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Full text of "Archiv für österreichische geschichte"

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Archiv 


für 


österreichische  Geschichte. 


Herausgegeben 

Ton  der 

zur  Pflege  vaterländischer  Geschichte  aufgestellten  Commission 

der 

kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften. 


Vierundachtzigster  Band. 

Erste  Hälfte. 
Mit  einer  genealogischen   Uebersichtstafel. 


Wien,  1897-  fj 

In    Commission    bei    Carl    Gerold 's    Sohn 


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Inhalt  des  vierundachtzigsten  Bandes. 

Erste  Hälfte. 


8eite 
Die  zwei  ältesten  Nekrologien  von  Kremsmünster.  Von  Dr.  P.  Altmann 

Altinger 1 

Die  Markgrafen  von  Steier.  Ihre  Anfänge,  ihr  Verwandtschaftskreis  und 
ihre  Kärntner  Markgrafschaft  vor  1122.  Untersuchungen  von  Prof. 
Dr.  F.  von  Krone 8.    (Mit  einer  genealogischen  Uebersichtstafel.)     137 


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DIE 


ZWEI  ÄLTESTEN  NEKROLOGIEN 


VON 


KREMSMÜNSTER. 


VON 


DB  P.  ALTMANN  ALTINGER, 

CAPITULAR   DE8    STIFTES   KREMSMÜN8TER. 


Aretair.  LUX IV.  Bd.  I.  Hälfte. 


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Die  Verbrüderungen  von  Krenisniünster  und  die  zwei 
ältesten  Nekrologien. 

llibner  1  und  Herzberg-Fränkel *  betonen,  dass  die  Todten- 
bücher  nicht  direct  aus  den  Verbrtiderungsbüchern  entstanden 
sind;  allerdings  haben  die  Einzeichnungen  in  das  Todtenbuch 
eines  Klosters  nicht  in  allen  Fällen  eine  vorausgegangene  Ver- 
brüderung zur  Grundlage  gehabt,  sondern  sind  aus  den  ver- 
schiedensten Gründen  und  nicht  so  selten  ganz  willkürlich 
geschehen.  Aber  im  Allgemeinen  muss  doch  behauptet  werden, 
dass  die  Verbrüderungen  seit  je  in  erster  Linie  massgebend 
gewesen  sind  für  die  Einzeichnung  in  das  Todtenbuch.  Die 
Verbrüderungsbücher  hörten  auf,  aber  die  Verbrüderungen 
dauerten  fort  und  dauern  fort  bis  zum  heutigen  Tage;  in 
letzteren  aber  trat  insoferne  eine  Aenderung  ein,  als  man  das 
Hauptgewicht  darauf  legte,  dass  die  Verbrüderung  in  erster 
Linie  den  Verstorbenen  zu  Gute  komme;  das  zeigen  ganz 
deutlich  die  Verbrüderungsurkunden,  die  ja  in  dieser  Frage 
ganz  besonders  zu  berücksichtigen  sind.  Von  den  zehn  in 
Kremsmünster  erhaltenen  Urkunden  dieser  Art,  von  welchen 
freilich  die  älteste  nur  bis  1259,  Juni  21  zurückreicht,  *  sprechen 
bezeichnenderweise  gerade  die  drei  allerjüngsten  ausführlicher 
von  einer  confoederatio  inter  vivos,  während  die  anderen  ausser 
der  gegenseitigen  Gastfreundschaft  nur  von  einer  solchen  inter 
mortuos  reden.  Von  besonderer  Bedeutung  ist  gerade  die  letzte, 
in  der  Kremsmünster  und  Seckau  eine  Verbrüderung  eingehen : 
1373,  Jänner  13.  Da  wird  nämlich  ganz  ausdrücklich  als  eine 
Bestimmung  der  Coniraternität  erwähnt,   dass   der  Name   der 

1  Dr.  Adalbert   Ebner,    Die   klosterlichen   Gebetsverbrüderungen  bis  zum 

Anfange  des  karolingischen  Zeitalters. 
■  Mitth.  d.  Inst  f.  österr.  Gesch.  XIV,  129— 143;  Neues  Archiv  der  Gesellsch. 

f.  alt.  d.  G.  XH,  55  —  107. 
s  Siehe  weiter  unten  S.  5  und  6. 

1* 


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Verstorbenen  in  das  Todtenbuch  einzutragen  sei:  Decanus 
audito  obitu  fratris  defuncti  ceteris  fratribus  mane  in  capitata 
intimabit.  Quo  facto  Decanus  nomen  defuncti  statim  as- 
scribi  faciat  libro  mortuorum. *  Da  sich  von  den  anderen 
Klöstern,  die  nachweislich  mit  Kremsmünster  in  Verbrüderung 
standen,  gleichfalls  deren  Mitglieder  in  das  Todtenbuch  einge- 
tragen finden,  so  kann  man  wohl  behaupten,  dass  diese  Be- 
stimmung überhaupt,  wenn  auch  nicht  ausdrücklich,  so  doch 
stillschweigend  als  zum  Wesen  einer  Confraternität  gehörend 
betrachtet  wurde.  Aus  dem  soeben  Gesagten  erhellt  gewiss  so 
viel  zur  Genüge,  dass  die  Geschichte  eines  Todtenbuches  am 
besten  aus  der  Geschichte  der  Verbrüderungen  erklärt  wird. 

In  Kremsmünster  begannen  die  Verbrüderungen  mit  anderen 
Klöstern  schon  sehr  frühe.  Man  wird  kaum  fehlgehen,  wenn 
man  annimmt,  dass  auch  Kremsmünster  nachträglich  in  jene 
grosse  Verbrüderung  aufgenommen  wurde,  die  schon  772  sechs 
Bischöfe  und  dreizehn  Aebte  auf  Befehl  des  Herzogs  Thassilo  II. 
zu  Dingolfing  schlössen.  Ich  schliesse  dies  erstens  daraus,  weil 
Kremsmünster  die  Lieblingsstiftung  Thassilos  war,  zweitens  weil 
unter  jenen  Aebten  auch  Opportunus,  Abt  des  benachbarten 
Mondsee,  und  Wolfprecht  von  Nieder-Altaich  erscheinen,  der  ja 
einen  seiner  Mönche  im  Jahre  777  als  Abt  nach  Kremsmünster 
gesendet  hatte.  Dass  der  Name  dieses  ersten  Abtes  von  Krems- 
münster Fater  gewesen,  wie  alle  unsere  Abtskataloge  sagen,  ist 
kaum  zweifelhaft.  Es  erscheint  in  der  That  bereits  im  ältesten 
Theile  des  Verbrüderungsbuches  von  St.  Peter  ein  Fater  abbas 
als  ,vivu8',  eine  Einzeichnung,  die  Karajan  und  Herzberg- 
Fränkel   noch  einer  Hand  des  8.  Jahrhunderts  zuweisen.  * 

Alt  waren  natürlich  die  geistlichen  Beziehungen  zum 
Mutterkloster  Nieder-Altaich.  So  sagt  eine  Marginalnote  zum 
Jahre  777  in  der  hist.  Cremifan, 8  dass  die  Verbrüderung,  die 
ursprünglich  mit  Nieder-Altaich  geschlossen  worden  war,  in 
Vergessenheit  gerathen  und  im  11.  Jahrhundert  zur  Zeit  der 
Aebte  B.  und  H.,  d.  i.  Bertholds  und  Hoholds  erneuert  worden 
war;   mit  Afflighem,  Lambach  und  Gleink  wurde  nach  eben 


1  Tb.  Hagn,  Urkundenbuch  von  Kremsmünster,  S.  272,  Nr.  260;  im  Folgenden 

citiert  unter  Hagn. 
*  Mon.  Germ.,  Necrologia  p.  prior,  p.  12  (30):  Fater  abbas  et  c(ongregatio) 

i(psius). 
8  Mon.  Genn.  Script.  XXV,  629. 


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dieser  Stelle  unter  Abt  Friedrich  I.  die  Confratemität  ^erneuert'. 
Die  Verbrüderung  mit  Hirschau,  von  der  wir  in  den  Nekro- 
logien  keine  Spur  finden,  bestätigt  eine  Note  zum  Jahre  1082, l 
in  welchem  Bischof  Altmann  von  Passau  Dietrich  von  der 
Hirschauer  Filiale  Gorze  bei  Metz  als  Abt  nach  Kremsmünster 
schickte,  um  das  ganz  herabgekommene  Kloster  zu  reformieren. 
Freilich  sind  alle  diese  Nachrichten  erst  um  1300  geschrieben, 
and  es  ist  schwer,  an  ihnen  Kritik  zu  üben.  Aber  auch  nach 
den  Nekrologien  gehen  die  Verbrüderungen  in  eine  frühe  Zeit 
zurück.  Als  ältester  Abt  von  Nieder -Altaich  erscheint  Rat- 
mund (1026-1049),  von  St.  Peter  Baldrich  (1127  —  1140),  von 
Lambach  Bezmann  (gest.  1090),  von  Admont  Gottfried  (1138 
bis  1165),  von  Tegernsee  Konrad  (1186—1189),  von  Prüflingen 
Erminold  (1114  —  1121),  von  Ober- Altaich  Konrad  (gest.  1121), 
von  St.  Paul  Bruno  (1117  —  1140),  von  Gleink  Marquard  (1155 
bis  1190).  Ich  bin  mir  wohl  bewusst,  dass  diese  Thatsache 
an  und  für  sich  nicht  beweisend  ist,  wurde  ja  doch  gelegentlich 
eine  Anzahl  von  Aebten  auf  einmal  zu  einem  Tage  eingetragen, 
der  durchaus  nicht  der  Todestag  aller  sein  konnte.  Doch  dem 
ist  hier  nicht  so;  von  den  eben  angegebenen  Klöstern  erscheinen 
mehr  weniger  vollständige  Abtreihen  in  unserem  Todtenbuch; 
sie  sind  von  den  ersten  Händen  des  ältesten  Nekrologiums 
geschrieben  oder  wenigstens  von  den  ersten  Händen  des  Zweit- 
ältesten, die,  wie  weiter  unten  gezeigt  werden  wird,  die  Haupt- 
aufgabe hatten,  aus  dem  ältesten  Necrologium  die  wichtigeren 
Namen  in  das  zweite  zu  übertragen ;  nicht  zu  unterschätzen  ist 
auch  der  Umstand,  dass  diese  Namen  wirklich  an  den  Todes- 
tagen eingezeichnet  sind. 

Am  einfachsten  wäre  es  freilich,  wenn  die  Verbrüderungs- 
urkunden vorhanden  wären ;  doch  diese  allein  geben  nicht  den 
Ausschlag:  wir  wissen  ja,  dass  eine  Confratemität  nicht  selten 
einfach  mündlich  abgeschlossen  worden  ist.  Von  unseren  Ur- 
kunden ist,  wie  schon  erwähnt,  die  älteste  die  von  Nieder- 
Altaich,  *  die  aber  nur  eine  Erneuerung  bereits  bestehender 
Confratemität  ist.  Die  übrigen  sind  alle  während  oder  nach 
der  Regierung  des  Abtes  Friedrich  von  Aich  (1275 — 1327) 
entstanden.     1284  folgt  abermals  eine  Bestätigung  für  Nieder- 


1  Mon.  Germ.  Script  XXV,  631. 
1  Hagn,  117,  Nr.  100. 


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6 

Altaich,  *  1287*  die  Verbrüderung  mit  Ober-Altaich.  Aus  dem 
14.  Jahrhundert  stammt  die  Verbrüderung  mit  Gleink,  1313, 3  den 
Schotten  in  Wien  1317, 4  Metten  1329, 6  von  1335  die  Erneuerung 
mit  St.  Paul ;  6  aus  dem  Jahre  1344  stammt  die  Confraternität 
mit  St.  Lambrecht,7  1356  Formbach,8  1373  endlich  die  von 
Seckau. 9  Mit  Admont  schloss  Abt  Friedrich  II.  am  10.  No- 
vember 1334  eine  Verbrüderung  ,quoad  sacri  fi cia  et  preces'; 
auch  sollten  die  Feste  der  Patrone  Agapitus  und  Blasius  in 
beiden  Klöstern  festlich  begangen  werden.10 

Vergleicht  man  Zahl  und  Datum  der  Verbrüderungs- 
urkunden mit  der  Regierungszeit  derjenigen  Aebte,  die  von 
den  verschiedenen  Klöstern  als  älteste  in  unsere  Nekrologien  ein- 
getragen sind,  so  sieht  man  sofort  zweierlei:  erstens  erscheinen 
in  den  Nekrologien  viel* mehr  Klöster  verbrüdert  —  es  sind  im 
Ganzen  bei  sechzig  —  als  hierüber  Urkunden  existieren.  Von 
der  Mehrzahl  der  Klöster  hat  sich  also  die  Verbrüderungs- 
urkunde  nicht  mehr  erhalten;  es  ist  aber  auch  zu  beachten, 
dass  die  Conföderationen  gar  nicht  selten  mündlich  oder  in 
rein  brieflicher  Form  vereinbart  worden  sind. 

Zweitens  erscheinen  auch  von  jenen  Klöstern,  über  die 
Verbrüderungsurkunden  erhalten  sind,  in  den  Todtenbüchern 
Reihen  von  Aebten,  die  lange  vor  Abfassung  der  Verbrüderungs- 
urkunde gelebt  haben.  Dies  gilt  besonders  von  Nieder -Altaich, 
aber  auch  von  Ober-Altaich,  Gleink,  St.  Paul,  St.  Lambrecht, 
St.  Florian.  Und  hiemit  stimmen  vielfach  auch  die  Nekro- 
logien der  betreffenden  Klöster.  Um  nur  ein  Beispiel  zu 
erwähnen,  so  kommen  im  Necrologium  von  St.  Lambrecht  Mit- 
glieder von  Kremsmünster  vor,  die  nach  der  Erklärung  des 
sorgfaltigen  Herausgebers ll  noch  im  12.  Jahrhundert  einge- 
tragen wurden,  während  doch  die  Verbrüderungsurkunde  erst 
aus  dem  Jahre  1344  stammt.  Einige  von  den  uns  noch  erhaltenen 
Urkunden  sprechen  eben  ausdrücklich  von  einer  neuerlichen 
Bestätigung  bereits  früher  eingegangener  Confraternität,   möge 

1  Hagn,  Nr.  121.            *  1.  c.  Nr.  124.  8  1.  c.  Nr.  171. 

4  1.  c.  Nr.  178.                5  1.  c.  Nr.  191.  a  1.  c.  Nr.  202. 

7  1.  c.  Nr.  214.                8  1.  c.  Nr.  236.  9  1.  c.  Nr.  260. 

10  Das  Original  dieser  Urkunde  ging  1864  in  Admont  durch  den  Brand 
zu  Grunde;  in  Kremsmünster  war  es  schon  längst  nicht  mehr  vor- 
handen.    J.  Wichner  III,  38. 

11  Pangerl  in  Fontes  rer.  austr.  XIX. 


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nun  diese  mündlich  oder  schriftlich  vereinbart  worden  sein. 
Für  eine  mündliche  Abmachung  spricht  z.  B.  die  schon  erwähnte 
Note  zum  Jahre  777  bezüglich  Nieder- AI taichs,  indem  es  heisst, 
dass  die  ursprünglich  abgeschlossene  Verbrüderung  in  Vergessen- 
heit gerathen  sei;  dies  geht  ohne  Zweifel  leichter,  wenn  man 
kein  schriftliches  Zeugnis  vor  sich  hat.  Man  kann  ja  auch 
schliesslich  darauf  hinweisen,  dass  im  10.  und  11.  Jahrhundert 
bekanntlich  Urkunden  im  eigentlichen  Sinne,  also  Chartae,  unter 
Privatpersonen  überhaupt  selten  sind. 

Ich  gehe  im  Folgenden  zur  Beschreibung  der  beiden  Todten- 
bücher.  Dieselben  behandelte  um  1820  P.  Bonifaz  Schwarzen- 
brunner  in  ,  Vorarbeiten  zu  einer  Geschichte  Kremsmünsters*  * 
im  fünften  Bande.  Er  versetzt  die  erste  Anlage  des  N  I  ungeftlhr 
ins  Jahr  1040,  die  des  N.  II  ins  Jahr  1250  und  beschränkt 
im  grossen  Ganzen  seine  Aufgabe  darauf,  ein  Register  der 
unserem  Kloster  angehörenden  Personen  zu  liefern  und,  soweit 
es  möglich,  deren  Zeit  zu  bestimmen.  Auch  Hagn  *  beschreibt 
dieselben  ganz  kurz. 

Necrologium  I.3 

Das  älteste  Necrologium  ist  nur  mehr  in  einem  Frag- 
mente von  zwei  starken  Pergamentblättern  in  der  Form  von 
22X21  Cm.  erhalten  und  umfasst  die  Tage  des  März  bis  in- 
clusive 21.  und  die  Tage  des  Mai  bis  inclusive  23.  Jede  Seite 
ist  von  oben  nach  unten  durch  drei  farblose,  mit  dem  Stichel 
eingeritzte  Linien,  wovon  die  erste  und  dritte  von  der  Mittellinie 
ungefähr  einen  halben  Centimeter  abstehen,  halbiert.  Auch 
der  Quere  nach  sind  in  Abständen  von  nicht  ganz  einem  Centi- 
meter farblose  Linien  aufgetragen.  Jede  Seite  enthält  das 
römische  Kalendarium  in  rothen  Majuskeln,  aber,  soweit  man 
nach  dem  Fragmente  urtheilen  kann,  ohne  Angabe  von  Heiligen- 


1  Mannscript  in  der  Stiftebibliothek  Nr.  792.  Dieses  grossartige,  acht- 
bändige, mit  wahrem  Bienenfleisse  gesammelte  Werk  ist  eine  Arbeit,  zu 
welcher  Schwarzenbrunner,  vom  Fache  ein  tüchtiger  Astronom,  seine 
Mnssestunden  verwendet  hat. 

*  Th.  Hagn,  Das  Wirken  der  Benedictinerabtei  Kremsmünster  für  Wissen- 
schaft, Kunst  und  Jugendbildung,  Linz  1848,  8.  21,  22. 

1  Es  war  auf  dem  Deckel  des  Cod.  M.  3.  847  aufgeklebt  und  wurde  vom 
Bibliothekar  P.  Hugo  Schmid  abgelöst 


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8 

festen.  Für  jeden  Tag  sind  drei  Zeilen  der  Quere  nach  berechnet; 
auf  der  ersten  Zeile  jedes  einzelnen  Tages  stehen  die  Wochen- 
buchstaben, und  zwar  bei  jedem  Tage  zweimal,  am  Anfange 
und  in  der  Mitte.  Das  erhaltene  Fragment  weist  über  180 
Namen  auf  und  lässt  bereits  auf  eine  ausgedehnte  Verbrüderung 
schliessen.  Unter  den  eingetragenen  Namen  erscheinen  Mit- 
glieder der  Klöster  Lambach,  St.  Paul,  Kastell,  St.  Florian, 
Traunkirchen,  St.  Georgen  am  Längsee,  Melk,  Obermünster  in 
Regensburg,  Garsten,  St.  Lambrecht,  St.  Polten.  Auch  eine 
grosse  Zahl  von  Laien  ist  eingetragen,  darunter  Kaiser  Hein- 
rich V.,  Gräfin  Ita  von  Burghausen,  Graf  Diepold  von  Hohen- 
berg.  Was  die  Zeit  der  ersten  Anlage  betrifft,  so  wurde  dieses 
Nekrolog  von  Schwarzenbrunner  und  Hagn  für  zu  alt  ange- 
sehen. Hagn  setzte  es  circa  1040,  l  Schwarzenbrunner  in  die 
Zeit  Heinrichs  H.  und  des  Abtes  Godehard  von  Nieder- Altaich, 
des  späteren  Bischofs  von  Hildesheim,,  der  traditionell  bis  zum 
heutigen  Tage  auch  unter  die  Aebte  Kremsmünsters  gezählt 
wird;  wir  werden  gleich  weiter  unten  zeigen,  dass  man  dies 
nicht  immer  gethan  hat,  und  dass  unsere  und  die  Altaicher 
Quellen  nichts  davon  wissen.  Die  älteste  Schrift,  die  auf  diesem 
Doppelblatte  sichtbar  ist,  gehört  höchstwahrscheinlich  der  Mitte 
des  12.  Jahrhunderts  an.  Kalendarium  und  Wochenbuch- 
staben haben  grosse  Aehnlichkeit  mit  der  ersten  Hand  der 
Annales  Cremifanenses,  die  bestimmt  1142  geschrieben  hat.8 
Diese  älteste  Hand  des  ältesten  Necrologiums  umfasst  die 
Namen  Ulrich  I.  von  Kremsmünster  (1126  — 1131),  Alram  I. 
(1093—1122),  Sigibold  von  Lambach  (1104—1116);  Bischof 
Engelbert  von  Passau  ist  die  einzige  im  ältesten  Fragmente 
aufgezeichnete  Person,  die  noch  im  11.  Jahrhundert  gestorben 
ist  (1065),  aber  die  Hand  des  Eintragers  ist  dieselbe  wie  die 
der  eben  angeführten  Namen,  also  der  Mitte  des  12.  Jahrhun- 
derts angehörend.  Allenfalls  könnte  man  auch  noch  Erchenfried 
von  Melk  als  von  dieser  Hand  geschrieben  ansehen,  so  dass 
man  noch  ein  wenig  über  die  Mitte  des  12.  Jahrhunderts 
hinauskommt.  Diese  Zeitbestimmung  erscheint  um  so  wahr- 
scheinlicher, wenn  man  N.  II  beizieht;  in  dieses  wurden 
nämlich  alle  bedeutenderen  Namen  aus  N.  I  hinübergenommen. 


1  Tb.  Hagn,  Das  Wirken  der  Bänedictinerabtei  Kremsmünster  etc.,  S.  21. 

2  Manuscript  in  der  k.  k.  Hofbibliothek,  Cod.  875. 


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9 

Betrachten  wir  aber  die  Anzahl  der  Personen  des  N.  II,  die  dem 
11.  Jahrhunderte  angehören,  so  ist  sie  verschwindend  klein. 
Schwarzenbrunner  bringt  übrigens  den  Beweis  für  das 
vermeintliche  hohe  Alter  des  N.  I  nicht  aus  dem  Fragmente 
selbst.  Er  nimmt  nämlich  an,  dass  der  heilige  Godehard 
wirklich  Abt  von  Kremsmünster  gewesen  sei  und  1008  von 
Kremsmünster  einen  Brief  nach  Tegernsee  geschrieben  habe, 
worin  er  die  Mönche  zu  einer  Verbrüderung  mit  unserem 
Kloster  einlud,  wie  Mabillon  erzählt.  *  Diese  einzige  Stelle  ist 
aber  auch  Alles,  was  fttr  Godehard  als  Abt  von  Kremsmünster 
spricht,  und  Büdinger  hat  schon  längst  dieselbe  ins  rechte  Licht 
gesetzt,  dass  sie  nämlich  auf  einer  Interpolation  beruhe.  *  Alles 
Andere  aber  spricht  direct  dagegen:  es  findet  sich  von  Gode- 
hard als  Abt  von  Kremsmünster  weder  in  unseren  Quellen, 
noch  in  denen  des  Klosters  Nieder- Altaich  irgend  eine  Spur. 
Kein  Necrologium,  keine  Abtreihe  erwähnt  ihn.  Im  N.  II 
kommt  er  allerdings  vor,  aber  im  Kalendarium : s  Gothardi 
episcopi;  nicht  eine  einzige  Bemerkung  aber  wurde  hiezu 
gemacht,  dass  dieser  Bischof  einst  Abt  von  Kremsmünster 
gewesen  sei.  Warum  wurde  aber  im  N.  I  Godehard  ver- 
schwiegen? Hier  wie  auch  in  einem  mit  diesem  ziemlich 
gleichzeitigen  Kalendarium4  steht  von  ihm  gar  nichts  zum 
ö.  Mai.  Wie  würde  man  versäumt  haben,  den  für  alle  Zeiten 
weitaus  berühmtesten  Abt  des  Klosters,  wenn  er  es  je  gewesen, 
irgendwie  zu  erwähnen?  Oder  sollte  der  Ruf  der  Heiligkeit, 
in  dem  Godehard  starb,  der  Grund  gewesen  sein,  ihn,  weil  er 
ja  der  Fürbitte  der  Mitbrüder  nicht  bedürfe,  in  das  Todten- 
buch  nicht  einzutragen?  Doch  es  erscheinen  ja  auch  Abt 
Erenbert  I.,  die  Mönche  Rapoto  und  Wisinto  im  Nekrolog,  die 
alle  in  den  ältesten  Quellen  als  ,beati'  bezeichnet  werden. 
Zieht  man  noch  Tegernsee,  das  durch  Godehard  mit  Krems- 
münster  conföderirt   worden   sein   soll,   in   den   Kreis   der  Be- 


1  Mabillon,  Vetera  analecta  IL,  p.  435,  n.  9. 

*  M.  Büdinger,  Oesterr.  Geschichte  I,  8.  449,  Anm.  4. 

*  Am  6.  Mai.  Dass  jener  Brief  nicht  von  Kremsmünster,  sondern  von 
Nieder- Altaich  aus  geschrieben  wurde,  erkannte  schon  Hagn,  der  aber 
trotzdem  Godehard  als  Abt  von  Kremsmünster  festhält.  Hagn,  Das 
Wirken  etc.,  8.  20. 

*  Fragment  in  der  Stiftsbibliothek,  auf  das  mich  der  Bibliothekar  P.  Hugo 
Schmid  aufmerksam  machte. 


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trachtung,  so  erscheint,  wie  schon  erwähnt,  abgesehen  vom 
Gründer  Albert  (747—772),  als  ältester  in  unsere  Todtenbücher 
aufgenommener  Abt  Konrad  (1186 — 1189),  also  um  beinahe 
200  Jahre  später.  Schwer  ins  Gewicht  fallt  auch  der  Umstand, 
dass  keine  andere  Quelle  davon  etwas  weiss,  um  so  mehr,  da 
unser  ältester  noch  erhaltener  Autor,  Bernhardus,  ganz  aus- 
drücklich von  Godehard  als  Abt  von  Nieder  -  Altai ch  spricht. 

Ebensowenig  stichhältig  ist  aber  für  die  Altersbestimmung 
Schwarzenbrunner's  seine  Folgerung:  ,Ohne  Zweifel  wurde 
somit  (wegen  Godehard)  auch  unser  ältestes  Nekrolog,  wenn 
nicht  schon  früher,  gewiss  um  diese  Zeit  angefangen,  was 
auch  durch  den  Umstand  bestätigt  wird,  dass  vom  Abte  Sigmar 
angefangen,  welcher  1012—1040  unser  Stift  leitete,  die  übrigen 
Aebte  alle  im  Nekrolog  erscheinen/  Abgesehen  davon,  dass 
nicht  alle  Aebte  nach  Sigmar  erscheinen,  —  es  fehlen  ausser 
Manegold,  dem  späteren  Bischof  von  Passau,  Pezelin,  Martin  L, 
Bernard  von  Achleiten  —  ist  der  Schluss  kaum  richtig.  Die 
in  ein  Todtenbuch  eingetragenen  Namen,  die  in  einem  be- 
sonders engen  Verhältnisse  zum  betreffenden  Kloster  stehen 
und  in  einer  mehr  weniger  chronologisch  ununterbrochenen 
Reihenfolge  erscheinen,  beweisen  strenge  nur,  dass  man  zu 
ihren  Zeiten  irgendwie  in  jenem  Kloster  angefangen  hat,  nekro- 
logische Notizen  zu  machen,  die  dann,  als  man  aus  irgend 
einem  Grunde  einen  neuen  Codex  angefangen  hat,  in  diesen 
hinübergetragen  wurden;  für  den  vorliegenden  Codex  aber 
selbst  sind  Namen  allein  nicht  zeitbestimmend.  Es  ist  ja  doch 
höchst  wahrscheinlich,  dass  wie  überhaupt  in  den  Klöstern,  so 
auch  in  Kremsmünster  die  Nekrologien  eine  gewisse  Meta- 
morphose durchzumachen  hatten,  dass  man  anfangs  diese  No- 
tizen in  die  Kaiendarien  als  Marginalnoten  eintrug  und  erst 
nach  und  nach  einen  eigenen  Codex  zu  diesem  Zwecke  anlegte; 
ähnlich  war  es  gewiss  auch  bei  den  Verbrüderungsbüchern. 

Wie  lange  N.  I  im  Gebrauche  stand,  ist  aus  dem  Ver- 
gleiche mit  N.  II  nicht  schwer  zu  bestimmen.  Der  jüngste 
Name,  der  im  Fragmente  erscheint,  ist:  Cunradus  praepositus 
S.  Floriani  (1272—1276);  um  1276  war  also  das  alte  N.  I  noch 
im  Gebrauche.  Wir  werden  nun  gleich  sehen,  dass  es  bald 
nach  dieser  Zeit  ausser  Gebrauch  gesetzt  und  N.  II  angelegt 
wurde.  Wie  nämlich  schon  erwähnt,  wurden  aus  N.  I  in  das 
N.  II   beinahe   alle   Namen   transferirt,   so   dass   die  fehlenden 


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Tbeile  von  N.  I  der  Hauptsache  nach  ganz  gut  aus  N.  II 
reconstruiert  werden  können.  Am  9.  März  ist  nun  in  N.  II 
Yon  gleicher  Hand  Folgendes  zu  lesen:  Gebolfus  abb.  Albinus 
abb.  de  altah  und  ein  wenig  weiter  unten^  von  derselben  Hand 
Cunradus  praep.  Im  N.  I  lesen  wir  zum  selben  Tag:  Gebolfus 
abb.  castellensis,  Cunradus  praep.  s.  floriani,  auch  beide  von 
ein  und  derselben  Hand  geschrieben.  Konrad  von  St.  Florian 
starb,  wie  erwähnt,  1276,  Albinus  von  Nieder  Altaich  starb 
1279;  da  er  nicht  mehr  in  das  N.  I  eingetragen  wurde,  sondern 
in  das  N.  H,  so  hat  man  höchst  wahrscheinlich,  als  man  seinen 
Namen  eintrug,  schon  N.  H  benützt.  Ebenso  ist  am  10.  März 
Helmwig  von  Göttweih,  gest.  1279,  in  das  N.  II  eingetragen, 
während  er  im  N.  I  nicht  mehr  erscheint.  Am  3.  Mai  ist  im 
N.  H  von  der  ältesten  Hand  (Ä)  eingetragen :  vgo  prior  i.  1., 
im  N.  I  erscheint  er  aber  nicht  mehr.  Von  diesem  Prior  Hugo 
ist  uns  sonst  gar  nichts  tiberliefert,  aber  wir  können  doch  seine 
Zeit  ziemlich  genau  bestimmen.  Da  er  die  zweite  Würde  im 
Kloster  bekleidete,  kann  man  von  vorneherein  annehmen,  dass 
man  es  mit  der  Einzeichnung  der  Prioren  genau  genommen 
bat.  Da  er  in  das  N.  I  nicht  mehr  aufgenommen  wurde,  muss 
er  wohl  gestorben  sein,  als  N.  H  schon  im  Gebrauche  stand. 
1299  ist  aber  schon  der  Prior  Hartwig  von  Schlüsselberg  urkund- 
lich bezeugt,  also  dürfte  Hugo  wohl  vor  1299  gestorben  sein. 
Wenn  daher  auch  nicht  mit  stringenter  Sicherheit  behauptet 
werden  kann,  dass  N.  I  gerade  unmittelbar  nach  1276  ausser 
Brauch  kam  und  N.  H  um  diese  Zeit  angelegt  wurde,  so  ergibt 
sich  doch,  dass  N.  I  am  Ende  des  13.  Jahrhunderts  aufgegeben 
und  N.  II  da  angelegt  wurde. 

Das  Fragment  ist  vielfach  zerschnitten,  hat  manche  Ra- 
suren und  trotz  des  eng  bemessenen  Raumes  von  drei  Zeilen  für 
jeden  Tag  noch  viel  leeren  Raum,  was  kaum  denkbar  wäre, 
wenn  es  schon  mehr  als  ein  Jahrhundert  früher,  ob  nun  1012 
oder  1040  angelegt  worden  wäre;  fiir  300  Jahre  hätte  der 
Raum  kaum  ausgereicht. 

Necrologium  II 

ist  in  einem  Pergamentcodex  enthalten  von  12X16*5  Cm.;  der- 
selbe ist  83  Folien  stark  und  in  Holzdeckel,  die  mit  farbloser 
Schweinshaut    überzogen    sind,    gebunden.     Als    Schmutzblatt 


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12 

dient  am  Anfange  ein  Pergamentblatt,  welches  ein  Sünden- 
bekenntnis und  ein  Reuegebet  in  lateinischer  Sprache  enthält. 
Das  Schmutzblatt  am  Ende  des  Codex  ist  nur  gut  zur  Hälfte 
erhalten  und  mit  einem  Papierblatte  überklebt,  das  ein  paar 
unzusammenhängende  Schreibübungen  einer  Hand  des  16.  Jahr- 
hunderts enthält. 

Der  Codex  besteht  aus  drei  Theilen: 

I.  Fol.  1—47  umfasst  fünf  Quinternionen,  doch  ist  die 
fünfte  nicht  ganz,  sondern  zwischen  Fol.  41  und  45  sind  drei 
Halbblätter  eingeschlossen.  Dieser  Theil  enthält  das  Necro- 
logium.  Jede  Seite  ist  der  Höhe  nach  von  oben  nach  unten 
durch  fünf  Paare  rother  Linien  in  sechs  Columnen  getheilt,  wovon 
die  vier  mittleren  zur  Aufnahme  der  Namen  der  Verstorbenen 
bestimmt  sind,  während  die  beiden  anderen  am  Rande  rechts 
und  links  leer  sind.  Das  eigentliche  Necrologium  reicht  von 
Fol.  1  bis  Fol.  46 b  Columne  2;  Columne  3  dieser  Seite  enthält 
das  auch  heute  noch  nach  Verlesung  der  Namen  der  Ver- 
storbenen übliche  ,Pretiosa  in  conspectu  Domini',  geschrieben 
von  einer  Hand  des  ausgehenden  15.  Jahrhunderts.  Columne  4 
dieser  Seite  bis  zur  Mitte  enthält  die  Inhaltsangabe  eines 
Statutes  des  Abtes  Friedrich  von  Aich  über  die  Abhaltung 
der  Anniversarien,  Columne  5  die  Namen  der  seit  Erlass  dieses 
Statutes  Verstorbenen,  beide  von  der  Hand  ,Bernhards'  ge- 
schrieben. Fol.  47*  und  47 b,  Columne  2  und  3  gibt  einen 
ordo  confessionis,  Columne  4  und  5  den  catalogus  abbatum. 

IL  Der  zweite  Theil  des  Codex,  Fol.  48—63,  von  links 
nach  rechts  braun  liniert,  besteht  aus  zwei  Quaternionen  und 
enthält  das  officium  defunetorum  von  Fol.  48 — 62,  Fol.  63* 
bis  zur  Mitte  ein  Statut  des  Abtes  Friedrich  von  Aich  über 
die  Todtenfeier  der  verstorbenen  Mitglieder  des  Hauses,  von 
einer  Hand  des  ausgehenden  15.  Jahrhunderts  geschrieben; 
Fol.  63 b  weist  eine  Antiphon  ,Memento,  quod  hominem  tuam 
ad  imaginem*  de  limo  plasmaveras'  mit  Choralnoten  auf, 
nebst  einer  zweiten  Antiphon  ,Vox  dilecti  mei',  ebenfalls  mit 
Choralnoten. 

in.  Der  dritte  Theil  von  Fol.  64—83  besteht  aus  zwei 
ganzen  Quaternionen  und  einer  unvollständigen;  Fol.  64 — 76  ent- 


•  Manuscript:  ymaginem. 


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13 

hält  eine  visitatio  infirmi,  einen  sehr  schönen,  jetzt  nicht  mehr 
gebräuchlichen  Ritus,  der  zur  Anwendung  kam,  wenn  einer  der 
Brüder  im  Sterben  lag;  auf  Fol.  77,  78  stehen  die  sieben  Buss- 
psalmen,  auf  Fol.  79—81*  bis  ungefähr  zur  Mitte  eine  prae- 
paratio  ad  missam;  die  andere  Hälfte  von  81*  und  die  ganze 
Seite  von  81 b  enthält  die  debita  pietanciae  von  einer  Hand 
des  16.  Jahrhunderts  geschrieben.  Fol.  82,  von  welchem  unten 
etwa  ein  Sechstel  abgeschnitten  ist,  gibt  eine  Antiphon  ,Alle- 
lujV,  einen  Hymnus  und  eine  oratio.  Fol.  83  endlich  enthält 
ein  Verzeichnis  der  Wohlthäter  und  ein  Register  der  mit  Krems- 
münster confbderierten  Klöster,  ersteres  von  Bernhard,  letzteres 
von  einer  etwas  späteren  Hand  geschrieben. 

Wie  schon  erwähnt,  umfasst  das  eigentliche  Necrologium 
Fol  1 — 46 b,  Columne  2;  für  jeden  Tag  ist  eine  Columne  be- 
stimmt, ein  verhältnismässig  bedeutender  Raum,  mit  dem  man 
voraussichtlich  sehr  lange  auskommen  konnte.  In  einem  Ab- 
stände von  mehr  als  1  Cm.  vom  oberen  Rande  läuft  ebenfalls 
der  Quere  nach  ein  rothes  Linienpaar,  beiläufig  einen  halben 
Centimeter  von  einander  abstehend,  wodurch  kleine  Quadrate 
und  grössere  Rechtecke  entstehen;  die  Quadrate  dienen  zur 
Aufnahme  der  Wochenbuchstaben,  die  Rechtecke  aber  zur  Auf- 
nahme der  Feste  der  Heiligen,  während  das  römische  Ka- 
lendarium  über  letzteren  steht.  Das  Martyrologium  weist  noch 
sehr  viele  Lücken  auf  und  schliesst  sich  enge  an  die  des 
12.  Jahrhunderts  unseres  Klosters  an;  es  ist  beinahe  keine 
Vigil  eines  Festes  aufgenommen.  Hervorzuheben  ist  noch, 
dass  der  numerus  aureus,  der  sich  über  dem  römischen  Kaien- 
darium  findet,  durchgehends  in  arabischen  Ziffern  geschrieben 
ist,  während  in  Nekrologien  und  Martyrologien  aus  späterer 
Zeit  diese  chronologische  Bestimmung  wieder  in  römischen 
Ziffern  geschrieben  wird.  Alle  Zeitangaben  sind  mit  rother 
Tinte  geschrieben  mit  Ausnahme  der  Mehrzahl  der  Feste  und 
der  Buchstaben  der  Wochentage,  die  schwarz  erscheinen.  Das 
Necrologium  bildete  früher  ohne  Zweifel  einen  Theil  für  sich 
und  wurde  erst  im  16.  Jahrhundert  wie  es  scheint  mit  den 
übrigen  zwei  Theilen  zusammengebunden;  zu  diesem  Zwecke 
musste  es  oben  ein  wenig  beschnitten  werden,  jedoch  ohne 
wesentlichen  Schaden  für  den  Inhalt. 

Wirft  man  auch  nur  einen  flüchtigen  Blick  in  das  Todten- 
buch,  so  bietet  es  keineswegs  einen  erfreulichen  Anblick;  nicht 


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14 

leicht  wird  man  auf  einem  so  kleinen  Räume  wie  der  einer 
Columne  eines  Tages  —  ich  will  nicht  sagen  so  viele  ver- 
schiedene Hände  —  aber  so  viele  verschiedene  Hände  im 
buntesten  Gewirre  durcheinander  geworfen  finden.  Die  Namen 
stehen,  wie  die  Anlage  des  Codex  fordert,  natürlich  unter- 
einander; doch  es  findet  sich  nicht,  wie  man  meinen  sollte,  ganz 
oben  die  älteste  Eintragung,  der  dann  immer  jüngere  nach 
unten  folgen,  sondern  es  steht  z.  B.  ganz  oben  ein  Name  von 
einer  Hand  des  15.  Jahrhunderts,  hierauf  folgt  ein  solcher  von 
einer  Hand  des  beginnenden  14.  Jahrhunderts,  der  dritte  Name 
gehört  vielleicht  einer  Hand  des  ausgehenden  14.  Jahrhunderts 
an,  der  vierte  ist  etwa  wieder  von  derselben  Hand  geschrieben 
wie  der  zweite,  der  fünfte,  sechste  und  siebente  um  1400;  ganz 
unten  kann  wieder  dieselbe  Hand  folgen,  die  den  zweiten  Namen 
eingetragen  hat,  mit  einem  Worte:  es  erscheint  ein  regelloses 
Durcheinander  von  älteren  und  jüngeren  Händen. 

Doch  verfolgt  man  die  Eintragungen  genauer,  so  wird 
man  sich  bald  klar,  dass  trotz  dieser  scheinbaren  Verwirrung 
doch  eine  Regel  durch  den  ganzen  Codex  festgehalten  werden 
sollte  und  ursprünglich,  so  weit  es  möglich  war,  auch 
thatsächlich  eingehalten  wurde:  nicht  die  Zeit  sollte  bei  der 
Aufeinanderfolge  der  Namen  berücksichtigt  werden,  sondern 
eine  gewisse  Rangordnung  der  Verstorbenen  sollte  zur  Geltung 
kommen;  es  sollten  oben  die  Personen  höheren  Ranges,  weiter 
unten  die  niederen,  oben  im  Allgemeinen  die  des  geistlichen 
Standes,  unten  die  Laien  zu  stehen  kommen.  Dies  war  nament- 
lich der  Gesichtspunkt,  der  die  älteren  Hände,  abgesehen  von 
der  allerältesten,  bei  ihren  Eintragungen  leitete;  und  es  konnte 
dieses  Princip  von  ihnen  um  so  augenscheinlicher  skizzirt  werden, 
als  sie  zu  den  einzelnen  Tagen  auf  einmal  viele  Eintragungen 
zu  gleicher  Zeit  machten,  da  ihre  Hauptaufgabe  die  war,  die 
Namen  aus  N.  I  in  das  N.  U  hinüberzutragen.  So  nimmt 
am  28.  Jänner  vlricus  pbr.  et  m.  den  ersten  Platz  ein  und 
erst  weiter  unten  nach  zwei  Einzeichnungen  von  zwei  jüngeren 
Händen  folgt  von  derselben  Hand  wie  oben  karolus  imperator; 
ebenso  wurde  von  dieser  Hand  zum  28.  Februar  nach  einem 
oben  freigelassenen  Räume,  der  offenbar  für  einen  geistlichen 
Würdenträger  bestimmt  war,  der  etwa  einmal  an  diesem  Tage 
sterben  würde,  vlricus  pbr.  et  m.  eingetragen,  und  erst  in  der 
Mitte  der  Columne  folgt:   Chunradus  rex.     So  erklärt  es  sich 


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15 

dass  an  der  Spitze  der  Columne  durch  das  ganze  Necrologium 
hindurch  fast  durchwegs  Erzbischöfe,  Bischöfe,  Aebte  und 
Pröpste  stehen,  mochten  sie  nun  dem  11.,  12.,  13.,  14.  oder 
15.  Jahrhundert  angehören.  Doch  der  allerältesten  Hand  scheint 
dieser  Gesichtspunkt  ferne  gelegen  zu  haben,  wie  man  ganz 
deutlich  aus  den  Correcturen  schliessen  kann,  die  eine  ein 
wenig  jüngere  Hand  an  den  Eintragungen  der  älteren  ange- 
bracht hat.  So  steht  am  7.  Juli  ganz  oben  von  der  ältesten 
Hand  eingetragen:  Alramus  pbr.  et  m.  i.  1.,  am  15.  August: 
Alexander  pbr.  et  can.,  am  27.  September:  Chunradus  pbr.  et 
m.,  am  7.  October:  Conradus  subd.  Einfache  presbyteri  etc. 
gehören  nicht  an  die  Spitze  des  Tages,  dachte  sich  Hand  BAy 
da  ist  nur  Platz  für  Bischöfe  und  Aebte,  eventuell  auch  Kaiser 
und  Könige.  Hand  BA  tilgte  also  einfach  diese  Namen  und 
setzte  sie  weiter  unten  hin.  Auch  Bernardus  (C)  scheint  sich 
nicht  immer  an  die  Rangordnung  gehalten  zu  haben;  so  setzt 
er  ganz  oben  zum  15.  October:  Cunegundis  1.  vidua  de  atzling. 
Hand  Bs  strich  aber  diesen  Namen  durch  und  setzte  ihn  ganz 
unten  hin.  Die  Einführung  der  Rangordnung  scheint  also  nicht 
ursprünglich  von  der  ersten  Hand  A7  sondern  erst  von  den 
auf  sie  unmittelbar  folgenden,  wie  gleich  gezeigt  werden  wird, 
mit  einander  gleichzeitigen  Händen  Bt — B6  befolgt  worden  zu 
sein;  Hand  C  ist  schon  wieder  freier  und  noch  mehr  die 
übrigen,  die  ja,  wie  natürlich,  den  ihnen  vorgezeichneten  Weg 
überhaupt  kaum  mehr  einhalten  konnten. 

Ueber  die  Zeit  der  ersten  Anlage  war  schon  oben  die 
Rede:  sie  Mit  in  das  Ende  des  13.  Jahrhunderts;  die  Anregung 
dazu  gab  ohne  Zweifel  Abt  Friedrich  I.  von  Aich,  dem  über- 
haupt an  den  Verbrüderungen  und  was  damit  zusammenhing, 
viel  gelegen  war.1  Dieses  Todtenbuch  war  im  Gebrauche  bis 
nach  1488:  der  jüngste  nachweisbare  Name  ist  Abt  Benedict 
Braun  von  Kremsmünster  (1484  -  1488).  Von  den  verschiedenen 
Händen  fallt  A  durch  ihre  massiven  Züge  am  meisten  auf.  Sie 
legte  das  Kalendarium  an,  die  Tagesbuchstaben,  die  goldene 
Zahl  und  verzeichnete  die  Mehrzahl  der  Heiligenfeste.  Ihre 
Einzeichnungen  gehen  zerstreut  durch  den  ganzen  Codex  und 
sind    theils    neue,    theils   Uebertragungen   aus   N.  I;    die   Ein- 


1  Vgl.  hierüber:  J.  Loserth,  Sigmar  und  Bernhard  von  Kremsinünster,  im 
Archiv  für  österr.  Gesch.  LXXXI,  II,  8.  361—366. 


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16 

tragungen  von  dieser  Hand  dürften  kaum  über  das  Jahr  1300 
hinausgehen.  Auf  sie  folgen  dann  sieben  Hände,  die  alle  un- 
gefähr bis  zum  Jahre  1330  zu  verfolgen  sind  und  gleichfalls 
einerseits  Namen  aus  N.  I  herübernahmen,  anderseits  neue 
eintrugen.  Besonders  merkwürdig  sind  sechs  davon,  die  ich, 
wie  schon  angedeutet,  Bx — B6  benenne.  Diese  sechs  Hände, 
die  im  grossen  Ganzen  ziemlich  gleichzeitig  sind,  haben  es 
einzeln  auf  sich  genommen,  eine  bestimmte  Anzahl  von  Seiten 
des  Codex  zu  bearbeiten;  ihre  Einzeichnungen  gehen  nämlich 
nicht  zerstreut  durch  den  ganzen  Codex,  wie  die  von  Af  C 
und  aller  übrigen.  So  liefert  eine  Hand  den  Grundstock  von 
Fol.  1 — 3a  und  erscheint  wieder  46 b:  B1;  eine  zweite  liefert 
den  Grundstock  von  Fol.  3b — 12a:  B2,  eine  dritte  von  12b, 
13  und  wieder  37 a  —  44:  2?8;  eine  vierte,  die  nebst  58  durch 
Anbringung  von  Correcturen  ihr  besonderes  Augenmerk  auf 
die  Einhaltung  der  Rangordnung  legte,  von  13 b  —  29  und  von 
33 — 37  und  wohl  auch  zerstreut  durch  den  ganzen  Codex: 
2?4;  eine  fünfte  liefert  den  Grundstock  von  Fol.  29 — 32:  B6 
und  endlich  eine  sechste  von  44*,  Columne  4 — 46:  2?6.  Zu 
diesen  sechs  Händen  kommt  noch  eine  siebente  gleichzeitige 
Hand,  die  ich  aber  wegen  ihrer  besonderen  Wichtigkeit  Hand  C 
nennen  möchte;  es  ist  dies  die  Hand  des  custos  Bernhardus 
mit  dem  Beinamen  Noricus,  also  jene  Hand,  die  auch  noch 
jüngst  Loserth  *  als  die  des  Kellermeisters  Sigmar  zu  erkennen 
glaubte,  eine  Ansicht,  zu  der  ich  mich  nicht  entschliessen  kann. 
Da  die  Argumente  ftir  meine  Beweisführung  nur  theilweise  aus 
dem  Todtenbuch  geschöpft  werden  können,  werde  ich  eine 
eingehende  Auseinandersetzung  dieser  so  oft  ventilierten  Frage 
anderorts  versuchen.  Diese  Hand  C  macht  Bemerkungen  zu 
Einzeichnungen  von  Hand  Af  B9f  54,  B%J  und  es  läge  somit 
der  Schluss  nahe,  dass  sie  jünger  sein  müsse  als  diese  Hände. 
Gewiss  ist  sie  jünger  als  -4;  ihr  zeitliches  Verhältnis  zu  den 
Händen  B  aber  lässt  sich  nicht  ganz  bestimmt  angeben.  Für 
2?3  z.  B.  lässt  sich  trotz  der  soeben  gemachten  Bemerkung 
feststellen,  dass  diese  gleichzeitig  mit  Hand  C  auftritt.  C  setzte 
nämlich  zu  VHL  Kai.  Nov.  Cunegundis  de  atzling  vidua,  wurde 
aber,   wie   schon   oben  erwähnt,  von  Bz  corrigiert;   anderseits 


J.  Loserth,  Sigmar   und   Bernhard    von    Kremsmünster,  im  Archiv    für 
österr.  Gesch.  LXXXI,  II,  349—445. 


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17 

aber  macht  C  Randbemerkungen  zu  Eintragungen  von  BQ,  wie 
z.  B.  am  28.  October  zu :  Heinricus  stevbarius. l 

Die  übrigen  Hände  zu  verfolgen  verlohnt  sich  nicht  der 
Mühe,  um  so  weniger,  da  die  Genauigkeit  der  Einzeichnungen 
und  somit  auch  deren  Werth  ganz  sichtlich  immer  mehr  ab- 
nimmt. 

Das  N.  II  enthält  über  2000  Namen,  die  wohl  im  All- 
gemeinen zum  wirklichen  Sterbetage  eingezeichnet  sind;  aber 
von  der  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  an,  nach  den  soeben  be- 
sprochenen Händen  wurde  es  freilich  anders;  da  tritt  der  rein 
religiöse  Zweck  des  Codex  ganz  besonders  scharf  hervor :  man 
sollte  sich  des  in  das  Todtenbuch  eingetragenen  Verstorbenen 
einmal  im  Jahre  im  Gebete  erinnern,  mochte  nun  dieser  Ge- 
dächtnistag sein  Sterbetag  sein  oder  nicht,  das  war  ganz  neben- 
sächlich. So  entstanden  die  Masseneintragungen  verschiedener 
Art,  die  ja  auch  vollkommen  vereinbar  waren  mit  dem  einzigen 
Zwecke  des  Buches.  Der  Tod  einzelner  Mitglieder  der  ver- 
brüderten Klöster  wurde  nicht  jedesmal  mehr  den  einzelnen 
Klöstern  gemeldet,  sondern  ein  Bote  machte  von  Zeit  zu  Zeit 
die  Runde  bei  den  verschiedenen  Klöstern;  früher  hatte  man 
sich  die  Mühe  genommen,  ihm  in  seine  rotula  genau  das  Todes- 
datum einzutragen,  jetzt  aber  begnügte  man  sich,  ihm  alle  seit 
seinem  letzten  Besuche  Gestorbenen  einzuschreiben,  ohne  An- 
gabe des  Todestages.  So  geschah  es,  dass  dann  im  Nekrologe 
gleich  mehrere  Aebte  und  eine  Anzahl  anderer  Mitglieder  an 
einem  Tage  auf  einmal  von  derselben  Hand  eingezeichnet 
erscheinen.  Ja,  man  ging  noch  weiter:  man  verzeichnete  nicht 
einmal  die  Namen,  sondern  begnügte  sich  einfach,  zu  erwähnen, 
dass  in  diesem  Kloster  so  und  so  viele  gestorben  seien,  die 
dann  zu  einem  Tage  eingetragen  wurden,  der  ganz  der  Will- 
kür des  Schreibers  überlassen  wurde.  Noch  ist  zu  erwähnen, 
dass  man  es  später  mit  der  Eintragung  von  Namen  auch  des- 
halb nicht  genau  nahm,  weil  man  der  durch  eine  Verbrüderung 
auf  sich  genommenen  Verpflichtung  auch  ohne  Verlesung  der 
Namen  durch  die  blosse  Einhaltung  des  ritus  der  hora  ad  pri- 
mam  vollkommen  zu   genügen   schien.    In  der  Formel:   Com- 


1  Es  wäre  allerdings  nicht  unmöglich,  dass  Bs  und  C  identisch  ist;  aber 
ans  der  Schriftähnlichkeit  wage  ich  dies  doch  nicht  ohne  Weiteres  zu 
folgern. 

Archiv.  LXXXIY.  Bd.  I.  H&lfte.  2 


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18 

memoratio  omnium  fratrum,  familiarium  ordinis  nostri  atque  bene- 
factorum  nostrorum,  wie  sie  seit  den  ältesten  Zeiten  bis  jetzt 
im  Gebrauche  ist,  sind  ja  ohnehin  alle  Mitglieder  der  ver- 
brüderten Klöster  mentaliter  eingeschlossen,  wenn  ihre  Namen 
auch  nicht  genannt  werden.  Diese  Verpflichtung  eines  täglichen 
Memento  für  die  Verbrüderten  hatte  und  hat  noch  heute  jeder 
Religiöse,  ob  er  nun  im  Chore  der  Brüder  sein  officium  ver- 
richtet oder  allein.  Die  Namen  derselben  aber  konnten  und 
können  selbstverständlich  nur  für  die  im  Chore  Versammelten 
in  Betracht  kommen.  Ausser  dem  soeben  Gesagten  Hesse  sich 
noch  Vieles  anfuhren,  woraus  erhellt,  dass  man  den  Zweck 
des  Todtenbuches  auch  durch  eine  nicht  genaue  Führung  des- 
selben erreichte,  ja,  dass  es  überhaupt  zur  Erreichung  dieses 
Endzweckes  nicht  einmal  nöthig  war,  ein  Todtenbuch  anzu- 
legen, da  er  auch  ohne  dasselbe  erreicht  wurde.  Es  mag  daher 
eine  ungenaue,  nicht  selten  geradezu  willkürliche  Führung  des- 
selben dem  historischen  Forscher  oft  unerwünscht  sein:  er 
muss  sich  immer  vor  Augen  halten,  dass  diese  Aufzeichnungen 
in  der  Regel  nicht  bestimmt  waren,  als  historische  Quelle  zu 
dienen. 

N.  II  wurde  sachlich  insoferne  getreu  wiedergegeben, 
als  alle  Namen  aufgenommen  wurden,  die  irgendwie  von  Be- 
deutung sein  könnten;  nicht  aufgenommen  wurden  jene  Ein- 
zeichnungen  von  jüngeren  Händen  als  Af  Bx — 2?6,  C,  die  ohne 
nähere  Bezeichnung  sind.  Die  Masseneinzeichnungen  von  Mit- 
gliedern verschiedener  Klöster  wurden  in  der  Weise  wieder- 
gegeben, dass  nur  der  erste  Name  aufgenommen  und 
mit  °  bezeichnet  wurde.  Die  zahlreichen  Rasuren  und  Ein- 
tragungen über  Rasuren  wurden,  für  diese  Art  von  Geschichts- 
quelle zu  unbedeutend,  nicht  weiter  bezeichnet.  Die  älteren 
Einzeichnungen,  die  Hände  A,  Bx — B6  und  C  umfassend,  sind 
durch  den  Druck  hervorgehoben;  selbe  wurden  alle  genau 
wiedergegeben;  das  Register  aber  gibt  alle  Namen  von  N.  I 
und  II. 


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Necrologium  I  (Fragment). 


Kalendii  Martiis  (1.  März). 

Herimannus  pr.  et  m.  i.  L* *  [J]udna.  ozi  conu.  et  m.  s. 
marie  lambach.  Helena.*2  Ditmarus  conu.  i.  1.*  Liutpirt 
conua.  i.  1. 

1  Ihn  erwähnt  N.  St.  Lamhrecht,  St.  Florian. 
9  Ebenso  N.  von  St.  Florian,  Admont. 

VL  Hon.  Mark  (2.  März). 
Ludkart*  * 

1  N.  von  St  Florian. 

V.  Hon.  Mark  (3.  März). 

Walbrun  p.  et  m.1  Rudolfus  abb.  i.  1.*  2  Meginhart  praep.8 
Diettericus  1.  Ita  cometissa.*4  Reinoldus  subd.  et  m.  i.  1.* 
Heilka  soror  nostra.*     Gisla.* 

x  N.  von  St.  Lambrecht. 

3  Abt  Rudolf  begann  die  Leitung  des  Klosters  nach  den  überein- 
stimmenden Quellen  (Contin.  Cremif.  Script.  IX,  p.  549  und  Auctar.  Cremif.  = 
Hist  Cremif.  Script  XXV,  p.  634  =  Bernardus  Script.  XXV,  p.  666)  1209. 
Obiit  V.  Non.  Mart.  (Bernardus  Script  XXV,  p.  672),  rediens  a  Roma; 
Rudolf  hatte  am  Kreuzzuge  Herzog  Leopolds  VI.  theilgenommen  und  war 
mit  ihm  wieder  zurückgekehrt;  in  Italien  ereilte  ihn  der  Tod.  In  welchem 
Jahre  er  gestorben,  darüber  ist  man  nicht  einig,  wohl  kaum  erst  1222, 
wie  Einige  meinen.  Leopold  war  am  7.  October  1219  wieder  in  Wien 
(A.  Huber,  Oesterr.  Gesch.  I,  p.  396).  N.  Lambach,  Ms.  im  Stiftsarchiv. 

9  Meginhart,  Propst  von  St.  Polten  1213—1223  (Maderna  I,  p.  86  bis 
100).  N.  Admont  hat  denselben  Tag,  N.  von  St.  Polten  den  2.  März. 
Friess  meint,  er  sei  Propst  von  Altcapell  bei  Regensburg  gewesen. 

4  N.  von  St.  Peter:  Ita  cometissa  de  purchusen,  ebenso  N.  St.  Rud- 
berti,  N.  von  Nonnberg  und  Michelbeuern.  Ita,  Gemahlin  Sieghards  I. 
von  Burghausen  ist  in  Michelbeuern  beigesetzt.  Deren  Tochter  Ita  war 
vermählt    mit    Liutold    IL   Hardegg-Plaien;   dessen    Sohn    Liutold   HI. 


*  bedeutet,  dass  der  Name  auch  in  das  N.  II  übertragen  wurde. 

2* 


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20 

erscheint  in  einer  Urkunde  Leopolds  VI.  15.  Mai  1217,  durch  die  Krems- 
münster von  weltlicher  Gerichtsbarkeit  befreit  wird  (Filz  M.,  Qeschichte 
von  Michelbeuern,  p.  110—115;  Th.  Hagn,  Urkundenbach  von  Krems- 
münster, Nr.  55,  p.  68). 

IV.  Hon.  Mart  (4.  März). 

Rudmarus  conu.  i.  1.*     Hartwicus  pr.  et  m.     Irmpert.* 
Irmgart.    Fridaun  1.    Diemuot  1.     Wermut  conua.  lambacensis. 

IU.  Hon.  Mart.  (5.  März). 

Chunradus  abb.  p.  m.  sitansteten.*  * *    Egino  pr.2    Heinricus 
sacerdos  in  stainenchirchen.*     Albrich  1.     Merkart  1.* 

»  Ms.  sitanstegen. 

1  Conrad  I.  von  Kremsmünster  (1206  —  1209),  wie  die  Quellen 
(Contin.  Cremif.  Script  IX,  p.  649;  Hist  Cremif.  Script.  XXV,  p.  634 
und  Bernardus  Script  XXV,  p.  672)  berichten.  Er  wurde  von  Seiten- 
steten postuliert. 

1  Ebenso  N.  von  St.  Florian. 

IL  Hon.  Mart.  (6.  März). 

Dietmarus  m.  i.  1.*     Rihza  conua.  i.  1.* 

Hon.  Mart.  (7.  März). 

Fridricus  pr.  et  m.     Ernsto  pr.  et  m.*     Irmgart.*     Fran- 
cho  1.* 

VIII.  Id.  Mart.  (8.  März). 
Perhtoldus  1.* 

VII.  Id.  Mart.  (9.  März). 

Gebolfus  abb.  castellensis.*  *      Chunradus  praep.  St.  Flo- 
riani.**    Reginhart  pr.  et  m.  medelich.8 

1  Ihn  erwähnt  auch  N.  von  S.  Emmeram:  Geholdus  1160  —  1172? 
1  Conrad,  Propst  von  St.  Florian  (1272—1276).     Stttlz  Jodoc,   Ge- 
schichte des  regul.  Chorherrenstiftes  St  Florian,  p.  191. 
8  N.  von  St.  Lambrecht. 

VI.  Id.  Mart.  (10.  März). 

Wirinto  abb.  Formbach.*1    Mathilt.     Rudolfus  1.*     Wol- 
kart 1.     Svenhilt  1.* 

1  Ihn  erwähnen  die  Nekrologen  von  Admont,  Lambach,  St  Florian, 
Michelbeuern,  St.  Lambrecht,  St  Peter.  Wirnto  II.,  geat  1127  (Ann. 
Ootwic.  Script.  IX,  p.  601).  Erst  Mönch  von  Göttweih,  dann  Prior  von 
Garsten,  wurde  er  1108  Abt  von  Formbach.  Gerhoch  von  Reichersberg 
schrieb  seine  Biographie. 


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21 

V.  Id.  Kart.  (11.  März). 

Adalramus  abb.  i.  I.*1    Adelheit*     Ortolf  pr. 

1  Ihn  erwähnen  nebst  den  Nekrologen  von  8t.  Florian,  Lambach, 
St  Lambrecht  die  meisten  österreichischen  und  bairischen.  Er  dürfte 
1093—1122  das  Stift  geleitet  haben. 

IV.  Id.  Kart  (12.  März). 

Rudolfii8  1.  de  chustelwanch.*1  Wernhart  1.*  Penzo  1. 
Rudolfus  1.*     Dietmar  1.* 

1  Die  Chnstelwanch  erscheinen  in  unseren  Urkunden  seit  1140 
(Hagn,  1.  c,  Nr.  31,  p.  40)  öfter  bis  24.  April  1260  (Hagn,  1.  c,  Nr.  101, 
p.  119). 

m.  Id.  Kart.  (13.  März). 

Fridericus  m.  i.  1.*     Perhta.     Mangolt.     Marcwart  conu. 
i.  1.*    Gotefridus  conu.  i.  I.*1    vxor  de  [vnntron]? 
1  N.  von  St.  Lambrecht. 

IL  Id.  Kart.  (14.  März). 

Gerdrut  abbat,  [s.  georii]?*1  albert.  Werndrud.  Wi- 
zata.  Engilbolt  m.  Liupoldus  pr.  et  m.  de  lauen.8  Elysabeht 
abbat  trunchir[chen].*s     Wernhardus  de  werde.4     Bruno. 

1  Gertrud  Gräfin  von  Ortenburg,  Tochter  Otto  I.,  Schwester  Otto  II. 
von  Ortenburg,  Aebtissin  von  St.  Georgen  am  Längsee,  kommt  urkundlich 
vor  1190  und  1199  (Tangl,  Die  Grafen  von  Ortenburg,  Archiv  für  österr. 
Gesch.  XXX,  p.  284). 

1  Wahrscheinlich  St.  Paul. 

3  Eine  Aebtissin  Elisabeth  erscheint  nach  dem  Catalogus  abbat, 
diplomaticus  (Heyrenbach,  Cod.  7972  der  Hofbibliothek  in  Wien)  1257. 

4  Einer  dieses  Namens  erscheint  in  einer  Wilheringer  Urkunde  von 
1161  (Urkundenbuch  von  Oberösterreich  II,  Nr.  212,  p.  312;  im  Folgen- 
den citiert  unter  U.  K.  B.),  ein  Arnold  bei  Hagn,  1.  c,  Nr.  33,  p.  43. 

Id.  Kart  (15.  März). 

Benedictes  pr.  et  m.*  Maizili  de  Hagen.1  Herimannus 
L*    Rudbertus. 

1  Ein  Wernhard  erscheint  1216  c.  im  Codex  traditionnm  von  Bans- 
hofen  (U.  K.  B.  I,  p.  264). 

XVH.  Kai.  April.  (16.  März). 

Gerpirc.  Tiemo  1.  Willebalm.  Dietricus  1.  Heinricus 
1.*    Heinricus  1. 


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22 

XVI.  Kai.  April.  (17.  März). 

Ödalricus  subdiac.  1.  I.*1      Hvgo  pr.  et  m.       Maethilt  1. 
Walter  1.*     Adelmöt  1.     Hedwic  1.     Heinrich  L  puer.* 
1  N.  von  St.  Lambrecht  und  Admont. 

XV.  Kai.  April.  (18.  März). 

Hezil  m.  i.  L*      Yrmingart  de  s.  Leonardo  soror  nostra.* 
Richiza  1.  ob. 

XIV.  Kai.  April.  (19.  März). 

Helias  m.  i.  1.     Hawart  pr.  et  m.  i.  1.*     Riza  1.* 

XIII.  Kai.  AprU.  (20.  März). 

Prunwart  1.    Pernwart  pr. 

XII.  Kai.  April.  (21.  März). 

Witigo  pr.  et  m.     Sigibold  abb.*1     Dietricus  1. 

1  Sigibold  von  Lambach  1104—1116,  gest.  20.  März  (Cronicon 
Lambac.,  p.  6),  an  welchem  ihn  N.  Lambac.  erwähnt,  ebenso  N.  von 
St.  Lambrecht  und  Ober-Altaich. 


Kalendis  Kai.  (1.  Mai). 

Fridricus  conu.  de  peche.* l  Chüno  1.  Ita.  Duringus  1. 
Liutpret  1.     Rudolf  1.*     Pernhard  L* 

1  Die  Pecca?  erscheinen  1192,  1203,  1212,  1213  in  Urkunden  für 
Gleink  und  St.  Florian  (U.  K.  B.  II,  Nr.  300  für  Gleink,  p.  494,  550  für 
St.  Florian). 

VI.  Hon.  Kai.  (2.  Mai). 

Dietricus  conu.  i.  1.*  Pruno  pr.  et  m.  Heinricus  m.  de 
lambach.*     Chönigunt.     Perhart  1.     Siboto  1.* 

V.  Hon.  Kai.  (3.  Mai). 

Ortolfus   subdiac*      Gisila  l.1      [Oeteeb]  1.?      Liupoldus 
conu.  et  m.  i.  1.*      Elisabeht  1.*     Liükart  1.* 
1  N.  von  St  Florian. 

IV.  Hon.  Kai.  (4.  Mai). 

Pruninc  et  Gerunc  mi.  i.  1.*  Dietricus  1.*  Eticho  1. 
Engilscalch  1.*  [pe  .  .  .  che],  Sigfridus  diac.  et  m.  i.  1.*  Mae- 
thilt L*     Chunradus  1.     Leutoldus.     Imiga  1. 


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23 

HL  Hon.  Kai.  (5.  Mai). 

Hartwicus  pr.  et  m.1  Ödalricus  abb.  mosniz.8  Rödbertus 
1.  fr.  nr.  Enzewib  1.  Azila  1.  Mathilt  1.  Sy[mon]  plebanus 
Chirichb[erc],     Chvnegvnt  L* 

1  N.  von  8t.  Lambrecht. 

1  N.  von  8t.  Lambrecht. 

IL  Hon.  Kai.  (6.  Mai). 

Adalpard.     Walchönt  1.     Yrmingart  1.     Hilprant  1.* 

Hon.  Mai  (7.  Mai). 

Magnus  m.  medlicensis.  Adalbero  conu.  i.  1.  Engilschalc 
1.* l    Lanzo  fr.  nr. 

1  N.  von  8t.  Lambrecht 

Vm  Id.  Kai.  (8.  Mai). 

S  .  .  .  .  o  miles  de  monte  sancti.  Hadamöt  abbat.*1  Yr- 
mingardis.     Elisabeht.* 

1  Hadmut  von  Obermünster  in  Regensburg. 

Vn.  Id.  Kai.  (9.  Mai). 

Otwinus  pr.     Elisabeth. 

VL  Id.  Kai.  (10.  Mai). 

Ödalricus  abb.  i.  1.  p.  m.* l  Pezelin  pr.  et  m.  i.  1.*  Regin- 
purt  1.  Pruninch  1.  Guntherus  1.  Heinricus  chfiperch.*2 
Bruno  ab.  S.  pauli.3 

1  Ulrich  I.  (1126—1131)  oder  Ulrich  IL  (1132—1147);  N.  von 
St  Florian,  St.  Lambrecht,  Baumburg.     N.  von  Melk  hat  den  9.  Mai. 

1  Die  Chueperch  erscheinen  urkundlich  öfter;  Leo  1213  (Hagn, 
1.  c,  Nr.  53),  Otto  1263  und  1264  (Hagn,  1.  c,  Nr.  105  und  107). 

3  Bruno  von  Sponheim,  Abt  von  St.  Paul  1117—1140  (Trudbert 
Neugart,  Historia  monasterii  ad  S.  Paulum,  Pars  II,  Series  abbatum);  nach 
Schroll  (Carinthia  1876,  p.  60)  regierte  er  1115—1138. 

V.  Id.  Mai.  (11.  Mai). 

Wichardus  1.     Sigifridus. 

IV.  Id.  Mal  (12.  Mai). 

Ödalricus.*  Heinricus  pr.*  Dietricus  pr.  et  m.  i.  1.* 
tigil  (?)  pr.     aribo  1.     Chadolt  1.*     Maethildis.     Gerdrut. 


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24 

KI.  Id.  Mal  (13.  Mai). 

Heinricu8  pr.  et  m.1  Azilinus  conu.  lambach.  Gedrudis. 
Adelbert  1.  Otto  1.  Fridericus  1.  Gerolt  victor  fr.  nr.  de  slvi- 
zenberch.* 

1  N.  von  St.  Lambrecht 

s  Offenbar  Schlüsselberg;    ein  Gerold  konnte  nicht  eruiert  werden. 

IL  Id.  Mai.  (14.  Mai). 

Perchtold.  Willibirt  soror  nostra  sanctimonialis.  Wer- 
thilt  ob.     Adelbert  pr.  et  m.     Arnoldus  sacerd.*     Wicilo  1. 

Id.  Mai.  (15.  Mai). 

Rödolfus.      Rapoto  sacerd.  in  garsten.*      Sigfridus  m.  de 
s.  marie.1     Rudolfus  m.  i.  1.*     Rudolfus  1.  ahlieten.* 
1  D.  i.  Lambach. 

*  Konnte  keiner  nachgewiesen  werden. 

XVH.  Kai  Jun.  (16.  Mai). 
Otto  1.  de  ahliten.*1 

1  Otto  erscheint  zwischen  1189  und  1292  wiederholt,  vielleicht  Vater 
und  Sohn,  eventuell  Enkel 

XVI.  Kai.  Jun.  (17.  Mai). 

Erchenfridus  medelicensis  abb.  hierosolymipeta.*1  Eigil- 
bertus  episcopus.*8  Rudolfus.  Ernsto  pr.  et  can.  s.  floriani. 
Gerunch  1. 

1  Abt  Erchenfried  von  Melk  (1121—1163)  zog  nach  Jerusalem 
(Ann.  Mellic.  Script.  IX,  p.  501). 

*  Engelbert,  Bischof  von  Passau  (1045—1065).  Potthast  gibt  den 
23.  Mai  als  Todestag  an,  die  meisten  Nekrotomien  aber  wie  St.  Emmeram, 
St.  Bnperti,  Domstift  Salzburg  erwähnen  ihn  zu  diesem  Tage.  Engelbert, 
in  dessen  Zeit  die  vollkommene  Abhängigkeit  Kremsmünsters  von  Passau 
fällt,  lies«  sich  von  Kaiser  Heinrich  III.  dessen  Besitz  bestätigen  (M.  B. 
XXIX,  p.  109).     Siehe  auch  die  notitia  von  1093  bei  Hagn,  1.  c,  Nr.  24. 

XV.  Kai.  Jun.  (18.  Mai). 

Lambertus  pr.  et  m.  glunich.       Diepoldcomes.*1 

Odalricus  1. 

1  Vielleicht  Diepold  (Deppoldus)  comes  de  hohenburch  (Hagn,  1.  c, 
Nr.  57). 

XIV.  Kai.  Jun.  (19.  Mai). 

Azilinus  m.  i.  1.*  Enzo  conu.  et  m.  i.  1.*  Maethilt  1. 
Hildegardis  p.  m.  1.* 


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25 

Xm.  Kai.  Jon.  (20.  Mai). 
Heinricu8.* 

XHXal.  Jun.   (21.  Mai). 

Heinricas  imperator.*1     Perta  1.*     Perta  p.  m.     Gönshilt 
s.  Petri.     Fris  .... 

1  Heinrich  V.  (1106— 1125),  gest.  23.  Mai  (Boehmer,  Regesten  von 

911-1313,  p.  107).  Die  Nekrologien  schwanken  zwischen  21.,  22.  und  23.  Mai ; 

nur  Bamberg  (Boehmer,  Fontes  rer.  Germ.  IV,  p.  505)  und  Speier  (1.  c, 

p.  321)  haben  den  23.,   letzteres  den  falschen  Zusatz  1124.     Heinrich  IV. 

stellte  dem  Kloster  die  ihm  entzogenen  Güter  im  Traungau  wieder  zurück; 

deshalb  mag  wohl  der  Sohn  ins   N.  aufgenommen  worden  sein,    umso- 

mehr,   da  er  ja  selbst  in  der  hierüber  ausgestellten  Urkunde  erscheint 

(Hagn,  1.  c,  Nr.  26). 


Necrologium  II. 


Kai.  Jan.  (1.  Jänner)/  —  A.  Circumcisio  Domini. 

Hartmannus  abb.1  —  viricus  pbr.  et  m.  in  chirchperg.  — 
Andreas  m.  infer.  alt.  —  Isingrimus  pbr.  et  m.  —  Gischar- 
dus  subd.  et  m.  i.  1.  Gisila.  —  Walchunus.  Einwicus.  vl- 
schalcus.  Herbordus.  Heinricus  scolares.  —  ...  oldus. 
Hardhungus. 

*  Oben  die  Aufschrift:  Hie  über  est  ecclesie  s.  Agapiti  monasterii 
in  Chremsmynsterii  (Hand  C?). 

1  Wahrscheinlich  der  erste  Propst  von  St.  Florian.  N.  von  St.  Florian, 
Lambach,  Dissen. 

IV.  Hon.  Jan.  (2.  Jänner).  —  B.  Octava  S.  Stephani. 

Gerhardus  pbr.  et  m.  i.  1.  pie  memorie.  —  Lambertus 
pbr.  Gerbertus  diac.  et  m.  —  Ibidem  hatwig  dieta  Buer- 
sinn.  —  Leutoldus  1.  de  walde.1  Pilgrimus.  Wern- 
herus.  —  Anna  dieta  muchtnaharinn  ml.  s.  viti  in  prfil  prope 
Ratisponem.  Ibid.  margareta  ml.  —  Otto  m.  in  chodwico.  — 
Chunegundis.  Chris  tina.  Gerdrudis. 
1  Erscheinen  öfter  im  U.  K.  B. 


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HL  Von.  Jan  (3.  Jänner).  —  C    Octava  S.  Johannis. 

Johannes  cono.  in  newnburga.  —  Eigilherus  pbr.  et 
m.  Ortolfus  pbr.  et  m.  —  $ymon  pbr.  pleb.  in  welsa.  — 
heinricus  pbr.  et  m.  de  s.  Petro  sahzporge.  Wolvotus.  Al- 
tolfas  m,  i.  L  —  Sigmaras.  Gantherus  conuL  i.  1.  Hein- 
ricas. Hilprandas.  Heinricas.  Chanradas.  —  Fr.  nico- 
laas  de  nideralta.  —  Alhaidis. 

IL  Von.  Jan.  (4.  Jänner).  —  D.  Octava  S.  Innocentiam. 

vdalricas  abb.  de  alt  inf.1  —  Weichardus  pbr.  et  m. 
i.  L  dictus  mezzenpekch.*  —  Trastilo.  —  Caspar  pbr.  et  m. 
in  formpach.  —  Ekkart  victor.  heinricus.  Chalhochas. 
Ermpert 

1  1173—1179  (M.  B.  XI,  10)  N.  von  Admont  zum  31.  Dec. 

*  Siebe  ▼.  Starkenfels  IV,  203.  Die  in  unserem  N.  sowie  in  dem 
ron  Traankircben  vorkommenden  Mitglieder  gehören  einer  Seitenlinie  an, 
die  ihren  Sitz  in  Mössenbach  am  Bache  gleichen  Namens  bei  Vorchdorf 
hatte. 

Von.  Jan.  (5.  Jänner).  —  E.  Vigilia  Epiphanie. 

Nycolaus  pbr.  et  m.  in  paewrn.1  —  Baldricas.  Will- 
rammus abbates.'  —  Wolfhardus  pbr.  et  m.  de  medlico. 
Johannes  pbr.  et  m.  ibid.  —  Chanradas  pie.  —  Heinricas 
celdidarius  Scolaris.3  —  Wolfkeras  cona.  i.  1.  —  Johannes 
pbr.  et  m.  in  tegrensee.  —  otacher.  Porn.  heinricas. 
Wirinto.  —  Achacias  sabd.  in  mänsee.  —  Sophia.  Had- 
lagis.    Perchta.   Alhaidis  chlingelprunnerinne.4   Sophia. 

1  Michelbeuern. 

*  Baldricns,  Abt  von  St  Peter  1127—1145.  Die  meisten  Nekrolog  ien 
wie  von  St.  Peter,  St  Rupert,  Seon,  Lambach  haben  den  4.  Jänner.  Der 
berühmte  Abt  Willeram  von  Ebersberg  1048—1058.  Vgl.  Dr.  Wilhelm 
Scherer,  S.  B.  53,  197  ff.  N.  von  Ebersberg,  Domstift  Salzburg,  St  Rupert, 
Lambach,  Seon. 

*  Das  Out  Cidalarin,  Zeidelheim  bei  Weissen berg  (Neuhofen  a.  <L 
Krem«)  gehörte  schon  888  dem  Stifte  (Hagn,  p.  16). 

4  Gut  bei  Heiligenkreuz  bei  Kremsmünster  (Hagn,  Nr.  80,  81). 

VIII.  Id.  Jan.  (6.  Jänner).  —  F.    Epiphania  Domini. 

Waltheras  miles  de  tann.1  —  Chunrados  abb.  in 
Hcheyrn.*  Hago  prior  ib.  —  Chanradus  pbr.  et  m.  i.  1. 
Tagino  pbr.  et  m.  Odalricas  sac.  —  Gedrudis  folchen- 
»torferin  abbat,  in  traunchirchen  pie.3  —  Pernoldus.  fride- 
ricu»   mi.   i.  1.    —    Jo[hannes  a]b.     Lambac.4      Petras  prior 


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ibid.  —  Haimo  conu.  i.  1.     Geruuirgis  conu.     Dietricus. 
Gedrudis.     Diemudis.     Helka. 

1  Zweig  des  Salzburger  Ministerialengeschlechtes  mit  dem  Sitze  in 
Stadelkirchen  bei  Steyr.     Vgl.  U.  K.  B.  IV,  Nr.  219,  290. 

1  Conrad  IV.  res.  1413,  Conrad  V.  gest.  1421,  Conrad  VI.  abgesetzt 
1436  (M.  B.  X,  p.  379). 

1  Gertrud  m.  Volkenstorf  1280— 1298  (G.  Friess,  Archiv  82,  p.  244). 
N.  von  Traunkirchen  hat  den  4.  Jänner. 

4  Johann  I.  1330  bis  circa  1345  oder  Johann  II.  1361  bis  circa  1367. 

VIL  Id.  Jan.  (7.  Jänner).  —  G.  Valentini  episcopi  et  conf. 

Chunegundis.1  —  Erminoldus  abb.2  —  Heinricus  conu. 
et  m.  de  alt.  inf.  —  Trfinto  pbr.  —  Ernestinus  pbr.  et  m. 
i.  1.  pleban.  —  hainricus  pbr.  et  m.  in  tegernsee.  —  Mar- 
quardus.  Rudmarus.  Wolkangus.  Wolkerus.  Alhai- 
dis.    Perchta. 

1  Kunegunde  Kirchberger,  Aebtissin  von  Traunkirchen  1305  bis 
1326?  (G.  Friess,  Archiv  83,  p.  64).     N.  von  Traunkirchen. 

1  Erminold,  erster  Abt  von  Prüfling  1114—1121  (Oefele,  Script,  rer. 
Boic.  II,  p.  332).  Nach  Braumüller  (Studien  und  Mittheilungen  III,  1, 
133)  regierte  er  1117—1121. 

TL  Id.  Jan.  (8.  Jänner).  —  A.  Severini  conf. 

Heinricus  pbr.  et  m.  i.  1.  pfichricher.  —  Isingrimus. 
vdalricus  pbri.  et  mi.  i.  1.  —  Elizabeth  habet  anniversarium 
pro  domo*  am  herant.1  —  Pernhardusm.  —  Heinricus  conu. 
i.  1.  —  Helmfridus.  Albertus.  —  Johannes  pbr.  et  m.  in 
tegrensee.  —  Wernhardus  pbr.  et  m.  de  aschperg.2  —  Diet- 
ricus pbr.  et  m.  de  seydensteten.  heinricus  pbr.  et  m.  ibid.  — 
Ekkardus  Scolaris  i.  1.  —  Gedrudis  de  loch.3  —  Martinus 
pbr.  et  m.  in  meten.  —  Heinricus.  Gerhardus.  Rudber- 
tus.   —   Comune  officium  pro  defunctis.  bursarius  servit. 

*  Ms.  doma. 

1  Herant,  Lehen  des  Stiftes  in  Keniaten  (Hagn,  Nr.  333). 

*  Unbedeutendes  Geschlecht,  an  dessen  Sitz  noch  heute  der  Asch- 
bergmairhof  erinnert  Längere  Zeit  besassen  sie  auch  Schloss  Mühlgrub 
(Grueb)  bei  Hall.  Sie  zählen  zu  den  Wohlthätern  und  erscheinen  zwischen 
circa  1200  und  1300  wiederholt  in  unseren  Urkunden  (Hagn,  Nr.  49). 

8  Vgl.  v.  Starkenfels  IV,  p.  188  und  Studien  und  Mittheilungen  U, 
1,  p.  239,  Anm.  1. 

V.  Id.  Jan.  (9.  Jänner).  —  B. 

Christannus  pbr.  et  m.  in  balthausen.  —  Sebastianus  pbr. 
et  m.  in  tegrensee.   —   Perngerus  pbr.  et  m.    —   Obiit  Hart- 


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nidus  abb.  mon.  admont.1  —  Heinricus  sacerd.  Ditmarus 
conu.  i.  1.  Dietrolfus  m.  Albertus  comes.9  viridis. 
Sighardus.    Richza.    Tüta. 

1  Hartnid  Gleusser  1391—1411  (Wichner  III,  p.  101).  N.  von  Ad- 
mont hat  den  18.  Jänner. 

1  Wahrscheinlich  Albert  L,  Graf  von  Fingen  und  Bebgan,  Vater 
Alberto  nnd  Gebhards.  Er  war  ein  grosser  Wohlth&ter  des  Stiftes  (Hagn, 
Nr.  33).  Leider  hat  N.  von  Altenburg,  das  wichtige  Aufschlüsse  Aber 
dieses  Geschlecht  gibt,  ihn  nicht  verzeichnet  N.  von  Traunkirchen  hat 
einen  Albertus  comes  zum  6.  Janner,  das  von  Lambach  einen  nun  10. 
Jedenfalls  ist  dieser  Albertus  vor  1160  gestorben,  da  ihn  nach  der  eben 
citierten  Urkunde  Abt  Albert  von  Kremsmünster,  der  nach  den  Überein- 
stimmenden Quellen  von  1146/47—1160  das  Stift  leitete,  Überlebte  (Hist 
Cremif.  Script.  XXV,  p.  632;  Contin.  Cremif.  Script  IX,  p.  645;  Auct  Cremif. 
Script.  IX,  p.  664;  Bernhardns  Script  XXV,  p.  671).  Vgl.  Wendrinsky, 
Die  Grafen  von  Rebegau-Pingen. 

IV.  IcL  Jan.  (10.  Jänner).  —  C.  Pauli  primi  heremite. 

Johannes  pbr.  et  m.  de  saxonia.  —  Reinbertus  sac. — 
vitus  weytt  pbr.  et  m.  mon.  S.  Petri  saltzp.  —  Maicilo.  hil- 
prandus.  dietricus  conui.  i.l.  —  Kylianus  subd.  in  Tegren- 
see.  —  Wolfgangus  pbr.  et  can.  de  newnburga.  Nycolaus  ib. 
—  Hiltraut  ml.  Maganus.  Chunradus.  viluuirgis. 
chunegundis. 

HL  Id.  Jan.  (11.  Jänner).  —  D. 

Commemoratio  omnium  episcoporum  et  abbatum 
ordinis  nostri. 

Cholomannus  pbr.  et  m.  in  glunich.1  —  Wolfpertus  pbr. 
et  m.  —  Andreas  pbr.  et  m.  in  alt.  inf.  —  heinricus  prepo- 
situs*  i.  1.  uxor  sua  Margareta.  —  Gebhardus.  vlricus. 
heinricus.  —  Sighardus  pbr.  et  can.  de  s.  floriano.  —  Hil- 
kardis.     methildis. 

1  Gleink  bei  Steyr. 

1  Wie  das  nachfolgende  Margareta  uxor  zeigt,  ist  nicht  ein  prae- 
positus  maior,  Stellvertreter  des  Abtes,  su  verstehen,  der  im  13.  Jahr- 
hundert nur  noch  in  wenigen  BenedictinerklOstern  nachweisbar  ist,  sondern 
ein  praepositus  minor,  der,  meist  dem  Laienstande  angehörend,  als  Ver- 
walter eines  vom  Stifte  entfernten  Gutes  fungierte.  Vgl.  Braumüller, 
Propst,  Decan  und  Prior  in  ihren  gegenseitigen  Verhältnissen  in  Studien 
und  Mittheilungen  IV,  1,  p.  231  ff. 


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H  Id.  Jan.  (12.  Jänner).  —  E. 

Giselhardus  pbr.  et  m.  i.  1.  —  fr.  vlricus  conu.  in  paum- 
gartenperg.  —  Tiemo  pbr.  et  m.  .  .  .  •  Eppo  m.  i.  1.  — 
vlricus  subd.  in  tegrensee.  —  Walchunus  conu.  i.  1.  Hain- 
ricus  pbr.  et  m.  in  paewrn.  —  vlricus.  ditmarus.  Rudol- 
fus     Marquardus.     Chunegundis  de  sippach.1     Richza. 

*  Unleserlich. 

1  Unbedeutendes  Geschlecht,  an  dessen  Sitz  der  Sippachmairhof, 
Pfarre  Sippachzell,  erinnert;  erscheinen  schon  1137  urkundlich  (U.  K.  B. 
IL  Nr.  121). 

Id.  Jan.  (13.  Jänner).  —  F.  Octava  epiphanie. 

Georius  abb.  admont.1  —  Ortolfus.  Ymo  pbri.  et  mi. 
Wernhardus.  Wolfhardus  mi.  i.  1.  hainricus  subd.  i.  1. 
—  Wernhardus  pbr.  de  petenpach.  —  heinricus.  vlricus 
de  tfidech.8  hainricus.  —  Johannes  pbr.  et  can.  de  s.  flo- 
riano.   —   Hedwigis  de  oztorf.8    Liukard. 

1  Georg  Lueger  1411—1427  (Wichner  III,  p.  148),  denselben  Tag 
hat  N.  von  Admont,  daher  Wichner  1.  c.  zu  corrigieren.  Abt  Lueger 
wurde  von  Kremsmünster  postuliert. 

*  Tuedech,  heute  Dietach  bei  Gleink,  erscheint  schon  in  der  Stifts- 
urkunde; das  Rittergeschlecht  von  Tuedech  findet  sich  wiederholt  in 
unseren  Urkunden,  ein  Ulrich  1260,  April  24  (Hagn,  Nr.  101). 

'  Der  Stammsitz  dieses  Geschlechtes  war  bei  Wels;  einen  Besitz 
gleichen  Namens  hatten  sie  auch  bei  Kremsmünster.  Im  15.  Jahrhundert 
ist  Ottstorf  an  der  Traun  Lehen  des  Stiftes,  das  die  Herren  von  Wallsee 
innehaben,  wie  es  im  Codex  Frideric.  A,  fol.  94,  heisst:  ,Item  der  Jorig 
von  Wallsee  hat  zu  lehen  den  sitz  zu  Otzstorff  zenechst  der  Trawn  vnd 
daz  new  purkstall  zu  Almekh.'  In  unseren  Urkunden  erscheinen  sie 
wiederholt;  auch  zwei  Aebte  Christian  1346—1849  und  Ernest  1349  bis 
1360,  ein  ceUeraiius  Ernestus  und  ein  judex  Ernestus,  gehörten  diesem 
Geschlechte  an. 

XVHL  Kai.  Febr.  (14.  Jänner).  —  G.  Felicis  presbyteri. 

Perichtoldus  abb.  i.  I.1  —  Johannes  pleban.  in  peten- 
pach dictus  landawer.  —  heinricus  pbr.  et  m.  —  Johannes 
dictus  chersperger.*  —  Dietmarus.  Hainricus  pbri.  et  cani.  de 
8.  ypolito.  Brigita  ml.  ib.  Johannes  pbr.  et  m.  in  admunda. 
Elizabeth  ml.  ib.  —  Otto.  porn.  —  Nycolaus  dictus  venkh 
abb.  in  Gersten.  Johannes  decanus  dictus  asperger  can.  de 
8.  floriano. 

1  Die  genaue  Fixierung  der  Geschichte  dieses  Abtes  begegnete  von 
jeher  grossen  Schwierigkeiten,  denn  unsere  Quellen  wissen  mit  ihm  nicht 


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viel  anzufangen.  Das  N.  ist  für  uns  die  älteste  Quelle.  Aus  ihr  können 
wir  so  viel  entnehmen,  dass  Berthold  gewiss  den  Titel  Abt  geführt  hat 
und  am  14.  Jänner  gestorben  ist.  Diese  Thatsache  wird  auch  beglaubigt 
durch  das  alte  N.  von  Lambach,  das  zum  selben  Tage  hat:  Bezelinns. 
Perchtoldus  abbates.  Dass  Berthold  1093  nicht  mehr  Abt  war,  scheint 
aus  Hagn  Nr.  24  hervorzugehen. 

1  Ueber   die   Cheraberger,    Bürger   der   Stadt   Steyr,    siehe  Hagn, 
Nr.  229,  296,  301,  302. 

•  Nicolaus    Venk    1366—1398    (Studien    und    Mittheilungen  II,  1, 
p.  21  und  235  ff.).    N.  von  Admont,  St.  Lambrecht. 

XVIII.  Kai.  Febr.  (15.  Jänner).  —  A.  Mauri  abbatis. 

Otilia  uxor  celerarii  dicta  De  werbanging  p.  m.1  —  Chun- 
radus  1.  de  aschperg.2  Engelbertus.  albanus.  Chun- 
radus.  —  Johannes  dictus  ehersperg.  —  üiemudis.  Eli- 
zabeth. 

1  Teurwang  an  der  Alm  erscheint  unter  dem  Namen  Turdina 
schon  992/93  (Hagn,  Nr.  18),  die  Glieder  des  gleichnamigen  Ritter- 
geschlechtes seit  1351,     März  12. 

1  Dazu  eine  Nota  von  der  Hand  Bernhards:  Seruicium  l1/,  tal. 
dedit  et  curias  duas  de  Rotenpaumgarten,  abbas  debet  servire.  Hier  ist 
ohne  Zweifel  jener  Conrad  gemeint,  dem  1264,  Mai  26,  gegen  Verschrei- 
bung  zweier  Höfe  eine  lebenslängliche  Pfründe,  geistige  Bruderschaft  und 
ein  ewiger  Jahrtag  gesichert  wird  (Hagn,  Nr.  107). 

XVII.  Kai.  Febr.  (16.  Jänner).  —  B.  Marcelli  Papae. 

Chunradus  abb.1  Reinboto  pbr.  et  m.  Chunradus 
conu.  et  m.  i.  1.  Otto,  pernoldus.  Chunradus.  alhaidis. 
Gisila.     Chunegundis. 

1  Conrad  II.  von  Mondsee  1127—1146;  er  wurde  zu  Oberwang  von 
den  Pfullingern  erschlagen  (O.  Schmied  in  Studien  und  Mittheilungen  III, 
2,  p.  286). 

XVI.  Kai.  Jan.  (17.  Jänner).  —  C.  Antonii  abbatis. 

Symon  pbr.  et  m.  in  valle  dei.  —  heinricus  pbr.  et  m. 
i.  1.  —  andreas  pbr.  et  m.  althe  inf.  obiit.  —  Georgius  abb.  in 
tegrensee.1  —  Alramus  sac.  haibanus  conu.  i.  1.  —  öe- 
drudis. 

1  Georg  Tyrndl  1418—1423.  N.  von  Tegernsee  hat  denselben  Tag. 

XV.  Kai.  Febr.  (18.  Jänner).  —   D.   Prisce  virginis  et  martyris. 

Liebgerus  pbr.  et  m.  de  geraten.  —  Otilo  dux  babarie.1 
—  Ortolfus  pbr.  et  m.  in  vornpach.   —  Johannes   dictus  trecht 


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de  s.  ypolito  pbr.  et  can.  —  Anzo  m.    vlschalcus  conu.  i.  1. 
Ortuuingus.   —   hilkardis  1.  de  aschpach.  —  Gisila. 

1  Vater  Tassilos  II.,  des  Gründers  unseres  Klosters,  gestorben  zwi- 
schen 23.  Joli  und  13.  December  (Riezler  I,  p.  83). 

XIV.  Kai.  Febr.  (19.  Jänner).  —  E. 

Wenzeslaus  pbr.  et  m.  in  geraten.  —  Ratmundus  abb.1 
Perichtoldus  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Maganus.  Gotfridus  pbri. 
et  mi.  alt.  super.  —  Item  obiit  fr.  petrus  abb.  in  chodwico.2 
fr.  vlricus  prior  ib.  fr.  michahel  m.  ib.  Scolastica.  wilbirgis. 
dorothea  professe  et  mies.  ibid. 

1  Ratmund  von  Niederaltaich  1026—1049. 
8  Petrus  H.  1402—1431. 

XHI.  Kai.  Febr.  (20.  Jänner).  —  F.  Fabiani  et  Sebastiani. 

leonhardus  abb.  in  weyhensteten.1  —  Pernherus  conu. 
in  prtifing.  —  Wolfhardus  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Chunigunt 
uxor  Johannes  lerbelarii  militisJ  —  Heinricus  pbr.  et  m.  de 
glunich  hagwer.  —  Obiit  Christannus  dictus  Rott  pbr.  et  m.  i.  1. 
—  Chunigunt  ml.  in  admund.  —  Alchisus.  Ekkericus  conui. 
i.  1.  —  Albero.     Alhaidis  abbat.3 

1  LeonhardIV.  von  Weihenstephan  1380—1415  (M.  B.  IX,  p.  349). 

3  Die  Lebuler,  Lehrbuler,  Lerwöller,  Lerbücbler  erscheinen  urkund- 
lich schon  1270,  Juli  28.  Ihr  Sitz  dürfte  in  Lerbulhub  in  Pfarrkirchen 
gewesen  sein,  der  im  15.  Jahrhundert  in  den  Besitz  der  Mülwanger  über- 
ging (Codex  Frideric.  A,  fol.  88  b).  Ein  Johann  Lebuler  kam  durch  Kauf 
auf  kurze  Zeit  in  den  Besitz  des  Schlosses  Achleiten,  das  aber  mit  seiner 
Tochter  "Wendelmut  1377  an  die  Sinzendorfer  übergieng. 

8  N.  von  Traunkirchen  erwähnt  eine  zum  4.  Juni. 

XII.  XaL  Febr.  (21.  Jänner).  —  G.  Agnetis  virginis  et  martyris. 
Heinricus  pbr.  et  m.  i.  1.  hallerius.  —  Chunradus 
pbr.  —  Heinricus  pbr.  et  m.  alt.  inf.  —  Sifridus  Scolaris.  — 
Diemaudis  abbat.1  —  Ortwinus  pbr.  et  m.  alt.  inf.  —  Wolf- 
kangus.  Fridericus.  —  Thomas  pbr.  et  m.  i.  1.  pleban. 
in  chirichperg  p.  m.  XXXn  annorum.  —  Richardis.  Ge- 
drudis.     Diemudis.'  Truta.     Jevta. 

1  Von  Traunkirchen  1180  bis  circa  1200  (G.  Friess,  Archiv  82, 
1,  p.  281). 

XL  Kai.  Febr.  (22.  Jänner).  —  A.  Vincentii  martyris. 

Johannes  pbr.  et  m.  in  glewch/  —  Fridricus  dyac.  i.l. 
et  m.   —   Poppo.     Otto.   —   Heinricus  fr.  nr.  de   eggdorf.1 


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—  Petrus.     Philippus  pbri.  et  mi.  in  admund.  —  Christina. 
Elyzabeth.    Jevta. 

*  Gleink. 

1  Ein  kleiner  Ritteraitz.  Ein  Heinrich  erscheint  1260  (Hagn,  Nr.  62) 
und  1292  (1.  c,  Nr.  132). 

X.  Kai.  Pete.  (23.  Jänner).  —  B. 

Ruppertus  pbr.  et  m.  de  ozzia.  —  vlricus  prior  in  reychen- 
bach.   —  Fridericus  pbr.  et  m.     Sifridus.     Leo  Scolaris. 

—  Johannes  pbr.  et  m.  in  secovia.   —   Levtoldus.1     Methil- 
dis.     Benedicta. 

1  Vielleicht  Leutold  Graf  von  Plaien-Hardegg,  den  die  Nekrologen  an 
diesem  Tage  erwähnen;  nach  Wendrinsky  (Blätter  des  Vereines  für  Landes- 
kunde von  Niederösterreich,  N.  F.  XIII,  p.  300  ff.)  wäre  dies  Liutold  I., 
Sohn  Werigands,  gest  1164,  Grossvater  Liutold  III.,  dessen  Bruder  Hein- 
rich Abt  von  Kremsmünster  war  (1230  —  1247). 

Villi.  Kai.  Febr.  (24.  Jänner).  —  C.  Timothei  apostoli. 

Wolfgangus  pbr.  et  can.  de  newburga.  —   Grimo  m.  i.  1. 

—  fridericus  pbr.  et  can.  de  newburga.    —   Arnoldus.     Ger- 
wottus  conui.  et  mi.  i.  1.   —  Stephanus  pbr.  et  m.  de  melico. 

—  Rudolfus   de  lauterbach.1      Hertwicus.      Hainricus. 
Methildis. 

1  Edelsitz  Lauterbach  bei  Kirchdorf.     Vgl.  Hagn,  Nr.  83. 

VIEL  Kai.  Pete.  (25.  Jänner).  —  D.  Conversio  s.  Pauli. 

Poppo  abb.  de  alt.  inf.1  —  Chunradus  Schuchendorffer 
pbr.  et  m.  ad  8.  petrum  salczpurge.  —  Reinhardus  pbr.  et 
m.  i.  1.  —  Cholomannus  pbr.  et  m.  seyttensteten.  —  Walchu- 
nus  m.   —   Hainricus  conu.de  alt.  —   Arnoldus.    Rudolfus. 

—  Wolfhardus.   —   Gedrudis. 

1  1282—1289  (M.  B.  XI,  p.  10). 

VH.  Kai.  Pete.  (26.  Jänner).  —  E. 

Philippus  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Jacobus  conu.  de  paumgarten- 
perg.  —  Siboto.  Sypoto  conui.  i.  1.  Leopoldus.  $zi- 
mannus.  vlricus.  —  Martinus  pbr.  et  m.  in  geraten.  — 
Levcardis.  Ortolfus  pbr.  et  Johannes  subd.  fridericus  diac. 
professi  in  fornpach. 

TL  Kai.  Pete.  (27.  Jänner).  —  F. 

Gerhardus  abb.  i.  I.1  p.  m.  Chahochus  abb.*  Chri- 
stannus  abb.     Reinhardus.     Otacherus  pbri.   —    Heinricus 


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pbr.  et  m.  cellerarius.4  —  Hainricus.  Fridericus.  fride- 
ricus.  alramu8.  Rudolfus.  —  Pernoldus  pbr.  et  m.  3.  georii 
in  prvfning.  —  Martinus  pbr.  et  can.  de  8.  floriano.  —  Anna 
Trientnärrin  ml.  saltzpurge. 

1  1040—1060  (M.  G.  Script.  IX,  p.  563;  XXV,  p.  630). 
1  Abt  von  Göttweih  1126 — 1127  (A.  Dungl,  Topographie  von  Nieder- 
österreich m,  Heft  8).     N.  von  Lambach,  St.  Florian,  St.  Peter. 

3  Christian  von  Lambach  1291  —  1302. 

4  ,Her  Wemhart  der  prior  vnd  her  Heinrich  der  chelnaer*  er- 
scheinen 1318  (Hagn,  Nr.  180). 

V.  Kai.  Febr.  (28.  Jänner).  —  G.  Octava  s.  agnetis. 

viricus  pbr.  et  m.  Gesilbertua.  —  petrus  et  Sifridus 
pbrl  et  mi.  in  pavmgartenperg.  —  Johannes  diac.  et  m.  de 
lambaco.  —  Karolus  imperator.1  —  viricus.  quattuor  pbri. 
in  paumgartenperg.  —  Katherina  ml.  in  pruel.  —  Gepa. 
Alhaidis.  —  Nicolaus  prior  in  Glewkch.  —  vincencius  vica- 
rins  in  vischenham.   —   Stephanus  abb.  in  seytensteten.2 

1  Vita  Einhardi  (Script.  II,  p.  649),  Ann.  Lauriss.  etc.  und  die  meisten 
Nekrologien  haben  diesen  Tag.  Karl  der  Grosse  war  ein  grosser  Wohl- 
tbäter  Kremsmünsters,  indem  er  791,  Jänner  3,  zu  Worms  die  Stiftung 
Tassilo  II.  bestätigte  (Hagn,  Nr.  2,  wo  aber  nach  Mahlbacher,  Reg.  I, 
Nr.  302,  Incarnationsjahr  und  Indiction  interpoliert  sind).  Die  zweite 
Urkunde  Karls  für  Kremsmünster  (Hagn,  Nr.  3),  die  schon  Boehmer  (Reg. 
Carol.,  Nr.  134)  verdächtig  fand,  gehört  zu  den  berüchtigten  Fälschungen 
Pilgrims  von  Passau,  die  er  sich  zwischen  971  und  977  von  einem  Kanz- 
leischreiber Otto  IL  (W.  C)  anfertigen  lieas  (Mühlbacher,  1.  c,  Nr.  290; 
Sickel,  Mittheilungen  des  Institutes  für  österr.  Gesch.  I,  p.  241 ;  Uhlirz, 
ebenda  HI,  p.  177  ff.). 

*  1419—1422. 

Uli.  Kai.  Febr.  (29.  Jänner).  —  A.  valerii  episcopi. 

fr.  andreas  pbr.  et  m.  alt.  inf.     Engilbertus  pbr.  et  m. 

—  Sighardus  pbr.  et  m.  de  admund.  —  Artolf  pbr.  et  m.  de 
s.  lamberto  dictus  genstaig.  —  Hoholdus.  Wernherus. 
Hainricus.       Ortolfus.       Chunradus.   —  viricus  conu.  i.  1. 

—  bursarius  servit.     Commune  officium  pro  defimctis. 

UL  Kai.  Febr.  (30.  Jänner).  —  B. 

Rudmarus  pbr.  i.  1.  Hisingrimus  m.  i.  1.  Hainricus 
pbr.  —  Paulus.  hainricus.  Leopoldus.  Rupertus. 
Ragerus.  —  Anna  ml.  in  chodwico.  —  Elizabet.     Brigida. 

Archir.  LXXXIV.  Bd.  I.  H41fte.  3 


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IL  Kai.  Febr.  (31.  Jänner).  —  C. 

Chunradus  abb.  de  s.  petro  salzpurge.1  Rudolfiis  prior  de 
s.  petro.  flricns  custos.  Otto  pbri.  et  mi.  salczpurge.  —  Jo- 
hannes de  train  pbr.  et  m.  admund.  —  Hermannus  conu.  et 
m.  dictus  gerlinger  i.  1.  p.  m.  —  hilprandus  m.  i.  1.  —  Jo- 
hannes scriptor  i.  1.  scolar.  —  Menutus?  Ernestus.  Al- 
ramus.  Chunradus.  0  Dominus  Stephanus  abb.  i.  1.  pie  recor- 
dacionis  1404.   —  Pertha.     Chungundis. 

1  Conrad  IL  1314—1346. 

1  Abt  Stephan  leitete  das  Stift  1399—1405. 

Kai.  Febr.  (1.  Februar).  —  D.  brigide  virginis. 

hainricus  abb.1  —  vlricus  pbr.  et  m.  in  paewrn.  — 
Herwardus  conu.  i.  1.  Helka  abbat.*  —  Chunradus.  — 
Wolfgangus  dictus  grill,  mon.  Mellicensis.   —   Jevta, 

1  Heinrich  ans  dem  Geschlechte  der  Grafen  Andechs-Plassenburg 
wurde  von  Admont  als  Abt  nach  Milstatt  postuliert  (J.  Wichner  I,  p.  180). 

*  Die  Aebtissin  Helka  von  Traunkirchen  lebte  im  11.  Jahrhundert 
(G.  Friess,  Archiv  82,  p.  64).     N.  von  Traunkirchen  hat  den  26.  Jänner. 

TTTT.  Hon.  Pebr.  (2.  Februar).  —  E.  Pvrificatio  S.  Marie. 

wysinto  pbr.  et  m.  i.  1.  p.  m.1  —  Starchanus  m.  Syglo- 
chus  1.  Wernherus.  hanricus.  Wolframus.  Rudolfus. 
herandus.     hazaga.     pertha.     Brigida. 

1  Vielleicht  der  als  selig  verehrte  Wisinto  (Script  XXV,  p.  670), 
der  aber  auch  am  2.  December  eingetragen  ist. 

HI.  Von.  Febr.  (3.  Februar).   —  F.   blasii  episcopi  et  martyris. 

Martinus  pbr.  i.  1.  —  Wernhardus  custos  i.  1.  pbr.  et  m.1 
—  Rudolfus.  Martinus  pbri.  et  mi.  —  Georius  pbr.  et 
can.  de  s.  floriano.  —  heinricus  pbr.  et  m.  de  8.  lamberto.  — 
Bezilinus  dyac.  et  m.  —  Merbottus.  Rudolfus.  Hein- 
ricus. Sophia.  Levcardis.  pertha.  —  deytricus  dictus 
paeuzzel.' 

1  Dieser  Custos  Bernhardus  ist,  wie  ich  glaube,  der  vielgenannte 
Bernhardus  Noricus  und  mit  jenem  identisch,  der  1318,  December  21, 
als  ,her  Wernhart  der  prior*  urkundlich  vorkommt  (Hagn,  Nr.  180).  Dass 
dieser  Custos  und  der  eben  erwähnte  Prior  ein  und  dieselbe  Person  sind , 
glaube  ich  aus  folgenden  Gründen  annehmen  zu  müssen:  Im  ganzen  Ne- 
krolog kommt  kein  Prior  Bernhardus  vor;  anderseits  aber  ist  es  kaum 
glaublich,  dass  man  diese  Person  einzutragen  versäumt  hätte,  um  so  we- 
niger,  da  um  diese  Zeit  die  Eintragungen  der  Mitglieder  des  Kloster» 


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genau  sind  und  die  Vorgänger  und  Nachfolger  dieses  Priors  Bernhardus, 
soweit  sich  die  Sache  verfolgen  lässt,  thatsftchlich  im  Todtenbuche  er- 
scheinen. Den  Schlüssel  zu  diesem  Räthsel  liefert  uns  die  Thatsache, 
dass  das  Amt  des  Custos  und  Priors  nicht  selten  in  einer  Hand  vereinigt 
waren,  wie  es  ja  beim  unmittelbaren  Vorgänger  Bernhards,  Hartwig  von 
SchlOsselberg,  das  N.  ausdrücklich  bezeugt;  zum  11.  November:  Hartwicus 
pbr.  et  m.  prior  et  custos  i.  1.  Der  Schreiber  unterliess  es  daher,  das 
Wort  prior  hinzuzufügen.  Dass  aber  dieser  Bernhardus  keine  andere  Per- 
son sei  als  Bernhardus  Noricus,  der  unsere  Quellen  geschrieben  habe, 
bedarf  einer  eingehenderen  Behandlung,  die  ich  anderwärts  versuchen  werde. 
1  Vgl.  Hagn,  Nr.  190.  Noch  im  15.  Jahrhundert  waren  sie  Lehens- 
leute des  Stiftes  (Codex  Frideric.  A,  fol.  95  b). 

IL  Ion.  Febr.  (4.  Februar).  —  G. 

vlricus  pbr.  et  m.  i.  1.  cainerarius  noster  pleban. 
de  chirichperg.  vlricus  pbr.  et  m.  i.  1.  camerarius.  Got- 
fridus  pbr.  et  m.  —  Hainricus  pbr.  et  m.  in  valle  dei.  — 
Adalbertus  dyac.  et  m.  i.  1.  —  Petrus.  Ruegerus.  vlricus 
pbri.  et  mi.  in  meten.  —  Chonradus  prior  pbr.  et  m.  in  ad- 
mund.   —   Otto.     Albanus.     Walchunus.     Elizabeth. 

Ion.  Febr.  (5.  Februar).  —  A. 

Heinricus  abb.1  Hanricus.  ekkardus.  —  Haein- 
ricus  6ultzpech.s  —  Hainricus  dyac.  et  m.  i.  1.  —  Doro- 
thea abb.  in  Trawnkirchen.8  —  Sighardus.  Ernestus.  an- 
dreas.   —   Oisila.     Hilcardis. 

1  Vielleicht  ein  Versehen  des  Schreibers  für  Helmbertus,  den  die 
meisten  Nekrologien  am  6.  oder  7.  anfahren,  Abt  von  Lambach  1124 — 1128. 

*  Der  Sulzbach  kommt  schon  in  der  Stiftungsurkunde  vor:  ,tra- 
dimus  quoque  et  salinam  que  ad  sulsibach  est  et  tres  homines  ibi  habi- 
tantes  salem  coquentes'  (Hagn,  Nr.  1).  Die  milites  de  sulzpech,  auch 
sulzpach,  kommen  in  unseren  Urkunden,  sowie  in  denen  von  Garsten  und 
Spital  am  Pyrn  wiederholt  vor. 

*  Erscheint  urkundlich  1405  und  dürfte  bis  1420  gelebt  haben 
(G.  Friese,  Archiv  82,  p.  244). 

NB.  Am  rechten  Rande  dieser  Seite  steht  von  oben  nach  unten  in 
sehr  kleiner  Schrift:  Commemoratio  fraternitatis  de  affligemo.  Post  pvri- 
ficationem  beate  virginis  prima  feria  vacante  pro  defunctis  animabus  fra- 
ternitatis quod  ipsi  similiter  singulis  annis  affligemo.  Afflighem  ist  ein 
erst  vor  Kurzem  wieder  resuscitiertes  Benedictinerkloster  in  Belgien. 

VIEL  Id.  Febr.  (6.  Februar).  —  B.  Dorothee  virginis. 

Wernhardus  miles  Gneuss.1  —  Michahel  puchel  magister 
artium  can.  et  pbr.  in  newnburga.  —  Hagano.    Reginwardus 

8* 


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mi.  i.  1.   —    Eigil.  conu.  i.  1.    —    Dietmarus.     Chunradus. 

chunegundis.   —    Anna  hoferin  ml.  ratisponensis. 

1  Das  Stammhaus  der  Gneuss  ist  Gneussenau  bei  Kleinzeil  im  Mühl- 
viertel; sie  erscheinen  Öfter  in  den  Urkunden  von  St  Florian,  Krems- 
münster, Meten,  Wilhering.    Vgl.  v.  Starkenfels  IV,  p.  68. 

VII.  Id.  febr.  (7.  Februar).  —  C. 

Commemoratio  fratrum  affligeniensium. 
Helmwicus  pbr.  et  m.  in  Chetwico.  —  Azicho  conu.  — 

Hertwicus  haunspergarius  pbr.  et  m.  i.  1.  p.  ra.1   —   Ditmarus. 

hanricus.     Pernoldus.     Ditricus.     Wilwirgis.     Mabilka. 

chunegundis.     Pertha. 

1  Ein  Zweig  des  berühmten  altbairischen  Geschlechtes  der  Hanns- 
berger,  das  seinen  Stammsitz  am  Haunsberge  bei  Michelbeuera  hatte, 
siedelte  sich  in  der  ersten  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts  in  Oberösterreich 
an,  wo  sie  an  der  Krems  und  in  Ried  Besitzungen  hatten  (v.  Starkenfels 
IV,  p.  108).  Ihr  Sitz  bei  Kremsmünster  hat  sich  noch  bis  heute  in  dem 
Haunsbergmairhof  erhalten.  Urkundlich  kommt  nur  Hertnid  in  unseren 
Urkunden  vor,  der  Landrichter  ob  der  Enns  (Hagn,  Nr.  198).  Im  15.  Jahr- 
hundert waren  sie  Lehensleute  von  Kremsmünster  (Codex  Frideric.  A, 
fol.  94  b);  im  Urbar  vom  Jahre  1467  erscheint  aber  der  Sitz  zu  Hauns- 
berg  bereits  als  Eigenthum  Lienhart  vetzingers  (Urbar  von  1467,  fol.  140  b 
im  Stiftsarchiv). 

VI.  Id.  Febr.   (8.  Februar).  —  D. 

Johannes  pbr.  et  m.  i.  1.   —    Sifridus.     hesso  m.  i.  1.  — 
0  Dominus  vlricus  dictus  Munepeck  abb.  in  Scheirn.1  —  Ozehe. 
Rüdgerus.     Albero.     witigo.     hanricus.  —  Hermannus  de 
s.  cruce  pbr.  et  m.   —  Offemia.     Alhaidis.     GHsila. 
1  1376—1400  (M.  B.  X,  p.  879). 

V.  Idus.  Febr.  (9.  Februar).  —  E. 

Johannes  conu.  n.  c'    Geroldus  pbr.  et  m.    Herwicus. 
Pitrolfus   conui.  et  mi.  i.  1.     Isingrimus.     Wizil.     Gerwi- 
cus.     Wernherus. 
»  Rubra. 

IUI.  Id.  Febr.  (10.  Februar).  —  F.  Scolastice  virginis. 

Ludwicus  abb.1  —  Albertus  abb.  in  prtifling2  nee  non 
et  alii  fratres.  —  Reintwicus.  Gebhardus.  Albertus.  — 
Ortolfus  pbr.  et  m.  de  altenburga.  —  Stephanus  Scolaris.  — 
Johannes  pbr.  et  m.  de  alta  sup.  —  petronella.  Richkardis 
Gerdrudis.     Chunegundis.     pertha.  —  Maynzo  sartor  i.  1 


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1  Ludwig,  Abt  von  Aidenbach,  starb  1216  (M.  B.  V,  p.  296). 
*  Albert  II.  Frickenhofer  starb  am  11.  Februar-  1365  (Studien  und 
Mittheilungen  III,  1,  p.  134). 

HL  Id.  Febr.  (11.  Februar).  —  G. 

Fridericus  abb.  dictus  Rizendorfer  i.  1.  m.  p.  1346.1  — 
Geroldus  pbr.  et  m.  —  Hanricus  praep.  i.  1.  Scolaris.  — 
Elizabeth  de  chersperch  0  —  Chunradusl. 

1  Regierte  von    1325—1346;    N.  von  St  Polten.    Hartenschneider 
gibt  den  1.  Februar  an  (S.  69). 

IL  Id.  Febr.  (12,  Februar).  —  A. 

Athacarus  pbr.  et  m.  i.  1.  dictus  Sulczpechk.  —  Petrus. 
Otto  pbri.  et  cani.  in  Sekkovia.  —  Gundachrus  1.  —  Al- 
haidis.     heilwich.     Chunegundis.     Haziga  1. 

Id.  Febr.  (13.  Februar).  —   B. 

Gerhardus.  Rupertus.  Pernoldus  mi.  i.  1.  —  Jo- 
hannes abb.  in  Reychenbach.1  Jeremias  pbr.^et  m.  ib.  —  Ru- 
dolfus.     alhaidis. 

1  Johann  I.  Strolnfelser  1394—1417  (M.  B.  XXVII,  p.  6). 

XVL  Kai.  Mark  (14.  Februar).  —  C.  Valentini  martyris. 

Wilhalmus  abb.  admont.01  —  Wilhelmus  lagminger  acol. 
de  s.  petro  salczpurge.  —  Ditricus.  Gebhardus.  vlricus. 
walchunus  Johannes.  Fridricus  Scolaris.  —  Nicolaus  pbr. 
et  m.  in  seytensteten.  —  Erhardus  Frawnberger  pbr.  et  can. 
ad  s.  ypolitum.    —   Wilbirgis.     Elizabeth. 

°  Folgen  noch  verschiedene  Namen.     Siehe  p.  18. 

1  Wilhelm  von  Reissberg  1384—1391  (Wichner  m,  p.  89). 

XV.  Kai.  M art.  (15.  Februar).  —  D. 

Johannes  naigstaich  abb.  lambac.1  —  Sifridus  pbr.  et  m. 
de  aheim.  —  Albertus  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Duringus  pbr.  et 
m.  Eppo  pbr.  et  m.  Chunradus  subd.  et  m.  Ghunra- 
dus.     Christina. 

1  Johann  II.  1361-1367. 

Xim.  Kai.  Marl  (16.  Februar).  —  C.  Juliane  virginis. 

Matheus  pleichol  1.  familiaris  noster.  Sofia  uxor  sua.1  — 
Johannes  abb.  de  s.  Lamberto.2  —  Jacobus  pbr.  et  m.  de  alt. 
inf.  —  Dorothea  virgo  dicta  Rötlin.  —  Engilschalcus.    Ger- 


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hardus  conui.  et  mi.  —  0  Cecilia  dicta  Lemprunn  ml.  monasterii 
beate  Marie  virginis  superioris  Ratispon.  —  Ekkardus.   Alber- 
tus.    Richardis.     Engilhildis.      Mergardis.     Alaheidis.8 
1  Dazn  die  nota:  dedit  nobifl  domom  et  ortum  sab  precipicio. 

*  Johann  IL  8chachner  1466—1478. 

*  Vielleicht  Adelheid  von  Volkenstorf,  die  am  1220  vorkommt  und 
im  N.  von  Admont  an  diesem  Tage  erwähnt  wird. 

HE  Kai  Hart  (17.  Februar).  —  F. 

Chunradus  abb.1  Pabo  abb.*  —  Godehardus  pbr.  et  m. 
de  alt.  inf.  fr.  nr.  —  flschalcus.  Otachrus.  Rudegerus 
subd.  et  m.  i.  1.    Ditmarus  1.     Jevta. 

1  Abt  Conrad  von  Gleink  1264  bis  circa  2277  (Pritz,  p.  171).    N. 
von  Lambach  erwähnt  ihn  zam  16.  Februar. 

*  Pabo,  Abt  von  St.  Emmeram,  urkundlich  1166  (M.B.  XXIX,  p.329). 

XIL  Kai.  Hart  (18.  Februar).  —  G. 

Lewtoldus  praep.  S.  ypoliti.1  —  Johannes,  albertus  pbri. 
et  mi.  in  geraten.0  —  Wolframus.  Levbmannus  conui.  i.l. 
—  0  Heinricus  pbr.  et  m.  in  geraten.  —  Johannes  dictus  Saler 
pbr.  et  can.  in  secouia.  —  Rudigerus.  Chunegundis.  — 
Tuta  1.  soror  nra. 

1  Propst  Leatold  von  St.  Polten  1372—1380  (Maderna  II,  p.  111). 
N.  von  St  Polten  hat  den  24.  November. 

XL  Xal.  Hart  (19.  Februar.)  —  A. 

Ortolfas  pbr.  et  m.  lambac.  Christannus  pbr.  et  m.  form- 
bac.  —  Johannes  pbr.  et  can.  S.  ypoliti.  —  Wolpoldus.  Grot- 
fridus.  Otto  pbri.  et  mi.  i.  1.  —  Georgius  senior  pbr.  et  m. 
alt.  inf.  —  Otachrus  conu.  i.  1.  —  Pero.  hermannus.  Swen- 
hiltus.    Helka.    Alheidis. 

X.  Kai  Hart  (20.  Februar).  —  B. 

Petrus  episcopus  patav.  ecclesie.1  —  Heinricus  pbr. 
et  m.  in  meten.  —  Ulricus  sulczpekch  et  uxor  sua  Christiiia, 
qui  dederunt  nobis  domos  decimales.  —  Prunignus.  Du 
ringus  conui.  i.  1.     Irngardis.    Alhaidis.    Jevta. 

1  Petras,  Bischof  von  Passan  1266—1280.  Vgl.  Hagn,  Nr.  117,  11« 

Vim.  Xal.  Hart  (21.  Februar).  —  C. 

Fridricus.  Chunradus  pbri.  et  mi.  in  Garsten.0  —  Nycc 
laus  pbr.  et  m.  in  glewch.  —  Petrus  pbr.  et  m.  in  castello.  — 


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39 

Ortolfus  pbr.  et  m.  in  glunich  dictus  otzdorf.  —  Pruno. 
Mfta  ?  Hertwicus.  vlricus.  —  Trestlo  1.  —  Levtoldus 
miles  de  Pernaw.1  —  Diemudis.  Diemudis.  Richildis. 
Fridricus.     Potwinus. 

1  Ein  Zweig  des  Geschlechtes  von  Pernan,  das  seinen  Site  südlich 
von  Freistadt  hatte,  blühte  auch  im  Traunviertel,  in  Pernau  an  der  Traun, 
Pfarre  Fischelham.  Leutold  III.  ?  (v.  Starkenfels  IV,  p.  243)  erscheint 
zwischen  1286  und  1303  wiederholt  in  unseren  Urkunden.  Hagn,  Nr.  123, 
128,  141,  143,  146. 

VÜL  Kai.  Mart.  (22.  Februar).  —  D.  Kathedra  S.  Petri. 

Chunradus  Syncendorffer,  uxor  sua  Alhaidis,  filius  Jo- 
hannes pbr.  et  m.  i.  I.1  —  Johannes  pbr.  et  m.  in  prüfling.  — 
Johannes  pbr.  et  m.  in  Chodwico.  —  Gotfridus.  Wilhal- 
mus  pbri.  et  mi.  Heinricus.  Dietricus.  Petrus.  Leo. 
Wisento.  Chunradus.  alhaidis.  alhaidis.  Gisla. 
Matza.     Beatrix  ml.     Hugo.     Tuta. 

1  Der  Stammsitz  dieses  später  mächtigen  Geschlechtes  ist  Sinzen- 
dorf  bei  Nussbach  an  der  Krems.  Conrad  und  Heinrich  erscheinen  1289 
als  Dienstleute  des  Stiftes  (Hagn,  Nr.  128).  Durch  Wolfharts  HL  Ge- 
mahlin, Hansens  des  Lehrwillers  Tochter,  kamen  sie  in  den  Besitz  von 
Achleithen,  das  sie  gegen  200  Jahre  innehatten.  Um  1410  erhielt  Eber- 
hard die  Belehnung  mit  Feyreck.  Später  wurden  die  Sinzendorfer  wie 
auch  die  Hüllwanger  zu  Bedrängern  des  Stiftes,  so  dass  Herzog  Albrecht  VI. 
sich  veranlasst  sah,  einzugreifen.  Darauf  bezieht  sich  eine  Urkunde 
,dirimens  Utes  inter  ahbatem  et  Sigismundum  Sinzendorfer*  vom  Jahre 
1458,  December  10.  Sigmund,  der  ,ihm  etlich  lewt,  pherd,  vieh,  hab 
und  gut  gevangen  und  genommen4,  soll  dem  Abte  Abbitte  leisten;  die 
Strafe  behalte  sich  der  Herzog  selbst  vor  (Original  im  Stiftsarchive). 

VIL  Kai.  Hart.  (23.  Februar).  —  E. 

Obierunt  Dyetmarus.  Ekfridus  abbates  in  seittensteten.0  * 
—  Item  Gothardus  fr.  pbr.  et  m.  in  alt  inf.  —  Wolframus 
subd.  et  m.  i.  1.  —  Heinricus  de  zwetel.  —  Ernestus. 
Wernhardus.  vlricus  1.  —  Tuta  1.  ruffina.8  —  Gedru- 
dis  L     Benedicta. 

1  Dietmar  II.  1337/89—1847;  sein  Nachfolger  Ekfried  Schirmer 
lebte  nur  ein  Jahr. 

*  Die  Rot,  Rufus,  Rufbus,  ein  unbedeutendes  Geschlecht,  hatten 
ihren  Sitz  in  Kremseck;  an  sie  erinnert  noch  der  Rotenhof  und  Roten- 
baumgarten.  Sie  erscheinen  wiederholt  in  unseren  Urkunden.  Tuta 
kommt  auch  im  Wohlthäterverzeichnisse  vor,  das  dieselbe  Hand  C  auf 
fol.  83  b  entworfen  hat;  eine  nota  sagt  an  unserer  Stelle :  Dedit  waeidech 
et  seruitur  pro  IX. 


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40 

VI.  Kai.  Mart.  (24.  Februar).  —  F.  Mathie  apostoli. 

Gerhardu8  abb.  i.  1.  p.  m.1  —  Heinricus  husendorfer  pbr. 
et  m.  i.  1.  —  Fridricus  m.  et  sacerd.  Johannes  nouic.  in  med- 
lico.  —  Wilhalmu8.  Erwinus  pbri.  et  mi  i.  1.  —  Rudol- 
fu8  sartor  conu.  i.  1.  —  Matheus  pbr.  et  m.  de  praunaw.  — 
Ditmaruß.  Gotschalc,us  plebani.  —  Wernhardus.  han- 
ricus  1.  Jangardis.  Chunegundis.  —  0  Chunegundis  dicta 
trwentin  habet  anniversarium  nobiscum.    Servicium  dimid.2  tal. 

1  Es  scheint  nur  ein  Versehen  eines  Schreibers  aus  dem  15.  Jahr- 
hundert zu  sein,  den  Namen,  der  schon  zum  27.  Jänner  eingetragen  ist 
von  einer  der  ersten  Hände,  hieher  noch  einmal  zu  setzen. 

*  Vgl.  hierüber  Hagn,  Nr.  326. 

V.  Kai.  Mart.  (25.  Februar).  —  G.  Walpurge  virginis. 

Hertnidus  dictus  haunsperger  miles.  —  Penilus  conu.  i.  1. 
—  Wulfingus  pbr.  et  m.  de  s.  Lamberto.  —  Heizo.  Wern- 
herus.  levpoldus  conui.  i.  1.  Aspwinus.  Ulricus.  Chvn- 
radus  1.  Pertha.  lucia.  hilcardis.  —  Stephanus  dictus 
Rawber  pbr.  et  m.  de  alt.  super. 

HII.  Kai.  Mart  (26.  Februar).  —  A. 

vlricus  pbr.  et  m.  i.  1.  magnus.  —  Petrus  pbr.  et 
sacerd.  Chunradus  m.  et  sacerd.  de  altenburga.  —  Albertus 
pbr.  et  m.  de  s.  petro  salczpurg.  —  Chunradus  m.  Otake- 
rus  dux  fundator  in  tegrensee.1  —  Stephanus  pbr.  et  com. 
de  8.  floriano.   —   Christina  conua.     Hilcardis. 

1  Otakar  und  Adalbert,  Söhne  des  Baiernherzogs  Grimoald  II., 
gründeten  Tegernsee  um  719  und  wurden  daselbst  Mönche.  Otakar  starb 
771  (J.  Obermayr,  Aelteste  Geschichte  von  Tegernsee).  N.  von  Tegernsee 
(Oefele,  Script.  I,  p.  633)  hat  denselben  Tag. 

in.  Kai.  Mart.  (27.  Februar).   —  B. 

Otto  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Dietricus  et  philippus  pbri.  et  mi. 
de  chodwico.  —  Hanricus.  Eigil  conui.  i.  1.  Hanricus. 
Rudolfus.     Hartmudus.     Helmuigis.     Gisila. 

H.  Kai.  Mart.  (28.  Februar).  —  C. 

Sifridus   pbr.  et   m.  in    alt.  super.   —    vlricus   pbr.    et 
can.   —  Eberwinus  abb.  in  alt.  super.1    Chunradus  pbr.  et  m. 
ibid.   —   Chunradus  rex2  Ernestus.     Pertha. 
1  1368—1380. 

8  Wahrscheinlich  Conrad  III.,  der  in  den  meisten  Nekrologien  am 
14.  Februar  erwähnt  wird. 


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41 

KaL  Kart.  (1.  März).  —  D.  Conuersio  S.  Mariae  Magdalene. 

Hermannus  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Paulus.  Heinricus.  vi- 
ridis. Ernestus  pbri.  et  mi.  in  super,  alt.  —  Alramus.  Dit- 
marus  conui.  i.  1.   —  Fridericus  de  Aich.1 

1  Der  Sitz  des  unbedeutenden  Geschlechtes  der  Aich  war  Aich  un- 
weit Zellhof  bei  Freistadt  (B.  Pillwein,  Geschichte  des  Mühlviertels,  S.  40). 
Aich  erscheint  urkundlich  schon  1170  (Lambrecht,  Hist.-topogr.  Matrikel 
ob  der  Enns;  U.  E.  B.  U,  p.  346).  Lange  blieb  dieses  Geschlecht  kaum 
im  Besitze  des  Gutes,  da  es  schon  zwischen  1322  und  1333  Ulrich  I.  Tann- 
peck  an  sich  brachte  (▼.  Starkenfels  IV,  p.  424).  In  unseren  Urkunden 
erscheinen  v.  Aich  wiederholt  seit  1200.  Wie  urkundlich  nachweisbar 
ist,  waren  sie  Ministerialen  der  Herren  von  Rohr  und  des  Stiftes  (Hagn, 
Nr.  152) ;  auch  Eigenleute  der  Herren  von  Volkenstorf  wurden  sie  (Hagn, 
Nr.  138).  Wie  Hartenschneider  behauptet,  waren  sie  mit  den  Pollheimern 
und  Bohrern  verwandt  (S.  56).  Das  hervorragendste  Glied  dieses  Ge- 
schlechtes war  ohne  Zweifel  unser  tüchtige  Abt  Friedrich  I. 

VI.  Kon.  Mart.  (2.  März).  —  E. 

Popo.  vlricus  pbri.  et  mi.  obierunt  in  Obern  altah.0  — 
Jacobus  abb.  in  monte  S.  Georgii.1  Eusebius.  Fridricus  pbri. 
et  mi.  ib.  —  Heinricus.  Mazil.  —  Weichmannus.  Hein- 
ricus pbr.  et  mi.  apud  s.  Embranum.  —  fr.  Hilprandus  in  alt. 
inf.  —  vlricus  abb.  S.  Georgii  in  prfifing.2  —  Halhaidis. 
Gedrudis.     Levkardis. 

1  Jakob  I.  vod  Georgenberg,  jetzt  Ficht  von  28.  Februar  bis 
12.  August  1349  (Chronik,  S.  74). 

»  Ulrich  H.  Altstorfer  1836—1349  (Studien  und  Mittheilungen  III, 
1,  p.  134). 

V.  Kon.  Marl  (3.  März).  —  F.  Chunegundis  virginis  et  regine. 
Rudolf us  abb.  i.  1.  0  —  Otto  abb.  ad  S.  petrum  Saltz- 
purge  oriundus  de  kalenberga.* 1  —  Syfridus.  Petrus.  Chun- 
radus  pbri.  et  mi.  in  pavmgartenperg.  —  vlricus  pbr.  et  prior 
de  obern  altach  —  Reinoldus  subd.  —  Hermannus  miles 
de  egndorf.*  —  Stephanus  pbr.  et  m.  in  pawngartenperg. 
Wernhardus  ibid.  conu.  —  Ernestus  techter  can.  in  newnburga. 
—  Martinus  pbr.  et  m.  de  chodwico.  —  Gisila  soror  nra. 
Wilbirgis.     Helka.     Jevta. 

•  Rubra. 

1  Otto  1.  1346—1364;  denselben  Tag  haben  N.  von  St  Peter  und 
St.  Lambrecht. 

*  Erscheint  zwischen  1287  und  1294  wiederholt  in  unseren  Urkunden 
als  Zeuge. 


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42 

Hü.  Hon.  Mart.  (4.  März).  —  G.   Adriani  martyris. 

Otto.  Petrus  pbri.  et  mi.  S.  petri  salczpurge.0  —  Diettri- 
cus  pbr.  et  m.  in  pavmgartenperg.  —  Elizabeth.  Alachaidis. 
Gedrudis.  —  Earolus  abb.  in  Tegernsee1.  ib.  Heinricas 
decan.0  —  Anthonius  prior  de  ossia.  —  Rudmarus.  Jem- 
bertus.  Fridricus.  Gedrudis. 
1  Karl  Hauzendorfer  1347—1349. 

in.  Hon.  Mart.  (5.  März). 

Chunradus  abb.  p.  m.  —  vlricus.  Gebhardus  pbri.  et 
mi.  obierunt  in  Bewren.0  —  Hainricus  sac.  —  Chunradus 
pbr.  et  m.  in  8.  cruce.   —  Hainricus  subd.     Hainricus. 

H.  Hon.  Mart.  (6.  März).  —  B. 

Perichtoldus  pbr.  et  m.  i.  1.   —   Vitalis   abb.  in  pawren.0  x 

—  Ditmarus  m.  i.  1.  Dietmarus  sacerd.  —  Hainricus  pbr. 
et  can.  de  S.  ypolito  dictus  Zinzendorffer.  —  Methildis. 
llichaconua.   —   Walthasar  pbr.  et  m.  de  monte. 

1  Vitalis,  Abt  von  Michelbeuern  1322—1331  (M.  Filz,  p.  337). 

Hon.  Mart.  (7.  März).  —  C.  Perpetue. 

Chunradus  pbr.  et  m.  de  ozzia.0  —  Hainricus.  Petrus 
pbri.  et  mi.  de  monte  s.  Georii.0    —   Ernestus  pbr.  et  m.  i.  1. 

—  Egydius  dictus  Hager  dyac.  et  m.  medlicensis.  —  Hert- 
wicus  Scolaris.  —  Johannes  pbr.  et  m.  in  alt.  inf.  —  Francho. 
Irgardis.     Sophia.   —   Wernhardus  diac.  in  cella  angelorum. 

VIII.  Id.  Mart.  (8.  März).    -    D. 

Artolfus  chersperger.1  Elisabet  uxor  sua.1  —  Albertus 
praep.  de  s.  floriano.*  —  Chunradus  dictus  vngel  pbr.  et  m. 
de  alt.  super.  —  Hainricus.  Pertholdus.  —  Pylgrimus 
dyac.  in  gurkch.  Johannes  novit,  ib.  —  Alhaidis.  Hilkar- 
dis.  —  Fridricus.  Seyfridus.  Gotschalcus  abbates  in  Medlico.9 
Hertwicus  prior.0 

1  Artolf  Chersperger,  Landrichter  ob  der  Enns  (IT.  K.  B.  VIII,  p.  371). 

*  Propst  Albert  1372—1380. 

8  Friedrich  III.  Azenbrucker  1371 — 1378;  Seyfried  Hagenauer  1378 
bis  1382;  Gottschalk  Hinterholzer  1382—1387. 

VH.  Id.  Mart.  (9.  März).  —  E. 

Gebolfus  abb.  Albinus  abb.  in  alta.  —  Hainricus 
pbr.  et  m.  in  meten.    Andreas  subd.  ib.  —  Chunradus  praep. 


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43 

—  Chunradus  abb.  in  pharenpach0.1  —  Alhaidis.  —  Ibidem 
in  medlico  Johannes  subd.     Jobannes  acol. 

1  Abt  Conrad  von  Formbach  1387—1410  (M.  B.  IV,  p.  2).     N.  von 
Raitenhaslach  hat  denselben  Tag. 

VL  Id.  Mart.  (10.  März).  —  F. 

Fridericus  diac.  de  neuburga.  —  Ulricus.  Stftrnn  et  uxor 
sua  Chnnegundis.  —  Wirinto  abb.  Helmwicus  abb.1  — 
Ditmarus  cocus.  —  Chunradus.  Rudolfus.  Swenhiltus. 
Isingerus. 

1  Abt  Helmwig  von  Göttweih  1266—1279. 

V.  Id.  Mart  (11.  März).  —  G. 

Alramus  abb.  i.  1.  Hie  construxit  ecclesiam  Kirchperg 
1121.  —  Hainricus  pbr.  et  m.  i.  1.  —  vlricus  abb.1  —  Diet- 
marus  pbr.  et  m.  Chotwicensis.  —  Hugo  pbr.  et  m.  Ratispon. 
Thomas  pbr.  et  m.°  Thomas  scolasticus  in  Sewn.  —  Alhei- 
dis  conua.     Pertha.  —  Andreas  pbr.  et  m.  in  monsee. 

1  N.  von  Admont  zum  14.:    vlricus  abb.  prüfling.     Er  starb  1314. 

im.  Id.  Mart  (12.  März).  —  A.  Gregorii  pape. 

Chunradus  de  vanstorph.1  —  Johannes  pbr.  et  m.  i.  1.  — 
Johannes  Gneuzo  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Perngerus  can.  — 
Georgius  dictus  perger  pbr.  et  m.  de  s.  Paulo.  —  Stephanus 
pbr.  et  m.  in  tegrensee.  —  Dietmarus.  Dietmarus.  Chun- 
radus. Rudolfus.  Werhardus.  Hainricus.  Hilkrimus 
et  uxor  sua  Gedrudis  Teurwangc.  Imiga.  Chunegun- 
dis.  —  vlricus  pbr.  et  m.  in  varenpach. 
1  Siehe  ü.  K.  B.  IV,  p.  33. 

m.  Id.  Mart.  (13.  März).  —  B. 

Johannes  abb.  de  s.  lamberto.0  *  —  Fridricus  pbr.  et  m. 
de  s.  petro   salczpurge.   —   Fridericus.     Gotfridus  mi.  i.  1. 

—  Otto  plebanus.  Marquardus.  Erchenpoldus  conui. 
i.  1.  Levtoldus  fr.  i.  1.  Hilkardis.  Methildis.  Elisa- 
beth. —  Martinus  pbr.  et  m.  in  glewkch. 

1  1342—1358. 

IL  Id.  Mart.  (14.  März).  —  C. 

Wolfgangus  pbr.  et  m.  in  obern  newnburga.  —  Hain- 
ricus  abb.1   —   Lawtwinus   senior   pbr.  et   m.  in  meten.   — 


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44 

Elysabeth.2  Gedrudis  abbatisse.  Wernherus  conu.  i.  1. 
Johannes  Höldl  pbr.  et  can.  in  newnburga.  —  Hainricus 
albus.  Albertus.  Walchunus.  —  Sigismundus  pbr.  et  m. 
in  tegrensee.   —   Hilkardis.     Alhaidis.     Methildis. 

1  Vielleicht  Heinrich  III.  von  Mondsee,  den  N.  von  Lambach  zn 
XVn.  Kai.  April,  hat  (1198—1223). 

*  Vielleicht  Elisabeth  I.  von  Pollheim,  die  N.  von  Traunkirchen 
als  Aebtissin  dieses  Klosters  am  5.  März  verzeichnet  (1247—1262). 

Id.  Mart.  (15.  März).  —  D. 

Marchardus  dictus  hawnsperger  abb.  in  pawrn.1  Johannes 
pbr.  et   m.  in  pawngarten.0  2  —   Benedictus   pbr.  et   m.  i.  1. 

—  Georius  subd. -et  m.  de  lambaco.  —  Johannes  pbr.  et  m. 
de  fornpach.  —  Fridericus  pbr.  pleban.  de  Caminata.3  — 
Hermannus.  —  Katherina  ml.  de  S.  Petro  salczpurge.  — 
AlahSdis.     Methildis.     Richardis. 

1  Marchard  Haunsperger  von  Michelbeuern  1353 — 1365. 

*  Baumgartenberg. 

8  Dazu  die  nota  oben:  Seruicinm  dedit  CL.  tal.  pro  quibus  dele- 
gavit  abbas  Fridericus  in  cnstodiam  et  infirmariam  decimam  VIII.  tal. 
den.  et  seruit  custos  1  tal.  (in  die)  Gregorii.  Infirmarins  1  tal.  (in  die) 
8.  Marthe  (Hand  0).     Vgl.  über  diese  Schenkung  Hagn,  Nr.  1B2. 

XVH.  Kai.  April.  (16.  März).  —  C. 

Fridricu8  pbr.  et  m.  i.  1.  waldner.  —  Hermannus  praep. 
Sekoviensis.1  —  Nycolaus  pbr.  et  can.  de  S.  floriano  de  Es- 
larn.  —  Isinbertus  conu.  i.  1.  Heinricus.  Heinricus. 
Dietmarus.  Albertus.  Hermannus.  —  Obierunt  petrus 
et  seyfridus  ambo  pbri.  et  mi.  professi  in  weychenstein.  — 
Elysabeth.     Gedrudis.     Gisila.     Tiemudis.     Alhaidis. 

1  Hermann  U.  Haller  1381—1422  (Schmutz,  Hist.-topogr.  Lexikon 
III,  p.  646). 

XVI.  Kai.  April.  (17.  März.)  —  F.  Gerdrudis  virginis. 

Hainricus  de  ...  .  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Otto  episcopus.1  — 
Otakerus  achleiten  pbr.  et  m.  i.  I.2  —  vlricus  subd.  et  m. 
i.  1.   —   Otto   de   anleiten  grossus.  —  Bernhardus   de  ableiten. 

—  Heinricus.  Heinricus.  Waltherus.  Heinricus.  — 
Chunradus  pbr.  et  m.  S.  Emerami.  —  vllricus  pbr.  et  m.  in  alt. 
inf.   —  Jevtha  conua.     Seiburca. 

1  Otto  II.  Graf  von  Bergen,  Bischof  von  Freising  1184—1220, 
gest.  17.  Mära.     Vgl.  Hagn,  Nr  67. 


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45 

*  Der  Stammsitz  dieses  Geschlechtes  ist  Achleithen  bei  Krems- 
münster. Urkundlich  erscheint  es  seit  dem  12.  Jahrhundert.  Zwei  Glieder 
desselben  wurden  Aebte  von  Kremsmünster,  Bernhard  (1223 — 1230)  und 
Berthold  II.  (1256—1273),  der  früher  hospitalarius  am  Pyhrn  war.  Doch 
nicht  lange  blieb  dieses  Geschlecht  im  Besitze  der  Burg  Achleithen;  im 
14.  Jahrhundert  hatten  letztere  vorübergehend  die  Herren  von  Meilerstorf; 
Conrad  Meilerstorf  er  verkaufte  sie  an  Wilhelm  Stadler  und  dieser  an 
Hanns  Lerwiller,  durch  dessen  Tochter  dieser  Besitz  an  die  Sinzen- 
dorfer  kam. 

XV.  Kai.  April.  (18.  März).  —  G. 

Heinricus  1.  dictus  lawarius.1  —  Altho  abb.  de  S.  Eme- 
ramo.2  —  Walchunus.  Stephanus.  Vlricus  pbri.  et  mi.  de 
S.  Petro  salczpurge.  —  Caspar  prior  de  s.  paulo.  —  Er- 
nestns  pbr.  Hezilo  m.  vlricus.  Hanricus  subd.  Hein- 
ricus. Irmgardis.  Ortolfus.  Engilbertus.  Pertha.  — 
Fridricus  pbr.  et  m.  in  pawngarten. 

1  Vgl.  Hagn,  Nr.  125,  126. 

1  Altho  von  Tannstein  1358—1385  (M.  B.  XIV,  p.  379). 

XIV.  KaL  April.  (19.  März).  —  A. 

Fridricus  pbr.  et  can.  de  s.  ypolito.  —  Johannes  pbr.  et 
m.  in  gersten.  —  Andreas  praep.  de  alt.  inf.  —  Hawardus 
pbr.  et  m.  i.  1.  Helyas  m.  i.  1.  —  Stephanus  conu.  de  8.  flo- 
riano.   —   Ortolfus  scolar.     Methildis.     Rihza. 

XIIL  KaL  April.  (20.  März).  —  B. 

Agnetis  Sulczpechinne.  —  Levtoldus  pbr.  et  can.  de 
S.  Floriano.  —  Jodocus  praep.  ad  s.  florianum.1  —  Michael 
pbr.  et  can.  ad  s.  ypolitum.  —  Perngerus  pbr.  Han- 
ricus. Chunradus.  Albertus.  Chunradus.  Rudolfus. 
Alheidis.  Brigida.  —  Jeorius  pbr.  et  m.  dictus  Stain- 
dorfer  i.  1. 

1  1407—1417. 

XIL  KaL  ApriL  (21.  März).  —  C.   Benedicti  abbatis. 

Sigela  0  filia  domni  Rugeri  de  ripa.1  —  Johannes  abb. 
in  lambaco  dictus  daxperger.2  —  Sigiboldus  abb.  Wisento. 
—  Wolfgangus  dictus  ardinger  decan.  domus  S.  floriani.  — 
Albertus.  Chunradus.  Hainricus.  Benedicta.  Alhai- 
dis.    Sygela.     Richza. 

1  Siehe  Hagn,  Nr.  105,' 107. 
1  1422—1436. 


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46 

XI.  Kai.  April.  (22.  März).  —  D. 

Johannes  pbr.  et  m.  de  8.  Paulo.  —  Heinricus  pbr.  et  m. 
in  gersten.  Marchardus  pbr.  et  m.  ib.  —  Vitus  dyac.  ecclesie 
Newnburgensis.  —  Rudolfus  pbr.  et  m.  i.  1.  Chunradus 
pbri.  et  mi.  —  vlricus  abb.  monast.  8.  Pauli.1  —  Johannes  pbr. 
et  m.  in  Chodwico.0  —  Meinhardus.  Ernestus  i.  1.  —  Dye- 
tricus  sen.  pbr.  et  com.  in  reychensperg.  —  Ortolfus.  Hein- 
ricus i.  1.     Rihza.     Alhaidis. 

1  Ulrich  in.  1401—1414  oder  Ulrich  IV.  1414—1432  (Trudbert 
Neugart,  S.  83). 

X.  Kai,  April.  (23.  März).  —  E. 

Andreas  pbr.  et  m.  Salczpurge  klukheimer.'  —  Fridericus 
pbr.  et  m.  in  glunich  dictus  holczner.  Chunradus  pbr.  et  ple- 
ban.  de  tucdech.  Wernhardus  archidiac.  Wezilo  conu. 
i.  1.  —  Leonhardus  pbr.  et  m.  in  glunig.  —  Martinus  pbr.  et 
m.  de  pawngartenperg.  —  Rudigerus  pleban.  —  Walchu- 
nus.  Rudigerus.  —  fr.  Wolfgangus  pbr.  et  m.  inf.  alt.  fr. 
Otto  pbr.  et  m.  de  alderspach.  Soror  Agnes  conu.  ad  s.  spiri- 
tum  in  Ybsa. 

»  Rubra. 

VIHI.  Kai.  ApriL  (24.  März).  —  F. 

Chunradus  pbr.  et  m.  de  medlico.  —  vlricus  pleichoL 
Elisabeth  uxor  sua.  —  Rudolfus  subd.  et  m.  i.  1.  —  Hart- 
liebus  pbr.  et  m.  fr.  nr.  Engilbertus  pleban.  —  Elizabeth 
ml.  de  s.  petro  salczpurge.  —  Chunradus  aspergarius.  —  Eli- 
zabeth. —  Meinradus  de  alharding.1  —  Soror  Katherina  ml. 
ad  8.  spiritum  in  ybsa. 

1  Die  Alhardinger  erscheinen  Öfter  in  unseren  Urkunden.  Ein 
Meinhard  erscheint  im  U.  K.  B.  IV,  p.  393,  sowie  im  N.  von  Wilhering 
zum  23.  Februar. 

VIII.  Kai.  April.  (25.  März).  —  G.  annuntiatio  Domini. 

Earolus  pbr.  et  m.  de  obern  altaich.  —  Ulricus  pbr.  et 
can.  de  s.  floriano.  —  Otto,  petrus  pbri.  et  mi.  de  s.  lamberto. 
—  Herbordus.  Irmdegenus  pbri.  et  mi.  i.  1.  Marquar- 
dus  scolar.  i.  1.  Albero.  Meinhardus.  —  Elyzabeth  dicta 
haunspergerin.  —  Johannes  wayz  can.  in  newburga.  —  Agnes 
ducissa.1     Chunegundis.     Alhaidis. 


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47 

1  Nach  dem  N.  von  St  Lam brecht,  Jedersdorf  und  Weltenburg  ist 
es  Agnes,  Gemahlin  Otto  II.  von  Baiern  aus  dem  Hause  Witteisbach- 
Scheiern,  Tochter  des  Grafen  Ludwig  von  Looz  aus  Flandern,  Mutter  der 
Agnes,  die  mit  Heinrich  von  Piain  vermählt  war.  Ihr  Todestag  ist  der 
26.  März  (Riezler  II,  p.  17).     Ueber  ihren  Gemahl  vgl.  Hagn,  Nr.  40. 

VH.  Kai.  April.  (26.  März).  —  A. 

Dietmarus  de  luensteten  occisus.  —  Hermannus  pbr.  et 
m.  de  S.  paulo.  —  Marquardus  abb.  glunich.1  Rugerus 
pbr.  et  m.  decanus  in  tegernsee.  Rudolfus  subd.  et  m. 
Sighardus  m.  i.  1.  Chunradus  scolasticus  i.  1.  Chunra- 
dus tens.2     Otto.     Hainricus.     Elyzabeth.     Richkardis. 

—  Chunradus  pleban.  de  medlich. 

1  1155—1190. 

*  Die  Dens,    Tens,    Zahnt  erscheinen  Öfters  in  unseren  Urkunden. 

VL  Kai.  April.  (27.  März).  —  B.  Rudberti. 

Albertus  olim  praep.  in  newnburga.1     Fridericus  abb.2 

—  Hainricus  prior  de  s.  paulo.  Matheus  acol.  ibid.  —  Er- 
nestus.  Heinricus  pbri.  et  mi.  i.  1.  Ortolfus.  Frideri- 
cus. Fridericus.  Leopoldus.  —  Johannes.  Nicolaus. 
Johannes  iurista  pbri.  et  mi»  admontenses.0 

1  Albert  Stock  1409—1418  (Fischer,  p.  198). 

*  Friedrich,  Abt  von  Göttweib  1155—1156  (A.  Dungl,  Topographie, 
p.  495  ff.). 

V.  KaL  April.  (28.  März).  —  C. 

Chunegundis  de  ahliten  occisa.   —  Gedrudis  sulczpechin. 

—  Petrus«  m.  alt.  super.  —  Georgius  pbr.  et  can.  de  newn- 
burga. —  Hatto  m.  i.  1.  —  Georgius  pbr.  et  m.  in  Tegern- 
see.  —  Wernhardus   scolar.  i.  1.       Arnoldus   perngerus. 

im.  Kai.  April.  (29.  März).  —  D. 

Ditmaru8  1.  de  altah.  —  Martinus  pbr.  et  m.  de  bruno- 
uia  apput  nos  sepultus.1  —  Adalbertus  abb.2  —  Ernestus 
pbr.  et  m.  prior  Glunich  dictus  neuberger.  —  Engischalcus 
pbr.  et  m.  —  nicolaus  pbr.  et  m.  de  s.  paulo.  —  Wernhardus 
sacerdos.  —  Hertwicus  pbr.  et  m.  medlicensis.  Mathias  pbr. 
et  m.  ib.  —  Otacher  marchio.3  Gebhardus.  —  Johannes 
pbr.  et  m.  in  chodwico  baccalaureus  in  decretis. 

1  Nota:  Anno  domini  MCCCXL.VIIH  in  peham.  (Benedi ctinerstift 
Braanau  in  Böhmen). 


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48 

9  Nach  Bernharden  Norieus  (Script.  XXV,  p.  671)  und  den  Nekro- 
logien  Ton  Lamhach,  Nonnberg  und  8t.  Lambreeht  ist  nnser  Abt  Adalbert 
gemeint,  der  nach  den  Quellen  1146 — 1160  das  Stift  leitete. 

*  Otakar  HL,  Markgraf  ron  Steier,  Vater  Otakar  IV-,  der  ala  advo- 
catus  des  Klorters  öfter  erwähnt  wird  (Hagn,  Nr.  24,  25);  er  regierte  circa 
1060—1078  (G.  Fries«,  Archiv  82,  1,  p.  212).  Ihn  erwähnen  die  Nekro- 
logien  tod  Admont,  Trannkirchen  und  Seon  nun  selben  Tage.  Er  legte 
den  Grand  znr  ersten  religiösen  Genossenschaft  in  Garsten  (G.  Friess, 
Stadien  and  Mittheilnngen  I  and  II). 

HL  Kai  ApriL  (30.  März).  —  G. 

Fridricus  pbr.  et  can.  in  secouia  dictns  stadier.0  —  Geor- 
gias pbr.  et  m.  de  s.  petro  salczparge.  —  Selkerus  pbr. 
Chunradus.    Hainricus.    vlricus.    Wilbirgis.    Elysabeth. 

IL  Kai  April.  (31.  März).  —  F. 

Thomas  conu.  domus  s.  floriani.  —   Hainricus  abb.1  — 

Fridericus  abb.  medlicensis.'    Hainricus  pbr.  et  m.  ib.  —  Wolf- 

ramus.     Gvntherus.     Herricus.     Wasingrin.  —  Hainricus 

pbr.  et  m.  de  medlico.  —  Dorothea  ml.  de  s.  petro  Salczpurge. 

1  Heinrich  II.  von  Formbach,    gest.  1096   oder  Heinrich  HI.,    gest. 

1223  (M.  B.  IV,  p.  6),  wie  N.  von  Lambach  angibt 

1  Friedrich  HL  Azenbrucker  1371—1378    (J.  Keiblinger  I,  p.  449). 

KaL  ApriL  (1.  April).  —  G. 

Lrdovicus  Rorer  1.  fr.  nr.1  —  Thomas  pbr.  et  m.  de 
s.  paulo.*  —  Otto  pbr.  et  m.  in  lambaco.  —  Dietkerus. 
Dietmarus  mi.  i.  1.  —  Cristannus  pbr.  inclusus  —  vlricus 
m.  in  Reychenbach.  —  vlricus  fr.  domini  friderici  abbatis.*  — 
Dietmarus.  Guntherus.  —  andreas  pbr.  et  m.  in  pr&l.  — 
Trauta.     Gedeudis.     pinata. 

1  Das  bedeutende  altbairische  Geschlecht  der  Rohrer,  das  auch 
einen  Sitz  in  Rohr  bei  Kremsm finster,  einen  anderen  in  Leonstein  hatte 
—  1390  belagerte  Herzog  Albrecht  HL  diese  Burg  —  erscheint  vielfach 
in  unseren  Urkunden  (Hagn,  Nr.  31;  U  K.B.V,  p.  261).  Einen  Ludwig 
erwähnt  Hoheneck  (IH,  p.  585). 

*  Vgl.  Hagn,  Nr.  134,  138,  141. 

tttt  Hon.  April.  (2.  April).  —  A. 

Johannes  vellebrunner  pbr.  et  can.  de  Neunburga.  — 
Wilhelmus  abb.  in  sewn.1  —  Ymmo  pbr.  et  m.  i.  1.  Gun- 
therus fr.  nr.  Alheidis.  Gisila.  —  Albertus  pbr.  et  m. 
de  admfind.0 


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49 

1  Wilhelm  von  Seon  1438—1442  (M.  B.  II,  p.  121).  N.  von  Seon 
und  St  Lara  brecht  hat  denselben  Tag. 

m.  Kon.  April.  (3.  April).  —  B. 

Heiiiricus  abb.  i.  I.1  —  Guntherus  dyac.  et  m.  i.  1.  — 
Otto  pbr.  et  m.  i.  1.  de  medlico.  —  Perlinus  Scolaris  de 
ahleiden.  Alhaidis  soror  sua.  —  Fridricus  pbr.  et  m.  in  As- 
pach.0 —  Johannes  pbr.  et  in.  de .  pavngartenperg.  —  Eber- 
hardus  pbr.  et  m.  ib.  —  Petrus  pbr.  et  m.  dictus  Rueshaymer, 
plebanus  in  pöchkirchen.  —  Oswaldus  quondam  prior  in  infer. 
alt  —  Caspar  pbr.  et  can.  olim  praep.  ad  s.  ypolitum.8 

bursarius  seruit.   Commune  officium  pro  defunctis. 

1  Heinrich  L,  Graf  von  Plaien-Hardegg,  Sohn  Liutolds  II.  und  der 
Ita  von  Burghausen,  war  Abt  von  Kremsmünster  circa  1230 — 1246  (vgl. 
Wendrinsky  in  Blätter  des  Vereines  für  Landeskunde  von  Niederösterreicfc 
XDI,  p.  322).  Unsere  Quellen  stimmen  über  den  Beginn  seiner  Regierungs- 
seit  nicht  überein;  die  Hist.  Cremif.  (Script.  XXV)  lässt  Abt  Bernhard  aus 
und  setzt  Heinrich  schon  zum  Jahre  1221 :  Heiiiricus  XVH  annis.  Trotz- 
dem folgt  auch  nach  ihr  Ortolf  erst  1247.  Bernhard us  (Script.  XXV, 
p.  672)  weiss  ebensowenig,  wann  Abt  Heinrich  die  Leitung  des  Klosters 
begonnen:  Heinricus  12XX  — ;  aber  auch  nach  ihm  folgt  Ortolf  1247. 

*  Kaspar  Meilstein  1439—1456.  N.  von  St.  Polten  hat  denselben  Tag. 

IL  Hon.  April.  (4.  April).  —  C.  Ambrosii  episcopi. 

Ditmarus  pbr.  et  m.  i.  1.  rusticus.*  —  Rudolfus  pbr.  et 
m.  i.  1.  —  Ulricus  de  aich.  uxor  sua  Gerdrudis.  —  Erchin- 
poldus  m.  i.  1.  —  Ulricus  1.  Sulczpechinnensis.  —  Ulricus 
de  Aich.  —  Heinricus  de  Aich.  —  Petrus  Lanzenperger.1  — 
Dominus  Chunradus  de  s.  ypolito.  —  Heinricus  abb.  —  Dit- 
marus. Albertus.  Chadoldus  1.  —  Katherina  ml.  in 
Chodwico.  —  Hilkardis  de  asperch.      Metildis.      Tuta  1. 

*  Missa  (in  rubris). 

1  Vgl.  Hagn,  Nr.  232. 

¥on.  April.  (5.  April).  —  D. 

Sighardus  pleban.  de  caminata.  seruicium.  georius  pbr. 
et  m.  in  s.  cruce.  —  Benzilinus.  Heinricus  pbri.  et  mi. 
Sifridus  pbri.  et  m.  de  glunich.  —  Udalricus  abb.  de 
».  petro  salczpurge.1  —  Arnolfus  m.  i.  1.  —  fr.  lewpoldus 
sutd.  in  pawngartenperg.  —  Fridricus.  —  Johannes  pbr. 
et  m.  dictus  zwetler  de  altenburg.  —  Georgius  pbr.  et  m.  de 
s.  petro  salczpurge.    —   Chunegundis.     Gerwirgis. 

ArchiY.  LXXXIV.  Bd.  I.  Hälfte.  4 


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1  Ulrich  von  St.  Peter  1416—1420  (Mezger  I,  p.  372). 

VIII.  Id.  April.  (6.  April).  —  C. 

Albertus  archiepiscopus  sazpurge.1  —  fr.  viridis 
pbr.  et  m.  de  meten  et  fr.  heinricus  pbr.  et  m.  i.  1.  Albertus 
pbr.  et  m.  alt.  super.  —  Hertwicus  pbr.  in  meten  et  m.  Hein- 
ricus conu.  ibid.  —  0  Dominus  Johannes  abb.  monast.  alt.  infer.* 

—  Petrus  pbr.  et  can.  de  s.  floriano.  —  Rudmarus.  vlricus 
conui.  i.  1.     Heccilo.    Fridricus. 

i  Adalbert  m.  1168—1177  und  wieder  1183—1200  (Meiller,  p.  116). 
Von  ihm  erzählt  Bernhardus  (Script.  XXV,  p.  671)  bei  Abt  Alram  II.: 
„Hie  (Alramus)  Capellam  S.  Egidii  Construxit»  quam  et  consecravit  Alber- 
tus archiepiscopus  Salzburgensis  anno  domini  1170."  Vgl.  Hagn,  An- 
hang I,  p.  370. 

•  Johannes,  Abt  von  Niederaltaich,  starb  1414  (M.  B.  XI,  p.  2). 

VII.  Id.  April.  (7.  April).  —  F. 

Fridricus  archiepiscopus  salzpurge.1  —  Marchar- 
dus  sac.  et  m.  in  alt.  inf.  vlricus  conu.  ib.  —  Chunradus  conu. 
in  admund.  offra  ml.  ibid.  —  Dizo.  Eglolfus  conui. 
Wernhardus.     Pernhardus. 

1  Friedrich  II.  von  Walchen  1270—1284.  N.  von  St.  Rupert  hat 
denselben  Tag,  das  von  Michelbeuern  den  8.  April. 

VI.  Id.  April.  (8.  April).  —  G. 

Recco  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Vlricus  pbr.  et  can.  de  Newn- 
burga   dictus  hespechk.   —   Chunradus  pbr.  et  m.  in  Castello. 

—  Christina  ml.  de  s.  petro  saltzpurge.  —  Wernherus  pbr. 
et  can.  fr.  nr.  Aribo.  Huenilo  conui.  i.  1.  Richerus 
conu.  i.  1.    Poppo  1.  fr.  nr.     Rudolfus.     Gisila.    Perichta. 

V.  Id.  April.  (9.  April).  —  A. 

Hainricus  pbr.  et  m.  i.  1.  Dringer.  Hie  fuit  plebanus  in 
monte  et  procurator  novi  operis.1  —  Conradus  archiepi- 
scopus salzp.*  —  Sweikerus  pbr.  et  m.  de  alt.  inf.  Heinricus. 
Fridricus  pbri.  et  mi.  de  8.  lamberto.  —  Duringus  subd.  et 
m.  i.  1.    Agnetis  1.     Conradus.     Christina. 

1  In  monte  =  in  monte  s.  Martini.  8t  Martinsberg  im  Viertel 
ober  dem  Manhart  gehorte  schon  circa  1136  dem  Stifte  Kremsmttnater 
(Hagn,  Nr.  28).  Bischof  Beginbert  von  Passau  weihte  die  dort  errichtete 
Kirche  ein  und  erhob  sie  auf  die  Bitte  des  Abtes  Ulrich  II.  aar  Pfarr- 
kirche (Hagn,  Nr.  80).  Im  14.  Jahrhundert  kam  diese  Pfarre  vollständig 
unter  den  Bischof  von  Passau  (Hagn,  Nr.  831). 


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51 


*  Conrad  I.  von  Abensberg  1106 — 1147.  Die  Nekrologien  von  Lam- 
bach,  Nonnberg,  St.  Eupert  haben  den  8.  April,  N.  von  Michelbeuern  den  9. 

IV.  Id.  April.  (10.  April).  —  B. 

Otto  episcopus  ecclesie  patav.1  —  Liutoldus  pbr.  et 
m.i.1.  —  Pilgriinus  pbr.  et  m.  de  pawrn.  —  Sifridus  pbr. 
et  m.  i.  1.  Alhaidis  de  Schlüsselberg.  Wisinto  pbr.  et 
m.  Hertwicus  conu.  i.  1.  —  Johannes  pbr.  et  m.  de  alt. 
super,  dictus  Eyrel.  —   Riehza. 

1  Otto  von  Lonstorf  1254 — 1265.  Ueber  sein  Verhältnis  zu  Krems- 
münster  vgl.  Hagn,  Nr.  93;  als  Zeuge  erscheint  er  auch  in  den  Urkunden 
König  Otakars  II.  von  Böhmen  für  Kremsmünster  (Hagn,  Nr.  94,  95). 

m  Id.  April.  (11.  April).  —  C. 

Heinricus  abb.  fr.  nr.1  —  Liutoldus  pbr.  et  m.  i.  1.  — 
fr.  Johannes  pbr.  et  m.  alt.  infer.  —  Erbo  pbr.  et  m.  Ru- 
dolfus  m.  i.  1.  Rfzi.  Ditricus  conui.  i.  1.  —  Albertus 
pbr.  et  m.  in  paewrn.  —  Otto.  Chunradus.  Otto.  Ger- 
drudis. Gerwirgis.  —  Stephanus  prior  pbr.  et  m.  dictus 
spitzwekel  i.  1.  p.  m.    MCCCC  vicesimo  nono. 

1  Abt  von  Admont  1103—1107.  Er  war  früher  Mönch  von  Krems- 
munster, wie  die  vita  Gebehardi  et  successorum  eins  bezeugt:  „Quo  (We- 
cilone)  abbate  post  aliquos  annos  apud  Lambach  rebus  humanis  exempto 
ibique  sepulto  dominus  heinricus  ex  coenobio  Chremsmvnstir  in  abbatem 
est  electus  (Script.  XI,  p.  41).  Die  Nekrologien  von  Lambach,  Admont, 
St  Lam brecht  haben  denselben  Tag. 

IL  Id.  Aprü.  (12.  April).  —  D. 

Steuno  abb.1  —  Fridricus  nouic.  i.  1.  anhangl.  —  Al- 
bertus pbr.  et  pleban.  in  acchsach.2  —  Gotfridus  pbr.  et  m. 
in  meten.  —  Heinricus  subd.  et  m.  Chunradus.  frid- 
ricus conui.  i.  1.  Rudgerus  scolar.  Siboto  fr.  nr.  Ru- 
dolfus.  Ditmarus.  Rvdgerus.  Gerdrudis.  Methildis. 
—  Petrus  pbr.  et  m.  in  admund.0 

1  Steuno,  Abt  von  Gleink,  lebte  noch  1218  (Pritz,  p.  168).  N.  von 
Lambach. 

*  acchsach  =  Aschach. 

Id.  April.  (13.  April).  —  C. 

Yolchmarus  pbr.  et  m.  i.  1.  comes.1  chunradus  sac. 
plebanus  in  petenbach  fr.  nr.  —  Chunradus  sac.  de  rlt.  — 
riricus  1.  geltinger.  —  Stephanus  pbr.  et  m.  prior  i.  1.  wichsen- 

4* 


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52 

dorfer.  —  Albertus  abb.  in  alt.  inf.a  —  Hermannas  sac. 
vlricus  scolar.  Ditmarus  conu.  Weicherus.  Heinri- 
cus.     Chunradus.     Levtoldus. 

1  Diese  Einzeichnung  von  der  ältesten  Hand  (A)  konnte  nicht  er- 
klärt werden;  vielleicht  ist  comes  nur  die  Bezeichnung1  für  ein  Mitglied 
des  Freiengeschlechtes  der  Grafen  Pfarre  Wartberg;  ebenso  wird  es  sich 
auch  mit  dem  vlricus  bei  Hagn,  Nr.  105,  verhalten. 

1  1462—1463. 

XVHI.  Kai.  Mai  (14.  April).  —  F.  Tiburtii  et  valerii. 

Otto  pbr.  et  m.  i.  1.  senior  hölnpergensis.1  —  Otto 
pbr.  et  m.  alt.  infer.  —  0  dominus  Johannes  dictus  seid  fr.  nr. 
cuius  anniversariu8  agitur  in  die  8.  petronelle  virginis.2  —  Otto. 
Albertus  pbri.  et  mi.  Gotschalcus  judex.  Chunradus  abb. 
in  monte  8.  georii.s  Jacobus  pbr.  et  m.  ib.  Damianus  pbr.  et 
m.  in  admund.  —  Heinricus.  Heinricus.  Chunegundis. 
Christina  sorores  nostre. 

1  Helmberg,  Pfarre  KremsmUnster. 

*  Johann  Seid  war  ein   besonderer  Wohlth&ter  der  8tiftsbibliothek 
(P.  Hugo  Schmid,  Catalogus  codic  manuscript  Cremif.  fasc.  HI,  Cod.  10). 
9  Dürfte  Conrad  V.  sein  1368—1379. 

XVII.  Kai.  Mai.  (15.  April). 

Ditricus  conu.  alt.  inf.  —  Johannes  professus  i.  1.  dictus 
pficher.  —  Gedrudis  1.  vxor  vlrici  de  slvzelberch.1  — 
vlricus  pbr.  et  m.  in  paungartenperg.  —  Reiza  conua.  soror 
nra.  Rapoto.  Heinricus.  —  Stephanus  pbr.  et  can.  de 
s.  floriano.  —  Gedrudis.  Elysabet.  —  Johannes  prior  in 
admund.0 

1  Vgl.  Hagn,  Nr.  114. 

XVI.  Kai.  Mai.  (16.  April).  —  A. 

Sifridus  pbr.  et  m.  aicher.  —  Azilinus.  Geroldus  pbri. 
et  mi.  i.  1.  —  Fridricus  pbr.  et  m.  i.  1.  cantor.  —  Petrus 
pbr.  et  m.  in  meten.  —  Fridricus  conu.  —  Martinus  pbr. 
et  m.  de  Obernburga.    —   Heinricus.     Hugo,     pertha. 

XV.  Kai.  Mai.  (17.  April).  —  B. 

Reinbertus  pbr.  et  m.  alt.  inf.  Fridricus  conu.  ib.  — 
Chunradus  pbr.  et  m.  alt.  super.0  —  Chunradus  m.  i.  1.  Otto 
acolit.   —  Dorothea  ml.  in  admund.   —   Arnoldus   conu.  L  L 


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—  Christina  ml.  ad  s.  petrum  salczp.   —   heinricus  thelau- 
nus.1    perdoldus.     Gedrudis. 
1  Vielleicht  thelonarius. 

XIV.  Kai.  Mai.  (18.  April).  —  C. 

Johannes  abb.  in  paungartenperg.1  —  andreas  praep. 
alt  inf.  —  Ewerhardus  pbr.  et  m.  congregationis  in  Machens- 
torf.'  Fridricus  subd.  ib.  —  Mathias.  Johannes  pbri.  et  mi. 
in  paungartenperg.  —  Chunradus  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Obyt 
fr.  leonhardus  pbr.  et  m.  i.  1.  Anno  domini  MCCCCXXXÜI.0  — 
Otto  decanus.  —  Heinricus  pbr.  pleban.  de  vorichtorf.  — 
Tuta  abbat.3  Albero  conu.  Chunradus.  Chunegundis. 
alhaidis.     Chunegundis.     Elysabet. 

1  Johann  m.  1379—1406  (Prite,  Archiv  Xu,  p.  34). 

*  Mallersdorf. 

8  Vielleicht  soll  Uta  von  St.  Georgen  am  Längssee  gemeint  sein, 
derer  die  meisten  Nekrologien  an  diesem  Tage  gedenken. 

XIIL  KaL  Hai.  (19.  April).  —  D.  Leonis  noni  pape. 

Wernhardus  abb.  alt.  inf.1  —  Chunradus  pbr.  et  m. 
alt.  infer.  Ludwicus  pbr.  et  m.  in  vorinbach.  —  Ernestus 
pbr.  et  m.  i.  1.  Hertwicus  can.  patav.  fundator  f^rsten- 
cellensis.*  Poppo  subd.  et  m.  i.  1.  Albero.  Ebergerus. 
perhtoldus  conui.  et  mi.  i.  1.     Merbotus. 

1  1289—1317;  das  N.  von  Weltenburg,  das  ihn  am  18.  erwähnt, 
nennt  ihn  specnlnm  ordinis. 

*  8ein  Grabstein  in  Fürsten  zell  sagt:  Anno  domini  MCCLXXXII, 
Xm.  Kai.  Mai.  obiit  venerabilis  dominus  magister  cherrwicus  can.  patav. 
fandator  huius  monasterii,  cuius  anima  requiescat  in  pace  (M.  B.  V, 
Anfang). 

Xu.  Kai.  Mai  (20.  April).  —  C. 

Hainricus  et  Chonradus  cani.  et  pbri.  secovienses.  —  Or- 
tolfus  pbr.  et  can.  in  newnburga.  —  Martinus  pbr.  et  can.  in 
balthausen  dictus  lasperger.  lanzopbr.  etm.  —  Johannes 
pbr.  et  m.  alt.  inf.0  —  Engelfridus.  Chunegundis.  Irn- 
gardis. 

XL  XaL  Mai.  (21.  April).  —  F. 

Alramus  abb.  lambacensis.1  Otto  pbr.  et  can.  fr. 
nr.  prunner.       Albertus  m.  i.  1.       Engilbertus  conu.  i.  1. 


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Arnoldu8  prunner.  —  Petrus  pbr.  et  m.  alt.  inf.°  —    Viridis 
pbr.  et  m.  in  admund.0 

1  1209 — 1213;  Nekrologien  von  Larabach  zum  20.,  von  St  Lam- 
brecht  und  Klein -Mariazell  zu  diesem  Tage. 

X.  Kai.  Mai.  (22.  April).  —  G. 

Wesgrimus  abb.  lambac.1  —  Richerus  pbr.  et  m. 
1. 1.  —  Hainricus  abb.  in  glunich.2  —  Wolffhardus  pbr.  et 
can.  de  s.  ypolito  dictus  Geyr.  —  Johannes  abb.  in  seytten- 
steten.3  —   paltramus.     Chunegundis.     Wilbirgis. 

1  1197—1209;  N.  von  Lambach,  St.  Lambrecht. 

*  Heinrich  II.  von  Gleink  1382  —  1403;  N.  von  St.  Lambrecht. 
8  Johann  Irnfried  1427—1437. 

IX.  Kai.  Mai.  (23.  April).  —  A. 

Johannes  et  Stephanus  pbri.  et  mi.  lambac.  —  Hert- 
wicus  dens  miles.1  —  Chunradusl.  occisus  filius  ipsius. 
—  Dietricus  scolar.  leupoldus  m.  Wirat.  alis.  — :  Ge- 
drudis  1.  de  hagwalt.     vlricus  filius  eius.2 

1  Dazu  die  nota:  Seruicium  LX  tal.  den.;  de  sippach  xxx,  de 
chötwaeig  xxx.  Hartwig  erscheint  wiederholt  in  unseren  Urkunden  zwischen 
1250  und  1264. 

*  Vgl.  U.  K.  B.  V,  p.  37. 

VIII.  Kai.  Mai.  (24.  April).  —  B.  Georii  martyris. 

Magister  Heroldus  patav.  ecclesie  can.  0  —  Judocus  pbr. 
et  m.  de  alt.  inf.  Otto  pbr.  et  m.  ib.  —  Obiit  Johannes  ple- 
banus  in  kyrichberg  pr.  et  m.  dictus  spiczwekkel  i.  1.  anno 
14XXXIIII.  —  Ortolfus.  Gerhardus  milites.  Chunra- 
dus  scolar.  Hilprandus.  heinricus.  Hertwicus.  — 
Stephanus  pbr.  et  m.  in  admund.  —  Methild  soror  nra. 
Gerwirgis.     Gedrudis. 

VII.  Kai.  Mai.  (25.  April).  —   C.  Marci  evangelistc. 

Maganus  abb.  fr.  i.  I.1  —  Wernhardus  pbr.  et  m.  i.  1. 
pie  memorie.2  —  Duringus  pbr.  et  m.  de  gluniöh.  —  pern- 
hardus  m.  i.  1.  Rudolfus  scolar.  i.  1.  vlricus.  Marquar- 
dus.  —  Heinricus  1.  de  curia  Adam.  —  Johannes  pbr.  et 
m.   in  oberwurga. 

1  Magnus,  Abt  von  St.  Lambrecht  1164—1170.  N.  von  St.  Lam- 
brecht und  Oberaltaich.  Er  starb  spätestens  1181  (Beitrage  zur  Kunde 
steiermärkischer  Geschichtsquellen  II,  p.  126,  126).   Er  dürfte  von  Krems- 


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mfinster  weg  als  Abt  postuliert  worden  sein,  wie  der  Beisatz  frater 
i.  L  anzeigt,  den  der  Schreiber,  der  früher  frater  noster  geschrieben,  dann 
aber  getilgt  hatte,  der  Deutlichkeit  wegen  so  formuliert  hatte. 

*  Vgl.  3.  Februar,  Anm.  1. 

VI.  Kai.  Mai.  (26.  April).  —  D. 

Hermannus  pbr.  et  m.  in  weyhensteten.  —  Ernestus 
pbr.  p.  m.  perhtoldus  mi.  i.  1.  Hilprandus  conu.  i.  1.  et 
m.  Uirzo.  petrus.  walchunus.  Dietricus  miles.  Hein- 
ricus. vlricus.  Otto.  —  Gebhardus.  Chunradus.  Got- 
fridus  sacerd.  in  wessesprunnen. 

V.  Kai.  Mai.  (27.  April).  —  E. 

Ludwicus  arciepiscopus.1 —  Johannes  miles*  lebuhler. 

—  Dietricus.  Rudolfus.  Wolfkangus  pbri.  Dietricus. 
fridricus.     Dietricus.     Egena. 

1  Wie  ein  Vergleich  mit  den  anderen  Nekrologien  lehrt,  ist  hier 
Enbischof  Ladislaus  von  Polen  gemeint,  der  1265 — 1270  die  Salzburger 
Kirche  leitete.  Er  starb  27.  April  an  Vergiftung.  Es  ist  nicht  ohne  Inter- 
esse, zu  bemerken,  welche  Mühe  die  Schreibung  des  slavischen  Namens 
den  verschiedenen  Schreibern  machte.  So  half  sich  unser  Schreiber,  in- 
dem er  einfach  dafür  Ludwig  setzte.  Das  N.  von  Nonnberg  hat  Wlodis- 
laus,  von  St.  Rupert  Wlodizlaus,  N.  von  Michelbeuern  Viadislaus,  von 
Baumburg  Wodazaus,  Raitenhaslach  Wdeslaus,  Admont  Wlodezlaus.  In 
der  Angabe  des  Datums  schwanken  sie  zwischen  26.,  27.  und  28. 

*  Kam  durch  Kauf  1375  in  den  Besitz  des  Schlosses  Achleithen; 
als  Zeuge  in  U.  K.  B.  VIA,  Nr.  171.  Nota:  Hie  habet  anniversarium 
Seruicium  habemus  tal.  HI  in  viethwanch. 

EIL  KaL  Mai.  (28.  April).  —  F.  Vitalis  martyris. 

Swarzmannus  abb.  lambac.1       Gerwicus  pbr.  et  m. 

—  hainricus  1.  occisus  de  achleiten.2  Otto.  Heinricus. 
Gotfridus.  Heinricus.  Isingrimus.  —  fr.  Hainricus  pbr. 
et  m.  8.  Emmerami  Ratispon.  Caspar  acolit.  ib.  —  Elizabet. 
Elizabet.   —  Hainricus  pbr.  et  m.  ad  s.  petrum  salzp.0 

1  1194 — 1197.     N.  von  Lanibach  und  Traunkirchen. 
1  Vgl.  Hagu,   Nr.  110.    Nota:    seruicium  VII  solid,  de  Nadelperg, 
*/»  tal.  et  de  Mvlperch  lx  den. 

HL  KaL  Mai.  (29.  April).  —  G. 

Petrus  abb.  de  sup.  alt.1  —  otacharus  pbr.  de  chremsa 
p.  m.  —  Chunradus  pbr.  et  can.  de  s.  ypolito.  —  Heinricus 
itadler  pbr.  et  m.  i.  L     —     Albertus  pbr.  et  m.  alt.  inf.     — 


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Rudolfus  scolar.  i.  1.     Poppo.      Halwigis  conua.     Gedru- 

dis.     Elyzabet.  —    fridricus  pbr.  et  m.  ad  s.  petrum  salczp.° 

1  Petrus  Ursbeck  1380—1403;  N.  von  Oberaltaich  (M.  B.  XII,  p.  281). 

IL  Kai.  Mai.  (30.  April).  —  A. 

Obyt  dominus  viridis  abb.  monast.  s.  pauli  vallis  lauen- 
tine.1  —  Levtoldus  1.  de  nuspach.  Diemudis  uxor 
ipsius.2  —  Wintherus  pbr.  et  m.  i.  1.  Hertwicus  conu. 
et  m.  i.  1.  —  Perchtoldus  elsendorfer  pbr.  et  m.  de  adm&nda. 
Vlricus  pbr.  et  m.  celle  b.  virginis.  —  Hertwicus.  Sifridus. 
Bertoldus  conui.  i.  1.  Chunradus  fr.  nr.  Heinricus. 
Chunegundis.  Christina.  —  Wilhalmus  pbr.  et  m.  de 
s.  paulo.0 

1  Entweder  Ulrich  HI.  Schrimpf  1401—1414,  oder  Ulrich  IV.  Eck- 
linger  1414—1432  (B.  Schroll,  Carinthia  1876,  p.  76). 

*  Nussbach,  heute  dem  Stifte  Schlierbach  einverleibt;  eine  Viertel- 
stunde nördlich  davon  lag  die  Burg  der  Sinzendorfer.  Urkundlich  nach- 
weisbar ist  nur  ein  Warmund  von  Nussbach  1174  (U.  K.  B.  II,  Nr.  264). 

Kai.  Mai.  (1.  Mai).  —  B.   philippi  et  jacobi. 

Heinricus  pbr.  et  m.  saltzp.  Alhaidis  ml.  —  Sifridus 
pbr.  et  m.  i.  1.  Fridericus  comes  de  pechlarn.1  Alber- 
tus romanorum  rex.*  —  Wenzeslaus  senior  pbr.  et  m.  dictus 
faist  i.  1.  1459.  —  Fridricus.  heinricus.  Rudolfus.  hugo. 
pernhardus.  Gedrudis.  Elyzabeth.  —  Georius  senior 
in  Gersten. 

1  Wahrscheinlich  ein  Schreibfehler,  da  N.  I  Fridricus  conu.  de 
peche  hat. 

8  Albrecht  I.  1298—1308;  die  meisten  Nekrologien  haben  diesen 
Tag.  Nota:  Delegavit  nobis  XXX  carratas  salis  in  halperg  et  seruitur 
1/s  tal.  de  Chirichperg.  Albrechts  Gemahlin  Elisabeth  war  eine  grosse 
Wohlthäterin  von  Kremsmünster.  Vgl.  Hagn,  Nr.  145,  166,  172.  Noch 
heute  wird  am  1.  Mai  eine  missa  extraordinaria  pro  imperatore  Alberto  I. 
et  conjuge  Elisabeth  gelesen,  so  wie  am  9.  October  die  vesperae  defunc- 
torum  pro  fundatoribus  beneficii  salis  und  am  10.  October  Requiem  et 
Libera  gehalten  werden. 

VI.  Hon.  Mai.  (2.  Mai).  —  C. 

Fridricus  pbr.  et  m.  i.  1.  sultzpech.  —  Vlricus  pbr.  et  m. 
i.  1.  Ruffus.  —  Dietricus  conu.  et  m.  i.  1.  Otto  de  Ror  fr. 
nr.  Fridricus  de  hagwald.  Otto  de  Ror.  Otlo.  siboto. 
Chunradus. 


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V.  Hoil  Mai.  (3.  Mai).  —  D.  Inventio  s.  crucis. 

vgo  pbr.  et  m.  prior  i.  1.  viridis  pbr.  et  m.  de  ap- 
tay  i.  1.  magister  infirmorum.  —  Richerus  de  husendorf.1 
—  Nycolaus  pbr.  et  m.  in  altenburga.0  —  Nycolaus  conu.  de 
s.  paalo  dictus  puchler.  —  Heinricus  subd.  et  m.  i.  1.  Or- 
tolfus  subd.  leupoldus  conu.  et  m.  i.  1.  Werhardus. 
Heinricus.  —  fr.  paulus  pbr.  et  m.  in  paungartenperg.  — 
Elyzabet  de  lach.*  —  Liukardis.  —  Diegardis  de  lach. 
1  Vgl  ü.  K.  B.  IV,  p.  93,  537;  V,  p.  30. 
*  Vgl.  Hagn,  Nr.  333. 

im.  Hon.  Mai.  (4.  Mai).  —  C. 

Arnoldus  rusticus  miles.  —  vlricus  pbr.  et  m.  de  alt. 
inf.  —  Sifridus  diac.  et  m.  i.  1.  pruningnus.  Gerungus. 
Dietricus  mi.  i.  1.  Fridricus  1.  de  hagwalt.1  Engel- 
scalcus.     Metildis  filia  dentis,     offemia. 

1  Erscheint  zwischen  1252  und  1275   öfter  (U.  K.  B.  m,  Nr.  194). 

HL  Von.  Mai.  (5.  Mai).  —  F.  Gothardi  episcopi. 

Petrus  pbr.  et  m.  in  chotwico.  —  Hanfolcus  pbr.  et  m. 
L  L  —  Johannes  subd.  in  meten.  —  Simon  pbr.  et  m.  in 
obern  alt.0  —  Melchior  pbr.  et  can.  de  newnburga.  —  Chu- 
negundis.     Alhaidis. 

IL  Von.  Mai.  (6.  Mai).  —  G.  Johannis  apostoli. 

Wernhardus  pbr.  et  m.  prior  s.  viti.  —  Chunradus  pleb. 
in  eselpach  s.  viti.  —  Fridricus  pbr.  et  m.  in  agmunda  de 
wienn.  —  Heinricus  pbr.  et  m.  s.  Emmerami.0  Eberhardus 
pbr.  et  m.  in  tegernsee.  —  Hilprandus.  fridricus.  Hen- 
ricus.  Elizabet.  Chunegundis.  ozin.  Diemvet  de 
husendorf. 

Ion.  MaL  (7.  Mai).  —  A. 

leonhardus  m.  alt.  super.  —  Hainricus  subd.  i.  1.  Albero 
conu.    Fridricus.    siboto.   —   Sibrandus  1.  0    Elyzabet. 

bursarius  seruit.   Commune  officium  pro  defunctis. 

TOL  LL  Mai.  (8.  Mai).  —  B. 

Johannes.  Eberhardus.  Michahel  abbates  in  ossiaco.01 
fndricus    abb.   in    weytensteten.*   —   Johannes    summerstorffer 


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pbr.  et  m.  in  inf.  alt.   —   Walchunus  scolar.  i.  1.     Hadmut- 
di8  abbat.    Chunradus.    Elyzabet. 

1  Johann   L,   gest.  1390.     Eberhard   urkundlich    1361    und    1366. 
Michael,  gest.  1373  (Marfan,  HL  Th.,  5.  Bd.,  p.  344,  345). 

*  Friedrich  von  Weihenstephan  1415—1416;  N.  von  Lambach. 

VH.  Id.  Mai.  (9.  Mai).  —  C. 

Heinricus  pbr.  et  m.  de  8.  lamberto.  —  Vrbanus  pbr.  et 
m.  nostre  congreg.  —  Michahel  pbr.  et  m.  alt.  inf.  —  Caspar 
pbr.  et  m.  in  admund.  —  Heinricus  Reinspec.  vlricus. 
chunegundis. 

VL  Id.  Hai.  (10.  Mai).  —  D.  Gordiani  et  epymachi. 

Vlricus  abb.  i.  1.  p.  m.  —  Wolfhardus  pbr.  et  m.  de  chot- 
wico.  —  Paulus  pellifex  de  sunleyten  habet  anniuersarium. 
Johannes  conu.  Steyrer  Secouie.  —  pruno  subd.  et  m.  i.  1. 
pezmannus  m.  i.  1.  Chunradus  1.  Heinricus.  —  Ulricus  awer 
pbr.  et  m.  in  altenburga.0 

V.  Id.  Mai.  (11.  Mai).  —  E. 

Chunradus  diac.  et  m.  in  Gewnkch.  —   Otto  pbr.  et  m. 
i.  1.  Gallus.      vlricus  scolar.  i.  1.      Wegandus  conu.      Or- 
tolfus  de   sluzzelberch.     peritoldus.      hartmutdus.     Er- 
nestus  pbr.  et  m.  otzdorf  celerarius  i.  1.  p.  m.1 
1  Erscheint  urkundlich  bei  Hagn,  Nr.  135. 

im.  Id.  Mai.  (12.  Mai).  —  F.  Nerei  achillei  pancratii. 

Nycolaus  pbr.  et  m.  alt.  sup.  dictus  Tawer.  —  Dietricus 
pbr.  et  m.  i.  1.  vlricus.  Heinricus  pbri.  et  mi.  Ulricus 
m.  i.  1.  —  Barbara  ml.  in  chodwico.  —  Caspar  hackhl  pbr. 
et  can.  in  newnburga.  —  perhtoldus.  chadoldus.  —  fri- 
dericus  pbr.  et  mf  in  varenpach.  —  Lucas  praep.  ad  s.  floria- 
num.1  —  Chunegundis.     Mergardis. 

1  Lukas  Friedenstainer  1436—1459,  N.  von  St  Polten  und  St  Peter. 

III-  Id.  Mai.  (13.  Mai).  —  G.  Gangolfi  martyris. 

Pertoldus  abb.1  —  Hainricus  pbr.  et  m.  i.  1.  de  wachaw. 

—  Vlricus   pbr.  et  m.  in  prvfing  prior.   —  Johannes  pbr.  et 
can.  in  s.  ypolito.   —  Werhardus.      Geroldus.      Rugerus. 

—  Albertus  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Item  fridericus  m.  et  pbr.  celle- 
rarius  i.  1.  1446°    Johannes  pbr.  et  can.  de  Secouia.   — 


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1  Bertold  EL.  von  Garsten  1142—1160?  1151  erscheint  schon  Sig- 
hart  (Fontes  n,  XXXOI,  p.  112).     Vgl.  auch  U.  K.  B.  II,  Nr.  171. 

IL  Id.  Mai  (14.  Mai).  —  A.  Bonifacii  martyris. 

Sifridus  abb.1  —  Chunradus  abb.  de  8.  paulo  p.  m.* — 
heinricus  pbr.  et  m.  —  Arnoldus  pbr.  —  hubertus  m.  alt 
super.  —  Wilbirgis  soror  nra.  sancti  ml.  Dietricus.  — 
David  abb.  de  s.  lamperto.0  3 

1  Sigfried  von  Mondsee  1267—1271  (Studien  und  Mittheilungen  III, 
2,  p.  288).     N.  von  Michel  heuern. 

1  Conrad  DI.  Neuhofer  1359-1891  (Carinthia  1876,  p.  93). 
8  David  Kreil  1376—1387. 

Id.  Mai.  (15.  Mai).  —  B. 

Perchtoldus  pbr.  et  m.  alt.  sup.  —  paulus  pleban.  pbr.  et 
m.  i.  1.  de  welsa.  —  Petrus  pbr.  et  m.  alt.  inf.  —  Rapoto 
pbr.     Rudolfus  m.  i.  1.      Otto.     Rudolfus.     Alhaidis. 

XTO.  KaL  Jun.  (16.  Mai).  —  C. 

Hainricus  pbr.  et  m.  alt.  inf.  Johannes  conu.  ib.  —  Ru- 
dolfus pbr.  et  m.  —  petrus  pbr.  et  m.  in  Glevnkch.  — 
Agnes  ml.  ad  s.  spiritum.  —  Petrus  pbr.  et  can.  ad  s.  ypolitum. 
—  Otlo.  —  Petrus  pbr.  et  m.  alt.  inf.0  —  Oswaldus  abb.  in 
tegrensee.1 

1  1393—1418  (Ohermair,  p.  415).  N.  von  Tegernsee  hat  den- 
selben Tag. 

XVL  Kai.  Jun.   (17.  Mai).  —  D. 

Eigilbertus  episcopus.  Erchenfridus  abb.  —  Do- 
minus Lybavn  de  truchsen.1  Domina  Helca  de  truchsen  uxor 
sua.  —  vlricus  pbr.  et  m.  inf.  alt.  —  Syfridus  pbr.  et  m.  prior 
in  pavngartenperg.  —  vlricus  quondam  abb.  in  meten.*  — 
Nicolaus  abb.  in  zwetla.8  —  petrus  dyac.  vallis  dei.  —  Eras- 
mus  abb.  Lambac.  p.  r.4  —  Petrus  dictus  Neudekker  pbr.  et 
can.  de  newnburga. 

1  Colo  de  truchsen  erscheint  schon  1143  (U.  K.  B.  H,  p.  211).  Sie 
waren  Vögte  des  Klosters  nach  den  Herren  von  Pernstain  auf  Pernstein 
bei  Kirchdorf.  Vgl.  Hagn,  Nr.  83.  Ueber  die  hier  erwähnte  Helka  vgl. 
Hagn,  Nr.  175  und  176;  hierauf  bezieht  sich  auch  die  nota:  dedit  vineam 
grazzer. 

»  Ulrich  III.  res.  1382.     N.  von  Tegernsee. 

8  Entweder  Nicolaus  I.  1371  —  1380  oder  £1.  1389—1392  (Xenia 
Bernh.  in,  p.  150). 


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4  1405—1410.    N.  von  Lambach. 

XV.  Kai.  Jun.  (18.  Mai).  —  C. 

Syfridus  conu.  i.  1.  p.  m.  —  Oto  pbr.  et  m.  alt.  inf.  — 
Heinricus  abb.1  —  Heinricas.  Heinricas  paer.  Alhaidis. 
Irngardis.     Otilia. 

1  N.  von  St  Lambrecht  und  St.  Peter  haben  einen  abb.  von  Elsen- 
bach, der  1212  bezeugt  ist  (M.  B.  VII,  p.  388). 

XIV.  Kai.  Jun.  (19.  Mai).  —  F.  potentiane  virginis. 

Ludwiens  pbr.  et  m.  de  altenburg.  —  Vlricas  pbr.  et  m.  de 
pawngartenperg.  —  0  fr.  Marianus  pbr.  et  m.  de  lambaco  p.  m. 
—  Azilinus  m.  i.  1.  Enzo  conu.  i.  1.  —  Petrus  de  Stain  pbr. 
et  m.  eccles.  Mellic.  —  Diepoldus.  heinricus  puer.  Hilt- 
kardis.     Engelmudis.   —  Anna  Rftttin  habet  anniversarium. 

Xin.  Kai.  Jun.  (20.  Mai).  —  G. 

Fridericus  pbr.  et  m.  de  lambaco.  —  Vlricus  pbr.  et 
m.     Metildis  conua.  —  Heinricus. 

XH.  Kai.  Jun.  (21.  Mai).  —  A. 

Heinricus  imp.  —  Camedus  pbr.  et  m.  in  Meten.  — 
Agnes  dieta  hagerin  p.  m.  —  Johannes  abb.  in  ozziaco.0  l  — 
Johannes  Gunderstorffer  pbr.  et  can.  de  newnburga.  —  Petrus 
pbr.  et  m.  in  pawngartenperg.  —  Oroha.  Gerdrudis, 
perhta. 

*  1873—1890. 

XL  Kai.  Jun.  (22.  Mai).  —  B. 

Jacobus   pbr.  et   m.  in    agmünd.     Margareta  ml.  ib.  — 

fridricus  prior  in  meten.   —  Michael  scolar.  de  Trewensee.  — 

Wernherus  pbr.       Hertwicus.   —    Chunegundis   conua.  de 

neuenchiren.   —  perhta. 

• 

X.  Kai.  Jun.  (23.  Mai).  —  C. 

Ulricus  abb.1  —  Johannes  pbr.  et  m.  in  fornpach.  — 
Symon  pbr.  et  m.  in  altenburga.0  —  Jacobus  abb.  i.  1.  dictus 
Trewtelkoffer  p.  m.  anno  domini  M°CCCC0LIHI  regiminis  uero 
sui  36.*  —  Georius  prior  et  m.  in  chodwico.  —  Gedrudis 
soror  nra  de  tuedech.8  —  Perichtoldus  pbr.  et  m.  in  Sewn.0 

*  Ulrich,   Abt   von   St.  Lambrecht    1123—1148.    Nekrologen    von 
St.  Lambrecht,  Admont,  Renn,  St.  Peter. 


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*  N.  von  Admont  bei  Pez. 
8  Vgl.  Hagn,  Nr.  101,  107. 

VmL  Kai.  Jun.  (24.  Mai).  —  D. 

Gerdrudis  uxor  Heinrici  cherspergarii.1  —  firidericus  prior 
in  prtifenyng.  —  Chunradus  pbr.  et  m.  in  Scheyrn.0  —  pern- 
hardus  pbr.  et  m.  i.  1.  Ditricus  conu.  et  m.  i.  1.  Eber- 
hardus.  —  Johannes  et  vdalricus  praepi.  in  pawngarten- 
perg.0' 

1  Vgl.  ü.  K.  B.  VI,  p.  26. 

*  Johann  JL  1380—1414;  Ulrich  HI.  1414—1436  (M.  B.  II,  p.  171). 

Vm.  Kai.  Jun.  —  (25.  Mai).  —  E. 

Ditmarns  pbr.  et  m.  de  hagwald.  —  Heinricus  abb.  ad- 
mont occisus.1  —  pernhardus  pbr.  et  m.  i.  1.  wigbertus 
pbr.  et  m.  —  Fridericus  1.  de  ritzendorf  et  Christina  uxor 
eius.'  —  Otto.  Hermannus.  Engelgerus.  —  Johannes 
pbr.  et  m.  de  s.  paulo.  —  Haziga.  —  fridricus  pbr.  et  m.  i.l. 
dictus  selong. 

1  Der  berühmte  Abt  Heinrich  II.  von  Admont  1275—1297,  Landes- 
hauptmann von  Steiermark,  getreuer  Anhänger  Albrecht  I.  Er  starb  am 
25.  Mai  1297,  getödtet  von  einem  seiner  Verwandten,  During  Griezler 
(Wichner  II,  p.  124—174).     N.  von  Admont 

*  Den  Ritzendorfern,  einem  vornehmen  Bttrgergeschlechte  von  Wels, 
gehörte  auch  Abt  Friedrich  II.  an.    Vgl.  Hagn,  Nr.  177. 

VIL  Kai.  Jun.  (26.  Mai).  —  F. 

heinricus  pbr.  et  m.  in  meten.  —  Elizabet  ml.  in  chöd- 
wico.  —  Eberhardus  pbr.  et  m.  i.  1.  vlricus  m.  Trut- 
mannus  conu.  i.  1.    heinricus.     Offemia. 

VL  KaL  Jun.  (27.  Mai).  —  G. 

Otto  pbr.  et  m.  de  seccouia.  —  Nycolaus.  Conradus. 
Johannes,  pilgrimus.  firidericus.  Achacius  prepositi  in  Grifen.1 
—  Barbara  ml.  in  newnburga.  —  Rapoto  pbr.  et  m.  i.  1. 
prior.  Chunradus  m.  —  Johannes  pbr.  et  m.  praep.  alt. 
inf.  —  chunradus  puer.     Chunegundis. 

1  Regierten  nacheinander  von  1359  bis  1419  (B.  Schroll  im  Archiv 
fttr  vaterl.  Gesch.  und  Topogr.  von  Kärnten  XVI,  p.  40—61). 

T.  Kai.  Jun.  (28.  Mai).  —  A. 

Ortolfus  pbr.  et  m.  quondam  abb.  i.  1.  senior.1  — 
Henricus  pbr.  et  m.  alt.  inf.    —    Heinricus  Mausrewter  pbr.  et 


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can.  in  newburga.0    —     Guntherus   conu.  i.  1.       Rudolfus. 
Chunegundis. 

1  Nach  übereinstimmenden  Quellen  1247—1266.  Obiit  V.  Kai.  Mai 
(Script  XXV,  p.  678). 

IV.  Kai.  Jun.  (29.  Mai).  —  B.  Maximini  episcopi. 

Vlricus  abb.  de  obern  altach.1  —  Erhardus  pbr.  et  m. 
in  meten.  —  Otto  pbr.  et  m.  Rabanus  subd.  i.  1.  Enzinus. 
Jembertus  conu.  —  Heinricus  leuderer.  —  Leupoldus. 
Alhaidis. 

1  1330—1338. 

in.  Kai.  Jun.  (30.  Mai).  —  C. 

Christannus  pbr.  et  m.  lambac.  —  brigida.  uxor  ruffi. 
Diemudis.    Helka.     Elizabet 

II.  Kai.  Jun.  (31.  Mai).  —  D.  petronelle  virginis. 

Petrus  pbr.  et  m.  alt.  inf.  —  Georius  pbr.  et  m.  de  lam- 
baco.  —  vlricus  m.  i.  1.  —  Laurentius  pbr.  heldolfus  sar- 
nagel  conui.  et  mi.  i.  1.  —  Heinricus  1.  de  otzdorf.1  —  Chun- 
radus.    Jevta. 

1  Heinrich,  Ditmar  und  Bertold  sind  Zeugen  am  16.  November  1300 
(Hagn,  Nr.  141).  Heinrich  war  auch  ein  Wohlth&ter  des  Klosters,  wie 
die  nota  zeigt:  Hie  delegavit  nobis  redditos  X  sol.  sernitnr  dyonisii. 

Kai.  Jun.  (1.  Juni).  —  E. 

Chunradus  pbr.  et  m.  i.  1.  ivnior  hAlnpergensis.  — 
Fridricuß  pbr.  et  m.  de  seydensteten.  —  Agnes.  Sofia  mies. 
s.  Georgii.  —  fridricus.  Johannes  pbri.  et  mi.  alt.  inf.  — 
Andreas  rott.  1445.  —  Heinricus  m.  —  Chunradus  pbr.  et 
m.  alt.  inf.  —  Agnes  ml.  de  secouia.  —  Richza.  —  Richza 
vidua  de  lauterbach.1  —  Chunegundis.  Christina.  —  Jo- 
hannes pbr.  et  m.  in  fornpach.  —  Erasmus  pbr.  et  m.  ad 
s.  Emeranum.   —  Sigismundus  pbr.  et  m.  in  admund. 

1  Ein  kleiner  Rittersitz  bei  Kirchdorf.  Die  Lauterbach  erscheinen 
öfter  in  unseren  Urkunden  seit  1260  bis  1318  (Hagn,  Nr.  101,  180). 

mL  Hon.  Jun.  (2.  Juni).  —  F.  Marcellini  et  petri. 

Sifridus  pbr.  et  m.  i.  1.   —   Ainvicus  puer.     Gisila. 

in.  Hon.  Jan.   (3.  Juni).  —  G. 

Commemoratio  firatruin  de  inf.  alt. 


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63 

Conradus  custos.   —   Johannes.     Theodoricus  pbri.  et  mi. 
ad  auream  coronam.1      Adulfus  dyac.  et  m.  ib.   —   Gotschal- 
cuß  conu.  i.  1.     chunradus.     Ermricus.      Alhaidis. 
1  Cistercienserstift  Goldenkron  in  Böhmen. 

E  Ion.  Jim.  (4.  Juni).  —  A. 

Chunradus  pbr.  et  m.  in  paumgartenperg.  —  Georius 
pbr.  et  m.  i.  1.  —  Walchunus  pbr.  et  m.  —  Perichtoldus 
pbr.  et  m.  de  obern  altaich.  —  heinricus.  Merbotus.  Ni- 
colaus pbr.  et  can.  s.  ypoliti.   —   Gerdrudis. 

Ion.  Jun.  (5.  Juni). 

Martinus  pbr.  et  m.  de  paumgartenperig.  —  Benedictus 
hevsler  pbr.  et  m.  de  medlico.  —  hilprandus  abb.  in  tegren- 
see.1  —  Ortolfu8  subd.      Wilherus  conu.  i.  1.      Martinus 

puer. 

1  Hillebrand   Seh  Wertkampf   1423  —  1429.    N.    von   Tegernsee   hat 
den  27.  Juni. 

TOI.  Id.  Jun.  (6.  Juni).  —  C. 

Chunradus  abb.  dictus  swab  i.  1.  p.  m.1  —  Ernricus  pbr. 
et  can.  de  sekovia.  —  Walchunus  conu.  i.  1.  Chunradus. 
Chvn.  bursarius  seruit.     Commune  officium  pro  defunetis. 

1  Conrad  n.  1360—1363.   „Natione  suevus"  sagt  der  Fortsetzer  der 
Hist.  Cremif.  N.  von  St.  Lambrecht  nnd  der  Schotten. 

VH  Id.  Jun.  (7.  Juni).  —  D. 

Michahel  pbr.  et  m.  alt.  inf.  —  vlricus  pbr.  et  m.  — 
Caspar  acol.  in  Sewn.  —  Arnoldus  fr.  nr.  —  Erhardus 
pbr.  et  m.  in  Gersten.  —  franciscus  pbr.  et  m.  in  castello.  —  Du- 
ringus.  Chunradus.  —  Chunradus  pbr.  et  can.  in  nevburga. 
Johannes  dyac.  ib.  —  Anna  Dexerin.  Agnes  Mulbangerin 
mies,  in  Trawnkirchen. 

VL  Id.  Jun.  (8.  Juni).  —  E. 

Martinus  pbr.  et  can.  de  Nevnburga.  —  Seyfridus  abb, 
in  altenburch.1  —  Thodericus  pbr.  et  m.  de  s.  cruce.  —  An 
dreas  mättschawer  pbr.  et  can.  ad  s.  ypolitum.  —  Rudgerus 
conu.  i.  1.      Chunradus  scolar.      Richerus.     Werhardus, 

1  Seyfried  IL    1354  —  1380    oder   Seyfried  m.    1380—1392    (Bur 
ger,  p.  47). 


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64 

V.  Id.  Juxl  (9.  Juni).  —  F.  primi  et  feliciani. 

Fridericus  pbr.  et  m.  in  obernburga.  —  vlricus  abb. 
p.  m.  fratruelis  beati  Bertholdi  abb.  de  geraten.*  Otto  subd. 
i.  1.  Otto,  benedictus  pveri.  Chunradus.  Wolfgangns 
pbr.  et  m.  in  admund.0 

1  Der  Zusatz  ist  von  einer  Hand  des  15.  Jahrhunderts  geschrieben. 

Ulrich  EQ.  von  Kremsmünster  1173—1183.     Er  war  ein  Brndersohn  de« 

seligen  Bertold  I.  von  Garsten.   N.  von  St.  Lambrecht  nnd  Admont   Vgl. 

die  Stammtafel  bei   G.  Friess   in   Studien  und  Mittheilungen  I,   1,  p.  88 

bis  106. 

im.  Id.  Jon.  (10.  Juni).  —  G. 

Dietricus  pbr.  et  can.  de  8.  floriano  dictus  stoizendorfer.  — 
Erchingerus  pbr.  et  m.  Duringus  scolar.  Ivtta  conua. 
—  Johannes  prior  et  m.  in  scheyrn.0 

HI.  Id.  Jun.  (11.  Juni).  —  A.  barnabe  apostoli. 

Otto   conu.   de   paumgartenperg.    —    Otto  pbr.  et  m.  in 
altenburch.   —   Hermannus  pbr.  et  m.  i.  1.   —  Erhardus  abb. 
mon.  Gersten.1   —   pilgrimus  conu.  et  m.  Gotscalcus. 
1  1362—1365  (Studien  und  Mittheilungen  II,  1,  p.  19). 

II.  Id.  Jun.  (12.  Juni).  —  B.  basilidis  et  cyriaci. 

Wolfhardus  pbr.  et  can.  de  s.  ypolito.  —  Wolfhardus  pbr. 
et  m.  h.  1.  —  Rudolfus  husendorfer  pbr.  et  m.  —  Rein- 
herus.     Chunegundis.     Alhaidis. 

Id.  Jon.  (13.  Juni).  —  C. 

Jacobus  pbr.  et  can.  de  s.  floriano.  —  Wesgrimus  pbr. 
et  m.  i.  1.  —  Heinricus.   —   Chunradus  prior  de  s.  lamberto.* 

XVIIL  KaL  Jul.  (14.  Juni).  —  D.  basilii  episcopi. 

Jacobus  abb.  in  männsee.1   —   Eppo.   —  Bilwirgis. 
1  Jakob  I.  Hohenfeldner  1406—1415  (Studien  und  Mittheilungen  m, 
2,  p.  290).     N.  von  Nonnberg  und  Admont. 

XVII.  XaL  Jul.  (15.  Juni).  —  C.  viti  Modesti  et  Crescentii. 

Fridericus  dux  austrie  et  styrie  occisus.1  —  Gebhardus 
episcopus.*  —  Ditmaras  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Andreas  conu.  in 
lambaco.  —  Meinhardus  diac.  i.  1.  fridricus.  lvdwicus. 
Cecilia.     halhaidis.     Gerdrudis. 


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65 

1  Friedrich  H.  1230—1246  (Meiller,  p.  183).  Dm  erwähnen  fast 
alle  Nekrologen  zu  diesem  Tage.  Er  war  ein  grosser  Wohlthäter  des 
Klosters.     Vgl.  Hagn,  Nr.  63,  66,  68,  69,  71. 

*  Erzbischof  Gebhard  von  Salzburg  1060—1088.  Die  meisten  Ne- 
krologien  erwähnen  ihn  zu  diesem  Tage;  N.  von  Michelbeuern,  die  vita 
Gebehardi,  Chronicon  Gurcense,  Ann.  Admontenses  den  16.  Juni. 

XVL  Kai.  Jul.  (16.  Juni).  —  F. 

Prothardus  pbr.  et  m.  in  Tegernsee.  —  vrsula  ml.  in  ad- 
mund.  —  Guntherus  pbr.  et  m.  i.  1.  Dietricus.  Ge- 
drudis. 

XV.  Kai.  Jul.  (17.  Juni).  —  G. 

Vlricus  pbr.  et  m.  de  8.  lamberto.  —  Barbara  ml.  in  ad- 
rnund.   —   Guntherus  conu.  et  m.  i.  1.   —  Azala.   — 

Nota  am  linken  Rande:  Commemoratio  fraternitatis  de  in- 
feriori  altahe:  Singulis  annis  post  dominicam:  domine  in  tua 
inisericordia  vacante  feria  cantabimus  pro  defunctis  inferiori  al- 
tahe fraternitatis  quod  ipsi  nobis. 

Xim.  Kai.  Jul.  (18.  Juni).  —  A.  Marcellini  et  ceterorum. 

Petrus  can.  eccles.  Newnburg.'    —    Fridericus  waldarius. 

—  Hainricus  pbr.  et  m.  i.  1.  siytenagel.  —  Chunradus 
phr.  et  m.  de  s.  paulo.  —  Wipoto  conu.  et  m.  i.  1.  —  So- 
phya  conua.  soror  nra.  Ernestus.  Ernestus.  —  Jo- 
hannes acol.  eccles.  Newnburgensis.' 

•  Rubra. 

XIIL  Kai  JuL  (19.  Juni).  —  B.  Geruasii  et  prothasii. 

Wolframus  abb.   —  Petrus  pbr.  et  m.  in  gersten  p.  m. 

—  Purkchardus  pbr.  et  m.  in  fornpach.  Chunradus  pbr.  et  m. 
ib.  —  Irmgardis. 

XIL  KaL  Jul.  (20.  Juni).  —  C. 

Petrus  can.  de  s.  floriano  pleichol.  —  fridericus  pbr.  et  m. 
de  Gersten.  —  fridericus  pbr.  et  m.  de  alt.  inf.  —  Heinricus 
dyac.  in  geraten.0  —  Johannes  pbr.  et  m.  in  glewkch.  —  Al- 
bertus pbr.  et  m.  in  pawngartenperg.  —  Chadoldus.  her- 
mannus.  —  Obiit  dominus  Nicolaus  senior  quondam  abb.  in 
».  cruce.1  —  Margareta.  —  Albertus  pbr.  et  m.  in  glench.0 
1  1392-1402  (Xenia  B.  IO,  p.  68). 
Arekir.  LXXXIV.  Bd.  I.  Hälfte.  6 


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66 

XI.  Kai.  Jnl.  (21.  Juni).  —  D.  albani  martyris. 

Rainboto  pbr.  et  m.  Rudgerus  pbr.  —  Ortolfus  dyac. 
et  m.  i.  1.  —  siboto.  pero.  Ortramus.  Methildis.  perhta. 
Alhaidis.  —  Chunradus  custos  alt.  inf.°  Obiit  venerabilis 
magister  Mathias,     engelschalcus  alt.  inf. 

X.  Kai.  Jnl.  (22.  Juni).  —  E.  paulini  episcopi. 

Eberhardus  archiepiscopus.1  phylippus  rex.*  — 
fridricus  chersperger  et  Berichtoldus  pbri.  et  iui.  qui  fderunt 
8ub  mersi  in  Kremsa  Anno  domini  M°CCCC°1.  p.  m.  —  De 
obern  altaich  Hainricus  abb.  —  Theodora  ducissa  austrieb 
Ditmarus.  Albero.  Reiza.  —  Andreas  pbr.  et  m.  inf.  alt. 
Stephanus  pbr.  et  m.  de  valle  dei. 

1  Eberhard  I.  von  Biburg  und  Stein  1147—1164  (Meilier,  p.  67 
bis  108).  Meiller  nimmt  mit  den  meisten  Nekrologien  den  22.  als  Sterbe- 
tag an,  während  N.  von  St.  Rupert,  der  Über  oblatarius  8.  Petri,  sowie 
N.  des  Domstiftes  den  21.  haben.  Vgl.  das  auf  Kremsmünster  bezügliche 
Regest  bei  Meiller,  p.  89. 

*  König  Philipp  von  Schwaben,  am  21.  Juni  1208  von  Otto  von 
Witteisbach  ermordet.  Die  meisten  Nekrologien  erwähnen  ihn  zum 
21.  Juni,  andere  zum  22. 

*  Theodora,  Gemahlin  Leopolds  VI.,  Tochter  des  griechischen  Kaisers 
Isaak  Angelus,  starb  nach  Meiller  am  23.  Juni  1246.  Die  Nekrologien 
schwanken  zwischen  21.,  22.  und  23.  Ihr  Gemahl  war  ein  grosser  Wohl- 
thäter  von  Kremsmünster.     Vgl.  Hagn,  Nr.  55,  57. 

Vini.  Kai.  Jnl.  (23.  Juni).  —  F. 

Martinus  pbr.  et  m.  de  medlico.  —  Margareta  1.  relicta 
dentis.  —  Chunradus.  hermannus.  Chunradus.  alhai- 
dis.    otilia.    —    Stephanus  pbr.  et  m.  de  seitensteten. 

VIII.  Kai.  Jnl.  —  (24.  Juni).  —  G.  Nativitas  s.  Johannis. 

Erchinbertus  abb.  i.  I.1  Rudolfus  abb.  de  Glunch.8 
—  Wolframus  pbr.  et  m.  de  alt.  inf.  Petrus  pbr.  et  m.  ib.  — 
Georius  pbr.  et  m.  alt.  super.  —  stephanus  pbr.  et  m.  in  ad- 
mund.  —  Dietricus.  Albero.  Wolfkangus.  Margareta. 
Riza.     Lvgardis.    —   Chunradus  pbr.  et  m.  de  admund.0 

1  Dürfte  1050  das  Kloster  zu  leiten  begonnen  haben.  Wie  lange 
er  regierte,  ist  bei  dem  Mangel  an  gleichzeitigen  Quellen  zu  bestimmen 
kaum  möglich.  Die  Tradition  verehrt  ihn  als  Seligen,  ,sanctus  esse  cre- 
ditur*.  Er  scheint  der  erste  unter  den  Aebten  Kremsmünsters  gewesen 
zu  sein,  der  die  Infel  trug. 


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67 

*  1251—1264,  starb  am  25.  Juni  (Pritz,  p.  171). 

VII.  KaL  Jul.  (25.  Juni).  —  A. 

Jacobus  abb.  de  lambaco.1   —   Gotfridus  abb.2  —   Da- 
vid abb.  de  s.  lamperto3.     viricus  pbr.  et  m.  ib.    —   Wolfgan- 
gus pbr.  et  m.  de  lambaco.   —  Obit  Dominus  Johannes  abb. 
de  super,  alte  dictus  vögl.0/ 
1  H10— U'22. 

9  Der  berühmte  Abt  Gottfried  von  Admont,  dem  das  N.  von  Admont 
mit  Recht  den  Beinamen  ,fundator  istius  coenobii'  gibt  (1138 — 1165). 
Gerhoch  von  Reichersberg  widmete  ihm  sein  Werk:  Contra  duas  haereses; 
Otto  von  Freising  war  er  ein  geschätzter  Rathgeber  (Wichner,  I).  Ihn 
erwähnen  die  meisten  Nekrologien. 

*  David  Krail  1375—1387. 

4  1421-1428  (M.  B.XU,  p.  12). 

VL  Kai.  Jul.  (26.  Juni).  —  B.  Johannis  et  pauli. 

Stephanus  pbr.  et  m.  de  melch.  Paulus  pbr.  et  m.  de 
altenburch.  —  Heinricus  pbr.  et  m.  in  meten.  —  heinricus 
conu.  i.  1.  viricus  conu.  —  Hermannus  pbr.  et  m.  h.  1. 
dictus  Gwerleich.  —  Ozi.  wesingrimus.  Otto.  Elyzabet. 
alhaidis.  —  Heinricus  caupo  de  villa  qui  dedit  nobis  deci- 
mam  auf  dem  perg. 

V.  KaL  Jul.  (27.  Juni).  —  C. 

Engelbertus  pbr.  et  m.  i.  1.  Scolasticus,  qui  proci- 
8us  occubuit.  —  Eppo  abb.1  —  Simon  pbr.  et  m.  de  alt. 
super.  —  Engilbertus  pbr.  i.  1.  —  Werhardus.  —  Frideri- 
cus  R6t  miles.  Katerina  uxor  eius.  babent  anniuersarium. 
dederunt  nobis  decimam.8 

1  Eppo,  Abt  von  Mallersdorf,  erscheint  urkundlich  1129  und  1138 
(M.  B.  XXIX,  p.  252,  265).  N.  von  8t.  Lambrecht,  St.  Rupert,  Seon, 
Obermünster. 

*  Vgl.  Hagn,  Nr.  251. 

IUI.  Kai.  Jul.  (28.  Juni).  —  D.  Leonis  pape. 

Johannes  abb.  de  medlico  dictus  flemyng.1  —  Ortolfus 
abb.*  —  Martinus  pbr.  et  m.  de  pawngartenperg.  —  Alber- 
tus sac.  Hiltgrimus.  heinricus  mi.  i.  1.  Reingerus  conu. 
LI.  Jevta  abbat.*  Dietricus.  Heinricus.  —  Alhaidis. 
—  Martinus  pbr.  et  m.  i.  1.  dictus  chersperger. 

1  1412—1418  (J.  Keiblinger  I,  p.  475—482). 
1  Konnte  nicht  bestimmt  werden. 

5* 


I 


68 

*  Jeuta  =*  Ita,  Aebtissin  von  Nonnberg,  lebte  im  11.  Jahrhundert 
(Archiv  71  zum  28.  Juni,  Anm.  1).  N.  von  St.  Lambrecht;  N.  von  Nonn- 
berg hat  den  29.  Juni. 

in.  Kai.  Jul.  (29.  Juni).  —  E.  petri  et  pauli. 

Dietricus  abb.1  —  Item  Chunradus  alten  warzer  pbr. 
et  m.  in  Chotwico.  Item  Wolfhardus  ib.  —  Fridricus  pbr. 
pero.  —  Symon  pbr.  et  m.  in  pavmgartenperg.  —  Kateri- 
na.    Methildis.     Irngardis.   —   Fridricus  conu.  in  admund. 

1  Dietrich,  Abt  von  Formbach,  lebte  circa  11 40  (M.  B.  IV,  p.  6). 
N.  von  Melk. 

n.  Kai.  Jul.  (30.  Juni).  —  F.  Commemoratio  s.  pauli. 

Syghardus  pbr.  et  m.  de  obern  altach.  —  Paulus  abb.  in 
pruel.0  —  heinricus  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Vitus  pbr.  et  m.  in 
seitensteten.    —    Isinpertus   conu.   i.  1.      Otto.      Rieh  er  us. 

—  Johannes  pbr.  et  m.  in  vornpach.0  —  Alhaidis.  —  Gre- 
gorius  subd.  i.  1.  dictus  Anhanger. 

Kai.  Jul.  (1.  Juli).  —  G.  Octava  Johannis  baptiste. 

Eberhardus  decanus  neunburgensis.  —   Heinricus  abb.1 

—  Obiit   venerabilis   pbr.  et  dominus  abb.      petrus  de  regen. 
Eppo  pbr.  et  ni.  i.  1.   —   Rugerus  pbr.  et  m.  in  alt.  super. 

—  perhtoldus.  —  Johannes  pbr.  et  m.  de  regen.  —  Chu- 
negundis  de  ozdotorf.  —  Hermannus  pbr.  et  m.  de  gersten. 
Purchardus  pbr.  et  m.  ib. 

1  Heinrich,  Abt  von  St.  Peter,  starb  am  27.  Juni  1188;  N.  von 
St.  Peter,  Domstift  Salzburg  und  Michelbeuern. 

VI.  Hon.  Jul.  (2.  Juli).  —  A.  processi  et  Martiani. 

Andreas  pbr.  et  m.  alt.  super.  —  Rugerus  de  ripa. 
heinricus  filius  ipsius.1  —  Christannus  praep.  de  s.  ypolito.8 

—  Eberhardus  acol.  i.  1.  —  Bertoldus  Seydennotter  can.  in 
newnburga.  —  Ditmarus.  chunradus.  —  Wolfhardus 
conu.  de  newburga. 

1  Vgl.  Hagn,  Nr.  105,  108;  nota:  Servicium  iii  solid,  de  Cholndorf 
in  Nativitate  S.  Marie  et  iii  solid.  Georii  (Hand  C). 

*  1426—1439. 

V.  Hon.  Jul.  (3.  Juli).  —  B. 

Otachrus  conu.  i.  1.  Chunradus  Sipech.  —  Otto  1.  de 
sennar/  —  Chunegundis  vxor  syipach.    hugo.    hainricus. 


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69 


Rubra. 


EIL  Hon.  Jul.  (4.  Juli).  -  C.  Odalrici. 

Nycolaus  Loher  prior  i.  1.  quondam.  —  Zacharias  pbr.  et 
m.  in  Reychenbach.  —  Ernestus  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Chun- 
radus  pbr.  et  in.  Richerus  pbr.  —  Dorothea  p.  in.  dicta 
welhing.  —  Duringus.  —  Walthesar  conu.  in  admund.  — 
Laodwicus  pbr.  et  ni.  in  Malherstorf.0 

m.  Hon.  Jnl.  (5.  Juli).  —  D. 

Alramus  abb.  i.  1.  Hie  construxit  capellam  s.  Egidii 
1170.1  —  Sigmarus  abb.2  —  Ellinhardus  m.  i.  1.  —  Jo- 
hannes pbr.  et  can.  de  s.  ypolito.  —  Heinricus  conu.  i.  1. 
Engelgerus. 

1  Der  Zusatz  ist  von  einer  Hand  des  15.  Jahrhunderts  geschrieben. 
Alram  II.  1165 — 1173,  wie  die  Quellen  übereinstimmend  berichten.  Er 
war  früher  Mönch  in  Garsten. 

*  Sigmar,  Abt  von  Lambach  1302 — 1321.  Da  ich  mich  mit  diesem 
Abte  im  Zusammenhange  mit  der  Bernhardus-Frage  an  einem  anderen 
Orte  eingehender  zu  beschäftigen  gedenke,  so  beschränke  ich  mich  hier 
darauf,  zu  bemerken,  dass  dieser  Abt  Sigmar  nach  einem  Urkundenregest 
ron  Lambach  wirklich  aus  Kremsmünster  nach  Lambach  als  Abt  berufen 
wurde.  rSententia  lata  inter  Grifonem  electum  Lambacensium  abbatem 
et  Sigmarum  de  KbrembsmÜnsterio  eius  adversarium  illius  abbatis  vice 
iutrusum.  Datum  a.  D.  MCCCIL  (Nach  gütiger  Mittheilung  P.  Pius 
Schmiedens  in  einem  Inventar  von  1560.)  Es  ist  also  daher,  was  J.  Loserth, 
Archiv  81,  2,  p.  431,  432  sagt,  zu  corrigieren.  Ausserdem  mag  gleich  hier 
bemerkt  werden,  dass  im  ganzen  Todtenbuche  nicht  blos  kein  Sigmarus 
cellerarius,  sondern  für  die  Zeit,  die  hier  in  Betracht  kommt,  überhaupt 
kein  Sigmarus  eingezeichnet  ist  ausser  diesem  Sigmarus  abb.  Dass  im 
Todtenbuch  nicht  angemerkt  wurde,  dass  er  aus  Kremsmünster  sei,  be- 
weist nichts,  da  eine  derartige  Bemerkung  in  der  Regel  unterdrückt 
wurde;  in  unserem  Falle  aber  kommen  noch  besondere  Gründe  hinzu, 
die  uns  dies  vollkommen  erklären,  auf  die  ich  aber  jetzt  nicht  näher  ein- 
gehen kann. 

II.  Hon.  Jnl.  (6.  Juli).  —  E.  Octava  apostolorum. 

Syghardus  pbr.  et  m.  dictus  Lanzenperger  i.  1.  p.  m.*  — 
Martinus  abb.  i.  1.  dictus  polnhaymer*  Anno  domini  1399. *  — 
Eberhardus  pbr.  et  m.  in  pruefening.  —  vlricus.  chunra- 
dus.   —   Wilbirgis. 

*  Rubra. 

1  Martin  II.  Pollheimer  1376—1399.  Den  Todestag  gibt  der  Fort- 
setzer des  Bernhard us  N.  an:  obiit  octava  apostolorum  Petri  et  Pauli 
1399.     N.  von  Lambach  hat  den  11.  Juli. 


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70 

Hon.  Jul.  (7.  Juli).  — 

Heinricus  de  cenninge  O.1  —  prvnignus  conu.  i.  1.  — 
Vhicus  can.  de  8.  floriano  dictus  sultzpech.  —  fr.  Helmhardus 
Moser.   —  Alramus  pbr.  et  m.  i.  L* 

1  Vgl.  3.  August. 

9  Dieser  Name  wurde  von  Hand  A  mit  dem  Zusätze  de  öde  ganz 
oben  hingeschrieben,  von  Hand  ß4  aber  getilgt  und  ganz  unten  hingesetzt. 
Die  Oede  erscheinen  zwischen  1200  (Hagn,  Nr.  49)  und  1264  (Hagn, 
Nr.  167)  wiederholt  in  unseren  Urkunden. 

VIII.  Id.  Jul.  (8.  Juli).  —  6.  Kiliani  et  sociorum  eius. 

Otto.     Hertilo  pbri.  et  mi.   —   Andreas  pbr.  et  m.  de 
formpach.    —    Wichardus.     Ertolfus.   —    Heinricus.     Otto. 
Fridericus  pbri.  et  mi.     fuldenses.     Agnes  ml.  ib.     Michael  fr. 
eiusdem.   —   Wernhardus  pbr.  et  m.  in  Reychersperg.' 
*  Das  Uebrige  unleserlich. 

Vn.  Id.  Jul.  (9.  Juli).  —  A. 

Wilhelmus  1.  chespergarius.1  —  Jobannes  pbr.  et  m.  de 
admund.0  —  Margaretha  ml.  in  chodwico.  —  Rudolfus. 
Sigrimus.  Otto.  —  Obiit  Reverendus  pbr.  et  dominus  vdal- 
ricus  abb.  i.  1.  1484.*  bursarius  seruit  Commune  officium  pro 
defunctis. 

1  Vgl.  Hagn,  Nr.  302. 

1  Ulrich  IV.  Schoppensaun  1464—1484.  N.  von  Lambach  und 
Admont. 

VI.  Id.  Jul.  (10.  Juli).  —  B.  Septem  fratrum. 

Ditmarus  pbr.  et  m.  de  altah.  —  Obiit  hainricus  pbr. 
et  m.  de  mennsee.  —  Albertus  pbr.  et  m.  —  Rupertus  pbr. 
et  m.  in  meten.  —  Heinricus.  Eberhardus.  Engilla.  — 
vrsula  abbat.0 

V.  Id.  Jul.  (11.  Juli).  —  C.  Translatio  Benedicti. 

Hoholdus  abb.  i.  I.1   —   Ditmarus  otstarpharius.s   

Hadmarus  pbr.  et  can.  de  newnburga.  —  0  petrus  pbr.  et  m. 
in  glewkch.  Nycolaus  pbr.  et  can.  de  s.  ypolito.  —  Hilpran- 
dus.  Hilpoldus  conui.  i.  1.  Ernestus.  Heinricus.  Chola. 
Methildis  uxor  ottonis  de  winna. 

1  Ueber  die  Zeit,  in  der  er  das  Stift  leitete,  tt&st  sich  nichts  Bu- 
stimmten  augeben.  Bernhardus  Noricus  fand  über  ihn  keine  anderen 
Nachrichten,    als  dass  er  Abt  gewesen  sei:    De  quo  nihil  aliud  inveoitur 


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71 

nisi  quod  in  calendis  dicitur  abbas  esse  (Script.  XXV,  p.  670).  In  der 
notitia  vom  Jahre  1093  (Hagn,  Nr.  24)  erscheint  ein  Hoholdus  als 
monachos  S.  Salvatoris  erst  an  zweiter  Stelle  nach  Alramus;  er  müsste 
demnach  erst  nach  1093  Abt  geworden  sein.  Ein  abbas  wird  in  der  eben 
erwähnten  notitia  gar  nicht  erwähnt. 

*  Nota:  Sernicium  cum  fratribus.   Vgl.  Hagn,  Nr.  77,  101,  110,  141. 

mi.  Id.  Jnl.  (12.  Juli).  —  D.  Margarete. 

Leo  episcopus  ecclesie  ratisponensis.1  Heinricus 
decanus  patav.2  Fridricus  pbr.  et  m.  Chunradus  sa- 
cerd.  —  Petrus  abb.  ad  s.  lambertum.8  —  Johannes  dictus 
wilder  civus  Ratisp.  —  Michahel  subd.  et  m.  in  admund.  — 
Jeorius  pbr.  et  m.  in  inf.  alt.0 

1  Leo  Thundorfer  1262—1277.     N.  von  St.  Emeran,  Oberaltaich. 

8  Erscheint  bei  Hagn,  Nr.  48. 

8  1358 — 1376.  N.  von  St.  Lambrecht,  Admont  und  Seckau  haben 
den  13.  Juli. 

HL  Id.  Jnl.  (13.  Juli).  —  E. 

Erchenfridus  abb.1  —  Chunradus  sac.  et  m.  i.  1.  vn- 
garus.  —  Heinricus  pbr.  pero  m.  —  Mathyas  pbr.  et  m. 
in  chodwico.  —  Rvgerus.  Heinricus.  —  Marquardus  abb.8 
in  Glunch.     Andreas  pbr.  et  m.  ib. 

1  Erchenfried  von  Melk  1121 — 1163.  Nach  den  Nekrologien  von 
St  Lambrecht,  Melk  und  Seon,  die  ihn  zu  diesem  Tage  erwähnen,  kann 
es  nur  dieser  sein;  unser  N.  hat  ihn  aber  auch  zum  17.  Mai  verzeichnet, 
im  N.  I  mit  dem  Zusatz  hierosolymipeta,  was  nur  für  den  am  13.  Juli 
Verstorbenen  stimmt  (Ann.  Mellic,  Script  IX).  Uebrigens  kam  es  ja  öfter 
vor,  dass  man  eine  Person  zweimal  ins  Todtenbuch  eintrug. 

1  Wahrscheinlich  Marquard  II.  1373—1381,  der  aber  am  10.  August 
starb  (Pritz,  p.  179). 

H.  Id,  Jnl.  (14.  Juli).  —  F. 

Perngerus  episcopus.1  —  Philippus  pbr.  et  m.  de  lam- 
baco.  Syffridus  acol.  ib.  —  Item  Ruegerus  pbr.  et  in.  alt.  inf. 
periehtoldus  pbr.  et  m.  ib.  —  Item  vlricus  pbr.  et  m.  celle  b. 
virginis.  —  Wernhardus  pbr.  et  pleban.  in  caminata.  —  Jo- 
hannes pbr.  et  m.  de  pavngartenperg.    —   Wilwirgis. 

1  Perngerus,  Bischof  von  Passau  1013—1046  (Dümmler,  Pilgrim 
von  Passau,  p.  147).     Vgl.  Hagn,  Nr.  24. 

Id.  Jnl.  (15.  Juli).  —  G.  Divisio  apostolorum. 

vlricus  pbr.  et  m.  de  landave.  —  Sighardus  sulcz- 
pech,  qui   dedit  nobis   decem   talenta   ad  pietantiam  p.  m.   — 


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72 

pertoldus  pbr.  et  m.  Dietricus  m.  Nycolaus  diac.  et 
m.  de  altach.  —  Thomas  pbr.  et  m.  de  altenburg.  Wolf- 
gaiigus  dyac.  ib.  —  heinricus.  —  Fridricus  Schalchensdorffer 
pbr.  et  can.  de  newnburga.  —  Godehardus  pbr.  et  m.  alt.  inf. 
—   Halhaidis. 

XVn.  Kai.  Aug.  (16.  Juli).  —  A. 

viricus.  petrvs  pbri.  et  mi.  de  chötwico.  —  Johannes 
pbr.  et  can.  de  newnburga.  —  Wilhalmus  pbr.  et  m.  — 
viricus  conu.  et  m.  de  augusta  i.  1.  —  heinricus.  Rich- 
kardis.  Alhaidis.  —  Andreas  pbr.  et  m.  in  farnpach.0  — 
Johannes  dictus  wispech  pbr.  et  can.  de  s.  floriano.  —  Johannes 
diac.  et  m.  in  Mellico. 

XVI.  Kai.  Aug.  (17.  Juli).  —  B.  Alexii  confessoria 

Chunradus  pbr.  et  m.  i.  1.  de  petenpach.  —  Albertus 
gloriosus  dux  austrie.  Styrie.  Karinthie.1  —  Rudolfus  conu. 
i.  1.  —  Caspar  pbr.  et  m.  in  admund.  —  Wernhardus. 
Heinricus.  Margareta.  Gisila.  Chunegundis.  perhta. 
Azala.  —  Heinricus  abb.  dictus  Sulczpech  p.  m.  i.  1.  anno 
domini  1376.°  * 

1  Albrecht  II.  1336—1358,  gest.  20.  Juli  (Huber  II,  p.  194).  N.  der 
Minoriteu  in  Wien  hat  den  20.  Juli,  die  Contin.  Zwetl.  IV  (Script  IX, 
p.  687)  den  18.  Juli.     Vgl.  Hagn,  Nr.  233. 

9  Heinrich  III.  bis  1376.  Das  Ende  der  Regierung  Heinrichs  II. 
von  Grueb  und  der  Beginn  der  seines  Nachfolgers  Heinrichs  III.  lässt 
sich  nicht  genau  augeben,  da  weder  die  Chronisten  darüber  berichten, 
noch  die  Urkunden. 

XV.  Kai.  Aug.  (18.  Juli).  —  C. 

ßaynboto  pbr.  et  m.  i.  1.  p.  m.1  —  Bartholomaeus  in.  alt 
super.  —  perngerus.  Ernestus  mi.  otto.  Walchunus. 
hilprandus.  albero.  —  Heinricus  pbr.  et  m.  de  s.  petro 
salczpurge.0 

1  DUrfte  der  als  selig  verehrte  Rapoto  sein,  der  nach  1050  lebte 
(Script.  XXV,  p.  630,  631,  642,  660). 

Xim.  Kai.  Aug.  (19.  Juli).  —  D. 

Wernherus  abb.1  —  Baltherus  pbr.  et  can.  domus  s. 
floriani.0   —   Albertus.     Gebhardus.     Chunegundis. 

1  Werner  von  St.  Paul  1U0-1159  (Carinthia  1876,  p.  62).  N.  von 
St.  Lambrecht. 


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73 

XIH  KaL  Aug.  (20.  Juli).  —  E. 

Johannes  stieger  iuuenis  ad  s.  florianum.  —  Rudolfus 
abb.1  —  Johannes  prof.  in  Scheyren.0  —  Heinricus  pbr.  et 
m.  i.  1.  —  Johannes  pbr.  et  can.  in  newburga.  —  Meinbar- 
dus.  —   Elizabeth  Cherspergerinna  famil.   —   In a 

1  Rudolf,  Abt  von  Seon,  gest.  1102  (M.  B.  H,  p.  160).   N.  von  Seon. 
9  Name  des  Klosters  unleserlich;  folgen  viele  Namen. 

XIL  Kai.  Aug.  (21.  Juli).  —  F.  braxedis  virginis. 

Egidius  can.  ad  s.  ypolitum.  —  Rapoto  abb.  i.  I.1  — 
Jacobus  pbr.  et  can.  de  s.  ypolito.  —  Otto  tvrs.  —  Helena 
mL  in  chodwico.  —  Halhaidis.  Diemudis.  —  Johannes 
pbr.  et  m.  in  chodwico.0  —  Johannes  pbr.  et  m.  quondam 
prior  i.  1. 

1  Unsere  Quellen  melden  keinen  Abt  dieses  Namens;  doch  wäre 
es  bei  der  spärlichen  Kenntniss  der  Geschichte  unseres  Hauses  im  11.  Jahr- 
hundert immerbin  möglich,  dass  ein  Abt  dieses  Namens  in  der  zweiten 
Hälfte  des  11.  Jahrhunderts  die  Leitung  des  Klosters  geführt  hätte.  Ein 
Rapoto  erscheint  auch  in  der  schon  öfter  erwähnten  notitia  (Hagn,  Nr.  24). 
Indess  spricht  doch  mehr  gegen  als  für  diesen  Rapoto  als  Abt  von  Krems- 
münster.  Wäre  er  im  N.  I  als  abb.  i.  1.  gestanden,  so  hätte  ihn  doch 
Beruhardus,  der  die  Calendaria  mortuorum  ausdrücklich  als  Quellen  für 
seine  Bearbeitung  anführt,  gewiss  genannt.  Es  scheint  vielmehr  dem 
Schreiber  ein  Versehen  unterlaufen  zu  sein,  da  das  N.  von  St.  Lambrecht 
am  gleichen  Tage  hat:  Rapoto  abb.  i.  1.,  eine  der  ältesten  Eintragungen 
aus  dem  12.  Jahrhundert.  Doch  weiss  man  auch  dort  mit  diesem  Abte 
nichts  anzufangen. 

XI.  Kai.  Aug.  (22.  Juli).  —  G.  Marie  Magdalene. 

Nycolaus  pbr.  et  m.  de  paumgartenperg.  —  Petrus 
pbr.  et  m.  in  meten.  —  Gotfridus  m.  i.  1.  Wolfmudus 
conu.  i.  1.  —  Stephanus  abb.  in  medlico.1  —  Alramus.  Al- 
haidis. 

1  1451—1453.     N.  von  Lambach,  Klein-Mariazell,  der  Schotten. 

X.  KaL  Ang.  (23.  Juli).  —  A.  Apollinaris. 

Perchtoldus  abb.  de  monte  s.  georii.01  —  Wernhardus 
pbr.  et  m.  i.  1.  dictus  Tanner  quondam  celerarius.  Laurentius 
pbr.  et  m.  i.  1.  —  perhardus  conu.  i.  1.  Dietmarus  de 
bahleiten.  Dietmarus  filius  suus.  Albertus.  Ditmarus. 
—  Petrus  pbr.  et  can.  de  s.  ypolito. 

1  Berthold  von  St.  Georgenberg  1344—1349  (Chronik  p.  73). 


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74 

Vnn.  Kai.  Ang.  (24.  Juli).  —  B.  Christine  virginis. 

Chunradus  abb.  de  super,  alt.1  —  Johannes  de  lem- 
pach  pbr.  et   can.  de  newnburga.    —    werherus   pbr.  et  m. 

—  Johannes  pbr.  et  ean.  de  Newnburga.  —  Chunegundis 
conua.  de  mvlperg  soror  nra.  nota:  De  huius  patre  et 
matre  sc.  Hertwico  et  Gedrude  de  mvlperg  habemus 
euriam  in  aptay  et  1  campum  in  precipicio  super 
Chremsam.  Item  per  eam  habemus  euriam  in  haening. 
Item  deeimam  in  curia  adam.  —  Alhaidis.2  —  Item  Bar- 
bara magistra  8.  Ruperti  in  valle  admontensis. 

1  Conrad  II.  Piper,  gest.  1297  (M.  B.  Xu,  p.  12).   N.  von  Oberaltaich. 

*  Alles  von  Hand  C  geschrieben.  Ueber  diese  Schenkung  ist  keine 
Urkunde  vorhandeu,  wohl  aber  ein  Revers  1300,  Nov.  16  (Hagn,  Nr.  141), 
in  dem  Abt  und  Convent  gegen  Kunigunde  (von  Kirchberg)  getreue  Er- 
füllung der  Bedingungen  geloben,  die  sie  an  ihre  zum  Krankenhause  ge- 
machte Schenkung  geknüpft  hat.  Ueber  Hartwig  vgl.  auch  Hagn,  Nr.  77 
bis  81. 

VIII.  Kai.  Aug.  (25.  Juli).  —  C.  Jacobi  apostoli. 

Erchenbertus  abb.  i.  I.1  —  Chunradus  abb.  de  lam- 
baco.*  —  Gallus  abb.  de  obern  altaich.8  —  Eppo  pbr.  et 
m.  porno  m.  Dietricus  de  winna.  Hubertus,  pern- 
hardus.  —  Engelschalcus  abb.  in  seytensteten.04  —  Fridricus 
dictus  Gressing  pbr.  et  m.  de  8.  lamperto.0 

1  Ist  wohl  identisch  mit  Abt  Erenbert  I.,  der  schon  am  24.  Juni 
eingetragen  ist. 

*  Conrad  I.  1264-1286. 

8  1403—1405. 
4  1354—1385. 

VII.  Kai.  Aug.  (26.  Juli).  —  D. 

Heinricusabb.1  —  Margaretha  aleutherin  0.  Altman- 
nus  pbr.  et  m.  in  Chodwico.  —  Chunradus.  Eberwinus 
pbri.  et   mi.      Eberhardus   sac.      Wazmannus   conu    i.  1. 

—  Johannes  pbr.  et  m.  in  Tegrensee.  —  Fridricus  1.  de  mvs 
occisus.  —  Johannes  prior  lambac.0  —  Clara  abbat,  in  trawn* 
chirichen.0  * 

1  Wie  N.  Emeram.  recens  (M.  B.  XIH)  angibt:  Heinricus  abb.  de 
Münster  ==  Mönchsmünster,  urkundlich  1266  (M.  B.  XH,  p.  127),  1267 
(M.  B.  XIII,  p.  360);  1278  heisst  es  von  ihm  schon:  quondam  abbas  (M.  B. 
XIII,  p.  374). 

9  Cl.  Katringer  1420  und  1425  bezeugt. 


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75 

VI.  Kai  Aug.  (27.  Juli).  —  E. 

Bertholdus  abb.  in  Gersten  p.  m.1  —  Sybrandus 
abb.  in  Tegernsee  occisus  0  confr.  nr.2  —  Wigerusconu. 
Heinricas.  ortolfus.  —  Chvnradus  de  Scheyrn.0  — 
Ireragardis.  —  Chunradus  pbr.  et  m.  in  tegrensee.  — 
Petrus  pbr.  et  m.  in  seydensteten.  —  Walchinus  pbr.  et  can. 
Newnburg. 

1  Berthold  I.  1111  —  1142  (Studien  und  Mittbeilungen  I,  2,  p.  95 
bia  106).  Ueber  seine  Abstammung  vgl.  Blätter  des  Vereines  für  Landes- 
kunde von  Niederösterreich  XIII,  88  ff.  Von  seinem  Convente  kamen 
Alram  und  Ulrich  als  Aebte  nach  Kremsmtlnster.  N.  von  St  Florian 
(Noüzenblatt  1852)  und  Admont  erwähnen  ihn  zum  28.  Juli,  während  die 
yita  den  27.  Juli  angibt:  nocte  quae  Pantaleonis  martyris  festivum  prae- 
cedit  diem,  modicum  ante  nocturnale  officium.  Letzteres  begann  aber  um 
Mitternacht. 

1  1339—1347.  Am  21.  Juli  wurde  er  von  Otto  von  Klein-Katzbach 
erschlagen;  er  war  vom  bairischen  Herzoge  gegen  den  vom  Convente  ge- 
wählten Conrad  mit  Gewalt  eingeführt  worden.  Sein  Mörder  war  der 
Bruder  des  canonisch  Gewählten.   (Obermayr  p.  401 ) 

Nota  am  Rande:  Commemoratio  fraternitatis  de  superiori  altaha. 
Post  festum  s.  Jacobi  fraternitatis  de  s.  a.  cantabimus  pro  defunctis  pro- 
xima  feria  vacante  singulis  annis  similiter  et  ipsi  faciunt. 

V.  Kai.  Aug.  (28.  Juli).  —  F.  pantaleonis  martyris. 

Anna  uxor  wernhardi  Qatringarii  dedit  nobis  deci- 
mam  in  hofingern.1  —  0  Johannes  dictus  Rüghalm  quon- 
dam  abb.  monast.  s.  viti  in  pruel.0  —  fridricus.  —  Isin- 
grimus  conu.  i.  1.  —  Georius  pbr.  et  m.  alt.  inf.  —  Pertha. 
liepurgis.  —  Obiit  fr.  andreas  pbr.  et  m.  de  mareinzell  apud 
nos  sepultus. 

1  Vgl.  Hagn,  Nr.  232,  249,  251. 

IV.  Kai.  Aug.  (29.  Juli).  —  G.  Feheis  pape. 

Wernhardus  episcopus  patav.1  —  Marquardus  pbr. 
et  m.  in  Glunicht.  —  Gebhardus  m.  i.  1.  Engelhardus  acol. 
in  prtiel.  —  Isingrimus  conu.  i.  1.  —  Wilhelmus  et  Thomas 
pbri.  et  mi.  in  Ranshofen.  —  Hainricus.  fridericus.  Wal- 
chunus.  Margareta.  Alhaidis.  —  Chunradus  1.  deg- 
munda  fr.  nr.  —  Paulus  prof.  in  Secaw.  —  Fridricus  pleb. 
in  Styra.  —  Obiit  Reverendus  in  Christo  dominus  dominus 
Benedictus  abb.  i.  1.  1488.» 


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i 


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77 

dus  m.  —  Chuno  pbr.  et  m.  in  gurkch.  —  Magister  Johannes 
pbr.  et  can.  Newnburge.0  —  Wezilinus.  Adalus.  —  Chun- 
radus  abb.  de  obern  alt.2   —   fr.  Georius  prior  in  Gotbico.0 

1  Werner  von  St.  Lambrecht  1162—1182.  N.  von  St.  Rupert  und 
Nonnberg;  N.  von  St.  Lambrecht  und  die  meisten  anderen  haben  den 
3.  August. 

1  Conrad  HI.  1297—1311. 

HL  Hon.  Aug.  (3.  August).  —  C.  Inuentio  stephani. 

Dietricus  pbr.  vicarius  in  egndorf.  —  Rvbertus  m.  i.  1. 
Heioricusscolar.  i.  1.  —  Ernestus  pbr.  et  m.  dictus  Lewfens- 
pehk  fr.  nr.  —  Sweikerus.  Wesgrimus.  —  Johannes  pbr. 
et  m.  in  Gersten.  —  vlricus  pbr.  et  prior  in  obernaltach.  — 
Otto  miles  de  cenning.1 

1  Vgl.  U.  K.  B.  m,  Nr.  402,  595. 

IL  Hon.  Aug.  (4.  August).  —  F.  Valentini  episcopi. 

Hermannus  abb.  in  alt.  p.  m.1  —  Pilgrimus  subd.  de 
losenstain  de  s.  ypolito.  —  Hadmarus  pbr.  et  m.  —  Jo- 
hannes pbr.  et  m.  i.  1.  dictus  gfitawer  de  weis,     perhta. 

1  Hermann  von  Niederaltaich,  der  bekannte  Chronist  1242 — 1275. 
N.  von  St  Emeram  hat  den  5.  August. 

Hon.  Aug.  (5.  August).  —  G.  Oswaldi  regis. 

Paulus  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Hermannus  pistor  i.  1.  —  Leo- 
nardus  conu.  in  Tegrensee.  —  fridericus  1.  Ekkenbertus.1 
Rafoldus.     Jeuta.   —  Katherina  ml.  in  Nidenwurkch.0 

1  Vielleicht  Ekbert  III.  von  Formbach-Püten,  der  am  5.  August 
1158  bei  der  Belagerung  von  Mailand  fiel.  Ihn  erwähnen  die  Nekrologien 
von  Klein-Mariazell,  Admont,  Klosterneuburg,  Traunkirchen,  die  Ann. 
Mellic.  und  Contin.  Admont.  zu  diesem  Tage. 

VIII.  Id.  Aug.  (6.  August).  —  A.  Sixti  pape. 

Chunradus  pbr.  et  m.  i.  1.  Maeusel.  —  Otto  pbr.  et  m. 
i.  L  —  Chunradus  pbr.  et  m.  in  meten.  —  Ditmarus.  Al- 
haidis.  Richkardis.  —  Hanricus  conu.  i.  1.  —  fr.  Ludwi- 
cas  pbr.  et  m.  in  pawngartenperg. 

YIL  I<L  Aug.  (7.  August).  —  B.  afre  martyris. 

Ödalricus  episcopus.1  —  Elizabeth  sulzpechin  0.8  — 
fr.  Sighardus  pbr.  et  m.  in  meten  nobiscum  sepultus.  —  fride- 
ricus conu.  i.  1.  heinricus.  Gerdrudis,  helka.  —  Petrus 
Topler  can.  ecclesie  Newnburg.* 


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3t*S— 1121.    Ihn  er 

Vgl 


r   -*    •;**:_    ~  -    •  -       —         :«i--:i»n.*^       Keinpoltus 

*    *        1  -    •     .  i  .  .  -    —  J-."-.-^  ;.:r   *r  il  fleban.  in  se 
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*u<.i-*r     x:\m»   *;.;   iuc^«*ri     :*i«t  3»»  c  's.  kt  vm   regmlaris  vifc 


-.•biiVTÄ  i*  «r-.i„-i.i^rr:^  —  WfrrJLArras  pkr.  et  hl  i.  1 
<..v*.ut  T  * *  *r"wt%r^T-  —  r  -r*2TE5  j  rr.  ft  n.  ir  sfSea.  —  Perich 
t  •:*-.*  ji.  '*  *.~~  *\}*t.    —     W:":7*rr*r;*Ä.      oxL      Gotpol 

IHL  M.  Asg-    10.  A^üi  -  E  La^rentE  sm^fk 

Mar';;*H-s  abb.1  —  Kiric^  r^  LerbaMer.  —  Hein 
ivra*  *bb.  i-  J-  p-  c^*s  —  Eirasas  e:cu,  et  ntLL  —  Dil 
v.&m*  \i.'..**  Ah  lach.  —  Albertus.  —  Radotfus  miles  de  al 
}arCu%*    —    Jeoria«  pbr.  et  can.  de  s.  tbriano  dictus  Trueni 

•  Ifevra. 

1  K'/nnte  niefct  bestimmt  werden. 

f  Heinriefa  IL  tob  Gmeb  1363—?  VfL  XVL  KaL  Aug.:  Heinric 
frilxbiek, 

9  Lter  Stammsitz  des  Geschlechtes  ist  bei  Leonding;  sie  erscheine 
urkundlich  zuerst  H30  'L\  IL  B.  L  p.  654. ;  t.  Starkenfels  unterscheide 
z*et  Geschlechter  diese*  Kamen*,  eines  im  Rottagau,  dann  ein  e weite 
dem  auch  obiger  Rudolf  angehörte,  das  xnerst  in  Wilheringer  Urkunde 
erscheint.  Rudolf  von  Oesterreich,  der  Vater  unseres  Rudolf,  ersehen 
schon  I2r,6  a;.  K.  B,  III,  p.  234)  und  wird  von  Bischof  Otto  von  Passa 
*l«  l'nVgar  von  EbeUberg  bestellt  Ueber  dessen  Sohn  Rudolf  vgl.  Hagi 
Nr,  Mi. 


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79 

HL  Id.  Aug.  (11.  August).  —  F.  Tiburtii  Martyris. 

Hainricus  pbr.  et  m.  de  adnifind.0  —  fr.  Johannes  pbr.  et 
m.  Lambac.  —  Reverendus  pbr.  de  Griffe  praep.1  —  Rapoto 
m.  pzilinus  conu.  —  Philippus  Getringer  et  uxor  sua  kate- 
rina.*  —  bainricus.  Wolfgangus.  —  Sewörch  de  aseh- 
perg.  —   Cbunradus  pbr.  et  m.  quondam  prior  in  Gersten. 

1  Io  Griffen  ist  kein  Propst  dieses  Namens  bekannt;  wahrscheinlich 
hat  der  Schreiber  den  Namen  vergessen. 

*  Vgl.  U.  K.  B.  VII,  p.  206. 

ü.  Id.  Aug.  (12.  August).  —  G. 

Dietricus  de  Gotwico.  —  Helmwicus  pbr.  et  ean.  — 
Thomas  abb.  in  seitensteten.1  —  Rapoto.  Rudgerus.  —  Jo- 
hannes decanus  dictus  Malczer  pbr.  et  can.  de  s.  ypolito.  — 
Elizabet.  Gedrudis.  —  Fridericus  abb.  de  s.  Emmeramo 
Ratispon.2  —  Stephanus  praep.  ad  s.  florianum.8  —  Johannes 
dictus  Czimerawer  pbr.  et  m.  s.  petri  salczpurge. 
1  Thomas  Kersberger  1422—1427. 

*  Friedlich  IL  1385—1395  (Studien  und  Mittheilungen  IV,  1,  p.  132). 

*  Stefan  Zainkgrabon  1382—1407. 

Id.  Aug.  (13.  August).  —  A. 

Georgius  pbr.  et  m.  de  Obernburg.  —  Ortolfus  abb.1  — 
petrus  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Ortolfus  sae.  Meginwardus  diac. 
et  m.  i.  1.  —  Heinricus  prior  in  seydensteten.0  —  heinricus. 
—  Achacius  pbr.  et  m.  de  s.  Lamberto.  —  0  thomas  dictus 
haidin  fr.  nr.  habet  anniuersarium.2  —  Obierunt  fr.  Johannes 
et  fr.  Stephanus  de  pawngartenperg. 

1  Ortolf  von    Melk    1253—1273.      N.    von    Melk,    Lilienfeld   und 
8t  Rupert. 

1  Vgl.  Hagn,  Nr.  250,  269,  274,  283. 

XVIIIL  Kai.  Sept.  (14.  August).  —  B.  Eusebii  presbyteri. 

Hainricus  pbr.  de  Weingarten.  —  Christannus  pistor. 
Anna  uxor  sua.  —  Leo  sacerd.  —  Item  frater  fridericus 
pbr.  et  m.  monast.  s.  Emerami.  Ratisp.   —  Irmiga  soror. 

XVHI.  Kai.  Sept  (15.  August).  —  C.  Assumptio  s.  Marie. 

fridericus  1.  tanner.1  —  Johannes  doctor  decretorum  pbr. 
et  can.  in  newnburga.  —  Heinricus  pbr.  et  m.  —  Anna  ml. 
in  admund.  —  Alexander  pbr.2  —  Gerdrudis.  Alhai- 
dis.  —  Johannes  pbr.  et  m.  in  Chotwico.0 


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80 

1  Vgl.  U.  K.  B.  VII,  p.  224. 

9  Wurde  von  Hand  A  ganz  oben  geschrieben,  von  Hand  BA  getilgt 
nnd  weiter  unten  gesetzt. 

XVII.  Kai.  Sept.  (16.  August).  —  D. 

Johannes  pbr.  et  m.  de  obernburga.  —  Hainricus  pbr.  et 
m.  dictus  Tanpechk.  —  Otto.  Symon  pbri.  et  mi.  Ger- 
hardus.  —  Johannes  pbr.  et  can.  de  s.  ypolito.  —  Rudol- 
fus.  pruni.  Rudolfus.  —  Jacobus  pbr.  et  m.  alt.  inf.  — 
Anna  ml.  in  Chodwico. 

XVI.  Kai.  Sept.  (17.  August).  —  E.  Octava  laurentii. 

Jacobus  pbr.  et  m.  de  Seytensteten.  —  Hermannus  abb.  dic- 
tus Swamberger  de  s.  paulo.1  —  Hubertus.    Sifridus.    Chune- 
gundis  lahekkerinn  ml.  in  secouia.  —  Hartmudus  conu.  i.  1.  — 
Andreas  abb.  Celle  principis.02   —    vdalricus  conu.  in   mellico. 
1  1391  —  1401  (Carinthia  1876,  p.  94). 
*  Andreas,  Abt  von  Fürstenzell  1348-1349  (M.  B.  V,  p.  ö). 

XV.  Kai.  Sept.  (18.  August).  —  F.  Agapiti  martyris. 

Beryandus  abb.  ecclesie  s.  pauli  in  carinthia.1  —  Her- 
bordus.  Geruuicus  pbri.  et  mi.  —  Reinspertus  iuuenis  de 
s.  ypolito.  —  Johannes  de  pewrwach  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Wezil 
conu.  i.  1.   —   heinricus  miles  de  laufen. 

1  Weriand  1311—1314  (Carinthia  1876,  p.  72). 

Xnil.  Kai.  Sept.  (19.  August).  —  G. 

Albertus  pbr.  et  m.  alt.  infer.0  —  Wilhelmus  subd.  et  can. 
in  Newnburga.  Anna  ml.  ib.  —  Albertus  archipbr.  —  Fride- 
ricus  pbr.  et  m.  quondam  abb.  in  Maensee.1  —  fridricus  pbr.  et 
can.  dictus  hutter  obiit  de  s.  floriano.  Petrus  dictus  sweinpek  pbr. 
et  can.  ib. —  Cunradus  1.  Alhaidis  conua.  Chunegundis. 
1  Friedrich  II.  1313—1316  (Studien  und  Mittheilungen  IH,  2,  p.  288). 

Xm.  Kai.  Sept.   (20.  August).  —  A. 

Otto  pbr.  et  m.  i.  1.  dictus  hohenfelder.  —  Cunradus 
pbr.  et  m.  i.  1.  occisus.  Albertus  pbr.  et  can.  Hugo  m. 
i.  1.  —  Johannes  pbr.  et  can.  ad  s.  ypolitum.0 

XII.  Kai.  Sept.  (21.  August).  —  B. 

0  Magenso  pbr.  et  m.  dictus  trawner  de  s.  petro  salcz- 
purge.   —   Guntherus  pbr.  et  m.     Ditricus.     Otto,      sifri- 


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das  subd.  et  mi.  i.  1.  —  Obiit  Chunradus  prior  pbr.  et  m.  de 
mensee.  —  Petrus  pr.  in  peynhersporn.  —  Hugo  1. 

XL  Kai.  Sept.  (22.  August).  —  C.  Thimothei  et  simphonii. 

Wisinto  pbr.  et  m.  i.  1.  —   Nicolaus  abb.  de  obernburg.1 

—  Cunradus  pbr.  et  m.  —  Rudolfus  pbr.  et  can.  de  secouia. 
Siboto  pbr.  —  Christannus  pbr.  in  fornpach.0  —  Albertus. 
Heinricus  conui.  —  Ludwicus  abb.  monast.  Mellicens.2  — 
Heinricus  puer.  —  Obyt  fr.  vdalricus  Senior  pbr.  et  m.  dictus 
Buperl  i.  1.  anno  domini  XLIII.0  —  Michael  pbr.  et  can.  de 
s.  floriano.  —  Albertus  pbr.  et  m.  alt.  inf. 

1  Nicolaus  I.  1365—1405,  oder  Nicolaus  IL  1409— 1412, 

*  Ludwig  I.  Snayezer  von  Isper  1344—1360. 

X.  Kai.  Sept.  (23.  August).  —  D. 

fridericus  pleban.  de  hallis.  —  Siboto.   Otto  pbri.  et  mi. 

—  Johannes  abb.  in  pawngartenperg.1  —  Fridericus  pbr.  — 
Wernhardus  scolar.  de  chemnaten.  —  fr.  Michael  haydinger 
pbr.  et  m.  i.  1.  anno  domini  1457.  —  Chunradus  pbr.  et  m. 
in  ossiaco.  —  Johannes  pbr.  et  m.  in  altenburg.  —  Georgius 
prior  de  lambaco.  —  vlricus  ruffus.* 

1  Johann  m.  1379-1405  (Archiv  XII,  p.  37). 

*  Erscheint  zwölfmal  als  Zeuge  in  unseren  Urkunden  zwischen 
1286  und  1318  (Hand  C).   Nota:  Hie  dedit  dorn  um  in  Sultzpach  et  curiam. 

VmL  Kai.  Sept.   (24.  August).  —  E.  bartholomei. 

Leo  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Eberhardus  m.  professus  i.  1. 
dictus  Pawer.  —  Levtoldus  pbr.  et  m.  —  Otto  prior  in 
pruel.  —  Andreas  pbr.  et  m.  in  obern  Altaich.  —  Fridericus 
conu.  —  Fridricus  pbr.  et  can.  in  gurkeh  dictus  puper.  — 
Fridericus  comes  l.1 

1  Vielleicht  Friedrich  von  Hohenberg,  Sohn  der  Adelheid  von  Wild- 
berg, die  circa  1135  dem  Kloster  den  Wald  Prvmste  unter  der  Bedingung 
schenkt,  dass  dort  eine  Kirche  (St.  Martinsberg)  erbaut  werde  (Hagn,  Nr.  28). 

Vm.  Kai.  Sept.  (25.  August).  —  F.  Octava  Agapiti. 

Eberhardus  pbr.  et  m.  in  Tegernsee.  —  Martinus  m.  alt. 
inf.°  Eppopbr.  etm.  —  Ernestus  dictus  Otzdorffer  quon- 
dam  judex  i.  I.1   —   fr.  vlricus  pbr.  et  m.  in  pawngartenperg.0 

—  Fridericus  camerarius.    —    Symon  puer.     Uelka  1.     eli- 
zabeth. 

1  Vgl.  Hagn,  Nr.  227,  229,  249. 
Archiv.  L1XXIV.  Bd.  I.  Hilft«.  G 


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VII.  Kai.  Sept.  (26.  August).  —  G. 

Symon  abb.  ossiacensis.0  l  Alhaidis.  Aleis  sorores  saltz- 
purge.  —  Erasmus  dictus  pergkhaimer  subd.  i.  1.  —  Albero 
conu.  —  Johannes  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Heinricus.  pilgri- 
mus.  —  ludwicus  pbr.  et  can.  in  newnburga.  —  Irngardis 
1.  —  Johannes  Jewchinger  pbr.  et  can.  de  s.  ypolito. 
1  135S  bis  circa  1356  (Archiv  73,  p.  290,  Anm.  5). 

VI.  Kai.  Sept.  (27.  August).  —  A. 

vlricus  abb.  i.  1.  p.  m.1  vlricus  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Hylt- 
winus  pbr.  plebanus  de  Thalhaim  fr.  nr.*  —  Christo- 
forus  pbr.  et  m.  ordinis  fratrum  awgustinensium  dictus  wildekk. 
—  Meinhardus  pbr.  et  can.  de  s.  floriano.  —  Ortolfus  1.  chu- 
negundis  1.     Wilbirgis. 

1  Ulrich  I.  oder   Ulrich  II.   von  Kremsmttnster.     Vgl.  VL  Id.  Mai. 

*  Nota:    Hie    dedit  XV   talenta    pro    anniuersario  agendo  suo  et 
suorum. 

V.  Kai.  Sept.  (28.  August).  —  B.  Augustini  confessoris. 

Rfigerus  pbr.  et  m.  de  chotwig  dictus  ...  —  Fridericus 
pbr.  et  m.  alt.  super.  —  Arnoldus  praep.  florian.1  —  Diet- 
marus  abb.  in  seytensteten/  *  fr.  nr.  Andreas  pbr.  et  m.  infer. 
alt.  —  Sighardus  pbr.  in  varnpach.0  —  Fridricus  pbr.  et  m. 
in  meten.  —  Maria  regina.8  —  Andreas  pbr.  et  m.  in 
Gewnkch.  —  Georius  senior  pbr.  et  m.  in  Gersten.  —  Er- 
hardus  subd.  de  chodwico. 

•  Rubra. 

1  Arnold  I.  1250—1256.     N.  von  St.  Polten  and  Klosterneubnrg. 
1  Dietmar  I.  1213—1225.   Er  wurde  von  Kremsmüuster  nach  Seiten- 
stetten  postuliert  (Pez,  Script.  II,  p.  311). 
8  Konnte  nicht  bestimmt  werden. 

IIIL  Kai.  Sept.  (29.  August).  —  C.  Decollatio  s.  Jobannis. 

Pilgrimus  pbr.  et  m.  —  Wolfhardus  abb.  ad  s.  Eme- 
ramum  Ratispon. l  —  Wolfgangus  diac.  de  chodwico.  — 
Berchtoldus  conu.  de  Nideraltaich.  —  Hartmudus.  Chun- 
radus.  Heinricus.  Leo.  Wisento.  —  Paulus  pbr.  et  m. 
de  s.  paulo  dictus  haspael.  —  Chunegundis.  —  Anno  do- 
mini  M°CCC°  Nonagesimo  quinto  obiit  Illustrissimus  prineeps 
dominus  Albertus  dux  Austrie,  qui  habet  anniuersarium  pro 
sale  in  halstat.*  —  leonhardus  nouicius  i.  1. 


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1  Wolfhard  Strauss  1423—1461.  N.  von  3t.  Emeram  hat  den  60. 
(Stadien  and  Mittheilungen  IV,  2,  p.  182). 

*  Albrecht  HL  1865—1395,  starb  am  29.  August  (Huber  II,  p.  288 
bis  321;  Lichnowsky  IV,  4,  p.  277).  Vgl.  Hagn,  Nr.  280,  284,  285,  289, 
290.     N.  der  Minoriten,  Schotten,  Lilienfeld. 

m.  Kai.  Sept.  (30.  August).  —    D.  Felicis  et  Adaucti. 

Wolframus  pbr.  et  m.  de  alt.  infer.  —  Fridricus  pbr. 
et  can.  de  secouia.  —  Rudolfus.  Rupertus.  Ortolfus. 
Chunradus  pbri.  et  mi.  —  fridericus  praepos.  in  s.  ypo- 
lito.1  —  Ditmaru8  1.  miles  de  loch.*  —  Dietmarus  dyac. 
Rudliebus.  Dyebertus  conu.  i.  1.  Livkardis  ruffi 
mater.  Tueta  1.  —  Katharina  abbat,  in  Slierwach.8  Marga- 
reta  ml.  ib. 

1  1380—1388.     N.  von  St.  Polten. 

*  Erscheint  zwischen  1264  und  1305  wiederholt  im  U.  K.  B. 

*  Katharina  Aicher,  Aebtissin  von  Schlierbach  1365 — 1392  (Xenia, 
B.  IV,  p.  397). 

IL  Kai.  Sept.  (31.  August).  —  E. 

Rudbertus  abb.1  Chunradus  abb.*  —  Albertus  de 
Newburga  fr.  nr.  dominus  abb.  de  vinck  ?  Simon  pbr. 
et  m.  de  lambaco.  —  Wolfgangus  senior  decanus  de  obern 
altaich.  —  Wilhelmus  dictus  freyberger  pbr.  et  m.  in  obern- 
burg.  —  Hertwicusm.  —  Thomas  pbr.  et  m.  in  pawn- 
gartenperg. 

1  Vielleicht  Rupert  von  Mondsee  1072—1115. 
1  Conrad  I.  von  Oberaltaich,   gest.  1221.    N.  von  Oberaltaich  hat 
den  30.  August 

KaL  Septembr.  (1.  September).  —  F.  Egidii  confessoris. 

Fridricus  abb.1  —  Laurencius  abb.  dictus  meylesdorffer 
de  Seytenstetten.*  —  Vlricus.8  Philippus  fratres  duces  Karin- 
thie  fratres  nostri.  —  fridericus  celaer.  Balthasar  custos  pbr. 
et  can.  in  gurkch.  —  Rugerus  m.  Bertholdus  comes.4 
Sifridus  fr.  nr.  —  Jacobus  pbr.  et  m.  de  chödwico.  —  Fri- 
dericus. vschaicus.  Rugerus  pbr.  et  m.  in  varenpach.  — 
Gedrudis.     Cunegundis.     Wilbirgis. 

1  Friedrich,  Abt  von  Aspach,  1140—1182  (M.  B.  V).  N.  von  St. 
Emeram,  Michelbeuern,  Admont  zum  31.  August. 

1  Laurenz  Meglerstorfer  1385—1419  (Pez,  Script.  II,  p.  313  0  1419 
die  s.  Egydii). 

6* 


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8  Ulrich  EU.  (IV.),  Herzog  von  Kirnten  1266—1269,  Sohn  Bern- 
hards IL;  er  starb  am  27.  October  1269  (Mnchar,  Geschichte  des  Herzog- 
thums  Steiermark  V,  p.  331).  Philipp,  dessen  Bruder,  erwählter  Erzbischof 
von  Salzburg  ohne  Weihe  1246—1256,  erwählter  Patriarch  vou  Aquileja 
1269—1272,  starb  1279  zu  Krems  —  der  letzte  Sponheimer  —  nach  dem 
19.  Juli,  nach  welchem  sein  Testament  datiert  ist  Ueber  seine  Beziehung 
zu  KremsmUnster  vgl.  Hagn,  Nr.  106. 

4  Vielleicht  Berthold,  Markgraf  von  Istrien,  dessen  Enkelin,  wie 
bei  Hagn,  Anhang  Nr.  XV  steht,  Adelheid  von  Wildberg  gewesen  sein 
soll;  aber  Letztere  vgl.  Hagn,  Nr.  28. 

HU.  Hon.  Sept.  (2.  September).   —   G.  Antonii  martyris. 

perichtoldus  pbr.  et  m.  in  paewrn.  —  Cunradus  m.  et 
pbr.  in  seitensteten  dictus  peyleiter  —  Petrus  m.  de  lambaco. 
—  Wirento  pbr.  et  m.  de  s.  paulo  dictus  adelshoffer.  —  Fride- 
ricus  Lawer.  —  Eberhardus  de  nideralta.  —  Heinricus 
puer.  Matza.  Maehtildis.  perhta.  —  Christannus  pbr. 
et  can.  de  secouia. 

III.  Hon.  Sept.  (3.  September).  —  A. 

Levtoldus1  etDietmarus*  abbates.  —  Ditmarus  1.  miles 
de  hagwald.  Richerus  1.  filius  eius.8  —  Caspar  Hager 
can.  ecclesie  Newnburgensis.  —  Georius  pbr.  et  m.  in  Seytten- 
steten.  —  Chunradus.  Hiltgardis  1.  de  lapide.4  Agnes 
uxor  rustici. 

•  Rubra. 

1  Leutold,  Abt  von  Admont  1165—1171.  N.  von  St  Lambrecht, 
Klosterneuburg  und  die  von  Salzburg. 

*  Konnte  nicht  bestimmt  werden. 

»  Vgl.  U.  K.  B.  HI,  p.  186  und  IV,  p.  30. 

4  Die  milites  de  lapide,  Stein,  auf  dem  Steiumairgute  in  Regau, 
erscheinen  in  unseren  Urkunden  Öfter.   Ueber  Hildegard  vgl.  Hagn,  Nr.  106. 

'  II.  Hon.  Sept.  (4.  September).  —  B. 

Sigmarus  abb.  i.  I.1  —  Chunradus  pbr.  et  m.  in  weyhen- 
steten.  —  Engilbertus  conu.  i.  1.  Michahel.  vlricus  pbri.  et 
cani.  Newnburgenses.0  —    Diedlo.    Fridrum  ml. 

1  Leitete  das  Stift  nach  der  Tradition  1012—1040.  Unsere  Quellen 
über  ihn  sind  nicht  ohne  Dunkel,  nirgends  aber  wird  in  ihnen  gesagt, 
dass  er  der  Nachfolger  des  heiligen  Godehard  gewesen  sei,  wie  unsere 
neueren  Hauschronisten  behaupten.  Bernhardus  weiss  über  ihn  nur  xu 
sagen:  ,quod  res  ecclesie  quas  repperit,  computavit  et  in  scripta  redegit/ 
(Script.  XXV,  p.  669.) 


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Ion.  8ept.  (5.  September).  —  C. 

Fridericu8  pbr.  et  m.  alt.  inf.  —   Otto  conu.  i.  1.  de  ahliten. 

—  Heinricus  deus.1   —   Gisila  ml.      Agnes.      Metildis  1. 

1  Vgl.  Hagn,  Nr.  62,  70,  77,  78,  80,  86. 

THL  Id.  Sept.  (6.  September).  —  D.   Magni  confessoria. 

Johannes  conu.  in  Scheiren.  —  Otto  plebanus  de  weis. 

—  Jeorins  subd.  i.  1.  —  Pelericus  diac.  et  m.  —  vlricus  de 
admuda  diac.  et  m.  i.  1.  —  Rudegerus  conu.  i.  1.  —  Wolff- 
gangus  prior  in  admund.  —  Hubertus.  Purchardus  conui. 
i.  1.  —  Johannes  prior  in  s.  cnice.  —  Obiit  fr.  Martinus  prof. 
et  nouicius  i.  1.  dictus  demperger.  —  Heinricus  pbr.  et  can.  de 
8.  ypolito.  —  Sigmundus  pbr.  et  can.  secouie. 

VII.  Id.  Sept.  (7.  September).  —  E. 

Vlricus  hofchiricher.  —  Vlricus  pbr.  et  m.  Rapoto 
pbr.  —  Diringus  pbr.  et  m.  de  admund.  —  leonhardus  decan. 
secouie.0  —  Ditmarus.     Chunegundis  ml.     Richildis. 

VL  Id.  Sept.  (8.  September).  —  F.  Natiuitas  s.  Marie. 

Pezmannus  abb.1  Reinhaimus  pbr.  et  m.  —  Vlricus 
vanstorffer  subd.  ecclesie  Newnburgensis.*  Wilhalmus  1.  Sco- 
laris in  Retz.  Johannes  fr.  eius.*  —  Otto.  Methildis.  Eli- 
zabeth. 

•  Rubra. 

1  Abt  von  Lambach,  starb  am  6.  September  1090. 

V.  Id.  Sept.  (9.  September).  —  G.  Gorgonii  martyris. 

Tyemo  archiepiscopus.1  Heinricus  filiolus  de 
hohenperge.  *  Otto,  vlricus  1.  Ruffus.  —  Stephanus 
pirbaumer.8  Elizabeth  uxor  habet  anniuersarium.  —  Gotschal- 
cus  acol.  Arnoldus.  Hezil.  Gotfridus  conui.  i.  1. 
Tyemo  m.  —  Johannes  pbr.  s.  viti.  —  Otto,  chueno.  — 
Reichgardis  de  loch.   —  Goldraun  conu. 

1  Tyemo,  Erzbischof  von  Salzburg  1090 — 1101,  starb  am  28.  Sep- 
tember zu  Korazaim  in  Palästina  des  Martertodes;  diesen  Tag  geben  die 
meisten  Nekrologien  an.  Unter  den  vielen  ihm  zugeschriebenen  Werken 
in  Steinguss  wird  auch  eine  Pieta  seit  uralten  Zeiten  in  der  Wallfahrts- 
kirche zu  Adlwang  verehrt;  ein  ganz  gleiches  Werk  ist,  wie  Pachmayr 
(S.  873)  behauptet,  sowohl  ,quoad  materiam  quam  quoad  formam'  in  Ad- 
mont.  Nun  wurde  aber  an  dem  Gypsabgusse  der  Pieta  des  Klosters  Ad- 
mont,   der   im  Germanischen  Museum    in   Nürnberg  sich  befindet,    nach- 


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gewiesen,  dass  das  Original  dieses  Abgusses  ohne  Zweifel  ans  dem  14. 
bis  15.  Jahrhundert  stamme  (Wichner  I,  p.  50,  Anm.  2). 

*  Vgl.  Hagn,  Nr.  128;  nota:  de  his  habemus  Haekhelhof  tantum? 
procuriis.  Hohenberg  =  Hehenberg,  lange  eine  kleine,  mit  Achleiten  ver- 
bundene Herrschaft  mit  einem  kleinen  8chlosse  in  der  jetzigen  Ortschaft 
Hehenberg  an  der  Eisenbahn  nach  Bad  Hall. 

9  Hofrichter  des  Klosters,  der  mit  dem  edlen  Andreas  Hörleins- 
perger  1415  von  Albrecht  V.  unter  dem  Abte  Hermann  II.  mit  der  Lei- 
tung der  weltlichen  Angelegenheiten  unseres  Klosters  betraut  wurde  und 
sich  als  Verwalter  vorzüglich  bewährte.  Er  erscheint  auch  unter  den 
Lehensleuten  des  Klosters  im  Codex  Frideric.  A,  fol.  96  b:  ,Steffan  pier- 
baumer  ain  gut  zu  hermanstorf.' 

IIIL  Id.  Sept.  (10.  September).  —  A. 

Wernherus  pbr.  et  m.  Vlricus  pbr.  —  Philippus 
sac.  et  m.  i.  1.  —  nicolaus  pbr.  et  can.  de  s.  floriano.  —  0 
laurenciu8  pbr.  et  m.  in  obernburg.  —  Heinricus.  Rudolfus. 
Wertholdus  nouicius  dictus  Mulbanger.1  —  Gedrudis.  Chu- 
negundis.  —  bursarius  seruit.  Commune  officium  pro  de- 
functis. 

1  Vgl.  Preuenhuber,  Ann.,  p.  54  und  v.  Starkenfels  IV,  5,  p.  811. 
Die  Müllwanger,  von  MUllwang,  der  Vorstadt  Gmundens,  stammend,  er- 
scheinen im  14.  und  15.  Jahrhundert  wiederholt  als  Lehensleute  des 
Klosters.  1415  kam  Hanns  Müllwanger  durch  Vermählung  mit  Barbara, 
Wolfgangs  von  Aschberg  Tochter,  in  den  Besitz  von  Grueb  bei  Pfarr- 
kirchen, das  von  dieser  Zeit  den  Namen  Müllgrueb  führt.  Sie  haben  sich 
durch  Stiftungen  als  Wohlthäter  des  Klosters  gezeigt.  Einer  aber  aus 
diesem  Geschlechte,  Caspar,  wurde  1457  zu  einem  argen  Bedränger,  so 
dass  Herzog  Albrecht  selbst  einschreiten  musste. 

III.  Id.  Sept.  (11.  September).  —  B.  Proti  et  jacincti. 

Ulricus.  vlricus  pbri.  et  mi.  —  Heinricus  pbr. 
et  m.  de  s.  cruce.  —  Thomas  Zwingendorffer  pbr.  et  m.  de 
s.  floriano.  —  Chunradus  conu.  i.  1.  Dyepoldus.  — 
Thomas  pbr.  et  m.  in  chodwico.0  —  Sigismundus  nouicius  de 
lambaco. 

IL  Id.  Sept.  (12.  September).  —  C. 

Gehochus  abb.1  —  Eberhardus  de  steyreck.  —  Wolf- 
hardus  dictus  sinczendorffer  prof.  i.  1.  —  Pabo.  Alra- 
mus.  Chunradus.  —  Agnetis  uxor  ottonis  ruffi.*  —  Chu- 
negundiß. 

1  Konnte  nicht  bestimmt  werden. 
»  Vgl.  Hagn,  Nr.  180. 


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Id.  Sept  (13.  September).  —  D. 

Eberhardus  pbr.  et  m.  in  pangartenperg.  —  Reinboldus 
pbr.  —  Pilgrimus  pbr.  et  m.  in  glewnkch.  Georius  pbr.  et 
m.  in  Gersten.0  —  Johannes  dictus  hagenawer  can.  ecclesie 
Newnburg/  —  Michael  pbr.  de  bolebrun,  qui  legavit  nobis 
libros  et  sua  omnia.  —  Chunradus  asperch.  Albertus, 
vlricns.     Isingrimus.  —  Johannes  abb.  in  chödwico.1 

»  Rubra. 

1  Johann  IV.  1443—1444  (A.  Dnngl,  Topographie  von  Niederöeter- 
reich  HI,  II,  7.  und  8.  Heft). 

XVIIL  Kai.  Octobr.  (14.  September).  —  E.  Exaltatio  crucis. 

Viricus  prior  in  seitenstetten.  —  Chunradus  sac.  — 
Heinricuß  camerarius.  —  Wolfgangus  diac.  in  newnburga.  — 
Othacarus. 

XVII.  Kai.  Octobr.  (15.  September).  —  F.  Nicomedis  martyris. 

Eberhardus  pbr.  et  m.  in  paewrn.  —  Merbotus  pbr.  et 
m.  de  obern  Altach.  —  Elizabet  de  Ernelb  ml.  in  secouia.  — 
Gotpoldus  pbr.  —  Johannes  subd.  i.  1.  —  Hainricus.  — 
Susanna  ml.  salczpurgens.  —  Mathildis. 

XVL  Kai.  Octobr.  (16.  September).  —  G.  evfemie  virginis. 

pernhardus  pbr.  et  m.  frater  abbatis  Bertholdi 
hospitalarius  in  piern.1  —  Rupertus  abb.  lambacens.' — 
Degenhardus.  Wolfgangus  de  s.  lamberto.  —  Johannes  pbr. 
et  m.  alt.  inf.  —  Arbo  m.  —  Nycolaus  pbr.  de  newnburg. 
Wolfhardus  dyac.  —  Marquardus  conu.  i.  1.  —  Christannus 
pbr.  et  prior  in  pruel.  —  Chunradus.  —  Ditricus  1.  olim 
noßter  praepositus.8  —  Stephanus  subd.  in  newnburga. 
—  Johannes  can.  Newnburg.  —  Andreas  prior  in  Sewn. 

1  Bernhard  von  Achleiten,  Bruder  Bertholds  II ,  des  Abtes  von  Krems- 
mfingter,  8pitalmeister  am  Pyhrn,  erscheint  urkundlich  zwischen  1256, 
Jänner  6  und  1264,  Juni  16;  am  1.  Juni  1268  erscheint  schon  ein  Con- 
radus  hospitalarius  (B.  Schroll,  Urkundenregesten  zur  Geschichte  des 
Spitals  am  Pyhrn  in  Archiv  82). 

1  Ein  Abt  Rupert  von  Lambach  ist  nicht  bekannt. 

*  Dietrich,  Richter  von  Kremsmünster,  der  vom  Abte  Friedrich  I. 
mit  dem  Prior  Hartwig*  von  Schlüsselberg  und  dem  Kellermeister  Sigmar 
beauftragt  wurde,  die  Vorarbeiten  für  den  liber  possessionum  et  privile- 
giorum  (Codex  Frideric.  A  und  B)  zu  liefern.  Hand  C.  Vgl.  L.  Ach- 
lenthner,  Das  älteste  Urbarium,  Prolog. 


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XV.  KaL  Octobr.  (17.  September).  —  A.  Lamberti  episcopi. 

Viricus  pbr.  et  m.  in  paewrn.  —  Vlricus  i.  1.  pbr.  et  m. 
viricus  pbr.  et  m.  de  lambaco.  —  Adalramus.  Chunradus 
pbri.  et  mi.  Raffoldus  diac.  et  m.  Gebhardus.  Rei- 
cherus. 

XIV.  Kai.  Octobr.  (18.  September).  —  B. 

Commemoratio  fratrum  et  familiarium  nostrorum. 

Johannes  hattocher  pbr.  et  m.  ad  8.  florianom.  —  Hain- 
ricus  miles  de  achleiten,  uxor  sua  Gedrudis.1  —  Geroldus. 
Gotfridus  pbri.  et  mi.  —  Georius  pbr.  et  m.  in  Sewn.  — 
Wolfodu8  conu.  i.  1.  —  Otto  pbr.  et  prior  in  glunich.  — 
Chunradus.  —  Andreas  prior  in  pangartenperg.  —  luneta 
ml.  in  admund. 

1  Vgl.  Hagn,  Nr.  180. 

XIII.  Kai.  Octobr.  (19.  September).  —  C. 

Nycolaus  pbr.  et  m.  alt.  inf.  —  Grifo  abb.  lambac.1  — 
Viricus  conu.  nostre  congregationis.  —  Ernestus  i.  1.  dictus 
Otztorffer.  —  Gumbertus.  Wipoto.  fridricus  decanus 
fr.  nr.  Heinricus.  —  Perichtoldus  pbr.  et  m.  in  Sewn.  — 
Cholomannus  pbr.  et  can.  in  newnburga  claustri. 

1  Grifo,  Abt  von  Lambach;  1302  zum  Abte  gewählt,  wurde  er  von 
Bischof  Bernhard  von  Passau  nicht  bestätigt,  sondern  Sigmar  von  Krems- 
münster als  Qegenabt  aufgestellt  Obwohl  der  Erzbischof  von  Salzburg, 
Conrad  IV.,  Qrifo  anerkannte,  legte  dieser  doch  1305  seine  Würde  nieder, 
worauf  Sigmar  bis  zu  seinem  Tode  1321  segensreich  in  Lambach  wirkte. 
Erst  nach  dessen  Tode  wurde  Grifo  allgemein  anerkannt  und  leitete  Lam- 
bach bis  zu  seinem  Tode  1330.  N.  von  Lambach  und  Admont  haben  den 
17.  September. 

XII.  Kai.  Octobr.  (20.  September).  —  D. 

Alramus  l.  Pleicholb  occisus  est.1  —  Martinus  pbr. 
et  m.  i.  1.  Wernhardus  1.  Rfrmunt  occisus.*  —  Eberhardus 
pbr.  et  m.  i.  1.  —  Johannes  pbr.  et  m.  in  fornbach.  —  Wilhelmus 
pbr.  et  can.  eccles.  Newnburg.  —  Dietricus.  heinricus. 
Wofgerus.  Hiltgardis.  —  Salomon  pbr.  et  m.  ad  s.  petrum 
Hitltzpurge. 

1  Die  Pleicholb,  die  im  16.  Jahrhundert  im  N.  von  Spital  am  Pyhrn 
Diu  paarmal  erscheinen,  waren  Lehensleute  Kremsmünsters. 
•  Vgl.  U.  K.  B.  V,  p.  152. 


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XL  KaL  Octobr.    (21.  September).    —  E.     Mathei  apostoli  et 

e  wangeliste. 
Otto  episcopus  freisingensis. *  —  Elizabeth  dicta 
Rötinn  ml.  in  Trawnkirchen.  —  0  Dominus  Ekpertus  abb. 
monast  in  Rott.2  —  Wichardus  diac.  et  m  Chuno  m.  i.  1. 
—  Albertus  1.  notarius  medlicensis.3  —  Benedictus  abb. 
in  seytenstetten.4 

1  Otto  von  Freising,  der  berühmte  Geschichtsschreiber,  Sohn  des 
Markgrafen  Leopolds  III.  des  Heiligen.  Er  starb  am  22.  September,  an 
dem  ihn  die  Salzburger  Nekrologien,  das  von  Klosterneuburg,  Tegernsee, 
Windberg  erwähnen. 

»  1361—1371  (M.  B.  I,  p.  341). 

8  Nota:  dedit  partem  in  votzen;  seruitur  pro  VII  solid. 

«  1437—1441. 

X.  Kai.  Octobr.  (22.  September).   —  F.  Mauricii  et  sociorum. 

Diemudis  Puchsinn.1  —  Adelbertus  pbr.  fr.  nr.  — 
Petrus  scolar.  —  Nicolaus  scolar.  p.  m.  —  Offemia.  Offe- 
mia.  —  Andreas  pbr.  et  m.  de  s.  lamperto.  —  lucas  abb.  in 
chodwico.*  —  Dorothea  ml:  in  admund. 

1  Nota:  dedit  nobis  vineam. 

1  Lukas  von  Stockstall  1432-1439. 

VmL  Kai.  Octobr.  (23.  September).  —  G. 

Cbunradus  pbr.  et  m.  i.  1.  de  haidenhaim  ubi  etiam 
est  sepultus.  Missa.  —  Rudolfus  fr.  nr.  Vlricus.  Eber- 
hardus.  Heinricus.  Ortlibus.  —  fr.  Erhardus  vorch  no- 
nicius  ad  s.  paulum.  —  Irmgardis.  —  Nicolaus  abb.  in 
seinsenstain.0 ' 

1  1385—1398  (A.  Erdinger,  Geschichte  des  aufgehobenen  Cister- 
cienserstiftes  Säusenstein). 

Vm.  KaL  Octobr.  (24.  September).    —  A.    Translatio  Rodberti. 

Leutwinus  pbr.  et  m.  de  p&uern.0  —  Eberhardus 
pbr.  et  m.  i.  1.  Chunradus  pbr.  et  m.  fr.  nr.  munthofer. 
Coppoldus  de  altah.  Ditmarus  praep.  s.  floriani.1  Cun- 
radus  sac.  Simon  fr.  nr.  Chunradus.  Methildis.  — 
Ditricus  de  wald  pbr.  —  Dominus  Symon  abb.  Lambac. 
p.r.» 

1  Ditmar  III.  1266—1267;  N.  von  St.  Florian  zum  23. 

*  Simon  Thalhammer  1396—1405. 


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VH  Kai.  Octobr.  (26.  September).  —  B. 

fridricus  pbr.  et  m.  in  clunich   dictus  harluncb.    —    Jo- 
hannes pbr.  et  m.  in  Sewn.     —    Herbordus   pbr.  et  m.  de 
tegernsee.  pernoldus  subd.  —  Haidenricus  de  otstorph.1  — 
Johannes  pbr.  et  m.  in  Sewn. 
1  Vgl.  Hagn,  Nr.  141. 

VL  Kai.  Octobr.  (26.  September).  —  C. 

Vlricus  1.  de  slvzzelberch  miles.1  —  Hertwicus  L 
fr.  eins  miles.1  Gregorius  sac.  et  m.  in  meten.  —  Hiltpran- 
dus  pbr.  i.  1.  Chunradus.  perhtoldus.  Gumpoldus 
pbri.  —  Erpholdus  conu.  i.  1.  vlricus.  —  Johannes  weyther 
acolit.  ecclesie  Newnburgensis." 

*  Rubra. 

1  Vgl.  Hagn,  Nr.  114.  Sowohl  die  nota  als  das  Wohlthiterver- 
seichniss  bemerkt:  De  bis  habemus  predium  in  Grueb  et  sernitur  1  tal. 
Der  Name  Hartwig  wie  die  nota  ist  von  Hand  C  geschrieben. 

V.  Kai.  Octobr.  (27.  September).  —  D.   Cosmi  (!)  et  damiani. 

Ditmarus  pbr.  et  m.  i.  1.  de  monte  s.  Martini.  — 
Vlfingus  pbr.  et  can.  de  s.  floriano.0  —  Heinricus  conu.  et  m. 
0  alt.  inf.  —  Ditmarus  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Johannes  pbr.  et 
m.  de  newnburga.  —  chunradus.  Wernhardus.  Dietri- 
cus.  Alhaidis.  —  Heinricus  husendorfer  l.1  miles.  —  Jo- 
hannes ruffus.  —  Rugerus  abb.  in  prüfling.  2 
1  Vgl.  Wichner  H,  355,  Nr.  211. 

*  Ruger  in.  von  Prüfling  1383—1401  (Studien  nnd  Mittheilungen 
HI,  1,  p.  134). 

IUI.  Kai.  Octobr.  (28.  September).  —  E.   Wenzelai  martyris. 

Chunradus  archiepiscopus  salzpurge.1  —  Hainricus 
acol.  de  admund.  —  0  stephanus  pbr.  et  can.  de  s.  ypolito.  — 
Bertoldus  pbr.  et  m.  Alramus  conu.  i.  1.  —  Vitus  noui- 
cius  i.  1.  —  Otto,  chunradus  chraft.  Jembertus.  — 
Reynboto  pbr.  et  m.  de  s.  paulo.  —  vlricus  pramikker  de  se- 
couia.  —  Christannus  pbr.  et  m.  de  Obernburg.0 

1  Conrad  H.,   Sohn  Leopold  IU.  des  Heiligen,    Bruder  Ottos    von 

Freising  1164—1168;  er  starb  am  28.  September  zu  Admont.   Nekrologen 

von  Salzburg,  Oesterreich  und  einige  bairische. 

III.  Kai.  Octobr.  (29.  September).  —  F.  Michaelis. 

Reicherus  de  glanch  pbr.  et  m.  —  wernhardus  miles 
dictus   Rfidlinger.1  —    Johannes   pbr.  et  m.   de   agmund.    — 


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Otto  pbr.  et  m.  —  Acbacius  pbr.  et  m.  ad  s.  Emmeramum  Ra- 
tbpon.  —  Balwinus  pbr.  et  praep.  vlricus  subd.  et  m. 
Heinricus  m.  i.  1.  Meinoldus.  Engelbertue  conui.  et  mi. 
i.  L  Otacharus.  Ortolfus.  vlricus.  —  De  Newburga 
obiit  Cholomannus  praep.9  Johannes  decanus.0  —  Joachim  de 
8.  ypolito. 

1  Lehensleute  des  Klosters  im  15.  Jahrhundert  (Codex  Frideric.  A, 
p.  93  b). 

1  1371— -1394.  N.  von  Klosterneuburg  und  St  Polten  haben  den 
19.  September. 

IL  KaL  Octobr.  (30.  September).  —  G.  Jheronimi  pbr. 

Reginmarus  episcopus.1  Wolframus  abb.8  —  Ortol- 
fus pbr.  et  m.  in  Chetwico.  —  Chunradus  pbr.  et  m.  in  alten- 
purga.  —  Heinricus  diac.  alt.  inf.  —  vlricus  lobenstanner.8 
Heinricus  pleban.  in  sippachczell.  —  Chunegundis.  Ger- 
dradis. —  Georgius  praep.  in  newburga.4 

1  Reginmar  von  Passan  1121 — 1138.  Nekrologen  von  Admont, 
St  Florian,  Lambach,  St.  Polten. 

1  Konnte  nicht  bestimmt  werden. 

1  Vgl.  Hagn,  Nr.  83,  94,  103. 

4  Georg  I.  Wüstinger  1418—1442.  N.  von  Klosterneuburg  und 
St  Polten. 

KaL  Octobr.  (I.  October).  —  A.  Remigii  episcopi. 

Pernhardus  abb.1  —  Hanricus  conu.  i.  1.  —  Johannes 
abb.  in  altenburga.0  2  —  Chonradus  pbr.  et  m.  alt.  inf.  —  Ru- 
pertus  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Gebhardus  pbr.  et  can.  newburg.  — 
Adchunus  diac.  et  m.  i.  1.  Rudolfus  conu.  i.  1.  frideri- 
cns.  —  Albertus  pbr.  et  m.  i.  1.     Vlricus  abb.  de  ossiaco.0  8 

1  Bernhard  von  Lambach  1148—1167.  Nekrologen  von  Lambach, 
St  Lambrecht,  Admont,  Ossiach,  St.  Peter. 

1  Johann  L  1393-1411  (Bürger,  S.  47—60). 
•  Ulrich  L  von  Ossiach  1391—1407. 

TL  Von.  Octobr.  (2.  October).  —  B.  Leogarii  episcopi. 

Wernherus  pbr.  et  m.  i.  1.  phisicus.  Missa.1  —  Wal- 
therus  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Sifridus  de  husendorf.  —  Al- 
bertus pbr.  et  m.  i.  1.  —  permannus.  —  Hermannus  abb.  in 
Malhensdorf.0 

1  Wernherus  medicus  oder  physicus  schrieb  mehrere  Bücher  zur 
Zeit  des  Abtes  Friedrich  I.,  welche  noch  grOsstentheils  erhalten  sind. 
,Item  de  libris  medioinalibus,    quos  frater  Wernherus  medicus  dereliquit 


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92 

ec.  Incipiunt  modi  medendi.  Incipit  practica  magietri  BartholomeL  Incipit 
chinugia«  (Script.  XXV,  p.  676). 

V.  Hon.  Octobr.  (3.  October).  —  C. 

Rudolfu8  pbr.  et  m.  i.  1.  alhartinger.  —  Hagricus  tevspach 

I.  —  Wolfgangas  diac.  in  Newnburga.   —  Ludwicus  pbr.  et 
m.  —  Eberhardus  conu.  alt.  inf.  —  Otto.     Elizabet. 

tttt  Hon.  Octobr.  (4.  October).  —  D. 

Johannes  pbr.  et  m.  in  8.  cruce.  —  Meigengodus  pbr. 
et  can.  Williboldus  m.  i.  1.  Rudolfus  conu.  et  m.  i.  1. 
Heinricus.  Rvdolffus.  Sighardus.  Chunradus.  — 
Nicolaus  m.  et  abb.  de  s.  lamberto.  —  perhta. 

m.  Hon.  Octobr.  (5.  October).  —  E. 

Albertus  abb.  in  meten.1  —  Martinus  pbr.  et  m.  i.  1.  de 
welsa.  —  Rugerus  pbr.  et  m.  de  alt.  super.  —  Wolfhardus 
subd.  prof.  in  pavngartenperg.  —  Engilgerus.  —  Johannes 
praep.*  heinricus  pbr.  de  s.  ypolito.  —  Anna  hohenpergerin 
ml.  Ratispon.  —  Wilhelmus  acol.  in  Tegernsee.  —  ludewicus 
pbr.  et  can.  in  voraw. 

1  Albert  III.  starb  1348  oder  1351  (M.  B.  XI,  p.  347). 

*  Johann  I.  1370—1372.     N.  von  St.  Polten  hat  den  6.  October. 

II.  Hon.  Octobr.  (6.  October).  —  F. 

Adalbertus  episcopus  wirzpurgensis.1  —  Hainri- 
cus  conu.  et  m.  alt.  inf.  —  Caspar  pbr.  et  can.  in  s.  flo- 
riano.  —  Otto  pbr.  et  m.  Wilhalmus  m.  i.  1.  Engilber- 
tus  praep.*  —  Jacobus  aurifaber.  —  Chunegundis  conua. 
Elyzabet.  —  Nicolaus  pbr.  et  m.  de  s.  paulo.°  Andreas  pbr. 
de  lambaco. 

1  Adalbero,  Graf  von  Lambach  nnd  Wels,  der  lotete  Sprosse  seines 
Stammes,  Stifter  von  Lambach  1045—1086,  starb  am  6.  October.  Nekro- 
logen von  Lambach,  Admont,  Tegernsee,  St.  Florian,  Michelbeuern. 

*  Engelbert,  Propst  von  St.  Polten,  nach  1081.    N.  von  St.  Polten. 

Hon.  Octobr.  (7.  October).  —  G.  Marci  pape. 

Gotfridus  pbr.  et  m.  de  prufing.  Cunradus  subd.  et  ni. 
i.  1/  —  Chunradus  pbr.  et  m.  in  meten.0  —  Wolfgangus  huin- 
brechtsrieder  Iudex  i.  1.  p.  m.1  —  Anna  ml.  in  secouia. 

•.  Stand  von  Hand  A  geschrieben  gans  oben  (Hand  B4). 

1  Wolfgang  Hnmbrechtsrieder  erscheint  bei  Hagn,  Nr.  328  nnd  333. 


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Vm.  Id.  Octobr.  (8.  October).  —  A. 

Petrus  can.  regularis  in  newnburga.  —  Chunradus  pbr. 
et  m.  mensee.  — Ditmarus  miles  de  oztorf.1  Heinricus. 
Otto.     Heinricus. 

1  Vgl.  Hagn,   Nr.  141;    Nr.  77,    101,    HO   dürfte   sein  Vater  ge- 
meint sein. 

VIL  Id.  Octobr.  (9.  October).  —  B.  Dionisii  et  sociorum. 

Fridericu8  diac.  et  m.  de  obern  altach.  —  Ludwicus 
conu.  i.  1.  —  Stephanus  herlsperger  pbr.  et  can.  nevburgensis. 

—  Hadmaru8  pbr.  et  m.  medlicensis.  —  Nycolaus  sprancz 
can.  in  gurkch.  —  Jedungus  conu.  et  m.  i.  1.  —  Eberhar- 
dus  pbr.  et  m.  inf.  alt.   —  Albertus   pbr.  et  m.  in  tegrensee. 

—  Albertus  pbr.  et  m.  in  Gersten.  —  Eberbinus  pbr.  et  m.  in 
vccinpach. 

VL  Id.  Octobr.  (10.  October).  —  C.   Geronis  et  sociorum. 

Ernestus  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Marchardus  pbr.  et  m.  in 
8.  cruce.  —  Heinricus  pbr.  Johannes  pbr.  et  m.  inf.  alt. 
Waltherus  conu.  Jevta.  perhta.  Vlricus  hekkch 
maier  et  alhaidis  uxor  sua.  Chunradus  hunznagel? 
Levpoldus. 

7.  Id.  Octobr.  (11.  October).  —  D. 

Nycolaus  episcopus  Ratispon.1  —  Sigehardus.*  Wlgan- 
dus.5  —  Albertus  pbr.  et  m.  inf.  alt.  —  Rudolfus  pbr.  et  can. 
in  secouia.0  —  Pangracius  pbr.  et  m.  in  chodwico. 

1  1313—1340;  Nekrologen  von  St.  Emeram  nnd  Oberaltaich. 

1  Sighard,  Abt  von  Melk  1163-1177. 

8  Wigand,  Abt  von  Lambacb,  gest.  1153.     N.  von  St  Lambrecht. 

HU  Id.  Octobr.  (12.  October).  —  E. 

Hugo  pbr.  et  can.  de  s.  floriano.  —  Hartliebus  pbr.  et 
m.  in  fornpach.  —  Stephanus  pbr.  et  m.  in  meten.  —  Vlricus 
diac.  Osmundus  m.  i.  1.  —  fr.  Heinricus  pbr.  et  m.  de  chot- 
wico.  —  Heinricus.  Heinricus.  —  Johannes  zaler.  — 
fr.  ambrosius  subd.  i.  1.  anno  domini  1443. 

bursarius  seruit.    Commune  officium  pro  defunctis. 

HL  Id.  Octobr.  (13.  October).  —  F.  Colomanni  martyris. 

Heinricus  de  anaso  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Nycolaus  pbr.  et 
m.  in  paumgartenperg.  —  Herlo  pbr.  et  m.  i.  1.  —  fr.  petrus 


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pbr.  et  m.  de  chotwico.   —  perhtoldus  scolar.     Dietwinus 
conu.  i.  1.       Heinricus.    —    Petrus    pbr.  et   m.  in   mönnsee. 

—  Heinricus.    —    fr.  petrus  pleban.  in  chirichperg  anno  do- 
mini  1443. 

II.  Id.  Octobr.  (14.  October).  —  G.  Calixti  pape. 

Heinricus  Roraer  fr.  nr.  de  g&nich.  —  Chunradus  pbr. 
et  m.  inf.  alt.  —  Stephanus  pbr.  et  can.  de  s.  floriano.  —  vlri- 
cus  conu.  et  m.  Wernhardus.  fridericus.  Ditmarus. 
Sophya.  —  Wernhardus  scolar.  Johannes  scolar.  —  vlricus 
pbr.  et  m.  in  varenpach.    —    paulus  pbr.  et  m.  in  Tegrensee. 

Id.  Octobr.  (15.  October).  —  A. 

Petrus  pbr.  et  m.  prior  et  pleb.  in  Lambaco.  —  fr.  Geo- 
rius  magister  artium  i.  1.  0   anno  domini  1433  dictus  crembser. 

—  Meinhardus  i.  1.  Wichardus  conu.  i.  1.  Walchunus. 
Waltherus.  Heinricus.  —  fr.  Nycolaus  pbr.  et  m.  in  alt. 
super.  —  Anna  ml.  in  chodwico. 

XVIL  KaL  Hot.  (16.  October).  —  B.  Galli  confessoria. 

Dominus  Otto  abb.  alt.  inf.8  —  Reicherus  pbr.  et  m.  de 
admfind.  Heinricus  pbr.  et  m.  de  infer.  alt.  —  Rudolfus 
subd.  i.  1.  Alramus.  Chunradus.  —  Rugerus  pbr.  et  m.  de 
chotwico. 

1  Otto  L  1335—1343  oder  Otto  IL  1361—1366. 

XVL  Kai.  Hot.  (17.  October).  —  C. 

Heinricus  pbr.  et  m.  de  s.  laniberto.  Sifridus  pbr.  et  m. 
in  agmunda  Chrotendorfer.  —  Chunradus  abb.1  —  Irnfridus 
conu.  i.  1.     Ernestus.     Alhaidis. 

1  Conrad  111.  von  Mondsee  1399  —  1405  (Studien  nnd  Mittheilnngen 
DI,?,  p. 289). 

XV.  KaL  Hov.  (18.  October).  —  D.  Luce  ewangeliste. 

fr.  fridericus  in  obern  altaich.  —  vlricus  abb.  Lambac.1 
Albertus  abb.*     Chunradus  prior  aspacensis.0    —    Ulricus    m. 

Li.     Meingotus   scolar.    —    Johannes   1.  de   ahliten.*    

Otto.    —    Wolfgaugus  pbr.  et  m.  de  seytensteten   leyser.      

Margarete  ml.  Ratispon.  —  Johannes  acol.  i.  1.  dictus  tobel.4  

fr.  wolffgangus  dictus  czimt  pbr.  et  m.  i.  1.  anno  1440.° 
*  Ulrich  L  circa  1349  bis  circa  1361.    N.  Ton  Limbach. 


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1  Albert  IL  Ton  Aspach  1362—1378  (M.  B  V,  p.  101). 
8  Vgl.  Hagn,  Nr.  105,  107. 
4  Vgl.  Hagn,  Nr.  179. 

XIIIL  Kai.  Hov.  (19.  October).  —  E.  Januarii  et  sociorum. 

Michael  prastler  pbr.  et  m.  i.  1.  1463/  —  Heinricuspbr. 
et  can.  Heinricus.  Trutmannus  conui.  i.  1.  Johannes. 
Chunegundis.     Chunegundis. 

XHL  Kai.  Hov.  (20.  October).  —  F. 

Chunradus  abb.  Lambac.1  —  Nycolaus  pbr.  et  m.  in  paum- 
gartenperg.  —  Maganus  conu.  i.  1.  —  Nycolaus  subd.  in  obern 
altaich.  —   Otto.  —  Martinus  dictus  Graul  pbr.  et  m.  alt.  super. 

1  Conrad  II.  circa.  1345  bis  circa  1347.   N.  von  St  Lambrecht  zum 
18.  October. 

XIL  Kai.  Hov.  (21.  October).  —  G.  XI  miliuin  virginum. 

Chunradus  pbr.  et  m.  i.  1.  de  wienna.  —  fr.  perichtoldus 
prior.    —    Hezil  m.    —    Nycolaus  pbr.  et  m.  de  8.  lamberto.0 

—  Otto  pbr.  et  m.  in  glunic.   —   Otto.     Rihza. 

IL  Kai.  Hov.  (22.  October).  —  A.  Seueri  episcopi. 

vlricus  pbr.  et  m.  de  potenstain  de  seydensteten.  —  Man- 
goldus  pbr.  et  m.   —   Weygandus  praep.  de  s.  floriano  p.  m.1 

—  Perihtoldus  conu.  i.  1.  —  Hermannus  pbr.  et  m.  de  infer. 
alt  fridricus  pbr.  et  m.  ib.  —  otto.  Chunradus.  —  Chun- 
radus de  ripa.  —   Petrus  diac.  in  melico.   —   Alhaidis. 

1  Weigand  Mosinger  1354—1372. 

X.  Kai.  Hov.  (23.  October).  —  B. 

Chunradus  abb.1  —  fr.  Martinus  in  Seytenstain.  — 
Wolcradus.  Enzo  conui.  i.  1.  —  Johannes.  Augustinus 
pbri.  in  alt.  super.  —  Anna  ml.  de  s.  petro  salczp.  Gedrudis. 
Diemudis  conue. 

1  Conrad  von  Garsten  1169—1182,  starb  23.  October  (Contin.  Garst 
Script  IX,  p.  594). 

Vmi.  KaL  Hov.  (24.  October).  —  C. 

Leopoldus.  Leokardis  iudicissa.  —  Erasmus  pbr.  et  m. 
id  8.  Emeramum.  —  Alramus  m.  i.  1.  —  Albertus  de  lusacia 
pbr.  et  m.  i.  1.  —  weatrix  ml.  in  admund.  —  Aribo.  wolf- 
gmngus  pbr.  et  m.  i.  1. 


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VHL  Kai.  Nov.  (25.  October).  —   D.  Crispini  et  Crispine. 

Vlricus  pbr.  et  m.  s.  Marie  in  valle  Dei.  —  Egelolfus 
pbr.  et  m.  —  fridericus  pleban.  in  varichtorf  confr.  nr.  — , 
Petrus  diac.  de  Nevburga.  —  Perngerus.  Rudolfus  conui. 
et  mi.  i.  1.  —  Erhardus  pbr.  et  prior  in  obern  Altach.  — 
Andreas  pbr.  et  m.  in  pawngartenperg.  —  Cristoforus  acolit. 
in  Newburga.  —  Johannes  pbr.  et  m.  ad  8.  Emeramum.  — 
Chunegundis.1 

1  Stand   von  Hand  C  geschrieben  ganz  oben  mit  dem  Beisatz  de 

atzling.     Die  Atzlinger  leisteten  jährlich    ein  seraicium  von  XI  Denaren 

in  nativitate  S.  M.  V.  (Achlenthner,  S.  137). 

VTL  KaL  Non.  (26.  October).  —  E.  amandi  episcopi. 

Philippus  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Valtherus  pbr.  et  m.  in  alt. 
inf.  —  Achacius  darner  can.  secouie.  —  Gotschalcus  conu. 
Simon  Scolaris.  —  Paulus  pbr.  et  can.  in  secouia.  —  Fri- 
dricus  prior  i.  1.  dictus  trwent.  —  Alhaidis.  —  Johannes 
pbr.  et  m.  i.  1. 

VI.  Kai.  Nov.  (27.  October).  —  F. 

Johannes.  Ruegerus  pbri.  et  sacardotes  s.  Marie  in 
Ratispon.    —    Gerunguspbr.  etm.   —  Agnes  sultzpechinn. 

—  Georius  dictus  zawching  pbr.  et  can.  de  s.  floriano.  —  Ste- 
phanus  pbr.  et  m.  in  mänsee.  —  Vlricus  conu.  et  m.  — 
Chonradus  abb.  in  Scheyren.1  —  Michael  tullinger  pbr.  et  can. 
reychenspergensis.   —   Methildis  conua.     Liukardis. 

1  Conrad  V.  1413-1421  oder  Conrad  VI.  1427—1436  (M.B.X,p.  379). 

V.  Kai.  Nov.  (28.  October).  —  G.  Symonis  et  iude. 

Fridricus  abb.1  Heinricus  pbr.  et  m.  i.  1.  —  vlricus 
pbr.  et  m.  de  walthausen.  —  Gotschalcus  pbr.  et  m.  — 
Albertus  asperger  1.  —  Liebhardus  pbr.  et  m.  de  alt  inf.  — 
Jordanus  pbr.  et  m.  de  obern  altaich.  —  Wolfkangus.  Er- 
chengerus  conui.  et  mi.  i.  1.  —    Conradus  1.  de  asperg  occisus. 

—  Fridericus.    —    Vlricus  Sitelsdorffer  pbr.  et  m.  monast  s. 

petri.   —  Elizabet. 

1  Friedrich,   Abt  von  Garsten   1261   bis  circa  1281    (Stadien  und 
Mittheilungen  I,  4,  p.  86—92).     N.  von  Admont. 

JJfSL  Kai.  Nov.  (29.  October).  —  A. 

Otto  camerarius.*  —  Gebhardus  diac.  et  m.  — 
Wenzeslaus  pbr.  et  m.  i.  1.  et  plebanus.   —  Caspar  pbr.  et  m.  de 


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medlico    bursel.     —     Heinricus.      Heinricus    stevbarius1 
conui.  et  mi.  i.  1.    —    Fridericus  forcher  pbr.  et  m.  ad  s.  pe- 
trum  salczpurge.    —    Otilia.   —   Chvnradus  abb.  in  Scheiren. 
*  Rubra. 

1  Heinricus  stevbarius,  stevvarius,  stewbarius;  heute  das  Stoiber- 
mairgut,  Ortschaft  Loimbach,  Pfarre  Sippachzell.  Nota:  Seruicium  1/s  tal., 
qui  dedit  nobis  curiam  suam  et  domum  in  villa,  cuius  domus  commutatio 
est;  de  agro  graemlin  60  den.  et  de  vidua  an  dem  Veld  60  den.  et  duo 
servi  ib.  20  den.  et  partem  in  vocental.  (Hand  C.)  Vgl.  Achleuthner, 
1.  c,  p.  138. 

m.  Kai.  Hov.  (30.  October).  —  B. 

Johannes  freysing  diac.  in  secouia.  —  Heinricus.  Ru- 
dolfus  pbri.  et  mi.  —  Levpoldus  auxiliator  et  uxor  sua  Al- 
haid.  —  leonhardus  abb.  ad  s.  petrum  Salczpurge.0 l  —  Ri- 
cherus.     Chunegundis. 

1  1414—1416  (Mezger,  p.  1166). 

DL  Kai.  Hov.  (31.  October).  —  C.  Quintini  et  Wolfkangi. 

Heinricus  pbr.  et  m.  Heinricus  m.  —  Richerus  1. 
de  edelspekch.1  —  Johannes  pbr.  et  m.  in  pawngartenperg. 
1  Richer  von  Edelspach,  einer  Ortschaft  in  der  Pfarre  Windisch- 
garsten,  erscheint  zwischen  1263  und  1291  neunmal  als  Zeuge  in  unseren 
Urkunden  (Hagn,  Nr.  105,  Nr.  131).  Dazu  die  nota:  Seruicium  Vi  t*l. 
dedit  hmtkebeu  (Hand  O).  Hvntkebeu  ist  das  Hinkermairgut,  Pfarre 
Sippachzell  (Achleuthner,  1.  c,  S.  80  und  159). 

KaL  Hov.  (1.  November).  —  D.  omnium  Sanctorura. 

Albertus  abb.1  —  Johannes  pbr.  et  m.  i.  1.  grepel.  — 
Jacobus  pbr.  et  m.  alt.  super.  —  Wernhardus.  vischalcus 
pbri.  et  mi.  —  Konradus  pbr.  et  m.  de  8.  petro  salczpurge. 
—  Agnetis  de  hotzdorf.  —  Liebhardus  pbr.  et  m.  alt.  inf.  — 
Otto  fr.  nr.  de  Ror.2  —  Caspar  pbr.  et  m.  in  seitensteten.  — 
Rudolfus  abb.  in  forenpach.3  —  Agnes  abbat,  quondam  in  Sion. 
Christina  abbat,  quondam  ibid.  Wernherus  famil.  ibid.  —  Ar- 
noldus  pbr.  et  m.  in  Chodwico. 

1  N.  von  St.  Emeram  hat:  Albertus  primus  abb.  Tegrinsee  et  funda- 

tor  loci     Adalbert,  Bruder  Otakars  746—772  (Obermayer,  p.  1—60).     N. 

von  Tegernsee. 

*  Dieser  sowie  der  gleichlautende  Name  beim  3.  November  ist  von 
Hand  C  geschrieben.  Nota :  Seruicium  abbatis  de  rorario  dedit  curiam  in 
selgraet.    Siehe  die  Urkunde  desselben  Inhaltes  bei  Hagn,  Nr.  62. 

•  Rudolf  von  Steinach  1410—1418.  N.  von  St.  Lambrecht  hat  den 
2.  November. 

ArehiT.  LXXX1V.  Bd.  I.  Hälft«.  7 


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IIII.  Hon.  Nov.  (2.  November).  —  E.  evstachii  et  sociorum  eius. 

Diepoldus  episcopus.1    —     Rudolfus  pbr.  et  m.  i.  1. 

Pernhardus.     Marquardus.   —  Fridericus  miles  chnuzzer.2  m 

—  Marchardus  Ruer.  —  Albero  Ruemund  Ls  —  Ernestus. 
Chunradus.  Rudolfus.  Otacber.  Engelbertus.  —  Mar- 
tinas pbr.  et  m.  in  paugartenperg.0  —  Diemudis.  Chune- 
gundis.  —  Erhardns  abb.  in  Sewn.4  —  Werhardus  pbr.  et  m. 
de  chotwico. 

•  Rubra, 

1  Diepold,  Bischof  von  Passan  1172—1190.  Ueber  ihn  schreibt 
Bernhardus  in  ,De  online  episcoporum  Lanreacensinm'  (Script.  XXV,  p.  658) 
beim  Namen  Diepoldus:  ,Iste  dedit  nobis  ecclesiam  in  chirichperg,  sed  in- 
tolit  nobis  postea  mnlta  mala  per  riolentam  intrnsionem  ad  abbatiam 
fratri  sni  Manegoldi.  Unde  magna  et  diu  perseverans  discordia  inter 
fratres  monasterii  et  episcopnm  est  exorta  et  ad  sedem  apostolicam  devo- 
lnta  sab  Lucio  et  Urbano  HI.'  Vgl.  darüber  die  Urkunden  bei  Hagn, 
Nr.  36,  37,  40,  44. 

1  Erscheinen  ein  paarmal  in  Urkunden  des  14.  Jahrhunderts.  Vgl. 
U.  K.  B.  VI,  p.  483. 

»  Vgl.  U.  K.  B.  VI,  p.  139. 

4  Erhart,  Abt  von  Seon  1411—1438  (M.  B.  H,  p.  121). 

HL  Hon.  Nov.  (3.  November).  —  F.  pirmini  episcopi. 

Nycolaus  pbr.  et  m.  in  alt.  inf.   —   Otto  1.  fr.  nr.  de  Ror. 

—  Marquardus  1.  de  hagwald  occisus.     Emhildis  soror  eins  virgo. 

—  Andreas  pbr.  et  m.  alt.  inf.   —   Ruzi.     pirman  conui.  i.  1. 

—  fridericus  pbr.  et  m.  de  obern  altach.     —     Eberhardus. 
Karolus.     Dietricus.    —    Georius  pbr.  et  can.  de  s.  floriano. 

—  Johannes  pbr.  et  m.  dictus  prutzner  i.  1.  —  Irmgardis. 
fridraun.      Gedrudis.      Irmila.      perchta.      Engelmudis. 

—  Georius  abb.  in  forenpach.1 

1  Georg  I.  ron  Formbach  1435—1438  (IL  R  IV,  p.  2). 

IL  Hon.  Hov.  (4.  November).  —  G. 

Dietricus  pbr.  et  m.  in  reichenbach.  —  Heinricas  pbr.  et 
m.  Jacobus  m.  Scolaris  i.  1.  —  Sejfridus  sac.  dictus  Lanczen- 
perger.1 —  Chunradus.  Gisila.  Methildis.  Jevta.  Engela.* 

1  VgL  Hagn,  Nr.  232. 

1  Nota:  Semicium  '  ,  taL  (Hand  C). 

Hon.  Hov.  (5.  November).  —  A. 

Rudbertus    episcopus.1    —    Otto  abb.  Rotensis.*     

Erasmus  pbr.  et  m.  alt  inf.   —  Chunradus  prior.   —    Mauricius 


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diac.  lambac.  Michael  prof.  ib.  —  Siboto  m.  —  Mehtildis 
de  asperch  vidua.  —  Michael  pbr.  et  m.  alt.  inf.  —  Johannes 
pbr.  et  m.  in  Scheiren. 

1  Rupert  von  Passau    1164  —  1166.     N.  von  Traunkirchen   erwähnt 
ihn  zum  4.  November. 

«  Otto  I.  Vorcher  1308—1326  (M.  B.  I,  p.  341). 

TOL  Id.  Nov.  (6.  November).  —  B.  Leonhardi  confessoria. 

Hainricus  conu.  de  obern  altach.  —  Johannes  dyac.  et 
m.  de  alt.  inf.  —  Heinricus  pbr.  et  m.  —  Heinricus  pbr. 
et  m.  8.  georii  in  prvfening.  —  Viricus  pbr.  et  m.  alt.  inf.  — 
Wintherus  m.  Alberus  scolar.  i.  1.  —  viricus  pbr.  et  can. 
in  newnburga.  —  Laudegardis  priorissa  in  schyplicz.  Mar- 
garete ml.  ibid.  —  Elyzabeth  1.  de  sluzelberch.  —  Alhaidis. 
Wichlin.   —  Johannes  pbr.  et  m.  in  chodwico. 

VIL  Id.  Hov.  (7.  November).  —  C.  Willibrordi  episcopi. 

Halbhardus  pbr.  et  m.  de  obern  alt.  —  Sex  pbri.  et  mi. 
in  chfttwico,  unus  subd.  duo  acoliti.  —  Hertwicus  subd.  de  s. 
paulo.  —   Leo.    Fridricus.     Andreas.     Günther.     Helka. 

—  Hugo  pbr.  et  m.  in  scheiren. 

VL  Id.  Hov.  (8.  November).  —  D.  IIIIor  coronatorum. 

viricus  pbr.  et  m.  i.  1.     Perhtoldus  m.  i.  1.   —   Caspar 
pbr.  et  m.  admontens.0  —  Andreas  abb.  in  pawngartenperg.0 1 
1  Andreas  I.  1405—1419  (Pritz,  Archiv  XU,  p.  37). 

V.  Id.  Hov.  (9.  November).  —  E.  Theodori  martyris. 

Embricho  episcopus.1  —  Hertwicus  pbr.  et  m.  prior 
et  custos  i.  I.2'  —  Johannes  pbr.  et  m.  i.  1.  p.  m.*  —  Jo- 
hannes pbr.  et  can.  de  s.  floriano.     —     Hadmarus  conu.  i.  1. 

—  viricus  acolit.  in  mansee.  —  Dietmarus  m.  et  sac.  in  pau- 
gartenperg  et  Heinricus  familiaris  ib.  —  Johannes  pbr.  et  m. 
b  castello.0  —  leonhardus  Seybenstorffer  pbr.  et  can.  in  newn- 
burga. 

»  Rubra. 

1  Embricho,  Bischof  von  Würzburg  1125—1146,  starb  am  10.  No- 
vember (Potthast,  p.  446).     N.  von  Lambach.     Vgl.  Hagn,  Nr.  31. 

1  Wenn  nicht  der  Name  selbst  von  Hand  C  geschrieben  ist,  so 
stammt  sicherlich  das  übergeschriebene  sluzzelberch  von  dieser  Hand. 
Der  Prior  Hertwig  von  Schlüsselberg  nahm  grossen  Antheil  an  der  Ord- 
nung der  Besitzverhältnisse  unter  Abt  Friedrich  von  Aich  (Script  XXV, 
p.  628).     Inwieweit   man  aus  der  Bemerkung  Bernhards   fol.  27  b:     ,Item 

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oniues  fenestre  inonasterii  per  fratrem  Hertwicum  custodem  vitria  pulchri 
decorate1  schliessen  darf,  Hertwig  habe  »ich  auf  Glasmalerei  verstand« 
mag  dahingestellt  bleiben.     Vgl.  Hagn,  Das  Wirken  etc.,  S.  35. 

IUI.  Id.  Hov.  (10.  November).  —  F.  Martini  pape. 

Reinbertus  episcopus.1    —    Chunradus   pbr.  et  m. 
newburga.   —  Ozi  pbr.  et  m.    —   Fridricus  pbr.  et  can.  de 
floriano  dictus  stetner.   —  Heinricus.     Elyzabet 

1  Reginbert  von  Passau  1 138— 1148;  die  Neurologien  haben  mi 
diesen  Tag.    Vgl.  Hagn,  Nr.  30,  33. 

m.  Id.  Hov.  (11.  November).  —  G.  Martini  episcopi. 

Richardus  pbr.  et  m.  i.  1.     Rudbertus  subd.      Hei 
ricus  pleban.   —   Nycolaus  pbr.  et  m.  i.  1.  dictus  Hofchirich« 

—  Heinricus.      Methildis  abb.     —    Agnes   uxor  Erne 
ocztorfarii  .  .  .  ? 

n.  Id.  Hov.  (12.  November).  —  A. 

Marquardus  abb.1  —  Johannes  abb.  s.  Emerami.*0 
Oswaldus  subd.  in  mansee.   —  Pillunch.5  —   Chonradus  pl 
et  m.  in  scheyren.   —  Chunegundis.     Methildis. 

1  Abt  von  Garsten,  früher  von  Gleink  1182—1196  (Studien  u 
Mittheilungen  I,  3,  p.  38).    N.  von  Admont. 

1  Johann  I.  Hauner  1395—1402  starb  am  10.  November  (Studi 
und  Mittheilungen  IV,  2,  p.  132).  N.  recens  von  St  Emeram  (M.  B.  XJ 
p.  400). 

•  Vielleicht  Pillung  von  Pernstain,  der  um  die  Mitte  des  12.  Ja 
hunderte  unser  advocatus  war.  Hagn  Nr.  33.  Vgl.  Script  XXV,  p.  6 
633,  671. 

Id.  Hov.  (13.  November).  —  B.  Brictii  confessoris. 

Stephanus  pbr.  et  m.  i.  1.  puchchensteig.   —  Barbara  die 
streipergerin  ml.  Ratispon.    —    Heinricus  prof.  pleban.  in  T 
haim.   —  Andreas  pbr.  et  m.  alt  inf.     Bartholomaeus  pbr.  et 
ib.     —     Heinricus   conu.   i.  1.     —      Gerungus   praep.  ad 
ypolitum.1  —   Hemma  abbat.*  —   Chunradus.     wesgrimt 

—  Caspar  dictus  Gader  pbr.  et  m.  ad  s.  petrum.   —  Ruger 
pbr.  et  m.  in  scheiren. 

1  Gerung  Pfischinger  13S8— 1407.    N.  von  St  Polten. 
1  Emma  von  Nonnberg,   die  i weite  Aebtissin,   lebte  im  10.  Ja 
hundert     N.  von  Nonnberg  und  St  Peter. 


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IYIIL  Kai.  Dec.  (14.  November).  —  C. 

Nycolaus  prior,  leupoldus  decanus  de  s.  ypolito.0  —  Ra- 
poto  diac.  et  m.  i.  1.   —   Christanus  pbr.  et  can.  de  newnburga. 

—  0  fr.  Johannes  senior   plebanus   et  m.  in  Seytensteten  p.  r. 

—  G  an  dachras  cona.  i.  1.  —  Obyt  fr.  Hermannus  senior 
quondam  abb.  i.  1.  p.  m.  Anno  domini  1430.  —  Jevta  conu a. 
Fridericus  m.  in  pavgartenperg. 

bursarius  seruit.    Commune  officium  pro  defunctis. 

1  Hermann  IL  ans  Meten;  da  er  schlecht  wirtschaftete,  wurde 
Florian  von  Garsten  zum  Administrator  bestimmt,  der  sich  auch  nicht 
bewährte,  worauf  durch  Vermittlung  Herzogs  Albrecht  V.  die  Verwaltung 
der  temporalia  dem  Andreas  Hörleinsperger  und  dem  Hofrichter  Stephan 
Pierbaumer  übertragen  wurde.  .Hermannus  in  die  cinerum  anno  1419 
ibbaciam  in  manus  visitatorum  resignauit  prouisione  obtenta  non  modica 
et  obiit  Tero  anno  1430.«     (Script.  XXV.) 

XYH  Kai.  Dec.  (15.  November).  —  D. 

Hertingus  prior  ecclesie  s.  andree  in  glunicht.  —  Ru- 
dolfus.  Heinricus  pbri.  et  mi.  —  Johannes  abb.  in  pri- 
fening.10  Georgius  abb.  in  pruel.0  —  Johannes  pbr.  et  m.  in 
pawngartenperg  —  Cholomannus  acolit.  in  newburga.  —  Die- 
tricus  conu.  i.  1.  Maria  de  asperch.  —  Wolfgangus  pbr. 
et  m.  seytensteten. 

1  Johann  I.  1401—1414  (Studien  und  Mittheilungen  HI,  1,  p.  134). 

XYL  Kai  Dec.  (16.  November).  —  E.  Othmari. 

Raffoldus  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Albertus  pbr.  et  m.  in  alt. 
super.  —  Stephanus  conu.  de  newburga.  —  Dietmarus 
conu.  i.  1.     Pilgartus.   —  Hainricus  pbr.  et  m.  in  scheiren. 

XV.  Kai.  Dec.  (17.  November).  —  F.  Florini  confessoris. 

Chunradus  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Conradus  pbr.  et  m.  de 
8.  Umberto.  —  Gedrudis  de  haizzin.  —  Guntherus  conu. 
i.  L    Walchunus      Heinricus. 

XTTTT.  Kai.  Dec.  (18.  November).  —  G. 

Haimbricus  Rorarius  abb.  medlicens.1  —  Weychardus  pbr.  et 
m.  de  chötwico.  —  Wolfgangus.   Ulricus  pbri.  et  cani.  de  8.  ypo- 
lito. —  Fridricus  m.  i.l.    Chunradus  scolar.  —  leonhardus 
pbr.  et  m.  in  tegrensee.  —  Wipoto.    Gerdrudis.    Irmgardis. 
1  Heinrich  II.  von  Rohr  1340—1341,  starb  am  2.  September. 


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102 

XIIL  Kai.  Dcc.  (19.  November),  —  A.  Elyzabeth. 

Ekkardus  abb.  de  admund.1  —  Heinricus  pbr.  et  can.  in 
newburga.  —  Fridricus  pbr.  et  m.  —  Chunradus  pbr.  de 
aw.  —  Christannus  abb.  monast.  h.  1.  dictus  Otstorfer  Anno 
domini  1349.*  —  Raffoldus  conu.  et  m.  —  Anna  abbat,  in 
Trawnkirichen.8  —  Heinricus  scolar.  de  chlingelbrunn.  — 
Albaidis.     Hilkardis. 

1  Ekhard  Lauterbeck  1327—1338,  starb  am  20.  November.  N.  toii 
Admont. 

1  1346—1349;  N.  von  Traunkirchen;  N,  von  8t.  Polten  hat  ihn  »um 
20.  December. 

•  Anna  II.  Ottetorfer  nach  G.  Friess  1370—1402. 

Xn.  Kai.  Dcc.  (20.  November).  —  B. 

Berchtoldus   abb.  i.  1.  p.  m.  natione  de  Achleiten.1 

—  Johannes  pbr.  et  m.  de  lambaco.  —  Commemoratio  patruin, 
matrum  fratrum  et  sororum.  —  Nicolaus  et  Otto  de  s.  lamberto 
p.  ra.  —  Chuno  pbr.  et  m.  in  vornpach.  Chuno  subd.  ibid.  — 
Obiit  Johannes  dictus  pollnhaymer.8  —  Johannes  nouicius  in 
admund.  —  Liupoldus.  —  leonhardus  pbr.  et  m.  in  Tegren- 
see.    —   Wilbirgis.     Jevta. 

1  1256—1273.  Er  war  aus  dem  Kloster  Garsten  und  bevor  er  Abt 
wurde,  hospitalarius  am  Pyhrn  (Script.  XXV,  p.  673).  Nota:  Seruicium  de- 
dit  curiam  in  syppach  1  tal.  et  fundauit  infirmariam  (Hand  C). 

*  Siehe  zum  1.  December,  Anm.  1. 

XL  Kai.  Dcc.  (21.  November).  —  C. 

Andreas  pachinger  acol.  prof.  ad  s.  petrum.  —  Otto  ple- 
banus  in  prukk  ahleiter.   —  Johannes  pbr.  et  can.  de  s.  ypolito. 

—  Obyt  fr.  symon  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Heinricus.  Otto. 
Hadmarus.     Pabo. 

X.  Kai.  Dec.  (22.  November).  —  D.  Cecilie  virginis. 

Fridericus  pbr.  et  m.  i.  1.  quondam  abb.  p.  m.1  Hie 
rexit  52  annos  et  multa  bona  fecit.  —  Levttwinus  abb.  de 
obern  altaich.2  —  Martinus  conu.  alt.  inf.  —  Pertholdus  de 
otzdorf.3  Et  uxor  sua  Agnetis  Seruicium  7s  tal.  —  Rugerus 
pbr.  et  m.  i.  1.  dictus  oeztorfer.  —  Hermannus  pbr.  et  m.  de 
s.  paulo.  —  Vlricus.4  Otto.  Chunradus.  Rudolfus.  — 
Eugla  ml.  in  Salczpurg.    —   Hedwich. 

1  Hand  C,  der  Zusatz  von  Hie  etc.  von  einer  weit  jüngeren  Hand. 
Abt  Friedrich  von  Aich  1273— 1325,  starb  1327.    Vgl.  Script.  XXV,  p.  635, 


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103 

636,  673—676.    Nota:     —  XIJ1II  annis  . . .  tavit  Ried  infirm[arie]  anno 
domioi  132  VI. 

1  1369—1362  (M.  B.  Xu,  p.  12). 

•  Vgl.  Hagn,  Nr.  150,  180,  227. 

4  Nota:  Seruicium  1  tal. 

VmL  Kai  Dec.  (23.  November).  —  E.  Clementis  pape. 

Heinricus  pbr.  et  m.  de  s.  lamberto  et  alii  duo  eius- 
dem  loci  pbri.  et  mi.     —     Johannes   subd.  et  m.  in  obern  alt 

—  fr.  Johannes  sacerd.  et  m.  in  paugartenperg.  —  Gerun- 
gus   pbr.    et   m.    de  s.  petro.  —  Achacius  pbr.  et  m.  in  meten. 

—  Heinricas.     Perngerus.    Weigandus. 

VlLL  Kai.  Dec.  (24.  November).  —  F.  Chrisogoni  martyris. 

Heinricus  miles  de  prevhaven.1  —  Altraannus  abb.  in 
meten.*  •     —     Erasmus  et  Fridricus  welczer  acolit.  in  secouia. 

—  Rvdbertus.  Herandus  conui.  et  mi.  i.  1.  —  Fride- 
ricus  pbr.  dictus  taler  m.  de  s.  paulo.  —  Johannes  pbr.  et 
m.  in  scheyren.  —  Warmüt  conu.  et  m.  —  Otto  de  aiter- 
bach.s  Nicolaos  de  puech  pbr.  et  m.  —  Elizabeth  ml.  in. 
admund. 

1  Die  Preuhafen  waren  ein  adeliges  Steyrer  Rathsherrengeschlecht 
(t.  Starkenfels  IV,  5,  p.  268).  Vgl.  Hagn,  Nr.  207.  Sie  sind  am  Ende 
des  14.  Jahrhunderts  Lehenslente  des  Klosters.  ,Item  Prevhafen  IUI" 
domos  in  liaegleinsdorf  (Codex  Frideric.  A,  foL  94  b). 

1  8tarb  1388  (M.  B.  XI,  p.  350). 

»  Vgl.  Hagn,  Nr.  110,  114. 

VIL  Kai  Dec.  (25.  November).  —  G.  Katerine. 

Georius  pbr.  et  m.  alt.  inf.  —  Thomas  pbr.  et  m.  8.  flo- 
riani.  —  Heinricus  pbr.  et  m.  alt.  inf.  —  Adal  conu.  i.  1. 
Ortolfus  tverl.  Rudolfus.  Heinricus.  Eberhardus. 
Chunradus.   —  Diemudis.     Perchta. 

VL  Kai.  Dec.  (26.  November).  —  A. 

Johannes  subd.  et  m.  in  s.  cruce.  —  Eberhardus  episc.1 

—  Petrus  pbr.  et  m.  alt  inf.  —  Paulus  Scolaris.  —  Cristoforus 
pbr.  et  m.  in  meten.   —   vlricus  pbr.  et  prior  in  pavgartenperg. 

—  Meingoz.    Goldo  conui.  mi.  i.  1.    vlricus.   Purchardus. 

—  Fridericu8  pbr.  et  m.  in  pruel.0   —   Gedrvdis. 

1  Eberhard  HI.  von  Truchsen,  Erzbischof  von  Salzburg,  1200  bis 
1246,  starb  am  1.  December  (Meiller,  p.  565). 


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104 

V.  Kai.  Dec.  (27.  November).   -  B. 

Symou  pbr.  et  m.  de  s.  petro.  —  Johannes  pbr.  et  m.  in 
super,  alt.0  —  Anthonius  conu.  in  mänsee.  —  Hadmarus. 
Heinricus.  Symon.  Gvndacher.  —  petrus  conu.  in  New- 
burga. 

IIIL  Kai  Dec.  (28.  November).  —  C. 

Gotschalcus  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Reichildis  conua.  inclusa 
in  wartperch  soror  nra.  —  Heinricas  conu.  et  m.  in  obern 
alta.  —  Achacius  pbr.  et  can.  in  Grifen.0   —   Otacher.1 

1  Vielleicht  Markgraf  Otakar  VI.,  der  Gründer  von  Garsten,  gest 
1122.    N.  von  St.  Lambrecht,  St  Andrä  and  Traunkirchen. 

in.  Kai.  Dec.  (29.  November).  —  D.  Saturnini  crisanti. 

Richerus  pbr.  et  can.  de  s.  floriano.  —  Petrus  abb.1  — 
Rudbertus  sac.  0  Gamaridus  de  Sarching  honorabilis  civis 
Ratispon.  Elizabet  uxor  eius  dicta  Dorärinn.  Ermoldus.  vlri- 
cus  dictus  wild  fratres  eiusdem.  —  vlricus.  vlricus.  —  Jo- 
hannes abb.  alt.  inf.°  —  Rudolfus  prior  in  meten.0  —  Sigis- 
mundus  poppenperger  pbr.  et  can.  in  reichensperg. 

1  Konnte  nicht  bestimmt  werden. 

*  Johann  I.  1402—1414  oder  Johann  IL  1414—1433. 

II.  Kai.  Dec.  (30.  November).  —  E.  Andree  apostoli. 

Martinus  pbr.  et  m.  i.  1.  svnel.1  —  Hanricus  albus 
pbr.  et  m.  i.  1.  —  Wolfkerus  pbr.  et  m.  —  Godehardus 
pbr.  et  m.  in  alt.  inf.  —  Margardis  de  hachleiten.  —  Erhar- 
dus  nouicus  in  pruel.  —  Leupoldus.  Otto.  —  Simon  praep. 
in  newburga.*0  —  Margaretha  ml.  in  Newburga.0 

1  Martin  Sünel  erscheint  wiederholt  als  Spender  von  Büchern  in 
unseren  Handschriften. 

1  Simon  II.  Heindl  1451  —  1465  (Fischer,  p.  211).  N.  von  St  Polten 
hat  den  17.  Mars. 

Kai.  Dec.  (1.  December).  —  F. 

Chunradus.  Heinricus  pbri.  et  mi.  in  Reichenbach.  — 
Dorothea  pollhaymerin.1  —  Fridericus  sac.  —  Barbara 
polhaymerin.*  Margareta  sighaymerin.  Katherina  hawskiricherin. 
—  Heinricus  conu.  et  m.  —  fr.  Albertus  conu.  et  m.  alt. 
inf.  —  Fridericus.  Fridericus.  vlricus.  Elbinus. 
Methildis. 


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105 

1  Dorothea  von  Pollheim,  Gemahlin  Hanns  von  Pollheim's,  eine  ge- 
borene Hohenberg,  erscheint  um  1393  (Preuenhuber,  Annales,  p.  460). 
Ans  dem  Geschlechte  der  Pollheimer  war  auch  ein  Abt  von  Krems- 
münster, Martin  II.  1376—1399.  Noch  im  Todesjahre  1399  macht  dieser 
Abt  für  seine  Familie  eine  Stiftung  (Hagn,  Nr.  336).  Der  Gemahl  der 
Dorothea,  Hanns,  ist  von  demselben  Schreiber  zum  20.  November  ein- 
getragen. 

*  Barbara  Pollheimer,  Herrn  Christof  von  Sinzendorfs  Tochter,  Ge- 
mahlin Weichards  von  Pollheim,  erscheint  1397  (Preuenhuber,  Annales, 
p.  469).  Vgl.  Hagn,  Nr.  275.  Die  Pollheimer  hatten  seit  Anfang  des 
13.  Jahrhunderts  bis  1335  die  Burg  Scharnstein  inne,  die  im  selben  Jahre 
an  die  Brüder  Reinprecht  und  Friedrich  von  Wallsee  kam;  doch  noch 
im  15.  Jahrhundert  waren  sie  mit  vielen  ihrer  Besitzungen,  namentlich  in 
der  Pfarre  Viechtwang,  Lehensleute  des  Klosters.  So  erscheinen  Sigmund, 
Andre  und  Merten,  Söhne  Reinprechts  von  Pollheim,  für  den  halben 
Lanngsberg  noch  1466  lehenspflichtig  (Urbar  von  1467,  fol.  138  b). 

im.  Hon.  Dec.  (2.  December).  —  G. 

Wisinto  pbr.  et  m.  i.  1.  p.  m.1  —  Arnoldus  pbr.  et 
m.  i.  1.  Pernbardus.  Engelgerus  sacerd.  Hermannus 
plebao.  vlricus  scolar.  —  vlricus  1.  sulzpech.*  — 
symon  pbr.  et  m.  prof.  in  formpach. 

1  Wisinto  wird  als  selig  verehrt;  er  lebte  um  die  Mitte  des  11.  Jahr- 
hunderts (Script  XXV,  p.  631,  Note  zu  1050). 

1  Nota:  Seruicium.     Vgl.  Hagn,  Nr.  128,  180. 

HL  Hon.  Dec.  (3.  December).  —  A. 

Andreas  Göttb'nger  pbr.  et  m.  Salczpurg.  —  Perch- 
toldus.  Wipoto  pbri.  et  mi.  —  Heinricus  scolasticus  n. 
congregationis.  —  Poto  m.  Chunradus  scolar.  —  Item 
vlricus  pbr.  et  m.  prior  in  obernpurg.0 

IL  Hon.  Dec.  (4.  December).  —  B.  barbare  virginis. 

Vdalricus.1  Marquardus2  abbates.  —  Fridericus 
abb.8  —  Andreas  pbr.  et  m.  in  admund.  —  Dlthardus  pbr. 
et  m.  fr.  nr.  quondam  abb.  in  Mensee.4  —  Albertus  prior  de 
s.  lamberto.  Leonbardus  pleban.  in  pramberg  prior.  Stephanus 
pbr.  et  m.  in  reycbenbacb.  —  Nicolaus  magister  artium  pbr. 
et  m.  in  cbodwico.   —   Alhaidis.     Albaidis.     Methildis. 

1  Ulrich  I.  von  Michelbeuern  1293—1302  (Filz,  p.  331—334).  N. 
von  Michelbeuern  zum  14.  December. 

1  Marquard  I.  von  Gleink  1165  bis  circa  1190  (Pritz,  p.  164).  N. 
ron  St.  Rupert  und  Domstift  Salzburg  zum  3.  December. 

*  Nach  N.  8.  Emerami  recens  Abt  von  Prüfling,  starb  1280. 


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4  Dithard  von  Mondsee  1299—1313  (8tudien  und  Mittheilungen  HI, 
2,  p.  288). 

Hon.  Dec.  (5.  December).  —  C. 

Heinricus  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Magister  Chunradus  fr. 
nr.  qui  dedit  nobis  multa  in  libris  et  in  rebus.  Decretales. 
Decretum.  Summas  domini  Hostiensis  Innocentü  et  Petri  de 
Sampona.1  —  Perengerus  1.  de  gizzer.  —  Heinricus.  — 
Wolffgangus  prior  in  admund.  —  Gedrudis.  Alhaidis. 
Cbunegundis. 

1  Lebte  zur  Zeit  des  Abtes  Friedrich  von  Aich,  wie  unsere  Quellen 
berichten:  Item  de  libris  logicis,  quos  legavit  magister  Chunradus  (Script. 
XXV,  p.  675).  ,Huius  (Friderici  abbatis)  tempore  obierunt  magister  Chun- 
radus et  Otto  plebanus  de  Wels,  a  quibus  habuimus  multos  libros,  maxime 
iuris,  quos  omnes  fere  vendidit.*  Die  Eintragung  des  Namens  ist,  wie  es 
scheint,  nicht  von  Hand  C,  sicher  aber  der  Theil  JLa  libris  et  in  rebus4, 
der  übergeschrieben  ist. 

VIH.  Id.  Dec.  (6.  December).  —  D.  Nicolai  confessoris. 

Cbunegundis  de  aicb  uxor  Rorarii.  —  Rudolfus  pbr. 
et  m.  i.  1.  —  Johannes  de  tanne  1.  occisus.1  —  Johannes  pbr. 
et  m.  alt.  inf.  —  Arbo  m.  i.  1.  —  Heinricus  miles  de  alhar- 
ting.*  —  viricus  conu.  —  Chunradus  1.  sippecb.  — 
Andreas  abb.  in  pawgartenperg.8  °  —  Stephanus  pbr.  et  m.  in 
Tegrensee. 

1  Vgl.  U.  K.  B.  V,  p.  468. 

•  Hand  C;  vgl.  Hagn,  Nr.  133,  198,  204. 

s  1406—1419  (Pritz,  Archiv  X,  p.  62). 

VII.  Id.  Dec.  (7.  December).  —  E. 

Arnoldus  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Stephanus  pbr.  et  m.  i.  1. 
—  Leo  pbr.  et  m.  Inclusus.  —  Leo  pbr.  et  m.  —  Mar- 
quardusdiac.  —  Nicolaus  pbr.  et  m.  in  Glewnkch.  —  Obiit 
fr.  georius  i.  1.  pbr.  m.  anno  domini  MCCCCXXV.  —  Her- 
mannas. Otto.  Chunradus.  Ditmarus.  Offemia. 
Jevtta.     Wiluuirgis.     Perchta. 

VI.  Id.  Dec.  (8.  December).  —  F.  Conceptio  s.  Marie. 

Heinricus  pleban.  de  Stainchirichen.  —  Fridericus  de 
hagwald  in  anasum  scolasticus.  —  Engelgerus  diac.  et  m. 
fr.  nr.  Ditmarus  conu.  —  Arnulfus  imp.1  —  Karolus. 
Walchunus.  viricus.  —  Jacobus  pbr.  et  m.  alt.  inf.0  — 
Johannes  grueber  pbr.  et  m.  ad  s.  florian. 


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107 

1  Hand  C.  Kaiser  Arnulf  war  einer  der  grOssten  Wohlthäter  des 
Klosters.  Vgl.  Hagn,  Nr.  9,  10,  11,  12,  13,  14;  Mühlbacher  Nr.  1724, 
1725,  1738,  1739,  1763,  1841.  Ueber  die  unechte  Urkunde  vom  3.  Jänner 
S88  (Hagn,  Nr.  8),  eine  Fälschung,  die  wahrscheinlich  zur  Zeit  des  Bern- 
hardus  Noricus  aus  dem  Passauer  Archive  genommen  wurde,  vgl.  Mühl- 
bacher, Nr.  1723.  Ueber  seinen  Todestag  stimmen  die  Nekrologien  auf 
den  8.  December  überein;  nur  das  N.  von  St.  Emeram,  wo  er  begraben 
ist,  hat  den  27.  November. 

V.  Id.  Dec.  (9.  December).  —  G. 

Dietricus  abb.  i.  I.1  et  iacet  ante  altare  sancte  crucis  in 
medio  p.  m.  —  Viricus  pleban.  de  8.  floriano.  —  fr.  petrus 
scolar.  et  m.  in  meten.  —  Johannes  subd.  de  vornpach.  — 
Siboto  inclusus  fr.  nr.     —    lazarus  pbr.  et  m.  in  Tegrensee. 

—  Irmgardis  conua.  soror  nostra.     Gedrudis. 

1  Dietrich  wurde  um  1080  vom  Bischöfe  Altmann  von  Passau  von 
Gozawe,  Gottesau  in  der  Diöcese  Speier,  als  Abt  nach  Kremsmünster  be- 
rufen, um  die  Regel  i  von  Clugny  nach  den  Statuten  des  Abtes  Wilhelm 
von  Hirsebau  einzuführen  (vita  B.  Altmanni  in  Script.  Xu,  p.  232;  ähnlich 
theilweise  mit  Benützung  der  vita  Auct.  Cremif.  Script.  IX,  p.  553;  Hist. 
Cremif.  Script.  XXV,  p.  631 ;  Bernardus  XXV,  p.  657).  Vgl.  auch  P.  Pius 
Schmieder:  Woher  war  der  Reformabt  Theoderich?  (Stadien  und  Mit- 
theilungen IV,  3,  p.  134  ff.)     N.  von  Admont,  St.  Andrä,  St  Florian. 

mL  Id.  Dec.  (10.  December).  —  A.  evlalie  virginis. 

Chunradus  abb.1   —   fr.  nicolaus  m.  et  pbr.  in  wilherig. 

—  Rudbertus  diac.  et  m.  i.  1.  —  Ortolfus  pbr.  et  can.  dictus 
polnhaimer  de  8.  ypolito.  —  Walcherus.  —  viricus  pbr.  et 
m.  in  reychenbach.   —   Alhaidis. 

1  Conrad,  Abt  von  Tegernsee  1186 — 1189;  N.  von  Admont  zum  15., 
Ton  Traunkirchen  zum  16.  December. 

HL  Id.  Dec.  (11.  December).  —  B.  Damasi  pape. 

Heinricus  abb.1  Rudolfus  pbr.  et  m.  fr.  nr.  Tas- 
silo  dux  et  m.  fundator  i.  I.2  —  liutpirgis  vxor  eius.  — 
Wolfot  m.  Gvntherus  filius  fundatoris.  Hie  fundauit 
XVIII  monasteria.  —  Bilbirgis.  —  Thomas  pbr.  et  can.  ad 
s.  ypolitum.  —  Perchta.  Richildis. 
1  Konnte  nicht  bestimmt  werden. 

8  Tassilo  II.,  Herzog  von  Baiem  circa  749—788.  Könnte  Hand  C 
sein.  Denselben  Todestag  haben  die  meisten  Nekrologien,  Tegernsee  hat 
den  12.  December.  Thierhaupten,  gleichfalls  eine  Gründung  Tassilos,  das 
sogar  dieselbe  Gründungssage  hat  wie  unser  Kloster,  hat  zum  15.  Februar: 
Anni verBari nm    generale    primarü    fandatoris.     Ueberraschend  ist  die  Be- 


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merkung  des  N.  der  Schotten  in  Wien  zum  11.  December:  Tessilonis  dncis 
Bavarie,  monachi  in  Kremsmünster  qnod  fundavit  Von  seinen  Söhnen 
erscheint  Theodo  im  N.  von  Nonnberg  verzeichnet;  Theodebert  nnd  die 
Töchter  Cotani  nnd  Hrotmnd  erscheinen  im  Verbrfiderangsbuche  von 
St.  Peter.  Der  angebliche  Sohn  Günther  kommt  ausser  in  unseren  Quellen 
und  in  der  Gründungssage  von  Thierhaupten  (M.  B.  XV,  p.  92)  nirgends 
vor.  Der  Tod  Tassilos  erfolgte  jedenfalls  nach  794,  zu  welchem  Jahre 
die  Ann.  Laureshamenses  berichten :  ,Et  in  ipso  synodo  advenit  Tassilo  et 
pacificavit  ibi  cum  domno  rege  abnegans  omnem  potestatem  quam  in 
Paivaria  habuit  tradens  eam  domno  regi*  (Script.  I,  p.  36).  Seine  Gemahlin 
Liutpirg  ist  von  jüngerer  Hand  eingetragen. 

II.  Id.  Dec.  (12.  December).  —  C. 

Gotschalcus  pbr.  et  pleban.  in  hadreinshofen.  —  Perich- 
toldus  pbr.  et  m.  Hertwicus.  Isingrimus.  Rakko 
conui.  LI.  Fridricus  fr.  nr.  Pernhardus.  Otacher. 
Methildis  conua.     Alhaidis.     Gedrudis. 

Id.  Dec.  (13.  December).  —  D.  Lucie  virginis. 

Gerhardus  abb.1  Levtoldus.  Heinricus  pbri.  et 
mi.  —  Viricus  minimus  de  seydensteten  pbr.  et  m.  —  leon- 
hardus  prior  alt.  inf.  —  Heinricus  steinwenter.8  —  Hiltgardis 
uxor  sua.  —  Rugerus  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Otto  abb.  inf.  alt. 
Johannes  pbr.  et  m.  ib.  —  Heinricus.  Walchunus.  Sigla. 
Amabilis.     Richza.     Benedicta. 

1  Konnte  nicht  bestimmt  werden. 
•  Vgl.  Hagn,  Nr.  140. 

XVim.  Kai.  Jan.  (14.  December).  —  E. 

Wernherus  sac.  et  m.  praep.  in  rimichna.  —  Martinus 
pbr.  et  can.  de  s.  floriano  dictus  Mulbanger.  —  Meinhardus 
subd.  et  m.  —  Otto  1.  dictus  Cherspechk.  —  Rodpertus. 
Arnoldus  mi.  i.  1.  Chunradus.  Wolfgangus  pbr.  et  m. 
i.  1.  p.  m. 

XVIII.  Kai.  Jan.  (15.  December).  —  F. 

Chunradus  pbr.  et  m.  in  obern  altaich.  —  0  Wilhelmus 
prior  8.  pauli.0  —  Sebastianus  dictus  munichpucher  pbr.  et  m. 
i.  1.  obiit  anno  domini  1442.  —  Rudolfus  subd.  et  m.  i.  1. 
—  Alexius  pbr.  et  m.  in  tegrensee.  —  Liukardis.  Ge- 
drvdis. 

bur8arius  seruit.     Commune  officium  pro  defunctis. 


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109 

XVH  Kai.  Jan.  (16.  December).  —  G. 

Rogerus  pbr.  et  m.  aichperger  de  altab.  —  Heinricus  pbr. 
et  can.  de  s.  ypolito.  —  Cbunradus  murator  fr.  nr.  Ru- 
dolfus.     Hertunicu8.     Wiluuirgis. 

XVL  Kai.  Jan.  (17.  December).  —  A. 

vdalricus  pbr.  et  m.  Eberhardus  sac.  Rugerus 
conu.  et  m.  Eberbardus.  Wernhardus.  Otakerus. 
Albero.     Chunegundis.     Metbildis.     Perhta. 

XV.  Kai.  Jan.  (18.  December).  —  B. 

Bruno  pbr.  et  m.  de  prufingen.  —  Ernestus  miles 
de  lapide  fr.  nr.1  —  Otto.  Otacher.  Hilkardis  vxor 
ernesti  de  lapide.     Gerwirdis. 

1  Vgl.  über  ihn  und  Hildegard  Hagn,  Nr.  105.  Siehe  3.  September 
Anno.  4.  Vgl.  ,Die  einschildigen  Ritter  im  13.  Jahrhundert  um  Krems- 
münster* von  J.  Strnadt  in  der  Linzer  Zeitung  1895,  Nr.  154,  160,  166. 

XITTI.  Kai.  Jan.  (19.  December).  —  C. 

Andreas  pbr.  et  m.  in  glewkch.  —  Andreas  pbr.  et  m.  in 
obernalt  —  Gernuicus  sac.  Eberhardus  conu.   Tuta  ml. 

XTTT.  Kai.  Jan.  (20.  December).  —  D. 

Chunradus  Gerstlarius  dedit  nobis  vineam.1  —  Johannes 
acol.  in  mannsee.  —  Syghardus  pbr.  et  m.  i.  1.  de  lowenstain.*  — 
Orendil.  Perngerus.  Eberhardus  conui.  Hertwicus 
de  mulperch.  Gedrvdis  uxor  sua.*  —  Heinricus.  Otto  1. 
—  Osanna  dicta  welchenpergerin  ml.  Ratispon.   — Alhaidis  1. 

*  Rubra. 

1  Vgl.  Hagn,  Nr.  173,  203. 

9  Nota:  Seruicium  1  tal. et  alia  plura  in  agris  et  uineis  et  pratis(Hand  C). 

Xu.  Kai.  Jan.  (21.  December).  —  E.  Thome  apostoli. 

Otto  abb.  p.  m.  in  glunich.1*  —  Johannes  abb.  de  med- 
lico  dictus  melebrunner.2  —  Chunradus  subd.  —  Martinus 
pbr.  et  m.  de  8.  petro  salczpurge.  Agnes  ml.  ibid.  —  vlricus 
pbr.  et  m.  alt.  inf.  —  Hecil.  Heinricus  conu.  i.  1.  —  Jo- 
hannes scolar.  —  Hartmannus  comes  filius  Rudolfi  im- 
peratoris.  Heinricus.  Wolframus.  Heinricus.  Ekhar- 
dus.   —  Johannes  pbr.  et  can.  in  Newburga. 

*  Rubra. 

1  1277—1313. 


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110 

8  1410—1412.  N.  von  St.  Polten.  Er  starb  nach  dem  Leichenstein 
am  22.  December  (J.  Keiblinger  I,  p.  470—476). 

*  Hartman ii,  Zweitältester  Sohn  Uudolfs  von  Habsburg,  ertrank  am 
21.  December  1281  im  Rheine. 

XL  Kai.  Jan.  (22.  December).  —  F. 

Meinhardus.      Wernhardus  pbri.  et  mi.  i.  1.      Eber- 
hardus.    Alramus  pbri.  et  mi.    Wernhardus  sac.   —   Her- 
mannus  miles  de  egendorf.1   —   Otto  conu.     Alramus  fr.  nr. 
Otto.   —   Caspar  Haswär  pbr.  et  can.  ad  s.  florianum. 
1  Nota:  Seruicium.     Vgl.  Hagn,  Nr.  134. 

X.  Kai.  Jan.  (23.  December).  —  G. 

Hartmannus  episcopus.1  —  Waltherus  pbr.  et  m.  de 
paumgartenperg.  —  Wernhardus  subd.  —  Pertoldus  pbr.  et 
m.  de  obern  altaich.  —  Wolfkerus.  Albericus.  Perichtoldus 
conui.      Wernhardus  de  pavrav.    —   Helea  ml.  in  ad m und. 

1  Hartmann  von  Brixen   1140 — 1164.     Nekrologen  von   Salzburg» 
Seon,  Klosterneuburg,  Bamberg. 

Vlin.  Kai.  Jan.  (24.  December).  — 

Johannes  pbr.  et  m.  prior  i.  1.  —  Fridericus  pbr.  et 
m.  i.  1.  Sweuus.  —  Liupoldus  pbr.  et  m.  fr.  nr.  Alramus 
sac.  Nendinch  m.  i.  1.  —  Nycolaus  abb.  medlic.1  Chunradus 
pbr.  ib.  —  Ernestus.  Ortolfus  scolares.  —  Chunradus 
pbr.  et  m.  alt.  inf.  —  Johannes  puer  sulczpech.  —  Rudolf us. 
Eberhardus.     Gedrudis  conua.     Richildis.     Alhaidis. 

1  Nicolaus  Seyringer  aus  Subjako,  ,der  erste  Reformator  des  Klo- 
sters Melk',  starb  am  26.  December  (J.  Keiblinger  I,  p.  482—606).  N. 
von  Klosterneuburg  zum  26.  December. 

Vm.  Kai.  Jan.  (25.  December).  —  B.  Nativitas  domini  nostri. 
Johannes  pbr.  et  m.  de  glaunch.  —  vlricus  praep.  dictus 
Trapp  in  secouia.1  —  Eigandus  pbr.  et  m.  —  Ernestus 
dictus  Tächler  can.  ecclesie  Newnburgensis.  —  Obyt  fr.  Hein- 
ricus  dictus  chersperger  i.  1.*  —  Gumpoldus.  Hermannus. 
Richerus  conui.  i.  1.     Chunradus.     Pernoldus. 

•  Rubra. 

1  1382—1416,  starb  am  16.  December  (Schmutx  HI,  p.  646). 

VII.  Kai.  Jan.  (26.  December).  —  C.  Stephani  prothomartyris. 

Heinricu8  pbr.  fr.  decanus  de  anaso.    —   Rapoto  pbr.   et 
m.  i.  1.     Herandus  pbr.  et  m.  de  lambaco.     Fridricus  m. 


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111 

Chunradus  fr.  —  Walchunus  fr.  nr.  hie  dedit  nobis 
sagenam  in  aterse  et  omnes  possessiones  et  XXX  ho- 
mines.1  —   viricus  pbr.  et  m.  dictus  glaser. 

1  Diese  Schenkung  wurde  von  unseren  Quellen  in  die  Mitte  des 
11.  Jahrhunderts  gesetzt.  Unter  ,omnes  possessiones*  ist  namentlich 
Kirchdorf  zu  verstehen.     Vgl.  Script  XXV,  p.  631,  669. 

VL  Kai.  Jan.  (27.  December).  —  D.  Johannis  apostoli  et  ewan- 

geliste. 

Heinricus  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Johannes  pleban.  ad  s. 
Martinum.  —  Engilbertus  pbr.  et  m.  —  Agnetis  abbat,  de 
ypsa.  —  Stephanns  pbr.  et  m.  i.  1.  —  Chunradus  pbr.  et  m. 
de  obern  altach.  —  Rudmarus.  Adalgerus  conui.  i.  1. 
Viricus.     leupol  dus. 

V.  Kai.  Jan.  (28.  December).  —  C.  Innocentius. 

Rudolfus  pbr.  —  viricus  pbr.  et  m.  de  alt.  inf.  — 
Chunradus  pbr.  et  m.  in  obern  altah.  —  0  fridricus  dictus 
nussar  cives  Ratispon.  Katherina  uxor  eius.  —  Hezil  conu. 
Elizabet.     Gernuirgis.     Methildis.     Richkardis. 

IÜL  Kai.  Jan.  (29.  December).  —  F.  Thome  episcopi  et  martyris. 
Alramus.      Wernhardus.      Poto  m.     —    Perichtoldus 
prior  in  seitensteten.0   —   Heinricus.     Perich ta. 

m.  Kai.  Jan.  (30.  December).  —  G. 

Heinricus  praep.  S.  floriani.1  —  Rapato  subd.  i.  1.  En- 
glinch  conu.  —  Andreas  pbr.  et  can.  de  newburga.  — 
Otto,    viricus.     Chunegundis.     Engilhildis. 

1  Heinrich  II.  1313—1321.   N.  von  St.  Polten  hat  den  29.  December. 

IL  Kai.  Jan.  (31.  December).  —  A.  Siluestri  pape. 

Hermannus  abb.  i.  l.1  —  Gebhardus  pbr.  et  m.  — 
Wolfkangus  pbr.  et  m.  in  alt.  inf.  famosus  doctor  decretorum. 
—  Otacherus  marchio.2  Liupoldus  dux  austrie  et 
Btirie.8     Gisila.     Chunradus. 

1  Hermann  I.  1122 — 1126,  wie  die  Quellen  übereinstimmend  be- 
richten.    Obiit  II  Kai.  Jan.  tumulus  ignoratnr  (Script.  XXV,  p.  671). 

1  Otakar  V.  starb  1164  (Contin.  Admont.  Script.  IX,  p.  683;  Clau- 
stroneob.  m,  1.  c,  p.  630;  Anst.  Lambac,  1.  c,  p.  555).  Vgl.  Hagn,  Nr.  30. 
•  Leopold  V.  1177—1194.     Vgl.  Hagn,  Nr.  40,  46.     Ihn  erwähnen 
die  meisten  Nekrologien. 


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112 


Beilage. 

Von  dem  weiteren  Inhalte  des  Codex *  bringe  ich  an  dieser 
Stelle  nur  den  catalogus  abbatuui,  der  sich  auf  fol.  47  b  Columne 
3  und  4  findet 

Cathalogus  abbatum   istius   monasterii.* 


Fater  primus  abbasb 

Sighardus 

Purchardus 

Snelpero 

Sigmarus 

Gerhardus  beatus 

Erchenbertus 

Wolframmus 

Pezelinus 

Dietricus 

Hoholdus 

Berchtoldus  I 

Alramus  I 

Hermannus  I 

Vdalricus  I 


Vdalricus  II 

Albertus 

Martinu8  I 

Alramus  II 

Viricus  IQ 

Manegoldus 

Chunradus 

Rudolfus 

Bernhardus 

Heinricus  I 

Ortolfus 

Berchtoldus 

Fridericu8  I 

Fridericus  II 

Christannus 


Ernestus 

Chunradus 

Heinricus  II 

Hainricus  III 

Martinus  II 

Hermannus 

Stephanus 

Jacobus 

Vdalricus  IUI 

Benedictus 

Bolfgangus 

Georgius 

Johannes  1M 

Leonardus 

Johannes  2M 


1  Siehe  oben  p.  12,  13.  Nicht  ohne  Interesse  scheint  das  Wohlthftter- 
verzeichnis  fol.  83  zn  sein;  doch  sieht  man  näher  zu,  so  bemerkt  man,  dass 
es  ziemlich  unvollständig  ist  nnd  nichts  Neues  bringt. 

*  rubra. 

b  rubra  mit  Ausnahme  von  Fater.  I,  II,  III,  IUI  ist  mit  rothen  rö- 
mischen Ziffern  über  dem  Namen  geschrieben,  bei  Johannes  ist  es  eine 
schwarze  arabische  Ziffer;  bei  Berthold  II  und  Hermann  II  fehlt  die  Nummer. 

Diese  Serie  ist  bis  inclusive  Jacobus  von  einer  Person  geschrieben, 
die  also  um  1454,  dessen  Todesjahr,  noch  gelebt  haben  muss;  die  übrigen 
Namen,  die  alle  über  einer  Rasur  geschrieben  stehen,  sind  von  einer  zweiten 
Hand  eingetragen.  Diese  Reihe  stimmt  mit  den  traditionellen  überein,  nui 
fehlt  Wolfram  I  zwischen  Fater  und  Sighard,  ebenso  Godehard  zwischen 
Snelpero  und  Sigmar.  Um  1454  also  wusste  man  noch  nichts  davon,  dasa 
Godehard  Abt  von  Kremsmünster  gewesen  sei.  Warum  der  Schreiber  Wolf- 
ram nicht  verzeichnete,  der  doch  einigermassen  auch  durch  unsere  Quellen 
verbürgt  ist,  ist  nicht  zu  bestimmen. 


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Namens-Register.1 


Abbates:  Conradus  30/7  Dietmarus 
3/9  Gerhardus  13/12  Gerhochuß 
12/9  Heinricus  4/4,  11/12  Mar- 
quardus  10/8  Ortolfus  28/6  Pe- 
trus 29/11  Rupertus31/8  Wolf- 
ramus  19/6,  30/9. 

Abbatissae:  Elisabet  1/8  Marta  1/8 
Matildis  11/11     Ursula  10/7. 

Ach  leiten:  Alhaidis  3/4  Atakerns 
17/3  Bernhardus  17/3,  16/9 
Bertoldus  20/11  Cunegundis  28/3 
Ditmarus  23/7  Gedrudis  18/9 
Heinricus  28/4,  18/9  Jobannes 
18/10  Margareta  26/7  Mergar- 
dis  30/11  Otto  17/3,  16/6,  21/11 
Perlinus  3/4    Rndolfas  15/5. 

Adam,  de:  Heinricus  26/4. 

Adalpard  6/6. 

Adelbert  13/6. 

Adelheid  11/3. 

Adelmont  17/3. 

Adelus  2/8. 

Admontenses: 
Abbatest  Ekkardus  19/11     Gottfri- 
dus  26/6     Hartnidns  9/1    Hein- 
ricus 26/6     Liutoldus  3/9     Wil- 
helmus  14/2. 
Priores:    Conradus  4/2      Johannes 
16/4   Rugerus  14/1    Wolfgangus 
6/9,  6/12. 
Presbyteri  et  monachi :  Albertus  2/4, 
8/11      Andreas  4/12      Bertoldus 
21/4,    30/4      Caspar   17/7,   8/11 
Conradus  27/3, 2/4  Cristofus  24/6 
Damian  14/4   Duringus  7/9   Fri- 
dricus  6/6     Georgias  13/1,  16/8, 


8/11  Heinricus  12/4,  9/6,  16/8 
Jacobus  22/6  Johannes  14/1, 
31/1,  27/3,  12/4,  16/4,  9/6,  8/7, 
29/9,8/11  Ludwicus  27/3  Mar- 
tinus  14/2  Marquardus  9/6  Ni- 
colaus 27/3  Rudolfus  2/4  Ri- 
cherus  16/9  Sigfridus  17/10  öig- 
hardus  29/1  Sigmundus  16/6 
Stephanus  24/4,  24/6  Thomas 
27/3  vlricus  2/4,  16/4,  21/4,  27/3 
vitus  9/6  Wilhelmus  19/1  Wolf- 
gangus 16/4. 

Diaconi:  Albertus  8/11  Eberhardus 
12/4  Jacobus  27/3  Johannes  2/4 
Leutoldus  12/4. 

Subdiaconi:  Michael  12/7. 

Acoliti:  Caspar  24/6  Georgras  27/3 
Heinricus  28/9  Modestus  27/3 
Stephanus  9/6. 

Conyersi:  Conradus  7/4  Fridricus 
29/6  Georgius  27/3  Heinricus 
8/11  Hermannus  9/7  Johannes 
9/6,  24/6  Nicolaus  24/6  Rugerus 
27/8     Tlricus  24/6     Walter  4/7. 

Novicius:  Johannes  20/11. 

Moniales:  Afra  7/4  Agnes  8/11 
Anna  16/8,  8/11  Barbara  17/6 
Berta  8/7  Catarina  14/2,  8/11 
Clara  27/3,  9/6  Cunegundis  20/1 
Dorothea  7/4,  22/9  Elga  14/2 
Elisabeth  14/1,  14/2,  29/11  Ger- 
drudis 24/6  Helena  23/12  Irm- 
gardis  21/4  Luneta  18/9  Mar- 
gareta  22/6, 24/6  Magdalena  27/3 
Ursula  27/3,  16/6  Weatrix  24/10 
Wendila  21/4. 


1  Mit  p  beginnende  Namen  wurden  unter  6  oder  p  eingereiht;  ebenso 
wurde  der  Unterschied  zwischen  d  und  <,  c,  g  und  k  nicht  strenge  ein- 
gehalten. 

Archiv.  LXXXIY.  Bd.  I.  Httfte.  8 


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114 


Agatha  7/U. 

Agnes  20/8,  24/3,  9/4,  9/8,  16/8,  27/*, 
6/9,  20/10,  1/12. 

Aheim,  Sifridos  16/4. 

Aich,  de:  Conegondis  6/12,  Fridricus 
1/8,  1/4,  22/11  Gerdrudis  4/4, 
HeinricuB  4/4,  vlricui  4/4. 

Aicher,  Sifridos  16/4. 

Ainwicus  2/6. 

Auerbach,  de:  Otto  24/11. 

Albanus  16/1,  4/2. 

Albertos  8/1,  2/2,  10/2,  16/2,  14/3, 
16/3,  20/3,  21/8,  4/4,  19/7,  23/7, 
10/8,  13/9,  21/9,  6/12,  20/1. 

Albero  8/2,  26/3,  22/6,  24/6,  17/12. 

Albrich  6/6. 

Aldersbacenses: 

Abbas:  Ludwicus  10/2. 
Presbyter:  Otto  28/3. 

Alharding,  de:  Heinricas  6/12  Mein- 
hardns  24/3    Rudolfos  10/8,  3/10. 

Alheidis:  3/1,  7/1,  10/1,  28/1,  8/2, 
12/2,  13/2,  18/2,  20/2,  22/2,  4/3, 
6/3,  8/8,  9/3,  14/3,  16/3,  16/3, 
20/3,  21/3,  22/3,  26/8,  2/4,  18/4, 
24/4,  6/6,  16/6,  18/6,  29/6,  3/6, 
12/6,  13/6,  14/6,  19/6,  21/6,  23/6, 
26/6,  28/6,  30/6,  6/7,  6/7,  16/7, 
22/7,  24/7,  29/7,  6/8,  9/8,  16/8, 
20/8,  26/8,  27/9,  17/10,  22/10, 
26/10,  6/11,  19/11,  4/12,  6/12, 
10/12,  12/12,  20/12,  21/12,  24/12. 

Alis  23/4. 

Alramus  27/1,  dl/1,  22/7,  12/9,  16/10, 
22/12,  26/12,  29/12. 

Altae  inferioris: 

Abbatest  Albinus  9/3  Albertos  13/4 
Hermannos  4/8  Johannes  6/4, 
29/11  Otto  13/12,  16/10  Poppo 
26/1  Videos  4/1  Wernhardos 
19/4. 
Priores:  Leonhardns  13/12  Nico- 
laos 29/11  Oswaldus  3/4. 
Presbyteri  et  monachi:  Albertos 
20/4, 29/4, 12/7, 19/8,  22/8,  11/10, 
1/12  Andreas  11/1,  17/1,  29/1, 
20/4,  22/6,  12/7,  28/8,  3/11,  13/11 
Bartholomaeus  13/11     Bertoldos 


14/7,  16/7  Conrados  19/4,  21/4, 
1/6,  1/10  Coppoldos  24/9  Chri- 
stannas 20/4,  14/10,  24/12  Dit- 
raaraslO/7  Eberbiaas  20/4  Eber- 
hardas  2/9,  9/10  Engelschalcus 
21/6  Erasmus  6/11  Fridricus 
20/4,  21/4,  16/6,  1/6,  20/6,  6/9, 
22/10  Georgius  19/2,  12/7,  28/7, 
26/11  Gottfridus  19/8  Gotthar- 
dus  16/7,  23/2,  17/2,  20/4,30/11 
Heinricas  21/1,  16/6,  28/6,  12/7, 
6/10,  16/10,  26/11  Hermannos 
22/10  Jacobus  16/2,  12/7,  16/8, 
8/12  Johannes  7/3,  11/4,  20/4, 
8/6,  1/6,  21/6,  12/7,  19/8,  16/9, 
10/10,  6/11,  6/12,  8/12  Judocus 
20/4, 24/4  Liebhardus  28/10  Mar- 
chardus7/4  Martinns  26/8,  22/11 
Mathias  21/6  Meinhardus  12/7 
Michael  21/4,  9/6,  7/6,  21/6,  6/1 1, 
29/11  Nicolaus  20/4,  19/9,  3/11 
Ortwinus  21/1  Otto  14/4,  20/4, 
24/4,  16/6, 18/6, 19/8,  29/11  Rat- 
mundaB  19/1  Reinbertos  17/4 
Rogeros  14/7, 16/12  Vlricus  17/3, 
20/4,  16/6,  17/6,  22/10,  6/11, 
21/12,28/12  Walter  26/10  Wer- 
hardos  12/7  Wilhelmos  21/6 
Wolfeangus  23/8,  31/12  Wolf- 
ramus  24/6. 

Monachi:  Andreas  1/1  Dietricus 
16/7. 

Diaconns:  Heinricus  30/9. 

Sobdiaconi:  Bertoldos  12/7  Phi- 
lippos 16/4. 

Conversi:  Andreas  26/8  Bertoldos 
29/8  Dietricus  16/4  Eberhard u» 
3/10  Fridricus  17/4  Heinricus 
7/1,  25/1,  27/9     Johannes  16/6. 

Novicins:  Michael  8/12. 
Altae  soperioris: 

Abbates:  Conrados  24/7,  2/8,  31/8 
Eberwinus  28/2  Gallos  26/7 
Heinricus  22/6  Johannes  vftgl 
26/6  Leotwinos  22/11  Petrus 
29/4     Vlricos  29/6. 

Priores:  Erhardos  26/10  Vlricos 
3/3,  3/8. 


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115 


Decanus:  Wolfgangus  31/8. 
Presbyteri  et  monachi:  Albertus  6/4, 
17/4,  6/5,  16/11  Andreas  2/7, 
84/8,  19/12,  28/12  Augustinus 
24/8  Bartolomaens  18/7  Bertol- 
dus  15/6,  4/6,  9/8,  28/12  Carolus 
25/3  Conradus  28/2,  8/3,  17/4, 
25/6,  27/11,  16/12,  27/12,  28/12 
Fridricus  28/8,  9/10,  18/10,  3/11 
Georgius  24/6  Gottfridus  17/4 
Jacobus  1/11  Johannes  19/1, 
10/2,  10/4,  28/10,  27/11,  28/12 
Jordanus  28/10  Mallehardus  7/11 
Merboto  16/9  Nicolaus  12/5, 26/6, 
15/10  Ortwinus  25/6  Paulus  1/3 
Petrus  25/6  Poppo  2/3  Rugerus 
1/7,  5/10  Sigfridus  28/2  Sig- 
hardus  22/6,  30/6  Simon  27/6 
Stefanus  25/2  Vlricus  1/3,  2/3, 
17/4  Wenzel  27/8. 
Monachi:  Bertoldus  9/8    Leonhar- 

dus  7/5     Ortwinus  2/3. 
Conversi:    Albertus  2/3     Heinricus 

6/11,  28/11. 
Snbdiaconus:  Johannes  23/11. 
Noricius:  Erhard us  27/11. 
Laicus:  Ditmarus  29/3. 
Altenburgenses : 
Abbates:  Johannes  1/10     Seifridus 

8/6. 
Presbyteri    et    monachi:     Albertus 
10/6     Conradus  26/2,  23/6    Jo- 
hannes 5/4,  10/5,  23/8, 1/10  Lud- 
wicus  19/5     Nicolaus  3/5     Ortol- 
ras   10/2      Otto  3/5,    23/5,    11/6 
Paulus  26/6  Philippus  3/6  Simon 
23/5    Thomas  15/7    Vlricus  10/5. 
Diaconus:  Wolfgangus  15/7. 
Andreas  5/2,  6/10,  7/11,  10/12. 
Anhänger:  Gregor  30/6. 
Anna  24/3,  4/5. 
Aptay,  de:  Vlricus  25/4. 
Aribo  12/5,  24/10. 
Arnold  25/1,  7/6,  24/8,  18/3. 
Artolfus  30/11. 
ABpacenses : 
Abbates:  Albertus  18/10    Fridricus 
1/9. 


Prior:  Conradus  18/10. 
Presbyteri  et  monachi:  Bernhardus 
3/4     Conradus  18/10     Fridricus 
3/4     Petrus  3/4     Seifridus  18/10. 
Con versus:  Dietricus  16/11. 
Asperg,  de:  Albertus  28/10  Conradus 
16/1,  24/3,  18/9,  28/10      Hilcar- 
disl8/l,  4/4  Methildis  6/11   Se- 
wurch  11/8. 
Aspwinus  26/2. 

Atzling,  de:  Cunegundis  26/10. 
Auxiliator:  Alheidis,  Leupoldus  30/10. 
Aiala  5/5,  17/6,  17/7. 
Pabo  12/9,  21/11. 
Palun:  Conradus  7/10. 
Barbara  7/10,  23/8. 
Patav  ienses : 

Episcopi:  Altmannus8/8  Perngerus 
14/7  Diepoldus  2/11    Eigilbertus 
17/6   Otto  10/4   Petrus  20/2   Re- 
ginmarus  30/9    Reinbertus  10/11 
Rupertus4/ll  Vlricus  7/8  Wern- 
hardus  29/7. 
Archipresbyter:  Albertus  19/8. 
Archidiakon:  Wernhardus  23/3. 
Canonici:  Heroldus  24/4     Hertwi- 

cus  19/4. 
Decani:  Fridricus  19/9     Heinricus 
12/7     Otto  18/4. 
S.  Pauli  in  Carinthia: 

Abbat©«:  Beriandus  18/8  Bruno 
10/5  Conradus  14/5  Hermannus 
17/8  Vlricus  22/3,  30/4. 
Priores:  Caspar  18/3  Heinricus 
27/3  Simon  2/10  Wilhelmus 
15/12. 
Presbyteri  et  monachi :  Andreas  6/10 
Artolfus  15/12  Augustinus  2/10 
Balthasar  30/4  Paulus  29/8  Pe- 
trus *-7l0  Cholomannus30/4  Con- 
radus 18/6,  2/10  Christannus 
30/4  Christofus  2/10  Donatus 
2/10  Fridricus  1/4,  24/11  Geor- 
gius  12/3,  1/4  Hermannus  26/3, 
22/11  Heinricus  1/4  Johannes 
22/3,  25/6,  2/10,  6/10  Liupoldus 
14/3,  1/4  Lucas  2/10  Martinus 
2/10  Nicolaus  29/3  Otto  30/4 
8* 


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116 


Reinbertus  1/4  Reinboto  28/9 
Thomas  1/4  Vlricus  1/4,  2/10, 
16/12  Wernherus  1/4  Wilhel- 
mus  30/4,  2/10    Wisente  2/9. 

Diaconi:  Johannes  6/10  Martinus 
2/10. 

Snbdiaconus:  Hartwiens  7/11. 

Monachi:  Erhardus,  oswaldus,  Rein- 
bertus  6/10. 

Acolitus:  Mathaens  27/3. 

Con versus:  Nicolaus  3/6. 
Paulus  30/1,  1/2. 
Baumbnrgenses : 

Praepositi:  Johannes,  Vlricus  24/5. 

Decanus:  Heinricus  24/6. 

Presbyteri  et  canonici:  Petrus,  Chri- 
stannus,  Jobannes,  Vlricus,  Vitus 
willibaldus  24/6. 
Baumgartenbergenses : 

Abbates:  Andreas  8/11,  6/12  Jo- 
hannes 18/4,  23/8. 

Priores:  Andreas  18/9  Sifridus  17/6 
Vlricus  16/11. 

Presbyteri  et  monachi :  Albertus  20/6 
Andreas  25/10,  6/12  Paulus  3/5 
Petrus  28/1,  3/3,  21/6,  8/11,  6/12 
Conradus  3/3,  4/6,  25/8  Chri- 
stannus  15/3  Dietricus  4/3  Diet- 
marus  9/11  Thomas  16/3,  31/8, 
6/12  Eberhardus  3/4,  13/9  Frid- 
ricus  15/3,  18/3,  29/6,  25/8,  U/H 
Georgias  6/12  Heinricus  15/3 
Johannes  15/3,  3/4,  18/4,  14/7, 
13/8,  31/10,  8/11,  15/11,  23/11, 
6/12  Ludwicus  6/8  Magvnso 
15/3  Martinus  23/3,  5/6,  28,6, 
2/11  Mathias  18/4  NicoUus  22/7, 
25/8,  13/10,  20/10  Otto  25,8 
Sifriduß  28/1,  3/3  8tephanus  3. 3, 
13/8,  6/12  Vlricus  15,3,  15/4, 
19,5,  25,8,  6/12  Walther  23,12 
Wernhardus  15,3  Wolfhardus 
5/10. 

ConTersi:  Jacobus  6/1  Otto  11,6 
Vlricus   12/1      Wernhardus  3/3. 

Snbdiaconus:  Leopoldus  6,4. 

Fs miliaris:  Heinricus  9;  11. 
Pauasel:  Dietricus  3,2. 


Peinberspornenses:  Petrus  pbr.  et  m. 
Nicolaus  conv.  Heinricus,  Jo- 
hannes familiäres  21/8. 

Benedicts  23/1,  23/2,  24/2,  5/3,  21/3, 
2/6,  6/7.  29/8,  13/12. 

Benedictus  9/6. 

Penso  12/3. 

Perkhaimer:  Erasmus  26/8. 

Permannus  2/10. 

Pernau,  de:  Leutoldus  21/2. 

Perngerus  28/3,  23/11. 

Bernbardus  7/4,  1/6,  2/6,  25/7,  7/12, 
12/12. 

Bernoldus  16/1,  12/2,  25/12,  7/2. 

Pero  21/6,  19/2. 

Berte  6/1,  7/1,  31/1,  2/2,  3/2,  7/2, 
10/2,  25/2,  28/2,  11/3,  13/3,  18/3, 
8/4,  16/4,  11/6,  21/5,  22/6,  1/6, 
21/6,  17/7,  28/7,  1/8,  4/8,  8/8, 
24/8,  27/8,  2/9,  4/10,  10/10,  3/11, 
24/11,  25/11,  7/12,  11/12,  17/12. 

Bertoldus  8/3,  17/4,  U/6,  12/6,  14/5, 
14/6,  1/7. 

S.  Petri  8alisburgae: 
Abbates:  Baldricus  5/1  Conradus 
31/1  Dietmarus  3/9  Heinricus 
1/7  Leonhardus  30/10  Otto  3/3 
Vlricus  5/4. 
Prior:  Rudolfus  31/1. 
Presbyteri  et  monachi:  Albero  18/7 
Albertus  26/2  Andreas  23/3, 
21/11,3/12  Paulus  28/4  Petrus 
4/3,  28/4,  18/7,  20/9  Conradus 
25/1,  4/3,  20/9  ChristannUÄ  28/4 
Erasmus  20/9  Fridricus  13/3, 
29/10  Georgius  30/3,  6/4  Govn- 
shilt21/5  Gerungus  23/11  Hein- 
ricus 3/1,  28/4,  1/5,  18/7  HU- 
prandus  18/7  Jacobus  20/9  Jo- 
hannes 12/8  Leonhardus  20/9 
Magenso  21/8  Michael  28/4  Mar- 
tinus 21/12  NicoUus  4/3  Otto 
31/1,  4/3,  18/7  Salomon  20/9 
Simon  27/11  Stephanns  18/3 
Vlricus  31/1,  4/3,  28/4,  18/7, 
28.10,  30/10  Walcunus  18/3, 
18/7. 


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117 


Monacbi:  Petrus  29/4,  18/7     Frid- 
ricus  29/4      Maximilianus    29/4 
18/7    Oswaldmi  29/4,  18/7. 
Conversi:  Christannus,  Ulricus4/3. 
Acoliti:  Fridricus  18/7    Vlricus  4/3 

Wühelmus  14/2. 
Moniales:  Agnes  16/3,  21/12  AI- 
heidis  1/5  Anna  20/9  Petrissa 
29/4  Catarina  16/3,  18/7,  29/4 
Christina  8/4,  17/4  Diemudis  4/3 
Dorothea  31/3,  29/4, 18/7  Elisa- 
bet  24/3  Erndrndis  20/9  Mar- 
gareta  4/3,  30/10. 

Pstronella  10/2,  21/10. 

Petras  15/1,  22/2,  26/4,  14/6. 

Pilgart  16/11. 

Klgrimus  26/8. 

Pfflungus  12/11. 

Bilwirgis  11/2,  14/6. 

Pinata  1/4. 

Pirbaumer:  Stefanus,  Elisabet  9/9. 

Pistor:  Christiann us,  Anna  14/8. 

Plebani:  Albanus  7/7  Albertus  in 
accsach  12/4,  19/6  Alexander  in 
weisskirchen  15/8  Conradus  de 
tuedech  23/3  de  petenbach  13/4 
in  eselbach  s.  viti  6/6,  17/6,  7/7 
Ditmarus  24/2  Dietricus  de  egn- 
dorf3/8  Engilbertus  24/3  Frid- 
ricus in  caminata  16/3  in  styra 
29/7  in  varichtorf  25/10  de 
hallis  23/8  Gotscbalcus  24/2  in 
hadreinshofen  12/12  in  talheim 
13/11  in  steinkirchen  8/12  Hein- 
ricns  Dringer  in  monte  s.  Martini 
9/4  in  vorichtorf  18/4  in  sippach- 
sell30/9  Hermaimus  2/12  Hylt- 
wiBUs  de  talheim  27/8  Johannes 
ad  s.  Martinum  27/12  in  Mau- 
tarn 15/8  Jordanus  7/7  Leo  21/3 
Leonhardus  in  pramberg  4/12 
Leapoldus  12/6,  7/7  Otto  13/3 
de  weis  6/9  achleiter  in  prukk 
21/11  Petrus  Rueshaymer  in 
Buchkirchen  3/4  in  kirchperg 
13/10  Pilgrimus  in  steinenkir- 
chen  2/1    Kudigerus  23/3   Simon 


in  welsa  3/1  in  kirchperg  14/5 
SigharÜus  in  caminata  5/4  Vin- 
oencius  in  vischenheim  28/1  VI- 
ricus  de  s.  floriano  8/12  Wern- 
herus  in  caminata  14/7  Wenzes- 
laus  i.  1.  29/10. 

Pollheimer:  Barbara  1/12  Dorothea 
5/8,1/12  Johannes  20/11  Mar- 
tinus6/7  Ortolfus  10/12  Ursula 
6/8. 

Poppo  22/1,  8/4,  29/4. 

Porn  5/1,  14/1. 

Potwinus  21/2. 

Prastler:  Michael  19/10. 

Braunau:    Matheus   pbr.  et  m.   24/2. 

Presbyteri  et  monachi:  Albertus  14/4, 
14/6,  18/5,  10/7,  1/8,  23/8  Alra- 
mus  17/9  Benedictes  16/3  Pern- 
gerns  9/1  Bertoldus  22/9,  28/9, 
3/12,  12/12  Petrus  12/7,  6/8  Pil- 
grimus 29/8  Bruno  2/5  Conra- 
dus 22/3,  18/4,  4/7,  26/7,  22/8, 
30/8,  6/9,  24/9,  4/12  Christofus 
27/8  Duringus  15/2  Eberbinus 
26/7  Eberbardus  22/12  Egelol- 
füs  2/3,  26/10  Engilbertus  29/1, 
27/12  Engilherus  3/1  Engil- 
schalcus  29/3,  3/7  Eppo  15/2, 
26/7,  25/8  Erasmus  24/10  Erbo 
11/4  Erchinger  10/6  Ernsto  7/3, 
3/8,  3/10  Fridricus  23/1,  24/2, 
7/3,  U/10,  2/11  Gebhardus  6/3, 
31/12  Georgius  4/3,  18/5  Gerol- 
dus  9/2,  il/2,  18/9  Gerungus 
27/10  Gerwicus  28/4,  18/5  Got- 
fridus  4/2,  22/2,  18/9  Gotscbal- 
cus 28/10  Gunterus  21/8  Had- 
marus  4/8  Hartlieb  24/3  Hart- 
wicus  4/3,  5/5  Heinricus  14/1, 
20/3,  29/4,  12/5,  13/5,  14/5,  16/8, 
19/10,  30/10,  31/10,  4/11,  6/11, 
15/11,  3/12,  13/12  Helmfridus 
6/9  Herbordus  18/5  Hertilo  8/7 
Hugo  17/3  Isingrim  1/1  Jaco- 
bus  6/3,  25/10  Johannes  10/1 
Lanzo  20/4  Leo  7/12  Leonhar- 
dus 22/9  Leutoldus  24/8,  13/12 
Liupoldus  24/12    Ludwicus  29/7, 


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118 


S'IO  Mangold  22/ 10  Martinas 
3/2  Nicolaos  6/8,2/7,  18/8,24/11 
Ortolfas  S/1,  SO/8  OUcher  2/8 
Otto  14/4,  29/Ö,  8/7,  14/8,  16/8, 
23/8,  29/9,  6/10  Osi  10/11  Pe- 
tras 26/2  Reinboto  16/1,  21/6 
Reiitbalmus  8/9  Rapertas  SO/8 
Rudolftis  S/2,  12/6,  80/8,  80/10, 
1611,  11/12    Siboto2S/8    Simon 

16  8,  21,11  Tagino  6/1  Tiemo 
12  1  Vlricus  28/1,  S/2,  20/5,  76, 
Sl;7,  18  8,  7/9,  11/9,  21  9,  17/12 
Ylschalcas  1  11  Walbran  33 
WaJcnnas  4,6  Wernhardas  1/11 
Wernheras24/7,10  9  Wilhelmas 
22  2,  167  Wipoto  S  12  Wolf- 
bertas  Ul  Wolfgangas  7/10 
Wolfkenia  SO  11. 

Presbvteri:  Albere  5  5  Albert»  28  6, 
22  9     Alexander  15  8     Alramos 

17  1,  24  7%  24  12    Arnold»  14  5,  j 
3!  7     Ralwinns  29  9    Perngera*  i 
20  3       tternhardns    2  11,    2  12   . 
IVrnoaH   29  2t     Bttwldas  14  9, 
2*  *    l\>*radas  21  l,  IS  4.  12  7, 
U^i^^^THUMl    I**- 
mara*  *  S     ftetrico*  2T  4,  24  9 
K*|v  *  4    Kborbar4n$  31  7,  12  S, 
17  12      KfttHt    ,\$     E*g«i|r*ro* 

2  12  Kr»*«  IS  3  VWtaco*  29  * 
*A  ^  *  **  I  12  i;^kk«  19  12 
ti*«rv*ta*  U*  tixMfeiva*  23»  3 
liwtwYvM*»  2**  H*tr.rico»  9  1% 
A*  K  .v  ^  |$  7,  -v  Sv  l*\  n*  Her- 

L^Vvm  tl  le*  >X  U^ 
>*M\*VV*¥>*  2  11  Mn^  1** 
\V*  MtM,\M   VW  *  *  \V* 

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22/12  Wernherus  22/5  Wiaento 
18/8     Wolfkangus  27/4. 

Preuharen:  Heinricas  24/11. 

Brigida  80/1,  2/2,  20/S. 

Priores:   Bertoldos   21/10     Conrados 
6/11     NicoUos  14/7,  Sl/7. 

Brixen:  Hartmannas  episcopas  23/12. 

Brack:  Jobannes  31/7. 

Prflflingenses: 

Abbat«:   Albertos  10/2,  30/7     Er 
minoldos  7/1   Fridricos  4/12   Jo- 
hannes 16/11    Rogeras  27/9   VI- 
ricns  2  3,  1 1  '3. 
Priores:    Fridricos   24/5      Vlricos 

13  5. 
Presbyteri  et  monacbi:    Pernoldos 
27  1     Brano  18/12     Eberhardus 

6  7     Gebhaidas  10/2    Gottfiridos 

7  10  Heinricns  10/2,  6/11  Her- 
mannos  15  11  Hertnidas  10/2 
Hiltprandasl5jll  Johannes  22/2 
Leotwinns  10  2  Rapertas  10/2 
Vlricus  10  2. 

Diacouas:  Fridricos  10  2. 

Sobdiaconas:  Winto  lO  2. 

AcvJiti:  Conrados,  Thomas,  Er 
hardns.  Johannes  Petras,  Ruper- 
ts» iv  2. 

Pr€>BMi9>? 

ASSi*»:  Paolos  »6  Georgias 
l>  :i     J>.^aoo«s  2?  7. 

Fr*.-««»-  Chiytaooof  1«  9  Otto  24/8. 

Fl********  et  OKoachi:  Andreas  1/4 
v\tc*cs*2£T..  1  *.  15  11  Eme- 
r*»n*    *•*        Fridricos     26/11 

Acv  *-  F*n£a*  2«  II  Eogelhardus 
2*T    w«rBf>;<,«11. 

***..*:**  JLoao2  1  Cotaiina2d/l 
*V«vcfc«o  15.  l  Margaret*  2  1 
vV  »A  ;>.  ::     Wahjongis  90  6. 

^  *.*.,      i-nMi  2t  4 

**■•*  t:  t:u 
r**'*«  *  2Hi^. 


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119 


Pwhensteig:  Stefanos  13/11. 

Pnehricher:  Heinricus  8/1. 

Pnehsinn:  Diemudis  22/9. 

Buersinn:  Hatwig  2/1. 

Barchardus  26/11. 

Pyrni  montia:  Bernhardus  de  ah  Uten 
hospitalarius  16/9. 

Cadoldus  4/4,  12/5,  20/6. 

Calhochus  4/1. 

Camerarius:     Fridricus    25/8      Hein- 
ricus 14/9     Otto  29/10. 

Carolas  3/11,  8/12. 

Caspar  29/4. 

Castelli  monasterii: 
Abbas:  Geboirus  9/3. 
Presbyteri  et  monaohi:  Petras  21/2 
Conradns    8/4      Franciscos    7/6 
Fridricns  9/11     Johannes  9/9. 
Conrersus:  Conradns  9/11. 

Catalina  23/2,  1/5,  30/5,  29/6,  24/7, 
U/9,  6/10,  26/10. 

Cecilia  15/6. 

Celdidarins:  Heinricus  6/1. 

Cellae  angelorum:  Diaconns  Wern- 
hardns  17/3. 

Cellae  B.  M.  V.:  Petrus  28/7  Vlricns 
30/4,  14/7. 

Cellae  principnm: 
Abbas:  Andreas  17/8. 
Presbyteri     et    monachi:      Petrus, 
Heinricus,  Johannes  17/8    Hein- 
ricus, Simon  familiäres  17/8. 

Celler:  Fridricns  1/9. 

Cenning,  de:  Heinricus  7/7    Otto  3/8. 

Chertpek:  Otto  14/12. 

Chereperger:  Artolfus  8/3  Thomas 
31/7  Elisabet  11/2,  8/3,  20/7 
Fridricns  26/6  Gerdrudis  24/5 
Heinricus  25/12  Johannes  14/1, 
15/1  Martinus  28/6  Wilhelmus 
9/7. 

Chlingelbrunn,  de:  Alheidis  5/8. 

Ckanzzer:  Fridricus  2/11  Heinricus 
3/6,  19/11. 

Chola  11/7. 

Choll:  Artolfus  29/1. 


Chraft:  Conrad  28/9. 

Christina  2/1,  S2/1,   15/2,   20/8,   9/4, 

14/4,  80/4,  1/6. 
Claustro-Neoburgenses : 

Praepositi:     Albertus    27/8      Colo- 
mannus  29/3    Georgius  30/9    Si- 
mon 30/11    Vartolomaeus  9/6. 
Decani:  Eberhard us  1/7    Johannes 

29/9. 
Presbyteri  et  canonici:  Albertus 
31/8  Andreas  30/12  Petrus  17/5, 
18/6,  7/8,  8/10  Bertoldus  2/7, 
14/11  Caspar  12/5,  3/9  Colo- 
mannus  30/7,  19/9  Conradus  7/6, 
10/11  Christannus  14/11  Er- 
nestus  3/3,  25/12  Fridricus  24/1, 
16/7  Gebhardus  1/10  Georgius 
28/3  Hadmarus  11/7  Heinricus 
28/Ö  Johannes  14/3,  26/3,  2/4, 
21/6,  28/5,  16/7,  20/7,  2/8,  15/8, 
13/9,  16/9,  27/9,  30/11,  21/12 
Leonhardns  9/1 1  Ludwicus  26/8 
Martinus  8/6  Melchior  5/5  Mi- 
chael 6/2,  4/9  Nicolaus  16/9 
Ortolfus  20/4,  30/9  Simon  1/8 
Stephanus  9/10,  30/11  Thomas 
28/6  Vlricus  8/4,  4/9,  29/9,  6/11 
Walcunus  27/7  Wilhelmus  20/9 
Wolfgangus  24/1, 14/3, 14/9  Wolf- 
hardus  10/1. 

Diaconi:  Petrus  25/10  Fridricus 
10/3  Johannes  7/6  Vitus  22/3 
Wolfgangus  3/10. 

Subdiaconi:  Johannes  4/9  Stepha- 
nus 16/9     Wilhelmus  19/8. 

Converai:  Petrus  27/11  Johannes 
3/1  Nicolaus  10/1  Stephanus 
16/11     Wolfhardus  2/2. 

Moniales:  Anna  28/5,  30/11     Bar- 
bara 27/6,  30/11     Elisabet  28/5 
Magdalena  30/ 1 1  Margareta  30/ 1 1 
Vrsula  30/11. 
Comites : 

Formbach:  Ekbertus  5/8. 

Habsburg:  Hartmannus  21/12. 

Hohenburg:  Diepoldus  18/5  Frid- 
ricus 24/8. 


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120 


Istrien:  Bertoldus  1/9. 
Rebgau:  Albertus  9/1. 

Comitiasa:    IU  von   Burghauaen  S/3. 

Conradus  3/1,  6/1,  8/1,  10/1,  16/1, 
16/1,  29/1,  31/1,  1/2,  6/2,  11/2, 
16/2,  22, 2,  26/2,  12/3,  20/3,  21/3, 
30/3,  9/4,  11/4,  13/4,  18/4,  30,4, 
2/6,  8/6,  10/6,  27/6,  31/6,  3/6, 
Ö/6,  7/6,  9/6,  11/6,  23  6,  28/6, 
2/7,  6/7,  21/7,  31/7,  9  8,  19  8, 
24/8,  29/8,  3/9,  12/9,  16'9,  18  9, 
24/9,  27/9,  4/10,  16,10,  21,10, 
22/10,  31/10,  2,11,  4,11,  13/11, 
22/11,  25/11,  7/12,  14,12,  25/12, 
26/12,  31,12. 

Oonversi:  Albericas  23/12  Albero 
18/4,  7/5,  26/8  Albertus  2  1, 
22/8  Aticho7  2  ßerngerus  20  12 
Bertoldus  23  12  Dietmarus  13  4, 
8/12  Dietricus  10  1  Diso  7  4 
Eberhardus  7, 12,  20  12  Egloifus 
7/4  Rugilschalcus  16  2  Englinch 
30/12  Fridricus  16  4,  1  5,  24  8 
Gerhardus  16/2  Goldraun  9/9 
(3ot«clijilcus26  10  Heinricus  25  2, 
22/8,  26  8, 1, 12  Hertwicus  12  12 
Hemil  28  12  Hilprandus  10, 1  Isin- 
grimus  10  6,  14  11,  12  12  Jem- 
bertus  29  5  Maicilo  10  1  Oren- 
dil  20  12  Otto  22,12  Petrus 
19  7,  22  9  Pilgrimus  11,6  Pu- 
lt» 11  8  Raffoldus  19  11  Rakko 
12  12  Rudolfas  19  2  Viricus 
19  9, 14  10, 27/10,  6  12  Walterus 
10  10  Warmut  24.11  Wegan- 
dus  11  5  Wigerus  27  8  Wolf- 
kerus  23  12. 

Conrersae:  Albeidis  31  7,  19  8  Chri- 
stina 26/2  Cunegundis  22  5, 6  10 
Dieaudis  23  10  Gertrudis  24  12 
Germirgis  6  1,  20  11  Habrigis 
29  4  Inagardis  9  12  Jerta  17  3 
Metüdis  20  5,  27  10,  12  12  Rei- 
ehildis28  11  Rein  15  4  Sofia 
18  6. 

Corona«  aareae:  Johannes»  Theodorus 
nfcr.  et  an.    Adolfe»  «fcac  3  6 
r:  Georg  15  10. 


Cremifanenses : 

Abbates:  Adelbertus  29/3  Adeba- 
mus  11/8,  5/7  Benedictus  Braoa 
29/7  Perichtoldus  14/1,  20/U 
Christianus  Ottstorfer  3 1  /7  Con- 
radus  6/3  Conradus  Swab  6  6 
Dietricus  9/12  Erchenbertos 
24/6,  25/7  Ernestus  Ottstorfer 
31/7  Fridericus  22/11  Frideri- 
cus  Ritsendorfer  11/2  Gerhar- 
dns  27/1,  24/2  Heinricas  3/4 
Heinricus  Sulzpech  17/7  Hein- 
ricus 10/8  Hennannus  14/11, 
31/12  Hoholdus  11/7  Jaeobos 
Treutelkoffer  23/5  Martinas  Poll- 
heimer  6/7  Ortolfos  28/5  (Rapoto 
21/7)  Rudolfus  3/3  Stgmarns 
4  10Stephanus31/l  Ulricusl0/5, 
9,6,  9/7,  27/8     Wolfraraus  30/9. 

Priores:  Fridricus  Truent  26/10 
Hertwicus  dictusslüsselberch  9/11 
Johannes  21/7,  24/12  Ntcolaus 
Loher  4/7  Rapoto  27/5  Stepha- 
nus  Spitxweckel  11/4  Stephanus 
Wiechsendorfer  13/6  Ugo  8/5, 
Wernhardus  3/2. 

Presbyteri  et  monachi:  Albertus 
15  2,  13  5,  1/10,  2/10,  24/10  Al- 
ramus  de  oede  7/7  Arnoldus  2/12, 
7/12  Aiilinus  16/4  Paulus  ple- 
banus  de  welsa  15/5  Paulus 
5/8  Petrus  13/8  Bernhardus  de 
ascaperg  8/1  Bernhardus  custos 
32  Bernhardus  25/4,  24/5,  26/5 
tanner  eellerarius  23,7  Teuer- 
wang  9  8  Pernoldus  6/1  Ber- 
toldus 19  1,  6  3,  26,4,  22/6,  2/8 
PeaeHn  5  4,  10'6  Phifippus  26/1, 
10  9,  26  10  Conradus  6/1  C. 
junior  hoelnpergensis  16  Coradus 
137  de  petenpaeh  17/7  Meuael 
6  8, 20  8  de  heidenheim  23/9  ma- 
gister  6  12  Conradus  17  11  de 
wienna2t  10  Dietsnarus  hagwald 
25  5  rustKus  4  4,  Dietraarus  15/6 
de  Monte  a  Martini  27  9  Dietricus 
12  5  Thomas  plebanns  in  Kirch- 
pergil  1    Kberhaiwue  26/5,  20/9, 


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121 


24/9  Eigandus  26/12  Engilbertus 
27/6  Eppol/7  Ernestinus  7/1  Er- 
nestus  7/3,  26/3,19/4,  26/4  E.Ott- 
storfer  cellerarius  11/5,  4/7,  10/10 
Erwinns  24/2  Fridricus  6/1,  13/3 
Wallner  16/3  cantor  Ruffus  16/4 
Sulczpech  2/5  cellerarius  13/5 
selong  25/5  Chersperger  22/6 
prior  truefat  26/10  Suevus  24/12 
Gerhardus  2/1  Geroldus  16/4 
Georgias  staindorfer  20/3,  4/6 
Giselhardus  12/1  Gottfridus  19/2 
Gottschalcus  28/11  Guntherus 
16/6  Hanfolcns  6/5  Hawart 
19/3  Heinricas  paechricher  8/1, 
17/1  hallerius  21/1  cellerarius 
27/1  Husendorfer  24/2,  11/3, 
17/3, 26/3, 5/4  plebanus  in  monte 
Stadler  29/4,  12/5  de  wachau 
'l3/5  sytenagel  18/6,  30/6,  20/7, 
28/10,  27/12  Herbord  26/3  Her- 
mannus  1/3,  11/6  Gwerlich  26/6 
Herlo  13/10  Hertwicus  slüzzel- 
berch  prior  et  custos  9/11  Hilt- 
prandus  26/9  Immo  13/1,  2/4 
Irmdegen  25/3  Isingrim  8/1  Jo- 
hannes spitzwekel  pleban  in  kirch- 
perg  24/4  prior  24/12  prutzner 
3/11  de  penerbach  18/8  prior 
21/7  Brück  31/7  grepel  1/11 
Gneuzzo  12/3  Sinzendorfer  8/2, 
22/2,  12/3,  26/7,  26/8,  26/10,  9/11 
Lanrencius  23/7  Leo  24/8  Leon- 
ardas 18/4  Liatoldns  10/4,  11/4 
Martinas  3/2,  20/9  Chersperger 
28/6  de  welser  6/10  Sunel 
30/11  Meinhardus  22/12  Mi- 
chael prastler  19/10  Heidinger 
23/8  Nicolaus  Hofkircber  11/11 
Loher  prior  4/7  Ortoltus  13/1 
Oswaldus  1/8  Otakerus  achleiter 
17/3  Otto  19/2,  27/2,  11/6  Ho- 
henfelder  20/8  de  medlico  3/4 
senior  hoelnpergensis  14/4  Raf- 
foldos  16/11  Rainboto  27/6,  18/7, 
31/7,  26/12  Recco  8/4  Reinhol- 
dos  26/1  Ricbardus  11/11  Ri- 
eheros  22/4  Rudmarns  30/1  Ru- 
Archir.  LIXXIV.  Bd.  I.  H&lfte. 


dolfus  22/3,  4/4,  2/11,  6/12  Al- 
bartinger  3/10  Rageras  13/12 
Ottstorfer  22/11  Rupertus  1/10 
Sebastianas  Manichpucher  15/12 
Sifridas  10/4,  1/5,  2/6  sicher 
16/4  Sighardas  Lanzenberger 
6/7  Stefanos  pnchensteig  13/11 
wiecbsendorfer  prior  13/4  spitz- 
weckel  prior  11/4  Ugo  prior  3/5 
Vlricos  1/1,  8/1,  12/5,27/8,  17/9, 
8/11  de  aptay  magister  infir- 
marie  3/6  de  admnnda  6/9 
Buperl  22/8  camerarios  4/2 
glaser  26/12  de  landave  16/7 
magnus  25/2  Ruffos  2/5  Vrba- 
nos  9/6  Voichmarus  Comes  13/4 
Walcunns  30/7  Walteros  2/10 
Weichardus  mezzenpek  4/ 1  Wen- 
zel Faist  1/5  Wernherus  physi- 
kus  2/10  Wesingrim  13/6  Wil- 
belmns  24/2  Winteros  30/4  Wi- 
sinto  2/2,  22/8,  2/12  Wolpoldus 
19/2  Wolfgangus  24/10,  14/12 
W.  Zimt  18/10  Wolfhardus  20/1. 
Monachi:  Albertos  1/4  Artolfus3/l 
Alramos  24/10  Arbo  6/12  Ar- 
noldus  14/12  Arnolrus  5/4  Azi- 
linos  19/5  Bernhardus  13/1,  26/4 
Bertoldus  8/11  Pezmannos  10/5 
Pruninc  4/5  Calhocbus  8/7  Con- 
radus  17/4  Cuno  21/9  Diel- 
kerus  1/4  Dietmarus  6/3,  1/4 
Tiemo  9/9  Eberamos  26/3  Eppo 
12/1  Ebernardus  pawer  24/8 
Ellinhardos  5/7  Ercbenfridos  4/4 
Fridricos  18/11  Frobertos  3/8 
Gebhardus  29/7  Geronc  4/5 
Gottrridos  13/3,  22/7  Grimo  24/1 
Hagano  6/2  Hatto  28/3  Hein- 
ricus  28/5,  29/9  Helias  19/3 
Hertwicus  31/8  Hesso  8/2  Hezil 
18/3  Hietgrimus  28/6  Hisin- 
grimus  30/1  Hugo  20/8  Nen- 
dinch  24/12  Osmondus  12/10 
Reginwardus  6/2  Rudbertus  14/12 
Rudolfus  11/4,  15/6  SifVidus  8/2 
Sighardui  26/3  Vlricus  12/6, 31/6, 
18/10  Weichardus  Dorn  30/7 
9 


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122 


Wilhalmus6/10  Williboldus4/10 
Wolfhardns  13/1  Wolframs  81/3 
Wolatus  3/1. 

Diaconi  et  monachi:  Adalbertus  4/2 
Adolfua  3/6  Alchunus  1/10  Frid- 
ricus  2/1  Guntherus  2/4  Hein- 
ricus  5/2  Meginward  13/8  Mein- 
hardus  16/6  Ortolfus  21/6  Rud- 
bertus  10/12  Seifridus  4/6  Vi- 
ridis 6/9. 

Subdiaconi  et  monachi:  Ambrosius 
12/10  Poppo  19/4  Pruno  10/6 
Conradus  perlun  7/10  Ditricus 
21/8  Duringus  9/4  Erasmus 
perkhaimer  26/8  Georgine  6/9 
[Gi]schardus  1/1  Gregorius  an- 
hanger 30/6  Heinricus  13/1,  3/6, 
7/5  Johannes  15/9  Otto  9/6, 
21/8  Rabanns  29/6  Rapoto  30/12 
Reinoldns  3/8  Rndigerns  17/2 
Rudolfus  25/2,  24/3,  16/10  Si- 
fridns  21/8  Vlricns  17/3  Wolf- 
ramns  23/2. 

Conversi:  Albertus  30/7  Alchisns 
20/1  Alhart  3/4  Alram  1/3, 
28/9  Adal  25/11  Adaiger  27/12 
Artolfns  Choll  29/1  Aribo  8/4 
Arnoldns  17/4,  9/9  Penilns  25/2 
Bernhardns  23/7  Bertoldns  80/4, 
22/10  Pirmannns  3/11  Pruni- 
gnns  20/2,  7/7  Burchardus  6/9 
Conradus  26/3,  12/4,  1/8,  11/9, 
27/12  Diebertns  30/8  Dietmarns 
9/1,  1/3,  16/11  Dietricns  11/4, 
2/5  Dietwinns  13/10  Trutman- 
nns  26/5,  19/10  Dnringns  20/2 
Eigil  6/2,  27/2  Ekkericns  20/1 
Engelbert™  21/4,  4/6  Enzo  23/10 
Erpholdns  26/9  Erchenboldns 
13/3  Fridricns  16/3,  12/4,  7/8 
Gotpoldns  9/8  Gotefridns  13/8, 
9/9  Gottschalcns  3/6  Gumpol- 
dns  26/12  Gundachrns  14/11 
Gnnterus  8/1,  28/5  Hadmarus 
9/11  Haimo  6/1  Hartmnd  17/8 
Heinricns  8/1,  27/2,  26/6,  5/7, 
6/8,  1/10,  19/10,^29/10,  13/11 
H.  stenbarins  29/10,  21/12,  25/12 


Hermannns26/12  Hertwicns  10/4, 
30/4    Herword   1/2    Heiao  26/2 
Hesil  9/9    Hilpoldns  11/7     Hil- 
prandus  11/7    Hnenilo  8/4    Jo- 
hannes 9/2    Irnfridns  17/10    Iain- 
bertus    16/3,    30/6      Isingrimus 
28/7, 29/7    Leobman  18/2     Leu- 
poldns   26/2       Lentoldus     13/3 
Lintwicns  9/10     Maganns  20/10 
Magnso     10/2      Maibanns     17/1 
Marcwart   13/3,    16/9     Otachros 
19/2    Otto  achleiter  6/9     Ori  9/8 
Reinpolt    8/8      Reingenie    28/6 
Richerus    8/4,    26/12     Rnpertus 
6/9    Rndgeras  8/6,  6/9    Rudlieb 
30/8  Rndmar4/8  Rudolfus  24/2, 
1/10    Rnzi  8/11. 

Conversae:  Lintpirt  1/8  Bichsa 
6/3. 

Novicii:  Bertoldns  Mnlbanger  10/9 
Fridricns  anhanger  12/4  Leon- 
hardns  29/8  Martinas  Demberger 
6/9     Vitus  28/9. 

Scolastici:  Conradus  26/3  Engel- 
bertus  27/6     Heinricns  3/12. 

Scolares:  Albero  6/11  Perlinua  ah- 
leiden  3/4  Bernhardns  28/3  de  , 
Caminata  23/8  Conradus  18/11 
Ekkardus  8/1  Ernestus  24/12 
Heinricns  3/8  de  Chlingelbronn 
3/8  Jacobus  4/11  Johannes 
scriptor  31/1,  8/5  Marqu&rdus 
26/3  Nicolaus  22/4  Rudolfus 
25/4,  29/4    Vlricns  11/6. 

Cellerarii:  Ernestus  Ottstorf  er  11/5 
Fridricns  13/6  Heinricns  27/1 
Wernhardus  Tanner  23/7. 

Custodes:  Hertwicns  9/11  Wern- 
hardus 8/2. 

Praepositi:  Dietricns  16/9  Hein- 
ricus  11/2  Heinricus  et  uxor 
sua  Margarete  11/1. 

Professi:  Johannes  puecher  16/4 
Wolfhardns  sinzendorfer  12/9. 

Magister  artium:  Georgine  Cremb- 
ser  16/10. 

Pistor:  Hermannns  6/8. 


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123 


Istius  loci :  Ernestus  13/3  Ernestus 
Ottstorfer  19/4  Georgias  7/12 
Heinricus  22/3  Meinhardus  16/10 
Nicolaus  24/9. 

8.  Crucis: 
Abbas:  Nicolaus  20/6. 
Prior:  Johanne«  6/9. 
Presbyteri    et    monachi:    Conradus 
5/3     Theodoricus  8/6     Georgius 
5/4    Heinricus  11/9    Hermanne» 
8/2    Johannes  4/10    Marchardus 
10/10. 
8obdiaconus:  Johannes  26/11. 

Cunegundis  2/1,  10/1,  16/1,  81/1,  2/2, 
6/2,  7/2,  10/2,  11/2,  12/2,  18/2, 
28/2,  12/8,  25/3,  5/4,  14/4,  18/4, 
22/4,  25/4,  30/4,  2/5,  6/5,  6/6, 
9/5,  12/6,  27/6,  28/6,  1/6,  12/6, 
13/6,  4/7,  17/7,  19/7,  19/8,  27/8, 
29/8,  7/9,  10/9,  12/9,  30/9,  11/10, 
19/10,  25/10,  30/10,  31/10,  2/11, 
12/11,  2/12,   17/12,  28/12,  30/12. 

Cuoperch:  Heinricus  10/3. 

Costelwanch:  Rudolfas  12/3. 

Cnstodes:  Conradus  3/6,  21/6. 

Ttnpeck:  Heinricus  16/8. 

Tino,  de:  Walterus  6/1. 

Ttnne:  Johannes  6/12. 

Tanner:  Werhardus  cellerarius  i.  1. 
23/7     Fridricua  16/8. 

Decanoat  Heinricus  de  anaso. 
Degenhardus  16/9. 

Tegernseenses: 

Abbates:     Albertus    1/11      Carolas 

4/3     Conradus  10/12     Georgius 

17/1     Hilprandus  6/6    Oswaldus 

16/5    Sybrandus  27/7. 

Decani:     Heinricus   4/3      Rugerus 

26/8. 
Presbjteri  et  monachi:  Albertus 
9/10  Alexius  16/12  Paulus  14/10 
Prathardus  16/6  Conradus  27/7 
Daniel  4/3  Eberhardus  6/6, 25/8 
FiKppus  9/10  Georgius  28/8 
Heinricus  7/1  Herbordus  26/9 
Hermannus  9/10  Jacobus  4/3 
Johannes  6/1,  8/1,  26/7,  9/10 
Lazarus   9/12     Leonhardus   6/8, 


18/11,20/11  Ortliebus  4/3  Otto 
9/10  Sebastianus  9/1  Sigismun- 
das  19/3  3imon  9/10  Stefanos 
12/3,  6/12  Vlricus  9/10  Wil- 
helmus  6/10. 
Subdiaconi:  Kylianus  10/1    Vlricus 

12/1. 
Acolitus:  Eberhardus  4/3. 

Demberger:  Martinus  6/9. 

Dens:  Conradus  26/3,  23/4  Hertwi- 
cus  23/4  Heinricus  5/4  Marga- 
reU  23/6. 

Teuerwang:  Gertrndis  12/3  Hilkri- 
mus  12/3  Otilia  15/1  Wern- 
herus  9/8. 

Tevspach:  Heinricus  8/10. 

Diaconi:  Conradus  11/2  Ditmarus 
30/8  Johannes  31/7  Marquar- 
dus  7/12  Vlricns  1/3,  12/10 
Wolfhardus  16/9. 

Diaconi  et  monachi:  Engelgerus  8/12 
Gebhardus  9/10  Gerbertus  2/1 
Pezelinus  3/2  Pelericus  6/9  Ra- 
poto  14/11  Raffoldus  17/9  Wi- 
chardus  21/9. 

Diepoldus  11/9. 

Tiemo  16/3. 

Diemudis  6/1,  16/1,  21/1,  21/2,  4/3, 
16/3,  31/6,  21/7,  2/11,  26/11. 

Dietmarus  7/2,  17/2,  10/3,  12/3,  16/3, 
1/4,  4/4,  12/4,  22/6,  2/7,  23/7, 
6/8,  7/9,  14/10,  2/12,  7/12. 

Dietricus  6/1,  12/1,  7/2,  14/2,  21/2, 
22/2,  16/3,  21/3,  26/4,  4/6,  14/6, 
14/6,  16/6,  17/6,  24/6,  28/6,  4/7. 

Thomas  20/9,  27/9,  3/11,  9/11,  10/11. 

Tobel  Johannes  aecol.  i.  1.  18/10. 

Dorn  Weichardus  m.  i.  1.  30/7. 

Trastilo  4/1,  21/2,  2/9. 

Traunkirchenses : 

Abbatis8ae:  Alheidis  20/1  Anna 
19/11  Clara  26/7  Diemudis  21/1 
Elisabet  14/3  Gedrudis  Volken- 
storfer  6/1  Helka  1/2  Ofemia 
8/2. 
Moniales:  Anna  Meszenpek  30/7 
Anna  Dexerin  7/6  Agnes  Müll- 
wanger  7/6  Barbara  26/7  Bai- 
9* 


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124 


burgis26/7    Brigida  26/7    Cune- 

gondis  7/1    Dorotea  6/2     Elisa- 

bet  ROtin  21/9. 
Traute  1/4,  21/1,  6/7. 
Dringer:  Heinricus  pbr.  et  m.  i.  1.  9/4. 
Trachsen:  Helca,  Lybaun  17/6. 
Trnent:    Cunegund    24/2      Fridricus 

26/10     Georgias  10/8. 
Daces: 
Austrie  etc.:    Albertus    17/7,    29/8 

Fridricus  16/6    Liupoldus  31/12. 
Bavarie:     Gunterus    11/12      Odilo 

18/1       Otakerus     26/2      Tassilo 

11/12. 
Carintie:  Philippus,  Ulricus  1/9. 
Ducissae:  Agnes  26/3    Theodora  22/6 

Liutpirgis  11/12. 
Tuedech,  de :  Gerdrudis  23/6    Vlricus 

13/1. 
Tuerl:  Heinricus  26/11. 
Duringus  1/6,  4/7. 
Turs:  Otto  21/7. 
Tute  9/1,  18/2,  22/2,  4/4,  30/8. 
Eberbardus  2/2,  24/6,  2/7,  10/7,  23/9, 

3/11,  26/11,  24/12. 
Ebersbergensis :  Wilramus  abbas  6/1. 
Edelspek:  Richerus  31/10. 
Eggendorf:  Heinricus  22/1     Herman- 

nus  3/3,  22/12. 
Egena  26/4. 
Eginus  24/7. 
Egxenbof:  Conradus  4/8. 
8.    Ebrentrudis,    Nonberg:      Hemma 

13/11     Jevta  28/6  abbatissae. 
Elbwinus  1/12. 
Elisabet  8/1,    16/1,    22/1,    30/1,   4/2, 

11/2,  14/2,  4/3,  13/3,  16/3,  20/3, 

24/3,  26/3,  26/3,  30/3,  16/4,  18/4, 

26/4,    28/4,    29/4,   1/5,  3/5,   6/6, 

7/5,  8/6,  9/6,  30/6,  26/6,  2/7,  9/7, 

10/8,  12/8,  23/8,  25/8,  8/9,  14/9, 

3/10,  6/10,  28/10,   10/11,    19/11, 

23/12,  28/12. 
Engelbertus  16/1,  18/3,  2/11. 
Engelfridus  20/4. 
Engelgerus  19/1,  25/5,  5/7,  5/10. 
Engelbild  16/2,  30/12. 
Engelmud  19/5. 


Engelschalcus  2/5,  4/5,  7/5. 

Engelwer  27/3. 

Engila  10/7,  4/11. 

Eppo  14/6. 

Erhardus  6/10. 

Ermpert  4/1. 

Ermwicus  2/6. 

Ernestus  31/1,  5/2,  23/2,  28/2,  18/6, 
11/7,  17/10,  2/11. 

Enzewib  6/5. 

Enzinus  29/6. 

Faist:  Wenzel  p.  et  m.  i.  1.  1/6. 

S.  Floriani: 

Abbas:  Hartmannus  1/1. 
Praepositi:  Albertus  8/3  Arnoldus 
28/8  Conradus  9/3  Ditmarus 
24/9  Heinricus  30/12  Jodocus 
20/3  Lucas  12/5  Stefanus  12/8 
Weigandus  22/10. 
Decani:    Jobannes    asperger    14/1 

Wolfgangus  ardinger  21/3. 
Presbyteri  et  canonici:  Albertus 
27/9  Artolfus  2/4  Baltesar  19/7 
Petrus  6/4  Petrus  pleicbol  20/6, 
27/9  Petrus  sweinspek  19/8 
Caspar  6/10  C.  Haswer  22/12 
Dietricus  Stoizendorfer  10/6  Er- 
hardus 27/9  Ernsto  17/5  Frid- 
ricus Stetner  10/11  Georgias  3/2 
G.  truent  10/8  G.  Zawcbing  27/10, 
3/11  Hugo  12/10  Jacobus  13/6 
Johannes  13/1  J.  Gember  9/12 
J.  Hattocber  18/9,  9/11  Leutol- 
dus  20/3  Martinus  27/1  M.  Mal- 
wanger  24/12  Meinhardu*  27/8 
Michael  22/8  Nicolaus  de  Es- 
larn  16/3  N.  Hutter  19/8,  10/9 
Richerus  29/11  Sighardus  U/1 
Simon  27/9  Stefanus  26/2,  15/4, 
14/10  Thomas  Zwingendorfer 
11/9,25/11  Vlricus  25/3  V.  sulz- 
pek  7/7. 
Converei:  Rudmarus  6/4    Stefanos 

19/3     Vlricus  6/4. 
Subdiaconus:  Georgius  19/7. 
Ju venia:  Johannes  Stieger  20/7. 

Formbacenses: 

AbbAtes:    Conradus  9/3     Dietricus 


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125 


29/6  Heinricus  31/3  Wirnto 
10/3. 
Presbyteri  et  monachi:  Anais  80/6 
Andreas  9/3,  8/7,  16/7,  28/8  Pe- 
tras 9/3  Burkhardus  19/6  Cas- 
par 4/1,  9/5  Christannus  19/2, 
22/8  Conradus  19/6,  9/10  Cuno 
20/11  Eberbinus  9/10  Egidius 
22/8  Erasmus  9/10  Fridricus 
12/5  Georges  16/7,  3/11  Hart- 
liebus  12/10  Johannes  9/3,  15/3, 
23/5,  1/6,  30/6,  16/7,  20/9,  9/10 
Ludwiens  19/4  Magnus  16/7 
Martinus  9/3  Ortolfus  18/1,  26/1 
Rugerus  1/9  8imon  2/12  Vlri- 
cus  12/3,  14/10. 
Diaconi:  Fridricus  26/1. 
Snbdiaconi:  Cuno  20/11     Johannes 

26/1,  9/12. 
Conversi:  Petrus  16/7. 
Noricius:  Johannes  16/7. 
Soror:  Anna. 

Prancho  1.  7/3. 

Fridarun  1.  4/3,  3/11. 

Fridricus  7/1,  21/1,  21/2,  4/3,  13/3, 
24/3,  27/3,  6/4,  6/4,  21/4,  1/6, 
6/5,  7/6,  13/5,  15/6,  28/7,  29/7, 
6/8,  1/9,  1/10,  14/10,  28/10,  7/11, 
19/11,  1/12,  12/12. 

Fromudis  21/7. 

Fuldenses:  Fridricus,  Heinricus,  Otto 
pbr.  et  m.  Agnes  ml.  Michael 
fr.  8/7. 

Gallus  11/6. 

Gtrstenses: 
Abbates:  Bertoldus  13/5,  27/7   Con- 
radus 23/10   Erhardusll/6   Frid- 
ricus   28/10      Marquardus    10/8, 
12/11     Nicolaus  venk  14/1. 
Prior:  Conradus  11/8. 
Presbyteri    et    monachi:     Albertus 
18/2,    9/10     Andreas   18/2,    20/6 
Paulus  21/2     Petrus  19/6,    13/9 
Burchardus   1/7     Conradus  21/2 
Erhardus    7/6       Fridricus    21/2, 
20/6     Georgius  1/5,    28/8,    13/9 
Gottfridua  21/2    Heinricus  18/2, 
22/3    Hermannus  1/7     Johannes 


18/2     Liebgerus   18/1     Marchar- 

dus    22/3      Martinus  26/1,    18/2 

Rapoto  15/6     Vlricus  18/2,  21/2 

Wenzel   19/1     Wolfgangus  13/9. 

Diaconus:  Heinricus  20/6. 

Subdiaconus:  Wilhelmus  18/2. 

Acoliti:    Heinricus  18/2     Johannes 

21/2     Nicolaus  18/2     Vitus  18/2. 

Gätringer:  Anna  28/7    Philippus  11/8. 

Gebhardus  11/1,  10/2,  12/2,  29/3,  17/9. 

Geltinger:  vlricus  13/4. 

S.  Georgii  (am  Längssee): 

Abbatissae:     Gedrudis  14/3      Tuta 

18/4. 
Moniales:  Agnes,  Soffia  1/6. 

S.  Georgii  ad  montem  (Georgenberg): 
Abbates:  Bertoldus  23/7     Conradus 

14/4  Jacobus  2/3. 
Presbyteri  et  monachi:  Conradus 
7/3,  23/7  Eusebius  2/3  Frid- 
ricus 2/3  Heinricus  prior  7/3, 
23/7  Jacobus  14/4  Ludwicus 
7/3  Petrus  7/3  Waltasar  6/3. 
Scolaris:  Heinricus  7/3. 

Georgius  6/2,  5/3,  4/12. 

Gepa  28/1. 

Gerbirgis  16/3,5/4,  11/4,24/4,20/11, 
28/12. 

Gerhardus  8/1,  14/2,  24/4,  16/8. 

Gerlinger:  Hermannus  31/3. 

Gerstlarius:  Conradus  20/12. 

Gertrudis  2/1,  6/1,  17/1,  21/1,  25/1, 
2/2,  10/2,  11/2,  23/2,  2/3,  3/3, 
4/3,  6/3,  16/3,  20/3,  1/4,  11/4, 
12/4,  16/4,  17/4,  24/4,  1/5,  12/5, 
13/6,  21/5,  4/6,  15/6,  16/6,  7/8, 
12/8,  15/8,  31/8, 10/9,30/9,  11/10, 
23/10,  3/11,  4/11,  18/11,  19/11, 
26/11,  5/12,   9/12,   12/12,   15/12. 

Gerungus  17/6. 

Genta  24/4,  24/8. 

Gerwicus  9/2. 

Gisela  1/1,  16/1,  18/1,-6/2,  8/2,  12/2, 
22/2,  27/2,  3/3,  16/3,  2/4,  8/4, 
2/6,  17/6,  4/11,  31/12. 

Giselbertus  28/1. 

Gizzer,  de:  Perngerus  6/12. 


i 


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126 


Glunicenses : 

Abbates:  Conradus  17/2  Heinricus 
22/4  Marquardus  26/3,  13/7, 
4/12  Otto  21/12  Rudolfus  24/6 
Steueno  12/4. 

Priores:  Nicolai*  28/1     Otto  18/9. 

Presbyteri  et  monachi:  Andreas 
20/6,  13/7,  28/8,  19/12  Petras 
16/6, 11/7  Pilgrimus  13/9  Colo- 
mannus  11/1  Duringus  25/4  Er- 
nestus  neuberger  29/3  Fridricus 
Holzner  23/3  Fr.  Harlunch  26/9 
Heinricus  hagwer  20/1  Hertin- 
gus  15/11  Johannes  22/1,  20/6, 
25/12  Lambertus  18/6  Leon- 
hardus  23/3  Martinuß  13/3,  20/6 
Marquardus  29/7  Nicolaus  21/2 
Ortolfus  Ottstorfer  21/2  Otto 
21/10  Reicheres  29/9  Rudolfus 
16/6    Sifridus  6/4. 

Diaconus:  Conradus  11/6. 
Gneuss:    Bernhardus    6/2     Johannes 

12/3. 
Gotfridus  28/4. 
Gotina  27/12. 
Gotschalcus  14/4,  11/6. 
Gotwicenses: 

Abbates:  Petrus  19/1  Cahochus 
27/1  Gerhochus  12/9  Helm- 
wicus  10/3  Johannes  13/9  Lu- 
cas 22/9. 

Priores:  Carolus  15/8  Georgius 
23/6,  2/8     Vlricus  19/1. 

Presbyteri  et  monachi:  Altmannus 
26/7  Andreas  21/7,  2/8  Pan- 
cracius  11/10  Petrus  5/5,  16/7, 
31/7,  2/8,  13/10  Philippus  27/2 
Coelestinus  21/7  Conradus  alten- 
wurzer  29/6  Dietmarus  11/3 
Dietricus  27/2,  12/8  Egidius 
11/9  Erhardus  2/8  Georgius 
15/8  Heinricus  12/10  Helmwi- 
cus  7/2  Jacobus  1/9  Johannes 
22/2,  22/3„  29/3,  21/7  Leo  15/8 
Mathias  13/7  Martinus  3/3  Ni- 
colaus 4/12  Ortolfus  30/9  Ru- 
gerus  28/8,  16/10  Thomas  11/9 
Vlricus  16/7,  2/8,  11/9    Weichar- 


dus  18/11  Werhardus  2/11  Wolf- 
hardus  10/5,  29/6. 
Diaconi:  Martinus  11/8    Wolfjgan- 

gus  29/4. 
Subdiaconi:   Erhardus  28/8     Wolf- 
gangus 22/3. 
Monachus:  Michael  19/1. 
Novicius:  Erhardus  2/8.' 
Moniales:   Anna  30/1,  15/10     Bar- 
bara 12/5    Petrissa  11/9     Petro- 
nella  Rogel  15/8    Catarina  22/3, 
4/4     Caecilia   16/8     Cunegundis 
22/3    Dorothea  19/1,   11/9     Eli- 
sabet   26/6    Helena   21/7     Mar- 
gareta  9/7    Scolastica  19/7    Wil- 
birgis  19/1. 

Grepel:  Johannes  1/11. 

Griffenses : 

Praepositi:  Achacius,  Pilgrimus, 
Conradus,  Fridricus,  Johannes, 
Nicolaus  27/5. 
Presbyteri  et  canonici:  Achacius, 
Albertus  28/11,  Reverendus  11/8. 
Moniales:  Diemudis,  Walpurgia 
28/11. 

Gumpertus  19/9. 

Gumri  11/2. 

Guot:  Anna  12/9. 

Gundacher  27/11,  12/2. 

Günthern*  31/3,  1/4,  2/4,  10/6,  7/11. 

Gurcenses:  Baltasar  custos  1/9  Pil- 
grimus  diac.  8/3  Chuno2/8  Frid- 
ricus 24/8  Johannes  novic,  8/3 
Nicolaus  spranz  9/10. 

Gwerlich:  Hermannus  26/6. 

Hadlugis  6/1. 

Hadmarus  27/11,  21/11. 

Hagen,  de:  Maizili  15/5. 

Hagerin:  Agnes  21/6. 

Hagwald,  de:  Ditmarus  pbr.  et  m.  i.  1. 
26/6,  3/9  Fridricus  2/6,  8/12 
Gerdrudis  23/4  Emhildis  3/11 
Leutoldus,  Marquardus  3/11  Ri- 
cherus  3/9     Vlricus  23/4. 

Haidin:  Thomas  13/8. 

Halhaidis  2/3,  2/5,   15/6,   15/7,  21/7. 

Hallerius:  Heinricus  21/1. 

Hardungus  1/1. 


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127 


Hartmudns  27/2,  29/8. 

Hartnid  11/6. 

Hauntperg:  Elisabet  26/9  Hertnid 
26/2     Hertwicus  7/2. 

Hauskircherin:  Catarina  1/12. 

Haaaga  2/2,  12/2,  26/5. 

Hecceto  6/4. 

Hecil  21/12. 

Hedwig  17/3,  22/11. 

Heidinger:  Michael  23/8. 

Heüwich  12/2,  27/2. 

Heinricus3/1,4/1,5/1,8/1,  11/1,  13/1, 
24/1,  27/1,  29/1,  30/1,  2/2,  3/2, 
6/2,  7/2,  8/2,  22/2,  24/2,  27/2, 
2/3,  6/3,  8/3,  12/3  H.  albus  14/3, 
16/3,  17/3,  18/3,  20/3,  21/3,  26/3, 
30/3,  81/3,  13/4,  14/4,  16/4,  16/4 
H.  telaunus  17/4, 24/4, 28/4,  30/4, 
l/ö,  2/5,  3/6,  6/6,  10/5,  18/5,  20/5, 
26/5,  4/6,  13/6,  14/6,  28/6,  3/7, 
7/7,  10/7,  11/7,  13/7,  15/7,  16/7, 
21/7,  27/7,  29/7,  7/8,  11/8,  13/8, 
22/8,  26/8,  29/8,  2/9,  9/9,  10/9, 
15/9,  19/9,  20/9,  23/9,  4/10,  8/10, 
12/10,  13/10,  15/10,  6/11,  10/11, 
11/11,  17/11,21/11,  23/11,26/11, 
27/11,  5/12,    13/2,   20/12,  21/12. 

Hekkmaier:  Viridis  et  Alheidis  10/10. 

Helca  6/1,  19/2,  3/3, 13/6,  31/5,  14/6, 
7/8,  26/8,  7/11. 

Helena  1/3. 

Helmfridus  8/1. 

Hermannus  11/2,  19/2,  15/3,  16/3, 
25/5,  20/6,  23/6,  7/12. 

Herrandus  7/2. 

HertwicuB24/l,  21/2,  24/4,  22/5,  16/12. 

Hilcardis  11/1,  5/2,  26/2,  26/2,  8/3, 
13/3,  14/3,  19/6,  20/9,  19/11, 
10/12. 

Hilprandus  3/1,  24/4,  6/5. 

Hof  eider:  Adolfus  29/6. 

Hofkircher:  Nicolaus  11/11  Osanna 
9/8     Vlricus  7/9. 

Hofaenberg,  de:  Heinricas  9/9. 

Hohenfelder:  Otto  20/8. 

Hoholdas  29/1. 

Hugo  22/2,  16/4,  25/4,  1/5,  3/7,  21/7, 
29/10. 


Hnmbrechtsrieder:  Woifgangus  judex 
i.  1.  7/10. 

Hunznagel:  Conradus  10/11. 

Husendorf,  de:  Diemut  6/5  Heinri- 
cuß  pbr.  et  m.  i.  1.  24/2,  27/9 
Richerus  3/5  Eudolfus  pbr.  et 
in.  i.  1.  12/6    Sifridus  2/10. 

Imperatores :  Arnulf us  8/12  Carolus 
28/1     Heinricus  21/5. 

Impert  4/3. 

Irmgart  20/2,  24/2,  4/3,  7/3,  18/3, 
20/4,  6/5,  8/6,  18/6,  19/6,  20/6, 
27/7,  26/8,23/9,6/10,3/11,  18/11. 

Irmiga  12/8,  14/8. 

Irmila  3/11. 

Isinger  10/3. 

Isingrim  9/2,  28/4,  13/9. 

Ita  1/5. 

Jacobus  24/3,  6/10,  7/11. 

Jembertus  4/3,  28/9. 

Jeuta  21/1,  22/1,  1/2,  17/2,  20/2,  3/3, 
31/6,  3/8,  6/8,  13/9,  10/10,  4/11, 
20/11,  7/12. 

Johannes  16/t,  2/2,  14/2,  1/7,  10/8, 
6/10,  19/10,  21/10,  31/10. 

Jordanus  19/6. 

Judna  1/3. 

Lach,  de:  Ditmarus  10/8  Diegardis 
3/5    Elisabet  3/5. 

Lambacenses : 

Abbates:  Alramus21/4  Bernhardus 
1/10  Pezmannus  8/9  Conradus 
25/7,  20/10  Erasmus  17/5  Griffo 
19/9  Jacobus  25/6  Johannes  6/1 
J.  naigstaich  15/2  J.  Daxberger 
21/3  Rupertus  16/9  Sigiboldus 
21/3  Sigmarus  5/7  Simon  24/9 
Swarzmannus  28/4  Vlricus  18/10 
Wesgrimus  22/4  Wigandus  11/10. 
Priores:    Petrus  6/1,   16/10    Geor- 

gius  23/8  Johannes  26/7. 
Presbyteri  et  monachi:  Andreas 
6/10  Azilinus  13/5  Petrus  2/9 
Philippus  14/7  Christannus  27/1, 
30/6  Fridricus  20/5  Georgius 
31/5  Gotfridus  19/1  Helmbertus 
5/2  Herandua  26/12  Johannes 
23/4,    11/8,   20/10     Leonhardus, 


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128 


Leopardus   26/7     Maganus    19/1 
Martinas  19/5  Ortolfus  19/2  Otto 
1/4      Simon  31/8      Vlricas   17/9 
Vitus  26/7     Wolfgangus  25/6. 
Diaconi:  Johannes  28/1    Mauricius 

6/4. 
Subdiaconus:  Georgias. 
Monachi:    Heiuricus   1/5      Sifridus 

15/5    Stefanus  23/4. 
Conversi:    Andreas  15/6     Ozi  1/3 

Wermut  4/3. 
Acolitus:  8ifridus  14/7. 
8.  Lamberti  (in  Styria): 

Abbates:  Petrus  12/7    David  14/5, 

25/6    Johannes  Friedberger  13/3 

Johannes   16/12      Maganus  25/4 

Nicolaus    14/10     Wernerus    2/8. 

Priores:    Albertus   4/12      Conradus 

13/6. 
Presbyteri  et  monachi:  Achacius 
13/8  Andreas  13/6  A.  de  austria 
26/8  A.  Chrel  22/9  Artolfus 
genstaig  29/1,  13/6  Paulus  13/6 
Petrus  26/3  P.  Suevus  17/6,  25/7 
Conradus  vngerus  25/7,  17/11 
Fridricus  9/4,  14/5,  13/6  F.  gres- 
sing  25/7  Georgius  3/2,  13/3, 
13/6  Heinricus  3/2,  9/4,  9/6, 
17/10,  23/11  Jacobus  3/2  Jo- 
hannes 13/6  J.  zeugler  17/6, 
25/7  Nicolaus  13/6  N.  Harn- 
berger  26/7,  21/10,  20/11  Ortol- 
fus 27/10  Otakerus  13/3  Otto 
26/3,  20/11  Vlricus  14/6,  17/6, 
26/6  Wolfgangus  13/3,  16/9 
Wolfhardus  14/5,  13/6  Wulfiu- 
gus  26/2. 
Subdiaconus:  Johannes  13/6. 
Conversi:  Nicolaus,  Otto  13/6  Eli- 
sabet  21/10. 
Landau,  de:   Vlricus  15/7     Johannes 

pleban.  in  petenpach  14/1. 
Lanzenberger:    Petrus  4/4      Sifridus 
4/11      Sighardus  pbr.  et  m.  i.  1. 
6/7. 
Lanzo  17/5. 

Lapide,  de:  Ernestus  18/12     Hiltgar- 
dis  3/9,  18/12. 


Lauer:  Heinricus  18/3    Fridricus  2/9. 
Laufen,  de:  Heinricus  18/8. 
Lauterbach,  de:   Richza  1/6     Rudol- 

fus  24/1. 
Leo  22/2,  24/2,  7/7,  29/8. 
Leogardis  13/1,  19/1,  26/1,  28/1,  3/2, 

2/3,  3/5,  24/6,  24/10     L.  judicissa 

27/10,  26/11,  15/12. 
Lerbuler:  Cunegundis  20/1    Dietricus 

10/8    Johannes  20/1,  27/4. 
Leupoldus  26/1,  30/1,  27/3,  29/5,  30/8, 

10/10,  24/10,  20/11,  30/11,  27/12. 
Leuderer:  Heinricus  29/6. 
Leutoldus  13/4. 
Lienhardus  29/11. 
Liupurgis  28/7. 
Liutprecht  1/5. 
Lobensteiner:  Ulricus  30/9. 
Loch,  de:    Ditmarus  30/8      Qedrudis 

8/1     Reicbgardis  9/9. 
Loher:  Nicolaus  prior  i.  1.  4/7. 
Lucia  26/2,  25/10. 
Ludwicus  15/6. 
Luensteten:  Ditmarus  26/3. 
Lunaelacenses: 

Abbates:  Conradus  16/1,  17/10   Dit- 

hardus  4/12  Fridricus  19/8  Hein- 
ricus  14/3     Jacobus   14/6     Sifri- 
dus 14/5. 
Prior:  Conradus  21/8. 
Presbyteri    et    monachi:    Andreas 

11/3     Conradus  8/10     Heinricus 

10/7    Stefanus  27/10. 
Subdiaconus:  Achacius  5/1    Oswal- 

dus  12/11. 
Conversus:  Antonius  27/11. 
Acoliti:    Johannes   20/12      Ulricus 

9/11. 
Mabilka  7/2. 
Maganus  10/1. 
Magdalena  19/11. 
Mallersdorfenses : 
Abbates:    Eppo  27/6     Hermaimus 

2/10. 
Presbyteri  et  monachi :  Eberhardus 

18/4     Ludwicus    4/7      Martinus 

4/7     Wernhardus  4/7. 


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129 


Snbdiaconus:  Fridricus  18/4. 
Scolaris:  Nicolaus  4/7. 
Msrchardus  31/8. 

Mirchio:  Otacher  29/3,  28/11,  31/12. 
Margareta  2/2,  24/3,  2/6,  14/6,  23/6, 
24/6,  4/7,  17/7,  29/7,  30/11,  10/12. 
8.  Mariae  ad  cellam: 
Presbjteri  et  monachi :  Petras  28/7 
Vlricus  30/4,  14/7. 
Marqaardus  7/1,  25/4,  21/1. 
Matildis  11/1,    23/1,    24/1,    6/3,    6/3, 
10/3,  13/3,  14/3,  15/3,  17/3,  4/4, 
12/4,    24/4,    2/6,    4/6,  6/6,    12/6, 
19/5,  21/6,  29/6,   31/7,  2/9,  5/9, 
8/9,24/9,4/11,5/11,  12/11,  18/11, 
1/12,  4/12,  17/12,  28/12. 
Martinas  6/6,  6fll. 
Matza  22/2,  24/2,  6/3,  2/6,  19/6,  6/7, 

26/8,  2/9. 
Maarmaster:  Sa] man  24/8. 
Mini  2/3. 

Meinhardus  22/3,  26/3,  20/7. 
Mellicenses : 
Abbates:  Christannus  30/7   Erchen- 
fridus  17/5     Fridricus  8/3,  31/3, 
Gotschalcus  8/3    Heinricus  Rorer 
18/11     Johannes  28/6    J.  mele- 
bruner    27/12       Ludwicus    22/8 
Nicolaus    24/12       Ortolfus    13/8 
Sifridus    8/3       Sighardus    11/10 
Stephanus  22/7. 
Priores:  Hertwicus  8/3. 
Presbjteri  et  monachi:  Benedictus 
Heusler  5/6    Petrus  de  Stein  19/6 
Caspar    Bursel  29/10      Conradus 
8/3,  24/3,  26/3,  24/12     Hadmarus 
9/10     Heinricus  8/3     Hertwicus 
29/3      Johannes    5/1      Martinus 
8/3,  23/6     Mathias  29/3     Regin- 
hardus  9/3      Stefanos  24/1,  26/6 
Venedictus  8/3,  6/8    Wernhardus 
8/3  Wolfgangus  Grill  1/2   Wolf- 
hardos  5/1. 
Diaconi:     Petrus    22/10      Egidius 

Hager  7/3    Johannes  16/7. 
Sobdiaconus:  Johannes  9/3. 
Noridos:  Johannes  24/2. 
Acolitos:  Johannes  9/3. 


Monachus:  Magnus  7/5. 

Conversus:  Vdalricus  17/8. 
Menutus  31/1. 
Merbot  3/2,  19/4,  4/6. 
Mergardis  16/2,  12/5. 
Mettenses : 

Abbates:  Albertus  6/10  Altmannus 
24/11     Vlricus  17/5. 

Priores:  Petrus  22/7  Fridricus  22/5 
Rudolfus  29/11. 

Presbyteri  et  monachi:  Achacius 
23/11  Pernoldus  1/8  Petrus  4/2, 
16/4,  9/8  Camedus  21/6  Con- 
radus 6/8,  7/10,  29/11  Cristannus 
7/10  Cristotus  26/11  Egidius 
7/10  Erhardus  29/5  Florianus 
29/11  Fridricus  28/8,  24/11  Ga- 
briel 29/1 1  Georgius  29/ 1 1  Got- 
fridus  12/4  Gregorius  26/9  Hein- 
ricus 19/2,  9/3,  6/4,  26/5,  26/6, 
24/11  Hertwicus  6/4  Lautwinus 
14/3  Marcus  7/10  Martinus  8/1 
Michael  29/11  Nicolaus  29/11 
Rupertus  10/7  Rudolfus  7/10 
Rugerus  4/2  Sighardus  7/8  Sig- 
munde 29/11  Stefanus  12/10 
Vlricus  4/2,  6/4. 

Diaconus:  Vlricus  24/11. 

Subdiaconus:  Andreas  9/3  Johan- 
nes 5/5. 

Conversus:  Heinricus  6/4. 

Scolaris:  Petrus  9/12. 
Mezzenpek :  Anna  ml.  in  Traunkirchen 
30/7     Weichardus  pbr.  et  m.  i.  1. 
5/1. 
Mensel :  Conradus  pbr.  et  m.  i.  1.  6/8. 
Michael  27/3,  5/11. 
Michelburenses : 

Abbates:  Marchardus  15/3  Vlricus 
4/12     Vitalis  6/3. 

Presbjteri  et  monachi:  Albertus 
5/3,  11/4  Bertoldus  5/3,  2/9  Pil- 
grimus  10/4  Conradus  6/3  Eber- 
hardus  5/3,  15/9  Gebhardus  5/3 
Heinricus  21/1,  6/3  Leutwinus 
24/9  Nicolaus  5/1,  5/3  Otto  6/3 
Vlricus  1/2,  6/3,  17/9,  24/9. 

Subdiaconus:  Heinricus  5/3. 


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130 


Scolares :  Fridricus  6/3    Gebhardus 

6/3. 
Acolitus:  Johannes  6/3. 

Michele:  Eberbardus  23/6. 

Milstatensis: 

Abbas:  Heinricus  1/2. 

Mona  21/2. 

Monachi:  Amo  18/1  Arba16/9  Bern- 
hardna  8/1  Perngerus  18/7  Con- 
radus 26/2,  27/6  Dietricus  Le- 
buler  10/8  Dietmarns  6/12  Die- 
trolfus  9/1  Engelbert™  U/3 
Ernestus  18/7  Fridricus  26/12 
Heinricus  1  /6, 31  / 10  Hezilo  1 8/3, 
26/10  Jobannes  26/2  Leupol- 
dus23/4  Perol3/7  Porno  26/7 
Poto  3/12,  28/12  Rapoto  11/8 
Rugerus  1/9  Siboto  6/11  Star- 
chanus  2/2  Vlricus  26/6  Wal- 
cunus  25/1  Wichardus  20/7 
Winterus    6/11      Wolfolt    11/12. 

Mönchsmil  nster : 
Abbas:  Heinricus  26/7. 

Moniales:  Agnes  10/7  Aleys  10/7 
Anna  18/6,  10/7  Beatrix  22/2 
Catarina  16/4,  1/8  Elisabeth 
16/4,  1/8  Fridarun  4/9  Gedru- 
dis  16/4  Gisela  5/9  Hiltraut 
10/1  Margareta  16/4,  2/6  osanna 
10/3  Tuta  19/12  Vrsula  10/7 
Willibirt  14/6. 

Moes:  Fridricus  26/7. 
Mosniz: 

Abbas:  Udalricus  5/5. 
Mülberg,  de:   Canegundis  24/7     Oer- 

trudis    24/7,    20/12       Hertwicus 

24/7,  20/12. 
Malerin:  Leucardis  23/6. 
Müll  wanger:     Bertoldus    novic.    i.   1. 

10/9     Martinus  S.  floriani  14/12 

Agnes    ml.  in    traunkirchen  7/6. 

Munichpucher:    Sebastianus   pbr.    et 

m.  i.  1.  16/12. 
Murator:  Conradus  16/12. 
Mutarius:  Heinricus  27/8. 
Nicolaus  6/6,  6/10,  24/10,  5/11. 


Niedernburgenses:  Bandela,  Catarina, 
Dorotea  polheimer  Ursula  Ka- 
derstorferin  Ursula  Toplerin  6/8. 

Nusspach,  de:  Diemudis,  Leutoldus 
30/4. 

Obernburgenses : 
Abbates:  Nicolaus  22/8. 
Prior:  Ulricus  3/12. 
Presbyteri  et  monachi:     Philippus 
28/9    Cristannus  28/9     Fridricus 
9/6      Georgius    13/8,   28/9     Jo- 
hannes   26/4,    16/8     Laurencius 
31/8,  3/12    Martinus  16/4     Wil- 
helmus    freiberger    31/8       Wal- 
fingus  3/12. 
Monachi:  Johannes,  Martinus  3/12. 

Oede,  de:  Alramus  ptr.  et  m.  i.  1.  7/6. 

Oeteeb  1.  3/5. 

Offemia  28/1,  26/5,  22/9,  7/12. 

Oroha  21/5. 

Ortolfus  29/1,  11/3,  18/3,  22/3,  27/3, 
24/4,  8/7,  27/7,  27/8. 

Ossiacenses: 
Abbates:  Eberhardus  8/6   Johannes 
8/5,  21/5     Michael  8/6      Simon 
26/8     Vlricus  1/10. 
Priores:    Antonius  4/3     Cristannus 
1/10   Hermannus  1/10    Johannes 
21/5. 
Presbyteri    et    monachi:     Andreas 
1/10    Bartolomaeus  1/10    Paulus 
7/3      Conradus    7/3,    21/6,    23/8 
Cristofus    8/5      Gundacher    8/5 
Heinricus    23/8     Johannes   1/10 
Oswaldus    1/10      Reicheres   8/5 
Rupertus  23/1   Vlricus  1/10   Vol- 
kerus  23/8. 

Oswaldus  6/10. 

Otacharus  6/1,  17/2,  14/9,  29/9,  2/11, 
12/12,  17/12. 

Otilia  18/5,  23/6,  29/10,  22/11,  30/11. 

Otto  14/1,  16/1,  22/1,  4/2,  23/3,  26/3, 
11/4,  24/4,  2/6,  13/6,  16/6,  26/5, 
9/6,  26/6,  30/6,  9/7,  28/8,  8/9, 
9/9,28/9,  3/10,  8/10, 18/10,  21/10, 
22/10,  21/11,  20/12,  22/12,  26/12, 
30/12. 


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131 


Ottstorf,  de:  Agnes  11/ 11,  22/ 11    Ber- 
toldus  22/11      Christiannus  abb. 
LI.  19/11     Cunegundis  1/7   Dit- 
marus  11/7,  8/10    Ernestus  abb. 
LI.  31/7     Ernestus  cellerarius  i. 
1.  11/5    Ernestus  judex  i.  1.  25/6 
Ernestus    19/9,    11/11       Hedwig 
31/1     Heinricus  31/5,   23/9     Or- 
tolfus   pbr.  in  gleink  21/2      Ru- 
gerus pbr.  et  m.  i.  1.  22/11. 
Otwinui  18/1. 
Ott»  26/6. 
Osehe  8/2,  29/9. 
One  3/4. 

Bspoto  15/4,  12/8,  18/10. 
Raffoldus  5/8. 
Btnshofenses:  \  Wilhelmus,    Thomas 

pbri.  et  cani.  29/7. 
Ratisponenses: 
Epiacopi:  Leo  12/7,  11/10. 

S.  Emerami: 
Abbates:  Alto  18/3    Pabo  17/2    Jo- 
hannes 12/11     Wolfhardus  29/7. 
Presbyteri    et   monachi:     Achacius 
29/9    Albertus  12/11     Conradus 
17/3      Erasmus    1/6      Fridricus 
12/8,  14/8      Heinricus  2/3,  28/4, 
6/5,  12/11     Hugo  2/3    Johannes 
25/10,  12/11     Ludwicus  2/8   Ru- 
gerus 6/5. 
Sabdiaconu8:  Michael  24/10. 
Con versus:  Vlricus  6/5. 
Acolitus:  Caspar  28/4. 
Obermünster : 
Abbatissa:  Hadamout  8/5. 
Honiales:  Anna  Hoferin  6/2  Anna 
Hohenburgerin    5/10       Barbara 
8chreibergerin  13/1 1  Cecilia  Lem- 
prunerin  16/2     Margarets  Perfi- 
gin  18/10     Osanna  Welchenper- 
gerin  20/12. 

S.  Mariae: 
Hugo  pbr.  et  m.  11/8    Johannes, 
Rugerus  27/10. 
Civee:  Ermoldus  29/11    Oamaridus 
de  Sarching,  Elisabet  Dorer  Ul- 
ricusWild29/U  Fridricus  Nasser 


et    Cstarina    28/12       Johannes 
Wilder  12/7. 

Abbas    Petrus    1/7      Jo- 
hannes pbr.  et  m.  1/7. 

Reges:  Albertus  1/5  Philippus  22/6 
Conradus  28/2. 

Regina:  Maria  28/8. 

Reginbertus  10/6,  6/10. 

Reichenbacenses : 
Abbas:  Johannes  13/2. 
Presbyteri  et  monachi:  Conradus 
1/12  Dietricus  4/11  Heinricus 
1/12  Jeremias  13/2  Stefanus 
4/12  Vlricus  28/1,  1/4,  10/12 
Zacharias  4/7. 

Reichersbergenses : 

Presbyteri  et   canonici:    Dietricus 
22/3      Michael    Tallinger   27/10 
Sigismundus   Popenberger  29/11 
Wernhardus  8/7. 
Alheidis  ml.  8/7. 

Reinpoldus  30/11. 

Reinherus  12/6. 

Reinspek:  Heinricus  9/5. 

Reintwicus  10/2. 

Ripa,  de:  Conradus  22/10  Gisela  21/3 
Heinricus  2/7  Rugerus  21/3, 
2/7. 

Richcardis  21/1,  10/2,  16/2,  15/3, 
26/3,  3/4,  16/7,  6/8,  21/10,  28/12. 

Richerus  8/6,  30/6,  17/9,  30/10. 

Richildis  21/2,  7/9,  11/12,  24/12, 
25/12. 

Richza  9/1,  12/1,  19/1,  18/3,  19/3, 
21/3,  22/3,  10/4,  24/4,  1/6,  22/6, 
24/6,  21/10,  13/12. 

Ritzendorfer:  Fridricus  25/5  Frid- 
ricus abb.  i.  1.  11/2  Christine 
25/5. 

Ror,  de:  Fater?  31/7  Heinricus  14/10, 
17/11  Ludwicus  1/4  Otto  2/5, 
3/11. 

Rott  (Rurus):  Agnes  12/9  Anna  19/6 
Andreas  1/6,  1/8  Brigida  30/6 
Catarina  27/6  Christianus  20/1 
Dorotea  16/2  Tuta  23/2  Elisa- 
bet 21/9  Fridricus  16/4,  27/6 
Jobannes  27/9      Liukardis   30/8 


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132 

Otto    12/9       Vlricas    2/6,    23/8, 
9/9. 

Bottenses: 
Abbatest  Ekbertus  21/9    Otto  6/11. 

Rupertus  8/1,   12/2,  16/3,  26/7,  17/8. 

Rudgerus  30/1,  8/2,  18/2,  23/3,  12/4, 
13/6,  13/7,  12/8. 

Ruedlinger:  Wernbardus  29/9. 

Rudmarus  7/1. 

Rudolfus  12/1,  26/1,  28/1,  30/1,  2/2, 
3/2,  11/2,  13/2,  27/2,  10/3,  12/3, 
20/3,  8/4,  12/4,  1/6,  16/6,  17/6, 
28/6,  9/7,  16/8,  10/9,  23/9,  4/10, 
2/11,  22/11,  25/11,  16/12,  24/12. 

Kürmund:  Albertus  2/11  Marcbar- 
du»  2/11     Wernbardus  20/9. 

Rusticus:  Agnes  3/9  Arnoldus  4/6 
Ditmarus  4/4. 

Salisburgenses : l 

Arcbiepiscopi :  Albertus  6/4  Con- 
radus  9/4,  28/9  Eberhardus  22/6, 
26/11  Fridricus  7/4  Gebbardus 
15/6  Ludwicus  27/4  Tiemo  9/9. 
Moniales:  Alheidis,  Aleis  26/8 
Eugla  22/11  Anna  Trientnerin 
27/1     Susanna  15/9. 

Sarnagel:  Heldolfus  conu.  et  m.  i.  1. 
31/5. 

Schiplicenses:  Landegardis  priorissa 
Margareta  ml.  6/11. 

Scbirenses : 

Abbates:  Conradus  6/1,  24/10,  27/10 

Ulricus  Munepek  8/2. 
Priores:  Hugo  6/1     Johannes  10/6. 
Presbyteri     et    monachi:     Andreas 
20/7       Petrus     27/7       Conradus 
24/4,     10/6,     20/7,     27/7,    12/1 1 
Heinricus  24/6,  16/11    Hugo  7/11 
Johannes  20/7,  27/7,  5/11,  24/11 
Rugerus    24/5       Stefanus    27/7 
Williboldus  20/7. 
Conversus:  Johannes  10/6,  6/9. 

Schlierbacenses: 

Abbatissa:  Catarina  30/8. 
Moniales:  Margareta  30/8. 


Schlüsselberg,  de:  Alheidis  10/4  Eli- 
sabet6/ll  Gertrudis  16/4  Gerolt 
13/6  Hartwicus  prior  i.  1.  9/11 
Ortolfus  11/5  Ulricus  15/4, 
26/9. 
Scolares:  Bertoldus  13/10  Conradus 
24/4,  8/6,  26/6,  3/12  Dietricus 
23/4  Duringus  10/6  Einwicus 
1/1  Fridricus  14/12  Heinricus 
1/1  Herbord  us  1/1  Hertwicus 
7/3  Johannes  8/9,  14/10,  21/12 
Leo  23/1  Meingotus  18/10  Mi- 
chael de  Treuensee  8/6  Ortolfus 
19/3  Paltramus  22/4  Paulus 
26/10  Petrus  22/9  Rudgerus 
12/4  Sifridus21/1  Simon  26/10 
Stefanus  10/2  Ulricus  13/4,  2/12 
Ulschalcus  1/1  Walcunus  1/1 
Wemhardus  1/1  Wilhelmus  in 
Retz  8/9. 
Scolasticus:     Fridricus     Hagwald    in 

anasum  18/12. 
Seccovienses : 

Praepositi:  Hermannus  16/3  Vlri- 
cus  26/12. 

Decanus:  Leonhardus  7/9. 

Presbyteri  et  canonici:  Acbacius 
Dorner  26/10  Paulus  29/7,  26/10 
Petrus  12/2  Conradus  20/4  Chri- 
stannus  2/9  Ernricus  6/6  Frid- 
ricus Stadler  30/2  F.  plebanus 
30/7,  8/8  Heinricus  20/6  Jo- 
hannes Saler  18/2,  13/5,  U/10, 
23/11  Ortolfus  26/10  Otto  12/2, 
27/5,  8/8  Rudolfus  22/8,  U/10 
Sigmundus  6/9  Vlricus  Pamiker 
28/9. 

Diaconus:  Johannes  Freisinger 
24/11. 

Acoliti:  Erasmus  Welzer  24/11 
Fridricus  7/9. 

Conversi:  Fridricus  Welzer  24/4 
Johannes  Stegrer  10/6,  7/9  Ni- 
colaus 11/10. 

Domicelli:  Johannes  Nicolaus  1 1/10. 


1  Siehe  auch  unter  6  S.  Petri  und  unter  e  S.  Ehrentrudis  (Nonnberg). 


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133 


Laicus:  Ulricns  11/10. 

Moniales:  Agnes  1/6,  7/9  Auna 
30/3,  7/10  Cunegundis  Lahek- 
kerin  17/8  Elisabet  de  Löbing 
1/8  Elisabet  15/9  Gerdradis  3/3 
Wendila  30/3. 
Seibnrca  17/3. 
Seitenstettenses: 

Abbates:  Benedictns  21/9  Diet- 
marns  23/2,  28/8  Ekfridus  23/2 
Engelschalcus  26/7  Johannes 
22/4  Laurentius  Meylesdorfer 
1/9  Stefanos  28/1  Thoraas 
Cbersberger  31/7    Thomas  12/8. 

Priores:  Bertoldus  29/12  ülricus 
14/9. 

Presbyteri  et  monachi:  Petras  27/7 
Conradus  25/1 , 2/9  Dietricus  8/ 1, 
13/8  Erasmns  29/12  Fridricus 
1/6  Georgias  3/9  Heinricas  8/1, 
13/8  Hertwicas  23/2  Jacobus 
83/2, 17/8  Johannes  14/11,29/12 
Leutoldos  23/2  Nicolaos  14/2, 
26/7,29/12  Stefanos  23/6  Vitas 
30/6  Vlricus  26/7,  22/10,  13/12 
Wolfgangas  18/10. 

8nbdiaconas:  Johannes  23/2. 

NoTiciua:  Bernhardos  23/2. 

Acolitos:  Paolos  13/8. 
Seid:  Johannes  14/4. 
Selong:  Fridricus  pbr.  et  m.  i.  1.  25/5. 
Seonar:  Otto  3/7. 
8eonenses: 

Abbates:  Erhardus  2/11  Rodolfus 
20/7     Wilhelmos  2/4. 

Presbyteri  et  monachi:  Andreas 
16/9  Bertoldus  23/5,  19/9  Pe- 
tras 23/5  Conradus  U/3,  23/5 
Georgias  18/9  Johannes  23/6, 
26/9  Marchardos  23/5  Eogeros 
U/4    Thomas  U/3    Vlricus  23/5. 

8colasticus:  Eberhardos  U/3. 

Conversi:  Ambrosius,  Andreas  23/5. 

Monachus:  Christannus  U/3. 

Acolitos:  Caspar  7/6. 
8iboto  12/4,  2/6,  7/6,  21/6,  26/7,  18/8, 

9/12. 
ftbrandos  7/6. 


Sigfridus  U/6,  10/6,    13/7,   17/8,  7/9. 

Sighaimer:  Margareta  1/12. 

Sighardus  9/1,  6/2,  28/8,  U/10. 

Sigila  13/2,  21/3. 

Siglochus  2/2. 

Simon  25/8,  24/9,  27/11. 

Sinzendorfer:  Alheidis,  Conradus,  Jo- 
hannes pbr.  et  m.  i.  1.  22/2. 

Sippach,  de:  Cunegundis  12/1,  3/7 
Conradus  3/7,  6/12. 

Sitenagel:  Heinricus  18/6  Wolfhar- 
dus  12/9. 

Snedo  10/6. 

Sophia  6/1,  1/2,3/2,  7/3,  U/6,  14/10. 

Spitz wekel:  Stefanos  prior  i.  1.  U/4 
Johannes  pleban.  in  Kirchberg 
24/4. 

Stadler:  Heinricas  pbr.  et  m.  i.  1.  29/4. 

Staindorfer:  Conradus  pbr.  et  m.  i.  1. 


Stephanus  20/5,  15/6. 

Steinwenter :  Heinricus,  Hildegardis 
13/12. 

Steubarius:  Heinricus  29/10. 

Sturm:  Cunegundis,  Vlricus  10/3. 

Subdiaconi:  Alramus  20/10  Andreas 
3/9  Pernoldus  25/9  Conradus 
21/12  Heinricus  6/3,  18/3  Her- 
mannus  17/4  Johannes  18/5 
Meinhardus  14/12  Ortolfus  3/5, 
5/6  Rupertos  31/7,  11/11  Vlri- 
cos  vannstorfer  8/9  Ulricos  29/9 
Wernhardos  23/12. 

Solzpek:  Agnes  19/3,  27/10  Atacaros 
pbr.  et  m.  i.  1.  12/2  Conradus 
prof.  aspacensis  18/10  Cristan- 
nos  20/2  Elisabet  7/8  Fridri- 
cus pbr.  et  m.  i.  1.  2/6  Gedrudis 
28/3  Heiaricas  5/2  Johannes 
24/12  Sighardus  15/7  Vlricus 
20/2,  4/4,  7/7,  2/12. 

Sonel:  Martinas  pbr.  et  m.  i.  1.  30/10. 

Sunnleiten:  Paulas  pellifex  10/5. 

Svenhiltus  9/2,  10/3. 

Sweikerus  3/8. 

Ulfingus  27/9. 


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134 


Ulricus  9/1,  11/1,  12/1,  26/1,  U/2, 
21/2,  23/2,  26/2,  18/3,  30/3,  25/4, 
9/6,  18/6,  6/7,  13/9,  23/9,  26/9, 
29/9,  16/10,  26/10,  22/11,26/11, 
29/11,  1/12,    8/12,    27/12,  30/12. 

Ulschalcus  17/2,  1/9. 

Unntronn  13/3. 

Uozimanus  26/1. 

Vallis  Dei  (Säusenstein) : 
Abbas:  Nicolaus  23/9. 
Presbyteri  et  monachi:  Andreas 
23/9  Petrus  diac.  17/6  Hein 
ricus  4/2  Martinus  23/10  Or- 
tolfus  23/9  Simon  17/1  Stefa- 
nus  22/6     Ulricus  26/10. 

Yannstorfer:  Conradus  12/3. 

Victor  4/1. 

Volkenstorfer:  Alheidis  16/2. 

Voraviensis:  Ludwicus  6/10. 

Walcherus  10/12. 

Walcunus  4/2,  14/2,  14/3,  23/3,  26/4, 
6/5,  29/7,  16/10,  17/11,  8/12, 
13/12,  26/12. 

Waldarios:  Dietricus  24/9  Fridricus 
18/6. 

Walde,  de:  Leutoldus  2/1. 

Waldhausen:  Cristanus  9/1  Martinus 
Lasberger  20/4  Ulricus  28/7 
pbri.  et  mi. 

Wallner:  Fridricus  16/3. 

Walterus  17/3,  16/10. 

Weicherus  13/4. 

Weigandus  23/11. 

Weihenstefan: 
Abbates:   Fridricus    8/5    Leonhar- 

dus  20/1. 
Presbyteri  et  monachi:  Petrus  16/3 
Conradus  4/9     Hermannus  26/4 
Sifridus  16/8. 

Weingarten:  Heinricns  pbr.  et  m. 
14/8. 

Welhing:  Dorotea  4/7. 

Wenzeslaus  5/1. 

Werde,  de:  Wernhardus  14/8. 

Wernhardus  9/2,  28/2,  24/2,  12/3,  7/4, 
8/6,  13/5,  8/6,  27/6,  24/7,  1/8, 
27/9,  17/12,  29/12. 


Wernherus  2/1,  29/1,  2/2. 

Werntrudis  14/8. 

Wertilt  14/5. 

Wesgrimus  31/3,  3/8,  18/11. 

Wessoprunnenses:  Conradus,  Gebhar- 
dus,  Gotfridus,  Heinricus,  Otto, 
Ulricus  pbri.  et  mi.  26/4. 

Wezilinus  2/8. 

Wipoto  19/9,  18/11. 

Wichardus  8/7,  11/5. 

Wicilo  14/5. 

Witigo  8/2,  6/11. 

Wienna,  de :  Conradus  pbr.  et  m.  i.  1. 
21/10  Ditmarus  25/7  Metilt 
11/7     Otto  11/7. 

Wilbirgis  10/1,  6/2,  7/2,  14/2,  3/3, 
30/3,  22/4, 26/8, 27/8,  7/12, 16/12. 

Wilhelmus  27/2,  24/10,  1/12. 

Wilheringenses:  Nicolaus  10/12. 

Windelburg  11/3. 

Wirinto  6/1. 

Wisente  22/2,   24/2,  6/3,  21/3,  29/8. 

Wizata  14/3,  23/4. 

Wizü  9/2. 

Wolfgangus  7/1,  21/1,  24/6,  11/8. 

Wolfgerus  20/9. 

Wolfhardus  26/1,  6/11. 

Wolframus  2/2,  21/12. 

Wolkart  10/3. 

Würzburgenses: 

Episcopi:    Adalbertus    6/10      Em- 
bricho  9/11. 

8.  Ypoliti: 

Praepositi:  Caspar  3/4  Cristannus 
2/7  Engelbertus  6/10  Fridricus 
30/8  Gerungus  13/11.  Johannes 
5/10  Leutoldus  18/2  Megin- 
hardus  8/3. 
Decani:     Johannes    Malzer     12/8 

Leupoldus  14/11. 
Presbyteri  et  canonici:  Andreas 
Mattschauer  8/6  Petrus  16/5, 
23/7  Pilgrimns  de  Losenstein 
4/8  Conradus  4/4,  29/4  Cri- 
storus  31/7,  29/9  Ditmarus  14/1 
Eberhardus   20/8     Egidius  21/7 


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135 


Erasmns  29/9  Erhardus  Frawn- 
berger  14/2  Fridricus  19/3 
Heinricus  Zinzendorfer  14/1  Hein- 
neu«  6/3,  6/9,  6/10,  6/12  Ja- 
cobus  21/7  Johannes  Trecht  18/1 
Johannes  19/2,  13/5,  6/7,  16/8, 
20/8  J.  Jeuchinger  26/8  Jo- 
hannes 21/11,  16/12  Joachim 
29/9  Leonhardns  1/8  Michael 
16/12  Nicolans  4/6,  11/7,  16/12 
Ortolfns  pollheimer  10/12  Reins- 
bertus  18/8  Stefanos  28/9  St. 
Rechner    29/9,    14/11        Tomas 


11/12    Ulricns  29/9, 18/11,  16/12 
Wolfhardus  Geyr  22/4,  12/6. 

Tbsae  ad  S.  spiritnm: 
Abbatissa:  Agnes  27/12. 
Monialis:   Agnes  23/3,  16/6    Cata- 
lina 24/3. 

Zaler:  Johannes  12/10. 

Zanching:  Georg  s.  floriani  27/10. 

Zertl:  Wolfcangus  18/10. 

Zimt:     Wolfgangus   pbr.   et   m.  i.  1. 
18/10. 

Zwetüensis:  Nicolans  abb.  17/5  Hein- 
ricus  pbr.  et  m.  23/2. 


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DIE 


MARKGRAFEN  YON  STEIER. 


IHRE  ANFÄNGE, 
IHR  VERWANDTSCHAFTSKREIS 

UND 

IHRE  KlRNTNER  MARKGRAFSCHAFT  VOR  1122. 


UNTERSUCHUNGEN 

TON 

PROF.  DB  F.  von  KRONES, 

COERE8FOMDDUMDBH  MITOLIEDE  DIE  KAIS.  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN. 


Irchif    LXXIIV.  Bd.  I.  Hilft«.  10 


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Vorwort. 


Der  Quellen8tofF  für  jene  Forschungen,  aus  denen  das 
neueste  Buch  des  Unterzeichneten1  erwuchs,  führte  ihn  selbst- 
verständlich mit  der  Frage  zusammen,  welcher  dieser  Aufsatz 
gewidmet  erscheint.  In  jenem  Buche  war  für  die  eingehende 
Untersuchung  dieser  alten,  von  verschiedenen  Seiten  angefassten 
und  immer  verwickelter  gewordenen  Aufgabe  kein  Raum.  Er 
musste  sich  begnügen,  seinen  Vermuthungen  und  Bedenken 
nnr  so  nebenher  Ausdruck  zu  geben,  und  einen  Versuch  zu 
ihrer  umfassenden  Begründung  für  eine  besondere  Gelegenheit 
aufsparen.  Indem  er  die  ganze  flir  die  Anfänge  der  Mark- 
grafen von  Steier  massgebende  Literatur  und  den  gesammten, 
an  sich  spärlichen  und  nicht  selten  widerspruchsvollen  Quellen 
stoff  neuerdings  durchzuarbeiten  beflissen  war,  mit  dem  ehr- 
lichen Streben,  der  schwierigen  Frage  möglichst  vorurtheilsfrei 
gegenüberzutreten  und  den  Sachverhalt  unbefangen  zu  prüfen, 
gewann  er  immer  mehr  die  Ueberzeugung,  dass  gerade  die 
jüngsten,  an  sich  verdienstvollen  Arbeiten  in  dieser  Richtung, 
von  Strnadt  und  Friess,  den  Kern  der  alten  Ueberlieferung 
ohne  überzeugende  Gründe  preisgaben  und  auf  dem  Wege 
einer  einseitigen  Verwerthung  der  Quellen  die  Otakare  bis 
zum  Jahre  1056  vom  Traungau  und  von  der  Burg  Steier  ge- 
waltsam fernzuhalten  bestrebt  seien.  Anderseits  wirkte  nament- 
lich auf  diese  Forscher  die,  allerdings  auf  den  ersten  Blick 
bestechende,  Annahme,  dass  der  Eintritt  jenes  Otakars  der  Ur- 
kunden von  1056 — 1059  in  die  Verwaltung  der  karantanischen 

1  Forschungen  zur  Verfassung»-  und  Verwaltungsgeschichte  der  Steier- 
mark, herausgegeben  von  der  hist.  Landescommisaion  für  Steiermark, 
I.  Band,  Verfassung  und  Verwaltung  der  Mark  und  des  Herzogthums 
Steier  von  ihren  Anfängen  bis  zur  Herrschaft  der  Habsburger.  Graz 
1897,  XXII  und  638  S.  (S.  insbesondere  S.  3—10,  48-49  u.  695-598.) 

10» 


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140 

Mark  nicht  blos  als  Folge  des  Verschwindens  der  Wels-Lam 
bacher  aus  derselben,  sondern  auch  ihrer  Beerbung  durch  dei 
Genannten  aufzufassen  sei,  und  dass  fernerhin  das  Ueberwiege 
der  Eppensteiner  in  Karantanien  dem  Hause  von  Styraburg 
Steier  die  karantanische  Mark  alsbald  bis  zum  entscheidende 
Wendepunkte,  nämlich  bis  zum  Antritt  der  Eppensteiner  Ert 
schaft,  Ende  1122,  versperrt  gehalten  habe.  So  gelangten  si 
zu  der  Voraussetzung,  jener  Otakar  sei  um  1060  im  Kampi 
wider  die  Eppensteiner  gefallen,  und  der  Titel  ,Markgrafen  vo 
Steier'  hebe  mit  diesem  Zeitpunkte  ihrer  Verdrängung  aus  de 
karantanischen  Mark  an. 

Diesen  Anschauungen  gegenüber  versucht  der  Verfasse 
dieser  Abhandlung  zunächst  die  Geschichte  des  genealog 
sehen  Systems  der  Otakare:  von  der  Vorauer  Aufzeichnun 
an  bis  auf  die  Gegenwart,  in  seinen  wesentlichsten  Ergebnisse 
darzulegen,  sodann  Herkunft  und  Besitz  der  Otakare,  in 
besondere  seit  959,  zu  erforschen  und  den  Nachweis  zu  erbringe! 
dass  sie  seit  ihren  urkundlichen  Anfängen  ebenso  gut  dei 
Chiem-  als  dem  Sunder-  und  Traungaue  zuzuweisen  seien  uu 
mit  dem  Gebiet  von  Steier  als  wahrscheinliche  Erbauer  d< 
Styraburg  verknüpft  gedacht  werden  dürfen.  Weiterhin  gelanj 
der  gesammte  sichere  und  mutmassliche  Verwandtschaft 
kreis  der  Otakare  zur  Untersuchung,  und  dabei  wird  namen 
lieh  die  Begründung  der  Blutsverwandtschaft  mit  de 
Eppensteiner n,  und  zwar  vor  der  späteren  Verschwägerui 
beider  Häuser,  geboten  und  die  kärntnische  Markgrafscha 
Adalberos,  als  des  älteren  Sohnes  Otakars  (HI,  V),  seit  101 
ungefähr,  an  die  bezügliche  Wirksamkeit  seines  Vaters  g 
knüpft,  während  die  bisherige  Auffassung  von  dem  Verwand 
Schaftsverhältnisse  dieses  Otakar  zu  den  sogenannten  Wel 
Lambachern  ihre  Richtigstellung  erfährt,  und  ebenso  die  v< 
Pritz  aufgestellte  Urversippung  der  Otakare  und  Aribone 
als  fragliche  beleuchtet  erscheint.  —  Das,  was  schon  in  die» 
Untersuchungen  stellenweise  behandelt  werden  musste,  gelan 
schliesslich  in  der  Reihung  der  Otakare  vor  1122  mit  l 
sonderer  Rücksicht  auf  die  Combinationsfehler  bei  Pritz  ui 
auf  die  irrigen  Schlussfolgerungen  bei  Strnadt  und  Friess  z 
übersichtlichen  Geltung,  und  daran  knüpft  sich  die  Begründui 
der  Ansicht,  dass  die  Stellung  des  ,steirischen'  Hauses 
der  karantanischen  Mark  von  1056 — 1088  und  ebenso  v< 


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141 

1088 — 1122  im  Znsammenhange  gedacht  werden  müsse, 
unbeschadet  des  Gewinnes  an  Gütermacht  alldort  in  Folge  der 
Eppensteiner  Erbschaft  vom  Schlüsse  des  Jahres  1122. 

Der  Verfasser  dieser  Untersuchungen  ist  fern  davon, 
dieselben  abschliessend  zu  nennen,  er  will  nur  sein  Scherflein 
zur  Lösung  der  schwierigen  Fragen  bieten,  nur  feststellen,  was 
gesicherte  Thatsache  und  blosse  Vermuthung  ist,  —  aber  er 
hoffit  eben,  klärend  zu  wirken  und  den  Nachweis  geliefert  zu 
haben,  dass  man  die  Burg  Steier  mit  aller  Wahrscheinlichkeit 
einen  Bau  und  ein  Eigen  der  ersten  von  den  ,sechs  Otakaren' 
der  alten  Ueberlieferung  nennen  dürfe,  und  dass  ihre  Mark- 
grafschaft in  Karantanien,  entsprechend  ihrem  ständigen 
Prädicat  ,Markgrafen  von  Steier'  von  1056  bis  1122  nicht 
nur  als  Titel  sondern  als  Thatsache  zu  gelten  hat. 

Der  Stammbaum  oder  die  Uebersicht  der  steirischen 
Markgrafen,  ihrer  Ahnen  und  Verwandtschaft  schien  uner- 
läßlich, um  die  Untersuchungen  schematisch  abzuschliessen  und 
anderseits  die  verschiedenen,  beziehungsweise  problematischen 
Zählungen  der  Otakare  in  Einklang  zu  setzen. 


I  Anmerkung.    Erat  zu  Anfang  der  Drucklegung  dieses  Aufsatzes  kam 

|       dem  Unterzeichneten  der  83.  Band  dieser  Zeitschrift  in  seiner  zweiten  Hälfte 

Tor  Augen.     Er  enthält  die  wichtige  Abhandlung  Dr.  Josef  Egger's  über 

,das  Aribonenhaus',    S.  387 — 525.     Eine  Berücksichtigung  des  einschlägigen 

Inhalts  muss  daher  der  Unterzeichnete  für  die  Schlussübersicht  versparen. 


F.  v.  Krones, 


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I. 

Geschichte  des  genealogischen  Systems. 

1.  Die  bisher  älteste  nachweisbare  Ueberlieferung  eines 
Stammbaumes  der  sogenannten  Traungauer  oder  ^Markgrafen 
von  Steier'  findet  sich  in  einer  Handschrift  des  14.  Jahr- 
hunderts, die  ursprünglich  Vorau,  dem  Augustiner-Chorherren- 
stifte  Oststeiermarks,  angehörte  und  hier  auch  entstand,  wie 
dies  die  Thatsache,  dass  Vorau  eine  der  Klostergründungen 
des  vorletzten  der  Otakare  (V.,  VII.)  war,  nahelegt.1  Diese 
,Genealogia  Vorawiensis4,  wie  sie  kurzweg  heisst,  stellt  die 
Reihenfolge  der  Traungauer  in  folgender  Weise  zusammen: 
Den  Anfang  macht  ,Otachyr  marchio',  ihm  folgt  ,Otacher 
marchio  Styrensis',  beide  ohne  nähere  Zeitangabe,  diesem 
,Ozy  inarchio',  ,welcher  in  den  Zeiten  Kaiser  Heinrichs  III. 
(f  1056)  blühte/  Ozys  Sohn  war  ,Otachyr  marchio',  welcher, 
wie  es  wörtlich  weiter  heisst,  ,zu  Zeiten  der  Kaiser  Heinrich  IV, 
und  V.  berühmt  war,  den  Salzburger  Erzbischöfen  Gebhard, 
Thiemo  und  Konrad  I.  noch  als  Greis  tapfer  beistand  und  sie 
bei  Verfolgungen  schützte.  Dieser  (Otachyr)  stand  auch  iE 
Fehde  mit  seinem  leiblichen  Bruder  Adilbero,  bis  endlich  diesei 
Albero  von  seinen  Dienstmannen  bei  ,Julben'  (Leoben)  er 
schlagen  wurde.  Der  Markgraf  Otachyr  erhielt  zur  Gattin 
Elisabeth,  die  Schwester  des  österreichischen  Markgrafen  Leo 
pold  (III.),  dessen  nämlich,  welcher  später  die  Schwester  Kaisei 
Heinrichs  V.  ehelichte.     Mit  ihrem  Zuthun  gründete   der   vor 


Qenealogia  marchionum  de  Stire  Vorawiensis,  abgedruckt  bei  Caesar 
Ann.  duc.  ßtyriae  I,  S.  100;  und  in  den  Mon.  Germ.,  Script  XXIV,  8.  75 
(nach  der  in  der  Wiener  Hofbibliothek  befindlichen  Handschrift). 


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143 

genannte  Markgraf  Otacbyr  das  Kloster  Garsten  und  zeugte 
mit  ihr  einen  Sohn,  Liupold  den  Starken.  Markgraf  Otachyr 
starb  als  Greis  in  hohem  Alter  (plenus  dierum)  im  Jahre  des 
Herrn  1122.  Liupold  der  Starke  folgte  dem  Vater  und  stiftete 
das  Kloster  Rein  oder  Runa  auf  seinen  und  auf  den  Gütern 
des  Grafen  Waldo.  Markgraf  Liupold  wurde  letztwilliger  Erbe 
der  Besitzungen  und  Dienstmannen  nach  der  Verfügung  Herzogs 
Heinrich  von  Eppenstein.  Er  nahm  zur  Gattin  die  hochgeborne 
Sophia,  Schwester  Herzog  Welfs,  und  zeugte  mit  ihr  den  Mark- 
grafen Otachyr.  Er  starb  im  Jahre  des  Herrn  1129.  Otachyr 
folgte  seinem  Vater  und  nahm  zu  an  Macht  und  Ansehen; 
denn  ausser  vielem  Anderen  gediehen  an  ihn  durch  letztwillige 
Erklärung  die  Güter,  Burgen  und  Dienstmannen  dreier  Fürsten, 
nämlich  Ottos,  des  Grafen  von  Naym,  und  Bernhards,  des 
Grafen  von  Kärnten,  welcher  seine  (Otachyrs)  Muhme  (ami- 
tam)  Chunegunde  zur  Gemahlin  hatte/ 

Wir  haben  den  Hauptinhalt  der  Vorauer  Genealogie  der 
Traungauer  grossentheils  wortgetreu  wiedergegeben.  Der 
Sehluss  betrifft  die  Ehe  des  letztgenannten  Markgrafen  Otakar 
mit  Chunegunde  von  Vohburg,  seinen  Ausgang  und  die  kurze 
Herrscherzeit  seines  kinderlosen  Sohnes  gleichen  Namens,  des 
ersten  Herzogs  von  Steiermark  und  Letzten  seines  Stammes. 

Es  werden  mithin  sechs  Otakare  mit  der  wechselnden 
Schreibung  Otacher,  Otachyr,  einer  darunter  in  der  charakte- 
ristischen Koseform  des  Namens,  ,Ozy'  angeführt,  und  auch  die 
beiden  Ahnherren,  deren  Lebenszeit  nicht  näher  bezeichnet 
erscheint,  mit  dem  Prädicat  ,Markgraf*  (marchio)  ausgestattet. 

Ozys  Epoche  wird  im  Allgemeinen  den  Zeiten  Kaiser 
Heinrichs  HI.  (1039  —  1056)  eingefügt,  seinem  Sohne  Otakar 
iIV.,  VI.)  als  Genossen  der  Regierungsjahre  K.  Heinrichs  IV. 
(1056—1106,  Kaiser  seit  1084)  und  Heinrichs  V.  (1106—1125), 
Freunde  und  Beschützer  der  Salzburger  Erzbischöfe  Gebhard 
,1060—1088),  Thiemo  (1090—1101),  Konrad  I.  (1106—1147) 
ein  hohes  Alter  zugeschrieben.  Sein  Todesjahr  1122  und  das 
seines  Sohnes  Leopold  des  Starken  1129  wird  auch  von  ander- 
weitigen sicheren  Zeugnissen  bestätigt. 

Was  Otakars  (TV.,  VI.)  leiblicher  Bruder  ,Adilbero*  oder 
Albero'  betrifft,  so  lehnt  sich  die  Vorauer  Genealogie  auch  im 
Wortlaute  an  eine  ältere  Quelle,  an  die  dem  Admonter 
Kloster  entstammenden  »Lebensbeschreibungen   der  Salzburger 


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144 

Erzbischöfe  Gebhard,  Thiemo,  Konrad  1/ l  aus  der  Schluss- 
hälfte  des  12.  Jahrhunderts;  eigenthümlich  ist  ihr  die  Angabe, 
dass  jener  Adilbero  sein  gewaltsames  Ende  bei  ,Leoben'  fand. 
Die  Vorauer  Aufzeichnung  bezeichnet  die  Gattin  Otakars 
(IV.,  VI.),  Elisabeth,  richtig  als  Schwester  Markgraf  Leo- 
polds IQ.  des  Heiligen;  sie  kennt  Beide  als  Gründer  von 
Garsten,  was  im  Sinne  der  Umwandlung  dieses  Chorherren- 
stiftes in  ein  Benedictiner  -  Mönchskloster  zu  Recht  besteht 
Sie  berichtet  die  auch  urkundlich  erhärtete  Thatsache  von  der 
Gründung  des  Cistercienserstiftes  Runa  =  Reun  durch  Leo 
pold  den  Starken  auf  Besitzungen  des  Markgrafen  und  des 
Grafen  Waldo  (von  Runa),  wenngleich  Leopold  diese  Schöpfung 
nur  eingeleitet  hatte,  und  deren  Ausgestaltung  erst  den 
Zeiten  der  Regentschaft  seiner  Witwe  als  Vormünderin  de« 
minderjährigen  Otakar  (V.,  VII.)  zugehört,  und  sie  ist  gui 
unterrichtet,  wenn  sie  erst  Leopold  den  Starken  und  nichi 
schon  seinen  Vater  als  denjenigen  bezeichnet,  welcher  da« 
Eppensteiner  Erbe  thatsächlich  antrat  Wenn  sie  Leopoldi 
Gattin,  Sophia,  als  Schwester  ,Herzog  Welfs'  anführt,  so  is 
das  gleichfalls  richtig,  denn  Sophia  war  die  Tochter  Heinrich) 
des  Schwarzen,  des  Baiernherzogs  aus  der  Jüngern,  estensischen 
Weifenlinie,  des  Vaters  Heinrichs  des  Stolzen  und  Herzog 
Welfs  (VI.).  Ihre  Angabe  über  die  drei  ergiebigen  Erb 
schaften  des  Markgrafen  Otakar  (V.,  VII.)  erscheinen,  ob 
schon  sie  nur  zwei  näher  bezeichnet,  durch  die  Nachweise  eine 
älteren  Quelle,  der  sogenannten  Einleitung  zum  Fürstenbuch« 
Enenkel's,  oder  des , Landbuches',  ebenso  bestätigt9  wie  aucl 
das,  was  sie  früher  von  der  Eppensteiner  Erbschaft  bemerkte 

1  Gesta  archiepiscoporum  Salisburgensium  (geschrieben  um  1180),  Moi 
Germ.  XI,  S.  36.  Man  vergleiche  nur  die  Stelle  darin:  »Adilbero  etlam  gei 
raanus  eiusdem  marchionis  (Otachari),  qui  diutinam  cum  fratre  gnerrar 
habuit',  mit  dem  Passus  in  der  ,Genealogia  Voraw' .  .  .  ,qui  (Otachyi 
eciam  cum  germano  suo  Adylberone  gwerram  habuit .  .  .'  und  das  frühen 

2  Rauch,  Script,  rer.  austr.  I,  S.  243;  Mon.  Boica  XXIX,  2,  S.  316.  Vg 
Lampel,  Die  Einleitung  zu  Enenkel's  Fürstenbuch,  Inaug.-Disa.,  Wie 
1883,  und  Krön  es,  Verfassung  und  Verwaltung  der  Mark  and  de 
Herzogthums  Steier  (Forschungen  zur  Verfassung*-  und  Verwaltungsgescl 
der  Steiermark  I),  1897,  S.  221—224.  Vgl.  die  bezüglichen  Ausfährunge 
bei  Tan  gl,  Eppensteiner  I,  Archiv  für  Kunde  österr.  Geschichtsquellei 
12.  Bd.,  S.  172  f.;  Felicetti,  Steiermark  im  Zeiträume  vom  8.  bis  12.  Jahi 
hundert.  Beiträge  zur  Kunde  steiermärkischer  Geschichtsquellen  IX,  S.  46 


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145 

Sie  führt  schliesslich  die  Klostergründungen  dieses  Mark- 
grafen: Voran,  die  Karthause  des  heiligen  Johannes  in  Seitz 
und  das  Spital  ,im  Cerewalde'  (am  Semering)  an,  gedenkt  der 
Gattin  Otakars  (V.,  VII.)  Chunigunde,  Tochter  Diepolds, 
Markgrafen  von  Vohburg,  und  verzeichnet  1164  als  Todesjahr 
Otakars. 

Ungenau  und  fraglich  bleibt  somit  das,  was  die  Vorauer 
Genealogie  über  die  beiden  ,Markgrafen'  Otachyr  und  Otacher, 
Grossvater  und  Vater  Ozys,  andeutet,  und  was  sie  von  der 
Lebenszeit  des  Letztgenannten  sagt. 

Die  Wandinschrift  der  Vorauer  Kirche  ist  eine 
spätere  verkürzte  Fassung  oder  Wiedergabe  der  handschrift- 
lichen Genealogie.1 

2.  Der  Chronist  Ebendorfer  von  Haselbach  (f  1463) 
berührt  an  zwei  Stellen  seiner  Geschichte  Oesterreichs  den 
Stammbaum  unserer  Otakare.  In  der  früheren,  kürzeren 
Stelle8  benützte  er  offenbar  die  Vorauer  Genealogie  und  die 
sogenannte  Einleitung  zum  Fürstenbuche  Enenkel's;  an  der 
zweiten  ausführlicheren  Stelle,  in  seiner  ,additio',  liefert  er 
einen,  allerdings  bedenklichen,  Stammbaum  der  Markgrafen 
von  Steier. 8  Er  hebt  mit  einem  ,Markward  dem  Jüngern' 
als  ^Markgrafen  von  Steier'  an  und  bezeichnet  als  dessen  Söhne 
einen  Adalbertus  und  dessen  Bruder  Otakar  ,dieses  Namens 
den  ersten'.  Dass  dieser  Adalbertus  unser  Adalbero,  Bruder 
Otakars  (IV.,  VI.)  sei,  ergibt  sich  ebenso  aus  der  weitern 
Angabe,   er  sei   ,Graf  im  Ennswald  und   Geiswald*  gewesen, 

1  Abgedruckt  bei  Preuenhuber,  Ann.  Styr.,  S.  396.  Ottocarus  filius  Leo- 
pold! fortLs,  qui  fuit  filius  Ottochari,  filii  Ottachir,  marchionum  Styrie  .  .  . 
sie  hebt  also  mit  Otakar  (V.,  VII.,  f  1164),  an  und  nennt  den  Vater 
(Leopold  den  Starken),  Grossvater  Otakar  (IV.,  VI.,  f  1122)  und  Ur- 
großvater Otachir  (den  Oczy  der  Vorauer  Handschrift);,  weiter  hinauf 
verzeichet  sie  keinen  Ahnen. 

1  Pez,  Script,  rer.  austr.  II,  S.  714 — 715.  Dass  ihm  nicht  blos  die  Genea- 
logia  Vorawiensis,  sondern  auch  die  sogenannte  Einleitung  zu  Enenkel's 
Fürstenbuche  vorlag,  geht  aus  der  Stelle  über  Leopold  den  Starken  von 
Steiermark  hervor,  wo  es  h eiset:  ...  fit  heres  Henrici  Ducis  Carinthie, 
qui  mit  Greu  dictus  fuit,  de  Eppenstein.  (Pez  fand  dies,  Anm.  4  zu 
Col.  714  ,obscure'),  denn  jene  sogenannte  Einleitung  zum  Enenkel  nennt 
diesen  letzten  Eppensteiner  ,mit  dem  Greim'  =  grano,  greno,  ahd.  Bart- 
haar an  der  Oberlippe,  Schnurrbart;  s.  Schmeller-Fromann,  Bair.  Wörter- 
buch I9  col.  998. 

*  A.  a.  O.,  8.  717—718  (additio). 


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va*    ijt   a*a*,3j»r  JakrtrljeLer  - 

ö»    er   üs.  v'a   aetr«L   Mi^kcen**«   bei   Xexä^a* 

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>^«  ext=.',n=:*^:  LaSec  s^i.  wie  da*. 
<r*k*T%  lsz'rj+z&itix  -^A  Heirat,  Leopctd 
>*/„«  *.r.i  Eriel  —  xienJich  wtrtgetr«  —  assibc  Bemerkens 
vera  ist  jed'.<b  tot  Allem,  da»  er  däes«  Otakar  TY„  VI. 
aj$  jstwzJ'  die*es  Namen*  bezeiebnet.  *  worin  er  tw  der  Vor 
aaer  Aifzekbmngr  ganz  abweicht,  ihn  aber  mrfetcb  dei 
Tierten  Markgrafen  von  Steier  nennt,  and  ebenso  gut  ihn 
Leopold  der  Starke  als  fünfter,  Otakar  V_  XTL  ,  der  .»weite 
dieae*  Namens,  ak  sechster.  Otakar  TL,  YilL  ,  der  «dritte 
dieses  Xamens,  als  siebenter  ond  letzter  Markgraf  toh  Steiei 
Wir  begegnen  da  zum  ersten  Male  einer  Zählung  der  Ota 
kare,  und  zwar  nach  dem  Namen  ,Otakar*  und  nach  de 
Reibung  ak  Markgrafen,  was  in  der  Vorauer  Genealogi 
noch  nicht  der  Fall  ist,  und  seltsamer  Weise  spricht  Eiber 
dorfer  von  ^drei'  Otakaren  als  Trägern  dieses  Namens,  währen« 
der  Kremsmunsterer  Urkundencodex  ans  dem  14.  Jahi 
hundert  und  das  St  Pauler  Urkundenbuch  den  letzten  diese 
Otakare  sich  als  ,dritten'  Markgrafen  von  Steier  urkundlic 
einfuhren  lassen,  was  sachlich,  mit  Rücksicht  auf  die  Zeit  vo 
1122  an,  allerdings  ganz  richtig  sein  mag,  sicherlich  aber  ai 
einen  späteren  Einschub  hinweist8  Ebendorfer  bleibt  uns  de 
Nachweis  schuldig,  wer  die  drei  ersten  Markgrafen  von  Steie 
waren ;  selbst  wenn  man  jenen  Markward  und  Adalbert  als  erste 
und  zweiten  zählt,  bleibt  der  ,dritte'  Markgraf  von  Steier  fraj 
lieh.  Ueberdies  dürfte  die  AnfuhruDg  ,Markwards  des  Jüngere 
als  Markgraf  von  Steier'  und  Vaters  ,Adalberts*  auf  eine  Vei 
wechslung  mit  dem  sogenannten  Eppensteiner  Markward  (II. 
Markgrafen  des  karantanischen  Grenzgebietes,  und  dessen  Soh 

1  Ann.  J.  Rudberti  Salisburg.,  Mon.  Genn.,  Script.  XI,  Eum  Jahre  112 
Otachir  marchio  obiit,  qui  fratrem  habuit  Adilberonem,  cuius  comitati 
erat  in  Enswald  et  Geizarewald  .  .  . 

*  Ottokarua  I  eins  nominis,  filins  Markwardi  iunioris  Marchionis  Stiri 
fuit  quartus  marchio  Stirie  .  .  .  Der  Verfasser  dieser  Abhandlung  g 
braucht  der  Deutlichkeit  wegen  stets  die  Doppelzählung  der  Otakai 
indem  er  sie  in  Klammern  beifügt. 

8  8.  darüber  Krones  a.  a.  O.,  S.  49—50  und  600.  Wir  kommen  darauf  i 
letzten  Abschnitte  zurück. 


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147 

Adalbero,  Markgraf  und  seit  1012  Herzog  von  Kärnten,  zu- 
rückleiten. Ziehen  wir  ausserdem  in  Betracht,  dass  Ebendorfer 
zum  Jahre  1168  von  einer  Gattin  des  letzten  der  Otakare, 
Kunegunde,  Tochter  Leopolds  des  Tugendhaften  von  Oester- 
reich  (Leopold  V.?  f  1^4),  spricht,  die  ihrem  Gemahle  im 
Tode,  kinderlos,  vorangegangen  sei,  was  Alles  unerweislich 
bleibt,  so  sehen  wir  bei  ihm  seine  Vorlage,  die  Vorauer  Genea- 
logie, wohl  benützt,  aber  mannigfach  mit  willkürlichen  An- 
gaben und  anderweitigen  Entlehnungen  versetzt  und  ver- 
ballhornt. l 

3.  Bevor  wir  des  in  seinen  Angaben  noch  mehr  ver- 
worenen  Wolfgang  Laz  (Lazius)  gedenken,  möge  einer  Hand- 
schrift des  gräflich  Lamberg'schen  Schlosses  Steiersberg  in 
Oberösterreich  gedacht  werden,2  die  unter  dem  Titel  ,Alte 
österr.  Chronik  über  die  Fürsten,  Grafen  und  Ritter  Oester- 
reichs,  Steiermarks,  Kärntens,  Krains'  eingeführt  erscheint  und 
beiläufig  um  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  aufgezeichnet  sein 
dürfte.8  In  dem  Abschnitt  ,Steyr'  folgt  einer  kurzen  Be- 
schreibung des  Landes  4  der  Abschnitt  ,Kunig  und  Landfursten 
des  Fürstentums  Steir'  und  beginnt  mit  Folgendem: 

,Otackar  der  erst  dis  namens,  marggraw  in  Steyr 
anno  990  zu  der  Zeit  Kaiser  Otho  des  andern,  dritten  unnd 
vier  den  (!). 

,Ottockar  der  ander  des  namens  hat  vil  müe  von  den 
Vngern,  alls  sy  von  Petro  Irem  Kinig  abgefallen,  erlitten; 
vnd   alls    die   Vngern   die   Grenicz    der   lantschafft    Osterreich 


1  Arenpek,  Chron.  austr.  Pez,  Script.  I,  col.  1186,  kommt  nur  auf  die 
Heirat  Elisabeths,  Tochter  Markgraf  Leopold  des  Schönen,  mit  Ottocarus 
.junior*  (IV.,  VI.),  Vater  Leopolds  des  Starken  zu  sprechen. 

*  Die  Einsichtnahme  verdanke  ich  meinem  Collegen  Prof.  Dr.  v.  Zwie- 
dineck,  Schriftf.  der  hist.  Landescommission  für  Steiermark.  Als  Sammler 
der  Stücke  des  Sammelbandes  erscheint  ein  Hanns  Pichl  angeführt. 

8  Eis  findet  sich  nämlich  unter  den  Besitzungen  oder  Ländern  des  Hauses 
Oesterreich  auch  Württemberg  angeführt,  das  durch  den  Krieg  vom 
Jahre  1534  für  Ferdinand  I.  wieder  verloren  ging. 

4  Vgl.  die  zeitlich  ziemlich  nahestehende  Handschrift  des  steierm.  Landes- 
archivs, welche  J.  v.  Zahn  in  den  Steierm.  Geschichtsblättern,  1888, 
IV.  Jahrg.,  1,  Heft  I,  unter  dem  Titel:  ,Zur  Topographie  und  Statistik 
von  Oesterreich  und  Steiermark  im  16.  Jahrhundert'  herausgab.  Sie  ist 
entschieden  jünger,  gehört  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  an 
und  bietet  blos  Topographisches. 


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148 

vnd  nachmals  Steir  in  Regierung  Kaiser  Heinrichen  des  dritten 
vbertzogen,  sind  sy  von  disem  Marggraf  Otackar  bey  der  statt 
Petaw  seins  gepiets  angriffen  vnd  der  Vngern  vil  erschlage! 
worden. 

,Oczio  marggraf  in  Steir  ain  sun  marggraf  Otackars  des 
anndern. 

,Otacker  der  dritt  hat  wider  marggraf  Albrechten  (! 
von  Osterreich  den  sun  Leopol  di  des  mitten  mit  hilf  Sobesla 
hertzogen  zu  Behaim  in  Osterreich  (der  sprach  halben,  so  E: 
zu  Osterreich  von  wegen  fraw  Elisabeth  von  Osterreich  sein 
gemahels  gehapt)  Krieg  gefliert.  Adlpert  marggraf  in  Stei 
vnd  Graf  im  Merczthal  sein  sun,  davon  etlich  forsten  voi 
Kärnten  nach  absterben  Leutolphi  des  Hertzogen  Ir  herkonier 

,Leopold  ein  sun  marggraf  Otackers  hat  nach  abgan, 
seines  Vatters  das  land  Steir  fridlich  ingehapt  vnnd  ist  im  ann 
1129  mit  tod  verschiden. 

,Otacker  der  vierd  des  Namens,  Heinrichen  des  9.  di 
namens  hertzogen  in  Bayern  aus  dem  stammen  der  Welph 
geborn  swester,  sein  gemahl,  derselben  sophia  swester  Judith 
ist  gewesen  ain  mueter  Friderichen  des  ersten. 

,Otacker  der  fünfft  des  Namens,  marggraf  in  Stei 
ward  von  Kaiser  Fridrichen  dem  Ersten  sein  verwanten  freun 
zu  einem  hertzogen  gemacht  zu  Regensburg  anno  1156.  (! 

»Otacker  der  letzt  des  geschlechts  herczog  zu  Ste 
Chunigunde  herczogin  von  Osterreich  sein  gemahl,  von  dei 
ist  das  Land  Steir  mit  seiner  zugehorung  zum  Haus  Osterreic 
geordnet  anno  1186;  des  briefs  datum  stet  auff  sannd  Jorgei 
berg  bey  Enns/ 

Wir  haben  es  also  hier  nicht  nur  mit  einem  Stammbaum 
sondern  auch  mit  einer  chronologisch -pragmatische 
Skizze  der  Geschichte  der  Dynasten  von  Steier  zu  thu] 
Die  sechs  Otakare  erscheinen  mit  der  Reihenzahl.  Wahrer 
in  der  Vorauer  Genealogie  diese  Zählung  noch  fehlt,  Ebe 
dorfer  seltsamer  Weise  ,sieben'  Markgrafen  von  Steier,  ab« 
blos  ,drei'  Otakare  ,dieses  Namens'  kennt,  verzeichnet  unse 
Chronik  sechs  Otakare,  einen  Oczio  und  neun  Markgrafen  v< 
Steier,  da  sie  nicht  blos  Oczio  und  Leopold  den  Starken,  so 
dern  auch  ,Adlpert'  (Adalbero)  in  dieser  Eigenschaft  den  sec 
Otakaren  einreiht.  Sie  berührt  sich  mit  der  Angabe  Ebe 
dorfer's    über   diesen   , Adlpert'    oder  Adalbertus,    wie    er    il 


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149 

nennt,  insofern,  als  Beide  hier  irrthümlich  in  die  Geschichte 
der  sogenannten  Eppensteiner  gerathen,  was  unsere  Chronik 
durch  die  Bezeichnung  jenes  Adlpert  mit  ,graf  von  Merczthal' 
—  d.  i.  Mürzthal  —  verräth.  Während  Ebendorfer  jedoch  mit 
einem  Marquard  als  Vater  des  Adalbertus  anhebt,  bezeichnet 
Letzteren  unsere  Chronik  als  Sohn  ,Otakars,  des  dritten',  und 
als  den  Ahnherrn  ,etlicher  fursten  von  Kärnten  nach  dem 
Absterben  Leutolphi,  Hertzogen',  d.  i.  Herzog  Liutolds  (1077 
bis  1090),  reiht  an  diesen  Adlpert:  Leopold  (den  Starken,  was 
aus  der  angeführten  Jahreszahl  seines  Todes,  1129,  hervorgeht), 
als  einen  Sohn  Markgrafen  Otakars,  der  nur  der  dritte  nach 
ihrer  Zählung  sein  kann,  macht  ihn  somit  zu  einem  Bruder 
und  Nachfolger  des  vorgenannten  Adlpert,  und  lässt  diesem 
Leopold  ,Otacher  den  vierten',  Gatten  der  Weifin  Sophia  (!), 
also  jenen  Otakar,  den  die  Vorauer  Genealogie  —  in  Ueber- 
einstimmung  mit  allen  urkundlichen  Zeugnissen  —  gerade  um- 
gekehrt als  Vater  Leopolds  anführt,  folgen. 

Bemerkenswerth  ist  auch  die  wesentliche  Abweichung 
unserer  Chronik  von  der  Vorauer  Genealogie  in  Hinsicht  der 
zwei  ersten  Otakare.  Die  Vorauer  Genealogie  begnügt  sich 
mit  der  blossen  Anfuhrung  des  Namens  Otachyr  und  Otacher; 
unsere  Chronik  zeigt  sich  bestrebt,  für  ihre  beiden  ersten  Ota- 
kare Daten  beizubringen.  Dem  ersten  wird  nicht  blos  das 
Jahr  990  zugewiesen,  sondern  auch  seine  Lebenszeit  durch  die 
Epoche  der  drei  Ottonen,  und  zwar  des  zweiten,  dritten  und 
,Tierden*  (!)  festzustellen  versucht.  Otakar  der  ,z weite*  er- 
scheint mit  dem  ungarischen  Thronkriege  in  den  Zeiten  K. 
Peters  des  Venetianers  (1042 — 1046)  verknüpft  und  ihm  jener  Sieg 
über  die  Ungarn  ,bei  Pettau'  zugewiesen,  der  nur  auf  die  Waffen- 
that  Gottfrieds,  des  Sohnes  Arnolds,  Markgrafen  von  Karan- 
terien  und  Herrn  des  Püttner  Gebietes,  bezogen  werden  kann. 

Die  Vorauer  Genealogie  hebt  mit  einer  chronologischen 
Andeutung  erst  bei  Oczy,  ,den  Zeitgenossen  K.  Heinrich  HI/,  an, 
unsere  Chronik  lässt  dagegen  bei  diesem  die  Zeitangabe  weg- 
fidlen. Dort  folgt  dem  Oczy  der  langlebige  Otakar  (f  1122), 
der  Vater  Leopolds  des  Starken,  hier  gehen  ihm  Otakar  ,der 
dritt'  und,  wie  bereits  gesagt,  Adlpert  und  Leopold  voran. 
Diesen  dritten  Otakar  lässt  unsere  Chronik  einen  Krieg  wider 
Markgrafen  ,Albrecht  von  Oesterreich',  den  Sohn  Leopolds  des 
^Milden',   führen,   und  zwar  im   Bunde   mit   Herzog   Sob&slaw 


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150 

von  Böhmen,  anlässlicli  von  Forderungen,  die  Otakar  als  An- 
sprüche seiner  Gattin  Elisabeth  von  Oesterreich  auf  dieses 
Land  erhoben  hätte.  Es  ist  das  eine  wunderliche  Zusammen- 
würflung  der  zeitlich  verschiedensten  Thatsachen.  Einmal  wird 
jene  Elisabeth,  welche  die  Vorauer  Genealogie  und  alle  mass- 
gebenden Quellen  als  Gattin  Otakars  (IV.,  VI.,  f  1122)  kennen, 
mit  jenem  Kriege  in  Verbindung  gebracht,  an  welchem  sich 
der  letzte  Traungauer  (Otakar  VI.,  VIII.),  Soböslaw,  Herzog 
von  Böhmen,  Eonrad,  Markgraf  von  Mähren  und  andere 
Fürsten  1175—1176  als  Verbündete  K.  Friedrich  I.  gegen 
Erzbischof  Adalbert  von  Salzburg  und  dessen  Ohm  und  Gönner 
Herzog  Heinrich  IL  Jasomirgott  von  Oesterreich  betheiligten, 
und  anderseits  kommen  wir  mit  dem  Namen  des  österreichischen 
Fürsten  Albrecht  =  Adalbert  (f  1055),  Sohn  Leopolds  des 
Milden  =  I.  (f  994),  selbst  dann  chronologisch  nicht  zurecht, 
wenn  wir  auch  annehmen  wollten,  unsere  Chronik  habe  jenen 
Krieg  gegen  Oesterreich  mit  der  Fehde  verwechselt,  welche 
in  den  Zeiten  Leopold  II.  von  Oesterreich  Herzog  Wratislaw 
von  Böhmen  als  Vasall  und  Verbündeter  K.  Heinrichs  IV. 
gegen  den  gregorianisch  gesinnten  Babenberger  aufnahm,  ein 
Ereigniss,  das  allerdings  zu  der  Lebensepoche  jener  Elisabeth, 
Tochter  des  vorgenannten  Fürsten  von  Oesterreich,  chrono- 
logisch passen  würde. 

Dem  Irrthum,  Elisabeth,  Gattin  Otakars  des  ,dritten',  sei 
die  Mutter  Adlperts  =  Adalberos  und  Leopolds  geworden, 
steht  ebenbürtig  ein  anderer  zur  Seite,  die  Angabe,  Leopolds 
Nachfolger  ,Otacker  der  vierd'  habe  die  Tochter  Herzog  Hein- 
richs IX.  von  Baiern,  des  Weifen,  Sophia,  geehlicht,  welche 
die  Geschichte  denn  doch  als  Gattin  jenes  Leopolds  kennt. 
So  darf  uns  dann  auch  nicht  Wunder  nehmen,  wenn  unsere 
Chronik  schon  den  vorletzten  Traungauer  ,Otacher  den  fünfften, 
1156  in  Regensburg  zum  Herzog  erhoben  werden  lässt,  was 
auf  der  Verwechslung  mit  der  Rangerhöhung  des  Babenbergers 
Heinrich  II.  zusammenhängt. 

Man  sieht,  wie  sehr  ein  falsches  Pragmatisiren  die 
einfachere  Gestalt  des  Stammbaumes  der  Traungauer,  wie  sie 
sich  noch  in  der  Vorauer  Genealogie  erkennen  lässt,  erweitert, 
verrenkt  und  verzerrt. 

4.  Gleiches  ist  der  Fall,  wenn  wir  das  1557  im  Druck 
erschienene  Werk   des   österreichischen   Polyhistors  Wolfgang 


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151 

Lazius  (f  1565)  ,de  aliquot  gentium  migrationibus'  .  .  .  zur  Hand 
nehmen  und  den  betreffenden  Abschnitt  lesen.1 

Lazius  verzeichnet  da  als  ,Grafen  von  Anasiperc'  (offen- 
bar die  Ennsburg,  Stadt  Enns  in  Oberösterreich)  und  Zeit- 
genossen Konrad  II.  (1024 — 1039)  den  ersten  seiner  Otakare. 
Dessen  Söhne  sind:  Otakar  IL,  Ozio  und  ,Bernhard',  und 
mit  ihnen  erscheint  die  Gründung  des  Klosters  Garsten  ver- 
knüpft. Fragen  wir  vergebens,  woher  dies  Alles  Lazius  nahm, 
so  erneuert  sich  unsere  Verwunderung,  wenn  wir  weiter  lesen, 
dass  Otakar  III.  aus  seiner  Ehe  mit  Elisabeth  von  Oester- 
reich  nichts  weniger  als  fünf  Söhne  hatte:  Peregrin,  Hederich, 
Rudolf,  Lupoid  und  Otakar  IV.,  welchen  Letzteren  er  als 
Zeugen  bei  der  Gründung  von  Admont  (eine  in  gewissem 
Sinne  allerdings  richtige  Thatsache)  *  und  als  Fürsten  bezeichnet, 
welcher  die  Benedictinermönche  in  Göttweih  einführte,  was 
wohl  aus  der  bezüglichen  Stelle  in  der  ,Vita  B.  Bertholdi  abb. 
Garstensis'  erklärt  werden  mag,  wenn  er  ihn  ferner  1122  seine 
Lebenstage  in  Rom  beschliessen  lässt,  was  nur  vom  Vater 
dieses  Otakar  verbürgt  erscheint.  Wie  verworren  Lazius  in 
seinen  Angaben  ist,  erhellt  weiterhin  daraus,  dass  er  Alb  er o 
zum  leiblichen  Bruder  Otachar  L,  des  ,Markgrafen  der 
Kärntner'  macht  und  in  einem  Athemzuge  erzählt,  dieser  Albero 
habe  bei  der  Theilung  mit  seinem  Bruder  Ozi  ,Gaiswald  und 
Enswald'  erhalten,  worauf  er  bei  Leoben  von  den  ,Hofleuten 
des  Bruders'  erschlagen  worden  sei,  was  eine  willkürliche  Ab- 
änderung der  Angabe  in  der  Vorauer  Genealogie  genannt  werden 


1  De  aliquot  gentium  migrationibus.  Spätere  Ausgabe,  Basileae  1572,  8.  223 
bis  225.  Vgl.  auch  die  von  Duell ius  in  der  ,6iga  librorum  rariorum' 
neu  herausgegebene  (1730)  ,Chorographia  Austriae'  des  Lazius,  V.  Ab- 
theilung, Steiermark  (die  aber  für  unsern  Gegenstand  keinerlei  Angaben 
von  Belang  bietet)  und  die  Monographie  von  Mich.  May  r:  , Wolfgang 
Lazius  als  Geschichtschreiber  Oesterreichs',  Innsbruck  1894,  über 
Lazius'  handschriftliche  sechs  Dekaden  Osten*.  Geschichte. 

8  In  der  Admonter  Traditio  (1074 — 1087  von  Zahn  im  Urkundenbuch 
der  Steiermark  I,  8.  86  f.,  Nr.  77  angesetzt)  finden  wir  (8.  94)  unter 
den  Zeugen  an  erster  Stelle  in  der  Reihe  der  Laienfürsten  ,Otaker 
marchio  Stirensis*.  Die  weiter  unten  im  Texte  dieser  Abhandlung  an- 
geführte ,Vita  B.  Bertholdi  abb.  Garstensis,  auctore  anonymo  Garstensi' 
(Pez,  Script,  rer.  austr.  II)  erzählt  im  II.  Cap.  (col.  88—90):  ,Otacherus 
Gotwico  initiales  monachos  advocat,  Clericis  partim  dimissis,  partim 
ad  monasticen  permotis  .  .  .' 


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152 

muss.  Ferner  sucht  er  in  diesem  Albero-Adalbero  den  Vate 
Liutolds  von  Eppenstein,  was  auf  eine  dem  Ebendorfe 
einigermassen  verwandte  Zusammenschweissung  der  Markgrafe 
von  Steier  mit  den  Eppensteinern  hindeutet,  und  schiebt  dan 
gewissermassen  als  Nachtrag  Liupold  den  Starken,  ,de 
Sohn  Otakars  HI/,  als  Markgrafen,  in  den  Jahren  1120  bi 
1128  (!),  ein. 

5.  Weit  harmloser  verfährt  der  ehrsame  Gewerkschaft 
Schreiber  und  Chronist  der  Stadt  Steier,  Valentin  Preuei 
huber,  geb.  zu  Radmer  in  Obersteiermark,  im  Ruhestand 
1650 — 1652  verstorben,  mit  seinen  Quellen  und  mit  der  Uebei 
lieferung.  In  seinem  Büchelchen  ,Castrum  Styrense',  gedrucl 
zu  Regensburg  1631, *  streift  er  nur  die  Genealogie  der  Marl 
grafen  von  Steier.  Er  führt  einen  Otakar  II.  als  Stifter  de 
Klosters  Garsten  und  jenen  Fürsten  an,  welcher  1115  un 
1116  den  Erzbischof  Konrad  von  Salzburg,  einen  geborne 
Herrn  von  Abensberg,  bei  seiner  Verbannung  und  Flucht  gege 
K.  Heinrich  V.  beherbergt  und  geschützt  habe,  was  im  Ganze 
auf  thatsächlichen  Verhältnissen  beruht  und  jenen  Otakar  b< 
trifft,  den  wir  als  IV.  oder  V.  zu  bezeichnen  pflegen.  Nu 
lässt  er  diesen  Otakar  H.  noch  die  Zeiten  des  ersten  Staufei 
königB  Konrad  IU.  erleben  und  um  1139  von  diesem  mit  de 
Veste  Anasiburg  (Enns)  und  ihrem  Gebiete,  dessen  The 
vordem  zum  Kloster  St.  Florian,  später  zum  Bisthum  Passa 
gehört  habe,  belehnt  werden  und  die  ,steierischen  Markgrafe 
und  Herzoge'  nachmals  auf  dem  St.  Georgenberge  bei  Enn 
residiren,  was  ihn  dann  auf  die  bekannte  Erbübertragung  (voi 
Jahre  1186)  hinübergeleitet. 

Dann  greift  aber  Preuenhuber  zurück.  Ihm  gelten  a] 
Ahnherren  der  Dynasten  von  Steier  ein  ,Markgraf*  Otakar  ] 
und  dessen  Bruder  Albero,  ,genannt  der  Waldgraf.  Preuei 
huber  kennt  die  Admonter  Tradition,  derzufolge  dieser  Alber 
dem  genannten  Kloster :  Aichdorf,  Arning  (Ardning)  und  Hutzei 
bühel  schenkte.2 


1  Dies  seltene  deutsche  Büchlein  findet  sich  auch  in  der  Ausgabe  de 
,Annalee  Styrenses'  sammt  dessen  übrigen  historisch-  und  genealogische 
Schriften«,    Nürnberg    1740,   S.   368—380    abgedruckt. 

9  Die  citirte  Admonter  Tradition  s.  bei  Zahn,  Urkundenbuch  der  Steiei 
mark  I,  8.  99—100,  Nr.  86. 


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153 

Ausführlicher  behandelt  Preuenhuber  die  Dynasten  von 
Steier  in  den  Annales  Styrenses  oder  Jahrbüchern  der  Stadt 
Steyr,  welche  mit  anderen  fleissigen  Arbeiten  seines  Nach- 
lasses, lange  nach  seinem  Ableben,  1740,  zu  Nürnberg  im 
Drucke  erschienen. 

Hier  *  gilt  ihm  als  Ahnherr  der  Dynasten  von  Steier 
ein  ,Graf  Albero,  dem  sein  Sohn  Otakar  I.  folgte.  Im 
Gegensatze  zu  der  Angabe  im  ,castrum  Styrense',  woselbst  er 
die  Anasiburg  und  ihr  Gebiet  an  Otakar  IL  von  Konrad  HI. 
1139  verliehen  werden  lässt,  knüpft  Preuenhuber  hier  diese 
Verleihung  an  die  Zeiten  Konrad  IL  ,ums  Jahr  1030  ungefehr' 
und  weist  sie  jenem  Otakar  L  zu,  woraus  er,  auf  Lazius  sich 
berufend,  eine  ^Grafschaft  (comitatum  ad  ripam  Anasi  fluminis 
in  Norico  ripensi)  Steier'  erstanden  sieht. 

Diesem  Otakar  I.  folgt  Otakar  II.,  und  das,  was  Preuen- 
huber von  diesem  zu  berichten  weiss,  erinnert  dem  Inhalt  nach 
zum  Theile  sehr  an  jene  handschriftliche  Chronik  von  Steiers- 
berg,  nur  dass  er  den  Krieg  gegen  Aba  von  Ungarn  auch  in 
die  Zeiten  Heinrichs  IV.  versetzt.  Bemerkenswerth  ist  es,  dass 
Preuenhuber  damals  eine  Erhebung  der  ,Grafschaft'  Steier  zur 
,Mark'  annimmt,  sie  zum  Jahre  1072  ansetzt  und  sich  dabei 
auf  Lazius  beruft.  Seine  bezüglichen  Angaben  beweisen,  dass 
die  1036  vollzogene  Sonderung  der  karantanischen  Mark  vom 
Herzogthum  und  der  spätere  Kampf  um  Kärnten  als  verworrene 
Ueberlieferung  hereinspielen.  Derselbe  Otakar,  der  ,zweite' 
dies  Namens,  ist  es  auch,  welcher,  wie  dies  Preuenhuber  der 
OarstenerTradition  entnahm,  1082  das  Chorherrenstift  Garsten, 
Steyr- Garsten,  gründete;  ihn  meint  Preuenhuber,  wenn  er  von 
der  Umwandlung  des  genannten  Chorherrenstiftes  in  ein  Bene- 
dictinerkloster  zum  Jahre  1110  spricht  und  sich  da  ziemlich 
gut  unterrichtet  zeigt,  anderseits  von  den  Freundschaftsdiensten 
dieses  Otakar  gegen  Erzbischof  Konrad  von  Salzburg  1115 
und  1116  Meldung  thut,  deren  er  auch  im  ,castrum  Styrense* 
gedachte.     Er  lässt  ihn  1122,  und  auch  zu  Rom,  sterben. 

Dann  folgt  Leopold  der  Starke,  Stifter  von  ,Rain',  das 
,vorher  ein  Schloss  und  Grafschaft  war,  die  Markgraf  Leo- 
pold nach  Absterben  Waldonis,  des  letzten  Grafen  von 
Rein,  vom  Reich  zu  Lehen  übernommen' — eine  ziemlich 


1  8.  12—16. 
Archiv.  LXXXIV.  fid.  I.  H&lfte.  11 


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164 

verbreitete  und  zähe  Anschauung.  Leopolds  Gattin  Sophi 
wird  als  Tochter  Herzog  Heinrichs  von  Baiern  und  Witr« 
Bertholds  von  Zähringen  bezeichnet,  was  richtig  ist,  da  Ber 
hold  III.  von  Zähringen  (f  1122)  mit  ihr  vermählt  war.  B« 
züglich  des  Nachfolgers  Leopolds  des  Starken  (f  1128),  Otaka 
(V.,  VTL),  bemerkt  Preuenhuber,  er  sei  dieses  Namens  de 
dritte  gewesen,  ,Leopoldi  fortis  Bruder,  oder  wie  andei 
wollen,  Sohn',  vermählt  mit  Kunigunde  von  Vohburg.  Ma 
sieht,  dass  Preuenhuber  kein  Bedenken  trug,  seinem  ,zweitei 
Otakar  eine  Lebensdauer  ausserordentlicher  Art  zuzuweisei 
und  dass  er  ebensowenig  von  der  Thatsache  der  Minderjährig 
keit  Otakars  des  ,dritten'  und  der  Regentschaft  seiner  Muttc 
Sophia  unterrichtet  war.  Richtig  ist  das,  was  über  den  Abfa 
des  Gebietes  von  Putten  1158  erwähnt  wird.  Den  Sohn  Ofc 
kars  des  ^ritten*  (f  Ende  1164),  den  Letzten  seines  Hause 
bezeichnet  Preuenhuber  als  den  ,  vierten'.  Nicht  uninteressai 
ist  es,  dass  Preuenhuber  die  Erhebung  Steiermarks  zum  Herzog 
thum  wohl  in  die  Zeit  dieses  ,  vierten'  und  letzten  Otakars,  abc 
zum  Jahre  1165  (!),  versetzt  und  gegen  ,Aventinus  und  andei 
Annales  und  Historie^  ankämpft,  die  dies  dem  Jahre  118 
zuzuweisen  geneigt  seien.  Ebenso  will  ihm  nicht  einleuchtei 
dass  die  Erbübertragung  der  Steiermark  an  Leopold  V.  vo 
Oesterreich  erst  1186  stattgefunden,  da  dagegen  zwei  Urkunde 
vom  Jahre  1177  und  1178  sprächen  (I).  Den  vierten  un 
letzten  der  Otakare  lässt  er  überdies  nach  dem  Ableben  seine 
angeblichen  Frau,  Agnes,  Tochter  Herzog  Leopolds  (V),  m 
dem  Aussatz  behaftet  werden.  Seinen  Tod  und  die  Belehnun 
des  Babenbergers  mit  Steiermark  stellt  er  nach  Heren  Reicharl 
von  Strein  l  Angaben  richtig  zum  Jahre  1192  und  ftigt  daz 
ein  Verzeichniss  der  Zeugen  aus  der  Georgenberger  Urkund 
vom  Jahre  1186,  die  ,an  diesem  Orte  ganz  einzurücken  ebe 
nicht  vonnöthen*. 

6.  Zu  den  fleissigsten  Bearbeitern  der  Geschichte  Steiei 
marks   aus   dem  Jesuitenorden   zählt   Sigismund   Pusch,   Mi1 


1  Richard  Strein  von  Streun,  Freih.  v.  Schwarzenau,  geb.  1537,  f  16<* 
Verfasser  der  handschriftlich  gebliebenen  Jahrbücher  des  Erzherzog 
thums  Oesterreich  o.  d.  Enns  und  reichhaltiger  Coliectaneen.  Vg 
Khautz,  Qesch.  der  öster.  Gelehrsamkeit,  S.  229 — 250  und  Haselbac 
in  den  Blättern  des  Vereines  für  Geschichte  Niederösterreichs,  1868. 


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155 

glied  des  Grazer  Collegiums.  Seine  ,Chronologiae  sacrae  Du- 
catus  Styriae  pars  prima',  1715,  12.  August  in  Graz  bei  Wid- 
manstetter  gedruckt  (388  Seiten),  umfasst  die  Urgeschichte  der 
Steiermark  bis  zur  Erhebung  des  Letzten  der  Otakare  zum 
Herzog  (1180). 

Pusch  hebt  von  Seite  187  mit  Otakar  I.  als  ^Markgrafen 
von  Steier'  an;  es  sei  derselbe,  welchen  Urkunden  von  958 
and  959  als  Grafen  im  Chiemgau  und  Sundergau  be- 
zeichnen.1 Für  den  Markgrafen  Otakar  II.  zieht  er  ein  Passauer 
Diplom  an,  offenbar  die  Urkunde  von  1088, 2  auf  welche  er 
später  nochmals  zu  sprechen  kommt.  Bei  Otakar  III.  näm- 
lich bemerkt  er,  dass  dieser,  der  Sohn  Otakars  II.,  welch 
Letzterer  ein  Zeitgenosse  Bischofs  Piligrim  von  Passau  (971 
bis  991)  gewesen,  noch  1088  gelebt  haben  müsse,  wie  lange 
darüber  hinaus,  entziehe  sich  seiner  Eenntniss.  Ueberdies  be- 
ruft sich  Pusch  auf  die  handschriftliche  Aufzeichnung  eines 
Vorauer  Chorherrn  in  der  Wiener  Hofbibliothek,  somit  auf 
die  Vorauer  Genealogie.  8  Otakar  IV.  hat  einen  Bruder 
Adalbero  ,den  man  nicht  sowohl  von  seinem  Besitze  aus, 
sondern  vielmehr  zufolge  der  Wildheit  seiner  Sitten  einen 
Waldgrafen  nennen  könne';  er  sei  bei  Leoben,  in  welchem 
Jahre  sei  ungewiss,  erschlagen  worden,  nicht  aber  auf  An- 
stiften seines  Bruders  Otakar  IV.,  wie  dies  Lazius  und  Andere 
glauben  machen  wollen.  *  Pusch  ist  über  die  Stiftung  Garstens 
gut  unterrichtet.  Er  kennt  die  ,Vita  Bertholdi',  den  Fund  der 
Bleitafel  in  der  1675  erschlossenen  Klostergruft,  den  Todes- 
tag (VI0  Id.  Oct.)  der  Mitstifterin  des  Garstener  Benedictiner- 
klosters,  Elisabeth  von  Oesterreich,  Gattin  Otakars  IV.,  den 
ganzen  Vorgang  bei  der  Einführung  des  Benedictinerordens, 
den  Todestag  Otakars  IV.  (IV0  Kai.  Dec.)  f  U22.ß  Neben- 
her kommt  Pusch  auch  auf  die  den  Otakaren  nahestehende 
Stiftung  der  Nonnenabtei  Traunkirchen  zu  sprechen  und 
entnimmt  dem  Necrologium  dieses  Klosters  die  Angabe  zum 


1  Chronol.  8.  Duc.  Styriae,  S.  187. 

*  S.  198;   vgl.  S.  266—267. 

*  8.  222.    . . .  tabula  in  Aug.  bibl.  Viennensi  per  anonymum  celeberrimi 
Vorawiensis  collegii  canonicum  .  . .  exarata.  Cit.  die  ganze  Anfangutelle. 

4  S.  268. 

8  S.  279—280,  394. 

11* 


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156 

29.  September  über  den  Grafen  Wilhelm  als  ,Stifter*  dieser 
Congregatdon. l 

Mit  Otakar  V.,  den  er  als  Sohn  Leopolds  des  Starken 
quellenmässig  anerkennt,  ,obschon  es  Solche  gäbe,  welche  die 
damalige  Steiermark  zwei  Herrschern,  den  Brüdern  Leopold 
und  Otakar  (V.)  zugleich  unterstellen',  *  und  mit  Otakar  VI., 
bis  1180,  endigt  Pusch  sein  stoffreiches  Buch. 

Pusch  schliesst  sich  somit,  was  die  Reihenfolge  der  soge- 
nannten Traungauer  betrifft,  ganz  der  Vorauer  Genealogie  an, 
nur  versieht  er  die  einzelnen  Otakare  (den  Oczi  =  Otakar  HL 
eingerechnet)  mit  der  Reihennummer  und  müht  sich,  auf  ur- 
kundlichem Wege  die  Lebenszeit  der  drei  ersten  festzustellen, 
ohne  über  die  von  ihm  selbst  gefühlte  Schwierigkeit,  dass 
Otakar  II.  ein  Zeitgenosse  Bischof  Piligrims  von  Passau  war 
und  sein  Sohn  Otakar  III.  noch  1088  urkundlich  erwähnt 
werde,  kritische  Bedenken  einfliessen  zu  lassen.  Alle  Otakare 
gelten  ihm,  wie  dem  Vorauer  Anonymus  und  den  Historikern 
vor  Pusch  als  ,Markgrafen*  von  Steier.  Bemerkenswerth  bleibt 
dass  er  einerseits  von  der  Chiemgauer  und  Sundgauer 
Grafschaft  seines  ,ersten*  Otakar  unterrichtet  ist  und  anderseits 
ihre  Beziehungen  zu  Traunkirchen  streift.  Den  geschichtlichen 
Nachweis,  wann  und  wie  sie  zur  markgräflichen  Gewalt  von 
des  Reiches  wegen  gelangten,  suchen  wir  bei  Pusch  vergebens 

7.  Der  Zeit-,  Ordens-  und  Berufsgenosse  unseres  Pusch, 
Pater  Schez,  welcher  zunächst  1685  in  seiner  ,Styria  gloriosa 
einen  Abriss  der  Geschichte  Steiermarks  von  1165  (!  Erhebung 
Otakars  zum  Herzoge)  bis  auf  Leopold  I.  bot,  versuchte  siel 
1728  mit  einer  dreitheiligen  Geschichte  der  Herzoge  von  Steier 
mark  und  liefert  in  der  ,Dissertatio  proemiahV  zur  , Prima 
pars  seiner  Historia  dueum  Styriae'  eine  Uebersicht  der  Mark 
grafen  von  Steier.3  Otakar  I.  bezeichnet  er  als  ,Grafen 
(comes)  von  Steier  und  Zeitgenossen  K.  Otto  I.,  Otakar  II 
schon  als  ,Markgrafen*  von  Steier  und  ,Grafen  vom  Traungau' 


1  8.  296.  Vgl.  das  weiter  unten  angeführte  Todtenbuch  von  Traun 
kirchen  in  der  Ausgabe  von  Friess  (3.  311  ,Wilhelmus  comei 
fundator  n.  c.  istius  loci). 

*  8.  296  .  .  .  Sunt  eqnidem,  qui  8tvriam  isthic  bieipitem  fingunt,  geminosqu« 
Uli  fratres  Leopoldum  et  Ottocarum  diviso  imperio  imperasse  scribunt  .  . 

8  Historia  dueum  8tyriae,  Graecii  1728.     Diss.  proBmialis,  8.  1 — 12. 


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157 

er  lässt  ihn  1038  in  Rom  an  der  Pest  sterben.  Otakar  III., 
der  ,zweite'  Markgraf,  schlägt  die  Ungarn  bei  Pettau  (!), 
gründet  das  Chorherrenstift  Steyr-  Garsten  1082  und  fuhrt 
die  Benedictiner  in  das  Kloster  Admont  ein,  das,  1074  von 
Erzbischof  Gebhard  gestiftet,  an  diesem  Otakar  auch  seinen 
Bestifter  mit  Gütern  besass.  Otakar  IV.  (f  1121),  als  Zeit- 
genosse der  Salzburger  Erzbischöfe  Gebhard,  Thiemo  und 
Konrad  I.  behandelt,  ist  der  Vater  Leopolds  (f  1129),  ihm 
folgen  Otakar  V.  und  VI.,  Sohn  und  Enkel. 

Schez  beginnt  also  die  ,Markgrafenreihe*  mit  Otakar  II.; 
indem  er  sein  Ableben  1038  annimmt,  hinwieder  Otakar  III. 
bis  1082  thätig  findet,  scheinen  für  ihn  die  Bedenken  gegen 
die  Langlebigkeit  Otakars  III.  und  IV.,  welche  Pusch  fühlte, 
nicht  zu  bestehen.  Auch  der  Nachweis,  weshalb  Schez  mit 
Otakar  IL  die  Markgrafenreihe  anhebt,  fehlt  so  gut  wie  ganz. 

8.  Diesen  Punkt,  den  rechtmässigen  Anspruch  der 
steirischen  Dynasten  auf  den  Markgrafentitel  fasste 
Marquard  Hansiz,  der  Ordenscollege  der  Vorgenannten,  in 
seiner  verdienstlichen  Germania  sacra,  II.  Bd.  (1727), *  ins 
Auge.  Ihm  galten  alle  steirischen  Dynasten  bis  auf  jenen 
Otakar  (IV.),  Gatten  der  österreichischen  Fürstentochter  Elisa- 
beth, als  blosse  ,Grafen',  die  aber,  weil  sie  die  ,Mark'  gegen 
Böhmen  und  Ungarn  vertheidigten ,  ,  Markgrafen i  genannt 
wurden  und  so  diesen  Titel  usurpirten.  Kraft  kaiserlicher 
Anerkennung  könne  erst  Otakar  (IV.),  der  Stifter  von  Garsten, 
als  eigentlicher  Markgraf  gelten.  Abgesehen  davon,  dass  Hansiz 
mit  seiner  Bemerkung  über  jene  ,Mark'  und  ihre  Vertheidi- 
P^g  gegen  Böhmen  und  Ungarn  uns  im  Unklaren  lässt,  wie 
er  sich  die  Sache  zurechtlegte,  nimmt  es  uns  Wunder,  dass  er 
Otakar  (IV.)  als  ersten  Markgrafen  von  Steier  bezeichnet, 
während  er  doch  die  Kremsmünsterer  Urkunde  vom  Jahre 
1179  anzieht,  in  welcher  sich  der  letzte  Otakar  (VI.)  den 
dritten  Markgrafen  von  Steier  nenne.  Nebenbei  erwähnt 
Hansiz  der  Urkunde  des  Letztgenannten  vom  Jahre  1191  für 
Traunkirchen,  worin  eines  der  Urahnen  dieses  Traungauers 
ab  ,Grafen'  gedacht  wird. 2 

1  Germania  sacra  I,  S.  273. 

*  HaDsiz    bekämpft   auch  die  Authenticität  der  Passauer    Urkunde    von 

1088,  besondere   in  Hinsicht  des  darin    angeführten    Bischofs   Piligrim. 

Der  Urkunden  von  1179  und  1191  wird  an  anderer  Stelle  gedacht  werden. 


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158 

9.  Als  abschliessende  Arbeiten  des  Jesuitenordens  über  die 
Markgrafen  von  Steier,  (wir  schweigen  von  der  einschlägigen 
Monographie  des  P.  Peter  Halloy  vom  Jahre  1729  über  das 
Geschlecht  der  Starhemberger,  das  als  Zweig  der  steirischen 
Otakare  behandelt  wird),  dürfen  die  beiden  knappgehaltenen, 
aber  wie  immer  klaren  und  bündigen  Publicationen  des  P.  Eras- 
mus  Frölich  gelten,  der,  abgesehen  von  dem  aus  den  Sammlun- 
gen seines  Berufsgenossen  Sigismund  Pusch  zusammengestellten 
Urkundenbuche  (Sacra  ducatus  Styriae  diplomata),  die  Collec- 
taneen  des  Letztgenannten  für  ein  Urkundenbuch  des  Klosters 
Garsten  sichtete,  dasselbe  mit  Erläuterungen  (1754)  heraus- 
gab und  1759  die  erste  kritische  Geschichte  des  Herzog- 
thums  von  Kärnten  (Archontologia  ducatus  Carinthiae,  p.  II) 
1  veröffentlichte.    Vorher  hatte  Frölich  auch  der  Genealogie   der 

i  Sanecker,   Grafen  von  Cilli,  und  der  Grafen  von  Heunburg 

*  eine    fleissige    Studie    gewidmet,     die   uns  Einschlägiges    dar- 

't  bietet. 

i  In  der  ,Pars  posterior  speciminis  Archontologiae  Carinthiae ^ 

wie  sich  diese  für  die  damalige  Zeit  treffliche  Arbeit  nennt, 
finden  wir  das  IX.  Hauptstück  den  ,alten  Fürsten  der  karan- 
tanischen  Mark  oder  den  von  Steier*  gewidmet.1 

Zunächst  behandelt  Frölich  den  Begriff  der  Steiermark 
als  geschichtlich  gewordener  Landschaft.  Die  heutige  Steier- 
mark entwickelt  sich  ihm  aus  der  karantanischen  Mark, 
die  von  den  steirischen  Dynasten  dann  den  Namen  Steier- 
mark' empfing  und  1180  zum  Herzogthum  erhoben  wurde. 
Von  diesen  steirischen  Dynasten  gelangte  erst  Leopold  der 
Starke  als  Erbe  des  grössten  Theiles  der  karantanischen  Mark 
zur  eigentlichen  markgräflichen  Gewalt;  daher  nenne  sich  der 
Letzte  dieses  Hauses,  Otakar  VI.,  in  der  Kremsmünsterer  Ur- 
kunde (1179)  ,dritter*  Markgraf.  Dass  Frölich  uns  über  den 
Umstand,  warum  sich  die  steirischen  Dynasten  schon  vor 
1122  ,Markgrafen*  schrieben,  nicht  genügend  aufklären  kann, 
dass  er  sie  /wenigstens  seit  dem  11.  Jahrhundert  keinem  Herzog, 
auch  dem  Kärntner  nicht,  unterworfen  oder  untergeordnet  sein 
und    ihre    Urkunden    aus    eigener   Machtvollkommenheit    aus- 


1  Spec.  Archontol.  Car.,  pars  post.,  cap.  IX,  S.  172 — 201:  De  Marchiac 
Carentanae  vetustis  principibus  brevis  notitia  ad  tabolam  VIII.  genea- 
logicam  (welche  sich  der  ,pars  prior1  angehängt  findet). 


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159 

stellen  lässt', *  dürfen  wir  ihm  nicht  verargen.  Auch  lagen 
ihm  die  Urkunden,  welche  die  Amtsgewalt  der  sogenannten 
Wels-Lambacher  Grafen  von  1036 — 1050  und  jenes  Otakar 
(ITT.,  V.)  1056 — 1059  in  der  karantanischen  Mark  bezeugen, 
nicht  vor.2  Er  sah  sich  daher  gleichfalls  veranlasst,  die  Vor- 
auer  Genealogie  zu  Grunde  zu  legen  und  mit  Hilfe  der  ihm 
bekannten  Urkunden  die  Lebenszeit  der  ersten  vier  Otakare 
so  gut  als  möglich  anzudeuten,  wobei  er  selbstverständlich  die 
Arbeiten  der  Vorgänger  nicht  unbenutzt  Hess. 

Allerdings  scheint  er  den  Otachyr  der  Vorauer  Genea- 
logie, den  ersten  Otakar  970  ...  991  als  ,  Grafen'  aufzufassen, 
immerhin  finden  wir  ihn  an  die  Spitze  der  Anderen  als  ,mar- 
chiones  Styrenses'  gestellt,  3  jedoch  erst  Otakar  IL,  991  .  .  . 
1039  das  Prädicat  ,marchio  de  Styra'  zugewiesen.  Ihm  werden 
an  die  Seite  als  Bruder  ein  Adalbero  (, wahrscheinlich  Mark- 
graf), als  Schwestern  eine  Attala,  Gattin  eines  Eadold  von 
Helfenstein,  Mutter  Erzbischof  Gebhards  von  Salzburg,  und 
eine  Frowiza,  ,vielleicht  die  Gattin  Leopolds  des  Markgrafen 
von  Oesterreich', 4  gestellt,  hypothetische  Persönlichkeiten,  für 
welche  Fröhlich  keinen  urkundlichen  Nachweis  beizubringen 
vermag,  sondern  in  die  Fussstapfen  von  Vorgängern  tritt. 

Festeren  Boden  gewinnt  er  bei  Otakar  III.,  dem  ,Ozio' 
oder  ,Oezo*  der  Vorauer  Genealogie.  Die  Angabe  des  Todesjahres 
, circa'  1039  ist  wohl  gleichfalls  eine  blosse  Vermuthung; 
weiterhin  steht  er  mit  der  Ansicht  über  die  Gründung  des  Chor- 
herrenstiftes  in  Garsten  um  1082,  über  Frau  Wilburg  als  Gattin 
dieses   Otakar,    und    dass    Letzterer    der    Vater    Otakars    IV. 


1  S.  178. 

1  Wohl  aber  erörtert  er  (8.  177 — 178)  die  Urkunde  Herzog  Heinrichs  von 
Baiern  1156  und  zwei  Bamberger  Urkunden  von  1151  und  1154  aus 
dem  Gesichtspunkte  der  Stellung  des  damaligen  Markgrafen  von  Steier 
Otakar  (V.,  VII.)  zum  Baiernherzog  und  zum  Bamberger  Bisthum  in 
zutreffender  Weise. 

8  In  der  Tabula  genealogica  VHI  (Archontol.  duc.  Car.,  pars  prior)  heisst 
es  in  der  Ueberschrift  ,Ez  stirpe  comitum  s.  marchionum  de  Styra', 
und  bei  Otakar  I.  findet  sich  noch  nicht  das  Prädicat  »marchio*  de  Styra, 
•rst  bei  Otakar  II.  —  Pars  post.,  S.  181  erscheint  aber  unter  dem  Titel 
,Marchiones  Styrenses'  auch  Otachyr  I. 

4  Tabula  genealogica:  »forte  uxor  Leopoldi  (fortis)  marchionis  Austriae*. 
Die  beglaubigte  Geschichte  kennt  nur  eine  Frowiza,  Frowila,  Schwester 
K.  Peters  von  Ungarn,  als  Gattin  des  österr.  Markgrafen  Adalbert,  f  1055. 


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160 

war,  auf  urkundlicher  Grundlage.  Die  Angabe,  Otakar  III. 
sei  beiläufig  1088  gestorben,  hängt  mit  jener  Passauer  Urkunde 
zusammen.  Dass  Atha,  die  Aebtissin  von  Traunkirchen, 
die  Schwester  Otakars  III.  gewesen  sei,  ist  eine  Combination. 
welche  nur  das  Thatsäcbliche  in  sich  birgt,  dass  sie  eine  vom 
Hause  der  steirischen  Dynasten  war.1  Bei  Otakar  IV.  und 
seinem  Bruder  Adalbero,  dem  Grafen  im  Enswald  und  Goiser 
wald,  folgt  Frölich  der  Vorauer  Genealogie.  Otakars  IV.  Tod 
wird  genau  auf  den  28.  November  1122  angesetzt;  bei  seinei 
Gattin  Elisabeth,  der  Tochter  Leopolds  des  Schönen  (II.)  vor 
Oesterreich,  bezeichnet  Frölich  als  Todestag  10.  October  und 
begnügt  sich,  das  Todesjahr  ,beiläufig'  um  1114  anzusetzen: 
ebenso  spricht  er  vom  Todesjahre  Adalberos  1088  als  einem 
ungefähren.  Vorsichtig  und  darum  löblich  erscheint  auch 
die  Bemerkung,  Otakars  IV.  und  Adalberos  Bruder  sei  eir 
Bernhard  ,Graf  von  Steier'  gewesen,  ,wenn  man  dem  Laziuc 
glauben  wolle',  *  und  anderseits  die  Angabe,  dass  man  diesen 
Bernhard  auch  ftlr  den  Stammvater  der  Herren  von  Pernegg 
halte,  gerade  so  wie  jener  Adalbero  ab  .vermeintlicher'  Ahnhen 
der  Herren  von  Steier,  Starhemberg,  Losenstein  und  Graz  gelte. 
In  allen  weiteren  Angaben  über  die  folgenden  Traungauer: 
Leopold  den  Starken  (f  1129,  28.  October)  und  seine  Gattin 
Sophia  von  Baiern,  Witwe  Bertholds  von  Zähringen,  über  Leo- 
polds des  Starken  Schwester,  Kunigunde,  Gattin  des  Grafen 
Bernhard  von  Sponheim,  seinen  Sohn  Otakar  V.  (f  31.  De- 
cember  1164  auf  dem  Wege  durch  Ungarn)  und  dessen  Nach- 
folger Otakar  VI.  (geb.  19.  August  1163,  f  8.  Mai  1192),  seit 
1180  ,Herzog'  des  Landes,  wusste  Frölich  nicht  minder  Bescheid 
als  die  Gegenwart.  Wenn  er  zwei  Schwestern  Otakars  V., 
Elisabeth  und  Margarethe,  ohne  nähere  Bemerkung  anführt, 
so  entspricht  dies  der  Urkunde  vom  Jahre  1138.8  Dass  er 
meist  kritisch  und  vorsichtig  ist,  beweist  auch  die  Angabe  bei 
Otakar  VI. :  ,Einige  sprächen  diesem  die  Tochter  Leopolds  des 
Tugendhaften  von  Oesterreich,  Chunigunde,  als  Gattin  oder 
Verlobte  zu'. 

1  Siehe  weiter   unten    das    von    der    neuesten  Monographie    G.  Edmund 

Fries s'  über  Traunkirchen  Handelnde. 
*  Tabula  genealogica  VIII  (in  der  pars  prior  Archontol.  duc.  Car.). 
8  Ebenda.   Die  Urkunde  über  die  Stiftung  des  Klosters  Buna  =  Reun  vom 

22.  Februar   1138  (Zahn,    Urkundenbuch  von  Steiermark    I,    Nr.   175, 


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161 

10.  Weit  breitspuriger  und  umständlicher  in  der  Unter- 
suchung des  Stammbaumes  der  Dynasten  von  Steier,  aber 
ungenauer  und  unkritischer  als  Frölich,  zeigt  sich  der  Vorder- 
mann der  neueren  st  einsehen  Geschichtschreibung,  Julius  Aqui- 
linus  Cäsar,  der  Chorherr  von  Vorau,  1768,  in  der  IV.  Disser- 
tation zum  I.  Theile  seiner  Annales  ducatus  Styriae, *  obschon 
er  sich  eigentlich  nur  in  den  von  Pusch  und  Frölich  vorge- 
zeichneten Geleisen  bewegt.  Stellen  wir  das  bei  ihm  von 
Frölich  Abweichende  zusammen,  so  besteht  es  nur  darin,  dass 
er  Otakar  L,  ,den  Begründer  der  Feste  und  der  Markgrafen 
von  Steier',  seit  959  verzeichnet,  *  was  mit  der  schon  von  Pusch 
versuchten  Ausnützung  der  Urkunden  über  die  Grafschafts- 
rechte dieses  Otakar  im  Chiem-  und  Sundergau  zusammen- 
hängt, dass  er  Otakars  II.  Tod  zum  Jahre  1038  ansetzt,  die 
angebliche  Schwester,  Frowiza,  weglässt,  die  Aebtissin  von 
Traunkirchen  Atha  als  ,Tochter*  Otakars  IQ.  (Ozio,  Oczo) 
auffasst  und  ihr  als  eine  Schwester  eine  Sophia  (ein  Geschöpf 
der  haltlosen  Conjunctur  Hanthaler' s)  zugesellt,  und  einerseits  in 
Adalbero  (II.),  den  Ahnherrn  der  Herren  von  Steier-  Starhem- 
herg,  anderseits  in  Bernhard,  ,Gatten  Liutgardens  von  Württem- 
berg' (!),  den  Stammvater  der  Hohenberg-Pernegger  erblickt, 
was  Alles  der  vorsichtigere  Frölich  als  fremde  ,Vermuthung' 
nicht  verantworten  wollte. 

11.  Die  seit  Pusch  und  Frölich  einigermassen  fest- 
gestellte Chronologie  der  Markgrafen  von  Steier,  zunächst 
der  vier  ersten  Otakare,  auf  Grundlage  der  Vorauer  Auf- 
zeichnung, wirkt  auch  in  die  ersten  Decennien  des  19.  Jahr- 
hunderts, in  die  Zeiten  Hormayr's  hinüber,  wie  dies  am  besten 
die  bezüglichen  Untersuchungen  des  Göttweiher  Chorherrn, 
Blumberger,  in  den  Jahren  1815 — 1819,  darlegen.8 

8.  176)     nennt    thatsächlich    zwei   Töchter  Leopolds:    Elisabeth    und 

Margaretha. 
1  Caesar,  Ann.  Styriae  I,  Diss.  IV,   de  Ottocaris  Styriae  dynastis,  S.  107 

bis  190  (die  geneal.  Tabelle  S.  113). 
•  Frölich  bezeichnet  die  Lebenszeit  Otakars  I.  mit  ,ab  anno  970  circiter, 

ad  991   circiter'  in  der  tabella  genealogica  und  mit  circa  970  in   der 

pars  post.,  S.  181. 
1  Vgl.  Hormayr's  Archiv  1815,  Urkundliche  Beiträge  991  —  1125;    1818, 

Nr.  143 — 149,   Genealogie  der  Traungauer  (Nr.  149  über  das  Göttweiher 

Saalbuch);  Beiträge  zur  Lösung  der  Preisfrage  Erzherzog  Johanns,  1819. 

Bl.  hebt  mit  Otakar  I.  an,    f  um  991 5    diesem  folgt  Otakar  II.,  f  um 


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162 

12.  Dieses  genealogische  System  der  sechs  ütakarc 
wurde  1837—1846  von  dem  St.  Florianer  Chorherrn  Fr.  X, 
Pritz  hinaufzu  erweitert  und  so  ein  neues,  das  der  acht  Ota- 
kare,  begründet. * 

Indem   Pritz    von   der   Grundanschauung    ausging ,    dass 

das  Gebiet  von  Steier  der  Stammbesitz  der  nach  ihm  benannten 

Markgrafen,  der  Traungau  ihr  Grafschaftsgebiet  war,  und  dass 

anderseits  ihr  Auftreten  in  der  karantanischen  Mark,  nachmak 

Steiermark,   auf  ältere  Beziehungen,  Besitzverhältnisse  zurück- 

leite,   gewahrte   er,    überall   dem,   allerdings   charakteristischen 

Namen  Otakar  nachspürend,  zunächst  in  jenem  Otachar,  den 

eine  Urkunde  vom  Jahre   904  als  Grafen  im  Leobner  Gaue 

und  Vater  Aribos  anführt,  den  ersten  nachweisbaren  Ahn- 

l  herrn  der  Dynasten  von  Steier,   den  er,   von  den  Urkunden 

-  der  Jahre  958 — 959,   die  eines  Otachar  als  Grafschaftsinhabei 

j  im  Chiemgau  gedenken,  zurückschliessend,  auch  im  Traun- 

g  gaue  walten  lässt.     Da  überdies  eine  Urkunde   beiläufig  vom 

*  Jahre  906  (richtiger  903 — 905),  die  sogenannte  Raffelstettei 

Zollsatzung,  eines  Grafen  Otachar  gedenkt,  und   Raffelstetten 

im  alten  Traungaue  lag,   glaubte  Pritz  um  so  mehr  im  Rechte 

zu  sein. 

Dieser  Chiemgauer,  Traungauer  und  Leobner  Graf  Ota- 
kar wird  somit  von  Pritz  als  Otakar  I.  angeführt.  Ihm  folgt 
ein  Otakar  II.  (um  950 — 965),  welchen  Pritz  zufolge  dei 
obigen  Urkunde  und  im  Interesse  seines  genealogischen  Sy- 
stems als  Bruder  Aribos,  des  traditionellen  Stifters  der  ältesten 
Nonnenabtei  Steiermarks,  Göss  (um  1020),  ansieht.  Otakar  HL 
(wenn  nicht  schon  Otakar  II.)  gilt  ihm  als  Erbauer  dei 
,Styraburg'-  Steier  um  980;  andererseits  sieht  er  in  ihm  den 
,eigentlichen  näheren  Gründer  der  steirischen  Otakare'  und 
lässt  ihn  als  ^Blutsverwandten'  der  sogenannten  Grafen 
von  Wels-Lambach   sich  mit  diesen  nach  983/4  in  die  Ver- 

1038  in  Rom;  Otakar  III.  (Oczo),  f  »uch  1075  in  Rom;  Otakar  IV. 
f  1122  gilt  ihm  als  Enkel  des  Vorigen. 
1  Geschichte  der  Stadt  Steyr,  Lins  1837;  Garsten  und  Gleink  1841; 
Nachrichten  über  Enns  ans  ältester  Zeit  (Abhandlung  in  der  Zeitschrift 
des  Linzer  Museum  Car.-Franc.  1844);  insbesondere  als  Geschichte  dei 
Otakare  die  ausführliche  Abhandlung  in  den  Beiträgen  zur  Landeskunde 
von  Oberösterreich  und  Salzburg  1846,  S.  123—366  und  Geschichte  des 
Landes  o.  d.  Enns  I  (Linz  1846),  S.  250—254. 


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163 

waltung  des  Traungaues  theilen.  Otakars  III.  Ableben  wird 
von  Pritz  991—993  angesetzt.  Ihm  folgt  Otakar  IV.,  f  um 
1038,  diesem  Otakar  V.,  ,mit  slavischer  Aussprache  auch 
„Ozy"  genannt', *  derselbe,  welcher  nach  dem  Tode  Gottfrieds 
aus  dem  Wels-Lambacher  Hause  1055  2  in  die  Verwaltung  der 
karantanischen  Mark  eintritt  Um  1088  stirbt  dieser  Ota- 
kar V.  in  Rom.  Seine  Söhne  sind  Otakar  VI.  und  Adal- 
bero.  Dieser  stirbt  um  1088,  jener  1122  und  hat  Leopold 
den  Starken  zum  Nachfolger  in  der  allmälig  ^Steiermark'  be- 
nannten karantanischen  Mark.  Mit  Otakar  VII.  und  Ota- 
kar VIEL,  dem  ersten  steirischen  Herzoge,  erlischt  das  Haus 
der  Traungauer. 

So  finden  wir  seit  Pritz  das  System  der  acht  Otakare 
von  Steier  begründet  und  ihr  Geschlecht  über  die  sechs  der 
Vorauer  Genealogie  um  drei  Menschenalter  hinaufgerückt. 
Pritz  sucht  und  findet  ihren  eigentlichen  Ahnherrn  in  jenem 
ostmftrkischen  Grafen  Aribo,  der  um  909  gestorben  sei, 
denn  ihm  gilt  jener  Otakar  I.  als  Aribos  Sohn.  Traungauer 
und  Aribonen  sind  nach  ihm  Zweige  des  gleichen  Stammes; 
das  bairische  Haus  der  Scheyern  gilt  ihm  als  eng  verwandt. 

Aber  alles  dies,  die  Reihenfolge  der  drei  ersten  Otakare, 
die  bezüglichen  Jahreszahlen  muthen  uns  als  Hypothese  an; 
Pritz  hat  von  dem  Namen  ,Otakar*  den  ausgedehntesten  Ge- 
brauch gemacht  und  einen  genealogischen  Bau  aufgeführt, 
dessen  Grundlagen  blosse  Voraussetzungen  bilden,  Bindemittel, 
die  in  jenen  dunkeln,  urkundenarmen  Zeiten  allerdings  nie  von 
der  Hand  gewiesen  werden  dürfen,  aber  keineswegs  mit  dog- 
matischer Sicherheit  in  Thatsachen  umgesetzt  werden  sollen. 

13.  Theilweise  auf  den  Schultern  seines  Vordermannes 
Pritz  steht  A.  v.  Muchar  mit  seinem  ungemein  weitschichtigen 
und  stoflreichen,  leider  Bruchstück  gebliebenen  Werke  einer 
Geschichte   des  Herzogthums   Steiermark.     Ihr  H. — IV.  Band 


1  8.  Pritz,  Geschichte  des  Landes  o.  d.  Enns  I,  S.  232.  Eine  etwas 
seltsame  Annahme,  da  man  doch  an  die  deutsche  Koseform  eines 
deutschen  Namens  gewiesen  ist. 

*  Das  Todesjahr  seines  Vaters,  Markgrafen  Arnold,  lässt  sich  nicht  fest- 
stellen (s.  weiter  unten  den  EH.  Abschnitt  und  beziehungsweise  den 
IV.  dieser  Abhandlung).  Gottfried  starb  viel  früher,  und  zwar  eines 
gewaltsamen  Todes,  um  1050. 


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164 

(1845 — 1848)  schlagen  hier  ein.  Der  II.  Band  liefert  eine  genea- 
logische Tabelle,  der  IV.  Band  die  Geschichte  der  Traungauer.  * 

Muchar  greift  in  Hinsicht  der  Verwandtschaften  unserer 
(acht)  Otakare  noch  weiter  aas  als  Pritz.  So  gelten  ihm  Ota- 
kar  I.  (der  Sohn  Aribos,  Grafen  im  Traungau  und  Markgrafen 
von  der  karolingischen  Ostmark)  mit  der  Hauptburg  und  Pfalz 
Wels  als  Sitz,  Graf  im  Traungau,  Graf  von  Leoben,  ,Saal- 
henr  im  Enns-  und  Murthale,  f  ,circa*  925,  und  Sighard,  der 
Ahnherr  der  Peilsteiner  (Burghausen -Schala  u.  s.  w.),  be- 
ziehungsweise auch  der  ,Aribonen'  im  weiteren  Sinne,  als 
Brüder;  Wels-Lambacher  und  Aribonen  sind  Blutsver- 
wandte der  Traungauer.  Otakars  HI.  ^t  ,circa*  993)  Tochter 
,Atala%  von  Styra  wird  zur  Mutter  Erzbischof  Gebhards  von 
Salzburg  *  in  ihrer  Ehe  mit  Chadold  von  Helfenstein;  Ota- 
kars IV.  vOzy\  Sohn  Otakar  V.  <pzy,  f  ,circa*  1080—1084), 
hat  zu  Schwestern  Atha,  Aebtissin  von  Traunkirchen,  und  eine 
Frowiza,  Gattin  Leopolds  von  Babenberg  ^t  1043\s  des  Erst- 
gebornen Markgraf  Adalberts  von  Oesterreich;  bei  Otakar  VL 
•tt  1122>  verzeichnet  er  neben  Elisabeth«  Gattin  Rudolfe  des 
Grafen  von  Diikni&rsen.  auch  eine  Sophia  ^1106  anwesend  bei 
der  Hochzeit  dos  österreichischen  Markgrafen  Leopold  HI.  mit 
Agnes*  der  Kaisertochter\  wass  gleich  der  bezüglichen  Angabe 
bei  Cäsar,  wie  wir  wissen,  auf  einer  Erfindung  Hanthaler* s  be- 
ruht. Ebenso  müssen  wir  den  «Markgrafen'  Leopold  als  älteren 
Sohn  Otakar?  VIL  in  Muohar's  Stammtafel  streichen.4 

14.  So  trat  denn  sei;  Pritz,  dessen  Annahmen  bezüglich 
der  ersten  von  den  acht  0:akarvn  Max  Büdinger  in  seiner 
grundlegenden  Geschichte  Oesterreiohs    Inx*    gelten  Hess,5  ein 

*  \V*n  *!>r4;u£*  >>'*    uvorFr.  '.  •.  c  >  v.: c  t;  * c  i  ira  «s^eaoauneii  etscheint. 

*  S*/,'*  MftcUr  Ut  t*';»*«*^  ^vv„»  V*V.V  Mttckar  citirt  aas  der 
S:.  V.-«t»>£ttt;k'.;r..!*  \VaKap*  v\  »  MK  Vi  Sr-tjC  &  S^.  tts«  Xiupoldus 
**  * *  o fe x »»  t^.'.u*  **  <>  *  v  v."4  *S*-^k  **>  etryr  l~rfc*s«fe  desselben  Mark- 
et»»** tUr  \i*^**  *vä  UM  4a*  i*>.c**  \jt  IV  BA,  S.  135—436  und 
Sv  4**  +«*4>.»t  **  w,ct>  4*xv*s  **4  ***>£.:;  c^  Wgtgwm  wir  auch  in 
Uvafc  itaxi  .U«^-»i.v:.'wt  i\u  S^iai  ***au  C»wim.  Irtan iinbach  I, 
5s  *>4     Ä**^  4;**<*>  l  *4    *  »Nil     hkl  -<****  fix  Gmn  ron  1163 

l    ^>4**>*vfc  4v*  U:sU*  *  4    fcN*>  lt  S   **v  X?   CCXXIY),   heisst 


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165 

erweitertes  genealogisches  System  in  Uebung  und  Recht;  fortan 
finden  wir  eine  Doppelzählung  der  steirischen  Markgrafen 
angewendet,  um  die  sechs  Otakare  der  Vorauer  Genealogie 
mit  den  acht  Otakaren  des  Stammbaumes  bei  Pritz  in  Ein- 
klang zu  bringen.  Otakar  III.,  wie  ihn  Pritz  bezeichnet,  be- 
ginnt als  Otakar  I.  die  dortige,  vom  Pusch,  Frölich,  Cäsar, 
Blumberger  vertretene  Reihenfolge.1 

Bei  dem  Umstände  jedoch,  dass  Pritz  ungleich  mehr  an- 
nimmt und  combinirt  als  beweist,  konnte  es  nicht  an  einem 
Rückschlage  fehlen,  der  gewissermassen  der  Vorauer  Genea- 
logie und  ihren  Anwälten  zu  Hilfe  kam,  das  System  der  acht 
Otakare  stark  erschütterte  und  andererseits  ihre  Stammsässig- 
keit  und  Grafengewalt  im  Traungaue  vor  1055  gänzlich  in 
Abrede  stellte. 

15.  Den  Anfang  machen  diesbezüglich  die  kritischen  Be- 
merkungen des  leider  früh  verstorbenen  Verfassers  der  Jahr- 
bücher des  Deutschen  Reiches  unter  K.  Heinrich  H.,  Hirsch, 
im  I.  Bande  (1862)  seines  von  PfafF,  Usinger  und  Bresslau 
(1875)  vollendeten  Werkes.  * 

Hirsch  focht  zunächst  die  Voraussetzung  an,  dass  jener 
Otakar,  der  im  ersten  Decennium  des  10.  Jahrhunderts  urkund- 
lich ein  Ahnherr  der  sogenannten  Traungauer  sei ;  er  bezweifelt 
ihren  Zusammenhang  mit  den  Aribonen,  ihre  Altsässigkeit  im 
Traungaue  und  verweist  andererseits  auf  den  Chiemgau,  wo- 
selbst sie  zunächst  beurkundete  Grafschaftsrechte  innehatten. 

16.  Was  Hirsch  angedeutet,  hat  Strnadt  als  Hauptgegner 
des  von  Pritz  ausgeklügelten  Systems  eingehend  und  umfassend 
darzulegen  versucht.  Es  geschah  dies  zunächst  in  seiner  gründ- 
lichen ortsgeschichtlichen  Studie  ,Peuerbach'  (1867)  und  neuer- 
dings in  dem  verdienstlichen  Buche  ,Geburt  des  Landes  ob 
der  Enns'  (1886),  welches  letztere  die  dort  vertretenen,  für 
manchen  Fachmann  jedoch  durch  den  Titel  dieser  in  einer 
Zeitschrift  (Linzer  Museum  Francisco-Carolinum)  erschienenen 
Abhandlung  verschleiert  gebliebenen  Forschungsergebnisse  auf- 
nimmt und  entschieden  verficht.  Die  Ansichten  Strnadt's  lassen 
sich  in  nachstehenden  Schlagworten  zusammenfassen. 


1  Ich  gebrauche  auch  zu  diesem  Zwecke  die  Doppel&ählung  der  Otakare. 
1  I,  8.  37,  Anm.  2. 


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166 

Die  sogenannten   Traungauer    sind   ebensowenig    als   die 

sogenannten  Grafen  von  Wels-Lambach  ,Gaugrafen'  des  Traun- 

gaues   gewesen,    in    welcher    Eigenschaft,    wahrscheinlich   als 

Letzter,   930   ein  Meginhard  auftaucht;    dieser   Meginhard  ist 

aber  der  erste   urkundlich  nachweisbare  Ahnherr  der  Grafen 

von  Wels-Lambach  und  wohl  auch  jener  von  Formbach;   vor 

ihm  aus  lässt   sich   der  bedeutende  Umfang  der  Grafschafi 

oder   des  Comitats   der  Lambacher  im  Traungau  erklären 

Letzteren  kömmt  somit  bis  1055  das  Prädicat  ,Traungauer'  zu 

das  man  ganz  unberechtigter  Weise  den  Otakaren  vor  105J 

beizulegen  beflissen   war,   und   nicht  mit    diesen,    sondern   mi 

den  Lambachern  lässt  sich  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  di 

Erbauung  von  ,Styraburc',  Stadt  Steier,  in  Verbindung  bringen 

Die   eigentliche  Heimat  der  Otakare   ist  der  Chiemgau,  um 

der    hier    zum  Jahre    1049    beurkundete   Graf  ,Oczi'    ist    de 

Otakar,   welchen   die  Zeugnisse  aus  den  Jahren  1056 — 105 

als  Nachfolger  der  Lambacher  Arnold  (II.)  und  seines  Sohne 

Gottfried  in  der  karantanischen  Markverwaltung  belegen,    un 

in  dieser  Beziehung  ist  er  als  ,Otakar  I.  (III.,  V.),  anzusehen 

andererseits  wird  er  Erbe  all  dessen,   was  die  Lambacher  bi 

dahin  als  Grafschaft  im  Traungau  besassen.     Wenn  daher  di 

Vorauer  Aufzeichnung,    eine    ,späte    und    trübe'    Quelle,    vo 

ihrem  Oczy l  (Otakar  III.,  V.)   auch   den  Vater   und    Grosj 

vater    Otacher    und  Otachyr,  als    ,marchiones'    bezeichnet,    s 

widerspricht    dies    den    tatsächlichen    Verhältnissen.     Dies« 

Otakar  I.  (III.,   V.)   stirbt  um  1060   im  Kampfe  gegen  di 

neuerdings    in    Karantanien    erstarkten   Eppensteinei 

ihm  folgt  Otakar  H.  (IV.,  VI.),  f  1122#>   sein  Sohn  Leopo] 

1  Seltsam  ist  es,  wenn  Strnadt,  der  in  seiner  Studie  ,Peuerbach'  d< 
Ocsl*  der  Urkunde  von  1049  über  dessen  Grafschaft  im  Chiemgau  s 
den  nachmaligen  Markgrafen  ,Otakar*  ansieht,  in  seinem  Buche  ,Gebu 
des  Landes  o.  d.  Enns*,  S.  62,  Anm.  ISO,  bei  dem  ,Oczo*  in  der  von  ih 
angefochtenen  Babenbergerurkunde  ,von  circa  1074*  Nachstehendes  b 
merkt:  »Endlich  kann  nicht  unerwähnt  bleiben,  dass  auch  die  Bezeic 
uung  des  Markgrafen  von  Steyr,  Ocbo,  ganz  ungewöhnlich  ui 
auch  gans  vereinzelt  dastehend  ist  Ueber  die  Bedeutung  dies 
Namens,  der  sich  keineswegs  mit  Otakar  identificiren  last 
vergleiche  die  Stelle  in  den  casus  mon.  Petrihusensis  (Mon.  Germ.  X 
S.  629):  »Oudalricum  ob  leporem  voeaverunt  Ouzonem'  .  .  .  Ouao  i 
ebensogut  Koseform  von  ,UdalrichS  wie  Ocii,  Oao  die  von  ,Otto<  uj 
,Ottokar4,  inuss  ihm  entgegnet  werden. 


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167 

der  Starke  tritt  das  Eppensteiner  Erbe  in  der  karantanischen 
Hark  an,  die  sich  dann  ^Steiermark'  als  Herrschaftsgebiet  der 
Dynasten  von  Steier  genannt  findet;  Otakar  III.  (V.,  VII.) 
und  Otakar  IV.  (VI,  VIII.),  der  erste  Herzog  des  Steier- 
landes,  machen  den  Schluss. 

17.  Zwischen  Strnadt's  ,Peuerbach/  und  seine  ,Geburt 
des  Landes  ob  der  Enns'  fallen  die  wichtigen  Aufsätze  von 
J.v.Zahn  aus  den  Jahren  1880  — 1881, x  welche  einerseits 
unsere  Otakare,  die  Lambacher  und  die  Grafen  von  Naun 
(Cordenons)  als  Glieder  einer  grossen  Sippe  bezeichnen,  anderer- 
seits für  das  Zurückweichen  der  Erstgenannten  vor  den 
Eppensteinern  in  der  karantanischen  Mark  um  1073 
einstehen,  was  Strnadt  in  seiner  zweiten  Arbeit  vom  Jahre 
1886  aufnahm  und  verfocht,  ferner  18.  das  Werk  von  F.  M. 
Mayer  über  die  ^östlichen  Alpenländer  im  Investiturstreite' 
(1883),  worin  das  Schema  der  acht  Ottakare  festgehalten 
erscheint,2  und  19.  der  I.  Band  der  Geschichte  Oesterreichs 
von  Alfons  Huber  (1885),  der  in  seiner  vorsichtigen,  kritischen 
Weise  die  Chiemgauer  Grafschaftsrechte  jenes  Otakar  der 
Urkunde  vom  Jahre  959  allerdings  betont,  den  Otakar,  welcher 
1055 — 1059  als  karantanischer  Markgraf  bezeugt  wird,  seinen 
wahrscheinlichen  Enkel  nennt  und  noch  1048  im  Chiemgau 
als  Grafschaftsinhaber  angeführt  findet,  andererseits  aber  be- 
merkt, dass  diese  älteren  Otakare  auch  die  Grafschaft  im 
Traungau  innehatten,8  und  ein  Zurückweichen  der  soge- 
nannten Traungauer  vor  den  Eppensteinern  in  der 
karantanischen  Mark  um  1073,  so  dass  sie  fortan  als  Dy- 
nasten von  Steier  blos  den  Titel  ,Markgrafen'  führten,  durch 
den  Mangel  an  Urkunden  über  ihre  Amtsthätigkeit  alldort 
(seit  1059)  nicht  als  zulangend  erwiesen  oder  über- 
zeugend dargethan  sieht.4 


1  Festschrift  zur  700jährigen  Feier  der  Erhebung  der  Steiermark  zum 
Herzogthum.  Graz  1880,  I.  Abth.,  ,Oester.  Montagsrevue*,  Wiener 
Wochenzeitung,  Jahrg.  1881,  Nr.  21— 23  über  Die  Entstehung  des  steier- 
markischen Staatswesens.  Vgl.  Zahn's  »Styriaca*,  I.  Bd.,  Graz  1894, 
1.  Aufeatz. 

1  S.  8 — 10.  Mayer  gewahrt  auch  in  den  sogenannten  Aribonen,  Stiftern 
von  GöS8,  und  1020  einen  Zweig  der  gemeinsamen  Sippe. 

f  I,  8.  217. 
I,  S.  267,  Änm.  3.     Vgl.  den  IL,  HL,  IV.  Abschnitt  dieser  Abhandlung. 


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168 

20.  Um  dieselbe  Zeit  (1885)  traf  Eduard  Richter  ii 
seinen  ebenso  gründlichen  als  lichtvollen  Untersuchungen  zu 
historischen  Geographie  des  ehemaligen  Hochstiftes  Salzburj 
und  seiner  Nachbargebiete',  die  noch  an  späterer  Stelle  ihr 
ausgiebige  Verwerthung  finden  sollen,  mit  unserer  Frage  ii 
einem  Punkte  zusammen,  und  zwar  dort,  wo  er  über  di< 
Urkunde  vom  8.  Juni  959  und  die  Gerichte:  Traunstein 
Grabenstatt,   Raschenberg-Teusendorf  und  Halmberg  spricht. 

21.  Mit  seinen  Untersuchungen  verknüpfte  Eduard  Fries 
die  eigenen  Studien  über  die  Geschichte  des  ehemaligen  Nonnen 
klosters  O.  S.  B.  zu  Traunkirchen  in  Oberösterreich  (1895), 
deren  Schwergewicht  für  uns  darin  liegt,  dass  der  ebenso 
fleissige  als  gründliche  Verfasser  die  ganze  genealogische  Frag« 
wieder  aufrollt  und  einerseits,  von  Richter  angeregt,  den  erstei 
nachweisbaren  Otakar  als  Grafen  von  Grabenstatt  imChiem 
gau  seit  959  bezeugt  findet,  andererseits,  unter  der  Führunj 
Strnadt's,  die  Otakare  erst  seit  Mitte  des  11.  Jahrhunderts  ü 
das  heutige  Oberösterreich  als  Erben  der  Lambacher  (1055 
kommen  lässt  und,  indem  er  das  von  Pritz  vertretene  genea 
logische  System  als  nunmehr  gründlich  abgethan'  bezeichnet 
auf  die  sechs  Otakare  der  älteren  Anschauung  wieder  zu 
rückgreift. 

Indem  wir  uns  vorbehalten,  auf  diese  wichtige  Arbeit  ai 
anderer  Stelle  tiefer  einzugehen,  möge  hier  zunächst  der  voi 
Friess  entworfene  Stammbaum  der  Otakare  skizzirt  werden 
Ozi-Otakar  L,  Graf  von  Grabenstatt  im  Chiemgau,  f  5.  Man 
um  1030;  sein  Sohn  ist  Otakar  IL,  der  Erbe  der  Lambachei 
Grafen  (1055),  Markgraf  der  karantanischen  Mark,  f  1.  Ma 
um  1060,  Gatte  einer  Wilbirgis  (f  18.  Februar  o.  J.),  seine 
Tochter,  die  erste  Aebtissin  von  Traunkirchen  (f  15.  Novembei 
o.  J.).  Dann  folgt  Otakar  HI.,  Markgraf  von  Steier,  Graf  in 
oberen  Traunthale  und  des  Erbes  der  Lambacher,  f  29.  Mars 
um  1078,  Gatte  der  Wilbirgis,  wahrscheinlich  aus  dem  Hause 
der  Aribonen,  f  27.  August  nach  1078.  Otakars  HI.  Söhne  sine 
Otakar   IV.,    Markgraf   von   Steier,    f    28.   November    1122 


1  I.  Ergänzungsband  zu  den  Mittheilungen  des  Institutes  für  ttsterr.  Gesch. 

8.  640  f. 
*  Archiv  für  (Jsterr.  Gesch.,    82.  Bd.,   I.  Heft     Wien   1896,    8.  183—326, 

insbes.  8.  203—220,  genealog.  Tafel  219. 


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Gatte  Elisabeths  von  Oesterreich  (f  9.  October  1114)  und 
Adilbero  (Albero)  ,Graf  (Markgraf)  im  Ennsthal',  f  22-  No- 
vember 1088.  Otakar  IV.  hinterlässt  drei  Nachkommen:  Leo- 
pold Markgrafen  von  Steier,  f  26.  October  1129,  vermählt 
mit  Sofie  von  Baiern  (f  12.  Juli  um  1138),  Wilbirgis,  Gattin 
Ekbertll.  von  Formbach-Pütten  (f  21.  Jänner,  nach  1140)  und 
Chunigunde ,  Gemahlin  Bernhards  von  Marburg  -  Sponheim 
(f  4.  December  1150?).  Leopolds  Sohn  ist  Otakar  V.  Mark- 
graf von  Steier,  f  31.  December  1164,  vermählt  mit  Chuni- 
gunde von  Vohburg  (f  als  Admonter  Nonne  22.  November  1184); 
seine  Schwester  Elisabeth  (f  ?)  erscheint  als  Gattin  Rudolfs, 
Grafen  der  Ditmarsen.  Den  Schluss  macht  Otakar  VI.,  der 
erste  Herzog  des  Landes,  unverehelicht. 

Vergleicht  man  diesen  Stammbaum  der  sechs  Otakare 
mit  dem  bei  Frölich  u.  s.  w.,  so  zeigen  sich  allerdings  wesent- 
liche Unterschiede  in  den  Angaben;  Friess  hat  ihn  entschieden 
in  Einzelheiten  verbessert;  er  hat  als  umsichtiger  Forscher  in 
allen  bezüglichen  Todtenbüchern,  vorab  im  Traunkirchner  Ne- 
crologium  *  den  Todestagen  der  Dynasten  von  Steier  und  ihrer 
Frauen  mit  Fleiss  nachgespürt,  zwei  des  Namens  Wilbirgis 
aufgebracht;2  auch  mit  der  beiläufigen  Feststellung  des  Todes- 
jahres der  drei  ersten  Otakare  mühte  er  sich  ab,  und  es  scheint, 
als  sei  nunmehr  die  Ansicht  Strnadt's  vom  ChiemgauerHeim 
der  Otakare  bis  1056  über  alle  Zweifel  hin  weggebracht,  denn 
auch  Friess  hält  die  Lambacher  für  die  muthmasslichen  Erbauer 
der  Styraburg  u.  s.  w. 

22.  Immerhin  konnte  der  Verfasser  dieser  Studie,  dem 
die  verdienstliche  Arbeit  über  Traunkirchen  erst  vorlag,  als 
er  sein  Buch  über  ,Verfassung  und  Verwaltung  der  Mark  und 
des  Herzogthums  Steier  (vor  1283)'  bereits  abgeschlossen  hatte, 


1  Necrologium  Trunkirchense,  abgedruckt  und  erläutert  von  Friess  in 
obiger  Abhandlung  S.  273 — 326.  Das  Verzeichnis  der  von  ihm  mitbe- 
nutzten Todtenbücher  S.  278.  Die  von  Admont  und  des  Salzburger 
Nonnenklosters  der  heiligen  Erintrud  gab  Friess  selbst  heraus,  und 
«war  im  Archiv  für  österr.  Gesch.  66,  71.  Bd.  Vgl.  auch  seine  Ge- 
schichte des  Klosters  Garsten  in  den  »Studien  und  Mittheilungen  des 
Benedictinerordens'  vom  Jahre  1880. 

*  Nämlich  als  Gattinnen  Otakars  II.  und  Otakare  III.  (nach  der  Zählung 
bei  Friess),  Letztere,  Mutter  Otakars  IV.  (f  1122),  steht  aus  der  Gar- 
stener  Tradition  fest. 

IrchiT.  LXXXIV..Bd.  L  Hilfte.  12 


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170 

und  somit  nur  im  Vorwort  auf  Friess  verweisen  konnte,  l  seine  Be- 
denken gegen  jene  Grundansicht  auch  dann  nicht  unterdrücken, 
und  ebensowenig  erschien  ihm  der  Stammbaum  der  älteren 
Otakare  durch  Friess  als  ins  Reine  gebracht  und  fertiggestellt. 
Diesen  Bedenken  und  seinen  abweichenden  Anschauungen 
über  den  Verwandtschaftskreis  der  sogenannten  Traungauer, 
ihre  Reihen-  und  Zeitfolge,  sind  grossentheils  die  anschliessen- 
den Abschnitte  gewidmet. 

IL 

Chiemgau  und  Traungau,  Heimat  und  Besitz  der  Otakare 
yor  und  nach  dem  Erlöschen  der  Lambacher  Grafen. 

Wir  verfugen  auch  heute  noch  für  diese  dornige  Frage 
über  keinen  wesentlich  reicheren  Quellenvorrath,  wie  der 
war,  welcher  den  steirischen  Geschichtsforschern  und  Genea- 
logen des  18.  Jahrhunderts;  einem  Pusch,  Frölich  u.  s.  w.  vor- 
lag; auch  jetzt  noch  sind  wir  an  eine  Handvoll  Urkunden  und 
Traditionseintragungen  gewiesen,  des  tiefen  Schweigens  der 
Klosterjahrbücher  nicht  zu  gedenken.  Immerhin  gewann  der 
Quellenbestand  um  einige  Tropfen  und  —  was  die  Hauptsache 
—  er  erscheint  ungleich  mehr  gesichtet  und  von  Fälschungen 
gereinigt;  was  als  Zeugniss  über  Bord  geworfen  werden  musste, 
steht  nicht  mehr  irreführend  und  belastend  im  Wege. 

Gegenwärtig  muss  man  bei  der  Forschung  nach  den  An- 
fängen der  sogenannten  Traungauer  oder  —  was  geschichtlich 
zutreffender  —  der  Dynasten  von  Steier,  *  mit  der  Urkunde 
vom   9.  Juni   959 8   anheben   und   sich   dann   vorsichtig   durch 


1  I.  Bd.  der  »Forschungen  zur  Verfassungs-  und  Verwaltungsgeschichte  der 
Steiermark',  herausgegeben  von  der  bist.  Landescommission  für  Steiermark, 
Graz  1897,  Vorwort  8.  IX,  Anm.  Vgl.  S.  694—696  ,Uebersicht  der  ateier- 
märkischen  Landesfttrsten'  —  unsicheren  Reihe1. 

1  Mit  Rücksiebt  auf  die  Ueberlieferung  und  ihren  Eintritt  in  die  Ge- 
schichte. Die  Bezeichnung  Traungauer  entspricht  territorial  auch  ihren 
Anfängen  und  insbesondere  auch  dem  Kern  ihres  Besitzstandes  im  Lande 
ob  der  Enns,  als  sie  dessen  Vorderherren  wurden ;  immerhin  ist  sie  eine 
moderne. 

*  Mon.  Germ.  Dipl.  I,  281  nr.  202;  Ottenthai,  Reg.  (919—1024),  L  Lief. 
1893,  134—136  nr.  269;  die  gleich  datierte  Urkunde  (s.  da  nr.  270)  ist 
eine  Fälschung  des  XI.  Jahrhunderts. 


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weite  Lücken  des  Urkundenbestandes  weiter  bewegen,  vielleicht 
auch  versuchen,  über  dieses  Jahr  im  wachsenden  Dunkel  zu- 
rückzugreifen und  Anhaltspunkte  tastend  zu  gewinnen. 

Jene  Urkunde  bezeichnet  den  Ort  Grabenstatt  im 
Chiemgau  als  in  den  ,Grafschaften*  (comitatibus)  eines  Ota- 
char,  Sigihard  und  Willihalm,  gelegen. 

Die  sorgfältigen  Untersuchungen  E.  Richter's1  haben 
dargethan,  dass  man  dabei  an  den  Hauptbestandteil  der  könig- 
lichen Schenkung,  an  den  grossen  Wald  an  der  bairischen 
Traun  denken  müsse,  denn  wir  besitzen  eine  spätere  Kaiser- 
Urkunde  vom  9.  April  1048, 2  aus  welcher  hervorgeht,  dass 
dieses  grosse  Waldgebiet  allerdings  drei  Gerichte,  jene  drei 
Grafschaften,  durchsetzte  und  berührte,  und  zwar  die  Gerichte 
Traunstein-Grabenstatt,  Raschenberg-Teusendorf  und  Halmberg, 
und  dass  Grabenstatt  thatsächlich  den  Mittelpunkt  und  Haupt- 
ort der  Schenkung  von  959  darstellt.  Richter  weist  ferner  nach, 
dass  jener  Willihalm  oder  Wilhelm,  dessen  Familienzugehörig- 
keit uns  hier  nicht  weiter  zu  beschäftigen  hat,  Raschenberg- 
Teusendorf,  ,damals  wohl  noch  mit  Pia  in  im  Zusammenhange', 
und  Reichenhall  besass,  während  jener  Sigihard  oder  Sig- 
hard  (ein  Ahnherr  der  grossen  Aribonen  und  Peilsteiner  Sippe) 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach  die  Grafschaft  Törring-Tittmoning 
innehatte.  Wilhelms  und  Sighards  Grafschaften  fallen  somit  dem 
damaligen  Salzburggaue,  dem  östlichen  Nachbar  des  Chiem- 
gaues  zu,  und  letzterem  gehört  die  Grabenstätter  Grafschaft 
an,  welche  jener  Otakar  innehatte.  Richter  weist  nun  nach, 
dass  er  aber  auch,  abgesehen  von  Traunstein  im  Chiemgaue, 
das  angrenzende  Halmberger  Gericht  im  westlichen  Salz- 
bar ggau,  als  zur  Grabenstätter  Grafschaft  zählend,  verwaltete, 
und  ebenso  bezeichnet  er  das  nördlich  vom  Chiemsee  gelegene 
Grafechaftsgebiet,  das  spätere  Gericht  Kling,  als  Gewaltbezirk 
jenes  Sighard,  der  somit  auch  im  Chiemgau  Grafschaftsrechte 
aasübte. 

Diese  werthvollen  Untersuchungen  legen  uns  vor  Allem 
»mit  nahe,   dass  Otakars  Grabenstätter  Grafschaft  zwei  Gaue 


1  8.  oben  I.  Abth.  Mitth.  des  Instituts  für  Osten- .  Geschichtsforschung,  Erg.- 

Bd.  I  1886,  8.  640-643. 
'  Juvavia,  Kr.  96;  Stampf  2S47;    die  Hauptstelle  und  Erläuterungen  bei 

Siebter  a.  a.  O.  641. 

12» 


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verknüpft  haben  müsse,  dass  sie  in  ihrem  Kern,  Grabenstatt 
Traunstein,  dem  Chiemgaue  angehörte,  aber  auch  (mit  Halm 
berg)  in  den  Salzburggau  hinübergriff,  dass  eine  Ortsgraf 
schaft  in  ihren  Amtsbeständen  nicht  an  die  Gaugrenze  ge 
bunden  war,  dass  in  diesem  Sinne  der  Otakar,  Sigihard  unc 
Willihalm  der  Urkunde  959  in  einer  den  Chiemgau  betreffen 
den  Schenkung  neben  einander  gestellt  erscheinen,  und  dass 
wie  wir  dies  insbesondere  von  Sigihard  wissen,  eine  und  die 
selbe  Persönlichkeit  als  Inhaber  von  Ortsgrafschaften  ii 
verschiedenen  Gauen  auftritt. 

Wenn  nun  beiläufig  siebzig  Jahre  später,  1027,  5.  Juli, 
und  weitere  zweiundzwanzig  Jahre  darnach,  1049,  16.  Decem 
ber,*  ein  Oczi3  als  Graf  im  Chiemgau,  im  Gebiete  der  bai 
rischen  Traun,  angeführt  erscheint  und  wir  allen  Grund  haben 
in  diesem  Oczi  der  einen  und  der  anderen  Urkunden  Nach 
kommen  jenes  Otakar  und  Erben  seiner  gräflichen  Gewalt  zi 
erblicken,  so  sind  wir  durchaus  nicht  berechtigt,  die« 
Geschlecht  ausschliesslich  auf  die  Chiemgauer  Orts 
grafschaft  zu  beschränken,  oder  den  Chiemgau  ihre  eigent 
liehe  Heimat  zu  nennen,  wie  dies  Strnadt  und  Friess4  ii 
entschiedener  Weise  vertreten. 

Denn  der  Mangel  an  Urkunden,  die  für  diese  Zeit  ihrei 
anderweitigen  Besitz  verbürgen,  ist  kein  ausschlaggebende] 
Beweis  gegen  einen  solchen,  ebensowenig  als  der  Umstand 
dass  wir  959,  1027  und  1049  den  Otakar-Oczis  mit  Grafen 
rechten  auf  dem  gleichen  Boden,  im  Chiemgau,  begegnen.  Da* 
10.  und  11.  Jahrhundert  kennzeichnen  sich  durch  die  ge 
meingiltige  Thatsache,  dass  wir  den  grossen  Geschlechterr 
hochfreier  Leute  mit  weitschichtigem  Besitz  so  gut  im  eigent 
liehen  Baiern  als  wie  in  seinen  Ostmarken  begegnen,  dass  wii 
sie  im  Lande  ob  und  unter  der  Enns,  im  Salzburgischen,  ii 
Karantanien-Krain  und  auf  dem  Boden  Friauls  begütert  finden 
dass  sie  einerseits  über  verschiedene  Ortsgrafschaften  unc 
manchmal  über  ganze  Gaue,  anderseits  über  zerstreute,  ent 
legene  Einzelbesitzungen  verfügen. 


1  Juvavia,  8.  235,  Böhmer's  Reg.  Nr.  1327. 
8  Juvavia,  S.  235,  Böhmens  Reg.  Nr.  1674. 
8  Koseform  des  Namens  Otakar.     Vgl.  I.  Abth. 
4  8.  I.  Abth. 


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173 

Will  man  dem  nun  entgegenhalten,  dass  ihre  Machtstellung 
and  Güterbildung  denn  doch  von  einem  Punkte  habe  aus- 
gehen müssen,  der  ihre  Heimat  genannt  werden  dürfe,  und 
dass  sich  an  diesen  Ausgangspunkt  durch  königliche  Gunst  in 
erster  Linie,  sodann  auf  dem  Wege  der  Kirchenvogtei,  Heirat, 
Tausch  und  Gütererwerb  anderer  Art,  weiterer,  örtlich  aus- 
einander liegender  Besitz  knüpfte,  so  darf  denn  doch  auch 
nicht  übersehen  werden,  dass  gerade  je  weiter  zurück  der 
Born  königlicher  Schenkungen  —  bei  der  noch  grossen  Boden- 
masse des  Krongutes  —  am  ergiebigsten  und  vielseitigsten 
aasströmte,  und  dass  es  sich  eben  darum  handelt,  jenen  Aus- 
gangspunkt, die  fragliche  Heimat  der  grossen  Geschlechter  aus- 
znmitteln,  auszuklügeln. 

Diesbezüglich  reichen  aber  für  unsere  Frage  jene  ver- 
einzelten Urkunden  von  959,  1027  und  1049  keineswegs  aus, 
sie  beweisen  eben  nur,  dass  die  Otakar-Oczis  in  den  genannten 
Jahren  Grafschaftsrechte  im  Chiemgau  besassen,  nicht  aber, 
dass  ihnen  anderweitige  solche  Rechte,  anderweitige  Besitzungen 
abzusprechen  seien,  dass  ihre  Heimat  im  Chiemgau  gesucht 
und  ihr  Geschlecht  erst  nach  dem  Erlöschen  der  sogenannten 
Wels-Lambacher  Grafen  (1055)  als  in  das  Land  ob  der  Enns 
übersiedelnd  gedacht  werden  müsse. 

Gerade  das  Todtenbuch  der  Nonnenabtei  Traunkirchen,1 
auf  welches  jüngst  Friess  seine  Beweisführung  zu  Gunsten  der 


Friess  hat  sich  in  seiner  verdienstlichen  Abhandlung  mit  der  Gründungs- 
geschichte  des  Nonnenstiftes  Traunkirchen  im  I.  Abschnitt  beschäftigt. 
Jedenfalls  haben  wir  es  mit  einer  sagenhaften  Ausschmückung,  die  ans 
Jahr  632  anknüpft,  zu  thun,  ja,  Friess  ist  ganz  im  Rechte,  wenn  er 
die  Entstehung  der  Nonnenabtei  Traunkirchen  mit  Rücksicht  auf  ihren 
»Fundator*  Wilhelm  und  auf  die  »erste  Abbatissa*  Atha  nicht  über  den 
Anfang  des  11.  Jahrhunderts  hinausgerückt  wissen  will  und  sich  dies- 
bezüglich insbesondere  gegen  Pritz  (Gesch.  der  steirischen  Ottokare, 
S.  212)  wendet,  indem  er  zugleich  bemerkt  (S.  181),  dass  ,schon  hundert 
Jahre  früher  der  bekannte  Geschichtschreiber  der  Steiermark  Sigismund 
Pusch  (Chronol.  s.  duc.  Styriae  I,  S.  259)  den  schüchternen  Versuch 
gemacht  habe,  auf  den  wirklichen  Gründer  hinzuweisen*.  Auch  Friess 
(8.  199 — 200)  beschäftigt  sich  mit  der  Thatsache,  derzufolge  es  schon 
vor  dem  Traunkirchner  Nonnenstifte  eine  abbacia  Trunsöo,  eine 
Abtei  »Traunsee*  gab,  welche  909  als  vorher  im  Privatbesitze  der  leib- 
lichen Brüder  Alpker  und  Gundprecht  befindlich  dem  Salzburger  Erz- 
bischof Piligrim  und  dem  Grafen  Arbo  von  König  Ludwig  verliehen  er- 
scheint  (Mühlbacher,   Karolinger  Regesten  739,  Nr.  2001).    Dass  die 


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174 

Grundansicht  Strnadt's  vornehmlich  stützt,  entbehrt  einer  solchen 
Beweiskraft,  und  auf  den  Geleisen  der  wichtigen  Forschungen 
Richter's,  in  denen  sich  Friess  bewegt,  findet  sich  nicht  das, 
was  er  sucht  und  gefunden  zu  haben  glaubt. 

Wenn  jenes  Kloster  im  Traungau,   zu   ungewisser  Zeit, 

jedenfalls  noch  in  der  der  Karolinger  als  Abtei  gegründet  (ab- 

bacia  Truns6o)  und  nachmals,   spätestens  in  den  ersten  Decen- 

nien    des    11.  Jahrhunderts,  wiederhergestellt,    alle    Otakare 

vor  und  nach  1122  sammt  ihren  Frauen  mit  ihren  Todestagen 

einzeichnet,  wenn  es  ihrer  als  Wohlthäter,  beziehungsweise  als 

,Gründer' gedenkt,  wenn  die  erste  nachweisbare  Aebtiesin  At ha 

ihrem  Stamme  angehört,  wenn  überdies  der  Letzte  dieses  Hauses, 

Herzog  Otakar,  in    seiner   Georgenberger  Erbübertragungs- 

_  Urkunde  von  1186  *   Traunkirchen    an    die  Spitze   der   Klöster 

;  stellt,  ,von  denen  einige  seine  Ahnherren  und  Verwandten  ge- 

1  gründet  haben',    und   1191    dem    gedachten   Kloster  ,die   von 

*  einem  seiner  Ahnherren,  Grafen  Otakar,  verliehene'  Freiheit 

*  von  anderweitiger   Vogtei  als   der   seines  Hauses  erneuert 
und  bestätigt, 2  so  spricht  dies  doch  laut  genug  für  die  einfache 

*  Voraussetzung,    dass   die  Nonnenabtei  Traunkirchen   von   den 

Otakar en,  zunächst  von  jenem  , Grafen'  Otakar,  auch  be- 
stiftet gewesen  sein  müsse,  und  dass  wir  dabei  doch  wohl 
nicht  an  Chiemgauer  Gut,  sondern  zunächst  an  Grund  und 
Boden  im  Traungau,  ferner  an  eine  hier  bodenständige  Vogtei 
zu  denken  haben.  Mag  denn  auch  Friess  ganz  im  Rechte  sein, 
wenn  er  einen  Wilhelm,  den  Grafen  von  Raschenbterg-Reichen- 
hall  (wahrscheinlich  der  Sohn  des  Wilhelms  der  Urkunde  von 
959),  als  eigentlichen  Gründer  des  Klosters  (fundator 
nostre  congregationis  istius  loci),  nach  der  Angabe  des  Todten- 
buches,    festhält,    die  Hauptsache,  jener    alte    Verband    der 

,abbacia  TrunseV  nicht  anderswo  als  in  Traunkirchen  bestanden  haben 
müsse  nnd  als  kirchliche  Stiftung1  in  das  9.  Jahrhundert  zurück- 
greift, dürfte  keinem  Zweifel  unterliegen.  Wir  haben  es  also  mit  einer 
Neugründung   zu    thun,    die  sich  auch  im  Namenwechsel  abspiegelt 

1  Zahn,  Urkundenbuch  der  Steiermark  I,  Nr.  677;  Hauptstelle  S.  652. 

1  Urkundenbuch    des    Landes    o.  d.  Enns    II,    S.  427,    Nr.  CCXCV : 
auctoritate  privilegii,  quod  illi  (coenobio  T.)  contulit  unus  proauorum 
meorum  Otachar   comes,   tum  ex  dementia  sequentium   princi- 
pum    fundatorum    ipsius   cenobii,    qui  etiam   advocatiam    propria 
tenebant  manu  .  . . 


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175 

Otakare  mit  Traun kir eben  erleidet  dadurch  keinerlei  Ab- 
brach. 

Anderseits  müsste  es  wohl  schwer  fallen,  jenem  Grafen 
Otakar,  der  den  Nonnen  die  wichtige  Vogtfreiheit,  das  ist 
den  Schutz  vor  allen  fremden  Vogteiansprüchen,  gewährte, 
zum  Mindesten  Besitzrechte  im  Traungaue  abzusprechen, 
ihn  nur  als  Chiemgau-Grabenstätter  Grafen  gelten  zu  lassen. 
Dies  schiene  gerade  so  unthunlich,  als  wenn  man  den  Raschen- 
berg-Reichenhaller  Grafen  Wilhelm,  den  ,Gründer*  Traunkir- 
chens,  vom  Traungaue  ganz  ausschlösse. 

Wenn  dann  Friess *  sagt:  ,Seitdem  die  Chiemgauer  in  den 
Besitz  des  Comitates  an  der  oberen  Traun,  des  heutigen  Salz- 
kammergutes, gekommen  waren,  hatten  sie  die  Schutzvogtei 
über  Traunkirchen  stets  persönlich  ausgeübt'  —  so  bleibt  er 
nicht  blos  den  Beweis  schuldig,  wann  und  wie  dies  eintrat, 
und  er  muss  eines  zugeben,  dass  diese  ^Grafschaft  an  der  oberen 
Traun',  also  im  Traungaue,  den  Otakarn  jedenfalls  vor  ihrem 
Eintritt  in  die  karantanische  Mark,  also  vor  1055,  angehörte, 
also  zu  einer  Zeit,  als  sie  noch  nicht  «Markgrafen',  sondern 
blos  ,Grafen*  waren. 

Wir  besitzen  aber  aus  derselben  Zeit  nicht  blos  jene  Ur- 
kunde vom  8.  Juni  959,  von  der  wir  oben  ausgegangen  waren, 
sondern  eine  zweite  vom  9.  Juni  959  flir  das  Kloster  St.  Em- 
meram  in  Regensburg  ausgestellt,  worin  ihm  ein  Besitzrecht 
am  Inn,  im  Sundergau,  verbürgt  erscheint.2  Hier  ist  von 
den  Grafschaften  eines  Ratolf,  Chadalhoch,  Otakar  und 
Sigihard  die  Rede.  Dass  die  beiden  Letztgenannten  keine 
anderen  Grafen  sein  können  als  die  gleichnamigen  der  Ur- 
kunde vom  8.  Juni,  liegt  nahe  genug.  Jener  Chiemgau-Graben- 
stätter Otakar  besass  somit  auch  eine  Grafschaft  im  Sunder- 
gau, gleichwie  jener  Sigihard,  der  dort  als  Inhaber  der  Graf- 
schaft Törring-Tittmoning  auftaucht,  somit  dem  Salzburggau 
angehört,  anderseits  uns  aber  auch  als  Grafschaftsbesitzer  im 
Chiemgau  bekannt  ist.  Wir  kämen  daher  angesichts  der  beiden 
Urkunden  bereits  in  Verlegenheit,  uns  flir  den  Chiemgau 
oder  flir  den  Sundergau  als  ^Heimat'  der  Otakare  zu  er- 
klären, und  diese  Verlegenheit  würde  nicht  geringer,  wenn  wir 


1  8.  221,  s.  Abhandlung  im  Archiv  für  österr.  Gesch.  82,  1. 
1  Ottenthal,  Reg.,  8.  9,  Nr.  271. 


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176 

auch  zu  jener  ^Grafschaft  an  der  oberen  Traun*,  von  welchei 
Friess  spricht,  diesbezüglich  Stellung  nehmen  wollten. 

Der  Einwand,  man  dürfe  in  jener  Urkunde  vom  9.  Jun 
959  beim  Sundergau  auch  an  den  benachbarten  Chiemgau  al 
hier  einbezogenes  Glied  eines  grösseren  landschaftlichen  Ganzei 
denken,  wäre  um  so  gewagter,  da  in  der  Urkunde  vom  9.  Jun 
959  die  Grafen  Otakar  und  Sigihard  in  Gesellschaft  gan: 
anderer  Ranggenossen,  eines  Ratolf  und  Chadalhoch,  auf 
treten,  und  ebenso  unberechtigt  wäre  die  Ansicht,  dass  di< 
Otakare  nicht  schon  959  an  der  oberen  Traun,  im  Traungaue 
denkbar  seien,  was  bereits  vorhin  betont  wurde. 

Man   sieht  somit,    die    Behauptung,    der  Chiemgau   se 
ausschliesslich   Heimat  und  Ursitz  der  Otakare,    leide  min 
destens   an  Einseitigkeit,    und   man   dürfte   gut  thun,   jene: 
'i  alten   und  gewiss   nicht   aus  der  Luft  gegriffenen  Tradition 

welche  die  Styraburg  und  das  Gebiet  an  der  Steier  mit  dei 
;  ^  Anfängen  unserer  Otakare  verknüpft,  unbefangen  nachzugehen 

■'•*  Zuvor  seien  jedoch   die   ältesten  urkundlichen  Zeugnisse 

\  ^  für  die  oberösterreichische  Seeplatte,   beziehungsweise   für  dei 

.   i  Traungau,  die  Mondseer  Traditionen,  gestreift.  Es  ist  immer 

hin  bedeutsam,  dass  in  einer  von  Salzburg  und  Regensburj 
getroffenen  Uebereinkunft  vom  Jahre  843  unter  den  Zeugei 
ein  Otachar  auftritt, 1  dass  uns  in  dem  Vertrage  des  ,ehrwür 
digen'  Bischofs  Wolfgang  (von  Regensburg,  972 — 994)  mit  den 
,vornehmen'  Manne  Einhard  als  Zeuge  an  erster  Stelle  ,Graf 
Otaker  begegnet.2  Den  Otachar  der  Tradition  von  843  wollei 
wir  gern  preisgeben,  um  nicht  in  den  an  Pritz  gerügten  Fehler 
alle  Otakare  in  sein  System  einzuschlachten,  zu  verfallen;  abei 
der  ,comes  Otachar'  in  der  Mondseer  Tradition  (972 — 994) 
welche  die  Schenkung  des  Ortes  ,Reutun'  an  Mondsee  betrifft 
steht  uns  entschieden  näher.  Wir  werden  gewiss  nicht  starl 
fehlgreifen,  wenn  wir  ihn  mit  dem  der  Urkunde  von  959  in  einei 
Zusammenhang  bringen  und  dazu  noch  bemerken,  dass  um  961 
ein  Graf  Otakar,  gemeinsam  mit  den  ,Raschenberg-Reichenhaller 
Grafen  Wilhelm  und  Liutold,  sodann  976  und  (958—991) 
gleichfalls  in  Salzburger  Traditionen,  ein  solcher,  und  zwar  al 
rangerster  Zeuge  auftritt,    ohne   dass   wir  es  wagen,  diese  An 


1  Urkundenbuch  des  Landes  o.  d.  Enns  I,  S.  86,  Nr.  CXLVIL 
1  Ebenda  S.  87,  Nr.  CXL1X. 


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177 

gaben  in  Bezug  auf  Ort  und  Persönlichkeit  des  Näheren  fest- 
zustellen.1 Wahrscheinlich  ist  nur  eines,  dass  alle  diese  Zeugen- 
schaftsfunde  unsere  Otakare  betreffen  und  wir  im  Rechte  sind, 
wenn  wir  ihrer  Beschränkung  auf  den  Chiemgau  entgegen- 
treten. 

So  wollen  wir  denn  auch  nicht  verschweigen,  dass  uns 
jener  ,Graf  Otachar',  der  in  der  bekannten  Raffelstetter 
Zollordnung  (von  903  bis  905) 2  als  Inhaber  der  genannten 
Malstatt  Oberösterreichs  (in  der  Gemeinde  Asten-Ebelsberg, 
Bezirk  Enns-St.  Florian),  genannt  wird,  zu  seiner  Aufnahme  in 
die  dunkle  Reihe  der  Otakare  verlockt ;  doch  möchten  wir  vor- 
derhand dieser  Versuchung  widerstehen. 

Es  handelt  sich  zunächst  um  die  Frage,  wie  es  mit  der 
angeblichen  Erbschaft  stand,  welche  einer  der  Otakare  als 
blutsverwandter*  der  sogenannten  Wels-Lambacher  Grafen 
um  1055 — 1056  im  Traungau  angetreten  haben  soll,  und  ob  wir 
sie  erst  dann  als  Inhaber  der  Burg  und  des  Gebietes  an  der 
Steier  anzunehmen  haben? 

Unser  Urkundenvorrath  ist  diesbezüglich  äusserst  karg 
und  die  Haupturkunde  in  ihrer  vorliegenden  Fassung  unecht, 
mindestens  interpolirt  zu  nennen. 

Vorerst  muss  Einiges  über  die  ,Wels-Lambacher'  Grafen, 
1036 — 1055,  zugleich  Markgrafen  der  karantanischen  Mark, 
bemerkt  werden. 

Die  Bezeichnung  ,Lambacher'  Grafen  nach  ihrer  Orts- 
herrschaft findet  sich  in  einem  einzigen  ihrer  Zeit  angehörigen 
Zeugnisse,  in  dem  Briefe  eines  Geistlichen  über  die  Absetzung 
des  Kärntner  Herzoges  Adalbero  (1035)  an  Bischof  Azecho 
angedeutet;3  in  den  Stiftungsurkunden  für  das  Kloster  Lam- 


1  S.  Juvavia,  8. 194,  Nr.  11;  S.  195,  Nr.  11  und  Hauthaler,  ,Die  Salzburger 
Traditionscodices  des  10.  und  11.  Jahrhunderts'  in  den  Mittheilungen 
des  Institutes  für  österr.  Geschichtsforschung  III  (1882),  S.  83,  Nr.  4. 
Vgl.  Fries s,  Traunkirchen,  a.  a.  O.,  S.  206. 

*  Urknndenbuch  des  Landes  o.  d.  Eiins,  S.  54,  Nr.  XXXIX  zum  Jahre 
906;  Mühlbacher,  Reg.,  S.  718,  Nr.  1961,  der  mit  Recht  den  Zeitpunkt 
innerhalb  der  Jahre  903 — 905  begrenzt. 

*  Giesebrecht,  Gesch.  der  deutschen  Kaiserzeit  II,  S.  700;  Bresslau, 
Jahrb.  des  deutschen  Reiches  unter  Conrad  II.,  2.  Bd.,  S.  134,  mit  Rücksicht 
auf  Ewald  im  Neuen  Archiv  für  ältere  deutsche  Gesch.  III,  S.  331,  Nr.  27. 
Es  heisst  hier :  . . .  marcham  vero  ipsius  Adalberonis  fertur  commissam 
cuidam  A(rnoldo)  de  L(ambach)  .  .  . 


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178 

bach  von  1056 — 1061, l  insbesondere  in  dem  bezüglichen  Kaiser- 
diplome vom  18.  Februar  1061  werden  sie  ohne  ein  Ortsprt- 
dicat  angefUhrt,  nur  in  der  gefälschten  oder  interpolirten 
Urkunde  Bischof  Altmanns  von  Passau  mit  dem  Datum  1088, 
19.  August,  Lorch,*  wird  ihrer  als  Grafen  von  Wels  und 
Lambach  gedacht,  und  auch  nur  diese  Urkunde  bezeichnet 
unsere  Otakare  als  ihre  Blutsverwandten  und  Erben 
Nichtsdestoweniger  ist  der  Bestand  ihrer  Hauptherrschafter 
Wels 8  und  Lambach  anderweitig  erwiesen,  und  wir  dürfen  bei 
dieser  wie  bei  anderen  gefälschten  oder  interpolirten  Urkunde! 
annehmen,4  dass  ihr  gewisse  thatsächliche  Verhältnisse  zd 
(1  runde  liegen.  Diese  Thatsachen  erscheinen  jedoch  nament 
lieh  in  chronologischer  Beziehung  äusserst  bedenklich  ver- 
arbeitet. 

1  Urkundenbuch  des  Landes  o.  d.  Enns  II,  S.  89—92,  Nr.  LXX— LXXII 
Der  sogenannte  Stiftungsbrief  von  1056  ist  eine  Fälschung.  Vgl.  Büdin 
ger,  Oesterr.  Gesch.,  S.  464;  massgebend  ist  also  nur  die  Königsurkund« 
von  1061. 

1  Hansis,  Germ,  sacra  I,  S.  279;  Mon.  Boica  XXIX,  2,  S.  44;  Urkunden 
buch  des  Landes  o.  d.  Enns  II,  S.  117  f.,  Nr.  83.  Vgl.  Kurz,  Beiträge 
zur  Gesch.  des  Landes  o.  d.  Enns  III,  S.  294;  Hormayr's  Archiv  1815 
8.  499.     Ueber  ihren  Inhalt  s,  weiter  unten. 

•  Wels  885,  25.  August  (Urkundenbuch  des  Landes  o.  d.  Enns  II,  S.  2< 
bis  27,  Nr.  XX;  Mühlbacher,  Reg.,  S.  642,  Nr.  1666)  erscheint  ah 
königlicher  Hof  ,Veles*;  888,  IS.  April  (Urkundenbuch  des  Landes  o 
d.  Enns  II,  8.  32— 34,  Nr.  XXV;  Mühlbacher,  S.  663,  Nr.  1739)  it 
der  königlichen  Schenkungsurkunde  für  den  Capellan  Zazlo  als  ,Welas* 
dann  begegnen  wir  ihm  erst  wieder  1056  in  der  angeführten  Stiftungs- 
urkunde des  Klosters  Lambach  (Urkundenbuch  des  Landes  o.  d.  Enm 
II,  S.  89—90,  Nr.  LXX)  als  ,mercatus<-Markt  im  Besitze  des  Bischofi 
Adalbero  von  Würabnrg,  aus  dem  Hause  der  Lambacher  und  in  den  be- 
lüglichen  Künigsdiplomen  vom  18.  Februar  1061,  Regensburg  (ebenda  H 
8.  90—92,  Nr.  LXXI  und  LXXH).  Dass  es  der  Würzburger  Kirche 
durch  Bischof  Adalbero  zugewendet  wurde,  beweist  die  Urkunde  Bischoi 
Embrichos  von  Würmburg  rom  Jahre  1128  für  den  Brückenzoll  de* 
Marktes  (ebenda  II,  S.  171—172.  Nr.  CXIV).  Vgl.  auch  Strnadt 
Peuerbach,  S.  94,  und  Mein  dl,  Gesch.  der  Stadt  Wels  I. 

*  Schon  H an siz  a.  a.  O.  fand  die  Urkunde  bedenklich,  die  als  Fragment 
bereits  Pnsch  in  der  Chronol.  d.  d.  St  I,  S.  255,  veröffentlichte.  Cae- 
sar, Ann.  duc  Styr.  I,  S,  789  f.»  suchte  sie  (S.  118)  gegen  Hansiz  zu  ver 
theidigen;  Fr ö lieh  (Archont  Car.  II,  S.  184)  führte  sie  mit  der  ,cor< 
rectione4  Pater  ejus  »Ottakerii*  statt  »Ottakerius4  unter  den  Belegen  an 
F.  Kurz,  a-  a.  O.  III,  S.  294f.,  Nr.  I  (Gleinker  Urkundenbuch),  bemerkt: 
Jch  bin  nicht  so  glücklich  gewesen,   das   Original    aufzufinden;   icl 


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179 

Wenn  wir  das  Jahr  dieser  Urkunde,  1088,  festhalten 
wollen,  so  kann  unter  dem  ,Markgrafen  Otakar  von  Steier', 
welcher  den  in  Bede  stehenden  Tauschvertrag  mit  Bischof 
Altmann  von  Passau  (1065 — 1091)  eingeht,  nur  Otakar  IV. 
oder  VI.  (f  1122)  gemeint  sein.  Dieser  habe  sich  bereit  er- 
klärt, viele  der  Passauer  Kirche  längst  entfremdete  Bene- 
ficien  oder  Lehen  dem  Hochstifte  wieder  zuzusprechen,  und 
zwar  in  der  Gegend  des  Hausrucks,  des  ,Kesslerwalde8*  (jetzt 
Hörzingerwaldes)  und  an  den  Bächen  oder  Flüsschen  Trahtina 
(Trattnach),  Innen  (Innbach)  und  Ahsa  (Aschach)  bis  zur  Do- 
nau; ferner  die  Beneficien  auf  dem  Traunfelde  und  das  Pa- 
tronats-   und  Zehentrecht  der  Pfarren  Puhele  (Pichl)  und  Gun- 


liefere  hier  also  eine  vollständige  Abschrift  aus  dem  erwähnten  Ur- 
kundenbuche' (verfasst  im  17.  Jahrhundert),  und  äussert  sich  dann 
(S.  297) :  ,Die  Zweifel,  welche  Hansiz  gegen  eine  Stelle  dieser  Urkunde 
(Bischof  Piligrim  von  Passau  betreffend)  hegte,  hat  bereits  schon  Caesar 
(Ann.  duc.  Styr.  I,  Diss.  proSmialis  S.  107—190)  aufgelöst/  Das  Ur- 
kundenbuch  des  Landes  o.  d.  Enns  II  (1856)  verzeichnet  in  der  Schluss- 
angabe S.  119:  »Original  mit  Siegel  im  Archive  zu  Gleink*.  —  Be- 
schreibung der  Urkunde  bei  Stülz,  Oesterr.  Gesch.- Archiv  1849,  II 
(8.  269—280),  S.  270.  Hier  gibt  Stülz  nur  Abweichungen  des  ,Chris- 
mon'  und  des  Siegels  von  denen  in  dem  Urkundenbuch  Altmann's  für 
St.  Florian  von  1071  und  1074  an  und  bemerkt,  dass  die  Schrift  mit  der 
der  Urkunde  des  Bischofs  Otto  von  Bamberg  von  1128  grosse  Aehn- 
lichkeit  habe  (es  ist  die  bei  ihm  Nr.  III  beschriebene).  Weiter  unten 
8.278  äussert  sich  Stülz  betreffs  der  drei  Urkunden  von  1088,  1128 
und  1192:  es  seien  jene,  ,gegen  welche  minder  oder  mehr  wich- 
tige Bedenken  obwalten*.  Dennoch  entscheidet  sich  Stülz  für  die 
Echtheit  des  Inhalts,  mit  Rücksicht  auf  die  thatsächlichen  Verhält- 
nisse. Ebenso  enthalte  den  Tauschvertrag  vom  Jahre  1088  auch  der 
Passauer  Codex,  aus  welchem  die  bewusste  Urkunde  in  den  Mon. 
Boicis  XXIX,  2,  8.  44,  abgedruckt  wurde.  —  In  seinem  ,Leben  des 
Bischof  Altmann  von  Passau1  (Denkschr.  der  Wiener  Akad.,  philos.-hist. 
Classe  IV,  1853,  8.  279—280)  bietet  Stülz  den  Inhalt  der  Urkunde  und 
äussert  sich  8.  280,  Anm.  2:  ,Wir  glauben  die  Unechtheit  des  Ori- 
ginals dieser  Urkunde,  wie  es  noch  erhalten  ist,  an  einem  anderen 
Orte  (bezieht  sich  auf  Archiv  für  österr.  Gesch.  1849,  a.  a.  O.)  hinläng- 
lich bewiesen  zu  haben  (!).  Es  ist  uns  ebensowenig  zweifelhaft, 
dass  der  Inhalt  vielfach  interpolirt  worden  sei;  zu  schweigen  von 
dem,  was  über  den  Erwerb  der  ausgetauschten  Lehengüter  durch  die 
Otakare  zur  Zeit  des  Grafen  Arnold  und  des  Bischofs  Piligrim  gesagt 
wird,  können  wir  nimmermehr  glauben,  dass  Altmann  einer  Pfarr- 
kirche Freiheiten,  wie  die  genannten,  gegeben  haben 
konnte/ 


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180 

deschirchen  (Gnnskirchen).  All  dies  hätten  der  genannte  Marl 
graf  und  sein  Vater  Otakar  (III.,  V.),  der  in  Rom  starl 
lange  vor  den  Zeiten  Bischofs  Altmann  vom  Passauer  Bische 
Pilgrim  zu  Lehen  erhalten  und  vom  Grafen  Arnulf  von  Wel 
und  Lambach,  ihrem  Blutsverwandten,  angeerbt  und  b( 
sessen. *  Zur  Entschädigung  oder  im  Tauschwege  verleih 
Bischof  Altmann  der  auf  dem  Eigengrunde  des  Mari 
grafen  nahe  der  Burg  Steier  gelegenen  und  ihm  gehörei 
den  Kapelle  ,Twedick'  alle  jene  kirchlichen  oder  geistliche 
Rechte,  die  ihr  bereits  von  jenem  Bischof  Piligr im  urkundlic 
verbürgt  worden  seien.  ,Tuvedick'  ist  Todicha  =  Dietacl 
nördlich  von  Gleink.  * 

Begreiflicher  Weise  kommt  man  zunächst  mit  dem  Voi 
ganger  Bischofs  Altmann,  Piligrim,  nicht  zurecht.  Wir  kenne 
mit  diesem  Namen  nur  den  vielberufenen  Verfechter  der  Ran£ 
Stellung  Passaus,  in  den  Jahren  971—991.  Hansiz  meinte  cU 
her,  man  müsse  vielleicht  ,Perenger'  (Berengar)  lesen,  welche 
der  gedachten  Hochkirche  (1013 — 1045)  vorstand.  Doch  liess 
sich  die  Angabe  der  Urkunde  auch  so  auffassen,  dass  jen 
Passauer  Beneficien  oder  Lehen  seit  den  Tagen  jenes  Pil 
grim  von  den  Wels-Lambachern  besessen  wurden  und  durc 
sie  den  Otakarn  zufielen. 

Wir  wollen  darüber  nicht  weiter  klügeln  und  an  spätere 
Stelle  darauf  zurückkommen.  Hier  genügt  es,  hervorzuhebei 
dass  die  Urkunde  von  1088  nur  Passauer   Lehen  als  Weh 


1  Ab  Arnulpho  magnifico  comite  de  Welsa  atque  de  Lampach  ipsc 
rum  (Otakerorum)  consanguineo  ad  eos  fuerunt  devolata  atque  poi 
seasa.  993  erscheint  in  einem  Vertrage  mit  dem  Bischof  Christia 
von  Passau  (991 — 1013)  ein  Arnolf  als  ,comes'  (Urkundenbuch  d< 
Landes  o.  d.  Enns  H,  S.  69)  und  1018  (ebenda  II,  S.  78)  ein  comes  Ai 
nolfas  mit  einer  Grafschaft  am  Inn.  Er  dürfte  ein  Ahnherr  der  Weh 
Lambacher  sein  und  in  der  Urkunde  vielleicht  gemeint  werden.  Vgl.  unte 
S.  187  und  188  und  den  IV.  Abschnitt. 

*  Eine  Hauptpfarre  des  (nach  den  zwei  gleichfalls  unechten  ode 
interpolirten  Urkunden  vom  Jahre  1125  bei  Kurz,  Beitrage  II 
S.  299  ff.,  Nr.  II  und  III;  Urkundenbnch  des  Landes  o.  d.  Enns  II,  8.  16 
bis  168,  169—171,  Nr.  CXI,  CXIII)  von  dem  Edlen  Arnhalm  von  Glunia 
Gleink  gestifteten  und  vom  Markgrafen  Otakar  (IV.,  VI.)  dotirten  un 
in  seiner  Gründung  vom  Bamberger  Bischof  Otto  I.  beurkundeten  Ben« 
dictinerkloster  Gleink,  woraus  der  Umstand,  dass  das  so  bedenklich 
Diplom  von  1088  den  Anfang  der  Gleinker  Urkunden  macht  und  i 
seinem  Archive  bestand,  seine  Erklärung  gewinnt. 


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181 

Lambacher  Erbe  der  Otakarn  verzeichnet,  während  sie  das  Ge- 
biet der  Burg  Steier  schlechtweg  ein  Eigengut  der  Letz- 
teren nennt1  und  in  jene  Erbschaft  nicht  einbezieht. 

Dem  entspricht  denn  auch  die  anderweitige  Thatsache, 
dass  die  beiden  Hauptherrschaften  Wels  und  Lambach  nach 
dem  Tode  des  Grafen-Markgrafen  Arnold  (1055)  an  den  ihn 
überlebenden  Sohn  Adalbero,  Bischof  von  Würzburg  (1045 
bis  1088),  Altmanns  Jugendfreund  und  Parteigenossen,  gediehen 
und  zunächst  der  Klosterstiftung  Lambach8  zu  Gute  kamen, 
anderseits  der  Markt  Wels  im  Besitze  des  Bisthums  Würzburg 
—  als  Nachlass  Adalberos  —  erscheint.  Wir  sind  daher  ganz 
ausser  Stande  zu  erkennen,  was  ausser  jenen  Passauer  Kirchen- 
lehen der  Urkunde  von  1088  unsere  Otakare  von  den  soge- 
nannten Wels-Lambachern  anerbten.  Denn  keine  sonstige  Ur- 
kunde ertheilt  uns  darüber  Aufschluss,  und  geben  wir  das, 
allerdings  interpolirte  Document  von  1088  preis,  so  müssten 
wir  auch  seinen  Aufschluss  über  jenes  Erbe  und  das  einzige 
Zeugniss  für  die  Blutsverwandtschaft  beider  Häuser  preisgeben. 
Denn  aus  den  Lambacher  Stiftungsbriefen  erfahren  wir  nur, 
dass  Bischof  Adalberos  Grossvater  ein  Arnold  (I.)  war;  sein 
Vater  Arnold  (II.),  der  bekannte  Markgraf  Karantaniens ; 
ausserdem  werden  sein  älterer  Bruder  (Markgraf)  Gottfried  und 
ein  Vaterbruder  (patruus)  Aribo  genannt. 3  Wenn  ferner  sicher 
ist,  dass  der  Neuburg-Formbacher  Graf  Ekbert  als  Eidam 
jenes  Gottfried  das  von  diesem  erworbene  Püttner  Gebiet 
zwischen  der  Piesting,  dem  Semering-Zerwald  und  Hartberg- 
Wechsel  erbte  und  als  Erster  dieses  Namens  die  Reihe  der 
Grafen  von  Putten  eröffnet,  so  ist  es  anderseits  nur  eine  Muth- 
massung,  dass  ein  gleichartiger  Vorgang  jenen  unserer  Ota- 
kare,  welcher   1056 — 1059    als    Nachfolger   Arnolds  (II.)    von 


1  .  .  .  quandam  capellam  ,Twedick*  (Todicha  —  Dietach)  nominatam  ex 
iure  fundi  eius  (Ottocari)  propriam,  castro  Styre  contiguam 
ac  pertinentem.  Dietach  liegt  noch  weiter  als  Gleink  von  Styre  = 
8teier  entfernt;  da  1088  Gleink  als  Kloster  noch  nicht  bestand  und  Die- 
tach somit  die  einzige  Kirche  im  Norden  von  Steier  war,  so  erklärt  sich 
das  »contiguam*  im  Sinne  der  Zugehörigkeit  zur  Burgherrschaft  Steier 
ganz  gut    Vgl.  den  Schluss  dieses  Abschnittes. 

8  Wir  werden  auf  diese  Klosterstiftung  im  III.  und  IV.  Abschnitt  noch- 
mals zu  sprechen  kommen. 

1  8.  das  Nähere  im  III.  Abschnitt. 


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182 

Wels-Lambach  in  der  karantanischen  Mark  beurkundet  er- 
scheint, als  Eidam  Arnolds  (IL)  zum  Erben  der  Wels-Lam- 
bacher  Hinterlassenschaft  im  Traungau  gemacht  hätte. 1  Denn 
wir  können  dies  Erbe  nicht  ausfindig  machen,  und  es  bleibt 
auffallend,  dass  das  Todtenbuch  von  Traunkirchen,  welches 
,alle  Otakare'  verzeichnet,  soweit  sie  der  Schlusshälfte  des  10., 
dem  11.  und  12.  Jahrhundert  angehören,  nicht  einen  der 
ihnen  blutsverwandten  Wels-Lambacher  Grafen  anführt. 

Dennoch  wollen  wir  die  Urkunde  von  1088  nicht  preis- 
geben und  müssen  uns  mit  einer  anderen  ihrer  Angaben  etwas 
näher  beschäftigen,  mit  dem  Burggebiet  von  Steier,  dem 
,Eigen'  der  Otakare. 

Bekanntlich  hat  man  in  den  Aufzeichnungen  über  die 
sogenannte  Mistelbacher  Synode  aus  den  Zeiten  Bischofs 
Piligrim,  um  985,  die  früheste  Erwähnung  der  beiden  für  die 
Gütergeschichte  der  Otakare  so  wichtigen  Oertlichkeiten:  Sti- 
rapurch  (Burg  und  Stadt  Steier)  und  Garstina  (Garsten, 
Steier-Garsten)  zu  finden  geglaubt,  undPritz  bezeichnet  seinen 
Otakar  HL  als  Erbauer  jener  Schutz-  und  Trutzburg  am  gleich- 
namigen Flusse.* 

Strnadt  versucht  nun,  die  ,Entstehung'  jener  Notiz  über 
die  Mistelbacher  Synode  dem  elften  Jahrhundert  zuzuweisen,9 
und  ihm  gelten  die  Wels-Lambacher  Grafen  als  Erbauer 
von    Styraburg,     ,weil  ihr  Besitz  bis  an   die   Steyr   und 


1  8.  HL  und  IV.  Abschnitt 

1  Mon.  Boica  XXVIII,  I,  8.  88,  Nr.  CXVU;  Urkundenbach  des  Landes 
o.  d.  Enns  I,  8.  472—473,  LVII,  ,circa<  985.  üeber  den  Ort  Tgl.  Bü- 
dingen Gesch.  Oesterr.  I,  8.  446,  der,  weil  an  Mistelbach  in  Nieder- 
österreich nicht  leicht  su  denken,  Mistelbach  in  Oberösterreich, 
im  Hausnickviertel  nördlich  Ton  Wels,  annimmt.  Strnadt  (s.  w.  n.) 
polemisirt  gegen  eine  solche  Annahme,  ohne  jedoch  sa  überzeugen,  da 
mit  den  Zeiten  doch  anch  die  örtlichen  Verhaltnisse  wechseln  können. 

*  Strnadt,  Geburt  des  Landes  o.  d.  Enns,  8.  45,  Anm.  Gegen  seine  An- 
nahme spricht  wesentlich  der  Umstand,  dass  in  dieser  8ynodalnotis  der 
Pfarre  8irnihca  =  Sie  min  g,  nordöstlich  von  Steier,  die  Zehenten  tod 
Garsten  (Garstina  a.  d.  Steier),  Sarming  (8apinicha),  Stirapurch,  Reiter- 
gut (Biuti),  8chwamming  (8wammara),  Wolfowenger  oder  Wolmlehner 
(Woluesuanch)  bei  Aschach,  Tunsting  (Tuncinesdorf )  —  ich  folge  hier  den 
Reductionen  Strnadt's  a.  a.  O.,  S.  16,  Anm.  16  —  angewiesen  erscheinen, 
was  doch  entschieden  auf  altere  Zustande  als  die  um  Mitte  des  11.  Jahr- 
hunderts  vorhandenen    surückweist.     Auch   die  Angabe    der    Zeugen 


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183 

Enns  reichte',  und  weil  an  sie  nach  dem  Jahre  1036 
auch  die  Verwaltung  der  Kärntnermark  gediehen  sei.1 

Abgesehen  davon,  dass  auch  ein  Preisgeben  jener  Syno- 
dalnotiz und  damit  des  Nachweises  vom  Bestände  der  Burg 
Steier  in  den  Zeiten  Bischof  Piligrims  von  Passau  (971 — 991) 
keineswegs  zur  Folgerung  berechtigt,  die  Styraburg  habe  da- 
mals nicht  bestanden,  bliebe  es  denn  doch  ein  bedenkliches 
Räthsel,  weshalb  denn  die  Wels-Lambacher  Grafen  nicht  nach 
der  von  ihnen  erbauten,  durch  ihre  Lage  und  Stellung  so  her- 
vorragenden Burg  Steier  benannt  wurden,  während  unsere 
Otakare  des  11.  Jahrhunderts  gerade  dieses  Prädicat  als  ein 
typisches  fuhren?  Es  liegt  doch  näher,  sie  von  unseren  Ota- 
karen  erbaut  werden  zu  lassen;  wann  dies  geschah,  bleibt 
allerdings  unerweislich.  Jedenfalls  ist  aber  eines  sicher,  dass 
das  Gebiet  von  Steier  ihnen  gehörte,  was  Strnadt  flir  die 
Wels-Lambacher  durch  nichts  erweisen  kann.  Es  steht  damit 
so  wie  mit  der  Bezeichnung  Traungauer,  welchen  Namen  sie 
wohl  nie  in  den  Urkunden  führten,  den  ihnen  jedoch  mit  Rücksicht 
auf  ihren  Besitz  die  moderne  Geschichtschreibung  ertheilt,  und 
der  ihnen  schon  vor  1055  jedenfalls  zum  Mindesten  ebenso  ge- 
bohrt wie  den  Wels-Lambacher n,  für  welche  ihn  Strnadt  ,als 
am  richtigsten*  in  Anspruch  nehmen  will. 

Dies  nöthigt  uns  denn,  auf  die  ältesten  Besitz-  und 
Grafschaftsverhältnisse  im  Traungaue  etwas  näher  ein- 
zugehen und  einige  Bemerkungen  über  den  Traungau  voraus- 
zuschicken. 

Zur  Zeit,  als  der  letzte  Agilolfingerherzog  Boioariens  die 
ältesten  Klosterstiftungen  im  Lande  ob  der  Enns:  Mondsee  und 
Kremsmünster,  erstehen  Hess,  und  zwar  die  erstere  genehmigte, 
die  zweite  ins  Leben  rief,  und  das  Gebiet  an  der  Krems  noch 
eine  Slavendecanie  mit  dem  Supan  Physso  aufweist,2  scheint  der 


ohne  alles  Prädicat:  Verinheri,  Rupo,  Eigil,  Mimilo,  Mazili  u.  s.  w. 
macht  den  gleichen  Eindruck.  Strnadt  scheint  dies  selbst  zu  fühlen, 
wenn  er  8.  16 — 17  der  wenigen  Pfarren  im  Verläufe  des  10.  Jahrhunderts 
gedenkt  und  hiefür  unsere  Mistelbacher  8ynodalnotiz  als  Beleg  anführt, 
allerdings  mit  der  Hinweisung  auf  seine  Bedenken  gegen  dieselbe. 

1  Geburt  des  Landes  o.  d.  Enns,  S.  44. 

*  Urkuudenbuch  des  Landes  o.  d.  Enns  II,  Nr.  I  und  II,  mit  Angabe  der 
älteren  Abdrücke.  Vgl.  Hagn,  Urkundenbuch  von  Kremsmünster.  Be- 
züglich   der  Stiftung    von   Kremsmünster  erscheint  es   bemerkenswerth, 


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184 

güterreichste  Hochadelige  auf  der  Seeplatte  Oberösterreichi 
Machelm,1  der  Gründer  von  Mondsee  und  Graf  des  Traun 
gaues  ein  Hleodor  gewesen  zu  sein.  Dann  gähnt  eine  ge 
waltige  Lücke  urkundlicher  Spuren  bis  über  die  Zeiten  Karli 
des  Grossen  und  Ludwigs  des  Frommen  hinaus,  und  erst  ein« 
Mondseer  Tradition  vom  Jahre  843,  deren  Inhalt  die  Gegenc 
am  Aparisäo  =  Attersee  betrifft,  fuhrt  uns  mit  einem  Grafei 
Nordprecht  als  rangerstem  Zeugen  zusammen.8  Vom  Jahn 
876/77  an  tropfen  vereinzelte  Angaben  etwas  reichlicher.  Karl 
manns  Schenkung  vom  3.  November  876  bezeichnet  als  Grafei 
im  Traungau  einen  Arbo-Aribo;3  derselbe  erscheint  auch  ü 
den  Urkunden  König  Arnulfs  vom  4.  Jänner  888, 4  in  den  Di 
plomen  des  letzten  ostfränkischen  Karolingers,  Ludwig  des  Ka 
tholischen,  von  903  6  und  noch  909,  als  ihm  und  dem  Salzburge 
Erzbischofe  Piligrim  die  königliche  Abtei  Truns6o  —  Traun 
kirchen,  welche  vorher  ein  Alpker  und  Grundprecht  besasser 
verliehen  wurde.  6 


dass  dem  Kloster  unter  Anderem  30  slavische  Hörige  übergebe 
werden  sammt  dem  Ackerboden,  den  sie  «ohne  Genehmigung  des  Baien: 
herzogs1  unterhalb  dem  Forst  bei  Todicha  (Dietach)  und  an  de 
Sierning  (Sirnicha)  urbar  gemacht 

In  diesem  Machelm  (,vir  clarissimus'  in  der  Mondseer  Tradition  I,  Ui 
kundenbuch  des  Landes  o.  d.  Enns  I,  S.  1,  genannt  und  in  Nr.  IV  a 
,comes'  bezeichnet)  vermuthet  Moritz  in  seiner  Abhandlung  über  di 
Grafen  von  Formbach,  Lambach  und  Putten  (Abhandlung  der  bairische 
Akademie  der  Wissenschaften  1803,  I)  den  Ahnherrn  dieses  Geschlechte; 
Wendrinsky  (Die  Grafen  von  Raabs,  Blätter  des  Vereines  für  Lande 
künde  Niedersten*.  XII,  8.  374  ff.)  folgt  ihm  auf  diesem  Geleise;  di 
Alles  ist  reine  Hypothese,  wie  wir  mitStrnadt,  Geburt  des  Landes  o. 
Enns,  S.  43  und  95,  gern  zugeben. 

Urkundenbuch  des  Landes  o.  d.  Enns  I,  8.  86,  Nr.  CXLVII. 
Urkundenbuch  des  Landes  o.  d.  Enns  II,  S.  18,  Nr.  XIII;  Mühlbache 
Reg.,  8.  689,  Nr.  1478:  in  pago  Trungovi  in  comitatu  Arbonis. 
Urkundenbuch    des    Landes  o.  d.  Enns  II,  8.  27—28,  Nr.  XXI;    Müh 
bacher,  8.  661,  Nr.  1724    (die  Urkunde  vom  3.  Juni  Neuhofen,    Müh 
bacher,  8.  660—661,  Nr.  1723,  ist  unecht). 

Urkundenbuch  des  Landes  o.  d.  Enns  n,  8.  47—48,  Nr.  XXXV;  Müh 
bacher,  8.  726,  Nr.  1966:  ,comes  nomine  Arbo*  neben  Engilmar  j 
,  Vasallen'  des  Bischofs  Burkhard  von  Passau  (903 — 915)  angeführt. 
8.  oben  das  von  Trunsöo-Traunkirchen  Gesagte.  Die  Urkunden  i 
Urkundenbuch  des  Landes  o.  d.  Enns  II,  8.  56,  Nr.  XL;  Mühlbache 
8.  739,  Nr.  2001. 


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185 

Ist  es  nun  durchaus  zutreffend,  in  diesem  Arbo-Aribo  der 
Urkunden  von  876 — 909  eine  und  dieselbe  Persönlichkeit,  oder 
doch  Vater  und  Sohn,  im  Traungaue  mit  Grafschaftsgewalt 
ausgerüstet  zu  finden,  so  stehen  wir  vor  einer  anderen  noch  zu 
lösenden  Frage,  ob  wir  diesen  Aribo,  und  zwar  zunächst  den  in 
den  Urkunden  von  888—909,  oder  doch  von  903  und  909  mit 
dem  ,Markgrafen'  dieses  Namens  in  der  bereits  oben  gestreiften 
and  nunmehr  eingehend  zu  behandelnden  Raffelstetter  Zoll- 
satzung aus  den  Jahren  903 — 905  *  identificiren  sollen. 

Als  Veranlassung  dieser  Massregel  erscheint  zunächst  die 
Beschwerde  aller  bairischen  Bischöfe,  Aebte  und  Grafen  und 
Aller,  die  der  Weg  in  die  Ostmark  führte,2  über  die  daselbst 
ungerechter  Weise  und  unbillig  erhobenen  Zölle  und  Mauten, 
vor  dem  Könige  Ludwig.  Derselbe  beauftragte  den  Mark- 
grafen Aribo,  er  solle  in  Gemeinschaft  mit  den  Richtern  der 
Ostmark  den  Zollrechten  und  der  Art  und  Weise  der  Zollein- 
hebung nachforschen.  Als  Sendboten  des  Königs  erschienen 
Erzbischof  Theotmar  von  Salzburg,  Bischof  Burkhard  von 
Passau  und  Graf  Otakar;  dann  heisst  es  weiter:  Den  Zoll  be- 
schworen ,in  comitatu  Arbonis'  42  namentlich  angeführte 
Männer  mit  Walto  und  Durinc  als  ,vicarii'  an  der  Spitze. 
yDiese  und  alle  übrigen,  die  in  diesen  drei  Comitaten 
Adelige  waren,  wurden  nach  Ablegung  des  Eides  vom  Mark- 
grafen Arbo  befragt,  in  Gegenwart  Erzbischofs  Theotmar  und 
Burkhards  von  Passau,  mit  welchen  ,Graf  Otacher  das  Tai- 
ding  in  Raffeiste tten  abhielt,3  wobei  sie  darlegten,  welche 
Orte  und  Erhebungsweisen  des  Zolles  in  der  Zeit  König  Lud- 
wigs des  Deutschen  und  Karlmanns  bestanden/  Es  folgen  nun 
die  verschiedenen  Zollsatzungen,  und  bezüglich  des  Traun- 
gaues   heisst    es    insbesondere,     dass    Alle,     welche    dorther 


1  Urkundenbuch  des  Landes  o.  d.  Enns  II,  S.  54  f.,  Nr.  XXXIX,  bester 
Abdruck  in  den  Mon.  Germ.  Leges  III,  herausgegeben  von  Merkel. 
Müblbacber,  Reg.,  S.  728,  Nr.  1961  a  (903—905). 

*  .  .  .  qualiter  questio  clamorque  cunctorum  bawariorum  episcoporum, 
uidelicet  abbatum  et  comitum  omniumque,  qui  in  orientales  partes 
iter  habebant .  .  . 

*  Isti  et  ceteri  omnes,  qui  in  hiis  tribus  comitatibus  nobiles 
fverunt  post  peractum  iuramentum  interrogati  ab  Aribone  marchione  in 
presentia  Theotuiari  arcbiepiscopi  et  Purchardi  praesulis  Pataviensis  re- 
sidente cum  eis  Otachario  comite  in  ipso  placito  in  loco,  qui 
dicitur  Raffoltesteten  .  .  . 

kichir.  LXXXIV.  Bd.  1.  Hilft«.  13 


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186 

kämen,    keinerlei   Abgabe    zu    entrichten   hätten   (sine   cens 
transeant).1 

Zunächst  handelt  es  sich  darum,  was  wir  unter  dem  ,c< 

mitatus'  Aribos   und   unter  den  drei  nicht  näher  bezeichnete 

Comitaten  oder  Grafschaften  zu  verstehen  haben.     Soll  die 

in  Einklang  gebracht  werden,    so  ist   dies  nur  unter  der  Voj 

aussetzung  möglich,   dass  der  Ausdruck  ,comitatus  Arbonis'  e 

viel   wie    das    Amtsgebiet    des    österreichischen    Marl 

grafen  bedeutet,    dem    drei    Grafschaften   oder  Comitate  eil 

geordnet  waren.   Dafür  spricht  nicht  nur  der  übliche  Ausdruc 

,in  marca  et  comitatu'  oder  ,in  comitatu  Marchionis'  in  spätere 

Urkunden  der  Babenberger,   Eppensteiner  u.  A.,    sondern  in 

besondere  der  Umstand,    dass   es  sich  ja  um  die  Aussage  vo 

-   '  Vertrauensmännern    aus   der   Ostmark   handeln    musste,    tu 

l  \  Adelige  aus  dem  Amtsbezirke  Aribos,    wofür  auch   die  gross 

•  *  Zahl  von  42  Personen  spricht.     So  käme  dies  auch  —  nebei 

.  *  *  bei   gesagt  —   der   Anschauung   Strnadt's  zu  Hilfe,    welch« 

'  ^  \  die  ,drei  Grafschaften'  der  1 156  zum  Herzogthum  erhobenen  Mar 

i  *  ■  Oesterreich    nicht    ausserhalb    derselben   und  seit  1156  er 

\  1  mit   ihr  verbunden    denkt,    sondern    in    ihr    als    Amts-    un 

Grafschaftebezirke  vorhanden  annimmt.8 

Für  unsere  Aufgabe  handelt  es  sich  aber  um  etwas  Ai 
deres,  um  den  Ort  Raffelstetten  und  um  den  Grafen  Otj 
kar,  der  daselbst  mit  den  beiden  anderen  geistlichen  Sendbote 
des  Königs  ein  Tai  ding  (placitum)  abhält. 

Dass  Raffelstetten  im  nordöstlichen  Grenzgebiete  de 
Traungaues  lag,  unterliegt  wohl  keinem  Zweifel,  und  da  nebe 
den  beiden  Bischöfen  ein  Graf  Otakar  zum  Vollmachtträge 
des  Königs  ausersehen  wurde,  ist  es  mehr  denn  wahrscheii 
lieh,  Letztgenannter  habe  Grafschaftsrechte  im  Traungau 
ausgeübt,  gleich  jenem  Aribo  der  Urkunden  von  903  —  901 
Diesen  Aribo  mit  dem  ,Markgrafen*  Aribo  zu  identificiren,  hä 
schwer,  wenn  wir  auch  annehmen  wollten,  er  habe  sich  nac 
dem  Verluste   der   Ostmark  an   die    Magyaren   (seit    der    ve: 


1  Vorausgeht:  Sed  ibi  naves,    que  de  Trungove  sunt,  nichil  reddant .  . 

2  Strnadt's  Erörterung  der  bekannten  Stelle  in  Ottoni's  Fris.  Gert 
Friderici  imp.  (Mon.  Germ.  Script  XX,  S.  416)  ...  ,marchiam  Orientale 
cum  comitatibu8  ad  eam  ex  antiquo  pertinentibus .  .  .*  uu 
weiter  unten  ,cuin  praedictis  comitatibus,  quos  tres  dieunt .  .  /  in  seine 
verdienstvollen  Buche  , Geburt  des  Landes  o.  d.  Enns',  S.  75  ff. 


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Dichtenden  Schlacht  vom  Jahre  907)  auf  seine  Traungauer 
Grafschaft  zurückgezogen.  —  Jedenfalls  haben  wir  schon  da- 
mals mehrere  Grafschaften  im  zersetzten  Traungaue  anzu- 
nehmen, und  ein  solcher  Graf  im  Traungaue  muss  auch  jener 
Heginhard  gewesen  sein,  in  dessen  Machtgebiete  sich  die 
(930)  an  Salzburg  vertauschten  fünf  Hüben  am  Filsbache  bei 
Pachmanning,  in  der  Gegend  von  Lambach,1  befanden.  Es 
mag  daher  Strnadt  ganz  im  Rechte  sein,  wenn  er  in  diesem 
Heginhard  des  Jahres  930  einen  Ahnherrn  der  sogenannten 
Lambacher  oder  Wels-Lainbacher  Grafen  vermuthet,2  und  dann 
wäre  vielleicht  jener  ,Graf  Arnulf,  der  sich  mit  dem  Passauer 
Bischof  Christian  (991 — 1013)  über  einen  strittigen  Wald  ver- 
gleicht,8 sein  Nachkomme.  Denkbar  wäre  aber  eines,  dass 
dieser  Arnulf  derselbe   sei,    welchen   die   interpolirte  Urkunde 


Juvavia,  Anhang  S.  142,  Nr.  LXI,  Cap.  XXXVII. 

'  Strnadt,  a.  a.  O.,  S.  43. 

1  Urkondenbnch  des  Landes  o.  d.  Enns  II,  S.  69—70,  Nr.  LI.  Vgl.  Hagn, 
Urkundenbuch  von  Kremsmünster,  S.  27,  Nr.  18  (aus  dem  Codex  Frideric). 
Im  Urkundenbuch  des  Landes  o.  d.  Enns  wird  S.  70  auf  eine  Aufzeich- 
nung dieser  Urkunde  aus  dem  12.  Jahrhundert  verwiesen,  die  sich  auf 
der  Rückseite  der  Originalurkunde  Heinrichs  IV.  für  das  Kloster  Lam- 
bach vom  18.  Februar  1061  (s.  o.)  befände.  Im  Urkundenbuch  des 
Landes  o.  d.  Enns  wird  als  Datum  ,circa(  993  angegeben;  doch  thut  man 
besser,  sich  dabei  an  die  ganze  Zeit  der  bischöflichen  Wirksamkeit  Chri- 
stians (991 — 1013)  zu  halten.  Die  Oertlichkeiten  der  Urkunde  s.  w.  u. 
Vielleicht  ist  der  genannte  Arnulf  derselbe,  welcher  als  ,comes  Arnol- 
fus*  in  der  kaiserlichen  Urkunde  vom  8.  Februar  1018  (Mainz)  für  das 
Bamberger  Domcapitel  angeführt  erscheint  (Urkundenbuch  des  Landes 
o.  d.  Enns  II,  8.  78—79,  Nr.  LX).  Die  Schenkung  Heinrichs  n.  betrifft 
den  Ort  ,Antisina(  (bei  Reichersberg  am  Inn)  ...  in  pago  (der  Name 
ausgefallen)  et  in  comitatu  Arnolfi  comitis.  Die  Oertlichkeit  im 
heutigen  Inn  viertel  gehörte  wohl  zum  Rotagau,  und  wir  können  uns  bei 
dem  Umstände,  dass  gleichzeitig  (1007)  ein  Qebhard  sowohl  im  Mattig- 
als  im  Attergaue  eine  Grafschaft  innehatte  (Urkundenbuch  des  Landes 
o.  d.  Enns  II,  S.  72—73,  73—74,  Nr.  LV,  LVI),  das  Gleiche  bei  Arnolf 
ftr  das  Gebiet  im  Traun-  und  im  Rotagaue  vorstellen.  Für  die  wach- 
sende Zahl  der  Ortsgrafschaften  in  den  alten  Gauen  spricht  am  besten 
die  Urkunde  von  1025  aus  nahegerückter  Zeit,  womit  Kaiserin  Kuni- 
gnnde  der  Freisinger  Kirche  Güter  zu  Ranshofen  am  Inn  und  an 
anderen  Orten  verlieh.  Als  b airische  Grafen  erscheinen  unter  den 
Zeugen  nicht  weniger  als  acht,  darunter  auch  an  dritter  Stelle  Arnolt, 
vielleicht  unser  Arnulf  (Urkundenbuch  für  Oberösterreich  II,  S.  79, 
Nr.  LXI). 

13» 


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188 

von  1088  in  verworrener  Weise  als  ,grossn)ächtigen  Grafen  von 
Wels-Lambach'  und  Blutsverwandten  der  Otakare  einflicht  und 
die  Vermuthung  erweckt,  als  verwechsle  sie  ihn  mit  dem  letzten 
weltlichen  Vertreter  des  Lambacher  Hauses,  mit  dem  1055  ver- 
storbenen Arnold  (II.).  Immerhin  wäre  es  auch  möglich,  dass 
dieser  ,Arnulf  kein  anderer  sei  als  der  ,Arnold'  (L)  der  Kaiser- 
urkunde von  1061  für  Lambach,  der  Grossvater  Bischofs  Adal- 
beer,  Vater  Arnolds  (II.),  wenn  man  die  Wurzel  des  Namens 
ins  Auge  fasst  und  wechselnde  Namenschreibungen  voraussetzt.1 

Die  in  jener  Urkunde  des  Vergleiches  Arnulfs  mit  Bischof 
Christian  von  Passau  angeführten  OerÜichkeiten  liegen  in  der 
Gegend  von  Steinfeld  bei  Sirninghofen,  Pettenbach  und  Schar- 
ten, Stockham  und  Hart  bei  Lambach,  also  gewiss  auf  dem 
Boden  der  Grafen,  die  ihr  Prädicat  von  dem  letztgenannten 
Orte  führen. 

Wir  dürfen  aber  jenes  Grafen  Otakar  in  den  Jahren 
903 — 905  und  seines  Taidings  im  traungauischen  Raffelstetten 
nicht  vergessen.  Wohl  verschwindet  er  seither  aus  den  Di- 
plomen, und  in  die  weite  Lücke  treten  977,  5.  October,  zwei 
Urkunden  ein,  welche  Liutpold,  den  ersten  ,babenbergischen' 
Markgrafen  der  Ostmark,  als  Inhaber  jener  Grafschaft  im 
Traungau  bezeichnen,8  in  welcher  die  damalige  ,Anasipurch' 
—  Stadt  Enns  —  lag. 


1  Man  vergleiche  beispielsweise  die  wechselnden  Schreibungen  der  Namen 
»Liutpolt,  Liutolt,  Leotolt'  oder  ,Adelbertus,  Adilbero,  Adalbero'  für  die 
gleiche  Persönlichkeit.     Vgl.  auch  den  III.  und  IV.  Abschnitt. 

2  Die  eine  der  beiden  gleichseitigen,  aber  von  verschiedenen  Orten  (!) 
datirten  Urkunden,  mit  dem  Ausstellungsorte  ,Eidrateshusa'  (bei  Regens- 
burg) war  im  Auszuge  schon  bei  Hund,  Hansiz  und  Oefele  abge- 
druckt; sodann  im  40.  Bande  der  Wiener  Jahrbücher,  Anzeigeblatt  11, 
Nr.  10  und  in  den  Mon.  Boic  XXVIII,  1,  S.  223,  Nr.  150,  vollständig. 
Sie  befindet  sich  nach  Meiller's  Angabe  (Reg.  der  Baben berger  1,  Nr.  2) 
im  bäurischen  Reichsarchiv  und  erscheint  im  Urkundenbuch  des  Landes 
o.  d.  Enns  II,  S.  66—67,  Nr.  XL1X,  wieder  abgedruckt  Die  «weit©  etwas 
längere  Urkunde  führt  als  Ausstellungsort  ,Regensburg*  und  wurde  in 
den  Wiener  Jahrbüchern  XL,  Anzeigeblatt  12,  Nr.  11,  ferner  in  den  Mon. 
Boic.  XXXI,  1,  S.  232,  Nr.  120  (Urkundenbuch  des  Landes  o.  d.  Enns  II, 
S.  66/66,  Nr.  XL VIII)  abgedruckt,  und  swar  aus  einem  Copialbuche. 
Meiller,  a,  a.  O.,  S.  1S9,  hielt  diese  zweite  Urkunde  für  ein  wahr- 
scheinlich unausgeführtes  Concept;  Dümmler  (Piligrim  von 
Passau  und  das  Erzbisthum  Lorch,  1864,  S.  63,  Anm.  32,  S.  179)  beide 
Diplome  für  interpolirt.      Auch   Uhlirs    (Die  Urkundenfälschung  zu 


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Wenn  wir  auch  Stmadt  Recht  geben  und  von  der  einen, 
etwas  längeren  und  nur  aus  späterer  Abschrift  bekannten  Ur- 
kunde ganz  absehen  wollen,1  so  liegt  doch  die  andere  in  einem 
Originale  vor,  das  sich  keineswegs  als  unecht  im  Ganzen, 
höchstens  als  interpolirt  bezeichnen  lässt.2  Hier  heisst  es  nun, 
daBs  dem  Passauer  Bischof  Piligrim  (971 — 991)  zum  Ersätze 
fär  den  durch  die  verwüstenden  Einfälle  der  ,Slaven'  und  an- 
derer Feinde,  ausserdem  in  Folge  der  Erhaltung  des  königlichen 
Heerbannes  erlittenen  Schadens,8  auf  Bitten  des  Herzogs  Otto 
von  Baiern  (976 — 982),  Brudersohnes  des  Königs,  und  des 
Markgrafen  Liutpold,  das  Gut  ,Anesapurch'  im  Traungau, 
am  Ufer  der  Enns,  in  der  Grafschaft  Liutpolds4  mit 
allem  Zugehör  verliehen  worden  sei,  wie  es  frommen  Ange- 
denkens der  Oheim  des  Königs,  Heinrich  (Baiernherzog  von 
945 — 955)  vom  seligen  Bischof  Adalbert  (946 — 970,  Vorgänger 
Piligriins)  im  Tauschwege  erhalten. 

Nun  wissen  wir  aus  einer  Königsurkunde  vom  19.  Jänner 
90 1,5  dass  die  damals  schon  als  Bollwerk  ,gegen  den  Feind 
des  Namens  Christi*  (Magyaren)  angesehene  Burgstadt  am 
Ennsuf er  jüngst  theils  auf  dem  Grunde  und  Boden  des  Klosters 
S.  Florian,  theils  auf  dem  der  Grenzgrafschaft  erbaut 
worden  sei,6  und  dass  man  sie  dem  jüngst  von  einem  Einfalle 


Paftsau  im  10.  Jahrhundert,  Mitth.  des  Instituts  für  öeterr.  Geschichts- 
forschung III,  S.  205—208)  fand  bezüglich  der  kürzeren,  im  Original 
vorliegenden  Urkunde  (dat.  von  Eidrateshusa)  keinen  Anhaltspunkt, 
um  sie  für  unecht  erklären  zu  können. 

1  Stmadt,  Geburt  des  Landes  o.  d.  Enns,  S.  36. 

'  S.  oben  die  Angabe  nach  Uhlirz. 

3  .  .  .  in  perturbatione  bauarorum  regni  tarn  perniciosa  Sclauorum 
inuasione,  quam  aliorum  inimicorum  insectatione  miserabiliter  desolatis 
(i.  e.  locis  dioecesis  Pataviensis)  ...  in  exercitus  nostri  morosa  su- 
stentatione  .  .  . 

*...  praedium  Anesapurch    nuncupatum  in  pago    trungowe  in 

ripa  anesi  fluminis  in  comitatu  Liutbaldi  .  .  . 
*  Urkundenbuch  des  Landes  o.  d.  Enns  II,  8.  46—47,  Nr.  XXXIV,  mit  dem 

Datum  900  (901?),  19.  Jänner,  Regensburg,    bei   Mtthltyicher,    S.  723, 

Nr.  1942  zum  Jahre  901. 

4  . . .  nouiter  in  ripa  anesi  fluminis  partim  in  proprio  iam  dicti 
martyris  (floriani)  partimque  in  terra  praefecture  terminalis 
...  construxerunt  (fideles  nostri  regni).  Die  Erbauung  der  Enns- 
barg  fand  nach  den  Ann.  Fuld.  (Mon.  Germ.  Script.  I,  8.  416)  Ende 
900,  nach  einem  verwüstenden  Einfalle  der  Magyaren,  statt. 


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190 

heimgesuchten  Kloster  mit  Bewilligung  des  Grenzgrafen1 
verliehen  habe.  Als  damaligen  Grenz-  oder  Markgrafen  kennen 
wir  nur  Aribo,  dem  wir  später  auch  in  der  Raffelstetter  Zoll- 
satzung begegnen. 

Bischof  Piligrim  war  und  blieb  der  rührigste  Anwalt  und 
Güterbeschaffer  seiner  Hochkirche.  *  975  schlug  er  für  sie  das 
Stift  Kremsmtinster  beim  Könige  heraus,8  und  die  in  Rede 
stehende  Urkunde  von  977  fügte  die  Ennsburg  mit  zehn 
königlichen  Hüben  in  ,Lorch'  dazu,  beides  im  Traungaue, 
nach  hergebrachter  Anschauung,  gelegen. 

Der  Parallelismus  der  Urkunden  von  901  und  977  ist  in 
Hinsicht  der  Ennsburg  unverkennbar.     Hier  wie  dort  gehört 
sie   zur  Machtsphäre   des  Grenzgrafen   oder  Markgrafen;   901, 
■  "  als  es  noch  eine,    allerdings  schon  hart  bedrohte  karolingische 

..  -  j  Ostmark   gab,    977,    als   die    seit  955   von   der    Enns  ostwärts 

I  2  ,  vorrückende   neue   bairische  Reichswehr  dem  ersten  der  öster- 

"  ^  *  reichischen  Babenberger,    Liutpold,    anvertraut  wurde.     Es  ist 

•X't  daher  gar  nicht  nothwendig,    die  Worte    ,in   comitatu   Liut- 

'  *  l  poldi'  anders  zu  deuten,  als  dies  sonst  geschieht,  wo  von  einem 

'  *- "  ,comitatus    marchionis'    die   Rede    ist;4    die   Ennsburg  gehörte 

1  .  .  .  cum  conniventia  terminalis  comitis  .  .  . 

1  Vgl.  darüber  insbesondere  Dümmler's  bekannte  Monographie  über  Pili- 
grim von  Pasaau. 

8  975,  11.  Juni,  Erfurt.  Urkunden  buch  des  Landes  o.  d.  Enns,  8.  61, 
Nr.  XLV. 

4  Meiller,  8.  189,  Anm.  2,  sagt  darüber:  »Diese  Stelle  lftsst  eine  zweifache 
Auslegung  zu.  Entweder  ist  hier  unter  „comitatus"  die  Markgrafschaft 
zu  verstehen  und  dann  der  „pagus  trungouuiu  oder  wenigstens  ein  Theil 
desselben  als  zur  Ostmark  gehörend  anzunehmen  —  oder  Leopold  hatte 
nebst  der  Markgrafschaft  auch  noch  eine  Grafschaft  im  Traungau  von 
König  Otto  II.  erhalten.  Wenngleich  das  Letztere  für  den  ersten  Augen- 
blick annehmbarer  erscheint,  wie  denn  auch  Hormayr,  der  diese  Ur- 
kunde zuerst  bekannt  machte  (Wiener  Jahrbücher  XL,  Anzeigeblatt  11) 
sich  ohneweiters  dafür  entschied,  so  steht  dieser  Ansicht  doch  folgendes 
Bedenken  entgegen/  Und  dies  wichtige  Bedenken  schöpft  Meiller 
aus  der  Urkunde  für  S.  Florian  vom  19.  Jänner  901  (s.  oben).  —  Be- 
züglich Bischofs  Adalbert  von  Passau  bezieht  sich  M ei  11  er  auch  auf 
die  Urkunden  König  Heinrichs  III.  vom  20.  Juli  1052  (Mon.  Boica  XXfY, 
I,  S.  109,  Nr.  380;  vgl.  Urkundenbuch  des  Landes  o.  d.  Enns,  8.  87, 
Nr.  LXVUI)  und  bemerkt,  dass  dieser  Bischof  Adalbert  auch  Titular- 
abt  von  St.  Florian  war.  Kurz,  Beiträge  III,  S.  207—208  bezeichnet 
ihn  als  ,Commendatarabt(  von  St.  Florian. 


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damals  wie  901  zum  Amtsbezirke  des  Grenzgrafen,  hier  wie 
dort  gibt  der  Markgraf  seine  Zustimmung  zur  königlichen 
Schenkung,  mag  es  nun  901  ,cum  conniventia  terminalis  comitis' 
oder  977  ,petitionibus  spectabilis  Liutbaldi  inarchionis'  stilisirt 
lauten.  Die  Auffassung,  Markgraf  Liutpold  sei  damals  auch 
,6raf  des  Traungaues'  gewesen,  hätte  nichts  für,  wohl  aber 
alles  gegen  sich.  Denn  erstlich  gab  es  längst  nicht  mehr  einen 
Traungau  als  geschlossenen  Amtsbezirk,  sondern  nur  eine  Land- 
schaft dieses  Namens,  welche  mehrere  Grafschaften  in 
sich  fasste,  und  fürs  Zweite  gibt  es  keine  Urkunde  seit  977, 
worin  sich  die  Ausübung  grafschaftlicher  Rechte  seitens  der 
österreichischen  Markgrafen  im  Traungau  nachweisen  Hesse. 

Es  bildet  daher  auch  die  Urkunde  von  977  kein  Hinder- 
nis8  für  die  Annahme,  dass  die  etwaigen  Nachkommen  jenes 
Otachar  der  Raffelstetter  Zollsatzung  —  (903—905)  —  als 
Inhaber  einer  Grafschaft  im  Traungau  fortbestanden,  und  es 
blieb,  auch  wenn  wir  von  der  hypothetischen  Verknüpfung 
dieses  Otakar  mit  den  steierischen  Otakaren  ganz  absehen, 
gewiss  Raum  genug  für  sie  neben  den  Lambacher  Grafen, 
welche  wir  weder  in  Hinsicht  ihres  Besitzes,  noch  in  Hinsicht 
des  Umfanges  ihrer  Grafschaft1  überschätzen  dürfen,  und  die 
wohl  auch  nur  ruckweise  ihren  Besitz  vergrösserten.  Nicht 
eine  urkundliche  Spur  lässt  diesen  Besitz  auch  das  Gebiet 
von  Steier  umspannen,  und  wenn  wir  daher  hier  in  späteren 
Urkunden  den  Otakarn  von  Steier  begegnen,  so  liegt  es 
denn  doch  naturgemäss  näher,  sie  hier  auch  schon  zu 
Zeiten  der  Lambacher  Grafen  als  sesshaft  anzusehen  und 
ihnen  den  Bau  der  Styraburg  zuzuweisen,  als  auf  dem  Wege 
einer  gewaltsamen  Hypothese  dies  mit  den  Lambachern  in  Ver- 
bindung zu  setzen. 

Wenn  Vermuthung  gegen  Vermuthung  —  denn  uns  liegt 
jede  dogmatische  Behauptung  fern  —  im  Kampfe  liegt,  so  hat 
doch  jene  mehr  Recht,  die  für  sich  eine  grössere  Wahrschein- 


1  Vgl.  darüber  Strnadt  in  seiner  Abhandlung  ,Peuerbach',  S.  94  ff.,  and 
seine  Monographie, Gebart  des  Landes  o.  d.  £nns(,  S.  43  ff.,  wobei  aber  nicht 
yergessen  werden  darf,  dass  Strnadt  immer  von  der  Voraussetzung 
ausging,  dass  die  Otakare  Erben  der  Lambacher  Grafschaft  wurden 
und  das  Com i tat  der  Lambacher  aas  Urkunden  construirt,  welche  nicht 
der  Zeit  der  Lambacher,  sondern  der  der  Otakare  angehören. 


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192 

lichkeit  in  Anspruch  nehmen  darf  und  mit  einer  altei 
Ueberlieferung  zusammenstimmt. 

Die  Vorauer  Genealogie  hat  sicherlich  nicht  Unrecht 
wenn  sie  dem  ersten  ihrer  Otakaren  das  Besitzprädicat  voi 
Steier  zulegt,  Jahrzehnte  vor  dem  Ausgange  des  weltliche] 
Mannsstammes  der  Lambacher. 

Ueberblicken  wir  nochmals  die  Ergebnisse  unserer  müh 
seligen  Wanderung,  unserer  Suche  noch  der  Herkunft  un< 
den  Ansitzen  der  steierischen  Otakare,  so  begegnen  wir  ihnei 
959  im  Chiemgaue  und  gleichzeitig  im  Sundergaue  ali 
Grafschaftsinhabern,  ja  auch  im  Salzburggaue;  bald  darau 
.müssen  wir  sie  als  Mitstifter  der  erneuten  Abtei  Traunkirchei 
und  Vögte  des  Klosters  auch  in  diesem  Theile  des  Traun 
gaues  begütert  voraussetzen,  und  die  Vermuthung  Üegt  nahe 
dass  sie  mit  dem  Grafen  Otakar  der  RafFelstetter  Zollordnun^ 
von  903 — 905  zusammenhängen,  was  uns  in  die  Ostecke  de 
Traungaues  hinüberführt  und  zu  dem  Besitze  von  Steie: 
einen  Schlüssel  bietet.  Die  Kluft  zwischen  905  und  der  Schluss 
hälfte  des  IL.  Jahrhunderts  können  wir  diesbezüglich  mi 
keiner  Urkunde  überbrücken,  aber  unserer  Vermuthung  steh 
auch  kein  Zeugniss  im  Wege.  Jedenfalls  sind  wir  der  berech 
tigten  Ueberzeugung,  dass  die  Otakare  auch  im  Traungai 
nicht  minder  besitzgewaltig  waren  als  die  Lambacher,  unc 
was  sie  hier  von  ihnen  geerbt  haben  mochten,  fugte  sich  nu 
an  das,  was  sie  bereits  im  Traungaue  besassen.  Wir  wollei 
nicht  weiter  mit  Strnadt  rechten,  wenn  er  meint,  dass  schoi 
im  11.  Jahrhundert  nur  noch  der  Winkel  zwischen  der  Donai 
und  Traunmündung,  das  ist  zwischen  Linz  und  Wels,  ,Traun 
gau*  hiess,  und  demzufolge  die  Wels-Lambacher  Grafen  au 
richtigsten  die  ,Traungauer*  zu  nennen  seien/  um  so  den  Ota 
kam  als  späteren  Eindringlingen  diese  Bezeichnung  vor  lOöl 
zu  versagen,  —  aber  wir  nehmen,  wenn  schon  von  Traungauen 
gesprochen  werden  soll,  dies  Prädicat  auch  für  unsere  Otakar« 
bereits  damals  in  Anspruch.  Jedenfalls  können  sie  ebensogu 
,Traungauer*  als  ,Chiemgauer',  ,Sundergauer*  u.  s.  w.  heissen. 

Die  Schlussabtheilung  dieser  Studie  wird  uns  nochmal 
mit  dieser  Frage  zusammenführen. 


1  Strnadt,  Gebart  des  Landes  o.  d.  Enns,  S.  41—42. 
8  Vgl.  den  Schlussabschnitt  und  die  Uebersicht. 


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193 


III. 

Der  Verwandtschaftskreis  der  Grafen  nnd  Markgrafen 

yon  Steier. 

Unsere  Aufgabe  ist  es  nicht,  die  nach  Namen,  Herkunft 
und  Zeit  sicher  erwiesenen  Verwandtschaften  der  sogenannten 
Traungauer  oder  Grafen  und  Markgrafen  von  Steier  nochmals 
aufzuspüren,  sondern  der  Zweck  dieses  Abschnittes  geht  dahin, 
an  die  kurze  Uebersicht  des  diesfalls  Sichergestellten  die  Unter- 
suchung des  noch  Fraglichen  oder  Muthmasslichen  zu  knüpfen. 

Zunächst  tritt  die  Verschwägerung  mit  den  österreichi- 
schen Babenbergern  auf  die  Bildfläche;  sie  ergab  sich  durch 
Verheiratung  Otakars  (IV.,  VI.)  mit  Elisabeth,  Tochter  des 
ostmärkischen  Fürsten  Leopold  II.  oder  des  Schönen.1  Damit 
war  auch  eine  Verschwägerung  mit  den  sogenannten  Eppen- 
steinern  gegeben,  da  der  Letzte  dieses  mächtigen  Hauses, 
Herzog  Heinrich  (H.)  von  Kärnten,  die  Schwester  jener  Elisa- 
beth, Sophie,  zur  Frau  nahm.2  Als  diese,  (seit  December  1122) 
verwitwet,  eine  zweite  Ehe  mit  Grafen  Sighard  (IL)  von  Burg- 


1  Heil ler,  Babenberger  Reg.,  Stammtafel,  setzt  die  Geburt  Elisabeths  um 
1070—1075  (?),  die  Heirat  mit  Otakar  (IV.,  VI.)  1090  (?)  an;  Juritsch, 
Geschichte  der  Babenberger  und  ihrer  Länder  (1894),  S.  109,  meint,  die 
Ehe  sei  vielleicht  schon  1084  als  abgeschlossen  zu  denken,  was  mit 
Rücksicht  auf  den  Umstand,  dass  Elisabeth  wohl  die  älteste  Tochter 
Leopolds  II.  (des  Schönen)  von  Oesterreich  war  und  bereits  nach  1107 
mit  Hinterlassung  mehrerer  Kinder  starb,  Manches  für  sich  hat  Den 
Tod  Elisabeths  setzt  M  eil  ler  ums  Jahr  1104  an;  ihm  folgt  Juritsch. 
Friess  (Traunkirchen)  hat  im  Texte  S.  312  das  Jahr  1105,  dagegen  in 
der  genealogischen  Tabelle  der  Otakare  S.  219  das  Jahr  1114,  wobeier 
wohl  Fr  ö  lieh  (Archont.  Car.,  p.  I,  Tab.  geneal.  VHI)  vor  Augen  hatte, 
der  ,circiter'  1114  schreibt.  Da  Elisabeth  circa  1107  als  Mitstifterin 
des  neuen  Klosters  Garsten  gilt,  dagegen  in  der  Vita  B.  Bertholdi  abb. 
Garst.  (Pez,  Script  rer.  Austr.  II),  zur  Zeit,  als  Otakar  die  Ausgestaltung  des 
Benedictinerklosters  vollzog,  also  spätestens  1111  nicht  mehr  am  Leben 
war,  so  muss  ihr  Tod  1107—1111  erfolgt  sein.  Der  Todestag  10.  Octo- 
ber  steht  durch  die  Garstener  Aufzeichnungen  fest  Das  Traunkirchner 
Necrologium  bat  den  9.  October. 

1  Sophia  wird  von  Meiller  a.  a.  O.  als  jüngste  Tochter  Leopolds  H.  an- 
gesetzt (geb.  um  1095).  Sie  wurde  die  dritte  Frau  Heinrichs  II.  von 
Kärnten,  welcher  den  4.  December  1122  kinderlos  starb. 


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194 

hausen-Schala  einging,1  ergab  sich  auch  eine  Verwandt 
schaft  mit  der  gütermächtigen  Sippe  der  Tengeling-Peilensteiner, 
deren  Glied  die  Grafen  von  Burghausen-Schala  waren.8  So- 
dann finden  wir  den  Sohn  Otakars  (IV.,  VI.,  f  U22),  Mark- 
grafen Leopold  den  Starken  (f  H29),  mit  der  Tochter  Hein- 
richs, des  Baiernherzogs  aus  dem  jüngeren  Weifen  hause, 
Sophia,  verheiratet.8  Leopolds  Schwester,  Wilbirgis,  wurde 
Gattin  Ekberts  (II.),  des  Grafen  von  ,Pütten',  aus  dem  Hause 
der  Neuenburg-Formbacher  Grafen,4  während  seine  zweite 
Schwester,  Chunigunde,  den  Grafen  Bernhard  (f  1 148)  aus  den] 
herzoglichen    Hause    der    Sponheimer   als  Gemahl  aufweist.1 

1  Sie  ehelichte  dann  Sieghard  (II.),  Grafen  von  Burghausen-Schala,  am 
welcher  Ehe  zwei  Sohne,  Heinrich  und  Sieghard  II.  stammten,  überlebt« 
den  Gatten  (f  1142)  und  starb  2.  Mai  1154,  somit  43 — 47  Jahre  späte: 
als  ihre  älteste  Schwester  Elisabeth. 

*  Vgl.  über  dieses  starke,  güterreiche  Geschlecht  insbesondere  Meiller 
Salzb.  Reg.  (1866),  S.  544;  Wendrinsky,  Grafen  von  Burghausen  in  dei 
Blätterndes  Vereines  für  Landeskunde  NiederOsterreichs  1881;  Zillner 
Die  Grafschaften  und  die  kirchliche  Frei  im  Salzburggau,  Mitth.  de* 
historischen  Vereines  für  Salzburg  1883,  und  die  trefflichen  Ausführunger 

E.  Rieht er's  in  seinen  Untersuchungen  zur  historischen  Gesch 

Mitth.  des  Institutes  für  österr.  Geschichtsforschung,  Erg. -Bd.  I,  1885 
Dadurch  ergab  sich  auch  mittelbare  Verwandtschaft  mit  den  Grafen  vor 
Plaien. 

*  Sophie  scheint  die  zweite  Tochter  Herzog  Heinrichs  IX.  des  Schwärzet 
yon  Baiern  aus  der  jüngeren  oder  estensischen  Weifenreihe  (1120 — 1126] 
gewesen  zu  sein.  Ihr  erster  Gatte  war  Berthold  III.  von  Zähringer 
(f  1122);  ihr  zweiter  Leopold  der  Starke  von  Steiermark  (nicht  Leo- 
pold von  Oesterreich,  wie  bei  Voigtl-Cohn,  Stammtafeln  1871 
Tafel  27  —  aus  Versehen  —  bemerkt  wird).  Sie  muss  1129  (24.  Octobei 
starb  ihr  Gatte  Leopold)  bis  1138  als  Regentin  für  den  minderjähriger 
Sohn  Otakar  (V.,  VII.)  gelten  und  urkundet  als  solche  noch  im  Früh- 
jahr 1138.  Die  Todtenbücher  der  steiermärkischen  Klöster  haben  der 
10.  oder  11,    das  Traunkirchner  Necrologium  den  12.  Juli  als  Todestag 

4  Vgl.  über  dieses  Geschlecht  (Formbach-Neuenburg-Pütten)  die  Abhandlung 
von  Moritz  (Abhandl.  der  bair.  Akad.  der  Wissenschaft  1803  und  die 
Formbacher  Traditionen  im  Urkundenbuch  des  Landes  o.  d.  Enns  I 
Anhang  »Genealogia*  .  . .  1136  war  Willibirg  bereits  Gattin  Ekbert 
von  Putten  (Meiller,  Babenberger  Reg.,  S.  23,  Nr.  60;  Juni  13.,  16.) 
1140  erscheint  sie  bereits  als  Witwe  (Urkundenbuch  des  Landes  o.  d 
Enns  I,  S.  66,  Nr.  119)  und  Mutter  des  minderjährigen  Grafen  Ekbert  III 
(f  1158).    Ihr  Todestag  wird  verschieden,  18. — 26.  Jänner,  angegeben 

5  Bernhard  von  Sponbeim,  verschieden,  als  Graf  von  ,Trizen(,  »Marburg 
. .  .  bezeichnet,  Gründer  des  Klosters  Viktring  in  Kärnten,  war  der  Bru« 


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195 

Markgraf  Otakar  (V.;  VII.)  ehelichte  Chunigunde,  die  Tochter 
des  ^Markgrafen'  von  Chamb-Vohburg,1  und  die  Schwester 
Otakars,  Elisabeth;  war  mit  einem  Grafen  von  Stade,  Rudolf, 
vermählt.8  Die  Verehelichung  des  letzten  der  Otakare  bleibt 
mehr  denn  fraglich.9 

Die  Salzburger  Zeugnissurkunde  über  die  Stiftung  des 
Ci8tercienserklosters  Runa  =  Reun  —  Rein  in  Steiermark 
vom  22.  Februar  1138  bezeichnet  jedoch  ausserdem  als  Per- 
sonen, welche  die  Witwe  Leopolds  des  Starken  von  Steier,  So- 
phia, dem  frommen  Qedächtniss  der  Klosterbrüder  empfohlen 
wissen  will,  nachstehende:4  zunächst  ihre  Kinder,  den  Sohn, 
,llarkgrafen'  Otakar  (V.,  VIL),  und  die  Töchter  Elisabeth  und 
Margarethe,6  sodann  ihren  verstorbenen  Gatten,  Markgrafen 


der  Herzog  Engelberts  von  Kärnten  (1124 — 1134)  und  starb  kinderlos 
als  Kreuzfahrer  im  März  1148.  Chunigunde  überlebte  ihn.  Siehe  die 
Stammtafel  im  Anhange  dieser  Abhandlung. 

1  Markgraf  Diepold  II.  von  Chamb-Vohburg  f  1146;  als  Gattin  Otakars 
(V.,  VII.)  von  Steier  tritt  seine  Tochter  Chunigunde  seit  1147  in  den 
Urkunden  anf.  Nach  dem  Tode  des  Gemahls  Ende  1164  führte  Chuni- 
gunde als  Regentinmutter  die  Verwaltung;  wahrscheinlich  bis  zum  Jahre 
1180,  dem  Jahre  der  Schwertleite  des  17jährigen  Sohnes.  Dann  nahm 
sie  den  Schleier  und  starb  im  Admonter  Nonnenstifte  den  21.  November 
als  ,conversa*  1184  (Contin.  Admont.,  Mon.  Germ.  Script.  IX,  zum  Jahre 
1184).  Friese,  Todtenbuch  von  Admont  (Archiv  für  Osten*.  Gesch., 
Bd.  66,  2,  S.  466). 

1  Ich  stimme  mit  Friese  (Traunkirchen,  S.  216 — 217)  überein,  welcher 
Elisabeth  als  Tochter  des  Markgrafen  Leopold  des  Starken,  somit  als 
Schwester  Otakars  (V.,  VII.)  auffasst,  was  ja  schon  Frölich  a.  a.  O., 
Tab.  geneal.  VIII,  gethan.  Es  geht  dies  schon  aus  der  Urkunde  für 
Reun  vom  Jahre  1138  (Zahn,  Urkundenbuch  I,  S.  176)  hervor,  und  wäre 
ja  chronologisch  unmöglich,  sie  als  Schwester  Otakars  (IV.,  VI., 
f  1122  in  hohem  Alter)  anzusehen.  Das  Zeugniss  ihrer  Heirat  mit  dem 
Grafen  Rudolf  von  Stade,  Bruder  Udos  IV.  (f  1130)  und  Nachfolger 
in  der  Grafschaft,  und  ihrer  Verwitwung  1141  geht  aus  den  ,Annales 
Stadenses',  Mon.  Germ.  Script.  XXVI,  S.  326,  hervor,  wo  es  heisst:  Item 
Rudolfus,  qui  duxit  Elisabeth  sororem  Otokkar  de  Stire,  sedante 
prolem,  occisus  a  Thietmarcis  (von  den  Dithmarsen)  zum  Jahre  1141. 

1  S.  darüber  Krön  es,  Verfassung  und  Verwaltung  der  Steiermark,  S.  57. 
Wir  haben  gar  keinen  Anhaltspunkt  für  eine  Ehe  des  jungen 
siechen  Mannes,  der,  geb.  1163,  schon  1192  aus  dem  Leben  schied. 

1  Zahn,  Urkundenbuch  der  Steiermark  I,  S.  175—177,  Nr.  175  (den  22.  Fe- 
bruar 1138,  Reun),  S.  176. 

*  Mass  früher  verstorben  sein.     Ueber  Elisabeth  s.  w.  o. 


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196 

Leopold  den  Starken,  ihren  Schwiegervater,  Otakar  (IV.,  VI 
,den  älteren',1  dann  ,Herzog'  Heinrich  (offenbar  den  vo 
Kärnten,  den  1122  verstorbenen  letzten  Eppensteiner),  ferne 
einen  Otto  von  Naun  und  schliesslich  den  Grafen  Wald< 
auf  dessen  Eigenbesitze  das  Kloster  gestiftet  wurde.  Wi 
wollen  zunächst  über  den  Eppensteiner  hinweggehen,  da  w: 
bereits  von  der  Verschwägerung  der  beiden  Häuser  spräche 
und  an  späterer  Stelle  eine  weitergehende  Vennuthung  b( 
gründen  wollen,  und  auf  jenen  Otto  von  Naun  näher  eingehe] 

Zahn  streift  in  seinen  sehr  verdienstlichen  ,Friauler  Studiei 
diesen  Sachverhalt  und  hat  auch  an  anderer  Stelle  auf  de 
Zusammenhang  der  Grafen  von  Naun  —  Naym  —  Naone,  das  i 
Cordenons,  in  der  Nähe  von  Pordenone  in  Friaul,  mit  unsere 
Otakarn  verwiesen;2  auch  C zornig  ging  den  Grafen  von  Co 
denons  nach,8  und  Bresslau  hat  in  den  Jahrbüchern  d< 
deutschen  Reiches  unter  Conrad  II.  Beachtenswerthes  geboten 

Folgen  wir  nun  den  urkundlichen  Spuren.  Ende  d< 
9.  Jahrhunderts  (898)  erscheint  Naon  als  ,königlicher  Hof,6  102 
finden  wir  in  der  Urkunde  Conrads  II.  für  den  Patriarch* 
Poppo  von  Aquileja  (1019 — 1045)  Cordenons  (cortis  Naonis)  i 
Besitze  eines  ,  Grafen'  Oczi.6  Bresslau  hat  gewiss  Recht,  wei 
er  jenen  Oczi,  der  994  als  königlicher  ,Gewaltbote*  (Walpc 
zur  Zeit  des  Patriarchen  Johannes  im  Taiding  (placitum)  ax 
taucht,7  mit  dem  Oczi  des  Jahres  1028  in  einen  Zusamme 
hang  bringt  und  sich  dabei  des  jChiemgauer'  Grafen  Oczi  v< 
1027,  eines  Vorfahren  unserer  Otakare,  erinnert,  allerdings  ir 
dem  Beifügen,  dass  dieser  Oczi  wohl  von  den  beiden  in  Fria 
auftauchenden  Namensträgern  (994,  1028)  zu  unterscheiden  sei 


1  Im   Gegensätze    zu    seinem  Enkel,    Markgrafen    Otakar   (V.,  VII.),    de 
Sohne  Sophiens. 

2  Archiv  für  österr.  Gesch.  1878,  Bd.  67,  2,  S.  304. 

3  Gesch.  von  Görz-Gradiska,  8.  403—404. 

4  Jahrbücher  des  deutschen  Reiches  unter  Conrad  II.,  1,  S.  485 — 486,  Erlä 
terungen  S.  487—488. 

6  Nahone,  corte  regia  (Ursatus,  Hist.  Patav.,  8. 184),  daher  die  Name 

bildung  Corde-nons. 
6  De  Rubeis,  Mon.  e.  Aquil.,  8.  503:    .  .  .   inter  predium    Ocini    comiti 

quod  vocatur  Cortis  Naonis. 
T  Gloria,  Cod.  dipl.  Padovano  I,  8.  106,  Nr.  73. 
8  Bresslau,  a.  a.  O.,  S.  488. 


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197 

Wir  wollen  die  Möglichkeit,  dass  ein  bairischer,  im 
Chiemgau  begüterter  Graf  auch  eine  Rolle  in  Friaul  spielen 
konnte,  nicht  voreilig  ausbeuten,  sondern  lieber  sicheren  Boden 
suchen  und  uns  der  Urkunde  vom  Jahre  1056  zuwenden. 
Hier  heisst  es,  dass  ein  gewisser  Durdegowo  —  offenbar 
derselbe,  welcher  vormals  als  Gaugraf  in  der  karantanischen 
Mark  auftaucht  —  den  Grafen  Oczi  (von  Cordenons)  das  Gut 
Noncello  (Naunzel)  bei  Pordenone,  also  in  der  Nachbarschaft 
von  Cordenons,  zugewendet  habe.1  Im  Jahre  1056  besass  es 
Oczis  Sohn  Otto  und  vergab  es  an  die  Salzburger  Kirche. 
Zwischen  diesem  Otto  der  Urkunde  von  1056  und  dem  Otto 
von  Naun  in  der  Reuner  Urkunde  von  1138  liegen  82  Jahre, 
und  obschon  uns  nicht  bekannt  ist,  wann  der  Letztere  starb, 
müssen  wir  denn  doch  naturgemäss  in  ihm  einen  Nach- 
kommen jenes  Otto  vom  Jahre  1056  voraussetzen.  Dass  er 
ein  Verwandter  der  Traungauer  war,  geht  aus  der  Urkunde 
von  1138  unzweifelhaft  hervor,  und  die  Vorauer  Genealogie 
sagt  ausdrücklich,  die  ,Markgrafen  von  Steier  erbten  testa- 
mentarisch die  Vesten  und  Dienstmannen  Ottos,  des  Gra- 
fen von  Naun'.* 

Dem  kann  die  Angabe  der  sogenannten  Einleitung  zum 
Fürstenbuche  Enenkers  oder  des  , Landbuches'  nicht  als  Ver- 
neinung entgegengehalten  werden,  wenn  es  nämlich  hier  heisst: 
^Heinrich  von  dem  Greim  (der  letzte  Eppensteiner)  dinget  (an 
Otakar  IV.,  VI)  Portnawe  und  Nawe  und  Ruwin  und  Spen- 
genberch/8 


1  Javavia,  8.  241,  Nr.  102;  Valentinelli,  Cod.  Dipl.  Portusnaonis  (Fontes  rer. 
Außtr., II.  Abth.),  Nr.2.  Vgl.  Zahn,  a.  a.  O.,  S.308.  Durdegowo  wird  als 
,Turdogowi,  1023,  16.  Mai,  in  der  Kaiserurkunde  für  Kloster  Göss  er- 
wähnt, und  zwar  als  ,neulicher(  Graf  im  Mürzthal  (in  pago  qui  dicitur 
Mnriza  in  comitatu  qui  nuper  fuit  Turdogowi  comitis.  Zahn,  Ur- 
kundenbuch  der  Steiermark  I,  S.  50).  Als  ,Durgovues*  finden  wir  ihn  zum 
Jahre  1025  in  einer  Königsurkunde  für  Beatrix  (Gattin  Herzog  Adal- 
beros  von  Kärnten)  nachgetragen  (Zahn,  a.  a.  O.  I,  S.  53).  Ein  Ahnherr 
dieses  Turdegowo  gleichen  Namens  erscheint  927  in  der  Umgebung 
Herzog  Bertholds  von  Kärnten  in  einer  zu  Maria-Saal  ausgestellten  Ur- 
kunde als  Zeuge  dem  (Eppensteiner)  Markward  (Steiermärkisches  Ur- 
kundenbuch  I,  S.  20—21,  Nr.  17)  angereiht. 

*  Gen.  Voraw.,  a  a.  O.  ...  per  tes  tarnen  tum  accreverunt,  scilicet  Otto- 
im  comitis  de  Naym  .  .  . 

*  Rauch,  Script,  rer.  Austr.  I,  S.  243. 


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198 

Entweder  unterlauft  nämlich  hier  bezüglich  Naone's  (ode 
Cordenons)  ein  Irrthum,  oder  man  muss  voraussetzen,  dass  de 
Kärntner  Herzog,  ein  Sohn  jenes  Adalbero,  welcher  vormal 
auch  in  Friaul  gebot,  lehenherrliche  Rechte  über  Cordenor 
behauptete  und  diese  sammt  dem,  was  ihm  selbst  in  Friai 
zustand,  auf  die  Dynasten  von  Steier  vererbte. 

Es  ist  somit  sichergestellt,  dass  Otto  von  Naun  =  Cord< 
nons  ein  Seitenverwandter  unserer  Traungauer  und  de 
Letzte  seines  Hauses  war,  in  welchem  wir  der  charakteristische 
Koseform  des  Namens  Otakar  —  ,Oczi*  wiederholt  begegnei 
Das  muss  uns  vorläufig  genügen. 

Wir  wenden  uns  nun  dem  in  der  Urkunde  von  1138  g< 
nannten  Grafen  Waldo  zu.  Dass  der  Beisatz  ,auf  desse 
Eigengute  das  Kloster  Runa  Reun  entstand'1  nicht  genügt 
um  uns  zu  erklären,  weshalb  er  in  der  Reihe  der  dem  fromme 
Andenken  Empfohlenen  neben  Otto  von  Cordenons  angeftihi 
erscheint,  geht  schon  daraus  hervor,  dass  ihn  die  Markgräfii 
Witwe  ihrem  Verwandtschaftskreise  zugesellt;  wir  begegne 
aber  noch  einer  anderen,  früheren  Stelle  in  unserer  Urkunde 
welche  einer  Verwandtschaft  der  steirischen  Dynasten  m 
diesem  Waldo  das  Wort  redet.  Weiter  oben  heisst  es  nän 
lieh,  der  Vater  ihres  Gatten  Leopold,  Otakar  (IV.,  VI.),  hat 
vom  Grafen  Waldo  im  Reuner  Thale  die  Güter  Lungwi 
(Langenwiesen)  und  Stanegoiestorf  (Stangersdorf),  erateres  b« 
Reun,  letzteres  bei  Leibnitz  gelegen,  überkommen.9  Da  nu 
jener  Otakar  noch  vor  dem  letzten  Eppensteiner  aus  dei 
Leben  schied,  und  erst  sein  Sohn  Leopold  die  reiche  Erbscha 
und  mit  ihr  das  eigentliche  Fürstenthum  im  Lande  an  d« 
Mur  antrat,  so  fehlt  jeder  andere  Grund  als  der  der  Verwand 
schaft  für  die  Güterdelegation  jenes  Grafen  Waldo  von  Run 
an  den  Vater  Leopolds,  und  wir  dürfen  ganz  zwanglos  hieb« 
an  die  letztwillige  Anordnung  des  wahrscheinlich  kinderlose 
oder  doch  männlicher  Leibeserben  entbehrenden  Hochadelige 
zu  Gunsten  Otakars  (IV.,  VI.)  denken.  Dass  es  ferner  niel 
blos  Langwiesen   und   Stangersdorf,    sondern   wohl   der   gans 


1  Steiermärkisches  Urkundenbach,   a.  a.  O.,   S.  176:    ...  cuius  idem  loc 

(Runa)  Patrimonium  fuerat  .  .  . 
*  S.  176:  .  .  .  per  traditionem  aeeeperat;  »traditio'  ist  nichts  Anderes  « 

das  deutsche  »Qedinge*. 


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199 

Renner  Herrschaftsgrund  war,  den  Waldo  vererbte,  geht  aus 
der  Urkunde  hervor.  Mit  einer  Hube  daselbst  hatte  Waldo 
die  Salzburger  Kirche  bedacht;1  die  Markgräfin  Sophia  tauschte 
sie  flir  zwei  Hüben  bei  Hartberg  und  Riegersburg  ein,  um  so 
Alles  der  von  ihrem  Gatten  eingeleiteten,  von  ihr  vollendeten 
Stiftung  des  Cistercienserklosters  zuzuwenden. 

Wir  werden  auf  den  Besitz  Waldos  nochmals  zurück- 
kommen. 

Er  selbst  tritt  in  den  uns  erhaltenen  Urkunden  nur  ein- 
mal, und  zwar  im  Jahre  1103  als  Zeuge  auf,1  so  dass  wir  die 
Zeit  seines  Ablebens  nur  im  Allgemeinen  vor  1122  ansetzen 
können.  Das  Todtenbuch  von  Reun  verzeichnet  ihn  zum 
5.  Jänner  mit  den  Worten  ,Waldo  marchio  (!)  unus  de  funda- 
toribus  Rune';  zum  23.  August  finden  wir  daselbst  (aber  nicht 
wie  dort  in  rother,  auszeichnender  Schrift)  den  gleichen  Namen 
unter  die  ,familiares  nostri  in  Runa'  eingereiht.8 

Bekanntlich  ist  dieser  Walto  ein  Blutsverwandter  der 
sogenannten  Eppensteiner,  und  wir  begegnen  in  der  Koseform 
,  Waldo  —  Walto  —  Walt'  und  in  der  vollen  Namensform 
,WaItfrid'  seinem  Vater  (?)  zum  Schlüsse  der  ersten  und  zweiten 
Hälfte  des  11.  Jahrhunderts.4 

Urkundliche  Anhaltspunkte  lassen  als  Bruder  dieses 
ältereren  Waltfrid  —  Walto  —  Walt,6  des  mutmasslichen  Vaters 
unseres  Waldo  (H.)  von  Runa,  einen  Eppo  erkennen.     ,Eppo' 


Urkunde  von  1138  a.  a.  O.,  S.  175.     Daus    unter    ,Rutkerspurg'    Riegers- 
burg verstanden  werden  müsse,  ist  wohl  unzweifelhaft 
8.    darüber    A.    Weiss    in    den    Mitth.    des    historischen    Vereines    für 
Steiermark  XX,    ,Graf  Waldo    von  Reun  und   der  Gau    oder  die  Graf- 
schaft Renn*,  8.  27. 

Weiss,  a.  a.  O.,  8.  37—88.  Als  Waldos  Gattin  darf  die  im  Reuner  Ne- 
crologium  verzeichnete  cometissa  Irmgard  gelten. 

Diesbezüglich  deckt  sich  die  Urkunde  bei  Zahn,  Urkundenbuch  der 
Steiermark  I,  S.  58  (1041—1060),  die  Notiz  daselbst  I,  S.  83,  mit  der 
Tradition  bei  Redlich,  Acta  Tirol.,  I.  Abth.,  8.  31—32,  Nr.  76  und  8.  38, 
Nr.  92,  was  die  Koseform  des  Namens  und  den  vollen  Namen  ,Walt(  — 
,Waltfritf  betrifft  Die  beiden  letzteren  Angaben  fallen  in  die  Zeit 
Bischofs  Albuin  oder  Altwin  (1049—1097). 

Vgl.  Tan  gl,  Eppensteiner,  I.  Abth.  (Archiv  für  österr.  Gesch.,  4.  Bd.),  8.  74 
(8ep.-Abdr.)  und  Weiss,  a.  a.  O.,  8.  42.  Als  Brüder  erscheinen  Walt- 
frit  und  Eppo  in  den  Brixner  Traditionen  1050  bis  circa  1065  bei  Red- 
lich, a.  a.  O.,  8.  31—32,  Nr.  76.     Auch   ist   es   ganz  gut  möglich,   dass 


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ist  die  Koseform  des  Namens  Eberhard,  unter  welchem  Na 
men  man  berechtigter  Weise  einen  Bruder  Herzog  Adalbero 
von  Kärnten  einreiht.  Es  wären  dann  Waldo  (I.)  und  Epp< 
Söhne  dieses  Eberhard,  wenn  man  nicht,  was  chronologiscl 
durchaus  keine  Schwierigkeiten  bieten  würde,  in  ihnen  Brüde 
Adalberos  erblicken  wollte. 

Gewiss  ist  es  keine  müssige  Klügelei,  die  Namen  Beidei 
,Waltfrid  —  Walto*  und  ,Eberhard  —  Eppo*  mit  der  Grün 
düng  der  Burgen  Waltenstein  —  Waldstein  bei  Deutsch-Fei 
stritz1  und  Eppenstein  (Ruine  in  der  Gegend  von  Judenburg 
zu  verknüpfen,  denn  beide,  insbesondere  die  letztere  Feste 
erstanden  so  recht  im  Kerne  der  Gütermacht  dieses  Ge 
schlechtes,  das  man  erst  später  mit  dem  Namen  der  ,Eppen 
steiner'  ausgestattet  findet.  Nach  ihrem  Besitz  kann  man  e 
ebensogut  das  Mürzthal-Aflenzer  als  das  Ingeringthaler  nennei 
Je  weiter  zurück,  finden  wir  es  doch  auch  gleichzeitig  au 
dem  Boden  des  südöstlichen  Karantaniens  (s.  w.  u.)  und  Baiera 
(Ufgau  s.  w.  u.)  begütert  vor. 

Auch  der  Gattin  Waldos  (I.),  Perchta,  und  seiner  Mutte 
gedenken  die  Urkunden  und  weisen  uns  bezüglich  Perchta 
in  das  Kärntner  Jaunthal.8 


dieser  Eppo  gleich  dem  Aribonen  Botho  1055  in  die  Wirren  Karant&niei 
gerieth  und  1056  mit  Giiterverlust  gestraft  wurde.  Zahn,  Urkundei 
buch  I,  8.  70—71  (1056,  21.  Februar). 

1  Es  ist  unerfindlich,  weshalb  sich  Weiss  a.  a.  O.  gegen  die  Namen: 
deutung  von  , Waltenstein*  sträubt  und  durchaus  an  die  Burg  ,Waltei 
stein*  an  der  Pack,  zwischen  dem  Lavantthal  und  Breitenegg  denke 
will.  Urkundlich  tritt  die  Burg  Waltenstein  bei  Deutsch-Feistritz  1145  b 
1152  als  Walt-steiu,  Walten-stein  auf.  8.  Zahn's  Ortsnamenbuch  d< 
Steiermark,  S.  481.  ,Eppenstein*  lässt  sich  urkundlich  seit  1135 — 114 
belegen  (s.  ebenda,  S.  157). 

2  Perchta  erscheint  als  ,nobilis  femina'  in  der  Brixuer  Tradition  bei  Rec 
lieh,  a.a.O.,  S.  34,  Nr.  80  (1050—1065)  und  Waltfrid  als  ihr  Gatt 
Nach  dieser  Notiz  und  nach  der  zweiten  (8.34,  Nr. 81)  war  Perchta  im  Jan i 
thal  Kärntens  begütert,  wo  auch  die  Eltern  des  Bischofs  Albwin  vo 
Brixen  (976-1006),  Albwin  und  Hildegard,  reichen  Besitz  innehatte] 
Redlich,  a.  a.  O.,  8.  23,  Nr.  68.  Als  Bruder  Bischofs  Albwin  ersehen 
hier  ,quidam  marchicomes'  Aribo,  der  auch  als  solcher  (993  — 100< 
Redlich,  8.  12,  Nr.  28,  auftaucht  —  Waldo  (I.)  findet  sich  als  ,Wal 
fridus*  (Redlich,  8.  38,  Nr.  92)  in  der  Brixner  Tradition,  Inhal* 
des  Gutes  Oternitz  bei  Deutsch-Landsberg  (predium  hereditaria  su< 
cessione  sibi  a  matre  relictum  .  .  .). 


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201 

Dieser  Zweig  der  Eppensteiner,  den  wir  die  ,Reuner* 
Grafen  (aber  nicht  Grafschaftsinhaber)  nennen  wollen,  war  auch 
bei  Leibnitz,  Deutsch-Landsberg  und  auf  dem  oberen  Mur- 
boden begütert,  denn  unser  Waldo  (EL)  erscheint  als  Grund- 
herr im  Gebiete  von  Kraubat  oder  an  der  Lobming  und  Stifter 
der  alten  Pfarre  von  St.  Stephan  daselbst.1 

Jedenfalls  hatte  Waldo  (II.)  keine  Söhne.  Dass  Ota- 
kar  (IV.,  VI.)  von  ihm  erbte,  wissen  wir,  ob  auch  sein  Vetter 
Herzog  Heinrich,  der  letzte  Eppensteiner,  entzieht  sich  unserer 
Kenntniss. 

Ist  er  aber  derselbe  ,vornehme,  hochfreie'  Waldo,  der 
ykrank  und  verzweifelnd',  auf  Rath  seiner  darob  besorgten 
Lehensmannen,  dem  Markgrafen  Leopold  III.  von  Oesterreich 
seine  innerhalb  Baierns'  (also  auch  der  Ostmark)  gelegenen 
Güter  vermacht  hatte,  dann  aber  mit  einer  Frau  aus  ,Franken' 
(de  partibus  francorum)  vermählt,  dieser  die  gleichen  Güter 
verschrieb,  ohne  jedoch  die  frühere  Verschreibung  rückgängig 
machen  zu  können;  ist  es  derselbe  Waldo,  der,  in  der  Gegend 
von  Banna  und  Kottes  (Viertel  ob  dem  Manhartsberg,  Nieder- 
österreich) reich  begütert,  vor  1108  Göttweih  beschenkte, 
derselbe  Waldo,  dessen  Tochter  1171  gegen  letzteres  Kloster 
eine  Güterklage  anstrengte,  sich  jedoch  mit  ihm  verglich? 
Dann  müssten  wir  ihn  auch  als  begütert  in  der  Ostmark  vor- 
aussetzen.    Für  unsere  Frage  ist  dies  nicht  entscheidend.9 

Da  Vererbung  von  Gütern  durch  Waldo  (II.)  von  Runa 
an  Otakar  (IV.,  VL),  den  Vater  des  Markgrafen  Leopold  des 


1  8.  Zahn,  Steiermärkisches  Urkundenbuch  I,  8.  68,  83;  Redlich,  Acta 
Tirol.  I,  S.  76,  SO,  92;  Urkunde  von  1218,  8.  August;  Zahn,  Urkunden- 
buch I,  8.237:  ...  in  predio,  quod  ruit  comitis  Waltonis,  funda- 
toris  antedictae  ecclesiae  (8.  Stephani  apud  Crowat).  Es  ist  dies 
das  Ortsgebiet  von  ,Lominichakimundi(  =  Lobmingmündung,  wie  es 
zuerst  (927)  urkundlich  genannt  erscheint.  Um  1130  taucht  der  Name 
,Goggendorf  auf  mit  ,iuxta  Pontem  S.  Stephani*  verbunden  (1155);  1160 
,8t  Stephanus  Chrowat'  (Zahn,  Ortsnamenbuch  der  Steiermark,  8.439). 
,Goggendorf*  ist  offenbar  =  Dorf  des  Goggo  (Koseform  eines  Eigen- 
namens). 

•Meiller,  Babenberger  Reg.,  8.  15,  Nr.  22  (Anm.  111),  8.  50,  Nr.  80 
(Anm.  239);  Karl  in,  Saalbuch  von  Göttweig  (Fontes  rer.  Austr.,  IL  Abth., 
8.  Bd.,  1885,  8.  142,  152,  160,  172)  sind  geneigt,  dies  anzunehmen. 
Tangl,  Eppensteiner,  a.  a.  O.,  8.  144,  213  und  Weiss,  a.  a.  O.,  8.  32 
bis  36,  sind  für  die  Kinderlosigkeit  Waldos. 

ArehiT.  LXXX1V.  Bd.  I.  Hüfte.  14 


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202 

Starken,  also  noch  vor  dem  Ableben  seines  Blutsverwandten 
Herzog  Heinrichs  H.  von  Kärnten,  des  letzten  sogenannte] 
Eppensteiners,  stattfand,  so  müssen  wir  denn  doch  eine  Vei 
wandtschaft  zwischen  ihm  und  jenem  Otakar  voraussetzen 
worauf  schon  bekanntlich  die  Urkunde  von  1138  schliessei 
lässt.  Und  wollten  wir  auch  eine  zweite  Erklärung  versuche] 
und  den  Sachverhalt  so  auffassen,  dass  hiebei  die  Verschwfi 
gerung  Otakars  (IV.,  VI.)  mit  Herzog  Heinrich  H.  den  Aue 
schlag  gab  und  Letzterer,  den  eigenen  Vererbungsplan  z 
Gunsten  Otakars  im  Auge,  seinen  Vetter  Waldo  (H.)  verai 
lasste,  mit  dem  Reuner  Nachlasse  in  gleicher  Weise  zu  vei 
fahren,  so  wäre  eine  solche  Erklärung  entschieden  gewagte] 
und  sie  könnte  besten  Falles  nur  zur  Verstärkung  einer  Ai 
sieht  dienen,  welche  wir,  unbeschadet  der  näherliegenden  AuJ 
fassung  bezüglich  des  Anfalles  der  Güter  Waldos  an  Otaka 
(IV.,  VI.),  nun  zu  begründen  versuchen  wollen,  die  Ansict 
nämlich,  dass  nicht  blos  Verschwägerung,  sondern  ältere 
nähere  Verwandtschaft  zwischen  den  Dynasten  von  Steie 
und  den  sogenannten  Eppensteinern  bestand  und  in  de 
Thatsache,  dass  wir  den  beiderseitigen  Ahnen  auf  dem  Bode 
des  Landes  ob  der  Enns  begegnen,  gewissermassen  ihr  Seitei 
stück  findet. 

Es  muss  nämlich  auffallen,  dass  in  Folge  blosser  Vei 
schwägerung  der  ganze  grosse  Besitz  der  Markgrafen-Hei 
zöge  von  Eppenstein  seit  Ende  1122  an  Otakar  (IV.,  VI. 
beziehungsweise  an  seinen  Sohn  Leopold,  vererbt  wurde.  Den 
als  Schwager  stand  Markgraf  Leopold  IH.  von  Oesterreic 
(f  1136)  dem  Herzoge  Heinrich  H.  von  Kärnten  näher  al 
Otakar,  da  der  letzte  Eppensteiner  die  leibliche  Schwester  de 
Babenbergers  zur  (dritten)  Frau  hatte,  abgesehen  davon,  das 
der  erste  Sponheimer  im  Kärntner  Herzogthum  seit  1122 
Heinrich  (HI.,  I.)  vermuthlich  der  Schwestersohn  des  Eppei 
Steiners,  also  sein  Blutsverwandter  war. 

Man  hat  nun  über  diese  Verschwägerung  hinaus  zu  d< 
Annahme  Zuflucht  genommen,  dass  die  Nachkommen  jen< 
Otakar  (HI.,  V.),  welche  wir  1056—1059  als  Markgrafen  d< 
karantanischen  Mark  kennen  und  seitdem  aus  den  das  Steie 
land  betreffenden  Urkunden  verschwinden  sehen,  während  d 
Eppensteiner  immer  mehr  emporkommen  und  schliesslich  <L 
Herzogthum   in    Kärnten    wieder   antreten,    gewisse    Abm 


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203 

chungen  mit  dem  letzten  Eppensteiner,  Herzog  Heinrich  H. 
(1090 — 1122),  zu  Gunsten  eines  Rückfalles  ihrer  einstigen 
Herrschaft  in  der  karantanischen  Mark  an  sie  getroffen  hätten, 
und  dass  die  letztwillige  Erklärung  Herzog  Heinrichs  H.  damit 
zusammenhänge. 1 

Eine  solche  Annahme  hat  jedoch  schwere  Bedenken  gegen 
sich,  denn  die  Anwartschaft  mark  gräflich  er  Gewalt  konnte 
durch  eine  solche  private  Uebereinkunft  keineswegs  verbürgt 
werden,  und  anderseits  handelte  es  sich  in  dem  Testamente 
des  letzten  Eppensteiner's  um  das  vererbliche  Eigen  gut  seines 
Hauses  in  der  karantanischen  Mark. 

Diesen  Bedenken  steht  aber  ausserdem  die  urkundlich 
gesicherte  Thatsache  zur  Seite,  dass  zur  Zeit,  als  die  Eppen- 
steiner  noch  nicht  das  Herzogthum  Kärnten  förmlich  zurück- 
gewonnen hatten,  und  auch  dann,  nachdem  dies  der  Fall  war, 
ein  Angehöriger  des  Hauses  von  Steier  Amt  und  Gewalt 
in  der  karantanischen  Markgrafschaft  bekleidet,  dass  somit  die 
Nachkommenschaft  jenes  Otakar  (UI.,  V.)  aus  diesem  Lande 
keineswegs  verschwindet  oder  vor  den  Eppensteinern  durch- 
wegs ,zurückweicht*. 

Es  ist  dies  jener  Adalbero,  den  die  Quellen,  so  auch 
die  Vorauer  Genealogie,  als  leiblichen  Bruder  Otakars  (IV., 
VI.)  bezeichnen  und  als  kaiserlicher  Parteimann,  den  Eppen- 
steinern zur  Seite,  im  leidigen  Investiturstreite  gegen  den  gre- 
gorianisch gesinnten  Bruder  lange  Fehden  führen  lassen,  bis 
ihn  (um  1088)  ein  blutiges  Ende  erreichte,  und  zwar,  wie  es 
bezeichnend  heisst,  von  der  Hand  seiner  adeligen  Dienstmannen 
bei  Leoben,  in  der  karantanischen  Mark. 

Die  bewussten  Quellen,  aus  denen  auch  die  Vorauer  Ge- 
nealogie schöpft,*    sind   päpstlich  gesinnt  und  fuhren  auf  das 


1  S.  F.  M.  Mayer,  Die  österr.  Alpenländer  im  Investiturstreite  (1882), 
8.  162.  Mayer  v.  Knonau,  Jahrbücher  des  deutschen  Reiches  unter 
Heinrich  IV.,  I,  8.  209,  vertritt  auch  mit  Strnadt  (Gebiet  des  Landes 
o.  d.  Enns,  8.  51 — 57)  die  herkömmliche  Ansicht  von  der  Verdrängung 
der  Otakare  aus  der  karantanischen  Mark  durch  die  Eppensteiner  seit 
1059/60.  Ueber  die  Verwandtschaft  des  letzten  Eppensteiner's  mit  den 
Sponheimern  s.  Wahn  seh  äffe,  Das  Herzogthum  Kärnten  und  seine 
Marken,  8.  84. 

1  8.  L  Abtheilung  über  die  Geneal.  Voraw.  die  Vitae  archiep.  Salisb.  und 
die  Ann.  8.  Eudberti  Salisburg. 

14» 


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205 

Zeiten,  aus  den  Traditionen  der  Brixner  Hochkirche,  und 
mit  ihnen  darf  unbedenklich  die  Schenkungsurkunde  für  Rans- 
hofeu  aus  der  Zeit  um  1070 — 1075  verknüpft  werden. 

Die  eiue  Brixner  Tradition  fallt  in  die  Zeit  von  1065  bis 
1077,  die  anderen  in  die  von  1070 — 1080.1  In  beiden  wird 
durch  die  Ortsangaben:  Lint,  Grazlup,  Hengist  und  Runa  (Reun) 
das  Marchionat  Adalberos  für  die  karantanische  Mark 
(Mittel-  und  Obersteier)  sichergestellt.  Hiezu  tritt  nun  die 
Ranshofener  Tradition,  welche  über  eine  Schenkung  Kaiser 
Heinrichs  IV.  berichtet.  Unter  den  Zeugen  macht  den  Anfang 
Markgraf  Ernst  von  Oesterreich  (+  1075,  9.  Juni),  und  ihm 
folgt  unmittelbar  Markgraf  Ad  alp  er  o;  hierauf  finden  sich  durch- 
wegs bairische  Grafen,  welche  die  Adelshäuser  Ratelenberg, 
Formbach,  Peilstein  und  die  sogenannten  Aribonen  (engeren 
Sinnes)  vertreten,  angegeben.2 

Es  unterliegt  somit  keinem  Zweifel,  ob  wir  nun  diese  Tra- 
dition dem  Jahre  1073  oder  1074  zuweisen,  dass  unser  Adal- 
bero  die  karantanische  Markgrafschaft,  und  zwar  vor  dem 
Losbruche  des  Investiturstreites  einerseits,  dem  Ableben  Mach- 
wards  (III.)  von  Eppenstein  (1076)  und  der  Erwerbung  des 
Herzogthums  Kärnten  durch  des  Letzteren  Sohn  Liutold  (1077) 
anderseits,  innehatte,  somit  nicht  zum  Lohn  seiner  Kaisertreue 
und  Parteigängerschaft  Markgraf  wurde.  Auf  keinen  an- 
deren  Adalbero    passt  für  diese  Zeit  die  Angabe  ,marchio*. 

Er  scheint  somit  seinem  Vater  in  der  karantanischen 
Markgrafschaft  nachgefolgt  zu  sein.  Dass  Letzterer  (Otakar 
III.,  V.)  nur  in  drei  Urkunden  1056 — 1059  als  Markgraf  auf 
diesem  Boden  des  Amtes  waltet,3  dann  verschwindet,  und  wir 
—  ohne  die  Zeugenschaft  der  Brixner  Traditionen  —  von 
1059 — 1122   über    die    karantanische  Markgrafschaft   ganz   im 


1  Redlich  (Acta  Tirol.  I,  Brixner  Traditionen),  S.  81—82  und  101,  Nr.  228 
und  281. 

'  Mon.  Boica  III,  Nr.  32;  Urkundenbuch  des  Landes  o.  d.  Enns  I,  S.  215, 
Nr.  XXXTL;  Meiller,  Babenberger  Reg.,  S.  9,  Nr.  12  (Anm.  Nr.  73, 
8.205).  Moritz,  Gesch.  der  Grafen  von  Formbach  u.  s.  w.  (Bairische 
Akademie,  Abh.  1803,  S.  81,  83—84)  ist  für  das  Jahr  1073  oder  1074, 
Meiller,  mit  Rücksicht  auf  den  Feldzug  König  Heinrichs  IV.  gegen 
Ungarn,  an  dem  auch  Markgraf  Ernst  von  Oesterreich  theilnahm  (Juli 
bis  September  1074),  für  das  Jahr  1074. 

1  Zahn,  Urkundenbuch  der  Steiermark  I,  Nr.  62  (1066);  Nr.  65  (1058); 
Nr.  66  (1059). 


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206 

Ungewissen  blieben,  ist  bei  der  Spärlichkeit  anderweitiger  Ur- 
kunden für  diesen  Zeitraum  nicht  allzu  auffallend.  Enthält 
doch  das  Urkundenbuch  der  Steiermark  für  diese  63  Jahre 
blos  41  Nummern,  darunter  keine  einzige  echte  Königsurkunde 
und  meist  nur  kirchliche  Traditionen.  Markward  (HL)  von 
Eppenstein  erscheint  nur  einmal,  in  dem  wichtigen  Vertrage 
mit  Salzburg,  vertreten,  sein  Sohn,  Herzog  Liutold,  gar  nicht, 
und  der  letzte  Eppensteiner  Herzog  nur  durch  seine  zwei  Stif- 
tungsurkunden für  St.  Lambrecht  von  1103  und  1114  auf  seinem 
Eigenbesitz.1  Wir  haben  also  auch  für  die  herzogliche  Amts- 
tätigkeit der  Eppensteiner  auf  steiermärkischem  Boden 
für  die  Zeit  von  1059 — 1122  so  gut  wie  gar  kein  bestimmtes 
Zeugniss,  worauf  schon  Huber  zutreffend  hinwies.* 

Ein  ^Zurückweichen'  der  steirischen  Dynasten  vor  den 
Eppensteinern  aus  der  Mark  ist  somit  bis  zum  Tode  jenes 
Adalbero  (circa  1088)  nicht  annehmbar;  dann  freilich  scheint 
es,  als  habe  die  gregorianische  Parteistellung  seines  über- 
lebenden Bruders  Otakar  (IV.,  VI.)  demselben  die  karan- 
tanische  Mark  versperrt  gehalten,  denn  die  Ausübung  mark- 
gräflicher Rechte  im  Steirerlande  lfisst  sich  erst  bei  Otakars 
Sohne,  Leopold  dem  Starken,  1123 — 1129,  nachweisen. 

Wie  steht  es  nun  aber  mit  der  karantanischen  Markgraf- 
schaft vor  1088,  oder  richtiger  gesagt  von  1059—1088? 

Wir  wissen,  dass  ein  Otakar  (HI.,  V.),  nach  allgemeiner 
Annahme  Vater  Otakars  (IV.,  VI.)  und  Adalberos,  nach  1059 
aus  den  die  karantanische  Mark  betreffenden  Urkunden  ver- 
schwindet. Wir  kennen  seine  Lebensdauer  nicht,  wir  erfahren 
nur  aus  jener  bedenklichen  Passauer  Urkunde  von  1088  und 
aus  Garstner  Traditionen,  dass  er  in  Rom  starb,  und  wir 
dürfen  mit  Bestimmtheit  annehmen,  dass  dies  bereits  vor  1082 
eingetreten  sein  müsse.* 

Wäre  uns  das  Gründungsjahr  des  Garstner  Chorherren- 
stiftes, welches  später  in  ein  Benedictinerkloster  umgewandelt 
wurde,   bekannt,   dann  könnten  wir  Bestimmteres  angeben,  da 


1  VfL  Zahn,    Urkondenbuch  dar  Steiermark,  L  Bd.,   &  76—134.    Nr  67 
bis  108. 

*  Haber,  Oesterr.  Gemh.  I,  &  367. 

*  £   darüber  weiter  unten. 


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207 

jene  Gründung  in  den  Garstner  Denkmälern  als  Werk  dieses 
Otakar  bezeichnet  wird.1 

Uns  begegnet  aber  eine  Melker  Urkunde  aus  der  Zeit 
des  österreichischen  Markgrafen  Ernst  (1067 — 1075)2  desselben, 
den  wir  oben  in  der  Ranshofener  Tradition  als  Zeugen  neben 
jenem  ,Markgrafen'  Adalbero  vorfanden,  welche  als  ersten 
in  der  Zeugenreihe  Oczo,  ,Markgrafen  von  Steier'  (marchio  de 
Styre)  anführt.  Trotz  aller  Bedenken  wider  ihre  Echtheit  lässt 
sie  sich  nicht  als  späte  Fälschung  brandmarken.3    Meiller  stellt 


S.  darüber  weiter  unten. 

1  M eil ler,  Babenberger  Reg.  9,  Nr.  11,  Anm.  70,  S.  204.  M eil ler  ver- 
ficht den  Sommer  des  Jahres  1074;  Filz  (Gesch.  von  Michelbeuern  1, 
S.  87,  §  7)  und  Pritz  (Beitrage  zur  Landeskunde  für  Oesterreich  o.  d. 
Enns  V,  S.  231)  sagen:  nach  1070.  Meiller  beruft  sich  auf  die  Melker 
Capitularen  Eaiblinger  und  Mayer,  welche  erklären,  die  Urkunde 
könne  nicht  vor  1065  fallen,  und  sieht  in  der  Urkunde  ein  Argument 
gegen  Blumberger,  der  den  marchio  Oczo  schon  1056  als  verstorben 
annahm  (s.  Beitrage  zur  Lösung  der  Preisfrage  Erzherzog  Johann  II.  in 
Hormayr's  Archiv  1818,  Nr.  143  f.).  Kaiblinger,  Gesch.  Melks  I 
(1868),  8.  172  ff.,  ergeht  sich  in  der  Erörterung,  dass  die  Urkunde  in 
die  Zeit  von  1065—1075  gehöre,  mit  Rücksicht  auf  die  Zeugen,  vor 
Allem  darauf,  dass  Markgraf  Ernst  darin  auch  der  Zustimmung  seines 
Sohnes  gedenkt,  Leopolds,  des  nachmaligen  Markgrafen,  der  um  1050 
bis  1051  geboren  wurde,  verweist  aber  zugleich  auf  seinen  Kloster- 
genossen, Präfect  Mayer,  der  annehme,  dass  die  Urkunde  nicht 
später  als  1065  anzusetzen  sei.  Ueber  1065  hinauf  erscheint  sie 
somit  von  keiner  Seite  gerückt. 

1  Waitz,  Deutsche  Verfassungsgeschichte  V,  8.  312,  Anm.  4,  fand  es  be- 
denklich, dass  in  der  Urkunde  »Ministerialen'  der  Mark  vorkämen 
(,ministeriale8  marchie:  Azzo  de  Gobatzpurch  et  filii  eins  Anshalm 
et  Nizzo,  Poppo  de  Ror,  Vlreihc  de  Chaduve,  Alber  de  Zebingen,  Ade- 
lolt  Chrewczaere  et  alii(),  was  für  so  frühe  Zeiten  ganz  vereinzelt  da- 
stünde. Strnadt,  Geburt  des  Landes  o.  d.  Enns,  8.52,  greift  nicht 
nur  nach  diesem  Argument,  sondern  findet  das  Prädicat  des  erstange- 
fahrten Chuenringers  Azzo  de  »Gobatzpurch'  mit  Rücksicht  auf  Friess 
(»Die  Herren  von  Kuenring',  Blätter  des  Vereines  für  Landeskunde  von 
Niederösterreich  VII,  8.  39,  41)  verfrüht,  stösst  sich  an  dem  Siegel 
und,  was  allerdings  am  wenigsten  von  Gewicht,  auch  an  dem  Namen 
des  Markgrafen  ,Oczo',  was  erstlich  ungewöhnlich  und  auch  keineswegs 
als  identisch  mit  den  Namen  ,Otakar*  sei,  wogegen  selbst  Friess 
(Traunkirchen,  8.  206)  als  ein  , wenig  stichhältiges*  Argument  zu  wenden 
sich  gedrungen  fühlt,  anderseits  aber  (8.  207,  Anm.)  die  Urkunde  mit 
Strnadt  für  eine  solche  hält,  welche  später,  das  ist  nicht  im  11.  Jahr- 
hundert, abgefasst  wurde.  Strnadt  meint,  sie  sei  «gegen  die  Mitte  des 
12.  Jahrhunderts   als    eine    aus   dem  Gedächtnisse   ins  Werk 


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208 

sie  zum  Jahre  1074,  Kaiblinger  meint,  sie  sei  nicht  später  als 
10G5  anzusetzen,  während  Filz  und  Pritz  den  Jahren  1070 
bis  1072  zuneigen. 

Wie  dem  auch  sein  möge,  wir  begegnen  da  der  be- 
kannten Koseform  des  Namens  Otakar:  ,Oczi  —  Oczo',  und 
mit  dieser  Koseform  bezeichnet  auch  die  Vorauer  Genealogie 
den  Vater  Otakars  (IV.,  VI.)  und  Adalberos. 

Wie  will  man  sich  aber  mit  dem  Titel  Markgraf  von 
Steier,  der  uns  zum  ersten  Male  urkundlich  entgegentritt,  zu- 
rechtfinden? Eis  gab  wohl  eine  karantanische  Mark,  so  gut 
wie  eine  bäurische  Ostmark  oder  Oesterreich,  aber  keine  ,Mark' 
von  Steier,  welcher  Name  nur  der  Burgherrschaft  am  Ufer 
des  gleichnamigen  Flusses  zukommt1 

Milssen  wir  voraussetzen,  dass  dieser  ,Oczo'  derselbe  ist, 
den*  wir  lrtfrti — 1059  in  Urkunden  als  Markgrafen  Karantaniens 
b*$*Mmen,  $o  heisst  er  hier  immer  nur  „marchio  in  marchia 
e&rintina  —  carentana\  nie  marchio  .de  Srrre*. 

Mit  %Otakar\  wie  er  da  heisst»  und  %Ocxo\  wie  ihn  das 
Melker  Pipern  nennt,  kennen  wir  uns  leichter  helfen;  es  darf 
uns  nie!;!  $iutau£  machen*  wenn  er  als  Träger  eines  Reich  s- 
antte*  in  Ka»$erd:;*! ^raca  uud  Kv-ipsirkundem  also  in  offi- 
c:e«en  AustVrtt^irjreiu  des  v;"e~  Xasea.  dagegen  als  Zeuge 
ir.  eir.er  r-x*rKi^*r.ivher:  ScHer.k^r.£Sirk^iiie  die  £*cg  und  gäbe 
K^wror«a  d:c«**  Xa^erss  ruirt* 

\Y;r  risset  *I^\  ^n  ilvr  cj*  <i^£Ae  Schwierigkeit 
*v*  ifÄ  „raar<>..*  ae  Äyre*  Ar  ;ez*   Zet:  Lir  anzukommen, 

<**>**     >s-»*i:  m*c;:  iuW  i.va   ««t  \  r  r.n!  -rtr—i     tmä  im  fiesem 
\V^*^uu  « ictsa*  imxtt  £.vfr    JLb-    f*j*i:    Irina?»   iiaim  .Xfea»*  aurduo  de 

<  *****  &a*e  >a  üi>,-  U"#  .IW  läif^^aa*  Bnaaa  aatf  aaaa*  Marken 
»a  XX  ,v;ul.  >i  ritrt-r  *  i*t^  -Oc*.  ILJattromr?  ;>">.  ..  St.  Ä.  aaamauat: 
St.tr  ^«^wxkv  *c%*  «ni»  itras  «\iir-*  *i"*.\  h*ibk  joetfc  *«tt  ev  an  Za- 
t*»«wuniK*  w  ^mc  t,*u  ¥*<*>*  t«c—!c&  «>aJ*f«BiB*  >uaa»irf  der 
*.-i»*^nu*»  *ir  <!»*•*  >»:»,  u.>hm  TW»  w*  lfca.-*at  Abt  faaw  ——  Xaaie 
>.%. *  ,  >  *  ^•••**,>  .mut  ^^f  >5u**  «^  —  *i  ts*  im»  {jaav  «jfaüg  «ad 
***  •■»**  *%•!  «»v^«^  a«i  «titvr  ^ria  nr  ^mwt  &*>  3*BaJaaaaaaajetüet 
■•  •**'*•  **•*>»%  v  .Vi.k>h  >  i  awmiagspiacaAimaa  Tfl.  SL  74, 
4»>w»  a»*,^).«  <*»  ?*;  •**  >s^'-mv«^  .  *  »  x>  a.  a  X*  Stftrt  Aaaa.  3 
*«v«i  «**«  X*  i*  „  Sui^tr  .  t.a»  ^lutin  «#•%  ms»  att  im 
ä.»i»      <***  v,-»-,*^   •««<*  >a  %      t    « tt    iiii»i    S  «~»     ^      * 


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209 

annehmen,  dass  in  diesem  Ausdruck  der  Amtstitel  von  der 
karantanischen  Markgrafschaft  herrührt  und  mit  dem  Namen 
der  Hauptburg  oder  Hauptherrschaft  des  Hauses  Styre  — 
Steier  verknüpft  wurde,  und  wir  dürfen  eine  solche  Annahme 
wagen,  da  in  jenen  Kaiserurkunden  der  Jahre  1056 — 1059 
von  Otakar  nur  als  Amtsträger  die  Rede  ist,  während  er  in 
der  Melker  Urkunde  als  Zeuge  auftritt  und  sich  hier  nach 
seiner  Hauptburg  schreibt. 

Dazu  findet  sich  eine  Parallele  bei  den  Markgrafen  des 
Nordgaues  oder  den  von  Chamb-Vohburg.  ,Markgraf  Diet- 
pold  (f  1078)  führte  das  Prädicat  , Giengen'  nach  seiner  Herr- 
schaft in  Schwaben,  sein  gleichnamiger  Sohn  (+  1146)  nennt 
sich  Markgraf  von  ,ChamV  und  jVohburg'  nach  zwei  Orten, 
einem  Städtchen  und  einer  Burg  im  Baiernlande. 

Und  diese  Bezeichnung  ,Markgraf  von  Steier'  erscheint 
seit  1123,  als  unser  Haus  in  die  karantanische  Mark- 
gewalt dauernd  einrückte,  gerade  so  typisch  wie  vorher. 
Auch  der  langlebige  Otakar  (IV,  VI.),  der  1122  starb,  nennt 
sich  und  wird  immer  ,marchio  de  Styra'  oder  ,styrensis'  ge- 
nannt, nicht  anders  denn  Leopold  der  Starke,  sein  Sohn,  der 
Erbe  des  grossen  Eppensteiner  Nachlasses  in  der  karantanischen 
Mark,  seit  1123. 

Es  handelt  sich  aber  darum,  zu  erklären,  wie  sich  Oczi 
—  Otakar  (HI.,  V.)  und  jener  Adalbero,  Vater  und  Sohn, 
als  Markgrafen  der  karantanischen  Mark  zu  einander 
stellen,  und  wie  es  möglich  ist,  dass  der  Bruder  Adalberos, 
Otakar  (IV.,  VI.),  in  den  spärlichen  Urkunden  (seit  1082  zum 
Mindesten)  ,marchio  de  Styra'  heisst,  jedenfalls  also  noch  bei 
Lebzeiten  Adalberos.  Sollte  das  nicht  doch  einen  wesentlichen 
Unterschied  des  Prädicates  ,marchio  Styrensis',  ,marchio  de 
Styre'  von  dem  Begriffe  und  der  Wesenheit  der  karantanischen 
Mark  nahelegen? 

Der  Name  Adalbero  durchbricht  die  Reihe  der  ,Otakare* 
zum  ersten  Male  —  soweit  wir  dies  Geschlecht  kennen;  zum 
zweiten  Male  ist  dies  bei  Leopold  dem  Starken  (1123 — 1129) 
der  Fall.  Bei  diesem  ist  es  ersichtlich,  dass  hier,  wie  so  oft 
in  Adels-  und  Fürstenhäusern,  der  Name  des  Grossvaters 
von  mütterlicher  Seite  zur  Geltung  gelangt;  dürften  wir  das 
nicht  auch  bei  unserem  Adalbero  voraussetzen? 


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210 

Zunächst  müssen  wir  jedoch  einer  anderen  und  in  mehr 
als  einer  Hinsicht  entscheidenden  Frage  nachgehen;  dürfen  wir 
nlimlich  vor  Allem  Oczi-Otakar  (HL,  V.),  ihren  angeb- 
lichen Vater,  als  eine  Person  auffassen,  oder  sind  wir  mit 
Friess  veranlasst,  ihn  in  zwei  Otakare  aufzulösen,  deren 
cinor,  von  Friess  als  Otakar  II.  gezählt,  derselbe  wäre,  welchem 
wir  1066  - 1069  als  karantanischen  Markgrafen  begegnen,  and 
ilor  um  1060  ,im  Kampfe  gegen  die  Eppensteiner  gefallen  sei',1 
während  der  andere,  Otakar  III.  (bei  Friess),  ,Markgraf  von 
Stcior*,  ,Qraf  im  oberen  Traunthale  und  des  Erbes  der  Lam- 
bachcr'  —  um  107S  das  Zeitliche  gesegnet  hätte,  mit  Hinter- 
lassung zweier  Söhne,  Otakars  IV.  und  Adalberos? 

Diese  Annahme,  Air  welche  Friess  einstehen  zu  müssen 
erklärt,  hat  auf  den  ersten  Blick  sehr  viel  Bestechendes,  aber 
os  wäre  bedenklich,  ohne  dringende  Nöthigung  die  alte  Tra- 
dition aufsuopfern,  welche  in  der  Vorauer  Genealogie  zur  Gel- 
tung kommt  und  nur  ,Oczi<  (=  Otakar  HL,  V.)  als  Mark- 
grafen und  als  Vater  Otakars  (IV.,  VI.)  und  Adalberos  kennt. 

1  Vnn  dass  dieser  Oczi  nach  der  Angabe  dieser  Tradition 
in  den  Zeiten  Kaiser  Heinrichs  HI.  gelebt,  entspricht  der  Ur- 
kunde von  10fH\  welche  einen  Otakar  als  Markgrafen  in  Karan- 
tanicn  walten  lllsst  und  von  Kaiser  Heinrich  HI.  herrührt;  dass 
er  dann  noch  in  den  Jahren  Kaiser  Heinrichs  IV.  lebte  und 
wirkte*  darf  man  angesichts  der  chronologischen  Allgemeinheit 
einer  suchen  Tradition  denn  doch  nicht  als  Beweisgrund  wider 
ihre  Glaubwürdigkeit  ausspielen  wollen. 

Wenn  Pries*  anninunu  sein  Otakar  H.  sei  um  1060  im 
Kawptv  $re*ren  die  Kppensteiner  sretalleiu  so  ist  dies  eine  ganz 
tttter*ei$hche  Yermuihutic*  welche  er  nur  deshalb  ins 
Ko\l  t^Krts  um  das  Yerschwi-des  eres«  Otakar  ans  den  Ur- 
Kttr»?0Ä   der  S^ercvurk   s^it    UYv*   xz  erkliren   und   sich  das 

Xl;t  *\\t  r^cKr  K<vKv  wvu  cerre  <--Jie  sokfc*  Hypothese, 
v^artv  **a*    e;?,  l\vrt«*S<sa   «rsi  AÄtsw^rke*  Oai-Otakars  nach 


An»  l*«4W*e*t  $rtfci-\  -rv—  ftrr  *  —  iUr  r  I  Ffcmr  fi  W). 
*»  >  »>*>***„  .»  ^«M>w  r*  r-  /vV  ^\dLr  *V^  Tl,  t  11«)  »k 
S,  >  9  *sv^m  *.  W  f*«»-i  >*«<**  *V*-  /*smv.«c  TTU  T  —  mix  setaem 
>fe<»wt*    \<r    s*v  *iwv») .    ».?*£  ^v^l    «Mb);  lu*c  «oak  Mt£  iem  Boden 

A.X     \  v«***     yvV^M^^X*^    ****** 


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211 

1059 — 1060  annehmen,  also  auch  in  der  Zeit  der  Ausstellung 
des  bewussten  Melker  Diploms,  das,  wie  man  es  auch  datiren 
will,  1065—1074  ausgefertigt  wurde.  Da  von  1059—1074 
Mos  15  Jahre  verstrichen,  kann  man  nicht  von  einer  bedenk- 
lichen Langlebigkeit  dieses  Oczi-Otakar  sprechen.  Man  denke 
nur  an  Otakar  (IV.,  VI.),  dessen  Auftreten  in  den  Urkunden 
uns  von  1082 — 1122,  also  durch  volle  40  Jahre  begleitet! 

Schwieriger  ist  es,  sich  mit  der  Frage  abzufinden,  wie 
sich  das  Markgrafthum  Oczi-Otakars  (III.,  V.)  zu  dem  seines 
Sohnes  Ad albero  stellt,  und  wie  es  kommt,  dass  neben  Adal- 
bero  sein  Bruder  Otakar  (IV.,  VI.)  —  in  den  Urkunden  seit 
1082  ,marchio  de  Styre'  genannt  —  auch  den  Markgrafen- 
titel fiihrt. 

Wir  müssen  da  zunächst  auf  die  Frage  eingehen,  wer 
von  ihnen  Beiden  der  ältere  Sohn  Oczi-Otakars  (HE.,  V.)  war? 

Die  frühesten  Quellen  und  die  Vorauer  Genealogie  nennen 
sie  leibliche  Brüder  (fratres  germani),  also  Sprösslinge  von 
gleichem  Vater,  von  derselben  Mutter;  alle  diese  Ueber- 
lieferungen  schweigen  aber  über  das  Altersverhältniss  und 
stellen  den  ,schlimmen',  henricianisch  gesinnten,  Adalbero  — 
denn  für  sie  gilt  er  nur  als  Parteimann  —  in  Schatten,  während 
der  kirchenfreundliche  Bruder  in  den  lichten  Vordergrund  ge- 
rückt erscheint.  Dazu  kommt,  dass  man  an  den  Namen  Ota- 
kar als  ständigen,  sich  von  Vater  auf  Sohn  vererbenden  ge- 
wohnt war,  und  so  lag  es  um  so  näher,  bei  Otakar  (IV.,  VI.) 
an  den  älteren  jrechtschaffenen',  bei  Adalbero  an  den  jüngeren 
»entarteten*  Sohn  Oczi-Otakars  (III.,  V.)  zu  denken  und  ihn  — 
mit  Verschweigen  seines  uns  urkundlich  verbürgten  Mark- 
grafenthums  —  zum  blossen  ,6rafen  im  Enns-  und  Geiser- 
walde' zu  stempeln.  Gleichsam  widerwillig  nennt  ihn  eine  Ad- 
monter  Notiz,  welche  aus  der  Zeit  des  letzten  ,Markgrafen' 
Otakar  (VI.,  VIII.)  stammt,  eines  Urahnherrn  des  ,Mark- 
grafen  von  Steier',  wenn  sie  auch  bezeugt,  dass  er  seine  Ge- 
waltthaten  vor  Friesach  gegen  Erzbischof  Gebhard  von  Salz- 
barg nachmals  durch  eine  ausgiebige  Güterspende  an  Admont, 
Gebhards  Klosterstiftung,  gesühnt  habe,  um  vom  Banne  der 
Kirche  gelöst  zu  werden.1 


Mochar,  Gesch.  des  Herzogthums  Steiermark  IV,  S.  312,  Anm.  1  (aus  dem 
Admonter  Saalbache);    Zahn,  Urkundenbuch  I,    S.  99—100,  Nr.  85  aus 


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218 

War  Adalbero  der  jüngere  Sohn  Oczis  Otakars,  so  ist 
es  ungleich  schwieriger  zu  erklären,  wann  und  wie  er  dem 
Vater  in  der  Markgrafschaft  folgen  konnte,  da,  wie  wir  ganz 
bestimmt  wissen,  dies  Amt  in  Karantanien,  auf  dem  Boden  des 
heutigen  Ober-  und  liittellandes  der  Steiermark,  noch  vor  dem 
Investiturstreito  in  seinen  Händen  lag,  und  wir  zu  der  Hypo- 
these einer  gewaltsamen  Verdrängung  des  Vaters  aus 
der  Markgrafschaft  —  und  gerade  durch  den  jüngeren 
Sohn  —  doch  nicht  schlechthin  greifen  dürfen,  wie  verworren 
und  gewaltsamen  Veränderungen  günstig  auch  die  damaligen 
Zustände  Karantaniens  in  den  Jahren  der  Minderjährigkeit 
und  Vormundschaft  Heinrichs  IV.  sein  mochten. 

Viel  einfacher  und  wahrscheinlicher  erscheint  daher  die 
Annahme,  dass  Adalbero  der  ältere  Sohn  Oczis-Otakars  (III., 
\\>  war*  denn  sie  hilft  uns  nicht  blos  über  die  eine  Schwierig- 
keil hinweg,  wie  Adalbero  zur  Markgrafschaft  gelangte,  son- 
dern auch  über  die  anderen,  warum  er  und  nicht  Otakar 
vlV»,  YL\  sein  Bruder,  vor  10SS  thatsSchlich  Markgraf  in 
Kar&ntanien  war. 

Man  kannte  nun  bei  dieser  Annahme  des  Ahersvorranges 
vielleicht  daran  denken,  dass  Adalbero  zunickst  ,Graf  im  Enns- 
th&l£?b£*te%  war1  und  dann,  neWn  seinem  Vater  und  mit  dem- 


JL»jä  Cxtai  tra.la  de*  K  -««er?  A l^^t  IV.  S  I\>5  afc*c^riftäeli  im  Lan- 
£*&arv^x  AJa.Vero  fr*T<r  Osaf-i-u  t:.'»t;j  a&rckioRis  de  Stire 
f**£a*  et  ns^rxiiÄ  iä  Kv^JÄ-a  :-a;.'-  ar*i  F;iesat=m  tnens  ab  epi- 
äv^  \W>>a-\:.x  *\,VÄrxr.:x'*:;<  es^  ex.  rc*  aS-  '?.:»•*  bamni  dedit 
Av>;."t\V»>.>\  Kvsi?^c*..  :*iik:.  :  :;1  «  A.t:i  Ardain^).  quae 
$$*::*&  w*.»-.»>^.- .»  irt\  ;:^  -  V»««*  7~»i  r  3>-..T^t  »ir4  mmr  Terstind- 
t<->*  *»**»  **.t*  *^v^  ää»  ^,*  a*>  >*c  i«  »it**  Ha'.fte  das  12.  Jahr- 
>*"»v?,»'ct»  Akvni  $  ts{ttn  *.*  -  *»  ♦vo*atJ?^k  yr*a^i  beisseo, 
jjwt*  v^ala?  *>  ^  VI  ♦  Itü  »ar  äc  l"-.rT.**svater  £c*aT«*>  des 
V.v  **»  >la-i^*n.v«  *v*  Sfc.  *c  nata»  *I~  ^H1.  :;?•.  nm  .Herzog* 
<rfe.tK.«i  v  *v>  A;*t  v*v.  l«  *  r  *?•*!  :kxs*  t/saat  aZ«rdiBgs  ,pn>- 
*x«jr^  »iv>  V"  w  .  X  --ai™  \v\-t\sa.  ^»*a»  A:.a  •**•/  ai>  P  lAr  de»  Ur- 
«j-v**^  *>,•»**  *  v  <w%r*  <*■*»#  V  < '.  i»*c  «■»■::'**  mt  J^akar*  ^gmb  .comes* 
vVvoVo*  »i  "  ,ii«*  »  •■/  t  *  •  ■  i  n  n«f*  .^:  n"  J*?j"ica"wc  —  Eäcbdorf  and 
WH-^it    >*****     Mt    Vii^>u    V^kLr^uj.v,!     mi  Kxdatfeai»  «sf  dem 

J  >  V     *  V     ^  l      >    '  i  *  t. 

x  >a  ,»«k»    ,'v»  ivi    /^^k  %  *  *      .**«*  ^«"vr   >o«a   Mna'aafwv  axf  blosser 
^  *    %  ♦>  >  x    »  i  v    ».:     ,*  o»    f  •  »  #  i  >.  <    i     -  JiiBkfMPf    Wi^l     der  ua* 

".%»>     *»    ^  iv»     V"5i  .*>v<t«är    feK     £>«*      «    Vi  I^Ml.T  V«f«fMi       Cr* 


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213 

selben,  markgräfliche  Rechte  ausübte,  gerade  so,  wie  wir  dies 
Ton  den  sogenannten  Wels-Lambachern,  Arnold  und  Gottfried, 
in  der  gleichen  Mark  für  die  Jahre  1042 — 1044  urkundlich 
verbürgt  finden;1  man  könnte  weiters  voraussetzen,  dass  Adal- 
bero  nachmals  allein  Markgraf  blieb,  dass  sich  sein  Vater  von 
der  Berufslast  des  Amtes  freiwillig  zurückzog  und  nur  frommen 
Werken  leben  wollte,  was  etwa  in  der  Garstner  Chorherren- 
stiftung und  in  der  Pilgerfahrt  Oczi-Otakars  (III.,  V.)  nach 
Rom,  woselbst  er  starb,  seine  Erklärung  fände. 

Noch  ungesuchter  erscheint  jedoch  die  Voraussetzung, 
Adalbero  sei  in  Folge  des  Ablebens  seines  Vaters  Markgraf  in 
Karantanien  geworden,  und  dem  steht  keine  der  von  ihnen  han- 
delnden Urkunden,  weder  die  des  Babenbergers  Ernst  für  Melk, 
noch  die  Ranshofener  Königsurkunde,  noch  auch  das  Brixner 
Traditionenbuch  im  Wege.  Gleiches  gilt  von  der  anfäng- 
lichen Gründung  des  erwähnten  Chorherrenstiftes,  die  vor 
1074  längst  vollzogen  sein  konnte,  wie  sehr  auch  die  Garstner 
Aufzeichnungen  von  dem  Werden  des  späteren  Benedictiner 
klosters  daselbst  bestrebt  sind,  über  den  Bestand  der  Chor- 
herrencommunität  wortkarg  hin  wegzugleiten.2 

Wir  dürfen  also  annehmen,  dass  Adalbero  als  älterer 
Sohn  Oczis-Otakars  dem  Vater  in  der  karantani sehen  Mark- 
grafschaft folgte,  dass  beim  Ausbruche  des  Investiturstreites 
der  zweite  Sohn,  Otakar  (IV.,  VI.),  der  jüngere  Bruder  Adal- 
beros,  als  Gregorianer  gegen  ihn,  den  Henricianer,  zu  den 
Waffen  griff  und  den  väterlichen  Titel  ,Markgraf  mit  dem 
Erbe  verknüpfte,  das  er  im  Lande  ob  der  Enns  behauptete, 
während  Adalbero  karantanischer  Markgraf  war  und  blieb 
und  hier  über  Besitzungen  verfügte,  von  denen  leider  nur 
ein  vereinzeltes  Denkmal,  jene  Admonter  Tradition,  Zeug- 
niss  gibt. 

Nach  Adalberos  Tode  (um  1088)3  mag  Otakar  (IV.,  VI.) 
bestrebt  gewesen  sein,  Markgraf  in  Karantanien  zu  werden, 
was   er  wohl   schon  bei   Adalberos   Lebzeiten   versucht  haben 


1  S.  das  Nähere  weiter  unten,  wo  wir  auf  die  fragliche  Verwandtschaft 
mit  den  Wels-Lambachern  eingehen  werden. 

1  S.  den  Excurs. 

*  Der  Zeitpunkt  stimmt  ziemlich  zur  Zeit  der  Wiederherstellung  der  erz- 
bischöflichen ThKtigkeit  Gebbards,  die  1078—1086  ganz  lahmgelegt  war. 


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214 

dürfte;  dass  er  als  Markgraf  schon  vor  1122  in  karai 
tanischen  Angelegenheiten  urkundet,  wird  der  Schlussabschni 
zu  erweisen  versuchen. 

Die  Annahme,  dass  Adalbero  der  ältere  Bruder  Otakai 
war,  leuchtet  auch  aus  einem  anderen  Grunde  ein.  Man  häti 
im  Gegenfalle  ja  auch  die  Schwierigkeit,  sich  mit  der  Leben 
dauer  Otakars  (IV.,  VI.)  abzufinden.  Adalbero  muss  bei  seine 
Tode  (um  1088)  schon  in  reiferen  Jahren  gedacht  werden,  c 
er  jedenfalls  um  1074  bereits  Markgraf  in  Karantanien  wa 
Otakar  (IV.,  VI.)  stirbt  Ende  1122,  also  34  Jahre  späte 
Er  stand  1122  somit,  auch  als  jüngerer  Bruder  angenomme 
bereits  im  Greisenalter. 

Wir  waren  genöthigt,  dem,  was  eigentlich  dem  Schlus 
abschnitte  zukommt,  vorzugreifen  und  die  Stellung  Adalber 
und  Otakars  zu  ihrem  Vater  und  zu  einander  eingehend  s 
erörtern.  Nun  müssen  wir  aber  auf  die  eigentliche  Aufgal 
dieses  Abschnittes,  auf  die  Verwandtschaft  der  Dynaste 
von  Steier  mit  den  sogenannten  Eppensteinern  wied 
zurückkommen. 

Oben  bereits  wurde  dargelegt,  dass  eine  ältere  Verwanc 
schaft  zwischen  beiden  Häusern  bestanden  haben  müsse,  da 
die  bekannte  Verschwägerung  Otakars  (IV.,  VI.)  mit  de 
letzten  Eppensteiner  nicht  ausreiche,  um  die  Erbschaft  d 
Jahres  1122  zu  erklären. 

Schon  die  Angabe  in  der  bewussten  Urkunde  von  11« 
über  die  dem  frommen  Gedächtnisse  der  Reuner  Mönche  ei 
pfohlenen  Personen  lässt  bei  dem  Kärntner  Herzog  Heinri 
sowohl,  wie  bei  dem  Waldo  von  Runa  auf  Blutsverwandten; 
schliessen.  Denn,  wenn  die  Markgräfin  Sophie,  Leopolds  d 
Starken  Witwe,  in  Herzog  Heinrich  von  Kärnten  nur  d 
Oheim  ihres  Gatten  erblickte,  in  ihm  nur  einen  durch  V< 
schwägerung  geschaffenen  Verwandten  sah,  wie  kommt  < 
dass  sie  nicht  auch  des  zweiten  Oheims,  Markgraf  L< 
polds  HI.  von  Oester reich  (f  1136,  15.  November)  gedach 
der  als  leiblicher  Bruder  der  Mutter  des  steirischen  Leop< 
dem  Hause  doch  ungleich  näher  verwandt  war? 

Das  gewichtigste  Zeugniss  liefert  aber  das  Todtenbu 
des  Klosters  St.  Lambrecht  in  Steiermark,1  dessen  Grün  du 

1  Fontes  rer.  Austr.,  IL  Abth.,  29.  Bd.,  herausgegeben  von  Pangerl. 


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219 

Wilbirg,  der  vom  27.  August,  in  den  Weg,  wo  von  gleicher 
späterer  Hand  ,mater  Leotoldi'  geschrieben  steht.  Dies  passt 
nicht  zur  obigen  Annahme,  denn  Liutolds  =  Leopolds  Mutter 
war  ja  Elisabeth  von  Oesterreich,  und  der  Ausweg,  dort  habe 
der  Schreiber  mit  Liutold  den  Markgrafen,  hier  einen  anderen 
Liutold  gedacht,  wäre  mehr  als  bedenklich. 

Wir  thun  daher  am  besten,  von  den  späteren  Beifügungen 
zu  den  beiden  Wilbirgis  weiterhin  ganz  abzusehen,  in  den  beiden 
Liutolden  der  späteren  Zusätze  das  Nächstliegende,  nämlich 
einen  der  Liutolde  von  Raschenberg-Reichenhall  anzu- 
nehmen und  nur  die  Thatsache  festzuhalten,  dass  beide  Wil- 
birg auch  im  St.  Lambrechter  Todtenbuche,  im  Necrologium 
des  erst  um  1104  gegründeten,  Eppensteiner  Hausklosters, 
vorkommen,  und  dies  Vorkommen  nur  in  verwandtschaftlichen 
Beziehungen  des  genannten  Hauses  mit  den  älteren  Otakaren 
seine  Erklärung  finden  kann. 

Friess  hat,  wie  bereits  gesagt,  in  einer  dieser  Wilbirg 
eine  Aribonin  vermuthet,  und  zwar  die  zum  27.  August  als 
verstorben  bezeichnete,  und  in  ihr  die  Gattin  seines  OtakarHI. 
zu  finden  geglaubt,  die  andere  zum  19.  Februar  macht  er  zur 
Ehefrau  seines  Otakar  IL  Da  wir  aber,  wie  bereits  gesagt, 
diese  beiden  Otakare  in  eine  und  dieselbe  Person  zusammen- 
zufassen allen  Grund  haben,  so  müssen  wir  auch  nur  eine 
Wilbirgis  als  Gattin  Otakars  (IH.,  V.)  heranziehen,  und  die 
Wahl  steht  uns  frei.  Bei  der  vom  19.  Februar  enthält  sich 
Friess  jeder  Vermuthung,  bei  der  vom  27.  August,  hat  er  für 
die  Meinung,  sie  sei  eine  Aribonin  gewesen,  bekanntlich  nur 
ihr  Auftauchen  im  Todtenbuche  von  Seon  neben  einem  Ota- 
kar als  Haltpunkt  gewonnen.  Beide,  nicht  nur  die  vom  19.  Fe- 
bruar, sondern  auch  die  vom  27.  August  konnten  von  anderen 
Geschlechtern  abstammen,  und  eine  von  den  Beiden  leitet  uns 
vielleicht  zu  den  Eppensteinern  hinüber. 

Hier  begegnet  uns  in  Adalbero,  dem  Sohne  Markwards 
(IL),  dem  Markgrafen,  dann  Herzoge  Karantaniens  (1000 — 1035, 
t  1039),  der  gleiche  Name,  den  der  Sohn  Otakars  (HI.,  V.), 
der  um  1088  verstorbene  Markgraf,  trägt.  Wenn  wir  bei  dem 
Eppensteiner  Adalbero  den  Namen  seines  Grossvaters  von 
mütterlicher  Seite,  Adalberos  des  Grafen  von  Sempt-Ebers- 
berg,  Vaters  der  Hademut,  Gattin  Markwards  (H.)  angenommen 

16» 


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linden,1  ein  im  Mittelalter  häufiger  Vorgang,  so  dürfen  wir  — 
denn  Vermuthungen  sind  bei  genealogischen  Fragen  in  jenen 
Zeiten  doch  zulässig  —  bei  dem  Sohne  Otakars  (III.,  V.)  etwas 
Analoges  voraussetzen.  Wenn  der  Vater  unseres  Traungauer 
Adalberos  eine  Tochter  Herzogs  Adalbero  zur  Frau  hatte,  jener 
somit  der  Enkel  des  Herzogs  von  Kärnten,  Neffe  des  Eppen- 
steiners  Markward  (HL,  f  um  1076),  wurde,  so  wäre  nicht  blos 
die  Blutsverwandtschaft  zwischen  den  Eppensteinern  und  den 
Dynasten  von  Steier  oder  den  sogenannten  Traungauern  er- 
wiesen, sondern  wir  begreifen  dann. um  so  eher,  dass  es  dem 
Markgrafen  Adalbero  (f  um  1088)  gelang,  sich  in  der  karan- 
tanischen  Markgrafschaft  seines  Vaters  zu  behaupten. 

Dies  scheint  allerdings  auf  den  ersten  Blick  eine  kecke 
Hypothese  zu  sein  und  der  gang  und  gäben  Anschauung  von 
der  Sachlage  in  Karantanien  seit  1035/36  förmlich  ins  Gesicht 
zu  schlagen.2  Man  ist  gewohnt,  den  Markgrafen  der  karan- 
tanischen  Mark,  wie  ihn  die  Urkunden  der  Jahre  1056—1059 
anfuhren,  unseren  Otakar  (IH.,  V.),  als  Erben  und  demnach 
auch  als  Nachfolger  der  sogenannten  Wels-Lambacher, 
Arnold  und  Gottfried,  in  der  Markgrafschaft  anzusehen  und, 
da  diese  aus  Anlass  der  Aechtung  des  Eppensteiner  Kärntner- 
herzogs zur  markgräflichen  Gewalt  kamen,  in  Feindschaft 
mit  den  Eppensteinern  zu  denken ;  ja  man  nimmt  an,  er  sei  in 
dem  Kampfe  gegen  Markward  (HL),  den  Gewaltherrn  Karan- 
taniens,  gefallen.8 

Diese  Annahme  scheint  auch  darin  ihre  Stütze  zu  finden, 
dass  1057 — 1061  Kuno,  der  Verwandte  (cognatus)  König  Hein- 


1  Adalbero,  Graf  von  Sempt-Ebersberg,  f  11.  September  vor  970,  hatte 
zur  Tochter  Hademut,  Gattin  Markwards,  des  Markgrafen  der  karan- 
tanischen  Mark,  f  vor  1000,  Vater  Adalberos,  Markgrafen  und  seit  1007 
Herzog  von  Kärnten;  tungekehrt  hatte  Markwards  Schwester,  Richardis, 
den  Sohn  Adalberos  von  Sempt-Ebersberg,  Grafen  Udalrich  von  Sempt- 
Ebersberg  (f  11.,  12.  März  1029),  geehelicht.  Der  Sohn  ans  dieser 
Ehe,  Graf  Adalbero  von  Sempt-Ebersberg,  Träger  des  grossväterlichen 
Namens,  f  27.  März  1046. 

9  Anch  Meyer  v.  Knonau,  Verfasser  der  Jahrbücher  des  deutschen 
Reiches  unter  Heinrich  IV.,  I,  S.  209,  theilt  die  Ansicht,  welche  Wahn- 
schaffe, Zahn,  Strnadt,  Mayer  u.  A.  vertreten. 

*  Strnadt,  Geburt  des  Landes  o.  d.  Enns,  S.  61  ff.;  Fries 8,  Traunkirchen, 
8.  212  ff. 


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richs  IV.,  als  Herzog  Kärntens  gilt,  also  zur  selben  Zeit,  in 
welcher  jener  Otakar  (III.,  V.)  Markgraf  Karantaniens  war, 
und  dass  diesem  Kuno  Berthold  von  Zähringen  im  Herzog- 
tum seit  1061  folgte.1 

Wir  wollen  dem  nun  einige,  nicht  unbegründete  Erwä- 
gungen entgegenstellen. 

Zunächst  sei  nur  kurz  bemerkt,  dass  der  Antritt  der  ka- 
rantanischen  Markgrafschaft  um  1056  durch  Otakar  (IH.,  V.), 
abgesehen  von  der  weiter  unten  zu  erörternden  Verwandt- 
schaft mit  den  Wels-Lambachern,  unter  veränderten  politischen 
Verhältnissen  stattfand.  Heinrich  III.,  den  sein  Vater  Conrad  H. 
bekanntlich  nur  mit  Mühe  dahin  bringen  konnte,  in  die  Aech- 
tung  seines  Oheims,  Herzogs  Adalberos,  zu  willigen,  war  kein 
Feind  der  Eppensteiner,  wenn  er  auch  die  von  seinem 
Vater  Conrad  H.  geschaffenen  Zustände  aufrecht  hielt,  da  ihm 
die  Wels-Lambacher,  namentlich  Gottfried,  treu  und  erfolgreich 
dienten,  und  wenn  er  auch  1047  den  Letzten  der  alten  Weifen- 
reihe, Weif  den  Alten  (f  November  1055),  zum  Herzog  von 
Kärnten  bestellte. 

Dass  eine  solche  Feindschaft  zwischen  Heinrich  HI. 
und  den  Eppensteinern  nicht  bestand,  erhellt  am  besten  aus 
der  Thatsache  des  Fortbestandes  ihrer  Gütermacht  und 
tonangebenden  Stellung  in  Karantanien,  wie  sich  dies  am 
besten  in  dem  Vertrage  Markwards  (in.),  des  Sohnes  Herzogs 
Adalberos,  mit  Erzbischof  Gebhard  von  Salzburg  ersehen  lässt.* 
Politische  Rücksichten  anderer  Art  mochten  dem  Kaiser  die 
Wiedererhebung  der  Eppensteiner  zum  Herzogthum  wider- 
rathen.  In  den  Jahren  der  Minderjährigkeit  König  Hein- 
richs IV.  sehen  wir  allerdings  jenen  Kuno,  jenen   Berthold 


1  8.  darüber  die  Arbeit  Wahn  seh  äff  6*8,  S.  62  ff. 

*  Diese  Urkunde  (Zahn,  Urkundenbuch  der  Steiermark  I,  S.  77  ff,  Nr.  68) 
wird  von  Tangl,  Eppensteiner,  I.  Abth.,  S.  349  ff.,  um  das  Jahr  1066 
angesetzt,  dem  auch  Zahn  folgt.  Jedenfalls  dürfte  sie  in  die  ersten 
Jahre  der  erzbischöflichen  Thätigkeit  Gebhards  von  Salzburg  (circa  1060) 
fallen.  Man  hat  diese  Urkunde,  worin  sich  Markwart  ,filius  Adalperonis 
dneis'  und  seine  Gattin  Liutpirc  (im  St.  Lambrechter  Todtenbuche 
als  ,mater  fundatoris',  das  ist  Heinrichs,  Herzog  von  Kärnten,  f  1122, 
zum  15.  November  verzeichnet,  unbekannter  Herkunft  und  mit  unge- 
wissem Todesjahre)  mit  dem  Erzbischof  über  Zehend-  und  Pfarrechte 
vergleichen,  auch  als  Beweis  herangezogen,  dass  es  damals  keine  mark- 
gräfliche Gewalt  im  Murlande  gab;  jedenfalls  aber  voreilig. 


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222 

von  Zähringen  nacheinander  Herzoge  von  Kärnten  werdei 
weit  mächtiger  als  sie1  ist  und  bleibt  aber  Markward  (EH. 
nicht  umsonst  heisst  er , Vorsteher  Kärntens*  (praesul  Carinthiae] 
und  dass  1077  Heinrich  IV.  Markwards  Sohn,  Liutold,  fön 
lieh  als  Herzog  einsetzt,  beweist  eben  nur,  dass  das  Haus  d< 
Eppensteiner  das  mächtigste  im  Lande  war,  dass  Heinrich  F 
keinen  Groll  gegen  sie  geerbt  hatte  und  dass  er  bald  auf  s 
ab  befreundete  Parteigänger  zählen  konnte. 

Wir  wissen  nicht,  wie  lange  Otakar  (HL,  V.)  die  v< 
Kärnten  abgesonderte  Mark  verwaltete;  die  Urkunden  begleit« 
uns  nur  durch  eine  Spanne  Zeit  aus  dem  Schlussjahre  Hei 
richs  HI.  in  das  Königthum  Heinrichs  IV.  hinüber.  Dass  ih 
aber  sein  Sohn  Adalbero  in  der  Markgrafschaft  folgen  ui 
sich  darin  bis  an  sein  Ableben  (1088)  behaupten  konnte,  spric 
denn  doch  weit  eher  dafür,  dass  Vater  und  Sohn  auf  gute 
Fusse  zu  den  Eppensteinern  waren,  als  für  eine  A 
nähme  des  Gegentheils,  und  die  begründete  Vermuthung  jen 
Blutsverwandtschaft  macht  dies  um  so  begreiflicher. 

Aber  auch  die  Gesetze  der  Zeitfolge  lassen  sich  geg< 
unsere  Ansicht  nicht  ins  Feld  führen.  Nimmt  man  an,  Oc: 
Otakar  (HI.,  V.)  habe  die  Tochter  Adalberos  von  Eppenste 
noch  zur  Zeit  geehelicht,  als  dieser  Herzog  von  Kärnten  wa 
so  müsste  dies  allerdings  spätestens  1035  geschehen  sein.  E 
Geburt  der  beiden  Söhne  aus  dieser  Ehe:  Adalberos  und  CH 


1  Bezeichnend  ist  der  Aussprach  des  gleichzeitigen  Chronisten  Bertho 
(Mon.  Genn.  Script  V,  S.  271)  zum  Jahre  1061:  Chounradus  (Kuno)  q 
Carantanis  solo  nomine  ducis  praefuit,  moriens  locum  dedit,  cujus  d 
catum  Bertholdus  comes  (Zähringer)  Svevigena  aeeepit  Vgl.au 
Aber  diesen  Wahnschaffe,  S.  63f.t  und  Heyck,  Gesch.  der  Herzo 
von  Zähringen  (Freiburg  i.  Br.  1891),  8.  30,  der  ganz  zutreffend  beiner] 
dass  der  Chronist  Ekkeh.  Urang.  ihn  kurzweg  nur  als  in  Schwab« 
thätig  bezeichnet  und  Otto  von  Freising  (Geste  Friderici  I,  Cap. 
von  den  Zähringern  sagt,  sie  hätten  Kärnten  nie  besessen  (.  . .  «3 
cato  Carentano,  quem  nunquam  habuerunt  .  .  .).  Man  hatte  am  Köni| 
hofe  des  unmündigen  Heinrich  IV.  Berthold  von  Zähringen  nur  d< 
halb  zum  Herzog  von  Kärnten  befördert,  damit  der  Schwager  i 
KOnigs,  Rudolf  von  Rheinfelden,  unbehindert  der  Gewalthaber 
Schwaben  werde. 

*  Chron.  Ebereperg.  Mon.  Germ.  Script  XX,  S.  13:  ,praesul  Carinthii 
(vgL  Wahnschaffe,  S.  14);  sonst  führt  er  den  Titel  »dominus*  u 
,comes(. 


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kars  (IV.,  VI.)  lässt  jedenfalls  einen  weiteren  Spielraum  an 
Jahren  offen;  aber  selbst  wenn  man  sie  unter  jener  Voraus- 
setzung um  1036 — 1040  eintreten  Hesse,  ergäbe  sich  für  Adal- 
bero  (f  1088)  ein  Lebensalter  von  beiläufig  52,  für  Otakar 
(f  1122)  ein  solches  von  etwa  82  Jahren.  Nichts  zwingt  je- 
doch zu  einer  solchen  Berechnung.  Denn  die  Ehe  kann  auch 
nach  dem  Sturze  Adalberos,  nach  seinem  Tode  (1039),  einge- 
treten sein,  sie  kann  auch  als  zweite  Heirat  der  in  erster  Ehe 
verwitweten  Eppensteinerin  stattgefunden  haben,  und  da  Hesse 
sich  etwa  der  Beisatz  im  Traunkirchner  Todtenbuche  zu  der 
Gräfin  Wilbirg  vom  27.  August  ,mater  Leotoldi'  ganz  zwanglos 
erklären.  Die  Mutter  ,Liutolds*,  unter  welchem  zunächst  ein 
Raschenberg-Reichenhaller  Graf  dieses  Namens  zu  ver- 
stehen sein  wird  (zwei  dieses  Namens  begegnen  uns  vor  1060), 
konnte  doch  in  zweiter  Verbindung  mit  Oczi-Otakar  (III.,  V.) 
eine  Ehe  schliessen.  Also  auch  im  Falle,  dass  man  auf  jene 
späteren  Glossen  im  Traunkirchner  Todtenbuche  Gewicht  legt, 
lässt  sich  eine  von  diesen  beiden  Gräfinnen  Wilbirg  als 
Eppensteinerin  und  als  Mutter  Adalberos  und  Otakars  (IV., 
VL)  ganz  gut  denken. 

Weshalb  Conrad  II.  1036  die  karantanische  Markver- 
waltung den  sogenannten  Wels-Lambachern  anvertraute,  wissen 
wir  nicht;  wir  kennen  nur  die  einfache  Thatsache.  Gerade  so 
steht  es  mit  der  für  die  Jahre  1056 — 1059  urkundHch  ver- 
borgten Markverwaltung  Oczi-Otakars  (1H.,  V.);  auch  da  sind 
wir  mit  den  Beweggründen  König  Heinrichs  ITT.  nicht  ver- 
traut. Wir  werden  an  späterer  SteUe  den  Nachweis  führen, 
dass  für  die  Annahme,  dieser  Otakar  sei  ein  Eidam  Arnolds 
(II.)  von  Wels-Lambach  gewesen,  gar  kein  Anhaltspunkt  vor- 
handen ist,  in  ihr  somit  eine  Erklärung  des  Auftauchens  Oczi- 
Otakars  (III.,  V.)  in  der  karantanischen  Mark  nicht  gegeben 
erscheint.  Dagegen  bietet  die  Thatsache  der  Markgraf- 
schaft Adalberos,  liefert  das  Zeugniss  der  Reuner  Urkunde 
von  1138  von  einer  älteren  Blutsverwandtschaft  der  Eppensteiner 
mit  unseren  Otakaren  einen  weit  begründeteren  Halt  für 
unsere  Conjectur,  einen  Schlüssel  für  die  Thatsache  des  Fort- 
bestandes der  karantanischen  Markverwaltung  in  diesem  Hause, 
mindestens  bis  zum  Tode  Adalberos  um  das  Jahr  1088. 

Aber  auch  die  Einzeichnung  eines  ,comes'  Otakerus  im 
St  Lambrechter    Todtenbuche    zum  1.  Mai,    von  welcher 


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bereits  oben  die  Rede  war,  kommt  unseren  begründeten  Ver 
muthungen  zu  statten.  Denn  das  Einzeichnen  dieses  Otaka 
in  das  Necrologium  eines  erst  zu  Anfang  des  12.  Jahrhundert 
gegründeten  Klosters  kann  nur  dadurch  erklärt  werden,  das 
man  durch  den  Stifter,  den  letzten  Eppensteiner,  veranlass 
wurde,  den  ihm  blutsverwandten  Otakar  in  das  fromme  Ge 
dächtniss  einzuschliessen,  und  die  Bezeichnung  ,Graf  entsprich 
der  Thatsache,  dass  er  noch  als  solcher  in  die  Familie  de 
Eppensteiner  eintrat.1  Von  ihm  als  Wohlthäter  St.  Lam 
brechts  kann  nicht  die  Rede  sein,  da  er  vor  der  Klostei 
gründung  längst  verstorben  war.  Dass  ferner  in  diesem  TodteB 
buche  nur  der  eine  seiner  Söhne,  Otakar  (IV.,  VI.),  als  ,Marfc 
graf*  unter  dem  28.  November  (1122)  genannt  erscheint,  nict 
auch  Adalbero,  dürfte  in  der  Bannung  des  kirchenfeindliche 
Gewalthabers,  in  dem  schlechten  Andenken  des  1088  gewall 
sam  aus  dem  Leben  getilgten  Mannes,  oder  in  einer  Zufallig 
keit  (fehlt  doch  in  dem  Todtenbuche  auch  Sophia,  Markgra 
Leopolds  Witwe,  wie  oben  bereits  bemerkt  wurde),  seine  Ei 
klärung  finden. 

Also  auch  für  den  Fall,  dass  alle  unsere  Vermuthur 
gen  über  jene  ältere  Verwandtschaft  der  Dynasten  von  Steic 
mit  den  Eppensteinern  abgelehnt  würden,  die  Thatsache  de 
Einzeichnung  jenes  ,Grafen'  Otakar  in  das  St.  Lambrechte 
Todtenbuch,  und  anderseits  das  parallele  Vorkommen  der  beide 
Willibirg  (zum  19.  Februar  und  27.  August)  in  diesem  un 
im  Traunkirchner  Necrologium  sprechen  zum  Mindesten  daftL 
dass  eine  Versippung  beider  Häuser  noch  vor  der  VerschwJ 
gerung  durch  die  Heiraten  Otakars  (IV.,  VI.)  und  des  letzte 
Eppensteiners  bestanden  haben  müsse,  wenn  auch  die  nähere 
Umstände  dieser  Versippung  fragliche  bleiben. 

Ob  nun  diese  Versippung  auch  der  Verwandtschaft  unsere 
Otakare  mit  jenem  Grafen  Waldo  von  Runa — Reun  zu  Grund 
liegt,  oder  —  was  nicht  unwahrscheinlich  —  noch  eine  besoi 
dere  Familienverbindung  mit  ihm  bestand,  kann  nicht  nähe 
untersucht  werden,  da  hieftir  kein  bestimmter  Anhaltspunk 
sondern  nur  die  allgemeine  Angabe  in  der  Reuner  Urkund 
von  1138  vorliegt. 


1  Entgegen  der  gang  und  gäben   Meinung,    die  ihn  sogar  im  Kampfe  nc 
den  Eppensteinern  fallen  lässt. 


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Durch  jene  ältere  Versippung  mit  den  Eppensteinern 
traten  unsere  Otakare  auch  mit  dem  altangesehenen  und  weit- 
verzweigten Hause  der  Grafen  von  Sempt-Ebersberg  in 
nahen  Zusammenhang  und  mittelbar  dann  auch  mit  dem  wäh- 
rend der  Schlusshälfte  des  11.  Jahrhunderts  in  Krain  heimisch 
gewordenen  Zweige   der   Grafen    von    Weimar-0 riamünde.1 

Noch  müssen  wir  aber  auf  eine  Thatsache  zurückkommen, 
die  wir  weiter  oben  streiften. 

Gleich  den  Otakaren  begegnen  wir  auch  den  sogenannten 
Eppensteinern  nicht  erst  auf  dem  Boden  Karantaniens,  son- 
dern bereits  früher  mit  Grafschaftsgewalt  im  Ufgau,  in 
der  Nachbarschaft  des  Traungaues,  oder,  besser  gesagt,  auf  dem 
gleichen  Boden,  da  der  Ufgau  strenggenommen  nur  ein  Theil 
des  Traungaues  war.  Die  Königsurkunde  vom  13.  Juli  940 
verleiht  dem  ,vornehmen  Lehensmanne  und  Grafen  March- 
ward'  zehn  Herrenhuben  im  Ufgau  in  der  Grafschaft  des 
vorgenannten  Markward.2  Es  geschieht  dies  auf  Fürbitte  des 
Baiernherzogs  Berchtold,  aus  dem  Hause  Scheiern,  desselben, 
dem  auch  Earantanien  unterstand,  und  in  dessen  Umgebung, 
noch  als  er  Kärntner  Herzog  war  (927),  bei  Maria-Saal  und 
(928)  bei  der  Karnburg  unser  Markward  oder  sein  Vater  unter 
den  vornehmsten  Zeugen,  aber  nicht  als  Graf,  auftaucht.3 

Er  ist  wohl  derselbe  ,edle*  Markward,  welcher  uns  930  als 
Grossgrundbesitzer  im  Kernbezirke  der  Eppensteiner  Güter  auf 


1  Vgl.  über  die  Ebersberger  and  Weimar-Orlamünder  die  Unter- 
suchungen in  den  Jahrbüchern  des  deutschen  Reiches  unter  Heinrich  EL 
(Hirsch),  Conrad  II.  (Bresslau),  Heinrich  III.  (Steindorff),  Wahn- 
schaffe a.  a.  O.  .  .  .  Eine  Tochter  des  Grafen  Udalrich  von  Sempt- 
Ebersberg  (f  1029)  und  der  Richardis  von  Eppenstein  (f  1013)  Willi- 
birg (f  14.  November,  ?  1064)  ehelichte  den  Grafen  Wecilin  von  Friaul, 
und  aus  dieser  Ehe  ging  Hadumot  hervor,  welche  den  Sohn  des  Grafen 
Wilhelm  von  Weimar- Orlamünde  (f  1003),  Poppo,  ehelichte,  dessen 
Sohn  Udalrich  (f  1096)  als  Markgraf  von  Istrien  und  Krain  hervor- 
tritt, in  welchem  letzteren  Lande  um  1040 — 1045  muthmasslich  ein 
Ebersberger,  Eberhard,  Sohn  Udalrichs  (f  1029),  als  »Markgraf  auftaucht. 
Vgl.  Über  diesen  auch  Meli,  Die  historische  und  territoriale  Entwicklung 
Krains  vom   10.  bis  ins  13.  Jahrhundert  (Graz  1888). 

*  Urkundenbuch  des  Landes  o.  d.  Eons  II,  S.  57,  Nr.  XLI;  Ottenthai, 
Reg.  Otto  I.,  S.  53,  Nr.  89.  cuidam  nobili  vasallo  suo  ac  comiti  March- 
wardo  ...  in  pago  Vfgowe  in  comitatu  eiusdem  Marchwardi  .  .  . 

1  (Kleinmayern)  Juvavia,  S.  126,  Nr.  2;  S.  161,  Nr.  57;  Zahn,  Ur- 
kundenbuch der  Steiermark  I,  S.  20  ff.,  Nr.  17,  18. 


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dem  oberen  Murboden,  nämlich  an  der  Undrima-Ingerii 
im  gleichnamigen  Gaugebiete  der  karantanischen  Ma 
begegnet,1  und  in  deren  Verwaltung  dann  uns  970  auch  < 
Markward  (der  Ufgauer  Graf  der  Urkunde  von  940  o( 
dessen  Sohn)  vor  Augen  tritt. 

Die  bezügliche  Kaiserurkunde  vom  7.  März2  bezeich] 
ihn  als  Markgrafen  Tin  der  Ostgegend'  (Karantaniens),  u 
die  hier  als  an  Salzburg  geschenkt  namhaft  gemachten  Gti 
(Udeldorf  bei  Arnfels,  das  Sausal  und  Leibnitz)  finden  i 
in  seinem  Amtsbezirke  ^comitatu)  gelegen. 

Mit  diesem  .Markgrafen'  Karantaniens,  Markward  (I 
in  solcher  Eigenschaft  dem  Ersten  dieses  Namens,  dem  Va 
Adalbero*,  hebt  die  eigentliche  Bedeutung  der  auf  dem  ober 
Murboden,  im  Mürz-Arienzthale,  an  der  mittleren  Mur  u 
auch  im  steirischen  Unteriande  reichbegüterten  ,Eppenstein 
an,  wie  wir  sie  zu  nennen  pflegen,  und  spätestens  um  10 
muss  Adalbero  seinem  Vater  in  der  Markgrafschaft  gefo 
sein;  1012  wird  er  Herzog  des  Landes.4 

In  diesem  grossen  Verwaltungsgebiete  tauchen  seit  10 
unsere  Otakare  mit  Otakar  (III.,  V.)  auf,  und  wenn  behau 
tet  wird,  dass  sie  hier  Erben  dessen  wurden,  was  die  Wc 
Lambacher  erworben  hatten,  so  lasst  sich  wohl  mit  weit  me 
Grund  vermuthen,  dass  ihre  Versippung  mit  den  Epp( 
steinern  ihnen  auf  diesem  Boden  namhaftes  Heiratsgut  zufuhr 
Es  ist  nun  aber  hohe  Zeit,  dass  wir  die  Schritte  weil 
lenken  und  uns  der  nur  von  einem,  und  zwar  bedenklich 
Zeugniss,    der   oft    erwähnten   Passauer   Urkunde    des   Jahi 

1  Juvavia,  8.  166,  Nr.  80;    Zahn,  Urkundenbuch  der  Steiermark  I,  S. 

Nr.  19  (930,  SO.  März,  Salzburg).    .  .  .   quodam  nobili  viro  nomine  M 

huuart  .  .  . 
*  Juvavia,  S.  186,  Nr.  71;   Zahn,  Urkundenbuch  der  Steiermark  I,  S. 

Nr.  25;     dato   970,  7.  Märe,    Paria.     Vgl.  Ottenthai,    a.  a.  O.,    S.  2 

Nr.  514.     25.    ...  in  comitatu  Marchwardi   marchionis   noatri  in  pla 

orientali  .  .  .  (Sausal  und  Leibnitz). 
8  Nach  üblicher  Zählung  mit  Rücksicht  auf  das  markgräfliche  Walten 

Geschlechtes  in  Karantanien. 
4  Fröhlich,  Archontol.  Carinthiae  II,  S.  199;    Zahn,  Urkundenbuch 

Steiermark  I,    S.  40,    Nr.  33    (Lambrechter    Urkunde).     Schenkung    i 

100  königlichen  Hüben  in  proyincia  Karinthia  ac  in  marchia  comitatu« 

memorati  marchionis  Adalberonis  .  .  .  Herzog  wurde  Adalbero  1012 

Wahnschaffe,  a.  a.  O.,  8.  13  f. 


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227 

1088,  vertretenen  ,Blutsverwandt8chaft'  der  Otakare  mit  den 
sogenannten  Wels-Lambachern,  ihren  Vorgängern  in  der 
karantanischen  Mark,  zuwenden. 

Wir  wollen  das  bereits  an  anderer  Stelle  Vorgebrachte 
nicht  wiederholen,  nicht  dem  Bedenken  neuerlich  Ausdruck 
geben,  dass  sich  im  Traunkirchner  Todtenbuch  keiner  der 
Wels-Lambacher  vorfindet;  wir  wollen  die  einzige  Quelle,  die 
von  diesem  Hause  und  seinem  Ausgange  handelt,  das  von  einem 
Lambacher  Klostermann  geschriebene  Leben  des  heiligen 
Adalbero,  Bischofs  von  Würzburg,  sprechen  lassen.1 

Diese  Aufzeichnung  hebt  mit  dem  Erbauer  der  Lam- 
bacher Burg,  mit  Arnold  (II.)  an  und  bezeichnet  den  Ort  als 
einen  solchen,  wo  altersher  Maut-  und  Zollabgaben  entrichtet 
wurden,  was  die  bezüglichen  Rechte  des  Klosters  nebenher 
begründen  soll. 

Dieser  Graf  Arnold  nahm  zum  Weibe  eine  vornehme 
Frau  aus  Ostfranken,  Namens  Regila.8  Zunächst  kommt 
unsere  Quelle  auf  den  einen  Sohn,  Gottfried,  zu  sprechen, 
den  tapferen,  siegreichen  Markgrafen,  dem  das  Gebiet  von 
Batina  =  Putten  gehörte,  mit  der  genannten  ,berühmten* 
Burgstadt,  einer  ,Mutter*  (metropolis)  der  andern,  welche,  im 
Ostlande  in  der  Richtung  gegen  Ungarn  gelegen,  altersher 
zum  Schutze  wider  die  von  dort  drohenden  Einfälle  und  Ver- 
wüstungen angelegt  worden  war.8  Dieser  Gottfried  hatte  eine 
Tochter,  welche  sich  dem  Grafen  Ekbert  von  Neuenburg 
am  Inn  vermählte.  ,Diesem  fiel  dann  nach  dem  seligen  Ende 
seiner  Brüder  als  Mitgift  die  Burgstadt  Putten  mit  Allem,  was 
zu   ihr   gehörte,    zu/     Regila   gebar    aber   noch    einen    Sohn, 


1  Vita  Adalberonis  episcopi  Wirziburgensis  8.  Herbipolensis,  auctore  ano- 
nym o  (Lambacensi  monacho).  Pez,  Script,  rer.  Austr.  II,  und  h.  von 
Wattenbach,  Mon.  Germ.  Script  Xu,  8.  128—136.  Vgl  Juritsch, 
Adalbero,  Graf  von  Wels  und  Lambach,  Bischof  von  Würzburg  und 
Gründer  des  Benedictinerstiftes  Lambach  in  Oberösterreich  (Braunschweig 
1887),  abgesehen  von  Schmieder,  Breve  Chronicon  mon.  B.  M.  V. 
Lambacensis,  Linz  1865. 

*  So  heisst  sie  hier.  In  der  weiter  unten  angezogenen  Urkunde  von  1025 
ist  ihr  Name  Reg  inlinde;  ,Regila'  ist  somit  seine  Koseform. 

*  Es  geht  wohl  nicht  an,  darin  eine  Verwechslung  mit  Petovia  —  Pettau 
zu  vermuthen,  wie  Bü  ding  er,  Oesterr.  Gesch.,  S.  463,  und  Steindorff, 
Jahrbücher  des  deutschen  Reiches  unter  Heinrich  III.,  S.  162,  Anm.  3, 
meinen« 


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Adalbero,  den  nachmaligen  Bischof  von  Würzburg  in  0$ 
franken.     Ausserdem  soll  sie   mehrerer  Söhne  genesen  sei 

Dies  bestätigt  auch  einigermassen  die  einzige  von  Arno 
und  seiner  Gattin  ,Reginlinde*  handelnde  königliche  Sehe 
kungsurkunde  vom  11.  Mai  1025.1 

Im  7.  Capitel  kommt  die  Vita  Adalberonis  nochmals  a 
den  Grafen  Arnold  (II.)  zurück.  Als  dieser  nämlich  seil 
Frau  (Regila)  durch  ihren  Tod  verlor,  ,seiner  Söhne  ui 
Erben  —  den  Würzburger  Bischof  Adalbero  ausgenommen - 
beraubt  wurde  und  die  Lambacher  Burg  zerstört  word« 
war',  gründete  er  ein  Kloster  zu  Ehren  der  Gottesmutt 
Maria,  und  zwar  an  der  Stelle,  wo  einst  die  Zoll-  ur 
Mauthabgaben  entrichtet  wurden. 

Im  10.  Hauptstück  wird  sodann  erzählt,  dass  Adalbei 
seines  Bischofsamtes  müde  geworden,  den  Weg  nach  Baier 
in  das  Heim  der  Väter  einschlug.  Hier  fand  er  sein  väte 
liches  Erbe  nahezu  ^enterbt* 2  und  verfugte  sich,  ein 
plötzlichen  Eingebung  folgend,  in  das  Kloster  der  heilig« 
Maria  (Lambach)  mit  all  seiner  Habe.  Hier  fand  er  ,die  theu 
Asche    seiner    Angehörigen,    des    Grossvaters    (Arnold  17 

1  Mon.  Boica  XXIX,  I,  S.  12,  Nr.  323;  Meiller,  Babenberger  Reg.,  8. 
Nr.  4,  a.  a.  O.,  Babenberg  —  Bamberg.  Die  Urkunde  spricht  von  Söhn 
in  der  Mehrzahl.  Ob  damals  schon  Adalbero,  Bischof  von  Wflrzbu 
(t  1090),  geboren  war,  ist  fraglich,  wenngleich  wahrscheinlich,  da 
schon  1045  zum  Bisthum  gelangte,  was  allerdings  auch  damals  l 
Jünglingen  aus  angesehenen  Häusern  möglich  war.  Vgl.  Moritz,  A 
handlung  über  die  Grafen  von  Formbach-Lambach-Pütten  in  der  A 
handlung  der  königl.  bairischen  Akademie,  1803.  Die  Schenkung  b 
trifft  ,Frumanaha(  =  Pframa,  Dorf  der  Herrschaft  Eckartsau  im  Vieri 
unter  dem  Manhartsberg  Niederösterreichs.  Meiller,  S.  195,  Nr.  S 
bemerkt:  ,Nach  Einigen  hatte  er  (Arnold  U.)  auch  einen  dritten  So] 
Arnold/  Auch  Strnadt,  Peuerbach,  S.  97—100,  bezeichnet  ihn  i 
Arnold  HI.  und  vor  dem  Vater  verstorben.  Vgl.  darüber  das  weit 
unten  im  Texte  Gesagte. 

*  Vita  Adalberonis  ...  ,de  transitu  episcopi  Adalberonis  a  Franconia 
Noricam  regionem'  .  .  .  nachdem  in  anachronistischer  Weise  d 
Krieg  zwischen  Heinrich  IV.  und  seinem  Sohne  Heinrich  (de  Schisma 
inter  imperatorem  Heinricum  et  filium  ejus  Heinricum  orto)  eingeschali 
worden  . .  .  reversus  est  in  Bawariam  (Adalbero)  ad  terram  patrt 
suorum,  inveniensque  haereditatem  paternam  fere  exherec 
tatam  . .  . 

8  In  der  Urkunde  von  circa  1070  (Urkundenbuch  des  Landes  o.  d.  Enns 
S.  94),  worin  die  Bischöfe  Altmann  von  Passau  und  Adalbero  von  Wüj 


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Vaters,  der  Brüder  und  anderer  Blutsverwandten  vor', 
erwählte  sich  hier  seine  Ruhestätte,  und  da  er  einsah,  dass 
die  väterliche  Stiftung,  dass  Lambachs  Chorherrenkloster 
nicht  gedeihen  könne,  so  verwandelte  er  es  im  Einvernehmen 
mit  seinem  besten  Freunde,  Bischof  Altmann  von  Passau,  und 
mit  päpstlicher  Genehmigung  in  ein  Benedictinerstift. 

Nachdem  der  Biograph  des  heiligen  Adalbero  dies  be- 
richtet und  der  ersten  von  ihm  in  Lambach  eingesetzten  Aebte 
gedacht,  fugt  er  die  bekannte  (aber  gefälschte)  Gründungs- 
Urkunde  des  Würzburger  Bischofs  von  1056  für  Lambach1  und 
eine  Bestätigung  vom  Jahre  1089*  ein,  in  Gesellschaft  eines 
Briefes  Adalberos  an  Bischof  Altmann.  Den  Schluss  bilden 
(Cap.  13 — 15)  die  feierliche  Ankunft  des  Bischofs  von  Passau 
in  Lambach,  das  bezügliche  Kirchenfest  (1089,  15.  September), 
der  Tod  Adalberos  (1090,  6.  October)  und  seine  Bestattung  in 
seinem  Lieblingskloster. 

Halten  wir  uns  an  den  Wortlaut  unserer  Quelle,  so  erge- 
ben sich  aus  ihr  nachstehende  Aufschlüsse:  Sie  erwähnt  des 
Groesvaters,  des  Vaters,  der  Mutter  Bischofs  Adalbero,  meh- 
rerer Söhne,  von  denen  aber  nur  Gottfried  und  Adalbero  zur 
Sprache  kommen,  sodann  der  Tochter  Gottfrieds,  die  den 
Grafen  von  Neuenburg  (und  Formbach)  ehelichte.  Von  Töch- 
tern des  Altgrafen  Arnold  (II.)  aus  der  Ehe  mit  Regila  ist 
nirgends  die  Rede,  und  auch  von  einer  anderen  Tochter  Gott- 
frieds nicht.  Besonders  auffällig  lautet  aber  der  Schluss  über 
die  Stiftung  des  Lambacher  Chorherrenklosters. 

Altgraf  Arnold  (IL)  hatte  damals  Frau  und  sämmtliche 
Erben  —  bis  auf  den  Bischof  Adalbero  —  eingebüsst.  Wir 
wissen  nur  anderweitig,  dass  sein  Sohn,  Markgraf  Gottfried, 
Ende  1050  erschlagen  wurde,  während  der  Vater  noch  lebte. 
Von  Arnolds  (II.)  Amtstätigkeit  in  der  karantanischen  Mark 
schweigen  die  Urkunden  seit  1043,  doch  ist  dies  allein  nicht 
massgebend;  die  seines  Sohnes  Gottfried  wird  noch  in  der 
Kaiserurkunde  vom  2.  October  1048  erwähnt.     Dann  folgt  die 


barg  einen  Gütertausch  eingehen,  erscheinen  auch  der  avus  epi.  Adal- 
beronis,  sodann  sein  Vater,  sein  Bruder  Gottfried  und  der  Bruder  Ar- 
nolds (II.)  all  ,patruus'  epi.  Adalberonis,  Aribo. 

1  8.  n.  Abth. 

'  1089,  14.  September.  Urkundenbuch  des  Landes  o.  d.  Enns  II,  8.  119, 
Nr.  83. 


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Lücke  in  den  Diplomen  bis  zum  Jahre  1056,  in  welchem 
(2.  Februar)  Otakar  (III.,  V.)  als  Markgraf  Karantaniens 
erscheint. 

Das, Leben  des  heiligen Adalbero*  spricht  aber  auch  von 
der  Zerstörung  der  Lambacher  Burg.1  Dass  Altgraf 
Arnold  (II.)  dieselbe,  seinen  Bau,  zerstört  hätte,  sie  verfallen 
liess,  ist  doch  undenkbar.  Wir  müssen  da  an  eine  fremde, 
feindliche  Macht  denken,  und  der  Umstand,  dass  Arnold  den 
Schluss  seiner  Lebenszeit  im  Gefühle  seiner  Verlassenheit  — 
die  Gattin  war  gestorben,  seine  Söhne  und  Erben,  bis  auf 
einen,  hatte  der  Tod  ereilt  —  zur  Stiftung  des  Lambacher 
Chorherrenklosters  benützt,  lässt  auf  eine  Katastrophe  des 
Hauses,  auf  ein  gewaltsames  Verh&ngniss  —  und  anderseits 
darauf  schliessen,  dass  Arnold  der  karantanischen  Mark- 
grafschaft nimmer  vorstand.  Bezeichnender  Weise  heisst 
er  in  unserer  Quelle  immer  nur  ,Graf  ,  nie  ,Markgraf ,  welchen 
Titel  bei  ihr  nur  Gottfried  trägt,  obschon  'Arnold  thatsächlich 
Markgraf  war  und  in  einem  Lambacher  Kecrologium  seine 
Frau  Regila  ausdrücklich  ,Markgräfin'  (marchionissa)  heisst. 

Dieses  Todtenbuch  bietet  aber  merkwürdige  Aufzeich- 
nungen zu  einem  und  demselben  Tage,  und  zwar  zum  1.  Fe- 
bruar: Wir  finden  nämlich  nach  einander:  ,Regila  marchionissa 
(mater  epi.  AdalberonisX  Arnoldus  comes  (frater  epi.  Adal- 
beronis),  Hacecha  laica  juxor  Arnoldi  comitis)/1  Dieser 
»Graf  Arnold'  wird  ausdrücklich  als  ein  Bruder  Bischofs  Adal- 
bero  bezeichnet«  mit  einer  Gattin,  Hazecha.  Wir  haben  da 
also  von  den  »mehreren*  Söhnen  Arnolds  tJL>  einen  genannt, 
den  die  ,vita  Adalberonis*  nicht  ausdrücklich  anfährt,  und  zwar 
einen  Arnold  (BIX  der  den  Namen  des  Vaters  trägt,  bereits 
vermählt  war  und  an  einem  und  demselben  Tage  mit 
seiner  Mutter  und  seinem  Weibe  den  Tod  fand. 

Schon  Büdinger  knüpft  an  diese  Daten  die  Bemerkung: 
»Die  Familie  mag  an  Einem  Ta^e,  vielleicht  1055,  umge- 
kommen sein/  So  allgemein  ge&sst  kann  dies  nicht  werden; 
Ahgraf  Arnold  ^11^  überlebte  ja  die  Katastrophe,  Gottfried  fand 

1  Vit»  AfettNMv*«**  C*f*  T.    .  . .  **$(*>  sa*t   ut  LmiWcIm  loco  nto,   de- 


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231 

zu  anderer  Zeit  und  unter  anderen  Verhältnissen  sein  gewalt- 
sames finde.1  Wohl  aber  lässt  sich  denken,  dass  die  Lam- 
bacher  Burg  in  Abwesenheit  des  Altgrafen  Arnold  überfallen 
wurde  und  dabei  seine  Gattin  Regila,  sein  verehelichter  Sohn 
(Arnold  III.)  und  dessen  Weib  den  Tod  fanden.  Wann  dies 
vor  dem  Ableben  Arnolds  (II.)  geschah,  lässt  sich,  was  das 
Jahr  betrifft,  nicht  feststellen  und  ebensowenig  ausklügeln,  wer 
die  Gewaltthat  vollbrachte. 

Btidinger  denkt  an  das  Jahr  1055,  die  Zeit  der  grossen 
Fürstenverschwörung  gegen  Heinrich  III.,  an  welcher  auch 
der  Kärntner  Herzog  Weif  der  Alte  theilnahm.  Für  Günther 
entfallt  es,  weil  dieser  schon  früher  (1050)  aus  dem  Leben 
schied;  wann  Arnold  (H.)  starb,  wissen  wir  nicht.  Seit  1044 
verlieren  sich  die  urkundlichen  Nachweise  über  ihn;  nur  wissen 
wir,  dass  er  seinen  Sohn  Gottfried  und  ebenso  den  obenge- 
nannten Arnold  (HI.)  tiberlebte. 

Aus  dem  Umstände,  dass  seit  1056  Otakar  in  der  ka- 
rantanischen  Mark  auftaucht,  hat  man  —  und  gewiss  voreilig 
—  geschlossen,  dass  Markgraf  Arnold  1055  gestorben  sei.  Es 
kann  dies  auch  früher  eingetreten  sein,  nämlich  innerhalb  der 
Jahre  1051—1055.* 

Denn  da  anderseits  kein  Quellenzeugniss  für  Töchter 
des  Markgrafen  Arnold  (H.)  spricht,8  auch  die  ,vita  Adalbero- 
nis'  keinen  Schwiegersohn  Arnolds  und  nur  einen  Eidam  des 
Markgrafen  Günther  (Grafen  Ekbert  von  Formbach-Neuenburg) 
kennt,  folglich  die  von  der  Passauer  Urkunde  aus  dem  Jahre 
1088  allein  erwähnte  Blutsverwandtschaft  der  Otakare  zu 
den  Wels-Lambachern  mit  einer  solchen  Verschwägerung 
nichts  gemein  haben  kann,  letztere  also  auch  keine  Erbschaft 
Otakars    (HI.,  V.)    und    noch    weniger    seine   Nachfolge   in 


1  Ann.  Altah.  Mon.  Germ.  Script.  XX,  S.  804,  zum  Jahre  1050:  Tom  (na- 
tale  1060  =  Weihnachten)  marchio  Gotefridus  ab  iniqnis  circumventas 
innocens  misere  occiditur.    Vgl.  Wahnschaffe,  a.a.O.,  8.40. 

*  1042,  8.  November  (Zahn,  Urkundenbuch  der  Steiermark  I,  S.  60,  Nr.  52) 
erscheint  Gottfried  schon  als  marchio,  1043,  1.  October  (S.  62,  Nr.  54), 
Arnold  als  marchio  nnd  nicht  wieder;  1048,  2.  October  (S.  64,  Nr.  56), 
Gottfried  noch  als  marchio.  Weitere  Urkunden  fehlen.  Weihnachten  1050 
erlag  er  dem  Morde. 

8  Weder  die  Vita  Adalberonis  (Cap.  7,  filiis  et  heredibns  orbatus . . .),  noch 
das  citirte  Lambacher  Todtenbuch  zum  1.  Februar. 


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232 

der  karantanischen  Mark  herbeüUhrte,  so  hindert  uns  g 
nichts,  den  Eintritt  Otakars  in  diese  Markgrafschaft  innerha 
die  Jahre  1051 — 1055  vorzurücken. 

Das  Todesjahr  Arnolds  II.  von  Wels-Lambach  bleibt 
unbekannt^  und  wir  wissen  auch  nicht,  wann  er  aufhörte,  l 
rantanischer  Markgraf  zu  sein.  Dass  er  in  dieser  Eigensch; 
starb,  scheint  den  Bericht  des  Biographen  Bischof  Adalberos  £ 
gen  sich  zu  haben,  gerade  so  wie  anderseits  der  Eintritt  Otakars 
das  karantanische  Markgebiet  noch  vor  dem  Ableben  Arno] 
die  allgemeine  Angabe  der  Vorauer  Genealogie,  ,Oczi'-Otak 
(III.,  V.)  ,habe  in  den  Zeiten  Kaiser  Heinrichs  III.  (1039  1 
1056)  geblüht',1  für  sich  hat.  Die  Vermuthung,  dass  il 
hiebei  die  Verwandtschaft  mit  den  Eppensteinern  zu  Gut 
gekommen  sein  mochte,  wurde  oben  bereits  zu  begründ 
versucht. 

Die  ,Blutsverwandt8chaft'  der  Otakare  mit  den  We 
Lambachern  hängt  also  vorläufig  in  der  Luft  und  müsste  i 
ältere  Beziehungen  zurückweisen,  die  vielleicht  auf  Arn< 
(I.)  von  Wels-Lambach,  etwa  auf  seine  Tochter,  Schwester  1 
nolds  (II.)  als  fragliche  Mutter  Otakars  (III.,  V.)  zurückführe 
Jedenfalls  sind  wir  nicht  berechtigt,  sie  schlechthin  zu  läugn< 
da  die  Urkunde  von  1088  sie  mit  aller  Bestimmtheit  herv 
hebt.  Dadurch  traten  die  ersten  Otakare  auch  mit  d 
Neuenburg-Formbach  (Püttner)  Grafen,  mit  den  Winz< 
bergern,  den  von  Bogen  u.  A.  in  verwandtschaftliche  J 
Ziehungen,  die  in  der  späteren  unmittelbaren  Verschwägern 
mit  den  Püttnern  ihre  Ergänzung  fanden.8 

1  Geneal.  Voraw.,  Mon.  Germ.  Script.  XXIV,  8.  72.    ...   0*y,    qui  tem 
ribus  imperatoris  Heinrici  tercii  floruit  .  .  . 

*  Vgl.  Meyer  v.  Knonau,  Jahrbücher  des  deutschen  Reiches  unter  Kö 
Heinrich  IV.,  I,  S.  187,  der  eine  solche  Vermuthung  ausspricht 

•  Wir  finden  daher  auch  in  der  Tradition  für  Fonnbach   (um  1094)  ui 
den  Zeugen    der  Schenkung  des  Grafen  Ekbert  (I.)  von  Putten  an 
genannte  Kloster  zunächst  als  Zeugen  unseren  Otachar  marchio, 
ist  Otakar  (IV.,  VI.),  angeführt  (Urkundenbuch  des  Landes  o.  d.  Enni 
S.  627),    1104,  16.  Deceraber  (XVI.  Kai.  Jan.),  in  der  Urkunde  des  Fo 
bacher  Abtes  Beringer,  Zeitgenossen  Ekbert  I.,  Grafen  von  Putten  (Eni 
Thiemos  I.),  Gatten  Mathildens,    der  Tochter  Gottfrieds  von  Wels-Lj 
bach,    als  ersten  Zeugen    Otachar   marchio,    dem  Dietrich,    Graf 
Formbach,    Vetter  Ekbert*,    angereiht  erscheint   (ebenda  I,  S.  626 
627,  Nr  I). 


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233 

Ob  wir  in  der  Phrase  des  Biographen  Adalberos,  derselbe 
habe  bei  seiner  Rückkehr  von  Würzburg  nach  Lambach  sein 
ganzes  Erbe  ,ausgeerbt'  gefunden,  dabei  an  Eingriffe  der  be- 
nachbarten Dynasten  von  Steier  denken  dürfen,  bleibt  fraglich. 
Immerhin  scheint  der  Zeitpunkt  der  damit  verbundenen  Re- 
form des  Klosters  Lambach,  das  Jahr  1056,  darauf  hinzu- 
weisen, dass  wir  zwischen  letzterem  Jahre  und  dem  Ableben 
des  Vaters  Bischof  Adalberos  einen  längeren  Zeitraum  ver- 
streichen lassen  müssen. 

In  dem  (unechten)  Stiftbriefe  von  Lambach  und  in  der 
,Eraeuerung'  desselben  von  1089  erscheint  auch  ein  Ohm, 
wörtlich  Vatersbruder  (patruus)  Bischofs  Adalbero,  nämlich 
ein  Aribo  angeführt,  von  dessen  Gute  ,Zuisilaa  dem  Bischof 
ein  Erbtheil  zugefallen  war.  Mit  diesem  Aribo,  einem  Bruder 
Arnolds  (II.),  wäre  der  Kreis  der  Wels-Lambacher  Familie,  so 
weit  wir  ihn  kennen,  geschlossen. 

Wir  wenden  uns  nun  der  angeblichen  Stammverwandt- 
ßchaft  der  steirischen  Dynasten  mit  den  sogenannten  Ari- 
bonen*  zu,  welche  insbesondere  für  Pritz  als  ausgemacht  galt, 
so  zwar,  dass  er  von  derselben  den  frühesten  Besitz  seiner 
Traungauer   in  der  karantanischen  Mark  herleitet. 

Seinen  Ausgangspunkt  findet  hiebei  Pritz  in  der  wich- 
tigen   Königsurkunde    des   letzten    ostfränkischen    Karolingers, 


1  Sollte  dies  ,Zwisl4  am  Zusammenflösse  der  beiden  ,Ayst'  oder  Aist  sein, 
das  in  einem  Passauer  Traditionsbuche  des  12.  Jahrhunderts,  Urkunden- 
buch  des  Landes  o.  d.  Enns  I,  S.  478,  vorkommt? 

*  Eine  von  der  neueren  Geschichtsschreibung  eingeführte  Bezeichnung,  die 
mit  dem  Vorwalten  des  Namens  ,Aribo*  bei  diesem  Geschlechte  zu- 
sammenhängt und  sich  vornehmlich  auf  die  Stelle  beim  Ekkih.  Urang. 
zum  Jahre  1104  (Mon.  Germ.  Script.  VI,  S.  224—225)  stützt,  wo  er  der 
letzten  Ausläufer,  der  Grafen  Aerbo-Aribo  und  Botho,  gedenkt:  Hi  duo 
fratres  Aerbo  scilicet  et  Botho  paterno  de  sanguine  Noricae  gentis  anti- 
quißsimam  nobilitatem  trahebant,  illius  nimirum  Aerbonis  posteri, 
quem  in  venatu  a  visonta  bestia  confossum,  vulgares  adhuc  cantilenae 
resonant  .  .  .  Dass  dieser  im  Volkssange  gefeierte  Aerbo-Aribo  der  letzte 
Markgraf  der  karolingischen  Ostmark  gewesen  sei,  bleibt  ebenso  fraglich 
als  die  Annahme,  er  sei  der  im  Besitze  der  Abtei  Trunseo  909  genannte 
comes  Arbo.  Vgl.  über  die  sogenannten  Aribonen  die  Forschungen  von 
Hirsch-Bresslau  in  den  Jahrbüchern  des  deutschen  Reiches  unter 
Kaiser  Heinrich  IL,  1.  Bd.,  S.  33  ff.,  3.  Bd.,  S.  166  und  340—341,  ferner 
die  trefflichen  Untersuchungen  bei  Richter  (Mitth.  des  Institutes  für 
österr.  Geschichtsforschung  I,  Erg.-Bd.  S.  629  ff.)  und  Egger  (s.  Schluss). 
ArcWt.   LXXXlV.Bd.  I.H&lfte.  16 


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234 

Ludwigs  des  Kindes,  vom  10.  März  904  (Ingolstadt),  wori 
dieser  dem  Sohne  seines  lieben  ,  Grafen'  Otachar,  einem  Arp 
in  der  Leobner  Gaugrafschaft  Otachars,  seines  Vaters,  di 
ausgiebige  Geschenk  von  20  Hüben  in  den  Orten  Zlatui 
(Zlatten)  und  Costiza  (Göss)  an  der  Mur  zuwendet.1  Da  nu 
auf  dem  gleichen  Boden,  zu  Costiza-Gussia-Göss,  hundert  Jahi 
später  das  älteste  Nonnenkloster  und  überhaupt  das  frühesl 
geistliche  Stift  der  Steiermark  (vor  1020)  erstand,  und  zw« 
laut  Eaiserurkunde  Heinrich  II.  vom  1.  Mai  1020  (Fulda 
als  Schöpfung  seines  ihm  blutsverwandten  Hofcaplans  Arib 
und  zunächst  seiner  Mutter  Adala,  mit  Zustimmung  des  (g< 
lähmten)  Vaters  Aribo2  (in  welchem  wir  den  Sohn  des  Pfal: 
grafen  Hartwich  v.  J.  977  erblicken  dürfen),  so  haben  w 
es  thatsächlich  in  dem  Aribo  der  Urkunde  von  904  mit  einei 
Ahnherrn  der  Aribonen  zu  thun,  und  ihm  geht  als  solcher  ei 
Otakar,  der  Graf  des  Leobner  Gaues,  voran. 

Selbst  Hirsch  meinte,  bei  diesem  Sachverhalt  läge  di 
Vermuthung  nahe,  ,dass  auch  die  nachmals  so  bedei 
tenden  steirischen  Ottokare  von  derselben  Würz« 
stammen.  Denn  der  Name  Ottokar,  der  in  diesem  Hause  s 
constant,  habe  eben  deshalb  hier  eine  von  den  üblichen  Kuns 
griffen  der  Genealogen  unabhängige  Bedeutung'. 8 

Es  mag  daher  befremden,  dass  der  Verfasser  dieser  Unte 
suchungen  in  der  H.  Abtheilung,  dort,  wo  von  Heimat  un 
Ahnen  der  Otakare  die  Rede  war,  und  zwar  insbesondere  b< 
der  Erörterung  der  Raffelstetter  Zollsatzung  (903—905 
die  zeitlich  der  Urkunde  von  904  so  nahe  steht,    nicht  gleic 


1  Fr  öl  ich,  Dipl.  s.  d.  St.  I,  S.  3,  Nr.  1;  Zahn,  Urkundenbuch  der  8teie 
mark,  S.  16,  Nr.  13  (ans  dem  Originale  im  steier märkischen  Lande 
archiv),  904,  10.  März,  Ingolstadt ;  als  Grafen  erscheinen  zunächst  g 
nannt:  Arpo,  Iring,  Kumpold  und  Papo,  dann  heisst  es:  Otachar 
dilecti  comitis  nostri  filio  Arpo  nominato  in  valle  qni  dicitur  Liup 
natal  in  comitatn  einsdem  Otacharii  .  .  . 

*  Frölich,  Dipl.  s.  d.  St.  I,  S.  10,  Nr.  6;  Zahn,  Urkundenbuch  der  Steie 
mark  I,  S.  46  f.,  Nr.  39  (nach  dem  Originale  im  steiermärkischen  Lande 
archiT).  .  .  .  Iuuayensis  ecclesiae  diaconus,  consanguineus  nost< 
atque  cappellanus  nomine  Aribo  ...  mater  Adala  nomine,  pati 
uero  suo  Aribone  quamvis  aparilisi  ex  lege  tarnen  quantum  potu 
annvente  et  consentiente  . .  . 

*  Jahrbücher  des  deutschen  Reiches  unter  Heinrich  II,  2.  Bd.,  S.  3 
Anm.  2. 


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235 

auch  auf  letztere  eingegangen  war.  Denn  hier  wie  dort  er- 
scheint ein  namensgleicher  Graf,  hier  und  dort  ein  Otachar. 
Der  Otachar  der  Raffelstetter  Zollordnung  wurde  den  mut- 
masslichen Ahnen  der  steirischen  Otakare  beigezogen,  wes- 
halb kam  es  nicht  gleich  zur  Berücksichtigung  der  Urkunde 
von  904  in  derselben  Richtung?  Ist  der  Otakar  in  beiden 
Diplomen  nicht  eine  und  dieselbe  Persönlichkeit,  was 
doch  so  nahe  zu  liegen  scheint? 

Unsere  Rechtfertigung  sei  dahin  gegeben,  dass  wir  Be- 
denken trugen,  zwei  örtlich  und  sachlich  so  verschiedene 
Urkunden  sofort  in  den  Dienst  der  Annahme  einer  Identität 
beider  Otakare  zu  stellen,  und  es  vorzogen,  auf  die  Urkunde 
Tom  Jahre  904  an  anderer  Stelle  einzugehen.  An  sich  erscheint 
eine  solche  Identität  allerdings  möglich.  Der  Otakar,  welcher 
(903—905)  dem  Raffelstetter  Tai  ding  als  weltlicher  Gewalt- 
träger des  Königs  vorsitzt,  und  dem  wir  Grafschaftsgewalt  im 
Traungaue  zudachten,  kann  sehr  wohl  (904)  auch  als  Gaugraf 
von  Leoben  gedacht  werden.  Wir  Belbst  betonten  für  das 
10.,  11.  Jahrhundert  weitverzweigten  Besitz  und  mehrfache 
Ortsgrafschaft  als  Typus  der  Machtstellung  der  einzelnen  hoch- 
adeligen Geschlechter  Baierns  und  der  Ostmarken,  wir  sehen 
die  reiche  Zweigbildung  und  wechselnde  Prädicat-  oder  Namen- 
gestaltung im  Kreise  dieser  grossen  Häuser.  Zudem  spricht  man 
nur  von  einer  gemeinsamen  Wurzel  der  steirischen  Dy- 
nasten oder  Aribonen,  und  da  wir  mit  Sicherheit  unsere 
Otakare  erst  seit  959  zu  verfolgen  in  der  Lage  sind,  so  könnten 
sie  ganz  wohl  ein  jüngerer  Stamm,  die  Aribonen  der 
ältere  sein. 

Nichtsdestoweniger  beharren  wir  in  einer  gewissen  Zu- 
rückhaltung, und  zwar  aus  mehrfachen  Gründen.  Einmal  ist 
es  auffallend,  dass  das  Traun kirchner  Todtenbuch  keinen 
der  Aribonen  anführt,  obschon  diese  erst  um  1106  er- 
loschen, und  umgekehrt  die  Hauptstiftung  der  Aribonen,  Seon, 
in  seinem  Necrologium  nur  einen  der  Otakare,  und  zwar  zum 
29.  März  als  ,marchio'.  offenbar  Otakar  (III.,  V.),  und  zum 
27.  August  dessen  muthmassliche  Frau  Willibirg  (comitissa) 
verzeichnet,  was  um  so  mehr  mit  einer  besonderen  Veranlassung 
zusammenhängen  mag.  Friess  fand  sie  in  einer  Verschwä- 
gerung beider  Häuser,  indem  er  diese  Willibirg  als  Aribonin 
auffasst    Wir  sind  anderer  Meinung.    Aber  selbst  wenn  Friess 

IG« 


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236 

im  Rechte  wäre,  hätte  dies  mit  der  Staminverwandtscha. 
der  Aribonen  und  Steirer  Otakare  nichts  zu  thun. 

Noch  auffälliger  ist  es  jedoch,  dass  wir  die  aribonisch« 
Klöstergründungen  in  Karantanien,  vor  Allem  Göss  in  Steic 
mark,  nie  mit  einer  Schenkung  von  unseren  steirisciu 
Dynasten  und  Landesfttrsten  bedacht  finden,  und  dass  f 
Millstatt  auf  der  Kärntner  Seeplatte  eine  einzige  Verleiht« 
von  Grund  und  Boden  seitens  des  letzten  unserer  Otaka 
vorliegt,  nämlich  in  Friaul,  woselbst  Millstatt  schon  vorh 
begütert  war.1 

Am  meisten  Bedenken  erregt  jedoch  die  wichtige  Stel 
der  Georgenberger  Erbübertragungsurkunde  vom  Jahre  118 
worin  alle  Klöster  angeführt  erscheinen,  , deren  einige'  (w 
Herzog  Otakar  sich  verlautet)  ,unsere  Ahnherren  und  F 
miliengenossen  gründeten,  alle  aber  uns  in  Vielem  Diens 
erwiesen  haben'.2 

Die  15  namentlich  angeführten  Klöster  erscheinen  in  nac 
stehender  Reihenfolge:  Traunkirchen,  Garsten,  Gleink,  Admoi 
Seckau,  Viktring,  St.  Paul,  Ossiach,  Reun,  Seiz,  Vorau,  Spit 
im  Zerwald  (Semering),  Lambach,  Formbach  und  St.  Lai 
brecht.  Von  diesen  Klöstern  gehören  sechs  der  Steiermar 
vier  dem  damaligen  Kärnten  an  (da  strenggenommen  au< 
St.  Lambrecht  dahin  gehört),  vier  dem  (damals  grossenthe 
gleichfalls  steirischen)  Lande  ob  der  Enns  und  eines  (Fori 
bach)  Baiern  im  engeren  Sinne. 

Bezeichnend  ist  es,  dass  Traunkirchen,  Garste 
und  Gleink  den  Anfang  machen,  Traunkirchen  und  Glein' 
als  dessen  Mitstifter  die  älteren  Otakare  gelten  dürfen,  Garst* 

1  Valentinen i,  Cod.  Dipl.  Portusnaonis  (Fontes  rer.  Anstr.,  II.  Abt] 
1.  Bd.,  Nr.  3;  vgl.  Zahn,  Friauler  Studien,  a.  a.  O.,  S.  306).  Schenkui 
Herzog  Otakars  von  Steier  aus  der  Herrschaft  von  Cordenons.  Millsta 
war  aber  schon  vorher  (Ankershofen,  Reg.  zur  Gesch.  Kärntens  i 
Archiv  für  österr.  Gesch.,  I.  Bd.  ff.,  Nr.  465)  im  Canale  und  im  Friai 
sehen,  und  zwar  zu  San  Focato  oder  San  Foca  in  der  Nähe  von  Cord 
nons  begütert.  Vgl.  Krön  es,  Verfassungs-  und  Verwaltungsgesch.  d 
Steiermark,  S.  67. 

*  Zahn,  Urkundenbuch  der  Steiermark  I,  Nr.  677,  S.  652.  ...  ex  quib 
quedam  (monasteria)  ani  et  parentes  nostri  fundauerunt,  omnia  (m 
nasteria  dieta)  autem  in  multis  nobis  ministrauerunt  ...  s.  Krone 
a.  a.  O.,  S.  66—67. 


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237 

ihre  richtige  Hausgründung;  dann  folgen  Admont  und  Seckau. 
Bei  der  Gründung  des  ersteren  war  Otakar  (IV.,  VI.)  als  Wohl- 
thäter  betheiligt,  sein  Bruder,  Markgraf  Adalbero,  bedachte  es 
mit  Gütern,  allerdings  zur  Sühne  ftir  Kirchenfrevel,1  und  die 
späteren  steirischen  Markgrafen  Hessen  es  an  Schenkungen  zu 
Gunsten  des  ältesten  Mönchsklosters  der  Steiermark  nicht 
fehlen;  das  Chorherrenstift  Seckau,  eine  Gründung  Adalrams 
von  Traisen- Waldeck,  besass  an  ihnen  stets  werkthätige  Gönner. 

An  Admont  und  Seckau  reihen  sich  drei  Klöster  Kärn- 
tens, Viktring,  die  Schöpfung  des  Sponheimers,  Grafen  Bern- 
hard, Schwagers  Markgrafen  Leopolds  des  Starken,  St.  Paul, 
die  ältere  Gründung  der  Sponheimer  als  Grafen  von  Lavant- 
thal,~und  Ossiach,  das  uns  weiter  unten  noch  beschäftigen  wird. 

Die  Gruppe:  Reun,  Seiz,  Vorau  und  Spital  umfasst 
Klöster,  die  sämmtlich  von  den  steirischen  Markgrafen  ins  Leben 
gerufen  wurden.2 

Den  Schluss  bilden  Lambach,  die  bekannte  Gründung 
der  Wels-Lambacher  Grafen,  Formbach,  das  Hausstift  der 
gleichnamigen,  auch  Neuburger  und  schliesslich  Püttner  ge- 
nannten Grafen,  und  St.  Lam brecht,  gestiftet  von  dem  letzten 
Eppensteiner. 

Es  fehlen  also  Göss  und  Millstatt,  die  Aribonenklöster. 

Das  scheint  doch  —  mit  dem  Schweigen  des  Traun- 
kirchner  Todtenbuches  von  den  Aribonen  zusammengehalten  — 
mehr  als  Zufall  zu  sein,  das  lässt  in  dem  Verwandtschafts- 
kreise unserer  Otakare,  den  doch  die  angeführten  Klöster  re- 
präsentiren,  eine  empfindliche  Lücke  verspüren,  wenn  wir 
auch  sehen,  dass  bei  mehreren  Klöstern  nicht  die  Verwandt- 
schaft der  Otakare  mit  den  Gründern,  sondern  andere  Rück- 
sichten im  Spiele  waren. 

Jedenfalls  spricht  aber  dies  alles  gegen  eine  engere  Ver- 
wandtschaft, und  wir  müssen  schliesslich  eingestehen,  dass  uns 
für  die  gemeinsame  Wurzel  der  steirischen  Dynasten  und 
der  Aribonen  eben  nur  der  Name  ,Otakar'  in  den  Urkunden 
von  904  und  903—905  (RafFelstetten)    einen   zweifelhaften  An- 


1  8.  oben  8.  162,  211,  212. 

*  Slmmtlich  Gründungen  des  vorteilten  Otakar  (V.,  VII.),  in  der  2.  HUfte 

des  12.  Jahrhunderte  bis  auf  Kenn,    das    bereits  sein  Vater  Leopold  ins 

Leben  rief  nnd  seine  Witwe  förmlich  ausgestaltete. 


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238 

haltspunkt  gewährt,  und  dass  man  nur  sagen  kann,  man  be- 
gegne beiden  Geschlechtern  im  10.  Jahrhundert  auf  gleichem 
Boden,  im  Traungaue. 

Dagegen  legt  uns  die  Anfuhrung  des  Kärntner  Klosters 
Ossiach  in  der  Georgenberger  Urkunde  nahe,  dass  wir  dabei 
an  eine  Familienverbindung  unserer  Otakare  denken  dürfen, 
da  uns  sonst  jeder  Schlüssel  zur  Lösung  der  Frage  versagt, 
weshalb  gerade  dieses  Kloster  dort  genannt  erscheint. 

Schon  der  Name  des  Klosters  ,Oscevach'  —  Ossiach 
mahnt  etwas  an  die  bekannte  Koseform  von  Otachar,  Otakar 
=  Oczi  —  Oczo.  Die  Gründungssage  erzählt  von  dem 
,Heiden'  Ozzius,  Grafen  von  Tiffen  (Burg  bei  Feldkirchen) 
und  seiner  Gattin  Irmingard  und  deren  Söhnen:  Ozzius  (II.) 
und  Poppo,  allerdings  nur  wunderliche  Dinge.1  Sie  lässt 
Poppo  Christ,  in  Rom  erzogen  und  schliesslich  Patriar- 
chen von  Aquileja  werden.  Abenteuerliche  Gelehrsamkeit 
hat  in  die  Sage  sogar  einen  slavischen  Briefwechsel  zwi- 
schen Vater  (Ozzi  I.)  und  Sohn  (Poppo)  eingeschwärzt,  den  sie 
wohlweislich  in  ^lateinischer  Uebersetzung'  wiedergibt. 

Der  Vater  datirt  seinen  Brief  ,an  den  7.  Iden  des  März 
687  (!)  zur  Zeit  der  Regierung  des  (slavischen)  Karantaner- 
filrsten  Oharas  t/  worin  nichts  Anderes  als  ein  wahrscheinlich 
der  ,conversio  Bag.  et  Car/  nachgebildeter  Fürstenname  (Caca- 
tius)  steckt;  Poppo  schreibt  die  Antwort  zur  Zeit  des  Papstes 
Sergius  I.  687! 

Mehr  als  dieses  Histörchen  muss  uns  die  Königsurkunde 
Konrads  III.  vom  14.  Mai  1149  beschäftigen,  da  wir  darin  die 
Bestätigung  eines  Diploms  Konrads  II.  ftlr  den  aquilejischen 
Patriarchen  Poppo  (1017?— 1045?)  vorfinden.  Konrad  II.  Ur- 
kunde bezeugt  nämlich,  dass  dieser  Patriarch  das  Kloster  Os- 
cevach  —  Ossiach  als  eine  Gründung  seiner  Eltern  von 
der  Grundherrlichkeit  seines  Bruders,  des  Grafen  O.,  gelöst 
und  dem  Patriarchate   untergeordnet,   das  ist  dem  Schutz  und 


1  Vgl.  Ankershofen,  Gesch.  Kärntens  II,  1,  S.  536  ff.,  seine  Abhand- 
lung Ober  fdes  Abtes  Zacharias  Gröblacher  Annales  Ozziacenses'  .  .  . 
(Archiv  für  Osterr.  Gesch.  VII,  8.  205—226)  und  Wallner,  Annus  mil- 
lesimus  monasteri  Ossiacensis,  8alisb.  (1749  oder  1760)  .  .  .,  ferner 
Seh  roll,  Necrologium  des  ehemaligen  Benedictinerstiftes  Ossiach  iir 
Kärnten  (Archiv  für  österr.  Gesch.,  78.  Bd.,  1888,  S.  277  ff.). 


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239 

Schirm  der  Kirche  des  heiligen  Hermagoros  überwiesen  habe, 
wofür  das  Kloster  einen  Jahreszins  von  12  Goldstücken  nach 
Aquileja  einzusenden  verpflichtet  wurde.1 

Die  Ossiacher  Localsage  erhält  hiedurch  ihren  geschicht- 
lichen Hintergrund. 

Poppo  war  somit  ein  Sohn  Ozzis  (I.)  und  Bruder  Ozzis 
(IL)  und  gehörte  einem  Geschlechte  an,  das  man  als  Grafen 
von  Tiffen- Treffen  aufzufassen  pflegt  und  von  den  Alz- 
hausen-,Treffner*  Grafen  des  12.  Jahrhunderts  wohl  unter- 
scheiden mus8.2 

Patriarch  Poppo  erscheint  überdies  nach  der  Angabe  des 
Biographen  Meinwerks,  Bischofs  von  Paderborn  (1009—1036), 
als  Verwandter  dieses  Kirchenfursten,  offenbar  von  mütterlicher 
Seite;  vielleicht  war  seine  Mutter  Irenburg  (^Irmengard'  in 
der  Sage  genannt)  —  eine  Schwester  Meinwerks  und  Glismun- 
dens,  welche  Letztere  eine  ,bairische'  Ehe  einging.  Aehnlich 
verhält  es  sich  bei  den  Aribonen,  denn  die  Mutter  der  beiden 
Letzten  dieses  Hauses,  Aribo  und  Botho,  war  Friederun,  aus 
dem  Geschlechte  der  angesehenen  sächsischen  Hochadeligen, 
der  Immindinger,  wie  uns  Ekkehard  von  Aura  berichtet,  und 
so  Hessen   sich  Verwandtschaftsfäden   dieser  Art  zwischen  den 


1  8.  Ankershofen's  Reg.,  Nr.  322,  und  Bresslau,  Jahrbücher  des 
deutschen  Reiches  unter  Konrad  II.,  2.  Band,  S.  486—488.  Im  Ossiacher 
Necrologium  erscheint  zum  23.  October  ein  Ozzius,  com  es  als  fun- 
dator  huius  eccl.  O.,  offenbar  also  der  Vater  Poppos,  Patriarchen  von 
Aquileja.  S.  Seh  roll,  a.  a.  O.,  S.  306,  dann  finden  wir  zum  4.  April 
,Irenburg*  (Irmengard  der  Sage)  als  ,fundatrix(,  somit  seine  Frau,  und 
zum  28.  September  Poppo  (den  Patriarchen)  als  ,fundator  huius  eccle- 
«iae*  (S.  288  und  303).  Das  vorhandene  Necrologium  ist  jüngeren 
Datums,  doch  lag  ihm  ein  älteres  vor. 

*  Muffat,  Die  Grafen  von  Treffen  in  Kärnten  als  Zweig  der  Grafen  von 
Vreingen  -  Alzhausen.  Abhandlung  der  königl.  bairischen  Akademie 
1865.  Wolfrad  II.  von  Alzhausen  führt  als  Gatte  der  Gräfin  Hemma, 
Tochter  Weringands  von  Sonne  und  Schwester  Heinrichs  ,Priß',  Diet- 
richs und  Meginhalms  von  ,Creina'  den  Titel  von  .Treffen*  (urkundlich 
1152).  Vgl.  auch  Meiller,  Salzburger  Reg.,  S.  440 f.,  Th.  Mayer 
im  Archiv  für  österr.  Gesch.  XII,  1854,  S.  247  f.  und  Krones,  Die 
deutsche  Besiedlung  der  Österr.  Alpenländer  . .  .  (Forschungen  zur  deutsch. 
Landes-  und  Volkskunde  III,  Stuttgart  1889  und  Sep.  374  (74),  378  (87), 
423—424  (123—124)  und  Anhang  470—471  (170—171). 


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240 

Grafen  von  Tiffen-Treffen  und    den  Aribonen  finden,   da   Glis- 
mund  als  die  Mutter  Friederuns  gilt.1 

Uns  bietet  nun  die  Anführung  des  Klosters  Ossiach  im 
Georgenberger  Diplom  einen  bestimmten  Halt  für  die  Annahme, 
dass  zwischen  dem  Geschlechte  der  Gründer  von  Ossiach, 
den  Ozzis  von  Tiffen-Treffen  und  unseren  Otakaren-Oczi  ein 
Zusammenhang  bestanden  haben  müsse,  und  derselbe  wird 
durch  ihre  Verwandtschaft  mit  den  Oczi-Otto  von  Corde- 
nons  nahegelegt,  auf  die  wir  gleich  zu  Beginn  dieses  Ab- 
schnittes zu  sprechen  kamen.  Denn  in  derselben  Zeit,  welche 
uns  den  Patriarchen  Poppo  und  seine  Eltern,  ausserdem  seinen 
Bruder  Ozzi  vorführt,  im  Jahre  1028,  tritt  uns  der  Graf  Ozi 
von  Cordenons  und  1056  sein  Sohn  Otto  vor  Augen.8  Wir 
stehen  somit  vor  zweierlei  Annahmen:  entweder  sind  die 
Grafen  von  Tiffen  und  Treffen  mit  den  Grafen  von  Cordenons 
identisch,  oder  —  was  wahrscheinlicher  vielleicht  —  Zweige 
des  gleichen  Stammhauses,  dem  auch  unsere  Otakare  an- 
gehören. 

Ob  es  schliesslich  gestattet  sei,  auch  jenen  /vornehmen' 
(nobilis,  ingenuus)  Ozi  heranzuziehen,  welcher  in  den  Brixner 
Traditionen  (995 — 1005)  auftaucht,  und  den  gleichnamigen 
Adelsherrn  (1050 — 1077)  mit  Gütern  in  Kr ain,  so  zum  Beispiel 
um  Assling,  als  seinen  Sohn  aufzufassen8  und  Beide  mit  den 
Ozzis  von  Cordenons  und  Tiffen-Treffen,  somit  auch  mit  unseren 
Otakaren  in  Verbindung  zu  bringen,  mögen  Einsichtigere  ab- 
lehnen oder  des  Näheren  begründen.  Es  wäre  aber  mit  Rück- 
sicht auf  die  Oczis  von  Tiffen-Treffen  und  Cordenons  (Naun) 
ganz  gut  denkbar,  wenn  Name  und  Zeiten  in  Betracht 
kommen. 

Dagegen  wagen  wir  nicht,  den  Ortsnamen:  Otacheres- 
chirichun  in  den  kostbaren  Angaben  der  ,conversio  Bag.  et 

1  8.  Vita  Meinwerci  epi.  Patherprunnensis,  Mon.  Germ.  Script.  XI,  S.  104 
bis  161.  —  Poppo  als  ,consanguineus'  Meinwerks  angefahrt.  Vgl.  oben 
Ekkih.  Urang.  zum  Jahre  1104  über  Friedenm.  .  .  .  maternum  vero  Uli« 
erat  steinma  de  Saxonia  Immindingorum  tribus  egregia,  que  et  Ottonum 
inclytae  stirpi  traditur  vicina  ...  Frieder  an,  Aerbonis  et  Botonis 
mater    .  .  . 

*  S.  oben,  wo  von  der  Verwandtschaft  der  Otakare  mit  den  Grafen  von 
Cordenons  —  Naon  —  Narm  die  Rede  war. 

•  S.  die  Nachweise  bei  Redlich,  Acta  Tirol.  I,  S.  19,  49,  64  82  Nr.  48, 
126,  175,  229. 


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241 

Carentanorum'1  vom  Ende  des  9.  Jahrhunderts,  oder  das  Gut 
,Otackeraberg'  in  der  Ebersberger  Chronik2  zum  Jahre  990 
—  auch  nur  im  Entferntesten  für  genealogische  Klügeleien  aus- 
zunützen, wie  gross  auch  die  Versuchung  sein  möge. 

Wohl  aber  müssen  wir  uns  noch  einer  wichtigen  Frage 
zuwenden,  der  wahrscheinlichen  Verwandtschaft  der  steirischen 
Otakare  mit  den  sogenannten  Raschenberg -Reichenhaller 
Grafen,  beziehungsweise  mit  dem  Plainer  Grafenhause.  Die 
Erörterung  dieser  Frage  und  ihre  Beantwortung  versparten 
wir  uns  für  den  Schluss  dieses  Abschnittes,  wenn  sie  auch  in 
Hinsicht  der  Zeit  eigentlich  an  eine  frühere  Stelle  gehört. 

Friess  hat  in  seiner  dankenswerthen  Ausgabe  und  Bear- 
beitung des  Traunkirchner  Todtenbuches3  mit  Recht  auf  diese 
mehr  denn  wahrscheinliche  Verwandtschaft  hingewiesen.  Wir 
können  uns  aber  ebensowenig  mit  der  Bestimmtheit  einver- 
standen erklären,  welche  er  aufwendet,  um  seinem  Otakar  I. 
(dem  IL,  IV.  nach  der  üblichen  Doppelzählung)  und  Otakar  III. 
(III.,  V.)  die  beiden  Wilbirg,  und  zwar  die  mit  dem  19.  Fe- 
bruar und  die  mit  dem  27.  August  als  Todestagen  in  der  Eigen- 
schaft als  Ehefrauen  beizugesellen,  als  mit  seiner  Anschauung 
befreunden ,  derzufolge  ihm  unsere  ,Grabenstatt-Chiemgauer' 
Otakare,  wie  er  sie  nennt,  als  ,Nachfolger  in  den  Grafschafts- 
rechten und  im  Allodialgute  der  Raschenberg  -  Reichenhaller 
an  der  oberen  Traun  gelten. 


1  Libellus  de  conv.  Bag.  et  Carentanorum,  verfasst  als  Schutzschrift  für 
die  Rechte  Salzburgs  gegenüber  der  slavisch-pannonischen  Metropole 
Metholds,  circa  871.  A.  v.  Wattenbach,  Mon.  Germ.  Script.  XI,  S.  4 
bis  14.  Als  Orte  werden  angeführt  für  die  Zeit  von  853  Dudleipin  (bei 
Radkersburg)  ...  ad  Otachares-chi richun,  und  zwar  im  Gebiete 
Priwinas  (Westungarn  vom  Plattensee  ostwärts  nach  Mittel-  und  Unter- 
steier hinein). 

*  Chron.  Ebersperg.  880 — 1045,  abgefasst  im  11.  Jahrhundert;  Oefele, 
Script,  rer.  Boic.  II,  S.  11 — 14,  herausgegeben  von  Arndt  in  Mon.  Germ. 
Script.  XX,  S.  10—16;  Supplement  herausgegeben  von  Waitz,  Script. 
XXV,  8.  867—872.  Zum  Jahre  990  findet  sich  als  Dotation  des  Haus- 
klosters der  Grafen  von  Sempt-Ebersberg  auch  Otackersberg  neben 
der  Kirche  zu  ,Neunkirchen*  angeführt;  es  ist  das  heutige  Ottersberg 
bei  Kloster  Ebersberg  in  Baiern,  im  alten  Sundergau,  wo  wir  auch 
dem  Otakar  von  959  begegneten.     S.  IL  Abth. 

3  A.  a.  O.,  S.  203—204,  285,  307,  325. 


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242 

In  Hinsicht  der  beiden  Willbirgis  des  Traunkirchner  Ne- 
crologiums  haben  wir  uns  oben  bereits  eingehend  geäussert  und 
eine  von  ihnen  mit  guten  Gründen  als  Eppensteinerin  heran- 
gezogen, wenngleich  ihre  frühere  Ehe  mit  einem  der  Grafen 
von  Raschenberg-Reichenhall  ganz  gut  denkbar  wäre. 

Was  den  zweiten  Punkt  betrifft,  so  sieht  sich  Friess 
selbst  zu  einer  wesentlichen  Einschränkung  gezwungen,1  welche 
eigentlich  den  Kern  seiner  Annahme  durchlöchert.  Denn  er 
sagt  selbst,  dass  im  zwölften  Jahrhundert  die  Pia  in  er  das 
Comitat  Raschenberg-Reichenhall  innehatten,  was  ,einen  Be- 
sitz der  Chiemgauer  (Otakare)  daselbst  nicht  ausschliesst,  da 
die  Raschenberg  von  Traunkirchen  ebenso  wie  die  Plainer  ein 
Zweig  des  Hauses  Raschenberg-Reichenhall  waren'.  Wir  wollen 
hier  zunächst  tron  der  letzteren  Ansicht  absehen  und  nehmen 
diese  Einschränkung  gern  zur  Kenntniss,  denn  in  der  That 
begegnet  uns  in  den  Traditionen  des  Klosters  Garsten  als 
Schenkung  Otakars  (IV.,  VI.)  und  seines  Sohnes  Leopold  eine 
Saline  in  Reichenhall,  die  von  den  Gebern  als  ,Erbgut* 
bezeichnet  wird.2 

Wir  finden  somit  nur  einen  sehr  beschränkten  Theilbesitz 
unserer  Otakare  in  Reichenhall  beurkundet  und  keineswegs 
ihre  Nachfolge  im  Raschenberg-Reichenhaller  Comitat,  und  wenn 
Friess  mit  Recht  die  scharfsinnigen'  Untersuchungen  Ed.  Rich- 
ters in  diesen  Fragen  vor  Augen  hat,  wenn  er  die  von  diesem 
kritischen  und  vorsichtigen  Forscher  gewonnenen  Ergebnisse 
verwerthen  will,  so  musste  ihm  doch  der  Schluss  viel  näher 
liegen,  dass  in  den  ,Grafschaftsrechten'  und  wohl  auch  im 
Haupttheile  der  Allode  den  Raschenberg-Reichenhallern  nicht 
die  ,Chiemgauer'  Otakare,  sondern  die  Plainer  folgten,  wie 
wir  dies  Geschlecht,  mit  ,Liutold'  als  Leitnamen,  seit  dem 
ersten  sicheren  Träger  dieses  Prädicates,  Grafen  Werigand 
(t  um  1130),  Vater  Liutolds  (f  1164)  und  eines  Heinrichs,  zu 
nennen  pflegen. 


1  8.  204. 

1  Urkundenbuch  des  Landes  o.  d.  Enns  I,  8.  135,  Nr.  XXV.  .  .  .  qualiter 
Otacher  marchio  una  cum  filio  suo  Liupoldo  sartaginem  salis,  quam 
hereditario  iure  possidebat,  ad  bawaricum  halle,  quam  Berb- 
toldtis  habebat,  ad  altare  S.  Marie  (Garsten)  cum  omnibus  appenditiciis 
suis  potestativa  manu  contradidit  .  .  . 


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243 

Richter1  beschränkt  sich  bei  seiner  territorial  abgegrenzten 
Aufgabe,  den  Plainern  auf  dem  Boden  des  Salzburger  Hoch- 
stiftlandes  nachzugehen,  er  erklärt  jedoch  auch,2  dass  trotz  der 
unausftillbaren  Lücke,  welche  von  1060  bis  zum  Auftreten  des 
Grafen  Werigand  von  Piain  Anfangs  des  12.  Jahrhunderts 
gähnt,  der  Zusammenhang  der  Plainer  mit  jenen  Raschenberg- 
Reichenhaller  Wilhelmen  und  Liutolden  wahrscheinlich  bleibt, 
da  die  Plainer  in  ihrer  Grafschaft  dauernd  auftreten,  und  er 
weist  auch  die  Möglichkeit  eines  Zusammenhanges  der  Plainer, 
beziehungsweise  der  Raschenberg-Reichenhaller  mit  den  karan- 
tanischen  ,  Wilhelmen'  des  10.  und  11.  und  ihrem  Verwandt- 
schaftskreise,  den  Erbvögten  von  Gurk,  den  Hochfreien  von 
jCreina'  (Heinrich  Pris,  Meginhalm  u.  s.  w.),  mit  den  Heun- 
burgern,  Zeltschachern,  Saneckern  u.  s.  w.  nicht  unbedingt 
zurück. 

Unserer  Aufgabe  steht  es  fern,  diese  dunkle  Vorgeschichte 
der  Plainer  wieder  aufzurollen;  es  muss  uns  genügen,  dass  die 
Raschenberg-Reichenhaller  Wilhelme  und  Liutolde,  die 
sich  über  1060  urkundlich  nicht  weiter  verfolgen  lassen,3  mehr 
denn  wahrscheinlich  Verwandte  unserer  ersten  Otakare, 
der  Mitstifter  und  Vögte  Traunkirchens,  waren,  und  dass  auf 
diesem  Wege  die  Letzteren  mit  dem  Plainer  Grafenhause 
und  seinem  Verwandtschaftskreise  zusammenhängen.4  Dagegen 
will  uns  nicht  einleuchten,    weshalb  Friess  jene  Wilhelme  und 


1  Richter  im  I.  Ergänzungsbande  der  Mitth.  des  Institutes  für  österr. 
Geschichtsforschung  1885,  S.  671  ff. 

1  8.  672. 

•  Richter,  a.  a.  O.,  8.  671—672;  Friess,  a.  a.  O.,  S.  203,  versucht  nach- 
stehenden Stammbaum  zu  geben:  Wilhelm  (1.),  Graf  von  Raschenberg- 
Reichenhall,  f  nach  963,  Liutold  (L),  sein  Sohn,  f  um  990  .  .  .  dann 
greift  er  einen  Liutold  (II.),  f  1050  (?),  auf  als  mutmasslichen  Bruder 
Wilhelm  (II.),  des  »Stifters  von  Traunkirchen*,  und  einen  Liutold  (III), 
t  um  1060. 

4  Auch  Richter,  S.  673,  verhält  sich  gegen  die  einzelnen  Willkürlich- 
keiten in  dem  genealogischen  System  Wendrinsky's  ,Die  Grafen  von 
Plaien-Hardegg',  Blätter  des  Vereines  für  Landeskunde  Niederösterreichs, 
XHL  Jahrgang,  1879,  kritisch;  auch  er  findet  sie  nicht  verlässlich, 
dennoch  hat  Wendrinsky  das  Verdienst,  der  ganzen  Frage  den 
weitesten  Gesichtskreis  abgesteckt  und  nicht  Weniges,  neben  mancher 
sehr  gewagten  Behauptung,  darin  wahrscheinlich  gemacht  zu  haben. 
Die  Frage  betreffend  die  Wilhelme    und  den  Ahnenkreis  der  heiligen 


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244 

Liutolde  als  ,Uaschenberger  von  Traunkirchen'  und  die 
Plainer  als  ,Zweige  des  Hauses  Raschenberg-Reichenhall'  aus- 
einanderhält, da  sich  doch  die  Stifterfamilie  von  Traunkirchen 
mit  den  Grafen  von  Raschenberg-Reichenhall  deckt  und  die 
Plainer  als  ihre  Fortsetzung  auf  dem  gleichen  Boden  erscheinen. 

IV. 

Die  Reibung  der  Otakare  von  Steter  vor  1122  und  ihr 
Ahnenkreis.  Die  karantanische  ,Markgrafschaft'  Ton 
1088  —  1122.     Stammtafel   der  steirischen   Harkgrafen. 

Dies  Schlusscapitel  ist  gewissermassen  der  Epilog  der 
Arbeit.  Es  soll  die  bisher  gewonnenen  Thatsachen  und  Wahr- 
scheinlichkeitsergebnisse, Erwiesenes  und  Mutmassliches,  über- 
schaulich zusammenfügen  und  verwerthen. 

Von  1122  ab  steht  die  Reihung  der  Otakare  auf  festem 
Boden,  hinaufzu  beginnt  sie,  je  weiter,  desto  unsicherer  zu 
werden,  sowohl  was  die  Lebenszeit  der  ältesten  Vertreter  des 
Hauses,  als  auch  ihre  Aufeinanderfolge  an  sich  betrifft. 

Nicht  blos  ist  es  die  Zählung  von  sechs  oder  acht  Ota- 
karen,  das  Verhältniss  zweier  genealogischer  Systeme  zu 
einander,  was  untersucht  werden  muss,  sondern  auch  bezüglich 
der  sechs  Otakare  herrscht  Meinungsverschiedenheit,  wie 
sich  dies  am  besten  aus  einem  Vergleiche  des  Stammbaumes 
bei  Frölich  und  Blumberger  mit  dem  bei  Friess,  dem  neuesten 
Forscher  im  Bereiche  dieser  schwierigen  Frage,   ergibt. 

Was  nunmehr  hier  geboten  erscheint,  will  sich  nicht  etwa 
als  eine  endgiltige  Lösung  ankündigen;  das  wäre  ebenso 
voreilig  als  anmassend,  aber  es  soll  zu  dieser  Lösung  beitragen, 
wenigstens  die  Grenzen  zwischen  den  gesicherten  Thatsachen 
und  den  blossen  Vermuthungen  festzustellen  versuchen  und 
dem  Wahrscheinlichen  die  gebührende  Stelle  anweisen. 

Das  Todesjahr  Otakars  (IV.,  VI.)  1122  (28.  November) 
bildet  den  gesicherten  Ausgangspunkt  der  nach  oben  auf- 
steigenden   Untersuchung.      Die    Ueberlieferung    schreibt   ihm 


Hemma,  Stifterin  von  Gurk,  hat  er  allerdings  verfahren,  wie  dies 
Jaksch  in  der  Einleitung  zu  seiner  Ausgabe  der  Gurker  Geschichts- 
quellen Mon.  hist.  Carinthia«  I,  1896,  S.  1,  zu  rügen  berechtigt  ist 


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245 

Greisenalter  zu,  und  die  —  wenngleich  spärlichen  und  nicht 
immer  unbedenklichen  —  Urkunden  bestätigen  dies,  denn  sie 
reichen,  was  seine  Lebensthätigkeit  betrifft,  über  1082  hinauf. 
Wenn  wir  die  Verhältnisse  der  Admonter  Klostergründung 
ins  Auge  fassen,  wenn  wir  anzunehmen  berechtigt  sind,  dass 
die  uns  jetzt  vorliegende  sogenannte  ,Stiftungsurkunde'  *  aus 
älteren  Vorlagen  entstanden  sein  müsse,  dass  der  ersten  ,Ein- 
weisung*  des  Klosters  (1074,  29.  September)  eine  erzbischöfliche 
Urkunde  gefolgt  sein  dürfte,  die  bereits  1078  als  ausgefertigt 
gedacht  werden  kann,  und  worin  uns  nach  den  geistlichen 
Zeugen  den  Bischöfen:  von  Passau  (Altmann),  Freising  (Me- 
ginward),  Gurk  (Günther),  dem  Salzburger  Dompropste  (We- 
celin)  und  dem  Abte  des  St.  Petersklosters  allda  (Reginward) 
als  rangerster  Zeuge  vom  Laienstande :  Otakar  ,Markgrafvon 
Steier'  begegnet,  so  darf  Letzterer  ohne  viel  Bedenken  als 
unser  Otakar  (IV.,  VI.),  der  Freund  und  Gesinnungsgenosse 
Erzbischof  Gebhards,  des  Stifters  von  Admont,  gelten.8 


1  Dass  die  uns  im  steiermärkischen  Urkundenbuch,  herausgegeben  von 
Zahn,  I,  S.  85  f.,  Nr.  77  und  bei  Wichner,  Gesch.  des  Klosters  Admont 
I,  8.  229—233,  Nr.  6,  Anm.  S.  233,  vorliegende  Aufzeichnung  erst  nach 
dem  Tode  Erzbischof  Gebhards  (f  1088)  erfolgte,  beweisen  schon  die 
Worte:  ,Iata  sunt  bona,  que  beate  memorie  Gebehardus  Juua- 
uiensis  archiepiscopus  tradidit  super  altare  dei  genitricis.'  Zahn 
meint  (S.  85):  ,In  dieser  Form  kann  die  Urkunde  nicht  echt  sein  und 
scheint  aus  einer  chronistischen  Aufzeichnung,  einer  Königsurkunde  und 
einer  päpstlichen  Bulle  oder  einer  erzbischöflichen  Urkunde  zusammen 
ausgefertigt/  ...  Wichner  glaubt  aus  einer  Notiz  des  Vidimators  auf 
dem  Transsumte  von  1498  auf  die  Zeit  Erzbischof  Konrads  I.  von  Salz- 
burg (1106 — 1147)  schliessen  zu  können.  Jedenfalls  ging  die  eigentliche 
Grandungsurkunde  in  den  schweren  Zeiten,  welche  Admont  bald  nach 
seiner  Stiftung  heimsuchten,  verloren. 

Altmann  von  Passau  (1065—1091),  Meginhard  (Meinward)  von  Frei- 
sing (1078,  22.  M&rz,  bis  1098),  Günther  von  Gurk  (1072—1090).  Mit 
Rücksicht  auf  den  Zweitgenannten  kann  die  verschollene  Stiftungsur- 
kunde nicht  vor  1078  fallen.  Dem  ersten  Laienzeugen  Otaker  mar- 
chio  Styrensis  (Otakar  IV.,  VI.)  folgt  unmittelbar  Engilbertus, 
advocatus;  dieser  Beisatz  advocatus  =  Vogt  scheint  sich  auf  Admont 
zu  beziehen,  wenn  auch  der  Beisatz  ,huius  loci*  oder  ,huius  monasterii' 
fehlt.  Wir  wissen  nun,  dass  noch  zur  Zeit  des  Markgrafen  Otakar  (V., 
VII.,  f  1164)  die  Grafen  von  Burghausen,  ein  Zweig  der  Tengeling- 
Peilsteiner,  beziehungsweise  der  Aribonen  im  weiteren  Sinne,  die 
Vogtei  von  Admont  innehatten,  worauf  sie  dann  an  Herzog  Heinrich  U. 
von  Oesterreich  überging  (Wichner,  a.  a.  O.,  S.  188).    Wir  dürfen  also 


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246 

Wir  hätten  somit  das  Jahr  1078  als  beiläufigen  Ausgangs- 
punkt der  beurkundeten  Lebensthätigkeit  Otakars  (IV.,  VI.) 
anzusehen,  ohne  damit  sagen  zu  wollen,  dass  diese  Grenze 
nicht  noch  etwas  weiter  hinaufgerückt  werden  dürfe. 

Nun  haben  wir  bei  seinem  leiblichen  Bruder  Adalbero 
einzusetzen,  den  wir  aus  Wahrscheinlichkeitsgründen,  die  wir 
im  vorhergehenden  Abschnitte  entwickelten,  als  älteren  Bruder 
anzunehmen  berechtigt  sind.  Dass  er  um  1074  bereits  als 
Markgraf  der  karantanischen  Mark  gedacht  werden 
müsse,  erhellt  aus  dem  Früheren,  und  in  dieser  Eigenschaft  fand 
er  um  1088  sein  gewaltsames  Ende.  Seine  Gattin  kennen  wir 
nicht,  jedenfalls  starb  er,  wenn  überhaupt  vermählt,  ohne  recht- 
mässige Leibeserben. 

Mit  dem  Jahre  1074  gewinnen  wir  beiläufig  den  Grenz- 
punkt für  das  Dasein  des  Vaters  Adalberos  und  Otakars  (IV., 
VI.),  jenes  Otakar  (UI.7  V.),  den  die  Vorauer  Genalogie  und 
die  Melker  Urkunde  (1065—1074)  als  ,Oczi,  Oczo*  —  das 
ist  in  der  Koseform  des  vollen  Namens  —  anfuhren,  und  von 
welchem  jene  Ueberlieferung  sagt,  er  habe  in  den  Zeiten 
Kaiser  Heinrichs  III.  (f  1056)  ,geblüht<. 

Wir  stehen  nun  vor  der  Wahl  zwischen  zwei  Annahmen. 
Entweder  haben  wir  an  die  Markgrafschaft  Oczi-Otakars 
(III.,  V.)  bis  an  sein  Ableben  zu  denken,  was  am  nächsten 
liegt,  oder  seinen  Rücktritt  zu  Gunsten  Adalberos  anzunehmen, 
da  eine  gewaltsame  Verdrängung  des  Vaters  durch  den  Sohn 
doch  nicht  leicht  —  ohne  zwingende  Gründe  —  vorausgesetzt 
werden  darf.  Der  Annahme,  dieser  Oczi-Otakar  sei  um  1074, 
und  zwar,  wie  sichere  Ueberlieferung  meldet,  in  Rom  ge- 
storben, hat  nichts  gegen  sich,  ebensowenig  die  beurkundete 
Thatsache,  dass  er  bereits  1056 — 1059  die  karantanische  Mark 
verwaltete,  als  anderseits  die  fromme  Gründung  in  Garsten, 
wo  wir  zu  seiner  Zeit  nur  eine  Genossenschaft  von  Welt- 
geistlichen   (clericorum)    anzunehmen    berechtigt    sind,    aus 


jenen  Engelbertus  advocatus  unter  solcher  Voraussetzung  den  Peilsteinern 
zuweisen,  und  thatsächlich  findet  sich  der  Name  »Engelbert*  früher  zwei- 
mal in  diesem  Hause  vor,  und  zwar  926—940  und  988—1005.  (Vgl. 
Richter,  Mitth.  des  Institutes  für  Osterr.  Geschichtsforschung  I,  Erg.- 
Bd.  S.  634.)  Unser  Engelbert  wäre  dann  der  Dritte  dieses  Namens  und 
rielleicht  ein  Oheim  oder  ein  älterer  Bruder  des  1104  ermordeten  Sig- 
hard  von  Tengeling. 


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247 

welcher  dann  erst  sein  Sohn  (Otakar  IV.,  VI.)  ein  förmliches 
Chorherrenstift  gestaltete,  um  dann  später  1107 — 1108  das 
Ganze  in  ein  Benedictinermönchskloster  zu  verwandeln.1 

Die  Anhaltspunkte  für  die  Lebensthätigkeit  des  Mark- 
grafen' Oczi-Otakars  (III.,  V.)  bewegen  sich  somit  zwischen 
1056—1074,  also  innerhalb  18  Jahren,  und  dieser  keineswegs 
lange  Zeitraum  gestattet  uns  ohne  alle  Schwierigkeit  für  die 
auch  von  anderer  Seite  verfochtene  Annahme  einzutreten,  er 
sei  derselbe,  welcher  uns  um  1048 — 1049  mit  dem  Namen 
,0czi'  und  als  ,Graf  (comes)  an  der  bairischen  Traun,  im 
Chiemgau  begegnet,  denn  zwischen  dieser  urkundlichen  An- 
gabe und  dem  Auftauchen  in  der  karantanischen  Mark  (1048 
bis  1056)  liegen  blos  acht  Jahre.  Anderseits  versuchten  wir 
im  vorangehenden  Abschnitte  darzulegen,  dass  kein  zwingender 
Grund  vorliege,  diesen  Oczi-Otakar  (DI.,  V.)  nicht  schon  früher, 
das  ist  seit  1050 — 1051,  als  karantanischen  Markgrafen  zu 
denken,  da  Gottfried  von  Wels  -  Lambach  1050  erschlagen 
wurde  und  seit  1043  keine  Urkunde  die  markgräfliche  Amts- 
tätigkeit seines  Vaters,  Arnold  (D.),  neben  der  Gottfrieds 
weiterhin  bezeugt,  ausserdem  gar  kein  Anhaltspunkt  für  die 
Hypothese,  unser  Oczi-Otakar  sei  Eidam  —  und  aus  diesem 
Grunde  auch  Erbe  —  Arnolds  und  Nachfolger  in  der  karan- 
tanischen Mark  geworden,  gegeben  ist. 

Dürfen  wir  aber  auch  jenen  ,Oczi*  vom  Jahre  1027,  In- 
haber einer  Grafschaft  im  Chiemgau,  also  auf  dem  gleichen 
Boden,  wo  uns  der  Oczi  von  1048 — 1049  unterkommt,  mit 
dem  Markgrafen  Karantaniens  als  die  gleiche  Persönlichkeit 
zusammenwerfen?  Das  wäre  jedenfalls  bedenklich,  denn  dann 
würde  sich  seine  Lebensthätigkeit  zwischen  1027 — 1074  be- 
wegen, volle  47  Jahre  umfassen,  wozu  dann  noch  20—30  Jahre 
kämen,  um  uns  auf  den  Zeitpunkt  seiner  Geburt  zurückzuleiten. 
An  sich  wäre  auch  dann  ein  Alter  von  67 — 77  Jahren  ganz 
wohl  denkbar.  Immerhin  scheint  es  sicherer,  den  ,Oczi'  der 
Urkunden  von  1027  als  Vater  Oczi-Otakars  (DI.,  V.)  anzusehen, 
somit  als  Otakar  (D.,  IV.)  in  der  bekannten  Doppelzählung 
der  Otakare. 

Zwischen  1027  und  den  wichtigen  Urkunden  von  959, 
welche  uns  einen   Otakar   als  Inhaber  von  Grafschaftsrechten 


1  8.  den  Excurs. 


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248 

im  Chiemgau,  Salzburggau  und  Sundergau  vorführen, 
liegen  68  Jahre,  Raum  genug  für  Otakar  (II.,  IV.)  und  dessen 
muthmasslichen  Vater  Otakar  (I.,  III.)?  den  Otakar  der  Ur- 
kunde von  959,  der  uns  wahrscheinlich  auch  um  950  als  ,Graf 
Otachar  in  der  Mondseer  Tradition  begegnet. 

Mit  einem  dieser  beiden  Otakare,  wahrscheinlich  mit 
Otakar  (II.,  IV.)  hängt  jene  erste  Aebtissin  des  neubestifteten 
Klosters  Traunkirchen,  Atha,  zusammen,  und  zwar  als 
Tochter,  und  e  r  dürfte  auch  der  Otakar  sein,  dessen  als  eines 
,8einer  Urahnen'  (unus  proavorum  meorum)  die  Urkunde  des 
Letzten  des  Hauses,  Herzog  Otakars  von  Steier,  für  Traun- 
kirchen vom  Jahre  1191  gedenkt. 

Hier  wollen  wir  zunächst  innehalten.  Der  Zeitraum  von 
rund  172  Jahren  (950 — 1122)  für  die  vier  Otakare  (und  jenen 
ihnen  zugehörigen  Adalbero)  erscheint  hiemit  durchgemessen, 
und  es  ist  bedeutsam,  dass  die  Vorauer  Genealogie  bis 
1122  auch  nur  vier  Otakare  zählt.  Mag  man  sie  auch  eine 
,8päte,  trübe,  verdunkelte'  Ueberlieferung  schelten,  in  ihr  steckt 
doch  die  Tradition  jenes  Hauses,  das  den  Vorauer  Convent 
1163  ins  Leben  rief,  woselbst  jener  Stammbaum  oder  jene 
früheste  Genealogie  unserer  Otakare  aufgezeichnet  wurde.  Ge- 
rade der  Umstand,  dass  sie  erst  bei  ,Oczi'  (Otakar  III.,  V.) 
mit  einer,  und  zwar  allgemeinen  Zeitbestimmung:  ,er  blühte  in 
den  Zeiten  Kaiser  Heinrichs  HI/,  einsetzt  und  des  Vaters  und 
Grossvaters  Otachyr  und  Otacher  ohne  jede  nähere  Angabe 
gedenkt,  spricht  zu  ihren  Gunsten;  sie  enthält  sich  eben  jeder 
falschen  Pragmatisirung,  jeder  Erfindung,  sie  bietet  nur  das, 
was  die  Ueberlieferung  vererbte;  auch  die  Urkunde  von 
1191,  die  der  Letzte  des  Hauses  ausfertigen  Hess,  beschränkt 
sich  darauf,  den  Schutzvogt  Traunkirchens,  jenen  ,  Grafen' 
Otakar,  ,einen  der  Urahnen'  zu  nennen.  Selbst  der  Irrthum 
in  der  Vorauer  Ueberlieferung,  wonach  auch  der  Vater  und 
Grossvater  Oczi-Otakars  (HI.,  V.)  als  ,Markgrafen'  (marchiones) 
galten,  was  sie  nicht  waren  und  nicht  sein  konnten,  spricht 
für  die  naive  Treue  der  Aufzeichnung. 

Aber  besonders  werthvoll  erscheint  uns  hiebei  der  Um- 
stand, dass  sie  allen  vier  Otakaren,  also  auch  dem  Vater  und 
Grossvater  Oczi-Otakars  (IH.,  V.),  das  Besitzprädicat  von 
Steier  (Styra,  Styrensis)  beilegt,  und  dass  sie  bei  der  Reihung 
der  Otakare  nicht  weiter  hinaufgreift.     Für   sie   scheinen   also 


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249 

die  Otakare  erst  von  dem  Zeitpunkte  zu  existiren,  als  sie  Be- 
sitzer von  Steier  waren,  oder  genauer  gesagt,  als  die  Burg 
Steier  ihr  Hauptsitz  wurde. 

Wir  haben  bereits  an  früherer  Stelle  dargelegt,  dass  die 
Herleitung  der  Otakare  aus  dem  Chiemgau  und  die  Be- 
schränkung ihrer  Anfänge  bis  1056  auf  diesen  Boden  ein- 
seitig und  mithin  auch  unrichtig  sei,  dass  wir  sie  959  nicht 
blos  im  Chiemgau,  sondern  auch  im  Sundergau  und  auf  dem 
Boden  des  Salzburggaues  mit  Grafschaftsrechten  ausge- 
stattet finden,  und  dass  die  Stellung  dieses  schon  im  10.  Jahr- 
hundert namhaften  Geschlechtes  zu  der  Stiftung  Traunkir- 
chens,  dass  das  Auftauchen  eines  Otachar  um  840  in  den 
Mondsecr  Traditionen  seinen  alten  Bestand  auch  im  Traun- 
gaue  nahelegt.  Kein  nur  irgendwie  entscheidender  Grund 
spricht  ferner  gegen  den  Bestand  der  Styraburg  in  den  Zeiten 
Bischofs  Piligrim  von  Passau  (f  991),  und  kein  Anhaltspunkt 
bietet  sich  für  die  Annahme,  dies  Bollwerk  sei  von  den  Wels- 
Lambachcrn,  und  zwar  erst  im  11.  Jahrhundert  geschaffen, 
geradesowenig  wie  für  die  Hypothese,  erst  1056,  durch 
die  Wels-Lambacher  Erbschaft,  seien  die  Otakare  im  Traun- 
gaue  sesshaft  geworden.  Nur  unsere  Otakare  führen  das 
Prädicat  von  Steier,  nicht  die  Wels-Lambacher,  was  doch  — 
angesichts  jener  Hypothese  —  ungleich  näher  läge. 

So  deckt  sich  somit  eine  alte  wohlberechtigte  Ueber- 
lieferung,  die  schon  dem  Grossvater  Oczis-Otakars  (III.,  V.) 
das  Prädicat  von  Steier  beilegt,  mit  dem  Ergebnisse  einer 
unbefangenen  Forschung  und  lässt  uns  schon  für  die  Schluss- 
hälfte des  16.  Jahrhunderts  die  Otakare  als  Burgherren  von 
Steier  annehmen.  Ob  diese  Anlage  mit  der  grossen  Wendung 
der  Dinge  im  Jahre  955  zusammenhängt,  als  Ottos  I.  Sieg 
über  die  Magyaren  die  Ostmarken  des  Reiches  über  die  Enns 
vorschob,  und  in  diesem  Flussgebiete  neue  Besitzverhältnisse 
aufkeimen  mochten,  oder,  was  noch  wahrscheinlicher,  mit  der 
zweiten  Epoche  seit  976/77,  zur  Zeit  als  die  Ostmark  an  die 
Babenbcrger  und  die  Ennsburg  an  Bischof  Piligrim  verliehen 
wurde,  in  Verbindung  gesetzt  werden  soll,  bleibt  offene  Frage. 

Spricht  man  von  steiri sehen  Otakaren,  so  kann  man 
über  die  sechs  der  Vorauer  Genealogie,  also  über  Otakar  (I., 
HI.)  nicht  weiter  hinaufgreifen. 

Arebir.  LXIXIY.  Bd.  I.  Hilfte.  17 


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250 

Anders  steht  es  mit  der  Forschung  nach  den  Anfängen 
des  Hauses  überhaupt,  und  da  kann  man  es  dem  wackeren 
Pritz  nicht  übelnehmen,  wenn  er  diesen  Anfängen  nach- 
spürte und  sein  System  der  acht  Otakare  aufzubauen  beflissen 
war,  das  ist,  noch  zwei  Träger  dieses  Namens  als  die  äussersten, 
beurkundeten  Ahnen  des  Hauses  aufgriff.  Pritz  wusste 
auch  von  der  Chiemgauer  Ortsgrafschaft  der  ersten  Otakare, 
und  nicht  darin,  dass  er  ihnen  das  seit  Piligrims  Zeit  auf- 
tauchende Burggebiet  von  Steier  als  Feste  und  Eigen  zuschrieb, 
denn  dazu  hatte  er  allen  Grund,  sondern  auf  anderem  Felde 
liegt  das  Irrige,  weil  Künstliche  oder  Gewaltsame  seiner  Hypo- 
these. Indem  er  nämlich  den  Otakar  des  Jahres  904,  den 
Grafen  des  Leobner  Gaues  und  Vater  Aribos  mit  dem  Ota- 
kar der  Raffelstetter  Zollsatzung  (von  903 — 905)  einfach 
identificirte  und  als  seinen  Otakar  I.  an  die  Spitze  stellte,  ihn 
als  Grafen  dreier  Gaue:  Traungau,  Chiemgau  und  Leobner 
Gau  auftreten  liess  und  zum  Sohne  Aribos,  des  letzten  Grenz- 
grafen der  karolingischen  Ostmark,  stempelt,  sodann  950  .  .  . 
965  einen  Otakar  IL  annimmt  und  ihn  zum  Bruder  jenes 
Aribo  macht,  mit  welchem  die  Stiftung  des  Klosters  Göss  in 
der  karantanischen  Mark  (um  1020)  zusammenhängt,  dem  sich 
dann  (993  .  .  .  980  .  .  .)  ein  dritter  Otakar  (der  erste  der 
Vorauer  Genealogie),  der  ,Erbauer  der  Styraburg',  angereiht 
findet  —  in  diesen  Folgerungen,  und  nur  in  diesen  griff 
Pritz  fehl,  denn  für  diese  Aneinanderschweissung  seiner  drei 
ersten  Ottokare,  für  einen  solchen  Zusammenhang  der  Otakare 
und  Aribonen  blieb  er  den  Beweis  schuldig. 

Wir  haben  an  anderem  Orte  die  Urverwandtschaft  der 
Otakare  und  Aribonen1  (im  engeren  Sinne)  als  etwas  Frag- 


1  Die  Bezeichnung-  Aribonen  nmfasst  nach  gegenwärtiger  Anschauung 
die  Familien,  welche  alle,  ohne  dass  wir  die  ältesten  Verzweigungen 
urkundlich  festzustellen  vermögen,  auf  jenen  Aribo-Aerbo  zurück- 
führen dürften,  den  der  Chronist  Ekkih.  Urangiensis  bekanntermaßen 
auf  der  Auerochsenjagd  umkommen  und  in  Volksliedern  gefeiert  werden 
läset.  Wir  können  diese  Persönlichkeit  nicht  genauer  nachweisen,  da 
dieser  angebliche  Urahne  noch  vor  jenem  Otakar  angesetzt  werden 
müsste,  der  uns  904  als  Graf  im  Leobner  Gaue  mit  seinem  dort  be- 
güterten Sohne  Aribo  begegnet.  Der  Aribo-Aerbo  Ekkehards  von  Aura 
kann  ebensowenig  mit  dem  letzten  nachweisbaren  Grenzhüter  der  karo- 
lingischen Ostmark,  Aribo,  identisch  sein,  da  Letzterer  903 — 905  in 
der  Raffelstetter  Zollordnung,   also    gleichzeitig    mit   jenem    Otakar 


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251 

liebes  bezeichnet  und  gegen  engere  Beziehungen  beider 
Häuser  aus  guten  Gründen  Stellung  genommen,  wir  haben  den 
Otakar  des  Leobner  Gaues  als  einen  nachweisbaren  Ahn- 
herrn unserer  Otakare  nicht  gelten  lassen  können  und  müssen, 


tottritt,  und  wir  als  Sohn  des  Markgrafen  einen  Isaurich  kennen,  der 
897  die  Bolle  eines  gewaltthätigen  Friedensstörers  spielt  (Büdinger, 
Oesterr.  Gesch.,  S.  206;  Dumm ler,  Gesch.  des  ostfränkischen  Reiches  II, 
am  ausführlichsten).  Auch  mit  dem  »Grafen*  Aribo,  909  als  Mitbesitzer 
der  Abtei  Trunseo,  der  Vorläuferin  des  Nonnenklosters  Traunkirchen, 
kommen  wir  da  nicht  zurecht.  Erst  von  der  Schlusshälfte  des  10.  Jahr- 
hunderts lässt  sich  bestimmter  an  den  bairischen  Pfalzgrafen  Hart- 
wig 958  . .  .  994,  amts-  und  gütergewaltig  im  Chiem-Salzburggau  und 
in  Karantanien,  anknüpfen  und  der  Zusammenhang  der  Nachkommen- 
schaft erkennen.  Zunächst  sind  es  I.  die:  Aribonen  im  engeren 
Sinne,  welche  1102 — 1104  mit  Aribo  und  Botho  erloschen,  die  das  orts- 
grafschaftliche  Prädicat  von  ,Haigermoos*  (Aribo)  und  ,Botenstein'  (Boto) 
am  1074  führen,  und  als  Stifter  des  Hausklosters  Seon  im  bairischen 
Bezirke  Traunstein  bekannt  sind.  (Mon.  Germ.,  Necrologia  II,  1.  Abth., 
von  Herzberg-Fränkel,  S.  220,  14.  Jänner:  Aribo  palatinus  Co- 
rnea fundator,  als  dessen  Sohn  zum  6.  April  der  Mainzer  Erzbischof 
Aribo,  f  1031,  S.  223  angegeben  erscheint;  ferner  begegnen  wir  hier 
8.  230  der  Gattin  des  Pfalzgrafen  Aribo  und  Mutter  des  Erzbischofs, 
Adala,  zum  7.  September,  und  zum  28.  September,  S.  281  ihrer  Tochter 
Chunigunde,  ,Aebtissin*  von  Göss,  und  zum  5.  December  S.  234  einer 
zweiten  Tochter,  Wich  bürg.)  Die  Aribonen  wurden  dann  Gründer  der 
Nonnenabtei  Göss  (um  1020,  vgl.  oben  S.  234)  und  des  Stiftes  Millstatt 
in  Karantanien  (vor  1088).  Diesen  Aribonen  sind  stammverwandt:  II.  Die 
auf  einen  Bruder  Hart  wichs,  des  jüngeren  Pfalzgrafen  (f  um  1026),  Vaters 
jener  zwei  letzten  Aribonen  engeren  Sinnes,  Aribo  und  Boto,  Grafen  Fried- 
rich (f  1072 — 1082),  zurückzuführenden  Grafen  von  T engling,  welche 
sich  einerseits  in  die  Grafen  von  Burg  hausen  und  Schala,  ander- 
seits in  die  Grafen  von  Peil  stein  spalten,  aus  denen  dann  noch  die 
Grafen  von  Leben  au  abzweigen.  —  Vgl.  darüber:  Meiller,  Reg.  der 
Salzburger  Erzbischöfe  (1866),  S.  544;  Hirsch-Bresslau  in  den  Jahr- 
büchern des  deutschen  Reiches  unter  Heinrich  II.,  I,  S.  32,  36 — 36  und 
IH,  S.  340  f.,  6.  Excurs;  Wendrinskv,  über  die  Grafen  von  Peilstein 
in  den  Blättern  des  Vereines  für  Landeskunde  von  Niederösterreich  1881; 
Hauthaler,  in  den  Mitth.  des  Institutes  für  österr.  Geschichtsforschung 
III,  S.  88,  Nr.  14,  und  insbesondere  Richter,  ebenda,  Erg.-Bd.  I,  S.  627 
bis  651.  —  Ausserdem  scheint,  wie  dies  schon  Hirsch  andeutete,  mit 
den  Aribonen  IH.  das  im  Jaunthale  Kärntens,  aber  auch  im  Chiem- 
und  Isengaue  begüterte  Elternhaus  des  Bischofs  Alpwin  oder  Albuin  von 
Brixen  (976—1006)  zusammenzuhängen,  jener  Albuin,  der  Gatte  Hilde- 
gards und  Vater  des  genannten  Bischofs,  denn  es  wird  als  Bruder  des 
Letzteren  ein  ,marchicomes(  (Markgraf?)  Aribo  bezeichnet  (Redlich, 
Ann.  Tirol.  I,  S.  12,  Nr.  28  und  S.  23,  Nr.  58);  vgl.  Schlussübersicht. 

17* 


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252 

falls  er  mit  dem  Otakar  der  Raffelstettcr  Zollsatzung  zu- 
sammenfiele, auch  auf  diesen  Otakar  verzichten. 

Wenn  daher  Strnadt  in  seinem  verdienstlichen  Buche 
vom  Jahre  1886,  dessen  in  mehr  denn  einer  Richtung  bahn- 
brechende Ergebnisse  wir  keineswegs  unterschätzen,  die 
Aeuserung  macht,  es  sei  die  Annahme  von  der  Begründung 
der  Styraburg  durch  die  Otakare  eine  ,unerweisliche,  wenn 
auch  stets  gläubig  nachgeschriebene  Sage',  wenn  er  dies- 
bezüglich von  ,haltlosen  Combinationen  eines  unkritischen 
Zeitalters'  spricht,  so  trifft  dieser  Vorwurf  gegen  Pritz  nicht 
hier,  sondern  in  der  oben  besprochenen  Richtung  zu,  und  Friess 
scheint  im  Rechte  zu  sein,  wenn  er  die  ,alte,  von  steirischen 
wie  österreichischen  Historikern,  besonders  von  Pritz  aufgestellte 
Meinung,  dass  die  Chiemgauer  die  Nachkommen  des  letzten 
Markgrafen  der  karolingischen  Ostmark  Aribo  und  seines  an- 
geblichen Sohnes  Otaker,  welcher  im  Jahre  904  als  Graf  im 
Leobengau  erscheint,  wären',  als  gründlich  abgethan  erklärt. 

Strnadt  und  Friess  begingen  aber  selbst  einen  verhäng- 
nissvollen Fehler.  Indem  sie  das,  was  Hirsch  seinerzeit  nur 
so  nebenher  und  gewiss  nicht  als  Entdeckung,  nicht  als  mass- 
gebend für  Heimat  und  Stammbesitz  der  Otakare  betonend, 
hinwarf,  um  in  scharfsinniger  Weise  zwischen  dem  Chiemgauer 
Otakar  von  1048  und  dem  Markgrafen  Otakar  der  Jahre 
1056 — 1059  eine  Verknüpfung  herzustellen,  einseitig  festhielten 
und  auf  die  Hypothese,  die  Otakare  vor  1056  seien  aus- 
schliesslich ,Chiemgauer'  und  dann  erst  durch  die  Wels- 
Lambacher  Erbschaft  einerseits  ,Traungauer',  anderseits  Mark- 
grafen in  Karantanien  geworden,  auch  ein  genealogisch- 
historisches System  aufbauten,  das  von  einseitigen  Voraus- 
setzungen zu  irrigen  Schlussfolgerungen  führen  inusste,  haben 
sie  in  dieser  Beziehung  die  Fehler  der  Pritz'schen  Hypothese 
wettgemacht.  Sie  haben  mit  der  ,alten  Tradition'  vorschnell 
gebrochen  und  geriethen  in  der  Reihung  der  ersten  vier  Ota- 
kare, was  Otakar  (III.,  V.)  betrifft,  mit  einander  selbst  in 
Widerspruch,  indem  Strnadt1  diesen  Otakar  1060  sterben  lässt 
und  an  ihn  Otakar  (IV.,  VI.,  f  H22)  reiht,  während  Friess* 
ohne  jeden   überzeugenden  Grund   diesbezüglich  wohl  Strnadt 


1  Geburt  des  Landes  o.  d.  Enns,  8.  53,  56. 
*  Traunkirchen,  S.  212. 


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253 

beistimmt,  jedoch  zwischen  jenen  Otakar  (III.,  V.),  den  er  in 
seinem  System  als  ,zweiten'  einführt,  und  Otakar  (III.,  V.) 
seinen  ,dritten*  Otakar  (+  um  1078)  einzuschieben,  den  Oczi- 
Otakar  der  Vorauer  Genealogie  somit  in  zwei  Persönlich- 
keiten zu  spalten  unternahm. 

Hiefiir  boten  ihm  die  sechs  Otakare  des  Traunkirchner 
Todtenbuches  mit  ihren  sechs  Todestagen  einen  scheinbaren 
Halt;  nur  übersah  er,  dass  diese  sechs  Todestage  ebenso  gut 
und  noch  zwangloser  für  die  sechs  Otakare  der  Vorauer  Tra- 
dition auslangen,  und  dass  seinem  ersten  Otakar-Ozzi,  den  er 
als  Grafen  von  Grabenstatt  im  Chiemgau  5.  März  ,um  1030' 
sterben  lässt,  doch  noch  ein  Otakar  vorangehen  müsse,  und 
zwar  jener  ,Chiemgauer'  Otakar  der  Urkunde  von  959,  den  er 
wohl  kennt,  aber  von  seinem  System  ausschliesst.1 

Erscheint  doch  jenes  Todtenbuch,  neben  der  Urkunde 
von  1191  für  Traunkirchen,  als  ein  Zeuge,  der  sich  gegen 
Friess  weit  mehr  als  für  ihn  ausspricht 

Unsere  eigentliche  Aufgabe  ist  mit  der  Forschung  nach 
den  Vordermännern  der  ,steirischen'  Otakare,  mit  jenem  Ota- 
kar geschlossen,  der  sich  um  959  im  Chiemgau,  Sunde r- 
und  Salzburggau  nachweisen  lässt  und  ebensogut  auch  als 
Traungauer  und  Burgherr  von  Steier  gelten  kann. 

Ob  wir  —  wie  bereits  oben  angedeutet,  jenen  Otakar 
der  RafFelstetter  Zollsatzung  von  903 — 905  den  unsicheren 
Ahnen  dieses  Geschlechtes  beizählen,  ob  wir  da  noch  weiter 
auf  den  adeligen  Otakar  der  Mondseer  Tradition  von  843 
zurückgehen  dürfen,  sind  Fragen,  die  wir  nicht  erledigen 
wollen.  Von  959  aufwärts  führt  der  Weg  nur  ins  Bereich 
blosser  Vermuthungen.  Immerhin  haften  die  Wurzeln  grosser 
Geschlechter  tiefer,  als  das  Zeugniss  spärlicher  Urkunden  er- 
kennen lässt,  und  dass  solche  lockere  Spuren  wie  die  von 
903 — 905  und  843  auf  den  Traun gau  hinleiten,  bestärkt  nur 
in  der  Behauptung,  dass  unsere  Otakare  im  Traungaue  viel 
früher  begütert  waren,  als  Strnadt  und  Friess  vermeinen.  Man 
darf  eben  nicht  vergessen,  dass  ein  und  dasselbe  Geschlecht 
an  verschiedenen  Orten  begütert  sein  konnte,  und  ist  somit 
nicht   berechtigt,    ausschliesslich    von    ,Chiemgauern*    oder 


1  Traunkirchen,  S.  206. 


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254 

,Traungauern'  zu  sprechen,   wenn  man  der  Vergangenheit  der 
Otakare  unbefangen  nachspüren  will. 


Wir  haben  nur  noch  die  im  vorhergehenden  Abschnitte 
erörterten  Verwandtschaftsverhältnisse  der  Otakare  zu- 
sammenzufassen. Wäre  die  Urverwandtschaft  derselben  mit 
den  Aribonen  erweislich,  denn  eine  engere  Versippung  müssen 
wir  entschieden  in  Abrede  stellen,  so  würde  diese  Urverwandt- 
schaft als  die  älteste  vorangehen;  wir  müssen  sie  jedoch  vorläufig 
bei  Seite  lassen  und  einen  sicheren  Nachweis  abwarten.  Dagegen 
setzt  wohl  die  Verknüpfung  unserer  Otakare  mit  den  Oczis- 
Ottos  von  Naun-Naym-Cordenons  ziemlich  früh,  nämlich  vom 
Schlüsse  des  10.  Jahrhunderts  ins  11.,  ein  und  fuhrt  uns  auch 
mit  den  Oczis,  den  Grafen  von  Tiffen -Treffen,  Gründern  des 
Klosters  Ossi  ach,  und  auf  diesem  Wege  vielleicht  weiblicher- 
seits  auch  mit  den  Aribonen1  zusammen;  der  vor  1138  ver- 
storbene Otto  von  Cordenons  hat  als  letzter  Vertreter  eines 
Stammzweiges  der  Otakare  zu  gelten.  Dann  sprechen  be- 
gründete Vermuthungen  für  eine  Blutsverwandtschaft  der 
Otakare  mit  den  sogenannten  Eppensteinern,  anderseits 
mit  ihrem  Seitenzweige,  den  sogenannten  Grafen  von  Runa- 
Reun,*  und  beziehungsweise  mit  den  Sempt  -  Ebersber- 
ge rn,  welche  durch  eine  Heirat  mit  einer  Tochter  Herzog 
Adalberos  von  Kärnten  herbeigeführt  werden  mochte,  aber 
auch,  abgesehen  davon,  an  sich  durch  das  St.  Lambrechter 
Todtenbuch  und  den  Erbschaftsvorgang  vom  Jahre  1122/23 
bezeugt   erscheint,    somit   der   Verschwägerung   beider   Häuser 


1  S.  die  vorhergehende,  die  Aribonen  behandelnde  Anmerkung  und  dazu 
den  III.  Abschnitt  und  die  Schlussübersicht,  , Vorbemerkung*  über 
J.  Egg  er.  Wenn  nämlich  die  Mutter  des  Patriarchen  Poppo  von  Aqui« 
leja,  Irmburg  (Irmgard  in  der  Sage),  Gattin  des  Grafen  Ozzi  (1.),  eine 
Blutsverwandte  Mein werks,  Bischofs  von  Paderborn,  war,  und  anderseits 
Glismund,  Meinwerks  Schwester,  beide  aus  dem  Geschlechte  der  säch- 
sischen Immindinger  oder  Immedinger,  in  bairischer  Ehe  jene  Frie- 
derun  zur  Tochter  hatte,  welche,  wie  wir  ans  der  Chronik  Ekkehards 
von  Aura  wissen,  den  Pfalzgrafen  Hartwich  den  Jüngeren  heiratete  nnd 
die  Mutter  Aribos  und  Botos  (f  1102 — 1104)  wurde,  so  hingen  durch 
Frauen  die  Stifter  von  Ossiach,  beziehungsweise  auch  die  Grafen  von 
Cordenons,  mit  den  Aribonen  zusammen  und  auf  diesem  Wege  somit 
auch  nnsere  Otakare. 

*  S.  den  III.  Abschnitt. 


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255 

in  der  Person  Otakars  (IV.,  VI.)  und  Heinrichs  von  Kärnten 
voranging.  Die  von  einer  Urkunde  des  Jahres  1088  ange- 
gebene ,Bluts Verwandtschaft*  der  Otakare  mit  den  sogenannten 
Wels-Lanibacher  Grafen  scheint  gleichfalls  nicht  auf  eine 
Verschwägerung  beider  Häuser,  nach  gewöhnlicher  Annahme, 
sondern,  wenn  wir  der  Urkunde  von  1088  glauben  dürfen,  auf 
ältere,  uns  des  Näheren  unbekannte  Beziehungen  zurückzu- 
leiten,1 die  dann  später  in  der  Verschwägerung  mit  dem  den 
Wels-Lambachern  eng  verwandten  Hause  der  Formbach- 
Neuen  burg-Püttner  Grafen  ihre  Ergänzung  finden.2 

Unter  den  Verschwägerungen  der  Epoche  vor  1122 
lernen  wir  die  bereits  oben  gestreifte  mit  den  österreichi- 
schen Babenbergern  kennen.  Eine  solche  findet  sich  nach 
1122  auch  mit  dem  Schala-Burghauser  Zweige  der  Tenge- 
ling-Peilsteiner,  mittelbar,  und  unmittelbar  mit  den  jüngeren 
Weifen,  mit  den  Sponheimern,  Vohburgern  und  mit  den 
Grafen  von  Stade  bezeugt. 


1  S.  den  III.  Abschnitt.  Diese  Blutsverwandtschaft  müsste  Arnold  (II.), 
t  vor  1056  (Datum  der  gefälschten  Gründungsurkunde  für  Lambach) 
bereits  als  einen  Blutsverwandten  unserer  Otakare  voraussetzen  und  auf 
frühere  Versippang  zurückleiten.  Dürfte  man  annehmen,  dass  in  der 
gefälschten  Passauer  Urkunde  vom  Jahre  1088  der  ,magnificus  comes  de 
Welsa  et  Lambacha'  —  Arnulfus,  nicht  statt  ,Arnoldus'  verschrieben, 
sondern  jener  wahrscheinliche  Ahnherr  der  Wels-Lambacher,  comes  Ar- 
nulfus sei,  der  uns  993  in  einem  Vertrage  mit  Bischof  Christian  von 
Passau  begegnet  und  1018  als  Inhaber  der  Grafschaft  am  Inn  (Antisina) 
erscheint,  und  den  wir  als  Vater  Arnolds  (I.)  und  Grossvater  Arnolds  II. 
von  Wels-Lambach  ansehen  könnten,  so  träfen  wir  bei  diesem  ,Arnulf* 
auf  jene  Blutsverwandtschaft,  und  von  ihr  würde  die  1088  berichtete 
Vererbung  der  Passauer  Lehen  an  die  Vorfahren  Otakars  (IV.,  VT.)  her- 
rühren. Dann  Hesse  sich  auch  die  Stelle  in  der  bewussten  Urkunde 
von  1088  ,dudum  ante  etatem  nostram'  erklären.  Viel  einfacher 
mit  Rücksicht  auf  die  Zeit  bleibt  allerdings  die  Annahme,  jener  »Ar- 
nulfus* sei  Arnold us  (I.),  der  Grossvater  Bischofs  Adalbero. 

*  S.  über  Formbach-Neuenburg-Püttner  Grafen  die  wichtige  Ge- 
nealogie der  Stifter  des  Klosters  Formbach  (Urkunden buch  des  Landes 
o.  d.  Enns  I,  8.  778,  aus  einem  Copial buche  des  XV.  Jahrhunderts  im 
bairischen  Reichsarchiv),  die  Aufschreibung  aus  dem  12.  Jahrhundert 
(ebenda,  8.  779  f.)  und  die  bezügliche  Abhandlung  von  Moritz  (1803). 
Die  Güter  der  Formbacher  Grafen  finden  sich  auch  auf  dem  Boden  der 
Grafschaft  jenes  Arnulfus  comes,  den  wir  993,  1018  urkundlich  kennen. 
8.  vorhergehende  Anmerkung. 


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256 

Das  Zusammentreffen  der  Otakare  mit  den  Kaschen- 
berg-Reichenhaller  Wilhelmen  und  Liutolden  bei  der  Stiftung 
von  Traunkirchen  legt  ihre  Verwandtschaft  mit  den  Letzt- 
genannten, beziehungsweise  mit  den  Piain ern,  nahe.  Man 
dürfte  wohl  einen  der  ersten  Otakare  und  eine  von  den 
zwei  Wilbirgis  des  Traunkirehner  Todtenbuches  als  Ver- 
treter beider  Häuser  heranziehen  könnten.  Doch  bleibt  hier 
der  blossen  Vermuthung  ein  unbegrenzter  Spielraum.1 

Noch  müssen  wir  aber  —  wenn  auch  nur  anhangsweise  — 
einer  andern  Frage  gegenüber  Stellung  nehmen.  Dass  bis  gegen 
1088  die  ,Steirer*  in  der  Person  Otakars  (III.,  V.)  oder  Oczis 
und  seines  (wahrscheinlich  älteren)  Sohnes  Adalbero  der  ka- 
rantanischen  Mark  vorstanden,  unterliegt  keinem  begründeten 
Zweifel.  Wie  steht  es  aber  später  damit,  nach  dem  gewalt- 
samen Ende  Adalberos,  von  1088 — 1122,  in  den  Zeiten  seines 
Bruders  Otakar  (IV.,  VI.),  der  sich  gerade  so  wie  sein  Vater 
,marchio  Styrensis'  oder  ,de  Styre'  —  also  Markgraf  von 
Steier,  steirischer  Markgraf  schreibt?  Und  nicht  anders  schreibt 
sich  sein  Sohn  Leopold  (1122—1129)  nach  der  entschei- 
denden Eppen8teiner  Erbschaft,  und  so  nennen  sich  auch  die 
beiden  letzten  Otakare  bis  zur  Rangerhöhung  vom  Jahre  1180. 
Das  lässt  denn  doch  auf  eine  gewisse  Stetigkeit  dieses 
Macht-,  beziehungsweise  Rechtstitcls  schliessen  und 
drängt  uns  unwillkürlich  zu  der  Annahme,  dass  sich  schon 
vor  der  Eppensteiner  Erbschaft,  die  er  ja  selbst  nicht  mehr 
antrat,  Otakar  (IV.,  VI.)  als  Inhaber  markgräflicher  Ge- 
walt auf  demselben  Boden  ansah,  wo  wir  beiläufig  von  1074 
an  seinen  Bruder  Adalbero  des  Amtes  walten  sahen. 

Wenn  daher  an  einer  früheren  Stelle  bemerkt  wurde,  es 
scheine,  dass  nach  dem  Tode  Adalberos  (um  1088)  seinem 
Bruder  als  Gregorianer  die  gegnerisch  gesinnten  Eppensteiner 
den  Weg  in  die  karantanische  Mark  versperrt  hielten  und  auf 
ganz  Karantanien  die  Hand  zu  legen  gewillt  waren,  so  dass 
erst  die  Erbschaft  vom  Ende  'des  Jahres  1122  diesen  Weg 
wieder  freimachte  und  die  thatsächliche  Markgrafschaft 
der  Steierer  in  dem  dann  nach  ihnen  benannten  Lande  seither 
ihren  unangefochtenen   Bestand   gewann,    wenn    der  Verfasser 


1  8.  den  Schluss  der  III.  Abtheilung  des  Textes,  S.  241. 


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257 

dieser  Studie  in  seinem  jüngsten  Buche1  solcher,  auch  von  der 
jüngsten  Forschung  allgemein  festgehaltenen  Anschauung  nicht 
entgegenzutreten  wagte,  so  ftihrten  ihn  diese  Untersuchungen 
jetzt  zu  einem  wesentlich  anderen  Ergebnisse. 

Zunächst  ist,  abgesehen  von  der  Urkunde,  worin  Mark- 
ward (III.)  von  Eppenstein  als  Grossgrundbesitzer  ohne  Amts- 
titel2 jene  wichtige  Vereinbarung  über  Pfarren-  und  Zehent- 
rechte mit  Erzbischof  Gebhard  von  Salzburg,  etwa  um  1066, 
abschloss,  kein  einziges  Zeugniss  über  die  Amtstätigkeit  der 
Eppensteiner  in  der  karantanischen  Mark  erhalten,  und  zwar 
für  den  entscheidenden  Zeitraum  nach  dem  Tode  jenes  Mark- 
grafen Adalbero  aus  dem  Hause  der  Steirer  bis  zur  letztwilligen 
Erklärung  Heinrichs  von  Eppenstein,  somit  von  1088—1122. 
Das  ist  allerdings,  bei  der  Beschaffenheit  des  spärlichen  Ur- 
kundenbestandes, an  sich  kein  Gegenbeweis,  immerhin  aber 
eine  beachtenswerthe  Thatsache. 

Anderseits  erscheint  das  „Gedinge'  des  letzten  Eppen- 
steiners  zu  Gunsten  Otakars  (TV.,  VI.),  beziehungsweise  Leo- 
polds des  Starken,  nur  als  ein  privatrechtlicher  Act,  der 
selbstverständlich  mit  einer  Uebertragung  markgräflicher 
Amtsgewalt,  was  Sache  des  Reichsoberhauptes  war,  nichts 
gemein  hat.  Von  einem  solchen  Vorgange,  der  noch  den 
Zeiten  Kaiser  Heinrichs  V.  (f  1125)  zufallen  musste,  erhielt 
sich  keinerlei  Zeugniss,  weder  eine  Urkunde,  noch  eine  Chro- 
nistenangabe. Auch  das  ist,  wie  bei  vielen  ähnlichen  Vor- 
gängen, gut  denkbar;  Thatsachen  vollziehen  sich  ohne  nähere 
zeitgenössische  Ueberlieferung. 

Immerhin  ist  es  bedeutsam,  dass  sich  Leopold  der  Starke 
lange  vor  dem  Jahre  1122  als  der  jüngere*  Markgraf, 
neben  seinem  Vater  Otakar  (IV.,  VI.),  beurkundet  findet,  es 
ist  bemerkenswerth,  dass  die  Klosterjahrbücher  Oester- 
reichs  und  Steiermarks  die  Nachfolge  Leopolds  des  Starken 
in  der  Markgrafschaft  seit  Ende  1122  mit  den  gleichen  Aus- 
drücken   berichten    wie    das   Eintreten  Otakars    (V.,  VII.)  seit 


1  Verfassung  und  Verwaltung  der  Mark  und  des  Herzogthums  Steier  (1897), 

S.  8—10. 
'  Zahn,  Urkundenbuoh  der  Steiermark  I,   S.  77  f.,  Nr.  68.     Es  heisst  von 

ihm  blos:    ,Marchuuart,    filius   Adalberonis   ducis    et   uxor  eius 

Liutpirc  et  filii  eorum  .  .  .' 


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258 

1 129  *  in  dieselbe,  und  wir  somit  den  Eindruck  empfangen,  als 
habe  sich  durch  die  Eppensteiner  Erbschaft  wohl  ein  gewal- 
tiger Umschwung  in  dem  Gtiterbesitz  und  in  der  Machtstellung 
der  ,Steirer*  auf  dem  Boden  des  Murlandes,  nicht  aber  ein 
solcher  in  der  ,MarkgrafschafV,  in  der  ,Anitsstellung'  des 
Hauses  von  Steier  vollzogen. 

Man  könnte  nun  annehmen,  dass,  seit  1088  etwa,  die 
Eppensteiner  Herzoge  Kärntens  die  ,karantanische  Mark'  als 
solche  ,eingehen  Hessen',  um  ein  beiläufig  zutreffendes  Wort  zu 
gebrauchen,  und  dass  seit  Ende  1122  eine  solche  erst  wieder 
entstand.  Wenn  aber  auch  die  Bezeichnung  ,marca*  auf  dem 
Boden  des  Steirerlandes  thatsächlich  erst  wieder  nach  1122 
in  den  Urkunden  auftaucht  und  eine  Garstner  Tradition  Fei- 
stritz (bei  Scckau)  schlechtweg  als  in  ^Kärnten'  (Carinthia)  ge- 
legen bezeichnet,2  so  ist  dies  auch  kein  Beweis  für  eine  solche 
Voraussetzung.  Denn  diese  Einbeziehung  des  Murgeländes  in 
die  allgemeine  Bezeichnung  ,Karantanien'  findet  sich  auch 
nach  1122  nicht  selten. 

Auch  weiterhin  dachte  man  darüber  nicht  anders  als  zur 
Zeit  der  Stiftungsurkunde  für  Seitenstetten  (1116),  welche  von 
den  Rodungen  des  neuen  Klosters  an  beiden  Ufern  der  Ybs, 
westwärts  bis  ans  ,Karintigescheide',  das  ist  bis  zur  Kärntner- 
grenze spricht.3  Ueberdies  bliebe  es  doch  auch  bedenklich, 
das  Dasein  der  seit  Ende  des  10.  Jahrhunderts  nachweisbaren 
,Kärntner  Mark',  des  Ostlandes  Kärntens,  einfach  vom  B  e- 
lieben  der  Eppensteiner  abhängig  zu  machen. 


1  Urkundenbuch  des  Landes  o.  d.  Eons  I,  S.  150,  Nr.  79  (Kurz,  Beiträge 
zur  Gesch.  des  Landes  o.  d.  Enns  II,  S.  491):  de  familiaribos  Liapoldi 
marchionis  iunioris;  S.  135,  Nr.  26:  .  .  .  marchio  Otacher  cum  manu 
filii  fui  Liupoldi  marchionis  .  .  .;  Ann.  Mellic.  zum  Jahre  1122:  Ota- 
ker  marchio  obiit,  filius  eius  Liupoldus  successit;  Ann.  Admont,  Auct. 
Garst,  ebenso  (Mon.  Germ.  Script.  IX,  S.  501,  569,  57S) ;  Auct  Lambac. 
1129:  Liupoldus  marchio  obiit,  filius  eius  Otacher  successit,  Ann.  S.  Rudb. 
Salisb.:  Liupoldus  fortis  marchio  obiit,  Otachir  filius  eius  successit  (Mon. 
Germ.  Script.  IX,  S.  555,  775).  .  .  . 

1  8.  weiter  unten. 

*  Fontes  rer.  Austr.,  IL  Abth.,  33.  Bd.  (Urkundenbuch  von  Seitenstetten), 
S.  3.  Vgl.  darüber  Strnadt,  Geburt  des  Landes  o.  d.  Enns,  S.  17—18 
und  Hasenohr  1,  Deutschlands  südostliche  Marken  im  10.,  11.  und  12. 
Jahrhundert,  Archiv  für  österr.  Gesch.,  82.  Bd.  (1895),  S.  481— 482. 


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259 

Zu  alldem  gesellt  sich  aber  die  schwerwiegende  Thatsache, 
dass  bei  aller  Armuth  des  derzeitigen  Urkundenbestandes  — 
aus  den  Garstner  Traditionen  hervorgeht,  Otakar  (IV.,  VI.) 
habe  als  ,Markgraf*  und  ebenso  sein  Sohn  Leopold  als  Jün- 
gerer' Markgraf  Schenkungen  lange  vor  1122  gemacht  oder 
vermittelt,  die  sich  nicht  blos  auf  das  Ennsthal,  sondern  auch 
auf  Kärnten,  in  jenem  allgemeinen  Sinne,  beziehen. 

Muss  auch  das  Ennsthal,  trotz  der  Thatsache,  dass  sich 
hier  seit  dem  Nachlasse  der  Witwe  des  mächtigen  Grafen 
Wilhelm  und  Mutter  des  gleichnamigen,  1036  gefallenen  Sohnes, 
der  bekannten  heiligen  Hemma,  die  Gütermacht  der  Salz- 
burger Kirche  entwickelte,  als  ein  mit  Karantanien  ver- 
knüpftes Gebiet  gelten  —  allerdings  in  einer  gewissen  Son- 
derstellung1  —  so  erscheint  hier  dies  Walten  Otakars  (IV., 


1005,  7.  December  (Urkundenbuch  der  Steiermark  I,  S.  41,  Nr.  84)  schenkt 
König  Heinrich  II.  dem  Salzburger  Erzbischof  Hartwik  ein  könig- 
liches Gut,  und  zwar  predium  Adamunta  (Admont)  in  comitatu 
Adalberonis  comitis  in  pago  Ensitula  (Adalbero,  obschon  bereits 
nach  der  Kaiserurkunde  vom  13.  April  1000,  Urkundenbuch  I,  S.  40, 
Nr.  33,  ,marchio'  genannt,  wird  hier  als  Graf  des  Ennsthalgaues 
bezeichnet).  —  Das  Ennsthal  war  an  sich,  damals  und  auch  später, 
kein  geschlossenes  Gebiet  der  Salzburger  Kirche.  Obschon  die  Kaiser- 
urkunde vom  18.  April  1016  (Zahn,  Urkundenbuch  der  Steiermark  I, 
S.  45,  Nr.  38)  mit  der  Salinenschenkung  in  der  gleichen  Gegend  für  den 
Grafen  Wilhelm  (von  Soune  =  Sannthal)  in  ihrer  vorliegenden  Ge- 
stalt nunmehr  als  eine  Gurker  Fälschung  aus  den  Jahren  1177  bis 
1184  gilt  (Jak seh,  Gurker  Geschichtsquellen,  Mon.  hist.  duc.  Car.  I, 
1896,  8.  51,  Nr.  13),  so  müssen  ihr  doch  thatsächliche  Verhältnisse  zu 
Grunde  liegen,  welche  uns  auch  das  reiche  Stiftungsgut  Salzburgs  für 
Admont  erklären  (vgl.  das  Nähere  bei  Wichner,  Gesch.  Admonts  I, 
S.  24  ff.  und  insbesondere  die  Stelle  in  der  Aufzeichnung  über  Admonts 
Klostergründung,  Urkundenbuch  der  Steiermark  I,  S.  85—86:  .  .  .  Inpri- 
mis,  qne  matrona  quedam  nobilis  Hemma  BaHwini  episcopi  tempore 
—  1041 — 1060  —  saneto  Rudberto  dedit  in  eadem  valle  Admuntina 
cum  aliis  prediis  ad  coenobium  ibidem  fundandum  .  .  .).  Wie 
der  salzburgische  Besitz  durch  königliche  Schenkungen  anwuchs,  er- 
sehen wir  aus  der  Urkunde  vom  9.  Mai  1036  (Urkundenbuch  der  Steier- 
mark I,  S.  57,  Nr.  49),  worin  Kaiser  Konrad  II.  dem  Erzbischof  Dietmar 
von  Salzburg  den  königlichen  Hof  sammt  KOnigshuben  zu  ,Laznichone' 
=  Lassing  im  Ennstbale  schenkt.  Wenn  somit  auch  Salzburg  durch 
solche  Schenkungen  und  darch  den  Nachlass  Hemmas  im  Ennsthale  der 
Hauptbesitzer  allda  wurde,  was  am  besten  aus  Gebhards  Kloster- 
stiftung  in  Admont  erhellt,  so  fehlte  es  auch  nicht  an  anderweitigem 
Besitz.   Schenkte  doch  jener  (Markgraf)  Adalbero,  der  Bruder  Otakars 


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260 

VI.)  minder  auffällig  als  dort,  wo  es  sich  um  Schenkungen  um 
Grazlup  (bei  Neuuiarkt)  und  besonders  in  Feistritz  (bei  Seckau) 
handelt,  also  auf  kärtnerisch-steirischem  Boden.1 


(IV.,  VI.),  an  Admont  in  seiner  ersten  Bestandzeit  von  seinem  Eigen 
zwei  Dörfer  Arnich  (Ardning),  ferner  Eichdorf  im  Ennsthal,  um 
sich  vom  Banne  zu  losen  (Urkundenbuch  der  Steiermark  I,  8.  86  und 
S.  99 — 100).  Es  besass  also  auch  ein  Angehöriger  des  Hauses  Steier 
GUter  im  Ennsthal,  und  ihm  als  angeblichen  »Grafen  vom  Ennswald  und 
Gaiserwalde*  (Ann.  S.  Rudb.  Salisb.  zum  Jahre  1122)  werden  Graf- 
schaftsrechte auf  diesem  Boden  zugesprochen.  Aber  Otakar  IV. 
(VI.)  selbst  verfügt  über  GUter  und  Beneficien  im  Ennsthal e.  So 
schenkt  er,  lange  vor  1122,  innerhalb  der  Jahre  1110 — 1120,  an  das 
Hauskloster  Garsten  die  Beneficien  eines  Wolfold  zu  Scalchinberge  (Sala- 
berg  bei  Irdning),  eines  Meginhard  zu  Slateheim  (Schlatham  bei  Irdning) 
und  Strechowe  (Strechau)  und  eines  ,Dienstmannen'  Adelbero  zu  »Wolf- 
pernberch*  in  der  gleichen  Gegend.  S.  die  Nachweise  im  Urkundenbuch 
des  Landes  o.  d.  Enns  I,  S.  121,  Nr.  10  (vgl.  S.  123,  Nr.  107),  S.  142, 
Nr.  50  und  S.  142,  Nr.  49;  II,  S.  134,  Nr.  95;  Zahn,  Urkundenbuch  der 
Steiermark  I,  8.  116,  Nr.  98,  S.  121,  Nr.  102,  S.  123,  Nr.  105.  Wenn 
daher  Salzburg  nachmals  seinen  eigenen  ,Gastaldio*  im  Ennsthal  hatte, 
wenn  es  in  Urkunden  des  12.  Jahrhunderts  von  der  Steiermark  heisst: 
marchia  et  Ensitale,  und  wenn  1242  der  letzte  Babenberger  einbe- 
kennt, der  comitatus  Ennsthal  rUhre  als  Lehen  von  Salzburg  her, 
so  ändert  dies  doch  nichts  an  der  Thatsache,  dass  das  Ennsthal  bei  der 
karantanischen  Mark  und  auch  —  trotz  territorialer  Sonderstellung  — 
im  politischen  Verbände  mit  der  Mark  und  dem  Herzogthum  Steier  ver- 
blieb, denn  neben  dem  ,gastaldio(  des  Erzbischofs  (1140,  Urkundenbuch 
der  Steiermark  I,  S.  233)  findet  sich  in  der  gleichen  Zeit  ein  fürstlicher 
Landrichter  des  Ennsthales  (judex  proviucie;  circa  1150,  Urkunden- 
buch I,  S.  317,  und  circa  1160,  ebenda,  S.  399,  411),  und  um  die  gleiche 
Zeit  wird  als  zum  gleichen  Gebiete  gehörend  die  Landschaft  diesseits 
des  Hartbergs,  Zerwaldes  (Semering)  und  Pyhrns  (infra  Pirdine,  et 
Cerwalt  atque  Hartberch,  Urkunde  des  Salzburger  Ersbischofs  Konrad  I., 
Urkundenbuch  der  Steiermark  I,  S.  255,  vom  27.  September  1146)  be- 
zeichnet Vgl.  das  Nähere  bei  Krones,  Verfassung  und  Verwaltung  der 
Mark  und  des  Herzogtums  Steier,  S.  209  ff.,  265—266. 
Urkundenbuch  des  Landes  o.  d.  Enns  I,  S.  142,  Nr.  49  und  S.  162, 
Nr.  86;  Urkundenbuch  der  Steiermark  I,  S.  123,  Nr.  106  und  S.  124, 
Nr.  108:  .  .  .  qualiter  Otacher  marchio  ob  remedium  anime  familiaris 
sui  Engilschalchi  tradidit  ad  altare  S.  Marie  predium  in  Carinthia, 
Vastrize  dictum,  das  ist  Feistritz  bei  Seckau  in  Obersteier;  .  .  . 
In  der  weit  älteren  Tradition  von  1110  ...  (vgl.  die  vorhergehende 
Anmerkung  bezüglich  des  EnnBthales)  erscheinen  Weingarten  bei  , Hart- 
berg4, Gut  bei  Strechau  (bei  Roten  mann).  Vgl.  Friess,  Gesch.  von 
Garsten  I,  S.  99 — 100.  Um  1115  (Urkundenbuch  des  Landes  o.  d.  Enns 
I,  S.  152,  Nr.  86;  Urkundenbuch  der  Steiermark  I,    S.  124,  Nr.  108)  be- 


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261 

Es  macht  dies  Alles  somit  den  Eindruck,  dass  die  ,Mark- 
grafechaft'  der  Steirer  auch  nach  1088  fortbestand  oder  längst 
vor  1122  neuen  Boden  fasste,  und  diese  Stetigkeit  des  Mar- 
chionats  erklärt  dann  auch  die  Gleichheit  des  Titels  ,marchiones 
de  Styre',  ,Styrenses',  wie  ihn  schon  Oczi-Otakar  (III.,  V.) 
führte,  nicht  anders  denn  sein  Sohn  und  Enkel.1 

Wenn  daher  der  Letzte  der  Otakare  (VI.,  VIII.)  vor 
der  Erhebung  zum  Herzog  in  zwei  ganz  vereinzelten  Ur- 
kunden als  dritter  Markgraf  der  Steiermark  bezeichnet  wird, 
was  allerdings  dem  Erbanfalle  von  Ende  1122  entspräche,  so 
ist  dies  doppelt  auffällig,  und  zwar  an  sich  und  mit  Rücksicht 
auf  die  Familientradition.  Wir  begegnen  aber  diesen  Urkunden 
nicht  in  der  Originalfassung,  sondern  in  nachträglicher  Ab- 
schrift. 

So  könnte  höchstens  eine  spätere  Auffassung  von  einem 
»dritten*  Markgrafen  sprechen,  nicht  aber  der  Vertreter  des 
Stammes  der  ,Markgrafen  von  Steierl  In  keiner  einzigen  uns 
in  ursprünglicher  Ausfertigung  vorliegenden  Urkunde  begegnen 
wir  dem  letzten  Otakar  als  ,dritten'  Markgrafen  von  Steier, 
und  ebensowenig  nennen  sich  sein  Grossvater  und  sein  Vater 
der  ,erste'  und  der  ,zweite'  Markgraf  im  Steierlande.  Ver- 
gebens würden  wir  auch  einem  ähnlichen  Vorgange  in  den 
Urkunden  der  österreichischen  Leopolde,  oder  der  bairischen 
Herzoge,  der  Heinriche  des  Weifenhauses  u.  s.  w.  nachspüren.2 


trifft  die  Schenkung  eines  ,ex  familiaribus  marchionis  Liupoldi  qui 
vocabatur  iunior  (Leopold  der  Starke),  Ernst  mit  Namen,  ein  Gut 
bei  Orazlub  (Grazlab  bei  Neumarkt  im  heutigen  Obersteier). 

1  Weshalb  nicht  Adalbero,  der  Bruder  Otakars  (IV.,  VI.),  thatsäch- 
licher  Markgraf  von  circa  1074 — 1088,  als  marchio  Styrenses  oder 
de  Stjre  überliefert  wurde,  erklärt  sich  aus  der  Natur  der  ihn  behan- 
delnden gregorianisch  gesinnten  Ueberlieferung.  In  den  Brixner  Tra- 
ditionen und  in  den  Ranshofener  Urkunden  um  1074  heisst  er  ganz 
officiell  ,marchio'  ohne  das  Prädicat  ,Styre',  das  auch  sein  Vater  Oczi- 
Otakar  (IIL,  V.),  als  karantanischer  Markgraf  in  den  Kaiserurkunden 
der  Jahre  1056—1069,  nicht  führte. 

*  Die  Kremsinünsterer  Urkunde  von  1179  findet  sich  nur  abschriftlich 
im  Codex  Fridericianus  vom  14.  Jahrhundert  und  die  St.  Pauler  Ur- 
kunde, von  Zahn  zum  Jahre  1175  (Urkundenbuch  der  Steiermark  I, 
8.539— 640),  von  Schroll  (Cod.  Trad.,  8.  36,  Nr.  XXXIV)  zum  Jahre 
1 164  angesetzt,  auch  in  einem  späteren  Codex  vor.  Vgl.  das  Nähere  bei 
Strnadt    (Geburt  des  Landes  o.  d.  Enns,    S.  60)    und   die  Urkunde  für 


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262 

Aber  wir  wollen  schliesslich  noch  einem  Einwände 
begegnen.  Auch  wir  verkennen  nicht  die  Bedeutung  der  Eppen- 
steiner  Erbschaft  für  die  Burgherren  von  Steier,  denn  sie  war 
es,  welche  den  festen  und  breiten  Grund  ihres  Landesfürsten- 
thums  an  der  Mur  legt.  Man  könnte  uns  nun  entgegenhalten, 
dass  auch  die  blosse  , Markgrafschaft'  der  sogenannten  Traun- 
gauer  vor  1122  —  ohne  diese  Grundlage  —  einfach  in  der 
Luft  hing  und  nur  einen  ,Rechtstitelc,  einen  Anspruch  auf 
Rechte,  bedeuten  konnte,  die  man  bis  dahin  thatsächlich 
auszuüben  ausser  Stande  war.  Allein  abgesehen  davon,  dass 
die  oben  herangezogenen  Garstner  Traditionen  fUr  die  Zwi- 
schenzeit doch  etwas  mehr  voraussetzen  lassen,  lagen  ja  die 
Dinge  auch  1056 — 1088  nicht  anders.  Auch  zur  Zeit,  als 
Oczi-Otakar  (III.,  V.)  und  dann  sein  Sohn  Adalbero  in  der 
karantanischen  Mark  ihres  Amtes  walteten,  waren  die  Eppen- 
steiner  die  mächtigsten  Grundherren  auf  diesem  Boden,  auch 
damals  entbehrten  die  Steirer  Dynasten  jener  Machtgrundlage, 
die  ihnen  1122  aus  der  Eppensteiner  Erbschaft  erwuchs,  auch 
damals  verfügte  Markward  (III.)  wohl  so  ziemlich  über  all  das 
Besitzgut  im  Lande,  welches  sein  Sohn  Heinrich  II.  von  Kärn- 
ten den  Blutsverwandten  hinterliess,1  und  dennoch  lag  die  ka- 
rantanische   Markverwaltung   in    der   Hand   jenes  Otakar   und 


Kremsmüaster  bei  Hagn,  Urkundenbuch  von  KremsmÜnster  1852,  S.  51« 
Nr.  39  und  im  Urkundenbuch  des  Landes  o.  d.  Enns  II,  S.  367)  ausserdem 
Krön  es,  Verfassung  und  Verwaltung  der  Mark  und  des  llerzogthums 
Steier  (1897),  S.  49—50,  und  Nachtrag,  S.  600.  —  Man  kann  daher  auf 
die  Urkunde  von  1179  nicht  das  Gewicht  legen,  welches  ihr  Frölich, 
Archont.  Carinthiae  II,  S.  193;  Kumar,  Ottokar  VI.  (1808),  8.  21,  und 
Zahn  (Styriaca,  S.  15)  beimessen,  und  ebensowenig  auf  die  auch  von 
Zahn  herangezogene  St  Pauler  Urkunde,  wenn  auch  dies  ,-tertius 
marchio'  den  seit  1122  wesentlich  veränderten  Verhältnissen  Rechnung 
zu  tragen  scheint. 

Man  vergleiche  nur  den  Inhalt  der  bekannten,  um  das  Jahr  1066  anzu- 
setzenden Urkunde  über  den  Vergleich  Mark  war  da  (III.)  von  Eppenstein 
mit  Erzbischof  Gebhard  von  Salzburg  und  das,  was  die  sogenannte  Ein- 
leitung des  Fttrstenbuches  Enenkel's  oder  das  ,Landbuch*  vom  »Gedinge* 
des  letzten  Eppensteiners  von  1122  an  die  blutsverwandten  Markgrafen 
von  Steier  berichtet.  Vgl.  Tangl,  Eppensteiner,  I.,  IL,  III.,  IV.  Abth. 
(Archiv  für  Kunde  österr.  Geschichtsquellen  IV,  VI,  XI,  XII);  Fi  li- 
cet ti  in  den  Beiträgen  zur  Kunde  steiermärkischer  Geschichtsquellen 
1873;  Krön  es,  Verfassung  und  Verwaltung  der  Mark  und  des  Herzog 
thuras  Steier,  S.  10  ff. 


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263 

jenes  Adalbero.  Denn  aus  jener  Urkunde  von  circa  1066  geht 
hervor,  dass  Markward  Güter  besass,  welche  wir  von  der  Ge- 
gend bei  Neumarkt  an  die  obere  Mur,  auf  den  ganzen  oberen 
Murboden,  sodann  einerseits  gegen  Trofajach,  anderseits  nach 
Aflenz  und  ins  Mürzthal,  ferner  die  Mur  abwärts  bis 
gegen  ,Heingist',  in  der  Gegend  von  Wildon,  ins  Unterland 
(Oternitz),  ferner  ins  Piberthal  und  in  das  der  Kainach  ver- 
folgen können,  während  uns  das  ,Gedinge'  des  letzten  Eppen- 
steiners  von  Ende  1122  die  Landschaft  zwischen  Grazlub-Neu- 
markt  und  Schein*  ing,  die  obere  Thalstufe  von  Predlitz  bis  St.  Ge- 
orgen ob  Murau,  den  oberen  Murboden,  das  Mürzthal-Aflenzer 
Gebiet  und  das  Murthal  bis  Gösting  als  Boden  aufführt,  wo 
das  reiche  Eigengut  der  Eppensteiner  lag,  abgesehen  von  dem 
Besitze  der  Nebenlinie,  der  Waldo  von  Runa-ßeun  in  der  Löh- 
nung und  um  Reun,  Waldstein  u.  s.  w.  Die  Güterfulle  der 
Eppensteiner  deckt  sich  sohin,  was  ihren  Kern  betrifft,  1066 
und  1122  so  ziemlich  ganz  und  völlig. 

Man  kann  daher  wie  immer  die  Stellung  und  Geltung 
Otakars  (IV.,  VI.)  in  der  karantanischen  Mark  (1088—1122) 
einengen  und  herabdrücken  wollen,  den  Bestand  seiner  Mark- 
grafschaft1 an  8i ch  zu  verneinen  wird  einer  unbefangenen 
Würdigung  der  Thatsachen  schwer,  ja  unmöglich  werden.2 


1  Wenn  Strnadt,  Geburt  des  Landes  o.  d.  Enns,  S.  56,  da  er  den  durch 
die  Brixuer  Traditionen  festgestellten  Markgrafen  Karantaniens,  Adal- 
bero, Sohn  Otakars  (III.,  V.),  nicht  kannte,  bemerkt,  es  ergebe  sich 
die  ,Vermuthung,  Otakar  II.  (nach  seiner  Zählung,  Otakar  IV.  oder 
VI.  nach  der  gebräuchlichen),  welcher  ungefähr  von  1079  an  als  „mar- 
chio*  auftritt,  habe  die  Markgrafengewalt  von  dem  Gegenkönige 
Rudolf  erhalten  und  sei  demnach  in  der  Mark  den  Eppeusteinern 
entgegengesetzt  worden/  so  wollen  wir  mit  ihm  über  diese  ,Vermuthung 
nicht  weiter  rechten,  wissen  wir  doch  über  die  Verhältnisse,  unter 
welchen  Otakar  (HI.,  V.)  —  nach  Strnadt's  Zählung  der  I.  —  und 
sein  Sohn  Adalbero  die  Markverwaltung  fibernahmen,  auch  nichts  Be- 
stimmtes. Wir  kennen  nur  die  vollzogene  Thatsache.  Bei  dem  bewegten 
Charakter  der  Zeiten  Heinrichs  IV.  lässt  sich  um  so  weniger  eine  irgend- 
wie sichere  Annahme  gewinnen. 

*  Der  Verfasser  dieser  Untersuchungen  kann  somit  auch  nicht  Meyer 
v.  Knonau,  Jahrbücher  des  deutschen  Reiches  unter  Kaiser  Heinrich  IV. 
(I.  Bd.),  S.  187,  209,  und  Hasenöhr  1,  Deutschlands  südostliche  Marken 
im  10.,  11.  und  12.  Jahrhundert  (Archiv  für  österr.  Gesch.,  83.  Bd.,  1895), 
S.  488  ff.,  beipflichten,  insoferne  sie  die  bisherigen  Anschauungen  über 
die  Verwaltung  der  karantanischen  Mark  vor  1122  vertreten. 


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264 

Denn  solch  eine  Auffassung  von  der  Sachlage  nach  1088 
hat  keineswegs  die  Geschichte  jener  Zeiten  wider  sich. 

Es  ist  allerdings  richtig,  dass  der  sogenannte  Investitur- 
streit, der  Parteienkampf  auf  dem  Boden  der  östlichen  Alpen- 
länder1  zur  Zeit,  als  jener  Markgraf  Adalbero,  der  eine  Sohn 
Otakars  (III.,  V.),  aus  dem  Leben  schied,  noch  weiter  im  Zuge 
blieb,  dass  die  Geschichte  des  Salzburger  Erzbisthums  zu  Zeiten 
Thiemos  und  seines  Gegners,  des  Henricianers  Berchtold  von 
Moosburg,8  dafür  besonders  einsteht,  und  dass  in  diesen  Wirren 
Otakar  (IV.,  VI.)  als  Anwalt  der  gregorianisch  gesinnten 
Kirchenfürsten  seine  Parteistellung  nicht  änderte.  Man  könnte 
daher  annehmen,  dass  sein  Versuch,  an  die  Stelle  seines  Bru- 
ders, des,  bei  Leoben  erschlagenen  kinderlosen,  Markgrafen 
Adalbero  zu  treten,  nicht  sofort  gelang,  dass  ihm  hier  die 
Eppensteiner  im  Wege  standen,  dass  er  zunächst  nur  den  An- 
lauf versucht,  als  Markgraf  in  Karantanien  aufzutreten,  ohne 
sofort  dies  Ziel  zu  erreichen. 

Aber  der  Parteienkampf  hatte  seine  principiellen  Gegen- 
sätze bereits  abzustreifen  begonnen,  Verschiebungen  traten  ein ; 
beschuldigte  man  doch  —  allerdings  ohne  Beweis  —  den 
Eppensteiner  Kärntnerherzog  Liutold,  er  habe  der  Nach- 
folger Hermanns  von  Lützelburg,  des  Gegners  Heinrichs  IV., 
werden  wollen.8  Und  bald  war  auch  der  Höhepunkt  des  Par- 
teikampfes überschritten,  er  verflacht  sich  zur  Zeit,  als  der 
letzte  Eppensteiner,  Heinrich,  im  Kärntner  Herzogthum  seinem 
Bruder  Liutold  nachgefolgt  war,  Weif  mit  dem  Kaiser  Frieden 
machte,  und  jener  Heinrich  rüstet  bald  zu  seiner  Lieblings- 
stiftung St.  Lambrecht,  die  sich  ganz  im  Geiste  der  gregoria- 
nischen Kirchenreform  vollzieht. 

Wir  lesen  auch  in  keiner  Quelle  von  Kämpfen  Otakars 
(IV.,  VI.)  mit  den  blutsverwandten  Eppensteinern,  wie  er  solche 
früher  mit  seinem  Bruder  Adalbero  ausfocht,  und  so  lässt  sich 
ganz  gut  annehmen,  dass  er  in  der  karantanischen  Mark  amts- 
gewaltig war,  noch  bevor  das  12.  Jahrhundert  die  Schwelle 
überschritt,    wenn    wir  überhaupt   annehmen   sollen,    dass  ihm 


1  8.  darüber  die  wackere  Monographie  von   F.  M.  Mayer,    Die  östlichen 

Alpenländer  im  Investiturstreite,    Innsbruck  1883. 
8  Mayer,  a.a.O.,  8.  113  ff. 
8  Mayer,  8.  91. 


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265 

dies  nicht  schon  1088  gelungen  war.  Keine  Urkunde  bezeugt 
allerdings  vor  1100  sein  Walten  alldort,  aber  ebensowenig 
stossen  wir  auf  eine,  die  uns  das  Gegentheil  bewiese. 

Es  ist  sicherlich  kein  blosser  ,Titelf  gemeint,  wenn  Erz- 
biechof  Konrad  von  Salzburg  in  der  Friesacher  Urkunde  vom 
9.  Juni  1116  dem  ,Markgrafen'  Otakar  ,von  Steier'  auf  Bitten 
der  Diemudis  die  Vogtei  des  Klosters  Nonsberg  (oder  der  hei- 
ligen Erentrud)  in  Salzburg  überträgt1  (da  sich  damals  auch 
der  genannte,  allseits  bedrängte  Kirchenfurst  in  den  Schutz 
Otakars  begeben  haben  soll),8  und  ebensowenig  wird  der  Bio- 
graph Erzbischof  Konrads  I.  im  Unrecht  sein,  wenn  er  (zum 
Jahre  1121)  erzählt,  der  genannte  Erzbischof  sei,  aus  seinem 
freiwilligen  Exil  in  Sachsen  heimkehrend,  von  Leopold,  dem 
(jüngeren)  ,steirischen  Markgrafen'  ,mit  der  starken  Hand'  in 
seine  Salzburger  Residenz  wieder  eingesetzt  worden.3 

Denn  eine  solche  Fortdauer  der  Markgrafschaft  der  ,Stei- 
rer*  in  Karantanien  auch  nach  1088  erläutert  nicht  nur  die 
sonst  befremdlichen  Angaben  in  den  Garstner  Traditionen, 
welche  wir  oben  zu  erörtern  Gelegenheit  fanden,  sondern  stimmt 
auch  zu  der  von  ihnen  schon  vor  1122  angetretenen  Auferbung 
von  Gut  jenes  letzten  Waldo  von  Runa-Reun  und  zu  dem  ,Ge- 
dinge*  des  letzten  Eppensteiners.  Sie  übernahmen  diesen 
doppelten  Nachlass  als  , Markgrafen'  des  Landes,  wohin  er  ja 
zählte,  um  auf  Grundlage  des  Eppensteiner  Erbes  und  wei- 
terer Erwerbungen  mit  der  ,Markgrafschaft'  auch  das  Lan- 
desfürstenthum  zu  erringen,  wodurch  der  Zeitraum  seit  1123 
bis  1158  gekennzeichnet  erscheint. 

Steht  man  vor  der  Wahl,  dieser  auch  von  urkundlichen 
Spuren  gestützten  Anschauung  beizupflichten  und  in  ihr  die 
Erklärung  des  ,Marchionats<  der  ,Steirer<  1056—1088  und  1088 
bis  1122   zu   finden,    oder   mit  ihrer  Verwerfung  an  Voraus- 


1  S.  über  diese  Urkunde  Mayer,  a.  a.  O.,  S.  144 — 145.  Im  Urkundenbach 
des  Landes  o.  d.  Enns  II,  8.  150,  Nr.  CI,  erscheint  sie  zum  Jahre  1117 
gestellt. 

1  8.  Mayer,  8.  143—144. 

*  Vitae  archiep.  Salisb.,  Mon.  Germ.  Script.  XI,  S.  41  (Cap.  13)  . .  .  misera- 
tione  demum  divina  pace  redintegrata  ecclesiae  aLiupoldo  8tirensi 
marchione  in  manu  fortis  requisitus  ad  suam  sedem  honorifice  post 
novem  annos  reductus  est.  Vgl.  über  die  Chronologie  der  Ereignisse 
Mayer,  S.  150. 

ArchiT.  LI  XXIV.  Bd.  I.  H&lfte.  18 


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266 

Setzungen  festzuhalten,  welche  den  Sachverhalt  nicht  klären, 
sondern  räthselhaft  erscheinen  lassen,  so  dürfte  man  unserer 
Anschauung  zufallen,  gegen  welche  kein  urkundliches  —  bis- 
her bekanntgewordenes  —  Zeugniss  seine  entscheidende  Stimme 
erhebt.  Denn  selbst  wenn  jene  beiden  Urkunden,  in  welchen 
der  letzte  der  Otakare  ganz  absonderlicher  Weise  als  ,dritter' 
Markgraf  bezeichnet  erscheint,  uns  in  einem  auch  diesbezüglich 
unanfechtbaren  Originale  und  nicht,  wie  es  der  Fall  ist,  in 
späterer  Abschrift  vorlägen,  so  könnte  man  darin  höchstens 
einen  ganz  vereinzelten  Versuch  des  Ausstellers  der  Urkunde 
erblicken,  jenen  Otakar  (VI.,  VIII.)  als  dritten  Landes ftirsten 
der  Steiermark  einzureihen,  was  sich  durch  die  seit  1123  ver- 
änderte Stellung  der  karantanischen  Markgrafen  allerdings  er- 
klären liesse.  Denn  nur  eine  solche  Deutung  könnte  den  ,tertius* 
marchio  Styrensis  oder  de  Styre  historisch  begreiflich  machen. 

Stammtafel  oder  Uebersicht  der  Grafen  und  Harkgrafen 
von  Styra-Steier,  Ihrer  Ahnen  und   Verwandtschaften. 

Vorbemerkung. 

Bevor  der  Versuch  gemacht  wird,  die  sicheren  und  die 
zweifelhaft  bleibenden  Ergebnisse  der  ganzen  Untersuchung 
schematisch  und  einigermassen  tibersichtlich  darzustellen,  drängt 
es  den  Verfasser  dieser  Untersuchungen,  zu  der  jüngsten  ge- 
haltvollen Arbeit  Josef  Egg  er' s,  ,Das  Aribonenhaus',1  Stellung 
zu  nehmen.  Es  handelt  sich  nicht  darum,  den  ganzen  Inhalt 
dieser  umfangreichen  und  auf  breiter  Quellengrundlage  aufge- 
bauten Abhandlung  heranzuziehen,  es  ist  nicht  geboten,  das 
Ueberzeugende  und  Anfechtbare  der  Beweise  für  die  einiger- 
massen überraschende  Ansicht  darzulegen,  welcher  zufolge 
nicht  blos  das  ältere  und  jüngere  Haus  der  Aribonen  engeren 
Sinnes  (der  bairischen,  beziehungsweise  karantanischen  Pfalzgra- 
fen, der  Nachkommen  Hartwigs  I.  und  anderseits  der  Erbfolger 
Chunos  und  Rapotos)  sodann  die  Grafen  und  Markgrafen  von 
Steier,  die  von  Tengelingen-Peilstein,  von  Burghausen-Schala- 
Lebenau  und  die  Plainer  als  Angehörige  oder  Zweige 
des  vielumfassenden  Aribonenstammes  zu  gelten  haben,  sondern 
unmittelbar   und  mittelbar  auch  die  Grafen  von  Lurna-Görz, 


1  Archiv  für  österr.  Gesch.  LXXXIII,  2.  Hälfte,  1897. 


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267 

die  Grafen  von  Tirol,  die  Sponheim-Ortenburger,  die 
Grafen  von  Ortenburg,  die  Hallgrafen,  die  Grafen  von 
Wasserburg,  die  Markwarde  von  Mark  wartstein,  von 
Frontenhausen-Mögling,  die  von  W.  Matrei  und  Lechs- 
ge münde,  und  als  ,unechter'  Seitenzweig  auch  die  Grafen  von 
Neuburg-Falkenstein,  ein  Ergebniss,  das  die  alten  grossen 
Geschlechter  des  bairisch-karantanischen  Stamm-Marken-  und 
Ländergebietes  fast  insgesammt  auf  eine  gemeinsame  Wurzel 
zurückfuhren  will  und  soll;  unsere  Aufgabe  muss  sich  auf  den 
Inhalt  des  II.  Abschnittes1  beschränken,  der  der  Familie  der 
Ottokare  bis  zu  ihrem  Eintritt  in  die  karantanische  Markver- 
waltung (1056)  gewidmet  erscheint,  mithin  das  gleiche  Problem 
verfolgt  oder  streift,  dem  die  vorliegende  Abhandlung  nachgeht. 

Als  Ahnherr  des  weitverzweigten  Aribonenhauses  be- 
trachtet auch  Egger  den  Markgrafen  Aribo,  der  sich  nach 
dem  Zusammenbruche  der  karolingischen  Ostmark  Baierns  auf 
den  Traungau  zurückgezogen  habe  und  hier  von  König  Lud- 
wig dem  Kinde  die  Abtei  Trunseo-Traunkirchen  in  Gemein- 
schaft mit  dem  ihm  wahrscheinlich  verwandten  Erzbischof  Pili- 
grim  von  Salzburg  schenkweise  erwarb.  Markgraf  Aribo  be- 
sass  einen  Bruder  Ottokar  und  einen  Sohn  gleichen  Namens. 
Dieser  Letztere,  Ottakar,  Gaugraf  von  Leoben,  hatte  einen 
Sohn,  Aribo,  den  Enkel  des  Markgrafen;  von  ihnen  handelt 
die  königliche  Schenkungsurkunde  des  Jahres  904.  Aribo,  der 
Jüngere,  pflanzt  den  Hauptstamm  der  Aribonen  fort,  welche 
jedoch  keineswegs  in  der  Leobner  Grafschaft  weiter  haften, 
sondern  in  den  westlichen  Comitaten,  insbesondere  im  Isen- 
gaue,  heimisch  erscheinen. 

Der  Leobner  Gaugraf  Ottokar  vom  Jahre  904  hatte  ausser 
Aribo  noch  einen  Sohn,  Ottokar,  der  in  den  Traditionen  Erz- 
bischofs Oudalbert  von  Salzburg  (923 — 935),  und  zwar  in 
Urkunden,  welche  den  Salzburggau,  Chiemgau  und  Isengau 
betreffen,  wiederholt  als  Zeuge  auftaucht  und  in  seinem  gan- 
zen Auftreten  nahelegt,  dass  er  Grafschaftsrechte  in  den  ge- 
nannten Gauen  besass.  Seine  Gattin  hiess  Alte.  Dieser  Otto- 
kar, auch  ein  Enkel  des  Markgrafen  Aribo,  ist  der  erste 
nachweisbare  Ahnherr  der  sogenannten  Traungauer  oder 
Grafen  und   Markgrafen   von  Steier.     Als  Ottokar  II.  er- 


1  II.  ,Die  Familie  der  Ottokare',  S.  391—398. 


18* 


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268 

scheint  ein  Graf  dieses  Namens  im  Chiemgau  (959),  wahr- 
scheinlich identisch  mit  dem  Grafen  ,Otger*  im  kärntnerischen 
Gaue  Croudi  (oder  Crouati),  einem  Theile  des  Lurngaues, 
welchen  eine  königliche  Urkunde  vom  Jahre  9931  anführt,  und 
wiederholt  als  Zeuge  in  Salzburger  Urkunden  von  958  bis  991. 

Sein  Sohn  ist  Ottokar  III.  oder  ,Ozin',  der  laut  Urkunde 
von  1027  vorzugsweise  Grafschaftsrechte  im  Zeidlergaue  (Ci- 
delargowe)  ausübt,  anderseits  1048  als  Graf  im  Chiemgaue  be- 
urkundet ist  und  wohl  noch  1051  als  ,Ouzzo<  und  Graf  im 
Zeidlergaue  erscheint.  Dieser  Ottokar  m.  (Ozin  —  Ouzzo) 
ist  der  ,Oczy'  des  Vorauer  genealogischen  Fragmentes,  der  Zeit- 
genosse Heinrichs  III.  Ihm  folgt  Ottokar  IV.,  der  Mark- 
graf Karantaniens  in  den  Urkunden  von  1056 — 1059. 

Nach  Egger  stellt  sich  somit  der  älteste  Theil  des  Stamm- 
baumes unserer  Otakare  folgen dermassen  heraus: 


Aribo, 

Sein  Bruder 

Markgraf  der  Ostmark,  Graf  im  Traungaue. 

Ottokar. 

Ottokar, 

Graf  im  Leobnergaue  (904). 

Aribo  (I.), 

Ottokarl. 

Ahnherr 

Ahnherr  der  sog.  Traungauer 

der 

—  nachmals  Markgrafen  von  Steier  — 

aribonischen 

Graf  im  Zeidler-Isengaue, 

Pfalzgrafen. 

923 935.     Gattin:  Alte. 

Ottokar  II. 

959,  Graf  im  Chiemgaue, 

der  ,comes  Otger*  im  pagus  Croudi  993; 

Zeuge  in  Salzburger  Urkunden  von  991 — 1023. 

Ottokar  HL  ,Ozin', 

1027  im  Zeidler-Isengaue, 

1048  Graf  im  Chiemgau, 

1051  ,Ouzzo',  Graf  im  Zeidlergaue. 

Ottokar  IV., 

Markgraf  von  Karantanien, 

1056—1059. 


1  Mon.  Germ.  Dipl.  II,  S.  544,  Nr.  20. 


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269 

Wir  haben  möglichst  getreu  die  Ergebnisse  der  For- 
schungen Egger's  wiedergegeben  und  müssen  uns  nun  mit  ihnen 
auseinandersetzen. 

Auch  wir  haben  eine  Urverwandtschaft  der  Otakare 
mit  den  Aribonen  weitesten  Sinnes  als  eine  mögliche  gel- 
ten lassen,  ohne  jedoch  sichere  Anhaltspunkte  gewinnen  zu 
können,  und  so  muthen  uns  denn  auch  Egger's  Behauptungen 
in  mehr  denn  einer  Richtung  als  blosse  Hypothesen  an,  die 
ihr  Bedenkliches  haben. 

Zunächst  bleibt  es  ganz  unerweislich,  ja  höchst  unwahr- 
scheinlich, dass  jener  Ottokar,  Graf  des  Leobner  Gaues,  ein 
Sohn  des  Markgrafen  Aribo  gewesen  sei,  wenn  wir  bedenken, 
dass  er  904  der  Vater  eines  erwachsenen,  damals  mit  könig- 
licher Schenkung  bedachten  Sohnes  (Aribo  I.)  war.  Abgesehen 
davon,  dass  wir  mit  Bestimmtheit  nur  einen  Sohn  des  obge- 
nannten  Markgrafen,  nämlich  Isanrich,  kennen,  wäre  es  sehr 
befremdlich,  wenn,  wie  Egger  will,  der  Zeuge  Aribo  in  jener 
königlichen  Schenkungsurkunde  von  904  als  Markgraf,  Gross- 
vater des  Beschenkten  und  Vater  des  Leobner  Gaugrafen  an- 
zusehen wäre,  ohne  dass  dies  in  der  Urkunde  selbst  durch 
eine  so  naheliegende  Beifügung  zum  Ausdruck  käme,  wie  eine 
solche  doch  anderseits  das  Verhältniss  jenes  Ottokars  zu  Aribo 
als  Vaters  und  Sohnes  thatsächlich  kennzeichnet.  Weit  eher 
Hesse  sich  Ottokar  als  Bruder  des  Markgrafen  Aribo  auffassen. 

Dagegen  mag  Egger  ganz  im  Rechte  sein,  wenn  er  seinen 
Ottokar  I.,  den  Zeugen  in  Salzburger  Urkunden  von  923  bis 
935,  an  die  Spitze  der  Ahnherrn  unserer  Otakare  stellt  und 
auf  den  Zeidler-,  beziehungsweise  Isengau  als  Gegend  seiner 
ortsgräflichen  Rechte  hinweist,  da  dies  mit  den  Angaben  der 
Urkunde  von  1027  für  einen  seiner  Nachkommen  (Ozin)  stimmt 
und  uns  in  der  Ansicht  nur  noch  bestärkt,  dass  wir  bei  den 
ältesten  Otakaren  eine  Vielheit  ortsgräflicher  Rechte  an- 
nehmen müssen,  sie  somit  keineswegs  auf  den  Chiemgau  be- 
schränken dürfen. 

Wenn  Egger  seinen  Otakar  II.,  den  Chiemgauer  Orts- 
grafen vom  Jahre  959,  noch  als  Zeugen  der  salzburgischen 
Hochstiftsurkunden  der  Jahre  991 — 1023  annimmt,  so  ist  das 
wohl  wesentlich  einzuschränken,  auch  wenn  man  mit  ihm  aus 
dem  Vortritt  Ottokars  in  der  Zeugenschaft  auf  sein  ,hohes 
Alter'  schliessen    wollte.     Egger    selbst   spricht   davon  als  von 


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270 

einer  ^Möglichkeit'.1    Anderseits    kann    uns   die  Identii 
dieses  Ottokar   mit    dem    Grafschaftsinhaber  ,Otger'    in 
,Croudi'   gar  nicht  einleuchten.     Denn  Letzterer  könnt« 
8ten8   ein   Aribone   sein,    welche  thatsächlich  —  im  lll 
hundert  —  den-  Gösser  Urkunden   zufolge    in   dieser  Kfl 
Grafschaft  begütert  erscheinen,  während  dies  bei  unsere 
karen  nie  und  nimmer  der  Fall  war. 

Egger's  Ottokar  III.,  ,Ozin',  scheint  auch  in  der  L 
zeit  viel  zu  weit  vorgerückt,  da  ihn  Egger  noch  1048  im  i 
gau  walten  lässt,  ja  noch  1051,  als  ,Ouzzo',  im  Zeidlerga 
nimmt.     Er    gilt   ihm   auch   als  der  ,Oczy<  im  Vorauer 
logischen  Fragment,    was   wir    entschieden    in   Abrede 
müssen.     Denn    gerade    die    dortige   Angabe,    er  habe 
Zeiten  Kaiser  Heinrichs  III.  (f  1056)  ,geblüht',  reimt  sie 
mit  der  Thatsache,  dass  jener  Ottokar  III.  —  Ozin  — 
1027    als    Grafschaftsinhaber    auftritt.     Das   spricht   doch 
eher  für  Egger's  Ottokar  IV.   (unseren  Otakar  III.),  abg< 
davon,    dass    wir   diesen  Markgrafen  Karantaniens    —  inj 
Urkunden  1056  —  1059  als  solchen  bezeugt  —  auch  schon 
und  zwar  nach  1050  in  dieser  Eigenschaft  voraussetzen  dl 
und  in  ihm  den  ,Oczi'    des   Melker   Diploms    (1065  .  .  . 
wiederzufinden  berechtigt  sind.     Der  Zusammenhang  der 
Sachen    und    die  Reihung  der  Otakare  im  Vorauer  F 
gestatten  diesbezüglich  keinen    anderen    annehmbaren  Sc! 


1  S.  396. 


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Anmerkungen  zur  Uebersicht 


1.  Ich  stelle  bei  den  Otakaren  vor  1122  in  Klammer  einerseits  die 
Namenschreibung  der  Vorauer  Genealogie,  anderseits  die  Reihenzahl  nach 
der  Doppelzählung  von  sechs  oder  acht  Otakaren  nnd  sonstige  abweichende 
Bezeichnungen. 

2.  Friess  schliesst  für  seine  Zählung  diesen  Otakar  aus,  da  er  seine 
sechs  Otakare  von  unserem  Otakar  (II.,  IV.)  an  rechnet,  deshalb  findet  sich 
bei  ihm  auch  kein  Todestag  angegeben.  Da  wir  im  Traunkirchner  Todten- 
buch  zwei  Otaker  als  ,comes*  eingetragen  finden,  so  kann  einer  von  ihnen, 
entweder  der  zum  5.  oder  der  zum  29.  März  verzeichnete  unser  Otakar  (I., 
III.)  8ein. 

3.  Vgl.  den  III.  und  IV.  Abschnitt.  Eine  der  beiden  ,cometissae'  Wil- 
birgisdes  Traunkirchner  und  St  Lambrechter  Necrologiums  —  zum  19.  Februar 
und  27.  August  —  könnte  unserem  Oczi-Otakar  (IL,  IV.)  als  Gattin  zuge- 
sprochen werden. 

4.  Diese  Atha,  Ata  war  nach  dem  Wortlaute  des  Traunkirchner 
Todtenbuches  zum  15.  November  und  nach  dem  Catalogus  anniv.  I,  II, 
(Friess,  a.  a.  O.,  S.  319,  320)  die  erste  Aebtissin  des  zu  Anfang  des  12.  Jahr- 
hunderte gegründeten  Nonnenklosters;  entweder  eine  Schwester  oder  Tochter 
Otikars  (II.,  IV.;  bei  Friess  Otakar  I.),  demzufolge  der  ,Ottakerus 
com  es  pater  Ate  primae  abbatissae  istius  loci*  zum  5.  März  Otakar  (I.,  III.) 
oder  Otakar  (II.,  IV.)  wäre;  wahrscheinlicher  ist  wohl  das  Letztere.  Früher 
hielt  man  (z.  B.  Frölich)  sie  für  eine  Tochter  Oczi-Otakars  (I1L,  V.),  was 
jedoch  schon  mit  Rücksicht  auf  das  Zeitmoment  nicht  stimmt. 

b.  Vgl.  den  III.  und  IV.  Abschnitt.  Der  1.  Mai  dürfte  nach  dem  Traun- 
kirchner 'und  St.  Lambrechter  Todtenbuche,  wo  er  als  einziger  Otakar 
vor  1122,  wenn  auch  als  ,comes',  eingetragen  ist,  sein  Todestag  sein.  Friess 
hat  für  seinen  Otakar  III.  den  29.  März  und  für  seinen  Otakar  II.  den 
l.Mai  als  Todestag. 

6.  Diese  Wilbirgis  ist  durch  die  Garstener  Tradition  als  Gattin 
Otakars  (III.,  V.)  und  Mutter  Otakars  (IV.,  VI),  beziehungsweise  Adalberos, 
sichergestellt,  und  wir  haben  (wie  bei  Otakar  II.,  IV.)  die  Wahl  zwischen 
den  Wilbirgis  vom  19.  Februar  und  27.  August  im  Traunkirchner  und  St. 
Lambrechter  Todtenbuche.  Eine  von  ihnen  ist  also  nach  unserer  Muth- 
massung  aus  dem  Hause  der  Eppensteiner,  und  zwar  als  Tochter  Herzog 
Adalberos  von  Kärnten.  Ob  diese  zwei  Wilbirgis  durch  frühere  Heirat 
mit  dem  Baschenberg-Reichenhaller  (beziehungsweise  Plainer)  Grafenhause 
zusammenhängen,  wodurch  die  späteren  Zusätze  im  Traunkirchner  Ne- 
crologium,  und  zwar  bei  der  vom  19.  Februar  ,di  ftn  Leutoldi',  bei  der  vom 


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272 

27.  August  ,mater  Leotoldi'  ihre  Erklärung  fänden,  muss  dahingestellt  bleiben. 
Fr i ess  hält  die  vom  27.  August  für  eine  ,Aribonin\  Vgl.  den  in.  und  IV. 
Abschnitt. 

7.  S.  den  III.  und  IV.  Abschnitt. 

8*  Ebenda. 

9.  Ebenda. 

10.  Nämlich  nicht  vor  1108  und  wohl  zwischen  1108—1111.  Vgl. 
den  Eicurs. 

11.  S.  in.  und  IV.  Abschnitt. 

12.  Ebenda. 

13.  In  der  Reuner  Urkunde  vom  Februar  1138  scheint  sie  noch  als 
Regentin  aufzutreten.  22.  Februar  1147  (Urkundenbuch  der  Steiermark  I, 
S.  266)  spricht  von  ihr  der  Sohn  als  bereits  Verstorbenen. 

14.  Meiller,  Reg.  der  Babenberger,  S.  28,  Nr.  60,  zum  13.,  16  Joni 
1136.  In  der  Urkunde  Leopolds  III.  von  Oesterreich  für  Kloster  Neubarg 
wird,  ausser  Ekbert  II.  von  Putten  und  seiner  Gattin  Willebirg,  als  erster 
Zeuge  ihr  Neffe  Otacharus  marchio  de  Styr  erwähnt.  Dies  kann  auch 
ganz  gut  vor  seinem  eigentlichen  Regierungsantritte  der  Fall  sein,  da  wir 
den  letzten  Otakar  schon  als  Knaben  —  seit  1170  beiläufig  —  in  Urkunden 
angeführt  finden. 

15.  Ann.  Reichersperg.,  Mon.  Germ.  Script.  XVII,  S.  471:  1166  Ota- 
kar marchio  de  Stire  mortuus  est  11°  Kai.  Jan.  (31.  December)  in  Ungaria, 
(in  loco)quiQuinqueecclesiis  dicitur,  cum  esset  in  via,  qua  ad  sepulcrum 
Domini  ire  disposuit.  1164,  30.  oder  31.  December  oder  1.  Jänner  1166  s. 
Friess,  Admonter  Todtenbuch,  Archiv  für  Osten*.  Gesch.,  66.  Bd.,  2.  Hälfte 
(1885),  S.  473. 

16.  Ueber  ihr  Ableben  s.  Friess,  Admonter  Todtenbuch,  a.  a.  0., 
S.  455. 

17.  1147,  22.  Februar,  Grazer  Urkunde  Otakars  (V.,  VII.)  für  St.Lam- 
brecht.  Zahn's  Urkundenbuch  der  Steiermark  I,  S.  266.  —  1166,  17.  Sep- 
tember sa&s  Ch.  dem  placitum  in  Hartberg  und  früher  dem  in  FLschau  vor. 
(Dipl.  Styr.  1,  S.  154  und  Zahn's  Urkundenbuch  der  Steiermark  I,  S.  461  f.) 

18.  Admonter  Kloster-Jahrbücher  1163,  XIV.  Kai.  Sept.,  S.  1170  taucht 
er  in  den  Urkunden  auf.     (Urkundenbuch  der  Steiermark  I,  S.  489.) 

19.  S.  den  Text  des  Schlussabschnittes. 

20.  Ansbertus  (Fontes  rer.  Austr.  I,  S.  5),  S.  24,  bezeichnet  die  Tochter 
König  Belas  Hl.  von  Ungarn  als  Verlobte,  die  dann  den  byzantinischen 
Isaak  Angelos  ehelichte.  Für  die  Verlobung  mit  einer  Tochter  Leopolds  V. 
von  Oesterreich,  Agnes  (?),  fehlt  jeder  Anhaltspunkt  Herzog  Otakar  nennt 
noch  1190  (Urkundenbuch  der  Steiermark  I,  S.  709—710)  diesen  Baben- 
berger blos  seinen  consanguineus. 

21.  S.  M  ei  Her,  Babenberger  Reg.,  S.  23,  Nr.  60,  zum  13./16.  Juni 
1136.  —  Als  gestorben  gedenkt  ihrer  eine  Tradition  um  1150,  Urkundenbuch 
des  Landes  o.  d.  Enns  I,  308,  S.  65.  Friess  nimmt  (Admonter  Todtenbuch, 
S.  337)  das  Todesjahr  1144  an.  Sie  schloss  im  Admonter  Nonnenkloster  ihre 
Tage,  18.  Jänner;  im  St.  Lam brechter  Necrologium  erscheint  sie  wohl  zum 
25.  Jänner  (Willibirch  comitissa);  im  Traunkirchner  Todtenbuche  zum 
21.  Jänner. 


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273 

22.  Urkundenbnch  der  Steiermark  I,  S.  434  (1162,  26.  August).  Otakar 
(V.,  VII.)  . .  .  pro  salute  animae  nostrae  et  dilecte  amite  Chungunde  .  .  . 
Siquidem  karissima  amita  nostra,  uxor  praeclari  comitis  Bernhardt  sine  so- 
bolemoriens  ...  Im  St  Lambrechter  Todtenbuche  findet  sich  ausser  der 
nun  20.  November  verzeichneten  Chuneg.  ,marchionissa'  (Witwe  Otakars  V., 
VII.)  zum  20.  Juli  eine  Chunigunt  conversa  et  cometissa,  was  zu  unserer 
Chnnigunde,  der  Grafenwitwe,  wohl  stimmen  würde.  Im  Traunkirchner 
Todtenbuche  begegnen  wir  ihr  nicht,  wohl  aber  im  Admonter  Necrologium 
zun  gleichen  Tage  (20.  Juli)  und  mit  gleicher  Angabe:  ,ex  cometissa  con- 
verea*  (facta  est).  Da  wir  aber  vom  Eintritt  der  Witwe  des  Sponheimers  in 
ein  Kloster  nichts  wissen,  und  anderseits  die  Angabe  des  Admonter  Necro- 
logiums  sich  auf  Chunigunde,  Tochter  Ekberts  II.  von  Putten  und  der 
steirischen  Wilbirgis,  seit  1151  Witwe  Bertholds  II.  Grafen  von  Andechs, 
besieben  wird,  welche  thatslchlich  den  Schleier  in  Admont  nahm  (vgl.  Friess, 
Ausgabe  des  Admonter  Necrologiums,  Archiv  für  Osten».  Gesch.,  84.  Bd., 
S.  412— 413),  so  müssen  wir  vom  20.  Juli  absehen  und  den  13.  April  als 
Todestag  unserer  Chunigunde  ansetzen,  der  sich  im  Admonter  Necrologium 
mit  ,Chunigunt  cometissa*  ohne  weiteren  Beisatz  belegt  findet.  Friess 
(a  a.  0.,  S.  374)  nahm  dies  auch  an.  Es  ist  daher  unbegreiflich,  weshalb  er 
jetzt  (Traunkirchen,  Necrologium,  S.  317)  die  ,Chunegundis  cometissa'  zum 
4.  December  als  Witwe  des  Sponheimers  auffassen  und  sich  dabei  auf  das 
von  ihm  bearbeitete  Admonter  Todtenbuch  berufen  kann,  wo  es  aber  aus- 
drücklich heisst  (S.  460):  ,Chungunt  marchionyssa*  und  Friess  selbst 
(8.  461,  Anm.  1)  beifügte:  ,Vermuthlich  Kunigunde,  Gemahlin  Dietbolds,  Mark- 
grafen von  Vohburg,  eine  Tochter  Ottos  von  Nordheim.4  Wir  können  also 
den  13.  April  als  Todestag  festhalten,  wie  dies  auch  Voigtl-Cohn  (geneal. 
Tabellen,  Tafel  206)  thut.  Ebenso  ist  die  Angabe  des  beiläufigen  Todes- 
jahres —  1150?  —  bei  Friess  (Traunkirchen,  S.  219)  etwas  verfrüht.  Nur 
das  Jahr  1162  bietet  eine  bestimmte  Maximalgrenze. 

23.  Urkunde  für  Reun  von  22.  Februar  1138  (Urkundenbnch  der 
Steiermark  I,  Nr.  176;  erneuert  1140,  ebenda,  Nr.  181). 

24.  Desgleichen. 

25.  Urkundenbnch  der  Steiermark  I,  S.  310  (circa  1150),  de  mi ni- 
ster ialibus:  Liupold,  f  rat  er  marchionis. 

26.  Ebenda  I,  S.  537,  circa  1175:  Liupoldus  frater  marchionis; 
8.647  (1188,  2.  August):  Liopoldus  frater  ducis. 


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E  x  c  u  r  s 

über  die 

Doppelstiftung  des  Klosters  Garsten. 


Die  Gründung  der  Clerikercongregation,  beziehungsweise 
eines  Chorherrenstiftes  zu  Garstina-Garsten  an  der  Steier  steht 
in  einer  so  wichtigen  Verbindung  mit  der  Chronologie  und 
Stammgeschichte  der  Otakare,  dass  sie  immer  wieder  unter- 
sucht zu  werden  verdient,  und  das  Gleiche  gilt  von  dem  Zeit- 
punkte seiner  Umwandlung  in  ein  Benedictinerkloster.  Zu- 
nächst hat  sich,  abgesehen  von  Preuenhuber's  Annales  Sty- 
renses,  Frölich  in  seinem  ,Diplomatarium  Garstense'  (1754, 
Einl.  2  f.)  mit  der  Doppelstiftung  einigermassen  beschäftigt 
Eingehender  that  dies  Pritz  im  Geleise  der  verdienstlichen 
Untersuchungen  von  F.  Kurz  (in  seinen  Beiträgen  zur  Ge- 
schichte des  Landes  o.  d.  Enns  III,  1808),  zunächst  in  der 
III.  Beilage  zu  seiner  ,Beschreibung  und  Geschichte  der  Stadt 
Steyer*  (1837,  S.  417  f.),  vor  Allem  aber  in  seiner  Abhandlung 
,über  die  steyrischen  Markgrafen  Ottokar  HL,  Ocy,  und  Otto- 
kar IV.,  vorzüglich  als  Stifter  des  Klosters  Garsten*  (TV.  Jahres- 
bericht des  Linzer  Museum  Car.-Franc.  1840)  und  in  der  Mo- 
nographie ,Geschichte  der  ehemaligen  Benedictinerkloster  Gar- 
sten und  Gleink  in  Oesterreich  ob  der  Enns  (Linz  1841),  und 
schliesslich  der  wackere  Friess  in  seiner  auf  urkundlicher 
Grundlage  fleissig  durchgeführten  Arbeit  ,Geschichte  des  Be- 
nedictinerstiftes  Garsten  in  Oberösterreich',  deren  I.  Abtheilung 
(abgedruckt  in  den  Wissenschaftlichen  Studien  und  Mitthei- 
lungen aus  dem  Benedictinerorden  ...  I,  Brunn  1880,  2.  Heft, 
S.  88  ff.)  hieher  gehört,  aber  über  die  erste  Gründung,  abge- 
sehen von  der  kritischen  Bemerkung  zu  der  unrichtigen  An- 
sicht bei  Pritz,  die  Urkunde  von  1082  betreffend,  ziemlich  kurz 
hinweggeht   und   auch   die   zweite  Stiftung  erst  von  dem  Abte 


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275 

Berthold  an  (Uli)  eingehend,  und  zwar  mit  Rücksicht  auf 
diese  Persönlichkeit  und   die  Dotation  von  Garsten  behandelt. 

Die  ältesten  und  massgebenden  Quellen  bilden  die  Gar st- 
ner  Traditionen  (Urkundenbuch  des  Landes  o.  d.  Enns  I, 
S.  115ff.),  die  Passauer  Urkunden  von  1082  .  .  .  1110  und  die 
Vita  S.  Bertholdi  abbatis  coenobii  Garstensis  (f  1142)  .  .  . 
bei  Pez,  Script,  rer.  Austr.  II,  S.  86  f.  Dazu  gesellen  sich  ein 
Gedenkstein  in  der  Garstner  Kirche  und  eine  metallene 
Todtentafel  allda,  und  endlich,  was  von  nicht  zu  unter- 
schätzender Bedeutung  ist,  die  Angaben  der  Ann.  Mellicen- 
ses,  des  Chron.  Garstense,  beziehungsweise  der  Ann.  Garstenses, 
im  Anschlüsse  an  jene  (Pez,  Script.  II,  Mon.  Germ.  Script.  IX) 
und  das  Auctarium  Ekkehardi  Altahensis  (Mon.  Germ. 
Script  XVII). 

Um  einen  bestimmteren  Ausgangspunkt  der  Untersuchung 
zu  finden,  wollen  wir  die  in  jenem  Gedenkstein  verewigte 
Haustradition  von  Garsten  heranziehen.  Es  heisst  hier:  ,Anno 
partu  virginis  MLXXXü.  illustris  marchio  Styriae  Ottokarus 
permutatione  facta  a  Reverendissimo  D.  Altmanno  episcopo  Pa- 
taviensi  pro  ecclesia  in  Behamberg  sacram  Garstensem 
impetravit,  canonicisque  dedicavit,  qui  tantum  XXVIII 
annis  eam  habitarunt.'  Die  dieser  Angabe  zu  Grunde  lie- 
gende urkundliche  Thatsache  ist  die  Tauschhandlung  zwischen 
Bischof  Altmann  von  Passau  und  dem  Markgrafen  Otakar,  datirt 
von  ,Lorch'  1082  (Urkundenbuch  des  Landes  o.  d.  Enns  II, 
S.  116 — 117,  Nr.  81),  die  dann  von  Bischof  Ulrich  von  Passau, 
Altmanns  Nachfolger,  ,um  1110'  bestätigt  wurde  (Urkunden- 
buch des  Landes  o.  &  Enns  II,  S.  133—134,  Nr.  94).  Dass 
sich  beide  Urkunden  auf  den  gleichen  Markgrafen,  Otakar 
(TV.,  VI.),  beziehen  müssen,  geht  schon  daraus  hervor,  dass  in 
der  Bestätigungsurkunde  Bischof  Ulrichs  von  Bischof  Altmann 
ab  Verstorbenem  (felicis  memoriae)  die  Rede  ist,  was  auch 
bezüglich  des  Otakars  der  Urkunde  von  1082  der  Fall  sein 
müsste,  wenn  dieser  von  dem  Otakar  der  Bestätigungsurkunde 
verschieden  wäre;  auch  da  dürfte  der  Ausdruck  ,piae  memo- 
riae',  ,piae  recordationis'  u.  s.  w.  nicht  fehlen. 

Demnach  muss  1082  Otakar  (IV.,  VI.)  Garsten  als  geist- 
liche Stiftung  seines  Vaters  (Otakar  HI.,  V.,  Oczy)  bereits 
übernommen  haben,  da  die  für  diese  Frage  entscheidenden 
Garstner  Traditionen  die  Vorgeschichte  des  Benedictiner- 


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276 

klosters  (in  der  Form  einer  um  1111  anzusetzenden  Zuschrift 
Otakars  [IV.,  VI.]  an  den  ersten  eigentlichen  Abt  Berthold  — 
Urkundenbuch  des  Landes  o.  d.  Enns  I,  S.  121—123,  Nr.  X) 
in  nachstehender  Weise  darstellen:  ,Otacher  marchio  Bertholdo 
abbati  in  Garsten  omnibusque  suis  successoribus  in  perpetuum. 
Pater  meus  Otacher  styrensis  pia  in  deum  ductus  uoluntate 
in  fundo  suo  Garsten  clericos  quosdam  religiosos  con- 
tinuit  et  benigne  fruit,  predia  etiam  quedam  Ulis  contulit,  qui- 
bus  primus  Ebirhardus  prefuit,  qui  et  canonicam  (vitam) 
ibidem  instituit.  Nos  igitur  in  religione  patrissare  cupientee 
episcopis  pathauiensis  ecclesie  uoto  nostro  concurrentibus  ex 
clericis  canonicis  —  monachos  reguläres  ibidem  commu- 
tauimus  cuncta,  que  apatre  meo  Uli  ecclesie  donata  fuerant 
donantes  et  confirmantes  insuper  et  alia  quaedam  super  addendo 
tradentes  .  .  .'  Weiter  unten  heisst  es  dann:  ,.  .  .  Sic  enim  et 
pie  memoriae  pater  meus  Otacher  marchio  qui  Rome 
defunctus  dormit,  nunciis  Wolfgango  et  Erchingero  me- 
diantibus  ipsi  ecclesie  tradidit  et  quicquid  cultum  siue  incultum 
inter  fluuiola  Danbach  et  Fruznich  situm  est  .  .  .' 

Hiemit  woUen  wir  nun  die  Angaben  der  vita  Bertholdi 
verknüpfen.  Aus  dem  ersten  Capitel  lässt  sich  die  Abfassungs- 
zeit annähernd  bestimmen.  Denn  hier  wird  Otakar  (IV.,  VI.) 
als  Grossvater  jenes  Otakar  (V.,  VII.)  bezeichnet  ,qui  no- 
vissimus  in  Ungaria  obiit  iti n er e  (Otakar  V.,  VII.,  f  Ende 
1164  zu  Fünfkirchen  in  Ungarn);  die  vita  ist  also  nach  1164 
abgefasst.  Zunächst  findet  sich  angegeben,  Otakar  (IV.,  VI.) 
habe  am  Todestage  (in  anniversario)  seiner  Gattin  Elisabeth 
(Tochter  Markgrafen  Leopolds  II.  von  Oesterreich,  f  9.  Oc- 
tober)  die  Umwandlung  des  Chorherrenstiftes  in  ein  Benedic- 
tinerkloster  verkündigt,  und  dann  heisst  es:  ,quae  fundatio 
seu  inchoatio  primo  per  clericos  instituta  est  sub  praeposito 
Eberhard  o',  übereinstimmend  mit  der  oben  angezogenen  Gar- 
sten er  Tradition.  Als  nach  dem  Tode  dieses  Propstes  einige 
,Cleriker'  beim  Baden  (in  der  Steier)  ertranken,  habe  dieses 
durch  Leichtsinn  oder  Unglück  herbeigeführte  Ereigniss  den 
Willen  des  ,Gründers'  in  der  angedeuteten  Richtung  bestimmt 
(talique  sua  levitate  seu  infortunio  fundatoris  voluntatem 
mutaverunt).  Dieser  Wortlaut  lässt  nur  der  Voraussetzung 
Raum,  dass  die  ,vita  Bertholdi'  als  Gründer  des  eigentlichen 
Chorherrenstiftes   denselben   Otakar  ansieht,    welcher    das 


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277 

Benedictinerkloster  an  Stelle  deT  Canoniker  ins  Leben  rief,  da 
sie  sonst  seines  Vaters  ausdrücklich  gedenken  müsste. 

Es  scheint  daher,  dass  Otakar  IV.,  VI.  der  väterlichen 
Gründung,  d.  i.  der  ursprünglichen  Clerikercongregation  1082 
pfarrliche  Rechte  zuwandte  und  sie  zu  einer  Canonie  ent- 
wickelt habe.  Dann  erklären  wir  uns  auch  bei  der  Stelle  in  den 
Melker  Annalen  zum  Jahre  1107,  wo  es  heisst:  ,Ordo  mo- 
nachorum  coepit  in  Gersten  ab  Ottokaro/  den  späteren  Zusatz 
(Pez  II,  S.  228)  ,qui  ipsum  coenobium  fundavit,  canonicos  se- 
culares  ibi  instituens,  qui  et  Dominam  Elisabeth  sororem 
Leopoldi  raarchionis  (Leopold  HI.)  uxorem  habuit'  und  die  Inter- 
polation der  Garstner  Chronik  (Pez  II,  S.  143)  zum  gleichen 
Jahre  ,Ordo  canonicorum  coepit  Garsten  .  .  /  worauf  hier, 
und  zwar  zum  Jahre  1111,  die  Angabe  folgt:  ,Domus  Berthol- 
dus  abbas  Garstensis  eligitur  .  .  .  Ordo  Monachorum  .  .  J  Dass 
die  Melker  Annalen  somit  Otakar  (IV.,  VI.),  den  Stifter  des 
Benedictinerklosters,  auch  als  Gründer  der  früheren  Canonie 
ansehen,  ist  zweifellos,  und  das  Garstner  Zeitbuch  stellt  sogar 
zum  Jahre  1107  (!)  den  Anfang  der  Letzteren.  Es  handelt  sich 
nun  darum,  die  Zeitdauer  jener  Clerikergenossenschaft,  bezie- 
hungsweise Canonie,  und  anderseits  den  Zeitpunkt  der  Grün- 
dung des  Benedictinerklosters  Garsten  zu  ermitteln. 

Zunächst  steht  eines  fest,  dass  1082  die  Schöpfung  Ota- 
kars  (HI.,  V.)  bereits  bestand  und  dass  sie  noch  keine  mit 
pfarrlichen  Rechten  ausgestattete  Canonie  war,  was 
dann  erst,  und  zwar  zur  Zeit  jenes  Propstes  Eberhard  der 
Fall  wurde.  Diese  Anfänge  können  somit  weit  vor  dem  Jahre 
1082  zurückliegen,  und  da  um  1074,  wie  wir  an  anderer  Stelle 
anzunehmen  Gelegenheit  fanden,  Oczi-Otakar  (III.,  V.)  in  Rom 
starb,  einer  späteren  Tradition  zufolge  ,auf  dem  Rückwege 
aus  dem  gelobten  Lande':  fundator  ad  terram  sanctam  pro- 
fectus  cum  inde  revertens  Romam  venisset  ibi  obiit  ac 
humatus  est'  (s.  Supplem.  Bruschianum  sive  Gaspari 
Bruschii  Egrani  .  .  .  monasteriorum  et  episcopatuum  Germaniae 
. . .  chronicorum  centuria  secunda  ...  ed.  d.  Nessel,  Vindo- 
bonae  1692,  gewidmet  dem  Abte  Anseimus  von  Garsten, 
S.  128  ff.),  so  kann  ganz  gut  jene  erste  Clerikercongregation 
vor  1074  bereits  bestanden  haben.  Zur  Canonie  entwickelte 
sie  sich  seit  1082,  und  da  würden  dann  auch  die  28  Jahre 
ihres  Bestandes,  wie  solchen  jener  Garstner  Gedenkstein  be- 


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278 

sagt,  beiläufig  stimmen,  denn  man  käme  da  auf  das  Jahr 
1110—1111  hinaus. 

Thatsächlich  bilden  die  Jahre  1107—1110  den  Zeitpunkt 
der  Vorbereitung  des  Benedictinerstiftes.  Denn  abgesehen 
davon,  dass  das  Garstner  Jahrbuch  zum  Jahre  Uli  aus- 
drücklich bemerkt,  damals  hätte  in  Garsten  der  Mönchsorden 
begonnen,  findet  sich  im  ,Auctarium  Ekkehardi  Altahensis' 
zum  Jahre  1107  die  Stelle:  ,Otakerus  marchio  Stirie  et 
Elysabeth  uxor  eius,  construxerunt  monasterium  in 
Garsten',  welche  ausdrücklich  einen  von  Otakar  (IV.,  VL) 
und  seiner  Gattin  Elisabeth  gemeinsam  ausgeführten  Kloster- 
bau bezeugt,  und  zwar  zum  Jahre  1107.  Anderseits  sagt  die 
,vita  Bertholdi'  ganz  bestimmt,  dass  Otakar  am  Jahrestage  des 
Hinscheidens  seiner  Frau  (9.  October)  seinen  Entschluss  erst 
kundgab,  was  also  frühestens  1108  gewesen  sein  muss.  Ueber- 
dies  wissen  wir,  dass  die  Mönchscolonie  aus  dem  vom  be- 
rühmten Abte  Hartmann  geleiteten  Kloster  Göttweih  stammte, 
und  dass  ihr  Führer  Wirnto  als  ,Prior'  in  Garsten  bestellt 
erscheint,  nicht  als  Abt,  was  erst  jener  nachmals  heilig  ge- 
sprochene Berthold,  aus  dem  Geschlechte  der  Grafen  von 
Windberg,  wie  man  mit  Grund  vermuthet  (vgl.  Friess,  a.  a. 
O.,  S.  96),  1111  wurde,  ein  Verwandter  der  hochadeligen 
Häuser  Neuburg -Formbach -Putten  und  Bogen,  beziehungs- 
weise der  Markgrafen  von  Steier. 

Solchergestalt  dürfte  um  1110  das  vorbereitende  Stadium 
abzuschliessen  sein,  und  in  diesem  Sinne  müssen  nicht  blos 
Otakar,  sondern  auch  seine  Gattin  Elisabeth  als  ,Gründer'  des 
Mönchsklosters  gelten,  wie  dies  die  Garsten  er  Todtentafeln 
besagen : 

,Anno  Dom.  MCCCXLVIP  4°  Non.  Julii  fundatorum  ossa 
hie  sunt  sepulta  sub  abbate  Michaele: 

,ÜII.  Kai.  Decembris  (28.  November)  Otacher  fundator 
loci  huius  obiit  et  hec  sunt  ossa  eius, 

,VII.  Id.  Octobris  (9.  October)  Elizabeth  fundatrix  loci 
huius  obiit  et  hec  sunt  ossa  eius/ 

Otakar  (IV.,  VI.)  starb  bekanntlich  1122;  seine  Gattin 
kann  nicht  vor  1108  verstorben  sein,  aber  ebensowenig  über 
das  Jahr  1110  hinaus  gelebt  haben. 


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Inhaltsübersicht. 


Vorwort.  [8.  139—141.] 

I.  Geschichte  des  genealogischen  Systems.  [S.  142-170.] 

1.  Die  ,genealogia  marchionum  de  Stire  Vorawiensis4  aus 
dem  14.  Jahrhundert  und  ihr  Verhältnis«  zu  den  älteren  Quellen  (Vitae 
archiep.  Salisburgensium)  Admonts.  Die  Yorauer  Kirchenwand- Inschrift. 
[S.  142—145.]  2.  Ebendorfer  von  Haselbach  (f  1468).  [S.  145—147.]  8.  Die 
Steiersberger  handschriftliche  Chronik  aus  der  ersten  Hälfte  des 
16.  Jahrhunderts.  [8.  147—150.]  4.  Wolfgang  Lazius  (f  1565).  [8.  160—152.] 
5.  Valentins  Preuenhnber's  Castrum  Styrense  (1681)  und  Annales  Styrenses 
(1740  herausgegeben).  [S.  152—154.]  6.  Sigism.  Pusch,  Chronologia  s.  duc. 
Styriae  (1715).  [8.  164—156.]  7.  P.  Schez,  Historia  ducum  Styriae  (1728). 
[8. 156—167.]  8.  M.  Hansiz,  Genn.  sacra  (1727).  [S.  167.]  9.  (Halloy)  E. 
Frölicb,  Archontologia  dncatus  Carinthiae  (1769).  [8.  168—160.]  10.  Aq. 
Cisar,  Ann.  duc.  Styriae  I  (1768).  [8.  161.]  11.  Blumberger  (1816—1819). 
Abschluss  des  Systems  der  sechs  Otakare.  [S.  161.] 

Die  Begründung  des  Systems  der  acht  Otakare  durch  12. 
Pritz  (1837—1846).  [8.  162—163.]  18.  A.  v.  Muchar  (1845—1848).  [S.  163 
bis  164.]     14.  Büdinger  (1858).  [S.  164.] 

Gegenwärtigerstand  der  Frage.  16.  Hirsch  (1862).  16.8trnadt 
(1867,  1886).  [S.  165—167.]  17.  Zahn  (1880, 1881  f.).  18.  F.  M.  Mayer  (1888). 
19.  Alfons  Huber  (1885).  [8.  167.]  20.  Ed.  Richter  (1886).  [S.  168.]  21. 
Friess  (1896).  [S.  168-169.]  22.  Krones  (1897).  [8.  169—170.]  (Jos. 
Egger  [1897]  8.  266—270.) 

II.  Chiemgau  und  Traungan,  Heimat  und  Besitz  der  Otakare  vor 
1055  nnd  nach  dem  Erlöschen  der  Lambacher  Grafen.    [S.  170—192.] 

Der  Quellenstand.  [S.  170.]  Die  Urkunden  über  die  Otakare-Oczi  von 
959,  1027  und  1049.  [8.  171—172.]  Gründe  gegen  die  ausschliessliche  Be- 
schränkung derselben  auf  den  Chiemgau  als  Heimat  und  Besitzgebiet. 
[8.172-173.]  Das  Todtenbuch  von  Traunkirchen  und  die  Otakare.  [8.  173 
bis  175.]  Die  zweite  Urkunde  von  959  über  Otakars  Grafschaft  im  Sunder- 
gau.  [8.  175—177.]  Die  Mondseer  Traditionen  und  ihre  Otakare  848  .  .  .  994. 
Die   Salzbarger   Güterurkunden    963  ...  991.    [8.  176—177.]    Die   Kaffel- 


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280 

stetter  Zollordnung  von  903 — 905.  Die  sogenannten  W  el  s •  L am  backe r 
Orafen  und  die  Passauer  Urkunde  von  1088.  [S.  177—178.]  Die  an- 
gebliche Vererbung  von  Passauer  Lehen  der  Wels-Lainbacher  an  die  Ota- 
kare;  deren  Blutsverwandtschaft  mit  jenen.  [S.  179 — 182.]  Das  Burggebiet  von 
Steier  (,Styrapurc').  Das  Prädicat  ,Traungauer\  [8.  182—183.]  Die  ältesten 
Besitz-  und  Grafschaftsverhältnisse  imTraungaue  777—909.  [8.  183—184.] 
Der  Inhalt  der  Baffelstetter  Zollordnung.  Markgraf  Aribo  und  Graf 
Otakar.  Die  drei  Comitatus  der  Ostmark  und  Strnadt's  diesbezügliche 
Ansicht.  [8.185—186.]  Graf  Otakar  und  der  Aribo  der  Urkunden  903 
bis  909.  [8  186—187.]  Graf  Meginhard  (930)  und  die  Wels-Lambacher. 
Graf  ,Arnulf  (991  .  . .  1013)  oder  Arnold  (L)  ?   [8.  187—188.] 

Die  Urkunde  vom  5.  October  977  und  ihr  Parallelismus  mit  der  Kö- 
nigsurkunde vom  19.  Jänner  901  in  Hinsicht  der  ,Anasipurc'  (Enns). 
[S.  188—191.]  Der  alte  Besitz  der  Otakare  an  der  Steier  und  die  Erbauung 
der  ,Styrapurc'.  [8.  191—192.]  Die  Otakare  im  Chiemgau,  Sundergau, 
Salzburggau  und  Traungau.    [8.  192.] 

III.  Verwandtschaftskreis  der  Grafen  und  Markgrafen  tob  Steier« 

[8.  193—244.] 

Die  Verschwägerungen  mit  den  Häusern:  Babenberg,  Eppenstein, 
Burghausen-Schala,  Weif,  Formbach-Neuenburg-Pütten,  Sponheim,  Chamb- 
Vohburg  und  mit  den  Grafen  von  Stade.   [8.  193—195.] 

Die  Urkunde  über  die  Stiftung  von  Runa-Reun  vom  22.  Februar 
1138  und  die  darin  angeführten  Verwandten  der  Stifter.  [8.  195.]  Die 
Grafen  von  Naone,  Naun,  Naym  oder  Cordenons  898  .  .  .  1056  .  . .  1138. 
[8.  196 — 197.]  Die  Vorauer  Genealogie  und  die  sogenannte  Einleitung  zum 
Fürstenbuche  Enenkel's  oder  das  Landbuch.  [8.  197—198.]  Waldo  von 
Runa  und  sein  Haus,  Nebenlinie  der  Markgrafen  und  Herzoge  von  Eppen- 
stein.  Waldstein  und  Eppenstein.  [8.  198—200]  Der  letzte  Waldo  (Wald- 
fried), sein  Besitz  und  die  Erbschaft  Otakars  (IV.,  VI.).  Unmittelbare  oder 
mittelbare  Verwandtschaft  mit  dem  Hause  Runa-Reun.  [S.  200—201.]  Die 
Blutsverwandtschaft  der  Otakare  mit  den  Eppensteinern  vor 
der  Verschwägerung  als  Grund  der  Erberklärung  von  1122.  [8.202—203.] 
Adalbero,  Bruder  Otakars  (IV.,  VI.)  und  die  karantanische  Markgrafschaft 
von  etwa  1074—1088,  worin  er  seinem  Vater  Otakar  (III.,  V.)  folgt.  [S.  203 
bis  205.]  Otakar  (III.,  V.)  1065-1056  und  der  ,Oczi*  -  ,marchio  de  8tyre* 
der  Melker  Urkunde.  [8.  205—208.]  Der  ,marchio  de  Styre'  und  der  »karan- 
tanische Markgraf4.  Die  Parallele  mit  den  Vohburgern.  [8.  208—209.]  Adal- 
bero, der  Sohn  Oczi-Otakars  (HL,  V.).  [8.  209.]  Die  richtige  Sachlage  und 
die  Ansicht  von  Friess.  [S.  210—211.]  War  Adalbero  der  jüngere  oder 
ältere  Sohn  Oczis-Otakars  (UL,  V.)?  Gründe  für  das  Letztere.  [8.  21t  bis 
214.]  Die  Blutsverwandtschaft  der  Otakare  mit  den  Eppensteinern.  Der 
,comes*  Otakar  im  8t  Lambrechter  Todtenbuche  und  im  Traun- 
kirchner  Necrologium.    [8.  214 — 215.] 

Die  ,cometissa'  Wilbirg  in  den  beiden  Todtenbüchern  zum  19.  Fe- 
bruar und  27.  August.  Die  gemeinsame  Mutter  Adalbero»  und  Otakars  (IV., 
VI.)  eine  dieser  Wilbirg  und    mutmassliche   Tochter  Herzog  Ada)* 


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281 

beros  von  Kärnten.  [8.  215 — 220.]  Die  Sachlage  in  Karantanien  seit 
1035/86.  [3.  220—221.]  Kaiser  Heinrich  III.;  Heinrich  IV.  nnd  die  Eppen- 
rteiner.  [S.  221—222.]  Die  Markgrafschaft  Otakars  (III.,  V.)  und  seines 
Sohnes  Adalbero.  Chronologische  Bedenken  und  ihre  Erledigung. 
Das  Todtenhuch  von  St.  Lambrecht.  [S.  222—224.]  Die  Versippung  mit 
Wildo  von  Runa-Reun ;  mit  den  Sempt-Ebersbergern,  Weimar  Orlamünde. 
[8.  224 — 225.]  Die  Vergangenheit  der  Eppensteiner.  Ufgau.  Ka- 
rantanien, 940  ..  .  1000.  [S.  225—226.]  Gütererwerb  der  Otakare  allhier 
ror  1056.  [S.  226.]  Die  Blutsverwandtschaft  mit  den  Wels-Lambachern 
and  der  Inhalt  der  Vita  ep.  Adalberonis.  [S.  227—230.]  Das  Lambacher 
Todtenhuch.  [S.  230—231.]  Die  fragliche  Verwandtschaft  mit  den  Otakaren 
und  ihr  Eintritt  in  die  karantanische  Mark  in  der  Zeit  von  1051—1055. 
Aeltere  Beziehungen.  [S.  231 — 238.]  Die  angebliche  Urverwandtschaft  mit 
den  Aribonen.  [S.  233—234.]  Der  Otakar  und  Aribo  der  Urkunde  von  904. 
Der  Otakar  der  Raffelstetter  Zollordnung  von  908—905.  Die  fragliche  Iden- 
tität [S.  234—235.]  Das  Traunkirchner  Todtenhuch.  [S.  235—236.]  Göss 
and  Mill  statt,  die  aribonischen  Klostergründungen  und  die  Georgenberger 
Urkunde  von  1186.  [S.  236— 238.]  Ossiach  und  die  Oczis  von  Tiffen- 
Treffen.  Poppo,  Patriarch  von  Aquileja.  Seine  Mutter  Irenburg  (Irmen- 
gard)  nnd  Glismund  ab  muthmassliche  Schwestern  aus  dem  Hause  der  Im- 
mendinger; Zusammenhang  mit  den  Aribonen.  [S.  238 — 240.]  Die  Oczis  von 
Ossiach  nnd  die  Oczi-Otto  von  Cordenons.  [S.  240.]  Der  Oczi  der  Brixner 
Traditionen  von  995  .  .  .  1077.  ,Otachereschirichun*  und  ,Otackersberg4. 
[8.240—241.]  Die  Verwandtschaft  der  Otakare  mit  den  Raschenberg- 
Reichenhai  ler  Grafen  und  Stiftern  von  Traunkirchen,  beziehungsweise  mit 
den  Plainern.    [S.  241—244.] 

IT.  Die  Reihung  der  Otakare  vor  1122  und  ihr  Ahnenkreis. 
Die  karantanische  Markgrafschaft  vor  nnd  nach  1088.   [S.  244—266.] 

Das  Jahr  1122  und  die  Reihung  des  Hauses  von  Steier  nach 
aufwärts.  Der  beiläufige  Zeitraum  für  Otakar  (IV.,  VI).  [S.  244— 246.] 
Adalbero  von  1074—1088.  [S.  246.]  Das  wahrscheinliche  Ableben  Oczi- 
Otakars  (HL,  V.)  um  1074  und  seine  urkundliche  Belegung  bis  1048/49 
hinauf.  [S.  246— 247.]  Der  Graf  , Oczi4  vom  Jahre  1027  als  Otakar  (H., 
IV.).  [S  247—248.]  Der  Zeitraum  von  1027—969  hinauf  bis  auf  Otakar 
(I.,  HI.)  der  Urkunden  von  959,  950.  Aebtissin  Atha  von  Traunkirchen. 
[8.  247—248.]  Die  vier  Otakare  von  950/9—1122  und  die  vier  ersten  Ota- 
kare der  Vorauer  Genealogie  mit  dem  ständigen  Prädicate  ,Styrenses(. 
Chiemgau,  Sundergau,  Salzburggau,  Traungau,  Styraburg.  Die  Otakare  als 
Burgherren,  beziehungsweise  als  Erbauer  der  Burg  Steier.  [S.  248—249.]  Die 
Anfinge  des  Hauses  und  Pritz1  Hypothese.  Ihre  Fehler.  [8.  250—252.] 
Strnadt  und  Friess  und  ihre  einseitige  Auffassung  des  Sachverhaltes. 
Willkürliche  Annahmen.  [S.  262— 263.]  Die  unsicheren  Ahnen  der  Stei- 
ns che  n  Otakare.  [S.  263—254.]  Zusammenfassender  Bückblick  auf  ihre 
Verwandtschaften.    [S.  254—265] 

Die  Versippung  mit  den  Raschenberg-Reichenhaller  Grafen, 
beziehungsweise  mit  dem  Hause  Piain.  [S.  266.]  Die  karantanische 
ArebiY.  LXXX1V.  Bd.  1.  Hilft«.  19 


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282 

Markgrafschaft  der  Otakare  von  1088—1182  in  ihrem  Zusammenhange 
mit  der  Ton  1066—1088.  Das  »Gedinge*  des  letsten  Eppensteiners  von  1122. 
[S.  266—267.]  Leopold  der  Starke  als  Jüngerer*  Markgraf  von  Steier  lange 
vor  1122  angeführt,  neben  seinem  Vater  »Markgrafen*  Otakar  (IV.,  VL). 
,Carinthia'  als  landschaftliche  Bezeichnung.    [Q.  267—268.] 

Die  Öarstner  Traditionen  vor  1122  und  die  Besiehungen  Ott- 
kars  (IV.,  VI.)  zum  Ennsthal  und  cum  Kerne  der  karantanischen  Mark. 
[8.  268—260.] 

Die  Continnitftt  der  Markgrafschaft  von  1066-1088—1122. 
Der  Leiste  der  Otakare  (VI.,  VIII.)  als  »dritter4  Markgraf.  Bedenken  gegen 
diese  gans  ungewöhnliche  Bezeichnung.  [8.  261.] 

Die  Eppenstelner  Erbschaft  von  1122  als  Grundlage  des  Steierischen 
Landesffirstenthums.  Die  Gütermacht  Markwards  (III.)  in  der  karao- 
tanischen  Mark  um  1066  und  das  »Gedinge4  von  1122.  Die  markgrafliche 
Stellung  Otakare  (IV.,  VI.)  während  des  Investiturstreites.    [8.  262—266.] 


Stammtafel  oder  Ueberstaht  der  Grafen  und  Markgrafen  von  Styrt- 
Steier,  ihrer  Ahnen  und  Verwandtschaften. 

Vorbemerkung.  J.  Eggert  »Das  Haus  der  Aribonen*;  Ergebnis« 
Egger's  in  Hinsicht  der  Otakare  und  Kritik  seiner  Ansichten.  [S.  266 — 270.] 

Stammtafel  oder  Uebersicht  I.  Unsichere  Reihe  vor  1122»  II. 
Sichere  Reihenfolge  1122—1192. 

Anmerkungen.    [S.  271-273.] 

Excnrs   über   die   Vorgeschichte   des   Klosters   Garsten.    Die 

Clerikercongregation,   das  Chorherrenstift   und   die  Gründung   des   Benedic- 
tinerklostere.    [S.  274—278.] 


Berichtigungen. 

S.  152,  Z.  20,  statt:  oder  V  lies:  oder  Tl. 

S.  156,  Z.  25—27,  statt:  Pater  Sehe*,  welcher  ...  bot  lies:  jüngerer  Fach- 
college des  P.  Paul  Hansiz,  welcher  .  .  .  bot, .  .  . 

S.  181,  Anm.  1,  letzte  Z.,  statt:  Vgl.  den  Schluss  dieses  Abschnittes  lies: 
vgl.  ...  de«  vierten  Abschnittes.  Anm.  2,  statt:  im  III.  und  IV. 
Abschnitt  lies:  im  m.  Abschnitt. 

S.  184,  Z.  2,  8,    statt:    Mondsee  und   .  .  .   Hleodor  lies:    Mondsee,  und  .  . 
Hleodre.     Anm.  1,  vorletste  Z.,  statt:  mit  Strnadt  lies:  Strnadt. 

S.  201,  Z.  2,  statt:  aber  nicht  Grafschaftsinhaber  lies:  Gau -Grafschaftsinhaber. 

S.  206,  Z.  20—21,  statt:  lasst  sich  erst  bei  Otakare  Sohne  . .  .  nachweisen 
lies:  glaubt  man  erst  bei  .  . .  nachweisen  zu  können. 

S.  207,  Z.  3,  statt:  (1067—1075)  lies:  (1058—1075). 

S.  260,  Anm.  1,  Z.  8,  statt:  Hartberg,  Gut  bei  Strechau  lies:  Hartberg  und 
ein  Gut  .  .  . 


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für 


österreichische  Geschichte. 


Herausgegeben 

Ton  der 

zur  Pflege  vaterländischer  Geschichte  aufgestellten  Commission 

der 

kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften. 


Vierundachtaigster  Band. 

Zweite  Hälfte. 


Wien,  1898. 


In    Commission    bei    Carl    Gerold's    Sohn 

Bnchhladtor  d«r  kai*.  Akadmte  dar  WisMBMksfUn. 


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für 


österreichische  Geschichte. 


Herausgegeben 

von  der 

zur  Pflege  vaterländischer  Geschichte  aufgestellten  Commission 

der 

kaiserliehen  Akademie  der  Wissenschaften. 


Vierundachtzigster  Band. 

Mit  einer  genealogischen   Uebersichtstafel. 


Wien,  1898. 


In  Commission  bei  Carl  Gerold'«  Sohn 

ltartiMadlw  dar  k*l».  Akadtai«  <J«r  WiaMuchaftaa. 


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Druck  ron  Adolf  Holzhausen, 
tndk.  Hof-  «ad  UaivoMiUt»-Bwhdnck«r  In  Vita. 


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Inhalt  des  Yiernndaehtzigsten  Bandes. 


Seite 
Die  zwei  ältesten  Nekrotomien  von  Kremsmünster.  Von  Dr.  P.  Altmann 

Altinger 1 

Die  Markgrafen  von  Steier.  Ihre  Anfänge,  ihr  Verwandtschaftskreis  und 
ihre  Kärntner  Markgrafschaft  vor  1 122.  Untersuchungen  von  Prof. 
Dr.  F.  von  Krones.    (Mit  einer  genealogischen  Uebersichtstafel.)     137 

Erzherzog  Karl  II.  und  die  Frage  der  Errichtung  eines  Klosterrathes 
für  Innerösterreich.  Nach  den  Acten  des  steierm&rkischen  Landes- 
archivs von  J.  Loserth 283 

Das  deutsche  Reichsvicekanzleramt.  Von  Dr.  Heinrich  Kretschmayr    381 

Stadien  zu  den  ungarischen  Geschichtsquellen.    V.  und  VI.    Von  Dr. 

Baimund  Friedrich  Kaindl 503 


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ERZHERZOG  KARL  IL 

UND 

DIE  FRAGE  DER  ERRICHTUNG  EINES  KLOSTERRATHES 
FÜR  INNERÖSTERREICH. 

NACH  DEN 
ACTEN  DES  STEI ERMÄRKISCHEN  LANDESARCHIVS 

VON 

J.  LOSERTH, 

OOERESF.  MITGLIEDS  DER  KAIS.  AKADEMIE  DEE  WIS8Elf8CHAITEir. 


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1.  Die  katholischen  RegfmentsrSthe. 

Die  Behandlung  kirchlicher  Fragen  hat  dem  Erzherzog 
Karl  während  seiner  ganzen  Regierungszeit  die  schwersten 
Sorgen  bereitet.  Selbst  ein  strenggläubiger  Katholik,  dem  die 
Haltung  seines  Bruders  Maximilian  II.  stets  fremd  geblieben 
ist,  vielleicht  fremder  noch  als  dem  zweiten  Bruder  Ferdinand  II. 
von  Tirol,  fand  er  bei  seinem  Regierungsantritte  einen  Zustand 
der  Dinge  in  Innerösterreich  vor,  der  ihm  das  grösste  Miss- 
behagen bereiten  musste.  In  Steiermark,  Kärnten  und  Krain 
waren  die  Dinge  dahin  gediehen,  dass  die  Bewohner  zum 
grossen  Theil  der  neuen  Lehre  zugethan  waren.  Er  fand  hier, 
wie  er  in  späteren  Jahren  so  oft  geklagt  hat,  kaum  noch  die 
Reliquien  der  alten  katholischen  Lehre,  und  sie  zu  erhalten, 
kostete  Arbeit  und  Verdruss  genug.  Nicht  als  ob  Ferdinand  I. 
die  Hände  miissig  in  den  Schooss  gelegt  hätte.  Der  Protestan- 
tismus in  Innerösterreich  hat  zwar  in  den  späteren  Jahren  in 
keiner  seiner  grossen  Streitschriften  unterlassen,  auf  Ferdi- 
uand  I.  als  den  gnädigen  Monarchen  hinzuweisen,  welcher  der 
neuen  Richtung  Licht  und  Luft  gelassen.  Aber  das  war  eine 
ganz  irrige  Anschauung.  Man  staunt  über  die  Fülle  von  Man- 
daten, die  über  kirchliche  Fragen  jahraus  jahrein  erlassen 
wurden.  Sie  hatten  alle  die  Aufrechthaltung  der  alten,  die 
Niederdrückung  der  neuen  Lehre  zum  Ziel.  Dass  es  mit  Man- 
daten allein  nicht  gethan  sei,  hatte  Ferdinand  I.  deutlich  er- 
kannt: daher  sein  Eifer  für  das  Abendmahl  unter  beiden  Ge- 
stalten, ftir  die  Priesterehe  und  die  Abschaffung  der  ärgsten 
Hissbräuche.  Trotz  alledem  gewann  die  protestantische  Be- 
wegung gerade  in  seinen  letzten  Lebensjahren  an  Ausdehnung 
und  Vertiefung.  Als  Maximilian  II.  das  Erbe  seines  Vaters 
antrat,  konnte  die  Stellung  der  Protestanten  im  Lande  als  eine 
ziemlich  sichere  angesehen  werden,  denn  trotz  der  offen  zur 
Schau  getragenen  Zuneigung  für  die  alte  Lehre  war  kaum  zu 

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erwarten,  dass  die  Kirchenpolitik  Erzherzog  Karls  II.  die  seines 
Bruders  an  irgend  einem  Punkte  kreuzen  würde.  In  der  That 
ist  sie  denn  auch  in  den  ersten  14  Jahren  seiner  Regierung 
ein  Abklatsch  jener  Maximilians  II.  Erst  in  den  letzten 
12  Jahren  fährt  sie  ganz  in  bairisch-jesuitischem  Fahrwasser. 
Der  9.  Februar  1578  bildet  den  Wendepunkt.  Mit  dem 
den  innerösterreichischen  Ständen  an  diesem  Tage  ertheilten 
feierlichen  Versprechen  —  der  Pacification  von  Brück  —  hatte 
der  innerösterreichische  Protestantismus  seine  Höhe  erreicht. 
Von  da  ab  beginnt  der  Niedergang.  In  einer  Reihe  von  ge- 
waltigen Stössen  sucht  man  ihn  niederzuringen.  Der  Haupt- 
stoss  zu  Ende  des  Jahres  1580  verfehlte  sein  Ziel.  Nun  ging 
man  methodischer  ans  Werk,  mit  so  sicher  abgemessenen 
Schritten,  dass  sich  die  Wortführer  der  protestantischen  Partei 
schon  in  den  Achtzigerjahren  das  Ende  ausmalten:  ,Du  musst 
von  Staffel  zu  Staffel  steigen,  bis  du  auf  dem  Boden  liegst.' 
Das  ist  in  der  That  der  Inhalt  der  Regierung  Karls  II.  in  den 
Jahren  1579 — 1590.  Es  hiesse  die  Sachlage  verkennen,  wollte 
man  nicht  zugeben,  dass  bei  einer  nur  um  kurze  Zeit  längeren 
Lebensdauer  Erzherzog  Karls  die  vollständige  Durchführung 
der  Gegenreformation  erfolgt  wäre.  Eine  eingehende  Durch- 
forschung der  einschlägigen  Actenstücke  weist  es  aus,  dass 
alle  die  Massregeln,  die  seit  1598  den  innerösterreichischen 
Protestantismus  bis  zu  seiner  Vernichtung  getroffen  haben, 
schon  unter  Karl  II.  in  eingehende  Berathung  gezogen,  zum 
Theil  auch  schon  durchgeführt  wurden.  Aber  diese  Dinge 
sollen  hier  nicht  erörtert  werden.  Aufgabe  der  folgenden 
Blätter  ist,  über  die  Wirksamkeit  eines  Institutes  zu  berichten, 
das  in  den  letzten  Regierungsjahren  Erzherzog  Karls  H.  im  Sinne 
der  Gegenreformation  thätig  war  —  des  katholischen  Regiments- 
rathes,  und  über  ein  zweites  zu  handeln,  dessen  Einsetzung 
seit  1586  in  sichere  Aussicht  genommen  war,  das  aber  nicht 
zu  Stande  kam,  sei  es,  dass  schon  die  Krankheit  Karls  IL  ihn 
nöthigte,  den  Gegenstand  zurückzustellen,  oder  dass  die  jesui- 
tische Partei-  an  der  starken  Betonung  der  staatlichen  Inter- 
essen Anstoss  nahm,  die  mit  der  Sache  zusammenhingen,  oder1 


1  Vgl.  hiezu  Wahrmund,  Das  Kirchenpatronaterecht,  8.  12.  Die  unten 
folgende  Denkschrift  Kobenzl's  nimmt  allerdings  nicht  mehr  jenen  allzu 
schroffen  Standpunkt  Maximilians  II.  ein. 


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287 

dass  endlich,  was  das  Wahrscheinlichste  ist,  der  Einfluss  des 
Salzbarger  Ordinariats,  das  wegen  der  Ausübung  des  Patronats 
mit  Innerösterreich  im  Streite  lag,  die  ganze  Sache  vereitelte. 
Es  war  der  katholische  Klosterrath,  ein  verspäteter  Versuch, 
eine  Einrichtung  Maximilians  II.  für  Nieder-  und  Oberösterreich 
unter  so  wesentlich  geänderten  Zeitverhältnissen  auch  in  Inner- 
österreich zur  Geltung  und  erfolgreicher  Wirksamkeit  zu 
bringen. 

Der  katholische  Regimentsrath.  Seine  Anfänge 
fallen  in  eine  Zeit,  an  die  Erzherzog  Karl  immer  mit  einem 
gewissen  Grauen  zurückdachte.  Es  war  eine  schwere  Be- 
drängniss,  in  die  er  im  Sommer  des  Jahres  1578  gerieth.  Die 
Curie  hatte  nämlich  von  den  grossen  Zugeständnissen  an  die 
Protestanten  kaum  Kunde  erlangt,  als  sie  mit  dem  ganzen 
Apparat  der  ihr  zur  Verfugung  stehenden  Mittel  eingriff  und 
den  Erzherzog  zur  Umkehr  und  Abwendung  von  den  bisher 
betretenen  Wegen  bewog.1  Auf  einer  Conferenz,  die  am  13. 
und  14.  October  1579  in  München  tagte  und  bei  der  sich  die 
Erzherzoge  Karl  und  Ferdinand  und  der  Herzog  von  Baiern  ein- 
fanden, wurden  die  Grundsätze  aufgestellt,  unter  denen  die 
Gegenreformation  in  Innerösterreich  in  Angriff  genommen  wer- 
den sollte.8  Die  Hauptsache  war,  dass  sie  nicht  mit  einem 
Male,  sondern  Schritt  für  Schritt  durchgeführt  werde:  ,Wie 
denn  auch,'  heisst  es  in  dem  betreffenden  Actenstück,  ,ermelte 
Concessionen  fein  tacite  et  per  indirectum  absorbiert,  cassiert 
und  aufgehoben  sein  wurden/ 

Unter  den  Mitteln,  ,so  auf  den  Fall  des  Ungehorsams 
und  der  Widerspennigkeit  zu  gebrauchen  wären',  und  nament- 
lich unter  den  ,Praeparatoria,  so  in  allweg  zu  Anrichtung  und 
Continuierung  dies  Werks  von  Nöthen',  fällt  gleich  das  erste 
ins  Auge:  ,Dass  I.  F.  D*  sich  umb  catholische  räth  bevorab  in 


1  S.  vorläufig  meine  Bemerkungen  in  dem  Aufsatze  zur  Geschichte  der 
Gegenreformation  in  Inneröster  reich  im  78.  Band  der  Hist.  Zeitschrift, 
8.  256. 

.'  Die  betreffenden  Actenstücke  im  k.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchiv, 
Steierm.  Fase.  16.  Ich  habe  eine  Sammlung  des  ganzen  einschlägigen 
ActenmateriaLs,  soweit  die  Osterreichischen  Archive  in  Betracht  kommen, 
angelegt  Aus  den  römischen  wird  sich  nur  in  den  Einzelnheiten 
Manches  noch  genauer  feststellen  lassen.  Die  wichtigsten  Berichte  des 
Nuntius  Feliciano  Ninguarda  liegen  mir  jetzt  schon  vor. 


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dem  geheimen  rath  bewerbe  und  die,  so  ex  professo  sectiseh 
oder  sonsten  nit  lötig,  mit  bester  ehister  gelegenheit  hinweg- 
thue/    Auch  die  folgenden  gehören  noch  hieher: 

(2.)  ,Das8  Tyrol  und  Bayern  hiezu  so  vil  müglich  ver- 
holfen  sein  wollen. 

(3.)  Etlich  junge  leut,  so  gestudiert  und  mit  der  Zeit  ad 
gubernacula  reipublicae  tauglich  sein  möchten,  zeitlich  zu  be- 
stellen und  in  järlich,  bis  sie  ein  merers  in  praxi  auch  den 
landsbrauchen  erfaren,  ain  zuepuss  oder  hilf  zu  raichen. 

(10.)  Mit  den  auslendischen  fürsten,  so  in  I.  F.  D*  landen 
begütert,  dahin  zu  handien,  dass  sie  ire  ambter,  so  sie  im  land 
zu  ersetzen  haben,  mit  lautter  catholischen  personen  bestellen 
und  die  Sectischen  alsbald  abschaffen  wollen/ 

Am  wichtigsten  und  notwendigsten  war  hier  zweifellos 
das  erste  der  angegebenen  Mittel,  und  auf  dessen  Durchfuhrung 
wurde  denn  auch  von  Baiern  und  den  Jesuiten  aus  eifrig  ge- 
drängt. ,Meine  Schwester/  schreibt  Herzog1  Wilhelm,  ,hat  mir 
selbst  gesagt,  Herr  Wolf  von  Stubenberg  (das  war  ein  der 
Augsburgischen  Confession  angehöriger  Regimentsrath)  wolle 
kurz  auf  das  eingehend  Jahr  hinwegk.  Lasst  mich  wissen, 
wen  ihr  vermeint,  der  sein  Dienst  versehen  möcht,  so  wollt' 
ich  ihnen  den  (Nogarol)  oder  ein  andern  furschlagen/  Und 
in  einem  Briefe  an  Johann  Reinel,  den  Beichtvater  des  Erz- 
herzogs Karl,  schreibt  Herzog  Wilhelm:  ,Ich  hab'  zu  Grätz 
vergebens  gehört,  es  begern  ettlich  Lutterisch  selbst  davon  und 
hinwegh  als  Herr  von  Stubenberg,  der  zeugmaister,  dr  Haug- 
stain  und  noch  einer,  der  mir  itz  nit  einfällt.  Ach  Gott,  wie 
könnt'  man  doch  ein  bessere  Gelegenheit  haben,  ir  los  zu 
werden,  als  wenn  sie  es  selbst  begern,  weil  man  doch  sonst 
nit  darf  oder  will  angreifen.  Wann  ich  ihr  herr  were,  ich 
wollt  inen  den  Mantel  nit  zerreissen,  wollt's  fein  lassen  hin- 
ziehen und  inen  mit  dem  Hörn  auf  dem  Schloss  aus  der  Stat 
das  Gleitt  geben,  wollt  aber  daneben  mit  ehrsten  umb 
katholische  trachten,  die  man  dann  noch  wol  findet, 
wenn  man  nit  gar  zu  haikel  sein  will  und  die  auch  eben 
das   und   mehr   könnten  als   diese  Ketzer/2     Wenn  schon  der 


1  Nicht  Erzherzog,  wie  Hurter  I,  S.  640,  Schreiben  Wilhelms  von  Bayern 

an  den  Kanzler  Wolfgang  Schranz  vom  17.  October  1682,  sagt 
1  Hurter  I,  S.  642. 


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Baum  nicht  auf  den  ersten  Streich  fUllt,  darum  nur  nicht  nach- 
lassen, sondern  getreulich  arbeiten.1  Am  29.  Jänner  1583  ist 
Herzog  Wilhelm  in  freudiger  Erregung:  er  hat  gehört,  dass 
schon  viel  Katholische  zu  Graz  um  Dienste  anhalten.  Man 
muss  nur  bei  der  Besetzung  nicht  gar  zu  wählerisch  sein. 
Man  kann  die  Leut'  nicht  immer  so  ,ausklauben',  wie  man's 
gern  haben  möcht.' 

Im  Sinne  der  Beschlüsse  von  München  wurde  fortan  bei 
der  Besetzung  der  Regimentsstellen  verfahren :  Kein  Protestant 
wird  von  nun  an  mehr  in  den  Regimen tsrath  aufgenommen. 
Schon  am  14.  März  1581,  also  unmittelbar  nach  jenem  Land- 
tag, da  die  protestantischen  Stände  zum  letzten  Male  einen 
scharfen  Angriff  auf  den  Protestantismus  in  den  drei  Ländern 
zurückzuweisen  vermochten,  schreibt  der  Jesuitenprovinzial  von 
Steiermark,  Heinrich  Blyssem,  von  den  grossen  Veränderungen, 
die  im  Stande  der  Beamtenschaft  in  Innerösterreich  in  der 
letzten  Zeit  eingetreten  seien:  Erledigt  sei  jetzt  die  Stelle  eines 
Landeshauptmannes,  das  wichtigste  Amt  im  Lande.  Wiewohl 
bisher  die  Landeshauptleute  Ketzer  gewesen  und  die  Stände 
dahin  drängen,  dass  diesem  alten  Gebrauch  nach  wieder  einer 
aus  ihrer  Mitte  dies  wichtige  Amt  erlange,  so  kümmert  sich 
doch  der  Erzherzog  wenig  darum,  er  hat  dem  Nuntius  das 
Versprechen  gegeben,  an  keinen  anderen  als  an  einen  Katho- 
liken die  Stelle  gelangen  zu  lassen.  Und  so  dürfte  auch  die 
Besetzung  in  der  nächsten  Zeit  erfolgen.  Dem  Hofmarschall 
sei  der  Befehl  zugekommen,  in  Zukunft  nur  Katholiken  zu 
den  Aemtern  in  Vorschlag  zu  bringen,  die  Lutheraner  nach 
Möglichkeit  auszumerzen.3 

So  suche  nun  der  Erzherzog  für  alle  wichtigeren  Aemter 
und  Würden  katholische  Bedienstete  und  Räthe  zu  gewinnen.4 
Schon  sei  die  Ersetzung  der  Obersthofmeisterstelle,  die  vordem 
auch  ein  Ketzer  bekleidete,  durch  einen  Katholiken  im  Zuge, 
an  die  Stelle  des  bisherigen  Lutherischen  Kammerprocurators 
wird  ein  Katholik  kommen.     Zu  den  Regierungsstellen  hat  der 


1  Harter  I,  S.  646. 
•  Ebenda,  S.  647. 

1  Et  Lutheranos  qui  modo  sunt  paulatim  eliminare  studeat 
4  Tum  ipsemet  archidox   per   se  et  alios  pro    maioribos  officiia  et  digni- 
tatibus  oföciales  et  consiliarios  catholicos  diligentissime  quaerit 


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Erzherzog  bereits,  da  einige  Lutherische  abgingen,  eine  An- 
zahl von  Katholiken  befördert,  er  wird  noch  mehrere  herzu- 
ziehen und  nicht  innehalten,  bis  die  gesammte  Regierung  mit 
Katholischen  besetzt  sei.1  Ganz  in  Gemässheit  der  Münchner 
Beschlüsse  ist,  was  Blyssem  noch  weiter  vermeldet:  um  auch 
ftirderhin  katholische  Beamte  in  genügender  Zahl  zu  erlangen, 
lässt  der  Erzherzog  einige  tüchtige  Jünglinge  im  Jus  ausbilden, 
die  dann  in  den  Provinzen  Dienste  leisten  können.8 

Im  Juli  1582  sandte  der  Landschaftssecretär,  der  eben  in 
Angelegenheit  der  Reichshilfe  sich  in  Augsburg  befand  und 
sich  dort  um  Intercessionsschreiben  protestantischer  Stände  für 
die  damals  besonders  heftig  angegriffene  Bürgerschaft  Augs- 
burger Confession  in  ganz  Innerösterreich  bewarb,  einen  Zettel 
nach  Graz:  ,Vermerkht  was  der  bapstisch  Nuntius  wider  die 
aus  Steyer  in  Bevelch  hat/  ,Ich  hab's/  schreibt  Hirsch,  ,von 
Ferdinand  Hoffmann  bekommen  und  ist  die  Sache  gewiss  bei 
ihnen  (den  Jesuiten  und  dem  Nuntius)  beschlossen.  In  diesem 
interessanten  Vermerk,  der  im  Ganzen  12  Punkte  fasst,  lautet 
der  erste:  Erstlichen  soll  er  bey  der  F.  Dl  alle  diejenigen, 
welche  in  den  gehaimen  räthen  ketzerisch  sein,  abschaffen/8 

Bisher  hatte  man  für  die  Besetzung  der  Stellen  bei  der 
Regierung,  der  Kammer  und  für  den  Kriegsrath  einer  alten 
Tradition  folgend  (s.  unten  Beilage  1  und  2)  stets  die  Wünsche 
der  Landschaft  eingeholt.  Bei  dem  Mangel  an  geeigneten 
Persönlichkeiten  am  Hofe  selbst  war  es  dem  Landesfürsten  er- 
wünscht, dass  ihm  jene  Männer  in  Vorschlag  gebracht  wurden, 
die  Geschäftskenntniss  einerseits  und  das  Vertrauen  der  Land- 
schaft anderseits  besassen.  Das  hörte  nun  zwar  nicht  auf:  wie 
früher  machte  die  Landschaft  die  Regierung  mit  ihren  Wünschen 


1  Ad  excelsum  regimen  aliquot  iam  catholicos  discedentibus  Lutheranis 
promovit,  plures  adhibiturus  catholicos,  donec  regimen  totum  quoadeins 
fieri  poterit  catholicum  evadat. 

*  Et  cum  non  possit  modo  satis  multos  et  idoneos  viros  pro  suis  consilüs 
reperire,  decrevit  aliquot  insigniores  iuvenes,  qui  liberalia  studia  iam 
absolverunt,  in  iuridica  facultate  per  aliquot  annos  fovere,  donec  com 
doctoratus  gradu  sufficientem  doctrinam  et  experientiam  consequuti  pos- 
sint  provineiis  servire  atque  prodesse.  Schreiben  Blyssem's  rom  14.  Mars 
1581  im  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchiv. 

8  Steiermärkisches  Landesarchiv,  Reformat:  Allgemeine  Angelegenheiten. 
Auch  im  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchiv. 


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bekannt,  diese  wurden  aber  nur  in  seltenen  Fällen  berück- 
sichtigt 

Man  wird  sich  nicht  wundern,  dass  sich  die  Stände,  die 
bisher  meist  Angehörige  ihrer  Confession  wie  in  den  Landes- 
so  auch  in  den  Regierungsämtern  gesehen  hatten,  über  dies 
von  dem  Erzherzog  eingeschlagene  Verfahren  lebhaft  beschwerten. 
In  den  am  18.  Februar  1583  zusammengestellten  Beschwerde- 
artikeln des  Landtages  lautet  der  zweite  Punkt  —  und  wir  heben 
der  Kürze  wegen  diesen  aus,  weil  er  zeigt,  dass  solche  Be- 
schwerden schon  früher  erhoben  wurden  —  folgendermassen: 
Verrer  ist  dieses  die  ander  gemeine  beschwärung,  dass  unge- 
acht  der  vorigen  in  landtägen  und  sunsten  zu  öfftermal  be- 
schechnen  Vertröstungen  zu  allerlai  ämbterersetzung  bei  hof 
and  sunsten  nit  die  gehorsamisten  landleuth  gebraucht  son- 
dern frembde  denselben  fürgezogen  werden.  Also  auch  fürs 
dritte  diejenigen,  so  der  bäpstischen  religion  zuegethan,  vor 
denen,  welche  der  A.  C.  verwandt,  geliebt  und  befurdert,  die 
andern  aber  gehasst,  verfolgt  und  verhindert  werden  .  .  .  Wie 
dann  fürs  vierte  ...  das  schloss  einem  frembden  als  dem  von 
Sara  vertraut  worden  und  am  fünften  die  landtshauptman- 
schafft  bis  auf  die  heutige  stundt  mit  keinem  geschwornen 
landtshaubtman  ersetzt  (ist). 

Und  so  liest  man  auch  in  der  Beschwerdeschrift  der 
Landschaft  vom  1.  März  1583,  dass  es  vielen  ein  beschwer- 
liches Nachgedenken  verursache,  dass  den  Einheimischen  Aus- 
länder und  fremde  Nationen,  Leute,  die  hier  zu  Land  nichts 
zu  verlieren  haben,  vorgezogen  werden.  Die  Sache  gewinne 
jetzt  ein  Ansehen,  als  ob  Herren  und  Landleute  bei  dem 
LandesfUrsten  in  grösster  Ungnade  wären  oder  als  ob  sie  ihrer 
Religion  wegen  so  ganz  Verstössen  würden. 

Die  Vertröstungen,  die  der  Erzherzog  auf  solche  Klagen 
ertheilte,  waren  durchaus  allgemein  gehalten  und  nicht  im 
Stande,  die  Stände  irgendwie  zu  beruhigen:  Er  werde  ein  und 
die  andere  Stelle  derart  besetzen,  wie  die  gemeine  Noth  dürft 
es  erfordere,  und  auch  die  Angehörigen  derer  vom  Herren- 
und  Ritterstand  so  bedenken,  dass  sie  zufrieden  sein  dürften. 
Wie  wenig  nun  aber  den  Bedürfnissen  und  Wünschen  der 
Stände  Rechnung  getragen  wurde,  sieht  man  aus  den  Ver- 
handlungen des  nächsten  Jahres.  Am  3.  März  1584  klagten 
die  Stände:    die    niederösterreichische  Regierung  werde  durch 


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die  unaufhörliche  Vermehrung  solcher  Mitglieder,  die  Doctoren 
seien,  den  Landleuten  gegenüber  ganz  geändert.  Das  Regi- 
ment soll  doch  zunächst  mit  Landleuten  besetzt  werden.  Jetzt 
nehme  man  fremde  Doctoren,  die  nach  ihren  geschriebenen 
Rechten  verfahren,  des  Landes  Freiheiten,  Gebräuche  und  Ge- 
wohnheiten nicht  kennen  und  sie  deshalb  auch  bei  Seite  stellen. 
Diese  Doctoren  überstimmen  dann  die  Landleute.  Und  nun 
kommt  eine  Stelle,  aus  der  man  mit  aller  Deutlichkeit  ersieht, 
dass  protestantische  Regimentsräthe  zu  jenen  Verhandlungen 
principiell  nicht  mehr  beigezogen  wurden,  in  denen  kirch- 
liche Fragen  zur  Behandlung  gelangten.  Es  bildete  sich  ein 
eigener  katholischer  Regimentsrath  aus,  ohne  dass  ein  solcher 
durch  irgend  eine  landesfürstliche  Verfügung  ins  Leben  ge- 
rufen wurde  und  eine  eigene,  scharf  abgegrenzte  Agende  er- 
hielt. Wir  lesen  in  diesen  Klagen:  Der  Statthalter  pflege 
mit  den  ,Doctoressen*  und  denen,  so  der  katholischen  Religion 
zugethan  sind,  absonderliche  Handlungen,  von  denen  ,die  an- 
deren Regenten'  ausgeschlossen  seien.  Regimentsplätze,  heisst 
es  nochmals,  und  andere  Aemter  im  Lande  sollten  in  erster 
Linie  doch  mit  Einheimischen  besetzt  werden.1  Die  Antwort 
des  Erzherzogs  auf  diese  Klagen  lautete  auch  diesmal  wieder 
ganz  unbestimmt.  Sie  wurde  am  21.  März  1584  ertheilt.  Be- 
züglich der  Aufnahme  der  Doctoren,  hiess  es  da,  sei  zu  sagen, 
dass  sie  wegen  Aufrechthaltung  ,der  Justizien  gestärkt  werden 
mussten';  die  Landleute  seien  ja  oft  verhindert.  Was  die  Re- 
gimentsräthe betreffe,  hätten  jene,  die  der  Augsburger  Con- 
fession  angehören,  sich  in  kirchlichen  Fragen,  wie  in  der  der 
Grazer  Bürgerschaft,  selbst  absentirt,  die  katholischen  Regi- 
mentsräthe aber  niemals  ohne  gemessene  Befehle  gehandelt. 
Darauf  erklärte  die  Landschaft  durch  den  ,erkiesten  Ausschuss* 
am  5.  April,  der  ganze  Missverstand  fliesse  daher,  ,dass  man 
an  unterschiedlichen  und  nämlich  solchen  Orten,  auch  durch 
solche  Leute  unsere  gehorsamen  Anbringen  berathschlagen 
lässt,  die  meistentheils  diese  Beschwerungen  verursachen,  dabei 
wir  schlechten  Trost  und  Hoffnung  haben  können,  dass  uns 
erspriessliche    und   willfährige  Erledigung  gegeben  wird.    Die- 


1  Beschwerdeartikel  des  von  der  Landschaft  Steyer  erkiesten  und  am 
27.  Februar  1584  versammelten  Ausschusses,  die  am  5.  MHns  dem  Erz- 
herzog überreicht  wurden.     Landesarchiv  Graz,  Landtagsacten  1584. 


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selbe  Klage,  dass  die  Regimentsplätze  mit  fremden,  untüch- 
tigen Leuten  ersetzt  werden,  hört  man  auch  im  Märzlandtag 
1586.  Abgeholfen  wurde  den  Beschwerden  des  Landes  umso- 
weniger,  als  man  damit  einen  der  wesentlichsten  Punkte  des 
Münchner  Programms  von  1579  preisgegeben  hätte.  Daher 
ist  es  denn  kein  Wunder,  im  Landtag  des  Jahres  1586  bittere 
Klagen  über  den  Unterschied  zu  hören,  den  man  bei  der  Be- 
setzung ,hoher  und  anderer  Aemter  bei  Hof  und  sonsten'  zwi- 
schen Katholiken  und  Angehörigen  der  Augsburger  Confession 
mache.1  Aehnlich  lauten  die  Klagen  in  den  nächsten  Jahren, 
so  z.  B.  in  den  Religionsbeschwerden  im  Februarlandtag  1588: 
, Leute,  die  zu  allem  Verdruss  im  Lande  Anlass  geben/  welche 
die  gehorsamen  Landleute  in  jeder  Weise  verhasst  zu  machen 
sich  bemühen,  ,die  getrösten  sich  noch  grosser  Gnad  und 
werden  herfiirgezogen,  die  gehorsamsten  Landleut  dagegen  und 
ihre  Religionsverwandten  bei  Seite  gestellt',  ja  diese  haben  noch 
allerlei  Schimpf  und  Spott  zu  tragen.* 

Aus  den  Aeusserungen,  die  der  Erzherzog  einige  Male  fallen 
Hess,  ist  ersichtlich,  dass  nicht  ein  eigener,  durch  eine  Ver- 
fügung des  Landesherrn  ins  Leben  gerufener  ,katholischer' 
Regimentsrath  bestand,  sondern  vielmehr  nur  ein  aus  Katho- 
liken bestehender  Ausschuss  von  Mitgliedern  der  Regierung 
über  die  kirchlichen  Angelegenheiten  berieth.  Ob  sich  die 
protestantischen  Regimentsmitglieder  freiwillig  von  diesen  Be- 
ratungen   fernhielten,     wie   der    Erzherzog   sagte,    oder,    was 


1  Aus  der  Relation  der  Verordneton  im  stei riechen  Landtag,  erstattet  am 
24.  Februar  1686,  (Landesarchiv,  Landtagsacten) :  Wie  es  mit  ersetzung 
hober  und  anderer  ämbter  bey  hoff  und  sonsten  zuegeht,  das 
ist  am  tag :  namblichen  werden  von  tag  zu  tag  je  lenger  je  mehr  zu- 
wider (der)  pacification  merkliche  unterschidt  gebraucht,  sunderlich  aus- 
lender,  und  die  Wallische  nation,  ungeacht  E.  E.  L.  hievor  so  öfters  für- 
gelofhe  geh.  flehens  und  bittens  herfiirgezogen,  so  doch  I.  F.  D*  gn.  zue- 
gesagt,  einem  thaill  sowol  als  dem  andern  mit  allen  fürstlichen  gnaden 
zu  bedenken,  alles  liebs  und  guets  zeigen  und  also  allenthalben  christ- 
lichen frid,  ruhe  und  einigkeit  pflanzen  und  ainiche  discretion  dits  orts 
nicht  halten  zu  lassen,  dass  aber  das  widerig  beschicht  und  unsere 
confessious verwandten  bei  seits  gesetzt  und  gedruckt  wer- 
den, ist  schmerzlich  zu  hören.  Am  Rande  steht  zwar:  Dieser 
Artikel  darf  nicht  referirt  werden,  aber  sein  Inhalt  ist  doch  richtig. 

*  Antwort  auf  die  Proposition  1588,  Februar  15.  Landesarchiv,  Landtags- 
acten. 


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wahrscheinlicher  ist,  einem  von  massgebender  Stelle  gegebenen 
Winke  folgten,  ist  mit  Sicherheit  nicht  zu  sagen.  Eine  einzige 
Stelle  in  dem  Discurs  der  geheimen  Räthe  wegen  Aufrichtung 
eines  Elosterrathes  vom  18.  März  1588  lässt  auf  das  letztere 
schliessen.  Es  heisst  nämlich  da,  die  geheimen  Räthe  würden 
die  Errichtung  eines  geistlichen  oder  Klosterrathes  mit  grosser 
Freude  begrüssen,  ,der  gehorsamisten  hoffnung,  dass  E.  F.  Dfc 
dannenhero  deren  gehaimen  rath  solcher  geistlicher  Sachen 
consultation  leichtlich  entheben  und  inmassen  jetzt  mit 
herrn  von  Stubenberg  beschicht,  ausschliessen  wer- 
den' .  .  . 

Sie  geben  als  Motiv  vor,  dass  es  nicht  allein  ihres  Amtes 
—  denn  sie  sind  Laien  —  nicht  ist,  in  diesen  Dingen  zu  han- 
deln, sonder  auch,  dass  sie  zu  Gunsten  ihrer  sonstigen  Thätig- 
keit  stark  entlastet  werden  könnten.  Darnach  war  wohl  die 
Enthaltsamkeit  Stubenberg's  keine  freiwillige.  Ob  nun  für  diesen 
engeren  Regimentsrath  eine  bestimmte  Geschäftsordnung  fest- 
gesetzt war,  entzieht  sich  völlig  unserer  Kenntniss.  Es  scheint 
aber,  dass  er  seit  1586  regelmässig  zusammentrat,  denn  erst 
seit  jener  Zeit  finden  sich  eigene  ^Gutachten  der  katholischen 
Regimentsräthe*.  Die  ersten  betreffen  eben  die  Errichtung  des 
Klosterrathes.1  Aus  den  Jahren  1587 — 1590  hat  sich  eine  er- 
hebliche Anzahl  solcher  Gutachten  erhalten.8  Im  Jahre  1587 
finden  sich  als  , katholische  Regimentsräthe'  unterzeichnet:  der 
Kanzler,  Wagenring,  Corradutzi  und  Kirchmayer.  Von  ihren 
Gutachten  möge  ein  und  das  andere  Stück  hier  mitgetheilt 
werden,  nur  um  zu  zeigen,  dass  es  sich  nicht  etwa,  wie  man 
vielleicht  vermuthen  könnte,  um  Dinge  vermögensrechtlicher 
Natur  handelt.  Im  Jahre  1587  bestanden  Streitigkeiten  zwi- 
schen dem  Pfarrer  von  St.  Lorenzen  und  denen  von  Kindberg  in 
negotio  religionis.  Die  Kindberger  halten  den  landesfursüichen 
Mandaten  zuwider  einen  sectischen  Prädicanten,  ,bedienen 
sich  seines  Exercitiums*  u.  s.  w.  Das  Gutachten  der  katho- 
lischen Räthe  geht  dahin,  es  sei  ein  Schreiben  an  die  Kind- 
berger zu  richten,  des  Inhalts,  dass  sie  dem  schon  am  16.  Jänner 
1586  an  sie  ergangenen  Schreiben  zufolge  sich  der  sectischen 


1  S.  unten  Nr.  12,  17,  19. 

1  Haus-,   Hof-   und  Staatsarchiv,   Innerösterreichische   Acten   Steiermark, 
Fase.  21,  enthält  solche  Gutachten  vom  Jahre  1587  angefangen. 


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Predigt  enthalten  müssten.  Für  ihren  Ungehorsam  hätten  sie 
wohl  eine  Bestrafung  verdient,  diesmal  wolle  man  sie  indess 
noch  verschonen.  Sie  mögen  sich  aber  in  Zukunft  ihres  ordent- 
lichen Predigers  bedienen. 

Der  Pfleger  zu  Wolkenstein  hatte  den  Prädicanten  aus 
Oeblarn  abgeschafft,  der  Bergrichter  zu  Schiadming,  der  Ver- 
weser zu  Oeblarn,  die  Bergleute  uncl  die  Bauernschaft  dagegen 
eine  Supplik  eingebracht.  Am  9.  März  geben  die  katholischen 
Regimentsräthe  ihr  Gutachten  ab,  dass  die  Bergleute  abzu- 
weisen, die  Rädelsführer  zu  strafen  seien  und  der  Prädicant 
binnen  vier  Tagen  hinaus  müsse. 

Am  16.  April  geben  sie  ein  Gutachten  dahin  ab,  dass  die 
von  Feldbach  zu  verhalten  seien,  nicht  nur  ihren  sectischen 
Prediger,  sondern  auch  ihren  sectischen  Schulmeister  und 
Stadtschreiber  zu  entlassen.  Aus  dem  Jahre  1587  allein  liegen 
28  solcher  Gutachten  vor.  Wenn  man  sieht,  dass  nicht  selten 
mehrere  von  diesen  von  einem  und  demselben  Tag  datirt  sind, 
so  wird  man  vielleicht  annehmen  dürfen,  dass  im  Regiments- 
rath  bestimmte  Tage  zur  Behandlung  solcher  kirchlichen  Fragen 
festgesetzt  waren.  Streitfragen  kirchlicher  Natur  sollten  in  Zu- 
kunft überhaupt  nicht,  wie  es  bis  dahin  zumeist  der  Fall  war, 
,vor  das  weltliche  Gericht',  das  heisst  vor  die  »nachgesetzte 
Landesobrigkeit'  gezogen  werden,1  sondern  zunächst  an  den 
Landesfürsten  gelangen. 

Wir  finden  diese  katholischen  Regimentsräthe  durch  die 
ganze    noch    übrige    Regierungsthätigkeit  Erzherzog   Karls  in 


1  Landesfürstlicher  Befehl  vom  18.  Juli  1687  an  den  Landeshauptmann 
ron  Krain:  Zur  Vermeidung1  von  Competenzstreitigkeiten  zwischen  den 
Brixnerischen  und  Freising*schen  Ruthen  einerseits,  der  »nachgesetzten* 
Landesobrigkeit  andererseits  und  zur  Einhaltung  der  rechtmässigen  In- 
stanzen wird  angeordnet,  dass  die  geistlichen  Angelegenheiten  in  Zukunft 
nicht  vor  das  weltliche  Gericht  gezogen,  sondern  die  betreffende  Partei 
jedesmal  derart  an  den  Landesfürsten  gewiesen  werde,  dass,  wenn  z.  B. 
die  Unterthanen  von  Lack  oder  Veldes  wider  die  Freising'schen  RXthe 
Klage  erhoben,  der  Landeshauptmann  den  Inhalt  der  Klage  zu  unter- 
suchen hatte.  Betraf  sie  kirchliche  Angelegenheiten,  z.  B.  die  Aus- 
weisung von  Unterthanen  des  Glaubens  wegen,  so  gelangte  sie  an  den 
Landesfürsten.  Politische  Sachen  sollten  von  den  Verwaltern  an  die 
»nachgesetzte'  Landesobrigkeit  in  Krain  gewiesen  werden,  doch  mit  Vor- 
behalt der  Appellation  an  den  Landesfürsten.  (Copie  im  steierma/kischen 
Landesarchiv,  Reform.  1587.) 


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Thätigkeit.  Ad  der  Sitzung  vom  20.  Februar  1590,  der  eine 
besondere  Wichtigkeit  zukam,1  nehmen  Theil:  der  Statthalter, 
Kanzler,  Egg,  Corradutzi  und  Kirchmayer.  In  der  gleichen 
Weise  functionirten  diese  Räthe  auch  noch  nach  dem  Tode 
Karls  II.  weiter,8  trotzdem  sich  längst  die  Notwendigkeit  einer 
besseren  Organisation  dieser  Körperschaft  oder  der  Aufrichtung 
einer  völlig  neuen  als  unabweisliches  Bedürfniss  herausgestellt 
hatte,  denn  nicht  blos  die  finanzielle  Lage  des  Clerus,  sondern 
noch  vielmehr  dessen  sittliche  Zustände  drängten  auf  die  Er- 
richtung einer  eigenen  Körperschaft  hin,  deren  Mitglieder  den 
Beruf  hatten,  sich  mit  diesen  rein  kirchlichen  Fragen  zu  be- 
fassen, was  bei  den  meisten  der  bisherigen  Regimentsräthe 
nicht  der  Fall  war. 

2.  Die  wirtschaftlichen  und  sittlichen  Zustande  im  inner 
Osterreichischen  Clerns  in  der  Zeit  Erzherzog  Karls  IL 
und  die  Notwendigkeit  der  Aufrichtung  eines  Kloster 

rathcs. 

Vor  die  katholischen  Regimentsräthe  gelangten  nicht  blos, 
wie  man  nach  den  vorgehenden  Erörterungen  meinen  könnte, 
Fragen,    die  allein   die  Gegenreformation   im   Lande  betrafen: 


1  Guetbedunken  auf  des  pfarrers  alhie  und  erzpriesters  in  Steyer  wider 
den  prädicanten  in  der  stift  angebrachte  beschwär,  nmb  dass  ime  der- 
selbe mit  raichung  der  sacramenten,  kindertaurfen,  auch  zu  yerbottnen 
zeiten  copulieren  thuet.  1590,  Februar  20.  Haus-,  Hof-  und  Staats- 
archiv, Innerösterreichische  Acten,  Steiermark,  Fase.  21,  Conc. 

*  Aus  der  Zeit  nach  Karls  II.  Tod  seien  hier  angeführt:  a)  1590,  October 
27 :  Die  von  Fehring  haben  ein  Kreuz  und  zwei  Schächers&ulen,  die  der 
Pfarrer  aus  gutem  Eifer  altem  Gebrauch  nach  aufgerichtet,  was  sie 
Galgen  und  Teufelsgespenst  nennen,  freventlicher  Weise  niederlegen 
lassen.  In  dieser  Klagezeit  (Begräbniss  des  Erzherzogs)  findet  Jubilieren 
und  Musicieren  statt.  Untersuchung  ist  zu  begehren  und  zu  strafen, 
b)  1590,  November  3:  Gutbedunken,  was  gegen  den  Stadler  in  strittiger 
Einsetzung  eines  Pfarrers  zu  Riegersburg  vorzunehmen  sei.  c)  1590, 
November  27:  Gutbedunken,  darinnen  I.  F.  D*  (der  Erzherzogin)  gerathen 
wird,  dass  sie  zu  absetzung  und  ausschaffung  des  durch  die  Mitterdor- 
ferischen  pauern  eingesetzten  prädikanten  eine  commission  verordnen 
und  dazu  den  herrn  abten  von  Admont  und  herrn  Hanns  Hofmann  (als 
Anrainer)  fUrnemen,  auch  den  pfarrer  alldort  examiniren  wollte,  falls  er 
siel)  sectisch  erzeigen  wollte,  d)  1590,  December  29:  Gutachten  derer 
von  Grata  Widersetzlichkeit  wegen  etc. 


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297 

Alle  Dinge,  die  auf  den  katholischen  Clerus  und  seinen  Besitz- 
stand, auf  sein  Wirken  und  sittliches  Verhalten  Bezug  nahmen, 
wurden  von  ihnen  eifrig  erwogen.1  Am  häufigsten  kamen  ja 
freilich  jene  Dinge  zur  Berathung,  die  mit  der  kirchlichen  Be- 
wegung im  Lande  zusammenhingen.  Wenn  beispielshalber 
das  Stift  Rottenmann  das  Patronat  über  die  ihm  zugehörigen 
Pfarren  von  Lassing,  Liezen  und  Noppenberg,  die  nun  schon 
seit  Jahrzehnten  durch  die  Familie  der  Hoffraann  von  Grün- 
bühel und  Strechau  mit  protestantischen  Geistlichen  besetzt 
worden  waren,  wieder  in  Anspruch  nahm  und  die  Hilfe  der 
Regierung  forderte,  so  gab  es  eingehende  Berathungen;  die 
Sache  musste  genau  erwogen  werden,  denn  wie  der  Propst 
von  Rottenmann  um  Unterstützung  bei  der  Regierung  ansuchte, 
so  erhielt  Hoffmann  jene  der  Landschaft,  oder  wenn  der  Erz- 
herzog den  protestantischen  Apotheker  aus  Pettau  auswies  und 
die  Landschaft  ihn  als  ihren  Diener  in  Schutz  nahm,  so  führte 
das  zu  einer  umfangreichen  Correspondenz,  die  im  Arbeits- 
zimmer der  katholischen  Regimentsräthe  einlief.  Viele  Jahre 
hindurch  und  einige  Zeit  nach  der  ersten  Pacification  von  1572 
nahezu  unbestritten,2  hatten  die  Mitglieder  des  protestantischen 
Herren-  und  Ritterstandes  jene  Pfarreien,  wo  sie  Lehens-  oder 
Vogteirechte  hatten,  mit  protestantischen  Geistlichen  besetzt, 
jetzt  war  das  verboten ;  da  man  sich  aber  nicht  immer  an  das 
Verbot  hielt,  gab  es  auch  da  unaufhörliche  Conflicte,  die  seitens 


1  Gutachten  wegen  der  Begnadigung  des  Pfarrers  Melchior  Vidatius  zu 
Osterwitz,  der  den  Blasius  Krügel  getödtet  hat.  Erstattet  am  11.  Juli 
1587,  oder:  Gutachten  betreffend  die  Reformirung  und  Anstellung  einer 
besseren  Wirthschaft  beim  Stifte  Admont.  Erstattet  an  demselben  Tage. 
Oder:  Gutachten  wegen  der  Kirchenrechnung  in  Judenburg.  Erstattet 
am  20.  August  1587. 

*  Nur  im  Jahre  1676  hatten  sich  wegen  ,der  pfarren  und  beneficien  lehen- 
schaft  und  vogteien  halber*  Irrungen  zugetragen,  die  1576  beigelegt 
wurden.  8.  meine  Ausgabe  der  steirischen  Religionspacification  1572  bis 
1578,  8.  60 — 63.  Damals  war  bestimm*  worden,  dass  in  dem  Fall,  ,als  es 
wegen  dieser  Dinge  zum  Streite  kirne,  ein  wolwollende  moderation  geübt 
werden  solle,  das  heisst,  da  ein  vogtherr  und  pfarmenig  einen  priester 
furnemen  und  es  bei  den  lehensherrn  oder  ordinario  sperr  gewinnen 
wurde,  soll  diese  beschaidenheit  gebraucht  werden,  dass  man  sie  wol 
supplicieren  wird  lassen,  aber  sie  wurden  daneben  guetlich  von  irem 
anhalten  abgewiesen,  dass  sie  hierinnen  geduldt  truegen,  wo  nit,  alsdan 
sie  zu  den  lantrechten  zu  weisen.  Wie  es  nun  gehalten  solle  werden, 
das  verstehet  man  woll.' 


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298 

des  Landesfiirsten  auf  Grundlage  der  von  den  katholischen 
Regimentsräthen  erstatteten  Gutachten  im  Sinne  der  Katholiken 
beigelegt  wurden.  So  viele  Stiftungen,  die  den  Geistlichen 
im  Laufe  der  Jahre  entfremdet,  so  viel  Leistungen,  die  nicht 
mehr  abgetragen  worden  waren,  nun  aber  wieder  gefordert 
wurden,  all  das  führte  zu  Reibungen,  bei  denen  das  Gutachten 
der  Regimentsräthe  entscheidend  wurde.  Dann  die  schwere 
Frage,  wie  den  zerrütteten  Finanzen  der  katholischen  Geist- 
lichkeit abzuhelfen  und  die  noch  schwierigere,  wie  die  zahl- 
reichen sittlichen  Gebrechen  des  Clerus  geheilt  werden  könnten. 
Für  den  Erzherzog  war  diese  Frage  die  wichtigste  von  allen. 
Sollte  die  Gegenreformation  mit  Erfolg  durchgeführt  werden, 
so  mussten  jene  Ursachen  beseitigt  werden,  die  eben  zum 
besten  Theile  der  Reformation  im  Lande  Vorschub  geleistet 
hatten.  Und  da  durfte  man  sich  keiner  Täuschung  hingeben: 
zwar  hatten  die  Jesuiten  nun  schon  durch  anderthalb  Jahr- 
zehnte im  Lande  gewirkt,  zwar  hatte  der  Nuntius,  namentlich 
jener,  der  eben  in  diesen  Jahren  in  Graz  weilte,  der  Bischof 
von  Britonoria,  nach  Kräften  zur  Hebung  des  Clerus  gearbeitet, 
aber  die  Erfolge  waren  ausgeblieben.  Die  Klagen,  die  schon 
in  den  Dreissigerjahren  auf  den  Landtagen  laut  wurden,  ver- 
stummten während  der  ganzen  Regierungszeit  des  Erzherzogs 
Karl  nicht,  und  da  Karl  II.  bei  der  Frage  der  Aufrichtung 
eines  geistlichen  Rathes  auf  jene  Generalreformation  Bezug 
nimmt,  die  Maximilian  IL  in  Ober-  und  Niederösterreich  zur 
Abstellung  jener  Uebel  ins  Leben  gerufen  hatte,  muss  man  bei 
diesem  Gegenstand  etwas  länger  verweilen. 

Einen  trefflichen  Einblick  in  die  kirchlichen  Zustände 
des  Landes  in  den  ersten  Jahren  der  Regierung  Karls  II.  ge- 
währen die  Verhandlungen  der  Synode,  die  im  Juni  1569  in 
Seckau  abgehalten  wurde.  Auf  der  vorhergehenden  grossen 
Provinzialsynode,  die  am  14.  März  dieses  Jahres  in  Salzburg  tagte,1 
wurde  der  Beschluss  gefasst,  dass  nun  auch  die  Bischöfe  von 
Gurk  und  Seckau  ihre  Diöcesansynoden  abhalten  und  ,genüg- 
same  Inquisition  einziehen,  wie  es  doch  in  einer  jeden  Diöces 
der  Religion  halber  geschaffen,    ob  die  Mehr-  oder  Minderheit 


1  Dalham,  Concilia  Salisburgensia,  8.  S48.  Einige  Berichte  über  Einseln- 
visitAtiouen  theile  ich  unten  unter  Nr.  7  und  S  mit.  Die  Copten  sind 
mir  aus  dem  Nachlasse  Th.  Unger's  zur  Verfügung  gestellt  worden. 


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299 

katholisch  sei,  ob  sie  unter  einer  oder  unter  beiden  Gestalten 
communicire,  und  wie  es  mit  der  Messe  und  dem  Gottesdienst 
gehalten  werde.  Alle  Beschwerden  der  Pfarrer  sollten  auf- 
genommen, erwogen  und  vor  den  Landesherrn  gebracht  werden'. 
In  Seckau  wurde  die  Synode  am  22.  Juni  Nachmittags  abge- 
halten. Die  Verhandlungen  sind,  von  welcher  Seite  man  sie 
auch  betrachten  mag,  in  hohem  Grade  interessant.  Doch  lassen 
wir  die  Acten  dieser  ,Inquisition'  selbst  sprechen.  Da  ver- 
nehmen wir:1 

Was  die  Kirche  St.  Marein,  so  dem  Stifte  incorporirt  ist 
und  die  der  Domdechant  Jakob  Pfeffer  innehat,  betrifft,  so 
sind  hier  in  religione  catholica  alle  Sachen  wolgeschaffen.  Die 
Pfarrkinder,  deren  man  gegen  1200  zählt,  communiciren  alle 
unter  einer  Gestalt,  zwei  Adelspersonen  ausgenommen,  die  sich 
ihre  Seelsorger  suchen,  wo  sie  wollen.  In  der  Pfarre  Kobenz 
ist  die  Sach'  auch,  Gottlob,  also  gestellt.  In  der  incorporirten 
Pfarre  St.  Margare then  unter  Knittelfeld  wird  der  Gottes- 
dienst mit  Celebriren,  Predigen  u.  s.  w.  katholisch  verrichtet, 
hat  bei  1400  Communicanten,  aus  denen  nit  mehr  als  30  das 
hochwürdige  Sacrament  unter  beiderlei  Gestalt  und  doch  unter 
dem  Amt  der  heil.  Messe  empfangen.  Für  seine  Person  ist 
der  Pfarrer  ein  ehrbarer  Priester:  allein  dass  er  sich  in  die 
vermeinte  Ehe  eingelassen  hat. 

In  der  incorporirten  Kirche  in  der  Stadt  Knittelfeld 
wird  das  Amt  der  heil.  Mess'  fast  täglich  gesungen  und  ge- 
lesen, auch  die  Ceremonien  gehalten,  aber  die  Pfarrleut,  deren 
der  Pfarrer  1000  hat,  communiciren  alle  sub  utraque  specie 
unter  der  Messe.  Für  seine  Person  bedient  er  sich  verdäch- 
tiger Bücher  und  hat  ein  vermeintes  Weib. 

In  der  Pfarre  Lind  wird  das  Sacrament  der  Taufe  rite 
gespendet,  das  Amt  der  heil.  Messe  gesungen  und  gelesen,  auch 
der  Gottesdienst  und  die  Ceremonien  gehalten ;  aber  die  Pfarr- 
kinder, deren  der  Pfarrer  bei  1600  hat,  communiciren,  doch 
unter  der  Mess,  unter  beiderlei  Gestalt,  ausgenommen  bei  150, 
die  sich  mit  einer  begnügen.  Ist  auch  fürkommen,  er  hätte 
in  Pausch   und    Bogen   die   Beichtkinder   absolvirt;    für   seine 


1  S.  auch  meine  Ausgabe    der  steirischen   Religionspacification,  S.  9.     Die 
Acten   Aber   die   Synode   unter   den  Beligionsacten  im  steiermärkischen 
Landesarchiv. 
ArcWT.  LXXXIV.  Bd.  U.  Hälfte.  21 


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300 

Person    benützt    er   adversariorum    libros    und    hat    eine  Con- 
cubinam. 

In  der  Pfarre  in  der  Gail  wird  auch  das  Amt  der  heil. 
Messe  und  der  andere  Gottesdienst  mit  den  Ceremonien  ge- 
halten, aber  der  grössere  Theil  der  Pfarrkinder,  deren  der 
Pfarrer  in  die  600  hat,  werden  sub  utraque  specie  providirt 
und  in  Pausch  absolvirt;  bedient  sich  auch  der  Widersacher 
Bücher  und  hat  ein  vermeintes  Weib. 

In  der  Pfarre  Weissenkirchen  communiciren  die  Pfarr- 
kinder, deren  der  Pfarrer  über  900  hat,  unter  beiderlei  Ge- 
stalt und  zum  Theil  ausserhalb  der  Messe.  Zu  Zeiten  hat  er 
bei  der  Beicht  viele  mit  einander  absolvirt,  bedient  sich  auch 
nur  eines  Kelches,  tauft  die  Kinder,  je  nachdem  es  begehrt 
wird,  lateinisch  oder  deutsch,  liest  katholische  und  schisma- 
tische Bücher  und  hat  ein  vermeintes  Weib. 

Der  Pfarrer  zu  Obdach  ist  durchaus  schismatisch,  hält 
den  Nürnberger  Ritus,  bekennt  nur  zwei  Sacramente:  die 
Taufe  und  das  Abendmahl,  tauft  deutsch  (sine  liquoribus),  absol- 
virt in  Pausch  und  Bogen,  hält  seine  Messe  —  wenn  man's  so 
nennen  darf  —  in  einem  Tag  zwei-  oder  dreimal,  und  in 
Summa:  Alle  katholischen  Ceremonien  und  Gebrauch  sind  bei 
ihm  verachtet. 

Der  Pfarrer  in  der  Klein-Lobming  ist  seiner  Leibes- 
schwachheit halben  nit  erschienen:  ist  aber  sonst  ein  alter, 
verlebter  guter  katholischer  Mann. 

Folgen  die  Pfarrer  Cis  Alpes:  Herr  Lienhart,  Propst  zu 
Stainz,  hat  bisher  den  katholischen  Gottesdienst  in  seinem 
Stift  erhalten  und  seiner  Seelsorg'  Kinder  alle  sub  una  specie 
providirt,  mit  Ausnahme  von  sechs  Bürgern  in  seinem  Markte 
Stainz,  die  mit  ihren  Weibern  das  Abendmahl  unter  beiden  Ge- 
stalten nehmen,  thuet  sich  auch  mit  seinen  Capitelbrüdern,  so 
weit  das  zu  diesen  Zeiten  möglich,  seiner  Regel  befleissen. 

Die  Pfarrer  zu  Ligist,  St.  Margarethen  am  Hengst- 
berg und  Wildon  sind  nicht  erschienen,  der  von  St.  Marga- 
reth  hat  sich  auch  nicht  entschuldigt. 

In  der  Pfarre  Preding  wird  es  katholisch  gehalten.  Nur 
die  Herrschaft  von  Harnegk  und  einige  Handwerker  zu  Pre- 
ding empfangen  das  Abendmahl  unter  beiden  Gestalten.  Die 
Herrschaft  sucht  ihren  Gott  zu  Graz.     Der  Pfarrer  hat  neben 


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301 

katholischen  auch  der  Widersacher  Bücher  und  hat  ein  ver- 
meintes Weib. 

Der  Pfarrer  in  Tob  1  ist  wegen  Mangels  an  Zehrung  nicht 
erschienen. 

Der  Pfarrer  zu  St.  Lorenzen  ist  für  seine  Person  ein 
ehrbarer  Priester,  nur  dass  er  sich  in  die  vermeinte  Ehe  ein- 
gelassen hat. 

Der  Pfarrer  zu  Moskirchen  ist  nicht  erschienen.  Bei 
der  Pfarr  in  Gaistal  wird  der  Gottesdienst  in  allem  katho- 
lisch peragirt,  die  Sacramenta  rite  administrirt  und  alle  Com- 
municanten, deren  bei  800  sind,  sub  una  specie  providirt.  Der 
Pfarrer  bekennt,  er  lese  schismatische  Bücher.  In  der  Pfarr 
Stallhoven  wird  das  Amt  der  heil.  Mess,  auch  die  Ceremonien 
gehalten  und  Sacramentum  baptismi  rite  administrirt,  aber  seine 
Communicanten,  deren  er  bei  1450  hat,  fast  alle  sub  utraque 
specie  providirt,  ,geust  auch,  wann  abgeht,  von  wegen  der 
Communicanten  Wein  zu,  weiter  thut  er  neben  den  katholischen 
die  Bücher  Lutheri,  Spangenbergii  und  anderer  lesen  und  hat 
ein  vermeintes  Weib*. 

Der  Pfarrer  in  der  Packh  gibt  vor,  er  thue  den  alten 
katholischen  Gottesdienst  in  einem  und  anderen  halten,  aber 
er  braucht  sich  schismaticorum  libris  und  hat  ein  vermein- 
tes Weib. 

Inhaber  der  Pfarre  Elenschrat  (?),  Herr  Blasius  N.,  ver- 
hält sich  .  .  .  katholisch,  doch  thut  er  sich  neben  der  katho- 
lischen auch  der  schismatischen  Scribenten  gebrauchen. 

Der  Pfarrer  von  Salat  ist  nicht  erschienen. 

In  der  Pfarre  Kö flach  wird  der  Gottesdienst  katholisch 
verrichtet,  doch  thuet  der  Pfarrer  neben  den  katholischen  ad- 
vereariorum  libros  lesen. 

Pfarrer  in  Eainach  thut  den  Gottesdienst  katholisch 
verrichten. 

In  der  Pfarre  Voitsberg  wird  auch  die  heil.  Messe  ge- 
sungen und  gelesen,  aber  der  Pfarrer  hört  zu  Zeiten  Beicht  in 
Paasch,  hat  bei  1100  Communicanten  in  und  ausser  der  Stadt, 
die  in  der  Stadt  communiciren  den  mehreren  Theil  sub  utraque. 
Der  Pfarrer  bedient  sich  der  schismatischen  Bücher  und  hat 
ein  vermeintes  Weib. 

,Und  dann  zum  Beschluss  wird  befunden,  dass  der 
mehrer  Theil    sich    in   moribus  et  habitu   nit  priesterlich   ver- 

21* 


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302 

halten.  Tragen  alle  lange  Part,  und  scheren  tonsuram  nit,  und 
etlich  leisten  den  gebürlichen  Gehorsam  schlechtlich,  unter- 
geben sich  ihrem  Voigtherrn  und  accommodiren  sich  den 
Pfarrkindern  von  des  eigenen  Nutzens  wegen,  und  ist  fürwahr 
disciplina  cleri  gar  verfallen/ 

Von  den  Pfarrern  haben  einige  besondere  Beschwerden, 
die  sie  zu  Protokoll  geben: 

Als  der  Pfarrer  von  Lind  eingesetzt  wurde,  wollte  ihn 
der  Vogt,  Herr  Wolf  Gräswein,  ,Ordnung*  geben,  was  er 
predigen  und  wie  er  die  Sacramente  reichen  solle.  Des  haben 
auch  ausser  dem  Vogt  die  Pfarrleut*  sich  unterfangen. 

Dem  Pfarrer  in  der  Gail  hat  das  Schloss  Wasserberg 
einige  ,Gerechtigkeiten'  entzogen. 

Der  Pfarrer  zu  Obdach  klagt,  dass  die  Herren  Jöbstlen 
ein  Stift  ihrer  Voreltern  eingezogen  haben.  Auch  die  von 
Obdach  nahmen  ihm  einige  Grundstücke,  Garten  und  Wiesen 
weg,  nebst  einem  Unterthanen,  der  ihm  150  Pfennige,  40  Eier, 
10  Käse    und  an   Stelle  von  Hühnern  16  Pfennige  leisten  soll. 

Dem  Pfarrer  von  Ligist  hat  sein  Vogtherr  Franz  von 
Saurau  Ordnung  geben  wollen,  wie  er  predigen  und  celebriren 
soll.  Er  möge  sich  der  Ceremonien  enthalten  oder  er  wolle 
ihn  aus  dem  Pfarrhof  jagen  und  sein  Einkommen  einziehen, 
wie  er  denn  in  der  That  neulich  10  Unterthanen  eingezogen 
habe.  Seine  Mutter  habe  ein  Grundstück  von  dem  Pfarrhof 
an  sich  genommen  und  an  Lorenz  Püchler  verkauft. 

Dem  Pfarrer  zu  St.  Margareth  am  Hengstberg  entzieht 
sein  Vogtherr  Franz  von  Saurau  zwei  Schober  Getreide  ,kraft 
seines  Vogtrechtes,  wie  er's  nennen  thut*.  Einige  Unterthanen 
der  Pfarre  zu  Gross-Seding  seien  vor  Jahren  den  Steigerischen 
Erben  verkauft  und  vier  Bauern  an  die  HerberstorfFschen  ver- 
setzt worden.  Alles,  wie  der  Pfarrer  meint,   unbefugter  Weise. 

Der  Pfarrer  von  Wildon  beschwert  sich,  dass  die  Mehr- 
zahl der  Bürger  im  Markte  an  Sonn-  und  Festtagen  während 
der  Kirchenzeit  in  ihren  Häusern  ihren  Angehörigen  aus  sec- 
tischen  Postillen  predige,  nicht  in  die  Kirche  komme,  alle 
Kirchenordnung  und  die  Ceremonien  verachte  und  ihn,  weil 
er  ein  ^katholischer  alter  erlebter  Priester  sei,  schwer  ver- 
folge'. Seit  dem  Jahre  1566  wird  ihm  der  Zehent  von  den 
Gründen  der  Meierei  —  an  30  Schober  —  entzogen,  einen 
Weingarten  habe  das  Schloss  an  sich  gezogen,    die  Vogtobrig- 


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303 

keit  den  Zins  von  einem  Anger  und  Paul  Windischgrätzer 
einen  Hirsezehent.  Einige  Bürger  geben  die  Ueberzinsen  von 
ihren  Häusern  und  Gärten  nicht.  Michael  Holzapfel  verbietet 
seinen  Unterthanen,  die  jährliche  ,Collectur'  an  die  Pfarre  zu 
geben.  Einige  Pfarrkinder  beichten  und  communiciren  nicht, 
andere  gehen  zum  Prädicanten  nach  Graz. 

Dem  Pfarrer  von  Preding  entziehen  die  Saurau'schen 
Erben  eine  Stiftung  des  Schlosses  Harnegg.  ,Er  sei  ein  armer 
Pfarrer,  müsse  sich  mit  Hacken  und  Bauen  ernähren/ 

Der  Pfarrer  zu  Tobl  hat  keine  Klage,  ,nur  dass  er  ganz 
elend  sei,  denn  die  Landschaft  hat  die  zu  seiner  Pfarre  ge- 
hörenden Unterthanen  eingezogen.  Er  habe  kein  festgesetztes 
und  gewisses  Einkommen*. 

Dem  Pfarrer  zu  St.  Lorenzen  hält  Barbara  von  Ragh- 
nitz  einen  Eimer  Most  von  ,der  Säinerleutten'  und  24  Viertel 
Weingarten  zurück,  die  ihr  erster  Mann  Georg  von  Saurau  im 
Jahre  1557  der  Pfarre  entzogen  habe.  Von  der  Herrschaft 
Wildon  entfallen  ihm  nun  50  Schilling  Bergrecht  und  ebenso 
wird  ihm  von  einer  Hube,  die  ihm  28  Kreuzer,  2  Kapaune 
und  20  Eier  ,Selcherzins*  leisten  soll,  nichts  mehr  gegeben. 

Keine  oder  nur  geringe  Beschwerden  haben  die  Pfarrer 
im  Gaistal,  zu  Stallhofen  und  zu  Gclischrok. 

Dem  Pfarrer  in  der  Packh  hat  Ludwig  Ungnad,  der 
doch  weder  sein  Lehens-  noch  Vogtherr  ist,  erklärt,  er  dürfe 
Niemanden  als  seinen  Herrn  erkennen  denn  ihn,  oder  er  wolle 
ihn  in  ein  Gefängniss  werfen.  Er  verbietet  ihm  das  Celebriren 
und  will  alles  ,Teutsch*  verrichtet  haben,  oder  er  wolle  ihm 
die  Kirche  sperren  und  die  Collectur  verbieten. 

Die  Gutserben  der  Hans  Mosheim'schen  Erben  haben  dem 
Pfarrer  von  Köflach  Zins  und  Steuer  gesperrt,  Dietrich  von 
Herberstein  ihm  ,ein  Halt'  entzogen,  und  Sigmund  von  Her- 
berstein ,mache  die  Unterthanen  von  der  katholischen  Religion 
abfallen'. 

Gall  von  Raghnitz  hat  die  zur  Pfarre  Kai  nach  gehörige 
Pfaffenwiese  eingezogen. 

Die  Voitsberger  Pfarrkinder  lassen  sich  in  Graz  oder 
im  Kloster  bei  Voitsberg  ,providiren',  sie  nehmen  die  geistliche 
Jurisdiction  an  sich  und  sehen  allem  Muthwillen,  der  mit  ka- 
tholischen Bräuchen  getrieben  wird,  zu.  So  seien  am  letzten 
Mittwoch  nach  Invocavit  in  diesem  Jahre  (2.  März)  zwei  Bauern 


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304 

in  Voitsberg  als  Priester  herumgezogen,  einer  mit  einem  Sechtcr 
als  Wemkösti,  der  andere  mit  einem  Kehrwisch  als  Spreng- 
wedel, beide  volltrunken  und  Alles  im  Gericht  hat  darüber  ein 
Wohlgefallen  gehabt.  Auch  hier  sind  die  meisten  GeftÜle  in 
Vergessenheit  gekommen. 

Fast  alle  beschweren  sich,  ,dass  die  weltliche  Obrigkeit 
und  sonderlich  die  Vogt-  und  Lehensherren  sich  der  geistlichen 
Jurisdiction  unterfangen',  indem  sie  die  Art  und  Weise  vor- 
schreiben, wie  sie  lehren  und  die  Sacramente  administriren 
sollen  und  die  Abhaltung  katholischer  Ceremonien  unter  der 
Drohung  verbieten,  dass  der,  welcher  nicht  davon  absteht,  den 
Pfarrhof  räumen  müsse,  man  werde  dann  gute  Prädicanten  ein- 
setzen. Sie  geben  den  einfaltigen  Pfarrkindern  Ursach  zum 
Abfall  und  zum  Ungehorsam  gegen  den  Pfarrer.  Nach  dem 
Ableben  eines  Pfarrers  fallen  die  Vogtherren  gegen  die  Frei- 
heiten Kaiser  Friedrichs  in  den  Pfarrhof  ein  und  machen  nicht 
allein  mit  dem  Nachlass,  sondern  auch  mit  den  Pfarrinventarien, 
Urbaren,  brieflichen  Urkunden'  und  Gütern,  was  sie  wollen. 
Nun  müssen  die  Geistlichen,  was  ganz  unerträglich,  neben  den 
allgemeinen  Abgaben,  Rüst-  und  Wartgeld  ,contra  immunitates 
clericales'  auch  Leibsteuer  zahlen.  Sie  ersuchen  daher  den 
Erzbischof  von  Salzburg,  ihnen  in  dieser  Noth  damit  zu  Hilfe 
zu  kommen,  dass  er  sich  bei  dem  Erzherzog  für  sie  verwende. 

Die  Synode  schloss  mit  ,einer  väterlichen  Ermahnung'  an 
den  Clerus;  dieser  wurde  an  seine  Vocation  erinnert,  er  möge 
fest  bei  der  katholischen  Religion  verharren  und  sich  durch 
nichts  hievon  abwendig  machen  lassen.1 

Die  vornehmlichsten  Klagen  betreffen  demnach  die  ver- 
meintliche Ehe'  der  Geistlichen  und  die  damit  im  Zusammen- 
hang stehende  liederliche  Wirthschaft  in  den  Klöstern  und 
Pfarren.  Hier  theilte  auch  Erzherzog  Karl  wohl  den  Stand- 
punkt seines  Vaters  und  Bruders,  wenn  er  anfänglich  der  Auf- 
hebung des  Cölibats  zuneigte.  Man  mochte  ja  wie  Ferdi- 
nand I.  principiell  den  Cölibat  gerechtfertigt  finden:  ,Da  die 
Ehe  und  ihre  Ausübung  für  die  nicht  passend  sei,  welche 
geistlichen  Lesungen  und  Gebeten  obliegen  und  die  Sacramente 
auszuspenden  immerdar  bereit  sein  müssen,  so  sei  der  ehelose 


1  Actum    im   Gotteshaus  zu  Seggaw  den  22  tag  Junii  im  1569  ten  iar.  — 
16  Blätter.     Landesarchiv,  Religionsacten  1569. 


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305 

Stand  anter  den  Geistlichen  besser  und  sehr  wünschenswerth/ 
,Aber/  fährt  er  fort,  ,weil  einmal  die  Natur  Nachahmerin  der 
Fehler  und  ein  jedes  Alter  zum  Bösen  geneigt  ist,  da  das 
Fleisch  der  Stachel  zur  Sünde  und  nur  Wenige  ohne  Fleisches- 
sanden gefunden  werden,  weil  gleichfalls  der  Weg  der  Ent- 
haltsamkeit sehr  enge  ist  und  Wenige  getroffen  werden,  die, 
ins  Feuer  gestellt,  nicht  brennen,  so  werde  der  heil.  Vater  in 
Ueberlegung  nehmen  müssen,  ob  es  besser  sei,  dieses  Gesetz 
der  Ehelosigkeit  der  Geistlichen  nach  der  Lage  der  gegen- 
wärtigen Zeit  bis  zu  einer  endlichen  Bestimmung  durch  die 
Kirchenversammlung  zuzulassen  oder  durch  dessen  hartnäckige 
Beibehaltung  dem  Priesterstand  einen  Fallstrick  umzuwerfen 
und  der  unreinsten  Ehelosigkeit  und  verabscheuungswürdigen 
Unzucht  Thür  und  Thor  zu  öffnen.  Je  grösser  der  Ueberfluss 
der  Geistlichkeit  sei,  um  so  weniger  muss  man  sie  mit  Keusch- 
heitsgelübden beschweren,  wenn  man  sie  nicht  in  den  Zustand 
der  Kirche  im  Anfang  ihres  Bestandes,  der  evangelischen  Ar- 
muth,  zurückführen  will/  ,Man  soll  sich  an  des  Apostels  Wort 
halten:  Zur  Vermeidung  der  Unzucht  soll  ein  Jeder  sein  Weib 
haben,  besser  sei  es  sich  zu  verehelichen,  als  Brunst  zu  leiden. 
Man  solle  die  Priester  weder  durch  ein  Gelübde,  noch  durch 
ein  ausdrückliches  Gesetz  zu  immerwährender  Ehelosigkeit 
verhalten,  weil  wir  gewiss  überzeugt  sein  dürfen,  dass  sie  alle 
sowohl  in  die  Schuld  des  Meineids  als  des  gebrochenen  Gelüb- 
des und  zugleich  auch  des  tibertretenen  Kirchengesetzes  ver- 
fallen werden/  ,Das  Gebot  der  Ehelosigkeit  sei  mit  nichten  ein 
Gebot  aus  göttlicher  Einsetzung,  es  sei  zum  Seelenheil  nicht 
nothwendig  und  gehöre  auch  bei  der  Weltgeistlichkeit  nicht 
zur  Wesenheit  ihres  Standes.  *  .  .  / 

Schlechter  als  um  den  Secular-  stand  es  übrigens  um  den 
Regularclerus.  Für  die  Hebung  der  klösterlichen  Zucht  musste 
jene  grosse  ,Generalreformation*  Bedeutung  erlangen,  die  Maxi- 
milian IL  am  22.  December  1567  fiir  die  Stifte  in  Ober-  und 
Niederösterreich  erliess,  und  von  der  man  hätte  erwarten 
sollen,  dass  sie  bei  der  Abhängigkeit  der  Kirchenpolitik  Erz- 
herzog Karls   von   der   seines    kaiserlichen  Bruders  in  ihren 


Steiermärkisches  Landesarchiv,  Handschrift  429  (alt  1715).  Auszug  des 
Schreibens  Ferdinands,  welches  während  der  Concilsversammlung  dem 
apostolischen  Nuntius  übergeben  wurde.     Moderne  Abschrift. 


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306 

Grundlagen  auch  in  Innerüsterreich  hätte  zur  Geltung  kommen 
müssen.1  Sie  gibt  ein  Bild  von  dem  kläglichen  Zustand  des 
Klosterwesens  in  Oesterreich,  wie  man  es  sprechender  kaum 
irgendwo  anders  finden  kann.  Mehrfache  Gründe  hinderten 
es,  dass  die  guten  Intentionen,  von  denen  diese  Generalrefor- 
mation getragen  ist,  in  Innerösterreich  zur  Ausführung  gelang- 
ten. Selbst  in  Oesterreich  konnte  eine  Besserung  nur  all- 
mälig  erzielt  werden;  es  bedurfte  einer  längeren  mühevollen 
Thätigkeit. 

Wie  unsäglich  zerrüttet  die  Klöster  in  der  Passauer  Diö- 
cese  waren,  darüber  gibt  die  Klöster-  und  Kirchenvisitation  Auf- 
schluss,  die  Cardinal  Commendone  im  Jahre  1569  in  Nieder- 
österreich vornahm.2  Gewiss  nicht  besser  lagen  die  Dinge  in 
Steiermark,  Kärnten  und  Krain.  Wir  sind  hierüber  nicht  blos 
durch  landesfürstliche  Anmahnungen3  und  Bedenken,4  die  im 
geheimen  Rathe  verhandelt  und  den  Prälaten  von  Zeit  zu  Zeit 
mitgetheilt  wurden,  durch  eine  Anzahl  von  Visitationsprotokollen 
und  einzelne  Actenstücke,  sondern  auch  durch  die  Berichte 
der  Klosterchroniken  unterrichtet,  die  zwar  zumeist  einer  jün- 
geren Zeit  angehören,  aber  ihre  Nachrichten  aus  guten  älteren 
Quellen  schöpfen.  Sie  alle  berichten  von  dem  unglaublichen 
Verfall  der  Kirchenzucht,  und  wir  ziehen  sie  um  so  lieber  an, 
als  man  die  heftigen  Klagen,  die  man  auf  mehreren  Landtagen 
zu  hören  bekommt,  vielleicht  ftir  einseitige  Uebertreibungen 
halten  könnte. 

Am  ersten  geriethen  die  Klöster  der  Bettelorden  in  Ver- 
fall. Da  ihnen  Niemand  mehr  milde  Gaben  reichte,  geriethen 
sie  in  eine  völlige  Auflösung.  Der  Chronist  von  Neuberg  gibt 
hiefür  schon  die  Zeit  von  1520— 1530  an.  Aber  auch  die  Con- 
vente  besitzender  Orden  waren  nicht  viel  besser  daran;  sie 
alle   litten   an   drei   namentlichen    Gebrechen:    dem  Mangel  an 


1  Handschrift  31  des  Klosters  Renn,  Nr.  21.  S.  nnten  Beilage  Nr.  15  und 
Wiedemann,  Geschichte  der  Reformation  und  Gegenreformation  im  Lande 
unter  der  Enns  I,  S.  187. 

2  Nach  den  Originalacten  des  vaticanischen  Concils  mitgetheilt  von  Star- 
zer  in  den  Blättern  des  Vereins  für  Landeskunde  von  Niederösterreich 
XXVI,  S.  156. 

•  Hurter,  Geschichte  Ferdinands  II.,  1,  S.  665—570. 

4  Ebenda,  S.  571—579.  8.  namentlich  auch  die  erzherzogliche  Weisung 
an  die  Prälaten  in  Betreff  ihrer  Obliegenheiten  1581  bei  Hurter  II,  S.  478. 


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307 

Nachwuchs,  dem  ärgerlichen  Leben  der  Klostervorsteher  und 
Conventualen  und  den  schweren  Schuldenlasten,  die  sie  zu 
tragen  hatten.  Am  meisten  lassen  sich  die  zeitgenössischen 
Quellen  über  das  unchristliche  Leben  der  Klostergeistlichkeit 
aus;  die  Aufzeichnungen,  die  von  ständischer  Seite  hierüber 
gemacht  worden  sind,  finden  durch  die  Berichte  katholischer 
Chronisten  ihre  volle  Beglaubigung.  Nur  wenn  man  diese 
Nachtseite  in  dem  Leben  der  Klostergeistlichkeit  während  des 
16.  Jahrhunderts  beleuchtet,  kann  man  die  Thätigkeit  eines 
Ferdinand  I.  und  Karl  II.  unbefangen  würdigen. 

Schon  zum  Jahre  1540  meldet  die  Neuberger  Chronik:1 
Damals  versiegte  die  christliche  Liebe,  ging  des  Klosters  An- 
sehen zu  Grunde,  ergaben  sich  die  Brüder  dem  Laster  und 
lösten  das  Band  der  Brüderschaft.  Den  Klostervorstand  hiess 
man  den  alten  Hund.  Niemand  unter  den  Landeskindern 
findet  sich,  der  ins  Kloster  eintreten  mag.  Ein  Prior  muss  aus 
Baiern  geholt  werden;  sein  Nachfolger  ist  ein  Schwabe.  In 
den  späteren  Jahrzehnten  sind  Angehörige  der  verschiedensten 
Nationen  im  Convent  vertreten:  Franzosen,  Belgier,  Deutsche, 
und  unter  diesen  Sachsen,  Franken,  vornehmlich  aber  Baiern. 
In  der  Zeit,  da  die  Gegenreformation  ihren  Einzug  hält,  findet 
eine  förmliche  Invasion  bairischer  Klosterbrüder  statt. 

Beweglich  sind  die  Klagen  des  St.  Lamprechter  Chro- 
nisten Peter  Weixler.2  Wie  schön  war  die  gute  alte  Zeit. 
Wenn  Joel  Riesler,  der  als  Greis  von  90  Jahren  1563  starb, 
davon  erzählte,  wie  wurde  ihm  das  Herz  so  weit.  Jetzt  frei- 
lich war's  anders.  Da  sah  man  nichts  mehr  als  arge  Lässig- 
keit und  Verfall,  und  das  sei  ja  kein  Wunder,  denn  rings  in 
der  Runde  sei  Alles  von  Ketzern  voll.  Wer  soll  sich  da  wun- 
dern, dass  auch  bei  den  Katholiken  die  Liebe  erkalte  und  der 
schwarze  Qualm  dieser  Welt  in  die  geheiligten  Räume  des 
Klosters  dringe.  In  köstlicher  Weise  —  von  den  Anfechtungen 
des  Erzherzogs  hat  er  ja  keine  Kunde  —  schildert  Weixler, 
wie  der  gute  Fürst,  Erzherzog  Karl,  gar  oft  stolperte.  Da 
hatten  ,die  Jesuiten  ihre  Noth,  ihn  zu  stützen*. 


1  Steiermarkisches  Landesarchiv. 

1  Peter  Weixler's  Chronik  des  Stiftes   St.  Lamprecht,   herausgegeben  von 
J.  v.  Zahn  im  VI.  Bd.  der  SteiermHrkischen  GcschichtsblKtter,  S.  76. 


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308 

Wie    sah    es    erst   in    Rotten  mann  aus?     Die    Chronik 
dieses  Klosters1  weiss  zu   erzählen,    dass    Luther   nach    einem 
Zwiegespräch    mit    dem    Teufel    die    Messe    abgeschafft    habe. 
,Jetzt  (1533)  drängen    auch    bei    uns    die  Leute    dahin/     Die 
Vogteirechte  über  Lassing  und  Irdning  zieht  1539  die  Familie 
Hoffman  von  Grttnbüchl  und  Strechau  —  die  Könige  im  Enns- 
thal  —  an  sich.     Die  Eltern  Hans  Hoffmann's  liegen    noch   in 
der  Klosterkirche   zu   Rottenmann    begraben,    er   selbst  ist  ein 
begeisterter  Protestant.     Noch  hat  das  Kloster  zwölf  Geistliche, 
aber  diese  Ziffer  ist  in  rascher  Abnahme.   So  gross  war,  klagt 
der  Chronist,  damals  (1553)  der  Abfall  der  Klostergeistlichkeit, 
nicht  blos  bei  uns,    sondern   allenthalben  im  Lande,    dass  Nie- 
mand mehr  eintreten  mochte,  und  die  Mönche,  die  wir  besassen, 
waren    durchaus    ungebildet.     Die  letzte   freie  Wahl   im  Stifte 
findet   1555   statt.     Man   findet  keine   Mönche   mehr,    die   zur 
Würde    eines   Propstes   taugen    würden.     Der   Erzbischof  von 
Salzburg    muss    die  Pröpste  ,providiren'.     Was   sind  das  aber 
für  Pröpste?  Heimlich  verlässt  Jörg  Walcher  seine  verschuldete 
Propstei.    Kaum  dass  sie  noch  einen  Mönch  zählt.    1562  kann 
das  Officium    aus   Mangel    an   Mönchen    nicht   mehr  in   stifts- 
mässiger   Weise    gehalten    werden.     Der    Propst   Johann  Mu- 
chitsch  lässt  die  Oekonomie  in  solcher  Weise  verkommen,  dass 
der  Landesfürst  genöthigt  ist,  ihn  abzusetzen.     ,Leer  und  aus- 
geraubt'  findet  sein  Nachfolger   die   Propstei.     Aber  er  selbst 
hält   sich   nicht  besser.     Es   dauert  nicht  lange,   und  er  zieht 
eine  Pfarre  dieser  Propstei  vor.    Auf  seine  unablässigen  Bitten 
hin  wird  Johann  Muchitsch   wieder   eingesetzt,    doch    muss  er 
sich  verpflichten,    ein    unbescholtenes  Leben    zu  fuhren,    nach 
der  Ordensregel  zu  leben,  die  Sacramente  zu  reichen  und  das 
Wort  Gottes   nach   dem  Gebrauch  der  katholischen  Kirche  zu 
predigen,    auch    von    den   Gütern   der  Propstei   nichts  zu  ent- 
wenden.    Er  dankte  sein  Wiederemporkommen  seinem  Bruder 
Peter  Muchitsch,    dem  bekannten  Streithammer  gegen  die  Lu- 
theraner und  Propst   des  Klosters  Pöllau.     Jedenfalls  hatte  er 
im  Stifte  noch  ein  besseres  Andenken  als  Georg  Kitzinger,  dem 


1  Die  Rottenmanner  Chronik  findet  sich  im  Codex  644  der  Graser  Univer- 
sitätsbibliothek. Ihr  Verfasser  ist  Albert  Eendlmaier.  S.  über  ihn  Pan- 
gerl  im  V.  Bd.  der  Beiträge  zur  Kunde  steiermärkischer  Geschichtsqueüen, 
8.  38  ff. 


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man  nachredete,  er  sei  ein  Dieb  gewesen,  eine  Nachrede,  die 
wohl  kaum  begründet  sein  mochte,  denn  sonst  wäre  Kitzinger 
wohl  kaum  Propst  von  Vorau  geworden.  Aber  schlimm  genug, 
wenn  solche  Nachreden  im  Munde  der  Leute  sind.  Nicht  viel 
besser  lagen  die  Dinge  in  Pol  lau.  Wie  in  Rottenmann  die 
Hoffmann,  sind  hier  die  Polhaim  arge  Bedränger.1  Wie  dort 
fehlt  es  auch  hier  an  einer  tüchtigen  jüngeren  Klostergeistlich- 
keit, und  das  Verschleppen  spielt  auch  hier  eine  Rolle.  Die 
Pöllauer  Chronik  enthält  statistische  Daten  über  jene  Pfarren, 
deren  Inhaber  ihren  Besitz  ihren  Kindern  hinterliessen.  Wie 
in  den  steirischen  Klöstern  lagen  die  Dinge  auch  in  jenen  von 
Kärnten  und  Krain.  Der  Propst  von  Eberndorf  muss  seines 
,hochärgerlichen  sträflichen  Verbrechens'  wegen  abgesetzt  wer- 
den. Der  Erzherzog  sendet  die  Pröpste  von  Seckau  und  Gurk 
ab,  die  Sache  in  Eberndorf  wieder  einzurichten.  Aber  das  ist 
schwer.  Denn  nicht  leicht  ist  es,  einen  Nachfolger  zu  finden, 
der  fähig  und  auch  geneigt  ist,  die  durch  den  Vorgänger  ver- 
ursachten Schäden  auszubessern.  Und  als  es  den  Commissären 
endlich  gelingt,  eine  passende  Persönlichkeit  ausfindig  zu 
machen,  setzen  sich  die  Mitglieder  des  Eberndorfer  Convents 
gegen  ihn.  Er  sei  einer  von  denen,  die  gegen  den  Vorgänger 
conspirirten.  Auch  soll  er  seinen  Blutsfreunden  sehr  geneigt 
sein.  Die  Conventualen  haben  einen  Candidaten,  ,bei  dem  sie 
noch  eine  grössere  Licenz  zu  haben  vermeinen*.  Den  Commis- 
sären bleibt  schliesslich  nichts  Anderes  übrig,  als  einen  Fremden 
in  Vorschlag  zu  bringen.  Man  dürfe  von  ihm  hoffen,  dass  er 
den  Uebelßtänden  in  spiritualibus  ein  Ende  machen  werde.2 

Das  Stift  Reun  musste  1535  einem  weltlichen  Commen- 
dator  übergeben  werden,  da  es  keine  Conventualen  mehr  hatte. 
Ferdinand  I.  wandte  sich  um  Abhilfe  an  den  Abt  von  Heiligen- 
kreuz,3 ohne  dass  es  viel  nützte.  Auf  Bitten  des  bekannten 
Staatsmannes  Hans  Ungnad  übergab  König  Ferdinand  die  Ver- 
waltung des  Stiftes  dessen  Sohn  Ludwig.    Es  wurde  ihm  wohl 


1  Pollauer  Chronik  ad  annum  15S9,  Fol.  220  im  steiermärkischen  Landes- 
archiv. 

*  Landesarchiv  Graz,  Originalurkunde  von  1573,  October  3.  S.  unten 
Beilage  9  und  10.  Ueber  Admont  s.  Hurter  II,  S.  65,  und  weiter  unten 
im  dritten  Abschnitt.     8.  Beilage  17  das  Gutachten  Kobenzrs. 

*  Praeterea  si  qui  iuvenes  seu  adolescentes  animum  haberent  ordinem  hunc 
assumendi  et  praelibatum  monasterium  in  Buna  intrandi  .  . . 


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aufgetragen,  den  besten  Fleiss  anzuwenden,  dass  ,der  gestiftete 
Gottesdienst  in  dem  von  den  Fürsten  des  Hauses  Oesterreich  be- 
gründeten Stifte  auf  das  Zieriichste  verrichtet  werde',  wie  hätte 
dies  aber  geschehen  können,  da  das  Kloster  eben  damals  nur  noch 
fünf  Mitglieder  zählte.  In  dem  Dankschreiben,  das  er  an  König 
Ferdinand  richtet,  meldet  er,  dass  er  sich  an  die  Aebte  von 
Eberach,  Lilienfeld,  Heiligenkreuz,  St.  Lamprecht  und  Sittich 
um  Hilfe  gewendet  habe;  die  Familie  Ungnad  nützte  diese  Ver- 
hältnisse aus,  um  sich  aus  den  Erträgnissen  des  reichen  Stiftes 
zu  bereichern.1  Erst  dem  Abt  Bartholomäus  von  Chrudenek 
gelang  es,  sich  aus  den  gefahrlichen  Umarmungen  des  Hauses 
Ungnad  zu  befreien.  Bartholomäus  gehört  zweifellos  zu  den 
trefflichsten  Prälaten  seiner  Zeit,  und  so  sind  denn  auch  seine 
Verdienste  mit  Recht  anerkannt  worden.  Er  war  ein  durch- 
aus wahrhafter,  ehrenwerther  Charakter.  Dem  LandesfUrsten 
schenkte  er  über  den  Zustand  des  steirischen  Klosterwesens 
reinen  Wein  ein.2  Er  könne  nicht  in  Abrede  stellen,  dass 
schier  in  etlichen  Gotteshäusern  der  gestiftete  Gottesdienst  wo 
nicht  ganz  abgekommen,  doch  stark  eingeschränkt  sei,  wobei 
man  freilich  auch  die  Zeitläufte  in  Rechnung  ziehen  müsse,  in 
denen  man,  wie  jetzt,  die  Klöster  nur  tribulire  und  ängstige, 
so  dass  sie,  wenn  sie  nicht  ihre  Hoffnung  noch  auf  den  Lan- 
desfürsten setzen  dürften,  schier  ganz  eingehen  müssten.  Selbst 
unter  diesem  trefflichen  Abt  sah  es  mit  der  geistlichen  Zucht 
im  Stifte  noch  in  mancher  Hinsicht  schlecht  genug  aus,  wie 
man  aus  folgendem  Beispiele  sieht,  das  für  diese  Ausfuhrungen 
um  so  belangreicher  sein  dürfte,  weil  es  eben  diesen  vielge- 
rühmten Abt  angeht.  Zu  Anfang  Jänner  1570  gerieth  er  in 
einen  Streit  mit  dem  landschaftlichen  Prediger  Jörg  Khuen. 
Wir  werden  hierüber  durch  seine  Klageschrift  belehrt,  die  er 
am  23.  Jänner  an  die  Verordneten  der  Landschaft  einsandte. 
Er  klagt  über  eine  Predigt,  die  der  Pastor  am  zweiten  Sonn- 
tag nach  Dreikönig  (15.  Jänner)  gehalten  habe.  Indem  er  da 
das  gottselige  Ende  des  Herrn  Sigmund  von  Wildenstein  pries, 
,des  Aeltesten  vom  Adel  in  diesem  Lande',  und  die  Zuhörer- 
schaft aufforderte,  dem  Verstorbenen  das  letzte  Geleite  zu 
geben,    habe   er   auf  den  grossen  Unterschied  aufmerksam  ge- 


1  Das  Nähere  bei  Hurter  I,  8.  619—528;  II,  8.  70,  486 — 492. 
*  Ebenda,  S.  487. 


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macht,  der  zwischen  dem  Abscheiden  dieses  Mannes  und  dem 
des  Pfarrers  von  Graz  obwalte:  ,Dieser  sei  bei  einer  Primiz 
erschienen  und  habe  sich  dort  so  angesoffen,  dass  er  ein  Ende 
nahm,  vor  dem  ein  Jeder  sich  entsetzen  müsse/  ,So  strafe 
Gott  Jene,  die  in  Lehre  und  Confession,  der  Obrigkeit  zu  ge- 
fallen, hinken  und  schmeicheln  und  vor  der  Welt  die  Wahr- 
heit nicht  bekennen  wollen/  Abt  Bartholomäus  erklärt  dies 
für  eine  Verleumdung  eines  Mannes,  der  Zeit  seines  Lebens 
ein  treuer  Hüter  seines  Amtes  war.  ,Bei  uns/  fügt  er  an,  ,ist 
der  Pfarrer  erst  erschienen,  nachdem  er  seine  Amtsgeschäfte 
tauglich  verrichtet,  bei  der  Primiz  'habe  er  sich  ohne  alles 
Aergerniss  und  ohne  Ueberfluss  in  Speise  und  Trank  erzeigt/ 
Die  Verordneten  mögen  den  Prädicanten  als  eine  der  Land- 
schaft unterworfene,  weil  von  ihr  besoldete  Dienstperson,  ,die 
auch  aus  dem  Säckel  unseres  Gotteshauses  erhalten  werde', 
vorladen  und  ihm  vorhalten,  ,mit  welchem  Rechte  er  das  Gottes- 
haus Reun  in  Verruf  bringen  und  die  neuen  Primizien  un- 
billiger Weise  auf  der  Kanzel  ausschreien  dürfe'.  Er  müsse 
diese  ganz  unbegründete  ,Ausmährung'  revociren  und  möge 
uns  mit  ,seinen  unerfindlichen  scandalisirten  Proclamirungen  in 
Ruhe  lassen  und  sich  an  jene  Ordnung  halten,  die  ihm  die 
Landschaft  gegeben'.1  Man  hatte  dem  Abte  die  Aeusserungen 
des  protestantischen  Predigers  zweifellos  arg  entstellt  zugetragen, 
denn  dieser  leugnete  sie  rundweg  ab.  Was  er  aber  ausführt, 
bezeugt,  dass  der  Saufteufel  auch  jetzt  noch  in  den  Klöstern 
und  selbst  in  den  besten  seine  Wohnstätte  aufgeschlagen  hatte. 
Khuen  sagt:  Dieser  Pfarrer  von  Graz  hätte  mir  zweifellos 
Stoff  genug  zur  Nachrede  geboten;  man  wisse  nämlich,  dass 
er  mehrere  Tage  krank  gelegen  sei  und  das  Anerbieten,  ihm 
das  Abendmahl  zu  reichen,  zurückgewiesen  habe.  Hievon  aber 
sei  in  der  Predigt  nicht  ein  Wort  gesagt  worden.  Dass  sich 
der  Pfarrer  derart  besoffen,  habe  er  auch  nicht  gepredigt.  Ob 
man  übrigens  mit  dem  Trinken  oben  Seide  gesponnen,  wie  das 
gemeine  Sprichwort  sage  und,  was  übrigens  der  Herr  Pfarrer 
selbst  bekannt,  wie  lang  man  da  gesessen,  die  Primiz  mit 
Kartenspiel  eingeweiht  und  confirmirt  haV,  wird  der  Herr 
Prälat  und  Andere,  die  dabei  gewesen,  wohl  wissen.  Ich  be- 
kümmere mich  ftlr  meine  Person  nicht  so  hoch  und  viel  darum, 


1  Laiideearchiv,  Religionsacten  1670,  Orig. 


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was  mit  überflüssigem  Trinken,  Spielen  und  anderen  Dingen 
oben  geschieht,  und  ob  ich  schon  von  vornehmen  Herren, 
Adelspersonen,  Hofgesinde  und  Anderen  im  Beisein  ehrlicher 
und  glaubwürdiger  Leute  gehört,1  wie  der  Herr  Prälat  einem 
oft  zu  trinken  zugemuthet,  dass  er  auch  nie  anders  Bescheid 
thun  wollen,  man  bringe  ihm  denn  drei  Gläser  oder  Becher 
nacheinander  aus.  Wie  sich  an  seiner  Tafel  Viele  blind  ange- 
trunken, grosse,  seltsame  Willkommen  und  anderen  Bescheid 
haben  thun  müssen,  dass  sie  hernach  gar  von  den  Rossen  ge- 
fallen: alles  das  haV  ich  in  seinem  Werth  beruhen  lassen  und 
weder  öffentlich  noch  insgeheim  viel  Geschrei  daraus  gemacht, 
vielmehr  solches  unter  grossen  Schmerzen  beweint;  denn  schon 
ist  es  leider  dahin  gekommen,  dass  ein  gemeines  Sprichwort 
sagt:  die  meisten  Klöster  seien  zu  Sauf-  und  Trinkhäusern  ge- 
worden, daraus  wenig  Leut*  nüchtern  herauszukommen  pflegen. 
Ich  hab',  fügt  Jörg  bei,  im  Grund  meines  Herzens  oft  ge- 
wünscht, dass  der  Allmächtige  durch  die  verordnete  ordentliche 
Obrigkeit  solche  christliche  Mittel  an  die  Hand  nehme,  dass 
die  Klöster  zu  einer  christlichen  Reformation  gebracht  würden, 
dass  sie  in  rechtem  Glauben  und  nüchtern  leben  und  in  Wahr- 
heit Gotteshäuser  genannt  werden  könnten.  Hoff*  also,  der 
Herr  Prälat  werde  mich  hinfüran  in  dem  Fall  nicht  weiter 
treiben  .  .  .  Ich  haV  sonst  in  meiner  Bescheidenheit  nun  schier 
in  die  dritthalb  Jahr  mit  solcher  Bescheidenheit  und  guetem 
Grund  gepredigt,  dass  ich  weder  von  unserm  gnädigen  Herrn 
und  Landesfürsten  noch  von  den  Verordneten  jemals  bin  ver- 
klagt worden:  es  will  mir  demnach  beschwerlich  fallen,  so  von 
dem  Herrn  Prälaten  ungehört  an  Ehren  und  an  gutem  Leu- 
mund angetastet  zu  werden.2 

Die  Antwort  der  Verordneten  wird  den  Prälaten  wenig 
erfreut  haben.  Nach  einigen  allgemeinen  Bemerkungen,  man 
hoffe,  dass  durch  ihn  als  Vorsteher  des  Gotteshauses  Reun 
anders  nichts  als  die  Ehre  Gottes  gefördert,  Abgötterei  und 
Missbräuche  wirklich  abgelegt  werden,  melden  sie,  sie  hätten 
mit  Verwunderung  und  Befremdung  vernommen:  erstens  dass 
er  allerlei  unbedachtsame,  ehrenrührige  und  unbegründete  An- 


1  Die  ,omni  exceptione  maiores  sein  wurden  und  fürgestellt  worden*. 
*  Originalschreiben    vom    30.  Jänner  1670,     Landesarchiv,    Protestanten- 
Acten. 


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tastungen  gebraucht  habe,  zweitens  dass  er  den  Dienstpersonen 
der  Landschaft  ,ihre  habunde  Besoldung  dermassen  vorrücke', 
als  ob  sie  von  seinen  Dargaben  unterhalten  wurden  und  diese 
also  ihm  ein  Liedlein  singen  sollen,  welches  seinen  Ohren  wohl- 
klinge, man  könne  drittens  nicht  befinden,  dass  landschaftliche 
Diener,  die  aus  dem  allgemeinen  Säckel  unterhalten  werden, 
einem  einzelnen  Landmann  dermassen  unterworfen  seien,  dass 
jeder  ,seines  Gefallens  mit  ihnen  zu  schaffen  habe:  weder  er, 
der  Abt,  noch  zwei  oder  drei  Landleute  können  für  eine  ganze 
Landschaft  gehalten  werden,  die  Gefalle  der  Abtei  zu  Reun 
stammen  zudem  aus  den  Stiftungen  frommer  Landesfürsten  und 
Landesherren:  was  übrigens  Reun  zur  Unterhaltung  der  Prä- 
dicanten  beitrage,  belaufe  sich  auf  23 V»  Pfennige;  daraus  könne 
man  abnehmen,  wie  billig  seine  Vorwürfe  seien.  Was  die 
Sache  selbst  betreffe,  verhalte  sie  sich  anders,  wie  er  aus 
Khuen's  eigenem  Schreiben,  das  man  ihm  beischliesse,  ersehen 
könne.1 

Das  war,  wie  man  sieht,  noch  die  Zeit,  wo  man  in  den 
protestantischen  Kreisen  des  Landes  die  Hoffnung  hegen  durfte, 
dass  man  auch  die  Klöster  des  Landes  für  die  protestantische 
Lehre  gewinnen  könne. 

Wie  in  den  paar  genannten  Klöstern  lagen  die  Dinge  in 
allen.  Der  Abt  Bartholomäus  von  Reun  sagt  es  mit  aner- 
kennenswerther  Aufrichtigkeit,  dass  der  eine  Theil  der  Schuld 
an  dem  tiefen  Verfall  des  Klosterwesens  die  Prälaten  selber 
treffe,  sonst  könnte  solche  Abalienirung,  Verwüstung  und  Ver- 
schwendung bei  den  Stiften  nicht  stattfinden;  den  anderen 
Theil  der  Schuld  trage  der  Staat,  der  ihnen  Bürden  auflege, 
die  sie  nicht  tragen  könnten. 

In  den  Nonnenklöstern  lagen  die  Verhältnisse  auch  nicht 
besser.  Schon  im  Jänner  1534  meldet  der  Vicedom  von  Steier- 
mark an  den  Cardinal  von  Cles:  Gestern  ist  ein  Bericht  des 
Landeshauptmannes  hier  eingelangt,  ,wie  sich  die  Klosterfrauen 
zu  Mährenberg  in  ihrem  Kloster  fast  ungeschickt  und  leicht- 
fertig halten,  auch  ein  ungeistlich  Wesen  führen'.  ,Nun  ist  es 
nit  allein  in  diesem  Kloster,  sondern  in  andern  Manns-  und 
Frauenklöstern  schier  überall:  nur  wenig  geistliche  Personen, 
der  Gottesdienst   fast   abgethan,    wie   dann  zu  Reun,    da  Herr 


1  Concept  vom  1.  Februar  1570  ebenda. 


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Hippolyt  noch  Abt  zu  werden  verhofft/  Der  Schreiber  mochte 
auch  das  erlangen,  was  später  der  Hans  Ungnad  erreicht  hat: 
die  Stelle  eines  Commendators  in  Renn:  ,Es  will  ganz  von  Nö- 
then  sein,  dass  man  solche  Klöster  reformirt/1 

Und  diese  Noth wendigkeit  war  in  den  letzten  Lebens- 
jahren Erzherzog  Karls  ebenso  noch  vorhanden  wie  einige 
Jahrzehnte  früher.  Das  Schreiben  des  Nuntius  in  Graz,  An- 
dreas, Bischofs  von  Britonoria,  an  Erzherzog  Karl  vom  21.  Juli 
1586  gibt  hierüber  die  wünschenswertesten  Nachrichten:    So 


1  Es  gilt  seit  den  betreffenden  Studien  Döilinger's,  auf  denen  alle  spateren, 
auch  die  von  Hurter,  Janssen  u.a.  w.  beruhen,  als  ausgemacht,  dass  die  Geist- 
lichkeit vor  dem  Abfall  besser  war  (Hurtor  II,  S.  63);  dies  Urtheil  ver- 
räth  einen  grossen  Mangel  an  Kenntniss  der  einschlägigen  Quellen.  Ich 
will  gans  absehen,  was  sich  aus  den  Schriften  der  Vorreformatoren  für 
diese  Frage  gewinnen  lägst,  und  auch  nur  bei  den  Verhältnissen  hierzu- 
lande stehen  bleiben.  Fassen  wir  beispielshalber  die  Jahre  1491—1499 
und  die  Aquilejer  Diöcese  ins  Auge:  1491,  September  7.  Udine:  Jacobus 
Valaressus  .  .  .  domino  Petro  Feustlinch  archidiacono  superioris  Carin- 
thiae  .  . .  Pervenit  nuper  ad  aures  nostras  non  sine  animi  displicentu, 
quod  in  districtu  vestri  archidiaconatus  reperiuutur  multi  presbjteri, 
clerici  et  religiosi,  qui  dedecus  et  profe&sionis  sue  et  scandalum  recte 
vivencium  ancillas  seu  focarias  iuvenes  et  de  Incontinentia  suspectus 
tenent  et  publicas  tabernas  vinarias  exercent  .  .  .  Protocolle  der  en- 
bischödichen  Bibliothek  su  Udine,  Bd.  XIV,  Fol.  502.  —  1494,  Juli  5: 
Die  sabbati  V°  mensis  Julii  1494  coram  praefato  reverendo  domino 
Hieronymo  vicario  pro  tribunali  ad  ius  reddendum  sedente  in  sala  do- 
mus  S.  Antonii  de  Utino  comparuit  Joannes  filius  Pauli  Blasutti  de  villa 
Renne  dicens  et  exponens,  qualiter  proximis  diebus  .  .  .  dum  luderet 
ad  cartas  pro  vino  super  strata  publica  . .  .  simul  dixit  sibi  .  .  .  certa 
convitia  .  .  .  1499,  Jänner  2.  Udine:  Der  Patriarch  Dominions  Grimanos 
von  Aquileja  erlässt,  veranlasst  durch  das  reformbedürftige  Leben  und 
Treiben  des  Clerus,  folgende  Statuten:  .  .  .  nonnullorum  clericorum,  qui 
variis  et  diversis  criminibus  ac  delictis  fuerunt  depravati,  honestatis  et 
sanctimonie  via  penitus  derelicta  in  lascivie  et  incontinentiae  pelagos  se 
immerserunt  .  .  .  Hiedurch  veranlasst,  vorordnet  er:  Nemo  ex  vobis  an- 
deat  et  praosumat  in  domo  sua  vel  alibi  tenere  aliquam  mulierem  iu- 
venem  vel  de  Incontinentia  suspectam.  Selbst  die  Schwestern  müssen 
bonae  conditionis  et  fame  sein.  Kein  Priester  darf  tenere  concubinam, 
focariam  vel  aliam  feminam  cuiuscuuque  aetatis,  cum  qua  alias  se  car- 
naliter  immiscuerit .  .  .  Wenn  Janssen  die  Dinge  für  das  16.  Jahrhundert 
grau  in  grau  malt,  könnte  man  hier  leicht  eine  kohlschwarze  Ansicht 
gewiunen.  Man  übersieht  in  den  neueren  Darstellungen,  dass  »wischen 
der  ,alten*  und  ,neuen(  Zeit  eben  die  Renaissance  mit  allen  ihren  Ein- 
wirkungen auf  das  kirchliche  und  gesellschaftliche  Leben  liegt. 


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lange  er  hier  im  Lande  weile,  sei  es  sein  eifrigstes  Bestreben 
gewesen,  fiir  die  Ehre  und  das  Wohl  des  Erzherzogs  und  der 
ihm  anvertrauten  Völker  zu  wirken.  Er  habe  gemeint,  dies 
am  besten  zu  erreichen,  wenn  er  die  ganz  verfallene  Sitte 
(collapsos  mores)  und  die  verderbte  Zucht  der  Klostergeistlich- 
keit ,wieder  zur  Erhabenheit  und  Heiligkeit  der  ersten  Kirche 
zurückfUhre'.  Dazu  gehört  vor  Allem,  dass  man  der  Heerde 
tüchtige  Hirten  setze.  Er  habe  daher  immer  und  immer  den 
Erzherzog  gedrängt,  die  ungebildeten  und  unreinen  Priester 
abzuthun  (reiectis  imperitis  impurisque  sacerdotibus)  und  sie 
durch  würdige  zu  ersetzen.  Zu  seinem  Bedauern  finde  er, 
dass  man  den  Klöstern  Stainz  und  Vorau  ebenso  ungebildete 
als  untaugliche  Pröpste  zugelassen  habe,  von  denen  namentlich 
der  eine  mit  Lüsten  und  Lastern  befleckt  sei  (vitiis  et  libidi- 
nibus  contaminatum).  Noch  schlimmer  ist  das,  was  über  die 
beiden  Brüder  Muchitsch  gesagt  wird,  von  denen  der  eine 
Propst  in  PöUau,  der  andere  in  Rottenmann  war;  beide  be- 
schuldigt er  der  ärgerlichsten  Vergehen  (dudum  iam  totius  in- 
temperantiae  reos  atque  adulterii,  incestus  et  sacrilegii).  Wer- 
den diese  Leute  Ansehen  und  Weisheit  haben,  um  des  Erz- 
herzogs Rechte  im  Landtag  vor  den  Landständen  zu  verthei- 
digen?  Hat  ihre  Stimme  überhaupt  ein  Gewicht,  und  gereichen 
sie  uns  nicht  vielmehr  zur  Schande?  Eins  thue  vor  Allem 
Noth:  bei  der  Verleihung  von  Pfründen  eine  besonders  sorg- 
same Auswahl  unter  den  Bewerbern  zu  treffen.1 

Es  mochte  also  vielleicht  auch  der  Nuntius  sein,  der  den 
Erzherzog  bewog,  die  Frage  der  Einsetzung  eines  Klosterrathes 
in  ernste  Erwägung  zu  ziehen.  Der  katholische  Regimentsrath, 
wie  er  bisher  bestand,  war  nicht  competent,  in  Sachen  der 
kirchlichen  Disciplin  einzuschreiten,  wohl  aber  konnte  ihm 
durch  die  Bestellung  einer  eigenen  Behörde  eine  Menge  lästiger, 
höchst  unwillkommener  Geschäfte  abgenommen  werden  und 
der  Landesherr  selbst  dem  Vorwurf  der  Stände  entgehen,  dass 
die  nicht  katholischen  Regimentsräthe  zu  gewissen  Sitzungen 
der  Regierung  nicht  geladen  werden.  Man  darf  nicht  ver- 
gessen, dass  die  Beschäftigung  gerade  mit  diesen  kirchlichen 
Fragen   manchen   von    den  geheimen  Räthen    bisher  in  eine 


1  Landesarchiv,  Beform.    Gleichseitig  Copie  und  moderne  Abschrift.   Unten 
Beilage  Nr.  11. 
Arckhr.  LXXXIY.  Bd.  II.  H&lfte.  22 


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316 

schiefe  Stellung  gebracht  hatte.  Es  mag  hie  für  statt  mehrerer 
nur  e  i  n  Beispiel  angeführt  werden,  das  diesen  Sachverhalt  er- 
läutert. Am  Tage  zu  Brück  1577  erschollen  heftige  Klagen 
über  den  Druck,  den  die  protestantischen  Bürger  in  Städten 
und  Märkten  zu  dulden  haben.  Die  Verordneten  erklärten 
den  geheimen  Käthen,  sie  würden  keine  Bewilligungen  be- 
schliessen,  wenn  die  Bedrückung  nicht  aufhöre,  wenn  man  die 
evangelischen  Prediger  und  ihre  Predigt  in  Städten  und 
Märkten  nicht  dulde.  Bei  der  finanziellen  Nothlage  des  Erz- 
herzogs und  der  gefährdeten  Lage  des  Landes  glaubten  die 
geheimen  Räthe,  die  Folgen  einer  Abweisung  der  Verordneten 
nicht  auf  sich  nehmen  zu  sollen,  und  so  versprachen  sie  denn, 
wie  die  Verordneten  meinten,  im  Namen  des  Landesftirsten, 
dass  die  Prädicanten  zwar  in  Städten  und  Märkten  nicht  ge- 
duldet werden  könnten,  man  aber  dagegen  nichts  einwenden 
werde,  wenn  die  Bürger  in  der  Nähe  der  Stadt  bei  dem  Prä- 
dicanten eines  Landmannes  ihren  Gottesdienst  suchen.  Als 
aber  der  Sturm  im  Anzug  war,  als  der  Kampf  gegen  das  pro- 
testantische Btirgerthum  begonnen  hatte,  die  Bürger  anfingen, 
zu  den  Prädicanten  des  Adels  auszulaufen'  und  sich  auf  die 
dagegen  angekündigten  Strafen  hin  darauf  beriefen,  dass  die 
geheimen  Räthe  ihnen  diese  Zugeständnisse  gemacht  und  auf 
Grund  dieser  Zugeständnisse  die  Bewilligungen  erfolgt  seien, 
lehnte  der  Erzherzog  jedes  derartige  Zugeständniss  ah:  er 
könne  sich  nicht  erinnern,  etwas  derartiges  zugesagt  zu  haben. 
Ambros  von  Thurn,  Georg  Khevenhüller  und  Hans  Kohenzl, 
von  denen  der  mittlere  noch  dazu  Protestant  war,  geriethen  in 
die  unangenehmste  Lage  von  der  Welt,  als  die  Landschaft  auf 
ihrem  Schein  bestand.  Kobenzl  und  Thurn  mussten  zugeben, 
dies  Versprechen  gemacht  zu  haben.  Kobenzl  gerieth  auch 
später  in  eine  unangenehme  Lage,  als  die  Bürgerschaft  im  An- 
fang der  Verfolgung  ihn  um  Vermittlung  anging.  Solchen 
Lagen  konnte  er  ausweichen,  wenn  fttr  die  Behandlung  kirch- 
licher Fragen  ein  eigener,  zumeist  aus  Geistlichen  bestehender 
Rath  eingesetzt  wurde.  Darum  war  er  der  Eifrigste  bei  der 
Sache,  als  es  sich  um  deren  Verwirklichung  handelte.  Eß 
wird  zunächst  zu  erörtern  sein,  in  welcher  Weise  dieser  geist- 
liche Rath  ins  Leben  treten  sollte. 


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317 


3.  Die  Frage  der  Errichtung  eines  Klosterrathes 
für  Innerösterreich. 

Am  22.  December  1567  hatte  Maximilian  IL  seine  ,Ge- 
neralreformation  und  Ordnung  auf  die  Klöster  in  Oesterreich 
unter  und  ob  der  Enns'  erlassen.  Er  hoffte  hiedurch,  den 
zahllosen  Gebrechen  im  Klosterwesen  beider  Länder  Einhalt 
zu  than.  Eine  Commission  hatte  kurz  zuvor  einen  eingehenden 
Bericht  über  die  Mängel  in  den  Klöstern  erstattet  und  nament- 
lich zwei  Hauptgebrechen  feststellen  können:  ,der  Prälaten 
and  Religiösen  Unwirthschaftlichkeit  und  Unordnung,  sodann 
der  weltlichen  Rentmeister  grosse  Eigennützigkeit'.  Sollte 
diesem  Uebel  nicht  bald  gesteuert  und  eine  Ordnung,  starke 
Handhabe  und  Execution  vorgenommen  werden,  so  wird  mehr 
Schaden  als  Nutzen  aus  den  Visitationen  erwachsen.  Eine 
Reformationscommission  entwarf  nun  die  Reformationsordnung. 
Diese  hebt  in  ihrer  Einleitung1  die  allgemeinen  Uebelstände 
hervor,  die  man  in  allen  niederösterreichischen  Klöstern  finde: 
Der  Augenschein  lehre,  dass  die  Klöster  ,an  Personen,  am 
Gottesdienst,  an  Lehr*  und  Leben  in  einen  beschwerlichen  Ab- 
fall gekommen  seien;  der  Zweck  der  alten  frommen  Stiftungen 
sei  nunmehr  in  sein  Gegentheil  verkehrt,  so  dass  man  jetzt  nur 
noch  wenig  Mönche,  keinen  rechten,  sondern  nur  schlechten 
Gottesdienst,  keine  Lehr'  und  Zucht,  dagegen  ein  ärgerliches 
Leben,  Pracht,  Unzucht  und  Verschwendung  finde,  viel  mehr 
als  sonstwo  in  der  Welt*.  Der  ganze  Klosterstand  ,sei  zu  einer 
weltlichen  eigennützigen  Herrschaft  missrathen*  und  dies  nicht 
ohne  Verschulden  der  Ordinarien  und  Visitatoren;  die  alten 
Klosterregeln  würden  ebensowenig  wie  die  Statuten  und  heil- 
samen Canones  beachtet.  Zwar  habe  schon  Ferdinand  I.  viele 
ernstliche  Versuche  gemacht,  mit  Hilfe  der  Ordinarien  diese 
Dinge  zu  ändern  und  ,allerhand  heilsame  Reformation  und 
Ordnung  vorgenommen,  um  dem  verfallenen  Klosterwesen  in 
allen  geistlichen  und  zeitlichen  Dingen  aufzuhelfen'.  Um  den 
bevorstehenden  ärgerlichen  Abfall  und  den  endlichen  Unter- 
gang der  Klöster  zu  verhindern,    sei  er  bemüssigt,   auf  diesem 


1  Sie  fehlt  bei  Wiedemann,  weshalb  sie  unten  beigegeben  ist  Beilage  15, 
Anschloss. 

22» 


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318 

Wege  fortzuschreiten,  und  zu  dem  Zwecke  erlasse  er  die  Ge- 
neralordnung. In  dieser  werden  nun  genaue  Massregeln  über 
das  Leben  der  Prälaten,  die  Ordnung  eines  regelmässigen 
Gottesdienstes,  die  Thätigkeit  der  Klostergeistlichkeit,  die  ,Er- 
zigelung'  eines  tüchtigen  Nachwuchses,  die  Austheilung  der 
Aemter,  die  Einrichtung  der  Klosterschulen,  die  Benützung  der 
Temporalien,  die  Aufnahme  von  Bediensteten,  namentlich  aber 
über  eine  ,gesparige'  Wirthschaft  festgestellt.  Es  soll  nicht 
bloss  in  Essen  und  Trinken  und  in  der  Kleidung,  sondern  auch 
in  der  Aufführung  von  Bauten  in  verständiger  Weise  Mass 
gehalten  werden. 

Am  23.  December  1567  wurde  die  neue  Ordnung  ,den 
Landeshauptleuten,  Landmarschällen,  Hauptleuten'  u.  s.  w.  bis 
zu  den  Bürgern  herab  publicirt  und  ,den  Commissären  ein  Ge- 
neralbefehl ertheilt,  wie  die  Reformation  im  Einzelnen  durch- 
zuführen sei'.1  Eine  neue  Behörde  —  der  Klosterrath  —  wurde 
eingesetzt,  um  die  Durchführung  dieser  Ordnung  zu  über- 
wachen. 

An  diesen  Klosterrath  knüpfte  man  nun  auch  in  Steier- 
mark und  Innerösterreich  überhaupt  an.  Diese  Klosterordnung 
war  ja  auch  schon  vordem  in  innerösterreichischen  Klöstern 
nicht  unbekannt.  Wo,  wie  in  Reun  unter  dem  tüchtigen  Abte 
Bartholomäus,  auf  Zucht  und  Ordnung  streng  gehalten  wurde, 
mag  sie  wohl  auch  beachtet  worden  sein,8  aber  eine  allgemeine 
Werthschätzung  fand  sie  nicht.  In  demselben  Jahre,  als  in 
Wien  der  Klosterrath  eingesetzt  wurde,  hatte  Erzherzog  Karl 
eine  schwierige  diplomatische  Mission  im  Auftrage  Maximilians  II. 
in  Spanien  zu  erfüllen,  die  ihn  fast  ein  Jahr  von  diesen  Dingen 
ferne  hielt,  dann  kamen  die  schwierigen  Aufgaben  der  Defen- 
sion  des  Landes,  die  langdauernden  Streitigkeiten  mit  dem 
protestantischen  Herren-  und  Ritterstand,  die  zu  den  Pacifica- 
tionen  von  Graz  1572  und  von  Brück  1578  führten.  Vor  und 
nach  dieser  Zeit  war  Erzherzog  Karl  eifrig  bemüht,  dem  wei- 
teren Verfall  des  Klosterwesens  Einhalt  zu  thun,  aber  er  that 
dies    durch    eine    Reihe    von   Einzelnbestimmungen,   die   nicht 


1  Die  Einzelnheiten  bei  Wiedemann  I,  S.  193. 

8  Sie  findet  sich  handschriftlich  in  Renn,  s.  Weis,  Handschriftenveraeich- 

niss  der  Stiftsbibliothek   zu   Reun   im    12.  Jahrgänge   der  Beitrage  sor 

Kunde  steiermärkischer  Geschichtsquellen,  S.  30. 


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319 

selten  ihr  Ziel  verfehlten,  in  vielen  Fällen  von  den  Verordneten 
des  Landes   angefochten   wurden.     Erst  1586  kam  die  Frage 
einer  allgemeinen  Klosterreform    für   ganz   Innerösterreich  zur 
Verhandlung.     Am    25.  November    theilte  Erzherzog  Karl  den 
katholischen  Regimentsräthen  seinen  Entschluss  mit,  einen  geist- 
lichen Klosterrath,  wie  er  in  Oesterreich  bestehe,  einzusetzen. 
Er  habe  mit  Missfallen  bemerkt,    dass   sowohl   in   Steiermark, 
als  auch  in  Kärnten  und  Krain  nicht  blos  der  ^gestiftete  Gottes- 
dienst in  Verfall  gerathe   und  die  Klosterregeln  nicht  beachtet 
werden,  sondern  auch  in  politischen  und  weltlichen  Angelegen- 
heiten der  Klöster  so  übel  gehaust  werde,    dass,   wenn   nicht 
neue   Mittel   und   Wege    vorgenommen   werden,    die   Klöster, 
Pfarren  und  Beneficien  ganz  zu  Grunde  gehen  müssten'.     Die 
geheimen  Räthe    mögen    erwägen,    wie   der  Klosterrath   einzu- 
richten und  aus   welchen  Mitteln   er  zu  erhalten  wäre.1    Die 
katholischen  Regimentsräthe  fanden  die  Absicht  des  Erzherzogs 
vortrefflich.     Ihre  Ausführung  sei  zur  Erhaltung  des  gestifteten 
katholischen  Gottesdienstes  und  zur  Verhütung  alles  zu  besor- 
genden Abfalls  und  Unterganges  geradezu  nothwendig.    Es  sei 
zunächst  nur  nothwendig,  sich  mit  den  Ordinarien  ins  Einver- 
nehmen  zu   setzen:    In  Betracht  kommen  vor  Allem  Salzburg 
und  Aquileja.    Im  Verein  mit  ihnen  könnte  eine  Reformations- 
ordnung  entworfen   werden.    Der   zu    errichtende   Rath  wird 
ausser  dem  Präsidenten  und  Kanzler  drei  Assessoren,  einen  Se- 
cretär,  Expeditor  und  einen  Schreiber  zählen  müssen.    Die  Be- 
soldung des  Klosterrathes   werden   die  Klöster,  Pfarrer  —  so- 
weit sie  bessere  Pfründen  innehaben  —  und  Beneficien  umso- 
mehr   auf  sich   zu   nehmen    haben,    als  die  ganze  Einrichtung 
ihnen  zum  Besten  gereicht.     Sollten  die  Ordinarien  ihre  Mit- 
wirkung  verweigern   wollen,    so   müsste   die   Vermittlung   des 
Papstes  angerufen  werden.2 

Am  14.  December  verlangte  Erzherzog  Karl  von  dem 
Vicekanzler  Wolf  Unverzagt  in  Wien  eine  Abschrift  der  Kloster- 
rathsinstruction  Maximilians  II.  und  den  Stand  der  Klosterräthe 
und  der  ihnen  zugetheilten  Beamten.8  Zehn  Tage  später  sandte 
Unverzagt  seinen  Bericht  ein.    Dieser  ist  auch  nach  der  Seite 


1  8.  Beilage  Nr.  12. 

9  Graz  1686,  December  2.    8.  Beilage  Nr.  13  b. 

1  Beilage  14. 


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320 

hin  interessant,  dass  er  einen  geschichtlichen  Ueberblick  über 
das  Entstehen  des  niederösterreichischen  Klosterrathes  gibt.1 
Wir  erfahren,  dass  es  der  ,alte  Gienger'  war,  der  ,die  Feder 
angesetzt  hatte'  und  die  Generalreformation  verfasste.  Der 
gegenwärtige  Status  des  niederösterreichischen  Klosterrathes  sei 
derart  beschaffen,  dass  er  ausser  einem  Präsidenten,  dessen 
Stelle  augenblicklich  nicht  besetzt  sei,  drei  oder  vier  Kloster- 
räthe  umfasse,  die  sich  in  den  wirthschaftlichen  Dingen  aus- 
kennen. Die  Besoldung  eines  Jeden  belaufe  sich  auf  200  Gul- 
den. Mit  Ausnahme  des  alten  Preu  seien  es  insgesammt  jüngere 
Leute.  Sie  haben  zwei  Secretäre  zur  Verfügung,  von  denen 
ein  Jeder  mit  200  Gulden  besoldet  ist,  dafür  aber  die  Schreiber 
bezahlen  müssen.  Die  Besoldung  würde  aus  den  Verlassen- 
schaften  der  Prälaten  und  den  Contributionen  der  Klöster  ge- 
nommen.    Ihre  Amtsstube  befinde  sich  im  Hofspital. 

Was  die  Competenz  des  Rathes  betrifft,  sagt  Unverzagt, 
,er  habe  keine  fundirte  Jurisdiction,  um  auf  die  Beschwerde 
des  einen  oder  anderen  Geistlichen  hin  gegen  die  Laien  mit 
Mandaten  oder  Befehlen  einzuschreiten'.  Sie  arbeiten  hierüber 
nur  ihre  Gutdünken  aus  und  geben  sie  an  den  Hof,  sie  ver- 
theidigen  die  Gerechtigkeiten  Ihrer  Majestät  und  der  Geistlich- 
keit auf  Grundlage  der  ,alten  BriefF,  dann  der  geistlichen  Vi- 
sitationsbücher,  aus  denen  sie  ihre  Fundamente  schöpfen,  ,bis 
Jemand  das  Contrarium  besser  docirt'.  Es  ist  also  so  ziemlich 
genau  derselbe  Vorgang,  wie  ihn  die  katholischen  Regiments- 
räthe  in  Innerösterreich  auch  bisher  schon  geübt  hatten  und 
wie  er  aus  einer  ziemlichen  Anzahl  von  Gutachten  seit  1587 
ersichtlich  ist. 

Muss  es,  sagt  Unverzagt,  zum  Recht  kommen,  so  weist 
man  die  Sache  an  die  Regierung  zu  einem  summarischen  Pro- 
cess,  die  Revision  vorbehalten.  In  Niederösterreich  seien  die 
Dinge  eine  Zeitlang  so  beschaffen  gewesen,  dass  der  Kaiser 
genöthigt  war,  selbst  einzelne  Fälle  zu  revidiren  und  sich  die 
Notwendigkeit  ergab,  die  ,Regierung  mit  Katholischen  zu 
stärken*.  Jetzt  sei  das  weniger  Noth.  Sieht  man  übrigens  bei 
Hof,  dass  den  Katholischen  Unrecht  geschieht,  oder  dass  man 
sie  unnützer  Weise  mit  ihren  Processen  in  die  Länge  zieht,  so 
hilft  man  durch  Hofbefehle  nach,  unter  Umständen  durch  per- 


1  Beilage  16. 


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321 

sönliche  Vorladung  und  durch  Straffälle.  Stirbt  ein  Prälat,  so 
verhängt  der  Elosterrath  entweder  die  Sperre  über  die  Hinter- 
lassenschaft, oder  die  zunächst  weilenden  geistlichen  oder  welt- 
lichen Commissäre  thun  es  Namens  des  Kaisers.  Sie  besorgen 
auch  die  Inventare  und  haben  namentlich  auch  die  Aufsicht 
über  verdächtige  Geistliche. 

Mit  der  Errichtung  des  Klosterrathes  hatte  es  seine  guten 
Wege.  Die  Verhandlungen  schleppten  sich  sehr  langsam  fort, 
ohne  dass  man  sieht,  an  welchen  Dingen  sich  die  Sache  stiess. 
Am  28.  Juni  1587  verlangt  Erzherzog  Karl  von  Hans  Kobenzl 
ein  Gutachten  über  die  Aufrichtung  des  Klosterrathes.  Er 
sendet  ihm,  der  sich  augenblicklich  in  Wien  aufhielt,  das  ganze 
bisher  über  diese  Frage  eingelaufene  Actenmaterial  zu  und 
verlangt  schleunigen  Rath,  denn  die  Angelegenheit  sei  eine 
dringende.  Je  länger  man  zusehe,  desto  mehr  nehme  man 
wahr,  wie  in  allem  geistlichen  Wesen,  vornehmlich  aber  in  der 
Temporalität,  Alles  in  Abfall  komme,  daher  dürfe  diese  schlechte 
Wirthschaft,  die  Unordnung  und  der  Abschleif  länger  nicht 
gestattet  werden.1 

Kobenzl  schickte  sein  Gutachten  am  7.  Juli  ein.2  Es  ist 
eine  Staatsschrift  ersten  Ranges.  Mit  Eifer  und  Nachdruck 
tritt  er  für  die  unverzügliche  Constituirung  eines  geistlichen 
Rathes  ein.  Schon  früher  habe  er  in  Gemeinschaft  mit  den 
anderen  geheimen  Räthen  dazu  gerathen.  Er  hatte  wie  diese 
auch,  was  schon  oben  angedeutet  worden,  seine  persönlichen 
Motive.  Zu  diesem  Rathe  haben  ihn,  sagt  er,  die  beschwer- 
lichen Religionshändel  bewogen,  ,weil  es  ja  unsere  Profession 
nicht  ist,  E.  F.  D*  in  diesen  Dingen  viel  oder  wenig  zu  rathen*. 
Auch  hätten  sie  für  ihr  Eingreifen  bisher  von  beiden  Religions- 
parteien schlechten  Dank  erfahren.  ,Ich  würde  mich  meines- 
theils,'  schreibt  er,  ,fllr  ganz  glückselig  halten,  wenn  E.  F.  D* 
mich  Zeit  meines  Lebens  solcher  Religionshandlungen  ledig 
Hessen.'  Nun  folgen  seine  Rathschläge.  Die  Hauptsache  sei, 
die  Auswahl  solcher  Räthe  zu  treffen,  auf  deren  Gutachten  man 
einen  sicheren  Entschluss  fassen  und  eine  geeignete  Resolution 
erlassen  könne.  Die  geistliche  Superintendenz  hält  er  daneben 
für  das  Accessorium.    Vielleicht  lag  es  an  diesem  ,Hauptstttck', 


1  S.  Beilage  Nr.  16. 
»  8.  Beilage  Nr.  17. 


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322 

dass  aus  der  Errichtung  eines  innerösterreichischen  Kloster- 
rathes  überhaupt  nichts  wurde,  denn  man  darf  wohl  vermuthen, 
dass  der  streng  kirchlichen  Richtung  im  Lande  die  geistliche 
,Superintendenz'  mit  nichten  ein  Accessorium  war. 

Wesentlich  ist  der  zweite  Punkt  Man  sieht  in  Kobenzl 
hier  einen  starken  Vertreter  der  Staatsgewalt;  man  merkt  noch 
die  Fäden,  die  sein  politisches  Verhalten  in  den  kirchlichen 
Fragen  an  dasjenige  Ferdinands  I.  knüpfen.  Er  tritt  hier 
förmlich  als  Apologet  der  Kirchenpolitik  dieses  Kaisers  auf. 
Kobenzl  selbst  habe  denn  auch  stets  ein  Vorgehen  in  kirch- 
lichen Fragen  verlangt,  wenn  es  sich  um  die  Reformation  der 
Klöster  und  der  Geistlichkeit  überhaupt  handelte,  das  dem 
jenes  Kaisers  entsprach.  Diese  Kirchenpolitik  habe  er  im  Hof- 
und  Geheimrath  kennen  gelernt  und  hierüber  sich  auch  aus 
den  Acten  der  Registratur,  die  er  seines  laufenden  Dienstes 
wegen  ausgelesen',  ersehen  können.  Man  habe  ihn  deswegen 
zwar  einen  ,Heiden  und  öffentlichen  Sünder'  gescholten,  weil  er 
seinem  Herrn  verschiedene  Lehenschaften,  die  man  ihm  habe 
streitig  machen  wollen,  erhalten  habe,  wie  die  Propstei  Maria 
Saal,  die  Pfarre  Villach  u.  A.  Er  könnte  mit  Dr.  Fickler's  und 
des  Seckauer  Bischofs  Memorialen,  die  seinerzeit  dem  Nuntius 
Malaspina  übergeben  wurden,  darthun,  dass  er  dem  Landes- 
flirsten  ,die  Eingebung  des  Besitzes  aller  Prämaturen,  Pfarren 
und  Beneficien  erhalten  und  vertheidigt  habe'.  So  habe  man 
sich  dazumal  unterfangen,  ,der  F.  D*  die  Federn  auszurupfen'.1 
Es  lagen  wohl  also  die  Dinge  so,  dass  Salzburg,  durch  die 
Eingriffe  Maximilians  II.  in  seine  Rechte  gereizt,  dem  Landes- 
fürsten nicht  das  Recht  zugestehen  wollte,  die  ,angehenden' 
Prälaten  in  ihren  Besitz  einzuführen.  Kobenzl  meint,  er  dürfe 
sich  nur   auf  die  verschiedenen  Gutachten  berufen,    die  er  in 


Dass  hiebei  nicht  etwa  an  einen  Streit  mit  den  Ansprüchen  des  Adels 
auf  gewisse  Vogteirechte  zu  denken  ist,  darauf  deuten,  ganz  abgesehen 
von  allem  Anderen,  schon  die  Worte  ethnicus  et  publicanus  hin,  die 
einen  Sinn  doch  nur  geben,  wenn  sie  im  Munde  eines  Geistlichen  sind. 
Eher  ist  aber  nach  den  Andeutungen,  die  Kobenzl  in  seinem  Gutachten 
zum  8.  Punkt  bringt,  an  einen  Streit  mit  Salzburg  zu  denken.  Wie 
leicht  es  in  Fragen  des  Patronats  zu  Streitigkeiten  zwischen  Salzburg 
und  Innerösterreich  kommen  konnte,  hat  L.  Wahrmund,  Das  Kirchen- 
patronatsrecht  und  seine  Entwicklung  in  Oesterreich  II,  S.  4 — 6,  trefflich 
dargetban. 


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323 

allen  diesen  Fragen  ausgearbeitet  habe,  man  würde  daraus  am 
deutlichsten  sehen,  wie  er  zu  der  Frage  der  Errichtung  des 
Elosterrathes  stehe.  Um  aber  nicht  der  ^Faulheit'  geziehen  zu 
werden,  sehe  er  sich  bemüssigt,  seine  Ansichten  hierüber  im 
Einzelnen  darzulegen.  Er  zählt  im  Ganzen  zwölf  Punkte  auf, 
die  im  Auge  zu  behalten  seien.  Zunächst  sei  es  ein  im 
Kirchenrath  allgemein  anerkannter  Satz,  dass  Niemand,  wer  er 
auch  sein  möge,  mit  der  Kirche  und  ihren  Gütern  zu  schalten 
haben  solle.  Jenen  frommen  Kaisern,  Heinrich  und  Fried- 
rich, die  das  doch  versuchten,  sei  es  übel  genug  ergangen,  ja 
den  einen  und  den  andern  hat  es  viel  Mühe  und  selbst  das 
Leben  gekostet.  Daher  sei  denn  auch  jetzt  der  F.  D*  nicht 
zu  rathen,  sich  um  die  geistlichen  Güter  zu  viel  zu  bekümmern, 
sondern  vielmehr  die  Sorge  jenen  zu  lassen,  denen  sie  zu- 
kommt, den  ,ordinariis  locorum'. 

Trotz  der  Richtigkeit  dieses  Satzes  müsse  man  aber  be- 
streiten, dass  ,solch  ius  canonicum  menniglich  insgemain  binde'. 
Sieht  man  von  fremden  Potentaten,  namentlich  den  italienischen, 
ab,  so  haben  schon  die  Voreltern  des  Erzherzogs  das  Recht 
gehabt,  über  ,die  Temporalia  in  den  Klöstern  und  bei  den 
Pfarren  nach  ihrem  Gutdünken  zu  disponieren'  und  ,deren 
Possess,  so  oft  es  zu  Fällen  gekommen,  den  angehenden  Prä- 
laten, Pfarrern  oder  Beneficiaten  zu  übergeben  und  sie  hierin 
zu  schützen'.  Im  römischen  Reich  wissen  die  Kinder  auf  der 
Gasse,  was  die  Kastenvogtei,  mit  der  sie  vom  Reich  belehnt 
sind,  bedeutet.  Freilich  sei  darauf  weniger  als  auf  das  uralte 
Herkommen  zu  bauen. 

Die  ^Inquisition  der  geheimen  Laster'  des  Clerus  gebühre 
allein  der  geistlichen  Obrigkeit;  wie  wenig  die  weltliche  Macht 
sich  dieses  Rechtes  anmassen  dürfe,  habe  der  Kaiser  Constan- 
tin  gezeigt.  Da  aber  das  Anmahnen  der  Ordinarien  durch 
Ferdinand  I.  erfolglos  geblieben  sei,1  musste  er  die  Sache  selbst 


1  Die  Instruction  Ferdinands  I.  für  die  Visitationscommissäre  in  deu 
Ffiratenthümern  Steiermark,  Kärnten,  Krain  und  Görz  vom  6.  Mai  1536 
(Haus-,  Hof-  und  Staatsarchiv,  Steiermark,  Fase.  I)  enthält  die  Ein- 
gangsworte: »Nachdem  wir  in  beständige  Erfahrung  kommen,  wie  in  den 
Manns-  und  Frauenklöstern  sowohl  in  Spiritualibus  als  Temporalibus 
hin  und  wieder  Übel  gehaust,  Prälaten  und  Religiösen  zum  Theil  der 
neuen  sectischen  Religion  anhängig  und  fast  durchaus  eines  ungeistlichen 
leichtfertigen  Lebens  und  Wandels  sind,  so  dass  alle  mönchische  Zucht 


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324 

in  die  Hand  nehmen  und  hat  eigene  Commissäre  in  die  Klöster 
und  Pfarren  geschickt  und  durch  diese  nicht  blos  die  Wirth- 
schaft  in  zeitlichen  Dingen,  sondern  auch  das  Leben  und  Trei- 
ben der  Geistlichkeit  untersuchen  lassen  und  die  Erfolge  da- 
von den  Ordinarien  angezeigt.  Mit  lasterhaften  Prälaten  ist  er 
nicht  anders  verfahren  als  E.  F.  D*  ,mit  dem  dritten  Abt  von 
Admont  vor  dem  jetzigen'.1  Hätte  man  alle  Canonisten,  ja 
den  Papst  selbst  darüber  gefragt,  er  hätte  dies  Vorgehen  zwei- 
fellos gebilligt.  Dies  Recht  könne  der  Erzherzog,  wie  Ko- 
benzl  in  einem  historischen  Excurs  nachweist,  für  sich  durch- 
aus in  Anspruch  nehmen. 

Nur  Maximilian  H.  sei  etwas  zu  weit  ,aus  den  väter- 
lichen terminis  gegangen';  denn  wenn  er  auch  in  der  Refor- 
mationsordnung melde,  er  wolle  damit  der  geistlichen  Jurisdic- 
tion nicht  nahetreten,  und  erkläre,  er  sei  zu  diesem  Vorgehen 
durch  bedeutende  Beweggründe  veranlasst  worden,  so  könnten 


bei  ihnen  gefallen  ist,  da  auch  der  gestiftete  Gottesdienst  entweder  gar 
nicht  oder  doch  nur  recht  mangelhaft,  schlecht  und  säumig  verrichtet 
und  zu  dem  Allem  eine  grosse  ärgerliche  Verschwendung  im  Einkommen 
aus  den  Klostergütern  gespürt  wird,  Dinge,  die  sammt  und  sonders  den 
Regeln  ihrer  Klöster  und  den  canonischen  Gesetzen  zuwider,  so  haben 
wir  uns  zur  Erhaltung  des  Klosterstandes  und  der  geistlichen  Güter  ent- 
schlossen, mit  Vorwissen  des  Nuntius  die  Klöster  ohne  allen  Verzug  zu 
visitiren  und  darnach  eine  noth wendige  Reformation  vornehmen  zu 
lassen/  Man  sieht,  wie  wenig  Grund  Kobenzl  hatte,  das  Verhalten  Fer- 
dinands gegen  die  Ordinarien  besonders  zu  rühmen.  Hier  wird  wohl 
die  Zustimmung  des  Nuntius  erwähnt,  der  Ordinarien  aber  nicht  gedacht 
So  weit  ist  hier  Ferdinand  allerdings  auch  nicht  gegangen,  dass  er  etwa 
die  schuldbare  Nachlässigkeit  des  Salzburger  Ordinariats  hervorgehoben 
hätte.  Im  Uebrigen  fussen  ja  auch  die  Instructionen  und  Befehle  Ma- 
ximilians auf  denen  Ferdinands. 

Das  ist  der  Abt  Valentin  Abel  (1545—1568).  Wichner,  Geschichte  von 
Admont  IV,  S.  180:  Luther1 8  Neuerung  war  in  das  Kloster  eingedrungen, 
einige  Conventualen  huldigten  der  Lehre  evangelischer  Geistes-  und 
Fleischesemancipation,  und  der  Abt  wurde  für  seine  Person  zwar  als 
orthodox  befunden,  war  aber  von  schwacher  Nachgiebigkeit  nicht  frei- 
zusprechen. Im  Juni  1568  erschienen  die  Untersuchungscommissäre. 
Nach  Wichner  waren  aber  auch  Abgeordnete  des  Ordinarius  dabei.  Nach 
der  obigen  Darstellung  kann  von  einer  Resignation  nicht  die  Rede  sein. 
Abel  wurde  danach  abgesetzt;  sonst  könnte  in  dem  Gutachten  KobensTs 
nicht  von  einer  wohlverdienten  Strafe  geredet  werden.  Auch  der  Nach- 
folger, Abt  Lorenz  Lombardo,  war  genöthigt,  zurückzutreten.  S.  Wichner 
IV,  S.  210. 


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325 

es  doch  die  Ordinarien  nicht  billigen,  dass  er  ,zuerst  zuge- 
fahren', den  geistlichen  Rath  eingesetzt  und  ihm  die  Gewalten 
des  Ordinarius  verliehen  habe.  Das  hätte  Ferdinand  nicht  ge- 
than.  Freilich  fügt  Kobenzl  auch  hier  entschuldigend  bei,  die 
Prälaten  selbst  hätten  durch  ihre  Nachlässigkeit  solches  mit- 
verschuldet. 

Es  handle  sich  demnach  flir  Karl  darum,  welcher  Weg 
einzuschlagen  sei,  der  seines  Vaters  oder  seines  Bruders;  Ko- 
benzl meint,  es  dürfte  jenes  der  Fall  sein.  Daraus  ergibt  sich 
aber,  dass  man  sich  nicht  an  die  Reformationsordnung  Maxi- 
milians II.  ,plösslichen  und  simpliciter,  formaliter  und  materia- 
liter'  halten  könne.  An  Stelle  dieser  werde  man  sich  an  die 
Instructionen  halten,  die  Ferdinand  I.  zu  unterschiedlichen 
Zeiten  seinen  Klosterreformationscommissären  und  Visitatoren 
gegeben;  sie  würden  nach  den  von  Kobenzl  gegebenen  Er- 
läuterungen abgeändert  werden.  Unter  den  Instructionen  Fer- 
dinands I.  sei  die  letzte,  an  deren  Zustandekommen  auch  noch 
der  jetzige  Hofvicekanzler  Schranz  mitgearbeitet,  viel  ausführ- 
licher als  die  Maximilianeische;  sollte  sie  aber  noch  in  irgend 
einem  Punkte  mangelhaft  sein,  so  Hesse  sich  dies  leicht  ver- 
bessern. 

Davon  werden  die  Ordinarien  zu  verständigen  sein,  denen 
keine  Gewalt  und  kein  Eintrag  geschehe;  aber  man  könne  auf 
deren  Zustimmung  umsoweniger  lange  warten,  als  von  dort 
nicht  viel  zu  hoffen  sei.  Denn  man  müsse  sich  erinnern,  dass 
Salzburg  sich  bemühe,  E.  F.  D*  und  ihre  Nachkommen,  ja  auch 
die  Herren  und  Landleute,  die  in  den  Landen  Vogteien  haben, 
um  ihre  althergebrachten  Gerechtigkeiten  zu  bringen,  dass  die 
Erzpriester  es  wagen,  die  Temporalien  ihrem  Gefallen  nach  zu 
sperren,  an  sich  zu  ziehen,  zu  übertragen  und  wie  Eigenthümer 
damit  umzugehen.  Schon  rühme  Salzburg  sich  seines  Sieges: 
es  werde  also  nicht  geneigt  sein,  auf  die  Sache  einzugehen. 
Der  Erzherzog  könne  in  dieser  Sache  um  so  sicherer  vorgehen, 
ab  auch  der  Nuntius  Malaspina  auf  seiner  Seite  gestanden. 

Jedesfalls  werde  es  gut  sein,  sich  an  den  Papst  zu  wen- 
den, denn  Salzburg  werde  es  an  Klagen  in  Rom  nicht  fehlen 
lassen  und  hat  ja  durch  den  Cardinal  von  Hohenembs,  den 
Vetter  des  Erzbischofs,  viel  voraus.  Käme  es  dann  zu  Pro- 
cessen, so  könnte  das  dem  Ansehen  des  Erzherzogs  merklichen 
Schaden  zufügen. 


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326 

Das  hindere  aber  nicht,  dass  man  den  Erzbischof  von 
Allem,  was  beabsichtigt  wird,  verständige  und  ihm  erkläre,  es 
seien  keine  Eingriffe  in  seine  Rechte  beabsichtigt.  Das  Beste 
wäre,  wenn  beide  Fürsten  einen  Rath  von  sechs  Personen  ein- 
setzen und  gemeinsam  die  Instruction  abfassen  liessen.  Man 
würde  dem  Erzbischof  erklären,  dass  er  zu  den  Kosten  nichts 
beizutragen  habe,  da  diese  von  den  Klöstern  getragen  werden. 
Kobenzl  gibt  schliesslich  noch  einen  guten  Rath,  wie  man  bei 
dem  Erzbischof  das  ,Radl  desto  mehr  laufen  machen  könne'; 
man  möge  erklären,  dass  man  den  Rath  ,auf  s  Versuchen'  der 
F.  D*  und  des  Erzbischofs  einsetze.  Trete  er  dem  Vergleich 
nicht  bei,  so  habe  man  ja  noch  immer  freie  Hand.  Gehe  er 
darauf  ein,  so  handle  es  sich  blos  um  die  Bezeichnung  der 
Personen;  wolle  er  die  Sache  verzögern,  so  gebe  man  ihm  drei 
Monate  Frist;  wenn  diese  ohne  Erfolg  ablaufen,  dürfe  der 
Erzherzog  selbst  vorgehen  und  könne  dann  die  Sache  vor  Gott 
und  seinem  Gewissen  verantworten. 

Erzherzog  Karl  übergab  Kobenzl's  Gutachten  den  katho- 
lischen Regimentsräthen  zur  Einsichtnahme.  Sie  wussten  hieran 
nichts  zu  bessern.  Die  Punkte  wegen  der  Verhandlung  in 
Rom  und  Salzburg  deckten  sich  mit  ihren  eigenen  Berichten. 
Sie  meinten  nur,  dass  man  wie  Salzburg  auch  den  Patriarchen 
von  Aquileja  werde  verständigen  müssen,  da  er  eine  starke 
Jurisdiction  in  den  Ländern  der  F.  D*  hat.1  Die  Unterhand- 
lungen mit  Salzburg  und  Aquileja  nahmen  allerdings  auch  noch 
in  der  nächsten  Zeit  nicht  ihren  Anfang.  Am  17.  März  1588 
traten  die  geheimen  Räthe  auf  einen  mündlichen  Befehl  des 
Erzherzogs  hin  zu  einer  neuen  Berathung  zusammen.  Das  Resul- 
tat dieser  Berathung  liegt  in  einem  ,Discurs'  vom  18.  März  vor. 
Man  behandelte  die  Fragen:  1.  Darf  der  Erzherzog  aus 
eigener  fürstlicher  Machtvollkommenheit,  um  den  schliesslichen 
Untergang  des  Klosterwesens  zu  verhüten,  einen  Klosterrath 
ins  Leben  rufen  oder  nicht?  2.  Wenn  der  Klosterrath  ins 
Leben  gerufen  wird,  darf  er  sich  bloss  mit  Dingen,  welche  die 
Temporalität  angehen,  befassen  oder  auch  allgemeine  Fragen 
der  Religion,  also  auch  das,  was  mit  den  Prädicanten,  der  Pa- 
cification  u.  s.  w.  zusammenhängt,  berathen  ?     3.  Wo  wird  der 


1  S.  Beilage  Nr.  18.     Schreiben  von  1687,  Juli  20. 


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327 

Klosterrath  seine  Sitzungen  abhalten?  4.  Aus  welchen  Mitteln 
wird  er  zu  besolden  sein? 

Die  erste  Frage  wurde  dahin  beantwortet,  dass  der  Erz- 
herzog als  oberster  Vogt-  und  Schutzherr  der  geistlichen  Güter 
und  zumal  bei  deren  augenfälliger  Verschleuderung  und  dem 
ärgerlichen  Leben  des  Clerus  dies  Vorhaben  wohl  jederzeit  ins 
Werk  setzen  könne;  es  werde  sich  aber  doch  empfehlen,  wie 
dies  auch  Kaiser  Maximilian  gethan,  bei  der  Aufrichtung  der 
Elosterrathsordnung  eine  besondere  Clausel  anzubringen,  dass 
hiemit  den  Ordinariaten  von  Salzburg  und  Aquileja  kein  Ein- 
trag an  seinen  Rechten  geschehen  solle.  Zugleich  könnten  auch 
die  Dinge  und  die  Notwendigkeit  der  Reform  in  Rom  vorge- 
tragen werden. 

Was  den  zweiten  Punkt  betrifft,  so  ist  der  Widerspruch 
der  Landschaft  zu  bedenken.  Es  wird  daher  die  ,Expedition 
in  religione*  wie  bisher  nur  von  Hof  aus  geschehen  können, 
und  zwar  auf  Grund  eines  Gutachtens  etwa  des  Bischofs  von 
Seckau,  des  Statthalters  und  Kanzlers,  so  dass  die  geheimen 
Käthe  in  Zukunft  mit  der  Behandlung  jener  Dinge  verschont 
werden,  die  allein  die  Religion  betreffen. 

Die  Sitzungen  werden  am  besten  im  Hofspital  stattfinden 
können;  von  den  Regimentsräthen  möge  keiner  zugezogen 
werden,  denn  ein  Jeder  habe  mit  seinem  eigenen  Amt  genug 
zu  thun.  Es  werden  dann  die  Personen  aufgezählt,  die  zu 
brauchen  wären:  der  Bischof  von  Seckau  —  es  ist  der  be- 
kannte Martin  Brenner  —  wie  er  hier  genannt  wird,  ein  be- 
rühmter und  nunmehr  auch  in  praxi  erfahrener  und  gelehrter 
Theologus,  dann  der  Abt  von  Reun,  der  Grazer  Erzpriester, 
Dr.  Fischer  und  Dr.  Gäller,  Catta  aus  Görz,  Dr.  Wagenring 
und  Camillo  Suardo. 

Die  Unterhaltung  des  Klosterraths  betreffend  wird  die 
Ansicht  ausgesprochen,  dass  man  alle  Bedürfhisse  befriedigen 
könne,  wenn  auch  nur  ein  Batzen  auf  ein  Pfund  Herrengült 
von  den  Geistlichen  erlegt  würde.  Die  Einsetzung  des  Kloster 
rathes  biete  auch  deswegen  geringe  Schwierigkeiten,  weil  die 
Instruction  —  eben  die  Maximilians  H.,  auf  die  man  sich  dem- 
nach doch  wieder  trotz  der  Einwendungen  KobenzUs  stützt  — 
schon  vorhege.1 


1  8.  unten  Beilage  Nr.  20. 


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328 


Wie  dem  Erzherzog  gerathen  wurde,  liess  er  nunmehr 
ein  Schreiben  an  den  Papst  aufsetzen,  in  welchem  er  die  Bitte 
stellte,  zur  Beseitigung  des  in  den  Klöstern  Innerösterreichs 
vorhandenen  Missbräuche  einen  geistlichen  Rath  nach  Art  jenes, 
wie  er  in  Oesterreich  besteht,  einsetzen  zu  dürfen. 

Dass  nun  Erzherzog  Karl  in  seinem  Schreiben  an  den 
Papst  zum  Theile  wortgetreu  jene  scharfen  Wendungen  über 
den  finanziellen  und  moralischen  Niedergang  des  innerösterrei- 
chischen Clerus  gebraucht,  die  man  in  der  Generalreformations- 
ordnung Maximilians  findet,  aus  der  sie  denn  auch,  wie  man 
den  Worten  der  Concipienten  entnimmt,1  herübergenommen  sind,8 
ist  in  der  That  sehr  bezeichnend.  Man  sieht  daraus,  dass  die 
in  der  Einleitung  zur  Maximilian'schen  Ordnung  so  hart  ge- 
rügten Uebelstände  im  Clerus  noch  immer  nicht  besseren  Ver- 
hältnissen gewichen  sind.  Wie  in  jener  wird  über  das  Ab- 
nehmen kirchlichen  Lebens,  kirchlicher  Ordnung  und  selbst 
auch  des  Gottesdienstes    geklagt   und    hiefUr    ebenso   wie  dort 


1  S.  unten  Beilage  Nr.  21.  Zu  einer  Stelle  findet  sich  am  Bande  auf 
einem  angeklebten  Zettel  die  Notiz:  Bisher  hab'  ich  aus  der  österrei- 
chischen Klosterordnuug  .  .  .  genumben  und  mutuirt,  etiam  cum  tem- 
peramento. 

9  Wie  diese  ,Mutuirung*  vorgenommen  worden,  mag  folgende  Gegenüber- 
stellung ersichtlich  machen: 


Klosterreformation  Maximilians  II. 
von  1567: 
Sondern  gibt  der  augenschein 
mehr  als  zu  vil  zu  erkennen,  dass 
bei  disen  unsern  zeitten  aller  clo- 
sterstand  an  personen,  gottesdienst, 
lehr  lind  leben  in  beschwärlichen 
abfall  kommen  ist  und  ganz  und 
gar  aus  seiner  loblichen  einsetzung, 
Stiftung  und  art  geschlagen,  dass 
man  in  vil  klöstern  wenig  oder 
gar  keine  religiösen  auch  schlech- 
ten gottesdienst,  weder  lehr  noch 
zucht,  aber  sonsten  mehr  erger- 
liehen  lebens,  pracht,  Unzucht  und 
Verschwendung  als  etwo  mitten  in 
der  weit  findet  .  .  .  nit  ohne  sched- 
liches  gedulden  und  nachsehen  der 
geistlichen  Ordinarien  und  visita- 
tores  .  .  . 


Schreiben  Karls  II.  vom  25.  März 
1588: 
Attestantur  vestigia  modernts 
istis  calamitatis  turbarumque  om- 
nium  plenissimis  temporibus  non 
solum  ecclesias  earumque  ministros 
.  .  .  non  solum  in  vita  et  moribns 
sed  etiam  sacrornm  officiorum  .  .  • 
ruinam  minitare,  ita  ut  a  landsbi- 
lium  fundatione  antiquomm  pauU- 
tira  degenerare  ac  omnia  prorsus  ex- 
tingui  videantur;  quoniam  si  reli- 
gionem  inspicio  doctrinae  vel  mo- 
destiae  fere  nulla  apparent  exempla 
sed  econtra  eam  vitiorum  collaviem, 
prodigalitatem  et  dissolutionem  cleri 
vivendi  normam  . .  .  accedente  ni- 
mia  indulgentia  ordinariorum  loci 
.  .  .  Das  sieht  doch  einer  förmlichen 
Uebersetzung  gleich. 


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329 

das  Verschulden  der  Ordinarien  in  Anschlag  gebracht.  Dar- 
aus wird  man  entnehmen  können,  dass  die  Unterhandlungen 
mit  Salzburg  kaum  einen  guten  Fortgang  genommen  haben 
durften,  falls  solche,  woran  ja  nicht  zu  zweifeln  ist,  gepflogen 
wurden. 

Nun  wird  der  Papst  ersucht,  einzugreifen.  Er  möge  ge- 
nehmigen, dass  jener  Rath  eingesetzt  werde,  dem  die  Macht 
gegeben  werde,  Geistliche  ein-  und  abzusetzen  und  zu  visi- 
tiren,  ohne  hiebei  das  Ansehen  der  Ordinariate  zu  verletzen. 
Dieser  Vorgang  sei  hierorts  schon  geübt  worden,  er  möge  nun 
noch  von  Rom  aus  bestätigt  werden.  Auch  an  den  Nuntius 
wird  die  Bitte  gestellt,  die  Errichtung  des  Klosterrathes  zu 
befürworten. 

Aber  es  scheint,  als  ob  die  weiteren  Verhandlungen  ein- 
gestellt wurden.  Wenigstens  trägt  das  Concept  des  Schreibens 
an  den  Nuntius  den  Vermerk:  Concept  puncto  Klosterrath. 
Ist  derzeit  eingestellt. 

Welches  die  Gründe  waren,  um  derentwillen  die  Ver- 
handlungen nicht  weiter  gefilhrt  wurden:  etwa  die  Einsprache 
Salzburgs  oder  die  zu  starke  Betonung  des  weltlichen  Armes, 
mag  dahingestellt  bleiben.  Sicher  ist,  dass  es  zur  Einrichtung 
des  Klosterrathes  nicht  gekommen  ist.  Wie  sich  die  katho- 
lischen Regimentsräthe  noch  in  diesem  Jahre  über  Fragen  zu 
äussern  haben,  die  nun  eigentlich  dem  Klosterrath  zugedacht 
waren,  so  findet  sich  dies  auch  in  den  Jahren  15891  und  1590. 
In  letzterem  starb  Karl  II.,  und  die  Regentschaft,  die  nun  für 
den  minderjährigen  Ferdinand  IL  eingesetzt  wurde,  hatte  viel 
schwierigere  und  dringendere  Aufgaben  zu  lösen,  als  es  die 
Einsetzung  des  Klosterrathes  war.  Die  Jahre  1591  und  1592 
sind  angefüllt  mit  schweren  Kämpfen,  in  denen  die  protestan- 
tischen Stände  noch  einmal  den  Versuch  machen,  die  grossen 
Resultate  der  Gegenreformation,  die  Karl  II.  seit  1581  erreicht 
hatte,  umzustürzen  und  den  protestantischen  Geist  und  die 
Widerstandskraft  der  Anhänger  der  neuen  Richtung  neu  zu 
beleben. 


1  S.  unten  Beilage  Nr.  19. 


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330 

Die    Quellen   zur   Geschichte    des    Versuches    Karls 

den  österreichischen  Klosterrath,  von  dessen  guten  Wirku 

er  mehr  überzeugt  war,1    als   dies  spätere  Forscher  zug< 

auf  den  niederösterreichischen  Boden  zu  verpflanzen,  sind 

steiermärkischen  landständischen  Archive  entnommen,  doc 

hören  sie  erst  verhältnissmässig  kurze  Zeit  zum  Bestände  c 

Archivs.     Eine    Anmerkung    auf    dem    Titelblatt    sagt: 

St.  Lambrecht  abgetreten  1885.    In  St.  Lambrecht  bildete 

einen  eigenen  Fascikel.     Vielleicht  führt  die  Beschreibung 

Titels  auf  die  Herkunft  des  Fascikels.  Oben  in  der  rechten 

steht    die   Nummer   93  eingetragen.     Darunter   findet  sie 

Titel  des  Fascikels:    Aufrichtung  eines  geistlichen  oder  El 

rathes  betreffend.     Darunter:  Item  Religionssachen:  desto 

-  j  man  eben  den  Closterrath  aufzurichten   intentionirt  war. 

■jü  37,   R.  Nr.   1380.     Leider    sind    von    dem   Bestände    ein 

-•  yHL  Nummern  verloren  gegangen.     Hier  finden  sich  noch  La< 

4  -.C  R«  N.  1.   Das   Schreiben  Unverzagtes   vom   24.  December 

I  iü  (8.  unten  Nr.  15).     Nr.  2.  Generalreformation  und  Ordnun 

I  1^3  die  Klöster  in  Oesterreich  unter  und  ob  der  Enns  vom  22 

*  ..J  I  cember  1567  (s.  unten  Nr.  15).    Nr.  3.  Anbringen  der  Bis 

und  Prälaten   des  Herzogthums  Steier  vom  27.  Februar 
Nr.  4.   Antwort  des  Erzherzogs  Ernst  auf  die  voranstel 
Eingabe.    Von  demselben  Datum.    Nr.  5.  Eingabe  des  Bis 
und   der  Prälaten  vom   1.  März  1592.    Nr.  6.   Gutachter 
katholischen   Regimentsräthe   vom   21.  Februar  1589  (s. 
Nr.  23).     Nr.  7.    a)   Schreiben   Erzherzog  Karls  an  den 
vom   25.  März  1588  und  b)    an    den  Nuntius   von   dems 
Datum  (s.  unten  Nr.  21  und  22).     Nr.  8.  Gutachten  der  n 
österreichischen    Regimentsräthe    über    die    Aufrichtung 
geistlichen  Rathes   vom   25.  November  1586  (s.  unten  Ni 
Nr.  9.  Der  Herren  geheimen  Räthe  Discurs  wegen  Aufrici 
eines    Klosterrathes    vom    18.  März    1588    (s.   unten    Nr, 
Nr.  10.  Das  landesfürstliche  Decret  vom  11.  März  1578, 
den  Geistlichen   in  Steiermark   vollständiger  Schutz  verh 

1  Nullnm  in  me  esse  appetitum  innovandi  aliquid  sed  saltem  in 
mitatem  antecessorum  et  arehidneatoa  Austriaca,  ubi  talis  proc 
modus  iam  nunc  fruetuosissime  propagatus  est .  .  .  Schreiben  K 
an  den  Papst  vom  26.  März  1588.  8.  dagegen  Wiedemann,  Ge* 
der  Reformation  nnd  Gegenreformation  in  Oesterreich  I,  S.  2C 
*~  oben  8.  319. 


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331 

wird.  Nr.  11.  Schreiben  Erzherzog  Karls  an  Unverzagt  wegen 
Einsendung  der  Instruction  für  den  niederösterreichischen  Klo- 
sterrath  vom  14.  December  1586  (s.  unten  Nr.  14).  Nr.  12. 
Schreiben  Erzherzog  Karls  an  Kobenzl  in  derselben  Sache 
vom  28.  Juni  1587  (s.  unten  Nr.  16).  Nr.  13.  Decret  Erzher- 
zog Karls  vom  25.  November  1586  wegen  Aufstellung  eines 
Klosterrathes  (s.  unten  Nr.  12).  Nr.  14.  Gutachten  der  katho- 
lischen Regimentsräthe  vom  2.  December  1586  (s.  unten  Nr.  13). 
Nr.  15.  Gutbedünken  der  kaiserlichen  Commissäre  und  Räthe 
vom  12.  September  1567.  Nr.  16.  Gutachten  Kobenzl's  über 
die  Errichtung  eines  Klosterrathes  vom  7.  Juli  1587  (s.  unten 
Nr.  17).  Nr.  17.  Gutachten  der  katholischen  Regimentsräthe 
wegen  Aufrichtung  eines  Klosterrathes  vom  20.  Juli  1587  (s. 
unten  Nr.  18).  Nr.  18.  Fragmente  eines  Gutachtens  an  Ma- 
ximilian II.  über  die  Reformation  des  Regularclerus.  Nr.  21. 
Zwei  Bittschriften  der  katholischen  Geistlichkeit  in  Steiermark 
um  Schutz  und  eine  Antwort  darauf,  undatirt.  Es  fehlen  somit 
aus  dem  ursprünglichen  Bestände  des  Fascikels  die  Nummern 
19  und  20.  Von  allen  diesen  Nummern  berührt  eine  grössere 
Anzahl  die  Frage  wegen  der  Errichtung  eines  Klosterrathes 
nicht  und  wurde  daher  unten  übergangen.  Dagegen  wurden 
unten  noch  einige  Stücke  aufgenommen,  aus  denen  die  stete 
Fürsorge  Erzherzog  Karls  für  die  Erhaltung  des  geistlichen 
Besitzes  bei  den  innerösterreichischen  Klöstern  und  anderen 
Stiftungen  und  sein  nicht  geringer  Eifer  für  die  Hebung  des 
Cleruß  in  sittlicher  Beziehung  ersichtlich  ist. 1  In  beiden 
Punkten  habe  ich  mich  darauf  beschränken  zu  sollen  gemeint, 
nur  ein  oder  zwei  Beispiele  vorzuführen,  weil  sie  weniger  zum 
eigentlichen  Thema  gehören  als  die  übrigen  Nummern.  Wenn 
ich  noch  Nummer  9  beigelegt  habe,  so  ist  es  deswegen  ge- 
schehen, weil  aus  ihr  ersichtlich  i9t,  wie  wenig  Erfolg  die  bis- 
herigen Versuche  einer  mehr  oder  minder  durchgreifenden 
Reform  des  katholischen  Clerus  gehabt  haben. 


1  Ich  will  hier  wenigstens  in  einer  Note  darauf  hinweisen,  dass  mir  die 
ActenstUcke  über  die  beabsichtigte  Errichtung  des  innerösterreichischen 
Klosterrathes,  nach  denen  ich  schon  in  Wiener  Archiven  lange  gesucht 
hatte,  von  Herrn  Regierungsrath  v.  Zahn  in  bereitwilligster  Weise  zur 
beliebigen  Ausnützung  überlassen  wurden,  wofür  ich  ihm  an  dieser 
Stelle  danke. 


IrchiT.  LXXXIV.Bd.  U.H&lfte.  23 


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BEILAGEN. 


Nr.  1. 


Die  in  Land-  und  Hofrechten  versammelten   Herren  und  Land- 
leute von  Steier  an  den  Kaiser  Ferdinand  L:  benennen  einige 
Herren  und  Landleute  zur  Besetzung  des  Hof-  und  Kriegtrathei. 
Graz  1564,  Jänner  Sl. 

(L.-A.,  l.-f.  Verwaltung,  l.-f.  Behörden  557.) 

Allerdurchlouchtigster  ...  E.E.L.  verordent  ausschuss  haben 
uns  in  diser  unser  versamblung  zween  bevelch  von  E.  B.  M*  ausgeundt, 
deren  datum  steen  den  4  tag  Novembris  negstverschinen  63t*a  iars,  in 
welchem  E.  R.  K.  Mfc  dem  herrn  landeshaubtman,  unserm  gunstigen  und 
gebietunden  herrn,  desgleichen  auch  dem  herrn  vitzdomb  und  inen  den 
verordneten  ausschüssen  gn.  auflegen,  dass  syE.  R.  E.  M*  zumfur- 
derlichisten  ettlich  personen  aus  unserm  mittl,  die  E.  E.  E.  M*  zu  be- 
Setzung  derselben  loblichen  hof-  und  kriegsraths  gebrauchen  möchten, 
nambhafft  machen  und  benennen  wollten,  welches  sy  auf  dise  unsere 
Zusammenkunft  angestellt  hatten.  Darauf  haben  wir  zu  geh.  Vollziehung 
E.  R.  E.  M*  gn.  begerens  die  hernach  volgenden  personen  aus  unserm 
mittel  zu  baiden  ambtern  und  wierden  für  nutzlich  angesehen,  erst- 
liehen  inE.  R.  E.M*  hoffrath  herrn  Jergen  freyherrn  von  Herberstain1 
und  herrn  Joachim  von  Trautmannsdorff,  mit  denen  wir  allhie  so 
vill  handien  lassen,  im  fall  wo  E.  R.  E.  M*  sy  gn.  furnemen,  dass  sy  sich 
I.  R.  E.  M*  zu  dero  gn.  gefallen  gebrauchen  lassen  wurden.  Desgleichen 
haben  wir  auch  für  teuglich  geacht  herrn  Wolfen  von  Stubenberg 
und  herrn  Andree  von  Gloyach,  die  sein  aber  derzeit  nit  allhie,  haben 
inen  aber  solches  zuegeschriben  und  versehen  uns  sy  wurden  auch  auf 


1  Ausgestrichen  (also  offenbar  in  Betracht  gezogen)  sind  die  Namen  Hsns 
Friedrich  Hofmann,  Andre  von  Mettnitz,  Georg  Seifried  von  Trüebenek 
und  Christoph  von  Teuffenbach. 


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333 

E.ß.K.  Mt  gn.  ansuechen  gehoi*sam  laisten,  volgends  dann  in  E.  R.K.  M* 
kriegsrath  herrn  Pankrazen  von  Windiscbgratz  freyberrn,  so  derzeit  Dit 
allnie,  herrn  Adam  Pögl,  herrn  Erasm  Stadler,  herrn  Rueprecht  Welltzer, 
der  auch  nit  alhie ;  darunter  herr  Adam  Pögl  und  herr  Erasm  Stadler 
sich  so  vill  verneinen  lassen,  wiewoll  sy  sich  zu  solchen  wierden  untaug- 
lich und  unerfaren  erkennen,  dass  sy  doch  E.  E.  K.  M*  und  E.  E.  L.  zu 
gehorsam  sich  wollen  gebrauchen  (lassen),  welches  wir  uns  zu  den  an- 
dern zweien  abwesenden,  denen  wirs  auch  erindert,  gleichfalls  versehen. 
Aas  disen  wird  E.  E.  E.  M*  zu  besetzung  des  hof-  und  kriegsraths  ett- 
lich  personen,  demselben  gn.  gefallen  nach  fürzunemen  wissen  .  .  .  Graz 
den  21  tag  Januarij  anno  64. 

E.  R.  K.  M' 

dlemüetigist  geh. 

N.  die  landleuth  des  fürstenthumbs  Steier 

bei  gegenwertigen  hoff-  und  landsrechten 

versammelt. 

Postscrtptum:  Allergn.  Khayser  haben  wir  auch  herrn  Wolfen  von 
Stuben berg,  so  nach  Schliessung  des  Schreibens  hieher  komen,  von  we- 
gen annembung  des  hofrathsambts  unser  antwort  erzaigt  und  versehen 
uns,  wo  E.  E.  E.  M'  mit  ime  gn.  handlung  pflegen  lassen,  er  werde  es 
E.  K.  M'  zu  dero  gn.  gefallen  nicht  waigern.    Actum  ut  in  litteris. 

Nr.  2. 

Erzherzog  Karl  an  die  Verordneten  von  Steiermark:    sie  mögen 
etliche  zu  den  Hof-  und  Regierungsrathsstellen  taugliche  Per- 
tonen vorschlagen.    Wien  1564,  Deoember  19. 

(L.-A.,  l.-f.  Verwaltung,  Fase.  Ö57.) 

Carl  ...  Edl  .  .  .  Wir  haben  Euer  underth.  schreiben,  darinnen 
Ir  bittet,  dass  wir  in  ersetzung  unsers  hoffratbs  regierung  und  derglei- 
chen ambter  E.  E.  L.  in  gn.  bedacht  haben  wolten,  empfangen  und  ver- 
rers  inhalts  gn.  verstanden  und  weil  wir  uns  nun  zu  erinnern,  dass  weil. 
I.E. E.  M*  unser  gn.  geliebter  herr  und  vatter  hochlöbl.  ged.,  wann  sie  an 
Personen  zu  ersetzung  derselben  hoffraths,  regierung  und  dergl.  ambter 
mangel  gehabt  oder  sich  sonsten  nit  entschliessen  könten,  die  landschaf- 
ten  ye  zu  Zeiten  ersuecht,  iero  darzu  taugliche  personen  fürzuschlagen, 
so  wellen  wir  dises  Euers  underth.  begerns  so  wol  als  der  andern  unserer 

23* 


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H  334 

i]  lando  mit  genaden  ingedenk  sein,  wie  wir  dann  yetzund  den  ersamei 

I  lerten  und  unsere  getrewen  lieben  Andreen  von  Gloiach  und  Georgen 

chen  der  rechten  leerer  zu  unsern  angeenden  regenten  in  bedenkung 

'  erfarenheit  und  Wissenschaft  der  landtsbreuch  gn.  fürgenommen  und 

1  ches  noch  hinfüro  nach  gelegenheit  zu  thuen  gn.  gewegen  und  be<j 

seind.   Welches  wir  Euch,  denen  wir  sambt  E.  E.  L.  mit  gnaden  wol 

naigt,  auf  obberüert  Euer  schreiben  zu  gn.  antwort  nit  verhalten  we 

Geben  in  der  statt  Wien  den  19  tag  Decembris  anno  im  64. 

Carolus. 
Bernhard  Püechler  von  Weitenegg. 

Ad  mandatum  domini  archiduc 
proprium 
*.  I  C*  H.  Kobenzl  r. 

l  £  Nr.  3. 

t  K*  Die  Pfarrgemeinde  von  St.  Lorenzen  am  Hengstberg  besch 

I  ^i  sich  bei  dem  Propste  Jakob  von  Seckau  über  ihren  Pfarrer 

.  «J*  thäus  Guetman  wegen  seines  unchristlichen  Lebenswandels.  II 

(Orig.  Pap.  Steierm.  L.-A.,  Spec.  Arch.    Aus  Th.  Unger's  Nachlass.) 

Dem  erwirdigen  vnd  genadigen  vatter  in  gott  herrn  h.  Jac 
probst  zu  Seccau  vnd  ertzpriester  im  Pibertall2  vnserm  genadigen 
gepietunden  herrn. 

Erwierdiger  in  got  genadiger  herr.  Nachdem  verwichener  jar 
euer  gnaden  vngeför  zu  Wildan  durchgeraißt,  vnsere  zechleut  der 
chen  zusantLorentzen  amHengsperg  vber  vnd  widor  den  erwirdigei 
geistlichen  herrn  Matheus  Guetman  vnsern  pfarber  von  wegen  ß 
vncristlichen  lebens  vnd  wandls  auch  seiner  vnordnung  der  cristenli 
ceremonien,  des  villeicht  euer  gnaden  jn  vergeß  mochten  gestelt  h 
sollich  vnser  obligen  vnd  beschwär  angetzaigt,  darüber  Euer  gnaden 
dasselbig  schriftlich  zu  uerfassen  vnd  euer  gnaden  zu  vbersenden  b 
hen,  welchs  aber  wier  also  bisher  ansten  lassenn  vnd  pösserung  bej 
verhoflft,  des  aber  mit  nichten  auch  mit  dem  wenigisten  bey  jme  ni 
spiert,  sunder  nuer  je  lenger  je  erger  vncristlicher  vnd  gar  tiran: 


1  Das  Datum  ergibt  sich  aus  Nr.  5. 

*  Piberthal    ist    das    Kainachthal.     Der  Name  geht  bis  1103  zurück 
gehörte  unter  das  Archidiakonat  von  Seckau. 


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335 

durch  jme  gehandlt  vnd  gehalten  wiert,  derwegen  wier  auss  cristlicher 
naigung  vnd  in  erwegung  auch  bedenkhung  vnsers  armen  volckglein  vnd 
khinder,  die  wier  neben  vnd  mit  jnen  zerstreuter  vmbgen  vnd  der  gots- 
dienst entraten  muessen,  gleichwie  die  irrige  schaff  jn  der  wuesten  an 
ain  hiertten  anß  gedrungner  not  verursacht  werden,  dises  vnser  obligen 
vnd  beschwär  euer  gnaden  zum  thails,  dan  es  vnmüglich  alles  zu  ertzel- 
len,  anzupringen,  mit  vnderthannigem  diemutigen  pitten,  dasselbig  an 
verdroß  genadigist  zu  uernemben. 

Erstlichen  vnd  furnemblichst  wart  er  herr  pharher  seinen  standt 
vnd  pharr  gar  mit  dem  wenigisten  nit,  helt  zu  uil  suntagenn  vnd  andern 
festen  khain  meß,  verordent  auchkhain  priester,  lest  wol  leitten,  aber 
khain  priester  khumbt  zu  der  kbirchen,  der  den  gotsdienst  verrichten  thut. 

Auch  halt  er  die  khirchen  nit  als  ain  gotshauß  sunder  erger  als  ain 
ödtgemach  oder  zimber,  darinnen  niemandt  wonung  hat,  dan  er  pech  da- 
rinnen 1  e u  t  e  r  n  lassen  vnd  doch  jm  pharhoff  raumb  vnd  weit  genueg  hat,  das 
solches  bey  menschen  gedachtnus  von  khainen  pharher  alhie  erhört  worden. 

Zu  dem  wan  ain  khindt  zu  der  tauff  getragen  wiert,  wan  es  jm  nit 
gefeilig  ist,  sitzt  er  auff  das  roß,  reit  auss,  last  die  khinder  vntauff- 
ter  hinwegkh  tragen  ;  pringt  mans  gen  Wildan  zu  der  tauff,  so  will  eis 
nit  gestatten,  das  anderßwo  tauft  sollen  werden;  jndem  tregt  man  die 
khinder  hin  vnd  her,  das  nit  wunder  war,  das  sy  also  ane  tauff  stürben 
vnd  vmb  das  leben  p rächt  wurden,  wie  dan  mit  ainem  khindt  schon  be- 
sehenen ist. 

Auch  hat  er  zwen  herbst  nach  ainander  vngefar  jeden  herbst  jn  die 
fonffzehen  wochen  die  khirchen  an  meß  vnd  an  allen  gotsdienst  wuest 
vnd  ödt  ligen  lassen  vnd  also  das  volckh  veriert,  das  gleich  schier  nie- 
mandt gen  khirchen  get,  dan  man  nit  waiß,  obschon  geleut  wiert,  ob 
schon  ain  priester  bey  der  khirchen  den  gotsdienst  zu  uerrichten  verhan- 
handen  ist  oder  nit. 

Zu  solchen  hat  er  verschiner  jar  an  sant  Steffanstag  den  khelch 
ab  dem  altar  zu  der  Wandlung  ee,  als  die  hostia  auffgehebt,  auch 
ains  mals  das  meßgewandt  des  hinder  herfur  angelegt. 

Vnd  nach  seines  hern  vattern  heim  Vrban  Guetman  sälligen 
absterben  hat  er  sich  auff  ain  roß  gesetzt  vnd  auff  dem  freithoff  vmb- 
geritten,  auch  vber  seines  vatern  grab  geruefft,  mit  reuerendo  zu  melden : 
»Steh  auff  du  alter  schelbm,  iß  gleich  so  woll  als  jeh,  du  hast  mier  doch 
nie  nichts  vergunt.' 

So  halt  er  auch  vill  böse  h und t,  welche  die  leut  anfallen  vnd  sche- 
digen,  das  schier  niemandt  vor  jnen  zu  der  khirchen  geen  dar  ff  vnd  wenn 
sich  einer  jer  wert,  will  er  dieselben  nuer  schlagen  vnd  erschlossen,  auch 


^ 


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336 

wie  gewonhait,  das  jmer  ainor  ain  klinitl  vnd  etlich  hackhl  mit  jnei 
khirchen  tragen  vnd  auf  dem  freithoff  ausser  der  thir  anlainen 
er  pharher  zu  zwaymaln,  weill  das  volckh  zu  khirchen  geweßen, 
selben  khnitl  vnd  hackhl  auff  die  gassen  tragen  vnd  in  ain  lac 
geworfen. 

Zu  dem  macht  er  auß  dem  freithoff  ain  dratten,  *  last 
roß  vnd  seh  wein  darauff  halten,  damit  die  thiren,  wie  oft  mans  ms 
last,  wider  zerprochen  werden. 

Er  holt  anch  khain  meßner  nit,  den  khainer  seines  vncristli 
tiranisirens  halben  bey  im  bleibt,  vnd  nach  dem  man  ainem  meßner 
liehen  vaschunghannen  gibt,  oder  drey  phenning  darfur,  hat  er  zu  a 
hailigen  ostertag  derselben  hannen  drey,  so  im  seiner  vermain  nit 
genueg  oder  gef ellig  gewesen,  durch  die  por  khirchen  herab  ob 
tauffstain  auffhenkhen  lassen  vnd  denselben  ostertag  das  \ 
wortt  dem  armen  volckh  zu  uerkhunden  ansten  lassen  vnd  die  predig 
hanen  für  die  handt  genomben.  Solcher  vnd  dergleichen  auch  vil  1 
wichtiger  tirannischer  vncristlicher  handlungen  phlegt  er,  das  dies( 
zu  ertzellen  vnmenschlichen ;  langt  derwegen  an  euer  Gnaden  vnser  i 
diemuetige  hochvleissig  piten,  die  wollen  vns  arme  veriorte  cristei 
ainem  cristlichen  gotsfurchtigen  pharher,  das  durch  denselben  die  i 
schaff!  vnd  das  vnuerstandig  jung  volckh  wider  nach  aller  cristlicher 
nung  gewaident  vnd  zu  der  eer  vnd  forcht  gottes  gewisen  vnd  ge 
werde,  versehen,  dan  wier  disen  jetzigen  pharher  hern  Matheus  Guel 
khains  wegs  zu  pharher  haben  wollen,  dan  weniger  pösserung  bey 
als  ainem  haiden  oder  turekhen  zu  uerhoffen  ist,  trostlicher  zuoert 
euer  gnaden  werden  vns  in  gnaden  bedenckhen  vnd  auf  das  furderli< 
nach  euer  gnaden  gelegenheit  Verordnung  thuen,  damit  die  phar  mi 
nen  andern  tauglichen  pharherrn  besetzt  werde,  dan  wier  dißen  pharl 
mit  nichten  haben  wollen.  Wouer  wier  aber  mit  dißem  pharher  w 
belestigt  vnd  mit  khainem  anderm  von  euer  gnaden  verordent  vnd 
sehen  möchten  werden  vnd  er  sich  mit  gwalt  weiter  eindringen  vnd 
euer  gnaden  als  sein  obrigkhait  nit  geben  wolt,  muesten  wier  ander 
für  die  handt  nemben,  des  wier  vill  liebor  vberhaben  sein  wolten,  ds 
sich  riembt,  er  erkhenn  euer  gnaden  nit  für  sein  herrn,  der  herr  laj 
hauptman  sey  sein  herr.  Indem  wier  vns  dan  als  arme  Cristen  h 
vnd  alweg  vmb  gwerunde  versehung  vnd  Verordnung  euer  gnaden  g 
vnderthanigist  vnd  gehorsambist  thuen  beuelhen. 


1  Der  ,trat'  ist  jenes  Stück  Feld,  das  für  den  Viehauftrieb  benützt  w'u 
Brachfeld. 


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337 

Genadiger  herr,  auch  haben  wier  euer  gnaden  zuuor  jn  jüngster 
vnser  suplication  euer  gnaden  aufpracht,  wie  das  vermelter  herr  pharher, 
als  man  ain  todte  leich  zu  der  bestättigung  pracht,  die  personen,  so  die- 
selben leuch  belait,  als  sy  jer  gepet  zu  thuen  bey  tag  jn  die  khirchen 
gangen,  dieselben  also  jn  jerem  gepet  in  der  khirchen  verspert,  ha- 
ben sy  auß wollen,  anß  der  khirchen  prechen  muessen. 

Auch  ist  er  pharher  vns  samentlichen  trolich  auf  leib  vnd  leben, 
rerhoffen  euer  gnaden  werden  vns  desselben  versichern  vnd  solche  tro- 
nngen  abstellen,  wouer  aber  sollichs  durch  euer  gnaden  Verordnung  nit 
abgestelt  möchte  werden,  mneste  sich  jeder  seines  leib  vnd  leben  zu 
schermen  verstehen,  wie  er  khundt  oder  mocht. 

Zudem  haben  wier  gleichwoll  stilstand  gehalten,  aber  vnsere  ge- 
sandten euer  gnaden  auch  antzaigt  haben,  das  er  pharher  ainhasenjn 
die  khirchen  lauften  lassen  vnd  mit  sein  hunden  gehetzt,  das  man 
vber  etlich  tag  nach  demselben  geiaidt  die  har  vnd  gantz  schiehel  vom 
hasen  palg  jn  der  khirchen  gefunden  hat.  Thuen  uns  hiemit  E.  G.  ganz 
nnderth.  bevelchen. 

E.  G.  underth. 

N.  u.  N.  die  ganz  pfarmenig  zu  S.  Lorenzen 
am  Hanflrsthar&r. 


am  Hengstberg 


Nr.  4. 


Auszug  aus  der  Beschwerde  der  Pfarrgemeinde  St  Lorenzen. 

(8.  Hr.  3.) 

(Ebenda,  ans  Th.  Unger's  Nachlas«.) 

Vermerkhung  vnd  austzug  der  articl,  so  khlagweiß  durch  die 
gantze  pharmenig  zue  sandt  Larentzen  am  Hengsperg  wider  ierigen 
pharer  daselbst  sich  beschwärt. 

1.  Erstlich  wie  der  pharrer  ain  vncristlichs  vnd  th  iranisch  vnd  gar 
vnausstelichs  leben  fueren  soll. 

2.  Das  er  am  suntagen  vnd  andern  festen  khain  mess  lessen  thuet 
oder  last. 

3.  Das  er  die  khinder,  so  zue  der  tauff  gepracht  werden,  vngetauff- 
ter  3  oder  4  tag  vmbtragen  last. 

4.  Hatt  jm  herbst  jn  15  wochen  khain  mess  gehalten. 

5.  Das  er  auß  der  heyligen  meß  dem  spott  traybt,  dem  khelch 
Tor  der  hostien  eleuiert  vnd  das  hintere  am  meßgewandt  herfurkhertt. 


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338 

6.  Das  er  aufif  dem  freythoff  weiniger1  vmbrenen  thuett. 

7.  Das  er  paß  hnndt  hatt,  die  die  leudt,  wan  sie  gen  khirchen  gen, 
anfallen  thuen. 

8.  Das  er  khainen  geselpriester  heldt  auch  khainen  mesner. 

9.  Der  freythoff  ist  sein  sawtraten  etc. 

N.  vnd  N.  die  gantze  pharmenig 
tzue  sandt  Larentzen  am  Hengsperig. 

Orig.  Pap.  mit  der  Aufschrift  »Scriptura  d.  Jacobi  praepositi  Nr.  6  W.* 
im  steir.  Landesarchiy.  Acten  die  Pfarre  s.  Lorentzen  am  Hengstberg  be- 
treffend.   (Das  Actenstück  ist  von  des  Propstes  Jakob  Waschel  eigener  Hand.) 

Nr.  5. 

Propst  Jakob  von  Seckau   bestimmt  den  Zechleuten  von  StLo- 

renzen  einen  Termin  zur  Verhandlung  wider  ihren  Pfarrer. 

(8.  Hr.  3  und  4.)    1565. 

Jacob  von  gotes  genaden  brobst  vnd  ertzpriester  zu  Secca.  Ersam 
lieb  freundt.  Nachdem  euch  gnuegsamb  ohne  zweyfl  beweist  ist,  welcher 
massen  jer  euch  als  gantze  pharmenig  vor  vnß  (vber  euern  pharer  hern 
Matheußen  Guetman)  beschwärt  vnd  bekhlagt  habt  seines  und  seiner 
pharrerampts  halben  vngepurlichen  Verhaltens:  darauff  wier  euch  dem 
23  tag  ditz  monats  Januarij  sampt  dem  pharer  alber  gen  Secca  für  vns 
tzue  erscheinen  bestimpt  haben,  so  hatt  vnß  oben  gedachter  euer  herr 
pharrer  diemittig  schrifftlich  gepetten  (pilleicher  vrsach  halben)  ainen 
weyttern  tag  mit  gnaden  tzue  tzuelassen:  das  wier  jme  auch  nicht  ab- 
schlahen  haben  wollen  vnd  bestimen  euch  hierauff  für  den  ob  benenten 
tag  dem  mitich  nach  vnser  frawen  liechtmeß  tag ,  das  ist  der  7*  tag 
khunfftigs  manats  Februarij  alhier  für  vnß  tzuerscheinen :  dartzuejer 
auß  euerer  mitten  2  oder  drey  tzue  uerfuerung  vnd  handlung  gegen 
gedachten  euern  pharrer  vorordnen  wellett:  soldt  das  die  pillikhajtt  tzwi- 
schen  euer  gehandlett  werden.  Das  haben  wier  euch  der  glegenhajtt 
nach  antzeygen  wellen  vnd  euch  darnach  tzue  verrichten  wist:  damit 
gottes  gnad  mit  vnß  allen.   Datum  Seccau. 

Concept.  Pap.  mit  der  Aufschrift:  ,Den  ersamen  N.  den  tzechmaysteni 
der  khürchen  tzue  sandt  Larentzen  am  Hengsperg  (an  statt  gantzer  pharme- 
nig daselbst)  tzue  vberantwartten'  im  steir.  Landesarchiv.  Acten  die  Pfarre 
8.  Lorenzen  am  Hengstberg  betreffend.  (Von  des  Propstes  Jakob  eigener  Hand) 


1  Vom  Weine  berauscht. 


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339 

Nr.  6. 

Erzherzog  Karl  an  Seyfried  Egkenperg:  gebietet  ihm,  von  dem 
Verkauf  ,der  Egkenpergisehen  Stift*  abzustehen,  da  es  nicht 
gestattet  sei,  ,Gott  zugeeignete  Sachen1  zu  verkaufen.   Graz  1568, 

März  5. 

(Orig.  L.-A.,  Ref.  Eggenberger  Stift.) 

Carl  .  .  .  Getreuer  .  .  .  Nachdem  uns  fürkhumbt,  dass  E.  E.  L. 
dises  unsere  furstenthumbs  Steyr  mit  dir  in  handlung  steen  solle,  die 
vermainte  Eckhenpergerisch  stifft  albie  sambt  der  behausung  an  sich 
kaufweis  zu  bringen  und  wir  jemand  Sachen,  die  ainmal  gott  zugeaigent 
sein,  zu  verkaufen  nicht  gestatten  khonden,  so  ist  hiemit  unser  ernstlicher 
beyelch  an  dich,  dass  du  solchen  angezogenen  kauf,  er  sey  geschehen  oder 
nit,  alspaldt  absteest.  Daran  volziehst  du  unsern  entlichen  willen  und 
gefellige  mainung.  Geben  in  unser  statt  Grätz  den  fünften  tag  Martii 
anno  im  68*0. 

Gommissio  Serenissimi  domini  archiducis 
in  consilio. 

Christ.  Ursennpeckh  zu  Potschach  ritter. 

Christofif  Buser  v.  Ball  d. 
Paul  Freiherr  von  Tannhausen 
Statthalter  am bts Verwalter. 

B.  Walther  d. 
canzler. 

Siegel  aufgedr. 

Unserra  getreuen  lieben  Seifriden  von  Egkhenperg.1 

Nr.  7. 

Bericht  des  kirchlichen  Visitators  Albert  Gemshorn  an  den  Propst 
von  Seckau  über  den  Pfarrer  Th.  Saltzburger  in  Obdach,    ddo. 

1569,  Mai  1. 

Thomas  Saltzpurger  plebanus  in  Obdach. 


1  An  demselben  Tag  geht  ein  landesfttrstliches  Decret  an  die  von  Graz, 
sich  unverzüglich  zu  äussern,  ,nus  was  gerechtigkeit  sich  gedachte 
Egkenperger  gemelts  Stifts  unterfangen*.  Ebenda  in  duplo.  S.  hierüber 
R.  Peinlich,  die  Egkennperger  Stifft  zn  Graz  im  15.  und  16.  Jahr- 
hundert. Ein  Beitrag  zur  Culturgeschichte  und  Topographie  der  Stadt 
Graz.    S.  44. 


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340 

Sein  ausbleiben.  Entschuldigt  sich,  daß  ehr  khein  gseUpriester  hab. 
Nihil  est.1 

Sein  gesellprister  hab  sich  priesterlich  gehalten,  hat  khein  formata 
bej  ihm  gesehen.   Nihil  est. 

De  moribus. 

Hab  ehr  aynen  khranz  auf  die  khanzel  tragen,  mag  sein,  vnd  ain 
schlaffhauben  vber  alther,  daz  ist  ehr  bstanden. 

De  doctrina. 

Sacramenta  duo  habet,  confessns  est,  baptismum  et  altaris,  non 
plura.  Missam  celebrat  moreNorimbergensium,  thaufft  deutsch  aufNurn- 
bergerisch. 

Aquam  benedictam  non  inuenit  ab  antecessoribns  suis,  ut  habetur. 

Non  habet  s.  crisma. 

Die  paurn  sagen,  sie  werden  blindt  daruon  ahn  den  äugen. 

Communicantes  habet  circiter  4000  et  nullus  sub  vna  specie.  Ex- 
tra misam  confitentur  omnes  simul  et  in  summa;  ille  seruat  ritus  ecclesie 
Norimbergensis. 

Habet  vnum  calicem. 

Quando  ipse  celebrat,  non  admiscet  aquam. 

Celebrat  in  vno  die  duas  missas. 

Libros  habet  Augustinum,  Ambrosium,  Ghrisostomum. 

Folgt  die  Examination  des  Pastors  Dionysius  Raymer  in  Weissen- 
khirchen. 

Am  Schiasse  von  anderer  gleichzeitiger  Hand:  Examinati  per  d.  m. 
Albertum  Gemshorn  (Steinshorn).  An  der  Anssenseite  des  Actes:  1569, 
May  1. 

Orig.  Pap.  unter  den  Obdacher  Acten  im  steir.  Landesarchiy. 


Nr.  8. 

Brief  des  Pfarrers  Thomas  Salczburger  von  Obdach  an  den  Propit 
und   Erzpriester   Lanrentins  zu  Seckau   ddo.   Obdach   1569,  Ok- 
tober 15. 

Hoch  erwirdiger  jn  gott  genediger  vnnd  gebiettunder  herrl  Euer 
genaden  sein  mein  vnnderthenigist  willigiste  diennst  jn  allen  gehorsam 
yeder  zeitt  zuuar.  Neben  hertzliches  winschen  von  gott  durch  Christum, 
waß  E.  G.  diennstlichen  lieb  ist  an  leib  vnnd  seel,  als  meiner  von  gott 


1  D.  h.  diese  Ansflncht  hat  keine  Giltigkeit 


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für  gesetzter  obrigkaitt,  auch  mein  andecbtig  gebett  zu  gott  durch  Chri- 
stum mitt  der  gemain  gottes  vmb  zeittlichen  vnd  ewigen  schätz  mitt  hilf 
seiner  genaden  zuuor  erscheinen.  Amen.  Hoch  vnnd  erwirdiger  herr! 
Eretlichen  ist  mein  diemuttigeO  anlanngen,  E.  G.  wollen  mir  ditz  mein 
schreiben  nicht  jn  argen  verstehen  oder  aufnemen  vnd  fuege  E.  g.  zu  uer- 
nemen  jn  allen  gehorsam,  dass  ditz  monath  den  1 2  October  meiner  phar- 
man  ainer  mitt  namen  Leypolt  mit  ainen  erlege en  khindlin  ankhnmen 
ynnd  zu  bestettigen  begertt.  Nach  aller  besichtigung  volzogen  vnnd  also 
die  erbärmliche  erligung  auf  bayden  seytten  befunden.  Nu  jst  die  fraue 
wilhg  alles  zu  gedulden,  waß  man  jhr  in  straffung  auffladen  woltte,  aber 
jr  man  wil  durchauß  endschuldigt  sein  vnd  khain  straff  annemen,  so 
doch  die  fraue  auf  jr  aitt  schwertt,  jr  soy  nicht  beweist,  wie  das  khind- 
lin in  das  bett  khumen  sey,  mitt  vermeldung,  jren  man  haben  die  zenth 
wehee  gethan,  vnd  er  selber  zaigtt  es  auch  also  an,  sy  die  fraue  sey  vor 
sein  schlaffen  ganngen  vnnd  das  khindlin  jn  die  wiegen  jn  gottes  namen 
nider  gesegnett,  darnach  vber  lanng  sey  er  auch  zu  jr  ins  betth  khemen 
nuid  nach  sollichen  jn  jren  bayden  schlaffen  ist  das  endlichen  gesche- 
hen den  armen  khindlin,  so  das  eltter  ist  bey  18  wochen.  Nu  hatt  mich 
genediger  herr  gentzlichen  für  guett  angesehen  ausser  E.  G.  nichtz  dar- 
inne  zu  handien.  Seindt  gleichwol  khumen,  ich  solle  sy  öffentlicher 
straff  begeben,  sy  woltten  mir  2  phundtner  taller  geben ;  des  mich  ge- 
weigeret mitt  der  vermeldung,  jch  wolle  meiner  furgesetzten  obrigkaitt 
ratt  darinnen  heben.  Daz  ich  also  genediger  herr  also  hiemitt  thue  durch 
meinen  aignen  botten;  waß  nu  E.  G.  darinnen  ornung  machen  vnnd 
schaffen,  dem  will  ich  mitt  vnderthenigkaitten  nachfolgen,  dan  wir  ar- 
me stiglhupffer1  vnd  geypriester  thein  gar  balt  vnnd  ist  gschwintt 
gschechen,  das  man  nach  vnnser  leben  greifft,  den  die  pauern  jn  meiner 
pharr  edlich  mal  also  jnnen  furgenumen,  sy  wollen  die  zehen  gebott  auf 
ein  khnitl  schneyden  vnd  auff  den  kopff  schmeissen ;  wie  ein  grob  fich 
haben  sy  ein  zeitt  gelebt.  E.  G.  mugen  mir  glauben,  cum  reuerentia  vor 
E.  G.,  dass  ich  al  mein  tag  auf  khainen  artt  gewest  bin,  auch  niemals 
hören  sagen,  da  ehebruch  vnd  huererey  so  vberflissig  ist,  als  da  jn  dieser 
meiner  pharr;  derwegen  all  jre  reden,  wan  man  solliche  laster  strafft, 
vnnser  pharrer  wirts  nicht  abbringen,  lest  gott  vnnder  seinen  himel  ge- 
schehen, warumb  nitt  er  auch.  Es  khans  weder  khunig  noch  khaiser  ab- 
bringen vnnd  sagen,  jch  werde  jnnen  khnecht  vnd  diernen  vertreiben, 


1  Stigelhnpfen  (im  Schere)  auf  dem  Lande  viel  hin-  und  hergehen,  wird 
von  den  jungen  Geistlichen  gesagt,  deren  frischere  Beine  für  die  cura 
animarum  vorzüglich  in  Anspruch  genommen  wurden. 


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342 

ich  muß  jnnen  als  dan  jr  arbaitt  helffen  richtten,  sy  wissen  nich 
zu  arbaitten.    Derwegen  genediger  berr  wil  ich  E.  6.  als  meinen 
digen  herrn  vnnd  vatter  anrueffen,  hierinnen  mich  gnettlichen  ber 
getrosst  bin,   damit  die  genad  gottes  mitt  E.  G.  vnnd  vns  allen 
Datum  Obdach  den  15  October  anno  69. 

E.  G. 

vnderthenigister  dienner  vnd  ca] 
Thomas  Saltzburger 
vt  supra  m.  p. 

Orig.  Pap.  mit  aufgedrucktem  Papiersiegel  unter  den  Obdachei 
im  steir.  Landesarchiv. 
•  i   -  ■  (Aus  Th.  Unger's  Nacblass.) 

g  Li 


1*3 


Nr.  9. 

Erzherzog  Karl  an  den  Bischof  von  Gurk  und  die  Domp 

Lorenz  von  Seckan  und  Karl  von  Gurk:  Befehl,  sich  nach  ] 

dorf  zu  verfugen,    den  dortigen  Propst  abzusetzen  und  ff 

Einsetzung  eines  anderen  die  nöthigen  Schritte  einzulei 

Graz  1573,  October  3. 

(Orig.  L.-A.  Steierm.,  Fase.  Kärnten.) 

Erwierdiger  fürst .  .  .  Nachdem  der  bisher  zu  öberndorf  ; 
Kärndten  geweste  probst  seines  hochergerlichen  sträflichen  verbr 
halben  mit  urtl  deponiert  worden,  derenthalben  dann  die  unvern 
lieh  notturfft  erfordert,  ain  andere  wol  geschickte  taugliche  erbarm 
stenliche  person  an  sein  stat  dahin  zum  probst  zu  verordnen:  so  if 
nach  unser  gn.  bevelch  und  begern,  dass  ir  euch  one  alles  verziel 
ment  oder  mehrerstails  dahin  geen  öberndorff  verfüegen  und  alles  s< 
yleiss  erkhondigen,  ob  daselbsten  under  denen  conventualen  ain 
wolqualificierte  person  vorhanden  und  im  fall  eine  zu  finden,  da 
vent  dahin  halten  und  vermanen,  dass  sy  dieselb  zu  irem  probst* 
nemen  und  erwellen,  doch  iro  die  gewondlich  pflicht  nicht  thuen, 
uns  sollicher  irer  erwelung  neben  Euer  bey  demselben  erwellten  s( 
lieh  berichten  und  unsers  vernern  bschaidts  darüber,  den  wir  inei 
alsbaldt  bey  demselben  erweiten  zuschreiben  wellen,  erwarten. 

Wo  aber  daselbst  im  convent  kain  solche  taugliche  pereon  vi 
den,  so  wellet  ir  samentlich  alles  getrewen  vleiss  nach  gedenken,  oi 


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343 

in  euren  des  von  Gurgg  und  Seccaw  clöstern  oder  an  andern  orten  eures 
ordens  jemands  solcher  furzubringen  und  uns  denselben  alsdann  unver- 
züglich mit  eurem  ausfuerlichen  rath  und  guetbedunken  nambhafft 
machen. 

Und  da  ir  daselbsten  oder  sonsten  auch  niemandts  tauglichen  finden 
wurdet,  so  wellet  uns  Euer  guetbedunken  eroffnen,  ob  wir  nit  den  ertz- 
briester  im  Santhal  Polidorum  von  Montegnana,  den  hievor  schon  das 
convent  daselbsten  zu  öberndorf  darzue  postuliert  oder  aber  den  probsten 
im  Saal  Niclassen  Corrett,  die  Euch  bischove  zu  Gurgg  baid  wol  bekant 
sein,  furnemen  und  promoviren  mochten.1  Dann  uns  je  nit  gemaint,  je- 
mands darzue  zu  lassen,  so  dem  gotshauss  der  notturfft  nach  nit  vorsteen 
könnte  oder  bey  dem  man  sich  solcher  ergernuss,  wie  sy  ain  zeit  lang 
daselbst  im  schwung  gewest  zum  wenigisten  zu  versehen  nette.  Derhal- 
ben  so  wellet  von  Sachen  in  ainem,  andern  und  dritten  weeg  getreulich 
convereiren  und  uns  alsdann  euern  ausfuerlichen  bericht,  rath  und  guet- 
bedunkhen  ehist  darunder  zuekommen  lassen.  Das  begern  wir  . . .  Geben 
. . .  Gratz  den  dritten  Octobris  anno  im  73. 

Carolus. 

H.  Kh.  von  Prossegg 
Teitschordensr. 

Ad  mandatum  domini  archiducis  proprium 

H.  Vetter. 

Siegel  aufgedr. 

Nr.  10. 

Erzherzog  Karl  an  den  Dompropst  Lorenz  von  Seckau:  Befehl, 
lieh  zu  dem  Propst  und  dem  Bischof  von  Gnrk  zu  verfügen  und 
ihm  in  seiner  Handlung  an  der  Seite   zu   stehen.     Graz   1573, 

October  3. 

(L.-A.  Steierm.,  Fase.  Kärnten.) 

Ersamer  .  .  .  Unser  gn.  bevelch  ist  an  dich,  dass  du  alsbaldt  mit 
belügenden  unserm  schreiben  an  den  bischofen  auch  propsten  zu  Gurgg 


1  Die  beiden  Pröpste  berichten  am  25.  October,  dass  Georg  Kircbberger, 
Pfarrer  zu  Kappel,  tauglich  sei.  Der  Convent  ging  darauf  nicht  ein, 
weil  er  dem  früheren  Propst  schlechten  Gehorsam  erzeigt.  Sie  stellten 
zwei  andere  vor,  die  aber  nicht  tauglich  seien. 


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und  dich  lauttend  gen  Strassburg  zum  bischove  reuten,  das  schrei 
antworten  und  von  ime  begern,  das  er  den  probst  auch  erfordere 
alsdann  sainent  oder  merers  thails  solches  unsere  Schreibens  inh 
vcrxfiglich  verrichten  wollet.  Daran  beschicht  .  .  .  Geben  .  .  .  Gri 
dritten  Octobris  anno  im  73. 

Carolus 

H.  Kb.  von  Prossegg 
Teutßchordeusr. 

Ad  mandatum  domini  archiducis  propi 
H.  Vetter. 
Siegel  aufgedr. 

Nr.  11. 

Der  N  (i  ti  tius  Andreas,  Bischof  von  Britonoria,  an  Erzhersog 
Anzeige,  dass  er  die  Propste  Zacharias  von  Voran  und  Sei 
von  Stainz  als  völlig  ungebildet  zu  einer  kirchlichen  ' 
gänzlich  untauglich  gefunden  habe.  Dieser  sei  überdies  i 
liehen  Lastern  ergeben.  Nicht  einmal  eine  Pfarre  könnte 
übergeben  werden.  Trotzdem  habe  der  Bischof  von  Seckau 
sein  besseres  Wissen  Sebastian  zu  der  geistlichen  Wurde 
tieri  Er,  der  Nuntius,  beschwöre  den  Erzherzog,  die  81 
Propste!  einem  würdigen  Mann  zn  übertragen.  In  Pölla 
Rottenmann  sitzen  zwei  nichtswürdige  Pröpste.  Bitte,  b 
Auswahl  der  Personen  nicht  dem  ersten  besten  Gehör  zu 
und  die  Vergabung  der  Beneficien  streng  zu  überwachen. 

1586,  Juli  21. 

(Gleichz.  Cop.  L.-A.  Reform.) 

S^nmissime  prineeps.  Ex  eo  tempore,  quo  mihi  primum  on 
positam  ost  obeunde  apostolicae  legationis  apud  C.  V.  S.  et  praet 
i>tnnit>its  fhis  provineiis  et  ditionibus,  itarae  comparavi,  ut  nulla  r< 
in  omni  vita  magis  proposita  esset  quam  ut  honori  amplitudinique 
priinuin  inserviain,  deinde  iisquo  adeo  omnibus  meis  curis  cogitacic 
quß  salutora  populoium,  qui  eius  iraperio  parent,  complecterer,  utj 
quoud  «jus  fieriposset,  quam  beatissimi  censerentur.  Id  autem  me 
qui  anteerte  experiri  posse  putabam,  si  vel  cleri  hominumque  sacri 
gionlbua  mklictorum  collapsos  mores  et  coiTuptam  vivendi  disciplii 
autontatom  et  sanetimoniam  veteris  ecclesie  revocarem,  vel  eos,  q 


^ 


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345 

fitae  institutum  procul  ab  ecclesiastica  ratione  abest,  exemplo  pocius  et 
cohortationibus  quam  imperio  cum  ad  capessendas  in  dies  magis  atque 
magis  christianas  virtutes  allicerem  tum,  si  forte  a  recta  avitae  catholi- 
caeque  religionig  semita  deflexissent,  iis  me  ad  tritam  rectae  fidei  et  re- 
ligionis  viam  commonstrandam  quasi  ducem  preberem.  Et  quoniam  ad 
haec  praestanda  nihil  magis  accommodatum  nihilque  magis  ex  usu  esse 
videbatnr,  quam  ut  boni  doctique  pastores  curae  auimarum  praeficerentur, 
C""  V.  S.  non  destiti  hortari  atque  etiam  rogare  et  obsecrare,  ut  reiec- 
tig  imperitis  impurisque  sacerdotibus  peritissimos  quosque  nulla- 
que  vitae  turpitudine  notatos  ad  ecclesiastica  beneficia  vel  deligeret  vel 
deligendos  curaret.  Hinc  factum  est,  ut  cum  eins  iussu  in  mores  et  doc- 
trinam  nescio  quorum  Zachariae  et  Sebastiani,  quorum  ille  in  Vorau,  iste 
in  Stainz  praepositum  se  rite  electum  diceret,  diligentius  inquirerem, 
quod  utrumque  indoctum  et  ineptum  tociusque  ecclesiasticae  ac 
regnlaris  disciplinae  prorsus  rudern  deprehendissem  et  praeterea  istum 
ipsum  Zachariam  vitiis  et  libidinibus  contaminatum  haud  ob- 
scüris  indiciis  tenuissem:  hinc  factum  est,  inquam,  ut  ad  C.  V.  retu- 
lerim  eos  minime  dignos  videri,  quibus  non  modo  dignitates  huiusmodi, 
quae  episcopatus  instar  sunt,  sed  ne  tenues  quidem  parrochiales  ecclesiae 
committerentur.  Quod  quidem  indicium  meum,  cum  scriptum  Cni  V.  reii- 
qoerim,  cuius  scriptum  exemplum  etiam  nunc  mittend  um  duxi  atque  in- 
dicia  inhonestae  consuetudinis  istius  ipsius  Zachariae  cum  sua  Za- 
charina  apud  magnificum  etc.  doctorem  Schrantium  cancellarium  dimi- 
serim,  satis  mirari  non  possum,  quamobrem  de  integro  eadem  in  re  mea 
eiqturatur  sententia,  quandoquidem  dissertissimis  verbis  et  Zachariam  et 
Sebastianum,  quos  supra  nominavi,  indignissimos  censuerim,  quibus  tarn 
praecipua  in  ecclesia  munera  crederentur.  Praeterea  vero,  cum  pro  mea 
antoritate  apostolica  interdixerim  Rev00  domino  episcopo  Seccoviensi,  ne 
ullo  pacto  Sebastianum  a  me  semel  reiectum  reciperet  neve  illi  manus 
cito  imponeret,  atque  ille  idem  ßev.  dominus  episcopus  Seccoviensis  inter- 
dictum  nostrum  non  modo  libenter  agnoverit  verum  etiam  criminatus  sit 
illum  ipsum  Sebastianum  minus  rite  parumque  ex  sacrorum  canonum 
praescripto,  se  inscio  et  invocato  electum  (quae  res  ex  eins  ipsius  Revmi 
domini  episcopi  Seccoviensis  epistola  ad  nos,  quam  cum  hac  coniunximus, 
apertissime  approbatur)  non  possum  non  dupliciter  mirari,  eum  ipsum 
Bev.  dominum  episcopum  tarn  oblitum  sui  tamque  dignitatis  suae  imme- 
morem  esse  ut  et  apostolica  interdicta  contempnat  et  inconstantiae  notam 
non  reformidet,  praesei-tim  cum  quatuor  epistolis  meis,  quorum  exempla 
in  fa8ciculum  conieci,  a  turpissimo  laevissimoque  incepto  eiusmodi  accer- 
rime  hominem  deterruerim.    Caeterum  quantum  in  me  est,  tantum  abest, 


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ut  a  priori  sententia  mea  discesserim,  ut  etiam  celsitudinem  vestrai 

nissimam  oratam  atque  absecratam  velim,  ne  patiatur  Sebastianun 

minus  habilem  minusque  aptum  per  me  declaratum  ulla  in  parte  ] 

situm  in  Stainz  haerere  .  .  .  Postulat  hie  locus,  ut  sub  hunc  dis 

meum  pro  mea  perpetna  fide  .  .  .    illud  nequaquam  silentio  in?oh 

que  praetermittam  multos  esse  ...    qui  sub  specie  simulate  sau 

Qni.  y  m  faeiütate  et  humanitate  abutantur  . . .    Nam  si  vera  sun 

ad  me  Graetio  proxime  allata  sunt,  in  Pella  et  in  Rotmant,  opii 

nunc  regnare  nequissimes  duos  fratres,  dudum  iam  totius  intempe 

reos  atque  adulterii,  incestus  et  sacrilegii  non  in    suspicionem 

crimen  vocatos.    Quid  aliud  dicemus,  quid  coniciemus  nisi  istoe 

quos  in  extremas  orbis  regiones  exaetos  oportuit  peeunia  et  sord 

ipsos  redemisse  eaqoe  loca  oecupasse,  a  quibus  propter  eorum  pe( 

scelera  vel  deiecti  iam  erant  vel  certe  deiciendi.  Et  quid  significai 

«-  --  sibi  volunt  tarn  vehementes,  tarn  acres  commendationes,  quibus 

•*•  r-  rias  et  Sebastianus  homines  propemodum  rusticani  et  per  se  ign( 

*J;  in  aula  C.  V™*  nituntur  nisi  peeuniam  intercessisse,  nisi  egregios 

I  JZ  patronos  precio  conduetos  fuisse?   Pigebit  et  pudebit  me  perpetuo 

•  ■—,  nissimeprineeps,  tarn  infelicem  legatum  apudC.  V.  egisse,  si  meo  t 

•  •■**  et  me  inspeetante  et  reclamante  illud  videro,  quatuor  viros  on 

notis  turpitudinis  insignes  inter  patres  et  praelatos  Styriai 
annumeratos  et  per  malas  artes  maioribus  et  opulentioribus  digni 
fuisse  praepositos,  quibus  perinde  nequiter  ineubabunt  .  .  .  Quid 
rumne  consilio  et  autoritate  C.  V.  in  conventibus  provincialium  in 
et  dignitatem,  ut  par  esset,  contra  haereticorum  impressiones  ret 
Horum  infandissimorum  suffragia  et  voces  alieuius  ponderis  erunt 
pocius  ad  dedecus  ignominiamque  nostram  redundabunt?  Horu 
stantia  et  eruditione  ecclesiastici  ordinis  status  fuleietur  et  stab 
Horum  prudentia,  integritate,  literis  in  peragendis  legationibus  a 
cipes  et  reges  utemur?  .  .  .  Nihil  horum  .  .  .  Cum  itaque  perma 
tersit,  tum  ad  exemplum  posteritatis  tum  ad  presentis  temporis  cor 
et  vitiosam  consuetudinem  emendandum,  tum  ad  honorem,  ad  dign 
ad  salutem  C.  V.  S.,  ut  in  tribuendis  benefieiis  ecclesiasti< 
lectus  aliquis  et  is  quidem  perdiligens  habeatur,  horto 
atque  obtestor  Cn0m  V.  .  .  .,  ne  sibi  in  ea  re  verba  dari  facile  pj 
sed  multo  antea  quam  beneficia  vacua  fiant  et  post  etiam  advigilel 
primis  consulto  Deo  sese  ad  ea  conferenda  praemuniat  provideati 
dulo,  ne  oves  lupis  concredantur  .  .  . 

Hoc  eximiae  pietatis  et  praestantis  virtutis  exemplum  parvul 
dinando  tantae  indolis  et  in  spem  tantorum  regnorum  educando  i 


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est  relinquendum,  ut  et  ipse  paternis  vestigiis  insistens  pari  pietate,  pa- 
rique  prudentia  .  .  .  commissos  sibi  populos  et  sapienter  regat  et  felici- 
ter  tneatar  .  .  .    Datum  die  21  Julii  anno  1586. 

S.  C.  V. 

humilis  et  deditissimus  servitor 

Joannes  Andreas 

episcopus  Britonoriensis. 

Nr.  12. 

Erzherzog  Karl  an  die  geheimen  Bathe,  der  niederösterreichischen 
Lande  Statthalter  und  die  katholischen  Regiment  srät  he:  Befehl 
nachzuforschen,  wie  die  znr  Aufrechthaltung  der  Klöster  und 
Pfarren  im  Lande  nothwendige  Einsetzung  eines  Klosterrathes 
vorzunehmen  und  woher  die  Mittel  znr  Besoldung  der  Hitglieder 
zu  gewinnen  seien.    1586,  November  25. 

(Orig.  L.A.,  Fase.  805.  Klosterrath.) 

Von  der  F.  D*  .  .  .  derselben  gehaimen  rath  und  n.  ö.  Lande  Statt- 
haltern, auch  denen  andern  catholischen  regimentsräthen  hiemit  anzn- 
zaigen,  I.  F.  D*  haben  nun  ein  etlich  iar  hero  zwar,  aber  nit  ohne  sonder 
missfellige  ganz  uugnedige  befrembdung  mehr  als  zuvill  gn.  wargenumen 
und  gespürt,  dass  bei  villen  sowoll  in  disem  I.  F.  D*  f&rstenthumb  Steyr 
als  auch  denen  andern  zwayen  landen  Kärnten  und  Crain  ligunden  clö- 
stern  und  pfarrn  durch  hinlässigkeit  etlicher  derselben  Vorsteher,  nit  allein 
im  geistlichen  was  die  Verrichtung  des  gestuften  hochheilligen  gottsdiensts 
und  observierung  der  ordensleuth  regeln  betrifft,  sondern  auch  in  politi- 
schen und  weltlichen  vast  fibl  und  dermassen  gehausst,  dass  sich  nit  un- 
zeitig zu  befaren,  da  man  demselben  unrath  und  übel  nit  alsbaldt  und 
ohne  weiters  anstellen,  durch  andere  mittel  und  weg  fürkumen,  dieselben 
clöster,  pfaiTn  und  beneficia  unlängBt  in  ganzlichen  abfall  und  prophanos 
usus,  welchs  aber  zum  höchsten  zu  vernieten,  gedeyen  werden. 

Damit  aber  hierinnen  weiter  kein  zeit  versaumbt,  sondern  zu  wirk- 
licher abstellung  solches  besorgenden  undergangs  ain  guete  continuirende 
Ordnung  angerichtet,  so  waren  I.  F.  D1  gn.  bedacht,  ainen  geistlichen 
closterrath,  inmassen  derselb  daussen  in  Österreich  gleichfalls  in  ge- 
brauch, zu  bestellen. 

Demnach  seye  hiemit  derselben  gn.  bevelch,  dass  er  herr  Statthal- 
ter Bambt  und  neben  den  andern  obgehorten  regimentsräthen  die  Sachen 

Arebir.  LXXXIV.  Bd.  II.  Hilft«.  24 


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348 

in  notwendige  beratschlagung,  wie  auch  was  gestalt  nämblichen  eil 
das  andere  zu  bestellen,  woher  auch  auf  solchen  fall  inen  den  cl 
rathen  von  ihrer  darunder  tragenden  mühe  und  sorgfaltigkeit  halb 
gebürliche  ergetzlichkeit  zu  machen  und  herzunemen  sein  mochte,  i 
denselben  umbstendiglich  nachgedenken  und  endlich  solches  alles  2 
nembung  der  weitern  notturfft  I.  F.  D*  ausführlich  zuekommen  1 
solches  auch,  so  vil  immer  müglich  in  albeeg  zu  befürdern  geh.  b 
sein  wellen.  An  dem  beschicht  merhöchstgedachter  I.  F.  D*  gn. 
und  mainung,  denen  sy  dabei  samentlich  mit  gnaden  wollgewegen 

Decretum  per  archiducem  25  Nove 
anno  1586. 

P.  Khuglmann. 

£  »5  Nr.  13. 

t  )—  Die   katholischen  Regimentsrathe  an  den  Enhenog:    Die 

I  33  Stellung  eines  Klosterrathes  sei  heilsam  und  nothwendig. 

.  aaJi  her  seien  die  Ordinarii  daran  zu  erinnern,  dass  sie  zwei  ai 

liehe  Rathe  abordnen,  mit  den  hiesigen  Rathen  berathscl 
und  eine  Instruction  ausarbeiten.  Ein  Präsident,  Kanzlei 
drei  Assessoren,  darunter  zwei  Geistliche,  ein  Seeretar,  Seh 
und  Expeditor  werden  nothwendig  bestellt  werden  müssen. 
Besoldung  ist  von  den  Klostern  und  Pfarren  zu  leisten. 
1586,  December  2. 

(Orig.  L.A.,  Fase.  305.  Klosterrath.) 

Der  F.  D*  unserm  gn.  herrn  beyügund  derselben  an  die  c 
sehen  rathen  gn.  erfolgtes  decret  die  spiritualia  sowol  als  tempore 
ren  in  I.  F.  D*  furstenthumben  gelegnen  clöster,  pfarren  und  ben 
betreffend 

item  was  gestalt  und  woher  ain  geistlicher  rath  angestölt  n 
solt  möchte  werden,  haben  sy  catholische  rath  geh.  vernumben.  1 
zeigen  derselben  sy  unterthanigist  an,  dass  in  gehaltner  vleissiger 
schlagung  sovill  befunden,  dass  dis  derselben  gn.  fürnemen  nit  all 
im  selb  hailsamb,  loblich  und  erspriesslich,  sondern  auch  zu  erhaltu 
gestifften  gottsdienst  und  zu  verhüetung  alles  besorgenden  abfs 
Untergangs  ganz  notwendig  ist.  Destwegen  dann  gegen  I.  F.  D*  si< 
und  jede  frumbe  wolgesinete  prelaten,  pfarrern  und  beneficiatei 


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349 

soliche  Täterliche  sorgfeltigkeit  gehorsambist  billichen  bedanken  sollen ; 
dieweil  aber  das  geistlich  sambt  dem  weltlich  wesen  reformieret  und  in 
ein  steiffe,  guete  Ordnung  gebracht  solt  werden,  so  wäre  der  räth  underth. 
«■achtens  in  alweeg  von  nöthen,  dass  E.  F.  D*  die  ordinarios  dessen  vor- 
hero  erindern  Hessen,  sy  vermanent,  zwo  ansehenliche  personen  hiehero 
zu  verordnen,  weliche  mit  und  neben  der  von  E.  F.  D*  darzue  deputierten 
räthen  nit  allein  dise  im  decret  vermelte  artikel  coniunctim  in  zeitige 
berathschlagung  ziehen,  sondern  auch  ein  Instruction  oder  Ordnung,  wie 
sie  sich  die  ernennten  räth  könftig  in  irem  beruef  zu  aller  fürfallender 
gelegenheit  verhalten  sollen,  zu  verfassen  helfen.  Also  und  auf  disen 
weg  wird  den  paufalligen  gottsheusern  citra  excommunicationem  et  con- 
scientiae  laesionem  mit  bestandigkeit  geholfen  und  die  ordinarii  ohne 
I.  F.  D1  praejudicio  nit  praeterirt. 

Sonsten  obbemelter  geistlicher  räth  möchte  mit  ainem  praesidenten, 
canzler  und  drey  assessorn,  darunter  in  alweeg  zwo  geistliche  personen 
sein  sollen,  item  mit  einem  secretari  und  Schreiber,  auch  mit  einem  ex- 
peditor,  welcher  die  registratur  darneben  versehen  wurde,  ersetzt  werden. 

Die  besoldung  aber  auf  jetzt  gemelte  personen  möchte  von  den 
elöstern,  vermüglichisten  pfarrern  und  beneficien  proportionabiliter  con- 
tribuirt  werden,  zumall  dises  allein  inen  zum  besten  angesehen  und  ver- 
ordent  worden.  Im  übrigen  sein,  wie  obgemelt,  die  ordinarii,  und  wo 
dieselben  nichts  darzue  thuen  woiten,  gar  I.  B.  H*  erindert  werden  (sie). 
Und  thun  I.  F.  D*  sich  die  catholischen  räthe  gehorsamist  bevelhen. 
Actum  Grätz  den  andern  tag  Decembris  anno  86. 

Nr.  14. 

.An  Herrn  Unverzagt:    wird   ein  Abschrift  von  des  Closterraths 
Instmetion  begert.*     Gras  1586,  December  14. 

(Conc.  L.-A.,  Fase.  305,  Klosterrath.) 

Carl  .  .  .  Nachdem  wir  etlicher  sonderbarer  bedenklicher  Ursachen 
wegen  von  derjenigen  Instruction  oder  Ordnung,  wie  dieselb  I.  K.  M*  und 
L.  unser*  gn.  geliebten  herrn  vettern  daussen  in  Österreich  haltunden 
closterräthen  aufgericht  worden,  ain  abschrift  sonders  gern  haben  wollen, 
so  ersuchen  wir  dich  demnach  hiemit  ganz  gn.  bevelchend,  das  du  uns 
nit  allein  von  derselben  ain  glaubwürdige  copi  uberschicken  sondern 
auch  dabei  ir,  der  closter  räth,  also  auch  irer  zuegeordneten  personen  als 
secretari  und  Schreiber,  anzall  und  wer  dieselben  seien,  gehorsamblich 
namhaft  machen  und  berichten  wellest.   Daran  erweist  er  uns  ain  son- 

24* 


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350 


ders  gn.  annembigs  gefallen  und  wir  sein  dir  nebens  mit  gnadei 
genaigt.   Grätz  den  14  Decembris  86. 


Schr(anz). 


t    L  l 


Nr.  15. 

Wolf  Unverzagt  an  Erzherzog  Karl:  berichtet,   ,was   es  foi 
Gelegenheit  mit  dem  Klosterrath  zu  Wien  habe*.    Wien 

Beoember  24. 

(Orig.  L.-A.,  Fase.  305,  Klosterrath.) 

Durchleuchtigister  .  .  .  Auf  dero  gn.  schreiben  hette  E.  F. 
die  erforderte  österreichische  closterraths  Instruction  und  ordnunj 
alspald  uberschickt,  ich  pin  aber  wider  mein  willen  darmit  aufge 
worden,  umb  dass  ich  nit  zeitt  gehabt,  dieselb  selbst  auseinemp 
so  ich  nit  gern  in  andere  band  lasse,  abzuschreiben,  tt 
aber  hiemit  E.  F.  D*  geh.  überschicken  mit  erinderung,  dieweil  c 
mals  gewesten  clostercommissari  die  ganz  sach  und  reformation  v 
beratschlagt,  verfast  und  in  ein  Ordnung  gebracht,  darunter  de 
doctor  Gi  enger  selbst  die  feder  angesetzt,  dass  I.  E.  M1  inen  kai 
dere  instruetion,  sonder  allein  neben  diser  Ordnung  ein  gefertigt 
geben,  dass  sy  crafft  desselben  alles  das  handien  mugen,  so  zu  erh 
solcher  reformation  dienstlich.  Also  hat  man  auch  durch  ein  offen 
ralbevelch  allen  geistlichen  mandiert,  ihr  afsehen,  volg  und  gehe 
gegen  berüerten  ciosterräthen  zu  haben,  von  welchem  gwald  und  i 
ich  mit  nächster  post  E.  F.  Dl  abschrift  geh.  uberschicken  will.  H; 
dise  Ordnung  allein  darumben  E.  F.  D1  underth.  zu  furdern  wollen, 
sy  nit  verwortten  (sie)  oder  E.  F.  Dl  mich  fursetzlicher  nachles 
verdenken.  Zu  disem  werk  aber  würden  E.  F.  Dl  wol  dienen,  etlicl 
gangne  beradschlagungen  und  guetbedunkon,  desgleichen  I.  E.  1 
mals  ervolgte  resolutionen,  darein  eines  und  anders  examinirt  un 
ülirt  worden;  des  alles  E.  F.  D*  ich  furderlichst  u  herschicken  will. 

Sonsten  halten  die  K.  Ml  neben  einem  praesidenten,  der 
besoldung  hat,  aber  itzo  vaciert,  drey  oder  vier  closterräthe,  tails  d 
tails  layen,  so  sich  auf  Wirtschaft  und  raitungen  versteen  sollen 
selben  einer  hat  jariieh  200  fl.,  itzo  sein  ciosterrath  Mathes  Pre1 
anwalt  ein  lay,  d.  Perabosco  ein  Jurist,  d.  Schwentner  ein  cai 
zu  S.  Stephan  und  d.  Ehren;  bedürfften  zwar  wol  eines  prask 
dan  si  ausser  des  Prew  junge  leut  sein. 


, 


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351 

Inen  helt  man  zwei  secretari,  deren  jeder  auch  jarlich  200  fl.  hat, 
die  halten  auf  iren  uncosten  diener  zum  schreiben,  der  eine  ist  magister 
Gasti,  der  ander  heisst  der  Lerch. 

Meins  wissens  haben  sy  umb  ier  besoldung  andere  Verweisung  nit, 
als  wann  ein  prelat  stirbt,  so  nimbt  man  von  dem  verlassenen  vorrath 
oder  in  mangel  desselben  aus  der  geistlichen  contribution,  desgleichen  auch 
den  canzleicosten  und  zerung. 

Ier  rattsstuben  und  canzlei  oder  registratur  ist  inen  im  kaiserlichen 
hofspital  deputiert.  Sie  haben  kein  fundierte  Jurisdiction  auf  beschwer 
eines  oder  des  andern  geistlichen  gegen  weltlichen  mit  mandaten  oder 
bevelchen  zu  procedieren,  sondern  da  etwas  dergleichen  an  sie  gelangt, 
so  bringen  sie  es  mit  irem  bericht  und  guetbedunken  gen  hof,  defendieren 
Im  M*  und  der  geistlichen  gerechtigkeiten,  crafft  der  alten  brieff,  item 
der  geistlichen  Visitation  puecher,  die  sy  beihandon  haben,  daraus  sy  die 
fundament  schepfen,  bis  jemants  das  contrarium  pesser  dociert. 

Muess  es  dan  zum  rechten  kumen,  wie  der  neuen  evangelischen 
gebrauch  ist,  dass  sy  alspaldt  das  recht  fürschlagen,  so  weist  mans  (wo 
nit  sondere  bedenken  im  weeg)  für  die  regierung  zu  einem  summarj  pro- 
cess  oder  verhör,  vorbehalten  der  revision.  Es  ist  ein  zeit  heer  seltsam 
zngangen,  daher  I.  Ml  etlich  Sachen  revidiern  müessen  und  ursach  ge- 
schepft,  die  regierung  mit  catholi  sehen  zu  Sterken.  Dar  durch  wird  es 
itzt  weniger  gefar  haben;  wo  man  aber  zu  hof  je  sieht,  dass  den  geist- 
lichen unrecht  geschieht  und  man  unnottigs  recht  von  aufzugs  wegen 
suecht,  so  handlet  man  die  Sachen  von  hof  aus  durch  bevelch,  do  die  nit 
helfen  durch  personliche  erforderung  oder  durch  peenfal  noch  gele- 
genheit. 

Wan  prelatten  sterben,  so  ist  der  closterrath  ambt,  dass  sy  aint- 
weder  selbst  zeitlich  sperren  oder  nechstgelegne  commissari  von  geist- 
lichen und  weltlichen  in  I.  Ml  namen  verordnen. 

Also  wird  auch  auf  I.  Ml  bevelch  die  inventur,  anstellung  der  ad- 
ministration  zu  kirchen  und  haus  durch  sy  verricht. 

In  einsetzung  der  prelaten  und  pfarrn  desgleichen  zu  visitatorn 
derselben,  wan  ein  argwon  umb  yemandts  furkumbt,  werden  sy  ge- 
braucht. 

Was  dan  nach  erster  closterordnung  inen  noch  und  noch  von  hof 
bevolhen  worden,  das  ist  durch  sondere  underschidliche  decreta,  zugleich 
wie  die  Sachen  underschidlich  sein,  bevolhen  worden,  davon  will  E.  F.  D* 
ich  auch  abschrift  schicken,  damit  es  in  ein  haubtberodschlagung  kume, 
wo  änderst  E.  F.  Dl  ein  solch  werk  gn.  vor  ihr  haben. 


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353 

oder  gar  keine  religiösen,  auch  schlechten  gottesdienst,  weder  lehr  noch 
zucht,  aber  sonsten  mehr  ergerliches  lebens,  pracht,  unzucht  und  Ver- 
schwendung als  etwo  mitten  in  der  weit  findet  und  dass  also  der  closter- 
standt  mit  einander  zu  einer  weltlichen  aigennützigen  herschung  miss- 
ratten  ist,  nit  ohne  schedliches  gedulden  und  nachsehen  der  geistlichen 
Ordinarien  und  visitatorn,  auch  wider  aller  orden  regel,  Statuten  und  hail- 
samer  canones ;  welches  weil,  unser  geliebter  herr  vatter  kaiser  Ferdi- 
nandthochseligistergedechtnuss,alsein  loblicher  kaiser,  kenig  und  landts- 
foret  zu  christlichem  gemfiet  gefürt  und  derohalben  mit  vorwissen  und 
zuethun  beruerter  Ordinarien  und  visitatorn  mererlei  visitationes  halten 
und  darauf  allerhandt  hailsame  Information  und  Ordnung  gn.  furgenomen 
und  publiciern  lassen,  der  gewesten  hoffnung  dardurch  des  verfallen  clo- 
sterwesen  in  geistlichen  und  zeitlichen  dingen  wo  nit  gar  nach  erster 
fundation  zu  richten  doch  sonsten  zu  bessern  stand  zu  befördern  und  zu 
bringen.  Dieweil  uns  nun  Sr  K.  Ml  angefangen  notwendig  aber  noch  un- 
Tollzogen  christlich  werk  zu  continuieren  gebüert  und  uns  als  obristen 
adfocaten  der  kirchen,  closter  und  gottsheuser  den  vorsteenden  erger- 
lichen  abfall,  undergang  und  verderben  unserer  closter  lenger  zuezu- 
sehen  noch  zu  gedulden  keineswegs  gemaint  ist,  demnach  haben  wir  dem 
allmächtigen  zu  lob,  ehr  und  preis  auch  zu  befurderung  des  christlichen 
gottesdiensts,  lehr  und  geistlicher  zucht,  desgleichen  zu  anrichtung  gueter 
gesperriger  Hauswirtschaft  und  also  zu  erhaltung  und  besserung  des  itzo 
rerfallnen  ergerlichen  closter- Stands  und  lebens  und  verhiettung  dersel- 
ben endlichen  undorgangs  (doch  ohne  Verachtung  der  kirchen  auch  ohne 
Verletzung  der  geistlichen  Obrigkeit,  Ordinarien  und  visitatorn  recht- 
massigen  iurisdiction,  sonder  zu  erweckung  ires  geistlichen  ambts  und 
inen  zu  Steuer  und  hilf)  hoch  gemeits  unsers  herin  vatters  mild.  ged.  für- 
genomne  aber  wie  oblautet  unvollzogne  Information  nach  verner  gnedig- 
lich  erclert,  erweittert  und  dise  generalordnung,  wie  es  in  allen  und  jedem 
Dnsern  clostern  hinfüran  in  gemain  gehalten  werden  soll,  aufgerichtet, 
in  mass  und  gestalt,  wie  hernach  volgt: l 

Erstlichen  ordnen  und  wollen  wir,  dass  alle  und  jede  prelatten  und  mepreutten 
ordensleitt  bei  der  hl.  catholischen,  algemainen  christlichen  kirchenlehr    *^0utdi 
glauben  und  bekantnuss  standhaft  beleiben  und  verharren,  auch  ires        Min. 
geistlichen  standts,  beriefs,  ambts,  profession  und  pflicht  getreulich  war- 
nemen  und  vor  allen  dingen  den  taglichen  gottsdienst  mit  verstendlicher 


1  Von  hier  ab  gedruckt  bei  Wiedemann,  Geschichte  der  Reformation  and 
Gegenreformation  im  Lande  unter  der  Enns  I,  S.  187,  aber  moderniairt 
und  nicht  ganz  genau;  es  fehlen  einige  bezeichnende  Sätze. 


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354 


Den  gotts- 

dienst  täglich 

▼errichten. 

In  mangl  der 

CODT0D- 

tualen  durch 

weltliche 
priesier  und 
schueler  xu 
▼errichten. 

Besuechung 
des  taglichen 
got  »dienst«. 


Das«  die  pre- 

latten  ein 

gnett  exempl 

geben. 

Claidang. 


Gnetter 
wandl. 

Vermeidung 

maessig- 

gangs. 

Uibung  und 
handarbait. 

Wie  die  con- 
sent sollen 
gesiglet  und 
erhalten 
werden. 


Closter- 

ambter- 

austaillnng. 


volbringung  der  siben  gepettzeitt  (die  man  horas  canonicas  nennet)  and 
haltung  zum  wenigsten  aines  tagambts  der  mess  andechtig  nnd  fleissig 
vemchten.  Da  aber  solches  an  etlichen  ortten  mangei  halber  an  con- 
ventualen alspald  nit  sein  kündte,  dass  doch  bis  zur  stattlicher  ersetzung 
der  convcnt  durch  weltliche  priester  und  die  schueller  jeden  orts  er- 
statt  werde. 

Und  damit  der  gottsdienst  in  unsern  clöstern  desto  ernstlicher  ver- 
richtet werde,  so  wollen  wir,  dass  die  prelatten  den  taglichen  gotsdienst 
sowol  als  die  conventualen  besuechen,  dabei  erscheinen  nnd  beleiben  und 
on  merkliche  ehehafte  Ursachen  sich  davon  nit  enteussern,  sondern  in 
dem  sowol  als  in  allem  andern  iren  conventualen  ein  christlich  guet 
exempl  vortragen. 

Es  sollen  sich  auch  alle  religiösen  und  ordensleütt  irs  underschid- 
lichen  erbarn  habits  gebrauchen,  damit  ain  orden  von  dem  andern,  auch 
die  religiösen  von  den  weltlichen  priestern  und  layen,  erkennt  werden 
mügen  und  allen  prelaten  und  ordensleutten  alle  seidene  wharen  zu  tra- 
gen genzlich  verpotten  und  am  gefiltwerch  nit  höhere  fuetter  als  mörderen 
zuegelassen  sein. 

Gleicherweis  sollen  sich  alle  prelatten  nnd  religiösen  in  allen  irem 
thnn  sonst  auch  eines  erbarn,  einzognen  unergerlichen  wandeis  nnd  We- 
sens (wie  religiösen  gebüert)  allezeit  befleissen  und  sich  vor  dem  hoch- 
schedlichen  müessiggang,  daraus  vil  ublB  ervolgt,  huetten,  sonder  die  re- 
ligiösen nach  ausweisung  der  geistlichen  canonen  zu  embsigem  gepett, 
vleissigem  studiern  nnd  andern  geistlichen  Übungen  nnd  unergerlichen 
handarbait  angehalten  werden. 

Und  nachdem  in  unsern  clöstern  diser  zeit  maistentails  kleine 
und  zu  etlichen  gar  keine  convent  funden  werden,  welches  neben  andern 
auch  aus  dem  ervolgt,  dass  die  prelaten  den  conventualen  wenig  nach- 
trachten noch  vertrauen,  auch  nit  leiden  mögen,  dass  sy  nmb  irer  erster 
Sachen  und  der  prälaten  regierung  wissen  sollen,  und  dann  diejenigen 
conventualen,  die  sy  gleichwol  haben,  so  schned  und  ubl  halten,  dass  sy 
vor  und  nach  der  profession  ausspringen  und  entlauffen,  also  dass  in 
allen  clöstern  gar  wenig  bedagte,  und  wie  wir  bericht  werden,  gar  keine 
gelerte  religiösen  vorhanden  seien,  dennoch  wollen  wir  allen  prälaten 
ernstlich  auferlegt  haben,  dass  sie  sich  umb  frome,  erbare  conventualen 
mit  vleiss  bewerben,  dieselben  nit  verachten  noch  undertrucken,  sonder 
sy  lieb  haben  und  wie  vätter  sich  gegen  inen  erzaigen,  auch  die  genui- 
nen closterämbter,  wie  von  alter  her  under  diejenigen,  so  jederzeit  dazu 
tauglich  befunden  werden,  zu  irer  Übung  und  merer  erfarung  austaillen, 
und  sie  neben  den  weltlichen  officiern  dazue  gebrauchen  sollen,  damit 


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355 


sie  aller  gelegenheit  der  clöster  erlernen,  den  prelatten  die  pürden  mit- 
tragen helfen  und  also  der  closter  und  gotsheüser  nutz  und  wolfart  von 
haubt  und  glidern  samentlich  desto  pesser  benrdert  und  schaden  gewandt 
werden  müge.1 

Wie  wol  auch  zu  wünschen  were,  dass  die  alten  orden  regeln  wider 
aufgerichtet  und  erhalten  werden  mechten,  dieweil  es  aber  nach  jetziger 
weit  aigenschaft  und  fOrnemblich  in  ansehung  des  closter standts  augen- 
scheinlichen abfalls  und  mangels  an  personen  gleich  under  ainsten  ge- 
8tracks  nit  sein  kan,  dan  vil  leicht  durch  die  harte  glibt  und  schwere 
regeln  auch  über  langes  gebet  und  gesang  von  dem  closterstandt  abge- 
schreckt werden,  so  wollen  wir  der  geistlichen  Obrigkeit  heimbgestellt 
haben,  hierin  gebürliche  dispensation,  mass,  milderung  und  abkurzung 
furzunemen  und  sonderlich  die  profession  und  ewige  glibt  ein  Zeitlang 
einzustellen  und  die  religiösen,  so  in  die  clöster  einkumen  zu  keiner  hö- 
bern glibt  zu  tringen,  als  dass  sy  der  zeit,  so  sy  in  clöster  beleiben  und 
sich  darin  erbarlich  halten,  iren  prelatten  getreu,  gehorsamb  und  gewer- 
tig  sein,  auch  der  gemainen  closterordnung  wie  andere  geleben  und  nach- 
kumen  und  sonst  gemainiglich  irer  clöster  nutz  und  wolfarth  befördern 
und  schaden  warnen  und  wenden  wollen,  getreulich  und  ange verlieh:  Es 
were  dan  dass  sich  ain  oder  mer  religiösen  nach  erraichung  des  4  oder 
25*°  iares  ires  alters  auf  niemants  anweisung,  betroung  noch  zwang, 
sonder  freies,  aigens  willens  und  wolbedachtlich  der  profession  und  ewi- 
gen verglibung  selbst  anpieten,  die  möcht  von  inen,  wie  sich  gebürt, 
aufgenumen  werden. 

Als  dan  von  alters  hero  bej  denen  clostern  guete  schnellen  gehal- 
ten worden,  sowol  für  die  jungen  conventualen  als  andere  weitliche  der 
clöster  underthanen  und  armen  leutt  kinder,  so  sollen  die  prelatten  sol- 
chen alten  loblichen  gebrauch  handhaben  und  die  clösterschuelen,  so  al- 
berait  noch  im  wesen  sein,  nit  allein  erhalten,  sonder  da  die  abgangen 
weren  so  vil  muglich  und  auf  das  eheist  wider  aufrichten,  die  auch  mit 
fromen  gelerten  catholischen  schuelmaistern  versehen  und  die  jugent  in 
christlicher  gottsforcht,  lehr  und  zucht  auferziehen  und  sonderlich  die 
jungen  conventualen  durch  die  prelatten  dahin  gewisen  und  gehalten 
werden,  dass  sy  taglich  zwei  lectiones  eine  vor- und  die  ander  nachmittag 
heren,  fleissig  fassen  und  repetiern,  damit  sie  hernach  zu  dem  kireben- 
dienst  und  sonst  zu  den  klosterambtern  nutz-  und  notturfft  tauglich  ge- 


Professio. 


Closter- 

schnellen  m 

erhalten. 


Conren- 

tnalen  sollen 

Stadlern. 


1  Die  Wiedergabe  dieses  Absatzes  bei  Wiedemann  I,  S.  188,  ist  doch  zu 
allgemein.  Es  tritt  zu  wenig  hervor,  was  der  Titel  des  Absatzes  ver- 
langt: ,die  Erziegelung*  (Erzielung)  eines  tüchtigen  Nachwuchses. 


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Scfcalaaister 
■nd  knaben 
täglich  den 
gttsdienst 
Ternckien 
keifen. 


Mensa 
communis. 


•ju1 
'ZK 


Ansehen- 
licher gest 
tractierung. 


Admini- 

stratio  tem- 

poralium. 


356 


furdert  und  gebraucht  werden  mögen,  insonderheit  aber  solle  den  s 
maistern  und  iren  collaboratoren  eingepunden  werden,  dass  sy  sam 
schuelern  den  gewonlichen  gotsdienst  der  taglichen  ämbter  und  v< 
besuechen,  mitsingen  und  verrichten  helfen  sollen. 

Und  obwol  bisher  der  gebrauch  gewesen,  dass  die  prelatten  i 
iren  conventualen  im  gemainen  refectorio  sonder  in  abgesonderte! 
mern  iren  kirchgang  gehalten,  so  befinden  wir  doch,  dass  solch« 
clostern  zu  hohen  beschwerlichen  uncosten  ervolgt  und  allenthalt 
allerhand  unzücht,  leichtfertigkeit  und  unnutzer  Verschwendung  i 
gibt.  Derhalben  ist  unser  ernstlicher  will  und  mainung,  dass  sy  di 
latten  hinfüro  in  dem  gemeinen  refectorio  bei  und  mit  iren  conven 
zu  tisch  geen,  do  sie  aber  ville1  halben  der  personen  an  einen  tisc! 
taffl  nit  kumen  konten,  alsdann  die  geistlichen  prelatten  für  sich  ai 
fürnemste  religiösen,  officier  und  zuefallende  gemaine  gest  die  obe 
einnemon  und  für  die  conventualen,  schuelmeister,  collaboratoren, 
nisten  und  ander  gesindt  nach  anzal  und  ville  der  personen  ainei 
mehr  sondere  tisch  gehalten  und  furnemblich  das  gotlos,  sind  lieh,  sc 
lieh  und  ergerlich  sauffen,  zudrinken  und  filierei,  so  schier  ninder 
als  in  clostern  im  schwung  ist  und  daran  nit  allein  die  gemain  relij 
und  gesindt,  sondern  auch  wol  etwo  die  prelatten  selbst  erkranke; 
khrumon  und  vor  der  zeit  todt  vorgeen,  allenthalben  gentzlich  abg 
auch  dardurch  so  vil  underschidlicher  koch,  kuchel  und  keller  abget 
werden  sollen.  Begäbe  sich  dan,  dass  ansehenliche  herrschaft  ii 
clostern  (wie  etwo,  doch  selten,  beschicht)  einziehen  wurden,  muge 
selben  in  den  gastzimmern  geburlich  underhalten  werden  und  di< 
latten  mit  inen  die  malzeit  einnemen. 

Dieweil  auch  die  prelatten  in  unsern  landen  bei  iren  gotshc 
alle  administration  und  Verwaltung,  sowol  in  weltlichen  als  in  geist 
Sachen  bishero  gehabt  und  noch  haben,  wie  dass  unser  will  und  ma 
noch  änderst  nit  ist,  dann  sy  auch  hinfüro  dabey  gebürlicherw« 
lassen  und  handzuhaben,  und  aber  unwidersprechlich  war  und  be 
lieh,  dass  sie  ein  lange  zeit  hero  der  kirchen,  auch  des  gottsdienst 
geistlich  closterzucht  wenig  wargenomen  noch  geachtet,  auch  no 
weniger  bedacht  haben,  dass  sie  allein  irer  clöster  diener  und  g 
nützliche  Verwalter  weren,  sonder  sich  der  zeitlichen  administration 
nigfaltig  mispraucht,  der  closter  güeter  und  einkumen  nit  zu  der  \ 
heuser  notturfft,  nutz,  anfnemen  und  pesserung  angewendet,  sonde 
selben  hin  und  wider  an  ungebürliche,  hoch  neuverpottne  ort  un 


1  Dieser  Satztheil  fehlt  bei  Wiedemaun  S.  189. 


V 


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357 


misspraucht,  ire  arme  freundt  und  andere  darmit  bereicht,  auch  sonsten 
versteckt,  verschwendet  und  nit  änderst  als  ob  sie  iro  aigne  erbgüetter 
wären  und  dieselben  irem  willen  und  gefallen  nach  zu  verwenden  macht 
hetten,  darmit  gehandlet  haben,  alles  wider  irer  Ordensregel,  pflicht  und 
profession,  auch  hailsame  canones  und  inen  selbst  zu  höchster  beschwe- 
rung  ires  gewissens  und  ewigen  unheil  und  verdambnus,  demnach  und 
damit  dan  in  unsern  clostern  hinfüro  pesser  gehauset  und  all  unnutz 
sündliche  Verschwendung  sovil  müglich  abgestöllt  und  verhiet  werde,  so 
haben  wir  gn.  furgenomen  und  wollen,  dass  die  prelatten  alle  und  jede 
officier,  ambt-  und  dienstleut,  gleichwol  hinfüro  wie  bisheer  aufnemen 
mögen,  doch  eines  jeden  closters  fürnemisten  officier,  haubtman,  hof- 
richter  oder  normalster  itzo  und  künftiglich  unsern  in  geistlichen  closter- 
sachen  verordneten  commissarien  fürstellen  und  inen  ernstlich  einge- 
punden  werden  soll,  in  aufnembung  irer  haubleut,  hofmaister  und  hof- 
richter  weder  herkumen,  freundschaft,  gunst  noch  furderung  anzusehen, 
sondern  fromb,  verstendig,  niechtere  (sie)  und  guetter  gespariger  wird- 
sebaft  erfarne,  auch  dem  closter  stand  und  wesen  nit  widerwertige  oder 
unchristliche  verschwendliche  personen  darzu  fürzunemen  und  zu  pre- 
sentieren.  Und  welche  also  tauglich  und  den  gottsheusern  nützlich  be- 
fanden werden,  dass  dieselben  uns  als  landsfürsten  sowol  als  den  pre- 
latten (doch  nit  änderst  als  zu  der  clöster  nutz  und  fromen  und  wolfarth) 
auch  geschworen  und  denselben  unsern  prelaten  und  irem  bevelch  und 
iustruetion  in  allen  geburlichen  dingen  gehorsam  und  gewertig  sein  und 
gewonliche  bestallung  annemen  und  sy  allerdings  für  ihre  herrn  er- 
kennen sollen. 

Aisdan  auch  in  den  fürgeloffenen  Visitationshandlungen  so  vil  be- 
richt  einkumen,  dass  der  merer  tail  unser  clöster  unangesehen  ihrer 
reichen  einkumen  und  hohen  Versilberung  irer  fruchten  durch  ubie  Wirt- 
schaft in  merkliche  schuldenversetzung  und  verpfendung  derselben  gründt 
und  güetter  erwachsen,  so  wellen  wir  alle  und  jede  unserer  prelatten 
hiemit  ernstlich  ersucht  und  inen  eingepunden  haben,  sich  hinfüro  besser, 
eingezogner  und  gesperiger  hauswirtschaft  zu  befleissen  und  bedacht  zu 
sein,  nit  aHein  ire  obligende  schulden  sondern  auch  die  verpfenten  ze- 
hent  und  güeter  abzulösen  und  wider  zu  denen  gottsheusern  zu  bringen, 
sich  künftig  vor  allerlei  schulden  und  Verpfändung  ciain  oder  gross  one 
und  ausser  unsers  sondern  gefertigten  consenss  sowol  auch  vor  beschwär- 
lichen  Steuer  ausstandt  gentzlich  zu  verhietten. 

Und  damit  unserer  clöster  erhalt ung  umb  so  vil  mer  befurdert  und 
derselben  verderben  verhüetet  werde,  so  ordnen  und  wellen  wir  auch, 
dass  alle  und  jedo  prelatten  aller  irer  weltlichen  administration  einkumen 


Aufnembung 
der  officier 
und  diener. 


Die  officier 

sollen 
(un)derthan 

und  ge- 
sch  vorn  sein. 


Schulden   zu 
vernieten. 


Die  alten 
schulden  zu 
zalen,dasver- 

pfendte  zu 
lösen. 

On  consens 
kain  schuld 
zu  machen. 

Prelatten 
sollen  rait- 
tung  thun. 


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■J  LI 

uz 

113 


358 

und  ausgaben  unsern  in  geistlichen  clostersachen  verordenten  con 
Nou,diefir-  garjenj  80  jederzeit  sein  werden,  iarlich  erbare  ausförliche  raittung 

stellang  der  •  ■  ,  « 

offlcier  und    geben,  die  auch  alspald  one  allen  aufzug  und  verlengerung  erlegt  w 
die  raittung    80nen,  auf  ^agg  wir  bevleuffig  sehen  und  wissen  mögen,  wie  aüenth 

•ein,  seider 

die  preiatten  ungepärhch  gehaust,  auch  wie  nutzliche  Wirtschaft  angerichtet  und 
die  geistliche  (jen  gepessert  und  wie  also  der  ansehenlich  rest,  so  sich  on  zweiffl  b< 

contribntion 

bewiügt,  nit  gottsheusern  befinden  wirdet,  den  gottsheusern  zu  guetten  angew 
in  ene.      werden  möge. 
Erhaltung  gg  80uen  auch  aj|e  unsere  prelatten  ire  kirchen  und  clost 

der  alten  r 

gebey.       tachern,  gemöchen  und  sonsten  allerdings  peulich  und  wesenlich  er! 

und  alle  paufelligkeiten  zeitlich  wenden  und  pessern,  sonsten  abei 

KaJn  inst-    von  unnotturfftigen  prechtigen  lustgebeyen  inner-  und  ausserhall 

gebey  zu 

thuen.       clöster  on  unser  vorwissen  und  bewilligung  gentzlich  enthalten. 

Was  wir  auch  hie  oben  von  prelatten,  abten,  probsten  und  a] 
Jungfrauen-   döstern  geordnet  haben,  das  solle  von  den  äbtissin,  priorin  und  cl< 

clöster  idem.  °  '  r 

lefitten,  trauen-  und  jungfrauenclostern  auch  verstanden  und  darin  g 
falls  steiff  und  vest  gehalten  werden. 


ciosterjung-  ^an  (jan  ^je  closterjungfrawen  bisher  mit  dem  lateinische 

Putsch      sa^g  hochbeschwert  worden  und  mit  erlernung  desselben  vil  zei 
•  singen.      fl0Cn  one  ajieü  verstandt  zugebracht  haben  und  aber  gott  nit  aller 

den  leffzen  und  Worten  sondern  vil  mer  von  herzen  angeruefen  un 
petten  sein  will,  auch  vill  pösser  geachtet  wird,  wenig  psalmen  mi 
nem  herzen  verstandt  und  geistlicher  freid  als  sonsten  den  ganzen 
ter  mit  engstigem  gemüet  und  traurigkeit  zu  sprechen,  dennoch  sl 
wir  disen  artiel,  sowol  als  hie  oben  der  religiösen  ebigen  glibt  und 
fession  halben  zu  der  clöster  Ordinarien  und  visitatorn  bedenken, 
die  jungfrauenclöster,  so  noch  mit  personen  stattlich  und  nottürfß 
besetzt  sein  und  sich  des  lateinischen  gepetts  und  gesangs  bishe 
braucht  haben,  binfüro  auch  dabei  gelassen  und  erhalten  werden, 
die  andern,  so  an  personen  und  dem  lateinischen  gesang  abkumei 
erst  wider  zu  ersetzen  sein,  nun  hinfüro  mit  der  lateinischen  sprac 
beschwert  werden,  sonder  ir  gepett  und  gesang  aus  dem  heiligen  ps 
wie  der  nach  ausweisung  des  neuen  breviers  in  sieben  gepetzeit  eing 
ist  und  wöchentlich  one  sonderliche  mfie  und  vertruss  gar  ausgespn 
werden  mag,  in  bekannter  teutscher  sprach  mit  teglichem  lesen  und 
gen  von  mundt  und  herzen  zugleich  vleissig,  bedeutlich  und  andechti 
verrichten,  angesehen,  dass  die  Schwestern  aus  solchem  teutscheo 
sang  und  bekannter  sprach  vil  pesser  als  aus  dem  lateinischen,  s 
die  schwachen  weibspilder  langsamb  und  schwerlich  lernen  und  doc 
vei-steen,  zu  merer  innerlichen  andacht  vermant,  erweckt,  gepesseii 


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359 


getröstet  und  die  ambter  der  lateinischen  mess  durch  die  priester  und 
schneller  verrichtet  werden  mechten. 

Wir  wollen  auch  hieneben  allen  abtissin,  priorin  und  ordensfrauen, 
denen  zu  jederzeit  die  administration  und  cur  des  closterwesens  vertrauet, 
eingeben  und  bevolhen  ist,  gn.  eingepunden  haben,  dass  sy  diejenigen 
elosterfrauen,  auch  andere  junge  maidl,  so  bei  inen  in  den  clostern,  nach 
Verrichtung  und  ausserhalb  des  gotsdiensts  die  übrige  zeit  in  allerhand 
weiblichen  arbaitt  und  gueter  wirtschafft,  als  bei  zeitten  unserer  lieben 
voreitern  gebreuchig  gewesen,  halten  und  weisen,  damit  neben  dem  gue- 
ten  auch  das  nütze  nit  underlassen  beleihe  und  die  zeitt  der  plienden 
Jugend  zum  pesten  angewendet  werd. 

Wiewol  nu  obbemelte  unser  generalordnung  alle  und  jede  clöster 
unsers  erzherzogthumbs  Österreich  under  und  ob  derEnss  in  gemein  be- 
greiift  und  darum  allenthalben  gemeiniglich  gehalten  werden  soll,  so  be- 
finden wir  doch  aus  den  Visitationen,  sonderlich  der  zeitlichen  admini- 
stration güeter  und  wirtschafften  auch  der  dienstpotten  und  anderer 
sachen  halben  grossen  unterschidt,  derhalben  wir  nottwendiglich  verur- 
sacht werden,  einen  jeden  prelatten  noch  gelegenhait  und  notturft  aines 
jeden  closters  auch  ein  particular  und  underschidliche  Ordnung  zu  stellen. 
Und  ist  hierauf  unser  ernstlicher  bevelch,  will  und  mainung,  dass  dise 
unser  obbegriffne  generai  und  dann  auch  hernach  die  unterschidliche 
particularordnung  und  instruction  in  allen  und  jeden  iren  puncten  und 
artikeln  stett  und  vest  gehalten  und  vollzogen  und  bei  Vermeidung  un- 
serer schweren  straff  und  ungnad  dar  wider  nit  gehandlet  werden  soll. 

Nachdem  aber  alle  hailsame  Ordnung  und  Setzungen  one  wirkliche 
Vollziehung  und  handhabung  uncrefftig  und  unnütz  sein,  so  wollen  wir 
alle  und  jede  clöster  mit  derselben  geistlichen  Ordinarien  rath  und  zue- 
thun  jarlich  visitiern  und  aigentliche  erkundigung  halten  lassen,  ob,  wie 
und  worin  unser  generai  und  particular  closterordnung  gehalten  oder 
übcrtretten,  damit  alle  befundene  mengl  zeitlich  gewendet  und  gepessert, 
auch  der  clöster  nutz  und  notturfft  gefurdert,  aller  schaden  abgestellt 
und  dass  die  übertretter  der  gebür  nach  gestrafft  werden  mögen. 

Wir  wellen  auch  uns  der  clöster  geistlichen  Ordinarien,  obern  und 
visitatorn  dise  unser  generalordnung  zu  mehren,  zu  endern  und  zu  ver- 
bessern alzeit  bevorbehalten  haben.  Mit  urkundt  diss  brieffs  besiglt  mit 
unserm  hiefürgedruckten  kais.  secret  insigl  und  geben  in  unser  statt 
Wien  den  22  December  67. 


Die  Jung- 
frauen ausser 
des  gottes- 
diensts  zn 
allerhand 
weiblicher 
arbeit  zn 
halten. 


Particular 
closter- 
ordnung. 


Maximilianus.  V.  Zasius. 

Copie.     Angefertigt  von  Unverzagt 


Wo.  Unverzagt. 


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360 


Nr.  16. 


Erzherzog  Karl  an  Kobenzl  , wegen  Aufrichtung  eines  geiitlii 
Käthes,  die  Sache  in  ferneres  unverweütes  Bedenken  zu  nehi 
Graz  1587,  Juni  28. 

(Conc.  von  Schranzens  Hand,  L.-A.,  Klosterrath.) 

Carl  .  .  .  Wessen  wir  vor  diser  zeit  wegen  aufrichtung  einei 
sondern  geistlichen  raths  closterordnung  und  reformation  zur  nachf 
wie  es  ditsfalls  daussen  in  Osterreich  berait  observirt  wirdet,  gn. 
schlössen  gewest,  dessen  wirdest  du  dich  zweifelsone  gehorsambist 
zu  erindern  wissen,  und  weilen  dann  bey  jetziger  täglich  je  länger  i 
einreissenden  geistlichen  der  religion  halben  sowol  auch  in  der  temj 
litet  erscheinenden  üblen  wirdtschafften,  Unordnungen  und  absch 
lenger  damit  still  zu  halten  nit  rathsamb,  sondern  vi!  mehr  mit  eh 
auf  rieht-  und  inswerksetzung  obangedeutes  unsers  gn.  vorhaben 
eher  ye  besser  nutz  und  fürtraglich  sein  will,  haben  wir  demnach 
jenigen  schriftlichen  anleitungen,  wie  anisten  in  sachen  fruchtbarli 
fortzuschreiten  sein  mochte,  sovil  uns  bishero  zu  erlangen  gewest 
darumben  mit  gnaden  hiemit  zu  uberschicken  bedacht,  gn.  bevelch 
dass  du  dich  nit  allein  darinnen  mehrers  vleissig  ersehen,  sondern  s 
uns  neben  deme,  so  dir  in  hietzigen  deinem  daussensein  zu  sa 
dienstlichs  sonsten  zuestehen  mochte,  deinen  gehorsambisten  bericht 
rattliches  gnetbeduncken  mit  allen  umbstenden  unsaumblichen  zuescl 
ben  wölles,  damit  wir  uns  verner  darüber  in  gnaden  zu  entschlie 
hotten.  Damit  wir  dir  dann  allzeit  forder  woll  gewegen.  Grätz  28 
ny  87. 

Postscripta:  Hast  du  hienebens  des  Novelisten  zu  Augspurg  sei 
ben  an  dich  lauttent,  so  wir  gleichwoll  selbst  erbrochen,  sambt  eil 
schlossner  quittung  zu  empfahen,  im  darauf  zu  beantworten  wissent. 

Nr.  17. 

Gutachten  Hans  Kobenzls  über  die  Errichtung  eines  inneröi 
reichisohen  geistlichen  Käthes.    Wien  1587,  Juli  7. 

(Orig.  L.-A.,  Klosterrath.) 

Genedigister  herr  etc.  E.  F.  D*  gn.  bevelch  aines  geistlichen  r 
aufrichtung  belangend  hab  ich  vom  28  Juny  erst  gestert  empfang 
und  wie  desselben  inhalt  also  auch  die  mir  damit  uberschickten  schri: 


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361 

E.  F.  D*  vor  der  zeit  durch  den  herrn  Unverzagten  erteilet,  nach  lengs 
verlesen,  vernomen  und  in  vleissige  beratschlagung  gezogen.  Darunder 
ich  nun  erstlich  befunden,  dass  E.  F.  Dl  nochmalen  darfur  halten,  mit 
solcher  aufrichtung  verner  nit  still  zu  halten,  sonder  unsaumblich  fort- 
zuschreiten sein  und  dass  mir  derwegen  E.  F.  Dl  solche  Schriften 
umb  mein  förderlichen  bericht  und  räthliches  guetbedunken  zueschicken 
wollen. 

Nun  hab  ich  mich  alsbald  darüber  gemacht  und  erstlich  sovil  erin- 
dert,  als  vor  der  zeit  die  andern  E.  F.  Dl  gehaime  ratt,  meine  gönstige 
herrn  und  ich  E.  F.  D*  zu  aufrichtung  solchen  geistlichen  ratts  geratten, 
dass  uns  fürnemblichen  die  beschwärlichen  religionshändl  darzu  bewegt, 
weil  es  ye  unserer  profession  nit  ist,  E.  F.  D'  in  denselben  vill  oder  we- 
nig zu  ratten,  wie  wir  dann  tails  desjenigen  halben,  so  bisher  geschehen, 
bey  ainer  und  der  andern  religion  verwandten,  schlechten  dank  davon 
gebracht,  und  ich  mich  meinesthails  für  ganz  glückseligen 
hielte,  da  E.  F.  D*  mich  solcher  religionsachen  mein  lebtag 
erliessen,  und  darumben  so  hab  ich  für  nottwendig  gehalten,  solches 
vor  allem  E.  F.  D*  und  den  herrn  ratten  zu  gemüet  zu  füern  und  dar- 
neben wolmainlich  anzuzeigen,  da  es  nochmalen  dieselb  mainung  bey 
E.  F.  Dl  haben,  dass  man  in  der  sachen  berattschlagung  principaliter 
larauff  und  solche  subiecta  bedacht  sein  müesste,  die  E.  F.  Dl  hochheil- 
samen riemblichen  intention  fruchtberlich  nachsehen  und  derselben  in 
den  fürfallenden  religionsachen  dermassen  ratten,  dass  sich  E.  F.  D*  auf 
solch  ir  ratten  sicherlich  entschlüessen  und  resolviern  werden  konen: 
also  hab  ich  die  Sachen  vor  der  zeit  von  E.  F.  D*  für  das  principale  oder 
haubtstuck  und  der  geistlichen  superintendenz  gleichsamb  für  das  acces- 
sorium  und  dass  dieselben  verordente  dannocht  imerdar  was  zu  thuen 
betten  und  nit  feyern  dörfften,  eingenomen.  Da  ich  aber  E.  F.  D*  nit 
recht  verstanden  sondern  mich  irrete,  so  bitt  E.  F.  Dl  ich  umb  gn.  Ver- 
zeihung; im  selben  fall  pleibt  es  Milien  bei  demjenigen,  so  E.  F.  Dl  gn. 
willen  und  mainung  gewest  ist.   Für  ains. 

Am  andern,  der  clöster  und  anderer  geistlicher  reformation  im 
geistlichen  und  zeitlichen  belangend,  werden  sich  hoffentlich  E.  F.  Dl 
nochmalen  desjenigen  gn.  woll  zu  erindern  wissen,  was  ich  iro  je  und 
allezeit,  demjenigen  nach,  so  ich  in  weil.  E.  F.  Dl  geliebten  herrn  vatters 
des  hei  lügen  kaisers  Ferdinanden  hochs.  ged.  geheimen  und  hoffratt  er- 
farn,  wie  auch  in  I.  M*  und  E.  Dl  registraturn,  die  ich,  on  ruemb  zu 
melden,  von  E.  F.  D*  dienst  wegen  öfter  mit  sonderm  angelegnem  vieiss 
durcbgeloffen  und  ausgelesen,  etwo  erlernt  und  gesehen,  woll  mainlich 
geratten,  und  ob  ich  woll  etwo  schier  für  ain  ethnicum  und  publi- 


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362 


canum  destwegen  ausgeschriern,  so  hab  ich  doch  darnach  uml 
weniger  gefragt,  weil  mir  E.  F.  D1  meines  geh.  Versehens  selbs  d 
kundschaft  geben  werden,  dass  ich  E.  F.  D1  etlicher  stuck  lehenscl 
der  probstey  im  Saal,  der  pfarren  zu  Vellach  und  anderer  mer,  d 
E.  F.  D1  entziehen  wollen,  ja  des  mer,  aber  die  lauter  warheit  und  i 
verstorbnen  bischofs  zu  Seckau  von  Arzt1  und  des  doctor  Fi< 
memorialen  dem  herrn  nuncio  Malaspina  übergeben,  lautter  so  < 
nötten  darzuthun  ist,  aller  prelaturn,  pfarren  und  beneficien  possei 
gebung  erhalten  und  vertädingt  hab.  So  stark  und  gewaltig  hi 
sich  zu  derselben  zeit  understanden,  E.  F.  D1  alle  dieselben  ire 
auszurupfen;  derhalben  ich  mich  dan  plösslich  in  die  guetbedunk 
ich  E.  F.  D*  in  diser  materj  und  sonderlich  der  closter  reformation 
nach  und  nach  gegeben,  ziehen  mögen  und  E.  F.Dtmitmerer  oder 
der  Sachen  ausfürung  nit  behelligen  dürffen.  Aber  damit  ich  we< 
faulen  weis,  noch  sonsten  ichts  anders  in  Sachen  beschuldigt  werde: 
so  will  ich  E.  F.  D'  gemessnen  bevelch  hiemit  kürzlich  doch  haut 
lieh  nachkomen  und  an  demjenigen,  des  ich  in  meim  gewissen  b 
nichts  durchaus  verhalten,  der  gehorsamben  zueversicht,  E.  F.  Dl  \ 
es  nit  anders  dan  mit  gnaden  vermerken. 

Erstlich  kan  ich  nit  in  abred  stellen  manifestissimi  iuris  ca 
sein,  dass  weder  E.  F.  Dl  noch  ainicher  anderer  wer  der  immer  sei 
mit  den  geistlichen  und  iren  güetern  nichts  durchaus  zu  schicke 
zu  thuen  haben  solle,  wie  dan  derwegen  zwischen  etlichen  päbst< 
römischen  kaisern,  zumal  aber  den  Henricis  und  Fridericis 
entpörungen  entstanden,  welche  dieselben  frome  heilige  kaiser  zui 
nit  allein  das  reich  sonder  auch  das  leben  gecostet,  derhalben  icl 
auch  mit  guetem  gewissen  weder  E.  F.  D*  noch  ainichein  andern 
simpliciter  nit  ratten  kondte,  sich  mit  den  geistlichen  oder  iren  g 
vil  zu  bekomern,  sondern  derselben  in  allweg  müessig  zu  geen  uu 
umben  gleich woll  diejenigen  sorgen  lassen,  deren  fürsorge  sy  an 
chen,  das  ist,  dem  gedachten  geistlichen  rechten  nach,  den  ordinal 
corum  und  andern  dergleichen. 

Zum  andern  will  ich  aber  hoffen,  dass  niemandts  under 
nigen,  denen  diss  mein  schreiben  fürkomen  mechte,  nit  so  unerfar 
und  fürgeben  werde  dürfen,  dass  solch  ins  canonicum  insgc 
menniglich  binde,  dann  ich  es  mit  grundt  ablainen  und  zu  g 
darthun  kan,  will  von  andern  potentaten  und  etlichen  dem  stuell  z 

1  Sigmund  von  Arzt,  Nachfolger  des  am  16.  Man  1584  gestorbenen  £ 
Georg  IV.  (Agricola  1672—1684),  starb  noch  vor  seiner  Confirmatioi 


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363 

negstgesessnen  schweigen,  dass  wie  dieselben,  also  auch  E.  F.  D1  hoch- 
löbliche Voreltern  tiber  menschen  gedenken  in  ruebiger  possess  gewest 
sein,  die  temporalia  in  den  clöstern  nnd  bei  den  pfarren  nach 
irem  gnetachten  zu  disponiern  und  derselben  possess,  so  oft  es  zu 
fallen  komen,  den  angeenden  prelaten,  pfarrern  oder  beneficiaten  nach 
nnd  nach  einzugeben,  sy  auch  darbey  wider  menniglich  der  gebüer  und 
billichait  nach  zu  schützen  und  zu  handhaben,  wie  sy  dann  vom  römi- 
schen reich  mit  derselben  castenvogtey  lauter  belehnet  und  im  ganzen 
reich  teutscher  nation  den  kindern  auf  der  gassen  wissend,  was  solche 
castenvogtey  mit  sich  bringt;1  darauf  gleichwoll  nit  so  vil  als  auf  das 
alt  undenklich  herkomen  zu  pauen. 

Zum  dritten  gestee  ich  hinwider,  dass  der  geistlichen  geheimer 
laster  Inquisition  allain  der  geistlichen  Obrigkeit  gebüer  und  dass  alle 
fromme  christliche  forsten  dem  kaiser  Constantino  disfalls  folgen  sollen, 
der  im  Ephesino  concilio  etlicher  prelaten  und  geistlicher  ime  wider  ein- 
ander angebrachte  clagen  in  irem  beysein  alsbald  verbrendt  und  sich  so 
vil  gegen  inen  vernemen  lassen,  weil  inen  unser  herr  das  verbinden  nit 
allein  auf  erden  sonder  auch  im  himmel  vertrauet,  so  wöll  im  nit  gebüern, 
sich  des  gerichts  über  sy  anzumassen. 

Herwider  und  zum  vierten  traue  ich  mir  abermals  darzuethuen, 
wann  weilend  kaiser  Ferdinand  hochl.  ged.,  dessen  fuesstapfen  E.  F.  D1 
sicherlich  wol  nachgeen  mögen,  bey  den  ordinariis  anmanungen  und  wi- 
der anmanungen  gethan,  dass  sy  das  ergerlich  leben  bey  den  gottesheu- 
sern  bestrafen  wollten,  sy  aber  so  lang  damit  verzogen,  dass  es  I.  K.  Ml 
derselben  armer  underthanen  merer  ergernus  verhietung  halben  mit  gue- 
tem  gwissen  weitter  nit  gedulden  mögen,  dass  I.  Mt  im  selben  fall  selbs 
ire  commi88arios  in  die  closter  und  auf  die  pfarren  herumbgeschickt  und 
sich  durch  dieselben  nit  allein  der  zeitlichen  Wirtschaft  sondern  auch 
generaliter  bei  dem  hausgesindt  und  der  nachberschafft  wie  die  prelaten 
conventualen  und  pfarrer  gehaust,  erkondigen  lassen  und  das  allein  der- 
gestalt und  mainung,  dass  I.  E.  Ml  unzichtige  ergerliche  weiber,  wo  sy 
etwo  dem  gemain  offnen  geschrarj  nach  erhalten  worden,  Verstössen  und 
darvon  jagen,  die  laster  aber,  damit  auch  in  der  gemain  die  geistlichen 
beschrieren  gewest,  den  herrn  ordinariis  denunciem  und  sy  darneben  er- 
suechen  lassen  möchten,  vernere  notwendige  inquisition  darüber  zu  hal- 
ten und  gegen  den  schuldigen  mit  der  wolverdienten  straff  zu  verfaren; 
wie  es  dan  E.  F.  Dfc  mit  dem  dritten  abbt  vor  dem  jetzigen  zu  Ad- 
ln an  t  und  andern  auch  gethon,  und  es  hoffentlich  nit  allein  alle  cano- 


1  Ueber  den  Kasten vogt  s.  Schulte,  Reichs-  nnd  Rechtsgeschichte,  8.  118. 
Arehiy.  LXIIIV  fid.  II.  n&lfte.  26 


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nisten  sondern  auch  I.  B.  H1  selbs,  da  sy  darumben  befragt,  in  \ 
verstand  nit  allein  nit  unbillichen  sondern  E.  F.  Dl  darnmben  bitl 
derselben  in  gott  ruehenden  herrn  vattern  zum  höchsten  darumbe 
und  preisen  wurden. 

So  vil  haben  sich  I.  E.  M1  in  sachen  angemasst,  und  weil  1 
in  Hispanien  dinnen  erzogen  und  nit  allein  vill  ansehenliche  go 
fromme  rätt  mit  sich  in  Österreich  gebracht,  sonder  auch  darinn 
selben  vill  gefunden,  die  so  wenig  I.  M1  geratten,  als  I.  E.  Ml 
ratten  lassen,  dass  sy  den  herrn  ordinariis  ain  solchen  eintrag  thi 
ir  der  temporalien  administration  in  den  gottsheusern  de  facto 
ullo  legitimo  titulo  vel  iure  ascribiern  dürften:  wer  vernünftiger  t 
daran  zweifeien,  dass  es  I.  E.  M*  von  irem  anherrn  kaiser  Mai 
und  S.  Ml  von  irem  herrn  vattern  kaiser  Fridrichen,  welche  beed 
als  alle  ire  löbliche  vorfaren  am  reich  und  Osterreich  bis  auf  kai& 
dolphen  alle  löbl.  ged.,  wie  ire  Stiftungen  und -andere  sachen,  soi 
aber  die  historien  von  der  march  Bomagna,  so  S.  E.  M1  dem  i 
Born  frey  cedirt  und  eingeraumbt,  dass  sy  eher  den  geistlichen  < 
dargeben  und  zuegestifft,  als  dass  sy  inen  das  wenigist  genomm 
usurpirt  hotten,  quasi  per  manus  traditum  nit  hergenomen  und  si 
desselben  bis  auf  E.  F.  D*  mit  gott,  eern  und  guetem  gewissen  sin< 
cunque  iniuria  gebraucht  haben,  solches  auchE.  F.  D*  one  allen  g 
scrupul  vor  gott  und  der  weit  dem  geistlichen  und  weltlichen 
nach  thuen  mögen,  was  immer  die  canones,  wie  oben  erstlich  ge 
mit  sich  bringen,  weil  denselben  nach  wider  den  römischen  stuc 
allain  in  hundert  geschweigen  in  sovil  hundert  iaren  wider  ander 
liehe  praescribirt  würdt. 

Da  ich  nun  demnach  zum  fünften  die  Wahrheit  schreibei 
wie  es  mir  dann  nit  anders  gebort,  so  müesst  ich  warlich  bei 
dass  weil,  kaiser  Maximilian  E.  F.  D*  geliebster  herr  brued 
hochs.  ged.  etwas  aus  den  vätterlichen  terminis  und  zu  weitt  gl 
dann  obwol  I.  E.  M1  in  irer  Ordnung  melden,  das  sy  one  verachti 
kirchen  auch  one  Verletzung  der  geistlichen  obrigkeit  der  ordinari 
visitatorn  rechtmässigen  iurisdiction,  sonder  zu  erweckung  iret 
liehen  ambts  und  inen  zu  Steuer  und  hilfif  fürgenommen,  auch  i 
solches  ires  beginnens  etliche  vill  herliche  bewegungen  und  ursacl 
ziehen,  so  wurden  doch  meines  besorgens  die  heiTn  ordinarii  di 
bewegnus8en  nit  gesteen  und  darzue  sagen,  quod  eiusmodi  majesta 
caesariae  protestatio  contraria  facto  et  ideo  ipso  iure  nulla  fueril 
ob  die  obrigkait  damit  nit  veracht  und  derselben  ir  iurisdiction 
schmellert  und  verletzt,  dass  erst  I.  E.  Ml  zuegefarn,  dess  gewiss 


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yater  sein  lebtag  nit  gethon,  aia  geistlichen  ratt  aufgenomen  und  dem- 
selben eben  iren  den  Ordinarien  gwalt  gegeben,  nemblich  die  prelaten 
umb  irer  verdienst  willen  abzusetzen,  andere  an  ir  statt  aufzunemen  und 
zu  bestellen,  one  alles  ir  der  Ordinarien  zuthuen,  ausser  dass  durch  den 
geistlichen  ratt  von  inen  etwo,  doch  nit  allzeit  begert  würd,  dass  sy  ime 
yemands  fürschlagen,  der  zu  diser  oder  jener  prelatur  zu  fördern.  Dess 
wurden  sy  die  ordinarii  sonder  zweifl  allen  gerechten  richtern  zu  erken- 
nen gern  heimbsetzen  und  mit  mir  gewiss  die  urtl  für  sich  bekennen, 
obwol  nit  one,  das  nur  sy  die  prelaten  selbe  mit  irer  nachlessigkeit  und 
anhäbiger  bemüehung  dasjenig  zu  handen  zu  bringen,  das  E.  F.  D*  hochl. 
Voreltern,  wie  obvermeldt,  von  undenklichen  zeiten  mit  guetem  fueg  und 
tltl  hergebracht  haben,  dessen  sy  sich  billich  nit  lusten  lassen  sollen, 
weil  es  den  gebotten  gottes  lautter  zuwider. 

Hierauf  nun  und  zum  sechsten  so  würd  mit  mir  die  erste  frag 
sein,  ob  E.  F.  D',  wie  sie  noch  bisher  riemblich  gethan,  höchstgedachts 
ires  herrn  vattern  oder  herrn  bruedern  hoch.  ged.  pfadt  nachgeen  wollen, 
und  weil'  E.  F.  Dl,  wie  beruert,  noch  bisher  dem  herrn  vattern  in  allem 
nachgefolgt,  so  werden  sy  es  one  zweifl  noch  hinfuro  thuen,  wie  ich  ir 
dan  auch  nit  änderst  ratten  konndte  und  sich  von  I.  M*  in  Sachen  obser- 
virten  process  niemandts  bringen  lassen,  es  erforderte  dan  solches  E.  F.  Dl 
getreuer  armer  underthonen  unvermeidenliche  notturfft. 

Auf  gelegte  solche  grundvest  ist  am  sib enden  zu  erwegen  von 
nötten,  ob  hiebei  ligende  kays.  closterreformationsordnung  E.  F.  D1  plöss- 
lichen  und  simpliciter,  wie  sie  gestellt,  formaliter  ac  materialiter  fürzu- 
nemen  oder  aber  in  baiden,  d.  i.  mit  mir  in  spiritualibus  et  temporalibus, 
realibus  et  personalibus  auf  ander  weg  zu  richten  seye:  ich  meines- 
thaills  ratte  E.  F.  Dl  nochmals  treu  und  wolmainlich,  dass  sy 
dem  merern  hauffen,  als  nemblich  E.  F.  D*  in  gott  ruehenden  herrn  vat- 
tern, an-  und  uranherrn  hochs.  ged.  beyfallen  und  es  in  allem  durch- 
aus observiern  und  halten,  wie  es  ire  maiesteten  observiert  und  gehalten, 
ich  auch  oben  im  vierten  puncten  mit  warheit  deduciert  und  angezeigt 
bab,  and  wenn  E.  F.  D*  darauf  schliessen,  so  würd  für  sich  selbs  vollgen, 
dass  gedachte  kays.  reformationsordnung  an  irer  stell  zu  lassen  und  zu 
E.  F.  D1  löblichem  vorhaben  nichts  dienen,  sonder  dass  E.  F.  Dl  die  In- 
structionen, so  weil,  ir  herr  vatter  zu  underschidlichen  zeiten  seinen  ver- 
ordenten  closter-reformatorn  oder  visitatorn  gefertiget  zur  hand  herfür- 
ßuechen  und  derselben  inhalt  mit  nottwendiger  Veränderung  alsbald  auf 
den  principall  puncten  durch  mich  oben  im  eingang  für  den  ersten  ange- 
zogen in  der  angeenden  geistlichen  ratt  instruction  zu  setzen,  in  dieselb 
einverleiben  lassen,  dieselben  Instructionen  und  sonderlich  die  letzt,  so 

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neben  andern  E.  F.  D*  geheimer  ratt  und  hoffvicecanzler  der  herrSc 
selbs  verrichten  helfen,  sein  vill  weitläufiger  und  ausführlicher  als  d 
gezogen  Maximilianische  closterreformationsordnung  ist,  und  da 
etwo  mangelhaftig,  also  dass  die  herrn  r&tte  anfangs  in  ainem  ode 
andern  nit  genuegsamen  bericht  oder  beschaid  hetten,  so  würd  d 
inen  gar  woll  zu  geben,  wie  auch  nach  und  nach,  sovil  von  nötten,  ? 
ono  alle  mfie  zu  thuen  sein,  wie  es  dann  E.  F.  Dl  bisher  eben  all 
der  regierung  und  camer  gehalten. 

Solches  alles  mechten  gleichwoll  E.  F.  D*  zum  achten  als 
werk  richten  und  darneben  sich  von  ires  glimpfen  wegen  eben  so  ' 
etwo  weil,  kaiser  Maximilian  gethon  und  ich  oben  zum  fünften  ei 
gegen  den  herrn  Ordinarien  erclern  und  zwar  mit  vil  mererm  fueg 
sich  E.  F.  D1  allein  ires  wolhergebrachten  vorlangst  verjarten  pra 
birten  rechtens  gebrauchen  und  damit  weder  inen  den  herrn  ordi 
noch  ainichen  andern  menschen  auf  erden  die  wenigist  unbild,  g 
oder  eintrag  thetten,  jedoch  weil  E.  F.  Dl  gn.  wissen,  wie  stark  ma 
bisher,  als  oben  zu  beschluss  des  fünften  punctens  durch  mich  'aucl 
meldet,  bemüet  und  bearbeit,  E.  F.  D1  und  ire  lieben  nachkomme 
auch  derselben  getreue  landleut,  so  in  den  landen  vogteyen  haben, 
solch  ir  wolhergebrachtes  ins  und  gerechtigkeit  zu  bringen,  wie  mi 
nit  zweifelt,  man  sich  alberait  gentzlich  berede,  dass  man  wider  E. 
dissfalls  den  sig  erhalten,  welches  zum  wenigisten  ab  dem  abzun 
dass  sich  die  erzpriester  die  temporalia  ires  gefallens  zu  sperren,  zt 
schlagen,  zu  sich  nemen  oder  anderstwohin  transferieren  zu  lasse: 
dergleichen  mer  actus  possessorios  zu  yeben,  understeen  dürften,  die 
liehen  dem  zeitlichen  anhengig  und  inen  ain  gemainer  landtman  be 
stiften,  so  seiner  vogtey  seyen,  nit  gestattet,  geschweigen  dass  sy  E 
zu  wissentlicher  schmellerung  und  entziehung  desselben  ires  woll 
brachten  rechtens  gedulden  sollen,  so  trag  ich  grosse  fürsorg,  E. 
thätten  den  Bachen,  wie  rechts  sy  wollten,  und  wendeten  schein  für, 
immer  möchten,  die  herrn  ordinaiii  wurden  sich  doch  E.  F.  D1  n 
vorhaben  stark  widersetzen  und  es  sowol  als  bisheer  beschehen,  un 
sehen,  dass  der  herr  nuntius  Malaspina  E.  F.  D*  zum  höchsten  vor 
dass  sy  fortfaren  und  sich  der  herrn  Ordinarien,  weill  sy  selbs  nicht 
zuethuen,  clagen  und  schreyen  nichts  irren  lassen  sollen,  hinden 
machen. 

Derhalben  dann  zum  neunten  E.  F.  D*  notturfft  erforder 
Sachen  dermassen  anzugreifen,  auf  dass  sy  damit  in  omnem  eventi 
allein  bey  jedermänniglich  sonder  auch  zuvoderist  bey  I.  B.  H*  ent 
diget  sein  mögen.    Dan  zweifeien  E.  F.  D1  nur  nit  daran,  dass  sy 


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gesehen  solches  der  berrn  Ordinarien  clagens  und  Schreiens  mit  der  Sa- 
chen pro  eins  archiducali  authoritate  et  reputatione  fortfarn  sollten,  dass 
sich  der  jetzig  herr  erzbischoff  zu  Salzburg, 1  zumall  weill  er  ein  cortisan 
sein  soll,  auch  sein  vettern  den  cardinal  A  llt-Embs  dinnen  am  prett  hat, 
gewiss  der  Sachen  alsbald  bey  I.  Hl  beclagen  und  gar  leicht  process  und 
inhibitiones  wider  E.  Dl  erlangen,  die  iro  und  iren  landen  zu  merklichem 
schimpf,  nachtl  und  schaden  begegnen  möchten,  weil  je  nur  zu  war,  dass 
man  die  libertatem  ecclesiasticam  sine  pondere,  numero  et  mensura  ver- 
tädigen  thuet,  wie  solches  laider,  alls  oben  durch  mich  auch  vermeid,  die 
frommen  kaiser  Eenrici,  Friderici,  Otto  et  Ludovicus  Bavarus  mit  irem 
verderben  erfaren. 

Und  E.  F.  D1  riett  ich  demnach  für  das  zehende  geh.  so  vil,  dass 
sy  dem  heim  erzbischoff  zu  Salzburg  ain  guets  schreiben  thuen,  die 
sperr  und  hinderungen,  so  bisher  in  den  vorgehabten  Visitationen  und 
reformationen  für-  und  eingefallen,  fürstellen,  darnach  die  mengl  Unord- 
nungen schaden  und  zerrittlicheiten,  so  im  geistlichen  und  zeitlichen 
dannenher  erfolgt,  wie  sy  dann  in  kaisers  Maximiliani  hochs.  ged.  refor- 
mations  eingang  gar  ansehenlich  deduciert,  ausfüern  und  im  schliesslich 
zuemuetten  Hessen,  dass  er  sich,  doch  wie  one  E.  F.  D1  also  auch  seines 
stifts  habender  recht  und  gerechtigkeiten  vergriff-  oder  Verletzung  mit 
E.  F.  D*  dahin  freundtlich  und  christenlich  vergleichen  wollte,  dass  E.  F.  Dl 
und  S.  F.  Gn.  communicato  consilio  ain  geistlichen  ratt  von  ain  sechs 
personen  also  bestellten,  dass  sy  sonsten  bey  iren  pflichten,  damit  sy 
E.  F.  D*  und  S.  F.  6.  zuegethan,  allerdings  gelassen  und  von  neuem  in 
ir  bestallung  allain  dahin  beeidigt  und  verpflicht  wurden,  dass  sie  der 
Instruction,  so  E.  F.  D1  und  S.  F.  G.  inen  geben  wurden,  ires  eisseristen 
besten  Vermögens  geleben  und  nachsetzen  wolten;  und  mechten  darneben 
zu  facilitierung  der  sachen  sich  E.  F.  Dfc  dahin  erclern,  dass  S.  F.  G.  kein 
uncosten  darauf  geben,  sonder  derselb  billich  von  den  clostern  herzune- 
men  sein  wurde.  Wolten  dann  E.  F.  D'  sich  auch  verneinen  lassen,  dass 
solcher  geistlicher  ratt  nur  aufs  versuechen,  auch  E.  F.  D*  und  S.  F.  G. 
oder  derselben  nachkommen  wolgefallen,  zu  bestellen ;  das  wurde  auch 
hoffentlich  das  rädl  desto  mer  laufen  machen  und  E.  Dl  entlich  kain  fall 
daran  haben,  dann  es  dannocht  bey  irem  gn.  willen  stünde,  da  schon  der 
herr  erzbischoff  von  solchem  vergleich  weichen  wollte,  denselben  ratt 
allainig  zu  erhalten  oder  aber  auch  faren  zu  lassen,  nach  der  leiff  und 
zeit  gelegenheit. 


1  Seit  3.  (11.)  Man  1687    Wolf  Dietrich  von  Raittenau.     S.  Janssen,  Ge- 
schichte des  deutschen  Volkes  V,  S.  224. 


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Da  nun  und  zum  ailfften  der  herr  bischoff  solches  seines 
bewilliget,  wie  dan  daran  nit  zu  zweifeln,  so  were  sich  mit  ime  d 
struction,  der  bestallungen,  der  personen  und  aller  anderer  notturf 
bald  zu  vergleichen  und  in  summa  höchster  vleiss  fürzuwenden, 
die  sachen  eheist  ins  werch  gericht  und  vollzogen  wurde. 

Da  er  aber  ye  zum  zwelfften  die  Sachen  difficultiern  und 

malen  seiner  vorfaren  brauch  nach  allein  auf  sein  müll  das  wasser : 

wolte,  so  mechten  E.  F.  Dl  ine  verner  ersuechen,  sich  inner  drey  m< 

bösser  zu  bedenken  und  E.  P.  D*  mit  willfariger  antwort  zu  beg 

oder  er  sollte  lautter  wissen,  dass  E.  F.  Dl  nach  verstreichung  der 

drey  monaten  nichts  mer  nach  seiner  willfarung  fragen,  sonder  n 

sachen  fortsetzung  selbs  furschreiten  und  es  hoffentlich  gegen  go 

der  weit  mit  guetem  gwissen  und  ehren  verantworten,  wie  auch  b< 

"*'    |  und  sein  nachkommen  der  billichkait  nach  entschuldigt  sein  wolle. 

~  *•  Dan  da  es  je  darnach  zwischen  E.  F.  D*  und  ime  zu  ainem 

*"   Z  tat  komen  sollte,   so  wurde  menniglich  bekennen,  dass  E.  F.  Dl  i 

I  *y  als  sy  schuldig  gewest  gegangen  umb  dass  sy  ir  wollhergebrachtes  ; 

|  jq  bey  seits  gesetzt  und  allein  dasjenig  gesuecht  und  procuriert  habe] 

•  "^  ins  gemain  dem  ganzen  vatterland,  E.  F.  D*  und  sein  des  herrn  bis 

F.  6.  selbs  zum  hosten  und  erhaltung  guetten  heilsamen  vertrauei 
nen  mögen,  und  hetten  also  E.  F.  Dl  ir  beginnen  gegen  der  ganze 
und  zumall  gegen  I.  H*  wie  auch  zuvorderist  bey  dem  allmechtige 
nur  reichlich  woll  zu  verantworten  und  zu  vert&digen,  bevor  weil  L 
allenthalben  entschuldiget,  so  bey  weittem  den  sachen  mer  thui 
weitter  geen  als  E.  F.  Dl  da  oben  durch  mich  geratten. 

So  vil  hab  ich  E.  F.  Dl  auf  obberüerten  iren  bevelch  in  sache 
zuschreiben  und  zu  ratten  gehabt,  stell  es  alles  zu  E.  F.  D*  und  der 
löblichen  rätt  hochvernünftigerm  bedenken  und  mags  mit  unserm 
bezeugen,  dass  ichs  bösser  oder  anders  nit  verstanden,  derhalb 
dann  auch  unterthenigist  hoffen  will,  dass  es  E.  F.  D1  zum  böstc 
mir  vermerken  werden.  Derselben  mich  zu  genaden  und  gehör 
diensten  vleissig  bevelchend.    Wien  den  7  July  1587. 

(Eigenhändig:) 

E.  F.  Dl 

underthenigister  diene 
H.  Kh(obenzl)  von  Prosse 


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Nr.  18. 

»Der  katholischen   Regimentsräthe  räthlioh    Gutachten  die  Auf- 
richtung eines  geistlichen   oder  Kloster-Baths  betreffend.'    Onus 

1587,  Juli  20. 

(Orig.  Steierm.  L.A.,  Klosterrath.) 

Der  F.  Dl  .  .  .  beiligundts  I.  F.  D1  gehaimen  raths  und  n.  ö.  camer- 
presidentens,  herrn  Hannsen  Khobenzls,  gestöltes  räthliches  guetbedun- 
ken,  die  bestöllung  eines  closterraths  betreffendt  widerumb  zu  übergeben, 
and  wissen  die  catholischen  regimentsräthe  dasselb  zum  neunten  und 
zechenten  articl,  welche  sich  fast  mit  iro,  der  catholischen  räthe,  vorigem 
guetbedunken  vergleichen,  zu  gleicherweis  auch  nit  zu  verändern,  dann 
weil  es  der  zeit  an  haubtsächlicher  beradtschlagung  der  Sachen  nit  steet, 
bedarf  es  auch  I.  F.  Dl  kain  weitere  ausfüerung  zue  thuen.  Und  wann 
I.  F.  D1  die  beruerten  zween  articl  ins  workh  richten  lassen,  so  mag  we- 
gen des  herrn  patriarchen,  welcher  auch  ain  starke  Jurisdiction  in  I.  F. 
D*  landen  hat,  da  sich  änderst  entzwischen  nit  etwo  ain  Veränderung 
zueträgt,  zu  gleicher  weis  handlung  gepflegt  und  dann  nach  gelegenheit 
der  Sachen  weiter  darvon  gehandlet  werden.  Und  thuen  I.  F.  D*  sich  die 
räthe  geh.  bevelchen.   Actum  Grätz  den  20  tag  July  anno  87. l 


Nr.  19. 

Guetbedunken   die  abalienierung  der  geistlichen  gueter  in  der 
F.  Gr.  Oörz  betreffend.    1587,  August  18. 

(H.  H.  St.-A.,  Innerösterr.  Acten,  Steierm.  Fase.  21.) 

6enädigi8ter  herr.  E.  F.  D'  geben  wir  auf  nebenligundes  über 
tmsern  vorigen  des  erzbriesters  zu  Görz  der  geistlichen  gueter  abalienie- 
rung beschechnes  anbringen  halben  gethanen  bericht  ervolgtes  gn.  decret 
gehorsambist  zu  vernemben,  dass  wir  ja  bekennen  müessen,  wie  das 
durch  ine  erzprister  fürgeschlagne  mittl  den  armen  stiften  vill  fürträg- 


1  Das  Stück  liegt  auch  unter  den  Gutachten  der  katholischen  Regiments- 
räthe im  Hans-,  Hof-  und  Staatsarchiv,  Innerösterr.  Acten,  Steierm. 
Fase.  21.  Aus  diesem  Exemplar  —  dem  Concept  —  ersehen  wir,  dass 
an  der  Berathung  th eilnahmen:  der  Statthalter,  Kanzler,  Wagenring  und 
Kirchmayer. 


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licher  und  nutzer  wäre.  Dieweil  sich  aber  E.  F.  Dl  darüber  hievor  gn. 
resolvirt,  so  haben  wir  darwider  nichts  zu  rathen  gewisst,  wie  dan  auch 
ain  ersame  versamblung  daselbst  zu  Görz  villeicht  nicht  gern  davon 
weichen  worden  wollen.  Seitemalen  inen  aber  darmit  nichts  benomben 
und  sy  durch  dise  fürgeschlagne  iarliche  verkhauff-  und  incautierung  der 
fruchtniessung  gleich  sowoll  zu  bezallung  der  steuerausstende  komben 
mügen,  hergegen  auch  die  stuften  vor  dem  endtlichen  Untergang  und  ent- 
ziehung  der  güeter  verhüetet  werden  mügen,  so  rathon  E.  F.  Dl  wir  hie- 
mit  gehorsambist,  sy  hetten  inen  herrn  verordneten  solliches  mit  einer 
nottwendigen  ausfüerung  und  persuasion  auf  einen  solichen  weg  zuezu- 
schreiben,  obwol  inen  wol  darvor  angeregte  ditsfalls  ergangne  resolution 
zuekomben:  so  haben  doch  anjetzo  E.  F.  D*  zu  weitterer  erhaltung  so- 
woll der  stiften  als  des  gottesdiensts  das  beste  zu  sein  gn.  eracht  und 
furzunemben  entschlossen,  mit  bevelch,  daz  sy  dasselb  also  unweigerlich, 
dessen  sich  dann  E.  F.  D*  zu  inen  gn.  versehen,  ins  werk  und  hinfüro 
sich  darnach  richten.    18  Aug.  1587. 

Nr.  20. 

Discurs   der  geheimen  Käthe  wegen  Aufrichtung  eines  Kloster- 

rathes.     Graz  1588,  März  18. 

(Conc.  L.-A.,  Kloflterrath.) 

Durchleuchtigister  .  .  .  Auf  E.  F.  D*  uns  gegebnen  gn.  münd- 
lichen bevelch  haben  wir  uns  derselben  geh.  räth  und  diener  gestern  auf 
eine  gelegensambe  stund  zusammen  verfüeget  und  nemblich  die  consul- 
tation  wegen  aufricht-  und  anordnung  eines  künftigen  geistlichen  und 
(wie  er  sonst  in  Österreich  gehalten  und  genennt  wirdet)  closterraths  fur- 
handen  genumben  und  obwoll  uns  anfänglich  allerlay,  sonderlich  aber 
dise  vier  notwendige  fragen  alsbald  furgefallen,  weil  praesupponirt  wirdet, 
dass  die  augenscheindliche  notturfft  der  geistlichen  güeter, 
gottsheuser,  pfarren  und  beneficien  taglich  mehr  entsteunde  ab- 
schlaipf  und  undteigang  ein  solche  anordnung  mit  dem  höchsten  erfor- 
dere, ob  demnach  fürs  erste  E.  F.  Dk  als  herr  und  landtsfürst  solliches 
vorhaben  aus  eigner  fürstlicher  machtvolkommenheit  für  sich  selbst  ins 
werk  zu  richten  befuegt  oder  nit,  darüber  der  mehrer  thail  mit  soiieher 
undterschaidung,  sovill  die  temporalitet  anbelangt,  es  E.  F.  D*  als  obrister 
vogt-  und  schutzherr  der  geistlichen  güetter  und  personen  im  landt  be- 
vorab  in  so  greiflicher  dilapidation,  bösen  wandl  and  leichfertigkeit  der 
geistlichen,  wie  sy  desselben  ohne  das  im  üblichen  gebrauch  sein,  zwar 


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woll  thuen  künnen,  in  sondern  bedacht  des  löblichen  haus  von  Österreich 
hierüber  besondern  habenden  freyheiten,  and  das  zn  gleicher  weis,  in- 
massen  I.  K.  M*  gethan,  in  auf  rieh  tung'bei-ürtes  closterraths  Ordnung 
ein  besonders  cleusl  und  reservat,  dass  denen  ordinariis  an  ihren  haben- 
den gerechtigkeiten  und  Visitationen  dardurch  nichts  benomben,  ange- 
henkht  und  inseriei*t  werde,  jedoch  aber  und  damit  E.  F.  Dl  desto  gewahr- 
samber  vortschreiten  und  denen  beßchwerden,  so  bey  den  ordinariis,  als 
Salzburg  und  Agleen,  gewisslich  nit  aussenbleiben  werden,  desto 
leichter  furpauen  und  vor  der  ganzen  weit  zumal  in  negotio  religionis, 
weil  sich  desselben  E.  F.D'  für  sich  selbst  nit  anzumassen,  desto  mehr 
entschuldigt  sein  künden,  ainhölliglich  geschlossen,  E.  F.  Dl  mochten  mit 
praeterirung  der  yetz  gedachten  Ordinarien  (davon  gleichwoll  erstens 
stark  geredt  worden)  allein  I.  B.  H1  desswegen  in  meliori  forma  mit  ein- 
förmig der  unemperlichen  notturfft  zueschreiben  und  auf  beide  weg,  umb 
dass  man  in  Born  nur  gebetten  sein  will  und  sich  diemuthigen  muess, 
umb  consenss  und  berechtigung  darumben  gehorsamist  begrüessen  und 
bitten. 

Die  ander  frag  ist,  da  nun  bei  I.  H*  die  sach  erlangt  und  in  seinen 
richtigen  fortgang  gebracht  wirdet,  ob  alsdann  ein  solcher  closterrath 
baides  zu  verstehen  über  die  clöster,  pfarren  und  beneficien,  so  vil  die  zeit- 
lichkait  anbelangt,  macht  und  gewalt  oder  aber  zugleich  auch  über  die 
raugion,  darumben  nun  die  neuen  prädicanten  und  secten,  sambt  der 
paciäcation  und  was  demselben  anhengig,  begriffen,  auch  zu  handien  und 
zu  expedirn  haben  werde,  wie  nun  der  erste  punet  mit  der  temporalitet 
an  ime  selbst  schon  richtig,  also  hat  der  ander  umb  so  vill  desto  mehr 
difficultet  und  nachbedenken  mit  sich  gezogen,  umb  dass  nit  allein  zufor- 
derist  E.  E.  L.  da  und  dort  sehr  hoche  beschwarliche  disputat  erregen  und 
also  diser  besondern  instanz  sich  zu  underwerffen  gewisslich  waigern, 
sondern  auch  vil  andere  bedenkliche  missverständt  und  böse  nachfolg 
entstehen  wurden.  Demnach  zu  verhüettung  derselben  und  von  mehrers 
ansehens  wegen,  so  wirdet  die  expedition  wie  bishero  also  auch  hinfüro 
in  religione  nur  von  hoff  aus  beschehen  müssen,  also  zu  verstehen,  dass 
nit  alle  sonder  allein  der  fürnembisten  catholischen  einer,  als  praesident 
der  von  Seggau,  ein  solliche  fürfallende  Sachen  I.  F.  D\  darzue  nun  auch 
der  herr  Statthalter,  wie  dann  solches  ohne  das  beschieht,  sambt  dem  re- 
gierungscanzler  erfordert  werde,  referirn  und  was  also  I.  F.  D*  drüber 
schüessen  wurde,  dasselbe,  zu  verstehn  quae  simpliciter  religionem  con- 
cernunt,  alda  zu  hoff  expediert  und  ausgefertigt  werden  möchte,  der  geh. 
hoffnung,  dass  E.  F.  D*  dannenhero  dero  gehaimben  rath  solcher  geist- 
lichen sachen  consultation  leichtlich  entheben  und  inmassen  yetzt 


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mit  heim  von  Stubenberg  beschicht,  ausschliessen  wei 
nit  allein  darumb,  dass  es  aigentlichen  ires  tbnens  als  weltliche  pen 
nit  ist  oder  dieselben  darunter  nit  gern  bemüehet  sein  wollten  um 
alles  gehorsambs  schuldig  erkenneten,  wie  es  dann  dannocht  E.  DH 
stiende,  da  was  wichtiges  furfiele,  ir  einen  oder  mehr  yedesmals  d 
zu  erfordern,  sondern  vill  mehr  umb  diser  fürnembisten  ursachei 
bedenken  willen,  dass  sy  in  befurdor-  und  consultierung  des  politii 
wesens,  so  sich  gleichermaßen  fast  täglich  häufet  und  waxet,  irem 
umb  so  vil  dest  embsiger  abwarten,  ein  jede  stöll  seinen  richtigen 
und  expedition  haben,  sonderlich  auch  I.  F.  D*  sambt  inen  gehai 
lütten  boi  deren  geh.  landschafften  alles  Verdachts,  so  inen  bishero, 
es  sogleich  nit  nach  irem.  sinn  ergangen,  beygeleget  worden,  ente 
digt  und  dannenhero  auf  ire  zu  mermalen  gepflegne  einwurff  nnd 
cultierung  mit  disen  desto  stattlicher  zu  begegnen  betten,  dass  nen 
E.  F.  D1  den  geistlichen  nit  minder  als  den  weltlichen  geschworen 
darauf  zu  erhaltung  gleichhait  nit  ohn  ursach  derselbe] 
sondern  geistlichen  rath  bestellt  und  geordnet  hetten. 

Fürs  dritte  und  wie  für  solchen  neuangehunden  closterrath 
bequembere  wohnung  oder  rathstuben  nnd  canzley  nit  zu  erdenke] 
im  hofspitall,  inmassen  die  zu  Wien  auch  an  gleichmassigen  ort  de] 
ist,  also  haben  die  ratte  nachvolgunde  personen  zu  ersetzung  angei 
raths teilen  E.  F.  D*  nambhaft  machen  wollen,  mit  disem  sonderbare 
denken,  hiezu  von  regimentsrathen,  obwoll  die  sehr  guet  und  nun  ii 
eher  continuirten  Verrichtung  zimblich  leuffig  weren,  kein  ainigei 
zunemben,  sintemall  ein  jeder  mit  seinem  ambt,  wann  er  anders 
demselben  fleissig  und  unausgesetzt  abwarte,  eben  genueg  zu  thun 
und  wären  nämblichen  dise: 

1.  Als  erstlichen  der  herr  Statthalter,  welicher  sich  aber  a 
schliessen  gebeten  und  ime  villeicht  aus  negst  obangehörten  Ursache 
zu  improbirn. 

2.  Darnach  herr  bischove  zu  Seckau  als  ein  berüembter  und 
mehr  in  praxi  wol  erfarner  gelerter  theologus. 

3.  Herr  abbte  zu  Reyn,  welcher  sonsten  nahendt  an  der  han 
vor  andern  guete  gelegenheit  darzue  hat. 

4.  HeiT  erzpriester  nnd  pfarrer  alhie,  dessen  ambts  directoric 
und  anders  ohn  das  undterworfen. 

5.  6.  Doctor  Fischer  und  Doctor  Gäller. 

7.  In  simili  der  Catta  zu  Görtz,  weil  ime  sonderlich  der  Gö 
sehen  geistlichkeit  art  und  wesen  in  religione  der  enden  bekann 
sein  tag  wol  was  vermocht,  auch  gelert  ist. 


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8.  D.  Wagenring  praeceptor,  soferr  er  diensts  halben  ab(khüem). 

9.  Item  Camillo  Suardo. 

Dann  zum  vierten  und  letzten,  so  ist  von  der  underhalt-  und  er- 
getznng  der  ratte  und  irer  canzley,  als  in  welicher  kein  besondere  tax  zu 
hoffen,  auch  gehandelt  und  sonderlich  des  von  Eeyn  etwo  unlängst  hievor 
seines  tails  bewilligte  dargab  moviert  worden.  Man  befindt  aber,  wan  in 
gemain  die  geistlichen  auf  ein  herrengült  nur  ein  patzen  anschlahen  und 
contribuiern,  dass  davon  die  notturfft  mit  einem  Qberschuss  reichlichen  zu 
erzeigen,  item  eines  besondern  canzlers  unvonnöten,  sondern  ein  gueter 
secretari,  weil  alles  zum  abhorn  khimbt,  mit  einem  Schreiber  eben  gnueg, 
sonsten  auch  im  übrigen  allen  mit  ferrerer  wflrklichten  aufrichtang  mehr- 
gedachtes geistlichen  rata  ein  gar  leichte  Sachen  und  weiter  kein  müehe 
abgeben  werde,  weil  zuvor  die  Ordnung,  Instruction,  und  was  dergleichen 
mehr,  so  in  eum  finem  aus  Osterreich  daher  uberschickt,  schon  verfasst 
und  im  schwung  ist,  darnach  man  sich  allenthalben  regulieren  müge.  Da 
nur  sonst  in  denen  ersten  fürnembisten  zwei  haubtpuncten  E.  F.  D1 
seh  Hess  liehen  resolviert  und  richtig,  wie  dan  bishin  die  andere  specialität, 
so  etlichermassen  hierinnen  eingefurt,  anzustellen  gemaint  worden,  aber 
so  es  der  Stylus  also  geben,  darbey  verbleiben  und  doch  wo  vonnötten  so 
dan  in  einem  und  dem  andern  ier  mehreren  beratschlagung  unverzügen. 
Das  alles  etc. .  .  . 

18  Martii  88. 

Nr.  21. 

Erzherzog  Karl  an  Papst  Sixtus  V.:  bittet  zur  Abstellung  der  in 

den    innerösterreichischen  Klöstern   vorkommenden   Missbräuche 

die  Einsetzung  eines   geistlichen  Käthes,  wie  er  in  Oesterreich 

besteht,  zu  bewilligen.     Graz  1588,  März  25. 

(Conc.  L.-A.,  Klosterrath.) 

Beatissime  .  .  .  Credendum  est  SUm  V.  cum  ex  relatu  nunciorum 
ab  illa  sede  apostolica  ad  me  preteritis  annis  delegatorum  tum  ex  vulgari 
fama  atque  adeo  quotidiana  ipsa  experientia  sat  superque  notitiae  acce- 
pisse,  qualiter  nempe  status  ecclesie  aeque  in  spiritualibus  ac  temporali- 
bu8  undique  sese  habeat.  Quapropter  ne  benignissimas  8Ü*  V.  aures  pro- 
lixitate  epistolae  obtundam  vel  cuiusquam  absque  culpa  contraham  odium, 
snbiciendum  magis  me  informacionibus  quas  Bnl  V.  undequaque  singulis 
horis  catervatim  advolare  non  dubito,  quam  sermonis  eiueubratione  con- 
tendere  conabor.   Hoc  asserere  tarnen  non  reformidor,  attestantur  vesti- 


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gia,  modern  is  is-tis  cakndtatis  turbarumque  omni  um  plenissimis  tei 
bus  non  solum  ectlesias  earumque  miuistros  (praeter  quae  haereseo 
tagine  labefacta  sunt)  non  svlum  in  Tita  et  moribus  sed  etiam  sac 
officiorum  ac  dirini  cuhus  desthutionem  et  ruinam  minitare,  ita  ut 
dabilium  fundatione  antiquvrum  paulatim  degenerare  ac  omnia  p 
extingui  Tideantur,  quoniam  ai  religionem  inspicio,  doctrinae  vel 
stiae  fere  null»  apparent  exempla,  sed  econtra  eam  vitiorum  colli 
prodigalitatem  et  dis^lutissimam  cleri  rivendi  normam  ac  deformi 
quae  ?ix  aliquo  tempore  conferenda  aut  a  secularium  hominum  aequ 
tione  vel  in  minimo  se^erni  possit.  non  absque  univereali  scandalo 
mm  omnium,  praesertim  accedente  nimia  indulgentia  ordinarioru 
exceptis  tarnen  bonis  omnibus  (sie).1  Quae  cum  ita  sint,  consid< 
iuxta  regulas,  statuta  et  salutares  canonum  dispositiones  mox  memoi 
*  peto,  qua  cum  pietate  deYotissimique  erga  Deum  pectoris  fervore  i 

antecessores  parentes  aliique  provinciales  mei  quam  plurima  ca 
aedes  sacras  fundationesque  undique  erexerint,  ut  in  iis  omnipotem 
ex  Terae  fidei  puritate  et  obedientia  absque  ünpedimento  momen 
soUicitudinis  huius  saeculi  cum  imvssabili  oratione,  eultu  et  benedi 
adoraretur  et  invvMretur,  post  eorum  autem  executionem  ad  alia  h 
exorcitia  manuumque  lab- »res  torporis  oüique  evitandi  causa  capei 
adunttebantur,  prvut  ol:m  a  priuiitiTa  ecclesia  aeeepimus,  ubi  tot 
viri  ac  dectores,  qr.i*rum  doctrina  ad  bunc  usque  diem  fulcitur,  ei 
ac  coleberriuü  habiti  sunt;3  p.>s:nWam  si  S.  D*  olim  parentis  noi 
m.  sollicitu  Jines  in  hoc  restaurando.  quantum  quidem  ad  se  perti 
penitus  animo  iyyoIyo,  Tideor  me  quedam  inextinguibili  amore  imn 
bito  invitari  ac  certe  pro  officii  munere  plane  astringi,  ut  ordinem 
modum  reformatio  nis  cleri  et  monasteriorum  ad  instar  S.  IT4-,  proui 
tenus  per  multos  annos  absque  omni  pertnrbatione  moris  habui,  po 
magis  ma^risque  amplectar  et  obserrem  constituamque  singulare  se 
tum  ac  solemne  quoddam  consiüum  aut  consistorium,  ut  Tocant,  spi 
liuni,  utpote  quod  se  non  modo  in  personarum  correctiones  ac  inve* 
Tel  amoTendi  potestatem.  quin  etiam  visitaüones  spiritualium  et  relif 

1  Hier  stand:  quihus  Visitationen  crebrius  ac  merito  quidem  curae  e 
berent.  Diese  Worte  sind  ausgestrichen.  Durch  ein  Merkxeicb 
Bande  und  in  dem  Worte  loci  gehörig  sind  am  Bande  angefügt  di 
stehenden  Worte:  excepüs  tarnen  bonis  omnibns,  die  hier  freilicl 
ganz  passend  stehen  und  vielleicht  tu  den  weggestrichenen  Wort 
hören  sollten. 

*  Am  Bande  auf  einem  angeklebten  Zettel:  Bisher  hab  ich  an  der 
Klosterordnnng  .  . .  genumben  und  mutairt  etiam  com  temperamc 


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iccersito  tarnen  semper,  si  fieri  poterit,  ordinario  loci  vel  eius  vice 
gprente,  extendat,  hac  spe  fretus,  Y.  B1""  tale  propositum  nequaqaam 
reprobaturam  ideoque,  citra  quod  iam  a  longa  consuetudine  et  usu  hacte- 
DH8  iure  possideo,  a  V.S*  qua  maiori  possam  efflagitatione  et  obedientia 
m*o,  obsecro  atque  obtestor,  nt  necessitatis  evidentissimae  ac  desolationis 
et  religionis  sacrarum  pariter  aedium  earundemque  in  dies  dissipatorum 
proventuum  ratione  habita,  ad  hanc  per  metam  sincere,  pie  sancteque 
continuatam  reformationem  eiusdemque  operis  consiliariomm  destinan- 
ionim  institutionem  clementer  condescendere  eamque  corroborare  et  rati- 
ficare  dignetur,  sibique  omnino  persuadeat,  nulluni  in  me  esse  appetitum 
innovandi  aliquid  sed  saltem  in  conformitatem  antecessorum  et  archidu- 
catus  Austriaci,  ubi  talis  procedendi  modus  iam  nunc  fructuosissime  pro- 
pagatus  est  (cuius  privilegii  ac  praeeminentiae  qnidem  me  in  omnibus  et 
Bingulis  pari  fruitione  potiri  non  diffido)  per  me  ista  quaesita  esse  et  ad 
eum  prorsus  finem  tendere,  quocum  ecclesiae  Dei  pro  sno  divino  honore  et 
gloria  augmentum  simulquo  prolabentis  ecclesiastici  status  si  non  reinte- 
gratio  ad  minus  conservatio  ab  extrema  ruina  et  excidio,  quod  imminere 
sibi  nemo  non  videt,  procurari,  promoveri  et  exaltari  queat.  Hoc  itaque 
fondamento  iacto  fiet  tandem,  ut  B.  Y.  immortalem  per  orbem  teiTarum 
et  prasertim  in  hisce  meis  populis  comparabit  gratissimam  memoriam  et 
me  posteritati  commendatum  reddet  neque  pacietur  ab  ullo  hominum 
hac  in  re  (quae  mercedem  alias  non  infimara  in  celis  promeritura  est)  id 
in  sinistram  quamcunque  partem  sibi  interpretari  vel  insinuari  posse. 
V.  B^  me  denique  ad  solitam  paterni  in  me  measque  fortunas  omnes  pro- 
fcectionem  humillime  subiciendo.   Graz  25  Martij  1588. 

Summo  pontifici. 


Nr.  22. 

Erxherzog  Karl  an  den  päpstlichen  Nuntius,   Bisehof  von  Brito- 

ooria:    empfiehlt   ihm,    die   Errichtung   eines  Klosterrathes   für 

Innerösterreich  bei  dem  Papste  zu  befürworten.     Gras  1588, 

Man  25. 

(Conc.  L.-A.,  Klosterrath.) 

Carolus  .  . .  Quäle  negocium  Smo  D.  N.  summo  pontificii  circa  vi- 
ielicet  ecclesiasticorum  tarn  in  spiritualibus  quam  temporalibus  reforma- 
tionem proponendi  humillime  aggressi  simus,  B.  D.  Y.  ex  copia  cum  ori- 
jinalis  perceptione  plane  intelliget.   Atque  rerum  istarum  confidentiam 


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Li 


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in  R"**  D.  Y.  personam  tanto  libentius  magisque  intrepide  concred 
quia  pro  sui  officii  munere  et  autoritate,  maxime  vero  quod  istarum 
num  plus  ceteris  feie  omnibus  in  clero  et  religione  experientiae  et 
tatis  certa  indagine  adepta  est,  nobis  aniilio  et  opera  quam  plui 
apud  S.  S*"  prodesse  potent;  quod  ut  non  gravate  faciat,  obnixe  rog 
quo  tandem  voti  nos  compotes  esse  sentiamus,  rem  Deo  acceptam 
beneficium  reipublicae  christianae  utilissimam  nobisque  gratissima 
turam  ac  modis  omnibus  erga  se  promerendam.  V.  R.  D.  ad  Nestoreos 
praeterea  feliciter  valere  optamus.   Graz,  26  Martij  88. 

Episcopo  Bertinoro  (sie). 

Am  äusseren  Rande:  Concept  puncto  Klosterrath.   Ist  derzeil 
gestellt. 

Nr.  23. 

Die  katholischen  Regimentsräthe  an  Erzhersog  Karl:  erst 
ihr  Gutachten  Aber  die  Frage  der  Einhebung  einer  Geldlei 
von  erledigten  Pfründen,  um  Hofcapläne,  arme  Pfarrer  i 
su  bedenken.  Solche  »Pensionen'  dürfen  in  Gemäaiheit  de 
Stimmungen  des  Concils  von  Trient  nnr  mit  Erlanbniss  des 
stes  errichtet  werden.  Auch  könnten  solche  Guter  ans  am 
besonders  angeführten  Gründen  nicht  mit  Pensionen  bei 
werden.    Gras  1589,  Februar  21. 

(Orig.  L.-A.,  Klosterrath.) 

Der  F.  D' . . .  decret,  darin  sie  den  catholischen  räthen  anfei 
und  bevelhen,  I.  F.  D*  ir  gehorsams  räthlichs  guetbedunken  unve 
zukhomen  zu  lassen,  ob  nicht  von  denen  geistlichen  boneficien, 
denen  vermügigen,  die  von  einer  zeit  zu  der  andern  verledigt 
den,  nach  jedes  gelegenheit  und  vermügen  ein  järliche  pension 
schlagen,  hergenumen  und  auf  andere  geistliche  personen  als  hof< 
und  andere  arme  pfarrer  und  dergleichen  pios  usus  mit  guetem  fuei 
wendt  werden  möchte,  widerumb  zu  übergeben  und  von  inen  den  i 
geh.  anzuzaigen,  dass  sy  dise  frag  in  woll  erwogne  berathschlagui 
zogen,  sich  auch  destwegen  mit  den  geistlichen  rechten  genuegsai 
sechen,  befinden  aber  im  concilio  Tridentino  und  anderstwo,  dass  di 
richtung  dergleichen  Pensionen  auf  geistliche  güeter  allein  I.  B.  I 
sonst  jemandts  (sie)  andern  geistlichen  oder  weltlichen  stants  citra  1 
nem  consciontiae  gebürn  will.  Wann  dan  auf  yorgeheunde  nachsäe 


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nit  befunden  wirt,  das  I.  F.  Dl  ditsfalls  ainiches  indultum  papale  hetten, 
derowegen  künnen  derselben  die  räth  geh.  nit  ratten,  dass  sy  ichtes  sol- 
ches motu  proprio  und  aus  sonderbaren  vor  wissen  und  be  willigung  6.  Hl 
füeglichen  fürnemen  sollen,  für  ains. 

Dann  zum  andern,  so  ist  auch  im  rechten  fürgesehen,  dass  die- 
jenigen beneficia,  so  zuvor  mit  allerlay  anlagen  beschwärt,  mit  derlay 
Pensionen  nit  wol  künnen  beladen  werden,  aus  ursach  zwar,  damit  die 
geistlichen  güetter  durch  so  vilfeltige  ausgaben  nit  extenuirt  und  in  ab- 
fall  kommen,  so  dann  alle  und  jede  ander  I.  F.  D*  gebiet  gelegne  beneficia 
unwidersprechlich  mit  Steuer  und  andern  hoch  genueg  beschwärt,  so 
wollten  I.  F.  D'  sy  die  räthe  gleichfalls  underthenigist  geratten  haben, 
gn.  darob  zu  sein,  damit  diser  neu-  und  gefärlicher  eingang  obberüerten 
Pensionen  zum  augenscheinlichen  verderben  der  geistlichen  in  dero  lan- 
den nit  einschleiche,  sonder  denselben  in  Italia,  Hispania  und  der  orten, 
alda  die  geistlichkeit  aller  gemeinen  anlagen  exempt,  verbleiben  liesen. 

Schliesslichen  im  fall  je  bischofen,  prelaten  und  pfarrherrn  vor- 
handen, welche  irer  geringen  einkomens  halber  iren  gebürlichen  standt 
nit  fahren  möchten,  so  sein  aber  hailsame  mittl  auch  fürgeschriben,  wie 
man  ainem  und  dem  andern  zu  hülf  kommen  müge,  nämblichen  den 
armen  bischoffen  und  prelatten  mit  Verleihung  der  beneficien,  welche 
khain  seelsorg  ob  sich  tragen,  den  Seelsorgern  und  pfarrherrn  aber  sollen 
collecturae  und  andere  geburliche  zuebuess  bewilligt  werden,  von  hof- 
caplänen  aber,  welche  ir  besoldung  haben,  destwegen  sy  dann 
unter  die  anzall  der  armen  geistlichen  nit  woll  künen  gerechnet  werden, 
steet  nichts  geschriben.  Ist  aber  I.  F.  D*  unbenommen,  ob  sy  auf  vor- 
geheunde  bäbstliche  bewilligung  ainem  und  dem  andern  gn.  gratificiern 
wollen.  Und  thuen  I.  F.  D*  sich  die  catholischen  rätte  beynebens  gehor- 
samist bevelhen.   Datum  Grätz  den  21  tag  Februarij  anno  89. 


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INHALT. 


Seit* 

1.  Die  katholischen  Regimentsräthe . 28ö 

2.  Die  wirth  schaftlichen  und  sittlichen  Zustände  im  inner  österreichischen 

Clerus  in  der  Zeit  Erzherzog  Karls  II.  und  die  Noth wendigkeit  der 
Aufrichtung  eines  Klosterrathes 396 

3.  Die  Frage  der  Errichtung  eines  Klosterrathes  für  Innerösterreich   .    317 


Beilagen. 

1.  Die  in  Land-  und  Hof  rechten  versammelten  Herren  und  Landleute 

von  Stoier  an  den  Kaiser  Ferdinand  I.:  benennen  einige  Herren 
und  Landleute  zur  Besetzung  des  Hof-  und  Kriegsrathes.  Graz  1664, 
Jänner  21 332 

2.  Erzherzog  Karl  an  die  Verordneten  von  Steiermark:  sie  mögen  etliche 

zu  den  Hof-  und  Regierungsrathsstellen  tangliche  Personen  vor- 
schlagen.   Wien  1564,  December  19 333 

3.  Die  Pfarrgemeinde  von  St.  Lorenzen  am  Hengstberg  beschwert  sich 

bei  dem  Propste  Jakob  von  Seckau  über  ihren  Pfarrer  Matthäus 
wegen  seines  unchristlichen  Lebenswandels.    1565 334 

4.  Auszog  aus  der  Beschwerde  der  Pfarrgemeinde  St.  Lorenzen ...    337 
6.  Propst  Jakob  von  Seckau  bestimmt  den  Zechleuten  von  St.  Lorenzen 

einen  Termin  zur  Verhandlung  wider  ihren  Pfarrer 338 

6.  Erzherzog  Karl  an  Seyfried  von  Egkenperg:  gebietet  ihm,  von  dem 

Verkauf  ,der  Egkenpergischen  Stift1  abzustehen,  da  es  nicht  gestattet 
sei,  ,Gott  zugeeignete  Sachen*  zu  verkaufen.    Graz  1568,  März  5    339 

7.  Bericht  des  Visitators  Albert  Gemshorn  über  den  Pfarrer  von  Ob- 

dach, ddo.  1669.    Mai  1 339 

8.  Brief  des  Pfarrers  von  Obdach  an  den  Erzpriester  Laurentius  von 

Seckau  ddo.  1569,  October  16 340 

9.  Erzherzog  Karl  an  den  Bischof  von  Gurk  und  die  Dompröpste  Lorenz 

von  Seckau  und  Karl  von  Gurk:  Befehl,  sich  nach  Eberndorf  zu 
verfügen,  den  dortigen  Propst  abzusetzen  und  zur  Einsetzung  eines 
anderen  die  nöthigen  Schritte  einzuleiten.    Graz  1673,  October  3    312 

10.  Derselbe  an  den  Dompropst  von  Seckau  in  derselben  Sache  ...    343 

11.  Der  Nuntius  Andreas,  Bischof  von  Britonoria,  an  Erzherzog  Karl. 

Heftige  Beschwerden  über  die  Pröpste  von  Voran  und  Stainz, 
Pöllau  und  Rottenmann.  Bitte,  bei  der  Auswahl  von  Prälaten 
nicht  dem  ersten  Besten  Gehör  zu  geben.     Görz  1686,  Juli  21    .    344 


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379 

Seite 
12.  Erzherzog  Karl  an  die  geheimen  Räthe  etc. :  Befehl,  nachzuforschen, 
wie  die  Einsetzung  des  Klosterrathes  vorzunehmen  und  die  Mittel 
zu  seiner  Erhaltung  zu  gewinnen  seien.    1586,  November  25   .     .     347 

3.  Die  katholischen  Regimentsräthe  an  Erzherzog  Karl.  Ueber  die  Not- 

wendigkeit, einen  Regimentsrath  aufzurichten.    Notwendiges  Per- 
sonal und  dessen  Besoldung.    Graz  1686,  December  2      .     .     .     .     348 

4.  Von  Unverzagt  wird  eine  Abschrift  der  Klosterrathsinstruction  ver- 

langt   Graz  1586,  December  14 349 

5.  Wolf  Unverzagt  au  Erzherzog  Karl :  berichtet,  was  es  für  eine  Ge- 

legenheit mit  dem  Klosterrathe  zu  Wien  habe.    Wien  1586,  De- 
cember 24 360 

id  15.  Generalreformation  Maximilians  II 352 

6.  Erzherzog  Karl   an  Kobenzl   wegen  Aufrichtung  des  Klosterraths. 

Graz  1587,  Juni  28 360 

17.  Gutachten  Kobenzls  darüber.    Wien  1687,  Juli  7 360 

8.  Räthliches  Gutachten   des  katholischen    Regimentsrathes   über   die 

Aufrichtung  eines  Klosterrathes.    Graz  1567,  Juli  20 369 

9.  Gutbedunken,  betreffend  die  Entfremdung  geistlicher  Güter  in  Görz. 

1587,  August  18 369 

10.  Discurs  der  geheimen  Räthe  wegen  Aufrichtung  des  Klosterrathes. 

Graz  1588,  März  18 370 

11.  Erzherzog  Karl  an  Papst  Sixtus  V. :  bittet  die  Einsetzung  des  Kloster- 

rathes zu  bewilligen.    Graz  1588,  März  25 373 

S.  Erzherzog  Karl  an  den  Nuntius:  empfiehlt  ihm,  die  Einsetzung  eines 
Klosterrathes  für  Innerösterreich  bei  dem  Papste  zu  befürworten. 

Graz  1588,  März  25 375 

3.  Die  katholischen  Regimentsräthe  an  Erzherzog  Karl :  Gutachten  über 
die  Erhebung  von  Geldleistungen  von  erledigten  Pfründen,  um  Hof- 
capläne  und  arme  Pfarrer  damit  zu  unterstützen.  Graz  1589, 
Februar  21 376 


Anmerkung:   Die  S.  301  als  Elenschrat,    S.  303    Gelischrok   genannte 
'farre  ist  das  jetzige  Edelschrott.     8.  Schmutz,   Hist.-top.  Lexikon  I,  S.  287. 


ArefciT.  LXXXIV.  Band.  II.  H&lfte.  26 


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DAS 


DEUTSCHE 


REICHSVICEKANZLERAMT. 


VON 


DB  HEINRICH  KRETSCHMAYR. 


26* 


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Vorbemerkung. 


Mit  einer  von  Hofrath  Heinrich  von  Zeissberg  ange- 
egten  monographischen  Studie  über  Georg  Sigismund  Seid  be- 
chäftigt,  fand  ich  mich  veranlasst,  einer  Betrachtung  der  Com- 
>etenz  des  von  diesem  Staatsmanne  bekleideten  Amtes  näher- 
zutreten. 

Boten  die  trefflichen  Arbeiten  von  Gerhard  Seeliger1 
ind  Thomas  Fellner,2  denen  ich  mehrfach  in  engem  An- 
schlüsse folgen  zu  dürfen  glaube,  bereits  sehr  beachtenswerthe 
einschlägige  Resultate,  so  meinte  ich  gleichwohl  in  eine  Be- 
rachtung  des  Amtes  an  sich  eintreten  zu  sollen,  da  mir  die 
Schicksale  desselben  fiir  die  des  Reiches  und  fUr  dessen  Be- 
ziehungen zur  habsburgischen  Monarchie  symptomatisch  zu  sein 
schienen.  Bestrebt,  den  grossen  Zusammenhang  nicht  aus  dem 
luge  zu  verlieren,  mag  ich  in  der  Zurückstellung  des  Details 
rielleicht  manchmal  zu  weit  gegangen  sein;  ein  tiefer  dringendes 
Singehen  in  dasselbe  würde  übrigens  an  der  Masse  des  im  Wiener 
Staatsarchive  verwahrten  handschriftlichen  Materials  gescheitert 
iein;s  durch  ansehnliche  Beiträge  aus  den  Beständen  des  all- 
gemeinen Archivs4  und   des  Adelsarchivs5   des   k.  k.  Ministe- 


1  Erzkanzler  and  Reichskanzleien.     Innsbruck  1889. 

*  Zur  Geschichte  der  Osterreichischen  Centralverwaltung  (1493—1848)  I, 
in  Mitth.  des  Instituts  für  österr.  Geschichteforsch.  VIII,  S.  258  ff. 
and  Besprechung  der  Arbeit  von  H.  J.  Bidermann,  Geschichte  der  Oster- 
reichischen Gesammtstaatsidee   (1526—1804),  ebenda   XV,    S.  517—531. 

3  Benützt  wurden  aus  dem  Erzkanzlerarchiv  (Mainzer  Acten)  die  Ab- 
theilungen: Reichskanzlei  und  Taxamt,  Reichshofrath,  Friedensacten, 
Wahl-  und  Krdnungsacten ;  aus  dem  kaiserlichen  Archive  die  Abtheilun- 
gen: Reichshofkanzlei,  Reichsacten  in  specie,  Reichshofrath,  Reichs- 
registraturbände, geheime  Rathsprotokolle;    endlich  Cod.  mss.  108/2. 

4  Benutzt  wurden  die  Fasciculaturen :  I  A  1—3,  II  B  4,  III  A  1—4. 

5  Benützt  wurden  die  Fasciculaturen :  Generalien,  Reichsadel  und  mehrere 
Bände  der  Saalbücher. 


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384 

riums  des  Innern  noch  wesentlich  erweitert,  wuchs  dieses 
Material  zu  einem  Reichthum  heran,  der  manche  Ungleichheit 
in  der  Behandlung  des  Stoffes  bedingte.  Durch  die  Theilung 
nach  ,Competenz'  und  ,Geschichte'  hoffte  ich  den  staatsrecht- 
lichen und  historischen  Gesichtspunkt  deutlicher  zum  Ausdrucke 
bringen  zu  können,  ohne  mir  zu  verhehlen,  dass  ich  hiedurch 
zu  mehrfachen  Wiederholungen  und  in  den  die  Competenz  be- 
handelnden Theilen  des  Aufsatzes  öfters  zu  einer  abstracten 
Fassung  genöthigt  war,  wo  eine  mehr  persönliche  geeigneter 
gewesen  wäre. 

Für  die  Förderung  dieser  Studie  habe  ich  in  erster  Linie 
Herrn  Archivdirector  Dr.  Thomas  Fellner  für  vielfache  Rath- 
schläge  und  Mittheilungen  meinen  herzlich  ergebenen  Dank  zu 
sagen;  ich  danke  ferner  dem  Herrn  Director  des  Wiener 
Staatsarchives,  Hofrath  Dr.  Gustav  Winter,  den  Herren  Staats- 
archivar J.  Paukert,  Staatsarchiv  -  Concipisten  Dr.  H.  von 
Voltelini  und  V.  Kratochvil  im  Wiener  Staatsarchive  und 
Herrn  k.  k.  Archivar  Schornböck  am  Adelsarchive  des  k.  k. 
Ministeriums  des  Innern  für  ihre  liebenswürdige  Unterstützung 
bei  meinen  Arbeiten  in  den  genannten  Archiven. 

Wien,  im  März  1897. 

Dr.  Heinrich  Kretschmayr. 


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Einleitung. 


X  articularistische  Tendenzen  haben  das  Gefüge  des  rö- 
mischen Reiches  deutscher  Nation  von  jeher  durchbrochen. 
Wenn  dessen  Begründer  Kaiser  Otto  I.  das  gesammte  Länder- 
gebiet zeitweise  wenigstens  unter  seiner  Familie  Herrschaft  zu  zwin- 
gen, Heinrich  IH.  eine  nie  erreichte  Centralisation  des  Reiches 
zu  erzielen  wusste,  wenn  Kaiser  Heinrich  VI.  dem  fast  sicheren 
Ziele  der  Erbmonarchie  zusteuerte  —  so  sind  dies  doch  eben 
nur  vorübergehende  kraftvolle  Versuche,  die  auseinanderstreben- 
den Theile  des  Reiches  zusammenzufassen.  Das  Recht  der 
freien  Wahl  des  Reichsoberhauptes  ist  im  Jahre  1077  auf  dem 
Tage  zu  Forchheim  in  eine  ausdrückliche  Formel  gebracht 
worden;  es  war  eine  natürliche  Consequenz  dieser  Auffassung, 
dass  sich  das  Recht  der  Königswahl  zu  einem  Privileg  für  be- 
stimmte Fürsten  verdichtete. 

Zuerst  bei  der  Wahl  Rudolfs  von  Habsburg  betheiligten  sich 
ausschliesslich  sieben  Fürsten,  die  seither —  mit  einigen  im  Grunde 
doch  unwesentlichen  Aenderungen  —  für  alle  Zeiten  das  Kurcol- 
legium  bildeten,  dessen  Mitglieder  ihr  ehrenvolles  und  wichtiges 
Amt,  das  Reichsoberhaupt  zu  küren,  zu  einem  privaten  Handel 
umzusetzen  wussten,  der  seinen  urkundlichen  Ausdruck  in  den 
Wahlcapitulationen  fand.  Vortheil  zog  daraus  vor  Allem  Der- 
jenige, der  schon  im  14.  Jahrhundert  als  Vorsitzender  des 
Collegiums  erscheint,  der  Erzbischof  von  Mainz,  der  oberste 
Chef  der  Reichskanzlei.  Man  sollte  meinen,  dass  diese  wich- 
tigste Behörde  des  ganzen  Reiches,  in  der  allein  das  centrali- 
stische  Moment  hervortreten  musste,  wenigstens  soweit  von  den 
Trägern  der  Centralgewalt  abhängig  gewesen  wäre,  dass  diesen 
im  Sinne  einer  wirklich  monarchischen  Politik  die  Ernennung 
der  Vorstände  der  Reichskanzlei  überlassen  gewesen  wäre. 
Aber  das  war  doch  nur  bedingt  der  Fall.     Freilich,    zunächst 


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386 

bedeutete  es  im  Grunde  wenig,  dass  die  oberste  Directum  der 
Reichskanzlei  seit  965  mit  dem  Erzbisthum  Mainz  unaufhörlich 
verbunden  war  —  mochte  diese  Thatsache  für  das  Ausreifen 
der  mainzischen  Ansprüche  auf  verfassungsmässige  Rechte 
auch  noch  so  bedeutsam  sein. 

Den  wirklichen  Leiter  der  Reichskanzlei,  den  ersten 
Minister  und  Hauptträger  der  auswärtigen  und  inneren  Reichs- 
politik, den  Kanzler  (cancellarius),  ernannte  sich  der  Kaiser 
selbst;  die  Sachkenntnis  und  die  sachliche  Entscheidung  des 
Kanzlers  musste  für  die  ganze  Politik  des  Reiches  um  so  wich- 
tiger sein,  je  weniger  die  Kanzlei  selbst  organisirt  war  und 
je  mehr  offene  Fragen  es  sohin  gab.1  So  war  es  für  die 
kaiserliche  Gewalt,  wollte  sie  nicht  zur  reinen  Schattenmacht 
herabsinken,  geradezu  Lebensfrage,  das  Recht  der  Ernennung 
dieses  wichtigsten  Reichsbeamten  fest  in  Händen  zu  halten;  um 
so  deutlicher  musste  aber  auch  der  Mainzer  Erzbischof  empfin- 
den, dass  sein  vollklingender  Titel  ,Reichserzkanzler'  eben  nur 
ein  Titel  war. 

Es  lag  auf  der  Hand,  dass  das  Verlangen  des  Erzkanz- 
lers, auf  die  Reichskanzlei  Einfluss  zu  gewinnen,  in  dem  Masse 
wuchs,  als  die  königliche  Macht  verfiel. 

In  einer  Zeit  der  curiosesten  Rechtsansprüche  der  nach 
den  ,kaiserlosen'  Tagen  zuerst  als  ein  geschlossenes  Collegium 
auftretenden  Kurfürsten  ist  auch  der  Erzbischof  von  Mainz  mit 
dem  Verlangen  hervorgetreten,  ihm  Einflussnahme  auf  die 
deutsche  Reichskanzlei  zu  gewähren.  Auf  einmal  wird  da  in 
dem  Privileg  König  Albrechts  I.  vom  13.  September  1298  das 
erzkanzlerische  Recht  der  Ernennung  des  Kanzlers  als  seines 
Stellvertreters  am  kaiserlichen  Hofe  ausdrücklich  hervorgehoben; 
dessen  Mandat  musste  im  Falle  persönlicher  Anwesenheit  des 
Erzbischofs  erlöschen. 

Eigentümlich  genug,  dass  gerade  dieser  energische  Be- 
kämpfter kurfürstlicher  Prätensionen  sich  zu  einem  solchen  Zu- 
geständnisse herbeiliess.  König  Heinrich  VII.  ging  hierin  noch 
weiter;  nicht  blos  ernennen,  auch  absetzen  durfte  nach  seinem 

1  Werthvoll  wäre  wohl  eine  Durchprüfung  der  mittelalterlichen  Kauer- 
geschichte auf  den  Einfluss  hin,  den  die  Kanzler  auf  die  Lösung 
politischer  Fragen  genommen  haben.  —  Von  dem  burgundischen  und  ita- 
lienischen Erzkanzleramte  glaube  ich  im  Laufe  dieser  einleitenden  Dar- 
stellung absehen  zu  dürfen. 


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387 

Privileg  vom  18.  October  1308  der  Erzbischof  den  Kanzler, 
and  sein  Ernennungsrecht  wurde  auf  alle  Kanzleibeamten  aus- 
gedehnt König  Ludwig  bestätigte  diese  weitgehenden  Rechte. 
Dem  Kurfürsten  von  Mainz  war  damit  eine  schlimme  Waffe 
in  die  Hand  gegeben;  diese  Privilegien  bedeuteten  eine  recht- 
liche Grundlage  für  spätere  Forderungen ;  freilich  auch  nicht  mehr. 

Vorerst  war  Albrecht  I.  nicht  der  Mann,  sich  seine  Macht- 
befugniss  schmälern  zu  lassen;  wenn  er  und  seine  beiden  Nach- 
folger Heinrich  und  Ludwig  sich  bei  Ernennung  ihrer  Kanzler 
nicht  um  Mainz  und  nicht  um  seine  Privilegien  kümmerten,  so 
zeigte  sich  damals  wie  zwei  Jahrhunderte  später  wieder  unter 
Karl  V.,  wie  rasch  doch  Rechtsfragen  in  Machtftagen  sich  ver- 
kehren. 

Im  Jahre  1356  verschwand  auch  die  Rechtsfrage;  Karl  IV. 
brachte  es  mit  Geschick  zu  Stande,  dass  diese  Rechte  oder 
mindestens  Rechtsansprüche  der  Erzkanzler  in  der  goldenen 
Bulle  zu  einem  nichtssagenden  Ehrendienste  herabgemindert 
wurden;  mit  keinem  Worte  gedachte  diese  des  mainzischen 
Ernennungsrechtes,  und  in  keinem  einzigen  Privileg  hat  Karl  IV. 
die  grossen  Zugeständnisse  seiner  Vorgänger  erneuert.  Das  war 
eine  sehr  werth volle  Kräftigung  kaiserlicher  Macht.1 

Zwar  gelang,  was  dem  Kurfürsten  von  Mainz  versagt 
blieb,  seinen  beiden  geistlichen  Collegen  für  sich  durchzusetzen;2 
aber  wer  hätte  sich  um  deren  italienisches  oder  burgundisches 
Erzkanzleramt  gekümmert?  Der  staatskluge  Luxemburger 
wnsste  recht  gut,  wem  er  die  Erzkanzlerrechte  seiner  Vorfahren 
bestätigen  konnte  und  wem  er  sie  entziehen  musste.  Lange 
Jahre  wirkte  der  vom  Kaiser  ernannte  Kanzler  unbehelligt  als 
Chef  der  Reichskanzlei;  was  der  waffenstarke  Albrecht  I.  viel- 
leicht in  Unterschätzung  der  Macht  geschriebener  Rechte  gefehlt 
hatte,  war  durch  luxemburgische  Klugheit  wieder  wettgemacht 
worden. 

Dabei  blieb  es  —  mainzischen  Gegenbestrebungen  zum 
Trotze  —  unter  den  Königen  Wenzel,  Ruprecht  und  Siegmund. 
Unter  des  letztgenannten  Kaisers  Regierung  hat  nach  längerer 


1  Vgl.  Harnack,  Das  Kurfürstencollegium  bis  zur  Mitte  des  14.  Jahr- 
hunderts.   Giessen  1883.    S.  148,  149. 

'  1376  hat  Karl  IV.  dem  Trierer  Erzbischofe  die  erzkanzlerischen  Rechte 
wieder  bestätigt.   Seeliger,  Erzkanzler  (s.  Vorbemerkung),  8.  59. 


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388 

Pause  wieder  ein  ,  Vicekanzler'  als  Kanzleichef  gewaltet.  Daran 
wäre  weiter  nichts  Auffallendes.  Schon  unter  Rudolf  I.  hiessen 
die  Protonare  Vicekanzler;  unter  König  Adolf  und  Albrecht  L 
leiteten  Eberhard  und  Johann  von  Dilrbheim  vor  ihrer  Er- 
nennung die  Kanzlei  als  Vicekanzler;1  so  haben  jetzt  unter 
Sigismund  zunächst  Georg  von  Passau  und  vom  November 
1432  bis  zum  Juni  1433  Caspar  Schlick,  der  Kanzler  dreier 
Kaiser,  die  königlichen.  Urkunden  als  vicecancellarii  unter- 
zeichnet.8 Man  würde  irregehen,  in  dieser  durch  augenblick- 
liche Kanzlei  Verhältnisse3  veranlassten  Benennung  eine  Art 
Connivenz  mainzischen  Ansprüchen  gegenüber  zu  vermuthen; 
Niemand  dachte  weniger  hieran  als  Kaiser  Sigismund,  unter 
dessen  Regierung  das  letzte  formelle  Zeichen  erzkanzlerischen 
Einflusses,  die  recognitio  vice  archicancellarii,  aus  den  Kaiser- 
urkunden verschwand;  wenn  dann  Albrecht  II.  das  bei  seiner 
Wahl  vorgebrachte  Anliegen  der  Kurfürsten,  den  ihnen  nicht 
genehmen  Kanzler  Schlick  durch  eine  andere  Persönlichkeit 
zu  ersetzen,  nicht  im  Geringsten  berücksichtigte,  wenn  die  Kur- 
fürsten selbst  dieses  Verlangen  nicht  etwa  auf  die  alten  Privi- 
legien gründeten,  sondern  eben  als  Bitte  vorbrachten,  dann  wird 
wohl  klar,  dass  die  Reichskanzlei  mehr  denn  je  eine  kaiserliche 
Behörde  und  der  Kanzler  mehr  als  irgendjemals  ein  kaiserlicher 
Minister  war.4 

Neuerlich  trat  der  Erzbischof  von  Mainz  mit  Ansprüchen 
bei  der  Thronbesteigung  Friedrichs  HI.  auf,  und  dieser  bequemte 
sich  auch  dazu,  in  einer  Personalfrage  nachzugeben.  Fürs 
Erste  freilich  antwortete  er  —  im  Herbste  1440  —  auf  das  An- 
sinnen des  Mainzers,  den  Bischof  Leonhard  von  Passau  als 
seinen  Stellvertreter  bei  der  Reichskanzlei   anzuerkennen,    mit 


1  Bresslau,  Handbuch  der  Urkundenlehre,  S.  403. 

1  Mallinckrot,  De  archicanceUariis  ac  cancellariis.  Jena  1715.  —  Schell- 
hass,  Das  Vicekanzellariat  Kaspar  Schlick'».  Deutsche  Zeitschr.  für  Ge- 
schichtswissenschaft IV,  S.  347—350.  —  Vgl.  auch  Seeliger  S.  91,  Anm.  3. 

9  Die  Annahme,  dass  der  Vicekanzlertitel  im  Jahre  1432  in  Rücksicht  auf 
die  Krankheit  des  Kanzlers  Johann  von  Agram,  der  seinen  Amtsobliegen- 
heiten nicht  nachzukommen  vermochte,  für  seinen  Stellvertreter  ein- 
geführt wurde  (Schellhass,  a.  a.  O.,  S.  348)  und  dann  nach  des  Kanzlers 
Tode  noch  einige  Monate  in  Uebung  blieb,  scheint  mir  viel  für  sich  zu 
haben. 

«  Hiesu  und  zum  Folgenden  Bresslau,  S.  396  ff.  —  Seeliger,  S.  62  ff. 


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389 

der  Ernennung  seines  bisherigen  österreichischen  Kanzlers,  des 
Propstes  Konrad  von  St.  Stefan  zu  Wien,  zum  Reichskanzler. 
Die  Vereinigung  dieser  beiden  Würden  erscheint  bemerkens- 
werth;  vorläufig  nur  ganz  vorübergehend,  führte  sie  in  der 
zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  zur  Machthöhe  des  Reichs- 
vicekanzellariates. 

Als  aber  dann  später  der  von  Mainz  im  Februar  1441 
durch  Vertrag  zum  Kanzler  bestellte  Erzbischof  Jakob  von  Trier 
noch  im  Laufe  des  Juni  in  Wien  anlangte,  sein  Amt  anzu- 
treten, ohne  eine  Aeusserung  des  Königs  abgewartet  zu  haben, 
da  hat  Friedrich  DI.  —  vor  eine  vollendete  Thatsache  gestellt 
—  nachgegeben,  umsomehr  als  die  mainzischen  Bestrebungen 
durch  das  Verlangen  der  Reichsfürsten  nach  einer  eigenen 
Reichsbeamtenschaft,  im  Gegensatze  zu  der  kaiserlichen  Tendenz 
einer  Verbindung  der  österreichischen  und  der  Reichskanzlei, 
unterstützt  wurden.  Er  liess  sich  also  den  Erzbischof  als  Kanzler 
gefallen,  ohne  das  mainzische  Recht  zu  einer  derartigen  Er- 
nennung anzuerkennen;  auch  verschwindet  überhaupt  Jakob 
sehr  bald  aus  der  Kanzlei;  im  Jänner  1443  erscheint  wieder 
der  bei  den  Kurfürsten  so  gründlich  unbeliebte  Caspar  Schlick 
als  Kanzler,  und  die  Reichskanzlei  war  wieder,  was  sie  früher 
gewesen  —  eine  königliche  Behörde.  Sogar  zum  Verzicht  auf 
jeden  Anspruch  auf  die  Leitung  und  überhaupt  auf  jede  Ein- 
mischung in  die  Angelegenheiten  der  Reichskanzlei  wusste 
Friedrich  den  Erzbischof  zu  bringen;  am  31.  October  1463 
und  am  15.  Mai  1470  sind  hierüber  die  Urkunden  ausgestellt 
worden. 

Nun  taucht  auch  wieder  der  Titel  Vicekanzler  auf.  Ulrich 
Welzli,  der  Nachfolger  Schlick's,  hat  ihn  eine  Zeitlang  geführt. 
Als  der  Erzkanzler  sich  am  31.  Mai  1470  zum  factischen 
Kanzler  und  damit  zum  königlichen  Beamten1  ernennen  liess, 
kam  sein  kurmainzischer  Kanzler  Dr.  Jörg  Pfeffer  mit  ihm  an 
den  kaiserlichen  Hof  und  nannte  sich  kaiserlicher  Vicekanzler; 
er  war  wie  die  anderen  Vicekanzler  dieses  Jahrhunderts  der 
wirkliche  Kanzleileiter,  den  nur  der  Titel  vom  Kanzler  unter- 
schied. * 


1  Seeliger,  S.  70  und  83.  —  Seeliger,  Kanzleistudien.    Mitth.  des  Instituts 

für  österr.  Geschichtsforsch.  VIII,  S.  1  ff.,  s.  bes.  S.  9. 
1  Bresslau,  S.  404. 


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Was  Friedrich  III.  gegenüber  misslungen  war,  wurd 
der  Königswahl  Maximilians  I.  neuerlich  und  nicht  erf< 
versucht.1  Das  Diplom  vom  2.  Mai  1486  berechtigte  den 
kanzler  bei  persönlicher  Anwesenheit  am  Hofe  in  alle  R 
eines  Eanzleichefs  einzutreten  und  verordnete  in  Anerken 
seiner  obersten  Würde  in  der  Kanzlei,  dass  alle  Urkunde 
seinem  Namen  ausgefertigt  werden  sollen.  Der  Erzbi 
machte  wirklich  hievon  den  ausgiebigsten  Gebrauch.  Er 
im  Sommer  1494  an  den  Hof,  leitete  persönlich  die  R< 
kanzlei,  die  immer  mehr  den  Charakter  einer  kaiserliche] 
hörde  verlor  und  zu  einem  reinen  Organ  der  Reichsst 
werden  musste,  als  das  ständische  Reichsregiment  im  J 
1500  dem  Erzkanzler  auch  das  Recht  der  Ernennung 
Kanzleibeamten  überliess.  Nun  zeigte  sich  auch  schon 
kleines  Vorspiel  späterer  Tage;  die  für  die  erbländischen 
Schäfte  bestellte  Hof  kanzlei,  zugleich  Cabinetskanzlei  des  Ka 
griff  bald  in  die  Rechte  der  Reichskanzlei  über,  inden 
Briefe  des  Kaisers  an  Reichsstände,  ja  ausgesprochene  kj 
liehe  Decrete  und  Mandate  ausfertigte.  Zu  Auseinandersetzu 
hierüber  kam  es  nicht,  denn  die  Reichskanzleiorganisatic 
dieser  Form  war  überhaupt  nur  von  kurzer  Dauer;  im  I 
jähre  1502  bereitete  ihr  Maximilian  L,  dessen  Macht  wi 
erstarkt  war,  sammt  dem  Reichsregimente  und  dem  mainzis 
Ernennungsrechte  ein  jähes  Ende,  und  die  Geschäfte 
Reiches  und  der  Erblande  besorgte  wieder  eine  gemein 
Hofkanzlei,  von  welcher  der  Kaiser  in  dem  Innsbrucker  I 
vom  24.  Mai  1518  ausdrücklich  bemerkte:  ,Unsere  Ka 
sollen  und  wollen  wir  bestellen  und  unser  Kanzler  mag  b 
des  Reiches  und  des  österreichischen  Landes  Sachen,  i 
seiner  Obhut  halten/  Sie  blieb,  mochte  der  Kaiser  auc 
Gemässheit  des  Privilegiums  von  1486  dem  persönlich  anwi 
den  Erzkanzler  die  kaiserlichen  Urkunden  zur  Fertigung 
legen  lassen  —  allem  Anscheine  nach  geschah  dies  auch  i 
regelmässig  —  und  ihm  dieser  sein  Recht  durch  ein  b 
Privileg  von  1516  neu  verbriefen,  schon  darum  eine  u 
hängige  Behörde   des  Monarchen,  weil   auch  die  Anwesei 


1  Vgl.  Seeliger,  S.  70—89.  —  Adler,   Die  Organisation  der  Centraly« 
tung  unter  Maximilian  L,  S.  186  ff.,  330  ff. 


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391 

des  Erzbischofs,  deren  Möglichkeit  naturgemäss  eine  höchst 
bedingte  war,  demselben  nichts  als  formelle  Rechte  gab.1 

Am  12.  Jänner  1519  starb  Maximilian  I.  Um  den  er- 
ledigten Thron  bewarben  sich  Karl  I.  von  Spanien  und  Franz  I. 
von  Frankreich,  beide  deutschem  Wesen  und  deutschen  Ein- 
richtungen fremd.  Das  war  nun  eine  recht  günstige  Situation, 
geschaffen  flir  ein  unvergleichliches  Wahlgeschäft.  Als  Vertreter 
des  Mainzer  Erzbischofs  hatte  schon  am  8.  März  1518  Max 
von  Berg  an  König  Karl  geschrieben,  dass  der  Erzbischof  als 
Kanzler  des  Reiches  in  Germanien  die  königliche  Kanzlei  selbst 
zu  verwalten  berechtigt  sei,  und  dass  er,  da  er  selbst  die  Ver- 
waltung nicht  immer  persönlich  leiten  könne,  als  Stellvertreter 
den  bisherigen  obersten  Secretär  der  Hofkanzlei  Maximilians  I. 
Nicolaus  Ziegler  zum  Reichsvicekanzler  zu  ernennen  beab- 
sichtige.* 

Der  König  entsprach  diesem  Verlangen,  das  ihm  ge- 
gründet schien,  indem  er  sich  am  12.  März  1519  einverstanden 
erklärte,  dass  der  Erzkanzler  die  Reichskanzlei  innehabe  und 
regiere  und  sich  seinen  Stellvertreter  ernenne.*  Damit  erschien 
Nicolaus  Ziegler  als  Reichsvicekanzler  angenommen;  am 
3.  Juli  1519  unterzeichnete  er  bereits  die  Wahlausschreibung 
Karls  I.  für  die  Kurfürsten.4 

Mainz  schien  erreicht  zu  haben,  worum  es  sich  Jahr- 
hunderte lang  vergebens  gemüht;  sein  Recht  der  Ernennung 
des  Kanzleichefs  und  damit  sein  Einfluss  auf  die  Geschäfte  der 
kaiserlichen  Politik  schien  ausgemacht.  Das  Reichsvicekanzler- 
amt,   das  nun   seinen  Anfang   nahm,    ist,    an   sich    betrachtet, 


1  Der  Erzbischof  besiegelte  und  unterschrieb  die  Urkunden;  wollte  er 
etwa  durch  Verweigerung  von  Besiegelung  und  Unterschrift  die 
ErUssung  einer  Urkunde  unmöglich  machen,  so  hatte  dies  doch  nur 
eine  aufschiebende  Wirkung,  da  mit  seiner  Abwesenheit  auch  alle 
Rechte  unmittelbaren  Eingreifens  in  die  Gesch&ftsgebahrung  der  Reichs- 
kanzlei erlöschen  mussten.  —  Die  persönliche  Kanzleiführung  durch 
den  Erzkanzler  wurde  durch  Gepflogenheit  auf  die  Zeit  der  Reichs- 
yersammlungen  beschränkt.    Seeliger,  S.  88. 

1  Le  Glay,  Negoziation*  diplomatique  entre  la  France  et  l'Autriche  FT, 
8.  314  f. 

•  Gudenus,  Codex  diplomaticus  anecdotorum  res  Moguntinas  etc.  illustran- 
tium  IV,  p.  609,  n.  CCXCI. 

4  Reichstagsacten,  jüngere  Reihe,  herausgeg.  von  Kluckhohn,  I,  S.  376, 
Anm.  2,  8.  426,  876  etc. 


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392 

das  alte  Kanzleramt  mit  verändertem  Namen;  aber  dass 
und  mit  ihm  die  wichtigste  Reichscentralbehörde  —  nicl 
dem  Willen  des  Kaisers,  sondern  dauernd  nach  dem  Bed 
eines  particularistischenReichsfursten  geleitet  werden  sollte 
liegt  die  Bedeutsamkeit  der  mainzischen  Errungenschaft,  i 
sie  zunächst  auch  nur  —  wie  vor  schon  200  Jahren 
Hecht  auf  dem  Papiere  vorstellen;  Karls  V.  nächste  Regie 
Handlungen  haben  das  bewiesen. 


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I.  Abschnitt. 
Die  Zeit  von  1519  bis  1620. 


Capitel  I. 

Die  Zeiten  Karls  V.     Grosskanzler  und  Reichs- 
vicekanzler (1518 — 1559). 

Im  Jahre  1520  ist  König  Karl  I.  aus  dem  fernen  Spanien 
nach  Deutschland  gekommen,  die  Reichsregierung  anzutreten.1 
Was  er  am  12.  März  1519  versprochen  hatte,  betonte  er  zwar 
wieder  in  der  Urkunde  vom  2.  Mai  1521  ;2   als  aber  Nicolaus 
Ziegler  an   den  kaiserlichen  Hof  gekommen   war,   sein   neues 
Amt  zu   übernehmen,8  hatte   er  dort   den   kaiserlichen  Gross- 
kanzler Arborio  de  Oattinara  (Mercurin)  angetroffen,   den   der 
König  aus  Spanien  mit   sich   herüber  genommen   hatte.4    Wie 
hätte  dieser  Mann,  der  eigentlichste  Berather  des  Kaisers,  ohne 
Einflu8s    auf   die   Reichsagenden   bleiben    können?     Der   Erz- 
kanzler,   der  bald   nach   König  Karls  Ankunft  an   seinen  Hof 
kam,   die    Verwahrung    der    Reichssiegel    übernahm    und    die 
kaiserlichen    Diplome    unterfertigte,    fühlte    dies    wohl   und  — 

1  Stalin,  Aufenthaltsorte  Kaiser  Karls  V.  Forschungen  zur  deutschen  Ge- 
schichte V,  S.  567. 

*  Seeliger,  Beil.  Nr.  8,  S.  216. 

8  Ueber  Ziegler's  Verdienste  um  Karls  V.  Wahl  vgl.  Seeliger,  S.  90,  91. 
Deutsche  Reichstagsacten,  jüngere  Reihe,  II.  —  In  der  Osterreichischen 
Kanzlei  ist  Ziegler  seit  Maximilians  I.  Tod  nicht  mehr  verwendet 
worden;  die  Osterreichischen  Kanzleistücke  unterfertigte  Salamanca,  den 
Ferdinand  I.  aus  Spanien  mitgebracht  hatte.  Kraus,  V.  v.,  Zur  Geschichte 
Oesterreichs  unter  Ferdinand  I.  1519—1522.  Anhang  XXXII. 

4  Ueber  Oattinara  s.  Biographie  generale  3,  21  (, Arborio4).  —  Deutsche 
Reichstagsacten,  jüngere  Reihe,  II.  —  Henne,  Histoire  de  Charles-Quint 
II,  S.  346  ff.  etc.  —  Kraus,  a.  a.  O.,  S.  35  u.  a.  and.  O. 


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merkwürdig  genug  —  schon  am  25.  Jänner  1521  hat  ei 
zu  einem  Vertrage  mit  dem  Grosskanzler  verstanden,  de 
gesehen  von  einer  Reihe  anderer  Bestimmungen,  die 
erzkanzlerische  Machtbefugniss  für  den  Fall  der  Abwes 
des  Mainzers  dem  Grosskanzler  einräumte.1  Das  ist  ein 
Capitulation  vor  der  kaiserlichen  Macht.  Das  Vicekanzl 
ist  damit  tief  heruntergedrückt,  man  kann  sagen,  für  dii 
der  Anwesenheit  des  Kaisers  geradezu  gegenstandslos  gew< 
denn  wenn  der  Grosskanzler  den  abwesenden  Erzkanzle 
trat,  wozu  brauchte  sich  Letzterer  erst  einen  Stellvertrel 
ernennen?  Es  bedeutete  von  Seite  des  Mainzers  die 
gebung  eines  Princips;  wohl  entzog  ein  kaiserliches  Deere 
20.  Februar  1521,  das  dem  Grosskanzler  übrigens  ausdrü 
das  Recht  der  Führung  der  Reichssiegel  und  die  Einsicht! 
in  die  lateinischen  Expeditionen  zuerkannte  und  es  s 
Belieben  anheimstellte,  sie  auch  seinerseits  zu  unterfei 
diesem  die  stellvertretende  Signirung  der  deutscher 
künden  —  wohl  nur  darum,  weil  Gattinara  der  Sf 
nicht  genügend  mächtig  war  —  und  wies  sie  einem  Se 
der  Reichskanzlei  zu,  den  der  Erzkanzler  hiezu  l 
mächtigen  kann;2  auch  das  kaiserliche  Decret  vom  2 
1521  betont  ausdrücklich,  dass  die  ,vicecantzelier  im  i 
und  von  wegen  (der  abwesenden  Erzkanzler)  die  brief  8 
der  römischen  canntzley  ausgeen  subscribiern,  wie  dann 
in  vorderen  zeiten  also  geübt  und  gehanndelt  ist';3  dies 
aber  doch  daran  nichts  ändern,  dass  dem  Vicekanzle 
Führung  der  Kanzleigeschäfte  nur  für  den  Fall  einer  V 
derung  oder  Ermächtigung  des  Grosskanzlers  zustand  u 
so  zu  einem  zweiten  stellvertretenden  Kanzleichef  herabged 
wurde,  der  nur  in  Betreff  der  deutschen  Kanzleiausläui 
Oberaufsicht  des  Grosskanzlers  nicht  unterstellt  war  und  i 
Ausübung  seiner  vollen  vicekanzlerischen  Rechte  nur  im 
der   Abwesenheit    des   den  Kaiser    begleitenden  Grosskai 


1  Seeliger,  S.  93,  94.  —  Die  Ordnung  wurde    am    30.  Jänner    162 

König  feierlich  bestätigt     Seeliger,   S.  95,  Anm.  1,   und  Beilage 

S.  218. 
1  Seeliger,  S.  94,  95. 
8  Seeliger,  Beilage  Nr.  8,  S.  215.  —  Das  formelle  Unterfertigungsrec 

Vicekanzlere  für  alle   aus    der  Reichskanzlei   ergehenden  Urkund 

also  nicht  angetastet  worden. 


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eintreten  konnte.  Das  war  also  in  der  Regel  dann  der  Fall, 
wenn  der  Kaiser  nicht  in  Deutschland  weilte  und  die  Besorgung 
der  Reichsangelegenheiten  auf  König  Ferdinand  I.  überging, 
vorausgesetzt,  dass  der  Reichs vicekanzler  nicht  selbst  den 
Kaiser,  wenn  er  ausser  Landes  ging,  zu  begleiten  hatte.1  Sonst 
hatte  er  im  Zusammenwirken  mit  der  Hofkanzlei  und  dem 
Hofrathe  König  Ferdinands  seines  Amtes  zu  walten,  und  man 
beachte  doch  die  sonderbare  Situation,  in  welche  der  Reichs- 
vicekanzler dadurch  gerathen  musste,  dass  die  zur  Ausfertigung 
der  Reichsurkunden  berufene  Hofkanzlei  einem  österreichischen 
Hofbeamten,  dem  Hofvicekanzler  unterstand! 

Am  5.  Juni  1530  starb  Gattinara;  ihm  folgte  als  kaiser- 
licher Kanzler  der  Cardinal  Nicolaus  Granvelle;  der  Titel 
Grosskanzler  wurde  fallen  gelassen.  Hatte  sich  Mercurin  inner- 
halb der  Grenzen  der  ihm  vertragsmässig  zustehenden  Rechte 
gehalten,  so  griffen  Nicolaus  und  noch  mehr  sein  Sohn  und 
Nachfolger  im  Kanzleramte,  Anton  Perrenot  Granvelle,  der 
Bischof  von  Arras,  darüber  hinaus.2 

Als  Nicolaus  Ziegler  seine  ziemlich  bedeutungslose  Stelle 
im  Jahre  1525  aufgab  und  es  vorzog,  kaiserlicher  Landvogt  in 
seiner  Heimat,  dem  Elsass,  zu  werden,3  ist  ihm  der  in  den 
ständischen  Kämpfen  der  Jahre  1519 — 1522  in  Oesterreich  öfter 
genannte  Propst  von  Waldkirch,  Balthasar  Merkel  (Merklin), 
damals  schon  Bischof  von  Constanz  und  Hildesheim,  der  Freund 
E^asmu8,  von  Rotterdam,  gefolgt;  bald  nach  dem  Reichstage 
von  Augsburg  (1530),  auf  dem  er  als  Vicekanzler  anwesend 
war,  ist  er  gestorben.4  Er  wie  seine  drei  nächsten  Nachfolger 
sind  nicht  von  Mainz,  sondern  vom  Kaiser  ernannt  worden.5 
Macht  ging  wieder  vor  Recht,    und   was  der  Erzkanzler  auch 


1  So  ist  Held  im  December  15S4  bei  Kaiser  Karl  V.  in  Madrid  und 
unterfertigt  dort  kaiserliche  Diplome.  Archiv  des  k.  k.  Ministeriums  des 
Innern,  II  B  4,  1  ex  1534,  Böhmen. 

'  Ueber  beide  Granvelle  biographie  generale  39,  8.  628,  637.  —  AUgem. 
deutsche  Biographie  IX,  S.  680  ff. 

8  Seeliger,  S.  97,  Anm.  1. 

4  AUgem.  deutsche  Biographie  XXI,  S.  445  f.  —  Kraus,  Zur  Geschichte 
Oesterreichs  unter  Ferdinand  I.  1519—1422,  S.  38  u.  a.  a.  O.  —  Seeliger, 
S.  97,  Anm.  1. 

5  Bezeichnend  für  die  Auffassung  des  Ernennungsrechtes  der  Vicekanzler 
ist  die  Aufforderung  des  Kaisers  an  den  Cardinal  von  Trient  nach  Naves' 

ArchiY.  LXXXIV.  Band.    IT  Hälfte.  27 


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306 

tliat,  den  verlorenen  Posten  zurückzugewinnen  —  es  blie 
geblich. 

Immer  entschiedener  machte  sich  namentlich  mit  d 
goren  Anwesenheit  des  Kaisers  in  Deutschland  der  E 
Granvelle's  geltend;  umsonst  war  die  Beschwerde  der  I 
^tälnde  auf  dem  Reichtage  von  Regensburg  (1532),  daj 
Fremder  die  deutsche  Reichskanzlei  verwalte:  umsoni 
Bitte,  die  deutschen  Reichsangelegenheiten  doch  einem  deu 
Vicekanzler  zuzuweisen.1  Der  Nachfolger  des  am  28.  Jun 
verstorbenen  Merklin,  Dr.  Mathias  Held,  ein  Mann  vc 
hervorragendsten  Gaben,  der  ebenso  geschickte  als  gefiii 
Vertreter  der  kaiserlichen  Interessen  den  Protestanten  j 
über  so  gut  wie  gegenüber  der  Curie,  hat  gleichwohl  im 
I.i40  dem  entgegengesetzten  Einflüsse  Granvelle's  w 
müssen,  der  nun  der  allbeherrschende  wurde.2  Auf  Held 
Juan  Naves  de  Messancy  aus  Lützelburg,  allem  Ans 
tiuch  aus  einer  belgischen  Familie,  sohin  nicht  einms 
Deutscher;  er  scheint  es  verstanden  zu  haben,  sich  allentl 
beliebt  zu  machen;  die  Theilnahme  bei  seinem  frühen  T< 
80.  Februar  1547  —  war  eine  lebhafte.3  Nun  wurde  das 
k;inzleramt,  nachdem  es  Viglius  von  Z wiehern,  dem  no 
angeboten,  abgelehnt  hatte,4  zunächst  überhaupt  nicht  b 
der  beste  Beweis  für  seine  Bedeutungslosigkeit.  Erst  im 
jähre  1551  ist  Dr.  Georg  Sigismund  Seid,  seit  April 
Mitglied   des   Reichshofrathes,   zum   Reichsvicekanzler   ei 


Tode  (20.  Februar  1547),  ,das  er  anstat  des  vicecanntzlers  se 
ander  geschickte  person  der  spräche  und  sonst  des  reichssachwes 
schicke  oder  ob  er  ob  die  anderswo  wüste  2a  finden  nnd  sa  be» 
oder  Ir  M*  ansaigen.'  Wien,  Staatsarchiv,  Reichshofrathsprotokolle  ] 
n«,  3b. 

Seeliger,  S.  100—105.  In  das  Detail  dieser  bei  Seeliger  bereits  1 
dargestellten  Dinge  gehe  ich  nicht  ein. 

Ueber  Held  vgl.  Allgem.  deutsche  Biographie  IX,  S.  682  f.  —  Nu 
berichte  1/2— 1/4.  —  BuchholU,  Geschichte  Ferdinands  I.  IV,  S 
etc.  —  Archivalisches  Material  über  ihn  im  Staatsarchive  und  im  . 
des  k.  k.  Ministeriums  des  Innern  in  Wien.  Eine  breitere  Mono; 
dieses  bedeutenden  Mannes  halte  ich  für  einen  dankbaren  Vorwi 
Ueber  Naves  vgl.  Pantaleon,  Prosopographie  III,  S.  246.  —  Sehr 
erscheint  er  bei  Sleidan  erwähnt  Er  nahm  an  den  Reichstag« 
Worms  1540,  Speier  1544  und  Worms  1545  theil. 
Papiers  de  TEtat  du  Cardinal  Granvelle  III,  S.  252. 


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worden;1  ebenso  war  unterdessen  das  Kanzleramt  von  Nicolaus 
Granvelle  auf  seinen  Sohn  Anton,  Bischof  von  Arras,  über- 
gegangen.2 

Der  vom  Erzbischof  von  Mainz  dem  Namen  nach,  in 
Wirklichkeit  von  Anton  Granvelle  präsidirte  kaiserliche  Reichs- 
hofrath  Karls  V.,  dessen  Protokolle  theilweise  noch  vorliegen, 
und  der  vom  Kaiser  im  Jahre  1551  eine  eigene  Geschäfts- 
ordnung durch  den  ,ordo  consilii'  erhielt,  stellt  eine  ober- 
ste berathende  Reichsbehörde  dar,  welche  in  gewisser  Hin- 
sicht die  Competenzen  des  —  Ferdinandeischen  —  geheimen 
Rathes  und  Hofrathes  in  sich  vereinigte,  indem  er  nicht  bloss 
ein  oberster  kaiserlicher  Justiz-  und  Verwaltungsgerichtshof 
für  das  Reich  war,3  sondern  auch  belangreichere  politische 
Amiiren  zur  Begutachtung  und  Beschlussfassung  vorgelegt 
erhielt4  Deutsche  und  spanische  Räthe  gehörten  dem  Reichs- 
hofrathe  an.  Der  Reichsvicekanzler  ist  ein  Mitglied  desselben 
wie  alle  anderen;  in  nichts  ist  ihm  eine  Ausnahmsstellung  ge- 
wahrt. Der  Einlauf  geht,  wie  die  Ordnung  von  1551  ausdrück- 
lich festsetzt,  nicht  an  ihn,  sondern  an  das  Rathscollegium,  be- 
ziehungsweise den  Präsidenten  oder  den  ihn  vertretenden  Vice- 
präsidenten.6  Die  Seele  des  ganzen  Reichshofrathes  ist  Gran- 
velle,  ,caesareae  maiestatis  intimus  consiliarius  rerum  Status'; 
er  weist  die  an  ihn  gerichteten  Eingaben  dem  Collegium  der 
Hofräthe6  oder  auch  einzelnen  Mitgliedern  zum  Referate  zu.7 
Der    Reichshofrathseinlauf    blieb    somit    zunächst    dem    Vice- 


1  lieber  Seid  vgl.  Druffel  in  Allgem.  deutsche  Biographie  XXXIII,  8.  673 
bis  677.  —  Pantaleon,  Prosopographiae,  S.  346—348.  —  Veitb,  F.  A., 
Bibliotheca  augustana  V,  S.  205—  226.  —  Hiezu  im  Speciellen  Druffel, 
Beiträge  zur  Reichsgeschichte  I,  S.  652.  —  Reichshofrathsprotokolle  im 
Wiener  Staatsarchive  X,  S.  138*.  — •  Winter,  Der  ordo  consilii  von  1550. 
Archiv  für  österr.  Geschichte  79,  S.  101  ff. 

*  Seeliger,  S.  97,  Anm.  8. 

9  Naturgemäss  für  die  Zeit,  wo  der  Kaiser  in  Deutschland  weilte. 

4  Winter,  a.  a.  O.,  s.  im  Besonderen  S.  111. 

6  Art.  1;  s.  Winter,  a.  a.  O.,  S.  116. 

6  Es  waren  1550  und  1551:  Granvelle,  Abt  Wolfgang  von  Kempten  (Vice- 
präsident),  Heinrich  Haas  von  Laufen,  Dr.  B.  Stumpf,  Clercq  (für 
lothringische  Angelegenheiten),  Karl  Tisnacq  (der  deutschen  Sprache 
nicht  mächtig)  und  Georg  Sigismund  Seid.  S.  Winter  120/ 1  und  120,  Anm. 
1-6. 

7  Art.  3  und  4;  s.  Winter,  a.  a.  O.,  S.  116. 

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kanzler  fremd  —  mochten  auch  sonst  Schreiben  an  den 
durch  Seid  zugestellt  werden1  —  oder  kam  ihm  er 
zweiter  Hand  zu,  und  zwar  dann  nach  Belieben  des  kaise 
Kanzlers;  ebensowenig  steht  ihm  ein  Einfiuss  auf  di 
Scheidungen  etwa  durch  Unterschriftsverweigerung  zr 
hätte  seiner  Stellung  ein  bemerkenswerthes  Gewicht  vei 
aber  zum  Unterzeichnen  der  kaiserlichen  Erlässe  genü£ 
alleinige  Unterschrift  GranveüVs,  nicht  blos  für  die 
sehen,  sondern  in  Verletzung  des  Decretes  vom  20.  F 
1521  auch  für  die  deutschen  Diplome;  viele  derselben 
nur  die  Unterschrift  des  Bischofs  von  Arras,  und  i 
unterzeichnet  Seid  ohne  Gegenzeichnung  desselben;' 
Granvelle  und  Alba  nicht  passend  schien,  brauchte  dem  . 
hofrathe  und  somit  dem  eigentlichen  deutschen  Rath< 
Vicekanzler,  nicht  vorgelegt  zu  werden.3  Doch  bedu 
solcher  gewaltsamer  Hilfsmittel  gar  nicht.  Als  Seid  im 
1553  gegen  die  Cassation  der  brandenburgischen  Verträj 
testirte  und  die  Unterschrift  verweigerte,  ist  diese  unglüc 
Verfügung  durch  Granvelle  unterzeichnet  worden  und 
gewesen;4  so  gründlich  war  dem  Reichskanzler  jeder  I 
auf  die  kaiserliche  Politik  entwunden  worden,  dass  sei 
treter  der  absolutistischen  Prädominante  der  spanischen 
räthe  gegenüber  einfach  ohnmächtig  war. 

Der  Reichsvicekanzler  war  ein  dem  obersten  kaise 
Staatsrathe  unterstelltes,   wie   es  scheint  mit  der  Führur 


1  Druffel,  Beiträge  II,  S.  396,  Nr.  1396.  —  Wien,  Staatearchiv.  Bai 
(31.  Augast  1562)  u.  a.  a.  O.;  vgl.  auch  Reichshofrathsproto 
(12.  Februar  1551). 

1  Wien,  Staatsarchiv,  Reichsregistraturbücher.  —  Vereinzelt  begeg 
Unterfertigungen  des  Erzkanzlers  —  gleichfalls  mit  Granvelle 
—  doch  ober  dessen  Unterschrift,  während  das  v*  (vidit)  des 
vicekanzlers  unterhalb  desselben  steht;  die  vicekanzlerische  F 
erfolgt  ,vice  ac  nomine  archiepiscopi  Moguntini  archicancella 
Erzkanzler  selbst  unterschreibt  ,N.  archiep.  Mog.  archicanc.  su 
oder  auch  mit  ,vidit'. 

8  Vgl.  S.  397,  Anm.  6  und  7. 

4  Wien,   Staatsarchiv,    Berichte    aus    dem   Reich.     Bericht    Zasii 
23.  März  1663,    or.:     [Ich  höre,    dass]  .  .  .  ,D.  Jörg  Seid  .  .  .  we 
sationem    cassationis    noch   das   darzugehefft  mandatum   [habe] 
zeichnen  wellen,  aber  [dass  dies]  doch    dnreh   den   herren    bisc 
Arrass  underzeiebnet  und  gefertigt  worden  sein  solle*. 


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399 

Revision  der  ReichshofrathsprotokoHe *  betrautes  Mitglied  des 
Reichshofrathes  und  zugleich  stellvertretender  Kanzleichef,  dem 
die  formelle  Erledigung  der  Ausläufe  und  theilweise  die  Ueber- 
nahme  von  Einlaufen,  die  Ueberwachung  der  Registrirung  und 
der  Reichsregistratur2  oblag  und  der  in  höherem  Masse  als  die 
anderen  Kanzleibeamten  an  den  Taxen  participirte;8  die  Kund- 
machung kaiserlicher  Befehle  war  ihm  überlassen;  alles  also 
formell;  auf  den  Reichstagen  hatte  er  anwesend  zu  sein,  mit 
den  Parteien  zu  verhandeln,  natürlich  wie  es  ihm  vom  obersten 
Kronrathe  geboten  wurde;  er  war  nur  Executivorgan;  eine 
politische  Bedeutung  kraft  seines  Amtes  kann  ihm  nicht  zu- 
gesprochen werden;  über  Beschluss  des  Kaisers  oder  des 
Reichshofrathes  oder  auch  über  Bestimmung  des  die  auswärtige 
Politik  leitenden4  Kanzlers  hatte  er  als  Organ  desselben  diplo- 
matische Dienste  zu  versehen.5 

Als  das  Verhältniss  Seld's  zu  Granvelle  nach  dem  Ban- 
kerotte der  kaiserlichen  Politik  in  den  Jahren  1552  und  1553 
sich  selbständig  zu  gestalten  begann  —  man  nehme  nur  die 
politische  Mission  des  Reichsvicekanzlers  auf  dem  Passauer 
Tage6  —  ist  das  doch  nur  ein  persönlicher  Erfolg  gewesen,  der 
für  das  Amt  um  so  weniger  in  Betracht  kam,  als  gerade  in  den 
letzten  Regierungsjahren  des  Kaisers  dieser  und  mit  ihm  Seid 
deutschen  Boden  gar  nicht  mehr  betrat;    Seid  war  auch  jetzt 


1  So  schliesse  ich  aus  eigenhändigen  corrigierenden  Eintragungen  Seld's  in 
die  ReichshofrathsprotokoHe  (z.  B.  IHb,  fol.  12;  VIII,  fol.  72). 

1  Die  Hut  der  Acten  war  eine  wenig  sorgsame;  sie  folgten  mit  der 
Reichskanzlei  dem  Kaiser;  auf  dem  Wege  nach  Algier  sind  viele  ver- 
loren gegangen;  viele  blieben  auch  im  Besitze  des  Secretärs  Obern- 
burger  (1556);  Reste  des  Reichsarchives  erbietet  sich  Granvelle  am  9.  Mai 
1557  an  König  Ferdinand  zu  Händen  Seld's  zu  schicken.  Wien,  Staats- 
archiv, kais.  Reichskofkanzleiacten,  Fase.  43,  Cop. 

8  Wien,  Staatsarchiv,  Reichsregistraturbände  Karls  V.,  20,  9b:  Taxa  flore- 
norum  Rhenensium  auri  octoginta,  de  qua  revm*  d.  Atrebatensis  et  m*fCT" 
d.  Vicecancellarius  remittunt  partes,  restant  itaque  saltem  flor.  Rhen. 
auri  viginti.  —  Seid  hatte  also  mit  Granvelle  die  Taxen  zu  theilen; 
das  Referat  über  Taxbefreiungen  scheint  allein  bei  Granvelle  gestanden 
zu  haben.    Vgl.  Reichsreg.  22,  299*  etc. 

4  Die  kaiserliche  Haus-  und  Cabinetscorrespondenz  ging  durch  seine 
Hände.    Vgl.  unter  Anderem  Papiers  d'£tat  de  Granvelle  HI,  IV. 

*  Wien,  Staatsarchiv,  ReichshofrathsprotokoHe. 

6  Hierüber  Lanz,  Correspondenz  Karls  V.,   HI,  Nr.  817,  823,  834,  836  ff. 


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400 

nur  ein  kaiserlicher  Beamter  und   weniger   denn  je   eis 
Vertreter  der  Rechte  des  Erzkanzlers  des  Reiches. 

Dies  alles  fand  ein  Ende  nach  der  Kronnieder 
Karls  V.  Granvelle  verschwand  und  mit  ihm  der  spa 
Rath.  Ferdinand  I.  übernahm  die  deutsche  Reichsregi 
seinem  Hofrathe  kamen  nun  dauernd  ausser  den  erbländ 
auch  die  Reichsagenden  zu.1  In  welche  Beziehungen  d 
herige  Reichsvicekanzler  zu  diesem  trat,  ob  er  in  der 
schon  damals  als  Mitglied  eingegliedert  wurde,  konnte  icl 
feststellen.  Die  Reichskanzlei  ist  mit  der  Abdankun 
Kaisers  aufgelöst  worden;  ihre  Geschäfte  besorgte  di< 
kanzlei  des  Königs;  selbst  das  formelle  Recht  der  Unt 
gung  war  auf  den  Hofvicekanzler  Jonas  übergegangen; 
Reichsvicekanzleramt  war  einfach  aufgehoben. 

Seid  ist  nun  gleichwohl  gerade  jetzt  zu  einer  p< 
bedeutsamen  Rolle  gekommen;  er  hatte  mit  dem  Prinz« 
Oranien  und  dem  Reichskanzleisecretär  Wolfgang  Hall« 
Verzicht  Karls  V.  vor  die  Kurfürsten  zu  bringen;  wer 
dann  Kaiser  Ferdinand  I.  die  Abfassung  des  berühmt 
denen  Gutachtens  gegen  Papst  Paul  IV.  übertrug,  mac 
ihn  selbst  zum  Leiter  der  Politik.3  Fraglich  war  nur,  w 
die  Dinge  nach  der  Kaiserproclamation  Ferdinands 
14.  März  1558  —  und  besonders  nach  dem  Verspreche; 
selben,  die  Reichskanzlei  Verhältnisse  den  herkömmlichen  R 


1  Darüber,  dass  der  Hofrath  König  Ferdinands  schon  früher  auch 
sachen  entschied,  und  dass  ein  doppelter  Hofrath  —  für  die  £ 
und  für  das  Reich  —  in  Wien  niemals  bestand,  s.  Fellner,  M 
Instituts  für  österr.  Geschichtforsch.  VIII,  S.  286.  —  Ueber  c 
handlungen  mit  Karl  V.  wegen  Schaffung  eines  eigenen  deutsch 
rathes  für  das  Reich  s.  Rosenthal,  Die  Behttrdenorganisatioii 
Ferdinands  I.,  Archiv  für  Osterr.  Geschichte  69,  S.  51-— 316;  8 
Was  Ranke,  Deutsche  Geschichte  in  der  Zeit  der  Reformation  V 
und  ,Zur  deutschen  Geschichte'  VII,  8.  11 — 15,  hierüber  sagt,  i 
ganz  klar;  ein  deutscher  Reicbshofrath  Karls  V.  ist  nicht  mehr 
getreten. 

8  Unterschriften  in  den  Reichslehenssachen  (Schwarzburg,  Seh 
berg  etc.)  des  Wiener  Staatsarchives. 

8  Instruction  für  Seid,  Oranieu  und  Haller  bei  Goldast,  Politische 
händel,  Frankfurt  a.  M.  1614,  S.  951.  —  Reimann,  Der  Streit  i 
Papstthum  und  Kaiserthum  im  Jahre  1558.  Forschungen  zur  d< 
Geschichte  V,  S.  291  ff.  etc. 


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401 

gemäss  regeln  zu  wollen,  entwickeln  würden.  Der  unerwartete 
Tod  des  Dr.  Jakob  Jonas,  des  Chefs  der  österreichischen  Hof- 
kanzlei und  provisorischen  Leiters  der  Reichskanzleigeschäfte 
im  Winter  1558,  erscheint  nach  dieser  Seite  betrachtet  als  ein 
Ereigniss  von  nicht  zu  unterschätzender  Tragweite.1 


Capitel  II. 

Das  ,Reichshofvicekanzleramt'  als  Chefamt  der 
Reichs-  und  Hofkanzlei. 

Hofkanzlei  und  Hofkanzler  Ferdinands  I. 

Die  auf  eine  Centralisierung  des  Behördenwesens  ge- 
richteten Bestrebungen  Kaiser  Maximilians  I.  sind  mit  blei- 
bendem Erfolge  von  seinem  jüngeren  Enkel  König  Ferdinand 
aufgenommen  und  auch  durchgeführt  worden.  Das  Jahr  1527 
ist  in  Wahrheit  das  ,Geburtsjahr  der  österreichischen  Central- 
verwaltung4.2  In  der  Hofstaatsordnung  Erzherzog  Ferdinands  I. 
vom  1.  Jänner  1527  wurden  die  Competenzen  der  drei  Central- 
stellen,  des  geheimen  Rathes,  des  Hofrathes  und  der  Hofkammer 
abgegrenzt.  Die  Kanzleigeschäfte,  soweit  sie  nicht  finanzielle 
Dinge  betragen,  besorgte  die  Hofkanzlei. 

Als  Ferdinand  zunächst  nach  seines  Grossvaters  Tode 
nach  Oesterreich  kam,  leitete  die  Kanzleigeschäfte  für  die  Erb- 
lande sein  vertrauter  Rath  Gabriel  von  Salamanca,  den  er  aus 


1  Hiezu  Hoff  mann,  J.  W.,  Sammlang  ungedruckter  Nachrichten,  Docu- 
menta und  Urkunden,  Halle  1736,  I,  S.  17  ff.  —  Seeliger,  S.  109  f.  — 
Ueber  Jonas  vgl.  S.  402,  Anm.  6. 

'  Fellner,  Zar  Geschichte  der  österr.  Central  Verwaltung.  Mitth.  des 
Instituts  für  österr.  Geschichtsforsch.  VIII,  S.  271—274.  —  Rosenthal,  Die 
Behördenorganisation  Kaiser  Ferdinands  1.  Archiv  für  österr.  Geschichte 
69,  S.  65  f.,  82  f.,  97  f.  —  Bid ermann,  Geschichte  der  österr.  Gesammt- 
staatsidee,  Innsbruck  1867,  und  die  Besprechung  von  Fellner,  Mitth.  des 
Instituts  für  österr.  Geschichtsforsch.  XV,  S.  617— 531.  —  Lustkandl, 
Centralstellen  in  Oesterreich-Ungarn,  aus  dem  österr.  Staatswörterbuche 
von  Mischler  und  Ul brich.  —  Seidler,  G.,  Studien  zur  Geschichte  und 
Dogmatik  des  österr.  Staatsrechts.  Wien  1884.  —  Im  Allgemeinen 
werden  auch  die  österr.  Reichsgeschichten  von  Huber,  Bachmann, 
Luschin-Ebengreuth  und  Werunsky,  und  Lustkandl's  Oester- 
reich beb -ungarisches  Staatsrecht  heranzuziehen  sein. 


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402 

Spanien  mitgebracht  hatte.  Gleichzeitig  erscheint  ein  Gross- 
kanzler als  Mitglied  des  niederösterreichischen  Hofrathes,  der 
Bischof  Peter  von  Triest;1  doch  ist  das  nur  ein  Titel  gewesen, 
die  Diplome  unterfertigt  Salamanca.8  Er  wurde  bald  darauf 
durch  den  Grafen  Leonhard  von  Harrach  ersetzt;  der  dann  im 
Jahre  1526  zum  ,Hofkanzler<  ernannt  wurde  und  in  dieser  Eigen- 
schaft die  Kanzlei  leitete ; s  aber  schon  durch  die  Kanzleiordnung 
vom  12.  Februar  1528  ist  diese  Würde  mit  dem  Titel  eines 
^obersten  Kanzlers'  auf  den  Cardinal  Bernard  von  Cles,  Bisehof 
von  Trient,  den  ,lieben  Freund'  des  Erzherzogs  übergegangen, 
der  auch  zugleich  Präsident  des  geheimen  Rathes  war  und  sohin 
bis  zu  seinem  Tode  —  28.  Jänner  1539  —  eine  ganz  ausser- 
gewöhnliche  Machtfulle  vereinigte.4 

König  Ferdinand  I.  besetzte  die  Stelle  eines  obersten 
Kanzlers  nicht  mehr ;  der  Nachfolger  Bernhards  von  Cles,  Dr. 
Georg  Gienger,  Burggraf  zu  Enns,  wurde  zum  ,Hofvicekanzler* 
ernannt5  und  nach  seinem  Rücktritte  —  1544  —  folgte  ihm 
der  bisherige  kurmainzische  Kanzler  Dr.  Jakob  Jonas  im  Amte;* 
dieses  kam  so  von  den  hochmögenden  Herren  an  die  bürger- 


1  Ferdinands  Hofrathsinstruction  vom  8.  November  1624.  Or.  im  Archive 
des  k.  k.  Ministeriums  des  Innern  III,  A  2,  Carton  9. 

9  Unterfertigungen  im  Archive  des  k.  k.  Ministeriums  des  Innern  a.  a.  0., 
auch  in  Kraus,  Zur  Geschichte  Österreichs  1519—1522,  Anhang  XXXII 
u.  a.  a.  O. 

8  Seeliger,  S.  109,  Anm.  1.  —  Fellner,  Centralverwaltung,  Mitth.  des  Instituts 
ftlr  österr.  Geschichtforsch.  VIII,  S.  274.  —  Hofstaatsverzeichnisse  aus 
dieser  Zeit  im  Fascikel  »Hofstatus*  des  Wiener  Staatsarchive«.  —  Ueber 
Harrach  s.  Bidermann  I,  S.  70,  Anm.  74.  —  Eine  Unterfertigung  Harrach'a 
s.  Archiv  für  österr.  Geschichte  XVI,  S.  16. 

4  Er  dürfte  wohl  bei  Abwesenheit  Held's  von  Deutschland  (s.  8.  396,  Anm.  1) 
auch  die  Reichskanzleigeschäfte  geleitet  haben.  —  Fellner,  Centralver- 
waltung, Mitth.  des  Instituts  für  österr.  Geschichtsforsch.  VIII,  8.  274—275. 
—  Ueber  Cles  vgl.  unter  Anderem  Karl  Stegmann,  Ueber  die  Briefe 
des  Andrea  da  Burgo  an  Bernhard  von  Cles.  Sitzungsberichte  der  Wiener 
Akademie  XXIV,  S.  169  f.  —  Vgl.  auch  Mallinckrot,  S.  445. 

6  Ueber  ihn  Bergmann,  Medaillen  auf  berühmte  und  ausgezeichnete 
Männer  des  österr.  Kaiserstaates,  Wien  1844,  I,  8.  189  f.  Er  unterzeichnet 
schon  am  1.  Mai  1548  als  Vicekanzler.  —  Fellner,  Centralverwaltung, 
S.  284,  Anm.  1. 

•  Ueber  Jonas  Allgem.  deutsche  Biographie  XIV,  S.  491  f.  —  Seeliger, 
S.  109.  —  Er  heisst  bei  Mallinckrot  (aus  Eder,  Catalogus  Viennensium 
rectorum),  S.  444,  ,celeberinnus  ac  fidelissimus  academiae  Viennensis 
fautor  et  patrouus1. 


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403 

liehen  Juristen.  Es  liegt  auf  der  Hand,  dass  dem  König  nicht 
daran  liegen  konnte,  die  Machtvollkommenheit  und  den  ganz 
ausserordentlich  hohen  Gehalt  Bernhards  von  Cles  —  12.000  rhei- 
nische Gulden  —  einem  Nachfolger  zuzusprechen;1  möglich  auch 
immerhin,  dass  der  Titel  ,Vicekanzler'  einer  Connivenz  des 
seinen  Bruder  in  Reichssachen  vertretenden  Königs  gegen  den 
Erzbischof  von  Mainz  entspringt.8 

Der  Hofkanzler,  beziehungsweise  Hofvicekanzler  —  von 
einer  eingehenderen  Betrachtung  der  aussergewöhnlichen  Stel- 
lung Bernhards  von  Cles  sei  hier  abgesehen  —  hatte  dem  ge- 
heimen Rathe  und  dem  Hofrathe,  dessen  Mitglied  er  war,3  die 
zur  Berathung  kommenden  Gegenstände  vorzulegen  und  zu  ver- 
treten (,materi  proponieren,  red  und  antwort  geben*),  auch  diesen 
Behörden  die  ihnen  zur  Erledigung  zukommenden  Einlaufe  — 
mit  Ausnahme  der  in  die  Competenz  einer  eigenen  Hofkammer- 
kanzlei fallenden  Finanzagenden  —  zuzuweisen ;  die  auswärtige 
Politik  gieng  durch  seii\e  Hände ;  an  ihn  waren  alle  Correspon- 
denzen  aus  ,Spanien,  Frankreich,  Italien,  Ungarn,  Boehmen, 
Deutschland  und  aus  andern  orten  aus  unsern  Erblanden'  zu- 
zustellen;4 alle  Ausläufe  aus  der  Hofkanzlei,  soweit  sie  über- 
haupt von  Wichtigkeit  waren,  ausnahmslos  die  mit  dem  grossen 
Siegel  zu  besiegelnden  Urkunden  erhielten  erst  durch  seine 
Unterschrift  ihre  Rechtskraft,5  und  er  verwahrte  schliesslich 
auch  das  grosse  Siegel ;   dass  ihm  die  innere  Kanzleiverwaltung, 


1  Fellner,  Centralverwaltung,  S.  284.  —  Gienger  und  Jonas  erhielten 
blos  jährlich  1800  fl.  (Wien,  Staatsarchiv,  Mainzer  Acten.  Reichskanzlei 
und  Taxamt,  fol.  43);  dieses  Einkommen  erhöhte  sich  natürlich  durch 
Antheilnahme  an  den  Kanzleitaxen. 

*  Seeliger,  S.  109.  —  Fellner,  Centralverwaltung,  S.  284.  —  Vgl.  hiezu 
und  zum  Folgenden  besonders  Fellner,  Besprechung  von  Bidermann, 
Geschichte  der  österr.  Gesammtstaatsidee.  Mitth.  des  Instituts  für  österr. 
Geschichtsforsch.  XV,  S.  517-631;  S.  620. 

8  Vgl.  Huber,  Geschichte  Oesterreichs  IV,  S.  212,  Anm.  6. 

4  Dies  und  das  Folgende  nach  den  Bestimmungen  der  bisher  ungedruckten 
Hofetaatsordnung  vom  1.  Jänner  1527  (Wien,  Staatsarchiv  ,Hofstatus') 
und  der  Kanzleiordnung  vom  12.  Februar  1528  (Archiv  des  k.  k.  Mini- 
steriums des  Innern,  1  ex  1528,  Niederösterreich,  Wien).  Vgl.  Fellner, 
Centralverwaltung,   S.  274.  —  Rosenthal,  Behördenorganisation,    S.  97  f. 

5  Ausgenommen  sind  die  ins  Reich  gehenden  Sachen,  welche  Ferdinand  I. 
als  Vertreter  des  Kaisers  erlässt,  und  welche  der  Reichsvicekanzler  zu 
fertigen  hat  —  Die  böhmischen  und  ungarischen  Hofexpeditionen, 
welche   unter   Bernhard   von    Cles  als  Sectionen  der  Hofkanzlei  diesem 


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404 

die  Revision  aller  Ausläufe  —  geringfügige  und  ausseht 
formelle  Dinge  brauchten  ihm  und  konnten  ihm  wohl  auc 
fach  nicht  vorgelegt  werden  —  und  der  Taxierungen, 
der  gesammten  Kanzleitaxgebahrung,  endlich  die  Oberai 
über  das  Kanzleipostwesen  l  zustand,  ist  bei  seiner  Stella 
Chef  der  Kanzlei,  dem  alle  Mitglieder  derselben  Gehörs; 
leisten  eidlich  verpflichtet  waren,  selbstverständlich;  in 
Eigenschaft  hat  er  auch  an  den  Kanzleitaxen  partieipir 
allem  Anscheine  nach  das  Referat  über  Taxbefreiungen  gel 
Es  ist  klar,  der  königliche  Hofvicekanzler  ist  ein  Beamte 
ganz  anderer  Machtvollkommenheit  als  sein  College  b< 
Reichskanzlei,  klar  freilich  auch,  dass  die  Bedeutsamkeit 
Stellung  aus  seiner  Angehörigkeit  zum  Hofrathe  und  gel 
Rathe  hervorgieng  und  nicht  aus  dem  Chefamte  der  Hofk 
welche  ja  nur  ein  Executivorgan  der  zwei  vorgenannt* 
hörden  vorstellt,  daher  auch  in  der  Hofstaatsordnung  voi 
gar  nicht  eigens  angefahrt  erscheint ;  ab,er  indem  der  Hofk 
als  Kanzleivorstand  den  ganzen  Einlauf  und  Auslauf  k 
und  damit  Einsicht  in  alle  politischen  Fragen  gewinnen  n 
war  wieder  seine  vor  anderen  Räthen  hervorragende  Sl 
im  Hofrathe  und  geheimen  Rathe  durch  seine  Würde  als  K 
chef  bedingt. 

Nach  Karls  V.  Abdankung  —  September  1556  - 
Jonas  auch  die  Leitung  der  Reichskanzleigeschäfte  übern< 
müssen;  bis  zu  seinem  Tode  hat  er  die  königlichen  und  — 
dem  14.  März  1558  —  kaiserlichen  Urkunden  gefertigi 
Reichskanzlei  war  in  die  Hof  kanzlei  aufgegangen,  und  die 
über  Vermischung  von  Reich sangelegenheiten  mit  Österreich 
Agenden  erhob  sich  lebhafter  als  früher ;  es  war  natürlich 

unterstellt  waren,  haben  unter  seinen  minder  mächtigen  Nacl 
sich  von  der  Hofkanzlei  loszulösen  und  unabhängig  zu  stellen  ve 
ein  Process,  dessen  Fortgang  zu  schildern  hier  nicht  meine  Sac 
kann.  Vgl.  Fellner,  Mittb.  des  Instituts  für  österr.  Geschichtsfora 
S.  520  u.  a.  a.  O.  —  Rosenthal,  S.  98.  —  Diese  langsame  Ix 
findet  ihren  äusserlichen  Ausdruck  natürlich  in  den  jeweiligen  I 
fertigungen. 

1  Rosenthal,  S.  98,  Anm.  2. 

*  Wien,  Staatsarchiv,  Reichshofkanzlei,  Fase.  1.  Taxordnung  vom 
tember  1545,  Prag,  Or.  und  Cop.  Die  Eidesformel  für  den  Hofvicc 
in  Fase.  1,  Reichskanzlei  und  Taxamt  Wien,  Staatsarchiv,  Mainz« 
(1.  Convolut.). 


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405 

der  Erzbischof  von  Mainz  die  Wahrung  seiner  Rechte  ver- 
langte. Da  ist  nun  Dr.  Jakob  Jonas  am  28.  Deceinber  1558 
plötzlich  gestorben.1 

§.1. 

Die  Reichshofkanzleiordnung  von  1559  und  die  durch 

sie  geschaffene  Ordnung. 

Noch  war  der  Nachfolger  Karls  V.  nicht  zum  Kaiser  pro- 
clamirt  worden,  als  der  Erzbischof  von  Mainz  mit  dem  —  übri- 
gens sehr  begreiflichen  —  Streben  hervortrat,  seine  zur  Zeit 
papierenen  Rechte  der  Bestellung  des  Reichsvicekanzlers  als 
seines  Stellvertreters  in  die  Leitung  der  Reichskanzlei  wieder 
zu  tatsächlicher  Wirksamkeit  zu  beleben.2  Auf  dem  der  Kaiser- 
proclamation  Ferdinands  vorangehenden  Kurflirstentage  von 
Frankfurt  am  Main  ist  zuerst  über  diese  mainzischen  Forde- 
rungen verhandelt  worden,  vorläufig  ohne  dass  man  zu  einem 
Abschlüsse  gelangt  wäre.  Am  Tage  nach  seiner  Anerkennung 
—  am  15.  März  1558  —  erkannte  der  Kaiser  das  Recht  der 
persönlichen  Amtsführung  des  Erzkanzlers  und  dessen  Recht 
an,  in  seinem  Namen  die  ,brief  so  von  der  romischen  kanzlei 
ausgehen',  vom  Vicekanzler  fertigen  zu  lassen.  Gleichwohl  hat 
vorläufig  noch  immer  Dr.  Jonas  die  kaiserlichen  Urkunden  unter- 
fertigt. Auf  dem  Augsburger  Reichstage  im  Jahre  1559  —  auf 
dem  Wege  dahin  war  Jonas  in  Ingolstadt  gestorben  —  folgten 
weitere  Verhandlungen ;  sie  endeten  mit  einem  vollen  Siege  der 
Bestrebungen  des  Erzkanzlers,  der  das  Mittel  arglistiger  Um- 
deutung  klarer  Rechtsverhältnisse  nicht  scheute,  um  zum  Ziele 
zu  kommen ;  denn  was  war  es  anders  —  um  nur  etwas  heraus- 
zugreifen —  wenn  mainzische  Noten  in  Nichtachtung  des  Ver- 
trages vom  25.  Jänner  1521  Arborio  de  öattinara  zu  einem  vom 
Erzkanzler  abhängigen  Stellvertreter  mit  dem  Titel  ,Grosskanzler' 
machten  und  damit  bewusst  eine  hernach  durch  Jahrhunderte 
bestehende  Unrichtigkeit  schufen?3 

1  8.  6.  401,  Anm.  1. 

1  Hiezu  and  zum  Folgenden  Seeliger,  Erzkanzler,  S.  109 — 114.  Auf  eine 
nähere  Darstellung  dieser  von  Seeliger  trefflich  klargelegten  Ver- 
handlungen glaube  ich  mich  nicht  einlassen  zu  sollen. 

*  Die  Ueberleitung  von  den  alten  cancellarii  auf  Mercurin  und  von 
diesem  und  Granyelle  auf  die  Vicekanzler  Seid  und  dessen  Nachfolger 
begegnet  häufig  in  den  Acten  des  Wiener  Staatsarchive«  (kaiserl.  Reichs- 


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406 

Das  Resultat  dieser  Augsburger  Verhandlungen  liegt  in 
den  zwei  grossen  Ordnungen  des  Jahres  1559  vor,  der  Reichs- 
hofrathsordnung  vom  3.  April1  und  der  Reichshof kanzleiordnung- 
vom  1.  Juni  1559.8 

Was  Erzbischof  Daniel  erreicht  hatte,  stellt  sich  als  recht 
bedeutend  dar :  das  Präsidium  des  kaiserlichen  Reichshofrathes 
und  die  persönliche  Leitung  der  nunmehr  zu  einer  flir  Erblande 
und  Reich  gemeinsamen  Behörde  umgeschaffenen  Reichshof- 
kanzlei im  Falle  seiner  persönlichen  Anwesenheit  und  neuerlich 
das  Recht  der  Ernennung  nicht  blos  des  ihn  vertretenden  Reichs- 
vicekanzlers, das  ihm  unter  der  Regierung  Karls  V.  entfremdet 
worden  war,  sondern  auch  der  anderen  Beamten  der  Reichs- 
hofkanzlei.5 Freilich,  dieses  Recht  der  Ernennungen  hatte  auch 
seine  Kehrseite;  sie  konnten  nicht  nach  freiem  Belieben  des 
Erzkanzlers,  sondern  nur  mit  Zustimmung  des  Kaisers  erfolgen, 
der  ,Herr  und  oberhaubt'  der  Behörde  blieb  und  als  solcher 
auch  gelten  wollte4  Mit  des  Kaisers  Tod  wurde  die  Reichs- 
kanzlei ebenso  wie  der  Hofrath  geschlossen,  die  Functionen 
des  Reichsvicekanzlers  als  Chefs  der  Reichskanzlei  hörten  auf, 
und  es  ist  wohl  bis  zur  Mitte  des  17.  Jahrhunderts  die  Auf- 
fassung in  Geltung  gewesen,  dass  der  neue  Kaiser  den  bis- 
herigen Reichsvicekanzler,  der  in  der  Zwischenzeit  auch  seinen 


hofkanzlei,  Fase  3  und  4);  vgl.  auch  die  von  diesen  Irrthfimern  offenbar 
beeinflusse  Darstellung  bei  Herchenhahn,  Geschichte  des  kaiserl. 
Reichshofrathes,  Mannheim  1792/93,  II,  S.  189. 

1  Original  derselben  im  Wiener  Staatsarchive,  Mainzer  Acten,  Reichshofrath, 
Fase.  2.  Gedruckt  bei  Uffenbach,  De  consUio  aulico,  Frankfurt  1700, 
Beil. 

*  Original  derselben  im  Wiener  Staatsarchive,  Mainzer  Acten,  Reichs* 
kanslei  und  Taxamt,  Fase.  1  (s.  Beil.  I).  Bei  Seeliger  nach  Copie 
falsch  Tom  11.  Juni  datirt  Die  irrthümliche  Bezeichnung  der  Ordnung 
Maximilians  vom  12.  November  1570  als  Ordnung  Ferdinands  bei 
Uffenbach,  De  consilto  aulico,  Beilage,  wurde  bereits  von  Seeliger, 
iv  115,  Anm.  1,  und  Rosenthal,  S.  100,  Anm.  3,  hervorgehoben. 

5  Ktnchskofkansleiordnung,  Beil.  I,  S.  465. 

4  Keichshofkanaleiordnung,  Beil.  I,  S.  464,  466.  —  Der  Ausdruck  ,Haupf  der 
Behörde  für  Erzkanzler  i$eeliger.  S.  115)  ist  meines  Ermchtens  an  ver- 
meiden. —  Vgl.  die  in  den  Stralendorf-Ulufschen  Acten  (Reichskanzlei  und 
Taxamt,  Fase.  3,  1612)  vorfindliche  Aeusserung  aus  kaiserlichen  Kreisen: 
»Yicecancellarius  <bt>  principaliter  in  eines  kaisers  Obligation  und  seeun- 
darie  eiues  erzkanaler*.*    Cod.  U,  tot  3C,  17  f.»  34\  35»,  5S»,  59*  ff. 


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407 

Titel  verloren  zu  haben  scheint  und  blos  Verwalter  genannt 
wurde,1  annehmen  oder  abberufen  konnte.  Sie  erscheint  ebenso 
wie  die  vertragswidrige  Handhabung  des  Ernennungsrechtes 
durch  die  Stellung  der  Reichs vicekanzler  vor  1620  als  öster- 
reichischer Minister  begründet.2  Die  Reichssiegel  nahm  der 
Vicekanzler,  der  die  österreichischen  Kanzleigeschäfte  während 
des  Interregnums  fortgeführt  zu  haben  scheint,3  an  sich,  die 
Reichsregistratur  wurde  geschlossen,  die  ausständigen  Acten 
wurden  eingefordert;  die  Wiedereröffnung  der  Kanzlei  erfolgte 
auf  kurfürstlichen  Befehl.  Der  Tod  des  Erzkanzlers  unterbricht 
die  Amtstätigkeit  der  Kanzlei  nicht.4 

Dieses  Recht  der  Sanction  der  mainzischen  Besetzungs- 
vorschläge, das  sich  der  Kaiser  vorbehielt,  bedeutet  doch 
einen  Erfolg  des  monarchischen  Princips  gegenüber  den  seiner- 
zeitigen bedingungslosen  Versprechungen  Maximilians  und 
Karls  V. ;  es  ist  um  so  beachtenswerter,  als  die  Ernennung  von 
Interimskanzlern  im  Falle  des  Ablebens  oder  überhaupt  Aus- 
scheidens eines  Reichsvicekanzlers  aus  seinem  Amte  immer 
beim  Kaiser  gestanden  hat.6 

Zunächst  wurde  nun  überhaupt  das  Rechtsverhältniss  der 
Ernennung  und  Bestätigung  des  Vicekanzlers  umgedreht.  Als 
das  nach  Jonas'  Tode  an  Georg  Sigismund  Seid  übertragene6 
vereinigte  Kanzleramt  des  Reiches  und  der  Erblande  durch  die 
Reichshofkanzleiordnung  von  1559  gewissermassen  definitiv  als 
Chefamt  der  Reichs-  und  Hofkanzlei  festgestellt  worden   war,7 

1  8.  Mainz  an  Stralendorf,  26.  Januar  1612.  Mainzer  Acten,  Wahl-  und 
KrOnungsacten,  Fase.  8  a. 

*  Vgl.  Rudolf  IL  an  Mainz,  19.  October  1576.  Mainzer  Acten,  Reichskanzlei 
und  Taxamt,  Fase.  3.  —  Vgl.  auch  den  Fall  mit  Stralendorf  (1612),  den 
Mathias  doch  nicht  hätte  fallen  lassen  können,  wenn  nicht  ein  derartiger 
Brauch  in  Uehung  gewesen  wäre  (S.  426). 

9  Vgl.  S.  430. 

4  Wien,  Staatsarchiv,  kaiserl.  Reichshofkanzlei,  Fase.  35.  —  S.  die  Zu- 
sammenstellung bei  Herchenhahn  II,  S.  193,  511 — 513. 

6  Eine  urkundliche  Bestimmung  ist  zwar  nie  getroffen  worden,  es  bildete 
sich  eine  Art  kaiserliches  Gewohnheitsrecht  heraus,  vgl.  §  2  und  Abschn. 
II,  Cap.  2. 

*  Handschriftliches  Material  hierüber  liegt  nicht  vor,  kaiserliche  Diplome 
von  1559  tragen  durchgehends  schon  die  Unterschrift  Seld's  (Reichs- 
registraturbände) . 

1  Huber,  Oesterr.  Geschichte  IV,  S.  213,  sagt  nicht  richtig,  dass  Seid  1558 
nach  Ferdinands  Kaiserkrönung   zum  Reichsvicekanzler   ernannt  wurde, 


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!08 

dossen  Competenz  in  gleicher  Weise  die  Geschäfte  des  Re 
wie  die  der  Erbländer  umfasste,  musste  sich  der  Kaiser  c 
letzteren  Umstand  mindestens  zu  einer  scharfen  Betonung  e 
Sunctionsrechtes  veranlasst  sehen ;  man  wird  annehmen  di 
dass  Kaiser  Ferdinand  I.  an  der  Vereinigung  der  zwei  £ 
getrennten  Kanzleien  nicht  allein  um  des  Glanzes  der  K 
würde1  willen  festgehalten  habe,  sondern  noch  mehr  ir 
dem  vorwiegend  praktisch  gesinnten  Herrscher  naheliege 
Erwägung,  dass  der  von  Mainz  uncontrolierbare  Vorstand 
Hofkanzlei  auch  als  Reichsvicekanzler  dem  Kurfürsten  s 
ständiger  gegenüberstehen  mochte.2  Es  charakterisiert  den 
loBen  Schritt  nach  abwärts  in  der  deutschen  Reichsverwal 
wenn  sechzig  Jahre  später  Kaiser  Ferdinand  II.  die 
reichische  Hofkanzlei  von  der  Reichskanzlei  lostrennte,  ui 
Entwicklung  seiner  erbländischen  Verwaltung  nicht  durc 
particularis tischen  Monstrositäten  der  Verwaltung  des  deuti 
Reiches  zu  gefährden,  an  dem  immer  deutlicher  die  I 
zeichen  oligarchischen  Zerfalles  hervortraten.8 

Die  Reichshofkanzleiordnung  von  1559  ist  die  Grün 
für  die  ganze  weitere  Entwicklung  des  Reichs vicekanzlera 
dessen  Competenz  —  in  Reichssachen  —  damit  festgestel 

,ohne   deshalb    aufzuhören,   auch   die    Kanzleigeschäfte   für   die 
Erblande  zu  besorgen'.     Die  Reichsagenden  führte  seit  1557  Jona 
S.  402,  Anm.  2).    Zur  Darstellung  bei  Huber,    Reichsgeschichte,   i 
Bachmann,   Reichsgeschichte,   S.  292,    wäre  zu   bemerken,   dass   < 
erwiesen  ist,  ob  Jonas  nach  Ferdinands  I.  Kaiserproclamation  dei 
eines  Reichsvicekanzlers  geführt  hat.   Lustkandl,    Die  Centralstell 
Verwaltung  in  O esterreich- Ungarn  (Oesterr.  Staats w örter buch)  geh 
haupt  nicht  darauf  ein.    —    Die  mehrfach  irrige  Darstellung   in 
mann,    Centralstaatsidee,    ist  von  Fellner,  Mitth.  des  Instituts  für 
Geschieh tsforsch.  XV,    S.  620 — 521,    corrigirt  worden;    vgl.  auch 
Centralverwaltung,      Mitth.    des   Instituts     für    österr.    Geschichte 
VIII,    S.  285;    Seeliger,    Erzkanzler,   S.  175.    —    S.  auch  Luschin 
greuth,  Oesterr.  Reichsgeschichte.  Bamberg  1896. 

1  Vgl.  Fellner,  Centralverwaltung,  S.  285. 

9  Man  beachte,    dass  die  Reichshofvicekanzler  von   kaiserlicher  Sei 
ausschliesslich  als  Hofvicekanzler  bezeichnet  werden  (zahlreiche 
in  den  Reichsregistraturbänden  und  Reichskanzlei  und  Taxamt,  I 
kaiserl.  Reichhofkanzlei,  Fase.  2). 

3  Ueber   die    praktische    Anwendung    des    mainzischen    Ernennung; 
kaiserlichen  Zustimmungsrechtes,  beziehungsweise  die  Umkehrung 
Rechtsverhältnisses    im    16.  und  th  eil  weise   17.  Jahrhundert  s.  § 
Abschn.  II,  Cap.  2. 


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409 

schien;  wie  dieselbe  für  die  folgenden  Ordnungen  Maximilians  II. 
vom  20.  April  1566  *  und  12.  November  1570*  stilistische  Vor- 
lage blieb,8  so  ist  auch  der  Rechtsinhalt  der  darin  getroffenen 
Bestimmungen  wenig  verändert,4  wenn  auch  durch  spätere  Zu- 
sätze ergänzt  und  vermehrt  und  —  wie  es  nun  einmal  mit  juristi- 
schen Bestimmungen  geht  —  von  den  interessierten  Parteien 
bald  so  und  bald  so  zu  eigenem  Nutzen  und  des  Anderen 
Schaden  gedreht  und  gedeutet  worden. 

Ueber  die  wichtigste  Seite  des  neugeschaffenen  Reichs- 
hofVicekanzleramte8  konnte  die  Ordnung  von  1559  freilich  nichts 
verfligen :  über  die  Zugehörigkeit  des  Vicekanzlers  zu  dem  ge- 
heimen Rathe  als  Mitglied  und  —  wenn  man  so  will  —  auch 
als  Secretär.  Diese  1527  von  Erzherzog  Ferdinand  haupt- 
sächlich zu  dem  Zwecke  geschaffene  Behörde,  zu  berathen,  ,wie 
mit  fremden  Potentaten  zu  prakticieren,  wie  fremden  Praktiken 
fiirzukommen  sei',  ist  wohl  in  den  ersten  Regierungsjahren 
Rudolfs  IL  collegial  ausgestaltet  worden.5  Der  geheime  Rath 
ist  eine  lediglich  berathende  Behörde,  der  eigentliche  Staats- 
rat}], zunächst  mit  der  Berathung  der  auswärtigen  Angelegen- 
heiten betraut,  ohne  dass  aber  wichtigere  —  und  auch  wieder 
geringfügige  —  Fragen  der  inneren  Politik,  waren  sie  welcher 
Art  immer,  seiner  Ingerenz  entzogen  gewesen  wären.  Dieser 
Behörde  gehörte  der  Vicekanzler  ebenso  wie  vor  ihm  der  Hof- 
kanzler (Hofvicekanzler)  nicht  blos  kraft  seines  Amtes  als 
Mitglied  an,6  er  vertrat  im  Schoosse  derselben  auch  die  kaiser- 
liche Regierung,   und   von   ihm  wurde  die  ausgebreitetste  Ge- 


1  Original    im  Wiener  Staatsarchive,    Mainzer   Acten,    Reichskanzlei    und 

Taxamt,  Fase.  1. 
*  Original  ebenda;   gedruckt  bei  Uffenbach,  De  consilio  aulico  (zweimal); 

vgl.  S.  406,  Anm.  2. 
8  Aach  die  österreichischen  Kanzleiordnungen  des  17.  und  18.  Jahrhunderts 

gehen  stilistisch   auf  sie  —  beziehungsweise  die  Ordnung    von  1670  — 

zurück  (Originale  derselben  im  Archive  des  k.  k.  Ministeriums  des  Innern). 
4  Die  Eidesformel  für    den  Vicekanzler   ist   bis    zum  Jahre  1806  dieselbe 

geblieben  (Staatsarchiv,  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  3—6). 
8  Obwohl  die  Fassung  der  Reichshofkanzleiordnung  von  1659  (Beil.  8.  466) 

dies  schon  für  diese  Zeit  vermuthen    lassen    könnte,    glaube    ich    hierin 

doch  Fellner,  Centralverwaltung,  8.  272,  vgl.  8.  286,  folgen  zu  sollen. 
6  Reichshofkanzleiordnung,  Beil.  I,  8. 465.  —  Vgl.  auch  Cod.  mss.  108,  tom.  II 

des    Wiener    Staatsarchive«:     Reformatio    des   kaiserl.  Hofwesens    1611, 

11*. 


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410 

schäftskenntniss  gefordert.1  An  ihn  sind  die  Berichte  dei 
sandten  zu  richten,  und  durch  ihn  empfangen  sie  ihre 
sungen;  dies  schliesst  freilich  niemals  ein  jeweiliges  Eingi 
des  Kaisers  aus,  dem  der  Vicekanzler  als  erster  Vortrag« 
Kronrath  mündlich  oder  im  Falle  der  Abwesenheit  durch 
gesendete  schriftliche  Berichte  zu  referieren  hat.  Dabei 
es  von  selbst,  dass  wichtige  und  heikle  Dinge  persönlicl 
ihm  ausgearbeitet  wurden,  ebenso  wie  er  in  solchem  Fall« 
auch  selbst  diplomatisch  verwenden  lassen  musste ;  er  ist  < 
Cabinetsminister  ebensowohl  für  die  auswärtige  Politik  des  Rc 
und  die  österreichische  Hauspolitik,  wie  für  die  inneren  i 
legenheiten  dieser  Ländergebiete,  besonders  der  Österreichs 
Länder,  die,  ob  sie  von  allgemeiner  Wichtigkeit  waren 
nicht,  stets  im  geheimen  Rathe  verhandelt  werden  koni 
In  dieser  Stellung  unabhängig  von  Mainz  und  uncontrolu 
gewann  der  Vicekanzler  dem  Erzbischof  gegenüber  keil 
unterschätzende  Position;3  sind  doch  die  Einlaufe  an  de 
heimen  Rath,  mochten  sie  nun  auf  das  Reich  oder  die 
lande  bezüglich  sein,  dem  Erzkanzler  für  alle  Fälle,  also 
wenn  er  persönlich  am  Hofe  anwesend  war,  unzugänglic 
wesen ! 

Man  sieht,  es  gilt  hier,  was  früher  gesagt  wurde :  d 
litisch  leitende  Stellung  des  Vicekanzlers  war  bedingt  < 
die  Vorstandschaft  der  Reichskanzlei,  als  deren  Chef  e: 
gesammten    Geschäftsgang   übersah.     Wenn   er,   unter   d 


1  Vgl.  Reichsh ofkanzleiordniing,  Beil.  I,  S.  465,  and  S.  403,  Anm 
Daher  ist  auch  auf  die  Sprachkenntnisse  der  Vicekanzler  grosser 
gelegt  worden.  Vgl.  Reichsh ofsecretär  Erstenberger  an  den  Erzbiscl 
Mainz,  26.  April  1587.  Staatsarchiv,  Mainzer  Acten,  Reichskanzl 
Taxamt,  Fase.  1. 

*  Sickel,  Zur  Geschichte  des  Concils  von  Trient,  S.  81,  270,  351 
361,  402  u.  a.  a.  O.  —  Nuntiaturberichte  III,  1,  S.  148  n.  a.  a 
Coleccion  de  documentos  ineditos  XCVIII  a.  verschied.  O.;  eben 
lendar  of  State  Papers,  foreign  series.  Elizabeth  I,  II,  III.  Edwa 
I,  II,  III,  IV.  —  Material,  das  speciell  Viehäuser  betrifft,  im  1 
des  k.  k.  Ministeriums  des  Innern,  Sign.  II  B  4,  Böhmen,  Rud 
I  A  2,  Carton  3036.  —  Vgl.  Fellner,  Centralverwaltung,  S.  285.  —  D 
angegebene  Material  soll  natürlich  in  keiner  Weise  erschöpfen 
Ueber  diplomatische  Sendungen  der  Reichsvicekanzler  vgl.  die  je1 
Specialliteratur. 

*  Hiezu  Archiv  des  k.  k.  Ministeriums  des  Innern,  II  B  4,  Böhmen,  K 
1  ex  1716. 


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411 

Oberaufsicht  auch  die  Führung  der  Geheimrathsprotokolle  er- 
folgte, nicht  mit  Unrecht  Secretär  des  geheimen  Rathes  genannt 
werden  kann,  dem  die  Zutheilung  der  zu  seinen  Händen  zu- 
gestellten und  von  ihm  in  Empfang  zu  nehmenden  Einlaufe  an 
die  geheimen  Räthe  oder  —  später  —  das  Präsidium  des  ge- 
heimen Rathes  oblag,1  und  wenn  ebendasselbe  auch  von  seiner 
Stellung  in  der  obersten  kaiserlichen  Gerichtsbehörde,  dem 
Reichshofrathe  gelten  darf,2  so  muss  betont  werden,  dass  die 
hiedurch  begründete,  alle  anderen  Räthe  tiberragende  Stellung 
mittelbar  auf  das  Kanzleramt  zurückgeht. 

Dem  Reichshofrathe,  der  als  oberster  kaiserlicher  Gerichts- 
hof in  Straf-  und  Civilsachen,  Verfassungs-  und  Verwaltungs- 
fragen, man  kann  wohl  sagen  in  allen  der  kaiserlichen  Prä- 
rogative vorbehaltenen  Dingen  entschied,  gehört  der  Vicekanzler 
kraft  seiner  Stellung  —  nach  dem  Wortlaute  der  Reichshof- 
kanzleiordnung  ,in  Vertretung  des  Erzkanzlers'  —  als  Mitglied 
an.  Er  war  der  einzige  nicht  vom  Kaiser  ernannte  Reichshof- 
rath,  der  im  Uebrigen  alle  Rechtswohlthaten  und  materiellen  Be- 
günstigungen der  Reichshofrathe  —  Mauth-,  Gebühren-  und  an- 
dere Freiheiten,  sowie  die  ansehnlichen  »Laudemial-  und  Sportel- 
gelder'  bei  den  Verhandlungen  und  weitere  finanzielle  Vortheile3 
—  genoss.  Im  Falle  der  Verhinderung  durch  wichtige  Sitzungen 
und  Geschäfte  des  geheimen  Rathes  oder  durch  diplomatische 
Dienste  musste  er  nach  der  Ordnung  von  1559  sich  durch  einen 


1  Herchenhahn  II,  S.  544.  —  Reichshofrathsordnung  1569,  Uffenbach, 
Beil.  S.  6,  und  Reichshofrathsinstruction  1684,  Uffenbach,  Beil.  S.  16.  — 
Besondere  Fälle  einer  Zustellung  durch  den  Vicekanzler  an  das  Geheim- 
rathspräsidium  in  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  6,  vgl.  auch  kaiserl. 
Reichshofkanzlei,  Fase.  1,  Conv.  2. 

*  Reichshofrathsordnung  1659,  Uffenbach  6  (col.  2).  —  Reichshofraths- 
instruction Rudolfe  EL  1584,  Uffenbach  10—18,  S.  16.  —  Ueber  den  Reichs- 
hofrath  von  1559—1564  vgl.  Seidler,  Studien  zur  Geschiche  und  Dogmatik 
des  österr.  Staatsrechts,  S.  118—121.  —  Im  Allgemeinen  s.  über  Reichshof- 
rath  und  Reichskanzlei,  allerdings  hauptsächlich  für  die  spätere  Zeit:  Mal- 
blanck,  J.  F.,  Anleitung  zur  Kenntniss  der  deutschen  Reichs-  u.  Provinzial- 
gerichts-  und  Kanzleiverfassung  und  Praxis,  Nürnberg  1791—1796,  4  Bde 

*  Uffenbach,  De  consilio  aulico,  S.  28 — 29 ;  im  Weiteren  sind  die  Reichs- 
hofrathsordnungen  (zusammengestellt  Uffenbach,  S.  4 — 7);  beziehungs- 
weise für  die  spätere  Zeit  (18.  Jahrhundert)  die  Bestimmungen  der 
Staatsverträge  zwischen  dem  Kaiser  und  Kurmainz  heranzuziehen.  — 
Ueber  den  Unterschied  von  ,Laudemia'  und  ,Sportulae(  ebenfalls  Uffenbach, 
S.  29.  —  Die  bei  Lehenserneuerungen  fälligen  Laudemien  werden  unter 

ArcbJr.  LXXX1V.  Band.  IT.  Hälfte.  28 


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412 

vom  Kaiser  zu  ernennenden  Ersatzmann  vertreten  lassen ;  *  ai 
dem  stand  ihm  das  Recht  zu,  dem  Reichshofrathe  in  Abw 
heit  des  Präsidenten  zu  präsidieren,2  ein  Recht,  dem  auc! 
Schaffung  eines  Reichshofraths-Vicepräsidiums  im  Jahre 
keinen  Abbruch  gethan  hat.8  Hiezu  halte  man  die  scho; 
gedeutete,  durch  die  Reichshofrathsordnungen  von  1559 
namentlich  von  1584  ausdrücklich  verfügte  Befugniss  des  R< 
vicekanzlers,  den  ganzen  Einlauf  an  den  Reichshofrath 
blos  in  Empfang  zu  nehmen/  sondern  auch  an  die  einz 
Hofräthe,  und  zwar  die  Reichshofrathe  so  gut  wie  die  < 
reichischen,  ungarischen  und  böhmischen  Hofräthe,  zuzuwc 
und  schliesslich  über  die  wichtigeren  Hofrathsbeschlüss 
ebenso  wie  über  die  des  geheimen  Rathes  —  den  Vortra 
den  Kaiser  zu  halten;6  hiedurch  war  ihm  noch  eine  ] 
Handhabe   zur   Erwirkung    einer    ihm    gut   erscheinenden 


alle  Reichshofrathe,    die  von  den  Parteien  zu  entrichtenden  Bittsc 

und  Revisionssporteln  nur  unter  die  Anwesenden  und  in  Staatsgesc 

Abwesenden  ausgetheilt;    da  der  Vicekanzler  später  dem  Reichshc 

in  der  Regel  nicht  beiwohnt,    entfallen  für  ihn  die  »Sporteln4  gan 

grösstenteils;    vgl.  Herchenhahn  II,    S.  21,    44.  —  Die  Reichspe 

am    Hofe    unterstanden    der   Jurisdiction    des    Reichshofrathes    (I 

hofrathsfascikel). 

Als  Ersatzmann  für    den  Vicekanzler  im  Reichshofrathe  fungirte  : 

und   im  Anfang  des    17.  Jahrhunderts    der  älteste  Hofrath  von  de 

lehrten  Bank1,  im  Laufe  des  17.  Jahrhunderts  ging  diese  Stellvert 

wie  das  zu  vertretende  Amt  selbst  auf  die  ,Herrenbank',  beziehung 

den  ältesten  Hofrath  über.    Uffenbach,  S.  62. 

Herchenhahn  II,    S.  43—44.  —  Von  P.  H.  von  Stralendorf  (1627- 

an  fehlen  die  Vicekanzler  immer  häufiger  im  Reichshofrathe.   He 

haiin,  ebenda.  Vgl.  Reichshofrathsacten  des  Staatsarchives. 

In    einem    Verzeichnisse  der  Reichshofraths-Vicepräsidenten    im    I 

archive,  kaiserl.  Reichshofrath,    Fase.  26,  erscheint  als  Erster  Geoi 

von  Fugger  1606—1609.  —  Die  Einberufung  des  Reichshofrathes  t 

übrigens  bei  Abwesenheit  des  Präsidenten    immer    durch  den  Via 

denten  und  dann  erst  durch  den  Vicekanzler  erfolgt  zu  sein.  Vgl.  S 

dorf   an    Mainz,    21.  Jänner    1612,    Staatsarchiv,    Mainzer    Wahl 

Krönungsacten,  Fase.  8  a.  —  Vgl.  Herchenhahn  n,  S.  45. 

Er  hatte  im  Vereine  mit    dem    Präsidenten    auch    die  Vollmachte 

Parteien  und  die  Befähigung  der  Reichshofrathsagenten  zu  ihrem 

zu  prüfen.    Herchenhahn  II,  S.  572. 

Uffenbach,  Beilage,  s.  S.  411,  Anm.  2.  —  Vgl.  Fellner,  Mitth.  des  In 

für  (Jsterr.  Gaschichtsforsch.  XV,  S.  522—523. 

Herchenhahn  II,  S.  191.  —  Vgl.  Archiv  des  k.  k.  Ministeriums  des  I 

I  A   1,  Carton  3036. 


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413 

ändernng  in  die  Hand  gegeben.  Diese  Stellung  als  Mitglied 
der  beiden  Behörden  ist  in  der  That  ausserordentlich  be- 
deutsam.1 

Die  Ausfertigung  aller  schriftlichen  Ausläufe  von  den 
kaiserlichen  Centralstellen,  aller  kaiserlichen  Urkunden,  wie  sie 
immer  Namen  haben  mögen,  für  das  Reich  und  für  die  Erb- 
lande und  der  ,conclusa*  des  Reichshofrathes8  —  die  der  Hof- 
kammerkanzlei zufallenden  Finanzagenden  ausgenommen  —  war 
die  Aufgabe  der  Reichshofkanzlei,  die  wie  seinerzeit  die  Hof- 
kanzlei Ferdinands  in  dieser  Zeit  nicht  als  eigentliche  Behörde, 
sondern  als  blosses  Hilfsamt  aufzufassen  ist.  Wenn  ihr  Chef 
durch  seine  Vertrautheit  mit  dem  gesammten  Kanzleiein-  und 
Auslaufe  eine  erhöhte  und  für  seine  Stellung  als  Eronrath 
wichtige  Geschäftskenntniss  gewann  und  durch  seine  ausschliess- 
liche Berechtigung8  zur  Urkundenunterfertigung  und  Besiege- 
lung4  das  Kampfmittel  einer  allMligen  Unterschriftsverweigerung 
in  der  Hand  hatte,5  so  hat  dies  nichts  mit  der  Kanzlei  zu  thun. 

Es  ist  klar,  dass  der  Vicekanzler  in  seiner  Kanzleithätig- 
keit  von  den  Secretären  soweit  unterstützt  wurde,  als  gering- 
fügige Ein-  und  Ausläufe  gleich  durch  diese  erledigt  werden, 
ohne  ihm  vorgelegt  zu  werden.  Die  Form  der  Unterfertigung 
war  das  dem  Namen  des  Vicekanzlers  vorangesetzte  ,vidit*  (vl), 
bei  Urkunden  in  das  Reich  ,vice  ac  nomine  reverendissimi 
(domini)  archicancellarii  Moguntini*,  in  späterer  Zeit  auch  anstatt 
der  Kurfürsten  von  Köln  oder  Trier,  wenn  sich  der  Kaiser  in  den 


1  Der  beträchtlichen  Einengung  der  Amtscompetenz  unter  Rudolf  II.  und 
des  schwindenden  Ansehens  des  Amtes  unter  Mathias  gedenke  ich 
später.  Hier  handelt  es  sich  mir  nur  darum,  die  Competenz  im  Sinne 
der  ursprünglichen  Gestaltung  des  Amtes  festzustellen. 

*  Die  Reichshofrathsconclusa  unterzeichnet  er  gemeinsam  mit  dem  Reichs- 
hofrathsprasidenten.    Uffenbach,  S.  5. 

'  Aasgenommen  die  Reichshofrathsconclusa,  s.  Anm.  2.  —  Der  Vicekanzler 
war  naturgemäss  der  factische  Grosssiegelbewahrer. 

4  Reichshofkanzleiordnung  1559,  bei  Uffenbach,  S.  63,  col.  2.  —  Auf  den 
Reichstagen  fahrte  das  Siegel  der  Erzkanzler,  doch  so,  dass  nur  eine 
formelle  Uebernahme  und  hierauf  Rückstellung  an  den  Vicekanzler 
stattgefunden  zu  haben  scheint. 

8  Vgl.  den  S.  398  (Anm.  4)  mitgetheilten  Fall;  sonst  ist  mir  ein  Fall  von 
Unterschriftverweigerung  nicht  vorgekommen.  Aber  sollte,  was  Seid 
dem  mächtigen  Karl  V.  gegenüber  versucht  hatte,  nicht  auch  später 
weniger  starken  Monarchen  gegenüber  versucht  worden  sein? 

28* 


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414 

Ländern  befand,  deren  Erzkanzler  sie  waren;1  Urkunden 
Erblande  und  die  auswärtige  Correspondenz  zeichnete  er 
jeden  Zusatz ;  die  Uncontrolirbarkeit  dieser  letzteren  war 
scharf  betont.  In  der  Regel  sind  erbländische  Patente  nur 
von  den  Vicekanzlern  gefertigt  worden,  wenn  sie  sich  auf 
rere  oder  alle  Eronländer  bezogen ;  vom  Jahre  1564  an  ko 
hier  die  Länder  der  steirischen  und  tirolischen  Linie  über 
ausser  Betracht;  das  Competenzgebiet  der  Hofkanzlei  in 
war  auf  beide  Oesterreich  beschränkt.8  Anders  steht  e 
Böhmen  und  Ungarn,  deren  gesonderte  Kanzleien  vor 
Ständen  dieser  Länder  niemals  und  umsoweniger  danr 
gegeben  worden  waren,  als  die  österreichische  Hofkanzlei 
Verwaltung  eines  Reichsbeamten  übergegangen  war;8  die  1 
Zeichnung  böhmischer  und  ungarischer  Patente  durch  den 
kanzler  als  Chef  der  Centralkanzlei  ist  nur  ganz  seltei 
dann  nicht  einwandfrei  erfolgt;4  die  böhmischen  Patente 
zeichnete  der  böhmische  oberste  Kanzler,  die  ungarische 
ungarische  Kanzler.6 

Man  wird  aus  diesem  Mangel  vicekanzlerischer  Fertig 
keinen  Schluss  auf  ein  Scheitern  der  Centralisationsbestrebi 
ziehen  dürfen ;  denn  verhandelt  wurden  alle  Fragen,  aucl 
mische  und  ungarische,  soweit  sie  dessen  werth  erachtet  wi 
vom  Hofrathe  und  geheimen  Rathe,  wohin  sie  auch  der  l 

1  Herchenhahn  n,  S.  190,  sagt:  In  der  älteren  Zeit  war  er  (Reic 
kanzler)  nnr  allein  dem  deutschen  Erzkanzler  substituirt,  jetzt  \ 
er  auch  die  Erzämter  von  Trier  und  Köln,  wenn  der  Kaiser  in 
Ländern  sich  befindet,  wo  die  beiden  letzten  Kurfürsten  Erzkanzl 
—  Den  Zeitpunkt  des  Beginnes  dieser  neuen  Praxis  vermag  icl 
festzustellen. 

9  Archiv  des  k.  k.  Ministeriums  des  Innern,  Patentensammlung. 

8  Fellner,  Mitth.  des  Instituts  für  österr.  Geschichtsforsch.  XV,  S.  5; 

4  Vgl.  Beil.  II,  III  und  IV ;  vereinzelt  sind  mir  von  Seid  untersch 
Patente  nach  Böhmen  und  Ungarn  (z.  B.  Goldschmiedeordnung  fi 
vom  17.  September  1562,  gezeichnet  von  Seid  und  dem  böhi 
obersten  Kanzler  Joachim  von  Neuhaus.  Jahrbücher  der  Kunstsami 
Allerh.  Kaiserhauses  V,  S.  CLXIIff.,  Nr.  4535.  —  Patentensammlui 
, fremde  Gegenstände*  des  Archivs  des  Ministeriums  des  Innern) 
gekommen;  auf  zwei  Stücken  für  Böhmen  (1556  [!]  November 
1557  [!]  Jänner  2)  ist  mir  eine  von  späterer  gleicher  Hand 
gefügte  Unterschrift  Seld's  aufgefallen  (Archiv  des  Ministeriums  des 
I  A  2,  Cartons  3034  nnd  »fremde  Gegenstände4). 

5  S.  oben  Anm.  2. 


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415 

Instanzenzug  führte;  auch  die  Thatsache  der  Zutheilung  von 
Referaten  an  böhmische  und  ungarische  Räthe  durch  den  Vice- 
kanzler,  sowie  die  Entwicklung  der  böhmischen  und  der  unga- 
rischen Hofexpedition  bei  der  Reichshofkanzlei  spricht  klar  für 
eine  Weiterausbildung  centralistischer  Momente.1 

Der  Vicekanzler  als  Cabinetsminister  vertrat  den  Kaiser 
nicht  blos  im  obersten  Kronrathe,  dem  geheimen  Rathe, 
sondern  auch  nach  aussen.  Seid  und  sein  Nachfolger  Weber 
sind  noch  als  kaiserliche  Vertreter  zu  den  kurfürstlichen  Wahl- 
tagen von  1562  und  1575  gegangen.8  Dem  Vicekanzler  obliegt 
die  Verktindung  des  kaiserlichen  Willens,  sei  es  bei  feierlichen 
Anlässen,  Krönungen,  landesftirstlichen  Huldigungen/  vor  Allem 
aber  —  und  hierin  liegt  gerade  in  dieser  Zeit  vor  1620  eine 
der  Grundbedingungen  seiner  machtvollen  Stellung,  die  über- 
dies durch  österreichische  Vorgänge  nicht  alterirt  werden  konnte 
—  auf  den  Reichstagen.  Seine  Competenz  auf  denselben  war 
freilich  beengt  durch  die  Anwesenheit  des  Erzkanzlers,  die  seine 
Stellung  als  stellvertretender  Chef  der  Reichskanzlei  illusorisch 
machte.  Wird  sich  dessen  Einflussnahme  auf  die  Geschäfte  der 
als  kaiserliches  Hilfsorgan  mitgenommenen  Reichskanzlei  in  der 
Regel  nicht  über  Formalitäten  erhoben  haben,  so  lag  doch  die 
Führung  der  von  der  Reichshof  kanzlei  wohl  zu  unterscheidenden 
Reichßtagskanzlei  überhaupt  in  seinen  Händen,  so  dass  die 
Fassung  der  Reichstagsabschiede  und  die  Fertigung  der  auf 
den  Reichstagen  erfliessenden  Gesetze  und  Verordnungen  ihm 
zufiel.4     Darauf  aber  kam  es  doch  nicht  allein  an;    man  darf 


1  Vgl.  Fellner,  Centralverwaltung,  8.  278,  279,  290  ff.  —  Archiv  des 
Ministeriums  des  Innern,  ,fremde  Gegenständes  1618.  —  Hiezu  auch 
Gindely  im  Archiv  für  österr.  Geschichte  57,  8.  237,  Anm.  1  (Ulm, 
Kiesel  und  der  Reichshofrathspräsident  v.  Molart  führen  die  Verhand- 
lungen wegen  der  Nachfolge  Ferdinands  II.  als  König  von  Ungarn). 

*  Hierüber  Hirn,  Erzherzog  Ferdinand  II.  von  Tirol,  Innsbruck  1886,  II, 
8.  90.  —  Hoffmann,  Sammlung  ungedruckter  Nachrichten  H,  S.  293  f.,  391. 

8  Reiches  Material  hierüber  unter  der  Signatur  I  A  2  im  Archive  des 
k.  k.  Ministeriums  des  Innern  (Carton  3036,  8043).  Die  Vertretung  bei  den 
böhmischen  Huldigungen  obliegt  dem  böhmischen  obersten  Kanzler;  doch 
erscheinen  einschlägige  Schriften  hie  und  da  auch  vom  Reichsvicekanzler 
(z.  B.  Ulm,  1617  Juni  12)  gezeichnet  (ebenda,  Carton  3009  etc.).  Auf- 
fallend ist  die  active  Theilnahme  dieser  an  den  ungarischen  Krönungs- 
tagen bis  in  späte  Zeit  (Details  in  den  ,fremden  Gegenständen',  Archiv 
des  k.  k.  Ministeriums  des  Innern). 

4  Vgl.  Seeliger,  Erzkanzler,  8.  124—134;  besonders  S.  133. 


*» 


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416 

nicht  übersehen,  dass  der  Vicekanzler  auch  die  österreichi 
politischen  Fragen  zu  vertreten  hatte,  in  welchen  er  — 
nehme  nur  zum  Beispiel  die  Türkensachen  —  der  von  ] 
unabhängige  Vertreter  kaiserlicher  Interessen  blieb,  und 
er  schliesslich  zufolge  seiner  Kenntniss  des  Geschäftsg 
auch  in  die  Reichsangelegenheiten,  deren  Proposition 
kaiserlichen  Standpunkte  ihm  ja  gleichfalls  oblag,  vielfac 
klarere  Einsicht  gehabt  haben  wird;  so  wäre  denn  sein« 
Wesenheit  —  ganz  abgesehen  von  der  selbstverständliche 
Stimmung  der  Kanzleiordnung,  dass  die  Reichskanzlei 
speciell  der  Reichsvicekanzler  stets  möglichst  nahe  beim  I 
unterzubringen  sei1  —  auch  im  Interesse  der  kaiserliche 
litik  obligatorisch  gewesen,9  und  es  ist  ganz  leicht  auszude 
dass  der  Reichsvicekanzler  kraft  seines  Amtes  als  kaiser 
Vertreter  vielfach  zu  den  vom  Erzkanzler,  seinem  Vorgese 
dem  Präsidenten  des  Reichstages,  vertretenen  Tendenz« 
einen  activen  Gegensatz  trat,  wobei  ihm  gerade  wiede 
österreichische  Kanzlerschaft  einen  bemerkenswerthen  Hai 
leihen  musste.  Die  Vertretung  des  bei  solchen  Anlässen 
in  diplomatischen  Sendungen  abwesenden  Vicekanzlers  ist  s< 
Vertreter  im  Hofrathe  —  später  regelmässig  dem  Reic 
rathsvieepräsidenten  —  übertragen  gewesen.3 

Die  Reichshofkanzlei  ist  nach  dem  Wortlaute  der  Or< 
von  1559  ein  Institut  mit  zwei  Hauptsectionen.  Di« 
betont  ausdrücklich  die  Trennung  der  Reichs-  und  dei 
ländischen  Sachen,  mit  eigenen  Secretären  fiir  das  Reic] 
für  die  Erblande,  eine  Thatsache,  die  auch  in  der  getre 
Führung  der  reichischen  und  österreichischen  Register 
Ausdrucke  kommt.4  Dem  Reichsvicekanzler  steht  es  frei 
wenigstens  Hess  er  Reichs-  und  österreichische  Secretarie: 

1  Bestimmung  der  Reichshofkanzleiordnung,  Beil.  I,  S.  476,  und  seitd< 
Kanzleiordnungen  oder  auf  Kanzleiangelegenheiten  bezüglicher  V« 
—  Bei  kleineren  Reisen  des  Kaisers  im  Inlande  ist  hievon  glei 
manchmal  abgesehen  worden ;  dann  trat  eben  der  früher  schon  erwähl 
des  schriftlichen  Referates  des  Vicekanzlers  ein  (Seid  unter  Ferdii 
Sickel,  Zur  Geschichte  des  Concils  von  Trient). 

*  Vgl.  den  Brief  Rudolfs  II.  an  Mainz  vom  12.  März  1594  (Reichs! 
Fase.  3)  und  geheime  Rathsprotokolle  1594  sub  11.,  12.,  19.  Man 

8  S.  S.  412,  Anm.  1,  und  S.  431,  Anm.  4. 

4  Reichshofkanzleiordnung  1559,  Beil.  I,  S.  465;  vgl.  die  Sammln 
Reichsregisterbäude  im  Wiener  Staatsarchive. 


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417 

ander  beliebig  substituiren,  wenn  der  eine  oder  andere  mit 
Geschäften  tiberhäuft  war.1  1570  ist  dann  auf  das  Drängen 
des  Reichskanzlers  auch  ein  eigener  österreichischer  Registratur 
ernannt  worden  ;*  gemeinsam  blieb  nur  das  den  Secretarien  und 
dem  Taxator  untergeordnete  Kanzleipersonale.3  Die  Ernennung 
der  Kanzleibeamten  stand  beim  Erzkanzler  oder  sollte  doch 
von  ihm  ausgehen;4  auf  Personalien  hatte  somit  der  Vice- 
kanzler  —  rechtlich  wenigstens  —  keine  Ingerenz;  die  Be- 
amten waren  ihm  eidlich  zu  Gehorsam  verpflichtet,  eine  Mass- 
regelung derselben  stand  ihm  nur  so  weit  zu,  als  es  sich  nicht 
um  Entlassung  eines  derselben  handelte;6  zur  Aufrecht- 
haltung der  Ordnung  hatte  er  die  Kanzlei  öfter  zu  visitieren.6 
Seine  interne  Thätigkeit  in  dieser  erschöpfte  sich  in  der  Zu- 
weisung der  Ausarbeitungen  an  die  Secretäre,  in  der  Revision 
wichtiger  Stücke  nach  der  Ooncipierung  und  dem  Rechte,  in 
zweifelhaften  Fällen  Bestimmungen  über  die  Art  der  Stilisierung 
und  über  die  Taxierung  zu  treffen,  der  Zuweisung  an  die  Re- 
gistratur, deren  Vorstand  er  natürlich  ebenso  wie  der  des  Reichs- 
archives  war,  endlich  der  Ueberwachung  der  Taxgeldergebah- 
rung :  die  Taxverrechnungen  waren  ihm  vorzulegen,  über  Tax- 
freiungen,  soweit  sie  der  Kaiser  verfügte  —  sie  konnten  auch 
vom  Erzkanzler  erlassen  werden,  dem  die  Verfügung  über  die 
Taxgelder  zustand 7  —  führte  er  das  Referat ;  der  schliesslichen 
Beglaubigung  der  wichtigeren  Ausläufe  durch  Unterschrift  und 
Besiegelung  wurde  bereits  gedacht.8 


1  Staatsarchiv,  kaiserl.  Reichshofrath,  Fase.  24.  Gutachten  Ulms  über  die 
Reichskanzlei. 

8  Seeliger,  S.  176,  Anm.  6.  —  Vgl.  auch  das  bemerkenswerthe  Schreiben 
Maximilians  II.  an  den  Erzbischof  von  Mainz  vom  3.  Jänner  1565 
(Wien,  Staatsarchiv,  Mainzer  Acten,  Reichskanzlei  und  Taxamt  I,  Cup.). 

8  Vgl.  den  eben  citirten  Brief  Maximilians  II. 

4  Reichshofkanzleiordnung,  Beil.  I,  S.  465.  —  Vgl.  Reichskanzlei  und  Tax- 
amt, Fase.  1,  Nr.  5. 

*  Die  Eide  s.  in  der  Reichshofkanzleiordnung,  Beil.  I,  8.  477 f.;  vgl.  auch  die 
Bestimmungen  der  beiden  Kanzleimemorialien  von  1594  und  1610 
(s.  S.  424,  Anm.  3,  S.  425,  Anm.  2). 

6  Das  Memorial  von  1610  bestimmte  eine  allmonatliche  Visitation.  Mal- 
blank III,  S.  432. 

7  8.  bes.  Reichskanzlei  und  Tnxamt,  Fase.  10  b. 

8  S.  die  einschlägigen  Bestimmungen  der  Reichshofkanzleiordnungen,  be- 
ziehungsweise Memorialien.  —  Ueber  Taxfreiungen  s.  Wien,  Staats- 
archiv, Mainzer  Acten,  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  1.  —  Dass  die 


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418 

Der  Vicekanzler  wurde  im  16.  Jahrhundert  durch 
oder  auch  mehrere  geheime  Räthe,  im  17.  Jahrhundei 
später  durch  den  Obersthofmeister  der  Reichskanzlei  vorg 
und  nahm  seinerseits  alle  Reichskanzleibeamten  in  Ei< 
Pflicht.1  Seine  allgemeinen  Verpflichtungen  kamen  in  de 
aufgetragenen  Amtseide,  dessen  Formel  bis  1806  die  g 
blieb,  zum  Ausdruck.2  Der  Gehalt  des  Vicekanzlers  l 
unter  Seid  monatlich  150  fl.,  von  Viehäuser  an  monatlich 
mit  33  fl.  20  kr.  Zubusse ;  dazu  kommen  die  Laudemiei 
Sportelgelder  aus  dem  Reichshofrathe,  der  Hofrathsgeh 
1300  fl.  (1000  speierische  Reichsthaler)  — ,  die  geheime 
taxe  —  1200  fl.  im  Jahre  1612  —  die  Taxquoten  aus  der  K 
und  die  gerade  damals  vielfach  üblichen  Geschenke  ue 
Präsentationsgelder,8  Alles  in  Allem  eine  hübsche  Summe, 
Höhe  nicht  zum  Letzten  bewirkt  haben  wird,  dass  man 
und  Nutzen'  des  Amtes  würdigen  lernte. 

Die  Stellung  des  Vicekanzlers  als  Cabinetsminister 
wog  alles  Andere;  die  Abhängigkeit  von  Mainz  stand  im  g 
Ganzen  auf  dem  Papiere,  war  eine  formelle;  aus  den  folg 

Taxe  damals  noch  recht  wenig  einträglich  gewesen  ist,  geht  ai 
schon  citirten  Briefe  Maximilians  II.  an  Mainz  hervor  (s.  S.  417, 
und  3),  wo  es  heisst,  dass  man  ,mit  der  gantzen  tax  so  jährlich  g 
zu  Unterhaltung  der  canzlei  und  derselben  persohnen  nit  ge 
mögen,  sondern  I*  M*  den  abgang  bis  auf  diese  zeit  mit  viel  1 
gülden  aus  ihrer  cammer  erstatten  müssen*.  —  Vgl.  Übrigens  S 
S.  168  ff.,  besonders  S.  169,  Anm.  S. 

1  Ueber  die  Vorstellung  des  Vicekanzlers  (Ulm,  1612  September 
Wien,  Staatsarchiv,  Geheime  Ratbsprotokolle  1612;  mehrfaches  M; 
hiefür  auch  in  deu  Fase.  3—5  der  Mainzer  Acten,  Reichskanzl 
Taxamt. 

8  Reichskanzleiordnung,  Beil.  I,  S.  477. 

8  Wien,  Staatsarchiv,  Mainzer  Acten,  Reichskanzlei  und  Taxamt,  ' 
(Seid,  Weber,  Zasius);  Wahl-  und  Krönungsacten,  Fase.  8  a, 
Nr.  108  (pro  t612).  —  Wien,  Hofbibliothek,  Cod.  13621,  Hofetaai 
milians  II.  1675  (Viehäuser).  —  Ueber  Hofrathsgehalt  und  (Je 
Rathsgehalt  s.  Wien,  Staatsarchiv,  mss.  108/2,  13'-*,  20*-*;  ül 
steren  auch  Uffenbach,  De  consilio  aulico,  S.  27—29.  —  Vgl.  ] 
Reichshofkanzlei,  Fase.  15 ;  die  300  fl.  (auf  ursprünglich  1000  fl.)  • 
durch  Kaiser  Mathias  (1613?)  zugegeben.  —  Ueber  Gesehen! 
Schelhorn,  Sammlung  für  die  Geschichte  I,  Nttrdlingen  1779,  S.  2< 
Coleccion  de  documentos  m editos  XCVIII,  S.  310.  —  Ueber  den  In 
kanzler,  der  an  den  ausserordentlichen  Einkünften  des  Vicek 
(Taxen,  Laudemien  etc.)  nicht  theilhat,  s.  S.  446,  Anm.  3. 


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Ausführungen  wird  das  zu  ersehen  sein;  das  ReichshofVice- 
kanzleramt  des  16.  und  des  beginnenden  17.  Jahrhunderts  ist 
im  Grunde  ein  kaiserliches  Hofamt. 

§2. 

Geschichte  des  Relchshofvicekanzleranites 

(1559—1620). 

Es  war  ein  glückliches  Zusammentreffen,  dass  es  gerade 
ein  so  hochbegabter  Mann  wie  Georg  Sigismund  Seid  war, 
auf  den  im  Jahre  1559  das  Reichshofvicekanzleramt  überging. 
Mainz  hat  sich  allem  Anscheine  nach  betreffs  seiner  Person  mit 
einer  Zustimmungserklärung  begnügt.1  Von  einem  sonstigen  Ein- 
greifen des  Erzkanzlers  ist  während  der  fast  ganz  mit  kirchen- 
politischen Arbeiten  erfüllten8  Amtszeit  Seld's  nichts  zu  be- 
merken. 

Man  wird  von  dessen  Amtsverwaltung  mit  Grund  be- 
haupten dürfen,  dass  in  ihr  so  recht  die  Machthöhe  des  Vice- 
kanzellariates  zum  Ausdrucke  gekommen  sei;  er  hat  die  kaiser- 
liche Politik  mit  einer  Klugheit  zu  leiten  verstanden  wie  keiner 
seiner  Nachfolger.  Dies  fallt  besonders  lebhaft  bei  dem  Wechsel 
im  Jahre  1563  auf,  als  Seid  im  Mai  dieses  Jahres  zurück- 
getreten und  Dr.  Johann  B.  Weber  nach  mehrmonatlicher 
Zwischenzeit  im  December  im  Amte  gefolgt  war.8  Wenn  nicht 

1  Acten  über  die  Ernennung  Seld's  habe  ich  nicht  vorgefunden.  In  dem 
der  Errichtung  der  Reichshofkanzleiordnung  von  1669  vorangehenden 
Notenwechsel  zwischen  Mainz  und  dem  Kaiser  des  Jahres  1669  lässt 
der  Erzbischof  in  einem  Briefe  (Abschrift  ohne  Datum)  bemerken:  ,Sovil 
nun  der  romischen  cantzlei  personen  anlangt  .  .  .  sind  Ire  Cburf.  Würde 
mit  her  Georg  Sygmund  Seiden  doctor  wohl  zufriden  wie  dann  dieselbige 
Ire  Ch.  W.  ime  der  hohen  erfarnuss  ubung  und  schicklichkeit  sein  er- 
kennen, das  er  in  solch  ambt  der  kay.  Ml  und  dem  heiligen  reich  lob- 
lichen und  wol  anstehn  wurde.'  Wien,  Staatsarchiv,  Mainzer  Acten, 
Reichskanzlei  und  Taxamt  I.    Vgl.  auch  S.  407,  Anm.  6. 

*  Hierüber  Sickel,  Zur  Geschichte  des  Concils  von  Trient. 

8  Aus  den  Unterschriftsvermerkungen  in  den  Reichsregistraturbanden  des 
Staatsarchives  (Ferdinand  I.,  XVI,  XVII,  XXII,  XXIV— XXVII)  lässt 
sich  nichts  entscheiden.  —  Vgl.  Veith,  Biblioteca  augustana,  ,Seld(, 
8. 217.  —  Cyprian,  Tabularium  ecclesiae  Romanae  Saec.  XVI,  S.  32.  — 
Papiers  de  l'£tat  VII,  S.  206.  —  Im  k.  u.  k.  Reichsfinanzarchive  findet 
sich  unter  Herrschaftsacten  1664  der  Vermerk:  ,Was  bis  1.  august 
(1664)  an  Hofbesoldung  in  kay.  M*  Hofzahlamt  ausstandig  ist:  .  .  .  Hof- 
vicecanzler  J.  B.  Weber  für  8  monate    1000  fl.    (I.  Dez.  —   1.  Aug.  64).* 


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420 

Alles  trügt,  ist  dessen  Ernennung  nicht  durch  den  Erzbi 
sondern  den  Kaiser  erfolgt,  und  es  findet   sich  kein  Doc 
vor,  das  wenigstens  für  das  Einverständniss  Daniels  von 
mit  dieser  Ernennung  sprechen  würde.1 

Wenn  der  Kaiser  Maximilian  II.  aber  ein  Jahr  spä 
wie  es  scheint,  im  August  —  den  Dr.  Johann  Ulrich  Z 
zum  zweiten  Vicekanzler,  und  zwar  ausserdem  ohne  Beac 
des  mainzischen  Ernennungsrechtes  ernannte,2  so  war  das 
und  gar  gegen  die  Reichshofkanzleiordnung.  Nicht  als  ol 
der  eine  der  beiden  Kanzler  nur  die  österreichischen  Ag 
geführt  hätte;  sie  sind  beide  gleichermassen  in  Reichs 
Erblandsachen  verwendet  worden.  Ebensowenig  ist  sonst 
kurmainzischen  Beschwerden  zu  schliessen,3  das  Erneni 
recht  des  Erzkanzlers  für  die  Reichshofkanzleibeamten  ge 
worden,  und  man  wird  in  den  Reichskanzleiordnungen  vor 
und  15704  mit  Recht  eine  über  mainzische  Forderung  erb 
Neuzusicherung  der  dem  Erzkanzler  in  der  1559  er  Or 
Ferdinands  I.  gegebenen  Rechte  erblicken  dürfen;6  sie 
ja  beide  im  Grunde  nur  Wiederholung  der  letzteren.6 

Am  27.  April  1570  ist  Dr.  Zasius  gestorben,  und  J.  B.  ^ 
leitete  als  alleiniger  Vicekanzler  die  Kanzlei.  Nach  Maximili 
Tode  schrieb  Rudolf  II.  an  den  Erzbischof  von  Mainz, 
das  Vicekanzellariat  mit  des  Kaisers  Tod  erloschen  sei  u 


1  Ueber  J.  B.  Weber  zu  Retz  und  Pisenberg,  Jur.  Dr.  (Wien,  Staat 
Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  3),  Pantaleon  prosopogTaph 
S.  505  (deutsche  Uebersetzung  III,  S.  463).  —  Nuntiaturbericbt 
S.  34,  UI/3,  S.  376;  Venezianische  Depeschen  III,  S.  268,  547.  - 
auch  Sickel,  Zur  Geschichte  des  Concils  von  Trient. 

8  Ueber  ihn  Stintzing,  Ulrich  Zasius,  S.  298  f.  —  Unterfertigui 
den  Registerbänden  (ohne  Regel  abwechselnd);  er  unterzeichnet 
Ueber  Beginn  seines  Amtsantrittes  s.  Venezianische  Depesch< 
S.  276,  Anm.  2. 

8  Wien,  Staatsarchiv,  Mainzer  Acten,  Reichskanzlei  und  Taxamt,  J 

*  Vgl.  S.  409,  Anm.  1  und  2. 

5  Besonders  1570   nach    dem  Tode  Ulrich  Zasius',    wo   die    durch 
Ernennung    begangene    offenkundige    Vertragswidrigkeit    aus  dei 
geschafft  worden  war. 

6  Vgl.  hiezu  allerdings  auch  Seeliger,  S.  176,  Anm.  2.  —  Im  Staat« 
(Mainzer  Acten,  Reichskanzlei  und  Taxamt,   Fase.  1,  und  kais.  '. 
hofkanzlei,  Fase.  1)  befinden  sich  Copien  der  Ordnung  von  1569, 
am  Rande  die  Zusätze  der  Ordnungen  von  1560,   beziehungsweis 
zeigen. 


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421 

nun  in  Gemässheit  der  Ordnungen  bei  ihm  anfrage,  welcher 
seiner  Räthe  ihm  als  sein  Vertreter  genehm  wäre;  er  machte 
besonders  den  vielfach  in  'diplomatischen  Diensten  gebrauchten 
geheimen  Rath  Dr.  Rudolf  Viehäuser,  einen  bisherigen 
königlichen  Vicekanzler,  namhaft.  Dass  ihm  Mainz  bei  aller 
Anerkennung  der  Fähigkeiten  des  Vorgeschlagenen  zum  Amte 
gleichwohl  die  Beibehaltung  Weber's  empfahl,  ,bis  E.  W  etwas 
bass  in  regierung  geritten',1  tritt  vor  der  Thatsache  zurück, 
dass  schliesslich  nach  Weber' s  selbst  erbetener  Entlassung  —  er 
blieb  im  geheimen  Rathe  —  Viehäuser  am  23.  April  1577  vom 
Kaiser  nach  vorher  eingeholter  Zustimmung  des  Erzbischofs 
ernannt  und  das  durch  die  Ordnungen  vorgeschriebene  Ver- 
hältniss  damit  umgekehrt  wurde.2 

Der  Entwicklung  der  Verwaltung  gereichte  es  nun  nicht 
zum  Vortheil,  dass  Kaiser  Rudolf  II.  schon  im  Jahre  1578  seinen 
Hof  nach  Prag  verlegte.  In  Wien  musste  eine  Regierung  zu- 
rückbleiben, welche  abwechselnd  von  einem  der  drei  Brüder 
des  Kaisers,  Ernst,  Max  oder  Mathias,  geleitet  wurde.  Die 
Reichshofkanzlei  wurde  gespalten.  Der  Reichshofvicekanzler 
mit  einem  Theile  derselben  folgte  dem  Kaiser  nach  Prag,  eine 
Abtheilung  blieb  unter  Leitung  des  Reichshofrathes  Wolf  Un- 
verzagt in  Wien  zurück;  naturgemäss  sind  auch  Beamte  der 
anderen  Behörden  den  in  Wien  residirenden  Erzherzogen  bei- 
gegeben worden,  geheime  Räthe  vor  Allem,  Hofkammerräthe, 
Hofkriegsräthe.3  Für  den  abwesenden  Regenten  —  sei  es  der 
Kaiser,    sei    es    der  jeweilige    Erzherzog  —  besorgt   das   Col- 

1  Rudolf  II.  an  Mainz,  19.  October  1676,  Or.  —  Erzbischof  von  Mainz  an 
Rudolf  II.,  24.  October  1576,  Cop.  —  Staatsarchiv,  Reichskanzlei  und 
Taxamt,  Fase.  3.  —  Vgl.  Seeliger,  S.  155,  Anm.  4. 

*  Das  einschlägige  archivalische  Material  im  Staatsarchive,  Reichskanzlei 
und  Taxamt,  Fase.  3,  s.  auch  Seeliger,  S.  155,  166.  — -  Ueber  Viehäuser 
,von  Oberlautenberg*  s.  Mallinckrot,  S.  449.  —  Nuntiaturberichte  111/ 1, 
III/2,  S.  251,  III/3,  S.  351,  Anm.  2.  —  Venetianische  Depeschen  III, 
S.  545,  568,  597.  —  Archivalien  über  ihn  im  Archive  des  k.  k.  Mini- 
steriums des  Innern,  Sig.  II  B  4,  Rudolf  II.  —  Rudolf  II.  schreibt  am 
24.  Juli  1677  die  Ernennung  betreffend  an  Mainz,  er  hoffe,  dass  der 
Erzbischof  sich  »solche  unsere  resolution  und  anordnung  wohl  gefallen 
lasse'.  —  Mainz  schreibt  am  14.  August  1577  an  Viehäuser  und  legt 
ihm  besonders  ans  Herz,  der  Ordnung  von  1570  nachzuleben.  Reichs- 
kanzlei und  Taxamt,  Fase.  3. 

*  Hierüber  Fellner,  Central  Verwaltung,  S.  295—297.  —  Bidermann,  Ge- 
sammtstaatsidee,  S.  31. 


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422 

lcgium  deputatorum  die  nieder-  und  oberösterreichischi 
gelegenheiten ;  es  erscheint  zuerst  in  Jahre  1563,  vom 
1595  ist  die  erste  Instruction  flir  dasselbe  erhalten.1  Die 
crbländische  Politik  wurde  so  dem  Reichshofvicekanzlc 
im  Sinne  des  Begründers  des  Amtes  sie  in  erster  Li 
leiten  berufen  war,  immer  mehr  entfremdet;*  war  doch 
durch  die  Ländertheilung  beim  Regierungsantritte  Maximili 
durch  welche  Innerösterreich  an  Erzherzog  Karl  und  Tirol 
den  Vorlanden  an  Erzherzog  Ferdinand,  des  Kaisers  I 
fielen,  der  Grosstheil  der  österreichischen  Erblande  der  Con 
der  Reichshofkanzlei  entzogen  und  den  verschiedene 
herzoglichen  Kanzleien  zur  Verwaltung  zugewiesen  ¥ 
die  ungarischen  Agenden  sind  fast  ausschliesslich  (all 
vorbehaltlich  der  Rechte  des  ungarischen  Kanzlers)  in 
erledigt  worden;8  in  Böhmen,  wo  Rudolf  durch  die  der 
sehen  Statthaltern  1577  gegebene  Einrichtung  den  Stand« 
entgegenkam,  hatte  die  Reichshof  kanzlei  nie  gegenüber  d 
mischen  Hof  kanzlei  aufkommen  können4  —  alles  das 
gunsten  der  Amtscompetenz  des  Reichsvicekanzlers,  der  d 
den  inneren  erbländischen  Dingen  mehr  und  mehr  fernej 
und  auch  seine  Reichscompetenz  beschränkt  wurde.  Ni 
ob  etwa  gleichzeitig  der  mainzische  Einfluss  gewachsen 
man  wird  vielmehr  mit  Recht  von  einer  bleibenden  2 
drängung  desselben  reden  dürfen.  Als  am  23.  April  1 
dem  Jahrestage  seiner  Beeidigung  —  Viehäuser  gestört 
und  der  Erzkanzler  dem  Kaiser  die  geheimen  Räthe  Dr. 
Kurz  von  Senftenau  und  Wolfgang  Freymann  und  de 
sehen  Rath  Dr.  Elsenheimcr  für  die  erledigte  Stelle  —  un 
wiederholt  —  vorschlug,  hat  der  Kaiser  zwar  den  Erstgen 
der  schon  einige  Male  das  Vicekanzleramt  stellvertrete] 
sehen   hatte,   mit   der  Verwaltung    der  Kanzlei   betraut 


1  Ebenda.  —  Die  Instruction  von  1595  (September  21)  im  Are 
k.  k.  Ministeriums  des  Innern  m  A  1,  C.  1  (7  ex  1595,  Niedere«! 
hier  auch  andere  auf  die  Deputationen  bezügliche  Angaben. 

*  Immerhin  ist  die  Betheiligung  des  Vicekanzlere  noch  ziemlic 
Vermerk  zu  ^Schweizer  Brief  contra  Turcam',  Staatsarchiv,  P 
des  geheimen  Rathes,  1595,  Janner  10:  ,Dise  expedition  gel 
Barvitio  zue,  drumb  hab  ichs  dem  heim  vicecanzler  wider  zug< 

8  Fellner,  Centralverwaltung,  S.  296. 

*  Fellner,  ebenda,  S.  298-300. 


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423 

erst  nach  sechs  Jahren  —  1593  —  zum  Vicekanzler  ernannt, 
wieder  in  Umkehrung  der  durch  die  Ordnungen  getroffenen 
Bestimmungen,  aber  doch  wenigstens  mit  vorher  eingeholter 
Zustimmung  des  Erzkanzlers;1  ähnlich  wurde  es,  um  dies 
vorweg  zu  nehmen,  bei  der  im  October  1607  erfolgten  Er- 
nennung Leopolds  von  Stralendorf  zum  wirklichen  Vicekanzler 
gehalten;2  von  1594  bis  1607  ist  überhaupt  kein  Vicekanzler 
ernannt  worden. 

Nach  Kurz'  Tode  —  am  11.  März  1594  —  folgten  der  ge- 
heime Rath  J.W.  Freymann  von  Oberhausen,3  nach  dessen 
Rücktritt  im  September  1597  der  geheime  Rath  Dr.  Rudolf 
Coradutz4  und  nach  dessen  Rücktritt  im  November  1606 
Leopold  Freiherr  von  Stralendorf5  als  interimistische 
Leiter  des  Vicekanzleramtes;  alle  drei  sind  vom  Kaiser  mit  nach- 
träglich eingeholter  Zustimmung  des  Kurfürsten  hiezu  bestellt 
worden.     Darin  liegt   keine  Verletzung  der  Kanzleiordnungen, 


1  Hierüber  —  vom  Tode  Viehäuser's  bis  zur  Ernennung  Kurz'  —  s. 
Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  3,  und  kais.  Reichshofkanzlei,  Fase.  2. 
Ueber  Kurz  von  Senftenau  s.  Mallinckrot,  S.  449.  —  Rudolf  verlangt  am 
Tage  nach  Viehäuser's  Tode  von  Mainz  (Reichskanzlei  und  Taxamt, 
Fase  3),  ihm  einige  ,qualifizirt*e  katholische  personen'  vorzuschlagen. 

*  S.  unten  Anm.  5. 

*  Staatsarchiv,  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  2.  —  Kais.  Reichshof- 
kanzlei, Fase.  2.  —  Geheime  Rathsprotokolle,  1594.  —  Der  Todestag 
Kurz'  nach  Reichshofkanzleiacten,  Fase.  2.  —  Seeliger,  S.  156,  gibt  nach 
Reichskanzlei,  Fase.  3,  den  26.  Februar  an;  mir  scheint  nach  dem  Wort- 
laute des  kaiserlichen  Schreibens  vom  12.  März  der  11.  März  wahr- 
scheinlich; Rudolf  schreibt  in  demselben,  er  habe,  da  ,solch  ambt  keine 
stunde  abgang  wol  erleiden  kann',  J.  W.  Freymann  von  Oberhausen  und 
Mühlfelden  mit  der  Kanzlei  Verwaltung  betraut.  —  Ueber  Freymann  vgl. 
Mallinckrot,  S.  449. 

4  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  3.  —  Kais.  Reichshofkanzlei,  Fase.  2. 
—  Seeliger,  S.  156.  —  Ueber  Coradutz  (Coraducci)  s.  Mallinckrot,  S.  450. 
Er  gilt  als  fruchtbarer  Schriftsteller;  ob  und  inwieweit  allenfalls  die  in 
den  Tabulae  codicum  (Bd.  6,  S.  358)  der  Wiener  Hofbibliothek  ange- 
gebenen Schriften  auf  ihn  zurückgehen,  kann  ich  nicht  angeben. 

5  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  3.  —  Reichshofkanzlei,  Fase.  2.  — 
Seeliger,  S.  156,  167.  —  Stralendorf  war  vom  Kaiser  schon  1602  ins 
Auge  gefasst  worden.  Zu  seiner  Ernennung  zum  wirklichen  Vicekanzler 
erbittet  der  Kaiser  ,dem  Herkommen  gemäss*  den  ,Consens*  von  Mainz 
(1607,  Juni  28,  Prag.  Seeliger,  S.  157,  Anm.  4).  Ueber  ihn  die  treffliche 
Skizze  von  Stieve  in  der  Allgemeinen  deutschen  Biographie  XXXVI, 
8.  493. 


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424 

welche  über  die  interimistische  Besetzung  des  Vicekanzle 
keine  Bestimmungen  trafen;  der  Kaiser  zog  eben  das  Re< 
Ernennungen  dieser  Interimskanzler  an  sich,  verkürzte  a 
erzkanzlerischen  Rechte   insoferne,   als   er   die  ,beständi 

I  setzung'  des  Amtes  hintanhielt,  wodurch  der  Erzkanzler 

lieh  ohne  Stellvertreter  war. 

IAber  auch  die  Vicekanzler  selbst  schritten  zu 
mächtigkeiten.  Viehäuser  wird  —  zwei  Tage  nach  seinei 
—  nachgesagt,  dass  er  eine  wahre  Willkürherrscha 
gerichtet  habe;  ,Annemung  und  Urlaubung'  der  Beamte 
er  ganz  nach  eigenem  Belieben  vorgenommen,  Lei 
Secretäre  angestellt,  die  keine  Ahnung  von  ihren  P: 
hatten,  die  Schreiber  mussten  bei  den  Banketten  servir< 
Diener  Hausknechtdienste  verrichten,  viele  Beamte 
akatholisch  gewesen,  —  ,alle  Dinger'  seien  ,in  ein  i 
standt  gerathen,  das  nix  weniger  als  einer  kaiserlichen 
gleichsieht'.1  Und  um  dieselbe  Zeit  beklagt  sich  der  co 
rende  mainzische  Taxgegenschreiber  Georg  Pichler  vor 
borg  darüber,  dass  man  ihm  nicht  nur  seinen  Taxanth 
ziehe,  sondern  ihm  auch  die  Einsicht  in  die  Rechnung 
wehre;  so  sei  er  geradesogut  ein  Gegenschreiber  ,wie  ei 
ein  brieftrager'.* 

Das  mainzische  Kanzleimemoriale  vom  30.  Juli  15 
geben  zu  Regensburg,3  das  sich  gegen  die  in  der  Kanz 
gerissenen  Uebelstände  wendet  und  die  Befolgung  der  Ord 
von  1559 — 1570  einschärft,  blieb  ohne  Wirkung;  die  ur 
liehen  Aufnahmen  von  Beamten  ohne  Einholung  der  inain 
Zustimmung  dauerten,  namentlich  unter  Coradutz,4  fo 
Tax-  und  Geldwesen  war  in  heilloser  Verwirrung;  s< 
Stralendorf  bis  zum  Ende  März  1607  nicht  mehr  als 
von  seiner  vom  November  1606  an  laufenden  Besoldung  er! 

1  Hierüber  das  sehr  interessante  Schreiben  des  Reichshofsecretlrs 

berger  an  Mainz  vom  25.  April  1587.  Reichskanzlei  and  Taxamt, 

Orig. 

1  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  1.  —  Hiezu  vgl.  auch  Fase.  6 

*  Or.  in  kais.  Reichshofkanzlei,  Fase.  1.  —   Das  Memoriale  ist  no 

gedruckt  worden. 

4  Stralendorf  an  Mainz,  20.  Juni  1607.  Reichskanzlei  und  Taxamt, 

5  Ebenda.  —  Vgl.  auch    im  Allgemeinen    mss.  108/2    des  Wien« 
archiyes,  Fase.  11T  ff. 


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425 

grobe  Pflichtverletzungen  der  Beamten,  namentlich  durch  Lau- 
heit in  der  Expedition  und  Verbindungen  mit  den  Parteien, 
die  entgegen  den  Ordnungen  in  die  Kanzlei  Eingang  fanden, 
waren  an  der  Tagesordnung;  wurde  doch  dem  Kanzleichef 
selbst  und  kaum  mit  Unrecht  nachgesagt,  dass  er  sich  mit  der 
,VerkaufFung  der  heilsamben  Justiz  sehr  bereichert  habe'.1 
Neuerlich  wendet  sich  das  mainzische  Kanzleimemorial  vom 
4.  September  1610,  gegeben  in  Prag,  gegen  die  Uebelstände 
und  macht  den  Vicekanzler  dafür  verantwortlich;  es  ermächtigt 
ihn  ausdrücklich,  pflichtvergessene  Beamte  nicht  allein  mit 
;ernster  Straff'  zu  belegen,  sondern  ,sobaldt  auch  ohne  alles  Nach- 
denken  abzusetzen  und   ihme   seine  Besoldung  aufzukünden'.* 

Noch  weiter  gedieh  die  Zersplitterung  der  obersten  Be- 
hörden, als  dem  Kaiser  von  seinem  Bruder  Erzherzog  Mathias 
im  Jahre  1608  der  Verzicht  auf  Ungarn  und  beide  Oesterreich 
abgezwungen  worden  war  und  dieser  sich  ausser  seiner  eigenen 
Regierung  und  einem  geheimen  Rathe  auch  eine  eigene  Kanzlei 
unter  Leitung  seines  Hofvicekanzlers  Kren  von  Krenberg  ein- 
richtete, der  nun  sämmtliche  Patente  für  beide  Oesterreich 
unterzeichnet.3  Dem  Reichshofvicekanzler  waren  damit  die 
ganzen  inneren  Erblandsagenden  entzogen,  soweit  sie  nicht 
eben  Fragen  betrafen,  die  im  kaiserlichen  geheimen  oder  Hof- 
rathe  verhandelt  wurden;  aber  es  ist  ja  natürlich,  dass  alle 
Landesangelegenheiten  von  den  einzelnen  Rathscollegien,  mit 
denen  sich  die  regierenden  Erzherzoge,  beziehungsweise  König 
Mathias  umgeben  hatten,  zum  Austrag  gebracht  wurden.  Man 
kann  sagen:  Stralendorf  war  von  einer  Einflussnahme  auf  die 
österreichischen  Verhältnisse  in  den  Jahren  1608 — 1612  so  gut 
wie  abgeschnitten. 

Am  20.  Jänner  1612  starb  Kaiser  Rudolf  IL,  und  mit 
seinem  Tode  hatte  die  künstliche  Trennung  der  Behörden  ein 
Ende.  Sein  Bruder  König  Mathias  vereinigte  sie  alle  wieder 
in  Wien.  Stralendorf,  dessen  Finanzgebarung  in  der  That  nicht 
ganz  tadelfrei  gewesen  zu  sein  scheint,  wurde  von  dem  neuen 


1  Stralendorf  an  Mainz,  8.  Mai  1612,  Cop.  Reichskanzlei  und  Taxamt, 
Fase.  3. 

*  Reichshofkanzlei,  Fase.  1,  gedruckt  bei  Uffenbach,  Beil.  3,  S.  28. 

*  Vgl.  Fellner,  Centralverwaltung,  S.  300.  —  Unterfertigungen  Krenberg's 
in  der  Patentensammlung  des  Archive»  des  k.  k.  Ministeriums  des  Innern; 
auch  Cartons  1  und  3038  etc. 


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426 

Herrscher  fallen  gelassen.1  Nach  mehrfachen,  hauptsächlich  von 
dem  Erzbischof  von  Mainz  geführten  Verhandlungen  erklärte 
sich  Hans  Ludwig  von  Ulm  zur  Annahme  des  Amtes  bereit 
und  wurde  trotz  aller  Gegenvorstellungen  Stralendorfs  am 
29.  September  1612  zum  Reichsvicekanzler  —  wieder  vom 
Kaiser  —  ernannt.*  In  seinem  Briefe  von  dem  gleichen  Datum 
berichtet  er,  dass  ,diese  hochansehenliche  Stell  von  ettlich 
Jharen  herein  nitt  wenig  am  ansehen  und  respect  abgenommen, 
indem  man  sich  ad  rem  faciemdam  vilissimorum  mancipiorum, 
zu  geschweigen  anderen  die  stants  und  ampts  halber  denjenigen 
nitt  gleich  die  E.  Chfstl.  Gnaden  vices  bei  hofe  vertretten  sollen, 
accomodirt  und  postponirt'  und  empfiehlt  dem  Erzkanzler 
Rücksichtnahme  auf  Cardinal  Klesl,  ,qui  est  modo  polus  et 
cardo  nostrae  aulae'.s 

Die  Kanzleiverhältnisse  waren  gleichwohl  auch  weiterhin 
sehr  verworren;  kein  Wunder,  dass  Ulm  über  ein  ,Chaos  la- 
borum'  klagt.4  Alle  möglichen  Leute  am  Hofe  mischten  sich  in 
die  Agenden  der  Reichshof  kanzlei  und  besonders  auch  ihres  Vor- 
standes; ausser  Ulm  unterzeichneten  auch  Krenberg,  in  späteren 
Jahren  Graf  Herberstein,  der  oberste  Hofmarschall  Sigmund 
Graf  zu  Losenstein,  der  geheime  Rath  Leonhard  Graf  HArrach 
die  kaiserlichen  Diplome.6  In  einem  Schreiben  vom  29.  Jänner 
1612  beklagt  der  Erzbischof,  dass  der  Landgraf  von  Leuchten- 


1  S.  Fellner,  Centralverwaltung,  8.  301.  —  Brief  an  Mainz  vom  August  1612: 
,Solte  aber  das  der  yornembst  defect  bei  den  ietzig  vicecantzler  hern 
von  Stralendorff  sein,  dass  er  das  gelt  lieb  hat,  waiss  ich  in  warheit 
nicht  qnam  innocentes  manus  die  zwei  andere  subiecta  haben*.  Reichs- 
kanzlei und  Taxamt,  Fase.  S. 

*  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  3.  —  Seeliger,  S.  157  —  158.  —  Ulms 
voller  Name  ist  Hans  Ludwig  von  Ulm  zu  Marbach  und  Mittelbiberach. 
Das  Misstrauen,  mit  welchem  er  von  seinem  Gehalte  spricht,  macht  dem 
Finanzwesen  der  Reichskanzlei  keine  Ehre.  —  Vgl.  über  ihn  Mallinckrot, 
S.  451.  ' 

8  Ulm  an  den  Erzbischof  von  Mainz  am  29.  September  1612,  Or.  Reichs- 
kanzlei und  Taxamt,  Fase.  3.  —  Er  scheint  ein  etwas  hofischer  Herr 
gewesen  zu  sein.  Vgl.  Archiv  des  Ministeriums  des  Innern,  I  A  1, 
Niederösterreich,  12  und  13  ex  1617,  Carton  3037,  3039.  —  Ueber  Klesl 
Bidermann,  8.  33,  Anm.  51. 

4  Ulm  an  Mainz,  Anm.  3. 

B  Wien,  Staatsarchiv,  Mainzer  Wahl-  und  Krönungsacten  8  a  (Cod.  2, 
Fol.  13b).  —  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  80.  —  Saalbtlcher  d<* 
Ail<*lsArchives  des  k.  k.  Ministeriums  des  Innern,  Bd.  27,  28. 


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427 

berg  und  der  Markgraf  von  Brandenburg  in  ganz  ungerecht- 
fertigter Weise  sich  in  die  Reichskanzleigeschäfte  eingemengt 
haben.1  Auch  sonst  mangelte  es  allenthalben  an  Entgegen- 
kommen gegen  den  Kanzleichef.*  Immer  deutlicher  wurden  die 
Ansätze  zur  Abtrennung  einer  österreichischen  Hofkanzlei  von 
der  bisherigen  Reichshof  kanzlei,  und  gerade  Cardinal  Klesl  war 
es,  der  darauf  hinarbeitete.8 

An  der  Verfügung  des  Erzkanzlers  vom  Mai  1612,  die 
Acten,  ,80  mere  austriaca  seien',  zufolge  der  zwischen  König 
Mathias  und  Mainz  geschlossenen  Vergleichung  an  Ersteren 
herauszugeben,  ist  freilich  nichts  Auffallendes;4  und  ebenso 
kann  in  der  Neuanlegung  der  österreichischen  Registratur  im 
Jahre  16136  nur  missverständlich  die  Folge  einer  bereits  statt- 
gehabten Trennung  der  Kanzlei  erblickt  werden;  die  Reichs- 
und die  österreichische  Registratur  sind  ja  von  1559  her  immer 
getrennt  gewesen ;  übrigens  fuhrt  ein  Hofstaatsverzeichniss  vom 
Mai  1615 bei  Ulm  ausdrücklich  an,,  dass  auch  die  österreichischen 
Kanzleibeamten  ihm  unterstünden.6  Aber  die  Ansätze  sind  vor- 
handen; die  Reichshofrathsordnung  Rudolfs  II.  vom  Jahre  1584 
bezieht  sich  noch  auf  österreichische  Landessachen,  in  der  von 
König  Mathias  am  3.  Juli  1617  gegebenen7  ist  davon  nicht 
mehr  die  Rede;  ein  Jahr  später  forderten  die  österreichischen 
Stände  die  Einsetzung  eines  eigenen  österreichischen  Hofrathes; 
Mathias  lehnte  dies  aber  mit  der  Begründung  ab,  dass  im  Reichs- 
hofrathe   ohnehin   österreichische  Räthe  sässen,  und   dass    sich 


1  Wien,  Staatsarchiv,  Mainzer  Wahl-  und  Krönungsacten,  Fase.  8  a.  — 
Die  Beiden  waren  am  Hofe  Rudolfs  in  Prag-  gewesen. 

'  Wien,  Staatsarchiv,  kais.  Reichshofkanzlei,  Fase.  26.  Erzkanzlerische  Be- 
schwerde vom  1.  October  1617  gegen  die  Hofkammer.  —  Reichskanzlei 
und  Taxamt,  Fase.  3  (Ulm  an  Mainz,  8.  October  1615). 

*  S.  Beil.  II.  —  Staatsarchiv,  kais.  Reichshofrath,  Fase.  24  (Protokolle; 
Gutachten  Ulm's  Über  die  Reichskanzlei). 

4  Es  mag  sich  dabei  um  österreichische  Registraturbestände  handeln,  die 
bei  der  Reichskanzlei  in  Prag  —  im  Gegensatze  zu  der  Wiener  Hof- 
kanzlei (1608 — 1612)  unter  Krenberg  —  aufgelaufen  waren.  —  Wien, 
Staatsarchiv,  Mainzer  Wahl-  und  Krönungsacten,  Fase.  8  a,  Cod.  2. 

5  Archiv  des  k.  k.  Ministeriums  des  Innern,  HI  A  1,  4  ex  1596,  Nieder- 
österreich, Carton  18.  —  Fellner,  S.  301,  Anm.  2. 

•  HofstaatenverzeichnisB  vom  Mai  1615  im  Staatsarchive.    Fase.  Hofstatus. 

1  Uffenbach,  De  consilio  aulico,  Beil.  S.  18—40. 
Arcbir.  LXXXIV.  Band.  II.  Hälfte.  29 


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428 

derselbe    bisher    als    ganz    seiner    Aufgabe    entspreche 
wiesen  habe.1 

Noch  bei  des  Kaisers  Mathias  Tode  —  30.  März  ! 
war  die  Gesammtkanzlei  unter  Ulm  vereinigt;  aber  alle  ml 
Leute  unterschrieben  die  Diplome,  am  30.  Jänner  16! 
ersten  Male  Johann  B.  Verda  von  Verdenberg,  bisherig« 
des  neuen  Kaisers  Ferdinand  II.8  Die  neue  österreichisc 
kanzlei,  an  deren  Spitze  Verda  als  Hofkanzler  —  v 
zunächst  als  Hofvicekanzler  —  trat,  ist  zwischen  dem 
bruar  und  dem  1.  April  1620  ins  Leben  getreten.8  D 
sind  die  österreichischen  und  die  Reichsagenden  endgi 
trennt  worden  und  ist  das  Reichsvicekanzellariat  erlöse 

Wenn  Kaiser  Ferdinand  H.  die  Kanzleien  treni 
die  Vereinigung  des  Hof-  und  Reichskanzleramtes  ij 
Person  aufhob,  so  verlieh  er  damit  der  Auffassung  Au 
dass  die  Reichsverwaltung  durch  Vereinigung  mit  de 
reichischen  nichts  gewinnen,  wohl  aber  die  letztere  < 
verlieren  könne,  und  dass  sohin  die  Ausgestaltung  seine 
macht  auch  auf  Kosten  einer  neuen  Preisgebung  kais 
Einflusses  im  Reiche  vor  Anderem  zu  erstreben  sei.  Es 
klar,  dass  das  von  den  österreichischen  Landes-  und  vo 
von  den  Haussachen  abgeschnittene  Reichsvicekanzlerai 
mehr  in  höherem  Grade   von  Mainz   abhängig  werden 

1  Herchenhahn  I,  8.  579.  —  Seidler,  Stadien,  8.  125,  nach  Lond 

publica  I,  8.  563. 
9  Saalbücher  des  Adelsarchives  des  k.  k.  Ministeriums  des  Innern 

S.  119. 

3  Ein  Vermerkzettel  im  Fase.  3/4  der  kais.  ReichshofkanzleU 
Staatsarchives  sagt:  ,anno  1620  den  ll*-»  martii  war  der  erat 
geheimbe  hofcanzler.  J.  B.  Verda*  etc.  —  Hiezu  vgl.  weiter 
Mainz  am  10.  April  1619,  im  Staatsarchive,  kais.  Reichsh« 
Fase  35  (aus  diesem  Briefe  geht  hervor,  dass,  wie  Fellner,  1 
Instituts  für  österr.  Geschichteforsch.  XV,  8.  521,  gegen  Seelige 
Anm.  1,  mit  Recht  behauptet,  die  Kanzlei  noch  vereinigt  w 
schreibt,  dass  er  alle  Reichssachen  einfordere,  »sowie  aber  d 
reichische  acta  und  registratur  betreffe,  welche  nit  dem  reic 
ierem  löblichen  haus  zuständig,  werden  dieselbigen  wegen  des 
Gebrauches  darunter  nit  begriffen  sein  oder  verstanden  können 
—  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  30  (Cod.),  115,  120,  121, 
134. 

4  Wenn  auch  in  der  Folgezeit  der  Titel  ,Reichshofvicekanzler<  j 
wird,  so  fehlt  hiezu  jede  innere  Berechtigung. 


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429 

Es  ist  charakteristisch,  dass  diese  Auffassung  sich  zur  That 
umsetzte  gerade  am  Beginne  jenes  Krieges,  der  für  das  alte 
römische  Reich  den  Anfang  des  Endes  bedeutet. 


IL  Abschnitt. 
Die  Zeit  von  1620  bis  1806. 


Capitel  I. 
Die  Einengung  der  Amtscompetenz. 

Die  Trennung  der  beiden  bisher  in  einer  Person  ver- 
einigt gewesenen  obersten  Staatsämter  durch  die  Gründung  der 
österreichischen  Hofkanzlei  bewirkte  naturgemäss  zunächst  Eines: 
die  Verstärkung  des  particularistisch-mainzischen  Einflusses  auf 
die  Reichskanzlei,  von  der  sich  das  kaiserliche  Interesse  in 
dem  Verhältnisse  ab-  und  der  neugeschaffenen  Hofkanzlei  zu- 
wendete, wie  sich  das  Band  zwischen  Erblanden  und  Reich 
mit  der  stets  stärkeren  Betonung  des  territorialen  Momentes 
lockerte.  In  Mainz  scheint  man  dies  erwartet  und  auch  gehofft 
zu  haben,  sich  nun  unter  dem  Vorwande  in  die  geheime  Haus- 
politik einmischen  zu  können,  dass  dieselbe  vom  Kaiser  in 
seiner  Eigenschaft  als  Reichsoberhaupt  und  nicht  als  Herr 
seiner  Erblande  getrieben  werde.1  Darum  wohl  die  sonst 
etwas  merkwürdige  Erscheinung,  dass  nach  dem  Verwehen  des 
ersten  Missbehagens  über  die  vorgenommene  Aemtertrennung 
die  Reichskanzlei  sich  gar  wohl  damit  zufrieden  erklärte.*  War 
jene  Erwartung  ein  gründlicher  Irrthum,  so  zeigte  sich  eine 
Verstärkung  erzkanzlerischen  Einflusses  doch  nicht  allzuspät  in 
der  den  Ordnungen  gemässen  Wiederherstellung  des  main- 
zischen Ernennungsrechtes  der  Reichsvicekanzler.  Hatte  schon 
die  Wahlcapitulation   Ferdinands  HL   (1653)   ausdrücklich   die 

1  Hiezu  Staatsarchiv,  kais.  Reichshofkanzlei,  Fase.  1,  Gutachten  des  main- 
zischen Residenten  de  Bree  von  1767  (arg  übertrieben).  —  Archiv  des 
k.  k.  Ministeriums  des  Innern,  II  B  4,  Böhmen,  1  und  7  ex  1742.  — 
Vgl.  Beü.  III  und  IV. 

*  Beil.  in. 

29* 


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430 


If 


f 

1 1 


Wahrung  der  mainzischen  Ernennungsrechte  zugesagt,1 
seit  dem  Jahre  1660  —  wenn  auch  nach  langem  Widei 
des  Kaisers  —  die  Ernennung  des  Reichsvicekanzler 
sächlich,  und  zwar  für  alle  Zukunft  durch  den  Erzkans 
folgt  und  des  Kaisers  Antheil  hieran  auf  die  Ertheilung 
Zustimmung  zurückgedrängt  worden.8  So  entsprach  < 
Ordnungen,  nicht  aber  den  Wahlcapitulationen,  welche  de 
kanzler  das  unbeschränkte  Recht,  seine  Vicekanzler  —  un 
Reichskanzleibeamten  —  zu  ernennen,  zuerkannten;  und 
That  sind  auch  Versuche  desselben  in  dieser  Richtung  g 
worden  —  vergeblich;  die  Kaiser  Hessen  nicht  von  der 
durch  die  Kanzleiordnungen  verbürgten  Rechten  und  d 
holung  der  kaiserlichen  Zustimmung,  die  in  Form 
,Recommandation'  des  Candidaten  bei  Mainz  erfolgte,  bli 
erlässlich.8 

Jetzt  —  bald  nach  1620  —  änderte  sich  auch  d 
herige  Auffassung  von  dem  Rechte  des  neuen  Kaisei 
Reichsvicekanzler  zu  behalten  oder  anderweitig  zu  erset 
Ungunsten  der  Krone;  dass  die  Reichshofkanzleibeamtei 
allein  dem  verstorbenen  Kaiser,  sondern  auch  dem  Erzk 
der  sie  ernenne,  verpflichtet  seien  und  durch  den  T< 
Kaisers  nicht  ihrer  Verpflichtung  gegen  das  Reich  ledig 
war  immer  unbestreitbar  gewesen,  aber  erst  1657,  nac 
dinands  HL  Tode,  wurde  es  ausdrücklich  betont4  ui 
That  dadurch  umgesetzt,  dass  oberwähntes  Recht  der 
die  über  einen  nicht  von  ihr  ernannten  Beamten  nie 
verfiigen  konnte,  wegfiel.5  Nur  die  Reichskanzlei  wurde 
wie  der  Hofrath  gesperrt,    die  Acten  wurden  eingeforde 


1  Riegger,  Harmonische  Wahlcapitulation  Kaiser  Josefe  IL,  U, 
(Ferdinand  IV:  Artikel  XLI,  3).  —  Seeliger,  Erzkanzler,  &  15S 

1  S.  S.  449. 

*  Dass  der  ReichsYicekanzler  reichseingebürgert  sein  müsse,  wai 
feststehend,  wird  aber  jetzt  viel  entschiedener  betont  Reichskan 
Taxamt,  Fase.  3  ^1659). 

4  Kurs  an  Mains  1657.    Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase  3. 

8  Ich  bin  su  dieser  Auffassung  von  Herrn  Hofrath  Dr.  G.  Wii 
geregt  worden,  dem  ich  hiefur  meinen  Dank  erstatte.  —  Es  stei 
im  Einklänge,  wenn  Graf  Colloredo  1742  zuerst  auf  sein  Amt  Te 
muss  und  dann  erst  Graf  Königsfeld  ernannt  werden  kann;  t 
altere  Uebung  im  Brauche  gewesen,  so  hatte  Karl  VIL  Colloi 
Vicekanzler  des  verstorbenen  Karl  YL  einfach  ablehnen  können 


1 


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431 

Siegel,  beziehungsweise  die  Siegelstempel  nahm  der  Reichs- 
vicekanzler an  sich,  dessen  Functionen  sohin  für  die  Zeit  des 
Interregnums  erloschen1  und  der  mit  den  anderen  Reichs- 
kanzleibeamten die  Schwurablegung  erneuern  musste.*  Seit 
1711  ist  dann  auch  die  Sperrung  der  Reichskanzlei  unter- 
blieben und  nur  die  Reichshofrathsstube  geschlossen  worden. 
Der  Tod  eines  Kurfürsten  von  Mainz  hat  aber  nach  wie 
vor  keinerlei  derartige  Veränderungen  hervorgerufen,  und  dem 
Mainzer  ist  es  auch  nicht  gelungen,  das  Recht  der  selbständigen 
Bestellung  des  Interimskanzlers  dem  Kaiser  zu  entfremden  und 
ihn  dadurch  eines  Mittels  zu  berauben,  sich  eines  missliebigen 
Candidaten  für  das  Vicekanzleramt  durch  Verweigerung  seiner 
Zustimmung  zu  dessen  Ernennung  und  Ernennung  eines  Interims- 
kanzlers fernzuhalten.8  Noch  im  Laufe  des  17.  Jahrhunderts  — 
wie  es  scheint,  seit  1659  —  ist  zwar  die  Ersetzung  des  ab- 
wesenden Vicekanzlers  durch  den  Reichshofraths-Vicepräsidenten 
zur  Regel  geworden;4  aber  der  vom  Kaiser  zu  ernennende  Vice- 
präsident  konnte  doch  mit  Rücksicht  auf  dieses  sein  stellver- 
tretendes Amt  ausgewählt  werden.  Dem  Kaiser  stand  also  noch 
immerhin  Ingerenz  auf  die  Personalien  des  Vicekanzellariates 
genug  zu;  und  Thatsache  ist,  dass  er  von  derselben  auch  Ge- 
brauch machte,  mochte  auch  sonst  sein  Interesse  an  einer  Kanzlei 
gering  sein,  deren  gesammte  Finanzverwaltung  schon  in  der  Wahl- 
capitulation  von  1636  dem  Erzbischof  überlassen  worden  war, 


1  Vgl.  Herchenhahn  II,  8.  193. 

'  Zahlreiche  Belege  in  den  Fase.  3,  24,  97,?|  Reichskanzlei  und  Taxamt, 
Fase.  24,  kais.  Reichshofrath,  Reichshofkanzlei,  Fase.  35  des  Staats- 
archive«; später  bildet  sich  der  Brauch  heraus,  dass  der  Vicekanzler  in 
der  Zeit  vom  Tode  des  einen  bis  zur  Krönung  des  folgenden  Kaisers 
Stücke,  welche  noch  von  dem  verstorbenen  Kaiser  herrührten,  mit  einer 
Stampiglie  unterfertigt.  Kais.  Reichshofkanzlei,  Fase.  35.  Herchenhahn, 
II,  8.  511—513.  —  Malblank  III,  8.  390—391  (nicht  ganz  richtig). 

1  Zahlreiche  Belege  in  den  Fase.  4,  besonders  5  und  24,  Reichskanzlei 
und  Taxamt  des  Staatsarchives.  —  (1729  Briefwechsel  zwischen  dem 
mainzischen  Gesandten  Gudenus  und  Mainz  und  Acten  aus  1788,  Reichs- 
kanzlei und  Taxamt,  Fase.  5.) 

4  Vgl.  S.  432,  Anm.  3,  und  8.  436.  —  Uffenbach,  De  consilio  aulico,  S.  62 
bis  65.  —  Seeliger,  S.  166,  Anm.  2.  —  Eingehende  Angaben  im  Fase.  3 
von  Reichskanzlei  und  Taxamt  und  kais.  Reichshofkanzlei,  Fase.  2,  des 
Staatsarchives.  —  Die  interimistische  Verwaltung  des  Reichsvicekanzler- 
amtes  von  1648—1650  durch  den  Reichshofrathspräsidenten  Ernest  Grafen 
zu  Oettingen  hebt  auch  Seeliger,  a.  a.  O.  hervor. 


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432 

ein  Recht,  das  dieser  in  Anbetracht  seiner  Erträglichkeit  allezeit 
achtsam  zu  wahren  bereit  gewesen  ist.1 

Der  Reichsvicekanzler  ist  nach  1620  so  wie  früher  Mit- 
glied des  geheimen  Rathes  und  des  Hofrathes  geblieben  und 
blieb  es  bis  zum  Ende  des  Amtes;  doch  nicht  ausnahmslos; 
die  geheime  Rathswtirde  kraft  seines  Amtes  ist  ihm  recht 
eigentlich  erst  durch  die  Verfügungen  der  kurmainzisch-kaiser- 
lichen  Verträge  des  18.  Jahrhunderts  zugekommen.1 

Da  der  geheime  Rath  nach  wie  vor  Reichs-  und  öster- 
reichische Sachen  in  Berathung  zog,  so  ist  dem  Reichsvice- 
kanzler  ein  Einfluss  auch  auf  die  letzteren  noch  einige  Zeit 
gewahrt  geblieben.  Die  Ulm,  Stnüendorf  und  Kurz  wur- 
den nicht  blos  im  Rathe  über  österreichische  Agenden  ge- 
hört, sondern  haben  auch  thatsächlich  an  der  Ausarbeitung 
solcher  Antheil  genommen,  haben  auch  in  den  Deputationen, 
auch  wenn  sie  nur  erbländische  Sachen  angiengen,  Sitz  und 
Stimme  gehabt8  Von  der  Macht  traditionellen  Herkommens  ab- 
gesehen, war  es  auch  durch  ihre  Zugehörigkeit  zur  obersten 
reichisch-österreichischen  Rathsbehörde  bedingt,   dass  sie  noch 


1  Riegger,  Harmonische  Wahlcapitulation  n,  &  244  ff.  —  Hiesu  Seeliger, 
&  168  ff. 

*  &  Beilagen  V  ff.  —  KOntgsegg  ist  geheimer  Rath  erst  einige  Zeit  nach 
«einer  Ernennung  ium  Vicekanaler  geworden  (KOnigsegg  an  Mainz, 
27.  October  1669,  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  3).  In  ^erstreaten 
Gedanken  Ton  dem  ReichsTicekanaellariar  Ton  1747  (Colloredo)  heisst 
es  v§  $\  ****  Leopold  L  sei  es  «aufgekommen,  daas  ein  zeitiger  henr 
ReichsTicekanaler  ebenfalls  Conferenzminister  an  aller  Zeit  ist*  (s,  aneb 
Herchenhahn  Q,  &  100,  100;  aber  noch  am  1.  Juli  1705  schreibt  der 
Erzbbchot*  an  Franz  Erwin  Oralen  Schonborn,  er  sei  dafür,  dem  Reichs- 
ricekanaler  gleich  die  geheime  Rathswtrde  zn  ertheilen,  andern  er 
soiisten  ohne  diesen  praedicat  ein  schlechte  figur  machen  würde*. 
vReichskanilet  und  Tnznmt»  Fase  A.1 

'  Archir  des  k.  k.  Ministeriums  des  Innern,  m  A  1,  16  ex  1667.  —  Nan- 
tiaturberichte  IV,  1.  S,  17.  —  Ueber  die  Deputation  Fellner,  Mhth.  des 
Instituts  för  feterr.  Geschichts&rsch.  XV.  S.  $34,  5».  Deputation  ist 
ein  h&ung  und  för  ganz  Tocschiodcne  Körperschaften  angewendeter  Aus- 
druck* Man  hat  sa  unterscheiden:  1.  Sun  GsJlegium  deputatorum, 
welches  den  abwesenden  Monarchen  vertrat  (nur  ftr  Rede»  und  Ober- 
vVtwrvlo!  ;  i  Deputationen  vCVmm*wi)n»nl  des  geheinten  Rathes;  3.  die 
wi  L**>po«d  1  im  Jahre  ISK  sinyetiat  Deputat»—,  — snm  ■  nsaxrwritTt 
ans  den  Vertretern  der  Centrakrtullsn»  zur  Ordnung  da*  8nener>  und 
CVntributU?*OT  esens  ^Instructien  im  Archir  des  k.  k.  Minzen  linmi  des 
lunersw  111  A  U  irrten  l\ 


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433 

Yorzugsweise  für  österreichische  Hofbeamte  galten  und  auch 
dafür  gelten  wollten.1  Aber  ihre  Stellung  im  Rathe  war  eine 
ganz  andere  geworden  5  die  Vertretung  kaiserlicher  Propositionen 
stand  ihnen  nur  mehr  insoweit  zu,  als  sie  das  Reich  betrafen, 
war  aber  sonst  an  den  Hofkanzler,  den  Chef  der  neubegrün- 
deten österreichischen  Hofkanzlei  übergegangen,  welche  schon 
kraft  der  allenthalben  in  Deutschland  zunehmenden  Betonung 
des  territorialen  Momentes  der  besonderen  landesfürstlichen  Für- 
sorge und  Aufmerksamkeit  sicher  war.*  Wenn  somit  der  ganze 
den  Kaiser  zunächst  interessirende  österreichische  und  theilweise 
böhmische  und  ungarische  Einlauf  an  den  ,geheimen'  Hofkanzler 
gieng  und  dessen  Bedeutung  hiedurch  wachsen  musste,  so  hätte 
eine  Ueberflügelung  der  Machtstellung  des  Reichsvicekanzlers 
auch  dann  erfolgen  müssen,  wenn  nicht  gleich  vom  Anfang  der 
Gründung  der  neuen  Kanzlei  an  die  ,geheimen'  Expeditionen 
überwiegend  und  später  immer  mehr  an  die  Hofkanzlei  ge- 
zogen worden  wären.8  Es  geschah  dies  in  der  richtigen  Erkennt- 
nis, dass  es  für  den  werdenden  Grossstaat  zweifellos  nothwendig 
sei,  in  seiner  äusseren  Politik  ganz  unbehindert  von  dem  ver- 
fallenden Reiche  operieren  zu  können. 

Schon  im  Jahre  1627  war  der  Grundsatz  ausgesprochen 
worden,  dass  der  Reichsvicekanzler  seine  berathende  Stimme 
im  geheimen  Rathe  nur  in  Reichssachen  zu  erheben  habe,4  ein 


1  Vgl.  S.  449,  Anm.  2. 

*  Vgl.  Beil.  II— IV  und  die  folgenden  Anm. 

*  Fellner,  Mitth.  des  Institute  für  österr.  Geschichtsforsch.  XV,  S.  626.  — 
Wien,  Staatearchiv,  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  1,  Convol.  7.  — 
Für  den  Hofkanzler  ist  schon  1630  der  Titel  »geheimer*  —  unter  leb- 
haftem Proteste  von  mainzischer  Seite  —  aufgekommen  und  gebraucht 
worden.  Kais.  Reichshofrath,  Fase.  19  (Kurmainzische  Beschwerdeschrift 
1630). 

4  Wien,  Staatsarchiv,  Fase.  Hofstatus:  ,Röm.  Kais.  M*  hofstat  1627/28* 
ftihrt  eine  Reihe  von  geheimen  Räthen  (darunter  Hofkanzler  Verda)  auf 
und  bemerkt  dazu:  ,NB.  Dise  hierob  speeificirte  herren  bedienen  alle 
wirklich  den  geheimben  Rath  .  .  .  NB.  die  nachfolgende  aber  werden 
nur  in  gewissen  sachen  zue  gehaimben  rathschlagen  gezogen:  Lobko- 
witz,  ob.  Kanzler,  Strafend or ff,  Reichs vicekanzler  und  Reichshofraths- 
Vicepräsident,  Nostitz,  Reichshofrath  und  böhm.  Vicekanzler.  Diese  drei 
herrn  haben  zwar  wie  obgemelt  den  geheimben  rathstitul,  sie  werden 
aber  nur  in  denen  sachen,  welche  in  ihre  ezpedition  laufen,  in  geheimen 
rath  gefordert  nemblich  der  Fürst  von  Lobkowitz  als  oberster  Kanzler 
des  Kgr.  Böheimb,  Herr  von  Stralendorff  als  Reichsvicekanzler  und  Herr 


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434 

Grundsatz,  der  zwar  von  der  Praxis  in  den  folgenden  J 
noch  vielfach  durchlöchert  wurde,  der  aber  in  dem  Mo 
zur  Macht  wurde,  wo  sich  der  Kaiser  anschickte,  ihn  in 
Schärfe  durchzuführen;  dies  umsomehr,  als  auch  die  B 
stände  selbst  —  und  dieses  war  schon  um  die  Mitte  des  17. 
hunderts  der  Fall  —  einsehen  lernten,  dass  das  Schwerg« 
in  allen  auswärtigen  Fragen  bei  der  Hofkanzlei  stünde 
demgemäss  ihre  Unterhändler  lieber  an  den  HofkanzL 
an  den  Reichsvicekanzler  instruierten.1 

So  ist  die  ehemalige  hochbedeutende  geheime  Raths 
des  Vicekanzlers  zur  wenig  und  sehr  bald  nichts  besag 
Titelwürde  verloschen,*  als  Kaiser  Leopold  I.  von  der  1 
überlasteten  Hofkanzlei,  welche  im  Jahre  1654  collegial 
nisiert  und  zugleich  auch  die  oberste  Gerichtsbehörde  fi 
Erbländer  geworden  war,  die  auswärtigen  Agenden  abz' 
und  zu  deren  Behandlung  im  Jahre  1669  die  ständige 
ferenz  ins  Leben  rief.3    Die  Conferenz  zerfiel   in   eine 


Otto  von  Nostitz  als  boehm.  und  schlesischer  Vicekanzler;  sie 
auch  wenn  sie  erfordert  werden,  ihre  sonderbahre  session  den 
heim  räthen  gegenüber*. 

1  Fellner,  Mitth.  des  Instituts  für  österr.  Geschieh tsforsch.  XV,  8. 
Karl  Ludwig  Pfalzgraf  am  Rhein  an  den  Kaiser,  Heidelberg,  22. 
1668,  in  Wagenseil,  J.  C,  Dissertatio  de  S.  R.  Imperii  summis  offi 
et  eorundem  subofücialibus,  1686,  S.  623.  —  Künigsegg  an 
14.  Jänner  1672,  in  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  3.  —  ,Grüi 
beweis  und  ausfiihrung,  worinnen  eines  kais.  reichsvicekanzlers  gerei 
am  kais.  hof  unter  anderem  mitbestehen'  in  kais.  Reichshof 
Fase.  3/4.  —  Die  Mittheilung  bei  Vehse  IV,  S.  116,  dass  Ferdk 
schon  1634  nach  Wallenstein's  Tode  eine  engere  Conferenz  eing 
habe,  der  der  römische  König,  Fürst  Eggenberg,  P.  Lamorma 
spanische  Gesandte  und  Andere,  nicht  aber  der  Reichsvicekani 
gehörte,  finde  ich  anderweitig  nicht  bestätigt. 

*  Hierüber  Herchenhahn  II,  S.  597;  Fellner,  Mitth.  des  Instituts  für 
Geschichtsforsch.  XV,  S.  529,  etc. 

8  Fellner,  Mitth.  des  Instituts  für  österr.  Geschichtsforsch.  XV,  S.  5! 
die  einschlägigen  Capitel  bei  Huber,  Bachmann,  Luschin :  Reichsgesc 
und  Anderen.  Für  später  (1740  ab)  J.  Beidtel,  Geschichte  der 
Staatsverwaltung,  herausgegeben  von  A.  Huber,  Innsbruck  1896 
8.  auch  S.  435,  Anm.  2.  —  Die  ,iudicialia*  sind  mehrfach  Deput 
(s.  S.  432,  Anm.  3)  —  vor  Begründung  des  eigenen  judiciellen  i 
bei  der  Hofkanzlei  —  übertragen  worden.  Vgl.  Instruction  Karls  \ 
24.  August  1732,  Archiv  des  k.  k.  Ministeriums  des  Innern,  IE 
20  ex  1732. 


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435 

von  Commissionen  für  die  Behandlung  der  Beziehungen  mit 
einzelnen  Ländern.  Nur  in  der  Commission  für  das  Reich  (der 
auch  die  nordischen  Angelegenheiten  zugewiesen  waren)  hatte 
der  Reichsvicekanzler  Sitz  und  Stimme,  auch  das  Referat  und 
oftmals  den  Vorsitz.  In  allen  anderen  Commissionen  —  auch 
in  der  für  das  Reich  —  erscheint  als  Mitglied  der  Hofkanzler, 
der  damit  zum  Leiter  kaiserlicher  Politik  wenigstens  insoferne 
bestimmt  erscheint,  als  er  dieselbe  in  allen  ihren  Zweigen  über- 
sehen sollte,1  die  Gesandten  durch  ihn  instruiert  wurden  und  an 
ihn  zu  berichten  hatten.  Gewiss  haben  sich  auch  viele  Ge- 
sandte fremder  Mächte  mit  Umgehung  des  Hofkanzlers  direct 
an  den  Kaiser  gewendet;2  aber  das  ist  doch  sicher,  dass  das 
Chefamt  der  auswärtigen  Politik,  soweit  es  instruierende  und  zu 
unterrichtende  Centralstelle  für  das  aufblühende  Gesandten- 
wesen war,  in  weitaus  grösserem  Masse  das  Hofkanzleramt 
gewesen  ist  als  das  Reichsvicekanzellariat,  das  die  Leitung  der 
diplomatischen  Agenden  nur  soweit  es  sich  um  Gesandte  in 
Reichssachen  handelte,  beanspruchen  konnte;  die  Sendung  des 
Reichsvicekanzlers  selbst  in  diplomatischen  Missionen  ist  übri- 
gens nach  wie  vor  im  Brauche.8  Ueber  die  Abgabe  der  Creditive 
und  die  Ausstellung  der  Recreditive  scheint  in  früheren  Zeiten 
—  dem  17.  Jahrhundert  —  keine  Vorschrift  bestanden  zu  haben; 
in  der  Regel  dürften  sie  schon  damals  bei  der  Hofkanzlei  ab- 
gegeben, beziehungsweise  von  ihr  ausgestellt  worden  sein.4 

Die  Einrichtung   der  ständigen  Conferenz   durch  Josef  I. 
im  Jahre  1709 5  ist  in   keiner  Weise   als    eine   neue  Phase  in 


1  Gutachten    des   Hofkanzlers   Grafen    Sinzendorf  vom   2.  October    1706; 

gedruckt  bei   Fellner,    Mitth.  des  Instituts  für  österr.  Geschichtsforsch. 

XV,  8.  525-526.  —  Vgl.  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  4  (1705). 
1  S.  hierüber  die  im  Uebrigen    nicht  einwandfreien  Ausführungen  Gross- 

mann's,  ,Die  Geschäftsordnung  in  Sachen  der  äusseren  Politik  am  Wiener 

Hofe  zu  Kaiser  Leopolds  und  Lobkowitz'  Zeiten.'   Forsch,  zur  deutschen 

Geschichte  XU,  8.  457  ff. 
1  Noch  Colloredo  ist  z.  B.  1741  und  später  diplomatisch    thätig   gewesen. 

Zahlreiches  Material  in  den  Fase.  3—5,    Reichskanzlei  und  Taxamt,  und 

in  den  Reichshofrathsacten  des  Staatsarchives.    8.  auch  Beil.  IH  und  IV 

und  die  vorhergehenden  Anm. 
4  Vgl.  hiezu  8.  434,  Anm.  1. 
*  Fellner,  Mitth.  des  Instituts  für  österr.  Geschichtsforsch.  XV,  8.  526,  und 

die    einschlägigen    Capitel    der    ,Reichsgeschichteu(.    —    Vgl.   besonders 

Fase.  61,  kais.  Reichshofkanzlei  im  Wiener  Staatsarchive. 


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436 

dieser  Entwicklung  der  amtlichen  Führung  der  ausw 
Politik  anzusehen;  sie  ist  nur  eine  Art  Wiederbeurki 
der  von  Kaiser  Leopold  I.  im  Jahre  1669  getroffenen  I 
tung,  die  —  wie  das  Gutachten  des  Hofkanzlers  Sim 
vom  Jahre  1706  beweist  —  in  voller  Blüthe  war.  Sie  be< 
keine  Durchbrechung  des  seit  1669  beobachteten  Princij 
Reichsvicekanzler  einzig  Einfluss  auf  die  unmittelbar  die  '. 
politik  angehenden  Agenden  zu  gestatten,  ihn  hierin  abc 
nicht  zu  beeinträchtigen.  Freilich,  dieses  Princip  ist  in 
lichkeit  oft  genug  verletzt  worden,  vor  Allem  von  Seit 
Hofkanzlei.1  So  wurde  an  die  Spitze  der  in  Wien  taj 
Reichstagsconferenz,  welche  die  Correspondenz  mit  de 
manenten  Reichstage  in  Regensburg  zu  führen  hatte, 
der  Hofkanzler,  dann  —  wohl  zufolge  Andringens  der 
kreise  —  der  Reichshofrathspräsident  gestellt,  und  diese 
eminent  reichspolitische  Einlauf  gelangte  erst  in  zweite 
gar  noch  späterer  Hand  an  den  Reichsvicekanzler.8  Fü 
Einengung  der  Competenz  desselben  konnte  nicht  die  I 
düng  vorgebracht  werden,  welche  für  die  Schaffung  < 
genannten  engeren  Conferenz  durch  Josef  I.  und  für 
Fortführung  durch  Karl  VI.  mit  Recht  und  Glück  v 
kaiserlichen  Partei  gegenüber  den  mainzischen  Ansp 
geltend  gemacht  wurde.  Die  engere  Conferenz,  die  « 
als  einen  Ausschuss  aus  der  ständigen  Conferenz  um  e 
rief^  mit  ihr  die  allerwichtigsten  und  heikelsten  Staatsfra 
berathen,  zählte  zu  ihren  Mitgliedern  nicht  den  Reh 
kanzler.  Dies  war  der  letzte  und  entscheidendste  Seh 
Loslösung  kaiserlicher  Politik  von  der  des  Reiches, 
gerufen  vor  allem  Anderen  durch  das  ganz  natürliche  Be 
die  ,arcana'  des  Hauses  nicht  dem  Mainzer  und  den 
ständen,  deren  Interessen  naturgemäss  vielfach  den« 
Hauses  Oesterreich  widerstrebten,  zu  entschleiern.8 

1  Mehrfache  Erwähnungen  von  speciellen  Fällen  in  den  Fase.  3— £ 
hofkanxlei  und  Taxamt,  u.  a.  a.  O.  (besonders  Fase.  4,  1705). 

*  Briefwechsel  «wischen  dem  Erabischof  von  Mainz  und  KOnigseg 
Reichskanslei  und  Taxamt,  Fase.  3 ;  kais.  Reichshofkanzlei,  Fas 

8  Fellner,  Mitth.  des  Instituts  für  osterr.  Geschichtsforsch.  XV,  8 
Arneth,  Eigenhändige  Correspondens  des  Königs  Karl  HI.  von 
mit  Graf  J.  W.  Wratislaw.     Archiv  für  osterr.  Geschichte    16,   £ 


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437 

Dass  dies  nun  nicht  blos  das  Vicekanzellariat,  sondern  vor 
Allem  die  Erzbischöfe  von  Mainz  auf  das  Empfindlichste  traf  und 
sie  sich  in  einer  Reihe  von  Staatsverträgen  —  von  1711, 1742  und 
1745  *  —  der  Zuziehung  des  kraft  seines  Amtes  zum  geheimen 
Rath  und  Conferenzminister  zu  ernennenden  Reichsvicekanzlers 
zu  allen  das  Reich  betreffenden  Conferenzen  versicherten,  ist 
begreiflich.  Sie  hatten  ja  gehofft,  sich  aus  der  Vertrautheit  mit 
österreichischer  Politik,  in  welcher  sie  ihr  jeweiliger  Stellver- 
treter, soweit  er  konnte,  zu  erhalten  verpflichtet  war,8  eine  über 
ihre  thatsächliche  Macht  hinausgehende  Stellung  sichern  zu 
können.  Wenn  sie  dann  aber  in  diese  Verträge  eine  Menge 
von  Bestimmungen  hineinzuzwingen  verstanden  haben,  welche, 
wenn  durchgeführt,  die  Freiheit  kaiserlicher  Politik  geradezu 
hätten  vernichten  müssen,  so  sind  diese  niemals  zur  Anwendung 
gekommen,  wie  denn  überhaupt  die  genannten  Staatsverträge 
niemals  zu  politischer  Bedeutung  gelangten.  Die  schliesslich 
zwischen  Leopold  II.  und  Erzbischof  Karl  Theodor  von  Mainz 
geschlossene  Convention  vom  29.  September  1790  geht  in  nichts 
über  thatsächlich  bestehende  Verhältnisse  hinaus.8 

Die  Hofkanzlei  war  im  Jahre  1720  in  eine  innere  und 
eine  äussere  Abtheilung  unter  je  einem  Hofkanzler  getheilt 
worden,  und  letztere  —  von  1742  an  Staatskanzlei  genannt  und 
einem  Staatskanzler  unterstellt4  —  hat  auch  insoweit  die  engere 
Conferenz  ersetzt,  als  der  Reichsvicekanzler  dem  Verbände  der 


146,  167,  171,  210.  —  Vgl.  Archiv  des  k.  k.  Ministeriums  des  Innern, 
II  B  4,  Böhmen,  44  ex  1711  (Bemerkungen  zu  §  6),  ad  1  ex  1716  (Be- 
denken über  das  kurmainzische  Project  ad  16muin);  Staatsarchiv,  Reichs- 
acten  in  specie,  Fase.  34  (Bemerkungen  zur  Wahlcapitulation,  §  22,  25). 
Vgl.  im  Weiteren  auch  S.  464,  Anm.  3.  —  Wenn  gleichwohl  namentlich 
die  päpstlichen  Agenden  fast  regelmässig  noch  durch  die  Hand  Schön- 
born'» giengen  (gütige  Mittheilung  Dr.  v.  Voltelini's),  so  wird  hiefür  wohl 
der  Charakter  Schönborn's  als  Bischof  von  Bamberg  massgebend  ge- 
wesen sein. 

1  8.  Beil.  V,  VI,  VII.  —  Vgl.  auch  Artikel  25  der  Wahlcapitulation 
Karls  VII.,  Riegger  II,  S.  316. 

'  Malblank  III,  S.  387,  N.  18,  fahrt  unter  den  Verpflichtungen  des  Reichs- 
vicekanzlers  auch  die  Erstattung  von  wöchentlichen  ordentlichen  und 
ausserdem  ausserordentlichen  Berichten  nach  Mainz  an. 

8  Beil.  IX. 

4  Fellner,  Mitth.  des  Instituts  für  Osten*.  Geschichtsforsch.  XV,  S.  630,  und 
die  einschlägigen  Capitel  der  , Reichsgeschichten*. 


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438 

Behörde  nicht  angehörte  und  diese  daher  auch  mit  Reichs 
zusammenhängende  politische  Sachen  ohne  dessen  Heranzi 
behandeln  konnte;  übrigens  ein  Vorgehen,  das  bei  d 
nehmenden  Bedeutungslosigkeit  des  Reiches  nicht  allzuoft 
ticirt  worden  sein  dürfte.  Im  Uebrigen  wurde  —  nam< 
nach  dem  Jahre  1742  —  die  auswärtige  Politik  immer 
die  Sache  eines  einzigen  Mannes,  der  alle  Zweige  dei 
leitete  und  in  Reichssachen  nicht  ohne  Reichsvicekanzlt 
scheiden,  aber  dessen  Vorschläge  beeinflussen  durfte  und 
seiner  Stellung  auch  in  der  Lage  war,  seinem  Einflüsse 
Siege  zu  verhelfen.  Immer,  wo  die  Reichspolitik  im  Gegc 
zum  kaiserlichen  Hausinteresse  stand,  musste  sie  so  naturg 
zurückgedrängt  werden,  umsomehr,  als  dem  Staatskanzler 
die  Verfugungen  Josefs  II.,  welche  in  dem  Vertrage  Le 
mit  Kurmainz  vom  29.  September  1790  die  mainzisct 
Stimmung  fanden,  auch  der  ganze  diplomatische  Apparat 
stellt  wurde.  Kaiser  Josef  II.  verfügte  am  17.  August 
dass  die  Accreditierung,  Recreditierung,  Instruierung  und  B 
erstattung  der  Gesandten  in  Reichssachen  bei  der  Reichs-, 
anderen  bei  der  Staatskanzlei  erfolgen  sollte  mit  de 
Stimmung,  dass  eine  Kanzlei  von  einer  erfolgten  Crediti 
beziehungsweise  Recreditierung  immer  die  andere  zu 
richten  habe.1 

Damit  war  auch  formell  besiegelt,  was  wohl  imme: 
kommen  war,  dass  die  meist  bedeutungslosen  Reichsang* 
heiten  an  den  Reichsvicekanzler,  die  ganze  grosse  Pohl 
den  Staatskanzler  gieng,  wozu  dann  als  weiter  für  die  I 
kanzlei  und  das  Reichsvicekanzleramt  abträglich  die  zuneh 
Stabilisierung  des  Gesandtschaftswesens  und  der  Umstai 
treten  ist,  dass  die  kaiserlichen  Gesandten  zumeist  den 
als  Kaiser  und  Landesfursten  zugleich  zu  vertreten  hatte 
einem  eventuell   den   staatskanzlerischen  Weisungen  entj 

1  Im  Allgemeinen  hiezu  Fellner  XV,  S.  630.  —  Beil.  IX  (nan 
Art.  1).  —  Josefs  Verfügung  in  kais.  Reichshofkanzlei,  Fase.  61.  - 
Verfügung  ist  von  der  Staatskanzlei  mehrfach  verletzt  worde 
schwerden  Gundacker  Colloredo's  in  obgenanntem  Fascikel,  in  * 
sich  auch  sonst  mehrfach  einschlägiges  Material  findet  —  Die  Co 
bestand  übrigens  weiter  fort  —  unter  Beiziehung  des  Reichsvice« 
in  Reichsangelegenheiten  —  ohne  jedoch  als  blos  beratbender 
besondere  Bedeutung  zu  haben.  Seidler,  Studien,  S.  157. 


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439 

gesetzten  Befehle  des  Reichsvicekanzlers  nachzukommen  sich 
gewiss  gehütet  haben  würden;1  auf  diesem  Wege  war  eine  der 
habsburgischen  Hauspolitik  entgegengesetzte  Reichspolitik  ganz 
aussichtslos.  Das  im  18.  Jahrhunderts  aufkommende  sogenannte 
Reichsministerium,  das  sich  aus  Reichshofrathspräsident  und 
Reichsvicekanzler  als  wirklichen  Reichsministern  und  den  beiden 
Reichsreferendarien  zusammensetzte,8  verdankt  seine  Bedeutung 
fast  ausschliesslich  den  Reichshofrathsagenden. 

Die  Institution  des  Reichshofrathes  ist  durch  die  Ereignisse 
von  1620  zunächst  nicht  betroffen  worden.  Er  blieb  nach  wie  vor 
als  ein  mit  dem  Reichskammergerichte  concurrierender  oberster 
Gerichts-  und  Verwaltungsgerichtshof  für  das  Reich  und  —  ohne 
Concurrenz  —  für  die  Erblande  ein  Organ  der  kaiserlichen  Prä- 
rogativrechte; ich  wage  nicht  zu  entscheiden,  ob  bisweilen  auch 
böhmische  oder  ungarische  Processe  vor  das  Forum  dieses  ober- 
sten Gerichtshofes  gezogen  worden  sind.  Durch  die  Wahlcapitu- 
lation  von  1653  wurde  dem  geheimen  Rathe  das  Recht  der  Re- 
vision von  Reichshofrathsconclusen  in  gerichtlichen  Angelegen- 
heiten, das  sich  im  Laufe  der  Jahre  ungesetzlicherweise  heraus- 
gebildet hatte,  wieder  genommen,  während  Verwaltungs-  und 
andere  Entscheidungen  derselben  weiterhin  unterzogen  werden 
sollten.8  Diese  Kräftigung  der  Behörde  wurde  allerdings  dadurch 
mehr  als  wett  gemacht,  dass  der  Kaiser  1654  (?)  die  Ilofkanzlei 
durch  Aufhebung  der  Appellation  von  derselben  an  den  Reichs- 
hofrath  zur  obersten  Gerichtsinstanz  für  mindestens  alle  österreichi- 
schen, vielleicht  auch  böhmische  und  ungarische  Sachen  machte ; 


1  Kais.  Reichshofkanzlei,  Fase.  61.  —  Staatsarchiv,  Reichsacten  in  specie, 
Fase.  34.  —  Zeissberg,  Quellen  zur  Geschichte  der  deutschen  Kaiser- 
politik Oesterreichs  HI— V,  bes.  V,  S.  131—132. 

1  Malblank  III,  S.  346  f.  —  Der  Titel  Reichsminister  für  den  Reichs- 
vicekanzler begegnet  mir  zuerst  in  dem  Staatsvertrage  von  1742  (Bei- 
lage VI). 

•  Staatsarchiv,  Reichsacten  in  specie,  fasc.  32:  Sammlung  der  wichtigen 
Reichshofrathsordnungen  und  für  den  Reichshofrath  erlassenen  Decrete, 
p.  174/5,  Conclusa  apud  consilium  (Reichshofrath)  in  iusticialibus  non 
mutabuntur  in  consilio  arcano,  sed  in  causis  rationis  status  caesar  libertatem 
■ibi  servat  (gütige  Mittheilung  des  Herrn  Archivdirectors  Dr.  Fellner). 
—  Aus  den  Protokollen  des  geheimen  Rathes  1712—1716  (Staatsarchiv) 
scheint  sich  in  der  That  zu  ergeben,  dass  Lehenssachen  vom  Reichs- 
hofrath e  noch  an  den  geheimen  Rath  gegangen  sind.  —  Vgl.  Herchen- 
hahn  I,  8.  579.  —  Riegger  II,  S.  273  f.  —  Malblank  III,  S.  358  ff. 


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440 

Karl  VI.  richtete  einen  eigenen  judiciellen  Senat  bei  dei 
zu  diesem  Zwecke  ein,  und  seit  1749  bestand  dann  eine 
oberste  Justizstelle.1  Der  Reichshofrath  war  zu  einer  auss< 
liehen  Reichsbehörde  umgeschaffen  worden.  Die  Stellui 
Reichsvicekanzlers,  der  bis  zum  Ende  des  Amtes  kra 
selben  Mitglied  des  Reichshofrathes  war  und  alle  V01 
und  Begünstigungen  eines  solchen  genoss,  blieb  unangei 
er  war  und  blieb  trotz  aller  Anfechtungen  der  dem  J 
hofraths-Vicepräsidenten  im  Range  vorgehende  factischi 
vertretende  Präsident  und  hatte  den  ersten  Platz  ai 
,Herrenbank*  —  wie  früher  auf  der  ^gelehrten  Bank*  —  in 
das  Vicekanzellariat  (wie  auch  die  Reichshofrathsstell 
man  kann  sagen,  gerade  vom  Zeitpunkte  seiner  thatsäe 
Schwächung  (1620)  an  —  von  den  bürgerlichen  Ge 
an  die  adeligen  Herren  zurückgekommen  war.8  Aber 
Politischen  die  Ansprüche  des  Hofkanzlers,  so  sind  ii 
rathe  die  des  Reichshofrathspräsidenten  dem  Vicekanzl 
abträglich  gewesen.  Wenn  die  Tendenzen  des  Reichs!» 
Präsidenten  —  auf  ihn  darf  man  sie  wohl  zurückleiten  - 
gänzlicher  Ausschliessung  des  Vicekanzlers,  mit  dem  < 
in  eine  Reihe   formeller  präsidialer  Geschäfte   theilen   n 


1  Fellner  XV,    S.  529.   —   Bachmann,    Reichsgeschichte,    S.  293, 
Jahr  1654  ohne  Beleg  an.   Vgl.  Seidler,  Studien,  S.  127—130. 

*  Wahlcapitnlation  Leopolds  L,  41,  4,  5.  Josef  I.,  40,  4  ff.  Karl 
2,  3.    Karl  VII.,  25,  6  ff.    Riegger  II,  S.  318.  —  Beilagen  V  ff. 

8  Hiezu  und  zum  Folgenden  s.  die  Bestimmungen  der  Resolutio 
nands  II.  vom  15.  April  1626,  betreffend  die  Jndicialsachen  de« 
hofrathes  (Uffenbach,  Beil.  44—47)  und  besonders  die  der  K 
rathsordnung  Ferdinands  IEL  vom  16.  März  1654  (Uffenbach, 
bis  74),  welche  die  Grundlage  für  die  ganze  spätere  Reichs 
Verwaltung  vorstellt  —  Auch  der  Artikel  8  des  westfälischen 
spricht  ausdrücklich  vom  ,Reichsvicekansler  als  zugleich  würci 
Reichshof raths-Vieepräsidenten'.  —  Am  20.  September  1729  seh 
mainzische  Hofkanzler  an  den  Erzbischof,  das»  es  ,schwer  fallet 
,von  [seiten  des  erzcancellariates  eine  Substitution  mit  bestan 
haupten',  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase  5.  —  Ebenda  I 
Versuch  des  Mainzers  von  1788,  die  Ernennung  der  Interimski 
sich  zu  ziehen.  S.  auch  S.  462,  Anm.  2.  —  Herchenhahn  I,  S.  I 
II,  43,  im  Weiteren  vgl.  auch  das  folgende  Capitel,  bes.  S.  450, 

4  Uffenbach,  De  consilio  aulico  43,  S.  179.  —  Herchenbahn  I, 
II,  8.  41—42,  85,  145.  —  Es  handelt  sich  hier  zunächst  um  die 
der  Parteienvollmachten,  der  Agenten,  um  die  Aufnahme  von  Ai 


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441 

auch  nicht  durchdrangen;  die  Ausschliessung  des  Vicekanzlers 
bei  Verhandlung  mainzischer  Gegenstände  und  die  Verweige- 
rung der  Vorlage  solcher  Hofrathsconclusa  zur  Unterschrift  hat 
er  durchgesetzt,1  und  schliesslich  hat  Kaiser  Josef  II.  mit  Decret 
vom  18.  Juni  1768  den  Vicekanzler  thatsächlich  vom  Referate 
im  Rcichshofrathe  ausgeschlossen.8  Alle  gerichtlichen  Einlaufe 
an  den  Reichshofrath  sind  nicht  an  den  Reichsvicekanzler, 
sondern  an  den  Reichshofrathspräsidenten  gegangen,  während 
Ersterem  nach  Bestimmung  der  Rcichshofrathsordnung  von  1654 
nur  die  aussergerichtliche  Fragen  betreffenden  Einlaufe  zu- 
gestellt wurden  und  von  ihm  nach  Eenntnissnahme  dem  Prä- 
sidenten und  seit  Ende  des  17.  Jahrhunderts  dem  Kaiser 
persönlich  zu  übermitteln  waren.  Der  ganze  Reichshofraths- 
einlauf  kam  sonach  nur  dann  an  den  Reichsvicekanzler,  wenn 
er  den  Präsidenten  vertrat.  Ob  die  Versuche,  dem  Vicekanzler 
auch  das  Präsentationsrecht  der  aussergerichtlichen  Reichshof- 
rathseinläufe  zu  entfremden,  zu  einem  bleibenden  Erfolge  führten, 
weiss  ich  nicht;  wahrscheinlich  ist  es  nicht.8  Ihm  verblieb  die 
Führung  der  Hofrathscorrespondenz  mit  dem  Kaiser  und  die 
Vorlage  und  das  Referat  über  die  Conclusa  —  soweit  nöthig 
—  bei  diesem,  wodurch  ihm  fast  einzig  Gelegenheit  gegeben 
war,  auf  die  Gestalt  der  Conclusen  einzuwirken,  weil  der  Be- 
such des  Reichshofrathes  durch  ihn  —  entgegen  den  Bestim- 
mungen   der   Wahlcapitulationen4  —  zur  Seltenheit  geworden 


für  Reichshofrathsstellen  and  von  Agenten  etc.  —  daher  die  Aufnahme 
des  Art.  16,  10,  in  der  Wahlcapitnlation  Karls  VI.  (später  Art  16,  15). 
Riegger  II,  8.  66. 
1  KBnigsegg  an  Mainz,  8.  December  1669  (Reichskanzlei  und  Taxamt, 
Fase.  3):  seinen  Vorfahren  sei  die  Unterfertigung  auf  Intervention  von 
Kurpfalz  nicht  gestattet  gewesen.  Königsegg  selbst  findet  es  passend, 
dass  der  Vicekanzler  bei  Verhandlung  mainzischer  Agenden  nicht  an- 
wesend sein  solle,  aber  die  Unterschrift  sei  ganz  in  der  Ordnung,  um 
so  zu    controliren,    dass  ,alles  dem  rathsschluss  gemäss  expedirt  würde1. 

*  Kais.  Reichshofkanzlei,  Fase.  1. 

*  Vgl.  Malblank  III,  S.  344  ff.  —  Uffenbach,  De  consilio  aulico  44—45. 
Herchenhahn  I,  S.  574,  II,  S.  89.  —  Königsegg  an  Mainz,  14.  Jänner 
1672  (Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  3).  —  Kais.  Reichshofkanzlei, 
Fase.  3/4  (1723).  —  Weiteres  Material  in  den  Reichshofrathsacten  des 
Staatsarchives.  —  Vgl.  besonders  S.  454,  Anm.  3.  —  Detailbestimmungen 
über  die  Entgegennahme  des  Einlaufes  s.  Uffenbach,  S.  63. 

*  Karl  VL  16,  10.     Karl  VII.  ff.  16,  15.    Riegger  II,  S.  66. 


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442 

war;1  denn  auch  die  herkömmliche  der  Verhandlung  v< 
gehende  Besprechung  des  Präsidenten  mit  dem  Vicek« 
über  wichtigere  Justizsachen,  sowie  die  Bestimmung  der  1 
capitulation,  solche  nur  in  Gegenwart  des  Letzteren  dem  I 
zu  referieren,  geriethen  im  Laufe  des  18.  Jahrhunderts  in 
gessenheit.8  Schliesslich  oblag  ihm  als  Chef  der  Reichk; 
die  Leitung  der  ganzen  Reichshofrathskanzleigeschäfte 
Fertigung  der  Conclusa  —  und  zwar  gemeinsam  mit 
Reichshofrathspräsidenten  —  und  die  damit  verbundene 
trole,  ob  dieselbe  auch  dem  Bescheide  gemäss  geschehe.8 
So  stellt  sich  die  vom  Reichsvicekanzler  verw 
Reichskanzlei  als  auswärtiges  Amt  für  Angelegenheiter 
Reiches  und  als  Reichshofrathskanzlei  dar,  ihr  Chef  —  juri 
wenigstens  —  als  ein  Reichsminister  des  Aeussern  und  R 
hofrathskanzleipräsident ;  dazu  kam  dessen  Wirkungskre 
Reichshofrathe  und  die  kaiserliche  Vertretung  auf  den  R 
tagen,  zu  welchen  er  mit  einem  Theile  der  als  Hilfsbe 
mitgenommenen  Reichskanzlei  zum  Zwecke  der  ,Consul 
in  dort  vorfallenden  geschaffen  und  handlungen'4  den  I 
zu  begleiten  hatte;  wie  sehr  auch  dies  mit  zunehmender 
nahmslosigkeit  und  zugleich  Unabhängigkeit  der  Kaisei 
den  Reichsinteressen  an  Bedeutung  verlieren  musste,  lei 
ein.6     Der    Beeinträchtigung    vicekanzlerischer    Rechte 


1  Herchenhalm  II,  S.  44  (dass  die  Vicekanzler  nur  wegen  der 
Streitigkeiten  den  Rath  nicht  besuchten,  glaube  ich  allerdings 
190,  191.  —  Vgl.  auch  Reichshofrathsacten,  namentlich  Fase.  5.  - 
hat  1640  ab  aprili  usque  in  mensem  iulii  in  absentia  praeaid 
Hof  rath  besucht  (Relation  an  Kaiser  Leopold  I.  [1669]  in  Reichs! 
und  Taxamt,  Fase.  3). 

*  Vgl.  Malblank  III,  S.  347,  349.  Mainz  an  de  Bree  (dem  Kaiser  zi 
geben),  28.  Februar  1769  (kais.  Reichshof kanzlei,  Fase.  1). 

*  Vgl.  den  S.  441,  Anm.  1,  citierten  Brief  Königsegg's.  —  S.  im  U< 
die  einschlägigen  Bestimmungen  der  Reichshofrathsordnung  von  1 
Ueber  den  Versuch,  ihn  auf  die  Expedition  der  ,iudicialia*  des  '. 
hofratbs  zu  beschränken,  die  ,politica4  und  ,publica'  aber  der 
Hofkanzlei  oder  der  speciellen  Competenz  des  Reichshofrathspräs: 
zuzuwenden,  s.  KOnigsegg  an  Mainz,  14.  Jänner  1672,  Reichskanz 
Taxamt,  Fase.  3. 

4  Ferdinand  II.  an  Erzbischof  von  Mainz,    18.  Mai   1622    (Reichs 

und  Taxamt,  Fase.  8  b). 
6  Wahlcapitulation    Karls  VII.,    Art.  26,    4.     Riegger  II,    S.  316.    - 

Fase.  3  (1669-1672)  und  8b  (1622-1627),  Reichskanzlei  und  Tax 


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443 

die  Art  der  Besetzung  des  Präsidiums  der  Reichstagsconferenz 
wurde  bereits  gedacht.1 

Die  Reichskanzlei  hatte  ausserdem  einen  selbständigen 
Wirkungskreis:  die  Ausstellung  der  vom  Kaiser  auf  Grund 
seiner  Prärogativrechte  zu  verleihenden  Privilegien,  der  Lehen- 
briefe und  Urkunden  überhaupt,  vor  Allem  der  StandeseYhöhun- 
gen.*  Die  Frage  war,  ob  es  sich  hiebei  um  alle  kaiserlichen 
Privilegien,  namentlich  Standeserhöhungen,  oder  nur  um  solche 
ins  Reich  handle,  und  diese  Frage  war  der  Gegenstand  eines 
fast  hundertjährigen  erbitterten  Streites  zwischen  den  zwei 
Kanzleien,  der  durch  die  Convention  von  1773  einen  unge- 
fähren Abschluss  fand.  Diese  bedeutet  ein  Compromiss,  das 
beiden  Kanzleien  und  ihren  Taxansprüchen  —  hierum  drehte 
es  sich  ja  vor  Allem  —  möglichst  gerecht  wurde;  ich  gehe 
im  nächsten  Capitel  darauf  näher  ein.8 

Der  repräsentativen  Stellung  des  Reichsvicekanzlers,  der 
als  geheimer  Rath  seit  1651  den  Titel  Excellenz  führte,4  ist 
bei  dem  allgemeinen  Verfalle  am  wenigsten  Eintrag  geschehen ; 
er  blieb  ,os  caesaris'  des  Kaisers  in  allen  Reichsangelegenheiten, 
durch  ihn  Hess  derselbe  durch  Vorlesung  seinen  Willen  kund- 
thun,  sowohl  bei  den  Krönungen  der  deutschen  Kaiser,  wie 
bei  den  grossen  Reichsbelehnungsfeierlichkeiten  und  allen  an- 
deren;   er  nimmt  darum  auch  an  allen  Ceremonialconferenzen 


Die  Bemerkung  Vehse's  (Geschichte  des  Osten*.  Hofes),  dass  die  Reichs- 
vicekanzlerwürde  dadurch  viel  verlor,  dass  die  Kaiser  seit  Leopold  I. 
nicht  mehr  die  Reichstage  und  durch  die  Allianz  mit  den  geldkräftigen 
Seemächten  der  Geldhilfe  des  Reiches  nicht  mehr  so  bedurften  wie 
früher,  wird  man  annehmen  können  (VI,  8.  öl,  52). 
1  8.  S.  436,  Anm.  2. 

*  Reichshofkanzleiordnung  1559.  Beil.  I,  8.  465.  —  Wahlcapitulationen 
Leopold  I.  30,  4.  Josef  I.  29,  4.  Karl  VL  11,  3.  Karl  VIL  ff .  11.  8. 
Riegger  II,  8.  486.  —  Ferdinand  III.  46,  1,  2.  Ferdinand  IV.,  Leopold  I. 
44,  1—4.  Josef  I.  43,  1—3.  Karl  VI.  22,  4.  Karl  VIL  ff.  22,  7,  8. 
Riegger  II,  8.  230-237. 

*  Das  reichliche  Material  für  diese  Frage  zunächst  in  den  Fascikeln 
Generalien,  Reichsadel,  des  Adelsarchives  des  k.  k.  Ministeriums  des 
Innern,  ferner  in  II  B  4,  Böhmen,  Karl  VI.  bis  Franz  IL,  des  Archivs 
des  k.  k.  Ministeriums  des  Innern  und  mehrfach  in  den  Fascikeln  Reichs- 
kanzlei und  Taxamt  und  kais.  Reichshofkanzlei  des  Staatsarchive». 

4  Zuerst  1651  erscheint  dieser  Titel  für  Kurz,  Reichskanzlei  und  Taxamt, 
Fase.  11. 
ArctaiT.  LXXXIV.Band.  n.  Hälfte.  30 


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444 

theil.1  Als  Vertreter  des  Reichspostprotectors,  des  Erzbischofs 
von  Mainz,  stehen  ihm  auch  in  Postsachen  am  Hofe  ver- 
schiedene Rechte  zu.2 

Bei  dieser  Betonung  des  repräsentativen  Momentes,  die 
mit  der  wachsenden  politischen  Bedeutungslosigkeit  des  Vice- 
kanzellariates  immer  nachdrücklicher  wurde,  ist  es  nicht  ver- 
wunderlich, dass  Rangstreitigkeiten  als  eine  nahezu  ständige 
Begleiterscheinung  der  Verwaltung  des  Amtes  vom  17.  Jahr- 
hundert an  auftreten;8  so  die  fortwährenden  Differenzen  mit 
dem  Reichshofraths-Vicepräsidenten  wegen  des  Vorsitzes  im 
Reich  shofrathe,  mit  dem  Präsidenten  über  den  Platz  bei  feier- 
lichen Ceremonien.4  Um  die  Wende  des  17.  und  18.  Jahr- 
hunderts wurde  dann  zur  Regel,  dass  der  Obersthofmeister 
Allen  vorangieng  und  diesem  die  geheimen  Räthe,  dann  die 
Reichshofräthe  nach  dem  Alter  folgten.6  Der  Vicekanzler  nimmt 
den  Reichsbeamten  den  Eid  ab  und  unterfertigt  ihre  Ernennungs- 
decrete,  ebenso  die  der  geheimen  Räthe;6  weitergehende  Wtin- 


1  Hierüber  Herchenhahn  U,  8.  191.  —  Malblank  III,  S.  370.  —  Vgl.  Archiv 
k.  k.  des  Ministeriums  des  Innern,  Diarium  über  die  Krönung  Karls  VIL 
II  B  4,  1  ex  1742.  —  Wenn  der  Reichsvicekanzler  auch  bei  anderen 
Krönungsfeierlichkeiten  theilnimmt,  geschieht  dies  wohl  vermöge  der 
Hofwürde,  die  er  bekleidet;  auffallend  ist  immerhin,  dass  er  noch  1712 
bei  der  Krönung  Karls  VI.  zum  König  von  Ungarn  theilnahm.  Kais. 
Reichshofrath,  Fase.  4.  —  Ueber  Ceremonialconferenzen  s.  Beil.  VI,  VIL 
—  Eine  gute  Zusammenstellung  der  formellen  Thätigkeit  des  Reichs- 
vicekanzlers bei  Malblank  HI,  S.  383—388. 

*  Malblank  III,  S.  387.  Ich  war  nicht  in  der  Lage,  der  Sache  weiter  nach- 
zugehen. 

8  Vgl.  folgendes  Capitel. 

4  S.  S.  451.  —  Kais.  Reichshofkanzlei,  Fase.  3/4,  »Gründliche  Information* 
etc.,  1747. 

5  In  einer  ,8pecification  der  kais.  Minister',  welche  am  14.  October  1746 
dem  Kurverein  beigewohnt  haben,  sind  sie  in  folgender  Reihe  auf- 
gezählt: Sinzendorf  Obersthofmeister,  Auersperg  Oberstmarschall,  Uhle- 
feld  Staatskanzler,  Harrach  oberster  böhmischer  Kanzler,  Kinsky  banco 
dep.  praes.,  Colloredo  Reichsvicekanzler,  Khevenhüller  Oberstk&mmerer, 
Batthyani  Obersthofmeister  der  Kaiserin  (Archiv  des  k.  k.  Ministeriums 
des  Innern,  H  B  4,  1745). 

6  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  24.  —  Beil.  VII,  IX.  —  Die  Aus- 
stellung der  Ernennungsdecrete  der  geheimen  Räthe  war  im  17.  Jahr- 
hundert durch  die  Hofkanzlei  erfolgt  und  kam  erst  auf  vielfache  Re- 
crimination  des  Erzkanzlers  an  die  Reichskanzlei  zurück  (Archiv  des 
k.  k.  Ministeriums  des  Innern,  II  B  4,  1711  ff.). 


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445 

sehe  der  Reichskanzleikreise  sind  unerfüllt  geblieben,  mochten 
sie  immerhin  in  die  kurmainzischen  Verträge  aufgenommen 
worden  sein;  so  auch  der  Wunsch,  den  anderen  Kanzleien 
sogenannte  decreta  in  gnaden  oder  per  imperatorem  (stricte 
Befehle)  zustellen,  selbst  aber  keine  annehmen  zu  dürfen.1  Der 
Reichsvicekanzler  leistet  den  Eid  in  die  Hände  des  ältesten 
geheimen  Rathes  oder  —  später  —  des  Obersthofmeisters,  der 
ihn  auch  im  Hofrathe  und  in  der  Reichskanzlei  vorstellt.3 

Das  Amt  ist  —  man  kann  fast  sagen  im  geraden  Ver- 
hältnisse zur  seiner  wachsenden  Bedeutungslosigkeit  —  eine 
recht  wohl  dotirte  Stelle  gewesen.  Der  Gehalt  betrug  bis  1659 
jährlich  1500  fl.,  1659—1720  1900  fl.  (und  Holz  und  Licht), 
1720—1806  3800  fl.  und  645  fl.  Holz-  und  Lichtgeld;  dazu 
kamen  seit  1713  2000  fl.  ,Commissionsgelder'  und  seit  1719 
ausserdem  eine  ,Qnadenaddition'  von  4800  fl.,  so  dass  des  Vice- 
kanzlers  Gesammtgehalt  —  den  der  Erzbischof  zu  zahlen  hatte 
—  seit  1719/1720  11245  fl.  betrug.8  Das  Quartier  war  frei.4 
Rechnet  man  hiezu  den  —  vom  Kaiser  gezahlten  —  Hofraths- 
gehalt  von  im  17.  Jahrhundert  1300  fl.  (1000  speierische  Reichs- 
thaler), seit  1716  4000  fl.6  und  die  im  18.  Jahrhunderte  wenig- 
stens 2000  fl.  betragenden  Geheimrathsgebühren,6  die  unter 
keinen  Umständen  aufhebbaren  ,Subscriptionsgelder*  aus  der 
Kanzlei  —  5  — 15°/0  der  Gesammttaxen7  —  die  ,Laudemien- 
gelder'    aus    dem    Hofrathe  —  unter   Karl   VI.   in  jährlichem 


1  Vgl.  Beil.  VII  und  eine  Menge  von  diesbezüglichen  mainzischen  Vorstel- 
lungen im  Archiv  des  k.  k.  Ministeriums  des  Innern,  II  B  4  (1745,  1746). 

*  Belege  in  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  3 — 5. 

*  Staatsarchiv,  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  8b;  kais.  Reichshofkanzlei, 
Fase.  1.  Gehalts8pecificirung  vom  13.  September  1659  (Or.);  Besoldungs- 
ordnung vom  16.  Jänner  1720  (Or.) ;  weitere  Angaben  über  Commissions- 
gelder  und  Gnadenaddition  kais.  Reichshofskanzlei,  Fase.  2  und  25. 

4  Malblank  III,  S.  389  etc. 

6  Bergmann  J.,  Ueber  den  kais.  Reichshofrath.  Sitzungsberichte  der  Wiener 
Akademie  XXVI,  208  (Besoldungsordnung  vom  1.  April  1716.  K.  u.  k. 
Reichsfinanzarchiv);  Uffenbach,  S.  28;  Malblank  III,  S.  389;  kais.  Reichs- 
hofrath, Fase.  16.  Dass  von  1716  an  kein  Reichshofrath  ausser  dem 
Präsidenten,  Vicepräsidenten  und  Reichsvicekanzler  pensionsfähig  war, 
Bergmann,  8.  210. 

6  Kau.  Reichshofrath,  Fase.  16.  —  Malblank  III,  S.  389. 

7  S.  Taxordnung  vom  6.  Jänner  1659  gedruckt  bei  Uffenbach,  Beil.  41  bis 
45.  —  Herchenhahn  II,  S.  200. 

30* 


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446 

Durchschnitt  1700  fl.,  später  weniger l  —  die  hohen  Reise- 
diäten bei  Gesandtschaften  —  schon  im  17.  Jahrhundert  monat- 
liche 500  fl.*  — ,  schliesslich  die  Repräsentationsgelder  und  Ge- 
schenke bei  feierlichen  Ceremonien,3  so  wird  man  das  Gesammt- 
einkommen  des  Reichsvicekanzlers  im  17.  Jahrhundert  wohl  auf 
10.000—15.000  fl.,  im  18.  Jahrhundert  auf  20.000-30.000  fl. 
veranschlagen  dürfen. 

Für  die  innere  Kanzleiverwaltung  sind  die  Bestimmungen 
der  alten  Ordnungen  in  Geltung  geblieben.  Dass  die  Kanzlei 
sich  erweiterte,  lag  in  der  Natur  der  Sache.  1673  zählt  sie 
zwei  Secretarien,  einen  geheimen  und  einen  Reichshofraths- 
secretär,4  1720  kommt  ein  zweiter  geheimer  Secretär  dazu, 
einer  von  diesen  Beiden  wird  dann  ebenso  wie  der  Reichshof- 
rathssecretär  Reichsreferendar;6  ihnen  obliegt  die  Kanzlei- 
fertigung der  aussergerichüichen,  beziehungsweise  gerichtlichen 
Ausläufe,  Ersterem  auch  die  Ueberwachung  der  gesammten 
Taxgebahrung.  Die  Betheiligung  des  Reichsvicekanzlers  am  Be- 
urkundungsgeschäfte trat  naturgemäss  gegen  früher  zurück;  die 
Form  der  vicekanzlerischen  Fertigung  blieb  dieselbe;  nach  wie  vor 
ist  er  der  Siegelbewahrer;6  die  Reichsregistratur,  in  welche  auch 
die  Judicialsachen  des  Reichshofrathes  kamen,  und  das  Reichs- 
archiv unterstanden  weiterhin  seinem  Präsidium;  vielfach  sind 
sie  durch  Herausnahme  österreichischer  Acten  verringert  worden.7 


1  So  habe  ich  es  aus  zahlreichen  Aufzeichnungen  in  den  Fase.  3,  4,  5,  6, 
Reichskanzlei  und  Taxamt,  und  Fase.  5,  18,  kais.  Reichshofrath  etc., 
und  anderen  zusammengestellt. 

8  Uffenbach,  S.  29. 

8  Uffenbach,  S.  124.  —  Vgl.  besonders  das  interessante  Gutachten  von 
de  Bree  vom  December  1767,  kais.  Reichshofkanzlei,  Fase.  1.  —  Der 
Interimskanzler  hat  an  den  verschiedenen  Taxemolumenten,  wenigstens 
bis  1696/97,  keinen  Antheil,  vgl.  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase  3 
(Vergleich  zwischen  Reichsvicekanzler  Graf  Kaunitz  und  Reichshofraths- 
Vicepräsidenten  Graf  Zeill,  1696). 

4  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fas.  5  (Miscellanea). 

5  Kais.  Reichshofkanzlei,  Fase.  1.  —  Vgl.  Malblank  III,  S.  346,  373.  — 
Ende  des  18.  Jahrhunderts  zählt  die  Kanzlei  allem  Anscheine  nach  zwei 
Reichsreferendarien  und  drei  Secret&re.  Malblank,  ebenda. 

6  S.  Herchenhahn  n,  S.  191. 

T  S.  Beil.  in  und  IV.  -  S.  folgendes  Capitel  8.  459  und  461,  Anm.  1  und  4. 
—  Vgl.  auch  Wahlcapitulation  Karls  VH.  etc.  III,  17-,  Riegger  I,  S.  132. 
Die  Angaben  über  den  Ausbau  des  Beamtenstandes  der  Reichskanzlei 
können  hier,  weil  auch  dem  Thema  ferneliegend,  nur  ganz  ungefthre  sein. 


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447 

Langsam  schreitet  die  Entwicklung  des  Reichsvicekanzler- 
amtes nach  abwärts  vor;  mit  dem  Schwinden  der  politischen 
Bedeutung  hält  das  Wachsen  der  Betonung  formeller  und  re- 
präsentativer Fragen  gleichen  Schritt;  die  Macht  des  Amtes 
ward  durch  ,Ehre  und  Nutzen'  ersetzt;  aus  dem  weit  ausgrei- 
fenden Organe  deutscher  Kaiserpolitik,  dessen  hervorragendster 
Träger  in  erster  Linie  zur  Lösung  der  weltbewegenden  Fragen 
des  Trienter  Concils  beigetragen  hatte,  wurde  eine  erträgniss- 
reiche Sinecure  flir  hochgeborene  Herren  des  Reiches;  dem 
starken  Einflüsse  der  Wiener  Hofkreise  ausgesetzt,  ist  es  ein 
schwankendes  Gebilde  gewesen,  halb  Ceremonialwürde  des 
Hofes  und  halb  eine  politische  mainzische  Expositur  in  Wien, 
halb  kaiserliches  Ministeramt  und  halb  Vertretung  einer  der 
kaiserlichen  bewusst  entgegengestellten  Macht,  halb  wie  eben 
das  ganze  alte  heilige  römische  Reich. 

Capitel  IL 

Geschichte  des  Amtes  von  1620—1806  und 
Auflösung  desselben. 

Obwohl  die  Trennung  der  österreichischen  Kanzlei  von 
der  des  Reiches  zunächst  durchaus  nicht  die  Billigung  der  be- 
theiligten Kreise  im  Reiche  finden  wollte,  so  waren  dieselben 
doch  nach  Durchführung  der  seit  Jahren  geplanten  Errichtung 
der  Hofkanzlei  im  Jahre  1620  ,gar  wohl  zufrieden',  weil  sie 
glaubten,  die  österreichische  würde  ,bei  ihren  landsachen  alleine 
bleiben'.  *  In  den  ersten  Jahren  kann  ja  auch  wirklich  die  aus- 
wärtige Politik  nicht  sofort  ausschliesslich  der  österreichischen 
Kanzlei  überantwortet  worden  sein  und  wird  der  Rath  Ludwigs 
von  Ulm,  dessen  Persönlichkeit  nach  dem  Sturze  des  allbeherr- 
schenden Geheimrathsdirectors  Kiesel  mehr  hervortrat,  und  des 
Freiherrn  von  Stralendorf,  Ulm's  Nachfolgers  (25.  September 
1627  —  18.  October  1637),  schon  durch  die  Macht  der  Tra- 
dition schwer  genug  gewogen  haben.8  Aber  die  Tendenz,  die 
Territorialhoheit  zu   stärken,  'war  nun   einmal  vorhanden  und 


1  Beil.  III. 

*  Das  Material  gerade  ans  dieser  Zeit  fliesst  sehr  spärlich.    Vgl.  Beil.  III. 
—  Gutachten  de  Bree's  von  1767,  kais.  Reichshofkanzlei,  Fase.  1. 


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448 

musste  sich  in  der  Kräftigung  der  neugeschaffenen  Territorial- 
behörde äussern;  den  Ulm  und  Stralendorf  kam  ihr  oben  an- 
gedeuteter Einfluss  nur  als  Persönlichkeiten,  nicht  aber  als 
Reichsvicekanzlern  zu.1 

Peter  Heinrich  Freiherr  von  Stralendorf,  der  Sohn 
des  Reichshofvicekanzlers  Leopold  von  Stralendorf,  ist  im  Herbste 
1627  —  wieder  mit  Umgehung  des  mainzischen  Ernennungs- 
rechtes —  vom  Kaiser  zum  Reichsvicekanzler  ernannt  worden 
und  hat  in  den  zehn  Jahren  seiner  Amtsführung  —  er  starb 
am  18.  October  1637  —  auch  das  seit  1624  von  ihm  bekleidete 
Reichshofraths-Vicepräsidium  beibehalten.3  Die  Ernennung  seines 
Nachfolgers,  des  Reichshofrathes  Freiherrn  Ferdinand  Sigis- 
mund  Kurz  von  Senftenau,  erfolgte  in  gleicher  Weise.8 

Die  Reichskanzlei  und  vor  Allem  ihr  Chef,  der  Vice- 
kanzler,  begannen  bald  einzusehen,  dass  ihnen  von  der  neu- 
gegründeten österreichischen  Kanzlei  gerade  das  entwunden 
wurde,  worauf  sie  mit  Recht  den  Hauptwerth  legten,  die  aus- 
wärtige Politik.  Diese  Schädigung  wurde  irreparabel,  ab  die 
auswärtigen  Potentaten  selbst  einsehen  lernten,  dass  sie  mit  dem 
Hof  kanzler  besser  fuhren  als  mit  seinem  Collegen  von  der  Reichs- 
kanzlei.4 Beide  tauschten  die  Stellung;  Leiter  der  kaiserlichen 
Politik  wurde  der  Hofkanzler.  Doch  war  dem  Reichsvicekanzler 
als  Mitglied  des  geheimen  Rathes  und  des  Hofrathes  noch  eine 
lebhaftere  Fühlung  mit  derselben  möglich,  bis  die  nach  dem 
westfälischen  Frieden  lebhaft  betonte  Territorialpolitik  den 
Kaiser  Ferdinand  1654  zur  Ausgestaltung  der  Hofkanzlei  zu 
einer  collegialen  Behörde  und  zum  obersten  österreichischen 
Gerichtshöfe  und  den  Kaiser  Leopold  I.  fünfzehn  Jahre  später 
zur  Gründung  der  geheimen  Conferenz  veranlasste.  Es  ist 
charakteristisch,  dass  gerade  in  diesen  Jahren  die  Kaiser  ein 
bisher  ausgeübtes  Recht  oder  vielmehr  Unrecht  den  Erzkanzlern 
gegenüber  aufgaben,  indem  diesen  durch  die  Wahlcapitulation 
von  1653  —  wenn  auch  nicht  mit  ausdrücklichen  Worten  — 


1  Vgl.  8.  432. 

*  Ulm  ist  am  16.  Juli  1627   gestorben.    —    Reichskanzlei   und   Taxamt, 

Fase.  3  (1627,  1637).  Seeliger,  S.  158.  —  Ueber  Stralendorf  s.  Stieve  in 

Allgem.  deutsche  Biographie  XXXVI,  S.  494.   Vgl.  Vehse  in,  S.  26,  IV, 

S.  115—117.  —  Nuntiaturberichte  IV,  1  (Register). 
8  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  3  (1637).  —  Seeliger,  S.  158.  -    Ueber 

Kurz  s.  Allgem.  deutsche  Biographie  XVII,  S.  429  (Krones). 
4  S.  S.  431,  Anm.  1. 


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449 

ihr  Ernennungsrecht  der  Vicekanzler  neu  zugestanden  und  nach 
dem  Tode  des  Grafen  Kurz  im  März  1659  auch  von  ihnen 
ausgeübt  wurde,1  jenes  Vicekanzlers,  der  in  Missachtung  seiner 
Stellung  als  Stellvertreter  des  Erzkanzlers  bei  der  Wahlfrage 
im  Jahre  1657  ohne  Bedenken  die  kaiserliche  Partei  direct 
gegen  Mainz  ergriff,  der  auch  noch  wie  Stralendorf  zur  De- 
putation beigezogen  worden  war  und  sohin  noch  einmal  einen 
recht  im  Sinne  habsburgisch-kaiserlicher  Politik  wirkenden  und 
an  ihr  theilhabenden  Minister  im  Sinne  seiner  Amtsvorgänger, 
der  Kanzler  vor  1620,  repräsentiert.2 

Der  Uebergang  des  Ernennungsrechtes  an  den  Mainzer 
erfolgte  nicht  ohne  Kampf.  Der  Erzbischof  ernannte  zunächst 
den  Freiherrn  von  Boineburg  zum  Vicekanzler  und  bis  zu 
dessen  Amtsantritt  den  mainzischen  Residenten  Lindenspur 
zum  Interimskanzler;  der  Kaiser  aber,  dessen  ausschliessliches 
Recht  der  Ernennung  der  letzteren  hiedurch  verletzt  worden 
war,  übergab  die  zeitweilige  Kanzleiverwaltung  dem  Keichs- 
hofraths-Vicepräsidenten  Georg  Ulrich  Grafen  Wolkenstein. 
In  dem  darüber  entbrannten  Federkriege  sind  Grundlage  und 
Competenz  des  Vicekanzelariates  vielfach  erörtert  worden. 
Das  Ende  des  Conflictes  war  die  Zurücknahme  der  Ernennung 
Boineburg's,  dessen  Nachfolger  als  von  Mainz  mit  kaiserlicher 
Zustimmung  ernannter  Reichsvicekanzler  der  Domcapitular 
Wildreich  von  Walderdorf  (28.  April  1660  —  30.  Juni 
1669)  wurde.8 

Diese  Ueberlieferung  des  Ernennungsrechtes  an  den 
Mainzer,  mochte  sie  auch  noch  so  sehr  den  Wahlcapitulationen 
und  Ordnungen  entsprechend  sein,  ist  doch  ein  Zeichen  der 
immer  wachsenden  Theilnahmslosigkeit  der  Kaiser  gegenüber 
der  Reichskanzlei,    die   sie   im  Grunde  gehen   Hessen,    wie  sie 


1  S.  8.  430. 

*  Vgl.  Heide,  Die  Wahl  Leopolds  I.  zum  römischen  Kaiser.  Forschungen 
zur  deutschen  Geschichte  XXV,  S.  43  ff.,  s.  auch  S.  432,  Anm.  2.  — 
Uehrigens  sind  auch  noch  Walderdorf  und  Königsegg  wohl  in  Anbetracht 
ihrer  gut  kaiserlichen  Gesinnung  zur  Deputation  beigezogen  worden 
(kais.  Reichshofrath,  Fase.  6).  —  Kurz  scheint  überhaupt  gegenüber  Mainz 
mehrfach  eigenmächtig  vorgegangen  zu  sein,  zumal  in  Dingen,  für  die 
man  dort  stets  ein  feines  Empfinden  hatte,  Geldsachen  (Reichskanzlei 
und  Taxamt,  Fase.  1,  Convolut  7). 

3  Ausführlich  bei  Seeliger,  S.  159—161,  nach  Reichskanzlei  und  Taxamt, 
Fase.  3;  er  heisst  Walderdorf,  nicht  Waldendorf. 


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450 

gieng,  und  in  deren  GefUge  sie  nur  in  seltenen  Fällen  durch  Ver- 
ordnungen eingriffen;1  auch  die  durch  die  Wahlcapitulationen 
1636  und  noch  mehr  durch  die  von  1658  dem  Erzkanzler  über- 
lassen unbeschränkte  Verfugung  über  die  Kanzleitaxen  und 
Leitung  der  Kanzleifinanzgebarung  ist  ein  Zeichen  dieser  Theil- 
nahmslosigkeit.* 

In  dem  Grade  nun,  wie  die  Reichskanzlei  sich  dem  kaiser- 
lichen Einflüsse  mehr  und  mehr  entfremdete,  erweiterte  sich 
auch  die  Kluft  zwischen  ihr  und  den  anderen  Hofbehörden, 
die  in  ihr  und  speciell  im  Reichsvicekanzler  zu  sehen  be- 
gannen, was  sie  mehrfach  wirklich  war,  die  Vertretung  einer 
den  habsburgischen  Haus-  und  österreichischen  Staatsinteressen 
abträglich  gesinnten  Macht.3 

Eine  Zeit  der  Chicanen  trat  ein,  und  es  scheint  nicht  mit 
Unrecht  behauptet  worden  zu  sein,  dass  gerade  Wildreich  von 
Walderdorf,  wie  er  selbst  gesagt  haben  soll,  ,spe  obtinendi  epi- 
scopatus  Viennensis'  sich  thatsächliche  Eingriffe  in  die  Rechte 
seiner  Stellung  als  Chef  der  Reichskanzlei  habe  gefallen  lassen, 
wie  auch  unter  ihm  die  Verwaltung  der  Kanzlei  in  hellste  Un- 
ordnung gerathen  ist.4  Zunächst  wurde  die  Stellung  des  Reichs- 
vicekanzlers im  Hofrathe  angegriffen.  In  seiner  Ordnung  vom 
April  1642  hatte  Kaiser  Ferdinand  III.  decretiert,  dass  der 
Vicepräsident  dem  Vicekanzler,  ,wenn  er  herrenstands  ist,  so 
oft  er  den  Reichshofrat  besuechet,  die  obere  stelle  geben  und 
ohnweigerlich  weichen  solle',6  und  in  der  grossen  Reichshof- 
rathsordnung  vom  16.  März  1654  ohne  jeden  einschränkenden 
Zusatz  bestimmt,  dass  in  Abwesenheit  des  Präsidenten  der 
Vicekanzler  zu  präsidieren  habe;6  es  war  das  im  Grunde  nur 
eine  Sanction  althergekommenen  Brauches.   Aber  1660  begann 

1  S.  das  allerdings  mehrfach  übertreibende  Gutachten  de  BreVs  von  1767 

und    dessen  Brief  an  den  mainzischen  Hofkanzler  Lasser  vom  3.  Man 

1768  in  kais.  Reichshofkanzlei,  Fase.  1. 
1  S.  Seeliger,  S.  170,  Anm.  2  (Riegger  II,  S.  246). 
»  Vgl.  hiezu  S.  433. 
4  Königsegg  an  Mainz,  14.  Jänner  1672  (Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  3). 

—  Eine  Reihe  von  Beschwerden  gegen    die  Führung  der  Reichskanzlei 

ebenda,  Fase.  24. 
•  S.  Gutachten  über  den  Pracedenzstreit  vom  17.  April  1660  im  Faac.  3/4, 

kais.  Reichshofkanzlei. 
6  Reichshofrathsordnung  bei  Uffenbach,  De  consilio  aulico,  Beil. 


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451 

der  Rangstreit  von  Neuem,1  und  schliesslich  musste  der  Vice- 
kanzler  noch  durch  die  Verleihung  des  Präsidiums  der  Reichs- 
tagsdeputation an  den  Hofkanzler,  dann  den  Reichshofraths- 
präsidenten  eine  empfindliche  Zurücksetzung  erfahren.8 

Am  30.  Juni  1669  wurde  Wildreich  von  Walderdorf 
Bischof  von  Wien  und  am  11.  Juli  zum  Reichsvicekanzler 
der  bisherige  Reichshofraths-Vicepräsident  und  Interimskanzler 
E.  W.  Graf  von  Königsegg,  ein  gut  kaiserlich  gesinnter  Mann, 
ernannt3  Die  Cumulation  der  beiden  Aemter  rief  neuerliche 
lebhafte  Erörterungen  hervor.  Königsegg  vertrat  den  Standpunkt, 
dass  diese  Aemter  ganz  wohl  ,compatibilia'  seien,  und  berief 
sich  auf  den  Präcedenzfall  unter  Stralendorf.4  Der  Streit,  den 
vor  Allem  die  beiden  Grafen  Ernst  —  der  Reichshofraths- 
präsident  —  und  Wolfgang  von  Oettingen  —  der  Aspirant  auf 
das  Vicepräsidium  —  führten,  wurde  von  diesen  auf  andere 
Gebiete  hinübergetragen;  Ernst  von  Oettingen,  der  Präsident 
der  Reichstagsdeputation,  liess  die  Einlaufe  an  dieselbe  erst  auf 
Umwegen  an  Königsegg  gelangen,6  ihn  zu  verletzen;  nicht 
genug  damit,  zog  diese  Reichstagsdeputation  auch  ,andere 
(Königsegg's)  officio  zustehende  negotia'  an  sich;6  die  Aus- 
schliessung des  Vicekanzlers  bei  mainzischen  Agenden  ward 
zum  Vorwande  für  das  Bestreben,  denselben  ganz  aus  dem 
Hofrathe  zu  drängen;7  dazu  kam,  dass  geradein  diesem  Jahre 


1  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  3.  —  Kais.  Reichshofkanzlei,  Fase.  3/4. 

*  Ebenda.    Vgl.  S.  436. 

*  Seeliger,  S.  161  (Druckfehler  in  den  Jahreszahlen),  nach  Reichskanzlei 
und  Taxamt,  Fase.  3.  —  Ueber  Königsegg  Notizen  bei  Arneth,  Prinz 
Eugen  I,  S.  453.  —  Vehse  IV,  8.  52.  —  8.  auch  8.  452,  Anm.  5. 

*  Königsegg  an  den  Kaiser,  25.  Juli  1669.  Reichskanzlei  und  Taxamt, 
Fase.  3.  Hier  und  in  kais.  Reichshofkanzlei,  Fase.  3/4,  weiteres  Material, 
auch  die  Reichstagsdeputation  betreffend;  s.  namentlich  das  kaiserliche 
Decret  vom  1.  August  1667  (Reichshofkanzlei,  Fase.  3/4). 

5  Königsegg  an  Mainz,  26.  September  und  21.  November  1669  (Reichs- 
kanzlei und  Taxamt,  Fase.  3.) 

6  Königsegg  an  Lobkowitz,  27.  November  1669  (Reichskanzlei  und  Tax- 
amt, Fase.  3).  —  Hierin  führt  Königsegg  auch  Beschwerde,  dass  er  von 
seinen  Expeditionen  den  Hofkanzler  verständigen  solle,  selbst  aber 
von  diesem  nicht  verständigt  werde,  und  erblickt  hierin  mit  Recht  eine 
Zurücksetzung  der  Reichskanzlei. 

7  Königsegg  an  Mainz,  17.  November  1669  (Reichskanzlei  und  Taxamt, 
Fase.  3).  —  Vgl.  auch  8.  454,  Anm.  3  (Königsegg  an  Mainz,  14.  Jänner 
1672.) 


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452 

der  Begründung  der  ständigen  Conferenz  (1669)  auch  die 
Stellung  des  Vicekanzlers  zur  auswärtigen  Politik  unhaltbar 
wurde,1  und  so  wird  es  begreiflich,  wenn  Königsegg,  der  gleich- 
wohl das  Vicepräsidium  bis  1670  weiterführte,  und  nach  Ernst 
von  Oettingen's  Tode  sogar  das  Präsidium  des  Reichshofrathes 
einige  Monate  verwaltete,8  am  3.  Jänner  1672  an  den  Kaiser 
schreibt:  ,Ich  nimbe  gott  zu  meinem  zeugen,  dass  ich  nicht 
weiss,  was  ich  solchergestalt  an  vicecancellarius  vel  aliorum 
rerum  expeditor  bin  und  was  ich  zu  thun  oder  zu  lassen,  vor- 
zutragen oder  zu  verschweigen  habe'  und  in  demselben  Schrei- 
ben schliesslich  bemerkt:  ,Hier  ruhig  zuzusehen,  aut  lapis  aut 
angelus  esse  deberem4".3  Er  malt  vielleicht  zu  schwarz;4  aber 
zweifellos  haben  die  Hofkanzlei  und  überhaupt  die  Hofkreise 
wirklich  vielfach  widerrechtlich  in  den  Competenzkreis  des 
Reichsvicekanzlers  eingegriffen;  in  Wien  gieng  das  Sprichwort: 
,habere  imperium  pro  patria,  Viennae  originale  est  peccatum*.5 
Es  sind  die  Jahre  der  Amtsführung  Walderdorfs  und  —  trotz 
seiner  Gegenwehr  —  des  ehrlichen,  aber  kranken  Königsegg 
gewesen,  in  denen  das  Reichsvicekanzelariat  einen  Antheil 
seines  Ansehens  und  Einflusses  einbüsste,  was  einen  äusser- 
lichen  Ausdruck  auch  in  der  Thatsache  fand,  dass  nunmehr 
die  anderen  Hofbehörden  die  Annahme   der   ,decreta   per  im- 


8.  S.  434. 

Staatsarchiv,  kais.  Reichshofrath,  Fase.  5  (5.  März  1670)  und  Reichs- 
kanzlei und  Taxamt,  Fase.  3. 

Königsegg  an  den  Kaiser,  3.  Jänner  1672,  Reichskanzlei  und  Taxamt 
Fase.  3.  Vgl.  ebenda  Königsegg  an  den  Kaiser,  18.  Mai  und  20.  Juli 
1672,  Königsegg  an  Mainz,  14.  Jänner  1672,  und  schon  am  27.  Sep- 
tember 1669  an  Lobkowitz,  dass  das  Reichsvicekanzellariat  »gänzlich  zu 
nichts  gemachet  werde*. 

Die  beschwichtigende  Antwort  des  Erzbischofs  vom  24.  Jänner  scheint 
darauf  hinzudeuten.  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  S. 
Königsegg  an  den  Kaiser,  18.  Mai  1672  (Reichskanzlei  und  Taxamt, 
Fase.  3).  —  Vgl.  auch  Reichshofraths -Vicepräsident  Wolfgang  tob 
Oettingen  an  Hofrath  Maystetter,  11.  Februar  1696:  der  kaiserliche  Hof 
vergönnt  »keinem  ehrlichen  Cavallier  des  reichs  einigen  imposanten 
dienst,  sondern  sucht  dieselben  davon  ex  odio  innato  zu  halten  und 
allein  Böhmen  und  Österreicher  anzubringen,  die  ständt  des  reichs  desto 
besser  trucken  zu  können,  wie  denn  der  Graf  von  Königsegg  nie  wann 
er  nicht  per  artes  et  martes  gegangen  dazugelangt  wäre*.  Reichsktnxl« 
und  Taxamt,  Fase.  3. 


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453 

peratorem'    (stricte  Befehle)   durch   die   Reichskanzlei    verwei- 
gerten.1 

Auf  Königsegg,  der  am  5.  Februar  1694  starb,  folgte  ohne 
weitere  Schwierigkeit  Gottlieb  Graf  Windischgrätz,  der  aber 
schon  am  25.  December  1695  aus  dem  Leben  geschieden  ist2 
Nach  seinem  Tode  glaubte  der  Mainzer  einen  weiteren  Schritt 
nach  vorwärts  thun  und  den  Freiherrn  Philipp  W.  von  Boine- 
burg  ohne  kaiserliche  ,Recommandation'  —  wie  die  Zustim- 
mungsurkunde des  Kaisers  benannt  wurde  —  zum  Reichsvice- 
kanzler ernennen  zu  dürfen.  Dies  führte  zu  einem  Monate 
währenden  Conflicte.  Sehr  energisch  weigerte  sich  Kaiser 
Leopold  L,  Boineburg  anzuerkennen,  der  ,erst  wenig  jährlein 
im  reichshofrath  sitze  ohne  sich  hervorzuthuen',  und  dem  er 
nicht  ,Uebel-  und  Wohlbefinden  von  Millionen  Menschen  anver- 
trauen' könne.3  Ein  eigener  Gesandter,  der  Reichshofrath  May- 
stetter,  gieng  in  dieser  Angelegenheit  nach  Mainz,  um  dort  filr 
die  Ernennung  des  kaiserlichen  Candidaten  Wolfgang  Grafen 
zu  Oettingen  zu  wirken.  Schliesslich  musste  Boineburg  im 
April  1696  zurücktreten,  aber  auch  Oettingen  drang  nicht 
durch,  und  im  Juli  nahm  Leopold  I.  die  Ernennung  des  kaiser- 
lichen Gesandten  im  Haag  und  bei  den  Ryswicker  Friedens- 
verhandlungen Dominik  Grafen  von  Kaunitz,  des  Gross- 
vaters des  Staatskanzlers,  an.4  In  einem  Briefe  vom  12.  Juni  1696 
verwahrt  sich  der  Kurfürst  von  Mainz  lebhaft  dagegen,  dass 
es  ,einige  jähre  hero  fast  dahin  gekommen,  dass  die  Vicekanzler 
von  Kurmainz  ganz  independent  sein  wollen,  also  zwar,  dass 
man  von  denen  dann  und  wann  passierenden  reichsaffairen 
nicht  ehender  was  erfahren,  als  bis  solches  publici  iuris  gemacht 


1  Kais.  Reichshofkanzlei,  Fase  61.  Im  Laufe  des  18.  Jahrhunderts  sind 
dann  sogar  von  anderen  Behörden  decreta  per  imperatorem  an  die 
Reichskanzlei  geschickt,  allerdings  von  ihr  nicht  angenommen  worden. 
Vgl.  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  78. 

*  Seeliger,  S.  161,  Anm.  2,  aus  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  3,  und 
kais.  Reichshofkanzlei,  Fase.  2.  —  Ueber  Windischgrätz  Notiz  bei  Vehse 
IV,  8.  62,  63. 

*  Kaiser  an  Mainz,  20.  Jänner  1696.  Or.  Reichskanzlei  und  Taxamt, 
Fase.  3. 

4  Seeliger,  S.  161  —  162,  aus  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  3,  und 
kais.  Reichskanzlei,  Fase.  2.  —  Ueber  Kaunitz  s.  Allgem.  deutsche 
Biographie  XV,  S.  486  (Feigel).  —  Notizen  bei  Arneth,  Prinz  Eugen  I, 
S.  201/3.  —  Vehse  IV,  S.  63. 


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454 

und  ad  effectum  gebracht  worden',  weshalb  er  verlangen  müsse, 
,ein  solches  subiectum  .  .  .  auszusehen,  wobei  neben  E.  K.  lik 
dienst  auch  ich  einiges  vertrauen  setzen  und  den  schuldigen 
repect  auch  in  denen  reichsgeschäften  einige  communication 
und    correspondenz    hinkünftig    zu    gewarten   haben   möchte'.1 

Dieser  Auffassung  ganz  entsprechend  war  die  Wahl  des 
Nachfolgers  des  am  11.  Jänner  1705  verstorbenen  Kaunitz. 
Der  Neffe  des  regierenden  Erzbischofs,  Friedrich  Karl  Graf 
von  Schönborn,  wurde  entgegen  den  Vorschlägen  Kaiser  Leo- 
polds, der  namentlich  den  Grafen  Philipp  Sinzendorf  gerne 
mit  dieser  Würde  bekleidet  gesehen  hätte,  am  13.  Februar  er- 
nannt und  schliesslich  nach  dem  Tode  Leopolds,  der  Schönborn 
nicht  anerkannte,  von  Kaiser  Josef  I.  angenommen.2 

Die  Haltung  der  Hofkreise  Schönborn  gegenüber  war  die 
denkbar  ablehnendste;  alle  Feinde,  so  schrieb  er  selbst  schon 
am  21.  März  1705,  wie  Wratislav  und  Sinzendorf,  der  böh- 
mische und  der  österreichische  Hof  kanzler,  wurden  wieder  einig 
gegen  ihn.8 

Der  Umstand,  dass  gerade  damals  in  dem  spanischen 
Erbfolgekriege  eine  häufige  Divergenz  der  Interessen  des  Rei- 
ches und  Oesterreichs  zu  Tage  trat,4    wird  in  erster  Linie  die 


1  Or.   Kais.  Reichshofkanzlei,  Fase.  2  (Seeliger,  S.  162,  Anm.  1). 

1  Seeliger,  S.  162—163,  aus  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  4,  und  kais. 
Reichshofkanzlei,  Fase.  2.  lieber  Schönborn  s.  Allgemeine  deutsche  Bio- 
graphie XXXII,  S.  268  (Henner).  —  Notizen  bei  Arneth,  Prinz  Eugen 
I,  S.  360,  II,  S.  97,  98,  101,  173,  289,  368,  359,  m,  S.  76,  178,  286  bis 
286,  294—296,  418,  461;  Arneth,  Correspondenz  Karls  ELI.  mit  Wratislav, 
S.  70,  Anm.  2;  Vehse  VII,  S.  104,  106. 

8  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  4.  —  Einen  weiteren  —  schon  1672 
versuchten  —  Eingriff  in  die  Competenz  des  Reichsvicekanzlers  be- 
deutete es,  wenn  der  Reichshofrathspräsident  demselben  (beziehungsweise 
dessen  Stellvertreter)  das  ihm  durch  die  Reichshof rathsordnung  von  1654 
gewährte  Präsentationsrecht  der  an  den  Reichshofrath  einlaufenden 
aussergerichtlichen  Agenden  wegnahm  und  der  Kaiser  trotz  aller  Be- 
schwerden nichts  dagegen  that.  Ob  dies  Unrecht  zu  einem  bleibenden 
geworden,  habe  ich  nicht  eruieren  können.  —  Ktmigsegg  an  Mainz, 
14.  Jänner  1672,  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  3.  ,Anmerkungc  des 
Reichshofraths-Vicepräsidenten  Sinzendorf  vom  20.  Februar  1720.  Kais. 
Reichshofkanzlei,  Fase.  3/4.  —  Auch  der  alte  Präcedenzstreit  zwischen 
Vicekanzler  und  Reichshofraths-Vicepräsident  begann  wieder.  Reichs- 
kanzlei und  Taxamt,  Fase.  4  (1706)  und  6  (1729). 

4  Arneth,  Prinz  Eugen,  S.  91,  Anm.  2.  Gerade  Schönborn  mit  seinen  anti- 
preußischen und  antienglischen  Tendenzen  und  seiner  Idee  einer  spanisch- 


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Schaffung  der  sogenannten  engeren  Conferenz  unter  Josef  I., 
in  welcher  Trautsohn,  Seilern,  Sinzendorf,  Wratislaw,  Prinz 
Engen  und  der  geheime  Referendar  Buol  sassen,  und  aus  der 
Schönborn  ausgeschlossen  war,  bewirkt  haben.  Die  Ansicht, 
dass  es  unbillig  sei,  dass  der  Reichsvicekanzler  ,als  ein  fremder 
in  allen  haussachen  auch  mit  Wissenschaft  haben  sollte',  vertrat 
am  unumwundensten  Graf  Wratislaw,  der  auch  den  König 
Karl  zu  bewegen  wusste,  als  Kaiser  die  für  die  österreichische 
Politik  so  praktische  Einrichtung  der  engeren  Conferenz  bei- 
zubehalten,1 mochte  diese  auch  immerhin  dem  Punkte  I  des 
zwischen  dem  Kaiser  und  dem  Erzkanzler  zu  Frankfurt  am 
Main  am  11.  October  1711  geschlossenen  Staatsvertrages2  wider- 
sprechen, der  die  Zuziehung  des  Reichsvicekanzlers  zu  allen 
Reichsconferenzen  aussprach.  Das  Vorgehen  des  Wiener  Hofes 
ist  um  so  begreiflicher,  als  gerade  unter  Schönborn  die  Reichs- 
kanzlei sich  in  einem  Zustande  der  Verwahrlosung  befand, 
Bestechungen,  Verletzungen  der  Amtsgeheimnisse,  und  zwar 
gröbster  Art  an  der  Tagesordnung  waren  und  alle  Strafanträge 
des  Prinzen  Eugen  und  Guido  Starhemberg's  wegen  des  Wider- 
standes Schönborn's  nicht  zur  Ausfuhrung  gelangen  konnten;8 
und  Derjenige,  der  seinen  Stellvertreter  hätte  anweisen  sollen, 
Ordnung  zu  halten,  verzehrte  wohl  das  erhebliche  Taxeinkom- 
men aus  der  Kanzlei,  kümmerte  sich  aber  sonst  um  sie  nur 
so  weit  sie  ihm  zur  Durchführung  politischer  Schachzüge  för- 
derlich sein  könnte.4 

Der  Vertrag  von  1711,  dessen  weitere  Bestimmungen  ich 
hier  übergehe,  liess  eine  seit  Langem  strittige  Frage  offen,  deren 
Erörterung  die  Vertreter  der  Reichs-  und  Hofkanzlei  fast  ein 
Jahrhundert  beschäftigen  sollte:  die  Frage  der  Ertheilung  von 
Standeserhöhungen.  Diese  waren  —  man  braucht  sich  nur  die 
Taxansätze  in  den  verschiedenen  Kanzleiordnungen  anzusehen 
—  eine  Sache  von  vitalem  Interesse  für  die  Kanzleien,  in  deren 
Competenzkreis  ihre  Ausstellung   fiel;    der  jeweilige  Vorstand 


Österreichischen  Allianz  (Arneth,  a.  a.  O.,  II,  S.  178,  285—286.  Arneth, 
Correspondenz  Karls  VI ,  S.  167)  mag  dem  Wiener  Hofe  beschwerlich 
genug  geworden  sein. 

1  Arneth,  Correspondenz  Karls  VI.  etc.,  S.  70,  Anm.  2. 

1  Beil.  V. 

•  Arneth,  Prinz  Eugen  III,  8.  295. 

4  üeber  die  Episode  Plettenberg  s.  Arneth,  a.  a.  O.  III,  S.  293-294. 


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456 


referirte  an  den  Kaiser  und  veranlasste  im  Falle  der  er 
Adelsverleihung  die  erträgnissreiche  Ausfertigung  des  Di 
Vor  1620  ist  dies  für  das  Reich  und  die  Österreich 
dem  Kaiser  unterstehenden  Gebiete  durch  die  Reichshof] 
geschehen;  die  anderen  Erbländer,  Böhmen  und  U 
empfiengen  Standeserhöhungen  aus  den  Landeskanzleien.1 
nun  die  Wahlcapitulation  Ferdinands  DI.  von  1636  i 
tikel  46  verfligte,  dass  alle  im  kaiserlichen  oder  in  des  I 
Namen  ergehenden  Privilegierungen  nur  von  der  Reichs] 
ertheilt  werden  können  und  die  Reichskanzlei  auf  Grund 
auch  in  allen  weiteren  Wahlcapitulationen  aufrecht  erfo 
Bestimmung  das  Recht  der  Ertheilung  aller  Privileg! 
Reich  und  in  den  Erblanden  beanspruchte,  so  kann  hi 
rechtlich  nichts  vorgebracht  werden.  Das  Recht  der 
reichischen  Landesfürsten,  den  Adel  bis  zum  Grafensta 
ihren  Landen  selbst  zu  verleihen,  bezog  sich  nur  auf  ei 
verleihenden  erzherzoglichen  Adel.  Erhebungen  einer 
eigens  berufenen  Conferenz  im  Jahre  1716  ergaben  abe 
durch  das  ganze  17.  Jahrhundert  die  österreichische  Hof 
die  Standeserhöhungen  im  kaiserlichen  Namen  ausgefertig 
die  Conferenz  wies  darauf  hin,  dass  unter  Berufung  a 
kaiserlichen  Namen  der  Reichskanzlei  schliesslich  das  & 
Recht  vindiciert  werden  könnte,  die  Kanzleigeschäfte 
sorgen,  womit  alle  anderen  Kanzleien  überflüssig  würde: 
Reichskanzlei  betonte  jedoch  mit  Recht,  dass  die  österrei« 
Hof  kanzlei  immer  nur  einen  erzherzoglichen  Adel  Verleiher 
und  einen  durch  sie  —  der  Reichskanzlei  —  in  Oesterrei 
liehenen  Reichsadel  anzuerkennen  verpflichtet  sei.  Anc 
Böhmen,  wo  das  Majestalrecht  der  böhmischen  Könige  d 
leihung  des  Reichsadels  eines  böhmischen  Unterthanen 
Zustimmung  des  böhmischen  Königs  knüpfte  und  die  böh 


1  Adelsarchiv,  Generalien,  Reichsadel,  Fase.  22,  23,  namentlich  4 
16  ex  1746.  —  Archiv  des  k.  k.  Ministeriums  des  Innern,  Sign. 
Böhmen,  namentlich  1  ex  1716,  1  ex  1746.  —  Auf  eine  näher 
lierung  der  ganzen  Frage,  sowie  auch  des  einschlägigen  Materia 
ich  hier  nicht  ein,  weil  diese  Sache  doch  nur  soweit  das  Vi< 
lariat  positiv  betrifft,  als  es  sich  um  die  Taxbezüge  handelt  u 
schon  Königsegg  (an  Mainz,  17.  November  1669,  Reichskam 
Taxamt,  Fase.  3)  richtig  hervorhebt,  eine  Sache  ist,  die  den  W 
kreis  der  Kanzleien  und  namentlich  das  Reichstaxamt  angeht 


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457 

Hofkanzlei  daher  mit  Recht  die  Standeserhöhungen  der  Reichs- 
kanzlei nur  dann  anerkannte,  wenn  sie  auch  durch  sie  giengen. 
Mit  weniger  Recht  hat  die  österreichische  Hof  kanzlei  den  öster- 
reichischen Unterthanen  es  möglichst  zu  erschweren  getrachtet, 
eine  Adelung  im  kaiserlichen  Namen  bei  der  Reichskanzlei  zu 
suchen,  und  dieselbe  selbst  ertheilt.  Der  Streit,  den  weiter  zu 
verfolgen  nicht  meine  Aufgabe  sein  kann,  spitzte  sich  um  die 
Mitte  des  Jahrhunderts  umsomehr  zu,  als  dem  Mainzer  Erz- 
bischof, der  sich  in  solchen  Fragen  seiner  Erzkanzlerschaft  am 
lebhaftesten  bewusst  zu  werden  pflegte,  gelungen  war,  dem 
Kaiser  Karl  VII.  auf  dem  Wege  der  Wahlcapitulation  und 
eines  Vergleiches  vom  21.  Jänner  1742 l  so  ziemlich  Alles  das 
abzupressen,  was  er  seinen  particularistischen  Bestrebungen 
förderlich  hielt,  und  als  er  auch  den  Nachfolger  Karls,  den 
mit  den  deutschen  Reichsverhältnissen  wenig  bekannten  Kaiser 
Franz  L,  zum  Abschlüsse  eines  fast  ganz  gleichlautenden  Ver- 
trages am  9.  September  1745 2  zu  bringen  wusste. 

Inzwischen  war  nach  Schönborn's  Rücktritt  im  Mai  1734 
der  bisherige  Reichshofraths-Vicepräsident  GrafMetsch  in  der 
Würde  des  Vicekanzellariates  gefolgt,  und  1737  ist  dann  Graf 
Rudolf  Colloredo  zum  Substituten  desselben  ernannt  worden. 
Die  Ernennung  erfolgte  ganz  nach  Art  der  von  wirklichen  Vice- 
kanzlern;  Colloredo  hatte  für  jeden  Fall  einer  Verhinderung 
Metsch's  dessen  Amt  zu  versehen  und  war  auch  ,in  casum  mortis' 
als  Vizekanzler  anzusehen.8  Als  aber  1742  die  Kaiserkrone  von 
den  Habsburgern  an  die  Witteisbacher  Linie  kam,  wurde 
nach  Colloredo's  Verzicht  auf  die  Verwaltung  des  Vicekanzel- 
lariates der  bairische  Graf  Johann  Georg  von  Königsfeld 
zum  Vicekanzler  ernannt.4  In  der  Wahlcapitulation  (Artikel  25) 


1  Beil.  VI. 

•  Beil.  VH. 

8  So  ist  auch  das  kaiserliche  Ernennungsrecht  der  Interimskanzler  nicht 
alteriert  worden.  —  Seeliger,  S.  163,  nach  Reichskanzlei  und  Taxamt, 
Fase.  5;  s.  besonders  Colloredo  an  Mainz,  30.  März  1737  (Or.).  —  Ueber 
Colloredo  s.  Allgem.  deutsche  Biographie  IV,  S.  420  (Felgel),  worin 
dessen  eigentümliche  staatsrechtliche  Stellang  ganz  richtig  hervor- 
gehoben ist.  —  Vgl.  auch  Arneth,  Maria  Theresia  (Letzte  Regierungs- 
jahre) II,  S.  62,  286—291,  545,  700—704.  —  Wertheimer,  Zwei  Schil- 
derungen des  Wiener  Hofes  im  18.  Jahrhundert.  Archiv  für  österr.  Ge- 
schichte 62,  S.  204—206. 

4  Seeliger,  S.  164,  aus  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  5. 


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158 


und  in  dem  obgenannten  Vertrage  hatte  der  Erzkanzle 
Reihe  der  weitgehendsten  Zugeständnisse  errungen:  die  I 
kanzlei  sollte  als  ,kaiserliche  geheime  Reichs-,  Hof-  und  ! 
kanzlei'  alle  im  kaiserlichen  Namen  erlassenen  Expedi 
—  welcher  Art  immer  —  expedieren,  sohin  auch  die 
kaiserliche  Correspondenz,  wodurch  der  ,Reichshofviceka 
der  die  kaiserlichen  Minister  zu  instruieren  und  ihre  B< 
zu  empfangen  und  allen  das  Reich  betreffenden  Staatsconfei 
als  wirklicher  Conferenzminister  theilzunehmen  hat,  der 
der  Kaiserpolitik  geworden  wäre;1  er  hat  den  Ceren 
conferenzen  beizuwohnen,  allen  kaiserlichen  Hofstellen  ui 
geheimen  Räthen  den  Eid  abzunehmen;  letztere  sollei 
Decrete  nur  von  der  Reichskanzlei  erhalten;  diese  allein 
im  Reiche  und  in  den  Erblanden  Standeserhöhungen  im  1 
liehen  Namen  ausstellen,  und  die  anderen  Kanzleien 
diese  taxfrei  zu  agnoscieren;  ihnen  verbleibe  nur  die  Erth 
des  ,iura  incolatus';  die  Gerichtsbarkeit  über  alle  Reichspei 
am  Hofe  solle  beim  Reichshofrath  und,  wenn  derselbe 
aciere',  bei  dem  Chef  der  Reichskanzlei  stehen,  nicht  wie 
beim  Hofmarschallamte ;  ausserdem  eine  Reihe  geringfug 
Bestimmungen.2 

Freilich,  diese  ganzen  Bedingungen  bedeuteten  une 
weniger  dem  bairischen  Kurfürsten  gegenüber  als  dessen 
folger.  Zunächst  waren  die  Erfolge  Karls  VH.  von  de 
dass  sie  auch  bei  der  Verwaltung  der  Reichskanzlei  i 
Jahren  1742—1745  ersichtlich  werden.  Ein  Theil  der  K 
allem  Anscheine  nach  sogar  das  Taxamt,  ist  in  Wien  z 
gebheben,  ein  Theil  nach  Frankfurt  gekommen,  wo  Kön: 
weilte,  ein  Theil  auch  in  München  gewesen:  die  trost 
Zerfahrenheit   im   Grossen   wie   im  Kleinen;    das  Reichs 


Wie  sehr  das  Reichsvicekanzellariat  zu  einem  Kampfobjecte  föi 
reichfeindliche  Strömungen  im  Reiche  geworden  war,  bezeigt  d 
nierung'  Kurbrandenburgs  vom  Jahre  1742,  dem  25.  Artikel  dei 
capitulation  anzufügen,  dass  die  Aufnahme  des  Reichsvicekanzi 
kaiserlichen  geheimen  und  Conferenzrathswürde  unbeschadet  der  Pi 
womit  derselbe  ,kais.  M1.,  dem  heil,  römischen  reich  und  Kurm 
als  Reichserzkanzlern  vorzüglich  intuitu  officii  zugethan  sei',  € 
solle.  Mainz  an  Colloredo,  18.  Juni  1768.  Kais.  Reichshofkanzlei,  J 
8.  Beil.  VH  (=  VI).  —  Riegger  II,  S.  316.  —  Was  Malblank  III,  S 
über  den  freien  Gerichtsstand  der  Reichskanzleibeamten  sagt,  i 
theoretisch  richtig. 


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459 

wurde,  nachdem  man,  sehr  zur  Unlust  des  Erzkanzlers,  in 
Wien  einen  Guttheil  der  Acten,  die  für  die  Hauspolitik  Be- 
deutung hatten,  zurückbehalten  hatte,  nach  Frankfurt  über- 
sendet, um  in  kurzer  Frist  nach  Wien  zurückzukehren.  Es 
ist  zum  Mindesten  ein  merkwürdiges  Bild,  diese  dreigespaltene 
Reichskanzlei.1 

Als  Karl  VII.  gestorben  war  und  die  Kaiserwürde  an 
den  Gemahl  der  Erbin  der  habsburgischen  Länder  übergieng, 
ist  Colloredo,  der  in  der  Zwischenzeit  Mitglied  der  geheimen 
Conferenz  geworden  war,  über  die  dringende  Forderung  Maria 
Theresias  am  23.  September  1745  von  Mainz  zum  Vicekanzler 
wieder  ernannt  worden.2  Vorher  hatte  er  sich  mit  Königsfeld 
finanziell  ausgleichen  müssen,  freilich  nicht  ohne  dass  sich 
an  den  zwischen  Beiden  geschlossenen  Vertrag  vom  22.  Sep- 
tember 1745  noch  jahrelange  Erörterungen  und  Entscheidungs- 
conferenzen  schlössen,  deren  Schlussresultat  ich  nicht  habe  fest- 
stellen können.1 

In  Oesterreich  waren  nach  der  Zweitheilung  der  Hof- 
kauzlei  (1720)  und  Errichtung  der  Staatskanzlei  (1742)  mit 
einem  Staatskanzler  an  der  Spitze  im  Jahre  1749  die  böh- 
mische und  die  österreichische  Hofkanzlei  zum  ,Directorium 
in  publicis  et  cameralibus*  vereinigt  worden;  1761  kam  dafür 
die  Bezeichnung  ,Vereinigte  böhmisch-österreichische  Hof  kanzlei' 
auf  und  blieb,  wenn  auch  mit  mehrfachen  Unterbrechungen 
und  Competenzänderungen,  bis  1848  im  Brauche.4  Auf  die 
Stellung    des    Reichsvicekanzlers    hatte    die    Begründung    der 


1  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  52,  63,  64;  s.  besonders  Königsfeld  an 
Mainz,  13.  Mai  1743,  in  Fase.  62.  —  Beil.  III,  IV.  —  Kais.  Reichshof- 
kanzlei, Fase.  38  und  43. 

1  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  5  (Seeliger,  S.  164,  Anm.  2).  —  Arneth, 
Maria  Theresia  II,  S.  353. 

*  Reichshofkanzlei,  Fase.  51,  63,  54  (der  Vertrag  in  Fase.  61).  Die  Er- 
örterungen drehten  sich  darum,  ob  die  seit  Karls  VII.  Tode  vielfach 
aufs  Doppelte  aufgelaufenen  Lehenstaxen  (für  Karl  VII.  und  Franz  I.) 
ganz  an  Colloredo  oder  zur  Hälfte  an  Königsfeld  fallen  sollten;  unter 
Karl  VII.  waren  eben  viele  Belehnungen  nicht  erfolgt  und  sohin  die 
für  jede  kaiserliche  Regierung  zu  entrichtenden  Taxen  aufs  doppelte 
angewachsen.  —  Vgl.  Königsfeld  an  Mainz,  14.  December  1745  (Or.). 
Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  5. 

4  Vgl.  Fellner,  Mitth.  des  Instituts  für  österr.  Geschieh tsforsch.  XV,  S.  530 
bis  531.    —   Weiteres  in  den  Reichsgeschichten  von  Huber,    ßachmann, 

ArchiT.   LXXXIV  Band.   II.  H&lfte.  31 


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460 

Staatskanzlei  die  schon  angedeutete  nachtheilige  Einwi 
Kaunitz  hat  wirklich  auch  in  Reichssachen  nur  den  Ra 
loredös  gehört  und  durch  sein  Referat  beim  Kaiser  es 
Hand  gehabt,  eine  Modificirung  vicekanzlerischer  A 
durchznsctzen;  ebenso  hielt  es  Thugut;  wo  die  vom  ] 
vicekanzler  vertretene  Reichspolitik  der  österreichisch« 
wid«rlief,  wurde  sie  einfach  abgelehnt.1  Colloredo  ist  als  ] 
vieekanzler  kein  Beamter  Maria  Theresias  gewesen,  s 
nur  ihres  Gemahls,  beziehungsweise  ihres  Sohnes.  ] 
eiirenthüniBchen  staatsrechtlichen  Stellang  der  Kaiserin 
Theresia  als  der  durch  Wahlcapitulationen  und  kurmaii 
Verträge  nicht  gebundenen  Königin  von  Ungarn  und  B 
fanden  die  Yertheidiger  der  österreichischen  Behördenans 
gegenüber  denen  der  Reichskanzlei  eine  nicht  zu  unterschä 
Stutze.  Ohne  auf  diese  Streitigkeiten,  die  sich  in  der 
sache  nur  um  die  Frage  der  Standeserhöhungen  drehtei 
weiter  einzugehen,*  will  ich  nur  bemerken,  dass  die  CW 
von  1745,  welche  factisch  ja  in  allen  jenen  Punkten  nie  z 
Wirksamkeit  gelangte,  welche  neue  Rechtsverhältnisse  bed 
durch  die  kaiserliche  Resolution  vom  13.  April  1770s  i 
loschen  erklärt  und  in  einer  zwischen  dem  Kurfürsten,  J< 
und  Maria  Theresia  abgeschlossenen  Convention  vom 
1773  die  Frage  der  Standeserhöhungen  in  der  im  Anhai 
sichtliehen  Art  geregelt  wurde.4  Der  Vertrag  zwischen 
Leopold  II.  und   Kurmainz    vom    29.  September    1790 


f*iiH.»hiu-Ebengreuth    und   J.  Beidtel,    Geschichte   der    österr.  St 
waltung. 
1  Vgl.  Zeissberg,    Quellen    sur  Geschichte  der  deutschen  Kaiserp< 
S.  131—132,    etc.    —    Eine    Untersuchung   dieses    Verhältnisses 
ewiges  Interesse  bieten. 

*  Material  s.  S.  436,  Anm.  3,  und  besonders  S.  454,  Anm.  3.  Es  wu 
aiu-1l  über  alle  möglichen  anderen  und  wichtigen  politischen 
namentlich  die  EinBussnahme  des  Reichsvicekanzlers  auf  die 
Politik  (Theilnahme  an  den  Conferenxen)  nnd  Anderes  verhand 
die  tatsächliche  Gestaltung  kommt  dies  nicht  in  Betracht  und 
ich  eben  deshalb  von  einem  Eingehen  hierauf  absehen  su  sollet 

■  Adelsarchiv,  195  ex  October  1773  (Generalien,  Fase.  22). 

*  Beil.  Vffl»  nnd  VIHb.  —  Gleichwohl   sind  noch   im  Jahre  1773 
von  maiozischer  Seite    laut   geworden,    dass    die  Hofkanzlei   die 
Stimmungen  entgegenhandle  (Adelsarchiv,  Generalien,    Fase.  22, 
1773i. 


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461 

Franz  II.  am  14.  Juli  1792  erneuert  —  nimmt  den  richtigen 
und  auch  den  thatsächlichen  Verhältnissen  entsprechenden 
Standpunkt  ein,  dass  nur  die  Gesandten  in  Reichssachen  dem 
Reichsvicekanzler  untergeordnet  wurden,  und  spricht  das  nie- 
mals bestrittene  Recht  desselben  aus,  zu  allen  das  Reich  an- 
gehenden Conferenzen  beigezogen  zu  werden.1  Die  ganze  Be- 
hörde zeigt  schon  in  der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts 
ein  hippokratisches  Gesicht.  Das  Lehenswesen  des  Reiches  war 
in  voller  Auflösung;  massenhaft  waren  die  Lehen  weder  re- 
quiriert noch  empfangen,  viele  requiriert  und  noch  nicht 
empfangen.2  Die  Registratur  war  in  grosser  Unordnung,  die 
Judicialregistratur  eigenmächtig  aus  der  Reichsregistratur  in  die 
Reichshofrathsräumlichkeiten  übertragen  worden;8  die  öster- 
reichischen Behörden,  vor  Allem  die  Staatskanzlei,  verlangten 
immer  von  Neuem  die  Herausgabe  von  Acten  für  das  1753 
begründete  ,Haus-,  Hof-  und  Staatsarchiv',  ,so  lange  bis  gar 
nichts  mehr  übrig  bleibt'.4  Reformfreudig,  wie  überall,  suchte 
Kaiser  Josef  H.  auch  hier  den  eingerissenen  Missbräuchen  zu 
steuern.  Am  21.  October  1767  ordnete  er  vierteljährige  Ein- 
nahmebekenntnisse der  Beamten  an,  verbot  die  Annahme  von 
Geschenken  und  bedrohte  Ungehorsam  dagegen  mit  sofortiger 
Entlassung;6  im  folgenden  Jahre  schloss  er  durch  das  Decret 
vom  18.  Juni  den  Reichsvicekanzler  vom  Referate  im  Reichs- 
hofrathe  aus6  und  griff  ohneweiters  auch  in  die  Taxamtsver- 
waltung  ein.7  Damit  traf  er  den  Erzkanzler  an  seiner  empfind- 
lichsten Seite;  lebhaft  wandte  man  sich  von  Mainz  aus  gegen 
die  falsche  Auffassung  des  Kaisers,  der  in  dem  Reichsvice- 
kanzler nur  so  eine  Art  Kanzleidirector  von  sich  sähe;8  fruch- 


1  Beil.  IX  und  X. 

*  Josef  II.  an  Colloredo,  3.  Jänner  1769.  Kais.  Reichshofkanzlei,  Fase.  38. 
—  ßchon  Schönborn  an  Mains,  7.  November  1708.  Ebenda,  Fase.  36. 

*  Josef  II.  an  Colloredo,  80.  December  1766.  Ebenda. 

4  Mainz  an  Colloredo,  4.  Juni  1764.   Kais.  Reichshofkanzlei,  Fase.  43. 

5  Josef  IL  an  Colloredo,  21.  October  1767.  Kais.  Reichshofkanzlei,  Fase.  1 
(Erzkanzlerarchiv,  Ic).  —  Vgl.  Seeliger,  8.  173. 

*  S.  S.  441,  Anm.  2. 
'  Seeliger,  S.  174. 

9  de  Bree  an  den  mainzischen  Hofkanzler,  5.  März  1768.  Kais.  Reichs- 
hofkanzlei, Fase.  1 ;  hier  auch  weiteres  Material  über  die  Kanzleizustände 
in  der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts.  —  Vgl.  auch  Franz  II.  an 
Colloredo,  13.  September  1805,  ebenda. 

31* 


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462 

tete  dieser  Protest  nichts,  so  doch  auch  die  kaiserlichen  Reform- 
bestrebungen wenig.  Entschiedener  als  je  suchte  der  Mainzer 
Erzbischof  aus  dem  Vicekanzellariate  ein  mainzisches  Hofamt, 
aus  der  Reichskanzlei  eine  mainzische  Behörde  zu  machen.1 
Aber  Colloredo  selbst  und  sein  am  24.  December  1788  als  sein 
Amtsnachfolger  ernannter  Sohn  Graf  Gundaker  Colloredo* 
haben  an  ihrer  Thätigkeit  ab  Conferenzminister,  so  bescheiden 
diese  auch  war,  noch  immer  mehr  Freude  gefunden  als  an 
der  Verwaltung  ihres  stellvertretenden  Amtes;  vielfach  haben 
sie  mainzische  Vorschriften  nicht  beachtet  und  die  Unzufrieden- 
heit des  Erzkanzlers  erregt.8  Sie  sind  ja  auch,  besonders  so 
energischen  Kaisern  wie  Josef  II.  gegenüber,  ganz  machtlos 
mit  ihren  Vorstellungen  gewesen,  und  Colloredo  versichert  selbst, 
dass  er  nichts  thun  könne,  als  genau  an  Mainz  zu  berichten 
und  Vorstellungen  zu  machen.4  Zu  grossen  Differenzen  über 
die  Amtscompetenzen  der  Kanzlerämter  scheint  es  nicht  mehr 
gekommen  zu  sein.  Sang-  und  klanglos  ist  das  Reichsvice- 
kanzellariat  durch  das  Patent  vom  6.  August  1806 6  aus  der 
Welt  geschafft  worden. 


1  Kais.  Reichshofkanslei,  Fase.  1.  —  Bemerkens werth  sind  namentlich  die 
mainzischen  Versuche,  die  immer  dem  Reichshofrath  zugestandene  Juris- 
diction über  die  Reichskanzleibeamten  für  den  Vicekanzler,  als  seinen 
Stellvertreter,  nnd  das  Ernennungsrecht  der  Interimskanzler  in  die  Hand 
zu  bekommen  (ebenda);  vgl.  besonders  Mainz  an  Reichshofraths- Vize- 
präsidenten Grafen  Ueberacker,  30.  November  1788;  kais.  Reichshofrath, 
Fase.  24,  26. 

*  Seeliger,  S.  164,  aus  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  6  (1788).  —  Ueber 
ihn  Felgel  in  Allgem.  deutsche  Biographie  IV,  S.  413. 

3  Reichshofkanzlet,  Fase  1,    3/4    (Colloredo  an  Mainz,    14.  October  1762). 

4  Ebenda. 

Ä  Wiener  Diarium,  4001  ex  1806.  —  Gesetze  und  Verordnungen  Franz  I. 
XXVII,  lff,  vgl.  auch  XXVIII,  160—161.  Es  heisst  hier  (4003):  tIn 
Ansehung  der  kaiserlichen  geheimen  Reichshofkanzlei  wird  der  vorhan- 
dene und  für  ihre  Unterhaltung  bestimmte  eigene  Fond  zur  gleichen 
gerechten  Versorgung  jener  Individuen,  welche  bis  jetzt  daher  ihre  Be- 
soldung genossen  haben,  verwendet  werden  nnd  bis  zu  einer  eigenen 
Massnehmnng  denselben  zur  Beruhigung  dienen.' 


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BEILAGEN. 


Beilage  I. 

Reichshofkanzleiordnung  Kaiser  Ferdinands  I. 
Augsburg  1559,  Juni  1. 

(Or.  Papier,  21  theil weise  —  unten  rechts  —  folierte  Blätter,  geheftet,  sehr 
wobl  erhalten,  mit  kaiserlichem  aufgedrückten  Siegel  und  den  eigenhändigen 
Unterschriften  Kaiser  Ferdinands  I.,  des  Erzbischofs  Daniel  von  Mainz,  des 
Reicbsvicekanzlers  Seid  und  der  Kanzleifertigung  Kirchschlager' s ;  offenbar 
schon  früh l  in  Fascikel  2  der  Mainzer  Reichshofrathsacten  des  k.  u.  k.  Haus-) 
Hof-  und  Staatsarchive«  zu  Wien  verlegt,  wo  ich  es  auffand;  jetzt  befindet  sich 
das  Original  im  Erzkanzlerarchiv,  Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  1.) 

Auf  dem  Titelblatte  steht  (von  der  Hand  des  Schreibers): 
Instruction  der  kaiserlichen  maiestät  reichshofeanntzley.2 

(Ausserdem  einige  belanglose  Vermerke.) 

Ferdinand  von  gottes  genaden  erweiter  römischer 
kaiser  zu  allen  zeiten  merer  des  reichs  etc. 

Instruction  und  Ordnung,  nach  welcher  hinfüro  unser  kaiserliche 
hofeanntzley  regiert  und  verwalten  soll  werden. 

Als  uns  der  almechtig  gott  mit  der  hohen  würde  der  kaiserlichen 
cron  genedigelichen  begäbet  und  wir  unserm  obligenden  ambt  nach  zu 
gemuet  gefuert  und  betrachtet  die  merfeltige  Sachen  und  geschafft,  so 


1  1768  schreibt  der  Mainzer  Resident  de  Br6e  an  den  Erzbischof  von  Mainz, 
dass  das  Original  schon  seit  langen  Zeiten  vergebens  gesucht  werde. 
Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  I.  d. 

'  Darüber  —  von  anderer  Hand  des  16.  Jahrhunderts  —  »Ferdinandi*. 


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464 

taglich  boy  unserer  kaiserlichen  reichscantzley  sich  heuffen,  an  welchen, 
das  sy  nit  allain  ire  fürdorliche  und  richtige  expedition  erlangen,  sonder 
auch  zu  erhaltung  unserer  kaiserlichen  mayestat  auch  deren  angehörigc 
rocht  und  gerechtigkhait  in  ain  guete  Ordnung  heysamen  bracht  registriert 
und  der  gepür  verwarlich  gehalten  werden,  treffenlichen  vill  gelegen,  das 
wir  auch  sonsten  durch  göttliche  miltigkhait  mit  Tillen  ansehenlichen 
künigreichen ,  landen  und  fürstenthumben  versehen  seindt,  so  unter- 
schiedliche regierung  haben  und  desswegen  nit  wenigere  underschiedlichcr 
expedition  und  gueter  Ordnung  bedürftig,  auf  das  aber  soliche  Sachen  und 
gescheut  nit  under  einander  vermischt  oder  einest  das  ander  verhindere, 
daraus  uns  dem  heiligen  reich  desselbigen  glidern  und  angehörigen  auch 
yetztgedachten  unsern  erbkunigreichen  und  landen  woll  allerhandt  mergck- 
licho  irrung  schade  und  Verlust  zu  gewarten : 

Das  wir  demnach  unvermeidenücher  notturfft  nit  allein  uns  und 
dem  hoyligen  römischen  reich,  desselbigen  churfürsten  fursten  stenden 
glidern  und  underthonen  zu  eeren  aufnemen  wolfart  trost  und  guetem, 
sonder  auch  umb  merer  befurderung,  erörtterung  und  richtigkhait  willen 
bemelter  sachen  und  geschefft,  damit  menigclichen  in  seinem  anligendestv 
vleissiger  vernomen  auch  yedeneit  nach  gelegenhait  erschiesslichc  und 
furderücheabferttigung  erlangen  ronge,  nach  volgende  unserer  kaiserlichen 
reichscantzley  Ordnung  mit  rat  und  tuethuen  des  erwirdigen  Daniels,  ertz- 
bischoven  zu  Meintz  unsers  und  des  heiligen  reichs  in  Germanien  ertz- 
cantzlers.  Helfen  neven  und  churfürsten  furgenomen,  uns  mit  seiner  lieb 
darüber  verglichen  und  entschlossen»  auch  allen  und  jeden  beruertter  un- 
serer keyserlichen  reichscantzleyen  personen  und  verwondten,  was  ambts 
standts  weseus  oder  condition  die  seyen,  vestigclichen  zu  halten  gepotten 
und  bevolchen.  wie  wir  inen  dann  dieselb  also  unverpruchlichen  zu  halten 
und  deren  in  iren  puncien  und  articuln  nachiukhomen  und  zu  geleben 
bevelhon. 
iw  c*at»:<«-  Tnd  anfe'ickhlichs.  nach  ?eai  wir  uns  mit  gedachten  unserm  ertz- 

^"^Tv«^  <au**ler  lieben  neven  uni  churfürsten  beruerter  unserer  kaiserlichen 
n«t^«*c*a  reichscantzley .  sovill  deren  Jukiiiais:  nitida  sonderlich  bey  werendem reicbs- 
*  ~,  *.  J^  ***  betrifft*  freundlichen  uni  irened  glichen  verrücken,  so  sollen  alle  und 
w^^ut  *4i  rede  unserer  kaiserlichen  reichscanrc>y  pers^nen.  sovill  wir  deren  zu  ver- 
i^!L  kl.  ric^unj?  unserer  uni  des  >.ey!::a?n  reichs  gescbeit  jeder  zeit  bedürftig, 
x*  *  vau  luVhsteu  b:s  Auf  ien  wea:<:*5en  ir  anfseken  fornenblkhen  auf  un> 
*ls  dea  ierru  uui  JUs  ^r^zub?  a::-:h  j , ***nits  unsern  neven  und  ehur- 


1  IHtw*  «itd  iU?   «*»t«rvn   vicrart^Hi  Itifulii^n  »4  wa  «nor  Hand 


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465 

forsten  von  Maiiitz  als  den  ertzcantzler  haben  und  den  gepotten  und  ver- 
potten,  so  wir  oder  sein  lieb  in  unserm  namen  thuen  werden,  zu  gehor- 
samen schuldig  sein. 

Und  sol  gedachter  unser  ertzcantzler  yetzo  alspaldt  darob  und  an    Meint*  soll 
sein,  damit  unsere  kaiserliche  reichscantzley  zu  Verrichtung  des  hohen  d,p^"neny" 
kaiserthumbs  und  anhangenden  reichssachon  und  geschefften  mit  taug-     cum  scitu 
liehen,  erfarn,  redlichen  und  nach  gelegenhait  yedes  ambts  und  stats  ge-  ^XLn*"1" 
schickhten  vicecantzler,  secretarion,  registratorn,  taxatorn,  schreybern 
und  andern  personen  der  gepür  notwendig  bestelt  werde,  auch  solicher 
personen  annemung  und  beurlaubung  seiner  lieb,  doch  mit  unserm  vor- 
wiesen und  bewilligung,  zu  thuen  gepuren.  Damit  aber  an  antzall  solcher    Die  reyehs- 
personen  der  uberfluss  vermitten,  auch  khain  mangl  erscheine,  so  wollen  ^engj^eö 
wir,  das  alle  und  yede  Sachen  unser  kaiserthumb  und  das  heylig  reich,  sollen  sepa- 
desselbigen  hochait,  recht,  herlich-  und  gerechtigkhait ,  pfandtschafft,    nrfcwc  en* 
losung,  regalien,  Privilegien,  indult,  confirmation ,  lehenverleihung  und 
änderst  wie  sol  ich e 8  namen  haben  mag  betreffendt  in  lateinischer,  teutscher 
oder  andern  sprachen  von  unserer  erbkünigreich  und  landen  andern  sachen 
abgesondert  und  durch  bemelte  unserer  kaiserlichen  reichscantzley  per- 
sonen expediert,  registriert  und  in  gueter  Ordnung  gehalten  werden  soll. 

Und  nachdem  wir  solicher  sachen  halb  unserm  sonderlichen  reichs- 
rat  mit  ansehenlichen  dapfern  unsern  raten  besetzt  und  ires  Verhaltens  Mointz  wann 
in  sachen  sonderliche  Ordnung  und  Instruction  gegeben,  so  soll  es  zu  ob-  cs  dem  kay* 

serlichen  hoff 

gemelts  unsers  ertzcantzlers  gefallen  und  willen  bevorsteen,  da  sein  lieb  boy wohnet 

unserm  kaiserlichen  hof  beywonet,  wenn  und  so  offt  es  derselbigen  gele-  m**  im 

genheit  sein  will,  solichen  unsern  kaiserlichen  reichshofrat  zu  besuechen,  praesedim. 

in  demselbigen  auch  alsdann  zu  praesidieren  und  im  faal  sein  lieb  ab-  in  absentia 

wesens  oder  ungelegenhait  unserm  vicecantzler  zu  bevelchen,  das  er  soli-  d"rn  V°_ 

chem  unserm  reichshofrat  stattig  und  embsig  beywone,  die  sachen  so  da-  cantzicr  dem 

selbst  forkhomen  helffe  dirigieren,  auch  guete  achtung  habe,  das  alle  "^  J^J 

beschaidt  und  expeditiones  den  ergangnen  ratsbeschlussen  gemess  aus-  sachen  heif- 

geen  und  verfertigt  werden.  cn  ing,ren- 

Da  wir  aber  ye  seiner  des  vicecantzlers  person  von  wegen  anderer  in  absentia 

unser  gehaimen  ratssachen  nit  empören  wolten,  also  das  er  nit  yederzeit  Äl^|^ol 

gemelten  unserm  reichshofrat  beywonen  khöndte,  so  wollen  wir  an  sein  ein  andere 

statt  ain  andere  person  verordnen ,  die  beruerten  vicecantzler  in  allem  zurP^cnüon 

obgemeltem  vertretten,  die  auch  deshalb  vor  ein  vorneme  rats-  und  cantz-  verordnet 
leyperson  mit  eeren  und  standt  gehalten  werden  soll. 

Und  sollen  sich  ermelter  unser  vicecantzler  und  diejhenige  person, 
so  wir  in  unsern  kaiserlichen  reichshofrat  verordnen  möchten,  sonder- 
lichen befleissen,  das  sy  von  allen  reichshandlungen,  dessgleichen  andern 


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466 

Sachen  unser  kaiserthumb  und  demselbigen  anhangende  reputation  würde 
hoch-  recht-  und  gerechtigkhait  betreffendt  vor  andern  unsern  raten  gueten 
bericht  haben,  davon  so  oflft  vonnötten  wissen  bericht  zu  thuen,  rurzutragen, 
zu  tractieren  und  handeln,  damit  sy  nit  allein  in  nnserm  kaiserlichen 
roichshofrat,  sonnder  auch  auf  reichstagen  und  andern  enden  fursehung 
zu  thuen  wissen  und  irem  ambt  statlichen  und  mit  ruemb  vorsein  mögen. 
Und  damit,  wes  furtter  aller  und  yeder  personen,  so  unser  kaiser- 
lichen reichscantzley  verwondt,  schuldigkhait  und  thuen  in  gemain  und 
eins  yeden  insonderhait  seye,  mer  specificiert,  so  wellen  wir,  das  nach- 
volgunde  articul  und  punct  insonderhait  vestigclichen  gehalten  werden. 

Gomain  articul  ain  yeden  so  unser  kaiserlichen  reichshofcantzley 
verwondt  beruerendt. 

canuiey-  (1.)  Von  erst  sol  ain  yeder  so  unser  kaiserlichen  reichshofcantzley 

Personen  soi-  verwon(jt  und  darein  aufgenomen  ist  oder  wirdet  zuvorderist  uns  als  dem 
und  Meinu    herrn  und  oberhaubt  und  dann  gemeltem  unserm  neven  und  churfursten 
gtioMt  sein.  (|em  ertzbischoven  zu  Maintz  als  ertzcantzler  getrew,  gehorsam  and  ge- 
werttig  sein,  unsern  und  seiner  lieb  schaden  warnen,  fromen  fordern  und 
alles  das  thuen,  das  ain  getreuer  dienner  seinem  herrn  zu  thuen  schuldig 
und  verpunden  ist ;  demnach  auch  unsere  geschefft  sonderlich  sover  die 
darnach  gelegen  unser  kayserlichen  administration,  regierung,  recht,  ge- 
rechtigkhait und  reichshandlong  betreffendt  und  an  inen  gelangen,  vor 
canuiey-     allem  andern  furdern,  verferttigen  und  darinn  khainen  vieiss  sparen  un- 
^"iTskrfc01    ?eYerde5  zxx  dem  auch  khainem  andern  potentaten,  forsten,  herrn,  comun 
MDstto  in    noch  andern  sondern  personen  mit  dienst  oder  fernem  phlichten  oder  in 
kmine*  **"*  andere  weeg  verwondt  sein  noch  bestimbte  soldt,  dieweill  er  also  ans  und 
Lassen  säu*    unserm  ertzcantzler  verpflicht,  von  inen  haben l  oder  nemen,  es  were  dann 
»au  w«.  wjr  |me  so|ic])es  aus  redlichen  Ursachen  nachgeben. 
c.nuiej-  (—)  l'ud  soll  sich  auch  daneben  ein  yeder  zimblicher  redlicher  tapfer- 

!**»■*■  »i-   und  erberkhait  befleissen  und  ob  im  etwas  von  der  cantzley  wegen  vc»n 

len   d«o  g«- 

Miniickea    uns>  unserm  ertz-  oder  vicecantzler  zu  concipuren  oder  zu  schreiben  be- 

stjisa  d^r    volhen  wurde,  den  stilum  unser  romischen  cantzlev  gepraoehen  ond  haltn, 

«oui«j  k*i-  ™  **  »her  daran  zweiffeite  oder  irrig  were,  andere  so  elter  bey  den  sacken 

WB-        herkhomen  oder  das  mer  wüsten  fragen;  die  sollen  ime  das  tngentlich  und 

guetlichen  sagen  und  underweisen.    Ob  auch  ainer,  wer  der  were,  sehe 

oder  mergekhte,  das  im  stillo  geirret  oder  gefellet  were,  der  solle  es  dem 

der  geirret  hette  nach  seinem  pfcfrn  verstand*  zu  sagen  pflichtig  sein 

und  der  ander  das  in  guettem  anfnemen;  wolte  er  aber  das  also  in  guetem 

1  Or.  hab* 


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467 

«it  versteen,  sonder  das  seinig  noch  pösser  achten,  sol  das  concept  nit 
osgeen  noch  expediert,  sonder  zuvor  unserm  ertz-  oder  vicecantzlern  an- 
steht und  nit  verschwigen  werden,  damit  sein  lieb  oder  er  wissen  zu 
haffen,  was  zu  thuen  seye  und  unserer  cantzley  nit  nachrede  entstee 
er  unwissen  nachgesagt  werde. 

(3.)  Es  sol  auch  khainer,  er  sey  secretari,  registrator,  taxator,  sollen  keine 
hreyber  oder  dienner,  mit  khainer  person,  so  in  der  cantzley  zu  thuen     Keschenck 

nehmen. 

it  oder  gowünne,  durch  sich  selbst  noch  andere  one  unsern  gnedigen 

illen  gantz  khain  practica  oder  Forderung,  schangkhung,  eerung  oder 

«rwenung  der  schangkhung  halb  haben  noch  thuen,  sonder  soll  seinen 

leiss  thuen,  menigelichen  zu  ferttigen  auf  mass  und  Ordnung  hieunden 

rnner  angetzaigt;  mage  er  aber  solcher  gegebner  mass  unentgegen  einen 

or  dem  andern  fordern  oder  ferttigen  one  anderer  sachen  Verhinderung 

<nd  dessen  one  abgang  der  tax  oder  gemainer  bibalien  ein  zimblichs  und 

>ne  soliche  geverde  gemessen,  sol  ime  von  wegen  seines  angewendten 

sonderlichen  vleiss  gegönet  werden. 

Es  sol  auch  sonderlich,  aber  in  dem  zimmer  oder  der  stuben  so  zu 
unserer  kayserlichen  reichscantzley  und  zum  schreiben  verordnet,  ein 
jeder  gegen  dem  andern  sich  aller  einmuettigkhait  und  gueten  fridlichen 
willens  befleissen  und  allen  vleis  anwenden,  damit  es  allenthalben  auf- 
recht und  redlich  zuegee. 

Welche  aber  miteinander  spennig  wurden,  sollen  sy  oder  die  an- 
dern, die  dessen  Wissens  truegen,  schuldig  sein,  ohne  alle  schmehe,  leste- 
rung  oder  aufruer  soliches  an  unsern  ertz-  oder  aber  nach  gelegenhait 
der  sachen  und  personen  vicecantzler  zu  gelangen  und  deren  entschaidts 
darunter  gewartten.  Wo  aber  ainer  oder  mer  soliches  uberfaren,  darüber 
mit  Worten  oder  wergkhen  freveln  und  in  gemelter  unser  cantzley  und 
ander  den  personen  unlust  zu  erweckhen  understeen  wurden,  der  oder 
die  jhenigen  sollen  nit  allain  in  unser  straff  nach  gelegenhait  irer  ver- 
wurekhung  gefallen,  sonderauch  der  beurlaubung  gewislich  gewerttig  sein. 
Sy  sollen  auch  khain  frembde  unverwondte  personen,  es  seyen  for- 
sten, stett  oder  andere  pottschafften  oder  were  die  sonst  seyen,  zu  Zeiten 
als  man  schreybt  in  die  stuben  oder  zimmer,  darinn  unsere  kaiserliche 
reichscantzley  gehalten  wirdet,  fueren,  gefarlichen  darinn  setzen  oder  da- 
rinn enthalten,  also  das  der-  oder  dieselben  sehen  oder  hören  möchten, 
was  gehaimbs  in  der  cantzley  gehandlet  oder  ob  etwas  wider  sy  oder  ire 
heim  gearbaitet,  erworben  oder  auspracht  wurde,  auch  niemandt  des 
warnnen  noch  one  sondern  bevelch  ainich  copey,  briefe  oder  abschlifft 
zaigen,  sehen  lassen  noch  hinausgeben,  er  sei  wovon  es  welle,  in 
khain  wege. 


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4fW 

Wer«  aber,  da»  soliche  personen  zu  solichor  zeit,  da  sy  zu  sollici- 
tloning  iroc  hftndl  in  die  cantzley  gelassen,  schrifften,  briefe  oder  con- 
cnjitmi,  ho  inon  nit  zuogohörig,  understuenden  zu  besichten  oder  zn  lesen, 
wnlohor  HolichoH  in  dor  cantzley  vennergkhte,  der  solle  dieselbig  davon 
mit  boHtor  boschaidonhait  und  fuegen  abweisen. 

Sonderliche  articul  unsere  kaiserliche  reiebssecretarien  betreffondt. 

UnKoro  secretarion,  so  yetzo  zu  Vorrichtung  unserer  kaiserlichen 
und  den  roiehs  saoben  in  lateinischen  und  tentschen  sprachen  aufgenomen 
odor  in  khunfftigon  zeitten  aufzunemen,  sollen  über  obberuerte  gemaine 
iirticul,  Hovil  dioselbig  sy  berueren  mugen,  alle  Sachen  und  schrifften,  6" 
von  unn,  unsern  orti-  oder  vicecantzler  inen  zuegestelt,  vleissig  annemen 
und  vorwaren»  den  tag  und  monat  da  dieselbig  inen  uberantwort  ver- 
jutichnon,  in  wns^rm  kaiserlichen  reichshofrat  furderlichen  furpringen 
und  nit  boy  inon  erligen  lassen,  sonder  vill  mer  embsige  anmanung 
Minen,  damit  so  vill  muglich  dieselbig  zum  «eisten  beratschlagt  werden, 
abor  in  solichor  ii»r  Erbringung  und  befurdrung  einer  sachen  vor  der  an- 
dern unserer  gleiten  ratsorxlnung  sich  gemees  ertxaigen  und  in  alwerg 
die  ergangn*  ratarhle$r  und  beechluss  in  ire  sondere  ratspuecher  oder  pr<>- 
t«HvlU  mit  htnenmmg  deren  so  bey  solichen  ratschlagen  oder  die  refe- 
wüten  $v*oon»  sununart*  Ttnaichnen.  auch  was  also  beschlossen  oder 
svnsl  uv  b*\o;h*a  nach  c*i*e*nhait  der  sachen  uArerragikhen  expediern, 
cvnc^c*  a  «nd  iv.^xc\ohsi  t!#ss  .i.tr»b  nni  aa  »in.  damit  die  anstechenden 
|N*;1hc>oÄ  ftv.l  Ur.cv»  s:;"*£*r  cni  cnn.  :ü**c  uc*st*a  mit  beschwerdt 
*,xvh  *",*h  iv  ?  \\*Vr  *::<*•  .\li  S»wt  wer.vr.  in  vtikfceA  ye  ainer  dem 
*"  v  ^  ,  *v  \vr%*  or:;r.c  Sf>.\5?a  5*^  r-i  z^enrac«»  seil. 

*\»  *>*    •  t  säcV*  xsi  Ur:'.  jlä*  ^fjfep.  äa$  usen  secreHrien 

;  ,.v\  >  *  .—  „*  vr\  r^r-  ^  st  #\7^£*«*«x  xr;  w\>Ll  ssrbek.  so  soften  onl 

*   ,c\**  $>    »  w**  <~    \^v% ;w:  sfc&ts  axs  xx^rs  caxn^yicivabern. 

%  v,w.    t   ;  -f  c^vN  **>?  i  -  r  »  .iüsstf  vnm.  :w*  naa  cosjripirtft 

^k>  Mi»  *.v  v  it  y.~l»  .-^.-1  tltf»^T  «tfCrvtartfa  mr  aa*  mm  fc- 
V  v.  >  %  «.-  ^-  v  ^  ...  »■  ,Vli.  j,m  -  ^f.i  <Kf  ^'HMYQOfa  *»C  II '  ■  Hl  ■  fT  1K- 
l»v   >    i  «>»-»«n   "»»eOj.?    li    »  T     jv.Ti    SÖ-3  •«    V"  .«'   ffSBUSS  Ä  TfT  *C&hS3  *•" 

»»  x».»x  v.vo  './ x  •  .  Sx_>  *  i  inj  vrv..  »i     ^'icüi^  ahes> 4tf« 
.  «.x»»'  >wv"»\«a.M   «     ^-  a   %\    *,-i»nn    <^  •"«•'^fcS'   'Cht  : 

i  ■«.     u?  x'Ik    i^"n^.»%   ^»    sr*i*-cn.««n  i:wrn  •ttcumäm  ^tru 


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469 

wes  also  gezaichnet  furtmer  geförlicher  weise  nit  endern,  sonder  zum 
ingrossieren  geben  und  fertigen  lassen. 

Und  so  die  copey  oder  concept  mundiert  geschriben,  alsdann  sol 
unser  secretari,  durch  welchen  die  concipiert  oder  angegeben,  dieselbig 
mit  dem  Schreiber,  bevor  und  ehe  sy  zum  fernner  zaichen  oder  sigel  ge- 
tragen werde,  überlesen,  wo  von  nötten,  doch  one  radierung  der  brief  so 
auf  pergamenen  geschriben  sonderlich  an  denen  orten,  da  geltsummen, 
namen  und  zuenammen  und  datum  jars  oder  tags  gesetzt,  corrigieren  und 
als  dann  die  gewonhait  ist  und  an  gepurlichem  ort  seinen  namen  daran 
schreiben,  damit  man  erkhenne,1  wer  die  concipiert  und  überlesen  habe, 
and  ob  geirret  wurde,  man  denselben  darumb  zu  antwort  stellen  muge. 
Wenn  dann  auch  der  brief  also  collationiert,  überlesen  und  underschriben, 
so  soll  er  derselbigen  zusambt  der  copeyen  oder  dem  concept  dem  taxatorn 
zuestellen,  seinem  sondern  bevelch  nach  darmit  zu  volfaren  und  bey  un- 
serm  registratorn  zu  verfuegen  wissen,  damit  was  nöttig  registriert  oder 
was  unvonnötten  und  in  ringschetzigern  Sachen  zu  den  alten  oder  newen 
haudlungen  oder  sonst  in  gueto  Ordnung  auf  den  faal  man  deren  hernach- 
mals  bedürftig  gewislichen  zu  finden  gepracht  werde. 

Sy  unsere  secretarien  sollen  auch  schuldig  sein,  die  concept  aller- 
handt  briefe  nit  nach  den  minuten,  so  inen  von  den  partheyen  ye  zu  Zeiten 
zuegestelt  werden,  sonder  nach  dem  wissentlichen  unserer  kaiserlichen 
cantzley  geprauch  und  alten  formularn  zue  stellen,  sonderlichen  aber  in 
unsern  verleichungen  unserer  und  des  reichs  regalien,  lehen  und  lehen- 
schafften one  unsern  sondern  bevelch  khain  enderung  thuen. 

Auf  das  aber  sy  disfals  desto  weniger  irren,  sollen  sy,  sovill  mug- 
lichon  es  etwo  an  gelegner  zeit  haben,  da  sy  mit  sondern  geschafften  nit 
beladen,  unsere  und  des  reichs  saal-  und  lehenpuecher  besichtigen,  dar- 
aus unsere  kayserliche  und  des  heilligen  reichs  gerechtigkhaiten  erlernnen 
und  sich  aller  hände  und  geschefft  khundig  machen,  damit  sy  uns  und 
dem  heilligen  reich  desto  getreulicher  und  nutzlicher  diennen  mugen  und 
durch  unwis8enhait  uns  und  dem  heilligen  reich  nicht  verabsäumen ;  doch 
sollen  sy  auch  guete  achtung  haben  und  verfuegen,  das  dieselbigen  saal- 
ond  lehenpuecher  nit  änderst  dann  zu  irem  behuef  und  im  faal  der  not- 
turfft  herfurgethan  und  wan  sy  gepraucht  widerrumb  aufgehoben,  des 
gleichen  alle  andere  cantzleyacta,  hendl  und  briefe  in  gueter  Ordnung  und 
▼erwarung  gehalten  werden. 

So  wir  auch  gemelte  unsere  secretarien  in  unsern  aignen,  auch 
unser  erbkünigreichen  und  landt  Sachen  zu  geprauchen  bedacht,  wovor 

1  Or.  erkhennen. 


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470 


hj  alsdann  mit  unsern  kayserlichon  und  reichsgeschefften  nit  belad 
e8  ungehindert  dorwlbigen  geschehen  mage,  sollen  sy  sondert icl 
ausserhalb  der  reicbsUige,  warzue  sy  tauglich,  sich  unverwaigerlicl 
weisen. 

Sonderliche  articul  unsers  taxators  ambt  und  diennst  betreffen 

Unser  verordneter  taxator  solle  alle  und  yedo  briefe,  cop 
concept,  so  wie  oblant  beratschlagt  abgehört  betzaichnet  und  von  ( 
ernturien  zum  IttgtforöftFH  und  Verfertigung  gegeben  worden,  nach 
und  wie  sy  auf  papir  oder  pergaraen  geschriben  werden  sollen,  um 
sere  cantzleyschreyber,  die  wir  zu  unsern  kayserlichon  reichssach 
prauchen,  ordenlichon  austhaillen,  bey  inen  anhalten,  damit  die  i 
briefe  BOBfariicn  abflf  die  posten,  daran  uns  und  dem  heiligen  re 
logen,  auch  die  armen  unvermuglichen  partheyen,  so  uns  von  fe: 
ftMfrt  nachraisen,  umb  unsere  gnedigehilf-  und  einsehung  irerbesclr 
halben  ansueehen  und  auf  ire  fertigung  unvermugenshalb  nit  lang 
laufen,  desgleichen  auch  die  Vertagungen-,  pas-  und  glaidtsbrief, 
etwo  die  tagsatzung  in  kburtzen  bestimbt  und  darbeneben  die  ander 
ditionen  auch  wvill  v  innrer  muglich  mit  der  ferttigung  gefordert  w 
t'nd  was  also  täglich*  aufgearbaitet  und  verfertigt,  auch  von  unsern 
tarion,  so  die  minuten  oder  copey  coneipiert  oder  angeben  und  ini 
wie  eben  bey  irein  he  voteh  gemeldet,  wider  überlesen  und  an  gepur 
ort  mit  iron  namen  underschribon,  solchs  alsdann  unserm  cantzleyd 
zu  «stellen  mit  dem  beveich,  das  er  die  ordenlichen  zu  pester  und  gel 
ml  zum  fern  nur n  zaichen  trage,  widerumb  hole,  ime  taxator  zu  1 
bringe  und  darinu  solche  Ordnung  halte,  nämblich  das  alle  bric 
porganienen  oder  papier  geschriben,  gnade,  iustici  oder  wasserlay  i 
?n<  trottend  t,  zuvor  ev  uns  vorbracht,  über  vorig  unser  secretari  r 
mich  mit  unsers  vieecantzlers  und  nachmals,  wofer  die  mit  unserm  g 
m>] Mi  mittelem  sigel  Wsigelt  werden  sollen  oder  sonst  al  solche 
weren,  Jura n  uns  und  dem  heyligen  reich  gelegen,  mit  unsers  ertzcai 
lieben  nevenund  churfü raten  des  ertzbischoffen  zu  Meintz  hanndtge* 
oder  aber  seiner  lieb  abwesens  von  unserm  kayserlichen  hof  an  der 
durch  yetztgeduchten  vicecantzlern  mit  disen  wortten:  ,Vice  ac  i 
roveremiissimi  dorn  ini  archicancellarii  Moguntini'  gezaichnet  seien 

Was  dann  nach  nnserm  angesetzten  handtzaichen  darund< 
papieren  briefen,  missiven  oder  patenten  were,  die  sol  unser  1 
übersehen,  was  von  mitten  registriern  lassen  und  volgendts  so  e 
siven,  dieselbige  samht  iren  zuegehörigen  einschlussen,  bey- oder  z 
verschliesson,  solche  papiren  brief  alle  mit  unserm  secret,  so  w 


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471 

zoe8tellen  lassen  und  vertrawet,  versigln  und  furter  den  ansuchenden 
partheyen  mit  einbringung  der  gepurender  tax  oder  aber  nach  gelegenhait 
durch  die  post  oder  andere  pottschafft,  wie  er  dessen  von  unserm  ertz- 
oder  vicecantzler  beschiden  wierdet,  hinferttigen  und  nit  ligen  lassen, 
yedoch  was  er  also  yeder  zeit  bey  der  post  oder  andern  potten  hinzu- 
schickhen  verordnen  wierdet,  dasselbig  vleissig  in  ein  sonder  post-  oder 
pottenregister  sambt  dem  tag  der  hinferttignng  und  des  postmaisters  oder 
der  potten  relation  einschreiben ,  wie  und  welchergestalt  soliche  Sachen  hinge- 
ferttigt  und  uberantwort,  desto  besten diger  Wissenschaft  yeder  zeit  zu  haben. 

Was  aber  der  andern  pergamen  briefen,  so  die  allenthalben  wie 
yetz  verordnet  underzaichnet  sein,  sy  betreffendt  recht,  gnad,  gaben, 
leben,  freyhaiten,  indulten,  confirmation,  nomination  oder  process,  nichts 
ausgeschlossen,  dieselbig  sollen  sambt  den  minuten  und  concepten  unserm 
verordneten  registratori  behendigt,  seinem  hieunden  angetzaigten  bevelch 
gemess  damit  zu  geparen,  und  darnach  zur  besiglung  angehengt  werden. 
Und  sol  nochmaln  gedachter  unser  taxator  soliche  brief  so  mit  unserm 
grossen  und  mittlem  sigeln  zu  besiglen ,  wie  dann  auch  diejhenigen  so 
under  dem  secret  verferttigt,  alle  nach  gelegenhait  der  sachen,  gnaden 
und  gaben  getreulichen  taxiern,  inmassen  wir  im  derowegen  ein  sondere 
taxordnung  gegeben,  darwider  er  niemandts  noch  umb  schanckhung,  ver- 
bais,  neidt  oder  hass  willen  aufzuhalten,  noch  auch  ausserhalb  unserer 
aignen  Sachen  einichen  briefe  one  taxiert  durchgeen  zu  lassen,  er  werde 
dann  dessen  also  von  unserm  ertzcantzler  oder  seiner  lieb  abwesens  von 
unserm  vicecantzler  aus  unserm  bevelch  oder  erheblichen  Ursachen  be- 
schaiden;  doch  in  feilen,  so  villeicht  in  unser  taxordnung  nit  begriffen 
sein  möchten,  pestes  verstandts  und  damit  den  partheyen  zu  pillicher  bo- 
schwerung  khein  ursach  gegeben  werde  handien  oder  darunder  sich  bey 
unserm  ertz-  oder  vicecantzler  berichte  erholen  und  alsdann,  was  soliche 
tax  ist,  auf  einen  yeden  briefe  zuruckh  an  gwendliche  ortt  nit  durch  ziffer 
oder  numeros,  sonder  nach  lengs  schreiben. 

Darauf  er  dann  auch  selbst  soliche  briefe  und  expeditionen  mit  an- 
geschobener tax  unserm  ertzcantzler  oder  seiner  lieb  abwesens,  wemo 
alsdann  unsere  kaiserliche  sigel  bevolchen,  zum  sigel  pringen,  versiglen, 
wider  zu  seinen  handen  nemen  und  in  der  versiglung  disen  underschaidt 
halten  sol,  das  er  alle  hohe  regalien,  lehen,  was  churfursten,  fursten, 
fursstmessigen  gegeben,  auch  grosse  haubtverschreibungen ,  adels-  und 
andere  freyhaiten  mit  unserm  grossen,  aber  denen  vom  adel,  lehen, 
wappen  und  andere  geringere  gnaden  briefe  mit  unserm  mitlern  insigeln 
besigle  und  das  summarium  eines  yeden  briefes  in  ein  register,  so  bey 
angeregten  unsern  insigeln  ist,  einschreibe. 


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472 

Und  boI  alsdann  unser  taxator  die  partheyen  geförlicher  weise  ferner 
nit  aufhalten  sonder  gegen  erlegung  der  angeschribener  tax  inen  die  expe- 
ditiones  verfolgen  lassen,  und  was  er  also  in  beysein  vilgemelts  unsers 
ertzcantzlers  gegenschreybers,  den  sein  lieb  dabey  haben  mage,  einnemen 
wurdet,  treulichen  verwaren  und  sambt  demselbigen  gegenschreiber  dar* 
über  und  solicher  einnam  wegen  register  halten. 

Doch  solle  er  gnete  achtung  in  ausgebung  solcher  briefe  bey  unserm 
registrator  haben,  damit  khain  briefe,  welcher  unser  und  des  reichs  not- 
turfft  nach  zu  registrieren  ist,  one  registriert  den  partheyen  gelifert,  das 
auch  die  bewilligung  oder  decret  der  adels-  und  wappenfreyhaiten ,  so 
hinaus  gelöset,  sambt  den  verpesserten,  von  newem  gegeben  bewilligten 
oder  confirmirten  wappensnottuln  in  ein  sonder  puech,  so  die  wappen- 
registratur  genennet,  wurdet  eingeclaibet  und  bey  unserer  keyserlichen 
und  des  reichs  registrator  behalten  werden. 

Und  was  expeditionen  durch  unsern  ertzcantzler  oder  seiner  lieb 
abwesens  den  vicecantzler  aus  unserm  sondern  bevelch  oder  erheblichen 
Ursachen  gefreyet  werden,  die  sollen  unserm  taxator  als  taxiert  vor  ein 
einname  und  der  nachlas  mit  bescheynung  desselbigen  als  vor  ein  aus- 
gäbe in  seiner  rayttung,  so  die  von  ime  yeder  zeit  erfordert,  passiert  werden. 

Sovill  dann  den  obangeregten  unsers  ertzcantzlers  lieben  neven 
und  churfursten  des  ertzbischoven  von  Meintz  gegenschreiber  anlangt, 
haben  wir  sein  lieb  freundlichen  und  genedigclichen  heimgestelt,  den- 
selbigen  (jedoch  diser  unser  Ordnung  in  allen  puncten  und  articuln  gemes) 
seines  ambts  und  Verhaltens  zu  instruiren. 

Wir  wollen  auch,  das  unser  kaiserliche  reichscantzleytaxator  in 
allermassen,  wie  oben  von  unsern  secretarien  gemeldet,  zu  zeitten  er  mit 
unsern  keiserlichen  und  des  reichs  geschefften  nit  sonderlich  beladen  und 
one  Verhinderung  derselbigen  besehenen  mage,  in  Sachen  unsere  erb- 
künigreich  und  lande,  warzue  er  tauglich  und  er  unsertwegen  angeschafft, 
unverwaigerlichen  sich  geprauchen  zu  lassen  schuldig  seye,  doch  das  er 
unser  kayserlichen  und  des  reichs  Sachen  noch  auch  der  taxregister  under 
andere  vermische. 

Sonderliche  artieul  unserer  kayserlichen  reichssachen  registratorn 

betreffendt. 

Unserer  kaiserlichen  reichssachen  registrator  sol  hinforan  alle  und 
yede  offen  briefe  und  patent,  so  under  unserm  bekhennen  oder  einbieten 
in  das  reich  under  unserm  anhangenden  oder  secretinsigin  gefertigt 
werden,  sambt  allen  Instructionen  nach  unsere  ertz-  oder  vicecantzlers 
Wsohoit  in  underschiedliche  bnecher  registrieren  und  nit  durcheinander 


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473 

vermischen,  sonder  was  regalien,  reichsiehe n  und  darzue  notwendige 
gwalts  briefe  seindt,  darüber  sonderliche  leben  oder  feudal  von  andern 
expeditionen  nach  gelegenhait  der  Sachen  sonder  commun  buecher  machen 
and  in  kheinen  wege  einicben  original  briefe,  er  betreff  gleich,  was  er 
welle,  mit  seiner  handtregistrata  betzaichnen  oder  ausgeen  lassen,  er 
habe  die  dann  gegen  dem  erst  gemachten  minaten,  copey  oder  concepten 
übersehen  und  gleichlautendt  befunden. 

Und  woverr  es  ye  gesein  mage,  so  sol  er  unser  registrator  darob 
und  an  sein,  damit,  bevor  und  ehe  den  partheyen  ire  expeditionen  zue- 
gestelt,  dieselbige  durch  die  hierzue  verordnete  cantzleyschreyber  und 
inen  selbst  von  wortt  zu  wortten  eingeschriben,  sonst  aber,  da  die  geschafft 
also  heuffig,  das  alsdann  zum  wenigsten  über  ein  monat  lang  nichts  un- 
registriert  ligen  pleibe,  sonder  bey  Vermeidung  unserer  straff  vleissig  in 
die  fnrgenomene  puecher  pracht,  auch  gegen  den  originaln  oder  gleich- 
lautenden copeyen  von  den  schreybem  collationiert  und  warhafft  gemacht 
werden. 

Aber  die  copeyen  von  den  gemainen  besehlossnen  missiven  und 
bevelchen  sollen  von  unserm  registrator,  nachdem  sy  mundiert  sein,  auf- 
gebebt und  zu  khunfftigem  wissen,  gedächtnus  und  notturfft  ungeverlichen 
mit  dem  snmmario,  was  ain  yegliche  in  sich  helt  und  wen  dieselbig  an- 
treffen, yederzeit,  sopald  es  gesein  mag,  in  ain  sonder  puech  geschriben 
nnd  ain  tabellatur  oder  index  darüber  gehalten,  auch  was  darunder  be- 
fanden anhengige  Sachen  betreffend^  solches  bey  die  andere  handlungen 
solcher  anhangenden  Sachen  dieselbig  damit  zu  complieren,  zu  ergentzen 
und  8oliches  alles  bey  der  registratur  verwarlich  gelegt  und  behalten  werden 
and  darüber  soliche  gedächtnus  fassen,  damit  auf  erfordern  er  das  wider 
heraus  zu  notwendigen  beratschlagungen  geben  muge. 

Er  sol  auch  niemandt  frembdes  über  unsere  kaiserliche  und  des 
reichs  registratur  gen  oder  ichtes  daraus  lesen  oder  schreiben  lassen,  dann 
wem  es  vermug  diser  unser  Ordnung  gepurt  oder  wess  er  durch  unsere 
ertz-  oder  vicecantzler  derhalb  beschaiden  wirdet. 

Und  sol  sonderlich  unser  registrator  alle  unsere  kaiserliche  reichs- 
Sachen,  hendel  und  registratur,  hoch  und  nideriche,  in  solicher  gueter 
ge warsame,  es  sey  in  unserm  stilleger  oder  da  wir  über  landt  ziehen,  in 
sorgfeltigkhait  haben  und  behalten,  damit  er  uns,  unserm  ertz-  und  vice- 
cantzler auf  yederzeit  erfordern  aufrichtige  lifferung  thuen  muge  und 
darüber  beschaidt  geben. 

Und  ob  ainiche  acta,  briefliche  urkhundt  oder  andere  gerechtigkhait 
ans  unserer  cantzley,  doch  mit  unsors  ertz-  oder  vicecantzlers  vorwissen, 
hinweggelichen  oder  durch  unsere  kaiserliche  potschafften  auf  tegon,  in 


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schickhungen  oder  sonst  gepfaucht  werde,  sol  unser  registrator,  der  sol- 
ches hinausgehen  oder  leihen  wurde,  was  es  sey,  in  ain  sonder  darzue 
verordnet  puech  eigentlichen  aufschreiben,  damit  man  solches  wider  zu 
erfordern  und  unserer  cantzlej  hendel  zu  ergentxen  wusste. 

Dartzue  sol  er  auch  darob  sein,  damit  aller  regalien,  stet  und  lehens- 
pflichten,  glaidts-  und  passbrief  (wie  lang  die  gegeben)  auch  alle  tag- 
satzung  und  notturfftige  Instruction  in  sonderliche  darzae  verordnete 
puecher  geschriben  werden,  damit  man  in  den  handlungen  eines  jeden 
stuckhs  notwendig  wissens  entpfachen  und  haben  muge. 

Woverr  dann  auch  sonst  neben  seinem  jetzbevolhenen  ampt  und 
bevelch  unser  registrator  in  unsern  kaiserlichen  reichssachen  zum  schreiben 
oder  sonst  zu  geprauchen,  sol  er  in  dem  (doch  unverhindert  dessen,  so  im 
in  diser  Ordnung  sonderlichen  auferlegt)  auf  unsern,  unsere  ertz-  oder 
vicecantzlers  bevelch  zu  gehorsamen  schuldig  sein  und  sich  mer  nit  als 
unsere  secretarien  und  taxator  verwidern. 

Sonderlich  artieul  unser  kaiserliche  reichshofcantzlejschreyber 
betreffende 

Unsere  kaiserliche  reichshofcantzlejschreyber,  so  auf  und  ange- 
nomen  seindt  oder  auf  und  angenomen  werden,  sollen  zu  stattlicher  auf- 
richtung  und  verferttigung  obberuerter  Sachen  zu  Sommerzeiten  morgens 
zu  sechs  und  wintterszeiten  zu  siben  urn  und  nachmittags  al  wegen  umb 
ein  ur  in  den  verordneten  zimer  erscheinen,  darum  und  sonst  nindert 
änderst  irem  ambt  und  dienst  ausswartten,  auch  vor  mittags  bis  zu  zehen 
and  nachmittags  bis  zu  fünf  urn  bey  den  händlen  bleiben,  welches  wir 
auch  auf  ermelte  unsere  secretarien,  taxatorn  und  registratorn ,  doch 
auf  messigung  unsers  ertz-  und  vicecantzlers,  verstanden  haben  wellen. 

Woverr  es  aber  die  notturfft  erforderte  und  von  unserm  ertz-  oder 
vicecantzler  yemandts  angesagt  wurde,  in  eylenden  Sachen  in  die  cantzlej 
zu  khomen  oder  über  die  ernente  zeit  darinn  zu  pleiben,  zu  verharren  und 
was  im  bevolchen  auszurichten,  demselbigen  soll  gehorsamblichen  nach- 
gesetzt werden. 

Wir  wollen  auch,  das  beruerte  unsere  cantzleyschreyber,  was  inen 
von  unsern  secretarien,  taxator  und  registrator  in  unsern  kaiserlichen 
und  des  reichs  Sachen  zu  schreiben  furgeben  wirdet,  solches  alles  an- 
nemen,  schreiben,  willig  gehorsam  seyen  und  sich  khainer  darinn  auf  den 
andern  verwaigere. 

Doch  sollen  in  wichtigen  Sachen  und  die  nit  nach  gemainen  for- 
mularien  verferttigt,  ir  khainer  khain  copey  oder  minut  abzusebreyben 
und  zu  ingrossieren  annemen  noch  schreiben,  dasselbig  sey  dann  inmassen 


L 


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wie  oblant  und  bey  unserer  secretari  dienst  verordnet,  der  gepür  abgehört, 
passiert  und  signiert  worden. 

Und  so  irer  ainicher  oder  mer  also  die  verzaichneton  copey  abge- 
schriben  hat,  so  sol  er  mit  der  copey  zu  dem  secretari,  der  sy  concipiert 
oder  angeben  hat,  und  mit  ime  den  brief  dagegen  überlesen  und  corri- 
gieren,  yedoch  an  namen,  zuenamen,  summa,  tagen  oder  zeit,  datum, 
jarzall  oder  andern  gefarlichon  und  dergleichen  enden  nit  radieren  oder 
so  der  ort  radiert  werde  nit  ausgeen  lassen,  es  habs  dann  zuvor  unser 
ertz-  oder  vicecantzler  gesehen  und  yerwillige,  das  man  es  ausgeen  muge 
lassen,  damit  es  darnach  nit  für  ein  falsch  oder  unfleiss  der  cantzley  muge 
geachtet  werden ;  und  so  der  brief  corrigiert  und  vom  secretario  sein  nam 
underschriben  ist,  soll  der  secretari  oder  Schreiber  solichen  brief  sambt 
dem  concept  dem  taxator  geben. 

Sy  sollen  auch  in  dem,  was  inen  zu  schreiben  fargelegt  und  under- 
handen  gegeben,  sich  nit  sperren  noch  einer  auf  den  andern  verziehen 
oder  eich  entschuldigen,  sonderlich  aber  die  papiren  brief  alle  tag  auf- 
schreiben und  disfals  unserm  vicecantzler,  secretarien,  taxator  und  regi- 
strator  gewerttig  und  gehorsam  sein. 

So  wellen  wir  auch,  das  unsere  cantzleyschreyber  den  tag  und  die 
bestimbten  stunden  aus  in  der  cantzley  warten  und  seyen;  welche  aber 
zu  zimblicher  zeit  und  so  sy  nichts  zu  schreiben  netten,  ausgeen  wellen, 
sollen  die  andern  und  alle  zeit  zum  wenigisten  der  halbthaill  in  der  cantzley 
warten,  ob  geschefft  furfiellen,  das  die  nit  verhindert,  sonder  durch  sy 
gefertigt  werden,  und  die  so  ausgeen  wollen  sich  ansagen,  damit  man  sy 
ob  not  wurde  zu  finden  wüste. 

Und  zu  handthabung  diser  unser  Ordnung  wellen  wir  hiemit  unserm 
taxatorn  und  registratorn  eingepunden  haben,  das  sy  taglich  vor-  und 
nachmittag  auf  unsere  cantzleyschreyber  ir  fleissig  aufmerckhen  haben, 
damit  sy  zu  rechter  zeit  in  die  cantzley  erscheinen.  Wo  aber  ir  ainer 
oder  mer,  nachdem  die  negst  ur  bey  der  cantzley  die  stundt,  in  deren  die- 
selben unsere  cantzleyschreyber  in  der  cantzley  erscheinen  sollen,  ge- 
schlagen und  er  nit  gleich  in  der  cantzley  ist,  sol  er  für  dieselb  stund 
ain  halben  patzen  geben;  bleibt  er  dann  die  ganze  stundt  aus  und  noch 
aine  darzue,  alsdann  zusambt  dem  ersten  halben  patzen  noch  zwen  halb 
patzen  und  für  drey  stundt  drey  halb  patzen  neben  und  mit  dem  ersten 
in  ain  besondere  eysene  puchssen  oder  sparhafen,  so  derhalben  gehalten 
werden  und  den  Schlüssel  darzue  unser  taxator  und  registrator  haben 
sollen,  also  paldt  zu  straff  zu  erlegen  schuldig  sein.  Wo  aber  ainer  solche 
straff  zu  erlegen  waigern  wurde,  bevelchen  wir  weitter  unserm  taxatori, 
das  er  demselben  so  also  unfleissig  und  ungehorsam  sein  wurde  soliche 

Archir.  LXXXIV.  Band.  II.  Halft«.  32 


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»traf  an  «einem  bibalio  oder  besoldung  abziehe.  Und  was  also  in  soliche 
\mxün  zu  straff  gefeit,  das  sollen  mergedacbte  unsere  cantzleyschreyber 
waan  sr  sonst  ir  bibalium  taülen  gleich  nnder  sich  ansstaillen;  doch 
weilen  wir  sy  an  dem  sambstagen  nachmittag  auch  an  den  son-  und  feyer- 
Lagon  int  lermassen  gstreng  halten,  sonder  nachdem  als  die  ville  der  ge- 
scheut <  rigiden  mag,  in  derselben  zeit  anhaimbsxu  sein  (sy  werden  dann 
insonderhait  erfordert)  znegelassen. 

So  auch  unsere  cantzleyschreyber  in  unsern  kaiserlichen  reichs- 
sachen  nicht  zu  schreiben  betten,  wollen  wir,  das  sy  in  anderer  unserer 
erbkumgTeich  und  lande  gescheut  da  sy  darzue  erfordert  zue  schreiben 
schuldig  sein  sollen. 

Sonderliche  artical  unsern  cantzleydienner  betreffende 

Unser  cantzleydienner  sol  sich  alwegen  somerszeit  ain  halbe  stundt 

vor  sechs  um  und  Winterszeit  ain  halbe  stundt  vor  siben  urn  in  das 

Zimmer«  da  die  cantzley  gehalten  wierdet,  fuegen,  alles  was  verruckht  zu 

recht  stallen  und  ordnen,  einhaitzen  und  was  da  der  cantzley  halben  zu 

hau  dien  not  ist  und  er  zimblicher  weise  gehaischen  wirdet,  darin n  er  auf 

ain  taiator  ain  aufsehens  haben  sol,  thuen  und  aussrichten.    Er  sol  auch 

r  der  cantzley  morgens,  den  tag  und  zu  abents  wol  verwart  haben, 

mandu  der  nit  darein  gehört  oder  erfordert  wirdet  darein  lassen  noch 

ii  ,  auch  niemandt  über  brief  oder  gehaimb  lassen,  sonder  wo  er 

siw-ht  oder  was  der  cantzley  zuegehörig  verwaren  und  die  gehaimb  wie 

id  genuinen  puncten  begriffen  ist  verschweigen. 

"  11  i  sol  sich  sonst  weitter  seines  diensts  halben  verhalten,  wie  ime 
derwegen  ain  sonderliche  Instruction  zuegestelt  worden  ist. 

Wo  unser  kaiserliche  reichscantzley  gehalten  werden  sol. 

Beschlieslichen  so  ordnen  und  wellen  wir,  das  an  orten,  da  wir 
jederzeit  im  heilligen  reich,  unsern  künigreichen  oder  erblanden  unser 
beharlich  hofleger  haben,  zu  haltung  unser  kaiserlichen  reichscantzley  in 
unsenn  palatio,  hofe  oder  herberg  oder  wo  es  der  platz  nit  geben  mag  zu 

D  andern  heusern  ordenlich  und  gnuegsame  zimmer  durch  unsern 
obersten  hofmaister  oder  marschalch  ausgezaigt  und  von  unsenn  ver- 
ordne hm  cantzleydienner,  der  auch  sein  aufsehen  auf  unsern  ertz-  und 
vicBOmtzIer  haben  soll,  yederzeit  sauber  gehalten  und  verwart,  des- 
gleichen unsern  secretarien  und  andern  cantzleypersonen  sambt  unser 
hofriHeu  und  postmaistern  am  raison  über  landt  und  dann  auch  in  be- 
nnnih'hiin  legem,  erber  gelegen  herbergen  nahend  bey  unsenn  vicecantzler 
gegeben  werden,  alles  zu  fhrderung unserer cantzleysachen  und  expedition. 


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477 

So  wir  aber  nach  gelegenhait  unserer  auch  unserer  kunigreich  landt 
und  leut  obligen  über  landt  raison,  sollen  sich  unsere  secretarien  unserm 
vicecantzler  in  yedem  leger  antzaigen  and  die  cantzieyschreyber  sich 
nahendt  bey  inen  enthalten  und  khainer  an  ir  Torwissen  vor  inen  aus 
den  herbergen  wegkhraisen  oder  hinder  inen  pleiben,  alles  bey  ernstlicher 
straf  und  verlierung  irer  diennst. 

Und  so  die  zeit  ist  über  landt  zu  reisen,  sollen  die  secretari,  taxator 
und  registrator  von  unserm  vicecantzler  beschaidt  entpfahen,  was  Sachen  und 
händel  sy  mit  nemen,  und  die  alsdann  wol  verwarlich  einmachen  und  sonst 
nichts  frembdts  auf  die  verordnete  wägen  nemen,  legen  noch  laden  lassen. 

Und  sollen  auf  dise  unsere  Ordnung,  sovill  dieselbig  ain  yeden  be- 
rueren  thuet,  unsere  vicecantzler,  secretarien,  taxator,  registrator, 
schreyber  und  cantzleydienner  so  sy  auf  und  angenomen  werden  glnbd 
thuen  und  schwören  wie  hernach  voligt: 

Des  vicecantzlors  aydt. 

Der  vicecantzler  soll  geloben  und  einen  aydt  zu  gott  und  den 
heilligen  schweren,  das  er  zuvorderst  uns  als  dem  herrn  und  dann 
unserm  neven  und  churfursten  dem  ertzbischoven  zu  Maintz  als  unserm 
ertzcantzler  getrew,  gehorsam  und  gewerttig  sein,  unsern  und  seiner  lieb 
schaden  warnnen,  fromen  fordern,  auch  alle  und  yede  unsere  und  des 
heiligen  reiche,  desselbigen  glider  und  underthonen  Sachen  und  geschefft 
so  furfallen  werden  neben  andern  unsern  verordneten  Presidenten  und 
raichshofräten  nach  seinem  pesten  verstendtnus  beratschlagen,  bedengkhen 
und  erwegen  helffen  und  was  darinn  beschlossen  wirdet,  sovill  ime  zue- 
steet,  volnziechen  und  zugeschehen  verschaffen,  in  schwären  Sachen  die 
handt  selbst  mit  ansetzen,  darzue  das  er  an  unsere  ertzcantzlers  stat 
in  unser  cantzley  vleissig  aufsehens  haben,  damit  registriert  und  alle 
händl  in  gueter  Ordnung  gehalten  werde,  auch  was  in  gehaimen  Sachen 
gehandelt,  geratschlagt  und  geschlossen  wirdet,  uns  und  dem  heiligen 
reich  zu  nachtaill  zu  ewigen  tagen  verschweigen,  bey  ime  in  gehaim 
halten  und  sonst  diser  unserer  Ordnung  sovill  die  inen  betrifft  zum 
vleissigisten  nachkomen  wolle,  alles  treulich  und  ungeverlich. 

Der  secretarien  aid. 

Die  secretarien  sollen  geloben  und  schweren,  das  sy  zuvorderist 
uns  als  dem  herrn  und  dann  unserm  neven  und  churfursten  dem  ertz- 
bischoven zu  Maintz  als  unserm  ertzcantzler  getrew,  und  gehorsam  sein 
wellen  nach  irem  pösten  verständtnus  und  vermugen,  unsern  und  seiner 
lieb  schaden  warnnen,  fromen  und  pestes  werben,  irem  ambt  mit  conci- 

82* 


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478 

piren,  schreiben  und  andern  so  inen  yederzeit  bevolchen  wirdet  treu- 
lichen und  mit  vleiss  vorsein,  alle  zuefallende  Sachen  und  brief,  so  an  sj 
vermug  diser  unser  Ordnung  gelangen,  forderlichen  anbringen,  so  die 
zuegelasson  vleissig  ferttigen  und  gefärlichen  nit  anftziehen,  auch  ainiche 
brief  one  wissen  unsers  ertz-  oder  seiner  lieb  abwesens  des  vicecantzlers 
nit  zaichnen  oder  ausgeen  lassen,  sonder  in  allen  Sachen  auf  yetzbemelte 
unsere  ertz-  und  vicecantzler,  wie  sich  gepurt,  ain  sonder  aufsehen  haben 
und  mit  derselbigen  wissen  verhanndlen,  die  ratschleg,  so  sy  im  rat  der 
cantzley  oder  sonst  in  gehaim  verneinen,  schreiben  oder  handien  werden, 
in  gueter  gehaimb  halten,  die  niemandts  offenbaren  noch  yemandts  deren 
warnung  oder  antzaig  thuen,  khainer  parthey  auch  weder  die  anderen 
raten  noch  auch  khainen  brief,  ratschlege  oder  hendel  one  erlaubnns  und 
boschaidt  unsers  ertz-  oder  vicecantzlers  yemandts  abschlifft  oder  copeyen 
geben  und  sonst  diser  unser  Ordnung  sovill  dieselbige  sy  beruert  zum 
vleissigisten  nachkhomen,  alles  treulich  und  ongeverdt. 

Des  taxators  aid. 

Der  taxator  soll  geloben  und  schweren,  das  er  znvorderist  uns  als 
dem  heim  und  dann  unserm  neven  und  curfursten  dem  ertzbischoven 
zu  Maintz  als  unserm  ertzcantzler  getrew,  hold  und  gehorsam  sein,  fromen 
und  pestes  nach  seinem  vermugen  und  verständtnus  werben,  alles  das- 
jhenig  so  im  dise  unsere  Ordnung  in  gemain  oder  insonderhait  auferlegt 
verrichten,  auch  alle  und  yede  unserer  kaiserlichen  reichscantzleygefell 
von  yeden  briefen,  inmassen  dieselbig  taxiert  oder  wie  er  darüber  von 
unserm  ertz*  oder  seiner  lieb  abwesens  vicecantzler  beschaiden  wirdet, 
getreulichen  einpringen,  entpfahen,  in  die  ordenliche  sein  und  des  gegen- 
schreibers  register  eintzaichnen  und  eintzaichnen  lassen  und,  wie  sich 
gepurt,  vermug  diser  unserer  Ordnung  verrechnen  und  lifferung  thuen, 
auch  sonst  seinem  ambt  in  allem  so  ime  geximpt  treulich  vor  sein  und 
was  er  bey  den  Sachen  in  der  cantzley  oder  sonst  in  gehaimb  verneinen, 
schreiben  oder  handien  wierdet,  in  gueter  gehaimb  halten,  solches  nie- 
mandts offenbaren  noch  der©  wegen  einichen  warnung  oder  antzaig  thuen, 
auch  khainer  brief,  ratschlege  oder  hendl  one  erlaubnus  und  sondern  be- 
echatdt  unsers  erti-  oder  vicecantzlers  yemandts  copey  oder  abschlifft 
geben,  alles  treulich  und  ungeverlich. 

Des  registrators  aid. 

Der  registrator  soll  geloben  und  schweren,  dass  er  zuvorderst  uns ! 
als  dem  herra  und  dann  unserm  neven  und  chvfiirsten  dem  ertzbischoven 
*  fthlt  im  IV 


isle 


479 

zu  Maintz  als  unserm  ertzcantzler  getrew,  hold  und  gehorsam  sein  welle, 
nach  seinem  pösten  vermugen  und  verstendtnus  unsern  und  seiner  lieb 
schaden  warnnen,  frommen  und  pestes  werben,  alle  und  yede  regalien, 
leben,  Privilegien,  indult,  conürmation  und  andere  brief,  so  in  unserm 
namen  ausgeen  werden,  sovill  die  notturfft  erfordert,  treulichen  und 
vleissigclichen  selbst  registrieren  und  registrieren  lassen,  seinem  ambt 
mit  schreiben  und  anderm  so  ime  yederzeit  bevolhen  wirdet,  treulichen 
Tor  sein,  was  er  in  der  cantzley  oder  sonst  in  gehaimb  vernemen,  schreiben 
oder  handien  wirdet,  in  gueter  gehaim  halten,  niemandts  offenbarn  oder 
yemandts,  so  in  diser  unser  ordnung  dessen  nit  fueg  hat,  warnung  oder 
antzaige  thuen,  auch  khaine  brief,  ratschlege  oder  hendl  registriert  oder 
ouregistriert  one  erlaubnus  und  sondern  beschaidt  unserer  ertz-  oder 
yicecantzlers  copey  oder  abschrifft  von  sich  geben  welle  und  sich  sonst 
unser  Ordnung  sovill  die  inen  berueren  mag  gemess  verhalten,  treulich 
und  ungeverlich. 

Der  8chreyber  aid. 

Die  schreyber  sollen  geloben  und  schwören,  dass  sy  zuvorderst  uns 
als  dem  heim  und  dann  auch  unserm  neven  und  churfursten  dem  ertz- 
biscboven  zu  Maintz  als  unserm  ertzcantzler  getrew  und  hold  sein,  schaden 
warnnen  und  pöstes  werben  wellen,  auf  unsere  ertz-  und  vicecantzler, 
auch  die  verordneten  secretarien  gehorsamblichen  warten  und  was  inen 
yederzeit  bevolhen  wirdet,  dasselbig  mit  vleiss  verrichten  und  khains- 
weegs  zue  schreiben  verwaigern  oder  auf  ain  andern  schieben,  sonder  zum 
vleissigisten  und  fui'derlichisten  ferttigen  und  was  inen  also  zu  schreiben 
furkhombt  oder  was  sy  sonnsten  in  unsern  und  des  reichs  auch  der  par- 
theyen  Sachen  haimblichait  hören,  in  gueter  gehaimb  halten,  niemandts 
offenbaren  noch  dessen  ainiche  warnung  thuen  auch  khain  brief,  rat- 
schlege oder  händl,  wie  die  namen  haben  möchten,  niemandts  copey  oder 
abschlifft  geben  one  unsers  ertz-  oder  vicecantzlers  oder  der  secretarien 
sondern  bevelch,  und  sonnsten  diser  unser  Ordnung  sovill  einen  yeden 
die  betrifft  zu  geleben  und  nachzukhomben,  alles  treulich  und  ungeverlich. 

Des  cantzleydieners  aid. 

Der  canntzleydienner  soll  geloben  und  schweren,  das  er  zuvorderst 
uns  als  dem  herrn  und  dann  unserm  neven  und  churfurssten  dem  ertz- 
bischoven  zu  Maintz  als  unserm  ertzcanntzler  getrew  und  hold  sein  welle, 
seiner  lieb  auch  dem  vicecanntzler,  secretarien  und  taxator  gehorsam 
leisten,  die  cantzley  tags  und  nachts  treulichen  verwaren,  was  ime  von 
unserm  taxator  bevolchen  wierdet  embsig  verrichten  und  sonst  diser  unser 


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480 

ördnung,  sovill  die  inen  betrifft,  auch  seiner  sonder  habenden  Instruction 
zu  gelben  und  nachzukhomben,  alles  getreulichen  und  ungeverlich. 

Hierauf  gebieten  wir  allen  nnd  jeden  so  unserer  cantzley  verwondt 
und  in  diser  unier  ««rinung  begriffen,  das  sj  derselbigen  Ordnung  in  allen 
niil  |  i- q  iren  puncten  und  articuln  gestrackhs  auch  vleissig  und  ge- 
horsam blichen  nachkamen  und  geleben  bey  verlierung  ir  yedes  dienst 
auch  I  ►rmeidung  unser  straff  und  nngnad. 

1  tid  behalten  uns  darneben  t»>t  Tennelte  Ordnung  yederzeit  unserm 
ten  an>ehen.  willen  und  gefallen  nach  zu  mindern,  zu  meren  und 
tu  T*raa  iern. 

^ben  in  unser  und  des  re:cns  stat  Augspurg  unnder  unserm  hiefiir- 
.  tfui  sevrvsinsi^eL  den  ersten  tag  junii  anno  etc.  im  neunund- 
;  >ten.  unserer  reiche  des  römischen  im  neunundzwaintzigisten 
nnd  *W  an  iern  iai  irejun  1  ireissüristen. 

Ferünanius  m.  p. 

P^i'.el  anraie:  :>o  pus 
:;jljls  Arvi -cJuioelLiri^s  sN~ubscripsi]. 


LS. 
i    .  Seil 


Ad  mandatum  domini  electi 
imperatoris  proprium: 

L.  Kirchslager  m.  p. 


Beilage  II. 
I  rr  Kanzler  an  iea  Kaiser.    Asenaffenburg  1620,  Mai  6. 

^Zwei  Cop»  im  Wiener  Staatsarchiv,  Reichshofkanslei  1.) 
Alleriurchieuehtigister  allergnedigister  HeiT. 

R,  K.  M1  werden  sich  allergnedigist  erinnern,  was  wegen  ror- 
IttiWnder  abs»"nlening  der  kanzleiexpeditionen  unter  dato  dem  2.  martij 
[iMitrstliinan  dieselbe  ich  in  underthenigistem  gehorsamb  gelangen  lassen, 
n  hab  ich  nit  underlas^en.  mich  inmittelst  in  denen  bei  meiner 
fJAnilw  befindlichen  acten  wie  auch  den  alten  kais.  canzleiordnungen  und 
iiititnii  tionen  zu  ersehen  und  dem  werk  weiters  angelegenen  vleisses  nach- 
zmlimketi,  da  sich  dan  befunden,  das  alle  und  jede  under  E.  E.  Mk  und 
-1  •>  ^  1 1 1  h  löblichen  vorfahren  kais.  insigel  und  insonderheit  dem  angehefftem 
Rntgtöttes  und  gepotten  an  die  stende  des  reichs,  auch  die  mit  auslendischen 
für ftte  n  nnd  potentaten  gehaltene  correspondenzen,  kriegs-  nnd  andere 


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481 

Sachen,  die  haben  gleich  das  reich  oder  E.  E.  M1  erblande  ausser  boeder 
königreich  Hungarn  und  Böheimb  betroffen,  ohne  underschied  jederzeit 
bei  der  reichscanzlei  gewesen  und  in  des  reichsvicecanzlers  und  ihme 
nachgeordneter  canzleibeamten  als  secretarien,  taxatorn,  registratorn  und 
scribenten  direction  und  expedition  gestanden,  bis  dass  cardinal  Clesel 
bei  der  negstabgelebten  E.  M*  zu  seinem  privatvortheil  nit  ohne  vieler 
stände  merkliche  beschwerung  und  andern  daraus  erfolgten  confusionen 
ein  andere  de  facto  gleichsamb  durchzudringen  understanden. 

Obwohl  nun  ich  mir  aller  zweifei  keinen  mache,  £.  E.  M*  werden  an 
solchen  neuernngen  so  dem  heiligen  reich  und  dem  erzkanzellariatamt  zu 
merklichem  abbrach  gereichen,  kein  gefallene  tragen,  sondern  viel  lieber 
sehen,  das  alles  bei  denen  von  dero  löblichen  vorfahren  wohl  bedächtlich 
aufgerichten  alten  Ordnungen  verbleibe,  gestalt  deroselben  allergnedigiste 
meinung  ich  jederzeit  dahin  eingenomen  und  verstanden  hab. 

Dieweil  ich  jedoch  die  underthenigiste  vorsorg  getragen,  damit  bei 
zeiten  demtwegen  von  mir  gehorsambiste  wohlmeinende  erinnerung  be- 
sehenen sollte,  man  möchte  vielleicht  mit  solcher  vorhabenden  Separation 
fortfahren  und  hernacher  dem  werk  schwerlich  zu  helfen  sein  und  dan 
wohl  gewiss,  das  hieraus  nit  allein  merkliche  confusiones  verursacht, 
hohe  und  niedere  kanzleiofficier  an  einander  gehängt,  sondern  auch  die 
expeditiones  dardurch  merklich  gesteckt,  ja  wohl  endlich  die  stände  des 
reichs,  welche  auf  alle  und  jede  E.  E.  M*  actiones  und  regierung  ein 
scharpfes  aug  haben,  ihr  interesse  und  empfindung  dabei  scheinen  lassen 
und  E.  E.  M'  aus  solchen  allem  mehrern  unlust  und  nachtheil  als  vorthel 
zue  gewartten  haben  würden;  zu  geschweigen,  dass  alle  deroselben  expe- 
ditiones weit  grössers  ansehen  und  nachdruck  haben  wan  sie  von  des 
heiligen  reichs  kanzlei  herrühren: 

So  hab  ich  erwogenen  umstenden  nach  nit  umgang  nemen  können 
noch  solin,  E.  E.  Mt  deswegen  gehorsamlich  anzulangen,  zu  deroselben 
allergnedigisten  belieben  stellend,  dieweil  die  kanzleiordnung  kaisers 
Ferdinandi  ausführlich  und  wohl  begriffen  und  nit  zu  zweiflen,  wan  die- 
selbe renovirt  und  was  nun  ein  zeit  lang  für  missbräuche  dagegen  ein- 
gerissen, verbessert  würden,  dem  werk  damit  wohl  gedient  were,  ob  sie 
mit  Zuziehung  dero  geheimben  raths  und  vicekanzlers  (deme  ich  derent- 
wegen befelch  ertheilt)  solches  für  die  hand  nemben  lassen  wollen,  under- 
thenigist  bittend,  diese  meine  gehorsambliche  underthenigiste  erinnerung 
anders  nicht  dan  wie  sie  von  mir  ganz  trewherzig  aufrichtig  im  besten 
zu  vermerken. 

E.  E.  M1  damit  dem  allmechtigen  gott  zu  langwüriger  und  besten- 
diger  friedfertiger  kais.  regierung,  mich  aber  derselben  samt  meinem  erz- 


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482 

stift  zu  bishero  gespürter  kais.  gnaden  unthenigist  und  gehoreambist 
empfehlend. 

Datum  Aschaffenburg  in  meiner  Sl  Johannisburg  den  6.  Maii  1620. 

E.  K.  M1 

unthenigster  gehorsamer  churfürst 

Joannes  Suicardus, 

Archiepiscopus  Moguntinus. 

G.  Dapperich. 


Beilage  IQ. 

Anmerkungen  über  die  von  dem  Wienerischen  Hofe  der  schuldigen 
Auslieferung  des  Reichsarchivs  entgegengestellten  Einwendungen. 

Abschrift  aus  dem  Frankfurter  Diarium  über  die  Krönung  Kaiser  Karls  VIL, 

1742.   Beilagen  zum  Diario  42,  XI,  Wien,  Archiv  des  k.  k.  Ministeriums  des 

Innern  (Karl  VH.  7  ex  1742). 

Es  begehret  niemand  in  abrede  zu  stellen,  dass  die  österreichische 
canzlei  erst  unter  Ferdinando  II.  1620  einen  eigenen  canzler  bekommen 
habe  und  hieraus  erst  in  neueren  Zeiten  eine  eigene  oesterreichische  canz- 
lei durch  weitere  absonderung  von  derjenigen  stelle,  so  die  oesterreichischen 
landsachen  zu  besorgen  hat,  errichtet  worden  sei.  Ebenso  notorisch  als 
dieses  seien  auch  hergegen  die  klagen  so  das  reich  darüber  geführet,  dass 
andurch  jüngsthero  fast  alle  kaiserliche  reichsgeschäfte  unter  dem  namen 
geheimer  hauss-  und  Staatsangelegenheiten  von  der  reichscanzlei  ab  zu 
gedachter  oesterreichischon  staatscanzlei  gezogen  worden.  Die  reichs- 
canzlei hat  ihren  wesentlichen  Ursprung  mit  dem  anfang  des  teutschen 
kaiserthums  genommen,  durch  diese  sind  alle  kaiserliche,  reichs-  und 
Staatssachen  gegangen,  welche  sowohl  in  kaiserlichen  als  churfurstlichen 
pflichten  in  der  person  ihres  Oberhaupts,  des  churfursten  von  Mayntz 
stehet  und  nebst  denen  reichsangelegenheiten  auch  die  davon  inseparable 
gemeine  weltsachen  zu  besorgen,  auch  zu  diesem  in  zwei  besondere  expe- 
ditiones  als  die  teutsche  und  lateinische  abgetheilet  hat.  Diese  uralte 
Verfassung  ist  von  dem  durchlauchtigisten  erzhaus  nicht  geändert  worden 
als  solches  ganze  königreiche  acquiriret,  sondern  dio  unter  Ferdinando  I. 
errichtete  königlich-  hungarisch-  und  böhmische  hofcanzleien  sind  nicht 
weniger  als  die  hernach  entstandene  andere  privathauscanzleien  bei  ihren 
land-  iustiz  und  dahin  einschlagenden  Sachen  geblieben.   Eine  derartige 


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hofcanzlei  zu  errichten  ist  weder  des  reiche  noch  denen  anderen  haus- 
canzleien  entgegen  gewesen.  Bis  zu  Ferdinandi  II.  Zeiten  war  das  erz- 
henogthum  gemeiniglich  vertheilet  und  da  die  kaiserliche  linie  öffters  den 
kleinesten  theil  davon  besasse,  so  war  dieses  eben  die  ursach,  warum  die 
kaiser  die  kostbare  bestellnng  eines  eigenen  oesterreichischen  canzlers 
ablehnten.  Mit  der  unter  Ferdinand  II.  erfolgten  Separation  war  die 
reichscanzlei  anfangs  gar  wohl  zufrieden,  weil  sie  glaubte,  die  oester- 
reichische  würde  bei  ihren  landsachen  alleine  bleiben.  Es  ereigneten 
sich  aber  gar  bald  sehr  viele  und  mehrist  schon  ad  acta  publica  gebrachte 
gravamina;  dann  dieselbe  massete  sich  des  vorhin  geführten  kaiserlichen 
styli  sowohl  als  auch  der  reichsstandserhebungen  an  und  sie  suchte  in 
der  that  die  reichscanzlei  unter  sich  zu  bringen  und  die  vornehmsten 
reiche-  und  Staatssachen  an  sich  zu  ziehen.  Zu  solchem  ende  wurde 
endlich  in  diesem  seculo  aus  mehrgedachter  oesterreichischen  canzlei  eine 
absonderliche  kaiserliche  staatscanzlei  formiret  in  der  absieht,  die  reichs- 
canzlei von  der  besorgung  aller  reiche-  und  staatsgeschäften  auszuschlies- 
sen.  Ob  nun  wohl  also  der  reichsvicecanzler  nebst  denen  reichsangelegen- 
heiten  auch  die  oesterreichische  land-  und  haussachen  ehedessen  besorgt 
hat,  so  sind  doch  durch  die  unter  Ferdinando  II.  erfolgte  Separation  die 
oesterreichische  landsachen  alsofort  auf  einmahl  von  der  reichscanzlei 
gänzlich  abgesondert  worden  und  von  diesen  actis  ist  bekanntlich  kein 
blatt  im  reichsarchiv  vorhanden.  Ebensowenig  sind  die  originalia  von 
testamenten  heirathscontracten  etc.  zur  reichscanzlei  oder  zur  oester- 
reichischen hofcanzlei  gegeben,  sondern  allezeit  bei  hof  in  dem  so  ge- 
nannten schätz  aufgehoben  worden.  Die  denen  oesterreichischen  land- 
standen ertheilte  privilegia  caesarea  können  hieher  auch  zu  keinen  vor- 
wand dienen,  da  solche  so  oft  sie  von  kaisern  als  kaisern  ertheilet  worden 
von  der  reichscanzlei  nothwendig  ergehen  müssen,  die  originalia  auch 
schon  ohnehin  in  gedachter  landstände  händen  sind.  Und  so  verhält  es 
sich  auch  mit  denen  oesterreichischen  investituris  passivis,  wovon  die 
originalia  nicht  dem  investito  sondern  derjenigen  canzlei  gehören ,  aus 
welcher  die  lehen  vergeben  werden.  Uiberhaupt  bringet  die  natur  der 
ieutschen  reichsverfassung  und  eines  jeden  wahlreichs  von  selbsten  mit 
sich,  dass  jedem  successori  die  anteaeta  seines  vorfahren  ohne  anstand 
ausgeliefert  werden  müssen.  Die  anverlangte  Separation  an  sich  selbst 
ist  so  ohnmöglich  als  ohnstatthaft.  Alle  kaiserliche  Staatsgeschäfte 
sind  jederzeit  vornemlich  in  kaiserlichem  namen  verhandelt 
worden.  In  der  ganzen  Staatsregistratur  sind  gar  wenig  instruetiones 
oder  relationes  der  kaiserlichen  gesandten  zu  finden  wo  nicht  die  kaiser- 
liche oder  reichssachen  den  grösöten  theil  ausmachen,  welche  aber  von 


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484 

denen  hausangelegenheiten  abzusondern  und  die  passus  herauszuschneiden 
ohnehin  nicht  thunlich  ist.  Der  wienerische  hof  hat  sich  damit  zu  be- 
gnügen, wann  ihm  wie  allen  anderen  reichsständen  benöthigten  falls  aus 
der  gemeinen  reichscanzlei  die  anverlangende  nachrichten  nnd  abschritten 
in  copia  vidimata  künftighin  ertheilet  werden. 

Was  endlich  die  beisorge  belanget  so  der  wienerische  hof  nicht  un- 
deutlich zu  erkonnen  gibt,  dass  auf  solche  art  alles,  was  er  zeithero  wider 
andere  hohe  höfe  geschmiedet  hat,  auf  einmahl  an  tag  kommen  dörfte,  so 
ist  solche  so  befremdend  als  ohngegründet.  Die  amtsobliegenheiten  des 
ersten  churfürsten  und  cantzlers  so  dann  die  schwere  pflicht  der  reichs- 
canzlei bringen  schon  von  Selbsten  mit  sich,  alles  was  dem  reich  schaden 
und  unruhe  erwecken  könne  geheim  zu  halten ,  wiewohl en  deren  jüngst- 
hero  wenig  zur  reichscanzlei  gekommen;  die  alten  aber  haben  wenig  ein- 
fiuss  in  die  jetzige  zeitläufte. 

Beilage  IV. 

Extract  einet  Promemoria  des  Wienerischen  Hofes  die 
Auslieferung  des  Reichsarchivs  betreffend. 

Abschrift  aus  dem  Frankfurter  Diarium  über  die  Krönung  Kaiser  Karls  V1L 

1742.   Beilagen  zum  Diario,  40,  X.  Wien,  Archiv  des  k.  k.  Ministeriums  des 

Innern.    Kail  VII.  1  ex  1742.    (Theilweise  gedruckt  Mitth.  des  Instituts  für 

österr.  Geschichtsforsch.  VIII,  8.  287  [Fellner].) 

Man  kann  nicht  nnerinnert  lassen  ausser  allem  zweifei  zu  sein, 
dass  schon  von  Zeiten  kaisers  Friderici  III.  an  alle  expeditionen  sowohl 
in  reichs-  als  oesterreichischen  angelegenheiten  einzig  und  allein  durch 
die  reichscanzlei  besorget  und  die  contrasignatur  von  einem  zeitlichen 
reichsvicekanzler  vollzogen  worden.  Dahero  man  auch  alle  und  jede  acta 
bei  der  reichscanzlei  niedergeleget  inmassen  keine  besondere  oester- 
reichische  canzlei  vorhanden  gewesen  und  könten  hier  viele  heiraths- 
contracten  verzichten  vermählter  erzherzoginnen  und  andere  dergleichen 
Urkunden  angezogen  werden,  so  man  verlässlich  weiss  unter  denen  so 
genannten  reichsactis  mit  verwahret  zu  werden. 

Zu  Zeiten  Ferdinandi  I  Maximiliani  II  und  Rudolphi  II  findet  sich 
unter  denen  damaligen  reichs vicekan ziem  Seldio,  Zasio,  denen  beeden 
von  Strahlendorff  und  dem  von  Ulm  wie  die  vorhandene  protocolla  mit 
mehrerem  besagen,  dass  nicht  allein  die  iudicialprocess  von  der  nieder- 
österreichischen regierung  an  den  reichsbofrath  per  revisionem  gebracht 
sondern  sogar  die  wienerische  handwercksordnungen  nnd  derselben  con- 
firmationes  privilegiorum  von  der  reichscanzlei  expediret  worden. 


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485 

Dieses  hat  solchergestalten  bis  auf  das  jähr  1620  fürgedauret,  da 
Ferdinand us  II  eine  oesterreichische  hofcanzlei  errichtet  und  derselben 
zum  ersteren  hofcanzlern  den  doctoren  Johann  Baptist  Verda  nachmah- 
ligen  grafen  von  Werdenberg  vorgesetzet.  Wiewohlen  sich  nun  darüber 
der  churfttrst  Johann  Schweickhard  von  Mainz  beschweret,  so  hat  es  doch 
bei  der  beschlossenen  absonderung  insoweit  sein  verbleiben  gehabt,  dass 
von  selbiger  zeit  an  die  austriaca  provincialia  durch  die  oesterreichische 
hofcanzlei,  der  mehrere  theil  derer  austriacorum  publicorum  aber  durch 
die  reichscanzlei  forthin  expediret  worden,  dahero  die  mehriste  vertrage 
friedensschlüsse  Wahlgeschäfte  allianzen  und  mehr  andere  dinge,  wobei 
das  durchleuchtigste  erzhaus  hauptsächlich  mit  interessiret  war  noch 
lange  darnach  allein  durch  die  reichskanzlei  geloffen.  Und  ist  successive 
erst  unter  weiland  Josephi  und  Caroli  VI  kais.  W**  glorreichesten  regie- 
rungen  eine  mehrere  absonderung  erfolgt. 

Da  nun  solchergestalten  ausser  allem  anstand  ist,  dass  auch  seit  dem 
jähr  1620  häufige  documenta  bei  der  geheimen  reichsregistratur  vorhanden, 
welche  privative  dem  durchleuchtigsten  erzhaus  zustehen,  so  wird  und 
kau  ohnmöglich  ein  billigkeitliebendes  gemüth  I°M*  der  königin  zumuthen, 
dass  dieselbe  absonderlich  in  dermaligen  umstanden  alles  ohne  unterschied 
an  Churmainz  oder  Churbayern  verabfolgen  lassen  sollten.  1°  ist  keines- 
weges  verborgen,  warumen  man  churmainzischerseits  zu  der  bei  obbe- 
wandter  unlaugbarer  der  Sachen  bewandnuss  in  der  offenbansten  billig- 
keit  gegründeten  absonderung  deren  acten  nicht  schreiten  wollen.  Auch 
hierunter  wird  der  französischen  anleitung  gefolget  und  die  absieht  dieses 
hofes  zielet  ganz  kenntlich  dahin  ab,  entweder  alle  geheimnüssen  des  durch- 
lauchtigsten erzhauses  zu  entdecken  oder  aber  der  königin  bei  dem  von 
der  Sachen  wahren  hergang  nicht  genug  unterrichteten  theil  des  reiche 
gehässigkeit  zuzuziehen. 

Um  solchemnach  dieser  nicht  nur  für  das  erzhaus,  sondern  auch  die 
meiste  reichsstände,  das  gesamte  reich  und  die  ansehnlichste  europäischen 
mächten  so  sehr  nachtheiligen  absiebt  zu  begegnen,  haben  1°  M*  die  kö- 
nigin nicht  nur  gleich  allen  anfangs  und  auf  das  erstere  wegen  des  reichs- 
archivs  unter  dem  9.  octobris  vorigen  jahrs  an  sie  beschehenes  ansinnen 
mittelst  der  dem  27.  eiusdem  erthoilten  antwort  zu  sothaner  absonderung 
ungesäumt  zu  schreiten  anerboten,  sondern  auch  deme  nachhero  noch  bei- 
gefüget ganz  wohl  zufrieden  zu  sein,  dass  es  mit  aufsuchung  deren  in 
ihres  erzhauses  registraturen  vorgeblich  vorhanden  sein  sollender  reichs- 
acten  just  so  wie  mit  aufsuchung  derer  ihrem  erzhaus  zugehöriger  und 
mit  denen  reichsactis  kundbarermassen  ehedessen  vermischter  Schriften 
gehalten  werde. 


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m 

Wie  zumalen  nnn  dargethanermassen  die  absonderung  billig  ja  un- 
üiitbnluüch  ist,  durch  vorstehendes  anerbieten  aber  alles  was  in  puncto 
■flüttü  Absonderung  nur  mit  einigem  schein  anverlanget  werden  kan 
schon  Vur  fielen  monaten  vollständig  erschöpfet  worden,  so  ergiebet  sich 
kuwNtf  der  unablehnliche  schluss  von  Selbsten,  dass  die  schuld  des  Ver- 
zugs und  der  dahero  entspringenden  Verantwortung  nicht  bei  dem  wie- 
nerischen hof  sondern  bei  Churmaina  hafte,  indeme  man  von  der  Zeit  an 
als  ui.ui  sich  von  Seiten  des  ersteren  zur  absonderung  anerboten,  damit 
schon  hAite  fertig  werden  können.    Wäre  ein  solches  erfolgt,  so  würden 
l    M    1     königin  auch  in  diesem  stück  ein  überflüssiges  gethan  haben, 
wie  dann  allerhöchstdieselbe  es  annoch  zu  thun  erbietig  seind  und  hier- 
tiächst  die  iudicial-  und  feudalacta  mit  ausnahm  derer  ihrem  erzhaus  zu- 
gehöriger und  keinem  stand  des  reichs  vorenthalten  werden  mögender 
It'hensbriefen,  in  so  weit  sothane  acta  nur  immer  ad  archivum  imperii  und 
nicht  aiI  archivum  caesaris  gehören,  dem  gesamten  reich  verabfolgen  zu 
lassen  kernen  augenblick  verweilen  werden. 

Beilage  V. 

Vergleich  zwischen  Xurmainx  und  den    königlich    boehmischen 

WahlboUekaftern  Onf  Windisehgrati,  Graf  Kinsky  nnd  Consbruch. 

Frankfurt  am  Main  1711,  October  11. 

»»f.  Papier  im  Arehire  des  k.  k.  Ministeriums  des  Innern,  Sign.  II  B  4, 
Böhmen,  44  ex  1711.) 

Demnach  der  hochwürdigste  fürst  und  herr  herr  Lotharius  Frantz 
des  heiligen  stuhls  zu  Mayntz  erzbischof  des  heiligen  römischen  reichs 
durch  Germanien  erzcanzler  und  churfurst,  bischof  zu  Bamberg  zu  be- 
zeignagr  4er  Ihro  königbehen  M*  von  Spanien  zutragender  sonderbahren 
ergel Hoheit  und  damit  die  bevorstehende  auf  Ihro  höchstmeritirte  persohn 
verhoffentlich  aussfallende  wähl  zu  allgemeinem  trost  des  teutschen  vatter- 
lauds  den  geringsten  verschub  nicht  leiden  möchte,  die  erörterung  ver- 
schiedener in  reichshofraths-  und  reichscanzlei  anliegenhaiten  entstan- 
dener gravaminum  bis  nach  beschehener  wähl  umb  selbige  alsdann  mit 
«lein  neu  erwehlten  römischen  könig  ausszumachen  verschieben  wollen, 
tlieib  über  höchstgedacht  Ihro  churfürstlichen  gnaden  und  der  königlichen 
churfürstlichen  gesandtschafb  in  kraft  der  von  1°  königlichen  Mt  auss  Spa- 
nien erhaltenen  vollmacht  würeklich  sein  beigelegt  worden  und  darinnen 
besteh  en> 

(1 ,)  dass  ein  zeitlicher  reichshofrathpraesident  und  reichshofvice- 
Canzler  den  tag,  da  sie  zu  solchen  ambtsverrichtungen  verpflichtet  werden 


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487 

auch  für  würckliche  kaiserliche  geheimbe  räthe  angenommen  und  declarirt 
verden  sollen,  mithin  auch  dieser  letztere  zu  allen  hofceremonial  und 
reichsconferenzien  ohnweigerlich  gelassen  und  gezogen  werde. 

(2.)  Das  hofmarschallambt  und  gericht  aber  bei  denen  reichshof- 
rathen,  reichskanzlei verwandten  und  reichsagenteu  in  sterbföllen  der 
spörr  (zumahlen  selbige  vorzunehmen  dem  reichshofrath  und  der  reichs- 
canzlei  allein  zustehet  und  gebühret),  aufrichtung  deren  inventarien,  ver- 
wahr- und  edition  deren  testamenten  und  dergleichen  dingen  sich  gäntz- 
lichen  enthalten  und  übrigens  nach  ausweis  der  capitulationis  Iosephinae 
und  anderen  reichssatzungen  dem  reichshofrath  in  denen  dahin  gehörigen 
sachen  subordiniret  verbleiben  solle. 

(3.)  Und  dann  ein  zeitlicher  reichshofrathspraesident,  der  reichs- 
hofricekanzler  aber  jederzeit  in  Wienn  und  wo  auch  sonsten  immer 
möglich  die  bequemlichkeit  des  orths  es  zulassen  mag  bei  hof  Selbsten 
wie  auch  alle  reichshofräthe  und  reichscanzleiverwandte  mit  standtmäs- 
sigen  und  so  nahe  als  möglich  bei  der  kaiserlichen  wohnung  gelegenen 
quartiern  zuversehen  und  hierinfalls  allen  übrigen  quartierfähigen  per- 
söhnen  vorzuziehen  seind. 

(4.)  Wie  nicht  weniger  bei  ihren  in  so  vielen  reichssatzungen  ge- 
gründeten Privilegien  immunitäten  und  freiheiten  gegen  jedermann  und 
allerorthen  geschützet  werden  und  insonderheit  zum  genuss  der  freiheit 
bei  allen  mauthen  keinen  andern  als  einen  kaiserlichen  in  der  reichs- 
kanzlei aussgefertigten  passbrief  dem  herrn  hofcammerpraesidenten  zur 
ohnweigerlichen  Unterzeichnung  und  passirung  zu  insinuiren  nöthig  ha- 
ben sollen. 

(5.)  Ingleichen  alle  kaiserliche  befehl,  erklär-  und  Verordnungen 
an  das  reichshofraths-  und  reichscanzleithor  ohne  jedermann  hindernuss 
angeschlagen  werden  und  alle  übrige  dicasteria  und  canzleien  schuldig 
sein  sollen  in  kaiserlichen  gratial-  und  anderen  resolutionssachen  die 
decreta  in  gnaden  von  der  reichskanzlei  anzunehmen,  die  erkennung 
deren  durch  die  reichscanzlei  geschehenen  standtserhöhungen  aber  belan- 
gend, es  bei  demjenigen,  was  in  capitulatione  Iosephinae  §  13  mit  deut- 
lichen worthen  enthalten,  sein  ohnveränderliches  verbleiben  haben  und 
höchstgedacht  churfürstlicher  gnaden  vorbehalten  sein  solle  mit  dem  zu- 
künftigen römischen  könig  wegen  deren  von  denen  übrigen  kanzleien 
zum  nachtheil  der  reichscanzlei  über  sothanen  §m  gemachten  auslegung 
und  dahero  entstandenen  irrungen  sich  zu  vernehmen  und  zu  ver- 
gleichen. 

(6.)  Letztens  keine  andere  als  die  reichscanzlei  in  denen  expe- 
ditionibus  die  güldene  bull  gebrauchen  dörfe,  es  wäre  dann  ein-  oder 


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andere  canzlei  mit  einigen  ohnverwüestlichen  alten  privilegio  würcklich 
versehen. 

Als  hat  die  königliche,  churfürstliche  böhmische  gesandtschaft  alle 
solche  hieroben  benannte  und  enthaltene  puncten  nahmens  ihres  aller- 
gnädigsten  herrns  und  königs  und  in  kraft  der  von  S*  kgl.  Ml  ihro  er- 
theilten  vollmacht,  hiermit  unter  dero  kgl.  nahmen  und  worth  zuhalten 
versprochen  und  angelobet. 

Zu  dessen  bestättigung  auch  ihre  eigene  handt  und  nahmensunter- 
schriften  sambt  ihren  angebohrenen  insiegeln  und  pettschaften  hiebei 
gefüget. 

So  geschehen  in  der  stadt  Prankfurt  am  Majn  den  1 116*  octobris 
anno  1711. 

E.  F.  graf  v.  Windischgrätz  m.  p.  Franz  Ferdinand  gr.  v.  Kinsky 

L.  S.  L.  S. 

C.  F.  Consbruch. 

L.S. 


Beilage  VI. 

Convention  zwischen  Kurmainz  und  Karl  VII.  1742,  Januar  31. 

Mannheim. 

(Original  im  k.  u.  k.  Hans-,  Hof-  and  Staatsarchive  zu  Wien,  Mainzer  Acten, 
Reichskanzlei  und  Taxamt,  Fase.  62.) 

Dieser  Vertrag  ist  die  fast  überall  wörtlich  gleichlautende  Vorlage 
des  folgenden;  beide  abzudrucken,  schien  überflüssig;  ich  drucke  den  spä- 
teren, weil  ich  ihn  im  Allgemeinen  für  actueller  halten  muss,  soweit  man 
von  Actualität  wird  reden  können. 


Beilage  VTL 

Convention  zwischen  Karmainz  und  Herzog  Franz  von  Lothringen. 
Frankfurt  am  Main  1745,  September  9. 

(Abschriften  im  Wiener  Hans-,  Hof-  und  Staatsarchive,  Reichsacten  in  specie 
Fase.  34,  im  allgemeinen  Archive  und  im  Adelsarchive  des  k.  k.  Ministeriums 

des  Innern.) 

Wir  Iohann  Friederich  Carl  von  gottes  gnaden  des  heiligen  stuls 
zu  Maynz  erzbischof  des  heil.  röm.  reiche  durch  Germanien  erzcanxlar 
und  churfürst  Urkunden  und  bekennen  hiemit: 


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Nachdem  durch  Schickung  des  allmächtigen  die  bevorstehende  kaiser- 
liche wähl  auf  den  durchleuchtigsten  forsten  heim  Franz  dem  dritten  her- 
zogen zu  Lothringen  und  Baar,  grossherzogen  zu  Toscana  (grosser  Titel) 
und  deren  österreichischen  erbkönigreichen  und  landen  mit  regenten  von 
dem  churfurstlichen  hohen  collegio  nächstens  vollbracht  werden  wird,  dass 
wir  von  tragenden  reichserzcancellariats  wegen  mit  seiner  kgl.  hoheit  und 
sie  mit  uns  deren  reichscanzleigerechtsamen  nachstehende  verbindliche 
handlung  getroffen  und  geschlossen  haben. 

Vors  erste  wird  währender  bevorstehender  kais.  regierung  diese 
mit  dem  deutschen  kaiserthumb  gleichalte  reichscanzlei  der  wesentlichen 
reichverfassung  und  dem  uralten  herkommen  zufolg  für  die  alleinige  kais. 
geheime  reichs-  hof-  und  staats-canzlei  allerdings  gehalten,  erkennet  und 
werkthätig  gehandhabet,  mithin  ihr  keine  unter  dem  namen  hof-  staats- 
oder  sonstigen  kais.  canzlei,  wie  sie  namen  haben  möge,  vor-  oder  an  die 
seite  gesezet  noch  dergleichen  nachgegeben  werden. 

Zweitens:  Alle  unter  dem  kais.  namen,  absonderlich  aber  in  das 
reich  zu  erlassende  expeditiones  es  seien  kais.  rescripta  oder  kais.  hand- 
schreiben  und  wie  sie  sonst  zu  nennen,  werden  aus  keiner  andern  als  der 
reichscanzlei  expediert,  nicht  minder 

Drittens:  Die  kais.  ministri  an  frembden  höfen,  absonderlich  im 
reich  ihre  kais.  credentiales  instructiones  und  weitere  verhaltungsbefehle 
ans  der  reichscanzlei  erbalten,  auch  ihre  relationes  an  kais.  Mt  allein  zu 
banden  eines  zeitlichen  reichsvicecanzlern  fleissig  einschicken,  damit  das 
reichsarchiv  und  dessen  Staatsregistraturen  in  der  gebührenden  integrität 
▼erbleiben. 

Viertens  werden  desgleichen  die  bei  dem  kais.  hoflager  anwesende 
frembde  ministri  aus  der  reichscanzlei  auf  ihre  dort  aufzubehaltende  cre- 
dentiales, die  gewöhnliche  kais.  recredentiales  und  auf  ihr  schriftliches 
anbringen  die  kais.  verbescbeidungen  oder  decreta  nach  dem  hergebrachten 
reichscanzleistylo  empfangen,  auch  in  allen  reichsgeschäften  sich  an  die 
reichscanzlei  zu  wenden  haben. 

Fünfftens :  Ein  jeweiliger  reichshofvicecanzler  wird  mit  deren  reichs- 
referendaris  allen  das  reich  angehenden  geheimen  staatsconferenzen  bei- 
wohnen, und  daselbsten  über  alle  reichssachon  das  referat  oder  schrift- 
liehe gutachten  der  conferenz  von  dem  reichsreferendario,  gestalten  Sachen 
nach  teutsch-  oder  lateinischer  expedition  althergebrachtermassen  geführt 
und  hierüber  ein  protocoll  gehalten  werden. 

Sechstens:  Die  würklich-  kais.  geheime  raths-und  reichsconferenz- 
ministerwürde  soll  als  ein  beständiges  annexum  des  reichsvicecancellariats 
einem  jeweiligen  reichsvicecanzler,  wann  er  sie  nicht  schon  vorhin  besizet 


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noch  vor  antritt  seines  ambts  conferirt,  denen  reichsreferendarien  aber, 
welche  bei  deren  kais.  reichsconferenzien  die  referaten  sambt  gntachten 
zn  erstatten  und  das  protocoll  zu  fahren,  sofort  die  expeditionen  zu  be- 
sorgen haben,  das  praedicat  als  kais.  hofräthen,  und  der  Vorgang  för  allen 
anderen  referendarien,  hofräthen  und  canzeleien  beibehalten  werden. 

Siebendens:  Ein  zeitlicher  reichsvicecanzler  wird  auch  nicht  we- 
niger als  repraesentant  seines  erzcanzlers  und  dessen  erzambts  allen 
Aber  die  kais.  hof-  und  ceremonialsachen  haltenden  conferenzen  bei- 
wohnen, und 

Achtens  sowohl  von  denen  kais.  hofambtern,  geheimen  räthen  als 
allen  capi  würklicher  kais.  stellen  die  gewöhnliche  eid  und  pflichten  ab- 
nehmen. 

Neuntens:  Die  auf  kais.  befehl  aus  der  reichscanzlei  ergehende 
sogenannte  decreta  in  gnaden  oder  per  imperatorem  werden  so  wie  von 
dem  reichshofrath,  also  auch  von  allen  anderen  stellen  ohnweigerlich  an- 
genohmen  werden,  alle  übrige  canzeleien  und  stellen  aber  sich  dergleichen 
decretorum  per  imperatorem  gänzlich  enthalten. 

Zehndens  bleibt  der  reichscanzlei  der  alleinige  gebrauch  der  gül- 
denen bull  in  ihren  expeditionibus,  es  wäre  dann  ein  oder  andere  canzlei 
mit  einigem  ohnstrittigen  und  hergebrachten  privilegio  wurklich  versehen 
wie  auch 

Eilftens  die  gewalt  vorbehalten,  alle  kais.  befehle  nach  erfordernus 
an  das  reichscanzleithor  öffentlich  anzuschlagen. 

Zwölftens:  Die  kais.  geheime  räthe  sollen  aus  keiner  anderen  als 
der  kais.  reichscanzlei  erkläret  und  mit  decretis  versehen,  auch  ehender 
davor  nicht  agnosciret,  vielweniger  bevor  sie  dort  ihre  decreta  ausgelöset 
und  erhoben,  in  den  kais.  geheimen  rath  wurklich  introduciret  werden, 
gleichwie  solches  auch  in  ansehung  aller  übrigen  kais.  rathstitul  auf  das 
genaueste  zu  beobachten,  hingegen  denen  Übrigen  erbländischen  hofcans- 
leien  unbenohmen  sein  wird,  königliche  und  churf fürstliche  geheime  oder 
andere  räthe  zu  creiren. 

Dreizehndens:  Nicht  weniger  sollen  alle  kais.  und  reichsstandes- 
erhebungen  sowohl  für  die  aus  denen  erblanden  als  aus  dem  reich 
und  auswärtigen  Staaten  gebürtige  impetranten  jedesmal  aus  der  reichs- 
canzlei ergehen,  alle  übrige  canzleien  und  stellen  aber  gehalten  sein, 
dergleichen  kais.  Standserhöhungen  ohne  abforderung  einer  neuen  tax 
schlechterdings  zu  agnosciren  und  denen  in  höheren  stand  erhobenen 
den  gebührenden  titel  zu  geben,  keineswegs  sich  aber  unter  einigerlei 
vorwand  anmassen,  dergleichen  kais.  Standserhöhungen  selber  zu  ertheilen, 
weniger  denen  erbländischen  eingebornen  zu  wehren,  sich  zu  erhaltung 


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sothaner  Stands  erhebungen  an  die  reichscanzlei  zu  wenden,  dessen  ohn- 
gehindert  jedoch  denen  übrigen  canzleien  und  stellen  freistehen  wird, 
pro  inribns  incolatus  allenfalls  die  landsübliche  taxen  abzuforderen. 

Yierzehendens:  Die  in  der  uralten  und  beständig  hergebrachten  Ob- 
servanz bei  der  reichscanzlei  nicht  weniger  als  bei  allen  chur-  und  fürst- 
lichen lehenshöfen  gegründete  und  durch  die  güldene  bull,  kais.  wahl- 
capitulationes  und  verschiedene  absonderliche  kais.  decreta  sowohl  als  die 
xu  zeiten  kaisers  Leopoldi  M1  erneuerte  reichscanzleitaxordnung  vorlängst 
bestätigte  auch  jedesmal  aus  denen  taxambtsbücheren  nach  denen  vorher- 
gegangenen fällen  ohne  anstand  zu  liquidirende  lehenstaxen  oder  anfalls- 
gelder,  wann  nemblich  ein  reichslehen  ad  collaterales  fallet  oder  noviter 
acquiiirt  wird,  sollen  vor  würklicher  belehnung  jedesmal  zu  ohnentbebr- 
licbem  unterhalt  der  ganzen  reichscanzlei  und  ihrer  kostspieligen  Ver- 
fassung baar  entrichtet,  auch  ehender  nicht  die  lehenbrief  verabfolget 
werden,  wie  solches  alles  der  Observanz  der  in  ipso  actu  investiturae  ab- 
zulegenden bekanntnus  und  denen  vorlängst  ergangenen  kais.  Verordnun- 
gen gemäss  ist. 

Fünfzehendens:  Der  reichsvicecanzler  und  sammtliche  reichscanzlei- 
verwandte  sollen  bei  dem  kais.  hofiager  vor  allen  anderen  quartiersfähigen 
pereonen  mit  standesmässiger  und  der  kais.  wohnung  am  nächsten  gele- 
genen freien  hofquartieren  dergestalten  versehen  werden,  dass  die  einmahl 
für  die  reichscanzlei  ausgezeichnete  quartiere  so  viel  möglich  beisammen 
behalten  werden  und  darinnen  ein  reichscanzleiverwandter  dem  andern 
nach  der  Ordnung  und  gelegenheit  succediron  könne. 

Sechzehendens :  Die  ganze  reichscanzlei  wird  sowohl  respectu  per- 
sonarum  als  mobiliura,  quae  jure  personarum  gaudent,  auch  dessen,  was 
sie  zu  ihrer  eigenen  consumption  gebrauchen,  der  althergebrachten  im- 
munitäten  ohne  mindester  schmälerung  zu  geniessen  haben,  mithin 
insoweit  nicht  weniger  von  allen  köpf-  und  vermögensteuren  oder  dar- 
lehen,  als  von  bezahlung  aller  brief-  post-  thor-  sperr-  mauth-  und  zoll- 
geldern  dergestalt  befreit  bleibe,  dass  bei  allen  mauthämbtern  kein  anderer 
als  ein  kais.  in  der  reichscanzlei  ausgefertigter  passbrief  erfordert  und 
ohnweigerlich  respectirt  werde,  es  mögen  gedachte  mauth-  und  zollämbter 
von  der  kais.  hofkammer  oder  von  denen  landständen  und  anderen  privat 
innhaberen  dependiren,  wie  dann  ihro  königliche  hoheit  auch  für  dero 
erben  diese  Versicherung  dahin  extendiren,  dass  nicht  weniger  auf  den 
von  gott  lange  zu  verhütenden  fall  eines  künftigen  interregni  die  reichs- 
canzlei solange  sie  sich  bei  dem  hinterlassenden  kais.  hofiager  aufhalten 
wird,  in  ohngekränktem  genuss  aller  ihrer  immunitäten  geschüzet  wer- 
den soll. 

ArebiT.  LXXX1V.  ßd.  II.  Hälfte.  88 


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493 

Zu  urkund  dessen  ist  gegenwärtige  verbindliche  Convention  zwei- 
al  gleich  lautend  niedergeschrieben  und  von  uns  ein  exemplar  mit  unter- 
hrift  und  Siegel  ausgefertiget,  sofort  mit  dem  dagegen  von  seiner  kgl. 
>heit  gleichermassen  unterzeichneten  und  signirten  exemplar  ausge- 
echslet  und  letzteres  zu  unseren  handen  geliefert  worden. 

Frankfurth  den  9.  septembris  1745. 

Friedorich  Carl  Churfürst  m.  p. 


Beilage  VIII. 
a. 

Convention  (Punctation)  zwischen  Maria  Theresia  und  Karmainz 
vom  Jahre  1773. 

(Da«  Or.  lag  den  Acten  wegen  Erhebung  des  Grafen  Prosper  Sinzendorf  in 
den  Fürstenstand  bei  und  ist  mir  bisher  unauffindbar  gewesen;  ebensowenig 
konnte  ich  eine  vollständige  Abschrift  derselben  finden,  sondern  nur  Excerpte 
(u.  Adelsarchiv  des  k.  k.  Ministeriums  des  Innern,  Fase.  22  Generalien  Reichs- 
adel, 13000  ex  1806.) 

Punkt  I— V. 

(II)  Keinem  böhmischen  Unterthan  darf  von  Seite  des  Reiches  ein 
höherer  Adelstand  ertheilt  werden,  als  den  or  schon  in  den  böhmischen 
Ländern  besitzt. 

(IV)  Den  österreichischen  Unterthanen  ist  es  nicht  zu  verwehren, 
sich  um  eine  Standeserhebung  an  die  Reichscanzlei  zu  wenden,  doch 
hat  sich  diese  allemal  über  die  Qualitäten  und  Verdienste  des  Bittstellers 
in  das  vorläufige  Einvernehmen  mit  der  böhmisch -österreichischen  Hof- 
kanzlei zu  setzen  und,  wenn  sich  diese  dagegen  erklärt,  den  Bittsteller 
an  diese  zurückzuweisen. 

(?)  Davon  gilt  das  Beciprocum  respectu  der  Reichsinsassen,  wonn 
sie  sich  bei  der  erbländischen  Hofstelle  um  den  österreichischen  erblän- 
dischen  Adel  bewerben. 

(?)  Die  Reichs-  und  österreichischen  Standeserhöhungen  sind  wech- 
selseitig aufzunehmen,  doch  bezieht  sich  die  Anerkennung  nur  auf  Titu- 
latur und  persönliche  Ehren  und  Würden,  nicht  aber  auf  die  bei  den  Be- 
hörden besonders  anzusuchenden  Incolate  oder  Realrechte  und  Vorzüge. 

(I)  Sujets  mixtes,  d.  h.  jene,  die  zugleich  Reichs-  und  öster- 
reichische Unterthanen  sind,  können  entweder  bei  der  Reichs-  oder  erb- 
ländischen Hofkanzlei  um  den  Adelstand  einschreiten. 

33* 


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4M 

Dir  Artikel  VII,  X — XIII  enthalten  Bestimmungen  über  Mauth- 
froiht<tt6ii,  Pässe  der  Reichshofbeamten,  Qnartiergelder  etc.  etc. 

t  V>*«r  den  Inhalt  der  Artikel  VI,  VIII  und  IX  weiss  ich  nichts  an- 
ngttati* 

b. 

Convention  zwischen  Kurmaim  und  Josef  II.  von  1773. 

(Or.  nicht  Auffindbar.) 

l>b*r  dieselb*  weiss  ich  keine  Angaben  zu  machen,  als  dass  sie  eine 
th*üwvi*<  lufhebung  der  Bestimmungen  Ton  1745  und  1746  vorstellt 
wul  ttmlwotse  die  Vorlage  i§  1  ?)  für  den  Vertrag  von  1790  gewesen  ist. 

Beilage  IX. 

CfcwmtiM  wiMkam  Kmrmaimi  und  Leopold  II.  1790,   Sept  29. 
Frankfurt  am  Main. 

;  ot  *m  WV»»r  £^a*»ccaiTfe>  Xaüuer  Acten,  Refehscaiixlei  und  Taxamt,  Fase.  97.) 

Wji  Leo^-1  i  i*r  sw*i:«!  r:n  ^>ttes  gnaden  könig  zu  Ungarn,  Bö- 

al:iui::*3.  Cr\i:i«*a.  Sdßm>nien,  Galizicn,  Lodomerien  und  Jc- 

,  *rLh~rz.<£  zz.  «!»<v^H*:a.  herzog  zu  Burgund  und  Lothringen, 

_:  zu  T  s-rana,  gr.vssfxrss  su  Siebenbürgen,  herzog  zu  Mailand, 

.  Parma  unl  z*rarsv«er  cr%f  zu  Habsburg,  zu  Flandern,  zu  Ty- 

xunden  und  bekennen  hi«:*.  nachdem  durch  Schickung  des 
hm-h»tan  die  umstände  des  zu  Frankfurt  bestehenden  wahlconvents  dahin 
podiri  ass  die  wähl  eines  römischen  kaisers  von  dem  hohen  kurfürst- 

Itcbon  lülicgium  auf  uns  nächstens  t- II bracht  werden  wird,  als  haben  wir 
mit  ilwrv  hnchwnrdigsten  forsten  und  heim  herrn  Friedelich  Carl  Ioseph 
Htbisohof  zu  Mainz  des  heiligen  romischen  reichs  durch  Germanien  erz- 
Kjiti/liM  und  kurfürst  etc.  ihres  tragenden  enkanzlariats  wegen  und  sie 
mit  uns  w<?gen  der  reichskanzlei  gerechtsame  die  nachstehenden  verbind- 
lich handlangen  geschlossen  und  getroffen. 

Zu  tu  ersten  und  voraus  erneuern  bestätigen  und  bekräftigen  wir  in 
vii Hon  bi-ster  weise  und  mass  die  von  unsern  vorfahren  am  reich  und  zwar 
in  dorn  jnhr  1745  am  9tfB  September  von  unserm  in  gott  ruhenden  herrn 
Vater  kaiser  Franz  in  dem  hauptquartier  zu  Heidelberg  mit  churfürst  Jo- 
hann Friedftrice  Karl  getroffene  kanzle yverkomnisse  nebst  den  von  wei- 
lt ml  untrer  frau  mutter  der  kaiserin-königin  Maria  Theresia  hochst- 
ielige? ^oriachtniss  darüber  gemachten  monitis  und  darauf  im  jähr  1746 
i*ff»lgleu  weiteren  erzkanzlerischen  erklärungen  wie  auch  die  mit  gc- 


\ 


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495 

dachter  unserer  frau  mutter  und  mit  unserer  nächsten  vorfahren  und 
geliebten  bruder  kaiser  Ioseph  II  im  jähr  1773  abgeschlossene  doppelte 
Übereinkunft  mit  einschluss  der  erbländischen  ministerialerklärung  vom 
1**°  September  1772  und  in  ansehung  des  iurisdictionspunctes  im 
jähre  1770  sodann  unter  dem  10Un  märz  1772  und  dem  23Un  de- 
cember  1773  von  weiland  unserer  frau  mutter  und  herrn  bruder  erlas- 
senen resoluzionen  also  und  dergestalt,  dass  die  erwähnten  vergleiche 
resolutionen  und  erklärungen  dieselbe  kraft  und  Wirkung  allerdings  be- 
halten und  haben  sollen  als  wären  sie  und  jeder  derselben  diesem  unse- 
ren gegenwärtigen  canzleivertrag  von  wort  zu  wort  eingerückt.  Dennoch 
and  fürs  andere,  da  die  erfahrung  inzwischen  verflossener  jähre  durch 
die  mannigfaltig  entstandenen  beschwernisse,  die  unvollkommenheit  in 
der  fassung  und  in  dem  ausdrucke  mancher  stellen  gezeigt,  welchem  vor- 
zukommen eine  nähere  bestimung  der  erwehnten  verkomnisse  und  eine 
remedur  der  besch werden  wohl  erforderlich  sein  will:  als  haben  wir  zu 
diesem  zwecke  mit  des  herrn  churfürsten  von  Mainz  liebden  als  den 
reichserzkanzlern  folgende  nähere  Übereinkunft  weiters  getroffen,  welche 
in  allen  punkten  worin  sie  die  vorhergehenden  supplirt  oder  denselben 
auch  derogirt,  für  die  vorzügliche  und  allein  giltige  oho  beschadet  ander- 
weiter kraft  der  vorigen  allerdings  gehalten  werden  und  sein  soll.  Und 
so  bestehen  diese  dergestalt  erläuterten  und  neugefassten  artikel  in  fol- 
gendem : 

§i. 

Nachdem  nicht  nur  in  vordem  kanzleiverträgen  jederzeit  verordnet 
war,  sondern  es  auch  der  guten  Ordnung  und  den  bisherigen  wahlkapitu- 
lazionen  gemäss  ist,  dass  die  kaiserlichen  minister  in  das  reich  und  an 
auswärtige  höfe  ihre  kreditive  aus  der  reich skanzl ei  erhalten  und  die  re- 
kreditive  bei  derselben  zur  Verwahrung  abgeben,  die  kreditive  der  fremden 
gesandten  aber  bei  der  reichskanzlei  ebenfalls  aufbewahrt  und  ihnen  aus 
dieser  kanzlei  rekreditive  ausgefertigt  auch  mit  den  instrukzionen  und 
berichten  der  kaiserlichen  minister  es  nach  daselbst  geschehener  Vorschrift 
gehalten  werde;  nun  aber  seit  verschiedenen  jähren  ein  anderes  eingeführt 
worden,  als  haben  wir  uns  in  ansehung  aller  kaiserlichen  in  und  ausser 
des  reichs  abgehenden  minister  dahin  einverstanden,  dass  denenselben 
beides  aus  der  reichs-  und  aus  der  geheimen  staatskanzlei  kreditive  und 
rekreditive  ertheilt,  instrukzionen  in  roichssachen  aus  jener,  hingegen 
unser  haus  betreffende  angelegenheiten  aus  dieser  ihnen  gegeben,  ihre 
berichte  in  reichs  Sachen  an  die  reichskanzlei,  in  andern  gegenständen  an 
die  geheime  staatskanzlei  erstattet,  endlich  die  kreditive  fremder  minister 


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496 

wann  sie  etwa  nicht  ebenfalls  gedoppelt  an  uns  als  kaiser  und  als  heim 
unserer  erblande  beglaubiget  werden  sollten,  in  originali  bei  der  reichs- 
kanzlei,  bei  der  staatskanzlei  aber  in  authentisirten  abschritten  deponirt 
werden  sollen. 

§2. 

So  wenig  seine  liebden  gemeint  sind  in  zweifei  zu  ziehen,  dass  wir 
nach  unserm  Wohlgefallen  auch  blosse  königliche  geheime  räthe  zu  machen 
und  solchen  ihre  dekrete  von  unsern  erbländischen  kanzleien  expedieren 
zu  lassen  befugt  sind,  so  haben  sie  sich  doch  dagegen  beschwert,  dass 
diesen  blos  kgl.  geheimen  räthen  seit  wenigen  jähren  gleicher  rang  und 
praerogative  wie  den  kaiserlichen  hätten  zugelegt  werden  wollen.  Wir 
sind  demnach  mit  Sr  Lbdn  verstanden,  dass  alle  unsere  blos  kgl.  geheime 
räthe  den  kaiserl.  geheimen  räthen,  welche  hierüber  dekrete  aus  der  reichs- 
kanzlei  erhalten  haben,  allerdings  nachgehen  sollen,  doch  das  kaiserliche 
geheime  rathsdekret  denjenigen  blos  kgl.  geheimen  räthen,  welche  unter 
kaiser  Ioseph  II  letztern  rang  schon  bekleidet  oder  währendem  reichs- 
interregno  von  uns  dazu  erhoben  worden,  um  die  hälfte  der  tax  ausge- 
fertigt werden  soll,  welches  jedoch  ohne  praejudiz  für  die  Zukunft  zu 
verstehen. 

§3- 

Was  nun  die  bei  unserm  kais.  regierungsantritte  geschehen  sollende 
erneuern ng  der  dekrete  weiland  unserer  vorfahren  gewesener  geheimer 
räthe  betritt,  so  sind  wir  mit  des  herrn  kurfürsten  von  Mainz  L"0  einer 
solchen  auskunft  übereingekommen,  der  zufolge  die  gebühr  allerdings  je- 
doch ohne  zu  merkliche  beschwerde  jener  räthe  beobachtet  werden  möge 
und  haben  seine  des  herrn  kurfürsten  von  Mainz  LMn  zu  erleichterung 
der  sache  sich  dahin  gütlich  verstanden,  dass 

a)  denjenigen  kais.  geheimen  räthen,  welche  von  der  reichskanzlei 
mitverpflichtete  hofamter  bekleiden  wie  nicht  weniger  unsorn  erbländi- 
schen Staats-  und  vicekanzler  und  allen  Präsidenten  der  hofstellen  (wohin 
auch  der  kammerrichter  und  die  Präsidenten  in  Wetzlar,  der  commissarius 
und  concommissarius  am  reichstage  und  der  plenipotentiarius  in  Italien 
zu  zählen),  diese  neue  dekrete  unentgeltlich  ausgefertigt  werden  sollen. 

b)  Andere  unsere  diener,  deren  ämtern  die  geheime  raths würde  nicht 
nothwendig  und  für  sich  anklebet  oder  welche  ohne  einige  rücksicht  auf 
bekleitende  stellen  zu  kais.  geheimen  räthon  von  unsern  vorfahren  am  reich 
erhoben  worden,  um  die  hälfte  der  sonst  gebräuchlichen  taxe  die  erneue- 
rungsdekrete  zu  lösen  hätten. 


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497 

§4. 

Die  an  den  reichsvicekanzler  adressirten  mi nister ialpakete  sollen 
nie  wieder  wie  etwa  geschehen  bei  der  hauptmaut,  sondern  in  beisein 
eines  mantbedienten  auf  der  reichskanzlei  oder  in  des  reichshofvicekanzlers 
wolinung  nötigen  falls  eröfnet  werden. 

§5. 

Ein  jeweiliger  reichshofvicekanzler  wird  mit  den  reichsreferendaren 
allen  das  reich  angehenden  geheimen  staatsconferenzien,  wenn  auch  bei  sel- 
bigen reichshofraths  gutachten  vorgetragen  werden,  beiwohnen  und  da- 
selbst über  alle  reichssachen  das  referat  oder  schriftliche  gutachten  der 
konferenz  von  dem  reichsreferendario  teutsche  oder  lateinische  expedition 
althergebrachtennassen  geführt  und  hierüber  ein  protokoll  gehalten  werden, 
ohne  dass  gegen  dieses  alte  herkommen  die  dahin  nicht  abzielende  neue 
fassung  des  art.  XVI  §  unserer  wahlcapitulation  angeführt  werden  möge 
noch  .soll. 

§6. 

Da  seit  einigen  jähren  in  betref  der  Standeserhöhungen  wegen  nicht- 
beobachtung  des  durch  die  konvention  1773  A.  I — V  zwischen  der  reichs- 
und  unserer  oesterreichischen  hofkanzlei  festgesetzten  reciproci  klagen 
sich  erhoben,  als  ist  unser  wille  und  wollen  wir  darob  allerdings  halten, 
dass  dem  erwehnten  reciproco  künftighin  weder  directe  noch  indirecte  zu- 
widergehandelt, sondern  jene  art  der  1 77 3,r  konvention  genau  erfüllt 
werden  mögen,  sonderlich  dass  in  deren  gemässheit  die  reichskanzlei  eben 
so  wenig  behindert  werde,  unsern  erbländischen  unterthanen  jedoch  nach 
vorgängiger  konventionsmässiger  kommunikazion  einen  grad  des  reichs- 
adels  zu  ertheilen,  den  solche  unsere  unterthanen  bei  unsern  erbländischen 
stellen  noch  nicht  erhalten  haben  als  wenig  sie  die  reichskanzlei  sich  da- 
gegen beschweren  mag,  wenn  gedachte  unsere  erbländische  stellen  einem 
reichsunterthanen  nach  vorgängiger  kommunikation  unsern  erbländischen 
adel  ausfertigen,  wenn  gleich  ein  solcher  reichsunterthan  diesen  adel  bei 
der  reichskanzlei  nicht  genommen  hat.  Und  versteht  sich  übrigens  von 
selber,  dass  die  aus  der  reichskanzlei  erhaltenen  standesorhöhungen  keine 
iura  incolatus  in  unseren  erblanden  mittheilen. 

§7. 

Sintemal  die  ertheilung  karaktermässiger  hofqnartiere  oder  in  deren 
ermanglung  verhältnissmässiger  quartiergelder  eine  seit  Jahrhunderten 
herkömmliche  Übung  und  in  den  kanzlei vertragen  versehen  gewesen  und 


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498 

aber  zu  nicht  geringer  beschwerdeführung  anlass  gegeben,  dass  da  im 
jähr  1781  die  naturalhofquartiere  gänzlich  aufgehoben,  die  quartiergelder 
theils  nicht  verhältnissmässig,  theils  manchem  erst  nach  jähren  gegeben 
worden,  so  ist  hiemit  verabredet  und  sind  wir  des  ernstlichen  willens 
sogleich  nach  angetretener  unserer  kais.  regierung  eines  billigen  tarifs 
mit  seiner  liebden  übereinzukommen,  welchemnach  allen  zur  quartirung 
berechtigten  personen  ohne  aufschub  noch  willkühr  sofort  nach  antritt 
ihrer  dienste  in  entsteh ung  eines  naturalquartiers  ein  billiges  certum 
quantum  jährlich  ausbezahlt  werden  möge  und  solle. 

§8. 

Da  im  jähr  1784  entgegen  dem  herkommen  verschiedene  die  freiheit 
von  dem  liniengeld  beschränkende  insinuate  geschehen  so  dass  dieselbe 
weder  bei  dem  gebrauch  der  miethpferde  noch  für  mit  viktualien  und  an- 
dern bedürfnissen  beladene  wagen  stattfinden  sollte  und  aber  wir  allschon 
seit  antritt  unserer  erbländischen  regierung  den  genuss  dieser  freiheit 
auch  beim  gebrauche  gemietheter  pferde  gefreiten  personen  auf  Vorzeigung 
ganz  eigener  von  der  bankalgefalladministration  zu  fertigenden  und  uns 
vorzulegenden  freipollets  wieder  gestattet,  als  tragen  wir  um  so  weniger 
bedenken  zu  erklären,  dass  sie  unter  Vorzeigung  solcher  pollets,  welchen 
aus  der  reichskanzlei  andere  anch  wohl  beigefügt  werden  können,  auch  mit 
viktualien  und  anderen  bedürfnissen  beladene  wagen  gelten,  jedoch  für 
die  letztere,  wann  miethpferde  dabei  gebraucht  werden,  zu  Verhütung 
missbrauchs  von  dem  reichshofvicekanzler  oder  dem  reichshofraths- 
präsidenten  unterschriebene  spezialattestate  de  proprietate  vorgezeigt 
worden  sollen.  Und  gleichwie  der  genuss  derselben  auch  für  die  weiber 
und  wittwen  gefreiter  personen  sich  von  selbst  versteht,  so  wird  in  betref 
der  kinder  hiemit  auf  so  lang  sie  bei  den  altern  leben  ohne  statum  zu 
rautiren  und  noch  10  jähre  nach  der  altern  tod  und  erlangter  majoren- 
nität  ihnen  die  freiheit  vom  liniengelde  verstattet  werden  und  bleiben. 

§9- 
So  ist  auch  in  ansehung  der  mauthfreiheit  jene  Verordnung  von 
1784,  der  zufolge  diejenige  gefreite  personen,  welche  ausser  handel  ge- 
setzte waren  kommen  lassen,  dazu  einen  pass  von  der  böhmischen  kanzlei 
begehren,  bei  dem  hauptzollamte  60  prozente  deponiren  und  nach  einem 
jähre  erst  wieder  erhalten  sollen,  dieses  deponiren  bereits  von  uns  ab- 
gestellt worden  und  wollen  wir  ferner,  dass  die  vorzeigenden  passe  von 
der  reichskanzlei  auszustellen  wären,  mit  dem  anhange  jedoch,  dass 
erstlich  die  an  den  mautämtern  bekanntern  bankalpässe  dabei  sein  sollen, 


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499 

zum  andern  zu  Verhütung  unterschleifs  und  missbrauchs  ein  genaues 
Verzeichnis  darüber  gehalten  und  von  dem  reichshofvicekanzler  wie  auch 
dem  reichshofrathspräsidenten  dieser  elenchus  der  von  den  reichshof- 
raths-  und  von  den  reichskanzleiverwandten  verschriebenen  fremden 
waren  zur  beurtheilung  halbjährig  zustellt  werde;  drittens  die  schärfste 
Verfügung  nach  inhalt  älterer  vertrage  dahin  geschehe,  dass  der  geringste 
nnterschleif  mit  dem  Verlust  sothauer  freiheiten  und  auch  des  kanzlei- 
dienstes  selbst  nebst  allenfalls  weiterer  exemplarischer  bestrafung  aller- 
dings angesehen  und  hiernach  jeder  nach  der  strenge  seiner  vorhabenden 
pflichten  angewiesen  werden  soll. 

In  ansehung  der  wittwen  wird  es  bei  dem  eingeführten  pausch- 
quantum  sein  einstwilliges  bewenden  bis  auf  weitere  Übereinkunft  ferner- 
hin haben. 

§10. 

Nachdem  im  jähr  1786  vermittels  einer  note  der  böhmischen 
kanzlei  der  reichskanzlei  insinuiret  worden,  ausser  handel  gesetzte  waren 
in  der  Verlassenschaft  gefreiter  personen  nicht  verkaufen  zu  lassen,  son- 
dern dem  erben  zu  eigener  consumirung  oder  wenn  diese  nicht  möglich 
einen  allgemeinen  depositorio  auf  so  lang  zu  übergeben,  bis  sie  ausser 
landes  geschaft  werden  mögen  und  eben  dieses  zu  mancherlei  Unbequem- 
lichkeit und  misshelligkeiten  anlass  geben  mögte:  als  sehen  wir  den 
grund  dieser  Verordnung  durch  die  §  8  gegen  den  missbrauch  der  maut- 
freiheit  getroffene  vorkehr  für  erschöpft  und  erledigt  an. 

§11. 

Ebenso  hat  es  nicht  die  m einung,  dass  die  im  jähre  1788  ver- 
ordnete abschätzung  hinterlassener  pretiosen  durch  das  punzirungsamt 
die  reichsdienerschaft  irgend  betreffen  sollte. 

§  12. 

Volljährige  kinder  von  altern,  welche  forum  priviiegiatum  haben, 
bleiben  bei  letztem  so  lang  sie  in  der  altern  brod  sind;  nach  deren  hin- 
scheid aber  und  nach  erlangter  majorennität  noch  zehen  jähren,  wenn  sie 
nicht  vorher  statum  verändern. 

Furiosi  und  prodigi  werden  als  allzeit  minderjährig  bei  dem  foro 
ihrer  altern  gelassen. 

§  13. 

Was  die  erlassung  der  landesfürstlichen  abfahrtgelder  und  der 
nachsteuer,  wie  auch  dem  vorbehält  grundherrschaftlicher  abfahrtgelder 

ArchiT.  LXXXIV.  B*nd.  II.  H&lfte.  34 


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500 

von  untcrthänigon  vermögen  endlich  das  der  stadt  Wien  ebenfalls  aus- 
bedungen  gebliebenen  anbetrift,  so  bleibt  in  diesen  punkten  einsweil  und 
bis  zu  näherem  einverständniss  wozu  wir  gleich  nach  angetrettener 
unserer  regierung  bereit  sind,  alles  noch  bei  dem  §  14  der  1773er  Con- 
vention. 

§H. 

Schliesslich  wollen  wir  sogleich  nach  antritt  unserer  kaiserlichen 
regierung  diesen  sowohl  als  jene  oben  im  anfange  bestattigten  kanzlei- 
verträgen  unsern  erbländischen  stellen  zu  desselben  genauer  befolgung 
und  stracker  nachgelebung  mittheilen  auch  darob  halten  und  soll  alles  was 
dagegen  vorgenommen  wird  ganz  unkräftig  sein. 

Zu  dessen  wahrer  Urkunde  sind  von  gegenwärtiger  Vergleichs- 
handlung zwei  gleichlautende  exemplarien  niedergeschrieben  unterzeichnet 
und  gegen  einander  ausgewechslet  worden. 

So  geschehen  zu  Frankfurt  am  29**°  September  1790. 

L.  S.   Josef  Freyherr  v.  Bartenstein         L.  S.      Johann  Müller 

dritter  churböhmischer  churfürstlich  mainzischer 

Wahlbotschafter.  geheimer  conferenzrath. 

Vorstehender  vertrag  wird  von  uns  seines  ganzen  inhalts  be- 
stätiget. 

Frankfurt  den  14**1  october  1790. 

Friederich  Carl  J.  Churfürst. 
L.  S. 


Beilage  X. 

Vergleich  zwischen  Kaiser  Franz  II.  und  Kurmainz  vom  14.  Juli  1792. 
Frankfurt  am  Main. 

(Original  im  Wiener  Staatsarchiv,  Mainzer  Acten,  Reichskanzlei  und 
Taxamt,  Fase.  97.) 

Wir  Franz  der  zweite  von  gottes  gnaden  erwählter  römischer  kaiser 
etc.  etc.  Urkunden  und  bekennen  hiermit  nachdeme  durch  Schickung  des 
allerhöchsten  die  wähl  eines  römischen  kaisers  von  dem  hohen  kurfürst- 
lichen kollegio  auf  uns  vollbracht  worden  ist:  als  haben  wir  dem  hoch- 
würdigsten forsten  und  herrn  herrn  Friederich  Karl  Ioseph,  erzbischofen 
zu  Mainz,  des  heiligen  römischen  reiches  durch  Germanien  erzkanzlem 


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601 

und  kurfürsten,  ihres  tragenden  erzkanzlariats  wegen  versprochen  und 
zugesagt,  daß  es  bei  dein  im  jähre  1790  zwischen  weiland  seiner  kaiser- 
lichen majestat  Leopold  dem  zweiten,  unserm  geliebtesten  herrn  vater  und 
seiner  liebden,  dem  herrn  kurfürsten  diesfalls  geschloßenen  kanzlei-ver- 
trag  in  allen  punkten  und  artikeln  sein  ledigliches  verbleiben  haben,  mit- 
hin diejenige  punkte,  welche  bei  der  kurzen  regierungszeit  weiland  seiner 
majestat  kaisers  Leopold  des  zweiten  noch  nicht  zum  Vollzug  gekommen 
sind,  von  uns  bald  thunlichst  noch  berichtigt,  und  dem  gedachten  vertrag 
gemäß  in  erfüllung  gesetzt  werden  sollen.  Urkundlich  haben  wir  dieses 
unterschrieben,  und  unser  insiegel  beidrucken  laßen. 
Frankfurt  den  14.  juli  1792. 

Franz. 


34* 


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Inhaltsangabe. 


Vorbemerkung: 383 

Einleitung 385 

I.  Abschnitt.  Die  Zeit  von  1519— 1620 393 

Capitel  I.     Die   Zeiten   Karls  V.     Grosskanzler  und  Beichsvice- 

kanzler  (1518—1559) 393 

Capitel  II.   Das  ,ReichshofVicekanzleramt'  als  Chefamt  der  Reichs- 
and Hofkanzlei 401 

Hofkanzlei  und  Hofkanzler  Ferdinands  1 401 

§.  1.    Die  Reichshofkanzleiordnimg  von  1559  and  die  durch  «e 

geschaffene  Ordnung 405 

§   2.    Geschichte  des  Reichshofvicekanzleramtcs  (1559—1620)  419 

II.  Abschnitt.   Die  Zeit  von  1620— 1806 429 

Capitel  I.   Die  Einengung  der  Amtscompeteus 429 

Capitel  II.  Geschichte  des  Amtes  von  1620 — 1806  und  Auflösung 

desselben 447 

Beilagen 463 


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STUDIEN 

ZU  DEN 

UNGARISCHEN  GESCHICHTSQUELLEN. 

V.  UND  VT. 

VON 

Prof.  Db.  RAIMUND  FRIEDRICH  KAINDL 

IN  CZERNOWITZ. 


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V. 
Anuales  yeteres  UngarlcL   Aunales  Albenses. 

Ueber  die  Annales  veteres  Ungarici,1  auch  Chronicon  Po- 
soniense*  oder  Annales  Posonienses3  genannt;  äussert  sich  Mar- 
czali4 dahin,  dass  sie  bis  gegen  die  Mitte  des  12.  Jahrhunderts 
ein  Auszug  aus  den  ungarischen  Chroniken  seien  und  von  da 
an  ,in  Pressburg  (?),  wahrscheinlich  im  Kloster  Sz^plak,  dessen 
Stiftung  auf  das  Jahr  1143  fällt  und  in  den  Annalen  erwähnt 
ist',  fortgesetzt  wurden.  Hiebei  berücksichtigt  Marczali  gar 
nicht  die  früheren  Ausführungen  Wattenbach's  in  seinem 
Aufsatze  ^Bemerkungen  zu  einigen  österreichischen  Geschichts- 
quellen' (Archiv  für  österr.  Geschichte  1870,  Bd.  42,  601),  in 
welchen  dieser  darauf  hindeutete,  dass  die  Annalen  in  ihrem 
ersten  Theile  nach  dem  südlichen  Ungarn  hinweisen,  weiterhin 
dagegen  mehr  auf  den  Norden  deuten. 

Prüfen  wir  zunächst,  was  Marczali  für  seine  Ansicht,  die 
Annalen  seien  ein  Auszug  aus  den  ungarischen  Chroniken, 
anführt.  «Auffallend  ist  es  vor  Allem/  sagt  er  zunächst,  ,dass 
die  Chronologie  der  Chroniken  zumeist  pünktlicher  ist  als  die 
der  Annalen/  Daraus  schliesst  er,  ,dass  die  Annalen  nicht 
gleichzeitig  mit  den  Ereignissen  verfasst  werden  konnten'.  Dass 
damit  nicht  ein  Beweis  geliefert  ist,  dass  sie  aus  den  Chroniken 
ein  Auszug  seien,  ist  offenbar:  denn  man  wird  doch  allgemein 
zugeben  müssen,  dass  der  Schluss,  das  Schlechtere  müsse  vom 
Besseren  stammen,  jeder  Berechtigung  entbehrt.    Hiezu  kommt 


1  So  nennt  diese  Quelle  Wattenbach  im  Archiv  für  österr.  Geschichte 
1870,  Bd.  42,  495  ff. 

*  Unter  dieser  Bezeichnung  erscheint  die  Quelle  bei  Endlicher,  Monu- 
mente Arpadiana  (1849)  I,  65  ff. 

8  Diesen  Namen  hat  Arndt  in  seiner  Ausgabe  Mon.  Germ.  Script  XIX, 
571  ff.  (1866)  aufgebracht 

4  Ungarns  Geschichtsquellen  im  Zeitalter  der  Arpaden,  Berlin  1882,  S.  107  ff. 


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606 

aber  noch,  was  weiter  unten  näher  ausgeführt  werden  wird, 
dass  wir  nicht  den  Urtext,  sondern  eine  Abschrift  vor  uns 
haben,  und  dass  einzelne  Fehler  der  Annalen  ganz  offenbar 
dem  Abschreiber  zur  Schuld  fallen;  daher  sind  wir  nicht  be- 
rechtigt, einzelne  Verstösse,  welche  in  der  jetzigen  Form  vor- 
kommen, auf  den  ursprünglichen  Text  auszudehnen.  Wer  also 
aus  Irrthtlmern,  wie  ,MLV  Heinricus  imperator  obiit' l  u.  dgl. 
auf  den  Werth  der  Annalen  schliessen  wollte,  der  thäte  übel 
daran.  Vergleicht  man  aber  die  chronologischen  Angaben  un- 
serer Quelle  mit  denen  der  Chroniken  genauer,  als  es  Marczali  ge- 
than  hat,  so  kommt  man  zu  ganz  anderen  Schlüssen,  als  sie  dieser 
Forscher  zog.  Fangen  wir  mit  den  Regierungsjahren  Stephans 
des  Heiligen  an.  In  allen  Chroniken  wird  berichtet,  dass  dieser 
König  46  Jahre  regierte,3  ohne  dass  jedoch  Anfang  und  Ende 
der  Regierung  näher  angegeben  würtien;  denn  wenn  in  der 
betreffenden  Capitelüberschrift  des  Chronicon  Budense9  bereits 
das  Todesjahr  genannt  wird,  so  ist  dies  eine  Neuerung,  welche 
den  älteren  Chronikredactionen  fremd  war  und  daher  auch  in 
keiner  der  uns  handschriftlich  überlieferten  Chroniken  sich 
wiederfindet  Dagegen  finden  wir  in  den  Annalen  pünktlich 
■um  Jahre  1038  die  Bemerkung  ,Stefanus  rex  mortuus  est  et 
Petras  in  regem  elevatur',  welcher  Zeitangabe  nicht  etwa  eine 
Berechnung  mit  Hilfe  jener  Angabe  der  46  Jahre  zu  Grunde 
liegen  kann.  Die  Chroniken  berichten  ferner  übereinstimmend, 
dass  von  Stephan  bis  Andreas  11  Jahre  und  4  Monate  verflossen 
seien  und  während  dieser  Zeit  Peter  zum  ersten  und  zum  zweiten 
Male  b\\  Jahre,  Abba  aber  3  Jahre  regiert  hätte ;  die  Krönung 
Andreas*  wird  zum  Jahre  1047  angesetzt4  Hatte  nun  der  An- 
nalist nach  diesen  Angaben  seine  Notizen  zusammengestellt,  so 
würde  er,  da  sich  bei  ihm  auch  das  Jahr  1047  für  den  Re- 
gierungsantritt Andreas*  findet  sicher  nicht  auf  das  Jahr  1038 
gekommen  sein«  Ferner  finden  sich  in  den  Annalen  die  beiden 
R«$ierangsietten  Peters  ^10SS— 1041  und  1044—1047)  und  jene 
Abba's  vl^l — 1044^  nach  Anfangs-  und  Endterminen  angefahrt; 
dass  der  Annalist  diese  Angaben  nicht  ans  den  in  den  Chroniken 
gemachten  Angaben«  welche  eben  erwähnt  wurden,  herausrechnen 

1  FtorUttttSt  H*A  kiu*  fcMrt.  <kv».  UL  *ML 

*  Aw**fc+  ***  »VJkrWcikT  .Ofe«  ISSS.  &  TX 


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507 

konnte,  ist  völlig  klar.  Und  gleich  die  folgenden  Angaben  der 
Annalen  zeugen  ebenfalls  für  ihre  Ursprünglichkeit.  Sie  lauten 
nämlich:  ,MLI  Henricus  imperator  Pannoniam  ingreditur. 
MLÜ  Henricus  imperator  castrum  Poson  obsedit/  Dass  diese 
chronologischen  Angaben  und  diese  Reihenfolge  der  Ereignisse 
allein  richtig  ist,  ist  allgemein  bekannt.1  Im  Jahre  1051  war 
es,  dass  Heinrich  den  Süden  Ungarns  durchzog,  während  sein 
kriegslustiger  Oheim,  der  Bischof  Gebhard,  das  Land  nördlich 
der  Donau  verwüstete ;  die  Belagerung  von  Pressburg  fallt  da- 
gegen ins  folgende  Jahr.  Ganz  verkehrt  stellen  die  Chroniken 
den  Sachverhalt  dar.  ,Eodem  tempore  —  das  Jahr  wird  nicht 
näher  genannt  —  Teutonicorum  rex  cum  magno  exercitu  ob- 
sedit  castrum  Poson  ....  Sequenti  vero  anno  cesar  cum 
magna  multitudine  ob  easdem  causas  venit  in  Hungariam  .  .  . 
sed  et  naves  .  .  .  misit  in  Hungariam,  prefecitque  eis  episcopum 
Guebarth  fratrem  suum.'  *  Dass  aus  dieser  unrichtigen  Dar- 
stellung, die  allen  Chroniken  gemeinsam  ist,  nicht  jene  der 
Annalen,  die  kurz,  aber  völlig  richtig  ist,  entstehen  konnte,  ist 
unzweifelhaft.  Ebensowenig  haben  die  Annalen  ihre  genauen 
chronologischen  Angaben  über  die  im  Jahre  1057  erfolgte 
Königskrönung  Salomons  und  den  drei  Jahre  später  (1060)  er- 
folgten Tod  seines  Vaters,  ferner  über  die  bulgarischen  Kriege 
Salomons  aus  den  Chroniken  geschöpft,  wie  sie  auch  eine  Reihe 
anderer  Begebenheiten  zu  bestimmten  Jahreszahlen  nennen,  die 
in  den  Chroniken  gar  nicht  oder  doch  ohne  Zeitbestimmung 
genannt  werden.  So  z.  B.  1019  dedicatur  ecclesia  s.  Adriani; 
1030  Gerardus  episcopus  ordinatur;  1036  Maurus  episcopus 
est  efFectus;3  1038  dedicatum  est  monasterium  s.  Benedicti; 
1042  Bonipertus  episcopus  obiit;  1047  wird  unter  den  getöd- 
teten  Bischöfen  ein  Modestus  genannt;  1053  Samson  filius 
Andree  regis  nascitur;  1097  Ladislaus  rex  obiit  et  f rater 
eius  Lambertus  dux.  In  allen  bisher  aufgezählten  Fällen, 
wo  die  Annalen  Richtigeres  oder  Genaueres  aufweisen,  stehen 
ihnen  die  Chroniken  insgesammt  mit  einem  lückenhaften  oder 
ungenaueren  Texte  gegenüber.     Wenn  nun  einige  Nachrichten 

1  Vgl.  Hub  er,  Geschichte  Oesterreichs  I,  192  f. 

*  Chronicon  Bild.,  S.  108  und  die  anderen  Chroniken  an  den  entsprechenden 

Stellen. 
3  Diese  Notiz  ist  offenbar  bei    Florianus    irrthttmlich   ausgefallen;    vgl. 

Wattenbach,  a.  a.  O.,  8.  502. 


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508 


der  Annalen  sich  auch  in  einer  Chronik-Redaction,  aber  nur  in 
einer,  und  zwar  in  der  (wie  wir  in  den  nachfolgenden  Studien 
sehen  werden)  sehr  späten  des  Chronicon  Pictum  (Vindobonense, 
Marci)  finden,1  so  ist  es  klar,  dass  sie  nicht  aus  dieser  in  die 
Annalen  flössen,  sondern  aus  den  Annalen  die  betreffenden  No- 
tizen unmittelbar  oder  mittelbar  in  die  genannte  Chronik-Redac- 
tion interpolirt  wurden.  Würden  nämlich,  wie  Marczali  an- 
zunehmen geneigt  ist,  einerseits  die  kürzeren  Chroniken,  ander- 
seits die  Annalen  aus  der  ausführlichsten  Chronik-Redaction 
geflossen  sein,  so  hätte  der  ganz  unglaubliche  Zufall  eintreten 
müssen,  dass  alle  kürzeren  Redactionen  genau  jene  Nachrichten 
ausgelassen  hätten,  welche  die  Annalen  aufnahmen.  Dass  ein 
derartiger  Vorgang  möglich  ist,  hat  allenfalls  Marczali  in  seiner 
Arbeit  über  das  Verhältniss  der  Stephanslegenden  zu  einander 
verfochten;8  wie  irrig  indess  diese  Ansicht  sei,  braucht  hier 
nicht  neuerdings  erörtert  zu  werden.  Es  erübrigt,  noch  die  be- 
treffenden Nachrichten,  welche  die  Annales  mit  dem  Chronicon 
Pictum  gemeinsam  haben,  zusammenzustellen  und  daneben  den 
Text  einer  der  kürzeren  Chronik-Redactionen  anzuführen: 


Annales: 

1053.  Samson  filius 
Andree  regis  nascitur. 
1057.  Andreas  rex  in- 
firmatur  et  Salainonem 
filium    8uum   coro  na  v  it. 


1081.  Ladislaus  rex 
et  Salomon  frater  eius 
pacem  fecerunt,  et  crux 
domini  fulgure  per- 
cussa  est 


Chronicon  Pictum: 

8.  163.  ...  filium 
suum  Salomonem  infan- 
tulum  adhuc  quinque 
annorum  super  totam 
Hungariam  anno  imperii 
sui  duodecimo  confectus 
senio  in  regem  fecit  in- 
ungi  et  coronari. 

S.  194.  Bericht  über 
den  Friedensschluß*  ; 
feindselige  Gedanken 
Salomons  .  .  .  Sed  in- 
cidit  in  foveam,  quam 
fecit.  Eodem  etiam  anno 
crux  domini,  que  Albe 
constituta  fuerat,  per- 
cussa  est  a  fulgure. 
Rex  autem  Ladislaus  de- 


Chronicon  Budense: 

S.  114.  ...  nam  filium 
suum  Salomonem  adhuc 
puerulum  anno  imperii 
sui  XU.  confectus  senio 
in  regem  fecit  inungi. 
(Das  Alter  Salomons  wird 
also  nicht  angegeben.) 


S.  165.  Gleichlauten- 
der Bericht  wie  im  Chro- 
nicon Pictum  .  .  .  sed 
incidit  in  foveam,  quam 
fecit.  Rex  enim  Ladis- 
laus deprehenso  flagitio 
cepit  Salomonem  et  .  .  . 
(Es  fehlt  also  die  Nach- 
richt über  den  Blitz- 
schlag,    worüber    noch 


1  Dies  ist  bisher  meines  Wissens  nicht  bemerkt  worden. 

Pictum  nach  der  Ausgabe  bei  Florianus,  a.  a.  O.  II. 
*  Ungarns  Geschichtsquellen,  S.  19. 


Ich  citire  das 


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1098.  Colomannus  rex 
coronatur,  et  frater 
eins  Almas  diadema 
induitur. 


1014.  Almus  dux  cum 
rege  pacificatus   est 

1017.  Almas  dnx  et 
Bebt  fitius  eins  obce- 
cantor. 


1000.  Cupanus  epi- 
scopus  interficitur  a  Chu- 
nis,  etLaurentiusepi- 
scopus  obüt. 

1008.  Colomanus  rex 
aecepit  civitatem  Zader 


prehenso  flagitio  cepit  Sa- 
lomonem  et  in  Vyssegrad 
retrnsit  in  carcerem. 

S.200.  Colomanos  ita- 
qne  filius  regia  Geyse  de 
Polonia  festinanter  rediit 
et  coronatos  est,  et  duci 
Almus  ducatum  ple- 
narie  concessit  .  .  . 
S.  206.  Post  hoc  (nach 
Ereignissen  des  Jahres 
1013)  rex  reduxit  du- 
cem  Almum  ad  pacem. 
Confirmata  autem  pace, 
tandem  rex  cepit  ducem 
et  filinm  eius  Belam 
infantnlum  et  obceca- 
vit  eos. 


S.  202.  Similiter  et 
episcopos  Kupan  et 
Laurenciura  .  .  .  occi- 
dernnt. 

8.  203.  Hier  wird  er- 
zählt, dass  der  König 
,in  Dalmacia,  in  civitate 
Zadur*  war  und  ,cogi- 
taret  cmtatem  succen- 
dere  pre  duritia  gentis 
illins( ,  welche  Mitthei- 
lungen voraussetzen,  dass 
die  Stadt  vom  König  er- 
obert worden  war. 


509 

weiter  unten  gehandelt 
werden  wird.) 

S.  178.  Post  ipsum 
(sc.  Ladislaum)  autem 
regnavit  Colomannus,  fi- 
lius regia  Geyse.  Ipse 
enim  Belam,  filium  Al- 
mus ducis,  filii  Lamperti 
ducis ,  filii  Bele  re- 
gio dicti  Benin,  adhuc 
infantem,  de  quorundam 
consilio,  extractum  de 
matris  gremio  excecavit. 
(Von  den  bei  der  Thron- 
besteigung dem  Herzog 
Almus  eingeräumten 
Rechten,  von  der  Ver- 
söhnung, welche  der 
Blendung  vorausgieng, 
und  von  der  Blendung 
des  Herzogs  Almus  selbst 
wird  also  nichts  berichtet) 

Davon  findet  sich  in 
den  anderen  Chroniken 
in  der  Geschichte  Kolo- 
mans gar  keine  Spur. 

Auch  davon  findet 
sich  in  den  kürzeren 
Redactionen  keine  Spur. 


Aus  dieser  Zusammenstellung  ergibt  sich  wohl  zur  Genüge, 
dass  im  Chronicon  Pictum  die  kürzeren  Redactionen  durch  die 
Nachrichten  aus  den  Annalen  erweitert  vorliegen.  Damit  würde 
auch  genugsam  erwiesen  sein,  dass  die  Annalen  kein  Auszug 
ans  den  Chroniken,  sondern  eine  selbständige  Aufzeichnung 
sind.  Doch  mögen  auch  noch  die  anderen  Ausführungen  Mar- 
czali's   nicht  ungeprüft  bleiben.     Er    sucht   seine  Behauptung, 


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510 

dass  die  Annalen  aus  den  Chroniken  flössen,  auch  durch  einen 
Vergleich  des  neben  den  Annalen  auf  der  Ostertafel  I.  stehenden 
Köliigsverzeichnisses   zu   erhärten.     Dieser  Vorgang   ist  ein  an 
und   für   sich   höchst  unkritischer,   weil   das  Verzeichniss,    wie 
Marczali    selbst    eingesteht,    ,öfters    im  Widerspruch'    mit    den 
Annalen  steht,  also,  was  flir  das  Verhältniss  des  Königsverzeich- 
nisses  zur  Chronik   sich   ergeben   würde,    nicht  auch   für   das 
Verhältniss   der  Annalen  zur  Chronik  bindend  ist.     Dies  wäre 
nur   dann   der  Fall,   wenn   der  Nachweis   geliefert  wäre,   dass 
das    Königsverzeichniss    aus    den    Annalen    herrühre.      Diesen 
Nachweis  zu  liefern  versucht  Marczali  nicht,  trotzdem  die  auch 
von  ihm  wahrgenommenen  Widersprüche  zwischen  Verzeichniss 
und  Annalen   zu   einer  näheren  Untersuchung  ihn   hätten  ver- 
anlassen   müssen.     Ein    genauer   Vergleich,    wie   er   am   Ende 
dieser  Studie,   wo   wir  über  das  Königsverzeichniss   besonders 
handeln,   durchgeführt  werden  wird,   hätte  ihn  sicher    darüber 
belehrt,  dass  man  durchaus  nicht  annehmen  könne,  das  Königs- 
verzeichniss sei  aus  den  Annalen  geflossen,  wenigstens  nicht  aus 
den  Annalen,  wie  sie  uns  jetzt  vorliegen.    Aber  auch  der  Nach- 
weis Marczali's,   dass  das  Königsverzeichniss   aus  der  Chronik 
herrühre,   ruht  auf  sehr  schwachen  Füssen.     Dieser  ganze  Be- 
weis (!)   beruht  nämlich   in   folgenden  Ausführungen:     ,Oefters 
im  Widerspruch   mit   dem  Text   (so   nennt  er  die  Annalen  im 
Verhältniss  za   dem  Königsverzeichniss)  lehnt  sich  dieses  Ver- 
zeichniss mit  seinen  Irrthümern   an   die  verschiedenen  Redac- 
tionen   der  Chromken   an.     So  hätte   nach   seiner  Angabe  der 
heiL  Stephan  44  Jahre  regiert ;  dem  Text  nach  verstrichen  zwi- 
schen dem  Tode  seines  Vaters  und  dem  seinigen  nur  40,  dem 
Berichte  der  Chroniken  gemäss  46  Jahre.    Wie  jenes  Register 
berichtet,  hat  Andreas  I.  12  Jahre  regiert,  der  Text  sagt  13  Jahre, 
dagegen  erzählen  die  Chroniken   übereinstimmend,    dass  er  im 
12.  Jahre  seiner  Regierung  seinen  Sohn  Salomon  krönen  Hess/ 
Das  ist  Marczali's  ganzer  Beweis!  Weil  die  44  Jahre  des  Königs- 
verzeichnisses den  46  der  Chroniken  näher  stehen  als  den  40  (998 
— 1038)  der  Annalen,  so  muss  das  Königsverzeichniss  aus  den  Chro- 
niken herrühren.    Vergebens    bemüht   man   sich,   die   logische 
Grundlage  dieses  Schlusses  zu  entdecken,  besonders  wenn  man 
sich  erinnert,   dass   auch  die  Annalen  nach  seiner  Ansicht  aus 
der  Chronik  herrühren.    Noch  schlimmer  ist  es  mit  dem  zweiten 
Theile   des  Beweises  bestellt.     Die   besonders   nahe  Verwandt- 


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schaft  zwischen  dem  Königsregister  und  den  Chroniken  soll 
daraus  hervorgehen,  dass  jenes  den  König  Andreas  12  Jahre 
regieren  lässt  und  diese  ihn  im  12.  Regierungsjahre  seinen  Sohn 
Salomon  zum  König  krönen  lassen.  Es  ist  nun  bekannt,  dass 
die  Königskrönung  Salomons,  durch  eine  Krankheit  des  alten 
Königs  veranlasst,  längere  Zeit  vor  dem  Untergange  des  Letz- 
teren stattfand.  Die  Annalen  haben  auch  thatsächlich  —  wie 
schon  oben  bemerkt  wurde  —  zum  Jahre  1057  die  Nachricht: 
^Andreas  rex  infirmatur  et  Salamonem  filium  suum  coronavit', 
and  erst  zum  Jahre  1060  heisst  es:  ,Inter  Andream  et  fratrem 
eius  Bela  gravis  discordia  oritur  et  rex  Andreas  moritur.'  Was 
nun  die  Chroniken  betrifft,  so  wird  zwar  in  denselben  berichtet, 
dass  die  Königskrönung  Salomons  im  12.  Jahre  der  Regierung 
seines  Vaters  stattfand,  dass  aber  Bela  auch  in  demselben  Jahre 
starb,  wird  nicht  behauptet  Daraus  ergibt  sich  die  Grund- 
losigkeit der  Beweisführung  Marczali's.  Thatsache  ist,  dass 
zwischen  den  Angaben  des  Königsverzeichnisses  und  den  Chro- 
niken überhaupt  nicht  so  völlige  Uebereinsümmung  sich  nach- 
weisen lässt,  als  dass  jenes  aus  diesen  herrühren  müsse.1  Die 
wenigen  übereinstimmenden  Zahlenangaben  —  man  vergleiche 
die  Zusammenstellung  in  Studie  VII  —  könnten  doch  auch 
ohne  nähere  Verwandtschaft  der  Quellen  aus  der  Natur  der 
Sache  sich  ergeben  haben.  Wie  dem  aber  auch  sein  mag, 
allenfalls  darf  man,  wie  schon  oben  betont  wurde,  aus  dem 
Verhältnisse  der  Chroniken  zum  Königsverzeichniss  nicht  auf 
das  Verhältniss  zwischen  der  Chronik  und  den  Annalen  schliessen. 
Ueberhaupt  scheidet  die  Annalen  ein  sehr  charakteristisches 
Merkmal  von  den  anderen  ungarischen  Quellen  für  das  11.  Jahr- 
hundert: sie  allein  geben  für  diesen  Zeitraum  Anfangs-  und 
Endtermine  der  Regierungen  an;  das  Königsverzeichniss,  die 
Chroniken,  ferner  die  ungarischen  Nachrichten  bei  Alberich 
von  Trois  Fontaines  und  in  der  ungarisch-polnischen  Chronik 
beruhen  dagegen  für  diese  Zeit  auf  Aufzeichnungen,  welche 
nur  die  Dauer  der  Regierungszeiten  notirt  hatten.  Das  Nähere 
hierüber  wolle  man  in  den  folgenden  Studien  nachlesen. 


1  Wir  sehen  hiebei  davon  ab,  dass  zur  Zeit,  als  das  Königsverzeichniss 
niedergeschrieben  wurde  (1210),  eine  bis  dahin  reichende  zusammen- 
hangende Fixierung  der  Chroniken  noch  nicht  vorhanden  war.  Vgl.  die 
folgenden  Studien. 


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512 

Um  seine  Ableitung  der  Annalen  aus  den  Chroniken  zu 
beweisen,  verweist  schliesslich  Marczali  auch  auf  den  Umstand, 
dass  sich  in  den  Annalen  zwischen  1145  und  1172  eine  Lücke 
findet,  und  dass  dieser  ,genau  entsprechend  auch  die  Chronik 
über  diese  Periode  schweigt'.  Aber  auch  in  diesen  Behaup- 
tungen zeigt  sich  Marczali  sehr  ungenau.  Ein  eingehender  Ver- 
gleich der  betreffenden  Partien  ergibt  gerade  das  Umgekehrte 
von  dem,  was  Marczali  beweisen  will :  man  kommt  zum  Schlüsse, 
dass  die  Annalen  und  Chroniken  auch  hier  von  einander  völlig 
unabhängig  sind.  Beweisend  wäre  es  allenfalls  für  die  Ansicht 
Marczali's,  wenn  die  Annalen  und  die  Chroniken  eine  genau 
begrenzte  und  vollständige  Lücke  an  denselben  Stellen  auf- 
weisen wurden.  Dem  ist  aber  nicht  so.  Die  Annalen  haben 
von  Kolomans  Tod  und  Stephans  Regierungsantritt  bis  zum 
Tode  Geisas  allenfalls  nur  drei  Nachrichten.  Zum  Jahre  1027 
bringen  sie  die  Nachricht:  ,Stephanus  rex  accepit  civitatem  Nis'; 
1043  wird  berichtet:  ,Regnante  gloriosissimo  rege  Geyza  dedi- 
catum  est  monasterium  in  Ciploc  in  honore  S.  Marie  a  vene- 
rabili  episcopo  Martyrio',  endlich  1045 :  ,6eyza  rex  Teutonicorum 
terram  intravit  et  expugnavit  herzog  (!)  et  exercitum  eius  fu- 
gavit';  hierauf  folgt  erst  zum  Jahre  1072  (richtiger  1062)  die 
Meldung:  ,Geyza  rex  appositus  est  ad  patres  suos*.  Schlagen 
wir  nun  die  Chroniken  auf,  so  werden  wir  zwar  auch  diese 
fllr  das  12.  Jahrhundert  dürftig  finden;  aber  sie  entbehren  doch 
nicht  einer  vollständigen  Königsreihe,  während  in  den  Annalen 
Bela  IL  gar  nicht  genannt  wird ;  ferner  weisen  die  Chroniken 
eine  Reihe  von  Nachrichten  auf,  von  denen  sich  keine  in  den 
Annalen  findet  Anderseits  würde  man  vergebens  die  oben 
citierten  Nachrichten  der  Annalen  als  Gemeingut  der  Chro- 
niken nachzuweisen  suchen.  Die  Nachricht  über  die  Gründung 
von  Ciplok  (Sziplak)  kommt  überhaupt  in  keiner  Chronik  vor; 
jene  von  der  Eroberung  von  Nis  steht  sicher  in  keinem  engeren 
Zusammenhange  mit  der  allein  im  Codex  Acephalus  Bl.  22b 
vorkommenden  Notiz,  dass  Stephan  ,Brudinsium(!).atque  Scar- 
bicium(!)  nee  non  et  Nijs  aliasque  civitates  Grecorum  igne  et 
gladio*   verwüstete;1    endlich   weiss   über   den   Krieg   zwischen 


1  Die  ganze  Stelle  wird  auf  Grundlage  des  Codex  in  der  Studie  IX  mit- 
getheilt  werden.  Noch  weniger  als  die  Stelle  des  Aceph.  weisen  die  ent- 
sprechenden Nachrichten  des  Pictum  S.  210  und  bei  Magien  (KoYichich, 


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513 

Geisa  und  Heinrich  Jasomirgott  das  Chronicon  Pictum  allen- 
falls ausführlich  zu  berichten,1  aber  zwischen  diesen  Ausfüh- 
rungen und  der  Notiz  in  den  Annalen  besteht  ebenfalls  keine 
Rückbeziehung:  dort  wird  der  österreichische  Herrscher  aus- 
drücklich ,Herricu8  .  .  .  dux  Austrie'  genannt,  hier  wird  er 
kurzwegs  als  ,herzog'  bezeichnet;  dort  wird  keine  Jahreszahl 
genannt,  hier  dagegen  da&  (allenfalls  durch  den  Abschreiber 
verschobene)  Jahr  1045  angeführt.  Fügt  man  nun  noch  hinzu, 
dass  auch  seit  dem  Tode  Geisas  —  was  auch  Marczali  ein- 
gesteht —  zwischen  den  Annalen  und  den  Chroniken  gar  keine 
Wechselbeziehungen  sich  nachweisen  lassen,  dass  also  die  An- 
nalen in  dieser  Periode  ebenfalls  nicht  aus  den  Chroniken  ge- 
flossen seien,  noch  auch  nur  eine  Redaction  dieser  aus  dem 
letzten  Theile  der  Annalen  geschöpft  habe,  so  gelangen  wir 
offenbar  zu  ganz  anderen  Schlüssen  als  Marczali.  Vor  Allem 
ist  der  Beweis  Marczali's  aus  den  ,genau'  einander  entspre- 
chenden Lücken  der  Annalen  und  Chroniken  völlig  falsch; 
denn  1.  sind  in  jenen  und  in  diesen  durchaus  nicht  zwei  voll- 
ständige und  einander  genau  entsprechende  Lücken  vorhanden, 
es  zeigen  sich  vielmehr  in  den  allenfalls  spärlicheren  Nachrichten 
beide  Quellen  völlig  unabhängig  von  einander;  und  2.  zeigen 
die  Annalen  mit  dem  Grundstock  der  Chroniken  weder  vor 
noch  nach  jener  ,Lücke'  eine  Verwandtschaft,  daher  der  ,Be- 
weis'  aus  der  ,Lticke'  an  und  fUr  sich  schon  ein  Trugschluss 
war.  Folglich  ist  auch  dieser  Versuch  Marczali's,  die  Annalen 
als  einen  Auszug  aus  der  (Grund-)  Chronik  zu  erklären,  miss- 
glückt. Dies  ist  aber  nicht  die  einzige  Folgerung  aus  unserer 
Betrachtung.  Wir  erinnern  uns,  dass  zwar  nicht  alle  Chroniken 
(und  somit  auch  nicht  die  ihnen  zugrunde  liegende"),  aber  doch 
das  Chronicon  Pictum  bis  auf  Koloman  mit  den  Annalen  ein- 
zelne Nachrichten  gemeinsam  hat;  für  die  Folge  hört  dieses 
Verhältni8s  auf,  wiewohl  die  Annalen  besonders  für  die  Zeit 
seit  Geisa  n.  manche  wünschenswerte  Nachricht  den  in  dieser 
Periode  spärlichen  Chroniken  geboten  hätten.  Dies  fallt  vor 
Allem   auf,   weil   im  Chronicon  Pictum   sich   sonst  überall  das 


Sammlung  kleiner  noch  ungedruckter  Stücke,  Ofen  1806)  Cap.  69  irgend- 
welche Verwandtschaft  mit  den  Annalen   auf.    In    diesen  Darstellungen 
wird  Nis  gar  nicht  genannt. 
1  Florianus,  a.  a.  O.  II,  217. 


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514 

entschiedene  Bestreben  geltend  macht,  die  aus  der  Grundchronik 
übernommene  Darstellung  zu  erweitern.  Wenn  nun  diese  Quelle 
es  nicht  verschmäht  hat,  ihre  auch  sonst  schon  reiche  Darstel- 
lung bis  auf  Eoloman  mit  einzelnen  Nachrichten  aus  den  An- 
nalen  zu  vervollständigen,  warum  hätte  sie  dies  nicht  für  die 
letzten  Jahrzehnte  des  12.  Jahrhunderts  gethan,  wo  ihr  seit 
Geisa  IL  offenbar  jede  reichlichere  Quelle  versagt,1  während 
die  Annalen  —  wie  bereits  bemerkt  wurde  —  gerade  für  diese 
Zeit  eine  Reihe  beachtenswerter  Nachrichten  enthalten?  Die 
Erklärung  dieser  Erscheinung  liegt  offenbar  klar  zu  Tage:  Der 
ursprüngliche  Theil  der  Annalen  reichte  nur  bis  auf  Eoloman 
und  Stephan  II.,  und  nur  dieser  Theil,  vielleicht  schon  durch 
andere  Nachrichten  erweitert,  lag  dem  Verfasser  des  Chronicon 
Pictum  vor.  Alle  anderen  Nachrichten  kamen  erst  später  zu 
dem  ursprünglichen  Theile  der  Annalen  hinzu.  Daraus  erklärt 
sich  auch,  warum  in  denselben  zwischen  Stephan  ü.  (1127)  und 
der  Mittheilung  von  Geisas  Tod  (1172,  richtiger  1162)  sich  nur 
zwei  Nachrichten  finden.  Das  Nähere  werden  wir  im  Folgenden 
festzustellen  haben,  indem  wir  der  Frage,  wo  und  wann  die 
Annalen  entstanden  sind,  näher  treten. 

Zunächst  wollen  wir  diese  Frage  für  den  ersten 
Theil  der  Annalen  beantworten,  welcher  mit  einer  Nach- 
richt über  den  Tod  des  heil.  Adalbert  (997)  beginnt  und  dessen 
letzte  Nachrichten  die  Regierung  Stephans  II.  betreffen. '  Es 
ißt  schon  oben  darauf  hingewiesen  worden,  dass  bereits  Watten- 
bach darauf  hingedeutet  hat,  dass  die  Annalen  in  ihrer  ersten 
Hälfte  —  doch  hat  er  an  die  nähere  Gliederung,  welche  wir 
festzustellen  versuchen,  nicht  gedacht  —  nach  dem  südlichen 
Ungarn  hindeuten.  Zum  Jahre  1019  wird  über  die  Einweihung 
der  Kirche  des  heil.  Adrianus  berichtet,  welche  Nachricht  sich 


Die  ausführlicheren  Nachrichten  des  Pictum  reichen  bis  zur  Darstellung 
der  Züge  Geisas  nach  Galizien  (1149 — 1152).  Man  vergleiche  darüber 
die  Studie  VII. 

Dass  wir  den  ersten  Theil  bis  zum  Jahre  1027  annehmen,  wird  durch 
die  folgenden  Umstände  begründet:  1.  Die  Nachricht  zu  diesem  Jahre 
Über  die  Eroberung  von  Nis  ist  die  letzte,  welche  auf  den  Süden  hin- 
deutet (vgl.  die  folgenden  Ausführungen  im  Text) ;  2.  es  folgt  nun  eine 
Lücke,  in  der  selbst  ein  König  (Bela  II.)  gar  nicht  genannt  wird.  — 
Dass  das  Pictum  die  Nachricht  über  Nis  wie  viele  andere  nicht  aufweist, 
ist  natürlich  kein  Beweis  dafür,  dass  sie  dem  vom  Pictum  benutzten 
Theile  der  Annalen  fehlte. 


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515 

auf  Szalavär  am  Plattensee  bezieht.  Zum  Jahre  1030  ver- 
zeichnen die  Annalen  die  Erhebung  Gerhards  zum  Bischof 
(von  Csanäd).  Zum  Jahre  1036  wird  der  Tod  des  Bischofs 
Maurus  (von  Fünfkirchen)  gemeldet.  Ob  die  Nachricht  zum 
Jahre  1038  ,dedicatum  est  monasterium  s.  Benedicts  sich  auf 
das  Kloster  P^csvarad  in  der  Nähe  von  Ftinfkirchen  beziehe, 
ist  zweifelhaft. l  Ganz  sicher  scheint  es  auch  nicht  zu  sein, 
dass  der  zum  Jahre  1042  als  verstorben  bezeichnete  Bischof 
Bonipertus  nach  Fünfkirchen  gehöre.  Auch  manche  andere 
der  genannten  Bischöfe  sind  zweifelhaft.  Dagegen  verweisen 
wieder  die  den  Annalen  eigen thümlichen  genauen  Nachrichten 
zu  den  Jahren  1068  und  1072  über  die  bulgarischen  Kriege 
sehr  nachdrücklich  auf  den  Süden  Ungarns;  dasselbe  gilt  von 
den  Nachrichten  über  die  Eroberung  von  Zara  im  Jahre  1108 
und  von  Nis  im  Jahre  1127.  Vor  Allem  verdient  aber  eine 
Nachricht  zum  Jahre  1081  noch  besondere  Beachtung.  Bei 
diesem  Jahre  lesen  wir  nämlich  in  den  Annalen  Folgendes: 
,Ladislaus  rex  et  Salomon  frater  eius  pacem  fecerunt,  et  crux 
domini  fulgure  percussa  est/  Die  letzteren  Worte  er- 
scheinen für  die  Bestimmung  des  Ortes,  an  welchem  der  erste 
Theil  der  Annalen  verzeichnet  wurde,  als  höchst  bedeutsam. 
Die  Nachricht  ist  mehr  als  jede  andere  localen  Charakters,  und 
in  der  Form,  wie  sie  aufgezeichnet  erscheint,  kann  sie  that- 
sächlich  nur  in  dem  Kloster  oder  in  der  Kirche  niederge- 
schrieben worden  sein,  die  von  dem  Blitzstrahl  Schaden  erlitt. 
Dies  liegt  auf  der  Hand.  Ein  glücklicher  Zufall  wollte  es  nun, 
dass  der  Interpolator  des  Chronicon  Pictum,  der  unsere  An- 
nalen benützte,  neben  anderen  Nachrichten  aus  denselben  auch 
jene  über  den  Blitzstrahl  aufnahm  und  hiebei  den  bei  einem 
mittelalterlichen  Chronisten  recht  anerkennenswerthen ,  glück- 
lichen Einfall  hatte,  auch  den  Ort  zu  nennen,  in  welchem  jener 
Unglücksfall  sich  ereignet  hatte.  Da  lesen  wir  nun,  nachdem, 
wie  in  unseren  Annalen  über  die  Streitigkeiten  zwischen  La- 
dislaus  und  Salomon  berichtet  worden  ist,  noch  (S.  194)  folgende 
Worte:  ,Eodem  etiam  anno  crux  domini,  que  Albe  constituta 
fuerat,  percussa  est  a  fulgure/  Hiemit  ist  der  unzweifel- 
hafte Beweis  erbracht,  dass  der  erste  und  älteste  Theil 


1  Vergl.  meine  Stadien  zur  älteren  ungarischen  Geschichte  (Wien  1893), 
8.  72,  Anm.  21. 
Archir.  LXXXIV.  Bd.  II.  Hilft«.  35 


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616 

der  Annalen  in  Alba  verzeichnet  wurde.  Dass  man  in 
der  Krönungsstadt  der  ungarischen  Könige,  wo  sich  die  be- 
rühmte Marienkirche  Stephans  erhob,  an  historischen  Aufzeich- 
nungen Interesse  fand,  wird  man  recht  natürlich  finden.  Da 
nun  die  Nachrichten  dieses  Theiles  der  Annalen  einen  durchaus 
einheitlichen  Charakter  aufweisen  —  es  bezieht  sich  schon  die 
vierte,  aber  auch  die  letzte  Nachricht  auf  den  Süden,  und  neben 
den  wichtigsten  Begebenheiten  der  Profangeschichte  werden 
stetig  auch  Nachrichten  über  die  Kirchenfürsten  im  Süden  Un- 
garns verzeichnet  —  so  wird  man  wohl  auch  mit  ziem- 
licher Gewissheit  annehmen,  dass  die  ganze  Aufzeich- 
nung von  997 — 1027  nach  Stuhlweissenburg  gehört 
Fügen  wir  noch  hinzu,  dass  die  Annalen  schon  unter  ihren 
ersten  Nachrichten  sonst  nirgends  überlieferte  Mittheilungen  mit 
genauen  Zeitangaben  enthalten,  wie  wir  dies  an  früheren  Stellen 
bereits  hervorgehoben  haben,  dass  ferner  bis  auf  Stephan  II. 
keine  grössere  Unterbrechung  in  den  Aufzeichnungen  sich  be- 
merkbar macht,  so  werden  wir  wohl  mit  Recht  annehmen 
können,  dass  diese  Jahrbücher  schon  frühzeitig  begonnen  worden 
waren  und  gleichzeitig  fortgeführt  wurden.  Einzelne  Verstösse 
wird  man  vorzüglich  durch  die  Art  der  UeberKeferung  un- 
serer Annalen  zu  erklären  haben,  worüber  noch  weiter  unten 
das  Nähere  ausgeführt  werden  wird. 

Es  ist  somit  gelungen,  den  ersten  Theil  der  An- 
nales veteres  Hungarici.  wie  man  die  uns  vorliegende 
Ge$chicht$quelle  in  ihrer  Gesaniintheit  wohl  am  richtigsten  be- 
nennt, als  Stuhlweissenburger  Jahrbücher  zu  erkennen. 

Unterziehen  wir  nun  die  folgenden  Tlieile  der  Annalen 
einer  ^euaueren  Betrachtung.  Auf  die  Nachricht  von  der  Er- 
^beruiu:  wm  Nis  VIU?7*  durch  Stephan  IL  folgen  bis  zum 
Jahre  ll<>3  in  den  Annalen  irrsr  117-  nur  zwei  Nachrichten. 
Nach  einer  Lücke  von  U»  Jahren  wird  zum  Jahre  1143  nämlich 
uWr  die  Finweifcur.j  de*  Kl%>&ers  Sxeplak  bei  Kaschau  jt- 
$tuun*  ^vrta«süsv»  reo*  iWvaa*  beruhte*,  dann  folgt  «um  inn- 
rkta^pre'  Jahre  IU>  eine  XacirtÄt  cber  den  Zag  Geisas  in 
T**Mucoru:a  tecrasx*  s^d  d:*  Bcs««V  <***  Jkeraof*.  worauf 
a*at  Jahre  UTS  ^Scirv:Vr*>iL>r  «an  Il£J:  sie!*  unten!1  die 
TAV*aaci:ro>.t  ~>ec  0-\s*  £\:c*ci:  wird:  iierauf  beginnen 
^vxt  asek  xsr  für  k*r*e  JL«rtc  —  &e  Nachrichten  ver- 
Va^tt*a&fc$ä^   r«ck   r*    £«$&»>      War   ketaat   aas   demselben 


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517 

hervor,  dass  in  ihnen  Pressburg  zweimal  genannt  wird,  und 
dass  auf  das  Verhältniss  zu  Oesterreich  und  Böhmen  Rück- 
sicht genommen  wird.  Wurden  ferner  früher  mehrere  südunga- 
rische Bischöfe  genannt,  so  finden  wir  hier  blos  zum  Jahre  1187 
(richtiger  1177)  die  Notiz  ,Stephanus  Colocensis  episcopus  de- 
ponitur'.  Andere  genannte  Persönhchkeiten  können  wir  leider 
hier  ebensowenig  wie  früher  genauer  bestimmen.  Zum  Jahre  1203 
wird  in  den  Annalen  ebenso  wie  in  der  neben  ihnen  in  der- 
selben Handschrift  stehenden  Ostertafel  I1  über  den  Untergang 
des  Monasterium  Iohannis  baptiste  iuxta  Bulduam  (Buloriam) 
berichtet,  d.  i.  über  die  Abtei  Szt.-Jäszo,  15  Kilometer  westsüd- 
westlich von  Kaschau  im  Bodvathale.  Es  ist  dies  die  letzte 
Nachricht  in  den  Annalen.  Dagegen  finden  wir  in  der  eben 
genannten  Ostertafel  zum  Jahre  1228  die  Worte:  ,Anno  ab 
incarnaüone  domini  12283  18.  kal.  Decembris  consecrata  est 
hec  ecclesia  in  honore  beate  Marie  virginis  a  venerabili  Iacobo 
Nitriensi  episcopo',  worauf  genaue  Nachrichten  über  die  Altäre 
der  Kirche  und  deren  Reliquien  folgen.  Um  welche  Kirche  es 
sich  handle,  erfahren  wir  aus  einer  Notiz  im  Kalender,  welcher 
ebenfalls  neben  den  Annalen  in  der  Handschrift  steht.  Es  heisst 
daselbst  nämlich  zum  14.  November  ,consecrata  est  hec  ecclesia 
de  Taxen'.3  Dass  diese  sonst  nicht  bekannte  Kirche  in  der 
Neutraer  Diöcese  lag,  geht  aus  dem  vorhergehenden  Citat,  dass 
der  Bischof  von  Neutra  sie  weihte,  wohl  mit  Bestimmtheit  her- 
vor. Fassen  wir  die  citierten  Nachrichten  ins  Auge,  so  fällt 
es  sofort  auf,  dass  wir  in  diesem  Abschnitte  der  Annalen  im 
Gegensatze  zu  dem  bereits  behandelten  ersten  Theile  vorzüglich 
den  Norden  Ungarns  und  dessen  Nachbarschaft  berücksichtigt 
finden.  Die  Handschrift  selbst  gehört,  wie  die  letzten  Citate 
beweisen,  der  Kirche  de  Taxen  in  der  Neutraer  Diöcese.  Dar- 
aus folgt  zunächst  ganz  unzweifelhaft,  dass  die  Fortsetzung 
der  Annalen  im  nördlichen  Ungarn  stattfand,  wohin  der 
erste  Theil  aus  Stuhlweissenburg  gebracht  worden  war. 


1  Bei  Florianus,  a.  a.  O.  sind  die  Mittheilungen  der  I.  Ostertafel  III,  212  f. 

abgedruckt. 
*  Dieses  Jahr  findet  sich  bei  Wattenbach,  a.  a.  O.,  S.  505,  in  arabischen 

Zahlen;  bei  Florianus,  a.  a.  O.  III,  212  steht  MCCXVIII,  wobei  leichter 

ein  Druckfehler  unterlaufen  konnte. 
8  Bei  Wattenbach,  a.  a.  O.,  8.  499. 

35* 


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518 

Die  nächste  Frage  ist  nun,  an  welchem  Orte  oder  viel- 
leicht an  welchen  Orten  diese  Fortsetzung  aufgezeichnet  wurde. 
Nachdem  mit  einer  den  Süden  betreffenden  Mittheilung  zum 
Jahre  1127  über  die  Erwerbung  von  Nis  der  erste  Theil  der 
Annalen  geschlossen  hat,  hebt  die  Fortsetzung  nach  einer 
16-jährigen  Unterbrechung  zum  Jahre  1143  mit  der  Mittheilung 
über  die  Weihe  des  Klosters  zu  Sz^plak  bei  Kaschau  an.  Dass 
eine  derartige  Notiz  im  Rahmen  der  knappen  Annalen  darauf 
hindeutet,  sie  sei  in  diesem  Kloster  selbst  aufgezeichnet  worden, 
ist  sehr  wahrscheinlich.  Somit  hätten  wir  bei  der  Fortsetzung 
unserer  Jahrbücher  zunächst  an  das  genannte  Stift  Szöplak  zu 
denken,  was  auch  Marczali  annimmt.  Ist  aber  die  ganze  Fort- 
setzung dort  aufgezeichnet,  wie  derselbe  behauptet?  Dies  muss 
verneint  werden.  Sicher  ist  es  zunächst,  dass  die  Aufzeichnungen 
zum  Jahre  1228,  welche  soeben  citiert  wurden,  schon  in  der 
Kirche  zu  Taxen  gemacht  wurden.  Darauf  deutet  unstreitig 
der  Wortlaut  der  Stellen:  ,consecrata  est  hec  ecclesia  etc.', 
ebenso  der  Umstand,  dass  diese  Nachricht  an  zwei  verschie- 
denen Stellen  der  Handschrift  verzeichnet  ist.  Woher  kam  nun 
diese  nach  Taxen,  unmittelbar  oder  mittelbar  aus  Szöplak?  Auf 
dem  jetzigen  Titelblatte  wird  der  Codex  als  ,Missale  Boldwense 
e  cimeliis  monasterii  O.  S.  B.  s.  Iohannis  baptiste  ad  Boldwam 
1203  combusti'  bezeichnet.1  Bedenkt  man  nun,  dass  des  Nieder- 
brennens dieses  Klosters  in  der  Handschrift  zweimal  Erwäh- 
nung geschieht,  nämlich  in  den  Annalen  und  in  der  Ostertafel  I, 
so  ist  es  sehr  wahrscheinlich,  dass  man  nicht  an  einem  fremden 
Orte  diese  Eintragungen  gemacht  hat.  Dazu  kommt  aber,  dass 
die  Notiz  zum  Jahre  1203  über  dieses  Brandunglück  die  letzte 
in  den  Annalen  überhaupt  ist,  denn  jene  der  Zeit  nach  nächsten 
über  die  Weihe  der  Kirche  in  Taxen  zum  Jahre  1228  sind  an 
anderen  ^teilen  der  Handschrift  verzeichnet.  Dieses  Zusammen- 
fallen der  Nachricht  über  den  Klosterbrand  mit  dem  Schlüsse 
der  Annalen  macht  es  bereits  sehr  glaublich,  dass  die  Jahr- 
bücher auch  im  Johanneskloster  geführt  wurden.  Betrachten 
wir  noch  schliesslich  die  Nachrichten  von  1143 — 1203,  so  finden 
wir  Folgendes.  Was  zunächst  den  Inhalt  und  die  Beschaffen- 
heit der  Notizen  anlangt,  so  sind  jene  von  der  Gründung  Szip- 
laks   bis  1187   (richtiger  1177)   verhältnissmässig  reich,  genau, 


1  Wattenbach,  a.  a.  O.,  S.  496. 


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519 

eingehend  und  durchaus  politischen  Inhaltes.  Auch  den  Vor- 
gängen in  der  königlichen  Familie  wird  besondere  Aufmerk- 
samkeit zugewendet.  Offenbar  stand  das  Stift  zum  Königshofe 
in  Beziehungen,  worauf  auch  der  Wortlaut  des  Berichtes  zum 
Jahre  1143  über  die  Weihe  des  Klosters  deutet;  es  heisst 
nämlich:  ,regnante  gloriosissimo  rege  Geyza  dedicatum  est 
monasterium . .  /  Mit  dem  Jahre  1187  (richtiger  1177)  brechen 
plötzlich  die  reichen  Notizen  ab,  und  erst  nach  einer  grösseren 
Lücke  findet  sich  zum  Jahre  1195  die  Notiz  ,Desiderius  abbas 
depositus  est'.  Hierauf  folgen  nur  noch  zum  Jahre  1199  die 
Mittheilungen:  ,Buda  sacerdos  obiit'  und  zum  Jahre  1200 
, Daniel  presbiter  ordinatur',  worauf  zum  Jahre  1203  der  öfters 
erwähnte  Bericht  über  die  Vernichtung  des  Johannesklosters 
durch  eine  Feuersbrunst  folgt.  In  dem  Theile  seit  1187  (1177) 
tritt  also  an  Stelle  der  früheren  Ausführlichkeit  grosse  Dürftig- 
keit; bis  dahin  genaue  politische  Nachrichten,  seit  diesem 
Zeitpunkte  nur  einige  Nachrichten  von  völlig  localem  Cha- 
rakter. Hiezu  kommt  noch,  dass  jener  reichere  Theil  mit 
seinen  die  allgemein  ungarischen  Verhältnisse  betreffenden 
Nachrichten  bereits  1177  abbricht,  während  die  erste  jener 
Nachrichten  localen  Charakters  erst  zum  Jahre  1195  folgt. 
Fassen  wir  alle  diese  Umstände  ins  Auge,  so  werden  wir  in 
Rücksicht  auf  das  früher  Ausgeführte  wohl  mit  Sicherheit  an- 
nehmen können,  dass  der  Theil  der  Annalen  von  1143 — 1177 
(falschlich  1187)  mit  seinen  allgemein  ungarische  Verhältnisse 
betreffenden,  reichlichen  Nachrichten  im  Kloster  Szöplak  bei 
Kaschau,  das  wahrscheinlich  zum  Königshofe  in  Beziehungen 
stand,  aufgezeichnet  wurde.  Dagegen  wurden  die  spärlichen 
Notizen  von  ganz  localhistorischer  Bedeutung  zwischen  1195 
und  1203  in  dem  zum  letzteren  Jahre  als  abgebrannt  bezeich- 
neten, ebenfalls  in  der  Gegend  von  Kaschau  gelegenen  Stifte 
Szt.-Jaszo  im  Bodvathale  gemacht.  Hiezu  kommt  nun  noch  auch 
der  folgende  höchst  wichtige  Umstand.  Es  ist  schon  längst  be- 
merkt worden,  dass  die  Annalen  in  der  uns  vorliegenden  Form 
vom  Anfang  bis  zum  Ende  von  derselben  Hand  geschrieben  sind. 
Ebenso  ist  es  sichergestellt,  dass  die  Handschrift  um  1200  her- 
gestellt wurde.  Daraus  ergibt  sich  unmittelbar,  dass  der  in  Alba 
aufgezeichnete  älteste  Theil  der  Annalen  (bis  1127)  uns  bereits 
in  Abschrift  vorliegt,  woraus  sich  die  Irrthümer  desselben  er- 
klären.    Es   entsteht  nun   die  Frage,   ob   etwa  der  Schreiber 


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520 

unserer  Handschrift  nur  die  Stuhlweissenburger  Annalen  abge- 
schrieben hat,  alles  Andere  aber  seine  Originalaufzeichnungen 
sind,  oder  ob  wir  innerhalb  der  Aufzeichnungen  seit  1143 
zwischen  Abschrift  und  Original  scheiden  können;  letzteres 
würde  mit  unseren  früheren  Ausführungen  übereinstimmen.  Es 
ist  nun  schon  längst  bemerkt  worden,  dass  in  den  Berichten 
der  Annalen  seit  1143  der  Krieg  gegen  Oesterreich  fälschlich 
zum  Jahre  1145  gestellt  ist,  vor  Allem  aber  dass  die  in  Wirk- 
lichkeit zwischen  1162  und  1177  fallenden  Ereignisse  regel- 
mässig um  10  Jahre  verschoben  zu  1172 — 1187  berichtet 
werden.  Da  nun  einerseits  die  sonstige  Genauigkeit  dieser 
Nachrichten  auf  gleichzeitige  Aufzeichnung  hindeutet,  anderer- 
seits die  erwähnte  gleichmässige  Verschiebung  der  Nachrichten 
überhaupt  kein  Fehler  des  eintragenden  Chronisten  sein  kann, 
so  wird  man  mit  Recht  annehmen  können,  dass  auch  die  Nach- 
richten bis  1187/77  uns  in  Abschrift  vorliegen.  Da  ferner 
mit  diesem  Jahre  auch  jene  reicheren  Nachrichten  abbrechen 
und  den  wenigen  dürftigen  Platz  machen,  so  stimmen  diese 
Ergebnisse  völlig  mit  den  oben  gewonnenen  überein.  In 
Spöplak  ist  die  annalistische  Aufzeichnung  bis  1177  gediehen. 
Diese  wurde  für  das  benachbarte  J&szo  abgeschrieben  und  dort 
um  die  wenigen  Nachrichten  localen  Charakters  bereichert.  Das 
Niederbrennen  der  Abtei  im  Jahre  1203  machte  den  Aufzeich- 
nungen ein  Ende ;  die  Notiz  über  dieses  Unglück  ist  die  letzte 
in  den  Annalen. 

Was  geschah  nun  mit  der  Handschrift  vom  Jahre  1203 
an  bis  zum  Jahre  1228,  da  wir  sie  im  Besitze  der  neuen  Kirche 
de  Taxen  finden?  Dem  Kloster  Szt.  Jdszo,  das  später  wieder 
erbaut  wurde,  verblieb  sie  nicht,  weil  alle  ähnlichen  Notizen, 
wie  sie  vor  1203  eingezeichnet  wurden,  fehlen,  wiewohl  bereits 
die  Zahlen  1204 — 1210  vorgeschrieben  sind.1  Wohin  sie  kam, 
wissen  wir  nicht;  doch  ist  in  dieser  Zeit  dieselbe  durch  das 
auf  die  Ostertafel  I  niedergeschriebene  Königsverzeichniss 
bereichert  worden.  Dass  diese  Niederschrift  im  Jahre  1210 
geschah,  ist  fast  unzweifelhaft.  Auf  dieses  Jahr  verweist  näm- 
lich deutlich  die  am  Schlüsse  des  Verzeichnisses  stehende  Be- 
merkung, dass  König  Andreas  (II.)  6  Jahre  regierte.  Nun 
entsteht  die  Frage,  woher  der  Schreiber  das  Königsverzeichniss 


Vgl.  Florianus,    a.  a.  O.  III,   211.    MCCC  steht  fälschlich   für  MCCX. 


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521 

geschöpft  habe.  Es  lag  nahe  anzunehmen,  dass  ihm  die  An- 
nalen  als  Quelle  dienten,  weil  sie  in  derselben  Handschrift 
stehen.  Bereits  oben  ist  jedoch  betont  worden,  dass  man  dieser 
Annahme  bei  näherer  Untersuchung  widersprechen  müsse. 
Nach  den  Annalen  hätte  Stephan  I.  998—1038,  also  etwa  40 
Jahre  regiert;  im  Königsverzeichnisse  wird  dagegen  seine  Re- 
gierung mit  44  Jahren  angegeben.  Dass  Bela  I.  3  Jahre  re- 
gierte, kann  aus  den  Annalen,  wie  sie  uns  vorliegen,  nicht  ge- 
folgert werden.  Ebenso  kann  aus  den  Annalen  die  Regierungs- 
zeit Salomons  nicht  mit  11  Jahren  berechnet  werden,  wie  wir 
im  Verzeichnisse  dieselbe  angegeben  finden.  Nach  den  Annalen 
würde  Geisa  I.  nur  1075 — 1076  regiert  haben,  im  Verzeich- 
nisse ist  dagegen  von  3  Jahren  die  Rede.  Ebensowenig  stimmen 
die  folgenden  Angaben  der  Annalen  und  des  Königsverzeich- 
nisses überein,  wie  man  sich  aus  der  tabellarischen  Zusammen- 
stellung in  der  Studie  VII  leicht  wird  überzeugen  können.  Aus 
den  Annalen  floss  also  das  Königsverzeichniss  nicht.  Ebenso- 
wenig ist  die  Annahme  berechtigt,  dass  es  aus  den  uns  be- 
kannten ungarischen  Chroniken  herausgezogen  wurde,  worüber 
bereits  oben  ausführlich  gehandelt  worden  ist.  Mit  diesem  ne- 
gativen Ergebnisse  werden  wir  uns  wohl  zunächst  begnügen 
müssen,  denn  Näheres  über  den  Ursprung  des  Königsverzeich- 
nisses wird  man  kaum  ausfuhren  können. 


Am  Schlüsse  wollen  wir  die  Ergebnisse  unserer  Unter- 
suchung zusammenfassen: 

Der  erste  Theil  der  Annalen  (von  997—1127)  ist  in  Stuhl- 
weissenburg  geschrieben  worden,  und  zwar  wenigstens  zum  grossen 
Theile  gleichzeitig  mit  den  Ereignissen.  Eine  Abschrift  gelangte 
nach  dem  im  Jahre  1 143  begründeten  Kloster  Szeplak  bei  Kaschau 
und  wurde  mit  reichen  gleichzeitigen  Notizen  bis  1 177  (in  unserer 
Handschrift  fälschlich  1187)  fortgesetzt.  Nach  1177  fand  eine 
unsorgfältige  Abschrift  der  gesammten  Aufzeichnung  für  das 
Kloster  Szt.-Jaszo,  das  ebenfalls  bei  Kaschau  Hegt,  statt  und 
wurde  dieselbe  durch  einige  offenbar  dieses  Stift  betreffenden 
Notizen  bis  1203  fortgesetzt.  Gleichzeitig  wurden  in  der  diese 
Annalen  umfassenden  Handschrift  auch  an  anderen  Stellen  dieses 
Kloster  betreffende  Notizen  eingeschrieben;  so  wird  im  Nekrolog * 


Wattenbach,  a.  a.  O.,  S.  498. 


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522 

unter  dem  15.  Februar  der  in  den  Annalen  zum  Jahre  1199  ge- 
nannte Buda  angeführt  und  ebenso  zum  27.  November 1  der  in 
den  Annalen  beim  Jahre  1200  erwähnte  Daniel.  Auch  das  Nieder- 
brennen des  Klosters,  auf  das  wir  gleich  zu  sprechen  kommen, 
wird  in  der  Ostertafel  I  der  Handschrift  verzeichnet.  Diese  Nach- 
richt kommt  auch  in  den  Annalen  zum  Jahre  1203  vor,  und  zwar 
ist   es    die   letzte  Nachricht  in  denselben,   wiewohl    die  Jahres- 
zahlen   bereits  bis  1210  angesetzt  waren.     Da  sich  auch  sonst 
keine    weiteren   das   (später  wiederaufgebaute)   Kloster   betref- 
fenden Nachrichten  finden,  so  hegt  der  Schluss  nahe,  dass  die 
Handschrift   in    anderen    Besitz    kam.     In    dieser    Zeit    (1210) 
wurde  auf  der  I.  Ostertafel  das  besprochene  Königsverzeichniss 
aufgezeichnet,   das  nicht   aus   den   Annalen   geschöpft   ist  und 
auch  nicht  aus  den  uns  bekannten  ungarischen  Chroniken  floss. 
Endlich  kam  der  Codex,    der  bekanntlich    einen   reichhaltigen 
und  merkwürdigen  liturgischen  Inhalt  aufweist,2  als  Missale  an 
die  1228  geweihte  Kirche  de  Taxen,  die  wahrscheinlich  in  der 
Neutraer  Diöcese  lag,  weil  sie  von  dem  Bischof  Jakob  von  Neutra 
geweiht  wurde.     Die   betreffende  Notiz   über   die   Weihe  der 
Kirche  und  die  in  derselben  befindlichen  Altäre  und  Reliquien, 
welche  sich  auf  der  I.  Ostertafel  verzeichnet  findet,  ist  zugleich 
wohl  die  erste  Aufzeichnung,  welche  in  die  Handschrift  in  dieser 
Kirche  eingetragen   wurde.     Ihr  entspricht  die  Bemerkung  im 
Nekrolog   zum  14.  November:    ,consecrata   est   hec  ecclesia  de 
Taxen'.     Zu   den   an   diesem   Orte   verzeichneten   Nachrichten 
gehört   wahrscheinlich  auch  noch  die  zum  Jahre  1241  auf  der 
H.  Ostertafel3  gestellte  ,Uxor  Iohannis  occiditur  et  uxor  Chucar 
et  uxor  .  .  .  (Lücke)  .  .  .  a  Cumanis  captivatur'.    Weitere  Ein- 
tragungen scheint  der  Mongoleneinfall  vereitelt  zu  haben.  Später 
soll   die   Handschrift  in  den  Besitz  des  Capitels   von  Ofen   ge- 
kommen  sein;4   sodann   habe  sie   der   Cardinal  Peter  Pizmkn 
erworben;  später  wäre  sie  an  das  Pressburger  Capitel  gelangt, 
wofür  auch  die  alte  Inschrift  ,Capituli  Posoniensis  Litt.  M.  1633' 
Zeugniss   ablegt.     Dies   gab   auch  die  Veranlassung,  die  Jahr- 
bücher als  Chronicon  Posoniense   oder  Annales  Posonienses  zu 
bezeichnen.      Vor     einigen     Jahrzehnten    ist    die    Handschrift 


1  Ebenda,  8.  499.  *  Vgl.  ebenda,  8.  496. 

8  Bei  Florianus,  a.  a.  O.  III,  213. 

4  Siehe  biezu  und  zum  Folgenden  Wattenbach,  a.  a.  O.,  8.  496. 


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523 

schliesslich  in  das  Nationalmuseum  gekommen.  Aus  den  vor- 
stehenden Ausführungen  geht  es  auch  hervor,  dass  man  wohl 
am  besten  thut,  unsere  Jahrbücher  in  ihrer  Gesammtheit  mit 
Wattenbach  als  ,Annales  veteres  Huügarici'  zu  bezeichnen. 
Daneben  wird  man  wohl  besonders  für  den  ersten  Theil  der- 
selben, der,  wenn  nicht  die  älteste,  so  doch  eine  der  ersten 
historischen  Aufzeichnungen  in  Ungarn  ist,  die  besondere  Be- 
zeichnung ,Annales  Albenses'  aufstellen.  Diese  sind  auch 
die  ersten  uns  bekannten  ungarischen  Aufzeichnungen,  welche 
für  die  Regierungsjahre  der  ungarischen  Könige  Anfang-  und 
Endtermine  nennen.  Von  einer  Benutzung  der  Annalen  finden 
sich  nur  im  Chronicon  Pictum  Spuren.  Endlich  möge  noch 
bemerkt  werden,  dass  eine  genaue  Untersuchung  der  Hand- 
schrift es  wohl  ermöglichen  wird,  die  nekrologischen  Notizen 
und  dergleichen  nach  dem  Orte  ihrer  Eintragung  zu  scheiden; 
ebenso  wird  über  viele  bisher  noch  nicht  bestimmte  Personen, 
welche  in  diesen  Eintragungen  und  in  den  Annalen  genannt 
werden,  die  localhistorische  Forschung  Aufklärung  zu  geben 
haben. 

VI. 

Sparen  von  Graner  Geschichtsaufzeichnungen. 

In  der  HL  Studie  (Archiv,  Bd.  82,  IL  Hälfte,  S.  587  ff.) 
ist  darauf  hingewiesen  worden,  dass  die  ungarisch -polnische 
Chronik  entsprechend  ihrem  handschriftlichen  Namen  (Cro- 
nica  Ungarorum  iuncta  et  mixta  cum  cronicis  Polonorum  et 
vita  s.  Stephani)  neben  der  echten  Hartwich'schen  Legende 
des  heil.  Stephan  für  die  ungarischen  Verhältnisse  ausser  münd- 
licher Ueberlieferung  auch  ältere  ungarische  Aufzeichnungen 
benützte. 

Mündliche  Ueberlieferungen  wurden  vor  Allem  im  ersten 
Theile,  der  die  Zeit  vor  Stephan  behandelt  (§  1 — 3),  benützt. 
Dass  für  die  spärlichen  Ausführungen  in  diesem  Abschnitte 
dem  Autor  ausser  einzelnen  Andeutungen  in  der  von  ihm  be- 
nützten Vita  s.  Stephani  von  Hartwich  weder  eine  der  unga- 
rischen Chroniken,  noch  eine  diesen  zu  Grunde  hegende  Auf- 
zeichnung vorlag,  geht  aus  dem  Umstände  hervor,  dass  seine 
Darstellung  mit  jener  der  anderen  ungarischen  Quellen  keine 
nähere  Verwandtschaft  aufweist.     So   ist  Attila  nach  dem  Be- 


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524 

richte  unseres  Chronisten  nicht  der  Zerstörer,  sondern  der  Er- 
bauer von  Aquileja;  nach  ihm  sei  die  Stadt  genannt  worden 
(§  3,  S.  497  bei  Bielowski,  Mon.  Pol.  hist.  I).  Im  Gegensätze 
zu  den  späteren  ungarischen  Chroniken,  die  in  diesem  Theile 
auch  auf  gelehrter  Forschung  beruhen,1  unterscheidet  unsere 
Chronik  nicht  zwei  hunisch-ungarische  Einwanderungen,  son- 
dern sie  zieht  beide  zusammen.  Ueberhaupt  fallen  fllr  ihren 
Verfasser  Hünen  und  Ungarn  ganz  zusammen;  ja  er  setzt 
zwischen  Attila  und  Geisa  nur  zwei  Generationen.  Er  lässt 
nämlich  auf  Attila  dessen  Sohn  Koloman  und  auf  diesen  Bela 
folgen,  dessen  Nachfolger  wieder  Geisa,  Stephans  Vater,  ist 
Wie  sehr  diese  Darstellung  von  jener  in  den  späteren  unga- 
rischen Chroniken  abweicht,  liegt  auf  der  Hand.  Dass  er 
Geisa  als  den  vierten  Fürsten  nennt,  geschah  offenbar  zufolge 
der  Bemerkung  der  Vita  b.  Stephani  von  Hartwich,  dass  Geisa 
war  ,princeps  quidem  quartus  ab  illo,  qui  ingressionis  Hunga- 
rorum  in  Pannoniam  dux   primus   fuit'.2     Von   einer  Einwan- 


1  Darüber  sind  die  folgenden  Stadien  zu  vergleichen,  welche  sich  mit  den 
ungarischen  Chroniken  beschäftigen  werden. 

*  Florian us,  Hist.  hung.  fönt.  I,  36.  Bei  dieser  Gelegenheit  sei  es  gestattet, 
auf  Folgendes   aufmerksam   zu  machen.     Bekanntlich  wird  in  der  Vita 
maior  s.  Stephani  §  2  Geisa  als  ,princeps  qu intus  ab  illo,  qui  ingressio- 
nis Ungarorum  in  Pannonia  dux  primus  fuit*  bezeichnet  (Florianus,  a. 
eben  a.  O.,  S.  12).    Bei  Hartwich  lesen  wir  dagegen,    wie  die  im  Texte 
abgedruckte  Stelle  erweist,    »quartus*,    und  zwar  stand  nach  dem  Aus- 
weise der  ungarisch-polnischen  Chronik  offenbar  dieses  Zahlwort  schon 
in  der  ursprunglichen  Bedaction  des  Hartwich'schen  Werkes.    Es  ist  nun 
bekannt,  dass  Büdinger,  Oesterr.  Geschichte  I,  394,  Anm.  3,  diese  Ab- 
weichung damit  erklären  wollte,  dass  der  Verf.  der  Vita  maior  noch  an 
den  von  Constantin  (de  adm.  imp.  c.  40)  genannten  Phalitzis  denkt,  Hart- 
wich denselben  aber  schon  eliminiert  habe;    die  ältere  Erklärung  Wat- 
tenbach's  (Mon.  Genn.  Script.  XI,  S.230,  Anm.  30),  dass  die  Vita  minor  als 
ersten  Fürsten  Airaus,  Hartwich  dagegen  als  ersten  Arpad  gedacht  habe, 
verwirft  Büdinger.   Wie  es  nun  scheint,  hat  aber  Wattenbach  doch  Recht 
gehabt,    was  ich  gegenüber  der  früher  auch  von  mir  getheilten  Ansiebt 
Büdingens  hier  constatieren  muss.   Es  darf  nämlich  bei  der  Beurtheilnng 
dieser   Frage   nicht   ausser   Acht   gelassen  werden,   dass  die  ungarische 
Tradition  thatsächlich    bald  Almus,   bald  wieder  Arpad  als  den  Führer 
bezeichnet,    unter  welchem  die  Ungarn  nach  Pannonien  kamen.    Nach 
dem  Anonymus  kam  Almus  §  13  (bei  Florianus  II,  14)  mit  den  Ungarn 
zum  ,ca8trum  Hung.*  und  setzt  erst  dort  seinen  Sohn  zum  Herzog  ein.  An- 
dere Redactionen  lassen  Almus  schon  in  Siebenbürgen  sterben  und  die 
Eroberung  Pannoniens  unter  Arpad  erfolgen  (vgl.  Chron.  Bud.,  S.  37).  Nach 


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525 

derung  unter  Arpad  und  dass  an  der  ihm  vorliegenden  Stelle 
der  Vita  unter  dem  ersten  Anführer  dieser  zu  verstehen  sei, 
weiss  der  Chronist  also  nichts.  Auch  seine  sonstigen  Mitthei- 
lungen, so  z.  B.  auch  jene  über  das  bereits  Attila  zutheil  ge- 
wordene Orakel  über  die  einstige  Verleihung  der  Königskrone 
(§  3,  S.  497),  zeigen  keine  Abhängigkeit  von  den  anderen  un- 
garischen Quellen.  Kurzum,  was  der  Chronist  über  die  Zeit 
vor  Stephan  mittheilt,  ist  Combination,  oder  er  weiss  es  nur 
vom  Hörensagen. 

Anders  verhält  es  sich  demgegenüber  mit  einer  Reihe 
von  Nachrichten,  welche  der  Chronist  in  die  der  Vita  s.  Ste- 
phani  entnommene  Darstellung  interpoliert,  oder  mit  denen  er 
diese  Darstellung  bis  gegen  das  Ende  des  11.  Jahrhunderts 
fortführt.  Trotzdem  der  Text  durch  die  späteren  polnischen 
Interpolationen  völlig  verwirrt  ist,  hat  er  doch  an  echten,  auf 
Ungarn  hindeutenden  Nachrichten  so  viel  erhalten,  dass  wir 
annehmen  müssen,  ihm  lägen  fUr  diesen  Theil  ältere,  und 
zwar  ungarische  Aufzeichnungen  vor.  Zu  diesen  Nachrichten 
zählt  die  im  §  6  (S.  504)  enthaltene  ausführliche  Schilderung 
der  Königskrönung  Stephans ;  ferner  die  im  §  7  enthaltenen 
Nachrichten  über  eine  in  Gran  stattgefundene  Zusammenkunft 
des  ungarischen  und  polnischen  Herrschers,  unter  welchem  letz- 
teren natürlich  nicht  Mesko,  sondern  Boleslaus  I.  zu  verstehen 
wäre;  ebenso  die  bei  dieser  Gelegenheit  sich  ergebende  Er- 
wähnung des  ,princeps  militiae  Alba* ;  die  gleichfalls  im  §  7 
enthaltene  genaue  Beschreibung  der  ungarisch  -  polnischen 
Grenze ,  welche  Gran  berührte ;  ferner  die  Mittheilungen 
ebenda  über  den  durch  Stephan  begonnenen  Bau  der  Adal- 
bertskirche  zu  Gran ;  endlich  z.  B.  auch  die  Mittheilungen,  dass 
Leventha  sechs  Monate  (§  12,  S.  512)  regierte,  und  dass  Peters 
(zweite)  Regierungszeit  zwei  Jahre  währte  (S.  513).  Diese 
Nachrichten  sind  offenbar  nicht  erfunden ;  man  kann  aber  auch 
nicht  annehmen,  dass  sie  sich  150  oder  gar  200  Jahre  mündlich 
fortpflanzten.  Dies  wäre  übrigens  auch  aus  dem  Grunde  schwer 
glaublich,  weil  der  um  1200  schreibende  Chronist,   wenn  auch 

der  Darstellung  des  Anonymus  ist  also  thatsächlich  Almas  der  ,dux  in- 
gressionis*  and  Geisa  ist  der  ,quintus  ab  illo'  (Almus-Arpad-Zolta-Toxun- 
Geisa),  nach  den  Anderen  ist  Geisa  erst  als  ,quartus'  zu  zählen.  Die 
Ansicht  des  Anonymus  scheint  die  ursprünglichere  zu  sein,  wie  in  den 
folgenden  Stadien  näher  erwiesen  werden  wird. 


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626 

verwirrt,   doch  fast  aOe  Herrschernamen  des  1 1 .  Jahrhunderts 
anfuhrt;  er  nennt  nämlich:  Alba,  Leventa,  Peter,  Bela,  Albertus 
(=  Bela   oder  Andreas?),  Jesse,   Coloman,   Salomon   und  La- 
dislaus.    Das*  sich  eine   derartige  Reihe  von  Namen  mündlich 
durch    150 — 200  Jahre   erhalten   könnte,   ist  nach   den   Erfah- 
rungen, die  man  taglich  sammeln  kann,  sehr  zweifelhaft.    Wo 
dem  Chronisten,  wie  für  die  Zeit  vor  Stephan,  keine  schriftliche 
Quelle  zur  Verfugung   stand,   weiss   er  ausser  Attila  nur  zwei 
erdichtete  Herzogsnamen  zu  nennen.    Während  ferner  zwischen 
den  Nachrichten  der  ungarisch-polnischen  Chronik  über  die  Zeit 
vor  Stephan  und   denjenigen   anderer  ungarischer   Geschichts- 
quellen  kein   näheres  Verhältniss   nachweisbar  ist,   lassen  sich 
von  den  in  der  folgenden  Darstellung  gebotenen  und  oben  von 
uns  aufgezählten  Nachrichten  wenigstens  einige  in  ungarischen 
Quellen  oder  in  solchen,  die  aus  diesen  schöpften,  nachweisen. 
Der  nähere  Vergleich  lehrt,    dass  die  der  ungarisch-polnischen 
Chronik  vermuthlich  vorgelegenen  Aufzeichnungen  am  nächsten 
einer  ungarischen  Quelle  stehen,   welche  dem  um  1235  schrei- 
benden Chronisten  Alberich  von  Trois  Fontaines  vorlag.   Ueber 
diese  ungarische   Quelle   werden   wir  in   der  nächsten   Studie 
näher  zu   handeln   haben.     Hier   soll   nur  auf  die  verwandten 
Nachrichten  hingewiesen  werden.     Wie  die  ungarisch-polnische 
Chronik  (§  7),  so  weiss  auch  Alberich  (Mon.  Germ.  Script.  XXIH, 
779)   über   die  Erbauung   der  Adalbertskirche  in  Gran  durch 
Stephan  zu  erzählen.   Den  Hass  gegen  Gisela,  der  sich  in  der 
Chronik  äussert,  hat  Alberich  auch  in  seiner  Vorlage  gefunden, 
und  er  ist  allen   anderen   ungarischen  Chroniken   eigen. *    Die 
Mittheilung,  dass  Peter   (zum  zweitenmal)  zwei  Jahre  regierte, 
entspricht  der   Notiz   bei  Alberich,    der  ihn   zweimal  je  zwei 
Jahre   regieren   lässt;    die  anderen  Chroniken  geben  für  beide 
Regierungsjahre  zusammen  51/,  Jahre  an.   Schliesslich  erwähnen 
wir  noch,    dass  die  Vorlage  der  ungarisch  -  polnischen  Chronik 
offenbar  mit  Ladislaus  I.  abbrach,   den  sie  noch  als  König  be- 
handelt;   von  Kolomans  Nachfolge  kann  in  ihrer  Quelle  nichts 
mehr  gestanden  sein,  weil  sie  ihn  schon  vor  Ladislaus  sterben 
lässt     Nun   werden  wir  in  der  folgenden   Studie  sehen,  dass 
auch   Alberichs   Vorlage    nur   das   11.  Jahrhundert    umfasste, 

1  Man  vergleiche  auch  die  Nachricht  über  den  Tod  der  Königin  Gisela 
bei  Alb  er  ich,  a,  a.  O.,  S.  779  und  die  betreffende  Noti«  in  der  un- 
garisch-polnischen Chronik  S.  512. 


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527 

und  dass  sich  um  den  Schluss  dieses  Jahrhunderts  auch  in 
den  anderen  Chroniken  eine  deutliche  Naht  zeigt.  So  finden 
wir  denn  zwischen  der  Darstellung  der  ungarisch-polnischen 
Chronik  über  das  11.  Jahrhundert  einerseits  und  jener  Al- 
berichs und  der  nationalen  Chroniken  andererseits  ganz  be- 
stimmte Beziehungen.  Es  ist  nun  gewiss,  dass  unser  Chronist 
nicht  Alberich'8  erst  später  entstandene  Darstellung  benützte, 
und  ebensowenig  lagen  ihm  die  ausführlichen  ungarischen  Chro- 
niken vor;  er  hätte  diese  Quellen  sonst  ebenso  reichlich  benützt, 
wie  er  es  mit  der  Vita  von  Hartwich  that.  Andererseits  kann 
aber  auch  unsere  Chronik  nicht  Alberich  und  den  späteren 
Chroniken  vorgelegen  sein.  Wohl  aber  werden  wir  annehmen 
müssen,  dass  die  Verwandtschaft  der  drei  von  einander  sonst 
ganz  unabhängigen  Quellengruppen  aus  der  gemeinsamen  Be- 
nützung irgend  einer  schriftlichen  Aufzeichnung  zu  erklären 
sei.  Damit  soll  jedoch  nicht  gesagt  sein,  dass  dem  Verfasser 
der  ungarisch-polnischen  Chronik  bereits  dieselbe  Vorlage  zur 
Verfügung  stand,  wie  sie  Alberich  benützte,  und  die  später  auch 
zur  Grundlage  der  nationalen  Chronik  gemacht  wurde.  Sicher 
lag  diesen  eine  Quelle  vor,  die  sowohl  bezüglich  des  Ausgangs- 
punktes der  Darstellung,  als  auch  bezüglich  der  Fülle  des  Ge- 
botenen sich  weitere  Ziele  gesteckt  hatte.  Der  gemeinsame 
Ursprung  dieser  Quelle,  über  welche  unsere  nächste  Studie 
ausführlich  handeln  wird,  mit  den  von  der  ungarisch-polnischen 
Chronik  benützten  Aufzeichnungen  ist  aber  wohl  sichergestellt. 
Es  möge  nur  noch  hervorgehoben  werden,  dass  man  aus  der 
Beschaffenheit  der  Nachrichten,  wie  sie  sich  in  der  uns  erhal- 
tenen Redaction  der  ungarisch-polnischen  Chronik  finden,  durch- 
aus nicht  sich  ein  genaues  Bild  dessen  machen  kann,  was  die 
Vorlage  dem  Chronisten  geboten  hatte.  Der  betreffende  Theil 
der  Chronik  (besonders  §  12  und  13)  ist  nämlich,  wie  in  unserer 
Studie  III  bereits  ausgeführt  wurde,  durch  die  willkürlichsten 
und  unsinnigsten  Interpolationen  völlig  entstellt.  Als  sicher  darf 
man  wohl  annehmen,  dass  diese  Aufzeichnungen  nicht  anna- 
listischen Charakters  waren;  sonst  hätte  sich  wohl  irgend  eine 
Jahreszahl  in  der  ungarisch- polnischen  Chronik  erhalten,  und 
es  hätte  auch  wohl  in  derselben  keine  so  arge  Verwirrung 
platzgegriffen,  wenn  ein  annalistisches  Gerippe  vorhanden  ge- 
wesen wäre.  Bekanntlich  entbehren  auch  die  nationalen  Chro- 
niken   für    das  11.  Jahrhundert  fast   gänzlich  derartiger  anna- 


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528 

listischer  Angaben,  und  auch  Alberichs  Vorlage  bot  ihm  keine 
an  die  Hand.  Auch  darin  darf  man  einen  verwandtschaftlichen 
Zug  zwischen  diesen  verschiedenen  Quellen  sehen,  was  mit 
unseren  früheren  Betrachtungen  übereinstimmt.  Alle  diese 
Quellen  geben  für  das  11.  Jahrhundert  in  der  Regel,  sofern 
sie  Zahlen  nennen,  nur  an,  wie  lange  etwas  gedauert  habe, 
wie  lange  ein  König  regierte  u.  dgl. ;  Anfangs-  und  Endtermine 
werden  im  Gegensatze  zu  den  in  der  vorhergehenden  Studie 
erörterten  Annalen  nicht  bestimmt. 

Es  entsteht  nun  die  Frage,  wo  diese  alten  historischen 
Aufzeichnungen  entstanden  seien.  Dass  der  Verfasser  der 
Chronik  ein  Ungar  war,  und  zwar  offenbar  ein  ungarischer 
Slawe,  hat  der  Verfasser  in  der  Studie  III,  621  ff.  wohl  ge- 
nügend bewiesen.  Die  Bemerkung  §  13,  S.  513  ,.  .  .  unde 
(palus  prope  Pesth)  usque  in  hodiernum  diem  appellatur, 
palus  Albae  regis'  setzt  die  Kenntniss  der  ungarischen  Local- 
sage  voraus.  Dass  nun  ein  Ungar  eine  ungarische  (xeschichts- 
quelle  eben  in  Ungarn  schreibt,  ist  an  und  für  sich  wohl  das 
Natürlichste.  Erinnern  wir  uns  nun,  dass  der  Verfasser  sich 
über  die  Verhältnisse  in  Gran  gut  unterrichtet  erweist,  wie 
dies  die  oben  S.  525  angeführten  Nachrichten  beweisen,  und 
setzen  wir  hinzu,  dass  er  im  §  13,  S.  512  von  einer  Begebenheit 
erzählt,  die  sich  ,inter  montes  prope  civitatem  Strigoniensem' 
ereignete,  so  werden  wir  uns  geneigt  zeigen,  Gran  als  den  Ort 
der  Abfassung  anzunehmen.  Dies  wird  aber  völlig  durch  die 
§  12,  S.  511  enthaltene  Mittheilung  bestätigt,  dass  König  Alba 
,ex  ista  parte  civitatis  Strigoniensis'  den  Deutschen  entgegen- 
zog. Ist  nun  die  Chronik  in  Gran  verfasst,  so  liegt  der  Ge- 
danke nahe,  dass  hiezu  ältere  Graner  Aufzeichnungen  be- 
nützt wurden,  und  dies  umsomehr,  als  es  sich  doch  wenigstens 
theilweise  um  Nachrichten  über  Graner  Verhältnisse  handelt 
Es  ist  doch  sehr  wahrscheinlich,  dass  am  erzbischöflichen  Sitze 
nicht  historische  Aufzeichnungen  versäumt  wurden.  Und  wo 
die  ursprünglichen  spärlicheren  Notizen  aufgezeichnet  wurden, 
dort  mag  dann  durch  Verbindung  mit  anderen  Quellen  auch 
die  spätere  ausführlichere  Quelle  entstanden  sein,  die  Alberich 
und  der  nationalen  ungarischen  Chronik  vorlag.  Es  ist  nun 
bekannt,  dass  bereits  Wilmans  die  Ansicht  aussprach,1  Alberich 


1  Archiv  der  Gesellschaft  fttr  ältere  deutsche  Geschichtskunde  X  (1851). 


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529 

hätte  seine  Quelle  durch  die  Vermittlung  Roberts  von  Leyden 
erhalten,  der  seit  1227  Erzbischof  von  Gran  war,  und  den  er 
in  seiner  Chronik  (Mon.  Germ.  Script.  XX ITT,  920)  zu  dem  eben 
angeführten  Jahre  nennt,  und  der  Herausgeber  des  Werkes 
Alberichs  in  den  Mon.  Germ.  Scheffer-Boichorst  glaubt,  dass 
Alberich  seine  Nachrichten  durch  den  Cardinal  Jakob  von  Prä- 
neste erhielt,  der  sich  im  Jahre  1233  in  Ungarn  aufhielt  und 
von  Alberich  S.  933  genannt  wird.  In  dem  einen  und  in  dem 
anderen  Falle  darf  man  wohl  annehmen,  dass  die  genannten 
Männer  zunächst  geeignet  waren,  dem  geschichtskundigen 
Mönche  eine  Quelle  zu  verschaffen,  die  am  erzbischöflichen 
Sitze,  also  in  Gran,  vorhanden  war. 

Fassen  wir  schliesslich  die  Zeit  der  Entstehung  dieser 
Graner  Aufzeichnungen  ins  Auge,  so  wird  die  Beantwortung 
dieser  Frage  allenfalls  durch  den  Umstand  sehr  erschwert,  dass 
uns  dieselben  nicht  in  ihrer  ursprünglichen  Form  vorliegen,  um 
die  es  sich  hier  handelt.  Immerhin  deuten  aber  die  genauen 
Mittheilungen,  welche  sich  insbesondere  auf  die  erste  Regierungs- 
zeit Stephans  beziehen,  darauf,  dass  sie  noch  im  11.  Jahr- 
hunderte entstanden  sind.  Auch  der  Umstand,  dass  sie  nicht 
über  Ladislaus  den  Heiligen  hinausgiengen,  würde  mit  dieser 
Annahme  übereinstimmen. 


Es  sei  schliesslich  gestattet,  die  Ergebnisse  unserer  Unter- 
suchung zusammenzustellen. 

Schon  im  11.  Jahrhunderte  scheinen  in  Gran  historische 
Aufzeichnungen  gemacht  worden  zu  sein,  welche  die  Stadt, 
ihre  Umgebung,  ferner  aber  auch  die  Könige  betrafen.  Sie 
wurden  zunächst  bis  Ladislaus  I.  fortgeführt;  Koloman  war  in 
ihnen  nicht  mehr  als  König  genannt.  Diese  Aufzeichnungen 
sind  in  ihrer  ursprünglichen,  wohl  nur  spärlichen  Gestalt  um 
1200  von  dem  Verfasser  der  ungarisch-polnischen  Chronik  be- 
nützt worden;  aber  sie  stehen  auch  in  gewissen  Beziehungen 
zu  einer  umfangreicheren  Quelle,  welche  Alberich  von  Trois 
Fontaines  und  die  späteren  ungarischen  Chroniken  benützten 
und  über  die  in  den  folgenden  Studien  näher  gehandelt  werden 
wird.  Dass  diese  ältesten  Aufzeichnungen  mit  Stephan  be- 
gannen, ist  sehr  natürlich;  denn  einerseits  bestanden  erst  seit 
dieser  Zeit  die  Klöster,  Bisthümer  u.  dgl.,    in  denen  derartige 


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530 

Aufzeichnungen  möglich  wurden,  und  andererseits  wendete  sich 
notwendigerweise  das  Interesse  der  geistlichen  Chronisten  zu- 
nächst der  Zeit  Stephans  zu;  auch  hafteten  die  Ereignisse  seit 
diesem  Könige  besser  im  Gedächtnisse  dieser  Chronisten  als 
jene  aus  der  früheren  Zeit.  So  beginnt  auch  die  von  uns  in 
der  vorhergehenden  Studie  besprochene  Stuhlweissenburger  Auf- 
zeichnung nach  der  kurzen  Bemerkung  über  den  Tod  Geisas 
ihre  ausführlicheren  Nachrichten  mit  Stephan.  Durch  die  Stif- 
tung der  hervorragenden  kirchlichen  Stätten  in  Stuhlweissenburg 
und  Gran  hat  Stephan  nicht  nur  die  Cultur  seines  Reiches  ge- 
fördert, sondern  auch  fUr  das  geistige  Leben  Mittelpunkte  ge- 
schaffen, deren  Thätigkeit  den  Ruhm  des  grossen  Ungarn- 
königs künftigen  Zeiten  überliefern  sollte. 


Nachtrag. 


Die  vorstehenden  Ausführungen  waren  bereits  für  den 
Druck  fertiggestellt,  als  Herr  Dr.  W.  K§trzy6ski  die  Güte 
hatte,  mir  seine  soeben  in  den  Krakauer  Akademieschriften 
erschienene  Arbeit  ,0  kronice  W^giersko-Polskiej'  zuzusenden. 
Die  Ergebnisse  dieser  Arbeit  stehen  zu  jenen  in  meiner  Studie  III 
und  in  der  vorstehenden  Abhandlung  vielfach  im  Widerspruche. 
Ich  muss  daher  auf  die  Schrift  K^trzyuski's  gleich  hier  näher 
eingehen. 

K?trzyÄski  hat  in  einer  im  15.  Jahrhundert  geschriebenen 
Sammlung  von  Heiligenlegenden  eine  neue  Handschrift  der  un- 
garisch-polnischen Chronik  gefunden.  Er  glaubt,  dass  die  in 
derselben  enthaltene  Redaction  der  polnisch-ungarischen  Chronik 
älter  sei  als  die  bisher  aus  der  dem  14.  Jahrhundert  ange- 
hörigen  Handschrift  der  Grafen  Zamojski  bekannte.1  Ketrzyäski 
will  daher  diese  Handschrift  der  Untersuchung  zu  Grunde  ge- 
legt wissen. 

Der  wichtigste  Unterschied  zwischen  dem  neuen  Texte 
und  dem  früher  bekannten  besteht  nun  darin,  dass  jener  die 
,Praefatio'  ganz  weglässt,  in  den  §§1  —  11  allerlei  grössere  und 
kleinere  Stellen  entbehrt,  vor  Allem  aber  statt  der  Darstellung 


1  Die   ans    dem    15.  Jahrhundert    herrührende    Handschrift    fc*   Sandle o 
(Sedxiwoj)  ist  nur  eine  Abschrift  derjenigen  des  Grafen  Zamojski 


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531 

aber  die  Nachfolger  Stephans  bis  auf  Ladislaus  I.,  welche,  im 
Schlusssatze  des  §  11  beginnend,  sich  in  den  §§12  und  13  der 
früher  bekannten  Redaction  findet,  die  Erhebung  der  Gebeine 
Stephans  und  dessen  Wunder  schildert,  wie  sie  sich  bei  Hart- 
wich in  den  §§  23  ff.  ausführlicher  mitgetheilt  finden.  Während 
nun  K§trzyAski  zugibt,  dass  die  in  der  von  ihm  entdeckten 
Redaction  vorhandenen  Aenderungen  in  den  §§  1 — 12  Kür- 
zungen des  ursprünglichen  Textes  seien,  spricht  er  die  Ansicht 
aus,  dass  die  Darstellung  am  Schlüsse  seiner  Handschrift  älter 
sei  als  jene  in  der  früher  bekannten  Redaction.  Er  glaubt  sogar, 
dass  die  Erzählung  über  die  Erhebung  Stephans  und  seine 
Wunder,  wie  sie  sich  in  der  Chronik  findet,  die  ursprünglichste 
überhaupt  sei  und  von  hier  erst  in  die  Legende  von  Hartwich 
kam.  Die  Vita  maior  s.  Stephani  hätte  diese  Darstellung  über- 
haupt nie  gehabt,  weil  sie  noch  vor  dem  Jahre  1083,  in  welchem 
die  Erhebung  stattfand,  geschrieben  worden  sei.  Auf  diese  sich 
stützend,  habe  vielmehr  erst  der  Verfasser  unserer  Chronik,  der 
bei  der  Erhebung  zugegen  und  dann  wahrscheinlich  im  Jahre 
1086  nach  Krakau  gekommen  war,  dort  die  Legende  vervoll- 
ständigt. Aus  dieser  Abfassung  in  Erakau  erkläre  es  sich, 
warum  der  Verfasser,  trotzdem  er  ein  ungarischer  Slawe  war, 
so  häufig  auf  Polen  Rücksicht  nimmt  und  die  Erzählungen  über 
Adelheid,  Meskos  Gesandtschaft  um  die  Krone  u.  s.  w.  aufnahm. 
Später  kehrte  der  Autor  wahrscheinlich  nach  Ungarn  zurück, 
und  so  gelangte  seine  Arbeit  zur  Kenntniss  des  Bischofs  Hart- 
wich. Dieser  habe,  von  König  Coloman  aufgefordert,  auf  Grund- 
lage der  Chronik,  der  Vita  maior  und  der  inzwischen  erschie- 
nenen Vita  minor  seine  Legende  verfasst.  In  Polen  sei  aber 
die  Chronik  im  13.  Jahrhundert  nach  Weglassung  der  Er- 
hebungsgeschichte und  der  Wunder  durch  einen  Mönch  im 
Heil.  Kreuzkloster  auf  Lysa  göra,  der  in  Ungarn  einst  gewesen 
war  und  von  der  Geschichte  dieses  Landes  Einiges  erfahren 
hatte,  so  umgearbeitet  worden,  wie  sie  uns  in  der  Handschrift 
des  14.  Jahrhunderts  entgegentritt.  Es  möge  noch  ausdrücklich 
bemerkt  werden,  dass  die  Urgeschichte  bis  auf  Stephan  auch 
die  K§trzyÄski'sche  Redaction  aufweist  und  sich  daher  dieser 
genöthigt  sieht,  zuzugeben,  dass  dieser  Theil  schon  ursprünglich 
dem  Werke  eigen  war. 

Das  sind  die  Hauptergebnisse  der  Untersuchung  K§trzyn- 
ski's.   Prüfen  wir  nun  dieselben  näher. 

Archiv.   LXXXIY.Bd.  U.H&llte.  36 


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532 

Wie  verhält  es  sich  zunächst  mit  der  Ansicht  K^trzynski's, 
dass  die  von  ihm  neuentdeckte  Gestalt  der  ungarisch-polnischen 
Chronik  die  ursprünglichere  sei?  Dass  die  früher  bekannte  in 
den  §§  1 — 1 1  die  ursprüngliche  Gestalt  gewahrt  habe ,  gibt  K§- 
trzynski  zu,  indem  er  die  von  ihm  entdeckte  Redaction,  wie  es 
auch  anders  nicht  möglich  ist,  in  diesem  Theile  als  einen  Auszug 
jener  ansieht.  Es  kommt  somit  nur  darauf  an,  zu  untersuchen, 
ob  die  geschichtliche  Darstellung  seit  Stephan  bis  Ladislaus 
oder  die  Erzählung  von  der  Erhebung  Stephans  und  dessen 
Wundern  den  Schluss  der  Chronik  (§§  12  und  13)  gebildet 
habe.  Zunächst  dünkt  es  uns,  dass  derjenige,  welcher  der  Ge- 
schichte Stephans  die  §§  1 — 3  über  dessen  Vorgänger  voraus- 
geschickt hatte,  doch  auch  geneigt  gewesen  wäre,  die  Geschichte 
über  die  Nachfolger  Stephans  zu  schreiben.  Niemand  wird  auch 
leugnen,  dass  sowohl  die  Darstellung  in  den  §§  1 — 3  als  jene 
in  den  §§  12  und  13  in  Plan  und  Ausführung  einander  so  über- 
aus gleich  sind,  dass  man  ohne  zwingende  Gründe  sie  nicht 
verschiedenen  Autoren  zuschreiben  sollte.  Auch  wird  man 
nicht,  wie  dies  K$trzynski  that,  übersehen  dürfen,  dass  der 
Autor  von  §§  12  und  13  dieselben  Kenntnisse  der  Verhältnisse 
Grans  verräth  wie  der  Verfasser  von  §  7 ;  man  vergleiche  die 
bezüglichen  Bemerkungen  oben  S.  525  u.  528.  Dies  weist  doch 
auf  denselben  Autor  hin.  Auch  möchte  man  die  Frage  auf- 
werfen, wozu  denn  im  §  10  die  angeblichen  Söhne  Stephans 
genannt  worden  wären,  wenn  der  Verfasser  dieses  Abschnittes 
nicht  daran  gedacht  hätte,  die  Geschichte  derselben  zu  erzählen, 
die  sich  in  den  §§  12  und  13  findet.  Alle  diese  Verweise,  dass 
wir  es  mit  einem  einheitlichen  Werke  zu  thun  haben,  hat  K§- 
trzynski  seiner  Hypothese  zuliebe  übersehen.  Wir  werden  wohl 
aber  in  Hinsicht  auf  dieselben  uns  nicht  der  Ansicht  ver- 
schliessen  dürfen,  dass  die  §§  12  und  13  ursprünglich  zur 
Chronik  gehörten.  Der  Autor  derselben  hat  ebenso,  wie  er 
der  Geschichte  Stephans  eine  Vorgeschichte  der  Ungarn  vor- 
aussandte, sich  auch  das  Ziel  gesteckt,  die  von  den  Biographen 
Stephans  übersprungenen  45  Jahre  zwischen  dem  Tode  Stephans 
und  seiner  Erhebung  auszufüllen.  Er  hat  —  dies  müssen  wir  der 
entgegengesetzten  Ansicht  Kstrzynski's  gegenüber  betonen  — 
offenbar  an  der  Profangeschichte  Interesse  gehabt  und  nicht 
nur  eine  Legende  zu  schreiben  beabsichtigt.  Wäre  dies  seine 
Absicht  gewesen,  so  hätte  er  doch  nicht  die  auch  in  der  neuen 


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533 

Redaction,  wenn  auch  nur  im  Auszug,  vorhandenen  §§  1 — 3 
über  die  Geschichte  vor  Stephan  verfasst  und  auch  nicht  in 
die  Geschichte  Stephans  allerlei  geschichtliche  Notizen  ein- 
geschoben. Wohl  ist  es  aber  richtig,  dass  der  Anfertiger  des 
von  K§trzynski  entdeckten  werthlosen  Auszuges,  weil  er  eben 
für  eine  Sammlung  von  Heiligenlegenden  arbeitete,  an  dem 
profangeschichtlichen  Inhalte  seiner  Vorlage  keinen  Geschmack 
fand;  daher  hat  er  besonders  die  Abschnitte  1 — 3  stark  ge- 
kürzt und  hat  auch  notwendigerweise  an  die  Stelle  der  hi- 
storischen Darstellung  von  Stephan  bis  Ladislaus  wieder  die 
Wunder  setzen  müssen.  Diese  Erklärung  ist  so  natürlich  und 
ungesucht,  dass  man  wohl  dieselbe  nicht  für  unwahrscheinlich 
finden  wird. 

Aber  wir  haben  noch  andere  Mittel,  um  zu  beweisen,  dass 
Ketrzyriski's  Ansicht  über  die  Altersabstufung  der  bekannten 
zwei  Redactionen  unrichtig  sei.  Wir  können  geradezu  nach- 
weisen, dass  sein  Auszug  bereits  aus  der  uns  früher  bekannten 
Redaction  floss.  Wir  finden  nämlich  in  seinem  Auszuge  bereits 
die  Consequenzen  aus  Schreibfehlern  der  älteren  Redaction,  so 
dass  wir  geradezu  zur  Annahme  gedrängt  sind,  dass  der  Aus- 
zug aus  einer  der  uns  schon  früher  bekannten,  von  einander 
abhängenden  Handschriften  floss.  Die  früher  bekannte  Re- 
daction besitzt  nämlich  im  §  10  folgende  Stelle: 

Mox  uxor  (s.  Stephani)  concepit  et  peperit  filium, 
quem  vocavit  Leventha;  post  hoc  concepit  et  peperit 
alium,  cui  imposuit  nomen  Petrus;  tertio  vero  anno 
concepit  et  peperit  filium,  cui  nomen  Bela. 

An  Stelle  dieser  Mittheilungen  hat  nun  der  Auszug  K§- 
trzynski's  folgende: 

Mox  uxor  concepit  et  peperit  filium,  cui  imposuit 
nomen  Abel ;  tertio  vero  anno  concepit  et  peperit  filium, 
cui  indidit  nomen  Bela. 

Fassen  wir  den  Wortlaut  der  beiden  Citate  ins  Auge,  so 
ergibt  sich  leicht,  dass  der  Ausfall  Leventhals  durch  die 
Schleuderhaftigkeit  des  Auszuges  herbeigeführt  wurde;  der 
Epitomator  schob  an  ,filium',  indem  er  die  Worte  ,quem  — 
alium'  übersprang,  sofort  ,cui  imposuit  nomen  Abel'  an  und 
fahrt  dann  wieder  mit  seiner  Vorlage  fort.  Dass  dies  die 
alleinige   richtige   Erklärung   des   Verhältnisses   zwischen    den 

36* 


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534 

beiden  Texten  ißt,  kann  kaum  bezweifelt  werden,  und  somit 
ißt  der  früher  bekannte  auch  der  ursprünglichere.  Aber  noch 
mehr!  Was  hat  den  Epitomator  veranlasst,  aus  dem  ,Petrus' 
einen  ,Abel'  zu  machen?  Eine  solche  Aenderung  kann  doch 
auch  er  nicht  ohne  jede  Veranlassung  vorgenommen  haben. 
Und  diese  Veranlassung  trat  ihm  offenbar  in  der  Ueberschrift 
des  §  10,  wie  sie  in  der  älteren  Redaction  zu  lesen  ist,  ent- 
gegen. Infolge  irgend  eines  Versehens  lautet  nämlich  dieselbe 
folgendermassen :  ,De  successione  Albae  in  regnum  post  mortem 
patris.'  Nun  ist  Alba  nicht  der  Sohn  Stephans,  und  im  Texte 
der  älteren  Redaction  ist  auch  davon  nicht  die  Rede.  Unser 
Epitomator  hat  aber  das  ,patris'  in  der  Ueberschrift  des  Ca- 
pitels  gelesen  und  hat  nun  nichts  Eiligeres,  als  Alba  unter  die 
Söhne  Stephans  aufzunehmen.  Aus  dem  Angeführten  ist  der 
Schluss  vollauf  berechtigt,  dass  dem  Auszuge,  den  K$trzyAski 
in  einer  Handschrift  des  15.  Jahrhunderts  entdeckt  hat,  die 
Redaction,  wie  sie  bereits  im  14.  Jahrhundert  bekannt  war, 
vorlag.  Ist  dem  aber  so,  so  ist  auch  diese  natürlich  die  ur- 
sprünglichere, und  somit  gehören  auch  die  §§  12  und  13,  mit  wel- 
chen diese  schliesst,  zum  ursprünglichen  Bestände  der  Chronik. 
Betrachten  wir  nun  die  Behauptung  K§trzyAski's  näher, 
dass  die  Chronik  bereits  am  Ende  des  11.  Jahrhunderts  ent- 
standen sei,  und  zwar  bald  nach  der  Erhebung  der  Gebeine 
Stephans  (1083).  Wie  K$trzyAski  diese  Ansicht  trotz  der  Aus- 
führungen in  meiner  Studie  III  wieder  aufnehmen  konnte,  wäre 
ganz  unbegreiflich,  wenn  sie  ihm  nicht  durch  seine  Hypothese 
aufgedrängt  worden  wäre.  Wir  sehen  zum  Beispiel  hier  davon 
ab,  dass  in  der  ursprünglichen  Chronikredaction  behauptet  wird, 
Coloman  sei  noch  vor  Ladislaus  gestorben,  was  schon  allein 
auf  einen  Verfasser  deutet,  der  erst  lange  nach  Coloman  ge- 
lebt haben  muss;  wir  sehen  davon  ab,  weil  es  durchaus  nicht 
nöthig  ist,  die  ursprüngliche  Redaction  heranzuziehen,  um  K§- 
trzyäski's  Ansicht  zu  widerlegen :  der  von  ihm  herausgegebene 
Auszug  selbst  bietet  genügendes  Material,  das  gegen  seine  An- 
sicht spricht  Dass  man  1083  in  Ungarn  nicht  gewusst  hätte, 
wer  Stephans  Grossvater  gewesen  wäre,  ist  schwer  glaublich; 
bei  unserem  Chronisten  (S.  366  bei  K§trzytiski)  finden  wir  aber 
die  famose  Herrscherreihe  Attila— Coloman — Jesse — Stephan. 
Ganz  Unglaubliches  muthet  aber  K$trzy6ski  unserem  Chronisten 
zu,  wenn  er  es  für  möglich  hält,  dass  dieser  um  1085  schreibend 


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536 

die  Könige  Alba  und  Bela  für  Söhne  Stephans  erklärt  hätte 
(S.  371  bei  K§trzynski).  Ebenso  unglaublich  ist  es,  dass  ein 
um  1085  lebender  Chronist  den  Unsinn  von  den  zwei  Frauen 
Stephans  niedergeschrieben  hätte  (ebenda).  Das  sind  Irrthümer, 
die  wohl  einem  um  1200  schreibenden  Manne  zustossen  konnten, 
nicht  aber  in  der  Zeit  möglich  waren,  in  welche  Kefrzynski  die 
Abfassung  der  Chronik  verlegen  möchte,  um  sie  zur  Quelle 
Hartwich's  stempeln  zu  können.  Diese  Verstösse  sind  jedoch 
nicht  die  einzigen  Gründe,  welche  gegen  die  von  Ketrzynski 
geltend  gemachte  oder  eigentlich  wieder  aufgegriffene x  Ansicht 
sprechen.  Im  §  12  (S.  372)  lesen  wir  in  der  Chronik  Folgendes: 
,Adveniente  tempore  declaracionis  beati  Stephani  rex  Wladislaus, 
qui  tunc  Ungariam  regebat,  avum  suum,  cum  eius  corpus  . .  / 
Jedermann  weiss,  dass  der  heil.  Ladislaus  1095  gestorben  ist; 
jene  Worte  können  nur  nach  diesem  Jahre  niedergeschrieben 
sein.  Damit  stimmt  nun  auch  Folgendes  überein.  Die  auch  in 
der  kürzeren  Redaction  erzählten  Wundergeschichten  bei  und 
seit  der  Erhebung  des  Heiligen  deuten  auf  die  zwischen  diesem 
Zeitpunkte  und  der  Niederschrift  der  Chronik  eingetretene  Sagen- 
bildung ;  dass  hiezu  einige  Jahre  nöthig  seien,  wird  niemand  be- 
zweifeln. Man  betrachte  ferner  vor  Allem  folgenden  Absatz: 
,Cum  autem  elevationis  undique  cepisset  fama  crebrescere,  variis 
obsessi  languoribus  ex  omnibus  Ungarie  finibus  ad  sanctum 
eius  sepulcrum  conveniunt  et  quotquot  tangebant,  curabantur. 
Unde  ad  permansuram  sancti  regis  memoriam,  quam  plures  per 
eum  sanati  sunt,  infirmi  in  itineris  loco  magnos  acervos  lapidum 
conposuerunt  propter  Signum  testimonii,  ut  pretereuntes  in  via 
compungerentur  et  deum  collaudarent.'  Es  ist  klar,  dass  dies 
nicht  jemand  geschrieben  haben  kann,  der  schon  kurz  nach 
der  Erhebung  Stephans  Ungarn  verliess  und  sich  sofort  an  die 
Niederschrift  machte.  So  rasch  konnte  doch,  besonders  in  jenen 
Zeiten,  sich  nicht  die  Kunde  von  den  Wundern  nach  allen  Ge- 
genden verbreiten,  und  vor  Allem  konnten  in  einer  so  gar  ge- 
ringen Spanne  Zeit  jene  Steinhaufen  nicht  entstanden  sein.  Man 
wird  also  schon  aus  diesen  Betrachtungen  zugeben  müssen,  dass 
die  Niederschrift  dieser  Berichte  nicht  so  rasch  vor  sich  ge- 
gangen ist,  als  dass  der  unter  Coloman  schreibende  Hartwich 
sie  schon   notwendigerweise  als  Quelle  benützt  haben  müsste. 


1  Vgl.  Studie  IH,  S.  690. 


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536 

Vielmehr  zeigt  jenes  ,tunc4,  das  sich  auch  bei  Hartwich  wieder- 
findet (§  23  rex  Ladislaus,  qui  tunc  rempublicam  administrabat), 
ebenso  wie  unsere  anderen  Beobachtungen,  dass  die  Nieder- 
schrift erst  eine  Reihe  von  Jahren  später  erfolgte,  da  Ladislaus 
schon  todt  war,  also  mindestens  eben  unter  der  Regierung  Co- 
lomans.  Das  passt  nun  Alles  trefflich  auf  Hartwich,  verträgt 
sich  aber  durchaus  nicht  mit  den  Ausführungen  Ketrzyriski's. 
Durch  die  oben  besprochenen  historischen  Verstösse  wird 
übrigens  unzweifelhaft  die  Abfassung  der  Chronik  noch  um 
Jahrzehnte  später  anzusetzen  sein. 

Hiemit  ist   bereits   auch   der  Beweis   geliefert,   dass  nicht 
die  Chronik   die  Quelle  Hartwich's  sei,   sondern  dass  vielmehr 
dessen  Legende  von  jener  ausgeschrieben  und  erweitert  wurde. 
Auf  diesem  für  mich  nach  genauen  Erwägungen  feststehenden 
Verhältnisse  habe  ich  in  der  Studie  I  (Archiv,  Bd.  81,  H,  323  ff.) 
den   Beweis   geliefert,   dass   die   ursprüngliche  Vita  s.  Stephani 
von    Hartwich   mit   der   Vita  minor   keine    Berührung   gehabt 
hätte:   da  nämlich   die   Chronik   auf  Hartwich   beruhe,   diesen 
ganz  unverhohlen   ausschreibe,   nirgends   aber  irgend  eine  der 
vielen  Stellen  der  Vita  minor,   die  jetzt  in  der  Hartwich'schen 
Legende  sich  finden,  berühre,  so  konnten  diese  in  der  von  der 
Chronik   benützten   ursprünglichen  Redaction  des  Werkes  von 
Hartwich   sich   nicht  befunden   haben.     Dazu   kam   die   Beob- 
achtung,  dass  in  der  ältesten  uns   bekannten  Handschrift  der 
Hartwich'schen   Legende,    dem  um  1200  geschriebenen  Pester 
Codex,   sich   ganz   offenbar  die  Spuren   der  in  denselben  eben 
stattfindenden  Interpolation   der  Vita  minor  nachweisen  lassen. 
Man    vergleiche    die    betreffenden    Untersuchungen    in   meiner 
H.  Studie  (Archiv,  Bd.  81,  H,  338  ff.),  die  hier  zu  wiederholen 
wohl    nicht   nöthig   ist.     Diese  Beobachtungen    genügen  wohl, 
um  meine  Ansicht  zu  begründen.    Dass  von  der  ursprünglichen 
Redaction  des  Hartwich'schen  Werkes  kein  Exemplar  sich  er- 
halten hat,  konnte  nicht  auffallen:   man  hat  notwendigerweise 
an  der  beide  anderen    Legenden  umfassenden  neuen   Redac- 
tion das   grösste  Interesse  genommen   und  Hess  daher  sowohl 
die  Vita   maior  und    minor,    als    auch    die    kürzere  Redaction 
Hartwich's  unbeachtet.     Daraus   erklärt  sich  die  bekannte  ge- 
ringe Verbreitung  jener  und   das  völlige  Verschwinden  dieser 
Redaction.     Diese  von   mir   geltend  gemachte   Ansicht  wider- 
sprach jener  des  Herrn  Ketrzynski.     Für  seine  Anschauungen 


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des  Verhältnisses  der  Legende  von  Hartwich  zur  Chronik  wäre 
der  Nachweis  von  hoher  Wichtigkeit  gewesen,  dass  wir  im 
Pester  Codex  noch  die  ursprünglichste  Gestalt  der  Hartwich- 
schen  Legende  besitzen,  und  dass  diese  von  allem  Anfang  an 
bereits  die  Stellen  aus  der  Vita  minor  s.  Stephani  enthielt. 
In  diesem  Falle  hätte  die  von  mir  constatirte  Thatsache,  dass 
die  Chronik  nirgends  eine  Berührung  mit  der  Vita  minor  zeige, 
ihm  das  beste  Mittel  an  die  Hand  gegeben,  seine  Ansicht  zu 
beweisen,  die  Chronik  müsse  ursprünglicher  sein  als  die  Le- 
gende. Von  diesen  Gedanken  beherrscht,  versucht  nun  Ke- 
trzynski  meine  dargelegten  Ansichten  aus  dem  Verhältnisse  der 
bekannten  Handschriften  der  Vita  von  Hartwich  zu  entkräften. 
Er  theilt  zu  diesem  Zwecke  die  bekannten  Handschriften,  von 
denen  (wie  bereits  oben  bemerkt  wurde)  die  um  1200  ge- 
schriebene Pester  die  älteste  ist,  die  anderen  aber  dem 
13. — 15.  Jahrhundert  angehören,  in  zwei  Gruppen,  von 
denen  er  zu  beweisen  sucht,  dass  sie  von  einander  ganz  un- 
abhängig seien.  Da  nun  in  allen  diesen  Handschriften  bereits 
die  Stellen  aus  der  Vita  minor  enthalten  sind,  so  schliesst  K§- 
trzyriski  weiter,  dass  die  Vita  minor  bereits  notwendigerweise 
der  urspünglichen  Redaction  des  Hart  wich' sehen  Werkes  an- 
gehört haben  müsse.  Zu  diesem  Schlüsse  K^trzynski's  muss 
bemerkt  werden,  dass  er  an  und  für  sich  nicht  bindend  sei. 
Denn  gesetzt  auch  den  Fall,  dass  die  Handschriften  des 
13. — 15.  Jahrhunderts  nicht  vom  Pester  Codex  abzuleiten 
seien,  so  könnten  sie  doch  mit  diesem  schliesslich  auf  eine  ge- 
meinsame Handschrift  zurückgehen.  Diese  könnte  dann  noch 
immerhin  gegenüber  dem  ursprünglichen  Werke  Hartwich's 
bereits  interpolirt  gewesen  sein,  sind  doch  zwischen  dem  Jahre 
1114,  vor  welchem  Hartwich  sein  Werk  vollendet  haben  muss, 
und  der  Herstellung  des  Pester  Codex  viele  Jahrzehnte  ver- 
flossen, also  wohl  ein  für  die  angenommene  Entwicklung  ge- 
nügender Zeitraum.  Aber  wir  können  noch  viel  genauer  nach- 
weisen, dass  die  von  Kefrzyriski  vertretene  Ansicht  unrichtig 
sei.  Zu  diesem  Zwecke  wollen  wir  seine  Gründe  näher  unter- 
suchen, durch  welche  er  sich  bewogen  fühlte,  die  Unabhängig- 
keit der  jüngeren  Handschriften  vom  Pester  Codex  anzunehmen. 
Richtig  ist  es,  dass  alle  jüngeren  Handschriften  eine  Gruppe 
bilden;  sie  lassen  nämlich  in  §  1  und  §  22  dieselben  grösseren 
Stellen   aus,   worauf  Florianus  in  seiner  Ausgabe  der  Vita  von 


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Hartwich  S.  34,  Anm.  3  und  S.  60,   Anm.  18  aufmerksam  ge- 
macht hat.     Wenn   nun  aber  die  jüngeren  Handschriften  auch 
eine  Gruppe  bilden,  so  ist  damit  doch  offenbar  nicht  erwiesen, 
dass   sie   von   dem  Pester  Codex   unabhängig   seien;    vielmehr 
geht  aus  diesem  Verhältnisse  nur  hervor,  dass  sie  alle  auf  eine 
Handschrift  zurückgehen,   die  jene  Kürzungen  vornahm.     Nun 
können  wir  direct  auf  das  Bestimmteste  nachweisen,  dass  diese 
Vorlage  der  jüngeren  Chroniken   und   somit  auch   diese  selbst 
auf  den  Pester  Codex  zurückgehen.    Ich  habe  bereits  in  meinen 
^Beiträgen  zur   älteren   ungarischen   Geschichte'  (Wien  1893), 
S.  79  ff.  wohl  überzeugend  nachgewiesen,  wie   erst  durch  eine 
nachträgliche  Correctur  in   der  Pester  Handschrift  aus  Astrik, 
dem  ersten  Erzbischof  von  Gran,   ein  Bischof  von  Ealocsa  ge- 
macht worden  ist.    In  der  Pester  Handschrift  —  man  vergleiche 
meine  Ausführungen  und  die  Fascimile   bei  Florianus  I.  —  ist 
diese  Fälschung  noch  scharf  nachweisbar;  alle  anderen  jüngeren 
Handschriften  haben  sie  dagegen  nach  dem  Zeugnisse  von  Flo- 
rianus I.  S.  43,  Anm.  7  bereits  in  ihren  Context  aufgenommen, 
wie  überhaupt  bei  ihnen  bereits  die  verschiedenen  Spuren,  die 
im  Pester  Codex  den  eben  thätigen  Interpolator  verrathen,  be- 
reits beseitigt  sind.1    Hiemit  ist  der  Beweis  geliefert,  dass  die 
jüngeren   Handschriften    von    der    Pester  Handschrift 
thatsächlich  abhängen,  wodurch  den  Einwürfen  K^trzyfiski's 
gegen  das  oben  dargethane  Verhältniss  der  Boden  entzogen  ist. 
In  der  ungarisch-polnischen  Chronik  ist  uns  —  um  es  nochmals 
zu  wiederholen  —  die  ursprünglichste  Form  der  Vita  von  Hart- 
wich erhalten,  natürlich  mit  vielen  Aenderungen;  diese  Redac- 
tion  enthielt  keine  Berührung  mit  der  Vita  minor.     Im  Pester 
Codex  ist   uns  aller  Wahrscheinlichkeit   nach   die   Handschrift 
erhalten,  in  welcher  eben  die  Verschmelzung  der  ursprünglichen 
Vita  von  Hartwich   mit   der  Vita   minor  vor  sich  gieng.    Alle 
jüngeren  Handschriften  der  Hartwich'schen  Legende  gehen  be- 
reits auf  die  Pester  Handschrift  zurück. 

Hiemit  ist  dem  Beweis  K§trzytiski's,  dass  die  Legende 
von  Hartwich  auf  der  ungarisch-polnischen  Chronik  beruhen 
müsse,    der   Boden    entzogen.     Da    nämlich    die  Legende  ur- 


1  Man  vergleiche  z.  B.  im  §  8  der  jüngeren  Redactionen  das  Weglassen 
jener  Stelle  (sed  quoniam  —  —  simile  fecit  episcopiis),  welche  im 
Pester  Codex  schon  im  §  6  und  dann  wieder  im  §  8  vorkommt 


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spriinglich  nichts  aus  der  Vita  minor  enthielt,  so  konnte  auch 
in  die  Chronik  nichts  davon  kommen.  Aber  es  gibt  auch  noch 
andere  Umstände,  welche  gegen  das  von  Ketrzynski  angenom- 
mene Verhältniss  sprechen.  Vor  Allem  feilt  es  überaus  auf, 
warum  denn  Hartwich  von  allen  Nachrichten,  welche  die 
Chronik  über  die  Vita  maior  hinaus  bietet,  nur  jene  über 
Mesko's  Gesandtschaft  aus  derselben  geschöpft  hätte.  Warum 
nahm  er  —  wenn  wir  schon  von  vielem  Anderen  absehen  — 
nicht  die  Nachrichten  über  Stephans  angebliche  Mutter  Adel- 
heid auf?  Warum  findet  man  bei  Hartwich  nichts  von  den  vielen 
Zügen,  mit  denen  die  Geschichte  jener  Gesandtschaften  um  die 
Königskronen  in  der  Chronik  ausgestattet  ist?  Auch  finden  wir 
bei  Hartwich,  trotzdem  auch  er  Adalberts  erwähnt,  nichts  von 
dem  in  der  Chronik  erwähnten  Bärchenbaue  zu  seinen  Ehren; 
ebenso  hätte  sich  Hartwich  gar  manchen  anderen  Zug  aus 
dem  Leben  seines  Helden  kaum  entgehen  lassen,  der  in  der 
Chronik  enthalten  ist  Ganz  unbegreiflich  ist  es  ferner,  dass 
Hartwich,  wenn  er  die  Chronik  neben  der  Vita  maior  benützt 
hätte,  niemals  eine  Stelle  der  Vita  maior  so  benützt  hätte,  wie 
sie  die  Chronik  bietet,  sondern  stets,  und  zwar  auch  da,  wo 
sich  bei  ihm  mit  der  Chronik  gemeinsame  Berichte  in  den  Text 
der  Vita  maior  eingeschoben  finden,  den  Wortlaut  dieser  Vita 
genauer  aufweist.  So  beginnt  z.  B.  Hartwich  seine  Erzählung 
über  die  Gesandtschaft  um  die  Krone  mit  einigen  Worten  aus 
der  Vita  maior  und  schliesst  an  die  Darstellung  der  Gesandt- 
schaft sofort  mit  dem  unterbrochenen  Satze  der  Vita  maior  an, 
in  dem  dann  wieder  die  mit  der  Chronik  gemeinsame  Nachricht 
über  die  Verleihung  eines  Kreuzes  neben  der  Krone  (cum  Co- 
rona et  cruce)  eingeschoben  erscheint1    Warum  hat  Hartwich, 


1  In  der  Vita  maior  §  9  lautet  die  Stelle  wie  folgt:  ,Quinto  post  patris 
obitum  anno,  divina  sie  voluntate  dementia,  benedictionis  apostolice 
literis  allatis,  presulibus  cum  clero,  comitibus  cum  populo  .  .  .  Bei 
Hartwich  lesen  wir  ebenfalls  im  §  9:  Quarto  post  patris  obitum 
anno,  divina  commovente  dementia,  eundem  Ascricum  presulem, 
qui  alio  nomine  Anastasius  dictus  est,  ad  limina  sanetorum  apostolorum 
misit  .  .  .  Gesandtschaftsgeschichte  .  .  .  Impetratis  ergo  omnibus  prout 
petiit  presul  Ascricus  letus  ad  propria  remeavit,  secum  ferens  propter 
que  ineeptnm  iter  prospere  peregerat.  Benedictionis  ergo  aposto- 
lice litteris  cum  Corona  et  cruce  simul  allatis,  presulibus  cum 
clero,  comitibus  cum  populo  ...  In  der  Chronik  endlich  §  6  und  6 
Unde   habito   consilio  cum  episcopis  et  prineipibus   terrae,   quarto   post 


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wenn  er  den  Gesandtschaftsbericht  aus  der  Chronik  nahm,  nicht 
auch  den  Anfang  und  das  Ende  ihrer  Darstellung  übernommen, 
sondern  mit  unnöthiger  Sorgfalt  und  in  ganz  auffallender  Weise 
den  Text  der  Vita  maior  wiederhergestellt?  Erinnert  man  sich 
noch  daran,  dass  die  Erzählung  Hartwich's  die  einfachere  sei, 
so  wird  man  zugeben  müssen,  dass  Hartwich's  Text  der  ur- 
sprünglichere ist  und  deshalb  bei  ihm  die  Vita  maior  auch  ge- 
treuer bewahrt  erscheint;  die  Chronik  erweitert  bereits  aber, 
was  sie  bei  Hartwich  vorfand,  und  ändert  hiebei  auch  die  in 
Hartwich's  Text  vorhandenen  Stellen  aus  der  Vita  maior.  Ein 
anderer  Fall  ist  folgender.  Von  der  Erziehung  Stephans  wird 
in  der  Vita  maior  §  5  Folgendes  gesagt:  ,Crevit  infans  regali 
nutritus  educatu,  qui  trän sva data  pueritia,  postquam  primum 
adolescentie  gradum  transcendit,  convocatis  pater  suus  Hun- 
garie  primatibus  u.  s.  w.'  In  der  Chronik,  wie  sie  bei  Bie- 
lowski  gedruckt  ist,  lesen  wir  an  dieser  Stelle  S.  500:  ,Crevit 
infans  diligenti  nutritus  educatu,  quem  transacta  puericia, 
convocatis  pater  u.  s.  w/,  und  bei  Ketrzyriski  S.  367 :  ,Crevit 
infans  diligenter  maternis  uberibus  educatus,  quem  transacta 
pueritia,  convocatis  u.  s.  w/  Bei  Hartwich  lautet  endlich  die 
Stelle,  wie  folgt  (S.  38):  ,Crevit  infans  diligenti  et  regali  nu- 
tritus educatu,  qui  transacta  puericia,  postquam  gradum  ado- 
lescentie primum  ascendit,  convocatis  u.  s.  w/  Wer  wird  es 
glauben  wollen,  dass  Hartwich  aus  der  Chronik  den  Zusatz 
, diligenti'  oder  ,diligenter'  und  das  ,transacta*  auflas,  um  sie  in 
den  sonst  treu  bewahrten  Text  der  Vita  maior  einzuschalten? 
Liegt  es  nicht  vielmehr  auf  der  Hand,  dass  Hartwich  zunächst 
diese  Worte  als  stilistische  Aenderungen  in  den  ihm  vorliegenden 
Texte  der  Vita  maior  einführte,  der  Chronist  aber  das  für  die 
Erziehung  des  Königssohnes  eigentlich  selbstverständliche  ,re- 
gali'  ausliess,  hingegen  das  ,transacta'  behielt  und  daneben  den 
anderen  Text  änderte.  Auch  aus  diesen  Betrachtungen  ergibt 
es  sich  also,  dass  nicht  Hartwich  aus  der  Chronik,  sondern  diese 
aus  ihm  schöpfte 


ob i tum  patris  anno  divina  commovente  dementia,  Astricum  praesalem 
ad  limina  sanetorum  apostolorum  misit  .  .  .  pontifex  coronain,  prout 
filerat  postulata,  benigne  crucem  insuper  ferendam  regi  velut  in  Signum 
apostolatus  misit,  benedictionis  ergo  apostolicae  literas,  quae  cnm  Corona 
et  cruce  simnl  privilegiatae  erant,  ezcommunicationis  nodo  roborarit  Mos 
praesnl  Ungarorum  .  .  laetus  et  exultans  Ungariam  veloci  cursu  properavit. 


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Es  erübrigt  noch,  die  näheren  Umstände,  unter  denen  K§- 
trzynski  die  Chronik  entstehen  lässt,  zu  betrachten.  Die  meisten 
seiner  Bemerkungen  sind  Vermuthungen,   welche  mit  dem  be- 
reite widerlegten  Theil   seiner  Ausfuhrungen  fallen.     Wie  un- 
wahrscheinlich  und   willkürlich  übrigens   seine  oben  S.  531  in 
den  Hauptzügen  wiedergegebenen  Anschauungen   sind,   bedarf 
kaum  der  näheren  Ausführung.     Vor  allem  ist  noch  seine  An- 
schauung über  den  Ort  des  Entstehens  der  Chronik  zu  prüfen. 
Sie  soll  ein  aus  Ungarn  nach  Erakau  zugereister  Slawe  an  dem 
eben  genannten  Orte  verfasst  haben.  Dass  der  Verfasser  ein  unga- 
rischer Unterthan,  und  zwar  ein  ungarischer  Slawe  ist,  kann  nach 
meinen  Bemerkungen  in  Studie  HI  wohl  nicht  bezweifelt  werden. 
Ueberall  macht  sich  das  nationale  Bewusstsein  des  Ungarn  be- 
merkbar; der  Verfasser  kennt  Ungarn  und  verräth  seine  Ver- 
trautheit mit  localen  ungarischen  Ueberlieferungen.    Aber  in  der 
citirten  Studie   ist  nicht  nur  auf  diese  Umstände   hingewiesen 
worden;    es  sind  auch  solche  geltend  gemacht  worden,  welche 
beweisen,    dass    der   ungarische  Unterthan    auch  in  Ungarn 
schrieb,   und   zwar  ganz   offenbar  in  Gran.     Die  betreffenden 
Ausführungen    sind   im    ersten    Theile    dieser    Studie    wieder- 
gegeben.   Ich  habe  also  durchaus  nicht,  wie  Ketrzynski  S.  389 
angibt,  aus  dem  Umstände  allein,  dass  der  Verfasser  ein  Ungar 
sei,  geschlossen,   die  Chronik  sei  auch  in  Ungarn  geschrieben. 
Wenn  nun  aber  Ketrzynski  hinzufugt,  die  in  der  Chronik  ent- 
haltenen Nachrichten  über  Polen  deuten  darauf  hin,  dass  dieselbe 
vielmehr  in  Polen   geschrieben   sei,    so   hat    diese    Behauptung 
gegenüber  den  bestimmten  Spuren  der  Abfassung  in  Gran   nur 
für   die   polnischen   Interpolationen  Geltung,   was   ohnehin  von 
uns  schon  früher  geltend  gemacht  worden  ist.   Diese  in  Ungarn 
niederzuschreiben  hatte  man  gewiss  kein  Interesse;  das  geben 
wir  gern  zu.    Sie  sind  also  thatsächlich  polnische  Interpolationen, 
und  der  Nachweis  derselben  in  der  Studie  III  war  also  durch- 
aus  nicht  so  willkürlich,   wie  Ketrzynski   anzunehmen  geneigt 
ist     Wenn   nun   aber  Ketrzynski   meine  Ausführungen   durch 
die  Frage  zu  entkräftigen  sucht,  ob  in  einer  ungarischen  Quelle 
nicht  Nachrichten  über  Polen  stehen  könnten,  und  darauf  hin- 
weist, dass  Hartwich  doch  auch  die  Gesandtschaft  Mesko's  er- 
wähnt, so  hat  er  Folgendes  übersehen.    In  der  Erzählung  von 
der  Gesandtschaft  feiert  Ungarn  den  herrlichsten  Triumph  über 
Polen ;  ihr  König  wird  des  Diadems  aus  der  Hand  des  Papstes 


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für  würdig  erachtet,  dem  polnischen  Herrscher  wird  dasselbe 
abgeschlagen.  Dass  diese  Erzählung  in  eine  ungarische  Quelle 
Aufnahme  fand,  ist  selbstverständlich,  natürlich;  niemand  aber, 
der  auch  nur  oberflächlich  den  in  den  ungarischen  Geschichts- 
werken herrschenden  Geist  kennen  gelernt  hat,  wird  zugeben 
können,  dass  die  Polen  verherrlichenden  und  Ungarn  demüthi- 
genden  Nachrichten  in  einem  ungarischen  Werke  ursprünglich 
standen.  Diese  Mittheilungen,  zu  denen  auch  jene  über  die 
polnische  Adelheid  als  Mutter  Stephans  gehört,1  sind  ganz  ge- 
wiss polnischen  Ursprungs;  hierin  hat  K§trzyriski  sicher  das 
Richtige  behauptet.  Die  Erzählung  von  der  Gesandtschaft 
Mesko's  um  die  Königskrone  könnte  aber  sehr  gut  in  Ungarn 
entstanden  sein,  um  Stephan  auf  Kosten  Polens  zu  verherrlichen. 
Gerade  der  Umstand,  dass  ein  unrichtiger  polnischer  Herrscher- 
name mit  dieser  Geschichte  in  Verbindung  gebracht  wird, 
scheint  darauf  zu  deuten,  dass  wir  es  nicht  mit  einer  pol- 
nischen Ueberlieferung  zu  thun  haben.  In  Polen  hätte  man 
doch  wohl  eher  gewusst,  wer  vor  einigen  Jahrzehnten  regierte. 


Fassen  wir  die  Ergebnisse  unserer  Untersuchung  zu- 
sammen, so  ergibt  sich  Folgendes :  Die  früher  bekannten  Hand- 
schriften der  Chronik  geben  den  ursprünglicheren  Text;  der 
von  K§trzyäski  gefundene  Auszug  beruht  auf  jenen,  da  er 
selbst  Consequenzen  aus  ihren  Fehlern  zieht.  Die  Chronik  hat 
die  ursprüngliche  Redaction  der  Vita  s.  Stephani  von  Hartwich 
zur  Grundlage,  die  wieder  auf  der  Vita  maior  beruhte,  jedoch 
noch  keine  Berührung  mit  der  Vita  minor  aufwies.  Nicht  vor, 
sondern  erst  nach  Hartwich  ist  die  Chronik  entstanden,  und 
zwar  wie  in  der  Studie  HI  nachgewiesen  wurde,  wahrscheinlich 
um  1200.  Sie  hat  ursprünglich  nicht  mit  der  Geschichte  der 
Erhebung  Stephans  und  seiner  Wunder  ihre  Darstellung  ge- 
schlossen, sondern  mit  der  geschichtlichen  Erzählung  von 
Stephan   bis   auf  Ladislaus   den   Heiligen.     Ihr   ursprünglicher 


1  Die  neuerdings  von  O.  Balz  er  in  seiner  neuen,  verdienstvollen  »Genea- 
logia  Piastow*  S.  29  ff.  für  Adelheid  als  Mutter  Stephans  geltend  ge- 
machten Gründe  glaube  ich  in  den  Mitth.  aus  der  hist.  Literatur,  B.  25 
S.  173  ff.  widerlegt  zu  haben. 


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Verfasser  hatte  offenbar  die  Absicht  eine  Art  von  Chronik 
herzustellen;  erst  der  ffer  die  Sammlung  von  Heiligenlegenden 
arbeitende  Epitomator  hat  die  profane  Geschichtserzählung  ge- 
strichen und  nach  der  Legende  von  Hartwich  einige  Wunder- 
geschichten an  ihre  Stelle  gesetzt 


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