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Archiv
für
österreichische Geschichte.
Herausgegeben
Ton der
zur Pflege vaterländischer Geschichte aufgestellten Commission
der
kaiserlichen Akademie der Wissenschaften.
Vierundachtzigster Band.
Erste Hälfte.
Mit einer genealogischen Uebersichtstafel.
Wien, 1897- fj
In Commission bei Carl Gerold 's Sohn
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\ OTAHrr'V LIBRARY "
/. tf*^ .... _
""a «• Hof uad Üiii»M^iÄi^p«-K^ .. '
Uiiimdttte.BudidriMki
'• in Wim.
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Inhalt des vierundachtzigsten Bandes.
Erste Hälfte.
8eite
Die zwei ältesten Nekrologien von Kremsmünster. Von Dr. P. Altmann
Altinger 1
Die Markgrafen von Steier. Ihre Anfänge, ihr Verwandtschaftskreis und
ihre Kärntner Markgrafschaft vor 1122. Untersuchungen von Prof.
Dr. F. von Krone 8. (Mit einer genealogischen Uebersichtstafel.) 137
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DIE
ZWEI ÄLTESTEN NEKROLOGIEN
VON
KREMSMÜNSTER.
VON
DB P. ALTMANN ALTINGER,
CAPITULAR DE8 STIFTES KREMSMÜN8TER.
Aretair. LUX IV. Bd. I. Hälfte.
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Die Verbrüderungen von Krenisniünster und die zwei
ältesten Nekrologien.
llibner 1 und Herzberg-Fränkel * betonen, dass die Todten-
bücher nicht direct aus den Verbrtiderungsbüchern entstanden
sind; allerdings haben die Einzeichnungen in das Todtenbuch
eines Klosters nicht in allen Fällen eine vorausgegangene Ver-
brüderung zur Grundlage gehabt, sondern sind aus den ver-
schiedensten Gründen und nicht so selten ganz willkürlich
geschehen. Aber im Allgemeinen muss doch behauptet werden,
dass die Verbrüderungen seit je in erster Linie massgebend
gewesen sind für die Einzeichnung in das Todtenbuch. Die
Verbrüderungsbücher hörten auf, aber die Verbrüderungen
dauerten fort und dauern fort bis zum heutigen Tage; in
letzteren aber trat insoferne eine Aenderung ein, als man das
Hauptgewicht darauf legte, dass die Verbrüderung in erster
Linie den Verstorbenen zu Gute komme; das zeigen ganz
deutlich die Verbrüderungsurkunden, die ja in dieser Frage
ganz besonders zu berücksichtigen sind. Von den zehn in
Kremsmünster erhaltenen Urkunden dieser Art, von welchen
freilich die älteste nur bis 1259, Juni 21 zurückreicht, * sprechen
bezeichnenderweise gerade die drei allerjüngsten ausführlicher
von einer confoederatio inter vivos, während die anderen ausser
der gegenseitigen Gastfreundschaft nur von einer solchen inter
mortuos reden. Von besonderer Bedeutung ist gerade die letzte,
in der Kremsmünster und Seckau eine Verbrüderung eingehen :
1373, Jänner 13. Da wird nämlich ganz ausdrücklich als eine
Bestimmung der Coniraternität erwähnt, dass der Name der
1 Dr. Adalbert Ebner, Die klosterlichen Gebetsverbrüderungen bis zum
Anfange des karolingischen Zeitalters.
■ Mitth. d. Inst f. österr. Gesch. XIV, 129— 143; Neues Archiv der Gesellsch.
f. alt. d. G. XH, 55 — 107.
s Siehe weiter unten S. 5 und 6.
1*
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Verstorbenen in das Todtenbuch einzutragen sei: Decanus
audito obitu fratris defuncti ceteris fratribus mane in capitata
intimabit. Quo facto Decanus nomen defuncti statim as-
scribi faciat libro mortuorum. * Da sich von den anderen
Klöstern, die nachweislich mit Kremsmünster in Verbrüderung
standen, gleichfalls deren Mitglieder in das Todtenbuch einge-
tragen finden, so kann man wohl behaupten, dass diese Be-
stimmung überhaupt, wenn auch nicht ausdrücklich, so doch
stillschweigend als zum Wesen einer Confraternität gehörend
betrachtet wurde. Aus dem soeben Gesagten erhellt gewiss so
viel zur Genüge, dass die Geschichte eines Todtenbuches am
besten aus der Geschichte der Verbrüderungen erklärt wird.
In Kremsmünster begannen die Verbrüderungen mit anderen
Klöstern schon sehr frühe. Man wird kaum fehlgehen, wenn
man annimmt, dass auch Kremsmünster nachträglich in jene
grosse Verbrüderung aufgenommen wurde, die schon 772 sechs
Bischöfe und dreizehn Aebte auf Befehl des Herzogs Thassilo II.
zu Dingolfing schlössen. Ich schliesse dies erstens daraus, weil
Kremsmünster die Lieblingsstiftung Thassilos war, zweitens weil
unter jenen Aebten auch Opportunus, Abt des benachbarten
Mondsee, und Wolfprecht von Nieder-Altaich erscheinen, der ja
einen seiner Mönche im Jahre 777 als Abt nach Kremsmünster
gesendet hatte. Dass der Name dieses ersten Abtes von Krems-
münster Fater gewesen, wie alle unsere Abtskataloge sagen, ist
kaum zweifelhaft. Es erscheint in der That bereits im ältesten
Theile des Verbrüderungsbuches von St. Peter ein Fater abbas
als ,vivu8', eine Einzeichnung, die Karajan und Herzberg-
Fränkel noch einer Hand des 8. Jahrhunderts zuweisen. *
Alt waren natürlich die geistlichen Beziehungen zum
Mutterkloster Nieder-Altaich. So sagt eine Marginalnote zum
Jahre 777 in der hist. Cremifan, 8 dass die Verbrüderung, die
ursprünglich mit Nieder-Altaich geschlossen worden war, in
Vergessenheit gerathen und im 11. Jahrhundert zur Zeit der
Aebte B. und H., d. i. Bertholds und Hoholds erneuert worden
war; mit Afflighem, Lambach und Gleink wurde nach eben
1 Tb. Hagn, Urkundenbuch von Kremsmünster, S. 272, Nr. 260; im Folgenden
citiert unter Hagn.
* Mon. Germ., Necrologia p. prior, p. 12 (30): Fater abbas et c(ongregatio)
i(psius).
8 Mon. Genn. Script. XXV, 629.
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dieser Stelle unter Abt Friedrich I. die Confratemität ^erneuert'.
Die Verbrüderung mit Hirschau, von der wir in den Nekro-
logien keine Spur finden, bestätigt eine Note zum Jahre 1082, l
in welchem Bischof Altmann von Passau Dietrich von der
Hirschauer Filiale Gorze bei Metz als Abt nach Kremsmünster
schickte, um das ganz herabgekommene Kloster zu reformieren.
Freilich sind alle diese Nachrichten erst um 1300 geschrieben,
and es ist schwer, an ihnen Kritik zu üben. Aber auch nach
den Nekrologien gehen die Verbrüderungen in eine frühe Zeit
zurück. Als ältester Abt von Nieder -Altaich erscheint Rat-
mund (1026-1049), von St. Peter Baldrich (1127 — 1140), von
Lambach Bezmann (gest. 1090), von Admont Gottfried (1138
bis 1165), von Tegernsee Konrad (1186—1189), von Prüflingen
Erminold (1114 — 1121), von Ober- Altaich Konrad (gest. 1121),
von St. Paul Bruno (1117 — 1140), von Gleink Marquard (1155
bis 1190). Ich bin mir wohl bewusst, dass diese Thatsache
an und für sich nicht beweisend ist, wurde ja doch gelegentlich
eine Anzahl von Aebten auf einmal zu einem Tage eingetragen,
der durchaus nicht der Todestag aller sein konnte. Doch dem
ist hier nicht so; von den eben angegebenen Klöstern erscheinen
mehr weniger vollständige Abtreihen in unserem Todtenbuch;
sie sind von den ersten Händen des ältesten Nekrologiums
geschrieben oder wenigstens von den ersten Händen des Zweit-
ältesten, die, wie weiter unten gezeigt werden wird, die Haupt-
aufgabe hatten, aus dem ältesten Necrologium die wichtigeren
Namen in das zweite zu übertragen ; nicht zu unterschätzen ist
auch der Umstand, dass diese Namen wirklich an den Todes-
tagen eingezeichnet sind.
Am einfachsten wäre es freilich, wenn die Verbrüderungs-
urkunden vorhanden wären ; doch diese allein geben nicht den
Ausschlag: wir wissen ja, dass eine Confratemität nicht selten
einfach mündlich abgeschlossen worden ist. Von unseren Ur-
kunden ist, wie schon erwähnt, die älteste die von Nieder-
Altaich, * die aber nur eine Erneuerung bereits bestehender
Confratemität ist. Die übrigen sind alle während oder nach
der Regierung des Abtes Friedrich von Aich (1275 — 1327)
entstanden. 1284 folgt abermals eine Bestätigung für Nieder-
1 Mon. Germ. Script XXV, 631.
1 Hagn, 117, Nr. 100.
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6
Altaich, * 1287* die Verbrüderung mit Ober-Altaich. Aus dem
14. Jahrhundert stammt die Verbrüderung mit Gleink, 1313, 3 den
Schotten in Wien 1317, 4 Metten 1329, 6 von 1335 die Erneuerung
mit St. Paul ; 6 aus dem Jahre 1344 stammt die Confraternität
mit St. Lambrecht,7 1356 Formbach,8 1373 endlich die von
Seckau. 9 Mit Admont schloss Abt Friedrich II. am 10. No-
vember 1334 eine Verbrüderung ,quoad sacri fi cia et preces';
auch sollten die Feste der Patrone Agapitus und Blasius in
beiden Klöstern festlich begangen werden.10
Vergleicht man Zahl und Datum der Verbrüderungs-
urkunden mit der Regierungszeit derjenigen Aebte, die von
den verschiedenen Klöstern als älteste in unsere Nekrologien ein-
getragen sind, so sieht man sofort zweierlei: erstens erscheinen
in den Nekrologien viel* mehr Klöster verbrüdert — es sind im
Ganzen bei sechzig — als hierüber Urkunden existieren. Von
der Mehrzahl der Klöster hat sich also die Verbrüderungs-
urkunde nicht mehr erhalten; es ist aber auch zu beachten,
dass die Conföderationen gar nicht selten mündlich oder in
rein brieflicher Form vereinbart worden sind.
Zweitens erscheinen auch von jenen Klöstern, über die
Verbrüderungsurkunden erhalten sind, in den Todtenbüchern
Reihen von Aebten, die lange vor Abfassung der Verbrüderungs-
urkunde gelebt haben. Dies gilt besonders von Nieder -Altaich,
aber auch von Ober-Altaich, Gleink, St. Paul, St. Lambrecht,
St. Florian. Und hiemit stimmen vielfach auch die Nekro-
logien der betreffenden Klöster. Um nur ein Beispiel zu
erwähnen, so kommen im Necrologium von St. Lambrecht Mit-
glieder von Kremsmünster vor, die nach der Erklärung des
sorgfaltigen Herausgebers ll noch im 12. Jahrhundert einge-
tragen wurden, während doch die Verbrüderungsurkunde erst
aus dem Jahre 1344 stammt. Einige von den uns noch erhaltenen
Urkunden sprechen eben ausdrücklich von einer neuerlichen
Bestätigung bereits früher eingegangener Confraternität, möge
1 Hagn, Nr. 121. * 1. c. Nr. 124. 8 1. c. Nr. 171.
4 1. c. Nr. 178. 5 1. c. Nr. 191. a 1. c. Nr. 202.
7 1. c. Nr. 214. 8 1. c. Nr. 236. 9 1. c. Nr. 260.
10 Das Original dieser Urkunde ging 1864 in Admont durch den Brand
zu Grunde; in Kremsmünster war es schon längst nicht mehr vor-
handen. J. Wichner III, 38.
11 Pangerl in Fontes rer. austr. XIX.
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nun diese mündlich oder schriftlich vereinbart worden sein.
Für eine mündliche Abmachung spricht z. B. die schon erwähnte
Note zum Jahre 777 bezüglich Nieder- AI taichs, indem es heisst,
dass die ursprünglich abgeschlossene Verbrüderung in Vergessen-
heit gerathen sei; dies geht ohne Zweifel leichter, wenn man
kein schriftliches Zeugnis vor sich hat. Man kann ja auch
schliesslich darauf hinweisen, dass im 10. und 11. Jahrhundert
bekanntlich Urkunden im eigentlichen Sinne, also Chartae, unter
Privatpersonen überhaupt selten sind.
Ich gehe im Folgenden zur Beschreibung der beiden Todten-
bücher. Dieselben behandelte um 1820 P. Bonifaz Schwarzen-
brunner in , Vorarbeiten zu einer Geschichte Kremsmünsters* *
im fünften Bande. Er versetzt die erste Anlage des N I ungeftlhr
ins Jahr 1040, die des N. II ins Jahr 1250 und beschränkt
im grossen Ganzen seine Aufgabe darauf, ein Register der
unserem Kloster angehörenden Personen zu liefern und, soweit
es möglich, deren Zeit zu bestimmen. Auch Hagn * beschreibt
dieselben ganz kurz.
Necrologium I.3
Das älteste Necrologium ist nur mehr in einem Frag-
mente von zwei starken Pergamentblättern in der Form von
22X21 Cm. erhalten und umfasst die Tage des März bis in-
clusive 21. und die Tage des Mai bis inclusive 23. Jede Seite
ist von oben nach unten durch drei farblose, mit dem Stichel
eingeritzte Linien, wovon die erste und dritte von der Mittellinie
ungefähr einen halben Centimeter abstehen, halbiert. Auch
der Quere nach sind in Abständen von nicht ganz einem Centi-
meter farblose Linien aufgetragen. Jede Seite enthält das
römische Kalendarium in rothen Majuskeln, aber, soweit man
nach dem Fragmente urtheilen kann, ohne Angabe von Heiligen-
1 Mannscript in der Stiftebibliothek Nr. 792. Dieses grossartige, acht-
bändige, mit wahrem Bienenfleisse gesammelte Werk ist eine Arbeit, zu
welcher Schwarzenbrunner, vom Fache ein tüchtiger Astronom, seine
Mnssestunden verwendet hat.
* Th. Hagn, Das Wirken der Benedictinerabtei Kremsmünster für Wissen-
schaft, Kunst und Jugendbildung, Linz 1848, 8. 21, 22.
1 Es war auf dem Deckel des Cod. M. 3. 847 aufgeklebt und wurde vom
Bibliothekar P. Hugo Schmid abgelöst
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8
festen. Für jeden Tag sind drei Zeilen der Quere nach berechnet;
auf der ersten Zeile jedes einzelnen Tages stehen die Wochen-
buchstaben, und zwar bei jedem Tage zweimal, am Anfange
und in der Mitte. Das erhaltene Fragment weist über 180
Namen auf und lässt bereits auf eine ausgedehnte Verbrüderung
schliessen. Unter den eingetragenen Namen erscheinen Mit-
glieder der Klöster Lambach, St. Paul, Kastell, St. Florian,
Traunkirchen, St. Georgen am Längsee, Melk, Obermünster in
Regensburg, Garsten, St. Lambrecht, St. Polten. Auch eine
grosse Zahl von Laien ist eingetragen, darunter Kaiser Hein-
rich V., Gräfin Ita von Burghausen, Graf Diepold von Hohen-
berg. Was die Zeit der ersten Anlage betrifft, so wurde dieses
Nekrolog von Schwarzenbrunner und Hagn für zu alt ange-
sehen. Hagn setzte es circa 1040, l Schwarzenbrunner in die
Zeit Heinrichs H. und des Abtes Godehard von Nieder- Altaich,
des späteren Bischofs von Hildesheim,, der traditionell bis zum
heutigen Tage auch unter die Aebte Kremsmünsters gezählt
wird; wir werden gleich weiter unten zeigen, dass man dies
nicht immer gethan hat, und dass unsere und die Altaicher
Quellen nichts davon wissen. Die älteste Schrift, die auf diesem
Doppelblatte sichtbar ist, gehört höchstwahrscheinlich der Mitte
des 12. Jahrhunderts an. Kalendarium und Wochenbuch-
staben haben grosse Aehnlichkeit mit der ersten Hand der
Annales Cremifanenses, die bestimmt 1142 geschrieben hat.8
Diese älteste Hand des ältesten Necrologiums umfasst die
Namen Ulrich I. von Kremsmünster (1126 — 1131), Alram I.
(1093—1122), Sigibold von Lambach (1104—1116); Bischof
Engelbert von Passau ist die einzige im ältesten Fragmente
aufgezeichnete Person, die noch im 11. Jahrhundert gestorben
ist (1065), aber die Hand des Eintragers ist dieselbe wie die
der eben angeführten Namen, also der Mitte des 12. Jahrhun-
derts angehörend. Allenfalls könnte man auch noch Erchenfried
von Melk als von dieser Hand geschrieben ansehen, so dass
man noch ein wenig über die Mitte des 12. Jahrhunderts
hinauskommt. Diese Zeitbestimmung erscheint um so wahr-
scheinlicher, wenn man N. II beizieht; in dieses wurden
nämlich alle bedeutenderen Namen aus N. I hinübergenommen.
1 Tb. Hagn, Das Wirken der Bänedictinerabtei Kremsmünster etc., S. 21.
2 Manuscript in der k. k. Hofbibliothek, Cod. 875.
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9
Betrachten wir aber die Anzahl der Personen des N. II, die dem
11. Jahrhunderte angehören, so ist sie verschwindend klein.
Schwarzenbrunner bringt übrigens den Beweis für das
vermeintliche hohe Alter des N. I nicht aus dem Fragmente
selbst. Er nimmt nämlich an, dass der heilige Godehard
wirklich Abt von Kremsmünster gewesen sei und 1008 von
Kremsmünster einen Brief nach Tegernsee geschrieben habe,
worin er die Mönche zu einer Verbrüderung mit unserem
Kloster einlud, wie Mabillon erzählt. * Diese einzige Stelle ist
aber auch Alles, was fttr Godehard als Abt von Kremsmünster
spricht, und Büdinger hat schon längst dieselbe ins rechte Licht
gesetzt, dass sie nämlich auf einer Interpolation beruhe. * Alles
Andere aber spricht direct dagegen: es findet sich von Gode-
hard als Abt von Kremsmünster weder in unseren Quellen,
noch in denen des Klosters Nieder- Altaich irgend eine Spur.
Kein Necrologium, keine Abtreihe erwähnt ihn. Im N. II
kommt er allerdings vor, aber im Kalendarium : s Gothardi
episcopi; nicht eine einzige Bemerkung aber wurde hiezu
gemacht, dass dieser Bischof einst Abt von Kremsmünster
gewesen sei. Warum wurde aber im N. I Godehard ver-
schwiegen? Hier wie auch in einem mit diesem ziemlich
gleichzeitigen Kalendarium4 steht von ihm gar nichts zum
ö. Mai. Wie würde man versäumt haben, den für alle Zeiten
weitaus berühmtesten Abt des Klosters, wenn er es je gewesen,
irgendwie zu erwähnen? Oder sollte der Ruf der Heiligkeit,
in dem Godehard starb, der Grund gewesen sein, ihn, weil er
ja der Fürbitte der Mitbrüder nicht bedürfe, in das Todten-
buch nicht einzutragen? Doch es erscheinen ja auch Abt
Erenbert I., die Mönche Rapoto und Wisinto im Nekrolog, die
alle in den ältesten Quellen als ,beati' bezeichnet werden.
Zieht man noch Tegernsee, das durch Godehard mit Krems-
münster conföderirt worden sein soll, in den Kreis der Be-
1 Mabillon, Vetera analecta IL, p. 435, n. 9.
* M. Büdinger, Oesterr. Geschichte I, 8. 449, Anm. 4.
* Am 6. Mai. Dass jener Brief nicht von Kremsmünster, sondern von
Nieder- Altaich aus geschrieben wurde, erkannte schon Hagn, der aber
trotzdem Godehard als Abt von Kremsmünster festhält. Hagn, Das
Wirken etc., 8. 20.
* Fragment in der Stiftsbibliothek, auf das mich der Bibliothekar P. Hugo
Schmid aufmerksam machte.
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10
trachtung, so erscheint, wie schon erwähnt, abgesehen vom
Gründer Albert (747—772), als ältester in unsere Todtenbücher
aufgenommener Abt Konrad (1186 — 1189), also um beinahe
200 Jahre später. Schwer ins Gewicht fallt auch der Umstand,
dass keine andere Quelle davon etwas weiss, um so mehr, da
unser ältester noch erhaltener Autor, Bernhardus, ganz aus-
drücklich von Godehard als Abt von Nieder - Altai ch spricht.
Ebensowenig stichhältig ist aber für die Altersbestimmung
Schwarzenbrunner's seine Folgerung: ,Ohne Zweifel wurde
somit (wegen Godehard) auch unser ältestes Nekrolog, wenn
nicht schon früher, gewiss um diese Zeit angefangen, was
auch durch den Umstand bestätigt wird, dass vom Abte Sigmar
angefangen, welcher 1012—1040 unser Stift leitete, die übrigen
Aebte alle im Nekrolog erscheinen/ Abgesehen davon, dass
nicht alle Aebte nach Sigmar erscheinen, — es fehlen ausser
Manegold, dem späteren Bischof von Passau, Pezelin, Martin L,
Bernard von Achleiten — ist der Schluss kaum richtig. Die
in ein Todtenbuch eingetragenen Namen, die in einem be-
sonders engen Verhältnisse zum betreffenden Kloster stehen
und in einer mehr weniger chronologisch ununterbrochenen
Reihenfolge erscheinen, beweisen strenge nur, dass man zu
ihren Zeiten irgendwie in jenem Kloster angefangen hat, nekro-
logische Notizen zu machen, die dann, als man aus irgend
einem Grunde einen neuen Codex angefangen hat, in diesen
hinübergetragen wurden; für den vorliegenden Codex aber
selbst sind Namen allein nicht zeitbestimmend. Es ist ja doch
höchst wahrscheinlich, dass wie überhaupt in den Klöstern, so
auch in Kremsmünster die Nekrologien eine gewisse Meta-
morphose durchzumachen hatten, dass man anfangs diese No-
tizen in die Kaiendarien als Marginalnoten eintrug und erst
nach und nach einen eigenen Codex zu diesem Zwecke anlegte;
ähnlich war es gewiss auch bei den Verbrüderungsbüchern.
Wie lange N. I im Gebrauche stand, ist aus dem Ver-
gleiche mit N. II nicht schwer zu bestimmen. Der jüngste
Name, der im Fragmente erscheint, ist: Cunradus praepositus
S. Floriani (1272—1276); um 1276 war also das alte N. I noch
im Gebrauche. Wir werden nun gleich sehen, dass es bald
nach dieser Zeit ausser Gebrauch gesetzt und N. II angelegt
wurde. Wie nämlich schon erwähnt, wurden aus N. I in das
N. II beinahe alle Namen transferirt, so dass die fehlenden
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11
Tbeile von N. I der Hauptsache nach ganz gut aus N. II
reconstruiert werden können. Am 9. März ist nun in N. II
Yon gleicher Hand Folgendes zu lesen: Gebolfus abb. Albinus
abb. de altah und ein wenig weiter unten^ von derselben Hand
Cunradus praep. Im N. I lesen wir zum selben Tag: Gebolfus
abb. castellensis, Cunradus praep. s. floriani, auch beide von
ein und derselben Hand geschrieben. Konrad von St. Florian
starb, wie erwähnt, 1276, Albinus von Nieder Altaich starb
1279; da er nicht mehr in das N. I eingetragen wurde, sondern
in das N. H, so hat man höchst wahrscheinlich, als man seinen
Namen eintrug, schon N. H benützt. Ebenso ist am 10. März
Helmwig von Göttweih, gest. 1279, in das N. II eingetragen,
während er im N. I nicht mehr erscheint. Am 3. Mai ist im
N. H von der ältesten Hand (Ä) eingetragen : vgo prior i. 1.,
im N. I erscheint er aber nicht mehr. Von diesem Prior Hugo
ist uns sonst gar nichts tiberliefert, aber wir können doch seine
Zeit ziemlich genau bestimmen. Da er die zweite Würde im
Kloster bekleidete, kann man von vorneherein annehmen, dass
man es mit der Einzeichnung der Prioren genau genommen
bat. Da er in das N. I nicht mehr aufgenommen wurde, muss
er wohl gestorben sein, als N. H schon im Gebrauche stand.
1299 ist aber schon der Prior Hartwig von Schlüsselberg urkund-
lich bezeugt, also dürfte Hugo wohl vor 1299 gestorben sein.
Wenn daher auch nicht mit stringenter Sicherheit behauptet
werden kann, dass N. I gerade unmittelbar nach 1276 ausser
Brauch kam und N. H um diese Zeit angelegt wurde, so ergibt
sich doch, dass N. I am Ende des 13. Jahrhunderts aufgegeben
und N. II da angelegt wurde.
Das Fragment ist vielfach zerschnitten, hat manche Ra-
suren und trotz des eng bemessenen Raumes von drei Zeilen für
jeden Tag noch viel leeren Raum, was kaum denkbar wäre,
wenn es schon mehr als ein Jahrhundert früher, ob nun 1012
oder 1040 angelegt worden wäre; fiir 300 Jahre hätte der
Raum kaum ausgereicht.
Necrologium II
ist in einem Pergamentcodex enthalten von 12X16*5 Cm.; der-
selbe ist 83 Folien stark und in Holzdeckel, die mit farbloser
Schweinshaut überzogen sind, gebunden. Als Schmutzblatt
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12
dient am Anfange ein Pergamentblatt, welches ein Sünden-
bekenntnis und ein Reuegebet in lateinischer Sprache enthält.
Das Schmutzblatt am Ende des Codex ist nur gut zur Hälfte
erhalten und mit einem Papierblatte überklebt, das ein paar
unzusammenhängende Schreibübungen einer Hand des 16. Jahr-
hunderts enthält.
Der Codex besteht aus drei Theilen:
I. Fol. 1—47 umfasst fünf Quinternionen, doch ist die
fünfte nicht ganz, sondern zwischen Fol. 41 und 45 sind drei
Halbblätter eingeschlossen. Dieser Theil enthält das Necro-
logium. Jede Seite ist der Höhe nach von oben nach unten
durch fünf Paare rother Linien in sechs Columnen getheilt, wovon
die vier mittleren zur Aufnahme der Namen der Verstorbenen
bestimmt sind, während die beiden anderen am Rande rechts
und links leer sind. Das eigentliche Necrologium reicht von
Fol. 1 bis Fol. 46 b Columne 2; Columne 3 dieser Seite enthält
das auch heute noch nach Verlesung der Namen der Ver-
storbenen übliche ,Pretiosa in conspectu Domini', geschrieben
von einer Hand des ausgehenden 15. Jahrhunderts. Columne 4
dieser Seite bis zur Mitte enthält die Inhaltsangabe eines
Statutes des Abtes Friedrich von Aich über die Abhaltung
der Anniversarien, Columne 5 die Namen der seit Erlass dieses
Statutes Verstorbenen, beide von der Hand ,Bernhards' ge-
schrieben. Fol. 47* und 47 b, Columne 2 und 3 gibt einen
ordo confessionis, Columne 4 und 5 den catalogus abbatum.
IL Der zweite Theil des Codex, Fol. 48—63, von links
nach rechts braun liniert, besteht aus zwei Quaternionen und
enthält das officium defunetorum von Fol. 48 — 62, Fol. 63*
bis zur Mitte ein Statut des Abtes Friedrich von Aich über
die Todtenfeier der verstorbenen Mitglieder des Hauses, von
einer Hand des ausgehenden 15. Jahrhunderts geschrieben;
Fol. 63 b weist eine Antiphon ,Memento, quod hominem tuam
ad imaginem* de limo plasmaveras' mit Choralnoten auf,
nebst einer zweiten Antiphon ,Vox dilecti mei', ebenfalls mit
Choralnoten.
in. Der dritte Theil von Fol. 64—83 besteht aus zwei
ganzen Quaternionen und einer unvollständigen; Fol. 64 — 76 ent-
• Manuscript: ymaginem.
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13
hält eine visitatio infirmi, einen sehr schönen, jetzt nicht mehr
gebräuchlichen Ritus, der zur Anwendung kam, wenn einer der
Brüder im Sterben lag; auf Fol. 77, 78 stehen die sieben Buss-
psalmen, auf Fol. 79—81* bis ungefähr zur Mitte eine prae-
paratio ad missam; die andere Hälfte von 81* und die ganze
Seite von 81 b enthält die debita pietanciae von einer Hand
des 16. Jahrhunderts geschrieben. Fol. 82, von welchem unten
etwa ein Sechstel abgeschnitten ist, gibt eine Antiphon ,Alle-
lujV, einen Hymnus und eine oratio. Fol. 83 endlich enthält
ein Verzeichnis der Wohlthäter und ein Register der mit Krems-
münster confbderierten Klöster, ersteres von Bernhard, letzteres
von einer etwas späteren Hand geschrieben.
Wie schon erwähnt, umfasst das eigentliche Necrologium
Fol 1 — 46 b, Columne 2; für jeden Tag ist eine Columne be-
stimmt, ein verhältnismässig bedeutender Raum, mit dem man
voraussichtlich sehr lange auskommen konnte. In einem Ab-
stände von mehr als 1 Cm. vom oberen Rande läuft ebenfalls
der Quere nach ein rothes Linienpaar, beiläufig einen halben
Centimeter von einander abstehend, wodurch kleine Quadrate
und grössere Rechtecke entstehen; die Quadrate dienen zur
Aufnahme der Wochenbuchstaben, die Rechtecke aber zur Auf-
nahme der Feste der Heiligen, während das römische Ka-
lendarium über letzteren steht. Das Martyrologium weist noch
sehr viele Lücken auf und schliesst sich enge an die des
12. Jahrhunderts unseres Klosters an; es ist beinahe keine
Vigil eines Festes aufgenommen. Hervorzuheben ist noch,
dass der numerus aureus, der sich über dem römischen Kaien-
darium findet, durchgehends in arabischen Ziffern geschrieben
ist, während in Nekrologien und Martyrologien aus späterer
Zeit diese chronologische Bestimmung wieder in römischen
Ziffern geschrieben wird. Alle Zeitangaben sind mit rother
Tinte geschrieben mit Ausnahme der Mehrzahl der Feste und
der Buchstaben der Wochentage, die schwarz erscheinen. Das
Necrologium bildete früher ohne Zweifel einen Theil für sich
und wurde erst im 16. Jahrhundert wie es scheint mit den
übrigen zwei Theilen zusammengebunden; zu diesem Zwecke
musste es oben ein wenig beschnitten werden, jedoch ohne
wesentlichen Schaden für den Inhalt.
Wirft man auch nur einen flüchtigen Blick in das Todten-
buch, so bietet es keineswegs einen erfreulichen Anblick; nicht
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leicht wird man auf einem so kleinen Räume wie der einer
Columne eines Tages — ich will nicht sagen so viele ver-
schiedene Hände — aber so viele verschiedene Hände im
buntesten Gewirre durcheinander geworfen finden. Die Namen
stehen, wie die Anlage des Codex fordert, natürlich unter-
einander; doch es findet sich nicht, wie man meinen sollte, ganz
oben die älteste Eintragung, der dann immer jüngere nach
unten folgen, sondern es steht z. B. ganz oben ein Name von
einer Hand des 15. Jahrhunderts, hierauf folgt ein solcher von
einer Hand des beginnenden 14. Jahrhunderts, der dritte Name
gehört vielleicht einer Hand des ausgehenden 14. Jahrhunderts
an, der vierte ist etwa wieder von derselben Hand geschrieben
wie der zweite, der fünfte, sechste und siebente um 1400; ganz
unten kann wieder dieselbe Hand folgen, die den zweiten Namen
eingetragen hat, mit einem Worte: es erscheint ein regelloses
Durcheinander von älteren und jüngeren Händen.
Doch verfolgt man die Eintragungen genauer, so wird
man sich bald klar, dass trotz dieser scheinbaren Verwirrung
doch eine Regel durch den ganzen Codex festgehalten werden
sollte und ursprünglich, so weit es möglich war, auch
thatsächlich eingehalten wurde: nicht die Zeit sollte bei der
Aufeinanderfolge der Namen berücksichtigt werden, sondern
eine gewisse Rangordnung der Verstorbenen sollte zur Geltung
kommen; es sollten oben die Personen höheren Ranges, weiter
unten die niederen, oben im Allgemeinen die des geistlichen
Standes, unten die Laien zu stehen kommen. Dies war nament-
lich der Gesichtspunkt, der die älteren Hände, abgesehen von
der allerältesten, bei ihren Eintragungen leitete; und es konnte
dieses Princip von ihnen um so augenscheinlicher skizzirt werden,
als sie zu den einzelnen Tagen auf einmal viele Eintragungen
zu gleicher Zeit machten, da ihre Hauptaufgabe die war, die
Namen aus N. I in das N. U hinüberzutragen. So nimmt
am 28. Jänner vlricus pbr. et m. den ersten Platz ein und
erst weiter unten nach zwei Einzeichnungen von zwei jüngeren
Händen folgt von derselben Hand wie oben karolus imperator;
ebenso wurde von dieser Hand zum 28. Februar nach einem
oben freigelassenen Räume, der offenbar für einen geistlichen
Würdenträger bestimmt war, der etwa einmal an diesem Tage
sterben würde, vlricus pbr. et m. eingetragen, und erst in der
Mitte der Columne folgt: Chunradus rex. So erklärt es sich
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15
dass an der Spitze der Columne durch das ganze Necrologium
hindurch fast durchwegs Erzbischöfe, Bischöfe, Aebte und
Pröpste stehen, mochten sie nun dem 11., 12., 13., 14. oder
15. Jahrhundert angehören. Doch der allerältesten Hand scheint
dieser Gesichtspunkt ferne gelegen zu haben, wie man ganz
deutlich aus den Correcturen schliessen kann, die eine ein
wenig jüngere Hand an den Eintragungen der älteren ange-
bracht hat. So steht am 7. Juli ganz oben von der ältesten
Hand eingetragen: Alramus pbr. et m. i. 1., am 15. August:
Alexander pbr. et can., am 27. September: Chunradus pbr. et
m., am 7. October: Conradus subd. Einfache presbyteri etc.
gehören nicht an die Spitze des Tages, dachte sich Hand BAy
da ist nur Platz für Bischöfe und Aebte, eventuell auch Kaiser
und Könige. Hand BA tilgte also einfach diese Namen und
setzte sie weiter unten hin. Auch Bernardus (C) scheint sich
nicht immer an die Rangordnung gehalten zu haben; so setzt
er ganz oben zum 15. October: Cunegundis 1. vidua de atzling.
Hand Bs strich aber diesen Namen durch und setzte ihn ganz
unten hin. Die Einführung der Rangordnung scheint also nicht
ursprünglich von der ersten Hand A7 sondern erst von den
auf sie unmittelbar folgenden, wie gleich gezeigt werden wird,
mit einander gleichzeitigen Händen Bt — B6 befolgt worden zu
sein; Hand C ist schon wieder freier und noch mehr die
übrigen, die ja, wie natürlich, den ihnen vorgezeichneten Weg
überhaupt kaum mehr einhalten konnten.
Ueber die Zeit der ersten Anlage war schon oben die
Rede: sie Mit in das Ende des 13. Jahrhunderts; die Anregung
dazu gab ohne Zweifel Abt Friedrich I. von Aich, dem über-
haupt an den Verbrüderungen und was damit zusammenhing,
viel gelegen war.1 Dieses Todtenbuch war im Gebrauche bis
nach 1488: der jüngste nachweisbare Name ist Abt Benedict
Braun von Kremsmünster (1484 - 1488). Von den verschiedenen
Händen fallt A durch ihre massiven Züge am meisten auf. Sie
legte das Kalendarium an, die Tagesbuchstaben, die goldene
Zahl und verzeichnete die Mehrzahl der Heiligenfeste. Ihre
Einzeichnungen gehen zerstreut durch den ganzen Codex und
sind theils neue, theils Uebertragungen aus N. I; die Ein-
1 Vgl. hierüber: J. Loserth, Sigmar und Bernhard von Kremsinünster, im
Archiv für österr. Gesch. LXXXI, II, 8. 361—366.
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tragungen von dieser Hand dürften kaum über das Jahr 1300
hinausgehen. Auf sie folgen dann sieben Hände, die alle un-
gefähr bis zum Jahre 1330 zu verfolgen sind und gleichfalls
einerseits Namen aus N. I herübernahmen, anderseits neue
eintrugen. Besonders merkwürdig sind sechs davon, die ich,
wie schon angedeutet, Bx — B6 benenne. Diese sechs Hände,
die im grossen Ganzen ziemlich gleichzeitig sind, haben es
einzeln auf sich genommen, eine bestimmte Anzahl von Seiten
des Codex zu bearbeiten; ihre Einzeichnungen gehen nämlich
nicht zerstreut durch den ganzen Codex, wie die von Af C
und aller übrigen. So liefert eine Hand den Grundstock von
Fol. 1 — 3a und erscheint wieder 46 b: B1; eine zweite liefert
den Grundstock von Fol. 3b — 12a: B2, eine dritte von 12b,
13 und wieder 37 a — 44: 2?8; eine vierte, die nebst 58 durch
Anbringung von Correcturen ihr besonderes Augenmerk auf
die Einhaltung der Rangordnung legte, von 13 b — 29 und von
33 — 37 und wohl auch zerstreut durch den ganzen Codex:
2?4; eine fünfte liefert den Grundstock von Fol. 29 — 32: B6
und endlich eine sechste von 44*, Columne 4 — 46: 2?6. Zu
diesen sechs Händen kommt noch eine siebente gleichzeitige
Hand, die ich aber wegen ihrer besonderen Wichtigkeit Hand C
nennen möchte; es ist dies die Hand des custos Bernhardus
mit dem Beinamen Noricus, also jene Hand, die auch noch
jüngst Loserth * als die des Kellermeisters Sigmar zu erkennen
glaubte, eine Ansicht, zu der ich mich nicht entschliessen kann.
Da die Argumente ftir meine Beweisführung nur theilweise aus
dem Todtenbuch geschöpft werden können, werde ich eine
eingehende Auseinandersetzung dieser so oft ventilierten Frage
anderorts versuchen. Diese Hand C macht Bemerkungen zu
Einzeichnungen von Hand Af B9f 54, B%J und es läge somit
der Schluss nahe, dass sie jünger sein müsse als diese Hände.
Gewiss ist sie jünger als -4; ihr zeitliches Verhältnis zu den
Händen B aber lässt sich nicht ganz bestimmt angeben. Für
2?3 z. B. lässt sich trotz der soeben gemachten Bemerkung
feststellen, dass diese gleichzeitig mit Hand C auftritt. C setzte
nämlich zu VHL Kai. Nov. Cunegundis de atzling vidua, wurde
aber, wie schon oben erwähnt, von Bz corrigiert; anderseits
J. Loserth, Sigmar und Bernhard von Kremsmünster, im Archiv für
österr. Gesch. LXXXI, II, 349—445.
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aber macht C Randbemerkungen zu Eintragungen von BQ, wie
z. B. am 28. October zu : Heinricus stevbarius. l
Die übrigen Hände zu verfolgen verlohnt sich nicht der
Mühe, um so weniger, da die Genauigkeit der Einzeichnungen
und somit auch deren Werth ganz sichtlich immer mehr ab-
nimmt.
Das N. II enthält über 2000 Namen, die wohl im All-
gemeinen zum wirklichen Sterbetage eingezeichnet sind; aber
von der Mitte des 14. Jahrhunderts an, nach den soeben be-
sprochenen Händen wurde es freilich anders; da tritt der rein
religiöse Zweck des Codex ganz besonders scharf hervor : man
sollte sich des in das Todtenbuch eingetragenen Verstorbenen
einmal im Jahre im Gebete erinnern, mochte nun dieser Ge-
dächtnistag sein Sterbetag sein oder nicht, das war ganz neben-
sächlich. So entstanden die Masseneintragungen verschiedener
Art, die ja auch vollkommen vereinbar waren mit dem einzigen
Zwecke des Buches. Der Tod einzelner Mitglieder der ver-
brüderten Klöster wurde nicht jedesmal mehr den einzelnen
Klöstern gemeldet, sondern ein Bote machte von Zeit zu Zeit
die Runde bei den verschiedenen Klöstern; früher hatte man
sich die Mühe genommen, ihm in seine rotula genau das Todes-
datum einzutragen, jetzt aber begnügte man sich, ihm alle seit
seinem letzten Besuche Gestorbenen einzuschreiben, ohne An-
gabe des Todestages. So geschah es, dass dann im Nekrologe
gleich mehrere Aebte und eine Anzahl anderer Mitglieder an
einem Tage auf einmal von derselben Hand eingezeichnet
erscheinen. Ja, man ging noch weiter: man verzeichnete nicht
einmal die Namen, sondern begnügte sich einfach, zu erwähnen,
dass in diesem Kloster so und so viele gestorben seien, die
dann zu einem Tage eingetragen wurden, der ganz der Will-
kür des Schreibers überlassen wurde. Noch ist zu erwähnen,
dass man es später mit der Eintragung von Namen auch des-
halb nicht genau nahm, weil man der durch eine Verbrüderung
auf sich genommenen Verpflichtung auch ohne Verlesung der
Namen durch die blosse Einhaltung des ritus der hora ad pri-
mam vollkommen zu genügen schien. In der Formel: Com-
1 Es wäre allerdings nicht unmöglich, dass Bs und C identisch ist; aber
ans der Schriftähnlichkeit wage ich dies doch nicht ohne Weiteres zu
folgern.
Archiv. LXXXIY. Bd. I. H&lfte. 2
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memoratio omnium fratrum, familiarium ordinis nostri atque bene-
factorum nostrorum, wie sie seit den ältesten Zeiten bis jetzt
im Gebrauche ist, sind ja ohnehin alle Mitglieder der ver-
brüderten Klöster mentaliter eingeschlossen, wenn ihre Namen
auch nicht genannt werden. Diese Verpflichtung eines täglichen
Memento für die Verbrüderten hatte und hat noch heute jeder
Religiöse, ob er nun im Chore der Brüder sein officium ver-
richtet oder allein. Die Namen derselben aber konnten und
können selbstverständlich nur für die im Chore Versammelten
in Betracht kommen. Ausser dem soeben Gesagten Hesse sich
noch Vieles anfuhren, woraus erhellt, dass man den Zweck
des Todtenbuches auch durch eine nicht genaue Führung des-
selben erreichte, ja, dass es überhaupt zur Erreichung dieses
Endzweckes nicht einmal nöthig war, ein Todtenbuch anzu-
legen, da er auch ohne dasselbe erreicht wurde. Es mag daher
eine ungenaue, nicht selten geradezu willkürliche Führung des-
selben dem historischen Forscher oft unerwünscht sein: er
muss sich immer vor Augen halten, dass diese Aufzeichnungen
in der Regel nicht bestimmt waren, als historische Quelle zu
dienen.
N. II wurde sachlich insoferne getreu wiedergegeben,
als alle Namen aufgenommen wurden, die irgendwie von Be-
deutung sein könnten; nicht aufgenommen wurden jene Ein-
zeichnungen von jüngeren Händen als Af Bx — 2?6, C, die ohne
nähere Bezeichnung sind. Die Masseneinzeichnungen von Mit-
gliedern verschiedener Klöster wurden in der Weise wieder-
gegeben, dass nur der erste Name aufgenommen und
mit ° bezeichnet wurde. Die zahlreichen Rasuren und Ein-
tragungen über Rasuren wurden, für diese Art von Geschichts-
quelle zu unbedeutend, nicht weiter bezeichnet. Die älteren
Einzeichnungen, die Hände A, Bx — B6 und C umfassend, sind
durch den Druck hervorgehoben; selbe wurden alle genau
wiedergegeben; das Register aber gibt alle Namen von N. I
und II.
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Necrologium I (Fragment).
Kalendii Martiis (1. März).
Herimannus pr. et m. i. L* * [J]udna. ozi conu. et m. s.
marie lambach. Helena.*2 Ditmarus conu. i. 1.* Liutpirt
conua. i. 1.
1 Ihn erwähnt N. St. Lamhrecht, St. Florian.
9 Ebenso N. von St. Florian, Admont.
VL Hon. Mark (2. März).
Ludkart* *
1 N. von St Florian.
V. Hon. Mark (3. März).
Walbrun p. et m.1 Rudolfus abb. i. 1.* 2 Meginhart praep.8
Diettericus 1. Ita cometissa.*4 Reinoldus subd. et m. i. 1.*
Heilka soror nostra.* Gisla.*
x N. von St. Lambrecht.
3 Abt Rudolf begann die Leitung des Klosters nach den überein-
stimmenden Quellen (Contin. Cremif. Script. IX, p. 549 und Auctar. Cremif. =
Hist Cremif. Script XXV, p. 634 = Bernardus Script. XXV, p. 666) 1209.
Obiit V. Non. Mart. (Bernardus Script XXV, p. 672), rediens a Roma;
Rudolf hatte am Kreuzzuge Herzog Leopolds VI. theilgenommen und war
mit ihm wieder zurückgekehrt; in Italien ereilte ihn der Tod. In welchem
Jahre er gestorben, darüber ist man nicht einig, wohl kaum erst 1222,
wie Einige meinen. Leopold war am 7. October 1219 wieder in Wien
(A. Huber, Oesterr. Gesch. I, p. 396). N. Lambach, Ms. im Stiftsarchiv.
9 Meginhart, Propst von St. Polten 1213—1223 (Maderna I, p. 86 bis
100). N. Admont hat denselben Tag, N. von St. Polten den 2. März.
Friess meint, er sei Propst von Altcapell bei Regensburg gewesen.
4 N. von St. Peter: Ita cometissa de purchusen, ebenso N. St. Rud-
berti, N. von Nonnberg und Michelbeuern. Ita, Gemahlin Sieghards I.
von Burghausen ist in Michelbeuern beigesetzt. Deren Tochter Ita war
vermählt mit Liutold IL Hardegg-Plaien; dessen Sohn Liutold HI.
* bedeutet, dass der Name auch in das N. II übertragen wurde.
2*
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erscheint in einer Urkunde Leopolds VI. 15. Mai 1217, durch die Krems-
münster von weltlicher Gerichtsbarkeit befreit wird (Filz M., Qeschichte
von Michelbeuern, p. 110—115; Th. Hagn, Urkundenbach von Krems-
münster, Nr. 55, p. 68).
IV. Hon. Mart (4. März).
Rudmarus conu. i. 1.* Hartwicus pr. et m. Irmpert.*
Irmgart. Fridaun 1. Diemuot 1. Wermut conua. lambacensis.
IU. Hon. Mart. (5. März).
Chunradus abb. p. m. sitansteten.* * * Egino pr.2 Heinricus
sacerdos in stainenchirchen.* Albrich 1. Merkart 1.*
» Ms. sitanstegen.
1 Conrad I. von Kremsmünster (1206 — 1209), wie die Quellen
(Contin. Cremif. Script IX, p. 649; Hist Cremif. Script. XXV, p. 634
und Bernardus Script XXV, p. 672) berichten. Er wurde von Seiten-
steten postuliert.
1 Ebenso N. von St. Florian.
IL Hon. Mart. (6. März).
Dietmarus m. i. 1.* Rihza conua. i. 1.*
Hon. Mart. (7. März).
Fridricus pr. et m. Ernsto pr. et m.* Irmgart.* Fran-
cho 1.*
VIII. Id. Mart. (8. März).
Perhtoldus 1.*
VII. Id. Mart. (9. März).
Gebolfus abb. castellensis.* * Chunradus praep. St. Flo-
riani.** Reginhart pr. et m. medelich.8
1 Ihn erwähnt auch N. von S. Emmeram: Geholdus 1160 — 1172?
1 Conrad, Propst von St. Florian (1272—1276). Stttlz Jodoc, Ge-
schichte des regul. Chorherrenstiftes St Florian, p. 191.
8 N. von St. Lambrecht.
VI. Id. Mart. (10. März).
Wirinto abb. Formbach.*1 Mathilt. Rudolfus 1.* Wol-
kart 1. Svenhilt 1.*
1 Ihn erwähnen die Nekrologen von Admont, Lambach, St Florian,
Michelbeuern, St. Lambrecht, St Peter. Wirnto II., geat 1127 (Ann.
Ootwic. Script. IX, p. 601). Erst Mönch von Göttweih, dann Prior von
Garsten, wurde er 1108 Abt von Formbach. Gerhoch von Reichersberg
schrieb seine Biographie.
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V. Id. Kart. (11. März).
Adalramus abb. i. I.*1 Adelheit* Ortolf pr.
1 Ihn erwähnen nebst den Nekrologen von 8t. Florian, Lambach,
St Lambrecht die meisten österreichischen und bairischen. Er dürfte
1093—1122 das Stift geleitet haben.
IV. Id. Kart (12. März).
Rudolfii8 1. de chustelwanch.*1 Wernhart 1.* Penzo 1.
Rudolfus 1.* Dietmar 1.*
1 Die Chnstelwanch erscheinen in unseren Urkunden seit 1140
(Hagn, 1. c, Nr. 31, p. 40) öfter bis 24. April 1260 (Hagn, 1. c, Nr. 101,
p. 119).
m. Id. Kart. (13. März).
Fridericus m. i. 1.* Perhta. Mangolt. Marcwart conu.
i. 1.* Gotefridus conu. i. I.*1 vxor de [vnntron]?
1 N. von St. Lambrecht.
IL Id. Kart. (14. März).
Gerdrut abbat, [s. georii]?*1 albert. Werndrud. Wi-
zata. Engilbolt m. Liupoldus pr. et m. de lauen.8 Elysabeht
abbat trunchir[chen].*s Wernhardus de werde.4 Bruno.
1 Gertrud Gräfin von Ortenburg, Tochter Otto I., Schwester Otto II.
von Ortenburg, Aebtissin von St. Georgen am Längsee, kommt urkundlich
vor 1190 und 1199 (Tangl, Die Grafen von Ortenburg, Archiv für österr.
Gesch. XXX, p. 284).
1 Wahrscheinlich St. Paul.
3 Eine Aebtissin Elisabeth erscheint nach dem Catalogus abbat,
diplomaticus (Heyrenbach, Cod. 7972 der Hofbibliothek in Wien) 1257.
4 Einer dieses Namens erscheint in einer Wilheringer Urkunde von
1161 (Urkundenbuch von Oberösterreich II, Nr. 212, p. 312; im Folgen-
den citiert unter U. K. B.), ein Arnold bei Hagn, 1. c, Nr. 33, p. 43.
Id. Kart (15. März).
Benedictes pr. et m.* Maizili de Hagen.1 Herimannus
L* Rudbertus.
1 Ein Wernhard erscheint 1216 c. im Codex traditionnm von Bans-
hofen (U. K. B. I, p. 264).
XVH. Kai. April. (16. März).
Gerpirc. Tiemo 1. Willebalm. Dietricus 1. Heinricus
1.* Heinricus 1.
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XVI. Kai. April. (17. März).
Ödalricus subdiac. 1. I.*1 Hvgo pr. et m. Maethilt 1.
Walter 1.* Adelmöt 1. Hedwic 1. Heinrich L puer.*
1 N. von St. Lambrecht und Admont.
XV. Kai. April. (18. März).
Hezil m. i. L* Yrmingart de s. Leonardo soror nostra.*
Richiza 1. ob.
XIV. Kai. April. (19. März).
Helias m. i. 1. Hawart pr. et m. i. 1.* Riza 1.*
XIII. Kai. AprU. (20. März).
Prunwart 1. Pernwart pr.
XII. Kai. April. (21. März).
Witigo pr. et m. Sigibold abb.*1 Dietricus 1.
1 Sigibold von Lambach 1104—1116, gest. 20. März (Cronicon
Lambac., p. 6), an welchem ihn N. Lambac. erwähnt, ebenso N. von
St. Lambrecht und Ober-Altaich.
Kalendis Kai. (1. Mai).
Fridricus conu. de peche.* l Chüno 1. Ita. Duringus 1.
Liutpret 1. Rudolf 1.* Pernhard L*
1 Die Pecca? erscheinen 1192, 1203, 1212, 1213 in Urkunden für
Gleink und St. Florian (U. K. B. II, Nr. 300 für Gleink, p. 494, 550 für
St. Florian).
VI. Hon. Kai. (2. Mai).
Dietricus conu. i. 1.* Pruno pr. et m. Heinricus m. de
lambach.* Chönigunt. Perhart 1. Siboto 1.*
V. Hon. Kai. (3. Mai).
Ortolfus subdiac* Gisila l.1 [Oeteeb] 1.? Liupoldus
conu. et m. i. 1.* Elisabeht 1.* Liükart 1.*
1 N. von St Florian.
IV. Hon. Kai. (4. Mai).
Pruninc et Gerunc mi. i. 1.* Dietricus 1.* Eticho 1.
Engilscalch 1.* [pe . . . che], Sigfridus diac. et m. i. 1.* Mae-
thilt L* Chunradus 1. Leutoldus. Imiga 1.
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HL Hon. Kai. (5. Mai).
Hartwicus pr. et m.1 Ödalricus abb. mosniz.8 Rödbertus
1. fr. nr. Enzewib 1. Azila 1. Mathilt 1. Sy[mon] plebanus
Chirichb[erc], Chvnegvnt L*
1 N. von 8t. Lambrecht.
1 N. von 8t. Lambrecht.
IL Hon. Kai. (6. Mai).
Adalpard. Walchönt 1. Yrmingart 1. Hilprant 1.*
Hon. Mai (7. Mai).
Magnus m. medlicensis. Adalbero conu. i. 1. Engilschalc
1.* l Lanzo fr. nr.
1 N. von 8t. Lambrecht
Vm Id. Kai. (8. Mai).
S . . . . o miles de monte sancti. Hadamöt abbat.*1 Yr-
mingardis. Elisabeht.*
1 Hadmut von Obermünster in Regensburg.
Vn. Id. Kai. (9. Mai).
Otwinus pr. Elisabeth.
VL Id. Kai. (10. Mai).
Ödalricus abb. i. 1. p. m.* l Pezelin pr. et m. i. 1.* Regin-
purt 1. Pruninch 1. Guntherus 1. Heinricus chfiperch.*2
Bruno ab. S. pauli.3
1 Ulrich I. (1126—1131) oder Ulrich IL (1132—1147); N. von
St Florian, St. Lambrecht, Baumburg. N. von Melk hat den 9. Mai.
1 Die Chueperch erscheinen urkundlich öfter; Leo 1213 (Hagn,
1. c, Nr. 53), Otto 1263 und 1264 (Hagn, 1. c, Nr. 105 und 107).
3 Bruno von Sponheim, Abt von St. Paul 1117—1140 (Trudbert
Neugart, Historia monasterii ad S. Paulum, Pars II, Series abbatum); nach
Schroll (Carinthia 1876, p. 60) regierte er 1115—1138.
V. Id. Mai. (11. Mai).
Wichardus 1. Sigifridus.
IV. Id. Mal (12. Mai).
Ödalricus.* Heinricus pr.* Dietricus pr. et m. i. 1.*
tigil (?) pr. aribo 1. Chadolt 1.* Maethildis. Gerdrut.
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24
KI. Id. Mal (13. Mai).
Heinricu8 pr. et m.1 Azilinus conu. lambach. Gedrudis.
Adelbert 1. Otto 1. Fridericus 1. Gerolt victor fr. nr. de slvi-
zenberch.*
1 N. von St. Lambrecht
s Offenbar Schlüsselberg; ein Gerold konnte nicht eruiert werden.
IL Id. Mai. (14. Mai).
Perchtold. Willibirt soror nostra sanctimonialis. Wer-
thilt ob. Adelbert pr. et m. Arnoldus sacerd.* Wicilo 1.
Id. Mai. (15. Mai).
Rödolfus. Rapoto sacerd. in garsten.* Sigfridus m. de
s. marie.1 Rudolfus m. i. 1.* Rudolfus 1. ahlieten.*
1 D. i. Lambach.
* Konnte keiner nachgewiesen werden.
XVH. Kai Jun. (16. Mai).
Otto 1. de ahliten.*1
1 Otto erscheint zwischen 1189 und 1292 wiederholt, vielleicht Vater
und Sohn, eventuell Enkel
XVI. Kai. Jun. (17. Mai).
Erchenfridus medelicensis abb. hierosolymipeta.*1 Eigil-
bertus episcopus.*8 Rudolfus. Ernsto pr. et can. s. floriani.
Gerunch 1.
1 Abt Erchenfried von Melk (1121—1163) zog nach Jerusalem
(Ann. Mellic. Script. IX, p. 501).
* Engelbert, Bischof von Passau (1045—1065). Potthast gibt den
23. Mai als Todestag an, die meisten Nekrotomien aber wie St. Emmeram,
St. Bnperti, Domstift Salzburg erwähnen ihn zu diesem Tage. Engelbert,
in dessen Zeit die vollkommene Abhängigkeit Kremsmünsters von Passau
fällt, lies« sich von Kaiser Heinrich III. dessen Besitz bestätigen (M. B.
XXIX, p. 109). Siehe auch die notitia von 1093 bei Hagn, 1. c, Nr. 24.
XV. Kai. Jun. (18. Mai).
Lambertus pr. et m. glunich. Diepoldcomes.*1
Odalricus 1.
1 Vielleicht Diepold (Deppoldus) comes de hohenburch (Hagn, 1. c,
Nr. 57).
XIV. Kai. Jun. (19. Mai).
Azilinus m. i. 1.* Enzo conu. et m. i. 1.* Maethilt 1.
Hildegardis p. m. 1.*
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Xm. Kai. Jon. (20. Mai).
Heinricu8.*
XHXal. Jun. (21. Mai).
Heinricas imperator.*1 Perta 1.* Perta p. m. Gönshilt
s. Petri. Fris ....
1 Heinrich V. (1106— 1125), gest. 23. Mai (Boehmer, Regesten von
911-1313, p. 107). Die Nekrologien schwanken zwischen 21., 22. und 23. Mai ;
nur Bamberg (Boehmer, Fontes rer. Germ. IV, p. 505) und Speier (1. c,
p. 321) haben den 23., letzteres den falschen Zusatz 1124. Heinrich IV.
stellte dem Kloster die ihm entzogenen Güter im Traungau wieder zurück;
deshalb mag wohl der Sohn ins N. aufgenommen worden sein, umso-
mehr, da er ja selbst in der hierüber ausgestellten Urkunde erscheint
(Hagn, 1. c, Nr. 26).
Necrologium II.
Kai. Jan. (1. Jänner)/ — A. Circumcisio Domini.
Hartmannus abb.1 — viricus pbr. et m. in chirchperg. —
Andreas m. infer. alt. — Isingrimus pbr. et m. — Gischar-
dus subd. et m. i. 1. Gisila. — Walchunus. Einwicus. vl-
schalcus. Herbordus. Heinricus scolares. — ... oldus.
Hardhungus.
* Oben die Aufschrift: Hie über est ecclesie s. Agapiti monasterii
in Chremsmynsterii (Hand C?).
1 Wahrscheinlich der erste Propst von St. Florian. N. von St. Florian,
Lambach, Dissen.
IV. Hon. Jan. (2. Jänner). — B. Octava S. Stephani.
Gerhardus pbr. et m. i. 1. pie memorie. — Lambertus
pbr. Gerbertus diac. et m. — Ibidem hatwig dieta Buer-
sinn. — Leutoldus 1. de walde.1 Pilgrimus. Wern-
herus. — Anna dieta muchtnaharinn ml. s. viti in prfil prope
Ratisponem. Ibid. margareta ml. — Otto m. in chodwico. —
Chunegundis. Chris tina. Gerdrudis.
1 Erscheinen öfter im U. K. B.
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HL Von. Jan (3. Jänner). — C Octava S. Johannis.
Johannes cono. in newnburga. — Eigilherus pbr. et
m. Ortolfus pbr. et m. — $ymon pbr. pleb. in welsa. —
heinricus pbr. et m. de s. Petro sahzporge. Wolvotus. Al-
tolfas m, i. L — Sigmaras. Gantherus conuL i. 1. Hein-
ricas. Hilprandas. Heinricas. Chanradas. — Fr. nico-
laas de nideralta. — Alhaidis.
IL Von. Jan. (4. Jänner). — D. Octava S. Innocentiam.
vdalricas abb. de alt inf.1 — Weichardus pbr. et m.
i. L dictus mezzenpekch.* — Trastilo. — Caspar pbr. et m.
in formpach. — Ekkart victor. heinricus. Chalhochas.
Ermpert
1 1173—1179 (M. B. XI, 10) N. von Admont zum 31. Dec.
* Siebe ▼. Starkenfels IV, 203. Die in unserem N. sowie in dem
ron Traankircben vorkommenden Mitglieder gehören einer Seitenlinie an,
die ihren Sitz in Mössenbach am Bache gleichen Namens bei Vorchdorf
hatte.
Von. Jan. (5. Jänner). — E. Vigilia Epiphanie.
Nycolaus pbr. et m. in paewrn.1 — Baldricas. Will-
rammus abbates.' — Wolfhardus pbr. et m. de medlico.
Johannes pbr. et m. ibid. — Chanradas pie. — Heinricas
celdidarius Scolaris.3 — Wolfkeras cona. i. 1. — Johannes
pbr. et m. in tegrensee. — otacher. Porn. heinricas.
Wirinto. — Achacias sabd. in mänsee. — Sophia. Had-
lagis. Perchta. Alhaidis chlingelprunnerinne.4 Sophia.
1 Michelbeuern.
* Baldricns, Abt von St Peter 1127—1145. Die meisten Nekrolog ien
wie von St. Peter, St Rupert, Seon, Lambach haben den 4. Jänner. Der
berühmte Abt Willeram von Ebersberg 1048—1058. Vgl. Dr. Wilhelm
Scherer, S. B. 53, 197 ff. N. von Ebersberg, Domstift Salzburg, St Rupert,
Lambach, Seon.
* Das Out Cidalarin, Zeidelheim bei Weissen berg (Neuhofen a. <L
Krem«) gehörte schon 888 dem Stifte (Hagn, p. 16).
4 Gut bei Heiligenkreuz bei Kremsmünster (Hagn, Nr. 80, 81).
VIII. Id. Jan. (6. Jänner). — F. Epiphania Domini.
Waltheras miles de tann.1 — Chunrados abb. in
Hcheyrn.* Hago prior ib. — Chanradus pbr. et m. i. 1.
Tagino pbr. et m. Odalricas sac. — Gedrudis folchen-
»torferin abbat, in traunchirchen pie.3 — Pernoldus. fride-
ricu» mi. i. 1. — Jo[hannes a]b. Lambac.4 Petras prior
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ibid. — Haimo conu. i. 1. Geruuirgis conu. Dietricus.
Gedrudis. Diemudis. Helka.
1 Zweig des Salzburger Ministerialengeschlechtes mit dem Sitze in
Stadelkirchen bei Steyr. Vgl. U. K. B. IV, Nr. 219, 290.
1 Conrad IV. res. 1413, Conrad V. gest. 1421, Conrad VI. abgesetzt
1436 (M. B. X, p. 379).
1 Gertrud m. Volkenstorf 1280— 1298 (G. Friess, Archiv 82, p. 244).
N. von Traunkirchen hat den 4. Jänner.
4 Johann I. 1330 bis circa 1345 oder Johann II. 1361 bis circa 1367.
VIL Id. Jan. (7. Jänner). — G. Valentini episcopi et conf.
Chunegundis.1 — Erminoldus abb.2 — Heinricus conu.
et m. de alt. inf. — Trfinto pbr. — Ernestinus pbr. et m.
i. 1. pleban. — hainricus pbr. et m. in tegernsee. — Mar-
quardus. Rudmarus. Wolkangus. Wolkerus. Alhai-
dis. Perchta.
1 Kunegunde Kirchberger, Aebtissin von Traunkirchen 1305 bis
1326? (G. Friess, Archiv 83, p. 64). N. von Traunkirchen.
1 Erminold, erster Abt von Prüfling 1114—1121 (Oefele, Script, rer.
Boic. II, p. 332). Nach Braumüller (Studien und Mittheilungen III, 1,
133) regierte er 1117—1121.
TL Id. Jan. (8. Jänner). — A. Severini conf.
Heinricus pbr. et m. i. 1. pfichricher. — Isingrimus.
vdalricus pbri. et mi. i. 1. — Elizabeth habet anniversarium
pro domo* am herant.1 — Pernhardusm. — Heinricus conu.
i. 1. — Helmfridus. Albertus. — Johannes pbr. et m. in
tegrensee. — Wernhardus pbr. et m. de aschperg.2 — Diet-
ricus pbr. et m. de seydensteten. heinricus pbr. et m. ibid. —
Ekkardus Scolaris i. 1. — Gedrudis de loch.3 — Martinus
pbr. et m. in meten. — Heinricus. Gerhardus. Rudber-
tus. — Comune officium pro defunctis. bursarius servit.
* Ms. doma.
1 Herant, Lehen des Stiftes in Keniaten (Hagn, Nr. 333).
* Unbedeutendes Geschlecht, an dessen Sitz noch heute der Asch-
bergmairhof erinnert Längere Zeit besassen sie auch Schloss Mühlgrub
(Grueb) bei Hall. Sie zählen zu den Wohlthätern und erscheinen zwischen
circa 1200 und 1300 wiederholt in unseren Urkunden (Hagn, Nr. 49).
8 Vgl. v. Starkenfels IV, p. 188 und Studien und Mittheilungen U,
1, p. 239, Anm. 1.
V. Id. Jan. (9. Jänner). — B.
Christannus pbr. et m. in balthausen. — Sebastianus pbr.
et m. in tegrensee. — Perngerus pbr. et m. — Obiit Hart-
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nidus abb. mon. admont.1 — Heinricus sacerd. Ditmarus
conu. i. 1. Dietrolfus m. Albertus comes.9 viridis.
Sighardus. Richza. Tüta.
1 Hartnid Gleusser 1391—1411 (Wichner III, p. 101). N. von Ad-
mont hat den 18. Jänner.
1 Wahrscheinlich Albert L, Graf von Fingen und Bebgan, Vater
Alberto nnd Gebhards. Er war ein grosser Wohlth&ter des Stiftes (Hagn,
Nr. 33). Leider hat N. von Altenburg, das wichtige Aufschlüsse Aber
dieses Geschlecht gibt, ihn nicht verzeichnet N. von Traunkirchen hat
einen Albertus comes zum 6. Janner, das von Lambach einen nun 10.
Jedenfalls ist dieser Albertus vor 1160 gestorben, da ihn nach der eben
citierten Urkunde Abt Albert von Kremsmünster, der nach den Überein-
stimmenden Quellen von 1146/47—1160 das Stift leitete, Überlebte (Hist
Cremif. Script. XXV, p. 632; Contin. Cremif. Script IX, p. 645; Auct Cremif.
Script. IX, p. 664; Bernhardns Script XXV, p. 671). Vgl. Wendrinsky,
Die Grafen von Rebegau-Pingen.
IV. IcL Jan. (10. Jänner). — C. Pauli primi heremite.
Johannes pbr. et m. de saxonia. — Reinbertus sac. —
vitus weytt pbr. et m. mon. S. Petri saltzp. — Maicilo. hil-
prandus. dietricus conui. i.l. — Kylianus subd. in Tegren-
see. — Wolfgangus pbr. et can. de newnburga. Nycolaus ib.
— Hiltraut ml. Maganus. Chunradus. viluuirgis.
chunegundis.
HL Id. Jan. (11. Jänner). — D.
Commemoratio omnium episcoporum et abbatum
ordinis nostri.
Cholomannus pbr. et m. in glunich.1 — Wolfpertus pbr.
et m. — Andreas pbr. et m. in alt. inf. — heinricus prepo-
situs* i. 1. uxor sua Margareta. — Gebhardus. vlricus.
heinricus. — Sighardus pbr. et can. de s. floriano. — Hil-
kardis. methildis.
1 Gleink bei Steyr.
1 Wie das nachfolgende Margareta uxor zeigt, ist nicht ein prae-
positus maior, Stellvertreter des Abtes, su verstehen, der im 13. Jahr-
hundert nur noch in wenigen BenedictinerklOstern nachweisbar ist, sondern
ein praepositus minor, der, meist dem Laienstande angehörend, als Ver-
walter eines vom Stifte entfernten Gutes fungierte. Vgl. Braumüller,
Propst, Decan und Prior in ihren gegenseitigen Verhältnissen in Studien
und Mittheilungen IV, 1, p. 231 ff.
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H Id. Jan. (12. Jänner). — E.
Giselhardus pbr. et m. i. 1. — fr. vlricus conu. in paum-
gartenperg. — Tiemo pbr. et m. . . . • Eppo m. i. 1. —
vlricus subd. in tegrensee. — Walchunus conu. i. 1. Hain-
ricus pbr. et m. in paewrn. — vlricus. ditmarus. Rudol-
fus Marquardus. Chunegundis de sippach.1 Richza.
* Unleserlich.
1 Unbedeutendes Geschlecht, an dessen Sitz der Sippachmairhof,
Pfarre Sippachzell, erinnert; erscheinen schon 1137 urkundlich (U. K. B.
IL Nr. 121).
Id. Jan. (13. Jänner). — F. Octava epiphanie.
Georius abb. admont.1 — Ortolfus. Ymo pbri. et mi.
Wernhardus. Wolfhardus mi. i. 1. hainricus subd. i. 1.
— Wernhardus pbr. de petenpach. — heinricus. vlricus
de tfidech.8 hainricus. — Johannes pbr. et can. de s. flo-
riano. — Hedwigis de oztorf.8 Liukard.
1 Georg Lueger 1411—1427 (Wichner III, p. 148), denselben Tag
hat N. von Admont, daher Wichner 1. c. zu corrigieren. Abt Lueger
wurde von Kremsmünster postuliert.
* Tuedech, heute Dietach bei Gleink, erscheint schon in der Stifts-
urkunde; das Rittergeschlecht von Tuedech findet sich wiederholt in
unseren Urkunden, ein Ulrich 1260, April 24 (Hagn, Nr. 101).
' Der Stammsitz dieses Geschlechtes war bei Wels; einen Besitz
gleichen Namens hatten sie auch bei Kremsmünster. Im 15. Jahrhundert
ist Ottstorf an der Traun Lehen des Stiftes, das die Herren von Wallsee
innehaben, wie es im Codex Frideric. A, fol. 94, heisst: ,Item der Jorig
von Wallsee hat zu lehen den sitz zu Otzstorff zenechst der Trawn vnd
daz new purkstall zu Almekh.' In unseren Urkunden erscheinen sie
wiederholt; auch zwei Aebte Christian 1346—1849 und Ernest 1349 bis
1360, ein ceUeraiius Ernestus und ein judex Ernestus, gehörten diesem
Geschlechte an.
XVHL Kai. Febr. (14. Jänner). — G. Felicis presbyteri.
Perichtoldus abb. i. I.1 — Johannes pleban. in peten-
pach dictus landawer. — heinricus pbr. et m. — Johannes
dictus chersperger.* — Dietmarus. Hainricus pbri. et cani. de
8. ypolito. Brigita ml. ib. Johannes pbr. et m. in admunda.
Elizabeth ml. ib. — Otto. porn. — Nycolaus dictus venkh
abb. in Gersten. Johannes decanus dictus asperger can. de
8. floriano.
1 Die genaue Fixierung der Geschichte dieses Abtes begegnete von
jeher grossen Schwierigkeiten, denn unsere Quellen wissen mit ihm nicht
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viel anzufangen. Das N. ist für uns die älteste Quelle. Aus ihr können
wir so viel entnehmen, dass Berthold gewiss den Titel Abt geführt hat
und am 14. Jänner gestorben ist. Diese Thatsache wird auch beglaubigt
durch das alte N. von Lambach, das zum selben Tage hat: Bezelinns.
Perchtoldus abbates. Dass Berthold 1093 nicht mehr Abt war, scheint
aus Hagn Nr. 24 hervorzugehen.
1 Ueber die Cheraberger, Bürger der Stadt Steyr, siehe Hagn,
Nr. 229, 296, 301, 302.
• Nicolaus Venk 1366—1398 (Studien und Mittheilungen II, 1,
p. 21 und 235 ff.). N. von Admont, St. Lambrecht.
XVIII. Kai. Febr. (15. Jänner). — A. Mauri abbatis.
Otilia uxor celerarii dicta De werbanging p. m.1 — Chun-
radus 1. de aschperg.2 Engelbertus. albanus. Chun-
radus. — Johannes dictus ehersperg. — üiemudis. Eli-
zabeth.
1 Teurwang an der Alm erscheint unter dem Namen Turdina
schon 992/93 (Hagn, Nr. 18), die Glieder des gleichnamigen Ritter-
geschlechtes seit 1351, März 12.
1 Dazu eine Nota von der Hand Bernhards: Seruicium l1/, tal.
dedit et curias duas de Rotenpaumgarten, abbas debet servire. Hier ist
ohne Zweifel jener Conrad gemeint, dem 1264, Mai 26, gegen Verschrei-
bung zweier Höfe eine lebenslängliche Pfründe, geistige Bruderschaft und
ein ewiger Jahrtag gesichert wird (Hagn, Nr. 107).
XVII. Kai. Febr. (16. Jänner). — B. Marcelli Papae.
Chunradus abb.1 Reinboto pbr. et m. Chunradus
conu. et m. i. 1. Otto, pernoldus. Chunradus. alhaidis.
Gisila. Chunegundis.
1 Conrad II. von Mondsee 1127—1146; er wurde zu Oberwang von
den Pfullingern erschlagen (O. Schmied in Studien und Mittheilungen III,
2, p. 286).
XVI. Kai. Jan. (17. Jänner). — C. Antonii abbatis.
Symon pbr. et m. in valle dei. — heinricus pbr. et m.
i. 1. — andreas pbr. et m. althe inf. obiit. — Georgius abb. in
tegrensee.1 — Alramus sac. haibanus conu. i. 1. — öe-
drudis.
1 Georg Tyrndl 1418—1423. N. von Tegernsee hat denselben Tag.
XV. Kai. Febr. (18. Jänner). — D. Prisce virginis et martyris.
Liebgerus pbr. et m. de geraten. — Otilo dux babarie.1
— Ortolfus pbr. et m. in vornpach. — Johannes dictus trecht
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de s. ypolito pbr. et can. — Anzo m. vlschalcus conu. i. 1.
Ortuuingus. — hilkardis 1. de aschpach. — Gisila.
1 Vater Tassilos II., des Gründers unseres Klosters, gestorben zwi-
schen 23. Joli und 13. December (Riezler I, p. 83).
XIV. Kai. Febr. (19. Jänner). — E.
Wenzeslaus pbr. et m. in geraten. — Ratmundus abb.1
Perichtoldus pbr. et m. i. 1. — Maganus. Gotfridus pbri.
et mi. alt. super. — Item obiit fr. petrus abb. in chodwico.2
fr. vlricus prior ib. fr. michahel m. ib. Scolastica. wilbirgis.
dorothea professe et mies. ibid.
1 Ratmund von Niederaltaich 1026—1049.
8 Petrus H. 1402—1431.
XHI. Kai. Febr. (20. Jänner). — F. Fabiani et Sebastiani.
leonhardus abb. in weyhensteten.1 — Pernherus conu.
in prtifing. — Wolfhardus pbr. et m. i. 1. — Chunigunt
uxor Johannes lerbelarii militisJ — Heinricus pbr. et m. de
glunich hagwer. — Obiit Christannus dictus Rott pbr. et m. i. 1.
— Chunigunt ml. in admund. — Alchisus. Ekkericus conui.
i. 1. — Albero. Alhaidis abbat.3
1 LeonhardIV. von Weihenstephan 1380—1415 (M. B. IX, p. 349).
3 Die Lebuler, Lehrbuler, Lerwöller, Lerbücbler erscheinen urkund-
lich schon 1270, Juli 28. Ihr Sitz dürfte in Lerbulhub in Pfarrkirchen
gewesen sein, der im 15. Jahrhundert in den Besitz der Mülwanger über-
ging (Codex Frideric. A, fol. 88 b). Ein Johann Lebuler kam durch Kauf
auf kurze Zeit in den Besitz des Schlosses Achleiten, das aber mit seiner
Tochter "Wendelmut 1377 an die Sinzendorfer übergieng.
8 N. von Traunkirchen erwähnt eine zum 4. Juni.
XII. XaL Febr. (21. Jänner). — G. Agnetis virginis et martyris.
Heinricus pbr. et m. i. 1. hallerius. — Chunradus
pbr. — Heinricus pbr. et m. alt. inf. — Sifridus Scolaris. —
Diemaudis abbat.1 — Ortwinus pbr. et m. alt. inf. — Wolf-
kangus. Fridericus. — Thomas pbr. et m. i. 1. pleban.
in chirichperg p. m. XXXn annorum. — Richardis. Ge-
drudis. Diemudis.' Truta. Jevta.
1 Von Traunkirchen 1180 bis circa 1200 (G. Friess, Archiv 82,
1, p. 281).
XL Kai. Febr. (22. Jänner). — A. Vincentii martyris.
Johannes pbr. et m. in glewch/ — Fridricus dyac. i.l.
et m. — Poppo. Otto. — Heinricus fr. nr. de eggdorf.1
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— Petrus. Philippus pbri. et mi. in admund. — Christina.
Elyzabeth. Jevta.
* Gleink.
1 Ein kleiner Ritteraitz. Ein Heinrich erscheint 1260 (Hagn, Nr. 62)
und 1292 (1. c, Nr. 132).
X. Kai. Pete. (23. Jänner). — B.
Ruppertus pbr. et m. de ozzia. — vlricus prior in reychen-
bach. — Fridericus pbr. et m. Sifridus. Leo Scolaris.
— Johannes pbr. et m. in secovia. — Levtoldus.1 Methil-
dis. Benedicta.
1 Vielleicht Leutold Graf von Plaien-Hardegg, den die Nekrologen an
diesem Tage erwähnen; nach Wendrinsky (Blätter des Vereines für Landes-
kunde von Niederösterreich, N. F. XIII, p. 300 ff.) wäre dies Liutold I.,
Sohn Werigands, gest 1164, Grossvater Liutold III., dessen Bruder Hein-
rich Abt von Kremsmünster war (1230 — 1247).
Villi. Kai. Febr. (24. Jänner). — C. Timothei apostoli.
Wolfgangus pbr. et can. de newburga. — Grimo m. i. 1.
— fridericus pbr. et can. de newburga. — Arnoldus. Ger-
wottus conui. et mi. i. 1. — Stephanus pbr. et m. de melico.
— Rudolfus de lauterbach.1 Hertwicus. Hainricus.
Methildis.
1 Edelsitz Lauterbach bei Kirchdorf. Vgl. Hagn, Nr. 83.
VIEL Kai. Pete. (25. Jänner). — D. Conversio s. Pauli.
Poppo abb. de alt. inf.1 — Chunradus Schuchendorffer
pbr. et m. ad 8. petrum salczpurge. — Reinhardus pbr. et
m. i. 1. — Cholomannus pbr. et m. seyttensteten. — Walchu-
nus m. — Hainricus conu.de alt. — Arnoldus. Rudolfus.
— Wolfhardus. — Gedrudis.
1 1282—1289 (M. B. XI, p. 10).
VH. Kai. Pete. (26. Jänner). — E.
Philippus pbr. et m. i. 1. — Jacobus conu. de paumgarten-
perg. — Siboto. Sypoto conui. i. 1. Leopoldus. $zi-
mannus. vlricus. — Martinus pbr. et m. in geraten. —
Levcardis. Ortolfus pbr. et Johannes subd. fridericus diac.
professi in fornpach.
TL Kai. Pete. (27. Jänner). — F.
Gerhardus abb. i. I.1 p. m. Chahochus abb.* Chri-
stannus abb. Reinhardus. Otacherus pbri. — Heinricus
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pbr. et m. cellerarius.4 — Hainricus. Fridericus. fride-
ricus. alramu8. Rudolfus. — Pernoldus pbr. et m. 3. georii
in prvfning. — Martinus pbr. et can. de 8. floriano. — Anna
Trientnärrin ml. saltzpurge.
1 1040—1060 (M. G. Script. IX, p. 563; XXV, p. 630).
1 Abt von Göttweih 1126 — 1127 (A. Dungl, Topographie von Nieder-
österreich m, Heft 8). N. von Lambach, St. Florian, St. Peter.
3 Christian von Lambach 1291 — 1302.
4 ,Her Wemhart der prior vnd her Heinrich der chelnaer* er-
scheinen 1318 (Hagn, Nr. 180).
V. Kai. Febr. (28. Jänner). — G. Octava s. agnetis.
viricus pbr. et m. Gesilbertua. — petrus et Sifridus
pbrl et mi. in pavmgartenperg. — Johannes diac. et m. de
lambaco. — Karolus imperator.1 — viricus. quattuor pbri.
in paumgartenperg. — Katherina ml. in pruel. — Gepa.
Alhaidis. — Nicolaus prior in Glewkch. — vincencius vica-
rins in vischenham. — Stephanus abb. in seytensteten.2
1 Vita Einhardi (Script. II, p. 649), Ann. Lauriss. etc. und die meisten
Nekrologien haben diesen Tag. Karl der Grosse war ein grosser Wohl-
tbäter Kremsmünsters, indem er 791, Jänner 3, zu Worms die Stiftung
Tassilo II. bestätigte (Hagn, Nr. 2, wo aber nach Mahlbacher, Reg. I,
Nr. 302, Incarnationsjahr und Indiction interpoliert sind). Die zweite
Urkunde Karls für Kremsmünster (Hagn, Nr. 3), die schon Boehmer (Reg.
Carol., Nr. 134) verdächtig fand, gehört zu den berüchtigten Fälschungen
Pilgrims von Passau, die er sich zwischen 971 und 977 von einem Kanz-
leischreiber Otto IL (W. C) anfertigen lieas (Mühlbacher, 1. c, Nr. 290;
Sickel, Mittheilungen des Institutes für österr. Gesch. I, p. 241 ; Uhlirz,
ebenda HI, p. 177 ff.).
* 1419—1422.
Uli. Kai. Febr. (29. Jänner). — A. valerii episcopi.
fr. andreas pbr. et m. alt. inf. Engilbertus pbr. et m.
— Sighardus pbr. et m. de admund. — Artolf pbr. et m. de
s. lamberto dictus genstaig. — Hoholdus. Wernherus.
Hainricus. Ortolfus. Chunradus. — viricus conu. i. 1.
— bursarius servit. Commune officium pro defimctis.
UL Kai. Febr. (30. Jänner). — B.
Rudmarus pbr. i. 1. Hisingrimus m. i. 1. Hainricus
pbr. — Paulus. hainricus. Leopoldus. Rupertus.
Ragerus. — Anna ml. in chodwico. — Elizabet. Brigida.
Archir. LXXXIV. Bd. I. H41fte. 3
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IL Kai. Febr. (31. Jänner). — C.
Chunradus abb. de s. petro salzpurge.1 Rudolfiis prior de
s. petro. flricns custos. Otto pbri. et mi. salczpurge. — Jo-
hannes de train pbr. et m. admund. — Hermannus conu. et
m. dictus gerlinger i. 1. p. m. — hilprandus m. i. 1. — Jo-
hannes scriptor i. 1. scolar. — Menutus? Ernestus. Al-
ramus. Chunradus. 0 Dominus Stephanus abb. i. 1. pie recor-
dacionis 1404. — Pertha. Chungundis.
1 Conrad IL 1314—1346.
1 Abt Stephan leitete das Stift 1399—1405.
Kai. Febr. (1. Februar). — D. brigide virginis.
hainricus abb.1 — vlricus pbr. et m. in paewrn. —
Herwardus conu. i. 1. Helka abbat.* — Chunradus. —
Wolfgangus dictus grill, mon. Mellicensis. — Jevta,
1 Heinrich ans dem Geschlechte der Grafen Andechs-Plassenburg
wurde von Admont als Abt nach Milstatt postuliert (J. Wichner I, p. 180).
* Die Aebtissin Helka von Traunkirchen lebte im 11. Jahrhundert
(G. Friess, Archiv 82, p. 64). N. von Traunkirchen hat den 26. Jänner.
TTTT. Hon. Pebr. (2. Februar). — E. Pvrificatio S. Marie.
wysinto pbr. et m. i. 1. p. m.1 — Starchanus m. Syglo-
chus 1. Wernherus. hanricus. Wolframus. Rudolfus.
herandus. hazaga. pertha. Brigida.
1 Vielleicht der als selig verehrte Wisinto (Script XXV, p. 670),
der aber auch am 2. December eingetragen ist.
HI. Von. Febr. (3. Februar). — F. blasii episcopi et martyris.
Martinus pbr. i. 1. — Wernhardus custos i. 1. pbr. et m.1
— Rudolfus. Martinus pbri. et mi. — Georius pbr. et
can. de s. floriano. — heinricus pbr. et m. de 8. lamberto. —
Bezilinus dyac. et m. — Merbottus. Rudolfus. Hein-
ricus. Sophia. Levcardis. pertha. — deytricus dictus
paeuzzel.'
1 Dieser Custos Bernhardus ist, wie ich glaube, der vielgenannte
Bernhardus Noricus und mit jenem identisch, der 1318, December 21,
als ,her Wernhart der prior* urkundlich vorkommt (Hagn, Nr. 180). Dass
dieser Custos und der eben erwähnte Prior ein und dieselbe Person sind ,
glaube ich aus folgenden Gründen annehmen zu müssen: Im ganzen Ne-
krolog kommt kein Prior Bernhardus vor; anderseits aber ist es kaum
glaublich, dass man diese Person einzutragen versäumt hätte, um so we-
niger, da um diese Zeit die Eintragungen der Mitglieder des Kloster»
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genau sind und die Vorgänger und Nachfolger dieses Priors Bernhardus,
soweit sich die Sache verfolgen lässt, thatsftchlich im Todtenbuche er-
scheinen. Den Schlüssel zu diesem Räthsel liefert uns die Thatsache,
dass das Amt des Custos und Priors nicht selten in einer Hand vereinigt
waren, wie es ja beim unmittelbaren Vorgänger Bernhards, Hartwig von
SchlOsselberg, das N. ausdrücklich bezeugt; zum 11. November: Hartwicus
pbr. et m. prior et custos i. 1. Der Schreiber unterliess es daher, das
Wort prior hinzuzufügen. Dass aber dieser Bernhardus keine andere Per-
son sei als Bernhardus Noricus, der unsere Quellen geschrieben habe,
bedarf einer eingehenderen Behandlung, die ich anderwärts versuchen werde.
1 Vgl. Hagn, Nr. 190. Noch im 15. Jahrhundert waren sie Lehens-
leute des Stiftes (Codex Frideric. A, fol. 95 b).
IL Ion. Febr. (4. Februar). — G.
vlricus pbr. et m. i. 1. cainerarius noster pleban.
de chirichperg. vlricus pbr. et m. i. 1. camerarius. Got-
fridus pbr. et m. — Hainricus pbr. et m. in valle dei. —
Adalbertus dyac. et m. i. 1. — Petrus. Ruegerus. vlricus
pbri. et mi. in meten. — Chonradus prior pbr. et m. in ad-
mund. — Otto. Albanus. Walchunus. Elizabeth.
Ion. Febr. (5. Februar). — A.
Heinricus abb.1 Hanricus. ekkardus. — Haein-
ricus 6ultzpech.s — Hainricus dyac. et m. i. 1. — Doro-
thea abb. in Trawnkirchen.8 — Sighardus. Ernestus. an-
dreas. — Oisila. Hilcardis.
1 Vielleicht ein Versehen des Schreibers für Helmbertus, den die
meisten Nekrologien am 6. oder 7. anfahren, Abt von Lambach 1124 — 1128.
* Der Sulzbach kommt schon in der Stiftungsurkunde vor: ,tra-
dimus quoque et salinam que ad sulsibach est et tres homines ibi habi-
tantes salem coquentes' (Hagn, Nr. 1). Die milites de sulzpech, auch
sulzpach, kommen in unseren Urkunden, sowie in denen von Garsten und
Spital am Pyrn wiederholt vor.
* Erscheint urkundlich 1405 und dürfte bis 1420 gelebt haben
(G. Friese, Archiv 82, p. 244).
NB. Am rechten Rande dieser Seite steht von oben nach unten in
sehr kleiner Schrift: Commemoratio fraternitatis de affligemo. Post pvri-
ficationem beate virginis prima feria vacante pro defunctis animabus fra-
ternitatis quod ipsi similiter singulis annis affligemo. Afflighem ist ein
erst vor Kurzem wieder resuscitiertes Benedictinerkloster in Belgien.
VIEL Id. Febr. (6. Februar). — B. Dorothee virginis.
Wernhardus miles Gneuss.1 — Michahel puchel magister
artium can. et pbr. in newnburga. — Hagano. Reginwardus
8*
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mi. i. 1. — Eigil. conu. i. 1. — Dietmarus. Chunradus.
chunegundis. — Anna hoferin ml. ratisponensis.
1 Das Stammhaus der Gneuss ist Gneussenau bei Kleinzeil im Mühl-
viertel; sie erscheinen Öfter in den Urkunden von St Florian, Krems-
münster, Meten, Wilhering. Vgl. v. Starkenfels IV, p. 68.
VII. Id. febr. (7. Februar). — C.
Commemoratio fratrum affligeniensium.
Helmwicus pbr. et m. in Chetwico. — Azicho conu. —
Hertwicus haunspergarius pbr. et m. i. 1. p. ra.1 — Ditmarus.
hanricus. Pernoldus. Ditricus. Wilwirgis. Mabilka.
chunegundis. Pertha.
1 Ein Zweig des berühmten altbairischen Geschlechtes der Hanns-
berger, das seinen Stammsitz am Haunsberge bei Michelbeuera hatte,
siedelte sich in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in Oberösterreich
an, wo sie an der Krems und in Ried Besitzungen hatten (v. Starkenfels
IV, p. 108). Ihr Sitz bei Kremsmünster hat sich noch bis heute in dem
Haunsbergmairhof erhalten. Urkundlich kommt nur Hertnid in unseren
Urkunden vor, der Landrichter ob der Enns (Hagn, Nr. 198). Im 15. Jahr-
hundert waren sie Lehensleute von Kremsmünster (Codex Frideric. A,
fol. 94 b); im Urbar vom Jahre 1467 erscheint aber der Sitz zu Hauns-
berg bereits als Eigenthum Lienhart vetzingers (Urbar von 1467, fol. 140 b
im Stiftsarchiv).
VI. Id. Febr. (8. Februar). — D.
Johannes pbr. et m. i. 1. — Sifridus. hesso m. i. 1. —
0 Dominus vlricus dictus Munepeck abb. in Scheirn.1 — Ozehe.
Rüdgerus. Albero. witigo. hanricus. — Hermannus de
s. cruce pbr. et m. — Offemia. Alhaidis. GHsila.
1 1376—1400 (M. B. X, p. 879).
V. Idus. Febr. (9. Februar). — E.
Johannes conu. n. c' Geroldus pbr. et m. Herwicus.
Pitrolfus conui. et mi. i. 1. Isingrimus. Wizil. Gerwi-
cus. Wernherus.
» Rubra.
IUI. Id. Febr. (10. Februar). — F. Scolastice virginis.
Ludwicus abb.1 — Albertus abb. in prtifling2 nee non
et alii fratres. — Reintwicus. Gebhardus. Albertus. —
Ortolfus pbr. et m. de altenburga. — Stephanus Scolaris. —
Johannes pbr. et m. de alta sup. — petronella. Richkardis
Gerdrudis. Chunegundis. pertha. — Maynzo sartor i. 1
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37
1 Ludwig, Abt von Aidenbach, starb 1216 (M. B. V, p. 296).
* Albert II. Frickenhofer starb am 11. Februar- 1365 (Studien und
Mittheilungen III, 1, p. 134).
HL Id. Febr. (11. Februar). — G.
Fridericus abb. dictus Rizendorfer i. 1. m. p. 1346.1 —
Geroldus pbr. et m. — Hanricus praep. i. 1. Scolaris. —
Elizabeth de chersperch 0 — Chunradusl.
1 Regierte von 1325—1346; N. von St Polten. Hartenschneider
gibt den 1. Februar an (S. 69).
IL Id. Febr. (12, Februar). — A.
Athacarus pbr. et m. i. 1. dictus Sulczpechk. — Petrus.
Otto pbri. et cani. in Sekkovia. — Gundachrus 1. — Al-
haidis. heilwich. Chunegundis. Haziga 1.
Id. Febr. (13. Februar). — B.
Gerhardus. Rupertus. Pernoldus mi. i. 1. — Jo-
hannes abb. in Reychenbach.1 Jeremias pbr.^et m. ib. — Ru-
dolfus. alhaidis.
1 Johann I. Strolnfelser 1394—1417 (M. B. XXVII, p. 6).
XVL Kai. Mark (14. Februar). — C. Valentini martyris.
Wilhalmus abb. admont.01 — Wilhelmus lagminger acol.
de s. petro salczpurge. — Ditricus. Gebhardus. vlricus.
walchunus Johannes. Fridricus Scolaris. — Nicolaus pbr.
et m. in seytensteten. — Erhardus Frawnberger pbr. et can.
ad s. ypolitum. — Wilbirgis. Elizabeth.
° Folgen noch verschiedene Namen. Siehe p. 18.
1 Wilhelm von Reissberg 1384—1391 (Wichner m, p. 89).
XV. Kai. M art. (15. Februar). — D.
Johannes naigstaich abb. lambac.1 — Sifridus pbr. et m.
de aheim. — Albertus pbr. et m. i. 1. — Duringus pbr. et
m. Eppo pbr. et m. Chunradus subd. et m. Ghunra-
dus. Christina.
1 Johann II. 1361-1367.
Xim. Kai. Marl (16. Februar). — C. Juliane virginis.
Matheus pleichol 1. familiaris noster. Sofia uxor sua.1 —
Johannes abb. de s. Lamberto.2 — Jacobus pbr. et m. de alt.
inf. — Dorothea virgo dicta Rötlin. — Engilschalcus. Ger-
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hardus conui. et mi. — 0 Cecilia dicta Lemprunn ml. monasterii
beate Marie virginis superioris Ratispon. — Ekkardus. Alber-
tus. Richardis. Engilhildis. Mergardis. Alaheidis.8
1 Dazn die nota: dedit nobifl domom et ortum sab precipicio.
* Johann IL 8chachner 1466—1478.
* Vielleicht Adelheid von Volkenstorf, die am 1220 vorkommt und
im N. von Admont an diesem Tage erwähnt wird.
HE Kai Hart (17. Februar). — F.
Chunradus abb.1 Pabo abb.* — Godehardus pbr. et m.
de alt. inf. fr. nr. — flschalcus. Otachrus. Rudegerus
subd. et m. i. 1. Ditmarus 1. Jevta.
1 Abt Conrad von Gleink 1264 bis circa 2277 (Pritz, p. 171). N.
von Lambach erwähnt ihn zam 16. Februar.
* Pabo, Abt von St. Emmeram, urkundlich 1166 (M.B. XXIX, p.329).
XIL Kai. Hart (18. Februar). — G.
Lewtoldus praep. S. ypoliti.1 — Johannes, albertus pbri.
et mi. in geraten.0 — Wolframus. Levbmannus conui. i.l.
— 0 Heinricus pbr. et m. in geraten. — Johannes dictus Saler
pbr. et can. in secouia. — Rudigerus. Chunegundis. —
Tuta 1. soror nra.
1 Propst Leatold von St. Polten 1372—1380 (Maderna II, p. 111).
N. von St Polten hat den 24. November.
XL Xal. Hart (19. Februar.) — A.
Ortolfas pbr. et m. lambac. Christannus pbr. et m. form-
bac. — Johannes pbr. et can. S. ypoliti. — Wolpoldus. Grot-
fridus. Otto pbri. et mi. i. 1. — Georgius senior pbr. et m.
alt. inf. — Otachrus conu. i. 1. — Pero. hermannus. Swen-
hiltus. Helka. Alheidis.
X. Kai Hart (20. Februar). — B.
Petrus episcopus patav. ecclesie.1 — Heinricus pbr.
et m. in meten. — Ulricus sulczpekch et uxor sua Christiiia,
qui dederunt nobis domos decimales. — Prunignus. Du
ringus conui. i. 1. Irngardis. Alhaidis. Jevta.
1 Petras, Bischof von Passan 1266—1280. Vgl. Hagn, Nr. 117, 11«
Vim. Xal. Hart (21. Februar). — C.
Fridricus. Chunradus pbri. et mi. in Garsten.0 — Nycc
laus pbr. et m. in glewch. — Petrus pbr. et m. in castello. —
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Ortolfus pbr. et m. in glunich dictus otzdorf. — Pruno.
Mfta ? Hertwicus. vlricus. — Trestlo 1. — Levtoldus
miles de Pernaw.1 — Diemudis. Diemudis. Richildis.
Fridricus. Potwinus.
1 Ein Zweig des Geschlechtes von Pernan, das seinen Site südlich
von Freistadt hatte, blühte auch im Traunviertel, in Pernau an der Traun,
Pfarre Fischelham. Leutold III. ? (v. Starkenfels IV, p. 243) erscheint
zwischen 1286 und 1303 wiederholt in unseren Urkunden. Hagn, Nr. 123,
128, 141, 143, 146.
VÜL Kai. Mart. (22. Februar). — D. Kathedra S. Petri.
Chunradus Syncendorffer, uxor sua Alhaidis, filius Jo-
hannes pbr. et m. i. I.1 — Johannes pbr. et m. in prüfling. —
Johannes pbr. et m. in Chodwico. — Gotfridus. Wilhal-
mus pbri. et mi. Heinricus. Dietricus. Petrus. Leo.
Wisento. Chunradus. alhaidis. alhaidis. Gisla.
Matza. Beatrix ml. Hugo. Tuta.
1 Der Stammsitz dieses später mächtigen Geschlechtes ist Sinzen-
dorf bei Nussbach an der Krems. Conrad und Heinrich erscheinen 1289
als Dienstleute des Stiftes (Hagn, Nr. 128). Durch Wolfharts HL Ge-
mahlin, Hansens des Lehrwillers Tochter, kamen sie in den Besitz von
Achleithen, das sie gegen 200 Jahre innehatten. Um 1410 erhielt Eber-
hard die Belehnung mit Feyreck. Später wurden die Sinzendorfer wie
auch die Hüllwanger zu Bedrängern des Stiftes, so dass Herzog Albrecht VI.
sich veranlasst sah, einzugreifen. Darauf bezieht sich eine Urkunde
,dirimens Utes inter ahbatem et Sigismundum Sinzendorfer* vom Jahre
1458, December 10. Sigmund, der ,ihm etlich lewt, pherd, vieh, hab
und gut gevangen und genommen4, soll dem Abte Abbitte leisten; die
Strafe behalte sich der Herzog selbst vor (Original im Stiftsarchive).
VIL Kai. Hart. (23. Februar). — E.
Obierunt Dyetmarus. Ekfridus abbates in seittensteten.0 *
— Item Gothardus fr. pbr. et m. in alt inf. — Wolframus
subd. et m. i. 1. — Heinricus de zwetel. — Ernestus.
Wernhardus. vlricus 1. — Tuta 1. ruffina.8 — Gedru-
dis L Benedicta.
1 Dietmar II. 1337/89—1847; sein Nachfolger Ekfried Schirmer
lebte nur ein Jahr.
* Die Rot, Rufus, Rufbus, ein unbedeutendes Geschlecht, hatten
ihren Sitz in Kremseck; an sie erinnert noch der Rotenhof und Roten-
baumgarten. Sie erscheinen wiederholt in unseren Urkunden. Tuta
kommt auch im Wohlthäterverzeichnisse vor, das dieselbe Hand C auf
fol. 83 b entworfen hat; eine nota sagt an unserer Stelle : Dedit waeidech
et seruitur pro IX.
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VI. Kai. Mart. (24. Februar). — F. Mathie apostoli.
Gerhardu8 abb. i. 1. p. m.1 — Heinricus husendorfer pbr.
et m. i. 1. — Fridricus m. et sacerd. Johannes nouic. in med-
lico. — Wilhalmu8. Erwinus pbri. et mi i. 1. — Rudol-
fu8 sartor conu. i. 1. — Matheus pbr. et m. de praunaw. —
Ditmaruß. Gotschalc,us plebani. — Wernhardus. han-
ricus 1. Jangardis. Chunegundis. — 0 Chunegundis dicta
trwentin habet anniversarium nobiscum. Servicium dimid.2 tal.
1 Es scheint nur ein Versehen eines Schreibers aus dem 15. Jahr-
hundert zu sein, den Namen, der schon zum 27. Jänner eingetragen ist
von einer der ersten Hände, hieher noch einmal zu setzen.
* Vgl. hierüber Hagn, Nr. 326.
V. Kai. Mart. (25. Februar). — G. Walpurge virginis.
Hertnidus dictus haunsperger miles. — Penilus conu. i. 1.
— Wulfingus pbr. et m. de s. Lamberto. — Heizo. Wern-
herus. levpoldus conui. i. 1. Aspwinus. Ulricus. Chvn-
radus 1. Pertha. lucia. hilcardis. — Stephanus dictus
Rawber pbr. et m. de alt. super.
HII. Kai. Mart (26. Februar). — A.
vlricus pbr. et m. i. 1. magnus. — Petrus pbr. et
sacerd. Chunradus m. et sacerd. de altenburga. — Albertus
pbr. et m. de s. petro salczpurg. — Chunradus m. Otake-
rus dux fundator in tegrensee.1 — Stephanus pbr. et com.
de 8. floriano. — Christina conua. Hilcardis.
1 Otakar und Adalbert, Söhne des Baiernherzogs Grimoald II.,
gründeten Tegernsee um 719 und wurden daselbst Mönche. Otakar starb
771 (J. Obermayr, Aelteste Geschichte von Tegernsee). N. von Tegernsee
(Oefele, Script. I, p. 633) hat denselben Tag.
in. Kai. Mart. (27. Februar). — B.
Otto pbr. et m. i. 1. — Dietricus et philippus pbri. et mi.
de chodwico. — Hanricus. Eigil conui. i. 1. Hanricus.
Rudolfus. Hartmudus. Helmuigis. Gisila.
H. Kai. Mart. (28. Februar). — C.
Sifridus pbr. et m. in alt. super. — vlricus pbr. et
can. — Eberwinus abb. in alt. super.1 Chunradus pbr. et m.
ibid. — Chunradus rex2 Ernestus. Pertha.
1 1368—1380.
8 Wahrscheinlich Conrad III., der in den meisten Nekrologien am
14. Februar erwähnt wird.
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KaL Kart. (1. März). — D. Conuersio S. Mariae Magdalene.
Hermannus pbr. et m. i. 1. — Paulus. Heinricus. vi-
ridis. Ernestus pbri. et mi. in super, alt. — Alramus. Dit-
marus conui. i. 1. — Fridericus de Aich.1
1 Der Sitz des unbedeutenden Geschlechtes der Aich war Aich un-
weit Zellhof bei Freistadt (B. Pillwein, Geschichte des Mühlviertels, S. 40).
Aich erscheint urkundlich schon 1170 (Lambrecht, Hist.-topogr. Matrikel
ob der Enns; U. E. B. U, p. 346). Lange blieb dieses Geschlecht kaum
im Besitze des Gutes, da es schon zwischen 1322 und 1333 Ulrich I. Tann-
peck an sich brachte (▼. Starkenfels IV, p. 424). In unseren Urkunden
erscheinen v. Aich wiederholt seit 1200. Wie urkundlich nachweisbar
ist, waren sie Ministerialen der Herren von Rohr und des Stiftes (Hagn,
Nr. 152) ; auch Eigenleute der Herren von Volkenstorf wurden sie (Hagn,
Nr. 138). Wie Hartenschneider behauptet, waren sie mit den Pollheimern
und Bohrern verwandt (S. 56). Das hervorragendste Glied dieses Ge-
schlechtes war ohne Zweifel unser tüchtige Abt Friedrich I.
VI. Kon. Mart. (2. März). — E.
Popo. vlricus pbri. et mi. obierunt in Obern altah.0 —
Jacobus abb. in monte S. Georgii.1 Eusebius. Fridricus pbri.
et mi. ib. — Heinricus. Mazil. — Weichmannus. Hein-
ricus pbr. et mi. apud s. Embranum. — fr. Hilprandus in alt.
inf. — vlricus abb. S. Georgii in prfifing.2 — Halhaidis.
Gedrudis. Levkardis.
1 Jakob I. vod Georgenberg, jetzt Ficht von 28. Februar bis
12. August 1349 (Chronik, S. 74).
» Ulrich H. Altstorfer 1836—1349 (Studien und Mittheilungen III,
1, p. 134).
V. Kon. Marl (3. März). — F. Chunegundis virginis et regine.
Rudolf us abb. i. 1. 0 — Otto abb. ad S. petrum Saltz-
purge oriundus de kalenberga.* 1 — Syfridus. Petrus. Chun-
radus pbri. et mi. in pavmgartenperg. — vlricus pbr. et prior
de obern altach — Reinoldus subd. — Hermannus miles
de egndorf.* — Stephanus pbr. et m. in pawngartenperg.
Wernhardus ibid. conu. — Ernestus techter can. in newnburga.
— Martinus pbr. et m. de chodwico. — Gisila soror nra.
Wilbirgis. Helka. Jevta.
• Rubra.
1 Otto 1. 1346—1364; denselben Tag haben N. von St Peter und
St. Lambrecht.
* Erscheint zwischen 1287 und 1294 wiederholt in unseren Urkunden
als Zeuge.
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42
Hü. Hon. Mart. (4. März). — G. Adriani martyris.
Otto. Petrus pbri. et mi. S. petri salczpurge.0 — Diettri-
cus pbr. et m. in pavmgartenperg. — Elizabeth. Alachaidis.
Gedrudis. — Earolus abb. in Tegernsee1. ib. Heinricas
decan.0 — Anthonius prior de ossia. — Rudmarus. Jem-
bertus. Fridricus. Gedrudis.
1 Karl Hauzendorfer 1347—1349.
in. Hon. Mart. (5. März).
Chunradus abb. p. m. — vlricus. Gebhardus pbri. et
mi. obierunt in Bewren.0 — Hainricus sac. — Chunradus
pbr. et m. in 8. cruce. — Hainricus subd. Hainricus.
H. Hon. Mart. (6. März). — B.
Perichtoldus pbr. et m. i. 1. — Vitalis abb. in pawren.0 x
— Ditmarus m. i. 1. Dietmarus sacerd. — Hainricus pbr.
et can. de S. ypolito dictus Zinzendorffer. — Methildis.
llichaconua. — Walthasar pbr. et m. de monte.
1 Vitalis, Abt von Michelbeuern 1322—1331 (M. Filz, p. 337).
Hon. Mart. (7. März). — C. Perpetue.
Chunradus pbr. et m. de ozzia.0 — Hainricus. Petrus
pbri. et mi. de monte s. Georii.0 — Ernestus pbr. et m. i. 1.
— Egydius dictus Hager dyac. et m. medlicensis. — Hert-
wicus Scolaris. — Johannes pbr. et m. in alt. inf. — Francho.
Irgardis. Sophia. — Wernhardus diac. in cella angelorum.
VIII. Id. Mart. (8. März). - D.
Artolfus chersperger.1 Elisabet uxor sua.1 — Albertus
praep. de s. floriano.* — Chunradus dictus vngel pbr. et m.
de alt. super. — Hainricus. Pertholdus. — Pylgrimus
dyac. in gurkch. Johannes novit, ib. — Alhaidis. Hilkar-
dis. — Fridricus. Seyfridus. Gotschalcus abbates in Medlico.9
Hertwicus prior.0
1 Artolf Chersperger, Landrichter ob der Enns (IT. K. B. VIII, p. 371).
* Propst Albert 1372—1380.
8 Friedrich III. Azenbrucker 1371 — 1378; Seyfried Hagenauer 1378
bis 1382; Gottschalk Hinterholzer 1382—1387.
VH. Id. Mart. (9. März). — E.
Gebolfus abb. Albinus abb. in alta. — Hainricus
pbr. et m. in meten. Andreas subd. ib. — Chunradus praep.
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— Chunradus abb. in pharenpach0.1 — Alhaidis. — Ibidem
in medlico Johannes subd. Jobannes acol.
1 Abt Conrad von Formbach 1387—1410 (M. B. IV, p. 2). N. von
Raitenhaslach hat denselben Tag.
VL Id. Mart. (10. März). — F.
Fridericus diac. de neuburga. — Ulricus. Stftrnn et uxor
sua Chnnegundis. — Wirinto abb. Helmwicus abb.1 —
Ditmarus cocus. — Chunradus. Rudolfus. Swenhiltus.
Isingerus.
1 Abt Helmwig von Göttweih 1266—1279.
V. Id. Mart (11. März). — G.
Alramus abb. i. 1. Hie construxit ecclesiam Kirchperg
1121. — Hainricus pbr. et m. i. 1. — vlricus abb.1 — Diet-
marus pbr. et m. Chotwicensis. — Hugo pbr. et m. Ratispon.
Thomas pbr. et m.° Thomas scolasticus in Sewn. — Alhei-
dis conua. Pertha. — Andreas pbr. et m. in monsee.
1 N. von Admont zum 14.: vlricus abb. prüfling. Er starb 1314.
im. Id. Mart (12. März). — A. Gregorii pape.
Chunradus de vanstorph.1 — Johannes pbr. et m. i. 1. —
Johannes Gneuzo pbr. et m. i. 1. — Perngerus can. —
Georgius dictus perger pbr. et m. de s. Paulo. — Stephanus
pbr. et m. in tegrensee. — Dietmarus. Dietmarus. Chun-
radus. Rudolfus. Werhardus. Hainricus. Hilkrimus
et uxor sua Gedrudis Teurwangc. Imiga. Chunegun-
dis. — vlricus pbr. et m. in varenpach.
1 Siehe ü. K. B. IV, p. 33.
m. Id. Mart. (13. März). — B.
Johannes abb. de s. lamberto.0 * — Fridricus pbr. et m.
de s. petro salczpurge. — Fridericus. Gotfridus mi. i. 1.
— Otto plebanus. Marquardus. Erchenpoldus conui.
i. 1. Levtoldus fr. i. 1. Hilkardis. Methildis. Elisa-
beth. — Martinus pbr. et m. in glewkch.
1 1342—1358.
IL Id. Mart. (14. März). — C.
Wolfgangus pbr. et m. in obern newnburga. — Hain-
ricus abb.1 — Lawtwinus senior pbr. et m. in meten. —
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Elysabeth.2 Gedrudis abbatisse. Wernherus conu. i. 1.
Johannes Höldl pbr. et can. in newnburga. — Hainricus
albus. Albertus. Walchunus. — Sigismundus pbr. et m.
in tegrensee. — Hilkardis. Alhaidis. Methildis.
1 Vielleicht Heinrich III. von Mondsee, den N. von Lambach zn
XVn. Kai. April, hat (1198—1223).
* Vielleicht Elisabeth I. von Pollheim, die N. von Traunkirchen
als Aebtissin dieses Klosters am 5. März verzeichnet (1247—1262).
Id. Mart. (15. März). — D.
Marchardus dictus hawnsperger abb. in pawrn.1 Johannes
pbr. et m. in pawngarten.0 2 — Benedictus pbr. et m. i. 1.
— Georius subd. -et m. de lambaco. — Johannes pbr. et m.
de fornpach. — Fridericus pbr. pleban. de Caminata.3 —
Hermannus. — Katherina ml. de S. Petro salczpurge. —
AlahSdis. Methildis. Richardis.
1 Marchard Haunsperger von Michelbeuern 1353 — 1365.
* Baumgartenberg.
8 Dazu die nota oben: Seruicinm dedit CL. tal. pro quibus dele-
gavit abbas Fridericus in cnstodiam et infirmariam decimam VIII. tal.
den. et seruit custos 1 tal. (in die) Gregorii. Infirmarins 1 tal. (in die)
8. Marthe (Hand 0). Vgl. über diese Schenkung Hagn, Nr. 1B2.
XVH. Kai. April. (16. März). — C.
Fridricu8 pbr. et m. i. 1. waldner. — Hermannus praep.
Sekoviensis.1 — Nycolaus pbr. et can. de S. floriano de Es-
larn. — Isinbertus conu. i. 1. Heinricus. Heinricus.
Dietmarus. Albertus. Hermannus. — Obierunt petrus
et seyfridus ambo pbri. et mi. professi in weychenstein. —
Elysabeth. Gedrudis. Gisila. Tiemudis. Alhaidis.
1 Hermann U. Haller 1381—1422 (Schmutz, Hist.-topogr. Lexikon
III, p. 646).
XVI. Kai. April. (17. März.) — F. Gerdrudis virginis.
Hainricus de ... . pbr. et m. i. 1. — Otto episcopus.1 —
Otakerus achleiten pbr. et m. i. I.2 — vlricus subd. et m.
i. 1. — Otto de anleiten grossus. — Bernhardus de ableiten.
— Heinricus. Heinricus. Waltherus. Heinricus. —
Chunradus pbr. et m. S. Emerami. — vllricus pbr. et m. in alt.
inf. — Jevtha conua. Seiburca.
1 Otto II. Graf von Bergen, Bischof von Freising 1184—1220,
gest. 17. Mära. Vgl. Hagn, Nr 67.
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* Der Stammsitz dieses Geschlechtes ist Achleithen bei Krems-
münster. Urkundlich erscheint es seit dem 12. Jahrhundert. Zwei Glieder
desselben wurden Aebte von Kremsmünster, Bernhard (1223 — 1230) und
Berthold II. (1256—1273), der früher hospitalarius am Pyhrn war. Doch
nicht lange blieb dieses Geschlecht im Besitze der Burg Achleithen; im
14. Jahrhundert hatten letztere vorübergehend die Herren von Meilerstorf;
Conrad Meilerstorf er verkaufte sie an Wilhelm Stadler und dieser an
Hanns Lerwiller, durch dessen Tochter dieser Besitz an die Sinzen-
dorfer kam.
XV. Kai. April. (18. März). — G.
Heinricus 1. dictus lawarius.1 — Altho abb. de S. Eme-
ramo.2 — Walchunus. Stephanus. Vlricus pbri. et mi. de
S. Petro salczpurge. — Caspar prior de s. paulo. — Er-
nestns pbr. Hezilo m. vlricus. Hanricus subd. Hein-
ricus. Irmgardis. Ortolfus. Engilbertus. Pertha. —
Fridricus pbr. et m. in pawngarten.
1 Vgl. Hagn, Nr. 125, 126.
1 Altho von Tannstein 1358—1385 (M. B. XIV, p. 379).
XIV. KaL April. (19. März). — A.
Fridricus pbr. et can. de s. ypolito. — Johannes pbr. et
m. in gersten. — Andreas praep. de alt. inf. — Hawardus
pbr. et m. i. 1. Helyas m. i. 1. — Stephanus conu. de 8. flo-
riano. — Ortolfus scolar. Methildis. Rihza.
XIIL KaL April. (20. März). — B.
Agnetis Sulczpechinne. — Levtoldus pbr. et can. de
S. Floriano. — Jodocus praep. ad s. florianum.1 — Michael
pbr. et can. ad s. ypolitum. — Perngerus pbr. Han-
ricus. Chunradus. Albertus. Chunradus. Rudolfus.
Alheidis. Brigida. — Jeorius pbr. et m. dictus Stain-
dorfer i. 1.
1 1407—1417.
XIL KaL ApriL (21. März). — C. Benedicti abbatis.
Sigela 0 filia domni Rugeri de ripa.1 — Johannes abb.
in lambaco dictus daxperger.2 — Sigiboldus abb. Wisento.
— Wolfgangus dictus ardinger decan. domus S. floriani. —
Albertus. Chunradus. Hainricus. Benedicta. Alhai-
dis. Sygela. Richza.
1 Siehe Hagn, Nr. 105,' 107.
1 1422—1436.
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XI. Kai. April. (22. März). — D.
Johannes pbr. et m. de 8. Paulo. — Heinricus pbr. et m.
in gersten. Marchardus pbr. et m. ib. — Vitus dyac. ecclesie
Newnburgensis. — Rudolfus pbr. et m. i. 1. Chunradus
pbri. et mi. — vlricus abb. monast. 8. Pauli.1 — Johannes pbr.
et m. in Chodwico.0 — Meinhardus. Ernestus i. 1. — Dye-
tricus sen. pbr. et com. in reychensperg. — Ortolfus. Hein-
ricus i. 1. Rihza. Alhaidis.
1 Ulrich in. 1401—1414 oder Ulrich IV. 1414—1432 (Trudbert
Neugart, S. 83).
X. Kai, April. (23. März). — E.
Andreas pbr. et m. Salczpurge klukheimer.' — Fridericus
pbr. et m. in glunich dictus holczner. Chunradus pbr. et ple-
ban. de tucdech. Wernhardus archidiac. Wezilo conu.
i. 1. — Leonhardus pbr. et m. in glunig. — Martinus pbr. et
m. de pawngartenperg. — Rudigerus pleban. — Walchu-
nus. Rudigerus. — fr. Wolfgangus pbr. et m. inf. alt. fr.
Otto pbr. et m. de alderspach. Soror Agnes conu. ad s. spiri-
tum in Ybsa.
» Rubra.
VIHI. Kai. ApriL (24. März). — F.
Chunradus pbr. et m. de medlico. — vlricus pleichoL
Elisabeth uxor sua. — Rudolfus subd. et m. i. 1. — Hart-
liebus pbr. et m. fr. nr. Engilbertus pleban. — Elizabeth
ml. de s. petro salczpurge. — Chunradus aspergarius. — Eli-
zabeth. — Meinradus de alharding.1 — Soror Katherina ml.
ad 8. spiritum in ybsa.
1 Die Alhardinger erscheinen Öfter in unseren Urkunden. Ein
Meinhard erscheint im U. K. B. IV, p. 393, sowie im N. von Wilhering
zum 23. Februar.
VIII. Kai. April. (25. März). — G. annuntiatio Domini.
Earolus pbr. et m. de obern altaich. — Ulricus pbr. et
can. de s. floriano. — Otto, petrus pbri. et mi. de s. lamberto.
— Herbordus. Irmdegenus pbri. et mi. i. 1. Marquar-
dus scolar. i. 1. Albero. Meinhardus. — Elyzabeth dicta
haunspergerin. — Johannes wayz can. in newburga. — Agnes
ducissa.1 Chunegundis. Alhaidis.
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1 Nach dem N. von St Lam brecht, Jedersdorf und Weltenburg ist
es Agnes, Gemahlin Otto II. von Baiern aus dem Hause Witteisbach-
Scheiern, Tochter des Grafen Ludwig von Looz aus Flandern, Mutter der
Agnes, die mit Heinrich von Piain vermählt war. Ihr Todestag ist der
26. März (Riezler II, p. 17). Ueber ihren Gemahl vgl. Hagn, Nr. 40.
VH. Kai. April. (26. März). — A.
Dietmarus de luensteten occisus. — Hermannus pbr. et
m. de S. paulo. — Marquardus abb. glunich.1 Rugerus
pbr. et m. decanus in tegernsee. Rudolfus subd. et m.
Sighardus m. i. 1. Chunradus scolasticus i. 1. Chunra-
dus tens.2 Otto. Hainricus. Elyzabeth. Richkardis.
— Chunradus pleban. de medlich.
1 1155—1190.
* Die Dens, Tens, Zahnt erscheinen Öfters in unseren Urkunden.
VL Kai. April. (27. März). — B. Rudberti.
Albertus olim praep. in newnburga.1 Fridericus abb.2
— Hainricus prior de s. paulo. Matheus acol. ibid. — Er-
nestus. Heinricus pbri. et mi. i. 1. Ortolfus. Frideri-
cus. Fridericus. Leopoldus. — Johannes. Nicolaus.
Johannes iurista pbri. et mi» admontenses.0
1 Albert Stock 1409—1418 (Fischer, p. 198).
* Friedrich, Abt von Göttweib 1155—1156 (A. Dungl, Topographie,
p. 495 ff.).
V. KaL April. (28. März). — C.
Chunegundis de ahliten occisa. — Gedrudis sulczpechin.
— Petrus« m. alt. super. — Georgius pbr. et can. de newn-
burga. — Hatto m. i. 1. — Georgius pbr. et m. in Tegern-
see. — Wernhardus scolar. i. 1. Arnoldus perngerus.
im. Kai. April. (29. März). — D.
Ditmaru8 1. de altah. — Martinus pbr. et m. de bruno-
uia apput nos sepultus.1 — Adalbertus abb.2 — Ernestus
pbr. et m. prior Glunich dictus neuberger. — Engischalcus
pbr. et m. — nicolaus pbr. et m. de s. paulo. — Wernhardus
sacerdos. — Hertwicus pbr. et m. medlicensis. Mathias pbr.
et m. ib. — Otacher marchio.3 Gebhardus. — Johannes
pbr. et m. in chodwico baccalaureus in decretis.
1 Nota: Anno domini MCCCXL.VIIH in peham. (Benedi ctinerstift
Braanau in Böhmen).
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9 Nach Bernharden Norieus (Script. XXV, p. 671) und den Nekro-
logien Ton Lamhach, Nonnberg und 8t. Lambreeht ist nnser Abt Adalbert
gemeint, der nach den Quellen 1146 — 1160 das Stift leitete.
* Otakar HL, Markgraf ron Steier, Vater Otakar IV-, der ala advo-
catus des Klorters öfter erwähnt wird (Hagn, Nr. 24, 25); er regierte circa
1060—1078 (G. Fries«, Archiv 82, 1, p. 212). Ihn erwähnen die Nekro-
logien tod Admont, Trannkirchen und Seon nun selben Tage. Er legte
den Grand znr ersten religiösen Genossenschaft in Garsten (G. Friess,
Stadien and Mittheilnngen I and II).
HL Kai ApriL (30. März). — G.
Fridricus pbr. et can. in secouia dictns stadier.0 — Geor-
gias pbr. et m. de s. petro salczparge. — Selkerus pbr.
Chunradus. Hainricus. vlricus. Wilbirgis. Elysabeth.
IL Kai April. (31. März). — F.
Thomas conu. domus s. floriani. — Hainricus abb.1 —
Fridericus abb. medlicensis.' Hainricus pbr. et m. ib. — Wolf-
ramus. Gvntherus. Herricus. Wasingrin. — Hainricus
pbr. et m. de medlico. — Dorothea ml. de s. petro Salczpurge.
1 Heinrich II. von Formbach, gest. 1096 oder Heinrich HI., gest.
1223 (M. B. IV, p. 6), wie N. von Lambach angibt
1 Friedrich HL Azenbrucker 1371—1378 (J. Keiblinger I, p. 449).
KaL ApriL (1. April). — G.
Lrdovicus Rorer 1. fr. nr.1 — Thomas pbr. et m. de
s. paulo.* — Otto pbr. et m. in lambaco. — Dietkerus.
Dietmarus mi. i. 1. — Cristannus pbr. inclusus — vlricus
m. in Reychenbach. — vlricus fr. domini friderici abbatis.* —
Dietmarus. Guntherus. — andreas pbr. et m. in pr&l. —
Trauta. Gedeudis. pinata.
1 Das bedeutende altbairische Geschlecht der Rohrer, das auch
einen Sitz in Rohr bei Kremsm finster, einen anderen in Leonstein hatte
— 1390 belagerte Herzog Albrecht HL diese Burg — erscheint vielfach
in unseren Urkunden (Hagn, Nr. 31; U K.B.V, p. 261). Einen Ludwig
erwähnt Hoheneck (IH, p. 585).
* Vgl. Hagn, Nr. 134, 138, 141.
tttt Hon. April. (2. April). — A.
Johannes vellebrunner pbr. et can. de Neunburga. —
Wilhelmus abb. in sewn.1 — Ymmo pbr. et m. i. 1. Gun-
therus fr. nr. Alheidis. Gisila. — Albertus pbr. et m.
de admfind.0
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1 Wilhelm von Seon 1438—1442 (M. B. II, p. 121). N. von Seon
und St Lara brecht hat denselben Tag.
m. Kon. April. (3. April). — B.
Heiiiricus abb. i. I.1 — Guntherus dyac. et m. i. 1. —
Otto pbr. et m. i. 1. de medlico. — Perlinus Scolaris de
ahleiden. Alhaidis soror sua. — Fridricus pbr. et m. in As-
pach.0 — Johannes pbr. et in. de . pavngartenperg. — Eber-
hardus pbr. et m. ib. — Petrus pbr. et m. dictus Rueshaymer,
plebanus in pöchkirchen. — Oswaldus quondam prior in infer.
alt — Caspar pbr. et can. olim praep. ad s. ypolitum.8
bursarius seruit. Commune officium pro defunctis.
1 Heinrich L, Graf von Plaien-Hardegg, Sohn Liutolds II. und der
Ita von Burghausen, war Abt von Kremsmünster circa 1230 — 1246 (vgl.
Wendrinsky in Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederösterreicfc
XDI, p. 322). Unsere Quellen stimmen über den Beginn seiner Regierungs-
seit nicht überein; die Hist. Cremif. (Script. XXV) lässt Abt Bernhard aus
und setzt Heinrich schon zum Jahre 1221 : Heiiiricus XVH annis. Trotz-
dem folgt auch nach ihr Ortolf erst 1247. Bernhard us (Script. XXV,
p. 672) weiss ebensowenig, wann Abt Heinrich die Leitung des Klosters
begonnen: Heinricus 12XX — ; aber auch nach ihm folgt Ortolf 1247.
* Kaspar Meilstein 1439—1456. N. von St. Polten hat denselben Tag.
IL Hon. April. (4. April). — C. Ambrosii episcopi.
Ditmarus pbr. et m. i. 1. rusticus.* — Rudolfus pbr. et
m. i. 1. — Ulricus de aich. uxor sua Gerdrudis. — Erchin-
poldus m. i. 1. — Ulricus 1. Sulczpechinnensis. — Ulricus
de Aich. — Heinricus de Aich. — Petrus Lanzenperger.1 —
Dominus Chunradus de s. ypolito. — Heinricus abb. — Dit-
marus. Albertus. Chadoldus 1. — Katherina ml. in
Chodwico. — Hilkardis de asperch. Metildis. Tuta 1.
* Missa (in rubris).
1 Vgl. Hagn, Nr. 232.
¥on. April. (5. April). — D.
Sighardus pleban. de caminata. seruicium. georius pbr.
et m. in s. cruce. — Benzilinus. Heinricus pbri. et mi.
Sifridus pbri. et m. de glunich. — Udalricus abb. de
». petro salczpurge.1 — Arnolfus m. i. 1. — fr. lewpoldus
sutd. in pawngartenperg. — Fridricus. — Johannes pbr.
et m. dictus zwetler de altenburg. — Georgius pbr. et m. de
s. petro salczpurge. — Chunegundis. Gerwirgis.
ArchiY. LXXXIV. Bd. I. Hälfte. 4
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1 Ulrich von St. Peter 1416—1420 (Mezger I, p. 372).
VIII. Id. April. (6. April). — C.
Albertus archiepiscopus sazpurge.1 — fr. viridis
pbr. et m. de meten et fr. heinricus pbr. et m. i. 1. Albertus
pbr. et m. alt. super. — Hertwicus pbr. in meten et m. Hein-
ricus conu. ibid. — 0 Dominus Johannes abb. monast. alt. infer.*
— Petrus pbr. et can. de s. floriano. — Rudmarus. vlricus
conui. i. 1. Heccilo. Fridricus.
i Adalbert m. 1168—1177 und wieder 1183—1200 (Meiller, p. 116).
Von ihm erzählt Bernhardus (Script. XXV, p. 671) bei Abt Alram II.:
„Hie (Alramus) Capellam S. Egidii Construxit» quam et consecravit Alber-
tus archiepiscopus Salzburgensis anno domini 1170." Vgl. Hagn, An-
hang I, p. 370.
• Johannes, Abt von Niederaltaich, starb 1414 (M. B. XI, p. 2).
VII. Id. April. (7. April). — F.
Fridricus archiepiscopus salzpurge.1 — Marchar-
dus sac. et m. in alt. inf. vlricus conu. ib. — Chunradus conu.
in admund. offra ml. ibid. — Dizo. Eglolfus conui.
Wernhardus. Pernhardus.
1 Friedrich II. von Walchen 1270—1284. N. von St. Rupert hat
denselben Tag, das von Michelbeuern den 8. April.
VI. Id. April. (8. April). — G.
Recco pbr. et m. i. 1. — Vlricus pbr. et can. de Newn-
burga dictus hespechk. — Chunradus pbr. et m. in Castello.
— Christina ml. de s. petro saltzpurge. — Wernherus pbr.
et can. fr. nr. Aribo. Huenilo conui. i. 1. Richerus
conu. i. 1. Poppo 1. fr. nr. Rudolfus. Gisila. Perichta.
V. Id. April. (9. April). — A.
Hainricus pbr. et m. i. 1. Dringer. Hie fuit plebanus in
monte et procurator novi operis.1 — Conradus archiepi-
scopus salzp.* — Sweikerus pbr. et m. de alt. inf. Heinricus.
Fridricus pbri. et mi. de 8. lamberto. — Duringus subd. et
m. i. 1. Agnetis 1. Conradus. Christina.
1 In monte = in monte s. Martini. 8t Martinsberg im Viertel
ober dem Manhart gehorte schon circa 1136 dem Stifte Kremsmttnater
(Hagn, Nr. 28). Bischof Beginbert von Passau weihte die dort errichtete
Kirche ein und erhob sie auf die Bitte des Abtes Ulrich II. aar Pfarr-
kirche (Hagn, Nr. 80). Im 14. Jahrhundert kam diese Pfarre vollständig
unter den Bischof von Passau (Hagn, Nr. 831).
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* Conrad I. von Abensberg 1106 — 1147. Die Nekrologien von Lam-
bach, Nonnberg, St. Eupert haben den 8. April, N. von Michelbeuern den 9.
IV. Id. April. (10. April). — B.
Otto episcopus ecclesie patav.1 — Liutoldus pbr. et
m.i.1. — Pilgriinus pbr. et m. de pawrn. — Sifridus pbr.
et m. i. 1. Alhaidis de Schlüsselberg. Wisinto pbr. et
m. Hertwicus conu. i. 1. — Johannes pbr. et m. de alt.
super, dictus Eyrel. — Riehza.
1 Otto von Lonstorf 1254 — 1265. Ueber sein Verhältnis zu Krems-
münster vgl. Hagn, Nr. 93; als Zeuge erscheint er auch in den Urkunden
König Otakars II. von Böhmen für Kremsmünster (Hagn, Nr. 94, 95).
m Id. April. (11. April). — C.
Heinricus abb. fr. nr.1 — Liutoldus pbr. et m. i. 1. —
fr. Johannes pbr. et m. alt. infer. — Erbo pbr. et m. Ru-
dolfus m. i. 1. Rfzi. Ditricus conui. i. 1. — Albertus
pbr. et m. in paewrn. — Otto. Chunradus. Otto. Ger-
drudis. Gerwirgis. — Stephanus prior pbr. et m. dictus
spitzwekel i. 1. p. m. MCCCC vicesimo nono.
1 Abt von Admont 1103—1107. Er war früher Mönch von Krems-
munster, wie die vita Gebehardi et successorum eins bezeugt: „Quo (We-
cilone) abbate post aliquos annos apud Lambach rebus humanis exempto
ibique sepulto dominus heinricus ex coenobio Chremsmvnstir in abbatem
est electus (Script. XI, p. 41). Die Nekrologien von Lambach, Admont,
St Lam brecht haben denselben Tag.
IL Id. Aprü. (12. April). — D.
Steuno abb.1 — Fridricus nouic. i. 1. anhangl. — Al-
bertus pbr. et pleban. in acchsach.2 — Gotfridus pbr. et m.
in meten. — Heinricus subd. et m. Chunradus. frid-
ricus conui. i. 1. Rudgerus scolar. Siboto fr. nr. Ru-
dolfus. Ditmarus. Rvdgerus. Gerdrudis. Methildis.
— Petrus pbr. et m. in admund.0
1 Steuno, Abt von Gleink, lebte noch 1218 (Pritz, p. 168). N. von
Lambach.
* acchsach = Aschach.
Id. April. (13. April). — C.
Yolchmarus pbr. et m. i. 1. comes.1 chunradus sac.
plebanus in petenbach fr. nr. — Chunradus sac. de rlt. —
riricus 1. geltinger. — Stephanus pbr. et m. prior i. 1. wichsen-
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dorfer. — Albertus abb. in alt. inf.a — Hermannas sac.
vlricus scolar. Ditmarus conu. Weicherus. Heinri-
cus. Chunradus. Levtoldus.
1 Diese Einzeichnung von der ältesten Hand (A) konnte nicht er-
klärt werden; vielleicht ist comes nur die Bezeichnung1 für ein Mitglied
des Freiengeschlechtes der Grafen Pfarre Wartberg; ebenso wird es sich
auch mit dem vlricus bei Hagn, Nr. 105, verhalten.
1 1462—1463.
XVHI. Kai. Mai (14. April). — F. Tiburtii et valerii.
Otto pbr. et m. i. 1. senior hölnpergensis.1 — Otto
pbr. et m. alt. infer. — 0 dominus Johannes dictus seid fr. nr.
cuius anniversariu8 agitur in die 8. petronelle virginis.2 — Otto.
Albertus pbri. et mi. Gotschalcus judex. Chunradus abb.
in monte 8. georii.s Jacobus pbr. et m. ib. Damianus pbr. et
m. in admund. — Heinricus. Heinricus. Chunegundis.
Christina sorores nostre.
1 Helmberg, Pfarre KremsmUnster.
* Johann Seid war ein besonderer Wohlth&ter der 8tiftsbibliothek
(P. Hugo Schmid, Catalogus codic manuscript Cremif. fasc. HI, Cod. 10).
9 Dürfte Conrad V. sein 1368—1379.
XVII. Kai. Mai. (15. April).
Ditricus conu. alt. inf. — Johannes professus i. 1. dictus
pficher. — Gedrudis 1. vxor vlrici de slvzelberch.1 —
vlricus pbr. et m. in paungartenperg. — Reiza conua. soror
nra. Rapoto. Heinricus. — Stephanus pbr. et can. de
s. floriano. — Gedrudis. Elysabet. — Johannes prior in
admund.0
1 Vgl. Hagn, Nr. 114.
XVI. Kai. Mai. (16. April). — A.
Sifridus pbr. et m. aicher. — Azilinus. Geroldus pbri.
et mi. i. 1. — Fridricus pbr. et m. i. 1. cantor. — Petrus
pbr. et m. in meten. — Fridricus conu. — Martinus pbr.
et m. de Obernburga. — Heinricus. Hugo, pertha.
XV. Kai. Mai. (17. April). — B.
Reinbertus pbr. et m. alt. inf. Fridricus conu. ib. —
Chunradus pbr. et m. alt. super.0 — Chunradus m. i. 1. Otto
acolit. — Dorothea ml. in admund. — Arnoldus conu. L L
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— Christina ml. ad s. petrum salczp. — heinricus thelau-
nus.1 perdoldus. Gedrudis.
1 Vielleicht thelonarius.
XIV. Kai. Mai. (18. April). — C.
Johannes abb. in paungartenperg.1 — andreas praep.
alt inf. — Ewerhardus pbr. et m. congregationis in Machens-
torf.' Fridricus subd. ib. — Mathias. Johannes pbri. et mi.
in paungartenperg. — Chunradus pbr. et m. i. 1. — Obyt
fr. leonhardus pbr. et m. i. 1. Anno domini MCCCCXXXÜI.0 —
Otto decanus. — Heinricus pbr. pleban. de vorichtorf. —
Tuta abbat.3 Albero conu. Chunradus. Chunegundis.
alhaidis. Chunegundis. Elysabet.
1 Johann m. 1379—1406 (Prite, Archiv Xu, p. 34).
* Mallersdorf.
8 Vielleicht soll Uta von St. Georgen am Längssee gemeint sein,
derer die meisten Nekrologien an diesem Tage gedenken.
XIIL KaL Hai. (19. April). — D. Leonis noni pape.
Wernhardus abb. alt. inf.1 — Chunradus pbr. et m.
alt. infer. Ludwicus pbr. et m. in vorinbach. — Ernestus
pbr. et m. i. 1. Hertwicus can. patav. fundator f^rsten-
cellensis.* Poppo subd. et m. i. 1. Albero. Ebergerus.
perhtoldus conui. et mi. i. 1. Merbotus.
1 1289—1317; das N. von Weltenburg, das ihn am 18. erwähnt,
nennt ihn specnlnm ordinis.
* 8ein Grabstein in Fürsten zell sagt: Anno domini MCCLXXXII,
Xm. Kai. Mai. obiit venerabilis dominus magister cherrwicus can. patav.
fandator huius monasterii, cuius anima requiescat in pace (M. B. V,
Anfang).
Xu. Kai. Mai (20. April). — C.
Hainricus et Chonradus cani. et pbri. secovienses. — Or-
tolfus pbr. et can. in newnburga. — Martinus pbr. et can. in
balthausen dictus lasperger. lanzopbr. etm. — Johannes
pbr. et m. alt. inf.0 — Engelfridus. Chunegundis. Irn-
gardis.
XL XaL Mai. (21. April). — F.
Alramus abb. lambacensis.1 Otto pbr. et can. fr.
nr. prunner. Albertus m. i. 1. Engilbertus conu. i. 1.
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Arnoldu8 prunner. — Petrus pbr. et m. alt. inf.° — Viridis
pbr. et m. in admund.0
1 1209 — 1213; Nekrologien von Larabach zum 20., von St Lam-
brecht und Klein -Mariazell zu diesem Tage.
X. Kai. Mai. (22. April). — G.
Wesgrimus abb. lambac.1 — Richerus pbr. et m.
1. 1. — Hainricus abb. in glunich.2 — Wolffhardus pbr. et
can. de s. ypolito dictus Geyr. — Johannes abb. in seytten-
steten.3 — paltramus. Chunegundis. Wilbirgis.
1 1197—1209; N. von Lambach, St. Lambrecht.
* Heinrich II. von Gleink 1382 — 1403; N. von St. Lambrecht.
8 Johann Irnfried 1427—1437.
IX. Kai. Mai. (23. April). — A.
Johannes et Stephanus pbri. et mi. lambac. — Hert-
wicus dens miles.1 — Chunradusl. occisus filius ipsius.
— Dietricus scolar. leupoldus m. Wirat. alis. — : Ge-
drudis 1. de hagwalt. vlricus filius eius.2
1 Dazu die nota: Seruicium LX tal. den.; de sippach xxx, de
chötwaeig xxx. Hartwig erscheint wiederholt in unseren Urkunden zwischen
1250 und 1264.
* Vgl. U. K. B. V, p. 37.
VIII. Kai. Mai. (24. April). — B. Georii martyris.
Magister Heroldus patav. ecclesie can. 0 — Judocus pbr.
et m. de alt. inf. Otto pbr. et m. ib. — Obiit Johannes ple-
banus in kyrichberg pr. et m. dictus spiczwekkel i. 1. anno
14XXXIIII. — Ortolfus. Gerhardus milites. Chunra-
dus scolar. Hilprandus. heinricus. Hertwicus. —
Stephanus pbr. et m. in admund. — Methild soror nra.
Gerwirgis. Gedrudis.
VII. Kai. Mai. (25. April). — C. Marci evangelistc.
Maganus abb. fr. i. I.1 — Wernhardus pbr. et m. i. 1.
pie memorie.2 — Duringus pbr. et m. de gluniöh. — pern-
hardus m. i. 1. Rudolfus scolar. i. 1. vlricus. Marquar-
dus. — Heinricus 1. de curia Adam. — Johannes pbr. et
m. in oberwurga.
1 Magnus, Abt von St. Lambrecht 1164—1170. N. von St. Lam-
brecht und Oberaltaich. Er starb spätestens 1181 (Beitrage zur Kunde
steiermärkischer Geschichtsquellen II, p. 126, 126). Er dürfte von Krems-
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mfinster weg als Abt postuliert worden sein, wie der Beisatz frater
i. L anzeigt, den der Schreiber, der früher frater noster geschrieben, dann
aber getilgt hatte, der Deutlichkeit wegen so formuliert hatte.
* Vgl. 3. Februar, Anm. 1.
VI. Kai. Mai. (26. April). — D.
Hermannus pbr. et m. in weyhensteten. — Ernestus
pbr. p. m. perhtoldus mi. i. 1. Hilprandus conu. i. 1. et
m. Uirzo. petrus. walchunus. Dietricus miles. Hein-
ricus. vlricus. Otto. — Gebhardus. Chunradus. Got-
fridus sacerd. in wessesprunnen.
V. Kai. Mai. (27. April). — E.
Ludwicus arciepiscopus.1 — Johannes miles* lebuhler.
— Dietricus. Rudolfus. Wolfkangus pbri. Dietricus.
fridricus. Dietricus. Egena.
1 Wie ein Vergleich mit den anderen Nekrologien lehrt, ist hier
Enbischof Ladislaus von Polen gemeint, der 1265 — 1270 die Salzburger
Kirche leitete. Er starb 27. April an Vergiftung. Es ist nicht ohne Inter-
esse, zu bemerken, welche Mühe die Schreibung des slavischen Namens
den verschiedenen Schreibern machte. So half sich unser Schreiber, in-
dem er einfach dafür Ludwig setzte. Das N. von Nonnberg hat Wlodis-
laus, von St. Rupert Wlodizlaus, N. von Michelbeuern Viadislaus, von
Baumburg Wodazaus, Raitenhaslach Wdeslaus, Admont Wlodezlaus. In
der Angabe des Datums schwanken sie zwischen 26., 27. und 28.
* Kam durch Kauf 1375 in den Besitz des Schlosses Achleithen;
als Zeuge in U. K. B. VIA, Nr. 171. Nota: Hie habet anniversarium
Seruicium habemus tal. HI in viethwanch.
EIL KaL Mai. (28. April). — F. Vitalis martyris.
Swarzmannus abb. lambac.1 Gerwicus pbr. et m.
— hainricus 1. occisus de achleiten.2 Otto. Heinricus.
Gotfridus. Heinricus. Isingrimus. — fr. Hainricus pbr.
et m. 8. Emmerami Ratispon. Caspar acolit. ib. — Elizabet.
Elizabet. — Hainricus pbr. et m. ad s. petrum salzp.0
1 1194 — 1197. N. von Lanibach und Traunkirchen.
1 Vgl. Hagu, Nr. 110. Nota: seruicium VII solid, de Nadelperg,
*/» tal. et de Mvlperch lx den.
HL KaL Mai. (29. April). — G.
Petrus abb. de sup. alt.1 — otacharus pbr. de chremsa
p. m. — Chunradus pbr. et can. de s. ypolito. — Heinricus
itadler pbr. et m. i. L — Albertus pbr. et m. alt. inf. —
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Rudolfus scolar. i. 1. Poppo. Halwigis conua. Gedru-
dis. Elyzabet. — fridricus pbr. et m. ad s. petrum salczp.°
1 Petrus Ursbeck 1380—1403; N. von Oberaltaich (M. B. XII, p. 281).
IL Kai. Mai. (30. April). — A.
Obyt dominus viridis abb. monast. s. pauli vallis lauen-
tine.1 — Levtoldus 1. de nuspach. Diemudis uxor
ipsius.2 — Wintherus pbr. et m. i. 1. Hertwicus conu.
et m. i. 1. — Perchtoldus elsendorfer pbr. et m. de adm&nda.
Vlricus pbr. et m. celle b. virginis. — Hertwicus. Sifridus.
Bertoldus conui. i. 1. Chunradus fr. nr. Heinricus.
Chunegundis. Christina. — Wilhalmus pbr. et m. de
s. paulo.0
1 Entweder Ulrich HI. Schrimpf 1401—1414, oder Ulrich IV. Eck-
linger 1414—1432 (B. Schroll, Carinthia 1876, p. 76).
* Nussbach, heute dem Stifte Schlierbach einverleibt; eine Viertel-
stunde nördlich davon lag die Burg der Sinzendorfer. Urkundlich nach-
weisbar ist nur ein Warmund von Nussbach 1174 (U. K. B. II, Nr. 264).
Kai. Mai. (1. Mai). — B. philippi et jacobi.
Heinricus pbr. et m. saltzp. Alhaidis ml. — Sifridus
pbr. et m. i. 1. Fridericus comes de pechlarn.1 Alber-
tus romanorum rex.* — Wenzeslaus senior pbr. et m. dictus
faist i. 1. 1459. — Fridricus. heinricus. Rudolfus. hugo.
pernhardus. Gedrudis. Elyzabeth. — Georius senior
in Gersten.
1 Wahrscheinlich ein Schreibfehler, da N. I Fridricus conu. de
peche hat.
8 Albrecht I. 1298—1308; die meisten Nekrologien haben diesen
Tag. Nota: Delegavit nobis XXX carratas salis in halperg et seruitur
1/s tal. de Chirichperg. Albrechts Gemahlin Elisabeth war eine grosse
Wohlthäterin von Kremsmünster. Vgl. Hagn, Nr. 145, 166, 172. Noch
heute wird am 1. Mai eine missa extraordinaria pro imperatore Alberto I.
et conjuge Elisabeth gelesen, so wie am 9. October die vesperae defunc-
torum pro fundatoribus beneficii salis und am 10. October Requiem et
Libera gehalten werden.
VI. Hon. Mai. (2. Mai). — C.
Fridricus pbr. et m. i. 1. sultzpech. — Vlricus pbr. et m.
i. 1. Ruffus. — Dietricus conu. et m. i. 1. Otto de Ror fr.
nr. Fridricus de hagwald. Otto de Ror. Otlo. siboto.
Chunradus.
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V. Hoil Mai. (3. Mai). — D. Inventio s. crucis.
vgo pbr. et m. prior i. 1. viridis pbr. et m. de ap-
tay i. 1. magister infirmorum. — Richerus de husendorf.1
— Nycolaus pbr. et m. in altenburga.0 — Nycolaus conu. de
s. paalo dictus puchler. — Heinricus subd. et m. i. 1. Or-
tolfus subd. leupoldus conu. et m. i. 1. Werhardus.
Heinricus. — fr. paulus pbr. et m. in paungartenperg. —
Elyzabet de lach.* — Liukardis. — Diegardis de lach.
1 Vgl ü. K. B. IV, p. 93, 537; V, p. 30.
* Vgl. Hagn, Nr. 333.
im. Hon. Mai. (4. Mai). — C.
Arnoldus rusticus miles. — vlricus pbr. et m. de alt.
inf. — Sifridus diac. et m. i. 1. pruningnus. Gerungus.
Dietricus mi. i. 1. Fridricus 1. de hagwalt.1 Engel-
scalcus. Metildis filia dentis, offemia.
1 Erscheint zwischen 1252 und 1275 öfter (U. K. B. m, Nr. 194).
HL Von. Mai. (5. Mai). — F. Gothardi episcopi.
Petrus pbr. et m. in chotwico. — Hanfolcus pbr. et m.
L L — Johannes subd. in meten. — Simon pbr. et m. in
obern alt.0 — Melchior pbr. et can. de newnburga. — Chu-
negundis. Alhaidis.
IL Von. Mai. (6. Mai). — G. Johannis apostoli.
Wernhardus pbr. et m. prior s. viti. — Chunradus pleb.
in eselpach s. viti. — Fridricus pbr. et m. in agmunda de
wienn. — Heinricus pbr. et m. s. Emmerami.0 Eberhardus
pbr. et m. in tegernsee. — Hilprandus. fridricus. Hen-
ricus. Elizabet. Chunegundis. ozin. Diemvet de
husendorf.
Ion. MaL (7. Mai). — A.
leonhardus m. alt. super. — Hainricus subd. i. 1. Albero
conu. Fridricus. siboto. — Sibrandus 1. 0 Elyzabet.
bursarius seruit. Commune officium pro defunctis.
TOL LL Mai. (8. Mai). — B.
Johannes. Eberhardus. Michahel abbates in ossiaco.01
fndricus abb. in weytensteten.* — Johannes summerstorffer
i
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pbr. et m. in inf. alt. — Walchunus scolar. i. 1. Hadmut-
di8 abbat. Chunradus. Elyzabet.
1 Johann L, gest. 1390. Eberhard urkundlich 1361 und 1366.
Michael, gest. 1373 (Marfan, HL Th., 5. Bd., p. 344, 345).
* Friedrich von Weihenstephan 1415—1416; N. von Lambach.
VH. Id. Mai. (9. Mai). — C.
Heinricus pbr. et m. de 8. lamberto. — Vrbanus pbr. et
m. nostre congreg. — Michahel pbr. et m. alt. inf. — Caspar
pbr. et m. in admund. — Heinricus Reinspec. vlricus.
chunegundis.
VL Id. Hai. (10. Mai). — D. Gordiani et epymachi.
Vlricus abb. i. 1. p. m. — Wolfhardus pbr. et m. de chot-
wico. — Paulus pellifex de sunleyten habet anniuersarium.
Johannes conu. Steyrer Secouie. — pruno subd. et m. i. 1.
pezmannus m. i. 1. Chunradus 1. Heinricus. — Ulricus awer
pbr. et m. in altenburga.0
V. Id. Mai. (11. Mai). — E.
Chunradus diac. et m. in Gewnkch. — Otto pbr. et m.
i. 1. Gallus. vlricus scolar. i. 1. Wegandus conu. Or-
tolfus de sluzzelberch. peritoldus. hartmutdus. Er-
nestus pbr. et m. otzdorf celerarius i. 1. p. m.1
1 Erscheint urkundlich bei Hagn, Nr. 135.
im. Id. Mai. (12. Mai). — F. Nerei achillei pancratii.
Nycolaus pbr. et m. alt. sup. dictus Tawer. — Dietricus
pbr. et m. i. 1. vlricus. Heinricus pbri. et mi. Ulricus
m. i. 1. — Barbara ml. in chodwico. — Caspar hackhl pbr.
et can. in newnburga. — perhtoldus. chadoldus. — fri-
dericus pbr. et mf in varenpach. — Lucas praep. ad s. floria-
num.1 — Chunegundis. Mergardis.
1 Lukas Friedenstainer 1436—1459, N. von St Polten und St Peter.
III- Id. Mai. (13. Mai). — G. Gangolfi martyris.
Pertoldus abb.1 — Hainricus pbr. et m. i. 1. de wachaw.
— Vlricus pbr. et m. in prvfing prior. — Johannes pbr. et
can. in s. ypolito. — Werhardus. Geroldus. Rugerus.
— Albertus pbr. et m. i. 1. — Item fridericus m. et pbr. celle-
rarius i. 1. 1446° Johannes pbr. et can. de Secouia. —
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1 Bertold EL. von Garsten 1142—1160? 1151 erscheint schon Sig-
hart (Fontes n, XXXOI, p. 112). Vgl. auch U. K. B. II, Nr. 171.
IL Id. Mai (14. Mai). — A. Bonifacii martyris.
Sifridus abb.1 — Chunradus abb. de 8. paulo p. m.* —
heinricus pbr. et m. — Arnoldus pbr. — hubertus m. alt
super. — Wilbirgis soror nra. sancti ml. Dietricus. —
David abb. de s. lamperto.0 3
1 Sigfried von Mondsee 1267—1271 (Studien und Mittheilungen III,
2, p. 288). N. von Michel heuern.
1 Conrad DI. Neuhofer 1359-1891 (Carinthia 1876, p. 93).
8 David Kreil 1376—1387.
Id. Mai. (15. Mai). — B.
Perchtoldus pbr. et m. alt. sup. — paulus pleban. pbr. et
m. i. 1. de welsa. — Petrus pbr. et m. alt. inf. — Rapoto
pbr. Rudolfus m. i. 1. Otto. Rudolfus. Alhaidis.
XTO. KaL Jun. (16. Mai). — C.
Hainricus pbr. et m. alt. inf. Johannes conu. ib. — Ru-
dolfus pbr. et m. — petrus pbr. et m. in Glevnkch. —
Agnes ml. ad s. spiritum. — Petrus pbr. et can. ad s. ypolitum.
— Otlo. — Petrus pbr. et m. alt. inf.0 — Oswaldus abb. in
tegrensee.1
1 1393—1418 (Ohermair, p. 415). N. von Tegernsee hat den-
selben Tag.
XVL Kai. Jun. (17. Mai). — D.
Eigilbertus episcopus. Erchenfridus abb. — Do-
minus Lybavn de truchsen.1 Domina Helca de truchsen uxor
sua. — vlricus pbr. et m. inf. alt. — Syfridus pbr. et m. prior
in pavngartenperg. — vlricus quondam abb. in meten.* —
Nicolaus abb. in zwetla.8 — petrus dyac. vallis dei. — Eras-
mus abb. Lambac. p. r.4 — Petrus dictus Neudekker pbr. et
can. de newnburga.
1 Colo de truchsen erscheint schon 1143 (U. K. B. H, p. 211). Sie
waren Vögte des Klosters nach den Herren von Pernstain auf Pernstein
bei Kirchdorf. Vgl. Hagn, Nr. 83. Ueber die hier erwähnte Helka vgl.
Hagn, Nr. 175 und 176; hierauf bezieht sich auch die nota: dedit vineam
grazzer.
» Ulrich III. res. 1382. N. von Tegernsee.
8 Entweder Nicolaus I. 1371 — 1380 oder £1. 1389—1392 (Xenia
Bernh. in, p. 150).
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4 1405—1410. N. von Lambach.
XV. Kai. Jun. (18. Mai). — C.
Syfridus conu. i. 1. p. m. — Oto pbr. et m. alt. inf. —
Heinricus abb.1 — Heinricas. Heinricas paer. Alhaidis.
Irngardis. Otilia.
1 N. von St Lambrecht und St. Peter haben einen abb. von Elsen-
bach, der 1212 bezeugt ist (M. B. VII, p. 388).
XIV. Kai. Jun. (19. Mai). — F. potentiane virginis.
Ludwiens pbr. et m. de altenburg. — Vlricas pbr. et m. de
pawngartenperg. — 0 fr. Marianus pbr. et m. de lambaco p. m.
— Azilinus m. i. 1. Enzo conu. i. 1. — Petrus de Stain pbr.
et m. eccles. Mellic. — Diepoldus. heinricus puer. Hilt-
kardis. Engelmudis. — Anna Rftttin habet anniversarium.
Xin. Kai. Jun. (20. Mai). — G.
Fridericus pbr. et m. de lambaco. — Vlricus pbr. et
m. Metildis conua. — Heinricus.
XH. Kai. Jun. (21. Mai). — A.
Heinricus imp. — Camedus pbr. et m. in Meten. —
Agnes dieta hagerin p. m. — Johannes abb. in ozziaco.0 l —
Johannes Gunderstorffer pbr. et can. de newnburga. — Petrus
pbr. et m. in pawngartenperg. — Oroha. Gerdrudis,
perhta.
* 1873—1890.
XL Kai. Jun. (22. Mai). — B.
Jacobus pbr. et m. in agmünd. Margareta ml. ib. —
fridricus prior in meten. — Michael scolar. de Trewensee. —
Wernherus pbr. Hertwicus. — Chunegundis conua. de
neuenchiren. — perhta.
•
X. Kai. Jun. (23. Mai). — C.
Ulricus abb.1 — Johannes pbr. et m. in fornpach. —
Symon pbr. et m. in altenburga.0 — Jacobus abb. i. 1. dictus
Trewtelkoffer p. m. anno domini M°CCCC0LIHI regiminis uero
sui 36.* — Georius prior et m. in chodwico. — Gedrudis
soror nra de tuedech.8 — Perichtoldus pbr. et m. in Sewn.0
* Ulrich, Abt von St. Lambrecht 1123—1148. Nekrologen von
St. Lambrecht, Admont, Renn, St. Peter.
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* N. von Admont bei Pez.
8 Vgl. Hagn, Nr. 101, 107.
VmL Kai. Jun. (24. Mai). — D.
Gerdrudis uxor Heinrici cherspergarii.1 — firidericus prior
in prtifenyng. — Chunradus pbr. et m. in Scheyrn.0 — pern-
hardus pbr. et m. i. 1. Ditricus conu. et m. i. 1. Eber-
hardus. — Johannes et vdalricus praepi. in pawngarten-
perg.0'
1 Vgl. ü. K. B. VI, p. 26.
* Johann JL 1380—1414; Ulrich HI. 1414—1436 (M. B. II, p. 171).
Vm. Kai. Jun. — (25. Mai). — E.
Ditmarns pbr. et m. de hagwald. — Heinricus abb. ad-
mont occisus.1 — pernhardus pbr. et m. i. 1. wigbertus
pbr. et m. — Fridericus 1. de ritzendorf et Christina uxor
eius.' — Otto. Hermannus. Engelgerus. — Johannes
pbr. et m. de s. paulo. — Haziga. — fridricus pbr. et m. i.l.
dictus selong.
1 Der berühmte Abt Heinrich II. von Admont 1275—1297, Landes-
hauptmann von Steiermark, getreuer Anhänger Albrecht I. Er starb am
25. Mai 1297, getödtet von einem seiner Verwandten, During Griezler
(Wichner II, p. 124—174). N. von Admont
* Den Ritzendorfern, einem vornehmen Bttrgergeschlechte von Wels,
gehörte auch Abt Friedrich II. an. Vgl. Hagn, Nr. 177.
VIL Kai. Jun. (26. Mai). — F.
heinricus pbr. et m. in meten. — Elizabet ml. in chöd-
wico. — Eberhardus pbr. et m. i. 1. vlricus m. Trut-
mannus conu. i. 1. heinricus. Offemia.
VL KaL Jun. (27. Mai). — G.
Otto pbr. et m. de seccouia. — Nycolaus. Conradus.
Johannes, pilgrimus. firidericus. Achacius prepositi in Grifen.1
— Barbara ml. in newnburga. — Rapoto pbr. et m. i. 1.
prior. Chunradus m. — Johannes pbr. et m. praep. alt.
inf. — chunradus puer. Chunegundis.
1 Regierten nacheinander von 1359 bis 1419 (B. Schroll im Archiv
fttr vaterl. Gesch. und Topogr. von Kärnten XVI, p. 40—61).
T. Kai. Jun. (28. Mai). — A.
Ortolfus pbr. et m. quondam abb. i. 1. senior.1 —
Henricus pbr. et m. alt. inf. — Heinricus Mausrewter pbr. et
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can. in newburga.0 — Guntherus conu. i. 1. Rudolfus.
Chunegundis.
1 Nach übereinstimmenden Quellen 1247—1266. Obiit V. Kai. Mai
(Script XXV, p. 678).
IV. Kai. Jun. (29. Mai). — B. Maximini episcopi.
Vlricus abb. de obern altach.1 — Erhardus pbr. et m.
in meten. — Otto pbr. et m. Rabanus subd. i. 1. Enzinus.
Jembertus conu. — Heinricus leuderer. — Leupoldus.
Alhaidis.
1 1330—1338.
in. Kai. Jun. (30. Mai). — C.
Christannus pbr. et m. lambac. — brigida. uxor ruffi.
Diemudis. Helka. Elizabet
II. Kai. Jun. (31. Mai). — D. petronelle virginis.
Petrus pbr. et m. alt. inf. — Georius pbr. et m. de lam-
baco. — vlricus m. i. 1. — Laurentius pbr. heldolfus sar-
nagel conui. et mi. i. 1. — Heinricus 1. de otzdorf.1 — Chun-
radus. Jevta.
1 Heinrich, Ditmar und Bertold sind Zeugen am 16. November 1300
(Hagn, Nr. 141). Heinrich war auch ein Wohlth&ter des Klosters, wie
die nota zeigt: Hie delegavit nobis redditos X sol. sernitnr dyonisii.
Kai. Jun. (1. Juni). — E.
Chunradus pbr. et m. i. 1. ivnior hAlnpergensis. —
Fridricuß pbr. et m. de seydensteten. — Agnes. Sofia mies.
s. Georgii. — fridricus. Johannes pbri. et mi. alt. inf. —
Andreas rott. 1445. — Heinricus m. — Chunradus pbr. et
m. alt. inf. — Agnes ml. de secouia. — Richza. — Richza
vidua de lauterbach.1 — Chunegundis. Christina. — Jo-
hannes pbr. et m. in fornpach. — Erasmus pbr. et m. ad
s. Emeranum. — Sigismundus pbr. et m. in admund.
1 Ein kleiner Rittersitz bei Kirchdorf. Die Lauterbach erscheinen
öfter in unseren Urkunden seit 1260 bis 1318 (Hagn, Nr. 101, 180).
mL Hon. Jun. (2. Juni). — F. Marcellini et petri.
Sifridus pbr. et m. i. 1. — Ainvicus puer. Gisila.
in. Hon. Jan. (3. Juni). — G.
Commemoratio firatruin de inf. alt.
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Conradus custos. — Johannes. Theodoricus pbri. et mi.
ad auream coronam.1 Adulfus dyac. et m. ib. — Gotschal-
cuß conu. i. 1. chunradus. Ermricus. Alhaidis.
1 Cistercienserstift Goldenkron in Böhmen.
E Ion. Jim. (4. Juni). — A.
Chunradus pbr. et m. in paumgartenperg. — Georius
pbr. et m. i. 1. — Walchunus pbr. et m. — Perichtoldus
pbr. et m. de obern altaich. — heinricus. Merbotus. Ni-
colaus pbr. et can. s. ypoliti. — Gerdrudis.
Ion. Jun. (5. Juni).
Martinus pbr. et m. de paumgartenperig. — Benedictus
hevsler pbr. et m. de medlico. — hilprandus abb. in tegren-
see.1 — Ortolfu8 subd. Wilherus conu. i. 1. Martinus
puer.
1 Hillebrand Seh Wertkampf 1423 — 1429. N. von Tegernsee hat
den 27. Juni.
TOI. Id. Jun. (6. Juni). — C.
Chunradus abb. dictus swab i. 1. p. m.1 — Ernricus pbr.
et can. de sekovia. — Walchunus conu. i. 1. Chunradus.
Chvn. bursarius seruit. Commune officium pro defunetis.
1 Conrad n. 1360—1363. „Natione suevus" sagt der Fortsetzer der
Hist. Cremif. N. von St. Lambrecht nnd der Schotten.
VH Id. Jun. (7. Juni). — D.
Michahel pbr. et m. alt. inf. — vlricus pbr. et m. —
Caspar acol. in Sewn. — Arnoldus fr. nr. — Erhardus
pbr. et m. in Gersten. — franciscus pbr. et m. in castello. — Du-
ringus. Chunradus. — Chunradus pbr. et can. in nevburga.
Johannes dyac. ib. — Anna Dexerin. Agnes Mulbangerin
mies, in Trawnkirchen.
VL Id. Jun. (8. Juni). — E.
Martinus pbr. et can. de Nevnburga. — Seyfridus abb,
in altenburch.1 — Thodericus pbr. et m. de s. cruce. — An
dreas mättschawer pbr. et can. ad s. ypolitum. — Rudgerus
conu. i. 1. Chunradus scolar. Richerus. Werhardus,
1 Seyfried IL 1354 — 1380 oder Seyfried m. 1380—1392 (Bur
ger, p. 47).
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V. Id. Juxl (9. Juni). — F. primi et feliciani.
Fridericus pbr. et m. in obernburga. — vlricus abb.
p. m. fratruelis beati Bertholdi abb. de geraten.* Otto subd.
i. 1. Otto, benedictus pveri. Chunradus. Wolfgangns
pbr. et m. in admund.0
1 Der Zusatz ist von einer Hand des 15. Jahrhunderts geschrieben.
Ulrich EQ. von Kremsmünster 1173—1183. Er war ein Brndersohn de«
seligen Bertold I. von Garsten. N. von St. Lambrecht nnd Admont Vgl.
die Stammtafel bei G. Friess in Studien und Mittheilungen I, 1, p. 88
bis 106.
im. Id. Jon. (10. Juni). — G.
Dietricus pbr. et can. de 8. floriano dictus stoizendorfer. —
Erchingerus pbr. et m. Duringus scolar. Ivtta conua.
— Johannes prior et m. in scheyrn.0
HI. Id. Jun. (11. Juni). — A. barnabe apostoli.
Otto conu. de paumgartenperg. — Otto pbr. et m. in
altenburch. — Hermannus pbr. et m. i. 1. — Erhardus abb.
mon. Gersten.1 — pilgrimus conu. et m. Gotscalcus.
1 1362—1365 (Studien und Mittheilungen II, 1, p. 19).
II. Id. Jun. (12. Juni). — B. basilidis et cyriaci.
Wolfhardus pbr. et can. de s. ypolito. — Wolfhardus pbr.
et m. h. 1. — Rudolfus husendorfer pbr. et m. — Rein-
herus. Chunegundis. Alhaidis.
Id. Jon. (13. Juni). — C.
Jacobus pbr. et can. de s. floriano. — Wesgrimus pbr.
et m. i. 1. — Heinricus. — Chunradus prior de s. lamberto.*
XVIIL KaL Jul. (14. Juni). — D. basilii episcopi.
Jacobus abb. in männsee.1 — Eppo. — Bilwirgis.
1 Jakob I. Hohenfeldner 1406—1415 (Studien und Mittheilungen m,
2, p. 290). N. von Nonnberg und Admont.
XVII. XaL Jul. (15. Juni). — C. viti Modesti et Crescentii.
Fridericus dux austrie et styrie occisus.1 — Gebhardus
episcopus.* — Ditmaras pbr. et m. i. 1. — Andreas conu. in
lambaco. — Meinhardus diac. i. 1. fridricus. lvdwicus.
Cecilia. halhaidis. Gerdrudis.
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65
1 Friedrich H. 1230—1246 (Meiller, p. 183). Dm erwähnen fast
alle Nekrologen zu diesem Tage. Er war ein grosser Wohlthäter des
Klosters. Vgl. Hagn, Nr. 63, 66, 68, 69, 71.
* Erzbischof Gebhard von Salzburg 1060—1088. Die meisten Ne-
krologien erwähnen ihn zu diesem Tage; N. von Michelbeuern, die vita
Gebehardi, Chronicon Gurcense, Ann. Admontenses den 16. Juni.
XVL Kai. Jul. (16. Juni). — F.
Prothardus pbr. et m. in Tegernsee. — vrsula ml. in ad-
mund. — Guntherus pbr. et m. i. 1. Dietricus. Ge-
drudis.
XV. Kai. Jul. (17. Juni). — G.
Vlricus pbr. et m. de 8. lamberto. — Barbara ml. in ad-
rnund. — Guntherus conu. et m. i. 1. — Azala. —
Nota am linken Rande: Commemoratio fraternitatis de in-
feriori altahe: Singulis annis post dominicam: domine in tua
inisericordia vacante feria cantabimus pro defunctis inferiori al-
tahe fraternitatis quod ipsi nobis.
Xim. Kai. Jul. (18. Juni). — A. Marcellini et ceterorum.
Petrus can. eccles. Newnburg.' — Fridericus waldarius.
— Hainricus pbr. et m. i. 1. siytenagel. — Chunradus
phr. et m. de s. paulo. — Wipoto conu. et m. i. 1. — So-
phya conua. soror nra. Ernestus. Ernestus. — Jo-
hannes acol. eccles. Newnburgensis.'
• Rubra.
XIIL Kai JuL (19. Juni). — B. Geruasii et prothasii.
Wolframus abb. — Petrus pbr. et m. in gersten p. m.
— Purkchardus pbr. et m. in fornpach. Chunradus pbr. et m.
ib. — Irmgardis.
XIL KaL Jul. (20. Juni). — C.
Petrus can. de s. floriano pleichol. — fridericus pbr. et m.
de Gersten. — fridericus pbr. et m. de alt. inf. — Heinricus
dyac. in geraten.0 — Johannes pbr. et m. in glewkch. — Al-
bertus pbr. et m. in pawngartenperg. — Chadoldus. her-
mannus. — Obiit dominus Nicolaus senior quondam abb. in
». cruce.1 — Margareta. — Albertus pbr. et m. in glench.0
1 1392-1402 (Xenia B. IO, p. 68).
Arekir. LXXXIV. Bd. I. Hälfte. 6
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66
XI. Kai. Jnl. (21. Juni). — D. albani martyris.
Rainboto pbr. et m. Rudgerus pbr. — Ortolfus dyac.
et m. i. 1. — siboto. pero. Ortramus. Methildis. perhta.
Alhaidis. — Chunradus custos alt. inf.° Obiit venerabilis
magister Mathias, engelschalcus alt. inf.
X. Kai. Jnl. (22. Juni). — E. paulini episcopi.
Eberhardus archiepiscopus.1 phylippus rex.* —
fridricus chersperger et Berichtoldus pbri. et iui. qui fderunt
8ub mersi in Kremsa Anno domini M°CCCC°1. p. m. — De
obern altaich Hainricus abb. — Theodora ducissa austrieb
Ditmarus. Albero. Reiza. — Andreas pbr. et m. inf. alt.
Stephanus pbr. et m. de valle dei.
1 Eberhard I. von Biburg und Stein 1147—1164 (Meilier, p. 67
bis 108). Meiller nimmt mit den meisten Nekrologien den 22. als Sterbe-
tag an, während N. von St. Rupert, der Über oblatarius 8. Petri, sowie
N. des Domstiftes den 21. haben. Vgl. das auf Kremsmünster bezügliche
Regest bei Meiller, p. 89.
* König Philipp von Schwaben, am 21. Juni 1208 von Otto von
Witteisbach ermordet. Die meisten Nekrologien erwähnen ihn zum
21. Juni, andere zum 22.
* Theodora, Gemahlin Leopolds VI., Tochter des griechischen Kaisers
Isaak Angelus, starb nach Meiller am 23. Juni 1246. Die Nekrologien
schwanken zwischen 21., 22. und 23. Ihr Gemahl war ein grosser Wohl-
thäter von Kremsmünster. Vgl. Hagn, Nr. 55, 57.
Vini. Kai. Jnl. (23. Juni). — F.
Martinus pbr. et m. de medlico. — Margareta 1. relicta
dentis. — Chunradus. hermannus. Chunradus. alhai-
dis. otilia. — Stephanus pbr. et m. de seitensteten.
VIII. Kai. Jnl. — (24. Juni). — G. Nativitas s. Johannis.
Erchinbertus abb. i. I.1 Rudolfus abb. de Glunch.8
— Wolframus pbr. et m. de alt. inf. Petrus pbr. et m. ib. —
Georius pbr. et m. alt. super. — stephanus pbr. et m. in ad-
mund. — Dietricus. Albero. Wolfkangus. Margareta.
Riza. Lvgardis. — Chunradus pbr. et m. de admund.0
1 Dürfte 1050 das Kloster zu leiten begonnen haben. Wie lange
er regierte, ist bei dem Mangel an gleichzeitigen Quellen zu bestimmen
kaum möglich. Die Tradition verehrt ihn als Seligen, ,sanctus esse cre-
ditur*. Er scheint der erste unter den Aebten Kremsmünsters gewesen
zu sein, der die Infel trug.
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67
* 1251—1264, starb am 25. Juni (Pritz, p. 171).
VII. KaL Jul. (25. Juni). — A.
Jacobus abb. de lambaco.1 — Gotfridus abb.2 — Da-
vid abb. de s. lamperto3. viricus pbr. et m. ib. — Wolfgan-
gus pbr. et m. de lambaco. — Obit Dominus Johannes abb.
de super, alte dictus vögl.0/
1 H10— U'22.
9 Der berühmte Abt Gottfried von Admont, dem das N. von Admont
mit Recht den Beinamen ,fundator istius coenobii' gibt (1138 — 1165).
Gerhoch von Reichersberg widmete ihm sein Werk: Contra duas haereses;
Otto von Freising war er ein geschätzter Rathgeber (Wichner, I). Ihn
erwähnen die meisten Nekrologien.
* David Krail 1375—1387.
4 1421-1428 (M. B.XU, p. 12).
VL Kai. Jul. (26. Juni). — B. Johannis et pauli.
Stephanus pbr. et m. de melch. Paulus pbr. et m. de
altenburch. — Heinricus pbr. et m. in meten. — heinricus
conu. i. 1. viricus conu. — Hermannus pbr. et m. h. 1.
dictus Gwerleich. — Ozi. wesingrimus. Otto. Elyzabet.
alhaidis. — Heinricus caupo de villa qui dedit nobis deci-
mam auf dem perg.
V. KaL Jul. (27. Juni). — C.
Engelbertus pbr. et m. i. 1. Scolasticus, qui proci-
8us occubuit. — Eppo abb.1 — Simon pbr. et m. de alt.
super. — Engilbertus pbr. i. 1. — Werhardus. — Frideri-
cus R6t miles. Katerina uxor eius. babent anniuersarium.
dederunt nobis decimam.8
1 Eppo, Abt von Mallersdorf, erscheint urkundlich 1129 und 1138
(M. B. XXIX, p. 252, 265). N. von 8t. Lambrecht, St. Rupert, Seon,
Obermünster.
* Vgl. Hagn, Nr. 251.
IUI. Kai. Jul. (28. Juni). — D. Leonis pape.
Johannes abb. de medlico dictus flemyng.1 — Ortolfus
abb.* — Martinus pbr. et m. de pawngartenperg. — Alber-
tus sac. Hiltgrimus. heinricus mi. i. 1. Reingerus conu.
LI. Jevta abbat.* Dietricus. Heinricus. — Alhaidis.
— Martinus pbr. et m. i. 1. dictus chersperger.
1 1412—1418 (J. Keiblinger I, p. 475—482).
1 Konnte nicht bestimmt werden.
5*
I
68
* Jeuta =* Ita, Aebtissin von Nonnberg, lebte im 11. Jahrhundert
(Archiv 71 zum 28. Juni, Anm. 1). N. von St. Lambrecht; N. von Nonn-
berg hat den 29. Juni.
in. Kai. Jul. (29. Juni). — E. petri et pauli.
Dietricus abb.1 — Item Chunradus alten warzer pbr.
et m. in Chotwico. Item Wolfhardus ib. — Fridricus pbr.
pero. — Symon pbr. et m. in pavmgartenperg. — Kateri-
na. Methildis. Irngardis. — Fridricus conu. in admund.
1 Dietrich, Abt von Formbach, lebte circa 11 40 (M. B. IV, p. 6).
N. von Melk.
n. Kai. Jul. (30. Juni). — F. Commemoratio s. pauli.
Syghardus pbr. et m. de obern altach. — Paulus abb. in
pruel.0 — heinricus pbr. et m. i. 1. — Vitus pbr. et m. in
seitensteten. — Isinpertus conu. i. 1. Otto. Rieh er us.
— Johannes pbr. et m. in vornpach.0 — Alhaidis. — Gre-
gorius subd. i. 1. dictus Anhanger.
Kai. Jul. (1. Juli). — G. Octava Johannis baptiste.
Eberhardus decanus neunburgensis. — Heinricus abb.1
— Obiit venerabilis pbr. et dominus abb. petrus de regen.
Eppo pbr. et ni. i. 1. — Rugerus pbr. et m. in alt. super.
— perhtoldus. — Johannes pbr. et m. de regen. — Chu-
negundis de ozdotorf. — Hermannus pbr. et m. de gersten.
Purchardus pbr. et m. ib.
1 Heinrich, Abt von St. Peter, starb am 27. Juni 1188; N. von
St. Peter, Domstift Salzburg und Michelbeuern.
VI. Hon. Jul. (2. Juli). — A. processi et Martiani.
Andreas pbr. et m. alt. super. — Rugerus de ripa.
heinricus filius ipsius.1 — Christannus praep. de s. ypolito.8
— Eberhardus acol. i. 1. — Bertoldus Seydennotter can. in
newnburga. — Ditmarus. chunradus. — Wolfhardus
conu. de newburga.
1 Vgl. Hagn, Nr. 105, 108; nota: Servicium iii solid, de Cholndorf
in Nativitate S. Marie et iii solid. Georii (Hand C).
* 1426—1439.
V. Hon. Jul. (3. Juli). — B.
Otachrus conu. i. 1. Chunradus Sipech. — Otto 1. de
sennar/ — Chunegundis vxor syipach. hugo. hainricus.
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69
Rubra.
EIL Hon. Jul. (4. Juli). - C. Odalrici.
Nycolaus Loher prior i. 1. quondam. — Zacharias pbr. et
m. in Reychenbach. — Ernestus pbr. et m. i. 1. — Chun-
radus pbr. et in. Richerus pbr. — Dorothea p. in. dicta
welhing. — Duringus. — Walthesar conu. in admund. —
Laodwicus pbr. et ni. in Malherstorf.0
m. Hon. Jnl. (5. Juli). — D.
Alramus abb. i. 1. Hie construxit capellam s. Egidii
1170.1 — Sigmarus abb.2 — Ellinhardus m. i. 1. — Jo-
hannes pbr. et can. de s. ypolito. — Heinricus conu. i. 1.
Engelgerus.
1 Der Zusatz ist von einer Hand des 15. Jahrhunderts geschrieben.
Alram II. 1165 — 1173, wie die Quellen übereinstimmend berichten. Er
war früher Mönch in Garsten.
* Sigmar, Abt von Lambach 1302 — 1321. Da ich mich mit diesem
Abte im Zusammenhange mit der Bernhardus-Frage an einem anderen
Orte eingehender zu beschäftigen gedenke, so beschränke ich mich hier
darauf, zu bemerken, dass dieser Abt Sigmar nach einem Urkundenregest
ron Lambach wirklich aus Kremsmünster nach Lambach als Abt berufen
wurde. rSententia lata inter Grifonem electum Lambacensium abbatem
et Sigmarum de KbrembsmÜnsterio eius adversarium illius abbatis vice
iutrusum. Datum a. D. MCCCIL (Nach gütiger Mittheilung P. Pius
Schmiedens in einem Inventar von 1560.) Es ist also daher, was J. Loserth,
Archiv 81, 2, p. 431, 432 sagt, zu corrigieren. Ausserdem mag gleich hier
bemerkt werden, dass im ganzen Todtenbuche nicht blos kein Sigmarus
cellerarius, sondern für die Zeit, die hier in Betracht kommt, überhaupt
kein Sigmarus eingezeichnet ist ausser diesem Sigmarus abb. Dass im
Todtenbuch nicht angemerkt wurde, dass er aus Kremsmünster sei, be-
weist nichts, da eine derartige Bemerkung in der Regel unterdrückt
wurde; in unserem Falle aber kommen noch besondere Gründe hinzu,
die uns dies vollkommen erklären, auf die ich aber jetzt nicht näher ein-
gehen kann.
II. Hon. Jnl. (6. Juli). — E. Octava apostolorum.
Syghardus pbr. et m. dictus Lanzenperger i. 1. p. m.* —
Martinus abb. i. 1. dictus polnhaymer* Anno domini 1399. * —
Eberhardus pbr. et m. in pruefening. — vlricus. chunra-
dus. — Wilbirgis.
* Rubra.
1 Martin II. Pollheimer 1376—1399. Den Todestag gibt der Fort-
setzer des Bernhard us N. an: obiit octava apostolorum Petri et Pauli
1399. N. von Lambach hat den 11. Juli.
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70
Hon. Jul. (7. Juli). —
Heinricus de cenninge O.1 — prvnignus conu. i. 1. —
Vhicus can. de 8. floriano dictus sultzpech. — fr. Helmhardus
Moser. — Alramus pbr. et m. i. L*
1 Vgl. 3. August.
9 Dieser Name wurde von Hand A mit dem Zusätze de öde ganz
oben hingeschrieben, von Hand ß4 aber getilgt und ganz unten hingesetzt.
Die Oede erscheinen zwischen 1200 (Hagn, Nr. 49) und 1264 (Hagn,
Nr. 167) wiederholt in unseren Urkunden.
VIII. Id. Jul. (8. Juli). — 6. Kiliani et sociorum eius.
Otto. Hertilo pbri. et mi. — Andreas pbr. et m. de
formpach. — Wichardus. Ertolfus. — Heinricus. Otto.
Fridericus pbri. et mi. fuldenses. Agnes ml. ib. Michael fr.
eiusdem. — Wernhardus pbr. et m. in Reychersperg.'
* Das Uebrige unleserlich.
Vn. Id. Jul. (9. Juli). — A.
Wilhelmus 1. chespergarius.1 — Jobannes pbr. et m. de
admund.0 — Margaretha ml. in chodwico. — Rudolfus.
Sigrimus. Otto. — Obiit Reverendus pbr. et dominus vdal-
ricus abb. i. 1. 1484.* bursarius seruit Commune officium pro
defunctis.
1 Vgl. Hagn, Nr. 302.
1 Ulrich IV. Schoppensaun 1464—1484. N. von Lambach und
Admont.
VI. Id. Jul. (10. Juli). — B. Septem fratrum.
Ditmarus pbr. et m. de altah. — Obiit hainricus pbr.
et m. de mennsee. — Albertus pbr. et m. — Rupertus pbr.
et m. in meten. — Heinricus. Eberhardus. Engilla. —
vrsula abbat.0
V. Id. Jul. (11. Juli). — C. Translatio Benedicti.
Hoholdus abb. i. I.1 — Ditmarus otstarpharius.s
Hadmarus pbr. et can. de newnburga. — 0 petrus pbr. et m.
in glewkch. Nycolaus pbr. et can. de s. ypolito. — Hilpran-
dus. Hilpoldus conui. i. 1. Ernestus. Heinricus. Chola.
Methildis uxor ottonis de winna.
1 Ueber die Zeit, in der er das Stift leitete, tt&st sich nichts Bu-
stimmten augeben. Bernhardus Noricus fand über ihn keine anderen
Nachrichten, als dass er Abt gewesen sei: De quo nihil aliud inveoitur
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71
nisi quod in calendis dicitur abbas esse (Script. XXV, p. 670). In der
notitia vom Jahre 1093 (Hagn, Nr. 24) erscheint ein Hoholdus als
monachos S. Salvatoris erst an zweiter Stelle nach Alramus; er müsste
demnach erst nach 1093 Abt geworden sein. Ein abbas wird in der eben
erwähnten notitia gar nicht erwähnt.
* Nota: Sernicium cum fratribus. Vgl. Hagn, Nr. 77, 101, 110, 141.
mi. Id. Jnl. (12. Juli). — D. Margarete.
Leo episcopus ecclesie ratisponensis.1 Heinricus
decanus patav.2 Fridricus pbr. et m. Chunradus sa-
cerd. — Petrus abb. ad s. lambertum.8 — Johannes dictus
wilder civus Ratisp. — Michahel subd. et m. in admund. —
Jeorius pbr. et m. in inf. alt.0
1 Leo Thundorfer 1262—1277. N. von St. Emeran, Oberaltaich.
8 Erscheint bei Hagn, Nr. 48.
8 1358 — 1376. N. von St. Lambrecht, Admont und Seckau haben
den 13. Juli.
HL Id. Jnl. (13. Juli). — E.
Erchenfridus abb.1 — Chunradus sac. et m. i. 1. vn-
garus. — Heinricus pbr. pero m. — Mathyas pbr. et m.
in chodwico. — Rvgerus. Heinricus. — Marquardus abb.8
in Glunch. Andreas pbr. et m. ib.
1 Erchenfried von Melk 1121 — 1163. Nach den Nekrologien von
St Lambrecht, Melk und Seon, die ihn zu diesem Tage erwähnen, kann
es nur dieser sein; unser N. hat ihn aber auch zum 17. Mai verzeichnet,
im N. I mit dem Zusatz hierosolymipeta, was nur für den am 13. Juli
Verstorbenen stimmt (Ann. Mellic, Script IX). Uebrigens kam es ja öfter
vor, dass man eine Person zweimal ins Todtenbuch eintrug.
1 Wahrscheinlich Marquard II. 1373—1381, der aber am 10. August
starb (Pritz, p. 179).
H. Id, Jnl. (14. Juli). — F.
Perngerus episcopus.1 — Philippus pbr. et m. de lam-
baco. Syffridus acol. ib. — Item Ruegerus pbr. et in. alt. inf.
periehtoldus pbr. et m. ib. — Item vlricus pbr. et m. celle b.
virginis. — Wernhardus pbr. et pleban. in caminata. — Jo-
hannes pbr. et m. de pavngartenperg. — Wilwirgis.
1 Perngerus, Bischof von Passau 1013—1046 (Dümmler, Pilgrim
von Passau, p. 147). Vgl. Hagn, Nr. 24.
Id. Jnl. (15. Juli). — G. Divisio apostolorum.
vlricus pbr. et m. de landave. — Sighardus sulcz-
pech, qui dedit nobis decem talenta ad pietantiam p. m. —
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72
pertoldus pbr. et m. Dietricus m. Nycolaus diac. et
m. de altach. — Thomas pbr. et m. de altenburg. Wolf-
gaiigus dyac. ib. — heinricus. — Fridricus Schalchensdorffer
pbr. et can. de newnburga. — Godehardus pbr. et m. alt. inf.
— Halhaidis.
XVn. Kai. Aug. (16. Juli). — A.
viricus. petrvs pbri. et mi. de chötwico. — Johannes
pbr. et can. de newnburga. — Wilhalmus pbr. et m. —
viricus conu. et m. de augusta i. 1. — heinricus. Rich-
kardis. Alhaidis. — Andreas pbr. et m. in farnpach.0 —
Johannes dictus wispech pbr. et can. de s. floriano. — Johannes
diac. et m. in Mellico.
XVI. Kai. Aug. (17. Juli). — B. Alexii confessoria
Chunradus pbr. et m. i. 1. de petenpach. — Albertus
gloriosus dux austrie. Styrie. Karinthie.1 — Rudolfus conu.
i. 1. — Caspar pbr. et m. in admund. — Wernhardus.
Heinricus. Margareta. Gisila. Chunegundis. perhta.
Azala. — Heinricus abb. dictus Sulczpech p. m. i. 1. anno
domini 1376.° *
1 Albrecht II. 1336—1358, gest. 20. Juli (Huber II, p. 194). N. der
Minoriteu in Wien hat den 20. Juli, die Contin. Zwetl. IV (Script IX,
p. 687) den 18. Juli. Vgl. Hagn, Nr. 233.
9 Heinrich III. bis 1376. Das Ende der Regierung Heinrichs II.
von Grueb und der Beginn der seines Nachfolgers Heinrichs III. lässt
sich nicht genau augeben, da weder die Chronisten darüber berichten,
noch die Urkunden.
XV. Kai. Aug. (18. Juli). — C.
ßaynboto pbr. et m. i. 1. p. m.1 — Bartholomaeus in. alt
super. — perngerus. Ernestus mi. otto. Walchunus.
hilprandus. albero. — Heinricus pbr. et m. de s. petro
salczpurge.0
1 DUrfte der als selig verehrte Rapoto sein, der nach 1050 lebte
(Script. XXV, p. 630, 631, 642, 660).
Xim. Kai. Aug. (19. Juli). — D.
Wernherus abb.1 — Baltherus pbr. et can. domus s.
floriani.0 — Albertus. Gebhardus. Chunegundis.
1 Werner von St. Paul 1U0-1159 (Carinthia 1876, p. 62). N. von
St. Lambrecht.
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73
XIH KaL Aug. (20. Juli). — E.
Johannes stieger iuuenis ad s. florianum. — Rudolfus
abb.1 — Johannes prof. in Scheyren.0 — Heinricus pbr. et
m. i. 1. — Johannes pbr. et can. in newburga. — Meinbar-
dus. — Elizabeth Cherspergerinna famil. — In a
1 Rudolf, Abt von Seon, gest. 1102 (M. B. H, p. 160). N. von Seon.
9 Name des Klosters unleserlich; folgen viele Namen.
XIL Kai. Aug. (21. Juli). — F. braxedis virginis.
Egidius can. ad s. ypolitum. — Rapoto abb. i. I.1 —
Jacobus pbr. et can. de s. ypolito. — Otto tvrs. — Helena
mL in chodwico. — Halhaidis. Diemudis. — Johannes
pbr. et m. in chodwico.0 — Johannes pbr. et m. quondam
prior i. 1.
1 Unsere Quellen melden keinen Abt dieses Namens; doch wäre
es bei der spärlichen Kenntniss der Geschichte unseres Hauses im 11. Jahr-
hundert immerbin möglich, dass ein Abt dieses Namens in der zweiten
Hälfte des 11. Jahrhunderts die Leitung des Klosters geführt hätte. Ein
Rapoto erscheint auch in der schon öfter erwähnten notitia (Hagn, Nr. 24).
Indess spricht doch mehr gegen als für diesen Rapoto als Abt von Krems-
münster. Wäre er im N. I als abb. i. 1. gestanden, so hätte ihn doch
Beruhardus, der die Calendaria mortuorum ausdrücklich als Quellen für
seine Bearbeitung anführt, gewiss genannt. Es scheint vielmehr dem
Schreiber ein Versehen unterlaufen zu sein, da das N. von St. Lambrecht
am gleichen Tage hat: Rapoto abb. i. 1., eine der ältesten Eintragungen
aus dem 12. Jahrhundert. Doch weiss man auch dort mit diesem Abte
nichts anzufangen.
XI. Kai. Aug. (22. Juli). — G. Marie Magdalene.
Nycolaus pbr. et m. de paumgartenperg. — Petrus
pbr. et m. in meten. — Gotfridus m. i. 1. Wolfmudus
conu. i. 1. — Stephanus abb. in medlico.1 — Alramus. Al-
haidis.
1 1451—1453. N. von Lambach, Klein-Mariazell, der Schotten.
X. KaL Ang. (23. Juli). — A. Apollinaris.
Perchtoldus abb. de monte s. georii.01 — Wernhardus
pbr. et m. i. 1. dictus Tanner quondam celerarius. Laurentius
pbr. et m. i. 1. — perhardus conu. i. 1. Dietmarus de
bahleiten. Dietmarus filius suus. Albertus. Ditmarus.
— Petrus pbr. et can. de s. ypolito.
1 Berthold von St. Georgenberg 1344—1349 (Chronik p. 73).
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74
Vnn. Kai. Ang. (24. Juli). — B. Christine virginis.
Chunradus abb. de super, alt.1 — Johannes de lem-
pach pbr. et can. de newnburga. — werherus pbr. et m.
— Johannes pbr. et ean. de Newnburga. — Chunegundis
conua. de mvlperg soror nra. nota: De huius patre et
matre sc. Hertwico et Gedrude de mvlperg habemus
euriam in aptay et 1 campum in precipicio super
Chremsam. Item per eam habemus euriam in haening.
Item deeimam in curia adam. — Alhaidis.2 — Item Bar-
bara magistra 8. Ruperti in valle admontensis.
1 Conrad II. Piper, gest. 1297 (M. B. Xu, p. 12). N. von Oberaltaich.
* Alles von Hand C geschrieben. Ueber diese Schenkung ist keine
Urkunde vorhandeu, wohl aber ein Revers 1300, Nov. 16 (Hagn, Nr. 141),
in dem Abt und Convent gegen Kunigunde (von Kirchberg) getreue Er-
füllung der Bedingungen geloben, die sie an ihre zum Krankenhause ge-
machte Schenkung geknüpft hat. Ueber Hartwig vgl. auch Hagn, Nr. 77
bis 81.
VIII. Kai. Aug. (25. Juli). — C. Jacobi apostoli.
Erchenbertus abb. i. I.1 — Chunradus abb. de lam-
baco.* — Gallus abb. de obern altaich.8 — Eppo pbr. et
m. porno m. Dietricus de winna. Hubertus, pern-
hardus. — Engelschalcus abb. in seytensteten.04 — Fridricus
dictus Gressing pbr. et m. de 8. lamperto.0
1 Ist wohl identisch mit Abt Erenbert I., der schon am 24. Juni
eingetragen ist.
* Conrad I. 1264-1286.
8 1403—1405.
4 1354—1385.
VII. Kai. Aug. (26. Juli). — D.
Heinricusabb.1 — Margaretha aleutherin 0. Altman-
nus pbr. et m. in Chodwico. — Chunradus. Eberwinus
pbri. et mi. Eberhardus sac. Wazmannus conu i. 1.
— Johannes pbr. et m. in Tegrensee. — Fridricus 1. de mvs
occisus. — Johannes prior lambac.0 — Clara abbat, in trawn*
chirichen.0 *
1 Wie N. Emeram. recens (M. B. XIH) angibt: Heinricus abb. de
Münster == Mönchsmünster, urkundlich 1266 (M. B. XH, p. 127), 1267
(M. B. XIII, p. 360); 1278 heisst es von ihm schon: quondam abbas (M. B.
XIII, p. 374).
9 Cl. Katringer 1420 und 1425 bezeugt.
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VI. Kai Aug. (27. Juli). — E.
Bertholdus abb. in Gersten p. m.1 — Sybrandus
abb. in Tegernsee occisus 0 confr. nr.2 — Wigerusconu.
Heinricas. ortolfus. — Chvnradus de Scheyrn.0 —
Ireragardis. — Chunradus pbr. et m. in tegrensee. —
Petrus pbr. et m. in seydensteten. — Walchinus pbr. et can.
Newnburg.
1 Berthold I. 1111 — 1142 (Studien und Mittbeilungen I, 2, p. 95
bia 106). Ueber seine Abstammung vgl. Blätter des Vereines für Landes-
kunde von Niederösterreich XIII, 88 ff. Von seinem Convente kamen
Alram und Ulrich als Aebte nach Kremsmtlnster. N. von St Florian
(Noüzenblatt 1852) und Admont erwähnen ihn zum 28. Juli, während die
yita den 27. Juli angibt: nocte quae Pantaleonis martyris festivum prae-
cedit diem, modicum ante nocturnale officium. Letzteres begann aber um
Mitternacht.
1 1339—1347. Am 21. Juli wurde er von Otto von Klein-Katzbach
erschlagen; er war vom bairischen Herzoge gegen den vom Convente ge-
wählten Conrad mit Gewalt eingeführt worden. Sein Mörder war der
Bruder des canonisch Gewählten. (Obermayr p. 401 )
Nota am Rande: Commemoratio fraternitatis de superiori altaha.
Post festum s. Jacobi fraternitatis de s. a. cantabimus pro defunctis pro-
xima feria vacante singulis annis similiter et ipsi faciunt.
V. Kai. Aug. (28. Juli). — F. pantaleonis martyris.
Anna uxor wernhardi Qatringarii dedit nobis deci-
mam in hofingern.1 — 0 Johannes dictus Rüghalm quon-
dam abb. monast. s. viti in pruel.0 — fridricus. — Isin-
grimus conu. i. 1. — Georius pbr. et m. alt. inf. — Pertha.
liepurgis. — Obiit fr. andreas pbr. et m. de mareinzell apud
nos sepultus.
1 Vgl. Hagn, Nr. 232, 249, 251.
IV. Kai. Aug. (29. Juli). — G. Feheis pape.
Wernhardus episcopus patav.1 — Marquardus pbr.
et m. in Glunicht. — Gebhardus m. i. 1. Engelhardus acol.
in prtiel. — Isingrimus conu. i. 1. — Wilhelmus et Thomas
pbri. et mi. in Ranshofen. — Hainricus. fridericus. Wal-
chunus. Margareta. Alhaidis. — Chunradus 1. deg-
munda fr. nr. — Paulus prof. in Secaw. — Fridricus pleb.
in Styra. — Obiit Reverendus in Christo dominus dominus
Benedictus abb. i. 1. 1488.»
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i
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77
dus m. — Chuno pbr. et m. in gurkch. — Magister Johannes
pbr. et can. Newnburge.0 — Wezilinus. Adalus. — Chun-
radus abb. de obern alt.2 — fr. Georius prior in Gotbico.0
1 Werner von St. Lambrecht 1162—1182. N. von St. Rupert und
Nonnberg; N. von St. Lambrecht und die meisten anderen haben den
3. August.
1 Conrad HI. 1297—1311.
HL Hon. Aug. (3. August). — C. Inuentio stephani.
Dietricus pbr. vicarius in egndorf. — Rvbertus m. i. 1.
Heioricusscolar. i. 1. — Ernestus pbr. et m. dictus Lewfens-
pehk fr. nr. — Sweikerus. Wesgrimus. — Johannes pbr.
et m. in Gersten. — vlricus pbr. et prior in obernaltach. —
Otto miles de cenning.1
1 Vgl. U. K. B. m, Nr. 402, 595.
IL Hon. Aug. (4. August). — F. Valentini episcopi.
Hermannus abb. in alt. p. m.1 — Pilgrimus subd. de
losenstain de s. ypolito. — Hadmarus pbr. et m. — Jo-
hannes pbr. et m. i. 1. dictus gfitawer de weis, perhta.
1 Hermann von Niederaltaich, der bekannte Chronist 1242 — 1275.
N. von St Emeram hat den 5. August.
Hon. Aug. (5. August). — G. Oswaldi regis.
Paulus pbr. et m. i. 1. — Hermannus pistor i. 1. — Leo-
nardus conu. in Tegrensee. — fridericus 1. Ekkenbertus.1
Rafoldus. Jeuta. — Katherina ml. in Nidenwurkch.0
1 Vielleicht Ekbert III. von Formbach-Püten, der am 5. August
1158 bei der Belagerung von Mailand fiel. Ihn erwähnen die Nekrologien
von Klein-Mariazell, Admont, Klosterneuburg, Traunkirchen, die Ann.
Mellic. und Contin. Admont. zu diesem Tage.
VIII. Id. Aug. (6. August). — A. Sixti pape.
Chunradus pbr. et m. i. 1. Maeusel. — Otto pbr. et m.
i. L — Chunradus pbr. et m. in meten. — Ditmarus. Al-
haidis. Richkardis. — Hanricus conu. i. 1. — fr. Ludwi-
cas pbr. et m. in pawngartenperg.
YIL I<L Aug. (7. August). — B. afre martyris.
Ödalricus episcopus.1 — Elizabeth sulzpechin 0.8 —
fr. Sighardus pbr. et m. in meten nobiscum sepultus. — fride-
ricus conu. i. 1. heinricus. Gerdrudis, helka. — Petrus
Topler can. ecclesie Newnburg.*
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3t*S— 1121. Ihn er
Vgl
r -* •;**:_ ~ - • - — :«i--:i»n.*^ Keinpoltus
* * 1 - • . i . . - — J-."-.-^ ;.:r *r il fleban. in se
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-.•biiVTÄ i* «r-.i„-i.i^rr:^ — WfrrJLArras pkr. et hl i. 1
<..v*.ut T * * *r"wt%r^T- — r -r*2TE5 j rr. ft n. ir sfSea. — Perich
t •:*-.* ji. '* *.~~ *\}*t. — W:":7*rr*r;*Ä. oxL Gotpol
IHL M. Asg- 10. A^üi - E La^rentE sm^fk
Mar';;*H-s abb.1 — Kiric^ r^ LerbaMer. — Hein
ivra* *bb. i- J- p- c^*s — Eirasas e:cu, et ntLL — Dil
v.&m* \i.'..** Ah lach. — Albertus. — Radotfus miles de al
}arCu%* — Jeoria« pbr. et can. de s. tbriano dictus Trueni
• Ifevra.
1 K'/nnte niefct bestimmt werden.
f Heinriefa IL tob Gmeb 1363—? VfL XVL KaL Aug.: Heinric
frilxbiek,
9 Lter Stammsitz des Geschlechtes ist bei Leonding; sie erscheine
urkundlich zuerst H30 'L\ IL B. L p. 654. ; t. Starkenfels unterscheide
z*et Geschlechter diese* Kamen*, eines im Rottagau, dann ein e weite
dem auch obiger Rudolf angehörte, das xnerst in Wilheringer Urkunde
erscheint. Rudolf von Oesterreich, der Vater unseres Rudolf, ersehen
schon I2r,6 a;. K. B, III, p. 234) und wird von Bischof Otto von Passa
*l« l'nVgar von EbeUberg bestellt Ueber dessen Sohn Rudolf vgl. Hagi
Nr, Mi.
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HL Id. Aug. (11. August). — F. Tiburtii Martyris.
Hainricus pbr. et m. de adnifind.0 — fr. Johannes pbr. et
m. Lambac. — Reverendus pbr. de Griffe praep.1 — Rapoto
m. pzilinus conu. — Philippus Getringer et uxor sua kate-
rina.* — bainricus. Wolfgangus. — Sewörch de aseh-
perg. — Cbunradus pbr. et m. quondam prior in Gersten.
1 Io Griffen ist kein Propst dieses Namens bekannt; wahrscheinlich
hat der Schreiber den Namen vergessen.
* Vgl. U. K. B. VII, p. 206.
ü. Id. Aug. (12. August). — G.
Dietricus de Gotwico. — Helmwicus pbr. et ean. —
Thomas abb. in seitensteten.1 — Rapoto. Rudgerus. — Jo-
hannes decanus dictus Malczer pbr. et can. de s. ypolito. —
Elizabet. Gedrudis. — Fridericus abb. de s. Emmeramo
Ratispon.2 — Stephanus praep. ad s. florianum.8 — Johannes
dictus Czimerawer pbr. et m. s. petri salczpurge.
1 Thomas Kersberger 1422—1427.
* Friedlich IL 1385—1395 (Studien und Mittheilungen IV, 1, p. 132).
* Stefan Zainkgrabon 1382—1407.
Id. Aug. (13. August). — A.
Georgius pbr. et m. de Obernburg. — Ortolfus abb.1 —
petrus pbr. et m. i. 1. — Ortolfus sae. Meginwardus diac.
et m. i. 1. — Heinricus prior in seydensteten.0 — heinricus.
— Achacius pbr. et m. de s. Lamberto. — 0 thomas dictus
haidin fr. nr. habet anniuersarium.2 — Obierunt fr. Johannes
et fr. Stephanus de pawngartenperg.
1 Ortolf von Melk 1253—1273. N. von Melk, Lilienfeld und
8t Rupert.
1 Vgl. Hagn, Nr. 250, 269, 274, 283.
XVIIIL Kai. Sept. (14. August). — B. Eusebii presbyteri.
Hainricus pbr. de Weingarten. — Christannus pistor.
Anna uxor sua. — Leo sacerd. — Item frater fridericus
pbr. et m. monast. s. Emerami. Ratisp. — Irmiga soror.
XVHI. Kai. Sept (15. August). — C. Assumptio s. Marie.
fridericus 1. tanner.1 — Johannes doctor decretorum pbr.
et can. in newnburga. — Heinricus pbr. et m. — Anna ml.
in admund. — Alexander pbr.2 — Gerdrudis. Alhai-
dis. — Johannes pbr. et m. in Chotwico.0
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80
1 Vgl. U. K. B. VII, p. 224.
9 Wurde von Hand A ganz oben geschrieben, von Hand BA getilgt
nnd weiter unten gesetzt.
XVII. Kai. Sept. (16. August). — D.
Johannes pbr. et m. de obernburga. — Hainricus pbr. et
m. dictus Tanpechk. — Otto. Symon pbri. et mi. Ger-
hardus. — Johannes pbr. et can. de s. ypolito. — Rudol-
fus. pruni. Rudolfus. — Jacobus pbr. et m. alt. inf. —
Anna ml. in Chodwico.
XVI. Kai. Sept. (17. August). — E. Octava laurentii.
Jacobus pbr. et m. de Seytensteten. — Hermannus abb. dic-
tus Swamberger de s. paulo.1 — Hubertus. Sifridus. Chune-
gundis lahekkerinn ml. in secouia. — Hartmudus conu. i. 1. —
Andreas abb. Celle principis.02 — vdalricus conu. in mellico.
1 1391 — 1401 (Carinthia 1876, p. 94).
* Andreas, Abt von Fürstenzell 1348-1349 (M. B. V, p. ö).
XV. Kai. Sept. (18. August). — F. Agapiti martyris.
Beryandus abb. ecclesie s. pauli in carinthia.1 — Her-
bordus. Geruuicus pbri. et mi. — Reinspertus iuuenis de
s. ypolito. — Johannes de pewrwach pbr. et m. i. 1. — Wezil
conu. i. 1. — heinricus miles de laufen.
1 Weriand 1311—1314 (Carinthia 1876, p. 72).
Xnil. Kai. Sept. (19. August). — G.
Albertus pbr. et m. alt. infer.0 — Wilhelmus subd. et can.
in Newnburga. Anna ml. ib. — Albertus archipbr. — Fride-
ricus pbr. et m. quondam abb. in Maensee.1 — fridricus pbr. et
can. dictus hutter obiit de s. floriano. Petrus dictus sweinpek pbr.
et can. ib. — Cunradus 1. Alhaidis conua. Chunegundis.
1 Friedrich II. 1313—1316 (Studien und Mittheilungen IH, 2, p. 288).
Xm. Kai. Sept. (20. August). — A.
Otto pbr. et m. i. 1. dictus hohenfelder. — Cunradus
pbr. et m. i. 1. occisus. Albertus pbr. et can. Hugo m.
i. 1. — Johannes pbr. et can. ad s. ypolitum.0
XII. Kai. Sept. (21. August). — B.
0 Magenso pbr. et m. dictus trawner de s. petro salcz-
purge. — Guntherus pbr. et m. Ditricus. Otto, sifri-
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das subd. et mi. i. 1. — Obiit Chunradus prior pbr. et m. de
mensee. — Petrus pr. in peynhersporn. — Hugo 1.
XL Kai. Sept. (22. August). — C. Thimothei et simphonii.
Wisinto pbr. et m. i. 1. — Nicolaus abb. de obernburg.1
— Cunradus pbr. et m. — Rudolfus pbr. et can. de secouia.
Siboto pbr. — Christannus pbr. in fornpach.0 — Albertus.
Heinricus conui. — Ludwicus abb. monast. Mellicens.2 —
Heinricus puer. — Obyt fr. vdalricus Senior pbr. et m. dictus
Buperl i. 1. anno domini XLIII.0 — Michael pbr. et can. de
s. floriano. — Albertus pbr. et m. alt. inf.
1 Nicolaus I. 1365—1405, oder Nicolaus IL 1409— 1412,
* Ludwig I. Snayezer von Isper 1344—1360.
X. Kai. Sept. (23. August). — D.
fridericus pleban. de hallis. — Siboto. Otto pbri. et mi.
— Johannes abb. in pawngartenperg.1 — Fridericus pbr. —
Wernhardus scolar. de chemnaten. — fr. Michael haydinger
pbr. et m. i. 1. anno domini 1457. — Chunradus pbr. et m.
in ossiaco. — Johannes pbr. et m. in altenburg. — Georgius
prior de lambaco. — vlricus ruffus.*
1 Johann m. 1379-1405 (Archiv XII, p. 37).
* Erscheint zwölfmal als Zeuge in unseren Urkunden zwischen
1286 und 1318 (Hand C). Nota: Hie dedit dorn um in Sultzpach et curiam.
VmL Kai. Sept. (24. August). — E. bartholomei.
Leo pbr. et m. i. 1. — Eberhardus m. professus i. 1.
dictus Pawer. — Levtoldus pbr. et m. — Otto prior in
pruel. — Andreas pbr. et m. in obern Altaich. — Fridericus
conu. — Fridricus pbr. et can. in gurkeh dictus puper. —
Fridericus comes l.1
1 Vielleicht Friedrich von Hohenberg, Sohn der Adelheid von Wild-
berg, die circa 1135 dem Kloster den Wald Prvmste unter der Bedingung
schenkt, dass dort eine Kirche (St. Martinsberg) erbaut werde (Hagn, Nr. 28).
Vm. Kai. Sept. (25. August). — F. Octava Agapiti.
Eberhardus pbr. et m. in Tegernsee. — Martinus m. alt.
inf.° Eppopbr. etm. — Ernestus dictus Otzdorffer quon-
dam judex i. I.1 — fr. vlricus pbr. et m. in pawngartenperg.0
— Fridericus camerarius. — Symon puer. Uelka 1. eli-
zabeth.
1 Vgl. Hagn, Nr. 227, 229, 249.
Archiv. L1XXIV. Bd. I. Hilft«. G
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VII. Kai. Sept. (26. August). — G.
Symon abb. ossiacensis.0 l Alhaidis. Aleis sorores saltz-
purge. — Erasmus dictus pergkhaimer subd. i. 1. — Albero
conu. — Johannes pbr. et m. i. 1. — Heinricus. pilgri-
mus. — ludwicus pbr. et can. in newnburga. — Irngardis
1. — Johannes Jewchinger pbr. et can. de s. ypolito.
1 135S bis circa 1356 (Archiv 73, p. 290, Anm. 5).
VI. Kai. Sept. (27. August). — A.
vlricus abb. i. 1. p. m.1 vlricus pbr. et m. i. 1. — Hylt-
winus pbr. plebanus de Thalhaim fr. nr.* — Christo-
forus pbr. et m. ordinis fratrum awgustinensium dictus wildekk.
— Meinhardus pbr. et can. de s. floriano. — Ortolfus 1. chu-
negundis 1. Wilbirgis.
1 Ulrich I. oder Ulrich II. von Kremsmttnster. Vgl. VL Id. Mai.
* Nota: Hie dedit XV talenta pro anniuersario agendo suo et
suorum.
V. Kai. Sept. (28. August). — B. Augustini confessoris.
Rfigerus pbr. et m. de chotwig dictus ... — Fridericus
pbr. et m. alt. super. — Arnoldus praep. florian.1 — Diet-
marus abb. in seytensteten/ * fr. nr. Andreas pbr. et m. infer.
alt. — Sighardus pbr. in varnpach.0 — Fridricus pbr. et m.
in meten. — Maria regina.8 — Andreas pbr. et m. in
Gewnkch. — Georius senior pbr. et m. in Gersten. — Er-
hardus subd. de chodwico.
• Rubra.
1 Arnold I. 1250—1256. N. von St. Polten and Klosterneubnrg.
1 Dietmar I. 1213—1225. Er wurde von Kremsmüuster nach Seiten-
stetten postuliert (Pez, Script. II, p. 311).
8 Konnte nicht bestimmt werden.
IIIL Kai. Sept. (29. August). — C. Decollatio s. Jobannis.
Pilgrimus pbr. et m. — Wolfhardus abb. ad s. Eme-
ramum Ratispon. l — Wolfgangus diac. de chodwico. —
Berchtoldus conu. de Nideraltaich. — Hartmudus. Chun-
radus. Heinricus. Leo. Wisento. — Paulus pbr. et m.
de s. paulo dictus haspael. — Chunegundis. — Anno do-
mini M°CCC° Nonagesimo quinto obiit Illustrissimus prineeps
dominus Albertus dux Austrie, qui habet anniuersarium pro
sale in halstat.* — leonhardus nouicius i. 1.
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1 Wolfhard Strauss 1423—1461. N. von 3t. Emeram hat den 60.
(Stadien and Mittheilungen IV, 2, p. 182).
* Albrecht HL 1865—1395, starb am 29. August (Huber II, p. 288
bis 321; Lichnowsky IV, 4, p. 277). Vgl. Hagn, Nr. 280, 284, 285, 289,
290. N. der Minoriten, Schotten, Lilienfeld.
m. Kai. Sept. (30. August). — D. Felicis et Adaucti.
Wolframus pbr. et m. de alt. infer. — Fridricus pbr.
et can. de secouia. — Rudolfus. Rupertus. Ortolfus.
Chunradus pbri. et mi. — fridericus praepos. in s. ypo-
lito.1 — Ditmaru8 1. miles de loch.* — Dietmarus dyac.
Rudliebus. Dyebertus conu. i. 1. Livkardis ruffi
mater. Tueta 1. — Katharina abbat, in Slierwach.8 Marga-
reta ml. ib.
1 1380—1388. N. von St. Polten.
* Erscheint zwischen 1264 und 1305 wiederholt im U. K. B.
* Katharina Aicher, Aebtissin von Schlierbach 1365 — 1392 (Xenia,
B. IV, p. 397).
IL Kai. Sept. (31. August). — E.
Rudbertus abb.1 Chunradus abb.* — Albertus de
Newburga fr. nr. dominus abb. de vinck ? Simon pbr.
et m. de lambaco. — Wolfgangus senior decanus de obern
altaich. — Wilhelmus dictus freyberger pbr. et m. in obern-
burg. — Hertwicusm. — Thomas pbr. et m. in pawn-
gartenperg.
1 Vielleicht Rupert von Mondsee 1072—1115.
1 Conrad I. von Oberaltaich, gest. 1221. N. von Oberaltaich hat
den 30. August
KaL Septembr. (1. September). — F. Egidii confessoris.
Fridricus abb.1 — Laurencius abb. dictus meylesdorffer
de Seytenstetten.* — Vlricus.8 Philippus fratres duces Karin-
thie fratres nostri. — fridericus celaer. Balthasar custos pbr.
et can. in gurkch. — Rugerus m. Bertholdus comes.4
Sifridus fr. nr. — Jacobus pbr. et m. de chödwico. — Fri-
dericus. vschaicus. Rugerus pbr. et m. in varenpach. —
Gedrudis. Cunegundis. Wilbirgis.
1 Friedrich, Abt von Aspach, 1140—1182 (M. B. V). N. von St.
Emeram, Michelbeuern, Admont zum 31. August.
1 Laurenz Meglerstorfer 1385—1419 (Pez, Script. II, p. 313 0 1419
die s. Egydii).
6*
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8 Ulrich EU. (IV.), Herzog von Kirnten 1266—1269, Sohn Bern-
hards IL; er starb am 27. October 1269 (Mnchar, Geschichte des Herzog-
thums Steiermark V, p. 331). Philipp, dessen Bruder, erwählter Erzbischof
von Salzburg ohne Weihe 1246—1256, erwählter Patriarch vou Aquileja
1269—1272, starb 1279 zu Krems — der letzte Sponheimer — nach dem
19. Juli, nach welchem sein Testament datiert ist Ueber seine Beziehung
zu KremsmUnster vgl. Hagn, Nr. 106.
4 Vielleicht Berthold, Markgraf von Istrien, dessen Enkelin, wie
bei Hagn, Anhang Nr. XV steht, Adelheid von Wildberg gewesen sein
soll; aber Letztere vgl. Hagn, Nr. 28.
HU. Hon. Sept. (2. September). — G. Antonii martyris.
perichtoldus pbr. et m. in paewrn. — Cunradus m. et
pbr. in seitensteten dictus peyleiter — Petrus m. de lambaco.
— Wirento pbr. et m. de s. paulo dictus adelshoffer. — Fride-
ricus Lawer. — Eberhardus de nideralta. — Heinricus
puer. Matza. Maehtildis. perhta. — Christannus pbr.
et can. de secouia.
III. Hon. Sept. (3. September). — A.
Levtoldus1 etDietmarus* abbates. — Ditmarus 1. miles
de hagwald. Richerus 1. filius eius.8 — Caspar Hager
can. ecclesie Newnburgensis. — Georius pbr. et m. in Seytten-
steten. — Chunradus. Hiltgardis 1. de lapide.4 Agnes
uxor rustici.
• Rubra.
1 Leutold, Abt von Admont 1165—1171. N. von St Lambrecht,
Klosterneuburg und die von Salzburg.
* Konnte nicht bestimmt werden.
» Vgl. U. K. B. HI, p. 186 und IV, p. 30.
4 Die milites de lapide, Stein, auf dem Steiumairgute in Regau,
erscheinen in unseren Urkunden Öfter. Ueber Hildegard vgl. Hagn, Nr. 106.
' II. Hon. Sept. (4. September). — B.
Sigmarus abb. i. I.1 — Chunradus pbr. et m. in weyhen-
steten. — Engilbertus conu. i. 1. Michahel. vlricus pbri. et
cani. Newnburgenses.0 — Diedlo. Fridrum ml.
1 Leitete das Stift nach der Tradition 1012—1040. Unsere Quellen
über ihn sind nicht ohne Dunkel, nirgends aber wird in ihnen gesagt,
dass er der Nachfolger des heiligen Godehard gewesen sei, wie unsere
neueren Hauschronisten behaupten. Bernhardus weiss über ihn nur xu
sagen: ,quod res ecclesie quas repperit, computavit et in scripta redegit/
(Script. XXV, p. 669.)
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85
Ion. 8ept. (5. September). — C.
Fridericu8 pbr. et m. alt. inf. — Otto conu. i. 1. de ahliten.
— Heinricus deus.1 — Gisila ml. Agnes. Metildis 1.
1 Vgl. Hagn, Nr. 62, 70, 77, 78, 80, 86.
THL Id. Sept. (6. September). — D. Magni confessoria.
Johannes conu. in Scheiren. — Otto plebanus de weis.
— Jeorins subd. i. 1. — Pelericus diac. et m. — vlricus de
admuda diac. et m. i. 1. — Rudegerus conu. i. 1. — Wolff-
gangus prior in admund. — Hubertus. Purchardus conui.
i. 1. — Johannes prior in s. cnice. — Obiit fr. Martinus prof.
et nouicius i. 1. dictus demperger. — Heinricus pbr. et can. de
8. ypolito. — Sigmundus pbr. et can. secouie.
VII. Id. Sept. (7. September). — E.
Vlricus hofchiricher. — Vlricus pbr. et m. Rapoto
pbr. — Diringus pbr. et m. de admund. — leonhardus decan.
secouie.0 — Ditmarus. Chunegundis ml. Richildis.
VL Id. Sept. (8. September). — F. Natiuitas s. Marie.
Pezmannus abb.1 Reinhaimus pbr. et m. — Vlricus
vanstorffer subd. ecclesie Newnburgensis.* Wilhalmus 1. Sco-
laris in Retz. Johannes fr. eius.* — Otto. Methildis. Eli-
zabeth.
• Rubra.
1 Abt von Lambach, starb am 6. September 1090.
V. Id. Sept. (9. September). — G. Gorgonii martyris.
Tyemo archiepiscopus.1 Heinricus filiolus de
hohenperge. * Otto, vlricus 1. Ruffus. — Stephanus
pirbaumer.8 Elizabeth uxor habet anniuersarium. — Gotschal-
cus acol. Arnoldus. Hezil. Gotfridus conui. i. 1.
Tyemo m. — Johannes pbr. s. viti. — Otto, chueno. —
Reichgardis de loch. — Goldraun conu.
1 Tyemo, Erzbischof von Salzburg 1090 — 1101, starb am 28. Sep-
tember zu Korazaim in Palästina des Martertodes; diesen Tag geben die
meisten Nekrologien an. Unter den vielen ihm zugeschriebenen Werken
in Steinguss wird auch eine Pieta seit uralten Zeiten in der Wallfahrts-
kirche zu Adlwang verehrt; ein ganz gleiches Werk ist, wie Pachmayr
(S. 873) behauptet, sowohl ,quoad materiam quam quoad formam' in Ad-
mont. Nun wurde aber an dem Gypsabgusse der Pieta des Klosters Ad-
mont, der im Germanischen Museum in Nürnberg sich befindet, nach-
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gewiesen, dass das Original dieses Abgusses ohne Zweifel ans dem 14.
bis 15. Jahrhundert stamme (Wichner I, p. 50, Anm. 2).
* Vgl. Hagn, Nr. 128; nota: de his habemus Haekhelhof tantum?
procuriis. Hohenberg = Hehenberg, lange eine kleine, mit Achleiten ver-
bundene Herrschaft mit einem kleinen 8chlosse in der jetzigen Ortschaft
Hehenberg an der Eisenbahn nach Bad Hall.
9 Hofrichter des Klosters, der mit dem edlen Andreas Hörleins-
perger 1415 von Albrecht V. unter dem Abte Hermann II. mit der Lei-
tung der weltlichen Angelegenheiten unseres Klosters betraut wurde und
sich als Verwalter vorzüglich bewährte. Er erscheint auch unter den
Lehensleuten des Klosters im Codex Frideric. A, fol. 96 b: ,Steffan pier-
baumer ain gut zu hermanstorf.'
IIIL Id. Sept. (10. September). — A.
Wernherus pbr. et m. Vlricus pbr. — Philippus
sac. et m. i. 1. — nicolaus pbr. et can. de s. floriano. — 0
laurenciu8 pbr. et m. in obernburg. — Heinricus. Rudolfus.
Wertholdus nouicius dictus Mulbanger.1 — Gedrudis. Chu-
negundis. — bursarius seruit. Commune officium pro de-
functis.
1 Vgl. Preuenhuber, Ann., p. 54 und v. Starkenfels IV, 5, p. 811.
Die Müllwanger, von MUllwang, der Vorstadt Gmundens, stammend, er-
scheinen im 14. und 15. Jahrhundert wiederholt als Lehensleute des
Klosters. 1415 kam Hanns Müllwanger durch Vermählung mit Barbara,
Wolfgangs von Aschberg Tochter, in den Besitz von Grueb bei Pfarr-
kirchen, das von dieser Zeit den Namen Müllgrueb führt. Sie haben sich
durch Stiftungen als Wohlthäter des Klosters gezeigt. Einer aber aus
diesem Geschlechte, Caspar, wurde 1457 zu einem argen Bedränger, so
dass Herzog Albrecht selbst einschreiten musste.
III. Id. Sept. (11. September). — B. Proti et jacincti.
Ulricus. vlricus pbri. et mi. — Heinricus pbr.
et m. de s. cruce. — Thomas Zwingendorffer pbr. et m. de
s. floriano. — Chunradus conu. i. 1. Dyepoldus. —
Thomas pbr. et m. in chodwico.0 — Sigismundus nouicius de
lambaco.
IL Id. Sept. (12. September). — C.
Gehochus abb.1 — Eberhardus de steyreck. — Wolf-
hardus dictus sinczendorffer prof. i. 1. — Pabo. Alra-
mus. Chunradus. — Agnetis uxor ottonis ruffi.* — Chu-
negundiß.
1 Konnte nicht bestimmt werden.
» Vgl. Hagn, Nr. 180.
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Id. Sept (13. September). — D.
Eberhardus pbr. et m. in pangartenperg. — Reinboldus
pbr. — Pilgrimus pbr. et m. in glewnkch. Georius pbr. et
m. in Gersten.0 — Johannes dictus hagenawer can. ecclesie
Newnburg/ — Michael pbr. de bolebrun, qui legavit nobis
libros et sua omnia. — Chunradus asperch. Albertus,
vlricns. Isingrimus. — Johannes abb. in chödwico.1
» Rubra.
1 Johann IV. 1443—1444 (A. Dnngl, Topographie von Niederöeter-
reich HI, II, 7. und 8. Heft).
XVIIL Kai. Octobr. (14. September). — E. Exaltatio crucis.
Viricus prior in seitenstetten. — Chunradus sac. —
Heinricuß camerarius. — Wolfgangus diac. in newnburga. —
Othacarus.
XVII. Kai. Octobr. (15. September). — F. Nicomedis martyris.
Eberhardus pbr. et m. in paewrn. — Merbotus pbr. et
m. de obern Altach. — Elizabet de Ernelb ml. in secouia. —
Gotpoldus pbr. — Johannes subd. i. 1. — Hainricus. —
Susanna ml. salczpurgens. — Mathildis.
XVL Kai. Octobr. (16. September). — G. evfemie virginis.
pernhardus pbr. et m. frater abbatis Bertholdi
hospitalarius in piern.1 — Rupertus abb. lambacens.' —
Degenhardus. Wolfgangus de s. lamberto. — Johannes pbr.
et m. alt. inf. — Arbo m. — Nycolaus pbr. de newnburg.
Wolfhardus dyac. — Marquardus conu. i. 1. — Christannus
pbr. et prior in pruel. — Chunradus. — Ditricus 1. olim
noßter praepositus.8 — Stephanus subd. in newnburga.
— Johannes can. Newnburg. — Andreas prior in Sewn.
1 Bernhard von Achleiten, Bruder Bertholds II , des Abtes von Krems-
mfingter, 8pitalmeister am Pyhrn, erscheint urkundlich zwischen 1256,
Jänner 6 und 1264, Juni 16; am 1. Juni 1268 erscheint schon ein Con-
radus hospitalarius (B. Schroll, Urkundenregesten zur Geschichte des
Spitals am Pyhrn in Archiv 82).
1 Ein Abt Rupert von Lambach ist nicht bekannt.
* Dietrich, Richter von Kremsmünster, der vom Abte Friedrich I.
mit dem Prior Hartwig* von Schlüsselberg und dem Kellermeister Sigmar
beauftragt wurde, die Vorarbeiten für den liber possessionum et privile-
giorum (Codex Frideric. A und B) zu liefern. Hand C. Vgl. L. Ach-
lenthner, Das älteste Urbarium, Prolog.
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XV. KaL Octobr. (17. September). — A. Lamberti episcopi.
Viricus pbr. et m. in paewrn. — Vlricus i. 1. pbr. et m.
viricus pbr. et m. de lambaco. — Adalramus. Chunradus
pbri. et mi. Raffoldus diac. et m. Gebhardus. Rei-
cherus.
XIV. Kai. Octobr. (18. September). — B.
Commemoratio fratrum et familiarium nostrorum.
Johannes hattocher pbr. et m. ad 8. florianom. — Hain-
ricus miles de achleiten, uxor sua Gedrudis.1 — Geroldus.
Gotfridus pbri. et mi. — Georius pbr. et m. in Sewn. —
Wolfodu8 conu. i. 1. — Otto pbr. et prior in glunich. —
Chunradus. — Andreas prior in pangartenperg. — luneta
ml. in admund.
1 Vgl. Hagn, Nr. 180.
XIII. Kai. Octobr. (19. September). — C.
Nycolaus pbr. et m. alt. inf. — Grifo abb. lambac.1 —
Viricus conu. nostre congregationis. — Ernestus i. 1. dictus
Otztorffer. — Gumbertus. Wipoto. fridricus decanus
fr. nr. Heinricus. — Perichtoldus pbr. et m. in Sewn. —
Cholomannus pbr. et can. in newnburga claustri.
1 Grifo, Abt von Lambach; 1302 zum Abte gewählt, wurde er von
Bischof Bernhard von Passau nicht bestätigt, sondern Sigmar von Krems-
münster als Qegenabt aufgestellt Obwohl der Erzbischof von Salzburg,
Conrad IV., Qrifo anerkannte, legte dieser doch 1305 seine Würde nieder,
worauf Sigmar bis zu seinem Tode 1321 segensreich in Lambach wirkte.
Erst nach dessen Tode wurde Grifo allgemein anerkannt und leitete Lam-
bach bis zu seinem Tode 1330. N. von Lambach und Admont haben den
17. September.
XII. Kai. Octobr. (20. September). — D.
Alramus l. Pleicholb occisus est.1 — Martinus pbr.
et m. i. 1. Wernhardus 1. Rfrmunt occisus.* — Eberhardus
pbr. et m. i. 1. — Johannes pbr. et m. in fornbach. — Wilhelmus
pbr. et can. eccles. Newnburg. — Dietricus. heinricus.
Wofgerus. Hiltgardis. — Salomon pbr. et m. ad s. petrum
Hitltzpurge.
1 Die Pleicholb, die im 16. Jahrhundert im N. von Spital am Pyhrn
Diu paarmal erscheinen, waren Lehensleute Kremsmünsters.
• Vgl. U. K. B. V, p. 152.
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XL KaL Octobr. (21. September). — E. Mathei apostoli et
e wangeliste.
Otto episcopus freisingensis. * — Elizabeth dicta
Rötinn ml. in Trawnkirchen. — 0 Dominus Ekpertus abb.
monast in Rott.2 — Wichardus diac. et m Chuno m. i. 1.
— Albertus 1. notarius medlicensis.3 — Benedictus abb.
in seytenstetten.4
1 Otto von Freising, der berühmte Geschichtsschreiber, Sohn des
Markgrafen Leopolds III. des Heiligen. Er starb am 22. September, an
dem ihn die Salzburger Nekrologien, das von Klosterneuburg, Tegernsee,
Windberg erwähnen.
» 1361—1371 (M. B. I, p. 341).
8 Nota: dedit partem in votzen; seruitur pro VII solid.
« 1437—1441.
X. Kai. Octobr. (22. September). — F. Mauricii et sociorum.
Diemudis Puchsinn.1 — Adelbertus pbr. fr. nr. —
Petrus scolar. — Nicolaus scolar. p. m. — Offemia. Offe-
mia. — Andreas pbr. et m. de s. lamperto. — lucas abb. in
chodwico.* — Dorothea ml: in admund.
1 Nota: dedit nobis vineam.
1 Lukas von Stockstall 1432-1439.
VmL Kai. Octobr. (23. September). — G.
Cbunradus pbr. et m. i. 1. de haidenhaim ubi etiam
est sepultus. Missa. — Rudolfus fr. nr. Vlricus. Eber-
hardus. Heinricus. Ortlibus. — fr. Erhardus vorch no-
nicius ad s. paulum. — Irmgardis. — Nicolaus abb. in
seinsenstain.0 '
1 1385—1398 (A. Erdinger, Geschichte des aufgehobenen Cister-
cienserstiftes Säusenstein).
Vm. KaL Octobr. (24. September). — A. Translatio Rodberti.
Leutwinus pbr. et m. de p&uern.0 — Eberhardus
pbr. et m. i. 1. Chunradus pbr. et m. fr. nr. munthofer.
Coppoldus de altah. Ditmarus praep. s. floriani.1 Cun-
radus sac. Simon fr. nr. Chunradus. Methildis. —
Ditricus de wald pbr. — Dominus Symon abb. Lambac.
p.r.»
1 Ditmar III. 1266—1267; N. von St. Florian zum 23.
* Simon Thalhammer 1396—1405.
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VH Kai. Octobr. (26. September). — B.
fridricus pbr. et m. in clunich dictus harluncb. — Jo-
hannes pbr. et m. in Sewn. — Herbordus pbr. et m. de
tegernsee. pernoldus subd. — Haidenricus de otstorph.1 —
Johannes pbr. et m. in Sewn.
1 Vgl. Hagn, Nr. 141.
VL Kai. Octobr. (26. September). — C.
Vlricus 1. de slvzzelberch miles.1 — Hertwicus L
fr. eins miles.1 Gregorius sac. et m. in meten. — Hiltpran-
dus pbr. i. 1. Chunradus. perhtoldus. Gumpoldus
pbri. — Erpholdus conu. i. 1. vlricus. — Johannes weyther
acolit. ecclesie Newnburgensis."
* Rubra.
1 Vgl. Hagn, Nr. 114. Sowohl die nota als das Wohlthiterver-
seichniss bemerkt: De bis habemus predium in Grueb et sernitur 1 tal.
Der Name Hartwig wie die nota ist von Hand C geschrieben.
V. Kai. Octobr. (27. September). — D. Cosmi (!) et damiani.
Ditmarus pbr. et m. i. 1. de monte s. Martini. —
Vlfingus pbr. et can. de s. floriano.0 — Heinricus conu. et m.
0 alt. inf. — Ditmarus pbr. et m. i. 1. — Johannes pbr. et
m. de newnburga. — chunradus. Wernhardus. Dietri-
cus. Alhaidis. — Heinricus husendorfer l.1 miles. — Jo-
hannes ruffus. — Rugerus abb. in prüfling. 2
1 Vgl. Wichner H, 355, Nr. 211.
* Ruger in. von Prüfling 1383—1401 (Studien nnd Mittheilungen
HI, 1, p. 134).
IUI. Kai. Octobr. (28. September). — E. Wenzelai martyris.
Chunradus archiepiscopus salzpurge.1 — Hainricus
acol. de admund. — 0 stephanus pbr. et can. de s. ypolito. —
Bertoldus pbr. et m. Alramus conu. i. 1. — Vitus noui-
cius i. 1. — Otto, chunradus chraft. Jembertus. —
Reynboto pbr. et m. de s. paulo. — vlricus pramikker de se-
couia. — Christannus pbr. et m. de Obernburg.0
1 Conrad H., Sohn Leopold IU. des Heiligen, Bruder Ottos von
Freising 1164—1168; er starb am 28. September zu Admont. Nekrologen
von Salzburg, Oesterreich und einige bairische.
III. Kai. Octobr. (29. September). — F. Michaelis.
Reicherus de glanch pbr. et m. — wernhardus miles
dictus Rfidlinger.1 — Johannes pbr. et m. de agmund. —
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Otto pbr. et m. — Acbacius pbr. et m. ad s. Emmeramum Ra-
tbpon. — Balwinus pbr. et praep. vlricus subd. et m.
Heinricus m. i. 1. Meinoldus. Engelbertue conui. et mi.
i. L Otacharus. Ortolfus. vlricus. — De Newburga
obiit Cholomannus praep.9 Johannes decanus.0 — Joachim de
8. ypolito.
1 Lehensleute des Klosters im 15. Jahrhundert (Codex Frideric. A,
p. 93 b).
1 1371— -1394. N. von Klosterneuburg und St Polten haben den
19. September.
IL KaL Octobr. (30. September). — G. Jheronimi pbr.
Reginmarus episcopus.1 Wolframus abb.8 — Ortol-
fus pbr. et m. in Chetwico. — Chunradus pbr. et m. in alten-
purga. — Heinricus diac. alt. inf. — vlricus lobenstanner.8
Heinricus pleban. in sippachczell. — Chunegundis. Ger-
dradis. — Georgius praep. in newburga.4
1 Reginmar von Passan 1121 — 1138. Nekrologen von Admont,
St Florian, Lambach, St. Polten.
1 Konnte nicht bestimmt werden.
1 Vgl. Hagn, Nr. 83, 94, 103.
4 Georg I. Wüstinger 1418—1442. N. von Klosterneuburg und
St Polten.
KaL Octobr. (I. October). — A. Remigii episcopi.
Pernhardus abb.1 — Hanricus conu. i. 1. — Johannes
abb. in altenburga.0 2 — Chonradus pbr. et m. alt. inf. — Ru-
pertus pbr. et m. i. 1. — Gebhardus pbr. et can. newburg. —
Adchunus diac. et m. i. 1. Rudolfus conu. i. 1. frideri-
cns. — Albertus pbr. et m. i. 1. Vlricus abb. de ossiaco.0 8
1 Bernhard von Lambach 1148—1167. Nekrologen von Lambach,
St Lambrecht, Admont, Ossiach, St. Peter.
1 Johann L 1393-1411 (Bürger, S. 47—60).
• Ulrich L von Ossiach 1391—1407.
TL Von. Octobr. (2. October). — B. Leogarii episcopi.
Wernherus pbr. et m. i. 1. phisicus. Missa.1 — Wal-
therus pbr. et m. i. 1. — Sifridus de husendorf. — Al-
bertus pbr. et m. i. 1. — permannus. — Hermannus abb. in
Malhensdorf.0
1 Wernherus medicus oder physicus schrieb mehrere Bücher zur
Zeit des Abtes Friedrich I., welche noch grOsstentheils erhalten sind.
,Item de libris medioinalibus, quos frater Wernherus medicus dereliquit
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ec. Incipiunt modi medendi. Incipit practica magietri BartholomeL Incipit
chinugia« (Script. XXV, p. 676).
V. Hon. Octobr. (3. October). — C.
Rudolfu8 pbr. et m. i. 1. alhartinger. — Hagricus tevspach
I. — Wolfgangas diac. in Newnburga. — Ludwicus pbr. et
m. — Eberhardus conu. alt. inf. — Otto. Elizabet.
tttt Hon. Octobr. (4. October). — D.
Johannes pbr. et m. in 8. cruce. — Meigengodus pbr.
et can. Williboldus m. i. 1. Rudolfus conu. et m. i. 1.
Heinricus. Rvdolffus. Sighardus. Chunradus. —
Nicolaus m. et abb. de s. lamberto. — perhta.
m. Hon. Octobr. (5. October). — E.
Albertus abb. in meten.1 — Martinus pbr. et m. i. 1. de
welsa. — Rugerus pbr. et m. de alt. super. — Wolfhardus
subd. prof. in pavngartenperg. — Engilgerus. — Johannes
praep.* heinricus pbr. de s. ypolito. — Anna hohenpergerin
ml. Ratispon. — Wilhelmus acol. in Tegernsee. — ludewicus
pbr. et can. in voraw.
1 Albert III. starb 1348 oder 1351 (M. B. XI, p. 347).
* Johann I. 1370—1372. N. von St. Polten hat den 6. October.
II. Hon. Octobr. (6. October). — F.
Adalbertus episcopus wirzpurgensis.1 — Hainri-
cus conu. et m. alt. inf. — Caspar pbr. et can. in s. flo-
riano. — Otto pbr. et m. Wilhalmus m. i. 1. Engilber-
tus praep.* — Jacobus aurifaber. — Chunegundis conua.
Elyzabet. — Nicolaus pbr. et m. de s. paulo.° Andreas pbr.
de lambaco.
1 Adalbero, Graf von Lambach nnd Wels, der lotete Sprosse seines
Stammes, Stifter von Lambach 1045—1086, starb am 6. October. Nekro-
logen von Lambach, Admont, Tegernsee, St. Florian, Michelbeuern.
* Engelbert, Propst von St. Polten, nach 1081. N. von St. Polten.
Hon. Octobr. (7. October). — G. Marci pape.
Gotfridus pbr. et m. de prufing. Cunradus subd. et ni.
i. 1/ — Chunradus pbr. et m. in meten.0 — Wolfgangus huin-
brechtsrieder Iudex i. 1. p. m.1 — Anna ml. in secouia.
•. Stand von Hand A geschrieben gans oben (Hand B4).
1 Wolfgang Hnmbrechtsrieder erscheint bei Hagn, Nr. 328 nnd 333.
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Vm. Id. Octobr. (8. October). — A.
Petrus can. regularis in newnburga. — Chunradus pbr.
et m. mensee. — Ditmarus miles de oztorf.1 Heinricus.
Otto. Heinricus.
1 Vgl. Hagn, Nr. 141; Nr. 77, 101, HO dürfte sein Vater ge-
meint sein.
VIL Id. Octobr. (9. October). — B. Dionisii et sociorum.
Fridericu8 diac. et m. de obern altach. — Ludwicus
conu. i. 1. — Stephanus herlsperger pbr. et can. nevburgensis.
— Hadmaru8 pbr. et m. medlicensis. — Nycolaus sprancz
can. in gurkch. — Jedungus conu. et m. i. 1. — Eberhar-
dus pbr. et m. inf. alt. — Albertus pbr. et m. in tegrensee.
— Albertus pbr. et m. in Gersten. — Eberbinus pbr. et m. in
vccinpach.
VL Id. Octobr. (10. October). — C. Geronis et sociorum.
Ernestus pbr. et m. i. 1. — Marchardus pbr. et m. in
8. cruce. — Heinricus pbr. Johannes pbr. et m. inf. alt.
Waltherus conu. Jevta. perhta. Vlricus hekkch
maier et alhaidis uxor sua. Chunradus hunznagel?
Levpoldus.
7. Id. Octobr. (11. October). — D.
Nycolaus episcopus Ratispon.1 — Sigehardus.* Wlgan-
dus.5 — Albertus pbr. et m. inf. alt. — Rudolfus pbr. et can.
in secouia.0 — Pangracius pbr. et m. in chodwico.
1 1313—1340; Nekrologen von St. Emeram nnd Oberaltaich.
1 Sighard, Abt von Melk 1163-1177.
8 Wigand, Abt von Lambacb, gest. 1153. N. von St Lambrecht.
HU Id. Octobr. (12. October). — E.
Hugo pbr. et can. de s. floriano. — Hartliebus pbr. et
m. in fornpach. — Stephanus pbr. et m. in meten. — Vlricus
diac. Osmundus m. i. 1. — fr. Heinricus pbr. et m. de chot-
wico. — Heinricus. Heinricus. — Johannes zaler. —
fr. ambrosius subd. i. 1. anno domini 1443.
bursarius seruit. Commune officium pro defunctis.
HL Id. Octobr. (13. October). — F. Colomanni martyris.
Heinricus de anaso pbr. et m. i. 1. — Nycolaus pbr. et
m. in paumgartenperg. — Herlo pbr. et m. i. 1. — fr. petrus
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pbr. et m. de chotwico. — perhtoldus scolar. Dietwinus
conu. i. 1. Heinricus. — Petrus pbr. et m. in mönnsee.
— Heinricus. — fr. petrus pleban. in chirichperg anno do-
mini 1443.
II. Id. Octobr. (14. October). — G. Calixti pape.
Heinricus Roraer fr. nr. de g&nich. — Chunradus pbr.
et m. inf. alt. — Stephanus pbr. et can. de s. floriano. — vlri-
cus conu. et m. Wernhardus. fridericus. Ditmarus.
Sophya. — Wernhardus scolar. Johannes scolar. — vlricus
pbr. et m. in varenpach. — paulus pbr. et m. in Tegrensee.
Id. Octobr. (15. October). — A.
Petrus pbr. et m. prior et pleb. in Lambaco. — fr. Geo-
rius magister artium i. 1. 0 anno domini 1433 dictus crembser.
— Meinhardus i. 1. Wichardus conu. i. 1. Walchunus.
Waltherus. Heinricus. — fr. Nycolaus pbr. et m. in alt.
super. — Anna ml. in chodwico.
XVIL KaL Hot. (16. October). — B. Galli confessoria.
Dominus Otto abb. alt. inf.8 — Reicherus pbr. et m. de
admfind. Heinricus pbr. et m. de infer. alt. — Rudolfus
subd. i. 1. Alramus. Chunradus. — Rugerus pbr. et m. de
chotwico.
1 Otto L 1335—1343 oder Otto IL 1361—1366.
XVL Kai. Hot. (17. October). — C.
Heinricus pbr. et m. de s. laniberto. Sifridus pbr. et m.
in agmunda Chrotendorfer. — Chunradus abb.1 — Irnfridus
conu. i. 1. Ernestus. Alhaidis.
1 Conrad 111. von Mondsee 1399 — 1405 (Studien nnd Mittheilnngen
DI,?, p. 289).
XV. KaL Hov. (18. October). — D. Luce ewangeliste.
fr. fridericus in obern altaich. — vlricus abb. Lambac.1
Albertus abb.* Chunradus prior aspacensis.0 — Ulricus m.
Li. Meingotus scolar. — Johannes 1. de ahliten.*
Otto. — Wolfgaugus pbr. et m. de seytensteten leyser.
Margarete ml. Ratispon. — Johannes acol. i. 1. dictus tobel.4
fr. wolffgangus dictus czimt pbr. et m. i. 1. anno 1440.°
* Ulrich L circa 1349 bis circa 1361. N. Ton Limbach.
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1 Albert IL Ton Aspach 1362—1378 (M. B V, p. 101).
8 Vgl. Hagn, Nr. 105, 107.
4 Vgl. Hagn, Nr. 179.
XIIIL Kai. Hov. (19. October). — E. Januarii et sociorum.
Michael prastler pbr. et m. i. 1. 1463/ — Heinricuspbr.
et can. Heinricus. Trutmannus conui. i. 1. Johannes.
Chunegundis. Chunegundis.
XHL Kai. Hov. (20. October). — F.
Chunradus abb. Lambac.1 — Nycolaus pbr. et m. in paum-
gartenperg. — Maganus conu. i. 1. — Nycolaus subd. in obern
altaich. — Otto. — Martinus dictus Graul pbr. et m. alt. super.
1 Conrad II. circa. 1345 bis circa 1347. N. von St Lambrecht zum
18. October.
XIL Kai. Hov. (21. October). — G. XI miliuin virginum.
Chunradus pbr. et m. i. 1. de wienna. — fr. perichtoldus
prior. — Hezil m. — Nycolaus pbr. et m. de 8. lamberto.0
— Otto pbr. et m. in glunic. — Otto. Rihza.
IL Kai. Hov. (22. October). — A. Seueri episcopi.
vlricus pbr. et m. de potenstain de seydensteten. — Man-
goldus pbr. et m. — Weygandus praep. de s. floriano p. m.1
— Perihtoldus conu. i. 1. — Hermannus pbr. et m. de infer.
alt fridricus pbr. et m. ib. — otto. Chunradus. — Chun-
radus de ripa. — Petrus diac. in melico. — Alhaidis.
1 Weigand Mosinger 1354—1372.
X. Kai. Hov. (23. October). — B.
Chunradus abb.1 — fr. Martinus in Seytenstain. —
Wolcradus. Enzo conui. i. 1. — Johannes. Augustinus
pbri. in alt. super. — Anna ml. de s. petro salczp. Gedrudis.
Diemudis conue.
1 Conrad von Garsten 1169—1182, starb 23. October (Contin. Garst
Script IX, p. 594).
Vmi. KaL Hov. (24. October). — C.
Leopoldus. Leokardis iudicissa. — Erasmus pbr. et m.
id 8. Emeramum. — Alramus m. i. 1. — Albertus de lusacia
pbr. et m. i. 1. — weatrix ml. in admund. — Aribo. wolf-
gmngus pbr. et m. i. 1.
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VHL Kai. Nov. (25. October). — D. Crispini et Crispine.
Vlricus pbr. et m. s. Marie in valle Dei. — Egelolfus
pbr. et m. — fridericus pleban. in varichtorf confr. nr. — ,
Petrus diac. de Nevburga. — Perngerus. Rudolfus conui.
et mi. i. 1. — Erhardus pbr. et prior in obern Altach. —
Andreas pbr. et m. in pawngartenperg. — Cristoforus acolit.
in Newburga. — Johannes pbr. et m. ad 8. Emeramum. —
Chunegundis.1
1 Stand von Hand C geschrieben ganz oben mit dem Beisatz de
atzling. Die Atzlinger leisteten jährlich ein seraicium von XI Denaren
in nativitate S. M. V. (Achlenthner, S. 137).
VTL KaL Non. (26. October). — E. amandi episcopi.
Philippus pbr. et m. i. 1. — Valtherus pbr. et m. in alt.
inf. — Achacius darner can. secouie. — Gotschalcus conu.
Simon Scolaris. — Paulus pbr. et can. in secouia. — Fri-
dricus prior i. 1. dictus trwent. — Alhaidis. — Johannes
pbr. et m. i. 1.
VI. Kai. Nov. (27. October). — F.
Johannes. Ruegerus pbri. et sacardotes s. Marie in
Ratispon. — Gerunguspbr. etm. — Agnes sultzpechinn.
— Georius dictus zawching pbr. et can. de s. floriano. — Ste-
phanus pbr. et m. in mänsee. — Vlricus conu. et m. —
Chonradus abb. in Scheyren.1 — Michael tullinger pbr. et can.
reychenspergensis. — Methildis conua. Liukardis.
1 Conrad V. 1413-1421 oder Conrad VI. 1427—1436 (M.B.X,p. 379).
V. Kai. Nov. (28. October). — G. Symonis et iude.
Fridricus abb.1 Heinricus pbr. et m. i. 1. — vlricus
pbr. et m. de walthausen. — Gotschalcus pbr. et m. —
Albertus asperger 1. — Liebhardus pbr. et m. de alt inf. —
Jordanus pbr. et m. de obern altaich. — Wolfkangus. Er-
chengerus conui. et mi. i. 1. — Conradus 1. de asperg occisus.
— Fridericus. — Vlricus Sitelsdorffer pbr. et m. monast s.
petri. — Elizabet.
1 Friedrich, Abt von Garsten 1261 bis circa 1281 (Stadien und
Mittheilungen I, 4, p. 86—92). N. von Admont.
JJfSL Kai. Nov. (29. October). — A.
Otto camerarius.* — Gebhardus diac. et m. —
Wenzeslaus pbr. et m. i. 1. et plebanus. — Caspar pbr. et m. de
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medlico bursel. — Heinricus. Heinricus stevbarius1
conui. et mi. i. 1. — Fridericus forcher pbr. et m. ad s. pe-
trum salczpurge. — Otilia. — Chvnradus abb. in Scheiren.
* Rubra.
1 Heinricus stevbarius, stevvarius, stewbarius; heute das Stoiber-
mairgut, Ortschaft Loimbach, Pfarre Sippachzell. Nota: Seruicium 1/s tal.,
qui dedit nobis curiam suam et domum in villa, cuius domus commutatio
est; de agro graemlin 60 den. et de vidua an dem Veld 60 den. et duo
servi ib. 20 den. et partem in vocental. (Hand C.) Vgl. Achleuthner,
1. c, p. 138.
m. Kai. Hov. (30. October). — B.
Johannes freysing diac. in secouia. — Heinricus. Ru-
dolfus pbri. et mi. — Levpoldus auxiliator et uxor sua Al-
haid. — leonhardus abb. ad s. petrum Salczpurge.0 l — Ri-
cherus. Chunegundis.
1 1414—1416 (Mezger, p. 1166).
DL Kai. Hov. (31. October). — C. Quintini et Wolfkangi.
Heinricus pbr. et m. Heinricus m. — Richerus 1.
de edelspekch.1 — Johannes pbr. et m. in pawngartenperg.
1 Richer von Edelspach, einer Ortschaft in der Pfarre Windisch-
garsten, erscheint zwischen 1263 und 1291 neunmal als Zeuge in unseren
Urkunden (Hagn, Nr. 105, Nr. 131). Dazu die nota: Seruicium Vi t*l.
dedit hmtkebeu (Hand O). Hvntkebeu ist das Hinkermairgut, Pfarre
Sippachzell (Achleuthner, 1. c, S. 80 und 159).
KaL Hov. (1. November). — D. omnium Sanctorura.
Albertus abb.1 — Johannes pbr. et m. i. 1. grepel. —
Jacobus pbr. et m. alt. super. — Wernhardus. vischalcus
pbri. et mi. — Konradus pbr. et m. de 8. petro salczpurge.
— Agnetis de hotzdorf. — Liebhardus pbr. et m. alt. inf. —
Otto fr. nr. de Ror.2 — Caspar pbr. et m. in seitensteten. —
Rudolfus abb. in forenpach.3 — Agnes abbat, quondam in Sion.
Christina abbat, quondam ibid. Wernherus famil. ibid. — Ar-
noldus pbr. et m. in Chodwico.
1 N. von St. Emeram hat: Albertus primus abb. Tegrinsee et funda-
tor loci Adalbert, Bruder Otakars 746—772 (Obermayer, p. 1—60). N.
von Tegernsee.
* Dieser sowie der gleichlautende Name beim 3. November ist von
Hand C geschrieben. Nota : Seruicium abbatis de rorario dedit curiam in
selgraet. Siehe die Urkunde desselben Inhaltes bei Hagn, Nr. 62.
• Rudolf von Steinach 1410—1418. N. von St. Lambrecht hat den
2. November.
ArehiT. LXXX1V. Bd. I. Hälft«. 7
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IIII. Hon. Nov. (2. November). — E. evstachii et sociorum eius.
Diepoldus episcopus.1 — Rudolfus pbr. et m. i. 1.
Pernhardus. Marquardus. — Fridericus miles chnuzzer.2 m
— Marchardus Ruer. — Albero Ruemund Ls — Ernestus.
Chunradus. Rudolfus. Otacber. Engelbertus. — Mar-
tinas pbr. et m. in paugartenperg.0 — Diemudis. Chune-
gundis. — Erhardns abb. in Sewn.4 — Werhardus pbr. et m.
de chotwico.
• Rubra,
1 Diepold, Bischof von Passan 1172—1190. Ueber ihn schreibt
Bernhardus in ,De online episcoporum Lanreacensinm' (Script. XXV, p. 658)
beim Namen Diepoldus: ,Iste dedit nobis ecclesiam in chirichperg, sed in-
tolit nobis postea mnlta mala per riolentam intrnsionem ad abbatiam
fratri sni Manegoldi. Unde magna et diu perseverans discordia inter
fratres monasterii et episcopnm est exorta et ad sedem apostolicam devo-
lnta sab Lucio et Urbano HI.' Vgl. darüber die Urkunden bei Hagn,
Nr. 36, 37, 40, 44.
1 Erscheinen ein paarmal in Urkunden des 14. Jahrhunderts. Vgl.
U. K. B. VI, p. 483.
» Vgl. U. K. B. VI, p. 139.
4 Erhart, Abt von Seon 1411—1438 (M. B. H, p. 121).
HL Hon. Nov. (3. November). — F. pirmini episcopi.
Nycolaus pbr. et m. in alt. inf. — Otto 1. fr. nr. de Ror.
— Marquardus 1. de hagwald occisus. Emhildis soror eins virgo.
— Andreas pbr. et m. alt. inf. — Ruzi. pirman conui. i. 1.
— fridericus pbr. et m. de obern altach. — Eberhardus.
Karolus. Dietricus. — Georius pbr. et can. de s. floriano.
— Johannes pbr. et m. dictus prutzner i. 1. — Irmgardis.
fridraun. Gedrudis. Irmila. perchta. Engelmudis.
— Georius abb. in forenpach.1
1 Georg I. ron Formbach 1435—1438 (IL R IV, p. 2).
IL Hon. Hov. (4. November). — G.
Dietricus pbr. et m. in reichenbach. — Heinricas pbr. et
m. Jacobus m. Scolaris i. 1. — Sejfridus sac. dictus Lanczen-
perger.1 — Chunradus. Gisila. Methildis. Jevta. Engela.*
1 VgL Hagn, Nr. 232.
1 Nota: Semicium ' , taL (Hand C).
Hon. Hov. (5. November). — A.
Rudbertus episcopus.1 — Otto abb. Rotensis.*
Erasmus pbr. et m. alt inf. — Chunradus prior. — Mauricius
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diac. lambac. Michael prof. ib. — Siboto m. — Mehtildis
de asperch vidua. — Michael pbr. et m. alt. inf. — Johannes
pbr. et m. in Scheiren.
1 Rupert von Passau 1164 — 1166. N. von Traunkirchen erwähnt
ihn zum 4. November.
« Otto I. Vorcher 1308—1326 (M. B. I, p. 341).
TOL Id. Nov. (6. November). — B. Leonhardi confessoria.
Hainricus conu. de obern altach. — Johannes dyac. et
m. de alt. inf. — Heinricus pbr. et m. — Heinricus pbr.
et m. 8. georii in prvfening. — Viricus pbr. et m. alt. inf. —
Wintherus m. Alberus scolar. i. 1. — viricus pbr. et can.
in newnburga. — Laudegardis priorissa in schyplicz. Mar-
garete ml. ibid. — Elyzabeth 1. de sluzelberch. — Alhaidis.
Wichlin. — Johannes pbr. et m. in chodwico.
VIL Id. Hov. (7. November). — C. Willibrordi episcopi.
Halbhardus pbr. et m. de obern alt. — Sex pbri. et mi.
in chfttwico, unus subd. duo acoliti. — Hertwicus subd. de s.
paulo. — Leo. Fridricus. Andreas. Günther. Helka.
— Hugo pbr. et m. in scheiren.
VL Id. Hov. (8. November). — D. IIIIor coronatorum.
viricus pbr. et m. i. 1. Perhtoldus m. i. 1. — Caspar
pbr. et m. admontens.0 — Andreas abb. in pawngartenperg.0 1
1 Andreas I. 1405—1419 (Pritz, Archiv XU, p. 37).
V. Id. Hov. (9. November). — E. Theodori martyris.
Embricho episcopus.1 — Hertwicus pbr. et m. prior
et custos i. I.2' — Johannes pbr. et m. i. 1. p. m.* — Jo-
hannes pbr. et can. de s. floriano. — Hadmarus conu. i. 1.
— viricus acolit. in mansee. — Dietmarus m. et sac. in pau-
gartenperg et Heinricus familiaris ib. — Johannes pbr. et m.
b castello.0 — leonhardus Seybenstorffer pbr. et can. in newn-
burga.
» Rubra.
1 Embricho, Bischof von Würzburg 1125—1146, starb am 10. No-
vember (Potthast, p. 446). N. von Lambach. Vgl. Hagn, Nr. 31.
1 Wenn nicht der Name selbst von Hand C geschrieben ist, so
stammt sicherlich das übergeschriebene sluzzelberch von dieser Hand.
Der Prior Hertwig von Schlüsselberg nahm grossen Antheil an der Ord-
nung der Besitzverhältnisse unter Abt Friedrich von Aich (Script XXV,
p. 628). Inwieweit man aus der Bemerkung Bernhards fol. 27 b: ,Item
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oniues fenestre inonasterii per fratrem Hertwicum custodem vitria pulchri
decorate1 schliessen darf, Hertwig habe »ich auf Glasmalerei verstand«
mag dahingestellt bleiben. Vgl. Hagn, Das Wirken etc., S. 35.
IUI. Id. Hov. (10. November). — F. Martini pape.
Reinbertus episcopus.1 — Chunradus pbr. et m.
newburga. — Ozi pbr. et m. — Fridricus pbr. et can. de
floriano dictus stetner. — Heinricus. Elyzabet
1 Reginbert von Passau 1 138— 1148; die Neurologien haben mi
diesen Tag. Vgl. Hagn, Nr. 30, 33.
m. Id. Hov. (11. November). — G. Martini episcopi.
Richardus pbr. et m. i. 1. Rudbertus subd. Hei
ricus pleban. — Nycolaus pbr. et m. i. 1. dictus Hofchirich«
— Heinricus. Methildis abb. — Agnes uxor Erne
ocztorfarii . . . ?
n. Id. Hov. (12. November). — A.
Marquardus abb.1 — Johannes abb. s. Emerami.*0
Oswaldus subd. in mansee. — Pillunch.5 — Chonradus pl
et m. in scheyren. — Chunegundis. Methildis.
1 Abt von Garsten, früher von Gleink 1182—1196 (Studien u
Mittheilungen I, 3, p. 38). N. von Admont.
1 Johann I. Hauner 1395—1402 starb am 10. November (Studi
und Mittheilungen IV, 2, p. 132). N. recens von St Emeram (M. B. XJ
p. 400).
• Vielleicht Pillung von Pernstain, der um die Mitte des 12. Ja
hunderte unser advocatus war. Hagn Nr. 33. Vgl. Script XXV, p. 6
633, 671.
Id. Hov. (13. November). — B. Brictii confessoris.
Stephanus pbr. et m. i. 1. puchchensteig. — Barbara die
streipergerin ml. Ratispon. — Heinricus prof. pleban. in T
haim. — Andreas pbr. et m. alt inf. Bartholomaeus pbr. et
ib. — Heinricus conu. i. 1. — Gerungus praep. ad
ypolitum.1 — Hemma abbat.* — Chunradus. wesgrimt
— Caspar dictus Gader pbr. et m. ad s. petrum. — Ruger
pbr. et m. in scheiren.
1 Gerung Pfischinger 13S8— 1407. N. von St Polten.
1 Emma von Nonnberg, die i weite Aebtissin, lebte im 10. Ja
hundert N. von Nonnberg und St Peter.
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IYIIL Kai. Dec. (14. November). — C.
Nycolaus prior, leupoldus decanus de s. ypolito.0 — Ra-
poto diac. et m. i. 1. — Christanus pbr. et can. de newnburga.
— 0 fr. Johannes senior plebanus et m. in Seytensteten p. r.
— G an dachras cona. i. 1. — Obyt fr. Hermannus senior
quondam abb. i. 1. p. m. Anno domini 1430. — Jevta conu a.
Fridericus m. in pavgartenperg.
bursarius seruit. Commune officium pro defunctis.
1 Hermann IL ans Meten; da er schlecht wirtschaftete, wurde
Florian von Garsten zum Administrator bestimmt, der sich auch nicht
bewährte, worauf durch Vermittlung Herzogs Albrecht V. die Verwaltung
der temporalia dem Andreas Hörleinsperger und dem Hofrichter Stephan
Pierbaumer übertragen wurde. .Hermannus in die cinerum anno 1419
ibbaciam in manus visitatorum resignauit prouisione obtenta non modica
et obiit Tero anno 1430.« (Script. XXV.)
XYH Kai. Dec. (15. November). — D.
Hertingus prior ecclesie s. andree in glunicht. — Ru-
dolfus. Heinricus pbri. et mi. — Johannes abb. in pri-
fening.10 Georgius abb. in pruel.0 — Johannes pbr. et m. in
pawngartenperg — Cholomannus acolit. in newburga. — Die-
tricus conu. i. 1. Maria de asperch. — Wolfgangus pbr.
et m. seytensteten.
1 Johann I. 1401—1414 (Studien und Mittheilungen HI, 1, p. 134).
XYL Kai Dec. (16. November). — E. Othmari.
Raffoldus pbr. et m. i. 1. — Albertus pbr. et m. in alt.
super. — Stephanus conu. de newburga. — Dietmarus
conu. i. 1. Pilgartus. — Hainricus pbr. et m. in scheiren.
XV. Kai. Dec. (17. November). — F. Florini confessoris.
Chunradus pbr. et m. i. 1. — Conradus pbr. et m. de
8. Umberto. — Gedrudis de haizzin. — Guntherus conu.
i. L Walchunus Heinricus.
XTTTT. Kai. Dec. (18. November). — G.
Haimbricus Rorarius abb. medlicens.1 — Weychardus pbr. et
m. de chötwico. — Wolfgangus. Ulricus pbri. et cani. de 8. ypo-
lito. — Fridricus m. i.l. Chunradus scolar. — leonhardus
pbr. et m. in tegrensee. — Wipoto. Gerdrudis. Irmgardis.
1 Heinrich II. von Rohr 1340—1341, starb am 2. September.
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XIIL Kai. Dcc. (19. November), — A. Elyzabeth.
Ekkardus abb. de admund.1 — Heinricus pbr. et can. in
newburga. — Fridricus pbr. et m. — Chunradus pbr. de
aw. — Christannus abb. monast. h. 1. dictus Otstorfer Anno
domini 1349.* — Raffoldus conu. et m. — Anna abbat, in
Trawnkirichen.8 — Heinricus scolar. de chlingelbrunn. —
Albaidis. Hilkardis.
1 Ekhard Lauterbeck 1327—1338, starb am 20. November. N. toii
Admont.
1 1346—1349; N. von Traunkirchen; N, von 8t. Polten hat ihn »um
20. December.
• Anna II. Ottetorfer nach G. Friess 1370—1402.
Xn. Kai. Dcc. (20. November). — B.
Berchtoldus abb. i. 1. p. m. natione de Achleiten.1
— Johannes pbr. et m. de lambaco. — Commemoratio patruin,
matrum fratrum et sororum. — Nicolaus et Otto de s. lamberto
p. ra. — Chuno pbr. et m. in vornpach. Chuno subd. ibid. —
Obiit Johannes dictus pollnhaymer.8 — Johannes nouicius in
admund. — Liupoldus. — leonhardus pbr. et m. in Tegren-
see. — Wilbirgis. Jevta.
1 1256—1273. Er war aus dem Kloster Garsten und bevor er Abt
wurde, hospitalarius am Pyhrn (Script. XXV, p. 673). Nota: Seruicium de-
dit curiam in syppach 1 tal. et fundauit infirmariam (Hand C).
* Siehe zum 1. December, Anm. 1.
XL Kai. Dcc. (21. November). — C.
Andreas pachinger acol. prof. ad s. petrum. — Otto ple-
banus in prukk ahleiter. — Johannes pbr. et can. de s. ypolito.
— Obyt fr. symon pbr. et m. i. 1. — Heinricus. Otto.
Hadmarus. Pabo.
X. Kai. Dec. (22. November). — D. Cecilie virginis.
Fridericus pbr. et m. i. 1. quondam abb. p. m.1 Hie
rexit 52 annos et multa bona fecit. — Levttwinus abb. de
obern altaich.2 — Martinus conu. alt. inf. — Pertholdus de
otzdorf.3 Et uxor sua Agnetis Seruicium 7s tal. — Rugerus
pbr. et m. i. 1. dictus oeztorfer. — Hermannus pbr. et m. de
s. paulo. — Vlricus.4 Otto. Chunradus. Rudolfus. —
Eugla ml. in Salczpurg. — Hedwich.
1 Hand C, der Zusatz von Hie etc. von einer weit jüngeren Hand.
Abt Friedrich von Aich 1273— 1325, starb 1327. Vgl. Script. XXV, p. 635,
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636, 673—676. Nota: — XIJ1II annis . . . tavit Ried infirm[arie] anno
domioi 132 VI.
1 1369—1362 (M. B. Xu, p. 12).
• Vgl. Hagn, Nr. 150, 180, 227.
4 Nota: Seruicium 1 tal.
VmL Kai Dec. (23. November). — E. Clementis pape.
Heinricus pbr. et m. de s. lamberto et alii duo eius-
dem loci pbri. et mi. — Johannes subd. et m. in obern alt
— fr. Johannes sacerd. et m. in paugartenperg. — Gerun-
gus pbr. et m. de s. petro. — Achacius pbr. et m. in meten.
— Heinricas. Perngerus. Weigandus.
VlLL Kai. Dec. (24. November). — F. Chrisogoni martyris.
Heinricus miles de prevhaven.1 — Altraannus abb. in
meten.* • — Erasmus et Fridricus welczer acolit. in secouia.
— Rvdbertus. Herandus conui. et mi. i. 1. — Fride-
ricus pbr. dictus taler m. de s. paulo. — Johannes pbr. et
m. in scheyren. — Warmüt conu. et m. — Otto de aiter-
bach.s Nicolaos de puech pbr. et m. — Elizabeth ml. in.
admund.
1 Die Preuhafen waren ein adeliges Steyrer Rathsherrengeschlecht
(t. Starkenfels IV, 5, p. 268). Vgl. Hagn, Nr. 207. Sie sind am Ende
des 14. Jahrhunderts Lehenslente des Klosters. ,Item Prevhafen IUI"
domos in liaegleinsdorf (Codex Frideric. A, foL 94 b).
1 8tarb 1388 (M. B. XI, p. 350).
» Vgl. Hagn, Nr. 110, 114.
VIL Kai Dec. (25. November). — G. Katerine.
Georius pbr. et m. alt. inf. — Thomas pbr. et m. 8. flo-
riani. — Heinricus pbr. et m. alt. inf. — Adal conu. i. 1.
Ortolfus tverl. Rudolfus. Heinricus. Eberhardus.
Chunradus. — Diemudis. Perchta.
VL Kai. Dec. (26. November). — A.
Johannes subd. et m. in s. cruce. — Eberhardus episc.1
— Petrus pbr. et m. alt inf. — Paulus Scolaris. — Cristoforus
pbr. et m. in meten. — vlricus pbr. et prior in pavgartenperg.
— Meingoz. Goldo conui. mi. i. 1. vlricus. Purchardus.
— Fridericu8 pbr. et m. in pruel.0 — Gedrvdis.
1 Eberhard HI. von Truchsen, Erzbischof von Salzburg, 1200 bis
1246, starb am 1. December (Meiller, p. 565).
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V. Kai. Dec. (27. November). - B.
Symou pbr. et m. de s. petro. — Johannes pbr. et m. in
super, alt.0 — Anthonius conu. in mänsee. — Hadmarus.
Heinricus. Symon. Gvndacher. — petrus conu. in New-
burga.
IIIL Kai Dec. (28. November). — C.
Gotschalcus pbr. et m. i. 1. — Reichildis conua. inclusa
in wartperch soror nra. — Heinricas conu. et m. in obern
alta. — Achacius pbr. et can. in Grifen.0 — Otacher.1
1 Vielleicht Markgraf Otakar VI., der Gründer von Garsten, gest
1122. N. von St. Lambrecht, St Andrä and Traunkirchen.
in. Kai. Dec. (29. November). — D. Saturnini crisanti.
Richerus pbr. et can. de s. floriano. — Petrus abb.1 —
Rudbertus sac. 0 Gamaridus de Sarching honorabilis civis
Ratispon. Elizabet uxor eius dicta Dorärinn. Ermoldus. vlri-
cus dictus wild fratres eiusdem. — vlricus. vlricus. — Jo-
hannes abb. alt. inf.° — Rudolfus prior in meten.0 — Sigis-
mundus poppenperger pbr. et can. in reichensperg.
1 Konnte nicht bestimmt werden.
* Johann I. 1402—1414 oder Johann IL 1414—1433.
II. Kai. Dec. (30. November). — E. Andree apostoli.
Martinus pbr. et m. i. 1. svnel.1 — Hanricus albus
pbr. et m. i. 1. — Wolfkerus pbr. et m. — Godehardus
pbr. et m. in alt. inf. — Margardis de hachleiten. — Erhar-
dus nouicus in pruel. — Leupoldus. Otto. — Simon praep.
in newburga.*0 — Margaretha ml. in Newburga.0
1 Martin Sünel erscheint wiederholt als Spender von Büchern in
unseren Handschriften.
1 Simon II. Heindl 1451 — 1465 (Fischer, p. 211). N. von St Polten
hat den 17. Mars.
Kai. Dec. (1. December). — F.
Chunradus. Heinricus pbri. et mi. in Reichenbach. —
Dorothea pollhaymerin.1 — Fridericus sac. — Barbara
polhaymerin.* Margareta sighaymerin. Katherina hawskiricherin.
— Heinricus conu. et m. — fr. Albertus conu. et m. alt.
inf. — Fridericus. Fridericus. vlricus. Elbinus.
Methildis.
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105
1 Dorothea von Pollheim, Gemahlin Hanns von Pollheim's, eine ge-
borene Hohenberg, erscheint um 1393 (Preuenhuber, Annales, p. 460).
Ans dem Geschlechte der Pollheimer war auch ein Abt von Krems-
münster, Martin II. 1376—1399. Noch im Todesjahre 1399 macht dieser
Abt für seine Familie eine Stiftung (Hagn, Nr. 336). Der Gemahl der
Dorothea, Hanns, ist von demselben Schreiber zum 20. November ein-
getragen.
* Barbara Pollheimer, Herrn Christof von Sinzendorfs Tochter, Ge-
mahlin Weichards von Pollheim, erscheint 1397 (Preuenhuber, Annales,
p. 469). Vgl. Hagn, Nr. 275. Die Pollheimer hatten seit Anfang des
13. Jahrhunderts bis 1335 die Burg Scharnstein inne, die im selben Jahre
an die Brüder Reinprecht und Friedrich von Wallsee kam; doch noch
im 15. Jahrhundert waren sie mit vielen ihrer Besitzungen, namentlich in
der Pfarre Viechtwang, Lehensleute des Klosters. So erscheinen Sigmund,
Andre und Merten, Söhne Reinprechts von Pollheim, für den halben
Lanngsberg noch 1466 lehenspflichtig (Urbar von 1467, fol. 138 b).
im. Hon. Dec. (2. December). — G.
Wisinto pbr. et m. i. 1. p. m.1 — Arnoldus pbr. et
m. i. 1. Pernbardus. Engelgerus sacerd. Hermannus
plebao. vlricus scolar. — vlricus 1. sulzpech.* —
symon pbr. et m. prof. in formpach.
1 Wisinto wird als selig verehrt; er lebte um die Mitte des 11. Jahr-
hunderts (Script XXV, p. 631, Note zu 1050).
1 Nota: Seruicium. Vgl. Hagn, Nr. 128, 180.
HL Hon. Dec. (3. December). — A.
Andreas Göttb'nger pbr. et m. Salczpurg. — Perch-
toldus. Wipoto pbri. et mi. — Heinricus scolasticus n.
congregationis. — Poto m. Chunradus scolar. — Item
vlricus pbr. et m. prior in obernpurg.0
IL Hon. Dec. (4. December). — B. barbare virginis.
Vdalricus.1 Marquardus2 abbates. — Fridericus
abb.8 — Andreas pbr. et m. in admund. — Dlthardus pbr.
et m. fr. nr. quondam abb. in Mensee.4 — Albertus prior de
s. lamberto. Leonbardus pleban. in pramberg prior. Stephanus
pbr. et m. in reycbenbacb. — Nicolaus magister artium pbr.
et m. in cbodwico. — Alhaidis. Albaidis. Methildis.
1 Ulrich I. von Michelbeuern 1293—1302 (Filz, p. 331—334). N.
von Michelbeuern zum 14. December.
1 Marquard I. von Gleink 1165 bis circa 1190 (Pritz, p. 164). N.
ron St. Rupert und Domstift Salzburg zum 3. December.
* Nach N. 8. Emerami recens Abt von Prüfling, starb 1280.
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4 Dithard von Mondsee 1299—1313 (8tudien und Mittheilungen HI,
2, p. 288).
Hon. Dec. (5. December). — C.
Heinricus pbr. et m. i. 1. — Magister Chunradus fr.
nr. qui dedit nobis multa in libris et in rebus. Decretales.
Decretum. Summas domini Hostiensis Innocentü et Petri de
Sampona.1 — Perengerus 1. de gizzer. — Heinricus. —
Wolffgangus prior in admund. — Gedrudis. Alhaidis.
Cbunegundis.
1 Lebte zur Zeit des Abtes Friedrich von Aich, wie unsere Quellen
berichten: Item de libris logicis, quos legavit magister Chunradus (Script.
XXV, p. 675). ,Huius (Friderici abbatis) tempore obierunt magister Chun-
radus et Otto plebanus de Wels, a quibus habuimus multos libros, maxime
iuris, quos omnes fere vendidit.* Die Eintragung des Namens ist, wie es
scheint, nicht von Hand C, sicher aber der Theil JLa libris et in rebus4,
der übergeschrieben ist.
VIH. Id. Dec. (6. December). — D. Nicolai confessoris.
Cbunegundis de aicb uxor Rorarii. — Rudolfus pbr.
et m. i. 1. — Johannes de tanne 1. occisus.1 — Johannes pbr.
et m. alt. inf. — Arbo m. i. 1. — Heinricus miles de alhar-
ting.* — viricus conu. — Chunradus 1. sippecb. —
Andreas abb. in pawgartenperg.8 ° — Stephanus pbr. et m. in
Tegrensee.
1 Vgl. U. K. B. V, p. 468.
• Hand C; vgl. Hagn, Nr. 133, 198, 204.
s 1406—1419 (Pritz, Archiv X, p. 62).
VII. Id. Dec. (7. December). — E.
Arnoldus pbr. et m. i. 1. — Stephanus pbr. et m. i. 1.
— Leo pbr. et m. Inclusus. — Leo pbr. et m. — Mar-
quardusdiac. — Nicolaus pbr. et m. in Glewnkch. — Obiit
fr. georius i. 1. pbr. m. anno domini MCCCCXXV. — Her-
mannas. Otto. Chunradus. Ditmarus. Offemia.
Jevtta. Wiluuirgis. Perchta.
VI. Id. Dec. (8. December). — F. Conceptio s. Marie.
Heinricus pleban. de Stainchirichen. — Fridericus de
hagwald in anasum scolasticus. — Engelgerus diac. et m.
fr. nr. Ditmarus conu. — Arnulfus imp.1 — Karolus.
Walchunus. viricus. — Jacobus pbr. et m. alt. inf.0 —
Johannes grueber pbr. et m. ad s. florian.
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1 Hand C. Kaiser Arnulf war einer der grOssten Wohlthäter des
Klosters. Vgl. Hagn, Nr. 9, 10, 11, 12, 13, 14; Mühlbacher Nr. 1724,
1725, 1738, 1739, 1763, 1841. Ueber die unechte Urkunde vom 3. Jänner
S88 (Hagn, Nr. 8), eine Fälschung, die wahrscheinlich zur Zeit des Bern-
hardus Noricus aus dem Passauer Archive genommen wurde, vgl. Mühl-
bacher, Nr. 1723. Ueber seinen Todestag stimmen die Nekrologien auf
den 8. December überein; nur das N. von St. Emeram, wo er begraben
ist, hat den 27. November.
V. Id. Dec. (9. December). — G.
Dietricus abb. i. I.1 et iacet ante altare sancte crucis in
medio p. m. — Viricus pleban. de 8. floriano. — fr. petrus
scolar. et m. in meten. — Johannes subd. de vornpach. —
Siboto inclusus fr. nr. — lazarus pbr. et m. in Tegrensee.
— Irmgardis conua. soror nostra. Gedrudis.
1 Dietrich wurde um 1080 vom Bischöfe Altmann von Passau von
Gozawe, Gottesau in der Diöcese Speier, als Abt nach Kremsmünster be-
rufen, um die Regel i von Clugny nach den Statuten des Abtes Wilhelm
von Hirsebau einzuführen (vita B. Altmanni in Script. Xu, p. 232; ähnlich
theilweise mit Benützung der vita Auct. Cremif. Script. IX, p. 553; Hist.
Cremif. Script. XXV, p. 631 ; Bernardus XXV, p. 657). Vgl. auch P. Pius
Schmieder: Woher war der Reformabt Theoderich? (Stadien und Mit-
theilungen IV, 3, p. 134 ff.) N. von Admont, St. Andrä, St Florian.
mL Id. Dec. (10. December). — A. evlalie virginis.
Chunradus abb.1 — fr. nicolaus m. et pbr. in wilherig.
— Rudbertus diac. et m. i. 1. — Ortolfus pbr. et can. dictus
polnhaimer de 8. ypolito. — Walcherus. — viricus pbr. et
m. in reychenbach. — Alhaidis.
1 Conrad, Abt von Tegernsee 1186 — 1189; N. von Admont zum 15.,
Ton Traunkirchen zum 16. December.
HL Id. Dec. (11. December). — B. Damasi pape.
Heinricus abb.1 Rudolfus pbr. et m. fr. nr. Tas-
silo dux et m. fundator i. I.2 — liutpirgis vxor eius. —
Wolfot m. Gvntherus filius fundatoris. Hie fundauit
XVIII monasteria. — Bilbirgis. — Thomas pbr. et can. ad
s. ypolitum. — Perchta. Richildis.
1 Konnte nicht bestimmt werden.
8 Tassilo II., Herzog von Baiem circa 749—788. Könnte Hand C
sein. Denselben Todestag haben die meisten Nekrologien, Tegernsee hat
den 12. December. Thierhaupten, gleichfalls eine Gründung Tassilos, das
sogar dieselbe Gründungssage hat wie unser Kloster, hat zum 15. Februar:
Anni verBari nm generale primarü fandatoris. Ueberraschend ist die Be-
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merkung des N. der Schotten in Wien zum 11. December: Tessilonis dncis
Bavarie, monachi in Kremsmünster qnod fundavit Von seinen Söhnen
erscheint Theodo im N. von Nonnberg verzeichnet; Theodebert nnd die
Töchter Cotani nnd Hrotmnd erscheinen im Verbrfiderangsbuche von
St. Peter. Der angebliche Sohn Günther kommt ausser in unseren Quellen
und in der Gründungssage von Thierhaupten (M. B. XV, p. 92) nirgends
vor. Der Tod Tassilos erfolgte jedenfalls nach 794, zu welchem Jahre
die Ann. Laureshamenses berichten : ,Et in ipso synodo advenit Tassilo et
pacificavit ibi cum domno rege abnegans omnem potestatem quam in
Paivaria habuit tradens eam domno regi* (Script. I, p. 36). Seine Gemahlin
Liutpirg ist von jüngerer Hand eingetragen.
II. Id. Dec. (12. December). — C.
Gotschalcus pbr. et pleban. in hadreinshofen. — Perich-
toldus pbr. et m. Hertwicus. Isingrimus. Rakko
conui. LI. Fridricus fr. nr. Pernhardus. Otacher.
Methildis conua. Alhaidis. Gedrudis.
Id. Dec. (13. December). — D. Lucie virginis.
Gerhardus abb.1 Levtoldus. Heinricus pbri. et
mi. — Viricus minimus de seydensteten pbr. et m. — leon-
hardus prior alt. inf. — Heinricus steinwenter.8 — Hiltgardis
uxor sua. — Rugerus pbr. et m. i. 1. — Otto abb. inf. alt.
Johannes pbr. et m. ib. — Heinricus. Walchunus. Sigla.
Amabilis. Richza. Benedicta.
1 Konnte nicht bestimmt werden.
• Vgl. Hagn, Nr. 140.
XVim. Kai. Jan. (14. December). — E.
Wernherus sac. et m. praep. in rimichna. — Martinus
pbr. et can. de s. floriano dictus Mulbanger. — Meinhardus
subd. et m. — Otto 1. dictus Cherspechk. — Rodpertus.
Arnoldus mi. i. 1. Chunradus. Wolfgangus pbr. et m.
i. 1. p. m.
XVIII. Kai. Jan. (15. December). — F.
Chunradus pbr. et m. in obern altaich. — 0 Wilhelmus
prior 8. pauli.0 — Sebastianus dictus munichpucher pbr. et m.
i. 1. obiit anno domini 1442. — Rudolfus subd. et m. i. 1.
— Alexius pbr. et m. in tegrensee. — Liukardis. Ge-
drvdis.
bur8arius seruit. Commune officium pro defunctis.
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XVH Kai. Jan. (16. December). — G.
Rogerus pbr. et m. aichperger de altab. — Heinricus pbr.
et can. de s. ypolito. — Cbunradus murator fr. nr. Ru-
dolfus. Hertunicu8. Wiluuirgis.
XVL Kai. Jan. (17. December). — A.
vdalricus pbr. et m. Eberhardus sac. Rugerus
conu. et m. Eberbardus. Wernhardus. Otakerus.
Albero. Chunegundis. Metbildis. Perhta.
XV. Kai. Jan. (18. December). — B.
Bruno pbr. et m. de prufingen. — Ernestus miles
de lapide fr. nr.1 — Otto. Otacher. Hilkardis vxor
ernesti de lapide. Gerwirdis.
1 Vgl. über ihn und Hildegard Hagn, Nr. 105. Siehe 3. September
Anno. 4. Vgl. ,Die einschildigen Ritter im 13. Jahrhundert um Krems-
münster* von J. Strnadt in der Linzer Zeitung 1895, Nr. 154, 160, 166.
XITTI. Kai. Jan. (19. December). — C.
Andreas pbr. et m. in glewkch. — Andreas pbr. et m. in
obernalt — Gernuicus sac. Eberhardus conu. Tuta ml.
XTTT. Kai. Jan. (20. December). — D.
Chunradus Gerstlarius dedit nobis vineam.1 — Johannes
acol. in mannsee. — Syghardus pbr. et m. i. 1. de lowenstain.* —
Orendil. Perngerus. Eberhardus conui. Hertwicus
de mulperch. Gedrvdis uxor sua.* — Heinricus. Otto 1.
— Osanna dicta welchenpergerin ml. Ratispon. — Alhaidis 1.
* Rubra.
1 Vgl. Hagn, Nr. 173, 203.
9 Nota: Seruicium 1 tal. et alia plura in agris et uineis et pratis(Hand C).
Xu. Kai. Jan. (21. December). — E. Thome apostoli.
Otto abb. p. m. in glunich.1* — Johannes abb. de med-
lico dictus melebrunner.2 — Chunradus subd. — Martinus
pbr. et m. de 8. petro salczpurge. Agnes ml. ibid. — vlricus
pbr. et m. alt. inf. — Hecil. Heinricus conu. i. 1. — Jo-
hannes scolar. — Hartmannus comes filius Rudolfi im-
peratoris. Heinricus. Wolframus. Heinricus. Ekhar-
dus. — Johannes pbr. et can. in Newburga.
* Rubra.
1 1277—1313.
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8 1410—1412. N. von St. Polten. Er starb nach dem Leichenstein
am 22. December (J. Keiblinger I, p. 470—476).
* Hartman ii, Zweitältester Sohn Uudolfs von Habsburg, ertrank am
21. December 1281 im Rheine.
XL Kai. Jan. (22. December). — F.
Meinhardus. Wernhardus pbri. et mi. i. 1. Eber-
hardus. Alramus pbri. et mi. Wernhardus sac. — Her-
mannus miles de egendorf.1 — Otto conu. Alramus fr. nr.
Otto. — Caspar Haswär pbr. et can. ad s. florianum.
1 Nota: Seruicium. Vgl. Hagn, Nr. 134.
X. Kai. Jan. (23. December). — G.
Hartmannus episcopus.1 — Waltherus pbr. et m. de
paumgartenperg. — Wernhardus subd. — Pertoldus pbr. et
m. de obern altaich. — Wolfkerus. Albericus. Perichtoldus
conui. Wernhardus de pavrav. — Helea ml. in ad m und.
1 Hartmann von Brixen 1140 — 1164. Nekrologen von Salzburg»
Seon, Klosterneuburg, Bamberg.
Vlin. Kai. Jan. (24. December). —
Johannes pbr. et m. prior i. 1. — Fridericus pbr. et
m. i. 1. Sweuus. — Liupoldus pbr. et m. fr. nr. Alramus
sac. Nendinch m. i. 1. — Nycolaus abb. medlic.1 Chunradus
pbr. ib. — Ernestus. Ortolfus scolares. — Chunradus
pbr. et m. alt. inf. — Johannes puer sulczpech. — Rudolf us.
Eberhardus. Gedrudis conua. Richildis. Alhaidis.
1 Nicolaus Seyringer aus Subjako, ,der erste Reformator des Klo-
sters Melk', starb am 26. December (J. Keiblinger I, p. 482—606). N.
von Klosterneuburg zum 26. December.
Vm. Kai. Jan. (25. December). — B. Nativitas domini nostri.
Johannes pbr. et m. de glaunch. — vlricus praep. dictus
Trapp in secouia.1 — Eigandus pbr. et m. — Ernestus
dictus Tächler can. ecclesie Newnburgensis. — Obyt fr. Hein-
ricus dictus chersperger i. 1.* — Gumpoldus. Hermannus.
Richerus conui. i. 1. Chunradus. Pernoldus.
• Rubra.
1 1382—1416, starb am 16. December (Schmutx HI, p. 646).
VII. Kai. Jan. (26. December). — C. Stephani prothomartyris.
Heinricu8 pbr. fr. decanus de anaso. — Rapoto pbr. et
m. i. 1. Herandus pbr. et m. de lambaco. Fridricus m.
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Chunradus fr. — Walchunus fr. nr. hie dedit nobis
sagenam in aterse et omnes possessiones et XXX ho-
mines.1 — viricus pbr. et m. dictus glaser.
1 Diese Schenkung wurde von unseren Quellen in die Mitte des
11. Jahrhunderts gesetzt. Unter ,omnes possessiones* ist namentlich
Kirchdorf zu verstehen. Vgl. Script XXV, p. 631, 669.
VL Kai. Jan. (27. December). — D. Johannis apostoli et ewan-
geliste.
Heinricus pbr. et m. i. 1. — Johannes pleban. ad s.
Martinum. — Engilbertus pbr. et m. — Agnetis abbat, de
ypsa. — Stephanns pbr. et m. i. 1. — Chunradus pbr. et m.
de obern altach. — Rudmarus. Adalgerus conui. i. 1.
Viricus. leupol dus.
V. Kai. Jan. (28. December). — C. Innocentius.
Rudolfus pbr. — viricus pbr. et m. de alt. inf. —
Chunradus pbr. et m. in obern altah. — 0 fridricus dictus
nussar cives Ratispon. Katherina uxor eius. — Hezil conu.
Elizabet. Gernuirgis. Methildis. Richkardis.
IÜL Kai. Jan. (29. December). — F. Thome episcopi et martyris.
Alramus. Wernhardus. Poto m. — Perichtoldus
prior in seitensteten.0 — Heinricus. Perich ta.
m. Kai. Jan. (30. December). — G.
Heinricus praep. S. floriani.1 — Rapato subd. i. 1. En-
glinch conu. — Andreas pbr. et can. de newburga. —
Otto, viricus. Chunegundis. Engilhildis.
1 Heinrich II. 1313—1321. N. von St. Polten hat den 29. December.
IL Kai. Jan. (31. December). — A. Siluestri pape.
Hermannus abb. i. l.1 — Gebhardus pbr. et m. —
Wolfkangus pbr. et m. in alt. inf. famosus doctor decretorum.
— Otacherus marchio.2 Liupoldus dux austrie et
Btirie.8 Gisila. Chunradus.
1 Hermann I. 1122 — 1126, wie die Quellen übereinstimmend be-
richten. Obiit II Kai. Jan. tumulus ignoratnr (Script. XXV, p. 671).
1 Otakar V. starb 1164 (Contin. Admont. Script. IX, p. 683; Clau-
stroneob. m, 1. c, p. 630; Anst. Lambac, 1. c, p. 555). Vgl. Hagn, Nr. 30.
• Leopold V. 1177—1194. Vgl. Hagn, Nr. 40, 46. Ihn erwähnen
die meisten Nekrologien.
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Beilage.
Von dem weiteren Inhalte des Codex * bringe ich an dieser
Stelle nur den catalogus abbatuui, der sich auf fol. 47 b Columne
3 und 4 findet
Cathalogus abbatum istius monasterii.*
Fater primus abbasb
Sighardus
Purchardus
Snelpero
Sigmarus
Gerhardus beatus
Erchenbertus
Wolframmus
Pezelinus
Dietricus
Hoholdus
Berchtoldus I
Alramus I
Hermannus I
Vdalricus I
Vdalricus II
Albertus
Martinu8 I
Alramus II
Viricus IQ
Manegoldus
Chunradus
Rudolfus
Bernhardus
Heinricus I
Ortolfus
Berchtoldus
Fridericu8 I
Fridericus II
Christannus
Ernestus
Chunradus
Heinricus II
Hainricus III
Martinus II
Hermannus
Stephanus
Jacobus
Vdalricus IUI
Benedictus
Bolfgangus
Georgius
Johannes 1M
Leonardus
Johannes 2M
1 Siehe oben p. 12, 13. Nicht ohne Interesse scheint das Wohlthftter-
verzeichnis fol. 83 zn sein; doch sieht man näher zu, so bemerkt man, dass
es ziemlich unvollständig ist nnd nichts Neues bringt.
* rubra.
b rubra mit Ausnahme von Fater. I, II, III, IUI ist mit rothen rö-
mischen Ziffern über dem Namen geschrieben, bei Johannes ist es eine
schwarze arabische Ziffer; bei Berthold II und Hermann II fehlt die Nummer.
Diese Serie ist bis inclusive Jacobus von einer Person geschrieben,
die also um 1454, dessen Todesjahr, noch gelebt haben muss; die übrigen
Namen, die alle über einer Rasur geschrieben stehen, sind von einer zweiten
Hand eingetragen. Diese Reihe stimmt mit den traditionellen überein, nui
fehlt Wolfram I zwischen Fater und Sighard, ebenso Godehard zwischen
Snelpero und Sigmar. Um 1454 also wusste man noch nichts davon, dasa
Godehard Abt von Kremsmünster gewesen sei. Warum der Schreiber Wolf-
ram nicht verzeichnete, der doch einigermassen auch durch unsere Quellen
verbürgt ist, ist nicht zu bestimmen.
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Namens-Register.1
Abbates: Conradus 30/7 Dietmarus
3/9 Gerhardus 13/12 Gerhochuß
12/9 Heinricus 4/4, 11/12 Mar-
quardus 10/8 Ortolfus 28/6 Pe-
trus 29/11 Rupertus31/8 Wolf-
ramus 19/6, 30/9.
Abbatissae: Elisabet 1/8 Marta 1/8
Matildis 11/11 Ursula 10/7.
Ach leiten: Alhaidis 3/4 Atakerns
17/3 Bernhardus 17/3, 16/9
Bertoldus 20/11 Cunegundis 28/3
Ditmarus 23/7 Gedrudis 18/9
Heinricus 28/4, 18/9 Jobannes
18/10 Margareta 26/7 Mergar-
dis 30/11 Otto 17/3, 16/6, 21/11
Perlinus 3/4 Rndolfas 15/5.
Adam, de: Heinricus 26/4.
Adalpard 6/6.
Adelbert 13/6.
Adelheid 11/3.
Adelmont 17/3.
Adelus 2/8.
Admontenses:
Abbatest Ekkardus 19/11 Gottfri-
dus 26/6 Hartnidns 9/1 Hein-
ricus 26/6 Liutoldus 3/9 Wil-
helmus 14/2.
Priores: Conradus 4/2 Johannes
16/4 Rugerus 14/1 Wolfgangus
6/9, 6/12.
Presbyteri et monachi : Albertus 2/4,
8/11 Andreas 4/12 Bertoldus
21/4, 30/4 Caspar 17/7, 8/11
Conradus 27/3, 2/4 Cristofus 24/6
Damian 14/4 Duringus 7/9 Fri-
dricus 6/6 Georgias 13/1, 16/8,
8/11 Heinricus 12/4, 9/6, 16/8
Jacobus 22/6 Johannes 14/1,
31/1, 27/3, 12/4, 16/4, 9/6, 8/7,
29/9,8/11 Ludwicus 27/3 Mar-
tinus 14/2 Marquardus 9/6 Ni-
colaus 27/3 Rudolfus 2/4 Ri-
cherus 16/9 Sigfridus 17/10 öig-
hardus 29/1 Sigmundus 16/6
Stephanus 24/4, 24/6 Thomas
27/3 vlricus 2/4, 16/4, 21/4, 27/3
vitus 9/6 Wilhelmus 19/1 Wolf-
gangus 16/4.
Diaconi: Albertus 8/11 Eberhardus
12/4 Jacobus 27/3 Johannes 2/4
Leutoldus 12/4.
Subdiaconi: Michael 12/7.
Acoliti: Caspar 24/6 Georgras 27/3
Heinricus 28/9 Modestus 27/3
Stephanus 9/6.
Conyersi: Conradus 7/4 Fridricus
29/6 Georgius 27/3 Heinricus
8/11 Hermannus 9/7 Johannes
9/6, 24/6 Nicolaus 24/6 Rugerus
27/8 Tlricus 24/6 Walter 4/7.
Novicius: Johannes 20/11.
Moniales: Afra 7/4 Agnes 8/11
Anna 16/8, 8/11 Barbara 17/6
Berta 8/7 Catarina 14/2, 8/11
Clara 27/3, 9/6 Cunegundis 20/1
Dorothea 7/4, 22/9 Elga 14/2
Elisabeth 14/1, 14/2, 29/11 Ger-
drudis 24/6 Helena 23/12 Irm-
gardis 21/4 Luneta 18/9 Mar-
gareta 22/6, 24/6 Magdalena 27/3
Ursula 27/3, 16/6 Weatrix 24/10
Wendila 21/4.
1 Mit p beginnende Namen wurden unter 6 oder p eingereiht; ebenso
wurde der Unterschied zwischen d und <, c, g und k nicht strenge ein-
gehalten.
Archiv. LXXXIY. Bd. I. Httfte. 8
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114
Agatha 7/U.
Agnes 20/8, 24/3, 9/4, 9/8, 16/8, 27/*,
6/9, 20/10, 1/12.
Aheim, Sifridos 16/4.
Aich, de: Conegondis 6/12, Fridricus
1/8, 1/4, 22/11 Gerdrudis 4/4,
HeinricuB 4/4, vlricui 4/4.
Aicher, Sifridos 16/4.
Ainwicus 2/6.
Auerbach, de: Otto 24/11.
Albanus 16/1, 4/2.
Albertos 8/1, 2/2, 10/2, 16/2, 14/3,
16/3, 20/3, 21/8, 4/4, 19/7, 23/7,
10/8, 13/9, 21/9, 6/12, 20/1.
Albero 8/2, 26/3, 22/6, 24/6, 17/12.
Albrich 6/6.
Aldersbacenses:
Abbas: Ludwicus 10/2.
Presbyter: Otto 28/3.
Alharding, de: Heinricas 6/12 Mein-
hardns 24/3 Rudolfos 10/8, 3/10.
Alheidis: 3/1, 7/1, 10/1, 28/1, 8/2,
12/2, 13/2, 18/2, 20/2, 22/2, 4/3,
6/3, 8/8, 9/3, 14/3, 16/3, 16/3,
20/3, 21/3, 22/3, 26/8, 2/4, 18/4,
24/4, 6/6, 16/6, 18/6, 29/6, 3/6,
12/6, 13/6, 14/6, 19/6, 21/6, 23/6,
26/6, 28/6, 30/6, 6/7, 6/7, 16/7,
22/7, 24/7, 29/7, 6/8, 9/8, 16/8,
20/8, 26/8, 27/9, 17/10, 22/10,
26/10, 6/11, 19/11, 4/12, 6/12,
10/12, 12/12, 20/12, 21/12, 24/12.
Alis 23/4.
Alramus 27/1, dl/1, 22/7, 12/9, 16/10,
22/12, 26/12, 29/12.
Altae inferioris:
Abbatest Albinus 9/3 Albertos 13/4
Hermannos 4/8 Johannes 6/4,
29/11 Otto 13/12, 16/10 Poppo
26/1 Videos 4/1 Wernhardos
19/4.
Priores: Leonhardns 13/12 Nico-
laos 29/11 Oswaldus 3/4.
Presbyteri et monachi: Albertos
20/4, 29/4, 12/7, 19/8, 22/8, 11/10,
1/12 Andreas 11/1, 17/1, 29/1,
20/4, 22/6, 12/7, 28/8, 3/11, 13/11
Bartholomaeus 13/11 Bertoldos
14/7, 16/7 Conrados 19/4, 21/4,
1/6, 1/10 Coppoldos 24/9 Chri-
stannas 20/4, 14/10, 24/12 Dit-
raaraslO/7 Eberbiaas 20/4 Eber-
hardas 2/9, 9/10 Engelschalcus
21/6 Erasmus 6/11 Fridricus
20/4, 21/4, 16/6, 1/6, 20/6, 6/9,
22/10 Georgius 19/2, 12/7, 28/7,
26/11 Gottfridus 19/8 Gotthar-
dus 16/7, 23/2, 17/2, 20/4,30/11
Heinricas 21/1, 16/6, 28/6, 12/7,
6/10, 16/10, 26/11 Hermannos
22/10 Jacobus 16/2, 12/7, 16/8,
8/12 Johannes 7/3, 11/4, 20/4,
8/6, 1/6, 21/6, 12/7, 19/8, 16/9,
10/10, 6/11, 6/12, 8/12 Judocus
20/4, 24/4 Liebhardus 28/10 Mar-
chardus7/4 Martinns 26/8, 22/11
Mathias 21/6 Meinhardus 12/7
Michael 21/4, 9/6, 7/6, 21/6, 6/1 1,
29/11 Nicolaus 20/4, 19/9, 3/11
Ortwinus 21/1 Otto 14/4, 20/4,
24/4, 16/6, 18/6, 19/8, 29/11 Rat-
mundaB 19/1 Reinbertos 17/4
Rogeros 14/7, 16/12 Vlricus 17/3,
20/4, 16/6, 17/6, 22/10, 6/11,
21/12,28/12 Walter 26/10 Wer-
hardos 12/7 Wilhelmos 21/6
Wolfeangus 23/8, 31/12 Wolf-
ramus 24/6.
Monachi: Andreas 1/1 Dietricus
16/7.
Diaconns: Heinricus 30/9.
Sobdiaconi: Bertoldos 12/7 Phi-
lippos 16/4.
Conversi: Andreas 26/8 Bertoldos
29/8 Dietricus 16/4 Eberhard u»
3/10 Fridricus 17/4 Heinricus
7/1, 25/1, 27/9 Johannes 16/6.
Novicins: Michael 8/12.
Altae soperioris:
Abbates: Conrados 24/7, 2/8, 31/8
Eberwinus 28/2 Gallos 26/7
Heinricus 22/6 Johannes vftgl
26/6 Leotwinos 22/11 Petrus
29/4 Vlricos 29/6.
Priores: Erhardos 26/10 Vlricos
3/3, 3/8.
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115
Decanus: Wolfgangus 31/8.
Presbyteri et monachi: Albertus 6/4,
17/4, 6/5, 16/11 Andreas 2/7,
84/8, 19/12, 28/12 Augustinus
24/8 Bartolomaens 18/7 Bertol-
dus 15/6, 4/6, 9/8, 28/12 Carolus
25/3 Conradus 28/2, 8/3, 17/4,
25/6, 27/11, 16/12, 27/12, 28/12
Fridricus 28/8, 9/10, 18/10, 3/11
Georgius 24/6 Gottfridus 17/4
Jacobus 1/11 Johannes 19/1,
10/2, 10/4, 28/10, 27/11, 28/12
Jordanus 28/10 Mallehardus 7/11
Merboto 16/9 Nicolaus 12/5, 26/6,
15/10 Ortwinus 25/6 Paulus 1/3
Petrus 25/6 Poppo 2/3 Rugerus
1/7, 5/10 Sigfridus 28/2 Sig-
hardus 22/6, 30/6 Simon 27/6
Stefanus 25/2 Vlricus 1/3, 2/3,
17/4 Wenzel 27/8.
Monachi: Bertoldus 9/8 Leonhar-
dus 7/5 Ortwinus 2/3.
Conversi: Albertus 2/3 Heinricus
6/11, 28/11.
Snbdiaconus: Johannes 23/11.
Noricius: Erhard us 27/11.
Laicus: Ditmarus 29/3.
Altenburgenses :
Abbates: Johannes 1/10 Seifridus
8/6.
Presbyteri et monachi: Albertus
10/6 Conradus 26/2, 23/6 Jo-
hannes 5/4, 10/5, 23/8, 1/10 Lud-
wicus 19/5 Nicolaus 3/5 Ortol-
ras 10/2 Otto 3/5, 23/5, 11/6
Paulus 26/6 Philippus 3/6 Simon
23/5 Thomas 15/7 Vlricus 10/5.
Diaconus: Wolfgangus 15/7.
Andreas 5/2, 6/10, 7/11, 10/12.
Anhänger: Gregor 30/6.
Anna 24/3, 4/5.
Aptay, de: Vlricus 25/4.
Aribo 12/5, 24/10.
Arnold 25/1, 7/6, 24/8, 18/3.
Artolfus 30/11.
ABpacenses :
Abbates: Albertus 18/10 Fridricus
1/9.
Prior: Conradus 18/10.
Presbyteri et monachi: Bernhardus
3/4 Conradus 18/10 Fridricus
3/4 Petrus 3/4 Seifridus 18/10.
Con versus: Dietricus 16/11.
Asperg, de: Albertus 28/10 Conradus
16/1, 24/3, 18/9, 28/10 Hilcar-
disl8/l, 4/4 Methildis 6/11 Se-
wurch 11/8.
Aspwinus 26/2.
Atzling, de: Cunegundis 26/10.
Auxiliator: Alheidis, Leupoldus 30/10.
Aiala 5/5, 17/6, 17/7.
Pabo 12/9, 21/11.
Palun: Conradus 7/10.
Barbara 7/10, 23/8.
Patav ienses :
Episcopi: Altmannus8/8 Perngerus
14/7 Diepoldus 2/11 Eigilbertus
17/6 Otto 10/4 Petrus 20/2 Re-
ginmarus 30/9 Reinbertus 10/11
Rupertus4/ll Vlricus 7/8 Wern-
hardus 29/7.
Archipresbyter: Albertus 19/8.
Archidiakon: Wernhardus 23/3.
Canonici: Heroldus 24/4 Hertwi-
cus 19/4.
Decani: Fridricus 19/9 Heinricus
12/7 Otto 18/4.
S. Pauli in Carinthia:
Abbat©«: Beriandus 18/8 Bruno
10/5 Conradus 14/5 Hermannus
17/8 Vlricus 22/3, 30/4.
Priores: Caspar 18/3 Heinricus
27/3 Simon 2/10 Wilhelmus
15/12.
Presbyteri et monachi : Andreas 6/10
Artolfus 15/12 Augustinus 2/10
Balthasar 30/4 Paulus 29/8 Pe-
trus *-7l0 Cholomannus30/4 Con-
radus 18/6, 2/10 Christannus
30/4 Christofus 2/10 Donatus
2/10 Fridricus 1/4, 24/11 Geor-
gius 12/3, 1/4 Hermannus 26/3,
22/11 Heinricus 1/4 Johannes
22/3, 25/6, 2/10, 6/10 Liupoldus
14/3, 1/4 Lucas 2/10 Martinus
2/10 Nicolaus 29/3 Otto 30/4
8*
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116
Reinbertus 1/4 Reinboto 28/9
Thomas 1/4 Vlricus 1/4, 2/10,
16/12 Wernherus 1/4 Wilhel-
mus 30/4, 2/10 Wisente 2/9.
Diaconi: Johannes 6/10 Martinus
2/10.
Snbdiaconus: Hartwiens 7/11.
Monachi: Erhardus, oswaldus, Rein-
bertus 6/10.
Acolitus: Mathaens 27/3.
Con versus: Nicolaus 3/6.
Paulus 30/1, 1/2.
Baumbnrgenses :
Praepositi: Johannes, Vlricus 24/5.
Decanus: Heinricus 24/6.
Presbyteri et canonici: Petrus, Chri-
stannus, Jobannes, Vlricus, Vitus
willibaldus 24/6.
Baumgartenbergenses :
Abbates: Andreas 8/11, 6/12 Jo-
hannes 18/4, 23/8.
Priores: Andreas 18/9 Sifridus 17/6
Vlricus 16/11.
Presbyteri et monachi : Albertus 20/6
Andreas 25/10, 6/12 Paulus 3/5
Petrus 28/1, 3/3, 21/6, 8/11, 6/12
Conradus 3/3, 4/6, 25/8 Chri-
stannus 15/3 Dietricus 4/3 Diet-
marus 9/11 Thomas 16/3, 31/8,
6/12 Eberhardus 3/4, 13/9 Frid-
ricus 15/3, 18/3, 29/6, 25/8, U/H
Georgias 6/12 Heinricus 15/3
Johannes 15/3, 3/4, 18/4, 14/7,
13/8, 31/10, 8/11, 15/11, 23/11,
6/12 Ludwicus 6/8 Magvnso
15/3 Martinus 23/3, 5/6, 28,6,
2/11 Mathias 18/4 NicoUus 22/7,
25/8, 13/10, 20/10 Otto 25,8
Sifriduß 28/1, 3/3 8tephanus 3. 3,
13/8, 6/12 Vlricus 15,3, 15/4,
19,5, 25,8, 6/12 Walther 23,12
Wernhardus 15,3 Wolfhardus
5/10.
ConTersi: Jacobus 6/1 Otto 11,6
Vlricus 12/1 Wernhardus 3/3.
Snbdiaconus: Leopoldus 6,4.
Fs miliaris: Heinricus 9; 11.
Pauasel: Dietricus 3,2.
Peinberspornenses: Petrus pbr. et m.
Nicolaus conv. Heinricus, Jo-
hannes familiäres 21/8.
Benedicts 23/1, 23/2, 24/2, 5/3, 21/3,
2/6, 6/7. 29/8, 13/12.
Benedictus 9/6.
Penso 12/3.
Perkhaimer: Erasmus 26/8.
Permannus 2/10.
Pernau, de: Leutoldus 21/2.
Perngerus 28/3, 23/11.
Bernbardus 7/4, 1/6, 2/6, 25/7, 7/12,
12/12.
Bernoldus 16/1, 12/2, 25/12, 7/2.
Pero 21/6, 19/2.
Berte 6/1, 7/1, 31/1, 2/2, 3/2, 7/2,
10/2, 25/2, 28/2, 11/3, 13/3, 18/3,
8/4, 16/4, 11/6, 21/5, 22/6, 1/6,
21/6, 17/7, 28/7, 1/8, 4/8, 8/8,
24/8, 27/8, 2/9, 4/10, 10/10, 3/11,
24/11, 25/11, 7/12, 11/12, 17/12.
Bertoldus 8/3, 17/4, U/6, 12/6, 14/5,
14/6, 1/7.
S. Petri 8alisburgae:
Abbates: Baldricus 5/1 Conradus
31/1 Dietmarus 3/9 Heinricus
1/7 Leonhardus 30/10 Otto 3/3
Vlricus 5/4.
Prior: Rudolfus 31/1.
Presbyteri et monachi: Albero 18/7
Albertus 26/2 Andreas 23/3,
21/11,3/12 Paulus 28/4 Petrus
4/3, 28/4, 18/7, 20/9 Conradus
25/1, 4/3, 20/9 ChristannUÄ 28/4
Erasmus 20/9 Fridricus 13/3,
29/10 Georgius 30/3, 6/4 Govn-
shilt21/5 Gerungus 23/11 Hein-
ricus 3/1, 28/4, 1/5, 18/7 HU-
prandus 18/7 Jacobus 20/9 Jo-
hannes 12/8 Leonhardus 20/9
Magenso 21/8 Michael 28/4 Mar-
tinus 21/12 NicoUus 4/3 Otto
31/1, 4/3, 18/7 Salomon 20/9
Simon 27/11 Stephanns 18/3
Vlricus 31/1, 4/3, 28/4, 18/7,
28.10, 30/10 Walcunus 18/3,
18/7.
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117
Monacbi: Petrus 29/4, 18/7 Frid-
ricus 29/4 Maximilianus 29/4
18/7 Oswaldmi 29/4, 18/7.
Conversi: Christannus, Ulricus4/3.
Acoliti: Fridricus 18/7 Vlricus 4/3
Wühelmus 14/2.
Moniales: Agnes 16/3, 21/12 AI-
heidis 1/5 Anna 20/9 Petrissa
29/4 Catarina 16/3, 18/7, 29/4
Christina 8/4, 17/4 Diemudis 4/3
Dorothea 31/3, 29/4, 18/7 Elisa-
bet 24/3 Erndrndis 20/9 Mar-
gareta 4/3, 30/10.
Pstronella 10/2, 21/10.
Petras 15/1, 22/2, 26/4, 14/6.
Pilgart 16/11.
Klgrimus 26/8.
Pfflungus 12/11.
Bilwirgis 11/2, 14/6.
Pinata 1/4.
Pirbaumer: Stefanus, Elisabet 9/9.
Pistor: Christiann us, Anna 14/8.
Plebani: Albanus 7/7 Albertus in
accsach 12/4, 19/6 Alexander in
weisskirchen 15/8 Conradus de
tuedech 23/3 de petenbach 13/4
in eselbach s. viti 6/6, 17/6, 7/7
Ditmarus 24/2 Dietricus de egn-
dorf3/8 Engilbertus 24/3 Frid-
ricus in caminata 16/3 in styra
29/7 in varichtorf 25/10 de
hallis 23/8 Gotscbalcus 24/2 in
hadreinshofen 12/12 in talheim
13/11 in steinkirchen 8/12 Hein-
ricns Dringer in monte s. Martini
9/4 in vorichtorf 18/4 in sippach-
sell30/9 Hermaimus 2/12 Hylt-
wiBUs de talheim 27/8 Johannes
ad s. Martinum 27/12 in Mau-
tarn 15/8 Jordanus 7/7 Leo 21/3
Leonhardus in pramberg 4/12
Leapoldus 12/6, 7/7 Otto 13/3
de weis 6/9 achleiter in prukk
21/11 Petrus Rueshaymer in
Buchkirchen 3/4 in kirchperg
13/10 Pilgrimus in steinenkir-
chen 2/1 Kudigerus 23/3 Simon
in welsa 3/1 in kirchperg 14/5
SigharÜus in caminata 5/4 Vin-
oencius in vischenheim 28/1 VI-
ricus de s. floriano 8/12 Wern-
herus in caminata 14/7 Wenzes-
laus i. 1. 29/10.
Pollheimer: Barbara 1/12 Dorothea
5/8,1/12 Johannes 20/11 Mar-
tinus6/7 Ortolfus 10/12 Ursula
6/8.
Poppo 22/1, 8/4, 29/4.
Porn 5/1, 14/1.
Potwinus 21/2.
Prastler: Michael 19/10.
Braunau: Matheus pbr. et m. 24/2.
Presbyteri et monachi: Albertus 14/4,
14/6, 18/5, 10/7, 1/8, 23/8 Alra-
mus 17/9 Benedictes 16/3 Pern-
gerns 9/1 Bertoldus 22/9, 28/9,
3/12, 12/12 Petrus 12/7, 6/8 Pil-
grimus 29/8 Bruno 2/5 Conra-
dus 22/3, 18/4, 4/7, 26/7, 22/8,
30/8, 6/9, 24/9, 4/12 Christofus
27/8 Duringus 15/2 Eberbinus
26/7 Eberbardus 22/12 Egelol-
füs 2/3, 26/10 Engilbertus 29/1,
27/12 Engilherus 3/1 Engil-
schalcus 29/3, 3/7 Eppo 15/2,
26/7, 25/8 Erasmus 24/10 Erbo
11/4 Erchinger 10/6 Ernsto 7/3,
3/8, 3/10 Fridricus 23/1, 24/2,
7/3, U/10, 2/11 Gebhardus 6/3,
31/12 Georgius 4/3, 18/5 Gerol-
dus 9/2, il/2, 18/9 Gerungus
27/10 Gerwicus 28/4, 18/5 Got-
fridus 4/2, 22/2, 18/9 Gotscbal-
cus 28/10 Gunterus 21/8 Had-
marus 4/8 Hartlieb 24/3 Hart-
wicus 4/3, 5/5 Heinricus 14/1,
20/3, 29/4, 12/5, 13/5, 14/5, 16/8,
19/10, 30/10, 31/10, 4/11, 6/11,
15/11, 3/12, 13/12 Helmfridus
6/9 Herbordus 18/5 Hertilo 8/7
Hugo 17/3 Isingrim 1/1 Jaco-
bus 6/3, 25/10 Johannes 10/1
Lanzo 20/4 Leo 7/12 Leonhar-
dus 22/9 Leutoldus 24/8, 13/12
Liupoldus 24/12 Ludwicus 29/7,
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118
S'IO Mangold 22/ 10 Martinas
3/2 Nicolaos 6/8,2/7, 18/8,24/11
Ortolfas S/1, SO/8 OUcher 2/8
Otto 14/4, 29/Ö, 8/7, 14/8, 16/8,
23/8, 29/9, 6/10 Osi 10/11 Pe-
tras 26/2 Reinboto 16/1, 21/6
Reiitbalmus 8/9 Rapertas SO/8
Rudolftis S/2, 12/6, 80/8, 80/10,
1611, 11/12 Siboto2S/8 Simon
16 8, 21,11 Tagino 6/1 Tiemo
12 1 Vlricus 28/1, S/2, 20/5, 76,
Sl;7, 18 8, 7/9, 11/9, 21 9, 17/12
Ylschalcas 1 11 Walbran 33
WaJcnnas 4,6 Wernhardas 1/11
Wernheras24/7,10 9 Wilhelmas
22 2, 167 Wipoto S 12 Wolf-
bertas Ul Wolfgangas 7/10
Wolfkenia SO 11.
Presbvteri: Albere 5 5 Albert» 28 6,
22 9 Alexander 15 8 Alramos
17 1, 24 7% 24 12 Arnold» 14 5, j
3! 7 Ralwinns 29 9 Perngera* i
20 3 tternhardns 2 11, 2 12 .
IVrnoaH 29 2t Bttwldas 14 9,
2* * l\>*radas 21 l, IS 4. 12 7,
U^i^^^THUMl I**-
mara* * S ftetrico* 2T 4, 24 9
K*|v * 4 Kborbar4n$ 31 7, 12 S,
17 12 KfttHt ,\$ E*g«i|r*ro*
2 12 Kr»*« IS 3 VWtaco* 29 *
*A ^ * ** I 12 i;^kk« 19 12
ti*«rv*ta* U* tixMfeiva* 23» 3
liwtwYvM*» 2** H*tr.rico» 9 1%
A* K .v ^ |$ 7, -v Sv l*\ n* Her-
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* i. ** 4 XV ,. «*V% >*** * s ■ * ' \
22/12 Wernherus 22/5 Wiaento
18/8 Wolfkangus 27/4.
Preuharen: Heinricas 24/11.
Brigida 80/1, 2/2, 20/S.
Priores: Bertoldos 21/10 Conrados
6/11 NicoUos 14/7, Sl/7.
Brixen: Hartmannas episcopas 23/12.
Brack: Jobannes 31/7.
Prflflingenses:
Abbat«: Albertos 10/2, 30/7 Er
minoldos 7/1 Fridricos 4/12 Jo-
hannes 16/11 Rogeras 27/9 VI-
ricns 2 3, 1 1 '3.
Priores: Fridricos 24/5 Vlricos
13 5.
Presbyteri et monacbi: Pernoldos
27 1 Brano 18/12 Eberhardus
6 7 Gebhaidas 10/2 Gottfiridos
7 10 Heinricns 10/2, 6/11 Her-
mannos 15 11 Hertnidas 10/2
Hiltprandasl5jll Johannes 22/2
Leotwinns 10 2 Rapertas 10/2
Vlricus 10 2.
Diacouas: Fridricos 10 2.
Sobdiaconas: Winto lO 2.
AcvJiti: Conrados, Thomas, Er
hardns. Johannes Petras, Ruper-
ts» iv 2.
Pr€>BMi9>?
ASSi*»: Paolos »6 Georgias
l> :i J>.^aoo«s 2? 7.
Fr*.-««»- Chiytaooof 1« 9 Otto 24/8.
Fl******** et OKoachi: Andreas 1/4
v\tc*cs*2£T.. 1 *. 15 11 Eme-
r*»n* *•* Fridricos 26/11
Acv *- F*n£a* 2« II Eogelhardus
2*T w«rBf>;<,«11.
***..*:** JLoao2 1 Cotaiina2d/l
*V«vcfc«o 15. l Margaret* 2 1
vV »A ;>. :: Wahjongis 90 6.
^ *.*., i-nMi 2t 4
**■•* t: t:u
r**'*« * 2Hi^.
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119
Pwhensteig: Stefanos 13/11.
Pnehricher: Heinricus 8/1.
Pnehsinn: Diemudis 22/9.
Buersinn: Hatwig 2/1.
Barchardus 26/11.
Pyrni montia: Bernhardus de ah Uten
hospitalarius 16/9.
Cadoldus 4/4, 12/5, 20/6.
Calhochus 4/1.
Camerarius: Fridricus 25/8 Hein-
ricus 14/9 Otto 29/10.
Carolas 3/11, 8/12.
Caspar 29/4.
Castelli monasterii:
Abbas: Geboirus 9/3.
Presbyteri et monaohi: Petras 21/2
Conradns 8/4 Franciscos 7/6
Fridricns 9/11 Johannes 9/9.
Conrersus: Conradns 9/11.
Catalina 23/2, 1/5, 30/5, 29/6, 24/7,
U/9, 6/10, 26/10.
Cecilia 15/6.
Celdidarins: Heinricus 6/1.
Cellae angelorum: Diaconns Wern-
hardns 17/3.
Cellae B. M. V.: Petrus 28/7 Vlricns
30/4, 14/7.
Cellae principnm:
Abbas: Andreas 17/8.
Presbyteri et monachi: Petrus,
Heinricus, Johannes 17/8 Hein-
ricus, Simon familiäres 17/8.
Celler: Fridricns 1/9.
Cenning, de: Heinricus 7/7 Otto 3/8.
Chertpek: Otto 14/12.
Chereperger: Artolfus 8/3 Thomas
31/7 Elisabet 11/2, 8/3, 20/7
Fridricns 26/6 Gerdrudis 24/5
Heinricus 25/12 Johannes 14/1,
15/1 Martinus 28/6 Wilhelmus
9/7.
Chlingelbrunn, de: Alheidis 5/8.
Ckanzzer: Fridricus 2/11 Heinricus
3/6, 19/11.
Chola 11/7.
Choll: Artolfus 29/1.
Chraft: Conrad 28/9.
Christina 2/1, S2/1, 15/2, 20/8, 9/4,
14/4, 80/4, 1/6.
Claustro-Neoburgenses :
Praepositi: Albertus 27/8 Colo-
mannus 29/3 Georgius 30/9 Si-
mon 30/11 Vartolomaeus 9/6.
Decani: Eberhard us 1/7 Johannes
29/9.
Presbyteri et canonici: Albertus
31/8 Andreas 30/12 Petrus 17/5,
18/6, 7/8, 8/10 Bertoldus 2/7,
14/11 Caspar 12/5, 3/9 Colo-
mannus 30/7, 19/9 Conradus 7/6,
10/11 Christannus 14/11 Er-
nestus 3/3, 25/12 Fridricus 24/1,
16/7 Gebhardus 1/10 Georgius
28/3 Hadmarus 11/7 Heinricus
28/Ö Johannes 14/3, 26/3, 2/4,
21/6, 28/5, 16/7, 20/7, 2/8, 15/8,
13/9, 16/9, 27/9, 30/11, 21/12
Leonhardns 9/1 1 Ludwicus 26/8
Martinus 8/6 Melchior 5/5 Mi-
chael 6/2, 4/9 Nicolaus 16/9
Ortolfus 20/4, 30/9 Simon 1/8
Stephanus 9/10, 30/11 Thomas
28/6 Vlricus 8/4, 4/9, 29/9, 6/11
Walcunus 27/7 Wilhelmus 20/9
Wolfgangus 24/1, 14/3, 14/9 Wolf-
hardus 10/1.
Diaconi: Petrus 25/10 Fridricus
10/3 Johannes 7/6 Vitus 22/3
Wolfgangus 3/10.
Subdiaconi: Johannes 4/9 Stepha-
nus 16/9 Wilhelmus 19/8.
Converai: Petrus 27/11 Johannes
3/1 Nicolaus 10/1 Stephanus
16/11 Wolfhardus 2/2.
Moniales: Anna 28/5, 30/11 Bar-
bara 27/6, 30/11 Elisabet 28/5
Magdalena 30/ 1 1 Margareta 30/ 1 1
Vrsula 30/11.
Comites :
Formbach: Ekbertus 5/8.
Habsburg: Hartmannus 21/12.
Hohenburg: Diepoldus 18/5 Frid-
ricus 24/8.
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120
Istrien: Bertoldus 1/9.
Rebgau: Albertus 9/1.
Comitiasa: IU von Burghauaen S/3.
Conradus 3/1, 6/1, 8/1, 10/1, 16/1,
16/1, 29/1, 31/1, 1/2, 6/2, 11/2,
16/2, 22, 2, 26/2, 12/3, 20/3, 21/3,
30/3, 9/4, 11/4, 13/4, 18/4, 30,4,
2/6, 8/6, 10/6, 27/6, 31/6, 3/6,
Ö/6, 7/6, 9/6, 11/6, 23 6, 28/6,
2/7, 6/7, 21/7, 31/7, 9 8, 19 8,
24/8, 29/8, 3/9, 12/9, 16'9, 18 9,
24/9, 27/9, 4/10, 16,10, 21,10,
22/10, 31/10, 2,11, 4,11, 13/11,
22/11, 25/11, 7/12, 14,12, 25/12,
26/12, 31,12.
Oonversi: Albericas 23/12 Albero
18/4, 7/5, 26/8 Albertus 2 1,
22/8 Aticho7 2 ßerngerus 20 12
Bertoldus 23 12 Dietmarus 13 4,
8/12 Dietricus 10 1 Diso 7 4
Eberhardus 7, 12, 20 12 Egloifus
7/4 Rugilschalcus 16 2 Englinch
30/12 Fridricus 16 4, 1 5, 24 8
Gerhardus 16/2 Goldraun 9/9
(3ot«clijilcus26 10 Heinricus 25 2,
22/8, 26 8, 1, 12 Hertwicus 12 12
Hemil 28 12 Hilprandus 10, 1 Isin-
grimus 10 6, 14 11, 12 12 Jem-
bertus 29 5 Maicilo 10 1 Oren-
dil 20 12 Otto 22,12 Petrus
19 7, 22 9 Pilgrimus 11,6 Pu-
lt» 11 8 Raffoldus 19 11 Rakko
12 12 Rudolfas 19 2 Viricus
19 9, 14 10, 27/10, 6 12 Walterus
10 10 Warmut 24.11 Wegan-
dus 11 5 Wigerus 27 8 Wolf-
kerus 23 12.
Conrersae: Albeidis 31 7, 19 8 Chri-
stina 26/2 Cunegundis 22 5, 6 10
Dieaudis 23 10 Gertrudis 24 12
Germirgis 6 1, 20 11 Habrigis
29 4 Inagardis 9 12 Jerta 17 3
Metüdis 20 5, 27 10, 12 12 Rei-
ehildis28 11 Rein 15 4 Sofia
18 6.
Corona« aareae: Johannes» Theodorus
nfcr. et an. Adolfe» «fcac 3 6
r: Georg 15 10.
Cremifanenses :
Abbates: Adelbertus 29/3 Adeba-
mus 11/8, 5/7 Benedictus Braoa
29/7 Perichtoldus 14/1, 20/U
Christianus Ottstorfer 3 1 /7 Con-
radus 6/3 Conradus Swab 6 6
Dietricus 9/12 Erchenbertos
24/6, 25/7 Ernestus Ottstorfer
31/7 Fridericus 22/11 Frideri-
cus Ritsendorfer 11/2 Gerhar-
dns 27/1, 24/2 Heinricas 3/4
Heinricus Sulzpech 17/7 Hein-
ricus 10/8 Hennannus 14/11,
31/12 Hoholdus 11/7 Jaeobos
Treutelkoffer 23/5 Martinas Poll-
heimer 6/7 Ortolfos 28/5 (Rapoto
21/7) Rudolfus 3/3 Stgmarns
4 10Stephanus31/l Ulricusl0/5,
9,6, 9/7, 27/8 Wolfraraus 30/9.
Priores: Fridricus Truent 26/10
Hertwicus dictusslüsselberch 9/11
Johannes 21/7, 24/12 Ntcolaus
Loher 4/7 Rapoto 27/5 Stepha-
nus Spitxweckel 11/4 Stephanus
Wiechsendorfer 13/6 Ugo 8/5,
Wernhardus 3/2.
Presbyteri et monachi: Albertus
15 2, 13 5, 1/10, 2/10, 24/10 Al-
ramus de oede 7/7 Arnoldus 2/12,
7/12 Aiilinus 16/4 Paulus ple-
banus de welsa 15/5 Paulus
5/8 Petrus 13/8 Bernhardus de
ascaperg 8/1 Bernhardus custos
32 Bernhardus 25/4, 24/5, 26/5
tanner eellerarius 23,7 Teuer-
wang 9 8 Pernoldus 6/1 Ber-
toldus 19 1, 6 3, 26,4, 22/6, 2/8
PeaeHn 5 4, 10'6 Phifippus 26/1,
10 9, 26 10 Conradus 6/1 C.
junior hoelnpergensis 16 Coradus
137 de petenpaeh 17/7 Meuael
6 8, 20 8 de heidenheim 23/9 ma-
gister 6 12 Conradus 17 11 de
wienna2t 10 Dietsnarus hagwald
25 5 rustKus 4 4, Dietraarus 15/6
de Monte a Martini 27 9 Dietricus
12 5 Thomas plebanns in Kirch-
pergil 1 Kberhaiwue 26/5, 20/9,
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121
24/9 Eigandus 26/12 Engilbertus
27/6 Eppol/7 Ernestinus 7/1 Er-
nestus 7/3, 26/3,19/4, 26/4 E.Ott-
storfer cellerarius 11/5, 4/7, 10/10
Erwinns 24/2 Fridricus 6/1, 13/3
Wallner 16/3 cantor Ruffus 16/4
Sulczpech 2/5 cellerarius 13/5
selong 25/5 Chersperger 22/6
prior truefat 26/10 Suevus 24/12
Gerhardus 2/1 Geroldus 16/4
Georgias staindorfer 20/3, 4/6
Giselhardus 12/1 Gottfridus 19/2
Gottschalcus 28/11 Guntherus
16/6 Hanfolcns 6/5 Hawart
19/3 Heinricas paechricher 8/1,
17/1 hallerius 21/1 cellerarius
27/1 Husendorfer 24/2, 11/3,
17/3, 26/3, 5/4 plebanus in monte
Stadler 29/4, 12/5 de wachau
'l3/5 sytenagel 18/6, 30/6, 20/7,
28/10, 27/12 Herbord 26/3 Her-
mannus 1/3, 11/6 Gwerlich 26/6
Herlo 13/10 Hertwicus slüzzel-
berch prior et custos 9/11 Hilt-
prandus 26/9 Immo 13/1, 2/4
Irmdegen 25/3 Isingrim 8/1 Jo-
hannes spitzwekel pleban in kirch-
perg 24/4 prior 24/12 prutzner
3/11 de penerbach 18/8 prior
21/7 Brück 31/7 grepel 1/11
Gneuzzo 12/3 Sinzendorfer 8/2,
22/2, 12/3, 26/7, 26/8, 26/10, 9/11
Lanrencius 23/7 Leo 24/8 Leon-
ardas 18/4 Liatoldns 10/4, 11/4
Martinas 3/2, 20/9 Chersperger
28/6 de welser 6/10 Sunel
30/11 Meinhardus 22/12 Mi-
chael prastler 19/10 Heidinger
23/8 Nicolaus Hofkircber 11/11
Loher prior 4/7 Ortoltus 13/1
Oswaldus 1/8 Otakerus achleiter
17/3 Otto 19/2, 27/2, 11/6 Ho-
henfelder 20/8 de medlico 3/4
senior hoelnpergensis 14/4 Raf-
foldos 16/11 Rainboto 27/6, 18/7,
31/7, 26/12 Recco 8/4 Reinhol-
dos 26/1 Ricbardus 11/11 Ri-
eheros 22/4 Rudmarns 30/1 Ru-
Archir. LIXXIV. Bd. I. H&lfte.
dolfus 22/3, 4/4, 2/11, 6/12 Al-
bartinger 3/10 Rageras 13/12
Ottstorfer 22/11 Rupertus 1/10
Sebastianas Manichpucher 15/12
Sifridas 10/4, 1/5, 2/6 sicher
16/4 Sighardas Lanzenberger
6/7 Stefanos pnchensteig 13/11
wiecbsendorfer prior 13/4 spitz-
weckel prior 11/4 Ugo prior 3/5
Vlricos 1/1, 8/1, 12/5,27/8, 17/9,
8/11 de aptay magister infir-
marie 3/6 de admnnda 6/9
Buperl 22/8 camerarios 4/2
glaser 26/12 de landave 16/7
magnus 25/2 Ruffos 2/5 Vrba-
nos 9/6 Voichmarus Comes 13/4
Walcunns 30/7 Walteros 2/10
Weichardus mezzenpek 4/ 1 Wen-
zel Faist 1/5 Wernherus physi-
kus 2/10 Wesingrim 13/6 Wil-
belmns 24/2 Winteros 30/4 Wi-
sinto 2/2, 22/8, 2/12 Wolpoldus
19/2 Wolfgangus 24/10, 14/12
W. Zimt 18/10 Wolfhardus 20/1.
Monachi: Albertos 1/4 Artolfus3/l
Alramos 24/10 Arbo 6/12 Ar-
noldus 14/12 Arnolrus 5/4 Azi-
linos 19/5 Bernhardus 13/1, 26/4
Bertoldus 8/11 Pezmannos 10/5
Pruninc 4/5 Calhocbus 8/7 Con-
radus 17/4 Cuno 21/9 Diel-
kerus 1/4 Dietmarus 6/3, 1/4
Tiemo 9/9 Eberamos 26/3 Eppo
12/1 Ebernardus pawer 24/8
Ellinhardos 5/7 Ercbenfridos 4/4
Fridricos 18/11 Frobertos 3/8
Gebhardus 29/7 Geronc 4/5
Gottrridos 13/3, 22/7 Grimo 24/1
Hagano 6/2 Hatto 28/3 Hein-
ricus 28/5, 29/9 Helias 19/3
Hertwicus 31/8 Hesso 8/2 Hezil
18/3 Hietgrimus 28/6 Hisin-
grimus 30/1 Hugo 20/8 Nen-
dinch 24/12 Osmondus 12/10
Reginwardus 6/2 Rudbertus 14/12
Rudolfus 11/4, 15/6 SifVidus 8/2
Sighardui 26/3 Vlricus 12/6, 31/6,
18/10 Weichardus Dorn 30/7
9
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122
Wilhalmus6/10 Williboldus4/10
Wolfhardns 13/1 Wolframs 81/3
Wolatus 3/1.
Diaconi et monachi: Adalbertus 4/2
Adolfua 3/6 Alchunus 1/10 Frid-
ricus 2/1 Guntherus 2/4 Hein-
ricus 5/2 Meginward 13/8 Mein-
hardus 16/6 Ortolfus 21/6 Rud-
bertus 10/12 Seifridus 4/6 Vi-
ridis 6/9.
Subdiaconi et monachi: Ambrosius
12/10 Poppo 19/4 Pruno 10/6
Conradus perlun 7/10 Ditricus
21/8 Duringus 9/4 Erasmus
perkhaimer 26/8 Georgine 6/9
[Gi]schardus 1/1 Gregorius an-
hanger 30/6 Heinricus 13/1, 3/6,
7/5 Johannes 15/9 Otto 9/6,
21/8 Rabanns 29/6 Rapoto 30/12
Reinoldns 3/8 Rndigerns 17/2
Rudolfus 25/2, 24/3, 16/10 Si-
fridns 21/8 Vlricns 17/3 Wolf-
ramns 23/2.
Conversi: Albertus 30/7 Alchisns
20/1 Alhart 3/4 Alram 1/3,
28/9 Adal 25/11 Adaiger 27/12
Artolfns Choll 29/1 Aribo 8/4
Arnoldns 17/4, 9/9 Penilns 25/2
Bernhardns 23/7 Bertoldns 80/4,
22/10 Pirmannns 3/11 Pruni-
gnns 20/2, 7/7 Burchardus 6/9
Conradus 26/3, 12/4, 1/8, 11/9,
27/12 Diebertns 30/8 Dietmarns
9/1, 1/3, 16/11 Dietricns 11/4,
2/5 Dietwinns 13/10 Trutman-
nns 26/5, 19/10 Dnringns 20/2
Eigil 6/2, 27/2 Ekkericns 20/1
Engelbert™ 21/4, 4/6 Enzo 23/10
Erpholdns 26/9 Erchenboldns
13/3 Fridricns 16/3, 12/4, 7/8
Gotpoldns 9/8 Gotefridns 13/8,
9/9 Gottschalcns 3/6 Gumpol-
dns 26/12 Gundachrns 14/11
Gnnterus 8/1, 28/5 Hadmarus
9/11 Haimo 6/1 Hartmnd 17/8
Heinricns 8/1, 27/2, 26/6, 5/7,
6/8, 1/10, 19/10,^29/10, 13/11
H. stenbarins 29/10, 21/12, 25/12
Hermannns26/12 Hertwicns 10/4,
30/4 Herword 1/2 Heiao 26/2
Hesil 9/9 Hilpoldns 11/7 Hil-
prandus 11/7 Hnenilo 8/4 Jo-
hannes 9/2 Irnfridns 17/10 Iain-
bertus 16/3, 30/6 Isingrimus
28/7, 29/7 Leobman 18/2 Leu-
poldns 26/2 Lentoldus 13/3
Lintwicns 9/10 Maganns 20/10
Magnso 10/2 Maibanns 17/1
Marcwart 13/3, 16/9 Otachros
19/2 Otto achleiter 6/9 Ori 9/8
Reinpolt 8/8 Reingenie 28/6
Richerus 8/4, 26/12 Rnpertus
6/9 Rndgeras 8/6, 6/9 Rudlieb
30/8 Rndmar4/8 Rudolfus 24/2,
1/10 Rnzi 8/11.
Conversae: Lintpirt 1/8 Bichsa
6/3.
Novicii: Bertoldns Mnlbanger 10/9
Fridricns anhanger 12/4 Leon-
hardns 29/8 Martinas Demberger
6/9 Vitus 28/9.
Scolastici: Conradus 26/3 Engel-
bertus 27/6 Heinricns 3/12.
Scolares: Albero 6/11 Perlinua ah-
leiden 3/4 Bernhardns 28/3 de ,
Caminata 23/8 Conradus 18/11
Ekkardus 8/1 Ernestus 24/12
Heinricns 3/8 de Chlingelbronn
3/8 Jacobus 4/11 Johannes
scriptor 31/1, 8/5 Marqu&rdus
26/3 Nicolaus 22/4 Rudolfus
25/4, 29/4 Vlricns 11/6.
Cellerarii: Ernestus Ottstorf er 11/5
Fridricns 13/6 Heinricns 27/1
Wernhardus Tanner 23/7.
Custodes: Hertwicns 9/11 Wern-
hardus 8/2.
Praepositi: Dietricns 16/9 Hein-
ricus 11/2 Heinricus et uxor
sua Margarete 11/1.
Professi: Johannes puecher 16/4
Wolfhardns sinzendorfer 12/9.
Magister artium: Georgine Cremb-
ser 16/10.
Pistor: Hermannns 6/8.
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123
Istius loci : Ernestus 13/3 Ernestus
Ottstorfer 19/4 Georgias 7/12
Heinricus 22/3 Meinhardus 16/10
Nicolaus 24/9.
8. Crucis:
Abbas: Nicolaus 20/6.
Prior: Johanne« 6/9.
Presbyteri et monachi: Conradus
5/3 Theodoricus 8/6 Georgius
5/4 Heinricus 11/9 Hermanne»
8/2 Johannes 4/10 Marchardus
10/10.
8obdiaconus: Johannes 26/11.
Cunegundis 2/1, 10/1, 16/1, 81/1, 2/2,
6/2, 7/2, 10/2, 11/2, 12/2, 18/2,
28/2, 12/8, 25/3, 5/4, 14/4, 18/4,
22/4, 25/4, 30/4, 2/5, 6/5, 6/6,
9/5, 12/6, 27/6, 28/6, 1/6, 12/6,
13/6, 4/7, 17/7, 19/7, 19/8, 27/8,
29/8, 7/9, 10/9, 12/9, 30/9, 11/10,
19/10, 25/10, 30/10, 31/10, 2/11,
12/11, 2/12, 17/12, 28/12, 30/12.
Cuoperch: Heinricus 10/3.
Costelwanch: Rudolfas 12/3.
Cnstodes: Conradus 3/6, 21/6.
Ttnpeck: Heinricus 16/8.
Tino, de: Walterus 6/1.
Ttnne: Johannes 6/12.
Tanner: Werhardus cellerarius i. 1.
23/7 Fridricua 16/8.
Decanoat Heinricus de anaso.
Degenhardus 16/9.
Tegernseenses:
Abbates: Albertus 1/11 Carolas
4/3 Conradus 10/12 Georgius
17/1 Hilprandus 6/6 Oswaldus
16/5 Sybrandus 27/7.
Decani: Heinricus 4/3 Rugerus
26/8.
Presbjteri et monachi: Albertus
9/10 Alexius 16/12 Paulus 14/10
Prathardus 16/6 Conradus 27/7
Daniel 4/3 Eberhardus 6/6, 25/8
FiKppus 9/10 Georgius 28/8
Heinricus 7/1 Herbordus 26/9
Hermannus 9/10 Jacobus 4/3
Johannes 6/1, 8/1, 26/7, 9/10
Lazarus 9/12 Leonhardus 6/8,
18/11,20/11 Ortliebus 4/3 Otto
9/10 Sebastianus 9/1 Sigismun-
das 19/3 3imon 9/10 Stefanos
12/3, 6/12 Vlricus 9/10 Wil-
helmus 6/10.
Subdiaconi: Kylianus 10/1 Vlricus
12/1.
Acolitus: Eberhardus 4/3.
Demberger: Martinus 6/9.
Dens: Conradus 26/3, 23/4 Hertwi-
cus 23/4 Heinricus 5/4 Marga-
reU 23/6.
Teuerwang: Gertrndis 12/3 Hilkri-
mus 12/3 Otilia 15/1 Wern-
herus 9/8.
Tevspach: Heinricus 8/10.
Diaconi: Conradus 11/2 Ditmarus
30/8 Johannes 31/7 Marquar-
dus 7/12 Vlricns 1/3, 12/10
Wolfhardus 16/9.
Diaconi et monachi: Engelgerus 8/12
Gebhardus 9/10 Gerbertus 2/1
Pezelinus 3/2 Pelericus 6/9 Ra-
poto 14/11 Raffoldus 17/9 Wi-
chardus 21/9.
Diepoldus 11/9.
Tiemo 16/3.
Diemudis 6/1, 16/1, 21/1, 21/2, 4/3,
16/3, 31/6, 21/7, 2/11, 26/11.
Dietmarus 7/2, 17/2, 10/3, 12/3, 16/3,
1/4, 4/4, 12/4, 22/6, 2/7, 23/7,
6/8, 7/9, 14/10, 2/12, 7/12.
Dietricus 6/1, 12/1, 7/2, 14/2, 21/2,
22/2, 16/3, 21/3, 26/4, 4/6, 14/6,
14/6, 16/6, 17/6, 24/6, 28/6, 4/7.
Thomas 20/9, 27/9, 3/11, 9/11, 10/11.
Tobel Johannes aecol. i. 1. 18/10.
Dorn Weichardus m. i. 1. 30/7.
Trastilo 4/1, 21/2, 2/9.
Traunkirchenses :
Abbatis8ae: Alheidis 20/1 Anna
19/11 Clara 26/7 Diemudis 21/1
Elisabet 14/3 Gedrudis Volken-
storfer 6/1 Helka 1/2 Ofemia
8/2.
Moniales: Anna Meszenpek 30/7
Anna Dexerin 7/6 Agnes Müll-
wanger 7/6 Barbara 26/7 Bai-
9*
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124
burgis26/7 Brigida 26/7 Cune-
gondis 7/1 Dorotea 6/2 Elisa-
bet ROtin 21/9.
Traute 1/4, 21/1, 6/7.
Dringer: Heinricus pbr. et m. i. 1. 9/4.
Trachsen: Helca, Lybaun 17/6.
Trnent: Cunegund 24/2 Fridricus
26/10 Georgias 10/8.
Daces:
Austrie etc.: Albertus 17/7, 29/8
Fridricus 16/6 Liupoldus 31/12.
Bavarie: Gunterus 11/12 Odilo
18/1 Otakerus 26/2 Tassilo
11/12.
Carintie: Philippus, Ulricus 1/9.
Ducissae: Agnes 26/3 Theodora 22/6
Liutpirgis 11/12.
Tuedech, de : Gerdrudis 23/6 Vlricus
13/1.
Tuerl: Heinricus 26/11.
Duringus 1/6, 4/7.
Turs: Otto 21/7.
Tute 9/1, 18/2, 22/2, 4/4, 30/8.
Eberbardus 2/2, 24/6, 2/7, 10/7, 23/9,
3/11, 26/11, 24/12.
Ebersbergensis : Wilramus abbas 6/1.
Edelspek: Richerus 31/10.
Eggendorf: Heinricus 22/1 Herman-
nus 3/3, 22/12.
Egena 26/4.
Eginus 24/7.
Egxenbof: Conradus 4/8.
8. Ebrentrudis, Nonberg: Hemma
13/11 Jevta 28/6 abbatissae.
Elbwinus 1/12.
Elisabet 8/1, 16/1, 22/1, 30/1, 4/2,
11/2, 14/2, 4/3, 13/3, 16/3, 20/3,
24/3, 26/3, 26/3, 30/3, 16/4, 18/4,
26/4, 28/4, 29/4, 1/5, 3/5, 6/6,
7/5, 8/6, 9/6, 30/6, 26/6, 2/7, 9/7,
10/8, 12/8, 23/8, 25/8, 8/9, 14/9,
3/10, 6/10, 28/10, 10/11, 19/11,
23/12, 28/12.
Engelbertus 16/1, 18/3, 2/11.
Engelfridus 20/4.
Engelgerus 19/1, 25/5, 5/7, 5/10.
Engelbild 16/2, 30/12.
Engelmud 19/5.
Engelschalcus 2/5, 4/5, 7/5.
Engelwer 27/3.
Engila 10/7, 4/11.
Eppo 14/6.
Erhardus 6/10.
Ermpert 4/1.
Ermwicus 2/6.
Ernestus 31/1, 5/2, 23/2, 28/2, 18/6,
11/7, 17/10, 2/11.
Enzewib 6/5.
Enzinus 29/6.
Faist: Wenzel p. et m. i. 1. 1/6.
S. Floriani:
Abbas: Hartmannus 1/1.
Praepositi: Albertus 8/3 Arnoldus
28/8 Conradus 9/3 Ditmarus
24/9 Heinricus 30/12 Jodocus
20/3 Lucas 12/5 Stefanus 12/8
Weigandus 22/10.
Decani: Jobannes asperger 14/1
Wolfgangus ardinger 21/3.
Presbyteri et canonici: Albertus
27/9 Artolfus 2/4 Baltesar 19/7
Petrus 6/4 Petrus pleicbol 20/6,
27/9 Petrus sweinspek 19/8
Caspar 6/10 C. Haswer 22/12
Dietricus Stoizendorfer 10/6 Er-
hardus 27/9 Ernsto 17/5 Frid-
ricus Stetner 10/11 Georgias 3/2
G. truent 10/8 G. Zawcbing 27/10,
3/11 Hugo 12/10 Jacobus 13/6
Johannes 13/1 J. Gember 9/12
J. Hattocber 18/9, 9/11 Leutol-
dus 20/3 Martinus 27/1 M. Mal-
wanger 24/12 Meinhardu* 27/8
Michael 22/8 Nicolaus de Es-
larn 16/3 N. Hutter 19/8, 10/9
Richerus 29/11 Sighardus U/1
Simon 27/9 Stefanus 26/2, 15/4,
14/10 Thomas Zwingendorfer
11/9,25/11 Vlricus 25/3 V. sulz-
pek 7/7.
Converei: Rudmarus 6/4 Stefanos
19/3 Vlricus 6/4.
Subdiaconus: Georgius 19/7.
Ju venia: Johannes Stieger 20/7.
Formbacenses:
AbbAtes: Conradus 9/3 Dietricus
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125
29/6 Heinricus 31/3 Wirnto
10/3.
Presbyteri et monachi: Anais 80/6
Andreas 9/3, 8/7, 16/7, 28/8 Pe-
tras 9/3 Burkhardus 19/6 Cas-
par 4/1, 9/5 Christannus 19/2,
22/8 Conradus 19/6, 9/10 Cuno
20/11 Eberbinus 9/10 Egidius
22/8 Erasmus 9/10 Fridricus
12/5 Georges 16/7, 3/11 Hart-
liebus 12/10 Johannes 9/3, 15/3,
23/5, 1/6, 30/6, 16/7, 20/9, 9/10
Ludwiens 19/4 Magnus 16/7
Martinus 9/3 Ortolfus 18/1, 26/1
Rugerus 1/9 8imon 2/12 Vlri-
cus 12/3, 14/10.
Diaconi: Fridricus 26/1.
Snbdiaconi: Cuno 20/11 Johannes
26/1, 9/12.
Conversi: Petrus 16/7.
Noricius: Johannes 16/7.
Soror: Anna.
Prancho 1. 7/3.
Fridarun 1. 4/3, 3/11.
Fridricus 7/1, 21/1, 21/2, 4/3, 13/3,
24/3, 27/3, 6/4, 6/4, 21/4, 1/6,
6/5, 7/6, 13/5, 15/6, 28/7, 29/7,
6/8, 1/9, 1/10, 14/10, 28/10, 7/11,
19/11, 1/12, 12/12.
Fromudis 21/7.
Fuldenses: Fridricus, Heinricus, Otto
pbr. et m. Agnes ml. Michael
fr. 8/7.
Gallus 11/6.
Gtrstenses:
Abbates: Bertoldus 13/5, 27/7 Con-
radus 23/10 Erhardusll/6 Frid-
ricus 28/10 Marquardus 10/8,
12/11 Nicolaus venk 14/1.
Prior: Conradus 11/8.
Presbyteri et monachi: Albertus
18/2, 9/10 Andreas 18/2, 20/6
Paulus 21/2 Petrus 19/6, 13/9
Burchardus 1/7 Conradus 21/2
Erhardus 7/6 Fridricus 21/2,
20/6 Georgius 1/5, 28/8, 13/9
Gottfridua 21/2 Heinricus 18/2,
22/3 Hermannus 1/7 Johannes
18/2 Liebgerus 18/1 Marchar-
dus 22/3 Martinus 26/1, 18/2
Rapoto 15/6 Vlricus 18/2, 21/2
Wenzel 19/1 Wolfgangus 13/9.
Diaconus: Heinricus 20/6.
Subdiaconus: Wilhelmus 18/2.
Acoliti: Heinricus 18/2 Johannes
21/2 Nicolaus 18/2 Vitus 18/2.
Gätringer: Anna 28/7 Philippus 11/8.
Gebhardus 11/1, 10/2, 12/2, 29/3, 17/9.
Geltinger: vlricus 13/4.
S. Georgii (am Längssee):
Abbatissae: Gedrudis 14/3 Tuta
18/4.
Moniales: Agnes, Soffia 1/6.
S. Georgii ad montem (Georgenberg):
Abbates: Bertoldus 23/7 Conradus
14/4 Jacobus 2/3.
Presbyteri et monachi: Conradus
7/3, 23/7 Eusebius 2/3 Frid-
ricus 2/3 Heinricus prior 7/3,
23/7 Jacobus 14/4 Ludwicus
7/3 Petrus 7/3 Waltasar 6/3.
Scolaris: Heinricus 7/3.
Georgius 6/2, 5/3, 4/12.
Gepa 28/1.
Gerbirgis 16/3,5/4, 11/4,24/4,20/11,
28/12.
Gerhardus 8/1, 14/2, 24/4, 16/8.
Gerlinger: Hermannus 31/3.
Gerstlarius: Conradus 20/12.
Gertrudis 2/1, 6/1, 17/1, 21/1, 25/1,
2/2, 10/2, 11/2, 23/2, 2/3, 3/3,
4/3, 6/3, 16/3, 20/3, 1/4, 11/4,
12/4, 16/4, 17/4, 24/4, 1/5, 12/5,
13/6, 21/5, 4/6, 15/6, 16/6, 7/8,
12/8, 15/8, 31/8, 10/9,30/9, 11/10,
23/10, 3/11, 4/11, 18/11, 19/11,
26/11, 5/12, 9/12, 12/12, 15/12.
Gerungus 17/6.
Genta 24/4, 24/8.
Gerwicus 9/2.
Gisela 1/1, 16/1, 18/1,-6/2, 8/2, 12/2,
22/2, 27/2, 3/3, 16/3, 2/4, 8/4,
2/6, 17/6, 4/11, 31/12.
Giselbertus 28/1.
Gizzer, de: Perngerus 6/12.
i
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126
Glunicenses :
Abbates: Conradus 17/2 Heinricus
22/4 Marquardus 26/3, 13/7,
4/12 Otto 21/12 Rudolfus 24/6
Steueno 12/4.
Priores: Nicolai* 28/1 Otto 18/9.
Presbyteri et monachi: Andreas
20/6, 13/7, 28/8, 19/12 Petras
16/6, 11/7 Pilgrimus 13/9 Colo-
mannus 11/1 Duringus 25/4 Er-
nestus neuberger 29/3 Fridricus
Holzner 23/3 Fr. Harlunch 26/9
Heinricus hagwer 20/1 Hertin-
gus 15/11 Johannes 22/1, 20/6,
25/12 Lambertus 18/6 Leon-
hardus 23/3 Martinuß 13/3, 20/6
Marquardus 29/7 Nicolaus 21/2
Ortolfus Ottstorfer 21/2 Otto
21/10 Reicheres 29/9 Rudolfus
16/6 Sifridus 6/4.
Diaconus: Conradus 11/6.
Gneuss: Bernhardus 6/2 Johannes
12/3.
Gotfridus 28/4.
Gotina 27/12.
Gotschalcus 14/4, 11/6.
Gotwicenses:
Abbates: Petrus 19/1 Cahochus
27/1 Gerhochus 12/9 Helm-
wicus 10/3 Johannes 13/9 Lu-
cas 22/9.
Priores: Carolus 15/8 Georgius
23/6, 2/8 Vlricus 19/1.
Presbyteri et monachi: Altmannus
26/7 Andreas 21/7, 2/8 Pan-
cracius 11/10 Petrus 5/5, 16/7,
31/7, 2/8, 13/10 Philippus 27/2
Coelestinus 21/7 Conradus alten-
wurzer 29/6 Dietmarus 11/3
Dietricus 27/2, 12/8 Egidius
11/9 Erhardus 2/8 Georgius
15/8 Heinricus 12/10 Helmwi-
cus 7/2 Jacobus 1/9 Johannes
22/2, 22/3„ 29/3, 21/7 Leo 15/8
Mathias 13/7 Martinus 3/3 Ni-
colaus 4/12 Ortolfus 30/9 Ru-
gerus 28/8, 16/10 Thomas 11/9
Vlricus 16/7, 2/8, 11/9 Weichar-
dus 18/11 Werhardus 2/11 Wolf-
hardus 10/5, 29/6.
Diaconi: Martinus 11/8 Wolfjgan-
gus 29/4.
Subdiaconi: Erhardus 28/8 Wolf-
gangus 22/3.
Monachus: Michael 19/1.
Novicius: Erhardus 2/8.'
Moniales: Anna 30/1, 15/10 Bar-
bara 12/5 Petrissa 11/9 Petro-
nella Rogel 15/8 Catarina 22/3,
4/4 Caecilia 16/8 Cunegundis
22/3 Dorothea 19/1, 11/9 Eli-
sabet 26/6 Helena 21/7 Mar-
gareta 9/7 Scolastica 19/7 Wil-
birgis 19/1.
Grepel: Johannes 1/11.
Griffenses :
Praepositi: Achacius, Pilgrimus,
Conradus, Fridricus, Johannes,
Nicolaus 27/5.
Presbyteri et canonici: Achacius,
Albertus 28/11, Reverendus 11/8.
Moniales: Diemudis, Walpurgia
28/11.
Gumpertus 19/9.
Gumri 11/2.
Guot: Anna 12/9.
Gundacher 27/11, 12/2.
Günthern* 31/3, 1/4, 2/4, 10/6, 7/11.
Gurcenses: Baltasar custos 1/9 Pil-
grimus diac. 8/3 Chuno2/8 Frid-
ricus 24/8 Johannes novic, 8/3
Nicolaus spranz 9/10.
Gwerlich: Hermannus 26/6.
Hadlugis 6/1.
Hadmarus 27/11, 21/11.
Hagen, de: Maizili 15/5.
Hagerin: Agnes 21/6.
Hagwald, de: Ditmarus pbr. et m. i. 1.
26/6, 3/9 Fridricus 2/6, 8/12
Gerdrudis 23/4 Emhildis 3/11
Leutoldus, Marquardus 3/11 Ri-
cherus 3/9 Vlricus 23/4.
Haidin: Thomas 13/8.
Halhaidis 2/3, 2/5, 15/6, 15/7, 21/7.
Hallerius: Heinricus 21/1.
Hardungus 1/1.
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127
Hartmudns 27/2, 29/8.
Hartnid 11/6.
Hauntperg: Elisabet 26/9 Hertnid
26/2 Hertwicus 7/2.
Hauskircherin: Catarina 1/12.
Haaaga 2/2, 12/2, 26/5.
Hecceto 6/4.
Hecil 21/12.
Hedwig 17/3, 22/11.
Heidinger: Michael 23/8.
Heüwich 12/2, 27/2.
Heinricus3/1,4/1,5/1,8/1, 11/1, 13/1,
24/1, 27/1, 29/1, 30/1, 2/2, 3/2,
6/2, 7/2, 8/2, 22/2, 24/2, 27/2,
2/3, 6/3, 8/3, 12/3 H. albus 14/3,
16/3, 17/3, 18/3, 20/3, 21/3, 26/3,
30/3, 81/3, 13/4, 14/4, 16/4, 16/4
H. telaunus 17/4, 24/4, 28/4, 30/4,
l/ö, 2/5, 3/6, 6/6, 10/5, 18/5, 20/5,
26/5, 4/6, 13/6, 14/6, 28/6, 3/7,
7/7, 10/7, 11/7, 13/7, 15/7, 16/7,
21/7, 27/7, 29/7, 7/8, 11/8, 13/8,
22/8, 26/8, 29/8, 2/9, 9/9, 10/9,
15/9, 19/9, 20/9, 23/9, 4/10, 8/10,
12/10, 13/10, 15/10, 6/11, 10/11,
11/11, 17/11,21/11, 23/11,26/11,
27/11, 5/12, 13/2, 20/12, 21/12.
Hekkmaier: Viridis et Alheidis 10/10.
Helca 6/1, 19/2, 3/3, 13/6, 31/5, 14/6,
7/8, 26/8, 7/11.
Helena 1/3.
Helmfridus 8/1.
Hermannus 11/2, 19/2, 15/3, 16/3,
25/5, 20/6, 23/6, 7/12.
Herrandus 7/2.
HertwicuB24/l, 21/2, 24/4, 22/5, 16/12.
Hilcardis 11/1, 5/2, 26/2, 26/2, 8/3,
13/3, 14/3, 19/6, 20/9, 19/11,
10/12.
Hilprandus 3/1, 24/4, 6/5.
Hof eider: Adolfus 29/6.
Hofkircher: Nicolaus 11/11 Osanna
9/8 Vlricus 7/9.
Hofaenberg, de: Heinricas 9/9.
Hohenfelder: Otto 20/8.
Hoholdas 29/1.
Hugo 22/2, 16/4, 25/4, 1/5, 3/7, 21/7,
29/10.
Hnmbrechtsrieder: Woifgangus judex
i. 1. 7/10.
Hunznagel: Conradus 10/11.
Husendorf, de: Diemut 6/5 Heinri-
cuß pbr. et m. i. 1. 24/2, 27/9
Richerus 3/5 Eudolfus pbr. et
in. i. 1. 12/6 Sifridus 2/10.
Imperatores : Arnulf us 8/12 Carolus
28/1 Heinricus 21/5.
Impert 4/3.
Irmgart 20/2, 24/2, 4/3, 7/3, 18/3,
20/4, 6/5, 8/6, 18/6, 19/6, 20/6,
27/7, 26/8,23/9,6/10,3/11, 18/11.
Irmiga 12/8, 14/8.
Irmila 3/11.
Isinger 10/3.
Isingrim 9/2, 28/4, 13/9.
Ita 1/5.
Jacobus 24/3, 6/10, 7/11.
Jembertus 4/3, 28/9.
Jeuta 21/1, 22/1, 1/2, 17/2, 20/2, 3/3,
31/6, 3/8, 6/8, 13/9, 10/10, 4/11,
20/11, 7/12.
Johannes 16/t, 2/2, 14/2, 1/7, 10/8,
6/10, 19/10, 21/10, 31/10.
Jordanus 19/6.
Judna 1/3.
Lach, de: Ditmarus 10/8 Diegardis
3/5 Elisabet 3/5.
Lambacenses :
Abbates: Alramus21/4 Bernhardus
1/10 Pezmannus 8/9 Conradus
25/7, 20/10 Erasmus 17/5 Griffo
19/9 Jacobus 25/6 Johannes 6/1
J. naigstaich 15/2 J. Daxberger
21/3 Rupertus 16/9 Sigiboldus
21/3 Sigmarus 5/7 Simon 24/9
Swarzmannus 28/4 Vlricus 18/10
Wesgrimus 22/4 Wigandus 11/10.
Priores: Petrus 6/1, 16/10 Geor-
gius 23/8 Johannes 26/7.
Presbyteri et monachi: Andreas
6/10 Azilinus 13/5 Petrus 2/9
Philippus 14/7 Christannus 27/1,
30/6 Fridricus 20/5 Georgius
31/5 Gotfridus 19/1 Helmbertus
5/2 Herandua 26/12 Johannes
23/4, 11/8, 20/10 Leonhardus,
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128
Leopardus 26/7 Maganus 19/1
Martinas 19/5 Ortolfus 19/2 Otto
1/4 Simon 31/8 Vlricas 17/9
Vitus 26/7 Wolfgangus 25/6.
Diaconi: Johannes 28/1 Mauricius
6/4.
Subdiaconus: Georgias.
Monachi: Heiuricus 1/5 Sifridus
15/5 Stefanus 23/4.
Conversi: Andreas 15/6 Ozi 1/3
Wermut 4/3.
Acolitus: 8ifridus 14/7.
8. Lamberti (in Styria):
Abbates: Petrus 12/7 David 14/5,
25/6 Johannes Friedberger 13/3
Johannes 16/12 Maganus 25/4
Nicolaus 14/10 Wernerus 2/8.
Priores: Albertus 4/12 Conradus
13/6.
Presbyteri et monachi: Achacius
13/8 Andreas 13/6 A. de austria
26/8 A. Chrel 22/9 Artolfus
genstaig 29/1, 13/6 Paulus 13/6
Petrus 26/3 P. Suevus 17/6, 25/7
Conradus vngerus 25/7, 17/11
Fridricus 9/4, 14/5, 13/6 F. gres-
sing 25/7 Georgius 3/2, 13/3,
13/6 Heinricus 3/2, 9/4, 9/6,
17/10, 23/11 Jacobus 3/2 Jo-
hannes 13/6 J. zeugler 17/6,
25/7 Nicolaus 13/6 N. Harn-
berger 26/7, 21/10, 20/11 Ortol-
fus 27/10 Otakerus 13/3 Otto
26/3, 20/11 Vlricus 14/6, 17/6,
26/6 Wolfgangus 13/3, 16/9
Wolfhardus 14/5, 13/6 Wulfiu-
gus 26/2.
Subdiaconus: Johannes 13/6.
Conversi: Nicolaus, Otto 13/6 Eli-
sabet 21/10.
Landau, de: Vlricus 15/7 Johannes
pleban. in petenpach 14/1.
Lanzenberger: Petrus 4/4 Sifridus
4/11 Sighardus pbr. et m. i. 1.
6/7.
Lanzo 17/5.
Lapide, de: Ernestus 18/12 Hiltgar-
dis 3/9, 18/12.
Lauer: Heinricus 18/3 Fridricus 2/9.
Laufen, de: Heinricus 18/8.
Lauterbach, de: Richza 1/6 Rudol-
fus 24/1.
Leo 22/2, 24/2, 7/7, 29/8.
Leogardis 13/1, 19/1, 26/1, 28/1, 3/2,
2/3, 3/5, 24/6, 24/10 L. judicissa
27/10, 26/11, 15/12.
Lerbuler: Cunegundis 20/1 Dietricus
10/8 Johannes 20/1, 27/4.
Leupoldus 26/1, 30/1, 27/3, 29/5, 30/8,
10/10, 24/10, 20/11, 30/11, 27/12.
Leuderer: Heinricus 29/6.
Leutoldus 13/4.
Lienhardus 29/11.
Liupurgis 28/7.
Liutprecht 1/5.
Lobensteiner: Ulricus 30/9.
Loch, de: Ditmarus 30/8 Qedrudis
8/1 Reicbgardis 9/9.
Loher: Nicolaus prior i. 1. 4/7.
Lucia 26/2, 25/10.
Ludwicus 15/6.
Luensteten: Ditmarus 26/3.
Lunaelacenses:
Abbates: Conradus 16/1, 17/10 Dit-
hardus 4/12 Fridricus 19/8 Hein-
ricus 14/3 Jacobus 14/6 Sifri-
dus 14/5.
Prior: Conradus 21/8.
Presbyteri et monachi: Andreas
11/3 Conradus 8/10 Heinricus
10/7 Stefanus 27/10.
Subdiaconus: Achacius 5/1 Oswal-
dus 12/11.
Conversus: Antonius 27/11.
Acoliti: Johannes 20/12 Ulricus
9/11.
Mabilka 7/2.
Maganus 10/1.
Magdalena 19/11.
Mallersdorfenses :
Abbates: Eppo 27/6 Hermaimus
2/10.
Presbyteri et monachi : Eberhardus
18/4 Ludwicus 4/7 Martinus
4/7 Wernhardus 4/7.
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129
Snbdiaconus: Fridricus 18/4.
Scolaris: Nicolaus 4/7.
Msrchardus 31/8.
Mirchio: Otacher 29/3, 28/11, 31/12.
Margareta 2/2, 24/3, 2/6, 14/6, 23/6,
24/6, 4/7, 17/7, 29/7, 30/11, 10/12.
8. Mariae ad cellam:
Presbjteri et monachi : Petras 28/7
Vlricus 30/4, 14/7.
Marqaardus 7/1, 25/4, 21/1.
Matildis 11/1, 23/1, 24/1, 6/3, 6/3,
10/3, 13/3, 14/3, 15/3, 17/3, 4/4,
12/4, 24/4, 2/6, 4/6, 6/6, 12/6,
19/5, 21/6, 29/6, 31/7, 2/9, 5/9,
8/9,24/9,4/11,5/11, 12/11, 18/11,
1/12, 4/12, 17/12, 28/12.
Martinas 6/6, 6fll.
Matza 22/2, 24/2, 6/3, 2/6, 19/6, 6/7,
26/8, 2/9.
Maarmaster: Sa] man 24/8.
Mini 2/3.
Meinhardus 22/3, 26/3, 20/7.
Mellicenses :
Abbates: Christannus 30/7 Erchen-
fridus 17/5 Fridricus 8/3, 31/3,
Gotschalcus 8/3 Heinricus Rorer
18/11 Johannes 28/6 J. mele-
bruner 27/12 Ludwicus 22/8
Nicolaus 24/12 Ortolfus 13/8
Sifridus 8/3 Sighardus 11/10
Stephanus 22/7.
Priores: Hertwicus 8/3.
Presbjteri et monachi: Benedictus
Heusler 5/6 Petrus de Stein 19/6
Caspar Bursel 29/10 Conradus
8/3, 24/3, 26/3, 24/12 Hadmarus
9/10 Heinricus 8/3 Hertwicus
29/3 Johannes 5/1 Martinus
8/3, 23/6 Mathias 29/3 Regin-
hardus 9/3 Stefanos 24/1, 26/6
Venedictus 8/3, 6/8 Wernhardus
8/3 Wolfgangus Grill 1/2 Wolf-
hardos 5/1.
Diaconi: Petrus 22/10 Egidius
Hager 7/3 Johannes 16/7.
Sobdiaconus: Johannes 9/3.
Noridos: Johannes 24/2.
Acolitos: Johannes 9/3.
Monachus: Magnus 7/5.
Conversus: Vdalricus 17/8.
Menutus 31/1.
Merbot 3/2, 19/4, 4/6.
Mergardis 16/2, 12/5.
Mettenses :
Abbates: Albertus 6/10 Altmannus
24/11 Vlricus 17/5.
Priores: Petrus 22/7 Fridricus 22/5
Rudolfus 29/11.
Presbyteri et monachi: Achacius
23/11 Pernoldus 1/8 Petrus 4/2,
16/4, 9/8 Camedus 21/6 Con-
radus 6/8, 7/10, 29/11 Cristannus
7/10 Cristotus 26/11 Egidius
7/10 Erhardus 29/5 Florianus
29/11 Fridricus 28/8, 24/11 Ga-
briel 29/1 1 Georgius 29/ 1 1 Got-
fridus 12/4 Gregorius 26/9 Hein-
ricus 19/2, 9/3, 6/4, 26/5, 26/6,
24/11 Hertwicus 6/4 Lautwinus
14/3 Marcus 7/10 Martinus 8/1
Michael 29/11 Nicolaus 29/11
Rupertus 10/7 Rudolfus 7/10
Rugerus 4/2 Sighardus 7/8 Sig-
munde 29/11 Stefanus 12/10
Vlricus 4/2, 6/4.
Diaconus: Vlricus 24/11.
Subdiaconus: Andreas 9/3 Johan-
nes 5/5.
Conversus: Heinricus 6/4.
Scolaris: Petrus 9/12.
Mezzenpek : Anna ml. in Traunkirchen
30/7 Weichardus pbr. et m. i. 1.
5/1.
Mensel : Conradus pbr. et m. i. 1. 6/8.
Michael 27/3, 5/11.
Michelburenses :
Abbates: Marchardus 15/3 Vlricus
4/12 Vitalis 6/3.
Presbjteri et monachi: Albertus
5/3, 11/4 Bertoldus 5/3, 2/9 Pil-
grimus 10/4 Conradus 6/3 Eber-
hardus 5/3, 15/9 Gebhardus 5/3
Heinricus 21/1, 6/3 Leutwinus
24/9 Nicolaus 5/1, 5/3 Otto 6/3
Vlricus 1/2, 6/3, 17/9, 24/9.
Subdiaconus: Heinricus 5/3.
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130
Scolares : Fridricus 6/3 Gebhardus
6/3.
Acolitus: Johannes 6/3.
Michele: Eberbardus 23/6.
Milstatensis:
Abbas: Heinricus 1/2.
Mona 21/2.
Monachi: Amo 18/1 Arba16/9 Bern-
hardna 8/1 Perngerus 18/7 Con-
radus 26/2, 27/6 Dietricus Le-
buler 10/8 Dietmarns 6/12 Die-
trolfus 9/1 Engelbert™ U/3
Ernestus 18/7 Fridricus 26/12
Heinricus 1 /6, 31 / 10 Hezilo 1 8/3,
26/10 Jobannes 26/2 Leupol-
dus23/4 Perol3/7 Porno 26/7
Poto 3/12, 28/12 Rapoto 11/8
Rugerus 1/9 Siboto 6/11 Star-
chanus 2/2 Vlricus 26/6 Wal-
cunus 25/1 Wichardus 20/7
Winterus 6/11 Wolfolt 11/12.
Mönchsmil nster :
Abbas: Heinricus 26/7.
Moniales: Agnes 10/7 Aleys 10/7
Anna 18/6, 10/7 Beatrix 22/2
Catarina 16/4, 1/8 Elisabeth
16/4, 1/8 Fridarun 4/9 Gedru-
dis 16/4 Gisela 5/9 Hiltraut
10/1 Margareta 16/4, 2/6 osanna
10/3 Tuta 19/12 Vrsula 10/7
Willibirt 14/6.
Moes: Fridricus 26/7.
Mosniz:
Abbas: Udalricus 5/5.
Mülberg, de: Canegundis 24/7 Oer-
trudis 24/7, 20/12 Hertwicus
24/7, 20/12.
Malerin: Leucardis 23/6.
Müll wanger: Bertoldus novic. i. 1.
10/9 Martinus S. floriani 14/12
Agnes ml. in traunkirchen 7/6.
Munichpucher: Sebastianus pbr. et
m. i. 1. 16/12.
Murator: Conradus 16/12.
Mutarius: Heinricus 27/8.
Nicolaus 6/6, 6/10, 24/10, 5/11.
Niedernburgenses: Bandela, Catarina,
Dorotea polheimer Ursula Ka-
derstorferin Ursula Toplerin 6/8.
Nusspach, de: Diemudis, Leutoldus
30/4.
Obernburgenses :
Abbates: Nicolaus 22/8.
Prior: Ulricus 3/12.
Presbyteri et monachi: Philippus
28/9 Cristannus 28/9 Fridricus
9/6 Georgius 13/8, 28/9 Jo-
hannes 26/4, 16/8 Laurencius
31/8, 3/12 Martinus 16/4 Wil-
helmus freiberger 31/8 Wal-
fingus 3/12.
Monachi: Johannes, Martinus 3/12.
Oede, de: Alramus ptr. et m. i. 1. 7/6.
Oeteeb 1. 3/5.
Offemia 28/1, 26/5, 22/9, 7/12.
Oroha 21/5.
Ortolfus 29/1, 11/3, 18/3, 22/3, 27/3,
24/4, 8/7, 27/7, 27/8.
Ossiacenses:
Abbates: Eberhardus 8/6 Johannes
8/5, 21/5 Michael 8/6 Simon
26/8 Vlricus 1/10.
Priores: Antonius 4/3 Cristannus
1/10 Hermannus 1/10 Johannes
21/5.
Presbyteri et monachi: Andreas
1/10 Bartolomaeus 1/10 Paulus
7/3 Conradus 7/3, 21/6, 23/8
Cristofus 8/5 Gundacher 8/5
Heinricus 23/8 Johannes 1/10
Oswaldus 1/10 Reicheres 8/5
Rupertus 23/1 Vlricus 1/10 Vol-
kerus 23/8.
Oswaldus 6/10.
Otacharus 6/1, 17/2, 14/9, 29/9, 2/11,
12/12, 17/12.
Otilia 18/5, 23/6, 29/10, 22/11, 30/11.
Otto 14/1, 16/1, 22/1, 4/2, 23/3, 26/3,
11/4, 24/4, 2/6, 13/6, 16/6, 26/5,
9/6, 26/6, 30/6, 9/7, 28/8, 8/9,
9/9,28/9, 3/10, 8/10, 18/10, 21/10,
22/10, 21/11, 20/12, 22/12, 26/12,
30/12.
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131
Ottstorf, de: Agnes 11/ 11, 22/ 11 Ber-
toldus 22/11 Christiannus abb.
LI. 19/11 Cunegundis 1/7 Dit-
marus 11/7, 8/10 Ernestus abb.
LI. 31/7 Ernestus cellerarius i.
1. 11/5 Ernestus judex i. 1. 25/6
Ernestus 19/9, 11/11 Hedwig
31/1 Heinricus 31/5, 23/9 Or-
tolfus pbr. in gleink 21/2 Ru-
gerus pbr. et m. i. 1. 22/11.
Otwinui 18/1.
Ott» 26/6.
Osehe 8/2, 29/9.
One 3/4.
Bspoto 15/4, 12/8, 18/10.
Raffoldus 5/8.
Btnshofenses: \ Wilhelmus, Thomas
pbri. et cani. 29/7.
Ratisponenses:
Epiacopi: Leo 12/7, 11/10.
S. Emerami:
Abbates: Alto 18/3 Pabo 17/2 Jo-
hannes 12/11 Wolfhardus 29/7.
Presbyteri et monachi: Achacius
29/9 Albertus 12/11 Conradus
17/3 Erasmus 1/6 Fridricus
12/8, 14/8 Heinricus 2/3, 28/4,
6/5, 12/11 Hugo 2/3 Johannes
25/10, 12/11 Ludwicus 2/8 Ru-
gerus 6/5.
Sabdiaconu8: Michael 24/10.
Con versus: Vlricus 6/5.
Acolitus: Caspar 28/4.
Obermünster :
Abbatissa: Hadamout 8/5.
Honiales: Anna Hoferin 6/2 Anna
Hohenburgerin 5/10 Barbara
8chreibergerin 13/1 1 Cecilia Lem-
prunerin 16/2 Margarets Perfi-
gin 18/10 Osanna Welchenper-
gerin 20/12.
S. Mariae:
Hugo pbr. et m. 11/8 Johannes,
Rugerus 27/10.
Civee: Ermoldus 29/11 Oamaridus
de Sarching, Elisabet Dorer Ul-
ricusWild29/U Fridricus Nasser
et Cstarina 28/12 Johannes
Wilder 12/7.
Abbas Petrus 1/7 Jo-
hannes pbr. et m. 1/7.
Reges: Albertus 1/5 Philippus 22/6
Conradus 28/2.
Regina: Maria 28/8.
Reginbertus 10/6, 6/10.
Reichenbacenses :
Abbas: Johannes 13/2.
Presbyteri et monachi: Conradus
1/12 Dietricus 4/11 Heinricus
1/12 Jeremias 13/2 Stefanus
4/12 Vlricus 28/1, 1/4, 10/12
Zacharias 4/7.
Reichersbergenses :
Presbyteri et canonici: Dietricus
22/3 Michael Tallinger 27/10
Sigismundus Popenberger 29/11
Wernhardus 8/7.
Alheidis ml. 8/7.
Reinpoldus 30/11.
Reinherus 12/6.
Reinspek: Heinricus 9/5.
Reintwicus 10/2.
Ripa, de: Conradus 22/10 Gisela 21/3
Heinricus 2/7 Rugerus 21/3,
2/7.
Richcardis 21/1, 10/2, 16/2, 15/3,
26/3, 3/4, 16/7, 6/8, 21/10, 28/12.
Richerus 8/6, 30/6, 17/9, 30/10.
Richildis 21/2, 7/9, 11/12, 24/12,
25/12.
Richza 9/1, 12/1, 19/1, 18/3, 19/3,
21/3, 22/3, 10/4, 24/4, 1/6, 22/6,
24/6, 21/10, 13/12.
Ritzendorfer: Fridricus 25/5 Frid-
ricus abb. i. 1. 11/2 Christine
25/5.
Ror, de: Fater? 31/7 Heinricus 14/10,
17/11 Ludwicus 1/4 Otto 2/5,
3/11.
Rott (Rurus): Agnes 12/9 Anna 19/6
Andreas 1/6, 1/8 Brigida 30/6
Catarina 27/6 Christianus 20/1
Dorotea 16/2 Tuta 23/2 Elisa-
bet 21/9 Fridricus 16/4, 27/6
Jobannes 27/9 Liukardis 30/8
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132
Otto 12/9 Vlricas 2/6, 23/8,
9/9.
Bottenses:
Abbatest Ekbertus 21/9 Otto 6/11.
Rupertus 8/1, 12/2, 16/3, 26/7, 17/8.
Rudgerus 30/1, 8/2, 18/2, 23/3, 12/4,
13/6, 13/7, 12/8.
Ruedlinger: Wernbardus 29/9.
Rudmarus 7/1.
Rudolfus 12/1, 26/1, 28/1, 30/1, 2/2,
3/2, 11/2, 13/2, 27/2, 10/3, 12/3,
20/3, 8/4, 12/4, 1/6, 16/6, 17/6,
28/6, 9/7, 16/8, 10/9, 23/9, 4/10,
2/11, 22/11, 25/11, 16/12, 24/12.
Kürmund: Albertus 2/11 Marcbar-
du» 2/11 Wernbardus 20/9.
Rusticus: Agnes 3/9 Arnoldus 4/6
Ditmarus 4/4.
Salisburgenses : l
Arcbiepiscopi : Albertus 6/4 Con-
radus 9/4, 28/9 Eberhardus 22/6,
26/11 Fridricus 7/4 Gebbardus
15/6 Ludwicus 27/4 Tiemo 9/9.
Moniales: Alheidis, Aleis 26/8
Eugla 22/11 Anna Trientnerin
27/1 Susanna 15/9.
Sarnagel: Heldolfus conu. et m. i. 1.
31/5.
Schiplicenses: Landegardis priorissa
Margareta ml. 6/11.
Scbirenses :
Abbates: Conradus 6/1, 24/10, 27/10
Ulricus Munepek 8/2.
Priores: Hugo 6/1 Johannes 10/6.
Presbyteri et monachi: Andreas
20/7 Petrus 27/7 Conradus
24/4, 10/6, 20/7, 27/7, 12/1 1
Heinricus 24/6, 16/11 Hugo 7/11
Johannes 20/7, 27/7, 5/11, 24/11
Rugerus 24/5 Stefanus 27/7
Williboldus 20/7.
Conversus: Johannes 10/6, 6/9.
Schlierbacenses:
Abbatissa: Catarina 30/8.
Moniales: Margareta 30/8.
Schlüsselberg, de: Alheidis 10/4 Eli-
sabet6/ll Gertrudis 16/4 Gerolt
13/6 Hartwicus prior i. 1. 9/11
Ortolfus 11/5 Ulricus 15/4,
26/9.
Scolares: Bertoldus 13/10 Conradus
24/4, 8/6, 26/6, 3/12 Dietricus
23/4 Duringus 10/6 Einwicus
1/1 Fridricus 14/12 Heinricus
1/1 Herbord us 1/1 Hertwicus
7/3 Johannes 8/9, 14/10, 21/12
Leo 23/1 Meingotus 18/10 Mi-
chael de Treuensee 8/6 Ortolfus
19/3 Paltramus 22/4 Paulus
26/10 Petrus 22/9 Rudgerus
12/4 Sifridus21/1 Simon 26/10
Stefanus 10/2 Ulricus 13/4, 2/12
Ulschalcus 1/1 Walcunus 1/1
Wemhardus 1/1 Wilhelmus in
Retz 8/9.
Scolasticus: Fridricus Hagwald in
anasum 18/12.
Seccovienses :
Praepositi: Hermannus 16/3 Vlri-
cus 26/12.
Decanus: Leonhardus 7/9.
Presbyteri et canonici: Acbacius
Dorner 26/10 Paulus 29/7, 26/10
Petrus 12/2 Conradus 20/4 Chri-
stannus 2/9 Ernricus 6/6 Frid-
ricus Stadler 30/2 F. plebanus
30/7, 8/8 Heinricus 20/6 Jo-
hannes Saler 18/2, 13/5, U/10,
23/11 Ortolfus 26/10 Otto 12/2,
27/5, 8/8 Rudolfus 22/8, U/10
Sigmundus 6/9 Vlricus Pamiker
28/9.
Diaconus: Johannes Freisinger
24/11.
Acoliti: Erasmus Welzer 24/11
Fridricus 7/9.
Conversi: Fridricus Welzer 24/4
Johannes Stegrer 10/6, 7/9 Ni-
colaus 11/10.
Domicelli: Johannes Nicolaus 1 1/10.
1 Siehe auch unter 6 S. Petri und unter e S. Ehrentrudis (Nonnberg).
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133
Laicus: Ulricns 11/10.
Moniales: Agnes 1/6, 7/9 Auna
30/3, 7/10 Cunegundis Lahek-
kerin 17/8 Elisabet de Löbing
1/8 Elisabet 15/9 Gerdradis 3/3
Wendila 30/3.
Seibnrca 17/3.
Seitenstettenses:
Abbates: Benedictns 21/9 Diet-
marns 23/2, 28/8 Ekfridus 23/2
Engelschalcus 26/7 Johannes
22/4 Laurentius Meylesdorfer
1/9 Stefanos 28/1 Thoraas
Cbersberger 31/7 Thomas 12/8.
Priores: Bertoldus 29/12 ülricus
14/9.
Presbyteri et monachi: Petras 27/7
Conradus 25/1 , 2/9 Dietricus 8/ 1,
13/8 Erasmns 29/12 Fridricus
1/6 Georgias 3/9 Heinricas 8/1,
13/8 Hertwicas 23/2 Jacobus
83/2, 17/8 Johannes 14/11,29/12
Leutoldos 23/2 Nicolaos 14/2,
26/7,29/12 Stefanos 23/6 Vitas
30/6 Vlricus 26/7, 22/10, 13/12
Wolfgangas 18/10.
8nbdiaconas: Johannes 23/2.
NoTiciua: Bernhardos 23/2.
Acolitos: Paolos 13/8.
Seid: Johannes 14/4.
Selong: Fridricus pbr. et m. i. 1. 25/5.
Seonar: Otto 3/7.
8eonenses:
Abbates: Erhardus 2/11 Rodolfus
20/7 Wilhelmos 2/4.
Presbyteri et monachi: Andreas
16/9 Bertoldus 23/5, 19/9 Pe-
tras 23/5 Conradus U/3, 23/5
Georgias 18/9 Johannes 23/6,
26/9 Marchardos 23/5 Eogeros
U/4 Thomas U/3 Vlricus 23/5.
8colasticus: Eberhardos U/3.
Conversi: Ambrosius, Andreas 23/5.
Monachus: Christannus U/3.
Acolitos: Caspar 7/6.
8iboto 12/4, 2/6, 7/6, 21/6, 26/7, 18/8,
9/12.
ftbrandos 7/6.
Sigfridus U/6, 10/6, 13/7, 17/8, 7/9.
Sighaimer: Margareta 1/12.
Sighardus 9/1, 6/2, 28/8, U/10.
Sigila 13/2, 21/3.
Siglochus 2/2.
Simon 25/8, 24/9, 27/11.
Sinzendorfer: Alheidis, Conradus, Jo-
hannes pbr. et m. i. 1. 22/2.
Sippach, de: Cunegundis 12/1, 3/7
Conradus 3/7, 6/12.
Sitenagel: Heinricus 18/6 Wolfhar-
dus 12/9.
Snedo 10/6.
Sophia 6/1, 1/2,3/2, 7/3, U/6, 14/10.
Spitz wekel: Stefanos prior i. 1. U/4
Johannes pleban. in Kirchberg
24/4.
Stadler: Heinricas pbr. et m. i. 1. 29/4.
Staindorfer: Conradus pbr. et m. i. 1.
Stephanus 20/5, 15/6.
Steinwenter : Heinricus, Hildegardis
13/12.
Steubarius: Heinricus 29/10.
Sturm: Cunegundis, Vlricus 10/3.
Subdiaconi: Alramus 20/10 Andreas
3/9 Pernoldus 25/9 Conradus
21/12 Heinricus 6/3, 18/3 Her-
mannus 17/4 Johannes 18/5
Meinhardus 14/12 Ortolfus 3/5,
5/6 Rupertos 31/7, 11/11 Vlri-
cos vannstorfer 8/9 Ulricos 29/9
Wernhardos 23/12.
Solzpek: Agnes 19/3, 27/10 Atacaros
pbr. et m. i. 1. 12/2 Conradus
prof. aspacensis 18/10 Cristan-
nos 20/2 Elisabet 7/8 Fridri-
cus pbr. et m. i. 1. 2/6 Gedrudis
28/3 Heiaricas 5/2 Johannes
24/12 Sighardus 15/7 Vlricus
20/2, 4/4, 7/7, 2/12.
Sonel: Martinas pbr. et m. i. 1. 30/10.
Sunnleiten: Paulas pellifex 10/5.
Svenhiltus 9/2, 10/3.
Sweikerus 3/8.
Ulfingus 27/9.
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134
Ulricus 9/1, 11/1, 12/1, 26/1, U/2,
21/2, 23/2, 26/2, 18/3, 30/3, 25/4,
9/6, 18/6, 6/7, 13/9, 23/9, 26/9,
29/9, 16/10, 26/10, 22/11,26/11,
29/11, 1/12, 8/12, 27/12, 30/12.
Ulschalcus 17/2, 1/9.
Unntronn 13/3.
Uozimanus 26/1.
Vallis Dei (Säusenstein) :
Abbas: Nicolaus 23/9.
Presbyteri et monachi: Andreas
23/9 Petrus diac. 17/6 Hein
ricus 4/2 Martinus 23/10 Or-
tolfus 23/9 Simon 17/1 Stefa-
nus 22/6 Ulricus 26/10.
Yannstorfer: Conradus 12/3.
Victor 4/1.
Volkenstorfer: Alheidis 16/2.
Voraviensis: Ludwicus 6/10.
Walcherus 10/12.
Walcunus 4/2, 14/2, 14/3, 23/3, 26/4,
6/5, 29/7, 16/10, 17/11, 8/12,
13/12, 26/12.
Waldarios: Dietricus 24/9 Fridricus
18/6.
Walde, de: Leutoldus 2/1.
Waldhausen: Cristanus 9/1 Martinus
Lasberger 20/4 Ulricus 28/7
pbri. et mi.
Wallner: Fridricus 16/3.
Walterus 17/3, 16/10.
Weicherus 13/4.
Weigandus 23/11.
Weihenstefan:
Abbates: Fridricus 8/5 Leonhar-
dus 20/1.
Presbyteri et monachi: Petrus 16/3
Conradus 4/9 Hermannus 26/4
Sifridus 16/8.
Weingarten: Heinricns pbr. et m.
14/8.
Welhing: Dorotea 4/7.
Wenzeslaus 5/1.
Werde, de: Wernhardus 14/8.
Wernhardus 9/2, 28/2, 24/2, 12/3, 7/4,
8/6, 13/5, 8/6, 27/6, 24/7, 1/8,
27/9, 17/12, 29/12.
Wernherus 2/1, 29/1, 2/2.
Werntrudis 14/8.
Wertilt 14/5.
Wesgrimus 31/3, 3/8, 18/11.
Wessoprunnenses: Conradus, Gebhar-
dus, Gotfridus, Heinricus, Otto,
Ulricus pbri. et mi. 26/4.
Wezilinus 2/8.
Wipoto 19/9, 18/11.
Wichardus 8/7, 11/5.
Wicilo 14/5.
Witigo 8/2, 6/11.
Wienna, de : Conradus pbr. et m. i. 1.
21/10 Ditmarus 25/7 Metilt
11/7 Otto 11/7.
Wilbirgis 10/1, 6/2, 7/2, 14/2, 3/3,
30/3, 22/4, 26/8, 27/8, 7/12, 16/12.
Wilhelmus 27/2, 24/10, 1/12.
Wilheringenses: Nicolaus 10/12.
Windelburg 11/3.
Wirinto 6/1.
Wisente 22/2, 24/2, 6/3, 21/3, 29/8.
Wizata 14/3, 23/4.
Wizü 9/2.
Wolfgangus 7/1, 21/1, 24/6, 11/8.
Wolfgerus 20/9.
Wolfhardus 26/1, 6/11.
Wolframus 2/2, 21/12.
Wolkart 10/3.
Würzburgenses:
Episcopi: Adalbertus 6/10 Em-
bricho 9/11.
8. Ypoliti:
Praepositi: Caspar 3/4 Cristannus
2/7 Engelbertus 6/10 Fridricus
30/8 Gerungus 13/11. Johannes
5/10 Leutoldus 18/2 Megin-
hardus 8/3.
Decani: Johannes Malzer 12/8
Leupoldus 14/11.
Presbyteri et canonici: Andreas
Mattschauer 8/6 Petrus 16/5,
23/7 Pilgrimns de Losenstein
4/8 Conradus 4/4, 29/4 Cri-
storus 31/7, 29/9 Ditmarus 14/1
Eberhardus 20/8 Egidius 21/7
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135
Erasmns 29/9 Erhardus Frawn-
berger 14/2 Fridricus 19/3
Heinricus Zinzendorfer 14/1 Hein-
neu« 6/3, 6/9, 6/10, 6/12 Ja-
cobus 21/7 Johannes Trecht 18/1
Johannes 19/2, 13/5, 6/7, 16/8,
20/8 J. Jeuchinger 26/8 Jo-
hannes 21/11, 16/12 Joachim
29/9 Leonhardns 1/8 Michael
16/12 Nicolans 4/6, 11/7, 16/12
Ortolfns pollheimer 10/12 Reins-
bertus 18/8 Stefanos 28/9 St.
Rechner 29/9, 14/11 Tomas
11/12 Ulricns 29/9, 18/11, 16/12
Wolfhardus Geyr 22/4, 12/6.
Tbsae ad S. spiritnm:
Abbatissa: Agnes 27/12.
Monialis: Agnes 23/3, 16/6 Cata-
lina 24/3.
Zaler: Johannes 12/10.
Zanching: Georg s. floriani 27/10.
Zertl: Wolfcangus 18/10.
Zimt: Wolfgangus pbr. et m. i. 1.
18/10.
Zwetüensis: Nicolans abb. 17/5 Hein-
ricus pbr. et m. 23/2.
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DIE
MARKGRAFEN YON STEIER.
IHRE ANFÄNGE,
IHR VERWANDTSCHAFTSKREIS
UND
IHRE KlRNTNER MARKGRAFSCHAFT VOR 1122.
UNTERSUCHUNGEN
TON
PROF. DB F. von KRONES,
COERE8FOMDDUMDBH MITOLIEDE DIE KAIS. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
Irchif LXXIIV. Bd. I. Hilft«. 10
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Vorwort.
Der Quellen8tofF für jene Forschungen, aus denen das
neueste Buch des Unterzeichneten1 erwuchs, führte ihn selbst-
verständlich mit der Frage zusammen, welcher dieser Aufsatz
gewidmet erscheint. In jenem Buche war für die eingehende
Untersuchung dieser alten, von verschiedenen Seiten angefassten
und immer verwickelter gewordenen Aufgabe kein Raum. Er
musste sich begnügen, seinen Vermuthungen und Bedenken
nnr so nebenher Ausdruck zu geben, und einen Versuch zu
ihrer umfassenden Begründung für eine besondere Gelegenheit
aufsparen. Indem er die ganze flir die Anfänge der Mark-
grafen von Steier massgebende Literatur und den gesammten,
an sich spärlichen und nicht selten widerspruchsvollen Quellen
stoff neuerdings durchzuarbeiten beflissen war, mit dem ehr-
lichen Streben, der schwierigen Frage möglichst vorurtheilsfrei
gegenüberzutreten und den Sachverhalt unbefangen zu prüfen,
gewann er immer mehr die Ueberzeugung, dass gerade die
jüngsten, an sich verdienstvollen Arbeiten in dieser Richtung,
von Strnadt und Friess, den Kern der alten Ueberlieferung
ohne überzeugende Gründe preisgaben und auf dem Wege
einer einseitigen Verwerthung der Quellen die Otakare bis
zum Jahre 1056 vom Traungau und von der Burg Steier ge-
waltsam fernzuhalten bestrebt seien. Anderseits wirkte nament-
lich auf diese Forscher die, allerdings auf den ersten Blick
bestechende, Annahme, dass der Eintritt jenes Otakars der Ur-
kunden von 1056 — 1059 in die Verwaltung der karantanischen
1 Forschungen zur Verfassung»- und Verwaltungsgeschichte der Steier-
mark, herausgegeben von der hist. Landescommisaion für Steiermark,
I. Band, Verfassung und Verwaltung der Mark und des Herzogthums
Steier von ihren Anfängen bis zur Herrschaft der Habsburger. Graz
1897, XXII und 638 S. (S. insbesondere S. 3—10, 48-49 u. 695-598.)
10»
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140
Mark nicht blos als Folge des Verschwindens der Wels-Lam
bacher aus derselben, sondern auch ihrer Beerbung durch dei
Genannten aufzufassen sei, und dass fernerhin das Ueberwiege
der Eppensteiner in Karantanien dem Hause von Styraburg
Steier die karantanische Mark alsbald bis zum entscheidende
Wendepunkte, nämlich bis zum Antritt der Eppensteiner Ert
schaft, Ende 1122, versperrt gehalten habe. So gelangten si
zu der Voraussetzung, jener Otakar sei um 1060 im Kampi
wider die Eppensteiner gefallen, und der Titel ,Markgrafen vo
Steier' hebe mit diesem Zeitpunkte ihrer Verdrängung aus de
karantanischen Mark an.
Diesen Anschauungen gegenüber versucht der Verfasse
dieser Abhandlung zunächst die Geschichte des genealog
sehen Systems der Otakare: von der Vorauer Aufzeichnun
an bis auf die Gegenwart, in seinen wesentlichsten Ergebnisse
darzulegen, sodann Herkunft und Besitz der Otakare, in
besondere seit 959, zu erforschen und den Nachweis zu erbringe!
dass sie seit ihren urkundlichen Anfängen ebenso gut dei
Chiem- als dem Sunder- und Traungaue zuzuweisen seien uu
mit dem Gebiet von Steier als wahrscheinliche Erbauer d<
Styraburg verknüpft gedacht werden dürfen. Weiterhin gelanj
der gesammte sichere und mutmassliche Verwandtschaft
kreis der Otakare zur Untersuchung, und dabei wird namen
lieh die Begründung der Blutsverwandtschaft mit de
Eppensteiner n, und zwar vor der späteren Verschwägerui
beider Häuser, geboten und die kärntnische Markgrafscha
Adalberos, als des älteren Sohnes Otakars (HI, V), seit 101
ungefähr, an die bezügliche Wirksamkeit seines Vaters g
knüpft, während die bisherige Auffassung von dem Verwand
Schaftsverhältnisse dieses Otakar zu den sogenannten Wel
Lambachern ihre Richtigstellung erfährt, und ebenso die v<
Pritz aufgestellte Urversippung der Otakare und Aribone
als fragliche beleuchtet erscheint. — Das, was schon in die»
Untersuchungen stellenweise behandelt werden musste, gelan
schliesslich in der Reihung der Otakare vor 1122 mit l
sonderer Rücksicht auf die Combinationsfehler bei Pritz ui
auf die irrigen Schlussfolgerungen bei Strnadt und Friess z
übersichtlichen Geltung, und daran knüpft sich die Begründui
der Ansicht, dass die Stellung des ,steirischen' Hauses
der karantanischen Mark von 1056 — 1088 und ebenso v<
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141
1088 — 1122 im Znsammenhange gedacht werden müsse,
unbeschadet des Gewinnes an Gütermacht alldort in Folge der
Eppensteiner Erbschaft vom Schlüsse des Jahres 1122.
Der Verfasser dieser Untersuchungen ist fern davon,
dieselben abschliessend zu nennen, er will nur sein Scherflein
zur Lösung der schwierigen Fragen bieten, nur feststellen, was
gesicherte Thatsache und blosse Vermuthung ist, — aber er
hoffit eben, klärend zu wirken und den Nachweis geliefert zu
haben, dass man die Burg Steier mit aller Wahrscheinlichkeit
einen Bau und ein Eigen der ersten von den ,sechs Otakaren'
der alten Ueberlieferung nennen dürfe, und dass ihre Mark-
grafschaft in Karantanien, entsprechend ihrem ständigen
Prädicat ,Markgrafen von Steier' von 1056 bis 1122 nicht
nur als Titel sondern als Thatsache zu gelten hat.
Der Stammbaum oder die Uebersicht der steirischen
Markgrafen, ihrer Ahnen und Verwandtschaft schien uner-
läßlich, um die Untersuchungen schematisch abzuschliessen und
anderseits die verschiedenen, beziehungsweise problematischen
Zählungen der Otakare in Einklang zu setzen.
I Anmerkung. Erat zu Anfang der Drucklegung dieses Aufsatzes kam
| dem Unterzeichneten der 83. Band dieser Zeitschrift in seiner zweiten Hälfte
Tor Augen. Er enthält die wichtige Abhandlung Dr. Josef Egger's über
,das Aribonenhaus', S. 387 — 525. Eine Berücksichtigung des einschlägigen
Inhalts muss daher der Unterzeichnete für die Schlussübersicht versparen.
F. v. Krones,
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I.
Geschichte des genealogischen Systems.
1. Die bisher älteste nachweisbare Ueberlieferung eines
Stammbaumes der sogenannten Traungauer oder ^Markgrafen
von Steier' findet sich in einer Handschrift des 14. Jahr-
hunderts, die ursprünglich Vorau, dem Augustiner-Chorherren-
stifte Oststeiermarks, angehörte und hier auch entstand, wie
dies die Thatsache, dass Vorau eine der Klostergründungen
des vorletzten der Otakare (V., VII.) war, nahelegt.1 Diese
,Genealogia Vorawiensis4, wie sie kurzweg heisst, stellt die
Reihenfolge der Traungauer in folgender Weise zusammen:
Den Anfang macht ,Otachyr marchio', ihm folgt ,Otacher
marchio Styrensis', beide ohne nähere Zeitangabe, diesem
,Ozy inarchio', ,welcher in den Zeiten Kaiser Heinrichs III.
(f 1056) blühte/ Ozys Sohn war ,Otachyr marchio', welcher,
wie es wörtlich weiter heisst, ,zu Zeiten der Kaiser Heinrich IV,
und V. berühmt war, den Salzburger Erzbischöfen Gebhard,
Thiemo und Konrad I. noch als Greis tapfer beistand und sie
bei Verfolgungen schützte. Dieser (Otachyr) stand auch iE
Fehde mit seinem leiblichen Bruder Adilbero, bis endlich diesei
Albero von seinen Dienstmannen bei ,Julben' (Leoben) er
schlagen wurde. Der Markgraf Otachyr erhielt zur Gattin
Elisabeth, die Schwester des österreichischen Markgrafen Leo
pold (III.), dessen nämlich, welcher später die Schwester Kaisei
Heinrichs V. ehelichte. Mit ihrem Zuthun gründete der vor
Qenealogia marchionum de Stire Vorawiensis, abgedruckt bei Caesar
Ann. duc. ßtyriae I, S. 100; und in den Mon. Germ., Script XXIV, 8. 75
(nach der in der Wiener Hofbibliothek befindlichen Handschrift).
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143
genannte Markgraf Otacbyr das Kloster Garsten und zeugte
mit ihr einen Sohn, Liupold den Starken. Markgraf Otachyr
starb als Greis in hohem Alter (plenus dierum) im Jahre des
Herrn 1122. Liupold der Starke folgte dem Vater und stiftete
das Kloster Rein oder Runa auf seinen und auf den Gütern
des Grafen Waldo. Markgraf Liupold wurde letztwilliger Erbe
der Besitzungen und Dienstmannen nach der Verfügung Herzogs
Heinrich von Eppenstein. Er nahm zur Gattin die hochgeborne
Sophia, Schwester Herzog Welfs, und zeugte mit ihr den Mark-
grafen Otachyr. Er starb im Jahre des Herrn 1129. Otachyr
folgte seinem Vater und nahm zu an Macht und Ansehen;
denn ausser vielem Anderen gediehen an ihn durch letztwillige
Erklärung die Güter, Burgen und Dienstmannen dreier Fürsten,
nämlich Ottos, des Grafen von Naym, und Bernhards, des
Grafen von Kärnten, welcher seine (Otachyrs) Muhme (ami-
tam) Chunegunde zur Gemahlin hatte/
Wir haben den Hauptinhalt der Vorauer Genealogie der
Traungauer grossentheils wortgetreu wiedergegeben. Der
Sehluss betrifft die Ehe des letztgenannten Markgrafen Otakar
mit Chunegunde von Vohburg, seinen Ausgang und die kurze
Herrscherzeit seines kinderlosen Sohnes gleichen Namens, des
ersten Herzogs von Steiermark und Letzten seines Stammes.
Es werden mithin sechs Otakare mit der wechselnden
Schreibung Otacher, Otachyr, einer darunter in der charakte-
ristischen Koseform des Namens, ,Ozy' angeführt, und auch die
beiden Ahnherren, deren Lebenszeit nicht näher bezeichnet
erscheint, mit dem Prädicat ,Markgraf* (marchio) ausgestattet.
Ozys Epoche wird im Allgemeinen den Zeiten Kaiser
Heinrichs HI. (1039 — 1056) eingefügt, seinem Sohne Otakar
iIV., VI.) als Genossen der Regierungsjahre K. Heinrichs IV.
(1056—1106, Kaiser seit 1084) und Heinrichs V. (1106—1125),
Freunde und Beschützer der Salzburger Erzbischöfe Gebhard
,1060—1088), Thiemo (1090—1101), Konrad I. (1106—1147)
ein hohes Alter zugeschrieben. Sein Todesjahr 1122 und das
seines Sohnes Leopold des Starken 1129 wird auch von ander-
weitigen sicheren Zeugnissen bestätigt.
Was Otakars (TV., VI.) leiblicher Bruder ,Adilbero* oder
Albero' betrifft, so lehnt sich die Vorauer Genealogie auch im
Wortlaute an eine ältere Quelle, an die dem Admonter
Kloster entstammenden »Lebensbeschreibungen der Salzburger
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144
Erzbischöfe Gebhard, Thiemo, Konrad 1/ l aus der Schluss-
hälfte des 12. Jahrhunderts; eigenthümlich ist ihr die Angabe,
dass jener Adilbero sein gewaltsames Ende bei ,Leoben' fand.
Die Vorauer Aufzeichnung bezeichnet die Gattin Otakars
(IV., VI.), Elisabeth, richtig als Schwester Markgraf Leo-
polds IQ. des Heiligen; sie kennt Beide als Gründer von
Garsten, was im Sinne der Umwandlung dieses Chorherren-
stiftes in ein Benedictiner - Mönchskloster zu Recht besteht
Sie berichtet die auch urkundlich erhärtete Thatsache von der
Gründung des Cistercienserstiftes Runa = Reun durch Leo
pold den Starken auf Besitzungen des Markgrafen und des
Grafen Waldo (von Runa), wenngleich Leopold diese Schöpfung
nur eingeleitet hatte, und deren Ausgestaltung erst den
Zeiten der Regentschaft seiner Witwe als Vormünderin de«
minderjährigen Otakar (V., VII.) zugehört, und sie ist gui
unterrichtet, wenn sie erst Leopold den Starken und nichi
schon seinen Vater als denjenigen bezeichnet, welcher da«
Eppensteiner Erbe thatsächlich antrat Wenn sie Leopoldi
Gattin, Sophia, als Schwester ,Herzog Welfs' anführt, so is
das gleichfalls richtig, denn Sophia war die Tochter Heinrich)
des Schwarzen, des Baiernherzogs aus der Jüngern, estensischen
Weifenlinie, des Vaters Heinrichs des Stolzen und Herzog
Welfs (VI.). Ihre Angabe über die drei ergiebigen Erb
schaften des Markgrafen Otakar (V., VII.) erscheinen, ob
schon sie nur zwei näher bezeichnet, durch die Nachweise eine
älteren Quelle, der sogenannten Einleitung zum Fürstenbuch«
Enenkel's, oder des , Landbuches', ebenso bestätigt9 wie aucl
das, was sie früher von der Eppensteiner Erbschaft bemerkte
1 Gesta archiepiscoporum Salisburgensium (geschrieben um 1180), Moi
Germ. XI, S. 36. Man vergleiche nur die Stelle darin: »Adilbero etlam gei
raanus eiusdem marchionis (Otachari), qui diutinam cum fratre gnerrar
habuit', mit dem Passus in der ,Genealogia Voraw' . . . ,qui (Otachyi
eciam cum germano suo Adylberone gwerram habuit . . .' und das frühen
2 Rauch, Script, rer. austr. I, S. 243; Mon. Boica XXIX, 2, S. 316. Vg
Lampel, Die Einleitung zu Enenkel's Fürstenbuch, Inaug.-Disa., Wie
1883, und Krön es, Verfassung und Verwaltung der Mark and de
Herzogthums Steier (Forschungen zur Verfassung*- und Verwaltungsgescl
der Steiermark I), 1897, S. 221—224. Vgl. die bezüglichen Ausfährunge
bei Tan gl, Eppensteiner I, Archiv für Kunde österr. Geschichtsquellei
12. Bd., S. 172 f.; Felicetti, Steiermark im Zeiträume vom 8. bis 12. Jahi
hundert. Beiträge zur Kunde steiermärkischer Geschichtsquellen IX, S. 46
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145
Sie führt schliesslich die Klostergründungen dieses Mark-
grafen: Voran, die Karthause des heiligen Johannes in Seitz
und das Spital ,im Cerewalde' (am Semering) an, gedenkt der
Gattin Otakars (V., VII.) Chunigunde, Tochter Diepolds,
Markgrafen von Vohburg, und verzeichnet 1164 als Todesjahr
Otakars.
Ungenau und fraglich bleibt somit das, was die Vorauer
Genealogie über die beiden ,Markgrafen' Otachyr und Otacher,
Grossvater und Vater Ozys, andeutet, und was sie von der
Lebenszeit des Letztgenannten sagt.
Die Wandinschrift der Vorauer Kirche ist eine
spätere verkürzte Fassung oder Wiedergabe der handschrift-
lichen Genealogie.1
2. Der Chronist Ebendorfer von Haselbach (f 1463)
berührt an zwei Stellen seiner Geschichte Oesterreichs den
Stammbaum unserer Otakare. In der früheren, kürzeren
Stelle8 benützte er offenbar die Vorauer Genealogie und die
sogenannte Einleitung zum Fürstenbuche Enenkel's; an der
zweiten ausführlicheren Stelle, in seiner ,additio', liefert er
einen, allerdings bedenklichen, Stammbaum der Markgrafen
von Steier. 8 Er hebt mit einem ,Markward dem Jüngern'
als ^Markgrafen von Steier' an und bezeichnet als dessen Söhne
einen Adalbertus und dessen Bruder Otakar ,dieses Namens
den ersten'. Dass dieser Adalbertus unser Adalbero, Bruder
Otakars (IV., VI.) sei, ergibt sich ebenso aus der weitern
Angabe, er sei ,Graf im Ennswald und Geiswald* gewesen,
1 Abgedruckt bei Preuenhuber, Ann. Styr., S. 396. Ottocarus filius Leo-
pold! fortLs, qui fuit filius Ottochari, filii Ottachir, marchionum Styrie . . .
sie hebt also mit Otakar (V., VII., f 1164), an und nennt den Vater
(Leopold den Starken), Grossvater Otakar (IV., VI., f 1122) und Ur-
großvater Otachir (den Oczy der Vorauer Handschrift);, weiter hinauf
verzeichet sie keinen Ahnen.
1 Pez, Script, rer. austr. II, S. 714 — 715. Dass ihm nicht blos die Genea-
logia Vorawiensis, sondern auch die sogenannte Einleitung zu Enenkel's
Fürstenbuche vorlag, geht aus der Stelle über Leopold den Starken von
Steiermark hervor, wo es h eiset: ... fit heres Henrici Ducis Carinthie,
qui mit Greu dictus fuit, de Eppenstein. (Pez fand dies, Anm. 4 zu
Col. 714 ,obscure'), denn jene sogenannte Einleitung zum Enenkel nennt
diesen letzten Eppensteiner ,mit dem Greim' = grano, greno, ahd. Bart-
haar an der Oberlippe, Schnurrbart; s. Schmeller-Fromann, Bair. Wörter-
buch I9 col. 998.
* A. a. O., 8. 717—718 (additio).
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va* ijt a*a*,3j»r JakrtrljeLer -
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aj$ jstwzJ' die*es Namen* bezeiebnet. * worin er tw der Vor
aaer Aifzekbmngr ganz abweicht, ihn aber mrfetcb dei
Tierten Markgrafen von Steier nennt, and ebenso gut ihn
Leopold der Starke als fünfter, Otakar V_ XTL , der .»weite
dieae* Namens, ak sechster. Otakar TL, YilL , der «dritte
dieses Xamens, als siebenter ond letzter Markgraf toh Steiei
Wir begegnen da zum ersten Male einer Zählung der Ota
kare, und zwar nach dem Namen ,Otakar* und nach de
Reibung ak Markgrafen, was in der Vorauer Genealogi
noch nicht der Fall ist, und seltsamer Weise spricht Eiber
dorfer von ^drei' Otakaren als Trägern dieses Namens, währen«
der Kremsmunsterer Urkundencodex ans dem 14. Jahi
hundert und das St Pauler Urkundenbuch den letzten diese
Otakare sich als ,dritten' Markgrafen von Steier urkundlic
einfuhren lassen, was sachlich, mit Rücksicht auf die Zeit vo
1122 an, allerdings ganz richtig sein mag, sicherlich aber ai
einen späteren Einschub hinweist8 Ebendorfer bleibt uns de
Nachweis schuldig, wer die drei ersten Markgrafen von Steie
waren ; selbst wenn man jenen Markward und Adalbert als erste
und zweiten zählt, bleibt der ,dritte' Markgraf von Steier fraj
lieh. Ueberdies dürfte die AnfuhruDg ,Markwards des Jüngere
als Markgraf von Steier' und Vaters ,Adalberts* auf eine Vei
wechslung mit dem sogenannten Eppensteiner Markward (II.
Markgrafen des karantanischen Grenzgebietes, und dessen Soh
1 Ann. J. Rudberti Salisburg., Mon. Genn., Script. XI, Eum Jahre 112
Otachir marchio obiit, qui fratrem habuit Adilberonem, cuius comitati
erat in Enswald et Geizarewald . . .
* Ottokarua I eins nominis, filins Markwardi iunioris Marchionis Stiri
fuit quartus marchio Stirie . . . Der Verfasser dieser Abhandlung g
braucht der Deutlichkeit wegen stets die Doppelzählung der Otakai
indem er sie in Klammern beifügt.
8 8. darüber Krones a. a. O., S. 49—50 und 600. Wir kommen darauf i
letzten Abschnitte zurück.
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147
Adalbero, Markgraf und seit 1012 Herzog von Kärnten, zu-
rückleiten. Ziehen wir ausserdem in Betracht, dass Ebendorfer
zum Jahre 1168 von einer Gattin des letzten der Otakare,
Kunegunde, Tochter Leopolds des Tugendhaften von Oester-
reich (Leopold V.? f 1^4), spricht, die ihrem Gemahle im
Tode, kinderlos, vorangegangen sei, was Alles unerweislich
bleibt, so sehen wir bei ihm seine Vorlage, die Vorauer Genea-
logie, wohl benützt, aber mannigfach mit willkürlichen An-
gaben und anderweitigen Entlehnungen versetzt und ver-
ballhornt. l
3. Bevor wir des in seinen Angaben noch mehr ver-
worenen Wolfgang Laz (Lazius) gedenken, möge einer Hand-
schrift des gräflich Lamberg'schen Schlosses Steiersberg in
Oberösterreich gedacht werden,2 die unter dem Titel ,Alte
österr. Chronik über die Fürsten, Grafen und Ritter Oester-
reichs, Steiermarks, Kärntens, Krains' eingeführt erscheint und
beiläufig um die Mitte des 16. Jahrhunderts aufgezeichnet sein
dürfte.8 In dem Abschnitt ,Steyr' folgt einer kurzen Be-
schreibung des Landes 4 der Abschnitt ,Kunig und Landfursten
des Fürstentums Steir' und beginnt mit Folgendem:
,Otackar der erst dis namens, marggraw in Steyr
anno 990 zu der Zeit Kaiser Otho des andern, dritten unnd
vier den (!).
,Ottockar der ander des namens hat vil müe von den
Vngern, alls sy von Petro Irem Kinig abgefallen, erlitten;
vnd alls die Vngern die Grenicz der lantschafft Osterreich
1 Arenpek, Chron. austr. Pez, Script. I, col. 1186, kommt nur auf die
Heirat Elisabeths, Tochter Markgraf Leopold des Schönen, mit Ottocarus
.junior* (IV., VI.), Vater Leopolds des Starken zu sprechen.
* Die Einsichtnahme verdanke ich meinem Collegen Prof. Dr. v. Zwie-
dineck, Schriftf. der hist. Landescommission für Steiermark. Als Sammler
der Stücke des Sammelbandes erscheint ein Hanns Pichl angeführt.
8 Eis findet sich nämlich unter den Besitzungen oder Ländern des Hauses
Oesterreich auch Württemberg angeführt, das durch den Krieg vom
Jahre 1534 für Ferdinand I. wieder verloren ging.
4 Vgl. die zeitlich ziemlich nahestehende Handschrift des steierm. Landes-
archivs, welche J. v. Zahn in den Steierm. Geschichtsblättern, 1888,
IV. Jahrg., 1, Heft I, unter dem Titel: ,Zur Topographie und Statistik
von Oesterreich und Steiermark im 16. Jahrhundert' herausgab. Sie ist
entschieden jünger, gehört der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts an
und bietet blos Topographisches.
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148
vnd nachmals Steir in Regierung Kaiser Heinrichen des dritten
vbertzogen, sind sy von disem Marggraf Otackar bey der statt
Petaw seins gepiets angriffen vnd der Vngern vil erschlage!
worden.
,Oczio marggraf in Steir ain sun marggraf Otackars des
anndern.
,Otacker der dritt hat wider marggraf Albrechten (!
von Osterreich den sun Leopol di des mitten mit hilf Sobesla
hertzogen zu Behaim in Osterreich (der sprach halben, so E:
zu Osterreich von wegen fraw Elisabeth von Osterreich sein
gemahels gehapt) Krieg gefliert. Adlpert marggraf in Stei
vnd Graf im Merczthal sein sun, davon etlich forsten voi
Kärnten nach absterben Leutolphi des Hertzogen Ir herkonier
,Leopold ein sun marggraf Otackers hat nach abgan,
seines Vatters das land Steir fridlich ingehapt vnnd ist im ann
1129 mit tod verschiden.
,Otacker der vierd des Namens, Heinrichen des 9. di
namens hertzogen in Bayern aus dem stammen der Welph
geborn swester, sein gemahl, derselben sophia swester Judith
ist gewesen ain mueter Friderichen des ersten.
,Otacker der fünfft des Namens, marggraf in Stei
ward von Kaiser Fridrichen dem Ersten sein verwanten freun
zu einem hertzogen gemacht zu Regensburg anno 1156. (!
»Otacker der letzt des geschlechts herczog zu Ste
Chunigunde herczogin von Osterreich sein gemahl, von dei
ist das Land Steir mit seiner zugehorung zum Haus Osterreic
geordnet anno 1186; des briefs datum stet auff sannd Jorgei
berg bey Enns/
Wir haben es also hier nicht nur mit einem Stammbaum
sondern auch mit einer chronologisch -pragmatische
Skizze der Geschichte der Dynasten von Steier zu thu]
Die sechs Otakare erscheinen mit der Reihenzahl. Wahrer
in der Vorauer Genealogie diese Zählung noch fehlt, Ebe
dorfer seltsamer Weise ,sieben' Markgrafen von Steier, ab«
blos ,drei' Otakare ,dieses Namens' kennt, verzeichnet unse
Chronik sechs Otakare, einen Oczio und neun Markgrafen v<
Steier, da sie nicht blos Oczio und Leopold den Starken, so
dern auch ,Adlpert' (Adalbero) in dieser Eigenschaft den sec
Otakaren einreiht. Sie berührt sich mit der Angabe Ebe
dorfer's über diesen , Adlpert' oder Adalbertus, wie er il
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149
nennt, insofern, als Beide hier irrthümlich in die Geschichte
der sogenannten Eppensteiner gerathen, was unsere Chronik
durch die Bezeichnung jenes Adlpert mit ,graf von Merczthal'
— d. i. Mürzthal — verräth. Während Ebendorfer jedoch mit
einem Marquard als Vater des Adalbertus anhebt, bezeichnet
Letzteren unsere Chronik als Sohn ,Otakars, des dritten', und
als den Ahnherrn ,etlicher fursten von Kärnten nach dem
Absterben Leutolphi, Hertzogen', d. i. Herzog Liutolds (1077
bis 1090), reiht an diesen Adlpert: Leopold (den Starken, was
aus der angeführten Jahreszahl seines Todes, 1129, hervorgeht),
als einen Sohn Markgrafen Otakars, der nur der dritte nach
ihrer Zählung sein kann, macht ihn somit zu einem Bruder
und Nachfolger des vorgenannten Adlpert, und lässt diesem
Leopold ,Otacher den vierten', Gatten der Weifin Sophia (!),
also jenen Otakar, den die Vorauer Genealogie — in Ueber-
einstimmung mit allen urkundlichen Zeugnissen — gerade um-
gekehrt als Vater Leopolds anführt, folgen.
Bemerkenswerth ist auch die wesentliche Abweichung
unserer Chronik von der Vorauer Genealogie in Hinsicht der
zwei ersten Otakare. Die Vorauer Genealogie begnügt sich
mit der blossen Anfuhrung des Namens Otachyr und Otacher;
unsere Chronik zeigt sich bestrebt, für ihre beiden ersten Ota-
kare Daten beizubringen. Dem ersten wird nicht blos das
Jahr 990 zugewiesen, sondern auch seine Lebenszeit durch die
Epoche der drei Ottonen, und zwar des zweiten, dritten und
,Tierden* (!) festzustellen versucht. Otakar der ,z weite* er-
scheint mit dem ungarischen Thronkriege in den Zeiten K.
Peters des Venetianers (1042 — 1046) verknüpft und ihm jener Sieg
über die Ungarn ,bei Pettau' zugewiesen, der nur auf die Waffen-
that Gottfrieds, des Sohnes Arnolds, Markgrafen von Karan-
terien und Herrn des Püttner Gebietes, bezogen werden kann.
Die Vorauer Genealogie hebt mit einer chronologischen
Andeutung erst bei Oczy, ,den Zeitgenossen K. Heinrich HI/, an,
unsere Chronik lässt dagegen bei diesem die Zeitangabe weg-
fidlen. Dort folgt dem Oczy der langlebige Otakar (f 1122),
der Vater Leopolds des Starken, hier gehen ihm Otakar ,der
dritt' und, wie bereits gesagt, Adlpert und Leopold voran.
Diesen dritten Otakar lässt unsere Chronik einen Krieg wider
Markgrafen ,Albrecht von Oesterreich', den Sohn Leopolds des
^Milden', führen, und zwar im Bunde mit Herzog Sob&slaw
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150
von Böhmen, anlässlicli von Forderungen, die Otakar als An-
sprüche seiner Gattin Elisabeth von Oesterreich auf dieses
Land erhoben hätte. Es ist das eine wunderliche Zusammen-
würflung der zeitlich verschiedensten Thatsachen. Einmal wird
jene Elisabeth, welche die Vorauer Genealogie und alle mass-
gebenden Quellen als Gattin Otakars (IV., VI., f 1122) kennen,
mit jenem Kriege in Verbindung gebracht, an welchem sich
der letzte Traungauer (Otakar VI., VIII.), Soböslaw, Herzog
von Böhmen, Eonrad, Markgraf von Mähren und andere
Fürsten 1175—1176 als Verbündete K. Friedrich I. gegen
Erzbischof Adalbert von Salzburg und dessen Ohm und Gönner
Herzog Heinrich IL Jasomirgott von Oesterreich betheiligten,
und anderseits kommen wir mit dem Namen des österreichischen
Fürsten Albrecht = Adalbert (f 1055), Sohn Leopolds des
Milden = I. (f 994), selbst dann chronologisch nicht zurecht,
wenn wir auch annehmen wollten, unsere Chronik habe jenen
Krieg gegen Oesterreich mit der Fehde verwechselt, welche
in den Zeiten Leopold II. von Oesterreich Herzog Wratislaw
von Böhmen als Vasall und Verbündeter K. Heinrichs IV.
gegen den gregorianisch gesinnten Babenberger aufnahm, ein
Ereigniss, das allerdings zu der Lebensepoche jener Elisabeth,
Tochter des vorgenannten Fürsten von Oesterreich, chrono-
logisch passen würde.
Dem Irrthum, Elisabeth, Gattin Otakars des ,dritten', sei
die Mutter Adlperts = Adalberos und Leopolds geworden,
steht ebenbürtig ein anderer zur Seite, die Angabe, Leopolds
Nachfolger ,Otacker der vierd' habe die Tochter Herzog Hein-
richs IX. von Baiern, des Weifen, Sophia, geehlicht, welche
die Geschichte denn doch als Gattin jenes Leopolds kennt.
So darf uns dann auch nicht Wunder nehmen, wenn unsere
Chronik schon den vorletzten Traungauer ,Otacher den fünfften,
1156 in Regensburg zum Herzog erhoben werden lässt, was
auf der Verwechslung mit der Rangerhöhung des Babenbergers
Heinrich II. zusammenhängt.
Man sieht, wie sehr ein falsches Pragmatisiren die
einfachere Gestalt des Stammbaumes der Traungauer, wie sie
sich noch in der Vorauer Genealogie erkennen lässt, erweitert,
verrenkt und verzerrt.
4. Gleiches ist der Fall, wenn wir das 1557 im Druck
erschienene Werk des österreichischen Polyhistors Wolfgang
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151
Lazius (f 1565) ,de aliquot gentium migrationibus' . . . zur Hand
nehmen und den betreffenden Abschnitt lesen.1
Lazius verzeichnet da als ,Grafen von Anasiperc' (offen-
bar die Ennsburg, Stadt Enns in Oberösterreich) und Zeit-
genossen Konrad II. (1024 — 1039) den ersten seiner Otakare.
Dessen Söhne sind: Otakar IL, Ozio und ,Bernhard', und
mit ihnen erscheint die Gründung des Klosters Garsten ver-
knüpft. Fragen wir vergebens, woher dies Alles Lazius nahm,
so erneuert sich unsere Verwunderung, wenn wir weiter lesen,
dass Otakar III. aus seiner Ehe mit Elisabeth von Oester-
reich nichts weniger als fünf Söhne hatte: Peregrin, Hederich,
Rudolf, Lupoid und Otakar IV., welchen Letzteren er als
Zeugen bei der Gründung von Admont (eine in gewissem
Sinne allerdings richtige Thatsache) * und als Fürsten bezeichnet,
welcher die Benedictinermönche in Göttweih einführte, was
wohl aus der bezüglichen Stelle in der ,Vita B. Bertholdi abb.
Garstensis' erklärt werden mag, wenn er ihn ferner 1122 seine
Lebenstage in Rom beschliessen lässt, was nur vom Vater
dieses Otakar verbürgt erscheint. Wie verworren Lazius in
seinen Angaben ist, erhellt weiterhin daraus, dass er Alb er o
zum leiblichen Bruder Otachar L, des ,Markgrafen der
Kärntner' macht und in einem Athemzuge erzählt, dieser Albero
habe bei der Theilung mit seinem Bruder Ozi ,Gaiswald und
Enswald' erhalten, worauf er bei Leoben von den ,Hofleuten
des Bruders' erschlagen worden sei, was eine willkürliche Ab-
änderung der Angabe in der Vorauer Genealogie genannt werden
1 De aliquot gentium migrationibus. Spätere Ausgabe, Basileae 1572, 8. 223
bis 225. Vgl. auch die von Duell ius in der ,6iga librorum rariorum'
neu herausgegebene (1730) ,Chorographia Austriae' des Lazius, V. Ab-
theilung, Steiermark (die aber für unsern Gegenstand keinerlei Angaben
von Belang bietet) und die Monographie von Mich. May r: , Wolfgang
Lazius als Geschichtschreiber Oesterreichs', Innsbruck 1894, über
Lazius' handschriftliche sechs Dekaden Osten*. Geschichte.
8 In der Admonter Traditio (1074 — 1087 von Zahn im Urkundenbuch
der Steiermark I, 8. 86 f., Nr. 77 angesetzt) finden wir (8. 94) unter
den Zeugen an erster Stelle in der Reihe der Laienfürsten ,Otaker
marchio Stirensis*. Die weiter unten im Texte dieser Abhandlung an-
geführte ,Vita B. Bertholdi abb. Garstensis, auctore anonymo Garstensi'
(Pez, Script, rer. austr. II) erzählt im II. Cap. (col. 88—90): ,Otacherus
Gotwico initiales monachos advocat, Clericis partim dimissis, partim
ad monasticen permotis . . .'
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muss. Ferner sucht er in diesem Albero-Adalbero den Vate
Liutolds von Eppenstein, was auf eine dem Ebendorfe
einigermassen verwandte Zusammenschweissung der Markgrafe
von Steier mit den Eppensteinern hindeutet, und schiebt dan
gewissermassen als Nachtrag Liupold den Starken, ,de
Sohn Otakars HI/, als Markgrafen, in den Jahren 1120 bi
1128 (!), ein.
5. Weit harmloser verfährt der ehrsame Gewerkschaft
Schreiber und Chronist der Stadt Steier, Valentin Preuei
huber, geb. zu Radmer in Obersteiermark, im Ruhestand
1650 — 1652 verstorben, mit seinen Quellen und mit der Uebei
lieferung. In seinem Büchelchen ,Castrum Styrense', gedrucl
zu Regensburg 1631, * streift er nur die Genealogie der Marl
grafen von Steier. Er führt einen Otakar II. als Stifter de
Klosters Garsten und jenen Fürsten an, welcher 1115 un
1116 den Erzbischof Konrad von Salzburg, einen geborne
Herrn von Abensberg, bei seiner Verbannung und Flucht gege
K. Heinrich V. beherbergt und geschützt habe, was im Ganze
auf thatsächlichen Verhältnissen beruht und jenen Otakar b<
trifft, den wir als IV. oder V. zu bezeichnen pflegen. Nu
lässt er diesen Otakar H. noch die Zeiten des ersten Staufei
königB Konrad IU. erleben und um 1139 von diesem mit de
Veste Anasiburg (Enns) und ihrem Gebiete, dessen The
vordem zum Kloster St. Florian, später zum Bisthum Passa
gehört habe, belehnt werden und die ,steierischen Markgrafe
und Herzoge' nachmals auf dem St. Georgenberge bei Enn
residiren, was ihn dann auf die bekannte Erbübertragung (voi
Jahre 1186) hinübergeleitet.
Dann greift aber Preuenhuber zurück. Ihm gelten a]
Ahnherren der Dynasten von Steier ein ,Markgraf* Otakar ]
und dessen Bruder Albero, ,genannt der Waldgraf. Preuei
huber kennt die Admonter Tradition, derzufolge dieser Alber
dem genannten Kloster : Aichdorf, Arning (Ardning) und Hutzei
bühel schenkte.2
1 Dies seltene deutsche Büchlein findet sich auch in der Ausgabe de
,Annalee Styrenses' sammt dessen übrigen historisch- und genealogische
Schriften«, Nürnberg 1740, S. 368—380 abgedruckt.
9 Die citirte Admonter Tradition s. bei Zahn, Urkundenbuch der Steiei
mark I, 8. 99—100, Nr. 86.
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153
Ausführlicher behandelt Preuenhuber die Dynasten von
Steier in den Annales Styrenses oder Jahrbüchern der Stadt
Steyr, welche mit anderen fleissigen Arbeiten seines Nach-
lasses, lange nach seinem Ableben, 1740, zu Nürnberg im
Drucke erschienen.
Hier * gilt ihm als Ahnherr der Dynasten von Steier
ein ,Graf Albero, dem sein Sohn Otakar I. folgte. Im
Gegensatze zu der Angabe im ,castrum Styrense', woselbst er
die Anasiburg und ihr Gebiet an Otakar IL von Konrad HI.
1139 verliehen werden lässt, knüpft Preuenhuber hier diese
Verleihung an die Zeiten Konrad IL ,ums Jahr 1030 ungefehr'
und weist sie jenem Otakar L zu, woraus er, auf Lazius sich
berufend, eine ^Grafschaft (comitatum ad ripam Anasi fluminis
in Norico ripensi) Steier' erstanden sieht.
Diesem Otakar I. folgt Otakar II., und das, was Preuen-
huber von diesem zu berichten weiss, erinnert dem Inhalt nach
zum Theile sehr an jene handschriftliche Chronik von Steiers-
berg, nur dass er den Krieg gegen Aba von Ungarn auch in
die Zeiten Heinrichs IV. versetzt. Bemerkenswerth ist es, dass
Preuenhuber damals eine Erhebung der ,Grafschaft' Steier zur
,Mark' annimmt, sie zum Jahre 1072 ansetzt und sich dabei
auf Lazius beruft. Seine bezüglichen Angaben beweisen, dass
die 1036 vollzogene Sonderung der karantanischen Mark vom
Herzogthum und der spätere Kampf um Kärnten als verworrene
Ueberlieferung hereinspielen. Derselbe Otakar, der ,zweite'
dies Namens, ist es auch, welcher, wie dies Preuenhuber der
OarstenerTradition entnahm, 1082 das Chorherrenstift Garsten,
Steyr- Garsten, gründete; ihn meint Preuenhuber, wenn er von
der Umwandlung des genannten Chorherrenstiftes in ein Bene-
dictinerkloster zum Jahre 1110 spricht und sich da ziemlich
gut unterrichtet zeigt, anderseits von den Freundschaftsdiensten
dieses Otakar gegen Erzbischof Konrad von Salzburg 1115
und 1116 Meldung thut, deren er auch im ,castrum Styrense*
gedachte. Er lässt ihn 1122, und auch zu Rom, sterben.
Dann folgt Leopold der Starke, Stifter von ,Rain', das
,vorher ein Schloss und Grafschaft war, die Markgraf Leo-
pold nach Absterben Waldonis, des letzten Grafen von
Rein, vom Reich zu Lehen übernommen' — eine ziemlich
1 8. 12—16.
Archiv. LXXXIV. fid. I. H&lfte. 11
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164
verbreitete und zähe Anschauung. Leopolds Gattin Sophi
wird als Tochter Herzog Heinrichs von Baiern und Witr«
Bertholds von Zähringen bezeichnet, was richtig ist, da Ber
hold III. von Zähringen (f 1122) mit ihr vermählt war. B«
züglich des Nachfolgers Leopolds des Starken (f 1128), Otaka
(V., VTL), bemerkt Preuenhuber, er sei dieses Namens de
dritte gewesen, ,Leopoldi fortis Bruder, oder wie andei
wollen, Sohn', vermählt mit Kunigunde von Vohburg. Ma
sieht, dass Preuenhuber kein Bedenken trug, seinem ,zweitei
Otakar eine Lebensdauer ausserordentlicher Art zuzuweisei
und dass er ebensowenig von der Thatsache der Minderjährig
keit Otakars des ,dritten' und der Regentschaft seiner Muttc
Sophia unterrichtet war. Richtig ist das, was über den Abfa
des Gebietes von Putten 1158 erwähnt wird. Den Sohn Ofc
kars des ^ritten* (f Ende 1164), den Letzten seines Hause
bezeichnet Preuenhuber als den , vierten'. Nicht uninteressai
ist es, dass Preuenhuber die Erhebung Steiermarks zum Herzog
thum wohl in die Zeit dieses , vierten' und letzten Otakars, abc
zum Jahre 1165 (!), versetzt und gegen ,Aventinus und andei
Annales und Historie^ ankämpft, die dies dem Jahre 118
zuzuweisen geneigt seien. Ebenso will ihm nicht einleuchtei
dass die Erbübertragung der Steiermark an Leopold V. vo
Oesterreich erst 1186 stattgefunden, da dagegen zwei Urkunde
vom Jahre 1177 und 1178 sprächen (I). Den vierten un
letzten der Otakare lässt er überdies nach dem Ableben seine
angeblichen Frau, Agnes, Tochter Herzog Leopolds (V), m
dem Aussatz behaftet werden. Seinen Tod und die Belehnun
des Babenbergers mit Steiermark stellt er nach Heren Reicharl
von Strein l Angaben richtig zum Jahre 1192 und ftigt daz
ein Verzeichniss der Zeugen aus der Georgenberger Urkund
vom Jahre 1186, die ,an diesem Orte ganz einzurücken ebe
nicht vonnöthen*.
6. Zu den fleissigsten Bearbeitern der Geschichte Steiei
marks aus dem Jesuitenorden zählt Sigismund Pusch, Mi1
1 Richard Strein von Streun, Freih. v. Schwarzenau, geb. 1537, f 16<*
Verfasser der handschriftlich gebliebenen Jahrbücher des Erzherzog
thums Oesterreich o. d. Enns und reichhaltiger Coliectaneen. Vg
Khautz, Qesch. der öster. Gelehrsamkeit, S. 229 — 250 und Haselbac
in den Blättern des Vereines für Geschichte Niederösterreichs, 1868.
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155
glied des Grazer Collegiums. Seine ,Chronologiae sacrae Du-
catus Styriae pars prima', 1715, 12. August in Graz bei Wid-
manstetter gedruckt (388 Seiten), umfasst die Urgeschichte der
Steiermark bis zur Erhebung des Letzten der Otakare zum
Herzog (1180).
Pusch hebt von Seite 187 mit Otakar I. als ^Markgrafen
von Steier' an; es sei derselbe, welchen Urkunden von 958
and 959 als Grafen im Chiemgau und Sundergau be-
zeichnen.1 Für den Markgrafen Otakar II. zieht er ein Passauer
Diplom an, offenbar die Urkunde von 1088, 2 auf welche er
später nochmals zu sprechen kommt. Bei Otakar III. näm-
lich bemerkt er, dass dieser, der Sohn Otakars II., welch
Letzterer ein Zeitgenosse Bischofs Piligrim von Passau (971
bis 991) gewesen, noch 1088 gelebt haben müsse, wie lange
darüber hinaus, entziehe sich seiner Eenntniss. Ueberdies be-
ruft sich Pusch auf die handschriftliche Aufzeichnung eines
Vorauer Chorherrn in der Wiener Hofbibliothek, somit auf
die Vorauer Genealogie. 8 Otakar IV. hat einen Bruder
Adalbero ,den man nicht sowohl von seinem Besitze aus,
sondern vielmehr zufolge der Wildheit seiner Sitten einen
Waldgrafen nennen könne'; er sei bei Leoben, in welchem
Jahre sei ungewiss, erschlagen worden, nicht aber auf An-
stiften seines Bruders Otakar IV., wie dies Lazius und Andere
glauben machen wollen. * Pusch ist über die Stiftung Garstens
gut unterrichtet. Er kennt die ,Vita Bertholdi', den Fund der
Bleitafel in der 1675 erschlossenen Klostergruft, den Todes-
tag (VI0 Id. Oct.) der Mitstifterin des Garstener Benedictiner-
klosters, Elisabeth von Oesterreich, Gattin Otakars IV., den
ganzen Vorgang bei der Einführung des Benedictinerordens,
den Todestag Otakars IV. (IV0 Kai. Dec.) f U22.ß Neben-
her kommt Pusch auch auf die den Otakaren nahestehende
Stiftung der Nonnenabtei Traunkirchen zu sprechen und
entnimmt dem Necrologium dieses Klosters die Angabe zum
1 Chronol. 8. Duc. Styriae, S. 187.
* S. 198; vgl. S. 266—267.
* 8. 222. . . . tabula in Aug. bibl. Viennensi per anonymum celeberrimi
Vorawiensis collegii canonicum . . . exarata. Cit. die ganze Anfangutelle.
4 S. 268.
8 S. 279—280, 394.
11*
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156
29. September über den Grafen Wilhelm als ,Stifter* dieser
Congregatdon. l
Mit Otakar V., den er als Sohn Leopolds des Starken
quellenmässig anerkennt, ,obschon es Solche gäbe, welche die
damalige Steiermark zwei Herrschern, den Brüdern Leopold
und Otakar (V.) zugleich unterstellen', * und mit Otakar VI.,
bis 1180, endigt Pusch sein stoffreiches Buch.
Pusch schliesst sich somit, was die Reihenfolge der soge-
nannten Traungauer betrifft, ganz der Vorauer Genealogie an,
nur versieht er die einzelnen Otakare (den Oczi = Otakar HL
eingerechnet) mit der Reihennummer und müht sich, auf ur-
kundlichem Wege die Lebenszeit der drei ersten festzustellen,
ohne über die von ihm selbst gefühlte Schwierigkeit, dass
Otakar II. ein Zeitgenosse Bischof Piligrims von Passau war
und sein Sohn Otakar III. noch 1088 urkundlich erwähnt
werde, kritische Bedenken einfliessen zu lassen. Alle Otakare
gelten ihm, wie dem Vorauer Anonymus und den Historikern
vor Pusch als ,Markgrafen* von Steier. Bemerkenswerth bleibt
dass er einerseits von der Chiemgauer und Sundgauer
Grafschaft seines ,ersten* Otakar unterrichtet ist und anderseits
ihre Beziehungen zu Traunkirchen streift. Den geschichtlichen
Nachweis, wann und wie sie zur markgräflichen Gewalt von
des Reiches wegen gelangten, suchen wir bei Pusch vergebens
7. Der Zeit-, Ordens- und Berufsgenosse unseres Pusch,
Pater Schez, welcher zunächst 1685 in seiner ,Styria gloriosa
einen Abriss der Geschichte Steiermarks von 1165 (! Erhebung
Otakars zum Herzoge) bis auf Leopold I. bot, versuchte siel
1728 mit einer dreitheiligen Geschichte der Herzoge von Steier
mark und liefert in der ,Dissertatio proemiahV zur , Prima
pars seiner Historia dueum Styriae' eine Uebersicht der Mark
grafen von Steier.3 Otakar I. bezeichnet er als ,Grafen
(comes) von Steier und Zeitgenossen K. Otto I., Otakar II
schon als ,Markgrafen* von Steier und ,Grafen vom Traungau'
1 8. 296. Vgl. das weiter unten angeführte Todtenbuch von Traun
kirchen in der Ausgabe von Friess (3. 311 ,Wilhelmus comei
fundator n. c. istius loci).
* 8. 296 . . . Sunt eqnidem, qui 8tvriam isthic bieipitem fingunt, geminosqu«
Uli fratres Leopoldum et Ottocarum diviso imperio imperasse scribunt . .
8 Historia dueum 8tyriae, Graecii 1728. Diss. proBmialis, 8. 1 — 12.
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157
er lässt ihn 1038 in Rom an der Pest sterben. Otakar III.,
der ,zweite' Markgraf, schlägt die Ungarn bei Pettau (!),
gründet das Chorherrenstift Steyr- Garsten 1082 und fuhrt
die Benedictiner in das Kloster Admont ein, das, 1074 von
Erzbischof Gebhard gestiftet, an diesem Otakar auch seinen
Bestifter mit Gütern besass. Otakar IV. (f 1121), als Zeit-
genosse der Salzburger Erzbischöfe Gebhard, Thiemo und
Konrad I. behandelt, ist der Vater Leopolds (f 1129), ihm
folgen Otakar V. und VI., Sohn und Enkel.
Schez beginnt also die ,Markgrafenreihe* mit Otakar II.;
indem er sein Ableben 1038 annimmt, hinwieder Otakar III.
bis 1082 thätig findet, scheinen für ihn die Bedenken gegen
die Langlebigkeit Otakars III. und IV., welche Pusch fühlte,
nicht zu bestehen. Auch der Nachweis, weshalb Schez mit
Otakar IL die Markgrafenreihe anhebt, fehlt so gut wie ganz.
8. Diesen Punkt, den rechtmässigen Anspruch der
steirischen Dynasten auf den Markgrafentitel fasste
Marquard Hansiz, der Ordenscollege der Vorgenannten, in
seiner verdienstlichen Germania sacra, II. Bd. (1727), * ins
Auge. Ihm galten alle steirischen Dynasten bis auf jenen
Otakar (IV.), Gatten der österreichischen Fürstentochter Elisa-
beth, als blosse ,Grafen', die aber, weil sie die ,Mark' gegen
Böhmen und Ungarn vertheidigten , , Markgrafen i genannt
wurden und so diesen Titel usurpirten. Kraft kaiserlicher
Anerkennung könne erst Otakar (IV.), der Stifter von Garsten,
als eigentlicher Markgraf gelten. Abgesehen davon, dass Hansiz
mit seiner Bemerkung über jene ,Mark' und ihre Vertheidi-
P^g gegen Böhmen und Ungarn uns im Unklaren lässt, wie
er sich die Sache zurechtlegte, nimmt es uns Wunder, dass er
Otakar (IV.) als ersten Markgrafen von Steier bezeichnet,
während er doch die Kremsmünsterer Urkunde vom Jahre
1179 anzieht, in welcher sich der letzte Otakar (VI.) den
dritten Markgrafen von Steier nenne. Nebenbei erwähnt
Hansiz der Urkunde des Letztgenannten vom Jahre 1191 für
Traunkirchen, worin eines der Urahnen dieses Traungauers
ab ,Grafen' gedacht wird. 2
1 Germania sacra I, S. 273.
* HaDsiz bekämpft auch die Authenticität der Passauer Urkunde von
1088, besondere in Hinsicht des darin angeführten Bischofs Piligrim.
Der Urkunden von 1179 und 1191 wird an anderer Stelle gedacht werden.
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158
9. Als abschliessende Arbeiten des Jesuitenordens über die
Markgrafen von Steier, (wir schweigen von der einschlägigen
Monographie des P. Peter Halloy vom Jahre 1729 über das
Geschlecht der Starhemberger, das als Zweig der steirischen
Otakare behandelt wird), dürfen die beiden knappgehaltenen,
aber wie immer klaren und bündigen Publicationen des P. Eras-
mus Frölich gelten, der, abgesehen von dem aus den Sammlun-
gen seines Berufsgenossen Sigismund Pusch zusammengestellten
Urkundenbuche (Sacra ducatus Styriae diplomata), die Collec-
taneen des Letztgenannten für ein Urkundenbuch des Klosters
Garsten sichtete, dasselbe mit Erläuterungen (1754) heraus-
gab und 1759 die erste kritische Geschichte des Herzog-
thums von Kärnten (Archontologia ducatus Carinthiae, p. II)
1 veröffentlichte. Vorher hatte Frölich auch der Genealogie der
i Sanecker, Grafen von Cilli, und der Grafen von Heunburg
* eine fleissige Studie gewidmet, die uns Einschlägiges dar-
't bietet.
i In der ,Pars posterior speciminis Archontologiae Carinthiae ^
wie sich diese für die damalige Zeit treffliche Arbeit nennt,
finden wir das IX. Hauptstück den ,alten Fürsten der karan-
tanischen Mark oder den von Steier* gewidmet.1
Zunächst behandelt Frölich den Begriff der Steiermark
als geschichtlich gewordener Landschaft. Die heutige Steier-
mark entwickelt sich ihm aus der karantanischen Mark,
die von den steirischen Dynasten dann den Namen Steier-
mark' empfing und 1180 zum Herzogthum erhoben wurde.
Von diesen steirischen Dynasten gelangte erst Leopold der
Starke als Erbe des grössten Theiles der karantanischen Mark
zur eigentlichen markgräflichen Gewalt; daher nenne sich der
Letzte dieses Hauses, Otakar VI., in der Kremsmünsterer Ur-
kunde (1179) ,dritter* Markgraf. Dass Frölich uns über den
Umstand, warum sich die steirischen Dynasten schon vor
1122 ,Markgrafen* schrieben, nicht genügend aufklären kann,
dass er sie /wenigstens seit dem 11. Jahrhundert keinem Herzog,
auch dem Kärntner nicht, unterworfen oder untergeordnet sein
und ihre Urkunden aus eigener Machtvollkommenheit aus-
1 Spec. Archontol. Car., pars post., cap. IX, S. 172 — 201: De Marchiac
Carentanae vetustis principibus brevis notitia ad tabolam VIII. genea-
logicam (welche sich der ,pars prior1 angehängt findet).
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159
stellen lässt', * dürfen wir ihm nicht verargen. Auch lagen
ihm die Urkunden, welche die Amtsgewalt der sogenannten
Wels-Lambacher Grafen von 1036 — 1050 und jenes Otakar
(ITT., V.) 1056 — 1059 in der karantanischen Mark bezeugen,
nicht vor.2 Er sah sich daher gleichfalls veranlasst, die Vor-
auer Genealogie zu Grunde zu legen und mit Hilfe der ihm
bekannten Urkunden die Lebenszeit der ersten vier Otakare
so gut als möglich anzudeuten, wobei er selbstverständlich die
Arbeiten der Vorgänger nicht unbenutzt Hess.
Allerdings scheint er den Otachyr der Vorauer Genea-
logie, den ersten Otakar 970 ... 991 als , Grafen' aufzufassen,
immerhin finden wir ihn an die Spitze der Anderen als ,mar-
chiones Styrenses' gestellt, 3 jedoch erst Otakar IL, 991 . . .
1039 das Prädicat ,marchio de Styra' zugewiesen. Ihm werden
an die Seite als Bruder ein Adalbero (, wahrscheinlich Mark-
graf), als Schwestern eine Attala, Gattin eines Eadold von
Helfenstein, Mutter Erzbischof Gebhards von Salzburg, und
eine Frowiza, ,vielleicht die Gattin Leopolds des Markgrafen
von Oesterreich', 4 gestellt, hypothetische Persönlichkeiten, für
welche Fröhlich keinen urkundlichen Nachweis beizubringen
vermag, sondern in die Fussstapfen von Vorgängern tritt.
Festeren Boden gewinnt er bei Otakar III., dem ,Ozio'
oder ,Oezo* der Vorauer Genealogie. Die Angabe des Todesjahres
, circa' 1039 ist wohl gleichfalls eine blosse Vermuthung;
weiterhin steht er mit der Ansicht über die Gründung des Chor-
herrenstiftes in Garsten um 1082, über Frau Wilburg als Gattin
dieses Otakar, und dass Letzterer der Vater Otakars IV.
1 S. 178.
1 Wohl aber erörtert er (8. 177 — 178) die Urkunde Herzog Heinrichs von
Baiern 1156 und zwei Bamberger Urkunden von 1151 und 1154 aus
dem Gesichtspunkte der Stellung des damaligen Markgrafen von Steier
Otakar (V., VII.) zum Baiernherzog und zum Bamberger Bisthum in
zutreffender Weise.
8 In der Tabula genealogica VHI (Archontol. duc. Car., pars prior) heisst
es in der Ueberschrift ,Ez stirpe comitum s. marchionum de Styra',
und bei Otakar I. findet sich noch nicht das Prädicat »marchio* de Styra,
•rst bei Otakar II. — Pars post., S. 181 erscheint aber unter dem Titel
,Marchiones Styrenses' auch Otachyr I.
4 Tabula genealogica: »forte uxor Leopoldi (fortis) marchionis Austriae*.
Die beglaubigte Geschichte kennt nur eine Frowiza, Frowila, Schwester
K. Peters von Ungarn, als Gattin des österr. Markgrafen Adalbert, f 1055.
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160
war, auf urkundlicher Grundlage. Die Angabe, Otakar III.
sei beiläufig 1088 gestorben, hängt mit jener Passauer Urkunde
zusammen. Dass Atha, die Aebtissin von Traunkirchen,
die Schwester Otakars III. gewesen sei, ist eine Combination.
welche nur das Thatsäcbliche in sich birgt, dass sie eine vom
Hause der steirischen Dynasten war.1 Bei Otakar IV. und
seinem Bruder Adalbero, dem Grafen im Enswald und Goiser
wald, folgt Frölich der Vorauer Genealogie. Otakars IV. Tod
wird genau auf den 28. November 1122 angesetzt; bei seinei
Gattin Elisabeth, der Tochter Leopolds des Schönen (II.) vor
Oesterreich, bezeichnet Frölich als Todestag 10. October und
begnügt sich, das Todesjahr ,beiläufig' um 1114 anzusetzen:
ebenso spricht er vom Todesjahre Adalberos 1088 als einem
ungefähren. Vorsichtig und darum löblich erscheint auch
die Bemerkung, Otakars IV. und Adalberos Bruder sei eir
Bernhard ,Graf von Steier' gewesen, ,wenn man dem Laziuc
glauben wolle', * und anderseits die Angabe, dass man diesen
Bernhard auch ftlr den Stammvater der Herren von Pernegg
halte, gerade so wie jener Adalbero ab .vermeintlicher' Ahnhen
der Herren von Steier, Starhemberg, Losenstein und Graz gelte.
In allen weiteren Angaben über die folgenden Traungauer:
Leopold den Starken (f 1129, 28. October) und seine Gattin
Sophia von Baiern, Witwe Bertholds von Zähringen, über Leo-
polds des Starken Schwester, Kunigunde, Gattin des Grafen
Bernhard von Sponheim, seinen Sohn Otakar V. (f 31. De-
cember 1164 auf dem Wege durch Ungarn) und dessen Nach-
folger Otakar VI. (geb. 19. August 1163, f 8. Mai 1192), seit
1180 ,Herzog' des Landes, wusste Frölich nicht minder Bescheid
als die Gegenwart. Wenn er zwei Schwestern Otakars V.,
Elisabeth und Margarethe, ohne nähere Bemerkung anführt,
so entspricht dies der Urkunde vom Jahre 1138.8 Dass er
meist kritisch und vorsichtig ist, beweist auch die Angabe bei
Otakar VI. : ,Einige sprächen diesem die Tochter Leopolds des
Tugendhaften von Oesterreich, Chunigunde, als Gattin oder
Verlobte zu'.
1 Siehe weiter unten das von der neuesten Monographie G. Edmund
Fries s' über Traunkirchen Handelnde.
* Tabula genealogica VIII (in der pars prior Archontol. duc. Car.).
8 Ebenda. Die Urkunde über die Stiftung des Klosters Buna = Reun vom
22. Februar 1138 (Zahn, Urkundenbuch von Steiermark I, Nr. 175,
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161
10. Weit breitspuriger und umständlicher in der Unter-
suchung des Stammbaumes der Dynasten von Steier, aber
ungenauer und unkritischer als Frölich, zeigt sich der Vorder-
mann der neueren st einsehen Geschichtschreibung, Julius Aqui-
linus Cäsar, der Chorherr von Vorau, 1768, in der IV. Disser-
tation zum I. Theile seiner Annales ducatus Styriae, * obschon
er sich eigentlich nur in den von Pusch und Frölich vorge-
zeichneten Geleisen bewegt. Stellen wir das bei ihm von
Frölich Abweichende zusammen, so besteht es nur darin, dass
er Otakar L, ,den Begründer der Feste und der Markgrafen
von Steier', seit 959 verzeichnet, * was mit der schon von Pusch
versuchten Ausnützung der Urkunden über die Grafschafts-
rechte dieses Otakar im Chiem- und Sundergau zusammen-
hängt, dass er Otakars II. Tod zum Jahre 1038 ansetzt, die
angebliche Schwester, Frowiza, weglässt, die Aebtissin von
Traunkirchen Atha als ,Tochter* Otakars IQ. (Ozio, Oczo)
auffasst und ihr als eine Schwester eine Sophia (ein Geschöpf
der haltlosen Conjunctur Hanthaler' s) zugesellt, und einerseits in
Adalbero (II.), den Ahnherrn der Herren von Steier- Starhem-
herg, anderseits in Bernhard, ,Gatten Liutgardens von Württem-
berg' (!), den Stammvater der Hohenberg-Pernegger erblickt,
was Alles der vorsichtigere Frölich als fremde ,Vermuthung'
nicht verantworten wollte.
11. Die seit Pusch und Frölich einigermassen fest-
gestellte Chronologie der Markgrafen von Steier, zunächst
der vier ersten Otakare, auf Grundlage der Vorauer Auf-
zeichnung, wirkt auch in die ersten Decennien des 19. Jahr-
hunderts, in die Zeiten Hormayr's hinüber, wie dies am besten
die bezüglichen Untersuchungen des Göttweiher Chorherrn,
Blumberger, in den Jahren 1815 — 1819, darlegen.8
8. 176) nennt thatsächlich zwei Töchter Leopolds: Elisabeth und
Margaretha.
1 Caesar, Ann. Styriae I, Diss. IV, de Ottocaris Styriae dynastis, S. 107
bis 190 (die geneal. Tabelle S. 113).
• Frölich bezeichnet die Lebenszeit Otakars I. mit ,ab anno 970 circiter,
ad 991 circiter' in der tabella genealogica und mit circa 970 in der
pars post., S. 181.
1 Vgl. Hormayr's Archiv 1815, Urkundliche Beiträge 991 — 1125; 1818,
Nr. 143 — 149, Genealogie der Traungauer (Nr. 149 über das Göttweiher
Saalbuch); Beiträge zur Lösung der Preisfrage Erzherzog Johanns, 1819.
Bl. hebt mit Otakar I. an, f um 991 5 diesem folgt Otakar II., f um
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162
12. Dieses genealogische System der sechs ütakarc
wurde 1837—1846 von dem St. Florianer Chorherrn Fr. X,
Pritz hinaufzu erweitert und so ein neues, das der acht Ota-
kare, begründet. *
Indem Pritz von der Grundanschauung ausging , dass
das Gebiet von Steier der Stammbesitz der nach ihm benannten
Markgrafen, der Traungau ihr Grafschaftsgebiet war, und dass
anderseits ihr Auftreten in der karantanischen Mark, nachmak
Steiermark, auf ältere Beziehungen, Besitzverhältnisse zurück-
leite, gewahrte er, überall dem, allerdings charakteristischen
Namen Otakar nachspürend, zunächst in jenem Otachar, den
eine Urkunde vom Jahre 904 als Grafen im Leobner Gaue
und Vater Aribos anführt, den ersten nachweisbaren Ahn-
l herrn der Dynasten von Steier, den er, von den Urkunden
- der Jahre 958 — 959, die eines Otachar als Grafschaftsinhabei
j im Chiemgau gedenken, zurückschliessend, auch im Traun-
g gaue walten lässt. Da überdies eine Urkunde beiläufig vom
* Jahre 906 (richtiger 903 — 905), die sogenannte Raffelstettei
Zollsatzung, eines Grafen Otachar gedenkt, und Raffelstetten
im alten Traungaue lag, glaubte Pritz um so mehr im Rechte
zu sein.
Dieser Chiemgauer, Traungauer und Leobner Graf Ota-
kar wird somit von Pritz als Otakar I. angeführt. Ihm folgt
ein Otakar II. (um 950 — 965), welchen Pritz zufolge dei
obigen Urkunde und im Interesse seines genealogischen Sy-
stems als Bruder Aribos, des traditionellen Stifters der ältesten
Nonnenabtei Steiermarks, Göss (um 1020), ansieht. Otakar HL
(wenn nicht schon Otakar II.) gilt ihm als Erbauer dei
,Styraburg'- Steier um 980; andererseits sieht er in ihm den
,eigentlichen näheren Gründer der steirischen Otakare' und
lässt ihn als ^Blutsverwandten' der sogenannten Grafen
von Wels-Lambach sich mit diesen nach 983/4 in die Ver-
1038 in Rom; Otakar III. (Oczo), f »uch 1075 in Rom; Otakar IV.
f 1122 gilt ihm als Enkel des Vorigen.
1 Geschichte der Stadt Steyr, Lins 1837; Garsten und Gleink 1841;
Nachrichten über Enns ans ältester Zeit (Abhandlung in der Zeitschrift
des Linzer Museum Car.-Franc. 1844); insbesondere als Geschichte dei
Otakare die ausführliche Abhandlung in den Beiträgen zur Landeskunde
von Oberösterreich und Salzburg 1846, S. 123—366 und Geschichte des
Landes o. d. Enns I (Linz 1846), S. 250—254.
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163
waltung des Traungaues theilen. Otakars III. Ableben wird
von Pritz 991—993 angesetzt. Ihm folgt Otakar IV., f um
1038, diesem Otakar V., ,mit slavischer Aussprache auch
„Ozy" genannt', * derselbe, welcher nach dem Tode Gottfrieds
aus dem Wels-Lambacher Hause 1055 2 in die Verwaltung der
karantanischen Mark eintritt Um 1088 stirbt dieser Ota-
kar V. in Rom. Seine Söhne sind Otakar VI. und Adal-
bero. Dieser stirbt um 1088, jener 1122 und hat Leopold
den Starken zum Nachfolger in der allmälig ^Steiermark' be-
nannten karantanischen Mark. Mit Otakar VII. und Ota-
kar VIEL, dem ersten steirischen Herzoge, erlischt das Haus
der Traungauer.
So finden wir seit Pritz das System der acht Otakare
von Steier begründet und ihr Geschlecht über die sechs der
Vorauer Genealogie um drei Menschenalter hinaufgerückt.
Pritz sucht und findet ihren eigentlichen Ahnherrn in jenem
ostmftrkischen Grafen Aribo, der um 909 gestorben sei,
denn ihm gilt jener Otakar I. als Aribos Sohn. Traungauer
und Aribonen sind nach ihm Zweige des gleichen Stammes;
das bairische Haus der Scheyern gilt ihm als eng verwandt.
Aber alles dies, die Reihenfolge der drei ersten Otakare,
die bezüglichen Jahreszahlen muthen uns als Hypothese an;
Pritz hat von dem Namen ,Otakar* den ausgedehntesten Ge-
brauch gemacht und einen genealogischen Bau aufgeführt,
dessen Grundlagen blosse Voraussetzungen bilden, Bindemittel,
die in jenen dunkeln, urkundenarmen Zeiten allerdings nie von
der Hand gewiesen werden dürfen, aber keineswegs mit dog-
matischer Sicherheit in Thatsachen umgesetzt werden sollen.
13. Theilweise auf den Schultern seines Vordermannes
Pritz steht A. v. Muchar mit seinem ungemein weitschichtigen
und stoflreichen, leider Bruchstück gebliebenen Werke einer
Geschichte des Herzogthums Steiermark. Ihr H. — IV. Band
1 8. Pritz, Geschichte des Landes o. d. Enns I, S. 232. Eine etwas
seltsame Annahme, da man doch an die deutsche Koseform eines
deutschen Namens gewiesen ist.
* Das Todesjahr seines Vaters, Markgrafen Arnold, lässt sich nicht fest-
stellen (s. weiter unten den EH. Abschnitt und beziehungsweise den
IV. dieser Abhandlung). Gottfried starb viel früher, und zwar eines
gewaltsamen Todes, um 1050.
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164
(1845 — 1848) schlagen hier ein. Der II. Band liefert eine genea-
logische Tabelle, der IV. Band die Geschichte der Traungauer. *
Muchar greift in Hinsicht der Verwandtschaften unserer
(acht) Otakare noch weiter aas als Pritz. So gelten ihm Ota-
kar I. (der Sohn Aribos, Grafen im Traungau und Markgrafen
von der karolingischen Ostmark) mit der Hauptburg und Pfalz
Wels als Sitz, Graf im Traungau, Graf von Leoben, ,Saal-
henr im Enns- und Murthale, f ,circa* 925, und Sighard, der
Ahnherr der Peilsteiner (Burghausen -Schala u. s. w.), be-
ziehungsweise auch der ,Aribonen' im weiteren Sinne, als
Brüder; Wels-Lambacher und Aribonen sind Blutsver-
wandte der Traungauer. Otakars HI. ^t ,circa* 993) Tochter
,Atala% von Styra wird zur Mutter Erzbischof Gebhards von
Salzburg * in ihrer Ehe mit Chadold von Helfenstein; Ota-
kars IV. vOzy\ Sohn Otakar V. <pzy, f ,circa* 1080—1084),
hat zu Schwestern Atha, Aebtissin von Traunkirchen, und eine
Frowiza, Gattin Leopolds von Babenberg ^t 1043\s des Erst-
gebornen Markgraf Adalberts von Oesterreich; bei Otakar VL
•tt 1122> verzeichnet er neben Elisabeth« Gattin Rudolfe des
Grafen von Diikni&rsen. auch eine Sophia ^1106 anwesend bei
der Hochzeit dos österreichischen Markgrafen Leopold HI. mit
Agnes* der Kaisertochter\ wass gleich der bezüglichen Angabe
bei Cäsar, wie wir wissen, auf einer Erfindung Hanthaler* s be-
ruht. Ebenso müssen wir den «Markgrafen' Leopold als älteren
Sohn Otakar? VIL in Muohar's Stammtafel streichen.4
14. So trat denn sei; Pritz, dessen Annahmen bezüglich
der ersten von den acht 0:akarvn Max Büdinger in seiner
grundlegenden Geschichte Oesterreiohs Inx* gelten Hess,5 ein
* \V*n *!>r4;u£* >>'* uvorFr. '. •. c > v.: c t; * c i ira «s^eaoauneii etscheint.
* S*/,'* MftcUr Ut t*';»*«*^ ^vv„» V*V.V Mttckar citirt aas der
S:. V.-«t»>£ttt;k'.;r..!* \VaKap* v\ » MK Vi Sr-tjC & S^. tts« Xiupoldus
** * * o fe x »» t^.'.u* ** <> * v v."4 *S*-^k **> etryr l~rfc*s«fe desselben Mark-
et»»** tUr \i*^** *vä UM 4a* i*>.c** \jt IV BA, S. 135—436 und
Sv 4** +«*4>.»t ** w,ct> 4*xv*s **4 ***>£.:; c^ Wgtgwm wir auch in
Uvafc itaxi .U«^-»i.v:.'wt i\u S^iai ***au C»wim. Irtan iinbach I,
5s *>4 Ä**^ 4;**<*> l *4 * »Nil hkl -<**** fix Gmn ron 1163
l ^>4**>*vfc 4v* U:sU* * 4 fcN*> lt S **v X? CCXXIY), heisst
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165
erweitertes genealogisches System in Uebung und Recht; fortan
finden wir eine Doppelzählung der steirischen Markgrafen
angewendet, um die sechs Otakare der Vorauer Genealogie
mit den acht Otakaren des Stammbaumes bei Pritz in Ein-
klang zu bringen. Otakar III., wie ihn Pritz bezeichnet, be-
ginnt als Otakar I. die dortige, vom Pusch, Frölich, Cäsar,
Blumberger vertretene Reihenfolge.1
Bei dem Umstände jedoch, dass Pritz ungleich mehr an-
nimmt und combinirt als beweist, konnte es nicht an einem
Rückschlage fehlen, der gewissermassen der Vorauer Genea-
logie und ihren Anwälten zu Hilfe kam, das System der acht
Otakare stark erschütterte und andererseits ihre Stammsässig-
keit und Grafengewalt im Traungaue vor 1055 gänzlich in
Abrede stellte.
15. Den Anfang machen diesbezüglich die kritischen Be-
merkungen des leider früh verstorbenen Verfassers der Jahr-
bücher des Deutschen Reiches unter K. Heinrich H., Hirsch,
im I. Bande (1862) seines von PfafF, Usinger und Bresslau
(1875) vollendeten Werkes. *
Hirsch focht zunächst die Voraussetzung an, dass jener
Otakar, der im ersten Decennium des 10. Jahrhunderts urkund-
lich ein Ahnherr der sogenannten Traungauer sei ; er bezweifelt
ihren Zusammenhang mit den Aribonen, ihre Altsässigkeit im
Traungaue und verweist andererseits auf den Chiemgau, wo-
selbst sie zunächst beurkundete Grafschaftsrechte innehatten.
16. Was Hirsch angedeutet, hat Strnadt als Hauptgegner
des von Pritz ausgeklügelten Systems eingehend und umfassend
darzulegen versucht. Es geschah dies zunächst in seiner gründ-
lichen ortsgeschichtlichen Studie ,Peuerbach' (1867) und neuer-
dings in dem verdienstlichen Buche ,Geburt des Landes ob
der Enns' (1886), welches letztere die dort vertretenen, für
manchen Fachmann jedoch durch den Titel dieser in einer
Zeitschrift (Linzer Museum Francisco-Carolinum) erschienenen
Abhandlung verschleiert gebliebenen Forschungsergebnisse auf-
nimmt und entschieden verficht. Die Ansichten Strnadt's lassen
sich in nachstehenden Schlagworten zusammenfassen.
1 Ich gebrauche auch zu diesem Zwecke die Doppel&ählung der Otakare.
1 I, 8. 37, Anm. 2.
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166
Die sogenannten Traungauer sind ebensowenig als die
sogenannten Grafen von Wels-Lambach ,Gaugrafen' des Traun-
gaues gewesen, in welcher Eigenschaft, wahrscheinlich als
Letzter, 930 ein Meginhard auftaucht; dieser Meginhard ist
aber der erste urkundlich nachweisbare Ahnherr der Grafen
von Wels-Lambach und wohl auch jener von Formbach; vor
ihm aus lässt sich der bedeutende Umfang der Grafschafi
oder des Comitats der Lambacher im Traungau erklären
Letzteren kömmt somit bis 1055 das Prädicat ,Traungauer' zu
das man ganz unberechtigter Weise den Otakaren vor 105J
beizulegen beflissen war, und nicht mit diesen, sondern mi
den Lambachern lässt sich aller Wahrscheinlichkeit nach di
Erbauung von ,Styraburc', Stadt Steier, in Verbindung bringen
Die eigentliche Heimat der Otakare ist der Chiemgau, um
der hier zum Jahre 1049 beurkundete Graf ,Oczi' ist de
Otakar, welchen die Zeugnisse aus den Jahren 1056 — 105
als Nachfolger der Lambacher Arnold (II.) und seines Sohne
Gottfried in der karantanischen Markverwaltung belegen, un
in dieser Beziehung ist er als ,Otakar I. (III., V.), anzusehen
andererseits wird er Erbe all dessen, was die Lambacher bi
dahin als Grafschaft im Traungau besassen. Wenn daher di
Vorauer Aufzeichnung, eine ,späte und trübe' Quelle, vo
ihrem Oczy l (Otakar III., V.) auch den Vater und Grosj
vater Otacher und Otachyr, als ,marchiones' bezeichnet, s
widerspricht dies den tatsächlichen Verhältnissen. Dies«
Otakar I. (III., V.) stirbt um 1060 im Kampfe gegen di
neuerdings in Karantanien erstarkten Eppensteinei
ihm folgt Otakar H. (IV., VI.), f 1122#> sein Sohn Leopo]
1 Seltsam ist es, wenn Strnadt, der in seiner Studie ,Peuerbach' d<
Ocsl* der Urkunde von 1049 über dessen Grafschaft im Chiemgau s
den nachmaligen Markgrafen ,Otakar* ansieht, in seinem Buche ,Gebu
des Landes o. d. Enns*, S. 62, Anm. ISO, bei dem ,Oczo* in der von ih
angefochtenen Babenbergerurkunde ,von circa 1074* Nachstehendes b
merkt: »Endlich kann nicht unerwähnt bleiben, dass auch die Bezeic
uung des Markgrafen von Steyr, Ocbo, ganz ungewöhnlich ui
auch gans vereinzelt dastehend ist Ueber die Bedeutung dies
Namens, der sich keineswegs mit Otakar identificiren last
vergleiche die Stelle in den casus mon. Petrihusensis (Mon. Germ. X
S. 629): »Oudalricum ob leporem voeaverunt Ouzonem' . . . Ouao i
ebensogut Koseform von ,UdalrichS wie Ocii, Oao die von ,Otto< uj
,Ottokar4, inuss ihm entgegnet werden.
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167
der Starke tritt das Eppensteiner Erbe in der karantanischen
Hark an, die sich dann ^Steiermark' als Herrschaftsgebiet der
Dynasten von Steier genannt findet; Otakar III. (V., VII.)
und Otakar IV. (VI, VIII.), der erste Herzog des Steier-
landes, machen den Schluss.
17. Zwischen Strnadt's ,Peuerbach/ und seine ,Geburt
des Landes ob der Enns' fallen die wichtigen Aufsätze von
J.v.Zahn aus den Jahren 1880 — 1881, x welche einerseits
unsere Otakare, die Lambacher und die Grafen von Naun
(Cordenons) als Glieder einer grossen Sippe bezeichnen, anderer-
seits für das Zurückweichen der Erstgenannten vor den
Eppensteinern in der karantanischen Mark um 1073
einstehen, was Strnadt in seiner zweiten Arbeit vom Jahre
1886 aufnahm und verfocht, ferner 18. das Werk von F. M.
Mayer über die ^östlichen Alpenländer im Investiturstreite'
(1883), worin das Schema der acht Ottakare festgehalten
erscheint,2 und 19. der I. Band der Geschichte Oesterreichs
von Alfons Huber (1885), der in seiner vorsichtigen, kritischen
Weise die Chiemgauer Grafschaftsrechte jenes Otakar der
Urkunde vom Jahre 959 allerdings betont, den Otakar, welcher
1055 — 1059 als karantanischer Markgraf bezeugt wird, seinen
wahrscheinlichen Enkel nennt und noch 1048 im Chiemgau
als Grafschaftsinhaber angeführt findet, andererseits aber be-
merkt, dass diese älteren Otakare auch die Grafschaft im
Traungau innehatten,8 und ein Zurückweichen der soge-
nannten Traungauer vor den Eppensteinern in der
karantanischen Mark um 1073, so dass sie fortan als Dy-
nasten von Steier blos den Titel ,Markgrafen' führten, durch
den Mangel an Urkunden über ihre Amtsthätigkeit alldort
(seit 1059) nicht als zulangend erwiesen oder über-
zeugend dargethan sieht.4
1 Festschrift zur 700jährigen Feier der Erhebung der Steiermark zum
Herzogthum. Graz 1880, I. Abth., ,Oester. Montagsrevue*, Wiener
Wochenzeitung, Jahrg. 1881, Nr. 21— 23 über Die Entstehung des steier-
markischen Staatswesens. Vgl. Zahn's »Styriaca*, I. Bd., Graz 1894,
1. Aufeatz.
1 S. 8 — 10. Mayer gewahrt auch in den sogenannten Aribonen, Stiftern
von GöS8, und 1020 einen Zweig der gemeinsamen Sippe.
f I, 8. 217.
I, S. 267, Änm. 3. Vgl. den IL, HL, IV. Abschnitt dieser Abhandlung.
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168
20. Um dieselbe Zeit (1885) traf Eduard Richter ii
seinen ebenso gründlichen als lichtvollen Untersuchungen zu
historischen Geographie des ehemaligen Hochstiftes Salzburj
und seiner Nachbargebiete', die noch an späterer Stelle ihr
ausgiebige Verwerthung finden sollen, mit unserer Frage ii
einem Punkte zusammen, und zwar dort, wo er über di<
Urkunde vom 8. Juni 959 und die Gerichte: Traunstein
Grabenstatt, Raschenberg-Teusendorf und Halmberg spricht.
21. Mit seinen Untersuchungen verknüpfte Eduard Fries
die eigenen Studien über die Geschichte des ehemaligen Nonnen
klosters O. S. B. zu Traunkirchen in Oberösterreich (1895),
deren Schwergewicht für uns darin liegt, dass der ebenso
fleissige als gründliche Verfasser die ganze genealogische Frag«
wieder aufrollt und einerseits, von Richter angeregt, den erstei
nachweisbaren Otakar als Grafen von Grabenstatt imChiem
gau seit 959 bezeugt findet, andererseits, unter der Führunj
Strnadt's, die Otakare erst seit Mitte des 11. Jahrhunderts ü
das heutige Oberösterreich als Erben der Lambacher (1055
kommen lässt und, indem er das von Pritz vertretene genea
logische System als nunmehr gründlich abgethan' bezeichnet
auf die sechs Otakare der älteren Anschauung wieder zu
rückgreift.
Indem wir uns vorbehalten, auf diese wichtige Arbeit ai
anderer Stelle tiefer einzugehen, möge hier zunächst der voi
Friess entworfene Stammbaum der Otakare skizzirt werden
Ozi-Otakar L, Graf von Grabenstatt im Chiemgau, f 5. Man
um 1030; sein Sohn ist Otakar IL, der Erbe der Lambachei
Grafen (1055), Markgraf der karantanischen Mark, f 1. Ma
um 1060, Gatte einer Wilbirgis (f 18. Februar o. J.), seine
Tochter, die erste Aebtissin von Traunkirchen (f 15. Novembei
o. J.). Dann folgt Otakar HI., Markgraf von Steier, Graf in
oberen Traunthale und des Erbes der Lambacher, f 29. Mars
um 1078, Gatte der Wilbirgis, wahrscheinlich aus dem Hause
der Aribonen, f 27. August nach 1078. Otakars HI. Söhne sine
Otakar IV., Markgraf von Steier, f 28. November 1122
1 I. Ergänzungsband zu den Mittheilungen des Institutes für ttsterr. Gesch.
8. 640 f.
* Archiv für (Jsterr. Gesch., 82. Bd., I. Heft Wien 1896, 8. 183—326,
insbes. 8. 203—220, genealog. Tafel 219.
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Gatte Elisabeths von Oesterreich (f 9. October 1114) und
Adilbero (Albero) ,Graf (Markgraf) im Ennsthal', f 22- No-
vember 1088. Otakar IV. hinterlässt drei Nachkommen: Leo-
pold Markgrafen von Steier, f 26. October 1129, vermählt
mit Sofie von Baiern (f 12. Juli um 1138), Wilbirgis, Gattin
Ekbertll. von Formbach-Pütten (f 21. Jänner, nach 1140) und
Chunigunde , Gemahlin Bernhards von Marburg - Sponheim
(f 4. December 1150?). Leopolds Sohn ist Otakar V. Mark-
graf von Steier, f 31. December 1164, vermählt mit Chuni-
gunde von Vohburg (f als Admonter Nonne 22. November 1184);
seine Schwester Elisabeth (f ?) erscheint als Gattin Rudolfs,
Grafen der Ditmarsen. Den Schluss macht Otakar VI., der
erste Herzog des Landes, unverehelicht.
Vergleicht man diesen Stammbaum der sechs Otakare
mit dem bei Frölich u. s. w., so zeigen sich allerdings wesent-
liche Unterschiede in den Angaben; Friess hat ihn entschieden
in Einzelheiten verbessert; er hat als umsichtiger Forscher in
allen bezüglichen Todtenbüchern, vorab im Traunkirchner Ne-
crologium * den Todestagen der Dynasten von Steier und ihrer
Frauen mit Fleiss nachgespürt, zwei des Namens Wilbirgis
aufgebracht;2 auch mit der beiläufigen Feststellung des Todes-
jahres der drei ersten Otakare mühte er sich ab, und es scheint,
als sei nunmehr die Ansicht Strnadt's vom ChiemgauerHeim
der Otakare bis 1056 über alle Zweifel hin weggebracht, denn
auch Friess hält die Lambacher für die muthmasslichen Erbauer
der Styraburg u. s. w.
22. Immerhin konnte der Verfasser dieser Studie, dem
die verdienstliche Arbeit über Traunkirchen erst vorlag, als
er sein Buch über ,Verfassung und Verwaltung der Mark und
des Herzogthums Steier (vor 1283)' bereits abgeschlossen hatte,
1 Necrologium Trunkirchense, abgedruckt und erläutert von Friess in
obiger Abhandlung S. 273 — 326. Das Verzeichnis der von ihm mitbe-
nutzten Todtenbücher S. 278. Die von Admont und des Salzburger
Nonnenklosters der heiligen Erintrud gab Friess selbst heraus, und
«war im Archiv für österr. Gesch. 66, 71. Bd. Vgl. auch seine Ge-
schichte des Klosters Garsten in den »Studien und Mittheilungen des
Benedictinerordens' vom Jahre 1880.
* Nämlich als Gattinnen Otakars II. und Otakare III. (nach der Zählung
bei Friess), Letztere, Mutter Otakars IV. (f 1122), steht aus der Gar-
stener Tradition fest.
IrchiT. LXXXIV..Bd. L Hilfte. 12
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170
und somit nur im Vorwort auf Friess verweisen konnte, l seine Be-
denken gegen jene Grundansicht auch dann nicht unterdrücken,
und ebensowenig erschien ihm der Stammbaum der älteren
Otakare durch Friess als ins Reine gebracht und fertiggestellt.
Diesen Bedenken und seinen abweichenden Anschauungen
über den Verwandtschaftskreis der sogenannten Traungauer,
ihre Reihen- und Zeitfolge, sind grossentheils die anschliessen-
den Abschnitte gewidmet.
IL
Chiemgau und Traungau, Heimat und Besitz der Otakare
yor und nach dem Erlöschen der Lambacher Grafen.
Wir verfugen auch heute noch für diese dornige Frage
über keinen wesentlich reicheren Quellenvorrath, wie der
war, welcher den steirischen Geschichtsforschern und Genea-
logen des 18. Jahrhunderts; einem Pusch, Frölich u. s. w. vor-
lag; auch jetzt noch sind wir an eine Handvoll Urkunden und
Traditionseintragungen gewiesen, des tiefen Schweigens der
Klosterjahrbücher nicht zu gedenken. Immerhin gewann der
Quellenbestand um einige Tropfen und — was die Hauptsache
— er erscheint ungleich mehr gesichtet und von Fälschungen
gereinigt; was als Zeugniss über Bord geworfen werden musste,
steht nicht mehr irreführend und belastend im Wege.
Gegenwärtig muss man bei der Forschung nach den An-
fängen der sogenannten Traungauer oder — was geschichtlich
zutreffender — der Dynasten von Steier, * mit der Urkunde
vom 9. Juni 959 8 anheben und sich dann vorsichtig durch
1 I. Bd. der »Forschungen zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der
Steiermark', herausgegeben von der bist. Landescommission für Steiermark,
Graz 1897, Vorwort 8. IX, Anm. Vgl. S. 694—696 ,Uebersicht der ateier-
märkischen Landesfttrsten' — unsicheren Reihe1.
1 Mit Rücksiebt auf die Ueberlieferung und ihren Eintritt in die Ge-
schichte. Die Bezeichnung Traungauer entspricht territorial auch ihren
Anfängen und insbesondere auch dem Kern ihres Besitzstandes im Lande
ob der Enns, als sie dessen Vorderherren wurden ; immerhin ist sie eine
moderne.
* Mon. Germ. Dipl. I, 281 nr. 202; Ottenthai, Reg. (919—1024), L Lief.
1893, 134—136 nr. 269; die gleich datierte Urkunde (s. da nr. 270) ist
eine Fälschung des XI. Jahrhunderts.
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171
weite Lücken des Urkundenbestandes weiter bewegen, vielleicht
auch versuchen, über dieses Jahr im wachsenden Dunkel zu-
rückzugreifen und Anhaltspunkte tastend zu gewinnen.
Jene Urkunde bezeichnet den Ort Grabenstatt im
Chiemgau als in den ,Grafschaften* (comitatibus) eines Ota-
char, Sigihard und Willihalm, gelegen.
Die sorgfältigen Untersuchungen E. Richter's1 haben
dargethan, dass man dabei an den Hauptbestandteil der könig-
lichen Schenkung, an den grossen Wald an der bairischen
Traun denken müsse, denn wir besitzen eine spätere Kaiser-
Urkunde vom 9. April 1048, 2 aus welcher hervorgeht, dass
dieses grosse Waldgebiet allerdings drei Gerichte, jene drei
Grafschaften, durchsetzte und berührte, und zwar die Gerichte
Traunstein-Grabenstatt, Raschenberg-Teusendorf und Halmberg,
und dass Grabenstatt thatsächlich den Mittelpunkt und Haupt-
ort der Schenkung von 959 darstellt. Richter weist ferner nach,
dass jener Willihalm oder Wilhelm, dessen Familienzugehörig-
keit uns hier nicht weiter zu beschäftigen hat, Raschenberg-
Teusendorf, ,damals wohl noch mit Pia in im Zusammenhange',
und Reichenhall besass, während jener Sigihard oder Sig-
hard (ein Ahnherr der grossen Aribonen und Peilsteiner Sippe)
aller Wahrscheinlichkeit nach die Grafschaft Törring-Tittmoning
innehatte. Wilhelms und Sighards Grafschaften fallen somit dem
damaligen Salzburggaue, dem östlichen Nachbar des Chiem-
gaues zu, und letzterem gehört die Grabenstätter Grafschaft
an, welche jener Otakar innehatte. Richter weist nun nach,
dass er aber auch, abgesehen von Traunstein im Chiemgaue,
das angrenzende Halmberger Gericht im westlichen Salz-
bar ggau, als zur Grabenstätter Grafschaft zählend, verwaltete,
und ebenso bezeichnet er das nördlich vom Chiemsee gelegene
Grafechaftsgebiet, das spätere Gericht Kling, als Gewaltbezirk
jenes Sighard, der somit auch im Chiemgau Grafschaftsrechte
aasübte.
Diese werthvollen Untersuchungen legen uns vor Allem
»mit nahe, dass Otakars Grabenstätter Grafschaft zwei Gaue
1 8. oben I. Abth. Mitth. des Instituts für Osten- . Geschichtsforschung, Erg.-
Bd. I 1886, 8. 640-643.
' Juvavia, Kr. 96; Stampf 2S47; die Hauptstelle und Erläuterungen bei
Siebter a. a. O. 641.
12»
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172
verknüpft haben müsse, dass sie in ihrem Kern, Grabenstatt
Traunstein, dem Chiemgaue angehörte, aber auch (mit Halm
berg) in den Salzburggau hinübergriff, dass eine Ortsgraf
schaft in ihren Amtsbeständen nicht an die Gaugrenze ge
bunden war, dass in diesem Sinne der Otakar, Sigihard unc
Willihalm der Urkunde 959 in einer den Chiemgau betreffen
den Schenkung neben einander gestellt erscheinen, und dass
wie wir dies insbesondere von Sigihard wissen, eine und die
selbe Persönlichkeit als Inhaber von Ortsgrafschaften ii
verschiedenen Gauen auftritt.
Wenn nun beiläufig siebzig Jahre später, 1027, 5. Juli,
und weitere zweiundzwanzig Jahre darnach, 1049, 16. Decem
ber,* ein Oczi3 als Graf im Chiemgau, im Gebiete der bai
rischen Traun, angeführt erscheint und wir allen Grund haben
in diesem Oczi der einen und der anderen Urkunden Nach
kommen jenes Otakar und Erben seiner gräflichen Gewalt zi
erblicken, so sind wir durchaus nicht berechtigt, die«
Geschlecht ausschliesslich auf die Chiemgauer Orts
grafschaft zu beschränken, oder den Chiemgau ihre eigent
liehe Heimat zu nennen, wie dies Strnadt und Friess4 ii
entschiedener Weise vertreten.
Denn der Mangel an Urkunden, die für diese Zeit ihrei
anderweitigen Besitz verbürgen, ist kein ausschlaggebende]
Beweis gegen einen solchen, ebensowenig als der Umstand
dass wir 959, 1027 und 1049 den Otakar-Oczis mit Grafen
rechten auf dem gleichen Boden, im Chiemgau, begegnen. Da*
10. und 11. Jahrhundert kennzeichnen sich durch die ge
meingiltige Thatsache, dass wir den grossen Geschlechterr
hochfreier Leute mit weitschichtigem Besitz so gut im eigent
liehen Baiern als wie in seinen Ostmarken begegnen, dass wii
sie im Lande ob und unter der Enns, im Salzburgischen, ii
Karantanien-Krain und auf dem Boden Friauls begütert finden
dass sie einerseits über verschiedene Ortsgrafschaften unc
manchmal über ganze Gaue, anderseits über zerstreute, ent
legene Einzelbesitzungen verfügen.
1 Juvavia, 8. 235, Böhmer's Reg. Nr. 1327.
8 Juvavia, S. 235, Böhmens Reg. Nr. 1674.
8 Koseform des Namens Otakar. Vgl. I. Abth.
4 8. I. Abth.
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173
Will man dem nun entgegenhalten, dass ihre Machtstellung
and Güterbildung denn doch von einem Punkte habe aus-
gehen müssen, der ihre Heimat genannt werden dürfe, und
dass sich an diesen Ausgangspunkt durch königliche Gunst in
erster Linie, sodann auf dem Wege der Kirchenvogtei, Heirat,
Tausch und Gütererwerb anderer Art, weiterer, örtlich aus-
einander liegender Besitz knüpfte, so darf denn doch auch
nicht übersehen werden, dass gerade je weiter zurück der
Born königlicher Schenkungen — bei der noch grossen Boden-
masse des Krongutes — am ergiebigsten und vielseitigsten
aasströmte, und dass es sich eben darum handelt, jenen Aus-
gangspunkt, die fragliche Heimat der grossen Geschlechter aus-
znmitteln, auszuklügeln.
Diesbezüglich reichen aber für unsere Frage jene ver-
einzelten Urkunden von 959, 1027 und 1049 keineswegs aus,
sie beweisen eben nur, dass die Otakar-Oczis in den genannten
Jahren Grafschaftsrechte im Chiemgau besassen, nicht aber,
dass ihnen anderweitige solche Rechte, anderweitige Besitzungen
abzusprechen seien, dass ihre Heimat im Chiemgau gesucht
und ihr Geschlecht erst nach dem Erlöschen der sogenannten
Wels-Lambacher Grafen (1055) als in das Land ob der Enns
übersiedelnd gedacht werden müsse.
Gerade das Todtenbuch der Nonnenabtei Traunkirchen,1
auf welches jüngst Friess seine Beweisführung zu Gunsten der
Friess hat sich in seiner verdienstlichen Abhandlung mit der Gründungs-
geschichte des Nonnenstiftes Traunkirchen im I. Abschnitt beschäftigt.
Jedenfalls haben wir es mit einer sagenhaften Ausschmückung, die ans
Jahr 632 anknüpft, zu thun, ja, Friess ist ganz im Rechte, wenn er
die Entstehung der Nonnenabtei Traunkirchen mit Rücksicht auf ihren
»Fundator* Wilhelm und auf die »erste Abbatissa* Atha nicht über den
Anfang des 11. Jahrhunderts hinausgerückt wissen will und sich dies-
bezüglich insbesondere gegen Pritz (Gesch. der steirischen Ottokare,
S. 212) wendet, indem er zugleich bemerkt (S. 181), dass ,schon hundert
Jahre früher der bekannte Geschichtschreiber der Steiermark Sigismund
Pusch (Chronol. s. duc. Styriae I, S. 259) den schüchternen Versuch
gemacht habe, auf den wirklichen Gründer hinzuweisen*. Auch Friess
(8. 199 — 200) beschäftigt sich mit der Thatsache, derzufolge es schon
vor dem Traunkirchner Nonnenstifte eine abbacia Trunsöo, eine
Abtei »Traunsee* gab, welche 909 als vorher im Privatbesitze der leib-
lichen Brüder Alpker und Gundprecht befindlich dem Salzburger Erz-
bischof Piligrim und dem Grafen Arbo von König Ludwig verliehen er-
scheint (Mühlbacher, Karolinger Regesten 739, Nr. 2001). Dass die
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Grundansicht Strnadt's vornehmlich stützt, entbehrt einer solchen
Beweiskraft, und auf den Geleisen der wichtigen Forschungen
Richter's, in denen sich Friess bewegt, findet sich nicht das,
was er sucht und gefunden zu haben glaubt.
Wenn jenes Kloster im Traungau, zu ungewisser Zeit,
jedenfalls noch in der der Karolinger als Abtei gegründet (ab-
bacia Truns6o) und nachmals, spätestens in den ersten Decen-
nien des 11. Jahrhunderts, wiederhergestellt, alle Otakare
vor und nach 1122 sammt ihren Frauen mit ihren Todestagen
einzeichnet, wenn es ihrer als Wohlthäter, beziehungsweise als
,Gründer' gedenkt, wenn die erste nachweisbare Aebtiesin At ha
ihrem Stamme angehört, wenn überdies der Letzte dieses Hauses,
Herzog Otakar, in seiner Georgenberger Erbübertragungs-
_ Urkunde von 1186 * Traunkirchen an die Spitze der Klöster
; stellt, ,von denen einige seine Ahnherren und Verwandten ge-
1 gründet haben', und 1191 dem gedachten Kloster ,die von
* einem seiner Ahnherren, Grafen Otakar, verliehene' Freiheit
* von anderweitiger Vogtei als der seines Hauses erneuert
und bestätigt, 2 so spricht dies doch laut genug für die einfache
* Voraussetzung, dass die Nonnenabtei Traunkirchen von den
Otakar en, zunächst von jenem , Grafen' Otakar, auch be-
stiftet gewesen sein müsse, und dass wir dabei doch wohl
nicht an Chiemgauer Gut, sondern zunächst an Grund und
Boden im Traungau, ferner an eine hier bodenständige Vogtei
zu denken haben. Mag denn auch Friess ganz im Rechte sein,
wenn er einen Wilhelm, den Grafen von Raschenbterg-Reichen-
hall (wahrscheinlich der Sohn des Wilhelms der Urkunde von
959), als eigentlichen Gründer des Klosters (fundator
nostre congregationis istius loci), nach der Angabe des Todten-
buches, festhält, die Hauptsache, jener alte Verband der
,abbacia TrunseV nicht anderswo als in Traunkirchen bestanden haben
müsse nnd als kirchliche Stiftung1 in das 9. Jahrhundert zurück-
greift, dürfte keinem Zweifel unterliegen. Wir haben es also mit einer
Neugründung zu thun, die sich auch im Namenwechsel abspiegelt
1 Zahn, Urkundenbuch der Steiermark I, Nr. 677; Hauptstelle S. 652.
1 Urkundenbuch des Landes o. d. Enns II, S. 427, Nr. CCXCV :
auctoritate privilegii, quod illi (coenobio T.) contulit unus proauorum
meorum Otachar comes, tum ex dementia sequentium princi-
pum fundatorum ipsius cenobii, qui etiam advocatiam propria
tenebant manu . . .
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175
Otakare mit Traun kir eben erleidet dadurch keinerlei Ab-
brach.
Anderseits müsste es wohl schwer fallen, jenem Grafen
Otakar, der den Nonnen die wichtige Vogtfreiheit, das ist
den Schutz vor allen fremden Vogteiansprüchen, gewährte,
zum Mindesten Besitzrechte im Traungaue abzusprechen,
ihn nur als Chiemgau-Grabenstätter Grafen gelten zu lassen.
Dies schiene gerade so unthunlich, als wenn man den Raschen-
berg-Reichenhaller Grafen Wilhelm, den ,Gründer* Traunkir-
chens, vom Traungaue ganz ausschlösse.
Wenn dann Friess * sagt: ,Seitdem die Chiemgauer in den
Besitz des Comitates an der oberen Traun, des heutigen Salz-
kammergutes, gekommen waren, hatten sie die Schutzvogtei
über Traunkirchen stets persönlich ausgeübt' — so bleibt er
nicht blos den Beweis schuldig, wann und wie dies eintrat,
und er muss eines zugeben, dass diese ^Grafschaft an der oberen
Traun', also im Traungaue, den Otakarn jedenfalls vor ihrem
Eintritt in die karantanische Mark, also vor 1055, angehörte,
also zu einer Zeit, als sie noch nicht «Markgrafen', sondern
blos ,Grafen* waren.
Wir besitzen aber aus derselben Zeit nicht blos jene Ur-
kunde vom 8. Juni 959, von der wir oben ausgegangen waren,
sondern eine zweite vom 9. Juni 959 flir das Kloster St. Em-
meram in Regensburg ausgestellt, worin ihm ein Besitzrecht
am Inn, im Sundergau, verbürgt erscheint.2 Hier ist von
den Grafschaften eines Ratolf, Chadalhoch, Otakar und
Sigihard die Rede. Dass die beiden Letztgenannten keine
anderen Grafen sein können als die gleichnamigen der Ur-
kunde vom 8. Juni, liegt nahe genug. Jener Chiemgau-Graben-
stätter Otakar besass somit auch eine Grafschaft im Sunder-
gau, gleichwie jener Sigihard, der dort als Inhaber der Graf-
schaft Törring-Tittmoning auftaucht, somit dem Salzburggau
angehört, anderseits uns aber auch als Grafschaftsbesitzer im
Chiemgau bekannt ist. Wir kämen daher angesichts der beiden
Urkunden bereits in Verlegenheit, uns flir den Chiemgau
oder flir den Sundergau als ^Heimat' der Otakare zu er-
klären, und diese Verlegenheit würde nicht geringer, wenn wir
1 8. 221, s. Abhandlung im Archiv für österr. Gesch. 82, 1.
1 Ottenthal, Reg., 8. 9, Nr. 271.
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176
auch zu jener ^Grafschaft an der oberen Traun*, von welchei
Friess spricht, diesbezüglich Stellung nehmen wollten.
Der Einwand, man dürfe in jener Urkunde vom 9. Jun
959 beim Sundergau auch an den benachbarten Chiemgau al
hier einbezogenes Glied eines grösseren landschaftlichen Ganzei
denken, wäre um so gewagter, da in der Urkunde vom 9. Jun
959 die Grafen Otakar und Sigihard in Gesellschaft gan:
anderer Ranggenossen, eines Ratolf und Chadalhoch, auf
treten, und ebenso unberechtigt wäre die Ansicht, dass di<
Otakare nicht schon 959 an der oberen Traun, im Traungaue
denkbar seien, was bereits vorhin betont wurde.
Man sieht somit, die Behauptung, der Chiemgau se
ausschliesslich Heimat und Ursitz der Otakare, leide min
destens an Einseitigkeit, und man dürfte gut thun, jene:
'i alten und gewiss nicht aus der Luft gegriffenen Tradition
welche die Styraburg und das Gebiet an der Steier mit dei
; ^ Anfängen unserer Otakare verknüpft, unbefangen nachzugehen
■'•* Zuvor seien jedoch die ältesten urkundlichen Zeugnisse
\ ^ für die oberösterreichische Seeplatte, beziehungsweise für dei
. i Traungau, die Mondseer Traditionen, gestreift. Es ist immer
hin bedeutsam, dass in einer von Salzburg und Regensburj
getroffenen Uebereinkunft vom Jahre 843 unter den Zeugei
ein Otachar auftritt, 1 dass uns in dem Vertrage des ,ehrwür
digen' Bischofs Wolfgang (von Regensburg, 972 — 994) mit den
,vornehmen' Manne Einhard als Zeuge an erster Stelle ,Graf
Otaker begegnet.2 Den Otachar der Tradition von 843 wollei
wir gern preisgeben, um nicht in den an Pritz gerügten Fehler
alle Otakare in sein System einzuschlachten, zu verfallen; abei
der ,comes Otachar' in der Mondseer Tradition (972 — 994)
welche die Schenkung des Ortes ,Reutun' an Mondsee betrifft
steht uns entschieden näher. Wir werden gewiss nicht starl
fehlgreifen, wenn wir ihn mit dem der Urkunde von 959 in einei
Zusammenhang bringen und dazu noch bemerken, dass um 961
ein Graf Otakar, gemeinsam mit den ,Raschenberg-Reichenhaller
Grafen Wilhelm und Liutold, sodann 976 und (958—991)
gleichfalls in Salzburger Traditionen, ein solcher, und zwar al
rangerster Zeuge auftritt, ohne dass wir es wagen, diese An
1 Urkundenbuch des Landes o. d. Enns I, S. 86, Nr. CXLVIL
1 Ebenda S. 87, Nr. CXL1X.
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gaben in Bezug auf Ort und Persönlichkeit des Näheren fest-
zustellen.1 Wahrscheinlich ist nur eines, dass alle diese Zeugen-
schaftsfunde unsere Otakare betreffen und wir im Rechte sind,
wenn wir ihrer Beschränkung auf den Chiemgau entgegen-
treten.
So wollen wir denn auch nicht verschweigen, dass uns
jener ,Graf Otachar', der in der bekannten Raffelstetter
Zollordnung (von 903 bis 905) 2 als Inhaber der genannten
Malstatt Oberösterreichs (in der Gemeinde Asten-Ebelsberg,
Bezirk Enns-St. Florian), genannt wird, zu seiner Aufnahme in
die dunkle Reihe der Otakare verlockt ; doch möchten wir vor-
derhand dieser Versuchung widerstehen.
Es handelt sich zunächst um die Frage, wie es mit der
angeblichen Erbschaft stand, welche einer der Otakare als
blutsverwandter* der sogenannten Wels-Lambacher Grafen
um 1055 — 1056 im Traungau angetreten haben soll, und ob wir
sie erst dann als Inhaber der Burg und des Gebietes an der
Steier anzunehmen haben?
Unser Urkundenvorrath ist diesbezüglich äusserst karg
und die Haupturkunde in ihrer vorliegenden Fassung unecht,
mindestens interpolirt zu nennen.
Vorerst muss Einiges über die ,Wels-Lambacher' Grafen,
1036 — 1055, zugleich Markgrafen der karantanischen Mark,
bemerkt werden.
Die Bezeichnung ,Lambacher' Grafen nach ihrer Orts-
herrschaft findet sich in einem einzigen ihrer Zeit angehörigen
Zeugnisse, in dem Briefe eines Geistlichen über die Absetzung
des Kärntner Herzoges Adalbero (1035) an Bischof Azecho
angedeutet;3 in den Stiftungsurkunden für das Kloster Lam-
1 S. Juvavia, 8. 194, Nr. 11; S. 195, Nr. 11 und Hauthaler, ,Die Salzburger
Traditionscodices des 10. und 11. Jahrhunderts' in den Mittheilungen
des Institutes für österr. Geschichtsforschung III (1882), S. 83, Nr. 4.
Vgl. Fries s, Traunkirchen, a. a. O., S. 206.
* Urknndenbuch des Landes o. d. Eiins, S. 54, Nr. XXXIX zum Jahre
906; Mühlbacher, Reg., S. 718, Nr. 1961, der mit Recht den Zeitpunkt
innerhalb der Jahre 903 — 905 begrenzt.
* Giesebrecht, Gesch. der deutschen Kaiserzeit II, S. 700; Bresslau,
Jahrb. des deutschen Reiches unter Conrad II., 2. Bd., S. 134, mit Rücksicht
auf Ewald im Neuen Archiv für ältere deutsche Gesch. III, S. 331, Nr. 27.
Es heisst hier : . . . marcham vero ipsius Adalberonis fertur commissam
cuidam A(rnoldo) de L(ambach) . . .
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178
bach von 1056 — 1061, l insbesondere in dem bezüglichen Kaiser-
diplome vom 18. Februar 1061 werden sie ohne ein Ortsprt-
dicat angefUhrt, nur in der gefälschten oder interpolirten
Urkunde Bischof Altmanns von Passau mit dem Datum 1088,
19. August, Lorch,* wird ihrer als Grafen von Wels und
Lambach gedacht, und auch nur diese Urkunde bezeichnet
unsere Otakare als ihre Blutsverwandten und Erben
Nichtsdestoweniger ist der Bestand ihrer Hauptherrschafter
Wels 8 und Lambach anderweitig erwiesen, und wir dürfen bei
dieser wie bei anderen gefälschten oder interpolirten Urkunde!
annehmen,4 dass ihr gewisse thatsächliche Verhältnisse zd
(1 runde liegen. Diese Thatsachen erscheinen jedoch nament
lieh in chronologischer Beziehung äusserst bedenklich ver-
arbeitet.
1 Urkundenbuch des Landes o. d. Enns II, S. 89—92, Nr. LXX— LXXII
Der sogenannte Stiftungsbrief von 1056 ist eine Fälschung. Vgl. Büdin
ger, Oesterr. Gesch., S. 464; massgebend ist also nur die Königsurkund«
von 1061.
1 Hansis, Germ, sacra I, S. 279; Mon. Boica XXIX, 2, S. 44; Urkunden
buch des Landes o. d. Enns II, S. 117 f., Nr. 83. Vgl. Kurz, Beiträge
zur Gesch. des Landes o. d. Enns III, S. 294; Hormayr's Archiv 1815
8. 499. Ueber ihren Inhalt s, weiter unten.
• Wels 885, 25. August (Urkundenbuch des Landes o. d. Enns II, S. 2<
bis 27, Nr. XX; Mühlbacher, Reg., S. 642, Nr. 1666) erscheint ah
königlicher Hof ,Veles*; 888, IS. April (Urkundenbuch des Landes o
d. Enns II, 8. 32— 34, Nr. XXV; Mühlbacher, S. 663, Nr. 1739) it
der königlichen Schenkungsurkunde für den Capellan Zazlo als ,Welas*
dann begegnen wir ihm erst wieder 1056 in der angeführten Stiftungs-
urkunde des Klosters Lambach (Urkundenbuch des Landes o. d. Enm
II, S. 89—90, Nr. LXX) als ,mercatus<-Markt im Besitze des Bischofi
Adalbero von Würabnrg, aus dem Hause der Lambacher und in den be-
lüglichen Künigsdiplomen vom 18. Februar 1061, Regensburg (ebenda H
8. 90—92, Nr. LXXI und LXXH). Dass es der Würzburger Kirche
durch Bischof Adalbero zugewendet wurde, beweist die Urkunde Bischoi
Embrichos von Würmburg rom Jahre 1128 für den Brückenzoll de*
Marktes (ebenda II, S. 171—172. Nr. CXIV). Vgl. auch Strnadt
Peuerbach, S. 94, und Mein dl, Gesch. der Stadt Wels I.
* Schon H an siz a. a. O. fand die Urkunde bedenklich, die als Fragment
bereits Pnsch in der Chronol. d. d. St I, S. 255, veröffentlichte. Cae-
sar, Ann. duc Styr. I, S, 789 f.» suchte sie (S. 118) gegen Hansiz zu ver
theidigen; Fr ö lieh (Archont Car. II, S. 184) führte sie mit der ,cor<
rectione4 Pater ejus »Ottakerii* statt »Ottakerius4 unter den Belegen an
F. Kurz, a- a. O. III, S. 294f., Nr. I (Gleinker Urkundenbuch), bemerkt:
Jch bin nicht so glücklich gewesen, das Original aufzufinden; icl
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179
Wenn wir das Jahr dieser Urkunde, 1088, festhalten
wollen, so kann unter dem ,Markgrafen Otakar von Steier',
welcher den in Bede stehenden Tauschvertrag mit Bischof
Altmann von Passau (1065 — 1091) eingeht, nur Otakar IV.
oder VI. (f 1122) gemeint sein. Dieser habe sich bereit er-
klärt, viele der Passauer Kirche längst entfremdete Bene-
ficien oder Lehen dem Hochstifte wieder zuzusprechen, und
zwar in der Gegend des Hausrucks, des ,Kesslerwalde8* (jetzt
Hörzingerwaldes) und an den Bächen oder Flüsschen Trahtina
(Trattnach), Innen (Innbach) und Ahsa (Aschach) bis zur Do-
nau; ferner die Beneficien auf dem Traunfelde und das Pa-
tronats- und Zehentrecht der Pfarren Puhele (Pichl) und Gun-
liefere hier also eine vollständige Abschrift aus dem erwähnten Ur-
kundenbuche' (verfasst im 17. Jahrhundert), und äussert sich dann
(S. 297) : ,Die Zweifel, welche Hansiz gegen eine Stelle dieser Urkunde
(Bischof Piligrim von Passau betreffend) hegte, hat bereits schon Caesar
(Ann. duc. Styr. I, Diss. proSmialis S. 107—190) aufgelöst/ Das Ur-
kundenbuch des Landes o. d. Enns II (1856) verzeichnet in der Schluss-
angabe S. 119: »Original mit Siegel im Archive zu Gleink*. — Be-
schreibung der Urkunde bei Stülz, Oesterr. Gesch.- Archiv 1849, II
(8. 269—280), S. 270. Hier gibt Stülz nur Abweichungen des ,Chris-
mon' und des Siegels von denen in dem Urkundenbuch Altmann's für
St. Florian von 1071 und 1074 an und bemerkt, dass die Schrift mit der
der Urkunde des Bischofs Otto von Bamberg von 1128 grosse Aehn-
lichkeit habe (es ist die bei ihm Nr. III beschriebene). Weiter unten
8.278 äussert sich Stülz betreffs der drei Urkunden von 1088, 1128
und 1192: es seien jene, ,gegen welche minder oder mehr wich-
tige Bedenken obwalten*. Dennoch entscheidet sich Stülz für die
Echtheit des Inhalts, mit Rücksicht auf die thatsächlichen Verhält-
nisse. Ebenso enthalte den Tauschvertrag vom Jahre 1088 auch der
Passauer Codex, aus welchem die bewusste Urkunde in den Mon.
Boicis XXIX, 2, 8. 44, abgedruckt wurde. — In seinem ,Leben des
Bischof Altmann von Passau1 (Denkschr. der Wiener Akad., philos.-hist.
Classe IV, 1853, 8. 279—280) bietet Stülz den Inhalt der Urkunde und
äussert sich 8. 280, Anm. 2: ,Wir glauben die Unechtheit des Ori-
ginals dieser Urkunde, wie es noch erhalten ist, an einem anderen
Orte (bezieht sich auf Archiv für österr. Gesch. 1849, a. a. O.) hinläng-
lich bewiesen zu haben (!). Es ist uns ebensowenig zweifelhaft,
dass der Inhalt vielfach interpolirt worden sei; zu schweigen von
dem, was über den Erwerb der ausgetauschten Lehengüter durch die
Otakare zur Zeit des Grafen Arnold und des Bischofs Piligrim gesagt
wird, können wir nimmermehr glauben, dass Altmann einer Pfarr-
kirche Freiheiten, wie die genannten, gegeben haben
konnte/
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180
deschirchen (Gnnskirchen). All dies hätten der genannte Marl
graf und sein Vater Otakar (III., V.), der in Rom starl
lange vor den Zeiten Bischofs Altmann vom Passauer Bische
Pilgrim zu Lehen erhalten und vom Grafen Arnulf von Wel
und Lambach, ihrem Blutsverwandten, angeerbt und b(
sessen. * Zur Entschädigung oder im Tauschwege verleih
Bischof Altmann der auf dem Eigengrunde des Mari
grafen nahe der Burg Steier gelegenen und ihm gehörei
den Kapelle ,Twedick' alle jene kirchlichen oder geistliche
Rechte, die ihr bereits von jenem Bischof Piligr im urkundlic
verbürgt worden seien. ,Tuvedick' ist Todicha = Dietacl
nördlich von Gleink. *
Begreiflicher Weise kommt man zunächst mit dem Voi
ganger Bischofs Altmann, Piligrim, nicht zurecht. Wir kenne
mit diesem Namen nur den vielberufenen Verfechter der Ran£
Stellung Passaus, in den Jahren 971—991. Hansiz meinte cU
her, man müsse vielleicht ,Perenger' (Berengar) lesen, welche
der gedachten Hochkirche (1013 — 1045) vorstand. Doch liess
sich die Angabe der Urkunde auch so auffassen, dass jen
Passauer Beneficien oder Lehen seit den Tagen jenes Pil
grim von den Wels-Lambachern besessen wurden und durc
sie den Otakarn zufielen.
Wir wollen darüber nicht weiter klügeln und an spätere
Stelle darauf zurückkommen. Hier genügt es, hervorzuhebei
dass die Urkunde von 1088 nur Passauer Lehen als Weh
1 Ab Arnulpho magnifico comite de Welsa atque de Lampach ipsc
rum (Otakerorum) consanguineo ad eos fuerunt devolata atque poi
seasa. 993 erscheint in einem Vertrage mit dem Bischof Christia
von Passau (991 — 1013) ein Arnolf als ,comes' (Urkundenbuch d<
Landes o. d. Enns H, S. 69) und 1018 (ebenda II, S. 78) ein comes Ai
nolfas mit einer Grafschaft am Inn. Er dürfte ein Ahnherr der Weh
Lambacher sein und in der Urkunde vielleicht gemeint werden. Vgl. unte
S. 187 und 188 und den IV. Abschnitt.
* Eine Hauptpfarre des (nach den zwei gleichfalls unechten ode
interpolirten Urkunden vom Jahre 1125 bei Kurz, Beitrage II
S. 299 ff., Nr. II und III; Urkundenbnch des Landes o. d. Enns II, 8. 16
bis 168, 169—171, Nr. CXI, CXIII) von dem Edlen Arnhalm von Glunia
Gleink gestifteten und vom Markgrafen Otakar (IV., VI.) dotirten un
in seiner Gründung vom Bamberger Bischof Otto I. beurkundeten Ben«
dictinerkloster Gleink, woraus der Umstand, dass das so bedenklich
Diplom von 1088 den Anfang der Gleinker Urkunden macht und i
seinem Archive bestand, seine Erklärung gewinnt.
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181
Lambacher Erbe der Otakarn verzeichnet, während sie das Ge-
biet der Burg Steier schlechtweg ein Eigengut der Letz-
teren nennt1 und in jene Erbschaft nicht einbezieht.
Dem entspricht denn auch die anderweitige Thatsache,
dass die beiden Hauptherrschaften Wels und Lambach nach
dem Tode des Grafen-Markgrafen Arnold (1055) an den ihn
überlebenden Sohn Adalbero, Bischof von Würzburg (1045
bis 1088), Altmanns Jugendfreund und Parteigenossen, gediehen
und zunächst der Klosterstiftung Lambach8 zu Gute kamen,
anderseits der Markt Wels im Besitze des Bisthums Würzburg
— als Nachlass Adalberos — erscheint. Wir sind daher ganz
ausser Stande zu erkennen, was ausser jenen Passauer Kirchen-
lehen der Urkunde von 1088 unsere Otakare von den soge-
nannten Wels-Lambachern anerbten. Denn keine sonstige Ur-
kunde ertheilt uns darüber Aufschluss, und geben wir das,
allerdings interpolirte Document von 1088 preis, so müssten
wir auch seinen Aufschluss über jenes Erbe und das einzige
Zeugniss für die Blutsverwandtschaft beider Häuser preisgeben.
Denn aus den Lambacher Stiftungsbriefen erfahren wir nur,
dass Bischof Adalberos Grossvater ein Arnold (I.) war; sein
Vater Arnold (II.), der bekannte Markgraf Karantaniens ;
ausserdem werden sein älterer Bruder (Markgraf) Gottfried und
ein Vaterbruder (patruus) Aribo genannt. 3 Wenn ferner sicher
ist, dass der Neuburg-Formbacher Graf Ekbert als Eidam
jenes Gottfried das von diesem erworbene Püttner Gebiet
zwischen der Piesting, dem Semering-Zerwald und Hartberg-
Wechsel erbte und als Erster dieses Namens die Reihe der
Grafen von Putten eröffnet, so ist es anderseits nur eine Muth-
massung, dass ein gleichartiger Vorgang jenen unserer Ota-
kare, welcher 1056 — 1059 als Nachfolger Arnolds (II.) von
1 . . . quandam capellam ,Twedick* (Todicha — Dietach) nominatam ex
iure fundi eius (Ottocari) propriam, castro Styre contiguam
ac pertinentem. Dietach liegt noch weiter als Gleink von Styre =
8teier entfernt; da 1088 Gleink als Kloster noch nicht bestand und Die-
tach somit die einzige Kirche im Norden von Steier war, so erklärt sich
das »contiguam* im Sinne der Zugehörigkeit zur Burgherrschaft Steier
ganz gut Vgl. den Schluss dieses Abschnittes.
8 Wir werden auf diese Klosterstiftung im III. und IV. Abschnitt noch-
mals zu sprechen kommen.
1 8. das Nähere im III. Abschnitt.
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182
Wels-Lambach in der karantanischen Mark beurkundet er-
scheint, als Eidam Arnolds (IL) zum Erben der Wels-Lam-
bacher Hinterlassenschaft im Traungau gemacht hätte. 1 Denn
wir können dies Erbe nicht ausfindig machen, und es bleibt
auffallend, dass das Todtenbuch von Traunkirchen, welches
,alle Otakare' verzeichnet, soweit sie der Schlusshälfte des 10.,
dem 11. und 12. Jahrhundert angehören, nicht einen der
ihnen blutsverwandten Wels-Lambacher Grafen anführt.
Dennoch wollen wir die Urkunde von 1088 nicht preis-
geben und müssen uns mit einer anderen ihrer Angaben etwas
näher beschäftigen, mit dem Burggebiet von Steier, dem
,Eigen' der Otakare.
Bekanntlich hat man in den Aufzeichnungen über die
sogenannte Mistelbacher Synode aus den Zeiten Bischofs
Piligrim, um 985, die früheste Erwähnung der beiden für die
Gütergeschichte der Otakare so wichtigen Oertlichkeiten: Sti-
rapurch (Burg und Stadt Steier) und Garstina (Garsten,
Steier-Garsten) zu finden geglaubt, undPritz bezeichnet seinen
Otakar HL als Erbauer jener Schutz- und Trutzburg am gleich-
namigen Flusse.*
Strnadt versucht nun, die ,Entstehung' jener Notiz über
die Mistelbacher Synode dem elften Jahrhundert zuzuweisen,9
und ihm gelten die Wels-Lambacher Grafen als Erbauer
von Styraburg, ,weil ihr Besitz bis an die Steyr und
1 8. HL und IV. Abschnitt
1 Mon. Boica XXVIII, I, 8. 88, Nr. CXVU; Urkundenbach des Landes
o. d. Enns I, 8. 472—473, LVII, ,circa< 985. üeber den Ort Tgl. Bü-
dingen Gesch. Oesterr. I, 8. 446, der, weil an Mistelbach in Nieder-
österreich nicht leicht su denken, Mistelbach in Oberösterreich,
im Hausnickviertel nördlich Ton Wels, annimmt. Strnadt (s. w. n.)
polemisirt gegen eine solche Annahme, ohne jedoch sa überzeugen, da
mit den Zeiten doch anch die örtlichen Verhaltnisse wechseln können.
* Strnadt, Geburt des Landes o. d. Enns, 8. 45, Anm. Gegen seine An-
nahme spricht wesentlich der Umstand, dass in dieser 8ynodalnotis der
Pfarre 8irnihca = Sie min g, nordöstlich von Steier, die Zehenten tod
Garsten (Garstina a. d. Steier), Sarming (8apinicha), Stirapurch, Reiter-
gut (Biuti), 8chwamming (8wammara), Wolfowenger oder Wolmlehner
(Woluesuanch) bei Aschach, Tunsting (Tuncinesdorf ) — ich folge hier den
Reductionen Strnadt's a. a. O., S. 16, Anm. 16 — angewiesen erscheinen,
was doch entschieden auf altere Zustande als die um Mitte des 11. Jahr-
hunderts vorhandenen surückweist. Auch die Angabe der Zeugen
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183
Enns reichte', und weil an sie nach dem Jahre 1036
auch die Verwaltung der Kärntnermark gediehen sei.1
Abgesehen davon, dass auch ein Preisgeben jener Syno-
dalnotiz und damit des Nachweises vom Bestände der Burg
Steier in den Zeiten Bischof Piligrims von Passau (971 — 991)
keineswegs zur Folgerung berechtigt, die Styraburg habe da-
mals nicht bestanden, bliebe es denn doch ein bedenkliches
Räthsel, weshalb denn die Wels-Lambacher Grafen nicht nach
der von ihnen erbauten, durch ihre Lage und Stellung so her-
vorragenden Burg Steier benannt wurden, während unsere
Otakare des 11. Jahrhunderts gerade dieses Prädicat als ein
typisches fuhren? Es liegt doch näher, sie von unseren Ota-
karen erbaut werden zu lassen; wann dies geschah, bleibt
allerdings unerweislich. Jedenfalls ist aber eines sicher, dass
das Gebiet von Steier ihnen gehörte, was Strnadt flir die
Wels-Lambacher durch nichts erweisen kann. Es steht damit
so wie mit der Bezeichnung Traungauer, welchen Namen sie
wohl nie in den Urkunden führten, den ihnen jedoch mit Rücksicht
auf ihren Besitz die moderne Geschichtschreibung ertheilt, und
der ihnen schon vor 1055 jedenfalls zum Mindesten ebenso ge-
bohrt wie den Wels-Lambacher n, für welche ihn Strnadt ,als
am richtigsten* in Anspruch nehmen will.
Dies nöthigt uns denn, auf die ältesten Besitz- und
Grafschaftsverhältnisse im Traungaue etwas näher ein-
zugehen und einige Bemerkungen über den Traungau voraus-
zuschicken.
Zur Zeit, als der letzte Agilolfingerherzog Boioariens die
ältesten Klosterstiftungen im Lande ob der Enns: Mondsee und
Kremsmünster, erstehen Hess, und zwar die erstere genehmigte,
die zweite ins Leben rief, und das Gebiet an der Krems noch
eine Slavendecanie mit dem Supan Physso aufweist,2 scheint der
ohne alles Prädicat: Verinheri, Rupo, Eigil, Mimilo, Mazili u. s. w.
macht den gleichen Eindruck. Strnadt scheint dies selbst zu fühlen,
wenn er 8. 16 — 17 der wenigen Pfarren im Verläufe des 10. Jahrhunderts
gedenkt und hiefür unsere Mistelbacher 8ynodalnotiz als Beleg anführt,
allerdings mit der Hinweisung auf seine Bedenken gegen dieselbe.
1 Geburt des Landes o. d. Enns, S. 44.
* Urkuudenbuch des Landes o. d. Enns II, Nr. I und II, mit Angabe der
älteren Abdrücke. Vgl. Hagn, Urkundenbuch von Kremsmünster. Be-
züglich der Stiftung von Kremsmünster erscheint es bemerkenswerth,
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184
güterreichste Hochadelige auf der Seeplatte Oberösterreichi
Machelm,1 der Gründer von Mondsee und Graf des Traun
gaues ein Hleodor gewesen zu sein. Dann gähnt eine ge
waltige Lücke urkundlicher Spuren bis über die Zeiten Karli
des Grossen und Ludwigs des Frommen hinaus, und erst ein«
Mondseer Tradition vom Jahre 843, deren Inhalt die Gegenc
am Aparisäo = Attersee betrifft, fuhrt uns mit einem Grafei
Nordprecht als rangerstem Zeugen zusammen.8 Vom Jahn
876/77 an tropfen vereinzelte Angaben etwas reichlicher. Karl
manns Schenkung vom 3. November 876 bezeichnet als Grafei
im Traungau einen Arbo-Aribo;3 derselbe erscheint auch ü
den Urkunden König Arnulfs vom 4. Jänner 888, 4 in den Di
plomen des letzten ostfränkischen Karolingers, Ludwig des Ka
tholischen, von 903 6 und noch 909, als ihm und dem Salzburge
Erzbischofe Piligrim die königliche Abtei Truns6o — Traun
kirchen, welche vorher ein Alpker und Grundprecht besasser
verliehen wurde. 6
dass dem Kloster unter Anderem 30 slavische Hörige übergebe
werden sammt dem Ackerboden, den sie «ohne Genehmigung des Baien:
herzogs1 unterhalb dem Forst bei Todicha (Dietach) und an de
Sierning (Sirnicha) urbar gemacht
In diesem Machelm (,vir clarissimus' in der Mondseer Tradition I, Ui
kundenbuch des Landes o. d. Enns I, S. 1, genannt und in Nr. IV a
,comes' bezeichnet) vermuthet Moritz in seiner Abhandlung über di
Grafen von Formbach, Lambach und Putten (Abhandlung der bairische
Akademie der Wissenschaften 1803, I) den Ahnherrn dieses Geschlechte;
Wendrinsky (Die Grafen von Raabs, Blätter des Vereines für Lande
künde Niedersten*. XII, 8. 374 ff.) folgt ihm auf diesem Geleise; di
Alles ist reine Hypothese, wie wir mitStrnadt, Geburt des Landes o.
Enns, S. 43 und 95, gern zugeben.
Urkundenbuch des Landes o. d. Enns I, 8. 86, Nr. CXLVII.
Urkundenbuch des Landes o. d. Enns II, S. 18, Nr. XIII; Mühlbache
Reg., 8. 689, Nr. 1478: in pago Trungovi in comitatu Arbonis.
Urkundenbuch des Landes o. d. Enns II, 8. 27—28, Nr. XXI; Müh
bacher, 8. 661, Nr. 1724 (die Urkunde vom 3. Juni Neuhofen, Müh
bacher, 8. 660—661, Nr. 1723, ist unecht).
Urkundenbuch des Landes o. d. Enns n, 8. 47—48, Nr. XXXV; Müh
bacher, 8. 726, Nr. 1966: ,comes nomine Arbo* neben Engilmar j
, Vasallen' des Bischofs Burkhard von Passau (903 — 915) angeführt.
8. oben das von Trunsöo-Traunkirchen Gesagte. Die Urkunden i
Urkundenbuch des Landes o. d. Enns II, 8. 56, Nr. XL; Mühlbache
8. 739, Nr. 2001.
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185
Ist es nun durchaus zutreffend, in diesem Arbo-Aribo der
Urkunden von 876 — 909 eine und dieselbe Persönlichkeit, oder
doch Vater und Sohn, im Traungaue mit Grafschaftsgewalt
ausgerüstet zu finden, so stehen wir vor einer anderen noch zu
lösenden Frage, ob wir diesen Aribo, und zwar zunächst den in
den Urkunden von 888—909, oder doch von 903 und 909 mit
dem ,Markgrafen' dieses Namens in der bereits oben gestreiften
and nunmehr eingehend zu behandelnden Raffelstetter Zoll-
satzung aus den Jahren 903 — 905 * identificiren sollen.
Als Veranlassung dieser Massregel erscheint zunächst die
Beschwerde aller bairischen Bischöfe, Aebte und Grafen und
Aller, die der Weg in die Ostmark führte,2 über die daselbst
ungerechter Weise und unbillig erhobenen Zölle und Mauten,
vor dem Könige Ludwig. Derselbe beauftragte den Mark-
grafen Aribo, er solle in Gemeinschaft mit den Richtern der
Ostmark den Zollrechten und der Art und Weise der Zollein-
hebung nachforschen. Als Sendboten des Königs erschienen
Erzbischof Theotmar von Salzburg, Bischof Burkhard von
Passau und Graf Otakar; dann heisst es weiter: Den Zoll be-
schworen ,in comitatu Arbonis' 42 namentlich angeführte
Männer mit Walto und Durinc als ,vicarii' an der Spitze.
yDiese und alle übrigen, die in diesen drei Comitaten
Adelige waren, wurden nach Ablegung des Eides vom Mark-
grafen Arbo befragt, in Gegenwart Erzbischofs Theotmar und
Burkhards von Passau, mit welchen ,Graf Otacher das Tai-
ding in Raffeiste tten abhielt,3 wobei sie darlegten, welche
Orte und Erhebungsweisen des Zolles in der Zeit König Lud-
wigs des Deutschen und Karlmanns bestanden/ Es folgen nun
die verschiedenen Zollsatzungen, und bezüglich des Traun-
gaues heisst es insbesondere, dass Alle, welche dorther
1 Urkundenbuch des Landes o. d. Enns II, S. 54 f., Nr. XXXIX, bester
Abdruck in den Mon. Germ. Leges III, herausgegeben von Merkel.
Müblbacber, Reg., S. 728, Nr. 1961 a (903—905).
* . . . qualiter questio clamorque cunctorum bawariorum episcoporum,
uidelicet abbatum et comitum omniumque, qui in orientales partes
iter habebant . . .
* Isti et ceteri omnes, qui in hiis tribus comitatibus nobiles
fverunt post peractum iuramentum interrogati ab Aribone marchione in
presentia Theotuiari arcbiepiscopi et Purchardi praesulis Pataviensis re-
sidente cum eis Otachario comite in ipso placito in loco, qui
dicitur Raffoltesteten . . .
kichir. LXXXIV. Bd. 1. Hilft«. 13
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186
kämen, keinerlei Abgabe zu entrichten hätten (sine cens
transeant).1
Zunächst handelt es sich darum, was wir unter dem ,c<
mitatus' Aribos und unter den drei nicht näher bezeichnete
Comitaten oder Grafschaften zu verstehen haben. Soll die
in Einklang gebracht werden, so ist dies nur unter der Voj
aussetzung möglich, dass der Ausdruck ,comitatus Arbonis' e
viel wie das Amtsgebiet des österreichischen Marl
grafen bedeutet, dem drei Grafschaften oder Comitate eil
geordnet waren. Dafür spricht nicht nur der übliche Ausdruc
,in marca et comitatu' oder ,in comitatu Marchionis' in spätere
Urkunden der Babenberger, Eppensteiner u. A., sondern in
besondere der Umstand, dass es sich ja um die Aussage vo
- ' Vertrauensmännern aus der Ostmark handeln musste, tu
l \ Adelige aus dem Amtsbezirke Aribos, wofür auch die gross
• * Zahl von 42 Personen spricht. So käme dies auch — nebei
. * * bei gesagt — der Anschauung Strnadt's zu Hilfe, welch«
' ^ \ die ,drei Grafschaften' der 1 156 zum Herzogthum erhobenen Mar
i * ■ Oesterreich nicht ausserhalb derselben und seit 1156 er
\ 1 mit ihr verbunden denkt, sondern in ihr als Amts- un
Grafschaftebezirke vorhanden annimmt.8
Für unsere Aufgabe handelt es sich aber um etwas Ai
deres, um den Ort Raffelstetten und um den Grafen Otj
kar, der daselbst mit den beiden anderen geistlichen Sendbote
des Königs ein Tai ding (placitum) abhält.
Dass Raffelstetten im nordöstlichen Grenzgebiete de
Traungaues lag, unterliegt wohl keinem Zweifel, und da nebe
den beiden Bischöfen ein Graf Otakar zum Vollmachtträge
des Königs ausersehen wurde, ist es mehr denn wahrscheii
lieh, Letztgenannter habe Grafschaftsrechte im Traungau
ausgeübt, gleich jenem Aribo der Urkunden von 903 — 901
Diesen Aribo mit dem ,Markgrafen* Aribo zu identificiren, hä
schwer, wenn wir auch annehmen wollten, er habe sich nac
dem Verluste der Ostmark an die Magyaren (seit der ve:
1 Vorausgeht: Sed ibi naves, que de Trungove sunt, nichil reddant . .
2 Strnadt's Erörterung der bekannten Stelle in Ottoni's Fris. Gert
Friderici imp. (Mon. Germ. Script XX, S. 416) ... ,marchiam Orientale
cum comitatibu8 ad eam ex antiquo pertinentibus . . .* uu
weiter unten ,cuin praedictis comitatibus, quos tres dieunt . . / in seine
verdienstvollen Buche , Geburt des Landes o. d. Enns', S. 75 ff.
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187
Dichtenden Schlacht vom Jahre 907) auf seine Traungauer
Grafschaft zurückgezogen. — Jedenfalls haben wir schon da-
mals mehrere Grafschaften im zersetzten Traungaue anzu-
nehmen, und ein solcher Graf im Traungaue muss auch jener
Heginhard gewesen sein, in dessen Machtgebiete sich die
(930) an Salzburg vertauschten fünf Hüben am Filsbache bei
Pachmanning, in der Gegend von Lambach,1 befanden. Es
mag daher Strnadt ganz im Rechte sein, wenn er in diesem
Heginhard des Jahres 930 einen Ahnherrn der sogenannten
Lambacher oder Wels-Lainbacher Grafen vermuthet,2 und dann
wäre vielleicht jener ,Graf Arnulf, der sich mit dem Passauer
Bischof Christian (991 — 1013) über einen strittigen Wald ver-
gleicht,8 sein Nachkomme. Denkbar wäre aber eines, dass
dieser Arnulf derselbe sei, welchen die interpolirte Urkunde
Juvavia, Anhang S. 142, Nr. LXI, Cap. XXXVII.
' Strnadt, a. a. O., S. 43.
1 Urkondenbnch des Landes o. d. Enns II, S. 69—70, Nr. LI. Vgl. Hagn,
Urkundenbuch von Kremsmünster, S. 27, Nr. 18 (aus dem Codex Frideric).
Im Urkundenbuch des Landes o. d. Enns wird S. 70 auf eine Aufzeich-
nung dieser Urkunde aus dem 12. Jahrhundert verwiesen, die sich auf
der Rückseite der Originalurkunde Heinrichs IV. für das Kloster Lam-
bach vom 18. Februar 1061 (s. o.) befände. Im Urkundenbuch des
Landes o. d. Enns wird als Datum ,circa( 993 angegeben; doch thut man
besser, sich dabei an die ganze Zeit der bischöflichen Wirksamkeit Chri-
stians (991 — 1013) zu halten. Die Oertlichkeiten der Urkunde s. w. u.
Vielleicht ist der genannte Arnulf derselbe, welcher als ,comes Arnol-
fus* in der kaiserlichen Urkunde vom 8. Februar 1018 (Mainz) für das
Bamberger Domcapitel angeführt erscheint (Urkundenbuch des Landes
o. d. Enns II, 8. 78—79, Nr. LX). Die Schenkung Heinrichs n. betrifft
den Ort ,Antisina( (bei Reichersberg am Inn) ... in pago (der Name
ausgefallen) et in comitatu Arnolfi comitis. Die Oertlichkeit im
heutigen Inn viertel gehörte wohl zum Rotagau, und wir können uns bei
dem Umstände, dass gleichzeitig (1007) ein Qebhard sowohl im Mattig-
als im Attergaue eine Grafschaft innehatte (Urkundenbuch des Landes
o. d. Enns II, S. 72—73, 73—74, Nr. LV, LVI), das Gleiche bei Arnolf
ftr das Gebiet im Traun- und im Rotagaue vorstellen. Für die wach-
sende Zahl der Ortsgrafschaften in den alten Gauen spricht am besten
die Urkunde von 1025 aus nahegerückter Zeit, womit Kaiserin Kuni-
gnnde der Freisinger Kirche Güter zu Ranshofen am Inn und an
anderen Orten verlieh. Als b airische Grafen erscheinen unter den
Zeugen nicht weniger als acht, darunter auch an dritter Stelle Arnolt,
vielleicht unser Arnulf (Urkundenbuch für Oberösterreich II, S. 79,
Nr. LXI).
13»
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188
von 1088 in verworrener Weise als ,grossn)ächtigen Grafen von
Wels-Lambach' und Blutsverwandten der Otakare einflicht und
die Vermuthung erweckt, als verwechsle sie ihn mit dem letzten
weltlichen Vertreter des Lambacher Hauses, mit dem 1055 ver-
storbenen Arnold (II.). Immerhin wäre es auch möglich, dass
dieser ,Arnulf kein anderer sei als der ,Arnold' (L) der Kaiser-
urkunde von 1061 für Lambach, der Grossvater Bischofs Adal-
beer, Vater Arnolds (II.), wenn man die Wurzel des Namens
ins Auge fasst und wechselnde Namenschreibungen voraussetzt.1
Die in jener Urkunde des Vergleiches Arnulfs mit Bischof
Christian von Passau angeführten OerÜichkeiten liegen in der
Gegend von Steinfeld bei Sirninghofen, Pettenbach und Schar-
ten, Stockham und Hart bei Lambach, also gewiss auf dem
Boden der Grafen, die ihr Prädicat von dem letztgenannten
Orte führen.
Wir dürfen aber jenes Grafen Otakar in den Jahren
903 — 905 und seines Taidings im traungauischen Raffelstetten
nicht vergessen. Wohl verschwindet er seither aus den Di-
plomen, und in die weite Lücke treten 977, 5. October, zwei
Urkunden ein, welche Liutpold, den ersten ,babenbergischen'
Markgrafen der Ostmark, als Inhaber jener Grafschaft im
Traungau bezeichnen,8 in welcher die damalige ,Anasipurch'
— Stadt Enns — lag.
1 Man vergleiche beispielsweise die wechselnden Schreibungen der Namen
»Liutpolt, Liutolt, Leotolt' oder ,Adelbertus, Adilbero, Adalbero' für die
gleiche Persönlichkeit. Vgl. auch den III. und IV. Abschnitt.
2 Die eine der beiden gleichseitigen, aber von verschiedenen Orten (!)
datirten Urkunden, mit dem Ausstellungsorte ,Eidrateshusa' (bei Regens-
burg) war im Auszuge schon bei Hund, Hansiz und Oefele abge-
druckt; sodann im 40. Bande der Wiener Jahrbücher, Anzeigeblatt 11,
Nr. 10 und in den Mon. Boic XXVIII, 1, S. 223, Nr. 150, vollständig.
Sie befindet sich nach Meiller's Angabe (Reg. der Baben berger 1, Nr. 2)
im bäurischen Reichsarchiv und erscheint im Urkundenbuch des Landes
o. d. Enns II, S. 66—67, Nr. XL1X, wieder abgedruckt Die «weit© etwas
längere Urkunde führt als Ausstellungsort ,Regensburg* und wurde in
den Wiener Jahrbüchern XL, Anzeigeblatt 12, Nr. 11, ferner in den Mon.
Boic. XXXI, 1, S. 232, Nr. 120 (Urkundenbuch des Landes o. d. Enns II,
S. 66/66, Nr. XL VIII) abgedruckt, und swar aus einem Copialbuche.
Meiller, a, a. O., S. 1S9, hielt diese zweite Urkunde für ein wahr-
scheinlich unausgeführtes Concept; Dümmler (Piligrim von
Passau und das Erzbisthum Lorch, 1864, S. 63, Anm. 32, S. 179) beide
Diplome für interpolirt. Auch Uhlirs (Die Urkundenfälschung zu
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Wenn wir auch Stmadt Recht geben und von der einen,
etwas längeren und nur aus späterer Abschrift bekannten Ur-
kunde ganz absehen wollen,1 so liegt doch die andere in einem
Originale vor, das sich keineswegs als unecht im Ganzen,
höchstens als interpolirt bezeichnen lässt.2 Hier heisst es nun,
daBs dem Passauer Bischof Piligrim (971 — 991) zum Ersätze
fär den durch die verwüstenden Einfälle der ,Slaven' und an-
derer Feinde, ausserdem in Folge der Erhaltung des königlichen
Heerbannes erlittenen Schadens,8 auf Bitten des Herzogs Otto
von Baiern (976 — 982), Brudersohnes des Königs, und des
Markgrafen Liutpold, das Gut ,Anesapurch' im Traungau,
am Ufer der Enns, in der Grafschaft Liutpolds4 mit
allem Zugehör verliehen worden sei, wie es frommen Ange-
denkens der Oheim des Königs, Heinrich (Baiernherzog von
945 — 955) vom seligen Bischof Adalbert (946 — 970, Vorgänger
Piligriins) im Tauschwege erhalten.
Nun wissen wir aus einer Königsurkunde vom 19. Jänner
90 1,5 dass die damals schon als Bollwerk ,gegen den Feind
des Namens Christi* (Magyaren) angesehene Burgstadt am
Ennsuf er jüngst theils auf dem Grunde und Boden des Klosters
S. Florian, theils auf dem der Grenzgrafschaft erbaut
worden sei,6 und dass man sie dem jüngst von einem Einfalle
Paftsau im 10. Jahrhundert, Mitth. des Instituts für öeterr. Geschichts-
forschung III, S. 205—208) fand bezüglich der kürzeren, im Original
vorliegenden Urkunde (dat. von Eidrateshusa) keinen Anhaltspunkt,
um sie für unecht erklären zu können.
1 Stmadt, Geburt des Landes o. d. Enns, S. 36.
' S. oben die Angabe nach Uhlirz.
3 . . . in perturbatione bauarorum regni tarn perniciosa Sclauorum
inuasione, quam aliorum inimicorum insectatione miserabiliter desolatis
(i. e. locis dioecesis Pataviensis) ... in exercitus nostri morosa su-
stentatione . . .
*... praedium Anesapurch nuncupatum in pago trungowe in
ripa anesi fluminis in comitatu Liutbaldi . . .
* Urkundenbuch des Landes o. d. Enns II, 8. 46—47, Nr. XXXIV, mit dem
Datum 900 (901?), 19. Jänner, Regensburg, bei Mtthltyicher, S. 723,
Nr. 1942 zum Jahre 901.
4 . . . nouiter in ripa anesi fluminis partim in proprio iam dicti
martyris (floriani) partimque in terra praefecture terminalis
... construxerunt (fideles nostri regni). Die Erbauung der Enns-
barg fand nach den Ann. Fuld. (Mon. Germ. Script. I, 8. 416) Ende
900, nach einem verwüstenden Einfalle der Magyaren, statt.
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heimgesuchten Kloster mit Bewilligung des Grenzgrafen1
verliehen habe. Als damaligen Grenz- oder Markgrafen kennen
wir nur Aribo, dem wir später auch in der Raffelstetter Zoll-
satzung begegnen.
Bischof Piligrim war und blieb der rührigste Anwalt und
Güterbeschaffer seiner Hochkirche. * 975 schlug er für sie das
Stift Kremsmtinster beim Könige heraus,8 und die in Rede
stehende Urkunde von 977 fügte die Ennsburg mit zehn
königlichen Hüben in ,Lorch' dazu, beides im Traungaue,
nach hergebrachter Anschauung, gelegen.
Der Parallelismus der Urkunden von 901 und 977 ist in
Hinsicht der Ennsburg unverkennbar. Hier wie dort gehört
sie zur Machtsphäre des Grenzgrafen oder Markgrafen; 901,
■ " als es noch eine, allerdings schon hart bedrohte karolingische
.. - j Ostmark gab, 977, als die seit 955 von der Enns ostwärts
I 2 , vorrückende neue bairische Reichswehr dem ersten der öster-
" ^ * reichischen Babenberger, Liutpold, anvertraut wurde. Es ist
•X't daher gar nicht nothwendig, die Worte ,in comitatu Liut-
' * l poldi' anders zu deuten, als dies sonst geschieht, wo von einem
' *- " ,comitatus marchionis' die Rede ist;4 die Ennsburg gehörte
1 . . . cum conniventia terminalis comitis . . .
1 Vgl. darüber insbesondere Dümmler's bekannte Monographie über Pili-
grim von Pasaau.
8 975, 11. Juni, Erfurt. Urkunden buch des Landes o. d. Enns, 8. 61,
Nr. XLV.
4 Meiller, 8. 189, Anm. 2, sagt darüber: »Diese Stelle lftsst eine zweifache
Auslegung zu. Entweder ist hier unter „comitatus" die Markgrafschaft
zu verstehen und dann der „pagus trungouuiu oder wenigstens ein Theil
desselben als zur Ostmark gehörend anzunehmen — oder Leopold hatte
nebst der Markgrafschaft auch noch eine Grafschaft im Traungau von
König Otto II. erhalten. Wenngleich das Letztere für den ersten Augen-
blick annehmbarer erscheint, wie denn auch Hormayr, der diese Ur-
kunde zuerst bekannt machte (Wiener Jahrbücher XL, Anzeigeblatt 11)
sich ohneweiters dafür entschied, so steht dieser Ansicht doch folgendes
Bedenken entgegen/ Und dies wichtige Bedenken schöpft Meiller
aus der Urkunde für S. Florian vom 19. Jänner 901 (s. oben). — Be-
züglich Bischofs Adalbert von Passau bezieht sich M ei 11 er auch auf
die Urkunden König Heinrichs III. vom 20. Juli 1052 (Mon. Boica XXfY,
I, S. 109, Nr. 380; vgl. Urkundenbuch des Landes o. d. Enns, 8. 87,
Nr. LXVUI) und bemerkt, dass dieser Bischof Adalbert auch Titular-
abt von St. Florian war. Kurz, Beiträge III, S. 207—208 bezeichnet
ihn als ,Commendatarabt( von St. Florian.
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damals wie 901 zum Amtsbezirke des Grenzgrafen, hier wie
dort gibt der Markgraf seine Zustimmung zur königlichen
Schenkung, mag es nun 901 ,cum conniventia terminalis comitis'
oder 977 ,petitionibus spectabilis Liutbaldi inarchionis' stilisirt
lauten. Die Auffassung, Markgraf Liutpold sei damals auch
,6raf des Traungaues' gewesen, hätte nichts für, wohl aber
alles gegen sich. Denn erstlich gab es längst nicht mehr einen
Traungau als geschlossenen Amtsbezirk, sondern nur eine Land-
schaft dieses Namens, welche mehrere Grafschaften in
sich fasste, und fürs Zweite gibt es keine Urkunde seit 977,
worin sich die Ausübung grafschaftlicher Rechte seitens der
österreichischen Markgrafen im Traungau nachweisen Hesse.
Es bildet daher auch die Urkunde von 977 kein Hinder-
nis8 für die Annahme, dass die etwaigen Nachkommen jenes
Otachar der Raffelstetter Zollsatzung — (903—905) — als
Inhaber einer Grafschaft im Traungau fortbestanden, und es
blieb, auch wenn wir von der hypothetischen Verknüpfung
dieses Otakar mit den steierischen Otakaren ganz absehen,
gewiss Raum genug für sie neben den Lambacher Grafen,
welche wir weder in Hinsicht ihres Besitzes, noch in Hinsicht
des Umfanges ihrer Grafschaft1 überschätzen dürfen, und die
wohl auch nur ruckweise ihren Besitz vergrösserten. Nicht
eine urkundliche Spur lässt diesen Besitz auch das Gebiet
von Steier umspannen, und wenn wir daher hier in späteren
Urkunden den Otakarn von Steier begegnen, so liegt es
denn doch naturgemäss näher, sie hier auch schon zu
Zeiten der Lambacher Grafen als sesshaft anzusehen und
ihnen den Bau der Styraburg zuzuweisen, als auf dem Wege
einer gewaltsamen Hypothese dies mit den Lambachern in Ver-
bindung zu setzen.
Wenn Vermuthung gegen Vermuthung — denn uns liegt
jede dogmatische Behauptung fern — im Kampfe liegt, so hat
doch jene mehr Recht, die für sich eine grössere Wahrschein-
1 Vgl. darüber Strnadt in seiner Abhandlung ,Peuerbach', S. 94 ff., and
seine Monographie, Gebart des Landes o. d. £nns(, S. 43 ff., wobei aber nicht
yergessen werden darf, dass Strnadt immer von der Voraussetzung
ausging, dass die Otakare Erben der Lambacher Grafschaft wurden
und das Com i tat der Lambacher aas Urkunden construirt, welche nicht
der Zeit der Lambacher, sondern der der Otakare angehören.
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192
lichkeit in Anspruch nehmen darf und mit einer altei
Ueberlieferung zusammenstimmt.
Die Vorauer Genealogie hat sicherlich nicht Unrecht
wenn sie dem ersten ihrer Otakaren das Besitzprädicat voi
Steier zulegt, Jahrzehnte vor dem Ausgange des weltliche]
Mannsstammes der Lambacher.
Ueberblicken wir nochmals die Ergebnisse unserer müh
seligen Wanderung, unserer Suche noch der Herkunft un<
den Ansitzen der steierischen Otakare, so begegnen wir ihnei
959 im Chiemgaue und gleichzeitig im Sundergaue ali
Grafschaftsinhabern, ja auch im Salzburggaue; bald darau
.müssen wir sie als Mitstifter der erneuten Abtei Traunkirchei
und Vögte des Klosters auch in diesem Theile des Traun
gaues begütert voraussetzen, und die Vermuthung Üegt nahe
dass sie mit dem Grafen Otakar der RafFelstetter Zollordnun^
von 903 — 905 zusammenhängen, was uns in die Ostecke de
Traungaues hinüberführt und zu dem Besitze von Steie:
einen Schlüssel bietet. Die Kluft zwischen 905 und der Schluss
hälfte des IL. Jahrhunderts können wir diesbezüglich mi
keiner Urkunde überbrücken, aber unserer Vermuthung steh
auch kein Zeugniss im Wege. Jedenfalls sind wir der berech
tigten Ueberzeugung, dass die Otakare auch im Traungai
nicht minder besitzgewaltig waren als die Lambacher, unc
was sie hier von ihnen geerbt haben mochten, fugte sich nu
an das, was sie bereits im Traungaue besassen. Wir wollei
nicht weiter mit Strnadt rechten, wenn er meint, dass schoi
im 11. Jahrhundert nur noch der Winkel zwischen der Donai
und Traunmündung, das ist zwischen Linz und Wels, ,Traun
gau* hiess, und demzufolge die Wels-Lambacher Grafen au
richtigsten die ,Traungauer* zu nennen seien/ um so den Ota
kam als späteren Eindringlingen diese Bezeichnung vor lOöl
zu versagen, — aber wir nehmen, wenn schon von Traungauen
gesprochen werden soll, dies Prädicat auch für unsere Otakar«
bereits damals in Anspruch. Jedenfalls können sie ebensogu
,Traungauer* als ,Chiemgauer', ,Sundergauer* u. s. w. heissen.
Die Schlussabtheilung dieser Studie wird uns nochmal
mit dieser Frage zusammenführen.
1 Strnadt, Gebart des Landes o. d. Enns, S. 41—42.
8 Vgl. den Schlussabschnitt und die Uebersicht.
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193
III.
Der Verwandtschaftskreis der Grafen nnd Markgrafen
yon Steier.
Unsere Aufgabe ist es nicht, die nach Namen, Herkunft
und Zeit sicher erwiesenen Verwandtschaften der sogenannten
Traungauer oder Grafen und Markgrafen von Steier nochmals
aufzuspüren, sondern der Zweck dieses Abschnittes geht dahin,
an die kurze Uebersicht des diesfalls Sichergestellten die Unter-
suchung des noch Fraglichen oder Muthmasslichen zu knüpfen.
Zunächst tritt die Verschwägerung mit den österreichi-
schen Babenbergern auf die Bildfläche; sie ergab sich durch
Verheiratung Otakars (IV., VI.) mit Elisabeth, Tochter des
ostmärkischen Fürsten Leopold II. oder des Schönen.1 Damit
war auch eine Verschwägerung mit den sogenannten Eppen-
steinern gegeben, da der Letzte dieses mächtigen Hauses,
Herzog Heinrich (H.) von Kärnten, die Schwester jener Elisa-
beth, Sophie, zur Frau nahm.2 Als diese, (seit December 1122)
verwitwet, eine zweite Ehe mit Grafen Sighard (IL) von Burg-
1 Heil ler, Babenberger Reg., Stammtafel, setzt die Geburt Elisabeths um
1070—1075 (?), die Heirat mit Otakar (IV., VI.) 1090 (?) an; Juritsch,
Geschichte der Babenberger und ihrer Länder (1894), S. 109, meint, die
Ehe sei vielleicht schon 1084 als abgeschlossen zu denken, was mit
Rücksicht auf den Umstand, dass Elisabeth wohl die älteste Tochter
Leopolds II. (des Schönen) von Oesterreich war und bereits nach 1107
mit Hinterlassung mehrerer Kinder starb, Manches für sich hat Den
Tod Elisabeths setzt M eil ler ums Jahr 1104 an; ihm folgt Juritsch.
Friess (Traunkirchen) hat im Texte S. 312 das Jahr 1105, dagegen in
der genealogischen Tabelle der Otakare S. 219 das Jahr 1114, wobeier
wohl Fr ö lieh (Archont. Car., p. I, Tab. geneal. VHI) vor Augen hatte,
der ,circiter' 1114 schreibt. Da Elisabeth circa 1107 als Mitstifterin
des neuen Klosters Garsten gilt, dagegen in der Vita B. Bertholdi abb.
Garst. (Pez, Script rer. Austr. II), zur Zeit, als Otakar die Ausgestaltung des
Benedictinerklosters vollzog, also spätestens 1111 nicht mehr am Leben
war, so muss ihr Tod 1107—1111 erfolgt sein. Der Todestag 10. Octo-
ber steht durch die Garstener Aufzeichnungen fest Das Traunkirchner
Necrologium bat den 9. October.
1 Sophia wird von Meiller a. a. O. als jüngste Tochter Leopolds H. an-
gesetzt (geb. um 1095). Sie wurde die dritte Frau Heinrichs II. von
Kärnten, welcher den 4. December 1122 kinderlos starb.
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194
hausen-Schala einging,1 ergab sich auch eine Verwandt
schaft mit der gütermächtigen Sippe der Tengeling-Peilensteiner,
deren Glied die Grafen von Burghausen-Schala waren.8 So-
dann finden wir den Sohn Otakars (IV., VI., f U22), Mark-
grafen Leopold den Starken (f H29), mit der Tochter Hein-
richs, des Baiernherzogs aus dem jüngeren Weifen hause,
Sophia, verheiratet.8 Leopolds Schwester, Wilbirgis, wurde
Gattin Ekberts (II.), des Grafen von ,Pütten', aus dem Hause
der Neuenburg-Formbacher Grafen,4 während seine zweite
Schwester, Chunigunde, den Grafen Bernhard (f 1 148) aus den]
herzoglichen Hause der Sponheimer als Gemahl aufweist.1
1 Sie ehelichte dann Sieghard (II.), Grafen von Burghausen-Schala, am
welcher Ehe zwei Sohne, Heinrich und Sieghard II. stammten, überlebt«
den Gatten (f 1142) und starb 2. Mai 1154, somit 43 — 47 Jahre späte:
als ihre älteste Schwester Elisabeth.
* Vgl. über dieses starke, güterreiche Geschlecht insbesondere Meiller
Salzb. Reg. (1866), S. 544; Wendrinsky, Grafen von Burghausen in dei
Blätterndes Vereines für Landeskunde NiederOsterreichs 1881; Zillner
Die Grafschaften und die kirchliche Frei im Salzburggau, Mitth. de*
historischen Vereines für Salzburg 1883, und die trefflichen Ausführunger
E. Rieht er's in seinen Untersuchungen zur historischen Gesch
Mitth. des Institutes für österr. Geschichtsforschung, Erg. -Bd. I, 1885
Dadurch ergab sich auch mittelbare Verwandtschaft mit den Grafen vor
Plaien.
* Sophie scheint die zweite Tochter Herzog Heinrichs IX. des Schwärzet
yon Baiern aus der jüngeren oder estensischen Weifenreihe (1120 — 1126]
gewesen zu sein. Ihr erster Gatte war Berthold III. von Zähringer
(f 1122); ihr zweiter Leopold der Starke von Steiermark (nicht Leo-
pold von Oesterreich, wie bei Voigtl-Cohn, Stammtafeln 1871
Tafel 27 — aus Versehen — bemerkt wird). Sie muss 1129 (24. Octobei
starb ihr Gatte Leopold) bis 1138 als Regentin für den minderjähriger
Sohn Otakar (V., VII.) gelten und urkundet als solche noch im Früh-
jahr 1138. Die Todtenbücher der steiermärkischen Klöster haben der
10. oder 11, das Traunkirchner Necrologium den 12. Juli als Todestag
4 Vgl. über dieses Geschlecht (Formbach-Neuenburg-Pütten) die Abhandlung
von Moritz (Abhandl. der bair. Akad. der Wissenschaft 1803 und die
Formbacher Traditionen im Urkundenbuch des Landes o. d. Enns I
Anhang »Genealogia* . . . 1136 war Willibirg bereits Gattin Ekbert
von Putten (Meiller, Babenberger Reg., S. 23, Nr. 60; Juni 13., 16.)
1140 erscheint sie bereits als Witwe (Urkundenbuch des Landes o. d
Enns I, S. 66, Nr. 119) und Mutter des minderjährigen Grafen Ekbert III
(f 1158). Ihr Todestag wird verschieden, 18. — 26. Jänner, angegeben
5 Bernhard von Sponbeim, verschieden, als Graf von ,Trizen(, »Marburg
. . . bezeichnet, Gründer des Klosters Viktring in Kärnten, war der Bru«
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Markgraf Otakar (V.; VII.) ehelichte Chunigunde, die Tochter
des ^Markgrafen' von Chamb-Vohburg,1 und die Schwester
Otakars, Elisabeth; war mit einem Grafen von Stade, Rudolf,
vermählt.8 Die Verehelichung des letzten der Otakare bleibt
mehr denn fraglich.9
Die Salzburger Zeugnissurkunde über die Stiftung des
Ci8tercienserklosters Runa = Reun — Rein in Steiermark
vom 22. Februar 1138 bezeichnet jedoch ausserdem als Per-
sonen, welche die Witwe Leopolds des Starken von Steier, So-
phia, dem frommen Qedächtniss der Klosterbrüder empfohlen
wissen will, nachstehende:4 zunächst ihre Kinder, den Sohn,
,llarkgrafen' Otakar (V., VIL), und die Töchter Elisabeth und
Margarethe,6 sodann ihren verstorbenen Gatten, Markgrafen
der Herzog Engelberts von Kärnten (1124 — 1134) und starb kinderlos
als Kreuzfahrer im März 1148. Chunigunde überlebte ihn. Siehe die
Stammtafel im Anhange dieser Abhandlung.
1 Markgraf Diepold II. von Chamb-Vohburg f 1146; als Gattin Otakars
(V., VII.) von Steier tritt seine Tochter Chunigunde seit 1147 in den
Urkunden anf. Nach dem Tode des Gemahls Ende 1164 führte Chuni-
gunde als Regentinmutter die Verwaltung; wahrscheinlich bis zum Jahre
1180, dem Jahre der Schwertleite des 17jährigen Sohnes. Dann nahm
sie den Schleier und starb im Admonter Nonnenstifte den 21. November
als ,conversa* 1184 (Contin. Admont., Mon. Germ. Script. IX, zum Jahre
1184). Friese, Todtenbuch von Admont (Archiv für Osten*. Gesch.,
Bd. 66, 2, S. 466).
1 Ich stimme mit Friese (Traunkirchen, S. 216 — 217) überein, welcher
Elisabeth als Tochter des Markgrafen Leopold des Starken, somit als
Schwester Otakars (V., VII.) auffasst, was ja schon Frölich a. a. O.,
Tab. geneal. VIII, gethan. Es geht dies schon aus der Urkunde für
Reun vom Jahre 1138 (Zahn, Urkundenbuch I, S. 176) hervor, und wäre
ja chronologisch unmöglich, sie als Schwester Otakars (IV., VI.,
f 1122 in hohem Alter) anzusehen. Das Zeugniss ihrer Heirat mit dem
Grafen Rudolf von Stade, Bruder Udos IV. (f 1130) und Nachfolger
in der Grafschaft, und ihrer Verwitwung 1141 geht aus den ,Annales
Stadenses', Mon. Germ. Script. XXVI, S. 326, hervor, wo es heisst: Item
Rudolfus, qui duxit Elisabeth sororem Otokkar de Stire, sedante
prolem, occisus a Thietmarcis (von den Dithmarsen) zum Jahre 1141.
1 S. darüber Krön es, Verfassung und Verwaltung der Steiermark, S. 57.
Wir haben gar keinen Anhaltspunkt für eine Ehe des jungen
siechen Mannes, der, geb. 1163, schon 1192 aus dem Leben schied.
1 Zahn, Urkundenbuch der Steiermark I, S. 175—177, Nr. 175 (den 22. Fe-
bruar 1138, Reun), S. 176.
* Mass früher verstorben sein. Ueber Elisabeth s. w. o.
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Leopold den Starken, ihren Schwiegervater, Otakar (IV., VI
,den älteren',1 dann ,Herzog' Heinrich (offenbar den vo
Kärnten, den 1122 verstorbenen letzten Eppensteiner), ferne
einen Otto von Naun und schliesslich den Grafen Wald<
auf dessen Eigenbesitze das Kloster gestiftet wurde. Wi
wollen zunächst über den Eppensteiner hinweggehen, da w:
bereits von der Verschwägerung der beiden Häuser spräche
und an späterer Stelle eine weitergehende Vennuthung b(
gründen wollen, und auf jenen Otto von Naun näher eingehe]
Zahn streift in seinen sehr verdienstlichen ,Friauler Studiei
diesen Sachverhalt und hat auch an anderer Stelle auf de
Zusammenhang der Grafen von Naun — Naym — Naone, das i
Cordenons, in der Nähe von Pordenone in Friaul, mit unsere
Otakarn verwiesen;2 auch C zornig ging den Grafen von Co
denons nach,8 und Bresslau hat in den Jahrbüchern d<
deutschen Reiches unter Conrad II. Beachtenswerthes geboten
Folgen wir nun den urkundlichen Spuren. Ende d<
9. Jahrhunderts (898) erscheint Naon als ,königlicher Hof,6 102
finden wir in der Urkunde Conrads II. für den Patriarch*
Poppo von Aquileja (1019 — 1045) Cordenons (cortis Naonis) i
Besitze eines , Grafen' Oczi.6 Bresslau hat gewiss Recht, wei
er jenen Oczi, der 994 als königlicher ,Gewaltbote* (Walpc
zur Zeit des Patriarchen Johannes im Taiding (placitum) ax
taucht,7 mit dem Oczi des Jahres 1028 in einen Zusamme
hang bringt und sich dabei des jChiemgauer' Grafen Oczi v<
1027, eines Vorfahren unserer Otakare, erinnert, allerdings ir
dem Beifügen, dass dieser Oczi wohl von den beiden in Fria
auftauchenden Namensträgern (994, 1028) zu unterscheiden sei
1 Im Gegensätze zu seinem Enkel, Markgrafen Otakar (V., VII.), de
Sohne Sophiens.
2 Archiv für österr. Gesch. 1878, Bd. 67, 2, S. 304.
3 Gesch. von Görz-Gradiska, 8. 403—404.
4 Jahrbücher des deutschen Reiches unter Conrad II., 1, S. 485 — 486, Erlä
terungen S. 487—488.
6 Nahone, corte regia (Ursatus, Hist. Patav., 8. 184), daher die Name
bildung Corde-nons.
6 De Rubeis, Mon. e. Aquil., 8. 503: . . . inter predium Ocini comiti
quod vocatur Cortis Naonis.
T Gloria, Cod. dipl. Padovano I, 8. 106, Nr. 73.
8 Bresslau, a. a. O., S. 488.
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Wir wollen die Möglichkeit, dass ein bairischer, im
Chiemgau begüterter Graf auch eine Rolle in Friaul spielen
konnte, nicht voreilig ausbeuten, sondern lieber sicheren Boden
suchen und uns der Urkunde vom Jahre 1056 zuwenden.
Hier heisst es, dass ein gewisser Durdegowo — offenbar
derselbe, welcher vormals als Gaugraf in der karantanischen
Mark auftaucht — den Grafen Oczi (von Cordenons) das Gut
Noncello (Naunzel) bei Pordenone, also in der Nachbarschaft
von Cordenons, zugewendet habe.1 Im Jahre 1056 besass es
Oczis Sohn Otto und vergab es an die Salzburger Kirche.
Zwischen diesem Otto der Urkunde von 1056 und dem Otto
von Naun in der Reuner Urkunde von 1138 liegen 82 Jahre,
und obschon uns nicht bekannt ist, wann der Letztere starb,
müssen wir denn doch naturgemäss in ihm einen Nach-
kommen jenes Otto vom Jahre 1056 voraussetzen. Dass er
ein Verwandter der Traungauer war, geht aus der Urkunde
von 1138 unzweifelhaft hervor, und die Vorauer Genealogie
sagt ausdrücklich, die ,Markgrafen von Steier erbten testa-
mentarisch die Vesten und Dienstmannen Ottos, des Gra-
fen von Naun'.*
Dem kann die Angabe der sogenannten Einleitung zum
Fürstenbuche Enenkers oder des , Landbuches' nicht als Ver-
neinung entgegengehalten werden, wenn es nämlich hier heisst:
^Heinrich von dem Greim (der letzte Eppensteiner) dinget (an
Otakar IV., VI) Portnawe und Nawe und Ruwin und Spen-
genberch/8
1 Javavia, 8. 241, Nr. 102; Valentinelli, Cod. Dipl. Portusnaonis (Fontes rer.
Außtr., II. Abth.), Nr.2. Vgl. Zahn, a. a. O., S.308. Durdegowo wird als
,Turdogowi, 1023, 16. Mai, in der Kaiserurkunde für Kloster Göss er-
wähnt, und zwar als ,neulicher( Graf im Mürzthal (in pago qui dicitur
Mnriza in comitatu qui nuper fuit Turdogowi comitis. Zahn, Ur-
kundenbuch der Steiermark I, S. 50). Als ,Durgovues* finden wir ihn zum
Jahre 1025 in einer Königsurkunde für Beatrix (Gattin Herzog Adal-
beros von Kärnten) nachgetragen (Zahn, a. a. O. I, S. 53). Ein Ahnherr
dieses Turdegowo gleichen Namens erscheint 927 in der Umgebung
Herzog Bertholds von Kärnten in einer zu Maria-Saal ausgestellten Ur-
kunde als Zeuge dem (Eppensteiner) Markward (Steiermärkisches Ur-
kundenbuch I, S. 20—21, Nr. 17) angereiht.
* Gen. Voraw., a a. O. ... per tes tarnen tum accreverunt, scilicet Otto-
im comitis de Naym . . .
* Rauch, Script, rer. Austr. I, S. 243.
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Entweder unterlauft nämlich hier bezüglich Naone's (ode
Cordenons) ein Irrthum, oder man muss voraussetzen, dass de
Kärntner Herzog, ein Sohn jenes Adalbero, welcher vormal
auch in Friaul gebot, lehenherrliche Rechte über Cordenor
behauptete und diese sammt dem, was ihm selbst in Friai
zustand, auf die Dynasten von Steier vererbte.
Es ist somit sichergestellt, dass Otto von Naun = Cord<
nons ein Seitenverwandter unserer Traungauer und de
Letzte seines Hauses war, in welchem wir der charakteristische
Koseform des Namens Otakar — ,Oczi* wiederholt begegnei
Das muss uns vorläufig genügen.
Wir wenden uns nun dem in der Urkunde von 1138 g<
nannten Grafen Waldo zu. Dass der Beisatz ,auf desse
Eigengute das Kloster Runa Reun entstand'1 nicht genügt
um uns zu erklären, weshalb er in der Reihe der dem fromme
Andenken Empfohlenen neben Otto von Cordenons angeftihi
erscheint, geht schon daraus hervor, dass ihn die Markgräfii
Witwe ihrem Verwandtschaftskreise zugesellt; wir begegne
aber noch einer anderen, früheren Stelle in unserer Urkunde
welche einer Verwandtschaft der steirischen Dynasten m
diesem Waldo das Wort redet. Weiter oben heisst es nän
lieh, der Vater ihres Gatten Leopold, Otakar (IV., VI.), hat
vom Grafen Waldo im Reuner Thale die Güter Lungwi
(Langenwiesen) und Stanegoiestorf (Stangersdorf), erateres b«
Reun, letzteres bei Leibnitz gelegen, überkommen.9 Da nu
jener Otakar noch vor dem letzten Eppensteiner aus dei
Leben schied, und erst sein Sohn Leopold die reiche Erbscha
und mit ihr das eigentliche Fürstenthum im Lande an d«
Mur antrat, so fehlt jeder andere Grund als der der Verwand
schaft für die Güterdelegation jenes Grafen Waldo von Run
an den Vater Leopolds, und wir dürfen ganz zwanglos hieb«
an die letztwillige Anordnung des wahrscheinlich kinderlose
oder doch männlicher Leibeserben entbehrenden Hochadelige
zu Gunsten Otakars (IV., VI.) denken. Dass es ferner niel
blos Langwiesen und Stangersdorf, sondern wohl der gans
1 Steiermärkisches Urkundenbach, a. a. O., S. 176: ... cuius idem loc
(Runa) Patrimonium fuerat . . .
* S. 176: . . . per traditionem aeeeperat; »traditio' ist nichts Anderes «
das deutsche »Qedinge*.
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Renner Herrschaftsgrund war, den Waldo vererbte, geht aus
der Urkunde hervor. Mit einer Hube daselbst hatte Waldo
die Salzburger Kirche bedacht;1 die Markgräfin Sophia tauschte
sie flir zwei Hüben bei Hartberg und Riegersburg ein, um so
Alles der von ihrem Gatten eingeleiteten, von ihr vollendeten
Stiftung des Cistercienserklosters zuzuwenden.
Wir werden auf den Besitz Waldos nochmals zurück-
kommen.
Er selbst tritt in den uns erhaltenen Urkunden nur ein-
mal, und zwar im Jahre 1103 als Zeuge auf,1 so dass wir die
Zeit seines Ablebens nur im Allgemeinen vor 1122 ansetzen
können. Das Todtenbuch von Reun verzeichnet ihn zum
5. Jänner mit den Worten ,Waldo marchio (!) unus de funda-
toribus Rune'; zum 23. August finden wir daselbst (aber nicht
wie dort in rother, auszeichnender Schrift) den gleichen Namen
unter die ,familiares nostri in Runa' eingereiht.8
Bekanntlich ist dieser Walto ein Blutsverwandter der
sogenannten Eppensteiner, und wir begegnen in der Koseform
, Waldo — Walto — Walt' und in der vollen Namensform
,WaItfrid' seinem Vater (?) zum Schlüsse der ersten und zweiten
Hälfte des 11. Jahrhunderts.4
Urkundliche Anhaltspunkte lassen als Bruder dieses
ältereren Waltfrid — Walto — Walt,6 des mutmasslichen Vaters
unseres Waldo (H.) von Runa, einen Eppo erkennen. ,Eppo'
Urkunde von 1138 a. a. O., S. 175. Daus unter ,Rutkerspurg' Riegers-
burg verstanden werden müsse, ist wohl unzweifelhaft
8. darüber A. Weiss in den Mitth. des historischen Vereines für
Steiermark XX, ,Graf Waldo von Reun und der Gau oder die Graf-
schaft Renn*, 8. 27.
Weiss, a. a. O., 8. 37—88. Als Waldos Gattin darf die im Reuner Ne-
crologium verzeichnete cometissa Irmgard gelten.
Diesbezüglich deckt sich die Urkunde bei Zahn, Urkundenbuch der
Steiermark I, S. 58 (1041—1060), die Notiz daselbst I, S. 83, mit der
Tradition bei Redlich, Acta Tirol., I. Abth., 8. 31—32, Nr. 76 und 8. 38,
Nr. 92, was die Koseform des Namens und den vollen Namen ,Walt( —
,Waltfritf betrifft Die beiden letzteren Angaben fallen in die Zeit
Bischofs Albuin oder Altwin (1049—1097).
Vgl. Tan gl, Eppensteiner, I. Abth. (Archiv für österr. Gesch., 4. Bd.), 8. 74
(8ep.-Abdr.) und Weiss, a. a. O., 8. 42. Als Brüder erscheinen Walt-
frit und Eppo in den Brixner Traditionen 1050 bis circa 1065 bei Red-
lich, a. a. O., 8. 31—32, Nr. 76. Auch ist es ganz gut möglich, dass
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ist die Koseform des Namens Eberhard, unter welchem Na
men man berechtigter Weise einen Bruder Herzog Adalbero
von Kärnten einreiht. Es wären dann Waldo (I.) und Epp<
Söhne dieses Eberhard, wenn man nicht, was chronologiscl
durchaus keine Schwierigkeiten bieten würde, in ihnen Brüde
Adalberos erblicken wollte.
Gewiss ist es keine müssige Klügelei, die Namen Beidei
,Waltfrid — Walto* und ,Eberhard — Eppo* mit der Grün
düng der Burgen Waltenstein — Waldstein bei Deutsch-Fei
stritz1 und Eppenstein (Ruine in der Gegend von Judenburg
zu verknüpfen, denn beide, insbesondere die letztere Feste
erstanden so recht im Kerne der Gütermacht dieses Ge
schlechtes, das man erst später mit dem Namen der ,Eppen
steiner' ausgestattet findet. Nach ihrem Besitz kann man e
ebensogut das Mürzthal-Aflenzer als das Ingeringthaler nennei
Je weiter zurück, finden wir es doch auch gleichzeitig au
dem Boden des südöstlichen Karantaniens (s. w. u.) und Baiera
(Ufgau s. w. u.) begütert vor.
Auch der Gattin Waldos (I.), Perchta, und seiner Mutte
gedenken die Urkunden und weisen uns bezüglich Perchta
in das Kärntner Jaunthal.8
dieser Eppo gleich dem Aribonen Botho 1055 in die Wirren Karant&niei
gerieth und 1056 mit Giiterverlust gestraft wurde. Zahn, Urkundei
buch I, 8. 70—71 (1056, 21. Februar).
1 Es ist unerfindlich, weshalb sich Weiss a. a. O. gegen die Namen:
deutung von , Waltenstein* sträubt und durchaus an die Burg ,Waltei
stein* an der Pack, zwischen dem Lavantthal und Breitenegg denke
will. Urkundlich tritt die Burg Waltenstein bei Deutsch-Feistritz 1145 b
1152 als Walt-steiu, Walten-stein auf. 8. Zahn's Ortsnamenbuch d<
Steiermark, S. 481. ,Eppenstein* lässt sich urkundlich seit 1135 — 114
belegen (s. ebenda, S. 157).
2 Perchta erscheint als ,nobilis femina' in der Brixuer Tradition bei Rec
lieh, a.a.O., S. 34, Nr. 80 (1050—1065) und Waltfrid als ihr Gatt
Nach dieser Notiz und nach der zweiten (8.34, Nr. 81) war Perchta im Jan i
thal Kärntens begütert, wo auch die Eltern des Bischofs Albwin vo
Brixen (976-1006), Albwin und Hildegard, reichen Besitz innehatte]
Redlich, a. a. O., 8. 23, Nr. 68. Als Bruder Bischofs Albwin ersehen
hier ,quidam marchicomes' Aribo, der auch als solcher (993 — 100<
Redlich, 8. 12, Nr. 28, auftaucht — Waldo (I.) findet sich als ,Wal
fridus* (Redlich, 8. 38, Nr. 92) in der Brixner Tradition, Inhal*
des Gutes Oternitz bei Deutsch-Landsberg (predium hereditaria su<
cessione sibi a matre relictum . . .).
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201
Dieser Zweig der Eppensteiner, den wir die ,Reuner*
Grafen (aber nicht Grafschaftsinhaber) nennen wollen, war auch
bei Leibnitz, Deutsch-Landsberg und auf dem oberen Mur-
boden begütert, denn unser Waldo (EL) erscheint als Grund-
herr im Gebiete von Kraubat oder an der Lobming und Stifter
der alten Pfarre von St. Stephan daselbst.1
Jedenfalls hatte Waldo (II.) keine Söhne. Dass Ota-
kar (IV., VI.) von ihm erbte, wissen wir, ob auch sein Vetter
Herzog Heinrich, der letzte Eppensteiner, entzieht sich unserer
Kenntniss.
Ist er aber derselbe ,vornehme, hochfreie' Waldo, der
ykrank und verzweifelnd', auf Rath seiner darob besorgten
Lehensmannen, dem Markgrafen Leopold III. von Oesterreich
seine innerhalb Baierns' (also auch der Ostmark) gelegenen
Güter vermacht hatte, dann aber mit einer Frau aus ,Franken'
(de partibus francorum) vermählt, dieser die gleichen Güter
verschrieb, ohne jedoch die frühere Verschreibung rückgängig
machen zu können; ist es derselbe Waldo, der, in der Gegend
von Banna und Kottes (Viertel ob dem Manhartsberg, Nieder-
österreich) reich begütert, vor 1108 Göttweih beschenkte,
derselbe Waldo, dessen Tochter 1171 gegen letzteres Kloster
eine Güterklage anstrengte, sich jedoch mit ihm verglich?
Dann müssten wir ihn auch als begütert in der Ostmark vor-
aussetzen. Für unsere Frage ist dies nicht entscheidend.9
Da Vererbung von Gütern durch Waldo (II.) von Runa
an Otakar (IV., VL), den Vater des Markgrafen Leopold des
1 8. Zahn, Steiermärkisches Urkundenbuch I, 8. 68, 83; Redlich, Acta
Tirol. I, S. 76, SO, 92; Urkunde von 1218, 8. August; Zahn, Urkunden-
buch I, 8.237: ... in predio, quod ruit comitis Waltonis, funda-
toris antedictae ecclesiae (8. Stephani apud Crowat). Es ist dies
das Ortsgebiet von ,Lominichakimundi( = Lobmingmündung, wie es
zuerst (927) urkundlich genannt erscheint. Um 1130 taucht der Name
,Goggendorf auf mit ,iuxta Pontem S. Stephani* verbunden (1155); 1160
,8t Stephanus Chrowat' (Zahn, Ortsnamenbuch der Steiermark, 8.439).
,Goggendorf* ist offenbar = Dorf des Goggo (Koseform eines Eigen-
namens).
•Meiller, Babenberger Reg., 8. 15, Nr. 22 (Anm. 111), 8. 50, Nr. 80
(Anm. 239); Karl in, Saalbuch von Göttweig (Fontes rer. Austr., IL Abth.,
8. Bd., 1885, 8. 142, 152, 160, 172) sind geneigt, dies anzunehmen.
Tangl, Eppensteiner, a. a. O., 8. 144, 213 und Weiss, a. a. O., 8. 32
bis 36, sind für die Kinderlosigkeit Waldos.
ArehiT. LXXX1V. Bd. I. Hüfte. 14
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202
Starken, also noch vor dem Ableben seines Blutsverwandten
Herzog Heinrichs H. von Kärnten, des letzten sogenannte]
Eppensteiners, stattfand, so müssen wir denn doch eine Vei
wandtschaft zwischen ihm und jenem Otakar voraussetzen
worauf schon bekanntlich die Urkunde von 1138 schliessei
lässt. Und wollten wir auch eine zweite Erklärung versuche]
und den Sachverhalt so auffassen, dass hiebei die Verschwfi
gerung Otakars (IV., VI.) mit Herzog Heinrich H. den Aue
schlag gab und Letzterer, den eigenen Vererbungsplan z
Gunsten Otakars im Auge, seinen Vetter Waldo (H.) verai
lasste, mit dem Reuner Nachlasse in gleicher Weise zu vei
fahren, so wäre eine solche Erklärung entschieden gewagte]
und sie könnte besten Falles nur zur Verstärkung einer Ai
sieht dienen, welche wir, unbeschadet der näherliegenden AuJ
fassung bezüglich des Anfalles der Güter Waldos an Otaka
(IV., VI.), nun zu begründen versuchen wollen, die Ansict
nämlich, dass nicht blos Verschwägerung, sondern ältere
nähere Verwandtschaft zwischen den Dynasten von Steie
und den sogenannten Eppensteinern bestand und in de
Thatsache, dass wir den beiderseitigen Ahnen auf dem Bode
des Landes ob der Enns begegnen, gewissermassen ihr Seitei
stück findet.
Es muss nämlich auffallen, dass in Folge blosser Vei
schwägerung der ganze grosse Besitz der Markgrafen-Hei
zöge von Eppenstein seit Ende 1122 an Otakar (IV., VI.
beziehungsweise an seinen Sohn Leopold, vererbt wurde. Den
als Schwager stand Markgraf Leopold IH. von Oesterreic
(f 1136) dem Herzoge Heinrich H. von Kärnten näher al
Otakar, da der letzte Eppensteiner die leibliche Schwester de
Babenbergers zur (dritten) Frau hatte, abgesehen davon, das
der erste Sponheimer im Kärntner Herzogthum seit 1122
Heinrich (HI., I.) vermuthlich der Schwestersohn des Eppei
Steiners, also sein Blutsverwandter war.
Man hat nun über diese Verschwägerung hinaus zu d<
Annahme Zuflucht genommen, dass die Nachkommen jen<
Otakar (HI., V.), welche wir 1056—1059 als Markgrafen d<
karantanischen Mark kennen und seitdem aus den das Steie
land betreffenden Urkunden verschwinden sehen, während d
Eppensteiner immer mehr emporkommen und schliesslich <L
Herzogthum in Kärnten wieder antreten, gewisse Abm
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203
chungen mit dem letzten Eppensteiner, Herzog Heinrich H.
(1090 — 1122), zu Gunsten eines Rückfalles ihrer einstigen
Herrschaft in der karantanischen Mark an sie getroffen hätten,
und dass die letztwillige Erklärung Herzog Heinrichs H. damit
zusammenhänge. 1
Eine solche Annahme hat jedoch schwere Bedenken gegen
sich, denn die Anwartschaft mark gräflich er Gewalt konnte
durch eine solche private Uebereinkunft keineswegs verbürgt
werden, und anderseits handelte es sich in dem Testamente
des letzten Eppensteiner's um das vererbliche Eigen gut seines
Hauses in der karantanischen Mark.
Diesen Bedenken steht aber ausserdem die urkundlich
gesicherte Thatsache zur Seite, dass zur Zeit, als die Eppen-
steiner noch nicht das Herzogthum Kärnten förmlich zurück-
gewonnen hatten, und auch dann, nachdem dies der Fall war,
ein Angehöriger des Hauses von Steier Amt und Gewalt
in der karantanischen Markgrafschaft bekleidet, dass somit die
Nachkommenschaft jenes Otakar (UI., V.) aus diesem Lande
keineswegs verschwindet oder vor den Eppensteinern durch-
wegs ,zurückweicht*.
Es ist dies jener Adalbero, den die Quellen, so auch
die Vorauer Genealogie, als leiblichen Bruder Otakars (IV.,
VI.) bezeichnen und als kaiserlicher Parteimann, den Eppen-
steinern zur Seite, im leidigen Investiturstreite gegen den gre-
gorianisch gesinnten Bruder lange Fehden führen lassen, bis
ihn (um 1088) ein blutiges Ende erreichte, und zwar, wie es
bezeichnend heisst, von der Hand seiner adeligen Dienstmannen
bei Leoben, in der karantanischen Mark.
Die bewussten Quellen, aus denen auch die Vorauer Ge-
nealogie schöpft,* sind päpstlich gesinnt und fuhren auf das
1 S. F. M. Mayer, Die österr. Alpenländer im Investiturstreite (1882),
8. 162. Mayer v. Knonau, Jahrbücher des deutschen Reiches unter
Heinrich IV., I, 8. 209, vertritt auch mit Strnadt (Gebiet des Landes
o. d. Enns, 8. 51 — 57) die herkömmliche Ansicht von der Verdrängung
der Otakare aus der karantanischen Mark durch die Eppensteiner seit
1059/60. Ueber die Verwandtschaft des letzten Eppensteiner's mit den
Sponheimern s. Wahn seh äffe, Das Herzogthum Kärnten und seine
Marken, 8. 84.
1 8. L Abtheilung über die Geneal. Voraw. die Vitae archiep. Salisb. und
die Ann. 8. Eudberti Salisburg.
14»
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205
Zeiten, aus den Traditionen der Brixner Hochkirche, und
mit ihnen darf unbedenklich die Schenkungsurkunde für Rans-
hofeu aus der Zeit um 1070 — 1075 verknüpft werden.
Die eiue Brixner Tradition fallt in die Zeit von 1065 bis
1077, die anderen in die von 1070 — 1080.1 In beiden wird
durch die Ortsangaben: Lint, Grazlup, Hengist und Runa (Reun)
das Marchionat Adalberos für die karantanische Mark
(Mittel- und Obersteier) sichergestellt. Hiezu tritt nun die
Ranshofener Tradition, welche über eine Schenkung Kaiser
Heinrichs IV. berichtet. Unter den Zeugen macht den Anfang
Markgraf Ernst von Oesterreich (+ 1075, 9. Juni), und ihm
folgt unmittelbar Markgraf Ad alp er o; hierauf finden sich durch-
wegs bairische Grafen, welche die Adelshäuser Ratelenberg,
Formbach, Peilstein und die sogenannten Aribonen (engeren
Sinnes) vertreten, angegeben.2
Es unterliegt somit keinem Zweifel, ob wir nun diese Tra-
dition dem Jahre 1073 oder 1074 zuweisen, dass unser Adal-
bero die karantanische Markgrafschaft, und zwar vor dem
Losbruche des Investiturstreites einerseits, dem Ableben Mach-
wards (III.) von Eppenstein (1076) und der Erwerbung des
Herzogthums Kärnten durch des Letzteren Sohn Liutold (1077)
anderseits, innehatte, somit nicht zum Lohn seiner Kaisertreue
und Parteigängerschaft Markgraf wurde. Auf keinen an-
deren Adalbero passt für diese Zeit die Angabe ,marchio*.
Er scheint somit seinem Vater in der karantanischen
Markgrafschaft nachgefolgt zu sein. Dass Letzterer (Otakar
III., V.) nur in drei Urkunden 1056 — 1059 als Markgraf auf
diesem Boden des Amtes waltet,3 dann verschwindet, und wir
— ohne die Zeugenschaft der Brixner Traditionen — von
1059 — 1122 über die karantanische Markgrafschaft ganz im
1 Redlich (Acta Tirol. I, Brixner Traditionen), S. 81—82 und 101, Nr. 228
und 281.
' Mon. Boica III, Nr. 32; Urkundenbuch des Landes o. d. Enns I, S. 215,
Nr. XXXTL; Meiller, Babenberger Reg., S. 9, Nr. 12 (Anm. Nr. 73,
8.205). Moritz, Gesch. der Grafen von Formbach u. s. w. (Bairische
Akademie, Abh. 1803, S. 81, 83—84) ist für das Jahr 1073 oder 1074,
Meiller, mit Rücksicht auf den Feldzug König Heinrichs IV. gegen
Ungarn, an dem auch Markgraf Ernst von Oesterreich theilnahm (Juli
bis September 1074), für das Jahr 1074.
1 Zahn, Urkundenbuch der Steiermark I, Nr. 62 (1066); Nr. 65 (1058);
Nr. 66 (1059).
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206
Ungewissen blieben, ist bei der Spärlichkeit anderweitiger Ur-
kunden für diesen Zeitraum nicht allzu auffallend. Enthält
doch das Urkundenbuch der Steiermark für diese 63 Jahre
blos 41 Nummern, darunter keine einzige echte Königsurkunde
und meist nur kirchliche Traditionen. Markward (HL) von
Eppenstein erscheint nur einmal, in dem wichtigen Vertrage
mit Salzburg, vertreten, sein Sohn, Herzog Liutold, gar nicht,
und der letzte Eppensteiner Herzog nur durch seine zwei Stif-
tungsurkunden für St. Lambrecht von 1103 und 1114 auf seinem
Eigenbesitz.1 Wir haben also auch für die herzogliche Amts-
tätigkeit der Eppensteiner auf steiermärkischem Boden
für die Zeit von 1059 — 1122 so gut wie gar kein bestimmtes
Zeugniss, worauf schon Huber zutreffend hinwies.*
Ein ^Zurückweichen' der steirischen Dynasten vor den
Eppensteinern aus der Mark ist somit bis zum Tode jenes
Adalbero (circa 1088) nicht annehmbar; dann freilich scheint
es, als habe die gregorianische Parteistellung seines über-
lebenden Bruders Otakar (IV., VI.) demselben die karan-
tanische Mark versperrt gehalten, denn die Ausübung mark-
gräflicher Rechte im Steirerlande lfisst sich erst bei Otakars
Sohne, Leopold dem Starken, 1123 — 1129, nachweisen.
Wie steht es nun aber mit der karantanischen Markgraf-
schaft vor 1088, oder richtiger gesagt von 1059—1088?
Wir wissen, dass ein Otakar (HI., V.), nach allgemeiner
Annahme Vater Otakars (IV., VI.) und Adalberos, nach 1059
aus den die karantanische Mark betreffenden Urkunden ver-
schwindet. Wir kennen seine Lebensdauer nicht, wir erfahren
nur aus jener bedenklichen Passauer Urkunde von 1088 und
aus Garstner Traditionen, dass er in Rom starb, und wir
dürfen mit Bestimmtheit annehmen, dass dies bereits vor 1082
eingetreten sein müsse.*
Wäre uns das Gründungsjahr des Garstner Chorherren-
stiftes, welches später in ein Benedictinerkloster umgewandelt
wurde, bekannt, dann könnten wir Bestimmteres angeben, da
1 VfL Zahn, Urkondenbuch dar Steiermark, L Bd., & 76—134. Nr 67
bis 108.
* Haber, Oesterr. Gemh. I, & 367.
* £ darüber weiter unten.
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jene Gründung in den Garstner Denkmälern als Werk dieses
Otakar bezeichnet wird.1
Uns begegnet aber eine Melker Urkunde aus der Zeit
des österreichischen Markgrafen Ernst (1067 — 1075)2 desselben,
den wir oben in der Ranshofener Tradition als Zeugen neben
jenem ,Markgrafen' Adalbero vorfanden, welche als ersten
in der Zeugenreihe Oczo, ,Markgrafen von Steier' (marchio de
Styre) anführt. Trotz aller Bedenken wider ihre Echtheit lässt
sie sich nicht als späte Fälschung brandmarken.3 Meiller stellt
S. darüber weiter unten.
1 M eil ler, Babenberger Reg. 9, Nr. 11, Anm. 70, S. 204. M eil ler ver-
ficht den Sommer des Jahres 1074; Filz (Gesch. von Michelbeuern 1,
S. 87, § 7) und Pritz (Beitrage zur Landeskunde für Oesterreich o. d.
Enns V, S. 231) sagen: nach 1070. Meiller beruft sich auf die Melker
Capitularen Eaiblinger und Mayer, welche erklären, die Urkunde
könne nicht vor 1065 fallen, und sieht in der Urkunde ein Argument
gegen Blumberger, der den marchio Oczo schon 1056 als verstorben
annahm (s. Beitrage zur Lösung der Preisfrage Erzherzog Johann II. in
Hormayr's Archiv 1818, Nr. 143 f.). Kaiblinger, Gesch. Melks I
(1868), 8. 172 ff., ergeht sich in der Erörterung, dass die Urkunde in
die Zeit von 1065—1075 gehöre, mit Rücksicht auf die Zeugen, vor
Allem darauf, dass Markgraf Ernst darin auch der Zustimmung seines
Sohnes gedenkt, Leopolds, des nachmaligen Markgrafen, der um 1050
bis 1051 geboren wurde, verweist aber zugleich auf seinen Kloster-
genossen, Präfect Mayer, der annehme, dass die Urkunde nicht
später als 1065 anzusetzen sei. Ueber 1065 hinauf erscheint sie
somit von keiner Seite gerückt.
1 Waitz, Deutsche Verfassungsgeschichte V, 8. 312, Anm. 4, fand es be-
denklich, dass in der Urkunde »Ministerialen' der Mark vorkämen
(,ministeriale8 marchie: Azzo de Gobatzpurch et filii eins Anshalm
et Nizzo, Poppo de Ror, Vlreihc de Chaduve, Alber de Zebingen, Ade-
lolt Chrewczaere et alii(), was für so frühe Zeiten ganz vereinzelt da-
stünde. Strnadt, Geburt des Landes o. d. Enns, 8.52, greift nicht
nur nach diesem Argument, sondern findet das Prädicat des erstange-
fahrten Chuenringers Azzo de »Gobatzpurch' mit Rücksicht auf Friess
(»Die Herren von Kuenring', Blätter des Vereines für Landeskunde von
Niederösterreich VII, 8. 39, 41) verfrüht, stösst sich an dem Siegel
und, was allerdings am wenigsten von Gewicht, auch an dem Namen
des Markgrafen ,Oczo', was erstlich ungewöhnlich und auch keineswegs
als identisch mit den Namen ,Otakar* sei, wogegen selbst Friess
(Traunkirchen, 8. 206) als ein , wenig stichhältiges* Argument zu wenden
sich gedrungen fühlt, anderseits aber (8. 207, Anm.) die Urkunde mit
Strnadt für eine solche hält, welche später, das ist nicht im 11. Jahr-
hundert, abgefasst wurde. Strnadt meint, sie sei «gegen die Mitte des
12. Jahrhunderts als eine aus dem Gedächtnisse ins Werk
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208
sie zum Jahre 1074, Kaiblinger meint, sie sei nicht später als
10G5 anzusetzen, während Filz und Pritz den Jahren 1070
bis 1072 zuneigen.
Wie dem auch sein möge, wir begegnen da der be-
kannten Koseform des Namens Otakar: ,Oczi — Oczo', und
mit dieser Koseform bezeichnet auch die Vorauer Genealogie
den Vater Otakars (IV., VI.) und Adalberos.
Wie will man sich aber mit dem Titel Markgraf von
Steier, der uns zum ersten Male urkundlich entgegentritt, zu-
rechtfinden? Eis gab wohl eine karantanische Mark, so gut
wie eine bäurische Ostmark oder Oesterreich, aber keine ,Mark'
von Steier, welcher Name nur der Burgherrschaft am Ufer
des gleichnamigen Flusses zukommt1
Milssen wir voraussetzen, dass dieser ,Oczo' derselbe ist,
den* wir lrtfrti — 1059 in Urkunden als Markgrafen Karantaniens
b*$*Mmen, $o heisst er hier immer nur „marchio in marchia
e&rintina — carentana\ nie marchio .de Srrre*.
Mit %Otakar\ wie er da heisst» und %Ocxo\ wie ihn das
Melker Pipern nennt, kennen wir uns leichter helfen; es darf
uns nie!;! $iutau£ machen* wenn er als Träger eines Reich s-
antte* in Ka»$erd:;*! ^raca uud Kv-ipsirkundem also in offi-
c:e«en AustVrtt^irjreiu des v;"e~ Xasea. dagegen als Zeuge
ir. eir.er r-x*rKi^*r.ivher: ScHer.k^r.£Sirk^iiie die £*cg und gäbe
K^wror«a d:c«** Xa^erss ruirt*
\Y;r risset *I^\ ^n ilvr cj* <i^£Ae Schwierigkeit
*v* ifÄ „raar<>..* ae Äyre* Ar ;ez* Zet: Lir anzukommen,
<**>** >s-»*i: m*c;: iuW i.va ««t \ r r.n! -rtr—i tmä im fiesem
\V^*^uu « ictsa* imxtt £.vfr JLb- f*j*i: Irina?» iiaim .Xfea»* aurduo de
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209
annehmen, dass in diesem Ausdruck der Amtstitel von der
karantanischen Markgrafschaft herrührt und mit dem Namen
der Hauptburg oder Hauptherrschaft des Hauses Styre —
Steier verknüpft wurde, und wir dürfen eine solche Annahme
wagen, da in jenen Kaiserurkunden der Jahre 1056 — 1059
von Otakar nur als Amtsträger die Rede ist, während er in
der Melker Urkunde als Zeuge auftritt und sich hier nach
seiner Hauptburg schreibt.
Dazu findet sich eine Parallele bei den Markgrafen des
Nordgaues oder den von Chamb-Vohburg. ,Markgraf Diet-
pold (f 1078) führte das Prädicat , Giengen' nach seiner Herr-
schaft in Schwaben, sein gleichnamiger Sohn (+ 1146) nennt
sich Markgraf von ,ChamV und jVohburg' nach zwei Orten,
einem Städtchen und einer Burg im Baiernlande.
Und diese Bezeichnung ,Markgraf von Steier' erscheint
seit 1123, als unser Haus in die karantanische Mark-
gewalt dauernd einrückte, gerade so typisch wie vorher.
Auch der langlebige Otakar (IV, VI.), der 1122 starb, nennt
sich und wird immer ,marchio de Styra' oder ,styrensis' ge-
nannt, nicht anders denn Leopold der Starke, sein Sohn, der
Erbe des grossen Eppensteiner Nachlasses in der karantanischen
Mark, seit 1123.
Es handelt sich aber darum, zu erklären, wie sich Oczi
— Otakar (HI., V.) und jener Adalbero, Vater und Sohn,
als Markgrafen der karantanischen Mark zu einander
stellen, und wie es möglich ist, dass der Bruder Adalberos,
Otakar (IV., VI.), in den spärlichen Urkunden (seit 1082 zum
Mindesten) ,marchio de Styra' heisst, jedenfalls also noch bei
Lebzeiten Adalberos. Sollte das nicht doch einen wesentlichen
Unterschied des Prädicates ,marchio Styrensis', ,marchio de
Styre' von dem Begriffe und der Wesenheit der karantanischen
Mark nahelegen?
Der Name Adalbero durchbricht die Reihe der ,Otakare*
zum ersten Male — soweit wir dies Geschlecht kennen; zum
zweiten Male ist dies bei Leopold dem Starken (1123 — 1129)
der Fall. Bei diesem ist es ersichtlich, dass hier, wie so oft
in Adels- und Fürstenhäusern, der Name des Grossvaters
von mütterlicher Seite zur Geltung gelangt; dürften wir das
nicht auch bei unserem Adalbero voraussetzen?
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Zunächst müssen wir jedoch einer anderen und in mehr
als einer Hinsicht entscheidenden Frage nachgehen; dürfen wir
nlimlich vor Allem Oczi-Otakar (HL, V.), ihren angeb-
lichen Vater, als eine Person auffassen, oder sind wir mit
Friess veranlasst, ihn in zwei Otakare aufzulösen, deren
cinor, von Friess als Otakar II. gezählt, derselbe wäre, welchem
wir 1066 - 1069 als karantanischen Markgrafen begegnen, and
ilor um 1060 ,im Kampfe gegen die Eppensteiner gefallen sei',1
während der andere, Otakar III. (bei Friess), ,Markgraf von
Stcior*, ,Qraf im oberen Traunthale und des Erbes der Lam-
bachcr' — um 107S das Zeitliche gesegnet hätte, mit Hinter-
lassung zweier Söhne, Otakars IV. und Adalberos?
Diese Annahme, Air welche Friess einstehen zu müssen
erklärt, hat auf den ersten Blick sehr viel Bestechendes, aber
os wäre bedenklich, ohne dringende Nöthigung die alte Tra-
dition aufsuopfern, welche in der Vorauer Genealogie zur Gel-
tung kommt und nur ,Oczi< (= Otakar HL, V.) als Mark-
grafen und als Vater Otakars (IV., VI.) und Adalberos kennt.
1 Vnn dass dieser Oczi nach der Angabe dieser Tradition
in den Zeiten Kaiser Heinrichs HI. gelebt, entspricht der Ur-
kunde von 10fH\ welche einen Otakar als Markgrafen in Karan-
tanicn walten lllsst und von Kaiser Heinrich HI. herrührt; dass
er dann noch in den Jahren Kaiser Heinrichs IV. lebte und
wirkte* darf man angesichts der chronologischen Allgemeinheit
einer suchen Tradition denn doch nicht als Beweisgrund wider
ihre Glaubwürdigkeit ausspielen wollen.
Wenn Pries* anninunu sein Otakar H. sei um 1060 im
Kawptv $re*ren die Kppensteiner sretalleiu so ist dies eine ganz
tttter*ei$hche Yermuihutic* welche er nur deshalb ins
Ko\l t^Krts um das Yerschwi-des eres« Otakar ans den Ur-
Kttr»?0Ä der S^ercvurk s^it UYv* xz erkliren und sich das
Xl;t *\\t r^cKr K<vKv wvu cerre <--Jie sokfc* Hypothese,
v^artv **a* e;?, l\vrt«*S<sa «rsi AÄtsw^rke* Oai-Otakars nach
An» l*«4W*e*t $rtfci-\ -rv— ftrr * — iUr r I Ffcmr fi W).
*» > »>*>***„ .» ^«M>w r* r- /vV ^\dLr *V^ Tl, t 11«) »k
S, > 9 *sv^m *. W f*«»-i >*«<** *V*- /*smv.«c TTU T — mix setaem
>fe<»wt* \<r s*v *iwv») . ».?*£ ^v^l «Mb); lu*c «oak Mt£ iem Boden
A.X \ v«*** yvV^M^^X*^ ******
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211
1059 — 1060 annehmen, also auch in der Zeit der Ausstellung
des bewussten Melker Diploms, das, wie man es auch datiren
will, 1065—1074 ausgefertigt wurde. Da von 1059—1074
Mos 15 Jahre verstrichen, kann man nicht von einer bedenk-
lichen Langlebigkeit dieses Oczi-Otakar sprechen. Man denke
nur an Otakar (IV., VI.), dessen Auftreten in den Urkunden
uns von 1082 — 1122, also durch volle 40 Jahre begleitet!
Schwieriger ist es, sich mit der Frage abzufinden, wie
sich das Markgrafthum Oczi-Otakars (III., V.) zu dem seines
Sohnes Ad albero stellt, und wie es kommt, dass neben Adal-
bero sein Bruder Otakar (IV., VI.) — in den Urkunden seit
1082 ,marchio de Styre' genannt — auch den Markgrafen-
titel fiihrt.
Wir müssen da zunächst auf die Frage eingehen, wer
von ihnen Beiden der ältere Sohn Oczi-Otakars (HE., V.) war?
Die frühesten Quellen und die Vorauer Genealogie nennen
sie leibliche Brüder (fratres germani), also Sprösslinge von
gleichem Vater, von derselben Mutter; alle diese Ueber-
lieferungen schweigen aber über das Altersverhältniss und
stellen den ,schlimmen', henricianisch gesinnten, Adalbero —
denn für sie gilt er nur als Parteimann — in Schatten, während
der kirchenfreundliche Bruder in den lichten Vordergrund ge-
rückt erscheint. Dazu kommt, dass man an den Namen Ota-
kar als ständigen, sich von Vater auf Sohn vererbenden ge-
wohnt war, und so lag es um so näher, bei Otakar (IV., VI.)
an den älteren jrechtschaffenen', bei Adalbero an den jüngeren
»entarteten* Sohn Oczi-Otakars (III., V.) zu denken und ihn —
mit Verschweigen seines uns urkundlich verbürgten Mark-
grafenthums — zum blossen ,6rafen im Enns- und Geiser-
walde' zu stempeln. Gleichsam widerwillig nennt ihn eine Ad-
monter Notiz, welche aus der Zeit des letzten ,Markgrafen'
Otakar (VI., VIII.) stammt, eines Urahnherrn des ,Mark-
grafen von Steier', wenn sie auch bezeugt, dass er seine Ge-
waltthaten vor Friesach gegen Erzbischof Gebhard von Salz-
barg nachmals durch eine ausgiebige Güterspende an Admont,
Gebhards Klosterstiftung, gesühnt habe, um vom Banne der
Kirche gelöst zu werden.1
Mochar, Gesch. des Herzogthums Steiermark IV, S. 312, Anm. 1 (aus dem
Admonter Saalbache); Zahn, Urkundenbuch I, S. 99—100, Nr. 85 aus
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218
War Adalbero der jüngere Sohn Oczis Otakars, so ist
es ungleich schwieriger zu erklären, wann und wie er dem
Vater in der Markgrafschaft folgen konnte, da, wie wir ganz
bestimmt wissen, dies Amt in Karantanien, auf dem Boden des
heutigen Ober- und liittellandes der Steiermark, noch vor dem
Investiturstreito in seinen Händen lag, und wir zu der Hypo-
these einer gewaltsamen Verdrängung des Vaters aus
der Markgrafschaft — und gerade durch den jüngeren
Sohn — doch nicht schlechthin greifen dürfen, wie verworren
und gewaltsamen Veränderungen günstig auch die damaligen
Zustände Karantaniens in den Jahren der Minderjährigkeit
und Vormundschaft Heinrichs IV. sein mochten.
Viel einfacher und wahrscheinlicher erscheint daher die
Annahme, dass Adalbero der ältere Sohn Oczis-Otakars (III.,
\\> war* denn sie hilft uns nicht blos über die eine Schwierig-
keil hinweg, wie Adalbero zur Markgrafschaft gelangte, son-
dern auch über die anderen, warum er und nicht Otakar
vlV», YL\ sein Bruder, vor 10SS thatsSchlich Markgraf in
Kar&ntanien war.
Man kannte nun bei dieser Annahme des Ahersvorranges
vielleicht daran denken, dass Adalbero zunickst ,Graf im Enns-
th&l£?b£*te% war1 und dann, neWn seinem Vater und mit dem-
JL»jä Cxtai tra.la de* K -««er? A l^^t IV. S I\>5 afc*c^riftäeli im Lan-
£*&arv^x AJa.Vero fr*T<r Osaf-i-u t:.'»t;j a&rckioRis de Stire
f**£a* et ns^rxiiÄ iä Kv^JÄ-a :-a;.'- ar*i F;iesat=m tnens ab epi-
äv^ \W>>a-\:.x *\,VÄrxr.:x'*:;< es^ ex. rc* aS- '?.:»•* bamni dedit
Av>;."t\V»>.>\ Kvsi?^c*.. :*iik:. : :;1 « A.t:i Ardain^). quae
$$*::*& w*.»-.»>^.- .» irt\ ;:^ - V»««* 7~»i r 3>-..T^t »ir4 mmr Terstind-
t<->* *»**» **.t* *^v^ ää» ^,* a*> >*c i« »it** Ha'.fte das 12. Jahr-
>*"»v?,»'ct» Akvni $ ts{ttn *.* - *» ♦vo*atJ?^k yr*a^i beisseo,
jjwt* v^ala? *> ^ VI ♦ Itü »ar äc l"-.rT.**svater £c*aT«*> des
V.v **» >la-i^*n.v« *v* Sfc. *c nata» *I~ ^H1. :;?•. nm .Herzog*
<rfe.tK.«i v *v> A;*t v*v. l« * r *?•*! :kxs* t/saat aZ«rdiBgs ,pn>-
*x«jr^ »iv> V" w . X --ai™ \v\-t\sa. ^»*a» A:.a •**•/ ai> P lAr de» Ur-
«j-v**^ *>,•»** * v <w%r* <*■*»# V < '. i»*c «■»■::'** mt J^akar* ^gmb .comes*
vVvoVo* »i " ,ii«* » •■/ t * • ■ i n n«f* .^: n" J*?j"ica"wc — Eäcbdorf and
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213
selben, markgräfliche Rechte ausübte, gerade so, wie wir dies
Ton den sogenannten Wels-Lambachern, Arnold und Gottfried,
in der gleichen Mark für die Jahre 1042 — 1044 urkundlich
verbürgt finden;1 man könnte weiters voraussetzen, dass Adal-
bero nachmals allein Markgraf blieb, dass sich sein Vater von
der Berufslast des Amtes freiwillig zurückzog und nur frommen
Werken leben wollte, was etwa in der Garstner Chorherren-
stiftung und in der Pilgerfahrt Oczi-Otakars (III., V.) nach
Rom, woselbst er starb, seine Erklärung fände.
Noch ungesuchter erscheint jedoch die Voraussetzung,
Adalbero sei in Folge des Ablebens seines Vaters Markgraf in
Karantanien geworden, und dem steht keine der von ihnen han-
delnden Urkunden, weder die des Babenbergers Ernst für Melk,
noch die Ranshofener Königsurkunde, noch auch das Brixner
Traditionenbuch im Wege. Gleiches gilt von der anfäng-
lichen Gründung des erwähnten Chorherrenstiftes, die vor
1074 längst vollzogen sein konnte, wie sehr auch die Garstner
Aufzeichnungen von dem Werden des späteren Benedictiner
klosters daselbst bestrebt sind, über den Bestand der Chor-
herrencommunität wortkarg hin wegzugleiten.2
Wir dürfen also annehmen, dass Adalbero als älterer
Sohn Oczis-Otakars dem Vater in der karantani sehen Mark-
grafschaft folgte, dass beim Ausbruche des Investiturstreites
der zweite Sohn, Otakar (IV., VI.), der jüngere Bruder Adal-
beros, als Gregorianer gegen ihn, den Henricianer, zu den
Waffen griff und den väterlichen Titel ,Markgraf mit dem
Erbe verknüpfte, das er im Lande ob der Enns behauptete,
während Adalbero karantanischer Markgraf war und blieb
und hier über Besitzungen verfügte, von denen leider nur
ein vereinzeltes Denkmal, jene Admonter Tradition, Zeug-
niss gibt.
Nach Adalberos Tode (um 1088)3 mag Otakar (IV., VI.)
bestrebt gewesen sein, Markgraf in Karantanien zu werden,
was er wohl schon bei Adalberos Lebzeiten versucht haben
1 S. das Nähere weiter unten, wo wir auf die fragliche Verwandtschaft
mit den Wels-Lambachern eingehen werden.
1 S. den Excurs.
* Der Zeitpunkt stimmt ziemlich zur Zeit der Wiederherstellung der erz-
bischöflichen ThKtigkeit Gebbards, die 1078—1086 ganz lahmgelegt war.
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214
dürfte; dass er als Markgraf schon vor 1122 in karai
tanischen Angelegenheiten urkundet, wird der Schlussabschni
zu erweisen versuchen.
Die Annahme, dass Adalbero der ältere Bruder Otakai
war, leuchtet auch aus einem anderen Grunde ein. Man häti
im Gegenfalle ja auch die Schwierigkeit, sich mit der Leben
dauer Otakars (IV., VI.) abzufinden. Adalbero muss bei seine
Tode (um 1088) schon in reiferen Jahren gedacht werden, c
er jedenfalls um 1074 bereits Markgraf in Karantanien wa
Otakar (IV., VI.) stirbt Ende 1122, also 34 Jahre späte
Er stand 1122 somit, auch als jüngerer Bruder angenomme
bereits im Greisenalter.
Wir waren genöthigt, dem, was eigentlich dem Schlus
abschnitte zukommt, vorzugreifen und die Stellung Adalber
und Otakars zu ihrem Vater und zu einander eingehend s
erörtern. Nun müssen wir aber auf die eigentliche Aufgal
dieses Abschnittes, auf die Verwandtschaft der Dynaste
von Steier mit den sogenannten Eppensteinern wied
zurückkommen.
Oben bereits wurde dargelegt, dass eine ältere Verwanc
schaft zwischen beiden Häusern bestanden haben müsse, da
die bekannte Verschwägerung Otakars (IV., VI.) mit de
letzten Eppensteiner nicht ausreiche, um die Erbschaft d
Jahres 1122 zu erklären.
Schon die Angabe in der bewussten Urkunde von 11«
über die dem frommen Gedächtnisse der Reuner Mönche ei
pfohlenen Personen lässt bei dem Kärntner Herzog Heinri
sowohl, wie bei dem Waldo von Runa auf Blutsverwandten;
schliessen. Denn, wenn die Markgräfin Sophie, Leopolds d
Starken Witwe, in Herzog Heinrich von Kärnten nur d
Oheim ihres Gatten erblickte, in ihm nur einen durch V<
schwägerung geschaffenen Verwandten sah, wie kommt <
dass sie nicht auch des zweiten Oheims, Markgraf L<
polds HI. von Oester reich (f 1136, 15. November) gedach
der als leiblicher Bruder der Mutter des steirischen Leop<
dem Hause doch ungleich näher verwandt war?
Das gewichtigste Zeugniss liefert aber das Todtenbu
des Klosters St. Lambrecht in Steiermark,1 dessen Grün du
1 Fontes rer. Austr., IL Abth., 29. Bd., herausgegeben von Pangerl.
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219
Wilbirg, der vom 27. August, in den Weg, wo von gleicher
späterer Hand ,mater Leotoldi' geschrieben steht. Dies passt
nicht zur obigen Annahme, denn Liutolds = Leopolds Mutter
war ja Elisabeth von Oesterreich, und der Ausweg, dort habe
der Schreiber mit Liutold den Markgrafen, hier einen anderen
Liutold gedacht, wäre mehr als bedenklich.
Wir thun daher am besten, von den späteren Beifügungen
zu den beiden Wilbirgis weiterhin ganz abzusehen, in den beiden
Liutolden der späteren Zusätze das Nächstliegende, nämlich
einen der Liutolde von Raschenberg-Reichenhall anzu-
nehmen und nur die Thatsache festzuhalten, dass beide Wil-
birg auch im St. Lambrechter Todtenbuche, im Necrologium
des erst um 1104 gegründeten, Eppensteiner Hausklosters,
vorkommen, und dies Vorkommen nur in verwandtschaftlichen
Beziehungen des genannten Hauses mit den älteren Otakaren
seine Erklärung finden kann.
Friess hat, wie bereits gesagt, in einer dieser Wilbirg
eine Aribonin vermuthet, und zwar die zum 27. August als
verstorben bezeichnete, und in ihr die Gattin seines OtakarHI.
zu finden geglaubt, die andere zum 19. Februar macht er zur
Ehefrau seines Otakar IL Da wir aber, wie bereits gesagt,
diese beiden Otakare in eine und dieselbe Person zusammen-
zufassen allen Grund haben, so müssen wir auch nur eine
Wilbirgis als Gattin Otakars (IH., V.) heranziehen, und die
Wahl steht uns frei. Bei der vom 19. Februar enthält sich
Friess jeder Vermuthung, bei der vom 27. August, hat er für
die Meinung, sie sei eine Aribonin gewesen, bekanntlich nur
ihr Auftauchen im Todtenbuche von Seon neben einem Ota-
kar als Haltpunkt gewonnen. Beide, nicht nur die vom 19. Fe-
bruar, sondern auch die vom 27. August konnten von anderen
Geschlechtern abstammen, und eine von den Beiden leitet uns
vielleicht zu den Eppensteinern hinüber.
Hier begegnet uns in Adalbero, dem Sohne Markwards
(IL), dem Markgrafen, dann Herzoge Karantaniens (1000 — 1035,
t 1039), der gleiche Name, den der Sohn Otakars (HI., V.),
der um 1088 verstorbene Markgraf, trägt. Wenn wir bei dem
Eppensteiner Adalbero den Namen seines Grossvaters von
mütterlicher Seite, Adalberos des Grafen von Sempt-Ebers-
berg, Vaters der Hademut, Gattin Markwards (H.) angenommen
16»
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220
linden,1 ein im Mittelalter häufiger Vorgang, so dürfen wir —
denn Vermuthungen sind bei genealogischen Fragen in jenen
Zeiten doch zulässig — bei dem Sohne Otakars (III., V.) etwas
Analoges voraussetzen. Wenn der Vater unseres Traungauer
Adalberos eine Tochter Herzogs Adalbero zur Frau hatte, jener
somit der Enkel des Herzogs von Kärnten, Neffe des Eppen-
steiners Markward (HL, f um 1076), wurde, so wäre nicht blos
die Blutsverwandtschaft zwischen den Eppensteinern und den
Dynasten von Steier oder den sogenannten Traungauern er-
wiesen, sondern wir begreifen dann. um so eher, dass es dem
Markgrafen Adalbero (f um 1088) gelang, sich in der karan-
tanischen Markgrafschaft seines Vaters zu behaupten.
Dies scheint allerdings auf den ersten Blick eine kecke
Hypothese zu sein und der gang und gäben Anschauung von
der Sachlage in Karantanien seit 1035/36 förmlich ins Gesicht
zu schlagen.2 Man ist gewohnt, den Markgrafen der karan-
tanischen Mark, wie ihn die Urkunden der Jahre 1056—1059
anfuhren, unseren Otakar (IH., V.), als Erben und demnach
auch als Nachfolger der sogenannten Wels-Lambacher,
Arnold und Gottfried, in der Markgrafschaft anzusehen und,
da diese aus Anlass der Aechtung des Eppensteiner Kärntner-
herzogs zur markgräflichen Gewalt kamen, in Feindschaft
mit den Eppensteinern zu denken ; ja man nimmt an, er sei in
dem Kampfe gegen Markward (HL), den Gewaltherrn Karan-
taniens, gefallen.8
Diese Annahme scheint auch darin ihre Stütze zu finden,
dass 1057 — 1061 Kuno, der Verwandte (cognatus) König Hein-
1 Adalbero, Graf von Sempt-Ebersberg, f 11. September vor 970, hatte
zur Tochter Hademut, Gattin Markwards, des Markgrafen der karan-
tanischen Mark, f vor 1000, Vater Adalberos, Markgrafen und seit 1007
Herzog von Kärnten; tungekehrt hatte Markwards Schwester, Richardis,
den Sohn Adalberos von Sempt-Ebersberg, Grafen Udalrich von Sempt-
Ebersberg (f 11., 12. März 1029), geehelicht. Der Sohn ans dieser
Ehe, Graf Adalbero von Sempt-Ebersberg, Träger des grossväterlichen
Namens, f 27. März 1046.
9 Anch Meyer v. Knonau, Verfasser der Jahrbücher des deutschen
Reiches unter Heinrich IV., I, S. 209, theilt die Ansicht, welche Wahn-
schaffe, Zahn, Strnadt, Mayer u. A. vertreten.
* Strnadt, Geburt des Landes o. d. Enns, S. 61 ff.; Fries 8, Traunkirchen,
8. 212 ff.
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221
richs IV., als Herzog Kärntens gilt, also zur selben Zeit, in
welcher jener Otakar (III., V.) Markgraf Karantaniens war,
und dass diesem Kuno Berthold von Zähringen im Herzog-
tum seit 1061 folgte.1
Wir wollen dem nun einige, nicht unbegründete Erwä-
gungen entgegenstellen.
Zunächst sei nur kurz bemerkt, dass der Antritt der ka-
rantanischen Markgrafschaft um 1056 durch Otakar (IH., V.),
abgesehen von der weiter unten zu erörternden Verwandt-
schaft mit den Wels-Lambachern, unter veränderten politischen
Verhältnissen stattfand. Heinrich III., den sein Vater Conrad H.
bekanntlich nur mit Mühe dahin bringen konnte, in die Aech-
tung seines Oheims, Herzogs Adalberos, zu willigen, war kein
Feind der Eppensteiner, wenn er auch die von seinem
Vater Conrad H. geschaffenen Zustände aufrecht hielt, da ihm
die Wels-Lambacher, namentlich Gottfried, treu und erfolgreich
dienten, und wenn er auch 1047 den Letzten der alten Weifen-
reihe, Weif den Alten (f November 1055), zum Herzog von
Kärnten bestellte.
Dass eine solche Feindschaft zwischen Heinrich HI.
und den Eppensteinern nicht bestand, erhellt am besten aus
der Thatsache des Fortbestandes ihrer Gütermacht und
tonangebenden Stellung in Karantanien, wie sich dies am
besten in dem Vertrage Markwards (in.), des Sohnes Herzogs
Adalberos, mit Erzbischof Gebhard von Salzburg ersehen lässt.*
Politische Rücksichten anderer Art mochten dem Kaiser die
Wiedererhebung der Eppensteiner zum Herzogthum wider-
rathen. In den Jahren der Minderjährigkeit König Hein-
richs IV. sehen wir allerdings jenen Kuno, jenen Berthold
1 8. darüber die Arbeit Wahn seh äff 6*8, S. 62 ff.
* Diese Urkunde (Zahn, Urkundenbuch der Steiermark I, S. 77 ff, Nr. 68)
wird von Tangl, Eppensteiner, I. Abth., S. 349 ff., um das Jahr 1066
angesetzt, dem auch Zahn folgt. Jedenfalls dürfte sie in die ersten
Jahre der erzbischöflichen Thätigkeit Gebhards von Salzburg (circa 1060)
fallen. Man hat diese Urkunde, worin sich Markwart ,filius Adalperonis
dneis' und seine Gattin Liutpirc (im St. Lambrechter Todtenbuche
als ,mater fundatoris', das ist Heinrichs, Herzog von Kärnten, f 1122,
zum 15. November verzeichnet, unbekannter Herkunft und mit unge-
wissem Todesjahre) mit dem Erzbischof über Zehend- und Pfarrechte
vergleichen, auch als Beweis herangezogen, dass es damals keine mark-
gräfliche Gewalt im Murlande gab; jedenfalls aber voreilig.
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222
von Zähringen nacheinander Herzoge von Kärnten werdei
weit mächtiger als sie1 ist und bleibt aber Markward (EH.
nicht umsonst heisst er , Vorsteher Kärntens* (praesul Carinthiae]
und dass 1077 Heinrich IV. Markwards Sohn, Liutold, fön
lieh als Herzog einsetzt, beweist eben nur, dass das Haus d<
Eppensteiner das mächtigste im Lande war, dass Heinrich F
keinen Groll gegen sie geerbt hatte und dass er bald auf s
ab befreundete Parteigänger zählen konnte.
Wir wissen nicht, wie lange Otakar (HL, V.) die v<
Kärnten abgesonderte Mark verwaltete; die Urkunden begleit«
uns nur durch eine Spanne Zeit aus dem Schlussjahre Hei
richs HI. in das Königthum Heinrichs IV. hinüber. Dass ih
aber sein Sohn Adalbero in der Markgrafschaft folgen ui
sich darin bis an sein Ableben (1088) behaupten konnte, spric
denn doch weit eher dafür, dass Vater und Sohn auf gute
Fusse zu den Eppensteinern waren, als für eine A
nähme des Gegentheils, und die begründete Vermuthung jen
Blutsverwandtschaft macht dies um so begreiflicher.
Aber auch die Gesetze der Zeitfolge lassen sich geg<
unsere Ansicht nicht ins Feld führen. Nimmt man an, Oc:
Otakar (HI., V.) habe die Tochter Adalberos von Eppenste
noch zur Zeit geehelicht, als dieser Herzog von Kärnten wa
so müsste dies allerdings spätestens 1035 geschehen sein. E
Geburt der beiden Söhne aus dieser Ehe: Adalberos und CH
1 Bezeichnend ist der Aussprach des gleichzeitigen Chronisten Bertho
(Mon. Genn. Script V, S. 271) zum Jahre 1061: Chounradus (Kuno) q
Carantanis solo nomine ducis praefuit, moriens locum dedit, cujus d
catum Bertholdus comes (Zähringer) Svevigena aeeepit Vgl.au
Aber diesen Wahnschaffe, S. 63f.t und Heyck, Gesch. der Herzo
von Zähringen (Freiburg i. Br. 1891), 8. 30, der ganz zutreffend beiner]
dass der Chronist Ekkeh. Urang. ihn kurzweg nur als in Schwab«
thätig bezeichnet und Otto von Freising (Geste Friderici I, Cap.
von den Zähringern sagt, sie hätten Kärnten nie besessen (. . . «3
cato Carentano, quem nunquam habuerunt . . .). Man hatte am Köni|
hofe des unmündigen Heinrich IV. Berthold von Zähringen nur d<
halb zum Herzog von Kärnten befördert, damit der Schwager i
KOnigs, Rudolf von Rheinfelden, unbehindert der Gewalthaber
Schwaben werde.
* Chron. Ebereperg. Mon. Germ. Script XX, S. 13: ,praesul Carinthii
(vgL Wahnschaffe, S. 14); sonst führt er den Titel »dominus* u
,comes(.
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223
kars (IV., VI.) lässt jedenfalls einen weiteren Spielraum an
Jahren offen; aber selbst wenn man sie unter jener Voraus-
setzung um 1036 — 1040 eintreten Hesse, ergäbe sich für Adal-
bero (f 1088) ein Lebensalter von beiläufig 52, für Otakar
(f 1122) ein solches von etwa 82 Jahren. Nichts zwingt je-
doch zu einer solchen Berechnung. Denn die Ehe kann auch
nach dem Sturze Adalberos, nach seinem Tode (1039), einge-
treten sein, sie kann auch als zweite Heirat der in erster Ehe
verwitweten Eppensteinerin stattgefunden haben, und da Hesse
sich etwa der Beisatz im Traunkirchner Todtenbuche zu der
Gräfin Wilbirg vom 27. August ,mater Leotoldi' ganz zwanglos
erklären. Die Mutter ,Liutolds*, unter welchem zunächst ein
Raschenberg-Reichenhaller Graf dieses Namens zu ver-
stehen sein wird (zwei dieses Namens begegnen uns vor 1060),
konnte doch in zweiter Verbindung mit Oczi-Otakar (III., V.)
eine Ehe schliessen. Also auch im Falle, dass man auf jene
späteren Glossen im Traunkirchner Todtenbuche Gewicht legt,
lässt sich eine von diesen beiden Gräfinnen Wilbirg als
Eppensteinerin und als Mutter Adalberos und Otakars (IV.,
VL) ganz gut denken.
Weshalb Conrad II. 1036 die karantanische Markver-
waltung den sogenannten Wels-Lambachern anvertraute, wissen
wir nicht; wir kennen nur die einfache Thatsache. Gerade so
steht es mit der für die Jahre 1056 — 1059 urkundHch ver-
borgten Markverwaltung Oczi-Otakars (1H., V.); auch da sind
wir mit den Beweggründen König Heinrichs ITT. nicht ver-
traut. Wir werden an späterer SteUe den Nachweis führen,
dass für die Annahme, dieser Otakar sei ein Eidam Arnolds
(II.) von Wels-Lambach gewesen, gar kein Anhaltspunkt vor-
handen ist, in ihr somit eine Erklärung des Auftauchens Oczi-
Otakars (III., V.) in der karantanischen Mark nicht gegeben
erscheint. Dagegen bietet die Thatsache der Markgraf-
schaft Adalberos, liefert das Zeugniss der Reuner Urkunde
von 1138 von einer älteren Blutsverwandtschaft der Eppensteiner
mit unseren Otakaren einen weit begründeteren Halt für
unsere Conjectur, einen Schlüssel für die Thatsache des Fort-
bestandes der karantanischen Markverwaltung in diesem Hause,
mindestens bis zum Tode Adalberos um das Jahr 1088.
Aber auch die Einzeichnung eines ,comes' Otakerus im
St Lambrechter Todtenbuche zum 1. Mai, von welcher
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224
bereits oben die Rede war, kommt unseren begründeten Ver
muthungen zu statten. Denn das Einzeichnen dieses Otaka
in das Necrologium eines erst zu Anfang des 12. Jahrhundert
gegründeten Klosters kann nur dadurch erklärt werden, das
man durch den Stifter, den letzten Eppensteiner, veranlass
wurde, den ihm blutsverwandten Otakar in das fromme Ge
dächtniss einzuschliessen, und die Bezeichnung ,Graf entsprich
der Thatsache, dass er noch als solcher in die Familie de
Eppensteiner eintrat.1 Von ihm als Wohlthäter St. Lam
brechts kann nicht die Rede sein, da er vor der Klostei
gründung längst verstorben war. Dass ferner in diesem TodteB
buche nur der eine seiner Söhne, Otakar (IV., VI.), als ,Marfc
graf* unter dem 28. November (1122) genannt erscheint, nict
auch Adalbero, dürfte in der Bannung des kirchenfeindliche
Gewalthabers, in dem schlechten Andenken des 1088 gewall
sam aus dem Leben getilgten Mannes, oder in einer Zufallig
keit (fehlt doch in dem Todtenbuche auch Sophia, Markgra
Leopolds Witwe, wie oben bereits bemerkt wurde), seine Ei
klärung finden.
Also auch für den Fall, dass alle unsere Vermuthur
gen über jene ältere Verwandtschaft der Dynasten von Steic
mit den Eppensteinern abgelehnt würden, die Thatsache de
Einzeichnung jenes ,Grafen' Otakar in das St. Lambrechte
Todtenbuch, und anderseits das parallele Vorkommen der beide
Willibirg (zum 19. Februar und 27. August) in diesem un
im Traunkirchner Necrologium sprechen zum Mindesten daftL
dass eine Versippung beider Häuser noch vor der VerschwJ
gerung durch die Heiraten Otakars (IV., VI.) und des letzte
Eppensteiners bestanden haben müsse, wenn auch die nähere
Umstände dieser Versippung fragliche bleiben.
Ob nun diese Versippung auch der Verwandtschaft unsere
Otakare mit jenem Grafen Waldo von Runa — Reun zu Grund
liegt, oder — was nicht unwahrscheinlich — noch eine besoi
dere Familienverbindung mit ihm bestand, kann nicht nähe
untersucht werden, da hieftir kein bestimmter Anhaltspunk
sondern nur die allgemeine Angabe in der Reuner Urkund
von 1138 vorliegt.
1 Entgegen der gang und gäben Meinung, die ihn sogar im Kampfe nc
den Eppensteinern fallen lässt.
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225
Durch jene ältere Versippung mit den Eppensteinern
traten unsere Otakare auch mit dem altangesehenen und weit-
verzweigten Hause der Grafen von Sempt-Ebersberg in
nahen Zusammenhang und mittelbar dann auch mit dem wäh-
rend der Schlusshälfte des 11. Jahrhunderts in Krain heimisch
gewordenen Zweige der Grafen von Weimar-0 riamünde.1
Noch müssen wir aber auf eine Thatsache zurückkommen,
die wir weiter oben streiften.
Gleich den Otakaren begegnen wir auch den sogenannten
Eppensteinern nicht erst auf dem Boden Karantaniens, son-
dern bereits früher mit Grafschaftsgewalt im Ufgau, in
der Nachbarschaft des Traungaues, oder, besser gesagt, auf dem
gleichen Boden, da der Ufgau strenggenommen nur ein Theil
des Traungaues war. Die Königsurkunde vom 13. Juli 940
verleiht dem ,vornehmen Lehensmanne und Grafen March-
ward' zehn Herrenhuben im Ufgau in der Grafschaft des
vorgenannten Markward.2 Es geschieht dies auf Fürbitte des
Baiernherzogs Berchtold, aus dem Hause Scheiern, desselben,
dem auch Earantanien unterstand, und in dessen Umgebung,
noch als er Kärntner Herzog war (927), bei Maria-Saal und
(928) bei der Karnburg unser Markward oder sein Vater unter
den vornehmsten Zeugen, aber nicht als Graf, auftaucht.3
Er ist wohl derselbe ,edle* Markward, welcher uns 930 als
Grossgrundbesitzer im Kernbezirke der Eppensteiner Güter auf
1 Vgl. über die Ebersberger and Weimar-Orlamünder die Unter-
suchungen in den Jahrbüchern des deutschen Reiches unter Heinrich EL
(Hirsch), Conrad II. (Bresslau), Heinrich III. (Steindorff), Wahn-
schaffe a. a. O. . . . Eine Tochter des Grafen Udalrich von Sempt-
Ebersberg (f 1029) und der Richardis von Eppenstein (f 1013) Willi-
birg (f 14. November, ? 1064) ehelichte den Grafen Wecilin von Friaul,
und aus dieser Ehe ging Hadumot hervor, welche den Sohn des Grafen
Wilhelm von Weimar- Orlamünde (f 1003), Poppo, ehelichte, dessen
Sohn Udalrich (f 1096) als Markgraf von Istrien und Krain hervor-
tritt, in welchem letzteren Lande um 1040 — 1045 muthmasslich ein
Ebersberger, Eberhard, Sohn Udalrichs (f 1029), als »Markgraf auftaucht.
Vgl. Über diesen auch Meli, Die historische und territoriale Entwicklung
Krains vom 10. bis ins 13. Jahrhundert (Graz 1888).
* Urkundenbuch des Landes o. d. Eons II, S. 57, Nr. XLI; Ottenthai,
Reg. Otto I., S. 53, Nr. 89. cuidam nobili vasallo suo ac comiti March-
wardo ... in pago Vfgowe in comitatu eiusdem Marchwardi . . .
1 (Kleinmayern) Juvavia, S. 126, Nr. 2; S. 161, Nr. 57; Zahn, Ur-
kundenbuch der Steiermark I, S. 20 ff., Nr. 17, 18.
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dem oberen Murboden, nämlich an der Undrima-Ingerii
im gleichnamigen Gaugebiete der karantanischen Ma
begegnet,1 und in deren Verwaltung dann uns 970 auch <
Markward (der Ufgauer Graf der Urkunde von 940 o(
dessen Sohn) vor Augen tritt.
Die bezügliche Kaiserurkunde vom 7. März2 bezeich]
ihn als Markgrafen Tin der Ostgegend' (Karantaniens), u
die hier als an Salzburg geschenkt namhaft gemachten Gti
(Udeldorf bei Arnfels, das Sausal und Leibnitz) finden i
in seinem Amtsbezirke ^comitatu) gelegen.
Mit diesem .Markgrafen' Karantaniens, Markward (I
in solcher Eigenschaft dem Ersten dieses Namens, dem Va
Adalbero*, hebt die eigentliche Bedeutung der auf dem ober
Murboden, im Mürz-Arienzthale, an der mittleren Mur u
auch im steirischen Unteriande reichbegüterten ,Eppenstein
an, wie wir sie zu nennen pflegen, und spätestens um 10
muss Adalbero seinem Vater in der Markgrafschaft gefo
sein; 1012 wird er Herzog des Landes.4
In diesem grossen Verwaltungsgebiete tauchen seit 10
unsere Otakare mit Otakar (III., V.) auf, und wenn behau
tet wird, dass sie hier Erben dessen wurden, was die Wc
Lambacher erworben hatten, so lasst sich wohl mit weit me
Grund vermuthen, dass ihre Versippung mit den Epp(
steinern ihnen auf diesem Boden namhaftes Heiratsgut zufuhr
Es ist nun aber hohe Zeit, dass wir die Schritte weil
lenken und uns der nur von einem, und zwar bedenklich
Zeugniss, der oft erwähnten Passauer Urkunde des Jahi
1 Juvavia, 8. 166, Nr. 80; Zahn, Urkundenbuch der Steiermark I, S.
Nr. 19 (930, SO. März, Salzburg). . . . quodam nobili viro nomine M
huuart . . .
* Juvavia, S. 186, Nr. 71; Zahn, Urkundenbuch der Steiermark I, S.
Nr. 25; dato 970, 7. Märe, Paria. Vgl. Ottenthai, a. a. O., S. 2
Nr. 514. 25. ... in comitatu Marchwardi marchionis noatri in pla
orientali . . . (Sausal und Leibnitz).
8 Nach üblicher Zählung mit Rücksicht auf das markgräfliche Walten
Geschlechtes in Karantanien.
4 Fröhlich, Archontol. Carinthiae II, S. 199; Zahn, Urkundenbuch
Steiermark I, S. 40, Nr. 33 (Lambrechter Urkunde). Schenkung i
100 königlichen Hüben in proyincia Karinthia ac in marchia comitatu«
memorati marchionis Adalberonis . . . Herzog wurde Adalbero 1012
Wahnschaffe, a. a. O., 8. 13 f.
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227
1088, vertretenen ,Blutsverwandt8chaft' der Otakare mit den
sogenannten Wels-Lambachern, ihren Vorgängern in der
karantanischen Mark, zuwenden.
Wir wollen das bereits an anderer Stelle Vorgebrachte
nicht wiederholen, nicht dem Bedenken neuerlich Ausdruck
geben, dass sich im Traunkirchner Todtenbuch keiner der
Wels-Lambacher vorfindet; wir wollen die einzige Quelle, die
von diesem Hause und seinem Ausgange handelt, das von einem
Lambacher Klostermann geschriebene Leben des heiligen
Adalbero, Bischofs von Würzburg, sprechen lassen.1
Diese Aufzeichnung hebt mit dem Erbauer der Lam-
bacher Burg, mit Arnold (II.) an und bezeichnet den Ort als
einen solchen, wo altersher Maut- und Zollabgaben entrichtet
wurden, was die bezüglichen Rechte des Klosters nebenher
begründen soll.
Dieser Graf Arnold nahm zum Weibe eine vornehme
Frau aus Ostfranken, Namens Regila.8 Zunächst kommt
unsere Quelle auf den einen Sohn, Gottfried, zu sprechen,
den tapferen, siegreichen Markgrafen, dem das Gebiet von
Batina = Putten gehörte, mit der genannten ,berühmten*
Burgstadt, einer ,Mutter* (metropolis) der andern, welche, im
Ostlande in der Richtung gegen Ungarn gelegen, altersher
zum Schutze wider die von dort drohenden Einfälle und Ver-
wüstungen angelegt worden war.8 Dieser Gottfried hatte eine
Tochter, welche sich dem Grafen Ekbert von Neuenburg
am Inn vermählte. ,Diesem fiel dann nach dem seligen Ende
seiner Brüder als Mitgift die Burgstadt Putten mit Allem, was
zu ihr gehörte, zu/ Regila gebar aber noch einen Sohn,
1 Vita Adalberonis episcopi Wirziburgensis 8. Herbipolensis, auctore ano-
nym o (Lambacensi monacho). Pez, Script, rer. Austr. II, und h. von
Wattenbach, Mon. Germ. Script Xu, 8. 128—136. Vgl Juritsch,
Adalbero, Graf von Wels und Lambach, Bischof von Würzburg und
Gründer des Benedictinerstiftes Lambach in Oberösterreich (Braunschweig
1887), abgesehen von Schmieder, Breve Chronicon mon. B. M. V.
Lambacensis, Linz 1865.
* So heisst sie hier. In der weiter unten angezogenen Urkunde von 1025
ist ihr Name Reg inlinde; ,Regila' ist somit seine Koseform.
* Es geht wohl nicht an, darin eine Verwechslung mit Petovia — Pettau
zu vermuthen, wie Bü ding er, Oesterr. Gesch., S. 463, und Steindorff,
Jahrbücher des deutschen Reiches unter Heinrich III., S. 162, Anm. 3,
meinen«
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Adalbero, den nachmaligen Bischof von Würzburg in 0$
franken. Ausserdem soll sie mehrerer Söhne genesen sei
Dies bestätigt auch einigermassen die einzige von Arno
und seiner Gattin ,Reginlinde* handelnde königliche Sehe
kungsurkunde vom 11. Mai 1025.1
Im 7. Capitel kommt die Vita Adalberonis nochmals a
den Grafen Arnold (II.) zurück. Als dieser nämlich seil
Frau (Regila) durch ihren Tod verlor, ,seiner Söhne ui
Erben — den Würzburger Bischof Adalbero ausgenommen -
beraubt wurde und die Lambacher Burg zerstört word«
war', gründete er ein Kloster zu Ehren der Gottesmutt
Maria, und zwar an der Stelle, wo einst die Zoll- ur
Mauthabgaben entrichtet wurden.
Im 10. Hauptstück wird sodann erzählt, dass Adalbei
seines Bischofsamtes müde geworden, den Weg nach Baier
in das Heim der Väter einschlug. Hier fand er sein väte
liches Erbe nahezu ^enterbt* 2 und verfugte sich, ein
plötzlichen Eingebung folgend, in das Kloster der heilig«
Maria (Lambach) mit all seiner Habe. Hier fand er ,die theu
Asche seiner Angehörigen, des Grossvaters (Arnold 17
1 Mon. Boica XXIX, I, S. 12, Nr. 323; Meiller, Babenberger Reg., 8.
Nr. 4, a. a. O., Babenberg — Bamberg. Die Urkunde spricht von Söhn
in der Mehrzahl. Ob damals schon Adalbero, Bischof von Wflrzbu
(t 1090), geboren war, ist fraglich, wenngleich wahrscheinlich, da
schon 1045 zum Bisthum gelangte, was allerdings auch damals l
Jünglingen aus angesehenen Häusern möglich war. Vgl. Moritz, A
handlung über die Grafen von Formbach-Lambach-Pütten in der A
handlung der königl. bairischen Akademie, 1803. Die Schenkung b
trifft ,Frumanaha( = Pframa, Dorf der Herrschaft Eckartsau im Vieri
unter dem Manhartsberg Niederösterreichs. Meiller, S. 195, Nr. S
bemerkt: ,Nach Einigen hatte er (Arnold U.) auch einen dritten So]
Arnold/ Auch Strnadt, Peuerbach, S. 97—100, bezeichnet ihn i
Arnold HI. und vor dem Vater verstorben. Vgl. darüber das weit
unten im Texte Gesagte.
* Vita Adalberonis ... ,de transitu episcopi Adalberonis a Franconia
Noricam regionem' . . . nachdem in anachronistischer Weise d
Krieg zwischen Heinrich IV. und seinem Sohne Heinrich (de Schisma
inter imperatorem Heinricum et filium ejus Heinricum orto) eingeschali
worden . . . reversus est in Bawariam (Adalbero) ad terram patrt
suorum, inveniensque haereditatem paternam fere exherec
tatam . . .
8 In der Urkunde von circa 1070 (Urkundenbuch des Landes o. d. Enns
S. 94), worin die Bischöfe Altmann von Passau und Adalbero von Wüj
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Vaters, der Brüder und anderer Blutsverwandten vor',
erwählte sich hier seine Ruhestätte, und da er einsah, dass
die väterliche Stiftung, dass Lambachs Chorherrenkloster
nicht gedeihen könne, so verwandelte er es im Einvernehmen
mit seinem besten Freunde, Bischof Altmann von Passau, und
mit päpstlicher Genehmigung in ein Benedictinerstift.
Nachdem der Biograph des heiligen Adalbero dies be-
richtet und der ersten von ihm in Lambach eingesetzten Aebte
gedacht, fugt er die bekannte (aber gefälschte) Gründungs-
Urkunde des Würzburger Bischofs von 1056 für Lambach1 und
eine Bestätigung vom Jahre 1089* ein, in Gesellschaft eines
Briefes Adalberos an Bischof Altmann. Den Schluss bilden
(Cap. 13 — 15) die feierliche Ankunft des Bischofs von Passau
in Lambach, das bezügliche Kirchenfest (1089, 15. September),
der Tod Adalberos (1090, 6. October) und seine Bestattung in
seinem Lieblingskloster.
Halten wir uns an den Wortlaut unserer Quelle, so erge-
ben sich aus ihr nachstehende Aufschlüsse: Sie erwähnt des
Groesvaters, des Vaters, der Mutter Bischofs Adalbero, meh-
rerer Söhne, von denen aber nur Gottfried und Adalbero zur
Sprache kommen, sodann der Tochter Gottfrieds, die den
Grafen von Neuenburg (und Formbach) ehelichte. Von Töch-
tern des Altgrafen Arnold (II.) aus der Ehe mit Regila ist
nirgends die Rede, und auch von einer anderen Tochter Gott-
frieds nicht. Besonders auffällig lautet aber der Schluss über
die Stiftung des Lambacher Chorherrenklosters.
Altgraf Arnold (IL) hatte damals Frau und sämmtliche
Erben — bis auf den Bischof Adalbero — eingebüsst. Wir
wissen nur anderweitig, dass sein Sohn, Markgraf Gottfried,
Ende 1050 erschlagen wurde, während der Vater noch lebte.
Von Arnolds (II.) Amtstätigkeit in der karantanischen Mark
schweigen die Urkunden seit 1043, doch ist dies allein nicht
massgebend; die seines Sohnes Gottfried wird noch in der
Kaiserurkunde vom 2. October 1048 erwähnt. Dann folgt die
barg einen Gütertausch eingehen, erscheinen auch der avus epi. Adal-
beronis, sodann sein Vater, sein Bruder Gottfried und der Bruder Ar-
nolds (II.) all ,patruus' epi. Adalberonis, Aribo.
1 8. n. Abth.
' 1089, 14. September. Urkundenbuch des Landes o. d. Enns II, 8. 119,
Nr. 83.
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Lücke in den Diplomen bis zum Jahre 1056, in welchem
(2. Februar) Otakar (III., V.) als Markgraf Karantaniens
erscheint.
Das, Leben des heiligen Adalbero* spricht aber auch von
der Zerstörung der Lambacher Burg.1 Dass Altgraf
Arnold (II.) dieselbe, seinen Bau, zerstört hätte, sie verfallen
liess, ist doch undenkbar. Wir müssen da an eine fremde,
feindliche Macht denken, und der Umstand, dass Arnold den
Schluss seiner Lebenszeit im Gefühle seiner Verlassenheit —
die Gattin war gestorben, seine Söhne und Erben, bis auf
einen, hatte der Tod ereilt — zur Stiftung des Lambacher
Chorherrenklosters benützt, lässt auf eine Katastrophe des
Hauses, auf ein gewaltsames Verh&ngniss — und anderseits
darauf schliessen, dass Arnold der karantanischen Mark-
grafschaft nimmer vorstand. Bezeichnender Weise heisst
er in unserer Quelle immer nur ,Graf , nie ,Markgraf , welchen
Titel bei ihr nur Gottfried trägt, obschon 'Arnold thatsächlich
Markgraf war und in einem Lambacher Kecrologium seine
Frau Regila ausdrücklich ,Markgräfin' (marchionissa) heisst.
Dieses Todtenbuch bietet aber merkwürdige Aufzeich-
nungen zu einem und demselben Tage, und zwar zum 1. Fe-
bruar: Wir finden nämlich nach einander: ,Regila marchionissa
(mater epi. AdalberonisX Arnoldus comes (frater epi. Adal-
beronis), Hacecha laica juxor Arnoldi comitis)/1 Dieser
»Graf Arnold' wird ausdrücklich als ein Bruder Bischofs Adal-
bero bezeichnet« mit einer Gattin, Hazecha. Wir haben da
also von den »mehreren* Söhnen Arnolds tJL> einen genannt,
den die ,vita Adalberonis* nicht ausdrücklich anfährt, und zwar
einen Arnold (BIX der den Namen des Vaters trägt, bereits
vermählt war und an einem und demselben Tage mit
seiner Mutter und seinem Weibe den Tod fand.
Schon Büdinger knüpft an diese Daten die Bemerkung:
»Die Familie mag an Einem Ta^e, vielleicht 1055, umge-
kommen sein/ So allgemein ge&sst kann dies nicht werden;
Ahgraf Arnold ^11^ überlebte ja die Katastrophe, Gottfried fand
1 Vit» AfettNMv*«** C*f* T. . . . **$(*> sa*t ut LmiWcIm loco nto, de-
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231
zu anderer Zeit und unter anderen Verhältnissen sein gewalt-
sames finde.1 Wohl aber lässt sich denken, dass die Lam-
bacher Burg in Abwesenheit des Altgrafen Arnold überfallen
wurde und dabei seine Gattin Regila, sein verehelichter Sohn
(Arnold III.) und dessen Weib den Tod fanden. Wann dies
vor dem Ableben Arnolds (II.) geschah, lässt sich, was das
Jahr betrifft, nicht feststellen und ebensowenig ausklügeln, wer
die Gewaltthat vollbrachte.
Btidinger denkt an das Jahr 1055, die Zeit der grossen
Fürstenverschwörung gegen Heinrich III., an welcher auch
der Kärntner Herzog Weif der Alte theilnahm. Für Günther
entfallt es, weil dieser schon früher (1050) aus dem Leben
schied; wann Arnold (H.) starb, wissen wir nicht. Seit 1044
verlieren sich die urkundlichen Nachweise über ihn; nur wissen
wir, dass er seinen Sohn Gottfried und ebenso den obenge-
nannten Arnold (HI.) tiberlebte.
Aus dem Umstände, dass seit 1056 Otakar in der ka-
rantanischen Mark auftaucht, hat man — und gewiss voreilig
— geschlossen, dass Markgraf Arnold 1055 gestorben sei. Es
kann dies auch früher eingetreten sein, nämlich innerhalb der
Jahre 1051—1055.*
Denn da anderseits kein Quellenzeugniss für Töchter
des Markgrafen Arnold (H.) spricht,8 auch die ,vita Adalbero-
nis' keinen Schwiegersohn Arnolds und nur einen Eidam des
Markgrafen Günther (Grafen Ekbert von Formbach-Neuenburg)
kennt, folglich die von der Passauer Urkunde aus dem Jahre
1088 allein erwähnte Blutsverwandtschaft der Otakare zu
den Wels-Lambachern mit einer solchen Verschwägerung
nichts gemein haben kann, letztere also auch keine Erbschaft
Otakars (HI., V.) und noch weniger seine Nachfolge in
1 Ann. Altah. Mon. Germ. Script. XX, S. 804, zum Jahre 1050: Tom (na-
tale 1060 = Weihnachten) marchio Gotefridus ab iniqnis circumventas
innocens misere occiditur. Vgl. Wahnschaffe, a.a.O., 8.40.
* 1042, 8. November (Zahn, Urkundenbuch der Steiermark I, S. 60, Nr. 52)
erscheint Gottfried schon als marchio, 1043, 1. October (S. 62, Nr. 54),
Arnold als marchio nnd nicht wieder; 1048, 2. October (S. 64, Nr. 56),
Gottfried noch als marchio. Weitere Urkunden fehlen. Weihnachten 1050
erlag er dem Morde.
8 Weder die Vita Adalberonis (Cap. 7, filiis et heredibns orbatus . . .), noch
das citirte Lambacher Todtenbuch zum 1. Februar.
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der karantanischen Mark herbeüUhrte, so hindert uns g
nichts, den Eintritt Otakars in diese Markgrafschaft innerha
die Jahre 1051 — 1055 vorzurücken.
Das Todesjahr Arnolds II. von Wels-Lambach bleibt
unbekannt^ und wir wissen auch nicht, wann er aufhörte, l
rantanischer Markgraf zu sein. Dass er in dieser Eigensch;
starb, scheint den Bericht des Biographen Bischof Adalberos £
gen sich zu haben, gerade so wie anderseits der Eintritt Otakars
das karantanische Markgebiet noch vor dem Ableben Arno]
die allgemeine Angabe der Vorauer Genealogie, ,Oczi'-Otak
(III., V.) ,habe in den Zeiten Kaiser Heinrichs III. (1039 1
1056) geblüht',1 für sich hat. Die Vermuthung, dass il
hiebei die Verwandtschaft mit den Eppensteinern zu Gut
gekommen sein mochte, wurde oben bereits zu begründ
versucht.
Die ,Blutsverwandt8chaft' der Otakare mit den We
Lambachern hängt also vorläufig in der Luft und müsste i
ältere Beziehungen zurückweisen, die vielleicht auf Arn<
(I.) von Wels-Lambach, etwa auf seine Tochter, Schwester 1
nolds (II.) als fragliche Mutter Otakars (III., V.) zurückführe
Jedenfalls sind wir nicht berechtigt, sie schlechthin zu läugn<
da die Urkunde von 1088 sie mit aller Bestimmtheit herv
hebt. Dadurch traten die ersten Otakare auch mit d
Neuenburg-Formbach (Püttner) Grafen, mit den Winz<
bergern, den von Bogen u. A. in verwandtschaftliche J
Ziehungen, die in der späteren unmittelbaren Verschwägern
mit den Püttnern ihre Ergänzung fanden.8
1 Geneal. Voraw., Mon. Germ. Script. XXIV, 8. 72. ... 0*y, qui tem
ribus imperatoris Heinrici tercii floruit . . .
* Vgl. Meyer v. Knonau, Jahrbücher des deutschen Reiches unter Kö
Heinrich IV., I, S. 187, der eine solche Vermuthung ausspricht
• Wir finden daher auch in der Tradition für Fonnbach (um 1094) ui
den Zeugen der Schenkung des Grafen Ekbert (I.) von Putten an
genannte Kloster zunächst als Zeugen unseren Otachar marchio,
ist Otakar (IV., VI.), angeführt (Urkundenbuch des Landes o. d. Enni
S. 627), 1104, 16. Deceraber (XVI. Kai. Jan.), in der Urkunde des Fo
bacher Abtes Beringer, Zeitgenossen Ekbert I., Grafen von Putten (Eni
Thiemos I.), Gatten Mathildens, der Tochter Gottfrieds von Wels-Lj
bach, als ersten Zeugen Otachar marchio, dem Dietrich, Graf
Formbach, Vetter Ekbert*, angereiht erscheint (ebenda I, S. 626
627, Nr I).
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233
Ob wir in der Phrase des Biographen Adalberos, derselbe
habe bei seiner Rückkehr von Würzburg nach Lambach sein
ganzes Erbe ,ausgeerbt' gefunden, dabei an Eingriffe der be-
nachbarten Dynasten von Steier denken dürfen, bleibt fraglich.
Immerhin scheint der Zeitpunkt der damit verbundenen Re-
form des Klosters Lambach, das Jahr 1056, darauf hinzu-
weisen, dass wir zwischen letzterem Jahre und dem Ableben
des Vaters Bischof Adalberos einen längeren Zeitraum ver-
streichen lassen müssen.
In dem (unechten) Stiftbriefe von Lambach und in der
,Eraeuerung' desselben von 1089 erscheint auch ein Ohm,
wörtlich Vatersbruder (patruus) Bischofs Adalbero, nämlich
ein Aribo angeführt, von dessen Gute ,Zuisilaa dem Bischof
ein Erbtheil zugefallen war. Mit diesem Aribo, einem Bruder
Arnolds (II.), wäre der Kreis der Wels-Lambacher Familie, so
weit wir ihn kennen, geschlossen.
Wir wenden uns nun der angeblichen Stammverwandt-
ßchaft der steirischen Dynasten mit den sogenannten Ari-
bonen* zu, welche insbesondere für Pritz als ausgemacht galt,
so zwar, dass er von derselben den frühesten Besitz seiner
Traungauer in der karantanischen Mark herleitet.
Seinen Ausgangspunkt findet hiebei Pritz in der wich-
tigen Königsurkunde des letzten ostfränkischen Karolingers,
1 Sollte dies ,Zwisl4 am Zusammenflösse der beiden ,Ayst' oder Aist sein,
das in einem Passauer Traditionsbuche des 12. Jahrhunderts, Urkunden-
buch des Landes o. d. Enns I, S. 478, vorkommt?
* Eine von der neueren Geschichtsschreibung eingeführte Bezeichnung, die
mit dem Vorwalten des Namens ,Aribo* bei diesem Geschlechte zu-
sammenhängt und sich vornehmlich auf die Stelle beim Ekkih. Urang.
zum Jahre 1104 (Mon. Germ. Script. VI, S. 224—225) stützt, wo er der
letzten Ausläufer, der Grafen Aerbo-Aribo und Botho, gedenkt: Hi duo
fratres Aerbo scilicet et Botho paterno de sanguine Noricae gentis anti-
quißsimam nobilitatem trahebant, illius nimirum Aerbonis posteri,
quem in venatu a visonta bestia confossum, vulgares adhuc cantilenae
resonant . . . Dass dieser im Volkssange gefeierte Aerbo-Aribo der letzte
Markgraf der karolingischen Ostmark gewesen sei, bleibt ebenso fraglich
als die Annahme, er sei der im Besitze der Abtei Trunseo 909 genannte
comes Arbo. Vgl. über die sogenannten Aribonen die Forschungen von
Hirsch-Bresslau in den Jahrbüchern des deutschen Reiches unter
Kaiser Heinrich IL, 1. Bd., S. 33 ff., 3. Bd., S. 166 und 340—341, ferner
die trefflichen Untersuchungen bei Richter (Mitth. des Institutes für
österr. Geschichtsforschung I, Erg.-Bd. S. 629 ff.) und Egger (s. Schluss).
ArcWt. LXXXlV.Bd. I.H&lfte. 16
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Ludwigs des Kindes, vom 10. März 904 (Ingolstadt), wori
dieser dem Sohne seines lieben , Grafen' Otachar, einem Arp
in der Leobner Gaugrafschaft Otachars, seines Vaters, di
ausgiebige Geschenk von 20 Hüben in den Orten Zlatui
(Zlatten) und Costiza (Göss) an der Mur zuwendet.1 Da nu
auf dem gleichen Boden, zu Costiza-Gussia-Göss, hundert Jahi
später das älteste Nonnenkloster und überhaupt das frühesl
geistliche Stift der Steiermark (vor 1020) erstand, und zw«
laut Eaiserurkunde Heinrich II. vom 1. Mai 1020 (Fulda
als Schöpfung seines ihm blutsverwandten Hofcaplans Arib
und zunächst seiner Mutter Adala, mit Zustimmung des (g<
lähmten) Vaters Aribo2 (in welchem wir den Sohn des Pfal:
grafen Hartwich v. J. 977 erblicken dürfen), so haben w
es thatsächlich in dem Aribo der Urkunde von 904 mit einei
Ahnherrn der Aribonen zu thun, und ihm geht als solcher ei
Otakar, der Graf des Leobner Gaues, voran.
Selbst Hirsch meinte, bei diesem Sachverhalt läge di
Vermuthung nahe, ,dass auch die nachmals so bedei
tenden steirischen Ottokare von derselben Würz«
stammen. Denn der Name Ottokar, der in diesem Hause s
constant, habe eben deshalb hier eine von den üblichen Kuns
griffen der Genealogen unabhängige Bedeutung'. 8
Es mag daher befremden, dass der Verfasser dieser Unte
suchungen in der H. Abtheilung, dort, wo von Heimat un
Ahnen der Otakare die Rede war, und zwar insbesondere b<
der Erörterung der Raffelstetter Zollsatzung (903—905
die zeitlich der Urkunde von 904 so nahe steht, nicht gleic
1 Fr öl ich, Dipl. s. d. St. I, S. 3, Nr. 1; Zahn, Urkundenbuch der 8teie
mark, S. 16, Nr. 13 (ans dem Originale im steier märkischen Lande
archiv), 904, 10. März, Ingolstadt ; als Grafen erscheinen zunächst g
nannt: Arpo, Iring, Kumpold und Papo, dann heisst es: Otachar
dilecti comitis nostri filio Arpo nominato in valle qni dicitur Liup
natal in comitatn einsdem Otacharii . . .
* Frölich, Dipl. s. d. St. I, S. 10, Nr. 6; Zahn, Urkundenbuch der Steie
mark I, S. 46 f., Nr. 39 (nach dem Originale im steiermärkischen Lande
archiT). . . . Iuuayensis ecclesiae diaconus, consanguineus nost<
atque cappellanus nomine Aribo ... mater Adala nomine, pati
uero suo Aribone quamvis aparilisi ex lege tarnen quantum potu
annvente et consentiente . . .
* Jahrbücher des deutschen Reiches unter Heinrich II, 2. Bd., S. 3
Anm. 2.
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235
auch auf letztere eingegangen war. Denn hier wie dort er-
scheint ein namensgleicher Graf, hier und dort ein Otachar.
Der Otachar der Raffelstetter Zollordnung wurde den mut-
masslichen Ahnen der steirischen Otakare beigezogen, wes-
halb kam es nicht gleich zur Berücksichtigung der Urkunde
von 904 in derselben Richtung? Ist der Otakar in beiden
Diplomen nicht eine und dieselbe Persönlichkeit, was
doch so nahe zu liegen scheint?
Unsere Rechtfertigung sei dahin gegeben, dass wir Be-
denken trugen, zwei örtlich und sachlich so verschiedene
Urkunden sofort in den Dienst der Annahme einer Identität
beider Otakare zu stellen, und es vorzogen, auf die Urkunde
Tom Jahre 904 an anderer Stelle einzugehen. An sich erscheint
eine solche Identität allerdings möglich. Der Otakar, welcher
(903—905) dem Raffelstetter Tai ding als weltlicher Gewalt-
träger des Königs vorsitzt, und dem wir Grafschaftsgewalt im
Traungaue zudachten, kann sehr wohl (904) auch als Gaugraf
von Leoben gedacht werden. Wir Belbst betonten für das
10., 11. Jahrhundert weitverzweigten Besitz und mehrfache
Ortsgrafschaft als Typus der Machtstellung der einzelnen hoch-
adeligen Geschlechter Baierns und der Ostmarken, wir sehen
die reiche Zweigbildung und wechselnde Prädicat- oder Namen-
gestaltung im Kreise dieser grossen Häuser. Zudem spricht man
nur von einer gemeinsamen Wurzel der steirischen Dy-
nasten oder Aribonen, und da wir mit Sicherheit unsere
Otakare erst seit 959 zu verfolgen in der Lage sind, so könnten
sie ganz wohl ein jüngerer Stamm, die Aribonen der
ältere sein.
Nichtsdestoweniger beharren wir in einer gewissen Zu-
rückhaltung, und zwar aus mehrfachen Gründen. Einmal ist
es auffallend, dass das Traun kirchner Todtenbuch keinen
der Aribonen anführt, obschon diese erst um 1106 er-
loschen, und umgekehrt die Hauptstiftung der Aribonen, Seon,
in seinem Necrologium nur einen der Otakare, und zwar zum
29. März als ,marchio'. offenbar Otakar (III., V.), und zum
27. August dessen muthmassliche Frau Willibirg (comitissa)
verzeichnet, was um so mehr mit einer besonderen Veranlassung
zusammenhängen mag. Friess fand sie in einer Verschwä-
gerung beider Häuser, indem er diese Willibirg als Aribonin
auffasst Wir sind anderer Meinung. Aber selbst wenn Friess
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236
im Rechte wäre, hätte dies mit der Staminverwandtscha.
der Aribonen und Steirer Otakare nichts zu thun.
Noch auffälliger ist es jedoch, dass wir die aribonisch«
Klöstergründungen in Karantanien, vor Allem Göss in Steic
mark, nie mit einer Schenkung von unseren steirisciu
Dynasten und Landesfttrsten bedacht finden, und dass f
Millstatt auf der Kärntner Seeplatte eine einzige Verleiht«
von Grund und Boden seitens des letzten unserer Otaka
vorliegt, nämlich in Friaul, woselbst Millstatt schon vorh
begütert war.1
Am meisten Bedenken erregt jedoch die wichtige Stel
der Georgenberger Erbübertragungsurkunde vom Jahre 118
worin alle Klöster angeführt erscheinen, , deren einige' (w
Herzog Otakar sich verlautet) ,unsere Ahnherren und F
miliengenossen gründeten, alle aber uns in Vielem Diens
erwiesen haben'.2
Die 15 namentlich angeführten Klöster erscheinen in nac
stehender Reihenfolge: Traunkirchen, Garsten, Gleink, Admoi
Seckau, Viktring, St. Paul, Ossiach, Reun, Seiz, Vorau, Spit
im Zerwald (Semering), Lambach, Formbach und St. Lai
brecht. Von diesen Klöstern gehören sechs der Steiermar
vier dem damaligen Kärnten an (da strenggenommen au<
St. Lambrecht dahin gehört), vier dem (damals grossenthe
gleichfalls steirischen) Lande ob der Enns und eines (Fori
bach) Baiern im engeren Sinne.
Bezeichnend ist es, dass Traunkirchen, Garste
und Gleink den Anfang machen, Traunkirchen und Glein'
als dessen Mitstifter die älteren Otakare gelten dürfen, Garst*
1 Valentinen i, Cod. Dipl. Portusnaonis (Fontes rer. Anstr., II. Abt]
1. Bd., Nr. 3; vgl. Zahn, Friauler Studien, a. a. O., S. 306). Schenkui
Herzog Otakars von Steier aus der Herrschaft von Cordenons. Millsta
war aber schon vorher (Ankershofen, Reg. zur Gesch. Kärntens i
Archiv für österr. Gesch., I. Bd. ff., Nr. 465) im Canale und im Friai
sehen, und zwar zu San Focato oder San Foca in der Nähe von Cord
nons begütert. Vgl. Krön es, Verfassungs- und Verwaltungsgesch. d
Steiermark, S. 67.
* Zahn, Urkundenbuch der Steiermark I, Nr. 677, S. 652. ... ex quib
quedam (monasteria) ani et parentes nostri fundauerunt, omnia (m
nasteria dieta) autem in multis nobis ministrauerunt ... s. Krone
a. a. O., S. 66—67.
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237
ihre richtige Hausgründung; dann folgen Admont und Seckau.
Bei der Gründung des ersteren war Otakar (IV., VI.) als Wohl-
thäter betheiligt, sein Bruder, Markgraf Adalbero, bedachte es
mit Gütern, allerdings zur Sühne ftir Kirchenfrevel,1 und die
späteren steirischen Markgrafen Hessen es an Schenkungen zu
Gunsten des ältesten Mönchsklosters der Steiermark nicht
fehlen; das Chorherrenstift Seckau, eine Gründung Adalrams
von Traisen- Waldeck, besass an ihnen stets werkthätige Gönner.
An Admont und Seckau reihen sich drei Klöster Kärn-
tens, Viktring, die Schöpfung des Sponheimers, Grafen Bern-
hard, Schwagers Markgrafen Leopolds des Starken, St. Paul,
die ältere Gründung der Sponheimer als Grafen von Lavant-
thal,~und Ossiach, das uns weiter unten noch beschäftigen wird.
Die Gruppe: Reun, Seiz, Vorau und Spital umfasst
Klöster, die sämmtlich von den steirischen Markgrafen ins Leben
gerufen wurden.2
Den Schluss bilden Lambach, die bekannte Gründung
der Wels-Lambacher Grafen, Formbach, das Hausstift der
gleichnamigen, auch Neuburger und schliesslich Püttner ge-
nannten Grafen, und St. Lam brecht, gestiftet von dem letzten
Eppensteiner.
Es fehlen also Göss und Millstatt, die Aribonenklöster.
Das scheint doch — mit dem Schweigen des Traun-
kirchner Todtenbuches von den Aribonen zusammengehalten —
mehr als Zufall zu sein, das lässt in dem Verwandtschafts-
kreise unserer Otakare, den doch die angeführten Klöster re-
präsentiren, eine empfindliche Lücke verspüren, wenn wir
auch sehen, dass bei mehreren Klöstern nicht die Verwandt-
schaft der Otakare mit den Gründern, sondern andere Rück-
sichten im Spiele waren.
Jedenfalls spricht aber dies alles gegen eine engere Ver-
wandtschaft, und wir müssen schliesslich eingestehen, dass uns
für die gemeinsame Wurzel der steirischen Dynasten und
der Aribonen eben nur der Name ,Otakar' in den Urkunden
von 904 und 903—905 (RafFelstetten) einen zweifelhaften An-
1 8. oben 8. 162, 211, 212.
* Slmmtlich Gründungen des vorteilten Otakar (V., VII.), in der 2. HUfte
des 12. Jahrhunderte bis auf Kenn, das bereits sein Vater Leopold ins
Leben rief nnd seine Witwe förmlich ausgestaltete.
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238
haltspunkt gewährt, und dass man nur sagen kann, man be-
gegne beiden Geschlechtern im 10. Jahrhundert auf gleichem
Boden, im Traungaue.
Dagegen legt uns die Anfuhrung des Kärntner Klosters
Ossiach in der Georgenberger Urkunde nahe, dass wir dabei
an eine Familienverbindung unserer Otakare denken dürfen,
da uns sonst jeder Schlüssel zur Lösung der Frage versagt,
weshalb gerade dieses Kloster dort genannt erscheint.
Schon der Name des Klosters ,Oscevach' — Ossiach
mahnt etwas an die bekannte Koseform von Otachar, Otakar
= Oczi — Oczo. Die Gründungssage erzählt von dem
,Heiden' Ozzius, Grafen von Tiffen (Burg bei Feldkirchen)
und seiner Gattin Irmingard und deren Söhnen: Ozzius (II.)
und Poppo, allerdings nur wunderliche Dinge.1 Sie lässt
Poppo Christ, in Rom erzogen und schliesslich Patriar-
chen von Aquileja werden. Abenteuerliche Gelehrsamkeit
hat in die Sage sogar einen slavischen Briefwechsel zwi-
schen Vater (Ozzi I.) und Sohn (Poppo) eingeschwärzt, den sie
wohlweislich in ^lateinischer Uebersetzung' wiedergibt.
Der Vater datirt seinen Brief ,an den 7. Iden des März
687 (!) zur Zeit der Regierung des (slavischen) Karantaner-
filrsten Oharas t/ worin nichts Anderes als ein wahrscheinlich
der ,conversio Bag. et Car/ nachgebildeter Fürstenname (Caca-
tius) steckt; Poppo schreibt die Antwort zur Zeit des Papstes
Sergius I. 687!
Mehr als dieses Histörchen muss uns die Königsurkunde
Konrads III. vom 14. Mai 1149 beschäftigen, da wir darin die
Bestätigung eines Diploms Konrads II. ftlr den aquilejischen
Patriarchen Poppo (1017?— 1045?) vorfinden. Konrad II. Ur-
kunde bezeugt nämlich, dass dieser Patriarch das Kloster Os-
cevach — Ossiach als eine Gründung seiner Eltern von
der Grundherrlichkeit seines Bruders, des Grafen O., gelöst
und dem Patriarchate untergeordnet, das ist dem Schutz und
1 Vgl. Ankershofen, Gesch. Kärntens II, 1, S. 536 ff., seine Abhand-
lung Ober fdes Abtes Zacharias Gröblacher Annales Ozziacenses' . . .
(Archiv für Osterr. Gesch. VII, 8. 205—226) und Wallner, Annus mil-
lesimus monasteri Ossiacensis, 8alisb. (1749 oder 1760) . . ., ferner
Seh roll, Necrologium des ehemaligen Benedictinerstiftes Ossiach iir
Kärnten (Archiv für österr. Gesch., 78. Bd., 1888, S. 277 ff.).
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239
Schirm der Kirche des heiligen Hermagoros überwiesen habe,
wofür das Kloster einen Jahreszins von 12 Goldstücken nach
Aquileja einzusenden verpflichtet wurde.1
Die Ossiacher Localsage erhält hiedurch ihren geschicht-
lichen Hintergrund.
Poppo war somit ein Sohn Ozzis (I.) und Bruder Ozzis
(IL) und gehörte einem Geschlechte an, das man als Grafen
von Tiffen- Treffen aufzufassen pflegt und von den Alz-
hausen-,Treffner* Grafen des 12. Jahrhunderts wohl unter-
scheiden mus8.2
Patriarch Poppo erscheint überdies nach der Angabe des
Biographen Meinwerks, Bischofs von Paderborn (1009—1036),
als Verwandter dieses Kirchenfursten, offenbar von mütterlicher
Seite; vielleicht war seine Mutter Irenburg (^Irmengard' in
der Sage genannt) — eine Schwester Meinwerks und Glismun-
dens, welche Letztere eine ,bairische' Ehe einging. Aehnlich
verhält es sich bei den Aribonen, denn die Mutter der beiden
Letzten dieses Hauses, Aribo und Botho, war Friederun, aus
dem Geschlechte der angesehenen sächsischen Hochadeligen,
der Immindinger, wie uns Ekkehard von Aura berichtet, und
so Hessen sich Verwandtschaftsfäden dieser Art zwischen den
1 8. Ankershofen's Reg., Nr. 322, und Bresslau, Jahrbücher des
deutschen Reiches unter Konrad II., 2. Band, S. 486—488. Im Ossiacher
Necrologium erscheint zum 23. October ein Ozzius, com es als fun-
dator huius eccl. O., offenbar also der Vater Poppos, Patriarchen von
Aquileja. S. Seh roll, a. a. O., S. 306, dann finden wir zum 4. April
,Irenburg* (Irmengard der Sage) als ,fundatrix(, somit seine Frau, und
zum 28. September Poppo (den Patriarchen) als ,fundator huius eccle-
«iae* (S. 288 und 303). Das vorhandene Necrologium ist jüngeren
Datums, doch lag ihm ein älteres vor.
* Muffat, Die Grafen von Treffen in Kärnten als Zweig der Grafen von
Vreingen - Alzhausen. Abhandlung der königl. bairischen Akademie
1865. Wolfrad II. von Alzhausen führt als Gatte der Gräfin Hemma,
Tochter Weringands von Sonne und Schwester Heinrichs ,Priß', Diet-
richs und Meginhalms von ,Creina' den Titel von .Treffen* (urkundlich
1152). Vgl. auch Meiller, Salzburger Reg., S. 440 f., Th. Mayer
im Archiv für österr. Gesch. XII, 1854, S. 247 f. und Krones, Die
deutsche Besiedlung der Österr. Alpenländer . . . (Forschungen zur deutsch.
Landes- und Volkskunde III, Stuttgart 1889 und Sep. 374 (74), 378 (87),
423—424 (123—124) und Anhang 470—471 (170—171).
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Grafen von Tiffen-Treffen und den Aribonen finden, da Glis-
mund als die Mutter Friederuns gilt.1
Uns bietet nun die Anführung des Klosters Ossiach im
Georgenberger Diplom einen bestimmten Halt für die Annahme,
dass zwischen dem Geschlechte der Gründer von Ossiach,
den Ozzis von Tiffen-Treffen und unseren Otakaren-Oczi ein
Zusammenhang bestanden haben müsse, und derselbe wird
durch ihre Verwandtschaft mit den Oczi-Otto von Corde-
nons nahegelegt, auf die wir gleich zu Beginn dieses Ab-
schnittes zu sprechen kamen. Denn in derselben Zeit, welche
uns den Patriarchen Poppo und seine Eltern, ausserdem seinen
Bruder Ozzi vorführt, im Jahre 1028, tritt uns der Graf Ozi
von Cordenons und 1056 sein Sohn Otto vor Augen.8 Wir
stehen somit vor zweierlei Annahmen: entweder sind die
Grafen von Tiffen und Treffen mit den Grafen von Cordenons
identisch, oder — was wahrscheinlicher vielleicht — Zweige
des gleichen Stammhauses, dem auch unsere Otakare an-
gehören.
Ob es schliesslich gestattet sei, auch jenen /vornehmen'
(nobilis, ingenuus) Ozi heranzuziehen, welcher in den Brixner
Traditionen (995 — 1005) auftaucht, und den gleichnamigen
Adelsherrn (1050 — 1077) mit Gütern in Kr ain, so zum Beispiel
um Assling, als seinen Sohn aufzufassen8 und Beide mit den
Ozzis von Cordenons und Tiffen-Treffen, somit auch mit unseren
Otakaren in Verbindung zu bringen, mögen Einsichtigere ab-
lehnen oder des Näheren begründen. Es wäre aber mit Rück-
sicht auf die Oczis von Tiffen-Treffen und Cordenons (Naun)
ganz gut denkbar, wenn Name und Zeiten in Betracht
kommen.
Dagegen wagen wir nicht, den Ortsnamen: Otacheres-
chirichun in den kostbaren Angaben der ,conversio Bag. et
1 8. Vita Meinwerci epi. Patherprunnensis, Mon. Germ. Script. XI, S. 104
bis 161. — Poppo als ,consanguineus' Meinwerks angefahrt. Vgl. oben
Ekkih. Urang. zum Jahre 1104 über Friedenm. . . . maternum vero Uli«
erat steinma de Saxonia Immindingorum tribus egregia, que et Ottonum
inclytae stirpi traditur vicina ... Frieder an, Aerbonis et Botonis
mater . . .
* S. oben, wo von der Verwandtschaft der Otakare mit den Grafen von
Cordenons — Naon — Narm die Rede war.
• S. die Nachweise bei Redlich, Acta Tirol. I, S. 19, 49, 64 82 Nr. 48,
126, 175, 229.
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241
Carentanorum'1 vom Ende des 9. Jahrhunderts, oder das Gut
,Otackeraberg' in der Ebersberger Chronik2 zum Jahre 990
— auch nur im Entferntesten für genealogische Klügeleien aus-
zunützen, wie gross auch die Versuchung sein möge.
Wohl aber müssen wir uns noch einer wichtigen Frage
zuwenden, der wahrscheinlichen Verwandtschaft der steirischen
Otakare mit den sogenannten Raschenberg -Reichenhaller
Grafen, beziehungsweise mit dem Plainer Grafenhause. Die
Erörterung dieser Frage und ihre Beantwortung versparten
wir uns für den Schluss dieses Abschnittes, wenn sie auch in
Hinsicht der Zeit eigentlich an eine frühere Stelle gehört.
Friess hat in seiner dankenswerthen Ausgabe und Bear-
beitung des Traunkirchner Todtenbuches3 mit Recht auf diese
mehr denn wahrscheinliche Verwandtschaft hingewiesen. Wir
können uns aber ebensowenig mit der Bestimmtheit einver-
standen erklären, welche er aufwendet, um seinem Otakar I.
(dem IL, IV. nach der üblichen Doppelzählung) und Otakar III.
(III., V.) die beiden Wilbirg, und zwar die mit dem 19. Fe-
bruar und die mit dem 27. August als Todestagen in der Eigen-
schaft als Ehefrauen beizugesellen, als mit seiner Anschauung
befreunden , derzufolge ihm unsere ,Grabenstatt-Chiemgauer'
Otakare, wie er sie nennt, als ,Nachfolger in den Grafschafts-
rechten und im Allodialgute der Raschenberg - Reichenhaller
an der oberen Traun gelten.
1 Libellus de conv. Bag. et Carentanorum, verfasst als Schutzschrift für
die Rechte Salzburgs gegenüber der slavisch-pannonischen Metropole
Metholds, circa 871. A. v. Wattenbach, Mon. Germ. Script. XI, S. 4
bis 14. Als Orte werden angeführt für die Zeit von 853 Dudleipin (bei
Radkersburg) ... ad Otachares-chi richun, und zwar im Gebiete
Priwinas (Westungarn vom Plattensee ostwärts nach Mittel- und Unter-
steier hinein).
* Chron. Ebersperg. 880 — 1045, abgefasst im 11. Jahrhundert; Oefele,
Script, rer. Boic. II, S. 11 — 14, herausgegeben von Arndt in Mon. Germ.
Script. XX, S. 10—16; Supplement herausgegeben von Waitz, Script.
XXV, 8. 867—872. Zum Jahre 990 findet sich als Dotation des Haus-
klosters der Grafen von Sempt-Ebersberg auch Otackersberg neben
der Kirche zu ,Neunkirchen* angeführt; es ist das heutige Ottersberg
bei Kloster Ebersberg in Baiern, im alten Sundergau, wo wir auch
dem Otakar von 959 begegneten. S. IL Abth.
3 A. a. O., S. 203—204, 285, 307, 325.
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242
In Hinsicht der beiden Willbirgis des Traunkirchner Ne-
crologiums haben wir uns oben bereits eingehend geäussert und
eine von ihnen mit guten Gründen als Eppensteinerin heran-
gezogen, wenngleich ihre frühere Ehe mit einem der Grafen
von Raschenberg-Reichenhall ganz gut denkbar wäre.
Was den zweiten Punkt betrifft, so sieht sich Friess
selbst zu einer wesentlichen Einschränkung gezwungen,1 welche
eigentlich den Kern seiner Annahme durchlöchert. Denn er
sagt selbst, dass im zwölften Jahrhundert die Pia in er das
Comitat Raschenberg-Reichenhall innehatten, was ,einen Be-
sitz der Chiemgauer (Otakare) daselbst nicht ausschliesst, da
die Raschenberg von Traunkirchen ebenso wie die Plainer ein
Zweig des Hauses Raschenberg-Reichenhall waren'. Wir wollen
hier zunächst tron der letzteren Ansicht absehen und nehmen
diese Einschränkung gern zur Kenntniss, denn in der That
begegnet uns in den Traditionen des Klosters Garsten als
Schenkung Otakars (IV., VI.) und seines Sohnes Leopold eine
Saline in Reichenhall, die von den Gebern als ,Erbgut*
bezeichnet wird.2
Wir finden somit nur einen sehr beschränkten Theilbesitz
unserer Otakare in Reichenhall beurkundet und keineswegs
ihre Nachfolge im Raschenberg-Reichenhaller Comitat, und wenn
Friess mit Recht die scharfsinnigen' Untersuchungen Ed. Rich-
ters in diesen Fragen vor Augen hat, wenn er die von diesem
kritischen und vorsichtigen Forscher gewonnenen Ergebnisse
verwerthen will, so musste ihm doch der Schluss viel näher
liegen, dass in den ,Grafschaftsrechten' und wohl auch im
Haupttheile der Allode den Raschenberg-Reichenhallern nicht
die ,Chiemgauer' Otakare, sondern die Plainer folgten, wie
wir dies Geschlecht, mit ,Liutold' als Leitnamen, seit dem
ersten sicheren Träger dieses Prädicates, Grafen Werigand
(t um 1130), Vater Liutolds (f 1164) und eines Heinrichs, zu
nennen pflegen.
1 8. 204.
1 Urkundenbuch des Landes o. d. Enns I, 8. 135, Nr. XXV. . . . qualiter
Otacher marchio una cum filio suo Liupoldo sartaginem salis, quam
hereditario iure possidebat, ad bawaricum halle, quam Berb-
toldtis habebat, ad altare S. Marie (Garsten) cum omnibus appenditiciis
suis potestativa manu contradidit . . .
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243
Richter1 beschränkt sich bei seiner territorial abgegrenzten
Aufgabe, den Plainern auf dem Boden des Salzburger Hoch-
stiftlandes nachzugehen, er erklärt jedoch auch,2 dass trotz der
unausftillbaren Lücke, welche von 1060 bis zum Auftreten des
Grafen Werigand von Piain Anfangs des 12. Jahrhunderts
gähnt, der Zusammenhang der Plainer mit jenen Raschenberg-
Reichenhaller Wilhelmen und Liutolden wahrscheinlich bleibt,
da die Plainer in ihrer Grafschaft dauernd auftreten, und er
weist auch die Möglichkeit eines Zusammenhanges der Plainer,
beziehungsweise der Raschenberg-Reichenhaller mit den karan-
tanischen , Wilhelmen' des 10. und 11. und ihrem Verwandt-
schaftskreise, den Erbvögten von Gurk, den Hochfreien von
jCreina' (Heinrich Pris, Meginhalm u. s. w.), mit den Heun-
burgern, Zeltschachern, Saneckern u. s. w. nicht unbedingt
zurück.
Unserer Aufgabe steht es fern, diese dunkle Vorgeschichte
der Plainer wieder aufzurollen; es muss uns genügen, dass die
Raschenberg-Reichenhaller Wilhelme und Liutolde, die
sich über 1060 urkundlich nicht weiter verfolgen lassen,3 mehr
denn wahrscheinlich Verwandte unserer ersten Otakare,
der Mitstifter und Vögte Traunkirchens, waren, und dass auf
diesem Wege die Letzteren mit dem Plainer Grafenhause
und seinem Verwandtschaftskreise zusammenhängen.4 Dagegen
will uns nicht einleuchten, weshalb Friess jene Wilhelme und
1 Richter im I. Ergänzungsbande der Mitth. des Institutes für österr.
Geschichtsforschung 1885, S. 671 ff.
1 8. 672.
• Richter, a. a. O., 8. 671—672; Friess, a. a. O., S. 203, versucht nach-
stehenden Stammbaum zu geben: Wilhelm (1.), Graf von Raschenberg-
Reichenhall, f nach 963, Liutold (L), sein Sohn, f um 990 . . . dann
greift er einen Liutold (II.), f 1050 (?), auf als mutmasslichen Bruder
Wilhelm (II.), des »Stifters von Traunkirchen*, und einen Liutold (III),
t um 1060.
4 Auch Richter, S. 673, verhält sich gegen die einzelnen Willkürlich-
keiten in dem genealogischen System Wendrinsky's ,Die Grafen von
Plaien-Hardegg', Blätter des Vereines für Landeskunde Niederösterreichs,
XHL Jahrgang, 1879, kritisch; auch er findet sie nicht verlässlich,
dennoch hat Wendrinsky das Verdienst, der ganzen Frage den
weitesten Gesichtskreis abgesteckt und nicht Weniges, neben mancher
sehr gewagten Behauptung, darin wahrscheinlich gemacht zu haben.
Die Frage betreffend die Wilhelme und den Ahnenkreis der heiligen
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244
Liutolde als ,Uaschenberger von Traunkirchen' und die
Plainer als ,Zweige des Hauses Raschenberg-Reichenhall' aus-
einanderhält, da sich doch die Stifterfamilie von Traunkirchen
mit den Grafen von Raschenberg-Reichenhall deckt und die
Plainer als ihre Fortsetzung auf dem gleichen Boden erscheinen.
IV.
Die Reibung der Otakare von Steter vor 1122 und ihr
Ahnenkreis. Die karantanische ,Markgrafschaft' Ton
1088 — 1122. Stammtafel der steirischen Harkgrafen.
Dies Schlusscapitel ist gewissermassen der Epilog der
Arbeit. Es soll die bisher gewonnenen Thatsachen und Wahr-
scheinlichkeitsergebnisse, Erwiesenes und Mutmassliches, über-
schaulich zusammenfügen und verwerthen.
Von 1122 ab steht die Reihung der Otakare auf festem
Boden, hinaufzu beginnt sie, je weiter, desto unsicherer zu
werden, sowohl was die Lebenszeit der ältesten Vertreter des
Hauses, als auch ihre Aufeinanderfolge an sich betrifft.
Nicht blos ist es die Zählung von sechs oder acht Ota-
karen, das Verhältniss zweier genealogischer Systeme zu
einander, was untersucht werden muss, sondern auch bezüglich
der sechs Otakare herrscht Meinungsverschiedenheit, wie
sich dies am besten aus einem Vergleiche des Stammbaumes
bei Frölich und Blumberger mit dem bei Friess, dem neuesten
Forscher im Bereiche dieser schwierigen Frage, ergibt.
Was nunmehr hier geboten erscheint, will sich nicht etwa
als eine endgiltige Lösung ankündigen; das wäre ebenso
voreilig als anmassend, aber es soll zu dieser Lösung beitragen,
wenigstens die Grenzen zwischen den gesicherten Thatsachen
und den blossen Vermuthungen festzustellen versuchen und
dem Wahrscheinlichen die gebührende Stelle anweisen.
Das Todesjahr Otakars (IV., VI.) 1122 (28. November)
bildet den gesicherten Ausgangspunkt der nach oben auf-
steigenden Untersuchung. Die Ueberlieferung schreibt ihm
Hemma, Stifterin von Gurk, hat er allerdings verfahren, wie dies
Jaksch in der Einleitung zu seiner Ausgabe der Gurker Geschichts-
quellen Mon. hist. Carinthia« I, 1896, S. 1, zu rügen berechtigt ist
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245
Greisenalter zu, und die — wenngleich spärlichen und nicht
immer unbedenklichen — Urkunden bestätigen dies, denn sie
reichen, was seine Lebensthätigkeit betrifft, über 1082 hinauf.
Wenn wir die Verhältnisse der Admonter Klostergründung
ins Auge fassen, wenn wir anzunehmen berechtigt sind, dass
die uns jetzt vorliegende sogenannte ,Stiftungsurkunde' * aus
älteren Vorlagen entstanden sein müsse, dass der ersten ,Ein-
weisung* des Klosters (1074, 29. September) eine erzbischöfliche
Urkunde gefolgt sein dürfte, die bereits 1078 als ausgefertigt
gedacht werden kann, und worin uns nach den geistlichen
Zeugen den Bischöfen: von Passau (Altmann), Freising (Me-
ginward), Gurk (Günther), dem Salzburger Dompropste (We-
celin) und dem Abte des St. Petersklosters allda (Reginward)
als rangerster Zeuge vom Laienstande : Otakar ,Markgrafvon
Steier' begegnet, so darf Letzterer ohne viel Bedenken als
unser Otakar (IV., VI.), der Freund und Gesinnungsgenosse
Erzbischof Gebhards, des Stifters von Admont, gelten.8
1 Dass die uns im steiermärkischen Urkundenbuch, herausgegeben von
Zahn, I, S. 85 f., Nr. 77 und bei Wichner, Gesch. des Klosters Admont
I, 8. 229—233, Nr. 6, Anm. S. 233, vorliegende Aufzeichnung erst nach
dem Tode Erzbischof Gebhards (f 1088) erfolgte, beweisen schon die
Worte: ,Iata sunt bona, que beate memorie Gebehardus Juua-
uiensis archiepiscopus tradidit super altare dei genitricis.' Zahn
meint (S. 85): ,In dieser Form kann die Urkunde nicht echt sein und
scheint aus einer chronistischen Aufzeichnung, einer Königsurkunde und
einer päpstlichen Bulle oder einer erzbischöflichen Urkunde zusammen
ausgefertigt/ ... Wichner glaubt aus einer Notiz des Vidimators auf
dem Transsumte von 1498 auf die Zeit Erzbischof Konrads I. von Salz-
burg (1106 — 1147) schliessen zu können. Jedenfalls ging die eigentliche
Grandungsurkunde in den schweren Zeiten, welche Admont bald nach
seiner Stiftung heimsuchten, verloren.
Altmann von Passau (1065—1091), Meginhard (Meinward) von Frei-
sing (1078, 22. M&rz, bis 1098), Günther von Gurk (1072—1090). Mit
Rücksicht auf den Zweitgenannten kann die verschollene Stiftungsur-
kunde nicht vor 1078 fallen. Dem ersten Laienzeugen Otaker mar-
chio Styrensis (Otakar IV., VI.) folgt unmittelbar Engilbertus,
advocatus; dieser Beisatz advocatus = Vogt scheint sich auf Admont
zu beziehen, wenn auch der Beisatz ,huius loci* oder ,huius monasterii'
fehlt. Wir wissen nun, dass noch zur Zeit des Markgrafen Otakar (V.,
VII., f 1164) die Grafen von Burghausen, ein Zweig der Tengeling-
Peilsteiner, beziehungsweise der Aribonen im weiteren Sinne, die
Vogtei von Admont innehatten, worauf sie dann an Herzog Heinrich U.
von Oesterreich überging (Wichner, a. a. O., S. 188). Wir dürfen also
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246
Wir hätten somit das Jahr 1078 als beiläufigen Ausgangs-
punkt der beurkundeten Lebensthätigkeit Otakars (IV., VI.)
anzusehen, ohne damit sagen zu wollen, dass diese Grenze
nicht noch etwas weiter hinaufgerückt werden dürfe.
Nun haben wir bei seinem leiblichen Bruder Adalbero
einzusetzen, den wir aus Wahrscheinlichkeitsgründen, die wir
im vorhergehenden Abschnitte entwickelten, als älteren Bruder
anzunehmen berechtigt sind. Dass er um 1074 bereits als
Markgraf der karantanischen Mark gedacht werden
müsse, erhellt aus dem Früheren, und in dieser Eigenschaft fand
er um 1088 sein gewaltsames Ende. Seine Gattin kennen wir
nicht, jedenfalls starb er, wenn überhaupt vermählt, ohne recht-
mässige Leibeserben.
Mit dem Jahre 1074 gewinnen wir beiläufig den Grenz-
punkt für das Dasein des Vaters Adalberos und Otakars (IV.,
VI.), jenes Otakar (UI.7 V.), den die Vorauer Genalogie und
die Melker Urkunde (1065—1074) als ,Oczi, Oczo* — das
ist in der Koseform des vollen Namens — anfuhren, und von
welchem jene Ueberlieferung sagt, er habe in den Zeiten
Kaiser Heinrichs III. (f 1056) ,geblüht<.
Wir stehen nun vor der Wahl zwischen zwei Annahmen.
Entweder haben wir an die Markgrafschaft Oczi-Otakars
(III., V.) bis an sein Ableben zu denken, was am nächsten
liegt, oder seinen Rücktritt zu Gunsten Adalberos anzunehmen,
da eine gewaltsame Verdrängung des Vaters durch den Sohn
doch nicht leicht — ohne zwingende Gründe — vorausgesetzt
werden darf. Der Annahme, dieser Oczi-Otakar sei um 1074,
und zwar, wie sichere Ueberlieferung meldet, in Rom ge-
storben, hat nichts gegen sich, ebensowenig die beurkundete
Thatsache, dass er bereits 1056 — 1059 die karantanische Mark
verwaltete, als anderseits die fromme Gründung in Garsten,
wo wir zu seiner Zeit nur eine Genossenschaft von Welt-
geistlichen (clericorum) anzunehmen berechtigt sind, aus
jenen Engelbertus advocatus unter solcher Voraussetzung den Peilsteinern
zuweisen, und thatsächlich findet sich der Name »Engelbert* früher zwei-
mal in diesem Hause vor, und zwar 926—940 und 988—1005. (Vgl.
Richter, Mitth. des Institutes für Osterr. Geschichtsforschung I, Erg.-
Bd. S. 634.) Unser Engelbert wäre dann der Dritte dieses Namens und
rielleicht ein Oheim oder ein älterer Bruder des 1104 ermordeten Sig-
hard von Tengeling.
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247
welcher dann erst sein Sohn (Otakar IV., VI.) ein förmliches
Chorherrenstift gestaltete, um dann später 1107 — 1108 das
Ganze in ein Benedictinermönchskloster zu verwandeln.1
Die Anhaltspunkte für die Lebensthätigkeit des Mark-
grafen' Oczi-Otakars (III., V.) bewegen sich somit zwischen
1056—1074, also innerhalb 18 Jahren, und dieser keineswegs
lange Zeitraum gestattet uns ohne alle Schwierigkeit für die
auch von anderer Seite verfochtene Annahme einzutreten, er
sei derselbe, welcher uns um 1048 — 1049 mit dem Namen
,0czi' und als ,Graf (comes) an der bairischen Traun, im
Chiemgau begegnet, denn zwischen dieser urkundlichen An-
gabe und dem Auftauchen in der karantanischen Mark (1048
bis 1056) liegen blos acht Jahre. Anderseits versuchten wir
im vorangehenden Abschnitte darzulegen, dass kein zwingender
Grund vorliege, diesen Oczi-Otakar (DI., V.) nicht schon früher,
das ist seit 1050 — 1051, als karantanischen Markgrafen zu
denken, da Gottfried von Wels - Lambach 1050 erschlagen
wurde und seit 1043 keine Urkunde die markgräfliche Amts-
tätigkeit seines Vaters, Arnold (D.), neben der Gottfrieds
weiterhin bezeugt, ausserdem gar kein Anhaltspunkt für die
Hypothese, unser Oczi-Otakar sei Eidam — und aus diesem
Grunde auch Erbe — Arnolds und Nachfolger in der karan-
tanischen Mark geworden, gegeben ist.
Dürfen wir aber auch jenen ,Oczi* vom Jahre 1027, In-
haber einer Grafschaft im Chiemgau, also auf dem gleichen
Boden, wo uns der Oczi von 1048 — 1049 unterkommt, mit
dem Markgrafen Karantaniens als die gleiche Persönlichkeit
zusammenwerfen? Das wäre jedenfalls bedenklich, denn dann
würde sich seine Lebensthätigkeit zwischen 1027 — 1074 be-
wegen, volle 47 Jahre umfassen, wozu dann noch 20—30 Jahre
kämen, um uns auf den Zeitpunkt seiner Geburt zurückzuleiten.
An sich wäre auch dann ein Alter von 67 — 77 Jahren ganz
wohl denkbar. Immerhin scheint es sicherer, den ,Oczi' der
Urkunden von 1027 als Vater Oczi-Otakars (DI., V.) anzusehen,
somit als Otakar (D., IV.) in der bekannten Doppelzählung
der Otakare.
Zwischen 1027 und den wichtigen Urkunden von 959,
welche uns einen Otakar als Inhaber von Grafschaftsrechten
1 8. den Excurs.
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248
im Chiemgau, Salzburggau und Sundergau vorführen,
liegen 68 Jahre, Raum genug für Otakar (II., IV.) und dessen
muthmasslichen Vater Otakar (I., III.)? den Otakar der Ur-
kunde von 959, der uns wahrscheinlich auch um 950 als ,Graf
Otachar in der Mondseer Tradition begegnet.
Mit einem dieser beiden Otakare, wahrscheinlich mit
Otakar (II., IV.) hängt jene erste Aebtissin des neubestifteten
Klosters Traunkirchen, Atha, zusammen, und zwar als
Tochter, und e r dürfte auch der Otakar sein, dessen als eines
,8einer Urahnen' (unus proavorum meorum) die Urkunde des
Letzten des Hauses, Herzog Otakars von Steier, für Traun-
kirchen vom Jahre 1191 gedenkt.
Hier wollen wir zunächst innehalten. Der Zeitraum von
rund 172 Jahren (950 — 1122) für die vier Otakare (und jenen
ihnen zugehörigen Adalbero) erscheint hiemit durchgemessen,
und es ist bedeutsam, dass die Vorauer Genealogie bis
1122 auch nur vier Otakare zählt. Mag man sie auch eine
,8päte, trübe, verdunkelte' Ueberlieferung schelten, in ihr steckt
doch die Tradition jenes Hauses, das den Vorauer Convent
1163 ins Leben rief, woselbst jener Stammbaum oder jene
früheste Genealogie unserer Otakare aufgezeichnet wurde. Ge-
rade der Umstand, dass sie erst bei ,Oczi' (Otakar III., V.)
mit einer, und zwar allgemeinen Zeitbestimmung: ,er blühte in
den Zeiten Kaiser Heinrichs HI/, einsetzt und des Vaters und
Grossvaters Otachyr und Otacher ohne jede nähere Angabe
gedenkt, spricht zu ihren Gunsten; sie enthält sich eben jeder
falschen Pragmatisirung, jeder Erfindung, sie bietet nur das,
was die Ueberlieferung vererbte; auch die Urkunde von
1191, die der Letzte des Hauses ausfertigen Hess, beschränkt
sich darauf, den Schutzvogt Traunkirchens, jenen , Grafen'
Otakar, ,einen der Urahnen' zu nennen. Selbst der Irrthum
in der Vorauer Ueberlieferung, wonach auch der Vater und
Grossvater Oczi-Otakars (HI., V.) als ,Markgrafen' (marchiones)
galten, was sie nicht waren und nicht sein konnten, spricht
für die naive Treue der Aufzeichnung.
Aber besonders werthvoll erscheint uns hiebei der Um-
stand, dass sie allen vier Otakaren, also auch dem Vater und
Grossvater Oczi-Otakars (IH., V.), das Besitzprädicat von
Steier (Styra, Styrensis) beilegt, und dass sie bei der Reihung
der Otakare nicht weiter hinaufgreift. Für sie scheinen also
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249
die Otakare erst von dem Zeitpunkte zu existiren, als sie Be-
sitzer von Steier waren, oder genauer gesagt, als die Burg
Steier ihr Hauptsitz wurde.
Wir haben bereits an früherer Stelle dargelegt, dass die
Herleitung der Otakare aus dem Chiemgau und die Be-
schränkung ihrer Anfänge bis 1056 auf diesen Boden ein-
seitig und mithin auch unrichtig sei, dass wir sie 959 nicht
blos im Chiemgau, sondern auch im Sundergau und auf dem
Boden des Salzburggaues mit Grafschaftsrechten ausge-
stattet finden, und dass die Stellung dieses schon im 10. Jahr-
hundert namhaften Geschlechtes zu der Stiftung Traunkir-
chens, dass das Auftauchen eines Otachar um 840 in den
Mondsecr Traditionen seinen alten Bestand auch im Traun-
gaue nahelegt. Kein nur irgendwie entscheidender Grund
spricht ferner gegen den Bestand der Styraburg in den Zeiten
Bischofs Piligrim von Passau (f 991), und kein Anhaltspunkt
bietet sich für die Annahme, dies Bollwerk sei von den Wels-
Lambachcrn, und zwar erst im 11. Jahrhundert geschaffen,
geradesowenig wie für die Hypothese, erst 1056, durch
die Wels-Lambacher Erbschaft, seien die Otakare im Traun-
gaue sesshaft geworden. Nur unsere Otakare führen das
Prädicat von Steier, nicht die Wels-Lambacher, was doch —
angesichts jener Hypothese — ungleich näher läge.
So deckt sich somit eine alte wohlberechtigte Ueber-
lieferung, die schon dem Grossvater Oczis-Otakars (III., V.)
das Prädicat von Steier beilegt, mit dem Ergebnisse einer
unbefangenen Forschung und lässt uns schon für die Schluss-
hälfte des 16. Jahrhunderts die Otakare als Burgherren von
Steier annehmen. Ob diese Anlage mit der grossen Wendung
der Dinge im Jahre 955 zusammenhängt, als Ottos I. Sieg
über die Magyaren die Ostmarken des Reiches über die Enns
vorschob, und in diesem Flussgebiete neue Besitzverhältnisse
aufkeimen mochten, oder, was noch wahrscheinlicher, mit der
zweiten Epoche seit 976/77, zur Zeit als die Ostmark an die
Babenbcrger und die Ennsburg an Bischof Piligrim verliehen
wurde, in Verbindung gesetzt werden soll, bleibt offene Frage.
Spricht man von steiri sehen Otakaren, so kann man
über die sechs der Vorauer Genealogie, also über Otakar (I.,
HI.) nicht weiter hinaufgreifen.
Arebir. LXIXIY. Bd. I. Hilfte. 17
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Anders steht es mit der Forschung nach den Anfängen
des Hauses überhaupt, und da kann man es dem wackeren
Pritz nicht übelnehmen, wenn er diesen Anfängen nach-
spürte und sein System der acht Otakare aufzubauen beflissen
war, das ist, noch zwei Träger dieses Namens als die äussersten,
beurkundeten Ahnen des Hauses aufgriff. Pritz wusste
auch von der Chiemgauer Ortsgrafschaft der ersten Otakare,
und nicht darin, dass er ihnen das seit Piligrims Zeit auf-
tauchende Burggebiet von Steier als Feste und Eigen zuschrieb,
denn dazu hatte er allen Grund, sondern auf anderem Felde
liegt das Irrige, weil Künstliche oder Gewaltsame seiner Hypo-
these. Indem er nämlich den Otakar des Jahres 904, den
Grafen des Leobner Gaues und Vater Aribos mit dem Ota-
kar der Raffelstetter Zollsatzung (von 903 — 905) einfach
identificirte und als seinen Otakar I. an die Spitze stellte, ihn
als Grafen dreier Gaue: Traungau, Chiemgau und Leobner
Gau auftreten liess und zum Sohne Aribos, des letzten Grenz-
grafen der karolingischen Ostmark, stempelt, sodann 950 . . .
965 einen Otakar IL annimmt und ihn zum Bruder jenes
Aribo macht, mit welchem die Stiftung des Klosters Göss in
der karantanischen Mark (um 1020) zusammenhängt, dem sich
dann (993 . . . 980 . . .) ein dritter Otakar (der erste der
Vorauer Genealogie), der ,Erbauer der Styraburg', angereiht
findet — in diesen Folgerungen, und nur in diesen griff
Pritz fehl, denn für diese Aneinanderschweissung seiner drei
ersten Ottokare, für einen solchen Zusammenhang der Otakare
und Aribonen blieb er den Beweis schuldig.
Wir haben an anderem Orte die Urverwandtschaft der
Otakare und Aribonen1 (im engeren Sinne) als etwas Frag-
1 Die Bezeichnung- Aribonen nmfasst nach gegenwärtiger Anschauung
die Familien, welche alle, ohne dass wir die ältesten Verzweigungen
urkundlich festzustellen vermögen, auf jenen Aribo-Aerbo zurück-
führen dürften, den der Chronist Ekkih. Urangiensis bekanntermaßen
auf der Auerochsenjagd umkommen und in Volksliedern gefeiert werden
läset. Wir können diese Persönlichkeit nicht genauer nachweisen, da
dieser angebliche Urahne noch vor jenem Otakar angesetzt werden
müsste, der uns 904 als Graf im Leobner Gaue mit seinem dort be-
güterten Sohne Aribo begegnet. Der Aribo-Aerbo Ekkehards von Aura
kann ebensowenig mit dem letzten nachweisbaren Grenzhüter der karo-
lingischen Ostmark, Aribo, identisch sein, da Letzterer 903 — 905 in
der Raffelstetter Zollordnung, also gleichzeitig mit jenem Otakar
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251
liebes bezeichnet und gegen engere Beziehungen beider
Häuser aus guten Gründen Stellung genommen, wir haben den
Otakar des Leobner Gaues als einen nachweisbaren Ahn-
herrn unserer Otakare nicht gelten lassen können und müssen,
tottritt, und wir als Sohn des Markgrafen einen Isaurich kennen, der
897 die Bolle eines gewaltthätigen Friedensstörers spielt (Büdinger,
Oesterr. Gesch., S. 206; Dumm ler, Gesch. des ostfränkischen Reiches II,
am ausführlichsten). Auch mit dem »Grafen* Aribo, 909 als Mitbesitzer
der Abtei Trunseo, der Vorläuferin des Nonnenklosters Traunkirchen,
kommen wir da nicht zurecht. Erst von der Schlusshälfte des 10. Jahr-
hunderts lässt sich bestimmter an den bairischen Pfalzgrafen Hart-
wig 958 . . . 994, amts- und gütergewaltig im Chiem-Salzburggau und
in Karantanien, anknüpfen und der Zusammenhang der Nachkommen-
schaft erkennen. Zunächst sind es I. die: Aribonen im engeren
Sinne, welche 1102 — 1104 mit Aribo und Botho erloschen, die das orts-
grafschaftliche Prädicat von ,Haigermoos* (Aribo) und ,Botenstein' (Boto)
am 1074 führen, und als Stifter des Hausklosters Seon im bairischen
Bezirke Traunstein bekannt sind. (Mon. Germ., Necrologia II, 1. Abth.,
von Herzberg-Fränkel, S. 220, 14. Jänner: Aribo palatinus Co-
rnea fundator, als dessen Sohn zum 6. April der Mainzer Erzbischof
Aribo, f 1031, S. 223 angegeben erscheint; ferner begegnen wir hier
8. 230 der Gattin des Pfalzgrafen Aribo und Mutter des Erzbischofs,
Adala, zum 7. September, und zum 28. September, S. 281 ihrer Tochter
Chunigunde, ,Aebtissin* von Göss, und zum 5. December S. 234 einer
zweiten Tochter, Wich bürg.) Die Aribonen wurden dann Gründer der
Nonnenabtei Göss (um 1020, vgl. oben S. 234) und des Stiftes Millstatt
in Karantanien (vor 1088). Diesen Aribonen sind stammverwandt: II. Die
auf einen Bruder Hart wichs, des jüngeren Pfalzgrafen (f um 1026), Vaters
jener zwei letzten Aribonen engeren Sinnes, Aribo und Boto, Grafen Fried-
rich (f 1072 — 1082), zurückzuführenden Grafen von T engling, welche
sich einerseits in die Grafen von Burg hausen und Schala, ander-
seits in die Grafen von Peil stein spalten, aus denen dann noch die
Grafen von Leben au abzweigen. — Vgl. darüber: Meiller, Reg. der
Salzburger Erzbischöfe (1866), S. 544; Hirsch-Bresslau in den Jahr-
büchern des deutschen Reiches unter Heinrich II., I, S. 32, 36 — 36 und
IH, S. 340 f., 6. Excurs; Wendrinskv, über die Grafen von Peilstein
in den Blättern des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 1881;
Hauthaler, in den Mitth. des Institutes für österr. Geschichtsforschung
III, S. 88, Nr. 14, und insbesondere Richter, ebenda, Erg.-Bd. I, S. 627
bis 651. — Ausserdem scheint, wie dies schon Hirsch andeutete, mit
den Aribonen IH. das im Jaunthale Kärntens, aber auch im Chiem-
und Isengaue begüterte Elternhaus des Bischofs Alpwin oder Albuin von
Brixen (976—1006) zusammenzuhängen, jener Albuin, der Gatte Hilde-
gards und Vater des genannten Bischofs, denn es wird als Bruder des
Letzteren ein ,marchicomes( (Markgraf?) Aribo bezeichnet (Redlich,
Ann. Tirol. I, S. 12, Nr. 28 und S. 23, Nr. 58); vgl. Schlussübersicht.
17*
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252
falls er mit dem Otakar der Raffelstettcr Zollsatzung zu-
sammenfiele, auch auf diesen Otakar verzichten.
Wenn daher Strnadt in seinem verdienstlichen Buche
vom Jahre 1886, dessen in mehr denn einer Richtung bahn-
brechende Ergebnisse wir keineswegs unterschätzen, die
Aeuserung macht, es sei die Annahme von der Begründung
der Styraburg durch die Otakare eine ,unerweisliche, wenn
auch stets gläubig nachgeschriebene Sage', wenn er dies-
bezüglich von ,haltlosen Combinationen eines unkritischen
Zeitalters' spricht, so trifft dieser Vorwurf gegen Pritz nicht
hier, sondern in der oben besprochenen Richtung zu, und Friess
scheint im Rechte zu sein, wenn er die ,alte, von steirischen
wie österreichischen Historikern, besonders von Pritz aufgestellte
Meinung, dass die Chiemgauer die Nachkommen des letzten
Markgrafen der karolingischen Ostmark Aribo und seines an-
geblichen Sohnes Otaker, welcher im Jahre 904 als Graf im
Leobengau erscheint, wären', als gründlich abgethan erklärt.
Strnadt und Friess begingen aber selbst einen verhäng-
nissvollen Fehler. Indem sie das, was Hirsch seinerzeit nur
so nebenher und gewiss nicht als Entdeckung, nicht als mass-
gebend für Heimat und Stammbesitz der Otakare betonend,
hinwarf, um in scharfsinniger Weise zwischen dem Chiemgauer
Otakar von 1048 und dem Markgrafen Otakar der Jahre
1056 — 1059 eine Verknüpfung herzustellen, einseitig festhielten
und auf die Hypothese, die Otakare vor 1056 seien aus-
schliesslich ,Chiemgauer' und dann erst durch die Wels-
Lambacher Erbschaft einerseits ,Traungauer', anderseits Mark-
grafen in Karantanien geworden, auch ein genealogisch-
historisches System aufbauten, das von einseitigen Voraus-
setzungen zu irrigen Schlussfolgerungen führen inusste, haben
sie in dieser Beziehung die Fehler der Pritz'schen Hypothese
wettgemacht. Sie haben mit der ,alten Tradition' vorschnell
gebrochen und geriethen in der Reihung der ersten vier Ota-
kare, was Otakar (III., V.) betrifft, mit einander selbst in
Widerspruch, indem Strnadt1 diesen Otakar 1060 sterben lässt
und an ihn Otakar (IV., VI., f H22) reiht, während Friess*
ohne jeden überzeugenden Grund diesbezüglich wohl Strnadt
1 Geburt des Landes o. d. Enns, 8. 53, 56.
* Traunkirchen, S. 212.
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253
beistimmt, jedoch zwischen jenen Otakar (III., V.), den er in
seinem System als ,zweiten' einführt, und Otakar (III., V.)
seinen ,dritten* Otakar (+ um 1078) einzuschieben, den Oczi-
Otakar der Vorauer Genealogie somit in zwei Persönlich-
keiten zu spalten unternahm.
Hiefiir boten ihm die sechs Otakare des Traunkirchner
Todtenbuches mit ihren sechs Todestagen einen scheinbaren
Halt; nur übersah er, dass diese sechs Todestage ebenso gut
und noch zwangloser für die sechs Otakare der Vorauer Tra-
dition auslangen, und dass seinem ersten Otakar-Ozzi, den er
als Grafen von Grabenstatt im Chiemgau 5. März ,um 1030'
sterben lässt, doch noch ein Otakar vorangehen müsse, und
zwar jener ,Chiemgauer' Otakar der Urkunde von 959, den er
wohl kennt, aber von seinem System ausschliesst.1
Erscheint doch jenes Todtenbuch, neben der Urkunde
von 1191 für Traunkirchen, als ein Zeuge, der sich gegen
Friess weit mehr als für ihn ausspricht
Unsere eigentliche Aufgabe ist mit der Forschung nach
den Vordermännern der ,steirischen' Otakare, mit jenem Ota-
kar geschlossen, der sich um 959 im Chiemgau, Sunde r-
und Salzburggau nachweisen lässt und ebensogut auch als
Traungauer und Burgherr von Steier gelten kann.
Ob wir — wie bereits oben angedeutet, jenen Otakar
der RafFelstetter Zollsatzung von 903 — 905 den unsicheren
Ahnen dieses Geschlechtes beizählen, ob wir da noch weiter
auf den adeligen Otakar der Mondseer Tradition von 843
zurückgehen dürfen, sind Fragen, die wir nicht erledigen
wollen. Von 959 aufwärts führt der Weg nur ins Bereich
blosser Vermuthungen. Immerhin haften die Wurzeln grosser
Geschlechter tiefer, als das Zeugniss spärlicher Urkunden er-
kennen lässt, und dass solche lockere Spuren wie die von
903 — 905 und 843 auf den Traun gau hinleiten, bestärkt nur
in der Behauptung, dass unsere Otakare im Traungaue viel
früher begütert waren, als Strnadt und Friess vermeinen. Man
darf eben nicht vergessen, dass ein und dasselbe Geschlecht
an verschiedenen Orten begütert sein konnte, und ist somit
nicht berechtigt, ausschliesslich von ,Chiemgauern* oder
1 Traunkirchen, S. 206.
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254
,Traungauern' zu sprechen, wenn man der Vergangenheit der
Otakare unbefangen nachspüren will.
Wir haben nur noch die im vorhergehenden Abschnitte
erörterten Verwandtschaftsverhältnisse der Otakare zu-
sammenzufassen. Wäre die Urverwandtschaft derselben mit
den Aribonen erweislich, denn eine engere Versippung müssen
wir entschieden in Abrede stellen, so würde diese Urverwandt-
schaft als die älteste vorangehen; wir müssen sie jedoch vorläufig
bei Seite lassen und einen sicheren Nachweis abwarten. Dagegen
setzt wohl die Verknüpfung unserer Otakare mit den Oczis-
Ottos von Naun-Naym-Cordenons ziemlich früh, nämlich vom
Schlüsse des 10. Jahrhunderts ins 11., ein und fuhrt uns auch
mit den Oczis, den Grafen von Tiffen -Treffen, Gründern des
Klosters Ossi ach, und auf diesem Wege vielleicht weiblicher-
seits auch mit den Aribonen1 zusammen; der vor 1138 ver-
storbene Otto von Cordenons hat als letzter Vertreter eines
Stammzweiges der Otakare zu gelten. Dann sprechen be-
gründete Vermuthungen für eine Blutsverwandtschaft der
Otakare mit den sogenannten Eppensteinern, anderseits
mit ihrem Seitenzweige, den sogenannten Grafen von Runa-
Reun,* und beziehungsweise mit den Sempt - Ebersber-
ge rn, welche durch eine Heirat mit einer Tochter Herzog
Adalberos von Kärnten herbeigeführt werden mochte, aber
auch, abgesehen davon, an sich durch das St. Lambrechter
Todtenbuch und den Erbschaftsvorgang vom Jahre 1122/23
bezeugt erscheint, somit der Verschwägerung beider Häuser
1 S. die vorhergehende, die Aribonen behandelnde Anmerkung und dazu
den III. Abschnitt und die Schlussübersicht, , Vorbemerkung* über
J. Egg er. Wenn nämlich die Mutter des Patriarchen Poppo von Aqui«
leja, Irmburg (Irmgard in der Sage), Gattin des Grafen Ozzi (1.), eine
Blutsverwandte Mein werks, Bischofs von Paderborn, war, und anderseits
Glismund, Meinwerks Schwester, beide aus dem Geschlechte der säch-
sischen Immindinger oder Immedinger, in bairischer Ehe jene Frie-
derun zur Tochter hatte, welche, wie wir ans der Chronik Ekkehards
von Aura wissen, den Pfalzgrafen Hartwich den Jüngeren heiratete nnd
die Mutter Aribos und Botos (f 1102 — 1104) wurde, so hingen durch
Frauen die Stifter von Ossiach, beziehungsweise auch die Grafen von
Cordenons, mit den Aribonen zusammen und auf diesem Wege somit
auch nnsere Otakare.
* S. den III. Abschnitt.
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255
in der Person Otakars (IV., VI.) und Heinrichs von Kärnten
voranging. Die von einer Urkunde des Jahres 1088 ange-
gebene ,Bluts Verwandtschaft* der Otakare mit den sogenannten
Wels-Lanibacher Grafen scheint gleichfalls nicht auf eine
Verschwägerung beider Häuser, nach gewöhnlicher Annahme,
sondern, wenn wir der Urkunde von 1088 glauben dürfen, auf
ältere, uns des Näheren unbekannte Beziehungen zurückzu-
leiten,1 die dann später in der Verschwägerung mit dem den
Wels-Lambachern eng verwandten Hause der Formbach-
Neuen burg-Püttner Grafen ihre Ergänzung finden.2
Unter den Verschwägerungen der Epoche vor 1122
lernen wir die bereits oben gestreifte mit den österreichi-
schen Babenbergern kennen. Eine solche findet sich nach
1122 auch mit dem Schala-Burghauser Zweige der Tenge-
ling-Peilsteiner, mittelbar, und unmittelbar mit den jüngeren
Weifen, mit den Sponheimern, Vohburgern und mit den
Grafen von Stade bezeugt.
1 S. den III. Abschnitt. Diese Blutsverwandtschaft müsste Arnold (II.),
t vor 1056 (Datum der gefälschten Gründungsurkunde für Lambach)
bereits als einen Blutsverwandten unserer Otakare voraussetzen und auf
frühere Versippang zurückleiten. Dürfte man annehmen, dass in der
gefälschten Passauer Urkunde vom Jahre 1088 der ,magnificus comes de
Welsa et Lambacha' — Arnulfus, nicht statt ,Arnoldus' verschrieben,
sondern jener wahrscheinliche Ahnherr der Wels-Lambacher, comes Ar-
nulfus sei, der uns 993 in einem Vertrage mit Bischof Christian von
Passau begegnet und 1018 als Inhaber der Grafschaft am Inn (Antisina)
erscheint, und den wir als Vater Arnolds (I.) und Grossvater Arnolds II.
von Wels-Lambach ansehen könnten, so träfen wir bei diesem ,Arnulf*
auf jene Blutsverwandtschaft, und von ihr würde die 1088 berichtete
Vererbung der Passauer Lehen an die Vorfahren Otakars (IV., VT.) her-
rühren. Dann Hesse sich auch die Stelle in der bewussten Urkunde
von 1088 ,dudum ante etatem nostram' erklären. Viel einfacher
mit Rücksicht auf die Zeit bleibt allerdings die Annahme, jener »Ar-
nulfus* sei Arnold us (I.), der Grossvater Bischofs Adalbero.
* S. über Formbach-Neuenburg-Püttner Grafen die wichtige Ge-
nealogie der Stifter des Klosters Formbach (Urkunden buch des Landes
o. d. Enns I, 8. 778, aus einem Copial buche des XV. Jahrhunderts im
bairischen Reichsarchiv), die Aufschreibung aus dem 12. Jahrhundert
(ebenda, 8. 779 f.) und die bezügliche Abhandlung von Moritz (1803).
Die Güter der Formbacher Grafen finden sich auch auf dem Boden der
Grafschaft jenes Arnulfus comes, den wir 993, 1018 urkundlich kennen.
8. vorhergehende Anmerkung.
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256
Das Zusammentreffen der Otakare mit den Kaschen-
berg-Reichenhaller Wilhelmen und Liutolden bei der Stiftung
von Traunkirchen legt ihre Verwandtschaft mit den Letzt-
genannten, beziehungsweise mit den Piain ern, nahe. Man
dürfte wohl einen der ersten Otakare und eine von den
zwei Wilbirgis des Traunkirehner Todtenbuches als Ver-
treter beider Häuser heranziehen könnten. Doch bleibt hier
der blossen Vermuthung ein unbegrenzter Spielraum.1
Noch müssen wir aber — wenn auch nur anhangsweise —
einer andern Frage gegenüber Stellung nehmen. Dass bis gegen
1088 die ,Steirer* in der Person Otakars (III., V.) oder Oczis
und seines (wahrscheinlich älteren) Sohnes Adalbero der ka-
rantanischen Mark vorstanden, unterliegt keinem begründeten
Zweifel. Wie steht es aber später damit, nach dem gewalt-
samen Ende Adalberos, von 1088 — 1122, in den Zeiten seines
Bruders Otakar (IV., VI.), der sich gerade so wie sein Vater
,marchio Styrensis' oder ,de Styre' — also Markgraf von
Steier, steirischer Markgraf schreibt? Und nicht anders schreibt
sich sein Sohn Leopold (1122—1129) nach der entschei-
denden Eppen8teiner Erbschaft, und so nennen sich auch die
beiden letzten Otakare bis zur Rangerhöhung vom Jahre 1180.
Das lässt denn doch auf eine gewisse Stetigkeit dieses
Macht-, beziehungsweise Rechtstitcls schliessen und
drängt uns unwillkürlich zu der Annahme, dass sich schon
vor der Eppensteiner Erbschaft, die er ja selbst nicht mehr
antrat, Otakar (IV., VI.) als Inhaber markgräflicher Ge-
walt auf demselben Boden ansah, wo wir beiläufig von 1074
an seinen Bruder Adalbero des Amtes walten sahen.
Wenn daher an einer früheren Stelle bemerkt wurde, es
scheine, dass nach dem Tode Adalberos (um 1088) seinem
Bruder als Gregorianer die gegnerisch gesinnten Eppensteiner
den Weg in die karantanische Mark versperrt hielten und auf
ganz Karantanien die Hand zu legen gewillt waren, so dass
erst die Erbschaft vom Ende 'des Jahres 1122 diesen Weg
wieder freimachte und die thatsächliche Markgrafschaft
der Steierer in dem dann nach ihnen benannten Lande seither
ihren unangefochtenen Bestand gewann, wenn der Verfasser
1 8. den Schluss der III. Abtheilung des Textes, S. 241.
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257
dieser Studie in seinem jüngsten Buche1 solcher, auch von der
jüngsten Forschung allgemein festgehaltenen Anschauung nicht
entgegenzutreten wagte, so ftihrten ihn diese Untersuchungen
jetzt zu einem wesentlich anderen Ergebnisse.
Zunächst ist, abgesehen von der Urkunde, worin Mark-
ward (III.) von Eppenstein als Grossgrundbesitzer ohne Amts-
titel2 jene wichtige Vereinbarung über Pfarren- und Zehent-
rechte mit Erzbischof Gebhard von Salzburg, etwa um 1066,
abschloss, kein einziges Zeugniss über die Amtstätigkeit der
Eppensteiner in der karantanischen Mark erhalten, und zwar
für den entscheidenden Zeitraum nach dem Tode jenes Mark-
grafen Adalbero aus dem Hause der Steirer bis zur letztwilligen
Erklärung Heinrichs von Eppenstein, somit von 1088—1122.
Das ist allerdings, bei der Beschaffenheit des spärlichen Ur-
kundenbestandes, an sich kein Gegenbeweis, immerhin aber
eine beachtenswerthe Thatsache.
Anderseits erscheint das „Gedinge' des letzten Eppen-
steiners zu Gunsten Otakars (TV., VI.), beziehungsweise Leo-
polds des Starken, nur als ein privatrechtlicher Act, der
selbstverständlich mit einer Uebertragung markgräflicher
Amtsgewalt, was Sache des Reichsoberhauptes war, nichts
gemein hat. Von einem solchen Vorgange, der noch den
Zeiten Kaiser Heinrichs V. (f 1125) zufallen musste, erhielt
sich keinerlei Zeugniss, weder eine Urkunde, noch eine Chro-
nistenangabe. Auch das ist, wie bei vielen ähnlichen Vor-
gängen, gut denkbar; Thatsachen vollziehen sich ohne nähere
zeitgenössische Ueberlieferung.
Immerhin ist es bedeutsam, dass sich Leopold der Starke
lange vor dem Jahre 1122 als der jüngere* Markgraf,
neben seinem Vater Otakar (IV., VI.), beurkundet findet, es
ist bemerkenswerth, dass die Klosterjahrbücher Oester-
reichs und Steiermarks die Nachfolge Leopolds des Starken
in der Markgrafschaft seit Ende 1122 mit den gleichen Aus-
drücken berichten wie das Eintreten Otakars (V., VII.) seit
1 Verfassung und Verwaltung der Mark und des Herzogthums Steier (1897),
S. 8—10.
' Zahn, Urkundenbuoh der Steiermark I, S. 77 f., Nr. 68. Es heisst von
ihm blos: ,Marchuuart, filius Adalberonis ducis et uxor eius
Liutpirc et filii eorum . . .'
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1 129 * in dieselbe, und wir somit den Eindruck empfangen, als
habe sich durch die Eppensteiner Erbschaft wohl ein gewal-
tiger Umschwung in dem Gtiterbesitz und in der Machtstellung
der ,Steirer* auf dem Boden des Murlandes, nicht aber ein
solcher in der ,MarkgrafschafV, in der ,Anitsstellung' des
Hauses von Steier vollzogen.
Man könnte nun annehmen, dass, seit 1088 etwa, die
Eppensteiner Herzoge Kärntens die ,karantanische Mark' als
solche ,eingehen Hessen', um ein beiläufig zutreffendes Wort zu
gebrauchen, und dass seit Ende 1122 eine solche erst wieder
entstand. Wenn aber auch die Bezeichnung ,marca* auf dem
Boden des Steirerlandes thatsächlich erst wieder nach 1122
in den Urkunden auftaucht und eine Garstner Tradition Fei-
stritz (bei Scckau) schlechtweg als in ^Kärnten' (Carinthia) ge-
legen bezeichnet,2 so ist dies auch kein Beweis für eine solche
Voraussetzung. Denn diese Einbeziehung des Murgeländes in
die allgemeine Bezeichnung ,Karantanien' findet sich auch
nach 1122 nicht selten.
Auch weiterhin dachte man darüber nicht anders als zur
Zeit der Stiftungsurkunde für Seitenstetten (1116), welche von
den Rodungen des neuen Klosters an beiden Ufern der Ybs,
westwärts bis ans ,Karintigescheide', das ist bis zur Kärntner-
grenze spricht.3 Ueberdies bliebe es doch auch bedenklich,
das Dasein der seit Ende des 10. Jahrhunderts nachweisbaren
,Kärntner Mark', des Ostlandes Kärntens, einfach vom B e-
lieben der Eppensteiner abhängig zu machen.
1 Urkundenbuch des Landes o. d. Eons I, S. 150, Nr. 79 (Kurz, Beiträge
zur Gesch. des Landes o. d. Enns II, S. 491): de familiaribos Liapoldi
marchionis iunioris; S. 135, Nr. 26: . . . marchio Otacher cum manu
filii fui Liupoldi marchionis . . .; Ann. Mellic. zum Jahre 1122: Ota-
ker marchio obiit, filius eius Liupoldus successit; Ann. Admont, Auct.
Garst, ebenso (Mon. Germ. Script. IX, S. 501, 569, 57S) ; Auct Lambac.
1129: Liupoldus marchio obiit, filius eius Otacher successit, Ann. S. Rudb.
Salisb.: Liupoldus fortis marchio obiit, Otachir filius eius successit (Mon.
Germ. Script. IX, S. 555, 775). . . .
1 8. weiter unten.
* Fontes rer. Austr., IL Abth., 33. Bd. (Urkundenbuch von Seitenstetten),
S. 3. Vgl. darüber Strnadt, Geburt des Landes o. d. Enns, S. 17—18
und Hasenohr 1, Deutschlands südostliche Marken im 10., 11. und 12.
Jahrhundert, Archiv für österr. Gesch., 82. Bd. (1895), S. 481— 482.
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259
Zu alldem gesellt sich aber die schwerwiegende Thatsache,
dass bei aller Armuth des derzeitigen Urkundenbestandes —
aus den Garstner Traditionen hervorgeht, Otakar (IV., VI.)
habe als ,Markgraf* und ebenso sein Sohn Leopold als Jün-
gerer' Markgraf Schenkungen lange vor 1122 gemacht oder
vermittelt, die sich nicht blos auf das Ennsthal, sondern auch
auf Kärnten, in jenem allgemeinen Sinne, beziehen.
Muss auch das Ennsthal, trotz der Thatsache, dass sich
hier seit dem Nachlasse der Witwe des mächtigen Grafen
Wilhelm und Mutter des gleichnamigen, 1036 gefallenen Sohnes,
der bekannten heiligen Hemma, die Gütermacht der Salz-
burger Kirche entwickelte, als ein mit Karantanien ver-
knüpftes Gebiet gelten — allerdings in einer gewissen Son-
derstellung1 — so erscheint hier dies Walten Otakars (IV.,
1005, 7. December (Urkundenbuch der Steiermark I, S. 41, Nr. 84) schenkt
König Heinrich II. dem Salzburger Erzbischof Hartwik ein könig-
liches Gut, und zwar predium Adamunta (Admont) in comitatu
Adalberonis comitis in pago Ensitula (Adalbero, obschon bereits
nach der Kaiserurkunde vom 13. April 1000, Urkundenbuch I, S. 40,
Nr. 33, ,marchio' genannt, wird hier als Graf des Ennsthalgaues
bezeichnet). — Das Ennsthal war an sich, damals und auch später,
kein geschlossenes Gebiet der Salzburger Kirche. Obschon die Kaiser-
urkunde vom 18. April 1016 (Zahn, Urkundenbuch der Steiermark I,
S. 45, Nr. 38) mit der Salinenschenkung in der gleichen Gegend für den
Grafen Wilhelm (von Soune = Sannthal) in ihrer vorliegenden Ge-
stalt nunmehr als eine Gurker Fälschung aus den Jahren 1177 bis
1184 gilt (Jak seh, Gurker Geschichtsquellen, Mon. hist. duc. Car. I,
1896, 8. 51, Nr. 13), so müssen ihr doch thatsächliche Verhältnisse zu
Grunde liegen, welche uns auch das reiche Stiftungsgut Salzburgs für
Admont erklären (vgl. das Nähere bei Wichner, Gesch. Admonts I,
S. 24 ff. und insbesondere die Stelle in der Aufzeichnung über Admonts
Klostergründung, Urkundenbuch der Steiermark I, S. 85—86: . . . Inpri-
mis, qne matrona quedam nobilis Hemma BaHwini episcopi tempore
— 1041 — 1060 — saneto Rudberto dedit in eadem valle Admuntina
cum aliis prediis ad coenobium ibidem fundandum . . .). Wie
der salzburgische Besitz durch königliche Schenkungen anwuchs, er-
sehen wir aus der Urkunde vom 9. Mai 1036 (Urkundenbuch der Steier-
mark I, S. 57, Nr. 49), worin Kaiser Konrad II. dem Erzbischof Dietmar
von Salzburg den königlichen Hof sammt KOnigshuben zu ,Laznichone'
= Lassing im Ennstbale schenkt. Wenn somit auch Salzburg durch
solche Schenkungen und darch den Nachlass Hemmas im Ennsthale der
Hauptbesitzer allda wurde, was am besten aus Gebhards Kloster-
stiftung in Admont erhellt, so fehlte es auch nicht an anderweitigem
Besitz. Schenkte doch jener (Markgraf) Adalbero, der Bruder Otakars
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VI.) minder auffällig als dort, wo es sich um Schenkungen um
Grazlup (bei Neuuiarkt) und besonders in Feistritz (bei Seckau)
handelt, also auf kärtnerisch-steirischem Boden.1
(IV., VI.), an Admont in seiner ersten Bestandzeit von seinem Eigen
zwei Dörfer Arnich (Ardning), ferner Eichdorf im Ennsthal, um
sich vom Banne zu losen (Urkundenbuch der Steiermark I, 8. 86 und
S. 99 — 100). Es besass also auch ein Angehöriger des Hauses Steier
GUter im Ennsthal, und ihm als angeblichen »Grafen vom Ennswald und
Gaiserwalde* (Ann. S. Rudb. Salisb. zum Jahre 1122) werden Graf-
schaftsrechte auf diesem Boden zugesprochen. Aber Otakar IV.
(VI.) selbst verfügt über GUter und Beneficien im Ennsthal e. So
schenkt er, lange vor 1122, innerhalb der Jahre 1110 — 1120, an das
Hauskloster Garsten die Beneficien eines Wolfold zu Scalchinberge (Sala-
berg bei Irdning), eines Meginhard zu Slateheim (Schlatham bei Irdning)
und Strechowe (Strechau) und eines ,Dienstmannen' Adelbero zu »Wolf-
pernberch* in der gleichen Gegend. S. die Nachweise im Urkundenbuch
des Landes o. d. Enns I, S. 121, Nr. 10 (vgl. S. 123, Nr. 107), S. 142,
Nr. 50 und S. 142, Nr. 49; II, S. 134, Nr. 95; Zahn, Urkundenbuch der
Steiermark I, 8. 116, Nr. 98, S. 121, Nr. 102, S. 123, Nr. 105. Wenn
daher Salzburg nachmals seinen eigenen ,Gastaldio* im Ennsthal hatte,
wenn es in Urkunden des 12. Jahrhunderts von der Steiermark heisst:
marchia et Ensitale, und wenn 1242 der letzte Babenberger einbe-
kennt, der comitatus Ennsthal rUhre als Lehen von Salzburg her,
so ändert dies doch nichts an der Thatsache, dass das Ennsthal bei der
karantanischen Mark und auch — trotz territorialer Sonderstellung —
im politischen Verbände mit der Mark und dem Herzogthum Steier ver-
blieb, denn neben dem ,gastaldio( des Erzbischofs (1140, Urkundenbuch
der Steiermark I, S. 233) findet sich in der gleichen Zeit ein fürstlicher
Landrichter des Ennsthales (judex proviucie; circa 1150, Urkunden-
buch I, S. 317, und circa 1160, ebenda, S. 399, 411), und um die gleiche
Zeit wird als zum gleichen Gebiete gehörend die Landschaft diesseits
des Hartbergs, Zerwaldes (Semering) und Pyhrns (infra Pirdine, et
Cerwalt atque Hartberch, Urkunde des Salzburger Ersbischofs Konrad I.,
Urkundenbuch der Steiermark I, S. 255, vom 27. September 1146) be-
zeichnet Vgl. das Nähere bei Krones, Verfassung und Verwaltung der
Mark und des Herzogtums Steier, S. 209 ff., 265—266.
Urkundenbuch des Landes o. d. Enns I, S. 142, Nr. 49 und S. 162,
Nr. 86; Urkundenbuch der Steiermark I, S. 123, Nr. 106 und S. 124,
Nr. 108: . . . qualiter Otacher marchio ob remedium anime familiaris
sui Engilschalchi tradidit ad altare S. Marie predium in Carinthia,
Vastrize dictum, das ist Feistritz bei Seckau in Obersteier; . . .
In der weit älteren Tradition von 1110 ... (vgl. die vorhergehende
Anmerkung bezüglich des EnnBthales) erscheinen Weingarten bei , Hart-
berg4, Gut bei Strechau (bei Roten mann). Vgl. Friess, Gesch. von
Garsten I, S. 99 — 100. Um 1115 (Urkundenbuch des Landes o. d. Enns
I, S. 152, Nr. 86; Urkundenbuch der Steiermark I, S. 124, Nr. 108) be-
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Es macht dies Alles somit den Eindruck, dass die ,Mark-
grafechaft' der Steirer auch nach 1088 fortbestand oder längst
vor 1122 neuen Boden fasste, und diese Stetigkeit des Mar-
chionats erklärt dann auch die Gleichheit des Titels ,marchiones
de Styre', ,Styrenses', wie ihn schon Oczi-Otakar (III., V.)
führte, nicht anders denn sein Sohn und Enkel.1
Wenn daher der Letzte der Otakare (VI., VIII.) vor
der Erhebung zum Herzog in zwei ganz vereinzelten Ur-
kunden als dritter Markgraf der Steiermark bezeichnet wird,
was allerdings dem Erbanfalle von Ende 1122 entspräche, so
ist dies doppelt auffällig, und zwar an sich und mit Rücksicht
auf die Familientradition. Wir begegnen aber diesen Urkunden
nicht in der Originalfassung, sondern in nachträglicher Ab-
schrift.
So könnte höchstens eine spätere Auffassung von einem
»dritten* Markgrafen sprechen, nicht aber der Vertreter des
Stammes der ,Markgrafen von Steierl In keiner einzigen uns
in ursprünglicher Ausfertigung vorliegenden Urkunde begegnen
wir dem letzten Otakar als ,dritten' Markgrafen von Steier,
und ebensowenig nennen sich sein Grossvater und sein Vater
der ,erste' und der ,zweite' Markgraf im Steierlande. Ver-
gebens würden wir auch einem ähnlichen Vorgange in den
Urkunden der österreichischen Leopolde, oder der bairischen
Herzoge, der Heinriche des Weifenhauses u. s. w. nachspüren.2
trifft die Schenkung eines ,ex familiaribus marchionis Liupoldi qui
vocabatur iunior (Leopold der Starke), Ernst mit Namen, ein Gut
bei Orazlub (Grazlab bei Neumarkt im heutigen Obersteier).
1 Weshalb nicht Adalbero, der Bruder Otakars (IV., VI.), thatsäch-
licher Markgraf von circa 1074 — 1088, als marchio Styrenses oder
de Stjre überliefert wurde, erklärt sich aus der Natur der ihn behan-
delnden gregorianisch gesinnten Ueberlieferung. In den Brixner Tra-
ditionen und in den Ranshofener Urkunden um 1074 heisst er ganz
officiell ,marchio' ohne das Prädicat ,Styre', das auch sein Vater Oczi-
Otakar (IIL, V.), als karantanischer Markgraf in den Kaiserurkunden
der Jahre 1056—1069, nicht führte.
* Die Kremsinünsterer Urkunde von 1179 findet sich nur abschriftlich
im Codex Fridericianus vom 14. Jahrhundert und die St. Pauler Ur-
kunde, von Zahn zum Jahre 1175 (Urkundenbuch der Steiermark I,
8.539— 640), von Schroll (Cod. Trad., 8. 36, Nr. XXXIV) zum Jahre
1 164 angesetzt, auch in einem späteren Codex vor. Vgl. das Nähere bei
Strnadt (Geburt des Landes o. d. Enns, S. 60) und die Urkunde für
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Aber wir wollen schliesslich noch einem Einwände
begegnen. Auch wir verkennen nicht die Bedeutung der Eppen-
steiner Erbschaft für die Burgherren von Steier, denn sie war
es, welche den festen und breiten Grund ihres Landesfürsten-
thums an der Mur legt. Man könnte uns nun entgegenhalten,
dass auch die blosse , Markgrafschaft' der sogenannten Traun-
gauer vor 1122 — ohne diese Grundlage — einfach in der
Luft hing und nur einen ,Rechtstitelc, einen Anspruch auf
Rechte, bedeuten konnte, die man bis dahin thatsächlich
auszuüben ausser Stande war. Allein abgesehen davon, dass
die oben herangezogenen Garstner Traditionen fUr die Zwi-
schenzeit doch etwas mehr voraussetzen lassen, lagen ja die
Dinge auch 1056 — 1088 nicht anders. Auch zur Zeit, als
Oczi-Otakar (III., V.) und dann sein Sohn Adalbero in der
karantanischen Mark ihres Amtes walteten, waren die Eppen-
steiner die mächtigsten Grundherren auf diesem Boden, auch
damals entbehrten die Steirer Dynasten jener Machtgrundlage,
die ihnen 1122 aus der Eppensteiner Erbschaft erwuchs, auch
damals verfügte Markward (III.) wohl so ziemlich über all das
Besitzgut im Lande, welches sein Sohn Heinrich II. von Kärn-
ten den Blutsverwandten hinterliess,1 und dennoch lag die ka-
rantanische Markverwaltung in der Hand jenes Otakar und
Kremsmüaster bei Hagn, Urkundenbuch von KremsmÜnster 1852, S. 51«
Nr. 39 und im Urkundenbuch des Landes o. d. Enns II, S. 367) ausserdem
Krön es, Verfassung und Verwaltung der Mark und des llerzogthums
Steier (1897), S. 49—50, und Nachtrag, S. 600. — Man kann daher auf
die Urkunde von 1179 nicht das Gewicht legen, welches ihr Frölich,
Archont. Carinthiae II, S. 193; Kumar, Ottokar VI. (1808), 8. 21, und
Zahn (Styriaca, S. 15) beimessen, und ebensowenig auf die auch von
Zahn herangezogene St Pauler Urkunde, wenn auch dies ,-tertius
marchio' den seit 1122 wesentlich veränderten Verhältnissen Rechnung
zu tragen scheint.
Man vergleiche nur den Inhalt der bekannten, um das Jahr 1066 anzu-
setzenden Urkunde über den Vergleich Mark war da (III.) von Eppenstein
mit Erzbischof Gebhard von Salzburg und das, was die sogenannte Ein-
leitung des Fttrstenbuches Enenkel's oder das ,Landbuch* vom »Gedinge*
des letzten Eppensteiners von 1122 an die blutsverwandten Markgrafen
von Steier berichtet. Vgl. Tangl, Eppensteiner, I., IL, III., IV. Abth.
(Archiv für Kunde österr. Geschichtsquellen IV, VI, XI, XII); Fi li-
cet ti in den Beiträgen zur Kunde steiermärkischer Geschichtsquellen
1873; Krön es, Verfassung und Verwaltung der Mark und des Herzog
thuras Steier, S. 10 ff.
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jenes Adalbero. Denn aus jener Urkunde von circa 1066 geht
hervor, dass Markward Güter besass, welche wir von der Ge-
gend bei Neumarkt an die obere Mur, auf den ganzen oberen
Murboden, sodann einerseits gegen Trofajach, anderseits nach
Aflenz und ins Mürzthal, ferner die Mur abwärts bis
gegen ,Heingist', in der Gegend von Wildon, ins Unterland
(Oternitz), ferner ins Piberthal und in das der Kainach ver-
folgen können, während uns das ,Gedinge' des letzten Eppen-
steiners von Ende 1122 die Landschaft zwischen Grazlub-Neu-
markt und Schein* ing, die obere Thalstufe von Predlitz bis St. Ge-
orgen ob Murau, den oberen Murboden, das Mürzthal-Aflenzer
Gebiet und das Murthal bis Gösting als Boden aufführt, wo
das reiche Eigengut der Eppensteiner lag, abgesehen von dem
Besitze der Nebenlinie, der Waldo von Runa-ßeun in der Löh-
nung und um Reun, Waldstein u. s. w. Die Güterfulle der
Eppensteiner deckt sich sohin, was ihren Kern betrifft, 1066
und 1122 so ziemlich ganz und völlig.
Man kann daher wie immer die Stellung und Geltung
Otakars (IV., VI.) in der karantanischen Mark (1088—1122)
einengen und herabdrücken wollen, den Bestand seiner Mark-
grafschaft1 an 8i ch zu verneinen wird einer unbefangenen
Würdigung der Thatsachen schwer, ja unmöglich werden.2
1 Wenn Strnadt, Geburt des Landes o. d. Enns, S. 56, da er den durch
die Brixuer Traditionen festgestellten Markgrafen Karantaniens, Adal-
bero, Sohn Otakars (III., V.), nicht kannte, bemerkt, es ergebe sich
die ,Vermuthung, Otakar II. (nach seiner Zählung, Otakar IV. oder
VI. nach der gebräuchlichen), welcher ungefähr von 1079 an als „mar-
chio* auftritt, habe die Markgrafengewalt von dem Gegenkönige
Rudolf erhalten und sei demnach in der Mark den Eppeusteinern
entgegengesetzt worden/ so wollen wir mit ihm über diese ,Vermuthung
nicht weiter rechten, wissen wir doch über die Verhältnisse, unter
welchen Otakar (HI., V.) — nach Strnadt's Zählung der I. — und
sein Sohn Adalbero die Markverwaltung fibernahmen, auch nichts Be-
stimmtes. Wir kennen nur die vollzogene Thatsache. Bei dem bewegten
Charakter der Zeiten Heinrichs IV. lässt sich um so weniger eine irgend-
wie sichere Annahme gewinnen.
* Der Verfasser dieser Untersuchungen kann somit auch nicht Meyer
v. Knonau, Jahrbücher des deutschen Reiches unter Kaiser Heinrich IV.
(I. Bd.), S. 187, 209, und Hasenöhr 1, Deutschlands südostliche Marken
im 10., 11. und 12. Jahrhundert (Archiv für österr. Gesch., 83. Bd., 1895),
S. 488 ff., beipflichten, insoferne sie die bisherigen Anschauungen über
die Verwaltung der karantanischen Mark vor 1122 vertreten.
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Denn solch eine Auffassung von der Sachlage nach 1088
hat keineswegs die Geschichte jener Zeiten wider sich.
Es ist allerdings richtig, dass der sogenannte Investitur-
streit, der Parteienkampf auf dem Boden der östlichen Alpen-
länder1 zur Zeit, als jener Markgraf Adalbero, der eine Sohn
Otakars (III., V.), aus dem Leben schied, noch weiter im Zuge
blieb, dass die Geschichte des Salzburger Erzbisthums zu Zeiten
Thiemos und seines Gegners, des Henricianers Berchtold von
Moosburg,8 dafür besonders einsteht, und dass in diesen Wirren
Otakar (IV., VI.) als Anwalt der gregorianisch gesinnten
Kirchenfürsten seine Parteistellung nicht änderte. Man könnte
daher annehmen, dass sein Versuch, an die Stelle seines Bru-
ders, des, bei Leoben erschlagenen kinderlosen, Markgrafen
Adalbero zu treten, nicht sofort gelang, dass ihm hier die
Eppensteiner im Wege standen, dass er zunächst nur den An-
lauf versucht, als Markgraf in Karantanien aufzutreten, ohne
sofort dies Ziel zu erreichen.
Aber der Parteienkampf hatte seine principiellen Gegen-
sätze bereits abzustreifen begonnen, Verschiebungen traten ein ;
beschuldigte man doch — allerdings ohne Beweis — den
Eppensteiner Kärntnerherzog Liutold, er habe der Nach-
folger Hermanns von Lützelburg, des Gegners Heinrichs IV.,
werden wollen.8 Und bald war auch der Höhepunkt des Par-
teikampfes überschritten, er verflacht sich zur Zeit, als der
letzte Eppensteiner, Heinrich, im Kärntner Herzogthum seinem
Bruder Liutold nachgefolgt war, Weif mit dem Kaiser Frieden
machte, und jener Heinrich rüstet bald zu seiner Lieblings-
stiftung St. Lambrecht, die sich ganz im Geiste der gregoria-
nischen Kirchenreform vollzieht.
Wir lesen auch in keiner Quelle von Kämpfen Otakars
(IV., VI.) mit den blutsverwandten Eppensteinern, wie er solche
früher mit seinem Bruder Adalbero ausfocht, und so lässt sich
ganz gut annehmen, dass er in der karantanischen Mark amts-
gewaltig war, noch bevor das 12. Jahrhundert die Schwelle
überschritt, wenn wir überhaupt annehmen sollen, dass ihm
1 8. darüber die wackere Monographie von F. M. Mayer, Die östlichen
Alpenländer im Investiturstreite, Innsbruck 1883.
8 Mayer, a.a.O., 8. 113 ff.
8 Mayer, 8. 91.
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dies nicht schon 1088 gelungen war. Keine Urkunde bezeugt
allerdings vor 1100 sein Walten alldort, aber ebensowenig
stossen wir auf eine, die uns das Gegentheil bewiese.
Es ist sicherlich kein blosser ,Titelf gemeint, wenn Erz-
biechof Konrad von Salzburg in der Friesacher Urkunde vom
9. Juni 1116 dem ,Markgrafen' Otakar ,von Steier' auf Bitten
der Diemudis die Vogtei des Klosters Nonsberg (oder der hei-
ligen Erentrud) in Salzburg überträgt1 (da sich damals auch
der genannte, allseits bedrängte Kirchenfurst in den Schutz
Otakars begeben haben soll),8 und ebensowenig wird der Bio-
graph Erzbischof Konrads I. im Unrecht sein, wenn er (zum
Jahre 1121) erzählt, der genannte Erzbischof sei, aus seinem
freiwilligen Exil in Sachsen heimkehrend, von Leopold, dem
(jüngeren) ,steirischen Markgrafen' ,mit der starken Hand' in
seine Salzburger Residenz wieder eingesetzt worden.3
Denn eine solche Fortdauer der Markgrafschaft der ,Stei-
rer* in Karantanien auch nach 1088 erläutert nicht nur die
sonst befremdlichen Angaben in den Garstner Traditionen,
welche wir oben zu erörtern Gelegenheit fanden, sondern stimmt
auch zu der von ihnen schon vor 1122 angetretenen Auferbung
von Gut jenes letzten Waldo von Runa-Reun und zu dem ,Ge-
dinge* des letzten Eppensteiners. Sie übernahmen diesen
doppelten Nachlass als , Markgrafen' des Landes, wohin er ja
zählte, um auf Grundlage des Eppensteiner Erbes und wei-
terer Erwerbungen mit der ,Markgrafschaft' auch das Lan-
desfürstenthum zu erringen, wodurch der Zeitraum seit 1123
bis 1158 gekennzeichnet erscheint.
Steht man vor der Wahl, dieser auch von urkundlichen
Spuren gestützten Anschauung beizupflichten und in ihr die
Erklärung des ,Marchionats< der ,Steirer< 1056—1088 und 1088
bis 1122 zu finden, oder mit ihrer Verwerfung an Voraus-
1 S. über diese Urkunde Mayer, a. a. O., S. 144 — 145. Im Urkundenbach
des Landes o. d. Enns II, 8. 150, Nr. CI, erscheint sie zum Jahre 1117
gestellt.
1 8. Mayer, 8. 143—144.
* Vitae archiep. Salisb., Mon. Germ. Script. XI, S. 41 (Cap. 13) . . . misera-
tione demum divina pace redintegrata ecclesiae aLiupoldo 8tirensi
marchione in manu fortis requisitus ad suam sedem honorifice post
novem annos reductus est. Vgl. über die Chronologie der Ereignisse
Mayer, S. 150.
ArchiT. LI XXIV. Bd. I. H&lfte. 18
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Setzungen festzuhalten, welche den Sachverhalt nicht klären,
sondern räthselhaft erscheinen lassen, so dürfte man unserer
Anschauung zufallen, gegen welche kein urkundliches — bis-
her bekanntgewordenes — Zeugniss seine entscheidende Stimme
erhebt. Denn selbst wenn jene beiden Urkunden, in welchen
der letzte der Otakare ganz absonderlicher Weise als ,dritter'
Markgraf bezeichnet erscheint, uns in einem auch diesbezüglich
unanfechtbaren Originale und nicht, wie es der Fall ist, in
späterer Abschrift vorlägen, so könnte man darin höchstens
einen ganz vereinzelten Versuch des Ausstellers der Urkunde
erblicken, jenen Otakar (VI., VIII.) als dritten Landes ftirsten
der Steiermark einzureihen, was sich durch die seit 1123 ver-
änderte Stellung der karantanischen Markgrafen allerdings er-
klären liesse. Denn nur eine solche Deutung könnte den ,tertius*
marchio Styrensis oder de Styre historisch begreiflich machen.
Stammtafel oder Uebersicht der Grafen und Harkgrafen
von Styra-Steier, Ihrer Ahnen und Verwandtschaften.
Vorbemerkung.
Bevor der Versuch gemacht wird, die sicheren und die
zweifelhaft bleibenden Ergebnisse der ganzen Untersuchung
schematisch und einigermassen tibersichtlich darzustellen, drängt
es den Verfasser dieser Untersuchungen, zu der jüngsten ge-
haltvollen Arbeit Josef Egg er' s, ,Das Aribonenhaus',1 Stellung
zu nehmen. Es handelt sich nicht darum, den ganzen Inhalt
dieser umfangreichen und auf breiter Quellengrundlage aufge-
bauten Abhandlung heranzuziehen, es ist nicht geboten, das
Ueberzeugende und Anfechtbare der Beweise für die einiger-
massen überraschende Ansicht darzulegen, welcher zufolge
nicht blos das ältere und jüngere Haus der Aribonen engeren
Sinnes (der bairischen, beziehungsweise karantanischen Pfalzgra-
fen, der Nachkommen Hartwigs I. und anderseits der Erbfolger
Chunos und Rapotos) sodann die Grafen und Markgrafen von
Steier, die von Tengelingen-Peilstein, von Burghausen-Schala-
Lebenau und die Plainer als Angehörige oder Zweige
des vielumfassenden Aribonenstammes zu gelten haben, sondern
unmittelbar und mittelbar auch die Grafen von Lurna-Görz,
1 Archiv für österr. Gesch. LXXXIII, 2. Hälfte, 1897.
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267
die Grafen von Tirol, die Sponheim-Ortenburger, die
Grafen von Ortenburg, die Hallgrafen, die Grafen von
Wasserburg, die Markwarde von Mark wartstein, von
Frontenhausen-Mögling, die von W. Matrei und Lechs-
ge münde, und als ,unechter' Seitenzweig auch die Grafen von
Neuburg-Falkenstein, ein Ergebniss, das die alten grossen
Geschlechter des bairisch-karantanischen Stamm-Marken- und
Ländergebietes fast insgesammt auf eine gemeinsame Wurzel
zurückfuhren will und soll; unsere Aufgabe muss sich auf den
Inhalt des II. Abschnittes1 beschränken, der der Familie der
Ottokare bis zu ihrem Eintritt in die karantanische Markver-
waltung (1056) gewidmet erscheint, mithin das gleiche Problem
verfolgt oder streift, dem die vorliegende Abhandlung nachgeht.
Als Ahnherr des weitverzweigten Aribonenhauses be-
trachtet auch Egger den Markgrafen Aribo, der sich nach
dem Zusammenbruche der karolingischen Ostmark Baierns auf
den Traungau zurückgezogen habe und hier von König Lud-
wig dem Kinde die Abtei Trunseo-Traunkirchen in Gemein-
schaft mit dem ihm wahrscheinlich verwandten Erzbischof Pili-
grim von Salzburg schenkweise erwarb. Markgraf Aribo be-
sass einen Bruder Ottokar und einen Sohn gleichen Namens.
Dieser Letztere, Ottakar, Gaugraf von Leoben, hatte einen
Sohn, Aribo, den Enkel des Markgrafen; von ihnen handelt
die königliche Schenkungsurkunde des Jahres 904. Aribo, der
Jüngere, pflanzt den Hauptstamm der Aribonen fort, welche
jedoch keineswegs in der Leobner Grafschaft weiter haften,
sondern in den westlichen Comitaten, insbesondere im Isen-
gaue, heimisch erscheinen.
Der Leobner Gaugraf Ottokar vom Jahre 904 hatte ausser
Aribo noch einen Sohn, Ottokar, der in den Traditionen Erz-
bischofs Oudalbert von Salzburg (923 — 935), und zwar in
Urkunden, welche den Salzburggau, Chiemgau und Isengau
betreffen, wiederholt als Zeuge auftaucht und in seinem gan-
zen Auftreten nahelegt, dass er Grafschaftsrechte in den ge-
nannten Gauen besass. Seine Gattin hiess Alte. Dieser Otto-
kar, auch ein Enkel des Markgrafen Aribo, ist der erste
nachweisbare Ahnherr der sogenannten Traungauer oder
Grafen und Markgrafen von Steier. Als Ottokar II. er-
1 II. ,Die Familie der Ottokare', S. 391—398.
18*
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268
scheint ein Graf dieses Namens im Chiemgau (959), wahr-
scheinlich identisch mit dem Grafen ,Otger* im kärntnerischen
Gaue Croudi (oder Crouati), einem Theile des Lurngaues,
welchen eine königliche Urkunde vom Jahre 9931 anführt, und
wiederholt als Zeuge in Salzburger Urkunden von 958 bis 991.
Sein Sohn ist Ottokar III. oder ,Ozin', der laut Urkunde
von 1027 vorzugsweise Grafschaftsrechte im Zeidlergaue (Ci-
delargowe) ausübt, anderseits 1048 als Graf im Chiemgaue be-
urkundet ist und wohl noch 1051 als ,Ouzzo< und Graf im
Zeidlergaue erscheint. Dieser Ottokar m. (Ozin — Ouzzo)
ist der ,Oczy' des Vorauer genealogischen Fragmentes, der Zeit-
genosse Heinrichs III. Ihm folgt Ottokar IV., der Mark-
graf Karantaniens in den Urkunden von 1056 — 1059.
Nach Egger stellt sich somit der älteste Theil des Stamm-
baumes unserer Otakare folgen dermassen heraus:
Aribo,
Sein Bruder
Markgraf der Ostmark, Graf im Traungaue.
Ottokar.
Ottokar,
Graf im Leobnergaue (904).
Aribo (I.),
Ottokarl.
Ahnherr
Ahnherr der sog. Traungauer
der
— nachmals Markgrafen von Steier —
aribonischen
Graf im Zeidler-Isengaue,
Pfalzgrafen.
923 935. Gattin: Alte.
Ottokar II.
959, Graf im Chiemgaue,
der ,comes Otger* im pagus Croudi 993;
Zeuge in Salzburger Urkunden von 991 — 1023.
Ottokar HL ,Ozin',
1027 im Zeidler-Isengaue,
1048 Graf im Chiemgau,
1051 ,Ouzzo', Graf im Zeidlergaue.
Ottokar IV.,
Markgraf von Karantanien,
1056—1059.
1 Mon. Germ. Dipl. II, S. 544, Nr. 20.
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269
Wir haben möglichst getreu die Ergebnisse der For-
schungen Egger's wiedergegeben und müssen uns nun mit ihnen
auseinandersetzen.
Auch wir haben eine Urverwandtschaft der Otakare
mit den Aribonen weitesten Sinnes als eine mögliche gel-
ten lassen, ohne jedoch sichere Anhaltspunkte gewinnen zu
können, und so muthen uns denn auch Egger's Behauptungen
in mehr denn einer Richtung als blosse Hypothesen an, die
ihr Bedenkliches haben.
Zunächst bleibt es ganz unerweislich, ja höchst unwahr-
scheinlich, dass jener Ottokar, Graf des Leobner Gaues, ein
Sohn des Markgrafen Aribo gewesen sei, wenn wir bedenken,
dass er 904 der Vater eines erwachsenen, damals mit könig-
licher Schenkung bedachten Sohnes (Aribo I.) war. Abgesehen
davon, dass wir mit Bestimmtheit nur einen Sohn des obge-
nannten Markgrafen, nämlich Isanrich, kennen, wäre es sehr
befremdlich, wenn, wie Egger will, der Zeuge Aribo in jener
königlichen Schenkungsurkunde von 904 als Markgraf, Gross-
vater des Beschenkten und Vater des Leobner Gaugrafen an-
zusehen wäre, ohne dass dies in der Urkunde selbst durch
eine so naheliegende Beifügung zum Ausdruck käme, wie eine
solche doch anderseits das Verhältniss jenes Ottokars zu Aribo
als Vaters und Sohnes thatsächlich kennzeichnet. Weit eher
Hesse sich Ottokar als Bruder des Markgrafen Aribo auffassen.
Dagegen mag Egger ganz im Rechte sein, wenn er seinen
Ottokar I., den Zeugen in Salzburger Urkunden von 923 bis
935, an die Spitze der Ahnherrn unserer Otakare stellt und
auf den Zeidler-, beziehungsweise Isengau als Gegend seiner
ortsgräflichen Rechte hinweist, da dies mit den Angaben der
Urkunde von 1027 für einen seiner Nachkommen (Ozin) stimmt
und uns in der Ansicht nur noch bestärkt, dass wir bei den
ältesten Otakaren eine Vielheit ortsgräflicher Rechte an-
nehmen müssen, sie somit keineswegs auf den Chiemgau be-
schränken dürfen.
Wenn Egger seinen Otakar II., den Chiemgauer Orts-
grafen vom Jahre 959, noch als Zeugen der salzburgischen
Hochstiftsurkunden der Jahre 991 — 1023 annimmt, so ist das
wohl wesentlich einzuschränken, auch wenn man mit ihm aus
dem Vortritt Ottokars in der Zeugenschaft auf sein ,hohes
Alter' schliessen wollte. Egger selbst spricht davon als von
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270
einer ^Möglichkeit'.1 Anderseits kann uns die Identii
dieses Ottokar mit dem Grafschaftsinhaber ,Otger' in
,Croudi' gar nicht einleuchten. Denn Letzterer könnt«
8ten8 ein Aribone sein, welche thatsächlich — im lll
hundert — den- Gösser Urkunden zufolge in dieser Kfl
Grafschaft begütert erscheinen, während dies bei unsere
karen nie und nimmer der Fall war.
Egger's Ottokar III., ,Ozin', scheint auch in der L
zeit viel zu weit vorgerückt, da ihn Egger noch 1048 im i
gau walten lässt, ja noch 1051, als ,Ouzzo', im Zeidlerga
nimmt. Er gilt ihm auch als der ,Oczy< im Vorauer
logischen Fragment, was wir entschieden in Abrede
müssen. Denn gerade die dortige Angabe, er habe
Zeiten Kaiser Heinrichs III. (f 1056) ,geblüht', reimt sie
mit der Thatsache, dass jener Ottokar III. — Ozin —
1027 als Grafschaftsinhaber auftritt. Das spricht doch
eher für Egger's Ottokar IV. (unseren Otakar III.), abg<
davon, dass wir diesen Markgrafen Karantaniens — inj
Urkunden 1056 — 1059 als solchen bezeugt — auch schon
und zwar nach 1050 in dieser Eigenschaft voraussetzen dl
und in ihm den ,Oczi' des Melker Diploms (1065 . . .
wiederzufinden berechtigt sind. Der Zusammenhang der
Sachen und die Reihung der Otakare im Vorauer F
gestatten diesbezüglich keinen anderen annehmbaren Sc!
1 S. 396.
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Anmerkungen zur Uebersicht
1. Ich stelle bei den Otakaren vor 1122 in Klammer einerseits die
Namenschreibung der Vorauer Genealogie, anderseits die Reihenzahl nach
der Doppelzählung von sechs oder acht Otakaren nnd sonstige abweichende
Bezeichnungen.
2. Friess schliesst für seine Zählung diesen Otakar aus, da er seine
sechs Otakare von unserem Otakar (II., IV.) an rechnet, deshalb findet sich
bei ihm auch kein Todestag angegeben. Da wir im Traunkirchner Todten-
buch zwei Otaker als ,comes* eingetragen finden, so kann einer von ihnen,
entweder der zum 5. oder der zum 29. März verzeichnete unser Otakar (I.,
III.) 8ein.
3. Vgl. den III. und IV. Abschnitt. Eine der beiden ,cometissae' Wil-
birgisdes Traunkirchner und St Lambrechter Necrologiums — zum 19. Februar
und 27. August — könnte unserem Oczi-Otakar (IL, IV.) als Gattin zuge-
sprochen werden.
4. Diese Atha, Ata war nach dem Wortlaute des Traunkirchner
Todtenbuches zum 15. November und nach dem Catalogus anniv. I, II,
(Friess, a. a. O., S. 319, 320) die erste Aebtissin des zu Anfang des 12. Jahr-
hunderte gegründeten Nonnenklosters; entweder eine Schwester oder Tochter
Otikars (II., IV.; bei Friess Otakar I.), demzufolge der ,Ottakerus
com es pater Ate primae abbatissae istius loci* zum 5. März Otakar (I., III.)
oder Otakar (II., IV.) wäre; wahrscheinlicher ist wohl das Letztere. Früher
hielt man (z. B. Frölich) sie für eine Tochter Oczi-Otakars (I1L, V.), was
jedoch schon mit Rücksicht auf das Zeitmoment nicht stimmt.
b. Vgl. den III. und IV. Abschnitt. Der 1. Mai dürfte nach dem Traun-
kirchner 'und St. Lambrechter Todtenbuche, wo er als einziger Otakar
vor 1122, wenn auch als ,comes', eingetragen ist, sein Todestag sein. Friess
hat für seinen Otakar III. den 29. März und für seinen Otakar II. den
l.Mai als Todestag.
6. Diese Wilbirgis ist durch die Garstener Tradition als Gattin
Otakars (III., V.) und Mutter Otakars (IV., VI), beziehungsweise Adalberos,
sichergestellt, und wir haben (wie bei Otakar II., IV.) die Wahl zwischen
den Wilbirgis vom 19. Februar und 27. August im Traunkirchner und St.
Lambrechter Todtenbuche. Eine von ihnen ist also nach unserer Muth-
massung aus dem Hause der Eppensteiner, und zwar als Tochter Herzog
Adalberos von Kärnten. Ob diese zwei Wilbirgis durch frühere Heirat
mit dem Baschenberg-Reichenhaller (beziehungsweise Plainer) Grafenhause
zusammenhängen, wodurch die späteren Zusätze im Traunkirchner Ne-
crologium, und zwar bei der vom 19. Februar ,di ftn Leutoldi', bei der vom
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272
27. August ,mater Leotoldi' ihre Erklärung fänden, muss dahingestellt bleiben.
Fr i ess hält die vom 27. August für eine ,Aribonin\ Vgl. den in. und IV.
Abschnitt.
7. S. den III. und IV. Abschnitt.
8* Ebenda.
9. Ebenda.
10. Nämlich nicht vor 1108 und wohl zwischen 1108—1111. Vgl.
den Eicurs.
11. S. in. und IV. Abschnitt.
12. Ebenda.
13. In der Reuner Urkunde vom Februar 1138 scheint sie noch als
Regentin aufzutreten. 22. Februar 1147 (Urkundenbuch der Steiermark I,
S. 266) spricht von ihr der Sohn als bereits Verstorbenen.
14. Meiller, Reg. der Babenberger, S. 28, Nr. 60, zum 13., 16 Joni
1136. In der Urkunde Leopolds III. von Oesterreich für Kloster Neubarg
wird, ausser Ekbert II. von Putten und seiner Gattin Willebirg, als erster
Zeuge ihr Neffe Otacharus marchio de Styr erwähnt. Dies kann auch
ganz gut vor seinem eigentlichen Regierungsantritte der Fall sein, da wir
den letzten Otakar schon als Knaben — seit 1170 beiläufig — in Urkunden
angeführt finden.
15. Ann. Reichersperg., Mon. Germ. Script. XVII, S. 471: 1166 Ota-
kar marchio de Stire mortuus est 11° Kai. Jan. (31. December) in Ungaria,
(in loco)quiQuinqueecclesiis dicitur, cum esset in via, qua ad sepulcrum
Domini ire disposuit. 1164, 30. oder 31. December oder 1. Jänner 1166 s.
Friess, Admonter Todtenbuch, Archiv für Osten*. Gesch., 66. Bd., 2. Hälfte
(1885), S. 473.
16. Ueber ihr Ableben s. Friess, Admonter Todtenbuch, a. a. 0.,
S. 455.
17. 1147, 22. Februar, Grazer Urkunde Otakars (V., VII.) für St.Lam-
brecht. Zahn's Urkundenbuch der Steiermark I, S. 266. — 1166, 17. Sep-
tember sa&s Ch. dem placitum in Hartberg und früher dem in FLschau vor.
(Dipl. Styr. 1, S. 154 und Zahn's Urkundenbuch der Steiermark I, S. 461 f.)
18. Admonter Kloster-Jahrbücher 1163, XIV. Kai. Sept., S. 1170 taucht
er in den Urkunden auf. (Urkundenbuch der Steiermark I, S. 489.)
19. S. den Text des Schlussabschnittes.
20. Ansbertus (Fontes rer. Austr. I, S. 5), S. 24, bezeichnet die Tochter
König Belas Hl. von Ungarn als Verlobte, die dann den byzantinischen
Isaak Angelos ehelichte. Für die Verlobung mit einer Tochter Leopolds V.
von Oesterreich, Agnes (?), fehlt jeder Anhaltspunkt Herzog Otakar nennt
noch 1190 (Urkundenbuch der Steiermark I, S. 709—710) diesen Baben-
berger blos seinen consanguineus.
21. S. M ei Her, Babenberger Reg., S. 23, Nr. 60, zum 13./16. Juni
1136. — Als gestorben gedenkt ihrer eine Tradition um 1150, Urkundenbuch
des Landes o. d. Enns I, 308, S. 65. Friess nimmt (Admonter Todtenbuch,
S. 337) das Todesjahr 1144 an. Sie schloss im Admonter Nonnenkloster ihre
Tage, 18. Jänner; im St. Lam brechter Necrologium erscheint sie wohl zum
25. Jänner (Willibirch comitissa); im Traunkirchner Todtenbuche zum
21. Jänner.
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273
22. Urkundenbnch der Steiermark I, S. 434 (1162, 26. August). Otakar
(V., VII.) . . . pro salute animae nostrae et dilecte amite Chungunde . . .
Siquidem karissima amita nostra, uxor praeclari comitis Bernhardt sine so-
bolemoriens ... Im St Lambrechter Todtenbuche findet sich ausser der
nun 20. November verzeichneten Chuneg. ,marchionissa' (Witwe Otakars V.,
VII.) zum 20. Juli eine Chunigunt conversa et cometissa, was zu unserer
Chnnigunde, der Grafenwitwe, wohl stimmen würde. Im Traunkirchner
Todtenbuche begegnen wir ihr nicht, wohl aber im Admonter Necrologium
zun gleichen Tage (20. Juli) und mit gleicher Angabe: ,ex cometissa con-
verea* (facta est). Da wir aber vom Eintritt der Witwe des Sponheimers in
ein Kloster nichts wissen, und anderseits die Angabe des Admonter Necro-
logiums sich auf Chunigunde, Tochter Ekberts II. von Putten und der
steirischen Wilbirgis, seit 1151 Witwe Bertholds II. Grafen von Andechs,
besieben wird, welche thatslchlich den Schleier in Admont nahm (vgl. Friess,
Ausgabe des Admonter Necrologiums, Archiv für Osten». Gesch., 84. Bd.,
S. 412— 413), so müssen wir vom 20. Juli absehen und den 13. April als
Todestag unserer Chunigunde ansetzen, der sich im Admonter Necrologium
mit ,Chunigunt cometissa* ohne weiteren Beisatz belegt findet. Friess
(a a. 0., S. 374) nahm dies auch an. Es ist daher unbegreiflich, weshalb er
jetzt (Traunkirchen, Necrologium, S. 317) die ,Chunegundis cometissa' zum
4. December als Witwe des Sponheimers auffassen und sich dabei auf das
von ihm bearbeitete Admonter Todtenbuch berufen kann, wo es aber aus-
drücklich heisst (S. 460): ,Chungunt marchionyssa* und Friess selbst
(8. 461, Anm. 1) beifügte: ,Vermuthlich Kunigunde, Gemahlin Dietbolds, Mark-
grafen von Vohburg, eine Tochter Ottos von Nordheim.4 Wir können also
den 13. April als Todestag festhalten, wie dies auch Voigtl-Cohn (geneal.
Tabellen, Tafel 206) thut. Ebenso ist die Angabe des beiläufigen Todes-
jahres — 1150? — bei Friess (Traunkirchen, S. 219) etwas verfrüht. Nur
das Jahr 1162 bietet eine bestimmte Maximalgrenze.
23. Urkunde für Reun von 22. Februar 1138 (Urkundenbnch der
Steiermark I, Nr. 176; erneuert 1140, ebenda, Nr. 181).
24. Desgleichen.
25. Urkundenbnch der Steiermark I, S. 310 (circa 1150), de mi ni-
ster ialibus: Liupold, f rat er marchionis.
26. Ebenda I, S. 537, circa 1175: Liupoldus frater marchionis;
8.647 (1188, 2. August): Liopoldus frater ducis.
i
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E x c u r s
über die
Doppelstiftung des Klosters Garsten.
Die Gründung der Clerikercongregation, beziehungsweise
eines Chorherrenstiftes zu Garstina-Garsten an der Steier steht
in einer so wichtigen Verbindung mit der Chronologie und
Stammgeschichte der Otakare, dass sie immer wieder unter-
sucht zu werden verdient, und das Gleiche gilt von dem Zeit-
punkte seiner Umwandlung in ein Benedictinerkloster. Zu-
nächst hat sich, abgesehen von Preuenhuber's Annales Sty-
renses, Frölich in seinem ,Diplomatarium Garstense' (1754,
Einl. 2 f.) mit der Doppelstiftung einigermassen beschäftigt
Eingehender that dies Pritz im Geleise der verdienstlichen
Untersuchungen von F. Kurz (in seinen Beiträgen zur Ge-
schichte des Landes o. d. Enns III, 1808), zunächst in der
III. Beilage zu seiner ,Beschreibung und Geschichte der Stadt
Steyer* (1837, S. 417 f.), vor Allem aber in seiner Abhandlung
,über die steyrischen Markgrafen Ottokar HL, Ocy, und Otto-
kar IV., vorzüglich als Stifter des Klosters Garsten* (TV. Jahres-
bericht des Linzer Museum Car.-Franc. 1840) und in der Mo-
nographie ,Geschichte der ehemaligen Benedictinerkloster Gar-
sten und Gleink in Oesterreich ob der Enns (Linz 1841), und
schliesslich der wackere Friess in seiner auf urkundlicher
Grundlage fleissig durchgeführten Arbeit ,Geschichte des Be-
nedictinerstiftes Garsten in Oberösterreich', deren I. Abtheilung
(abgedruckt in den Wissenschaftlichen Studien und Mitthei-
lungen aus dem Benedictinerorden ... I, Brunn 1880, 2. Heft,
S. 88 ff.) hieher gehört, aber über die erste Gründung, abge-
sehen von der kritischen Bemerkung zu der unrichtigen An-
sicht bei Pritz, die Urkunde von 1082 betreffend, ziemlich kurz
hinweggeht und auch die zweite Stiftung erst von dem Abte
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275
Berthold an (Uli) eingehend, und zwar mit Rücksicht auf
diese Persönlichkeit und die Dotation von Garsten behandelt.
Die ältesten und massgebenden Quellen bilden die Gar st-
ner Traditionen (Urkundenbuch des Landes o. d. Enns I,
S. 115ff.), die Passauer Urkunden von 1082 . . . 1110 und die
Vita S. Bertholdi abbatis coenobii Garstensis (f 1142) . . .
bei Pez, Script, rer. Austr. II, S. 86 f. Dazu gesellen sich ein
Gedenkstein in der Garstner Kirche und eine metallene
Todtentafel allda, und endlich, was von nicht zu unter-
schätzender Bedeutung ist, die Angaben der Ann. Mellicen-
ses, des Chron. Garstense, beziehungsweise der Ann. Garstenses,
im Anschlüsse an jene (Pez, Script. II, Mon. Germ. Script. IX)
und das Auctarium Ekkehardi Altahensis (Mon. Germ.
Script XVII).
Um einen bestimmteren Ausgangspunkt der Untersuchung
zu finden, wollen wir die in jenem Gedenkstein verewigte
Haustradition von Garsten heranziehen. Es heisst hier: ,Anno
partu virginis MLXXXü. illustris marchio Styriae Ottokarus
permutatione facta a Reverendissimo D. Altmanno episcopo Pa-
taviensi pro ecclesia in Behamberg sacram Garstensem
impetravit, canonicisque dedicavit, qui tantum XXVIII
annis eam habitarunt.' Die dieser Angabe zu Grunde lie-
gende urkundliche Thatsache ist die Tauschhandlung zwischen
Bischof Altmann von Passau und dem Markgrafen Otakar, datirt
von ,Lorch' 1082 (Urkundenbuch des Landes o. d. Enns II,
S. 116 — 117, Nr. 81), die dann von Bischof Ulrich von Passau,
Altmanns Nachfolger, ,um 1110' bestätigt wurde (Urkunden-
buch des Landes o. & Enns II, S. 133—134, Nr. 94). Dass
sich beide Urkunden auf den gleichen Markgrafen, Otakar
(TV., VI.), beziehen müssen, geht schon daraus hervor, dass in
der Bestätigungsurkunde Bischof Ulrichs von Bischof Altmann
ab Verstorbenem (felicis memoriae) die Rede ist, was auch
bezüglich des Otakars der Urkunde von 1082 der Fall sein
müsste, wenn dieser von dem Otakar der Bestätigungsurkunde
verschieden wäre; auch da dürfte der Ausdruck ,piae memo-
riae', ,piae recordationis' u. s. w. nicht fehlen.
Demnach muss 1082 Otakar (IV., VI.) Garsten als geist-
liche Stiftung seines Vaters (Otakar HI., V., Oczy) bereits
übernommen haben, da die für diese Frage entscheidenden
Garstner Traditionen die Vorgeschichte des Benedictiner-
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276
klosters (in der Form einer um 1111 anzusetzenden Zuschrift
Otakars [IV., VI.] an den ersten eigentlichen Abt Berthold —
Urkundenbuch des Landes o. d. Enns I, S. 121—123, Nr. X)
in nachstehender Weise darstellen: ,Otacher marchio Bertholdo
abbati in Garsten omnibusque suis successoribus in perpetuum.
Pater meus Otacher styrensis pia in deum ductus uoluntate
in fundo suo Garsten clericos quosdam religiosos con-
tinuit et benigne fruit, predia etiam quedam Ulis contulit, qui-
bus primus Ebirhardus prefuit, qui et canonicam (vitam)
ibidem instituit. Nos igitur in religione patrissare cupientee
episcopis pathauiensis ecclesie uoto nostro concurrentibus ex
clericis canonicis — monachos reguläres ibidem commu-
tauimus cuncta, que apatre meo Uli ecclesie donata fuerant
donantes et confirmantes insuper et alia quaedam super addendo
tradentes . . .' Weiter unten heisst es dann: ,. . . Sic enim et
pie memoriae pater meus Otacher marchio qui Rome
defunctus dormit, nunciis Wolfgango et Erchingero me-
diantibus ipsi ecclesie tradidit et quicquid cultum siue incultum
inter fluuiola Danbach et Fruznich situm est . . .'
Hiemit woUen wir nun die Angaben der vita Bertholdi
verknüpfen. Aus dem ersten Capitel lässt sich die Abfassungs-
zeit annähernd bestimmen. Denn hier wird Otakar (IV., VI.)
als Grossvater jenes Otakar (V., VII.) bezeichnet ,qui no-
vissimus in Ungaria obiit iti n er e (Otakar V., VII., f Ende
1164 zu Fünfkirchen in Ungarn); die vita ist also nach 1164
abgefasst. Zunächst findet sich angegeben, Otakar (IV., VI.)
habe am Todestage (in anniversario) seiner Gattin Elisabeth
(Tochter Markgrafen Leopolds II. von Oesterreich, f 9. Oc-
tober) die Umwandlung des Chorherrenstiftes in ein Benedic-
tinerkloster verkündigt, und dann heisst es: ,quae fundatio
seu inchoatio primo per clericos instituta est sub praeposito
Eberhard o', übereinstimmend mit der oben angezogenen Gar-
sten er Tradition. Als nach dem Tode dieses Propstes einige
,Cleriker' beim Baden (in der Steier) ertranken, habe dieses
durch Leichtsinn oder Unglück herbeigeführte Ereigniss den
Willen des ,Gründers' in der angedeuteten Richtung bestimmt
(talique sua levitate seu infortunio fundatoris voluntatem
mutaverunt). Dieser Wortlaut lässt nur der Voraussetzung
Raum, dass die ,vita Bertholdi' als Gründer des eigentlichen
Chorherrenstiftes denselben Otakar ansieht, welcher das
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277
Benedictinerkloster an Stelle deT Canoniker ins Leben rief, da
sie sonst seines Vaters ausdrücklich gedenken müsste.
Es scheint daher, dass Otakar IV., VI. der väterlichen
Gründung, d. i. der ursprünglichen Clerikercongregation 1082
pfarrliche Rechte zuwandte und sie zu einer Canonie ent-
wickelt habe. Dann erklären wir uns auch bei der Stelle in den
Melker Annalen zum Jahre 1107, wo es heisst: ,Ordo mo-
nachorum coepit in Gersten ab Ottokaro/ den späteren Zusatz
(Pez II, S. 228) ,qui ipsum coenobium fundavit, canonicos se-
culares ibi instituens, qui et Dominam Elisabeth sororem
Leopoldi raarchionis (Leopold HI.) uxorem habuit' und die Inter-
polation der Garstner Chronik (Pez II, S. 143) zum gleichen
Jahre ,Ordo canonicorum coepit Garsten . . / worauf hier,
und zwar zum Jahre 1111, die Angabe folgt: ,Domus Berthol-
dus abbas Garstensis eligitur . . . Ordo Monachorum . . J Dass
die Melker Annalen somit Otakar (IV., VI.), den Stifter des
Benedictinerklosters, auch als Gründer der früheren Canonie
ansehen, ist zweifellos, und das Garstner Zeitbuch stellt sogar
zum Jahre 1107 (!) den Anfang der Letzteren. Es handelt sich
nun darum, die Zeitdauer jener Clerikergenossenschaft, bezie-
hungsweise Canonie, und anderseits den Zeitpunkt der Grün-
dung des Benedictinerklosters Garsten zu ermitteln.
Zunächst steht eines fest, dass 1082 die Schöpfung Ota-
kars (HI., V.) bereits bestand und dass sie noch keine mit
pfarrlichen Rechten ausgestattete Canonie war, was
dann erst, und zwar zur Zeit jenes Propstes Eberhard der
Fall wurde. Diese Anfänge können somit weit vor dem Jahre
1082 zurückliegen, und da um 1074, wie wir an anderer Stelle
anzunehmen Gelegenheit fanden, Oczi-Otakar (III., V.) in Rom
starb, einer späteren Tradition zufolge ,auf dem Rückwege
aus dem gelobten Lande': fundator ad terram sanctam pro-
fectus cum inde revertens Romam venisset ibi obiit ac
humatus est' (s. Supplem. Bruschianum sive Gaspari
Bruschii Egrani . . . monasteriorum et episcopatuum Germaniae
. . . chronicorum centuria secunda ... ed. d. Nessel, Vindo-
bonae 1692, gewidmet dem Abte Anseimus von Garsten,
S. 128 ff.), so kann ganz gut jene erste Clerikercongregation
vor 1074 bereits bestanden haben. Zur Canonie entwickelte
sie sich seit 1082, und da würden dann auch die 28 Jahre
ihres Bestandes, wie solchen jener Garstner Gedenkstein be-
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278
sagt, beiläufig stimmen, denn man käme da auf das Jahr
1110—1111 hinaus.
Thatsächlich bilden die Jahre 1107—1110 den Zeitpunkt
der Vorbereitung des Benedictinerstiftes. Denn abgesehen
davon, dass das Garstner Jahrbuch zum Jahre Uli aus-
drücklich bemerkt, damals hätte in Garsten der Mönchsorden
begonnen, findet sich im ,Auctarium Ekkehardi Altahensis'
zum Jahre 1107 die Stelle: ,Otakerus marchio Stirie et
Elysabeth uxor eius, construxerunt monasterium in
Garsten', welche ausdrücklich einen von Otakar (IV., VL)
und seiner Gattin Elisabeth gemeinsam ausgeführten Kloster-
bau bezeugt, und zwar zum Jahre 1107. Anderseits sagt die
,vita Bertholdi' ganz bestimmt, dass Otakar am Jahrestage des
Hinscheidens seiner Frau (9. October) seinen Entschluss erst
kundgab, was also frühestens 1108 gewesen sein muss. Ueber-
dies wissen wir, dass die Mönchscolonie aus dem vom be-
rühmten Abte Hartmann geleiteten Kloster Göttweih stammte,
und dass ihr Führer Wirnto als ,Prior' in Garsten bestellt
erscheint, nicht als Abt, was erst jener nachmals heilig ge-
sprochene Berthold, aus dem Geschlechte der Grafen von
Windberg, wie man mit Grund vermuthet (vgl. Friess, a. a.
O., S. 96), 1111 wurde, ein Verwandter der hochadeligen
Häuser Neuburg -Formbach -Putten und Bogen, beziehungs-
weise der Markgrafen von Steier.
Solchergestalt dürfte um 1110 das vorbereitende Stadium
abzuschliessen sein, und in diesem Sinne müssen nicht blos
Otakar, sondern auch seine Gattin Elisabeth als ,Gründer' des
Mönchsklosters gelten, wie dies die Garsten er Todtentafeln
besagen :
,Anno Dom. MCCCXLVIP 4° Non. Julii fundatorum ossa
hie sunt sepulta sub abbate Michaele:
,ÜII. Kai. Decembris (28. November) Otacher fundator
loci huius obiit et hec sunt ossa eius,
,VII. Id. Octobris (9. October) Elizabeth fundatrix loci
huius obiit et hec sunt ossa eius/
Otakar (IV., VI.) starb bekanntlich 1122; seine Gattin
kann nicht vor 1108 verstorben sein, aber ebensowenig über
das Jahr 1110 hinaus gelebt haben.
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Inhaltsübersicht.
Vorwort. [8. 139—141.]
I. Geschichte des genealogischen Systems. [S. 142-170.]
1. Die ,genealogia marchionum de Stire Vorawiensis4 aus
dem 14. Jahrhundert und ihr Verhältnis« zu den älteren Quellen (Vitae
archiep. Salisburgensium) Admonts. Die Yorauer Kirchenwand- Inschrift.
[S. 142—145.] 2. Ebendorfer von Haselbach (f 1468). [S. 145—147.] 8. Die
Steiersberger handschriftliche Chronik aus der ersten Hälfte des
16. Jahrhunderts. [8. 147—150.] 4. Wolfgang Lazius (f 1565). [8. 160—152.]
5. Valentins Preuenhnber's Castrum Styrense (1681) und Annales Styrenses
(1740 herausgegeben). [S. 152—154.] 6. Sigism. Pusch, Chronologia s. duc.
Styriae (1715). [8. 164—156.] 7. P. Schez, Historia ducum Styriae (1728).
[8. 156—167.] 8. M. Hansiz, Genn. sacra (1727). [S. 167.] 9. (Halloy) E.
Frölicb, Archontologia dncatus Carinthiae (1769). [8. 168—160.] 10. Aq.
Cisar, Ann. duc. Styriae I (1768). [8. 161.] 11. Blumberger (1816—1819).
Abschluss des Systems der sechs Otakare. [S. 161.]
Die Begründung des Systems der acht Otakare durch 12.
Pritz (1837—1846). [8. 162—163.] 18. A. v. Muchar (1845—1848). [S. 163
bis 164.] 14. Büdinger (1858). [S. 164.]
Gegenwärtigerstand der Frage. 16. Hirsch (1862). 16.8trnadt
(1867, 1886). [S. 165—167.] 17. Zahn (1880, 1881 f.). 18. F. M. Mayer (1888).
19. Alfons Huber (1885). [8. 167.] 20. Ed. Richter (1886). [S. 168.] 21.
Friess (1896). [S. 168-169.] 22. Krones (1897). [8. 169—170.] (Jos.
Egger [1897] 8. 266—270.)
II. Chiemgau und Traungan, Heimat und Besitz der Otakare vor
1055 nnd nach dem Erlöschen der Lambacher Grafen. [S. 170—192.]
Der Quellenstand. [S. 170.] Die Urkunden über die Otakare-Oczi von
959, 1027 und 1049. [8. 171—172.] Gründe gegen die ausschliessliche Be-
schränkung derselben auf den Chiemgau als Heimat und Besitzgebiet.
[8.172-173.] Das Todtenbuch von Traunkirchen und die Otakare. [8. 173
bis 175.] Die zweite Urkunde von 959 über Otakars Grafschaft im Sunder-
gau. [8. 175—177.] Die Mondseer Traditionen und ihre Otakare 848 . . . 994.
Die Salzbarger Güterurkunden 963 ... 991. [8. 176—177.] Die Kaffel-
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stetter Zollordnung von 903 — 905. Die sogenannten W el s • L am backe r
Orafen und die Passauer Urkunde von 1088. [S. 177—178.] Die an-
gebliche Vererbung von Passauer Lehen der Wels-Lainbacher an die Ota-
kare; deren Blutsverwandtschaft mit jenen. [S. 179 — 182.] Das Burggebiet von
Steier (,Styrapurc'). Das Prädicat ,Traungauer\ [8. 182—183.] Die ältesten
Besitz- und Grafschaftsverhältnisse imTraungaue 777—909. [8. 183—184.]
Der Inhalt der Baffelstetter Zollordnung. Markgraf Aribo und Graf
Otakar. Die drei Comitatus der Ostmark und Strnadt's diesbezügliche
Ansicht. [8.185—186.] Graf Otakar und der Aribo der Urkunden 903
bis 909. [8 186—187.] Graf Meginhard (930) und die Wels-Lambacher.
Graf ,Arnulf (991 . . . 1013) oder Arnold (L) ? [8. 187—188.]
Die Urkunde vom 5. October 977 und ihr Parallelismus mit der Kö-
nigsurkunde vom 19. Jänner 901 in Hinsicht der ,Anasipurc' (Enns).
[S. 188—191.] Der alte Besitz der Otakare an der Steier und die Erbauung
der ,Styrapurc'. [8. 191—192.] Die Otakare im Chiemgau, Sundergau,
Salzburggau und Traungau. [8. 192.]
III. Verwandtschaftskreis der Grafen und Markgrafen tob Steier«
[8. 193—244.]
Die Verschwägerungen mit den Häusern: Babenberg, Eppenstein,
Burghausen-Schala, Weif, Formbach-Neuenburg-Pütten, Sponheim, Chamb-
Vohburg und mit den Grafen von Stade. [8. 193—195.]
Die Urkunde über die Stiftung von Runa-Reun vom 22. Februar
1138 und die darin angeführten Verwandten der Stifter. [8. 195.] Die
Grafen von Naone, Naun, Naym oder Cordenons 898 . . . 1056 . . . 1138.
[8. 196 — 197.] Die Vorauer Genealogie und die sogenannte Einleitung zum
Fürstenbuche Enenkel's oder das Landbuch. [8. 197—198.] Waldo von
Runa und sein Haus, Nebenlinie der Markgrafen und Herzoge von Eppen-
stein. Waldstein und Eppenstein. [8. 198—200] Der letzte Waldo (Wald-
fried), sein Besitz und die Erbschaft Otakars (IV., VI.). Unmittelbare oder
mittelbare Verwandtschaft mit dem Hause Runa-Reun. [S. 200—201.] Die
Blutsverwandtschaft der Otakare mit den Eppensteinern vor
der Verschwägerung als Grund der Erberklärung von 1122. [8.202—203.]
Adalbero, Bruder Otakars (IV., VI.) und die karantanische Markgrafschaft
von etwa 1074—1088, worin er seinem Vater Otakar (III., V.) folgt. [S. 203
bis 205.] Otakar (III., V.) 1065-1056 und der ,Oczi* - ,marchio de 8tyre*
der Melker Urkunde. [8. 205—208.] Der ,marchio de Styre' und der »karan-
tanische Markgraf4. Die Parallele mit den Vohburgern. [8. 208—209.] Adal-
bero, der Sohn Oczi-Otakars (HL, V.). [8. 209.] Die richtige Sachlage und
die Ansicht von Friess. [S. 210—211.] War Adalbero der jüngere oder
ältere Sohn Oczis-Otakars (UL, V.)? Gründe für das Letztere. [8. 21t bis
214.] Die Blutsverwandtschaft der Otakare mit den Eppensteinern. Der
,comes* Otakar im 8t Lambrechter Todtenbuche und im Traun-
kirchner Necrologium. [8. 214 — 215.]
Die ,cometissa' Wilbirg in den beiden Todtenbüchern zum 19. Fe-
bruar und 27. August. Die gemeinsame Mutter Adalbero» und Otakars (IV.,
VI.) eine dieser Wilbirg und mutmassliche Tochter Herzog Ada)*
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beros von Kärnten. [8. 215 — 220.] Die Sachlage in Karantanien seit
1035/86. [3. 220—221.] Kaiser Heinrich III.; Heinrich IV. nnd die Eppen-
rteiner. [S. 221—222.] Die Markgrafschaft Otakars (III., V.) und seines
Sohnes Adalbero. Chronologische Bedenken und ihre Erledigung.
Das Todtenhuch von St. Lambrecht. [S. 222—224.] Die Versippung mit
Wildo von Runa-Reun ; mit den Sempt-Ebersbergern, Weimar Orlamünde.
[8. 224 — 225.] Die Vergangenheit der Eppensteiner. Ufgau. Ka-
rantanien, 940 .. . 1000. [S. 225—226.] Gütererwerb der Otakare allhier
ror 1056. [S. 226.] Die Blutsverwandtschaft mit den Wels-Lambachern
and der Inhalt der Vita ep. Adalberonis. [S. 227—230.] Das Lambacher
Todtenhuch. [S. 230—231.] Die fragliche Verwandtschaft mit den Otakaren
und ihr Eintritt in die karantanische Mark in der Zeit von 1051—1055.
Aeltere Beziehungen. [S. 231 — 238.] Die angebliche Urverwandtschaft mit
den Aribonen. [S. 233—234.] Der Otakar und Aribo der Urkunde von 904.
Der Otakar der Raffelstetter Zollordnung von 908—905. Die fragliche Iden-
tität [S. 234—235.] Das Traunkirchner Todtenhuch. [S. 235—236.] Göss
and Mill statt, die aribonischen Klostergründungen und die Georgenberger
Urkunde von 1186. [S. 236— 238.] Ossiach und die Oczis von Tiffen-
Treffen. Poppo, Patriarch von Aquileja. Seine Mutter Irenburg (Irmen-
gard) nnd Glismund ab muthmassliche Schwestern aus dem Hause der Im-
mendinger; Zusammenhang mit den Aribonen. [S. 238 — 240.] Die Oczis von
Ossiach nnd die Oczi-Otto von Cordenons. [S. 240.] Der Oczi der Brixner
Traditionen von 995 . . . 1077. ,Otachereschirichun* und ,Otackersberg4.
[8.240—241.] Die Verwandtschaft der Otakare mit den Raschenberg-
Reichenhai ler Grafen und Stiftern von Traunkirchen, beziehungsweise mit
den Plainern. [S. 241—244.]
IT. Die Reihung der Otakare vor 1122 und ihr Ahnenkreis.
Die karantanische Markgrafschaft vor nnd nach 1088. [S. 244—266.]
Das Jahr 1122 und die Reihung des Hauses von Steier nach
aufwärts. Der beiläufige Zeitraum für Otakar (IV., VI). [S. 244— 246.]
Adalbero von 1074—1088. [S. 246.] Das wahrscheinliche Ableben Oczi-
Otakars (HL, V.) um 1074 und seine urkundliche Belegung bis 1048/49
hinauf. [S. 246— 247.] Der Graf , Oczi4 vom Jahre 1027 als Otakar (H.,
IV.). [S 247—248.] Der Zeitraum von 1027—969 hinauf bis auf Otakar
(I., HI.) der Urkunden von 959, 950. Aebtissin Atha von Traunkirchen.
[8. 247—248.] Die vier Otakare von 950/9—1122 und die vier ersten Ota-
kare der Vorauer Genealogie mit dem ständigen Prädicate ,Styrenses(.
Chiemgau, Sundergau, Salzburggau, Traungau, Styraburg. Die Otakare als
Burgherren, beziehungsweise als Erbauer der Burg Steier. [S. 248—249.] Die
Anfinge des Hauses und Pritz1 Hypothese. Ihre Fehler. [8. 250—252.]
Strnadt und Friess und ihre einseitige Auffassung des Sachverhaltes.
Willkürliche Annahmen. [S. 262— 263.] Die unsicheren Ahnen der Stei-
ns che n Otakare. [S. 263—254.] Zusammenfassender Bückblick auf ihre
Verwandtschaften. [S. 254—265]
Die Versippung mit den Raschenberg-Reichenhaller Grafen,
beziehungsweise mit dem Hause Piain. [S. 266.] Die karantanische
ArebiY. LXXX1V. Bd. 1. Hilft«. 19
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Markgrafschaft der Otakare von 1088—1182 in ihrem Zusammenhange
mit der Ton 1066—1088. Das »Gedinge* des letsten Eppensteiners von 1122.
[S. 266—267.] Leopold der Starke als Jüngerer* Markgraf von Steier lange
vor 1122 angeführt, neben seinem Vater »Markgrafen* Otakar (IV., VL).
,Carinthia' als landschaftliche Bezeichnung. [Q. 267—268.]
Die Öarstner Traditionen vor 1122 und die Besiehungen Ott-
kars (IV., VI.) zum Ennsthal und cum Kerne der karantanischen Mark.
[8. 268—260.]
Die Continnitftt der Markgrafschaft von 1066-1088—1122.
Der Leiste der Otakare (VI., VIII.) als »dritter4 Markgraf. Bedenken gegen
diese gans ungewöhnliche Bezeichnung. [8. 261.]
Die Eppenstelner Erbschaft von 1122 als Grundlage des Steierischen
Landesffirstenthums. Die Gütermacht Markwards (III.) in der karao-
tanischen Mark um 1066 und das »Gedinge4 von 1122. Die markgrafliche
Stellung Otakare (IV., VI.) während des Investiturstreites. [8. 262—266.]
Stammtafel oder Ueberstaht der Grafen und Markgrafen von Styrt-
Steier, ihrer Ahnen und Verwandtschaften.
Vorbemerkung. J. Eggert »Das Haus der Aribonen*; Ergebnis«
Egger's in Hinsicht der Otakare und Kritik seiner Ansichten. [S. 266 — 270.]
Stammtafel oder Uebersicht I. Unsichere Reihe vor 1122» II.
Sichere Reihenfolge 1122—1192.
Anmerkungen. [S. 271-273.]
Excnrs über die Vorgeschichte des Klosters Garsten. Die
Clerikercongregation, das Chorherrenstift und die Gründung des Benedic-
tinerklostere. [S. 274—278.]
Berichtigungen.
S. 152, Z. 20, statt: oder V lies: oder Tl.
S. 156, Z. 25—27, statt: Pater Sehe*, welcher ... bot lies: jüngerer Fach-
college des P. Paul Hansiz, welcher . . . bot, . . .
S. 181, Anm. 1, letzte Z., statt: Vgl. den Schluss dieses Abschnittes lies:
vgl. ... de« vierten Abschnittes. Anm. 2, statt: im III. und IV.
Abschnitt lies: im m. Abschnitt.
S. 184, Z. 2, 8, statt: Mondsee und . . . Hleodor lies: Mondsee, und . .
Hleodre. Anm. 1, vorletste Z., statt: mit Strnadt lies: Strnadt.
S. 201, Z. 2, statt: aber nicht Grafschaftsinhaber lies: Gau -Grafschaftsinhaber.
S. 206, Z. 20—21, statt: lasst sich erst bei Otakare Sohne . . . nachweisen
lies: glaubt man erst bei . . . nachweisen zu können.
S. 207, Z. 3, statt: (1067—1075) lies: (1058—1075).
S. 260, Anm. 1, Z. 8, statt: Hartberg, Gut bei Strechau lies: Hartberg und
ein Gut . . .
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Archiv
für
österreichische Geschichte.
Herausgegeben
Ton der
zur Pflege vaterländischer Geschichte aufgestellten Commission
der
kaiserlichen Akademie der Wissenschaften.
Vierundachtaigster Band.
Zweite Hälfte.
Wien, 1898.
In Commission bei Carl Gerold's Sohn
Bnchhladtor d«r kai*. Akadmte dar WisMBMksfUn.
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Archiv
für
österreichische Geschichte.
Herausgegeben
von der
zur Pflege vaterländischer Geschichte aufgestellten Commission
der
kaiserliehen Akademie der Wissenschaften.
Vierundachtzigster Band.
Mit einer genealogischen Uebersichtstafel.
Wien, 1898.
In Commission bei Carl Gerold'« Sohn
ltartiMadlw dar k*l». Akadtai« <J«r WiaMuchaftaa.
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Druck ron Adolf Holzhausen,
tndk. Hof- «ad UaivoMiUt»-Bwhdnck«r In Vita.
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Inhalt des Yiernndaehtzigsten Bandes.
Seite
Die zwei ältesten Nekrotomien von Kremsmünster. Von Dr. P. Altmann
Altinger 1
Die Markgrafen von Steier. Ihre Anfänge, ihr Verwandtschaftskreis und
ihre Kärntner Markgrafschaft vor 1 122. Untersuchungen von Prof.
Dr. F. von Krones. (Mit einer genealogischen Uebersichtstafel.) 137
Erzherzog Karl II. und die Frage der Errichtung eines Klosterrathes
für Innerösterreich. Nach den Acten des steierm&rkischen Landes-
archivs von J. Loserth 283
Das deutsche Reichsvicekanzleramt. Von Dr. Heinrich Kretschmayr 381
Stadien zu den ungarischen Geschichtsquellen. V. und VI. Von Dr.
Baimund Friedrich Kaindl 503
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ERZHERZOG KARL IL
UND
DIE FRAGE DER ERRICHTUNG EINES KLOSTERRATHES
FÜR INNERÖSTERREICH.
NACH DEN
ACTEN DES STEI ERMÄRKISCHEN LANDESARCHIVS
VON
J. LOSERTH,
OOERESF. MITGLIEDS DER KAIS. AKADEMIE DEE WIS8Elf8CHAITEir.
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1. Die katholischen RegfmentsrSthe.
Die Behandlung kirchlicher Fragen hat dem Erzherzog
Karl während seiner ganzen Regierungszeit die schwersten
Sorgen bereitet. Selbst ein strenggläubiger Katholik, dem die
Haltung seines Bruders Maximilian II. stets fremd geblieben
ist, vielleicht fremder noch als dem zweiten Bruder Ferdinand II.
von Tirol, fand er bei seinem Regierungsantritte einen Zustand
der Dinge in Innerösterreich vor, der ihm das grösste Miss-
behagen bereiten musste. In Steiermark, Kärnten und Krain
waren die Dinge dahin gediehen, dass die Bewohner zum
grossen Theil der neuen Lehre zugethan waren. Er fand hier,
wie er in späteren Jahren so oft geklagt hat, kaum noch die
Reliquien der alten katholischen Lehre, und sie zu erhalten,
kostete Arbeit und Verdruss genug. Nicht als ob Ferdinand I.
die Hände miissig in den Schooss gelegt hätte. Der Protestan-
tismus in Innerösterreich hat zwar in den späteren Jahren in
keiner seiner grossen Streitschriften unterlassen, auf Ferdi-
uand I. als den gnädigen Monarchen hinzuweisen, welcher der
neuen Richtung Licht und Luft gelassen. Aber das war eine
ganz irrige Anschauung. Man staunt über die Fülle von Man-
daten, die über kirchliche Fragen jahraus jahrein erlassen
wurden. Sie hatten alle die Aufrechthaltung der alten, die
Niederdrückung der neuen Lehre zum Ziel. Dass es mit Man-
daten allein nicht gethan sei, hatte Ferdinand I. deutlich er-
kannt: daher sein Eifer für das Abendmahl unter beiden Ge-
stalten, ftir die Priesterehe und die Abschaffung der ärgsten
Hissbräuche. Trotz alledem gewann die protestantische Be-
wegung gerade in seinen letzten Lebensjahren an Ausdehnung
und Vertiefung. Als Maximilian II. das Erbe seines Vaters
antrat, konnte die Stellung der Protestanten im Lande als eine
ziemlich sichere angesehen werden, denn trotz der offen zur
Schau getragenen Zuneigung für die alte Lehre war kaum zu
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erwarten, dass die Kirchenpolitik Erzherzog Karls II. die seines
Bruders an irgend einem Punkte kreuzen würde. In der That
ist sie denn auch in den ersten 14 Jahren seiner Regierung
ein Abklatsch jener Maximilians II. Erst in den letzten
12 Jahren fährt sie ganz in bairisch-jesuitischem Fahrwasser.
Der 9. Februar 1578 bildet den Wendepunkt. Mit dem
den innerösterreichischen Ständen an diesem Tage ertheilten
feierlichen Versprechen — der Pacification von Brück — hatte
der innerösterreichische Protestantismus seine Höhe erreicht.
Von da ab beginnt der Niedergang. In einer Reihe von ge-
waltigen Stössen sucht man ihn niederzuringen. Der Haupt-
stoss zu Ende des Jahres 1580 verfehlte sein Ziel. Nun ging
man methodischer ans Werk, mit so sicher abgemessenen
Schritten, dass sich die Wortführer der protestantischen Partei
schon in den Achtzigerjahren das Ende ausmalten: ,Du musst
von Staffel zu Staffel steigen, bis du auf dem Boden liegst.'
Das ist in der That der Inhalt der Regierung Karls II. in den
Jahren 1579 — 1590. Es hiesse die Sachlage verkennen, wollte
man nicht zugeben, dass bei einer nur um kurze Zeit längeren
Lebensdauer Erzherzog Karls die vollständige Durchführung
der Gegenreformation erfolgt wäre. Eine eingehende Durch-
forschung der einschlägigen Actenstücke weist es aus, dass
alle die Massregeln, die seit 1598 den innerösterreichischen
Protestantismus bis zu seiner Vernichtung getroffen haben,
schon unter Karl II. in eingehende Berathung gezogen, zum
Theil auch schon durchgeführt wurden. Aber diese Dinge
sollen hier nicht erörtert werden. Aufgabe der folgenden
Blätter ist, über die Wirksamkeit eines Institutes zu berichten,
das in den letzten Regierungsjahren Erzherzog Karls H. im Sinne
der Gegenreformation thätig war — des katholischen Regiments-
rathes, und über ein zweites zu handeln, dessen Einsetzung
seit 1586 in sichere Aussicht genommen war, das aber nicht
zu Stande kam, sei es, dass schon die Krankheit Karls IL ihn
nöthigte, den Gegenstand zurückzustellen, oder dass die jesui-
tische Partei- an der starken Betonung der staatlichen Inter-
essen Anstoss nahm, die mit der Sache zusammenhingen, oder1
1 Vgl. hiezu Wahrmund, Das Kirchenpatronaterecht, 8. 12. Die unten
folgende Denkschrift Kobenzl's nimmt allerdings nicht mehr jenen allzu
schroffen Standpunkt Maximilians II. ein.
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dass endlich, was das Wahrscheinlichste ist, der Einfluss des
Salzbarger Ordinariats, das wegen der Ausübung des Patronats
mit Innerösterreich im Streite lag, die ganze Sache vereitelte.
Es war der katholische Klosterrath, ein verspäteter Versuch,
eine Einrichtung Maximilians II. für Nieder- und Oberösterreich
unter so wesentlich geänderten Zeitverhältnissen auch in Inner-
österreich zur Geltung und erfolgreicher Wirksamkeit zu
bringen.
Der katholische Regimentsrath. Seine Anfänge
fallen in eine Zeit, an die Erzherzog Karl immer mit einem
gewissen Grauen zurückdachte. Es war eine schwere Be-
drängniss, in die er im Sommer des Jahres 1578 gerieth. Die
Curie hatte nämlich von den grossen Zugeständnissen an die
Protestanten kaum Kunde erlangt, als sie mit dem ganzen
Apparat der ihr zur Verfugung stehenden Mittel eingriff und
den Erzherzog zur Umkehr und Abwendung von den bisher
betretenen Wegen bewog.1 Auf einer Conferenz, die am 13.
und 14. October 1579 in München tagte und bei der sich die
Erzherzoge Karl und Ferdinand und der Herzog von Baiern ein-
fanden, wurden die Grundsätze aufgestellt, unter denen die
Gegenreformation in Innerösterreich in Angriff genommen wer-
den sollte.8 Die Hauptsache war, dass sie nicht mit einem
Male, sondern Schritt für Schritt durchgeführt werde: ,Wie
denn auch,' heisst es in dem betreffenden Actenstück, ,ermelte
Concessionen fein tacite et per indirectum absorbiert, cassiert
und aufgehoben sein wurden/
Unter den Mitteln, ,so auf den Fall des Ungehorsams
und der Widerspennigkeit zu gebrauchen wären', und nament-
lich unter den ,Praeparatoria, so in allweg zu Anrichtung und
Continuierung dies Werks von Nöthen', fällt gleich das erste
ins Auge: ,Dass I. F. D* sich umb catholische räth bevorab in
1 S. vorläufig meine Bemerkungen in dem Aufsatze zur Geschichte der
Gegenreformation in Inneröster reich im 78. Band der Hist. Zeitschrift,
8. 256.
.' Die betreffenden Actenstücke im k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv,
Steierm. Fase. 16. Ich habe eine Sammlung des ganzen einschlägigen
ActenmateriaLs, soweit die Osterreichischen Archive in Betracht kommen,
angelegt Aus den römischen wird sich nur in den Einzelnheiten
Manches noch genauer feststellen lassen. Die wichtigsten Berichte des
Nuntius Feliciano Ninguarda liegen mir jetzt schon vor.
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dem geheimen rath bewerbe und die, so ex professo sectiseh
oder sonsten nit lötig, mit bester ehister gelegenheit hinweg-
thue/ Auch die folgenden gehören noch hieher:
(2.) ,Das8 Tyrol und Bayern hiezu so vil müglich ver-
holfen sein wollen.
(3.) Etlich junge leut, so gestudiert und mit der Zeit ad
gubernacula reipublicae tauglich sein möchten, zeitlich zu be-
stellen und in järlich, bis sie ein merers in praxi auch den
landsbrauchen erfaren, ain zuepuss oder hilf zu raichen.
(10.) Mit den auslendischen fürsten, so in I. F. D* landen
begütert, dahin zu handien, dass sie ire ambter, so sie im land
zu ersetzen haben, mit lautter catholischen personen bestellen
und die Sectischen alsbald abschaffen wollen/
Am wichtigsten und notwendigsten war hier zweifellos
das erste der angegebenen Mittel, und auf dessen Durchfuhrung
wurde denn auch von Baiern und den Jesuiten aus eifrig ge-
drängt. ,Meine Schwester/ schreibt Herzog1 Wilhelm, ,hat mir
selbst gesagt, Herr Wolf von Stubenberg (das war ein der
Augsburgischen Confession angehöriger Regimentsrath) wolle
kurz auf das eingehend Jahr hinwegk. Lasst mich wissen,
wen ihr vermeint, der sein Dienst versehen möcht, so wollt'
ich ihnen den (Nogarol) oder ein andern furschlagen/ Und
in einem Briefe an Johann Reinel, den Beichtvater des Erz-
herzogs Karl, schreibt Herzog Wilhelm: ,Ich hab' zu Grätz
vergebens gehört, es begern ettlich Lutterisch selbst davon und
hinwegh als Herr von Stubenberg, der zeugmaister, dr Haug-
stain und noch einer, der mir itz nit einfällt. Ach Gott, wie
könnt' man doch ein bessere Gelegenheit haben, ir los zu
werden, als wenn sie es selbst begern, weil man doch sonst
nit darf oder will angreifen. Wann ich ihr herr were, ich
wollt inen den Mantel nit zerreissen, wollt's fein lassen hin-
ziehen und inen mit dem Hörn auf dem Schloss aus der Stat
das Gleitt geben, wollt aber daneben mit ehrsten umb
katholische trachten, die man dann noch wol findet,
wenn man nit gar zu haikel sein will und die auch eben
das und mehr könnten als diese Ketzer/2 Wenn schon der
1 Nicht Erzherzog, wie Hurter I, S. 640, Schreiben Wilhelms von Bayern
an den Kanzler Wolfgang Schranz vom 17. October 1682, sagt
1 Hurter I, S. 642.
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Baum nicht auf den ersten Streich fUllt, darum nur nicht nach-
lassen, sondern getreulich arbeiten.1 Am 29. Jänner 1583 ist
Herzog Wilhelm in freudiger Erregung: er hat gehört, dass
schon viel Katholische zu Graz um Dienste anhalten. Man
muss nur bei der Besetzung nicht gar zu wählerisch sein.
Man kann die Leut' nicht immer so ,ausklauben', wie man's
gern haben möcht.'
Im Sinne der Beschlüsse von München wurde fortan bei
der Besetzung der Regimentsstellen verfahren : Kein Protestant
wird von nun an mehr in den Regimen tsrath aufgenommen.
Schon am 14. März 1581, also unmittelbar nach jenem Land-
tag, da die protestantischen Stände zum letzten Male einen
scharfen Angriff auf den Protestantismus in den drei Ländern
zurückzuweisen vermochten, schreibt der Jesuitenprovinzial von
Steiermark, Heinrich Blyssem, von den grossen Veränderungen,
die im Stande der Beamtenschaft in Innerösterreich in der
letzten Zeit eingetreten seien: Erledigt sei jetzt die Stelle eines
Landeshauptmannes, das wichtigste Amt im Lande. Wiewohl
bisher die Landeshauptleute Ketzer gewesen und die Stände
dahin drängen, dass diesem alten Gebrauch nach wieder einer
aus ihrer Mitte dies wichtige Amt erlange, so kümmert sich
doch der Erzherzog wenig darum, er hat dem Nuntius das
Versprechen gegeben, an keinen anderen als an einen Katho-
liken die Stelle gelangen zu lassen. Und so dürfte auch die
Besetzung in der nächsten Zeit erfolgen. Dem Hofmarschall
sei der Befehl zugekommen, in Zukunft nur Katholiken zu
den Aemtern in Vorschlag zu bringen, die Lutheraner nach
Möglichkeit auszumerzen.3
So suche nun der Erzherzog für alle wichtigeren Aemter
und Würden katholische Bedienstete und Räthe zu gewinnen.4
Schon sei die Ersetzung der Obersthofmeisterstelle, die vordem
auch ein Ketzer bekleidete, durch einen Katholiken im Zuge,
an die Stelle des bisherigen Lutherischen Kammerprocurators
wird ein Katholik kommen. Zu den Regierungsstellen hat der
1 Harter I, S. 646.
• Ebenda, S. 647.
1 Et Lutheranos qui modo sunt paulatim eliminare studeat
4 Tum ipsemet archidox per se et alios pro maioribos officiia et digni-
tatibus oföciales et consiliarios catholicos diligentissime quaerit
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290
Erzherzog bereits, da einige Lutherische abgingen, eine An-
zahl von Katholiken befördert, er wird noch mehrere herzu-
ziehen und nicht innehalten, bis die gesammte Regierung mit
Katholischen besetzt sei.1 Ganz in Gemässheit der Münchner
Beschlüsse ist, was Blyssem noch weiter vermeldet: um auch
ftirderhin katholische Beamte in genügender Zahl zu erlangen,
lässt der Erzherzog einige tüchtige Jünglinge im Jus ausbilden,
die dann in den Provinzen Dienste leisten können.8
Im Juli 1582 sandte der Landschaftssecretär, der eben in
Angelegenheit der Reichshilfe sich in Augsburg befand und
sich dort um Intercessionsschreiben protestantischer Stände für
die damals besonders heftig angegriffene Bürgerschaft Augs-
burger Confession in ganz Innerösterreich bewarb, einen Zettel
nach Graz: ,Vermerkht was der bapstisch Nuntius wider die
aus Steyer in Bevelch hat/ ,Ich hab's/ schreibt Hirsch, ,von
Ferdinand Hoffmann bekommen und ist die Sache gewiss bei
ihnen (den Jesuiten und dem Nuntius) beschlossen. In diesem
interessanten Vermerk, der im Ganzen 12 Punkte fasst, lautet
der erste: Erstlichen soll er bey der F. Dl alle diejenigen,
welche in den gehaimen räthen ketzerisch sein, abschaffen/8
Bisher hatte man für die Besetzung der Stellen bei der
Regierung, der Kammer und für den Kriegsrath einer alten
Tradition folgend (s. unten Beilage 1 und 2) stets die Wünsche
der Landschaft eingeholt. Bei dem Mangel an geeigneten
Persönlichkeiten am Hofe selbst war es dem Landesfürsten er-
wünscht, dass ihm jene Männer in Vorschlag gebracht wurden,
die Geschäftskenntniss einerseits und das Vertrauen der Land-
schaft anderseits besassen. Das hörte nun zwar nicht auf: wie
früher machte die Landschaft die Regierung mit ihren Wünschen
1 Ad excelsum regimen aliquot iam catholicos discedentibus Lutheranis
promovit, plures adhibiturus catholicos, donec regimen totum quoadeins
fieri poterit catholicum evadat.
* Et cum non possit modo satis multos et idoneos viros pro suis consilüs
reperire, decrevit aliquot insigniores iuvenes, qui liberalia studia iam
absolverunt, in iuridica facultate per aliquot annos fovere, donec com
doctoratus gradu sufficientem doctrinam et experientiam consequuti pos-
sint provineiis servire atque prodesse. Schreiben Blyssem's rom 14. Mars
1581 im Haus-, Hof- und Staatsarchiv.
8 Steiermärkisches Landesarchiv, Reformat: Allgemeine Angelegenheiten.
Auch im Haus-, Hof- und Staatsarchiv.
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291
bekannt, diese wurden aber nur in seltenen Fällen berück-
sichtigt
Man wird sich nicht wundern, dass sich die Stände, die
bisher meist Angehörige ihrer Confession wie in den Landes-
so auch in den Regierungsämtern gesehen hatten, über dies
von dem Erzherzog eingeschlagene Verfahren lebhaft beschwerten.
In den am 18. Februar 1583 zusammengestellten Beschwerde-
artikeln des Landtages lautet der zweite Punkt — und wir heben
der Kürze wegen diesen aus, weil er zeigt, dass solche Be-
schwerden schon früher erhoben wurden — folgendermassen:
Verrer ist dieses die ander gemeine beschwärung, dass unge-
acht der vorigen in landtägen und sunsten zu öfftermal be-
schechnen Vertröstungen zu allerlai ämbterersetzung bei hof
and sunsten nit die gehorsamisten landleuth gebraucht son-
dern frembde denselben fürgezogen werden. Also auch fürs
dritte diejenigen, so der bäpstischen religion zuegethan, vor
denen, welche der A. C. verwandt, geliebt und befurdert, die
andern aber gehasst, verfolgt und verhindert werden . . . Wie
dann fürs vierte ... das schloss einem frembden als dem von
Sara vertraut worden und am fünften die landtshauptman-
schafft bis auf die heutige stundt mit keinem geschwornen
landtshaubtman ersetzt (ist).
Und so liest man auch in der Beschwerdeschrift der
Landschaft vom 1. März 1583, dass es vielen ein beschwer-
liches Nachgedenken verursache, dass den Einheimischen Aus-
länder und fremde Nationen, Leute, die hier zu Land nichts
zu verlieren haben, vorgezogen werden. Die Sache gewinne
jetzt ein Ansehen, als ob Herren und Landleute bei dem
LandesfUrsten in grösster Ungnade wären oder als ob sie ihrer
Religion wegen so ganz Verstössen würden.
Die Vertröstungen, die der Erzherzog auf solche Klagen
ertheilte, waren durchaus allgemein gehalten und nicht im
Stande, die Stände irgendwie zu beruhigen: Er werde ein und
die andere Stelle derart besetzen, wie die gemeine Noth dürft
es erfordere, und auch die Angehörigen derer vom Herren-
und Ritterstand so bedenken, dass sie zufrieden sein dürften.
Wie wenig nun aber den Bedürfnissen und Wünschen der
Stände Rechnung getragen wurde, sieht man aus den Ver-
handlungen des nächsten Jahres. Am 3. März 1584 klagten
die Stände: die niederösterreichische Regierung werde durch
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292
die unaufhörliche Vermehrung solcher Mitglieder, die Doctoren
seien, den Landleuten gegenüber ganz geändert. Das Regi-
ment soll doch zunächst mit Landleuten besetzt werden. Jetzt
nehme man fremde Doctoren, die nach ihren geschriebenen
Rechten verfahren, des Landes Freiheiten, Gebräuche und Ge-
wohnheiten nicht kennen und sie deshalb auch bei Seite stellen.
Diese Doctoren überstimmen dann die Landleute. Und nun
kommt eine Stelle, aus der man mit aller Deutlichkeit ersieht,
dass protestantische Regimentsräthe zu jenen Verhandlungen
principiell nicht mehr beigezogen wurden, in denen kirch-
liche Fragen zur Behandlung gelangten. Es bildete sich ein
eigener katholischer Regimentsrath aus, ohne dass ein solcher
durch irgend eine landesfürstliche Verfügung ins Leben ge-
rufen wurde und eine eigene, scharf abgegrenzte Agende er-
hielt. Wir lesen in diesen Klagen: Der Statthalter pflege
mit den ,Doctoressen* und denen, so der katholischen Religion
zugethan sind, absonderliche Handlungen, von denen ,die an-
deren Regenten' ausgeschlossen seien. Regimentsplätze, heisst
es nochmals, und andere Aemter im Lande sollten in erster
Linie doch mit Einheimischen besetzt werden.1 Die Antwort
des Erzherzogs auf diese Klagen lautete auch diesmal wieder
ganz unbestimmt. Sie wurde am 21. März 1584 ertheilt. Be-
züglich der Aufnahme der Doctoren, hiess es da, sei zu sagen,
dass sie wegen Aufrechthaltung ,der Justizien gestärkt werden
mussten'; die Landleute seien ja oft verhindert. Was die Re-
gimentsräthe betreffe, hätten jene, die der Augsburger Con-
fession angehören, sich in kirchlichen Fragen, wie in der der
Grazer Bürgerschaft, selbst absentirt, die katholischen Regi-
mentsräthe aber niemals ohne gemessene Befehle gehandelt.
Darauf erklärte die Landschaft durch den ,erkiesten Ausschuss*
am 5. April, der ganze Missverstand fliesse daher, ,dass man
an unterschiedlichen und nämlich solchen Orten, auch durch
solche Leute unsere gehorsamen Anbringen berathschlagen
lässt, die meistentheils diese Beschwerungen verursachen, dabei
wir schlechten Trost und Hoffnung haben können, dass uns
erspriessliche und willfährige Erledigung gegeben wird. Die-
1 Beschwerdeartikel des von der Landschaft Steyer erkiesten und am
27. Februar 1584 versammelten Ausschusses, die am 5. MHns dem Erz-
herzog überreicht wurden. Landesarchiv Graz, Landtagsacten 1584.
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293
selbe Klage, dass die Regimentsplätze mit fremden, untüch-
tigen Leuten ersetzt werden, hört man auch im Märzlandtag
1586. Abgeholfen wurde den Beschwerden des Landes umso-
weniger, als man damit einen der wesentlichsten Punkte des
Münchner Programms von 1579 preisgegeben hätte. Daher
ist es denn kein Wunder, im Landtag des Jahres 1586 bittere
Klagen über den Unterschied zu hören, den man bei der Be-
setzung ,hoher und anderer Aemter bei Hof und sonsten' zwi-
schen Katholiken und Angehörigen der Augsburger Confession
mache.1 Aehnlich lauten die Klagen in den nächsten Jahren,
so z. B. in den Religionsbeschwerden im Februarlandtag 1588:
, Leute, die zu allem Verdruss im Lande Anlass geben/ welche
die gehorsamen Landleute in jeder Weise verhasst zu machen
sich bemühen, ,die getrösten sich noch grosser Gnad und
werden herfiirgezogen, die gehorsamsten Landleut dagegen und
ihre Religionsverwandten bei Seite gestellt', ja diese haben noch
allerlei Schimpf und Spott zu tragen.*
Aus den Aeusserungen, die der Erzherzog einige Male fallen
Hess, ist ersichtlich, dass nicht ein eigener, durch eine Ver-
fügung des Landesherrn ins Leben gerufener ,katholischer'
Regimentsrath bestand, sondern vielmehr nur ein aus Katho-
liken bestehender Ausschuss von Mitgliedern der Regierung
über die kirchlichen Angelegenheiten berieth. Ob sich die
protestantischen Regimentsmitglieder freiwillig von diesen Be-
ratungen fernhielten, wie der Erzherzog sagte, oder, was
1 Aus der Relation der Verordneton im stei riechen Landtag, erstattet am
24. Februar 1686, (Landesarchiv, Landtagsacten) : Wie es mit ersetzung
hober und anderer ämbter bey hoff und sonsten zuegeht, das
ist am tag : namblichen werden von tag zu tag je lenger je mehr zu-
wider (der) pacification merkliche unterschidt gebraucht, sunderlich aus-
lender, und die Wallische nation, ungeacht E. E. L. hievor so öfters für-
gelofhe geh. flehens und bittens herfiirgezogen, so doch I. F. D* gn. zue-
gesagt, einem thaill sowol als dem andern mit allen fürstlichen gnaden
zu bedenken, alles liebs und guets zeigen und also allenthalben christ-
lichen frid, ruhe und einigkeit pflanzen und ainiche discretion dits orts
nicht halten zu lassen, dass aber das widerig beschicht und unsere
confessious verwandten bei seits gesetzt und gedruckt wer-
den, ist schmerzlich zu hören. Am Rande steht zwar: Dieser
Artikel darf nicht referirt werden, aber sein Inhalt ist doch richtig.
* Antwort auf die Proposition 1588, Februar 15. Landesarchiv, Landtags-
acten.
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294
wahrscheinlicher ist, einem von massgebender Stelle gegebenen
Winke folgten, ist mit Sicherheit nicht zu sagen. Eine einzige
Stelle in dem Discurs der geheimen Räthe wegen Aufrichtung
eines Elosterrathes vom 18. März 1588 lässt auf das letztere
schliessen. Es heisst nämlich da, die geheimen Räthe würden
die Errichtung eines geistlichen oder Klosterrathes mit grosser
Freude begrüssen, ,der gehorsamisten hoffnung, dass E. F. Dfc
dannenhero deren gehaimen rath solcher geistlicher Sachen
consultation leichtlich entheben und inmassen jetzt mit
herrn von Stubenberg beschicht, ausschliessen wer-
den' . . .
Sie geben als Motiv vor, dass es nicht allein ihres Amtes
— denn sie sind Laien — nicht ist, in diesen Dingen zu han-
deln, sonder auch, dass sie zu Gunsten ihrer sonstigen Thätig-
keit stark entlastet werden könnten. Darnach war wohl die
Enthaltsamkeit Stubenberg's keine freiwillige. Ob nun für diesen
engeren Regimentsrath eine bestimmte Geschäftsordnung fest-
gesetzt war, entzieht sich völlig unserer Kenntniss. Es scheint
aber, dass er seit 1586 regelmässig zusammentrat, denn erst
seit jener Zeit finden sich eigene ^Gutachten der katholischen
Regimentsräthe*. Die ersten betreffen eben die Errichtung des
Klosterrathes.1 Aus den Jahren 1587 — 1590 hat sich eine er-
hebliche Anzahl solcher Gutachten erhalten.8 Im Jahre 1587
finden sich als , katholische Regimentsräthe' unterzeichnet: der
Kanzler, Wagenring, Corradutzi und Kirchmayer. Von ihren
Gutachten möge ein und das andere Stück hier mitgetheilt
werden, nur um zu zeigen, dass es sich nicht etwa, wie man
vielleicht vermuthen könnte, um Dinge vermögensrechtlicher
Natur handelt. Im Jahre 1587 bestanden Streitigkeiten zwi-
schen dem Pfarrer von St. Lorenzen und denen von Kindberg in
negotio religionis. Die Kindberger halten den landesfursüichen
Mandaten zuwider einen sectischen Prädicanten, ,bedienen
sich seines Exercitiums* u. s. w. Das Gutachten der katho-
lischen Räthe geht dahin, es sei ein Schreiben an die Kind-
berger zu richten, des Inhalts, dass sie dem schon am 16. Jänner
1586 an sie ergangenen Schreiben zufolge sich der sectischen
1 S. unten Nr. 12, 17, 19.
1 Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Innerösterreichische Acten Steiermark,
Fase. 21, enthält solche Gutachten vom Jahre 1587 angefangen.
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295
Predigt enthalten müssten. Für ihren Ungehorsam hätten sie
wohl eine Bestrafung verdient, diesmal wolle man sie indess
noch verschonen. Sie mögen sich aber in Zukunft ihres ordent-
lichen Predigers bedienen.
Der Pfleger zu Wolkenstein hatte den Prädicanten aus
Oeblarn abgeschafft, der Bergrichter zu Schiadming, der Ver-
weser zu Oeblarn, die Bergleute uncl die Bauernschaft dagegen
eine Supplik eingebracht. Am 9. März geben die katholischen
Regimentsräthe ihr Gutachten ab, dass die Bergleute abzu-
weisen, die Rädelsführer zu strafen seien und der Prädicant
binnen vier Tagen hinaus müsse.
Am 16. April geben sie ein Gutachten dahin ab, dass die
von Feldbach zu verhalten seien, nicht nur ihren sectischen
Prediger, sondern auch ihren sectischen Schulmeister und
Stadtschreiber zu entlassen. Aus dem Jahre 1587 allein liegen
28 solcher Gutachten vor. Wenn man sieht, dass nicht selten
mehrere von diesen von einem und demselben Tag datirt sind,
so wird man vielleicht annehmen dürfen, dass im Regiments-
rath bestimmte Tage zur Behandlung solcher kirchlichen Fragen
festgesetzt waren. Streitfragen kirchlicher Natur sollten in Zu-
kunft überhaupt nicht, wie es bis dahin zumeist der Fall war,
,vor das weltliche Gericht', das heisst vor die »nachgesetzte
Landesobrigkeit' gezogen werden,1 sondern zunächst an den
Landesfürsten gelangen.
Wir finden diese katholischen Regimentsräthe durch die
ganze noch übrige Regierungsthätigkeit Erzherzog Karls in
1 Landesfürstlicher Befehl vom 18. Juli 1687 an den Landeshauptmann
ron Krain: Zur Vermeidung1 von Competenzstreitigkeiten zwischen den
Brixnerischen und Freising*schen Ruthen einerseits, der »nachgesetzten*
Landesobrigkeit andererseits und zur Einhaltung der rechtmässigen In-
stanzen wird angeordnet, dass die geistlichen Angelegenheiten in Zukunft
nicht vor das weltliche Gericht gezogen, sondern die betreffende Partei
jedesmal derart an den Landesfürsten gewiesen werde, dass, wenn z. B.
die Unterthanen von Lack oder Veldes wider die Freising'schen RXthe
Klage erhoben, der Landeshauptmann den Inhalt der Klage zu unter-
suchen hatte. Betraf sie kirchliche Angelegenheiten, z. B. die Aus-
weisung von Unterthanen des Glaubens wegen, so gelangte sie an den
Landesfürsten. Politische Sachen sollten von den Verwaltern an die
»nachgesetzte' Landesobrigkeit in Krain gewiesen werden, doch mit Vor-
behalt der Appellation an den Landesfürsten. (Copie im steierma/kischen
Landesarchiv, Reform. 1587.)
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296
Thätigkeit. Ad der Sitzung vom 20. Februar 1590, der eine
besondere Wichtigkeit zukam,1 nehmen Theil: der Statthalter,
Kanzler, Egg, Corradutzi und Kirchmayer. In der gleichen
Weise functionirten diese Räthe auch noch nach dem Tode
Karls II. weiter,8 trotzdem sich längst die Notwendigkeit einer
besseren Organisation dieser Körperschaft oder der Aufrichtung
einer völlig neuen als unabweisliches Bedürfniss herausgestellt
hatte, denn nicht blos die finanzielle Lage des Clerus, sondern
noch vielmehr dessen sittliche Zustände drängten auf die Er-
richtung einer eigenen Körperschaft hin, deren Mitglieder den
Beruf hatten, sich mit diesen rein kirchlichen Fragen zu be-
fassen, was bei den meisten der bisherigen Regimentsräthe
nicht der Fall war.
2. Die wirtschaftlichen und sittlichen Zustande im inner
Osterreichischen Clerns in der Zeit Erzherzog Karls IL
und die Notwendigkeit der Aufrichtung eines Kloster
rathcs.
Vor die katholischen Regimentsräthe gelangten nicht blos,
wie man nach den vorgehenden Erörterungen meinen könnte,
Fragen, die allein die Gegenreformation im Lande betrafen:
1 Guetbedunken auf des pfarrers alhie und erzpriesters in Steyer wider
den prädicanten in der stift angebrachte beschwär, nmb dass ime der-
selbe mit raichung der sacramenten, kindertaurfen, auch zu yerbottnen
zeiten copulieren thuet. 1590, Februar 20. Haus-, Hof- und Staats-
archiv, Innerösterreichische Acten, Steiermark, Fase. 21, Conc.
* Aus der Zeit nach Karls II. Tod seien hier angeführt: a) 1590, October
27 : Die von Fehring haben ein Kreuz und zwei Schächers&ulen, die der
Pfarrer aus gutem Eifer altem Gebrauch nach aufgerichtet, was sie
Galgen und Teufelsgespenst nennen, freventlicher Weise niederlegen
lassen. In dieser Klagezeit (Begräbniss des Erzherzogs) findet Jubilieren
und Musicieren statt. Untersuchung ist zu begehren und zu strafen,
b) 1590, November 3: Gutbedunken, was gegen den Stadler in strittiger
Einsetzung eines Pfarrers zu Riegersburg vorzunehmen sei. c) 1590,
November 27: Gutbedunken, darinnen I. F. D* (der Erzherzogin) gerathen
wird, dass sie zu absetzung und ausschaffung des durch die Mitterdor-
ferischen pauern eingesetzten prädikanten eine commission verordnen
und dazu den herrn abten von Admont und herrn Hanns Hofmann (als
Anrainer) fUrnemen, auch den pfarrer alldort examiniren wollte, falls er
siel) sectisch erzeigen wollte, d) 1590, December 29: Gutachten derer
von Grata Widersetzlichkeit wegen etc.
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Alle Dinge, die auf den katholischen Clerus und seinen Besitz-
stand, auf sein Wirken und sittliches Verhalten Bezug nahmen,
wurden von ihnen eifrig erwogen.1 Am häufigsten kamen ja
freilich jene Dinge zur Berathung, die mit der kirchlichen Be-
wegung im Lande zusammenhingen. Wenn beispielshalber
das Stift Rottenmann das Patronat über die ihm zugehörigen
Pfarren von Lassing, Liezen und Noppenberg, die nun schon
seit Jahrzehnten durch die Familie der Hoffraann von Grün-
bühel und Strechau mit protestantischen Geistlichen besetzt
worden waren, wieder in Anspruch nahm und die Hilfe der
Regierung forderte, so gab es eingehende Berathungen; die
Sache musste genau erwogen werden, denn wie der Propst
von Rottenmann um Unterstützung bei der Regierung ansuchte,
so erhielt Hoffmann jene der Landschaft, oder wenn der Erz-
herzog den protestantischen Apotheker aus Pettau auswies und
die Landschaft ihn als ihren Diener in Schutz nahm, so führte
das zu einer umfangreichen Correspondenz, die im Arbeits-
zimmer der katholischen Regimentsräthe einlief. Viele Jahre
hindurch und einige Zeit nach der ersten Pacification von 1572
nahezu unbestritten,2 hatten die Mitglieder des protestantischen
Herren- und Ritterstandes jene Pfarreien, wo sie Lehens- oder
Vogteirechte hatten, mit protestantischen Geistlichen besetzt,
jetzt war das verboten ; da man sich aber nicht immer an das
Verbot hielt, gab es auch da unaufhörliche Conflicte, die seitens
1 Gutachten wegen der Begnadigung des Pfarrers Melchior Vidatius zu
Osterwitz, der den Blasius Krügel getödtet hat. Erstattet am 11. Juli
1587, oder: Gutachten betreffend die Reformirung und Anstellung einer
besseren Wirthschaft beim Stifte Admont. Erstattet an demselben Tage.
Oder: Gutachten wegen der Kirchenrechnung in Judenburg. Erstattet
am 20. August 1587.
* Nur im Jahre 1676 hatten sich wegen ,der pfarren und beneficien lehen-
schaft und vogteien halber* Irrungen zugetragen, die 1576 beigelegt
wurden. 8. meine Ausgabe der steirischen Religionspacification 1572 bis
1578, 8. 60 — 63. Damals war bestimm* worden, dass in dem Fall, ,als es
wegen dieser Dinge zum Streite kirne, ein wolwollende moderation geübt
werden solle, das heisst, da ein vogtherr und pfarmenig einen priester
furnemen und es bei den lehensherrn oder ordinario sperr gewinnen
wurde, soll diese beschaidenheit gebraucht werden, dass man sie wol
supplicieren wird lassen, aber sie wurden daneben guetlich von irem
anhalten abgewiesen, dass sie hierinnen geduldt truegen, wo nit, alsdan
sie zu den lantrechten zu weisen. Wie es nun gehalten solle werden,
das verstehet man woll.'
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des Landesfiirsten auf Grundlage der von den katholischen
Regimentsräthen erstatteten Gutachten im Sinne der Katholiken
beigelegt wurden. So viele Stiftungen, die den Geistlichen
im Laufe der Jahre entfremdet, so viel Leistungen, die nicht
mehr abgetragen worden waren, nun aber wieder gefordert
wurden, all das führte zu Reibungen, bei denen das Gutachten
der Regimentsräthe entscheidend wurde. Dann die schwere
Frage, wie den zerrütteten Finanzen der katholischen Geist-
lichkeit abzuhelfen und die noch schwierigere, wie die zahl-
reichen sittlichen Gebrechen des Clerus geheilt werden könnten.
Für den Erzherzog war diese Frage die wichtigste von allen.
Sollte die Gegenreformation mit Erfolg durchgeführt werden,
so mussten jene Ursachen beseitigt werden, die eben zum
besten Theile der Reformation im Lande Vorschub geleistet
hatten. Und da durfte man sich keiner Täuschung hingeben:
zwar hatten die Jesuiten nun schon durch anderthalb Jahr-
zehnte im Lande gewirkt, zwar hatte der Nuntius, namentlich
jener, der eben in diesen Jahren in Graz weilte, der Bischof
von Britonoria, nach Kräften zur Hebung des Clerus gearbeitet,
aber die Erfolge waren ausgeblieben. Die Klagen, die schon
in den Dreissigerjahren auf den Landtagen laut wurden, ver-
stummten während der ganzen Regierungszeit des Erzherzogs
Karl nicht, und da Karl II. bei der Frage der Aufrichtung
eines geistlichen Rathes auf jene Generalreformation Bezug
nimmt, die Maximilian IL in Ober- und Niederösterreich zur
Abstellung jener Uebel ins Leben gerufen hatte, muss man bei
diesem Gegenstand etwas länger verweilen.
Einen trefflichen Einblick in die kirchlichen Zustände
des Landes in den ersten Jahren der Regierung Karls II. ge-
währen die Verhandlungen der Synode, die im Juni 1569 in
Seckau abgehalten wurde. Auf der vorhergehenden grossen
Provinzialsynode, die am 14. März dieses Jahres in Salzburg tagte,1
wurde der Beschluss gefasst, dass nun auch die Bischöfe von
Gurk und Seckau ihre Diöcesansynoden abhalten und ,genüg-
same Inquisition einziehen, wie es doch in einer jeden Diöces
der Religion halber geschaffen, ob die Mehr- oder Minderheit
1 Dalham, Concilia Salisburgensia, 8. S48. Einige Berichte über Einseln-
visitAtiouen theile ich unten unter Nr. 7 und S mit. Die Copten sind
mir aus dem Nachlasse Th. Unger's zur Verfügung gestellt worden.
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katholisch sei, ob sie unter einer oder unter beiden Gestalten
communicire, und wie es mit der Messe und dem Gottesdienst
gehalten werde. Alle Beschwerden der Pfarrer sollten auf-
genommen, erwogen und vor den Landesherrn gebracht werden'.
In Seckau wurde die Synode am 22. Juni Nachmittags abge-
halten. Die Verhandlungen sind, von welcher Seite man sie
auch betrachten mag, in hohem Grade interessant. Doch lassen
wir die Acten dieser ,Inquisition' selbst sprechen. Da ver-
nehmen wir:1
Was die Kirche St. Marein, so dem Stifte incorporirt ist
und die der Domdechant Jakob Pfeffer innehat, betrifft, so
sind hier in religione catholica alle Sachen wolgeschaffen. Die
Pfarrkinder, deren man gegen 1200 zählt, communiciren alle
unter einer Gestalt, zwei Adelspersonen ausgenommen, die sich
ihre Seelsorger suchen, wo sie wollen. In der Pfarre Kobenz
ist die Sach' auch, Gottlob, also gestellt. In der incorporirten
Pfarre St. Margare then unter Knittelfeld wird der Gottes-
dienst mit Celebriren, Predigen u. s. w. katholisch verrichtet,
hat bei 1400 Communicanten, aus denen nit mehr als 30 das
hochwürdige Sacrament unter beiderlei Gestalt und doch unter
dem Amt der heil. Messe empfangen. Für seine Person ist
der Pfarrer ein ehrbarer Priester: allein dass er sich in die
vermeinte Ehe eingelassen hat.
In der incorporirten Kirche in der Stadt Knittelfeld
wird das Amt der heil. Mess' fast täglich gesungen und ge-
lesen, auch die Ceremonien gehalten, aber die Pfarrleut, deren
der Pfarrer 1000 hat, communiciren alle sub utraque specie
unter der Messe. Für seine Person bedient er sich verdäch-
tiger Bücher und hat ein vermeintes Weib.
In der Pfarre Lind wird das Sacrament der Taufe rite
gespendet, das Amt der heil. Messe gesungen und gelesen, auch
der Gottesdienst und die Ceremonien gehalten ; aber die Pfarr-
kinder, deren der Pfarrer bei 1600 hat, communiciren, doch
unter der Mess, unter beiderlei Gestalt, ausgenommen bei 150,
die sich mit einer begnügen. Ist auch fürkommen, er hätte
in Pausch und Bogen die Beichtkinder absolvirt; für seine
1 S. auch meine Ausgabe der steirischen Religionspacification, S. 9. Die
Acten Aber die Synode unter den Beligionsacten im steiermärkischen
Landesarchiv.
ArcWT. LXXXIV. Bd. U. Hälfte. 21
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300
Person benützt er adversariorum libros und hat eine Con-
cubinam.
In der Pfarre in der Gail wird auch das Amt der heil.
Messe und der andere Gottesdienst mit den Ceremonien ge-
halten, aber der grössere Theil der Pfarrkinder, deren der
Pfarrer in die 600 hat, werden sub utraque specie providirt
und in Pausch absolvirt; bedient sich auch der Widersacher
Bücher und hat ein vermeintes Weib.
In der Pfarre Weissenkirchen communiciren die Pfarr-
kinder, deren der Pfarrer über 900 hat, unter beiderlei Ge-
stalt und zum Theil ausserhalb der Messe. Zu Zeiten hat er
bei der Beicht viele mit einander absolvirt, bedient sich auch
nur eines Kelches, tauft die Kinder, je nachdem es begehrt
wird, lateinisch oder deutsch, liest katholische und schisma-
tische Bücher und hat ein vermeintes Weib.
Der Pfarrer zu Obdach ist durchaus schismatisch, hält
den Nürnberger Ritus, bekennt nur zwei Sacramente: die
Taufe und das Abendmahl, tauft deutsch (sine liquoribus), absol-
virt in Pausch und Bogen, hält seine Messe — wenn man's so
nennen darf — in einem Tag zwei- oder dreimal, und in
Summa: Alle katholischen Ceremonien und Gebrauch sind bei
ihm verachtet.
Der Pfarrer in der Klein-Lobming ist seiner Leibes-
schwachheit halben nit erschienen: ist aber sonst ein alter,
verlebter guter katholischer Mann.
Folgen die Pfarrer Cis Alpes: Herr Lienhart, Propst zu
Stainz, hat bisher den katholischen Gottesdienst in seinem
Stift erhalten und seiner Seelsorg' Kinder alle sub una specie
providirt, mit Ausnahme von sechs Bürgern in seinem Markte
Stainz, die mit ihren Weibern das Abendmahl unter beiden Ge-
stalten nehmen, thuet sich auch mit seinen Capitelbrüdern, so
weit das zu diesen Zeiten möglich, seiner Regel befleissen.
Die Pfarrer zu Ligist, St. Margarethen am Hengst-
berg und Wildon sind nicht erschienen, der von St. Marga-
reth hat sich auch nicht entschuldigt.
In der Pfarre Preding wird es katholisch gehalten. Nur
die Herrschaft von Harnegk und einige Handwerker zu Pre-
ding empfangen das Abendmahl unter beiden Gestalten. Die
Herrschaft sucht ihren Gott zu Graz. Der Pfarrer hat neben
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301
katholischen auch der Widersacher Bücher und hat ein ver-
meintes Weib.
Der Pfarrer in Tob 1 ist wegen Mangels an Zehrung nicht
erschienen.
Der Pfarrer zu St. Lorenzen ist für seine Person ein
ehrbarer Priester, nur dass er sich in die vermeinte Ehe ein-
gelassen hat.
Der Pfarrer zu Moskirchen ist nicht erschienen. Bei
der Pfarr in Gaistal wird der Gottesdienst in allem katho-
lisch peragirt, die Sacramenta rite administrirt und alle Com-
municanten, deren bei 800 sind, sub una specie providirt. Der
Pfarrer bekennt, er lese schismatische Bücher. In der Pfarr
Stallhoven wird das Amt der heil. Mess, auch die Ceremonien
gehalten und Sacramentum baptismi rite administrirt, aber seine
Communicanten, deren er bei 1450 hat, fast alle sub utraque
specie providirt, ,geust auch, wann abgeht, von wegen der
Communicanten Wein zu, weiter thut er neben den katholischen
die Bücher Lutheri, Spangenbergii und anderer lesen und hat
ein vermeintes Weib*.
Der Pfarrer in der Packh gibt vor, er thue den alten
katholischen Gottesdienst in einem und anderen halten, aber
er braucht sich schismaticorum libris und hat ein vermein-
tes Weib.
Inhaber der Pfarre Elenschrat (?), Herr Blasius N., ver-
hält sich . . . katholisch, doch thut er sich neben der katho-
lischen auch der schismatischen Scribenten gebrauchen.
Der Pfarrer von Salat ist nicht erschienen.
In der Pfarre Kö flach wird der Gottesdienst katholisch
verrichtet, doch thuet der Pfarrer neben den katholischen ad-
vereariorum libros lesen.
Pfarrer in Eainach thut den Gottesdienst katholisch
verrichten.
In der Pfarre Voitsberg wird auch die heil. Messe ge-
sungen und gelesen, aber der Pfarrer hört zu Zeiten Beicht in
Paasch, hat bei 1100 Communicanten in und ausser der Stadt,
die in der Stadt communiciren den mehreren Theil sub utraque.
Der Pfarrer bedient sich der schismatischen Bücher und hat
ein vermeintes Weib.
,Und dann zum Beschluss wird befunden, dass der
mehrer Theil sich in moribus et habitu nit priesterlich ver-
21*
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302
halten. Tragen alle lange Part, und scheren tonsuram nit, und
etlich leisten den gebürlichen Gehorsam schlechtlich, unter-
geben sich ihrem Voigtherrn und accommodiren sich den
Pfarrkindern von des eigenen Nutzens wegen, und ist fürwahr
disciplina cleri gar verfallen/
Von den Pfarrern haben einige besondere Beschwerden,
die sie zu Protokoll geben:
Als der Pfarrer von Lind eingesetzt wurde, wollte ihn
der Vogt, Herr Wolf Gräswein, ,Ordnung* geben, was er
predigen und wie er die Sacramente reichen solle. Des haben
auch ausser dem Vogt die Pfarrleut* sich unterfangen.
Dem Pfarrer in der Gail hat das Schloss Wasserberg
einige ,Gerechtigkeiten' entzogen.
Der Pfarrer zu Obdach klagt, dass die Herren Jöbstlen
ein Stift ihrer Voreltern eingezogen haben. Auch die von
Obdach nahmen ihm einige Grundstücke, Garten und Wiesen
weg, nebst einem Unterthanen, der ihm 150 Pfennige, 40 Eier,
10 Käse und an Stelle von Hühnern 16 Pfennige leisten soll.
Dem Pfarrer von Ligist hat sein Vogtherr Franz von
Saurau Ordnung geben wollen, wie er predigen und celebriren
soll. Er möge sich der Ceremonien enthalten oder er wolle
ihn aus dem Pfarrhof jagen und sein Einkommen einziehen,
wie er denn in der That neulich 10 Unterthanen eingezogen
habe. Seine Mutter habe ein Grundstück von dem Pfarrhof
an sich genommen und an Lorenz Püchler verkauft.
Dem Pfarrer zu St. Margareth am Hengstberg entzieht
sein Vogtherr Franz von Saurau zwei Schober Getreide ,kraft
seines Vogtrechtes, wie er's nennen thut*. Einige Unterthanen
der Pfarre zu Gross-Seding seien vor Jahren den Steigerischen
Erben verkauft und vier Bauern an die HerberstorfFschen ver-
setzt worden. Alles, wie der Pfarrer meint, unbefugter Weise.
Der Pfarrer von Wildon beschwert sich, dass die Mehr-
zahl der Bürger im Markte an Sonn- und Festtagen während
der Kirchenzeit in ihren Häusern ihren Angehörigen aus sec-
tischen Postillen predige, nicht in die Kirche komme, alle
Kirchenordnung und die Ceremonien verachte und ihn, weil
er ein ^katholischer alter erlebter Priester sei, schwer ver-
folge'. Seit dem Jahre 1566 wird ihm der Zehent von den
Gründen der Meierei — an 30 Schober — entzogen, einen
Weingarten habe das Schloss an sich gezogen, die Vogtobrig-
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303
keit den Zins von einem Anger und Paul Windischgrätzer
einen Hirsezehent. Einige Bürger geben die Ueberzinsen von
ihren Häusern und Gärten nicht. Michael Holzapfel verbietet
seinen Unterthanen, die jährliche ,Collectur' an die Pfarre zu
geben. Einige Pfarrkinder beichten und communiciren nicht,
andere gehen zum Prädicanten nach Graz.
Dem Pfarrer von Preding entziehen die Saurau'schen
Erben eine Stiftung des Schlosses Harnegg. ,Er sei ein armer
Pfarrer, müsse sich mit Hacken und Bauen ernähren/
Der Pfarrer zu Tobl hat keine Klage, ,nur dass er ganz
elend sei, denn die Landschaft hat die zu seiner Pfarre ge-
hörenden Unterthanen eingezogen. Er habe kein festgesetztes
und gewisses Einkommen*.
Dem Pfarrer zu St. Lorenzen hält Barbara von Ragh-
nitz einen Eimer Most von ,der Säinerleutten' und 24 Viertel
Weingarten zurück, die ihr erster Mann Georg von Saurau im
Jahre 1557 der Pfarre entzogen habe. Von der Herrschaft
Wildon entfallen ihm nun 50 Schilling Bergrecht und ebenso
wird ihm von einer Hube, die ihm 28 Kreuzer, 2 Kapaune
und 20 Eier ,Selcherzins* leisten soll, nichts mehr gegeben.
Keine oder nur geringe Beschwerden haben die Pfarrer
im Gaistal, zu Stallhofen und zu Gclischrok.
Dem Pfarrer in der Packh hat Ludwig Ungnad, der
doch weder sein Lehens- noch Vogtherr ist, erklärt, er dürfe
Niemanden als seinen Herrn erkennen denn ihn, oder er wolle
ihn in ein Gefängniss werfen. Er verbietet ihm das Celebriren
und will alles ,Teutsch* verrichtet haben, oder er wolle ihm
die Kirche sperren und die Collectur verbieten.
Die Gutserben der Hans Mosheim'schen Erben haben dem
Pfarrer von Köflach Zins und Steuer gesperrt, Dietrich von
Herberstein ihm ,ein Halt' entzogen, und Sigmund von Her-
berstein ,mache die Unterthanen von der katholischen Religion
abfallen'.
Gall von Raghnitz hat die zur Pfarre Kai nach gehörige
Pfaffenwiese eingezogen.
Die Voitsberger Pfarrkinder lassen sich in Graz oder
im Kloster bei Voitsberg ,providiren', sie nehmen die geistliche
Jurisdiction an sich und sehen allem Muthwillen, der mit ka-
tholischen Bräuchen getrieben wird, zu. So seien am letzten
Mittwoch nach Invocavit in diesem Jahre (2. März) zwei Bauern
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304
in Voitsberg als Priester herumgezogen, einer mit einem Sechtcr
als Wemkösti, der andere mit einem Kehrwisch als Spreng-
wedel, beide volltrunken und Alles im Gericht hat darüber ein
Wohlgefallen gehabt. Auch hier sind die meisten GeftÜle in
Vergessenheit gekommen.
Fast alle beschweren sich, ,dass die weltliche Obrigkeit
und sonderlich die Vogt- und Lehensherren sich der geistlichen
Jurisdiction unterfangen', indem sie die Art und Weise vor-
schreiben, wie sie lehren und die Sacramente administriren
sollen und die Abhaltung katholischer Ceremonien unter der
Drohung verbieten, dass der, welcher nicht davon absteht, den
Pfarrhof räumen müsse, man werde dann gute Prädicanten ein-
setzen. Sie geben den einfaltigen Pfarrkindern Ursach zum
Abfall und zum Ungehorsam gegen den Pfarrer. Nach dem
Ableben eines Pfarrers fallen die Vogtherren gegen die Frei-
heiten Kaiser Friedrichs in den Pfarrhof ein und machen nicht
allein mit dem Nachlass, sondern auch mit den Pfarrinventarien,
Urbaren, brieflichen Urkunden' und Gütern, was sie wollen.
Nun müssen die Geistlichen, was ganz unerträglich, neben den
allgemeinen Abgaben, Rüst- und Wartgeld ,contra immunitates
clericales' auch Leibsteuer zahlen. Sie ersuchen daher den
Erzbischof von Salzburg, ihnen in dieser Noth damit zu Hilfe
zu kommen, dass er sich bei dem Erzherzog für sie verwende.
Die Synode schloss mit ,einer väterlichen Ermahnung' an
den Clerus; dieser wurde an seine Vocation erinnert, er möge
fest bei der katholischen Religion verharren und sich durch
nichts hievon abwendig machen lassen.1
Die vornehmlichsten Klagen betreffen demnach die ver-
meintliche Ehe' der Geistlichen und die damit im Zusammen-
hang stehende liederliche Wirthschaft in den Klöstern und
Pfarren. Hier theilte auch Erzherzog Karl wohl den Stand-
punkt seines Vaters und Bruders, wenn er anfänglich der Auf-
hebung des Cölibats zuneigte. Man mochte ja wie Ferdi-
nand I. principiell den Cölibat gerechtfertigt finden: ,Da die
Ehe und ihre Ausübung für die nicht passend sei, welche
geistlichen Lesungen und Gebeten obliegen und die Sacramente
auszuspenden immerdar bereit sein müssen, so sei der ehelose
1 Actum im Gotteshaus zu Seggaw den 22 tag Junii im 1569 ten iar. —
16 Blätter. Landesarchiv, Religionsacten 1569.
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305
Stand anter den Geistlichen besser und sehr wünschenswerth/
,Aber/ fährt er fort, ,weil einmal die Natur Nachahmerin der
Fehler und ein jedes Alter zum Bösen geneigt ist, da das
Fleisch der Stachel zur Sünde und nur Wenige ohne Fleisches-
sanden gefunden werden, weil gleichfalls der Weg der Ent-
haltsamkeit sehr enge ist und Wenige getroffen werden, die,
ins Feuer gestellt, nicht brennen, so werde der heil. Vater in
Ueberlegung nehmen müssen, ob es besser sei, dieses Gesetz
der Ehelosigkeit der Geistlichen nach der Lage der gegen-
wärtigen Zeit bis zu einer endlichen Bestimmung durch die
Kirchenversammlung zuzulassen oder durch dessen hartnäckige
Beibehaltung dem Priesterstand einen Fallstrick umzuwerfen
und der unreinsten Ehelosigkeit und verabscheuungswürdigen
Unzucht Thür und Thor zu öffnen. Je grösser der Ueberfluss
der Geistlichkeit sei, um so weniger muss man sie mit Keusch-
heitsgelübden beschweren, wenn man sie nicht in den Zustand
der Kirche im Anfang ihres Bestandes, der evangelischen Ar-
muth, zurückführen will/ ,Man soll sich an des Apostels Wort
halten: Zur Vermeidung der Unzucht soll ein Jeder sein Weib
haben, besser sei es sich zu verehelichen, als Brunst zu leiden.
Man solle die Priester weder durch ein Gelübde, noch durch
ein ausdrückliches Gesetz zu immerwährender Ehelosigkeit
verhalten, weil wir gewiss überzeugt sein dürfen, dass sie alle
sowohl in die Schuld des Meineids als des gebrochenen Gelüb-
des und zugleich auch des tibertretenen Kirchengesetzes ver-
fallen werden/ ,Das Gebot der Ehelosigkeit sei mit nichten ein
Gebot aus göttlicher Einsetzung, es sei zum Seelenheil nicht
nothwendig und gehöre auch bei der Weltgeistlichkeit nicht
zur Wesenheit ihres Standes. * . . /
Schlechter als um den Secular- stand es übrigens um den
Regularclerus. Für die Hebung der klösterlichen Zucht musste
jene grosse ,Generalreformation* Bedeutung erlangen, die Maxi-
milian IL am 22. December 1567 fiir die Stifte in Ober- und
Niederösterreich erliess, und von der man hätte erwarten
sollen, dass sie bei der Abhängigkeit der Kirchenpolitik Erz-
herzog Karls von der seines kaiserlichen Bruders in ihren
Steiermärkisches Landesarchiv, Handschrift 429 (alt 1715). Auszug des
Schreibens Ferdinands, welches während der Concilsversammlung dem
apostolischen Nuntius übergeben wurde. Moderne Abschrift.
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306
Grundlagen auch in Innerüsterreich hätte zur Geltung kommen
müssen.1 Sie gibt ein Bild von dem kläglichen Zustand des
Klosterwesens in Oesterreich, wie man es sprechender kaum
irgendwo anders finden kann. Mehrfache Gründe hinderten
es, dass die guten Intentionen, von denen diese Generalrefor-
mation getragen ist, in Innerösterreich zur Ausführung gelang-
ten. Selbst in Oesterreich konnte eine Besserung nur all-
mälig erzielt werden; es bedurfte einer längeren mühevollen
Thätigkeit.
Wie unsäglich zerrüttet die Klöster in der Passauer Diö-
cese waren, darüber gibt die Klöster- und Kirchenvisitation Auf-
schluss, die Cardinal Commendone im Jahre 1569 in Nieder-
österreich vornahm.2 Gewiss nicht besser lagen die Dinge in
Steiermark, Kärnten und Krain. Wir sind hierüber nicht blos
durch landesfürstliche Anmahnungen3 und Bedenken,4 die im
geheimen Rathe verhandelt und den Prälaten von Zeit zu Zeit
mitgetheilt wurden, durch eine Anzahl von Visitationsprotokollen
und einzelne Actenstücke, sondern auch durch die Berichte
der Klosterchroniken unterrichtet, die zwar zumeist einer jün-
geren Zeit angehören, aber ihre Nachrichten aus guten älteren
Quellen schöpfen. Sie alle berichten von dem unglaublichen
Verfall der Kirchenzucht, und wir ziehen sie um so lieber an,
als man die heftigen Klagen, die man auf mehreren Landtagen
zu hören bekommt, vielleicht ftir einseitige Uebertreibungen
halten könnte.
Am ersten geriethen die Klöster der Bettelorden in Ver-
fall. Da ihnen Niemand mehr milde Gaben reichte, geriethen
sie in eine völlige Auflösung. Der Chronist von Neuberg gibt
hiefür schon die Zeit von 1520— 1530 an. Aber auch die Con-
vente besitzender Orden waren nicht viel besser daran; sie
alle litten an drei namentlichen Gebrechen: dem Mangel an
1 Handschrift 31 des Klosters Renn, Nr. 21. S. nnten Beilage Nr. 15 und
Wiedemann, Geschichte der Reformation und Gegenreformation im Lande
unter der Enns I, S. 187.
2 Nach den Originalacten des vaticanischen Concils mitgetheilt von Star-
zer in den Blättern des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich
XXVI, S. 156.
• Hurter, Geschichte Ferdinands II., 1, S. 665—570.
4 Ebenda, S. 571—579. 8. namentlich auch die erzherzogliche Weisung
an die Prälaten in Betreff ihrer Obliegenheiten 1581 bei Hurter II, S. 478.
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307
Nachwuchs, dem ärgerlichen Leben der Klostervorsteher und
Conventualen und den schweren Schuldenlasten, die sie zu
tragen hatten. Am meisten lassen sich die zeitgenössischen
Quellen über das unchristliche Leben der Klostergeistlichkeit
aus; die Aufzeichnungen, die von ständischer Seite hierüber
gemacht worden sind, finden durch die Berichte katholischer
Chronisten ihre volle Beglaubigung. Nur wenn man diese
Nachtseite in dem Leben der Klostergeistlichkeit während des
16. Jahrhunderts beleuchtet, kann man die Thätigkeit eines
Ferdinand I. und Karl II. unbefangen würdigen.
Schon zum Jahre 1540 meldet die Neuberger Chronik:1
Damals versiegte die christliche Liebe, ging des Klosters An-
sehen zu Grunde, ergaben sich die Brüder dem Laster und
lösten das Band der Brüderschaft. Den Klostervorstand hiess
man den alten Hund. Niemand unter den Landeskindern
findet sich, der ins Kloster eintreten mag. Ein Prior muss aus
Baiern geholt werden; sein Nachfolger ist ein Schwabe. In
den späteren Jahrzehnten sind Angehörige der verschiedensten
Nationen im Convent vertreten: Franzosen, Belgier, Deutsche,
und unter diesen Sachsen, Franken, vornehmlich aber Baiern.
In der Zeit, da die Gegenreformation ihren Einzug hält, findet
eine förmliche Invasion bairischer Klosterbrüder statt.
Beweglich sind die Klagen des St. Lamprechter Chro-
nisten Peter Weixler.2 Wie schön war die gute alte Zeit.
Wenn Joel Riesler, der als Greis von 90 Jahren 1563 starb,
davon erzählte, wie wurde ihm das Herz so weit. Jetzt frei-
lich war's anders. Da sah man nichts mehr als arge Lässig-
keit und Verfall, und das sei ja kein Wunder, denn rings in
der Runde sei Alles von Ketzern voll. Wer soll sich da wun-
dern, dass auch bei den Katholiken die Liebe erkalte und der
schwarze Qualm dieser Welt in die geheiligten Räume des
Klosters dringe. In köstlicher Weise — von den Anfechtungen
des Erzherzogs hat er ja keine Kunde — schildert Weixler,
wie der gute Fürst, Erzherzog Karl, gar oft stolperte. Da
hatten ,die Jesuiten ihre Noth, ihn zu stützen*.
1 Steiermarkisches Landesarchiv.
1 Peter Weixler's Chronik des Stiftes St. Lamprecht, herausgegeben von
J. v. Zahn im VI. Bd. der SteiermHrkischen GcschichtsblKtter, S. 76.
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308
Wie sah es erst in Rotten mann aus? Die Chronik
dieses Klosters1 weiss zu erzählen, dass Luther nach einem
Zwiegespräch mit dem Teufel die Messe abgeschafft habe.
,Jetzt (1533) drängen auch bei uns die Leute dahin/ Die
Vogteirechte über Lassing und Irdning zieht 1539 die Familie
Hoffman von Grttnbüchl und Strechau — die Könige im Enns-
thal — an sich. Die Eltern Hans Hoffmann's liegen noch in
der Klosterkirche zu Rottenmann begraben, er selbst ist ein
begeisterter Protestant. Noch hat das Kloster zwölf Geistliche,
aber diese Ziffer ist in rascher Abnahme. So gross war, klagt
der Chronist, damals (1553) der Abfall der Klostergeistlichkeit,
nicht blos bei uns, sondern allenthalben im Lande, dass Nie-
mand mehr eintreten mochte, und die Mönche, die wir besassen,
waren durchaus ungebildet. Die letzte freie Wahl im Stifte
findet 1555 statt. Man findet keine Mönche mehr, die zur
Würde eines Propstes taugen würden. Der Erzbischof von
Salzburg muss die Pröpste ,providiren'. Was sind das aber
für Pröpste? Heimlich verlässt Jörg Walcher seine verschuldete
Propstei. Kaum dass sie noch einen Mönch zählt. 1562 kann
das Officium aus Mangel an Mönchen nicht mehr in stifts-
mässiger Weise gehalten werden. Der Propst Johann Mu-
chitsch lässt die Oekonomie in solcher Weise verkommen, dass
der Landesfürst genöthigt ist, ihn abzusetzen. ,Leer und aus-
geraubt' findet sein Nachfolger die Propstei. Aber er selbst
hält sich nicht besser. Es dauert nicht lange, und er zieht
eine Pfarre dieser Propstei vor. Auf seine unablässigen Bitten
hin wird Johann Muchitsch wieder eingesetzt, doch muss er
sich verpflichten, ein unbescholtenes Leben zu fuhren, nach
der Ordensregel zu leben, die Sacramente zu reichen und das
Wort Gottes nach dem Gebrauch der katholischen Kirche zu
predigen, auch von den Gütern der Propstei nichts zu ent-
wenden. Er dankte sein Wiederemporkommen seinem Bruder
Peter Muchitsch, dem bekannten Streithammer gegen die Lu-
theraner und Propst des Klosters Pöllau. Jedenfalls hatte er
im Stifte noch ein besseres Andenken als Georg Kitzinger, dem
1 Die Rottenmanner Chronik findet sich im Codex 644 der Graser Univer-
sitätsbibliothek. Ihr Verfasser ist Albert Eendlmaier. S. über ihn Pan-
gerl im V. Bd. der Beiträge zur Kunde steiermärkischer Geschichtsqueüen,
8. 38 ff.
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man nachredete, er sei ein Dieb gewesen, eine Nachrede, die
wohl kaum begründet sein mochte, denn sonst wäre Kitzinger
wohl kaum Propst von Vorau geworden. Aber schlimm genug,
wenn solche Nachreden im Munde der Leute sind. Nicht viel
besser lagen die Dinge in Pol lau. Wie in Rottenmann die
Hoffmann, sind hier die Polhaim arge Bedränger.1 Wie dort
fehlt es auch hier an einer tüchtigen jüngeren Klostergeistlich-
keit, und das Verschleppen spielt auch hier eine Rolle. Die
Pöllauer Chronik enthält statistische Daten über jene Pfarren,
deren Inhaber ihren Besitz ihren Kindern hinterliessen. Wie
in den steirischen Klöstern lagen die Dinge auch in jenen von
Kärnten und Krain. Der Propst von Eberndorf muss seines
,hochärgerlichen sträflichen Verbrechens' wegen abgesetzt wer-
den. Der Erzherzog sendet die Pröpste von Seckau und Gurk
ab, die Sache in Eberndorf wieder einzurichten. Aber das ist
schwer. Denn nicht leicht ist es, einen Nachfolger zu finden,
der fähig und auch geneigt ist, die durch den Vorgänger ver-
ursachten Schäden auszubessern. Und als es den Commissären
endlich gelingt, eine passende Persönlichkeit ausfindig zu
machen, setzen sich die Mitglieder des Eberndorfer Convents
gegen ihn. Er sei einer von denen, die gegen den Vorgänger
conspirirten. Auch soll er seinen Blutsfreunden sehr geneigt
sein. Die Conventualen haben einen Candidaten, ,bei dem sie
noch eine grössere Licenz zu haben vermeinen*. Den Commis-
sären bleibt schliesslich nichts Anderes übrig, als einen Fremden
in Vorschlag zu bringen. Man dürfe von ihm hoffen, dass er
den Uebelßtänden in spiritualibus ein Ende machen werde.2
Das Stift Reun musste 1535 einem weltlichen Commen-
dator übergeben werden, da es keine Conventualen mehr hatte.
Ferdinand I. wandte sich um Abhilfe an den Abt von Heiligen-
kreuz,3 ohne dass es viel nützte. Auf Bitten des bekannten
Staatsmannes Hans Ungnad übergab König Ferdinand die Ver-
waltung des Stiftes dessen Sohn Ludwig. Es wurde ihm wohl
1 Pollauer Chronik ad annum 15S9, Fol. 220 im steiermärkischen Landes-
archiv.
* Landesarchiv Graz, Originalurkunde von 1573, October 3. S. unten
Beilage 9 und 10. Ueber Admont s. Hurter II, S. 65, und weiter unten
im dritten Abschnitt. 8. Beilage 17 das Gutachten Kobenzrs.
* Praeterea si qui iuvenes seu adolescentes animum haberent ordinem hunc
assumendi et praelibatum monasterium in Buna intrandi . . .
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310
aufgetragen, den besten Fleiss anzuwenden, dass ,der gestiftete
Gottesdienst in dem von den Fürsten des Hauses Oesterreich be-
gründeten Stifte auf das Zieriichste verrichtet werde', wie hätte
dies aber geschehen können, da das Kloster eben damals nur noch
fünf Mitglieder zählte. In dem Dankschreiben, das er an König
Ferdinand richtet, meldet er, dass er sich an die Aebte von
Eberach, Lilienfeld, Heiligenkreuz, St. Lamprecht und Sittich
um Hilfe gewendet habe; die Familie Ungnad nützte diese Ver-
hältnisse aus, um sich aus den Erträgnissen des reichen Stiftes
zu bereichern.1 Erst dem Abt Bartholomäus von Chrudenek
gelang es, sich aus den gefahrlichen Umarmungen des Hauses
Ungnad zu befreien. Bartholomäus gehört zweifellos zu den
trefflichsten Prälaten seiner Zeit, und so sind denn auch seine
Verdienste mit Recht anerkannt worden. Er war ein durch-
aus wahrhafter, ehrenwerther Charakter. Dem LandesfUrsten
schenkte er über den Zustand des steirischen Klosterwesens
reinen Wein ein.2 Er könne nicht in Abrede stellen, dass
schier in etlichen Gotteshäusern der gestiftete Gottesdienst wo
nicht ganz abgekommen, doch stark eingeschränkt sei, wobei
man freilich auch die Zeitläufte in Rechnung ziehen müsse, in
denen man, wie jetzt, die Klöster nur tribulire und ängstige,
so dass sie, wenn sie nicht ihre Hoffnung noch auf den Lan-
desfürsten setzen dürften, schier ganz eingehen müssten. Selbst
unter diesem trefflichen Abt sah es mit der geistlichen Zucht
im Stifte noch in mancher Hinsicht schlecht genug aus, wie
man aus folgendem Beispiele sieht, das für diese Ausfuhrungen
um so belangreicher sein dürfte, weil es eben diesen vielge-
rühmten Abt angeht. Zu Anfang Jänner 1570 gerieth er in
einen Streit mit dem landschaftlichen Prediger Jörg Khuen.
Wir werden hierüber durch seine Klageschrift belehrt, die er
am 23. Jänner an die Verordneten der Landschaft einsandte.
Er klagt über eine Predigt, die der Pastor am zweiten Sonn-
tag nach Dreikönig (15. Jänner) gehalten habe. Indem er da
das gottselige Ende des Herrn Sigmund von Wildenstein pries,
,des Aeltesten vom Adel in diesem Lande', und die Zuhörer-
schaft aufforderte, dem Verstorbenen das letzte Geleite zu
geben, habe er auf den grossen Unterschied aufmerksam ge-
1 Das Nähere bei Hurter I, 8. 619—528; II, 8. 70, 486 — 492.
* Ebenda, S. 487.
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311
macht, der zwischen dem Abscheiden dieses Mannes und dem
des Pfarrers von Graz obwalte: ,Dieser sei bei einer Primiz
erschienen und habe sich dort so angesoffen, dass er ein Ende
nahm, vor dem ein Jeder sich entsetzen müsse/ ,So strafe
Gott Jene, die in Lehre und Confession, der Obrigkeit zu ge-
fallen, hinken und schmeicheln und vor der Welt die Wahr-
heit nicht bekennen wollen/ Abt Bartholomäus erklärt dies
für eine Verleumdung eines Mannes, der Zeit seines Lebens
ein treuer Hüter seines Amtes war. ,Bei uns/ fügt er an, ,ist
der Pfarrer erst erschienen, nachdem er seine Amtsgeschäfte
tauglich verrichtet, bei der Primiz 'habe er sich ohne alles
Aergerniss und ohne Ueberfluss in Speise und Trank erzeigt/
Die Verordneten mögen den Prädicanten als eine der Land-
schaft unterworfene, weil von ihr besoldete Dienstperson, ,die
auch aus dem Säckel unseres Gotteshauses erhalten werde',
vorladen und ihm vorhalten, ,mit welchem Rechte er das Gottes-
haus Reun in Verruf bringen und die neuen Primizien un-
billiger Weise auf der Kanzel ausschreien dürfe'. Er müsse
diese ganz unbegründete ,Ausmährung' revociren und möge
uns mit ,seinen unerfindlichen scandalisirten Proclamirungen in
Ruhe lassen und sich an jene Ordnung halten, die ihm die
Landschaft gegeben'.1 Man hatte dem Abte die Aeusserungen
des protestantischen Predigers zweifellos arg entstellt zugetragen,
denn dieser leugnete sie rundweg ab. Was er aber ausführt,
bezeugt, dass der Saufteufel auch jetzt noch in den Klöstern
und selbst in den besten seine Wohnstätte aufgeschlagen hatte.
Khuen sagt: Dieser Pfarrer von Graz hätte mir zweifellos
Stoff genug zur Nachrede geboten; man wisse nämlich, dass
er mehrere Tage krank gelegen sei und das Anerbieten, ihm
das Abendmahl zu reichen, zurückgewiesen habe. Hievon aber
sei in der Predigt nicht ein Wort gesagt worden. Dass sich
der Pfarrer derart besoffen, habe er auch nicht gepredigt. Ob
man übrigens mit dem Trinken oben Seide gesponnen, wie das
gemeine Sprichwort sage und, was übrigens der Herr Pfarrer
selbst bekannt, wie lang man da gesessen, die Primiz mit
Kartenspiel eingeweiht und confirmirt haV, wird der Herr
Prälat und Andere, die dabei gewesen, wohl wissen. Ich be-
kümmere mich ftlr meine Person nicht so hoch und viel darum,
1 Laiideearchiv, Religionsacten 1670, Orig.
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312
was mit überflüssigem Trinken, Spielen und anderen Dingen
oben geschieht, und ob ich schon von vornehmen Herren,
Adelspersonen, Hofgesinde und Anderen im Beisein ehrlicher
und glaubwürdiger Leute gehört,1 wie der Herr Prälat einem
oft zu trinken zugemuthet, dass er auch nie anders Bescheid
thun wollen, man bringe ihm denn drei Gläser oder Becher
nacheinander aus. Wie sich an seiner Tafel Viele blind ange-
trunken, grosse, seltsame Willkommen und anderen Bescheid
haben thun müssen, dass sie hernach gar von den Rossen ge-
fallen: alles das haV ich in seinem Werth beruhen lassen und
weder öffentlich noch insgeheim viel Geschrei daraus gemacht,
vielmehr solches unter grossen Schmerzen beweint; denn schon
ist es leider dahin gekommen, dass ein gemeines Sprichwort
sagt: die meisten Klöster seien zu Sauf- und Trinkhäusern ge-
worden, daraus wenig Leut* nüchtern herauszukommen pflegen.
Ich hab', fügt Jörg bei, im Grund meines Herzens oft ge-
wünscht, dass der Allmächtige durch die verordnete ordentliche
Obrigkeit solche christliche Mittel an die Hand nehme, dass
die Klöster zu einer christlichen Reformation gebracht würden,
dass sie in rechtem Glauben und nüchtern leben und in Wahr-
heit Gotteshäuser genannt werden könnten. Hoff* also, der
Herr Prälat werde mich hinfüran in dem Fall nicht weiter
treiben . . . Ich haV sonst in meiner Bescheidenheit nun schier
in die dritthalb Jahr mit solcher Bescheidenheit und guetem
Grund gepredigt, dass ich weder von unserm gnädigen Herrn
und Landesfürsten noch von den Verordneten jemals bin ver-
klagt worden: es will mir demnach beschwerlich fallen, so von
dem Herrn Prälaten ungehört an Ehren und an gutem Leu-
mund angetastet zu werden.2
Die Antwort der Verordneten wird den Prälaten wenig
erfreut haben. Nach einigen allgemeinen Bemerkungen, man
hoffe, dass durch ihn als Vorsteher des Gotteshauses Reun
anders nichts als die Ehre Gottes gefördert, Abgötterei und
Missbräuche wirklich abgelegt werden, melden sie, sie hätten
mit Verwunderung und Befremdung vernommen: erstens dass
er allerlei unbedachtsame, ehrenrührige und unbegründete An-
1 Die ,omni exceptione maiores sein wurden und fürgestellt worden*.
* Originalschreiben vom 30. Jänner 1670, Landesarchiv, Protestanten-
Acten.
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313
tastungen gebraucht habe, zweitens dass er den Dienstpersonen
der Landschaft ,ihre habunde Besoldung dermassen vorrücke',
als ob sie von seinen Dargaben unterhalten wurden und diese
also ihm ein Liedlein singen sollen, welches seinen Ohren wohl-
klinge, man könne drittens nicht befinden, dass landschaftliche
Diener, die aus dem allgemeinen Säckel unterhalten werden,
einem einzelnen Landmann dermassen unterworfen seien, dass
jeder ,seines Gefallens mit ihnen zu schaffen habe: weder er,
der Abt, noch zwei oder drei Landleute können für eine ganze
Landschaft gehalten werden, die Gefalle der Abtei zu Reun
stammen zudem aus den Stiftungen frommer Landesfürsten und
Landesherren: was übrigens Reun zur Unterhaltung der Prä-
dicanten beitrage, belaufe sich auf 23 V» Pfennige; daraus könne
man abnehmen, wie billig seine Vorwürfe seien. Was die
Sache selbst betreffe, verhalte sie sich anders, wie er aus
Khuen's eigenem Schreiben, das man ihm beischliesse, ersehen
könne.1
Das war, wie man sieht, noch die Zeit, wo man in den
protestantischen Kreisen des Landes die Hoffnung hegen durfte,
dass man auch die Klöster des Landes für die protestantische
Lehre gewinnen könne.
Wie in den paar genannten Klöstern lagen die Dinge in
allen. Der Abt Bartholomäus von Reun sagt es mit aner-
kennenswerther Aufrichtigkeit, dass der eine Theil der Schuld
an dem tiefen Verfall des Klosterwesens die Prälaten selber
treffe, sonst könnte solche Abalienirung, Verwüstung und Ver-
schwendung bei den Stiften nicht stattfinden; den anderen
Theil der Schuld trage der Staat, der ihnen Bürden auflege,
die sie nicht tragen könnten.
In den Nonnenklöstern lagen die Verhältnisse auch nicht
besser. Schon im Jänner 1534 meldet der Vicedom von Steier-
mark an den Cardinal von Cles: Gestern ist ein Bericht des
Landeshauptmannes hier eingelangt, ,wie sich die Klosterfrauen
zu Mährenberg in ihrem Kloster fast ungeschickt und leicht-
fertig halten, auch ein ungeistlich Wesen führen'. ,Nun ist es
nit allein in diesem Kloster, sondern in andern Manns- und
Frauenklöstern schier überall: nur wenig geistliche Personen,
der Gottesdienst fast abgethan, wie dann zu Reun, da Herr
1 Concept vom 1. Februar 1570 ebenda.
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314
Hippolyt noch Abt zu werden verhofft/ Der Schreiber mochte
auch das erlangen, was später der Hans Ungnad erreicht hat:
die Stelle eines Commendators in Renn: ,Es will ganz von Nö-
then sein, dass man solche Klöster reformirt/1
Und diese Noth wendigkeit war in den letzten Lebens-
jahren Erzherzog Karls ebenso noch vorhanden wie einige
Jahrzehnte früher. Das Schreiben des Nuntius in Graz, An-
dreas, Bischofs von Britonoria, an Erzherzog Karl vom 21. Juli
1586 gibt hierüber die wünschenswertesten Nachrichten: So
1 Es gilt seit den betreffenden Studien Döilinger's, auf denen alle spateren,
auch die von Hurter, Janssen u.a. w. beruhen, als ausgemacht, dass die Geist-
lichkeit vor dem Abfall besser war (Hurtor II, S. 63); dies Urtheil ver-
räth einen grossen Mangel an Kenntniss der einschlägigen Quellen. Ich
will gans absehen, was sich aus den Schriften der Vorreformatoren für
diese Frage gewinnen lägst, und auch nur bei den Verhältnissen hierzu-
lande stehen bleiben. Fassen wir beispielshalber die Jahre 1491—1499
und die Aquilejer Diöcese ins Auge: 1491, September 7. Udine: Jacobus
Valaressus . . . domino Petro Feustlinch archidiacono superioris Carin-
thiae . . . Pervenit nuper ad aures nostras non sine animi displicentu,
quod in districtu vestri archidiaconatus reperiuutur multi presbjteri,
clerici et religiosi, qui dedecus et profe&sionis sue et scandalum recte
vivencium ancillas seu focarias iuvenes et de Incontinentia suspectus
tenent et publicas tabernas vinarias exercent . . . Protocolle der en-
bischödichen Bibliothek su Udine, Bd. XIV, Fol. 502. — 1494, Juli 5:
Die sabbati V° mensis Julii 1494 coram praefato reverendo domino
Hieronymo vicario pro tribunali ad ius reddendum sedente in sala do-
mus S. Antonii de Utino comparuit Joannes filius Pauli Blasutti de villa
Renne dicens et exponens, qualiter proximis diebus . . . dum luderet
ad cartas pro vino super strata publica . . . simul dixit sibi . . . certa
convitia . . . 1499, Jänner 2. Udine: Der Patriarch Dominions Grimanos
von Aquileja erlässt, veranlasst durch das reformbedürftige Leben und
Treiben des Clerus, folgende Statuten: . . . nonnullorum clericorum, qui
variis et diversis criminibus ac delictis fuerunt depravati, honestatis et
sanctimonie via penitus derelicta in lascivie et incontinentiae pelagos se
immerserunt . . . Hiedurch veranlasst, vorordnet er: Nemo ex vobis an-
deat et praosumat in domo sua vel alibi tenere aliquam mulierem iu-
venem vel de Incontinentia suspectam. Selbst die Schwestern müssen
bonae conditionis et fame sein. Kein Priester darf tenere concubinam,
focariam vel aliam feminam cuiuscuuque aetatis, cum qua alias se car-
naliter immiscuerit . . . Wenn Janssen die Dinge für das 16. Jahrhundert
grau in grau malt, könnte man hier leicht eine kohlschwarze Ansicht
gewiunen. Man übersieht in den neueren Darstellungen, dass »wischen
der ,alten* und ,neuen( Zeit eben die Renaissance mit allen ihren Ein-
wirkungen auf das kirchliche und gesellschaftliche Leben liegt.
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315
lange er hier im Lande weile, sei es sein eifrigstes Bestreben
gewesen, fiir die Ehre und das Wohl des Erzherzogs und der
ihm anvertrauten Völker zu wirken. Er habe gemeint, dies
am besten zu erreichen, wenn er die ganz verfallene Sitte
(collapsos mores) und die verderbte Zucht der Klostergeistlich-
keit ,wieder zur Erhabenheit und Heiligkeit der ersten Kirche
zurückfUhre'. Dazu gehört vor Allem, dass man der Heerde
tüchtige Hirten setze. Er habe daher immer und immer den
Erzherzog gedrängt, die ungebildeten und unreinen Priester
abzuthun (reiectis imperitis impurisque sacerdotibus) und sie
durch würdige zu ersetzen. Zu seinem Bedauern finde er,
dass man den Klöstern Stainz und Vorau ebenso ungebildete
als untaugliche Pröpste zugelassen habe, von denen namentlich
der eine mit Lüsten und Lastern befleckt sei (vitiis et libidi-
nibus contaminatum). Noch schlimmer ist das, was über die
beiden Brüder Muchitsch gesagt wird, von denen der eine
Propst in PöUau, der andere in Rottenmann war; beide be-
schuldigt er der ärgerlichsten Vergehen (dudum iam totius in-
temperantiae reos atque adulterii, incestus et sacrilegii). Wer-
den diese Leute Ansehen und Weisheit haben, um des Erz-
herzogs Rechte im Landtag vor den Landständen zu verthei-
digen? Hat ihre Stimme überhaupt ein Gewicht, und gereichen
sie uns nicht vielmehr zur Schande? Eins thue vor Allem
Noth: bei der Verleihung von Pfründen eine besonders sorg-
same Auswahl unter den Bewerbern zu treffen.1
Es mochte also vielleicht auch der Nuntius sein, der den
Erzherzog bewog, die Frage der Einsetzung eines Klosterrathes
in ernste Erwägung zu ziehen. Der katholische Regimentsrath,
wie er bisher bestand, war nicht competent, in Sachen der
kirchlichen Disciplin einzuschreiten, wohl aber konnte ihm
durch die Bestellung einer eigenen Behörde eine Menge lästiger,
höchst unwillkommener Geschäfte abgenommen werden und
der Landesherr selbst dem Vorwurf der Stände entgehen, dass
die nicht katholischen Regimentsräthe zu gewissen Sitzungen
der Regierung nicht geladen werden. Man darf nicht ver-
gessen, dass die Beschäftigung gerade mit diesen kirchlichen
Fragen manchen von den geheimen Räthen bisher in eine
1 Landesarchiv, Beform. Gleichseitig Copie und moderne Abschrift. Unten
Beilage Nr. 11.
Arckhr. LXXXIY. Bd. II. H&lfte. 22
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316
schiefe Stellung gebracht hatte. Es mag hie für statt mehrerer
nur e i n Beispiel angeführt werden, das diesen Sachverhalt er-
läutert. Am Tage zu Brück 1577 erschollen heftige Klagen
über den Druck, den die protestantischen Bürger in Städten
und Märkten zu dulden haben. Die Verordneten erklärten
den geheimen Käthen, sie würden keine Bewilligungen be-
schliessen, wenn die Bedrückung nicht aufhöre, wenn man die
evangelischen Prediger und ihre Predigt in Städten und
Märkten nicht dulde. Bei der finanziellen Nothlage des Erz-
herzogs und der gefährdeten Lage des Landes glaubten die
geheimen Räthe, die Folgen einer Abweisung der Verordneten
nicht auf sich nehmen zu sollen, und so versprachen sie denn,
wie die Verordneten meinten, im Namen des Landesftirsten,
dass die Prädicanten zwar in Städten und Märkten nicht ge-
duldet werden könnten, man aber dagegen nichts einwenden
werde, wenn die Bürger in der Nähe der Stadt bei dem Prä-
dicanten eines Landmannes ihren Gottesdienst suchen. Als
aber der Sturm im Anzug war, als der Kampf gegen das pro-
testantische Btirgerthum begonnen hatte, die Bürger anfingen,
zu den Prädicanten des Adels auszulaufen' und sich auf die
dagegen angekündigten Strafen hin darauf beriefen, dass die
geheimen Räthe ihnen diese Zugeständnisse gemacht und auf
Grund dieser Zugeständnisse die Bewilligungen erfolgt seien,
lehnte der Erzherzog jedes derartige Zugeständniss ah: er
könne sich nicht erinnern, etwas derartiges zugesagt zu haben.
Ambros von Thurn, Georg Khevenhüller und Hans Kohenzl,
von denen der mittlere noch dazu Protestant war, geriethen in
die unangenehmste Lage von der Welt, als die Landschaft auf
ihrem Schein bestand. Kobenzl und Thurn mussten zugeben,
dies Versprechen gemacht zu haben. Kobenzl gerieth auch
später in eine unangenehme Lage, als die Bürgerschaft im An-
fang der Verfolgung ihn um Vermittlung anging. Solchen
Lagen konnte er ausweichen, wenn fttr die Behandlung kirch-
licher Fragen ein eigener, zumeist aus Geistlichen bestehender
Rath eingesetzt wurde. Darum war er der Eifrigste bei der
Sache, als es sich um deren Verwirklichung handelte. Eß
wird zunächst zu erörtern sein, in welcher Weise dieser geist-
liche Rath ins Leben treten sollte.
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3. Die Frage der Errichtung eines Klosterrathes
für Innerösterreich.
Am 22. December 1567 hatte Maximilian IL seine ,Ge-
neralreformation und Ordnung auf die Klöster in Oesterreich
unter und ob der Enns' erlassen. Er hoffte hiedurch, den
zahllosen Gebrechen im Klosterwesen beider Länder Einhalt
zu than. Eine Commission hatte kurz zuvor einen eingehenden
Bericht über die Mängel in den Klöstern erstattet und nament-
lich zwei Hauptgebrechen feststellen können: ,der Prälaten
and Religiösen Unwirthschaftlichkeit und Unordnung, sodann
der weltlichen Rentmeister grosse Eigennützigkeit'. Sollte
diesem Uebel nicht bald gesteuert und eine Ordnung, starke
Handhabe und Execution vorgenommen werden, so wird mehr
Schaden als Nutzen aus den Visitationen erwachsen. Eine
Reformationscommission entwarf nun die Reformationsordnung.
Diese hebt in ihrer Einleitung1 die allgemeinen Uebelstände
hervor, die man in allen niederösterreichischen Klöstern finde:
Der Augenschein lehre, dass die Klöster ,an Personen, am
Gottesdienst, an Lehr* und Leben in einen beschwerlichen Ab-
fall gekommen seien; der Zweck der alten frommen Stiftungen
sei nunmehr in sein Gegentheil verkehrt, so dass man jetzt nur
noch wenig Mönche, keinen rechten, sondern nur schlechten
Gottesdienst, keine Lehr' und Zucht, dagegen ein ärgerliches
Leben, Pracht, Unzucht und Verschwendung finde, viel mehr
als sonstwo in der Welt*. Der ganze Klosterstand ,sei zu einer
weltlichen eigennützigen Herrschaft missrathen* und dies nicht
ohne Verschulden der Ordinarien und Visitatoren; die alten
Klosterregeln würden ebensowenig wie die Statuten und heil-
samen Canones beachtet. Zwar habe schon Ferdinand I. viele
ernstliche Versuche gemacht, mit Hilfe der Ordinarien diese
Dinge zu ändern und ,allerhand heilsame Reformation und
Ordnung vorgenommen, um dem verfallenen Klosterwesen in
allen geistlichen und zeitlichen Dingen aufzuhelfen'. Um den
bevorstehenden ärgerlichen Abfall und den endlichen Unter-
gang der Klöster zu verhindern, sei er bemüssigt, auf diesem
1 Sie fehlt bei Wiedemann, weshalb sie unten beigegeben ist Beilage 15,
Anschloss.
22»
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318
Wege fortzuschreiten, und zu dem Zwecke erlasse er die Ge-
neralordnung. In dieser werden nun genaue Massregeln über
das Leben der Prälaten, die Ordnung eines regelmässigen
Gottesdienstes, die Thätigkeit der Klostergeistlichkeit, die ,Er-
zigelung' eines tüchtigen Nachwuchses, die Austheilung der
Aemter, die Einrichtung der Klosterschulen, die Benützung der
Temporalien, die Aufnahme von Bediensteten, namentlich aber
über eine ,gesparige' Wirthschaft festgestellt. Es soll nicht
bloss in Essen und Trinken und in der Kleidung, sondern auch
in der Aufführung von Bauten in verständiger Weise Mass
gehalten werden.
Am 23. December 1567 wurde die neue Ordnung ,den
Landeshauptleuten, Landmarschällen, Hauptleuten' u. s. w. bis
zu den Bürgern herab publicirt und ,den Commissären ein Ge-
neralbefehl ertheilt, wie die Reformation im Einzelnen durch-
zuführen sei'.1 Eine neue Behörde — der Klosterrath — wurde
eingesetzt, um die Durchführung dieser Ordnung zu über-
wachen.
An diesen Klosterrath knüpfte man nun auch in Steier-
mark und Innerösterreich überhaupt an. Diese Klosterordnung
war ja auch schon vordem in innerösterreichischen Klöstern
nicht unbekannt. Wo, wie in Reun unter dem tüchtigen Abte
Bartholomäus, auf Zucht und Ordnung streng gehalten wurde,
mag sie wohl auch beachtet worden sein,8 aber eine allgemeine
Werthschätzung fand sie nicht. In demselben Jahre, als in
Wien der Klosterrath eingesetzt wurde, hatte Erzherzog Karl
eine schwierige diplomatische Mission im Auftrage Maximilians II.
in Spanien zu erfüllen, die ihn fast ein Jahr von diesen Dingen
ferne hielt, dann kamen die schwierigen Aufgaben der Defen-
sion des Landes, die langdauernden Streitigkeiten mit dem
protestantischen Herren- und Ritterstand, die zu den Pacifica-
tionen von Graz 1572 und von Brück 1578 führten. Vor und
nach dieser Zeit war Erzherzog Karl eifrig bemüht, dem wei-
teren Verfall des Klosterwesens Einhalt zu thun, aber er that
dies durch eine Reihe von Einzelnbestimmungen, die nicht
1 Die Einzelnheiten bei Wiedemann I, S. 193.
8 Sie findet sich handschriftlich in Renn, s. Weis, Handschriftenveraeich-
niss der Stiftsbibliothek zu Reun im 12. Jahrgänge der Beitrage sor
Kunde steiermärkischer Geschichtsquellen, S. 30.
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319
selten ihr Ziel verfehlten, in vielen Fällen von den Verordneten
des Landes angefochten wurden. Erst 1586 kam die Frage
einer allgemeinen Klosterreform für ganz Innerösterreich zur
Verhandlung. Am 25. November theilte Erzherzog Karl den
katholischen Regimentsräthen seinen Entschluss mit, einen geist-
lichen Klosterrath, wie er in Oesterreich bestehe, einzusetzen.
Er habe mit Missfallen bemerkt, dass sowohl in Steiermark,
als auch in Kärnten und Krain nicht blos der ^gestiftete Gottes-
dienst in Verfall gerathe und die Klosterregeln nicht beachtet
werden, sondern auch in politischen und weltlichen Angelegen-
heiten der Klöster so übel gehaust werde, dass, wenn nicht
neue Mittel und Wege vorgenommen werden, die Klöster,
Pfarren und Beneficien ganz zu Grunde gehen müssten'. Die
geheimen Räthe mögen erwägen, wie der Klosterrath einzu-
richten und aus welchen Mitteln er zu erhalten wäre.1 Die
katholischen Regimentsräthe fanden die Absicht des Erzherzogs
vortrefflich. Ihre Ausführung sei zur Erhaltung des gestifteten
katholischen Gottesdienstes und zur Verhütung alles zu besor-
genden Abfalls und Unterganges geradezu nothwendig. Es sei
zunächst nur nothwendig, sich mit den Ordinarien ins Einver-
nehmen zu setzen: In Betracht kommen vor Allem Salzburg
und Aquileja. Im Verein mit ihnen könnte eine Reformations-
ordnung entworfen werden. Der zu errichtende Rath wird
ausser dem Präsidenten und Kanzler drei Assessoren, einen Se-
cretär, Expeditor und einen Schreiber zählen müssen. Die Be-
soldung des Klosterrathes werden die Klöster, Pfarrer — so-
weit sie bessere Pfründen innehaben — und Beneficien umso-
mehr auf sich zu nehmen haben, als die ganze Einrichtung
ihnen zum Besten gereicht. Sollten die Ordinarien ihre Mit-
wirkung verweigern wollen, so müsste die Vermittlung des
Papstes angerufen werden.2
Am 14. December verlangte Erzherzog Karl von dem
Vicekanzler Wolf Unverzagt in Wien eine Abschrift der Kloster-
rathsinstruction Maximilians II. und den Stand der Klosterräthe
und der ihnen zugetheilten Beamten.8 Zehn Tage später sandte
Unverzagt seinen Bericht ein. Dieser ist auch nach der Seite
1 8. Beilage Nr. 12.
9 Graz 1686, December 2. 8. Beilage Nr. 13 b.
1 Beilage 14.
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320
hin interessant, dass er einen geschichtlichen Ueberblick über
das Entstehen des niederösterreichischen Klosterrathes gibt.1
Wir erfahren, dass es der ,alte Gienger' war, der ,die Feder
angesetzt hatte' und die Generalreformation verfasste. Der
gegenwärtige Status des niederösterreichischen Klosterrathes sei
derart beschaffen, dass er ausser einem Präsidenten, dessen
Stelle augenblicklich nicht besetzt sei, drei oder vier Kloster-
räthe umfasse, die sich in den wirthschaftlichen Dingen aus-
kennen. Die Besoldung eines Jeden belaufe sich auf 200 Gul-
den. Mit Ausnahme des alten Preu seien es insgesammt jüngere
Leute. Sie haben zwei Secretäre zur Verfügung, von denen
ein Jeder mit 200 Gulden besoldet ist, dafür aber die Schreiber
bezahlen müssen. Die Besoldung würde aus den Verlassen-
schaften der Prälaten und den Contributionen der Klöster ge-
nommen. Ihre Amtsstube befinde sich im Hofspital.
Was die Competenz des Rathes betrifft, sagt Unverzagt,
,er habe keine fundirte Jurisdiction, um auf die Beschwerde
des einen oder anderen Geistlichen hin gegen die Laien mit
Mandaten oder Befehlen einzuschreiten'. Sie arbeiten hierüber
nur ihre Gutdünken aus und geben sie an den Hof, sie ver-
theidigen die Gerechtigkeiten Ihrer Majestät und der Geistlich-
keit auf Grundlage der ,alten BriefF, dann der geistlichen Vi-
sitationsbücher, aus denen sie ihre Fundamente schöpfen, ,bis
Jemand das Contrarium besser docirt'. Es ist also so ziemlich
genau derselbe Vorgang, wie ihn die katholischen Regiments-
räthe in Innerösterreich auch bisher schon geübt hatten und
wie er aus einer ziemlichen Anzahl von Gutachten seit 1587
ersichtlich ist.
Muss es, sagt Unverzagt, zum Recht kommen, so weist
man die Sache an die Regierung zu einem summarischen Pro-
cess, die Revision vorbehalten. In Niederösterreich seien die
Dinge eine Zeitlang so beschaffen gewesen, dass der Kaiser
genöthigt war, selbst einzelne Fälle zu revidiren und sich die
Notwendigkeit ergab, die ,Regierung mit Katholischen zu
stärken*. Jetzt sei das weniger Noth. Sieht man übrigens bei
Hof, dass den Katholischen Unrecht geschieht, oder dass man
sie unnützer Weise mit ihren Processen in die Länge zieht, so
hilft man durch Hofbefehle nach, unter Umständen durch per-
1 Beilage 16.
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321
sönliche Vorladung und durch Straffälle. Stirbt ein Prälat, so
verhängt der Elosterrath entweder die Sperre über die Hinter-
lassenschaft, oder die zunächst weilenden geistlichen oder welt-
lichen Commissäre thun es Namens des Kaisers. Sie besorgen
auch die Inventare und haben namentlich auch die Aufsicht
über verdächtige Geistliche.
Mit der Errichtung des Klosterrathes hatte es seine guten
Wege. Die Verhandlungen schleppten sich sehr langsam fort,
ohne dass man sieht, an welchen Dingen sich die Sache stiess.
Am 28. Juni 1587 verlangt Erzherzog Karl von Hans Kobenzl
ein Gutachten über die Aufrichtung des Klosterrathes. Er
sendet ihm, der sich augenblicklich in Wien aufhielt, das ganze
bisher über diese Frage eingelaufene Actenmaterial zu und
verlangt schleunigen Rath, denn die Angelegenheit sei eine
dringende. Je länger man zusehe, desto mehr nehme man
wahr, wie in allem geistlichen Wesen, vornehmlich aber in der
Temporalität, Alles in Abfall komme, daher dürfe diese schlechte
Wirthschaft, die Unordnung und der Abschleif länger nicht
gestattet werden.1
Kobenzl schickte sein Gutachten am 7. Juli ein.2 Es ist
eine Staatsschrift ersten Ranges. Mit Eifer und Nachdruck
tritt er für die unverzügliche Constituirung eines geistlichen
Rathes ein. Schon früher habe er in Gemeinschaft mit den
anderen geheimen Räthen dazu gerathen. Er hatte wie diese
auch, was schon oben angedeutet worden, seine persönlichen
Motive. Zu diesem Rathe haben ihn, sagt er, die beschwer-
lichen Religionshändel bewogen, ,weil es ja unsere Profession
nicht ist, E. F. D* in diesen Dingen viel oder wenig zu rathen*.
Auch hätten sie für ihr Eingreifen bisher von beiden Religions-
parteien schlechten Dank erfahren. ,Ich würde mich meines-
theils,' schreibt er, ,fllr ganz glückselig halten, wenn E. F. D*
mich Zeit meines Lebens solcher Religionshandlungen ledig
Hessen.' Nun folgen seine Rathschläge. Die Hauptsache sei,
die Auswahl solcher Räthe zu treffen, auf deren Gutachten man
einen sicheren Entschluss fassen und eine geeignete Resolution
erlassen könne. Die geistliche Superintendenz hält er daneben
für das Accessorium. Vielleicht lag es an diesem ,Hauptstttck',
1 S. Beilage Nr. 16.
» 8. Beilage Nr. 17.
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322
dass aus der Errichtung eines innerösterreichischen Kloster-
rathes überhaupt nichts wurde, denn man darf wohl vermuthen,
dass der streng kirchlichen Richtung im Lande die geistliche
,Superintendenz' mit nichten ein Accessorium war.
Wesentlich ist der zweite Punkt Man sieht in Kobenzl
hier einen starken Vertreter der Staatsgewalt; man merkt noch
die Fäden, die sein politisches Verhalten in den kirchlichen
Fragen an dasjenige Ferdinands I. knüpfen. Er tritt hier
förmlich als Apologet der Kirchenpolitik dieses Kaisers auf.
Kobenzl selbst habe denn auch stets ein Vorgehen in kirch-
lichen Fragen verlangt, wenn es sich um die Reformation der
Klöster und der Geistlichkeit überhaupt handelte, das dem
jenes Kaisers entsprach. Diese Kirchenpolitik habe er im Hof-
und Geheimrath kennen gelernt und hierüber sich auch aus
den Acten der Registratur, die er seines laufenden Dienstes
wegen ausgelesen', ersehen können. Man habe ihn deswegen
zwar einen ,Heiden und öffentlichen Sünder' gescholten, weil er
seinem Herrn verschiedene Lehenschaften, die man ihm habe
streitig machen wollen, erhalten habe, wie die Propstei Maria
Saal, die Pfarre Villach u. A. Er könnte mit Dr. Fickler's und
des Seckauer Bischofs Memorialen, die seinerzeit dem Nuntius
Malaspina übergeben wurden, darthun, dass er dem Landes-
flirsten ,die Eingebung des Besitzes aller Prämaturen, Pfarren
und Beneficien erhalten und vertheidigt habe'. So habe man
sich dazumal unterfangen, ,der F. D* die Federn auszurupfen'.1
Es lagen wohl also die Dinge so, dass Salzburg, durch die
Eingriffe Maximilians II. in seine Rechte gereizt, dem Landes-
fürsten nicht das Recht zugestehen wollte, die ,angehenden'
Prälaten in ihren Besitz einzuführen. Kobenzl meint, er dürfe
sich nur auf die verschiedenen Gutachten berufen, die er in
Dass hiebei nicht etwa an einen Streit mit den Ansprüchen des Adels
auf gewisse Vogteirechte zu denken ist, darauf deuten, ganz abgesehen
von allem Anderen, schon die Worte ethnicus et publicanus hin, die
einen Sinn doch nur geben, wenn sie im Munde eines Geistlichen sind.
Eher ist aber nach den Andeutungen, die Kobenzl in seinem Gutachten
zum 8. Punkt bringt, an einen Streit mit Salzburg zu denken. Wie
leicht es in Fragen des Patronats zu Streitigkeiten zwischen Salzburg
und Innerösterreich kommen konnte, hat L. Wahrmund, Das Kirchen-
patronatsrecht und seine Entwicklung in Oesterreich II, S. 4 — 6, trefflich
dargetban.
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allen diesen Fragen ausgearbeitet habe, man würde daraus am
deutlichsten sehen, wie er zu der Frage der Errichtung des
Elosterrathes stehe. Um aber nicht der ^Faulheit' geziehen zu
werden, sehe er sich bemüssigt, seine Ansichten hierüber im
Einzelnen darzulegen. Er zählt im Ganzen zwölf Punkte auf,
die im Auge zu behalten seien. Zunächst sei es ein im
Kirchenrath allgemein anerkannter Satz, dass Niemand, wer er
auch sein möge, mit der Kirche und ihren Gütern zu schalten
haben solle. Jenen frommen Kaisern, Heinrich und Fried-
rich, die das doch versuchten, sei es übel genug ergangen, ja
den einen und den andern hat es viel Mühe und selbst das
Leben gekostet. Daher sei denn auch jetzt der F. D* nicht
zu rathen, sich um die geistlichen Güter zu viel zu bekümmern,
sondern vielmehr die Sorge jenen zu lassen, denen sie zu-
kommt, den ,ordinariis locorum'.
Trotz der Richtigkeit dieses Satzes müsse man aber be-
streiten, dass ,solch ius canonicum menniglich insgemain binde'.
Sieht man von fremden Potentaten, namentlich den italienischen,
ab, so haben schon die Voreltern des Erzherzogs das Recht
gehabt, über ,die Temporalia in den Klöstern und bei den
Pfarren nach ihrem Gutdünken zu disponieren' und ,deren
Possess, so oft es zu Fällen gekommen, den angehenden Prä-
laten, Pfarrern oder Beneficiaten zu übergeben und sie hierin
zu schützen'. Im römischen Reich wissen die Kinder auf der
Gasse, was die Kastenvogtei, mit der sie vom Reich belehnt
sind, bedeutet. Freilich sei darauf weniger als auf das uralte
Herkommen zu bauen.
Die ^Inquisition der geheimen Laster' des Clerus gebühre
allein der geistlichen Obrigkeit; wie wenig die weltliche Macht
sich dieses Rechtes anmassen dürfe, habe der Kaiser Constan-
tin gezeigt. Da aber das Anmahnen der Ordinarien durch
Ferdinand I. erfolglos geblieben sei,1 musste er die Sache selbst
1 Die Instruction Ferdinands I. für die Visitationscommissäre in deu
Ffiratenthümern Steiermark, Kärnten, Krain und Görz vom 6. Mai 1536
(Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Steiermark, Fase. I) enthält die Ein-
gangsworte: »Nachdem wir in beständige Erfahrung kommen, wie in den
Manns- und Frauenklöstern sowohl in Spiritualibus als Temporalibus
hin und wieder Übel gehaust, Prälaten und Religiösen zum Theil der
neuen sectischen Religion anhängig und fast durchaus eines ungeistlichen
leichtfertigen Lebens und Wandels sind, so dass alle mönchische Zucht
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in die Hand nehmen und hat eigene Commissäre in die Klöster
und Pfarren geschickt und durch diese nicht blos die Wirth-
schaft in zeitlichen Dingen, sondern auch das Leben und Trei-
ben der Geistlichkeit untersuchen lassen und die Erfolge da-
von den Ordinarien angezeigt. Mit lasterhaften Prälaten ist er
nicht anders verfahren als E. F. D* ,mit dem dritten Abt von
Admont vor dem jetzigen'.1 Hätte man alle Canonisten, ja
den Papst selbst darüber gefragt, er hätte dies Vorgehen zwei-
fellos gebilligt. Dies Recht könne der Erzherzog, wie Ko-
benzl in einem historischen Excurs nachweist, für sich durch-
aus in Anspruch nehmen.
Nur Maximilian H. sei etwas zu weit ,aus den väter-
lichen terminis gegangen'; denn wenn er auch in der Refor-
mationsordnung melde, er wolle damit der geistlichen Jurisdic-
tion nicht nahetreten, und erkläre, er sei zu diesem Vorgehen
durch bedeutende Beweggründe veranlasst worden, so könnten
bei ihnen gefallen ist, da auch der gestiftete Gottesdienst entweder gar
nicht oder doch nur recht mangelhaft, schlecht und säumig verrichtet
und zu dem Allem eine grosse ärgerliche Verschwendung im Einkommen
aus den Klostergütern gespürt wird, Dinge, die sammt und sonders den
Regeln ihrer Klöster und den canonischen Gesetzen zuwider, so haben
wir uns zur Erhaltung des Klosterstandes und der geistlichen Güter ent-
schlossen, mit Vorwissen des Nuntius die Klöster ohne allen Verzug zu
visitiren und darnach eine noth wendige Reformation vornehmen zu
lassen/ Man sieht, wie wenig Grund Kobenzl hatte, das Verhalten Fer-
dinands gegen die Ordinarien besonders zu rühmen. Hier wird wohl
die Zustimmung des Nuntius erwähnt, der Ordinarien aber nicht gedacht
So weit ist hier Ferdinand allerdings auch nicht gegangen, dass er etwa
die schuldbare Nachlässigkeit des Salzburger Ordinariats hervorgehoben
hätte. Im Uebrigen fussen ja auch die Instructionen und Befehle Ma-
ximilians auf denen Ferdinands.
Das ist der Abt Valentin Abel (1545—1568). Wichner, Geschichte von
Admont IV, S. 180: Luther1 8 Neuerung war in das Kloster eingedrungen,
einige Conventualen huldigten der Lehre evangelischer Geistes- und
Fleischesemancipation, und der Abt wurde für seine Person zwar als
orthodox befunden, war aber von schwacher Nachgiebigkeit nicht frei-
zusprechen. Im Juni 1568 erschienen die Untersuchungscommissäre.
Nach Wichner waren aber auch Abgeordnete des Ordinarius dabei. Nach
der obigen Darstellung kann von einer Resignation nicht die Rede sein.
Abel wurde danach abgesetzt; sonst könnte in dem Gutachten KobensTs
nicht von einer wohlverdienten Strafe geredet werden. Auch der Nach-
folger, Abt Lorenz Lombardo, war genöthigt, zurückzutreten. S. Wichner
IV, S. 210.
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es doch die Ordinarien nicht billigen, dass er ,zuerst zuge-
fahren', den geistlichen Rath eingesetzt und ihm die Gewalten
des Ordinarius verliehen habe. Das hätte Ferdinand nicht ge-
than. Freilich fügt Kobenzl auch hier entschuldigend bei, die
Prälaten selbst hätten durch ihre Nachlässigkeit solches mit-
verschuldet.
Es handle sich demnach flir Karl darum, welcher Weg
einzuschlagen sei, der seines Vaters oder seines Bruders; Ko-
benzl meint, es dürfte jenes der Fall sein. Daraus ergibt sich
aber, dass man sich nicht an die Reformationsordnung Maxi-
milians II. ,plösslichen und simpliciter, formaliter und materia-
liter' halten könne. An Stelle dieser werde man sich an die
Instructionen halten, die Ferdinand I. zu unterschiedlichen
Zeiten seinen Klosterreformationscommissären und Visitatoren
gegeben; sie würden nach den von Kobenzl gegebenen Er-
läuterungen abgeändert werden. Unter den Instructionen Fer-
dinands I. sei die letzte, an deren Zustandekommen auch noch
der jetzige Hofvicekanzler Schranz mitgearbeitet, viel ausführ-
licher als die Maximilianeische; sollte sie aber noch in irgend
einem Punkte mangelhaft sein, so Hesse sich dies leicht ver-
bessern.
Davon werden die Ordinarien zu verständigen sein, denen
keine Gewalt und kein Eintrag geschehe; aber man könne auf
deren Zustimmung umsoweniger lange warten, als von dort
nicht viel zu hoffen sei. Denn man müsse sich erinnern, dass
Salzburg sich bemühe, E. F. D* und ihre Nachkommen, ja auch
die Herren und Landleute, die in den Landen Vogteien haben,
um ihre althergebrachten Gerechtigkeiten zu bringen, dass die
Erzpriester es wagen, die Temporalien ihrem Gefallen nach zu
sperren, an sich zu ziehen, zu übertragen und wie Eigenthümer
damit umzugehen. Schon rühme Salzburg sich seines Sieges:
es werde also nicht geneigt sein, auf die Sache einzugehen.
Der Erzherzog könne in dieser Sache um so sicherer vorgehen,
ab auch der Nuntius Malaspina auf seiner Seite gestanden.
Jedesfalls werde es gut sein, sich an den Papst zu wen-
den, denn Salzburg werde es an Klagen in Rom nicht fehlen
lassen und hat ja durch den Cardinal von Hohenembs, den
Vetter des Erzbischofs, viel voraus. Käme es dann zu Pro-
cessen, so könnte das dem Ansehen des Erzherzogs merklichen
Schaden zufügen.
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Das hindere aber nicht, dass man den Erzbischof von
Allem, was beabsichtigt wird, verständige und ihm erkläre, es
seien keine Eingriffe in seine Rechte beabsichtigt. Das Beste
wäre, wenn beide Fürsten einen Rath von sechs Personen ein-
setzen und gemeinsam die Instruction abfassen liessen. Man
würde dem Erzbischof erklären, dass er zu den Kosten nichts
beizutragen habe, da diese von den Klöstern getragen werden.
Kobenzl gibt schliesslich noch einen guten Rath, wie man bei
dem Erzbischof das ,Radl desto mehr laufen machen könne';
man möge erklären, dass man den Rath ,auf s Versuchen' der
F. D* und des Erzbischofs einsetze. Trete er dem Vergleich
nicht bei, so habe man ja noch immer freie Hand. Gehe er
darauf ein, so handle es sich blos um die Bezeichnung der
Personen; wolle er die Sache verzögern, so gebe man ihm drei
Monate Frist; wenn diese ohne Erfolg ablaufen, dürfe der
Erzherzog selbst vorgehen und könne dann die Sache vor Gott
und seinem Gewissen verantworten.
Erzherzog Karl übergab Kobenzl's Gutachten den katho-
lischen Regimentsräthen zur Einsichtnahme. Sie wussten hieran
nichts zu bessern. Die Punkte wegen der Verhandlung in
Rom und Salzburg deckten sich mit ihren eigenen Berichten.
Sie meinten nur, dass man wie Salzburg auch den Patriarchen
von Aquileja werde verständigen müssen, da er eine starke
Jurisdiction in den Ländern der F. D* hat.1 Die Unterhand-
lungen mit Salzburg und Aquileja nahmen allerdings auch noch
in der nächsten Zeit nicht ihren Anfang. Am 17. März 1588
traten die geheimen Räthe auf einen mündlichen Befehl des
Erzherzogs hin zu einer neuen Berathung zusammen. Das Resul-
tat dieser Berathung liegt in einem ,Discurs' vom 18. März vor.
Man behandelte die Fragen: 1. Darf der Erzherzog aus
eigener fürstlicher Machtvollkommenheit, um den schliesslichen
Untergang des Klosterwesens zu verhüten, einen Klosterrath
ins Leben rufen oder nicht? 2. Wenn der Klosterrath ins
Leben gerufen wird, darf er sich bloss mit Dingen, welche die
Temporalität angehen, befassen oder auch allgemeine Fragen
der Religion, also auch das, was mit den Prädicanten, der Pa-
cification u. s. w. zusammenhängt, berathen ? 3. Wo wird der
1 S. Beilage Nr. 18. Schreiben von 1687, Juli 20.
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327
Klosterrath seine Sitzungen abhalten? 4. Aus welchen Mitteln
wird er zu besolden sein?
Die erste Frage wurde dahin beantwortet, dass der Erz-
herzog als oberster Vogt- und Schutzherr der geistlichen Güter
und zumal bei deren augenfälliger Verschleuderung und dem
ärgerlichen Leben des Clerus dies Vorhaben wohl jederzeit ins
Werk setzen könne; es werde sich aber doch empfehlen, wie
dies auch Kaiser Maximilian gethan, bei der Aufrichtung der
Elosterrathsordnung eine besondere Clausel anzubringen, dass
hiemit den Ordinariaten von Salzburg und Aquileja kein Ein-
trag an seinen Rechten geschehen solle. Zugleich könnten auch
die Dinge und die Notwendigkeit der Reform in Rom vorge-
tragen werden.
Was den zweiten Punkt betrifft, so ist der Widerspruch
der Landschaft zu bedenken. Es wird daher die ,Expedition
in religione* wie bisher nur von Hof aus geschehen können,
und zwar auf Grund eines Gutachtens etwa des Bischofs von
Seckau, des Statthalters und Kanzlers, so dass die geheimen
Käthe in Zukunft mit der Behandlung jener Dinge verschont
werden, die allein die Religion betreffen.
Die Sitzungen werden am besten im Hofspital stattfinden
können; von den Regimentsräthen möge keiner zugezogen
werden, denn ein Jeder habe mit seinem eigenen Amt genug
zu thun. Es werden dann die Personen aufgezählt, die zu
brauchen wären: der Bischof von Seckau — es ist der be-
kannte Martin Brenner — wie er hier genannt wird, ein be-
rühmter und nunmehr auch in praxi erfahrener und gelehrter
Theologus, dann der Abt von Reun, der Grazer Erzpriester,
Dr. Fischer und Dr. Gäller, Catta aus Görz, Dr. Wagenring
und Camillo Suardo.
Die Unterhaltung des Klosterraths betreffend wird die
Ansicht ausgesprochen, dass man alle Bedürfhisse befriedigen
könne, wenn auch nur ein Batzen auf ein Pfund Herrengült
von den Geistlichen erlegt würde. Die Einsetzung des Kloster
rathes biete auch deswegen geringe Schwierigkeiten, weil die
Instruction — eben die Maximilians H., auf die man sich dem-
nach doch wieder trotz der Einwendungen KobenzUs stützt —
schon vorhege.1
1 8. unten Beilage Nr. 20.
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328
Wie dem Erzherzog gerathen wurde, liess er nunmehr
ein Schreiben an den Papst aufsetzen, in welchem er die Bitte
stellte, zur Beseitigung des in den Klöstern Innerösterreichs
vorhandenen Missbräuche einen geistlichen Rath nach Art jenes,
wie er in Oesterreich besteht, einsetzen zu dürfen.
Dass nun Erzherzog Karl in seinem Schreiben an den
Papst zum Theile wortgetreu jene scharfen Wendungen über
den finanziellen und moralischen Niedergang des innerösterrei-
chischen Clerus gebraucht, die man in der Generalreformations-
ordnung Maximilians findet, aus der sie denn auch, wie man
den Worten der Concipienten entnimmt,1 herübergenommen sind,8
ist in der That sehr bezeichnend. Man sieht daraus, dass die
in der Einleitung zur Maximilian'schen Ordnung so hart ge-
rügten Uebelstände im Clerus noch immer nicht besseren Ver-
hältnissen gewichen sind. Wie in jener wird über das Ab-
nehmen kirchlichen Lebens, kirchlicher Ordnung und selbst
auch des Gottesdienstes geklagt und hiefUr ebenso wie dort
1 S. unten Beilage Nr. 21. Zu einer Stelle findet sich am Bande auf
einem angeklebten Zettel die Notiz: Bisher hab' ich aus der österrei-
chischen Klosterordnuug . . . genumben und mutuirt, etiam cum tem-
peramento.
9 Wie diese ,Mutuirung* vorgenommen worden, mag folgende Gegenüber-
stellung ersichtlich machen:
Klosterreformation Maximilians II.
von 1567:
Sondern gibt der augenschein
mehr als zu vil zu erkennen, dass
bei disen unsern zeitten aller clo-
sterstand an personen, gottesdienst,
lehr lind leben in beschwärlichen
abfall kommen ist und ganz und
gar aus seiner loblichen einsetzung,
Stiftung und art geschlagen, dass
man in vil klöstern wenig oder
gar keine religiösen auch schlech-
ten gottesdienst, weder lehr noch
zucht, aber sonsten mehr erger-
liehen lebens, pracht, Unzucht und
Verschwendung als etwo mitten in
der weit findet . . . nit ohne sched-
liches gedulden und nachsehen der
geistlichen Ordinarien und visita-
tores . . .
Schreiben Karls II. vom 25. März
1588:
Attestantur vestigia modernts
istis calamitatis turbarumque om-
nium plenissimis temporibus non
solum ecclesias earumque ministros
. . . non solum in vita et moribns
sed etiam sacrornm officiorum . . •
ruinam minitare, ita ut a landsbi-
lium fundatione antiquomm pauU-
tira degenerare ac omnia prorsus ex-
tingui videantur; quoniam si reli-
gionem inspicio doctrinae vel mo-
destiae fere nulla apparent exempla
sed econtra eam vitiorum collaviem,
prodigalitatem et dissolutionem cleri
vivendi normam . . . accedente ni-
mia indulgentia ordinariorum loci
. . . Das sieht doch einer förmlichen
Uebersetzung gleich.
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329
das Verschulden der Ordinarien in Anschlag gebracht. Dar-
aus wird man entnehmen können, dass die Unterhandlungen
mit Salzburg kaum einen guten Fortgang genommen haben
durften, falls solche, woran ja nicht zu zweifeln ist, gepflogen
wurden.
Nun wird der Papst ersucht, einzugreifen. Er möge ge-
nehmigen, dass jener Rath eingesetzt werde, dem die Macht
gegeben werde, Geistliche ein- und abzusetzen und zu visi-
tiren, ohne hiebei das Ansehen der Ordinariate zu verletzen.
Dieser Vorgang sei hierorts schon geübt worden, er möge nun
noch von Rom aus bestätigt werden. Auch an den Nuntius
wird die Bitte gestellt, die Errichtung des Klosterrathes zu
befürworten.
Aber es scheint, als ob die weiteren Verhandlungen ein-
gestellt wurden. Wenigstens trägt das Concept des Schreibens
an den Nuntius den Vermerk: Concept puncto Klosterrath.
Ist derzeit eingestellt.
Welches die Gründe waren, um derentwillen die Ver-
handlungen nicht weiter gefilhrt wurden: etwa die Einsprache
Salzburgs oder die zu starke Betonung des weltlichen Armes,
mag dahingestellt bleiben. Sicher ist, dass es zur Einrichtung
des Klosterrathes nicht gekommen ist. Wie sich die katho-
lischen Regimentsräthe noch in diesem Jahre über Fragen zu
äussern haben, die nun eigentlich dem Klosterrath zugedacht
waren, so findet sich dies auch in den Jahren 15891 und 1590.
In letzterem starb Karl II., und die Regentschaft, die nun für
den minderjährigen Ferdinand IL eingesetzt wurde, hatte viel
schwierigere und dringendere Aufgaben zu lösen, als es die
Einsetzung des Klosterrathes war. Die Jahre 1591 und 1592
sind angefüllt mit schweren Kämpfen, in denen die protestan-
tischen Stände noch einmal den Versuch machen, die grossen
Resultate der Gegenreformation, die Karl II. seit 1581 erreicht
hatte, umzustürzen und den protestantischen Geist und die
Widerstandskraft der Anhänger der neuen Richtung neu zu
beleben.
1 S. unten Beilage Nr. 19.
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330
Die Quellen zur Geschichte des Versuches Karls
den österreichischen Klosterrath, von dessen guten Wirku
er mehr überzeugt war,1 als dies spätere Forscher zug<
auf den niederösterreichischen Boden zu verpflanzen, sind
steiermärkischen landständischen Archive entnommen, doc
hören sie erst verhältnissmässig kurze Zeit zum Bestände c
Archivs. Eine Anmerkung auf dem Titelblatt sagt:
St. Lambrecht abgetreten 1885. In St. Lambrecht bildete
einen eigenen Fascikel. Vielleicht führt die Beschreibung
Titels auf die Herkunft des Fascikels. Oben in der rechten
steht die Nummer 93 eingetragen. Darunter findet sie
Titel des Fascikels: Aufrichtung eines geistlichen oder El
rathes betreffend. Darunter: Item Religionssachen: desto
- j man eben den Closterrath aufzurichten intentionirt war.
■jü 37, R. Nr. 1380. Leider sind von dem Bestände ein
-• yHL Nummern verloren gegangen. Hier finden sich noch La<
4 -.C R« N. 1. Das Schreiben Unverzagtes vom 24. December
I iü (8. unten Nr. 15). Nr. 2. Generalreformation und Ordnun
I 1^3 die Klöster in Oesterreich unter und ob der Enns vom 22
* ..J I cember 1567 (s. unten Nr. 15). Nr. 3. Anbringen der Bis
und Prälaten des Herzogthums Steier vom 27. Februar
Nr. 4. Antwort des Erzherzogs Ernst auf die voranstel
Eingabe. Von demselben Datum. Nr. 5. Eingabe des Bis
und der Prälaten vom 1. März 1592. Nr. 6. Gutachter
katholischen Regimentsräthe vom 21. Februar 1589 (s.
Nr. 23). Nr. 7. a) Schreiben Erzherzog Karls an den
vom 25. März 1588 und b) an den Nuntius von dems
Datum (s. unten Nr. 21 und 22). Nr. 8. Gutachten der n
österreichischen Regimentsräthe über die Aufrichtung
geistlichen Rathes vom 25. November 1586 (s. unten Ni
Nr. 9. Der Herren geheimen Räthe Discurs wegen Aufrici
eines Klosterrathes vom 18. März 1588 (s. unten Nr,
Nr. 10. Das landesfürstliche Decret vom 11. März 1578,
den Geistlichen in Steiermark vollständiger Schutz verh
1 Nullnm in me esse appetitum innovandi aliquid sed saltem in
mitatem antecessorum et arehidneatoa Austriaca, ubi talis proc
modus iam nunc fruetuosissime propagatus est . . . Schreiben K
an den Papst vom 26. März 1588. 8. dagegen Wiedemann, Ge*
der Reformation nnd Gegenreformation in Oesterreich I, S. 2C
*~ oben 8. 319.
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331
wird. Nr. 11. Schreiben Erzherzog Karls an Unverzagt wegen
Einsendung der Instruction für den niederösterreichischen Klo-
sterrath vom 14. December 1586 (s. unten Nr. 14). Nr. 12.
Schreiben Erzherzog Karls an Kobenzl in derselben Sache
vom 28. Juni 1587 (s. unten Nr. 16). Nr. 13. Decret Erzher-
zog Karls vom 25. November 1586 wegen Aufstellung eines
Klosterrathes (s. unten Nr. 12). Nr. 14. Gutachten der katho-
lischen Regimentsräthe vom 2. December 1586 (s. unten Nr. 13).
Nr. 15. Gutbedünken der kaiserlichen Commissäre und Räthe
vom 12. September 1567. Nr. 16. Gutachten Kobenzl's über
die Errichtung eines Klosterrathes vom 7. Juli 1587 (s. unten
Nr. 17). Nr. 17. Gutachten der katholischen Regimentsräthe
wegen Aufrichtung eines Klosterrathes vom 20. Juli 1587 (s.
unten Nr. 18). Nr. 18. Fragmente eines Gutachtens an Ma-
ximilian II. über die Reformation des Regularclerus. Nr. 21.
Zwei Bittschriften der katholischen Geistlichkeit in Steiermark
um Schutz und eine Antwort darauf, undatirt. Es fehlen somit
aus dem ursprünglichen Bestände des Fascikels die Nummern
19 und 20. Von allen diesen Nummern berührt eine grössere
Anzahl die Frage wegen der Errichtung eines Klosterrathes
nicht und wurde daher unten übergangen. Dagegen wurden
unten noch einige Stücke aufgenommen, aus denen die stete
Fürsorge Erzherzog Karls für die Erhaltung des geistlichen
Besitzes bei den innerösterreichischen Klöstern und anderen
Stiftungen und sein nicht geringer Eifer für die Hebung des
Cleruß in sittlicher Beziehung ersichtlich ist. 1 In beiden
Punkten habe ich mich darauf beschränken zu sollen gemeint,
nur ein oder zwei Beispiele vorzuführen, weil sie weniger zum
eigentlichen Thema gehören als die übrigen Nummern. Wenn
ich noch Nummer 9 beigelegt habe, so ist es deswegen ge-
schehen, weil aus ihr ersichtlich i9t, wie wenig Erfolg die bis-
herigen Versuche einer mehr oder minder durchgreifenden
Reform des katholischen Clerus gehabt haben.
1 Ich will hier wenigstens in einer Note darauf hinweisen, dass mir die
ActenstUcke über die beabsichtigte Errichtung des innerösterreichischen
Klosterrathes, nach denen ich schon in Wiener Archiven lange gesucht
hatte, von Herrn Regierungsrath v. Zahn in bereitwilligster Weise zur
beliebigen Ausnützung überlassen wurden, wofür ich ihm an dieser
Stelle danke.
IrchiT. LXXXIV.Bd. U.H&lfte. 23
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BEILAGEN.
Nr. 1.
Die in Land- und Hofrechten versammelten Herren und Land-
leute von Steier an den Kaiser Ferdinand L: benennen einige
Herren und Landleute zur Besetzung des Hof- und Kriegtrathei.
Graz 1564, Jänner Sl.
(L.-A., l.-f. Verwaltung, l.-f. Behörden 557.)
Allerdurchlouchtigster ... E.E.L. verordent ausschuss haben
uns in diser unser versamblung zween bevelch von E. B. M* ausgeundt,
deren datum steen den 4 tag Novembris negstverschinen 63t*a iars, in
welchem E. R. K. Mfc dem herrn landeshaubtman, unserm gunstigen und
gebietunden herrn, desgleichen auch dem herrn vitzdomb und inen den
verordneten ausschüssen gn. auflegen, dass syE. R. E. M* zumfur-
derlichisten ettlich personen aus unserm mittl, die E. E. E. M* zu be-
Setzung derselben loblichen hof- und kriegsraths gebrauchen möchten,
nambhafft machen und benennen wollten, welches sy auf dise unsere
Zusammenkunft angestellt hatten. Darauf haben wir zu geh. Vollziehung
E. R. E. M* gn. begerens die hernach volgenden personen aus unserm
mittel zu baiden ambtern und wierden für nutzlich angesehen, erst-
liehen inE. R. E.M* hoffrath herrn Jergen freyherrn von Herberstain1
und herrn Joachim von Trautmannsdorff, mit denen wir allhie so
vill handien lassen, im fall wo E. R. E. M* sy gn. furnemen, dass sy sich
I. R. E. M* zu dero gn. gefallen gebrauchen lassen wurden. Desgleichen
haben wir auch für teuglich geacht herrn Wolfen von Stubenberg
und herrn Andree von Gloyach, die sein aber derzeit nit allhie, haben
inen aber solches zuegeschriben und versehen uns sy wurden auch auf
1 Ausgestrichen (also offenbar in Betracht gezogen) sind die Namen Hsns
Friedrich Hofmann, Andre von Mettnitz, Georg Seifried von Trüebenek
und Christoph von Teuffenbach.
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333
E.ß.K. Mt gn. ansuechen gehoi*sam laisten, volgends dann in E. R.K. M*
kriegsrath herrn Pankrazen von Windiscbgratz freyberrn, so derzeit Dit
allnie, herrn Adam Pögl, herrn Erasm Stadler, herrn Rueprecht Welltzer,
der auch nit alhie ; darunter herr Adam Pögl und herr Erasm Stadler
sich so vill verneinen lassen, wiewoll sy sich zu solchen wierden untaug-
lich und unerfaren erkennen, dass sy doch E. E. K. M* und E. E. L. zu
gehorsam sich wollen gebrauchen (lassen), welches wir uns zu den an-
dern zweien abwesenden, denen wirs auch erindert, gleichfalls versehen.
Aas disen wird E. E. E. M* zu besetzung des hof- und kriegsraths ett-
lich personen, demselben gn. gefallen nach fürzunemen wissen . . . Graz
den 21 tag Januarij anno 64.
E. R. K. M'
dlemüetigist geh.
N. die landleuth des fürstenthumbs Steier
bei gegenwertigen hoff- und landsrechten
versammelt.
Postscrtptum: Allergn. Khayser haben wir auch herrn Wolfen von
Stuben berg, so nach Schliessung des Schreibens hieher komen, von we-
gen annembung des hofrathsambts unser antwort erzaigt und versehen
uns, wo E. E. E. M' mit ime gn. handlung pflegen lassen, er werde es
E. K. M' zu dero gn. gefallen nicht waigern. Actum ut in litteris.
Nr. 2.
Erzherzog Karl an die Verordneten von Steiermark: sie mögen
etliche zu den Hof- und Regierungsrathsstellen taugliche Per-
tonen vorschlagen. Wien 1564, Deoember 19.
(L.-A., l.-f. Verwaltung, Fase. Ö57.)
Carl ... Edl . . . Wir haben Euer underth. schreiben, darinnen
Ir bittet, dass wir in ersetzung unsers hoffratbs regierung und derglei-
chen ambter E. E. L. in gn. bedacht haben wolten, empfangen und ver-
rers inhalts gn. verstanden und weil wir uns nun zu erinnern, dass weil.
I.E. E. M* unser gn. geliebter herr und vatter hochlöbl. ged., wann sie an
Personen zu ersetzung derselben hoffraths, regierung und dergl. ambter
mangel gehabt oder sich sonsten nit entschliessen könten, die landschaf-
ten ye zu Zeiten ersuecht, iero darzu taugliche personen fürzuschlagen,
so wellen wir dises Euers underth. begerns so wol als der andern unserer
23*
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H 334
i] lando mit genaden ingedenk sein, wie wir dann yetzund den ersamei
I lerten und unsere getrewen lieben Andreen von Gloiach und Georgen
chen der rechten leerer zu unsern angeenden regenten in bedenkung
' erfarenheit und Wissenschaft der landtsbreuch gn. fürgenommen und
1 ches noch hinfüro nach gelegenheit zu thuen gn. gewegen und be<j
seind. Welches wir Euch, denen wir sambt E. E. L. mit gnaden wol
naigt, auf obberüert Euer schreiben zu gn. antwort nit verhalten we
Geben in der statt Wien den 19 tag Decembris anno im 64.
Carolus.
Bernhard Püechler von Weitenegg.
Ad mandatum domini archiduc
proprium
*. I C* H. Kobenzl r.
l £ Nr. 3.
t K* Die Pfarrgemeinde von St. Lorenzen am Hengstberg besch
I ^i sich bei dem Propste Jakob von Seckau über ihren Pfarrer
. «J* thäus Guetman wegen seines unchristlichen Lebenswandels. II
(Orig. Pap. Steierm. L.-A., Spec. Arch. Aus Th. Unger's Nachlass.)
Dem erwirdigen vnd genadigen vatter in gott herrn h. Jac
probst zu Seccau vnd ertzpriester im Pibertall2 vnserm genadigen
gepietunden herrn.
Erwierdiger in got genadiger herr. Nachdem verwichener jar
euer gnaden vngeför zu Wildan durchgeraißt, vnsere zechleut der
chen zusantLorentzen amHengsperg vber vnd widor den erwirdigei
geistlichen herrn Matheus Guetman vnsern pfarber von wegen ß
vncristlichen lebens vnd wandls auch seiner vnordnung der cristenli
ceremonien, des villeicht euer gnaden jn vergeß mochten gestelt h
sollich vnser obligen vnd beschwär angetzaigt, darüber Euer gnaden
dasselbig schriftlich zu uerfassen vnd euer gnaden zu vbersenden b
hen, welchs aber wier also bisher ansten lassenn vnd pösserung bej
verhoflft, des aber mit nichten auch mit dem wenigisten bey jme ni
spiert, sunder nuer je lenger je erger vncristlicher vnd gar tiran:
1 Das Datum ergibt sich aus Nr. 5.
* Piberthal ist das Kainachthal. Der Name geht bis 1103 zurück
gehörte unter das Archidiakonat von Seckau.
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335
durch jme gehandlt vnd gehalten wiert, derwegen wier auss cristlicher
naigung vnd in erwegung auch bedenkhung vnsers armen volckglein vnd
khinder, die wier neben vnd mit jnen zerstreuter vmbgen vnd der gots-
dienst entraten muessen, gleichwie die irrige schaff jn der wuesten an
ain hiertten anß gedrungner not verursacht werden, dises vnser obligen
vnd beschwär euer gnaden zum thails, dan es vnmüglich alles zu ertzel-
len, anzupringen, mit vnderthannigem diemutigen pitten, dasselbig an
verdroß genadigist zu uernemben.
Erstlichen vnd furnemblichst wart er herr pharher seinen standt
vnd pharr gar mit dem wenigisten nit, helt zu uil suntagenn vnd andern
festen khain meß, verordent auchkhain priester, lest wol leitten, aber
khain priester khumbt zu der kbirchen, der den gotsdienst verrichten thut.
Auch halt er die khirchen nit als ain gotshauß sunder erger als ain
ödtgemach oder zimber, darinnen niemandt wonung hat, dan er pech da-
rinnen 1 e u t e r n lassen vnd doch jm pharhoff raumb vnd weit genueg hat, das
solches bey menschen gedachtnus von khainen pharher alhie erhört worden.
Zu dem wan ain khindt zu der tauff getragen wiert, wan es jm nit
gefeilig ist, sitzt er auff das roß, reit auss, last die khinder vntauff-
ter hinwegkh tragen ; pringt mans gen Wildan zu der tauff, so will eis
nit gestatten, das anderßwo tauft sollen werden; jndem tregt man die
khinder hin vnd her, das nit wunder war, das sy also ane tauff stürben
vnd vmb das leben p rächt wurden, wie dan mit ainem khindt schon be-
sehenen ist.
Auch hat er zwen herbst nach ainander vngefar jeden herbst jn die
fonffzehen wochen die khirchen an meß vnd an allen gotsdienst wuest
vnd ödt ligen lassen vnd also das volckh veriert, das gleich schier nie-
mandt gen khirchen get, dan man nit waiß, obschon geleut wiert, ob
schon ain priester bey der khirchen den gotsdienst zu uerrichten verhan-
handen ist oder nit.
Zu solchen hat er verschiner jar an sant Steffanstag den khelch
ab dem altar zu der Wandlung ee, als die hostia auffgehebt, auch
ains mals das meßgewandt des hinder herfur angelegt.
Vnd nach seines hern vattern heim Vrban Guetman sälligen
absterben hat er sich auff ain roß gesetzt vnd auff dem freithoff vmb-
geritten, auch vber seines vatern grab geruefft, mit reuerendo zu melden :
»Steh auff du alter schelbm, iß gleich so woll als jeh, du hast mier doch
nie nichts vergunt.'
So halt er auch vill böse h und t, welche die leut anfallen vnd sche-
digen, das schier niemandt vor jnen zu der khirchen geen dar ff vnd wenn
sich einer jer wert, will er dieselben nuer schlagen vnd erschlossen, auch
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336
wie gewonhait, das jmer ainor ain klinitl vnd etlich hackhl mit jnei
khirchen tragen vnd auf dem freithoff ausser der thir anlainen
er pharher zu zwaymaln, weill das volckh zu khirchen geweßen,
selben khnitl vnd hackhl auff die gassen tragen vnd in ain lac
geworfen.
Zu dem macht er auß dem freithoff ain dratten, * last
roß vnd seh wein darauff halten, damit die thiren, wie oft mans ms
last, wider zerprochen werden.
Er holt anch khain meßner nit, den khainer seines vncristli
tiranisirens halben bey im bleibt, vnd nach dem man ainem meßner
liehen vaschunghannen gibt, oder drey phenning darfur, hat er zu a
hailigen ostertag derselben hannen drey, so im seiner vermain nit
genueg oder gef ellig gewesen, durch die por khirchen herab ob
tauffstain auffhenkhen lassen vnd denselben ostertag das \
wortt dem armen volckh zu uerkhunden ansten lassen vnd die predig
hanen für die handt genomben. Solcher vnd dergleichen auch vil 1
wichtiger tirannischer vncristlicher handlungen phlegt er, das dies(
zu ertzellen vnmenschlichen ; langt derwegen an euer Gnaden vnser i
diemuetige hochvleissig piten, die wollen vns arme veriorte cristei
ainem cristlichen gotsfurchtigen pharher, das durch denselben die i
schaff! vnd das vnuerstandig jung volckh wider nach aller cristlicher
nung gewaident vnd zu der eer vnd forcht gottes gewisen vnd ge
werde, versehen, dan wier disen jetzigen pharher hern Matheus Guel
khains wegs zu pharher haben wollen, dan weniger pösserung bey
als ainem haiden oder turekhen zu uerhoffen ist, trostlicher zuoert
euer gnaden werden vns in gnaden bedenckhen vnd auf das furderli<
nach euer gnaden gelegenheit Verordnung thuen, damit die phar mi
nen andern tauglichen pharherrn besetzt werde, dan wier dißen pharl
mit nichten haben wollen. Wouer wier aber mit dißem pharher w
belestigt vnd mit khainem anderm von euer gnaden verordent vnd
sehen möchten werden vnd er sich mit gwalt weiter eindringen vnd
euer gnaden als sein obrigkhait nit geben wolt, muesten wier ander
für die handt nemben, des wier vill liebor vberhaben sein wolten, ds
sich riembt, er erkhenn euer gnaden nit für sein herrn, der herr laj
hauptman sey sein herr. Indem wier vns dan als arme Cristen h
vnd alweg vmb gwerunde versehung vnd Verordnung euer gnaden g
vnderthanigist vnd gehorsambist thuen beuelhen.
1 Der ,trat' ist jenes Stück Feld, das für den Viehauftrieb benützt w'u
Brachfeld.
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Genadiger herr, auch haben wier euer gnaden zuuor jn jüngster
vnser suplication euer gnaden aufpracht, wie das vermelter herr pharher,
als man ain todte leich zu der bestättigung pracht, die personen, so die-
selben leuch belait, als sy jer gepet zu thuen bey tag jn die khirchen
gangen, dieselben also jn jerem gepet in der khirchen verspert, ha-
ben sy auß wollen, anß der khirchen prechen muessen.
Auch ist er pharher vns samentlichen trolich auf leib vnd leben,
rerhoffen euer gnaden werden vns desselben versichern vnd solche tro-
nngen abstellen, wouer aber sollichs durch euer gnaden Verordnung nit
abgestelt möchte werden, mneste sich jeder seines leib vnd leben zu
schermen verstehen, wie er khundt oder mocht.
Zudem haben wier gleichwoll stilstand gehalten, aber vnsere ge-
sandten euer gnaden auch antzaigt haben, das er pharher ainhasenjn
die khirchen lauften lassen vnd mit sein hunden gehetzt, das man
vber etlich tag nach demselben geiaidt die har vnd gantz schiehel vom
hasen palg jn der khirchen gefunden hat. Thuen uns hiemit E. G. ganz
nnderth. bevelchen.
E. G. underth.
N. u. N. die ganz pfarmenig zu S. Lorenzen
am Hanflrsthar&r.
am Hengstberg
Nr. 4.
Auszug aus der Beschwerde der Pfarrgemeinde St Lorenzen.
(8. Hr. 3.)
(Ebenda, ans Th. Unger's Nachlas«.)
Vermerkhung vnd austzug der articl, so khlagweiß durch die
gantze pharmenig zue sandt Larentzen am Hengsperg wider ierigen
pharer daselbst sich beschwärt.
1. Erstlich wie der pharrer ain vncristlichs vnd th iranisch vnd gar
vnausstelichs leben fueren soll.
2. Das er am suntagen vnd andern festen khain mess lessen thuet
oder last.
3. Das er die khinder, so zue der tauff gepracht werden, vngetauff-
ter 3 oder 4 tag vmbtragen last.
4. Hatt jm herbst jn 15 wochen khain mess gehalten.
5. Das er auß der heyligen meß dem spott traybt, dem khelch
Tor der hostien eleuiert vnd das hintere am meßgewandt herfurkhertt.
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6. Das er aufif dem freythoff weiniger1 vmbrenen thuett.
7. Das er paß hnndt hatt, die die leudt, wan sie gen khirchen gen,
anfallen thuen.
8. Das er khainen geselpriester heldt auch khainen mesner.
9. Der freythoff ist sein sawtraten etc.
N. vnd N. die gantze pharmenig
tzue sandt Larentzen am Hengsperig.
Orig. Pap. mit der Aufschrift »Scriptura d. Jacobi praepositi Nr. 6 W.*
im steir. Landesarchiy. Acten die Pfarre s. Lorentzen am Hengstberg be-
treffend. (Das Actenstück ist von des Propstes Jakob Waschel eigener Hand.)
Nr. 5.
Propst Jakob von Seckau bestimmt den Zechleuten von StLo-
renzen einen Termin zur Verhandlung wider ihren Pfarrer.
(8. Hr. 3 und 4.) 1565.
Jacob von gotes genaden brobst vnd ertzpriester zu Secca. Ersam
lieb freundt. Nachdem euch gnuegsamb ohne zweyfl beweist ist, welcher
massen jer euch als gantze pharmenig vor vnß (vber euern pharer hern
Matheußen Guetman) beschwärt vnd bekhlagt habt seines und seiner
pharrerampts halben vngepurlichen Verhaltens: darauff wier euch dem
23 tag ditz monats Januarij sampt dem pharer alber gen Secca für vns
tzue erscheinen bestimpt haben, so hatt vnß oben gedachter euer herr
pharrer diemittig schrifftlich gepetten (pilleicher vrsach halben) ainen
weyttern tag mit gnaden tzue tzuelassen: das wier jme auch nicht ab-
schlahen haben wollen vnd bestimen euch hierauff für den ob benenten
tag dem mitich nach vnser frawen liechtmeß tag , das ist der 7* tag
khunfftigs manats Februarij alhier für vnß tzuerscheinen : dartzuejer
auß euerer mitten 2 oder drey tzue uerfuerung vnd handlung gegen
gedachten euern pharrer vorordnen wellett: soldt das die pillikhajtt tzwi-
schen euer gehandlett werden. Das haben wier euch der glegenhajtt
nach antzeygen wellen vnd euch darnach tzue verrichten wist: damit
gottes gnad mit vnß allen. Datum Seccau.
Concept. Pap. mit der Aufschrift: ,Den ersamen N. den tzechmaysteni
der khürchen tzue sandt Larentzen am Hengsperg (an statt gantzer pharme-
nig daselbst) tzue vberantwartten' im steir. Landesarchiv. Acten die Pfarre
8. Lorenzen am Hengstberg betreffend. (Von des Propstes Jakob eigener Hand)
1 Vom Weine berauscht.
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339
Nr. 6.
Erzherzog Karl an Seyfried Egkenperg: gebietet ihm, von dem
Verkauf ,der Egkenpergisehen Stift* abzustehen, da es nicht
gestattet sei, ,Gott zugeeignete Sachen1 zu verkaufen. Graz 1568,
März 5.
(Orig. L.-A., Ref. Eggenberger Stift.)
Carl . . . Getreuer . . . Nachdem uns fürkhumbt, dass E. E. L.
dises unsere furstenthumbs Steyr mit dir in handlung steen solle, die
vermainte Eckhenpergerisch stifft albie sambt der behausung an sich
kaufweis zu bringen und wir jemand Sachen, die ainmal gott zugeaigent
sein, zu verkaufen nicht gestatten khonden, so ist hiemit unser ernstlicher
beyelch an dich, dass du solchen angezogenen kauf, er sey geschehen oder
nit, alspaldt absteest. Daran volziehst du unsern entlichen willen und
gefellige mainung. Geben in unser statt Grätz den fünften tag Martii
anno im 68*0.
Gommissio Serenissimi domini archiducis
in consilio.
Christ. Ursennpeckh zu Potschach ritter.
Christofif Buser v. Ball d.
Paul Freiherr von Tannhausen
Statthalter am bts Verwalter.
B. Walther d.
canzler.
Siegel aufgedr.
Unserra getreuen lieben Seifriden von Egkhenperg.1
Nr. 7.
Bericht des kirchlichen Visitators Albert Gemshorn an den Propst
von Seckau über den Pfarrer Th. Saltzburger in Obdach, ddo.
1569, Mai 1.
Thomas Saltzpurger plebanus in Obdach.
1 An demselben Tag geht ein landesfttrstliches Decret an die von Graz,
sich unverzüglich zu äussern, ,nus was gerechtigkeit sich gedachte
Egkenperger gemelts Stifts unterfangen*. Ebenda in duplo. S. hierüber
R. Peinlich, die Egkennperger Stifft zn Graz im 15. und 16. Jahr-
hundert. Ein Beitrag zur Culturgeschichte und Topographie der Stadt
Graz. S. 44.
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340
Sein ausbleiben. Entschuldigt sich, daß ehr khein gseUpriester hab.
Nihil est.1
Sein gesellprister hab sich priesterlich gehalten, hat khein formata
bej ihm gesehen. Nihil est.
De moribus.
Hab ehr aynen khranz auf die khanzel tragen, mag sein, vnd ain
schlaffhauben vber alther, daz ist ehr bstanden.
De doctrina.
Sacramenta duo habet, confessns est, baptismum et altaris, non
plura. Missam celebrat moreNorimbergensium, thaufft deutsch aufNurn-
bergerisch.
Aquam benedictam non inuenit ab antecessoribns suis, ut habetur.
Non habet s. crisma.
Die paurn sagen, sie werden blindt daruon ahn den äugen.
Communicantes habet circiter 4000 et nullus sub vna specie. Ex-
tra misam confitentur omnes simul et in summa; ille seruat ritus ecclesie
Norimbergensis.
Habet vnum calicem.
Quando ipse celebrat, non admiscet aquam.
Celebrat in vno die duas missas.
Libros habet Augustinum, Ambrosium, Ghrisostomum.
Folgt die Examination des Pastors Dionysius Raymer in Weissen-
khirchen.
Am Schiasse von anderer gleichzeitiger Hand: Examinati per d. m.
Albertum Gemshorn (Steinshorn). An der Anssenseite des Actes: 1569,
May 1.
Orig. Pap. unter den Obdacher Acten im steir. Landesarchiy.
Nr. 8.
Brief des Pfarrers Thomas Salczburger von Obdach an den Propit
und Erzpriester Lanrentins zu Seckau ddo. Obdach 1569, Ok-
tober 15.
Hoch erwirdiger jn gott genediger vnnd gebiettunder herrl Euer
genaden sein mein vnnderthenigist willigiste diennst jn allen gehorsam
yeder zeitt zuuar. Neben hertzliches winschen von gott durch Christum,
waß E. G. diennstlichen lieb ist an leib vnnd seel, als meiner von gott
1 D. h. diese Ansflncht hat keine Giltigkeit
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341
für gesetzter obrigkaitt, auch mein andecbtig gebett zu gott durch Chri-
stum mitt der gemain gottes vmb zeittlichen vnd ewigen schätz mitt hilf
seiner genaden zuuor erscheinen. Amen. Hoch vnnd erwirdiger herr!
Eretlichen ist mein diemuttigeO anlanngen, E. G. wollen mir ditz mein
schreiben nicht jn argen verstehen oder aufnemen vnd fuege E. g. zu uer-
nemen jn allen gehorsam, dass ditz monath den 1 2 October meiner phar-
man ainer mitt namen Leypolt mit ainen erlege en khindlin ankhnmen
ynnd zu bestettigen begertt. Nach aller besichtigung volzogen vnnd also
die erbärmliche erligung auf bayden seytten befunden. Nu jst die fraue
wilhg alles zu gedulden, waß man jhr in straffung auffladen woltte, aber
jr man wil durchauß endschuldigt sein vnd khain straff annemen, so
doch die fraue auf jr aitt schwertt, jr soy nicht beweist, wie das khind-
lin in das bett khumen sey, mitt vermeldung, jren man haben die zenth
wehee gethan, vnd er selber zaigtt es auch also an, sy die fraue sey vor
sein schlaffen ganngen vnnd das khindlin jn die wiegen jn gottes namen
nider gesegnett, darnach vber lanng sey er auch zu jr ins betth khemen
nuid nach sollichen jn jren bayden schlaffen ist das endlichen gesche-
hen den armen khindlin, so das eltter ist bey 18 wochen. Nu hatt mich
genediger herr gentzlichen für guett angesehen ausser E. G. nichtz dar-
inne zu handien. Seindt gleichwol khumen, ich solle sy öffentlicher
straff begeben, sy woltten mir 2 phundtner taller geben ; des mich ge-
weigeret mitt der vermeldung, jch wolle meiner furgesetzten obrigkaitt
ratt darinnen heben. Daz ich also genediger herr also hiemitt thue durch
meinen aignen botten; waß nu E. G. darinnen ornung machen vnnd
schaffen, dem will ich mitt vnderthenigkaitten nachfolgen, dan wir ar-
me stiglhupffer1 vnd geypriester thein gar balt vnnd ist gschwintt
gschechen, das man nach vnnser leben greifft, den die pauern jn meiner
pharr edlich mal also jnnen furgenumen, sy wollen die zehen gebott auf
ein khnitl schneyden vnd auff den kopff schmeissen ; wie ein grob fich
haben sy ein zeitt gelebt. E. G. mugen mir glauben, cum reuerentia vor
E. G., dass ich al mein tag auf khainen artt gewest bin, auch niemals
hören sagen, da ehebruch vnd huererey so vberflissig ist, als da jn dieser
meiner pharr; derwegen all jre reden, wan man solliche laster strafft,
vnnser pharrer wirts nicht abbringen, lest gott vnnder seinen himel ge-
schehen, warumb nitt er auch. Es khans weder khunig noch khaiser ab-
bringen vnnd sagen, jch werde jnnen khnecht vnd diernen vertreiben,
1 Stigelhnpfen (im Schere) auf dem Lande viel hin- und hergehen, wird
von den jungen Geistlichen gesagt, deren frischere Beine für die cura
animarum vorzüglich in Anspruch genommen wurden.
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342
ich muß jnnen als dan jr arbaitt helffen richtten, sy wissen nich
zu arbaitten. Derwegen genediger berr wil ich E. 6. als meinen
digen herrn vnnd vatter anrueffen, hierinnen mich gnettlichen ber
getrosst bin, damit die genad gottes mitt E. G. vnnd vns allen
Datum Obdach den 15 October anno 69.
E. G.
vnderthenigister dienner vnd ca]
Thomas Saltzburger
vt supra m. p.
Orig. Pap. mit aufgedrucktem Papiersiegel unter den Obdachei
im steir. Landesarchiv.
• i - ■ (Aus Th. Unger's Nacblass.)
g Li
1*3
Nr. 9.
Erzherzog Karl an den Bischof von Gurk und die Domp
Lorenz von Seckan und Karl von Gurk: Befehl, sich nach ]
dorf zu verfugen, den dortigen Propst abzusetzen und ff
Einsetzung eines anderen die nöthigen Schritte einzulei
Graz 1573, October 3.
(Orig. L.-A. Steierm., Fase. Kärnten.)
Erwierdiger fürst . . . Nachdem der bisher zu öberndorf ;
Kärndten geweste probst seines hochergerlichen sträflichen verbr
halben mit urtl deponiert worden, derenthalben dann die unvern
lieh notturfft erfordert, ain andere wol geschickte taugliche erbarm
stenliche person an sein stat dahin zum probst zu verordnen: so if
nach unser gn. bevelch und begern, dass ir euch one alles verziel
ment oder mehrerstails dahin geen öberndorff verfüegen und alles s<
yleiss erkhondigen, ob daselbsten under denen conventualen ain
wolqualificierte person vorhanden und im fall eine zu finden, da
vent dahin halten und vermanen, dass sy dieselb zu irem probst*
nemen und erwellen, doch iro die gewondlich pflicht nicht thuen,
uns sollicher irer erwelung neben Euer bey demselben erwellten s(
lieh berichten und unsers vernern bschaidts darüber, den wir inei
alsbaldt bey demselben erweiten zuschreiben wellen, erwarten.
Wo aber daselbst im convent kain solche taugliche pereon vi
den, so wellet ir samentlich alles getrewen vleiss nach gedenken, oi
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343
in euren des von Gurgg und Seccaw clöstern oder an andern orten eures
ordens jemands solcher furzubringen und uns denselben alsdann unver-
züglich mit eurem ausfuerlichen rath und guetbedunken nambhafft
machen.
Und da ir daselbsten oder sonsten auch niemandts tauglichen finden
wurdet, so wellet uns Euer guetbedunken eroffnen, ob wir nit den ertz-
briester im Santhal Polidorum von Montegnana, den hievor schon das
convent daselbsten zu öberndorf darzue postuliert oder aber den probsten
im Saal Niclassen Corrett, die Euch bischove zu Gurgg baid wol bekant
sein, furnemen und promoviren mochten.1 Dann uns je nit gemaint, je-
mands darzue zu lassen, so dem gotshauss der notturfft nach nit vorsteen
könnte oder bey dem man sich solcher ergernuss, wie sy ain zeit lang
daselbst im schwung gewest zum wenigisten zu versehen nette. Derhal-
ben so wellet von Sachen in ainem, andern und dritten weeg getreulich
convereiren und uns alsdann euern ausfuerlichen bericht, rath und guet-
bedunkhen ehist darunder zuekommen lassen. Das begern wir . . . Geben
. . . Gratz den dritten Octobris anno im 73.
Carolus.
H. Kh. von Prossegg
Teitschordensr.
Ad mandatum domini archiducis proprium
H. Vetter.
Siegel aufgedr.
Nr. 10.
Erzherzog Karl an den Dompropst Lorenz von Seckau: Befehl,
lieh zu dem Propst und dem Bischof von Gnrk zu verfügen und
ihm in seiner Handlung an der Seite zu stehen. Graz 1573,
October 3.
(L.-A. Steierm., Fase. Kärnten.)
Ersamer . . . Unser gn. bevelch ist an dich, dass du alsbaldt mit
belügenden unserm schreiben an den bischofen auch propsten zu Gurgg
1 Die beiden Pröpste berichten am 25. October, dass Georg Kircbberger,
Pfarrer zu Kappel, tauglich sei. Der Convent ging darauf nicht ein,
weil er dem früheren Propst schlechten Gehorsam erzeigt. Sie stellten
zwei andere vor, die aber nicht tauglich seien.
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344
und dich lauttend gen Strassburg zum bischove reuten, das schrei
antworten und von ime begern, das er den probst auch erfordere
alsdann sainent oder merers thails solches unsere Schreibens inh
vcrxfiglich verrichten wollet. Daran beschicht . . . Geben . . . Gri
dritten Octobris anno im 73.
Carolus
H. Kb. von Prossegg
Teutßchordeusr.
Ad mandatum domini archiducis propi
H. Vetter.
Siegel aufgedr.
Nr. 11.
Der N (i ti tius Andreas, Bischof von Britonoria, an Erzhersog
Anzeige, dass er die Propste Zacharias von Voran und Sei
von Stainz als völlig ungebildet zu einer kirchlichen '
gänzlich untauglich gefunden habe. Dieser sei überdies i
liehen Lastern ergeben. Nicht einmal eine Pfarre könnte
übergeben werden. Trotzdem habe der Bischof von Seckau
sein besseres Wissen Sebastian zu der geistlichen Wurde
tieri Er, der Nuntius, beschwöre den Erzherzog, die 81
Propste! einem würdigen Mann zn übertragen. In Pölla
Rottenmann sitzen zwei nichtswürdige Pröpste. Bitte, b
Auswahl der Personen nicht dem ersten besten Gehör zu
und die Vergabung der Beneficien streng zu überwachen.
1586, Juli 21.
(Gleichz. Cop. L.-A. Reform.)
S^nmissime prineeps. Ex eo tempore, quo mihi primum on
positam ost obeunde apostolicae legationis apud C. V. S. et praet
i>tnnit>its fhis provineiis et ditionibus, itarae comparavi, ut nulla r<
in omni vita magis proposita esset quam ut honori amplitudinique
priinuin inserviain, deinde iisquo adeo omnibus meis curis cogitacic
quß salutora populoium, qui eius iraperio parent, complecterer, utj
quoud «jus fieriposset, quam beatissimi censerentur. Id autem me
qui anteerte experiri posse putabam, si vel cleri hominumque sacri
gionlbua mklictorum collapsos mores et coiTuptam vivendi disciplii
autontatom et sanetimoniam veteris ecclesie revocarem, vel eos, q
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fitae institutum procul ab ecclesiastica ratione abest, exemplo pocius et
cohortationibus quam imperio cum ad capessendas in dies magis atque
magis christianas virtutes allicerem tum, si forte a recta avitae catholi-
caeque religionig semita deflexissent, iis me ad tritam rectae fidei et re-
ligionis viam commonstrandam quasi ducem preberem. Et quoniam ad
haec praestanda nihil magis accommodatum nihilque magis ex usu esse
videbatnr, quam ut boni doctique pastores curae auimarum praeficerentur,
C"" V. S. non destiti hortari atque etiam rogare et obsecrare, ut reiec-
tig imperitis impurisque sacerdotibus peritissimos quosque nulla-
que vitae turpitudine notatos ad ecclesiastica beneficia vel deligeret vel
deligendos curaret. Hinc factum est, ut cum eins iussu in mores et doc-
trinam nescio quorum Zachariae et Sebastiani, quorum ille in Vorau, iste
in Stainz praepositum se rite electum diceret, diligentius inquirerem,
quod utrumque indoctum et ineptum tociusque ecclesiasticae ac
regnlaris disciplinae prorsus rudern deprehendissem et praeterea istum
ipsum Zachariam vitiis et libidinibus contaminatum haud ob-
scüris indiciis tenuissem: hinc factum est, inquam, ut ad C. V. retu-
lerim eos minime dignos videri, quibus non modo dignitates huiusmodi,
quae episcopatus instar sunt, sed ne tenues quidem parrochiales ecclesiae
committerentur. Quod quidem indicium meum, cum scriptum Cni V. reii-
qoerim, cuius scriptum exemplum etiam nunc mittend um duxi atque in-
dicia inhonestae consuetudinis istius ipsius Zachariae cum sua Za-
charina apud magnificum etc. doctorem Schrantium cancellarium dimi-
serim, satis mirari non possum, quamobrem de integro eadem in re mea
eiqturatur sententia, quandoquidem dissertissimis verbis et Zachariam et
Sebastianum, quos supra nominavi, indignissimos censuerim, quibus tarn
praecipua in ecclesia munera crederentur. Praeterea vero, cum pro mea
antoritate apostolica interdixerim Rev00 domino episcopo Seccoviensi, ne
ullo pacto Sebastianum a me semel reiectum reciperet neve illi manus
cito imponeret, atque ille idem ßev. dominus episcopus Seccoviensis inter-
dictum nostrum non modo libenter agnoverit verum etiam criminatus sit
illum ipsum Sebastianum minus rite parumque ex sacrorum canonum
praescripto, se inscio et invocato electum (quae res ex eins ipsius Revmi
domini episcopi Seccoviensis epistola ad nos, quam cum hac coniunximus,
apertissime approbatur) non possum non dupliciter mirari, eum ipsum
Bev. dominum episcopum tarn oblitum sui tamque dignitatis suae imme-
morem esse ut et apostolica interdicta contempnat et inconstantiae notam
non reformidet, praesei-tim cum quatuor epistolis meis, quorum exempla
in fa8ciculum conieci, a turpissimo laevissimoque incepto eiusmodi accer-
rime hominem deterruerim. Caeterum quantum in me est, tantum abest,
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ut a priori sententia mea discesserim, ut etiam celsitudinem vestrai
nissimam oratam atque absecratam velim, ne patiatur Sebastianun
minus habilem minusque aptum per me declaratum ulla in parte ]
situm in Stainz haerere . . . Postulat hie locus, ut sub hunc dis
meum pro mea perpetna fide . . . illud nequaquam silentio in?oh
que praetermittam multos esse ... qui sub specie simulate sau
Qni. y m faeiütate et humanitate abutantur . . . Nam si vera sun
ad me Graetio proxime allata sunt, in Pella et in Rotmant, opii
nunc regnare nequissimes duos fratres, dudum iam totius intempe
reos atque adulterii, incestus et sacrilegii non in suspicionem
crimen vocatos. Quid aliud dicemus, quid coniciemus nisi istoe
quos in extremas orbis regiones exaetos oportuit peeunia et sord
ipsos redemisse eaqoe loca oecupasse, a quibus propter eorum pe(
scelera vel deiecti iam erant vel certe deiciendi. Et quid significai
«- -- sibi volunt tarn vehementes, tarn acres commendationes, quibus
•*• r- rias et Sebastianus homines propemodum rusticani et per se ign(
*J; in aula C. V™* nituntur nisi peeuniam intercessisse, nisi egregios
I JZ patronos precio conduetos fuisse? Pigebit et pudebit me perpetuo
• ■—, nissimeprineeps, tarn infelicem legatum apudC. V. egisse, si meo t
• •■** et me inspeetante et reclamante illud videro, quatuor viros on
notis turpitudinis insignes inter patres et praelatos Styriai
annumeratos et per malas artes maioribus et opulentioribus digni
fuisse praepositos, quibus perinde nequiter ineubabunt . . . Quid
rumne consilio et autoritate C. V. in conventibus provincialium in
et dignitatem, ut par esset, contra haereticorum impressiones ret
Horum infandissimorum suffragia et voces alieuius ponderis erunt
pocius ad dedecus ignominiamque nostram redundabunt? Horu
stantia et eruditione ecclesiastici ordinis status fuleietur et stab
Horum prudentia, integritate, literis in peragendis legationibus a
cipes et reges utemur? . . . Nihil horum . . . Cum itaque perma
tersit, tum ad exemplum posteritatis tum ad presentis temporis cor
et vitiosam consuetudinem emendandum, tum ad honorem, ad dign
ad salutem C. V. S., ut in tribuendis benefieiis ecclesiasti<
lectus aliquis et is quidem perdiligens habeatur, horto
atque obtestor Cn0m V. . . ., ne sibi in ea re verba dari facile pj
sed multo antea quam beneficia vacua fiant et post etiam advigilel
primis consulto Deo sese ad ea conferenda praemuniat provideati
dulo, ne oves lupis concredantur . . .
Hoc eximiae pietatis et praestantis virtutis exemplum parvul
dinando tantae indolis et in spem tantorum regnorum educando i
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est relinquendum, ut et ipse paternis vestigiis insistens pari pietate, pa-
rique prudentia . . . commissos sibi populos et sapienter regat et felici-
ter tneatar . . . Datum die 21 Julii anno 1586.
S. C. V.
humilis et deditissimus servitor
Joannes Andreas
episcopus Britonoriensis.
Nr. 12.
Erzherzog Karl an die geheimen Bathe, der niederösterreichischen
Lande Statthalter und die katholischen Regiment srät he: Befehl
nachzuforschen, wie die znr Aufrechthaltung der Klöster und
Pfarren im Lande nothwendige Einsetzung eines Klosterrathes
vorzunehmen und woher die Mittel znr Besoldung der Hitglieder
zu gewinnen seien. 1586, November 25.
(Orig. L.A., Fase. 805. Klosterrath.)
Von der F. D* . . . derselben gehaimen rath und n. ö. Lande Statt-
haltern, auch denen andern catholischen regimentsräthen hiemit anzn-
zaigen, I. F. D* haben nun ein etlich iar hero zwar, aber nit ohne sonder
missfellige ganz uugnedige befrembdung mehr als zuvill gn. wargenumen
und gespürt, dass bei villen sowoll in disem I. F. D* f&rstenthumb Steyr
als auch denen andern zwayen landen Kärnten und Crain ligunden clö-
stern und pfarrn durch hinlässigkeit etlicher derselben Vorsteher, nit allein
im geistlichen was die Verrichtung des gestuften hochheilligen gottsdiensts
und observierung der ordensleuth regeln betrifft, sondern auch in politi-
schen und weltlichen vast fibl und dermassen gehausst, dass sich nit un-
zeitig zu befaren, da man demselben unrath und übel nit alsbaldt und
ohne weiters anstellen, durch andere mittel und weg fürkumen, dieselben
clöster, pfaiTn und beneficia unlängBt in ganzlichen abfall und prophanos
usus, welchs aber zum höchsten zu vernieten, gedeyen werden.
Damit aber hierinnen weiter kein zeit versaumbt, sondern zu wirk-
licher abstellung solches besorgenden undergangs ain guete continuirende
Ordnung angerichtet, so waren I. F. D1 gn. bedacht, ainen geistlichen
closterrath, inmassen derselb daussen in Österreich gleichfalls in ge-
brauch, zu bestellen.
Demnach seye hiemit derselben gn. bevelch, dass er herr Statthal-
ter Bambt und neben den andern obgehorten regimentsräthen die Sachen
Arebir. LXXXIV. Bd. II. Hilft«. 24
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in notwendige beratschlagung, wie auch was gestalt nämblichen eil
das andere zu bestellen, woher auch auf solchen fall inen den cl
rathen von ihrer darunder tragenden mühe und sorgfaltigkeit halb
gebürliche ergetzlichkeit zu machen und herzunemen sein mochte, i
denselben umbstendiglich nachgedenken und endlich solches alles 2
nembung der weitern notturfft I. F. D* ausführlich zuekommen 1
solches auch, so vil immer müglich in albeeg zu befürdern geh. b
sein wellen. An dem beschicht merhöchstgedachter I. F. D* gn.
und mainung, denen sy dabei samentlich mit gnaden wollgewegen
Decretum per archiducem 25 Nove
anno 1586.
P. Khuglmann.
£ »5 Nr. 13.
t )— Die katholischen Regimentsrathe an den Enhenog: Die
I 33 Stellung eines Klosterrathes sei heilsam und nothwendig.
. aaJi her seien die Ordinarii daran zu erinnern, dass sie zwei ai
liehe Rathe abordnen, mit den hiesigen Rathen berathscl
und eine Instruction ausarbeiten. Ein Präsident, Kanzlei
drei Assessoren, darunter zwei Geistliche, ein Seeretar, Seh
und Expeditor werden nothwendig bestellt werden müssen.
Besoldung ist von den Klostern und Pfarren zu leisten.
1586, December 2.
(Orig. L.A., Fase. 305. Klosterrath.)
Der F. D* unserm gn. herrn beyügund derselben an die c
sehen rathen gn. erfolgtes decret die spiritualia sowol als tempore
ren in I. F. D* furstenthumben gelegnen clöster, pfarren und ben
betreffend
item was gestalt und woher ain geistlicher rath angestölt n
solt möchte werden, haben sy catholische rath geh. vernumben. 1
zeigen derselben sy unterthanigist an, dass in gehaltner vleissiger
schlagung sovill befunden, dass dis derselben gn. fürnemen nit all
im selb hailsamb, loblich und erspriesslich, sondern auch zu erhaltu
gestifften gottsdienst und zu verhüetung alles besorgenden abfs
Untergangs ganz notwendig ist. Destwegen dann gegen I. F. D* si<
und jede frumbe wolgesinete prelaten, pfarrern und beneficiatei
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349
soliche Täterliche sorgfeltigkeit gehorsambist billichen bedanken sollen ;
dieweil aber das geistlich sambt dem weltlich wesen reformieret und in
ein steiffe, guete Ordnung gebracht solt werden, so wäre der räth underth.
«■achtens in alweeg von nöthen, dass E. F. D* die ordinarios dessen vor-
hero erindern Hessen, sy vermanent, zwo ansehenliche personen hiehero
zu verordnen, weliche mit und neben der von E. F. D* darzue deputierten
räthen nit allein dise im decret vermelte artikel coniunctim in zeitige
berathschlagung ziehen, sondern auch ein Instruction oder Ordnung, wie
sie sich die ernennten räth könftig in irem beruef zu aller fürfallender
gelegenheit verhalten sollen, zu verfassen helfen. Also und auf disen
weg wird den paufalligen gottsheusern citra excommunicationem et con-
scientiae laesionem mit bestandigkeit geholfen und die ordinarii ohne
I. F. D1 praejudicio nit praeterirt.
Sonsten obbemelter geistlicher räth möchte mit ainem praesidenten,
canzler und drey assessorn, darunter in alweeg zwo geistliche personen
sein sollen, item mit einem secretari und Schreiber, auch mit einem ex-
peditor, welcher die registratur darneben versehen wurde, ersetzt werden.
Die besoldung aber auf jetzt gemelte personen möchte von den
elöstern, vermüglichisten pfarrern und beneficien proportionabiliter con-
tribuirt werden, zumall dises allein inen zum besten angesehen und ver-
ordent worden. Im übrigen sein, wie obgemelt, die ordinarii, und wo
dieselben nichts darzue thuen woiten, gar I. B. H* erindert werden (sie).
Und thun I. F. D* sich die catholischen räthe gehorsamist bevelhen.
Actum Grätz den andern tag Decembris anno 86.
Nr. 14.
.An Herrn Unverzagt: wird ein Abschrift von des Closterraths
Instmetion begert.* Gras 1586, December 14.
(Conc. L.-A., Fase. 305, Klosterrath.)
Carl . . . Nachdem wir etlicher sonderbarer bedenklicher Ursachen
wegen von derjenigen Instruction oder Ordnung, wie dieselb I. K. M* und
L. unser* gn. geliebten herrn vettern daussen in Österreich haltunden
closterräthen aufgericht worden, ain abschrift sonders gern haben wollen,
so ersuchen wir dich demnach hiemit ganz gn. bevelchend, das du uns
nit allein von derselben ain glaubwürdige copi uberschicken sondern
auch dabei ir, der closter räth, also auch irer zuegeordneten personen als
secretari und Schreiber, anzall und wer dieselben seien, gehorsamblich
namhaft machen und berichten wellest. Daran erweist er uns ain son-
24*
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350
ders gn. annembigs gefallen und wir sein dir nebens mit gnadei
genaigt. Grätz den 14 Decembris 86.
Schr(anz).
t L l
Nr. 15.
Wolf Unverzagt an Erzherzog Karl: berichtet, ,was es foi
Gelegenheit mit dem Klosterrath zu Wien habe*. Wien
Beoember 24.
(Orig. L.-A., Fase. 305, Klosterrath.)
Durchleuchtigister . . . Auf dero gn. schreiben hette E. F.
die erforderte österreichische closterraths Instruction und ordnunj
alspald uberschickt, ich pin aber wider mein willen darmit aufge
worden, umb dass ich nit zeitt gehabt, dieselb selbst auseinemp
so ich nit gern in andere band lasse, abzuschreiben, tt
aber hiemit E. F. D* geh. überschicken mit erinderung, dieweil c
mals gewesten clostercommissari die ganz sach und reformation v
beratschlagt, verfast und in ein Ordnung gebracht, darunter de
doctor Gi enger selbst die feder angesetzt, dass I. E. M1 inen kai
dere instruetion, sonder allein neben diser Ordnung ein gefertigt
geben, dass sy crafft desselben alles das handien mugen, so zu erh
solcher reformation dienstlich. Also hat man auch durch ein offen
ralbevelch allen geistlichen mandiert, ihr afsehen, volg und gehe
gegen berüerten ciosterräthen zu haben, von welchem gwald und i
ich mit nächster post E. F. Dl abschrift geh. uberschicken will. H;
dise Ordnung allein darumben E. F. D1 underth. zu furdern wollen,
sy nit verwortten (sie) oder E. F. Dl mich fursetzlicher nachles
verdenken. Zu disem werk aber würden E. F. Dl wol dienen, etlicl
gangne beradschlagungen und guetbedunkon, desgleichen I. E. 1
mals ervolgte resolutionen, darein eines und anders examinirt un
ülirt worden; des alles E. F. D* ich furderlichst u herschicken will.
Sonsten halten die K. Ml neben einem praesidenten, der
besoldung hat, aber itzo vaciert, drey oder vier closterräthe, tails d
tails layen, so sich auf Wirtschaft und raitungen versteen sollen
selben einer hat jariieh 200 fl., itzo sein ciosterrath Mathes Pre1
anwalt ein lay, d. Perabosco ein Jurist, d. Schwentner ein cai
zu S. Stephan und d. Ehren; bedürfften zwar wol eines prask
dan si ausser des Prew junge leut sein.
,
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351
Inen helt man zwei secretari, deren jeder auch jarlich 200 fl. hat,
die halten auf iren uncosten diener zum schreiben, der eine ist magister
Gasti, der ander heisst der Lerch.
Meins wissens haben sy umb ier besoldung andere Verweisung nit,
als wann ein prelat stirbt, so nimbt man von dem verlassenen vorrath
oder in mangel desselben aus der geistlichen contribution, desgleichen auch
den canzleicosten und zerung.
Ier rattsstuben und canzlei oder registratur ist inen im kaiserlichen
hofspital deputiert. Sie haben kein fundierte Jurisdiction auf beschwer
eines oder des andern geistlichen gegen weltlichen mit mandaten oder
bevelchen zu procedieren, sondern da etwas dergleichen an sie gelangt,
so bringen sie es mit irem bericht und guetbedunken gen hof, defendieren
Im M* und der geistlichen gerechtigkeiten, crafft der alten brieff, item
der geistlichen Visitation puecher, die sy beihandon haben, daraus sy die
fundament schepfen, bis jemants das contrarium pesser dociert.
Muess es dan zum rechten kumen, wie der neuen evangelischen
gebrauch ist, dass sy alspaldt das recht fürschlagen, so weist mans (wo
nit sondere bedenken im weeg) für die regierung zu einem summarj pro-
cess oder verhör, vorbehalten der revision. Es ist ein zeit heer seltsam
zngangen, daher I. Ml etlich Sachen revidiern müessen und ursach ge-
schepft, die regierung mit catholi sehen zu Sterken. Dar durch wird es
itzt weniger gefar haben; wo man aber zu hof je sieht, dass den geist-
lichen unrecht geschieht und man unnottigs recht von aufzugs wegen
suecht, so handlet man die Sachen von hof aus durch bevelch, do die nit
helfen durch personliche erforderung oder durch peenfal noch gele-
genheit.
Wan prelatten sterben, so ist der closterrath ambt, dass sy aint-
weder selbst zeitlich sperren oder nechstgelegne commissari von geist-
lichen und weltlichen in I. Ml namen verordnen.
Also wird auch auf I. Ml bevelch die inventur, anstellung der ad-
ministration zu kirchen und haus durch sy verricht.
In einsetzung der prelaten und pfarrn desgleichen zu visitatorn
derselben, wan ein argwon umb yemandts furkumbt, werden sy ge-
braucht.
Was dan nach erster closterordnung inen noch und noch von hof
bevolhen worden, das ist durch sondere underschidliche decreta, zugleich
wie die Sachen underschidlich sein, bevolhen worden, davon will E. F. D*
ich auch abschrift schicken, damit es in ein haubtberodschlagung kume,
wo änderst E. F. Dl ein solch werk gn. vor ihr haben.
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353
oder gar keine religiösen, auch schlechten gottesdienst, weder lehr noch
zucht, aber sonsten mehr ergerliches lebens, pracht, unzucht und Ver-
schwendung als etwo mitten in der weit findet und dass also der closter-
standt mit einander zu einer weltlichen aigennützigen herschung miss-
ratten ist, nit ohne schedliches gedulden und nachsehen der geistlichen
Ordinarien und visitatorn, auch wider aller orden regel, Statuten und hail-
samer canones ; welches weil, unser geliebter herr vatter kaiser Ferdi-
nandthochseligistergedechtnuss,alsein loblicher kaiser, kenig und landts-
foret zu christlichem gemfiet gefürt und derohalben mit vorwissen und
zuethun beruerter Ordinarien und visitatorn mererlei visitationes halten
und darauf allerhandt hailsame Information und Ordnung gn. furgenomen
und publiciern lassen, der gewesten hoffnung dardurch des verfallen clo-
sterwesen in geistlichen und zeitlichen dingen wo nit gar nach erster
fundation zu richten doch sonsten zu bessern stand zu befördern und zu
bringen. Dieweil uns nun Sr K. Ml angefangen notwendig aber noch un-
Tollzogen christlich werk zu continuieren gebüert und uns als obristen
adfocaten der kirchen, closter und gottsheuser den vorsteenden erger-
lichen abfall, undergang und verderben unserer closter lenger zuezu-
sehen noch zu gedulden keineswegs gemaint ist, demnach haben wir dem
allmächtigen zu lob, ehr und preis auch zu befurderung des christlichen
gottesdiensts, lehr und geistlicher zucht, desgleichen zu anrichtung gueter
gesperriger Hauswirtschaft und also zu erhaltung und besserung des itzo
rerfallnen ergerlichen closter- Stands und lebens und verhiettung dersel-
ben endlichen undorgangs (doch ohne Verachtung der kirchen auch ohne
Verletzung der geistlichen Obrigkeit, Ordinarien und visitatorn recht-
massigen iurisdiction, sonder zu erweckung ires geistlichen ambts und
inen zu Steuer und hilf) hoch gemeits unsers herin vatters mild. ged. für-
genomne aber wie oblautet unvollzogne Information nach verner gnedig-
lich erclert, erweittert und dise generalordnung, wie es in allen und jedem
Dnsern clostern hinfüran in gemain gehalten werden soll, aufgerichtet,
in mass und gestalt, wie hernach volgt: l
Erstlichen ordnen und wollen wir, dass alle und jede prelatten und mepreutten
ordensleitt bei der hl. catholischen, algemainen christlichen kirchenlehr *^0utdi
glauben und bekantnuss standhaft beleiben und verharren, auch ires Min.
geistlichen standts, beriefs, ambts, profession und pflicht getreulich war-
nemen und vor allen dingen den taglichen gottsdienst mit verstendlicher
1 Von hier ab gedruckt bei Wiedemann, Geschichte der Reformation and
Gegenreformation im Lande unter der Enns I, S. 187, aber moderniairt
und nicht ganz genau; es fehlen einige bezeichnende Sätze.
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354
Den gotts-
dienst täglich
▼errichten.
In mangl der
CODT0D-
tualen durch
weltliche
priesier und
schueler xu
▼errichten.
Besuechung
des taglichen
got »dienst«.
Das« die pre-
latten ein
gnett exempl
geben.
Claidang.
Gnetter
wandl.
Vermeidung
maessig-
gangs.
Uibung und
handarbait.
Wie die con-
sent sollen
gesiglet und
erhalten
werden.
Closter-
ambter-
austaillnng.
volbringung der siben gepettzeitt (die man horas canonicas nennet) and
haltung zum wenigsten aines tagambts der mess andechtig nnd fleissig
vemchten. Da aber solches an etlichen ortten mangei halber an con-
ventualen alspald nit sein kündte, dass doch bis zur stattlicher ersetzung
der convcnt durch weltliche priester und die schueller jeden orts er-
statt werde.
Und damit der gottsdienst in unsern clöstern desto ernstlicher ver-
richtet werde, so wollen wir, dass die prelatten den taglichen gotsdienst
sowol als die conventualen besuechen, dabei erscheinen nnd beleiben und
on merkliche ehehafte Ursachen sich davon nit enteussern, sondern in
dem sowol als in allem andern iren conventualen ein christlich guet
exempl vortragen.
Es sollen sich auch alle religiösen und ordensleütt irs underschid-
lichen erbarn habits gebrauchen, damit ain orden von dem andern, auch
die religiösen von den weltlichen priestern und layen, erkennt werden
mügen und allen prelaten und ordensleutten alle seidene wharen zu tra-
gen genzlich verpotten und am gefiltwerch nit höhere fuetter als mörderen
zuegelassen sein.
Gleicherweis sollen sich alle prelatten nnd religiösen in allen irem
thnn sonst auch eines erbarn, einzognen unergerlichen wandeis nnd We-
sens (wie religiösen gebüert) allezeit befleissen und sich vor dem hoch-
schedlichen müessiggang, daraus vil ublB ervolgt, huetten, sonder die re-
ligiösen nach ausweisung der geistlichen canonen zu embsigem gepett,
vleissigem studiern nnd andern geistlichen Übungen nnd unergerlichen
handarbait angehalten werden.
Und nachdem in unsern clöstern diser zeit maistentails kleine
und zu etlichen gar keine convent funden werden, welches neben andern
auch aus dem ervolgt, dass die prelaten den conventualen wenig nach-
trachten noch vertrauen, auch nit leiden mögen, dass sy nmb irer erster
Sachen und der prälaten regierung wissen sollen, und dann diejenigen
conventualen, die sy gleichwol haben, so schned und ubl halten, dass sy
vor und nach der profession ausspringen und entlauffen, also dass in
allen clöstern gar wenig bedagte, und wie wir bericht werden, gar keine
gelerte religiösen vorhanden seien, dennoch wollen wir allen prälaten
ernstlich auferlegt haben, dass sie sich umb frome, erbare conventualen
mit vleiss bewerben, dieselben nit verachten noch undertrucken, sonder
sy lieb haben und wie vätter sich gegen inen erzaigen, auch die genui-
nen closterämbter, wie von alter her under diejenigen, so jederzeit dazu
tauglich befunden werden, zu irer Übung und merer erfarung austaillen,
und sie neben den weltlichen officiern dazue gebrauchen sollen, damit
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355
sie aller gelegenheit der clöster erlernen, den prelatten die pürden mit-
tragen helfen und also der closter und gotsheüser nutz und wolfart von
haubt und glidern samentlich desto pesser benrdert und schaden gewandt
werden müge.1
Wie wol auch zu wünschen were, dass die alten orden regeln wider
aufgerichtet und erhalten werden mechten, dieweil es aber nach jetziger
weit aigenschaft und fOrnemblich in ansehung des closter standts augen-
scheinlichen abfalls und mangels an personen gleich under ainsten ge-
8tracks nit sein kan, dan vil leicht durch die harte glibt und schwere
regeln auch über langes gebet und gesang von dem closterstandt abge-
schreckt werden, so wollen wir der geistlichen Obrigkeit heimbgestellt
haben, hierin gebürliche dispensation, mass, milderung und abkurzung
furzunemen und sonderlich die profession und ewige glibt ein Zeitlang
einzustellen und die religiösen, so in die clöster einkumen zu keiner hö-
bern glibt zu tringen, als dass sy der zeit, so sy in clöster beleiben und
sich darin erbarlich halten, iren prelatten getreu, gehorsamb und gewer-
tig sein, auch der gemainen closterordnung wie andere geleben und nach-
kumen und sonst gemainiglich irer clöster nutz und wolfarth befördern
und schaden warnen und wenden wollen, getreulich und ange verlieh: Es
were dan dass sich ain oder mer religiösen nach erraichung des 4 oder
25*° iares ires alters auf niemants anweisung, betroung noch zwang,
sonder freies, aigens willens und wolbedachtlich der profession und ewi-
gen verglibung selbst anpieten, die möcht von inen, wie sich gebürt,
aufgenumen werden.
Als dan von alters hero bej denen clostern guete schnellen gehal-
ten worden, sowol für die jungen conventualen als andere weitliche der
clöster underthanen und armen leutt kinder, so sollen die prelatten sol-
chen alten loblichen gebrauch handhaben und die clösterschuelen, so al-
berait noch im wesen sein, nit allein erhalten, sonder da die abgangen
weren so vil muglich und auf das eheist wider aufrichten, die auch mit
fromen gelerten catholischen schuelmaistern versehen und die jugent in
christlicher gottsforcht, lehr und zucht auferziehen und sonderlich die
jungen conventualen durch die prelatten dahin gewisen und gehalten
werden, dass sy taglich zwei lectiones eine vor- und die ander nachmittag
heren, fleissig fassen und repetiern, damit sie hernach zu dem kireben-
dienst und sonst zu den klosterambtern nutz- und notturfft tauglich ge-
Professio.
Closter-
schnellen m
erhalten.
Conren-
tnalen sollen
Stadlern.
1 Die Wiedergabe dieses Absatzes bei Wiedemann I, S. 188, ist doch zu
allgemein. Es tritt zu wenig hervor, was der Titel des Absatzes ver-
langt: ,die Erziegelung* (Erzielung) eines tüchtigen Nachwuchses.
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Scfcalaaister
■nd knaben
täglich den
gttsdienst
Ternckien
keifen.
Mensa
communis.
•ju1
'ZK
Ansehen-
licher gest
tractierung.
Admini-
stratio tem-
poralium.
356
furdert und gebraucht werden mögen, insonderheit aber solle den s
maistern und iren collaboratoren eingepunden werden, dass sy sam
schuelern den gewonlichen gotsdienst der taglichen ämbter und v<
besuechen, mitsingen und verrichten helfen sollen.
Und obwol bisher der gebrauch gewesen, dass die prelatten i
iren conventualen im gemainen refectorio sonder in abgesonderte!
mern iren kirchgang gehalten, so befinden wir doch, dass solch«
clostern zu hohen beschwerlichen uncosten ervolgt und allenthalt
allerhand unzücht, leichtfertigkeit und unnutzer Verschwendung i
gibt. Derhalben ist unser ernstlicher will und mainung, dass sy di
latten hinfüro in dem gemeinen refectorio bei und mit iren conven
zu tisch geen, do sie aber ville1 halben der personen an einen tisc!
taffl nit kumen konten, alsdann die geistlichen prelatten für sich ai
fürnemste religiösen, officier und zuefallende gemaine gest die obe
einnemon und für die conventualen, schuelmeister, collaboratoren,
nisten und ander gesindt nach anzal und ville der personen ainei
mehr sondere tisch gehalten und furnemblich das gotlos, sind lieh, sc
lieh und ergerlich sauffen, zudrinken und filierei, so schier ninder
als in clostern im schwung ist und daran nit allein die gemain relij
und gesindt, sondern auch wol etwo die prelatten selbst erkranke;
khrumon und vor der zeit todt vorgeen, allenthalben gentzlich abg
auch dardurch so vil underschidlicher koch, kuchel und keller abget
werden sollen. Begäbe sich dan, dass ansehenliche herrschaft ii
clostern (wie etwo, doch selten, beschicht) einziehen wurden, muge
selben in den gastzimmern geburlich underhalten werden und di<
latten mit inen die malzeit einnemen.
Dieweil auch die prelatten in unsern landen bei iren gotshc
alle administration und Verwaltung, sowol in weltlichen als in geist
Sachen bishero gehabt und noch haben, wie dass unser will und ma
noch änderst nit ist, dann sy auch hinfüro dabey gebürlicherw«
lassen und handzuhaben, und aber unwidersprechlich war und be
lieh, dass sie ein lange zeit hero der kirchen, auch des gottsdienst
geistlich closterzucht wenig wargenomen noch geachtet, auch no
weniger bedacht haben, dass sie allein irer clöster diener und g
nützliche Verwalter weren, sonder sich der zeitlichen administration
nigfaltig mispraucht, der closter güeter und einkumen nit zu der \
heuser notturfft, nutz, anfnemen und pesserung angewendet, sonde
selben hin und wider an ungebürliche, hoch neuverpottne ort un
1 Dieser Satztheil fehlt bei Wiedemaun S. 189.
V
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357
misspraucht, ire arme freundt und andere darmit bereicht, auch sonsten
versteckt, verschwendet und nit änderst als ob sie iro aigne erbgüetter
wären und dieselben irem willen und gefallen nach zu verwenden macht
hetten, darmit gehandlet haben, alles wider irer Ordensregel, pflicht und
profession, auch hailsame canones und inen selbst zu höchster beschwe-
rung ires gewissens und ewigen unheil und verdambnus, demnach und
damit dan in unsern clostern hinfüro pesser gehauset und all unnutz
sündliche Verschwendung sovil müglich abgestöllt und verhiet werde, so
haben wir gn. furgenomen und wollen, dass die prelatten alle und jede
officier, ambt- und dienstleut, gleichwol hinfüro wie bisheer aufnemen
mögen, doch eines jeden closters fürnemisten officier, haubtman, hof-
richter oder normalster itzo und künftiglich unsern in geistlichen closter-
sachen verordneten commissarien fürstellen und inen ernstlich einge-
punden werden soll, in aufnembung irer haubleut, hofmaister und hof-
richter weder herkumen, freundschaft, gunst noch furderung anzusehen,
sondern fromb, verstendig, niechtere (sie) und guetter gespariger wird-
sebaft erfarne, auch dem closter stand und wesen nit widerwertige oder
unchristliche verschwendliche personen darzu fürzunemen und zu pre-
sentieren. Und welche also tauglich und den gottsheusern nützlich be-
fanden werden, dass dieselben uns als landsfürsten sowol als den pre-
latten (doch nit änderst als zu der clöster nutz und fromen und wolfarth)
auch geschworen und denselben unsern prelaten und irem bevelch und
iustruetion in allen geburlichen dingen gehorsam und gewertig sein und
gewonliche bestallung annemen und sy allerdings für ihre herrn er-
kennen sollen.
Aisdan auch in den fürgeloffenen Visitationshandlungen so vil be-
richt einkumen, dass der merer tail unser clöster unangesehen ihrer
reichen einkumen und hohen Versilberung irer fruchten durch ubie Wirt-
schaft in merkliche schuldenversetzung und verpfendung derselben gründt
und güetter erwachsen, so wellen wir alle und jede unserer prelatten
hiemit ernstlich ersucht und inen eingepunden haben, sich hinfüro besser,
eingezogner und gesperiger hauswirtschaft zu befleissen und bedacht zu
sein, nit aHein ire obligende schulden sondern auch die verpfenten ze-
hent und güeter abzulösen und wider zu denen gottsheusern zu bringen,
sich künftig vor allerlei schulden und Verpfändung ciain oder gross one
und ausser unsers sondern gefertigten consenss sowol auch vor beschwär-
lichen Steuer ausstandt gentzlich zu verhietten.
Und damit unserer clöster erhalt ung umb so vil mer befurdert und
derselben verderben verhüetet werde, so ordnen und wellen wir auch,
dass alle und jedo prelatten aller irer weltlichen administration einkumen
Aufnembung
der officier
und diener.
Die officier
sollen
(un)derthan
und ge-
sch vorn sein.
Schulden zu
vernieten.
Die alten
schulden zu
zalen,dasver-
pfendte zu
lösen.
On consens
kain schuld
zu machen.
Prelatten
sollen rait-
tung thun.
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■J LI
uz
113
358
und ausgaben unsern in geistlichen clostersachen verordenten con
Nou,diefir- garjenj 80 jederzeit sein werden, iarlich erbare ausförliche raittung
stellang der • ■ , «
offlcier und geben, die auch alspald one allen aufzug und verlengerung erlegt w
die raittung 80nen, auf ^agg wir bevleuffig sehen und wissen mögen, wie aüenth
•ein, seider
die preiatten ungepärhch gehaust, auch wie nutzliche Wirtschaft angerichtet und
die geistliche (jen gepessert und wie also der ansehenlich rest, so sich on zweiffl b<
contribntion
bewiügt, nit gottsheusern befinden wirdet, den gottsheusern zu guetten angew
in ene. werden möge.
Erhaltung gg 80uen auch aj|e unsere prelatten ire kirchen und clost
der alten r
gebey. tachern, gemöchen und sonsten allerdings peulich und wesenlich er!
und alle paufelligkeiten zeitlich wenden und pessern, sonsten abei
KaJn inst- von unnotturfftigen prechtigen lustgebeyen inner- und ausserhall
gebey zu
thuen. clöster on unser vorwissen und bewilligung gentzlich enthalten.
Was wir auch hie oben von prelatten, abten, probsten und a]
Jungfrauen- döstern geordnet haben, das solle von den äbtissin, priorin und cl<
clöster idem. ° ' r
lefitten, trauen- und jungfrauenclostern auch verstanden und darin g
falls steiff und vest gehalten werden.
ciosterjung- ^an (jan ^je closterjungfrawen bisher mit dem lateinische
Putsch sa^g hochbeschwert worden und mit erlernung desselben vil zei
• singen. fl0Cn one ajieü verstandt zugebracht haben und aber gott nit aller
den leffzen und Worten sondern vil mer von herzen angeruefen un
petten sein will, auch vill pösser geachtet wird, wenig psalmen mi
nem herzen verstandt und geistlicher freid als sonsten den ganzen
ter mit engstigem gemüet und traurigkeit zu sprechen, dennoch sl
wir disen artiel, sowol als hie oben der religiösen ebigen glibt und
fession halben zu der clöster Ordinarien und visitatorn bedenken,
die jungfrauenclöster, so noch mit personen stattlich und nottürfß
besetzt sein und sich des lateinischen gepetts und gesangs bishe
braucht haben, binfüro auch dabei gelassen und erhalten werden,
die andern, so an personen und dem lateinischen gesang abkumei
erst wider zu ersetzen sein, nun hinfüro mit der lateinischen sprac
beschwert werden, sonder ir gepett und gesang aus dem heiligen ps
wie der nach ausweisung des neuen breviers in sieben gepetzeit eing
ist und wöchentlich one sonderliche mfie und vertruss gar ausgespn
werden mag, in bekannter teutscher sprach mit teglichem lesen und
gen von mundt und herzen zugleich vleissig, bedeutlich und andechti
verrichten, angesehen, dass die Schwestern aus solchem teutscheo
sang und bekannter sprach vil pesser als aus dem lateinischen, s
die schwachen weibspilder langsamb und schwerlich lernen und doc
vei-steen, zu merer innerlichen andacht vermant, erweckt, gepesseii
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359
getröstet und die ambter der lateinischen mess durch die priester und
schneller verrichtet werden mechten.
Wir wollen auch hieneben allen abtissin, priorin und ordensfrauen,
denen zu jederzeit die administration und cur des closterwesens vertrauet,
eingeben und bevolhen ist, gn. eingepunden haben, dass sy diejenigen
elosterfrauen, auch andere junge maidl, so bei inen in den clostern, nach
Verrichtung und ausserhalb des gotsdiensts die übrige zeit in allerhand
weiblichen arbaitt und gueter wirtschafft, als bei zeitten unserer lieben
voreitern gebreuchig gewesen, halten und weisen, damit neben dem gue-
ten auch das nütze nit underlassen beleihe und die zeitt der plienden
Jugend zum pesten angewendet werd.
Wiewol nu obbemelte unser generalordnung alle und jede clöster
unsers erzherzogthumbs Österreich under und ob derEnss in gemein be-
greiift und darum allenthalben gemeiniglich gehalten werden soll, so be-
finden wir doch aus den Visitationen, sonderlich der zeitlichen admini-
stration güeter und wirtschafften auch der dienstpotten und anderer
sachen halben grossen unterschidt, derhalben wir nottwendiglich verur-
sacht werden, einen jeden prelatten noch gelegenhait und notturft aines
jeden closters auch ein particular und underschidliche Ordnung zu stellen.
Und ist hierauf unser ernstlicher bevelch, will und mainung, dass dise
unser obbegriffne generai und dann auch hernach die unterschidliche
particularordnung und instruction in allen und jeden iren puncten und
artikeln stett und vest gehalten und vollzogen und bei Vermeidung un-
serer schweren straff und ungnad dar wider nit gehandlet werden soll.
Nachdem aber alle hailsame Ordnung und Setzungen one wirkliche
Vollziehung und handhabung uncrefftig und unnütz sein, so wollen wir
alle und jede clöster mit derselben geistlichen Ordinarien rath und zue-
thun jarlich visitiern und aigentliche erkundigung halten lassen, ob, wie
und worin unser generai und particular closterordnung gehalten oder
übcrtretten, damit alle befundene mengl zeitlich gewendet und gepessert,
auch der clöster nutz und notturfft gefurdert, aller schaden abgestellt
und dass die übertretter der gebür nach gestrafft werden mögen.
Wir wellen auch uns der clöster geistlichen Ordinarien, obern und
visitatorn dise unser generalordnung zu mehren, zu endern und zu ver-
bessern alzeit bevorbehalten haben. Mit urkundt diss brieffs besiglt mit
unserm hiefürgedruckten kais. secret insigl und geben in unser statt
Wien den 22 December 67.
Die Jung-
frauen ausser
des gottes-
diensts zn
allerhand
weiblicher
arbeit zn
halten.
Particular
closter-
ordnung.
Maximilianus. V. Zasius.
Copie. Angefertigt von Unverzagt
Wo. Unverzagt.
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360
Nr. 16.
Erzherzog Karl an Kobenzl , wegen Aufrichtung eines geiitlii
Käthes, die Sache in ferneres unverweütes Bedenken zu nehi
Graz 1587, Juni 28.
(Conc. von Schranzens Hand, L.-A., Klosterrath.)
Carl . . . Wessen wir vor diser zeit wegen aufrichtung einei
sondern geistlichen raths closterordnung und reformation zur nachf
wie es ditsfalls daussen in Osterreich berait observirt wirdet, gn.
schlössen gewest, dessen wirdest du dich zweifelsone gehorsambist
zu erindern wissen, und weilen dann bey jetziger täglich je länger i
einreissenden geistlichen der religion halben sowol auch in der temj
litet erscheinenden üblen wirdtschafften, Unordnungen und absch
lenger damit still zu halten nit rathsamb, sondern vi! mehr mit eh
auf rieht- und inswerksetzung obangedeutes unsers gn. vorhaben
eher ye besser nutz und fürtraglich sein will, haben wir demnach
jenigen schriftlichen anleitungen, wie anisten in sachen fruchtbarli
fortzuschreiten sein mochte, sovil uns bishero zu erlangen gewest
darumben mit gnaden hiemit zu uberschicken bedacht, gn. bevelch
dass du dich nit allein darinnen mehrers vleissig ersehen, sondern s
uns neben deme, so dir in hietzigen deinem daussensein zu sa
dienstlichs sonsten zuestehen mochte, deinen gehorsambisten bericht
rattliches gnetbeduncken mit allen umbstenden unsaumblichen zuescl
ben wölles, damit wir uns verner darüber in gnaden zu entschlie
hotten. Damit wir dir dann allzeit forder woll gewegen. Grätz 28
ny 87.
Postscripta: Hast du hienebens des Novelisten zu Augspurg sei
ben an dich lauttent, so wir gleichwoll selbst erbrochen, sambt eil
schlossner quittung zu empfahen, im darauf zu beantworten wissent.
Nr. 17.
Gutachten Hans Kobenzls über die Errichtung eines inneröi
reichisohen geistlichen Käthes. Wien 1587, Juli 7.
(Orig. L.-A., Klosterrath.)
Genedigister herr etc. E. F. D* gn. bevelch aines geistlichen r
aufrichtung belangend hab ich vom 28 Juny erst gestert empfang
und wie desselben inhalt also auch die mir damit uberschickten schri:
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361
E. F. D* vor der zeit durch den herrn Unverzagten erteilet, nach lengs
verlesen, vernomen und in vleissige beratschlagung gezogen. Darunder
ich nun erstlich befunden, dass E. F. Dl nochmalen darfur halten, mit
solcher aufrichtung verner nit still zu halten, sonder unsaumblich fort-
zuschreiten sein und dass mir derwegen E. F. Dl solche Schriften
umb mein förderlichen bericht und räthliches guetbedunken zueschicken
wollen.
Nun hab ich mich alsbald darüber gemacht und erstlich sovil erin-
dert, als vor der zeit die andern E. F. Dl gehaime ratt, meine gönstige
herrn und ich E. F. D* zu aufrichtung solchen geistlichen ratts geratten,
dass uns fürnemblichen die beschwärlichen religionshändl darzu bewegt,
weil es ye unserer profession nit ist, E. F. D' in denselben vill oder we-
nig zu ratten, wie wir dann tails desjenigen halben, so bisher geschehen,
bey ainer und der andern religion verwandten, schlechten dank davon
gebracht, und ich mich meinesthails für ganz glückseligen
hielte, da E. F. D* mich solcher religionsachen mein lebtag
erliessen, und darumben so hab ich für nottwendig gehalten, solches
vor allem E. F. D* und den herrn ratten zu gemüet zu füern und dar-
neben wolmainlich anzuzeigen, da es nochmalen dieselb mainung bey
E. F. Dl haben, dass man in der sachen berattschlagung principaliter
larauff und solche subiecta bedacht sein müesste, die E. F. Dl hochheil-
samen riemblichen intention fruchtberlich nachsehen und derselben in
den fürfallenden religionsachen dermassen ratten, dass sich E. F. D* auf
solch ir ratten sicherlich entschlüessen und resolviern werden konen:
also hab ich die Sachen vor der zeit von E. F. D* für das principale oder
haubtstuck und der geistlichen superintendenz gleichsamb für das acces-
sorium und dass dieselben verordente dannocht imerdar was zu thuen
betten und nit feyern dörfften, eingenomen. Da ich aber E. F. D* nit
recht verstanden sondern mich irrete, so bitt E. F. Dl ich umb gn. Ver-
zeihung; im selben fall pleibt es Milien bei demjenigen, so E. F. Dl gn.
willen und mainung gewest ist. Für ains.
Am andern, der clöster und anderer geistlicher reformation im
geistlichen und zeitlichen belangend, werden sich hoffentlich E. F. Dl
nochmalen desjenigen gn. woll zu erindern wissen, was ich iro je und
allezeit, demjenigen nach, so ich in weil. E. F. Dl geliebten herrn vatters
des hei lügen kaisers Ferdinanden hochs. ged. geheimen und hoffratt er-
farn, wie auch in I. M* und E. Dl registraturn, die ich, on ruemb zu
melden, von E. F. D* dienst wegen öfter mit sonderm angelegnem vieiss
durcbgeloffen und ausgelesen, etwo erlernt und gesehen, woll mainlich
geratten, und ob ich woll etwo schier für ain ethnicum und publi-
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362
canum destwegen ausgeschriern, so hab ich doch darnach uml
weniger gefragt, weil mir E. F. D1 meines geh. Versehens selbs d
kundschaft geben werden, dass ich E. F. D1 etlicher stuck lehenscl
der probstey im Saal, der pfarren zu Vellach und anderer mer, d
E. F. D1 entziehen wollen, ja des mer, aber die lauter warheit und i
verstorbnen bischofs zu Seckau von Arzt1 und des doctor Fi<
memorialen dem herrn nuncio Malaspina übergeben, lautter so <
nötten darzuthun ist, aller prelaturn, pfarren und beneficien possei
gebung erhalten und vertädingt hab. So stark und gewaltig hi
sich zu derselben zeit understanden, E. F. D1 alle dieselben ire
auszurupfen; derhalben ich mich dan plösslich in die guetbedunk
ich E. F. D* in diser materj und sonderlich der closter reformation
nach und nach gegeben, ziehen mögen und E. F.Dtmitmerer oder
der Sachen ausfürung nit behelligen dürffen. Aber damit ich we<
faulen weis, noch sonsten ichts anders in Sachen beschuldigt werde:
so will ich E. F. D' gemessnen bevelch hiemit kürzlich doch haut
lieh nachkomen und an demjenigen, des ich in meim gewissen b
nichts durchaus verhalten, der gehorsamben zueversicht, E. F. Dl \
es nit anders dan mit gnaden vermerken.
Erstlich kan ich nit in abred stellen manifestissimi iuris ca
sein, dass weder E. F. Dl noch ainicher anderer wer der immer sei
mit den geistlichen und iren güetern nichts durchaus zu schicke
zu thuen haben solle, wie dan derwegen zwischen etlichen päbst<
römischen kaisern, zumal aber den Henricis und Fridericis
entpörungen entstanden, welche dieselben frome heilige kaiser zui
nit allein das reich sonder auch das leben gecostet, derhalben icl
auch mit guetem gewissen weder E. F. D* noch ainichein andern
simpliciter nit ratten kondte, sich mit den geistlichen oder iren g
vil zu bekomern, sondern derselben in allweg müessig zu geen uu
umben gleich woll diejenigen sorgen lassen, deren fürsorge sy an
chen, das ist, dem gedachten geistlichen rechten nach, den ordinal
corum und andern dergleichen.
Zum andern will ich aber hoffen, dass niemandts under
nigen, denen diss mein schreiben fürkomen mechte, nit so unerfar
und fürgeben werde dürfen, dass solch ins canonicum insgc
menniglich binde, dann ich es mit grundt ablainen und zu g
darthun kan, will von andern potentaten und etlichen dem stuell z
1 Sigmund von Arzt, Nachfolger des am 16. Man 1584 gestorbenen £
Georg IV. (Agricola 1672—1684), starb noch vor seiner Confirmatioi
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363
negstgesessnen schweigen, dass wie dieselben, also auch E. F. D1 hoch-
löbliche Voreltern tiber menschen gedenken in ruebiger possess gewest
sein, die temporalia in den clöstern nnd bei den pfarren nach
irem gnetachten zu disponiern und derselben possess, so oft es zu
fallen komen, den angeenden prelaten, pfarrern oder beneficiaten nach
nnd nach einzugeben, sy auch darbey wider menniglich der gebüer und
billichait nach zu schützen und zu handhaben, wie sy dann vom römi-
schen reich mit derselben castenvogtey lauter belehnet und im ganzen
reich teutscher nation den kindern auf der gassen wissend, was solche
castenvogtey mit sich bringt;1 darauf gleichwoll nit so vil als auf das
alt undenklich herkomen zu pauen.
Zum dritten gestee ich hinwider, dass der geistlichen geheimer
laster Inquisition allain der geistlichen Obrigkeit gebüer und dass alle
fromme christliche forsten dem kaiser Constantino disfalls folgen sollen,
der im Ephesino concilio etlicher prelaten und geistlicher ime wider ein-
ander angebrachte clagen in irem beysein alsbald verbrendt und sich so
vil gegen inen vernemen lassen, weil inen unser herr das verbinden nit
allein auf erden sonder auch im himmel vertrauet, so wöll im nit gebüern,
sich des gerichts über sy anzumassen.
Herwider und zum vierten traue ich mir abermals darzuethuen,
wann weilend kaiser Ferdinand hochl. ged., dessen fuesstapfen E. F. D1
sicherlich wol nachgeen mögen, bey den ordinariis anmanungen und wi-
der anmanungen gethan, dass sy das ergerlich leben bey den gottesheu-
sern bestrafen wollten, sy aber so lang damit verzogen, dass es I. K. Ml
derselben armer underthanen merer ergernus verhietung halben mit gue-
tem gwissen weitter nit gedulden mögen, dass I. Mt im selben fall selbs
ire commi88arios in die closter und auf die pfarren herumbgeschickt und
sich durch dieselben nit allein der zeitlichen Wirtschaft sondern auch
generaliter bei dem hausgesindt und der nachberschafft wie die prelaten
conventualen und pfarrer gehaust, erkondigen lassen und das allein der-
gestalt und mainung, dass I. E. Ml unzichtige ergerliche weiber, wo sy
etwo dem gemain offnen geschrarj nach erhalten worden, Verstössen und
darvon jagen, die laster aber, damit auch in der gemain die geistlichen
beschrieren gewest, den herrn ordinariis denunciem und sy darneben er-
suechen lassen möchten, vernere notwendige inquisition darüber zu hal-
ten und gegen den schuldigen mit der wolverdienten straff zu verfaren;
wie es dan E. F. Dfc mit dem dritten abbt vor dem jetzigen zu Ad-
ln an t und andern auch gethon, und es hoffentlich nit allein alle cano-
1 Ueber den Kasten vogt s. Schulte, Reichs- nnd Rechtsgeschichte, 8. 118.
Arehiy. LXIIIV fid. II. n&lfte. 26
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tu
364
nisten sondern auch I. B. H1 selbs, da sy darumben befragt, in \
verstand nit allein nit unbillichen sondern E. F. Dl darnmben bitl
derselben in gott ruehenden herrn vattern zum höchsten darumbe
und preisen wurden.
So vil haben sich I. E. M1 in sachen angemasst, und weil 1
in Hispanien dinnen erzogen und nit allein vill ansehenliche go
fromme rätt mit sich in Österreich gebracht, sonder auch darinn
selben vill gefunden, die so wenig I. M1 geratten, als I. E. Ml
ratten lassen, dass sy den herrn ordinariis ain solchen eintrag thi
ir der temporalien administration in den gottsheusern de facto
ullo legitimo titulo vel iure ascribiern dürften: wer vernünftiger t
daran zweifeien, dass es I. E. M* von irem anherrn kaiser Mai
und S. Ml von irem herrn vattern kaiser Fridrichen, welche beed
als alle ire löbliche vorfaren am reich und Osterreich bis auf kai&
dolphen alle löbl. ged., wie ire Stiftungen und -andere sachen, soi
aber die historien von der march Bomagna, so S. E. M1 dem i
Born frey cedirt und eingeraumbt, dass sy eher den geistlichen <
dargeben und zuegestifft, als dass sy inen das wenigist genomm
usurpirt hotten, quasi per manus traditum nit hergenomen und si
desselben bis auf E. F. D* mit gott, eern und guetem gewissen sin<
cunque iniuria gebraucht haben, solches auchE. F. D* one allen g
scrupul vor gott und der weit dem geistlichen und weltlichen
nach thuen mögen, was immer die canones, wie oben erstlich ge
mit sich bringen, weil denselben nach wider den römischen stuc
allain in hundert geschweigen in sovil hundert iaren wider ander
liehe praescribirt würdt.
Da ich nun demnach zum fünften die Wahrheit schreibei
wie es mir dann nit anders gebort, so müesst ich warlich bei
dass weil, kaiser Maximilian E. F. D* geliebster herr brued
hochs. ged. etwas aus den vätterlichen terminis und zu weitt gl
dann obwol I. E. M1 in irer Ordnung melden, das sy one verachti
kirchen auch one Verletzung der geistlichen obrigkeit der ordinari
visitatorn rechtmässigen iurisdiction, sonder zu erweckung iret
liehen ambts und inen zu Steuer und hilfif fürgenommen, auch i
solches ires beginnens etliche vill herliche bewegungen und ursacl
ziehen, so wurden doch meines besorgens die heiTn ordinarii di
bewegnus8en nit gesteen und darzue sagen, quod eiusmodi majesta
caesariae protestatio contraria facto et ideo ipso iure nulla fueril
ob die obrigkait damit nit veracht und derselben ir iurisdiction
schmellert und verletzt, dass erst I. E. Ml zuegefarn, dess gewiss
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yater sein lebtag nit gethon, aia geistlichen ratt aufgenomen und dem-
selben eben iren den Ordinarien gwalt gegeben, nemblich die prelaten
umb irer verdienst willen abzusetzen, andere an ir statt aufzunemen und
zu bestellen, one alles ir der Ordinarien zuthuen, ausser dass durch den
geistlichen ratt von inen etwo, doch nit allzeit begert würd, dass sy ime
yemands fürschlagen, der zu diser oder jener prelatur zu fördern. Dess
wurden sy die ordinarii sonder zweifl allen gerechten richtern zu erken-
nen gern heimbsetzen und mit mir gewiss die urtl für sich bekennen,
obwol nit one, das nur sy die prelaten selbe mit irer nachlessigkeit und
anhäbiger bemüehung dasjenig zu handen zu bringen, das E. F. D* hochl.
Voreltern, wie obvermeldt, von undenklichen zeiten mit guetem fueg und
tltl hergebracht haben, dessen sy sich billich nit lusten lassen sollen,
weil es den gebotten gottes lautter zuwider.
Hierauf nun und zum sechsten so würd mit mir die erste frag
sein, ob E. F. D', wie sie noch bisher riemblich gethan, höchstgedachts
ires herrn vattern oder herrn bruedern hoch. ged. pfadt nachgeen wollen,
und weil' E. F. Dl, wie beruert, noch bisher dem herrn vattern in allem
nachgefolgt, so werden sy es one zweifl noch hinfuro thuen, wie ich ir
dan auch nit änderst ratten konndte und sich von I. M* in Sachen obser-
virten process niemandts bringen lassen, es erforderte dan solches E. F. Dl
getreuer armer underthonen unvermeidenliche notturfft.
Auf gelegte solche grundvest ist am sib enden zu erwegen von
nötten, ob hiebei ligende kays. closterreformationsordnung E. F. D1 plöss-
lichen und simpliciter, wie sie gestellt, formaliter ac materialiter fürzu-
nemen oder aber in baiden, d. i. mit mir in spiritualibus et temporalibus,
realibus et personalibus auf ander weg zu richten seye: ich meines-
thaills ratte E. F. Dl nochmals treu und wolmainlich, dass sy
dem merern hauffen, als nemblich E. F. D* in gott ruehenden herrn vat-
tern, an- und uranherrn hochs. ged. beyfallen und es in allem durch-
aus observiern und halten, wie es ire maiesteten observiert und gehalten,
ich auch oben im vierten puncten mit warheit deduciert und angezeigt
bab, and wenn E. F. D* darauf schliessen, so würd für sich selbs vollgen,
dass gedachte kays. reformationsordnung an irer stell zu lassen und zu
E. F. D1 löblichem vorhaben nichts dienen, sonder dass E. F. Dl die In-
structionen, so weil, ir herr vatter zu underschidlichen zeiten seinen ver-
ordenten closter-reformatorn oder visitatorn gefertiget zur hand herfür-
ßuechen und derselben inhalt mit nottwendiger Veränderung alsbald auf
den principall puncten durch mich oben im eingang für den ersten ange-
zogen in der angeenden geistlichen ratt instruction zu setzen, in dieselb
einverleiben lassen, dieselben Instructionen und sonderlich die letzt, so
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Cl*
m
366
neben andern E. F. D* geheimer ratt und hoffvicecanzler der herrSc
selbs verrichten helfen, sein vill weitläufiger und ausführlicher als d
gezogen Maximilianische closterreformationsordnung ist, und da
etwo mangelhaftig, also dass die herrn r&tte anfangs in ainem ode
andern nit genuegsamen bericht oder beschaid hetten, so würd d
inen gar woll zu geben, wie auch nach und nach, sovil von nötten, ?
ono alle mfie zu thuen sein, wie es dann E. F. Dl bisher eben all
der regierung und camer gehalten.
Solches alles mechten gleichwoll E. F. D* zum achten als
werk richten und darneben sich von ires glimpfen wegen eben so '
etwo weil, kaiser Maximilian gethon und ich oben zum fünften ei
gegen den herrn Ordinarien erclern und zwar mit vil mererm fueg
sich E. F. D1 allein ires wolhergebrachten vorlangst verjarten pra
birten rechtens gebrauchen und damit weder inen den herrn ordi
noch ainichen andern menschen auf erden die wenigist unbild, g
oder eintrag thetten, jedoch weil E. F. Dl gn. wissen, wie stark ma
bisher, als oben zu beschluss des fünften punctens durch mich 'aucl
meldet, bemüet und bearbeit, E. F. D1 und ire lieben nachkomme
auch derselben getreue landleut, so in den landen vogteyen haben,
solch ir wolhergebrachtes ins und gerechtigkeit zu bringen, wie mi
nit zweifelt, man sich alberait gentzlich berede, dass man wider E.
dissfalls den sig erhalten, welches zum wenigisten ab dem abzun
dass sich die erzpriester die temporalia ires gefallens zu sperren, zt
schlagen, zu sich nemen oder anderstwohin transferieren zu lasse:
dergleichen mer actus possessorios zu yeben, understeen dürften, die
liehen dem zeitlichen anhengig und inen ain gemainer landtman be
stiften, so seiner vogtey seyen, nit gestattet, geschweigen dass sy E
zu wissentlicher schmellerung und entziehung desselben ires woll
brachten rechtens gedulden sollen, so trag ich grosse fürsorg, E.
thätten den Bachen, wie rechts sy wollten, und wendeten schein für,
immer möchten, die herrn ordinaiii wurden sich doch E. F. D1 n
vorhaben stark widersetzen und es sowol als bisheer beschehen, un
sehen, dass der herr nuntius Malaspina E. F. D* zum höchsten vor
dass sy fortfaren und sich der herrn Ordinarien, weill sy selbs nicht
zuethuen, clagen und schreyen nichts irren lassen sollen, hinden
machen.
Derhalben dann zum neunten E. F. D* notturfft erforder
Sachen dermassen anzugreifen, auf dass sy damit in omnem eventi
allein bey jedermänniglich sonder auch zuvoderist bey I. B. H* ent
diget sein mögen. Dan zweifeien E. F. D1 nur nit daran, dass sy
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gesehen solches der berrn Ordinarien clagens und Schreiens mit der Sa-
chen pro eins archiducali authoritate et reputatione fortfarn sollten, dass
sich der jetzig herr erzbischoff zu Salzburg, 1 zumall weill er ein cortisan
sein soll, auch sein vettern den cardinal A llt-Embs dinnen am prett hat,
gewiss der Sachen alsbald bey I. Hl beclagen und gar leicht process und
inhibitiones wider E. Dl erlangen, die iro und iren landen zu merklichem
schimpf, nachtl und schaden begegnen möchten, weil je nur zu war, dass
man die libertatem ecclesiasticam sine pondere, numero et mensura ver-
tädigen thuet, wie solches laider, alls oben durch mich auch vermeid, die
frommen kaiser Eenrici, Friderici, Otto et Ludovicus Bavarus mit irem
verderben erfaren.
Und E. F. D1 riett ich demnach für das zehende geh. so vil, dass
sy dem heim erzbischoff zu Salzburg ain guets schreiben thuen, die
sperr und hinderungen, so bisher in den vorgehabten Visitationen und
reformationen für- und eingefallen, fürstellen, darnach die mengl Unord-
nungen schaden und zerrittlicheiten, so im geistlichen und zeitlichen
dannenher erfolgt, wie sy dann in kaisers Maximiliani hochs. ged. refor-
mations eingang gar ansehenlich deduciert, ausfüern und im schliesslich
zuemuetten Hessen, dass er sich, doch wie one E. F. D1 also auch seines
stifts habender recht und gerechtigkeiten vergriff- oder Verletzung mit
E. F. D* dahin freundtlich und christenlich vergleichen wollte, dass E. F. Dl
und S. F. Gn. communicato consilio ain geistlichen ratt von ain sechs
personen also bestellten, dass sy sonsten bey iren pflichten, damit sy
E. F. D* und S. F. 6. zuegethan, allerdings gelassen und von neuem in
ir bestallung allain dahin beeidigt und verpflicht wurden, dass sie der
Instruction, so E. F. D1 und S. F. G. inen geben wurden, ires eisseristen
besten Vermögens geleben und nachsetzen wolten; und mechten darneben
zu facilitierung der sachen sich E. F. Dfc dahin erclern, dass S. F. G. kein
uncosten darauf geben, sonder derselb billich von den clostern herzune-
men sein wurde. Wolten dann E. F. D' sich auch verneinen lassen, dass
solcher geistlicher ratt nur aufs versuechen, auch E. F. D* und S. F. G.
oder derselben nachkommen wolgefallen, zu bestellen ; das wurde auch
hoffentlich das rädl desto mer laufen machen und E. Dl entlich kain fall
daran haben, dann es dannocht bey irem gn. willen stünde, da schon der
herr erzbischoff von solchem vergleich weichen wollte, denselben ratt
allainig zu erhalten oder aber auch faren zu lassen, nach der leiff und
zeit gelegenheit.
1 Seit 3. (11.) Man 1687 Wolf Dietrich von Raittenau. S. Janssen, Ge-
schichte des deutschen Volkes V, S. 224.
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Da nun und zum ailfften der herr bischoff solches seines
bewilliget, wie dan daran nit zu zweifeln, so were sich mit ime d
struction, der bestallungen, der personen und aller anderer notturf
bald zu vergleichen und in summa höchster vleiss fürzuwenden,
die sachen eheist ins werch gericht und vollzogen wurde.
Da er aber ye zum zwelfften die Sachen difficultiern und
malen seiner vorfaren brauch nach allein auf sein müll das wasser :
wolte, so mechten E. F. Dl ine verner ersuechen, sich inner drey m<
bösser zu bedenken und E. P. D* mit willfariger antwort zu beg
oder er sollte lautter wissen, dass E. F. Dl nach verstreichung der
drey monaten nichts mer nach seiner willfarung fragen, sonder n
sachen fortsetzung selbs furschreiten und es hoffentlich gegen go
der weit mit guetem gwissen und ehren verantworten, wie auch b<
"*' | und sein nachkommen der billichkait nach entschuldigt sein wolle.
~ *• Dan da es je darnach zwischen E. F. D* und ime zu ainem
*" Z tat komen sollte, so wurde menniglich bekennen, dass E. F. Dl i
I *y als sy schuldig gewest gegangen umb dass sy ir wollhergebrachtes ;
| jq bey seits gesetzt und allein dasjenig gesuecht und procuriert habe]
• "^ ins gemain dem ganzen vatterland, E. F. D* und sein des herrn bis
F. 6. selbs zum hosten und erhaltung guetten heilsamen vertrauei
nen mögen, und hetten also E. F. Dl ir beginnen gegen der ganze
und zumall gegen I. H* wie auch zuvorderist bey dem allmechtige
nur reichlich woll zu verantworten und zu vert&digen, bevor weil L
allenthalben entschuldiget, so bey weittem den sachen mer thui
weitter geen als E. F. Dl da oben durch mich geratten.
So vil hab ich E. F. Dl auf obberüerten iren bevelch in sache
zuschreiben und zu ratten gehabt, stell es alles zu E. F. D* und der
löblichen rätt hochvernünftigerm bedenken und mags mit unserm
bezeugen, dass ichs bösser oder anders nit verstanden, derhalb
dann auch unterthenigist hoffen will, dass es E. F. D1 zum böstc
mir vermerken werden. Derselben mich zu genaden und gehör
diensten vleissig bevelchend. Wien den 7 July 1587.
(Eigenhändig:)
E. F. Dl
underthenigister diene
H. Kh(obenzl) von Prosse
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Nr. 18.
»Der katholischen Regimentsräthe räthlioh Gutachten die Auf-
richtung eines geistlichen oder Kloster-Baths betreffend.' Onus
1587, Juli 20.
(Orig. Steierm. L.A., Klosterrath.)
Der F. Dl . . . beiligundts I. F. D1 gehaimen raths und n. ö. camer-
presidentens, herrn Hannsen Khobenzls, gestöltes räthliches guetbedun-
ken, die bestöllung eines closterraths betreffendt widerumb zu übergeben,
and wissen die catholischen regimentsräthe dasselb zum neunten und
zechenten articl, welche sich fast mit iro, der catholischen räthe, vorigem
guetbedunken vergleichen, zu gleicherweis auch nit zu verändern, dann
weil es der zeit an haubtsächlicher beradtschlagung der Sachen nit steet,
bedarf es auch I. F. Dl kain weitere ausfüerung zue thuen. Und wann
I. F. D1 die beruerten zween articl ins workh richten lassen, so mag we-
gen des herrn patriarchen, welcher auch ain starke Jurisdiction in I. F.
D* landen hat, da sich änderst entzwischen nit etwo ain Veränderung
zueträgt, zu gleicher weis handlung gepflegt und dann nach gelegenheit
der Sachen weiter darvon gehandlet werden. Und thuen I. F. D* sich die
räthe geh. bevelchen. Actum Grätz den 20 tag July anno 87. l
Nr. 19.
Guetbedunken die abalienierung der geistlichen gueter in der
F. Gr. Oörz betreffend. 1587, August 18.
(H. H. St.-A., Innerösterr. Acten, Steierm. Fase. 21.)
6enädigi8ter herr. E. F. D' geben wir auf nebenligundes über
tmsern vorigen des erzbriesters zu Görz der geistlichen gueter abalienie-
rung beschechnes anbringen halben gethanen bericht ervolgtes gn. decret
gehorsambist zu vernemben, dass wir ja bekennen müessen, wie das
durch ine erzprister fürgeschlagne mittl den armen stiften vill fürträg-
1 Das Stück liegt auch unter den Gutachten der katholischen Regiments-
räthe im Hans-, Hof- und Staatsarchiv, Innerösterr. Acten, Steierm.
Fase. 21. Aus diesem Exemplar — dem Concept — ersehen wir, dass
an der Berathung th eilnahmen: der Statthalter, Kanzler, Wagenring und
Kirchmayer.
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licher und nutzer wäre. Dieweil sich aber E. F. Dl darüber hievor gn.
resolvirt, so haben wir darwider nichts zu rathen gewisst, wie dan auch
ain ersame versamblung daselbst zu Görz villeicht nicht gern davon
weichen worden wollen. Seitemalen inen aber darmit nichts benomben
und sy durch dise fürgeschlagne iarliche verkhauff- und incautierung der
fruchtniessung gleich sowoll zu bezallung der steuerausstende komben
mügen, hergegen auch die stuften vor dem endtlichen Untergang und ent-
ziehung der güeter verhüetet werden mügen, so rathon E. F. Dl wir hie-
mit gehorsambist, sy hetten inen herrn verordneten solliches mit einer
nottwendigen ausfüerung und persuasion auf einen solichen weg zuezu-
schreiben, obwol inen wol darvor angeregte ditsfalls ergangne resolution
zuekomben: so haben doch anjetzo E. F. D* zu weitterer erhaltung so-
woll der stiften als des gottesdiensts das beste zu sein gn. eracht und
furzunemben entschlossen, mit bevelch, daz sy dasselb also unweigerlich,
dessen sich dann E. F. D* zu inen gn. versehen, ins werk und hinfüro
sich darnach richten. 18 Aug. 1587.
Nr. 20.
Discurs der geheimen Käthe wegen Aufrichtung eines Kloster-
rathes. Graz 1588, März 18.
(Conc. L.-A., Kloflterrath.)
Durchleuchtigister . . . Auf E. F. D* uns gegebnen gn. münd-
lichen bevelch haben wir uns derselben geh. räth und diener gestern auf
eine gelegensambe stund zusammen verfüeget und nemblich die consul-
tation wegen aufricht- und anordnung eines künftigen geistlichen und
(wie er sonst in Österreich gehalten und genennt wirdet) closterraths fur-
handen genumben und obwoll uns anfänglich allerlay, sonderlich aber
dise vier notwendige fragen alsbald furgefallen, weil praesupponirt wirdet,
dass die augenscheindliche notturfft der geistlichen güeter,
gottsheuser, pfarren und beneficien taglich mehr entsteunde ab-
schlaipf und undteigang ein solche anordnung mit dem höchsten erfor-
dere, ob demnach fürs erste E. F. Dk als herr und landtsfürst solliches
vorhaben aus eigner fürstlicher machtvolkommenheit für sich selbst ins
werk zu richten befuegt oder nit, darüber der mehrer thail mit soiieher
undterschaidung, sovill die temporalitet anbelangt, es E. F. D* als obrister
vogt- und schutzherr der geistlichen güetter und personen im landt be-
vorab in so greiflicher dilapidation, bösen wandl and leichfertigkeit der
geistlichen, wie sy desselben ohne das im üblichen gebrauch sein, zwar
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woll thuen künnen, in sondern bedacht des löblichen haus von Österreich
hierüber besondern habenden freyheiten, and das zn gleicher weis, in-
massen I. K. M* gethan, in auf rieh tung'bei-ürtes closterraths Ordnung
ein besonders cleusl und reservat, dass denen ordinariis an ihren haben-
den gerechtigkeiten und Visitationen dardurch nichts benomben, ange-
henkht und inseriei*t werde, jedoch aber und damit E. F. Dl desto gewahr-
samber vortschreiten und denen beßchwerden, so bey den ordinariis, als
Salzburg und Agleen, gewisslich nit aussenbleiben werden, desto
leichter furpauen und vor der ganzen weit zumal in negotio religionis,
weil sich desselben E. F.D' für sich selbst nit anzumassen, desto mehr
entschuldigt sein künden, ainhölliglich geschlossen, E. F. Dl mochten mit
praeterirung der yetz gedachten Ordinarien (davon gleichwoll erstens
stark geredt worden) allein I. B. H1 desswegen in meliori forma mit ein-
förmig der unemperlichen notturfft zueschreiben und auf beide weg, umb
dass man in Born nur gebetten sein will und sich diemuthigen muess,
umb consenss und berechtigung darumben gehorsamist begrüessen und
bitten.
Die ander frag ist, da nun bei I. H* die sach erlangt und in seinen
richtigen fortgang gebracht wirdet, ob alsdann ein solcher closterrath
baides zu verstehen über die clöster, pfarren und beneficien, so vil die zeit-
lichkait anbelangt, macht und gewalt oder aber zugleich auch über die
raugion, darumben nun die neuen prädicanten und secten, sambt der
paciäcation und was demselben anhengig, begriffen, auch zu handien und
zu expedirn haben werde, wie nun der erste punet mit der temporalitet
an ime selbst schon richtig, also hat der ander umb so vill desto mehr
difficultet und nachbedenken mit sich gezogen, umb dass nit allein zufor-
derist E. E. L. da und dort sehr hoche beschwarliche disputat erregen und
also diser besondern instanz sich zu underwerffen gewisslich waigern,
sondern auch vil andere bedenkliche missverständt und böse nachfolg
entstehen wurden. Demnach zu verhüettung derselben und von mehrers
ansehens wegen, so wirdet die expedition wie bishero also auch hinfüro
in religione nur von hoff aus beschehen müssen, also zu verstehen, dass
nit alle sonder allein der fürnembisten catholischen einer, als praesident
der von Seggau, ein solliche fürfallende Sachen I. F. D\ darzue nun auch
der herr Statthalter, wie dann solches ohne das beschieht, sambt dem re-
gierungscanzler erfordert werde, referirn und was also I. F. D* drüber
schüessen wurde, dasselbe, zu verstehn quae simpliciter religionem con-
cernunt, alda zu hoff expediert und ausgefertigt werden möchte, der geh.
hoffnung, dass E. F. D* dannenhero dero gehaimben rath solcher geist-
lichen sachen consultation leichtlich entheben und inmassen yetzt
i
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mit heim von Stubenberg beschicht, ausschliessen wei
nit allein darumb, dass es aigentlichen ires tbnens als weltliche pen
nit ist oder dieselben darunter nit gern bemüehet sein wollten um
alles gehorsambs schuldig erkenneten, wie es dann dannocht E. DH
stiende, da was wichtiges furfiele, ir einen oder mehr yedesmals d
zu erfordern, sondern vill mehr umb diser fürnembisten ursachei
bedenken willen, dass sy in befurdor- und consultierung des politii
wesens, so sich gleichermaßen fast täglich häufet und waxet, irem
umb so vil dest embsiger abwarten, ein jede stöll seinen richtigen
und expedition haben, sonderlich auch I. F. D* sambt inen gehai
lütten boi deren geh. landschafften alles Verdachts, so inen bishero,
es sogleich nit nach irem. sinn ergangen, beygeleget worden, ente
digt und dannenhero auf ire zu mermalen gepflegne einwurff nnd
cultierung mit disen desto stattlicher zu begegnen betten, dass nen
E. F. D1 den geistlichen nit minder als den weltlichen geschworen
darauf zu erhaltung gleichhait nit ohn ursach derselbe]
sondern geistlichen rath bestellt und geordnet hetten.
Fürs dritte und wie für solchen neuangehunden closterrath
bequembere wohnung oder rathstuben nnd canzley nit zu erdenke]
im hofspitall, inmassen die zu Wien auch an gleichmassigen ort de]
ist, also haben die ratte nachvolgunde personen zu ersetzung angei
raths teilen E. F. D* nambhaft machen wollen, mit disem sonderbare
denken, hiezu von regimentsrathen, obwoll die sehr guet und nun ii
eher continuirten Verrichtung zimblich leuffig weren, kein ainigei
zunemben, sintemall ein jeder mit seinem ambt, wann er anders
demselben fleissig und unausgesetzt abwarte, eben genueg zu thun
und wären nämblichen dise:
1. Als erstlichen der herr Statthalter, welicher sich aber a
schliessen gebeten und ime villeicht aus negst obangehörten Ursache
zu improbirn.
2. Darnach herr bischove zu Seckau als ein berüembter und
mehr in praxi wol erfarner gelerter theologus.
3. Herr abbte zu Reyn, welcher sonsten nahendt an der han
vor andern guete gelegenheit darzue hat.
4. HeiT erzpriester nnd pfarrer alhie, dessen ambts directoric
und anders ohn das undterworfen.
5. 6. Doctor Fischer und Doctor Gäller.
7. In simili der Catta zu Görtz, weil ime sonderlich der Gö
sehen geistlichkeit art und wesen in religione der enden bekann
sein tag wol was vermocht, auch gelert ist.
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373
8. D. Wagenring praeceptor, soferr er diensts halben ab(khüem).
9. Item Camillo Suardo.
Dann zum vierten und letzten, so ist von der underhalt- und er-
getznng der ratte und irer canzley, als in welicher kein besondere tax zu
hoffen, auch gehandelt und sonderlich des von Eeyn etwo unlängst hievor
seines tails bewilligte dargab moviert worden. Man befindt aber, wan in
gemain die geistlichen auf ein herrengült nur ein patzen anschlahen und
contribuiern, dass davon die notturfft mit einem Qberschuss reichlichen zu
erzeigen, item eines besondern canzlers unvonnöten, sondern ein gueter
secretari, weil alles zum abhorn khimbt, mit einem Schreiber eben gnueg,
sonsten auch im übrigen allen mit ferrerer wflrklichten aufrichtang mehr-
gedachtes geistlichen rata ein gar leichte Sachen und weiter kein müehe
abgeben werde, weil zuvor die Ordnung, Instruction, und was dergleichen
mehr, so in eum finem aus Osterreich daher uberschickt, schon verfasst
und im schwung ist, darnach man sich allenthalben regulieren müge. Da
nur sonst in denen ersten fürnembisten zwei haubtpuncten E. F. D1
seh Hess liehen resolviert und richtig, wie dan bishin die andere specialität,
so etlichermassen hierinnen eingefurt, anzustellen gemaint worden, aber
so es der Stylus also geben, darbey verbleiben und doch wo vonnötten so
dan in einem und dem andern ier mehreren beratschlagung unverzügen.
Das alles etc. . . .
18 Martii 88.
Nr. 21.
Erzherzog Karl an Papst Sixtus V.: bittet zur Abstellung der in
den innerösterreichischen Klöstern vorkommenden Missbräuche
die Einsetzung eines geistlichen Käthes, wie er in Oesterreich
besteht, zu bewilligen. Graz 1588, März 25.
(Conc. L.-A., Klosterrath.)
Beatissime . . . Credendum est SUm V. cum ex relatu nunciorum
ab illa sede apostolica ad me preteritis annis delegatorum tum ex vulgari
fama atque adeo quotidiana ipsa experientia sat superque notitiae acce-
pisse, qualiter nempe status ecclesie aeque in spiritualibus ac temporali-
bu8 undique sese habeat. Quapropter ne benignissimas 8Ü* V. aures pro-
lixitate epistolae obtundam vel cuiusquam absque culpa contraham odium,
snbiciendum magis me informacionibus quas Bnl V. undequaque singulis
horis catervatim advolare non dubito, quam sermonis eiueubratione con-
tendere conabor. Hoc asserere tarnen non reformidor, attestantur vesti-
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374
gia, modern is is-tis cakndtatis turbarumque omni um plenissimis tei
bus non solum ectlesias earumque miuistros (praeter quae haereseo
tagine labefacta sunt) non svlum in Tita et moribus sed etiam sac
officiorum ac dirini cuhus desthutionem et ruinam minitare, ita ut
dabilium fundatione antiquvrum paulatim degenerare ac omnia p
extingui Tideantur, quoniam ai religionem inspicio, doctrinae vel
stiae fere null» apparent exempla, sed econtra eam vitiorum colli
prodigalitatem et dis^lutissimam cleri rivendi normam ac deformi
quae ?ix aliquo tempore conferenda aut a secularium hominum aequ
tione vel in minimo se^erni possit. non absque univereali scandalo
mm omnium, praesertim accedente nimia indulgentia ordinarioru
exceptis tarnen bonis omnibus (sie).1 Quae cum ita sint, consid<
iuxta regulas, statuta et salutares canonum dispositiones mox memoi
* peto, qua cum pietate deYotissimique erga Deum pectoris fervore i
antecessores parentes aliique provinciales mei quam plurima ca
aedes sacras fundationesque undique erexerint, ut in iis omnipotem
ex Terae fidei puritate et obedientia absque ünpedimento momen
soUicitudinis huius saeculi cum imvssabili oratione, eultu et benedi
adoraretur et invvMretur, post eorum autem executionem ad alia h
exorcitia manuumque lab- »res torporis oüique evitandi causa capei
adunttebantur, prvut ol:m a priuiitiTa ecclesia aeeepimus, ubi tot
viri ac dectores, qr.i*rum doctrina ad bunc usque diem fulcitur, ei
ac coleberriuü habiti sunt;3 p.>s:nWam si S. D* olim parentis noi
m. sollicitu Jines in hoc restaurando. quantum quidem ad se perti
penitus animo iyyoIyo, Tideor me quedam inextinguibili amore imn
bito invitari ac certe pro officii munere plane astringi, ut ordinem
modum reformatio nis cleri et monasteriorum ad instar S. IT4-, proui
tenus per multos annos absque omni pertnrbatione moris habui, po
magis ma^risque amplectar et obserrem constituamque singulare se
tum ac solemne quoddam consiüum aut consistorium, ut Tocant, spi
liuni, utpote quod se non modo in personarum correctiones ac inve*
Tel amoTendi potestatem. quin etiam visitaüones spiritualium et relif
1 Hier stand: quihus Visitationen crebrius ac merito quidem curae e
berent. Diese Worte sind ausgestrichen. Durch ein Merkxeicb
Bande und in dem Worte loci gehörig sind am Bande angefügt di
stehenden Worte: excepüs tarnen bonis omnibns, die hier freilicl
ganz passend stehen und vielleicht tu den weggestrichenen Wort
hören sollten.
* Am Bande auf einem angeklebten Zettel: Bisher hab ich an der
Klosterordnnng . . . genumben und mutairt etiam com temperamc
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375
iccersito tarnen semper, si fieri poterit, ordinario loci vel eius vice
gprente, extendat, hac spe fretus, Y. B1"" tale propositum nequaqaam
reprobaturam ideoque, citra quod iam a longa consuetudine et usu hacte-
DH8 iure possideo, a V.S* qua maiori possam efflagitatione et obedientia
m*o, obsecro atque obtestor, nt necessitatis evidentissimae ac desolationis
et religionis sacrarum pariter aedium earundemque in dies dissipatorum
proventuum ratione habita, ad hanc per metam sincere, pie sancteque
continuatam reformationem eiusdemque operis consiliariomm destinan-
ionim institutionem clementer condescendere eamque corroborare et rati-
ficare dignetur, sibique omnino persuadeat, nulluni in me esse appetitum
innovandi aliquid sed saltem in conformitatem antecessorum et archidu-
catus Austriaci, ubi talis procedendi modus iam nunc fructuosissime pro-
pagatus est (cuius privilegii ac praeeminentiae qnidem me in omnibus et
Bingulis pari fruitione potiri non diffido) per me ista quaesita esse et ad
eum prorsus finem tendere, quocum ecclesiae Dei pro sno divino honore et
gloria augmentum simulquo prolabentis ecclesiastici status si non reinte-
gratio ad minus conservatio ab extrema ruina et excidio, quod imminere
sibi nemo non videt, procurari, promoveri et exaltari queat. Hoc itaque
fondamento iacto fiet tandem, ut B. Y. immortalem per orbem teiTarum
et prasertim in hisce meis populis comparabit gratissimam memoriam et
me posteritati commendatum reddet neque pacietur ab ullo hominum
hac in re (quae mercedem alias non infimara in celis promeritura est) id
in sinistram quamcunque partem sibi interpretari vel insinuari posse.
V. B^ me denique ad solitam paterni in me measque fortunas omnes pro-
fcectionem humillime subiciendo. Graz 25 Martij 1588.
Summo pontifici.
Nr. 22.
Erxherzog Karl an den päpstlichen Nuntius, Bisehof von Brito-
ooria: empfiehlt ihm, die Errichtung eines Klosterrathes für
Innerösterreich bei dem Papste zu befürworten. Gras 1588,
Man 25.
(Conc. L.-A., Klosterrath.)
Carolus . . . Quäle negocium Smo D. N. summo pontificii circa vi-
ielicet ecclesiasticorum tarn in spiritualibus quam temporalibus reforma-
tionem proponendi humillime aggressi simus, B. D. Y. ex copia cum ori-
jinalis perceptione plane intelliget. Atque rerum istarum confidentiam
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A
Li
376
in R"** D. Y. personam tanto libentius magisque intrepide concred
quia pro sui officii munere et autoritate, maxime vero quod istarum
num plus ceteris feie omnibus in clero et religione experientiae et
tatis certa indagine adepta est, nobis aniilio et opera quam plui
apud S. S*" prodesse potent; quod ut non gravate faciat, obnixe rog
quo tandem voti nos compotes esse sentiamus, rem Deo acceptam
beneficium reipublicae christianae utilissimam nobisque gratissima
turam ac modis omnibus erga se promerendam. V. R. D. ad Nestoreos
praeterea feliciter valere optamus. Graz, 26 Martij 88.
Episcopo Bertinoro (sie).
Am äusseren Rande: Concept puncto Klosterrath. Ist derzeil
gestellt.
Nr. 23.
Die katholischen Regimentsräthe an Erzhersog Karl: erst
ihr Gutachten Aber die Frage der Einhebung einer Geldlei
von erledigten Pfründen, um Hofcapläne, arme Pfarrer i
su bedenken. Solche »Pensionen' dürfen in Gemäaiheit de
Stimmungen des Concils von Trient nnr mit Erlanbniss des
stes errichtet werden. Auch könnten solche Guter ans am
besonders angeführten Gründen nicht mit Pensionen bei
werden. Gras 1589, Februar 21.
(Orig. L.-A., Klosterrath.)
Der F. D' . . . decret, darin sie den catholischen räthen anfei
und bevelhen, I. F. D* ir gehorsams räthlichs guetbedunken unve
zukhomen zu lassen, ob nicht von denen geistlichen boneficien,
denen vermügigen, die von einer zeit zu der andern verledigt
den, nach jedes gelegenheit und vermügen ein järliche pension
schlagen, hergenumen und auf andere geistliche personen als hof<
und andere arme pfarrer und dergleichen pios usus mit guetem fuei
wendt werden möchte, widerumb zu übergeben und von inen den i
geh. anzuzaigen, dass sy dise frag in woll erwogne berathschlagui
zogen, sich auch destwegen mit den geistlichen rechten genuegsai
sechen, befinden aber im concilio Tridentino und anderstwo, dass di
richtung dergleichen Pensionen auf geistliche güeter allein I. B. I
sonst jemandts (sie) andern geistlichen oder weltlichen stants citra 1
nem consciontiae gebürn will. Wann dan auf yorgeheunde nachsäe
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nit befunden wirt, das I. F. Dl ditsfalls ainiches indultum papale hetten,
derowegen künnen derselben die räth geh. nit ratten, dass sy ichtes sol-
ches motu proprio und aus sonderbaren vor wissen und be willigung 6. Hl
füeglichen fürnemen sollen, für ains.
Dann zum andern, so ist auch im rechten fürgesehen, dass die-
jenigen beneficia, so zuvor mit allerlay anlagen beschwärt, mit derlay
Pensionen nit wol künnen beladen werden, aus ursach zwar, damit die
geistlichen güetter durch so vilfeltige ausgaben nit extenuirt und in ab-
fall kommen, so dann alle und jede ander I. F. D* gebiet gelegne beneficia
unwidersprechlich mit Steuer und andern hoch genueg beschwärt, so
wollten I. F. D' sy die räthe gleichfalls underthenigist geratten haben,
gn. darob zu sein, damit diser neu- und gefärlicher eingang obberüerten
Pensionen zum augenscheinlichen verderben der geistlichen in dero lan-
den nit einschleiche, sonder denselben in Italia, Hispania und der orten,
alda die geistlichkeit aller gemeinen anlagen exempt, verbleiben liesen.
Schliesslichen im fall je bischofen, prelaten und pfarrherrn vor-
handen, welche irer geringen einkomens halber iren gebürlichen standt
nit fahren möchten, so sein aber hailsame mittl auch fürgeschriben, wie
man ainem und dem andern zu hülf kommen müge, nämblichen den
armen bischoffen und prelatten mit Verleihung der beneficien, welche
khain seelsorg ob sich tragen, den Seelsorgern und pfarrherrn aber sollen
collecturae und andere geburliche zuebuess bewilligt werden, von hof-
caplänen aber, welche ir besoldung haben, destwegen sy dann
unter die anzall der armen geistlichen nit woll künen gerechnet werden,
steet nichts geschriben. Ist aber I. F. D* unbenommen, ob sy auf vor-
geheunde bäbstliche bewilligung ainem und dem andern gn. gratificiern
wollen. Und thuen I. F. D* sich die catholischen rätte beynebens gehor-
samist bevelhen. Datum Grätz den 21 tag Februarij anno 89.
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INHALT.
Seit*
1. Die katholischen Regimentsräthe . 28ö
2. Die wirth schaftlichen und sittlichen Zustände im inner österreichischen
Clerus in der Zeit Erzherzog Karls II. und die Noth wendigkeit der
Aufrichtung eines Klosterrathes 396
3. Die Frage der Errichtung eines Klosterrathes für Innerösterreich . 317
Beilagen.
1. Die in Land- und Hof rechten versammelten Herren und Landleute
von Stoier an den Kaiser Ferdinand I.: benennen einige Herren
und Landleute zur Besetzung des Hof- und Kriegsrathes. Graz 1664,
Jänner 21 332
2. Erzherzog Karl an die Verordneten von Steiermark: sie mögen etliche
zu den Hof- und Regierungsrathsstellen tangliche Personen vor-
schlagen. Wien 1564, December 19 333
3. Die Pfarrgemeinde von St. Lorenzen am Hengstberg beschwert sich
bei dem Propste Jakob von Seckau über ihren Pfarrer Matthäus
wegen seines unchristlichen Lebenswandels. 1565 334
4. Auszog aus der Beschwerde der Pfarrgemeinde St. Lorenzen ... 337
6. Propst Jakob von Seckau bestimmt den Zechleuten von St. Lorenzen
einen Termin zur Verhandlung wider ihren Pfarrer 338
6. Erzherzog Karl an Seyfried von Egkenperg: gebietet ihm, von dem
Verkauf ,der Egkenpergischen Stift1 abzustehen, da es nicht gestattet
sei, ,Gott zugeeignete Sachen* zu verkaufen. Graz 1568, März 5 339
7. Bericht des Visitators Albert Gemshorn über den Pfarrer von Ob-
dach, ddo. 1669. Mai 1 339
8. Brief des Pfarrers von Obdach an den Erzpriester Laurentius von
Seckau ddo. 1569, October 16 340
9. Erzherzog Karl an den Bischof von Gurk und die Dompröpste Lorenz
von Seckau und Karl von Gurk: Befehl, sich nach Eberndorf zu
verfügen, den dortigen Propst abzusetzen und zur Einsetzung eines
anderen die nöthigen Schritte einzuleiten. Graz 1673, October 3 312
10. Derselbe an den Dompropst von Seckau in derselben Sache ... 343
11. Der Nuntius Andreas, Bischof von Britonoria, an Erzherzog Karl.
Heftige Beschwerden über die Pröpste von Voran und Stainz,
Pöllau und Rottenmann. Bitte, bei der Auswahl von Prälaten
nicht dem ersten Besten Gehör zu geben. Görz 1686, Juli 21 . 344
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379
Seite
12. Erzherzog Karl an die geheimen Räthe etc. : Befehl, nachzuforschen,
wie die Einsetzung des Klosterrathes vorzunehmen und die Mittel
zu seiner Erhaltung zu gewinnen seien. 1586, November 25 . . 347
3. Die katholischen Regimentsräthe an Erzherzog Karl. Ueber die Not-
wendigkeit, einen Regimentsrath aufzurichten. Notwendiges Per-
sonal und dessen Besoldung. Graz 1686, December 2 . . . . 348
4. Von Unverzagt wird eine Abschrift der Klosterrathsinstruction ver-
langt Graz 1586, December 14 349
5. Wolf Unverzagt au Erzherzog Karl : berichtet, was es für eine Ge-
legenheit mit dem Klosterrathe zu Wien habe. Wien 1586, De-
cember 24 360
id 15. Generalreformation Maximilians II 352
6. Erzherzog Karl an Kobenzl wegen Aufrichtung des Klosterraths.
Graz 1587, Juni 28 360
17. Gutachten Kobenzls darüber. Wien 1687, Juli 7 360
8. Räthliches Gutachten des katholischen Regimentsrathes über die
Aufrichtung eines Klosterrathes. Graz 1567, Juli 20 369
9. Gutbedunken, betreffend die Entfremdung geistlicher Güter in Görz.
1587, August 18 369
10. Discurs der geheimen Räthe wegen Aufrichtung des Klosterrathes.
Graz 1588, März 18 370
11. Erzherzog Karl an Papst Sixtus V. : bittet die Einsetzung des Kloster-
rathes zu bewilligen. Graz 1588, März 25 373
S. Erzherzog Karl an den Nuntius: empfiehlt ihm, die Einsetzung eines
Klosterrathes für Innerösterreich bei dem Papste zu befürworten.
Graz 1588, März 25 375
3. Die katholischen Regimentsräthe an Erzherzog Karl : Gutachten über
die Erhebung von Geldleistungen von erledigten Pfründen, um Hof-
capläne und arme Pfarrer damit zu unterstützen. Graz 1589,
Februar 21 376
Anmerkung: Die S. 301 als Elenschrat, S. 303 Gelischrok genannte
'farre ist das jetzige Edelschrott. 8. Schmutz, Hist.-top. Lexikon I, S. 287.
ArefciT. LXXXIV. Band. II. H&lfte. 26
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DAS
DEUTSCHE
REICHSVICEKANZLERAMT.
VON
DB HEINRICH KRETSCHMAYR.
26*
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iE
in
_
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Vorbemerkung.
Mit einer von Hofrath Heinrich von Zeissberg ange-
egten monographischen Studie über Georg Sigismund Seid be-
chäftigt, fand ich mich veranlasst, einer Betrachtung der Com-
>etenz des von diesem Staatsmanne bekleideten Amtes näher-
zutreten.
Boten die trefflichen Arbeiten von Gerhard Seeliger1
ind Thomas Fellner,2 denen ich mehrfach in engem An-
schlüsse folgen zu dürfen glaube, bereits sehr beachtenswerthe
einschlägige Resultate, so meinte ich gleichwohl in eine Be-
rachtung des Amtes an sich eintreten zu sollen, da mir die
Schicksale desselben fiir die des Reiches und fUr dessen Be-
ziehungen zur habsburgischen Monarchie symptomatisch zu sein
schienen. Bestrebt, den grossen Zusammenhang nicht aus dem
luge zu verlieren, mag ich in der Zurückstellung des Details
rielleicht manchmal zu weit gegangen sein; ein tiefer dringendes
Singehen in dasselbe würde übrigens an der Masse des im Wiener
Staatsarchive verwahrten handschriftlichen Materials gescheitert
iein;s durch ansehnliche Beiträge aus den Beständen des all-
gemeinen Archivs4 und des Adelsarchivs5 des k. k. Ministe-
1 Erzkanzler and Reichskanzleien. Innsbruck 1889.
* Zur Geschichte der Osterreichischen Centralverwaltung (1493—1848) I,
in Mitth. des Instituts für österr. Geschichteforsch. VIII, S. 258 ff.
and Besprechung der Arbeit von H. J. Bidermann, Geschichte der Oster-
reichischen Gesammtstaatsidee (1526—1804), ebenda XV, S. 517—531.
3 Benützt wurden aus dem Erzkanzlerarchiv (Mainzer Acten) die Ab-
theilungen: Reichskanzlei und Taxamt, Reichshofrath, Friedensacten,
Wahl- und Krdnungsacten ; aus dem kaiserlichen Archive die Abtheilun-
gen: Reichshofkanzlei, Reichsacten in specie, Reichshofrath, Reichs-
registraturbände, geheime Rathsprotokolle; endlich Cod. mss. 108/2.
4 Benutzt wurden die Fasciculaturen : I A 1—3, II B 4, III A 1—4.
5 Benützt wurden die Fasciculaturen : Generalien, Reichsadel und mehrere
Bände der Saalbücher.
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riums des Innern noch wesentlich erweitert, wuchs dieses
Material zu einem Reichthum heran, der manche Ungleichheit
in der Behandlung des Stoffes bedingte. Durch die Theilung
nach ,Competenz' und ,Geschichte' hoffte ich den staatsrecht-
lichen und historischen Gesichtspunkt deutlicher zum Ausdrucke
bringen zu können, ohne mir zu verhehlen, dass ich hiedurch
zu mehrfachen Wiederholungen und in den die Competenz be-
handelnden Theilen des Aufsatzes öfters zu einer abstracten
Fassung genöthigt war, wo eine mehr persönliche geeigneter
gewesen wäre.
Für die Förderung dieser Studie habe ich in erster Linie
Herrn Archivdirector Dr. Thomas Fellner für vielfache Rath-
schläge und Mittheilungen meinen herzlich ergebenen Dank zu
sagen; ich danke ferner dem Herrn Director des Wiener
Staatsarchives, Hofrath Dr. Gustav Winter, den Herren Staats-
archivar J. Paukert, Staatsarchiv - Concipisten Dr. H. von
Voltelini und V. Kratochvil im Wiener Staatsarchive und
Herrn k. k. Archivar Schornböck am Adelsarchive des k. k.
Ministeriums des Innern für ihre liebenswürdige Unterstützung
bei meinen Arbeiten in den genannten Archiven.
Wien, im März 1897.
Dr. Heinrich Kretschmayr.
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Einleitung.
X articularistische Tendenzen haben das Gefüge des rö-
mischen Reiches deutscher Nation von jeher durchbrochen.
Wenn dessen Begründer Kaiser Otto I. das gesammte Länder-
gebiet zeitweise wenigstens unter seiner Familie Herrschaft zu zwin-
gen, Heinrich IH. eine nie erreichte Centralisation des Reiches
zu erzielen wusste, wenn Kaiser Heinrich VI. dem fast sicheren
Ziele der Erbmonarchie zusteuerte — so sind dies doch eben
nur vorübergehende kraftvolle Versuche, die auseinanderstreben-
den Theile des Reiches zusammenzufassen. Das Recht der
freien Wahl des Reichsoberhauptes ist im Jahre 1077 auf dem
Tage zu Forchheim in eine ausdrückliche Formel gebracht
worden; es war eine natürliche Consequenz dieser Auffassung,
dass sich das Recht der Königswahl zu einem Privileg für be-
stimmte Fürsten verdichtete.
Zuerst bei der Wahl Rudolfs von Habsburg betheiligten sich
ausschliesslich sieben Fürsten, die seither — mit einigen im Grunde
doch unwesentlichen Aenderungen — für alle Zeiten das Kurcol-
legium bildeten, dessen Mitglieder ihr ehrenvolles und wichtiges
Amt, das Reichsoberhaupt zu küren, zu einem privaten Handel
umzusetzen wussten, der seinen urkundlichen Ausdruck in den
Wahlcapitulationen fand. Vortheil zog daraus vor Allem Der-
jenige, der schon im 14. Jahrhundert als Vorsitzender des
Collegiums erscheint, der Erzbischof von Mainz, der oberste
Chef der Reichskanzlei. Man sollte meinen, dass diese wich-
tigste Behörde des ganzen Reiches, in der allein das centrali-
stische Moment hervortreten musste, wenigstens soweit von den
Trägern der Centralgewalt abhängig gewesen wäre, dass diesen
im Sinne einer wirklich monarchischen Politik die Ernennung
der Vorstände der Reichskanzlei überlassen gewesen wäre.
Aber das war doch nur bedingt der Fall. Freilich, zunächst
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bedeutete es im Grunde wenig, dass die oberste Directum der
Reichskanzlei seit 965 mit dem Erzbisthum Mainz unaufhörlich
verbunden war — mochte diese Thatsache für das Ausreifen
der mainzischen Ansprüche auf verfassungsmässige Rechte
auch noch so bedeutsam sein.
Den wirklichen Leiter der Reichskanzlei, den ersten
Minister und Hauptträger der auswärtigen und inneren Reichs-
politik, den Kanzler (cancellarius), ernannte sich der Kaiser
selbst; die Sachkenntnis und die sachliche Entscheidung des
Kanzlers musste für die ganze Politik des Reiches um so wich-
tiger sein, je weniger die Kanzlei selbst organisirt war und
je mehr offene Fragen es sohin gab.1 So war es für die
kaiserliche Gewalt, wollte sie nicht zur reinen Schattenmacht
herabsinken, geradezu Lebensfrage, das Recht der Ernennung
dieses wichtigsten Reichsbeamten fest in Händen zu halten; um
so deutlicher musste aber auch der Mainzer Erzbischof empfin-
den, dass sein vollklingender Titel ,Reichserzkanzler' eben nur
ein Titel war.
Es lag auf der Hand, dass das Verlangen des Erzkanz-
lers, auf die Reichskanzlei Einfluss zu gewinnen, in dem Masse
wuchs, als die königliche Macht verfiel.
In einer Zeit der curiosesten Rechtsansprüche der nach
den ,kaiserlosen' Tagen zuerst als ein geschlossenes Collegium
auftretenden Kurfürsten ist auch der Erzbischof von Mainz mit
dem Verlangen hervorgetreten, ihm Einflussnahme auf die
deutsche Reichskanzlei zu gewähren. Auf einmal wird da in
dem Privileg König Albrechts I. vom 13. September 1298 das
erzkanzlerische Recht der Ernennung des Kanzlers als seines
Stellvertreters am kaiserlichen Hofe ausdrücklich hervorgehoben;
dessen Mandat musste im Falle persönlicher Anwesenheit des
Erzbischofs erlöschen.
Eigentümlich genug, dass gerade dieser energische Be-
kämpfter kurfürstlicher Prätensionen sich zu einem solchen Zu-
geständnisse herbeiliess. König Heinrich VII. ging hierin noch
weiter; nicht blos ernennen, auch absetzen durfte nach seinem
1 Werthvoll wäre wohl eine Durchprüfung der mittelalterlichen Kauer-
geschichte auf den Einfluss hin, den die Kanzler auf die Lösung
politischer Fragen genommen haben. — Von dem burgundischen und ita-
lienischen Erzkanzleramte glaube ich im Laufe dieser einleitenden Dar-
stellung absehen zu dürfen.
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Privileg vom 18. October 1308 der Erzbischof den Kanzler,
and sein Ernennungsrecht wurde auf alle Kanzleibeamten aus-
gedehnt König Ludwig bestätigte diese weitgehenden Rechte.
Dem Kurfürsten von Mainz war damit eine schlimme Waffe
in die Hand gegeben; diese Privilegien bedeuteten eine recht-
liche Grundlage für spätere Forderungen ; freilich auch nicht mehr.
Vorerst war Albrecht I. nicht der Mann, sich seine Macht-
befugniss schmälern zu lassen; wenn er und seine beiden Nach-
folger Heinrich und Ludwig sich bei Ernennung ihrer Kanzler
nicht um Mainz und nicht um seine Privilegien kümmerten, so
zeigte sich damals wie zwei Jahrhunderte später wieder unter
Karl V., wie rasch doch Rechtsfragen in Machtftagen sich ver-
kehren.
Im Jahre 1356 verschwand auch die Rechtsfrage; Karl IV.
brachte es mit Geschick zu Stande, dass diese Rechte oder
mindestens Rechtsansprüche der Erzkanzler in der goldenen
Bulle zu einem nichtssagenden Ehrendienste herabgemindert
wurden; mit keinem Worte gedachte diese des mainzischen
Ernennungsrechtes, und in keinem einzigen Privileg hat Karl IV.
die grossen Zugeständnisse seiner Vorgänger erneuert. Das war
eine sehr werth volle Kräftigung kaiserlicher Macht.1
Zwar gelang, was dem Kurfürsten von Mainz versagt
blieb, seinen beiden geistlichen Collegen für sich durchzusetzen;2
aber wer hätte sich um deren italienisches oder burgundisches
Erzkanzleramt gekümmert? Der staatskluge Luxemburger
wnsste recht gut, wem er die Erzkanzlerrechte seiner Vorfahren
bestätigen konnte und wem er sie entziehen musste. Lange
Jahre wirkte der vom Kaiser ernannte Kanzler unbehelligt als
Chef der Reichskanzlei; was der waffenstarke Albrecht I. viel-
leicht in Unterschätzung der Macht geschriebener Rechte gefehlt
hatte, war durch luxemburgische Klugheit wieder wettgemacht
worden.
Dabei blieb es — mainzischen Gegenbestrebungen zum
Trotze — unter den Königen Wenzel, Ruprecht und Siegmund.
Unter des letztgenannten Kaisers Regierung hat nach längerer
1 Vgl. Harnack, Das Kurfürstencollegium bis zur Mitte des 14. Jahr-
hunderts. Giessen 1883. S. 148, 149.
' 1376 hat Karl IV. dem Trierer Erzbischofe die erzkanzlerischen Rechte
wieder bestätigt. Seeliger, Erzkanzler (s. Vorbemerkung), 8. 59.
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388
Pause wieder ein , Vicekanzler' als Kanzleichef gewaltet. Daran
wäre weiter nichts Auffallendes. Schon unter Rudolf I. hiessen
die Protonare Vicekanzler; unter König Adolf und Albrecht L
leiteten Eberhard und Johann von Dilrbheim vor ihrer Er-
nennung die Kanzlei als Vicekanzler;1 so haben jetzt unter
Sigismund zunächst Georg von Passau und vom November
1432 bis zum Juni 1433 Caspar Schlick, der Kanzler dreier
Kaiser, die königlichen. Urkunden als vicecancellarii unter-
zeichnet.8 Man würde irregehen, in dieser durch augenblick-
liche Kanzlei Verhältnisse3 veranlassten Benennung eine Art
Connivenz mainzischen Ansprüchen gegenüber zu vermuthen;
Niemand dachte weniger hieran als Kaiser Sigismund, unter
dessen Regierung das letzte formelle Zeichen erzkanzlerischen
Einflusses, die recognitio vice archicancellarii, aus den Kaiser-
urkunden verschwand; wenn dann Albrecht II. das bei seiner
Wahl vorgebrachte Anliegen der Kurfürsten, den ihnen nicht
genehmen Kanzler Schlick durch eine andere Persönlichkeit
zu ersetzen, nicht im Geringsten berücksichtigte, wenn die Kur-
fürsten selbst dieses Verlangen nicht etwa auf die alten Privi-
legien gründeten, sondern eben als Bitte vorbrachten, dann wird
wohl klar, dass die Reichskanzlei mehr denn je eine kaiserliche
Behörde und der Kanzler mehr als irgendjemals ein kaiserlicher
Minister war.4
Neuerlich trat der Erzbischof von Mainz mit Ansprüchen
bei der Thronbesteigung Friedrichs HI. auf, und dieser bequemte
sich auch dazu, in einer Personalfrage nachzugeben. Fürs
Erste freilich antwortete er — im Herbste 1440 — auf das An-
sinnen des Mainzers, den Bischof Leonhard von Passau als
seinen Stellvertreter bei der Reichskanzlei anzuerkennen, mit
1 Bresslau, Handbuch der Urkundenlehre, S. 403.
1 Mallinckrot, De archicanceUariis ac cancellariis. Jena 1715. — Schell-
hass, Das Vicekanzellariat Kaspar Schlick'». Deutsche Zeitschr. für Ge-
schichtswissenschaft IV, S. 347—350. — Vgl. auch Seeliger S. 91, Anm. 3.
9 Die Annahme, dass der Vicekanzlertitel im Jahre 1432 in Rücksicht auf
die Krankheit des Kanzlers Johann von Agram, der seinen Amtsobliegen-
heiten nicht nachzukommen vermochte, für seinen Stellvertreter ein-
geführt wurde (Schellhass, a. a. O., S. 348) und dann nach des Kanzlers
Tode noch einige Monate in Uebung blieb, scheint mir viel für sich zu
haben.
« Hiesu und zum Folgenden Bresslau, S. 396 ff. — Seeliger, S. 62 ff.
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389
der Ernennung seines bisherigen österreichischen Kanzlers, des
Propstes Konrad von St. Stefan zu Wien, zum Reichskanzler.
Die Vereinigung dieser beiden Würden erscheint bemerkens-
werth; vorläufig nur ganz vorübergehend, führte sie in der
zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zur Machthöhe des Reichs-
vicekanzellariates.
Als aber dann später der von Mainz im Februar 1441
durch Vertrag zum Kanzler bestellte Erzbischof Jakob von Trier
noch im Laufe des Juni in Wien anlangte, sein Amt anzu-
treten, ohne eine Aeusserung des Königs abgewartet zu haben,
da hat Friedrich DI. — vor eine vollendete Thatsache gestellt
— nachgegeben, umsomehr als die mainzischen Bestrebungen
durch das Verlangen der Reichsfürsten nach einer eigenen
Reichsbeamtenschaft, im Gegensatze zu der kaiserlichen Tendenz
einer Verbindung der österreichischen und der Reichskanzlei,
unterstützt wurden. Er liess sich also den Erzbischof als Kanzler
gefallen, ohne das mainzische Recht zu einer derartigen Er-
nennung anzuerkennen; auch verschwindet überhaupt Jakob
sehr bald aus der Kanzlei; im Jänner 1443 erscheint wieder
der bei den Kurfürsten so gründlich unbeliebte Caspar Schlick
als Kanzler, und die Reichskanzlei war wieder, was sie früher
gewesen — eine königliche Behörde. Sogar zum Verzicht auf
jeden Anspruch auf die Leitung und überhaupt auf jede Ein-
mischung in die Angelegenheiten der Reichskanzlei wusste
Friedrich den Erzbischof zu bringen; am 31. October 1463
und am 15. Mai 1470 sind hierüber die Urkunden ausgestellt
worden.
Nun taucht auch wieder der Titel Vicekanzler auf. Ulrich
Welzli, der Nachfolger Schlick's, hat ihn eine Zeitlang geführt.
Als der Erzkanzler sich am 31. Mai 1470 zum factischen
Kanzler und damit zum königlichen Beamten1 ernennen liess,
kam sein kurmainzischer Kanzler Dr. Jörg Pfeffer mit ihm an
den kaiserlichen Hof und nannte sich kaiserlicher Vicekanzler;
er war wie die anderen Vicekanzler dieses Jahrhunderts der
wirkliche Kanzleileiter, den nur der Titel vom Kanzler unter-
schied. *
1 Seeliger, S. 70 und 83. — Seeliger, Kanzleistudien. Mitth. des Instituts
für österr. Geschichtsforsch. VIII, S. 1 ff., s. bes. S. 9.
1 Bresslau, S. 404.
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390
Was Friedrich III. gegenüber misslungen war, wurd
der Königswahl Maximilians I. neuerlich und nicht erf<
versucht.1 Das Diplom vom 2. Mai 1486 berechtigte den
kanzler bei persönlicher Anwesenheit am Hofe in alle R
eines Eanzleichefs einzutreten und verordnete in Anerken
seiner obersten Würde in der Kanzlei, dass alle Urkunde
seinem Namen ausgefertigt werden sollen. Der Erzbi
machte wirklich hievon den ausgiebigsten Gebrauch. Er
im Sommer 1494 an den Hof, leitete persönlich die R<
kanzlei, die immer mehr den Charakter einer kaiserliche]
hörde verlor und zu einem reinen Organ der Reichsst
werden musste, als das ständische Reichsregiment im J
1500 dem Erzkanzler auch das Recht der Ernennung
Kanzleibeamten überliess. Nun zeigte sich auch schon
kleines Vorspiel späterer Tage; die für die erbländischen
Schäfte bestellte Hof kanzlei, zugleich Cabinetskanzlei des Ka
griff bald in die Rechte der Reichskanzlei über, inden
Briefe des Kaisers an Reichsstände, ja ausgesprochene kj
liehe Decrete und Mandate ausfertigte. Zu Auseinandersetzu
hierüber kam es nicht, denn die Reichskanzleiorganisatic
dieser Form war überhaupt nur von kurzer Dauer; im I
jähre 1502 bereitete ihr Maximilian L, dessen Macht wi
erstarkt war, sammt dem Reichsregimente und dem mainzis
Ernennungsrechte ein jähes Ende, und die Geschäfte
Reiches und der Erblande besorgte wieder eine gemein
Hofkanzlei, von welcher der Kaiser in dem Innsbrucker I
vom 24. Mai 1518 ausdrücklich bemerkte: ,Unsere Ka
sollen und wollen wir bestellen und unser Kanzler mag b
des Reiches und des österreichischen Landes Sachen, i
seiner Obhut halten/ Sie blieb, mochte der Kaiser auc
Gemässheit des Privilegiums von 1486 dem persönlich anwi
den Erzkanzler die kaiserlichen Urkunden zur Fertigung
legen lassen — allem Anscheine nach geschah dies auch i
regelmässig — und ihm dieser sein Recht durch ein b
Privileg von 1516 neu verbriefen, schon darum eine u
hängige Behörde des Monarchen, weil auch die Anwesei
1 Vgl. Seeliger, S. 70—89. — Adler, Die Organisation der Centraly«
tung unter Maximilian L, S. 186 ff., 330 ff.
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391
des Erzbischofs, deren Möglichkeit naturgemäss eine höchst
bedingte war, demselben nichts als formelle Rechte gab.1
Am 12. Jänner 1519 starb Maximilian I. Um den er-
ledigten Thron bewarben sich Karl I. von Spanien und Franz I.
von Frankreich, beide deutschem Wesen und deutschen Ein-
richtungen fremd. Das war nun eine recht günstige Situation,
geschaffen flir ein unvergleichliches Wahlgeschäft. Als Vertreter
des Mainzer Erzbischofs hatte schon am 8. März 1518 Max
von Berg an König Karl geschrieben, dass der Erzbischof als
Kanzler des Reiches in Germanien die königliche Kanzlei selbst
zu verwalten berechtigt sei, und dass er, da er selbst die Ver-
waltung nicht immer persönlich leiten könne, als Stellvertreter
den bisherigen obersten Secretär der Hofkanzlei Maximilians I.
Nicolaus Ziegler zum Reichsvicekanzler zu ernennen beab-
sichtige.*
Der König entsprach diesem Verlangen, das ihm ge-
gründet schien, indem er sich am 12. März 1519 einverstanden
erklärte, dass der Erzkanzler die Reichskanzlei innehabe und
regiere und sich seinen Stellvertreter ernenne.* Damit erschien
Nicolaus Ziegler als Reichsvicekanzler angenommen; am
3. Juli 1519 unterzeichnete er bereits die Wahlausschreibung
Karls I. für die Kurfürsten.4
Mainz schien erreicht zu haben, worum es sich Jahr-
hunderte lang vergebens gemüht; sein Recht der Ernennung
des Kanzleichefs und damit sein Einfluss auf die Geschäfte der
kaiserlichen Politik schien ausgemacht. Das Reichsvicekanzler-
amt, das nun seinen Anfang nahm, ist, an sich betrachtet,
1 Der Erzbischof besiegelte und unterschrieb die Urkunden; wollte er
etwa durch Verweigerung von Besiegelung und Unterschrift die
ErUssung einer Urkunde unmöglich machen, so hatte dies doch nur
eine aufschiebende Wirkung, da mit seiner Abwesenheit auch alle
Rechte unmittelbaren Eingreifens in die Gesch&ftsgebahrung der Reichs-
kanzlei erlöschen mussten. — Die persönliche Kanzleiführung durch
den Erzkanzler wurde durch Gepflogenheit auf die Zeit der Reichs-
yersammlungen beschränkt. Seeliger, S. 88.
1 Le Glay, Negoziation* diplomatique entre la France et l'Autriche FT,
8. 314 f.
• Gudenus, Codex diplomaticus anecdotorum res Moguntinas etc. illustran-
tium IV, p. 609, n. CCXCI.
4 Reichstagsacten, jüngere Reihe, herausgeg. von Kluckhohn, I, S. 376,
Anm. 2, 8. 426, 876 etc.
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1X3
392
das alte Kanzleramt mit verändertem Namen; aber dass
und mit ihm die wichtigste Reichscentralbehörde — nicl
dem Willen des Kaisers, sondern dauernd nach dem Bed
eines particularistischenReichsfursten geleitet werden sollte
liegt die Bedeutsamkeit der mainzischen Errungenschaft, i
sie zunächst auch nur — wie vor schon 200 Jahren
Hecht auf dem Papiere vorstellen; Karls V. nächste Regie
Handlungen haben das bewiesen.
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I. Abschnitt.
Die Zeit von 1519 bis 1620.
Capitel I.
Die Zeiten Karls V. Grosskanzler und Reichs-
vicekanzler (1518 — 1559).
Im Jahre 1520 ist König Karl I. aus dem fernen Spanien
nach Deutschland gekommen, die Reichsregierung anzutreten.1
Was er am 12. März 1519 versprochen hatte, betonte er zwar
wieder in der Urkunde vom 2. Mai 1521 ;2 als aber Nicolaus
Ziegler an den kaiserlichen Hof gekommen war, sein neues
Amt zu übernehmen,8 hatte er dort den kaiserlichen Gross-
kanzler Arborio de Oattinara (Mercurin) angetroffen, den der
König aus Spanien mit sich herüber genommen hatte.4 Wie
hätte dieser Mann, der eigentlichste Berather des Kaisers, ohne
Einflu8s auf die Reichsagenden bleiben können? Der Erz-
kanzler, der bald nach König Karls Ankunft an seinen Hof
kam, die Verwahrung der Reichssiegel übernahm und die
kaiserlichen Diplome unterfertigte, fühlte dies wohl und —
1 Stalin, Aufenthaltsorte Kaiser Karls V. Forschungen zur deutschen Ge-
schichte V, S. 567.
* Seeliger, Beil. Nr. 8, S. 216.
8 Ueber Ziegler's Verdienste um Karls V. Wahl vgl. Seeliger, S. 90, 91.
Deutsche Reichstagsacten, jüngere Reihe, II. — In der Osterreichischen
Kanzlei ist Ziegler seit Maximilians I. Tod nicht mehr verwendet
worden; die Osterreichischen Kanzleistücke unterfertigte Salamanca, den
Ferdinand I. aus Spanien mitgebracht hatte. Kraus, V. v., Zur Geschichte
Oesterreichs unter Ferdinand I. 1519—1522. Anhang XXXII.
4 Ueber Oattinara s. Biographie generale 3, 21 (, Arborio4). — Deutsche
Reichstagsacten, jüngere Reihe, II. — Henne, Histoire de Charles-Quint
II, S. 346 ff. etc. — Kraus, a. a. O., S. 35 u. a. and. O.
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u
merkwürdig genug — schon am 25. Jänner 1521 hat ei
zu einem Vertrage mit dem Grosskanzler verstanden, de
gesehen von einer Reihe anderer Bestimmungen, die
erzkanzlerische Machtbefugniss für den Fall der Abwes
des Mainzers dem Grosskanzler einräumte.1 Das ist ein
Capitulation vor der kaiserlichen Macht. Das Vicekanzl
ist damit tief heruntergedrückt, man kann sagen, für dii
der Anwesenheit des Kaisers geradezu gegenstandslos gew<
denn wenn der Grosskanzler den abwesenden Erzkanzle
trat, wozu brauchte sich Letzterer erst einen Stellvertrel
ernennen? Es bedeutete von Seite des Mainzers die
gebung eines Princips; wohl entzog ein kaiserliches Deere
20. Februar 1521, das dem Grosskanzler übrigens ausdrü
das Recht der Führung der Reichssiegel und die Einsicht!
in die lateinischen Expeditionen zuerkannte und es s
Belieben anheimstellte, sie auch seinerseits zu unterfei
diesem die stellvertretende Signirung der deutscher
künden — wohl nur darum, weil Gattinara der Sf
nicht genügend mächtig war — und wies sie einem Se
der Reichskanzlei zu, den der Erzkanzler hiezu l
mächtigen kann;2 auch das kaiserliche Decret vom 2
1521 betont ausdrücklich, dass die ,vicecantzelier im i
und von wegen (der abwesenden Erzkanzler) die brief 8
der römischen canntzley ausgeen subscribiern, wie dann
in vorderen zeiten also geübt und gehanndelt ist';3 dies
aber doch daran nichts ändern, dass dem Vicekanzle
Führung der Kanzleigeschäfte nur für den Fall einer V
derung oder Ermächtigung des Grosskanzlers zustand u
so zu einem zweiten stellvertretenden Kanzleichef herabged
wurde, der nur in Betreff der deutschen Kanzleiausläui
Oberaufsicht des Grosskanzlers nicht unterstellt war und i
Ausübung seiner vollen vicekanzlerischen Rechte nur im
der Abwesenheit des den Kaiser begleitenden Grosskai
1 Seeliger, S. 93, 94. — Die Ordnung wurde am 30. Jänner 162
König feierlich bestätigt Seeliger, S. 95, Anm. 1, und Beilage
S. 218.
1 Seeliger, S. 94, 95.
8 Seeliger, Beilage Nr. 8, S. 215. — Das formelle Unterfertigungsrec
Vicekanzlere für alle aus der Reichskanzlei ergehenden Urkund
also nicht angetastet worden.
^BH
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eintreten konnte. Das war also in der Regel dann der Fall,
wenn der Kaiser nicht in Deutschland weilte und die Besorgung
der Reichsangelegenheiten auf König Ferdinand I. überging,
vorausgesetzt, dass der Reichs vicekanzler nicht selbst den
Kaiser, wenn er ausser Landes ging, zu begleiten hatte.1 Sonst
hatte er im Zusammenwirken mit der Hofkanzlei und dem
Hofrathe König Ferdinands seines Amtes zu walten, und man
beachte doch die sonderbare Situation, in welche der Reichs-
vicekanzler dadurch gerathen musste, dass die zur Ausfertigung
der Reichsurkunden berufene Hofkanzlei einem österreichischen
Hofbeamten, dem Hofvicekanzler unterstand!
Am 5. Juni 1530 starb Gattinara; ihm folgte als kaiser-
licher Kanzler der Cardinal Nicolaus Granvelle; der Titel
Grosskanzler wurde fallen gelassen. Hatte sich Mercurin inner-
halb der Grenzen der ihm vertragsmässig zustehenden Rechte
gehalten, so griffen Nicolaus und noch mehr sein Sohn und
Nachfolger im Kanzleramte, Anton Perrenot Granvelle, der
Bischof von Arras, darüber hinaus.2
Als Nicolaus Ziegler seine ziemlich bedeutungslose Stelle
im Jahre 1525 aufgab und es vorzog, kaiserlicher Landvogt in
seiner Heimat, dem Elsass, zu werden,3 ist ihm der in den
ständischen Kämpfen der Jahre 1519 — 1522 in Oesterreich öfter
genannte Propst von Waldkirch, Balthasar Merkel (Merklin),
damals schon Bischof von Constanz und Hildesheim, der Freund
E^asmu8, von Rotterdam, gefolgt; bald nach dem Reichstage
von Augsburg (1530), auf dem er als Vicekanzler anwesend
war, ist er gestorben.4 Er wie seine drei nächsten Nachfolger
sind nicht von Mainz, sondern vom Kaiser ernannt worden.5
Macht ging wieder vor Recht, und was der Erzkanzler auch
1 So ist Held im December 15S4 bei Kaiser Karl V. in Madrid und
unterfertigt dort kaiserliche Diplome. Archiv des k. k. Ministeriums des
Innern, II B 4, 1 ex 1534, Böhmen.
' Ueber beide Granvelle biographie generale 39, 8. 628, 637. — AUgem.
deutsche Biographie IX, S. 680 ff.
8 Seeliger, S. 97, Anm. 1.
4 AUgem. deutsche Biographie XXI, S. 445 f. — Kraus, Zur Geschichte
Oesterreichs unter Ferdinand I. 1519—1422, S. 38 u. a. a. O. — Seeliger,
S. 97, Anm. 1.
5 Bezeichnend für die Auffassung des Ernennungsrechtes der Vicekanzler
ist die Aufforderung des Kaisers an den Cardinal von Trient nach Naves'
ArchiY. LXXXIV. Band. IT Hälfte. 27
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306
tliat, den verlorenen Posten zurückzugewinnen — es blie
geblich.
Immer entschiedener machte sich namentlich mit d
goren Anwesenheit des Kaisers in Deutschland der E
Granvelle's geltend; umsonst war die Beschwerde der I
^tälnde auf dem Reichtage von Regensburg (1532), daj
Fremder die deutsche Reichskanzlei verwalte: umsoni
Bitte, die deutschen Reichsangelegenheiten doch einem deu
Vicekanzler zuzuweisen.1 Der Nachfolger des am 28. Jun
verstorbenen Merklin, Dr. Mathias Held, ein Mann vc
hervorragendsten Gaben, der ebenso geschickte als gefiii
Vertreter der kaiserlichen Interessen den Protestanten j
über so gut wie gegenüber der Curie, hat gleichwohl im
I.i40 dem entgegengesetzten Einflüsse Granvelle's w
müssen, der nun der allbeherrschende wurde.2 Auf Held
Juan Naves de Messancy aus Lützelburg, allem Ans
tiuch aus einer belgischen Familie, sohin nicht einms
Deutscher; er scheint es verstanden zu haben, sich allentl
beliebt zu machen; die Theilnahme bei seinem frühen T<
80. Februar 1547 — war eine lebhafte.3 Nun wurde das
k;inzleramt, nachdem es Viglius von Z wiehern, dem no
angeboten, abgelehnt hatte,4 zunächst überhaupt nicht b
der beste Beweis für seine Bedeutungslosigkeit. Erst im
jähre 1551 ist Dr. Georg Sigismund Seid, seit April
Mitglied des Reichshofrathes, zum Reichsvicekanzler ei
Tode (20. Februar 1547), ,das er anstat des vicecanntzlers se
ander geschickte person der spräche und sonst des reichssachwes
schicke oder ob er ob die anderswo wüste 2a finden nnd sa be»
oder Ir M* ansaigen.' Wien, Staatsarchiv, Reichshofrathsprotokolle ]
n«, 3b.
Seeliger, S. 100—105. In das Detail dieser bei Seeliger bereits 1
dargestellten Dinge gehe ich nicht ein.
Ueber Held vgl. Allgem. deutsche Biographie IX, S. 682 f. — Nu
berichte 1/2— 1/4. — BuchholU, Geschichte Ferdinands I. IV, S
etc. — Archivalisches Material über ihn im Staatsarchive und im .
des k. k. Ministeriums des Innern in Wien. Eine breitere Mono;
dieses bedeutenden Mannes halte ich für einen dankbaren Vorwi
Ueber Naves vgl. Pantaleon, Prosopographie III, S. 246. — Sehr
erscheint er bei Sleidan erwähnt Er nahm an den Reichstag«
Worms 1540, Speier 1544 und Worms 1545 theil.
Papiers de TEtat du Cardinal Granvelle III, S. 252.
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worden;1 ebenso war unterdessen das Kanzleramt von Nicolaus
Granvelle auf seinen Sohn Anton, Bischof von Arras, über-
gegangen.2
Der vom Erzbischof von Mainz dem Namen nach, in
Wirklichkeit von Anton Granvelle präsidirte kaiserliche Reichs-
hofrath Karls V., dessen Protokolle theilweise noch vorliegen,
und der vom Kaiser im Jahre 1551 eine eigene Geschäfts-
ordnung durch den ,ordo consilii' erhielt, stellt eine ober-
ste berathende Reichsbehörde dar, welche in gewisser Hin-
sicht die Competenzen des — Ferdinandeischen — geheimen
Rathes und Hofrathes in sich vereinigte, indem er nicht bloss
ein oberster kaiserlicher Justiz- und Verwaltungsgerichtshof
für das Reich war,3 sondern auch belangreichere politische
Amiiren zur Begutachtung und Beschlussfassung vorgelegt
erhielt4 Deutsche und spanische Räthe gehörten dem Reichs-
hofrathe an. Der Reichsvicekanzler ist ein Mitglied desselben
wie alle anderen; in nichts ist ihm eine Ausnahmsstellung ge-
wahrt. Der Einlauf geht, wie die Ordnung von 1551 ausdrück-
lich festsetzt, nicht an ihn, sondern an das Rathscollegium, be-
ziehungsweise den Präsidenten oder den ihn vertretenden Vice-
präsidenten.6 Die Seele des ganzen Reichshofrathes ist Gran-
velle, ,caesareae maiestatis intimus consiliarius rerum Status';
er weist die an ihn gerichteten Eingaben dem Collegium der
Hofräthe6 oder auch einzelnen Mitgliedern zum Referate zu.7
Der Reichshofrathseinlauf blieb somit zunächst dem Vice-
1 lieber Seid vgl. Druffel in Allgem. deutsche Biographie XXXIII, 8. 673
bis 677. — Pantaleon, Prosopographiae, S. 346—348. — Veitb, F. A.,
Bibliotheca augustana V, S. 205— 226. — Hiezu im Speciellen Druffel,
Beiträge zur Reichsgeschichte I, S. 652. — Reichshofrathsprotokolle im
Wiener Staatsarchive X, S. 138*. — • Winter, Der ordo consilii von 1550.
Archiv für österr. Geschichte 79, S. 101 ff.
* Seeliger, S. 97, Anm. 8.
9 Naturgemäss für die Zeit, wo der Kaiser in Deutschland weilte.
4 Winter, a. a. O., s. im Besonderen S. 111.
6 Art. 1; s. Winter, a. a. O., S. 116.
6 Es waren 1550 und 1551: Granvelle, Abt Wolfgang von Kempten (Vice-
präsident), Heinrich Haas von Laufen, Dr. B. Stumpf, Clercq (für
lothringische Angelegenheiten), Karl Tisnacq (der deutschen Sprache
nicht mächtig) und Georg Sigismund Seid. S. Winter 120/ 1 und 120, Anm.
1-6.
7 Art. 3 und 4; s. Winter, a. a. O., S. 116.
27*
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398
kanzler fremd — mochten auch sonst Schreiben an den
durch Seid zugestellt werden1 — oder kam ihm er
zweiter Hand zu, und zwar dann nach Belieben des kaise
Kanzlers; ebensowenig steht ihm ein Einfiuss auf di
Scheidungen etwa durch Unterschriftsverweigerung zr
hätte seiner Stellung ein bemerkenswerthes Gewicht vei
aber zum Unterzeichnen der kaiserlichen Erlässe genü£
alleinige Unterschrift GranveüVs, nicht blos für die
sehen, sondern in Verletzung des Decretes vom 20. F
1521 auch für die deutschen Diplome; viele derselben
nur die Unterschrift des Bischofs von Arras, und i
unterzeichnet Seid ohne Gegenzeichnung desselben;'
Granvelle und Alba nicht passend schien, brauchte dem .
hofrathe und somit dem eigentlichen deutschen Rath<
Vicekanzler, nicht vorgelegt zu werden.3 Doch bedu
solcher gewaltsamer Hilfsmittel gar nicht. Als Seid im
1553 gegen die Cassation der brandenburgischen Verträj
testirte und die Unterschrift verweigerte, ist diese unglüc
Verfügung durch Granvelle unterzeichnet worden und
gewesen;4 so gründlich war dem Reichskanzler jeder I
auf die kaiserliche Politik entwunden worden, dass sei
treter der absolutistischen Prädominante der spanischen
räthe gegenüber einfach ohnmächtig war.
Der Reichsvicekanzler war ein dem obersten kaise
Staatsrathe unterstelltes, wie es scheint mit der Führur
1 Druffel, Beiträge II, S. 396, Nr. 1396. — Wien, Staatearchiv. Bai
(31. Augast 1562) u. a. a. O.; vgl. auch Reichshofrathsproto
(12. Februar 1551).
1 Wien, Staatsarchiv, Reichsregistraturbücher. — Vereinzelt begeg
Unterfertigungen des Erzkanzlers — gleichfalls mit Granvelle
— doch ober dessen Unterschrift, während das v* (vidit) des
vicekanzlers unterhalb desselben steht; die vicekanzlerische F
erfolgt ,vice ac nomine archiepiscopi Moguntini archicancella
Erzkanzler selbst unterschreibt ,N. archiep. Mog. archicanc. su
oder auch mit ,vidit'.
8 Vgl. S. 397, Anm. 6 und 7.
4 Wien, Staatsarchiv, Berichte aus dem Reich. Bericht Zasii
23. März 1663, or.: [Ich höre, dass] . . . ,D. Jörg Seid . . . we
sationem cassationis noch das darzugehefft mandatum [habe]
zeichnen wellen, aber [dass dies] doch dnreh den herren bisc
Arrass underzeiebnet und gefertigt worden sein solle*.
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Revision der ReichshofrathsprotokoHe * betrautes Mitglied des
Reichshofrathes und zugleich stellvertretender Kanzleichef, dem
die formelle Erledigung der Ausläufe und theilweise die Ueber-
nahme von Einlaufen, die Ueberwachung der Registrirung und
der Reichsregistratur2 oblag und der in höherem Masse als die
anderen Kanzleibeamten an den Taxen participirte;8 die Kund-
machung kaiserlicher Befehle war ihm überlassen; alles also
formell; auf den Reichstagen hatte er anwesend zu sein, mit
den Parteien zu verhandeln, natürlich wie es ihm vom obersten
Kronrathe geboten wurde; er war nur Executivorgan; eine
politische Bedeutung kraft seines Amtes kann ihm nicht zu-
gesprochen werden; über Beschluss des Kaisers oder des
Reichshofrathes oder auch über Bestimmung des die auswärtige
Politik leitenden4 Kanzlers hatte er als Organ desselben diplo-
matische Dienste zu versehen.5
Als das Verhältniss Seld's zu Granvelle nach dem Ban-
kerotte der kaiserlichen Politik in den Jahren 1552 und 1553
sich selbständig zu gestalten begann — man nehme nur die
politische Mission des Reichsvicekanzlers auf dem Passauer
Tage6 — ist das doch nur ein persönlicher Erfolg gewesen, der
für das Amt um so weniger in Betracht kam, als gerade in den
letzten Regierungsjahren des Kaisers dieser und mit ihm Seid
deutschen Boden gar nicht mehr betrat; Seid war auch jetzt
1 So schliesse ich aus eigenhändigen corrigierenden Eintragungen Seld's in
die ReichshofrathsprotokoHe (z. B. IHb, fol. 12; VIII, fol. 72).
1 Die Hut der Acten war eine wenig sorgsame; sie folgten mit der
Reichskanzlei dem Kaiser; auf dem Wege nach Algier sind viele ver-
loren gegangen; viele blieben auch im Besitze des Secretärs Obern-
burger (1556); Reste des Reichsarchives erbietet sich Granvelle am 9. Mai
1557 an König Ferdinand zu Händen Seld's zu schicken. Wien, Staats-
archiv, kais. Reichskofkanzleiacten, Fase. 43, Cop.
8 Wien, Staatsarchiv, Reichsregistraturbände Karls V., 20, 9b: Taxa flore-
norum Rhenensium auri octoginta, de qua revm* d. Atrebatensis et m*fCT"
d. Vicecancellarius remittunt partes, restant itaque saltem flor. Rhen.
auri viginti. — Seid hatte also mit Granvelle die Taxen zu theilen;
das Referat über Taxbefreiungen scheint allein bei Granvelle gestanden
zu haben. Vgl. Reichsreg. 22, 299* etc.
4 Die kaiserliche Haus- und Cabinetscorrespondenz ging durch seine
Hände. Vgl. unter Anderem Papiers d'£tat de Granvelle HI, IV.
* Wien, Staatsarchiv, ReichshofrathsprotokoHe.
6 Hierüber Lanz, Correspondenz Karls V., HI, Nr. 817, 823, 834, 836 ff.
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400
nur ein kaiserlicher Beamter und weniger denn je eis
Vertreter der Rechte des Erzkanzlers des Reiches.
Dies alles fand ein Ende nach der Kronnieder
Karls V. Granvelle verschwand und mit ihm der spa
Rath. Ferdinand I. übernahm die deutsche Reichsregi
seinem Hofrathe kamen nun dauernd ausser den erbländ
auch die Reichsagenden zu.1 In welche Beziehungen d
herige Reichsvicekanzler zu diesem trat, ob er in der
schon damals als Mitglied eingegliedert wurde, konnte icl
feststellen. Die Reichskanzlei ist mit der Abdankun
Kaisers aufgelöst worden; ihre Geschäfte besorgte di<
kanzlei des Königs; selbst das formelle Recht der Unt
gung war auf den Hofvicekanzler Jonas übergegangen;
Reichsvicekanzleramt war einfach aufgehoben.
Seid ist nun gleichwohl gerade jetzt zu einer p<
bedeutsamen Rolle gekommen; er hatte mit dem Prinz«
Oranien und dem Reichskanzleisecretär Wolfgang Hall«
Verzicht Karls V. vor die Kurfürsten zu bringen; wer
dann Kaiser Ferdinand I. die Abfassung des berühmt
denen Gutachtens gegen Papst Paul IV. übertrug, mac
ihn selbst zum Leiter der Politik.3 Fraglich war nur, w
die Dinge nach der Kaiserproclamation Ferdinands
14. März 1558 — und besonders nach dem Verspreche;
selben, die Reichskanzlei Verhältnisse den herkömmlichen R
1 Darüber, dass der Hofrath König Ferdinands schon früher auch
sachen entschied, und dass ein doppelter Hofrath — für die £
und für das Reich — in Wien niemals bestand, s. Fellner, M
Instituts für österr. Geschichtforsch. VIII, S. 286. — Ueber c
handlungen mit Karl V. wegen Schaffung eines eigenen deutsch
rathes für das Reich s. Rosenthal, Die Behttrdenorganisatioii
Ferdinands I., Archiv für Osterr. Geschichte 69, S. 51-— 316; 8
Was Ranke, Deutsche Geschichte in der Zeit der Reformation V
und ,Zur deutschen Geschichte' VII, 8. 11 — 15, hierüber sagt, i
ganz klar; ein deutscher Reicbshofrath Karls V. ist nicht mehr
getreten.
8 Unterschriften in den Reichslehenssachen (Schwarzburg, Seh
berg etc.) des Wiener Staatsarchives.
8 Instruction für Seid, Oranieu und Haller bei Goldast, Politische
händel, Frankfurt a. M. 1614, S. 951. — Reimann, Der Streit i
Papstthum und Kaiserthum im Jahre 1558. Forschungen zur d<
Geschichte V, S. 291 ff. etc.
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401
gemäss regeln zu wollen, entwickeln würden. Der unerwartete
Tod des Dr. Jakob Jonas, des Chefs der österreichischen Hof-
kanzlei und provisorischen Leiters der Reichskanzleigeschäfte
im Winter 1558, erscheint nach dieser Seite betrachtet als ein
Ereigniss von nicht zu unterschätzender Tragweite.1
Capitel II.
Das ,Reichshofvicekanzleramt' als Chefamt der
Reichs- und Hofkanzlei.
Hofkanzlei und Hofkanzler Ferdinands I.
Die auf eine Centralisierung des Behördenwesens ge-
richteten Bestrebungen Kaiser Maximilians I. sind mit blei-
bendem Erfolge von seinem jüngeren Enkel König Ferdinand
aufgenommen und auch durchgeführt worden. Das Jahr 1527
ist in Wahrheit das ,Geburtsjahr der österreichischen Central-
verwaltung4.2 In der Hofstaatsordnung Erzherzog Ferdinands I.
vom 1. Jänner 1527 wurden die Competenzen der drei Central-
stellen, des geheimen Rathes, des Hofrathes und der Hofkammer
abgegrenzt. Die Kanzleigeschäfte, soweit sie nicht finanzielle
Dinge betragen, besorgte die Hofkanzlei.
Als Ferdinand zunächst nach seines Grossvaters Tode
nach Oesterreich kam, leitete die Kanzleigeschäfte für die Erb-
lande sein vertrauter Rath Gabriel von Salamanca, den er aus
1 Hiezu Hoff mann, J. W., Sammlang ungedruckter Nachrichten, Docu-
menta und Urkunden, Halle 1736, I, S. 17 ff. — Seeliger, S. 109 f. —
Ueber Jonas vgl. S. 402, Anm. 6.
' Fellner, Zar Geschichte der österr. Central Verwaltung. Mitth. des
Instituts für österr. Geschichtsforsch. VIII, S. 271—274. — Rosenthal, Die
Behördenorganisation Kaiser Ferdinands 1. Archiv für österr. Geschichte
69, S. 65 f., 82 f., 97 f. — Bid ermann, Geschichte der österr. Gesammt-
staatsidee, Innsbruck 1867, und die Besprechung von Fellner, Mitth. des
Instituts für österr. Geschichtsforsch. XV, S. 617— 531. — Lustkandl,
Centralstellen in Oesterreich-Ungarn, aus dem österr. Staatswörterbuche
von Mischler und Ul brich. — Seidler, G., Studien zur Geschichte und
Dogmatik des österr. Staatsrechts. Wien 1884. — Im Allgemeinen
werden auch die österr. Reichsgeschichten von Huber, Bachmann,
Luschin-Ebengreuth und Werunsky, und Lustkandl's Oester-
reich beb -ungarisches Staatsrecht heranzuziehen sein.
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402
Spanien mitgebracht hatte. Gleichzeitig erscheint ein Gross-
kanzler als Mitglied des niederösterreichischen Hofrathes, der
Bischof Peter von Triest;1 doch ist das nur ein Titel gewesen,
die Diplome unterfertigt Salamanca.8 Er wurde bald darauf
durch den Grafen Leonhard von Harrach ersetzt; der dann im
Jahre 1526 zum ,Hofkanzler< ernannt wurde und in dieser Eigen-
schaft die Kanzlei leitete ; s aber schon durch die Kanzleiordnung
vom 12. Februar 1528 ist diese Würde mit dem Titel eines
^obersten Kanzlers' auf den Cardinal Bernard von Cles, Bisehof
von Trient, den ,lieben Freund' des Erzherzogs übergegangen,
der auch zugleich Präsident des geheimen Rathes war und sohin
bis zu seinem Tode — 28. Jänner 1539 — eine ganz ausser-
gewöhnliche Machtfulle vereinigte.4
König Ferdinand I. besetzte die Stelle eines obersten
Kanzlers nicht mehr ; der Nachfolger Bernhards von Cles, Dr.
Georg Gienger, Burggraf zu Enns, wurde zum ,Hofvicekanzler*
ernannt5 und nach seinem Rücktritte — 1544 — folgte ihm
der bisherige kurmainzische Kanzler Dr. Jakob Jonas im Amte;*
dieses kam so von den hochmögenden Herren an die bürger-
1 Ferdinands Hofrathsinstruction vom 8. November 1624. Or. im Archive
des k. k. Ministeriums des Innern III, A 2, Carton 9.
9 Unterfertigungen im Archive des k. k. Ministeriums des Innern a. a. 0.,
auch in Kraus, Zur Geschichte Österreichs 1519—1522, Anhang XXXII
u. a. a. O.
8 Seeliger, S. 109, Anm. 1. — Fellner, Centralverwaltung, Mitth. des Instituts
ftlr österr. Geschichtforsch. VIII, S. 274. — Hofstaatsverzeichnisse aus
dieser Zeit im Fascikel »Hofstatus* des Wiener Staatsarchive«. — Ueber
Harrach s. Bidermann I, S. 70, Anm. 74. — Eine Unterfertigung Harrach'a
s. Archiv für österr. Geschichte XVI, S. 16.
4 Er dürfte wohl bei Abwesenheit Held's von Deutschland (s. 8. 396, Anm. 1)
auch die Reichskanzleigeschäfte geleitet haben. — Fellner, Centralver-
waltung, Mitth. des Instituts für österr. Geschichtsforsch. VIII, 8. 274—275.
— Ueber Cles vgl. unter Anderem Karl Stegmann, Ueber die Briefe
des Andrea da Burgo an Bernhard von Cles. Sitzungsberichte der Wiener
Akademie XXIV, S. 169 f. — Vgl. auch Mallinckrot, S. 445.
6 Ueber ihn Bergmann, Medaillen auf berühmte und ausgezeichnete
Männer des österr. Kaiserstaates, Wien 1844, I, 8. 189 f. Er unterzeichnet
schon am 1. Mai 1548 als Vicekanzler. — Fellner, Centralverwaltung,
S. 284, Anm. 1.
• Ueber Jonas Allgem. deutsche Biographie XIV, S. 491 f. — Seeliger,
S. 109. — Er heisst bei Mallinckrot (aus Eder, Catalogus Viennensium
rectorum), S. 444, ,celeberinnus ac fidelissimus academiae Viennensis
fautor et patrouus1.
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403
liehen Juristen. Es liegt auf der Hand, dass dem König nicht
daran liegen konnte, die Machtvollkommenheit und den ganz
ausserordentlich hohen Gehalt Bernhards von Cles — 12.000 rhei-
nische Gulden — einem Nachfolger zuzusprechen;1 möglich auch
immerhin, dass der Titel ,Vicekanzler' einer Connivenz des
seinen Bruder in Reichssachen vertretenden Königs gegen den
Erzbischof von Mainz entspringt.8
Der Hofkanzler, beziehungsweise Hofvicekanzler — von
einer eingehenderen Betrachtung der aussergewöhnlichen Stel-
lung Bernhards von Cles sei hier abgesehen — hatte dem ge-
heimen Rathe und dem Hofrathe, dessen Mitglied er war,3 die
zur Berathung kommenden Gegenstände vorzulegen und zu ver-
treten (,materi proponieren, red und antwort geben*), auch diesen
Behörden die ihnen zur Erledigung zukommenden Einlaufe —
mit Ausnahme der in die Competenz einer eigenen Hofkammer-
kanzlei fallenden Finanzagenden — zuzuweisen ; die auswärtige
Politik gieng durch seii\e Hände ; an ihn waren alle Correspon-
denzen aus ,Spanien, Frankreich, Italien, Ungarn, Boehmen,
Deutschland und aus andern orten aus unsern Erblanden' zu-
zustellen;4 alle Ausläufe aus der Hofkanzlei, soweit sie über-
haupt von Wichtigkeit waren, ausnahmslos die mit dem grossen
Siegel zu besiegelnden Urkunden erhielten erst durch seine
Unterschrift ihre Rechtskraft,5 und er verwahrte schliesslich
auch das grosse Siegel ; dass ihm die innere Kanzleiverwaltung,
1 Fellner, Centralverwaltung, S. 284. — Gienger und Jonas erhielten
blos jährlich 1800 fl. (Wien, Staatsarchiv, Mainzer Acten. Reichskanzlei
und Taxamt, fol. 43); dieses Einkommen erhöhte sich natürlich durch
Antheilnahme an den Kanzleitaxen.
* Seeliger, S. 109. — Fellner, Centralverwaltung, S. 284. — Vgl. hiezu
und zum Folgenden besonders Fellner, Besprechung von Bidermann,
Geschichte der österr. Gesammtstaatsidee. Mitth. des Instituts für österr.
Geschichtsforsch. XV, S. 517-631; S. 620.
8 Vgl. Huber, Geschichte Oesterreichs IV, S. 212, Anm. 6.
4 Dies und das Folgende nach den Bestimmungen der bisher ungedruckten
Hofetaatsordnung vom 1. Jänner 1527 (Wien, Staatsarchiv ,Hofstatus')
und der Kanzleiordnung vom 12. Februar 1528 (Archiv des k. k. Mini-
steriums des Innern, 1 ex 1528, Niederösterreich, Wien). Vgl. Fellner,
Centralverwaltung, S. 274. — Rosenthal, Behördenorganisation, S. 97 f.
5 Ausgenommen sind die ins Reich gehenden Sachen, welche Ferdinand I.
als Vertreter des Kaisers erlässt, und welche der Reichsvicekanzler zu
fertigen hat — Die böhmischen und ungarischen Hofexpeditionen,
welche unter Bernhard von Cles als Sectionen der Hofkanzlei diesem
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404
die Revision aller Ausläufe — geringfügige und ausseht
formelle Dinge brauchten ihm und konnten ihm wohl auc
fach nicht vorgelegt werden — und der Taxierungen,
der gesammten Kanzleitaxgebahrung, endlich die Oberai
über das Kanzleipostwesen l zustand, ist bei seiner Stella
Chef der Kanzlei, dem alle Mitglieder derselben Gehörs;
leisten eidlich verpflichtet waren, selbstverständlich; in
Eigenschaft hat er auch an den Kanzleitaxen partieipir
allem Anscheine nach das Referat über Taxbefreiungen gel
Es ist klar, der königliche Hofvicekanzler ist ein Beamte
ganz anderer Machtvollkommenheit als sein College b<
Reichskanzlei, klar freilich auch, dass die Bedeutsamkeit
Stellung aus seiner Angehörigkeit zum Hofrathe und gel
Rathe hervorgieng und nicht aus dem Chefamte der Hofk
welche ja nur ein Executivorgan der zwei vorgenannt*
hörden vorstellt, daher auch in der Hofstaatsordnung voi
gar nicht eigens angefahrt erscheint ; ab,er indem der Hofk
als Kanzleivorstand den ganzen Einlauf und Auslauf k
und damit Einsicht in alle politischen Fragen gewinnen n
war wieder seine vor anderen Räthen hervorragende Sl
im Hofrathe und geheimen Rathe durch seine Würde als K
chef bedingt.
Nach Karls V. Abdankung — September 1556 -
Jonas auch die Leitung der Reichskanzleigeschäfte übern<
müssen; bis zu seinem Tode hat er die königlichen und —
dem 14. März 1558 — kaiserlichen Urkunden gefertigi
Reichskanzlei war in die Hof kanzlei aufgegangen, und die
über Vermischung von Reich sangelegenheiten mit Österreich
Agenden erhob sich lebhafter als früher ; es war natürlich
unterstellt waren, haben unter seinen minder mächtigen Nacl
sich von der Hofkanzlei loszulösen und unabhängig zu stellen ve
ein Process, dessen Fortgang zu schildern hier nicht meine Sac
kann. Vgl. Fellner, Mittb. des Instituts für österr. Geschichtsfora
S. 520 u. a. a. O. — Rosenthal, S. 98. — Diese langsame Ix
findet ihren äusserlichen Ausdruck natürlich in den jeweiligen I
fertigungen.
1 Rosenthal, S. 98, Anm. 2.
* Wien, Staatsarchiv, Reichshofkanzlei, Fase. 1. Taxordnung vom
tember 1545, Prag, Or. und Cop. Die Eidesformel für den Hofvicc
in Fase. 1, Reichskanzlei und Taxamt Wien, Staatsarchiv, Mainz«
(1. Convolut.).
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405
der Erzbischof von Mainz die Wahrung seiner Rechte ver-
langte. Da ist nun Dr. Jakob Jonas am 28. Deceinber 1558
plötzlich gestorben.1
§.1.
Die Reichshofkanzleiordnung von 1559 und die durch
sie geschaffene Ordnung.
Noch war der Nachfolger Karls V. nicht zum Kaiser pro-
clamirt worden, als der Erzbischof von Mainz mit dem — übri-
gens sehr begreiflichen — Streben hervortrat, seine zur Zeit
papierenen Rechte der Bestellung des Reichsvicekanzlers als
seines Stellvertreters in die Leitung der Reichskanzlei wieder
zu tatsächlicher Wirksamkeit zu beleben.2 Auf dem der Kaiser-
proclamation Ferdinands vorangehenden Kurflirstentage von
Frankfurt am Main ist zuerst über diese mainzischen Forde-
rungen verhandelt worden, vorläufig ohne dass man zu einem
Abschlüsse gelangt wäre. Am Tage nach seiner Anerkennung
— am 15. März 1558 — erkannte der Kaiser das Recht der
persönlichen Amtsführung des Erzkanzlers und dessen Recht
an, in seinem Namen die ,brief so von der romischen kanzlei
ausgehen', vom Vicekanzler fertigen zu lassen. Gleichwohl hat
vorläufig noch immer Dr. Jonas die kaiserlichen Urkunden unter-
fertigt. Auf dem Augsburger Reichstage im Jahre 1559 — auf
dem Wege dahin war Jonas in Ingolstadt gestorben — folgten
weitere Verhandlungen ; sie endeten mit einem vollen Siege der
Bestrebungen des Erzkanzlers, der das Mittel arglistiger Um-
deutung klarer Rechtsverhältnisse nicht scheute, um zum Ziele
zu kommen ; denn was war es anders — um nur etwas heraus-
zugreifen — wenn mainzische Noten in Nichtachtung des Ver-
trages vom 25. Jänner 1521 Arborio de öattinara zu einem vom
Erzkanzler abhängigen Stellvertreter mit dem Titel ,Grosskanzler'
machten und damit bewusst eine hernach durch Jahrhunderte
bestehende Unrichtigkeit schufen?3
1 8. 6. 401, Anm. 1.
1 Hiezu and zum Folgenden Seeliger, Erzkanzler, S. 109 — 114. Auf eine
nähere Darstellung dieser von Seeliger trefflich klargelegten Ver-
handlungen glaube ich mich nicht einlassen zu sollen.
* Die Ueberleitung von den alten cancellarii auf Mercurin und von
diesem und Granyelle auf die Vicekanzler Seid und dessen Nachfolger
begegnet häufig in den Acten des Wiener Staatsarchive« (kaiserl. Reichs-
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406
Das Resultat dieser Augsburger Verhandlungen liegt in
den zwei grossen Ordnungen des Jahres 1559 vor, der Reichs-
hofrathsordnung vom 3. April1 und der Reichshof kanzleiordnung-
vom 1. Juni 1559.8
Was Erzbischof Daniel erreicht hatte, stellt sich als recht
bedeutend dar : das Präsidium des kaiserlichen Reichshofrathes
und die persönliche Leitung der nunmehr zu einer flir Erblande
und Reich gemeinsamen Behörde umgeschaffenen Reichshof-
kanzlei im Falle seiner persönlichen Anwesenheit und neuerlich
das Recht der Ernennung nicht blos des ihn vertretenden Reichs-
vicekanzlers, das ihm unter der Regierung Karls V. entfremdet
worden war, sondern auch der anderen Beamten der Reichs-
hofkanzlei.5 Freilich, dieses Recht der Ernennungen hatte auch
seine Kehrseite; sie konnten nicht nach freiem Belieben des
Erzkanzlers, sondern nur mit Zustimmung des Kaisers erfolgen,
der ,Herr und oberhaubt' der Behörde blieb und als solcher
auch gelten wollte4 Mit des Kaisers Tod wurde die Reichs-
kanzlei ebenso wie der Hofrath geschlossen, die Functionen
des Reichsvicekanzlers als Chefs der Reichskanzlei hörten auf,
und es ist wohl bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts die Auf-
fassung in Geltung gewesen, dass der neue Kaiser den bis-
herigen Reichsvicekanzler, der in der Zwischenzeit auch seinen
hofkanzlei, Fase 3 und 4); vgl. auch die von diesen Irrthfimern offenbar
beeinflusse Darstellung bei Herchenhahn, Geschichte des kaiserl.
Reichshofrathes, Mannheim 1792/93, II, S. 189.
1 Original derselben im Wiener Staatsarchive, Mainzer Acten, Reichshofrath,
Fase. 2. Gedruckt bei Uffenbach, De consUio aulico, Frankfurt 1700,
Beil.
* Original derselben im Wiener Staatsarchive, Mainzer Acten, Reichs*
kanslei und Taxamt, Fase. 1 (s. Beil. I). Bei Seeliger nach Copie
falsch Tom 11. Juni datirt Die irrthümliche Bezeichnung der Ordnung
Maximilians vom 12. November 1570 als Ordnung Ferdinands bei
Uffenbach, De consilto aulico, Beilage, wurde bereits von Seeliger,
iv 115, Anm. 1, und Rosenthal, S. 100, Anm. 3, hervorgehoben.
5 Ktnchskofkansleiordnung, Beil. I, S. 465.
4 Keichshofkanaleiordnung, Beil. I, S. 464, 466. — Der Ausdruck ,Haupf der
Behörde für Erzkanzler i$eeliger. S. 115) ist meines Ermchtens an ver-
meiden. — Vgl. die in den Stralendorf-Ulufschen Acten (Reichskanzlei und
Taxamt, Fase. 3, 1612) vorfindliche Aeusserung aus kaiserlichen Kreisen:
»Yicecancellarius <bt> principaliter in eines kaisers Obligation und seeun-
darie eiues erzkanaler*.* Cod. U, tot 3C, 17 f.» 34\ 35», 5S», 59* ff.
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407
Titel verloren zu haben scheint und blos Verwalter genannt
wurde,1 annehmen oder abberufen konnte. Sie erscheint ebenso
wie die vertragswidrige Handhabung des Ernennungsrechtes
durch die Stellung der Reichs vicekanzler vor 1620 als öster-
reichischer Minister begründet.2 Die Reichssiegel nahm der
Vicekanzler, der die österreichischen Kanzleigeschäfte während
des Interregnums fortgeführt zu haben scheint,3 an sich, die
Reichsregistratur wurde geschlossen, die ausständigen Acten
wurden eingefordert; die Wiedereröffnung der Kanzlei erfolgte
auf kurfürstlichen Befehl. Der Tod des Erzkanzlers unterbricht
die Amtstätigkeit der Kanzlei nicht.4
Dieses Recht der Sanction der mainzischen Besetzungs-
vorschläge, das sich der Kaiser vorbehielt, bedeutet doch
einen Erfolg des monarchischen Princips gegenüber den seiner-
zeitigen bedingungslosen Versprechungen Maximilians und
Karls V. ; es ist um so beachtenswerter, als die Ernennung von
Interimskanzlern im Falle des Ablebens oder überhaupt Aus-
scheidens eines Reichsvicekanzlers aus seinem Amte immer
beim Kaiser gestanden hat.6
Zunächst wurde nun überhaupt das Rechtsverhältniss der
Ernennung und Bestätigung des Vicekanzlers umgedreht. Als
das nach Jonas' Tode an Georg Sigismund Seid übertragene6
vereinigte Kanzleramt des Reiches und der Erblande durch die
Reichshofkanzleiordnung von 1559 gewissermassen definitiv als
Chefamt der Reichs- und Hofkanzlei festgestellt worden war,7
1 8. Mainz an Stralendorf, 26. Januar 1612. Mainzer Acten, Wahl- und
KrOnungsacten, Fase. 8 a.
* Vgl. Rudolf IL an Mainz, 19. October 1576. Mainzer Acten, Reichskanzlei
und Taxamt, Fase. 3. — Vgl. auch den Fall mit Stralendorf (1612), den
Mathias doch nicht hätte fallen lassen können, wenn nicht ein derartiger
Brauch in Uehung gewesen wäre (S. 426).
9 Vgl. S. 430.
4 Wien, Staatsarchiv, kaiserl. Reichshofkanzlei, Fase. 35. — S. die Zu-
sammenstellung bei Herchenhahn II, S. 193, 511 — 513.
6 Eine urkundliche Bestimmung ist zwar nie getroffen worden, es bildete
sich eine Art kaiserliches Gewohnheitsrecht heraus, vgl. § 2 und Abschn.
II, Cap. 2.
* Handschriftliches Material hierüber liegt nicht vor, kaiserliche Diplome
von 1559 tragen durchgehends schon die Unterschrift Seld's (Reichs-
registraturbände) .
1 Huber, Oesterr. Geschichte IV, S. 213, sagt nicht richtig, dass Seid 1558
nach Ferdinands Kaiserkrönung zum Reichsvicekanzler ernannt wurde,
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dossen Competenz in gleicher Weise die Geschäfte des Re
wie die der Erbländer umfasste, musste sich der Kaiser c
letzteren Umstand mindestens zu einer scharfen Betonung e
Sunctionsrechtes veranlasst sehen ; man wird annehmen di
dass Kaiser Ferdinand I. an der Vereinigung der zwei £
getrennten Kanzleien nicht allein um des Glanzes der K
würde1 willen festgehalten habe, sondern noch mehr ir
dem vorwiegend praktisch gesinnten Herrscher naheliege
Erwägung, dass der von Mainz uncontrolierbare Vorstand
Hofkanzlei auch als Reichsvicekanzler dem Kurfürsten s
ständiger gegenüberstehen mochte.2 Es charakterisiert den
loBen Schritt nach abwärts in der deutschen Reichsverwal
wenn sechzig Jahre später Kaiser Ferdinand II. die
reichische Hofkanzlei von der Reichskanzlei lostrennte, ui
Entwicklung seiner erbländischen Verwaltung nicht durc
particularis tischen Monstrositäten der Verwaltung des deuti
Reiches zu gefährden, an dem immer deutlicher die I
zeichen oligarchischen Zerfalles hervortraten.8
Die Reichshofkanzleiordnung von 1559 ist die Grün
für die ganze weitere Entwicklung des Reichs vicekanzlera
dessen Competenz — in Reichssachen — damit festgestel
,ohne deshalb aufzuhören, auch die Kanzleigeschäfte für die
Erblande zu besorgen'. Die Reichsagenden führte seit 1557 Jona
S. 402, Anm. 2). Zur Darstellung bei Huber, Reichsgeschichte, i
Bachmann, Reichsgeschichte, S. 292, wäre zu bemerken, dass <
erwiesen ist, ob Jonas nach Ferdinands I. Kaiserproclamation dei
eines Reichsvicekanzlers geführt hat. Lustkandl, Die Centralstell
Verwaltung in O esterreich- Ungarn (Oesterr. Staats w örter buch) geh
haupt nicht darauf ein. — Die mehrfach irrige Darstellung in
mann, Centralstaatsidee, ist von Fellner, Mitth. des Instituts für
Geschieh tsforsch. XV, S. 620 — 521, corrigirt worden; vgl. auch
Centralverwaltung, Mitth. des Instituts für österr. Geschichte
VIII, S. 285; Seeliger, Erzkanzler, S. 175. — S. auch Luschin
greuth, Oesterr. Reichsgeschichte. Bamberg 1896.
1 Vgl. Fellner, Centralverwaltung, S. 285.
9 Man beachte, dass die Reichshofvicekanzler von kaiserlicher Sei
ausschliesslich als Hofvicekanzler bezeichnet werden (zahlreiche
in den Reichsregistraturbänden und Reichskanzlei und Taxamt, I
kaiserl. Reichhofkanzlei, Fase. 2).
3 Ueber die praktische Anwendung des mainzischen Ernennung;
kaiserlichen Zustimmungsrechtes, beziehungsweise die Umkehrung
Rechtsverhältnisses im 16. und th eil weise 17. Jahrhundert s. §
Abschn. II, Cap. 2.
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schien; wie dieselbe für die folgenden Ordnungen Maximilians II.
vom 20. April 1566 * und 12. November 1570* stilistische Vor-
lage blieb,8 so ist auch der Rechtsinhalt der darin getroffenen
Bestimmungen wenig verändert,4 wenn auch durch spätere Zu-
sätze ergänzt und vermehrt und — wie es nun einmal mit juristi-
schen Bestimmungen geht — von den interessierten Parteien
bald so und bald so zu eigenem Nutzen und des Anderen
Schaden gedreht und gedeutet worden.
Ueber die wichtigste Seite des neugeschaffenen Reichs-
hofVicekanzleramte8 konnte die Ordnung von 1559 freilich nichts
verfligen : über die Zugehörigkeit des Vicekanzlers zu dem ge-
heimen Rathe als Mitglied und — wenn man so will — auch
als Secretär. Diese 1527 von Erzherzog Ferdinand haupt-
sächlich zu dem Zwecke geschaffene Behörde, zu berathen, ,wie
mit fremden Potentaten zu prakticieren, wie fremden Praktiken
fiirzukommen sei', ist wohl in den ersten Regierungsjahren
Rudolfs IL collegial ausgestaltet worden.5 Der geheime Rath
ist eine lediglich berathende Behörde, der eigentliche Staats-
rat}], zunächst mit der Berathung der auswärtigen Angelegen-
heiten betraut, ohne dass aber wichtigere — und auch wieder
geringfügige — Fragen der inneren Politik, waren sie welcher
Art immer, seiner Ingerenz entzogen gewesen wären. Dieser
Behörde gehörte der Vicekanzler ebenso wie vor ihm der Hof-
kanzler (Hofvicekanzler) nicht blos kraft seines Amtes als
Mitglied an,6 er vertrat im Schoosse derselben auch die kaiser-
liche Regierung, und von ihm wurde die ausgebreitetste Ge-
1 Original im Wiener Staatsarchive, Mainzer Acten, Reichskanzlei und
Taxamt, Fase. 1.
* Original ebenda; gedruckt bei Uffenbach, De consilio aulico (zweimal);
vgl. S. 406, Anm. 2.
8 Aach die österreichischen Kanzleiordnungen des 17. und 18. Jahrhunderts
gehen stilistisch auf sie — beziehungsweise die Ordnung von 1670 —
zurück (Originale derselben im Archive des k. k. Ministeriums des Innern).
4 Die Eidesformel für den Vicekanzler ist bis zum Jahre 1806 dieselbe
geblieben (Staatsarchiv, Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 3—6).
8 Obwohl die Fassung der Reichshofkanzleiordnung von 1659 (Beil. 8. 466)
dies schon für diese Zeit vermuthen lassen könnte, glaube ich hierin
doch Fellner, Centralverwaltung, 8. 272, vgl. 8. 286, folgen zu sollen.
6 Reichshofkanzleiordnung, Beil. I, 8. 465. — Vgl. auch Cod. mss. 108, tom. II
des Wiener Staatsarchive«: Reformatio des kaiserl. Hofwesens 1611,
11*.
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schäftskenntniss gefordert.1 An ihn sind die Berichte dei
sandten zu richten, und durch ihn empfangen sie ihre
sungen; dies schliesst freilich niemals ein jeweiliges Eingi
des Kaisers aus, dem der Vicekanzler als erster Vortrag«
Kronrath mündlich oder im Falle der Abwesenheit durch
gesendete schriftliche Berichte zu referieren hat. Dabei
es von selbst, dass wichtige und heikle Dinge persönlicl
ihm ausgearbeitet wurden, ebenso wie er in solchem Fall«
auch selbst diplomatisch verwenden lassen musste ; er ist <
Cabinetsminister ebensowohl für die auswärtige Politik des Rc
und die österreichische Hauspolitik, wie für die inneren i
legenheiten dieser Ländergebiete, besonders der Österreichs
Länder, die, ob sie von allgemeiner Wichtigkeit waren
nicht, stets im geheimen Rathe verhandelt werden koni
In dieser Stellung unabhängig von Mainz und uncontrolu
gewann der Vicekanzler dem Erzbischof gegenüber keil
unterschätzende Position;3 sind doch die Einlaufe an de
heimen Rath, mochten sie nun auf das Reich oder die
lande bezüglich sein, dem Erzkanzler für alle Fälle, also
wenn er persönlich am Hofe anwesend war, unzugänglic
wesen !
Man sieht, es gilt hier, was früher gesagt wurde : d
litisch leitende Stellung des Vicekanzlers war bedingt <
die Vorstandschaft der Reichskanzlei, als deren Chef e:
gesammten Geschäftsgang übersah. Wenn er, unter d
1 Vgl. Reichsh ofkanzleiordniing, Beil. I, S. 465, and S. 403, Anm
Daher ist auch auf die Sprachkenntnisse der Vicekanzler grosser
gelegt worden. Vgl. Reichsh ofsecretär Erstenberger an den Erzbiscl
Mainz, 26. April 1587. Staatsarchiv, Mainzer Acten, Reichskanzl
Taxamt, Fase. 1.
* Sickel, Zur Geschichte des Concils von Trient, S. 81, 270, 351
361, 402 u. a. a. O. — Nuntiaturberichte III, 1, S. 148 n. a. a
Coleccion de documentos ineditos XCVIII a. verschied. O.; eben
lendar of State Papers, foreign series. Elizabeth I, II, III. Edwa
I, II, III, IV. — Material, das speciell Viehäuser betrifft, im 1
des k. k. Ministeriums des Innern, Sign. II B 4, Böhmen, Rud
I A 2, Carton 3036. — Vgl. Fellner, Centralverwaltung, S. 285. — D
angegebene Material soll natürlich in keiner Weise erschöpfen
Ueber diplomatische Sendungen der Reichsvicekanzler vgl. die je1
Specialliteratur.
* Hiezu Archiv des k. k. Ministeriums des Innern, II B 4, Böhmen, K
1 ex 1716.
r ^
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Oberaufsicht auch die Führung der Geheimrathsprotokolle er-
folgte, nicht mit Unrecht Secretär des geheimen Rathes genannt
werden kann, dem die Zutheilung der zu seinen Händen zu-
gestellten und von ihm in Empfang zu nehmenden Einlaufe an
die geheimen Räthe oder — später — das Präsidium des ge-
heimen Rathes oblag,1 und wenn ebendasselbe auch von seiner
Stellung in der obersten kaiserlichen Gerichtsbehörde, dem
Reichshofrathe gelten darf,2 so muss betont werden, dass die
hiedurch begründete, alle anderen Räthe tiberragende Stellung
mittelbar auf das Kanzleramt zurückgeht.
Dem Reichshofrathe, der als oberster kaiserlicher Gerichts-
hof in Straf- und Civilsachen, Verfassungs- und Verwaltungs-
fragen, man kann wohl sagen in allen der kaiserlichen Prä-
rogative vorbehaltenen Dingen entschied, gehört der Vicekanzler
kraft seiner Stellung — nach dem Wortlaute der Reichshof-
kanzleiordnung ,in Vertretung des Erzkanzlers' — als Mitglied
an. Er war der einzige nicht vom Kaiser ernannte Reichshof-
rath, der im Uebrigen alle Rechtswohlthaten und materiellen Be-
günstigungen der Reichshofrathe — Mauth-, Gebühren- und an-
dere Freiheiten, sowie die ansehnlichen »Laudemial- und Sportel-
gelder' bei den Verhandlungen und weitere finanzielle Vortheile3
— genoss. Im Falle der Verhinderung durch wichtige Sitzungen
und Geschäfte des geheimen Rathes oder durch diplomatische
Dienste musste er nach der Ordnung von 1559 sich durch einen
1 Herchenhahn II, S. 544. — Reichshofrathsordnung 1569, Uffenbach,
Beil. S. 6, und Reichshofrathsinstruction 1684, Uffenbach, Beil. S. 16. —
Besondere Fälle einer Zustellung durch den Vicekanzler an das Geheim-
rathspräsidium in Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 6, vgl. auch kaiserl.
Reichshofkanzlei, Fase. 1, Conv. 2.
* Reichshofrathsordnung 1659, Uffenbach 6 (col. 2). — Reichshofraths-
instruction Rudolfe EL 1584, Uffenbach 10—18, S. 16. — Ueber den Reichs-
hofrath von 1559—1564 vgl. Seidler, Studien zur Geschiche und Dogmatik
des österr. Staatsrechts, S. 118—121. — Im Allgemeinen s. über Reichshof-
rath und Reichskanzlei, allerdings hauptsächlich für die spätere Zeit: Mal-
blanck, J. F., Anleitung zur Kenntniss der deutschen Reichs- u. Provinzial-
gerichts- und Kanzleiverfassung und Praxis, Nürnberg 1791—1796, 4 Bde
* Uffenbach, De consilio aulico, S. 28 — 29 ; im Weiteren sind die Reichs-
hofrathsordnungen (zusammengestellt Uffenbach, S. 4 — 7); beziehungs-
weise für die spätere Zeit (18. Jahrhundert) die Bestimmungen der
Staatsverträge zwischen dem Kaiser und Kurmainz heranzuziehen. —
Ueber den Unterschied von ,Laudemia' und ,Sportulae( ebenfalls Uffenbach,
S. 29. — Die bei Lehenserneuerungen fälligen Laudemien werden unter
ArcbJr. LXXX1V. Band. IT. Hälfte. 28
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412
vom Kaiser zu ernennenden Ersatzmann vertreten lassen ; * ai
dem stand ihm das Recht zu, dem Reichshofrathe in Abw
heit des Präsidenten zu präsidieren,2 ein Recht, dem auc!
Schaffung eines Reichshofraths-Vicepräsidiums im Jahre
keinen Abbruch gethan hat.8 Hiezu halte man die scho;
gedeutete, durch die Reichshofrathsordnungen von 1559
namentlich von 1584 ausdrücklich verfügte Befugniss des R<
vicekanzlers, den ganzen Einlauf an den Reichshofrath
blos in Empfang zu nehmen/ sondern auch an die einz
Hofräthe, und zwar die Reichshofrathe so gut wie die <
reichischen, ungarischen und böhmischen Hofräthe, zuzuwc
und schliesslich über die wichtigeren Hofrathsbeschlüss
ebenso wie über die des geheimen Rathes — den Vortra
den Kaiser zu halten;6 hiedurch war ihm noch eine ]
Handhabe zur Erwirkung einer ihm gut erscheinenden
alle Reichshofrathe, die von den Parteien zu entrichtenden Bittsc
und Revisionssporteln nur unter die Anwesenden und in Staatsgesc
Abwesenden ausgetheilt; da der Vicekanzler später dem Reichshc
in der Regel nicht beiwohnt, entfallen für ihn die »Sporteln4 gan
grösstenteils; vgl. Herchenhahn II, S. 21, 44. — Die Reichspe
am Hofe unterstanden der Jurisdiction des Reichshofrathes (I
hofrathsfascikel).
Als Ersatzmann für den Vicekanzler im Reichshofrathe fungirte :
und im Anfang des 17. Jahrhunderts der älteste Hofrath von de
lehrten Bank1, im Laufe des 17. Jahrhunderts ging diese Stellvert
wie das zu vertretende Amt selbst auf die ,Herrenbank', beziehung
den ältesten Hofrath über. Uffenbach, S. 62.
Herchenhahn II, S. 43—44. — Von P. H. von Stralendorf (1627-
an fehlen die Vicekanzler immer häufiger im Reichshofrathe. He
haiin, ebenda. Vgl. Reichshofrathsacten des Staatsarchives.
In einem Verzeichnisse der Reichshofraths-Vicepräsidenten im I
archive, kaiserl. Reichshofrath, Fase. 26, erscheint als Erster Geoi
von Fugger 1606—1609. — Die Einberufung des Reichshofrathes t
übrigens bei Abwesenheit des Präsidenten immer durch den Via
denten und dann erst durch den Vicekanzler erfolgt zu sein. Vgl. S
dorf an Mainz, 21. Jänner 1612, Staatsarchiv, Mainzer Wahl
Krönungsacten, Fase. 8 a. — Vgl. Herchenhahn n, S. 45.
Er hatte im Vereine mit dem Präsidenten auch die Vollmachte
Parteien und die Befähigung der Reichshofrathsagenten zu ihrem
zu prüfen. Herchenhahn II, S. 572.
Uffenbach, Beilage, s. S. 411, Anm. 2. — Vgl. Fellner, Mitth. des In
für (Jsterr. Gaschichtsforsch. XV, S. 522—523.
Herchenhahn II, S. 191. — Vgl. Archiv des k. k. Ministeriums des I
I A 1, Carton 3036.
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413
ändernng in die Hand gegeben. Diese Stellung als Mitglied
der beiden Behörden ist in der That ausserordentlich be-
deutsam.1
Die Ausfertigung aller schriftlichen Ausläufe von den
kaiserlichen Centralstellen, aller kaiserlichen Urkunden, wie sie
immer Namen haben mögen, für das Reich und für die Erb-
lande und der ,conclusa* des Reichshofrathes8 — die der Hof-
kammerkanzlei zufallenden Finanzagenden ausgenommen — war
die Aufgabe der Reichshofkanzlei, die wie seinerzeit die Hof-
kanzlei Ferdinands in dieser Zeit nicht als eigentliche Behörde,
sondern als blosses Hilfsamt aufzufassen ist. Wenn ihr Chef
durch seine Vertrautheit mit dem gesammten Kanzleiein- und
Auslaufe eine erhöhte und für seine Stellung als Eronrath
wichtige Geschäftskenntniss gewann und durch seine ausschliess-
liche Berechtigung8 zur Urkundenunterfertigung und Besiege-
lung4 das Kampfmittel einer allMligen Unterschriftsverweigerung
in der Hand hatte,5 so hat dies nichts mit der Kanzlei zu thun.
Es ist klar, dass der Vicekanzler in seiner Kanzleithätig-
keit von den Secretären soweit unterstützt wurde, als gering-
fügige Ein- und Ausläufe gleich durch diese erledigt werden,
ohne ihm vorgelegt zu werden. Die Form der Unterfertigung
war das dem Namen des Vicekanzlers vorangesetzte ,vidit* (vl),
bei Urkunden in das Reich ,vice ac nomine reverendissimi
(domini) archicancellarii Moguntini*, in späterer Zeit auch anstatt
der Kurfürsten von Köln oder Trier, wenn sich der Kaiser in den
1 Der beträchtlichen Einengung der Amtscompetenz unter Rudolf II. und
des schwindenden Ansehens des Amtes unter Mathias gedenke ich
später. Hier handelt es sich mir nur darum, die Competenz im Sinne
der ursprünglichen Gestaltung des Amtes festzustellen.
* Die Reichshofrathsconclusa unterzeichnet er gemeinsam mit dem Reichs-
hofrathsprasidenten. Uffenbach, S. 5.
' Aasgenommen die Reichshofrathsconclusa, s. Anm. 2. — Der Vicekanzler
war naturgemäss der factische Grosssiegelbewahrer.
4 Reichshofkanzleiordnung 1559, bei Uffenbach, S. 63, col. 2. — Auf den
Reichstagen fahrte das Siegel der Erzkanzler, doch so, dass nur eine
formelle Uebernahme und hierauf Rückstellung an den Vicekanzler
stattgefunden zu haben scheint.
8 Vgl. den S. 398 (Anm. 4) mitgetheilten Fall; sonst ist mir ein Fall von
Unterschriftverweigerung nicht vorgekommen. Aber sollte, was Seid
dem mächtigen Karl V. gegenüber versucht hatte, nicht auch später
weniger starken Monarchen gegenüber versucht worden sein?
28*
\
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414
Ländern befand, deren Erzkanzler sie waren;1 Urkunden
Erblande und die auswärtige Correspondenz zeichnete er
jeden Zusatz ; die Uncontrolirbarkeit dieser letzteren war
scharf betont. In der Regel sind erbländische Patente nur
von den Vicekanzlern gefertigt worden, wenn sie sich auf
rere oder alle Eronländer bezogen ; vom Jahre 1564 an ko
hier die Länder der steirischen und tirolischen Linie über
ausser Betracht; das Competenzgebiet der Hofkanzlei in
war auf beide Oesterreich beschränkt.8 Anders steht e
Böhmen und Ungarn, deren gesonderte Kanzleien vor
Ständen dieser Länder niemals und umsoweniger danr
gegeben worden waren, als die österreichische Hofkanzlei
Verwaltung eines Reichsbeamten übergegangen war;8 die 1
Zeichnung böhmischer und ungarischer Patente durch den
kanzler als Chef der Centralkanzlei ist nur ganz seltei
dann nicht einwandfrei erfolgt;4 die böhmischen Patente
zeichnete der böhmische oberste Kanzler, die ungarische
ungarische Kanzler.6
Man wird aus diesem Mangel vicekanzlerischer Fertig
keinen Schluss auf ein Scheitern der Centralisationsbestrebi
ziehen dürfen ; denn verhandelt wurden alle Fragen, aucl
mische und ungarische, soweit sie dessen werth erachtet wi
vom Hofrathe und geheimen Rathe, wohin sie auch der l
1 Herchenhahn n, S. 190, sagt: In der älteren Zeit war er (Reic
kanzler) nnr allein dem deutschen Erzkanzler substituirt, jetzt \
er auch die Erzämter von Trier und Köln, wenn der Kaiser in
Ländern sich befindet, wo die beiden letzten Kurfürsten Erzkanzl
— Den Zeitpunkt des Beginnes dieser neuen Praxis vermag icl
festzustellen.
9 Archiv des k. k. Ministeriums des Innern, Patentensammlung.
8 Fellner, Mitth. des Instituts für österr. Geschichtsforsch. XV, S. 5;
4 Vgl. Beil. II, III und IV ; vereinzelt sind mir von Seid untersch
Patente nach Böhmen und Ungarn (z. B. Goldschmiedeordnung fi
vom 17. September 1562, gezeichnet von Seid und dem böhi
obersten Kanzler Joachim von Neuhaus. Jahrbücher der Kunstsami
Allerh. Kaiserhauses V, S. CLXIIff., Nr. 4535. — Patentensammlui
, fremde Gegenstände* des Archivs des Ministeriums des Innern)
gekommen; auf zwei Stücken für Böhmen (1556 [!] November
1557 [!] Jänner 2) ist mir eine von späterer gleicher Hand
gefügte Unterschrift Seld's aufgefallen (Archiv des Ministeriums des
I A 2, Cartons 3034 nnd »fremde Gegenstände4).
5 S. oben Anm. 2.
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415
Instanzenzug führte; auch die Thatsache der Zutheilung von
Referaten an böhmische und ungarische Räthe durch den Vice-
kanzler, sowie die Entwicklung der böhmischen und der unga-
rischen Hofexpedition bei der Reichshofkanzlei spricht klar für
eine Weiterausbildung centralistischer Momente.1
Der Vicekanzler als Cabinetsminister vertrat den Kaiser
nicht blos im obersten Kronrathe, dem geheimen Rathe,
sondern auch nach aussen. Seid und sein Nachfolger Weber
sind noch als kaiserliche Vertreter zu den kurfürstlichen Wahl-
tagen von 1562 und 1575 gegangen.8 Dem Vicekanzler obliegt
die Verktindung des kaiserlichen Willens, sei es bei feierlichen
Anlässen, Krönungen, landesftirstlichen Huldigungen/ vor Allem
aber — und hierin liegt gerade in dieser Zeit vor 1620 eine
der Grundbedingungen seiner machtvollen Stellung, die über-
dies durch österreichische Vorgänge nicht alterirt werden konnte
— auf den Reichstagen. Seine Competenz auf denselben war
freilich beengt durch die Anwesenheit des Erzkanzlers, die seine
Stellung als stellvertretender Chef der Reichskanzlei illusorisch
machte. Wird sich dessen Einflussnahme auf die Geschäfte der
als kaiserliches Hilfsorgan mitgenommenen Reichskanzlei in der
Regel nicht über Formalitäten erhoben haben, so lag doch die
Führung der von der Reichshof kanzlei wohl zu unterscheidenden
Reichßtagskanzlei überhaupt in seinen Händen, so dass die
Fassung der Reichstagsabschiede und die Fertigung der auf
den Reichstagen erfliessenden Gesetze und Verordnungen ihm
zufiel.4 Darauf aber kam es doch nicht allein an; man darf
1 Vgl. Fellner, Centralverwaltung, 8. 278, 279, 290 ff. — Archiv des
Ministeriums des Innern, ,fremde Gegenständes 1618. — Hiezu auch
Gindely im Archiv für österr. Geschichte 57, 8. 237, Anm. 1 (Ulm,
Kiesel und der Reichshofrathspräsident v. Molart führen die Verhand-
lungen wegen der Nachfolge Ferdinands II. als König von Ungarn).
* Hierüber Hirn, Erzherzog Ferdinand II. von Tirol, Innsbruck 1886, II,
8. 90. — Hoffmann, Sammlung ungedruckter Nachrichten H, S. 293 f., 391.
8 Reiches Material hierüber unter der Signatur I A 2 im Archive des
k. k. Ministeriums des Innern (Carton 3036, 8043). Die Vertretung bei den
böhmischen Huldigungen obliegt dem böhmischen obersten Kanzler; doch
erscheinen einschlägige Schriften hie und da auch vom Reichsvicekanzler
(z. B. Ulm, 1617 Juni 12) gezeichnet (ebenda, Carton 3009 etc.). Auf-
fallend ist die active Theilnahme dieser an den ungarischen Krönungs-
tagen bis in späte Zeit (Details in den ,fremden Gegenständen', Archiv
des k. k. Ministeriums des Innern).
4 Vgl. Seeliger, Erzkanzler, 8. 124—134; besonders S. 133.
*»
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nicht übersehen, dass der Vicekanzler auch die österreichi
politischen Fragen zu vertreten hatte, in welchen er —
nehme nur zum Beispiel die Türkensachen — der von ]
unabhängige Vertreter kaiserlicher Interessen blieb, und
er schliesslich zufolge seiner Kenntniss des Geschäftsg
auch in die Reichsangelegenheiten, deren Proposition
kaiserlichen Standpunkte ihm ja gleichfalls oblag, vielfac
klarere Einsicht gehabt haben wird; so wäre denn sein«
Wesenheit — ganz abgesehen von der selbstverständliche
Stimmung der Kanzleiordnung, dass die Reichskanzlei
speciell der Reichsvicekanzler stets möglichst nahe beim I
unterzubringen sei1 — auch im Interesse der kaiserliche
litik obligatorisch gewesen,9 und es ist ganz leicht auszude
dass der Reichsvicekanzler kraft seines Amtes als kaiser
Vertreter vielfach zu den vom Erzkanzler, seinem Vorgese
dem Präsidenten des Reichstages, vertretenen Tendenz«
einen activen Gegensatz trat, wobei ihm gerade wiede
österreichische Kanzlerschaft einen bemerkenswerthen Hai
leihen musste. Die Vertretung des bei solchen Anlässen
in diplomatischen Sendungen abwesenden Vicekanzlers ist s<
Vertreter im Hofrathe — später regelmässig dem Reic
rathsvieepräsidenten — übertragen gewesen.3
Die Reichshofkanzlei ist nach dem Wortlaute der Or<
von 1559 ein Institut mit zwei Hauptsectionen. Di«
betont ausdrücklich die Trennung der Reichs- und dei
ländischen Sachen, mit eigenen Secretären fiir das Reic]
für die Erblande, eine Thatsache, die auch in der getre
Führung der reichischen und österreichischen Register
Ausdrucke kommt.4 Dem Reichsvicekanzler steht es frei
wenigstens Hess er Reichs- und österreichische Secretarie:
1 Bestimmung der Reichshofkanzleiordnung, Beil. I, S. 476, und seitd<
Kanzleiordnungen oder auf Kanzleiangelegenheiten bezüglicher V«
— Bei kleineren Reisen des Kaisers im Inlande ist hievon glei
manchmal abgesehen worden ; dann trat eben der früher schon erwähl
des schriftlichen Referates des Vicekanzlers ein (Seid unter Ferdii
Sickel, Zur Geschichte des Concils von Trient).
* Vgl. den Brief Rudolfs II. an Mainz vom 12. März 1594 (Reichs!
Fase. 3) und geheime Rathsprotokolle 1594 sub 11., 12., 19. Man
8 S. S. 412, Anm. 1, und S. 431, Anm. 4.
4 Reichshofkanzleiordnung 1559, Beil. I, S. 465; vgl. die Sammln
Reichsregisterbäude im Wiener Staatsarchive.
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ander beliebig substituiren, wenn der eine oder andere mit
Geschäften tiberhäuft war.1 1570 ist dann auf das Drängen
des Reichskanzlers auch ein eigener österreichischer Registratur
ernannt worden ;* gemeinsam blieb nur das den Secretarien und
dem Taxator untergeordnete Kanzleipersonale.3 Die Ernennung
der Kanzleibeamten stand beim Erzkanzler oder sollte doch
von ihm ausgehen;4 auf Personalien hatte somit der Vice-
kanzler — rechtlich wenigstens — keine Ingerenz; die Be-
amten waren ihm eidlich zu Gehorsam verpflichtet, eine Mass-
regelung derselben stand ihm nur so weit zu, als es sich nicht
um Entlassung eines derselben handelte;6 zur Aufrecht-
haltung der Ordnung hatte er die Kanzlei öfter zu visitieren.6
Seine interne Thätigkeit in dieser erschöpfte sich in der Zu-
weisung der Ausarbeitungen an die Secretäre, in der Revision
wichtiger Stücke nach der Ooncipierung und dem Rechte, in
zweifelhaften Fällen Bestimmungen über die Art der Stilisierung
und über die Taxierung zu treffen, der Zuweisung an die Re-
gistratur, deren Vorstand er natürlich ebenso wie der des Reichs-
archives war, endlich der Ueberwachung der Taxgeldergebah-
rung : die Taxverrechnungen waren ihm vorzulegen, über Tax-
freiungen, soweit sie der Kaiser verfügte — sie konnten auch
vom Erzkanzler erlassen werden, dem die Verfügung über die
Taxgelder zustand 7 — führte er das Referat ; der schliesslichen
Beglaubigung der wichtigeren Ausläufe durch Unterschrift und
Besiegelung wurde bereits gedacht.8
1 Staatsarchiv, kaiserl. Reichshofrath, Fase. 24. Gutachten Ulms über die
Reichskanzlei.
8 Seeliger, S. 176, Anm. 6. — Vgl. auch das bemerkenswerthe Schreiben
Maximilians II. an den Erzbischof von Mainz vom 3. Jänner 1565
(Wien, Staatsarchiv, Mainzer Acten, Reichskanzlei und Taxamt I, Cup.).
8 Vgl. den eben citirten Brief Maximilians II.
4 Reichshofkanzleiordnung, Beil. I, S. 465. — Vgl. Reichskanzlei und Tax-
amt, Fase. 1, Nr. 5.
* Die Eide s. in der Reichshofkanzleiordnung, Beil. I, 8. 477 f.; vgl. auch die
Bestimmungen der beiden Kanzleimemorialien von 1594 und 1610
(s. S. 424, Anm. 3, S. 425, Anm. 2).
6 Das Memorial von 1610 bestimmte eine allmonatliche Visitation. Mal-
blank III, S. 432.
7 8. bes. Reichskanzlei und Tnxamt, Fase. 10 b.
8 S. die einschlägigen Bestimmungen der Reichshofkanzleiordnungen, be-
ziehungsweise Memorialien. — Ueber Taxfreiungen s. Wien, Staats-
archiv, Mainzer Acten, Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 1. — Dass die
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Der Vicekanzler wurde im 16. Jahrhundert durch
oder auch mehrere geheime Räthe, im 17. Jahrhundei
später durch den Obersthofmeister der Reichskanzlei vorg
und nahm seinerseits alle Reichskanzleibeamten in Ei<
Pflicht.1 Seine allgemeinen Verpflichtungen kamen in de
aufgetragenen Amtseide, dessen Formel bis 1806 die g
blieb, zum Ausdruck.2 Der Gehalt des Vicekanzlers l
unter Seid monatlich 150 fl., von Viehäuser an monatlich
mit 33 fl. 20 kr. Zubusse ; dazu kommen die Laudemiei
Sportelgelder aus dem Reichshofrathe, der Hofrathsgeh
1300 fl. (1000 speierische Reichsthaler) — , die geheime
taxe — 1200 fl. im Jahre 1612 — die Taxquoten aus der K
und die gerade damals vielfach üblichen Geschenke ue
Präsentationsgelder,8 Alles in Allem eine hübsche Summe,
Höhe nicht zum Letzten bewirkt haben wird, dass man
und Nutzen' des Amtes würdigen lernte.
Die Stellung des Vicekanzlers als Cabinetsminister
wog alles Andere; die Abhängigkeit von Mainz stand im g
Ganzen auf dem Papiere, war eine formelle; aus den folg
Taxe damals noch recht wenig einträglich gewesen ist, geht ai
schon citirten Briefe Maximilians II. an Mainz hervor (s. S. 417,
und 3), wo es heisst, dass man ,mit der gantzen tax so jährlich g
zu Unterhaltung der canzlei und derselben persohnen nit ge
mögen, sondern I* M* den abgang bis auf diese zeit mit viel 1
gülden aus ihrer cammer erstatten müssen*. — Vgl. Übrigens S
S. 168 ff., besonders S. 169, Anm. S.
1 Ueber die Vorstellung des Vicekanzlers (Ulm, 1612 September
Wien, Staatsarchiv, Geheime Ratbsprotokolle 1612; mehrfaches M;
hiefür auch in deu Fase. 3—5 der Mainzer Acten, Reichskanzl
Taxamt.
8 Reichskanzleiordnung, Beil. I, S. 477.
8 Wien, Staatsarchiv, Mainzer Acten, Reichskanzlei und Taxamt, '
(Seid, Weber, Zasius); Wahl- und Krönungsacten, Fase. 8 a,
Nr. 108 (pro t612). — Wien, Hofbibliothek, Cod. 13621, Hofetaai
milians II. 1675 (Viehäuser). — Ueber Hofrathsgehalt und (Je
Rathsgehalt s. Wien, Staatsarchiv, mss. 108/2, 13'-*, 20*-*; ül
steren auch Uffenbach, De consilio aulico, S. 27—29. — Vgl. ]
Reichshofkanzlei, Fase. 15 ; die 300 fl. (auf ursprünglich 1000 fl.) •
durch Kaiser Mathias (1613?) zugegeben. — Ueber Gesehen!
Schelhorn, Sammlung für die Geschichte I, Nttrdlingen 1779, S. 2<
Coleccion de documentos m editos XCVIII, S. 310. — Ueber den In
kanzler, der an den ausserordentlichen Einkünften des Vicek
(Taxen, Laudemien etc.) nicht theilhat, s. S. 446, Anm. 3.
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Ausführungen wird das zu ersehen sein; das ReichshofVice-
kanzleramt des 16. und des beginnenden 17. Jahrhunderts ist
im Grunde ein kaiserliches Hofamt.
§2.
Geschichte des Relchshofvicekanzleranites
(1559—1620).
Es war ein glückliches Zusammentreffen, dass es gerade
ein so hochbegabter Mann wie Georg Sigismund Seid war,
auf den im Jahre 1559 das Reichshofvicekanzleramt überging.
Mainz hat sich allem Anscheine nach betreffs seiner Person mit
einer Zustimmungserklärung begnügt.1 Von einem sonstigen Ein-
greifen des Erzkanzlers ist während der fast ganz mit kirchen-
politischen Arbeiten erfüllten8 Amtszeit Seld's nichts zu be-
merken.
Man wird von dessen Amtsverwaltung mit Grund be-
haupten dürfen, dass in ihr so recht die Machthöhe des Vice-
kanzellariates zum Ausdrucke gekommen sei; er hat die kaiser-
liche Politik mit einer Klugheit zu leiten verstanden wie keiner
seiner Nachfolger. Dies fallt besonders lebhaft bei dem Wechsel
im Jahre 1563 auf, als Seid im Mai dieses Jahres zurück-
getreten und Dr. Johann B. Weber nach mehrmonatlicher
Zwischenzeit im December im Amte gefolgt war.8 Wenn nicht
1 Acten über die Ernennung Seld's habe ich nicht vorgefunden. In dem
der Errichtung der Reichshofkanzleiordnung von 1669 vorangehenden
Notenwechsel zwischen Mainz und dem Kaiser des Jahres 1669 lässt
der Erzbischof in einem Briefe (Abschrift ohne Datum) bemerken: ,Sovil
nun der romischen cantzlei personen anlangt . . . sind Ire Cburf. Würde
mit her Georg Sygmund Seiden doctor wohl zufriden wie dann dieselbige
Ire Ch. W. ime der hohen erfarnuss ubung und schicklichkeit sein er-
kennen, das er in solch ambt der kay. Ml und dem heiligen reich lob-
lichen und wol anstehn wurde.' Wien, Staatsarchiv, Mainzer Acten,
Reichskanzlei und Taxamt I. Vgl. auch S. 407, Anm. 6.
* Hierüber Sickel, Zur Geschichte des Concils von Trient.
8 Aus den Unterschriftsvermerkungen in den Reichsregistraturbanden des
Staatsarchives (Ferdinand I., XVI, XVII, XXII, XXIV— XXVII) lässt
sich nichts entscheiden. — Vgl. Veith, Biblioteca augustana, ,Seld(,
8. 217. — Cyprian, Tabularium ecclesiae Romanae Saec. XVI, S. 32. —
Papiers de l'£tat VII, S. 206. — Im k. u. k. Reichsfinanzarchive findet
sich unter Herrschaftsacten 1664 der Vermerk: ,Was bis 1. august
(1664) an Hofbesoldung in kay. M* Hofzahlamt ausstandig ist: . . . Hof-
vicecanzler J. B. Weber für 8 monate 1000 fl. (I. Dez. — 1. Aug. 64).*
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420
Alles trügt, ist dessen Ernennung nicht durch den Erzbi
sondern den Kaiser erfolgt, und es findet sich kein Doc
vor, das wenigstens für das Einverständniss Daniels von
mit dieser Ernennung sprechen würde.1
Wenn der Kaiser Maximilian II. aber ein Jahr spä
wie es scheint, im August — den Dr. Johann Ulrich Z
zum zweiten Vicekanzler, und zwar ausserdem ohne Beac
des mainzischen Ernennungsrechtes ernannte,2 so war das
und gar gegen die Reichshofkanzleiordnung. Nicht als ol
der eine der beiden Kanzler nur die österreichischen Ag
geführt hätte; sie sind beide gleichermassen in Reichs
Erblandsachen verwendet worden. Ebensowenig ist sonst
kurmainzischen Beschwerden zu schliessen,3 das Erneni
recht des Erzkanzlers für die Reichshofkanzleibeamten ge
worden, und man wird in den Reichskanzleiordnungen vor
und 15704 mit Recht eine über mainzische Forderung erb
Neuzusicherung der dem Erzkanzler in der 1559 er Or
Ferdinands I. gegebenen Rechte erblicken dürfen;6 sie
ja beide im Grunde nur Wiederholung der letzteren.6
Am 27. April 1570 ist Dr. Zasius gestorben, und J. B. ^
leitete als alleiniger Vicekanzler die Kanzlei. Nach Maximili
Tode schrieb Rudolf II. an den Erzbischof von Mainz,
das Vicekanzellariat mit des Kaisers Tod erloschen sei u
1 Ueber J. B. Weber zu Retz und Pisenberg, Jur. Dr. (Wien, Staat
Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 3), Pantaleon prosopogTaph
S. 505 (deutsche Uebersetzung III, S. 463). — Nuntiaturbericbt
S. 34, UI/3, S. 376; Venezianische Depeschen III, S. 268, 547. -
auch Sickel, Zur Geschichte des Concils von Trient.
8 Ueber ihn Stintzing, Ulrich Zasius, S. 298 f. — Unterfertigui
den Registerbänden (ohne Regel abwechselnd); er unterzeichnet
Ueber Beginn seines Amtsantrittes s. Venezianische Depesch<
S. 276, Anm. 2.
8 Wien, Staatsarchiv, Mainzer Acten, Reichskanzlei und Taxamt, J
* Vgl. S. 409, Anm. 1 und 2.
5 Besonders 1570 nach dem Tode Ulrich Zasius', wo die durch
Ernennung begangene offenkundige Vertragswidrigkeit aus dei
geschafft worden war.
6 Vgl. hiezu allerdings auch Seeliger, S. 176, Anm. 2. — Im Staat«
(Mainzer Acten, Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 1, und kais. '.
hofkanzlei, Fase. 1) befinden sich Copien der Ordnung von 1569,
am Rande die Zusätze der Ordnungen von 1560, beziehungsweis
zeigen.
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421
nun in Gemässheit der Ordnungen bei ihm anfrage, welcher
seiner Räthe ihm als sein Vertreter genehm wäre; er machte
besonders den vielfach in 'diplomatischen Diensten gebrauchten
geheimen Rath Dr. Rudolf Viehäuser, einen bisherigen
königlichen Vicekanzler, namhaft. Dass ihm Mainz bei aller
Anerkennung der Fähigkeiten des Vorgeschlagenen zum Amte
gleichwohl die Beibehaltung Weber's empfahl, ,bis E. W etwas
bass in regierung geritten',1 tritt vor der Thatsache zurück,
dass schliesslich nach Weber' s selbst erbetener Entlassung — er
blieb im geheimen Rathe — Viehäuser am 23. April 1577 vom
Kaiser nach vorher eingeholter Zustimmung des Erzbischofs
ernannt und das durch die Ordnungen vorgeschriebene Ver-
hältniss damit umgekehrt wurde.2
Der Entwicklung der Verwaltung gereichte es nun nicht
zum Vortheil, dass Kaiser Rudolf II. schon im Jahre 1578 seinen
Hof nach Prag verlegte. In Wien musste eine Regierung zu-
rückbleiben, welche abwechselnd von einem der drei Brüder
des Kaisers, Ernst, Max oder Mathias, geleitet wurde. Die
Reichshofkanzlei wurde gespalten. Der Reichshofvicekanzler
mit einem Theile derselben folgte dem Kaiser nach Prag, eine
Abtheilung blieb unter Leitung des Reichshofrathes Wolf Un-
verzagt in Wien zurück; naturgemäss sind auch Beamte der
anderen Behörden den in Wien residirenden Erzherzogen bei-
gegeben worden, geheime Räthe vor Allem, Hofkammerräthe,
Hofkriegsräthe.3 Für den abwesenden Regenten — sei es der
Kaiser, sei es der jeweilige Erzherzog — besorgt das Col-
1 Rudolf II. an Mainz, 19. October 1676, Or. — Erzbischof von Mainz an
Rudolf II., 24. October 1576, Cop. — Staatsarchiv, Reichskanzlei und
Taxamt, Fase. 3. — Vgl. Seeliger, S. 155, Anm. 4.
* Das einschlägige archivalische Material im Staatsarchive, Reichskanzlei
und Taxamt, Fase. 3, s. auch Seeliger, S. 155, 166. — - Ueber Viehäuser
,von Oberlautenberg* s. Mallinckrot, S. 449. — Nuntiaturberichte 111/ 1,
III/2, S. 251, III/3, S. 351, Anm. 2. — Venetianische Depeschen III,
S. 545, 568, 597. — Archivalien über ihn im Archive des k. k. Mini-
steriums des Innern, Sig. II B 4, Rudolf II. — Rudolf II. schreibt am
24. Juli 1677 die Ernennung betreffend an Mainz, er hoffe, dass der
Erzbischof sich »solche unsere resolution und anordnung wohl gefallen
lasse'. — Mainz schreibt am 14. August 1577 an Viehäuser und legt
ihm besonders ans Herz, der Ordnung von 1570 nachzuleben. Reichs-
kanzlei und Taxamt, Fase. 3.
* Hierüber Fellner, Central Verwaltung, S. 295—297. — Bidermann, Ge-
sammtstaatsidee, S. 31.
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422
lcgium deputatorum die nieder- und oberösterreichischi
gelegenheiten ; es erscheint zuerst in Jahre 1563, vom
1595 ist die erste Instruction flir dasselbe erhalten.1 Die
crbländische Politik wurde so dem Reichshofvicekanzlc
im Sinne des Begründers des Amtes sie in erster Li
leiten berufen war, immer mehr entfremdet;* war doch
durch die Ländertheilung beim Regierungsantritte Maximili
durch welche Innerösterreich an Erzherzog Karl und Tirol
den Vorlanden an Erzherzog Ferdinand, des Kaisers I
fielen, der Grosstheil der österreichischen Erblande der Con
der Reichshofkanzlei entzogen und den verschiedene
herzoglichen Kanzleien zur Verwaltung zugewiesen ¥
die ungarischen Agenden sind fast ausschliesslich (all
vorbehaltlich der Rechte des ungarischen Kanzlers) in
erledigt worden;8 in Böhmen, wo Rudolf durch die der
sehen Statthaltern 1577 gegebene Einrichtung den Stand«
entgegenkam, hatte die Reichshof kanzlei nie gegenüber d
mischen Hof kanzlei aufkommen können4 — alles das
gunsten der Amtscompetenz des Reichsvicekanzlers, der d
den inneren erbländischen Dingen mehr und mehr fernej
und auch seine Reichscompetenz beschränkt wurde. Ni
ob etwa gleichzeitig der mainzische Einfluss gewachsen
man wird vielmehr mit Recht von einer bleibenden 2
drängung desselben reden dürfen. Als am 23. April 1
dem Jahrestage seiner Beeidigung — Viehäuser gestört
und der Erzkanzler dem Kaiser die geheimen Räthe Dr.
Kurz von Senftenau und Wolfgang Freymann und de
sehen Rath Dr. Elsenheimcr für die erledigte Stelle — un
wiederholt — vorschlug, hat der Kaiser zwar den Erstgen
der schon einige Male das Vicekanzleramt stellvertrete]
sehen hatte, mit der Verwaltung der Kanzlei betraut
1 Ebenda. — Die Instruction von 1595 (September 21) im Are
k. k. Ministeriums des Innern m A 1, C. 1 (7 ex 1595, Niedere«!
hier auch andere auf die Deputationen bezügliche Angaben.
* Immerhin ist die Betheiligung des Vicekanzlere noch ziemlic
Vermerk zu ^Schweizer Brief contra Turcam', Staatsarchiv, P
des geheimen Rathes, 1595, Janner 10: ,Dise expedition gel
Barvitio zue, drumb hab ichs dem heim vicecanzler wider zug<
8 Fellner, Centralverwaltung, S. 296.
* Fellner, ebenda, S. 298-300.
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423
erst nach sechs Jahren — 1593 — zum Vicekanzler ernannt,
wieder in Umkehrung der durch die Ordnungen getroffenen
Bestimmungen, aber doch wenigstens mit vorher eingeholter
Zustimmung des Erzkanzlers;1 ähnlich wurde es, um dies
vorweg zu nehmen, bei der im October 1607 erfolgten Er-
nennung Leopolds von Stralendorf zum wirklichen Vicekanzler
gehalten;2 von 1594 bis 1607 ist überhaupt kein Vicekanzler
ernannt worden.
Nach Kurz' Tode — am 11. März 1594 — folgten der ge-
heime Rath J.W. Freymann von Oberhausen,3 nach dessen
Rücktritt im September 1597 der geheime Rath Dr. Rudolf
Coradutz4 und nach dessen Rücktritt im November 1606
Leopold Freiherr von Stralendorf5 als interimistische
Leiter des Vicekanzleramtes; alle drei sind vom Kaiser mit nach-
träglich eingeholter Zustimmung des Kurfürsten hiezu bestellt
worden. Darin liegt keine Verletzung der Kanzleiordnungen,
1 Hierüber — vom Tode Viehäuser's bis zur Ernennung Kurz' — s.
Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 3, und kais. Reichshofkanzlei, Fase. 2.
Ueber Kurz von Senftenau s. Mallinckrot, S. 449. — Rudolf verlangt am
Tage nach Viehäuser's Tode von Mainz (Reichskanzlei und Taxamt,
Fase 3), ihm einige ,qualifizirt*e katholische personen' vorzuschlagen.
* S. unten Anm. 5.
* Staatsarchiv, Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 2. — Kais. Reichshof-
kanzlei, Fase. 2. — Geheime Rathsprotokolle, 1594. — Der Todestag
Kurz' nach Reichshofkanzleiacten, Fase. 2. — Seeliger, S. 156, gibt nach
Reichskanzlei, Fase. 3, den 26. Februar an; mir scheint nach dem Wort-
laute des kaiserlichen Schreibens vom 12. März der 11. März wahr-
scheinlich; Rudolf schreibt in demselben, er habe, da ,solch ambt keine
stunde abgang wol erleiden kann', J. W. Freymann von Oberhausen und
Mühlfelden mit der Kanzlei Verwaltung betraut. — Ueber Freymann vgl.
Mallinckrot, S. 449.
4 Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 3. — Kais. Reichshofkanzlei, Fase. 2.
— Seeliger, S. 156. — Ueber Coradutz (Coraducci) s. Mallinckrot, S. 450.
Er gilt als fruchtbarer Schriftsteller; ob und inwieweit allenfalls die in
den Tabulae codicum (Bd. 6, S. 358) der Wiener Hofbibliothek ange-
gebenen Schriften auf ihn zurückgehen, kann ich nicht angeben.
5 Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 3. — Reichshofkanzlei, Fase. 2. —
Seeliger, S. 156, 167. — Stralendorf war vom Kaiser schon 1602 ins
Auge gefasst worden. Zu seiner Ernennung zum wirklichen Vicekanzler
erbittet der Kaiser ,dem Herkommen gemäss* den ,Consens* von Mainz
(1607, Juni 28, Prag. Seeliger, S. 157, Anm. 4). Ueber ihn die treffliche
Skizze von Stieve in der Allgemeinen deutschen Biographie XXXVI,
8. 493.
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424
welche über die interimistische Besetzung des Vicekanzle
keine Bestimmungen trafen; der Kaiser zog eben das Re<
Ernennungen dieser Interimskanzler an sich, verkürzte a
erzkanzlerischen Rechte insoferne, als er die ,beständi
I setzung' des Amtes hintanhielt, wodurch der Erzkanzler
lieh ohne Stellvertreter war.
IAber auch die Vicekanzler selbst schritten zu
mächtigkeiten. Viehäuser wird — zwei Tage nach seinei
— nachgesagt, dass er eine wahre Willkürherrscha
gerichtet habe; ,Annemung und Urlaubung' der Beamte
er ganz nach eigenem Belieben vorgenommen, Lei
Secretäre angestellt, die keine Ahnung von ihren P:
hatten, die Schreiber mussten bei den Banketten servir<
Diener Hausknechtdienste verrichten, viele Beamte
akatholisch gewesen, — ,alle Dinger' seien ,in ein i
standt gerathen, das nix weniger als einer kaiserlichen
gleichsieht'.1 Und um dieselbe Zeit beklagt sich der co
rende mainzische Taxgegenschreiber Georg Pichler vor
borg darüber, dass man ihm nicht nur seinen Taxanth
ziehe, sondern ihm auch die Einsicht in die Rechnung
wehre; so sei er geradesogut ein Gegenschreiber ,wie ei
ein brieftrager'.*
Das mainzische Kanzleimemoriale vom 30. Juli 15
geben zu Regensburg,3 das sich gegen die in der Kanz
gerissenen Uebelstände wendet und die Befolgung der Ord
von 1559 — 1570 einschärft, blieb ohne Wirkung; die ur
liehen Aufnahmen von Beamten ohne Einholung der inain
Zustimmung dauerten, namentlich unter Coradutz,4 fo
Tax- und Geldwesen war in heilloser Verwirrung; s<
Stralendorf bis zum Ende März 1607 nicht mehr als
von seiner vom November 1606 an laufenden Besoldung er!
1 Hierüber das sehr interessante Schreiben des Reichshofsecretlrs
berger an Mainz vom 25. April 1587. Reichskanzlei and Taxamt,
Orig.
1 Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 1. — Hiezu vgl. auch Fase. 6
* Or. in kais. Reichshofkanzlei, Fase. 1. — Das Memoriale ist no
gedruckt worden.
4 Stralendorf an Mainz, 20. Juni 1607. Reichskanzlei und Taxamt,
5 Ebenda. — Vgl. auch im Allgemeinen mss. 108/2 des Wien«
archiyes, Fase. 11T ff.
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425
grobe Pflichtverletzungen der Beamten, namentlich durch Lau-
heit in der Expedition und Verbindungen mit den Parteien,
die entgegen den Ordnungen in die Kanzlei Eingang fanden,
waren an der Tagesordnung; wurde doch dem Kanzleichef
selbst und kaum mit Unrecht nachgesagt, dass er sich mit der
,VerkaufFung der heilsamben Justiz sehr bereichert habe'.1
Neuerlich wendet sich das mainzische Kanzleimemorial vom
4. September 1610, gegeben in Prag, gegen die Uebelstände
und macht den Vicekanzler dafür verantwortlich; es ermächtigt
ihn ausdrücklich, pflichtvergessene Beamte nicht allein mit
;ernster Straff' zu belegen, sondern ,sobaldt auch ohne alles Nach-
denken abzusetzen und ihme seine Besoldung aufzukünden'.*
Noch weiter gedieh die Zersplitterung der obersten Be-
hörden, als dem Kaiser von seinem Bruder Erzherzog Mathias
im Jahre 1608 der Verzicht auf Ungarn und beide Oesterreich
abgezwungen worden war und dieser sich ausser seiner eigenen
Regierung und einem geheimen Rathe auch eine eigene Kanzlei
unter Leitung seines Hofvicekanzlers Kren von Krenberg ein-
richtete, der nun sämmtliche Patente für beide Oesterreich
unterzeichnet.3 Dem Reichshofvicekanzler waren damit die
ganzen inneren Erblandsagenden entzogen, soweit sie nicht
eben Fragen betrafen, die im kaiserlichen geheimen oder Hof-
rathe verhandelt wurden; aber es ist ja natürlich, dass alle
Landesangelegenheiten von den einzelnen Rathscollegien, mit
denen sich die regierenden Erzherzoge, beziehungsweise König
Mathias umgeben hatten, zum Austrag gebracht wurden. Man
kann sagen: Stralendorf war von einer Einflussnahme auf die
österreichischen Verhältnisse in den Jahren 1608 — 1612 so gut
wie abgeschnitten.
Am 20. Jänner 1612 starb Kaiser Rudolf IL, und mit
seinem Tode hatte die künstliche Trennung der Behörden ein
Ende. Sein Bruder König Mathias vereinigte sie alle wieder
in Wien. Stralendorf, dessen Finanzgebarung in der That nicht
ganz tadelfrei gewesen zu sein scheint, wurde von dem neuen
1 Stralendorf an Mainz, 8. Mai 1612, Cop. Reichskanzlei und Taxamt,
Fase. 3.
* Reichshofkanzlei, Fase. 1, gedruckt bei Uffenbach, Beil. 3, S. 28.
* Vgl. Fellner, Centralverwaltung, S. 300. — Unterfertigungen Krenberg's
in der Patentensammlung des Archive» des k. k. Ministeriums des Innern;
auch Cartons 1 und 3038 etc.
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426
Herrscher fallen gelassen.1 Nach mehrfachen, hauptsächlich von
dem Erzbischof von Mainz geführten Verhandlungen erklärte
sich Hans Ludwig von Ulm zur Annahme des Amtes bereit
und wurde trotz aller Gegenvorstellungen Stralendorfs am
29. September 1612 zum Reichsvicekanzler — wieder vom
Kaiser — ernannt.* In seinem Briefe von dem gleichen Datum
berichtet er, dass ,diese hochansehenliche Stell von ettlich
Jharen herein nitt wenig am ansehen und respect abgenommen,
indem man sich ad rem faciemdam vilissimorum mancipiorum,
zu geschweigen anderen die stants und ampts halber denjenigen
nitt gleich die E. Chfstl. Gnaden vices bei hofe vertretten sollen,
accomodirt und postponirt' und empfiehlt dem Erzkanzler
Rücksichtnahme auf Cardinal Klesl, ,qui est modo polus et
cardo nostrae aulae'.s
Die Kanzleiverhältnisse waren gleichwohl auch weiterhin
sehr verworren; kein Wunder, dass Ulm über ein ,Chaos la-
borum' klagt.4 Alle möglichen Leute am Hofe mischten sich in
die Agenden der Reichshof kanzlei und besonders auch ihres Vor-
standes; ausser Ulm unterzeichneten auch Krenberg, in späteren
Jahren Graf Herberstein, der oberste Hofmarschall Sigmund
Graf zu Losenstein, der geheime Rath Leonhard Graf HArrach
die kaiserlichen Diplome.6 In einem Schreiben vom 29. Jänner
1612 beklagt der Erzbischof, dass der Landgraf von Leuchten-
1 S. Fellner, Centralverwaltung, 8. 301. — Brief an Mainz vom August 1612:
,Solte aber das der yornembst defect bei den ietzig vicecantzler hern
von Stralendorff sein, dass er das gelt lieb hat, waiss ich in warheit
nicht qnam innocentes manus die zwei andere subiecta haben*. Reichs-
kanzlei und Taxamt, Fase. S.
* Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 3. — Seeliger, S. 157 — 158. — Ulms
voller Name ist Hans Ludwig von Ulm zu Marbach und Mittelbiberach.
Das Misstrauen, mit welchem er von seinem Gehalte spricht, macht dem
Finanzwesen der Reichskanzlei keine Ehre. — Vgl. über ihn Mallinckrot,
S. 451. '
8 Ulm an den Erzbischof von Mainz am 29. September 1612, Or. Reichs-
kanzlei und Taxamt, Fase. 3. — Er scheint ein etwas hofischer Herr
gewesen zu sein. Vgl. Archiv des Ministeriums des Innern, I A 1,
Niederösterreich, 12 und 13 ex 1617, Carton 3037, 3039. — Ueber Klesl
Bidermann, 8. 33, Anm. 51.
4 Ulm an Mainz, Anm. 3.
B Wien, Staatsarchiv, Mainzer Wahl- und Krönungsacten 8 a (Cod. 2,
Fol. 13b). — Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 80. — Saalbtlcher d<*
Ail<*lsArchives des k. k. Ministeriums des Innern, Bd. 27, 28.
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427
berg und der Markgraf von Brandenburg in ganz ungerecht-
fertigter Weise sich in die Reichskanzleigeschäfte eingemengt
haben.1 Auch sonst mangelte es allenthalben an Entgegen-
kommen gegen den Kanzleichef.* Immer deutlicher wurden die
Ansätze zur Abtrennung einer österreichischen Hofkanzlei von
der bisherigen Reichshof kanzlei, und gerade Cardinal Klesl war
es, der darauf hinarbeitete.8
An der Verfügung des Erzkanzlers vom Mai 1612, die
Acten, ,80 mere austriaca seien', zufolge der zwischen König
Mathias und Mainz geschlossenen Vergleichung an Ersteren
herauszugeben, ist freilich nichts Auffallendes;4 und ebenso
kann in der Neuanlegung der österreichischen Registratur im
Jahre 16136 nur missverständlich die Folge einer bereits statt-
gehabten Trennung der Kanzlei erblickt werden; die Reichs-
und die österreichische Registratur sind ja von 1559 her immer
getrennt gewesen ; übrigens fuhrt ein Hofstaatsverzeichniss vom
Mai 1615 bei Ulm ausdrücklich an,, dass auch die österreichischen
Kanzleibeamten ihm unterstünden.6 Aber die Ansätze sind vor-
handen; die Reichshofrathsordnung Rudolfs II. vom Jahre 1584
bezieht sich noch auf österreichische Landessachen, in der von
König Mathias am 3. Juli 1617 gegebenen7 ist davon nicht
mehr die Rede; ein Jahr später forderten die österreichischen
Stände die Einsetzung eines eigenen österreichischen Hofrathes;
Mathias lehnte dies aber mit der Begründung ab, dass im Reichs-
hofrathe ohnehin österreichische Räthe sässen, und dass sich
1 Wien, Staatsarchiv, Mainzer Wahl- und Krönungsacten, Fase. 8 a. —
Die Beiden waren am Hofe Rudolfs in Prag- gewesen.
' Wien, Staatsarchiv, kais. Reichshofkanzlei, Fase. 26. Erzkanzlerische Be-
schwerde vom 1. October 1617 gegen die Hofkammer. — Reichskanzlei
und Taxamt, Fase. 3 (Ulm an Mainz, 8. October 1615).
* S. Beil. II. — Staatsarchiv, kais. Reichshofrath, Fase. 24 (Protokolle;
Gutachten Ulm's Über die Reichskanzlei).
4 Es mag sich dabei um österreichische Registraturbestände handeln, die
bei der Reichskanzlei in Prag — im Gegensatze zu der Wiener Hof-
kanzlei (1608 — 1612) unter Krenberg — aufgelaufen waren. — Wien,
Staatsarchiv, Mainzer Wahl- und Krönungsacten, Fase. 8 a, Cod. 2.
5 Archiv des k. k. Ministeriums des Innern, HI A 1, 4 ex 1596, Nieder-
österreich, Carton 18. — Fellner, S. 301, Anm. 2.
• HofstaatenverzeichnisB vom Mai 1615 im Staatsarchive. Fase. Hofstatus.
1 Uffenbach, De consilio aulico, Beil. S. 18—40.
Arcbir. LXXXIV. Band. II. Hälfte. 29
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428
derselbe bisher als ganz seiner Aufgabe entspreche
wiesen habe.1
Noch bei des Kaisers Mathias Tode — 30. März !
war die Gesammtkanzlei unter Ulm vereinigt; aber alle ml
Leute unterschrieben die Diplome, am 30. Jänner 16!
ersten Male Johann B. Verda von Verdenberg, bisherig«
des neuen Kaisers Ferdinand II.8 Die neue österreichisc
kanzlei, an deren Spitze Verda als Hofkanzler — v
zunächst als Hofvicekanzler — trat, ist zwischen dem
bruar und dem 1. April 1620 ins Leben getreten.8 D
sind die österreichischen und die Reichsagenden endgi
trennt worden und ist das Reichsvicekanzellariat erlöse
Wenn Kaiser Ferdinand H. die Kanzleien treni
die Vereinigung des Hof- und Reichskanzleramtes ij
Person aufhob, so verlieh er damit der Auffassung Au
dass die Reichsverwaltung durch Vereinigung mit de
reichischen nichts gewinnen, wohl aber die letztere <
verlieren könne, und dass sohin die Ausgestaltung seine
macht auch auf Kosten einer neuen Preisgebung kais
Einflusses im Reiche vor Anderem zu erstreben sei. Es
klar, dass das von den österreichischen Landes- und vo
von den Haussachen abgeschnittene Reichsvicekanzlerai
mehr in höherem Grade von Mainz abhängig werden
1 Herchenhahn I, 8. 579. — Seidler, Stadien, 8. 125, nach Lond
publica I, 8. 563.
9 Saalbücher des Adelsarchives des k. k. Ministeriums des Innern
S. 119.
3 Ein Vermerkzettel im Fase. 3/4 der kais. ReichshofkanzleU
Staatsarchives sagt: ,anno 1620 den ll*-» martii war der erat
geheimbe hofcanzler. J. B. Verda* etc. — Hiezu vgl. weiter
Mainz am 10. April 1619, im Staatsarchive, kais. Reichsh«
Fase 35 (aus diesem Briefe geht hervor, dass, wie Fellner, 1
Instituts für österr. Geschichteforsch. XV, 8. 521, gegen Seelige
Anm. 1, mit Recht behauptet, die Kanzlei noch vereinigt w
schreibt, dass er alle Reichssachen einfordere, »sowie aber d
reichische acta und registratur betreffe, welche nit dem reic
ierem löblichen haus zuständig, werden dieselbigen wegen des
Gebrauches darunter nit begriffen sein oder verstanden können
— Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 30 (Cod.), 115, 120, 121,
134.
4 Wenn auch in der Folgezeit der Titel ,Reichshofvicekanzler< j
wird, so fehlt hiezu jede innere Berechtigung.
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Es ist charakteristisch, dass diese Auffassung sich zur That
umsetzte gerade am Beginne jenes Krieges, der für das alte
römische Reich den Anfang des Endes bedeutet.
IL Abschnitt.
Die Zeit von 1620 bis 1806.
Capitel I.
Die Einengung der Amtscompetenz.
Die Trennung der beiden bisher in einer Person ver-
einigt gewesenen obersten Staatsämter durch die Gründung der
österreichischen Hofkanzlei bewirkte naturgemäss zunächst Eines:
die Verstärkung des particularistisch-mainzischen Einflusses auf
die Reichskanzlei, von der sich das kaiserliche Interesse in
dem Verhältnisse ab- und der neugeschaffenen Hofkanzlei zu-
wendete, wie sich das Band zwischen Erblanden und Reich
mit der stets stärkeren Betonung des territorialen Momentes
lockerte. In Mainz scheint man dies erwartet und auch gehofft
zu haben, sich nun unter dem Vorwande in die geheime Haus-
politik einmischen zu können, dass dieselbe vom Kaiser in
seiner Eigenschaft als Reichsoberhaupt und nicht als Herr
seiner Erblande getrieben werde.1 Darum wohl die sonst
etwas merkwürdige Erscheinung, dass nach dem Verwehen des
ersten Missbehagens über die vorgenommene Aemtertrennung
die Reichskanzlei sich gar wohl damit zufrieden erklärte.* War
jene Erwartung ein gründlicher Irrthum, so zeigte sich eine
Verstärkung erzkanzlerischen Einflusses doch nicht allzuspät in
der den Ordnungen gemässen Wiederherstellung des main-
zischen Ernennungsrechtes der Reichsvicekanzler. Hatte schon
die Wahlcapitulation Ferdinands HL (1653) ausdrücklich die
1 Hiezu Staatsarchiv, kais. Reichshofkanzlei, Fase. 1, Gutachten des main-
zischen Residenten de Bree von 1767 (arg übertrieben). — Archiv des
k. k. Ministeriums des Innern, II B 4, Böhmen, 1 und 7 ex 1742. —
Vgl. Beü. III und IV.
* Beil. in.
29*
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If
f
1 1
Wahrung der mainzischen Ernennungsrechte zugesagt,1
seit dem Jahre 1660 — wenn auch nach langem Widei
des Kaisers — die Ernennung des Reichsvicekanzler
sächlich, und zwar für alle Zukunft durch den Erzkans
folgt und des Kaisers Antheil hieran auf die Ertheilung
Zustimmung zurückgedrängt worden.8 So entsprach <
Ordnungen, nicht aber den Wahlcapitulationen, welche de
kanzler das unbeschränkte Recht, seine Vicekanzler — un
Reichskanzleibeamten — zu ernennen, zuerkannten; und
That sind auch Versuche desselben in dieser Richtung g
worden — vergeblich; die Kaiser Hessen nicht von der
durch die Kanzleiordnungen verbürgten Rechten und d
holung der kaiserlichen Zustimmung, die in Form
,Recommandation' des Candidaten bei Mainz erfolgte, bli
erlässlich.8
Jetzt — bald nach 1620 — änderte sich auch d
herige Auffassung von dem Rechte des neuen Kaisei
Reichsvicekanzler zu behalten oder anderweitig zu erset
Ungunsten der Krone; dass die Reichshofkanzleibeamtei
allein dem verstorbenen Kaiser, sondern auch dem Erzk
der sie ernenne, verpflichtet seien und durch den T<
Kaisers nicht ihrer Verpflichtung gegen das Reich ledig
war immer unbestreitbar gewesen, aber erst 1657, nac
dinands HL Tode, wurde es ausdrücklich betont4 ui
That dadurch umgesetzt, dass oberwähntes Recht der
die über einen nicht von ihr ernannten Beamten nie
verfiigen konnte, wegfiel.5 Nur die Reichskanzlei wurde
wie der Hofrath gesperrt, die Acten wurden eingeforde
1 Riegger, Harmonische Wahlcapitulation Kaiser Josefe IL, U,
(Ferdinand IV: Artikel XLI, 3). — Seeliger, Erzkanzler, & 15S
1 S. S. 449.
* Dass der ReichsYicekanzler reichseingebürgert sein müsse, wai
feststehend, wird aber jetzt viel entschiedener betont Reichskan
Taxamt, Fase. 3 ^1659).
4 Kurs an Mains 1657. Reichskanzlei und Taxamt, Fase 3.
8 Ich bin su dieser Auffassung von Herrn Hofrath Dr. G. Wii
geregt worden, dem ich hiefur meinen Dank erstatte. — Es stei
im Einklänge, wenn Graf Colloredo 1742 zuerst auf sein Amt Te
muss und dann erst Graf Königsfeld ernannt werden kann; t
altere Uebung im Brauche gewesen, so hatte Karl VIL Colloi
Vicekanzler des verstorbenen Karl YL einfach ablehnen können
1
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431
Siegel, beziehungsweise die Siegelstempel nahm der Reichs-
vicekanzler an sich, dessen Functionen sohin für die Zeit des
Interregnums erloschen1 und der mit den anderen Reichs-
kanzleibeamten die Schwurablegung erneuern musste.* Seit
1711 ist dann auch die Sperrung der Reichskanzlei unter-
blieben und nur die Reichshofrathsstube geschlossen worden.
Der Tod eines Kurfürsten von Mainz hat aber nach wie
vor keinerlei derartige Veränderungen hervorgerufen, und dem
Mainzer ist es auch nicht gelungen, das Recht der selbständigen
Bestellung des Interimskanzlers dem Kaiser zu entfremden und
ihn dadurch eines Mittels zu berauben, sich eines missliebigen
Candidaten für das Vicekanzleramt durch Verweigerung seiner
Zustimmung zu dessen Ernennung und Ernennung eines Interims-
kanzlers fernzuhalten.8 Noch im Laufe des 17. Jahrhunderts —
wie es scheint, seit 1659 — ist zwar die Ersetzung des ab-
wesenden Vicekanzlers durch den Reichshofraths-Vicepräsidenten
zur Regel geworden;4 aber der vom Kaiser zu ernennende Vice-
präsident konnte doch mit Rücksicht auf dieses sein stellver-
tretendes Amt ausgewählt werden. Dem Kaiser stand also noch
immerhin Ingerenz auf die Personalien des Vicekanzellariates
genug zu; und Thatsache ist, dass er von derselben auch Ge-
brauch machte, mochte auch sonst sein Interesse an einer Kanzlei
gering sein, deren gesammte Finanzverwaltung schon in der Wahl-
capitulation von 1636 dem Erzbischof überlassen worden war,
1 Vgl. Herchenhahn II, 8. 193.
' Zahlreiche Belege in den Fase. 3, 24, 97,?| Reichskanzlei und Taxamt,
Fase. 24, kais. Reichshofrath, Reichshofkanzlei, Fase. 35 des Staats-
archive«; später bildet sich der Brauch heraus, dass der Vicekanzler in
der Zeit vom Tode des einen bis zur Krönung des folgenden Kaisers
Stücke, welche noch von dem verstorbenen Kaiser herrührten, mit einer
Stampiglie unterfertigt. Kais. Reichshofkanzlei, Fase. 35. Herchenhahn,
II, 8. 511—513. — Malblank III, 8. 390—391 (nicht ganz richtig).
1 Zahlreiche Belege in den Fase. 4, besonders 5 und 24, Reichskanzlei
und Taxamt des Staatsarchives. — (1729 Briefwechsel zwischen dem
mainzischen Gesandten Gudenus und Mainz und Acten aus 1788, Reichs-
kanzlei und Taxamt, Fase. 5.)
4 Vgl. S. 432, Anm. 3, und 8. 436. — Uffenbach, De consilio aulico, S. 62
bis 65. — Seeliger, S. 166, Anm. 2. — Eingehende Angaben im Fase. 3
von Reichskanzlei und Taxamt und kais. Reichshofkanzlei, Fase. 2, des
Staatsarchives. — Die interimistische Verwaltung des Reichsvicekanzler-
amtes von 1648—1650 durch den Reichshofrathspräsidenten Ernest Grafen
zu Oettingen hebt auch Seeliger, a. a. O. hervor.
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ein Recht, das dieser in Anbetracht seiner Erträglichkeit allezeit
achtsam zu wahren bereit gewesen ist.1
Der Reichsvicekanzler ist nach 1620 so wie früher Mit-
glied des geheimen Rathes und des Hofrathes geblieben und
blieb es bis zum Ende des Amtes; doch nicht ausnahmslos;
die geheime Rathswtirde kraft seines Amtes ist ihm recht
eigentlich erst durch die Verfügungen der kurmainzisch-kaiser-
lichen Verträge des 18. Jahrhunderts zugekommen.1
Da der geheime Rath nach wie vor Reichs- und öster-
reichische Sachen in Berathung zog, so ist dem Reichsvice-
kanzler ein Einfluss auch auf die letzteren noch einige Zeit
gewahrt geblieben. Die Ulm, Stnüendorf und Kurz wur-
den nicht blos im Rathe über österreichische Agenden ge-
hört, sondern haben auch thatsächlich an der Ausarbeitung
solcher Antheil genommen, haben auch in den Deputationen,
auch wenn sie nur erbländische Sachen angiengen, Sitz und
Stimme gehabt8 Von der Macht traditionellen Herkommens ab-
gesehen, war es auch durch ihre Zugehörigkeit zur obersten
reichisch-österreichischen Rathsbehörde bedingt, dass sie noch
1 Riegger, Harmonische Wahlcapitulation n, & 244 ff. — Hiesu Seeliger,
& 168 ff.
* & Beilagen V ff. — KOntgsegg ist geheimer Rath erst einige Zeit nach
«einer Ernennung ium Vicekanaler geworden (KOnigsegg an Mainz,
27. October 1669, Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 3). In ^erstreaten
Gedanken Ton dem ReichsTicekanaellariar Ton 1747 (Colloredo) heisst
es v§ $\ **** Leopold L sei es «aufgekommen, daas ein zeitiger henr
ReichsTicekanaler ebenfalls Conferenzminister an aller Zeit ist* (s, aneb
Herchenhahn Q, & 100, 100; aber noch am 1. Juli 1705 schreibt der
Erzbbchot* an Franz Erwin Oralen Schonborn, er sei dafür, dem Reichs-
ricekanaler gleich die geheime Rathswtrde zn ertheilen, andern er
soiisten ohne diesen praedicat ein schlechte figur machen würde*.
vReichskanilet und Tnznmt» Fase A.1
' Archir des k. k. Ministeriums des Innern, m A 1, 16 ex 1667. — Nan-
tiaturberichte IV, 1. S, 17. — Ueber die Deputation Fellner, Mhth. des
Instituts för feterr. Geschichts&rsch. XV. S. $34, 5». Deputation ist
ein h&ung und för ganz Tocschiodcne Körperschaften angewendeter Aus-
druck* Man hat sa unterscheiden: 1. Sun GsJlegium deputatorum,
welches den abwesenden Monarchen vertrat (nur ftr Rede» und Ober-
vVtwrvlo! ; i Deputationen vCVmm*wi)n»nl des geheinten Rathes; 3. die
wi L**>po«d 1 im Jahre ISK sinyetiat Deputat»—, — snm ■ nsaxrwritTt
ans den Vertretern der Centrakrtullsn» zur Ordnung da* 8nener> und
CVntributU?*OT esens ^Instructien im Archir des k. k. Minzen linmi des
lunersw 111 A U irrten l\
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433
Yorzugsweise für österreichische Hofbeamte galten und auch
dafür gelten wollten.1 Aber ihre Stellung im Rathe war eine
ganz andere geworden 5 die Vertretung kaiserlicher Propositionen
stand ihnen nur mehr insoweit zu, als sie das Reich betrafen,
war aber sonst an den Hofkanzler, den Chef der neubegrün-
deten österreichischen Hofkanzlei übergegangen, welche schon
kraft der allenthalben in Deutschland zunehmenden Betonung
des territorialen Momentes der besonderen landesfürstlichen Für-
sorge und Aufmerksamkeit sicher war.* Wenn somit der ganze
den Kaiser zunächst interessirende österreichische und theilweise
böhmische und ungarische Einlauf an den ,geheimen' Hofkanzler
gieng und dessen Bedeutung hiedurch wachsen musste, so hätte
eine Ueberflügelung der Machtstellung des Reichsvicekanzlers
auch dann erfolgen müssen, wenn nicht gleich vom Anfang der
Gründung der neuen Kanzlei an die ,geheimen' Expeditionen
überwiegend und später immer mehr an die Hofkanzlei ge-
zogen worden wären.8 Es geschah dies in der richtigen Erkennt-
nis, dass es für den werdenden Grossstaat zweifellos nothwendig
sei, in seiner äusseren Politik ganz unbehindert von dem ver-
fallenden Reiche operieren zu können.
Schon im Jahre 1627 war der Grundsatz ausgesprochen
worden, dass der Reichsvicekanzler seine berathende Stimme
im geheimen Rathe nur in Reichssachen zu erheben habe,4 ein
1 Vgl. S. 449, Anm. 2.
* Vgl. Beil. II— IV und die folgenden Anm.
* Fellner, Mitth. des Institute für österr. Geschichtsforsch. XV, S. 626. —
Wien, Staatearchiv, Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 1, Convol. 7. —
Für den Hofkanzler ist schon 1630 der Titel »geheimer* — unter leb-
haftem Proteste von mainzischer Seite — aufgekommen und gebraucht
worden. Kais. Reichshofrath, Fase. 19 (Kurmainzische Beschwerdeschrift
1630).
4 Wien, Staatsarchiv, Fase. Hofstatus: ,Röm. Kais. M* hofstat 1627/28*
ftihrt eine Reihe von geheimen Räthen (darunter Hofkanzler Verda) auf
und bemerkt dazu: ,NB. Dise hierob speeificirte herren bedienen alle
wirklich den geheimben Rath . . . NB. die nachfolgende aber werden
nur in gewissen sachen zue gehaimben rathschlagen gezogen: Lobko-
witz, ob. Kanzler, Strafend or ff, Reichs vicekanzler und Reichshofraths-
Vicepräsident, Nostitz, Reichshofrath und böhm. Vicekanzler. Diese drei
herrn haben zwar wie obgemelt den geheimben rathstitul, sie werden
aber nur in denen sachen, welche in ihre ezpedition laufen, in geheimen
rath gefordert nemblich der Fürst von Lobkowitz als oberster Kanzler
des Kgr. Böheimb, Herr von Stralendorff als Reichsvicekanzler und Herr
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434
Grundsatz, der zwar von der Praxis in den folgenden J
noch vielfach durchlöchert wurde, der aber in dem Mo
zur Macht wurde, wo sich der Kaiser anschickte, ihn in
Schärfe durchzuführen; dies umsomehr, als auch die B
stände selbst — und dieses war schon um die Mitte des 17.
hunderts der Fall — einsehen lernten, dass das Schwerg«
in allen auswärtigen Fragen bei der Hofkanzlei stünde
demgemäss ihre Unterhändler lieber an den HofkanzL
an den Reichsvicekanzler instruierten.1
So ist die ehemalige hochbedeutende geheime Raths
des Vicekanzlers zur wenig und sehr bald nichts besag
Titelwürde verloschen,* als Kaiser Leopold I. von der 1
überlasteten Hofkanzlei, welche im Jahre 1654 collegial
nisiert und zugleich auch die oberste Gerichtsbehörde fi
Erbländer geworden war, die auswärtigen Agenden abz'
und zu deren Behandlung im Jahre 1669 die ständige
ferenz ins Leben rief.3 Die Conferenz zerfiel in eine
Otto von Nostitz als boehm. und schlesischer Vicekanzler; sie
auch wenn sie erfordert werden, ihre sonderbahre session den
heim räthen gegenüber*.
1 Fellner, Mitth. des Instituts für österr. Geschieh tsforsch. XV, 8.
Karl Ludwig Pfalzgraf am Rhein an den Kaiser, Heidelberg, 22.
1668, in Wagenseil, J. C, Dissertatio de S. R. Imperii summis offi
et eorundem subofücialibus, 1686, S. 623. — Künigsegg an
14. Jänner 1672, in Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 3. — ,Grüi
beweis und ausfiihrung, worinnen eines kais. reichsvicekanzlers gerei
am kais. hof unter anderem mitbestehen' in kais. Reichshof
Fase. 3/4. — Die Mittheilung bei Vehse IV, S. 116, dass Ferdk
schon 1634 nach Wallenstein's Tode eine engere Conferenz eing
habe, der der römische König, Fürst Eggenberg, P. Lamorma
spanische Gesandte und Andere, nicht aber der Reichsvicekani
gehörte, finde ich anderweitig nicht bestätigt.
* Hierüber Herchenhahn II, S. 597; Fellner, Mitth. des Instituts für
Geschichtsforsch. XV, S. 529, etc.
8 Fellner, Mitth. des Instituts für österr. Geschichtsforsch. XV, S. 5!
die einschlägigen Capitel bei Huber, Bachmann, Luschin : Reichsgesc
und Anderen. Für später (1740 ab) J. Beidtel, Geschichte der
Staatsverwaltung, herausgegeben von A. Huber, Innsbruck 1896
8. auch S. 435, Anm. 2. — Die ,iudicialia* sind mehrfach Deput
(s. S. 432, Anm. 3) — vor Begründung des eigenen judiciellen i
bei der Hofkanzlei — übertragen worden. Vgl. Instruction Karls \
24. August 1732, Archiv des k. k. Ministeriums des Innern, IE
20 ex 1732.
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435
von Commissionen für die Behandlung der Beziehungen mit
einzelnen Ländern. Nur in der Commission für das Reich (der
auch die nordischen Angelegenheiten zugewiesen waren) hatte
der Reichsvicekanzler Sitz und Stimme, auch das Referat und
oftmals den Vorsitz. In allen anderen Commissionen — auch
in der für das Reich — erscheint als Mitglied der Hofkanzler,
der damit zum Leiter kaiserlicher Politik wenigstens insoferne
bestimmt erscheint, als er dieselbe in allen ihren Zweigen über-
sehen sollte,1 die Gesandten durch ihn instruiert wurden und an
ihn zu berichten hatten. Gewiss haben sich auch viele Ge-
sandte fremder Mächte mit Umgehung des Hofkanzlers direct
an den Kaiser gewendet;2 aber das ist doch sicher, dass das
Chefamt der auswärtigen Politik, soweit es instruierende und zu
unterrichtende Centralstelle für das aufblühende Gesandten-
wesen war, in weitaus grösserem Masse das Hofkanzleramt
gewesen ist als das Reichsvicekanzellariat, das die Leitung der
diplomatischen Agenden nur soweit es sich um Gesandte in
Reichssachen handelte, beanspruchen konnte; die Sendung des
Reichsvicekanzlers selbst in diplomatischen Missionen ist übri-
gens nach wie vor im Brauche.8 Ueber die Abgabe der Creditive
und die Ausstellung der Recreditive scheint in früheren Zeiten
— dem 17. Jahrhundert — keine Vorschrift bestanden zu haben;
in der Regel dürften sie schon damals bei der Hofkanzlei ab-
gegeben, beziehungsweise von ihr ausgestellt worden sein.4
Die Einrichtung der ständigen Conferenz durch Josef I.
im Jahre 1709 5 ist in keiner Weise als eine neue Phase in
1 Gutachten des Hofkanzlers Grafen Sinzendorf vom 2. October 1706;
gedruckt bei Fellner, Mitth. des Instituts für österr. Geschichtsforsch.
XV, 8. 525-526. — Vgl. Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 4 (1705).
1 S. hierüber die im Uebrigen nicht einwandfreien Ausführungen Gross-
mann's, ,Die Geschäftsordnung in Sachen der äusseren Politik am Wiener
Hofe zu Kaiser Leopolds und Lobkowitz' Zeiten.' Forsch, zur deutschen
Geschichte XU, 8. 457 ff.
1 Noch Colloredo ist z. B. 1741 und später diplomatisch thätig gewesen.
Zahlreiches Material in den Fase. 3—5, Reichskanzlei und Taxamt, und
in den Reichshofrathsacten des Staatsarchives. 8. auch Beil. IH und IV
und die vorhergehenden Anm.
4 Vgl. hiezu 8. 434, Anm. 1.
* Fellner, Mitth. des Instituts für österr. Geschichtsforsch. XV, 8. 526, und
die einschlägigen Capitel der ,Reichsgeschichteu(. — Vgl. besonders
Fase. 61, kais. Reichshofkanzlei im Wiener Staatsarchive.
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436
dieser Entwicklung der amtlichen Führung der ausw
Politik anzusehen; sie ist nur eine Art Wiederbeurki
der von Kaiser Leopold I. im Jahre 1669 getroffenen I
tung, die — wie das Gutachten des Hofkanzlers Sim
vom Jahre 1706 beweist — in voller Blüthe war. Sie be<
keine Durchbrechung des seit 1669 beobachteten Princij
Reichsvicekanzler einzig Einfluss auf die unmittelbar die '.
politik angehenden Agenden zu gestatten, ihn hierin abc
nicht zu beeinträchtigen. Freilich, dieses Princip ist in
lichkeit oft genug verletzt worden, vor Allem von Seit
Hofkanzlei.1 So wurde an die Spitze der in Wien taj
Reichstagsconferenz, welche die Correspondenz mit de
manenten Reichstage in Regensburg zu führen hatte,
der Hofkanzler, dann — wohl zufolge Andringens der
kreise — der Reichshofrathspräsident gestellt, und diese
eminent reichspolitische Einlauf gelangte erst in zweite
gar noch späterer Hand an den Reichsvicekanzler.8 Fü
Einengung der Competenz desselben konnte nicht die I
düng vorgebracht werden, welche für die Schaffung <
genannten engeren Conferenz durch Josef I. und für
Fortführung durch Karl VI. mit Recht und Glück v
kaiserlichen Partei gegenüber den mainzischen Ansp
geltend gemacht wurde. Die engere Conferenz, die «
als einen Ausschuss aus der ständigen Conferenz um e
rief^ mit ihr die allerwichtigsten und heikelsten Staatsfra
berathen, zählte zu ihren Mitgliedern nicht den Reh
kanzler. Dies war der letzte und entscheidendste Seh
Loslösung kaiserlicher Politik von der des Reiches,
gerufen vor allem Anderen durch das ganz natürliche Be
die ,arcana' des Hauses nicht dem Mainzer und den
ständen, deren Interessen naturgemäss vielfach den«
Hauses Oesterreich widerstrebten, zu entschleiern.8
1 Mehrfache Erwähnungen von speciellen Fällen in den Fase. 3— £
hofkanxlei und Taxamt, u. a. a. O. (besonders Fase. 4, 1705).
* Briefwechsel «wischen dem Erabischof von Mainz und KOnigseg
Reichskanslei und Taxamt, Fase. 3 ; kais. Reichshofkanzlei, Fas
8 Fellner, Mitth. des Instituts für osterr. Geschichtsforsch. XV, 8
Arneth, Eigenhändige Correspondens des Königs Karl HI. von
mit Graf J. W. Wratislaw. Archiv für osterr. Geschichte 16, £
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437
Dass dies nun nicht blos das Vicekanzellariat, sondern vor
Allem die Erzbischöfe von Mainz auf das Empfindlichste traf und
sie sich in einer Reihe von Staatsverträgen — von 1711, 1742 und
1745 * — der Zuziehung des kraft seines Amtes zum geheimen
Rath und Conferenzminister zu ernennenden Reichsvicekanzlers
zu allen das Reich betreffenden Conferenzen versicherten, ist
begreiflich. Sie hatten ja gehofft, sich aus der Vertrautheit mit
österreichischer Politik, in welcher sie ihr jeweiliger Stellver-
treter, soweit er konnte, zu erhalten verpflichtet war,8 eine über
ihre thatsächliche Macht hinausgehende Stellung sichern zu
können. Wenn sie dann aber in diese Verträge eine Menge
von Bestimmungen hineinzuzwingen verstanden haben, welche,
wenn durchgeführt, die Freiheit kaiserlicher Politik geradezu
hätten vernichten müssen, so sind diese niemals zur Anwendung
gekommen, wie denn überhaupt die genannten Staatsverträge
niemals zu politischer Bedeutung gelangten. Die schliesslich
zwischen Leopold II. und Erzbischof Karl Theodor von Mainz
geschlossene Convention vom 29. September 1790 geht in nichts
über thatsächlich bestehende Verhältnisse hinaus.8
Die Hofkanzlei war im Jahre 1720 in eine innere und
eine äussere Abtheilung unter je einem Hofkanzler getheilt
worden, und letztere — von 1742 an Staatskanzlei genannt und
einem Staatskanzler unterstellt4 — hat auch insoweit die engere
Conferenz ersetzt, als der Reichsvicekanzler dem Verbände der
146, 167, 171, 210. — Vgl. Archiv des k. k. Ministeriums des Innern,
II B 4, Böhmen, 44 ex 1711 (Bemerkungen zu § 6), ad 1 ex 1716 (Be-
denken über das kurmainzische Project ad 16muin); Staatsarchiv, Reichs-
acten in specie, Fase. 34 (Bemerkungen zur Wahlcapitulation, § 22, 25).
Vgl. im Weiteren auch S. 464, Anm. 3. — Wenn gleichwohl namentlich
die päpstlichen Agenden fast regelmässig noch durch die Hand Schön-
born'» giengen (gütige Mittheilung Dr. v. Voltelini's), so wird hiefür wohl
der Charakter Schönborn's als Bischof von Bamberg massgebend ge-
wesen sein.
1 8. Beil. V, VI, VII. — Vgl. auch Artikel 25 der Wahlcapitulation
Karls VII., Riegger II, S. 316.
' Malblank III, S. 387, N. 18, fahrt unter den Verpflichtungen des Reichs-
vicekanzlers auch die Erstattung von wöchentlichen ordentlichen und
ausserdem ausserordentlichen Berichten nach Mainz an.
8 Beil. IX.
4 Fellner, Mitth. des Instituts für Osten*. Geschichtsforsch. XV, S. 630, und
die einschlägigen Capitel der , Reichsgeschichten*.
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438
Behörde nicht angehörte und diese daher auch mit Reichs
zusammenhängende politische Sachen ohne dessen Heranzi
behandeln konnte; übrigens ein Vorgehen, das bei d
nehmenden Bedeutungslosigkeit des Reiches nicht allzuoft
ticirt worden sein dürfte. Im Uebrigen wurde — nam<
nach dem Jahre 1742 — die auswärtige Politik immer
die Sache eines einzigen Mannes, der alle Zweige dei
leitete und in Reichssachen nicht ohne Reichsvicekanzlt
scheiden, aber dessen Vorschläge beeinflussen durfte und
seiner Stellung auch in der Lage war, seinem Einflüsse
Siege zu verhelfen. Immer, wo die Reichspolitik im Gegc
zum kaiserlichen Hausinteresse stand, musste sie so naturg
zurückgedrängt werden, umsomehr, als dem Staatskanzler
die Verfugungen Josefs II., welche in dem Vertrage Le
mit Kurmainz vom 29. September 1790 die mainzisct
Stimmung fanden, auch der ganze diplomatische Apparat
stellt wurde. Kaiser Josef II. verfügte am 17. August
dass die Accreditierung, Recreditierung, Instruierung und B
erstattung der Gesandten in Reichssachen bei der Reichs-,
anderen bei der Staatskanzlei erfolgen sollte mit de
Stimmung, dass eine Kanzlei von einer erfolgten Crediti
beziehungsweise Recreditierung immer die andere zu
richten habe.1
Damit war auch formell besiegelt, was wohl imme:
kommen war, dass die meist bedeutungslosen Reichsang*
heiten an den Reichsvicekanzler, die ganze grosse Pohl
den Staatskanzler gieng, wozu dann als weiter für die I
kanzlei und das Reichsvicekanzleramt abträglich die zuneh
Stabilisierung des Gesandtschaftswesens und der Umstai
treten ist, dass die kaiserlichen Gesandten zumeist den
als Kaiser und Landesfursten zugleich zu vertreten hatte
einem eventuell den staatskanzlerischen Weisungen entj
1 Im Allgemeinen hiezu Fellner XV, S. 630. — Beil. IX (nan
Art. 1). — Josefs Verfügung in kais. Reichshofkanzlei, Fase. 61. -
Verfügung ist von der Staatskanzlei mehrfach verletzt worde
schwerden Gundacker Colloredo's in obgenanntem Fascikel, in *
sich auch sonst mehrfach einschlägiges Material findet — Die Co
bestand übrigens weiter fort — unter Beiziehung des Reichsvice«
in Reichsangelegenheiten — ohne jedoch als blos beratbender
besondere Bedeutung zu haben. Seidler, Studien, S. 157.
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439
gesetzten Befehle des Reichsvicekanzlers nachzukommen sich
gewiss gehütet haben würden;1 auf diesem Wege war eine der
habsburgischen Hauspolitik entgegengesetzte Reichspolitik ganz
aussichtslos. Das im 18. Jahrhunderts aufkommende sogenannte
Reichsministerium, das sich aus Reichshofrathspräsident und
Reichsvicekanzler als wirklichen Reichsministern und den beiden
Reichsreferendarien zusammensetzte,8 verdankt seine Bedeutung
fast ausschliesslich den Reichshofrathsagenden.
Die Institution des Reichshofrathes ist durch die Ereignisse
von 1620 zunächst nicht betroffen worden. Er blieb nach wie vor
als ein mit dem Reichskammergerichte concurrierender oberster
Gerichts- und Verwaltungsgerichtshof für das Reich und — ohne
Concurrenz — für die Erblande ein Organ der kaiserlichen Prä-
rogativrechte; ich wage nicht zu entscheiden, ob bisweilen auch
böhmische oder ungarische Processe vor das Forum dieses ober-
sten Gerichtshofes gezogen worden sind. Durch die Wahlcapitu-
lation von 1653 wurde dem geheimen Rathe das Recht der Re-
vision von Reichshofrathsconclusen in gerichtlichen Angelegen-
heiten, das sich im Laufe der Jahre ungesetzlicherweise heraus-
gebildet hatte, wieder genommen, während Verwaltungs- und
andere Entscheidungen derselben weiterhin unterzogen werden
sollten.8 Diese Kräftigung der Behörde wurde allerdings dadurch
mehr als wett gemacht, dass der Kaiser 1654 (?) die Ilofkanzlei
durch Aufhebung der Appellation von derselben an den Reichs-
hofrath zur obersten Gerichtsinstanz für mindestens alle österreichi-
schen, vielleicht auch böhmische und ungarische Sachen machte ;
1 Kais. Reichshofkanzlei, Fase. 61. — Staatsarchiv, Reichsacten in specie,
Fase. 34. — Zeissberg, Quellen zur Geschichte der deutschen Kaiser-
politik Oesterreichs HI— V, bes. V, S. 131—132.
1 Malblank III, S. 346 f. — Der Titel Reichsminister für den Reichs-
vicekanzler begegnet mir zuerst in dem Staatsvertrage von 1742 (Bei-
lage VI).
• Staatsarchiv, Reichsacten in specie, fasc. 32: Sammlung der wichtigen
Reichshofrathsordnungen und für den Reichshofrath erlassenen Decrete,
p. 174/5, Conclusa apud consilium (Reichshofrath) in iusticialibus non
mutabuntur in consilio arcano, sed in causis rationis status caesar libertatem
■ibi servat (gütige Mittheilung des Herrn Archivdirectors Dr. Fellner).
— Aus den Protokollen des geheimen Rathes 1712—1716 (Staatsarchiv)
scheint sich in der That zu ergeben, dass Lehenssachen vom Reichs-
hofrath e noch an den geheimen Rath gegangen sind. — Vgl. Herchen-
hahn I, 8. 579. — Riegger II, S. 273 f. — Malblank III, S. 358 ff.
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440
Karl VI. richtete einen eigenen judiciellen Senat bei dei
zu diesem Zwecke ein, und seit 1749 bestand dann eine
oberste Justizstelle.1 Der Reichshofrath war zu einer auss<
liehen Reichsbehörde umgeschaffen worden. Die Stellui
Reichsvicekanzlers, der bis zum Ende des Amtes kra
selben Mitglied des Reichshofrathes war und alle V01
und Begünstigungen eines solchen genoss, blieb unangei
er war und blieb trotz aller Anfechtungen der dem J
hofraths-Vicepräsidenten im Range vorgehende factischi
vertretende Präsident und hatte den ersten Platz ai
,Herrenbank* — wie früher auf der ^gelehrten Bank* — in
das Vicekanzellariat (wie auch die Reichshofrathsstell
man kann sagen, gerade vom Zeitpunkte seiner thatsäe
Schwächung (1620) an — von den bürgerlichen Ge
an die adeligen Herren zurückgekommen war.8 Aber
Politischen die Ansprüche des Hofkanzlers, so sind ii
rathe die des Reichshofrathspräsidenten dem Vicekanzl
abträglich gewesen. Wenn die Tendenzen des Reichs!»
Präsidenten — auf ihn darf man sie wohl zurückleiten -
gänzlicher Ausschliessung des Vicekanzlers, mit dem <
in eine Reihe formeller präsidialer Geschäfte theilen n
1 Fellner XV, S. 529. — Bachmann, Reichsgeschichte, S. 293,
Jahr 1654 ohne Beleg an. Vgl. Seidler, Studien, S. 127—130.
* Wahlcapitnlation Leopolds L, 41, 4, 5. Josef I., 40, 4 ff. Karl
2, 3. Karl VII., 25, 6 ff. Riegger II, S. 318. — Beilagen V ff.
8 Hiezu und zum Folgenden s. die Bestimmungen der Resolutio
nands II. vom 15. April 1626, betreffend die Jndicialsachen de«
hofrathes (Uffenbach, Beil. 44—47) und besonders die der K
rathsordnung Ferdinands IEL vom 16. März 1654 (Uffenbach,
bis 74), welche die Grundlage für die ganze spätere Reichs
Verwaltung vorstellt — Auch der Artikel 8 des westfälischen
spricht ausdrücklich vom ,Reichsvicekansler als zugleich würci
Reichshof raths-Vieepräsidenten'. — Am 20. September 1729 seh
mainzische Hofkanzler an den Erzbischof, das» es ,schwer fallet
,von [seiten des erzcancellariates eine Substitution mit bestan
haupten', Reichskanzlei und Taxamt, Fase 5. — Ebenda I
Versuch des Mainzers von 1788, die Ernennung der Interimski
sich zu ziehen. S. auch S. 462, Anm. 2. — Herchenhahn I, S. I
II, 43, im Weiteren vgl. auch das folgende Capitel, bes. S. 450,
4 Uffenbach, De consilio aulico 43, S. 179. — Herchenbahn I,
II, 8. 41—42, 85, 145. — Es handelt sich hier zunächst um die
der Parteienvollmachten, der Agenten, um die Aufnahme von Ai
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auch nicht durchdrangen; die Ausschliessung des Vicekanzlers
bei Verhandlung mainzischer Gegenstände und die Verweige-
rung der Vorlage solcher Hofrathsconclusa zur Unterschrift hat
er durchgesetzt,1 und schliesslich hat Kaiser Josef II. mit Decret
vom 18. Juni 1768 den Vicekanzler thatsächlich vom Referate
im Rcichshofrathe ausgeschlossen.8 Alle gerichtlichen Einlaufe
an den Reichshofrath sind nicht an den Reichsvicekanzler,
sondern an den Reichshofrathspräsidenten gegangen, während
Ersterem nach Bestimmung der Rcichshofrathsordnung von 1654
nur die aussergerichtliche Fragen betreffenden Einlaufe zu-
gestellt wurden und von ihm nach Eenntnissnahme dem Prä-
sidenten und seit Ende des 17. Jahrhunderts dem Kaiser
persönlich zu übermitteln waren. Der ganze Reichshofraths-
einlauf kam sonach nur dann an den Reichsvicekanzler, wenn
er den Präsidenten vertrat. Ob die Versuche, dem Vicekanzler
auch das Präsentationsrecht der aussergerichtlichen Reichshof-
rathseinläufe zu entfremden, zu einem bleibenden Erfolge führten,
weiss ich nicht; wahrscheinlich ist es nicht.8 Ihm verblieb die
Führung der Hofrathscorrespondenz mit dem Kaiser und die
Vorlage und das Referat über die Conclusa — soweit nöthig
— bei diesem, wodurch ihm fast einzig Gelegenheit gegeben
war, auf die Gestalt der Conclusen einzuwirken, weil der Be-
such des Reichshofrathes durch ihn — entgegen den Bestim-
mungen der Wahlcapitulationen4 — zur Seltenheit geworden
für Reichshofrathsstellen and von Agenten etc. — daher die Aufnahme
des Art. 16, 10, in der Wahlcapitnlation Karls VI. (später Art 16, 15).
Riegger II, 8. 66.
1 KBnigsegg an Mainz, 8. December 1669 (Reichskanzlei und Taxamt,
Fase. 3): seinen Vorfahren sei die Unterfertigung auf Intervention von
Kurpfalz nicht gestattet gewesen. Königsegg selbst findet es passend,
dass der Vicekanzler bei Verhandlung mainzischer Agenden nicht an-
wesend sein solle, aber die Unterschrift sei ganz in der Ordnung, um
so zu controliren, dass ,alles dem rathsschluss gemäss expedirt würde1.
* Kais. Reichshofkanzlei, Fase. 1.
* Vgl. Malblank III, S. 344 ff. — Uffenbach, De consilio aulico 44—45.
Herchenhahn I, S. 574, II, S. 89. — Königsegg an Mainz, 14. Jänner
1672 (Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 3). — Kais. Reichshofkanzlei,
Fase. 3/4 (1723). — Weiteres Material in den Reichshofrathsacten des
Staatsarchives. — Vgl. besonders S. 454, Anm. 3. — Detailbestimmungen
über die Entgegennahme des Einlaufes s. Uffenbach, S. 63.
* Karl VL 16, 10. Karl VII. ff. 16, 15. Riegger II, S. 66.
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war;1 denn auch die herkömmliche der Verhandlung v<
gehende Besprechung des Präsidenten mit dem Vicek«
über wichtigere Justizsachen, sowie die Bestimmung der 1
capitulation, solche nur in Gegenwart des Letzteren dem I
zu referieren, geriethen im Laufe des 18. Jahrhunderts in
gessenheit.8 Schliesslich oblag ihm als Chef der Reichk;
die Leitung der ganzen Reichshofrathskanzleigeschäfte
Fertigung der Conclusa — und zwar gemeinsam mit
Reichshofrathspräsidenten — und die damit verbundene
trole, ob dieselbe auch dem Bescheide gemäss geschehe.8
So stellt sich die vom Reichsvicekanzler verw
Reichskanzlei als auswärtiges Amt für Angelegenheiter
Reiches und als Reichshofrathskanzlei dar, ihr Chef — juri
wenigstens — als ein Reichsminister des Aeussern und R
hofrathskanzleipräsident ; dazu kam dessen Wirkungskre
Reichshofrathe und die kaiserliche Vertretung auf den R
tagen, zu welchen er mit einem Theile der als Hilfsbe
mitgenommenen Reichskanzlei zum Zwecke der ,Consul
in dort vorfallenden geschaffen und handlungen'4 den I
zu begleiten hatte; wie sehr auch dies mit zunehmender
nahmslosigkeit und zugleich Unabhängigkeit der Kaisei
den Reichsinteressen an Bedeutung verlieren musste, lei
ein.6 Der Beeinträchtigung vicekanzlerischer Rechte
1 Herchenhalm II, S. 44 (dass die Vicekanzler nur wegen der
Streitigkeiten den Rath nicht besuchten, glaube ich allerdings
190, 191. — Vgl. auch Reichshofrathsacten, namentlich Fase. 5. -
hat 1640 ab aprili usque in mensem iulii in absentia praeaid
Hof rath besucht (Relation an Kaiser Leopold I. [1669] in Reichs!
und Taxamt, Fase. 3).
* Vgl. Malblank III, S. 347, 349. Mainz an de Bree (dem Kaiser zi
geben), 28. Februar 1769 (kais. Reichshof kanzlei, Fase. 1).
* Vgl. den S. 441, Anm. 1, citierten Brief Königsegg's. — S. im U<
die einschlägigen Bestimmungen der Reichshofrathsordnung von 1
Ueber den Versuch, ihn auf die Expedition der ,iudicialia* des '.
hofratbs zu beschränken, die ,politica4 und ,publica' aber der
Hofkanzlei oder der speciellen Competenz des Reichshofrathspräs:
zuzuwenden, s. KOnigsegg an Mainz, 14. Jänner 1672, Reichskanz
Taxamt, Fase. 3.
4 Ferdinand II. an Erzbischof von Mainz, 18. Mai 1622 (Reichs
und Taxamt, Fase. 8 b).
6 Wahlcapitulation Karls VII., Art. 26, 4. Riegger II, S. 316. -
Fase. 3 (1669-1672) und 8b (1622-1627), Reichskanzlei und Tax
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443
die Art der Besetzung des Präsidiums der Reichstagsconferenz
wurde bereits gedacht.1
Die Reichskanzlei hatte ausserdem einen selbständigen
Wirkungskreis: die Ausstellung der vom Kaiser auf Grund
seiner Prärogativrechte zu verleihenden Privilegien, der Lehen-
briefe und Urkunden überhaupt, vor Allem der StandeseYhöhun-
gen.* Die Frage war, ob es sich hiebei um alle kaiserlichen
Privilegien, namentlich Standeserhöhungen, oder nur um solche
ins Reich handle, und diese Frage war der Gegenstand eines
fast hundertjährigen erbitterten Streites zwischen den zwei
Kanzleien, der durch die Convention von 1773 einen unge-
fähren Abschluss fand. Diese bedeutet ein Compromiss, das
beiden Kanzleien und ihren Taxansprüchen — hierum drehte
es sich ja vor Allem — möglichst gerecht wurde; ich gehe
im nächsten Capitel darauf näher ein.8
Der repräsentativen Stellung des Reichsvicekanzlers, der
als geheimer Rath seit 1651 den Titel Excellenz führte,4 ist
bei dem allgemeinen Verfalle am wenigsten Eintrag geschehen ;
er blieb ,os caesaris' des Kaisers in allen Reichsangelegenheiten,
durch ihn Hess derselbe durch Vorlesung seinen Willen kund-
thun, sowohl bei den Krönungen der deutschen Kaiser, wie
bei den grossen Reichsbelehnungsfeierlichkeiten und allen an-
deren; er nimmt darum auch an allen Ceremonialconferenzen
Die Bemerkung Vehse's (Geschichte des Osten*. Hofes), dass die Reichs-
vicekanzlerwürde dadurch viel verlor, dass die Kaiser seit Leopold I.
nicht mehr die Reichstage und durch die Allianz mit den geldkräftigen
Seemächten der Geldhilfe des Reiches nicht mehr so bedurften wie
früher, wird man annehmen können (VI, 8. öl, 52).
1 8. S. 436, Anm. 2.
* Reichshofkanzleiordnung 1559. Beil. I, 8. 465. — Wahlcapitulationen
Leopold I. 30, 4. Josef I. 29, 4. Karl VL 11, 3. Karl VIL ff . 11. 8.
Riegger II, 8. 486. — Ferdinand III. 46, 1, 2. Ferdinand IV., Leopold I.
44, 1—4. Josef I. 43, 1—3. Karl VI. 22, 4. Karl VIL ff. 22, 7, 8.
Riegger II, 8. 230-237.
* Das reichliche Material für diese Frage zunächst in den Fascikeln
Generalien, Reichsadel, des Adelsarchives des k. k. Ministeriums des
Innern, ferner in II B 4, Böhmen, Karl VI. bis Franz IL, des Archivs
des k. k. Ministeriums des Innern und mehrfach in den Fascikeln Reichs-
kanzlei und Taxamt und kais. Reichshofkanzlei des Staatsarchive».
4 Zuerst 1651 erscheint dieser Titel für Kurz, Reichskanzlei und Taxamt,
Fase. 11.
ArctaiT. LXXXIV.Band. n. Hälfte. 30
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444
theil.1 Als Vertreter des Reichspostprotectors, des Erzbischofs
von Mainz, stehen ihm auch in Postsachen am Hofe ver-
schiedene Rechte zu.2
Bei dieser Betonung des repräsentativen Momentes, die
mit der wachsenden politischen Bedeutungslosigkeit des Vice-
kanzellariates immer nachdrücklicher wurde, ist es nicht ver-
wunderlich, dass Rangstreitigkeiten als eine nahezu ständige
Begleiterscheinung der Verwaltung des Amtes vom 17. Jahr-
hundert an auftreten;8 so die fortwährenden Differenzen mit
dem Reichshofraths-Vicepräsidenten wegen des Vorsitzes im
Reich shofrathe, mit dem Präsidenten über den Platz bei feier-
lichen Ceremonien.4 Um die Wende des 17. und 18. Jahr-
hunderts wurde dann zur Regel, dass der Obersthofmeister
Allen vorangieng und diesem die geheimen Räthe, dann die
Reichshofräthe nach dem Alter folgten.6 Der Vicekanzler nimmt
den Reichsbeamten den Eid ab und unterfertigt ihre Ernennungs-
decrete, ebenso die der geheimen Räthe;6 weitergehende Wtin-
1 Hierüber Herchenhahn U, 8. 191. — Malblank III, S. 370. — Vgl. Archiv
k. k. des Ministeriums des Innern, Diarium über die Krönung Karls VIL
II B 4, 1 ex 1742. — Wenn der Reichsvicekanzler auch bei anderen
Krönungsfeierlichkeiten theilnimmt, geschieht dies wohl vermöge der
Hofwürde, die er bekleidet; auffallend ist immerhin, dass er noch 1712
bei der Krönung Karls VI. zum König von Ungarn theilnahm. Kais.
Reichshofrath, Fase. 4. — Ueber Ceremonialconferenzen s. Beil. VI, VIL
— Eine gute Zusammenstellung der formellen Thätigkeit des Reichs-
vicekanzlers bei Malblank HI, S. 383—388.
* Malblank III, S. 387. Ich war nicht in der Lage, der Sache weiter nach-
zugehen.
8 Vgl. folgendes Capitel.
4 S. S. 451. — Kais. Reichshofkanzlei, Fase. 3/4, »Gründliche Information*
etc., 1747.
5 In einer ,8pecification der kais. Minister', welche am 14. October 1746
dem Kurverein beigewohnt haben, sind sie in folgender Reihe auf-
gezählt: Sinzendorf Obersthofmeister, Auersperg Oberstmarschall, Uhle-
feld Staatskanzler, Harrach oberster böhmischer Kanzler, Kinsky banco
dep. praes., Colloredo Reichsvicekanzler, Khevenhüller Oberstk&mmerer,
Batthyani Obersthofmeister der Kaiserin (Archiv des k. k. Ministeriums
des Innern, H B 4, 1745).
6 Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 24. — Beil. VII, IX. — Die Aus-
stellung der Ernennungsdecrete der geheimen Räthe war im 17. Jahr-
hundert durch die Hofkanzlei erfolgt und kam erst auf vielfache Re-
crimination des Erzkanzlers an die Reichskanzlei zurück (Archiv des
k. k. Ministeriums des Innern, II B 4, 1711 ff.).
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445
sehe der Reichskanzleikreise sind unerfüllt geblieben, mochten
sie immerhin in die kurmainzischen Verträge aufgenommen
worden sein; so auch der Wunsch, den anderen Kanzleien
sogenannte decreta in gnaden oder per imperatorem (stricte
Befehle) zustellen, selbst aber keine annehmen zu dürfen.1 Der
Reichsvicekanzler leistet den Eid in die Hände des ältesten
geheimen Rathes oder — später — des Obersthofmeisters, der
ihn auch im Hofrathe und in der Reichskanzlei vorstellt.3
Das Amt ist — man kann fast sagen im geraden Ver-
hältnisse zur seiner wachsenden Bedeutungslosigkeit — eine
recht wohl dotirte Stelle gewesen. Der Gehalt betrug bis 1659
jährlich 1500 fl., 1659—1720 1900 fl. (und Holz und Licht),
1720—1806 3800 fl. und 645 fl. Holz- und Lichtgeld; dazu
kamen seit 1713 2000 fl. ,Commissionsgelder' und seit 1719
ausserdem eine ,Qnadenaddition' von 4800 fl., so dass des Vice-
kanzlers Gesammtgehalt — den der Erzbischof zu zahlen hatte
— seit 1719/1720 11245 fl. betrug.8 Das Quartier war frei.4
Rechnet man hiezu den — vom Kaiser gezahlten — Hofraths-
gehalt von im 17. Jahrhundert 1300 fl. (1000 speierische Reichs-
thaler), seit 1716 4000 fl.6 und die im 18. Jahrhunderte wenig-
stens 2000 fl. betragenden Geheimrathsgebühren,6 die unter
keinen Umständen aufhebbaren ,Subscriptionsgelder* aus der
Kanzlei — 5 — 15°/0 der Gesammttaxen7 — die ,Laudemien-
gelder' aus dem Hofrathe — unter Karl VI. in jährlichem
1 Vgl. Beil. VII und eine Menge von diesbezüglichen mainzischen Vorstel-
lungen im Archiv des k. k. Ministeriums des Innern, II B 4 (1745, 1746).
* Belege in Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 3 — 5.
* Staatsarchiv, Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 8b; kais. Reichshofkanzlei,
Fase. 1. Gehalts8pecificirung vom 13. September 1659 (Or.); Besoldungs-
ordnung vom 16. Jänner 1720 (Or.) ; weitere Angaben über Commissions-
gelder und Gnadenaddition kais. Reichshofskanzlei, Fase. 2 und 25.
4 Malblank III, S. 389 etc.
6 Bergmann J., Ueber den kais. Reichshofrath. Sitzungsberichte der Wiener
Akademie XXVI, 208 (Besoldungsordnung vom 1. April 1716. K. u. k.
Reichsfinanzarchiv); Uffenbach, S. 28; Malblank III, S. 389; kais. Reichs-
hofrath, Fase. 16. Dass von 1716 an kein Reichshofrath ausser dem
Präsidenten, Vicepräsidenten und Reichsvicekanzler pensionsfähig war,
Bergmann, 8. 210.
6 Kau. Reichshofrath, Fase. 16. — Malblank III, S. 389.
7 S. Taxordnung vom 6. Jänner 1659 gedruckt bei Uffenbach, Beil. 41 bis
45. — Herchenhahn II, S. 200.
30*
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Durchschnitt 1700 fl., später weniger l — die hohen Reise-
diäten bei Gesandtschaften — schon im 17. Jahrhundert monat-
liche 500 fl.* — , schliesslich die Repräsentationsgelder und Ge-
schenke bei feierlichen Ceremonien,3 so wird man das Gesammt-
einkommen des Reichsvicekanzlers im 17. Jahrhundert wohl auf
10.000—15.000 fl., im 18. Jahrhundert auf 20.000-30.000 fl.
veranschlagen dürfen.
Für die innere Kanzleiverwaltung sind die Bestimmungen
der alten Ordnungen in Geltung geblieben. Dass die Kanzlei
sich erweiterte, lag in der Natur der Sache. 1673 zählt sie
zwei Secretarien, einen geheimen und einen Reichshofraths-
secretär,4 1720 kommt ein zweiter geheimer Secretär dazu,
einer von diesen Beiden wird dann ebenso wie der Reichshof-
rathssecretär Reichsreferendar;6 ihnen obliegt die Kanzlei-
fertigung der aussergerichüichen, beziehungsweise gerichtlichen
Ausläufe, Ersterem auch die Ueberwachung der gesammten
Taxgebahrung. Die Betheiligung des Reichsvicekanzlers am Be-
urkundungsgeschäfte trat naturgemäss gegen früher zurück; die
Form der vicekanzlerischen Fertigung blieb dieselbe; nach wie vor
ist er der Siegelbewahrer;6 die Reichsregistratur, in welche auch
die Judicialsachen des Reichshofrathes kamen, und das Reichs-
archiv unterstanden weiterhin seinem Präsidium; vielfach sind
sie durch Herausnahme österreichischer Acten verringert worden.7
1 So habe ich es aus zahlreichen Aufzeichnungen in den Fase. 3, 4, 5, 6,
Reichskanzlei und Taxamt, und Fase. 5, 18, kais. Reichshofrath etc.,
und anderen zusammengestellt.
8 Uffenbach, S. 29.
8 Uffenbach, S. 124. — Vgl. besonders das interessante Gutachten von
de Bree vom December 1767, kais. Reichshofkanzlei, Fase. 1. — Der
Interimskanzler hat an den verschiedenen Taxemolumenten, wenigstens
bis 1696/97, keinen Antheil, vgl. Reichskanzlei und Taxamt, Fase 3
(Vergleich zwischen Reichsvicekanzler Graf Kaunitz und Reichshofraths-
Vicepräsidenten Graf Zeill, 1696).
4 Reichskanzlei und Taxamt, Fas. 5 (Miscellanea).
5 Kais. Reichshofkanzlei, Fase. 1. — Vgl. Malblank III, S. 346, 373. —
Ende des 18. Jahrhunderts zählt die Kanzlei allem Anscheine nach zwei
Reichsreferendarien und drei Secret&re. Malblank, ebenda.
6 S. Herchenhahn n, S. 191.
T S. Beil. in und IV. - S. folgendes Capitel 8. 459 und 461, Anm. 1 und 4.
— Vgl. auch Wahlcapitulation Karls VH. etc. III, 17-, Riegger I, S. 132.
Die Angaben über den Ausbau des Beamtenstandes der Reichskanzlei
können hier, weil auch dem Thema ferneliegend, nur ganz ungefthre sein.
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447
Langsam schreitet die Entwicklung des Reichsvicekanzler-
amtes nach abwärts vor; mit dem Schwinden der politischen
Bedeutung hält das Wachsen der Betonung formeller und re-
präsentativer Fragen gleichen Schritt; die Macht des Amtes
ward durch ,Ehre und Nutzen' ersetzt; aus dem weit ausgrei-
fenden Organe deutscher Kaiserpolitik, dessen hervorragendster
Träger in erster Linie zur Lösung der weltbewegenden Fragen
des Trienter Concils beigetragen hatte, wurde eine erträgniss-
reiche Sinecure flir hochgeborene Herren des Reiches; dem
starken Einflüsse der Wiener Hofkreise ausgesetzt, ist es ein
schwankendes Gebilde gewesen, halb Ceremonialwürde des
Hofes und halb eine politische mainzische Expositur in Wien,
halb kaiserliches Ministeramt und halb Vertretung einer der
kaiserlichen bewusst entgegengestellten Macht, halb wie eben
das ganze alte heilige römische Reich.
Capitel IL
Geschichte des Amtes von 1620—1806 und
Auflösung desselben.
Obwohl die Trennung der österreichischen Kanzlei von
der des Reiches zunächst durchaus nicht die Billigung der be-
theiligten Kreise im Reiche finden wollte, so waren dieselben
doch nach Durchführung der seit Jahren geplanten Errichtung
der Hofkanzlei im Jahre 1620 ,gar wohl zufrieden', weil sie
glaubten, die österreichische würde ,bei ihren landsachen alleine
bleiben'. * In den ersten Jahren kann ja auch wirklich die aus-
wärtige Politik nicht sofort ausschliesslich der österreichischen
Kanzlei überantwortet worden sein und wird der Rath Ludwigs
von Ulm, dessen Persönlichkeit nach dem Sturze des allbeherr-
schenden Geheimrathsdirectors Kiesel mehr hervortrat, und des
Freiherrn von Stralendorf, Ulm's Nachfolgers (25. September
1627 — 18. October 1637), schon durch die Macht der Tra-
dition schwer genug gewogen haben.8 Aber die Tendenz, die
Territorialhoheit zu stärken, 'war nun einmal vorhanden und
1 Beil. III.
* Das Material gerade ans dieser Zeit fliesst sehr spärlich. Vgl. Beil. III.
— Gutachten de Bree's von 1767, kais. Reichshofkanzlei, Fase. 1.
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musste sich in der Kräftigung der neugeschaffenen Territorial-
behörde äussern; den Ulm und Stralendorf kam ihr oben an-
gedeuteter Einfluss nur als Persönlichkeiten, nicht aber als
Reichsvicekanzlern zu.1
Peter Heinrich Freiherr von Stralendorf, der Sohn
des Reichshofvicekanzlers Leopold von Stralendorf, ist im Herbste
1627 — wieder mit Umgehung des mainzischen Ernennungs-
rechtes — vom Kaiser zum Reichsvicekanzler ernannt worden
und hat in den zehn Jahren seiner Amtsführung — er starb
am 18. October 1637 — auch das seit 1624 von ihm bekleidete
Reichshofraths-Vicepräsidium beibehalten.3 Die Ernennung seines
Nachfolgers, des Reichshofrathes Freiherrn Ferdinand Sigis-
mund Kurz von Senftenau, erfolgte in gleicher Weise.8
Die Reichskanzlei und vor Allem ihr Chef, der Vice-
kanzler, begannen bald einzusehen, dass ihnen von der neu-
gegründeten österreichischen Kanzlei gerade das entwunden
wurde, worauf sie mit Recht den Hauptwerth legten, die aus-
wärtige Politik. Diese Schädigung wurde irreparabel, ab die
auswärtigen Potentaten selbst einsehen lernten, dass sie mit dem
Hof kanzler besser fuhren als mit seinem Collegen von der Reichs-
kanzlei.4 Beide tauschten die Stellung; Leiter der kaiserlichen
Politik wurde der Hofkanzler. Doch war dem Reichsvicekanzler
als Mitglied des geheimen Rathes und des Hofrathes noch eine
lebhaftere Fühlung mit derselben möglich, bis die nach dem
westfälischen Frieden lebhaft betonte Territorialpolitik den
Kaiser Ferdinand 1654 zur Ausgestaltung der Hofkanzlei zu
einer collegialen Behörde und zum obersten österreichischen
Gerichtshöfe und den Kaiser Leopold I. fünfzehn Jahre später
zur Gründung der geheimen Conferenz veranlasste. Es ist
charakteristisch, dass gerade in diesen Jahren die Kaiser ein
bisher ausgeübtes Recht oder vielmehr Unrecht den Erzkanzlern
gegenüber aufgaben, indem diesen durch die Wahlcapitulation
von 1653 — wenn auch nicht mit ausdrücklichen Worten —
1 Vgl. 8. 432.
* Ulm ist am 16. Juli 1627 gestorben. — Reichskanzlei und Taxamt,
Fase. 3 (1627, 1637). Seeliger, S. 158. — Ueber Stralendorf s. Stieve in
Allgem. deutsche Biographie XXXVI, S. 494. Vgl. Vehse in, S. 26, IV,
S. 115—117. — Nuntiaturberichte IV, 1 (Register).
8 Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 3 (1637). — Seeliger, S. 158. - Ueber
Kurz s. Allgem. deutsche Biographie XVII, S. 429 (Krones).
4 S. S. 431, Anm. 1.
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449
ihr Ernennungsrecht der Vicekanzler neu zugestanden und nach
dem Tode des Grafen Kurz im März 1659 auch von ihnen
ausgeübt wurde,1 jenes Vicekanzlers, der in Missachtung seiner
Stellung als Stellvertreter des Erzkanzlers bei der Wahlfrage
im Jahre 1657 ohne Bedenken die kaiserliche Partei direct
gegen Mainz ergriff, der auch noch wie Stralendorf zur De-
putation beigezogen worden war und sohin noch einmal einen
recht im Sinne habsburgisch-kaiserlicher Politik wirkenden und
an ihr theilhabenden Minister im Sinne seiner Amtsvorgänger,
der Kanzler vor 1620, repräsentiert.2
Der Uebergang des Ernennungsrechtes an den Mainzer
erfolgte nicht ohne Kampf. Der Erzbischof ernannte zunächst
den Freiherrn von Boineburg zum Vicekanzler und bis zu
dessen Amtsantritt den mainzischen Residenten Lindenspur
zum Interimskanzler; der Kaiser aber, dessen ausschliessliches
Recht der Ernennung der letzteren hiedurch verletzt worden
war, übergab die zeitweilige Kanzleiverwaltung dem Keichs-
hofraths-Vicepräsidenten Georg Ulrich Grafen Wolkenstein.
In dem darüber entbrannten Federkriege sind Grundlage und
Competenz des Vicekanzelariates vielfach erörtert worden.
Das Ende des Conflictes war die Zurücknahme der Ernennung
Boineburg's, dessen Nachfolger als von Mainz mit kaiserlicher
Zustimmung ernannter Reichsvicekanzler der Domcapitular
Wildreich von Walderdorf (28. April 1660 — 30. Juni
1669) wurde.8
Diese Ueberlieferung des Ernennungsrechtes an den
Mainzer, mochte sie auch noch so sehr den Wahlcapitulationen
und Ordnungen entsprechend sein, ist doch ein Zeichen der
immer wachsenden Theilnahmslosigkeit der Kaiser gegenüber
der Reichskanzlei, die sie im Grunde gehen Hessen, wie sie
1 S. 8. 430.
* Vgl. Heide, Die Wahl Leopolds I. zum römischen Kaiser. Forschungen
zur deutschen Geschichte XXV, S. 43 ff., s. auch S. 432, Anm. 2. —
Uehrigens sind auch noch Walderdorf und Königsegg wohl in Anbetracht
ihrer gut kaiserlichen Gesinnung zur Deputation beigezogen worden
(kais. Reichshofrath, Fase. 6). — Kurz scheint überhaupt gegenüber Mainz
mehrfach eigenmächtig vorgegangen zu sein, zumal in Dingen, für die
man dort stets ein feines Empfinden hatte, Geldsachen (Reichskanzlei
und Taxamt, Fase. 1, Convolut 7).
3 Ausführlich bei Seeliger, S. 159—161, nach Reichskanzlei und Taxamt,
Fase. 3; er heisst Walderdorf, nicht Waldendorf.
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450
gieng, und in deren GefUge sie nur in seltenen Fällen durch Ver-
ordnungen eingriffen;1 auch die durch die Wahlcapitulationen
1636 und noch mehr durch die von 1658 dem Erzkanzler über-
lassen unbeschränkte Verfugung über die Kanzleitaxen und
Leitung der Kanzleifinanzgebarung ist ein Zeichen dieser Theil-
nahmslosigkeit.*
In dem Grade nun, wie die Reichskanzlei sich dem kaiser-
lichen Einflüsse mehr und mehr entfremdete, erweiterte sich
auch die Kluft zwischen ihr und den anderen Hofbehörden,
die in ihr und speciell im Reichsvicekanzler zu sehen be-
gannen, was sie mehrfach wirklich war, die Vertretung einer
den habsburgischen Haus- und österreichischen Staatsinteressen
abträglich gesinnten Macht.3
Eine Zeit der Chicanen trat ein, und es scheint nicht mit
Unrecht behauptet worden zu sein, dass gerade Wildreich von
Walderdorf, wie er selbst gesagt haben soll, ,spe obtinendi epi-
scopatus Viennensis' sich thatsächliche Eingriffe in die Rechte
seiner Stellung als Chef der Reichskanzlei habe gefallen lassen,
wie auch unter ihm die Verwaltung der Kanzlei in hellste Un-
ordnung gerathen ist.4 Zunächst wurde die Stellung des Reichs-
vicekanzlers im Hofrathe angegriffen. In seiner Ordnung vom
April 1642 hatte Kaiser Ferdinand III. decretiert, dass der
Vicepräsident dem Vicekanzler, ,wenn er herrenstands ist, so
oft er den Reichshofrat besuechet, die obere stelle geben und
ohnweigerlich weichen solle',6 und in der grossen Reichshof-
rathsordnung vom 16. März 1654 ohne jeden einschränkenden
Zusatz bestimmt, dass in Abwesenheit des Präsidenten der
Vicekanzler zu präsidieren habe;6 es war das im Grunde nur
eine Sanction althergekommenen Brauches. Aber 1660 begann
1 S. das allerdings mehrfach übertreibende Gutachten de BreVs von 1767
und dessen Brief an den mainzischen Hofkanzler Lasser vom 3. Man
1768 in kais. Reichshofkanzlei, Fase. 1.
1 S. Seeliger, S. 170, Anm. 2 (Riegger II, S. 246).
» Vgl. hiezu S. 433.
4 Königsegg an Mainz, 14. Jänner 1672 (Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 3).
— Eine Reihe von Beschwerden gegen die Führung der Reichskanzlei
ebenda, Fase. 24.
• S. Gutachten über den Pracedenzstreit vom 17. April 1660 im Faac. 3/4,
kais. Reichshofkanzlei.
6 Reichshofrathsordnung bei Uffenbach, De consilio aulico, Beil.
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451
der Rangstreit von Neuem,1 und schliesslich musste der Vice-
kanzler noch durch die Verleihung des Präsidiums der Reichs-
tagsdeputation an den Hofkanzler, dann den Reichshofraths-
präsidenten eine empfindliche Zurücksetzung erfahren.8
Am 30. Juni 1669 wurde Wildreich von Walderdorf
Bischof von Wien und am 11. Juli zum Reichsvicekanzler
der bisherige Reichshofraths-Vicepräsident und Interimskanzler
E. W. Graf von Königsegg, ein gut kaiserlich gesinnter Mann,
ernannt3 Die Cumulation der beiden Aemter rief neuerliche
lebhafte Erörterungen hervor. Königsegg vertrat den Standpunkt,
dass diese Aemter ganz wohl ,compatibilia' seien, und berief
sich auf den Präcedenzfall unter Stralendorf.4 Der Streit, den
vor Allem die beiden Grafen Ernst — der Reichshofraths-
präsident — und Wolfgang von Oettingen — der Aspirant auf
das Vicepräsidium — führten, wurde von diesen auf andere
Gebiete hinübergetragen; Ernst von Oettingen, der Präsident
der Reichstagsdeputation, liess die Einlaufe an dieselbe erst auf
Umwegen an Königsegg gelangen,6 ihn zu verletzen; nicht
genug damit, zog diese Reichstagsdeputation auch ,andere
(Königsegg's) officio zustehende negotia' an sich;6 die Aus-
schliessung des Vicekanzlers bei mainzischen Agenden ward
zum Vorwande für das Bestreben, denselben ganz aus dem
Hofrathe zu drängen;7 dazu kam, dass geradein diesem Jahre
1 Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 3. — Kais. Reichshofkanzlei, Fase. 3/4.
* Ebenda. Vgl. S. 436.
* Seeliger, S. 161 (Druckfehler in den Jahreszahlen), nach Reichskanzlei
und Taxamt, Fase. 3. — Ueber Königsegg Notizen bei Arneth, Prinz
Eugen I, S. 453. — Vehse IV, 8. 52. — 8. auch 8. 452, Anm. 5.
* Königsegg an den Kaiser, 25. Juli 1669. Reichskanzlei und Taxamt,
Fase. 3. Hier und in kais. Reichshofkanzlei, Fase. 3/4, weiteres Material,
auch die Reichstagsdeputation betreffend; s. namentlich das kaiserliche
Decret vom 1. August 1667 (Reichshofkanzlei, Fase. 3/4).
5 Königsegg an Mainz, 26. September und 21. November 1669 (Reichs-
kanzlei und Taxamt, Fase. 3.)
6 Königsegg an Lobkowitz, 27. November 1669 (Reichskanzlei und Tax-
amt, Fase. 3). — Hierin führt Königsegg auch Beschwerde, dass er von
seinen Expeditionen den Hofkanzler verständigen solle, selbst aber
von diesem nicht verständigt werde, und erblickt hierin mit Recht eine
Zurücksetzung der Reichskanzlei.
7 Königsegg an Mainz, 17. November 1669 (Reichskanzlei und Taxamt,
Fase. 3). — Vgl. auch 8. 454, Anm. 3 (Königsegg an Mainz, 14. Jänner
1672.)
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452
der Begründung der ständigen Conferenz (1669) auch die
Stellung des Vicekanzlers zur auswärtigen Politik unhaltbar
wurde,1 und so wird es begreiflich, wenn Königsegg, der gleich-
wohl das Vicepräsidium bis 1670 weiterführte, und nach Ernst
von Oettingen's Tode sogar das Präsidium des Reichshofrathes
einige Monate verwaltete,8 am 3. Jänner 1672 an den Kaiser
schreibt: ,Ich nimbe gott zu meinem zeugen, dass ich nicht
weiss, was ich solchergestalt an vicecancellarius vel aliorum
rerum expeditor bin und was ich zu thun oder zu lassen, vor-
zutragen oder zu verschweigen habe' und in demselben Schrei-
ben schliesslich bemerkt: ,Hier ruhig zuzusehen, aut lapis aut
angelus esse deberem4".3 Er malt vielleicht zu schwarz;4 aber
zweifellos haben die Hofkanzlei und überhaupt die Hofkreise
wirklich vielfach widerrechtlich in den Competenzkreis des
Reichsvicekanzlers eingegriffen; in Wien gieng das Sprichwort:
,habere imperium pro patria, Viennae originale est peccatum*.5
Es sind die Jahre der Amtsführung Walderdorfs und — trotz
seiner Gegenwehr — des ehrlichen, aber kranken Königsegg
gewesen, in denen das Reichsvicekanzelariat einen Antheil
seines Ansehens und Einflusses einbüsste, was einen äusser-
lichen Ausdruck auch in der Thatsache fand, dass nunmehr
die anderen Hofbehörden die Annahme der ,decreta per im-
8. S. 434.
Staatsarchiv, kais. Reichshofrath, Fase. 5 (5. März 1670) und Reichs-
kanzlei und Taxamt, Fase. 3.
Königsegg an den Kaiser, 3. Jänner 1672, Reichskanzlei und Taxamt
Fase. 3. Vgl. ebenda Königsegg an den Kaiser, 18. Mai und 20. Juli
1672, Königsegg an Mainz, 14. Jänner 1672, und schon am 27. Sep-
tember 1669 an Lobkowitz, dass das Reichsvicekanzellariat »gänzlich zu
nichts gemachet werde*.
Die beschwichtigende Antwort des Erzbischofs vom 24. Jänner scheint
darauf hinzudeuten. Reichskanzlei und Taxamt, Fase. S.
Königsegg an den Kaiser, 18. Mai 1672 (Reichskanzlei und Taxamt,
Fase. 3). — Vgl. auch Reichshofraths -Vicepräsident Wolfgang tob
Oettingen an Hofrath Maystetter, 11. Februar 1696: der kaiserliche Hof
vergönnt »keinem ehrlichen Cavallier des reichs einigen imposanten
dienst, sondern sucht dieselben davon ex odio innato zu halten und
allein Böhmen und Österreicher anzubringen, die ständt des reichs desto
besser trucken zu können, wie denn der Graf von Königsegg nie wann
er nicht per artes et martes gegangen dazugelangt wäre*. Reichsktnxl«
und Taxamt, Fase. 3.
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453
peratorem' (stricte Befehle) durch die Reichskanzlei verwei-
gerten.1
Auf Königsegg, der am 5. Februar 1694 starb, folgte ohne
weitere Schwierigkeit Gottlieb Graf Windischgrätz, der aber
schon am 25. December 1695 aus dem Leben geschieden ist2
Nach seinem Tode glaubte der Mainzer einen weiteren Schritt
nach vorwärts thun und den Freiherrn Philipp W. von Boine-
burg ohne kaiserliche ,Recommandation' — wie die Zustim-
mungsurkunde des Kaisers benannt wurde — zum Reichsvice-
kanzler ernennen zu dürfen. Dies führte zu einem Monate
währenden Conflicte. Sehr energisch weigerte sich Kaiser
Leopold L, Boineburg anzuerkennen, der ,erst wenig jährlein
im reichshofrath sitze ohne sich hervorzuthuen', und dem er
nicht ,Uebel- und Wohlbefinden von Millionen Menschen anver-
trauen' könne.3 Ein eigener Gesandter, der Reichshofrath May-
stetter, gieng in dieser Angelegenheit nach Mainz, um dort filr
die Ernennung des kaiserlichen Candidaten Wolfgang Grafen
zu Oettingen zu wirken. Schliesslich musste Boineburg im
April 1696 zurücktreten, aber auch Oettingen drang nicht
durch, und im Juli nahm Leopold I. die Ernennung des kaiser-
lichen Gesandten im Haag und bei den Ryswicker Friedens-
verhandlungen Dominik Grafen von Kaunitz, des Gross-
vaters des Staatskanzlers, an.4 In einem Briefe vom 12. Juni 1696
verwahrt sich der Kurfürst von Mainz lebhaft dagegen, dass
es ,einige jähre hero fast dahin gekommen, dass die Vicekanzler
von Kurmainz ganz independent sein wollen, also zwar, dass
man von denen dann und wann passierenden reichsaffairen
nicht ehender was erfahren, als bis solches publici iuris gemacht
1 Kais. Reichshofkanzlei, Fase 61. Im Laufe des 18. Jahrhunderts sind
dann sogar von anderen Behörden decreta per imperatorem an die
Reichskanzlei geschickt, allerdings von ihr nicht angenommen worden.
Vgl. Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 78.
* Seeliger, S. 161, Anm. 2, aus Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 3, und
kais. Reichshofkanzlei, Fase. 2. — Ueber Windischgrätz Notiz bei Vehse
IV, 8. 62, 63.
* Kaiser an Mainz, 20. Jänner 1696. Or. Reichskanzlei und Taxamt,
Fase. 3.
4 Seeliger, S. 161 — 162, aus Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 3, und
kais. Reichskanzlei, Fase. 2. — Ueber Kaunitz s. Allgem. deutsche
Biographie XV, S. 486 (Feigel). — Notizen bei Arneth, Prinz Eugen I,
S. 201/3. — Vehse IV, S. 63.
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454
und ad effectum gebracht worden', weshalb er verlangen müsse,
,ein solches subiectum . . . auszusehen, wobei neben E. K. lik
dienst auch ich einiges vertrauen setzen und den schuldigen
repect auch in denen reichsgeschäften einige communication
und correspondenz hinkünftig zu gewarten haben möchte'.1
Dieser Auffassung ganz entsprechend war die Wahl des
Nachfolgers des am 11. Jänner 1705 verstorbenen Kaunitz.
Der Neffe des regierenden Erzbischofs, Friedrich Karl Graf
von Schönborn, wurde entgegen den Vorschlägen Kaiser Leo-
polds, der namentlich den Grafen Philipp Sinzendorf gerne
mit dieser Würde bekleidet gesehen hätte, am 13. Februar er-
nannt und schliesslich nach dem Tode Leopolds, der Schönborn
nicht anerkannte, von Kaiser Josef I. angenommen.2
Die Haltung der Hofkreise Schönborn gegenüber war die
denkbar ablehnendste; alle Feinde, so schrieb er selbst schon
am 21. März 1705, wie Wratislav und Sinzendorf, der böh-
mische und der österreichische Hof kanzler, wurden wieder einig
gegen ihn.8
Der Umstand, dass gerade damals in dem spanischen
Erbfolgekriege eine häufige Divergenz der Interessen des Rei-
ches und Oesterreichs zu Tage trat,4 wird in erster Linie die
1 Or. Kais. Reichshofkanzlei, Fase. 2 (Seeliger, S. 162, Anm. 1).
1 Seeliger, S. 162—163, aus Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 4, und kais.
Reichshofkanzlei, Fase. 2. lieber Schönborn s. Allgemeine deutsche Bio-
graphie XXXII, S. 268 (Henner). — Notizen bei Arneth, Prinz Eugen
I, S. 360, II, S. 97, 98, 101, 173, 289, 368, 359, m, S. 76, 178, 286 bis
286, 294—296, 418, 461; Arneth, Correspondenz Karls ELI. mit Wratislav,
S. 70, Anm. 2; Vehse VII, S. 104, 106.
8 Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 4. — Einen weiteren — schon 1672
versuchten — Eingriff in die Competenz des Reichsvicekanzlers be-
deutete es, wenn der Reichshofrathspräsident demselben (beziehungsweise
dessen Stellvertreter) das ihm durch die Reichshof rathsordnung von 1654
gewährte Präsentationsrecht der an den Reichshofrath einlaufenden
aussergerichtlichen Agenden wegnahm und der Kaiser trotz aller Be-
schwerden nichts dagegen that. Ob dies Unrecht zu einem bleibenden
geworden, habe ich nicht eruieren können. — Ktmigsegg an Mainz,
14. Jänner 1672, Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 3. ,Anmerkungc des
Reichshofraths-Vicepräsidenten Sinzendorf vom 20. Februar 1720. Kais.
Reichshofkanzlei, Fase. 3/4. — Auch der alte Präcedenzstreit zwischen
Vicekanzler und Reichshofraths-Vicepräsident begann wieder. Reichs-
kanzlei und Taxamt, Fase. 4 (1706) und 6 (1729).
4 Arneth, Prinz Eugen, S. 91, Anm. 2. Gerade Schönborn mit seinen anti-
preußischen und antienglischen Tendenzen und seiner Idee einer spanisch-
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455
Schaffung der sogenannten engeren Conferenz unter Josef I.,
in welcher Trautsohn, Seilern, Sinzendorf, Wratislaw, Prinz
Engen und der geheime Referendar Buol sassen, und aus der
Schönborn ausgeschlossen war, bewirkt haben. Die Ansicht,
dass es unbillig sei, dass der Reichsvicekanzler ,als ein fremder
in allen haussachen auch mit Wissenschaft haben sollte', vertrat
am unumwundensten Graf Wratislaw, der auch den König
Karl zu bewegen wusste, als Kaiser die für die österreichische
Politik so praktische Einrichtung der engeren Conferenz bei-
zubehalten,1 mochte diese auch immerhin dem Punkte I des
zwischen dem Kaiser und dem Erzkanzler zu Frankfurt am
Main am 11. October 1711 geschlossenen Staatsvertrages2 wider-
sprechen, der die Zuziehung des Reichsvicekanzlers zu allen
Reichsconferenzen aussprach. Das Vorgehen des Wiener Hofes
ist um so begreiflicher, als gerade unter Schönborn die Reichs-
kanzlei sich in einem Zustande der Verwahrlosung befand,
Bestechungen, Verletzungen der Amtsgeheimnisse, und zwar
gröbster Art an der Tagesordnung waren und alle Strafanträge
des Prinzen Eugen und Guido Starhemberg's wegen des Wider-
standes Schönborn's nicht zur Ausfuhrung gelangen konnten;8
und Derjenige, der seinen Stellvertreter hätte anweisen sollen,
Ordnung zu halten, verzehrte wohl das erhebliche Taxeinkom-
men aus der Kanzlei, kümmerte sich aber sonst um sie nur
so weit sie ihm zur Durchführung politischer Schachzüge för-
derlich sein könnte.4
Der Vertrag von 1711, dessen weitere Bestimmungen ich
hier übergehe, liess eine seit Langem strittige Frage offen, deren
Erörterung die Vertreter der Reichs- und Hofkanzlei fast ein
Jahrhundert beschäftigen sollte: die Frage der Ertheilung von
Standeserhöhungen. Diese waren — man braucht sich nur die
Taxansätze in den verschiedenen Kanzleiordnungen anzusehen
— eine Sache von vitalem Interesse für die Kanzleien, in deren
Competenzkreis ihre Ausstellung fiel; der jeweilige Vorstand
Österreichischen Allianz (Arneth, a. a. O., II, S. 178, 285—286. Arneth,
Correspondenz Karls VI , S. 167) mag dem Wiener Hofe beschwerlich
genug geworden sein.
1 Arneth, Correspondenz Karls VI. etc., S. 70, Anm. 2.
1 Beil. V.
• Arneth, Prinz Eugen III, 8. 295.
4 üeber die Episode Plettenberg s. Arneth, a. a. O. III, S. 293-294.
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456
referirte an den Kaiser und veranlasste im Falle der er
Adelsverleihung die erträgnissreiche Ausfertigung des Di
Vor 1620 ist dies für das Reich und die Österreich
dem Kaiser unterstehenden Gebiete durch die Reichshof]
geschehen; die anderen Erbländer, Böhmen und U
empfiengen Standeserhöhungen aus den Landeskanzleien.1
nun die Wahlcapitulation Ferdinands DI. von 1636 i
tikel 46 verfligte, dass alle im kaiserlichen oder in des I
Namen ergehenden Privilegierungen nur von der Reichs]
ertheilt werden können und die Reichskanzlei auf Grund
auch in allen weiteren Wahlcapitulationen aufrecht erfo
Bestimmung das Recht der Ertheilung aller Privileg!
Reich und in den Erblanden beanspruchte, so kann hi
rechtlich nichts vorgebracht werden. Das Recht der
reichischen Landesfürsten, den Adel bis zum Grafensta
ihren Landen selbst zu verleihen, bezog sich nur auf ei
verleihenden erzherzoglichen Adel. Erhebungen einer
eigens berufenen Conferenz im Jahre 1716 ergaben abe
durch das ganze 17. Jahrhundert die österreichische Hof
die Standeserhöhungen im kaiserlichen Namen ausgefertig
die Conferenz wies darauf hin, dass unter Berufung a
kaiserlichen Namen der Reichskanzlei schliesslich das &
Recht vindiciert werden könnte, die Kanzleigeschäfte
sorgen, womit alle anderen Kanzleien überflüssig würde:
Reichskanzlei betonte jedoch mit Recht, dass die österrei«
Hof kanzlei immer nur einen erzherzoglichen Adel Verleiher
und einen durch sie — der Reichskanzlei — in Oesterrei
liehenen Reichsadel anzuerkennen verpflichtet sei. Anc
Böhmen, wo das Majestalrecht der böhmischen Könige d
leihung des Reichsadels eines böhmischen Unterthanen
Zustimmung des böhmischen Königs knüpfte und die böh
1 Adelsarchiv, Generalien, Reichsadel, Fase. 22, 23, namentlich 4
16 ex 1746. — Archiv des k. k. Ministeriums des Innern, Sign.
Böhmen, namentlich 1 ex 1716, 1 ex 1746. — Auf eine näher
lierung der ganzen Frage, sowie auch des einschlägigen Materia
ich hier nicht ein, weil diese Sache doch nur soweit das Vi<
lariat positiv betrifft, als es sich um die Taxbezüge handelt u
schon Königsegg (an Mainz, 17. November 1669, Reichskam
Taxamt, Fase. 3) richtig hervorhebt, eine Sache ist, die den W
kreis der Kanzleien und namentlich das Reichstaxamt angeht
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457
Hofkanzlei daher mit Recht die Standeserhöhungen der Reichs-
kanzlei nur dann anerkannte, wenn sie auch durch sie giengen.
Mit weniger Recht hat die österreichische Hof kanzlei den öster-
reichischen Unterthanen es möglichst zu erschweren getrachtet,
eine Adelung im kaiserlichen Namen bei der Reichskanzlei zu
suchen, und dieselbe selbst ertheilt. Der Streit, den weiter zu
verfolgen nicht meine Aufgabe sein kann, spitzte sich um die
Mitte des Jahrhunderts umsomehr zu, als dem Mainzer Erz-
bischof, der sich in solchen Fragen seiner Erzkanzlerschaft am
lebhaftesten bewusst zu werden pflegte, gelungen war, dem
Kaiser Karl VII. auf dem Wege der Wahlcapitulation und
eines Vergleiches vom 21. Jänner 1742 l so ziemlich Alles das
abzupressen, was er seinen particularistischen Bestrebungen
förderlich hielt, und als er auch den Nachfolger Karls, den
mit den deutschen Reichsverhältnissen wenig bekannten Kaiser
Franz L, zum Abschlüsse eines fast ganz gleichlautenden Ver-
trages am 9. September 1745 2 zu bringen wusste.
Inzwischen war nach Schönborn's Rücktritt im Mai 1734
der bisherige Reichshofraths-Vicepräsident GrafMetsch in der
Würde des Vicekanzellariates gefolgt, und 1737 ist dann Graf
Rudolf Colloredo zum Substituten desselben ernannt worden.
Die Ernennung erfolgte ganz nach Art der von wirklichen Vice-
kanzlern; Colloredo hatte für jeden Fall einer Verhinderung
Metsch's dessen Amt zu versehen und war auch ,in casum mortis'
als Vizekanzler anzusehen.8 Als aber 1742 die Kaiserkrone von
den Habsburgern an die Witteisbacher Linie kam, wurde
nach Colloredo's Verzicht auf die Verwaltung des Vicekanzel-
lariates der bairische Graf Johann Georg von Königsfeld
zum Vicekanzler ernannt.4 In der Wahlcapitulation (Artikel 25)
1 Beil. VI.
• Beil. VH.
8 So ist auch das kaiserliche Ernennungsrecht der Interimskanzler nicht
alteriert worden. — Seeliger, S. 163, nach Reichskanzlei und Taxamt,
Fase. 5; s. besonders Colloredo an Mainz, 30. März 1737 (Or.). — Ueber
Colloredo s. Allgem. deutsche Biographie IV, S. 420 (Felgel), worin
dessen eigentümliche staatsrechtliche Stellang ganz richtig hervor-
gehoben ist. — Vgl. auch Arneth, Maria Theresia (Letzte Regierungs-
jahre) II, S. 62, 286—291, 545, 700—704. — Wertheimer, Zwei Schil-
derungen des Wiener Hofes im 18. Jahrhundert. Archiv für österr. Ge-
schichte 62, S. 204—206.
4 Seeliger, S. 164, aus Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 5.
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158
und in dem obgenannten Vertrage hatte der Erzkanzle
Reihe der weitgehendsten Zugeständnisse errungen: die I
kanzlei sollte als ,kaiserliche geheime Reichs-, Hof- und !
kanzlei' alle im kaiserlichen Namen erlassenen Expedi
— welcher Art immer — expedieren, sohin auch die
kaiserliche Correspondenz, wodurch der ,Reichshofviceka
der die kaiserlichen Minister zu instruieren und ihre B<
zu empfangen und allen das Reich betreffenden Staatsconfei
als wirklicher Conferenzminister theilzunehmen hat, der
der Kaiserpolitik geworden wäre;1 er hat den Ceren
conferenzen beizuwohnen, allen kaiserlichen Hofstellen ui
geheimen Räthen den Eid abzunehmen; letztere sollei
Decrete nur von der Reichskanzlei erhalten; diese allein
im Reiche und in den Erblanden Standeserhöhungen im 1
liehen Namen ausstellen, und die anderen Kanzleien
diese taxfrei zu agnoscieren; ihnen verbleibe nur die Erth
des ,iura incolatus'; die Gerichtsbarkeit über alle Reichspei
am Hofe solle beim Reichshofrath und, wenn derselbe
aciere', bei dem Chef der Reichskanzlei stehen, nicht wie
beim Hofmarschallamte ; ausserdem eine Reihe geringfug
Bestimmungen.2
Freilich, diese ganzen Bedingungen bedeuteten une
weniger dem bairischen Kurfürsten gegenüber als dessen
folger. Zunächst waren die Erfolge Karls VH. von de
dass sie auch bei der Verwaltung der Reichskanzlei i
Jahren 1742—1745 ersichtlich werden. Ein Theil der K
allem Anscheine nach sogar das Taxamt, ist in Wien z
gebheben, ein Theil nach Frankfurt gekommen, wo Kön:
weilte, ein Theil auch in München gewesen: die trost
Zerfahrenheit im Grossen wie im Kleinen; das Reichs
Wie sehr das Reichsvicekanzellariat zu einem Kampfobjecte föi
reichfeindliche Strömungen im Reiche geworden war, bezeigt d
nierung' Kurbrandenburgs vom Jahre 1742, dem 25. Artikel dei
capitulation anzufügen, dass die Aufnahme des Reichsvicekanzi
kaiserlichen geheimen und Conferenzrathswürde unbeschadet der Pi
womit derselbe ,kais. M1., dem heil, römischen reich und Kurm
als Reichserzkanzlern vorzüglich intuitu officii zugethan sei', €
solle. Mainz an Colloredo, 18. Juni 1768. Kais. Reichshofkanzlei, J
8. Beil. VH (= VI). — Riegger II, S. 316. — Was Malblank III, S
über den freien Gerichtsstand der Reichskanzleibeamten sagt, i
theoretisch richtig.
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459
wurde, nachdem man, sehr zur Unlust des Erzkanzlers, in
Wien einen Guttheil der Acten, die für die Hauspolitik Be-
deutung hatten, zurückbehalten hatte, nach Frankfurt über-
sendet, um in kurzer Frist nach Wien zurückzukehren. Es
ist zum Mindesten ein merkwürdiges Bild, diese dreigespaltene
Reichskanzlei.1
Als Karl VII. gestorben war und die Kaiserwürde an
den Gemahl der Erbin der habsburgischen Länder übergieng,
ist Colloredo, der in der Zwischenzeit Mitglied der geheimen
Conferenz geworden war, über die dringende Forderung Maria
Theresias am 23. September 1745 von Mainz zum Vicekanzler
wieder ernannt worden.2 Vorher hatte er sich mit Königsfeld
finanziell ausgleichen müssen, freilich nicht ohne dass sich
an den zwischen Beiden geschlossenen Vertrag vom 22. Sep-
tember 1745 noch jahrelange Erörterungen und Entscheidungs-
conferenzen schlössen, deren Schlussresultat ich nicht habe fest-
stellen können.1
In Oesterreich waren nach der Zweitheilung der Hof-
kauzlei (1720) und Errichtung der Staatskanzlei (1742) mit
einem Staatskanzler an der Spitze im Jahre 1749 die böh-
mische und die österreichische Hofkanzlei zum ,Directorium
in publicis et cameralibus* vereinigt worden; 1761 kam dafür
die Bezeichnung ,Vereinigte böhmisch-österreichische Hof kanzlei'
auf und blieb, wenn auch mit mehrfachen Unterbrechungen
und Competenzänderungen, bis 1848 im Brauche.4 Auf die
Stellung des Reichsvicekanzlers hatte die Begründung der
1 Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 52, 63, 64; s. besonders Königsfeld an
Mainz, 13. Mai 1743, in Fase. 62. — Beil. III, IV. — Kais. Reichshof-
kanzlei, Fase. 38 und 43.
1 Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 5 (Seeliger, S. 164, Anm. 2). — Arneth,
Maria Theresia II, S. 353.
* Reichshofkanzlei, Fase. 51, 63, 54 (der Vertrag in Fase. 61). Die Er-
örterungen drehten sich darum, ob die seit Karls VII. Tode vielfach
aufs Doppelte aufgelaufenen Lehenstaxen (für Karl VII. und Franz I.)
ganz an Colloredo oder zur Hälfte an Königsfeld fallen sollten; unter
Karl VII. waren eben viele Belehnungen nicht erfolgt und sohin die
für jede kaiserliche Regierung zu entrichtenden Taxen aufs doppelte
angewachsen. — Vgl. Königsfeld an Mainz, 14. December 1745 (Or.).
Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 5.
4 Vgl. Fellner, Mitth. des Instituts für österr. Geschieh tsforsch. XV, S. 530
bis 531. — Weiteres in den Reichsgeschichten von Huber, ßachmann,
ArchiT. LXXXIV Band. II. H&lfte. 31
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460
Staatskanzlei die schon angedeutete nachtheilige Einwi
Kaunitz hat wirklich auch in Reichssachen nur den Ra
loredös gehört und durch sein Referat beim Kaiser es
Hand gehabt, eine Modificirung vicekanzlerischer A
durchznsctzen; ebenso hielt es Thugut; wo die vom ]
vicekanzler vertretene Reichspolitik der österreichisch«
wid«rlief, wurde sie einfach abgelehnt.1 Colloredo ist als ]
vieekanzler kein Beamter Maria Theresias gewesen, s
nur ihres Gemahls, beziehungsweise ihres Sohnes. ]
eiirenthüniBchen staatsrechtlichen Stellang der Kaiserin
Theresia als der durch Wahlcapitulationen und kurmaii
Verträge nicht gebundenen Königin von Ungarn und B
fanden die Yertheidiger der österreichischen Behördenans
gegenüber denen der Reichskanzlei eine nicht zu unterschä
Stutze. Ohne auf diese Streitigkeiten, die sich in der
sache nur um die Frage der Standeserhöhungen drehtei
weiter einzugehen,* will ich nur bemerken, dass die CW
von 1745, welche factisch ja in allen jenen Punkten nie z
Wirksamkeit gelangte, welche neue Rechtsverhältnisse bed
durch die kaiserliche Resolution vom 13. April 1770s i
loschen erklärt und in einer zwischen dem Kurfürsten, J<
und Maria Theresia abgeschlossenen Convention vom
1773 die Frage der Standeserhöhungen in der im Anhai
sichtliehen Art geregelt wurde.4 Der Vertrag zwischen
Leopold II. und Kurmainz vom 29. September 1790
f*iiH.»hiu-Ebengreuth und J. Beidtel, Geschichte der österr. St
waltung.
1 Vgl. Zeissberg, Quellen sur Geschichte der deutschen Kaiserp<
S. 131—132, etc. — Eine Untersuchung dieses Verhältnisses
ewiges Interesse bieten.
* Material s. S. 436, Anm. 3, und besonders S. 454, Anm. 3. Es wu
aiu-1l über alle möglichen anderen und wichtigen politischen
namentlich die EinBussnahme des Reichsvicekanzlers auf die
Politik (Theilnahme an den Conferenxen) nnd Anderes verhand
die tatsächliche Gestaltung kommt dies nicht in Betracht und
ich eben deshalb von einem Eingehen hierauf absehen su sollet
■ Adelsarchiv, 195 ex October 1773 (Generalien, Fase. 22).
* Beil. Vffl» nnd VIHb. — Gleichwohl sind noch im Jahre 1773
von maiozischer Seite laut geworden, dass die Hofkanzlei die
Stimmungen entgegenhandle (Adelsarchiv, Generalien, Fase. 22,
1773i.
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461
Franz II. am 14. Juli 1792 erneuert — nimmt den richtigen
und auch den thatsächlichen Verhältnissen entsprechenden
Standpunkt ein, dass nur die Gesandten in Reichssachen dem
Reichsvicekanzler untergeordnet wurden, und spricht das nie-
mals bestrittene Recht desselben aus, zu allen das Reich an-
gehenden Conferenzen beigezogen zu werden.1 Die ganze Be-
hörde zeigt schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
ein hippokratisches Gesicht. Das Lehenswesen des Reiches war
in voller Auflösung; massenhaft waren die Lehen weder re-
quiriert noch empfangen, viele requiriert und noch nicht
empfangen.2 Die Registratur war in grosser Unordnung, die
Judicialregistratur eigenmächtig aus der Reichsregistratur in die
Reichshofrathsräumlichkeiten übertragen worden;8 die öster-
reichischen Behörden, vor Allem die Staatskanzlei, verlangten
immer von Neuem die Herausgabe von Acten für das 1753
begründete ,Haus-, Hof- und Staatsarchiv', ,so lange bis gar
nichts mehr übrig bleibt'.4 Reformfreudig, wie überall, suchte
Kaiser Josef H. auch hier den eingerissenen Missbräuchen zu
steuern. Am 21. October 1767 ordnete er vierteljährige Ein-
nahmebekenntnisse der Beamten an, verbot die Annahme von
Geschenken und bedrohte Ungehorsam dagegen mit sofortiger
Entlassung;6 im folgenden Jahre schloss er durch das Decret
vom 18. Juni den Reichsvicekanzler vom Referate im Reichs-
hofrathe aus6 und griff ohneweiters auch in die Taxamtsver-
waltung ein.7 Damit traf er den Erzkanzler an seiner empfind-
lichsten Seite; lebhaft wandte man sich von Mainz aus gegen
die falsche Auffassung des Kaisers, der in dem Reichsvice-
kanzler nur so eine Art Kanzleidirector von sich sähe;8 fruch-
1 Beil. IX und X.
* Josef II. an Colloredo, 3. Jänner 1769. Kais. Reichshofkanzlei, Fase. 38.
— ßchon Schönborn an Mains, 7. November 1708. Ebenda, Fase. 36.
* Josef II. an Colloredo, 80. December 1766. Ebenda.
4 Mainz an Colloredo, 4. Juni 1764. Kais. Reichshofkanzlei, Fase. 43.
5 Josef IL an Colloredo, 21. October 1767. Kais. Reichshofkanzlei, Fase. 1
(Erzkanzlerarchiv, Ic). — Vgl. Seeliger, 8. 173.
* S. S. 441, Anm. 2.
' Seeliger, S. 174.
9 de Bree an den mainzischen Hofkanzler, 5. März 1768. Kais. Reichs-
hofkanzlei, Fase. 1 ; hier auch weiteres Material über die Kanzleizustände
in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. — Vgl. auch Franz II. an
Colloredo, 13. September 1805, ebenda.
31*
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462
tete dieser Protest nichts, so doch auch die kaiserlichen Reform-
bestrebungen wenig. Entschiedener als je suchte der Mainzer
Erzbischof aus dem Vicekanzellariate ein mainzisches Hofamt,
aus der Reichskanzlei eine mainzische Behörde zu machen.1
Aber Colloredo selbst und sein am 24. December 1788 als sein
Amtsnachfolger ernannter Sohn Graf Gundaker Colloredo*
haben an ihrer Thätigkeit ab Conferenzminister, so bescheiden
diese auch war, noch immer mehr Freude gefunden als an
der Verwaltung ihres stellvertretenden Amtes; vielfach haben
sie mainzische Vorschriften nicht beachtet und die Unzufrieden-
heit des Erzkanzlers erregt.8 Sie sind ja auch, besonders so
energischen Kaisern wie Josef II. gegenüber, ganz machtlos
mit ihren Vorstellungen gewesen, und Colloredo versichert selbst,
dass er nichts thun könne, als genau an Mainz zu berichten
und Vorstellungen zu machen.4 Zu grossen Differenzen über
die Amtscompetenzen der Kanzlerämter scheint es nicht mehr
gekommen zu sein. Sang- und klanglos ist das Reichsvice-
kanzellariat durch das Patent vom 6. August 1806 6 aus der
Welt geschafft worden.
1 Kais. Reichshofkanslei, Fase. 1. — Bemerkens werth sind namentlich die
mainzischen Versuche, die immer dem Reichshofrath zugestandene Juris-
diction über die Reichskanzleibeamten für den Vicekanzler, als seinen
Stellvertreter, nnd das Ernennungsrecht der Interimskanzler in die Hand
zu bekommen (ebenda); vgl. besonders Mainz an Reichshofraths- Vize-
präsidenten Grafen Ueberacker, 30. November 1788; kais. Reichshofrath,
Fase. 24, 26.
* Seeliger, S. 164, aus Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 6 (1788). — Ueber
ihn Felgel in Allgem. deutsche Biographie IV, S. 413.
3 Reichshofkanzlet, Fase 1, 3/4 (Colloredo an Mainz, 14. October 1762).
4 Ebenda.
Ä Wiener Diarium, 4001 ex 1806. — Gesetze und Verordnungen Franz I.
XXVII, lff, vgl. auch XXVIII, 160—161. Es heisst hier (4003): tIn
Ansehung der kaiserlichen geheimen Reichshofkanzlei wird der vorhan-
dene und für ihre Unterhaltung bestimmte eigene Fond zur gleichen
gerechten Versorgung jener Individuen, welche bis jetzt daher ihre Be-
soldung genossen haben, verwendet werden nnd bis zu einer eigenen
Massnehmnng denselben zur Beruhigung dienen.'
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BEILAGEN.
Beilage I.
Reichshofkanzleiordnung Kaiser Ferdinands I.
Augsburg 1559, Juni 1.
(Or. Papier, 21 theil weise — unten rechts — folierte Blätter, geheftet, sehr
wobl erhalten, mit kaiserlichem aufgedrückten Siegel und den eigenhändigen
Unterschriften Kaiser Ferdinands I., des Erzbischofs Daniel von Mainz, des
Reicbsvicekanzlers Seid und der Kanzleifertigung Kirchschlager' s ; offenbar
schon früh l in Fascikel 2 der Mainzer Reichshofrathsacten des k. u. k. Haus-)
Hof- und Staatsarchive« zu Wien verlegt, wo ich es auffand; jetzt befindet sich
das Original im Erzkanzlerarchiv, Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 1.)
Auf dem Titelblatte steht (von der Hand des Schreibers):
Instruction der kaiserlichen maiestät reichshofeanntzley.2
(Ausserdem einige belanglose Vermerke.)
Ferdinand von gottes genaden erweiter römischer
kaiser zu allen zeiten merer des reichs etc.
Instruction und Ordnung, nach welcher hinfüro unser kaiserliche
hofeanntzley regiert und verwalten soll werden.
Als uns der almechtig gott mit der hohen würde der kaiserlichen
cron genedigelichen begäbet und wir unserm obligenden ambt nach zu
gemuet gefuert und betrachtet die merfeltige Sachen und geschafft, so
1 1768 schreibt der Mainzer Resident de Br6e an den Erzbischof von Mainz,
dass das Original schon seit langen Zeiten vergebens gesucht werde.
Reichskanzlei und Taxamt, Fase. I. d.
' Darüber — von anderer Hand des 16. Jahrhunderts — »Ferdinandi*.
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464
taglich boy unserer kaiserlichen reichscantzley sich heuffen, an welchen,
das sy nit allain ire fürdorliche und richtige expedition erlangen, sonder
auch zu erhaltung unserer kaiserlichen mayestat auch deren angehörigc
rocht und gerechtigkhait in ain guete Ordnung heysamen bracht registriert
und der gepür verwarlich gehalten werden, treffenlichen vill gelegen, das
wir auch sonsten durch göttliche miltigkhait mit Tillen ansehenlichen
künigreichen , landen und fürstenthumben versehen seindt, so unter-
schiedliche regierung haben und desswegen nit wenigere underschiedlichcr
expedition und gueter Ordnung bedürftig, auf das aber soliche Sachen und
gescheut nit under einander vermischt oder einest das ander verhindere,
daraus uns dem heiligen reich desselbigen glidern und angehörigen auch
yetztgedachten unsern erbkunigreichen und landen woll allerhandt mergck-
licho irrung schade und Verlust zu gewarten :
Das wir demnach unvermeidenücher notturfft nit allein uns und
dem hoyligen römischen reich, desselbigen churfürsten fursten stenden
glidern und underthonen zu eeren aufnemen wolfart trost und guetem,
sonder auch umb merer befurderung, erörtterung und richtigkhait willen
bemelter sachen und geschefft, damit menigclichen in seinem anligendestv
vleissiger vernomen auch yedeneit nach gelegenhait erschiesslichc und
furderücheabferttigung erlangen ronge, nach volgende unserer kaiserlichen
reichscantzley Ordnung mit rat und tuethuen des erwirdigen Daniels, ertz-
bischoven zu Meintz unsers und des heiligen reichs in Germanien ertz-
cantzlers. Helfen neven und churfürsten furgenomen, uns mit seiner lieb
darüber verglichen und entschlossen» auch allen und jeden beruertter un-
serer keyserlichen reichscantzleyen personen und verwondten, was ambts
standts weseus oder condition die seyen, vestigclichen zu halten gepotten
und bevolchen. wie wir inen dann dieselb also unverpruchlichen zu halten
und deren in iren puncien und articuln nachiukhomen und zu geleben
bevelhon.
iw c*at»:<«- Tnd anfe'ickhlichs. nach ?eai wir uns mit gedachten unserm ertz-
^"^Tv«^ <au**ler lieben neven uni churfürsten beruerter unserer kaiserlichen
n«t^«*c*a reichscantzley . sovill deren Jukiiiais: nitida sonderlich bey werendem reicbs-
* ~, *. J^ *** betrifft* freundlichen uni irened glichen verrücken, so sollen alle und
w^^ut *4i rede unserer kaiserlichen reichscanrc>y pers^nen. sovill wir deren zu ver-
i^!L kl. ric^unj? unserer uni des >.ey!::a?n reichs gescbeit jeder zeit bedürftig,
x* * vau luVhsteu b:s Auf ien wea:<:*5en ir anfseken fornenblkhen auf un>
*ls dea ierru uui JUs ^r^zub? a::-:h j , ***nits unsern neven und ehur-
1 IHtw* «itd iU? «*»t«rvn vicrart^Hi Itifulii^n »4 wa «nor Hand
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465
forsten von Maiiitz als den ertzcantzler haben und den gepotten und ver-
potten, so wir oder sein lieb in unserm namen thuen werden, zu gehor-
samen schuldig sein.
Und sol gedachter unser ertzcantzler yetzo alspaldt darob und an Meint* soll
sein, damit unsere kaiserliche reichscantzley zu Verrichtung des hohen d,p^"neny"
kaiserthumbs und anhangenden reichssachon und geschefften mit taug- cum scitu
liehen, erfarn, redlichen und nach gelegenhait yedes ambts und stats ge- ^XLn*"1"
schickhten vicecantzler, secretarion, registratorn, taxatorn, schreybern
und andern personen der gepür notwendig bestelt werde, auch solicher
personen annemung und beurlaubung seiner lieb, doch mit unserm vor-
wiesen und bewilligung, zu thuen gepuren. Damit aber an antzall solcher Die reyehs-
personen der uberfluss vermitten, auch khain mangl erscheine, so wollen ^engj^eö
wir, das alle und yede Sachen unser kaiserthumb und das heylig reich, sollen sepa-
desselbigen hochait, recht, herlich- und gerechtigkhait , pfandtschafft, nrfcwc en*
losung, regalien, Privilegien, indult, confirmation , lehenverleihung und
änderst wie sol ich e 8 namen haben mag betreffendt in lateinischer, teutscher
oder andern sprachen von unserer erbkünigreich und landen andern sachen
abgesondert und durch bemelte unserer kaiserlichen reichscantzley per-
sonen expediert, registriert und in gueter Ordnung gehalten werden soll.
Und nachdem wir solicher sachen halb unserm sonderlichen reichs-
rat mit ansehenlichen dapfern unsern raten besetzt und ires Verhaltens Mointz wann
in sachen sonderliche Ordnung und Instruction gegeben, so soll es zu ob- cs dem kay*
serlichen hoff
gemelts unsers ertzcantzlers gefallen und willen bevorsteen, da sein lieb boy wohnet
unserm kaiserlichen hof beywonet, wenn und so offt es derselbigen gele- m** im
genheit sein will, solichen unsern kaiserlichen reichshofrat zu besuechen, praesedim.
in demselbigen auch alsdann zu praesidieren und im faal sein lieb ab- in absentia
wesens oder ungelegenhait unserm vicecantzler zu bevelchen, das er soli- d"rn V°_
chem unserm reichshofrat stattig und embsig beywone, die sachen so da- cantzicr dem
selbst forkhomen helffe dirigieren, auch guete achtung habe, das alle "^ J^J
beschaidt und expeditiones den ergangnen ratsbeschlussen gemess aus- sachen heif-
geen und verfertigt werden. cn ing,ren-
Da wir aber ye seiner des vicecantzlers person von wegen anderer in absentia
unser gehaimen ratssachen nit empören wolten, also das er nit yederzeit Äl^|^ol
gemelten unserm reichshofrat beywonen khöndte, so wollen wir an sein ein andere
statt ain andere person verordnen , die beruerten vicecantzler in allem zurP^cnüon
obgemeltem vertretten, die auch deshalb vor ein vorneme rats- und cantz- verordnet
leyperson mit eeren und standt gehalten werden soll.
Und sollen sich ermelter unser vicecantzler und diejhenige person,
so wir in unsern kaiserlichen reichshofrat verordnen möchten, sonder-
lichen befleissen, das sy von allen reichshandlungen, dessgleichen andern
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466
Sachen unser kaiserthumb und demselbigen anhangende reputation würde
hoch- recht- und gerechtigkhait betreffendt vor andern unsern raten gueten
bericht haben, davon so oflft vonnötten wissen bericht zu thuen, rurzutragen,
zu tractieren und handeln, damit sy nit allein in nnserm kaiserlichen
roichshofrat, sonnder auch auf reichstagen und andern enden fursehung
zu thuen wissen und irem ambt statlichen und mit ruemb vorsein mögen.
Und damit, wes furtter aller und yeder personen, so unser kaiser-
lichen reichscantzley verwondt, schuldigkhait und thuen in gemain und
eins yeden insonderhait seye, mer specificiert, so wellen wir, das nach-
volgunde articul und punct insonderhait vestigclichen gehalten werden.
Gomain articul ain yeden so unser kaiserlichen reichshofcantzley
verwondt beruerendt.
canuiey- (1.) Von erst sol ain yeder so unser kaiserlichen reichshofcantzley
Personen soi- verwon(jt und darein aufgenomen ist oder wirdet zuvorderist uns als dem
und Meinu herrn und oberhaubt und dann gemeltem unserm neven und churfursten
gtioMt sein. (|em ertzbischoven zu Maintz als ertzcantzler getrew, gehorsam and ge-
werttig sein, unsern und seiner lieb schaden warnen, fromen fordern und
alles das thuen, das ain getreuer dienner seinem herrn zu thuen schuldig
und verpunden ist ; demnach auch unsere geschefft sonderlich sover die
darnach gelegen unser kayserlichen administration, regierung, recht, ge-
rechtigkhait und reichshandlong betreffendt und an inen gelangen, vor
canuiey- allem andern furdern, verferttigen und darinn khainen vieiss sparen un-
^"iTskrfc01 ?eYerde5 zxx dem auch khainem andern potentaten, forsten, herrn, comun
MDstto in noch andern sondern personen mit dienst oder fernem phlichten oder in
kmine* **"* andere weeg verwondt sein noch bestimbte soldt, dieweill er also ans und
Lassen säu* unserm ertzcantzler verpflicht, von inen haben l oder nemen, es were dann
»au w«. wjr |me so|ic])es aus redlichen Ursachen nachgeben.
c.nuiej- (—) l'ud soll sich auch daneben ein yeder zimblicher redlicher tapfer-
!**»■*■ »i- und erberkhait befleissen und ob im etwas von der cantzley wegen vc»n
len d«o g«-
Miniickea uns> unserm ertz- oder vicecantzler zu concipuren oder zu schreiben be-
stjisa d^r volhen wurde, den stilum unser romischen cantzlev gepraoehen ond haltn,
«oui«j k*i- ™ ** »her daran zweiffeite oder irrig were, andere so elter bey den sacken
WB- herkhomen oder das mer wüsten fragen; die sollen ime das tngentlich und
guetlichen sagen und underweisen. Ob auch ainer, wer der were, sehe
oder mergekhte, das im stillo geirret oder gefellet were, der solle es dem
der geirret hette nach seinem pfcfrn verstand* zu sagen pflichtig sein
und der ander das in guettem anfnemen; wolte er aber das also in guetem
1 Or. hab*
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467
«it versteen, sonder das seinig noch pösser achten, sol das concept nit
osgeen noch expediert, sonder zuvor unserm ertz- oder vicecantzlern an-
steht und nit verschwigen werden, damit sein lieb oder er wissen zu
haffen, was zu thuen seye und unserer cantzley nit nachrede entstee
er unwissen nachgesagt werde.
(3.) Es sol auch khainer, er sey secretari, registrator, taxator, sollen keine
hreyber oder dienner, mit khainer person, so in der cantzley zu thuen Keschenck
nehmen.
it oder gowünne, durch sich selbst noch andere one unsern gnedigen
illen gantz khain practica oder Forderung, schangkhung, eerung oder
«rwenung der schangkhung halb haben noch thuen, sonder soll seinen
leiss thuen, menigelichen zu ferttigen auf mass und Ordnung hieunden
rnner angetzaigt; mage er aber solcher gegebner mass unentgegen einen
or dem andern fordern oder ferttigen one anderer sachen Verhinderung
<nd dessen one abgang der tax oder gemainer bibalien ein zimblichs und
>ne soliche geverde gemessen, sol ime von wegen seines angewendten
sonderlichen vleiss gegönet werden.
Es sol auch sonderlich, aber in dem zimmer oder der stuben so zu
unserer kayserlichen reichscantzley und zum schreiben verordnet, ein
jeder gegen dem andern sich aller einmuettigkhait und gueten fridlichen
willens befleissen und allen vleis anwenden, damit es allenthalben auf-
recht und redlich zuegee.
Welche aber miteinander spennig wurden, sollen sy oder die an-
dern, die dessen Wissens truegen, schuldig sein, ohne alle schmehe, leste-
rung oder aufruer soliches an unsern ertz- oder aber nach gelegenhait
der sachen und personen vicecantzler zu gelangen und deren entschaidts
darunter gewartten. Wo aber ainer oder mer soliches uberfaren, darüber
mit Worten oder wergkhen freveln und in gemelter unser cantzley und
ander den personen unlust zu erweckhen understeen wurden, der oder
die jhenigen sollen nit allain in unser straff nach gelegenhait irer ver-
wurekhung gefallen, sonderauch der beurlaubung gewislich gewerttig sein.
Sy sollen auch khain frembde unverwondte personen, es seyen for-
sten, stett oder andere pottschafften oder were die sonst seyen, zu Zeiten
als man schreybt in die stuben oder zimmer, darinn unsere kaiserliche
reichscantzley gehalten wirdet, fueren, gefarlichen darinn setzen oder da-
rinn enthalten, also das der- oder dieselben sehen oder hören möchten,
was gehaimbs in der cantzley gehandlet oder ob etwas wider sy oder ire
heim gearbaitet, erworben oder auspracht wurde, auch niemandt des
warnnen noch one sondern bevelch ainich copey, briefe oder abschlifft
zaigen, sehen lassen noch hinausgeben, er sei wovon es welle, in
khain wege.
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4fW
Wer« aber, da» soliche personen zu solichor zeit, da sy zu sollici-
tloning iroc hftndl in die cantzley gelassen, schrifften, briefe oder con-
cnjitmi, ho inon nit zuogohörig, understuenden zu besichten oder zn lesen,
wnlohor HolichoH in dor cantzley vennergkhte, der solle dieselbig davon
mit boHtor boschaidonhait und fuegen abweisen.
Sonderliche articul unsere kaiserliche reiebssecretarien betreffondt.
UnKoro secretarion, so yetzo zu Vorrichtung unserer kaiserlichen
und den roiehs saoben in lateinischen und tentschen sprachen aufgenomen
odor in khunfftigon zeitten aufzunemen, sollen über obberuerte gemaine
iirticul, Hovil dioselbig sy berueren mugen, alle Sachen und schrifften, 6"
von unn, unsern orti- oder vicecantzler inen zuegestelt, vleissig annemen
und vorwaren» den tag und monat da dieselbig inen uberantwort ver-
jutichnon, in wns^rm kaiserlichen reichshofrat furderlichen furpringen
und nit boy inon erligen lassen, sonder vill mer embsige anmanung
Minen, damit so vill muglich dieselbig zum «eisten beratschlagt werden,
abor in solichor ii»r Erbringung und befurdrung einer sachen vor der an-
dern unserer gleiten ratsorxlnung sich gemees ertxaigen und in alwerg
die ergangn* ratarhle$r und beechluss in ire sondere ratspuecher oder pr<>-
t«HvlU mit htnenmmg deren so bey solichen ratschlagen oder die refe-
wüten $v*oon» sununart* Ttnaichnen. auch was also beschlossen oder
svnsl uv b*\o;h*a nach c*i*e*nhait der sachen uArerragikhen expediern,
cvnc^c* a «nd iv.^xc\ohsi t!#ss .i.tr»b nni aa »in. damit die anstechenden
|N*;1hc>oÄ ftv.l Ur.cv» s:;"*£*r cni cnn. :ü**c uc*st*a mit beschwerdt
*,xvh *",*h iv ? \\*Vr *::<*• .\li S»wt wer.vr. in vtikfceA ye ainer dem
*" v ^ , *v \vr%* or:;r.c Sf>.\5?a 5*^ r-i z^enrac«» seil.
*\» *>* • t säcV* xsi Ur:'. jlä* ^fjfep. äa$ usen secreHrien
; ,.v\ > * .— „* vr\ r^r- ^ st #\7^£*«*«x xr; w\>Ll ssrbek. so soften onl
* ,c\** $> » w** <~ \^v% ;w: sfc&ts axs xx^rs caxn^yicivabern.
% v,w. t ; -f c^vN **>? i - r » .iüsstf vnm. :w* naa cosjripirtft
^k> Mi» *.v v it y.~l» .-^.-1 tltf»^T «tfCrvtartfa mr aa* mm fc-
V v. > % «.- ^- v ^ ... »■ ,Vli. j,m - ^f.i <Kf ^'HMYQOfa *»C II ' ■ Hl ■ fT 1K-
l»v > i «>»-»«n "»»eOj.? li » T jv.Ti SÖ-3 •« V" .«' ffSBUSS Ä TfT *C&hS3 *•"
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i ■«. u? x'Ik i^"n^.»% ^» sr*i*-cn.««n i:wrn •ttcumäm ^tru
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469
wes also gezaichnet furtmer geförlicher weise nit endern, sonder zum
ingrossieren geben und fertigen lassen.
Und so die copey oder concept mundiert geschriben, alsdann sol
unser secretari, durch welchen die concipiert oder angegeben, dieselbig
mit dem Schreiber, bevor und ehe sy zum fernner zaichen oder sigel ge-
tragen werde, überlesen, wo von nötten, doch one radierung der brief so
auf pergamenen geschriben sonderlich an denen orten, da geltsummen,
namen und zuenammen und datum jars oder tags gesetzt, corrigieren und
als dann die gewonhait ist und an gepurlichem ort seinen namen daran
schreiben, damit man erkhenne,1 wer die concipiert und überlesen habe,
and ob geirret wurde, man denselben darumb zu antwort stellen muge.
Wenn dann auch der brief also collationiert, überlesen und underschriben,
so soll er derselbigen zusambt der copeyen oder dem concept dem taxatorn
zuestellen, seinem sondern bevelch nach darmit zu volfaren und bey un-
serm registratorn zu verfuegen wissen, damit was nöttig registriert oder
was unvonnötten und in ringschetzigern Sachen zu den alten oder newen
haudlungen oder sonst in gueto Ordnung auf den faal man deren hernach-
mals bedürftig gewislichen zu finden gepracht werde.
Sy unsere secretarien sollen auch schuldig sein, die concept aller-
handt briefe nit nach den minuten, so inen von den partheyen ye zu Zeiten
zuegestelt werden, sonder nach dem wissentlichen unserer kaiserlichen
cantzley geprauch und alten formularn zue stellen, sonderlichen aber in
unsern verleichungen unserer und des reichs regalien, lehen und lehen-
schafften one unsern sondern bevelch khain enderung thuen.
Auf das aber sy disfals desto weniger irren, sollen sy, sovill mug-
lichon es etwo an gelegner zeit haben, da sy mit sondern geschafften nit
beladen, unsere und des reichs saal- und lehenpuecher besichtigen, dar-
aus unsere kayserliche und des heilligen reichs gerechtigkhaiten erlernnen
und sich aller hände und geschefft khundig machen, damit sy uns und
dem heilligen reich desto getreulicher und nutzlicher diennen mugen und
durch unwis8enhait uns und dem heilligen reich nicht verabsäumen ; doch
sollen sy auch guete achtung haben und verfuegen, das dieselbigen saal-
ond lehenpuecher nit änderst dann zu irem behuef und im faal der not-
turfft herfurgethan und wan sy gepraucht widerrumb aufgehoben, des
gleichen alle andere cantzleyacta, hendl und briefe in gueter Ordnung und
▼erwarung gehalten werden.
So wir auch gemelte unsere secretarien in unsern aignen, auch
unser erbkünigreichen und landt Sachen zu geprauchen bedacht, wovor
1 Or. erkhennen.
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hj alsdann mit unsern kayserlichon und reichsgeschefften nit belad
e8 ungehindert dorwlbigen geschehen mage, sollen sy sondert icl
ausserhalb der reicbsUige, warzue sy tauglich, sich unverwaigerlicl
weisen.
Sonderliche articul unsers taxators ambt und diennst betreffen
Unser verordneter taxator solle alle und yedo briefe, cop
concept, so wie oblant beratschlagt abgehört betzaichnet und von (
ernturien zum IttgtforöftFH und Verfertigung gegeben worden, nach
und wie sy auf papir oder pergaraen geschriben werden sollen, um
sere cantzleyschreyber, die wir zu unsern kayserlichon reichssach
prauchen, ordenlichon austhaillen, bey inen anhalten, damit die i
briefe BOBfariicn abflf die posten, daran uns und dem heiligen re
logen, auch die armen unvermuglichen partheyen, so uns von fe:
ftMfrt nachraisen, umb unsere gnedigehilf- und einsehung irerbesclr
halben ansueehen und auf ire fertigung unvermugenshalb nit lang
laufen, desgleichen auch die Vertagungen-, pas- und glaidtsbrief,
etwo die tagsatzung in kburtzen bestimbt und darbeneben die ander
ditionen auch wvill v innrer muglich mit der ferttigung gefordert w
t'nd was also täglich* aufgearbaitet und verfertigt, auch von unsern
tarion, so die minuten oder copey coneipiert oder angeben und ini
wie eben bey irein he voteh gemeldet, wider überlesen und an gepur
ort mit iron namen underschribon, solchs alsdann unserm cantzleyd
zu «stellen mit dem beveich, das er die ordenlichen zu pester und gel
ml zum fern nur n zaichen trage, widerumb hole, ime taxator zu 1
bringe und darinu solche Ordnung halte, nämblich das alle bric
porganienen oder papier geschriben, gnade, iustici oder wasserlay i
?n< trottend t, zuvor ev uns vorbracht, über vorig unser secretari r
mich mit unsers vieecantzlers und nachmals, wofer die mit unserm g
m>] Mi mittelem sigel Wsigelt werden sollen oder sonst al solche
weren, Jura n uns und dem heyligen reich gelegen, mit unsers ertzcai
lieben nevenund churfü raten des ertzbischoffen zu Meintz hanndtge*
oder aber seiner lieb abwesens von unserm kayserlichen hof an der
durch yetztgeduchten vicecantzlern mit disen wortten: ,Vice ac i
roveremiissimi dorn ini archicancellarii Moguntini' gezaichnet seien
Was dann nach nnserm angesetzten handtzaichen darund<
papieren briefen, missiven oder patenten were, die sol unser 1
übersehen, was von mitten registriern lassen und volgendts so e
siven, dieselbige samht iren zuegehörigen einschlussen, bey- oder z
verschliesson, solche papiren brief alle mit unserm secret, so w
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471
zoe8tellen lassen und vertrawet, versigln und furter den ansuchenden
partheyen mit einbringung der gepurender tax oder aber nach gelegenhait
durch die post oder andere pottschafft, wie er dessen von unserm ertz-
oder vicecantzler beschiden wierdet, hinferttigen und nit ligen lassen,
yedoch was er also yeder zeit bey der post oder andern potten hinzu-
schickhen verordnen wierdet, dasselbig vleissig in ein sonder post- oder
pottenregister sambt dem tag der hinferttignng und des postmaisters oder
der potten relation einschreiben , wie und welchergestalt soliche Sachen hinge-
ferttigt und uberantwort, desto besten diger Wissenschaft yeder zeit zu haben.
Was aber der andern pergamen briefen, so die allenthalben wie
yetz verordnet underzaichnet sein, sy betreffendt recht, gnad, gaben,
leben, freyhaiten, indulten, confirmation, nomination oder process, nichts
ausgeschlossen, dieselbig sollen sambt den minuten und concepten unserm
verordneten registratori behendigt, seinem hieunden angetzaigten bevelch
gemess damit zu geparen, und darnach zur besiglung angehengt werden.
Und sol nochmaln gedachter unser taxator soliche brief so mit unserm
grossen und mittlem sigeln zu besiglen , wie dann auch diejhenigen so
under dem secret verferttigt, alle nach gelegenhait der sachen, gnaden
und gaben getreulichen taxiern, inmassen wir im derowegen ein sondere
taxordnung gegeben, darwider er niemandts noch umb schanckhung, ver-
bais, neidt oder hass willen aufzuhalten, noch auch ausserhalb unserer
aignen Sachen einichen briefe one taxiert durchgeen zu lassen, er werde
dann dessen also von unserm ertzcantzler oder seiner lieb abwesens von
unserm vicecantzler aus unserm bevelch oder erheblichen Ursachen be-
schaiden; doch in feilen, so villeicht in unser taxordnung nit begriffen
sein möchten, pestes verstandts und damit den partheyen zu pillicher bo-
schwerung khein ursach gegeben werde handien oder darunder sich bey
unserm ertz- oder vicecantzler berichte erholen und alsdann, was soliche
tax ist, auf einen yeden briefe zuruckh an gwendliche ortt nit durch ziffer
oder numeros, sonder nach lengs schreiben.
Darauf er dann auch selbst soliche briefe und expeditionen mit an-
geschobener tax unserm ertzcantzler oder seiner lieb abwesens, wemo
alsdann unsere kaiserliche sigel bevolchen, zum sigel pringen, versiglen,
wider zu seinen handen nemen und in der versiglung disen underschaidt
halten sol, das er alle hohe regalien, lehen, was churfursten, fursten,
fursstmessigen gegeben, auch grosse haubtverschreibungen , adels- und
andere freyhaiten mit unserm grossen, aber denen vom adel, lehen,
wappen und andere geringere gnaden briefe mit unserm mitlern insigeln
besigle und das summarium eines yeden briefes in ein register, so bey
angeregten unsern insigeln ist, einschreibe.
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472
Und boI alsdann unser taxator die partheyen geförlicher weise ferner
nit aufhalten sonder gegen erlegung der angeschribener tax inen die expe-
ditiones verfolgen lassen, und was er also in beysein vilgemelts unsers
ertzcantzlers gegenschreybers, den sein lieb dabey haben mage, einnemen
wurdet, treulichen verwaren und sambt demselbigen gegenschreiber dar*
über und solicher einnam wegen register halten.
Doch solle er gnete achtung in ausgebung solcher briefe bey unserm
registrator haben, damit khain briefe, welcher unser und des reichs not-
turfft nach zu registrieren ist, one registriert den partheyen gelifert, das
auch die bewilligung oder decret der adels- und wappenfreyhaiten , so
hinaus gelöset, sambt den verpesserten, von newem gegeben bewilligten
oder confirmirten wappensnottuln in ein sonder puech, so die wappen-
registratur genennet, wurdet eingeclaibet und bey unserer keyserlichen
und des reichs registrator behalten werden.
Und was expeditionen durch unsern ertzcantzler oder seiner lieb
abwesens den vicecantzler aus unserm sondern bevelch oder erheblichen
Ursachen gefreyet werden, die sollen unserm taxator als taxiert vor ein
einname und der nachlas mit bescheynung desselbigen als vor ein aus-
gäbe in seiner rayttung, so die von ime yeder zeit erfordert, passiert werden.
Sovill dann den obangeregten unsers ertzcantzlers lieben neven
und churfursten des ertzbischoven von Meintz gegenschreiber anlangt,
haben wir sein lieb freundlichen und genedigclichen heimgestelt, den-
selbigen (jedoch diser unser Ordnung in allen puncten und articuln gemes)
seines ambts und Verhaltens zu instruiren.
Wir wollen auch, das unser kaiserliche reichscantzleytaxator in
allermassen, wie oben von unsern secretarien gemeldet, zu zeitten er mit
unsern keiserlichen und des reichs geschefften nit sonderlich beladen und
one Verhinderung derselbigen besehenen mage, in Sachen unsere erb-
künigreich und lande, warzue er tauglich und er unsertwegen angeschafft,
unverwaigerlichen sich geprauchen zu lassen schuldig seye, doch das er
unser kayserlichen und des reichs Sachen noch auch der taxregister under
andere vermische.
Sonderliche artieul unserer kayserlichen reichssachen registratorn
betreffendt.
Unserer kaiserlichen reichssachen registrator sol hinforan alle und
yede offen briefe und patent, so under unserm bekhennen oder einbieten
in das reich under unserm anhangenden oder secretinsigin gefertigt
werden, sambt allen Instructionen nach unsere ertz- oder vicecantzlers
Wsohoit in underschiedliche bnecher registrieren und nit durcheinander
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473
vermischen, sonder was regalien, reichsiehe n und darzue notwendige
gwalts briefe seindt, darüber sonderliche leben oder feudal von andern
expeditionen nach gelegenhait der Sachen sonder commun buecher machen
and in kheinen wege einicben original briefe, er betreff gleich, was er
welle, mit seiner handtregistrata betzaichnen oder ausgeen lassen, er
habe die dann gegen dem erst gemachten minaten, copey oder concepten
übersehen und gleichlautendt befunden.
Und woverr es ye gesein mage, so sol er unser registrator darob
und an sein, damit, bevor und ehe den partheyen ire expeditionen zue-
gestelt, dieselbige durch die hierzue verordnete cantzleyschreyber und
inen selbst von wortt zu wortten eingeschriben, sonst aber, da die geschafft
also heuffig, das alsdann zum wenigsten über ein monat lang nichts un-
registriert ligen pleibe, sonder bey Vermeidung unserer straff vleissig in
die fnrgenomene puecher pracht, auch gegen den originaln oder gleich-
lautenden copeyen von den schreybem collationiert und warhafft gemacht
werden.
Aber die copeyen von den gemainen besehlossnen missiven und
bevelchen sollen von unserm registrator, nachdem sy mundiert sein, auf-
gebebt und zu khunfftigem wissen, gedächtnus und notturfft ungeverlichen
mit dem snmmario, was ain yegliche in sich helt und wen dieselbig an-
treffen, yederzeit, sopald es gesein mag, in ain sonder puech geschriben
nnd ain tabellatur oder index darüber gehalten, auch was darunder be-
fanden anhengige Sachen betreffend^ solches bey die andere handlungen
solcher anhangenden Sachen dieselbig damit zu complieren, zu ergentzen
und 8oliches alles bey der registratur verwarlich gelegt und behalten werden
and darüber soliche gedächtnus fassen, damit auf erfordern er das wider
heraus zu notwendigen beratschlagungen geben muge.
Er sol auch niemandt frembdes über unsere kaiserliche und des
reichs registratur gen oder ichtes daraus lesen oder schreiben lassen, dann
wem es vermug diser unser Ordnung gepurt oder wess er durch unsere
ertz- oder vicecantzler derhalb beschaiden wirdet.
Und sol sonderlich unser registrator alle unsere kaiserliche reichs-
Sachen, hendel und registratur, hoch und nideriche, in solicher gueter
ge warsame, es sey in unserm stilleger oder da wir über landt ziehen, in
sorgfeltigkhait haben und behalten, damit er uns, unserm ertz- und vice-
cantzler auf yederzeit erfordern aufrichtige lifferung thuen muge und
darüber beschaidt geben.
Und ob ainiche acta, briefliche urkhundt oder andere gerechtigkhait
ans unserer cantzley, doch mit unsors ertz- oder vicecantzlers vorwissen,
hinweggelichen oder durch unsere kaiserliche potschafften auf tegon, in
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474
schickhungen oder sonst gepfaucht werde, sol unser registrator, der sol-
ches hinausgehen oder leihen wurde, was es sey, in ain sonder darzue
verordnet puech eigentlichen aufschreiben, damit man solches wider zu
erfordern und unserer cantzlej hendel zu ergentxen wusste.
Dartzue sol er auch darob sein, damit aller regalien, stet und lehens-
pflichten, glaidts- und passbrief (wie lang die gegeben) auch alle tag-
satzung und notturfftige Instruction in sonderliche darzae verordnete
puecher geschriben werden, damit man in den handlungen eines jeden
stuckhs notwendig wissens entpfachen und haben muge.
Woverr dann auch sonst neben seinem jetzbevolhenen ampt und
bevelch unser registrator in unsern kaiserlichen reichssachen zum schreiben
oder sonst zu geprauchen, sol er in dem (doch unverhindert dessen, so im
in diser Ordnung sonderlichen auferlegt) auf unsern, unsere ertz- oder
vicecantzlers bevelch zu gehorsamen schuldig sein und sich mer nit als
unsere secretarien und taxator verwidern.
Sonderlich artieul unser kaiserliche reichshofcantzlejschreyber
betreffende
Unsere kaiserliche reichshofcantzlejschreyber, so auf und ange-
nomen seindt oder auf und angenomen werden, sollen zu stattlicher auf-
richtung und verferttigung obberuerter Sachen zu Sommerzeiten morgens
zu sechs und wintterszeiten zu siben urn und nachmittags al wegen umb
ein ur in den verordneten zimer erscheinen, darum und sonst nindert
änderst irem ambt und dienst ausswartten, auch vor mittags bis zu zehen
and nachmittags bis zu fünf urn bey den händlen bleiben, welches wir
auch auf ermelte unsere secretarien, taxatorn und registratorn , doch
auf messigung unsers ertz- und vicecantzlers, verstanden haben wellen.
Woverr es aber die notturfft erforderte und von unserm ertz- oder
vicecantzler yemandts angesagt wurde, in eylenden Sachen in die cantzlej
zu khomen oder über die ernente zeit darinn zu pleiben, zu verharren und
was im bevolchen auszurichten, demselbigen soll gehorsamblichen nach-
gesetzt werden.
Wir wollen auch, das beruerte unsere cantzleyschreyber, was inen
von unsern secretarien, taxator und registrator in unsern kaiserlichen
und des reichs Sachen zu schreiben furgeben wirdet, solches alles an-
nemen, schreiben, willig gehorsam seyen und sich khainer darinn auf den
andern verwaigere.
Doch sollen in wichtigen Sachen und die nit nach gemainen for-
mularien verferttigt, ir khainer khain copey oder minut abzusebreyben
und zu ingrossieren annemen noch schreiben, dasselbig sey dann inmassen
L
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475
wie oblant und bey unserer secretari dienst verordnet, der gepür abgehört,
passiert und signiert worden.
Und so irer ainicher oder mer also die verzaichneton copey abge-
schriben hat, so sol er mit der copey zu dem secretari, der sy concipiert
oder angeben hat, und mit ime den brief dagegen überlesen und corri-
gieren, yedoch an namen, zuenamen, summa, tagen oder zeit, datum,
jarzall oder andern gefarlichon und dergleichen enden nit radieren oder
so der ort radiert werde nit ausgeen lassen, es habs dann zuvor unser
ertz- oder vicecantzler gesehen und yerwillige, das man es ausgeen muge
lassen, damit es darnach nit für ein falsch oder unfleiss der cantzley muge
geachtet werden ; und so der brief corrigiert und vom secretario sein nam
underschriben ist, soll der secretari oder Schreiber solichen brief sambt
dem concept dem taxator geben.
Sy sollen auch in dem, was inen zu schreiben fargelegt und under-
handen gegeben, sich nit sperren noch einer auf den andern verziehen
oder eich entschuldigen, sonderlich aber die papiren brief alle tag auf-
schreiben und disfals unserm vicecantzler, secretarien, taxator und regi-
strator gewerttig und gehorsam sein.
So wellen wir auch, das unsere cantzleyschreyber den tag und die
bestimbten stunden aus in der cantzley warten und seyen; welche aber
zu zimblicher zeit und so sy nichts zu schreiben netten, ausgeen wellen,
sollen die andern und alle zeit zum wenigisten der halbthaill in der cantzley
warten, ob geschefft furfiellen, das die nit verhindert, sonder durch sy
gefertigt werden, und die so ausgeen wollen sich ansagen, damit man sy
ob not wurde zu finden wüste.
Und zu handthabung diser unser Ordnung wellen wir hiemit unserm
taxatorn und registratorn eingepunden haben, das sy taglich vor- und
nachmittag auf unsere cantzleyschreyber ir fleissig aufmerckhen haben,
damit sy zu rechter zeit in die cantzley erscheinen. Wo aber ir ainer
oder mer, nachdem die negst ur bey der cantzley die stundt, in deren die-
selben unsere cantzleyschreyber in der cantzley erscheinen sollen, ge-
schlagen und er nit gleich in der cantzley ist, sol er für dieselb stund
ain halben patzen geben; bleibt er dann die ganze stundt aus und noch
aine darzue, alsdann zusambt dem ersten halben patzen noch zwen halb
patzen und für drey stundt drey halb patzen neben und mit dem ersten
in ain besondere eysene puchssen oder sparhafen, so derhalben gehalten
werden und den Schlüssel darzue unser taxator und registrator haben
sollen, also paldt zu straff zu erlegen schuldig sein. Wo aber ainer solche
straff zu erlegen waigern wurde, bevelchen wir weitter unserm taxatori,
das er demselben so also unfleissig und ungehorsam sein wurde soliche
Archir. LXXXIV. Band. II. Halft«. 32
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»traf an «einem bibalio oder besoldung abziehe. Und was also in soliche
\mxün zu straff gefeit, das sollen mergedacbte unsere cantzleyschreyber
waan sr sonst ir bibalium taülen gleich nnder sich ansstaillen; doch
weilen wir sy an dem sambstagen nachmittag auch an den son- und feyer-
Lagon int lermassen gstreng halten, sonder nachdem als die ville der ge-
scheut < rigiden mag, in derselben zeit anhaimbsxu sein (sy werden dann
insonderhait erfordert) znegelassen.
So auch unsere cantzleyschreyber in unsern kaiserlichen reichs-
sachen nicht zu schreiben betten, wollen wir, das sy in anderer unserer
erbkumgTeich und lande gescheut da sy darzue erfordert zue schreiben
schuldig sein sollen.
Sonderliche artical unsern cantzleydienner betreffende
Unser cantzleydienner sol sich alwegen somerszeit ain halbe stundt
vor sechs um und Winterszeit ain halbe stundt vor siben urn in das
Zimmer« da die cantzley gehalten wierdet, fuegen, alles was verruckht zu
recht stallen und ordnen, einhaitzen und was da der cantzley halben zu
hau dien not ist und er zimblicher weise gehaischen wirdet, darin n er auf
ain taiator ain aufsehens haben sol, thuen und aussrichten. Er sol auch
r der cantzley morgens, den tag und zu abents wol verwart haben,
mandu der nit darein gehört oder erfordert wirdet darein lassen noch
ii , auch niemandt über brief oder gehaimb lassen, sonder wo er
siw-ht oder was der cantzley zuegehörig verwaren und die gehaimb wie
id genuinen puncten begriffen ist verschweigen.
" 11 i sol sich sonst weitter seines diensts halben verhalten, wie ime
derwegen ain sonderliche Instruction zuegestelt worden ist.
Wo unser kaiserliche reichscantzley gehalten werden sol.
Beschlieslichen so ordnen und wellen wir, das an orten, da wir
jederzeit im heilligen reich, unsern künigreichen oder erblanden unser
beharlich hofleger haben, zu haltung unser kaiserlichen reichscantzley in
unsenn palatio, hofe oder herberg oder wo es der platz nit geben mag zu
D andern heusern ordenlich und gnuegsame zimmer durch unsern
obersten hofmaister oder marschalch ausgezaigt und von unsenn ver-
ordne hm cantzleydienner, der auch sein aufsehen auf unsern ertz- und
vicBOmtzIer haben soll, yederzeit sauber gehalten und verwart, des-
gleichen unsern secretarien und andern cantzleypersonen sambt unser
hofriHeu und postmaistern am raison über landt und dann auch in be-
nnnih'hiin legem, erber gelegen herbergen nahend bey unsenn vicecantzler
gegeben werden, alles zu fhrderung unserer cantzleysachen und expedition.
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So wir aber nach gelegenhait unserer auch unserer kunigreich landt
und leut obligen über landt raison, sollen sich unsere secretarien unserm
vicecantzler in yedem leger antzaigen and die cantzieyschreyber sich
nahendt bey inen enthalten und khainer an ir Torwissen vor inen aus
den herbergen wegkhraisen oder hinder inen pleiben, alles bey ernstlicher
straf und verlierung irer diennst.
Und so die zeit ist über landt zu reisen, sollen die secretari, taxator
und registrator von unserm vicecantzler beschaidt entpfahen, was Sachen und
händel sy mit nemen, und die alsdann wol verwarlich einmachen und sonst
nichts frembdts auf die verordnete wägen nemen, legen noch laden lassen.
Und sollen auf dise unsere Ordnung, sovill dieselbig ain yeden be-
rueren thuet, unsere vicecantzler, secretarien, taxator, registrator,
schreyber und cantzleydienner so sy auf und angenomen werden glnbd
thuen und schwören wie hernach voligt:
Des vicecantzlors aydt.
Der vicecantzler soll geloben und einen aydt zu gott und den
heilligen schweren, das er zuvorderst uns als dem herrn und dann
unserm neven und churfursten dem ertzbischoven zu Maintz als unserm
ertzcantzler getrew, gehorsam und gewerttig sein, unsern und seiner lieb
schaden warnnen, fromen fordern, auch alle und yede unsere und des
heiligen reiche, desselbigen glider und underthonen Sachen und geschefft
so furfallen werden neben andern unsern verordneten Presidenten und
raichshofräten nach seinem pesten verstendtnus beratschlagen, bedengkhen
und erwegen helffen und was darinn beschlossen wirdet, sovill ime zue-
steet, volnziechen und zugeschehen verschaffen, in schwären Sachen die
handt selbst mit ansetzen, darzue das er an unsere ertzcantzlers stat
in unser cantzley vleissig aufsehens haben, damit registriert und alle
händl in gueter Ordnung gehalten werde, auch was in gehaimen Sachen
gehandelt, geratschlagt und geschlossen wirdet, uns und dem heiligen
reich zu nachtaill zu ewigen tagen verschweigen, bey ime in gehaim
halten und sonst diser unserer Ordnung sovill die inen betrifft zum
vleissigisten nachkomen wolle, alles treulich und ungeverlich.
Der secretarien aid.
Die secretarien sollen geloben und schweren, das sy zuvorderist
uns als dem herrn und dann unserm neven und churfursten dem ertz-
bischoven zu Maintz als unserm ertzcantzler getrew, und gehorsam sein
wellen nach irem pösten verständtnus und vermugen, unsern und seiner
lieb schaden warnnen, fromen und pestes werben, irem ambt mit conci-
82*
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piren, schreiben und andern so inen yederzeit bevolchen wirdet treu-
lichen und mit vleiss vorsein, alle zuefallende Sachen und brief, so an sj
vermug diser unser Ordnung gelangen, forderlichen anbringen, so die
zuegelasson vleissig ferttigen und gefärlichen nit anftziehen, auch ainiche
brief one wissen unsers ertz- oder seiner lieb abwesens des vicecantzlers
nit zaichnen oder ausgeen lassen, sonder in allen Sachen auf yetzbemelte
unsere ertz- und vicecantzler, wie sich gepurt, ain sonder aufsehen haben
und mit derselbigen wissen verhanndlen, die ratschleg, so sy im rat der
cantzley oder sonst in gehaim verneinen, schreiben oder handien werden,
in gueter gehaimb halten, die niemandts offenbaren noch yemandts deren
warnung oder antzaig thuen, khainer parthey auch weder die anderen
raten noch auch khainen brief, ratschlege oder hendel one erlaubnns und
boschaidt unsers ertz- oder vicecantzlers yemandts abschlifft oder copeyen
geben und sonst diser unser Ordnung sovill dieselbige sy beruert zum
vleissigisten nachkhomen, alles treulich und ongeverdt.
Des taxators aid.
Der taxator soll geloben und schweren, das er znvorderist uns als
dem heim und dann unserm neven und curfursten dem ertzbischoven
zu Maintz als unserm ertzcantzler getrew, hold und gehorsam sein, fromen
und pestes nach seinem vermugen und verständtnus werben, alles das-
jhenig so im dise unsere Ordnung in gemain oder insonderhait auferlegt
verrichten, auch alle und yede unserer kaiserlichen reichscantzleygefell
von yeden briefen, inmassen dieselbig taxiert oder wie er darüber von
unserm ertz* oder seiner lieb abwesens vicecantzler beschaiden wirdet,
getreulichen einpringen, entpfahen, in die ordenliche sein und des gegen-
schreibers register eintzaichnen und eintzaichnen lassen und, wie sich
gepurt, vermug diser unserer Ordnung verrechnen und lifferung thuen,
auch sonst seinem ambt in allem so ime geximpt treulich vor sein und
was er bey den Sachen in der cantzley oder sonst in gehaimb verneinen,
schreiben oder handien wierdet, in gueter gehaimb halten, solches nie-
mandts offenbaren noch der© wegen einichen warnung oder antzaig thuen,
auch khainer brief, ratschlege oder hendl one erlaubnus und sondern be-
echatdt unsers erti- oder vicecantzlers yemandts copey oder abschlifft
geben, alles treulich und ungeverlich.
Des registrators aid.
Der registrator soll geloben und schweren, dass er zuvorderst uns !
als dem herra und dann unserm neven und chvfiirsten dem ertzbischoven
* fthlt im IV
isle
479
zu Maintz als unserm ertzcantzler getrew, hold und gehorsam sein welle,
nach seinem pösten vermugen und verstendtnus unsern und seiner lieb
schaden warnnen, frommen und pestes werben, alle und yede regalien,
leben, Privilegien, indult, conürmation und andere brief, so in unserm
namen ausgeen werden, sovill die notturfft erfordert, treulichen und
vleissigclichen selbst registrieren und registrieren lassen, seinem ambt
mit schreiben und anderm so ime yederzeit bevolhen wirdet, treulichen
Tor sein, was er in der cantzley oder sonst in gehaimb vernemen, schreiben
oder handien wirdet, in gueter gehaim halten, niemandts offenbarn oder
yemandts, so in diser unser ordnung dessen nit fueg hat, warnung oder
antzaige thuen, auch khaine brief, ratschlege oder hendl registriert oder
ouregistriert one erlaubnus und sondern beschaidt unserer ertz- oder
yicecantzlers copey oder abschrifft von sich geben welle und sich sonst
unser Ordnung sovill die inen berueren mag gemess verhalten, treulich
und ungeverlich.
Der 8chreyber aid.
Die schreyber sollen geloben und schwören, dass sy zuvorderst uns
als dem heim und dann auch unserm neven und churfursten dem ertz-
biscboven zu Maintz als unserm ertzcantzler getrew und hold sein, schaden
warnnen und pöstes werben wellen, auf unsere ertz- und vicecantzler,
auch die verordneten secretarien gehorsamblichen warten und was inen
yederzeit bevolhen wirdet, dasselbig mit vleiss verrichten und khains-
weegs zue schreiben verwaigern oder auf ain andern schieben, sonder zum
vleissigisten und fui'derlichisten ferttigen und was inen also zu schreiben
furkhombt oder was sy sonnsten in unsern und des reichs auch der par-
theyen Sachen haimblichait hören, in gueter gehaimb halten, niemandts
offenbaren noch dessen ainiche warnung thuen auch khain brief, rat-
schlege oder händl, wie die namen haben möchten, niemandts copey oder
abschlifft geben one unsers ertz- oder vicecantzlers oder der secretarien
sondern bevelch, und sonnsten diser unser Ordnung sovill einen yeden
die betrifft zu geleben und nachzukhomben, alles treulich und ungeverlich.
Des cantzleydieners aid.
Der canntzleydienner soll geloben und schweren, das er zuvorderst
uns als dem herrn und dann unserm neven und churfurssten dem ertz-
bischoven zu Maintz als unserm ertzcanntzler getrew und hold sein welle,
seiner lieb auch dem vicecanntzler, secretarien und taxator gehorsam
leisten, die cantzley tags und nachts treulichen verwaren, was ime von
unserm taxator bevolchen wierdet embsig verrichten und sonst diser unser
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ördnung, sovill die inen betrifft, auch seiner sonder habenden Instruction
zu gelben und nachzukhomben, alles getreulichen und ungeverlich.
Hierauf gebieten wir allen nnd jeden so unserer cantzley verwondt
und in diser unier ««rinung begriffen, das sj derselbigen Ordnung in allen
niil | i- q iren puncten und articuln gestrackhs auch vleissig und ge-
horsam blichen nachkamen und geleben bey verlierung ir yedes dienst
auch I ►rmeidung unser straff und nngnad.
1 tid behalten uns darneben t»>t Tennelte Ordnung yederzeit unserm
ten an>ehen. willen und gefallen nach zu mindern, zu meren und
tu T*raa iern.
^ben in unser und des re:cns stat Augspurg unnder unserm hiefiir-
. tfui sevrvsinsi^eL den ersten tag junii anno etc. im neunund-
; >ten. unserer reiche des römischen im neunundzwaintzigisten
nnd *W an iern iai irejun 1 ireissüristen.
Ferünanius m. p.
P^i'.el anraie: :>o pus
:;jljls Arvi -cJuioelLiri^s sN~ubscripsi].
LS.
i . Seil
Ad mandatum domini electi
imperatoris proprium:
L. Kirchslager m. p.
Beilage II.
I rr Kanzler an iea Kaiser. Asenaffenburg 1620, Mai 6.
^Zwei Cop» im Wiener Staatsarchiv, Reichshofkanslei 1.)
Alleriurchieuehtigister allergnedigister HeiT.
R, K. M1 werden sich allergnedigist erinnern, was wegen ror-
IttiWnder abs»"nlening der kanzleiexpeditionen unter dato dem 2. martij
[iMitrstliinan dieselbe ich in underthenigistem gehorsamb gelangen lassen,
n hab ich nit underlas^en. mich inmittelst in denen bei meiner
fJAnilw befindlichen acten wie auch den alten kais. canzleiordnungen und
iiititnii tionen zu ersehen und dem werk weiters angelegenen vleisses nach-
zmlimketi, da sich dan befunden, das alle und jede under E. E. Mk und
-1 •> ^ 1 1 1 h löblichen vorfahren kais. insigel und insonderheit dem angehefftem
Rntgtöttes und gepotten an die stende des reichs, auch die mit auslendischen
für ftte n nnd potentaten gehaltene correspondenzen, kriegs- nnd andere
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Sachen, die haben gleich das reich oder E. E. M1 erblande ausser boeder
königreich Hungarn und Böheimb betroffen, ohne underschied jederzeit
bei der reichscanzlei gewesen und in des reichsvicecanzlers und ihme
nachgeordneter canzleibeamten als secretarien, taxatorn, registratorn und
scribenten direction und expedition gestanden, bis dass cardinal Clesel
bei der negstabgelebten E. M* zu seinem privatvortheil nit ohne vieler
stände merkliche beschwerung und andern daraus erfolgten confusionen
ein andere de facto gleichsamb durchzudringen understanden.
Obwohl nun ich mir aller zweifei keinen mache, £. E. M* werden an
solchen neuernngen so dem heiligen reich und dem erzkanzellariatamt zu
merklichem abbrach gereichen, kein gefallene tragen, sondern viel lieber
sehen, das alles bei denen von dero löblichen vorfahren wohl bedächtlich
aufgerichten alten Ordnungen verbleibe, gestalt deroselben allergnedigiste
meinung ich jederzeit dahin eingenomen und verstanden hab.
Dieweil ich jedoch die underthenigiste vorsorg getragen, damit bei
zeiten demtwegen von mir gehorsambiste wohlmeinende erinnerung be-
sehenen sollte, man möchte vielleicht mit solcher vorhabenden Separation
fortfahren und hernacher dem werk schwerlich zu helfen sein und dan
wohl gewiss, das hieraus nit allein merkliche confusiones verursacht,
hohe und niedere kanzleiofficier an einander gehängt, sondern auch die
expeditiones dardurch merklich gesteckt, ja wohl endlich die stände des
reichs, welche auf alle und jede E. E. M* actiones und regierung ein
scharpfes aug haben, ihr interesse und empfindung dabei scheinen lassen
und E. E. M' aus solchen allem mehrern unlust und nachtheil als vorthel
zue gewartten haben würden; zu geschweigen, dass alle deroselben expe-
ditiones weit grössers ansehen und nachdruck haben wan sie von des
heiligen reichs kanzlei herrühren:
So hab ich erwogenen umstenden nach nit umgang nemen können
noch solin, E. E. Mt deswegen gehorsamlich anzulangen, zu deroselben
allergnedigisten belieben stellend, dieweil die kanzleiordnung kaisers
Ferdinandi ausführlich und wohl begriffen und nit zu zweiflen, wan die-
selbe renovirt und was nun ein zeit lang für missbräuche dagegen ein-
gerissen, verbessert würden, dem werk damit wohl gedient were, ob sie
mit Zuziehung dero geheimben raths und vicekanzlers (deme ich derent-
wegen befelch ertheilt) solches für die hand nemben lassen wollen, under-
thenigist bittend, diese meine gehorsambliche underthenigiste erinnerung
anders nicht dan wie sie von mir ganz trewherzig aufrichtig im besten
zu vermerken.
E. E. M1 damit dem allmechtigen gott zu langwüriger und besten-
diger friedfertiger kais. regierung, mich aber derselben samt meinem erz-
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stift zu bishero gespürter kais. gnaden unthenigist und gehoreambist
empfehlend.
Datum Aschaffenburg in meiner Sl Johannisburg den 6. Maii 1620.
E. K. M1
unthenigster gehorsamer churfürst
Joannes Suicardus,
Archiepiscopus Moguntinus.
G. Dapperich.
Beilage IQ.
Anmerkungen über die von dem Wienerischen Hofe der schuldigen
Auslieferung des Reichsarchivs entgegengestellten Einwendungen.
Abschrift aus dem Frankfurter Diarium über die Krönung Kaiser Karls VIL,
1742. Beilagen zum Diario 42, XI, Wien, Archiv des k. k. Ministeriums des
Innern (Karl VH. 7 ex 1742).
Es begehret niemand in abrede zu stellen, dass die österreichische
canzlei erst unter Ferdinando II. 1620 einen eigenen canzler bekommen
habe und hieraus erst in neueren Zeiten eine eigene oesterreichische canz-
lei durch weitere absonderung von derjenigen stelle, so die oesterreichischen
landsachen zu besorgen hat, errichtet worden sei. Ebenso notorisch als
dieses seien auch hergegen die klagen so das reich darüber geführet, dass
andurch jüngsthero fast alle kaiserliche reichsgeschäfte unter dem namen
geheimer hauss- und Staatsangelegenheiten von der reichscanzlei ab zu
gedachter oesterreichischon staatscanzlei gezogen worden. Die reichs-
canzlei hat ihren wesentlichen Ursprung mit dem anfang des teutschen
kaiserthums genommen, durch diese sind alle kaiserliche, reichs- und
Staatssachen gegangen, welche sowohl in kaiserlichen als churfurstlichen
pflichten in der person ihres Oberhaupts, des churfursten von Mayntz
stehet und nebst denen reichsangelegenheiten auch die davon inseparable
gemeine weltsachen zu besorgen, auch zu diesem in zwei besondere expe-
ditiones als die teutsche und lateinische abgetheilet hat. Diese uralte
Verfassung ist von dem durchlauchtigisten erzhaus nicht geändert worden
als solches ganze königreiche acquiriret, sondern dio unter Ferdinando I.
errichtete königlich- hungarisch- und böhmische hofcanzleien sind nicht
weniger als die hernach entstandene andere privathauscanzleien bei ihren
land- iustiz und dahin einschlagenden Sachen geblieben. Eine derartige
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hofcanzlei zu errichten ist weder des reiche noch denen anderen haus-
canzleien entgegen gewesen. Bis zu Ferdinandi II. Zeiten war das erz-
henogthum gemeiniglich vertheilet und da die kaiserliche linie öffters den
kleinesten theil davon besasse, so war dieses eben die ursach, warum die
kaiser die kostbare bestellnng eines eigenen oesterreichischen canzlers
ablehnten. Mit der unter Ferdinand II. erfolgten Separation war die
reichscanzlei anfangs gar wohl zufrieden, weil sie glaubte, die oester-
reichische würde bei ihren landsachen alleine bleiben. Es ereigneten
sich aber gar bald sehr viele und mehrist schon ad acta publica gebrachte
gravamina; dann dieselbe massete sich des vorhin geführten kaiserlichen
styli sowohl als auch der reichsstandserhebungen an und sie suchte in
der that die reichscanzlei unter sich zu bringen und die vornehmsten
reiche- und Staatssachen an sich zu ziehen. Zu solchem ende wurde
endlich in diesem seculo aus mehrgedachter oesterreichischen canzlei eine
absonderliche kaiserliche staatscanzlei formiret in der absieht, die reichs-
canzlei von der besorgung aller reiche- und staatsgeschäften auszuschlies-
sen. Ob nun wohl also der reichsvicecanzler nebst denen reichsangelegen-
heiten auch die oesterreichische land- und haussachen ehedessen besorgt
hat, so sind doch durch die unter Ferdinando II. erfolgte Separation die
oesterreichische landsachen alsofort auf einmahl von der reichscanzlei
gänzlich abgesondert worden und von diesen actis ist bekanntlich kein
blatt im reichsarchiv vorhanden. Ebensowenig sind die originalia von
testamenten heirathscontracten etc. zur reichscanzlei oder zur oester-
reichischen hofcanzlei gegeben, sondern allezeit bei hof in dem so ge-
nannten schätz aufgehoben worden. Die denen oesterreichischen land-
standen ertheilte privilegia caesarea können hieher auch zu keinen vor-
wand dienen, da solche so oft sie von kaisern als kaisern ertheilet worden
von der reichscanzlei nothwendig ergehen müssen, die originalia auch
schon ohnehin in gedachter landstände händen sind. Und so verhält es
sich auch mit denen oesterreichischen investituris passivis, wovon die
originalia nicht dem investito sondern derjenigen canzlei gehören , aus
welcher die lehen vergeben werden. Uiberhaupt bringet die natur der
ieutschen reichsverfassung und eines jeden wahlreichs von selbsten mit
sich, dass jedem successori die anteaeta seines vorfahren ohne anstand
ausgeliefert werden müssen. Die anverlangte Separation an sich selbst
ist so ohnmöglich als ohnstatthaft. Alle kaiserliche Staatsgeschäfte
sind jederzeit vornemlich in kaiserlichem namen verhandelt
worden. In der ganzen Staatsregistratur sind gar wenig instruetiones
oder relationes der kaiserlichen gesandten zu finden wo nicht die kaiser-
liche oder reichssachen den grösöten theil ausmachen, welche aber von
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denen hausangelegenheiten abzusondern und die passus herauszuschneiden
ohnehin nicht thunlich ist. Der wienerische hof hat sich damit zu be-
gnügen, wann ihm wie allen anderen reichsständen benöthigten falls aus
der gemeinen reichscanzlei die anverlangende nachrichten nnd abschritten
in copia vidimata künftighin ertheilet werden.
Was endlich die beisorge belanget so der wienerische hof nicht un-
deutlich zu erkonnen gibt, dass auf solche art alles, was er zeithero wider
andere hohe höfe geschmiedet hat, auf einmahl an tag kommen dörfte, so
ist solche so befremdend als ohngegründet. Die amtsobliegenheiten des
ersten churfürsten und cantzlers so dann die schwere pflicht der reichs-
canzlei bringen schon von Selbsten mit sich, alles was dem reich schaden
und unruhe erwecken könne geheim zu halten , wiewohl en deren jüngst-
hero wenig zur reichscanzlei gekommen; die alten aber haben wenig ein-
fiuss in die jetzige zeitläufte.
Beilage IV.
Extract einet Promemoria des Wienerischen Hofes die
Auslieferung des Reichsarchivs betreffend.
Abschrift aus dem Frankfurter Diarium über die Krönung Kaiser Karls V1L
1742. Beilagen zum Diario, 40, X. Wien, Archiv des k. k. Ministeriums des
Innern. Kail VII. 1 ex 1742. (Theilweise gedruckt Mitth. des Instituts für
österr. Geschichtsforsch. VIII, 8. 287 [Fellner].)
Man kann nicht nnerinnert lassen ausser allem zweifei zu sein,
dass schon von Zeiten kaisers Friderici III. an alle expeditionen sowohl
in reichs- als oesterreichischen angelegenheiten einzig und allein durch
die reichscanzlei besorget und die contrasignatur von einem zeitlichen
reichsvicekanzler vollzogen worden. Dahero man auch alle und jede acta
bei der reichscanzlei niedergeleget inmassen keine besondere oester-
reichische canzlei vorhanden gewesen und könten hier viele heiraths-
contracten verzichten vermählter erzherzoginnen und andere dergleichen
Urkunden angezogen werden, so man verlässlich weiss unter denen so
genannten reichsactis mit verwahret zu werden.
Zu Zeiten Ferdinandi I Maximiliani II und Rudolphi II findet sich
unter denen damaligen reichs vicekan ziem Seldio, Zasio, denen beeden
von Strahlendorff und dem von Ulm wie die vorhandene protocolla mit
mehrerem besagen, dass nicht allein die iudicialprocess von der nieder-
österreichischen regierung an den reichsbofrath per revisionem gebracht
sondern sogar die wienerische handwercksordnungen nnd derselben con-
firmationes privilegiorum von der reichscanzlei expediret worden.
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Dieses hat solchergestalten bis auf das jähr 1620 fürgedauret, da
Ferdinand us II eine oesterreichische hofcanzlei errichtet und derselben
zum ersteren hofcanzlern den doctoren Johann Baptist Verda nachmah-
ligen grafen von Werdenberg vorgesetzet. Wiewohlen sich nun darüber
der churfttrst Johann Schweickhard von Mainz beschweret, so hat es doch
bei der beschlossenen absonderung insoweit sein verbleiben gehabt, dass
von selbiger zeit an die austriaca provincialia durch die oesterreichische
hofcanzlei, der mehrere theil derer austriacorum publicorum aber durch
die reichscanzlei forthin expediret worden, dahero die mehriste vertrage
friedensschlüsse Wahlgeschäfte allianzen und mehr andere dinge, wobei
das durchleuchtigste erzhaus hauptsächlich mit interessiret war noch
lange darnach allein durch die reichskanzlei geloffen. Und ist successive
erst unter weiland Josephi und Caroli VI kais. W** glorreichesten regie-
rungen eine mehrere absonderung erfolgt.
Da nun solchergestalten ausser allem anstand ist, dass auch seit dem
jähr 1620 häufige documenta bei der geheimen reichsregistratur vorhanden,
welche privative dem durchleuchtigsten erzhaus zustehen, so wird und
kau ohnmöglich ein billigkeitliebendes gemüth I°M* der königin zumuthen,
dass dieselbe absonderlich in dermaligen umstanden alles ohne unterschied
an Churmainz oder Churbayern verabfolgen lassen sollten. 1° ist keines-
weges verborgen, warumen man churmainzischerseits zu der bei obbe-
wandter unlaugbarer der Sachen bewandnuss in der offenbansten billig-
keit gegründeten absonderung deren acten nicht schreiten wollen. Auch
hierunter wird der französischen anleitung gefolget und die absieht dieses
hofes zielet ganz kenntlich dahin ab, entweder alle geheimnüssen des durch-
lauchtigsten erzhauses zu entdecken oder aber der königin bei dem von
der Sachen wahren hergang nicht genug unterrichteten theil des reiche
gehässigkeit zuzuziehen.
Um solchemnach dieser nicht nur für das erzhaus, sondern auch die
meiste reichsstände, das gesamte reich und die ansehnlichste europäischen
mächten so sehr nachtheiligen absiebt zu begegnen, haben 1° M* die kö-
nigin nicht nur gleich allen anfangs und auf das erstere wegen des reichs-
archivs unter dem 9. octobris vorigen jahrs an sie beschehenes ansinnen
mittelst der dem 27. eiusdem erthoilten antwort zu sothaner absonderung
ungesäumt zu schreiten anerboten, sondern auch deme nachhero noch bei-
gefüget ganz wohl zufrieden zu sein, dass es mit aufsuchung deren in
ihres erzhauses registraturen vorgeblich vorhanden sein sollender reichs-
acten just so wie mit aufsuchung derer ihrem erzhaus zugehöriger und
mit denen reichsactis kundbarermassen ehedessen vermischter Schriften
gehalten werde.
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m
Wie zumalen nnn dargethanermassen die absonderung billig ja un-
üiitbnluüch ist, durch vorstehendes anerbieten aber alles was in puncto
■flüttü Absonderung nur mit einigem schein anverlanget werden kan
schon Vur fielen monaten vollständig erschöpfet worden, so ergiebet sich
kuwNtf der unablehnliche schluss von Selbsten, dass die schuld des Ver-
zugs und der dahero entspringenden Verantwortung nicht bei dem wie-
nerischen hof sondern bei Churmaina hafte, indeme man von der Zeit an
als ui.ui sich von Seiten des ersteren zur absonderung anerboten, damit
schon hAite fertig werden können. Wäre ein solches erfolgt, so würden
l M 1 königin auch in diesem stück ein überflüssiges gethan haben,
wie dann allerhöchstdieselbe es annoch zu thun erbietig seind und hier-
tiächst die iudicial- und feudalacta mit ausnahm derer ihrem erzhaus zu-
gehöriger und keinem stand des reichs vorenthalten werden mögender
It'hensbriefen, in so weit sothane acta nur immer ad archivum imperii und
nicht aiI archivum caesaris gehören, dem gesamten reich verabfolgen zu
lassen kernen augenblick verweilen werden.
Beilage V.
Vergleich zwischen Xurmainx und den königlich boehmischen
WahlboUekaftern Onf Windisehgrati, Graf Kinsky nnd Consbruch.
Frankfurt am Main 1711, October 11.
»»f. Papier im Arehire des k. k. Ministeriums des Innern, Sign. II B 4,
Böhmen, 44 ex 1711.)
Demnach der hochwürdigste fürst und herr herr Lotharius Frantz
des heiligen stuhls zu Mayntz erzbischof des heiligen römischen reichs
durch Germanien erzcanzler und churfurst, bischof zu Bamberg zu be-
zeignagr 4er Ihro königbehen M* von Spanien zutragender sonderbahren
ergel Hoheit und damit die bevorstehende auf Ihro höchstmeritirte persohn
verhoffentlich aussfallende wähl zu allgemeinem trost des teutschen vatter-
lauds den geringsten verschub nicht leiden möchte, die erörterung ver-
schiedener in reichshofraths- und reichscanzlei anliegenhaiten entstan-
dener gravaminum bis nach beschehener wähl umb selbige alsdann mit
«lein neu erwehlten römischen könig ausszumachen verschieben wollen,
tlieib über höchstgedacht Ihro churfürstlichen gnaden und der königlichen
churfürstlichen gesandtschafb in kraft der von 1° königlichen Mt auss Spa-
nien erhaltenen vollmacht würeklich sein beigelegt worden und darinnen
besteh en>
(1 ,) dass ein zeitlicher reichshofrathpraesident und reichshofvice-
Canzler den tag, da sie zu solchen ambtsverrichtungen verpflichtet werden
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487
auch für würckliche kaiserliche geheimbe räthe angenommen und declarirt
verden sollen, mithin auch dieser letztere zu allen hofceremonial und
reichsconferenzien ohnweigerlich gelassen und gezogen werde.
(2.) Das hofmarschallambt und gericht aber bei denen reichshof-
rathen, reichskanzlei verwandten und reichsagenteu in sterbföllen der
spörr (zumahlen selbige vorzunehmen dem reichshofrath und der reichs-
canzlei allein zustehet und gebühret), aufrichtung deren inventarien, ver-
wahr- und edition deren testamenten und dergleichen dingen sich gäntz-
lichen enthalten und übrigens nach ausweis der capitulationis Iosephinae
und anderen reichssatzungen dem reichshofrath in denen dahin gehörigen
sachen subordiniret verbleiben solle.
(3.) Und dann ein zeitlicher reichshofrathspraesident, der reichs-
hofricekanzler aber jederzeit in Wienn und wo auch sonsten immer
möglich die bequemlichkeit des orths es zulassen mag bei hof Selbsten
wie auch alle reichshofräthe und reichscanzleiverwandte mit standtmäs-
sigen und so nahe als möglich bei der kaiserlichen wohnung gelegenen
quartiern zuversehen und hierinfalls allen übrigen quartierfähigen per-
söhnen vorzuziehen seind.
(4.) Wie nicht weniger bei ihren in so vielen reichssatzungen ge-
gründeten Privilegien immunitäten und freiheiten gegen jedermann und
allerorthen geschützet werden und insonderheit zum genuss der freiheit
bei allen mauthen keinen andern als einen kaiserlichen in der reichs-
kanzlei aussgefertigten passbrief dem herrn hofcammerpraesidenten zur
ohnweigerlichen Unterzeichnung und passirung zu insinuiren nöthig ha-
ben sollen.
(5.) Ingleichen alle kaiserliche befehl, erklär- und Verordnungen
an das reichshofraths- und reichscanzleithor ohne jedermann hindernuss
angeschlagen werden und alle übrige dicasteria und canzleien schuldig
sein sollen in kaiserlichen gratial- und anderen resolutionssachen die
decreta in gnaden von der reichskanzlei anzunehmen, die erkennung
deren durch die reichscanzlei geschehenen standtserhöhungen aber belan-
gend, es bei demjenigen, was in capitulatione Iosephinae § 13 mit deut-
lichen worthen enthalten, sein ohnveränderliches verbleiben haben und
höchstgedacht churfürstlicher gnaden vorbehalten sein solle mit dem zu-
künftigen römischen könig wegen deren von denen übrigen kanzleien
zum nachtheil der reichscanzlei über sothanen §m gemachten auslegung
und dahero entstandenen irrungen sich zu vernehmen und zu ver-
gleichen.
(6.) Letztens keine andere als die reichscanzlei in denen expe-
ditionibus die güldene bull gebrauchen dörfe, es wäre dann ein- oder
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488
andere canzlei mit einigen ohnverwüestlichen alten privilegio würcklich
versehen.
Als hat die königliche, churfürstliche böhmische gesandtschaft alle
solche hieroben benannte und enthaltene puncten nahmens ihres aller-
gnädigsten herrns und königs und in kraft der von S* kgl. Ml ihro er-
theilten vollmacht, hiermit unter dero kgl. nahmen und worth zuhalten
versprochen und angelobet.
Zu dessen bestättigung auch ihre eigene handt und nahmensunter-
schriften sambt ihren angebohrenen insiegeln und pettschaften hiebei
gefüget.
So geschehen in der stadt Prankfurt am Majn den 1 116* octobris
anno 1711.
E. F. graf v. Windischgrätz m. p. Franz Ferdinand gr. v. Kinsky
L. S. L. S.
C. F. Consbruch.
L.S.
Beilage VI.
Convention zwischen Kurmainz und Karl VII. 1742, Januar 31.
Mannheim.
(Original im k. u. k. Hans-, Hof- and Staatsarchive zu Wien, Mainzer Acten,
Reichskanzlei und Taxamt, Fase. 62.)
Dieser Vertrag ist die fast überall wörtlich gleichlautende Vorlage
des folgenden; beide abzudrucken, schien überflüssig; ich drucke den spä-
teren, weil ich ihn im Allgemeinen für actueller halten muss, soweit man
von Actualität wird reden können.
Beilage VTL
Convention zwischen Karmainz und Herzog Franz von Lothringen.
Frankfurt am Main 1745, September 9.
(Abschriften im Wiener Hans-, Hof- und Staatsarchive, Reichsacten in specie
Fase. 34, im allgemeinen Archive und im Adelsarchive des k. k. Ministeriums
des Innern.)
Wir Iohann Friederich Carl von gottes gnaden des heiligen stuls
zu Maynz erzbischof des heil. röm. reiche durch Germanien erzcanxlar
und churfürst Urkunden und bekennen hiemit:
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489
Nachdem durch Schickung des allmächtigen die bevorstehende kaiser-
liche wähl auf den durchleuchtigsten forsten heim Franz dem dritten her-
zogen zu Lothringen und Baar, grossherzogen zu Toscana (grosser Titel)
und deren österreichischen erbkönigreichen und landen mit regenten von
dem churfurstlichen hohen collegio nächstens vollbracht werden wird, dass
wir von tragenden reichserzcancellariats wegen mit seiner kgl. hoheit und
sie mit uns deren reichscanzleigerechtsamen nachstehende verbindliche
handlung getroffen und geschlossen haben.
Vors erste wird währender bevorstehender kais. regierung diese
mit dem deutschen kaiserthumb gleichalte reichscanzlei der wesentlichen
reichverfassung und dem uralten herkommen zufolg für die alleinige kais.
geheime reichs- hof- und staats-canzlei allerdings gehalten, erkennet und
werkthätig gehandhabet, mithin ihr keine unter dem namen hof- staats-
oder sonstigen kais. canzlei, wie sie namen haben möge, vor- oder an die
seite gesezet noch dergleichen nachgegeben werden.
Zweitens: Alle unter dem kais. namen, absonderlich aber in das
reich zu erlassende expeditiones es seien kais. rescripta oder kais. hand-
schreiben und wie sie sonst zu nennen, werden aus keiner andern als der
reichscanzlei expediert, nicht minder
Drittens: Die kais. ministri an frembden höfen, absonderlich im
reich ihre kais. credentiales instructiones und weitere verhaltungsbefehle
ans der reichscanzlei erbalten, auch ihre relationes an kais. Mt allein zu
banden eines zeitlichen reichsvicecanzlern fleissig einschicken, damit das
reichsarchiv und dessen Staatsregistraturen in der gebührenden integrität
▼erbleiben.
Viertens werden desgleichen die bei dem kais. hoflager anwesende
frembde ministri aus der reichscanzlei auf ihre dort aufzubehaltende cre-
dentiales, die gewöhnliche kais. recredentiales und auf ihr schriftliches
anbringen die kais. verbescbeidungen oder decreta nach dem hergebrachten
reichscanzleistylo empfangen, auch in allen reichsgeschäften sich an die
reichscanzlei zu wenden haben.
Fünfftens : Ein jeweiliger reichshofvicecanzler wird mit deren reichs-
referendaris allen das reich angehenden geheimen staatsconferenzen bei-
wohnen, und daselbsten über alle reichssachon das referat oder schrift-
liehe gutachten der conferenz von dem reichsreferendario, gestalten Sachen
nach teutsch- oder lateinischer expedition althergebrachtermassen geführt
und hierüber ein protocoll gehalten werden.
Sechstens: Die würklich- kais. geheime raths-und reichsconferenz-
ministerwürde soll als ein beständiges annexum des reichsvicecancellariats
einem jeweiligen reichsvicecanzler, wann er sie nicht schon vorhin besizet
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490
noch vor antritt seines ambts conferirt, denen reichsreferendarien aber,
welche bei deren kais. reichsconferenzien die referaten sambt gntachten
zn erstatten und das protocoll zu fahren, sofort die expeditionen zu be-
sorgen haben, das praedicat als kais. hofräthen, und der Vorgang för allen
anderen referendarien, hofräthen und canzeleien beibehalten werden.
Siebendens: Ein zeitlicher reichsvicecanzler wird auch nicht we-
niger als repraesentant seines erzcanzlers und dessen erzambts allen
Aber die kais. hof- und ceremonialsachen haltenden conferenzen bei-
wohnen, und
Achtens sowohl von denen kais. hofambtern, geheimen räthen als
allen capi würklicher kais. stellen die gewöhnliche eid und pflichten ab-
nehmen.
Neuntens: Die auf kais. befehl aus der reichscanzlei ergehende
sogenannte decreta in gnaden oder per imperatorem werden so wie von
dem reichshofrath, also auch von allen anderen stellen ohnweigerlich an-
genohmen werden, alle übrige canzeleien und stellen aber sich dergleichen
decretorum per imperatorem gänzlich enthalten.
Zehndens bleibt der reichscanzlei der alleinige gebrauch der gül-
denen bull in ihren expeditionibus, es wäre dann ein oder andere canzlei
mit einigem ohnstrittigen und hergebrachten privilegio wurklich versehen
wie auch
Eilftens die gewalt vorbehalten, alle kais. befehle nach erfordernus
an das reichscanzleithor öffentlich anzuschlagen.
Zwölftens: Die kais. geheime räthe sollen aus keiner anderen als
der kais. reichscanzlei erkläret und mit decretis versehen, auch ehender
davor nicht agnosciret, vielweniger bevor sie dort ihre decreta ausgelöset
und erhoben, in den kais. geheimen rath wurklich introduciret werden,
gleichwie solches auch in ansehung aller übrigen kais. rathstitul auf das
genaueste zu beobachten, hingegen denen Übrigen erbländischen hofcans-
leien unbenohmen sein wird, königliche und churf fürstliche geheime oder
andere räthe zu creiren.
Dreizehndens: Nicht weniger sollen alle kais. und reichsstandes-
erhebungen sowohl für die aus denen erblanden als aus dem reich
und auswärtigen Staaten gebürtige impetranten jedesmal aus der reichs-
canzlei ergehen, alle übrige canzleien und stellen aber gehalten sein,
dergleichen kais. Standserhöhungen ohne abforderung einer neuen tax
schlechterdings zu agnosciren und denen in höheren stand erhobenen
den gebührenden titel zu geben, keineswegs sich aber unter einigerlei
vorwand anmassen, dergleichen kais. Standserhöhungen selber zu ertheilen,
weniger denen erbländischen eingebornen zu wehren, sich zu erhaltung
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491
sothaner Stands erhebungen an die reichscanzlei zu wenden, dessen ohn-
gehindert jedoch denen übrigen canzleien und stellen freistehen wird,
pro inribns incolatus allenfalls die landsübliche taxen abzuforderen.
Yierzehendens: Die in der uralten und beständig hergebrachten Ob-
servanz bei der reichscanzlei nicht weniger als bei allen chur- und fürst-
lichen lehenshöfen gegründete und durch die güldene bull, kais. wahl-
capitulationes und verschiedene absonderliche kais. decreta sowohl als die
xu zeiten kaisers Leopoldi M1 erneuerte reichscanzleitaxordnung vorlängst
bestätigte auch jedesmal aus denen taxambtsbücheren nach denen vorher-
gegangenen fällen ohne anstand zu liquidirende lehenstaxen oder anfalls-
gelder, wann nemblich ein reichslehen ad collaterales fallet oder noviter
acquiiirt wird, sollen vor würklicher belehnung jedesmal zu ohnentbebr-
licbem unterhalt der ganzen reichscanzlei und ihrer kostspieligen Ver-
fassung baar entrichtet, auch ehender nicht die lehenbrief verabfolget
werden, wie solches alles der Observanz der in ipso actu investiturae ab-
zulegenden bekanntnus und denen vorlängst ergangenen kais. Verordnun-
gen gemäss ist.
Fünfzehendens: Der reichsvicecanzler und sammtliche reichscanzlei-
verwandte sollen bei dem kais. hofiager vor allen anderen quartiersfähigen
pereonen mit standesmässiger und der kais. wohnung am nächsten gele-
genen freien hofquartieren dergestalten versehen werden, dass die einmahl
für die reichscanzlei ausgezeichnete quartiere so viel möglich beisammen
behalten werden und darinnen ein reichscanzleiverwandter dem andern
nach der Ordnung und gelegenheit succediron könne.
Sechzehendens : Die ganze reichscanzlei wird sowohl respectu per-
sonarum als mobiliura, quae jure personarum gaudent, auch dessen, was
sie zu ihrer eigenen consumption gebrauchen, der althergebrachten im-
munitäten ohne mindester schmälerung zu geniessen haben, mithin
insoweit nicht weniger von allen köpf- und vermögensteuren oder dar-
lehen, als von bezahlung aller brief- post- thor- sperr- mauth- und zoll-
geldern dergestalt befreit bleibe, dass bei allen mauthämbtern kein anderer
als ein kais. in der reichscanzlei ausgefertigter passbrief erfordert und
ohnweigerlich respectirt werde, es mögen gedachte mauth- und zollämbter
von der kais. hofkammer oder von denen landständen und anderen privat
innhaberen dependiren, wie dann ihro königliche hoheit auch für dero
erben diese Versicherung dahin extendiren, dass nicht weniger auf den
von gott lange zu verhütenden fall eines künftigen interregni die reichs-
canzlei solange sie sich bei dem hinterlassenden kais. hofiager aufhalten
wird, in ohngekränktem genuss aller ihrer immunitäten geschüzet wer-
den soll.
ArebiT. LXXX1V. ßd. II. Hälfte. 88
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'^^^^^
** 4. r *****
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493
Zu urkund dessen ist gegenwärtige verbindliche Convention zwei-
al gleich lautend niedergeschrieben und von uns ein exemplar mit unter-
hrift und Siegel ausgefertiget, sofort mit dem dagegen von seiner kgl.
>heit gleichermassen unterzeichneten und signirten exemplar ausge-
echslet und letzteres zu unseren handen geliefert worden.
Frankfurth den 9. septembris 1745.
Friedorich Carl Churfürst m. p.
Beilage VIII.
a.
Convention (Punctation) zwischen Maria Theresia und Karmainz
vom Jahre 1773.
(Da« Or. lag den Acten wegen Erhebung des Grafen Prosper Sinzendorf in
den Fürstenstand bei und ist mir bisher unauffindbar gewesen; ebensowenig
konnte ich eine vollständige Abschrift derselben finden, sondern nur Excerpte
(u. Adelsarchiv des k. k. Ministeriums des Innern, Fase. 22 Generalien Reichs-
adel, 13000 ex 1806.)
Punkt I— V.
(II) Keinem böhmischen Unterthan darf von Seite des Reiches ein
höherer Adelstand ertheilt werden, als den or schon in den böhmischen
Ländern besitzt.
(IV) Den österreichischen Unterthanen ist es nicht zu verwehren,
sich um eine Standeserhebung an die Reichscanzlei zu wenden, doch
hat sich diese allemal über die Qualitäten und Verdienste des Bittstellers
in das vorläufige Einvernehmen mit der böhmisch -österreichischen Hof-
kanzlei zu setzen und, wenn sich diese dagegen erklärt, den Bittsteller
an diese zurückzuweisen.
(?) Davon gilt das Beciprocum respectu der Reichsinsassen, wonn
sie sich bei der erbländischen Hofstelle um den österreichischen erblän-
dischen Adel bewerben.
(?) Die Reichs- und österreichischen Standeserhöhungen sind wech-
selseitig aufzunehmen, doch bezieht sich die Anerkennung nur auf Titu-
latur und persönliche Ehren und Würden, nicht aber auf die bei den Be-
hörden besonders anzusuchenden Incolate oder Realrechte und Vorzüge.
(I) Sujets mixtes, d. h. jene, die zugleich Reichs- und öster-
reichische Unterthanen sind, können entweder bei der Reichs- oder erb-
ländischen Hofkanzlei um den Adelstand einschreiten.
33*
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4M
Dir Artikel VII, X — XIII enthalten Bestimmungen über Mauth-
froiht<tt6ii, Pässe der Reichshofbeamten, Qnartiergelder etc. etc.
t V>*«r den Inhalt der Artikel VI, VIII und IX weiss ich nichts an-
ngttati*
b.
Convention zwischen Kurmaim und Josef II. von 1773.
(Or. nicht Auffindbar.)
l>b*r dieselb* weiss ich keine Angaben zu machen, als dass sie eine
th*üwvi*< lufhebung der Bestimmungen Ton 1745 und 1746 vorstellt
wul ttmlwotse die Vorlage i§ 1 ?) für den Vertrag von 1790 gewesen ist.
Beilage IX.
CfcwmtiM wiMkam Kmrmaimi und Leopold II. 1790, Sept 29.
Frankfurt am Main.
; ot *m WV»»r £^a*»ccaiTfe> Xaüuer Acten, Refehscaiixlei und Taxamt, Fase. 97.)
Wji Leo^-1 i i*r sw*i:«! r:n ^>ttes gnaden könig zu Ungarn, Bö-
al:iui::*3. Cr\i:i«*a. Sdßm>nien, Galizicn, Lodomerien und Jc-
, *rLh~rz.<£ zz. «!»<v^H*:a. herzog zu Burgund und Lothringen,
_: zu T s-rana, gr.vssfxrss su Siebenbürgen, herzog zu Mailand,
. Parma unl z*rarsv«er cr%f zu Habsburg, zu Flandern, zu Ty-
xunden und bekennen hi«:*. nachdem durch Schickung des
hm-h»tan die umstände des zu Frankfurt bestehenden wahlconvents dahin
podiri ass die wähl eines römischen kaisers von dem hohen kurfürst-
Itcbon lülicgium auf uns nächstens t- II bracht werden wird, als haben wir
mit ilwrv hnchwnrdigsten forsten und heim herrn Friedelich Carl Ioseph
Htbisohof zu Mainz des heiligen romischen reichs durch Germanien erz-
Kjiti/liM und kurfürst etc. ihres tragenden enkanzlariats wegen und sie
mit uns w<?gen der reichskanzlei gerechtsame die nachstehenden verbind-
lich handlangen geschlossen und getroffen.
Zu tu ersten und voraus erneuern bestätigen und bekräftigen wir in
vii Hon bi-ster weise und mass die von unsern vorfahren am reich und zwar
in dorn jnhr 1745 am 9tfB September von unserm in gott ruhenden herrn
Vater kaiser Franz in dem hauptquartier zu Heidelberg mit churfürst Jo-
hann Friedftrice Karl getroffene kanzle yverkomnisse nebst den von wei-
lt ml untrer frau mutter der kaiserin-königin Maria Theresia hochst-
ielige? ^oriachtniss darüber gemachten monitis und darauf im jähr 1746
i*ff»lgleu weiteren erzkanzlerischen erklärungen wie auch die mit gc-
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dachter unserer frau mutter und mit unserer nächsten vorfahren und
geliebten bruder kaiser Ioseph II im jähr 1773 abgeschlossene doppelte
Übereinkunft mit einschluss der erbländischen ministerialerklärung vom
1**° September 1772 und in ansehung des iurisdictionspunctes im
jähre 1770 sodann unter dem 10Un märz 1772 und dem 23Un de-
cember 1773 von weiland unserer frau mutter und herrn bruder erlas-
senen resoluzionen also und dergestalt, dass die erwähnten vergleiche
resolutionen und erklärungen dieselbe kraft und Wirkung allerdings be-
halten und haben sollen als wären sie und jeder derselben diesem unse-
ren gegenwärtigen canzleivertrag von wort zu wort eingerückt. Dennoch
and fürs andere, da die erfahrung inzwischen verflossener jähre durch
die mannigfaltig entstandenen beschwernisse, die unvollkommenheit in
der fassung und in dem ausdrucke mancher stellen gezeigt, welchem vor-
zukommen eine nähere bestimung der erwehnten verkomnisse und eine
remedur der besch werden wohl erforderlich sein will: als haben wir zu
diesem zwecke mit des herrn churfürsten von Mainz liebden als den
reichserzkanzlern folgende nähere Übereinkunft weiters getroffen, welche
in allen punkten worin sie die vorhergehenden supplirt oder denselben
auch derogirt, für die vorzügliche und allein giltige oho beschadet ander-
weiter kraft der vorigen allerdings gehalten werden und sein soll. Und
so bestehen diese dergestalt erläuterten und neugefassten artikel in fol-
gendem :
§i.
Nachdem nicht nur in vordem kanzleiverträgen jederzeit verordnet
war, sondern es auch der guten Ordnung und den bisherigen wahlkapitu-
lazionen gemäss ist, dass die kaiserlichen minister in das reich und an
auswärtige höfe ihre kreditive aus der reich skanzl ei erhalten und die re-
kreditive bei derselben zur Verwahrung abgeben, die kreditive der fremden
gesandten aber bei der reichskanzlei ebenfalls aufbewahrt und ihnen aus
dieser kanzlei rekreditive ausgefertigt auch mit den instrukzionen und
berichten der kaiserlichen minister es nach daselbst geschehener Vorschrift
gehalten werde; nun aber seit verschiedenen jähren ein anderes eingeführt
worden, als haben wir uns in ansehung aller kaiserlichen in und ausser
des reichs abgehenden minister dahin einverstanden, dass denenselben
beides aus der reichs- und aus der geheimen staatskanzlei kreditive und
rekreditive ertheilt, instrukzionen in roichssachen aus jener, hingegen
unser haus betreffende angelegenheiten aus dieser ihnen gegeben, ihre
berichte in reichs Sachen an die reichskanzlei, in andern gegenständen an
die geheime staatskanzlei erstattet, endlich die kreditive fremder minister
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496
wann sie etwa nicht ebenfalls gedoppelt an uns als kaiser und als heim
unserer erblande beglaubiget werden sollten, in originali bei der reichs-
kanzlei, bei der staatskanzlei aber in authentisirten abschritten deponirt
werden sollen.
§2.
So wenig seine liebden gemeint sind in zweifei zu ziehen, dass wir
nach unserm Wohlgefallen auch blosse königliche geheime räthe zu machen
und solchen ihre dekrete von unsern erbländischen kanzleien expedieren
zu lassen befugt sind, so haben sie sich doch dagegen beschwert, dass
diesen blos kgl. geheimen räthen seit wenigen jähren gleicher rang und
praerogative wie den kaiserlichen hätten zugelegt werden wollen. Wir
sind demnach mit Sr Lbdn verstanden, dass alle unsere blos kgl. geheime
räthe den kaiserl. geheimen räthen, welche hierüber dekrete aus der reichs-
kanzlei erhalten haben, allerdings nachgehen sollen, doch das kaiserliche
geheime rathsdekret denjenigen blos kgl. geheimen räthen, welche unter
kaiser Ioseph II letztern rang schon bekleidet oder währendem reichs-
interregno von uns dazu erhoben worden, um die hälfte der tax ausge-
fertigt werden soll, welches jedoch ohne praejudiz für die Zukunft zu
verstehen.
§3-
Was nun die bei unserm kais. regierungsantritte geschehen sollende
erneuern ng der dekrete weiland unserer vorfahren gewesener geheimer
räthe betritt, so sind wir mit des herrn kurfürsten von Mainz L"0 einer
solchen auskunft übereingekommen, der zufolge die gebühr allerdings je-
doch ohne zu merkliche beschwerde jener räthe beobachtet werden möge
und haben seine des herrn kurfürsten von Mainz LMn zu erleichterung
der sache sich dahin gütlich verstanden, dass
a) denjenigen kais. geheimen räthen, welche von der reichskanzlei
mitverpflichtete hofamter bekleiden wie nicht weniger unsorn erbländi-
schen Staats- und vicekanzler und allen Präsidenten der hofstellen (wohin
auch der kammerrichter und die Präsidenten in Wetzlar, der commissarius
und concommissarius am reichstage und der plenipotentiarius in Italien
zu zählen), diese neue dekrete unentgeltlich ausgefertigt werden sollen.
b) Andere unsere diener, deren ämtern die geheime raths würde nicht
nothwendig und für sich anklebet oder welche ohne einige rücksicht auf
bekleitende stellen zu kais. geheimen räthon von unsern vorfahren am reich
erhoben worden, um die hälfte der sonst gebräuchlichen taxe die erneue-
rungsdekrete zu lösen hätten.
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§4.
Die an den reichsvicekanzler adressirten mi nister ialpakete sollen
nie wieder wie etwa geschehen bei der hauptmaut, sondern in beisein
eines mantbedienten auf der reichskanzlei oder in des reichshofvicekanzlers
wolinung nötigen falls eröfnet werden.
§5.
Ein jeweiliger reichshofvicekanzler wird mit den reichsreferendaren
allen das reich angehenden geheimen staatsconferenzien, wenn auch bei sel-
bigen reichshofraths gutachten vorgetragen werden, beiwohnen und da-
selbst über alle reichssachen das referat oder schriftliche gutachten der
konferenz von dem reichsreferendario teutsche oder lateinische expedition
althergebrachtennassen geführt und hierüber ein protokoll gehalten werden,
ohne dass gegen dieses alte herkommen die dahin nicht abzielende neue
fassung des art. XVI § unserer wahlcapitulation angeführt werden möge
noch .soll.
§6.
Da seit einigen jähren in betref der Standeserhöhungen wegen nicht-
beobachtung des durch die konvention 1773 A. I — V zwischen der reichs-
und unserer oesterreichischen hofkanzlei festgesetzten reciproci klagen
sich erhoben, als ist unser wille und wollen wir darob allerdings halten,
dass dem erwehnten reciproco künftighin weder directe noch indirecte zu-
widergehandelt, sondern jene art der 1 77 3,r konvention genau erfüllt
werden mögen, sonderlich dass in deren gemässheit die reichskanzlei eben
so wenig behindert werde, unsern erbländischen unterthanen jedoch nach
vorgängiger konventionsmässiger kommunikazion einen grad des reichs-
adels zu ertheilen, den solche unsere unterthanen bei unsern erbländischen
stellen noch nicht erhalten haben als wenig sie die reichskanzlei sich da-
gegen beschweren mag, wenn gedachte unsere erbländische stellen einem
reichsunterthanen nach vorgängiger kommunikation unsern erbländischen
adel ausfertigen, wenn gleich ein solcher reichsunterthan diesen adel bei
der reichskanzlei nicht genommen hat. Und versteht sich übrigens von
selber, dass die aus der reichskanzlei erhaltenen standesorhöhungen keine
iura incolatus in unseren erblanden mittheilen.
§7.
Sintemal die ertheilung karaktermässiger hofqnartiere oder in deren
ermanglung verhältnissmässiger quartiergelder eine seit Jahrhunderten
herkömmliche Übung und in den kanzlei vertragen versehen gewesen und
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498
aber zu nicht geringer beschwerdeführung anlass gegeben, dass da im
jähr 1781 die naturalhofquartiere gänzlich aufgehoben, die quartiergelder
theils nicht verhältnissmässig, theils manchem erst nach jähren gegeben
worden, so ist hiemit verabredet und sind wir des ernstlichen willens
sogleich nach angetretener unserer kais. regierung eines billigen tarifs
mit seiner liebden übereinzukommen, welchemnach allen zur quartirung
berechtigten personen ohne aufschub noch willkühr sofort nach antritt
ihrer dienste in entsteh ung eines naturalquartiers ein billiges certum
quantum jährlich ausbezahlt werden möge und solle.
§8.
Da im jähr 1784 entgegen dem herkommen verschiedene die freiheit
von dem liniengeld beschränkende insinuate geschehen so dass dieselbe
weder bei dem gebrauch der miethpferde noch für mit viktualien und an-
dern bedürfnissen beladene wagen stattfinden sollte und aber wir allschon
seit antritt unserer erbländischen regierung den genuss dieser freiheit
auch beim gebrauche gemietheter pferde gefreiten personen auf Vorzeigung
ganz eigener von der bankalgefalladministration zu fertigenden und uns
vorzulegenden freipollets wieder gestattet, als tragen wir um so weniger
bedenken zu erklären, dass sie unter Vorzeigung solcher pollets, welchen
aus der reichskanzlei andere anch wohl beigefügt werden können, auch mit
viktualien und anderen bedürfnissen beladene wagen gelten, jedoch für
die letztere, wann miethpferde dabei gebraucht werden, zu Verhütung
missbrauchs von dem reichshofvicekanzler oder dem reichshofraths-
präsidenten unterschriebene spezialattestate de proprietate vorgezeigt
worden sollen. Und gleichwie der genuss derselben auch für die weiber
und wittwen gefreiter personen sich von selbst versteht, so wird in betref
der kinder hiemit auf so lang sie bei den altern leben ohne statum zu
rautiren und noch 10 jähre nach der altern tod und erlangter majoren-
nität ihnen die freiheit vom liniengelde verstattet werden und bleiben.
§9-
So ist auch in ansehung der mauthfreiheit jene Verordnung von
1784, der zufolge diejenige gefreite personen, welche ausser handel ge-
setzte waren kommen lassen, dazu einen pass von der böhmischen kanzlei
begehren, bei dem hauptzollamte 60 prozente deponiren und nach einem
jähre erst wieder erhalten sollen, dieses deponiren bereits von uns ab-
gestellt worden und wollen wir ferner, dass die vorzeigenden passe von
der reichskanzlei auszustellen wären, mit dem anhange jedoch, dass
erstlich die an den mautämtern bekanntern bankalpässe dabei sein sollen,
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499
zum andern zu Verhütung unterschleifs und missbrauchs ein genaues
Verzeichnis darüber gehalten und von dem reichshofvicekanzler wie auch
dem reichshofrathspräsidenten dieser elenchus der von den reichshof-
raths- und von den reichskanzleiverwandten verschriebenen fremden
waren zur beurtheilung halbjährig zustellt werde; drittens die schärfste
Verfügung nach inhalt älterer vertrage dahin geschehe, dass der geringste
nnterschleif mit dem Verlust sothauer freiheiten und auch des kanzlei-
dienstes selbst nebst allenfalls weiterer exemplarischer bestrafung aller-
dings angesehen und hiernach jeder nach der strenge seiner vorhabenden
pflichten angewiesen werden soll.
In ansehung der wittwen wird es bei dem eingeführten pausch-
quantum sein einstwilliges bewenden bis auf weitere Übereinkunft ferner-
hin haben.
§10.
Nachdem im jähr 1786 vermittels einer note der böhmischen
kanzlei der reichskanzlei insinuiret worden, ausser handel gesetzte waren
in der Verlassenschaft gefreiter personen nicht verkaufen zu lassen, son-
dern dem erben zu eigener consumirung oder wenn diese nicht möglich
einen allgemeinen depositorio auf so lang zu übergeben, bis sie ausser
landes geschaft werden mögen und eben dieses zu mancherlei Unbequem-
lichkeit und misshelligkeiten anlass geben mögte: als sehen wir den
grund dieser Verordnung durch die § 8 gegen den missbrauch der maut-
freiheit getroffene vorkehr für erschöpft und erledigt an.
§11.
Ebenso hat es nicht die m einung, dass die im jähre 1788 ver-
ordnete abschätzung hinterlassener pretiosen durch das punzirungsamt
die reichsdienerschaft irgend betreffen sollte.
§ 12.
Volljährige kinder von altern, welche forum priviiegiatum haben,
bleiben bei letztem so lang sie in der altern brod sind; nach deren hin-
scheid aber und nach erlangter majorennität noch zehen jähren, wenn sie
nicht vorher statum verändern.
Furiosi und prodigi werden als allzeit minderjährig bei dem foro
ihrer altern gelassen.
§ 13.
Was die erlassung der landesfürstlichen abfahrtgelder und der
nachsteuer, wie auch dem vorbehält grundherrschaftlicher abfahrtgelder
ArchiT. LXXXIV. B*nd. II. H&lfte. 34
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500
von untcrthänigon vermögen endlich das der stadt Wien ebenfalls aus-
bedungen gebliebenen anbetrift, so bleibt in diesen punkten einsweil und
bis zu näherem einverständniss wozu wir gleich nach angetrettener
unserer regierung bereit sind, alles noch bei dem § 14 der 1773er Con-
vention.
§H.
Schliesslich wollen wir sogleich nach antritt unserer kaiserlichen
regierung diesen sowohl als jene oben im anfange bestattigten kanzlei-
verträgen unsern erbländischen stellen zu desselben genauer befolgung
und stracker nachgelebung mittheilen auch darob halten und soll alles was
dagegen vorgenommen wird ganz unkräftig sein.
Zu dessen wahrer Urkunde sind von gegenwärtiger Vergleichs-
handlung zwei gleichlautende exemplarien niedergeschrieben unterzeichnet
und gegen einander ausgewechslet worden.
So geschehen zu Frankfurt am 29**° September 1790.
L. S. Josef Freyherr v. Bartenstein L. S. Johann Müller
dritter churböhmischer churfürstlich mainzischer
Wahlbotschafter. geheimer conferenzrath.
Vorstehender vertrag wird von uns seines ganzen inhalts be-
stätiget.
Frankfurt den 14**1 october 1790.
Friederich Carl J. Churfürst.
L. S.
Beilage X.
Vergleich zwischen Kaiser Franz II. und Kurmainz vom 14. Juli 1792.
Frankfurt am Main.
(Original im Wiener Staatsarchiv, Mainzer Acten, Reichskanzlei und
Taxamt, Fase. 97.)
Wir Franz der zweite von gottes gnaden erwählter römischer kaiser
etc. etc. Urkunden und bekennen hiermit nachdeme durch Schickung des
allerhöchsten die wähl eines römischen kaisers von dem hohen kurfürst-
lichen kollegio auf uns vollbracht worden ist: als haben wir dem hoch-
würdigsten forsten und herrn herrn Friederich Karl Ioseph, erzbischofen
zu Mainz, des heiligen römischen reiches durch Germanien erzkanzlem
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601
und kurfürsten, ihres tragenden erzkanzlariats wegen versprochen und
zugesagt, daß es bei dein im jähre 1790 zwischen weiland seiner kaiser-
lichen majestat Leopold dem zweiten, unserm geliebtesten herrn vater und
seiner liebden, dem herrn kurfürsten diesfalls geschloßenen kanzlei-ver-
trag in allen punkten und artikeln sein ledigliches verbleiben haben, mit-
hin diejenige punkte, welche bei der kurzen regierungszeit weiland seiner
majestat kaisers Leopold des zweiten noch nicht zum Vollzug gekommen
sind, von uns bald thunlichst noch berichtigt, und dem gedachten vertrag
gemäß in erfüllung gesetzt werden sollen. Urkundlich haben wir dieses
unterschrieben, und unser insiegel beidrucken laßen.
Frankfurt den 14. juli 1792.
Franz.
34*
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Inhaltsangabe.
Vorbemerkung: 383
Einleitung 385
I. Abschnitt. Die Zeit von 1519— 1620 393
Capitel I. Die Zeiten Karls V. Grosskanzler und Beichsvice-
kanzler (1518—1559) 393
Capitel II. Das ,ReichshofVicekanzleramt' als Chefamt der Reichs-
and Hofkanzlei 401
Hofkanzlei und Hofkanzler Ferdinands 1 401
§. 1. Die Reichshofkanzleiordnimg von 1559 and die durch «e
geschaffene Ordnung 405
§ 2. Geschichte des Reichshofvicekanzleramtcs (1559—1620) 419
II. Abschnitt. Die Zeit von 1620— 1806 429
Capitel I. Die Einengung der Amtscompeteus 429
Capitel II. Geschichte des Amtes von 1620 — 1806 und Auflösung
desselben 447
Beilagen 463
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STUDIEN
ZU DEN
UNGARISCHEN GESCHICHTSQUELLEN.
V. UND VT.
VON
Prof. Db. RAIMUND FRIEDRICH KAINDL
IN CZERNOWITZ.
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V.
Anuales yeteres UngarlcL Aunales Albenses.
Ueber die Annales veteres Ungarici,1 auch Chronicon Po-
soniense* oder Annales Posonienses3 genannt; äussert sich Mar-
czali4 dahin, dass sie bis gegen die Mitte des 12. Jahrhunderts
ein Auszug aus den ungarischen Chroniken seien und von da
an ,in Pressburg (?), wahrscheinlich im Kloster Sz^plak, dessen
Stiftung auf das Jahr 1143 fällt und in den Annalen erwähnt
ist', fortgesetzt wurden. Hiebei berücksichtigt Marczali gar
nicht die früheren Ausführungen Wattenbach's in seinem
Aufsatze ^Bemerkungen zu einigen österreichischen Geschichts-
quellen' (Archiv für österr. Geschichte 1870, Bd. 42, 601), in
welchen dieser darauf hindeutete, dass die Annalen in ihrem
ersten Theile nach dem südlichen Ungarn hinweisen, weiterhin
dagegen mehr auf den Norden deuten.
Prüfen wir zunächst, was Marczali für seine Ansicht, die
Annalen seien ein Auszug aus den ungarischen Chroniken,
anführt. «Auffallend ist es vor Allem/ sagt er zunächst, ,dass
die Chronologie der Chroniken zumeist pünktlicher ist als die
der Annalen/ Daraus schliesst er, ,dass die Annalen nicht
gleichzeitig mit den Ereignissen verfasst werden konnten'. Dass
damit nicht ein Beweis geliefert ist, dass sie aus den Chroniken
ein Auszug seien, ist offenbar: denn man wird doch allgemein
zugeben müssen, dass der Schluss, das Schlechtere müsse vom
Besseren stammen, jeder Berechtigung entbehrt. Hiezu kommt
1 So nennt diese Quelle Wattenbach im Archiv für österr. Geschichte
1870, Bd. 42, 495 ff.
* Unter dieser Bezeichnung erscheint die Quelle bei Endlicher, Monu-
mente Arpadiana (1849) I, 65 ff.
8 Diesen Namen hat Arndt in seiner Ausgabe Mon. Germ. Script XIX,
571 ff. (1866) aufgebracht
4 Ungarns Geschichtsquellen im Zeitalter der Arpaden, Berlin 1882, S. 107 ff.
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606
aber noch, was weiter unten näher ausgeführt werden wird,
dass wir nicht den Urtext, sondern eine Abschrift vor uns
haben, und dass einzelne Fehler der Annalen ganz offenbar
dem Abschreiber zur Schuld fallen; daher sind wir nicht be-
rechtigt, einzelne Verstösse, welche in der jetzigen Form vor-
kommen, auf den ursprünglichen Text auszudehnen. Wer also
aus Irrthtlmern, wie ,MLV Heinricus imperator obiit' l u. dgl.
auf den Werth der Annalen schliessen wollte, der thäte übel
daran. Vergleicht man aber die chronologischen Angaben un-
serer Quelle mit denen der Chroniken genauer, als es Marczali ge-
than hat, so kommt man zu ganz anderen Schlüssen, als sie dieser
Forscher zog. Fangen wir mit den Regierungsjahren Stephans
des Heiligen an. In allen Chroniken wird berichtet, dass dieser
König 46 Jahre regierte,3 ohne dass jedoch Anfang und Ende
der Regierung näher angegeben würtien; denn wenn in der
betreffenden Capitelüberschrift des Chronicon Budense9 bereits
das Todesjahr genannt wird, so ist dies eine Neuerung, welche
den älteren Chronikredactionen fremd war und daher auch in
keiner der uns handschriftlich überlieferten Chroniken sich
wiederfindet Dagegen finden wir in den Annalen pünktlich
■um Jahre 1038 die Bemerkung ,Stefanus rex mortuus est et
Petras in regem elevatur', welcher Zeitangabe nicht etwa eine
Berechnung mit Hilfe jener Angabe der 46 Jahre zu Grunde
liegen kann. Die Chroniken berichten ferner übereinstimmend,
dass von Stephan bis Andreas 11 Jahre und 4 Monate verflossen
seien und während dieser Zeit Peter zum ersten und zum zweiten
Male b\\ Jahre, Abba aber 3 Jahre regiert hätte ; die Krönung
Andreas* wird zum Jahre 1047 angesetzt4 Hatte nun der An-
nalist nach diesen Angaben seine Notizen zusammengestellt, so
würde er, da sich bei ihm auch das Jahr 1047 für den Re-
gierungsantritt Andreas* findet sicher nicht auf das Jahr 1038
gekommen sein« Ferner finden sich in den Annalen die beiden
R«$ierangsietten Peters ^10SS— 1041 und 1044—1047) und jene
Abba's vl^l — 1044^ nach Anfangs- und Endterminen angefahrt;
dass der Annalist diese Angaben nicht ans den in den Chroniken
gemachten Angaben« welche eben erwähnt wurden, herausrechnen
1 FtorUttttSt H*A kiu* fcMrt. <kv». UL *ML
* Aw**fc+ *** »VJkrWcikT .Ofe« ISSS. & TX
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507
konnte, ist völlig klar. Und gleich die folgenden Angaben der
Annalen zeugen ebenfalls für ihre Ursprünglichkeit. Sie lauten
nämlich: ,MLI Henricus imperator Pannoniam ingreditur.
MLÜ Henricus imperator castrum Poson obsedit/ Dass diese
chronologischen Angaben und diese Reihenfolge der Ereignisse
allein richtig ist, ist allgemein bekannt.1 Im Jahre 1051 war
es, dass Heinrich den Süden Ungarns durchzog, während sein
kriegslustiger Oheim, der Bischof Gebhard, das Land nördlich
der Donau verwüstete ; die Belagerung von Pressburg fallt da-
gegen ins folgende Jahr. Ganz verkehrt stellen die Chroniken
den Sachverhalt dar. ,Eodem tempore — das Jahr wird nicht
näher genannt — Teutonicorum rex cum magno exercitu ob-
sedit castrum Poson .... Sequenti vero anno cesar cum
magna multitudine ob easdem causas venit in Hungariam . . .
sed et naves . . . misit in Hungariam, prefecitque eis episcopum
Guebarth fratrem suum.' * Dass aus dieser unrichtigen Dar-
stellung, die allen Chroniken gemeinsam ist, nicht jene der
Annalen, die kurz, aber völlig richtig ist, entstehen konnte, ist
unzweifelhaft. Ebensowenig haben die Annalen ihre genauen
chronologischen Angaben über die im Jahre 1057 erfolgte
Königskrönung Salomons und den drei Jahre später (1060) er-
folgten Tod seines Vaters, ferner über die bulgarischen Kriege
Salomons aus den Chroniken geschöpft, wie sie auch eine Reihe
anderer Begebenheiten zu bestimmten Jahreszahlen nennen, die
in den Chroniken gar nicht oder doch ohne Zeitbestimmung
genannt werden. So z. B. 1019 dedicatur ecclesia s. Adriani;
1030 Gerardus episcopus ordinatur; 1036 Maurus episcopus
est efFectus;3 1038 dedicatum est monasterium s. Benedicti;
1042 Bonipertus episcopus obiit; 1047 wird unter den getöd-
teten Bischöfen ein Modestus genannt; 1053 Samson filius
Andree regis nascitur; 1097 Ladislaus rex obiit et f rater
eius Lambertus dux. In allen bisher aufgezählten Fällen,
wo die Annalen Richtigeres oder Genaueres aufweisen, stehen
ihnen die Chroniken insgesammt mit einem lückenhaften oder
ungenaueren Texte gegenüber. Wenn nun einige Nachrichten
1 Vgl. Hub er, Geschichte Oesterreichs I, 192 f.
* Chronicon Bild., S. 108 und die anderen Chroniken an den entsprechenden
Stellen.
3 Diese Notiz ist offenbar bei Florianus irrthttmlich ausgefallen; vgl.
Wattenbach, a. a. O., 8. 502.
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508
der Annalen sich auch in einer Chronik-Redaction, aber nur in
einer, und zwar in der (wie wir in den nachfolgenden Studien
sehen werden) sehr späten des Chronicon Pictum (Vindobonense,
Marci) finden,1 so ist es klar, dass sie nicht aus dieser in die
Annalen flössen, sondern aus den Annalen die betreffenden No-
tizen unmittelbar oder mittelbar in die genannte Chronik-Redac-
tion interpolirt wurden. Würden nämlich, wie Marczali an-
zunehmen geneigt ist, einerseits die kürzeren Chroniken, ander-
seits die Annalen aus der ausführlichsten Chronik-Redaction
geflossen sein, so hätte der ganz unglaubliche Zufall eintreten
müssen, dass alle kürzeren Redactionen genau jene Nachrichten
ausgelassen hätten, welche die Annalen aufnahmen. Dass ein
derartiger Vorgang möglich ist, hat allenfalls Marczali in seiner
Arbeit über das Verhältniss der Stephanslegenden zu einander
verfochten;8 wie irrig indess diese Ansicht sei, braucht hier
nicht neuerdings erörtert zu werden. Es erübrigt, noch die be-
treffenden Nachrichten, welche die Annales mit dem Chronicon
Pictum gemeinsam haben, zusammenzustellen und daneben den
Text einer der kürzeren Chronik-Redactionen anzuführen:
Annales:
1053. Samson filius
Andree regis nascitur.
1057. Andreas rex in-
firmatur et Salainonem
filium 8uum coro na v it.
1081. Ladislaus rex
et Salomon frater eius
pacem fecerunt, et crux
domini fulgure per-
cussa est
Chronicon Pictum:
8. 163. ... filium
suum Salomonem infan-
tulum adhuc quinque
annorum super totam
Hungariam anno imperii
sui duodecimo confectus
senio in regem fecit in-
ungi et coronari.
S. 194. Bericht über
den Friedensschluß* ;
feindselige Gedanken
Salomons . . . Sed in-
cidit in foveam, quam
fecit. Eodem etiam anno
crux domini, que Albe
constituta fuerat, per-
cussa est a fulgure.
Rex autem Ladislaus de-
Chronicon Budense:
S. 114. ... nam filium
suum Salomonem adhuc
puerulum anno imperii
sui XU. confectus senio
in regem fecit inungi.
(Das Alter Salomons wird
also nicht angegeben.)
S. 165. Gleichlauten-
der Bericht wie im Chro-
nicon Pictum . . . sed
incidit in foveam, quam
fecit. Rex enim Ladis-
laus deprehenso flagitio
cepit Salomonem et . . .
(Es fehlt also die Nach-
richt über den Blitz-
schlag, worüber noch
1 Dies ist bisher meines Wissens nicht bemerkt worden.
Pictum nach der Ausgabe bei Florianus, a. a. O. II.
* Ungarns Geschichtsquellen, S. 19.
Ich citire das
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1098. Colomannus rex
coronatur, et frater
eins Almas diadema
induitur.
1014. Almus dux cum
rege pacificatus est
1017. Almas dnx et
Bebt fitius eins obce-
cantor.
1000. Cupanus epi-
scopus interficitur a Chu-
nis, etLaurentiusepi-
scopus obüt.
1008. Colomanus rex
aecepit civitatem Zader
prehenso flagitio cepit Sa-
lomonem et in Vyssegrad
retrnsit in carcerem.
S.200. Colomanos ita-
qne filius regia Geyse de
Polonia festinanter rediit
et coronatos est, et duci
Almus ducatum ple-
narie concessit . . .
S. 206. Post hoc (nach
Ereignissen des Jahres
1013) rex reduxit du-
cem Almum ad pacem.
Confirmata autem pace,
tandem rex cepit ducem
et filinm eius Belam
infantnlum et obceca-
vit eos.
S. 202. Similiter et
episcopos Kupan et
Laurenciura . . . occi-
dernnt.
8. 203. Hier wird er-
zählt, dass der König
,in Dalmacia, in civitate
Zadur* war und ,cogi-
taret cmtatem succen-
dere pre duritia gentis
illins( , welche Mitthei-
lungen voraussetzen, dass
die Stadt vom König er-
obert worden war.
509
weiter unten gehandelt
werden wird.)
S. 178. Post ipsum
(sc. Ladislaum) autem
regnavit Colomannus, fi-
lius regia Geyse. Ipse
enim Belam, filium Al-
mus ducis, filii Lamperti
ducis , filii Bele re-
gio dicti Benin, adhuc
infantem, de quorundam
consilio, extractum de
matris gremio excecavit.
(Von den bei der Thron-
besteigung dem Herzog
Almus eingeräumten
Rechten, von der Ver-
söhnung, welche der
Blendung vorausgieng,
und von der Blendung
des Herzogs Almus selbst
wird also nichts berichtet)
Davon findet sich in
den anderen Chroniken
in der Geschichte Kolo-
mans gar keine Spur.
Auch davon findet
sich in den kürzeren
Redactionen keine Spur.
Aus dieser Zusammenstellung ergibt sich wohl zur Genüge,
dass im Chronicon Pictum die kürzeren Redactionen durch die
Nachrichten aus den Annalen erweitert vorliegen. Damit würde
auch genugsam erwiesen sein, dass die Annalen kein Auszug
ans den Chroniken, sondern eine selbständige Aufzeichnung
sind. Doch mögen auch noch die anderen Ausführungen Mar-
czali's nicht ungeprüft bleiben. Er sucht seine Behauptung,
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510
dass die Annalen aus den Chroniken flössen, auch durch einen
Vergleich des neben den Annalen auf der Ostertafel I. stehenden
Köliigsverzeichnisses zu erhärten. Dieser Vorgang ist ein an
und für sich höchst unkritischer, weil das Verzeichniss, wie
Marczali selbst eingesteht, ,öfters im Widerspruch' mit den
Annalen steht, also, was flir das Verhältniss des Königsverzeich-
nisses zur Chronik sich ergeben würde, nicht auch für das
Verhältniss der Annalen zur Chronik bindend ist. Dies wäre
nur dann der Fall, wenn der Nachweis geliefert wäre, dass
das Königsverzeichniss aus den Annalen herrühre. Diesen
Nachweis zu liefern versucht Marczali nicht, trotzdem die auch
von ihm wahrgenommenen Widersprüche zwischen Verzeichniss
und Annalen zu einer näheren Untersuchung ihn hätten ver-
anlassen müssen. Ein genauer Vergleich, wie er am Ende
dieser Studie, wo wir über das Königsverzeichniss besonders
handeln, durchgeführt werden wird, hätte ihn sicher darüber
belehrt, dass man durchaus nicht annehmen könne, das Königs-
verzeichniss sei aus den Annalen geflossen, wenigstens nicht aus
den Annalen, wie sie uns jetzt vorliegen. Aber auch der Nach-
weis Marczali's, dass das Königsverzeichniss aus der Chronik
herrühre, ruht auf sehr schwachen Füssen. Dieser ganze Be-
weis (!) beruht nämlich in folgenden Ausführungen: ,Oefters
im Widerspruch mit dem Text (so nennt er die Annalen im
Verhältniss za dem Königsverzeichniss) lehnt sich dieses Ver-
zeichniss mit seinen Irrthümern an die verschiedenen Redac-
tionen der Chromken an. So hätte nach seiner Angabe der
heiL Stephan 44 Jahre regiert ; dem Text nach verstrichen zwi-
schen dem Tode seines Vaters und dem seinigen nur 40, dem
Berichte der Chroniken gemäss 46 Jahre. Wie jenes Register
berichtet, hat Andreas I. 12 Jahre regiert, der Text sagt 13 Jahre,
dagegen erzählen die Chroniken übereinstimmend, dass er im
12. Jahre seiner Regierung seinen Sohn Salomon krönen Hess/
Das ist Marczali's ganzer Beweis! Weil die 44 Jahre des Königs-
verzeichnisses den 46 der Chroniken näher stehen als den 40 (998
— 1038) der Annalen, so muss das Königsverzeichniss aus den Chro-
niken herrühren. Vergebens bemüht man sich, die logische
Grundlage dieses Schlusses zu entdecken, besonders wenn man
sich erinnert, dass auch die Annalen nach seiner Ansicht aus
der Chronik herrühren. Noch schlimmer ist es mit dem zweiten
Theile des Beweises bestellt. Die besonders nahe Verwandt-
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511
schaft zwischen dem Königsregister und den Chroniken soll
daraus hervorgehen, dass jenes den König Andreas 12 Jahre
regieren lässt und diese ihn im 12. Regierungsjahre seinen Sohn
Salomon zum König krönen lassen. Es ist nun bekannt, dass
die Königskrönung Salomons, durch eine Krankheit des alten
Königs veranlasst, längere Zeit vor dem Untergange des Letz-
teren stattfand. Die Annalen haben auch thatsächlich — wie
schon oben bemerkt wurde — zum Jahre 1057 die Nachricht:
^Andreas rex infirmatur et Salamonem filium suum coronavit',
and erst zum Jahre 1060 heisst es: ,Inter Andream et fratrem
eius Bela gravis discordia oritur et rex Andreas moritur.' Was
nun die Chroniken betrifft, so wird zwar in denselben berichtet,
dass die Königskrönung Salomons im 12. Jahre der Regierung
seines Vaters stattfand, dass aber Bela auch in demselben Jahre
starb, wird nicht behauptet Daraus ergibt sich die Grund-
losigkeit der Beweisführung Marczali's. Thatsache ist, dass
zwischen den Angaben des Königsverzeichnisses und den Chro-
niken überhaupt nicht so völlige Uebereinsümmung sich nach-
weisen lässt, als dass jenes aus diesen herrühren müsse.1 Die
wenigen übereinstimmenden Zahlenangaben — man vergleiche
die Zusammenstellung in Studie VII — könnten doch auch
ohne nähere Verwandtschaft der Quellen aus der Natur der
Sache sich ergeben haben. Wie dem aber auch sein mag,
allenfalls darf man, wie schon oben betont wurde, aus dem
Verhältnisse der Chroniken zum Königsverzeichniss nicht auf
das Verhältniss zwischen der Chronik und den Annalen schliessen.
Ueberhaupt scheidet die Annalen ein sehr charakteristisches
Merkmal von den anderen ungarischen Quellen für das 11. Jahr-
hundert: sie allein geben für diesen Zeitraum Anfangs- und
Endtermine der Regierungen an; das Königsverzeichniss, die
Chroniken, ferner die ungarischen Nachrichten bei Alberich
von Trois Fontaines und in der ungarisch-polnischen Chronik
beruhen dagegen für diese Zeit auf Aufzeichnungen, welche
nur die Dauer der Regierungszeiten notirt hatten. Das Nähere
hierüber wolle man in den folgenden Studien nachlesen.
1 Wir sehen hiebei davon ab, dass zur Zeit, als das Königsverzeichniss
niedergeschrieben wurde (1210), eine bis dahin reichende zusammen-
hangende Fixierung der Chroniken noch nicht vorhanden war. Vgl. die
folgenden Studien.
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512
Um seine Ableitung der Annalen aus den Chroniken zu
beweisen, verweist schliesslich Marczali auch auf den Umstand,
dass sich in den Annalen zwischen 1145 und 1172 eine Lücke
findet, und dass dieser ,genau entsprechend auch die Chronik
über diese Periode schweigt'. Aber auch in diesen Behaup-
tungen zeigt sich Marczali sehr ungenau. Ein eingehender Ver-
gleich der betreffenden Partien ergibt gerade das Umgekehrte
von dem, was Marczali beweisen will : man kommt zum Schlüsse,
dass die Annalen und Chroniken auch hier von einander völlig
unabhängig sind. Beweisend wäre es allenfalls für die Ansicht
Marczali's, wenn die Annalen und die Chroniken eine genau
begrenzte und vollständige Lücke an denselben Stellen auf-
weisen wurden. Dem ist aber nicht so. Die Annalen haben
von Kolomans Tod und Stephans Regierungsantritt bis zum
Tode Geisas allenfalls nur drei Nachrichten. Zum Jahre 1027
bringen sie die Nachricht: ,Stephanus rex accepit civitatem Nis';
1043 wird berichtet: ,Regnante gloriosissimo rege Geyza dedi-
catum est monasterium in Ciploc in honore S. Marie a vene-
rabili episcopo Martyrio', endlich 1045 : ,6eyza rex Teutonicorum
terram intravit et expugnavit herzog (!) et exercitum eius fu-
gavit'; hierauf folgt erst zum Jahre 1072 (richtiger 1062) die
Meldung: ,Geyza rex appositus est ad patres suos*. Schlagen
wir nun die Chroniken auf, so werden wir zwar auch diese
fllr das 12. Jahrhundert dürftig finden; aber sie entbehren doch
nicht einer vollständigen Königsreihe, während in den Annalen
Bela IL gar nicht genannt wird ; ferner weisen die Chroniken
eine Reihe von Nachrichten auf, von denen sich keine in den
Annalen findet Anderseits würde man vergebens die oben
citierten Nachrichten der Annalen als Gemeingut der Chro-
niken nachzuweisen suchen. Die Nachricht über die Gründung
von Ciplok (Sziplak) kommt überhaupt in keiner Chronik vor;
jene von der Eroberung von Nis steht sicher in keinem engeren
Zusammenhange mit der allein im Codex Acephalus Bl. 22b
vorkommenden Notiz, dass Stephan ,Brudinsium(!).atque Scar-
bicium(!) nee non et Nijs aliasque civitates Grecorum igne et
gladio* verwüstete;1 endlich weiss über den Krieg zwischen
1 Die ganze Stelle wird auf Grundlage des Codex in der Studie IX mit-
getheilt werden. Noch weniger als die Stelle des Aceph. weisen die ent-
sprechenden Nachrichten des Pictum S. 210 und bei Magien (KoYichich,
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513
Geisa und Heinrich Jasomirgott das Chronicon Pictum allen-
falls ausführlich zu berichten,1 aber zwischen diesen Ausfüh-
rungen und der Notiz in den Annalen besteht ebenfalls keine
Rückbeziehung: dort wird der österreichische Herrscher aus-
drücklich ,Herricu8 . . . dux Austrie' genannt, hier wird er
kurzwegs als ,herzog' bezeichnet; dort wird keine Jahreszahl
genannt, hier dagegen da& (allenfalls durch den Abschreiber
verschobene) Jahr 1045 angeführt. Fügt man nun noch hinzu,
dass auch seit dem Tode Geisas — was auch Marczali ein-
gesteht — zwischen den Annalen und den Chroniken gar keine
Wechselbeziehungen sich nachweisen lassen, dass also die An-
nalen in dieser Periode ebenfalls nicht aus den Chroniken ge-
flossen seien, noch auch nur eine Redaction dieser aus dem
letzten Theile der Annalen geschöpft habe, so gelangen wir
offenbar zu ganz anderen Schlüssen als Marczali. Vor Allem
ist der Beweis Marczali's aus den ,genau' einander entspre-
chenden Lücken der Annalen und Chroniken völlig falsch;
denn 1. sind in jenen und in diesen durchaus nicht zwei voll-
ständige und einander genau entsprechende Lücken vorhanden,
es zeigen sich vielmehr in den allenfalls spärlicheren Nachrichten
beide Quellen völlig unabhängig von einander; und 2. zeigen
die Annalen mit dem Grundstock der Chroniken weder vor
noch nach jener ,Lücke' eine Verwandtschaft, daher der ,Be-
weis' aus der ,Lticke' an und fUr sich schon ein Trugschluss
war. Folglich ist auch dieser Versuch Marczali's, die Annalen
als einen Auszug aus der (Grund-) Chronik zu erklären, miss-
glückt. Dies ist aber nicht die einzige Folgerung aus unserer
Betrachtung. Wir erinnern uns, dass zwar nicht alle Chroniken
(und somit auch nicht die ihnen zugrunde liegende"), aber doch
das Chronicon Pictum bis auf Koloman mit den Annalen ein-
zelne Nachrichten gemeinsam hat; für die Folge hört dieses
Verhältni8s auf, wiewohl die Annalen besonders für die Zeit
seit Geisa n. manche wünschenswerte Nachricht den in dieser
Periode spärlichen Chroniken geboten hätten. Dies fallt vor
Allem auf, weil im Chronicon Pictum sich sonst überall das
Sammlung kleiner noch ungedruckter Stücke, Ofen 1806) Cap. 69 irgend-
welche Verwandtschaft mit den Annalen auf. In diesen Darstellungen
wird Nis gar nicht genannt.
1 Florianus, a. a. O. II, 217.
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514
entschiedene Bestreben geltend macht, die aus der Grundchronik
übernommene Darstellung zu erweitern. Wenn nun diese Quelle
es nicht verschmäht hat, ihre auch sonst schon reiche Darstel-
lung bis auf Eoloman mit einzelnen Nachrichten aus den An-
nalen zu vervollständigen, warum hätte sie dies nicht für die
letzten Jahrzehnte des 12. Jahrhunderts gethan, wo ihr seit
Geisa IL offenbar jede reichlichere Quelle versagt,1 während
die Annalen — wie bereits bemerkt wurde — gerade für diese
Zeit eine Reihe beachtenswerter Nachrichten enthalten? Die
Erklärung dieser Erscheinung liegt offenbar klar zu Tage: Der
ursprüngliche Theil der Annalen reichte nur bis auf Eoloman
und Stephan II., und nur dieser Theil, vielleicht schon durch
andere Nachrichten erweitert, lag dem Verfasser des Chronicon
Pictum vor. Alle anderen Nachrichten kamen erst später zu
dem ursprünglichen Theile der Annalen hinzu. Daraus erklärt
sich auch, warum in denselben zwischen Stephan ü. (1127) und
der Mittheilung von Geisas Tod (1172, richtiger 1162) sich nur
zwei Nachrichten finden. Das Nähere werden wir im Folgenden
festzustellen haben, indem wir der Frage, wo und wann die
Annalen entstanden sind, näher treten.
Zunächst wollen wir diese Frage für den ersten
Theil der Annalen beantworten, welcher mit einer Nach-
richt über den Tod des heil. Adalbert (997) beginnt und dessen
letzte Nachrichten die Regierung Stephans II. betreffen. ' Es
ißt schon oben darauf hingewiesen worden, dass bereits Watten-
bach darauf hingedeutet hat, dass die Annalen in ihrer ersten
Hälfte — doch hat er an die nähere Gliederung, welche wir
festzustellen versuchen, nicht gedacht — nach dem südlichen
Ungarn hindeuten. Zum Jahre 1019 wird über die Einweihung
der Kirche des heil. Adrianus berichtet, welche Nachricht sich
Die ausführlicheren Nachrichten des Pictum reichen bis zur Darstellung
der Züge Geisas nach Galizien (1149 — 1152). Man vergleiche darüber
die Studie VII.
Dass wir den ersten Theil bis zum Jahre 1027 annehmen, wird durch
die folgenden Umstände begründet: 1. Die Nachricht zu diesem Jahre
Über die Eroberung von Nis ist die letzte, welche auf den Süden hin-
deutet (vgl. die folgenden Ausführungen im Text) ; 2. es folgt nun eine
Lücke, in der selbst ein König (Bela II.) gar nicht genannt wird. —
Dass das Pictum die Nachricht über Nis wie viele andere nicht aufweist,
ist natürlich kein Beweis dafür, dass sie dem vom Pictum benutzten
Theile der Annalen fehlte.
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515
auf Szalavär am Plattensee bezieht. Zum Jahre 1030 ver-
zeichnen die Annalen die Erhebung Gerhards zum Bischof
(von Csanäd). Zum Jahre 1036 wird der Tod des Bischofs
Maurus (von Fünfkirchen) gemeldet. Ob die Nachricht zum
Jahre 1038 ,dedicatum est monasterium s. Benedicts sich auf
das Kloster P^csvarad in der Nähe von Ftinfkirchen beziehe,
ist zweifelhaft. l Ganz sicher scheint es auch nicht zu sein,
dass der zum Jahre 1042 als verstorben bezeichnete Bischof
Bonipertus nach Fünfkirchen gehöre. Auch manche andere
der genannten Bischöfe sind zweifelhaft. Dagegen verweisen
wieder die den Annalen eigen thümlichen genauen Nachrichten
zu den Jahren 1068 und 1072 über die bulgarischen Kriege
sehr nachdrücklich auf den Süden Ungarns; dasselbe gilt von
den Nachrichten über die Eroberung von Zara im Jahre 1108
und von Nis im Jahre 1127. Vor Allem verdient aber eine
Nachricht zum Jahre 1081 noch besondere Beachtung. Bei
diesem Jahre lesen wir nämlich in den Annalen Folgendes:
,Ladislaus rex et Salomon frater eius pacem fecerunt, et crux
domini fulgure percussa est/ Die letzteren Worte er-
scheinen für die Bestimmung des Ortes, an welchem der erste
Theil der Annalen verzeichnet wurde, als höchst bedeutsam.
Die Nachricht ist mehr als jede andere localen Charakters, und
in der Form, wie sie aufgezeichnet erscheint, kann sie that-
sächlich nur in dem Kloster oder in der Kirche niederge-
schrieben worden sein, die von dem Blitzstrahl Schaden erlitt.
Dies liegt auf der Hand. Ein glücklicher Zufall wollte es nun,
dass der Interpolator des Chronicon Pictum, der unsere An-
nalen benützte, neben anderen Nachrichten aus denselben auch
jene über den Blitzstrahl aufnahm und hiebei den bei einem
mittelalterlichen Chronisten recht anerkennenswerthen , glück-
lichen Einfall hatte, auch den Ort zu nennen, in welchem jener
Unglücksfall sich ereignet hatte. Da lesen wir nun, nachdem,
wie in unseren Annalen über die Streitigkeiten zwischen La-
dislaus und Salomon berichtet worden ist, noch (S. 194) folgende
Worte: ,Eodem etiam anno crux domini, que Albe constituta
fuerat, percussa est a fulgure/ Hiemit ist der unzweifel-
hafte Beweis erbracht, dass der erste und älteste Theil
1 Vergl. meine Stadien zur älteren ungarischen Geschichte (Wien 1893),
8. 72, Anm. 21.
Archir. LXXXIV. Bd. II. Hilft«. 35
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616
der Annalen in Alba verzeichnet wurde. Dass man in
der Krönungsstadt der ungarischen Könige, wo sich die be-
rühmte Marienkirche Stephans erhob, an historischen Aufzeich-
nungen Interesse fand, wird man recht natürlich finden. Da
nun die Nachrichten dieses Theiles der Annalen einen durchaus
einheitlichen Charakter aufweisen — es bezieht sich schon die
vierte, aber auch die letzte Nachricht auf den Süden, und neben
den wichtigsten Begebenheiten der Profangeschichte werden
stetig auch Nachrichten über die Kirchenfürsten im Süden Un-
garns verzeichnet — so wird man wohl auch mit ziem-
licher Gewissheit annehmen, dass die ganze Aufzeich-
nung von 997 — 1027 nach Stuhlweissenburg gehört
Fügen wir noch hinzu, dass die Annalen schon unter ihren
ersten Nachrichten sonst nirgends überlieferte Mittheilungen mit
genauen Zeitangaben enthalten, wie wir dies an früheren Stellen
bereits hervorgehoben haben, dass ferner bis auf Stephan II.
keine grössere Unterbrechung in den Aufzeichnungen sich be-
merkbar macht, so werden wir wohl mit Recht annehmen
können, dass diese Jahrbücher schon frühzeitig begonnen worden
waren und gleichzeitig fortgeführt wurden. Einzelne Verstösse
wird man vorzüglich durch die Art der UeberKeferung un-
serer Annalen zu erklären haben, worüber noch weiter unten
das Nähere ausgeführt werden wird.
Es ist somit gelungen, den ersten Theil der An-
nales veteres Hungarici. wie man die uns vorliegende
Ge$chicht$quelle in ihrer Gesaniintheit wohl am richtigsten be-
nennt, als Stuhlweissenburger Jahrbücher zu erkennen.
Unterziehen wir nun die folgenden Tlieile der Annalen
einer ^euaueren Betrachtung. Auf die Nachricht von der Er-
^beruiu: wm Nis VIU?7* durch Stephan IL folgen bis zum
Jahre ll<>3 in den Annalen irrsr 117- nur zwei Nachrichten.
Nach einer Lücke von U» Jahren wird zum Jahre 1143 nämlich
uWr die Finweifcur.j de* Kl%>&ers Sxeplak bei Kaschau jt-
$tuun* ^vrta«süsv» reo* iWvaa* beruhte*, dann folgt «um inn-
rkta^pre' Jahre IU> eine XacirtÄt cber den Zag Geisas in
T**Mucoru:a tecrasx* s^d d:* Bcs««V <*** Jkeraof*. worauf
a*at Jahre UTS ^Scirv:Vr*>iL>r «an Il£J: sie!* unten!1 die
TAV*aaci:ro>.t ~>ec 0-\s* £\:c*ci: wird: iierauf beginnen
^vxt asek xsr für k*r*e JL«rtc — &e Nachrichten ver-
Va^tt*a&fc$ä^ r«ck r* £«$&»> War ketaat aas demselben
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517
hervor, dass in ihnen Pressburg zweimal genannt wird, und
dass auf das Verhältniss zu Oesterreich und Böhmen Rück-
sicht genommen wird. Wurden ferner früher mehrere südunga-
rische Bischöfe genannt, so finden wir hier blos zum Jahre 1187
(richtiger 1177) die Notiz ,Stephanus Colocensis episcopus de-
ponitur'. Andere genannte Persönhchkeiten können wir leider
hier ebensowenig wie früher genauer bestimmen. Zum Jahre 1203
wird in den Annalen ebenso wie in der neben ihnen in der-
selben Handschrift stehenden Ostertafel I1 über den Untergang
des Monasterium Iohannis baptiste iuxta Bulduam (Buloriam)
berichtet, d. i. über die Abtei Szt.-Jäszo, 15 Kilometer westsüd-
westlich von Kaschau im Bodvathale. Es ist dies die letzte
Nachricht in den Annalen. Dagegen finden wir in der eben
genannten Ostertafel zum Jahre 1228 die Worte: ,Anno ab
incarnaüone domini 12283 18. kal. Decembris consecrata est
hec ecclesia in honore beate Marie virginis a venerabili Iacobo
Nitriensi episcopo', worauf genaue Nachrichten über die Altäre
der Kirche und deren Reliquien folgen. Um welche Kirche es
sich handle, erfahren wir aus einer Notiz im Kalender, welcher
ebenfalls neben den Annalen in der Handschrift steht. Es heisst
daselbst nämlich zum 14. November ,consecrata est hec ecclesia
de Taxen'.3 Dass diese sonst nicht bekannte Kirche in der
Neutraer Diöcese lag, geht aus dem vorhergehenden Citat, dass
der Bischof von Neutra sie weihte, wohl mit Bestimmtheit her-
vor. Fassen wir die citierten Nachrichten ins Auge, so fällt
es sofort auf, dass wir in diesem Abschnitte der Annalen im
Gegensatze zu dem bereits behandelten ersten Theile vorzüglich
den Norden Ungarns und dessen Nachbarschaft berücksichtigt
finden. Die Handschrift selbst gehört, wie die letzten Citate
beweisen, der Kirche de Taxen in der Neutraer Diöcese. Dar-
aus folgt zunächst ganz unzweifelhaft, dass die Fortsetzung
der Annalen im nördlichen Ungarn stattfand, wohin der
erste Theil aus Stuhlweissenburg gebracht worden war.
1 Bei Florianus, a. a. O. sind die Mittheilungen der I. Ostertafel III, 212 f.
abgedruckt.
* Dieses Jahr findet sich bei Wattenbach, a. a. O., S. 505, in arabischen
Zahlen; bei Florianus, a. a. O. III, 212 steht MCCXVIII, wobei leichter
ein Druckfehler unterlaufen konnte.
8 Bei Wattenbach, a. a. O., 8. 499.
35*
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518
Die nächste Frage ist nun, an welchem Orte oder viel-
leicht an welchen Orten diese Fortsetzung aufgezeichnet wurde.
Nachdem mit einer den Süden betreffenden Mittheilung zum
Jahre 1127 über die Erwerbung von Nis der erste Theil der
Annalen geschlossen hat, hebt die Fortsetzung nach einer
16-jährigen Unterbrechung zum Jahre 1143 mit der Mittheilung
über die Weihe des Klosters zu Sz^plak bei Kaschau an. Dass
eine derartige Notiz im Rahmen der knappen Annalen darauf
hindeutet, sie sei in diesem Kloster selbst aufgezeichnet worden,
ist sehr wahrscheinlich. Somit hätten wir bei der Fortsetzung
unserer Jahrbücher zunächst an das genannte Stift Szöplak zu
denken, was auch Marczali annimmt. Ist aber die ganze Fort-
setzung dort aufgezeichnet, wie derselbe behauptet? Dies muss
verneint werden. Sicher ist es zunächst, dass die Aufzeichnungen
zum Jahre 1228, welche soeben citiert wurden, schon in der
Kirche zu Taxen gemacht wurden. Darauf deutet unstreitig
der Wortlaut der Stellen: ,consecrata est hec ecclesia etc.',
ebenso der Umstand, dass diese Nachricht an zwei verschie-
denen Stellen der Handschrift verzeichnet ist. Woher kam nun
diese nach Taxen, unmittelbar oder mittelbar aus Szöplak? Auf
dem jetzigen Titelblatte wird der Codex als ,Missale Boldwense
e cimeliis monasterii O. S. B. s. Iohannis baptiste ad Boldwam
1203 combusti' bezeichnet.1 Bedenkt man nun, dass des Nieder-
brennens dieses Klosters in der Handschrift zweimal Erwäh-
nung geschieht, nämlich in den Annalen und in der Ostertafel I,
so ist es sehr wahrscheinlich, dass man nicht an einem fremden
Orte diese Eintragungen gemacht hat. Dazu kommt aber, dass
die Notiz zum Jahre 1203 über dieses Brandunglück die letzte
in den Annalen überhaupt ist, denn jene der Zeit nach nächsten
über die Weihe der Kirche in Taxen zum Jahre 1228 sind an
anderen ^teilen der Handschrift verzeichnet. Dieses Zusammen-
fallen der Nachricht über den Klosterbrand mit dem Schlüsse
der Annalen macht es bereits sehr glaublich, dass die Jahr-
bücher auch im Johanneskloster geführt wurden. Betrachten
wir noch schliesslich die Nachrichten von 1143 — 1203, so finden
wir Folgendes. Was zunächst den Inhalt und die Beschaffen-
heit der Notizen anlangt, so sind jene von der Gründung Szip-
laks bis 1187 (richtiger 1177) verhältnissmässig reich, genau,
1 Wattenbach, a. a. O., S. 496.
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519
eingehend und durchaus politischen Inhaltes. Auch den Vor-
gängen in der königlichen Familie wird besondere Aufmerk-
samkeit zugewendet. Offenbar stand das Stift zum Königshofe
in Beziehungen, worauf auch der Wortlaut des Berichtes zum
Jahre 1143 über die Weihe des Klosters deutet; es heisst
nämlich: ,regnante gloriosissimo rege Geyza dedicatum est
monasterium . . / Mit dem Jahre 1187 (richtiger 1177) brechen
plötzlich die reichen Notizen ab, und erst nach einer grösseren
Lücke findet sich zum Jahre 1195 die Notiz ,Desiderius abbas
depositus est'. Hierauf folgen nur noch zum Jahre 1199 die
Mittheilungen: ,Buda sacerdos obiit' und zum Jahre 1200
, Daniel presbiter ordinatur', worauf zum Jahre 1203 der öfters
erwähnte Bericht über die Vernichtung des Johannesklosters
durch eine Feuersbrunst folgt. In dem Theile seit 1187 (1177)
tritt also an Stelle der früheren Ausführlichkeit grosse Dürftig-
keit; bis dahin genaue politische Nachrichten, seit diesem
Zeitpunkte nur einige Nachrichten von völlig localem Cha-
rakter. Hiezu kommt noch, dass jener reichere Theil mit
seinen die allgemein ungarischen Verhältnisse betreffenden
Nachrichten bereits 1177 abbricht, während die erste jener
Nachrichten localen Charakters erst zum Jahre 1195 folgt.
Fassen wir alle diese Umstände ins Auge, so werden wir in
Rücksicht auf das früher Ausgeführte wohl mit Sicherheit an-
nehmen können, dass der Theil der Annalen von 1143 — 1177
(falschlich 1187) mit seinen allgemein ungarische Verhältnisse
betreffenden, reichlichen Nachrichten im Kloster Szöplak bei
Kaschau, das wahrscheinlich zum Königshofe in Beziehungen
stand, aufgezeichnet wurde. Dagegen wurden die spärlichen
Notizen von ganz localhistorischer Bedeutung zwischen 1195
und 1203 in dem zum letzteren Jahre als abgebrannt bezeich-
neten, ebenfalls in der Gegend von Kaschau gelegenen Stifte
Szt.-Jaszo im Bodvathale gemacht. Hiezu kommt nun noch auch
der folgende höchst wichtige Umstand. Es ist schon längst be-
merkt worden, dass die Annalen in der uns vorliegenden Form
vom Anfang bis zum Ende von derselben Hand geschrieben sind.
Ebenso ist es sichergestellt, dass die Handschrift um 1200 her-
gestellt wurde. Daraus ergibt sich unmittelbar, dass der in Alba
aufgezeichnete älteste Theil der Annalen (bis 1127) uns bereits
in Abschrift vorliegt, woraus sich die Irrthümer desselben er-
klären. Es entsteht nun die Frage, ob etwa der Schreiber
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520
unserer Handschrift nur die Stuhlweissenburger Annalen abge-
schrieben hat, alles Andere aber seine Originalaufzeichnungen
sind, oder ob wir innerhalb der Aufzeichnungen seit 1143
zwischen Abschrift und Original scheiden können; letzteres
würde mit unseren früheren Ausführungen übereinstimmen. Es
ist nun schon längst bemerkt worden, dass in den Berichten
der Annalen seit 1143 der Krieg gegen Oesterreich fälschlich
zum Jahre 1145 gestellt ist, vor Allem aber dass die in Wirk-
lichkeit zwischen 1162 und 1177 fallenden Ereignisse regel-
mässig um 10 Jahre verschoben zu 1172 — 1187 berichtet
werden. Da nun einerseits die sonstige Genauigkeit dieser
Nachrichten auf gleichzeitige Aufzeichnung hindeutet, anderer-
seits die erwähnte gleichmässige Verschiebung der Nachrichten
überhaupt kein Fehler des eintragenden Chronisten sein kann,
so wird man mit Recht annehmen können, dass auch die Nach-
richten bis 1187/77 uns in Abschrift vorliegen. Da ferner
mit diesem Jahre auch jene reicheren Nachrichten abbrechen
und den wenigen dürftigen Platz machen, so stimmen diese
Ergebnisse völlig mit den oben gewonnenen überein. In
Spöplak ist die annalistische Aufzeichnung bis 1177 gediehen.
Diese wurde für das benachbarte J&szo abgeschrieben und dort
um die wenigen Nachrichten localen Charakters bereichert. Das
Niederbrennen der Abtei im Jahre 1203 machte den Aufzeich-
nungen ein Ende ; die Notiz über dieses Unglück ist die letzte
in den Annalen.
Was geschah nun mit der Handschrift vom Jahre 1203
an bis zum Jahre 1228, da wir sie im Besitze der neuen Kirche
de Taxen finden? Dem Kloster Szt. Jdszo, das später wieder
erbaut wurde, verblieb sie nicht, weil alle ähnlichen Notizen,
wie sie vor 1203 eingezeichnet wurden, fehlen, wiewohl bereits
die Zahlen 1204 — 1210 vorgeschrieben sind.1 Wohin sie kam,
wissen wir nicht; doch ist in dieser Zeit dieselbe durch das
auf die Ostertafel I niedergeschriebene Königsverzeichniss
bereichert worden. Dass diese Niederschrift im Jahre 1210
geschah, ist fast unzweifelhaft. Auf dieses Jahr verweist näm-
lich deutlich die am Schlüsse des Verzeichnisses stehende Be-
merkung, dass König Andreas (II.) 6 Jahre regierte. Nun
entsteht die Frage, woher der Schreiber das Königsverzeichniss
Vgl. Florianus, a. a. O. III, 211. MCCC steht fälschlich für MCCX.
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521
geschöpft habe. Es lag nahe anzunehmen, dass ihm die An-
nalen als Quelle dienten, weil sie in derselben Handschrift
stehen. Bereits oben ist jedoch betont worden, dass man dieser
Annahme bei näherer Untersuchung widersprechen müsse.
Nach den Annalen hätte Stephan I. 998—1038, also etwa 40
Jahre regiert; im Königsverzeichnisse wird dagegen seine Re-
gierung mit 44 Jahren angegeben. Dass Bela I. 3 Jahre re-
gierte, kann aus den Annalen, wie sie uns vorliegen, nicht ge-
folgert werden. Ebenso kann aus den Annalen die Regierungs-
zeit Salomons nicht mit 11 Jahren berechnet werden, wie wir
im Verzeichnisse dieselbe angegeben finden. Nach den Annalen
würde Geisa I. nur 1075 — 1076 regiert haben, im Verzeich-
nisse ist dagegen von 3 Jahren die Rede. Ebensowenig stimmen
die folgenden Angaben der Annalen und des Königsverzeich-
nisses überein, wie man sich aus der tabellarischen Zusammen-
stellung in der Studie VII leicht wird überzeugen können. Aus
den Annalen floss also das Königsverzeichniss nicht. Ebenso-
wenig ist die Annahme berechtigt, dass es aus den uns be-
kannten ungarischen Chroniken herausgezogen wurde, worüber
bereits oben ausführlich gehandelt worden ist. Mit diesem ne-
gativen Ergebnisse werden wir uns wohl zunächst begnügen
müssen, denn Näheres über den Ursprung des Königsverzeich-
nisses wird man kaum ausfuhren können.
Am Schlüsse wollen wir die Ergebnisse unserer Unter-
suchung zusammenfassen:
Der erste Theil der Annalen (von 997—1127) ist in Stuhl-
weissenburg geschrieben worden, und zwar wenigstens zum grossen
Theile gleichzeitig mit den Ereignissen. Eine Abschrift gelangte
nach dem im Jahre 1 143 begründeten Kloster Szeplak bei Kaschau
und wurde mit reichen gleichzeitigen Notizen bis 1 177 (in unserer
Handschrift fälschlich 1187) fortgesetzt. Nach 1177 fand eine
unsorgfältige Abschrift der gesammten Aufzeichnung für das
Kloster Szt.-Jaszo, das ebenfalls bei Kaschau Hegt, statt und
wurde dieselbe durch einige offenbar dieses Stift betreffenden
Notizen bis 1203 fortgesetzt. Gleichzeitig wurden in der diese
Annalen umfassenden Handschrift auch an anderen Stellen dieses
Kloster betreffende Notizen eingeschrieben; so wird im Nekrolog *
Wattenbach, a. a. O., S. 498.
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522
unter dem 15. Februar der in den Annalen zum Jahre 1199 ge-
nannte Buda angeführt und ebenso zum 27. November 1 der in
den Annalen beim Jahre 1200 erwähnte Daniel. Auch das Nieder-
brennen des Klosters, auf das wir gleich zu sprechen kommen,
wird in der Ostertafel I der Handschrift verzeichnet. Diese Nach-
richt kommt auch in den Annalen zum Jahre 1203 vor, und zwar
ist es die letzte Nachricht in denselben, wiewohl die Jahres-
zahlen bereits bis 1210 angesetzt waren. Da sich auch sonst
keine weiteren das (später wiederaufgebaute) Kloster betref-
fenden Nachrichten finden, so hegt der Schluss nahe, dass die
Handschrift in anderen Besitz kam. In dieser Zeit (1210)
wurde auf der I. Ostertafel das besprochene Königsverzeichniss
aufgezeichnet, das nicht aus den Annalen geschöpft ist und
auch nicht aus den uns bekannten ungarischen Chroniken floss.
Endlich kam der Codex, der bekanntlich einen reichhaltigen
und merkwürdigen liturgischen Inhalt aufweist,2 als Missale an
die 1228 geweihte Kirche de Taxen, die wahrscheinlich in der
Neutraer Diöcese lag, weil sie von dem Bischof Jakob von Neutra
geweiht wurde. Die betreffende Notiz über die Weihe der
Kirche und die in derselben befindlichen Altäre und Reliquien,
welche sich auf der I. Ostertafel verzeichnet findet, ist zugleich
wohl die erste Aufzeichnung, welche in die Handschrift in dieser
Kirche eingetragen wurde. Ihr entspricht die Bemerkung im
Nekrolog zum 14. November: ,consecrata est hec ecclesia de
Taxen'. Zu den an diesem Orte verzeichneten Nachrichten
gehört wahrscheinlich auch noch die zum Jahre 1241 auf der
H. Ostertafel3 gestellte ,Uxor Iohannis occiditur et uxor Chucar
et uxor . . . (Lücke) . . . a Cumanis captivatur'. Weitere Ein-
tragungen scheint der Mongoleneinfall vereitelt zu haben. Später
soll die Handschrift in den Besitz des Capitels von Ofen ge-
kommen sein;4 sodann habe sie der Cardinal Peter Pizmkn
erworben; später wäre sie an das Pressburger Capitel gelangt,
wofür auch die alte Inschrift ,Capituli Posoniensis Litt. M. 1633'
Zeugniss ablegt. Dies gab auch die Veranlassung, die Jahr-
bücher als Chronicon Posoniense oder Annales Posonienses zu
bezeichnen. Vor einigen Jahrzehnten ist die Handschrift
1 Ebenda, 8. 499. * Vgl. ebenda, 8. 496.
8 Bei Florianus, a. a. O. III, 213.
4 Siehe biezu und zum Folgenden Wattenbach, a. a. O., 8. 496.
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523
schliesslich in das Nationalmuseum gekommen. Aus den vor-
stehenden Ausführungen geht es auch hervor, dass man wohl
am besten thut, unsere Jahrbücher in ihrer Gesammtheit mit
Wattenbach als ,Annales veteres Huügarici' zu bezeichnen.
Daneben wird man wohl besonders für den ersten Theil der-
selben, der, wenn nicht die älteste, so doch eine der ersten
historischen Aufzeichnungen in Ungarn ist, die besondere Be-
zeichnung ,Annales Albenses' aufstellen. Diese sind auch
die ersten uns bekannten ungarischen Aufzeichnungen, welche
für die Regierungsjahre der ungarischen Könige Anfang- und
Endtermine nennen. Von einer Benutzung der Annalen finden
sich nur im Chronicon Pictum Spuren. Endlich möge noch
bemerkt werden, dass eine genaue Untersuchung der Hand-
schrift es wohl ermöglichen wird, die nekrologischen Notizen
und dergleichen nach dem Orte ihrer Eintragung zu scheiden;
ebenso wird über viele bisher noch nicht bestimmte Personen,
welche in diesen Eintragungen und in den Annalen genannt
werden, die localhistorische Forschung Aufklärung zu geben
haben.
VI.
Sparen von Graner Geschichtsaufzeichnungen.
In der HL Studie (Archiv, Bd. 82, IL Hälfte, S. 587 ff.)
ist darauf hingewiesen worden, dass die ungarisch -polnische
Chronik entsprechend ihrem handschriftlichen Namen (Cro-
nica Ungarorum iuncta et mixta cum cronicis Polonorum et
vita s. Stephani) neben der echten Hartwich'schen Legende
des heil. Stephan für die ungarischen Verhältnisse ausser münd-
licher Ueberlieferung auch ältere ungarische Aufzeichnungen
benützte.
Mündliche Ueberlieferungen wurden vor Allem im ersten
Theile, der die Zeit vor Stephan behandelt (§ 1 — 3), benützt.
Dass für die spärlichen Ausführungen in diesem Abschnitte
dem Autor ausser einzelnen Andeutungen in der von ihm be-
nützten Vita s. Stephani von Hartwich weder eine der unga-
rischen Chroniken, noch eine diesen zu Grunde hegende Auf-
zeichnung vorlag, geht aus dem Umstände hervor, dass seine
Darstellung mit jener der anderen ungarischen Quellen keine
nähere Verwandtschaft aufweist. So ist Attila nach dem Be-
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524
richte unseres Chronisten nicht der Zerstörer, sondern der Er-
bauer von Aquileja; nach ihm sei die Stadt genannt worden
(§ 3, S. 497 bei Bielowski, Mon. Pol. hist. I). Im Gegensätze
zu den späteren ungarischen Chroniken, die in diesem Theile
auch auf gelehrter Forschung beruhen,1 unterscheidet unsere
Chronik nicht zwei hunisch-ungarische Einwanderungen, son-
dern sie zieht beide zusammen. Ueberhaupt fallen fllr ihren
Verfasser Hünen und Ungarn ganz zusammen; ja er setzt
zwischen Attila und Geisa nur zwei Generationen. Er lässt
nämlich auf Attila dessen Sohn Koloman und auf diesen Bela
folgen, dessen Nachfolger wieder Geisa, Stephans Vater, ist
Wie sehr diese Darstellung von jener in den späteren unga-
rischen Chroniken abweicht, liegt auf der Hand. Dass er
Geisa als den vierten Fürsten nennt, geschah offenbar zufolge
der Bemerkung der Vita b. Stephani von Hartwich, dass Geisa
war ,princeps quidem quartus ab illo, qui ingressionis Hunga-
rorum in Pannoniam dux primus fuit'.2 Von einer Einwan-
1 Darüber sind die folgenden Stadien zu vergleichen, welche sich mit den
ungarischen Chroniken beschäftigen werden.
* Florian us, Hist. hung. fönt. I, 36. Bei dieser Gelegenheit sei es gestattet,
auf Folgendes aufmerksam zu machen. Bekanntlich wird in der Vita
maior s. Stephani § 2 Geisa als ,princeps qu intus ab illo, qui ingressio-
nis Ungarorum in Pannonia dux primus fuit* bezeichnet (Florianus, a.
eben a. O., S. 12). Bei Hartwich lesen wir dagegen, wie die im Texte
abgedruckte Stelle erweist, »quartus*, und zwar stand nach dem Aus-
weise der ungarisch-polnischen Chronik offenbar dieses Zahlwort schon
in der ursprunglichen Bedaction des Hartwich'schen Werkes. Es ist nun
bekannt, dass Büdinger, Oesterr. Geschichte I, 394, Anm. 3, diese Ab-
weichung damit erklären wollte, dass der Verf. der Vita maior noch an
den von Constantin (de adm. imp. c. 40) genannten Phalitzis denkt, Hart-
wich denselben aber schon eliminiert habe; die ältere Erklärung Wat-
tenbach's (Mon. Genn. Script. XI, S.230, Anm. 30), dass die Vita minor als
ersten Fürsten Airaus, Hartwich dagegen als ersten Arpad gedacht habe,
verwirft Büdinger. Wie es nun scheint, hat aber Wattenbach doch Recht
gehabt, was ich gegenüber der früher auch von mir getheilten Ansiebt
Büdingens hier constatieren muss. Es darf nämlich bei der Beurtheilnng
dieser Frage nicht ausser Acht gelassen werden, dass die ungarische
Tradition thatsächlich bald Almus, bald wieder Arpad als den Führer
bezeichnet, unter welchem die Ungarn nach Pannonien kamen. Nach
dem Anonymus kam Almus § 13 (bei Florianus II, 14) mit den Ungarn
zum ,ca8trum Hung.* und setzt erst dort seinen Sohn zum Herzog ein. An-
dere Redactionen lassen Almus schon in Siebenbürgen sterben und die
Eroberung Pannoniens unter Arpad erfolgen (vgl. Chron. Bud., S. 37). Nach
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525
derung unter Arpad und dass an der ihm vorliegenden Stelle
der Vita unter dem ersten Anführer dieser zu verstehen sei,
weiss der Chronist also nichts. Auch seine sonstigen Mitthei-
lungen, so z. B. auch jene über das bereits Attila zutheil ge-
wordene Orakel über die einstige Verleihung der Königskrone
(§ 3, S. 497), zeigen keine Abhängigkeit von den anderen un-
garischen Quellen. Kurzum, was der Chronist über die Zeit
vor Stephan mittheilt, ist Combination, oder er weiss es nur
vom Hörensagen.
Anders verhält es sich demgegenüber mit einer Reihe
von Nachrichten, welche der Chronist in die der Vita s. Ste-
phani entnommene Darstellung interpoliert, oder mit denen er
diese Darstellung bis gegen das Ende des 11. Jahrhunderts
fortführt. Trotzdem der Text durch die späteren polnischen
Interpolationen völlig verwirrt ist, hat er doch an echten, auf
Ungarn hindeutenden Nachrichten so viel erhalten, dass wir
annehmen müssen, ihm lägen fUr diesen Theil ältere, und
zwar ungarische Aufzeichnungen vor. Zu diesen Nachrichten
zählt die im § 6 (S. 504) enthaltene ausführliche Schilderung
der Königskrönung Stephans ; ferner die im § 7 enthaltenen
Nachrichten über eine in Gran stattgefundene Zusammenkunft
des ungarischen und polnischen Herrschers, unter welchem letz-
teren natürlich nicht Mesko, sondern Boleslaus I. zu verstehen
wäre; ebenso die bei dieser Gelegenheit sich ergebende Er-
wähnung des ,princeps militiae Alba* ; die gleichfalls im § 7
enthaltene genaue Beschreibung der ungarisch - polnischen
Grenze , welche Gran berührte ; ferner die Mittheilungen
ebenda über den durch Stephan begonnenen Bau der Adal-
bertskirche zu Gran ; endlich z. B. auch die Mittheilungen, dass
Leventha sechs Monate (§ 12, S. 512) regierte, und dass Peters
(zweite) Regierungszeit zwei Jahre währte (S. 513). Diese
Nachrichten sind offenbar nicht erfunden ; man kann aber auch
nicht annehmen, dass sie sich 150 oder gar 200 Jahre mündlich
fortpflanzten. Dies wäre übrigens auch aus dem Grunde schwer
glaublich, weil der um 1200 schreibende Chronist, wenn auch
der Darstellung des Anonymus ist also thatsächlich Almas der ,dux in-
gressionis* and Geisa ist der ,quintus ab illo' (Almus-Arpad-Zolta-Toxun-
Geisa), nach den Anderen ist Geisa erst als ,quartus' zu zählen. Die
Ansicht des Anonymus scheint die ursprünglichere zu sein, wie in den
folgenden Stadien näher erwiesen werden wird.
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626
verwirrt, doch fast aOe Herrschernamen des 1 1 . Jahrhunderts
anfuhrt; er nennt nämlich: Alba, Leventa, Peter, Bela, Albertus
(= Bela oder Andreas?), Jesse, Coloman, Salomon und La-
dislaus. Das* sich eine derartige Reihe von Namen mündlich
durch 150 — 200 Jahre erhalten könnte, ist nach den Erfah-
rungen, die man taglich sammeln kann, sehr zweifelhaft. Wo
dem Chronisten, wie für die Zeit vor Stephan, keine schriftliche
Quelle zur Verfugung stand, weiss er ausser Attila nur zwei
erdichtete Herzogsnamen zu nennen. Während ferner zwischen
den Nachrichten der ungarisch-polnischen Chronik über die Zeit
vor Stephan und denjenigen anderer ungarischer Geschichts-
quellen kein näheres Verhältniss nachweisbar ist, lassen sich
von den in der folgenden Darstellung gebotenen und oben von
uns aufgezählten Nachrichten wenigstens einige in ungarischen
Quellen oder in solchen, die aus diesen schöpften, nachweisen.
Der nähere Vergleich lehrt, dass die der ungarisch-polnischen
Chronik vermuthlich vorgelegenen Aufzeichnungen am nächsten
einer ungarischen Quelle stehen, welche dem um 1235 schrei-
benden Chronisten Alberich von Trois Fontaines vorlag. Ueber
diese ungarische Quelle werden wir in der nächsten Studie
näher zu handeln haben. Hier soll nur auf die verwandten
Nachrichten hingewiesen werden. Wie die ungarisch-polnische
Chronik (§ 7), so weiss auch Alberich (Mon. Germ. Script. XXIH,
779) über die Erbauung der Adalbertskirche in Gran durch
Stephan zu erzählen. Den Hass gegen Gisela, der sich in der
Chronik äussert, hat Alberich auch in seiner Vorlage gefunden,
und er ist allen anderen ungarischen Chroniken eigen. * Die
Mittheilung, dass Peter (zum zweitenmal) zwei Jahre regierte,
entspricht der Notiz bei Alberich, der ihn zweimal je zwei
Jahre regieren lässt; die anderen Chroniken geben für beide
Regierungsjahre zusammen 51/, Jahre an. Schliesslich erwähnen
wir noch, dass die Vorlage der ungarisch - polnischen Chronik
offenbar mit Ladislaus I. abbrach, den sie noch als König be-
handelt; von Kolomans Nachfolge kann in ihrer Quelle nichts
mehr gestanden sein, weil sie ihn schon vor Ladislaus sterben
lässt Nun werden wir in der folgenden Studie sehen, dass
auch Alberichs Vorlage nur das 11. Jahrhundert umfasste,
1 Man vergleiche auch die Nachricht über den Tod der Königin Gisela
bei Alb er ich, a, a. O., S. 779 und die betreffende Noti« in der un-
garisch-polnischen Chronik S. 512.
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527
und dass sich um den Schluss dieses Jahrhunderts auch in
den anderen Chroniken eine deutliche Naht zeigt. So finden
wir denn zwischen der Darstellung der ungarisch-polnischen
Chronik über das 11. Jahrhundert einerseits und jener Al-
berichs und der nationalen Chroniken andererseits ganz be-
stimmte Beziehungen. Es ist nun gewiss, dass unser Chronist
nicht Alberich'8 erst später entstandene Darstellung benützte,
und ebensowenig lagen ihm die ausführlichen ungarischen Chro-
niken vor; er hätte diese Quellen sonst ebenso reichlich benützt,
wie er es mit der Vita von Hartwich that. Andererseits kann
aber auch unsere Chronik nicht Alberich und den späteren
Chroniken vorgelegen sein. Wohl aber werden wir annehmen
müssen, dass die Verwandtschaft der drei von einander sonst
ganz unabhängigen Quellengruppen aus der gemeinsamen Be-
nützung irgend einer schriftlichen Aufzeichnung zu erklären
sei. Damit soll jedoch nicht gesagt sein, dass dem Verfasser
der ungarisch-polnischen Chronik bereits dieselbe Vorlage zur
Verfügung stand, wie sie Alberich benützte, und die später auch
zur Grundlage der nationalen Chronik gemacht wurde. Sicher
lag diesen eine Quelle vor, die sowohl bezüglich des Ausgangs-
punktes der Darstellung, als auch bezüglich der Fülle des Ge-
botenen sich weitere Ziele gesteckt hatte. Der gemeinsame
Ursprung dieser Quelle, über welche unsere nächste Studie
ausführlich handeln wird, mit den von der ungarisch-polnischen
Chronik benützten Aufzeichnungen ist aber wohl sichergestellt.
Es möge nur noch hervorgehoben werden, dass man aus der
Beschaffenheit der Nachrichten, wie sie sich in der uns erhal-
tenen Redaction der ungarisch-polnischen Chronik finden, durch-
aus nicht sich ein genaues Bild dessen machen kann, was die
Vorlage dem Chronisten geboten hatte. Der betreffende Theil
der Chronik (besonders § 12 und 13) ist nämlich, wie in unserer
Studie III bereits ausgeführt wurde, durch die willkürlichsten
und unsinnigsten Interpolationen völlig entstellt. Als sicher darf
man wohl annehmen, dass diese Aufzeichnungen nicht anna-
listischen Charakters waren; sonst hätte sich wohl irgend eine
Jahreszahl in der ungarisch- polnischen Chronik erhalten, und
es hätte auch wohl in derselben keine so arge Verwirrung
platzgegriffen, wenn ein annalistisches Gerippe vorhanden ge-
wesen wäre. Bekanntlich entbehren auch die nationalen Chro-
niken für das 11. Jahrhundert fast gänzlich derartiger anna-
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528
listischer Angaben, und auch Alberichs Vorlage bot ihm keine
an die Hand. Auch darin darf man einen verwandtschaftlichen
Zug zwischen diesen verschiedenen Quellen sehen, was mit
unseren früheren Betrachtungen übereinstimmt. Alle diese
Quellen geben für das 11. Jahrhundert in der Regel, sofern
sie Zahlen nennen, nur an, wie lange etwas gedauert habe,
wie lange ein König regierte u. dgl. ; Anfangs- und Endtermine
werden im Gegensatze zu den in der vorhergehenden Studie
erörterten Annalen nicht bestimmt.
Es entsteht nun die Frage, wo diese alten historischen
Aufzeichnungen entstanden seien. Dass der Verfasser der
Chronik ein Ungar war, und zwar offenbar ein ungarischer
Slawe, hat der Verfasser in der Studie III, 621 ff. wohl ge-
nügend bewiesen. Die Bemerkung § 13, S. 513 ,. . . unde
(palus prope Pesth) usque in hodiernum diem appellatur,
palus Albae regis' setzt die Kenntniss der ungarischen Local-
sage voraus. Dass nun ein Ungar eine ungarische (xeschichts-
quelle eben in Ungarn schreibt, ist an und für sich wohl das
Natürlichste. Erinnern wir uns nun, dass der Verfasser sich
über die Verhältnisse in Gran gut unterrichtet erweist, wie
dies die oben S. 525 angeführten Nachrichten beweisen, und
setzen wir hinzu, dass er im § 13, S. 512 von einer Begebenheit
erzählt, die sich ,inter montes prope civitatem Strigoniensem'
ereignete, so werden wir uns geneigt zeigen, Gran als den Ort
der Abfassung anzunehmen. Dies wird aber völlig durch die
§ 12, S. 511 enthaltene Mittheilung bestätigt, dass König Alba
,ex ista parte civitatis Strigoniensis' den Deutschen entgegen-
zog. Ist nun die Chronik in Gran verfasst, so liegt der Ge-
danke nahe, dass hiezu ältere Graner Aufzeichnungen be-
nützt wurden, und dies umsomehr, als es sich doch wenigstens
theilweise um Nachrichten über Graner Verhältnisse handelt
Es ist doch sehr wahrscheinlich, dass am erzbischöflichen Sitze
nicht historische Aufzeichnungen versäumt wurden. Und wo
die ursprünglichen spärlicheren Notizen aufgezeichnet wurden,
dort mag dann durch Verbindung mit anderen Quellen auch
die spätere ausführlichere Quelle entstanden sein, die Alberich
und der nationalen ungarischen Chronik vorlag. Es ist nun
bekannt, dass bereits Wilmans die Ansicht aussprach,1 Alberich
1 Archiv der Gesellschaft fttr ältere deutsche Geschichtskunde X (1851).
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529
hätte seine Quelle durch die Vermittlung Roberts von Leyden
erhalten, der seit 1227 Erzbischof von Gran war, und den er
in seiner Chronik (Mon. Germ. Script. XX ITT, 920) zu dem eben
angeführten Jahre nennt, und der Herausgeber des Werkes
Alberichs in den Mon. Germ. Scheffer-Boichorst glaubt, dass
Alberich seine Nachrichten durch den Cardinal Jakob von Prä-
neste erhielt, der sich im Jahre 1233 in Ungarn aufhielt und
von Alberich S. 933 genannt wird. In dem einen und in dem
anderen Falle darf man wohl annehmen, dass die genannten
Männer zunächst geeignet waren, dem geschichtskundigen
Mönche eine Quelle zu verschaffen, die am erzbischöflichen
Sitze, also in Gran, vorhanden war.
Fassen wir schliesslich die Zeit der Entstehung dieser
Graner Aufzeichnungen ins Auge, so wird die Beantwortung
dieser Frage allenfalls durch den Umstand sehr erschwert, dass
uns dieselben nicht in ihrer ursprünglichen Form vorliegen, um
die es sich hier handelt. Immerhin deuten aber die genauen
Mittheilungen, welche sich insbesondere auf die erste Regierungs-
zeit Stephans beziehen, darauf, dass sie noch im 11. Jahr-
hunderte entstanden sind. Auch der Umstand, dass sie nicht
über Ladislaus den Heiligen hinausgiengen, würde mit dieser
Annahme übereinstimmen.
Es sei schliesslich gestattet, die Ergebnisse unserer Unter-
suchung zusammenzustellen.
Schon im 11. Jahrhunderte scheinen in Gran historische
Aufzeichnungen gemacht worden zu sein, welche die Stadt,
ihre Umgebung, ferner aber auch die Könige betrafen. Sie
wurden zunächst bis Ladislaus I. fortgeführt; Koloman war in
ihnen nicht mehr als König genannt. Diese Aufzeichnungen
sind in ihrer ursprünglichen, wohl nur spärlichen Gestalt um
1200 von dem Verfasser der ungarisch-polnischen Chronik be-
nützt worden; aber sie stehen auch in gewissen Beziehungen
zu einer umfangreicheren Quelle, welche Alberich von Trois
Fontaines und die späteren ungarischen Chroniken benützten
und über die in den folgenden Studien näher gehandelt werden
wird. Dass diese ältesten Aufzeichnungen mit Stephan be-
gannen, ist sehr natürlich; denn einerseits bestanden erst seit
dieser Zeit die Klöster, Bisthümer u. dgl., in denen derartige
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530
Aufzeichnungen möglich wurden, und andererseits wendete sich
notwendigerweise das Interesse der geistlichen Chronisten zu-
nächst der Zeit Stephans zu; auch hafteten die Ereignisse seit
diesem Könige besser im Gedächtnisse dieser Chronisten als
jene aus der früheren Zeit. So beginnt auch die von uns in
der vorhergehenden Studie besprochene Stuhlweissenburger Auf-
zeichnung nach der kurzen Bemerkung über den Tod Geisas
ihre ausführlicheren Nachrichten mit Stephan. Durch die Stif-
tung der hervorragenden kirchlichen Stätten in Stuhlweissenburg
und Gran hat Stephan nicht nur die Cultur seines Reiches ge-
fördert, sondern auch fUr das geistige Leben Mittelpunkte ge-
schaffen, deren Thätigkeit den Ruhm des grossen Ungarn-
königs künftigen Zeiten überliefern sollte.
Nachtrag.
Die vorstehenden Ausführungen waren bereits für den
Druck fertiggestellt, als Herr Dr. W. K§trzy6ski die Güte
hatte, mir seine soeben in den Krakauer Akademieschriften
erschienene Arbeit ,0 kronice W^giersko-Polskiej' zuzusenden.
Die Ergebnisse dieser Arbeit stehen zu jenen in meiner Studie III
und in der vorstehenden Abhandlung vielfach im Widerspruche.
Ich muss daher auf die Schrift K^trzyuski's gleich hier näher
eingehen.
K?trzyÄski hat in einer im 15. Jahrhundert geschriebenen
Sammlung von Heiligenlegenden eine neue Handschrift der un-
garisch-polnischen Chronik gefunden. Er glaubt, dass die in
derselben enthaltene Redaction der polnisch-ungarischen Chronik
älter sei als die bisher aus der dem 14. Jahrhundert ange-
hörigen Handschrift der Grafen Zamojski bekannte.1 Ketrzyäski
will daher diese Handschrift der Untersuchung zu Grunde ge-
legt wissen.
Der wichtigste Unterschied zwischen dem neuen Texte
und dem früher bekannten besteht nun darin, dass jener die
,Praefatio' ganz weglässt, in den §§1 — 11 allerlei grössere und
kleinere Stellen entbehrt, vor Allem aber statt der Darstellung
1 Die ans dem 15. Jahrhundert herrührende Handschrift fc* Sandle o
(Sedxiwoj) ist nur eine Abschrift derjenigen des Grafen Zamojski
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531
aber die Nachfolger Stephans bis auf Ladislaus I., welche, im
Schlusssatze des § 11 beginnend, sich in den §§12 und 13 der
früher bekannten Redaction findet, die Erhebung der Gebeine
Stephans und dessen Wunder schildert, wie sie sich bei Hart-
wich in den §§ 23 ff. ausführlicher mitgetheilt finden. Während
nun K§trzyAski zugibt, dass die in der von ihm entdeckten
Redaction vorhandenen Aenderungen in den §§ 1 — 12 Kür-
zungen des ursprünglichen Textes seien, spricht er die Ansicht
aus, dass die Darstellung am Schlüsse seiner Handschrift älter
sei als jene in der früher bekannten Redaction. Er glaubt sogar,
dass die Erzählung über die Erhebung Stephans und seine
Wunder, wie sie sich in der Chronik findet, die ursprünglichste
überhaupt sei und von hier erst in die Legende von Hartwich
kam. Die Vita maior s. Stephani hätte diese Darstellung über-
haupt nie gehabt, weil sie noch vor dem Jahre 1083, in welchem
die Erhebung stattfand, geschrieben worden sei. Auf diese sich
stützend, habe vielmehr erst der Verfasser unserer Chronik, der
bei der Erhebung zugegen und dann wahrscheinlich im Jahre
1086 nach Krakau gekommen war, dort die Legende vervoll-
ständigt. Aus dieser Abfassung in Erakau erkläre es sich,
warum der Verfasser, trotzdem er ein ungarischer Slawe war,
so häufig auf Polen Rücksicht nimmt und die Erzählungen über
Adelheid, Meskos Gesandtschaft um die Krone u. s. w. aufnahm.
Später kehrte der Autor wahrscheinlich nach Ungarn zurück,
und so gelangte seine Arbeit zur Kenntniss des Bischofs Hart-
wich. Dieser habe, von König Coloman aufgefordert, auf Grund-
lage der Chronik, der Vita maior und der inzwischen erschie-
nenen Vita minor seine Legende verfasst. In Polen sei aber
die Chronik im 13. Jahrhundert nach Weglassung der Er-
hebungsgeschichte und der Wunder durch einen Mönch im
Heil. Kreuzkloster auf Lysa göra, der in Ungarn einst gewesen
war und von der Geschichte dieses Landes Einiges erfahren
hatte, so umgearbeitet worden, wie sie uns in der Handschrift
des 14. Jahrhunderts entgegentritt. Es möge noch ausdrücklich
bemerkt werden, dass die Urgeschichte bis auf Stephan auch
die K§trzyÄski'sche Redaction aufweist und sich daher dieser
genöthigt sieht, zuzugeben, dass dieser Theil schon ursprünglich
dem Werke eigen war.
Das sind die Hauptergebnisse der Untersuchung K§trzyn-
ski's. Prüfen wir nun dieselben näher.
Archiv. LXXXIY.Bd. U.H&llte. 36
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532
Wie verhält es sich zunächst mit der Ansicht K^trzynski's,
dass die von ihm neuentdeckte Gestalt der ungarisch-polnischen
Chronik die ursprünglichere sei? Dass die früher bekannte in
den §§ 1 — 1 1 die ursprüngliche Gestalt gewahrt habe , gibt K§-
trzynski zu, indem er die von ihm entdeckte Redaction, wie es
auch anders nicht möglich ist, in diesem Theile als einen Auszug
jener ansieht. Es kommt somit nur darauf an, zu untersuchen,
ob die geschichtliche Darstellung seit Stephan bis Ladislaus
oder die Erzählung von der Erhebung Stephans und dessen
Wundern den Schluss der Chronik (§§ 12 und 13) gebildet
habe. Zunächst dünkt es uns, dass derjenige, welcher der Ge-
schichte Stephans die §§ 1 — 3 über dessen Vorgänger voraus-
geschickt hatte, doch auch geneigt gewesen wäre, die Geschichte
über die Nachfolger Stephans zu schreiben. Niemand wird auch
leugnen, dass sowohl die Darstellung in den §§ 1 — 3 als jene
in den §§ 12 und 13 in Plan und Ausführung einander so über-
aus gleich sind, dass man ohne zwingende Gründe sie nicht
verschiedenen Autoren zuschreiben sollte. Auch wird man
nicht, wie dies K$trzynski that, übersehen dürfen, dass der
Autor von §§ 12 und 13 dieselben Kenntnisse der Verhältnisse
Grans verräth wie der Verfasser von § 7 ; man vergleiche die
bezüglichen Bemerkungen oben S. 525 u. 528. Dies weist doch
auf denselben Autor hin. Auch möchte man die Frage auf-
werfen, wozu denn im § 10 die angeblichen Söhne Stephans
genannt worden wären, wenn der Verfasser dieses Abschnittes
nicht daran gedacht hätte, die Geschichte derselben zu erzählen,
die sich in den §§ 12 und 13 findet. Alle diese Verweise, dass
wir es mit einem einheitlichen Werke zu thun haben, hat K§-
trzynski seiner Hypothese zuliebe übersehen. Wir werden wohl
aber in Hinsicht auf dieselben uns nicht der Ansicht ver-
schliessen dürfen, dass die §§ 12 und 13 ursprünglich zur
Chronik gehörten. Der Autor derselben hat ebenso, wie er
der Geschichte Stephans eine Vorgeschichte der Ungarn vor-
aussandte, sich auch das Ziel gesteckt, die von den Biographen
Stephans übersprungenen 45 Jahre zwischen dem Tode Stephans
und seiner Erhebung auszufüllen. Er hat — dies müssen wir der
entgegengesetzten Ansicht Kstrzynski's gegenüber betonen —
offenbar an der Profangeschichte Interesse gehabt und nicht
nur eine Legende zu schreiben beabsichtigt. Wäre dies seine
Absicht gewesen, so hätte er doch nicht die auch in der neuen
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533
Redaction, wenn auch nur im Auszug, vorhandenen §§ 1 — 3
über die Geschichte vor Stephan verfasst und auch nicht in
die Geschichte Stephans allerlei geschichtliche Notizen ein-
geschoben. Wohl ist es aber richtig, dass der Anfertiger des
von K§trzynski entdeckten werthlosen Auszuges, weil er eben
für eine Sammlung von Heiligenlegenden arbeitete, an dem
profangeschichtlichen Inhalte seiner Vorlage keinen Geschmack
fand; daher hat er besonders die Abschnitte 1 — 3 stark ge-
kürzt und hat auch notwendigerweise an die Stelle der hi-
storischen Darstellung von Stephan bis Ladislaus wieder die
Wunder setzen müssen. Diese Erklärung ist so natürlich und
ungesucht, dass man wohl dieselbe nicht für unwahrscheinlich
finden wird.
Aber wir haben noch andere Mittel, um zu beweisen, dass
Ketrzyriski's Ansicht über die Altersabstufung der bekannten
zwei Redactionen unrichtig sei. Wir können geradezu nach-
weisen, dass sein Auszug bereits aus der uns früher bekannten
Redaction floss. Wir finden nämlich in seinem Auszuge bereits
die Consequenzen aus Schreibfehlern der älteren Redaction, so
dass wir geradezu zur Annahme gedrängt sind, dass der Aus-
zug aus einer der uns schon früher bekannten, von einander
abhängenden Handschriften floss. Die früher bekannte Re-
daction besitzt nämlich im § 10 folgende Stelle:
Mox uxor (s. Stephani) concepit et peperit filium,
quem vocavit Leventha; post hoc concepit et peperit
alium, cui imposuit nomen Petrus; tertio vero anno
concepit et peperit filium, cui nomen Bela.
An Stelle dieser Mittheilungen hat nun der Auszug K§-
trzynski's folgende:
Mox uxor concepit et peperit filium, cui imposuit
nomen Abel ; tertio vero anno concepit et peperit filium,
cui indidit nomen Bela.
Fassen wir den Wortlaut der beiden Citate ins Auge, so
ergibt sich leicht, dass der Ausfall Leventhals durch die
Schleuderhaftigkeit des Auszuges herbeigeführt wurde; der
Epitomator schob an ,filium', indem er die Worte ,quem —
alium' übersprang, sofort ,cui imposuit nomen Abel' an und
fahrt dann wieder mit seiner Vorlage fort. Dass dies die
alleinige richtige Erklärung des Verhältnisses zwischen den
36*
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534
beiden Texten ißt, kann kaum bezweifelt werden, und somit
ißt der früher bekannte auch der ursprünglichere. Aber noch
mehr! Was hat den Epitomator veranlasst, aus dem ,Petrus'
einen ,Abel' zu machen? Eine solche Aenderung kann doch
auch er nicht ohne jede Veranlassung vorgenommen haben.
Und diese Veranlassung trat ihm offenbar in der Ueberschrift
des § 10, wie sie in der älteren Redaction zu lesen ist, ent-
gegen. Infolge irgend eines Versehens lautet nämlich dieselbe
folgendermassen : ,De successione Albae in regnum post mortem
patris.' Nun ist Alba nicht der Sohn Stephans, und im Texte
der älteren Redaction ist auch davon nicht die Rede. Unser
Epitomator hat aber das ,patris' in der Ueberschrift des Ca-
pitels gelesen und hat nun nichts Eiligeres, als Alba unter die
Söhne Stephans aufzunehmen. Aus dem Angeführten ist der
Schluss vollauf berechtigt, dass dem Auszuge, den K$trzyAski
in einer Handschrift des 15. Jahrhunderts entdeckt hat, die
Redaction, wie sie bereits im 14. Jahrhundert bekannt war,
vorlag. Ist dem aber so, so ist auch diese natürlich die ur-
sprünglichere, und somit gehören auch die §§ 12 und 13, mit wel-
chen diese schliesst, zum ursprünglichen Bestände der Chronik.
Betrachten wir nun die Behauptung K§trzyAski's näher,
dass die Chronik bereits am Ende des 11. Jahrhunderts ent-
standen sei, und zwar bald nach der Erhebung der Gebeine
Stephans (1083). Wie K$trzyAski diese Ansicht trotz der Aus-
führungen in meiner Studie III wieder aufnehmen konnte, wäre
ganz unbegreiflich, wenn sie ihm nicht durch seine Hypothese
aufgedrängt worden wäre. Wir sehen zum Beispiel hier davon
ab, dass in der ursprünglichen Chronikredaction behauptet wird,
Coloman sei noch vor Ladislaus gestorben, was schon allein
auf einen Verfasser deutet, der erst lange nach Coloman ge-
lebt haben muss; wir sehen davon ab, weil es durchaus nicht
nöthig ist, die ursprüngliche Redaction heranzuziehen, um K§-
trzyäski's Ansicht zu widerlegen : der von ihm herausgegebene
Auszug selbst bietet genügendes Material, das gegen seine An-
sicht spricht Dass man 1083 in Ungarn nicht gewusst hätte,
wer Stephans Grossvater gewesen wäre, ist schwer glaublich;
bei unserem Chronisten (S. 366 bei K§trzytiski) finden wir aber
die famose Herrscherreihe Attila— Coloman — Jesse — Stephan.
Ganz Unglaubliches muthet aber K$trzy6ski unserem Chronisten
zu, wenn er es für möglich hält, dass dieser um 1085 schreibend
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536
die Könige Alba und Bela für Söhne Stephans erklärt hätte
(S. 371 bei K§trzynski). Ebenso unglaublich ist es, dass ein
um 1085 lebender Chronist den Unsinn von den zwei Frauen
Stephans niedergeschrieben hätte (ebenda). Das sind Irrthümer,
die wohl einem um 1200 schreibenden Manne zustossen konnten,
nicht aber in der Zeit möglich waren, in welche Kefrzynski die
Abfassung der Chronik verlegen möchte, um sie zur Quelle
Hartwich's stempeln zu können. Diese Verstösse sind jedoch
nicht die einzigen Gründe, welche gegen die von Ketrzynski
geltend gemachte oder eigentlich wieder aufgegriffene x Ansicht
sprechen. Im § 12 (S. 372) lesen wir in der Chronik Folgendes:
,Adveniente tempore declaracionis beati Stephani rex Wladislaus,
qui tunc Ungariam regebat, avum suum, cum eius corpus . . /
Jedermann weiss, dass der heil. Ladislaus 1095 gestorben ist;
jene Worte können nur nach diesem Jahre niedergeschrieben
sein. Damit stimmt nun auch Folgendes überein. Die auch in
der kürzeren Redaction erzählten Wundergeschichten bei und
seit der Erhebung des Heiligen deuten auf die zwischen diesem
Zeitpunkte und der Niederschrift der Chronik eingetretene Sagen-
bildung ; dass hiezu einige Jahre nöthig seien, wird niemand be-
zweifeln. Man betrachte ferner vor Allem folgenden Absatz:
,Cum autem elevationis undique cepisset fama crebrescere, variis
obsessi languoribus ex omnibus Ungarie finibus ad sanctum
eius sepulcrum conveniunt et quotquot tangebant, curabantur.
Unde ad permansuram sancti regis memoriam, quam plures per
eum sanati sunt, infirmi in itineris loco magnos acervos lapidum
conposuerunt propter Signum testimonii, ut pretereuntes in via
compungerentur et deum collaudarent.' Es ist klar, dass dies
nicht jemand geschrieben haben kann, der schon kurz nach
der Erhebung Stephans Ungarn verliess und sich sofort an die
Niederschrift machte. So rasch konnte doch, besonders in jenen
Zeiten, sich nicht die Kunde von den Wundern nach allen Ge-
genden verbreiten, und vor Allem konnten in einer so gar ge-
ringen Spanne Zeit jene Steinhaufen nicht entstanden sein. Man
wird also schon aus diesen Betrachtungen zugeben müssen, dass
die Niederschrift dieser Berichte nicht so rasch vor sich ge-
gangen ist, als dass der unter Coloman schreibende Hartwich
sie schon notwendigerweise als Quelle benützt haben müsste.
1 Vgl. Studie IH, S. 690.
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536
Vielmehr zeigt jenes ,tunc4, das sich auch bei Hartwich wieder-
findet (§ 23 rex Ladislaus, qui tunc rempublicam administrabat),
ebenso wie unsere anderen Beobachtungen, dass die Nieder-
schrift erst eine Reihe von Jahren später erfolgte, da Ladislaus
schon todt war, also mindestens eben unter der Regierung Co-
lomans. Das passt nun Alles trefflich auf Hartwich, verträgt
sich aber durchaus nicht mit den Ausführungen Ketrzyriski's.
Durch die oben besprochenen historischen Verstösse wird
übrigens unzweifelhaft die Abfassung der Chronik noch um
Jahrzehnte später anzusetzen sein.
Hiemit ist bereits auch der Beweis geliefert, dass nicht
die Chronik die Quelle Hartwich's sei, sondern dass vielmehr
dessen Legende von jener ausgeschrieben und erweitert wurde.
Auf diesem für mich nach genauen Erwägungen feststehenden
Verhältnisse habe ich in der Studie I (Archiv, Bd. 81, H, 323 ff.)
den Beweis geliefert, dass die ursprüngliche Vita s. Stephani
von Hartwich mit der Vita minor keine Berührung gehabt
hätte: da nämlich die Chronik auf Hartwich beruhe, diesen
ganz unverhohlen ausschreibe, nirgends aber irgend eine der
vielen Stellen der Vita minor, die jetzt in der Hartwich'schen
Legende sich finden, berühre, so konnten diese in der von der
Chronik benützten ursprünglichen Redaction des Werkes von
Hartwich sich nicht befunden haben. Dazu kam die Beob-
achtung, dass in der ältesten uns bekannten Handschrift der
Hartwich'schen Legende, dem um 1200 geschriebenen Pester
Codex, sich ganz offenbar die Spuren der in denselben eben
stattfindenden Interpolation der Vita minor nachweisen lassen.
Man vergleiche die betreffenden Untersuchungen in meiner
H. Studie (Archiv, Bd. 81, H, 338 ff.), die hier zu wiederholen
wohl nicht nöthig ist. Diese Beobachtungen genügen wohl,
um meine Ansicht zu begründen. Dass von der ursprünglichen
Redaction des Hartwich'schen Werkes kein Exemplar sich er-
halten hat, konnte nicht auffallen: man hat notwendigerweise
an der beide anderen Legenden umfassenden neuen Redac-
tion das grösste Interesse genommen und Hess daher sowohl
die Vita maior und minor, als auch die kürzere Redaction
Hartwich's unbeachtet. Daraus erklärt sich die bekannte ge-
ringe Verbreitung jener und das völlige Verschwinden dieser
Redaction. Diese von mir geltend gemachte Ansicht wider-
sprach jener des Herrn Ketrzynski. Für seine Anschauungen
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537
des Verhältnisses der Legende von Hartwich zur Chronik wäre
der Nachweis von hoher Wichtigkeit gewesen, dass wir im
Pester Codex noch die ursprünglichste Gestalt der Hartwich-
schen Legende besitzen, und dass diese von allem Anfang an
bereits die Stellen aus der Vita minor s. Stephani enthielt.
In diesem Falle hätte die von mir constatirte Thatsache, dass
die Chronik nirgends eine Berührung mit der Vita minor zeige,
ihm das beste Mittel an die Hand gegeben, seine Ansicht zu
beweisen, die Chronik müsse ursprünglicher sein als die Le-
gende. Von diesen Gedanken beherrscht, versucht nun Ke-
trzynski meine dargelegten Ansichten aus dem Verhältnisse der
bekannten Handschriften der Vita von Hartwich zu entkräften.
Er theilt zu diesem Zwecke die bekannten Handschriften, von
denen (wie bereits oben bemerkt wurde) die um 1200 ge-
schriebene Pester die älteste ist, die anderen aber dem
13. — 15. Jahrhundert angehören, in zwei Gruppen, von
denen er zu beweisen sucht, dass sie von einander ganz un-
abhängig seien. Da nun in allen diesen Handschriften bereits
die Stellen aus der Vita minor enthalten sind, so schliesst K§-
trzyriski weiter, dass die Vita minor bereits notwendigerweise
der urspünglichen Redaction des Hart wich' sehen Werkes an-
gehört haben müsse. Zu diesem Schlüsse K^trzynski's muss
bemerkt werden, dass er an und für sich nicht bindend sei.
Denn gesetzt auch den Fall, dass die Handschriften des
13. — 15. Jahrhunderts nicht vom Pester Codex abzuleiten
seien, so könnten sie doch mit diesem schliesslich auf eine ge-
meinsame Handschrift zurückgehen. Diese könnte dann noch
immerhin gegenüber dem ursprünglichen Werke Hartwich's
bereits interpolirt gewesen sein, sind doch zwischen dem Jahre
1114, vor welchem Hartwich sein Werk vollendet haben muss,
und der Herstellung des Pester Codex viele Jahrzehnte ver-
flossen, also wohl ein für die angenommene Entwicklung ge-
nügender Zeitraum. Aber wir können noch viel genauer nach-
weisen, dass die von Kefrzyriski vertretene Ansicht unrichtig
sei. Zu diesem Zwecke wollen wir seine Gründe näher unter-
suchen, durch welche er sich bewogen fühlte, die Unabhängig-
keit der jüngeren Handschriften vom Pester Codex anzunehmen.
Richtig ist es, dass alle jüngeren Handschriften eine Gruppe
bilden; sie lassen nämlich in § 1 und § 22 dieselben grösseren
Stellen aus, worauf Florianus in seiner Ausgabe der Vita von
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Hartwich S. 34, Anm. 3 und S. 60, Anm. 18 aufmerksam ge-
macht hat. Wenn nun aber die jüngeren Handschriften auch
eine Gruppe bilden, so ist damit doch offenbar nicht erwiesen,
dass sie von dem Pester Codex unabhängig seien; vielmehr
geht aus diesem Verhältnisse nur hervor, dass sie alle auf eine
Handschrift zurückgehen, die jene Kürzungen vornahm. Nun
können wir direct auf das Bestimmteste nachweisen, dass diese
Vorlage der jüngeren Chroniken und somit auch diese selbst
auf den Pester Codex zurückgehen. Ich habe bereits in meinen
^Beiträgen zur älteren ungarischen Geschichte' (Wien 1893),
S. 79 ff. wohl überzeugend nachgewiesen, wie erst durch eine
nachträgliche Correctur in der Pester Handschrift aus Astrik,
dem ersten Erzbischof von Gran, ein Bischof von Ealocsa ge-
macht worden ist. In der Pester Handschrift — man vergleiche
meine Ausführungen und die Fascimile bei Florianus I. — ist
diese Fälschung noch scharf nachweisbar; alle anderen jüngeren
Handschriften haben sie dagegen nach dem Zeugnisse von Flo-
rianus I. S. 43, Anm. 7 bereits in ihren Context aufgenommen,
wie überhaupt bei ihnen bereits die verschiedenen Spuren, die
im Pester Codex den eben thätigen Interpolator verrathen, be-
reits beseitigt sind.1 Hiemit ist der Beweis geliefert, dass die
jüngeren Handschriften von der Pester Handschrift
thatsächlich abhängen, wodurch den Einwürfen K^trzyfiski's
gegen das oben dargethane Verhältniss der Boden entzogen ist.
In der ungarisch-polnischen Chronik ist uns — um es nochmals
zu wiederholen — die ursprünglichste Form der Vita von Hart-
wich erhalten, natürlich mit vielen Aenderungen; diese Redac-
tion enthielt keine Berührung mit der Vita minor. Im Pester
Codex ist uns aller Wahrscheinlichkeit nach die Handschrift
erhalten, in welcher eben die Verschmelzung der ursprünglichen
Vita von Hartwich mit der Vita minor vor sich gieng. Alle
jüngeren Handschriften der Hartwich'schen Legende gehen be-
reits auf die Pester Handschrift zurück.
Hiemit ist dem Beweis K§trzytiski's, dass die Legende
von Hartwich auf der ungarisch-polnischen Chronik beruhen
müsse, der Boden entzogen. Da nämlich die Legende ur-
1 Man vergleiche z. B. im § 8 der jüngeren Redactionen das Weglassen
jener Stelle (sed quoniam — — simile fecit episcopiis), welche im
Pester Codex schon im § 6 und dann wieder im § 8 vorkommt
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spriinglich nichts aus der Vita minor enthielt, so konnte auch
in die Chronik nichts davon kommen. Aber es gibt auch noch
andere Umstände, welche gegen das von Ketrzynski angenom-
mene Verhältniss sprechen. Vor Allem feilt es überaus auf,
warum denn Hartwich von allen Nachrichten, welche die
Chronik über die Vita maior hinaus bietet, nur jene über
Mesko's Gesandtschaft aus derselben geschöpft hätte. Warum
nahm er — wenn wir schon von vielem Anderen absehen —
nicht die Nachrichten über Stephans angebliche Mutter Adel-
heid auf? Warum findet man bei Hartwich nichts von den vielen
Zügen, mit denen die Geschichte jener Gesandtschaften um die
Königskronen in der Chronik ausgestattet ist? Auch finden wir
bei Hartwich, trotzdem auch er Adalberts erwähnt, nichts von
dem in der Chronik erwähnten Bärchenbaue zu seinen Ehren;
ebenso hätte sich Hartwich gar manchen anderen Zug aus
dem Leben seines Helden kaum entgehen lassen, der in der
Chronik enthalten ist Ganz unbegreiflich ist es ferner, dass
Hartwich, wenn er die Chronik neben der Vita maior benützt
hätte, niemals eine Stelle der Vita maior so benützt hätte, wie
sie die Chronik bietet, sondern stets, und zwar auch da, wo
sich bei ihm mit der Chronik gemeinsame Berichte in den Text
der Vita maior eingeschoben finden, den Wortlaut dieser Vita
genauer aufweist. So beginnt z. B. Hartwich seine Erzählung
über die Gesandtschaft um die Krone mit einigen Worten aus
der Vita maior und schliesst an die Darstellung der Gesandt-
schaft sofort mit dem unterbrochenen Satze der Vita maior an,
in dem dann wieder die mit der Chronik gemeinsame Nachricht
über die Verleihung eines Kreuzes neben der Krone (cum Co-
rona et cruce) eingeschoben erscheint1 Warum hat Hartwich,
1 In der Vita maior § 9 lautet die Stelle wie folgt: ,Quinto post patris
obitum anno, divina sie voluntate dementia, benedictionis apostolice
literis allatis, presulibus cum clero, comitibus cum populo . . . Bei
Hartwich lesen wir ebenfalls im § 9: Quarto post patris obitum
anno, divina commovente dementia, eundem Ascricum presulem,
qui alio nomine Anastasius dictus est, ad limina sanetorum apostolorum
misit . . . Gesandtschaftsgeschichte . . . Impetratis ergo omnibus prout
petiit presul Ascricus letus ad propria remeavit, secum ferens propter
que ineeptnm iter prospere peregerat. Benedictionis ergo aposto-
lice litteris cum Corona et cruce simul allatis, presulibus cum
clero, comitibus cum populo ... In der Chronik endlich § 6 und 6
Unde habito consilio cum episcopis et prineipibus terrae, quarto post
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wenn er den Gesandtschaftsbericht aus der Chronik nahm, nicht
auch den Anfang und das Ende ihrer Darstellung übernommen,
sondern mit unnöthiger Sorgfalt und in ganz auffallender Weise
den Text der Vita maior wiederhergestellt? Erinnert man sich
noch daran, dass die Erzählung Hartwich's die einfachere sei,
so wird man zugeben müssen, dass Hartwich's Text der ur-
sprünglichere ist und deshalb bei ihm die Vita maior auch ge-
treuer bewahrt erscheint; die Chronik erweitert bereits aber,
was sie bei Hartwich vorfand, und ändert hiebei auch die in
Hartwich's Text vorhandenen Stellen aus der Vita maior. Ein
anderer Fall ist folgender. Von der Erziehung Stephans wird
in der Vita maior § 5 Folgendes gesagt: ,Crevit infans regali
nutritus educatu, qui trän sva data pueritia, postquam primum
adolescentie gradum transcendit, convocatis pater suus Hun-
garie primatibus u. s. w.' In der Chronik, wie sie bei Bie-
lowski gedruckt ist, lesen wir an dieser Stelle S. 500: ,Crevit
infans diligenti nutritus educatu, quem transacta puericia,
convocatis pater u. s. w/, und bei Ketrzyriski S. 367 : ,Crevit
infans diligenter maternis uberibus educatus, quem transacta
pueritia, convocatis u. s. w/ Bei Hartwich lautet endlich die
Stelle, wie folgt (S. 38): ,Crevit infans diligenti et regali nu-
tritus educatu, qui transacta puericia, postquam gradum ado-
lescentie primum ascendit, convocatis u. s. w/ Wer wird es
glauben wollen, dass Hartwich aus der Chronik den Zusatz
, diligenti' oder ,diligenter' und das ,transacta* auflas, um sie in
den sonst treu bewahrten Text der Vita maior einzuschalten?
Liegt es nicht vielmehr auf der Hand, dass Hartwich zunächst
diese Worte als stilistische Aenderungen in den ihm vorliegenden
Texte der Vita maior einführte, der Chronist aber das für die
Erziehung des Königssohnes eigentlich selbstverständliche ,re-
gali' ausliess, hingegen das ,transacta' behielt und daneben den
anderen Text änderte. Auch aus diesen Betrachtungen ergibt
es sich also, dass nicht Hartwich aus der Chronik, sondern diese
aus ihm schöpfte
ob i tum patris anno divina commovente dementia, Astricum praesalem
ad limina sanetorum apostolorum misit . . . pontifex coronain, prout
filerat postulata, benigne crucem insuper ferendam regi velut in Signum
apostolatus misit, benedictionis ergo apostolicae literas, quae cnm Corona
et cruce simnl privilegiatae erant, ezcommunicationis nodo roborarit Mos
praesnl Ungarorum . . laetus et exultans Ungariam veloci cursu properavit.
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Es erübrigt noch, die näheren Umstände, unter denen K§-
trzynski die Chronik entstehen lässt, zu betrachten. Die meisten
seiner Bemerkungen sind Vermuthungen, welche mit dem be-
reite widerlegten Theil seiner Ausfuhrungen fallen. Wie un-
wahrscheinlich und willkürlich übrigens seine oben S. 531 in
den Hauptzügen wiedergegebenen Anschauungen sind, bedarf
kaum der näheren Ausführung. Vor allem ist noch seine An-
schauung über den Ort des Entstehens der Chronik zu prüfen.
Sie soll ein aus Ungarn nach Erakau zugereister Slawe an dem
eben genannten Orte verfasst haben. Dass der Verfasser ein unga-
rischer Unterthan, und zwar ein ungarischer Slawe ist, kann nach
meinen Bemerkungen in Studie HI wohl nicht bezweifelt werden.
Ueberall macht sich das nationale Bewusstsein des Ungarn be-
merkbar; der Verfasser kennt Ungarn und verräth seine Ver-
trautheit mit localen ungarischen Ueberlieferungen. Aber in der
citirten Studie ist nicht nur auf diese Umstände hingewiesen
worden; es sind auch solche geltend gemacht worden, welche
beweisen, dass der ungarische Unterthan auch in Ungarn
schrieb, und zwar ganz offenbar in Gran. Die betreffenden
Ausführungen sind im ersten Theile dieser Studie wieder-
gegeben. Ich habe also durchaus nicht, wie Ketrzynski S. 389
angibt, aus dem Umstände allein, dass der Verfasser ein Ungar
sei, geschlossen, die Chronik sei auch in Ungarn geschrieben.
Wenn nun aber Ketrzynski hinzufugt, die in der Chronik ent-
haltenen Nachrichten über Polen deuten darauf hin, dass dieselbe
vielmehr in Polen geschrieben sei, so hat diese Behauptung
gegenüber den bestimmten Spuren der Abfassung in Gran nur
für die polnischen Interpolationen Geltung, was ohnehin von
uns schon früher geltend gemacht worden ist. Diese in Ungarn
niederzuschreiben hatte man gewiss kein Interesse; das geben
wir gern zu. Sie sind also thatsächlich polnische Interpolationen,
und der Nachweis derselben in der Studie III war also durch-
aus nicht so willkürlich, wie Ketrzynski anzunehmen geneigt
ist Wenn nun aber Ketrzynski meine Ausführungen durch
die Frage zu entkräftigen sucht, ob in einer ungarischen Quelle
nicht Nachrichten über Polen stehen könnten, und darauf hin-
weist, dass Hartwich doch auch die Gesandtschaft Mesko's er-
wähnt, so hat er Folgendes übersehen. In der Erzählung von
der Gesandtschaft feiert Ungarn den herrlichsten Triumph über
Polen ; ihr König wird des Diadems aus der Hand des Papstes
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für würdig erachtet, dem polnischen Herrscher wird dasselbe
abgeschlagen. Dass diese Erzählung in eine ungarische Quelle
Aufnahme fand, ist selbstverständlich, natürlich; niemand aber,
der auch nur oberflächlich den in den ungarischen Geschichts-
werken herrschenden Geist kennen gelernt hat, wird zugeben
können, dass die Polen verherrlichenden und Ungarn demüthi-
genden Nachrichten in einem ungarischen Werke ursprünglich
standen. Diese Mittheilungen, zu denen auch jene über die
polnische Adelheid als Mutter Stephans gehört,1 sind ganz ge-
wiss polnischen Ursprungs; hierin hat K§trzyriski sicher das
Richtige behauptet. Die Erzählung von der Gesandtschaft
Mesko's um die Königskrone könnte aber sehr gut in Ungarn
entstanden sein, um Stephan auf Kosten Polens zu verherrlichen.
Gerade der Umstand, dass ein unrichtiger polnischer Herrscher-
name mit dieser Geschichte in Verbindung gebracht wird,
scheint darauf zu deuten, dass wir es nicht mit einer pol-
nischen Ueberlieferung zu thun haben. In Polen hätte man
doch wohl eher gewusst, wer vor einigen Jahrzehnten regierte.
Fassen wir die Ergebnisse unserer Untersuchung zu-
sammen, so ergibt sich Folgendes : Die früher bekannten Hand-
schriften der Chronik geben den ursprünglicheren Text; der
von K§trzyäski gefundene Auszug beruht auf jenen, da er
selbst Consequenzen aus ihren Fehlern zieht. Die Chronik hat
die ursprüngliche Redaction der Vita s. Stephani von Hartwich
zur Grundlage, die wieder auf der Vita maior beruhte, jedoch
noch keine Berührung mit der Vita minor aufwies. Nicht vor,
sondern erst nach Hartwich ist die Chronik entstanden, und
zwar wie in der Studie HI nachgewiesen wurde, wahrscheinlich
um 1200. Sie hat ursprünglich nicht mit der Geschichte der
Erhebung Stephans und seiner Wunder ihre Darstellung ge-
schlossen, sondern mit der geschichtlichen Erzählung von
Stephan bis auf Ladislaus den Heiligen. Ihr ursprünglicher
1 Die neuerdings von O. Balz er in seiner neuen, verdienstvollen »Genea-
logia Piastow* S. 29 ff. für Adelheid als Mutter Stephans geltend ge-
machten Gründe glaube ich in den Mitth. aus der hist. Literatur, B. 25
S. 173 ff. widerlegt zu haben.
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Verfasser hatte offenbar die Absicht eine Art von Chronik
herzustellen; erst der ffer die Sammlung von Heiligenlegenden
arbeitende Epitomator hat die profane Geschichtserzählung ge-
strichen und nach der Legende von Hartwich einige Wunder-
geschichten an ihre Stelle gesetzt
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