharns, 
den  man  von  im  ledigt  uml)  XVI  tausent  mark  silbers.  do  die  richtunge  do 
geschach.  do  hub  sich  chunig  fride  rieh  auff  und  für  zetal  gen  Österreich 
und  iinm  den  burgraven  von  nnrnbereb  mit  im,  und  ander  erher  herrn. 
do  enpbie  man  in  schon  und  erleieh,  und  gie  mit  dem  ehrewe/-  gen  im.  do 
enpat  ers  dem  von  n  um  her  eh  gar  erleid»,  und  sand  gen  t  r  aus  e  nicht 
v  i  r  z  l  u  in  weiglein  seinem  will  XV.  t'uder  weinz.  do  bolaib  er  in  dem 
lande  ae  Österreich,  and  halff  Offtendea  dem  chaiser  mit  seiner  macht,  das 
er  über  das  partenbirge  chom  gewaltikleich  gen  rom. 
Hier  hat  der  etreil  ein  ende« 

III. 

nlefhe  Chronik  von  Österreich.   (130S  —  1458.) 

-  natus  est  rex  Sigisinundus  imperator  in  die  s.  Valentini. 
A.  1).  1388  prefalus  Hex  coronatus   est  in  regem  [Jagarie  in  alba  regali  in 

die  palmarum. 
A.  D.  1396,  Interierunt  francigene  et  anglici  et  magna  pars  christianorum 

et  inlerempti  sunt  a  Ccsare  turcorum. 
A.  1).  1408.  Fuit    magna  conlroversia  inter  clientes  milites  et  barones  in 

Austria. 
A.  D.  1415.  In  oetava  sanetorum  apostolorum  pelri  et  pauli  eombnei 

.Magister  iohannes  liuss  heretieus  in  civitate  Constancia  in  Swewia  du- 

rante  ibidem  concilio. 
A.D.  1421.   Combusti   sunt    in  tota  Austria   Judei  in   t'eslo  s.  Gregorii  sub 

duce  Alberto. 
A.  I).  1^;>:{   in   die  s.  Marci  wnil    magna   nix    et   in  statiiti   de  MM 

\enit    tantum   gelu,    fand    destnixil    omiu-  riam 

Ungariam,  itiriam  et  morawam. 

Anno  eodem    in  die  s.  Trinitalis   dominus   Meinbardoe   de 

aliis  baronibus  prope   oi'.if.tlem    Ijurein    neu  remOte  I  sanelo  prob 
fecit  magmm  stragem  in  thaborilas.  irpbl  lico» 


3Gt> 

sie  nominatos  numero  decem  milium  regnante  tunc  imperatore  Sigis- 
mundo  et  durante  concilio  in  Basilea. 

A.  D.  1473.  In  crastino  coneepeionis  B.  Marie  virginis  venit  invictissimus 
romanorum  Imperator  Sigismundus  ungarie  dalmacie  croacie  bohemie- 
que  rex  in  —  Znay  ma  marchionalus  moravie,  qui  et  in  eodem  anno 
laudabiliter  paeifieavit  terram  bohemie  ex  parte  hussitarum  hereti- 
corum. 

Anno  eodem  tandem  directe  in  die  oetavo  proxime  sequenti  in  pusonio 
electus  est  gener  suus  in  regem  Ungarie,  dalmacie  croacie  illustrissi- 
mus  prineeps  albertus  austrie  stirie ,  karinthie  dux  et  moravie 
marchio. 

A.  D.  1438  in  die  circumeisionis  dtri  coronalus  est  idem  Serenissimus  prin- 
eeps alb  er  tus  in  regem  ungarie  in  alba  r  e  gali. 

Anno  eodem  doininica  Reminiscere  electus  est  prefatus  rex  Albertus  in 
regem  romanorum  ab  electoribus  in  frank vurdia  et  tandem  infra 
pasca  et  ascensionem  domini  miserunt  electores  imperii  sollennem  am- 
bassiatam  ad  prefatum  alber  tum,  ut  dignaretur  assummere  Imperium, 
ipse  tarnen  diu  rennuens  tandem  induetus  a  multis  assumpsit  onus  pre- 
fatum in  ecclesia  saneti  Stepbani  in  Wienna. 

Anno  eodem  in  festo  sanetorum  apostolorum  petri  et  pauli  coronatus  est  idem 
rex  Albertus  imperator  in  regem  bohemie  sollenniter. 

A.  D.  1439  in  vigilia  Symonis  et  Jude  hora  8.  mortuus  est  serenissimus 
romanorum,  ungarie,  bohemie  rex  in  ungariazum  langendorf  et 
sepultus  in  alba  regali. 

A.  D.  1440  in  festo  kathedre  saneti  petri  natus  est  in  quodam  castro  dicto 
Gummarn  in  ungaria  Ladislaus  filius  regis  alberti. 

Anno  eodem  feria  quarta  post  Quasimodogeniti  assumpsit  regnum  romano- 
rum a  legatis  electorum  serenissimus  prineeps  dominus  Fridericus 
dux  austrie. 

Anno  eodem  in  ipso  die  penthecostes  coronatus  et  unetus  est  in  regem  un- 
garie filius  alberti  serenissimus  dominus  Ladislaus  adhuc  existens 
infans  tredeeim  hebdomadarum  portatus  a  nobilibus  portatoribus  in 
eunabulis,  descendendo  in  Weissen  bürg  et  ascendendo  in  austriam. 

A.  D.  1442  feria  4ta  ante  festum  s.  thorne  apostoli  mortua  est  Elizabeth 
uxor  regis  alberti  felicis  recordationis  et  sepulta  in  Jaurino  id  est 
Raab  mater  illustrissimi  regis  Ladislay. 

A.  D.  1445  hab  ich  geheyrat  in  die  s.  Blasii  ze  Ravelspach. 

A.  D.  1448  in  vigilia  penthecostes  et  in  die  et  feria  2da  et  3  venerunt  pruine, 
que  destruxerunt  omnes  vineas  in  austria  preter  montanas  et  erat 
festum  hoc  in  die  s.  Pancracii. 

Anno  eodem  commissum  est  magnum  prelium  a  Johanne  de  Hunyad  Guber- 
natore  regni  ungarie  et  a  cesare  turcorum. 

A.  D.  1449  zoch  man  für  nider  weiden  für  den  orberger  das  gab  er  der 
landtschaft  und  ward  dasselb  iar  wider  verlorn,  und  das  het  diselb  zeit 
Tibolt  Sebeckh  inn  und  die  veint  wurden  gar  starkh  darauf,  und 


beten  das  nahcnl    i    |.m-  imi  und  kl  .11  sehad. 

gung,   Valien.  law  I»«mi  und  prruneii  hinderlialh  uml  eiihalh  .I.r  l.iriaw. 
A.   I».    I'i.iO    /.wischen  OtttTl    und    phiu^slrn    /.nrh    man   lur    |  i  .1  .  || 

.las  -  :i  1»  man  dein  von  e i I i  ,  der  was  des  liiml.-s  hauptmann  .  It.-m  dar- 
nach wanl  \eiin  ueuuncn.  »Ia\«»r  ward  bei  w  i  I  Im- I  m  <1  «•  i  l.baer 
erschossen,    und  darnach  /.nch  man  I  ii  i    (ialic/,   das  gab  I 

\.  D.  1461  starb  heresog  hainreich  von  i.i\m. 

Anno  eodem  vonit  Wiennam  <|uidam  rdi  -niiic    Johl  I 

«träne  radiale  ninorom  el  hie  fecit  fciagaUe  dieims  warmmmm  %4 

rum  et  hahuit  roliquias  sancli  Her  nliardi  in  <|  rura\il  mutlos  lang 
tes  graoiam  hahenlibus  (!) 

Anno  I).  1452  zoch  man  für  ort   dar   in    worden   |WM    mitterndor 
die  gaben  das  gschloss  und  darnach  von  stunden  /och  man  Inr  im 
ser  zu  der  newn  stadt  von  wegen  kunig  lasslaws,  den  gab  der  kaiser 
der  landtschaft  von  Osterreich. 

A.  D.  1453  zog  kunig  lasslaw  zum  ersten  mal  gen  behem. 

Anno  eodem  kamen  in  zvvielrecht  herr  ulreicb  der  eyzinger  und  graf 
ulreich  von  cili,  und   der  von  cili  ward  ze  VVienn  von  dem   1 
gedrungen. 

A.  D.  1456  an  sant  vincencentag  zoch  kunig  lassla  ze  Wienn  ans  mit 
dein  von  cili  und  lagen  die  erst  nacht  ze  I  a  \v  f  l  e  .    darnacli  M    p  l 
bürg  und  zugen  gen  ungern. 

Anno  eodem  starb  der  alt  hunyadyanuscb  gubernator  des  hungrischen  i 

Anno  eodem  ward  der  wolgeborn  edel  fürst,    graf  u  1  r  e  i  c  h  von   cili   er- 
schlagen  oder  ermordet  von  dem  weydam  lassla  des  alten  gul  < 
sun  und  von  Canisi  lassla  vom  sprinczenmarkht  und  andern   irm   mil- 
helfern  zukrichischen  Weissenburg  im  gschloss  an  saud  inerten  tag. 

Anno  eodem   zugen  all  die,  die  das  kreuz  wider  die  lurkken    genom. 
ten  ab  gen  ungern,  und  worden  auch  diselb  zeit,    als  der  von 
mordet  ward,  zu  weissenburk. 

A.  D.  1457  ward  waydem  lassla  der  jung  gubernator  gevangcn  und  dar- 
nach enthaupt  ze  ofen  und  sein  prüder  mathias  ward  gefurt  gen 
Wienn,  als  der  kunig  zwischen  ostern  und  piingsien  herauf  /.och  gen 
wien. 

Anno  eodem  feria  quinta  de  nocte  in  cena  domini  que  erat  —  venit  tantum 
gelu,  quod  destruxit  omnes  vineas  in  austria  plus,  quam  olim  in  die 
s.  marci. 

Anno  eodem  zoch  der  durchleuchtigist  fürst  und  herr  herr  lassla 
ze  pehem  kunig  gen  pehem  und  erhucb  lieh  M  WTi« 

Anno  eodem  ist  gestorben  der  durchl.  fürst  lassla  an  »and  dementen  tag  ze 
p  rag  und  ist  daselbs  begraben  in  dem  tum. 

Anno  eodem.  Ee  und  der  kunig  starb.   was  ein  • 

ausgangeu   von    hungern    pehem    ostercich    und    un-rhern    uml)  junckh- 
frauen   magdalenam.     de*  allerkrist.-uh-i.-hist.-n    fürsten  BJ 
von  frai.kr.-ici.  toehter,  ,ii,-  ,!••,,,  benaaten  harn  Uni««  ff  »■ 

l prochen  was. 


368 

Anno  eodem  an  sand  tiburcen  tag  als  der  gestanden  ist  an  dem  heiligen  ant- 
los tag  darnach  in  der  nacht  sein  all  Weingarten  in  Ostreich  erfrorn 
also  das  mynner  wein  ward,  dan  vor  zeiten  als  perg  und  tal  an  sand 
marx  tag  erfroren  waren. 

A.  D.  1458  ist  mathias  des  hunyadyenusch  sun  in  ungern  von  etlichen 
bischofen  und  landtherren  erweit  zu  einem  kunig. 

Anno  eodem  ist  der  Girzigk  uon  potibrat  in  behem  erwellt  zu  ainem 
kunig. 

Anne  dni  eodem  ward  ulreich  eyczinger  von  dem  loblichen  fiirsten 
herczog  albrechten  von  osterreich  des  durchleuchtigisten  fursten  herrn 
fridreichs  romischen  kaiser  bruder  gevangen  ze  wien  und  gehalten  in 
dem  präg  haws. 

A.  D.  1482  dominica  vocem  Jucunditatis  in  die  s.  pancracii  ist  gestorben 
albrecht  metzena  wer  und  ligt  begraben  zu  krembs  zu  unser  lieben 
frawen  im  freythoff  (spätere  Hand). 

IV. 
Ordtnung  der  tcutschen  landtsknecht  in  hyspamen.  (1552.) 

(Aus  der  Klosterneuburger  Handschrift  Nr.  1235.) 

Verzaychnuss  und  Abredt  der  bestallung,  so  der  durchleuchtige  hochgeborne  herr  herr 

Ferdinandus  Herczog  zu  Alba,  Rom.  kheys.  Maet.  Rath,   obrister  hofl'mayster  und  feld- 

hauptman  mit  dem  wohlgebornen  herrn  N.  zu  N.  hochgedachter  Khays.  Maet.  Rath  und 

Obristen  über  ihr  teutsch  Khriegsvolckh  in  Ilispanien  gemacht  und  aufgericht  hat. 

Erstlichen  sollen  die  12  fendlein,  die  in  seinem  regiment  sein,  in  8  fend- 
lein,  darunter  300  personen,  eingetaylt  und  in  solicher  anzall  das  khriegs- 
volckh, so  in  Sardinien  ist  ankhumen,  begriffen  werden,  aber  die  an- 
dern 4  fendlein  in  zue  gestellt  und  abseyn  und  in  disem  die  ordtnung  gehal- 
len werden,  wie  in  dergleichen  fällen  under  dem  teutschen  khriegsvolkh 
der  gebrauch  ist  und  herkhumen,  das  sie  dann  iezo  oder  baldt  sich  mit  ein- 
ander vergleichen  sollen  und  die  fendlein,  die  in  Sardinien  sein,  alle  oder 
zum  thayl,  weliche  das  glüekh  betrifft,  abgethan  .  aber  gleichwol  deren,  so 
also  abgefertigt,  ihre  verdiente  besoltung,  so  vill  sich  der  in  der  rayttung 
befindt,  entricht  und  bezallt  werden,  und  dabey  fürsehung  besehenen,  da- 
mit sie  wiederumben  in  Italiam  gefuert  und  zu  landt  geseezt,  alda  man  ihnen 
einen  halben  monat  soll  für  ihren  abzug  bezallen  wirdt,  so  vor  die  Khays. 
Mäet.  ihr  nottürftig  sein,  oder  so  under  dem  Margrafen  de  Quasti  nit  ge- 
braucht wurden. 

Item  die  khays.  Mäet.  hat  verordnet,  dass  die  rayttung  mit  dem  khriegs- 
volkh bis  zu  endt  des  monats  N.  nechst  verschinen  beschlossen,  und  alles 
das  inen  in  solicher  rayttung  hinderstöllig  ist,  so  vill  sich  das  in  der  muste- 

rung,   so  iezo  alsbaldt  geschehen  solt darzue  bewilligt  Ihr  khays. 

Mäet.  das  in  auff  ihr  khunfftige  besoltung  von  dem  ersten  tag  diss  monats  N. 
zu  rechnen  .  iezo  alsbaldt  ein  monatsold  in  thuech  und  seyden  gewandt  ge- 
richt,  und  der  halb  thayl  soliches  tuechs  und  seydengewandts  auff  disen 
monat  N.  und  der  ander  thayl  auff  den  nechst  khunftigen  monat  N.  ange- 


schlagen  and  Ihnen  an   II 

.1  roh   mi a  i)  ge  i  ii  n.i  i  I  Iteng 

n  i  i  \  «« rn  rsa  e  h  t  w  <>  pd  0  n .  u  n  «>  r  «l  i  n 

•«»ii  aber  80  oder  35  lag  nii  s, 

Item  Ihnen  soll  In  «iisn-  rayttang,   die  n 
rtli.  <li<>  1600  Cronen,  m 
streeht,   desgleichen  die  pmfan.lt.    die 
Ihrer  ankhnnfftigen  PaJameaa 

damit   seliehes    khainen    newen    einging   g< 
khaii    iaet  si,«  In  anderweg  mil  g  ..•■!. de  ikhea  an  ,   I  t»  ge- 

en  lasten. 

Item  die  beiaUnng ihrer  erdient«  mg,  m  \iii  Ihm 

endt  <l«-s  inonats  N.  hinderst »»II i^,  ist.  sol!  anffdie  mustcriin  ; 
allein  »die  vorhanden  sein,  sollen  be/.allt  werden,  oh  aber  dl 
wenden     das  sie  naeh  der  heaallong  des  letzten  monals.    den   si.-    in   I 
empfangen  haben,  den  verstorbnen  khnechten  Cargestreckhl  betten, 
sollen  sie  anzaygen  Urnen,  wie  vill  und  welichen  personen  fftr  gc- 

■treekht  haben,   daraoff  werdent  Ihr  khays.  Maet.  genedigklieh 
das  ihnen  solieh    fürgestrekhte   gelt  so  vill  sie  das  !»»•>  ihr. 'in  a   dt   erhalten, 
widernmben  erstattet  werden  solle;   dan  ihre  Maet.  ist  der 
nnng,    das  die  bezallung  umb  der  verschinen  nit  änderst,    dann  auf  «Ii 
musterung,  die  man  iezo  nennen  wird!,  geschehen  solle.    Die  K 
bewilligt  auch  in  ansehung  das  sie  sich  Ihrer  Maet.  nndertn  stellen 

in  Ihrer  Maet.  dienst  in  diso  land  hegeben  haben,    das  ainem    ieden  U 
3  cronen.  unangesehen  das  man  sunst  nit  mer  dan   zwey.    und  / 
zu  bezallen  pflegt,  für  einen  ieden  einfachen  monat  soll  bezalll  m 
so  lang  sie  in  diesen  hispanischen  khunigreichen  und  landten  in   Ihr 
(linst  und  besoltung  seint;  ob  aber  sie  wiederumb  in  Italia  gefaert  irn< 
als  dan  soll  es  ihnen  gehalten  werden,  wie  vor  aller  herkhumen  isl  ai 
gebrauch  ist,  nemblich  für  einen  jeden  monat  soll  4  tl.  w<> liebes  am« 
2  cronen  und  2  drittl  laufft,  zu  entrichten. 

Item  ob  sich  hinfüro  zutruege,  dass  sich  die  b«  il  ettliche  tag 

naeh  ausgang  des  monats  verziechen  wuerde  leben),    di> 

gelt,  so  des  merern  thayle  ans  Castilien  bracht  n  mes» 

nit  ailweg  eben  zu  bestimbter  zeyt  ankhumen  mag,    in  disen  Fall  soll   Ihr 
Mäet.  Obristen   Felthauptmann  verpllieht  sein,    daran  zu   seil    und 
stellen,   dass    ihnen   profandt  oder  zerung   in   ihren    Ic 
bergen    nuff   kherbholz    gerieht    werden   soll,    und    s<>ll    d 
also  damit   zufrieden   sein,    und  der  bezallu  ankhunü 

mit  geduld  warten,    und  khainen  muethwillen  anfallen,    innder  <!• 
und  andern  ihren  hauptle  und  sich  in  Ihr  Maet.   v 

und  »linsten  nichts  desto  weniger  gebraiwhen  lassen,    und   I 
annimmt  soll  «las  khricgsvolkh.   ein  leder  su  - 
und  dieprofandf.   so  vill  sie  dan  gehabt,  «lar 

i )  Palamoi 

Archiv  l\.  -'* 


370 

nen  man  in  den  Fleckhen,  darin  also  ihr  undterhaltung  gehabt,  bezalt 
werden,  und  soll  auch  in  solicher  zeyt  oder  in  anderer  khaynerley  anlauff, 
rottung  oder  meuderey,  noch  einige  neuerung  in  der  musterung  machen, 
welche  aber  soliches  übertretten,  der  oder  dieselbigen  anfengen,  wo  sie  des 
bewisen,  soll  er  am  leben  gestrafft  werden,  und  soll  ietlicher  hauptmann  in 
sunderhayt  schultig  sein,  solliche  meytlerey  nacher  anzuzaygen. 

Item  es  soll  das  khriegsvolkh  in  den  losamenten  darinen  sie  beherbergt 
sein,  zufrieden  sein  mit  hausgeschirr,  petten  und  feuerstat  nach  ziemlicher 
notturfft,  und  wie  die  wierte,  darbey  sie  beherhergt  sein,  in  ihren  heusern 
haben,  und  sollen  sich  des  feurs  also  mit  den  wierten  zugleich  in  gemain 
gebrauchen,  und  den  wierten  sunst  khain  Übertretung  oder  beschwärung 
thuen,  noch  öl,  salz,  kerczen,  hew,  strew  von  inen  erfordern  anders  dan 
gegen  gebürlicher  bezallung,  und  in  abschlag  ihrer  besoltung,  die  weyl 
man  soliches  in  hispania  mindert  pflegt  zu  geben,  und  sunderlichen  in  di- 
sem  fürstenthumb  Catalonien,  dan  wie  wol  vormals  auch  teutsch  khriegs- 
volkh in  der  khays.  Maet.  dinst  und  besoltung  in  disem  fürstenthumb  gele- 
gen ist  so  hat  doch  dasselb  khriegsvolkh  desgleichen  vorthayl  nit  gehabt, 
und  soll  dan  iezo  nuerung  mit  dergleichen  beschwerung 
fürgenomen  werden,  so  wer  Ihr  Maet  verpflichtet,  solli- 
ches beschwerung  den  un  der  thonen  auff  nechst  khunfftig 
landtag  widerumb  erstatten  und  entrichten  zu  lassen,  wel- 
ches Ihr  Maet.  ainen  nachtheyligen  eingang  emperen  wuerde,  aus  welicher 
ursach  inen  dan  in  gemelten  disen  landten  ainen  ieden  jedes  Monats  ain 
drittthayl  von  ainer  cronen  gegeben  wirdt. 

Item  es  sollen  die  hackhenschüczen,  so  lang  sie  nit  zu  velt  ligen, 
noch  gegen  den  feinden  in  handlung  steen,  schultig  sein,  sich  mit  khraut 
und  loth  umb  ihren  aigen  pfenning  zu  versehen,  und  gfast  zu  machen,  die 
weyl  man  ainem  ieden  hackhenschüczen  1  fl.  zu  übersolt  gibt,  ob  sie  aber 
gebraucht  wuerden,  oder  einige  handlung  fürzunemen  hetten,  zu  sollichem 
fall  bewilligt  die  Khays.  Maet.  hierin  fürsehen  zu  thuen,  in  massen,  wie  in 
Italien  gewönlich  under  dem  khriegsvolkh  der  gebrauch  ist. 

Item  die  khays.  Maet.  bewilligt  auf  die  fendlein,  so  in  Ihr  Maet.  dinsten 
bleiben,  damit  diselben  widerumb  erneurt  werden,  ainem  ieden  hauptman 
10  cronen  oder  so  vill  daffet,  als  zu  ainem  fendlein  von  nötten  ist,  zustellen 
zu  lassen,  doch  sollen  die  fendlein  von  färben  nach  Ihr  Maet.  befelch  ge- 
macht werden. 

Item  das  khriegsvolkh  soll  in  den  fleckhen,  da  sie  ihr  gelöger  haben, 
mit  holcz  zue  der  wacht,  die  sie  zu  thuen  haben,  fürsichtigklich  fürsehen 
werden,  und  soll  der  Comissary,  der  inen  zuegeben  wird,  hierinnen  ordt- 
nung  und  einsehens  zu  thuen  haben  damit  schadt  und  nachthayl  mit  besche- 
digung  und  Verwüstung  der  gepew  und  paumb  auf  dem  feit  auch  an  andern 
gehülcz,  das  man  zu  andern  sachen  gehrauchet,  nit  mag  fürkhumen. 

Item  es  soll  das  khriegsvolkh  hochgedachter  Khays.  Maet.  die  gewönlich 
pflicht  und  aydt  thuen,  die  von  alter  herkhumen  und  allenthalben  der  ge- 
brauch ist,  und  von  derselben  zeytt  hinfüro,  und  so  oft  Ihr  Maet,  obrister 
felthauptmann  soliches  begeren  wirdt,    mustern  lassen,   damit  man  zu  ieder 


/.e>lt   wissen  BUf,    wie   v  i  1 1   volkhs   ,  ..rhumlci.   wer.    un-l 

zu  der  naaterong  kbamea  and  niemandte  «roytter  I 

l 'ud  10  die  Kh.  M.iit.  ihrer  ml    wexii. 

ihr  beaoltaog  besellen  and  lie  nil  selüaTei  Ml  Du 
chenn.it  profandl  l»is  in  Italien  aeaTrajUang  und., 

lürsehen.   und  in  dar/.ue  ein  halben  mihi  ..h/n-  von  «hin  ort  an,   da 

sie  in  Italien    zu    lam  i     werden    rOl  MOMfl 

rechnen  vermüg  ihrer  vorigen  beeUllunf      die.  Uli 
dern  puneten  l'uer  beslcttigl  haben  will.  antrieb! 

Aetuin  in  Pnrselona  den  8   Noi    I 


Dei  Römischen  Khay,  May*  irtwkhl  briet. 

Anfenkhlich  Bellet   ihr   Mai.   unsorn    ■Htryaetdlfiaten   hei  in  aueh    ihr 

Maj.  verordneten  obriaten,  nemblieb  dem  wolgebernea  becri  kern  x- 

N.   auch   seiner   genaden   Leydenainbt    Bf«   /.u    V    I  reuliehen   M   iifAi 
schwüren,   ihren  Schaden  wenden,    und  fronen  fftrdei  ben  haupt- 

lenten  fendrichen,  und  ander  befelchaleutten,  ao  von  eneers  obi 

ordnet,  gehorsam  sein,  was  sie  mit  eueh  schallen  und  gebteUen,  «las  U 
leutlen  zuesteht,    es    sev  klilain  oder  gross  haims    edel    "der   unedl   OBl  alle 
widerrett   und   auszug  zu  thuen  und  khain   meültercy   machen,    aondei 
gebrauchen  lassen,  es  sei  zu  den  feinden  oder  von  den  feinden,  aufl"  zug  oder 
wachten,  wie  es  sich  begab,  bey  tag  oder  nacht,   nach  dem  sie  die  notturflt 
erfordert  es  sey  auff  wasser  oder  landt,    wie  es  dan   kha\.  Mnet    von 
sein  wierdt.   wo  aber  ainer  oder  mer  dahin  ungehorsam  erschin.     «1er    oder 
dieselben  sollen  nach  erkhantniss  des  ohristen  gesli  all!  werden,    als 
nachgeschribnen  artikheln  clärlicb  begriffen  ist. 

1.  Item  es   soll  sich  ein  jedlichs  l'endlein  khnecht  saiuent  od*! 
liehen  rotten  weyss,  wie  es  sich  begeb,  oder  die  notturlll  erraeht.    gel 
chen  oderschickhen  lassen,  und  ob  sich  begäbe,  dass  air.  hautl'i  mit  des  an- 
dern hauplmann   fendrich,    wähl    und    khnechten  zu  thuen  schnell,     i 
notturll't  erfordert,  was  khriegsleulten  zu  thuen  müglich  ist.  das*  iine  gehor- 
sam geschehe,  gleich  als  ob  soliches  sein  hauptman  selb*  schnell. 

Item  ihr  sollent  30  tag  für  ain  inonat  zu    dienen  BCbnldig   - 
dan  der  gebrauch  ist  und  soll  ainein  ieden  au  IV  ieden  Bell  ^  h\  in   inüntz  ge- 
raicht  und  gegeben  werden,   und  alle  monat  bezallen.    und   so   das  gel 
verzieh,    und  nit  gleich  von  stund  an  da  wäre.     M  Beut  ihr  ainen  tag  k  oder 
5  gedult  tragen,   nichts  desto  weniger  cur  wacht  \eisehen  und  k! 
absehlagen,  wie  dan  khriegsleullen  zuesteht  und  der  -.Im..  ud  aoll 

der  inonat  N.  heut  angehen. 

3.  Item  wo  ainer  oder  mehr  gelt  .•mphangen  und  dannnben  auch  nn 
dig  zu  dienen  weren  und  darüber  an  erlaubn^  lf  äfften   lea  al 
oder  hauptleutten  weeckh  H  gebll,   ITtJ  aher  dis.-lbcn  ain.-r  "der  | 

ten  wurden,  sollen  sie  an  leyfa  und  lehen  gentiafl 

4.  Item  es  soll  khain  khnerhtam  /.iechenauaa der  ordtnong geben  ohn  me- 
nigkhliche  Ursachen.  ITC  aher  ainer  oder  mer  in  BOl  ■■horaanib  wären 


sollen  die  hauptleutt,  feltwäbl  und  gemaine  khnecht  den  oder  dieselbigen, 
so  nil  in  der  ordtnung  bleiben  wollen  mit  gewalt  in  die  ordtnung  treyben. 

5.  Item  die  khindlbötterin,  schAvangern  frawen  und  junckhfrawen,  alt 
leut,  briester  und  ander  geystlich  leut,  auch  ob  man  mit  dem  läger  liegen 
wuerde  oder  ain  zug  thete,  da  khirchen  weren,  das  sie  alsdan  niemants  in 
kbirchen  lügen  noch  losiern  sollen  noch  sunst  auffbrechen  und  nit  endern, 
sundern  sie  beschirmen,  wie  es  sich  gebürt  und  in  khainem  weg  belaydigen, 
undt  christliche  ordtnung  halten,  wie  vor  alter  herkhumen  ist,  bey  leybstraff. 

6.  Item  es  soll  sich  auch  ain  jedlicher  massen,  gott  und  seinheylligen  zu 
lestern,  wo  aber  ainer  oder  mer  gott  und  sein  heylligen  fräfflicher  weyss 
lestern  wuerde,  sollen  am  leyb  gestrafft  werden. 

7.  Item  ob  es  sich  begäbe,  dass  durch  den  obristen  khay.  Maet.  ain 
schlacht  oder  sturmb  an  gemaurten  geschlossen,  geschlössern  oder  stötten 
oder  fleckhen  geschehe  und  mit  gottes  hilff  erobert,  so  soll  alsdann  ainen 
iedlichen  khnecht,  wie  sich  dann  das  monats  seines  dienst  begreyfft,  ausgezalt 
werden,  und  soll  der  herr  auch  weytter  nichts  schultig  sein,  und  ob  sich 
begäbe,  das  auf  soliches  das  gelt  nit  gleich  von  stunt  an  da  were,  und  den 
feindten  ein  abpruch  geschehen  möchte,  so  sollt  ihr  euch  nach  der  thatnach 
zu  druckhen,  wie  eur  obrister  mit  euch  schafft,  und  gebeuth  zu  schickhen 
das  müglich  ist,  nicht  widern  zuvor  ann  khäinen  zug  den  feinden  zu  abzug 
abgeschlagen.  Und  ob  sach  wäre,  dass  durch  Khay.  Maet  derselben  gemein- 
ten obristen  oder  hauptleutten  fendl  oder  rotten  weyss  in  ain  besaczung  ge- 
schickht  wurden,  es  war  in  stött  oder  Schlosser,  märckhten  oder  fleckhen, 
wie  es  sich  zuetruege.  und  dieselbigen  in  solicher  Besaczung  weren,  durch 
die  feindt  ersuecht  wuerden,  es  wer  durch  ain  oder  mer  sturmb,  so  soll 
ihnen  der  herr  darummen  zu  thuen  weytter  dan  ihre  besoltung  raycht,  nichts 
schuldig  seyn,  und  ob  stött.  Schlösser  oder  ander  besaczung  mit  thaidigung 
aufgenumen  wuerden  ,  so  soll  ihr  khainer  nit  darein  faln  oder  plindern, 
auch  darein  nit  gehen  oder  stehen,  auch  nichts  weytter  darüber  thuen  ohn 
wissen  und  erlaubnuss  des  felthauptmans  oder  wer  von  seinetwegen  befelch 
hat,  bey  leybstraff  und  die  gesicherten  und  gehuldigen  bey  der  Sicherung 
und  hultigung  beleyben  lassen.  Wo  man  an  schlachten  oder  stürmen  erobe- 
rung  thete,  wie  das  wäre,  so  soll  sich  niemand!  umb  das  guet  annemen,  noch 
plindern,  ee  dan  vor  die  walstat  und  placz  erobert,  sunder  im  guetter  ordt- 
nung bleyben  bey  leybstraff. 

8.  Item  wo  ainer  in  schlachten,  sturmb  oder  sunst  den  feinden  abge- 
wänne, soll  ainem  ieden  nach  khriegsrecht  bleyben,  sunder  gschücz,  pulffer 
und  anders,  so  zu  der  Arcolarey  und  zu  erhaltung  desselben  fleckhen  ge- 
hört, damit  soll  der  obrist  felthauptman  zu  handeln  haben,  und  wo  viech, 
oder  andere  profant  den  feinten  abgewunen  wuer'de,  der  oder  diselben  sollen 
solich  profant  oder  viech  nit  aus  dem  glöger  füren,  sunder  in  dem  glöger 
umb  ainen  zitnblichen  phenning  verkhauffen,  den  gemainen  khnechten  zu 
guetten, 

9.  Item  es  soll  khainer  mit  dem  andern  nach  besöczter  wacht,  wöder 
auff  der  gassen,  noch  in  den  losamenten  nit  balgen,  desgleichen  auff  den  lag 
wachen,  bey  leybstraff. 


10.  Item  pro  feiner  oder  mer  »nvn,  dl«  ila  Baehl 
oder  mii.si.  lo  10U  der  neehel  in  In  iteehen  and  oehlngea,   i 
flueht  mannen  nrolde,  und  daraber  m  tod  ge* 

nimand  an  im«-  veru  islcn.  miimI 

dner  entlieffe,  ie  s..ii  derseih  dem 

i  soll  Ime  aladan  am  leyb  itraffen  oder  n  linea  ie1 

M.  Item  ob  einer  oder  mer  die  m  Hnokl 

treyben,  der  oder  dieeelben  lollen  den  prefo 
soll  aladan  mit  ihnen  handele  nach  befeleb  dei  obrialen. 

IS.  Item  m  soll  auch  khainer  khainen  lernen  ■unken,    den  »•- 
nötten,   bey  leybetraJT;   und  s.,  ein  llrn  imerde,   s.»  teil  «'in  M 
placs,  dahin  er  beochaideu  ist,  baffen,   und  khainer  an  aterkkll 

iu  den  ioeamenten  bleyben,  bey  rorliernng  dei  leybe. 

13.  Item  es  soll  khainer  an  besonder  befeleb  ■<  l   prants. ■>. 
[»rennen  oder  im  flöger  anzünden  bey  leybstraff. 

14.  Item  es  soll  khainer,  er  sey  wer  er  w.'.ll.   die  niüln  oder  mulu  enkli 
bey  leybstraff  zu  verderben  oder  zu  rerwieten  nndereteken« 

I").  Heines  soll  khainer  auff  penthen  oder  änderst   wohin   ohn   seine» 
hauptmans  wissen  und  willen  nil  ziechen  bey  leybstrafT. 

I(>.  Item  es  soll  auch  khainer  mit  den   feinden,    es  sey  iin  glöger  oder 
zug,  auch  besaezung  spracb  halten,  ohn  befeleb  und  erlaubnuss  des  ol> 
bey  leybstraff. 

17.  Hein  essoll  bey  eurem  aydt  khain  gemein  on  wissen  und  will,  n 
obristen  gehalten  werden,   welche  aber  soliebes  obertretften   werden, 

den  all  mainättig  gehalten  werden  und  an  leyb  und  leben  ohn  alle  gnadt  ge- 
strafft werden. 

18.  Item  es  soll  auch  khainer  dem  andern  ein  wöhr  oder  hämisch  dar- 
leihen auff  den  musterplatz  bey  verlierung  des  leybs. 

19.  Item  es  soll  auch  khain  hauplman  dem  andern  sein  bei 

so   sich  von  ihrem  fendlein  stellen,    annemen  ohn  wissen  und   will 
obristen. 

80.  Item  es  soll  sich  auch  khainer  under  zwen  hauptleut  oder 

zweymal  mustern  lassen,  und  khainer  auff  den  andern   anwarlieb   \< 
eben,  welcher  aber  soliebes  thuet,  der  soll  an  leyb  gestrafft 

21.  Item  ob  ainer  oder  mer  auff  die  wacht  beeehaydea  wuerden.  und  eil 
erschine  oder  kheme,  der  soll  nach  erkhantnnso  dei  "Im  i ^t • 

den,  ob  auch  ainer  auff  der  wacht  werc   der  abginge,   der  >"!l  an  all. 
gestrafft  werden.     Es  soll  auch  khainer  khain  wacht  an  teil 
seines  hauptmans  wissen  und  willen. 

22.  Item  es  soll  auch  khainer  den  freunden,    odef   d 

ireundt  lanndt,  oder  ennet  auff  dem  rag  >ger  niemand!  etil  gewalt 

oder  unbezalt  abnemen,    wer  darüber  was  näme    und  i 
am  leyb  gestrafft  werden. 

23.  Item  und  so  dem   feltglöger   profant   zug.  "d  in  da* 
löger  herkhumht.  soll  khainer  daru 

vorhin  geschäezt.  Es  soll  auch  kkeil  r,*u»  l»ufl>n,  profant 


374 

oder  anders  für  zu  khauffen,  sunder  soll  darauff  den  platz  fieren  und  brin- 
gen lassen  und  wartten,  biss  es  geschäczt  wirdt,  bey  leybstrafF. 

24.  Item  dieweil  Kay.  Maet.  andere  nationes  auch  hat  so  soll 
eur  khainer  mit  dem  andern  khain  anspriche  noch  unwillen  anfahen,  auch 
mit  inen  nit  spülen,  damit  grosser  unwillen  verhuet,  bey  leybstraff. 

25.  Item  wo  Raysig  und  fuesskhnecht  bey  ein  ander  in  ainem  glöger 
ligen,  so  sollen  die  fuesskhnecht  zimlicher  massen  weychen,  damit  die 
Raysigen  die  pferdt  underbringen  mögen,  und  sich  mit  ein  ander  leyden. 

26.  Item  es  soll  sich  ein  ieder,  wie  er  (von)  Quartirmayster  foriert 
oder  rottmayster  glosiert  wird,  desselben  orts  benügen  lassen  und  sich  des 
güttigckhlich  und  freundtlich  betragen. 

27.  Item  es  soll  sich  auch  niemandt  rotten,  wo  zwen  oder  mer  anainander 
schluegen  oder  zertriegen,  die  nechsten  darbey  sollen  treulich  ungeferlich 
frid  nemen  zum  1.  2.  3.  welicher  nit  frit  halten  wolt,  er  in  alsdan  zu  tod 
schlüge  oder  schlegt,  der  soll  damit  gebuesst  haben,  aber  welicher  den  an- 
dern über  den  gelobten  fridt  schlecht,  der  soll  an  leyb  und  leben  ohn  alle 
gnadt  gestrafft  werden.  Es  solJ  auch  khainer  dem  andern  seine  jungen  oder 
diener  ohn  ihrer  herrn  vorwissen  nit  abstellen  oder  annemen. 

28.  Item  es  soll  auch  khainer  stechen  oder  schiessen  seinen  nechsten 
bey  leybstraff.  Und  ob  ainer  ain  alten  neydt  oder  hass  zu  dem  andern  hefte, 
so  soll  derselbig  das  regiment  in  allweg  meyden  und  nit  rechen  mit  worten 
noch  mit  den  werckhen,  es  sei  dan  mit  recht;  wo  aber  ainer  oder  mer  soli- 
cher  ubertrette  und  nit  helffen  wuerde,  der  oder  dieselben  sollen  an  leyb 
und  leben  gestrafft  sein. 

29.  Item  es  soll  sich  auch  ain  ieder  das  zuetrinckhen  massen,  den  wo 
ainer  in  der  vollen  weyss  von  den  freunden  geschlagen  wuerdt,  oder  der 
ainen  in  der  vollen  weyss  schlueg,  oder  sunst  was  verhandlet,  der  solt  eben 
als  wenn  er  nuechtern  gewesen  war,  gestrafft  werden. 

30.  Item  wo  der  profos  oder  seine  khnecht  ainen  oder  mer  so  ungehor- 
sam weren  und  misshandleten  annemen  wollten,  so  soll  sie  niemandt  daran 
hindern  oder  wider  sie  rotten,  oder  sich  des  misshandlers  annemen  sunder 
darbey  handhaben,  und  ob  ainer  oder  mer  dem  profosen  oder  seine  khnecht 
verhinderten,  und  der  misshandler  dardurch  hin  weckh  khäme,  so  solle  der 
misshandler  allermassen  wie  der  thäter  gestrafft  werden. 

31.  Item  es  soll  auch  khainer  dem  andern  nichts  auff  dem  spill  auff- 
schlagen  oder  weytter  dan  an  par  gelt  mit  dem  andern  nit  spülen,  wo  aber 
ainer  dem  andern  wenig  oder  vill  auff  die  khreyden  oder  porg  abgewunne, 
so  soll  ihm  der  verspült  nichts  schultig  sein. 

32.  Item  ob  ainer  oder  mer  aus  dem  glöger  und  velt  zugan  einpostporten 
weckhzueg,  denen  soll  man  nemen,  was  sie  haben,  darczue  weydergestrafft 
werden. 

33.  Item  ob  Khay.  Maet.  eur  ieden  nit  lenger  zu  dienen  bedürffte,  und 
dem  hauffen  Urlaub  geben  wuerde,  soll  euch  ein  halber  monatsold  für  den 
abzug  gereycht  und  gegeben  werden,  auch  nach  gelegenheit  des  landts  und 
stött,  wie  dan  vorhin  der  gebrauch  ist. 


"ii  -t 1 1 .  i.  .mh  lato  den  eeehriehU 
beleybee  leeeen,  welle*  des  Dil  thnet,  ieU  u  I 

Item  ob  einer  oder  mar  die  rorbeeehribn< 
•o  ioU  der  oder  dieselbigen  »einlieh  eli  eydtf 
des  obrioten  erkhentnnee, 

Itea  ob  einer  oder  mer  nreres     die  der  ertiehhl  eil  bei 
und!  mi  reretnnien,  der  oder  dieeelbee  lellee  rieb  n  des  oehnll 
fnegen,  «rierdl  Ihnen  dereelbig  einen  befiehl  geben  end  tnue/] 

Uemwoetwes  in  den  rorgenwlten  ertiekblo  rergee« 
eiell  wer.   das  khriegeleuUen  ee  beltee  sneetehi,    m  m  osheneleng 

zum  Christen  slohn  und  gestrafft  werden. 

S(i  ain  Obrister  einem  schuhlthaiss  den  gerichtwUb  Bbert&twert 

Wann  ain  Komischer  Khayser,    Khunig  oder  fürst  ainen   hauffen  lanU- 
khneehten    annimbt.    90   muess   er   «iiieh   sehen,     das  er  das  r«| 
damit  er  in  ehren  handeln  möge,  auch  den  armen  reich- 

weyder  damit  das  Ubl  gestreift  werde:  darumh  so  der  obliei  felthauptman 
den  gewalt  von  seinem  obgemelten  lierrn.  deei  er  mag  ainen  oehnltheyes 
seezen  und  machen,  der  der  sachen  ein  verstaut  heb,  und  ermandt  den 
hauffen  landtskhneeht,  damit  er  in  forcht  geezogen  werde,  darum  wan  er 
nun  einen  schultheyss  hat  ausserkhorn,  so  nimbt  er  den  stab.  der  genant 
ist  die  gcrechligkheit  und  überliefert  in  dem  oehnltheyeo  und  spricht  zu  im 

nein  lieber  Brennt  N.  ich  hab  dich  auff  dieeeul  erkhorn  mit  ■ 
getreuen  zu  ainem  sehultess,    als  ich  hoff  du  hast  ein   verstant  darzue.    So 
befllch  ich  dir  ieezt  den  stab   der  gerechtigkhe\  dt.    darauff  du   mir  dasmal 
ainen  aydt  thuen  sollest  mit  den  12  die  du  dir  hast  ausserwült.    dass  du  mit 
inen  richten  und  urthayllen  auff  unser  artickhl  dem  armen  als  dem   n 
und  nit  gedenckhen  freuntschafft,  sibschafft,  gunsl.  geh  oder  wenlt.  sonder 
sollest  einen  iedlichen  sprechen  und  erkhennen  lassen  mit  den    1 1 
dass  du  und  sie  wollest,  dass  dir  got  auch  iprecb  mit  seinen  /.\s  .•IHp.  " 
deinem  und  ihren  letzten  end,  wann  sieh  leyb  uml  sei  von  einender eehejde. 

Der  aydt,  so  der  Schulthes  den  richten)  und  den  rnhtsiirrrhi'in  \ 
gweitfl  zu  M'istfhcn  gibt 
Xambliehen  hat  der  schulthess  geweH  und  recht,    dass   er   BOg  nemen 
12  verstandige  männer,  die  ihme  helfen  die  saeh   erkhleren.    im 
darauff  besolt  wierden.    Denselben  soll  er  zu  verstehen  geben,    was  gewalt 
er  heb  und  sprechen  also:    Ihr  lieben  riebier  ondrechUpi 
mich    nun  unsers  allergnedigisten  herrn  N.  obrietee  lellliauplman  in  »einer 
Maet.  oder  N.  verordnet,    dass  ich  soll  mit  euch  und  ihr  mit  mir   nrl 
len  über  alles  ubl,    es  sey  ehr  leyb.    und   gnot,    darumben  so  bilU 
es  wolle  ain  ieder  in  sein    \erstandt   gen  und  eil 

auff  dass  wir  handlet  las  got  und  der  weit  ein  ehr  eejTi    darumh  so 

heb  ain  iedlicher  zwen  tinger  auff,    unnd  last  uns  ainen  aydt  Ihnen   zu  goü 
und  dem  In-rren,  dass  wir  solichcm  wellen  QQCihhhoSM 
urthaylen,  soll  ein  jeglicher  seh  .  ev^n  I 


376 

Was  die  richter  dem  schulthess  schultig  sein. 

Ersllichcn  sein  die  richter  schuldig,  dem  schulthess  in  allen  dingen 
gehorsam  zu  sein. 

Zum  andern  sint  die  richter  schultig,  ainen  aydt  zu  thuen,  alles  was 
sie  richten  und  urthailen,  zu  verschwaygen  bis  in  ihr  grueb. 

Zum  3.  wan  ain  richter  oder  khundschaft  zu  langsam  kheme,  dass  man 
mit  dem  rechten  auf  sie  warten  inuess,  die  seint  schultig  I  fl. 

Zum  4.  wan  das  recht  verpant  ist,  so  soll  khain  richter  oder  recht- 
sprecher  nit  mer  auffsten  ohn  erlaubnuss  des  schulthess  bei  straff  1  fl. 

Zum  5.  soll  khain  richter  auss  dem  löger  ziehen  ohn  erlaubnuss  des 
schulthess,  er  hab  dan  ainen  an  sein  stat  mit  willen  des  schulthess. 

Zum  6.  soll  khain  richter  dem  andern  in  die  redt  fallen  mit  clag  oder 
antwort  bey  straff  1  fl. 

Wann  das  Khay.  Hecht  beseczt  ist 
mit  den  12  richtern,  so  ist  der  schulthess  schultig  5  umbfragen  zu  thuen,  die 
zu  dem  khay.  recht  dienen. 

Zum  1.  ob  es  nit  zu  frue,  zu  spat  oder  der  tag  nit  zu  heyllig  sey,  dass 
er  müg  den  stab  fueren  und  das  khay.  recht  besiezen. 

Zum  andern,  ob  ainer  oder  mehr  am  rechte  sessen,  die  nit  geschickht 
oder  tauglich  darezue  wären,  dass  man  dieselben  anzeyge,  damit  das  recht 
beseczt  sey  nach  khay,  rechten. 

Zum  3.  ob  man  das  hochwürdige  sacrament  fuertruege  ainem  khrankhen 
damit  zu  helffen,  ob  er  möcht  auffstehn  und  dem  h.  sacrament  zucht  und  ehr 
erpieten,  und  darnach  wiederumb  seezen  möcht  und  den  stab  fueren  zu 
rechten. 

Zum  k.  ob  prunst,  wasser,  lärmen  oder  auffruer  ausskheme,  ober  möcht 
auffsteen,  und  soliche  ursach  helffeu  zu  retten,  und  wan  sie  geredt  wuerdt, 
bey  guetter  tagzeyt,  ob  er  wider  siezen  möcht  und  den  stab  fueren  zum  rech- 
ten, es  war  umb  sylber  golt  leyb,    ehr  und  guet. 

Zum  5.  ob  der  Obrist  nach  ihm  schickhen  wuerdt,  ob  er  gewalt  hette 
ainem  andern  den  stab  zu  geben  dass  er  vollkhumen  an  seiner  stat  wäre, 
und  er  dem  obristen  zu  willen  wuerde,  und  wann  er  beschaidt  und  antwort 
von  dem  obristen  emphangen  biet*  und  noch  bey  guetter  tagzeit  wer,  ob  er 
den  Stab  wieder  emphangen  möcht  und  ihn  wieder  fueren  zum  rechten. 

Zum  6.  ob  er  macht  hab,  auff  dise  umbfrag  das  recht  zu  verneinen. 

Antworten,  so  auf  die  6  fragen  zu  den  khay.  rechten  dienen. 

Zum  ersten  dieweil  ihr  mich  fragt,  herr  schultess  bey  aydt  den  ich  Khay. 
Maet.  geschworen  hab,  so  gel)  ich  euch  die  aussweysung,  dass  der  tag  nit 
zu  heyllig,  zu  frue  oder  zue  spat  ist,  sundern  allain  ihr  mögt  den  stab  auff- 
heben,  und  richten  über  leyb,  ehr  und  guet,  über  fleisch  und  bluet,  auch 
über  sylber  und  golt,  auch  über  alles  das,  so  euch  fürbracht  wird  und  durch 
den  geschwornen  gerichtswäbel  nach  Ordnung  recht  uns  verpoten  ist. 

Zum  andern,  herr  schulthess,  dieweyl  ihr  mich  fragt  bey  dem  aydt, 
den  ich  khay.  Maet.  geschworen  hab,  so  gib  ich  euch  die  aussweyssung,  dass 


ihr  «mii-  recht  habt  besetal  naen  ihr  mdgl  i 

heben  und  richten  ober  alles  flu  Bach  d  ;.t«wi- 

bei  rerpotten  i>>i. 

'/um  dritten,  herr  sehmlthe  Ihr  mleh  I 

ich  kli.  Mari,  gesehworen  heb,  so  gib  Ich  euch  di 
luflsten  mit  sambl  euren  riehtern,  and  den  i 
du-  erpieten,  als  vil  euch  möglich  Ist,    nad  *  i  mögt 

ihr  aiedersfeaea  and  den  itab  aeiheben  aad  rlebten  ober 
nach  ordtnong  durch  den  gerichtsw&bel  rerpottea. 

Zum  vierlcn.   herr  schultheiss,   die  ue\l  ihr  mich    h 

oh  ei  lieb  auetruege,  dass  braust,  nasser,  i.  r  leffraef 

so  taugt  ihr  mit  samht  euren  riehtern aofsteen  and  leliebe  nnrueh 

rotton.  nachmals  wan  das  erlegt  ist  worden,  und  noch  so  \il  | 
sollt  ihr  mit  samht  euren  riehtern  nideisie/.cn  und  euren  itab  sofl 
richten  aber  alles,  das  nach  ordnung  durch  den  gerichtswlbel 

Zum  fünften  fragt  ihr  mich,  (wie  vormals)  also  ob  euch   Lr"H   Ball 
unvorsehei. liehen  khrankheit  angriffe,  (da  geti  vor  sein  troll)  oder   der  tb- 
.aoh  euch  schickhen  wuerde.   demnach  sollt   ihr   einen  li    und 

dem  rechten  teugHch  wer,  den  steh  uherantwortten,  und  irai  Ihr  TOS  dem 
Obristen  hesehaydt  und  antwort  enphangen  habt,  und  noeh  so  rlel  bey  guet- 
ter  tagzeyt  ist,  so  sollt  ihr  mit  euren  riehtern  nidersieaen  und  den  stah  auft*- 
heben,  und  richten  über  alles,  das  nach  ordtnung  rechteri»  durch  den  ge- 
sehwornen  gerichtswäbel  verpotten  ist,    nachmals  so  ihr  ai<  on  seit 

11  euch  das,    was  die  weyl  ihr  bey  dem  obristei 
worden,    und   in  die    födern  khomen  ist,    lassen    verhorn,    wie   dan    der 
brauch  ist. 

Zum  0.  herr  schulthess  die  weyl  ihr  mich  fragt  bey  dem  a\d(. 
kh,  Maet.  geschworen  hab,  so  gib  ich  euch  die  SUi  ng,   das»  ihr  ge- 

walt  und  macht  habt,  das  recht  zu  pannen  bey  straff. 

Wrpannung  des  khays.  Rechten. 

Zum   ersten  verpann  ich  das  recht  von  wegen  gen, 

da\on  alle  recht  ein  Ursprung  haben. 

Zum  andern  verpann  ich  das  recht   durch   den   allerdurehlei: 
grossmechtigislen  Carolus,  Hhömischer  Khayser  und  mehrer  •!. 

Zum   dritten    verpann   ich    das   recht   durch   den   durchleuchtigen    und 
hochgebornen  ferdinandum  herezog  zu  Alba  der  Hörn.  Khays.   M 
lelthauptman  über  ihr  Maet.  teatseh  und  wälseh  khriegSl  olkh. 

Zum  vierten  verpann  ich  das  recht  durch  den  srolgeborm 
X.  der  Rom.  Khays.  Maet.  ohrister  über  ihr  dootsebes  kbriegSTeUdk 

Zum   fünften   verpann    ich  's  und  »Üb. 

der  mir   von  der    fOf 

mandl  wolle  einreden  in  dem  rechten  ade 
wordten  .     sunder    durch    seine    angcdinirlen  »uch 

khainer  meine  beysicaer  überstehe  bej  straff,   wi 
hat,  der  stehe  ftkr  di(  baaekb  und  \.-i 


378 


Was  der  schullhess  seinen  richtern  und  rechtsprechern  auch  umbstenden  nach 
verpannung  des  khays.  rechten  zu  verstehen  gibt. 

Ihr  lieben  lichter  und  rechtsprecher!  hie  siezen  wir  aus  befelch  unsers 
allergenedigisten  herrn.  dass  wir  sollen  das  göttlich  recht  fueren  und  ur- 
thaylen,  dem  armen  als  dem  reichen,  nit  um  sylber,  noch  umb  golt,  sunder 
nach  unser  seien  hayl.  Es  sollen  mir  die  umbstender  die  richter  nit  über- 
stehen bey  straff  1  fl. 

Wer  mit  dem  andern  zu  schaffen  hat,  der  fahe  an,  er  soll  den  geriehts- 
wäbel  befragen,  ob  in  sey  verpotten  nach  ordtnung  des  khays.  rechten. 

Spiessordnung,  so  ainer  durch  die  spiess  zu  jagen  verurthaylt  wird. 

Erstlichen  hält  der  oberst  selbst,  oder  lässt  fürhalten  dem  ganezen 
hellen  hauffen,  wie  er  inen  das  regiment  auch  mit  bewill(ig)ung  des  fürsten 
oder  herrn,  welichem  sie  dienen,  zuefueren  der  gerechtigkbeyt  nach  zu 
brauchen  vergin,  das  unbild  ubl  zu  straffen,  über  das,  so  ainer  das  gebot 
wie  dan  fürgehalten,  ubertrette  und  in  ungebuehrlicher  handlung  begriffen, 
ist  der  profoss  verphlicht  und  schuldtig,  den  oder  dieselben  gefengkhlich 
auszunehmen  und  zu  verwaren,  wie  er  wayss,  der  obrigkheit  soliche  miss- 
handlung  zu  entdeckhen,  damit  guet  regiment  nach  der  straff  des  thälers 
gehalten,  und  das  regiment  gesterekht  und  nit  geschwöcht  werde,  begert 
darauff  ein  gemain,  wierdt  ihme  noch  khainem  in  gebürlichen  Sachen  ab- 
schlagen. So  soliches  vollendt  und  beschlossen  last  er  dem  thäter  vermag 
seiner  misshandlung,  wie  er  wayss,  gemain  halten  und  durch  den  gerichts- 
wäbl  anzaygen,  der  profos  wolle  ime  für  den  gemainen  stellen,  wiss  er  sich 
mit  khundtschafft  zu  bewerben  oder  der  geniesses  (sey  guet)  desgleichen 
der  profos,  damit  das  recht  oder  gemain  morgen  ein  fürgang  und  austrag 
gewingen  lassen  darauff  peede  parlheyen  khundschafft  auff  morgen,  so  der 
hauff  sich  versamblet,  mag  der  oberst  oder  ainer  an  sein  stat,  den  khnech- 
ten,  wie  den  am  anfang  wieder  anczaygen  und  entdeckhen  lassen,  über  das 
alles  fuert  man  den  gevangen  in  den  ring  .  Hebt  der  profoss  an :  Lieben 
landtskhnechl,  es  ist  ainem  iedlichen  zum  thayl  wol  wissent,  auch  euch 
anfengkhlich  durch  die  obrigkhaid  guet  regiment  zu  halten  empildet  und 
angezaygt,  ihr  ainhellig  darein  bewilligt,  wollet  ihr  demselben  nachkhu- 
men?  Antwort.  Warumb  nit.  Profoss.  Nun,  lieben  brueder,  die  weyl  wir 
nun  guet  regiment  halten  und  fueren  wollen,  damit  das  übl  gestrafft  und 
unser  regiment  gesterkht  werde,  so  begehr  ich  ein  fürsprecher,  mein  clag 
und  notturfft  anzuzaygen.  —  Sey  dir  erlaubt.  —  Begert  darauff  eines  guet- 
ten  gesellen. 

Der  fuersprecher  redt:  hie  hegert  profoss  mein,  so  ver  ihr  mich  wollet 
hörren,  sein  wordt  zu  thuen,  thuet  man  alles  was  im  recht  und  brauch  ist. 

Nun  begert  der  thäter  auch  sein  fürsprecher,  darnach  begert  der  pro- 
fos sein  fürsprecher  sampt  den  räthen,  hält  ihnen  die  handlung  ausserhalb 
des  rings  vor,  was  er  auff  ihn  clag  hat,  wie  dan  der  brauch  im  recht  ist. 

Desgleichen  thuet  der  thäter  sambt  seinem  fürsprecher  und  räthen, 


sieh  mm  der  profdf  berathee  h.-.i.  Iiet  . 
iehen  *i  i «-  rerentwertanf  dei  kältere,  lellebea  p 
mal.  begert  daranff  der  profoi  »ein  khenteel 
der  gnett  feeeil  auch,   auiv  iedee  eydt,   (wie 
hobt  ein  \  eldta  fcnel  an  zu  reden,  m  nee  die  khandtachaften 

vorhört  hal.    or/ollt  inon  der  haullen  die  khuudts.hall'.n  aull  baidm    il 
Wan  nun  «las  beschechen.  geht  der  »rofee  \*j,.,|. 

tortprecher  an.  «rie  der  profeea  leiner  eleggar  in  kneynerler  weg anet 

und  hohilll't  sioh  mil  soinor  khundtschall  I.    \eihntll   /.um  hellen  hl 

:  damit  ainon  rath  auszuschiessen,    das  dl«  >  strag  jjp« 

Darnach  antwurt  lieh  der  gcgenlhail  auf  das  aller  | 
zum  roehton. 

Der  profos  fuert  sein  clag  mer.  wenn  nun  die  dritt  .  i,f  ft0 

kherei  die  Fendrieh  Ihre  fendlein  muh.  und  redt  einer 
lieben  landskhnecht,  dastanden  die  landskhnecht.  und  die  feedrieh  mit  Uuree 

umgekhorlen  tauen,    wöllou   sie    weylter  DU  liieren    las.  ig  und  \ill 

das  ubl  gestrafft  Werde,  damit  anaer  regiment  go.sterkht,  und  nit  ff  eh 
werde,  wo  demselben  voll  genuegen  geschieoht.   wollen  sie  ihre   femllcin  in 
aller  maae  und  gstalt  wie  vor  fliegen  lassen.  Und  darnach  fragt  ein  1  aldf 
einen  guetten  gesellen  heyin  aydl  umh  ein  rath  oder  ai 
dem  profosen  untlgueften  gesellen,  damit  dem  »netten  gesellen  nit  zu  kln  , 
scheche,  und  unser  regiment  nit  geschwöcht  werde.  Ks  besehiehl  in  aller 
wiedander  brauch  ist,  bisauffden  dritten  rath;  nun  mögen  die  so  umh 
umbgefragt  sein,  selb  erzellen,  urthayllen  und  sagen,  dieweyl  der  profoss  hat 
mit  khlarer  khundtschaft  darbraebt,    und  dieser  so  frevenlich    henih—  Ottig, 
auch  mit  gvvalt  gebandlt,  der  halben  so  soll  ihm  der  profoss  ein  peiel  • 
(so  fer  es  begert)  zuegeben,    hienach   ein   gasson   gegen    dem  auflgang  der 
sunnen  machen  und  vom  profosen  durch  die  langen  spies  gc  de*. 

Dan  man  (mag)  des  thäters  fürsprecher  weiter  reden,    dem   thaler  sein 
sach  glimpflich  darbringen  .  Tnib  den  andern  rath  fragt  man  wie  rW 
der   thäter  weider  reden  lassen  .  weyter  umh  den   drillen   rath.    mag  der 
thäter  noch  mehr  reden  lassen. 

Hinach  spricht  ein  wähl,  ob  ein  ieder  die  dre>  ridl   Bit   \  erstunden,    so 
wöll  ers  noch  einmall  erzellen. 

Darnach  mehr  man  die  redt  (?)  weyder  mag  derthätter  eil  redt  um-  ; 
gnedig  besebaydt  Ihnen. 

Hinach    fragt   ein   voll  wähl    die  /.wen   fürsprerher.     des  prof« 
aydt  umh  ein  urthl,  alsdan  SO  die  urlhl  eröffnet  werden,   hedankht  sieh  pro- 
foss des  guetten  regiments  gegen  gantzen  haullen  warnet   hi 
die  fendrich  oder  einer  von  ihrentwegen 

h  dorn  allen  geht  der  profos  mit  «lein  M   >crurtha>lt   ist.    dreymall 
umb  den   ring   innerhalb,     bit  den   gam  /  haullen   rei 

guetten  gesellen  umb  Vergebung,    ob  einer  >  <m  ihm    I 

dar  nach  macht  man  ein  gassen.   wie  bemell.   gehl  die  "»  das  ober 

ort  der   gassen,    mit    ihren    fliegen    lauen,     und    d 
schlecht  man  umh.    dass  khainer  khain  alten 


380 

allergestalt  gestrafft  werden.  Darnach  gehn  alle  spill,  heben  die  fendlein  an, 
da  muess  er  lauffen,  nach  dem  fuert  man  den  schüczen  umh  den  todten  drey- 
mall  zu  schiessen. 

Es  mügen  auch  die  fendrich  den  3  mall  trösten,  das  heylig  leyden  für- 
bilden mit  tröstlichen  worten,  damit  er  nit  zweyffl,  sunder  ein  guett  hercz 
hab  und  gesterckht  und  auch  getrost  sey,  sie  wollen  ihm  mit  dem  fendlein, 
so  ver  es  möglich  sein  mag,  entgegenkhumen  und  soll  sich  gott  befelchen. 

Gerichtsordnung,  wie  es  bey  den  khays.  rechten  des  khriegs  gehalten  soll  werden. 

Anfenklich  soll  der  Schulthes  mit  sambt  den  gerichtsleutten  und  ver- 
ordneten zum  rechten,  ainen  aydt  schwören  zu  gott  und  allen  seinen  heylli- 
gen,  zu  richten  nach  khays.  rechten  nach  laut  des  artikhlbrieff,  dem  armen 
als  dem  reichen  treulich  als  ver  ihr  verstandt  reicht  und  ausweyst,  und  als 
sie  wollen,  dass  gott  der  allmechtig  am  jüngsten  tag  über  ihr  arme  seel  rich- 
ten soll,  Sie  sollen  auch  dem  schulthesen  gericht  und  rechten  gehorsam 
schultig  und  gewertig  sein,  auch  khainer  ohn  erlaubnuss  des  schulthesen 
aus  dem  löger  zischen,  sondern  des  obristen  befelch  haben. 

Item  der  gerichtsschreyber  sol  gleichförmig  mit  schreyben,  das  er  umb 
sein  gebuerlichen  tax  schreyben  wolte  in  und  ausserhalb  rechten  dem  armen 
als  dem  reichen,  dem  reichen  als  dem  armen. 

Item  desgleichen  der  gerichtswäbel,  dass  er  umb  sein  thaill  oder  ge- 
wöhnlich tax  umbarthaysch  verbietten  wolle,  wie  ob  steht. 

Item  wo  einer  zu  dem  rechten  verordnet  ist  und  khumbt  nach  verpan- 
nung  des  rechtens  oder  bleybt  gar  auss,  der  ist  dem  schulthes  verfallen  1  fl. 

Item  ob  sach  wäre,  dass  ainer  bey  ainem  oder  ainer  zum  rechten  sess, 
die  nit  ehrlich  weren  und  soliches  verschwig,  und  dasselbig  khurz  oder 
lang  aussfuerig  wurdte,  es  wer  in  offnen  zöchen,  oder  an  der  stiern,  so 
soll  derselbig  als  der  misshandtler  geacht  und  gehalten  werden. 

Item  welicher  im  rechten  ohn  sunder  erlaubnuss  des  schulthes  auffbe- 
stimbte,  der  ist  dem  schulthes  verfallen  1  fl. 

Item  wo  sach  wäre,  dass  ainer  dem  schulthes  unrechten  einredt  sunder 
durch  sein  erlaubten  fürsprecher,  der  ist  dem  schulthes  verfallen  1  fl. 

Item  wo  ainer  auff  die  gerichtsbankh  sess  oder  die  rechtspre-cher  uber- 
stundt,  die  sein  dem  schulthes  verfallen  1  fl. 

Item  dem  schulthes  von  den  partheyen  so  sich  versprechen  2  patzen. 

Und  dem  gerichtswäbl  von  jeder  person  fürzupieten  2  patzen. 

Umb  jeder  khundtschafft  zu  verhörn  dem  schulthess,  gerichtsschrey- 
ber und  gerichtswäbl,  jedem  thayl  2  patzen. 

Von  ainer  malefiz  urtl  von  bed  thayln  1  fl.  und  von  ander  hendel 
wegen  2  ß  dl. 

Wo  gastrecht,  das  nit  unter  unsern  regiment  ist,  soll  doppelt  bezalt 
werden. 

Item  was  brieff  under  das  insigl  begert  werden,  zu  schrayben,  dem 
schulthes  von  iedem  insigl  siglgelt  1  fl. 

Dem  gerichtschrayber,  was  auff  ainen  pogen  papir  mag  geschriben 
werden  hß  dl. 


Wo  oreyder,  nach  piligkhavdt  und  a n II 

Wellen*  parthey  doreb  dee  ribl  gai  kbnndttefc 

t.Mi  wirdt.     und    fOf   dem    sclmltli.'s    nil 

eebnlthei  verfallen  i  B. 

Item  was  undor  den  sfhiillhcs  rrli.»l    uirdl   /u  |..  III,,., 

ist.  den  partbeyea  in  verwarea,  10I  Km«  v..M  »eHeber  I 

sein  gereehtigkbaydl  zu  liehen  and  erlögt  werdei  illwtf  <i.m.  iv  i<>  dt 

(fad  was  doren  den  ecbaltbeo  rerwarloet  »4tr  rarl 
er  denselben  partbeyea  ea  erlögen  eebnltig  nni  ea  baanllei  t  »ach 

Am  «l oni  lehalthei  tollich  erlögt  nnd  bebeiteii 
teindten  abgewannen  wnerde.  «las  soll  lehnlthee  onentgoltei  and  den  par- 
Iheyen  in  beseiten  nicht  achnltig  sein. 

Item  wo  etwai  in  lolicher  gerichisordnang  rergeoiea  I  eil  gt li 

wer  worden,  was  khriegeordtnung  betreffent,  das  soll  dem  abritten  and  de« 
schulthes  vorbehalten  sein. 
» 

Schiffordnung,  vm  w  aull'dem  norr  und  aafej  n  htm  mit  den  tenjeebea.  knie 
soll  gehalten  werden. 
Dieweyl  wir  samentlichen   der   Rom.  Khays.  Macf.   unsern  all«  i-nedi- 
gisten  herrn  geschworen  haben  auff  den  artikhlbrieft"  und  in  halt   nflfTT   !».•- 
stallung  uns  zu  brauchen  lassen,  es  sey  zu  wasser  oder  landt  und  \\i; 
und  fOrnemena  sein  zu  hilff  zagen,- verordnet  die  notturfFt.  «las  wir  lebinT- 
Ordnung  dem  alten  gebrauch  nach  halden.  dos  vermöge  also  laut: 
Anfenkhlieb,  so  das  wort  gottes  verkbttndt  oder  die  CanÜea 

i»  wirdt.  so  soll  mennigeklieh  darzue  gen.   geU  den  ollroeel 
elften  und  löblichen  gebrauch  umb  glueckh  windt  und  gneftl  Wolter  zu  bitten, 

wolieher  aber  das  ohn  ursach  thäte,  oder  das  voi -achtet,    der  »oll  na< 
khanntnuss  des  hauptmanns  und  manistermans  gestrail't  werden. 

r/um   andern.    Weliche   person,    es  sey  hoch  oder  niedere  stant. 
oder  seine  heylligen  lästern  wuerden,  es  sey  wenig  oder  vill,  der  edtff  dir- 
selben  sollen  nach  erkhanntnuss  des  obristen  hauptiuanns  und  manistermanH 
ohn  alle  gnadt  gestrall't  werden. 

Zum  dritten.  Welicher  ein  WÖhr,  doch  bey  massen  fegen  ainen  brau.  1,1 
der  soll  nach  erkhantnuss  des  obristen  am  leyb  geetralH  word.-n. 

Zorn  vierten.  So   zwen   mit  t'eusten  an  ainander  schlagen,   oder  - 
sieh  freventlicher  weyss  zuetrueg.  die  soll  der  manisierman  str.iH'en. 

V. 
Ein   Gespräch   im   Reiche   der   Tndtcn. 
Eine  für  K.  Ferdinand  I.  i  Danrteltanf  d< 

Uni  her,  periegerit,  seiet  raUeumeo  tacere  illi  doj 

Alexander   Magnus,  ciim    de  quil  dobül    pei  gra- 

\  il.us  rebus  eonsullaret.  <|uid;im  pauper  borftoj 
et  sportulain  tructilms  plenam 
liuni  dedit;    qui  licet  in  erbi    tunr    prinripum   prineep-  •  ill«u* 


382 

paupertatem  et  vilem  condicionem  non  spernens,  consilium  eius  acceptavit, 
laudavit  et  aliorum  suasionibus  pretulit,  estque  eo  usus,  admiratus,  tantam 
in  obscura  creatura  prudenciam,  munusculumque  eius  exiguum  grato  animo 
accepit  .  Sic  faciet  (ut  spero)  Serenissimus  quoque  princeps  Ferdinandus, 
et  non  aspernabitur,  has  literas  perlegi  facere,  quia  si  Maiestas  sua  cum 
Serenissima  ac  excellentissima  Cesarea  et  catholica  Maiestati  scirent,  qua- 
les  rixe,  altercacionesque  et  controversie  habite  sunt  de  negociis  suarum 
Maiestatum  presentibus  inter  principes  quosdam  iam  defunctos,  ita,  quod 
parum  abfuit,  quod  res  ista  inter  eos  ad  duellum  sive  gladiatoriam  dimica- 
cionem  non  devenit,  tunc  non  obiiceret  in  ignem  has  literas. 

Interlocutores. 

Wladislaus  rex.  Stephanus  Zapoleus.  Cesar  Maxitnilianus.  Philippus  rex.  Thomas*)  Car- 
dinalis Strigoniensis.  Petrus  groff. 

Wladislaus.  Heus,  Stephane!  audi  accede  hue  propius,  ut  loquamur 
quia  non  pauca  tecum  negocia  tractare  et  agere  habeo  .  Conveniencius  autem 
est,  ut  servus  dominum,   quam  dominus  servum  accedat. 

Stephanus.  Eu!  assum.  Jubeat  tua  maiestas  ea,  que  placent. 

Wladislaus.  Bene  scis,  frater,  quod  postquam  ego  in  regnum  olim 
meutn  hungarie  fui  inductus,  te  semper  post  ine  in  primo  loco  tenui,  et  reg- 
num hungarie  mei  regiminis  tempore  eque  l'uit  in  tuis,  sicuti  in  meis  mani- 
bus,  quicquid  a  me  postulare  et  petere  scivisti,  nulla  res  possibilis  per  rae 
tibi  negata  fuit,  obtinuisti  et  accepisti,  que  voluisti,  et  michijsaltem  gollerium 
mee  vestis  reliqueras,  omnia  pene  bona  mea  et  proventus  de  meis  manibus 
extricaveras;  et  tot  bona  atque  caslra  tibi  dedi,  tantis  honoribus  et  bene- 
ficiis  tuam  domum  cumulavi,  ut  filii  tui  pene  plus  possident  meo  herede.  Et 
postquam  e  vivis  sublatus  fueras,  mox  primum  contra  me  recalcitrareince- 
perant;  me  vero  huc  accersito  post  obitum  nostrum  maiori  frequencia  maio- 
rique  et  furiosiori  impetu  contra  natum  meum  (quem  in  regno  sibi  imperare 
invident,  et  eius  fortunam  sustinere  ipsis  durum  est)  superbiunt. 

Stephanus.  Verum  quidem  est  ita,  ut  Maiestas  tua  dicit .  Multabona 
et  benefacta  a  tua  Maiestate  accepi;  sed  et  ego  non  fui  malus  servitor  tue 
Maiestatis,  quia  si  ego  non  preordinassem  apud  hungaros,  et  non  effecissem 
cum  meis  amicis  et  fratribus  nescio,  si  Maiestas  tua  in  regem  hungarie  fuis- 
set  tarn  faeile  assumptus,  electus  et  inductus  in  regnum.  Quantis  vero  ex- 
pensis  meis  id  effeci,  et  quantis  pecuniis  Maiestatem  tuam  tempore  sui 
ingressus  in  regnum  pro  gentibus  in  sui  auxilium  levandis  iuvi,  Maiestas  tua 
bene  memineri  potest. 

Wladislaus.  Laus  sit  Deo,  sed  tibi  nulla  graciarum  actio,  quod  me 
pecuniis  tuis  iuvisti,  quia  egregias  duas  civitates  meas  et  multa  tricesimalia 
loca  manibus  tuis  applicasti,  quas  civitates  tui  filii  totaliter  pene  exhause- 
runt.  desolaverunt,  et  ex  tricesimis  eisdemque  civitatibus  triplum,  imo  qua- 
druplum  exsuxerunt,  atque  eas  filio  meo  nunquam  remittere,    restituereque 

*)   Bakacz. 


Voluerilllt.     et      Us<|l|C     |,,m«'      .llCI 

■  i  llwa  bi   iinnia  siimiiu'  MTW  I 

Stephan  ■  i,  Dom  lacium.  qptf  ioi  r*4ta(  ■ 

s.-iMvit.  quam  ipsi  tilii  iini.   ,t  uemmi  h 

siorqiie.     \,|   stalill.    ,11, •.•!•.■   au. !,•! ■.-!,,,     ,:;;,,     ,.,,-  gy|   i()s 

suo.   (|uani  ipsis  liberis  iuris. 

W  lad  isla  US.    Ou'ul  dicis.    in-: 
innralissiini       C  redehainus    lili.is    hms    ft«Mf     \,-ra    all 
hostilitale    pueius     sunt    contra    nos  H    omni  iniiniria , 
aperli    hool 

Ma  \  i  in  i  lianus.   QoO  conlcncin  Ml  isla'.'   Sa). 

\V  lad  isla  us.   De  preleritis  vetuslis  rebus  sermueinamus. 

Philip  pus.  Quid  boni  (facialis?  Si  sceretuin  est  eollomdoo«,  MI 
pcdiam  vos.   abibo. 

Step  hau  us.  Maneat  Maiestas  tot,  quin  pocius  intersit,  cl  se  in  causa 
nostra  cum  paterna  Maieslatc  iudices  preheant :  .lieat  Maiestas  tua,  MM 
hoslilitas  est  illa? 

Wladislaus.  Jmo   non  soluin  hostilitas.   sed  cl  maximum  in    I 
tradiinentiun  factum,  si  sie  est,  vt  audio  .  Nuper,    quando  ipsi  tilii    im 
bona  et  easlra  de  gutture  tilii  mei  et  eius  coniugis  ( i|u i  et  alioquin  in  suffi- 
eicnti  paupcrtati  vivnnt.   quia  paueos  habent  proventus,  otrogni  nccccssi- 
lates  innumere  sunt)   vi  cxtrahere  voluissent,  idomrex  Lud«»  .  nisisse 

fertur  omnibus  suis  subditis,  ut  in  unuin  locum  con\  eniant,  qui  quidcm 
mens  cum  vidisset  non  esse  neeessarias  gentes  exlerorum  regnorum  m 
eisque    genlibus    commisisset,     ne    veniant,     banc     Ol 
hostes  Uli  habuerunt  bominem  ipsorum  apud  Cesarem  Tburcortim  cum  tali 
legacione  et  informacione:  Maxime  Cesar!  hol  cquns  l 
parvulos   cum    aliis   aureis    et   argenteis    rebus  atquo    insiruiu. 
cquos  hungaria  lerraque  transilvania  pariter  et  bohemia  gcnuit  alque  nutri- 
vit  post  eorum  salutem  et  servicia  illi  offerunt  et  mittunt  tue  M   i.\stati  hü  et 
bii  etc.  qui  tue  .Maiestatis  bonorem  et  famam   noiuinisquc  eiusdein  gloriam 
per  totum  orbem  terrarum  augere,  honestare  et  magnilieare  cup; 
regni  bungarie  maiorem  et  meliorem  partem  in  manibus  habent.  Egregia  et 
admiranda  tue  Maiestatis   facta  et   preclara  faeinora  bellicaque  gesta,    que 
iam   saltem  boc  paueo  sui  regiminis  tempore  tua  M 

et  potentissime  peregit,    nullis  priorum    Cesarnm   gestis  sunt  comparanda. 
aut  coequanda.  Alii  namque  Cesares,  licet  fuerint  potentissimi.  tan, 
gnaeionibus  duarnm  municionuin  et  loeorOJü  in  toi 

iiiiii  t'ainaque  percelebrium  Khodii  et  Noadorott 
runl.  potenciam  et  vires  eorum  cum  maxima  et  n..' 

serunt  .  Tu,  potentissime  Cesai  I   n  '•    humanii 

viribus  pene,  (si  bene  defensarentur)  inexpognobilia 

per  quod  tua  Maiestas  magnuiu  honorem  el  laudem  in  ktrrii  »uo  nomini  com- 
paravit.  Age  igilur,  Cesar  invicte!  tggr 

non  ut  perticere  vel  attentare  et   Kaeipert   iT600JipoiooOO)<   |m  i.-reo  COOOTOO, 
s,-ii  aeooe  eogitorc  iciverari  ■rtdecoooowo  tooMoiooiolio  itperol 


384 

tarnen  Maiestas  id  sine  magna  difficultate,  si  voluerit,  efficere  poterit,  prepa- 
ret  se  ad  bellum  navali  et  equestri  prelio,  expugnabit  primum  duas  aut  tres 
arces  in  Sirmio,  quibus  captis,  dirutis  et  expugnatis  nulla  erunt  obstacula 
et  impedimenta  municionum  per  ascensum  usque  Badam.  Terrestres  exerci- 
tus  ubique  per  campi  planiciem  penes  Danubium  libere  ascendere  poterunt, 
solummodo  vires  lue  Maiestatis  Nazadine  danubiales  cumgaleisaterrestribus 
eopiis  ne  longe  separentur  vel  segregentur.  Et  si  rex  hungarie  occurret  Ine 
Maiestati  in  campo  alieubi,  cum  paucis  gentibus  erit,  et  Uli,  qui  cum  eo  erunt, 
aliquieorumsunt  podagrosi,  aliqui  cyragrosi,  nonnulli  octo,nonnulliduodecim 
pedes  babebunt  promciores  ad  currendum,  quam  congladiandum,  ingeniosiores 
ad  tuendam  sanitatem  et  caput  eliberandum,  quam  manus  sanguine  thurcali 
conmaeulandum  .  Maior  vero  pars  eorum  erunt  Thalismani  Uli  ecclesiastici 
viri  imbelles,  qui  nunquam  gladio  victum  quesiverunt,  quibus  bellum  et 
milicia  eque  est  secundum  naturam  sicuti  vulpecule  inclusio  et  captura  in 
cavea  seu  domicilio  ferreo.  Capitaneus  vero  eorum  supremus  is  et  is  (G.) 
erit,  cujus  gentes  in  una  stabunt  acie,  qui  non  multis  guttis  thurcalium  cruo- 
rum  effusis  minime  disgladiabuntur,  fugere  incipient.  et  alios  quoque  ad 
fugam  concitabunl,  qui  fugientes  cum  insecuti  fuerint,  cumque  per  tburcos 
fugabuntur,  mixtim  cum  eis  currant,  et  diciores  illos  tbalismanos  episcopos 
et  alios  dominos  insigniores  capitaliores  querant  et  capiant.  Non  sunt 
feriendi  bellicis  tormentis,  sit  ea  macbinarum  a  terra  mensura,  ut  globuli 
supra  exercitum  christianum  vadant,  sagittature  vacue  abeant,  ne  eos  tan- 
gant,  perterreat  saltem  ipsos  tua  Maiestas,  statim  terga  verteilt,  a  frequen- 
tibus  corruscacionibus  et  tonitruis  bombardorum  illico  lugiunt,  timidisunt, 
mollia,  non  leonina  sed  leporina  corda  babent.  Ne  existimet  autem  Maiestas 
tua,  quod  regem  hungarie  nunc  fratres  sui  cesarea  et  catbolica  Maiestas  cum 
principe  Ferdinando  iuvare  possent,  quorum  unus  in  regno  suo  hispaniarum 
nunc  est,  alter  in  partibus  germanie  superioribus  agit,  gerunt  ambo  gravia 
modo  bella  contra  regem  francie,  venetos  et  pontificem,  multos  et  magnos 
hostes  Uli  babent,  cum  quibus  modo  bellingerare  coguntur  .  Satis  cum  Ulis 
babent  nunc  agere  et  non  quod  regem  hungarie  gentibus  auxiliariis  nunc  Uli 
iuvarent,  sed  neque  ipsi  vix  sufficere  sibi  ipsis  possunt  contra  tot  et  (am 
potente«  hostes;  de  gentibus  autem  bohemicalibus,  moravis.  slesitis,  lusa- 
tinis  nullam  curam  tua  Maiestas  habeat,  commissum  est  Ulis,  ut  remaneant 
domi  et  ne  veniant,  transilvane  vero  gentes  erunt  in  manibus  nostris,  que  se 
neque  movebunt  contra  vires  tue  Maiestatis.  Et  si  mitterentur  eciam  exter- 
norum  regnorum  auxilia,  quousque  aduentarent,  saltem  tua  Maiestas  nicbil 
moretur,  sed  mox  debellatis  fugatis  et  captis  regiis  exercitibus  atque  castris 
ascendat  Budam,  quam  facile  obtinebit  eamque  una  cum  Pesth,  Strigonio 
Zegedino  aliisque  villis  et  oppidis  quas  et  que  mei  homines  cum  tburcis  cur- 
sitantes  vobis  ostendent,  diripiant,  incendant;  castrum  Budense  illesum 
michi  relinguant  cum  aliislocis  etc.  donec  Uli  advenirent,  qui  sunt  omnes 
gravis  armature  et  fugare  thurcos  nequeunt.  Interim  gentes  tue  Maiestatis 
cum  inestimabili  spolio  et  lucro  rapinisque  infinitis  redire  poterunt .  Ego  (J.) 
liberum  lucrum,  liberas  incursiones  et  predas  premittam  tue  Maiestati,  ex 
capitivorum  redempcionibus  huius  suscept»  expedicionis  expensas  cum  bono 


iVnmv  <>[  qundruplici  hum  n-haln-hii      S.>lummnd..    ut    hUlOOUl    ,, 

tempore  Beeeaaario  me  com  i"i  .1  ko(  ftaflbai  iarel      m 

tiones   el   inslruetionos   illnruiu   liostiuin    lilii  | 

quam   traditoria   rOi   Ml  litt,    furrunt    tili.,    BOStrO    HU  B« 

regno  i  »rone  eonaimiliter  in  iuiviur.iu.i..  i  indam 

tidolilatoin  obligati.   BOB  solum  refBt    luin^an 

illud  regnum  acutum  est,   el  propugnaculum.    sunt  peri 

Met  facti. 

M  a  \  i  uii  I  ianus.  Et  hec  omnia,  ut  Maiestas  tua  nai  »o  tandem 

« •untiü-erunt  aut  in  effectu  sie  facta  sunt? 

Wladislaus.  Ego  ita  audivi,    illi  dchcrent  melius 
flictu  eum  tilio  ineo  fuerunt. 

Philippus.    Nonne  audiveiunt    Maiestates  vestiv    BOper    BM    BB1 
pauperum  clamores.  fletus,  miserabiles  eiulatus?  Nonne  eeiam  alaeiofl  calo- 
res  tanti   ignis  et  incendii  usque  nonum  celum  empircum  hur  penetrantes 
senseruut? 

Petrus  groff.  Qui  fuerunt  huius  scelestissimi  eonailii  it  ex 

quorum  pharetra  deprompte  sunt  hec  venenose  sagitte? 

Thomas.  Vix  si  non  illi  duo  fuerunt  exeogitatores  huius  teelt 
factionis,    videlicet  Werbewtzii  et  Zobii,    qui  prius  qnoqne  ut  audio, 
in  hathwan  e^onspiraverunt  contra  regem  et  patrinalem  filiuiu  in» mui  inmni 
mea  coronatum,  qui  priori  eorum   subdola   practica  viderunt   nichil  posse 
efficere,  hac  maligna  et  perversa  practica  rursus  procedere  volunt. 

Groff.  Ah  scelerati  regni  et  patrie  proditores!    quid  nn\i  illi  in.  i 
volunt? 

Philippus    Cuiusmodi  sunt  viri  illi,  de  qua  nacionel 

Thomas.  Hungari,  sedicione  pleni,  unus  eorum  senex  oannv    diornus 
malorum  inveteratus,  alter  audax,    lingua  pronus.    malte  loqnencie  iC   pr  - 
cacitatis,  sapiencie  modice.  Verum  rex  ille,  palrinalis  tilius  meei 
in  suis  rebus  maiorem  errorem  fecit,  quam,  ut  cum  priinum  aperte  cognovit, 
qaod  tociens  per  illos  duos  tot  divisiones,  tot  censpiraeionei  in  Kakos  fue- 
runt facte,  et  quod  tarn  multociens  negocia  sua  et  regni  i  tl   per  Mos  int»  r- 
turbate,  item  presertim,  quod  in  congregacione  hathwan  ieosl  illi  fuerunt 
sediciosorum  duces  et  capitanei:  non  debchat  illi  re\  ita  levlter 
et  tollerare.    Legem  Scytharum  sua  Maiestas  riolar«  BOB  debebei     B 
gentis  lex  est,  ut  quoseunque  quis   in  hoc  mundo  oeeidil  rel  int 
onmes  illi  in  alter.)  seoulo  sui  debebunl  esse  servil. »n ML     M 
longe,    ut  illi  servivissent  regi  hungarie.    quam  BUS   MaiesUi    serrlrel  Ulli 
ahiectis  et  spernendis  ribaldis  homialbas.    Meo  tempore  lairuBeall  Dl 
audebant,  novas  res  ineipere,  qaia  sotebant,  ■€  n 
pitii  duos  oculos  hebere;   iciebant,  quod  rulpes  enadam  pUesaa  am, 
oculos  abscondere  non  pnssunt.   nun  ignorabaut.  BBI  nie»  habere 

et  setosiora  supercilia,  quam  ipsi  l.al.ent,  sed  obs. 

et  minime  a  rege  negligcnda  prool  Ipea  Cesarea  et  Cetholiea  Mair«ta» 
cum  Sereniaaimo  principe  Perdinando  fratre  iao  .  BMlfM 

iptoram  el  i  egnoram  laorom  otütl  ••'  ra  lege  usi  M 

Arch 


380 

Philippus.  Si  anima  iunioris  filii  mei,  saltem  usque  unicam  horam, 
in  corpore  illius  regis  hungarie  esse,  et  in  illud  intrare  potuisset,  illius 
unius  Zobii  caput  supra  nodum  turris  Isthvanwe  thornya  in  arce 
Budensi,  alterius  vero  pinnaculo  turris  ecclesie  parochialis  Beate  Vir- 
ginis  Bude  afiig-i  fecisset,  ut  eoram  capillos  ventus  hine  inde  agitando  dif- 
flasset,  que  capita,  cum  Cesar  thurcorum  a  Nandoralba  prospexisset, 
nunquam  ausus  fuisset  versus  profluentem  Danubii  aquam  tarn  late  sursura 
venire  et  remigari  facere. 

Petrus  Gr off.  Utinam  uel  saltem  Spiritus  illorum  dominorum  ad  ali- 
quorum  brutorum  animalium  cadavera  inmisisset,  ut  pocius  illinc  huc  extra 
spirassent,  quam  in  oppressionem  Christiane  gentis  et  illius  miserandi  regis 
ac  suorum  interitum  talia  excogitassent. 

Thomas.  Si  tociens  contra  meain  dumtaxat  personam,  nedum  contra 
statum  et  vilam  regiam  illi  duo  hostes  conspirassent,  mox  post  dissolucionem 
conventus  hathwaniensis  utrumque  eorum  aut  de  maiori  bombardo  ante 
castrum  habito  fecissem  extra  sagittari,  ant  vacuo  et  excavato  eneo  hercu- 
lis  imagine  eos  inclusos,  atque  recenti  igni  admotos  erugiri,  seu  rugitus 
leoninos,  ursinos  vel  pocius  bovinos  emittere,  sie  nulla  spiramina  habuissent 
contra  me  spirancia,  sie  thurci  illos  bombardos  non  abduxissent,  piramidum 
et  imaginum  illorum  egregie  effigies  vivis  similes  et  pro  maiestati  fastu  effi- 
giati  exformati  starent  in  priori  loco  eorum. 

Wladislaus.  Vadant  iam  illa  preterita.  Verum  amantissimi  fratres 
prineipes!  sciuntur  Maiestates  vestre,  quo  devenit  et  ubi  periclitatus  est 
filius  et  unicus  heres  meus  .  .  ?  Ego  iam  non  sine  magno  animi  dolore,  sine 
continuo  fletu  et  lachrimis  ubique  animam  ipsius  tarn  in  paradiso  quam 
aliis  omnibus  celorum  regni  angulis  et  latebris  perquisivi,  ubique  interro- 
gavi,  omniaque  loca  hie  superius  oeculta  et  abscondita  investigare  feci, 
presenciam  tarnen  ipsius  nullibi  habere  possum  .  Cuius  dessiderio  et  aspec- 
tus  carencia  tanto  merore  afficior  et  animi  anxietate,  ut  oculorum  quoque 
lumina  ex  tot  lacrimis  cruoris  rubedine  respersa  esse  visuntur,  et  hec  gra- 
vida  debilisque  senectus  ita  lassatum,  ita  viribus  hoc  corpus  exhaustum  est, 
ut  vix  in  lectica  sedere  valeo.  Jam  vero  feci  querere  et  scrutinium  de  ea 
habui  an  esset  in  purgatorio,  sed  neque  illic  ipsum  esse  dieunt  forsan  in 
captivitate  dura  tenetur  apud  Cesarem  thurcorum. 

Thomas.  Illi  pessimi  homines  volebant  ipsum  vivum  sepelire,  et  non 
quieverunt,  quousque  eum  prodiderunt.  deglucierunt,  absorbuerunt,  iamreg- 
nent,  triumphent  in  regno.  Sororio  fratri,  sorori  et  ipsius  defuneti  regis 
coniugi  nichil  aliud,  quam  luclum  et  merorem  vestesque  lugubres  relique- 
runt.  Et  tu,  Stephane!  quid  ad  hoc  dicis? 

Stephanus.  Audio,  quam  multas  faciunt  Maiestates  vestre  querelas 
contra  filios  meos,  sed  nescio,  si  ita  sunt  omnia. 

Thomas.  Immo  verissima  sunt  hec  omnia,  que  hie  audivisti,  et  sie 
facta  fuisse  certissime  constat. 

Stephanus.  Mei  quoque  filii  sufficientes  haberent  conquerendi  causas 
atque  materias.  Merebar  ego  cum  ipsis.  Serenissime  domine  et  compater  rex 
Wiadislae!    a  tua    Maiestate  pro  meis   inultiplicibus  eorumque    servieiis 


Mait'sl.th   \csliv  rej^nequo  •  KDIDltll  nl  seil  i 
milam,     tiliam  Maie 

jset,    cl    nun   deilissH    a<l    (.vi,i  a    i 
qoicqoid  infortunii  ei  inbeaatra  s  MaimU- 

D  causa  tueiunl.  (|uia  illnrum  tuit  suhurdin.iein.  I.i  ut  I 
modo  de  hii.s  rccunlaliis  par  pari  cum  dop |»  1 1  <  i  lall n-i.., 

Philippus.  Quid,  si  forsan  Ülii  mci  «j u ntl imi pli < 

e  peoiteat,    Stephane  dileetel    noleeUnqM  UM  MM  MB  deh.-t.  quod 
illius  coningaliiaÜi  aftlnitai  et  matruaeniornai  illi  mntui   i  j»e- 

tuaque  unio  et  eonfederaeio  nun  ipsis  8  •*- 

quo  tuit.  et  ([iiod  principe!  Uli  chrUüani  ita  Craterne  ie  c  «-JC- 

naque  christiana  eoncalenaverunt.   Laie  »mcjM  iam  »lue  Uli  Maiestatcs  do- 
minantur  inter  christianos.  et  quia  liü  I» on i  prudenles  prin(  nea 

patres   eonsiderarunt  regnuni    him^a ri «•    exiguum    babtTC  '«m 

potenüaaimani,   quo  maior   et  potencior  in  mundo  n#n  <  s|     q"'  :i  rrI' 
annil  rognum  illud  sibi  gladio  vendicare  contendil.   sei\  erunlquc  <t  ptail 
ter  eogilarunt,    hungaros  per  se  a  tanto  hoste  deteml.iv  ,  -ie, 

hinc  illius  regni   regimen  aliorum  regnorum  principatihu.s  emmml 
incorporarunt. 

Wladislaus.  Bene  dicit,  bene  sapit,  optimo  intclliuit  Mai  es  tat  tua. 
Philippus.  Ego  possem  mox  coram  Maiestatibu>  dis- 

cordie  corum  causam  dicere.   Bene  scis,  frater  Stephane!    quod  quamlo  tu 
ita   iuvenis  fuisti,  sicuti  modo  sunt  tilii  tui,    ut  ego  audivi.    tat  g»» 

Mathie    continue  adhesisti,    suis  servieiis  diu  noetuque  insu, lasii.    in    uno 
cubiculo   secum  dormivisti,    una  fuit  tibi  secum   mensa.    pn»pu-r  quod    M 
magno  amore  et  honore  supra  omnes  alios  proseeutus  fuit.   Si  tui  tilii  regi 
Ludovico  hoc  fecissent,  et  plenum,   ut  decet,    MMDMI  «'-1  fr§MBrM( 
dissent,  scio  ego,  quod  talis  est  ille  rex  et  talis  fuisset  ipi 
Mathias  tuit,    et  si   possibile  fuisset,    anime  qunque  sue  MJ 
partitus  fuisset.  Sed  semper  uereeundati  sunt  ti  il  curia  sua  man 

.per    ei  sese   pocius   displicibiles   prestiterunt .    quai 
illorum  duorum    Werweczii  et   Zobii  semper   sua  negoci  mnl 

pocius.  quam  promoverunt. 

Maximilian».    Pretereamus  illa,  loquamur  de  h...-:   QMM  rex  Imn- 
garie  non  fecit  prius  pacem  cum  thurcis,    quam  illi 
et  ligam  inierunt? 

Thomas.  Quis  seivit  futura  !  Si  illi  preeipucrmit.  »t  •  <*£»oa 

consilarios,    quia  non  multo  post  ohitum  iMM  l.iai.".    iMaMff   •( 
primum  se  exclusos  esse  de  bonis  et  castris  illius    \i.i 
nionem    hu  ins    hominis,     q  u  i    hec    s  <•  r  i  h  i  t    illi 
Johannem  Bodo    ad   CiMTMl   thurcrum   ■ 
runt,     cum    Cesare    medio    illius    pi. 

illi  ita  videtur   quod    quando   rex    hun-rarie    p*i    pMt   MH    I 
apud  regem  Polonie   egit  medio  sui  ml  -»»«e  aeem 

,ti  fuerunt  et  confederati.    et    pn  thureun  cum  »ua  MaieoUte 

fedus  inire  noluit. 


388 

Philippus.  Cuiusmodi  sunt  illi  duo  fratres.  Reverendissime  Pater! 
describat  michi  tua  paternitas  naturam,  formam,  staturam  et  animum  ipso- 
rura,  si  quid  elicere  potero  ex  vestra  descripcione. 

T-homas.  Maior  natu,  vir  licet  mitis  ingenii,  ambicione  tarnen  nimia, 
flagranti  honoris  cupiditate  et  dominandi  libidine,  semper  palidus,  occultis  in- 
vidiis  infeliciter  remordicatus,  agitatus,  inquietatus,  opum  splendore,  castro- 
rum  pluralitate  elatus,  voce  gallinacea,  vultus  subnigri  pusillitatem  et  parvita- 
tem  (ut  apparencior  laciorque  facies  esset)  paulullum  dilatante,  naso  aquilino, 
capite  exiguo,  quod  aureus  adornat  reticulus.  Alter  iunior  statu  est  alciori, 
animo  audaciori,  apris  ursibus,  lupis  quantumvis  mordacibus  et  ferocioribus 
in  silvis  solus  assistens  eos  virili  animositate  impavidustraiicit,  necat,  capit, 
innate  audacie  nimio  haustu  et  potu  ac   calore  vinitemeritatem  addit. 

Maximilianus.  Ey,  que  puerilis  audacia  illa!  si  nepotes  mei  volunt 
una  cum  nepte  Maria  sorore  eorum,  tot  inimicos  contra  illos,  tarn  in  hunga- 
ria  quam  bohemia  et  germania  concitabünt,  et  consurgere  facient,  quod  nee 
plantam  pedis  deponere  ad  talem  locumpoterunt,  unde  hostes  eos  non  feriant. 
Sed  qui  nimium  parcit  hosti,  supra  dorsum  suum  baculos  harum  palcza  parat. 
Si  contra  iuniorem  nepotem  raeura  talia  egissent  illi,  qualia  contra  regem 
hungarie,  seivisset  ipse  tempestive  de  remedio  providere,  quod  Cesar  thur- 
corum  non  possetnunc  dicere:  Ego  sedi  in  solio  regis  hungarie,  quod  nullus 
cesarum  potuit  facere.  Et  neque  waywodo  gloriosus  ille  rex  ranarum  coaxa- 
cionibus  et  luporum  ululatibus  in  regem  proclamatus  gloriari  posset.  Me 
gladiumcoegerunt  extraherepro  meo  officio  Transit vaniensi,  sed  ipsi  quoque 
non  dicent,  quod  non  debuerunt  pugnare  pro  vino  Sirimicali. 

Philippus.  Fecit  autem  omnino  se  coronari? 

Groff.  Nisi  forte  si  cum  aliqua  corona  argentea  aut  cuprea  vitreis 
lapidibus  rubintinis  saphireis,  smaragdinisque  nigris  et  diamantis  viridibus 
ornata  se  coronari  fecisset. 

Thomas.  Coranori  facere  se  faeiie  potuit,  quia  sacrum  diadema  in 
suis  manibus  habuit,  verum  unetio  vera  et  legilima  es<se  nequivit,  nam  reeta 
unetio  datur  de  apoteca  regni  celestis  ex  armario  et  pixide  saneti  Stephani 
regis  et  patroni  hungarie,  sed,  ego  ut  audio,  unetus  est  illo  sueco  asse 
fetide,  de  cuius  fetore  omnes  fere  hungari  currunt  et  vomitare  coguntur. 

Groff.  Hey,  hey,  mirabilis  pater  es  tu! 

Stephanus.  Tu,  calve  !  nequieiis  ac  iniquitatibus  plene  !  tu  in  dolo- 
sis  et  perversis  cogitacionibus  consenuisti,  et  semper  domui  nostre  atque 
familie  contrariatus  es. 

Philippus.   Ehey!  planius,  modestius,  honestius,  oro,  confabulemini. 

Stephanus.  Ego  vadam,  abibo,  tractetis,  quiequid  vultis.  Nolo  audire 
illum  calvum  murmurantem. 

Thomas.  Bonum  est,  quod  discessit;  iam  liberius  possomus  de  Omnibus 
negoeiis  traetare.  Et  primum  videamus,  quales  practicas  seit  et  vidit 
illorum  hostium  ishomo,  quihec  scribit.  Unam  eorum  practicam 
vidit,  quod  otficia  regni  hungarie  militaria  omnia  paulatim  ad  talium  hominum 
hungarorum  manus  darentur,  qui  partem  waywodalem  tenent,  et  in  hunc 
finem  ipse  waywoda  ad  servicium  regis  Stephanum  quemdam  Bardii, 


III 


F  ran  0  ItC  u  m    Bod  I 

bNM  tin.Mii  ociain  »fielt  al..,   in    |,  |  |  i,    v  .,  | 

Mronarl  fecit,  ieitB(  bapetUHi  - -i  l(ll,.i  .   | 

unduiu.   >i  Wt\  <•  M  BÜfJ  Mite»!  et  pf  m  ref** 

I«  .»iiiiu  (|n.M)<lain  regit;  Md ,.,,<  bd 

oquo  pro    maximo    cl    capilali    bMM    .11,   '  ,.,,,,,,1 1  : 

i  tgendun,   ticnilqee  dt  belli 

minor  natu  maiora  larnv  allrntahit.    Aha    |,i  ,l#     quam 

v  i  »l  i  t  ii  p  i  a  p  e  r  h  •  m o ,  qai  I.  ec  itrielt,  jatd  ImJ  iii,,,,,  \\ , 

■Ül  palaliiiiiin  tacianl  ,  regem    dt    rtgM  •■  \«-lu.l.,i,  i  Iffl  it—  rl 

Tranaailraau  Siculorumquo  utanttr,   m  <l ■um  w  wien- 

tii  H  Tranaalpinenaii  .  tl  ob  hoc  perpetee  tfleieti  wtjwtdtlM  DI 

eonferri  per  regem  postulabat      One  vires,   si  nun  nflletfftal,     tl    Wnywada 
cum    Cesare    (Imrooruin    pactum    l'aceret  .    scque   IWntltlf    M   tt  il>' 
ivddcrcl.  et  Fcsaris  viribus  sc  munircl;  sed    is   homo.    f  uiln-c  m-riliii. 
Doocit  dieere,  in  qnol  railibus  floren.  centoaKt  CtttH  otaei,  od  mied  ilem 
milia  thurcorum  ah  illo  habiturus  esset  in  auxilium. 

Ma  \  i  in  i  1  i  a  n  u  s.    Pretermiltamus  isla,   diseneianiu  >  hec  et  di 
de  hoc,  si  siahilis  tri!  i II ins  coronacio. 

Philip pa 8.  MichJ  videtur  in  hoc  quoque  nslensinn  MM,  «| n •> «1  reg 
suum  firnium  non  erit,  quia  Barbara    regina  in  hunc  fincni  fuit  rtfi 
nie  data,  ut  si   prole   masculo  ex  illa  gauderent,   poloniee  qunqiic  Maiestatis 
auxilio  hoc  regnum  consequerentur,    et  ins  corone  atque  suceessionis  illi 
polonico  heredi  faterentur  et  inseriherent ;    sed  euin  plert  mala  • 
pauperumque  oppressiones   exhinc  secutura  essent.    quod   bona  Barbarae 
\i\is  sublata  est,  nulloque  berede  legitiini  sexus  provisa:  item  cum  illi  duo 
fratres  Zapoley  tempore  quoque  rusticone  sedien-nis  pro    inani   gttrit  in 
pauperes  plus  iusto  seviti  fuissent,  multorumque  innocentum  san<: 
sent,  una  eorum  nepte  maiori   ex  Barbara   nata  ipoei  dtM 
cum  siculos  profligavit,  multosque  ex  eis  vi  contra  ipsum  insurgere  coactos 
et  innocentes  occidere  fecit,  matrem  eis  abstulit.  mcoque  iudicin  tarn  dura- 
bilis  erit  eins  principatus  et  dominacio,   quemadmodum  dominium  georgi  i 
Zekel  per  ipsum  debellali,    et  ignito  ferreo  diadetttlt  coronati. 
coronacio  equaliter  prenoslicat  ipsius  waywodt  haue  illegitimem  eerei 
nem,  siculi  Joseph,  sive  Josippi  vendicio  ehrilti  tradiciontm  ;  manu»  igilur 
illorum  sanguine  plenus  est. 

Thomas.  Jam  videnda  sunt  ea  quoque.  quantum  illi  cum  thnrcin  nocere 
possint.  aut  si  ad  multum  facultates  et   \  ii  ■  MM  01  >*«ent. 

Mea  sentencia  est,    quod  panim  facere  possunt.    •  thurcorum  viri- 

bus solummodo   prohibeatur  ubique  in   Transsilvania,  Croacia.  B 
hungaria,    ut  sub   eius    voxillum   nemo  pi  ndium   illorum  Mal 

levare,  pulveres,    sanitrum.    piaidea    tüaqat  belltet   nece»»aria  nullua  ab 
exteris  regnis  in  hungariam  ducere  audeat.    teq  -oMMll 

ipsi  propriis  eorum  facultatibus  all  un  conflare  exercilum,    el 

hos   quoque   cum    auxilio  dominorum    B  vi.  c  /  e  n  s  k  i  i       UMl    nulluni    raaiu« 
robur  ipsi  habebunt  viribus  thurcorum.    li  -ar  thurc 


390 

tormenta  bellica,  quibus  contra  regem  hungarie  usus  est,  sibiaccommodaret, 
quorum  non  parvus  fuit  numerus,  sine  quibus  ipse  ex  Omnibus  castris  suis 
non  potest  facere  quadringentas  machinas  parvas  et  magnas,  demptis  pixi- 
dibus,  aut  ad  summum  quingentas.  Si  Transsilvani  cum  Siculis  per  singula 
capita  consurgent  et  in  armis  erunt,  illinc  thurcos  ipsi  inducere  nequeunt, 
et  nee  videtur,  quod  illinc  intrarent,  propter  itineris  longinguitatem.  Si  dice- 
remus,  quod  de  partibus  regni  hungarie  inferioribus  ascendent,  Nandor- 
alba  aBuda  terrestriitinerequadraginta  miliaribus ,  danubiali  fere  quin- 
quaginta  distat  .  Cum  Nazadis  et  galeis  thurcos  woywoda  rursus  michi  non 
videtur  quod  sursum  ducat,  quia  partes  ille  inferiores  victualibus  omnibus, 
tarn  ad  humanum,  quamanimaliumusum  necessariis  adeo  sunt  depaste  et  deso- 
late, ut  multitudo  gencium,  non  nisi  secum  victum  ferat,  ascendere  potest, 
thurci  vero  victualia  non  nisi  per  naves,  camelos,  et  equos  ponderarios  ferre 
solent.  Michi  autem  nulliunde  videtur  cicius  thurcos  irrumpere,  ineursare 
posse,  quam  per  confinia  Carynthie  et  Croacie,  ad  que  non  dubito  quin  Sere- 
nissimus prineeps  Ferdinandus  gencium  presidia  locabit  valida,  quia  illinc 
sue  Maiestatis  regnis  maiora  inferri  possint  pericula  et  incommoda. 

Item  thurci  etfugereet  fugaresunt  agiliores,  etincendere  etvastare  cele- 
riores  gentibus  bohemis,  aut  germanicis  armigeris.  Itaque  necessarium  est,  ut 
huzaronum  bonorum  celeritafe  ,  quos  hungaria,  Sclavonia,  Croacia,  Trans- 
silvania  bonos  in  copia  dabit ,  utantur.  Nee  esset  inutile,  ut  in  omnibus 
regnorum  confinibus  fideles  essent  exploratores,  qui  tempestive,  et  in  bono 
temporis  precursu  predicerent,  de  qua  parte  eruptiones  thurci  facient,  ut 
in  tempore  illuc  gentes  possint  in  eorum  obstaculum,  que  eos  arcerent,  lo- 
cari;  si  ex  Sclavonia,  Transsilvania,  Croacia,  Bohemia,  Silesia,  Moravia 
gentes  habere  non  poterunt,  libenter  videbo,  unde  ordinabunt.  Ex  Silesia 
forsan  dux  Thesinensis  eos  iuvabit,  sed  cum  duobus  illis  waywodis  prius 
diffiniendum  et  concludendum  esset,  ut  ab  eis  hostes  ne  possint  aliquos 
auxiliarios  walachorum  gentes  habere.  Et  si  domini  Perztenzkii  bohemi 
ipsos  gentibus  iuvarent,  universe  tocius  regni  bohemie  gentes  per  bona  illo- 
rum  descendere  et  omnia  victualia  rodere,  consumere,  et  tamquam  locuste 
depasci  possent,  quibus  in  tempore  per  regnum  mine  imponende  essent,  eos 
non  auxiliandi. 

Item  michi  videtur,  quod  woywoda  pacem  pocius  amplecteretur,  quam 
bellum  inchoaret,  quia  videt,  quod  iam  regnum  hungarie  intelligit ,  ipsum  esse 
preteriti  periculi  autorem  et  thurcorum  eduetorem,  propter  quod  in  hungaris 
minorem  spem  locat,  et  fortasse,  si  nondum  est  coronatus,  obhoecoronacionem 
distulit.  Nam  nonnulli  dieunt,  quod  sit  saltem  electus  et  proclamatus  .  Meo 
iudicio,  sive  sit  coronatus,  sive  non,  eque  contra  eum  agendum,  et  nichil  de 
belli  actione  intermittendum,  nulleque  hostilitates  contra  ipsum  remissius 
exercende,  quia  si  nunc  illorum  cornua  ereeta  non  deeucientur,  in  futurum 
quoque  maiori  rebellione  insurgent  et  novis  practicis  regnum  et  eius  princi- 
pem  inquietabunt,  nullusque  regum  hungarie  per  eos  libere  regnare  poterit. 

Itaque  si  pie  recordationis  quondam  genitor  Serenissimi  prineipis  Fer- 
dinaadi  non  fuisset,  seque  non  interposuisset,  Thomas  Cardinalis  cum  Ste- 
phano  Zapoleyo   patre  woywode  duelli  certamine  concertasset  ante  tribunal 


MUHOte  trinit  »lis.    sr,|   -  iotV  p.-t.-r  lnit  in.,' 
post  suam  ni.ii.'st.it.-iii.    [•  T6T0    Ikhiwi    q  u  i    I.. 

ihm-  iiifiioiM  de  aaa  eapeella  »xtradere  patoit,  <|  g  I 
Ml  ii.»  plenai  eoneiliia,  lienti  vetai  eaeerbiU  granii  anl  • 
lemel  In  eampo  lemel  damtaxal  profiifari  p< 

ab  eil  hieran,    minima  tandem    Hcctindarin    ii 

possint.  Imiuo  eomploxa  «j\  suis  ematria  in  plasia  Ii 

Lonem  ab  ipsis  Gacile  occnparl  possint.  tanqaaa  p 
bombardiique  avacuata,    ut  sunt   Baymota,    papa,    wg  >kay. 

w  \  u  ;ir;   si  vcro  tburci  illa  tonncnta  sil.i   *<  ,l.    Ipg]   x 

ea  intercipere  e(  anffere,  ut  in  aliqnod  benc  ataaitoai  eaetnum, 

klyos  imponi  el  loeari  possint.  nc  illis  \alnvnt  Beetee  llftij   lSf«lt  hUM 

nmnioiones  ille  atque  arcea  danubialee,   qoe  in  manibna  rej  ieetatie 

sunt,   ut   Cornaron,  Tb  ata,  Strigoni  u  m  .   Wy  Biegrad,  DJtde  tl 
per  aquam  ascendentibus  magna  noeummta  et  perictüOM  impedim< 
possent  poditibus,  pixidiariis,  boinbardisque  premanienda  et  teeap 
videnda  essent. 


VIII. 


Nnlxlmrgischc  Marktordnungen. 


Beiträge  zur  Kennlniss  der  initlelalterliclieii  GflMtiteblif 


und 


der  früheren  Zustände  überhaupt. 


Aus  einem  dem  XVI.  Jahrhunderte  angehörigen  salzburgischen  Copialliurhr 

mitgetheilt 


A.  G.  Pichler. 


Unverkennbar  hatte  man  bei  diesen  Verordnungen  zwei  II 
Ewecke  im  Auge,    nämlich  einerseits  den  Allenthalben  befnrcn 
Wacher  zu  unterdrücken,  andererseits,  für  die  Angehörigen  der  Com- 
mune auf  jegliche  Art  dahin  zu  sorgen,  das«  sie  und  besondei 
Armen  darunter  ja  so  fiel  ;tls  möglich  wohlfeil  kaufen  könntei 
diese  Zwecke  erreicht  wurden-,    ist  mehr  all  lhaft,    Er 

waren  alle  diese  so  vielfältigen,  ja  lahlloseo  und  bis  ins  Ängstliche 
getriebenen  Vorsichtsmassregeln,  Bescbj^nkungen  und  Klaeeea  zum 
grossen  Theil  unausführbar,   besonders  l>ei  der  früher  d  An- 

sahides Amtspersonals,   und  zweitens  ward  durch  jene  i 
Beschrftnkuhgen  dieOoncurreni  gewiss  nicht  gefördert.  I      Gärtner, 
Landleute  und  andere  Produzenten  hatte  unter  solch«  luden 

ein  damaliger  Markt  gewiss  nichts  Anlockendes  und  es  ist  kaum  tu 

glauben,   dass  man  sich  dahin  drängte  und  an  fand     W 

die  Concurrenz  fehlt,    da  wird  der  Preis  troti  aller  obrigkeitlichen 
Kunstgriffe  sich  nichl  niederhalten  lassen,    und  mehr  oder  \\< 
das  Monopol  zum  Vorschein  kommen.   Aber  selbst  in  dem  Fall« 
sich  irgend  eine  Waare,  ein  KauisartikeJ  suflllig  reichlieh  int 
Markte  einfand  und  als  dadurch  eine  rorflbergehende  Wohlfeilheit 
eintrat,  nützte  diese  auch  nichts,   denn  man  durfte  j;<  not 
Baases  Nothdurft,  und  iwar  mar  l»is  n  einem  g< 
Gewichte  einkaufen.     Dabei    iraren    wiche  Bmlich 

unpolitisch   und  hemmten  den  Fleisj  und  Untej 


396 


somit  die  Förderung  und  Verbreitung  des  Wohlstandes;  zugleich 
waren  sie  aber  auch  offenbar  ungerecht,  da  das  Land  auf  seine 
Kosten  und  nur  zum  Besten  der  Städter  arbeiten  und  produciren  sollte. 
Vorschriften,  wie  die  obigen,  können  daher  weder  billig,  uneigen- 
nützig, klug,  zweckmässig,  aufmunternd  und  den  Wohlstand  fördernd 
genannt  werden.  Sie  waren  zwar  wohlgemeint,  aber  eben  nicht 
scharfsinnig  und  klug  ausgedacht. 


Ifl 


I. 

Yermerkht  die  Ordnung  antreffend  den  Pürkaeff. 

Fol.  6.  Item.  Es  soll  kain  gl  von  wann  W  will   Krau  §4«  man 

an  den  Markht  zu  Salzburg  kainerley  pliPimhcrl  kaullen  wenig  noch  als  vill 
die  weil  der  Kann  stekht. 

It.  Derselb  Kann  sol  an  den  Markhtagn  vmb  die  Sechst  stund  ainet 
yglichen  morgens  frue  aufgestekht  sein  vn.l  wann  es  zu  Mittag  aindliffn  ge- 
shlagen  hat  abgenommen  werdn. 

It.  Es  sol  kain  Burger  noch  gast  fraw  oder  mau  knecht  oder  diern  vor 
den  Torenn  bey  der  Stat  vnder  den  Turenn  in   dm  gassen  n< 
Häusern  nichts  kauften  sonnder  alle  phennbert  klain  vnd  gros  vngev 
solln  an  offnen  Markht  bracht  daselben  vnd  an  kainen  Andern  enndn  verkauft 
vnd  kauft  werden. 

It.  Es  sollen  auch  alle  phennlu tri  die  also  an   offen  Markht  bracht  ver- 
kauft vnd  kauft  werden  das  gewegen  phennbert  luvssen   vnd  sein  all.! 
der  Fronnwag  vnd  sunst  nyndertan  kainen  gewicht  gewogn  werden. 

It.  EinBurger  mag  gewegne  phennbert  in  seinem  Haus  das  sein  hanndl 
vnd  ainerley  gattung  ist  wegen  vnd  hingeben  an  IC 
über  ein  Virtail  aus  ainem  Zenntnor  nicht.    Vnd    was  vber  ain  \ 
kauffn   vnd   verkauffn  weiset,    das  sol  alles  zu  ler   frunnwag   bracht    vnd 
daselbn  gewegn  werden. 

It.  Dann  ein  yglicher  gasst  sol  dieselbn  vnd  all  aodergewegee  |»  1 1  *- :  1 1»  t*  1 t 
bringen  zu  der  fronwag  vnd  daselbe  vnd  and.rsw  o  n\  ndei  t  gl 

It.  Ein  yglicher  burger  vnd  burgerin  mögn  an  ollen   Markht  all. 
leinbet  Es  sey  Ilupfn  oder  Zwilieh  kautfn  .  dieweil  dei  PeaeeteU 
Hausnotdurft  vnd  nicht  mein-  hbtt  nach  dein  lann  Keg  yglicher  Berger 
gasst  denselben  tag  der  obgemclten  ding  kaulln   nach  seinen  wii .. 
an  den  drein  tagn  daran  der  lann  nicht  itekhl  Ml  itr  geeet  iffn. 

It.  Es  mag  auch  ain  yglicher  b&rgcr  oder  klrgeria   kauffn  all«  i 
tugliche  phenhert,  Als  bar,  garn.  suialt/..   kas    S 

ner,  gensvogel,  Hahn,  ayr.  übst  vnd  e/ee  eeebeH  iein   yngevi 

die  an  offem  .Markht  bracht  weiden  n  seine,  hawsnotd  icht  mehr. 

It.  Es  ist  auch  verpotn  alln  bürgern,  burgerin  lnnwonern  allen  knechte 
vnd  diern  das  gy  solher  ytzgemelter  efceaherl  ".er  dann  »y  in  iren 
M  ftlg  >ein  ai  !    wideriin.bn    zu   maikhl 


398 

tragen  oder  schikhcn  oder  aber  in  iren  heusern  oder  ladn  haymlich  oder 
offenlieh  veilhaben  vnd  verkauffn. 

It.  Es  solln  auch  weder  gasst  noch  bürg  fraw  oder  man  genns  vnd 
hüner  kappaun  noch  kaynerley  geschlecht  der  vögel  an  den  markht  tod  oder 
plas  vailhaben  noch  verkauffn. 

It.  Es  sulln  auch  weder  fragner  noch  fragnerinn  ir  phenbert  sy  seien 
gros  oder  klein  in  was  Werdt  sy  sein  vnd  wie  sy  namen  mugn  haben  in  der 
Stat  hie  zu  Salzburg  an  offen  Markht  noch  in  den  heusern  die  weil  der  fann 
stekht  noch  auch  in  zwain  meyln  wegs  vmb  die  Stat  noch  geuerlich  kauff 
abredn  oder  verdingen. 

It.  Es  solln  auch  all  fragner  vnd  fragnerin  alle  phenbert  Es  sey  Smaltz 
smer  kas  schottn  hertzn  vnslid  obst  oder  was  solher  phenbert  sein  in  irn  ver- 
dingten heusern  gemachn  oder  ladn  vailhaben  vnd  nicht  mer  an  offen  Markht 
damit  sten  vnd  verkauffn. 

Es  solln  auch  all  kramer  vnd  kramerin,  fragner  vnd  fragnerin  an 
Suntagn,  zwelfpotentagn  noch  an  andern  namhaften  heilign  Veyrtagn  ir  ladn 
auftun  noch  offenlich  vailhaben. 

Ob  aber  ein  kramer  oder  landfarer  aines  oder  mer  im  jar  herkamen  zu 
offem  kram  oder  markht,  sein  vnd  ire  phennbert  vailhabn  vnd  hingeben  wolln 
das  mügn  sy  tun  drey  tag  nacheinander  ungeuerlich  vnd  nicht  lennger  vnd 
solln  mit  irn  kram  steen  an  enndn  das  sy  damit  gemainen  Markht  nicht 
verirren. 

Desgleichen  all  die  so  veil  trankh  habn  solln  ire  setzstet  oder  gemach 
an  den  obgemelten  tagen  nicht  offen  haben  vor  der  Wandlung  des  fron  ambts 
zu  sand  Ruprechts  Münster  noch  Trinkher  darin  sitzen  lassen  vngeuer. 

Es  sullen  auch  all  burger  vnd  burgerin  dy  Trankh  oder  vaile  phenbert 
nichts  ausgenomen  haben,  dieselben  Trankh  vnd  phenbert  allein  an  aim 
end  in  der  Stat  es  sey  in  den  heusern  in  iren  verdingten  gemächn  oder  ladn 
vnd  nicht  an  zwain  oder  mer  ennden  vaylhabn  vnd  hingeben. 

Von  des  Wein  vnd  pierschenken  wegen,  So  geschehen  in  dem  gnigl  *) 
zu  pirgla  zwischen  baid  klausen  vor  dem  Spital  desgleichen  zu  Müln  vnd  in 
dem  Nuntal.  Ist  geordnet  worden,  das  in  den  dreyen  enndenn :  pirgla  gnigl 
vnd  zwischen  den  Klausen  solln  keinerley  trankh  pier  noch  wein  ge- 
schenkht  werden.  In  der  Müln,  in  dem  Dorf  und  zu  dem  Nuntal  sol  es  ge- 
halten werden  wie  vor  altem. 

Es  sol  auch  kein  fleishaker  der  purger  zu  Saltzburg  ist  noch  ir  knecht 
kainerley  heutt  vell  desgleichen  Rebhüner,  Haslhüner,  hasn,  vögl  aychorn 
vnd  was  solcher  ding  sein  dy  an  offen  markht  bracht  werden  noch  dem  gay 
haymlich  noch  offenlich  kauffen  v.  widerumb  veylhaben  desgleichen  lämper 
oder  kitz  die  an  offen  markht  bracht  werden. 

Ain  yglich  bürger  oder  bürgerinn  mögn  zu  ires  haus  notdurft  allerley 
swäre  träyd  kauffn  vnd  nicht  mer,  das  an  offen  markht  vnd  zu  dem  Stein  2) 
kombt  vnd  sunst  an  keinem  ende  in  der  Stat.  Indem  sind  die  pekhn  dy  purger 


1)  Gnigl:   Dorf  bei  Salzburg. 

2)  Vorstadt  Stein. 


siinl  euagenomen,  die   nuigen  kauffi  .•  vor- 

her \un  in  betehehen  tat    Ob  eher  ain  nekh  ain  w 
kaufl!.   will  ain  hurgrr  «-in    sehatI   «mI.  r    iwag    il    l«MflkM    KMl    U 

traydi  beben  md  itemen,   "las  soll  im  ,i,r  pekb  I 

Ihm)    ist. 

Desgleichen  solln  bvrger  vnd  bargtrin  «I  ealfarknJ 

bracht  w  irdd  an  dem  lial),  i  mal  kht  \  :  u  k.uin  m 

siat  kauft  werden  \  ageuer. 

Mut  die  Wirt  vi,  p   so   offen  gai  all  dy  ao 

habern    an   dem   Met/.on    oder  an  dem  kleinen  eiftflltlfl   iuiidmih'1 
\orbi)U>ii  das   sy  den  habern    »Irr   Hl  jl|IB  blbwilbbl   »dtf   ll    i#f   Siat   zu 

verkaufen    bracht  wirdet.    was   hindter  einen    schall    ist.     k.mll.n  die   weil 
der  Tann  stekht  vngeuer,    Aber  \  Ihm-  ain  schall' mag  aincr  kanlln. 

Desgleichen  ist  verpoten  das  kain  borger   aoeb  bargerini  des  jcahal 

kainerlay  traid  bey  dein  Stain  noch  sunst  in    der  Stat  kanlln    'I>    verguneo 

oder  gestatten  solin  oinzuset/.n  viip-ucr. 

Es  sulln  auch  weder  borg  noch  bürgeren  biaai  der  Stat  bei  dem  B 

noch  sunst  Irayd  kanlln  1.  p  Irayd  oder  habern  vnd  den    wider   hin- 

geben oder  geuer  darinn  halten,    haymlieh  noch  offenlieh  .  durch  lieb  felbs 
oder  annder  ausgenomen  den  vordem  artigkl  ausgesclwu 

Wolle  aber  ainer  oder  mer  mit  traid    handeln   des   M«g*l    I]    tun. 
dass  er  oder  dieselben  den  traid  in  .drein  mcyl  wegs  vmb  *\\  Stat  nicht  kauf- 
fen  vnd  mit    dem   aid   bestatten   mugen    das   in  dcnselhen  kaut '  \\  iil.-r  _ 
Nutz  der  Stat  kainerley  geuerd  gehalten  wird. 

Es  solin  auch  weder  burger  noch  bargeria  dhein  gast  kaiaerlejf  fhitm 

berl  dy  sy  zu  uerkauffn  an  offen  niarkht   bringen   von    aineiu  markhlag  auf 
den  andern  Markhlag  einsetzn  lassen. 

Es   solin  auch  burger  vnd  burgerin  allerley  rieeh  Sj  teil  lebendig' 
tod,    gesaltzn     vnd    vngesaltzn  kainerley  gesiecht   der   web    iiagtl 
allain  in  den  verdingten  heusern,  ladn  oder  gemachn  \eilhahen  oder  aber  an 
offem  vischmarkht  bei  den  prun  vnd  sonst  nynderl  in  der   v 

Es  solle    auch  all  gesst,  frawen   vnd  man  von   Wann   d\    berkOBMI  vnd 
visch  vai (haben  oder  verkauffn  welln,  dii 
nannten   ennden  an    offen  Vischmarkht  vnd  sonst  nyndrrst 
damit  sten  vngeuerlich. 

Desgleichen  soll  all  visch,  vnd  vischerin  Sy  sein  \ 
von  andern  ennden  weder  bei  tag  noch  nacht  heimlich   noefa    otlcnlieh  kai- 
geslecht  der  visch  in  dy  heuscr  nuch  in  die  Slal  vmtrage!.  n..ch  ver- 
kauffen.    Sonder  an    denen    ubgciuelton   Yischmarkhl    bringen    md   iu 

vailbaben  vnd  verkaufen  ongeeerlieb. 

In  den  vorgemelten  Arlikln  auch  in  den  artigkln  Ihm  -nach  be| 
vnser    genediger  her   von  Salzburg   -)    aus. 


1)  Dorf  an  der  Münchnerstraase,  eine  Stunde  von  Sa 

2)  D«f   Laiidfalür.-t. 


400 

vber  seiner  genadn  hoff  einkauffen  lassen  alle  noldurft  wor  vnd  wie  seiner 
genadn  gefallen  will. 

II. 
Wie  sich  der  (iasst  in  yerkauffen  halten  sol. 

Vorerst  sol  ain  gasst  dem  Anndern  vnndter  fünf  ganze  Tuechn  nicht 
verkauffn  noch  gebn.  Aber  ainem  burger  mag  ain  gasst  ain  tuech  gebn  vnd 
darbindter  nicht,  noch  ellenweis,  ausschneiden. 

Harras,  allerley  parchant,  Suebisch  leynbat,  klareund,  schatter  und 
was  phenbert  sein,  die  nach  der  Elln  verkaufft  oder  gemessen  werden,  sol 
ain  gasst  dem  andern  hindter  fünf  stukhn  nicht  geben  vnd  ainem  Burger  ain 
stukh  vnd  nicht  darhindter. 

Desgleichen  lachs,  hering,  hechten  vnd  was  gesaltztn  visch  sein,  dy  in 
Tunen  herbracht  werden  fünf  Tunen  dem  Gasst,  ain  Tunen  dem  Burger 
darhindter  nicht. 

Stokvisch  ain  gasst  dem  anndern  zway  stükh  vnd  ainem  burger  ain 
stükh  vnd  nicht  darhinter. 

Hawsen  ain  gasst  dem  andern  fünf  zentner  vnd  ainem  burger  ainen 
zentner  auch  nicht  mynder. 

Wachs,  Zynn,  pley,  kupfer,  vnslid,  smer,  alaun,  Spangrün,  kreydn 
vnd  was  solch  phenbert  sein  soll  ain  gasst  dem  andern  hindter  fünf  zentner 
nicht  geben  vnd  dem  burger  hindter  ainen  Zenter  nicht. 

Mit  dem  pfeffer,  Seyffn,  Manndl,  weinpier,  veign,  Keys,  Innwer,  nä- 
gel  vnd  was  solh  phenbert  oder  guter  sind,  sol  es  auch  gehalten  werden  von 
burger  vnd  gast  wie  in  den  vordem  Artikl  begriffen  ist  ongeuer. 

SafFran  sol  ein  gast  dem  anndern  hindter  ain  vierteil  aus  einem  Zentner 
nicht  mer  gebn  noch  verkauffen  vnd  dem  burger  hindter  acht  phunden  nicht. 

Es  sol  kain  gasst  dem  andern  hindter  Sechs  Kirschguant  nicht  ver- 
kauffen Desgleichen  hindter  hundert  veln  oder  palign  auch  nicht  vnd  was 
der  gast  also  kauft  oder  verkauft  das  sol  Er  in  seiner  herberg  offenlich  tun 
mit  ainem  vnderkeuffl. 

Es  sol  auch  kein  burger  dem  gasst  sein  Kürschwerch  für  sein  aign  gut 
verkauffn. 

Es  sol  auch  kain  hingeberin1)  kainerlay  newe  noch  kunst  veilhaben  Sy 
sei  dann  zu  halbs  gemacht  ausgenomen  was  phand  sein. 

Was  Wein  herbracht  werden  auf  Samen  Es  sei  Malmassir,  Ruminir, 
Vaysal,  Muskatel,  Rosterer,  Bassaner,  Trolliner,  Terrant  vnd  allerley 
Etschwein  sol  ain  gasst  dem  andern  hindter  fünf  Samen  nicht  gebn.  Aber 
ainem  burger  mag  er  geben  ainen  Sam  oder  ain  lagel  wie  der  burger  wil. 

Item  Osterwein,  Marchwein,  Frankenwein,  ellsasser  vnd  was  solh 
wein  sind  dy  an  offen  Markht  bracht  werden  sol  ain  gast  dem  andern  kauffen 
noch  zu  kauffn  geben. 


1)  Beeidete  Verschleisserin  verpfändeter  Gegenstände. 


401 

Es  sol  auch    kain   hurger   wein  einlegen    n 
nicht  sein  sind  ongener. 

I.n  sol  auch  Kein  Innrer    noch    Inn-crin    in 
Markhl   kantl'en    denselben    von    stund    an    widet  nml».  • 
sondern    ST   SOl    in    i.i    s.-in  II. ms   oder  Kell, 
wenn  .los  !>osoliohon  is|.    So  mag  ST  disselbefl  Wein   P 
dein  vcrkaulln  norli  generlich  rersS 

Wer  der  artigkl  üni  oder  hmt  rberflerl  rnd  dswid«  das 

gnl  das  or  kauft  oder  einlegen  bei  lassen  rerlorn  vn.i  sol  .1 
mor  rerutyden  woli  dsrneabes  gestraft  irerden. 

Wer  hoehseit  oder  Indsehnf)  haben  will  der  Rang  in  boehaerl  i 
freundl  oderAnnder  aa  awain  fcisehn  rnd  nicht  mehr  rnd  s.d  rber  fanl 
nicht  geben.    Dnranier  mag  ein  eosn  Viacb  sein  rnd  sol  aaf  den  ho< 
nymsnd  nichts  sehenkhn  noch  ireyan. 

HI. 
Stet  wid  platz  wo  die  phenbert  verkanftt  solln  werden. 

Iicm.  Hey,  nllerley  Bein,  tehintl,  Isdn,   ssnnholi  rnd  was  io)h  ■ 

sind    sollen  auf  dem   Aschhoff  vnd  sunst  an    keinem  ennde    rnil  gehsJt 
werden. 

Hüben,  gruen  vnd  alle  anndorn  krewter  Ks  aey  In  Kcrlm.   aekhei  auf 
Rossn  oder  Wagn  solln  bei  dem  Hindholz1)  vnd  an  denaelbeo   enden  vnd 
nynderl  rnil  gehalten  werden. 

Wer  Hasn  rnil  hat,  er  sey  barger  oder  gast  Es  aey  auf 
oder  sunst  der  oder  die  selbe  solle  daselbn  von  dem   EtfnderholtS  auf  of 
platz  zwischen  der  Dachauer  vnd  Hansn  Mayr  H  Ihsben. 

Hirs,  Hanif,  Haidn,  pon,  arbeis.  kleinen  nolfj  phenbeii 

solln  am  eykh  zwischen  des  Howter.  pritsl,  klaner  vnd  Andre  itrobU  I 
•er  rnil  gehalten  werden  rngeneiiieh. 

Die  Milichgasse   von  dein  Bgkh   des  prät/.l    haus   hinauf  in   di'V   Milieh- 
gasse  an  beyden  seytten  bis  zu  dem  Oswald  Krämer  vn.euerlich. 

!i.  smalz.  bnner,  eyr,  has.  genssrogel    Unser,   Aiehere  vnd 

sölh  phenbert  sind  die   in  den   gcmelten   artigkln   nicht   begriffen    sind,    die 

enUen  an  dem  gemein  plati  \on  wie  aor  rnil  gehalten  rnd  rerknnfl 
Wer  prennhols    In  den  g«assen  vor  iren  bessern  oder  nnf  de 

ylzund    ligend  hat  .  oder  noch  fürbas  zu  notdurft  kssJh   oder   bestelle,   wird 

i\*'\-  soll  dnsselbd  holt/,  albeg  In  sehen  tagn  hinderbringen  rnd  dnrnher  ni 
lennger  lign  lassen. 

Deaagleieh.es  solln  all  vnd  yglich  Borger  vnd  B  inn- 

wonner  vnd  Innwonnerin   dy   mist   vor   iren   bensers    hsl 

hcü  denselhes  mist  >i/.  rnd  nach  ftr  tat; 

nicht   lign    lassen.    Es  soll  nymand    I 

noch  dinstpotn  keinerley  vnlnst  mist  oder  ssmders  t  ding  bei  tag 

1 1  Bta  Tiu-ii  dar  Residens. 

Archiv  l\.  M 


402 

noch  Nacht  heymlich  noch  offenlich  noch  auf  dem  platz  noch  für  dy  heuser 
oder  in  dy  wink!  schütten,  wer  das  vberfurt,  den  wil  man  swerlich 
straffen. 

Welch  Ausgüs  oder  Ausgeng  aus  iren  Heusern,  kuchen  oder  derglei- 
chen gemachen  haben  dy  offenlichen  Vnlust  bringen  oder  machn  Es  sey 
zwischen  iren  Haus  aber  sunst  das  solln  sy  wennden  bey  der  straff. 

Es  soll  auch  ain  yglich  ytz  vnd  füran  vor  seinem  haus  oder  heusern 
pflastern  nach  notdurft. 

IV- 
Vermerkt  die  Ordnung  die  wir  Johannes  *)  von  gotes  genaden  Ertz- 
bischoue  zu  Saltzburg  mit  etlichen  vnnsern  prelaten,  Reten,  auch 
etlichen  von  vnsern  stetten,  markten  vnd  Landlewten  von  der  Keuf 
wegen  der  leibnarung  vnd  Speysen  vnd  annderer  notdurft  wegen  in 
vnsern  Landen  zu  halten  fürgenomen  vnd  gemacht  haben. 

Von  erst  das  bey  vnsern  Stetten  vnd  markten  vor  dem  gepirg  Ainem 
yeden  frei  vnd  verlaubt  sey  phenbert  der  leibnarung  vnd  Speisen  täglich  zu 
bringen  vnd  da  zu  verkaufen,  das  auch  ain  yeder  Er  sey  Burger  oder  Land- 
man  in  vnsern  Herrschaften  vnnd  Lannden  vreund  oder  ein  auswendiger  vnd 
gast  die  an  vnser  herrschaft  vnnd  Lande  zenegst  stossend,  zu  seinsleibsna- 
rung  vnd  Speisn  kaufe  aber  in  sein  haus  vnd  nicht  verer  daz  auch  den  fleisha- 
kern  in  ir  fleischpennkh  zu  notdurft  der  stet  vnd  markt  in  vnsern  Landen 
oder  zunegst  an  vnser  lannd  rürend,  vnd  auch  nicht  verrer,  frey  vnd  wol 
gekaufen  muge.  Doch  so  orden,  setzen  vnd  wellen  wir,  ernstlich  dz  nymand 
er  sey  burger  Lanndtmann  oder  Gasst  weder  in  Stettn,  Merkten  noch  auf  dem 
Lande  dheinerley  fürkauf  darin  nicht  treyben  sol  fürbass  zu  verkaufen  oder 
zu  uerfürn  in  dhain  weys  getreulich  vnd  vngeuerlich. 

Item  wir  setzen,  orden  vnd  wellen  auch  dass  bei  allen  vnsern  stetten 
vnd  markten  innerhalb  der  gepirg,  enhalb  vnd  her  dishalb  der  Tawern,  die 
Wochenmarkt  werden  gehalten  an  den  tagen,  als  dann  bei  denselben  vnsern 
stetten  vnd  markten  herkömen,  vnd  gewendlich  ist,  dy  auch  ain  yeder  seine 
phenbert.  Es  sey  vich,  vaist  oder  mager,  oder  anndre  phennbert,  die  er 
verkaufen  wil  .  zu  denselben  Wochenmärkten  bringen  sol,  dz  auch  bey  den 
selbn  Wochenmarkten,  ein  yder  Er  sey  burger  oder  Lanndtman,  in  vnnsern 
herrschaften  vnd  landen  wonnend  oder  ein  Auswendiger  vnd  gast  die  an 
vnser  herrschaft  vnd  lande  zunagst  stossend,  zu  seines  leybsnarung  vnd 
Speysn  oder  in  sein  haws  vnd  nicht  verrer,  dass  auch  den  fleischakhern  in 
ir  fleischpennkh  zu  notdurft  der  stet  vnd  merktn  in  vnsern  landn  oder  zu- 
negst an  vnser  lannd  rürend  vnd  auch  nicht  verer,  frey  vnd  wol  bei  densel- 
ben Wochenmarkten  vnd  nicht  anderswo  kaufen  mugen,  doch  so  orden 
setzen  vnd  welln  wir  ernstlich,  dz  nyemand,  Es  sey  burger,  Landtman 
oder  gast,  weder  in  Steten  noch  markten  noch  auf  dem  lande,    kainerley 

1)   Reg.  von  1482  —  89. 


t'ürkaut'  darin  nicht  lre\ben  s..||.    i, 
dhain  \\f\s  -.ireulieh  \  ml    \  nu.'iin  .Ir. 

Item  wir  sH/en  ordnen  vnd  w.-ll.n  au.h,  «1/.  ..II  HMtf  )§•§•#   \  nd   | 
l**r  iiunr  \  n  ornnl- 

lieh  vnd  mit  vl.'is.    darob  tete,   ,1.»/  all.s  rieft  vnd  h  sry.  »u  ;. 

Alben   ^i'lrilm    u  irdcl  .    ai-. -unlieb    \  ,.|\sehi  iben    v  ml    daran1 
gepirg  .vis  dein  lanndt  Somidrr  N  iiliTiim li«*n 
hon  vnd  daselbs  \erkauU 

lieh  vnd  \  ■feierlich. 

Auch    set/en.   nrden    \  nd    bellen    wir,    ob    die    i 

vnnd  merkten  icht  pkennberl  bieten,  die  n  Leybenaranf  wmi  ipeyf  g< 

len.   vnd  üe  sy  verkaufen    wollen,   dl  IJ   di«  fcueh  Bflet 

oder  in  iren  heusern  vailhaben.   vnd  ainem  yeden  gleichen  ! 

dann  baandleyfig  ist,    vnd  darin  keinen    fiirkanll*  hanndeln.     MCI    thun.     nit 

fnrbaeaer  m  rerfnra  als  abgemalt  iel  rlieh. 

Item  auch  aetaen  wir,  d/.  in  all  meern  Sietee  vnd  Merkten  h 
vor  den  gepirgen,  Bnfcalb  vnd  berdiekalh  der  Teweri  die  Haandtwerc 

kainerley  MUaang  haben,    üe  man  nennet  Zechn, 

salz  Ir  arbait  darin  tluin.    machen  oder  tu  meinen    Bf   sey    d< 

•der  seia  Anwald  oder  awea  geewen  karger  der  bemalten  meei  . 

merkt  dabey,    auch  sy  suln  der   Hehler   vnd   borge  ••!(    darofa 

damit  in   sollten  Aufsetzen   arid«  i  mit/  vnd  an  \  unser  W'illn  VI 

■an  m  beeehlieeeee  nicht  ftrgenomen  neeh  geauekl  in 
vnd  vngenerlicn« 

Item.  Auch  letaen,  erdee  red  nrellea  wir.  da  la  allen  rneera  geri 

Innern  vnd  vor  dem  geptrg,    enhalb  vnd  herdi.shalh   *\rv   Tau  ein    L 

ding,   die  man  an  etlichen  runden  Eehaft  »TOneg  nennet  nach  d. 

serer  gerican   notdurft,    herlicheit   vnd    herkoine 

werden.  Alsdann  hei  sulhen  Lanndteyding  (»der  Eehafltav  diagea   gen  endlich 

vnd  vor  herkommen  ist.  ragenertiek. 

Item.  Auch  setzen,  ordon  vnd  welln  wir.  da  all  vnser  pkl 
ter  in  den  gerichtet!  so  sy  von    vnns  innehahn.    jener  \nd 
cnhalh  vnd  herdishalh   der  Tau  ei  n  /.wie  all  j  nh   sand    <■ 

vnd  umh  sand  Micheletag  die  g erickteleal  autjrerWi  »1  be- 

schawn  vnd  daroh  mit  vlcis  vnd  einstlieh  sein.  da/,  eil 

Weere  hah.  Alsdann  lolhi  aotdurfl  vnd  von  Alter  kerkemea  ist. 
It.  Wir  setzen,  erden  vnd  wellen  auek  da*  all  alt  Taten,  will 

•:i  vnd    die  Newen  Talern,    die  ni. 

komen  sind,  in  allenn  vi  ichten  /.<■  Gmünd  in  nnl  hl 

Loengew  kein  tafern  auf  dem  lanndt,    der  rer  AJtier  » 
hat.   iner  pier   prewen,  Wenn  er  ia  §eia    I 

auch  nymand  auf  dem  Lannd.«.  in  den  seihen  i 

verkaufen.  5  ''n  ^tr 


.gte, 

N 


404 

bemelten  gericht  geprawn  vnd  verkauft  als  von  alter  herkomen  ist  .  auch 
ongeuer. 

Item.  Wir  wellen,  setzen  vnd  orden  auch,  daz  sich  vnnser  burger  zu 
Kadstat  vnd  die  gerichtslewt  daselbs  solher  Ordnung  geneinander  haben  Als 
wir  in  denn  vormaln  aufgesetzt  vnd  in  geschrift  vnter  vnserm  Secret  (Sie- 
gel) bezeichnet  gegeben  habn.  Auch  vngeuerl  .  vor  alter  vber  dieselb  ir 
Ordnung  in  der  gegenburtigen  vnser  Ordnung  mer  begriffen  ist,  denselben 
sullen  die  burger  vnd  Lanndtleut  zu  Radstat  auch  verre  nachgen. 

Item.  Wir  setzen  orden  vnd  wellen  daz  nu  fürbas  zu  Dachsenpach  in 
der  Rauris,  auch  zu  sannd  peter  in  dem  Katztal  hiefür  auch  Wochenmarkht 
gehalten  werdn  auf  solh  teg,  die  den  andern  Wochenmarkhtn  nicht  Irrung 
noch  schaden  bringen.  Es  sulln  auch  bei  denselben  dreien  merkhtn  die 
kauf  vnd  all  sach  gehandlt  vnd  gehaltn  werdn  in  aller  mass  Als  oben  be- 
griffen ist. 

Item  wir  setzenn,  orden  vnd  welln  auch  ernstlich  daz  all  vnsre  pfleger 
vnd  richter  vnd  Ambtlewt,  von  vnserm  wegen,  darob  sein,  damit  in  den 
pflegenn  gerichten  vndAmbtern,  So  sy  von  vnns  innhaben  der  obgemeltn  vn- 
ser Ordnung  ordenlich  vnd  mit  vleis  ausganngen,  vnd  dawider  nicht  gehan- 
delt, noch  gethan  werden  in  Dhain  weis.  Weiher  aber  darin  vngehorsam 
funden  wurde,  den  sullen  sy  vnd  jr  yeder  in  der  herrschaft  solh  verhannd- 
lung  beschicht  zu  seinen  banden  nemen,  vnd  in  dabey  als  lanng  halten,  vntz 
er  mit  gewisshait  auf  Widerstelin  thut.  Sy  sollen  auch  vnns  oder  vnserm 
hauptman  solh  jr  misshandlung  on  verziehung  verkünden.  So  wellen  wir  sy 
darumb  straffen  swärlich  lassen,  Erfunden  sich  aber,  dz  die  bemelten  vnser 
pfleger  richter  vnd  Ambtlewt  ain  oder  mer  selb  dawider  theten  oder  nicht 
mit  vleis  darob  wem,  damit  die  bemelt  vnser  Ordnung  gehalten  wurde,  den 
oder  die  wollen  wir  auch  darumb  swärlich  straffen  lassen,  als  darzu  ge- 
hört etc.  Wir  behalten  vns  auch  vor,  dass  wir  oder  vnser  nackomen,  die 
gegenburtigen  Ordnung  geenden  oder  dauon  setzen,  der  ganz  abgenemen, 
oder  ain  ander  Ordnung  setzen,  oder  gemachen  mugen,  als  oft  das  vnser  vnd 
vnsers  gotzhaws  auch  vnser  lanndt  vnd  lewt  vnd  gemeines  nutzes  not  dürft 
eruordert  vnd  ist  besehenen  zu  Saltzburg  vnd  mit  vnser  fürgedrucktem 
Secret,  bezaichnet  An  Sontag  nach  sannd  veytstag  Anno  domini  etc. 


V. 

Vermerckht  der  Ettlich  artigkl  von  meines  genedigen  Herrn  von  Gran  *) 

etc.  Reten  vnd  anwalden  yetz  zn  Saltzburg  des  fürkanfs  vnd  anderer 

notdurft  halben,    in  den  gepirgen  fürgenomen. 

Zum  ersten  setzen  vnd  wellen  wir  von  des  bemelten  vnsers  genedigen 
herrn  wegen,  dass  alle  phennbert  wochenlich  auf  ainen  tag,  in  ainem  yden 
markt  sunderlichen  von  alter  vnd  zu  den  Jarmerkten,  so  auch  in  dem  Jar 
benennt  sein,  bracht  werden. 

1)  Erzbischof  Johann,  früher  Erzbischof  von  Gran. 


lt.  \\  ir  weilen  aueii,  1 1 /  ;i 1 1  ii  werden,  %i«  n 

auch  nymendl  eoeeerliaih  der  i 
oder  einen  dergleichen  henndl  rnd  gewerb  u  treiben. 

lt. -m  dai  auf  den  Lannde  die  I  karte  eilen  I 

ellnhalbn    \  erboten,     ebtan    vnd    ver  ichl 
meieter,  die  Bugen  ein  pei 

i  11.  daran  sy  im  hult/.kneehtn   vnd  mmisI    ii    ii 

auf  die  Arbeil  geben  mögen.    Doeh 

cht  sein. 

Item  den  in  einem  reden  merkt  ein  fronweg  rnd  i  fronweg 

Innehat,  dei  rn  eey,  die  phenhert  eoi 

keufer  vnd  .\as  oder  wie  mit  desselben  Ii 

:•  dann  von  vnsers  genedigen  herrn  Anwold  der«! 
soll  werden.    Wo  sy  aber  in  der  Weg  vnd  ml  biete   oder   errun- 

gen,  eledenn  sulln  dieselben  weg  rnd  masa  neeh  i  in  furstl.  gen 
vml  meee  hie  in  sein  geneden  Ceiner  gefacht  werden. 

Item  den  in  eimyeden  markt  ein  oder  ed  nicht 

oder  die  allerley  phenhert  für  den  Arm  gemeinen  man,  der  nicht  riel  10 
kaufen  hat,  bestellt  vnd  geornt,  doch  dl  die  gemein  durch  den  oder  die- 
selben fragner  mit  kaufen  vnd  verkaufen  niel  'den. 

Item  es  Bieg  .'nich  ein  Handtwerchaman  od*  von  aim  ge- 

richts  vnd  vrbar  man  an  sein  arbait  vnd  Lon.  auch  speis  rnd  Leibsnerung 
nemen  docli  de  dheinerley  geuerde  derjnn  genreuebl  wer,1 

Item  so  man  auf   i\t}n  Wochen-   vnd  Jarmarkt   die   phenhert   bringt,   »ol 
man  ainen  Scbawb  von  stro  gemacht,  an  den  Brennger  stekhn  \ntz  auf  die 
aindlift  stund  vormittags.    In   \\^v  zeit  sol  nymandt  kaufen,    damit 
bert  alle  an  den  markt  vngeuerlich  bracht   werden    vml  eech  der 
stund  sol  man  andieschawbstangain  fandl  oder  panner  zwo  etund 
das  ist  auf  die  stund  Ains  nach  mittags.    Darinnen  mögen  meine  gnd. 
Stetn  vnd  merkten  zu  jrs  Hawss  notdurft  kaufen  vnd  i  itond  so  es 

Ains  schlecht,  mugen  gast,  Innwonner  oder  ben  in 

jrs  Hausnotdurft  vnd  nicht  mer.   vnd  hindert  denselben  tag  kaut, 
dieselbn  geest  sieh  dem  bemeltea  Anwalt  anl  efl  ij  dem- 

selben tag  kaufen  wellen.  Weiden  aber  die  so  phenhert  .ml  den  markt  brin- 
gen auch  die  käufer  mit  geuar  gefunden    vnd    sy   deshalb    vorhin   haimblieh 
abred  gemacht  vnd  die  versprochen  bieten   vnd  darauf  mit  den    , 
vntz  nach  mittags   Verzügen,    wie   sich  daz  geuerlich    begeh,    die  f 
straffen  jnnhalt  meine  genedigen  Hin.  ordnoi 

Item  welcher  aber  vmb  die  ainlefl  stund  zu  dem  markt  BU 
bert  nit  komt,   derselb  sol  alsdann  denselben  bert  niel 

kaufen  Sonnder  auf  einen  ann  dem  Mar!  t/n. 

Item  vber  die   beim-lt   Ordnung    ist  den    Sc 
Herrn  von  Grane  Stete  vnd  merktn  gerrleobt,   \ 
zu  notdurft  derselbe  ee  kaufen  vnd  das, 
dhainerlay  fürkauf  gepraucht  werde. 


406 

Item  vnser  genediger  Herr  von  Gran  etc.  hat  Richter  Burgermeister 
vnd  Rete  hie  zu  Salzburg  geschriben.  dass  sein  gnad  ainen  lanndtag  für- 
genomen  vnd  ausgeschriben  hab  vnd  daz  wir  aus  vns  furnemen  vnd  mit 
gwalt  auf  den  Montag  vor  sand  Jörgen  tag  komen  sollten,  darauf  sey  fürge- 
nomen  Hanns  Ellsenhaimer  die  Zeit  verweser  des  Burgermeisterambts. 
Hanns  Knoll  Spitalmeister  vnd  Kaspar  Laubinger  die  sein  zu  Hof  auf  dem- 
selben Lanndtag  erschinen  vnd  beyden  hernachgeschriben  sachen  gewesen. 

Den  Anfang  hat  vnnser  genediger  herr  von  Gran  fürbracht.  Wie  seinen 
genad  .  täglich  trefflich  warnung  kernen  daz  die  veint  vermein,  das  pirg  ze 
vberziehn  vnd  besonnderlich  daz  drew  hundert  phärd  geornndt  sein  die 
tawrn  einzenemen.  Aus  solhen  furnemen  dem  gepirglannd  vnd  Leuttn  gross 
schaden  ergeen  möchte  vnd  dem  fürzekemen  hat  sein  gnad  begert  Rat  hilf 
vnd  beystand.  Was  Er  mit  seinem  Leib  vrbar  vnd  andern  gütern  darzu 
thun  solle  sey  sein  gnad  willig. 

Zum  anndern  hat  Er  fürbracht.  Wie  Er  die  bestettung  mit  grosser 
Ristung  erlangt  vnd  bergert  ime  darinnen  mit  ainer  weichsteur  zu  hilff  ze 
komen  alsdann  anndern  bescheen  sey. 

Auf  vnsers  genedigen  herrn  fürbringen  vnd  begern  ist  seinen  genadn 
geantwort.  Im  Anfang  zu  des  hillf  in  das  gepirg.  Wie  wol  die  armen  Leut 
ainen  anslag  gemacht  haben,  das  sey  kainen  gewalt  von  der  Lanndschaft 
noch  der  Herschaft  gehabt,  yedoch  welle  man  des  diser  zeitn  nachgeben 
vnd  irn  anslag  auf  ainen  hof  vierzehn  Schilling,  auf  ainen  halben  syben 
Schilling,  auf  ain  viertl  vierthalb  Schilling  leiden  vnd  vergunen.  Auch 
darzu  wer  gellt  in  dem  pirg  habe  daz  der  von  fünfzehn  phunttsgellts  ain 
phunt  phening  gebe,  dass  solher  anslag  furan  der  Lanndschaft  herkomen  on 
schaden  sein  solle. 

Auch  dass  sein  gnad  der  Lanndschaft  ir  brief  vnd  Sigl  vnd  altts  heer- 
komen  bestatte.  Mer  solhe  ausgab  vnd  einzug  mechlen  lanng  werden  das 
sein  g.  weg  fürneme  wie  solhs  vnderkemen  wurd  damit  man  zu  frid  kommen 
mochte  was  Sy  zu  solhem  frid  zimlichen  thun  sollten,  wuren  Sy  willig. 

Dann  der  Weichstewer  halbn.  wie  wol  Sy  verhoffen  daz  Sy  der  diser 
Zeit  ze  geben  nicht  schuldig  vnd  trefflich  vrsach  vorhandn  würen,  die  Sy 
wol  fürbringen  mochten  doch  so  hat  sich  der  merer  tail  darin  sein  genadn 
gehorsam  ze  thun  erpotn.  Sonnder  lassn  Sy  sein  gn.  wissen  daz  die  zwo 
pürd  .  hüllf  in  das  gepirg  vnd  die  Weichstewr  ze  geben  den  armen  Leuttn 
mit  einander  zu  gebn  swär  sein  vnd  die  nicht  vermugn  vnd  sein  gnad  ze- 
gebn  der  weichsteyr  halbs  geduld  zu  haben. 

Vnnser  genediger  herr  hat  darauf  geanntwort.  Er  sei  nicht  dawider  der 
Lanndschafft  ir  brief  vnd  Sigl  auch  das  allt  herkomen,  so  Sy  habn  zebestet- 
ten,  doch  daz  Sy  im  herwider  thun  was  Sy  im  zethun  schuldig  seyen. 

Denn  frid  zesuechen  vnd  ze  erlangen  was  Er  darzu  hellfn  kund  oder 
mechte  wer  Er  mit  seinem  leib  vnd  gut  willig  denn  ze  furchten  ist,  daz  der 
kunig  J)  der  Slösser  nicht  abtrete,  die  weil  er  mit  der  k.  M.  in  vnfrid  stee. 
soltt  man  sonst  ain  fried   machn  der  wurd  hart  gehaltn,    der  kunig  habe 

1)  Von  Ungarn. 


allenthalben  vi I  volkh  vnd  mag  iclb*  nichi  vborall 

ereil  &r  dai  gern  verenehea,  aoa  eieai  den  aMea  i  .»  eea  aflfi 

Bi  aar!  gcceii  mnj 

Dann  der  Hill  halbn  In 

redt  dai  die  beraoeaifea  dea  in  des  in  allll   I 

in  den  n"*P*rf  ,1,'n   '"  '  u  ideniiubii  So  M 

Br  dai  bej  den  fernene. 

Dann  der  Weichsten  r  halbn.  .Nachdem  er  | 

auf  ain  Keif  m  iwir  iey,  wolle  er  damit  geduld  hai>n. 

17.  VI. 

lin  artikl  die  vier  abmesser  betreffend. 

Am  Sambatag  vor  Yincentj  Anno  qninti  ')  ist  im  Kai  flarg<  m  ain 

abmeaaer  krankfa  wird  So  sol  ainer  aufgenommen  irerdea  mad  so  §y  das 

gelt  fallen  denselben  krankhen  sein  fünften  tail  daraus  gebe*.    Artum. 

Die  Abneaaer  aallen  nicht  traid  kaoffea  auf  «riderhingeben,   irar  am 

vbennass  hinder  einen    netaea   vnd  niehl    ain  mirflB    noch    nur   vnd   sullen 
nemen  \  11  von  dem  Schall' ain  phening  von   dem   In  9B  dea    bargern 

nichts-  vnd  sullen  den  gestenjr  gellt  vmbringen  md  •■inni •ih.mi. 

Fol.  17.  aid. 

Ich  Swer  tlass  ich  8a  keinem  weis  kainen  kauf  nicht  machen  sol 
kain  vbermässl  das  ainen  ganntzen  Met/n  bringt  nicht  kanffen.  Aber  I 
ainen  Metzn  mag  ich  kanffen,  dar/u  kainen  traid  in  «1er  \asthen  aoel 
in  der  Stat  nicht  vayl  tragen  .  Auch  selber  kainen  traid  nicht  kautl- 
widerhingeben  vnd  in  die  fuerlewt  vngeuerliehn  selber  bej  dem 
lassen  hingeben.  Ich  soll  auch  thun  dem  armen  als  «lern  Reichen  ti 
vnd  an  aller  geuar.    Des  pil  mir  geil  hellfcn  vnd  all  hevligen. 

Ordnung,  aid,  Ion  vnd  gewicht  dei 

Vermerkt  den  Ion  bey  der  trag  den  »In-  Weger  rOB 
burger  gast  oder  Inwonner  nemen. 

Item  von  allen  phenherten,  bis  in  fünfzig  phund  die  BW  der  «rag  B 
vnd   gewogen    werden,   gibt  der    verkauffer  einen  haller.    rnd    der  I 
auch  ain  Haller  vnd  nicht  mer.  tut    von   aim    halben   /..nntner    ain    phenning 
vnd  was  dahinter  ist  auch  also  nid  ■€  uil. 

Item  von  fünfzig  phonten  in  hundert  phunt  Oder  von  dem  hall-      I 

bis  in   den  ganntsen  Cennten  der  rerkanffer  ain  phening  md  der  i 

auch  ain  phenning. 

Item  wer  im  selb»  wegen  lal  oder  fberalacht  kauft  nicht  wrkaulVl 
gibt  halbs  waglon. 

Item,  mit  den  Hol,  r  alttcr  gchalL 

f)    1505. 


408 


Der  aid  des  wegers. 

Ich  Swör  ainen  aid,  dass  ich  die  fronwag  von  gemainer  Statwegen  ge- 
trewlichen  jnnhaben  vnd  der  aufwarten  wiJ,  von  ainem  yeden  Er  sey  burger 
Gast  oder  Innwonner  zuwegerlon  jnnhalt  der  Tafel  So  mir  von  meinen  herrn 
Burgermeister  vnd  Rat  vbergantwort  vnd  nicht  mer  nemen  sol.  Vnd  das 
gellt  So  davon  gefalit,  Alles  getrewlichen  bey  klain  vnd  gros  in  die  püeh- 
sen  legen  .  Auch  all  kaufmannshandl  mit  vleis  ein  scbreyben.  Vnd  das  ich 
des  also  thun  wil.    Das  hellf  mir  got  vnd  all  heyligen. 

(Folgt  ein  Verzeichniss  der  damals  vorhandenen  Gewichte.) 

Foi.no.  vii. 

Yermerkt  die  Ordnung,  der  vnndterkewffel,  wie  sie  sich  in  irem  Ambte 

halten  sullen. 

Zum  ersten  sollen  ain  yglicher  vnndterkewffl  ain  Tauel  bei  in  tragen, 
all  Kaufftag,  Suma  vnd  zeit  darin  anfennklich  bezaichen. 

Zum  anndern  sullen  ain  yglicher  vnndterkewffl  sein  puch  haben  So  er 
heym  kumbt,  die  kewff  aigentlich  einschreiben.  Ob  es  küftiglich  not  thun 
worde,  daraus  zu  wissen  warheit,  des  handls,  zu  berichten,  sich  dermas- 
sen  mit  dem  Einschreiben  halten,  damit  irer  Sag  vnd  dem  puch  mug  ge- 
glaubt werden. 

Zum  dritten  so  sollen  sich  die  vnndterkewffl  bei  dem  Reichen  als  dem 
Armen  gegen  dem  Burger  als  dem  gast  in  kauffen  oder  verkauffen,  gleich 
vnd  vngeuerlich  halten  ainen  wider  den  anndern,  noch  sich  selbs  für  ainen 
anndern  vortail  nicht  furdern,  damit  sich  deshalben  ob  in  nymant  vnpillicher 
ding  beclagen  muge. 

Zum  vierden  so  sollen  die  vnndterkewffel  in  irm  hanndl  mit  dem  Lon, 
annders  dann  ir  Ordnung  innhalt  vnd  hie  jnn  gesatzt  ist  nymant  beswären, 
wer  noch  annders  vodern  oder  nemen  ongeuer. 

Item,  Ob  ain  kauffer  oder  der  hingeber  des  vnndterkewffel,  ainen  oder 
sy  bayd  bitten,  Wein  oder  annder  waar  zu  uerkauffen  oder  zu  kauffen  jst 
ainer  vmb  dieselben  war,  vor  im  kauff,  den  sullen  die  vnndterkewffel  gar 
verfaren  lassen  vnd  kainen  in  den  kauf  steen. 

Item  Ob  sich  zu  Zeiten  begibt  Alsdann  menigfalticlich  beschicht,  daz 
ainer  für  den  andern  Wein  oder  waar  in  kauffweise  eylent  an  platz,  kaufft 
höher  dann  sunst,  aus  vrsachen  daz  er  die  tag  oder  Zeit  der  Begabung 
nicht  für  äugen  nympt  dardurch  denn  anndern  Beswärd  vnd  schaden 
komen.  in  solhen  Handl  ob  der  verkauffer  ainen  vndterkewffl  vmb  des  kauff's 
wesen  vnd  zalung  fragt,  So  sol  in  der  yndterkeuffel  bei  seinen  gewissen 
treulich  bescheiden.  Gibt  der  Vorkauffer  darüber  etwen  sein  waar,  So  ist 
der  vndterkeuffel  enntschuldiget. 

Item  Es  sullen  auch  all  wein,  di  zu  uerkauffen  in  Sam  weise  herkomen 
vnd  gefürt  werden  in  der  Lötschen  niedergesollagen,  daselbs  beleiben  vnd 
nyndert  annderswo  dann  in  der  Lötschen  verkauft  werden,  vnnd  ain  Gast 
dem  anndern  hindter  funff  Samen  nicht  verkauften,    doch  wil  ein  Gast  sein 


wein  s,,  hie  fbenuehl  (hs.-li.cn  gelegen  mm.I  iQren. 

du  nif  er  tun.   Doch  du 

Item  Ob    »'in    fUl    "ein    In. 

dann  mit  des  Borgeraeieieri  willen*  md  die  vndterkeoffcl 
Clasi  ror  iae  tagen  rund  dem  Bürgermeister  ain  \ 
licin  Befallen  auch  die  rnndterkewffel  du  B 

i  vnd  all  annder  tresalt/.en  \  isch  treulich  \nd  rf— UMU    h^chawen 
rnd  nviuannt  nieh  nichts  in  lolher  Biel 

ltcu\    Wann  die  llüring  nicht  recht  Ufeo  m\,-\-  die   Tl.un:  gnug 

vol  «raren,  so  ■allen  die  radlerkeaffl  dieselben  Timnen  tollen. 

Item  sullen  auch   den    buing   teuf  gnug   Im 
mag  werden  ob  der  hüring  gul  vnd  gerecht  se\.   reell  n  i  t. 

Itcin  was  \nd  wie  uil  ain  gast  dem  anndern   oder  ain   g.i-'  irger 

geben  oder  rerkaoffen  sol  oder  mag  sol  gehalten  werden  ueb  alt- 

komen.  auch  nach  jnnhalt  der  Ordnung  so  heriirter  taebefl  - 

Item  Es  sullen  auch  die  vnndtcrkewll'el  eigentlich  aufsehen  haben,  wo 
Gast  mit  gast  hanndlt  da/,  hemelt  sat/.unir  vnd  Ordnung  nicht  \  hergriffen 
werden  WO alter  sulhs  vennerkht  wurde,  da/,  sullen  die  \  ■nndlerhe  n  It ••  1  U 
bürgermaister  vnd  rate  bringen. 

Gleicherweise  ob  von  den  Burgern.    den  Gesten  ire  pienihert  w< 
verkaull't  oder  vertrihen  werden. 

Item  sy  sullen  auch  in  sundei  heil  ainen  kaufman  für  den  anndern  m 
in  kauften  noch  verkauften,  fördern  noch  allain  vor  anndern  zuschieben. 

Item    Sy  sullen  auch  kainen  gast  in   kainerlay 
gestatten  sunder  anbringen  wie  oben  vermelt  ist. 

Item  ob  ainer  oder  zwen  zu  zeiten  die  Suessen  w.-in.    Wachs  oder  ann- 
der  kauffmansgut  allain  in  ir  gewalt  keren  wollen,  daz  sollen  di( 
keuffel  mit  nichte  gestatten.  Es  weren   dann  sachen  da/,  annder  soll»  waar 
nicht  kauffen  wollten  oder  zu  kaufte  vermochten. 

Item  was  den  vnndterkewlleln    hcuolhen   uirdt  hI.t  gesehiekht 
den,    Irs  ambts  vnd  Handlshalben  auszurichten   dem  treulichen 

nachgeen. 

Item  so  ainer  ainen  kauf  machen  vnd  hesliessen  uil,  so  sol  im 
keuffl  denselben  kauf  nit  vnndtersteen,  irren,  noch  tm 
anndern. 

Item  sich  sullen  auch  die  vndlerUcutVel  vor  dem  Kathaus  vinden  laaien 
oder  bey  jrn  hawsfrawen  enhalten,  oder  herrpergen  verlassen,  wo  man  ay 
vinden  mag. 

Item  Es  sullen  auch  die  pinter  so  zu  zeiten  N  ring 

vnd  annderr  gesaltzen  visch  aufgenomen  vnd  geornt  sc 
in  abwesen  der  gesworen  vnndterkeu  II.  l  Sffea   a* 
sol  sölh  aufslahen  vnd  bschaw  von  in  miteinander 
pinter  sölhs  zu  tun  als  wol  als  die  vnderkeuiTel  hey  j.m 

Item  auswenndig  sölher  beschaw  mugen  die  g. 
chen  häring  Lachs  vnd  annder  gesalzen  visch,    ao  daz  ay  bergert 
Lakhen  vnd  pinten  zu  jrer  notdurft. 
Archiv  l\. 


410 

Ayd  der  vnndterkewffel. 
Ich  swer  ainen  ayd,  daz  ich  mich  in  allem  vnd  ydem  artikeln  .in  massen 

mir  die  ylzund  verlesen  vnd  fürgehalten  sein,  in  bschaw,  wechsln,  kauffen 
vnd  verkauffen  in  dem  kleinen  als  in  dem  grossen  .  gegen  dem  reichen  als 
gegen  den  Armen  .  Er  sey  fremd t,  Burger,  gast  oder  jnwonner  trewlichen 
halten,  dem  nachgeen  vnd  ausrichten  wil .  Als  mir  dann  in  den  Artikeln  auf- 
geladen ist.  Aigennutz  vnd  kainerley  geuerde,  dar  innen  suechen  noch  be- 
trachten. 

Lon  der  vnndterkewffel. 
Item   von  ainem  Zent  ten  piper,  jngwer,  Negel,  Muscat,  Mus- 

catblii  vnd  dergleichen  phenbert  2  phening 

Item  von  einem  Zentten  Zyn 2  „ 

»       n        «            n        Pley 1  n 

»       n        n           n        Kupfer 1  „ 

»       n        n            n        wo11 2  „ 

„       „        „            „        weinper  oder  Man  dl  allbeg 2  „ 

„       „        „  „        SaifFen ,  Allawn ,   Swebl,  kuntl,  veygen, 

ßeys  allbeg 1  „ 

ii       ii        ii            ii        wax 2  „ 

ii       ii        ii           ii        Smer 1  „ 

„       „    der  Truhen  Glas 2  „ 

n       „    einem  Zent.  Hawsen 2  ., 

„       „    dem  Sam  wein 2  „ 

„       „       „     fueder  wein 2  „ 

„       „       „     Dreyling  12  „ 

„       „       „     Marchnas 8  „ 

„       „       „     Steretin , 4  „ 

„       „    der  Anleg  vnd  anndern  klainen  vasslein  auch  dem  Sam  Öl  4  „ 

„       „     aim  Stuckh  Tuch  3  „ 

„       „     ainem  Stuckh  allerley  Tuch 2  „ 

„       „    der  Thun  haring 3  „ 

„       „    dem  Stuckh  Stokvisch 8  „ 

„       „     der  Thun  Lax 3  „ 

„       „    Hechten 3  „ 

„       „    von  der  Thunn  Honig 4  „ 

„       „    ainem  Schokh  vnser  fraven  visch 1  „ 

„       „    dem  Zentner  anndern  2  „ 

„       „    1  parchant '. 4  Haller 

„       „    Zentten  Kupferwasser » 1  phenin 

ii       ii          ii        Gallos 1  „ 

„       „    hundert  heutten 12  „ 

Item  von  allerley  Leder.  Es  sei  Kastleder  oder  annderes  v.  hundert  2  „ 

Item  von  hundert  Dukaten  zu  wechsl  machen  in  lon 20  „ 

Item  Leynbat  von  Sand  Gallenn,    Kempten  etc.  von  einem  Stukh  ain  phen. 
vnd  von  ainem  stuckh  Schater  zwen  phening. 


411 

Item     allerlev     Leder    M    iej     k.istleder     n.l, 
phcm 

Fol.  116,  \||| 

Vermerkt  die  Ordnung  de*  Imhlmnn*. 

Item  Wann  ain  burger  mit  aincm  aumlcrn  b  wag 

.las  rrst   P.eehl    haimlich    in    der   S.lnann   im    n-.l,t.-ti    .i 
sit/t  nemen  vn»l  dem  Ambtman  /.u  gedeenniet  1   'II.  gefc 

Item  Das  annder  \  nd  drit  Heeht  .  jn   der   St.a    aincm    burger    zu     ver- 
künden iol  im  dereelbig  burger  gebn  ij  dl.  (I  pi  i 

Item   Wann   der  Ambtmann     pielcn   winl.t    s..|    Bf  .L-sselbem  t.i^- 
stab  nach  mitten  tag  10  die  banndl  iinncn  .  vnd   sich    v<-r   drin    llathaus   vnd 
ani-b  an  dorn  Markt  enthalten,   das  man  in  mag  vindrn  W9t  teil  h 
sach  das  er  demselben,  dem  er  bieten  sol  nicht  t'unde  .  den  mag  er  des  mor- 
I  vor  der  t'ruemess  das  recht  /.um  Hawsc  verkünden. 

Item  Wann  ain  gast  einen  burger  zu  recht  fordern  wirdel  den  sol  er 
embstlichen  biegen  zwei  oder  drev  stund  vnnd  sol  im  der  gast  gelten  iiij  dl. 

Item  Was  gefangen  in  des  Ambtmans  »wall  körnen,    die  sol  er  mit 
bewarn  damit  ers  widerumb  antwurten  mag.   Er  sol  auch  nymands  an  willen 
vnd  wissen  burgermeisters  zu  den  gefanngen  in  das  Ambthaws  lassen. 

Item  Wer    vmb  Erber  tat    in.Vanknüss  kumbt  der  sol   dem   Aml> 
hinein  geben  xij  dl.  heraus  xij.  dl. 

Item  Es  sol  auch  der  Ambtman  kainen  gefanngn  zufragen  lassen.  Es 
sein  dann  die  Bürgermeister  dabei.  Er  sol  auch  die  lew  taeWMF  V»  mit  trin- 
ken meiden.  Sunder  sich  in  vnd  bey  den  Ambthaws  enthalten  vnd  vindn 
lassen.  Er  sol  auch  vnd  die  seinen  vleissig  aufsehen  das  die  alten  abgebro- 
chen ofen,  Stain  oder  ander  grob  ding  vor  dem  Trennktor-)  nit  in  die  Salz- 
ach geschütt  werden. 

Item  Wann  der  Ambtman  einem  Vischer  der  ein  gast  ist,  ain  tisch 
leihet,  davon  sol  er  nemen  ij  dl. 

Item.  Massel  sol  der  Ambtmann  leihen  zu  Gerstn,  IYcin.  ■§*,  hanif, 
himeltaw.  arbessen  vnd  mel  vnd  davon  sol  er  nemen  ain  gauflen  vol  oder  so 
man  gar  verkauft!  i  dl. 

It.  in    Vom  Messlein  zu  den  Clozen  ij.  dl. 

Item  von  den  Arbaissn,  so  der  viel  sein,  gibt  man  ain  massl  oder  vj  dl. 
an  ir  aber  wenig  sein,  ain  oder  ij  dl.  vom  messlein. 

Item  Opfel  vom  Messlein  ij  dl.  oder  1  massl. 

Mel  ain  Menleia  es  sei  lang  oder  kurz  1  mcssl  | 

It.  von  einem  Met/n  Salti  1  dl. 

Item  1  flieh,  -r  die  \  iseh  hereintregt  ij  dl. 
irt  iij  dl. 

Item  von  der  elln  wann  ainer  daran  ausmist  bei  xx  oder  xxiiij  ein  1  dl. 

1 1  i.  i.  \\  1 1  Hut 


412 

Item  Von  Lx  eilen  oder  dabei  1  dl. 

Item  Wann  er  ain  elln  in  den  dult  ausleiht  den  tuchlern  di  gest  sein  ij  dl. 

Item,  wen  der  tuchler  dj  elln  behelt  gibt  er  iiij  dl. 

Item  Wann  ain  gast  brot  herfürt  sol  er  nemen  von  ainem  kam  ain 
zwayling  wekh  vnd  von  dem  Wagen  ainen  Vierer  wegkh. 

It.  Wann  ain  schiff  mit  brot  herkumbt  sol  er  nemen  zwen  wegk  vnd 
nicht  mer. 

lt.  Er  sol  auflugen  das  kain  paur  noch  päurin  kainerley  nach  dem 
phenbert  verkauft  sonnder  mit  dem  hauffen. 

It.  Er  sol  auch  Niemand  verlegen  an  des  Richters  wissen. 

Item  So  ain  Raittung  durch  vorcht  erkannt  vnd  gepeten  wirdet,  dabei 
sol  der  Ambtman  sein  vnd  von  yedem  tail  zu  gedechtniss  nemen  xij  dl. 

Item  Vmb  wem  ain  Ambtman  im  rechtn  sagn  sol,  das  sol  er  auf  sein  ge- 
wissen tun  vnd  solhs  weder  umb  lieb,  laid,  gab,  veintschaft,  vreuntschaft 
noch  kainerley  sachen  willen  vnterwegn  lassen. 

Item  Es  sol  auch  der  Ambtmann  auf  dem  Markt  vberal  aufschawn  vnd 
die  fürkauf,  wo  er  die  vindet  an  Richter  vnd  Burgermeister  bringen. 

Item.  Der  Ambtmann  sol  auch  zu  Morgens  frueh  das  fendl  bei  dem 
prunen  am  Markt  aufstekn  vnd  dasselb  von  Stunden  nachmittetag  wider  ab- 
nemen. 

Item.  Wann  er  einem  ain  Burkrechtshaus  vnd  hofstat  ein  antwurt  sol 
im  gegeben  werden  xij  dl. 


I  n  li  a  I  I. 


MM 

I.  Dar    lVozess    des  Sehä.»hurger  Bürgermeister«  Johann   Schuller  von 

Rosenthal.    Von  K  a  r  1  1' a  h  r  i  l  i  u  s I 

II.  Beiträge  zu    einer  Chronik    der   trdMMlogUehW   lui.de   in  d.-r  | 

reirhisehen  Monarchie.    \  'im  .1  <•  h  a  n  n    Gabriel   Seidl 81 

III.  Zur  Charakteristik  des  liviln-rrii  GftOTf  Kimmihis    v.u.  Tschernembl  und 
zur  Geschichte    Österreichs      in     den     Jahren     1608  —    1610.      I 
Jodok  Stülz 169 

IV.  l'ber  den  angeblichen  Herzog  Gottfried  von  Kärnten.     Von  Freiherrn 

von  Ankershofe n       227 

V.  Die  ältesten  Urkunden  des  Kanonikatstiftcs  Sanct  Georgen   I 
Österreich.     Von  1112  bis  1244.     Mitgetheilt  und  mit  Krläuterungen 
begleitet  von  Wilhelm   Bielsky- MI 

VI.  Geschichte  des  aufgelassenen  Stiftes  der  regulirten  Chorherren  des 
heil.  Augustin  zu  Waldhausen  im  Lande  ob  d  I M  F.  X. 
Pritz .        305 

VII.  Beiträge  zur  österreichischen  Geschichte  aus  dem  Klosterneuburger 
Archive.     Von  Dr.  H.  J.  Z  ei  big 351 

VIII.  Salzburgische  Marktordnungen.  Beiträge  zur  Kenntnis»  der  mittelal- 
terlichen Gesetzgebung  und  der  früheren  Zustände  Oberhaupt.  Au« 
einem  dem  XVI.  Jahrhunderte  angehörigen  salzburgiscben  Copial- 
buche  mitgetheilt  von  A.  G.  Pichler Ifl 


A73 


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